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Full text of "Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Hercegowina"

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l^arbarli  College  l^itirarg 


boii(;ht  vvith  income 


FROM  THE   BKqyEST  OF 


HENRY   LILLIE    PIERCE. 

.  OF  BOSTON. 


Under  a  vote  of  the  President  and  Fellows, 
October  24«  189S. 


TU  oj^^va.  ^\8^q. 


WISSENSCHAFTLICHE  MITTHEILUNGEN 


AUS 


BOSNIEN  UND  DER  HERCEGOYINA 


HERAUS GEQKBEN 

VOM 

BOSNISCH-HEECEGOVINISCHEN  LANDESMUSEUM 

IN  SARAJEVO. 

UEDIGIKT 

VON 

D''   MOBIZ   HOEBNES. 


DRITTEE  BAND. 


MIT   lö   TAITELN    UND    lirS    ABBILüXJNGhKN    IM    TEXT*:. 


3-* 


WIEN,  1895. 

IN  C0MMIS8I0N  BE[  CARL  OEROLD'S  SOHN. 


Druclc  von  Adolf  Holzhausen, 
k.  lind  k.  Hof-  und  Univenitits-Baohdraekcr  in  Wien. 


Inhaltsverzeiehniss. 


I.  Thcil.    Arehäologie  und  Oesehtcht«. 
A.     Berichte  und  Abhandlungen. 

Seite 
Fiala,   Franz.     Die  Ergebnisse   der  Untersuchung  prähistorischer   Grabhügel    auf  dem  Glasinac  im 

Jahre  1893.     (Mit  Tafel  I  und  81  Abbildungen  im  Texte.) 3 

Radimsky,  \V.     Die   Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka  bei  Biha(5.    (Mit  Tafel  II — V  und  625  Ab- 
bildungen im  Texte.) 39 

—  Der  prähistorische  Pfahlbau  von  Ripaö  bei  Bihad.     (Mit  39  Abbildungen  im  Texte.)      .     .     .     .     219 
Truhclka,  Dr.  <5iro,  und  Patsch,  Dr.  Carl.    Römische  Funde  im  LaSvathalc,  1893.    Mit  einem  An- 
hange: Die  römische  Inschrift  von  Fazlici  von  Prof.  P.  Alex.  Hoff  er.     (Mit  58  Abbildungen 

im  Texte.) 2i7 

Radimsky,  W.    Die  römische  Ansiedlung  von  Majdan  bei  Varcar  Vakuf.    (Mit  10  Abbildungen  im 

Texte.) 248 

Fiala,  Franz,  und  Patsch,   Dr.  Carl.     Untersuchungen    römischer  Fundorte  in    der  Hercegovina. 

(Mit  Tafel  VI— IX  und  114  Abbildungen  im  Texte.) 257 

Radimsky,   W.     Archäologische  Tagebuchblätter  (Fortsetzung).     (Mit  33  Abbildungen   im  Texte.)     284 
Thall6czy,  Dr.  Ludwig  v.     Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.    (Mit 

Tafel  X  und  8  Abbildungen  im  Texte.) 298 

Ruvarac,  Hilarion.     Zwei  bosnische  Königinnen •  / 372 

Faber,  Dr.  Moriz.     Zur  Entstehung  von  Farlati's  „Illyricum  Sacrum** 388 

Jagiö,  Dr.  Vatroslav.     Einige  Worte  über  bosnische  Inschriften  auf  Grabsteinen 396 

Truhelka,  Dr.  Öiro.     Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.    (Mit  Tafel  XI  und  108  Ab- 
bildungen im  Texte.) 403 

Jireiek,  Dr.  Constantin.     Die  Edellcute  von  Hum  auf  der  Inschrift  in  Veliöani 474 

Hörmann,  Constantin.     Epigraphische  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter.     (Mit  29   Abbildungen  im 

Texte.) 481 

Truhelka,  Dr.  Ciro.     Eine   apokryphe   Inschrift   des  Herzogs  Stephan  an  der  Kirche  zu  Gorazda. 

(Mit  1  Abbildung  im  Texte.) 503 

B.    Notizen. 

Truhelka,  Dr.  Ciro.     Prähistorische  Bronzen   aus  dem   Bezirke  Prozor.     (Mit   14  Abbildungen  im 

Texte.) 510 

Truhelka,  Dr.  Oiro.     Steinkisten-Tumuli  in  der  Hercegovina.     (Mit  13  Abbildungen  im  Texte.)     .  512 

Hoernes,  Dr.  M.     Vorrömischer  Grabstein  von  Jezerine.     (Mit  Tafel  XII.) 516 

Fiala,  Franz.     Archäologische  Notizen.     (Mit  28  Abbildungen  im  Texte.) 618 

Truhelka,  Dr.  Öiro.     Aufdeckung  einer  römischen   Ruine  in  Vitina,  Hercegovina.     (Mit  6  Abbil- 
dungen im  Texte.) 622 

Patsch,  Dr.  Carl.     Zwei  römische  Ziegelbruchstücke 526 

Truhelka,  Dr.  Öiro.     Eine  Abraxasgemme.     (Mit  1  Abbildung  im  Texte.) 528 

Hoffer,  P.  Alexander.     Ueber  die  Lage  einiger  in  der  Urkunde  Königs  Sigismuud  von  Jahre  1426 

erwähnter  Ortschaften 629 


a' 


i» 


IV  Inhaltsverzciclmiss. 

II.  Thell.    Volkskunde. 

A.  Berichte  und  Abhandlungen. 

Seito 

Ko8ti<5,  Dr.  Lazar.     SUdslavlsche  Yolksschauspiele  primitivster  Art 533 

Glück,  Dr.  Leopold.     Die  Volksbeliandlung  der  Tollwuth  in  Bosnien  und  der  Hercepovina     .     .     .  639 

Ugljen,  Sadik  Effendi.     Ethnographische  Varia 562 

Delic,  Stephan  R.     Wie  unser  Volk  denkt       558 

Zovko,  Johann.     Erzählungen  im  Han  und  Anderes 566 

B.    Notizen. 

Hör  mann,  Constantin.     Ein  alter  Holzmuhur.     (Mit  1  Abbildung  im  Texte.) 671 

Fiala,  Franz.     Figurale   Schnitzerei   an   dem   Blasliorn  eines   Dudelsackes.     (Mit  2   Abbildungen  im 

Texte.) 672 

Lilek,  Em.       Die  Erzeugung  „lebendigen"  Feuers  in  Bosnien  und  der  Hercegovina.     (Mit  2  Abbil- 
dungen im  Texte.) 574 

Grgjic?  Bjelokosic',  Luka.     Nichts  vom  Teufel  holen  lassen! 675 

Brati(^,  Toma  A.     Die  Herzogsquelle  und  die  Griechenburg 576 

Bariäid,  Nik.     Tihaljina  in  der  Hercegovina 577 

Mirko  vi  c,  Peter.     Das  Grab  des  Alaj  Bog       578 

III.  Thell.    Naturwissenschaft. 

Karlinski,  Dr.  Justin.     Beiträge  zur  Phänologie  der  Hercegovina 581 

Vavrovid,  Josef.     Die  Vjetrenicahöhle  bei  Zavala.     (Mit  Tafel  XIII  und  5  Abbildungen  im  Texte.)  586 

KiSpatid,  Dr.  M.     Der  Meerschaum  aus  der  Ljubic  planina  bei  Prnjavor ...  590 

Zahlbruckner,  Dr.  Alex.     Materialien  zur  Flechtcnflora  Bosniens  und  der  Hercegovina    ....  596 

Fiala,  Franz.     Adnotationes  ad  Floram  Bosnae  et  Hercegovinae 615 

—  Eine  neue  Pflanzenart  Bosniens.     (Mit  Tafel  XIV.) 619 

Apfelbeck,  Victor.     Ein  entomologischer  Ausflug  in  die  Umgebung  von  Sarajevo 621 

—  Monographische    Bearbeitung    der    zwölfstreifigen  Otiovrlit/nchua-Arten.  {Dodeccutichus  Strl.)     (Mit 

Tafel  XV  und  XVI) 624 

Floericke,  Dr.  Curt.     Vogelleben  am  Utovo  Blato 657 


Verzeieliniss  der  Autoren. 


Soito 

Apfelbeck,  Victor.     Ein  entomologischer  Ausflug  in  die  Umgebung  von  Sarajevo 621 

• —  Monographische  Bearbeitung  der  zwölfstreifigen  Otiorrkynchus-Arten  {DodecctstichtLs  Strl.)     .     .     .  624 

BariSic,  Nik.     Tihaljina  in  der  Hercegovina 677 

Brätle,  Toma  A.     Die  Herzogsquelle  und  dir  Griochenburg 576 

Deliö,  Stephan  R.     Wie  unser  Volk  denkt        658 

Faber,  Dr.  Moriz.     Zur  Entstehung  von  Farlati's  „Illyricura  Sacrum" 388 

Fiala,  Franz.     Die  Ergebnisse   der   Untersuchung   prähistorischer  Grabhügel   auf  dem   Glasinac   im 

Jahre   1893 8 

—  (und  Patsch  Dr.  Carl).     Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina 257 

—  Archäologische  Notizen 518 

—  Figurale  Schnitzerei  an  dem  Blashom  eines  Dudelsackes 572 

—  Adnotationes  ad  Floram  Bosnae  et  Hercegovinao 615 

—  Eine  neue  Pflanzenart  Bosniens 619 

Floericke,  Dr.  Curt.     Vogelleben  am  Utovo  Blato 657 

Glück,  Dr.  Leopold.     Die  Volksbehandlnng  der  ToUwuth  in  Bosnien  und  der  Hercegovina     .     ,     .  639 

Grgjic  Bjelokosic,  Luka.     Nichts  vom  Teufel  holen  lassen!        576 

Hoernes,  Dr.  M.     Vorrömischer  Grabstein  von  Jezerine 616 

Hoffe  r,  Prof.  P.  Alexander.     Die  römische  Inschrift  von  Fazliöi 227 

—  Ueber   die  Lage    einiger  in   der    Urkunde    Königs    Sigismund  von   Jahre   1426   erwähnter  Ort- 

schaften        529 

Hörmann,  Constantin.     Epigraphtsche  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter 481 

—  Ein  alter  Holzmuhur 571 

Jagiö,  Dr.  Vatroslav.     Einige  Worte  über  bosnische  Inschriften  auf  Grabsteinen 396 

Jireöek,  Dr.  Constantin.     Die  Edelleute  von  Hum  auf  der  Inschrift  in  Velidani 474 

Karliiiski,  Dr.  Justin.     Beiträge  zur  Phänologie  der  Hercegovina 681 

Kigpatic,  Dr.  M.     Der  Meerschaum  aus  der  Ljubic  planina  bei  Prnjavor 690 

Kostic,  Dr.  Lazar.     Südslavische  Volksschauspiele  primitivster  Art 533 

Lilek,  Em.     Die  Erzeugung  „lebendigen"  Feuers  in  Bosnien  und  der  Hercegovina 674 

Mirkovid,  Peter.     Das  Grab  des  Alaj  Beg 578 

Patsch,  Dr.  Carl  (und  Truhelka,  Dr.  (3iro).     Römische  Funde  im  LaSvathale,  1893 227 

—  (und  Fiala,   Franz).     Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina 257 

—  Zw^ei  römische  Ziegelbruchstücke 526 

Radimsky,  W.     Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka  bei  Bihac 39 

—  Der  prähistorische  Pfahlbau  von  Ripaö  bei  Bihac 219 

—  Die  römische  Ansiedlung  von  Majdan  bei  Varcar  Vakuf 248 

—  Archäologische  Tagebuchblätter  (Fortsetzung) 284 

Ruvarac,  Hilarion.  Zwei  bosnische  Königinnen 372 

Thalloczy,  Dr.  Ludwig  v.     Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer     .     .  298 


VI  Verzeichnis«  der  Autoren. 

Seite 

Trnhelka,  Dr.  6ro  (und  Patsch,  Dr.  Carl).     Römische  Funde  im  LaSvathale,  1893 227 

—  Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters 403 

—  Eine  apokryphe  Inschrift  des  Herzogs  Stephan  an  der  Kirche  zu  Gorazda 503 

—  Prähistorische  Bronzen  aus  dem  Bezirke  Prozor 510 

—  Stcinkistcn-Tumuli  in  der  Hercegovina       512 

—  Aufdeckung  einer  römischen  Ruine  in  Vitina,  Hercogovina 522 

—  Eine  Abraxasgemme 528 

Ugljen,  Sadik  Effendi.     Ethnographische  Varia 552 

Vavrovie,  Josef.     Die  Vjetrenicahöhle  bei  Zavala 586 

Zahl b ruckner,  Dr.  Alex.     Materialien  zur  Flechtcnflora  Bosniens  und  der  llorcogovina    ....  696 

Zovko,  Johann.     Erzählungen  im  Han  und  Anderes 566 


Verzeichniss  der  Abbildungen. 


I.  Tafeln. 

Seito 
Fiala,   Franz.     Die  Ergebnisse  der  Untersuchung  prähistorischer  Grabhügel   auf  dem  Glasinac  im 
Jahre  1893. 

''  Tafel  I.     Eiserne  Schwerter  von  Glasinac 12 

Kadimsky,  W.     Die  Nckropole  von  Jezerine  in  Pritoka  bei  Bihac. 

V  Tafel  II.     Plan  der  Nekropole  von  Jezerine .^ 65 

y     „     in.     Glas-  und  andere  Schmucksachen  aus  Jezerine 80 

V  „     IV.     Glasschmucksachen  aus  Jezerine 80 

^    „      V.     Glas-  und  andere  Schmucksachen  aus  Jezerine 80 

Fiäla,  Franz,  und  Patsch,  Dr.  Carl.    Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 

^  Tafel  VI.     Architektonische  Bruchstücke  aus  der  Ruine  Gradac 260 

/     „     VII.     Bruchstücke  architektonischer  Sculptureu  aus  der  Ruine  Gradac 260 

V  „    VIII.     Brustbild  einer  Frau  aus  der  rechten  Ecke  des  Mosaiks  Figur  87 275 

^     „      IX.     Brustbild  eines  Mädchens  aus  der  linken  Ecke  des  Mosaiks  Figur  87 275 

Thall6czy,  Dr.  Ludwig  v.     Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanlander. 

^  Tafel  X.     Facsimile  eines  Schreibens  Sultan  Mehmets  an  Leonhart  Grafen  von  Görz  (Original 

im  k.  u.  k.  Hof-  und  Staatsarchive  zu  Wien) 346 

Trnhelka,  Dr.  Giro.     Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 

V  Tafel  XI.     Inschrift  auf  einem  Grabsteine  in  Velic^ani,  Popovo  polje 428 

Hoernes,  Dr.  M.     Vorrömischer  Grabstein  von  Jezerine. 

^  Tafel  XII.     Vorrömischer  Grabstein  von  Jezerine 516 

Vavrovic,  Josef.     Die  Vjetrenicahöhle  bei  Zavala. 

<  Tafel  XIII.     Grundriss  und  Profile  der  Vjetrenicahöhle  bei  Zavala  in  der  Hercegovina  .     .     .     686 
Fiala,  Franz.     Eine  neue  Pflanzenart  Bosniens. 

'^  Tafel  XIV.      Veromca  crinüa  Kit.  forma   F.  bosniaca  F.  Fiala 620 

Apfelbeck,    Victor.     Monographische   Bearbeitung    der    zwOlfstreifigen   Otioi'rhynclius- Arten   {Bode- 
castichus  Strl.) 

^  Tafel  XV.     Dodecastichua  (elytrae,  tibiae) 626 

^     „     XVI.     Vodecastichus  (geniculcUus,  aurosignatuaj 630 

II.    Abbildungen  Im  Texte. 

Fiala,  Franz.     Die   Ergebnisse    der  Untersuchung   prähistorischer  Grabhügel   auf  dem  Glasinac  im 
Jahre  1893. 

Fig.  1.    Die  Umwallung  von  Ilijak 5 

„     2.    Bronzener  Armreif 5 

„     3 — 4.    Bronzeknauf  von  einem  Schwerte ' 5,  6 

„     5.    Bronzeschüssel 6 

„     6.    Bronzebecher 6 

^     7.    Bronzeschale 6 

„     8-9.    Zwei  Beinschienen  aus  Bronzeblech 7 

„   10.    Radförmiges  Bronzestück 8 

-   11.    Bronzene  Schmucknadel  mit  Vorstecker 8 


VIII  Verzciohniss  dor  Abbildungen. 

Beitc 

Fig.  12.    Wahrscheinliche  Anordnung  der  Buckelknöpfe  (in  Tum.  II.  Ilijak)  auf  einem  Brustpanzer  8 

„    13.    Bronzcschale,  als  Kopfbedeckung  verwendet 8 

f,    14.    Wetzstein,  in  Bronze  gefasst 8 

„    16 — 16.    Geschlitzte  BronzeknOpfe 9 

„    17.    Geschlitztes  Anhängsel  aus  Bronze 10 

^    18 — 19.    Bronzene  Schmucknadeln 10 

„    20.    Unterer  Theil  einer  Brillenscheibenfibel,  Bronze 10 

„    21.    Schliessc  oder  Anhängsel,  Bronze 10 

„    22.    Thongefäss 10 

„    23 — 24.    Beinschienen  aus  gravirtem  und  getriebenem  Bronzeblech 11 

,    25.    Eiserner  Hohlcelt 12 

„    26.    Eisernes  Flachbeil  mit  Aermchen 12 

„    27.    Bronzener  Armreif 12 

„    28 — 29.    Bronzene  Sehliesse  (Riemenbeschläge) 13 

„    30—32.    Zierscheibc  aus  Bronze 13 

„    33.    Halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze 13 

„    34.    Zweischleifige  Bogenfibel  mit  hohem  Fuss,  Bronze 13 

„    35.    Brillenspiralfibel  aus  Bronze 13 

„    36 — 37.    Geschlitzter  Buckelknopf  mit  gravirtem  Schliesshaken,  Bronze 14 

„    38.    Zweischleifige  Bogenfibel  mit  hoher  dreieckiger  Fussplatte,  Bronze 15 

„    39.    Beinschiene  aus  getriebenem  Bronzeblech       15 

„    40.    DcUil  der  Beinschiene  Fig.  39 16 

„    41.    Bronzeschale  mit  hohem  knopfförmigem  Nabel 16 

„    42.    Wetzstein,  in  Bronze  gefasst 16 

„    43.    Zierstück  (Anhängsel),  aus  Bronze  gegossen 17 

„    44.    Dreischneidige  Pfeilspitze  aus  Bronze 17 

„    45.    Bruchstück  einer  eisernen  Bogenfibel 17 

„    46.    Lanzenschuh  aus  Eisen 17 

„    47.    Bruchstück  eines  Wetzsteines 17 

„    48.    Henkel  eines  Bronzegefässes 17 

„    49.    Bruchstück  einer  bronzenen  Lanzenspitze       18 

„    60.    Bronzene  Zierplatte  von  einer  Fibel 18 

„    61.    Eiserne  Lanzenspitze 18 

„    52.    Eiserne  Pfeilspitze 19 

„    53.    Der  Wallbau  Loznik 20 

„    64.    Wallbau  von  MioSidi 20 

„    65.    Bronzering 20 

„    56.    Silberne  Doppelnadel 21 

„    57 — 58.    Armringe  aus  Bronzeblech 22 

„    59.    Eiserne  Speerspitze 22 

„    60.    Klappmessergriff  aus  Eisen 22 

„    61—62.    Eiserne  Werkzeuge 23 

„    63.    Zwei  bronzene  Nadelköpfe 24 

„    64 — 65.    Bronzene  Anhängsel 25 

„    66.    Eiserne  Pfeilspitze 26 

„    67.    Eiserne  Dülle  mit  Knauf 26 

„    68.    Thonschälchen 28 

„    69.    Eisenmesser 28 

q    70.    Eiserne  Lanzenspitze 28 

„    71.    Bronzener  Halsring 29 

„    72.    Schmuckstück  aus  Bronzedraht 29 

„    73.    Ring  aus  Bronzedraht 29 

„    74.    Zierstück  aus  Bronze 31 

„    75.    Bogenfibel  aus  Bronze 32 

^    76.    Bronzene  Kniefibel 32 

„    77.    Silberner  Armring 33 

„    78.    Armring  aus  Bronzeblech 34 


Verzeichnis«  der  Abbildungen.  IX 

Reite 

Fig.  79.    Reparirter  Armring  aus  Bronzeblech       34 

„  80.    Eisengeräth 34 

„  81.    Bronzenes  Anhängsel 34 

Radimsky,  W.     Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka  bei  Bihac. 

Fig.  1.    Kartenskizze  der  Umgebung  von  Bihac 40 

„  2.    Wallbau  „Gradina"  von  Izadid  bei  ßumarsclo 41 

„  3.    Burgruine  (Grad)  von  Brekovica 42 

„  4.    Wallbau  KuliSte  bei  Bairid 43 

„  o.    Burgp*uine  Obrovac  bei  Brkid                         43 

„  6.    Bronzener  Hohlcelt,  gefunden  bei  Obrovac  grad 43 

„  7.    Wallban  (Gradina)  Dubrovnik  bei  Prdipoljo        43 

„  8.    Wallbau  (Gradina)  auf  der  Srbska  glavica  bei  Prdipoljo 44 

„  9.    Gradina  Pale2  auf  der  Spahiea  glavica  bei  Spahici 46 

„  10.    Gradina  Zapatak  bei  Spahidi 46 

„  11.    Grad  Sokolac  (Wallban  und  mittelalterliche  Burgruine) 46 

„  12.    Thonnäpfchen  aus  dem  Wallbau  von  Sokolac 47 

„  13.    Thonschälchen  aus  dem  Wallbau  von  Sokolac 47 

„  14.    Untertheil  eines  Thonbechers  aus  dem  Wallbau  von  Sokolac 47 

„  16.    Webstuhlgewicht  aus  dem  W^allbau  von  Sokolac 47 

„  16.    Spinnwirtel  aus  dem  Wallbau  von  Sokolac 47 

„  17.    ThOnerne  Gussform  aus  dem  Wallbau  bei  Sokolac 47 

„  18.    Hornzapfen  einer  Ziege,  beschnitten,  aus  dem  Wallban  bei  Sokolac 47 

„  19.    Thongefäss  aus  Golubi<5 48 

„  20.    Wallbau  Ripaöka  gradina  bei  Ripac 48 

,,  21.    Felsen  unterhalb  der  Ripadka  gradina 48 

„  22.    Wallbau  Lohovska  gradina 48 

„  23.    Römisches  Inschriftfragment  aus  Kralje 60 

„  24.    Ruine  „Orkvina"  im  Riede  Krnja  bei  Gata  muhamodauska 60 

„  26.    Römisches  Inschriftfragment  aus  Ilid2e  bei  Gata 60 

„  26.    Ruine  Bngar  grad 60 

„  27.    Dachziegelfragment  von  Bugar  grad 61 

„  28.    Befestigung  KuliSte  bei  Brekovica 61 

„  29—30.    Römische  Grabsteinfragmente  vom  Riede  Gromile  bei  Öavkit'i  ........  63 

„  31.    Bruchstück  einer  römischen  Sculptur  vom  Riede  Gromile  bei  Cavkici ö3 

„  32.    Inschriftfragment  aus  der  Ruine  Sokolac 63 

„  33.    Reliefbruchstück  von  Golubid 63 

„  34.    Römischer  Votivstein  von  Golubid 63 

„  35—36.    Inschriften  aus  Golubid 65 

„  37.    Inschriftfragment  aus  Bihad 56 

„  38.    Burgruine  Izadid-grad 67 

„  39.    Burgruine  Ripac  und  Umgebung 59 

„  40.    Schlossthunn  von  Sokolac 60 

„  41 — 42.    Bronzene  römische  Fibeln  aus  Grab  I 61 

„  43.    Bronzene  römische  Fibel  mit  Armring  aus  Grab  IV 61 

„  44.    Bronzene  römische  Fibel  mit  drei  Armringen  aus  Grab  V 62 

„  46.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bemsteinperle  aus  Grab  VI 62 

„  46.    Bemsteinperle  aus  Grab  VI       62 

„  47.    Bronzene  römische  Fibel  aus  Grab  VII 63 

„  48.    Bronzene  Mittel -La  T^ne- Fibel  aus  Grab  VUI 63 

„  49.    Thönemer  Henkelnapf  aus  Grab  VIII 63 

„  60.    Thonbecher  mit  Inschrift  aus  Grab  X 63 

„  51.    Silberner  Fingerring  aus  Grab  X 63 

„  62—64.    Silberne  Fibelfragmente  aus  Grab  X 63 

„  65.    Bemsteinperle  mit  Bronzering  aus  Grab  XI 64 

„  66.    Bronzegussstück  aus  Grab  XII 64 

*     „  67.    Silberne  Perle  aus  Grab  2 66 

„  58.    Bemsteinperle  aus  Grab  4 66 


Vcrzoichniss  der  Abbildungen. 

Seite 

Fig.  69.  Bronzener  Ilalsring  aus  Grab  5 67 

„  60.  Bronzene  Brillenspirale  aus  Grab  6 67 

„  61.  Bronzene  Ziernadel  aus  Grab  6 67 

„  62.  Bemsteinperle  aus  Grab  7 67 

„  63.  Bronzener  Fussring  aus  Grab  8  .     .          68 

„  64 — 65.    Bronzene  Armringe  aus  Grab  8 68 

„  66.  Bronzener  Fingerring  aus  Grab  8 68 

„  67.  Thonurne  aus  Grab  10 68 

„  68.  Thonurne  mit  Henkeln  aus  Grab  12 69 

„  69.  Thönemo  Deckschüssel  der  Urne  Fig.  68  aus  Grab   12 69 

^  70.  Bärenzahn,  durchbohrt,  aus  Grab   14 69 

„  71.  Thonbechcr  aus  Grab  16 70 

„  72.  Thonurne  aus  Grab  17 70 

„  73.  Bronzene  römische  Fibel  aus  Grab  17 70 

„  74—75.    Bronzene  römische  Fibeln  aus  Grab  23 70 

„  76.  Bronzener  Knopf  aus  Grab  23 70 

„  77.  Thonschüssel  aus  Grab  24 71 

„  78.  Vier  Glieder  einer  bronzenen  Halskette  aus  Grab  27 71 

„  79.  Bronzener  Armring  aus  Grab  28 71 

„  80.  Bronzener  ovaler  Ring  (Glied  einer  Halskette)  aus  Grab  29 72 

„  81.  Bronzene  Bogenfibel  mit  zwei  angehängten  Spiralen  und  einer  Ringscheibe  aus  Grab  31  72 

„  82.  Eisernes  Fibelfragment  aus  Grab  31 72 

„  83.  Feuerstahl  aus  Grab  31 72 

„  84.  Thonurne  aus  Grab  33 73 

„  85.  Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  34  a 73 

„  86.  Zweihenkelige  Thonurne  aus  Grab  35 73 

„  87.  Bronzenes  Gürtelblech  mit  der  Figur  eines  Kriegers  aus  Grab  36  A 73 

^  88.  Bronzener  Gürtelring  aus  Grab  366 73 

„  89.  Bronzenes  Beschläge  aus  Grab  366 73 

„  90.  Bronzene  kreuzförmige  Knöpfe  aus  Grab  366 73 

„  91.  Bronzene  Fibel  aus  Grab  38 74 

„  92.  Bronzenes  Beschlägscheibchen  aus  Grab  38 74 

„  93.  Bronzenes  Anhängsel  aus  Grab  39 74 

„  94.  Bronzene  Ziernadel  aus  Grab  41       76 

„  95 — 96.    Bronzene  Perlen  aus  Grab  42 75 

„  97.  Beinernes  Messerheft  aus  Grab  42 75 

„  98.  Bronzenes  Anhängsel  aus  Grab  43 76 

„  99.  Bronzene  halbkreisförmige  Bogenübel  aus  Grab  44 76 

„  100.  Bronzene  römische  Fibel  aus  Grab  45 76 

„  101.  Bronzene  römische  Fibel  aus  Grab  46 76 

„  102.  Thonurne  aus  Grab  47 76 

„  103.  Thönerner  Henkelbecher  aus  Grab  47 76 

„  104.  Bronzene  römische  Fibel  aus  Grab  47 76 

„  105.  Bronzener  Armring  aus  Grab  47 76 

„  106.  Thöneme  Henkelschüssel  aus  Grab  48 77 

„  107.  Thonurne  mit  Deckschüssel   aus  Grab  49 77 

„  108.  Bronzene  römische  Fibel  mit  aufgesetztem  Zinn-  oder  Silberblättehen  aus  Grab  49  77 

„  109.  Eisernes  Messer  aus  Grab  50 77 

„  110.  Bronzene  Spät-La  T^ne-Fibel  aus  Grab  50 77 

„  111.  Eisernes  Armringfragment  aus  Grab  51 78 

„  112.  Bernsteinperlenfragment  aus  Grab  51 78 

„  113.  Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  53 78 

„  114.  Bronzenes  Beschläge  aus  Grab  55 78 

„  115.  Bronzener  Knopf  aus  Grab  57 78 

„  116.  Bronzene  römische  Fibel  aus  Grab  58 78 

„  117.  Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  59 78 

„  118.  Einhenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  61 78 


Verzeichniss  der  Abbildangen.  XI 

Seite 

Fig.  119.    Thonurne  ans  Grab  62 79 

„    120.    Thonschüssel  aus  Grab  62 79 

„    121.    Eisernes  Messer  aus  Grab  62 79 

„    122.    Bronzenes  Kettchen  von  einem  PIalssc}imucke  aus  Grab  63 80 

„    123.    Bemsteinperlenschnur  aus  Grab  93       80 

„    124.    Deckstoin  eines  römischen  Grabes  in  Jezcrino  aus  Grab  65 81 

r,    126.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  67 81 

ff    126.    Deckstein  eines  rOmischen  Grabes  in  Jezerine  aus  Grab  08 81 

„    127.    Bernsteinperle  aus  Grab  68 ^ 81 

„    128.    Thonurne  aus  Grab  71 82 

„    129.    Deckstein  eines  römischen  Grabes  in  Jezerine  aus  Grab  73 81 

j.    130.    Bronzenes  BeschlRgscheibchen  aus  Grab  76 82 

„    131.    Bronzenes  Spiralarmband  aus  Grab  77 83 

„    132.   Bronzenes  Kettchen  aus  Grab  77 83 

n    133.    Bernsteinperle  aus  Grab  80 83 

„    134.    Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibel  mit  Spiralring  aus  Grab  82 83 

„    135.    Bronzene  Fibel  mit  bullenförmigem  Anhängsel  aus  Grab  83 84 

r,    136.    Bronzene  Fibel  aus  Grab  83 84 

„    137.    Bronzener  glatter  Ring  aus  Grab  83 84 

y,    138.    Bronzenes  Anhängsel  (Kopfkratzer)  aus  Grab  83  .• 84 

„    139.    Bronzene  Früh -La  T6ne- Fibel  mit  Ring  aus  Grab  88 84 

„    140.    Bronzener  glatter  Ring  aus  Grab  88 84 

f,    141 — 141  bis.    Bronzene  Beschläge  aus  Grab  88 84 

„    142.    Bronzenes  Spiralröhrchen  aus  Grab  88 84 

„    143.    Bronzene  Pincette  aus  Grab  90 85 

„    144.    Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  90 86 

„    146.    Thonurne  aus  Grab  91 86 

„    146.    Thönemes  Gefässfragment  aus  Grab  93 86 

„    147.    Bronzene  Certosafibel  aus  Grab  96 86 

„    148.    Bemsteinscheibchen  aus  Grab  96 86 

„    149.    Thönerne  Henkelschale  aus  Grab  96 87 

„    160.    Silberner  Armring  aus  Grab  98 87 

„    161.    Einschneidiges  eisernes  Schwert  aus  Grab  99 87 

„    162.    Silberner  Knopf  aus  Grab  102 88 

„    163.    Bemsteinscheibchen  aus  Grab  102 88 

n    154 — 165.    Bronzene  Ohrringe  mit  Bernsteinperlen  aus  Grab  103 88 

„    156.    Bemsteinperle  aus  Grab  103 88 

„    167.    Thonurne  aus  Grab  105 89 

„    168.    Bronzener  Ohrring  aus  Grab  107 89 

w    159.    Bronzene  Ziemadel  aus  Grab  109 89 

„    159  bis.    Bronzenes  Anhängsel  aus  Grab  111 89 

„    160.    Thonurne  aus  Grab  113 90 

„    160  bis.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  114 90 

„    161.    Bronzene  Früh-La  T6ne-Fibel  aus  Grab  116 90 

y,    162.    Thonurne  aus  Grab  118 91 

„    163—164.    Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibeln  mit  Ringen  aus  Grab  118 92 

„    165.    Bronzener  glatter  Ring  aus  Grab  118 92 

„    166.    Bemsteinperlenschnur  aus  Grab  118 92 

„    167.    Deckstein  eines  römischen  Grabes  in  Jezerine  aus  Grab  119 81 

„    168.    Bronzener  Knopf  aus  Grab  120 93 

„    169.    Bronzene  Certosafibel  aus  Grab  121 93 

„    170.    Thönemer  Henkelbecher  aus  Grab  121 A 93 

„    171.    Thonurne  aus  Grab  122 93 

„    172.    Bronzene  Früh-La  Töne -Fibel  aus  Grab  126 93 

„    173.    Bernsteinperle  aus  Grab  129 93 

„    174.   Bronzene  Fibel  mit  Bernsteinperle  aus  Grab  133 .  95 

„    176.    Bronzene  Fibel  aus  Grab  133 96 


XII  Verzeichniss  der  Abbildungen. 

Seite 

Fig.  176.    Bronzene.?  Anhängsel  aus  Grab   133 95 

„  177—179.    Bernsteinperlen  aus  Grab  133 95 

„  180.    Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Grab  134 96 

„  181.    Eberzahn,  durchbohrt,  aus  Grab  135 96 

„  182.    Bernsteinperle  aus  Grab  136 96 

„  183.    Bronzenes  Gürtelblech  aus  Grab  137 97 

„  184.    Bronzenes  Beschläge  aus  Grab  137 97 

„  185.    Bronzenes  Beschlägscheibchen  aus  Grab  138 97 

„  186.    Einhenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  140 97 

„  187.    Bronzene  Ziernadel  aus  Grab  141 97 

„  188—189.    Bernstein  perlen  aus  Grab  144 98 

„  190.  Bronzene  barocke  Fibel  mit  zwei  Thierköpfen  und  einer  Bemsteinperle  aus  Grab  145  98 

„  191.    Bernstcinperle  aus  Grab  145 99 

„  192.    Zwei  Bemsteinperlen  auf  Eisendraht  aus  Grab  147 99 

„  193.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab   160 99 

„  194.    Thonbccher  aus  Grab  151 99 

„  195.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab   152 100 

„  196.    Bronzenes  Gürtelblech  aus  Grab  152        100 

„  197.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  155 100 

„  198.    Bronzenes  Anhängsel  aus  Grab  160 101 

„  199.    Bronzene  Früh-La  T6ne-Fibel  aus  Grab  161 101 

„  200.    Bemsteinscheibchcn  aus  Grab  161 101 

„  201.    Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Grab  162 102 

„  202.    Thonurne  aus  Grab  164 102 

„  203.    Bronzener  Scheibenring  aus  Grab   164 102 

„  204.    Thonurne  aus  Grab  165 103 

„  205.    Thonurne  aus  Grab  166 103 

„  206.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  167 104 

^  207.    Thonurne  aus  Grab   169 104 

„  208.    Bronzenes  Gürtelbeschläge  aus  Grab   170 106 

„  209.    Bronzene  Pincette  mit  Verschlusshülse  aus  Grab  171 105 

„  210.    Bronzene  Ziernadel  aus  Grab   171 105 

„  211.    Bronzener  Gürtelring  aus  Grab  171 105 

„  212.    Bronzenes  Beschläge  aus  Grab  171 105 

„  213.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  172 106 

„  214.    Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  173 106 

„  215,    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  174 106 

„  216.    Thönemer  Henkelbecher  aus  Grab  174 106 

„  217.    Bemsteinperle  aus  Grab  175 107 

„  218.    Bronzene  Certosafibel  aus  Grab  180 107 

„  219.    Bronzener  Zierring  aus  Grab  184 107 

„  220.    Einhenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  185 107 

„  221.    Thönerne  Henkelschalo  aus  Grab   187 107 

„  222.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  189 107 

„  223.    Bronzener  Scheibenring  mit  Ringel  aus  Grab  189 107 

„  224.    Bronzenes  Anhängsel  aus  Grab   189 107 

„  225.    Bemsteinperle  aus  Grab  189        107 

„  226.    Bernsteinperle  aus  Grab  191        108 

„  227.    Bronzene  Pincette  aus  Grab  195  a 108 

„  228.    Bronzene  Ziemadel  aus  Grab  195  a 108 

„  229.    Bronzener  Gürtclring  aus  Grab  195  a 108 

„  230—231.    Bronzene  Beschläge  aus  Grab  195  a 108 

„  232.    Bronzenes  Spiralröhrchen  aus  Grab  198       109 

„  233.    Thonurne  aus  Grab  199 109 

„  234.    Thonurne  aus  Grab  200 109 

„  236.    Bronzene  kreuzförmige  Knöpfe  aus  Grab  201 109 

„  236.    Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibel  mit  Brillcnspirale  aus  Grab  203        HO 


Verze.ichnisB  der  Abbildungen.  XIII 

Seile 

Fig.  237.    Zweihenkcliger  Thonkrug  aus  Grab  205 HO 

„  238.    Bronzene  Mittel-La  T6ne-Fibel  mit  zwei  Ringen  aus  Grab  208 111 

„  239.    Bronzene»  Gürtelblech  aus  Grab  208       111 

„  240.    Bronzene  kreuzförmige  Knöpfe  aus  Grab  208 111 

„  241.    Bronzenes  Anhängsel  aus  Grab  210 112 

„  242.    Eisernes  Fibelfragment  aus  Grab  211 112 

„  243.    Bronzene  Pincette  aus  Grab  211 112 

„  244.    Bronzene  Ziemadcl  aus  Grab  211 112 

„  245.    Bronzener  Knopf  aus  Grab  211 112 

„  246.    Bronzene  kreuzförmige  Knöpfe  aus  Grab  211        112 

^  247.    Einhenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  213 113 

„  248—249.    Bronzene  Fibel  aus  Grab  213 113 

„  250.    Bronzenes  Anhängsel  aus  Grab  213 113 

„  251.    Bronzenes  Zierstilck  aus  Grab  213 113 

„  262—253.    Bronzene  Beschlägscheibchen  aus  Grab  214« 113 

„  254.  Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibel  mit  Ring  und  Scheibclien  aus  Grab  217  .     .     .  113 

„  266.    Bronzener  Knopf  aus  Grab  217 113 

„  256.    Bronzener  Armring  aus  Grab  219 114 

„  257.    Einhenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  220 114 

„  258.    Thonurne  aus  Grab  222 114 

„  259.    Bronzene  Pincette  aus  Grab  225 114 

p  260.    Bronzener  glatter  Ring  aus  Grab  225 114 

p  261—263.    Bronzene  Anhängsel  aus  Grab  226 114 

„  264.    Bronzene  Mittel-La  T^ne-Fibel  aus  Grab  228 115 

„  265.    Bronzenes  Obertheil  eines  Kettengehänges  aus  Grab  230 115 

„  266.    Bemstcinperle  aus  Grab  230 116 

„  267.    Bronzene  Ziernadel  aus  Grab  231 115 

^  268.    Bronzenes  Gürtelblech  aus  Grab  232 115 

^  269.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  233 115 

„  270.    Eisernes  Fibelfragment  aus  Grab  284 116 

„  271.    Eiserner  Ring  aus  Grab  234 116 

„  272.    Einhenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  235 116 

„  273.    Bronzenes  Gttrtelblech  ans  Grab  235 116 

^  274.    Eisernes  Schwert  aus  Grab  237 117 

„  -275.    Bronzene  Spät-La  T6ne-Fibel  aus  Grab  237 117 

„  276.    Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  237 117 

„  277.    Bronzener  Fingerring  aus  Grab  238         117 

^  278.    Bronzenes  Töpfchen  aus  Grab  238 117 

,  279.    Bernsteinperle  aus  Grab  238       117 

„  280.  Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bemsteinperlen  und  einem  Scheibonringe  aus  Bronze, 

aus  Grab  239 117 

„  281.    Steinume  mit  Steindeckel  und  Thonurne  aus  Grab  240 118 

„  282.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernsteinperle  aus  Grab  241 118 

„  283.    Eisernes  Messer  aus  Grab  243 119 

„  284.    Bronzene  Pincette  aus  Grab  244 119 

„  285.    Bronzene  Ziemadel  aus  Grab  244       119 

„  286.    Bronzener  Zierring  aus  Grab  244 119 

r,  287.    Bronzenes  Beschläge  aus  Grab  244 119 

„  288.    Bronzenes  Beschlägscheibchen  aus  Grab  244 119 

^  289.    Thönerne  Henkelschale  aus  Grab  245 119 

„  290.    Bronzenes  Beschläge  aus  Grab  245 119 

„  291.    Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  247 120 

„  292.    Bronzener  glatter  Ring  aus  Grab  247 120 

„  293.    Thonurne  aus  Grab  248 120 

„  294.    Bronzener  Ohrring  aus  Grab  250        120 

r,  295.    Bronzenes  Gürtelblech  aus  Grab  250       120 

„  296.    Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  265 121 


XIV  Verzeichniss  der  Abbildungen. 

Fig.  297.  Bronzene  Mittel-La  T^ne-Fibel  aus  Grab  256 121 

„  298.  Hohler  Beincylindcr  aus  Grab  256 121 

„  299.  Bronzene  Früh-La  Tene-Fibel  aus  Grab  257 121 

„  300.  Bronzenes  Spiral  arm  band  aus  Grab  257 121 

„  301.  Bronzene  Brillenspirale  aus  Grab  257 121 

„  302.  Bronzener  glatter  Ring  aus  Grab  260 122 

„  303.  Thonunie  aus  Grab  263 122 

„  304.  Bronzene  Mittol-La  Töne-Fibel  mit  weisser  Einlage  aus  Grab  264 122 

„  306.  Bronzenes  Dralitgehänge  mit  Menschenk»pfen  aus  Grab  264 122 

„  306.  Bronzener  Olirring  mit  Bemsteinperlen  aus  Grab  264       122 

„  307.  Bronzene  Doppelspirale  aus  Grab  264 123 

„  308.  Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Grab  265 123 

,  309.  Bronzener  Fingerring  aus  Grab  266 123 

„  310.  Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  207 124 

„  31 J.  Bemsteinperlc  aus  Grab  267 124 

„  312.  Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  268 124 

„  313.  Bronzenes  Spiralarmband  aus  Grab  268 124 

^  314.  Bronzener  Fingerring    aus  Grab  208 124 

„  315.  Bronzene  Certosafibel  aus  (irab  269 124 

„  316.  Eisernes  Fibelfragment  mit  Bronzeringelclien  aus  Grab  271 124 

^  317.  Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  271 124 

„  318.  Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  272 125 

„  319.  Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  274 125 

„  320.  Bronzenes  Gürtelblech  aus  Grab  274 125 

„  321.  Thonume  aus  Grab  275 125 

„  322.  Bronzene  Mittel-La  Tene-Fibel  aus  Grab  275 125 

„  323.  Bronzenes  Spiralarmbaud  aus  Grab  276 125 

^  324.  Thonume  aus  Grab  276 126 

^  325.  Thonume  mit  zwei  Schüsseln  aus  Grab  277 126 

,  326-327.    Silberne  Mittel-La  T6ne-Fibeln  aus  Grab  278 126 

„  328.  Bronzene  zweispiralige  Fibel   mit   Bernsteinperlen   und   Kettengehänge   aus  Grab  278  127 

^  329.  Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernsteinperle  aus  Grab  278 127 

„  330.  Bronzene  Mittel-La  Tene-Fibel  aus  Grab  278 127 

,  331.  Bronzene  Spät-La  T6ne-Fibel  aus  Grab  278 127 

^  332.  Bronzene  römische  Fibel  aus  Grab  278 127 

„  333.  Bronzene  Nähnadel  aus  Grab  278 127 

„  334.  Bronzener  Armring  aus  Grab  278 127 

„  335.  Bronzener  Fingerring  aus  (irab  278 127 

^  336.  Silbernes  Ringel  mit  drei  Kettchen  aus  Grab  278 128 

„  337.  Silbernes  Kettchen  mit  Ringen  aus  Grab  ü78 128 

j,  338.  Silberner  Fingerring  aus  Grab  278 128 

n  339.  Silbernes  Anhängsel  (von  einem  Ohrringe?)  aus  Grab  278 128 

y,  340.  Silbernes  Kettchen  mit  Ringen  und  Bernsteinperle  aus  Grab  278 128 

„  341.  Silberner  Ring  mit  rothem  Schmelzanhängsel  aus  Grab  278 128 

„  342—344.    Silberne  Anhängsel  aus  Grab  278 129 

„  346.  Silbernes  Zierblech  mit  Menschenkopf  aus  Grab  278 129 

r,  346.  Silberne  Perle  aus  Grab  278 129 

„  347.  Bemsteinperlenschnur  aus  Grab  278 130 

r,  348—349.    Bronzene  Mittel-La  Tene-Fibeln  ans  Grab  279 131 

„  350.  Bronzene  Wimische  Chamiei-fiebel  aus  Grab  279 131 

„  351.  Bronzene  römi.sche  Fibel  mit  Armring  und  Spiralringen  aus  Grab  279 131 

„  352.  Bronzener  Fingerring  au.s  Grab  279 131 

„  353.  Bronzene  Anhängsel  aus  Grab  281 132 

„  354.  Bronzene  Perle  aus  Grab  281 132 

„  356.  Berasteinperle  aus  Grab  282 132 

„  366.  Bronzene  Mittel-La  Tene-Fibel  aus  Grab  284 133 

,  367.  Bronzene  Gürtelbeschläge  aus  Grab  285 133 


Verzeichniss  der  Abbildungen.  XV 

Seite 

Fig.  358.  Eisernes  Haumesser  aus  Grab  288 133 

„  369.  Thonume  aus  Grab  289 133 

„  360.  Thonschüssel  aus  Grab  290 133 

„  861.  Bronzene  Pincette  aus  Grab  294 134 

„  362.  Bronzenes  GttrtelbeschlKge  aus  Grab  295 134 

„  363.  Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  297 134 

„  364.  Bemsteinpcrle  aus  Grab  308 136 

„  365.  Thönernes  Gefässbruehstück  mit  bemaltem  Henkel  aus  Grab  309 136 

„  366.  Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  309 136 

„  367.  Thonume  aus  Grab  314 136 

„  368.  Bronzener  glatter  Ring  aus  Grab  316 136 

„  369.  Eisernes  Messerfragment  aus  Grab  317 137 

„  370.  Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  319 137 

„  371.  Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  320 137 

„  372.  Silbernes  Kettchen  mit  Ringen  und  Anhängseln  aus  Grab  322 137 

„  373.  Bronzene  Ziernadcl  aus  Grab  323 137 

„  374.  Bronzene  römische  Fibel  aus  Grab  324 ^ 137 

„  375.  Bronzene  Mittel-La  Tene-Fibel  mit  zwei  Bernsteinknöpfen  aus  Grab  325       ....  138 

„  376.  Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  mit  Spiralringelchen  aus  Grab  325 138 

„  377.  Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernsteinperlen  und  Bronzcringelchen  aus  Grab  325  138 

„  378.  Bernsteinperlenschnur  aus  Grab  32ö 138 

„  379.  Einhenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  326 138 

„  380.  Bronzenes  Gürtelbeschläge  aus  Grab  326 138 

„  381.  Thonume  aus  Grab  327 139 

„  382.  Bronzene  Anhängsel  aus  Grab  330 139 

„  383.  Thonume  aus  Grab  331 139 

„  384.  Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  331 139 

„  385.  Cylindrisches  Steinfragment  aus  Grab  332 140 

„  386.  Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bemsteinperlen  aus  Grab  333 140 

„  387.  Bronzenes  Spiralarmband  aus  Grab  335 140 

„  388.  Silbernes  Zierblech  mit  Menschengesicht  aus  Grab  336 140 

„  389.  Bronzenes  Spiralarmband  aus  Grab  337 140 

„  390.  Thönerner  Henkelkrug  aus  Grab  339 141 

,  391.  Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  341        141 

„  392.  Bronzener  Ohrring  mit  Bemsteinperlen  aus  Grab  343 141 

„  393.  Bronzenes  Spiralarmband  aus  Grab  343 141 

„  394.  Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibel  mit  Ring  und  Kettchen  aus  Grab  344       .     .     .  142 

„  395.  Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  347 142 

„  396.  Thonurne  aus  Grab  348 142 

„  397.  Eisernes  Fibelfragment,  mit  Bronzedraht  umwunden,  aus  Grab  348 142 

„  398.  Eisemes  Fibelfragment  aus  Grab  348 142 

„  399.  Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernsteinperlen  und  Kettengehänge,  aus  Grab  349   .  143 

„  400.  Bronzener  Armring  aus  Grab  349 143 

„  401.  Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  mit  Ring  aus  Grab  350 143 

„  402.  Bronzener  Zierring  aus  Grab  350 143 

„  403.  Bronzenes  Spiralröhrchen  aus  Grab  350 143 

„  404.  Bronzenes  Töpfchen,  Anhängsel,  aus  Grab  350 143 

„  405.  Thonume  aus  Grab  352 144 

„  406.  Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  352 144 

„  407.  Fuchszahn,  durchbohrt,  aus  Grab  352 144 

„  408.  Bronzene  Fibel  aus  Grab  353 144 

„  409.  Thöneme  Henkelschale  aus  Grab  354 144 

„  410.  Thonume  aus  Grab  356 144 

„  411.  Thonume  aus  Grab  369 145 

„  412.  Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bemsteinperlen  aus  Grab  359 145 

„  413.  Silberne  Zierscheibenfragmente  aus  Grab  359 145 

„  414.  Zinnerner  (?)  Zierring  aus  Grab  350 ...  145 


XVI  Verzeichniss  der  Abbildungen. 

Seite 

Fig.  415.    Bernstcinperlc  aus  Grab  359       145 

„  416.    Thttnerner  Rindskopf  aus  Grab  361 146 

„  417.    Bronzene  Mittel-La  T6ne-Fibel  aus  Grab  361 146 

„  418.    Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  361 146 

„  419.    Thonume  aus  Grab  362 146 

„  420.    Bronzene  Mittel-La  T6ne- Fibel  aus  Grab  364 147 

„  421.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  365 147 

„  422.    Steinscheibchen  aus  Grab  367 147 

„  423.    Bronzene  Fibel  mit  Bronzeringen  aus  Grab  368 147 

„  424.    Thonume  aus  Grab  369 148 

„  425  a.    Bronzener  Fingen-ing  aus  Grab  369 148 

„  425  Ä.    Platte  des  Ringes  aus  Grab  369 148 

„  426.    Bronzene  Schnalle  aus  Grab  370 148 

„  427.    Bronzenes  Ringfragment  aus  Grab  370 148 

„  428.    Bronzene  Certosafibel  aus  Grab  372 148 

„  429.    3ronzene  Nähnadel,  gebogen,  aus  Grab  374 149 

„  430.    Bronzenes  Beschläge  aus  Grab  374 149 

„  431.    Bronzener  Knopf  aus  Grab  374 149 

„  432.    Thönemer  Skyphos  aus  Grab  376 149 

„  433.    Thonbecher  aus  Grab  377 149 

„  434.    Eisernes  Messerfragment  aus  Grab  378 149 

„  435.    Bronzenes  Gürtelblech  aus  Grab  378 149 

„  436.    Bronzenes  Gtirtelblech  aus  Grab  379 150 

„  437.    Silbernes  Zierblech  mit  Menschenfigur  aus  Grab  379 150. 

„  438.    Eiserner  Armring  aus  Grab  381 150 

„  439.    Bronzene  Certosafibel  aus  Grab  382 150 

„  440.    Bemsteinperle  aus  Grab  382 150 

„  441.    Eisernes  Messer  aus  Grab  383 150 

„  442.    Thonume  aus  Grab  384 151 

„  443.    Bronzene  Nähnadel  aus  Grab  384 151 

„  444.    Bronzene  Mittel-La  Töne -Fibel  mit  weisser  Einlage  aus  Grab  384 161 

„  445.    Bemsteinperlenschnur  aus  Grab  384 130 

„  446.    Bronzene  Spät -La  Töne -Fibel  aus  Grab  386 151 

„  447.    Thonume  aus  Grab  386 .161 

„  448.    Thonume  aus  Grab  387 152 

„  449.    Eisemer  Armring  aus  Grab  387 162 

„  450.    Bronzene  Fibel  aus  Grab  388 152 

„  461.    Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Grab  390 162 

„  452.  Bronzene  Fibel  mit  zwei  Bronzeringen  und  einer  Glasperle  aus  Grab  391       ....  153 

„  453.    Thonume  mit  spitzem  Boden  aus  Grab  393 163 

„  464.    Bronzene  Früh -La  T6ne- Fibel  mit  Spuren  von  Blutemail  aus  Grab  393 154 

„  455.    Bronzene  Mittel-La  Töne -Fibel  mit  weisser  Einlage  aus  Grab  393 154 

„  466—457.    Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibeln  aus  Grab  393 154 

„  368.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Berasteinperlcn  aus  Grab  393 154 

„  459.    Bronzenes  Obertheil  eines  Kettengehänges  aus  Grab  393 154 

„  460.    Bronzene  Pincette  aus  Grab  393 154 

„  461.    Bronzener  Armring  aus  Grab  393 164 

„  462.    Bronzenes  Anhängsel  (Häkchen)  aus  Grab  393 154 

„  463.    Bemsteinperlenschnur  aus  Grab  393 130 

„  464.    Bemsteinperlenschnur  aus  Grab  394   ...  166 

„  465.    Thönemer  Spinnwirtel  aus  Grab  394 165 

„  466.    Bronzene  Früh -La  Töne -Fibel  aus  Grab  396 165 

„  467.    Thönerne  Henkelschale  aus  Grab  397 156 

„  468.    Eisemes  Schwert  aus  Grab  400 156 

„  470.    Eisemes  Haumesser  aus  Grab  400 156 

„  471.    Eisemes  Geräth  aus  Grab  400 156 

.,  472.    Bronzene  Mittel-La    Töne -Fibel  aus  Grab  401 157 


Verzeichnis«  der  Abbildangen.  XVII 

Seite 

Fig.  473.    Bronzene  Mittel -La  T6ne- Fibel  ans  Grab  403 167 

„  474     Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Benisteinperlen  auR  Grab  403 157 

„  476.    Bronzene  Certosafibel  aus  Grab  407 157 

„  476.    Zinnernes  (?)  Anhängsel  aus  Grab  407 157 

^  477.   Thonume  aus  Grab  408 158 

„  478.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bemst einperlen  aus  Grab  410 168 

„  479.    Thonume  aus  Grab  411 168 

„  480.    Bronzene«  Spiralarmband  aus  Grab  412 158 

„  481.    Bronzene  Früh -La  T6ne- Fibel  aus  Grab  414 169 

„  482.    Bronzene  Doppelspirale  aus  Grab  414 169 

„  483.    Bronzenes  Gürtelblech  aus  Grab  416 169 

f,  484.    Bronzene  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Grab  416 169 

„  486.    Thonume  aus  Grab  419 160 

„  486.  Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernstein  und  blauen  Glasperlen  aus  Grab  420  .     .  160 

„  487.    Bronzene  Ziernadol  (Kopf)  aus  Grab  421 160 

„  488.    Bronzener  Zierring  aus  Grab  421 160 

„  489.    Thonume  aus  Grab  422 160 

„  490.    Zwcihenkeliger  Thonkrag  aus  Grab  422 160 

„  491.    Bronzene  Pincette  aus  Grab  422 160 

y,  492.    Bronzenes  Spiralarmband  ans  Grab  424 161 

„  493.    Bronzenes  Spiralaraiband  aus  Grab  426       161 

„  494.    Bronzene  Früh-La  T^ne-Fibel  aus  Grab  426 161 

„  495.    Zweihenkelige  Thonume  aus  Grab  428 161 

„  496.    Bronzene  Fibel  aus  Grab  429 161 

„  497.    Bronzenes  Spiralarmband  aus  Grab  430 16  t 

„  498—499.    Bernsteinperien  aus  Grab  431 162 

„  600.    Bronzene  Zierscheibe  aus  Grab  433 162 

„  601.    Bronzener  Schliesshaken  aus  Grab  433 162 

^  602.    Wolfszahn,  durchbohrt,  aus  Grab  433 162 

„  503.    Bronzene  Früh-La  Töne -Fibel  aus  Grab  434 163 

„  604.  Bronzene   zweispiralige  Fibel   mit  Bernsteinperien   und  KettengehHnge   aus  Grab  434  163 

y,  605.    Bronzener  Zierring  aus  Grab  434 163 

„  606.    Eisernes  Fibelfragmcnt  aus  Grab  438 164 

„  507.    ZwtMhenkeliger  Thonkmg  aus  Grab  442 164 

„  608.    Bronzene  Mittel -La  Töne -Fibel  aus  Grab  444 166 

„  609.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernsteinperien  aus  Grab  446 165 

„  510.    Bronzene  zwei8i)iralige  Fibel  mit  Bemsteinperlen  ans  Grab  449 165 

„  511.    Bronzene  Mittel-,La  TAne-Fibel  aus  Grab  450 165 

y,  512.    Bronzene  Doppeluadel  aus  Grab  451 165 

„  513.    Feuerstahl  aus  Grab  463 166 

„  514.    Bronzene  Mittel-La  Tene-Fibel  aus  Grab  4ö6 166 

„  515.    Bronzenes  Zierstück  aus  Grab  457 166 

„  616.    Bronzenes  Anhängsel  aus  Grab  457 166 

„  617.    Einhenkeliger  Thonkmg  aus  Grab  460 167 

,,  618.    Zwcihenkeliger  Thonkmg  aus  Grab  463 167 

„  619.    Bronzener  Hing  mit  Oehr  (Anhängsel)  aus  Grab  46.i 167 

„  620.    Eisernes  Messer  aus  (»rab  464 167 

„  521.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernsteinperien  aus  (Jrab  466 167 

„  622.    Eiserner  Spom  aus  Grab  466 167 

„  523—524.    Bernsteinperien  aus  Grab  407 168 

„  626.    Bronzene  Mittel-La  Töne -Fibel  aus  Grab  468 168 

„  626.    Ringbruchstück  (Eisendraht  mit  Bronzcspirale)  aus  Grab  471 168 

„  627.    Bronzene  Ziornadel  aus  (trab  471 168 

„  528.    Schweins-  (?)  Zahn,  durchbohrt,  aus  Grab  471 168 

„  529.    Thonume  aus  Grab  472 169 

„  630.    Bronzene  Fibc»!  aus  Grab  476 ^69 

„  631.    Bronzenes  Gürtelbloch  aus  Grab  476  A 169 

ind  m.  b 


XVIII  VorzoichniHs  der  Ahhildungfeii. 

Seite 

Fig.  532.    BrouKeuer  kreuzförmiger  Doppelknopf  ans  Grab  476  b 169 

„  538.    Thonunie  aus  Grab  478 170 

„  534.    Bronzener  Scheibenring  aus  Grab  478 170 

„  534  bis.    Bronzenes  Anhängsel  aus  Grab  478 170 

f,  535.    Thonunie  mit  Henkeln  aus  Grab  479 170 

„  536.    Thonschale  aus  Grab  479 170 

„  537.    Bronzene  Certosafibel  aus  Grab  482 17 

,,  538.    Bronzene  zweispiralig^  Fibel  mit  ßernsteinperlcn  aus  Grab  483 17 

„  539.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  486 17 

„  540.    Thonurne  aus  Grab  487 17 

„  541.    Bronzene  Zierscheibe  aus  Grab  487 17 

„  542.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bemsteinperlen  aus  Grab  490 172 

y,  543.    Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  491 172 

„  544.    Eisernes  Messer  aus  Grab  492 172 

„  545.    Thonurne  aus  Grab  493 172 

„  546.    Eisernes  Fragment,  wahrscheinlich  einer  Fibel,  aus  Grab  495 172 

„  547.    Eberzahn,  durchbohrt,  aus  Grab  495 172 

„  548.    Bronzener  Armring  aus  Grab  498 173 

„  549.    Bronzene  halbkreisftJrniige  Bogenfibel  aus  Grab  490 173 

„  550.    Bronzene  Pincette  aus  Grab  500 173 

„  551.    Bronzene  Schnalle  aus  Grab  502 173 

„  552.  .Bronzener  Armring  aus  Grab  502 173 

„  653.    Eiserner  Sporn  aus  Grab  503 174 

„  554.    Hirschhomgriff  aus  Grab  503 174 

„  555.    Bronzene  La  Töne-Fibel  aus  Grab  504 174 

„  556.    Bronzenes  Gürtelblech  aus  Grab  504 174 

„  567.    Zweihenkeliger  Thonkrug  aus  Grab  505 175 

„  558.    Bronzener  Ohrring  mit  Bernsteinperle  aus  Grab  605 175 

„  559.    Thontöpfchen  aus  Grab  506 175 

„  660.    Thönemer  Spinnwirtel  aus  Grab  506 175 

„  561.    Bronzene  Fibel  aus  Grab  509 175 

„  562.    Thönerne  Henkelschale  aus  Grab  511 176 

„  563—564.    Bronzene  Mittcl-La  Töne-Fibeln  aus  Grab  511 176 

„  565.    Zinnernes  (?)  Zierscheibchen  aus  Grab  611 176 

„  566.    Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  513 176 

„  567.    Bronzene  Pincette  mit  Verschlusshülse  aus  Grab  614 176 

„  568.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernsteinperlen  aus  Grab  ölö 17' 

„  669 — 570.    Bemsteinperlen  aus  Grab  515 17' 

„  571.    Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  516 17' 

„  572.    Bronzene  zwei.spiralige  Fibel  mit  Bernsteinperlen  aus  Grab  617 17 

„  573.    Eisernes  Fragment  aus  Grab  618 17' 

„  674.    Bronzener  Knopf  aus  Grab  518 » 17 

„  674  bis.    Bemsteinperle  aus  Grab  518 17 

„  575—576.    Bemsteinperlen  aus  Grab  518 17 

„  577.    Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  aus  Grab  619 178 

„  578.    Bemsteinperle  aus  Grab  620 178 

„  579.    Bronzene  Niihnadel  aus  Grab  521 T 178 

„  680.    Bronzene  BVüh-La  Töne-Fibol  aus  Grab  521 178 

„  581.    Bronzener  Fingerring  aus  Grab  621 178 

„  582.    Bronzenes  Spiralröhrchen  aus  Grab  524 178 

„  583.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bemsteinperlen  aus  Grab  526 179 

„  584.    Thönemer  Skyphos 179 

„  586.    Thönerne  Henkelvase 180 

„  586.    Thönemer  Skyphos 180 

„  587.    Eisemer  Nagel 181 

„  588.    Bronzener  Armring 181 

-  589.    Silbernes  Zierblech 181 


Venseichniiw  «ler  Abbildungen.  XIX 

Seite 

Fig.  590.    Silbenie  Perle 181 

„    691.    Benistoinperle 181 

„    692—594.      Scnlpirte.  Grabsteine     .     .^ 182 

„    696—696.    Thnuenie  GofÄJwbruclwtttcke 188 

„    697.    Zweihcnkelige  Thonume 189 

„    698—600.   Thöneme  ücfässbruchstttcke 190 

„    601—602.   Thmienic  GefÄRgbruchstncke 192 

„    603.    ThnnornoH  Gcf1tH8brnchHtUck,  bemalt 192 

„    604.    Thönenie«  Gef%88bruchstUck 193 

„    606.    Thnnerncs  GcfMri.sbruch.stnck  mit  durchbohrtem  Schnabel 193 

„    606.    Tli^hierncfl  GefüfiBbnichstüek 193 

„    607.    Thttnernoa  Gefä.ssfragment  mit  Buckel 193 

„    608.    Thöneme«  GcfÄHafragment 193 

,    609.    Thftncrnos  Henkel bnichnttick 194 

„    610—611.    ThOneme  Henkel 194 

„    612.    Th«nemea  BnicliHtück  mit  Henkel 194 

„    613—615.    ThOneme  Henkel 194 

„    616.    Thnnerne«  Bodenfragment  (rWmisch) 195 

„    617.    ThOnernes  Bodenfragment 196 

„    618—619.    Thöneme  Bodenfragmente  (römisch) 195 

„    620—622.    Thöneme  Kandfragmente  (römisch) 196 

„    623.    Thönemes  Henkelfragment  (römisch) 196 

„    624.    Thönemes  Kandfragment  (römisch)  omamentirt  und  bemalt 196 

„    626.    ThOneraer  Becherfuss  (römisch) 196 

Kadimsk^,  W.     Der  prähistorische  Pfahlbau  von  Kipac  bei  Bihac^ 

Fig.  1.    Situation  des  Pfahlbaues  von  Kipai 219 

„      2—36.    ThongefKsse 220 

„      4—13.    TopfiM5herben 221 

„    14—19.    Topfscherben 222 

„    20—28.    Topfscherben 223 

„    29-32.    Topfscherben 224 

„    33.    Thongewicht 224 

„    34.    Thongewicht 225 

„    35.    Steingewicht 225 

„    36.    Reibstein 225 

„    37.    Zierscheibe  aus  Kupfer  oder  Bronze 225 

„    38.    Fingerring 225 

„    39.    Geschnittene  Hirschgeweihsprossc 226 

Truhe Ika,  Dr.  Ciro,  und  Patsch,  Dr.  Carl.    Komische  Funde  im  La&vathale,  1893.  Mit  einem  Anhange: 
Die  römische  Inschrift  von  Fazlici  von  Professor  P.  Alex.  Hoff  er. 

Fig.  1.    Bronzemünze  des  Gallienus  aus  den  römischen  Ruinen  von  Zcnica 228 

j,      2.    Thonperle  aus  den  römischen  Ruinen  von  Zenica 228 

y,      3.    Bronzene  Kniefil>el  ans  den  römischen  Ruinen  von  Zenica 228 

„      4.    Eiserner  Schlüssel  aus  den  römischen  Ruinen  von  Zenica 228 

„      6.    Bronze  aus  den  römischen  Ruinen  von  Zenica 228 

^      6.    Beinplatte  aus  den  römischen  Ruinen  von  Zenica 228 

„      7.    Graudriss  eines  römi.schen  Gebäudes  in  Mali  Moftunj 230 

y,      8.    Durchschnitt  im  Räume  E  der  römischen  Ruine  zu  Mali  Mosnuj 230 

„      9.    Bruchstück  eines  verzierten  Bausteines  aus  Mali  Mosunj 231 

„    10.    Thonnftpfchen  aus  dem  Estrich  des  Raumes  C  in  Mali  MoSunj       232 

„    11.    Schelle  aus  Eisenblech 232 

„    12.    Bronzene  La  T^ne- Fibel  aus  Puti^evo 233 

r,    13.    Bronzene  Armbmst-Chamierfibel  aus  Putiöevo 233 

„    14.    Schmnckring  aus  Bronzeblech  (Puti?evo) 233 

„    15—22.    Eiserne  Waffen  und  Werkzeuge  aus  Putiöevo 234 

„    23.    Kupfer  mit  Eisenkern  (Putiöevo) 236 

„    24 — 26.    Bemalte  Thongefässe  aus  Putirevo 235 

b* 


XX  VerseichniHS  der  Abbildun^n. 

Seite 

Fig.26.    Thonschale  aus  Putioevo 236 

„    27.    Thönernes  Henkelgefäss  aus  Putioevo 236 

„    28a.    Thonbecher  aus  Puticevo 236 

„    28-31.    Eiserne  Waffen  und  Werkzeuge  aus  PutKfevo 236 

„    32.    Situation  der  Basilica  von  VaroSluk 237 

„    33.    Gmndriss  der  Basilica  von  Varosluk 238 

„    34.    Altarplatte  aus  der  Basilica  von  VaroSluk 239 

„    36.    Altarsäulchen  aus  der  Basilica  von  Varo&luk 239 

„    36.    Altarfussplatte  aus  der  Basilica  von  VaroSluk 239 

„    37.    Thonlampe  aus  der  Basilica  von  Varosluk 239 

„    38.    Glasbecher  aus  der  Basilica  von  VaroAluk 239 

„    39—40.    Eisennägel  aus  der  Basilica  von  Varosluk 239 

„    41.    Eiserner  Schlüssel  aus  der  Basilica  von  Varofiluk 239 

„    42.    Eisen messer  aus  der  Basilica  von  VaroSluk 239 

„    43—46.    Römische  Inschriftfragmeute  aus  dem  LaSvathale 241 

„    47—62.    R(}mische  Inschriftfragmente  aus  dem  Laivathale 242 

„    63 — 67.    R(f mische  Inschriftfragmente  aus  dem  Lasvathale 243 

„    69.    Inschrift  von  Fazliei 246 

Radimsk^,  W.     Die  römische  Ansiedlung  von  Majdan  bei  Varcar  Vakuf. 

Fig.  1.    Stucco- Fragment  mit  Wandmalerei 249 

„      2.    Grundriss  eines  römischen  Gebäudes  in  Majdan 260 

„      3.    Bruchstück  der  Wandmalerei  in  der  Apsis  des  Hauses  Fig.  2 261 

„      4.    Steinernes  Säulchen 262 

„      6.    Sockel,  Basis  und  Capital  einer  Steinsäule 262 

f,      6.    Basis  und  Capital  einer  grossen  Steinsäule 262 

„      7.    Bruchstück  eines  In.schrift«*teine8        263 

„      8.    Silberner  Stilus 254 

„      9.    Eiserne  Pflugschar 264 

„    10.    Eisernes  Pflugmesser 264 

Fiala,  Franz  und  Patsch,  Dr.  Carl.     Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovlua. 

Fig.  1.    Grundriss  der  römischen  Befestigung  Kulina  bei  Posusje 257 

„      2.  Durchschnitt  der  Hügel  Gradac  und  Kulina  bei  Posusje 257 

„      3.    Grundriss  und  Durchschnitt  der  Ruine  Gradac 268 

„      4.    Bruchstück  eines  Kranzgeslmsos 259 

„      5.    Reliefköpfchen 269 

„      6—7.    Inschriften 260 

„      8-11.    Inschriften 261 

„    12—17.    Inschriften 262 

„    18.    Inschrift t»63 

„    19.    Bronzene  Mittel -La  Tdne- Fibel 263 

„    20.    Bruchstück  eines  Bronzemessers 263 

„    21.    Eiserner  Fingerring  mit  unterlegter  Pasta 263 

„    22.    Bronzene  Früh -La  T6ue- Fibel  mit  eraail  verziertem  Thierkopf 264 

„    23.    Bronzene  Mittel -La  T6ne- Fibel 264 

„    24.    Sternförmige  Scheibcnfibel   aiw  versilberter  Bronze 264 

„    26.    Bronzcfibel 264 

„    26—28.    Bronzenadelu 264 

„    29.    Silbernes  Löffelchen 264 

„    30.  Bronzenes  Löffelchcn 264 

„    31  —  32.    Bronzene  Stili 264 

„    33.    Bronzener  Fingerring 266 

„    34.    Bronzeknopf  mit  Furchenschmelz 265 

„    36.    Bronzeknopf 265 

„    36.    RingftJrmig  gekrümmte  Bronzefibel 266 

„    37.    Bronzenes  Kettenglied 265 

„    38.    Bronzener  Rcductionszirkcl 266 


Fig 

.39. 

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40. 

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41. 

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42. 

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88. 

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89. 

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90- 

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92. 

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93. 

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94. 

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95- 

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97. 

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98. 

ff 

99- 

ff 

101. 

ff 

102. 

ff 

103. 

Yerseiclinifis  der  Abbildungen.  XXI 

Seite 

Bronzener  Schlttssel 265 

Eiserner  Schlüssel 265 

Bronze 266 

Durchbrochenes  Beschläge 266 

Bronzereif 266 

Bronze 266 

Bmchstück  einer  Bronzestatuette 266 

Bronze 266 

Bronzenes  Blatt 266 

Bronze 266 

-51.    Eiserne  Lauzenspitzen 267 

Eisen 267 

Bronze 267 

Eisen 267 

Eiserner  Schlüssel 267 

Eisenhaken 267 

Omndriss  eines  römischen  Gebäudes 268 

Bronzefibel  mit  2  Nadeln 268 

-61.    Bronzene  Schnallen 268 

Bronzeschnalle,  mit  Silber  tauschirt 268 

-64.    Bronzebeschläge 269 

Nadelknopf,  Bronze 269 

Tutuluß,  Bronze 269 

Bronze 269 

Bronzene  Handhabe 269 

Bronzegriff 269 

Eiserne  Zange 269 

Bronzebügel 269 

Bronzener  Sporn 269 

Eiserner  Sporn 269 

Ei.<<emes  Pferdegebiss 270 

Pferdegebisstheil,  Bronze 270 

Bronzefibel  (hallstättisch) 271 

PferdftJrmiges  Bronzeanhängsel 271 

Eiserne  Lanzenspitze 271 

Spiralarmring,  Bronze 271 

Armring,  Bronze 271 

Kleiner  Spiralring,  Bronze 271 

Bronzene  Zierscheibc 271 

Hohlkelt,  Bronze 271 

Römische  Ruine  bei  Stolac 272 

Querschnitt  der  Wasserleitung  beim  Gebäude  Fig.  84  (AJ 273 

Zwei  römische  Gebäude  auf  dem  Felde  der  Salko  Dizdarid  bei  Stolac 273 

Mosaik  im  Räume  A  des  Hauses  I,  Fig.  86 274 

Mosaik  im  Räume  B  des  Hause^i  I,  Fig.  86 275 

Bruchstück  eines  Grabsteines 276 

-91.    Zie^elb ruchstücke  mit  Stempelinschriften 276 

Eiserner  Fingerring 277 

Bronzener  Fingerring 277 

Kniefibcl  mit  doppelter  Nadel,  Bronze 277 

-96.    Bronzene  Schnallen 277 

Rosette  aus  Bronzeblech 278 

Bronzeknopf 278 

-100.    Bronzene  Schlüssel 278 

Eiserne  Pfeilspitze 278 

Bronze 278 

Torso  einer  Sandsteinfig^ir 278 


XXII  Verzeichniss  der  Abbildungen. 

Seite 

Fig.  104—106.    Inschrifttragnientc 279 

„    106.    Ruine  eines  rOmirtchon  Gebäudes  bei  Proboj 280 

„    107.    BrucbstUck  einer  Thonröhre 280 

„    108.    Ziege Ibruclistttck  mit  Stern pelinsckrift 281 

„    109.    Bruchstück  eines  Säulchens 281 

„    110.    Quadratische  Tafel  aus  Kalkstein 282 

„    111.    Bronzek«pfchen  (von  einem  Griff?) 282 

„    112.    Bruchstück  von  der  rechten  Ecke  eines  KalkHteinblocke^ 282 

„    113.    Bnichstück  von  der  oberen  Seite  einer  Kalksteinplatte 288 

„    114.    BruclistÜck  von  der  linken  Seite  einer  Kalksteinplatte    .     .     . ' 283 

Hadimskj^,  W.    Archäologische  Tagebuchblfttter. 

Fig.  1.  Bronzener  Zierbnckel  aus  Öapljina 285 

„      2.    Bronzener  Ohrring  von  Capljina       285 

„      3.    Spitziger  Zierknopf,  Bronze,  aus  der  Gegend  von  Jajce 286 

„      4.    Romische  Kniefibel,  Bronze,  aus  der  Gegend  von  Jajce 287 

„      5—6.    Feuerateinsplitter  von  der  Gradina  bei  Kalesia 288 

„      7.    Eiserne  Pfeilspitze  von  der  Gradina  bei  Kalesia 288 

„      8.    Silberner  Fingerring  aus  der  Gegend  von  Gacko 289 

„      9.    Pilasterbasis  von  der  Careva  luka 290 

„    10.    Thonring 291 

„    11.    Thönemer  Spinnwirtel 291 

„    12.    Thonnäpfchen * 291 

„    13.    Thonbecher  (r^Jmisch) 291 

„    14.    Bronzener  Hohlcelt 291 

„    15.    Topfrandstück  mit  glattem  Bogenwulst 291 

„    16.    Topfrandsttick  mit  gekerbtem  Zickzack wulst 291 

„    17.    Topfl)mchstttck  mit  getupftem  Bogenwulst 293 

„    18.    Bodennabel  eines  ThongefKsses 293 

„    19.    Thongewicht,  viermal  durchbohrt 293 

„    20.    Bruchstück  eines  Drehscheibengefässes 293 

„    21.    Bronzener  Hohlkeit  mit  Aermchen 293 

„    22.    Randbruchstück  eines  flachen  Thontellers 293 

„    23—24.    Henkelbnichstücke  von  Thongefässcn 293 

„    25.    Verticaler  Henkel  (durchbohrter  Ansatz)  eines  ThongefKsses 293 

„    26.    Thonspule 293 

„    27.    Ziegelbruchstück  mit  Legionsstempel  aus  KladuSa  velika 295 

„    28.    Bronzene  Lanzenspitze  aus  Tihaljina 295 

„    29.    Bronzene  Mittel -La  T^ne- Fibel  aus  Gorica 295 

„    30.    Eiserne  Pfeilspitze  aus  Posufije 295 

„    31.    Colossale  Bronzetibel  aus  Ivanjska 296 

„    32.    Eiserne  Lanzenspitze  von  Hatelj 297 

„    33.    Bronzene  Doppelnädel  aus  Mile<^i 297 

Thallöczy,  Dr.  Ludwig  von.     Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer. 

Fig.  1.    Mladen  Subiö  und  Varignana  (Initial  einer  Münchener  Handschrift  des  letzteren)    .     .  301 
„     2.    Siegel  der  Gräfin  Maria  von  Helfenstein,  Herzogin  von  Bosnien.  (Aus  dem  Stuttgarter 

Staatearchiv) 314 

„     3.    Reliquiarium  der  Gemalin  des  Sandalj  Hranid  (im  Nonnenklosterschatze  zu  Zara)  .     .  321 

„     4.    Kartenskizze  des  Banates  Macho 332 

„     5.    Despotensiegel  Georg  Brankoviö,   1492  (Original  im  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-   und  Staate- 
Archiv  zu  Wien) 353 

„     6—8.    Siegel 357 

Truhelka,  Dr.  Ciro.     Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 

Fig.  1.    Stirnseite  des  Grabmals  im  Eminova^ko  polje  (Bez.  2npanjac) 403 

„     2.    Nekropole  bei  Dejdiöi  (Bez.  Sarajevo) 404 

„     3.    Nekropole  im  Praöko  polje  (Bez.  Sarajevo) 406 

„     4.    Denkmal  in  Koäutica -^06 


VeraoichniKH  der  AbbLldmi^n.  XXllI 

Seite 

Fig.  6—6.    Tumben  von  Prijevor  (Bilek) 406 

„      7.    Denkmal  von  Kriievioi 407 

„      8.    Säule  in  Kova^ine  (Popovo  polje) 407 

„      9.    Grabmal  des  Mahmut  Brankovi<^  in  Brankovidi 407 

„    10.    Denkmal  in  Plana  (Bilek) 408 

„    11.    Denkmal  in  Rudine  (Bilek) 408 

„    12.    Denkmal  in  Prijevor  (Bilek) 40y 

„    13.    Denkmal  in  Medjurijedje 409 

„    14.    Motive  aus  Dolnji  Bakidi  und  Ko&utica 410 

„    15.    Grabstein  in  Kriievidi , 410 

„    16.    Aus  Mala  Gostilja 410 

„    17 — 18.    Motive  aus  2akovo 411 

„    19.    Motiv  aus  Begovaia 411 

„    20.    Motiv  aus  Genida  bei  2ljebovi 411 

„    21—23.    Grabsteine  in  2akovo 412 

„    24.    Motiv  aus  Tihaljina 412 

„    26.    Denkmal  in  Prijevor 412 

„    26.    Motiv  aus  Cerin 412 

„  27.    Motive  aus  Kaloperovac  (A),  Kemensko  (BJ^  Gnojnica  (Cj^  Malo  polje  (7>j,  Bivolje 

brdo  (EJ * 412 

„    28.    Steinobelisk  mit  heraldischem  Motiv  aus  Dolnji  Bakici 414 

„    29.    Schwert  aus  einem  Grabe  bei  KupreS 416 

„    30.    Schwertformen  auf  GrabdenkniAlern 415 

„    31.    „Kolo"  auf  einem  Denkmal  in  2itomiäIid 416 

„    32.    Grabstein  in  Stari  Slano 416 

ff    33.    i^Kolo"  und  Hirschjagd  auf  einem  Denkmal  in  Gacko 416 

„    34.    Stirnseite  des  DcnkmaU  Fig.  33 416 

„    35.    „Kolo"  auf  einem  Denkmal  von  Nekuk 417 

„    36.    Porträtfigur  de«  Vojvodensohnes  Radoje  in  Vojvodina  bei  Stolac 417 

f,    37.    Skulptur  des  Meisters  Gmba6  in  Boljuni 417 

„    38 — 39.    Moderne  Grabkreuze  von  Spasovina  (Gornje  VrtoCc) 419 

„    40.    Jahreszahl  auf  einem  modernen  Grabkreuz 420 

„    41 — 45.    Grabsteine  von  Milaviöi  in  Dabar  polje 421 

„    46.    Grabstein  in  Boljuni  mit  der  Meistersignatur  „Gnibad" 423 

„    47.    Grabstein  in  Boljuni  mit  der  Meistersignatnr  „Semorad" 423 

„    48.    Platte  mit  Meisterinschrift  von  2akovo 423 

„    49.    Denkmal  von  Vlagjevina  bei  Rogatica 424 

„    50.    Inschrift  von  Poljice  bei  Trebinje 426 

„    51.    Inschrift  von  Milavici,  Dabar  polje 429 

„    52.    Inschrift  von  Koöerin 431 

„    53.    Grabstein  von  Zabrdjc 433 

^    54.    Inschrift  von  Zabrdje 433 

„    55.    Inschrift  von  Vlagjevina 436 

„    66.    Inschrift  von  Vlagjevina 436 

„    57 — 58.    Inschriften  von  Berkovidi 439 

„    69.    Grabkreu»  und  Inschrift  von  Nekuk  bei  Stolac 441 

„    60.    Inschriften  von  Radimnja  bei  Stolac 442 

„    61 — 63.    Inschrift  von  Radimnja  bei  Stolac 443 

„    64.    Inschrift  von  Vidoitak 444 

„    66.    Inschrift  von  Hodovo 446 

„    66.    Inschrift  von  Kmfievo 446 

„    67.    Waffenbild  mit  Inschrift  von  Kniacvo 446 

„    68.    Inschrift  von  KniSevo 447 

„    69.    Inschrift  von  Boljuni 447 

„    70.    Inschrift  von  Boljuni 448 

„    71—73.    Inschriften  von  Boljuni 449 

„    74.    Inschrift  von  Boljuni  (Rückseite  des  Steines) 45Q 


XXIV  Verzeichnififl  der  Abbildungen. 

Seite 

Fig.  75—78.    Inschriften  von  Boljnnl 461 

„      79.    Grabstein  von  Boljuni 462 

„      80.    Inschrift  von  Boljuni 453 

„      81.    Inschrift  von  Lastva 4Ö3 

„      82.    Inschrift  von  2upa 464 

„      83.    Grabmal  von  Podgradinje 454 

„      84.    Inschrift  auf  dem  Bteinkrenz  von  Podgradinje 465 

„      85.    Inschrift  von  Podgradinje 456 

„      80.    Inschrift  von  Derani                     456 

„      87.    Inschrift  von  Lastva 467 

„      88.    Inschrift  von  Veliöani 458 

„      88.    Denkmal  von  Arapi 458 

„      89.    Inschrift  an  dem  Denkmal  von  Arapi 458 

„      90 — 91.    Inschrift  von  Burmazi 459 

„      92.    Inschrift  von  Rapti 460 

„      93.    Steinsäule  an  der  Trebinj^ica 460 

„      94.    Felsinschrift  von  2akovo 460 

„      96.    Denkmal  und  Inschrift  von  Poljice 461 

„      96.    Inschrift  von  Sreda 461 

„      97.    Inschrift  von  2akovo 462 

„      98.    Inschrift  von  2akovo 463 

„      99.    Kreuz  mit  Inschrift,  von  Han  Pobrdnica 463 

„    100—101.    Inschriften  von  Stari-Slano 464 

„    102—103.    Denkmal  von  Precko  poljo 465 

„    104.    Grabstein  von  Presjenica 466 

„    105.    Inschrift  von  Presjenica 467 

„    106.    Geometrische  Figur  auf  dem  Grabstein  von  Presjenica 467 

„    107.    Bauinschrift  von  Jo&anica 467 

„    108.    Das  Gräberfeld  von  Vladjevina 468 

Hörmann,  Constantin.    Epigraphische  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter. 

Fig.  1 — 2.  Grabdenkmal  des  Fürsten  Bati<S  bei  KopoSid  (Bezirk  Visoko) 481 

„     3.    Ansicht  des  (umgestürzten)  Grabsteines  Fig.  1 — 2  nach  einer  photographischen  Aufnahme  482 

„     4.    Inschrift  des  Grabsteines  Fig.  1—3 483 

r,     5.    Ansicht  der  alten  Gräberstätte  von  Staro  solo  bei  Jajce 486 

„     6.    Sculpirter  Grabstein  von  Staro  selo  bei  Jajce,  in  zwei  Ansichten 486 

„     7.    Durchschnitt  der  Gruft  und  des  Grabmals  des  Kadojica  ßili(f  in  Staro  selo  bei  Jajce  .  486 

„     8.    Inschrift  des  Grabsteines  Fig.  7 488 

„     9.    Inschrift  auf  einem  Grabsteine  bei  Han  OorsuHd  (Bezirk  Tuzla) 490 

„  10.    Inschrift   auf  einer   Gruftplatte   vor  dem   Altar  der  orientalisch-orthodoxen   Kirche    in 

Vlahovidi  (Bezirk  Ljubinje) 492 

„     11.    Inschrift  auf  der  Grabplatte   beim  Eingange  der  orientalisch  -  orthodoxen    Kirche  in 

Vlahovidi  (Bezirk  Ljubinje) 493 

jf     12.    Bteinkreuz  im  Dorfe  Miljanovic'i  (Bezirk  Ljubinje 496 

„     13.    Inschrift  des  Steinkreuzes  Fig.  12 495 

„     14.    Grabstein   des   Radosav   Du^id  und   seines   Sohnes  Cvjetko  in  Prcmilovopolje  (Bezirk 

Ljubinje) 495 

„     15.    Grabstein  in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje) 496 

„     16.    Umgestürztes  Grabmal  de§  Pavao  Radovid  in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje)      .     .  496 

„     17 — 18.    Grabsteine  in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje) 496 

„     19.    Grabplatte  in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje) 497 

„     20.    Grabkreuz  des  Raskoja  in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje) 497 

„     21.    Grabstein  des  Poznan  Goranic  in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje) 497 

„     22.    Inschrift  auf  einer  Grabplatte  in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje) 497 

„     23.    Inschrift   auf  dem   Grabsteine   des   Dabi2iv   Dra*kovi(^   bei  Dubnica  in  der  Nähe  des 

Dorfes  Srpska  Kalesija 498 

„     24.    Inschrift  auf  einer  Gral>stele  bei  Dubnica  in  der  Nähe  des  Dorfes  Srpska  Kalesija  499 


Veraeichnisfl  der  Abbildnn^en.  XXV 

Seite 

Fig.  25.    Stirnseite  eines  Grabsteines  bei  Dnbnica  in  der  Nfthe  des  Dorfes  Srpska  Kalesija  .     .  500 

„     26.    Inschrift  auf  einer  Grabstele  bei  Zaseok 500 

„     27.    Inschrift  auf  einem  sarkophagf^rmigen  Grabsteine  in  Mr^itSi  (Bezirk  Vlasenica)      .     .  501 

y,     28.    Stirnseite  vom  Grabsteine  des  Divac  in  MrSif^i 501 

„     29.    Stirnseite  eines  Grabsteines  in  Mr$i<^i 502 

Truhelka,  Dr.  viro.     Eine  apokryphe  Inschrift  des  Herzogs  Stephan  an  der  Kirche  zn  Gorazda. 

Fig.  1.    Apokryphe  Baninschrift  an  der  Kirche  zn  Gorazda 508 

—  Prähistorische  Bronzen  aus  dem  Bezirke  Prozor. 

Fig.  1.    Doppelspirale  ans  Bronzedraht 510 

„      2.    Doppelspirale  ans  Bronzedraht 511 

„      3.    Bronzener  Hohlcelt 511 

„      4.    Spät-La  T^ne-Fibel 511 

„      5.    Bruchstück  einer  Spät-La  Tene- Fibel  (Bronze) 611 

„      6.    Spiralrolle  aus  Bronzedraht 511 

„      7.    Bronzener  Armring 511 

,      8.    ThOneme  Spule 511 

^      9—10.    Thonwirteln 511 

„    11.    Thonpyramide 511 

„    12.    Bronzene  Spiralfeder 511 

p    13.    Bronzenes  Löffelchen 511 

„    14.    Bronzenes  LOfTelchen  von  Kolunic 611 

—  Steinkisten-Turauli  in  der  Hercegovina. 

Fig.  15.    Grabhügel  bei  Broöanac 512 

„     16.    Steinkiste  im  Tumulus  I  bei  Bro^anac 513 

„     17.    Die  Steinkiste  Figur  16  von  oben 513 

„     18.    Steinkisten-Tumulus  in  Gradac 513 

^     19.    Steinkistengraber  im  Tumulus  Fig.  18 613 

„     20 — 21.    Schmuckringo  ans  Bronzcblech  mit  getriebenem  Ornament 515 

,     22.    Schmnckring    aus    Bronzeblech    mit   getriebenem    Ornament    (aufgerollt)    aus    einem 

Tumulus  an  der  Radimnja  bei  Stolac 515 

r,     23.    Bronzene  Bogeniibel  mit  viereckiger  Fussplatte,  palmettenftJrmigem  Kopf  und  ange- 
nieteter Nadel  aus  einem  Tumulus  an  der  Radimnja  bei  Stolac 515 

„     24.    Bronzene  Bogeniibel  mit  viereckiger  Fussplatte  und   angenieteter  Nadel  aus   einem 

Tumulus  an  der  Radimnja  bei  Stolac 515 

„     25.    Bronzene  Bogenfibel   mit   viereckigem  Fusse  und  angenieteter  (jetzt  fohlender)  Nadel 

aus  einem  Tumulus  an  der  Radimnja  bei  Stolac 515 

r,     26.    Doppelnadel  (Bronze)  aus  einem  Tumulus  an  der  Radimnja  bei  Stolac 515 

„     27.    Bruchstück  eines  Armringes  ans  schwarzem  Glase 515 

Fiala,  Franz.     Archäologische  Notizen. 

Fig.  28.    Kupferaxt  aus  KosovaÄa  (Bez.  Zvomik) 519 

„     29.    Silberne  rfJmische  Armbmst-Charnierfibel  aus  Dejcici 519 

„     30.  Bruchstück  eines  Hämischen  Eisenmessers  aus  Dejcici 519 

„     31 — 32.    Römische  Thonlampen  aus  Sovici 519 

„     33.    Bronzener  Handspiegel  von  LjubuSki 521 

„     34.    Frührömische  Chaniierfibel  aus  Bnmze  von  Ljubu^ki .     .  521 

y,     35.    Bronzener  Bügel  von  LjubuSki 621 

„     36.    Fibelbügel  aus  Bronze,  von  LjubuAki 521 

„     37.    Bronzener  Spatel  mit  kolbigem  Knauf  von  LjubuSki 521 

„     38.    Bronzegeräth,  stabftJrmig  von  LjubuSki 521 

„     39 — 40.    Bruchstücke  von  beinernen  Griffeln  von  LjubuSki 521 

„     41.    Bronzener  Beschlagring  von  Ljubuski 521 

„     42.    Bronzering  von  LjubuSki 521 

n     43.    Glasfläschchen,  kugelig  mit  abgebrochenem  Halse,  von  Ljubuski 521 

„     44.    Glasfläschchen,  kolbig,  von  LjubnSki 521 

„     45.    Glasfläschchen,  kolbig,  mit  ausgeschnittenem  Mundsaum,  von  Ljubuski 521 

„     46.    Gla.sfläschchen,  kolbig,  von- Ljubunki 521 

c 


XXVI  Verzeichnis8  der  Abbildungen. 

Seite 

Fig.  47.    Glasfläflchchen  mit  sckietem  Hals  von  Ljubuuki 521 

„     48.    Gerippte  blaue  Glasperle  vou  Ljubuski 621 

„     49.    Dunkelgrüne  Perle  mit  gelben  EmaiUtreifen  von  Ljubuski 521 

„     50 — 52.    Gerippte  grüne  Glasperleu  vou  LjubuSki 521 

„     63.    Kappenförmiger  Brouzebeschlag  von  LjubuSki 621 

n     54.    Glastropfen  vou  LjubuSki 521 

„     55.    Grundriss  des  befestigten  römischen  Lagers  bei  Struge  (Hercegovina) 522 

Truhelka,  Dr.  CAro.     Aufdeckung  einer  römischen  Ruine  in  Vitina  (Hercegovina). 

Fig.  56.    Römische  Ruine  in  Vitina 523 

y,     57.    Schnallenriug  (Bronze)  aus  Vitina 624 

^     58.    Bronzeknopf  aus  Vitina 524 

„     59.    Ziegelfragmeut  mit  Legionsstempel  aus  Vitina 524 

„     60.    Römische  Ruine  bei  Borasi  und  Sockclplatte  aus  der  Apsis  derselben 624 

„     61.    Pfeiler  (Altarfuss)  aus  der  Ruine  vou  Borasi 524 

—  Eine  Abraxasgemme. 

Fig.  62.    Abraxas-Gemme  aus  Srpski-Volari  bei  Prijedor 528 

Hör  mann,  Constantin.     Ein  alter  Holzmuhur. 

Fig.  1.    Alter  Holzmuhur 572 

Fiala,  Franz.     Figurale  Schnitzerei  au  dem  Blashom  eines  Dudelsackes. 

Fig.  2 — 3.    Hölzerne   Schallpfeife    eines    Dudelsackes    mit   Schnitzereien    aus  dem    nördlichen 

Bosnien 573 

Lilek,  Em.    Erzeugung  „lebendigen"  Feuers  in  Bosnien  und  der  Hercegovina. 

Fig.  4.    Apparat  zur  Gewinnung  „lebendigen"  Feuers  in  Jablanica 574 

„     5.    Feuerzeug  „Cekrk"  aus  Dolac  bei  Sarajevo 574 

Vavrovid,  Josef.     Die  Vjetrenica-Höhle  bei  Zavala. 

Fig.  1.    Die  „Öirjaci**  (Kirchenleuchter),  Stalagmiten  in  der  Vjetrenica-Höhle 588 

„     2.    Die  „Pjati"  (Schüsseln),  Tropfsteinbecken  in  der  Vjetrenica-Höhle 688 

r,     3.    HerzfÖnnige  Stalaktiten  in  der  Vjetrenica-Höhle 689 

„     4—5.    Stalaktiten  in  der  Vjetrenica-Höhle 589 


I.  THEIL. 


ARCHÄOLOGIE  UND  GESCHICHTE. 


Band  ITT. 


A.  Berichte  und  Abhandlungen. 


Die  Ergebnisse   der  Untersuchung  prähistorischer  Grab- 
hügel auf  dem  Glasinac  im  Jahre  1893. 


Von 

Franz  Fiala, 

Cnstoeadjunct  am  bosD.-beroeg.  Landesmuaeam. 
(Mit  1  Tafel  und  81  Abbildungen  im  Texte.) 


L  Vorwort. 

Wie  im  Jahre  1892,  so  wurde  auch  im  Berichtsjahre  das  Hauptgewicht  darauf 
gelegt,  einestheils  neue  parallele  Zonen  in  der  Richtung  von  West  nach  Ost  gründlich 
zu  erforschen,  anderentheils  die  Untersuchung  früher  in  AngriflF  genommener  Nekro- 
polen  zu  vollenden. 

In  Anbetracht  des  coupirten  Terrains  des  den  „Ravni  Glasinac"  begrenzenden 
Hügellandes  wird  der  Umstand  nicht  befremden,  dass  trotz  der  mehrjährigen  For- 
schungen in  diesem  Gebiete  noch  in  jedem  Jahre  neue  Nekropolen  entdeckt  werden. 
Die  Tumuli  sind  im  dichten,  pfadlosen  Gestrüpp walde  sehr  schwer  auffindbar;  oft 
musste  die  Axt  den  Weg  zu  denselben  bahnen.  Auch  im  gut  bebauten  Acker-  und 
Wiesenland  sind  sie,  besonders  die  flacheren,  schwer  zu  erkennen,  so  dass  oft  ein 
blosser  Zufall  zur  Entdeckung  einer  Tumulusgruppe  fUhrt. 

Gerade  der  gut  erforschte  Westen  des  Gebietes  gab  im  Berichtsjahre  Gelegenheit 
zur  Auffindung  zweier  an  den  Grenzen  des  Waldlandes  der  Romanja  planina  gelegenen 
Grabhügelgruppen,  der  von  Vraä6i  und  der  von  Sokoladkopolje.  Im  Südtheile,  bereits 
im  Flussgebiete  der  Praöa,  wurden  drei  bisher  unbekannte  Wallburgen,  sowie  Gräber- 
felder bei  Bijak,  Loznik  und  Mioäi6i  entdeckt  und  durchforscht. 

Es  scheint  das  Tumulusgebiet  des  Glasinac,  sowie  es  seine  Ausstrahlungen  oder 
Fortsetzungen  nach  Osten  zu  über  Rogatica  bis  zur  Seme6  planina  besitzt,  auch  solche 
nach  Süden  zu  bis  nach  Fo£a  zu  haben.  Auch  scheint  es  dem  Berichterstatter  überaus 
glaubhaft,  dass  der  Glasinac  nur  einen  kleinen  Theil  des  ganz  Mittel-  und  Südbosnien 
sowie  die  Hercegovina  umfassenden,  der  ehemaligen  illyrischen  Besiedelung  des  Landes 
entsprechenden  Verbreitungsgebietes  dieser  Gräberform  darstellt. 

Ausser  der  Untersuchung  der  früher  genannten  Nekropolen  wurden  noch  die 
Arbeiten  in  Podpeiine,  Borovsko,  Taline,  Öitluci  und  Pariieviii-Ljubovine  zu  Ende  ge- 

1» 


^  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

fuhrt,  80  dass  die  Zahl  der  eröffneten  Tumuli  140  beträgt.  Der  Verfasser  hat  im  fol- 
genden Fundberichte  die  im  Vorjahre  benützte  tagebuchartige  Form  beibehalten.  Mass- 
gebend hiefür  war  die  Erwägung,  dass  zu  einer  endgiltigen  und  zusammenfassenden 
Arbeit  über  die  Culturgruppe  von  Glasinac  in  erster  Linie  eine  Reihe  eingehender 
Fundberichte  gehört,  die  alle  bei  der  Eröffnung  der  einzelnen  Grabhügel  gemachten 
Beobachtungen  enthalten.  Form  der  Gräber  und  Bestattungsweisen  müssen  mitberück- 
sichtigt werden. 

Zur  Abbildung  gelangten  nur  die  bisher  unbekannten  Foi-men  oder  Abweichungen 
von  bekannten  Typen;  bei  beiden  wurden  auch  die  genauen  Masse  angegeben. 

Die  Bezeichnungen  der  Artefacte  sind  dieselben  wie  im  Fundberichte  1892,  nur 
wurde  anstatt  „Spiralfibel"  der  von  Dr.  M.  Hoernes  vorgeschlagene  Ausdruck  „Brillen- 
spiralfibel"  acceptirt.  Für  die  Classification  der  Fibeln,  insbesondere  der  Bogenfibeln, 
blieb  die  einschlägige  Arbeit  von  Dr.  M.  Hoernes^)  dem  Verfasser  massgebend.  Für 
die  so  häufig  vorkommenden  flachen,  1 — 4  Cm.  im  Durchmesser  haltenden  Bronze- 
ringe wurde  nur  dann  der  Ausdruck  „Fibelringe"  angewendet,  wenn  dieselben  direct 
an  eine  Fibel  gehängt  oder  in  der  nächsten  Nähe  einer  solchen  gefunden  wurden.  In 
allen  anderen  Fällen  werden  sie  als  „Schmuckringe"  bezeichnet. 

Eine  nähere  Besprechung  der  im  Berichtsjahre  gemachten  neuen  Beobachtungen 
folgt  am  Schlüsse  des  Fundberichtes. 


IL  Fundbericht. 

1.  Ilijak. 

Dieses  5  Kilometer  nordöstlich  von  Dolnja  Praöa  liegende  Nekropolengebiet  ge- 
hört nicht  mehr  zum  eigentlichen  Glasinac,  hängt  aber  mit  demselben  durch  die 
Nekropolengruppen  von  JakSin  do  und  Djedevi6i  aufs  engste  zusammen.  Die  Wallburg 
Ilijak  ist  auf  einem  an  der  Westseite  in  nahezu  senkrechten  Wänden  abfallenden  Fels- 
kegel oberhalb  der  Häusergruppe  Konovi6i  in  einer  Seehöhe  von  1033  M.  situirt;  die 
Form  des  Walles  (Figur  1)  ist  die  eines  an  der  Basisseite  offenen  Trapezoides;  die 
Länge  desselben  beträgt  356  M.,  die  Breite  3  M.  und  die  erhaltene  Wallhöhe  1  M. 
Der  6  M.  breite  Eingang  ist  an  der  Nordseite  angebracht.  Das  Materiale  des  Walles 
bildet  eine  festgestampfte  Mischung  von  Erde,  Schotter  und  Klaubstein.  Nach  den  vor- 
handenen Schuttmassen  zu  urtheilen,  muss  die  ursprüngliche  Wallhöhe  mehr  als  2  M. 
betragen  haben.  Eine  in  der  Wallburg  vorgenommene  Probegrabung  förderte  ausser 
zahlreichen  Fragmenten  von  Freihandgefässen  und  Thierknochen  auch  das  Fragment 
eines  zierlichen  griechischen  Gefksses  von  Skyphosform  zu  Tage.  Von  den  Umwohnern 
wurde  mir  berichtet,  dass  heftige  Regengüsse  auch  zeitweise  eiserne  Lanzen  und  Messer- 
klingen am  Ostgehänge  des  Berges  herabgeschwemmt  hätten.  Die  Nekropole  liegt  fol- 
gendermassen  um  die  Wallburg  gruppirt.  Am  Fusse  des  Nordabhanges,  ungefilhr  80  M. 
von  demselben  entfernt,  findet  sich  eine  Gruppe  von  5  Tumulis  (I— V  des  Berichtes); 
die  Entfernung  derselben  untereinander  beträgt  kaum  1*5  M.  Ungefilhr  130  Schritte 
nordöstlich  von  diesen  Gräbern  sind  7  Tumuli  (VI — XII)  in  einer  Geraden  situirt. 
Verfolgt  man   das  Plateau   ungefähr   1  Kilometer  weit  in  nordwestlicher  Richtung,   so 


^)  Grabhügelfunde   von  QlaBinac  in  Bosnien.    (Mitth.  der  Anthropol.  Qesellschaft,    XIX.  Bd.,  8.  134 
bbf   149.)    Wien  1889. 


Fiala.    Untersachnng  prähißtorischer  Grabhügel  aaf  dem  Glasinac.  5 

gelangt  man   auf  der  Anhöhe  Rajno  brdo  zu  einer  Gruppe  von  13  Hügelgräbern,   die 
sehr  nahe  beisammen  liegen  (XIII — XXV). 

Die  Aussicht  von  der  Wallburg,  sowie  von  sämmtlichen  Orten,  wo  Gräber  situirt 
sind,   ist  grossartig.     Das  ganze  herrliche  Gebirgspanorama  des  Südens  und  Westens, 


Tttirutli  ^ 


Fig.  1.    Die  Umwaüung  von  Ilijak. 


der  Trebevi6,  die  Gola  Jahorina,  die  Kiek  planina  und  der  Ranjen,  entrollen  sich  fast 
in  greifbarer  Nähe  vor  dem  Auge  des  Beobachters,  während  die  im  Vordergrunde  ge- 
legenen lachenden  Thalgründe  eine  ebenso  stimmungsvolle  ab  willkommene  Abwechs- 
lung zu  dem  grandiosen  Gebirgsbilde  darbieten.  Das  Gelände  um  den  Ilijak  ist  frucht- 
bar und  sehr  gut  angebaut.     Die  Nekropolen  liegen  auf  Weidegrund. 

Tumulus  I.     Durchmesser  8*5  M.,   Höhe   1  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein  und 
Erde,  mit  Rasen  bewachsen. 


Fig.  2.    Bronzener  Armreif  (*/i). 


Fig.  3.    Bronzeknauf  von  einem  Sehwerte  (*/i). 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Im  Südwestquadranten  Leichenbrand  mit  Thonscherben,  einem  halben  Spinnwirtel 
und  Eisenschlacke.  Im  Nordwestquadranten  Reste  einer  ganzen  Bestattung  mit  folgenden 
Beigaben:    2  hülsenfbrmige  Gelenkreifen   aus  Bronzedraht  in   Form   einer  Spirale   von 

drei  Umgängen  (Figur  2,  Vi  na*-  ör.);  der 
mittlere  Spiralumgang  ist  bandartig  ausge- 
hämmert und  mit  zwei  Reihen  eingravirter, 
durch  zwei  parallele  tangentiale  Striche  ver- 
bundener Würfelaugen  verziert ;  Höhe  3  Cm., 
Durchmesser  4'5  Cm.  —  SchUesse  aus 
Bronzeblech,  in  dem  Mittelfelde  eine  kreuz- 
förmige Verzierung.  —  Bronzener  Knauf  eines 
Eisenschwertes  (Figur  3  und  4,  Vi  ^a*-  Gr.); 
Höhe  3  Cm.,  Durchmesser  7  Cm.;  von  der  zugehörigen  Schwertklinge  fanden  sich  nur 
wenige  Splitter.  —  Fragment  einer  eisernen  Lanzenspitze. 


Fig.  4.   Bronzeknauf  von  einem  Schwerte  (*/i). 


Fig.  6.   Bronzeschüssel  (*/4). 


Fig.  6.   Bronzebecher  (^/g). 


Fig.  7.    BronzeBchale  (Vs). 


Tumulus  n.  Durchmesser  15  M.,  Höhe  2M.;  aus  Bruch-  und  Klaubsteinen,  am 
Scheitel  mit  Wachholderbüschen  bestanden. 

4*5  M.  vom  Westrande  entfernt  lagen  auf  einem  0*7  M.  hohen  Steinpodium  die 
Reste  eines  von  Nordwest  nach  Südost  orientirten  Skeletes  mit  folgenden  Artefacten: 
1   grosse,   aus   Bronzeblech   getriebene  Schüssel  mit  nach  auswärts  umgebogenem,  mit 


Fiala.    Untersachung  prähistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac.  i 

kleinen  getriebenen  Buckeln  verziertem  Rande  und  aufwärts  gewölbtem  Boden;  Höhe 
13  Cm.,  Durchmesser  34  Cm.  (Figur  5,  Vi  ^**-  Q^r.).  —  1  aus  Bronzeblech  getriebener 
Becher  von  Skyphosform,  die  Henkel,  von  denen  nur  die  Ansatzstellen  ersichtlich, 
waren  aus  Eisen;  Höhe  7  Cm.,  Durchmesser  an  der  Mündung  11'2  Cm.,  Durchmesser 
am  Boden  4*2  Cm.  (Figur  6,  Va  i^^t.  Gr.).  —  1  Schale  aus  0*15  Cm.  starkem  Bronze- 
bleche, der  Boden  mit  emporgewölbtem  Nabel  (Form  der  griechischen  Patera);  Durch- 
messer 16  Cm.,  Höhe  5*3  Cm.  (Figur  7,  Va  nat.  Gr.).  —  2  Beinschienen  aus  Bronze- 
blech, mit   getriebenen,   aus  Buckeln  und  verschiedenen  Punktreihen  combinirten  Ver- 


IHg.  8  und  9.    Zwei  Beinschienen  aus  Bronzeblech  (^/s). 


zierungen;  an  beiden  Seiten  sind  drei  Bügel  mit  Ringen  zum  Durchziehen  des  Befesti- 
gungsriemens angebracht;  Länge  33  Cm.,  Breite  25  Cm.  (Figur  8  und  9,  Vs  i^at-  Gr.).  — 
2  massive  Gelenkringe  aus  Bronzeguss,  mit  übergreifenden  Enden,  gravirt.  —  1  Zierstück 
aus  Bronzeguss,  radförmig  (Figur  10,  Vg  nat.  Gr.).  —  1  Schmucknadel  aus  Bronze,  mit 
Vorstecker  (Figur  11,  %  nat.  Gr.).  —  1  Zierscheibe  aus  Bronze  mit  Lappenkranz  und 
gravirter  Mittelrosette.  —  46  bronzene,  mit  Schlitzen  versehene  Doppelbuckelknöpfe  und 
4  mit  Schlitzen  versehene  einfache  Buckelknöpfe;  diese  Knöpfe  bildeten  vermuthlich  eine 
Art  von  Brustpanzer,  von  welchem  Figur  12  in  ^/^  nat.  Gr.  ein  wahrscheinliches  Bild 
zu  geben  versucht.  —  1  griechische  bronzene  Schale  mit  eierstabförmig  gebuckelter  Wan- 


8 


I.  Arohftolog^e  und  Geschichte. 


dung  (Figur  13,  Vs  °ft*-  Gr.);  Durchmesser  am  Boden  8  Cm.,  Durchmesser  an  der 
Mündung  18  Cm.,  Höhe  6  Cm.;  die  Schale  war  ebenso  wie  bei  dem  im  Vorjahre  nächst 
Öitluci  gemachten  Funde  ^)  als  Kopfbedeckung  der  Leiche  benutzt,  denn  es  wurden  in 


Fig.  10.    RadftJrmiges 
Brouzestück  (»/«)• 


^ 


W 


Fig.  11.    Bronzene 

Schmuckuadel 
mit  Vorstecker  ('/j). 


Fig.  12.    Wahrscheinliche  Anordnung  der  Buckelknöpfe 
(in  Tum.  II.  Ilijak)  auf  einem  Brustpanzer  (^j^). 


Fig.  14. 

Wetzstein,  in  Bronze 

gefasst  (Va). 


Fig.  13.  Bronzeschale,  als  Kopfbedeckung  verwendet  (Vs)- 


der  ausfüllenden  Erdmasse  Fragmente  der  Schädeldecke  und  Zähne  gefunden.  —  1  Collier 
aus  kleinen  runden  Bernsteinperlen.  —  1  länglicher  Wetzstein  aus  weissem  Kalkschiefer, 
in   einer  zum  Anhängen   eingerichteten   BronzedüUe   gefasst   (Figur   14,    Vs   ^^^'  ö^r.); 


^)  Siehe  diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  136,  Figur  19  f. 


Fiala.    Untersachang^  prähistorUcher  Grabhügel  auf  dem  Glasinac.  9 

Länge  24  Cm.  —  Bruchstücke  eines  Schwertes  (in  Eisen  ausgeführte  Bronzezeittype); 
der  Knauf  und  die  GriflFschalen  sind  aus  Bronzeguss  gefertigt,  die  zweischneidige,  mit 
Mittelrippe  versehene  Klinge  endigt  in  eine  kurze  eckige  Spitze  und  zeigt  noch  die 
Spuren  einer  hölzernen,  mit  einer  Art  Gewebe  überzogenen  Scheide;  der  Knauf  ist  mit 
kleinen  eingravirten  Kreisen  und  Strichen  verziert  (Tafel  I,  Figur  1  und  la,  V-s  i^at-  Gr.).  — 
2  eiserne  Lanzenspitzen  mit  lorbeerformigem  und  mit  Mittelrippe  versehenem  Blatte. — Frag- 
mente einer  eisernen  Brillenspiralfibel.  —  bn  Aufschüttungsmateriale  des  Tumulus  waren 
zahlreiche  Fragmente  von  Thongefkssen  vorhanden.  Die  Lage  der  Artefacte  an  und  bei 
der  Leiche  war  folgende:  Die  grosse  bronzene  Schüssel,  in  welcher  sich  der  bronzene 
Skyphos  befand,  stand  rechts  neben  der  Hüfte,  auf  den  mit  Beinschienen  bekleideten 
Unterschenkehi  lag  die  bronzene  Patera.  Schwert  und  Schleifstein  lagen  auf  den  Ober- 
schenkehi,  Knöpfe,  Nadel  und  Bemsteinperlen  waren  auf  der  Brust  verstreut.  An  der 
Stelle  des  Hauptes  lag  die  als  Kopfbedeckung  verwendete  Schüssel,  rechts  davon  zwei 
Lanzenspitzen,  zwei  Gelenkringe  und  das  radförmige  bronzene  Zierstück.  Die  pracht- 
volle Ausstattung  des  Grabes  rechtfertigt  den  Schluss,  dass  wir  es  mit  der  Leiche  eines 
Häuptlings  zu  thun  haben. 

Tumulus  HL  Durchmesser  13'5  M.,  Höhe  1'5  M.;  aus  Erde  und  Bruchsteinen, 
mit  Wachholdergebüsch  bewachsen,  am  Scheitel  eingesunken. 

Im  Tumulus  9  von  Nordost  nach  Südwest  orientirte  ganze  Bestattungen.  Die 
Skelete  lagen  in  verschiedenen  Horizonten,  ein  Zeichen,  dass  die  Bestattungen  im 
Tumulus  nicht  auf  einmal,  sondern  nacheinander  erfolgten.     An  einer  Stelle  im  Hügel 


Fig.  15-16.    Geschlitzte  Bronzeknöpfe  (Vi). 

war  auch  deutlich  ersichtlich,  wie  die  durch  Nachbestattung  einer  Leiche  verursachte 
Oeffnung  nachträglich  mit  Schlägelschotter  verschüttet  wurde. 

Beigaben  bei  Leiche  I:  1  eisernes  Schwert,  52  Cm.  lang;  die  Klinge  im 
untersten  Drittel  verbreitert  und  in  eine  lange  Spitze  ausgezogen.  Auf  dem  Eisen  Spuren 
einer  hölzernen  Scheide.  Die  Klingenform  gleicht  dem  bei  Sacken,  Das  Grabfeld  von 
Hallstatt,  Tafel  VI,  Figur  5  abgebildeten  Stücke  (Tafel  I,  Figur  3,  Vs  nat.  Gr.).  —  1  eiserne 
Lanzenspitze  von  19*2  Cm.  Länge  und  4*5  Cm.  Breite. 

Beigaben  bei  Leiche  H:  1  Haarreif  aus  Bronzeblech,  mit  gravirten  Verzie- 
rungen. —  1  Schliesse  aus  Bronzeguss,  Mittelfeld  gravirt.  —  2  hülsenförmige  Gelenkreifen 
aus  Bronzeblechspiralen  in  sieben  Umgängen.  —  42  flache,  mit  Schlitzen  versehene  Knöpfe 
aus  Bronze  (Figur  15  und  16,  Vi  ii**-  Gr.).  —  8  pflaumenförmige  geschlitzte  Anhängsel  aus 
Bronze  (Figur  17,  7i  nat.  Gr.).  —  2  zweischleifige  eiserne  Bogenfibeln.  —  1  Habschnur 


10 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


aus  blauen  Glasperlen  und  Bemsteinperlen.  —  1  Schmucknadel  aus  Bronzeguss  mit 
schraubenförmiger  Verzierung  unterhalb  des  Kopfes  (Figur  18,  Va  ^^^'  Gr,),  —  160  kleine 
Bronzeknöpfe,  0*5  Cm.  im  Durchmesser. 

Beigaben  bei  Leiche  IH:  1  Stirnreif  aus  Bronzeblech  mit  gravirten  geradlinigen 
Verzierungen.  —  2  Gelenkreifen  aus  spiralig  gewundenem  Bronzebleche.  —  1  Schliesse 
aus  Bronze,  mit  gravirter  Mittelrosette.  —  1  Schmucknadel  aus  Bronzeguss  (Figur  19, 
Vs   nat.   Gr.),   Länge   11*8   Cm.  —  2  bronzene  Nadeln  von  Scheibenfibeln  (Figur  20, 


Fig.  17.  Geschlitztes 

Anhängsel 

aus  Bronze  (*/|). 


Fig.  19.   Bronzene 
Schmucknadel 


Fig.  20. 
Unterer  Theil  einer  Brillenscheibenfibel,  Bronze 

(Vi). 


Fig.  21. 

Schliesse  oder 

Anhängsel, 

Bronze  (Vi). 


Fig.  22. 
Thongefilss  (Vi). 


Fig.  18.  Bronzene 

Schmucknadel 

(Vs). 


Vi  nat.  Gr.),  Länge  9*3  Cm.  —  1  kleine  bronzene  Schliesse  (Figur  21,  Vi  nat.  Gr.),  Länge 
4-4  Cm.,  Breite  2-7  Cm.  —  1  zweihenkeliges  Töpfchen  (Figur  22,  V,  nat.  Gr.),  Durch- 
messer an  der  Mündung  5*8  Cm.,  am  Bauche  9*2  Cm.,  Höhe  5'7  Cm.,  Boden  rund, 
ausgebaucht.  Das  GefUss  stand  beim  Kopfe  der  Leiche. 

Beigaben  bei  Leiche  IV:     1    Schliesse   aus   Bronzeguss   mit  gravirtem   Mittel- 
felde. —  1  Pincette  aus  Bronzeblech,  gravirt.  —  1  eiserne  Lanzenspitze. 

Beigaben  bei  Leiche  V  (Kinderleiche).     2   bronzene   Gelenkringe  (Spiralen   in 
2  Umgängen). 


Fiala.    Untersuchung  prUhistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac. 


11 


Beigabe  bei  Leiche  VI:     1  runde  Schliesse  aus  Bronzeguss. 

Beigabe  bei  Leiche  VII:     1  thönernes  Käunchen  beim  Haupte  der  Leiche. 

Beigaben  bei  Leiche  VIII:  1  durchbohrtes  Steinscheibchen;  1  Fragment  einer 
bleiernen  Zierplatte;  Fragmente  eines  Spiralarmbandes  aus  Silberdraht. 

Beigaben  bei  Leiche  IX:  1  Stirn-  oder  Haarreif  aus  Bronzeblech,  gravirt.  — 
2  massive  Gelenkringe  aus  Bronzeguss,  mit  übergreifenden  Enden  und  Gravirung.  — 
1  bronzene  Perle.  —  1  bronzene  gelappte  Schliesse  mit  kreuzförmigem,  durchbrochenem 


Fig.  23—24.    Beinschienen  aus  gravirtem  und  getriebenem  Bronzeblech  (*/>) 


und  gravirtem  Mittelstücke.  —  2  Beinschienen  aus  Bronzeblech,  auf  jeder  Seite  mit  3  bron- 
zenen Ringen  zum  Durchziehen  des  Binderiemens.  Die  Decoration  besteht  theib  aus 
Treibarbeit,  theils  aus  Gravirung  imd  es  macht  den  Eindruck,  als  ob  die  Schienen  aus 
einem  ursprünglich  gravirten  und  zu  einem  anderen  Zwecke  bestimmten  Bleche  ge- 
trieben worden  wären.  Die  Gravirung  besteht  theils  in  concentrischen  Kreisen,  theils 
in  einfachen  Linearmotiven;  eine  andere  Zeichnung,  die  sich  sowohl  am  oberen  als 
auch  am  unteren  Theile  jeder  Schiene  findet,  scheint  ein  stilisirtes  SchiflF  vorzu- 
stellen; Länge  34  Cm.,  Breite  25  Cm.  (Figur  23  und  24,  Vg  nat.  Gr.).  —  1  Schwert,  Knauf, 
GriflF  und  B^nge  von  Eisen;  die  Länge  beträgt  58  Cm.    Die  Klinge  ist  zweischneidig, 


12 


I.    Archäologe  und  GeAchiohte. 


mit  Mittelrippe  versehen,  und  endigt  in  eine  kurze  dreieckige  Spitze;  Länge  45  Cm., 
Breite  3*7  Cm.  (Tafel  I,  Figur  4,  Ys  ^^^'  Gr.).  —  1  Fragment  eines  ähnlichen  Eisen- 
schwertes, an  der  Klinge  noch  die  Spuren 
einer  mit  Stoff  überzogenen  Holzscheide 
(Tafel  I,  Figur  6,  Va  i^at-  Cr.).  —  1  eiserner 
Hohlkelt,  16  Cm.  lang,  mit  6  Cm.  breiter 
Schneide  (Figur  25,  Vs  °at-  Or.).  —  1  eiser- 
ner Flachkelt^)  mit  zwei  seitlichen  Zapfen, 
16*5  Cm.  lang,  mit  4*5  Cm.  breiter  Schneide 
(Figur  26,  V,  nat.  Gr.).  —  Zahlreiche  Frag- 
mente von  Thongeftlssen. 

Tumulus   IV.     Durchmesser    10    M., 
Höhe  0*9  M.;  aus  Erde  und  Klaubstein. 

In   der  Mitte   des  Tumulus    eine,    am 
Südwestrande  zwei  brandlose  Bestattungen. 
Beigaben  bei  Leiche  I:  1  Haarreif 
aus  Bronzeblech,  gravirt.  —  2  Gelenkreifen 
aus  Bronzedraht,  hülsenformig,  Spiralen  mit 
drei  Umgängen;  der  mittlere  Umgang  band- 
artig flach  ausgehämmert,  durch  einen  Mittel- 
grat  verstärkt;    Höhe   4  Cm.,  Durchmesser 
4*5  Cm.  (Figur  27,  Vi  ii^t.  Gr.).  —  1  grosse 
Schliesse    aus    Bronzeguss,    gravirt;    Länge 
8-8  Cm.,  Breite  52  Cm.  (Figur  28  und  29, 
Vi  nat.  Gr.\  —  2  runde  Schliessen  aus  Bronze- 
guss, mit  gravirter  und  durchbrochener  Mittel- 
rosette. —  15  runde  Knöpfe  aus  Bronzeguss,  mit  durchbrochener  kreuzförmiger  Mittel- 
rosette und  Gravirung  von  concentrischen  Kreisen.     Auf  der  Rückseite  ist  eine  Oese 
angebracht;  Durchmesser  5*7  Cm.  (Figur  30—32,  Vi  ^^^'  Gr.).  —  1  einschleifige  bron- 
zene Bogenfibel  mit  schmaler  Fussplatte  (Figur  33, 
^/^  nat.  Gr.).    —   1    zweischleifige  Bogenfibel  aus 
Bronze  (Figur  34,  Vi  nat.  Gr.).  —  3  Brillen spiral- 
fibeln   aus   Bronzedraht,   Nadel   und   Fussschleife 
Fortsetzungen    der    Spiraldrähte    (Figur    35,    Vi 
nat.  Gr.). 

Beigaben  bei  Leiche  H:  2  hülsenför- 
mige  Gelenkreifen  aus  Bronze,  Spiralen  mit  neun 
Umgängen.  —  1  runde  Schliesse  aus  Bronzeguss, 
mit  kreuzförmig  durchbrochener  Mittelrosette.  — 
1  Haarnadel  aus  Bronzedraht.  —  7  bronzene,  mit 
Schlitzen  versehene  Anhängsel  in  Pflaumenform. 
—  4  bronzene  Unterlagen  zweitheiliger  Brillen- 
fibeln, Bronzeblechbänder,  an  welchen  die  (ver- 
loren gegangenen)  Brillenspiralen  beiderseits  central  angeheftet  waren,  während  die 
Enden  der  Unterlagsplatten  in  den  Fuss  und  die  Nadel  des  Fibelmechanismus  auslaufen. 


Fig.  25. 
Eiserner  Hohlkelt  (Vj). 


Fig.  26.    Eiserne» 

Flachbeil 

mit  Aermchen  (Vi)« 


Fig.  27.   Bronzener  Armreif  (^/j). 


>)  Sacken,  Das  Grabfeld  von  Hallstatt,  Tafel  VH,  Figur  19. 


Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    III.  Band. 

FlALA:  Prähistorische  Grabhügel  auf  dem  Glasinac,  1893.         Taf.  I. 


Eiserne  Schwerter  von  Glasinac  (V/j). 


Fiala.    Untersuchung  prfthistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac. 


13 


—  18  flache  bronzene  geschlitzte  Knöpfe.  —  1  bronzener,  mit  Schliesshaken  versehener 
Knopf,  Länge  7-2  Cm.,  Durchmesser  42  Cm.  (Figur  36  und  37,  7^  nat.  Gr.).  —  60 
kleine,  mit  Oesen  versehene  Bronzeknöpfe,  Durchmesser  0*6  Cm.  —  1  Schnur  vier- 
eckiger Bemsteinperlen. 


Fig.  28 — 29.    Bronzene  Schliesse  (Riemenbeschläge)  (^/x). 


Fig.  80—82.  Zierscheibe  aus  Bronze  (Vi). 


Fig.  33. 

Halbkreisförmige  Bogenfibel 

aus  Bronze  (^/i). 


Fig.  34.    Zweischleifige 

Bogenfibel  mit  hohem  Fuss, 

Bronze  (Vi). 


Fig.  35. 
Brillenspiralfibel  aus  Bronze 

(Vi). 


14 


I.    Arcli}iologie  nnd  Geschichte. 


Beigaben  bei  Leiche  III:  1  Gelenkreifen  aus  Bronzedraht  (Spirale  mit  vier  Um- 
gängen, die  zwei  inneren  Umgänge  bandartig  ausgehämmert),  Höhe  3*9  Cm.,  Durch- 
messer 4'5  Cm.  —  1  Gelenkreifen  aus  Bronzeblech,  mit  zurückgebogenen  Enden,  Durch- 
messer 4*3  Cm.  —  1  Fragment  einer  bronzenen  Bogenfibel.  —  l  bronzene  Nähnadel. 
—  1  einhenkeliges  thönemes  Töpfchen. 


Fig.  36—37.   Geschlitzter  Backelknopf  mit  gravirtem  Schliessh&ken,  Bronze  (^/i). 


Tumulus  V.    Durchmesser  7  M.,  Höhe  1  M.;  aus  Erde  und  Klaubstein. 

Drei  von  Nordost  nach  Südwest  orientirte  brandlose  Bestattungen;  bei  der  ersten 
ein  durchbohrter  Wetzstein,  bei  der  zweiten  zwei  runde  bronzene  Schliessen  mit  kreuz- 
förmiger Mittelrosette  und  eine  Schmucknadel  aus  Bronzeguss,  bei  der  dritten  eine 
eiserne,    5*35  Cm.  lange,  zweischneidige  Schwertklinge  (Tafel  I,  Figur  2,  Vs  i^it.  Gr.). 

Tumulus  VI.     Durchmesser  5*4  M.,  Höhe  0*4  M.;  aus  Bruchstein  und  Erde. 

Reste  von  drei  ganzen  Leichen  und  Leichenbrand.  Bei  einem  Schädel  wurde  ein 
gekrümmtes  einschneidiges  Eisenmesser,  bei  den  verbrannten  Knochen  ein  silbernes 
Ringelchen,  Fragmente  eines  griechischen  ThongefilÄses  (Skyphos)  und  Eisensplitter 
gefunden. 

Tumulus  VH.     Durchmesser  5  M.,  Höhe  0*4  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Reste  von  vier  ganzen  Leichen  und  in  der  Mitte  Leichenbrand.  Beim  Leichen- 
brande folgende  Artefacte:  1  Pincette  aus  Bronzeblech.  —  Fragmente  einer  eisernen 
Brillenspiralfibel.  —  Zwei  kreuzförmige  Platten  von  Scheibenfibeln.  ^)  —  Zwei  eiserne,  ge- 
krümmte Messer  und  ein  Wetzstein. 

Tumulus  VHI.     Durchmesser  5  M.,  Höhe  0*4  M.;    aus  Bruch-  und   Klaubstein. 

Im  Tumulus  drei  brandlose  von  West  nach  Ost  orientirte  Bestattungen  mit  folgen- 
den Beigaben:    2  bronzene  kreuzförmige  Knöpfe.   —  2  Haarnadeln  aus  Bronzedraht. 

—  1  Fragment  eines  bronzenen  Haarreifens.  —   1   Schliesse  aus  Bronzeguss,  gravirt. 

—  1  eiserne  Brillenspiralfibel.   —  Fragmente   einer  solchen.   —   1  eiserne  Speerspitze 
mit  lorbeerförmigem  Blatte.  —  1  Messerfragment.  —  Thonscherben. 


^)  Vgl.  diese  Mitth.,  Bd.  I.,  S.  82,  Figur  66. 


Fiala.    Untersuchung  prXhistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac. 


lö 


Tumulus  IX.     Durchmesser  5  M.,  Höhe  0*45  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Leichenbrand  mit  wenigen  Thongefttesfragmenten. 

Tumulus  X.    Durchmesser  7  M.,  Höhe  0*9  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Drei  von  West  nach  Ost  orientirte  Leichen.  An  Beigaben  wurden  2  massive 
gravirte  Gelenkringe  aus  Bronzeguss^  1  einschleifige  bronzene  Bogenfibel,  Fragmente 
einer  bronzenen  Certosafibel,  bronzene  Spiraldrahtrollen,  1  Fragment  einer  eisernen 
Wurfspeerspitze  und  Thongefkssfragmente  ausgegraben. 

Tumulus  XI.     Durchmesser  8  M.,   Höhe  0*8  M.;    aus  Bruch-  und  Klaubsteinen. 

Zwei  von  Süd  nach  Nord  orientirte  Bestattungen;  bei  der  ersten  eine  zweischlei- 
fige  bronzene  Bogenfibel  mit  dreieckiger  Fussplatte  (Figur  38,  Vi  ^^^'  ö^r.),  Länge 
6-3  Cm.,  Breite  4*5  Cm.,  bei  der  zweiten  bronzene  Spiraldrahtrollen. 


Fig.  38.  Zweiflchleifige  Bogenfibel  mit  hoher 
dreieckiger  Fussplatte,  Bronze  (*/j). 


Fig.  40.  Detail  der  Beinschiene  Fig.  89  (Vi). 


Fig.  39. 
Beinschiene  aas  getriebenem  Bronzeblech  (^/s). 


Tumulus  XH.     Durchmesser  8  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Drei  von  West  nach  Ost  orientirte  Bestattungen  mit  folgenden  Beigaben:  1  tutu- 
lusförmiger  Bronzeknopf,  gravirt.  —  Fragmente  einer  bronzenen  Brillenspiralfibel.  —  1  bron- 
zene Nähnadel.  —  2  Röhrchen  aus  Bronzeblech.  —  1  bronzene  Spiraldrahtrolle.  —  1  ge- 


16 


I.  Archäologie  und  GoBchichte. 


»3 


Fig.  42. 

Wetzstein, 

in  Bronze 

gefasst  (Vt). 


Fig.  41.   Bronzeschale 

mit  hohem  knopfförmigem 

Nabel  (V4). 


schnitzte  Geweihsprosse  vom  Edelhirsch.  —  4  bunte  Glasperlen.  —  4  bronzene  Schmuck- 
ringe. —  2  eiserne  Lanzenspitzen.  —  1  Schleifstein  und  Thonscherben. 

Tumulus  XIII.  Ellipsenachsen  der  Basis 
13  M.  und  10  M.,  Höhe  1  M.;  aus  Erde,  Bruch- 
und  Klaubstein.  Am  Scheitel  zwei  mittelalter- 
liche Grabsteine. 

Vier  von  West   nach  Ost  orientirte  Lei- 
chen, von   denen   zwei   mittelalterlichen  Nach- 
bestattungen angehören.   Die  Beigaben  wurden 
sämmtlich  bei  einer  2  M.  vom  Nordrande  ent- 
fernt   beigesetzten    Leiche    gefunden    und    be- 
standen in  folgenden  Artefacten :  2  Beinschienen 
aus    Bronzeblech,  jederseits   mit   drei  Ringelchen    zum    Durchziehen    des 
Binderiemens  versehen.     Die  Decoration  besteht  aus  getriebenen  Buckeln 
und  Punktreihen.     Auf  der    einen    Schiene    ist    die    deutÜch    erkennbare 
Figur   eines  Hirsches,   sehr  primitiv  in  geraden  Strichen  ausgeführt,   ein- 
gravirt.    Die  Länge  der  Beischienen  beträgt  33*4  Cm.,  die  grösste  Breite 

25  Cm.  (Figur  39  und  40,  ^1^  und  V^  nat.  Gr.).  —  1  Schale  aus  Bronze- 
blech, mit  knopfartigem,  auffallend  hoch  emporstehendem  Bodennabel, 
Durchmesser  15-5  Cm.,  Höhe  3*2  Cm.  (Figur  41,  V4  nat.  Gr.).  —  1  Wetz- 
stein aus  weissem  Kalkschiefer,   in  einer  bronzenen  DiiUe  gefasst,   Länge 

26  Cm.  (Figur  42,  ^/g  nat.  Gr.).  —  l  Pincette  aus  Bronzeblech.  -  1  grosse 
Bronzeschliesse  mit  Lappenkranz.  —  3  Bronzeperlen.  —  2  Schmucknadeln 
aus  dünnem  Bronzedrahte.  —  1  Schmucknadel  mit  Vorsteckhülse.  — 
2   eiserne   Brillenspiralfibeln.  —    1   Fragment   einer    eisernen    Bogenfibel. 

—  1  Eisenschwert,  54*5  Cm.  lang;  Knauf  und  Griff  von  Eisen,  die  Klinge 
45  Cm.  lang,  mit  Mittelrippe  verschen  und  in  eine  kurze  dreieckige  Spitze 
auslaufend  (Tafel  I,  Figur  5,  Vs  nat.  Gr.)  —  1  eiserne  Lanzenspitze, 
41'5  Cm.  lang   und  4*8  Cm.   breit,    mit    scharf  ausgeprägter  Mittelrippe. 

—  Mehrere  Fragmente  von  eisernen  Messern  und  Lanzenspitzen.  —  Thon- 
scherben. 

Tumulus  XIV.  Durchmesser  7*5  M.,  Höhe  0*8  M.;  aus  Bruch-  und 
Klaubstein. 

Leichenbrand  mit  folgenden  Fundobjecten:  1  Armreif  aus  Bronze- 
guss.  —  1  bronzene  Kiiotenfibel.  —  Fragmente  von  2  Brillenspiralfibeln 
aus  Bronzedraht.  —  1  bronzene  Schliesse,  halbkugelformig,  mit  2  parallelen 
Rippen.  —   1   Fragment  einer  bronzenen  Bogenfibel.   —  2  Bronzeperlen. 

—  1  kleiner  bronzener  Knopf  mit  Oese.  —  Bronzene  Spiraldrahtrolle.  — 
Fragmente  einer  bronzenen  Pincette.  —  1  durchbohrtes  Kalksteinscheibchen.  —  1  durch- 
bohrtes Knochenstück.  —  Fragmente  von  eisernen  Messern  und  Lanzenspitzen. 

Tumulus  XV.     Durchmesser  12*5  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Im  ganzen  Tumulus  verstreut  Leichenbrand.  Beigaben:  1  hülsenförmiger  Gelenk- 
ring aus  Bronzedraht  (Spirale  mit  drei  Umgängen,  der  mittlere  Umgang  ist  bandartig 
ausgehämmert).  —  1  runde  bronzene  Schliesse  mit  kreuzförmiger  Mittelrosette.  —  1  Zier- 
stück aus  (misslungenem)  Bronzeguss  (Figur  43,  Vi  nat.  Gr.),  Länge  7  Cm.,  Breite  2*2  Cm. 

—  1  bronzener  Knopf  in  Doppelkreuzform.  —  6  Anhängel  aus  Bronze  in  Doppelbeilform. 

—  8  bronzene  Fibelringe.  —  1  walzenförmige  bronzene  Perle.  —  10  bronzene  Gürtelbe- 


Fiala.    Untersuchung  prähistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac. 


17 


schlagstücke   in  Stäbchenform.   —    l  bronzenes  Anhängsel  in  Pflaumenform. 

—  1  bronzene  Nähnadel.  —  Fragment  einer  bronzenen  Bogenfibel.  —  5  kleine 
bronzene  Perlen.  —  5  bunte  Emailperlen.  —  1  bronzene  dreikantige  Pfeil- 
spitze (Figur  44,  \  ^  nat.  Gr.),  Länge  2*2  Cm.,  Breite  1  Cm.  —  1  eisernes 
Bogenfibelfragment,   Länge   8  Cm.,   Breite   7  Cm.   (Figur  45,    ^  g  nat.  QrX 

—  1  eiserne  domartige,    vierkantige   Speerspitze,   18  Cm.    lang   (Figur   46, 


Fig.  43.    Ziersttick 

(Anhilngsel).  aus 

Bronze  gegossen  (*/i) 


Fig.  48. 

Henkel  eines  Bronze- 

gefKsaes  (*/j). 


Fig.  44.    Drei- 
schneidige Pfeilspitze 
aus  Bronze  (^/j). 


Fig  45. 
Bruchstück  einer  eisernen  Bogenfibel 

(V2). 


Fig.  47. 
Bruchstück  eines  Wetzsteines 


Vj  nat.  Gr.).  —  1  Wetzstein  (Figur  47,  ^^  nat.  Gr.).  —  2  Fragmente  von 
Wetzsteinen.  —  Fragmente  von  eisernen  Lanzenspitzen  und  Messern.  —  Frag- 
mente von  gehenkelten  Thontöpfchen.  —  1  Henkel  von  einem  bronzenen 
GefUsse,  das  nur  in  verschlackten  Fragmenten  vorlag  (Figur  48,  ^  ^  nat.  Gr.). 
—  8  Bemsteinstücke.  —  1  Perle  aus  Kalkstein. 


Fig.  46. 

Lanzen- 
schuh au8 
Eisen  (Vi). 


Tumulus  XVI.     Durchmesser  8  M.,   Höhe  0*4  M.;    aus  Bruch-  und  Klaubstein. 
1  Skeletbeisetzung,    von  West  nach  Ost  orientirt,    mit   einer  46  Cm.  langen   und 
4  Cm.  breiten,  mit  starker  Mittelrippe  versehenen  Lanzenspitze. 


Band  HI. 


I.   Arch&ologie  und  Geschichte. 


Fig.  49. 

Bruchstück  einer  bronzenen 

Lanzenspitze  (^/i). 


Tumulus  XVII.  Durchmesser  10  M., 
Höhe  1  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Reste  von  unverbrannten  Bestattungen 
mit  4  spiralförmigen  Gelenkreifen  aus  Bronze- 
draht, 1  eisernen  Schliesse,  1  Fragmente  einer 
bronzenen  Lanzenspitze  (Figur  49,  ^,\  nat. 
Gr.),  1  eisernen  Lanzenschaftschuhe,  2  eiser- 
nen gekrümmten  Messerklingen  und  Thon- 
sch erben. 

Tumulus  XVIII.  Durchmesser  7  M., 
Höhe  045  M.;   aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Zwei  von  West  nach  Ost  orientierte  un- 
verbrannte Bestattungen  mit  einigen  Gefkss- 
fragraenten. 

Tumulus  XIX.  Durchmesser  10  M., 
Höhe  1  M.;  aus  Erde,  Bruch-  und  Klaubstein. 
Am  Scheitel  des  Hügels  zwei  mittel- 
alterliche Grabsteine.  Am  Südrande  Leichen- 
brand, bei  dem  folgende  Objecte  gefunden 
wurden:  2  Armbänder  aus  Bronzedraht  (Stul- 
penform, Spiralen  in  22  Umgängen).  —  2  Ge- 
lenkreifen   aus    Bronzedraht    (Spiralen    mit    sieben    Umgängen).    — 

4  Gelenkringe  aus  Bronzeguss,  gravirt.  —  2  massive  Gelenkringe 
aus  Bronzeguss,  mit  übergreifenden  und  verdickten  Enden.  —  1  Kopf- 
reif   aus    Bronzeblech,    gravirt.    —    3    Haarnadeln    aus    Bronzedraht. 

—  2  runde  massive  Schliessen  aus 
Bronze,  gravirt.  —  80  runde  Bron- 
zeknöpfe. —  2  bronzene  Platten  von 
Scheibenfibeln  (Figur  50,  Vi  i^*^^- 
Gr.).  —  2  bronzene  Brillenspiral- 
fibeln.  —  2  bronzene  zweischleifige 
Bogenfibeln.  —  2  Fragmente  von 
bronzenen  Bogenfibeln.  —  4  An- 
hängsel aus  Bronze  in  Pflaumen- 
form. —  3  bronzene  Fibelringe.  — 
1  eiserne  Lanzenspitze  mit  Mittel- 
rippe, 67  Cm.  Länge  und  5  Cm. 
grösste  Breite  (Figur  51,  Vs  i^*^*- 
Gr.).   —  1   eiserne   Lanzenspitze   mit   Mittelrippe,   52  Cm.  Länge  und 

5  Cm.  grösste  Breite.  —  1  eiserne  Lanzenspitze,  37  Cm.  lang  und 
4  Cm.  breit.  —  1  krummes  eisernes  Haumesser.  —  1  Wetzstein  und 
Thonscherben. 

Tumulus  XX.  Durchmesser  10*5  M.,  Höhe  1  M.;  aus  Bruch- 
und  Klaubstein. 

Am  Südende  des  Tumulus  Leichenbrand  mit  folgenden  Bei- 
gaben: 2  massive  Armringe  aus  Bronzeguss,  mit  übergreifenden  Enden. 
—  2  Gelenkreifen   aus  Bronzedraht   in  Spiralform.  —  2  Gelenkreifen 


Fig.  50. 
Bronzene  Zierplatte  von  einer  Fibel  (*/i). 


Fig.  51.  Eiserne 
Lanzenspitze  (^/s). 


Fiala.    Untersuchung  prähistoriflcher  Grabhügel  auf  dem  Gla.sinac. 


19 


ans  Bronzedraht,  Htilsenform,  Spiralen  in  drei  Umgängen,  der  mittlere  Umgang  band- 
artig ausgehämmert,   mit  Gravirnngen  versehen.   —    1.  bronzene  zweischleifige  Bogen- 
fibel.  —  Fragmente  eines  Spirahinges  aus  Silberdraht.   —  2  eiserne 
Lanzenspitzen.  —   1   eisernes   gekrümmtes  Haumesser.  —   1  eiserne 
Pfeilspitze  mit  rhombischem  Blatte,   9   Cm.  Länge,    3   Cm.   grösste 
Blattbreite  (Figur  52,  7^  nat.  Gr.).  —  1  Wetzstein. 

Tumulus  XXI.  Durchmesser  6  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Erde, 
Bruch-  und  Klaubstein. 

Reste  von  unverbrannten  Beisetzungen  und  Thonscherben. 

Tumulus  XXn.  Durchmesser  11  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Erde, 
Klaub-  und  Bruchstein. 

Am  Ostrande  Leichenbrand,  neben  welchem  folgende  Artefacte 
gefunden  wurden :  eine  Anzahl  geschnittener  und  durchbohrter  Bern- 
steinstücke. —  Eine  Anzahl  Bernstein-  und  Emailperlen.  —  2  Finger- 
ringe aus  Bronzedraht  in  Spiralform.  —  1  Gelenkreifchen  aus  Bronze- 
blech. —  2  einschleifige  bronzene  Bogenfibeln.  —  1  zweischleifige 
bronzene  Bogenfibel.  —  1  bronzene,  einseitig  gegossene,  einschleifige 
Bogenfibel.  —  6  mit  Schlitzen  versehene  Knöpfe  aus  Bronzeblech. 

—  2  Fragmente  von  Bronzekettchen.  —  8  bronzene  Perlen.  —  1  Knopf 
aus  Bronze,  in  Doppelkreuzform.  —  1  Knopf  aus  Bronze,  kreuz- 
förmig. —  1  Brillenspiralfibel  aus  Bronzedraht.  —  Fragmente  einer 
bronzenen    Brillenspiralfibel.    —    1    tonnenformige    bronzene    Perle. 

—  1  bronzene  Spiraldrahtrolle.  —  1  Hängeschmuck  aus  Bronzedraht, 
bestehend  aus  zwei  an  einem  Ringe  befestigten  Spiralen.  —  1  Wetz- 
stein. —  Fragmente  eines  eisernen  Messers  und  Thonscherben. 

Tumulus  XXUI.     Durchmesser  8  M.,    Höhe  0'6  M.;    aus  Erde  und  Klaubstein. 
Ausser   einigen  Resten   von  unverbrannten  Knochen  wurde  nur  eine  Bronzeperle 
gefunden. 

Tumulus  XXIV.     Durchmesser  12  M.,  Höhe  04  M.;    aus  Erde  und  Klaubstein. 
Leer. 

Tumulus  XXV.     Durchmesser  7  M.,  Höhe  08  M. 
Wenige  Thierknochen  und  Thonscherben. 


Fig.  52.    Eiserne 
Pfeilspitze  (Vi). 


2.  Loznik. 

Der  Burgwall  Loznik  liegt  am  Südabfalle  der  Romanja  planina,  circa  8  Kilo- 
meter nördlich  von  Dolnja  Praöa,  in  der  nächsten  Nähe  der  Dörfer  Obre  und  Podloz- 
nik,  auf  dem  Gipfel  eines  isolirt  dastehenden,  1152  M.  hohen  Berges.  Wie  Figur  53 
zeigt,  ist  der  Wallbau  halbkreisförmig.  Die  Länge  des  Walles  beträgt  circa  200  M., 
die  Wallbreite  2*5  M.,  die  Wallhöhe  1  M.  Das  Matcriale  ist  Bruchstein  und  Erde,  der 
4  M.  breite  Thoreingang  liegt  an  der  Südostseite  des  Walles.  Im  Innenraume  finden 
sich  die  Grundmauern  zweier  thurmähnlicher  Baulichkeiten  aus  Mörtelmauerwerk,  die 
höchst  wahrscheinlich  mittelalterlichen  Ursprunges  sind;  ein  ähnlicher  Wallbau  ist  bereits 
vom  „Vitanj"  bei  Kula  bekannt.  Die  Abhänge  des  Berges,  sowie  die  am  Fusse  des- 
selben liegenden  Felder,  sind  mit  zahlreichen  Scherben  von  prähistorischen  Thongefässen 
bestreut,  welche  in  ihrer  Technik  mit  denen  der  anderen  Wallburgen  des  Glasinac 
übereinstimmen . 


20 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 

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Fig.  53.    Der  Wallban  Loznik. 


Fig.  54.    Wallbau  von  Miodici. 


Fig.  55.    Bronzering  (*/,). 


Einen  zweiten  Wallbau  habe  ich  oberhalb  des  2  Kilometer  östlich  vom  Dorfe 
Podloznik  gelegenen  Mio§i6i  in  der  Seehöhe  von  1135  M.  gefunden.  Derselbe  ist  aus 
grossen  Steinblöcken  errichtet,  hat  die  Höhe  von  0*4  M.  und  die  Breite  von  1 — 1*5  M. 
Die  Form  der  Anlage  zeigt  Figur  54. 

Um  Loznik  herum  wurden  nur  drei  Tumuli  gefunden  und  al »gegraben. 


Fiala.    UntersuchuDg^  prftbistoiisoher  GrabhUg^el  auf  dem  Glasitiac. 


21 


Tumulus  I.  Durchmesser  17  M.,  Höhe  2'4M.,'  aus  Bruch-  und  Klaubstein,  mit 
Haseln  bewachsen. 

Der  HUgel  enthielt  Reste  von  8  von  Nordwest  nach  Südost  orientirten  unver- 
brannten Bestattungen.  Folgende  Artefacte  wurden  ausgegraben:  1  bronzene  vierlappige 
Platte  von  einer  Scheibenfibel.  —  1  Fragment  eines  bronzenen  Diadems.  —  1  eiserner 
Gelenkring.  —  1  Zierring  aus  Bronzedraht,  mit  bronzenen  Spiralhülsen  umwunden  (Figur  65, 
*/i  nat.  Gr.).  —  1  eiserner  Gelenkring.  —  1  eiserner  Fibelring.  —  1  Gelenkreifen  aus 
spiralig  gewundenem  Bronzedrahte  und  zahlreiche  Gefkssfragmente. 

Tumulus  n.  ■  Durchmesser  6  M.,  Höhe  0-5  M.;  aus  Erde  und  wenig  Klaub- 
steinen. 

Es  wurden  keine  Knochen,  dagegen  1  grosse  griechische  Fibel  aus  Bronze  (ein- 
schleifige  Bogenfibel),  1  Gelenkreif  aus  spiralig  gewundenem  Bronzedrahte,  1  eiserner 
Fibelring  und  zahlreiche  Thonscherben  gefunden. 

Tumulus  in.  Durchmesser  10  M.,  Höhe  0'5M.;  aus  Erde  und  Klaubstein,  mit 
mächtigen  Eichen  bestanden. 

Bis  auf  wenige  GefUssfragmente  leer. 


3.  MioSli^i. 


Tumulus  I.     Durchmesser  15  M.,  Höhe  1*2  M.;  aus  Klaub-  und  Bruchsteinen. 

Drei  von  West   nach  Ost   orientirte   Skeletbeisetzungen  mit  wenigen  Gefässfrag- 
menten  und  einem  bronzenen  Fibelring. 

Tumulus  n.  Durchmesser  16*5  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Bruch- 
und  Klaubstein. 

Im  Südtheile  Reste  von  drei  unverbrannten  Bestattungen  ohne 
alle  Beigaben. 

4.  Vraildl. 

Eine  der  schönsten  Wallburgen  des  Glasinac  ist  der  2*5  Kilo- 
meter westlich  von  Sokolac  in  einer  Seehöhe  von  1074  M.  gelegene 
Puhovac.^)  An  den  westlichen  Abhängen  des  Burgberges  finden  sich 
einzelne  kleine  Tumuli  und  bei  dem  am  Fusse  desselben  gelegenen 
Dorfe  Gornji  VraÄidi  eine  kleine  Nekropole.  Viele  der  einst  auf  Cultur- 
land  gelegenen  Grabhügel  sind  durch  den  Feldbau  nivellirt  worden,  so 
dass  nur  einzelne  beim  Ackern  gemachte  Funde  ihre  einstige  Lage 
erkennen  lassen.  Die  aus  eilf  Gräbern  bestehende  heuer  abgegrabene 
Nekropole  liegt  theils  auf  Acker-,  theils  auf  Wiesenland. 

Tumulus  I.  Durchmesser  9  M.,  Höhe  0*7  M.;  aus  Klaubstein 
und  Erde,  berast. 

In  der  Südhälfte  Leichenbrand  mit  1  silbernen  Doppelnadel 
(Figur  56,  Vi  ^^^'  Gr.),  1  bunten  Emailperle,  1  bronzenen  Fibelringe, 
Splitter  von  eisernen  Lanzenspitzen  und  von  Thonscherben. 

Tumulus  n.  Durchmesser  6*5  M.,  Höhe  0'5  M.;  aus  Klaubstein 
und  Erde,  berast. 


*)  Vgl.  diese  Mitth.  Bd.  I,  S.  68  und  69,  Figur  8  und  9. 


Silberne 
nadel 


66. 
Doppel- 


22 


I.  Archäologie  und  Gescliichte. 


In  der  Mitte  Leichenbrand  mit  einer  bronzenen  Perle  und  Fragmenten  von 
eisernen  Lanzenspitzen. 

Tumulus  in.  Durehmesser  11*6  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
mit  Gebüschen  bewachsen. 


Fig.  59. 

Eiserno 

'  Speerspitze 


W/i 


Fig.  67.    Armring  aus  Brouzeblech  (Vs). 


Fig.  58.    Armring  aus  Bronzeblocli  (^/g). 


Fig.  60. 
Klappmessergriff 
aus  Eisen  (*/i). 


Im  Tumulus  Reste  von  ungefähr  vier  brandlosen  Bestattungen  und  dazwischen 
verstreuter  Leichenbrand.  Folgende  Funde  wurden  gemacht:  1  grosse  bronzene  Knoten- 
fibel. —  2  bronzene  einschleifige  Bogenfibcln,  aus  einem  Blechstreifen  gehämmert.  — 
2  bronzene  Schmucknadehi.  —  3  bandartige  Gclenkreifen  aus  Bronzeblech,  mit  getriebenen 
Hakenkreuzen  und  rhombischen  Verzierungen  (Figur  57  und  58,  ^/j  nat.  Gr.).  — 
1  eisÄ'ne  Wurfspeerspitze  (Figur  59,  ^2  ^^*-  Gr.),  die  DüUe  ist  gegen  das  Blatt  zu 
spiralig  gewunden.  —  1  eiserner  GriflF  für  ein  Klappmesser  (Figur  60,  ^i  ^^t-  ö^**.) 
-^  3  eiserne  Messerklingen.  —  1  eiserner  Lanzenschaftschuh.  —  4  bunte  Emailperlen 
und  1  grüne  Glasperle. 


Fiala.    Untersuchung  prähistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac. 


23 


I 


Fig.  62. 

Eisernes 

Werkzeug  (Vi). 


Tamalus  IV.  Ellipsenachsen  der  Basis  10*5  und  9  M.,  Höhe  1*2  M.;  aus 
Brach-  und  Klaubstein^  mit  Haseln  bewachsen. 

Im  Tumulus  verstreut  Leichenbrand,  dabei  2  bronzene  Knotenfibeln,  1  bronzene 
Schmucknadel,  3  bronzene  Fibelringe,  1  Fragment  eines  bandförmigen  Gelenkreifens 
aus  Bronzeblech  und  3  Fragmente  von  Eisenmessern.  Im  Aufschüttungsmateriale  des 
Tumulus  waren  Gefässfragmente  häufig. 

T  umulus  V.  Ellipsenachsen  der  Basis  9  und  7  M.,  Höhe  0*5  M. ;  berast. 

Im  Südtheile  gegen  den  Rand  zu  Reste  einer  brandlosen  Bestattung 
mit  einer  Spiralhülse   aus  Bronzedraht.     In   der  Mitte   und  im  Nordost- 
quadranten Leichenbrand  mit  Fragmenten  von  Drehscheibengeftlssen.  — 
2  eisernen   spatelartigen   Werkzeugen   (Figur   61   und  62,  ^/j  nat.  Gr.). 
—  1  eisernen  Schmucknadel.  —  1  eisernen  Nähnadel.  — 
1  blauen  Glasperle.  —  Fragmenten   eines   Gelenkreifens 
aus  brauner  Glaspasta.  —   1  Stücke   weissen   Glases.   — 
l  Klumpen   Räucherharz.   —    1    römischen  Bronzemtinze 
mit  verwischtem  Gepräge  und  1  römischen  Münze,  M.  B., 
Licinius  des  Aelteren  mit  folgender  Legende: 

Avers:     IMP.  LIC.  LICINIVS  P.  F.  AVG. 
Revers:   lOVI  CONSERVATORI  AVGG.  NN.^) 

Der  Avers  zeigt  den  mit  Lorbeer  bekränzten,  nach  rechts 
gewendeten  Kaiserkopf,  der  Revers  einen  nach  links  ge- 
wendeten Jupiter,  der  in  der  einen  Hand  ein  Scepter,  in 
der  anderen  eine  auf  dem  Globus  stehende  Victoria  hält; 
zu  Füssen  des  Jupiter  sitzt  ein  Adler.  Der  Prägungsort 
der  Münze  ist  Siscia  (Sissek);  das  Alter  dieser  römischen 
Brandbestattung  kann  nach  der  Regierungszeit  des  Lici- 
nius (307—323  n.  Chr.)  höchstens  auf  307  n.  Chr.  zurück- 
datirt  werden.  Der  Tumulus  war  aus  Erde  und  Schlägel- 
schotter errichtet. 

Tumulus  VI.  Durchmesser  5  M.,  Höhe  0*7  M.; 
aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Ausser  wenigen  GefUssfragmenten  leer. 

Tumulus  Vn.  Durchmesser  9  M.,  Höhe  1  M.;  aus 
Bruch-  und  Klaubstein. 

Im  Tumulus  Reste  von  drei  brandlosen  und  einer 
Brandbestattung.  An  Objecten  ergab  die  Ausgrabung: 
1  bronzene  Certosafibel.  —  1  bronzene  Kahnfibel.  — 
4  bronzene  Fibelringe.  —  1  brillenförmiges  Anhängsel  aus 
Bronze.  —  1  tonnenförmige  Bronzeperle.  —  11  Perlen 
aus  gelber  Glaspasta  und  1  Bernsteinstück. 

Tumulus  VIH.  Durchmesser  9*5  M.,  Höhe  l  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 
Am  Scheitel  zwei  tumbaförmige  mittelalterliche  Grabsteine. 

Es  wurden  sowohl  Leichenbrand  als  auch  Fragmente  von  brandlosen  Bestattungen 
gefanden.  An  Artefacten  wurde  nur  ein  Fragment  eines  bandartigen  Gelenkreifens  aus 
Bronzeblech  und  zahlreiche  Gefkssfragmente  ausgegraben. 


Fi^.  61. 

Eisernes 

Werkzeug  (Vi). 


*)  Cohen,  Tome  VI,  S.  66,  Nr.  113. 


24  I.  Arobäologte  und  Geschichte. 

Tumulus  IX.     Durchmesser  10  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Ausser  Leichenbrand  wurden  noch  1  Schmucknadel  aus  Bronzedraht,  2  bronzene  Fibel- 
ringe, 1  Fragment  einer  bronzenen  Knopffibel  und  bronzene  Spiraldrahtrollcn  gefunden. 

Tumulus  X.     Durchmesser  10  M.,  Höhe  0*7  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Eine  Brandbestattung  mit:  1  bronzenen  Kahnfibel.  —  1  Zierring  aus  Bronzedraht. 
—  2  Bernsteinstlicken.  —  1  Emailperle.  —  Fragmenten  einer  eisernen  Lanzenspitze.  — 
Bronzespiralrolle  und  Thonscherben. 

Tumulus  XI.     Durchmesser  7  M.,  Höhe  1  M.;  aus  Klaubstein. 

Leer. 

5.  Sokola^kopolje. 

Nordwestlich  vom  Orte  Sokolac  breitet  sich  eine  circa  3  Kilometer  lange  und 
1  Kilometer  breite,  von  hügeligen  Terrainwellen  durchzogene  Ebene,  das  Sokolaöko- 
polje,  im  Volksmunde  „Poljak"  genannt,  aus. ^)  Die  kleine  Nekropole,  aus  neun  Tumulis 
bestehend,  liegt  im  nördlichsten  Winkel  des  Polje  unweit  der  Ortschaft  OdÄak  gomji 
auf  sumpfigem  Wiesengrunde.  Der  letztgenannte  Umstand  hatte  zur  Folge,  dass  der 
Gräberinhalt,  sowohl  die  Knochen  als  auch  die  Beigaben,  sich  in  einem  sehr  schlechten 
Erhaltungszustande  befanden.  Die  Humussäuren  des  Grundwassers  hatten  die  Knochen 
beinahe  aufgelöst  und  die  Eisen-  und  Bronzeobjecte  derartig  corrodirt,  dass  oft  nur 
winzige  Fragmente  davon  vorhanden  waren. 

Tumulus  I.     Durchmesser  13  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Erde  und  Bruchstein,  berast. 

Im  Tumulus  verstreut  Fragmente  von  unverbrannten  Knochen;  an  Beigaben 
wurden  ausser  zahlreichen  GefUssfragmenten  nur  die  Hälfte  einer  bronzenen  Brillen- 
spiralfibel  und  Fragmente  von  eisernen  Lanzenspitzen  und  Messern  gefunden. 


Fig.  63.    Zwei  bronzene  Nadelköpfe  (Vi)- 

Tumulus  n.  Durchmesser  9  M.,  Höhe  0*9  M.;  aus  Erde  und  Klaub-,  sowie 
Bruchstein  errichtet,  berast. 

Im  Südtheile  des  Hügels  fanden  sich  an  mehreren  Stellen  Partien  von  Leichen- 
brand,   in   deren  Nähe  folgende  Beigaben  gehoben  wurden:     1  einschleifige  Bogenfibel 


^)  Vgl.  die  Uebersichtskarte,  diese  Mittli.  Bd.  I,  S.  66,  Fig.  1. 


Fiala.    Untersuchiuig  prähistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac.  25 

aus  Bronze.  —  1  bronzene  Certosafibel.  —  Fragmente  einer  Brillenspiralfibel  aus  Bronze- 
drabt.  —  Fragment  einer  bronzenen  Kahnfibel.  —  Fragmente  zweier  Knopffibebi  aus 
Bronze.  —  Fragment  einer  zweischleifigen  Bogenfibel  aus  Bronze.  —  Fragment  einer 
bronzenen  Scheibenfibel.  —  Fragment  einer  bronzenen  Knotenfibel.  —  10  bronzene  Fibel- 
ringe. —  1  silberner  Schmuckring,  1  Cm.  lichter  Durchmesser,  mit  knopfig  verdickten 
Enden.  —  1  Schmucknadel  aus  Bronzedraht.  —  9  brillenförmige  Anhängsel  aus  Bronze- 
guss.  —  1  Fingerring  aus  spiralförmig  gewundenem  Bronzeblech.  —  2  Bronze-  und 
8  Fmailperlen.  —  3  roh  geschnittene  Bemsteinstücke.  —  2  durch  ein  Kettchen  ver- 
bundene Nadelköpfe  (?)  aus  Bronzeguss  (Figur  63,   Vi  ^**'  ör.).   —    1  Thonperle.   — 

1  durchbohrter  Wetzstein  und  diverse  Fragmente  von  eisernen  Messern.  Nach  der 
Anzahl  der  gefundenen  Fibeln  zu  schliessen,  dürften  die  verbrannten  Knochen  von 
fünf  Personen  herrühren. 

Tumulus  ni.  Durchmesser  10  M.,  Höhe  06  M.;  halb  aus  Erde, 
halb  aus  Stein,  begrast. 

Im  Tumulus  auf  natürlichem  Boden  Reste  von  drei  brandlosen 
Bestattungen,  von  Ost  nach  West  orientirt,  mit  folgenden  Artefacten: 

2  zweischleifige  bronzene  Bogenfibeln  mit  viereckigen  und  mit  je  zwei 
kreisrunden   Löchern   versehenen  Fussplatten.  —  2  BriUenspiralfibeln 
aus  Bronzedraht.  —  1  zweischleifige  bronzene  Charnierfibel.  —  90  bron-     j,-;^  g^   Bronzenes 
zene  Knöpfe  mit  Oese,  rund.  —  3  bronzene  Knöpfe  in  Kreuzform.  —       Anhängsel  (Vi). 

3  wageförmige  bronzene  Anhängsel  (Kgur  64,  Vi  nat.  Gr.).  —  1  doppel- 

beilförmiges  bronzenes  Anhängsel  (Figur  65,  Vi  nat.  Gr.)  —  1  Kette 

aus  Bronzedraht,  14  Cm.  lang.  —  1  Doppelnadel  aus  Bronzedraht.  — 

6  runde  bronzene  Perlen.  —  4  tonnenförmige,  mit  Schlitzen  versehene 

Bronzeperlen.  —  6  bronzene  pflaumenfbrmige  Anhängsel.  —  1  Perle 

aus  Kalkstein.  —  4  Perlen  aus  Knochen.  —  4  kleine  Perlen  aus  Bronze-     _.    ^^   „ 

iit  -n  n-11111  Ä       '  r.  .  i      ^^S-  65.  Bronzenes 

blech.   —   Bronzene   opiraldrahtroüen.  —  4   eiserne  Speerspitzen  und       Anhäno'sel  (V  ) 

Fragmente  zweier  eiserner  Messer. 

Tumulus  IV.  Durchmesser  11-5  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Erde  und  Klaubstein, 
berast. 

Im  Grabe  zerstreut  unverbrannte  Knochen,  ohne  constatirbare  Orientirung.  An 
Artefacten  ergab  sich  folgende  Ausbeute:  3  BriUenspiralfibeln  aus  Bronzedraht.  —  1  bron- 
zene Kahnfibel.  —  3  bronzene  Knotenfibeln.  —  1  bronzene  Knopffibel.  —  2  zweischlei- 
fige bronzene  Bogenfibeln  mit  viereckigen  und  mit  zwei  runden  Löchern  versehenen 
Fussplatten.  —  3  Fragmente  von  bronzenen  Bogenfibeln.  —  1  bronzene  Schmucknadel. 

—  1  Fragment  einer  solchen.  —  1  bronzene  Nähnadel.  —  18  runde  bronzene  Knöpfe. 

—  1  kreuzförmiger  bronzener  Knopf.  —  8  bronzene  Fibelringe.  —  1  Perle  aus  grünem 
Glase.  —  1  Perle  aus  Kalkstein.  —  15  bronzene  Perlen.  —  2  bronzene  Anhängsel, 
Pfiaumenform.  —  l  bronzenes  Anhängsel,  Wagebalkenfonn.  —  1  Fragment  einer  bron- 
zenen Scheibenfibel.  —  1  Wetzstein.  —  1  eiserne  Speerspitze  und  4  Fragmente  von 
solchen.  —  1  eisernes  Haumesser  und  mehrere  bronzene  Spiraldrahtrollen.  Nach  den 
vorhandenen  Fibeln  zu  urtheilen,  dürften  die  Knochenreste  von  neun  brandlosen  Be- 
stattungen herrühren. 

Tumulus  V.  Durchmesser  8  M.,  Höhe  0*4  M.;  aus  Stein  und  Erde  errichtet, 
mit  Gras  bewachsen. 

Am  Südrande  desselben  wurde  Leichenbrand,  in  der  Mitte  Reste  einer  brand- 
losen Bestattung  vorgefunden.  1  eiserne  Pfeilspitze  mit  rautenförmigem  Blatte  (Figur  66, 


*¥ 


26 


I.    Arcbflologie  und  Geschichte. 


Fig.  66. 
Eiserne  Pfeil- 
spitze (*/i). 


Fig.  67. 
Eiserne  Dülle 
mit  Knauf  (Vi). 


Vi  nat.  Gr.),  l  bronzene  Kahnfibel,  4  Bernsteinstücke, 
2  Emailperlen  und  Fragmente  von  bronzenen  Fibelringen 
waren  die  ganze  Aasbeute. 

Tumulus  VI.  Durchmesser  8  M.,  Höhe  0*5  M.; 
aus  Erde  und  Klaubsteinen,  bcrast. 

Verbrannte  und  unverbrannte  Knochen  im  Hügel 
zerstreut.  An  Artefacten  wurden  gefunden:  1  bronzene 
Knotenfibel.  —  5  bronzene  Fibelringe.  —  3  röhrenförmige 
Bronzeperlen.  —  1  Anhängsel  aus  Bronze  in  Doppelaxt- 
form. —  2  Anhängsel  aus  Bronze  in  Brillenform.  —  2  roh 
zugeschnittene  Bernsteinstücke.  —  1  eiserne  Lanzenspitze 
und  Thonscherben. 

Tumulus  Vn.  Durchmesser  10  M.,  Höhe  O'ö  M.; 
aus  Erde  und  Klaubsteinen,  berast. 

In  der  Mitte  des  Tumulus  Leichenbrand  mit  folgen- 
den Beigaben:  1  Fragment  einer  bronzenen  Haarnadel. 
—  1  bronzener  Schmuckring.  —  1  eiserne  Dülle  mit  Knauf 
(Figur  67,  Vi  n^^t.  Gr.).  —  Einige  Stücke  geschmolzenes 
Bronzeblech  und  Thonscherben. 


Tumulus  VIIL   Durchmesser  9'5  M.,  Höhe  0*6  M.; 
aus  Erde   und  Klaubstein,  berast. 
Ausser   wenigen   unverbrannten   Knochen   wurden    noch  Fragmente  von   eisernen 
Messern  und  Lanzenspitzen,  1  bronzene  Perle  und  Thonscherben  gefunden. 

Tumulus  IX.     Durchmesser  7  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 
War  ganz  leer. 

6.  Talinc. 

Die  meisten  Grabhügel  dieser  südöstlich  von  Sokolac  gelegenen  Nekropole  wurden 
bereits  in  früheren  Jahren  untersucht.  Die  diesjährigen  Grabungen  beschränkten  sich 
auf  die  Untersuchung  von  fünf  intact  gebliebenen  Tumulis  zwischen  Sokolac  und  dem 
Weiler  Reäetnica.    Das  Terrain  ist  steriles  Weideland. 

Tumulus  I.  Durchmesser  8*5  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Erde  und  Bruchstein, 
berast. 

Im  Südtheile  Leichenbrand,  am  äussersten  Nordrande  Reste  einer  brandlosen  Be- 
stattung mit  folgenden  Beigaben:  1  kurze  eiserne  Wurfspeerspitze.  —  1  bandförmiger 
Gelenkreifen  aus  Bronzcblech,  mit  getriebenen,  aus  Punktreihen  bestehenden  Ornamenten. 
—  1  bronzene  Knotenfibel.  — -  1  flacher  eiserner  Schmuckring.  —  1  bronzene  tonnen- 
förmige  Perle.   —  1  solche  runde  Perle.  —  3  Perlen  aus  Email  und  1  Bernsteinstück. 

Tumulus  II.     Durchmesser  11  M.,  Höhe  1  M.;  aus  Erde  und  Steinen,  berast. 

Im  ganzen  Tumulus  zerstreute  unverbrannte  Knochen,  ohne  deutliche  Orientirung. 
Am  Südrande  Leichenbrand  mit  2  bronzenen  gegossenen  Gelenkringen  (mit  anderthalb 
Spiralumgängen,  gravirt),  1  bronzenen  römischen  Münze  des  constantinischen  Zeitalters, 
1  Gelenkringe  aus  Bronzedraht,  mehreren  Fragmenten  von  eisernen  Messern  und 
Lanzenspitzen  und  1  bronzenen  Perle. 

Tumulus  HI.     Durchmesser  9'5  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Stein  und  Erde. 

Enthielt  nur  wenige  GefUssfragmente  und  Knochen  vom  Rinde. 


Fiala.    Untersuchung  prfthistortscber  Grabhügel  auf  dem  Glasinac.  27 

Tuinulus  IV.  Ellipsenachsen  der  Basis  11  und  8  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Stein 
und  Erde. 

An  mehreren  Stellen  Leichenbrand  mit  folgenden  Artefacten:  2  bronzene  Knoten- 
Übeln.  —   1  Kettchen  aus  Bronzedraht.  —  3  bronzene  pflauraenförmige  Anhängsel.  — 

—  1  bronzene  Haarnadel  mit  leiterförmigem  Kopfe.  ^)  —  2  bronzene  tonncnförmige  Perlen. 

—  1  Spinnwirtel  aus  Thon.  —  7  bronzene  Fibelringe.  —  6  kleine  runde  bronzene  Knöpfe. 

—  2  runde  Bronzeperlen.  —  10  Emailperlen.  —  2  Bernsteinperlen  und  Fragmente  von 
Thongefässen. 

Tumulus  V.  Durchmesser  10  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Erde,  Bruchstein  und 
Schotter. 

In  der  Mitte  des  Grabes  Reste  von  zwei  brandlosen  Bestattungen.  An  Beigaben 
wurde  Folgendes  gefunden:  2  eiserne  Speerspitzen.  —  1  eiserne  Lanzenspitze.  —  1  bron- 
zenes Hohlkreuz.   —  2  Knopffibeln   aus   Bronze.  —   1  Doppelnadel  aus  Bronzedraht.  ^) 

—  1    bronzene  Brillenspiralfibel.  —  5   bronzene   Schmuckringe.  —  1   bronzene  Nadel. 

—  3   bronzene  Perlen   (bikonisch).  —  3  Bemsteinperlen.  —  9  Glas-  und  Emailperlen. 

—  2  durchbohrte  Wetzsteine  und  zahlreiche  Thonscherben. 

7.  Citluci. 

Im  Anschlüsse  an  die  aus  acht  Tumulis  bestehende,  im  Vorjahre  abgegrabene  Gräber- 
gruppe wurden  in  der  Umgebung  von  Öitluci  noch  weitere  eilf  Hügel  aufgefunden  und 
einer  Untersuchung  unterzogen.  Die  Hügel  I — IV  befinden  sich  auf  dem  zwischen 
Amovi^i  und  Öitluci  gelegenen  Friedhofe  und  in  der  nächsten  Nähe  desselben,  die  Tu- 
muli  V — XI  liegen  zwischen  Hreljingrad  und  Öitluci  auf  Wiesengrund  zerstreut. 

Tumulus  L  Durchmesser  9  M.,  Höhe  0*7  M.;  aus  Erde  und  Bruchstein,  mit 
Gras  bewachsen,  am  Scheitel  ein  mittelalterlicher  Grabstein. 

Im  Tumulus  vier  von  West  nach  Ost  orientirte  Leichen,  bei  denen  folgende  Bei- 
gaben gefunden  wurden:    3  eiserne  Lanzenspitzen.   —    2  eiserne  gerade  Messerklingen. 

—  1  Fragment  eines  eisernen  breiten  Haumessers.  —  2  kleine  runde  bronzene  Knöpfe 
und  1  Schmucknadel  aus  Bronzedraht. 

Tumulus  II.  Durchmesser  6  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Erde  und  Bruchstein,  mit 
Gras  bewachsen,  am  Scheitel  zwei  mittelalterliche  Grabsteine. 

Ausser  total  vermorschten  Knochen  wurden  nur  kleine  Stückchen  von  Bronze- 
draht gefunden. 

Tumulus  in.  Durchmesser  11  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein 
und  Erde  errichtet. 

Am  Ostrande  vier  von  Nordost  nach  Südwest  orientirte  brandlose  Bestattungen; 
bei  der  ersten  wurden  1  eiserne  mittelgrosse  Lanzenspitze,  bei  der  zweiten  Fragmente 
einer  eisernen  Bogenfibel,  bei  der  dritten  2  eiserne  Brillenspiralfibeln,  2  bronzene  ge- 
gossene Gelenkringe  (Spiralen  in  anderthalb  Umgängen),  1  Schliesse  aus  Bronzeblech 
mit  kreuzförmiger  Mittelrosette,  1  durchbohrter  Schleifstein  und  Fragmente  von  eisernen 
Messern,  sowie  20  Perlen  von  Bronzeblech  gefunden.  Die  vierte  Leiche  war  ohne  Bei- 
gaben. Am  äussersten  Südrande  des  Tumulus  wurden  Leichenbrand  und  Fragmente 
eines  silbernen,  aus  circa  20  Umläufen  gebildeten  Spiralringes  von  2*5  Cm.  innerer 
Lichte  ausgegraben. 


1)  Vgl.  diese  Mitth.  Bd.  I,  S.  96,  Figur  138. 
«)  Vgl.  diese  Mitth.  Bd.  I,  S.  96,  Figur  137. 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


m 


Fig.  68.    Thonsch&lchen  (Vi). 


Tumulus  IV.  Durchmesser  4  M.,  Höhe  0-5  M.;  aus  Bruch-  und 
Klaubsteinen. 

Inhalt  Knochenfragmente  und  Thonscherben. 

Tumulus  V.  Durchmesser  9  M.,  Höhe  0-4  M.;  aus  Bruch-  und 
Klaubstein. 

Im  Tumulus  wurden  keinerlei  Knochen,  sondern  nur  1  Schmucknadel 
aus  Bronzeguss  und  1  Spirale  aus  Bronzedraht  gefunden. 

Tumulus   VI.     Durchmesser    11   M.,    Höhe    0*4  M.;    aus    Erde   und 

Bruchstein,    mit   Gras 
bewachsen. 

Im  Westtheile  des 
Grabes  wurden   sechs 
von    West    nach    Ost 
orientirte  Bestattungen 
ohne  alle  Beigaben  und 
drei  von  Nordost  nach 
Südwest  orientirte  mit 
folgenden     Artefacten 
aufgedeckt.  Bei  der  er- 
sten :  1  runde  Schliesse 
aus  Bronzeblech,  1  Spi- 
rale aus  Bronzeblech  und  1  kleines,  3  Cm.  hohes  und 
4  Cm.  weites,  ungehenkeltes  Thonschälchen  (Figur  68, 
^/i  nat.  Gr.).  —  Bei  der  zweiten:  2  bronzene  halboffene 
Ringe  mit  knotig  verdickten  Enden.  —  Bei  der  dritten: 
Fragmente   eines  thönernen  Töpfchens.    Am  Südrande 
fanden  sich  Partikel  von  Leichenbrand  mit  einem  kur- 
zen dolchartigen  Messer  (Figur  69,  ^\  nat.  Gr.),  1  Frag- 
mente   einer    bronzenen    römischen    Zwiebelknopffibel 
und    Scherben    von    Töpferscheibengefässen,   zweifellos 
Reste  einer  römischen  Nachbestattung. 

Tumulus  Vn.  Durchmesser  10  M.,  Höhe  0*5  M.; 
aus  Erde  und  Klaubstein,  berast. 

In   der  Mitte  Leichenbrand   mit    folgenden  Arte- 
facten :  2  bronzene  zweischleifige  Bogenfibeln.  —  1  klei- 
ner   Gelenkring    aus    Bronzeguss    mit    übergreifenden 
Fig.  69.  Enden.  —  1  bikonische  Bronzeperle.  —  19  Emailperlen. 

Eiseiimesser  (Vi).        —    1  Kaurimuschel.   —   2   eiserne  Pfeilspitzen   und   2 
schilfblattförmige  eiserne  Lanzenspitzen  mit  stark  aus- 
geprägter Mittelrippe,  40  Cm.  lang  und  2*7  Cm.  breit  (Figur  70,  V«  ^^^'  Grr.). 

Tumulus  Vni.  Durchmesser  10  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Bruch-  und 
Klaubstein. 

Im  Süd  Westquadranten  Leichenbrand  mit  3   zweischleifigen  bronzenen 

Bogenfibeln    und    Fragmenten    eines    Armreifens    aus    Bronzeblech,    in    der 

*^'  Mitte   eine   brandlose  Bestattung   mit    I    eisernen  Speerspitze  und  1  eisernen 

Eiserne         ,,,,«..  -r  •  r         r 

Lanzenspitze  lorbeerblattförmigen  Lanzenspitze. 

(V.). 


Fiala.    Untersachnng  prähistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac. 


29 


Tumulus  IX.     Durchmesser  9*5  M.,   Höhe  0*4  M.;    aus   Bruch-  und  Klaubstein. 
Bis  auf  wenige  Thongefkssfragmente  leer. 

Tumulus  X.     Durchmesser  5  M.,  Höhe  0*4  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 
Leer. 

Tumulus  XI.     Durchmesser  5  M.,  Höhe  0*4  M. 
Thongefilssfragmente,  sonst  leer. 

8.  BoroTsko. 


Die  genannte  Ortschaft  liegt  in  der  den  „Ravni  Glasinac"  östlich  begrenzenden 
Hügelkette,  3  Kilometer  nördlich  von  dem  an  der  Rogaticaer  Fahrstrasse  situirten 
Osmanov-Han  entfernt.  Die  Nekro- 
pole  besteht  aus  einer  grösseren  auf 
Weideland  gelegenen  Gruppe  und 
zahh*eichen  einzelnen  im  Waldlande 
zerstreuten  Tumulis.  Im  Vorjahre  wur- 
den sechs  Hügel  versuchsweise  ge- 
öffnet, und  das  Resultat  war  derart, 
dass  an  die  weitere  Erforschung  der 
Nekropole  gegangen  wurde. 


Fig.  71.    Bronzener  Halsring  (*/j). 


Fig.  73.    Ring  aus  Bronzedraht  (Vi)- 

Tumulus  I.  Durchmesser  8*5 
M.,  Höhe  0'6  M. ;  aus  Bruchstein  und 
Schotter,  berast. 

Im  Tumulus  fünf  von  Nord  nach 
Süd  orientirte  brandlose  Bestattungen. 
Bei  der  ersten  wurden  1  bronzener 
Halsring  (Figur  71,  7^  nat.  Gr.)  und 
1  Schläfenring  aus  Bronzedraht  mit 
hakenförmig  gebogenen  Enden,  bei 
der  zweiten  1  Hängeschmuck  aus 
Bronzedraht,  (Figur  72,  V/^  nat.  Gr.), 
bei  der  dritten  1  Schleife  aus  Bronze- 
draht mit  umgewickelter  Bronzedrahtspirale  (Figur  73,  \i  nat.  Gr.),  bei  der  vierten  und 
fünften  nur  Fragmente  von  Thongefässen  gefunden. 


Fig.  72.    Schmuckstück  aus  Bronzedraht  (Vi). 


30  I.    Archftologte  und  Geschichte. 

Tamulus  IL     Durchmesser  6*5  M.,  Höhe  0*7  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

In  der  Südhälfte  des  Hügels  drei  von  Nord  nach  Süd  orientirte  brandlose  Be- 
stattungen; zwei  derselben  waren  ohne  Beigaben,  bei  der  dritten  lagen  folgende  Objecte: 
1  Torquis,  flach,  ungravirt,  aus  Bronzeguss.  —  21  grosse  aus  Bronzeblech  getriebene 
Knöpfe.  —  2  gerippte  halboffene  Gelenkhülsen  aus  Bronzeblech.  —  1  Schmucknadel  aus 
Bronzeguss.  —  Fragmente  eines  aus  Bronzedrahtspiralen  bestehenden  Hängeschmuckes 
und  Thonscherben. 

Tumulus  III.  Durchmesser  6*5  M.,  Höhe  0*75  M.;  aus  Erde  und  Klaubstein,  berast. 

Im  Westtheile  Holzkohle  und  einige  total  vermorschte  Menschenknochen;  in  der 
Mitte  ein  18  Cm.  hohes  topfilhnliches  FreihandgefUss,  1  eiserner  Siegelring,  1  durch- 
bohrtes Steinchen  (Anhängsel)  und  Schafknochen. 

Tumulus  IV.     Durchmesser  5  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Im  Südtheile  Fragmente  von  zwei  brandlosen  Beisetzungen;  an  Funden  1  Torquis 
aus  Bronzeguss,  Fragmente  eines  Hängeschmuckes  aus  Bronzedrahtspiralen  und  1  Ring 
aus  gewundenem  Bronzedraht  mit  übergreifenden  Enden  (Ohr-  oder  Schläfenring). 

Tumulus  V.     Durchmesser  3  M.,  Höhe  0*4  M.;  aus  Klaubstein. 

Leer. 

Tumulus  VI.     Durchmesser   5*5  M.,    Höhe  0*5  M.;    aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Im  Südtheile   an   zwei  Stellen  unverbrannte  Menschenknochen  und  Thonscherben. 

Tumulus  Vn.  Durchmesser  7*5  M.,  Höhe  0-4  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
mit  Haselgebüsch  bewachsen. 

In  der  Südhälfte  Reste  einer  ganzen  Bestattung  mit  1  eisernen  Lanzenspitze  und 
1  pflaumenförmigen  bronzenen  Anhängsel.  Im  Nordtheile  Leichenbrand  mit  Gefass- 
fragmenten. 

Tumulus  VIII.  Durchmesser  9  M.,  Höhe  0*8  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
mit  Wald  bestanden. 

An  drei  Stellen  Leichenbrand  und  an  sieben  Stellen  Reste  von  brandlosen  Be- 
stattungen. An  Beigaben  war  Folgendes  zerstreut  im  Tumulus  enthalten:  2  zweischleifige 
bronzene  Bogenfibeln  mit  viereckiger  durchbohrter  Fussplatte.  —  2  bronzene  Anhängsel 
in  Pflaumenform.  —  1  bronzene  Perle.  —  2  bronzene  vogelförmige  Anhängsel.  —  1  sphä- 
rischer Doppelknopf  aus  Bronze  mit  Schlitzen.  —  2  kleine  runde  bronzene  Knöpfe 
mit  Oese.  —  9  geschnittene  durchbohrte  Bernsteinstücke.  —  2  dreieckige  Anhängsel 
aus  Bronzeblech.  —  Fragmente  einer  Haarnadel  aus  Bronzedraht.  —  Spirale  aus  Bronze- 
draht. —  Fragment  eines  Bronzeanhängsels.  —  Thonscherben  und  Splitter  von  eisernen 
Messerklingen. 

Tumulus  IX.  Durchmesser  8  M.,  Höhe  0*7  M.;  aus  grossen  Bruchsteinen  ge- 
häuft, mit  Wald  bestanden. 

Eine  ganze  Bestattung  und  Thonscherben. 

Tumulus  X.  Durchmesser  9  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubsteinen, 
mit  Wald  bestanden. 

Drei  von  Süd  nach  Nord  orientirte  brandlose  Bestattungen.  Bei  der  ersten  wurde 
1  bronzene  einschleifige  Bogenfibel,  bei  der  zweiten  eine  Scheibenfibel  aus  Bronze  mit 
vierlappiger  Platte  und  bei  der  dritten  ein  durchbohrter  Wetzstein  gefunden.  Im  Auf- 
schüttungsmateriale  des  Tumulus  fanden  sich  zahlreiche  Thonscherben. 

Tumulus  XL  Durchmesser  8  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Erde  und  Bruchstein,  mit 
Buchen  bestanden. 


Fiala.    Untersuchung  prähistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac.  31 

Im  Nordostqoadranten  des  Turaulus  zwei  von  Südwest  nach  Nordost  orientirte 
brandlose  Bestattungen.  Ausbeute  an  Artefacten:  2  zweischleifige  bronzene  Bogenfibeln. 

—  1  tonncnförmige  bronzene  Perle.   —   1  bronzene  Brillenspiralfibel.    —  2  Anhängsel 
aus  Bronze  und  1  bronzene  Spiralrolle. 

Tumulus  Xn.  Durchmesser  8  M.,  Höhe  1  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
ringwallfurmig,  bewaldet. 

Im  Tumulus  drei  von  Südwest  nach  Nordost  orientirte  brandlose  Bestattungen. 
Folgende  Funde  wurden  gemacht:  1  pflaumenförmiges  bronzenes  Anhängsel.  —  7  Bern- 
steinstücke. —  24  runde  bronzene  Knöpfe.  —  3  bronzene  Perlen.  —  9  bronzene  Fibel- 
ringe. —  1  Fragment  einer  bronzenen  Nähnadel.  —  Fragmente  einer  bronzenen  Haar- 
nadel. —  Fragmente  einer  eisernen  Messerklinge  und  zahlreiche  Geßlssfragmente. 

Tumulus  XIII.  Durchmesser  7  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
mit  Wald  bestanden. 

In  der  Mitte  Leichenbrand,  in  der  Nordhälfte  eine  bronzene  Perle  und  Fragmente 
einer  Brillenspiralfibel  aus  Bronzedraht. 

Tumulus  XIV.  Durchmesser  8  M.,  Höhe  1  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein,  mit 
Wald  bestanden. 

Vier  brandlose,  von  Südwest  nach  Nordost  orientirte  Bestattungen  mit  zahlreichen 
Gefilssfragmenten.  Bei  der  einen  Leiche  konnte  constatirt  werden,  dass  die  Hände  unter 
das  Haupt  gelegt  waren. 

9.  Podpe<3fne. 

Unter  diesem  Namen  werden  hier  sämmtliche  Tumuli  aufgezählt,  welche  in  der 
von  Podpe6ine  unterhalb  Gradac  und  Kusaße  bis  Nezdrav  bunar  sich  erstreckenden, 
circa  4  Kilometer  langen  Thalcinsenkung  gelegen  sind.  Im  Vorjahre  wurden  hier 
bereits  25  Hügel  geöflFnet,  so  dass  die  heurigen  Arbeiten  die  Fortsetzung  und  den  Ab- 
schluss  der  Untersuchung  dieser  Nekropole  bilden.  Die  Tumuli  liegen  in  kleinen 
Gruppen  oder  einzeln  theils  auf  sterilem  Weidelande,  theils  in  Kieferhainen  und  ge- 
hören sämmtlich  in  den  Bereich  der  beiden  Wallburgen  von  Kusaße. 

Tumulus  I.     Durchmesser  8  M.,  Höhe  1  M.;  aus  Erde  und  Klaubsteinen. 

Am  Ostrande  Leichenbrand,  in  der  Mitte  zwei  brandlose  Bestattungen  mit  3 
aus  Bronzeblech  getriebenen  Knöpfen,  1  Ring  aus  Bronzedraht  und  Tlionscherben. 

Tumulus  IL  Durchmesser  10*5  M.,  Höhe 
0'6  M.;  aus  Erde  und  Klaubsteinen. 

Im  Stidwestquadranten  Leichenbrand  mit 
folgenden  Artefacten:  1  Gelenkreif,  bandfi>rmig, 
aus  Bronzeblech.  —  1  halbkugelfiJrmige  bron- 
zene Schliesse.  —  1  Doppelnadel  aus  Bronze- 
draht. —  1  Fragment  einer  solchen.  —  2  bron- 
zene Kahnfibeln.  —  3  bronzene  Knopffibeln. ^) 

—  2   zweischleifige   bronzene  Bogenfibeln  mit 
viereckiger    doppelt   gelochter    Fussplatte.    — 
2  Brillenspiralfibeln  aus  Bronzedraht.  —  1  Pin-  *'•?•  74.  Zierstück  aus  Bronze  (Vi). 
cette   aus  Bronzeblech.  —  10  bronzene  Fibel- 
ringe. —  14  kleine  runde  Bronzeknöpfe.  —  1  Anhängsel  aus  Bronze  in  Pflaumenform. 

—  1  bronzenes  Anhängsel  (Figur  74,  7i  nat.  Gr.).  —  1  grosse  bronzene  Perle.  —  5  Bern- 

*)  M.  Hoernes,  Grabhügelfunde  von  Glasinac,  Mitth.  der  Anthr.  Gesellschaft  in  Wien  1889, 
Bd.  XIX,  S.  140,  Figur  180. 


32 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  75.  Bogenfibel  aus  Bronze  (Vi). 


steinperlen.  —  1  Perle  aus  gelbem  Glase.  —  Spiralrollen  aus  Bronzedraht  und  Thonscher- 
ben.  Am  äussersten  Westrande  fanden  sich  Reste  einer  ganzen  Bestattung  mit  zwei 
eisernen  Speerspitzen,  einem  eisernen  Dorne  und  einem  durchbohrten  Wetzsteine. 

Tumulus  ni.     Durchmesser  6  M.,  Höhe  0*4  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 
Ausser  Thonscherben  und  Splittern  von  unverbrannten  Knochen  wurden  keinerlei 
Funde  gemacht. 

Tumulus  IV.     Durchmesser  8  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Stein  und  Erde. 

Am  äussersten  Rande  der  Westhälfte  Leichenbrand. 
An  Beigaben  wurden  ausgegraben:  1  Doppelnadel  aus 
Bronzedraht.  —  1  bronzene  Certosafibel.  —  1  Fragment 
eines  Gelenkreifens  aus  Bronzeblech.  —  2  einscbleifige 
Bogentibeln  aus  Bronze  mit  langem  Fuss  (Figur  75,  7i 
nat.  Gr.).  —  Fragmente  von  3  bronzenen  Doppelnadeln. 
—  1  kleiner  durchbohrter  Wetzstein  und  44  farbige  Glas- 
und  Emailperlen. 

Tumulus  V.     Durchmesser  7  M.,  Höhe  06  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 
In  der  Mitte  Reste  einer  brandlosen  Bestattung,   dabei  ein  Thonwirtel  und  Thon- 
scherben. 

Tumulus  VI.     Durchmesser  6  M.,  Höhe  0-5  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Etwas  Leichenbrand^  sonst  leer. 

Tumulus  VII.  Ellipsenachsen  der  Basis  15  und  7  M.,  Höhe  0*7  M.;  aus 
Bruch-  und  Klaubstein. 

In  der  Mitte  Reste  einer  brandlosen  Bestattung  mit  einer  eisernen  Speerspitze. 
Im  Zuschüttungsmateriale  des  Tumulus  Thonscherben  und  eine  steinerne  Reibkugel 
(Kornquetscher). 

Tumulus  Vin.  Ellipsenachsen  der  Basis  7-5  und  5-5  M.,  Höhe  M  M.;  aus 
Bruchstein  und  Schlägelschotter. 

Ausser  Leichenbrand,  Scherben  von  DrehscheibengefUssen  und  einem  Glasstücke 
wurde  keine  weitere  Ausbeute  gemacht. 

Tumulus  IX.     Durchmesser  6-5  M.,  Höhe  1  M.;  aus  Schlägelschotter. 

In  der  Mitte  zwei  brandlose  Bestattungen,  bei  der  einen 
eine  römische  bronzene  Kniefibel  (Figur  76,  7i  i^^-  Gr.). 

Tumulus  X.     Durchmesser   7  M.,  Höhe  0*6  M.;    aus 
Klaub-  und  Bruchstein. 

Unverbrannte  Knochen  und  Thonscherben. 
Tumulus  XI.    Durchmesser  7  M.,  Höhe  0*7  M.;    aus 
Klaub-  und  Bruchstein. 

In  der  Osthälfte  Leichenbrand  mit  2  eisernen  Lanzen- 
spitzen,   3   eisernen  Wurfspeerspitzen,    2   eisernen    meissel- 
artigen   Werkzeugen,   Fragmenten    von   3   bronzenen  Knotenfibeln   und   von  2  Gelenk- 
reifen  aus  Bronzeblech. 

Tumulus  Xn.  Durchmesser  9*8  M.,  Höhe  0*7  M.;  aus  Klaub-  und  Bruchstein, 
mit  Wachholdergestrüpp  bewachsen. 

In  der  Mitte  Reste  einer  brandlosen  Bestattung  mit  2  Bemsteinperlen,  2  Bronze- 
perlen, 2  bronzenen  Fibelringen,  1  bronzenen  runden  Knopfe  und  Fragmenten  einer 
bronzenen  Brillenspiralfibel. 


Fig.  76. 
Bronzene  Eniefibel  (Vi). 


Fiala.    Untersuchung  prähistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac.  33 

Tumulus  Xin.     Durchmesser  9  M.,   Höhe  07  M.;    aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Im  Nordostquadranten  Leichenbrand  mit  2  eisernen  Speerspitzen  mit  Mittelrippe, 
Fragmenten  von  2  Gelenkreifen  aus  Bronzeblech,  1  eisernen,  einem  Steigbügel  ähnlichen 
Geräthe  und  1  Thonwirtel.  Im  Nordwestquadranten  Leichenbrand  mit  2  bronzenen 
Brillenspiralfibeln. 

Tumulus  XIV.     Durchmesser  8  M.,  Höhe  0*5  M.;    aus   Klaub-   und   Bruchstein. 

In  der  Mitte  Reste  einer  brandlosen  Bestattung  mit  1  bronzenen  kreuzförmigen 
Knopfe,  1  durchbohrten  Wetzstein,  1  eisernen  Messerklinge  und  Thonscherben. 

Tumulus  XV.     Durchmesser  9  M.,  Höhe  05  M.;  aus  Klaub-  und  Bruchstein. 

Im  Tumulus  nur  ein  Fragment  von  Bronzeblech. 

Tumulus  XVI.     Durchmesser  6  M.,    Höhe  0-5  M.;    aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Wenige  unverbrannte  Knochen  und  Thonscherben. 

Tumulus  XVII.     Durchmesser  7-5  M.,  Höhe  0*8  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

In  der  Mitte  ganze  Knochen. 

Tumulus  XVIII.  Durchmesser  9-5  M.,  Höhe  0*6  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
mit  Wachholdergebüsch  bewachsen. 

In  der  Nordhälfte  des  Tumulus  an  vier  Stellen  Leichenbrand.  Folgende  Artefacte 
wnrden  gefunden:  1  eiserne  Speerspitze.  —  1  eiserne  Schmucknadel.  —  2  bronzene 
Schmuckringe.  —  19  Bernsteinstücke.  —  19  Emailperlen.  —  1  durchbohrtes  Scheibchen 
aus  Kalkstein.  —  1  Bronzespiralrolle.  —  2  Stückchen  Eisen- 
schlacke und  verzierte  Thonscherben. 

Tumulus  XIX.  Ellipsenachsen  der  Basis  10*5  und 
8  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Bruch-  und  Ellaubstein,  mit 
Wachholdergebüsch  bewachsen. 

In  der  Mitte  Leichenbrand  mit  1  bronzenen  Certosa- 
fibel,  1  bronzenen  Doppelnadel  mit  kreuzförmigem  Kopfe, ^) 
1  Armreifchen  aus  gewundenem  Silberdrahte  (Figur  77, 
7i  nat.  Gr.)  und  Thonscherben. 

Tumulus  XX.  Durchmesser  7  M.,  Höhe  0*4  M.;  Fig.  77.  Silberner  Armring  (Vi). 
aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

In  der  Osthälfte  eine  ganze  Bestattung  mit  6  Emailperlen,  im  Westtheile  Leichen- 
brand mit  einigen  Bronzepartikeln. 

Tumulus  XXI.     Durchmesser  9  M.,    Höhe  0*7  M.;    aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Im  Tnmulus  Leichenbrand  mit  2  bandförmigen  Gelenkreifen  aus  Bronzeblech  mit 
getriebenen,  aus  Punktreihen  bestehenden  Ornamenten,  1  grossen  Doppelnadel  aus  Bronze- 
draht mit  kreuzförmigem  Kopfe  und  Thonscherben. 

Tumnlus  XXII.     Durchmesser  9  M.,  Höhe  0*4  M.;    aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Leichenbrand  mit  1  grossen  eisernen  Lanzenspitze  mit  lorbeerförmigem  Blatte,  1  bron- 
zenen Knopffibel,  1  Fingerringe  aus  Bronzeblech,  1  bunten  Emailperle  und  Thonscherben. 

Tumulus  XXIII.     Durchmesser  lO'O  M.,  Höhe  1-5  M.;  aus  Klaub-  und  Bruchstein. 

Im  Osttheile  des  Tumulus  eine  von  Nord  nach  Süd  orientirte  brandlose  Bestat- 
tung mit  folgenden  Artefacten:  2  bronzene  Perlen.  —  1  Thonperle.  —  Fragmente  einer 
bronzenen  Brillenspiralfibel.  —  1  Fibelbügel  aus  Bronze.  —  1  Ziernadelkopf  aus  Bronze. 
—   Fragmente  von  eisernen  Messern  und  Thonscherben. 

Tumulus  XXIV.  Durchmesser  10  M.,  Höhe  0'8  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
mit  Wachholdergestrüpp  bewachsen. 


»)  Vgl.  diese  Mitth.  Bd.  I.,  S.  96,  Figur  139. 
Band  UI. 


34 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


Im  Nordtheile  des  Tumulus  Leichenbrand,  darunter  ein  zur  Hälfte  verkohlter  Schädel. 
An  Beigaben  fand  sich  folgende  Ausbeute:  10  bronzene  Knotenfibeln.  —  4 bronzene  Knopf- 
fibeln. —  2  zweischleifige  bronzene  Bogenfibeln.  —  2  grosse  bandförmige  Gelenkreifen  aus 
Bronzeblech  mit  getriebenen  Verzierungen  (Figur  78,  Y»  "ä<^-  Gr.).  —  2  ebensolche  kleinere 

(Figur  79,  7^  nat.  Gr.).  —  3 
bronzene  Fingerringe  (band- 
förmige Spiralen).  —  1  gros- 
ser bronzener  Flachring.  — 
10  bronzene  Fibelringe.  — 
1  einseitig  gegossene  ein- 
schleifige  bronzene  Bogen- 
fibel.^)  —  Bronzene  Spiral- 
drahtrolle. —  1  eiserne  Näh- 
nadel. —  1  eiserne  Messer- 
klinge. —  1  Eisengeräth 
(Figur  80,  Vi  nat.  Gr.)  und 
3  Bernsteinperlen. 
Fig.  78.    Armring  auR  Bronzeblech  (V2). 


m 


Fig.  79.  Reparirter  Armring  aus  Bronzeblech  (Vi)- 


Fig.  8Ü. 
Eisengeräth 


Fig.  81.  Bronzenes  Anhängsel  (^/i). 


Tumulus  XXV.  Durchmesser  9  M.,  Höhe  1-2  M.5  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
mit  Wachholdergebüsch  bewachsen. 

Leichenbrand  mit  Fragmenten  eiserner  Lanzenspitzen  und  Thonsch erben. 

Tumulus  XXVI.  Durchmesser  10  M.,  Höhe  0*9  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
mit  Wachholder  und  jungen  Kiefern  bewachsen. 

In  der  Südhälfte  des  Tumulus  Leichenbrand,  bei  welchem  folgende  Funde  gemacht 
wurden:  2  grosse  massive  Gelenkringe  aus  Bronzeguss  in  anderthalb  Umgängen.  — 
2  bandförmige  Gelenkreifen  aus  Bronzeblech  mit  getriebenen,  aus  Punktreihen  bestehen- 
den Verzierungen.  —  4  Brillenspiralfibeln  aus  Bronzedraht.  —  5  bronzene  zweischleifige 
Bogenfibeln  mit  zweifach  gelochtem  \nercckigem  Fussblatte.  —  2  bronzene  Kahnfibeln. 
—  1  bronzene  Knopffibel.  —  1  bronzene  Knotenfibel.  —  3  bronzene  Anhängsel  in  Vasen- 
form.   —    1  bronzenes  Anhängsel  in  Dütenform.  —  1  bronzenes  Anhängsel  (Figur  81, 


*)  Vgl.  diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  88,  Figur  88. 


Fiala.    Untersnchun^  prähistorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac.  35 

7i  nat.  Gr.).  —  8  bronzene  Fibelringe.  —  2  runde  Bronzeperlen.  —  3  tonnenförmige 
Bronzeperlen.  —  1  Bronzespiralrolle.  —  2  runde  bronzene  Knöpfe.  —  1  Fragment  einer 
eisernen  Speerspitze  und  zahlreiche  Thonscherben. 

Tumulus  XXVII.     Durchmesser  9  M.,  Höhe  1  M.;    aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Im  Südtheile  Leichenbrand  mit  1  Glasperle,  1  bronzenem  Anhängsel  in  Vasen- 
form und  Thonscherben. 

Tumulus  XXVni.     Durchmesser  3  M.,  Höhe  0*4  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Leer. 

Tumulus  XXIX.     Durchmesser  3*5  M.,  Höhe  0*4  M.;  aus  Bruch- und  Klaubstein. 

Ausser  Eisenschlacken  wurden  keine  Funde  gemacht. 

Tumulus  XXX.     Durchmesser  4  M.,  Höhe  0-4  M.;    aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Inhalt:  Thonscherben. 

Tumulus  XXXI.  Durchmesser  10  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein, 
mit  Wachholder  und  Kiefern  bewachsen. 

Am  Siidrande  Reste  einer  brandlosen  Bestattung  mit  einer  eisernen  Speerspitze 
und  einem  thönernen  Spinnwirtel. 

Tumulus  XXXII.     Durchmesser  8  M.,  Höhe  0*7  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Im  Tumulus  Reste  von  unverbrannten  Bestattungen  und  zahlreiche  Thonscherben. 

Tumulus  XXXIII.     Durchmesser  7  M.,  Höhe  0*4  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Leichenbrand  und  Thonscherben. 

Tumulus  XXXIV.    Durchmesser  10  M.,  Höhe  0*9  M.;  aus  Klaub-  und  Bruchstein. 

Leichenbrand  und  eine  brandlose  Bestattung  in  der  Mitte.  An  Beigaben  bei  den  ver- 
brannten Knochen  1  zweischleifige  bronzene  Bogenfibel,  1  Fragment  einer  Doppelnadel  aus 
Bronzedraht,  1  Fragment  einer  bronzenen  Brillenspiraliibel  und  1  eiserne  Lanzenspitze. 

Tumulus  XXXV.     Durchmesser  9  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Klaub-  und  Bruchstein. 

Reste  einer  brandlosen  Bestattung  mit  1  eisernen  Brillenspiralfibel,  1  bronzenen 
Schmuckring  und  1  bronzenen  Nähnadel. 

Tumulus  XXXVI.  Durchmesser  9  M.,  Höhe  0*8  M.;  aus  Klaub-  und  Bruchstein, 
mit  Wachholdergestrüpp  bewachsen. 

In  der  Mitte  Leichenbrand  und  Thonscherben. 

10.  Pari2eTl<;i-Ljab0Tlne. 

Tumulus  I.     Durchmesser  10  M.,  Höhe  0*5  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Bis  auf  wenige  unverbrannte  Knochen  und  Thonscherben  leer. 

Tumulus  n.     Durchmesser  9  M.,  Höhe  0-75  M.;  aus  Bruch-  und  Klaubstein. 

Im  Südtheile  brandlose,  von  Nordwest  nach  Südost  orientirte  Bestattungen.  An 
Artefacten  wurden  nur  ein  bronzener  Knopf  und  Thonscherben  gefunden. 

In  den  weiteren  hier  geöflFneten  22  Tumulis,  deren  Längendimension  zwischen 
3  und  6  M.  und  deren  Höhendimensionen  zwischen  0*3 — 0*5  M.  schwankten,  wurden 
nur  geringe  Funde  gemacht.  Zehn  Hügel  waren  ganz  leer,  in  den  anderen  zwölf 
wurden  nur  Knochenfragmente  und  Thonscherben  gefunden. 

in.  Schlussbemerkungen. 
1.  Ueber  die  Bestattangsarten. 

Unter  den  im  Jahre  1893  geöfiheten  Tumulis,  140  an  der  Zahl,  waren  66  mit  brand- 
losen Bestattungen,   34   mit  Leichenbrand   und    12,    in   welchen  beide  Bestattungsarten 

3* 


36  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

nebeneinander  vorkamen.  In  der  Regel  dominirte  in  jeder  Nekropole  ein  Modus  der 
Beisetzung;  so  war  beispielsweise  in  Ilijak  und  Borovsko  fast  ausschliesslich  brandlose 
Beisetzung,  in  VraÄifci  und  Podpecine  Leichenverbrennung  üblich.  Bezüglich  der  An- 
zahl der  Beisetzungen  wurde  auch  heuer  die  Wahrnehmung  gemacht,  dass  die  Tumuli 
in  den  seltensten  Fällen  nur  ein  Grab,  gewöhnlich  aber  2 — 12  Gräber  bergen.  Es  ist 
dem  Berichterstatter  aufgefallen,  dass  in  dem  Falle,  wo  ein  Tumulus  mehrere  Skelete 
enthielt,  dieselben  zumeist  nicht  in  einer  Ebene,  sondern  in  verschiedenen  Niveaux  ge- 
bettet waren,  ein  Umstand,  der  sich  mit  der  Annahme  gleichzeitiger  Bestattung  nicht 
recht  vereinbaren  lässt.  Nebenbei  bemerkt,  ist  hier  nur  von  solchen  Tumulis  die  Rede, 
in  welchen  die  Artefacte  einer  und  derselben  Periode  angehören.  Insbesondere  zeigte 
sich  bei  der  Untersuchung  des  Tumulus  III,  Ilijak,  mit  voller  Klarheit,  dass  man  für 
die  Mehrheit  der  grossen,  zahlreiche  Bestattungen  enthaltenden  Tumuli  Beisetzungen  in 
verschiedenen  Zeiträumen  annehmen  muss,  welche  aber  nichts  mit  den  Nachbestat- 
tungen aus  späteren  Perioden  gemeinsam  haben.  * 

Solche  Massengräber  sind  nichts  Anderes  als  Familiengrüfte  und  werden  zumeist 
in  der  Art  errichtet  worden  sein,  dass  über  der  zuerst  beigesetzten  Leiche  der  Hügel 
in  seiner  ganzen  Grösse  gethürmt  und  die  in  späterer  Zeit  verstorbenen  Familien- 
angehörigen nach  Eröffnung  einer  Höhlung  nacheinander  in  dem  Tumulus  begraben 
wurden.  Es  gibt  noch  eine  andere  MögHchkeit  fUr  die  Entstehung  solcher  Massen- 
gräber. Denkt  man  sich  2 — 3  kleine  Tumuli  sehr  nahe  aneinander  errichtet,  so  kann 
durch  das  Abrutschen  der  Schuttkegel  eine  Vereinigung  der  Hügel  zu  einem  einzigen 
stattfinden;  es  könnte  auch  angenommen  werden,  dass  die  Nivellirung  absichtlich  durch 
Menschenhand  erfolgt  ist.  In  solchen  Fällen  entstehen  Grabhügel  mit  elliptischem  oder 
unregelmässig  krummlinigem  Umfange.  Mehrere  Beobachtungen  sprachen  ftür  die  An- 
nahme solcher  Entstehung,  zumal  bei  einigen  grösseren  Tumulis  in  den  beiden  Hälften 
total  verschiedenes  Aufschüttungsmateriale  constatirt  wurde. 

Schon  1892  wurden  bei  mehreren  Tumulis  Nachbestattungen  mit  römischen  Arte- 
facten  nachgewiesen.  Die  Campagn«  1893  brachte  aber  auch  Gräber  in  Tumulusform, 
welche  Beisetzungen  mit  ausschliesslich  römischen  Beigaben  hatten.  Es  waren  dies  die 
Hügel  V  bei  Vra2i6i  und  VHI  und  IX  bei  Podpefcine.  Es  muss  hervorgehoben  werden, 
dass  solche  römische  Tumuli  oder  Tumuli  aus  der  römischen  Zeit  niemals  kreisförmige, 
sondern  stets  elliptische  Basis  aufwiesen  und  dem  Materiale  nach  immer  aus  Erde  und 
feinem  Schlägelschotter  errichtet  waren.  Eine  vorgefundene  Bronzemünze  Licinius  des 
Aelteren  erlaubt  auch  eine  beiläufige  Datirung  des  einen  Grabhügels;  derselbe  kann 
nicht  vor  dem  Jahre  307  n.  Chr.  errichtet  worden  sein.  Römische  Artefacte,  sicherlich 
von  Nachbestattungen  herrührend,  wurden  in  Öitluci  bei  Tumulus  VI  und  in  Taline  bei 
Tumulus  II  nachgewiesen.  Mittelalterliche  Nachbestattungen  wurden  in  Ilijak,  Öitluci  und 
Vraiifci  gefunden. 

3.  Artefacte. 

In  der  über  1000  Nummern  zählenden  Ausbeute  überwiegt  die  Bronze;  das  Eisen 
erscheint  nur  bei  Waffen  und  wenigen  Schmuckgeräthen  in  Verwendung.  Von  silbernen 
Gegenständen  wurden  fünf  Stücke,  von  bleiernen  nur  eines  gefunden.  Von  hohem 
Interesse  sind  die  sechs  in  Ilijak  ausgegrabenen  Eisenschwerter.  Drei  derselben,  Figur  4, 
5  und  6  der  Tafel  I,  gehören  einer  Form  an,  welche  bereits  einmal  für  den  Glasinac 
constatirt  wurde;  *)  sie  zeichnet  sich  durch  die  breite  Griffzunge  und  den  schalen- 
förmigen, nach  abwärts  gekehrten  Eisenknauf  aus. 

*)  Diese  Mittheihingen  Bd.  I,  S.  123,  Figur  26. 


Fiala.    UnterHucliuiig  prähiHtorischer  Grabhügel  auf  dem  Glasinac.  37 

Ueberraschend  war  der  Fund  vou  drei  Paar  Bronzebeinschienen  in  der  Nekropolc 
von  Uijak;  vom  Glasinac  war  bisher  nur  ein  Paar,^)  und  zwar  von  typisch  griechischer 
Arbeit  bekannt. 

Die  heuer  ausgegrabenen  Beinschienen  haben  mit  denen  griechischer  Form  keinerlei 
AehnUchkeit  und  sind  höchst  wahrscheinlich  epichorische  Arbeit.  Das  an  den  Dipylon- 
styl  erinnernde  Ornament,  das  die  oberen  und  unteren  Ränder  des  in  Figur  23  und  24 
abgebildeten  Beinschienenpaares  decorirt,  wurde  auch  an  Halsringen  und  Schliessen  vom 
Glasinac')  wiederholt  nachgewiesen. 

Bei  genauer  Betrachtung  der  Fundserien  gewinnt  man  die  Ueberzeugung,  dass 
80  ziemlich  jede  Nekropole  ihre  charakteristischen  Typen  besitzt,  und  dass  auch 
zwischen  brandlosen  und  Brandbestattungen  Unterschiede  in  der  Ausstattung  vorkommen. 
So  waren  für  die  Nekropole  von  Ilijak  die  hülsenartigen  Gelenkreife  aus  bronzenem 
Spiraldrahte,  deren  mittlere  Umgänge  bandartig  ausgehämmert  sind,  die  Schwerter  und 
Beinschienen  ungemein  charakteristisch;  die  Tumuli  von  Podpe6ine  brachten  wieder 
eine  beträchtliche  Anzahl  von  bandartigen  Gelenkreifen  aus  Bronzeblech,  bronzenen 
Knotenfibeln  und  eisernen  Lanzen;  für  die  Httgel  von  Vra2i6i  waren  bronzene  Certosa- 
fibeln,  für  die  von  Borovsko  bronzene  Halsringe  und  Hängeschmuck  aus  Bronzedraht 
typisch. 

Um  gewisse  Unterschiede  zwischen  Brandgräbern  und  Skeletgräbern  zu  demon- 
striren,  wollen  wir  uns  blos  an  die  Fibeln  und  Gelenkreifen  oder  Armringe  halten. 
Die  griechische  Fibel,  die  Peschierafibel  und  die  eiserne  Brillenspiralfibel  kommen  fast 
ausnahmslos  bei  Skeleten,  die  Knotenfibel,  Knopffibel,  Kahnfibel  und  Certosafibel  bei 
Leichenbränden  vor.  Bronzene  Brillenspiralfibeln  und  die  zweischleifige  Bogenfibel  mit 
ihren  Varianten  trifft  man  bei  beiden  Bestattuiigsarten  an.  Die  grossen,  spiralhtilsen- 
förmigen  Armbänder  aus  Bronzedraht  wurden  nur  bei  ganzen  Beisetzungen,  die  band- 
artigen Gelenkreife  aus  Bronzeblech  nur  bei  Leichenbränden  gefunden. 

Die  massiven  Arm-  oder  Gelenkringe  aus  Bronzeguss  kommen  sowohl  bei  der 
einen  als  auch  bei  der  anderen  Bestattungsart  vor.  Nach  den  bis  jetzt  vorliegenden 
typologischen  Daten  sind  die  Skeletgräber  als  die  älteren  zu  bezeichnen. 

3.  Griechische  Schalen  als  Kopfbedeckung. 

Bei  den  1892  in  Öitluci  vorgenommenen  Ausgrabungen  wurde  im  Tumulus  I*) 
der  genannten  Nekropole  auf  dem  Haupte  eines  Skeletcs  eine  aus  Bronzeblech  ge- 
triebene griechische  Schale  mit  eierstabförmiger  Wandung  gefunden;  von  anderen 
Artefacten  waren  an  und  bei  der  Leiche  zwei  griechische  bronzene  Beinschienen,  ein 
aus  bronzenen  Knöpfen  bestehender  Brustpanzer,  zwei  eiserne  Streitäxte,  ein  eisernes 
Schwert,  eiserne  Lanzenspitzen  u.  A.  vorhanden. 

Der  Fall,  dass  eine  Schale  als  Kopfbedeckung  benutzt  erscheint,  stand  vereinzelt 
da  und  wurde  vielfach  discutirt. 

Nun  wurde  heuer  im  Tumulus  II  von  Ilijak  eine  genau  solche  Schale  auf  dem 
Haupte  eines  Skeletes  gefunden,  welches  sich  durch  hervorragende  Beigaben,  wie  bron- 
zene Beinschienen,  bronzene  Gcfässe,  eisernes  Schwert  mit  BronzegrifF  etc.  auszeichnete. 

Bei  zwei  anderen,  ebenfalls  mit  bronzenen  Beinschienen  und  eisernen  Schwertern 
ausgestatteten  Beisetzungen  der  Ilijaker  Nekropole  erscheint  statt  einer  Kopfbedeckung 

^)  Diese  Mtttheüuiigen  Bd.  I,  S.  135,  Fig^ur  11. 

■)  Diese  Mittheilungen  Bd.  I,  8.  80,  Figur  62;  8.  90,  Figur  100;  8.  163,  Figur  61. 

')  Diese  Mittheilungen  Bd.  I,  8.  136. 


38  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

nur  der  einfache  bronzene  Kopfreif.  Bei  der  Beobachtung  und  vergleichenden  Erwä- 
gung der  Fundumstande  an  beiden  Orten  liegt  der  Schluss  nahe,  dasä  derartige  bron- 
zene Schüsseln  von  den  Häuptlingen  im  Leben  als  auszeichnende,  freilich  barbarische 
Kopfbedeckung  getragen  wurden. 

Andererseits  wäre  auch  die  Annahme  möglich,  dass  solche  bronzene  Schüsseln 
als  rituale  oder  sacrale  Beigaben  den  Leichen  aufs  Haupt  gelegt  worden  seien. 

4.  Die  Wallbnrgen  am  Glasinac. 

In  einer  Note  zum  1892er  Fundberichte  über  die  Ausgrabungen  auf  dem  Glasinac^) 
hat  Dr.  M.  Hoernes  die  Frage  aufgeworfen,  ob  die  WaU bürgen  nicht  eher  als  um- 
friedete Runddorfer  denn  als  befestigte  Fluchtburgen  aufzufassen  wären.  Der  Bericht- 
erstatter hat  sich  nun  heuer  eingehend  mit  der  Untersuchung  dieser  Stätten  beschäftigt 
und  dabei  folgende  Wahrnehmungen  gemacht: 

Unter  den  Wallburgen  des  Glasinac  kann  man  zwei  BLategorien  unterscheiden. 
Zu  der  einen  gehören  jene,  in  welchen  eine  Culturschichte  nachweisbar  ist,  zur 
zweiten  solche  ohne  jegliche  Spur  von  Besiedlung.  Zur  ersten  Kategorie  gehören  bei- 
spielsweise die  Befestigungen  von  Hreljingrad,  lUjak,  Vitanj,  Loznik,  Bjelosali6i  und 
Marinkovgrad;  zur  zweiten  die  von  Kusade,  Senkovi6i,  Mlagj,  PariÄevidi,  Buljukovina, 
Podgradac,  Mioii6i  u.  A. 

Die  Letztgenannten,  fast  alle  auf  exponirten  kahlen  Punkten  zumeist  in  beträcht- 
licher Seehöhe  (1000  M.)  gelegen,  bergen  im  vom  Walle  umgrenzten  Innenraume  nichts 
als  kahlen  Felsboden;  an  ein  totales  Abspülen  der  Culturschichte  durch  Meteor- 
wässer ist  aus  dem  Grunde  nicht  zu  denken,  weil  sich  doch  in  den  Felsspalten  oder 
am  Fasse  der  Abhänge  Beste  erhalten  hätten.  Die  Mehrzahl  dieser  Stätten  kann, 
natürlich  gegen  FernwaflFen  damaliger  Zeit,  im  Sinne  einer  Befestigung  aufgefasst 
werden. 

Die  Wälle  sind  zwar  manchmal  nicht  über  1  Meter  hoch,  doch  kann  man  sich 
dieselben  durch  Palissaden  verstärkt  denken.  Weit  häufiger  kommen  aber  Wälle  vor, 
die  1*5 — 2  M.  hoch  sind  und  deren  ursprüngliche  Höhe  sich  nach  den  vorhandenen 
Schuttmassen  auf  3 — 4  M.  berechnen  lässt.  Auch  complicirtcre  fortificatorische  Anlagen, 
wie  doppelte  und  dreifache  Vorwälle,  Wallvorbauten  an  den  Thoreingängen  hat  der 
Berichterstatter  an  mehreren  Wallbu^gen,  wie  am  Hreljingrad,  bei  Bjelosali6i,  Pari2e- 
vi6i  und  an  der  Gradina  Buljukovina  beobachten  können. 

Diese  Wahrnehmungen  führen  nun  den  Berichterstatter  zu  dem  Schlüsse,  dass 
alle  diejenigen  umwallten  Stätten,  wo  Culturschichten  vorkommen,  nach  der  Ansicht 
des  Dr.  M.  Hoernes  als  Runddörfer  oder  Hofstätten  aufzufassen  sind,  die  übrigen 
jedoch  nur  als  Flucht-  oder  Trutzburgen  gedient  haben  können. 

Funde  von  Hausrathstücken  im  Wallinnern  berechtigen  bei  den  letztgenannten 
Bauten  noch  nicht  zur  Annahme  einer  Besiedlung  durch  längere  Zeit;  denn  solche 
Objecte  können  aus  derjenigen  Periode  herrühren,  in  welcher  sich  die  Bevölkerung 
mit  der  besseren  Habe  vor  dem  Feinde  dahin  geflüchtet  hatte. 

1)  Diese  Mittheilungen,  Bd.  I,  S.  168. 


Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka  bei  Bihad. 


Von 


W.  Badimsk^, 

boeD.-heroeg.  BerghaaptmaniL 
(Mit  4  Tafeln  und  625  Abbildnng^en  im  Texte.) 


Einleitung, 
üebersicht  der  AlterthDmer  in  der  Gegend  ron  BUiai^. 

Wenn  man  von  Kmpa  über  das  verkarstete  eintönige  Plateau  von  Radio  veliki 
gegen  Biha£  fkhrt  und  oberhalb  ZaIo2je  an  den  Rand  der  Hochebene  gelangt^  geniesst 
man  überrascht  das  anmuthige  Landschaftsbild;  welches  sich  dort  den  Blicken  entrollt. 
Tief  nnter  uns  breitet  sich  das  schöne  grüne  Thal  von  Biha6  aus,  rings  umgeben  von 
bewaldeten  Bergen  und  durchflössen  von  der  klaren  Una,  welche  an  dem  reizend  ge- 
legenen Biha6,  dem  Schauplatze  so  vieler  Kämpfe  zwischen  Kreuz  und  Halbmond,  vor- 
bei, dem  romantischen  Defil^  von  Brekovica  zueilt. 

Dieses  fruchtbare  Thal  bietet  sowohl  dem  Nomaden  als  dem  sesshaften  Acker- 
bauer Alles,  was  zu  einer  gedeihlichen  Existenz  erforderlich  ist;  kein  Wunder  daher, 
dass  es  schon  seit  uralter  Zeit  besiedelt  ist  und  eine  ununterbrochene  Reihe  archäo- 
logischer Funde  liefert,  die  aus  vorgeschichtlicher  Zeit  bis  in  die  letzten  Jahrhunderte 
heraufreichen. 

Die  Durchsuchung  des  Thaies  von  Biha6  sowie  seiner  Umgebung  nach  Alter- 
thümem  ist,  dank  den  Bemühungen  der  Herren  Lehrer  Peter  Mirko  vi  6  und  Evidenz- 
geometer  Julius  Grauner,  ziemlich  weit  vorgeschritten.  Bevor  ich  an  die  Beschreibung 
der  Grabung  von  Jezerine  schreite,  will  ich  in  Kurzem  die  Resultate  der  Nachfor- 
schungen, welche  mir  die  genannten  Herren  mitzutheilen  die  Güte  hatten,  vorführen. 
Zum  besseren  Vorständnisse  des  Folgenden  möge  die  angeschlossene  Kartenskizze 
Figur  1  dienen,  auf  welcher  ich  zur  Bezeichnung  der  verschiedenen  Objecte  die  nach- 
stehenden Zeichen  gewählt  habe. 

O  für  Wallbauten  und  Befestungen,  &  für  Gebäuderuinen, 

h      „    Reste  von  Ansiedlungen,  □  n    verstreutes  Baumateriale, 

(i,      „    Burgruinen,  -er  n    Flachgräber, 

J,      „    Kirchenruinen,  o.  n    TumuU. 

Reste  aus  der  römischen  Culturperiode  sind  in  dem  Kärtchen  mit  rother  Farbe 
eingezeichnet. 


40 


I.    Arclüioloj^ie  und  GeKchtchte. 


A.   Prahistoriiche  Ueberreste. 


Wenn  wir  uns  flussabwärts  von  Biha6  gegen  Nordwesten  wenden,  so  gelangen 
wir  bald  in  das  Dorf  Kralje  und  finden  hier  unmittelbar  am  linken  Unaufer  oberhalb 
der  Brücke  eine  Menge  Scherben  von  FrcihandgefHssen  verstreut.  Im  Sande  des  Ufer- 
geländes liegen  ziemlich  grosse  Stücke  dieser  zweifellos  prähistorischen  Topfwaare  von 
grauer  und  schwärzlicher  Farbe.  Nach  der  Volkssage  soll  hier  eine  Stadt  gestanden 
haben,  welche  Tintor  Varo§  hiess  und  einem  „Don  Stipan  Suri6"  gehörte.  Dieser  soll 
von  Pavo  Lenkovifc  verjagt  und  bei  dem  Kampfe  auch  die  Stadt  verbrannt  worden 
sein.     Etwas  oberhalb   der  Fundstelle   dieser  Thongefässscherben  sieht  man  nahe  dem 

Ufer  eine  Menge  Pßlhle  aus  dem 
Wasser  ragen.  Diese  sind  10 — 15 
Cm.  stark  und  in  Reihen  geordnet. 
Ich  halte  sie  flir  jünger  als  die  prä- 
historische Ansiedlung,  von  welcher 
die  Topfscherben  stammen. 

Verfolgen  wir  den  Weg  von 
Kralje  weiter  nordwestlich  in  das 
Dorf  Öumarselo  und  besteigen  wir 
von  hier  aus  den  Berg  Isaöi6  glavica, 
so  treffen  wir  auf  dem  Plateau  des- 
selben den  prähistorischen  Wallbau 
„Gradina",  dessen  Grundriss  und 
Durchschnitt  Figur  2  nach  der  Auf- 
nahme des  Herrn  Evidenzgeometers 
Julius  Grauner  zeigt.  Ich  bemerke 
beiläufig,  dass  ich  auch  alle  folgen- 
den Aufnahmen  von  Wallbauten  und 
sonstigen  Befestigungen  der  Freund- 
lichkeit dieses  Herrn  verdanke.  Die 
ausgedehnte  Gradina  am  Berge 
Isaöi6  bildet  ein  Rechteck,  dessen 
ostwestliche  Länge  440  M.  und 
dessen  nordsüdliche  Breite  durch- 
schnittlich 125  M.  beträgt.  Die  Nord- 
und  Sudseite  sind  durch  die  steilen 
Gehänge  des  Berges  hinlänglich  ge- 
schützt und  benöthigten  daher  keine 
weitere  Befestigung.  Im  Westen  verläuft  jedoch  quer  über  den  Bergrücken  in 
einem  flach  nach  auswärts  gerichteten  Bogen  der  Stcinwall  c,  dessen  Höhe  gegen 
Aussen  5  M.,  gegen  Innen  2  M.  beträgt.  Die  Ostseite  ist  durch  einen  geraden,  beider- 
seits 3—4  M.  hohen  Steinwall  h,  in  dessen  südlichem  Theile  sich  ein  etwas  höherer 
quadratischer  Turaulus  a  erhebt,  geschützt.  Im  Inneren  der  Befestigung  und  an  den 
Wällen  liegen  viele  Thon8cherl)en  von  Freihandgetassen.  Vor  etwa  30  Jahren  sollen 
Schatzgräber  ausserhalb  des  Walles  unter  dem  Tumulus  a  drei  mit  Kohle  und  Menschen- 
knochen gefüllte  Töpfe  gefunden  haben.  Es  scheint  daher,  dass  bei  der  Gradina  auch 
Flachbrandgräber  mit  Urnen  vorkommen. 


Fip.  1.    Kartenskizzo  der  Ump;ebimjf  von  Biliac. 


Kadimsky.    Die  Nekrupule  von  Jezeriiie  in  Pritoka. 


41 


Oestlich  von  Sumarsclo  steht  am  Ostende  des  Dorfes  Brekovica  auf  einem  steilen 
Berge  des  linken  Unaufers  die  Ruine  der  mittelalterlichen  Burg  Brekovica  grad^ 
deren  Grundriss  und  Durchschnitt  Figur  3  zeigt.  Ueberall  um  die  Ruine  herum  finden 
sich  massenhaft  verstreute  Scherben  prähistorischer  ThongefttssC;  welche  mit  halbrunden 
und  rechteckigen  Buckeln,  mit  glatten  und  verschieden  gerippten  Rundwülsten, 
ferner  mit  herumlaufenden  eingedrückten  Einkerbungen  und  Fingernägeleindrücken  ver- 
sehen sind.  Westlich  von  der  Burgruine  erhebt  sich  bei  a  ein  Tumulus  von  15  M. 
Durchmesser  und  4  M.  Höhe,  welcher  gegenwärtig  als  mohammedanischer  Friedhof  be- 
nützt wird.  Die  Dorfbewohner  wissen,  dass  dieser  Hügel  künstlich  aufgeschüttet  ist, 
doch  knüpfen  sich  keine  Sagen  an  die  Entstehung  desselben.  Zweifellos  bestand  dem- 
nach in  Brekovica  eine  prähistorische  Ansiedlung,  und  es  ist  zu  bedauern,  dass  der 
schöne  Tumulus  infolge  seiner  gegenwärtigen  Bestimmung  einer  näheren  Untersuchung 
entzogen  ist. 


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Fig.  2.    Wallban  „Gradina*  von  Iza£i6  bei  Sumarselo. 


Südlich  von  dem  nahen  Dorfe  Bairi6  kommt  am  linken  Unaufer  auf  einer  gegen 
denFluss  vorspringenden  Bergnase  ein  eigenthümlicher  Erdbau,  KuliSte  genannt,  vor. 
Wie  Figur  4  veranschaulicht,  besteht  derselbe  aus  drei  quer  über  den  Bergrücken  laufen- 
den Gräben  a,  h  und  c,  welche  ein  elliptisches  Plateau  von  28  M.  ostwestlicher  Länge  und 
12  M.  nordsüdlicher  Breite  einschliessen.  Auf  dem  Plateau  sind  Scherben  prähistorischer 
GefUsse  und  kleine  Stückchen  gebrannten  Lehmes  verstreut.  Dieser  Erdbau  gehört 
daher  gewiss  der  prähistorischen  Zeit  an.  Auf  dem  Grunde  des  westlichen  Grabens  a 
kommt  auch  Kalkmörtel  mit  eingemischten  Steinchen  vor,  und  es  dürfte  in  der  Nähe 
auch  ein  späterer  Bau  gestanden  haben.  Doch  ist  oberflächlich  nirgends  eine  Spur  von 
Mauerwerk  zu  bemerken. 

üebersetzen  wir  unterhalb  von  Brekovica  die  Una,  so  finden  wir  im  Nordosten 
des  Dorfes  Brki6  auf  einem  gegen  den  Fluss  vorspringenden  Felsen  das  Grundmauer- 
werk  der   mittelalterlichen   Burgruine   Obrovac   grad,    deren  Grundriss   aus  Figur  5 


42 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


ersichtiich  ist.  Es  sind  nur  mehr  die  FtLndamentmaaem  erhalten;  aber  zwischen  diesen 
findet  sich  eine  grosse  Menge  Thonscherben  von  Freihandgefttesen  mit  verschiedenen, 
für  prähistorische  Töpfe  charakteristischen  Ornamenten,  dann  Schleifsteine  u.  dgl.  Unter 
der  Burgruine  wurde  1892  von  einem  Bauer  im  Felde  ein  Bronzekelt  gefunden,  den 
Herr  Grauner  dem  Landesmuseum  schenkte.  Dieses  Stück  (Figur  6),  10  Cm.  lang, 
an  der  Schneide  5  Cm.  breit,  hat  nicht  wie  die  anderen  bisher  in  Bosnien  und  der 
Hercegovina  gefundenen  Hohlkelte  die  spitzwinkelige  Faden  Verzierung,  welche  uns 
namentlich  von  den  ungarischen  Typen  her  so  gut  bekannt  ist,^)  sondern  ein  den 
„Talon"  gewisser  Palstäbe  nachahmendes  horizontales  Doppelband. 


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Fig.  3.    Burgruine  (Grad)  von  Brekovica. 


Südlich  von  der  Burgruine  steht  auf  dem  schmalen  Grate  des  Felsens  ein  2  M. 
hoher  Tumulus  a.  An  der  Stelle  der  gegenwärtigen  Burgruine  Obrovac  bestand  dem- 
nach eine  prähistorische  Ansiedlung,  wahrscheinlich  ein  Wallbau,  dessen  Existenz  in 
die  Hallstattperiode  oder  gar  in  die  Bronzezeit  zurückgreift. 

Südwestlich  vom  Obrovac  grad  erhebt  sich  unweit  der  Ortschaft  Prdipolje  ober- 
halb der  Wiesen  Dubrave,  eine  flache  Kuppe,  welche  den  Wallbau  Gradina  Dubro- 
vnik  (Figur  7)  trägt.  Dieser  hat  eine  unregelmässig  viereckige  Form,  ist  320  M.  lang 
und  165  M.  breit  und  im  Süden,  Osten  und  Westen  durch  zwei  je  3  M.  hohe  Stein- 
wälle h  und  6',   im   Norden   nur  durch   einen,   aber  8  M.  hohen  Steinwall  c  geschützt. 


*)  Vgl  Radimskj^,  Prähistorische  Fundstätten,  S.  22,  Figur  66  und  S.  26,  Figur  71  und  72. 


Radimskj^.    Die  Nekropole  yon  Jezerine  in  Pritoka. 


43 


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i/2000. 

Fig.  4.  Wallbau  Kuliäte  bei  Bairid. 


Fig.  6. 
Bronzener  Hohlkeit, 

gefunden 
bei  Obrovac  g^ad. 


Fig.  6.    Burgruine  Obrovac  bei  Brki<5. 


Fig.  7.  Wallbau  (Gradina)  Dubrovnik  bei  Prdipo^e. 


Innerhalb  der  von  den  Wällen  eingeschlossenen  Fläche  stehen  bei  a  sieben  kleine 
Tumuli,  in  deren  einem  durch  Schatzgräber  Menschenknochen  gefanden  worden  sein 
sollen.  Ausserdem  liegen  dort  viele  Scherben  aus  freier  Hand  geformter  Thongefilsse, 
gebrannte  Lehmklumpen  und  Fragmente  von  Handmlihlsteinen  herum,  welche  letzteren 
aus  einem  ziemlich  festen  Conglomerate  bestehen. 


44 


I.    Archäolojirie  und  Geschichte. 


Südwestlich  von  der  Gradina  Dubrovnik  steht  auf  der  felsigen  bewaldeten  Kuppe 
Srbska  glavica,  südlieh  von  dem  vorgenannten  Dorfe  Prdipolje  ein  zweiter,  ebenfalls 
Gradina  genannter  Wallbau  (Figur  8).  Es  ist  ein  unregelmftssig  elliptischer  Stein- 
wall a,  welcher  gegen  Aussen  eine  Höhe  von  7  M.,  gegen  Innen  eine  solche  von  2  M. 
besitzt.  In  der  von  dem  Walle  eingeschlossenen  Fläche  von  110  M.  grösster  Länge 
und  45  M.  grösster  Breite  erhebt  sich  eine  runde  Gomila  von  4  M.  Höhe  b.  Im  Süden 
schliesst  sich  an  diesen  Ringwall  ein  gerader  Steinwall  c  an,  welcher  längs  dem  Rande 
des  Plateaus  auf  eine  Länge  von  400  M.  erhalten  ist,  sich  an  seinem  Ostende  gabelt^ 
aber  bald  darauf  in  dem  Berggehänge  verHert.  80  M.  von  seinem  Ausgangspunkte  ent- 
sendet  dieser  Wall   einen   Zweigwall  d   gegen   Norden,   welcher  jedoch   nur   auf  circa 


Fig.  8.  Wallbau  (Gradina)  auf  der  Srbska  glayica  bei  Prdipolje. 


40  M.  Länge  erhalten  ist.  Ohne  Zweifel  war  dies  ursprünglich  ein  zweiter  äusserer 
Wall  der  Gradina,  welcher  quer  über  das  ganze  Plateau  verlief.  Im  Norden  ist  der 
Bergabhang  sehr  steil,  so  dass  eine  weitere  Befestigung  hier  nicht  für  nothwendig  er- 
achtet wurde.  Die  Gesammtlänge  des  Wallbaues  von  seinem  Nordwestende  bis  zu  der 
Gabelung  des  südlichen  Walles  beträgt  470  M.,  seine  Breite  100  —  120  M.;  derselbe 
gehört  somit  zu  den  grösseren  prähistorischen  Befestigungen  des  Landes.  Das  ganze 
Plateau  der  Gradina  ist  mit  Scherben  handgeformter  Thongefässe  und  gebrannten 
Thonklumpen  überstreut.  Ferner  stehen  am  östlichen  flachen  Abhänge  des  Berges  neun 
Tumuli  von  etwa  1  M.  Höhe. 

Südwestlich  von  der  Srbska  glavica  und  südöstlich  von  dem  Dorfe  Spahi6i  steht 
auf  der  Spahi6a  glavica  ein  dritter  Wallbau,  Gradina  Palei  genannt  (Figur  9).  Er  ist 
von  wesentlich  anderer  Form  als  die  bisher  beschriebenen,  indem  er  ein  ziemlich  genau 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


45 


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Fig.  9.    Gradina  Palei  auf  der  Spahiöa  glavica  bei  Spahici. 


nach  den  Weltgegenden  orientirtes  Rechteck  von  90  M.  ostwestlicher  Länge  und  60  M. 

nordsüdlicher  Breite  bildet.  Der  Wall  a  ist  2  M.  hoch.     Innerhalb   desselben  steht  bei 

der  Längsmitte  des  Nordwalles,  mit  seinem  Fasse  an  den  Wall  anstossend,  ein  grösserer 

runder  Tumulus  h  von  2  M.  Höhe. 

Thonscherben  von    Freihandge-  •>-*' 

fkssen  liegen  überall  herum. 

EndUch   finden    wir  nord- 
westlich von  der  „Palei  gradina" 
nächst  dem  Dorfe  Spahi6i,  gegen- 
über von  Brekovica  am  rechten 
XJnaufer  noch  einen  ganz  eigen- 
thümlichen Erdbau,  die  Grad i na 
Zapatak  (Figur  10).    Derselbe 
zeigt  eine  140  M.  lange  und  50  M. 
breite  elliptische  Fläche  a,  welche 
von    dem    südlich    ansteigenden 
Berggehänge  durch  einen  tiefen, 
bei  20  M.  breiten  Graben  h  ge- 
trennt ist.  Dabei  findet  sich  keine 
Spur   eines  Walles  oder  Mauer- 
werkes; aber  man  sieht  deutlich, 
dass   der   Graben   von   Menschenhand    ausgehoben    oder   wenigstens    regulirt    und   das 
Materiale  zur  Anschüttung  des  Plateaus  verwendet  worden  ist.    Einzelne  herumliegende, 
zum   Theile    omamentirte   Thongefttes- 
scherben  lassen  keinen  Zweifel  darüber 
bestehen,   dass   dieser  Erdbau   in  prä- 
historischer Zeit  entstanden  ist,  und  ich 
möchte   die   Vermuthung   aussprechen, 
dass  derselbe  einst  als  Opferstätte  ge- 
dient habe. 

Wenden  wir  uns  nun  von  Biha6 
gegen  Süden,  so  treffen  wir  auf  steilem 
Kalkfelsen  eine  der  schönsten  und 
besterhaltenen  mittelalterlichen  Burg- 
ruinen des  Landes,  den  Grad  Soko- 
lac,  dessen  Grundriss  und  Durchschnitt 
Figur  11  wiedergibt.  Unmittelbar  an 
die  Burgruine  schliesst  sich  im  Nord- 
westen ein  ausgedehnter  Wallbau  an, 
welcher  sich  einst  auch  über  den  Platz 
der  gegenwärtigen  Burgruine  erstreckte, 
wie  der  knapp  nordwestlich  von  der 
letzteren  quer  über  den  Bergrücken 
laufende  Steinwall  a  beweist.  Der 
schöne  mittelalterliche  Thurm  der  Burg 
dürfte    an    der    Stelle    stehen,    welche 

ehemals   von   der    Gomila    des    Wallbaues    eingenommen,    wurde.     Dieser   ausgedehnte 
prähistorische    Wohnplatz    ist    dort,    wo    der    Abhang    kein    allzu    steiler    ist,    durch 


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f/6250 
Fig.  10.    Gradina  Zapatak  bei  Spahi<^i. 


46 


I.   Archäologie  uud  Geschichte. 


einen  Steinwall  bb  geschützt  und  hat  eine  von  Nordwest  gegen  Südost  gestreckte 
Gestalt,  welche  beiderseits  in  eine  Spitze  ausläuft.  Die  Gesammtlänge  desselben  beträgt 
unter  Hinzurechnung  des  gegenwärtigen  Burgplatzes  145  M.,  die  grösste  Breite  37  M. 
Bei  meiner  Anwesenheit  machte  mich  Herr  G rauner  auf  eine  im  Grundrisse  mit  c 
bezeichnete  Stelle  aufmerksam,  wo  er  Scherben  prähistorischer  Geftlsse  bemerkt  hatte. 
Wir  fanden  an  dieser  steil  gegen  das  Dorf  Sokolac  abfallenden  Stelle  eine  Menge  ver- 
streuter FreihandgefUssscherben  und  unter  einer  Steinplatte  eine  zerdrückte  Urne,  mit 
Kohlenstücken  und  Leichenbrand  gefüllt.  Hier  scheint  also  eine  prähistorische  Nekro- 
pole  mit  Flachgräbern  vorhanden  zu  sein.    Infolge  dieses  Fundes   hat  Herr  Mirko vi6 


1  :  1562. 
Fig.  11.    Grad  Sokolac  (Wallbau  und  mittelalterliche  Burgruine). 


nach  Beendigung  der  Grabung  in  Jezerine  innerhalb  des  Wallbaues  und  nahe  bei  dem 
Querwalle  a  eine  kleine  Probegrabung  vorgenommen,  welche  eine  Masse  von  Freihand- 
gefässscherben  lieferte.  Man  erkennt  darunter  solche  von  grösseren  und  kleineren  Töpfen, 
sowie  von  Schalen  und  Bechern;  besonders  auflFallend  ist  das  aufwärts  stehende  Rand- 
stück eines  grossen  lichtgelben  Gefässes  aus  sehr  rohem  Materiale  von  4  Cm.  Wand- 
stärke. Material  und  Form  der  Gefässe,  Form  und  Stellung  der  Henkel,  sowie  die 
Ornamentirung  mit  halbrunden  oder  rechteckigen  Buckeln,  glatten  oder  gekerbten 
Rundwülsten,  gestrichelten  Linien  u.  s.  w.  erinnern  lebhaft  an  die  Geftlsse  aus  dem 
Pfahlbaue  des  nahen  Ripa6.^)  Ganz  wurden  nur  zwei  Thonschälchen,  vielleicht  Kinder- 


^)  Siehe  meinen  Bericht  darüber  in  dem  nächstfolgenden  Artikel. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  bei  Pritoka. 


47 


Spielzeug,  gewonnen.  Eines  derselben  (Figur  12)  ist  4  Cm.  hoch,  5"5  Cm.  breit,  gelb- 
lich, mit  ebenem  Boden  und  flachrundem  Henkel,  welcher  vom  Boden  bis  zum  Rande 
reicht.  Das  andere  (Figur  13)  ist  2*2  Cm.  hoch,  4  Cm.  breit,  intensiv  roth,  hat  con- 
vexen  Boden  und  kleinen  über  den  Band  emporsteigenden  Henkel  von  rundem  Quer- 
schnitt.    Ferner   fand   sich   das   Untertheil  eines  Bechers   (Figur  14),    dessen  niederer 


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Fig.  12.   Thonplpfiiheu. 


Fig.  14.    Uutertheil  eineB 
Thonbechei^, 


Fig.  lü. 
Webstuhlge  wicht. 


Figr.  13. 
Thonschälchen. 


Fig.  16. 
Spinnwirtel. 


Fig.  18.   Homzapfen  einer  Ziege, 
beschnitten  ("/s). 


Fig.  17. 
Th{5nerne  Gussform. 


Fig.  12—18.    Funde  aus  dem  Wallbau  von  Sokolac. 


Fuss  durch  eine  herumlaufende  Reihe  rautenförmiger  Einkerbungen  facettirt  ist;  dann 
ein  gelbliches  pyramidales  Webstuhlgewicht,  circa  11  Cm.  hoch,  9  Cm.  breit,  defect, 
ein  kleines  Webstuhlgewicht  (Figur  15),  rothbraun,  6  Cm.  hoch,  4*5  Cm.  breit,  ein 
röthlichgelber  Spinnwirtel  (Figur  16)  mit  kantiger  Peripherie,  3  Cm.  hoch,  4  Cm. 
Durchmesser,  und  schliesslich  eine  thöneme  Gussform  für  drei  kleine  Anhängsel 
(Figur  17  a  und  6),  9  Cm.  lang,  5*5  Cm.  breit. 


48 


I.   Archftologie  und  Geschichte. 


Fig.  19.  ThongefUss  aus  Golubic. 


An   Metallfunden    lieferte   die    Prol>e*j;rabung    einen 
Bronzeblechstreifen  und  eine   bronzene  Nadelspitze^  dann 
eine  Kugel  aus  weissem  Metall  (wahrscheinlich  Zinn)  von 
1*5  Cm.  Durchmesser  mit  zwei  einander  diametral  gegen- 
überstehenden drahtformigen  Fortsätzen.    Die  Eisengegen- 
stände   sind    zum   Theil    gewiss  jünger   als   die   anderen 
Objecte;  es  fanden  sich  zwei  Messerfragmente,  ein  starker 
Nagel  mit  dickem  Kopfe  und  Bruchstücke  von  Hufeisen. 
Ausserdem  kamen  Thierknochen  vor,  darunter  das  grosse 
Stück  eines  halbverbrannten  Unterkiefers  und  der  hohle 
Fussknochen    eines   Vogels,    sowie    ein    mit    Einschnitten 
versehener   und   unterhalb    der   Spitze   abge- 
schnittener Hornzapfen    von    der   Ziege    (Fi- 
gur 18). 

In  Golubi6,  wovon  später  noch  die 
Rede  sein  soll,  fand  Herr  Grauner  nahe  der 
Ueberfuhr  am  Ufer  der  Una  einen  aus  freier 
Hand  roh  geformten  gelblichgrauen  Henkel- 
becher (Figur  19),  9  Cm.  hoch,  1 1  Cm.  Durch- 
messer,    mit    abstehendem,     charakteristisch 

geformtem  Henkel. 

Fig.  21.    Felsen  unterhalb  der  Ripaöka  gradina. 


p    f 


Fig.  20.   Wallbau  Ripa£ka  gradina  bei  Ripa6. 


i^_3 


Fig.  22.    Wallbau  Lohovska  gradina. 


Südlich  von  Golubi6  und  westlich  von  Ripa6  steht  auf  dem  Karstplateau  der 
Grabet  planina  der  unregelmässig  elUptische,  im  Südwesten  in  eine  Spitze  auslaufende 
Wallbau  Ripa^ka  gradina  (Figur  20).  Ueber  dem  im  Südwesten  gelegenen  Eingange 
erhebt  sich  ein  runder  Steintumulus  a  von  4  M.  Höhe  und  6  M.  oberem  Durchmesser. 
An  diesen  schliesst  sich  der  ringsherum  laufende  2  M.  hohe  Steinwall  h  an,  welchem  im 
Nordwesten,   somit   auf  der   anderen  Seite   des  Einganges   noch   ein   zweiter   ähnlicher 


Badimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  49 

Steinwall  c  vorliegt.  Die  Länge  des  Baues  beträgt  170  M.,  die  grösste  Breite  90  M.  Der 
südliche  gerade  Theil  des  Walles,  welcher  von  dem  Tumulus  gegen  Osten  verläuft, 
lässt  Spuren  einer  starken  Trockenmauer  erkennen.  In  der  Gradina  liegen  viele 
Scherben  aus  freier  Hand  geformter  Thongefilsse  herum.  Nordöstlich  von  derselben 
stehen  in  den  Rieden  Ravne  doline  und  Mala  poljana  dreizehn  Tumuli  von  etwa  1  M. 
Höhe  und  östlich  im  Riede  Velika  poljana  ein  Tumulus. 

Am  Ostgehänge  der  Palei  planina  in  der  vorerwähnten  Velika  poljana  findet  man 
auf  einer  kleinen  Terrasse  zwei  eigenthümliche  Felsstücke  von  10  und  6  M.  Höhe 
(Figur  21).  Auf  der  Platte  des  höheren  Felsens  bei  a  befindet  sich  eine  Vertiefung, 
welche  gerade  eine  liegende  Person  aufnehmen  kann.  Von  den  Umwohnern  werden 
diese  zwei  Felsen  als  zu  der  Ripaöka  gradina  gehörig  betrachtet. 

Etwa  eine  halbe  Stunde  südlich  von  Loh  ovo  trefifen  wir  auf  steilem  Felsen  wieder 
einen  festen  Wohnplatz,  die  Lohovska  gradina  (Figur  22),  welche  im  Süden  und 
Westen  durch  bogenförmige  Steinwälle,  im  Norden  und  Osten  aber  durch  Fels- 
abstürze geschützt  ist.  Im  Süden  (a)  unterscheidet  man  zwei  4  und  6  M.  hohe,  im 
Westen  sogar  drei  Wälle  6,  welche  letzteren  jedoch  stellenweise  schon  zerstört  sind. 
Das  umwallte  Plateau  hat  eine  nordsüdliche  Länge  von  180  M.,  eine  ostwestliche  Breite 
von  125  M.  und  ist  mit  Bruchstücken  von  schwach  gebrannten  FreihandgefUssen  und 
von  Mahlsteinen  bedeckt.  Etwa  200  Schritte  nordwestlich  von  diesem  Wallbau  stehen 
drei  Tumuli.  Eine  halbe  Stunde  südöstHch  von  der  Lohovska  gradina  liegt  an  der 
Grenze  gegen  Croatien  auf  der  bewaldeten  Kuppe  Drenovaöa  wieder  eine  Gradina 
mit  Steinwällen,  welche  jedoch  bisher  weder  näher  untersucht,  noch  aufgenommen 
wurden. 

Begeben  wir  uns  von  hier  auf  das  rechte  Ufer  der  Una,  so  finden  wir  im  Südosten 
des  Dorfes  Gorijevac,  unweit  vom  Hau^e  des  Nikola  Matijevi6  einen  Wallbau,  dessen 
Steinwälle  nur  mehr  stellenweise  deutlich  erkennbar  sind.  Nach  Angabe  der  Umwohner 
soll  hier  vor  einigen  Jahren  ein  Bronzegeräth  gefunden  worden  sein.  Nördlich  von 
dieser  Gradina  stehen  drei  Tumuli  von  etwa  1  M.  Höhe.  Ebenso  liegt  im  Südosten 
des  Dorfes  Hrgar  auf  bewaldeter  Kuppe  eine  Gradina  mit  erhaltenen  Steinwällen, 
welche  bisher  noch  nicht  aufgenommen  und  näher  untersucht  wurden.  Bei  Ripa6, 
südwestlich  von  Hrgar  liegt  in  der  Una  ein  alter  Pfahlbau,  über  welchen  ich  in  dem 
folgenden  Aufsatze  vorläufigen  Bericht  erstatte.  Im  Nordwesten  von  Ripaö  liegt  end- 
heh  mitten  in  dem  Kranze  der  angeführten  Wallbauten  die  prähistorisch-römische 
Nekropole  von  Jezerine  in  der  Gemeinde  Pritoka,  der  eigentliche  Gegenstand  dieser 
Abhandlung. 

B.   Reste  aus  römischer  Zeit. 

Fast  ebenso  zahlreich  wie  die  Ueberreste  prähistorischer  Perioden  sind  auch  die 
Spuren,  welche  die  Zeit  der  römischen  Herrschaft  in  der  Umgebung  von  Biha6  zm'ück- 
gelassen  hat. 

Verfolgen  wir  von  Biha6  wieder  den  gleichen  Weg  gegen  Nordwesten,  so  finden 
wir  in  Kralje  unmittelbar  bei  dem  dortigen  Duöan  (Verkaufsgewölbe)  nahe  oberhalb 
der  Brücke  das  Fragment  eines  römischen  Inschriftsteines  (Figur  23)  als  Leistenstein 
an  der  südwestlichen  Strassenseite  verwendet.  Es  soll  gelegentlich  des  Strassenbaues 
aus  Bihad  herübergebracht  worden  sein  und  dürfte  ursprünglich  von  Golubi6  stammen. 

Weiter  nördlich  finden  wir  um  die  Kirchenruine  Crkvina  bei  dem  Dorfe  Buni6 
verstreute  Stücke  römischer  Ziegel;  es  dürfte  hier,  an  der  Stelle  der  späteren  Kirche, 
ein  römischer  Bau  gestanden  haben. 

Band  III.  4 


50 


I.    Archäolofpe  nnd  Geschichte. 


Südlich  vom  Dorfe  Gata  muhamedanska  kommt  im  Riede  Kmja  wieder  eine 
Crkvina  (Figur  24)  vor,  welche  aus  den  Fundamentmauem  eines  quadratischen  Ge- 
bäudes a  von  10  M.  Seitenlänge  und  einer  sich  daranschliessenden  Umfassungsmauer  b 
besteht.  Im  Mauerwerke  und  herumliegend  sieht  man  viele  römische  Ziegelstücke,  und  das 

Plateau  ist  mit  Scherben  gut  gebrannter 
Thonge&sse  überstreut.  Die  bedeutende 
Stärke  des  Grundmauerwerkes,  sowie  die 
thurmähnliche  Grundrissform  des  Gebäudes, 
sprechen  dafür,  dass  hier  nicht,  wie  das  Volk 
glaubt,  eine  Kirche,  sondern  eine  Befestigung 
gestanden  habe,  welche  nach  dem  Vorkom- 
men der  Römerziegel  wohl  ein  römischer 
Bau,  vielleicht  ein  Wachthaus,  gewesen  ist. 
Nordwestlich  von  Gata  muhamedanska 
liegt  das  Bad  Ilidie,  dessen  Therme  wohl 
schon  von  den  Römern  benutzt  wurde.  Denn 
westlich  und  südwestlich  von  dem  gegenwär- 
tigen Badehause  hegen  ausgedehnte  Grund- 
mauern römischer  Gebäude,  theilweise  mit 
geglättetem  Verputze,  und  dazwischen  viele 
Ziegelfragmente.  Die  Umgebung  ist  zu- 
gleich ein  Fundort  vieler  römischen,  Mün- 
zen; nach  der  Localtradition  soll  daselbst  eine  Stadt  gestanden  haben.  In  dem  gegen- 
wärtigen Badebassin  ist  ein  römisches  ReUeffragment  und  in  dem  1890  erbauten  neuen 
Han   das  bei  der  Grundgrabung  angetroffene  Fragment  eines  römischen  Inschriftsteines 


Fig.  28.  Römisches 

Inschriftfragment 

aus  Kralje. 


Fig.  25.  Römisches 

Inschriftfragment  aus 

Ilidie  bei  Gata. 


f/zoao. 

Fig.  24. 

Ruine  „Crkvina" 

im  Riede  Ernja  bei  Gata 

muhamedanska. 


Fig.  26.    Ruine  Bugar  grad. 


(Figur  25)  eingemauert.  Das  Wohnhaus  des  Badbesitzers  steht  in  der  Localität 
Crkvina  auf  altem  Grundmauer  werke,  in  dessen  Umgebung  häufig  römische  und 
mittelalterliche  Münzen  ausgeackert  werden.  Ein  Brunnen  im  Hausgarten  dieses  Ge- 
bäudes wird  Rimski  bunar  (römischer  Brunnen)  genannt.  Es  unterliegt  somit  keinem 
Zweifel,  dass  in  Ilidi^e  eine  grössere  römische  Station  bestanden  hat. 

NordwestHch  von  Ilidie  liegt  auf  einem  Berge  des  rechten  Koranaufers  die  Ruine 
Bugar  grad  (Figur  26).     Um   das  ganze  Plateau   des  Berges  läuft  eine  Umfassungs- 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


51 


mauer,  welche  im  Südosten  bei  e  e  zwei  halbrunde  Bastionen  besass.  Das  westlich  ge- 
legene Thor  g  war  beiderseits  durch  je  einen  runden  Thurm  geschützt.  Ausserdem 
wurde  die  Burg  durch  eine  Quermauer  c  in  die  Vorburg  a  und 
die  innere  Burg  b  abgetheilt.  Am  südlichen  Ende  dieser  nur 
mehr  stellenweise  sichtbaren  Mauer  stand  ein  dritter  runder 
Thurm  /.  Die  ostwestUche  Länge  der  Burg,  welche  nach  der 
Volkssage  der  Sitz  eines  Bulgarenkönigs  war  und  grosse  vergra- 
bene Schätze  enthalten  soll,  beträgt  158  M.,  die  grösste  Breite 
50  M.  Ausser  zwei  nicht  näher  zu  deutenden  Grundmauerzügen 
steht  in  der  inneren  Burg  das  Qrundmauerwerk  eines  quadra- 
tischen Baues  von  14  M.  Seitenlänge  d,  dessen  Ostmauer  mit 
einer  kleinen  halbkreisförmigen  Apsis  versehen  ist.  Nach  der 
Volkstradition  soll  dies  die  Ruine  einer  christlichen  Kirche  sein. 
In  dem  Fundamente  dieser  Ruine,  sowie  in  der  Umgebung  findet 
man  eine  Menge  römischer  Falzdachziegelstücke;    hier  lag  auch 

das  Stück  Figur  27  mit  dem  Stempel  (H)eracU.    Ob  das  Grundmauerwerk   des  Bugar 
grad  der  römischen  Zeit  oder  dem  Mittelalter  angehört,  könnte  mit  Sicherheit  nur  durch 


Fig.  27. 

Dachziegelfragment 

von  Bugar  g^ad. 


Fig.  28.    Befestigung  Kuliste  bei  Brekovica. 


eine  Grabung  entschieden  werden.  Jedenfalls  stand  hier  ein  römisches  Gebäude,  welches 
nach  der  Ortslage  wohl  nur  eine  Befestigung  sein  konnte.  Für  den  römischen  Ursprung 
des  Baues  spricht  der  Umstand,  dass,  soviel  mir  bekannt  ist,  eine  Burg  Bugar  im 
Mittelalter  nirgends  genannt  wird. 


52  I.    Archäologie  nnd  Geschichte. 

Wenden  wir  uns  hier  wieder  gegen  Südosten  zu  der  bereits  erwähnten  mittel- 
alterlichen Burgruine  von  Brekovica  (Figur  3),  so  bemerken  wir  in  dem  Burghofe 
derselben  verstreute  römische  Ziegelstücke,  welche  vermuthen  lassen,  dass  diese  alte 
prähistorische  Wohnstätte  und  spätere  mittelalterliche  Burg  auch  in  römischer  Zeit  be- 
siedelt war. 

Etwa  eine  Viertebtunde  nordwestlich  vom  Dorfe  Brekovica  liegt  auf  einer 
flachen  Erhöhung  im  Riede  Gaöica  das  Grundmauerwerk  eines  von  Schatzgräbern  viel- 
fach durchwühlten  Gebäudes,  dessen  Form  sich  nicht  mehr  genau  bestimmen  lässt,  und 
welches  eine  Fläche  von  etwa  10  M.  Seitenlänge  einnahm.  Um  diese  Birtija,  Me- 
hana  oder  auch  Crkvina  genannte  Ruine  trifft  man  auf  eine  Distanz  von  mehr  als 
einem  halben  Kilometer  ringsum  verstreute  römische  Ziegelstücke  und  einzelne  Scherben 
aus  freier  Hand  geformter,  vorwiegend  aber  solche  auf  der  Drehscheibe  erzeugter  und 
gut  gebrannter  Thongeftlsse.  Auch  eine  dicke,  stark  abgegriffene  Kupfermünze  hat 
Herr  Grauner  daselbst  gefunden.  Es  erscheint  daher  nachgewiesen,  dass  hier  eine 
grössere  römische  Ansiedlung  bestand,  welche  eine  Fläche  von  etwa  1  Quadratkilo- 
meter eingenommen  haben  dürfte  (?). 

Oestlich  unterhalb  Brekovica  im  Defilö  der  Una  steht  auf  einem  gegen  das 
linke  Flussufer  vorspringenden  Felskegel  unmittelbar  über  dem  schönen,  von  Mühlen 
besetzten  Wasserfalle  Kostel  die  Ruine  einer  römischen  Befestigung,  Kuliäte  genannt, 
deren  Mauerwerk  stellenweise  noch  auf  1*5  M.  Höhe  erhalten  ist.  Wie  Figur  28  zeigt, 
nahm  die  Spitze  des  Felskegels  ein  fünfeckiger  Thurm  a  ein,  um  welchen  sich  ver- 
schiedenes Mauerwerk  gruppirt.  Innerhalb  der  Ruine  und  in  dem  Schutte  der  Berg- 
gehänge liegen  römische  Architckturstücke,  Steinquadern,  Ziegelstticke,  Heizröhren- 
fragmente  und  Scherben  von  gelblichen,  rothen  und  schwärzlichen,  auf  der  Drehscheibe 
erzeugten  Geftlssen.  Am  Südabhange  des  Felsens  unterhalb  der  Befestigung  (Figur  286) 
entdeckte  Herr  Mirkovifc  zwei  römische  Gräber,  wovon  das  eine  in  den  Felsen  ge- 
hauen, das  andere  ausgemauert  und  gut  verputzt  war.  Von  letzterem  Grabe  stammt 
der  Inschriftstein  des  Veteranen  der  I.  Legion,  Lucius  Lentidius  Saturnius  und  seiner 
Frau  Ulpia,  welcher  in  diesen  Mittheilungen,  Bd.  I,  S.  332,  publicirt  ist.  Diese  römische 
Befestigung  beherrschte  das  ganze  Unadefile  von  Brekovica,  und  nachdem  wir  gesehen 
haben,  dass  oberhalb  derselben  auf  dem  Plateau  von  Brekovica,  auf  der  „Birtija",  in 
römischer  Zeit  eine  grössere  Ansiedlung  bestanden  hat,  darf  es  uns  nicht  wundern, 
dass  die  ganze  Umgebung  von  Brekovica  als  Fundort  römischer  Münzen  häufig  ge- 
nannt wird. 

Südüch  von  Brekovica  finden  wir  im  Riede  Gromile  der  Ortschaft  Cavki6 
wieder  Reste  einer  römischen  Ansiedlung.  Dieser  Ried  dürfte  seinen  Namen  von  den 
Steinhügeln  erhalten  haben,  welche  theils  das  Grundmauerwerk  mehrerer  Gebäude  be- 
decken, theils  durch  das  Zusammentragen  vieler  hervorgeackerten  Bausteine  entstanden 
sind.  Nach  den  Aussagen  der  Umwohner  soll  daselbst  auch  eine  unterirdische  Wasser- 
leitung vorhanden  sein.  In  diesen  Steinhäusern,  sowie  ringsherum  finden  sich  viele 
mörtelbedeckte  Bausteine,  Dachziegelstücke  und  Heizröhrenfragmente. 

Zwei  Inschriftbruchstücke  und  ein  Architekturfragment  von  dort  sind  Figur  29 
bis  31  abgebildet. 

Verstreute  römische  Ziegelstücke  kommen  ferner  am  rechten  Ufer  der  Una  bei 
Ribi6  und,  dieser  Stelle  gegenüber,  am  linken  Unaufer  im  Riede  Hudur  der  Ortschaft 
Golubi6  vor.  Somit  dürften  hier  an  beiden  Ufern,  wenn  die  Una  nicht  etwa  seither 
ihren  Lauf  geändert  hat,  römische  Gebäude  gestanden  haben.  Der  Weg  vom  Riede 
Hudur  gegen  Golubi6  flihrt  uns  an   der  Burgruine  Sokolac  vorbei,  und  es  ftOlt  uns 


Badimsk^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


53 


auf;  dass  die  Römer  diesen  so  günstig  gelegenen  und  das  ganze  Thal  beherrschenden 
Punkt  nicht  benützt  haben  sollten.  Derselbe  zeigt  jedoch  keine  Spuren  einer  römischen 
Besiedlung,  und  das  von  Herrn  Granner  in  Sokolac  gefundene  Fragment  einer  Stein- 
platte (Figur  32)  mit  dem  Buchstaben  M  kann  auch  aus  dem  nahen  Golubi6  stammen. 


P0SMJ 


Fig.  30.   Romisches 
Grabsteinfragment. 


Fig.  29.  Kömisches 
Grabsteinfragment 

Fig.  29—31.    Vom  Riede  Gromile  bei  Öavkiöi. 


Fig.  31.  Bruchstück 

einer 
römischen  Sculptur. 


~^^     jr--!^--   '^y 


Fig.  32.    Inschriftfragment 
aus  der  Ruine  Sokolac. 


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■SILVÄI 

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.'■s--mm 

Fig.  33.  Reliefbruchstftck 
von  Golubid. 


Fig.  34. 
Römischer  Votivstein  von  Golubiö. 


Umso  reicher  ist  die  Ortschaft  6olubi6  an  Resten  aus  der  Zeit  der  Römerherr- 
schaft.^)  Vor  Allem  nennen  wir  die  unmittelbar  bei  der  Ortschaft  befindliche  Crkvina, 


*)  Vgl.  Tomasch ek,  Sitzungsberichte  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien  1882,  Bd.  99, 
S.  467-473  —  Arch.-ep.  Mitth.  1884,  S.  173 ff.  —  Vjestnik  1883,  S.  122  und  diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  447. 


54  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

einen  kleinen  Hügel,  auf  welchem  die  Grundmauern  eines  rechteckigen  im  Westen  mit 
einem  schmäleren  Vorbaue  ausgestatteten  Gebäudes  von  etwa  6  M.  nordsüdlicher  Breite 
und  etwa  13  M.  ostwestlicher  Länge  vorkommen.  Der  Localsage  nach  war  dies  eine 
christliche  Kirche^  doch  muss  früher  ein  römisches  Mithräum  daselbst  gestanden  haben. 
Ob  die  jetzt  vorhandenen  Grundmauern  dem  römischen  Bau  oder  einer  christlichen 
Kirche  angehören,  könnte  nur  durch  eine  Grabung  entschieden  werden,  welche  jedoch 
schwer  durchführbar  wäre,  weil  sowohl  der  Innenraum  der  Ruine,  als  auch  das  im 
Westen  anschliessende  Terrain  von  neuen  katholischen  Gräbern  eingenommen  wird. 
Das  östliche  und  das  südliche  Gehänge  des  Hügels  sind  dagegen  mit  älteren  Stein- 
platten besetzt,  welche  wenigstens  zum  Theile  einer  römischen  Begräbnissstätte  an- 
gehören dürften.  Zwischen  diesen  Platten  entdeckte  Herr  Grauner  jüngst  den  stark 
verwitterten  Reliefstein  (Figur  33)  von  1  M.  Länge  und  30  Cm.  Breite,  welchen  er 
ins  Landesmuseum  ablieferte.  Die  Deutung  dieser  Darstellung  wollen  wir  Anderen 
überlassen. 

Bei  und  zwischen  den  Grundmauern  der  Ruine  liegen  römische  Architekturstücke, 
Theile  von  Sarkophagen,  Bruchstücke  steinerner  Aschenurnen  und  dergleichen  herum. 
Im  östlichen  Theile  der  Ruine  ist  aus  solchen  Architektursteinen  ein  einfacher  Altar 
zusammengestellt,  bei  welchem  zeitweilig  ein  katholischer  Gottesdienst  abgehalten  wird. 
Bis  zum  Jahre  1882  diente  als  Tischplatte  dieses  Altars  eine  Ära  des  Mithras  mit  dem 
Namen  des  Aurelius  Pantadienus  und  einem  Relief,  welches  sich  auf  den  Mithradienst 
bezieht.  Nach  den  Mittheilungen  der  Ortsbewohner  kam  dieser  Stein  in  dem  vor- 
genannten Jahre  in  das  Nationalmuseum  zu  Agram.  Dieses  Museum  besitzt  aus  Golubi6 
überdies  noch  einen  vom  Dedicator  Andes  dem  Silvanus  Silvestris  gewidmeten  Votiv- 
stein,  femer  eine  Herkulesstatue  und  ein  römisches  Relief.  Aus  der  Una  stammt  eine 
dem  Jupiter  von  dem  Decurio  P.  Flavius  Sabinus  geweihte  Ära,  welche  nach  Biha<^ 
gebracht  worden  sein  soll,  über  deren  Verbleib  ich  jedoch  nichts  zu  erfahren  ver- 
mochte. Ein  zii  einem  Wassertroge  ausgehöhlter  Votivstein  stand  im  Hofe  eines 
Bauernhauses  in  Golubi6  und  wurde  jüngst  für  das  Landesmuseum  in  Sarajevo 
erworben.  Tomaschek  und  nach  ihm  Frankfurter  bringen  diese  Inschrift  nach 
einer  ungenauen  Copie,  weshalb  wir  hier  eine  getreue  Zeichnung  des  Steines  (Figur  34) 
geben. 

Eine  andere  römische  Begräbnissstätte  lag  auf  einem  Hügel  südlich  von  dem  vor- 
genannten. Aus  dieser  Localität,  an  welcher  die  Ruine  einer  türkischen  Kula  steht, 
sind  sechs  römische  Inschriftsteine  bekannt  geworden.  Von  einem  derselben  konnte  ich 
nicht  erfahren,  wohin  er  gekommen.  Die  übrigen  fünf  sind,  wie  man  erzählt,  bald 
nach  der  Occupation  des  Landes  durch  einen  Officier  nach  Biha6  gebracht  worden. 
Als  dieser  später  von  Biha6  wegversetzt  wurde,  bUeben  sie  unbeachtet  liegen  xmd 
wurden  schliesslich  beim  Baue  der  Wasserleitung  für  das  Militärbarackenlager  in  dem 
nahen  Zegar  als  Deckplatten  für  den  Wasserleitungscanal  verwendet,  wo  sie  sich  auch 
heute  noch  befinden.  Sie  liegen  gegenwärtig  unter  der  Erde  und  sind  daher  unzugäng- 
lich; doch  verdanke  ich  dem  Lehrer  Herrn  Mirkovi6  Abschriften  derselben,  welche, 
wenn  auch  nicht  ganz  correct,  doch  zum  Theile  besser  sind  als  jene,  welche  Herrn 
Professor  Tomaschek  zur  Verfügung  standen. 

Nr.  3 — 6  erscheinen  hier  nach  der  Lesung  des  Herrn  Professors  von  Doma- 
szewski: 

1.  Grabstein  einer  Julia. 

2.  Grabstein  des  Soldaten  Aurelius  Rufus. 


Badim8kjf.    Die  Nekropole  von  Jezerine  ia  Pritoka. 


55 


3.  C .  IVLI(o)  .  CELERI . 

C .  IVLI LIB(erto) 

AN(norum)  •  LX  •  ET  •  CLA 
10  (?)  •  AN(norum)  XVI 
PMSCVS  •  PA 
TRI  •  ET  •  FRATRI 

5.  D(iis)  -  M(anibu8) 
IVLIO- 
NEPOTI  • 
AlN(orum)  •  L 
DITVEIO  •  (Ditndo?) 
MARITO  •  [I]N 
COMPARA 
BILI  •  P(o8ait)  •  H(ic)  •  S(itus)  •  E(st) 


4.  D(iis)  M(anibns) 
AVR(eU)  • 
VRSI- 

Ar(norum)  •  LXXXV  • 
H(ic)  •  S(ita8)  •  E(8t) 

6.  D(iis)  •  M(anibu8) 

DIANADRI  •  (Diandri?) 

AN(norum)  •  LX  •  CAIVS 

IVLIVS  •  CER 

IVS  •  AMIT(ae) 

DIGNISSI 

ME  •  ET  •  NV         (sie.) 

TRICI  •  PO 

SVIT 

H(ic)  •  S(ita)  •  E(8t) 


LEONI 
1®S 


Fig.  35.  Inschrift 
aus  6olubi6. 


Es  ist  wohl  zu  hoffen,  dass  in  nächster  Zukunft  diese  Steine  mit  ihren  zum  Theil 
so  interessanten  Namen  wieder  an  das  Tageslicht  gebracht  und  in  das  Landesmuseum 
übertragen  werden. 

Zwei  andere  Inschriftsteine,  welche  jedoch  kaum  römisch  sein 
dürften,  sind  bei  dem  Hause  des  Mohammed  Harasli6  in  Golubi6 
eingemauert  und  wurden  von  Herrn  Grauner  copirt.  Der  eine 
derselben  (Figur  35)  wurde  ebenfalls  schon  von  Herrn  Professor 
Tomaschek  (a.  a.  O.  S.  469),  jedoch  in  abweichender  Lesung  ge- 
bracht. Der  andere  (Figur  36)  ist  meines  Wissens  noch  nicht  publi- 
cirt.  Auch  sei  erwähnt,  dass  in  der  ganzen  Umgebung  von  Golubi6 
häufig  römische  Münzen  vorkommen. 

In  dem  bereits  genannten  Ripa6  südöstlich  von  Golubi6  steht 
innerhalb  der  noch  zu  besprechenden  mittelalterlichen  Burgruine 
(Figur  39)  das  Grundmauerwerk  eines  quadratischen  (Thurm-?) 
Baues  e  von  10  M.  Seitenlänge,  Kula  genannt,  bei  welchem  viele 
römische  Falzdachziegel  und  Hohlziegel  herumliegen.  Es  scheint  so- 
mit auf  der  Insel  von  Ripa6  ein  römischer  Bau  gestanden  zu  haben, 
was  auch  durch  häufige  Funde  römischer  Münzen  in  der  Umgebung 
des  Ortes  bestätigt  wird. 

Als  letzter  bekannter  Punkt  mit  römischen  Funden  ist  wieder  die  Nekropole  von 
Jezerine  zu  nennen,  in  welcher  nicht  nur  römische  Bronzen,  sondern  auch  Grab- 
platten mit  römischen  Inschriften  vorgekommen  sind. 


Fig.  36.  Inschrift 
aus  Golubiö. 


C.   MittelalterUohe  Reste. 

Unter  die  Reste  des  Mittelalters  reihe  ich  die  Burgruinen,  Kirchenruinen  und  die 
altbosnischen  Grabsteinplatten  der  Biha6er  Umgebung.  Von  den  Kirchen  ist  zwar  in 
der  Regel  nur  mehr  das  Grundmauerwerk  erhalten  und  das  Alter  nur  in  wenigen 
Fällen  aus  den  dabei  vorkommenden  altbosnischen  Grabsteinen  zu  bestimmen.  Da 
jedoch  von  der  im  Jahre  1592  erfolgten  Eroberung  der  Biha^üer  Gegend  durch  die 
Türken  bis  zur  Occupation  wohl  kaum  eine  einzige  christliche  Kirche  daselbst  erbaut 
worden  ist,  dürfte  die  obige  Zeitangabe  gerechtfertigt  erscheinen. 


56  I.  Archäologe  und  Geschichte. 

Bihad,  auch  Biäde,  im  Mittelalter  Bi6  genannt,^)  ist  eine  sehr  alte  Ansiedlung, 
welche  schon  1260  urkundlich  erwähnt  wird  und  seit  jeher  eine  Burg  besass.  Das 
spätere  Castell  von  Biha6  liegt  am  linken  Ufer  der  Una,  ist  jedoch  gegenwärtig  bis 
auf  wenige  Reste  abgetragen. 

Die  Fetija  D2amia,  die  Hauptmoschee  von  Biha6,  ist  ein  gothischer  Bau,  von 
welchem  das  profilirte  Thor,  sowie  die  Rosette  darüber  noch  erhalten  und  die  ursprüng- 
liche Form  der  hohen  gothischen  Fenster,  sowie  das  Masswerk 
derselben  sichtbar  sind.  Sie  war  eine  Kirche  des  heiligen  Anton, 
welche  zu  einem  schon  1266  erwähnten,  jetzt  als  Kaserne  be- 
nützten Franziskanerkloster  gehörte.  Bei  dem  Baue  eines  Canales 
unweit  von  diesem  Kloster  wurde  1892  das  Fragment  einer 
Inschriftplatte  (Figur  37)  gefunden,  welches  von  einem  Grab- 
steine herzurühren  scheint. 

Bei  dem  Dorfe  Papari  im  Nordwesten  von  Bihad  findet 
Fig.  37.  Inschriftfragment      man   auf  der  flachen  Anhöhe  Cr  k  vi  na  verstreute  Kalkmörtel- 
aus Bihaö.  stücke  ohne  Ziegelbeimischung  als  Reste  eines  Gebäudes  (wahr- 
scheinlich  einer   Kirche),   dessen  Grundmauerwerk  zwar  ober- 
flächlich nicht  sichtbar,  aber  aus  gewissen  Anzeichen  doch  noch  erkennbar  ist.  Daneben 
liegen  zwei  Grabstcinplatten  ohne  Ornamente. 

Noch  weiter  nordwestlich  liegt  auf  einem  steilen  Felsberge  die  Burgruine  Izaöi6- 
grad,  deren  Grundriss  und  Durchschnitt  Figur  38  zeigt.^)  Die  Burg  wurde  zuerst 
Beriäi6,  später  Dol  genannt  und  erhielt  ihren  gegenwärtigen  Namen  von  dem  Ge- 
schlechte Isa6i6  erst  gegen  Ende  des  XV.  Jahrhunderts.  Sie  wurde  1592  von  den 
Türken  eingenommen  und  liegt  erst  seit  1836  in  Ruinen.  Der  Grad  besitzt  bei  einer 
Länge  von  130  M.  und  einer  grössten  Breite  von  80  M.  ein  noch  ziemlich  gut  erhal- 
tenes Mauerwerk  und  drei  etwa  8  M.  hohe  Thürme.  Der  Hauptthurm  c  ist  polygonal, 
die  beiden  Nebenthürme  a  und  h  sind  quadratisch.  Auch  der  rechteckige  Bau  d  im 
Nordosten,  wo  das  Thor  stand,  dürfte  ein  Thorthurm  gewesen  sein. 

Im  Nordosten  der  Burg  l8aÖi6  sind  auf  der  Crkvina  Dionica  die  Grundmauern 
einer  rechteckigen,  ostwestlich  15  M.  langen,  nordsüdlich  7  M.  breiten  Kirche  sichtbar, 
in  deren  Innerem  eine  Grabsteinplatte  liegt.  Ebenso  findet  man  auf  der  Crkvina 
östlich  vom  Dorfe  Buni6  das  Fundamentmauerwerk  eines  von  Osten  gegen  Westen 
gestreckten,  bei  14  M.  langen  und  7  M.  breiten  rechteckigen  Gebäudes  mit  einem  im 
Westen  gelegenen  Eingange,  welches  für  eine  Kirchenruine  gehalten  wird.  Herum- 
liegende kleine  Ziegelstücke  weisen  darauf  hin,  dass  hier  ein  römisches  Gebäude  ge- 
standen habe,  wogegen  mehrere  plattenförmige  Grabsteine  neben  der  Ruine  mittelalter- 
lich zu  sein  scheinen.  Ob  hier  auf  den  Trümmern  eines  römischen  Gebäudes  eine  mittel- 
alterliche Kirche  entstanden  ist,  oder  ob  die  Grabsteinplatten  römische  Gräber  bedeckten 
und  die  ganze  Ruine  römisch  sei,   wäre  nur   durch   eine  Grabung  zu  entscheiden. 


*)  A.  Bou6,  Turquie  d'Europe,  Paris  1840,  Bd.  II,  p.  347  f.  —  Slavoljub  BoSnjak,  Zemljopis  i 
povjestnica  Bosne,  Zagreb  1851,  p.  51.  —  O.  Blau,  Reisen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina,  Berlin  1871, 
S.  177.  —  Jireßek,  Die  Handelsstrassen  und  Bergwerke  in  Serbien  und  Bosnien,  Prag  1879,  S.  37.  — 
Klaid,  Geschichte  Bosniens,  Leipzig  1885,  S.  51  und  298.  —  Asb6th,  Bosnien  und  die  Hercegovina, 
Wien  1877,  S.  365  und  400.  —  K.  Kovaßevic,  in  diesen  „Mittheilungen",  Bd.  I,  S.  445,  und  Lopasiö, 
Bihad  i  Bihaöka  Krajina,  Zagreb  1890,  p.  30ff.  und  56. 

*)  Slavoljub  Boänjak,  Zemljopis  i  povjestnica  Bosne,  Zagreb  1851,  p.  51.  —  K.  Kovaöevid,  in 
diesen  „Mittheilungen**,  Bd.  I,  S.  448.  —  Lopaaid,  Bihad  i  Bihacka  Krajina,  Zagreb  1890,  p.  21,  110 
und  170  ff. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


57 


Nördlich  von  dieser  Stelle  treflfen  wir  bei  dem  Dorfe  Pe6i  wieder  eine  Crkvi'tia 
mit  dem  Grundmanerwerke  eines  rechteckigen,  7  M.  langen  und  4*5  M.  breiten  Ge- 
bäudes, welches  nach  der  Volkstradition  eine  Kirche  gewesen  ist.  Diese  Meinung  wird 
dadurch  unterstützt,  dass  im  Südwesten  der  Ruine  eine  unregelmässige  Grabsteinplatte 
liegt,  und  es  ist  nur  auflfallend,  dass  diese  Kirche  von  Nord  gegen  Süd  orientirt  ge- 
wesen sein  soll. 


^^ 


i/tOOO 

Fig.  38.    Burgruine  Izaöiö-grad. 


Eine  weitere  Kirchenruine  liegt  nördlich  vom  Dorfe  Cerkesovac  am  Crkvino- 
brdo  im  Riede  Jankovi6a  brod.  Sie  wird  Gröka  crkva  genannt,  und  es  sind  davon 
nur  mehr  Grundmauern  in  der  o^twestlichen  Länge  von  UM.  und  der  Breite  von 
6*5  M.  erhalten.  Den  Abschluss  der  Ostseite  bildet  eine  schmale  Apsis,  vor  welcher  im 
Inneren  der  Ruine  eine  Grabsteinplatte  liegt. 

Es  ist  bereits  erwähnt  worden,  dass  das  Wohnhaus  des  Badebesitzers  von  Ilid^e 
im  Osten  von  Öerkesovac  im  Riede  Crkvina  auf  altem  Grundmauerwerke  erbaut 
ist.  Bei  der  Grundaushebung  für  dieses  Wohnhaus  soll  man  viele  Menschenknochen 
gefunden  haben.  Eine  altbosnische  Grabsteinplatte  von  1*80  M.  und  0*80  M.  Breite, 
welche  vor  dem  Hause  des  Badebesitzers  als  Auftrittplatte  liegt  und  mit  einem  der 
häufigsten  Embleme  der  mittelalterlich ei\  Grabsteine  des  Landes  (langem  geradem 
Schwerte  und  darauf  liegendem  Schilde)  geschmückt  ist,  deutet  darauf  hin,  dass  hier 
einst  wirklich  eine  mittelalterliche  Ku'che  gestanden  habe.  In  der  Mauer  des  gegen- 
wärtigen Badebassins   befindet   sich   ausser   dem  bereits  erwähnten  römischen  auch  ein 


58  I.  Archäologie  und  QeBchichte. 

anderes  Relieffragment  mit  einer  Lilie,  welches  wahrscheinlich  einst  einem  mittelalter- 
lichen Grabsteine  angehört  hat. 

Der  Grad  Brekovica  im  Südosten  von  Ilid2e  (Figur  3)  wurde  bereits  erwähnt. 
Die  Burgruine  besitzt  noch  ziemlich  gut  erhaltene,  8 — 10  M.  hohe  Mauern  und  zeigt 
viele  Spuren  späterer  Umgestaltungen.  Sie  besteht  aus  der  südöstlich  situirten  inneren 
Burg  h  und  der  sich  westlich  daran  schliessenden  Vorburg  c.  Die  ganze  Anlage  bildet 
ein  unregelmässiges  Rechteck  von  75  M.  Seitenlänge.  Bei  d  und  e  sieht  man  halb  ver- 
schüttete Cisternen,  bei  /  den  Rest  eines  runden  Thurmes.  Die  Burg  Brekovica  wird 
1488  zuerst  erwähnt  und  ist  1584,  als  gegen  die  Türken  unhaltbar,  vom  General 
Grafen  Thurn  zerstört,  aber  1635  von  den  Türken  wieder  hergestellt  worden.  Im 
Jahre  1685  verbrannte  sie  General  Herberstein;  seit  dieser  Zeit  wird  sie  nicht  mehr 
genannt.^) 

Südwestlich  von  Brekovica  erscheint  beim  Dorfe  Bajri6  im  Riede  Crkvina  das 
rechteckige  Grundmauerwerk  einer  Kirche,  die  von  Südost  gegen  Nordwest  gerichtet 
war  und  eine  Länge  von  etwa  15  M.  bei  einer  Breite  von  6 — 7  M.  besass. 

Die  oben  erwähnte  im  Nordosten  von  Brekovica  auf  einem  Feken  des  rechten 
Unaufers  situirte  Burg  Obrovac  grad  (Figur  5)  wird  1403  zuerst  urkundlich  genannt 
und  liegt  seit  ihrer  1514  erfolgten  Zerstörung  durch  die  Türken  in  Trümmern.*)  Sie 
war  von  geringer  Ausdehnung,  denn  ihre  Länge  von  Süd  gegen  Nord  beträgt  nur 
50  M.  und  die  grösste  Breite  14  M.  Heute  sind  nur  mehr  die  Fundamente  davon  er- 
halten, aus  welchen  ersichtlich  ist,  dass  sie  in  ihrem  nordöstlichen  Theile  einen  quadra- 
tischen Hauptthurm  h  und  im  Westen  ein  langgestrecktes  Hauptgebäude  c  besass. 

In  der  Ebene  südlich  des  nahen  Dorfes  Jezero  treflfen  wir  wieder  eine  Crkvina, 
doch  sind  nur  stellenweise  Fundamentmauern  sichtbar,  und  ohne  Grabung  ist  es  nicht 
möglich,  die  Form  und  Grösse  dieser  einstigen  Kirche  zu  bestimmen.  Eine  weitere 
auch  nur  mehr  in  ihren  Grundmauern  erhaltene  Kirchenruine  „Crkvina"  liegt  westlich 
bei  der  Ortschaft  Öehi6i.  Es  war  dies  ein  von  Westen  gegen  Osten  gerichteter  recht- 
eckiger Bau  von  etwa  15  M.  Länge  und  7  M.  Breite,  welcher  im  Osten  einen  halb- 
kreisförmigen Abschluss  besass. 

Südlich  der  Nekropole  von  Jezerine  sieht  man  im  Westen  der  Strasse  von 
Biha6  gegen  Petrovac  auf  einem  zu  der  Ortschaft  Golubi6  gehörigen  Hügel  des  rechten 
Unaufers  das  Fundamentmauerwerk  eines  9  M.  langen  und  6  M.  breiten  Baues,  welches 
von  den  Umwohnern  Crkvina  svetoga  Ivana  genannt  wird.  Das  rechteckige  Ge- 
bäude ist  von  Ost  gegen  West  gerichtet  und  besitzt  im  Westen  einen  halbkreis- 
förmigen Abschluss.  Noch  vor  einigen  Jahren  lag  südlich  bei  dieser  Ruine  eine  mittelalter- 
liche, seitdem  entfernte  Grabsteinplatte,  und  hier  dürfte  somit  wirklich  eine  christliche 
Kirche  gestanden  haben.  Endlich  kommt  noch  eine  Kirchenruine  „Crkvina",  Funda- 
mentmauerwerk, bei  der  Ortschaft  Tihotina  im  Osten  von  Jezerine  vor. 

In  der  bereits  wiederholt  genannten  Ortschaft  Ripa6  steht  auf  einer  Insel  der 
Una  die  mittelalterliche  Burgruine  Forkolan  grad  (Figur  39).  Die  Burg  a  bildete 
ein  unregelmässiges,  mit  der  Spitze  gegen  Nordwesten  gerichtetes  Dreieck  von  190  M. 
Länge  und  120  M.  grösster  Breite  und  besass  an  der  Umfassungsmauer,  welche  stellen- 
weise bis  zu  3  M.  Höhe  erhalten  ist,  vier  runde  Thürme.  Im  Inneren  der  Umfassungs- 
mauer findet  sich  das  Grundmauerwerk  eines  quadratischen  Baues,  Kula  (Thurm) 
genannt,   das   wegen   der   dabei  vorgefundenen  Röraerziegel  schon  erwähnt  worden  ist. 


^)  Lopagi<S,  Bihac  i  Biha(n£A  Krajina,  Zagreb  1890,  p.  20  und  123  ff. 
*)  Lopafiid,  Bihad  i  Biha<Ska  Krajina,  Zagreb  1890,  p.  220 ff. 


Radimsk;^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


59 


Fig.  39.    Burgruine  Ripad 
und  Umgebung. 


In  der  Ortschaft  selbst,  am  rechten  Unaufer  liegt  noch  das  Fundamentmanerwerk  eines 

grösseren  Gebäudes  der  „Gradina"  g  und   eines   thurmähnlichen  Baues  ä,   an  dessen 

Stelle   die   gegenwärtige  D^amia   des  Ortes  erbaut  ist. 

Die  bei  /  stehende  Thurmruine  mit  etwa  10  M.  hohen 

Mauern   stammt   von   einer  türkischen  Kula;    bei   dem 

Punkte  c  liegt  der  schon  erwähnte  alte  Pfahlbau.   Ripa6 

war    nach   Urkunden    1408    der    Hauptort    der   ^upa 

Humska.     Von  den  Türken   wurde  es  1589  für  kurze 

Zeit,   definitiv  1591  erobert  und  im  Jahre  1697  durch 

Grenzer  zerstört.^) 

Es  bleibt  nur  noch  die  Burg  Sokolac,  die 
schönste  mittelalterliche  Ruine  der  Gegend  (Figur  11), 
kurz  zu  beschreiben.  Sie  steht  auf  einem  namentlich 
gegen  Süden  schroflF  abfallenden  Felsen  unmittelbar 
über  dem  nördlich  davon  gelegenen  gleichnamigen 
Dorfe.  Nach  Ivan  Tomaäi6  soll  sie  im  Jahre  1020 
erbaut  worden  sein;  1395  erscheint  sie  als  königliche 
Burg.  In  den  Jahren  1537,  1561,  1578  und  1591  wurde 
sie  von  den  Türken  vergebens  berannt,  fiel  aber  1592 
zugleich   mit  Biha6   in  türkische  Hände.  ^)     Die  Ruine 

bildet  ein  Dreieck,  dessen  Spitze  gegen  Südosten  gekehrt  ist,  und  besitzt  bei  einer 
grössten  Breite  von  30  M.  eine  Länge  von  51  M.  Sie  besteht  aus  einer  Vorburg  / 
und  einer  südöstlich  etwas  höher  gelegenen  inneren  Burg.  Das  Mauerwerk,  namenthch 
jenes  der  Umfassungsmauer,  und  der  grosse  Thurm,  welcher  nahezu  den  ganzen  Raum 
der  inneren  Burg  einnimmt,  ist  recht  gut  erhalten. 

Durch  den  rechteckigen,  heute  noch  20  M.  hohen  Thorthurm  d  gelangt  man  auf 
den  wüsten  Platz  der  Vorburg  /,  welcher  stellenweise  von  Felsköpfen  besetzt  ist  und 
gegen  Südosten  ansteigt.  Es  ist  hier  noch  einiges  Fundamentmauerwerk  von  Gebäuden 
vorhanden.  An  der  Umfassungsmauer  sieht  man  deutlich,  dass  mehrere  Häuser  ange- 
baut waren,  und  dass  sie  zu  verschiedenen  Zeiten  ausgebessert  oder  umgebaut  worden 
ist.  Interessanter  ist  der  wohlerhaltene  runde  Hauptthurm  von  8  M.  Durchmesser  und 
16  M.  Höhe  e  in  der  inneren  Burg,  dessen  Durchschnitt  nach  einer  Zeichnung  des 
Herrn  Grauner  Figur  40  zeigt.  Er  besitzt  drei  Stockwerke,  jedes  mit  einem  spitz  ge- 
wölbten Gemach  von  4  M.  Durchmesser.  Das  Gemach  des  dritten  Stockwerkes  wird 
Banova  soba  (Zimmer  des  Bans)  genannt.  Die  kleinen  Fenster  sind  viereckig.  Im 
Inneren  der  starken  Thurmmauem  führt  eine  Schneckenstiege  a  zu  den  einzelnen 
Stockwerken  und  bis  auf  die  Plattform  dieses,  soweit  mir  bekannt,  besterhaltenen  bos- 
nischen Burgthurmes  hinauf.^) 

Aus  der  vorstehenden  Ueberschau  hat  sich  wolil  ergeben,  dass  die  Alterthümer 
der  Gegend  von  Bihac  ebenso  zahlreich  als  mannigfaltig  sind,  und  dass  hier  der  Spaten 


*)  LopaSic,  Bihac  i  Bihaöka  Krajina,  Zagreb  1890,  p.  2.  17.  87.  108  und  263  ff. 

•)  A.  Bou6,  Turquie  d'Europe,  Paris  1840,  p.  378.  —  Slav.  Boänjak,  Zemljopis  i  povjestnica  Bosne, 
p.  62.  —  O.  Blau,  Reisen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina,  Berlin  1871,  S.  177.  —  P.  Mirkovic, 
BoSnjak  1886,  p.  66.  —  K.  Kovac^evic,  BoSnjak,  1886,  p,  38.  —  Derselbe  in  diesen  „Mittheilungen", 
Bd.  I,  S.  447.  —  Lopaäiö,  Bihad  i  Bihaöka  Krajina,  Zagreb  1890,  p.  2.  17  und  269  ff. 

')  Eine  genauere  Untersuchung  und  Bekanntmachung  dieses  Gebäudes  (namentlich  auch  seiner  Con- 
straction),  das  in  auffallender  Weise  an  die  uralten  Nuraghi  Sardiniens  erinnert,  scheint  uns  sehr 
wQnschenswerth.  D.  R. 


60 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


des  wissenschajpblichen  Ausgräbers  noch  eine  vielfache  und  dankbare  Arbeit  zu  leisten 
hat.  Bei  dem  grossen  und  begründeten  Interesse,  welches  die  Landesregierung  der 
archäologischen  Durchforschung  Bosniens  unausgesetzt  widmet,  ist  wohl  zu  hoffen,  dass 
das  genannte  Werkzeug  in  diesem  nordwestlichen  Gebiete  nicht  mehr  rosten  und  dass 
uns  die  nächste  Zukunft  aus  diesem  Landestheile  reiche  und  belehrende  Ausbeuten 
bringen  wird.  Zum  Schlüsse  will  ich  nur  noch  dem  Wunsche  Ausdruck  geben,  es 
möchten  sich  durch  das  schöne  Beispiel  der  Museumsfreunde  in  diesem  Gebiete  auch 
in  anderen  Gegenden  des  Landes  die  Anhänger  der  Archäologie  zu  ähnlichen  Unter- 
suchungen der  Umgebung  ihres  Wohnsitzes  und  zur  Mittheilung  ihrer  Erfolge  angeregt 
finden. 


iltbOO . 
Fig.  40.    Schlossthurm  von  Sokolac. 


Die  Nekropole  von  Jezerine- 

1.  Vorbemerkungen. 

Situation  und  Entdeckung  der  Fundstelle. 

Wenn  man  von  Biha6  aus  die  Strasse  gegen  Petrovac  verfolgt,  so  gelangt  man 
nach  etwa  6  Kilometer  zu  der  neuerbauten  orientalisch-orthodoxen  Kirche  von  Pritoka. 
Verlässt  man  hier  die  Strasse  und  wendet  sich  gegen  Südwesten  in  die  mit  Wiesen 
und  Feldern  bedeckte  Ebene  des  linken  Unaufers,  so  kommt  man  nach  kaum  zwei- 
hundert Schritten  zu  einem  unbedeutenden  länglichen  Hügel,  welcher  von  Südost  gegen 
Nordwest  gestreckt  ist  und  im  Nordwesten  allmälig  in  das  Niveau  der  vorliegenden 
Wiesen  verläuft.  Diese  selbst  aus  nächster  Nähe  kaum  bemerkbare  Bodenschwellung 
barg  die  Nekropole  von  Jezerine,  so  benannt  nach  dem  Riede,  in  welchem  sie  ge- 
legen ist. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


61 


In  seinem  südwestlichen  Theile  war  der  Hügel  ringsum  durch  Grabungen  ange- 
griffen. Man  sah  da  vielfach  Steinplatten  aus  der  Böschung  hervorschauen,  und  es  mögen 
auch  schon  in  früherer  Zeit  bei  Bauten  wiederholt  Steine  aus  dieser  Gräberstätte  geholt 
worden  sein.  Den  Anlass  zum  Bekanntwerden  unserer  Nekropole  gab  jedoch  erst  der 
Bau  der  bereits  erwähnten  Kirche  von  Pritoka  im  Jahre  1890,  bei  welcher  Gelegenheit 
der  Hügel  behufs  Gewinnung  von  Steinen  stärker  in  Anspruch  genommen  wurde.  Da- 
mals sind  neun  Gräber  (acht  Brandgräber  und  ein  Skeletgrab)  geöffnet  worden,  worüber 
unter  Schenkung  der  Funde  an  das  Landesmuseum  die  Herren  K.  Kovaöevi6  und 
P.  Mirkovi6^)  berichtet  haben.  Der  Vollständigkeit  wegen  will  ich  das  Ergebniss 
dieser  Grabung  nach  dem  citirten  Berichte  kurz  recapituliren : 

I.  Brandgrab.  Tiefe  1*20  M.  Die  mit  einer  viereckigen  Mergelplatte  bedeckte 
Thonume  enthielt  ausser  dem  Leichenbrande  vier  ganze  frührömische  Provinzialfibeln  aus 
Bronze  (Figur  41  und  42)  und  die  Nadelrinne  einer  vierten  Bronzefibel. 


Ih- 


Fig.  41  und  42.     Bronzene  römische  Fibeln  (^/j)  aus  Grab  I. 


n.  Brandgrab.  Tiefe  1  M.  Die  mit  einer  runden  Mergelplatte  bedeckte  Thon- 
ume enthielt  Leichenbrand,  dann  einen  glatten  geschlossenen  Bronzering  von  4  Cm. 
Durchmesser  und  rhombischem  Querschnitte,  einen  runden  Bronzeknopf  von  1'8  Cm. 
Durchmesser  (ähnlich  Figur  76)  und  ein  dünnes 
Bronzeblechfragment  von  9  Cm.  Länge  und  4-5 
Cm.  grösster  Breite,  dessen  mittlerer  Theil  der 
ganzen  Länge  nach  mit  vier  Reihen  knapp  neben- 
einander stehender  getriebener,  runder  Buckel 
geziert  ist  (von  einem  Gürtelblech?). 

in.  Brandgrab.  Tiefe  1  M.  Die  Thon- 
ume war  mit  einer  rechteckigen  Mergelplatte  be- 
deckt. Beim  Leichenbrande  lag  ein  geschlossener 
römischer  Bronzedrahtarmring  von  7*5  Cm.  Durch- 
messer, dessen  dünne  Enden  beiderseits  spiralig 
um  das  andere  Ende  des  Drahtes  gewunden  sind, 
so  dass  das  Armband  nach  Bedarf  erweitert  oder 
verengt  werden  konnte  (vergl.  Figur  44);*)  ferner 
das  grössere  Fragment  eines  ähnlichen  Drahtarm- 
bandes aus  Eisen  und  eine  8  Cm.  lange  Nähnadel 
ans  Bronze. 

IV.  Brand  grab.  Tiefe  1*5  M.  Die  mit  einer 
Steinplatte  überlegte  Thonume  enthielt  nebst  dem 


Fig.  43.    Bronzene  römische  Fibel 
mit  Armring  ('/g)  aus  Grab  IV. 


*)  Siehe  diese  „Mittheilnngen",  Bd.  I,  8.  189—194. 

»)  Siehe  auch  Lindenschmit,  Die  Alterthtimer  unserer  heidnischen  Vorzeit,  Bd.  U,  Heft  V,  Taf.  3, 
Figur  6. 


62 


I.   Archäologie  nnd  Geschichte. 


Leichenbrande  zwei  frUhrömische 
Provinzialfibeln  aus  Bronze,  mit  je 
einem  eingehängten  bronzenen  Draht- 
armringe (Figur  43).^) 

V.  Brand  grab.  Tiefe  nicht 
angegeben.  Die  mit  einem  runden 
Steindeckel  versehene  cylindrische 
Steinurne  war  gebrochen  und  mit 
Leichenbrand  angefüllt.  Zwischen 
diesem  fand  man  eine  fiiihrömische 
Provinzialfibel  aus  Bronze  mit  drei 
eingehängten  Bronzedrahtarmringen 
(Figur  44). 

VI.  Brand  grab.  Tiefe  nicht 
angegeben.  Die  mit  Brandresten 
angefüllte  Thonume  enthielt  eine 
Bronzefibel  von  9  Cm.  Länge  mit 
einer  Doppelspirale  an  jedem  Ende 
(Figur  45  a  und  6).   An  dem  flachen 

Bügel  ist  eine  2*5  Cm.  hohe,  7  Cm.  lange,  5  Cm.  breite  Bernsteinperle  aufgesteckt. 
Dann  fand  sich  eine  central  durchbohrte,  beiderseits  concave  scheibenförmige  Bem- 
steinperle   von  6  Cm.  Durchmesser   mit   kantigem  Rande  (Figur  46).    Nahe  am  Rande 


Fig.  44.    Bronzene  römische  Fibel   mit  drei  Armringen  ('/g) 
aus  Grab  V. 


Fip.  46  a. 


Fig.  46  b. 

Fig.  46  a  und  &.    Bronzene  zweispiralige  Fibel 

mit  Bemsteinperle  (•/j) 


aus  Grab  VI. 


Fig.  46. 
Bernsteinperle  (*/i). 


stehen  drei  Löcher  nebeneinander,  und  auf  der  einen  Seite  sieht  man  verschiedene  ein- 
geschnittene Zeichen  (Schriftzeichen?). 

VII.  Brandgrab.    Tiefe  0*5  M.  Die  Thonurne  war  mit  einer  kleinen  Steinplatte  be- 
deckt und  enthielt  nebst  dem  Leichenbrande  eine  frührömische  Provinzialfibel  (Figur  47). 


*)  Vgl.  Liudenschmit,  Die  AUerthümer  unserer  heidnischen  Vorzeit,  Bd.  II,  Heft  V,  Taf.  3,  Figur  8. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


63 


i^g.  47. 

Bronzene 

römische  Fibel  ('/a) 

aus  Grab  VII. 


Vni.  Brandgrab.  Tiefe  1*2  M.  Enthielt  eine  cylindrische 
Steinume,  in  welche  eine  mit  Leichenbrand  gefüllte,  33  Cm.  hohe, 
in  der  Mitte  28  Cm.,  an  der  Mündung  14  Cm.  breite  Urne  ein- 
gesetzt war.  In  dieser  fanden  sich  Fuss  und  Bügel  einer  Mittel- 
La  Tfene- Fibel  aus  Bronze  (Figur  48),  das  Fragment  eines  recht- 
eckigen Bronzeblechbeschlages  (ähnlich  Figur  89)  und  eine  Bronze- 
nähnadel von  9*5  Cm.  Länge,  ferner  ein  brauner  Thonnapf,  4  Cm. 
hoch,  6"5  Cm.  Durchmesser,  mit  zwei  Henkeln,  welche  1  Cm. 
über  den  Gefässrand  emporstehen  (Figur  49). 

IX.  Skeletgrab.  Richtung  und  Tiefe  nicht  angegeben.  An  den  Armknochen 
hingen  zwei  aus  Bronzeblech  hohl  getriebene  Armringe  (ähnlich  Figur  79). 

Als  sich  beim  Kirchenbaue  im  Jahre  1891  nochmals  ein  Bedarf  an  Steinplatten 
einstellte,  schritt  die  Bauleitung  wieder  zu  einer  kleinen  Grabung  in  Jezerine,  wobei 
nach  einem  Berichte  des  Herrn  P.  Mirkovi6,  welcher  die  Funde  der  Landesregierung 
einschickte,  folgende  drei  Gräber  geöflfnet  wurden: 

X.  Brandgrab.  Gesaramt- 
tiefe  2  M.  Die  Anordnung  dieses 
Grabes  war  eine  ziemUch  compli- 
cirte.  In  0*5  M.  Tiefe  lag  eine 
kreisrunde  Mergelplatte  von  1*38 
M.  Durchmesser  und  13  Cm.  Dicke. 
Sie  bedeckte  eine  cyUndrische 
Steinume  von  45  Cm.  Höhe,  77  Cm. 

Durchmesser,  48  Cm.  Mündungsweite  und  25  Cm.  innerer  Tiefe.  Diese  enthielt  weder 
Leichenbrand,  noch  Grabbeigaben;  doch  ist  nicht  anzunehmen,  dass  die  schwere  Platte 
früher  einmal  behufs  Ausraubung  der  Urne  gehoben  und  dann  wieder  auf  ihren  Platz 
gelegt  worden  wäre.     Unter  der  Steinurne   stiess  man  auf  eine  elliptische  Mergelplatte 


Fig.  48.  Bronzene 
Mittel -La  T6ne- Fibel  («/g) 


Fig.  49.    Thönemer 
Henkelnapf  (VO 


aus  Grab  VIII. 


O 


Fig.  51. 
Silberner  Fingerring  (Vi) 


Fig.  53. 
Silbernes  Fibel- 
fragment (Vi) 


Fig.  52. 
Silbernes  Fibel- 
fragment (*/|) 


Fig.  60. 
Thonbecher  mit  Inschrift 

(»/,) 

aus  Grab  X. 


Fig.  54. 
Silbernes  Fibel- 
fragment (Vi) 


von  50  Cm.  mittlerem  Durchmesser  und  1*2  Cm.  Dicke,  welche  eine  in  2  M.  Tiefe 
stehende  sphärische  Thonurne  mit  kurzem  Halse,  wulstigem  Rande  und  zwei  Buckeln 
zwischen  dem  Halse  und  Bauche  bedeckte.  Letztere  ist  30*5  Cm.  hoch,  am  Bauche 
30  Cm.,  an  der  Mündung  9  Cm.  und  am  Boden  14*5  Cm.  breit.    Sie  enthielt  Leichen- 


64 


I.    Archäologie  nnd  Geschichte. 


Fig.  55.    Bernstein  perle 

mit  Bronzering  (*/i) 

aus  Qrab  XI. 


brand  und  als  Beigefäss  einen  schönen,  auf  der  Drehscheibe  erzeugten  rothbraunen, 
sehr  dünnwandigen  Thonbecher  (Figur  50)  von  11 '5  Cm.  Höhe,  7-5  Cm.  Mündungs- 
weite und  4*3  Cm.  Bodendurchmesser.  Der  Boden  ist  eben,  der  Rand  ein  wenig  aus- 
wärts gebogen.  2*8  Cm.  unter  dem  Rande  läuft  ein  0-5  Cm.  breites,  aus  Palmetten  und 
kleinen  Dreiecken  gebildetes  Band  herum,  unter  welchem  sich  eine  Inschrift  befindet, 
die  ich  BVCCIOV  NORBAN  lese.  Unmittelbar  über  dem  Boden 
des  Bechers  laufen  zwei  schmale  Rillen  herum,  der  Raum  zwischen 
dem  Ornamentbande  und  diesen  Rillen  ist  mit  einem  fischhaut- 
ähnlichen, wahrscheinlich  eingepressten  Muster  geziert.  In  dem 
Becher  fanden  sich  ein  kleiner  einfacher  Fingerring  aus  Silber- 
blech (Figur  51),  zwei  Ringelchen  mit  angehängten  schön  gefloch- 
tenen Kettchen  aus  Silber  (ähnlich  Figur  336  und  337),  einige 
Bruchstücke  solcher  Silberkettchen,  Fragmente  von  mindestens 
drei  Silberfibeln  (Figur  52,  53  und  54)  und  zwei  bronzenen  La 
Tfene-Fibeln,  das  eine  mit  breitem  kahnförmigem,  das  andere  mit 
rundlichem,  mit  einem  grösseren  und  zwei  kleineren  Knöpfchen 
besetztem  Bügel.  Alle  diese  Gegenstände  haben  durch  Feuer  stark 
gelitten;  neben  dem  Becher  fand  man  sogar  mehrere  Klumpen 
ganz  geschmolzenen  Silbers. 

XI.  Brandgrab.     Tiefe    nicht    angegeben.     Die    schüsselförmige   Thonume   voj 
16  Cm.  Höhe,  35*5  Cm.  Randdurchraesser  und  13  Cra.  Bodendurchmesser  besitzt  eine 
aufrecht   stehenden  Wulstrand   und    in  halber  Höhe   zwei   buckeiförmige  Ansätze.     S 
enthielt  ausser   Leichenbrand   nur   den   Bronzering   Figur  55   mit   angehängter  flachi 
Bernsteinperle  von  2*8  Cm.  Durchmesser. 

XII.  Brandgrab.     Tiefe    1    M.     Die   topffürmige   Thonurne   von   26  Cm.   Höh 
23  Cm.    Bauchweite    und    12  Cm.   Mündungsweite   hat   sehr  kurzen   Hals   mit   gera< 

emporstehendem  Rande  und  war  mit  einer  viereckigen  Stei 
platte  bedeckt.  Sie  stand  in  einer  eUiptischen  Thonschüssel  Yi 
11  Cm.  Höhe  und  28  (unten  24)  Cm.  Durchmesser,  war  n 
Leichenbrand  gefüllt  und  enthielt  sonst  nur  ein  hohles,  hal 
kugelfönniges  Bronzegussstück  von  3'2  Cm.  Durchmesser,  des8( 
Höhlung  ganz  roh  belassen  ist  (Figur  56).^)  Es  ist  67*151  Gram 
schwer,  somit  um  2  Gramm  schwerer  als  ein  Fünftel  der  rön 
sehen  Libra,  welche  ein  Gewicht  von  327-45  Gramm  besass 
Sämmtliche  bei  diesen  Grabungen  gefundenen  ThongefUa 
mit  Ausnahme  des  Inschriftbechers  aus  Grab  X,  sind  aus  frei 
Hand  geformt. 

Diese  Grabungen  bewegten  sich  an  den  südöstlichen  BJt 
dern  der  Nekropole. 
diese  Funde  die  Bedeutung  des  Grabfeldes  von  Jezerine  aus 
wurde  von  Seite  der  Landesregierung  jede  weitere  Grabt 
daselbst  untersagt,  von  dem  Grundbesitzer  das  ausschliesshche  Recht  zur  Umgrabt 
der  ganzen  Hügelfläche  erworben  und  eine  systematische  Untersuchung  der  FundsU 
angeordnet.  Mit  der  Durchführung  der  letzteren  ist  der  Lehrer  Herr  Peter  Mirkoi 
betraut  worden.    Mir  wurde  die  Einleitung  und  Ueberwachung  der  Arbeiten  Übertrag 


Fig.  66. 

Bronzegussstück 

aus  Grab  XII. 

Nachdem   durch 
Zweifel   gestellt  war. 


*)  Vergl.  Lindenschmit,  Das  römisch-germanische  Centralmuseum,  Taf.  XXIII,  Figur  8. 


y 


Radimsk^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  65 

Die  Grabung  wurde  am  16.  Juli  1892  mit  acht  Mann  in  Angriff  genommen  und  am 
26.  August,  nachdem  die  ganze  abgelöste  Grundfläche  umgegraben  war,  beendet. 

Schon  in  den  letzten  Tagen  der  Arbeit  wurden  die  Gräber  seltener  und  seit  dem 
Vormittage  des  25.  August  überhaupt  keine  mehr  angetroffen.  Nachdem  auch  sonst 
kein  Anzeichen  auf  eine  weitere  Ausdehnung  der  Nekropole  hindeutet,  dürfte  dieselbe 
nunmehr  vollständig  erschöpft  sein.  Den  Fleiss  und  die  Umsicht,  mit  welcher  Herr 
Mirkovi6  seine  Aufgabe  löste,  habe  ich  schon  in  meinem  vorläufigen  Berichte  (siehe 
diese  „Mittheilungen^,  Bd.  I,  S.  194)  hervorgehoben. 

Bei  der  Grabung  des  Jahres  1892  wurden  im  Ganzen  541  Grabstätten  geöffnet, 
von  welchen  317  Brandgräber  und  224  Skeletgräber  waren.  Rechnet  man  die  11  Brand- 
gräber und  das  eine  Skeletgrab  aus  den  Jahren  1890  und  1891  hinzu,  so  ergibt  sich 
eine  Gesammtzahl  von  553  Gräbern,  nämlich  328  oder  59*3  7o  Brandgräber  und  225 
oder  40-7  7o  Skeletgräber. 

Unter  den  Brandgräbem  sind  27  oder  8'2%  ohne  Urnen,  295  oder  90*0%  mit 
Thonurnen,  6  oder  1'8®/q  mit  Steinurnen.  Die  über  der  Thonurne  des  Grabes  10  vom 
Jahre  1891  befindKch  gewesene  leere  Steinurne  ist  in  dieser  Uebersicht  nicht  mit- 
gezählt. 

Der  nachfolgende  Fundbericht  beruht  auf  dem  Ausgrabungsjournal  des  Herrn 
Mirkovit  und  der  Vergleichung  der  ins  Landesmuseum  abgelieferten  Fundgegenstände. 

2.  Fnndberieht. 

Der  Situationsplan  Taf.  I  zeigt  die  im  Jahre  1892  geöffneten  Gräber.  Die  12 
früher  geöffneten  Gräber  konnten  in  denselben  nicht  eingezeichnet  werden,  weil  ihre 
Lage  nicht  genau  festzustellen  war.  Die  Fläche,  welche  die  Gräber  bedeckten,  hat  von 
Ost  nach  West  eine  grösste  Länge  von  60  M.  und  von  Noi'd  nach  Süd  eine  grösste 
Breite  von  34  M.  Ursprünglich  war  dieselbe  etwas  grösser,  durch  frühere  Grabungen  im 
südöstlichen  Theile  ist  sie  jedoch  verringert  worden. 

Bei  den  Skeletgräbem  zeigt  die  Richtung  des  Pfeiles  die  Orientirung  der  Leiche 
ond  die  Pfeilspitze  die  Lage  des  Kopfes  an. 

Bei  den  Brandgräbem  ist,  wo  nicht  ausdrücklich  bemerkt  wird,  dass  die  Leichen- 
reste mit  Kohlenstücken  oder  Kohlenstaub  vermischt  waren,  anzunehmen,  dass  die  cal- 
dnirten  Knochenstückchen  nur  mit  Asche,  nicht  mit  Holzkohle  gemengt  sind. 

Die  ThongeiUsse  sind,  wo  nicht  Drehscheibenarbeit  angeführt  wird,  sämmtlich 
aus  freier  Hand  geformt  und  haben  ebenen  Boden,  wenn  nicht  Anderes  besonders  be- 
merkt ist. 

Bei  der  Angabe  der  Dimensionen  wurden  folgende  Abkürzungen  gewählt.  Für 
die  GefUsse:  H.  =  ganze  Höhe,  D.  =  grösster  Durchmesser,  m.  =  Mündungsdurch- 
messer, h.  =  Halsdurchmesser  unter  dem  Rande,  b.  =  Bodendurchmesser,  f.  =  Fuss- 
durchmesser  an  seinem  oberen  Ende,  hd.  =  Höhe  des  grössten  Durchmesser  über  dem 
Boden,  hf.  =  Fusshöhe.^)  Für  die  diversen  Objecto:  L.  =  ganze  Länge,  Br.  =  grösste 
Breite  oder  Dicke,  H.  =  grösste  Höhe  und  D.  =  Durchmesser. 

Zahlen,  welchen  keine  besondere  Massbezeichnung  beigesetzt  ist,  bedeuten  Centi- 
meter,  T.  die  Tiefe  der  Gräber. 

Zur  Vermeidung  von  Wiederholungen  wollen  wir  für  öfter  citirte  Druckwerke 
folgende  Abkürzungen  anwenden: 

^}  Gefässe  (oder  andere  Objecto),  deren  Masszahlen  nicht  angegeben  sind,  konnten  nicht  restaurirt 
werden. 

Btad  m.  5 


66  I.    Arcbiiolo^e  und  Geschichte. 

Alterth.  h.  V.  =  Alterthtimer  unserer  heidnischen  Vorzeit.  Mainz.  Von  Dr.  L.  Linden- 

schmit. 
Atlas  =  Kunsthistorischer  Atlas.  Herausgegeben  von  der  k.  k.  Central-Commission  zur 

Erforschung  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale.    I.  Abtheilung.    Von  Dr.  M. 

Much.  Wien  1889. 
Glasnik  =  Glasnik  zemaljskog  muzeja  u  Bosni  i  Hercegovini.   Sarajevo. 
Gurina  =  Gurina  im  Obergailthal  (Kärnten).  Von  Dr.  Adolf  B.  Meyer.  Dresden  1885. 
Hallstatt  =  Das   Grabfeld   von   Hallstatt.    Von  Dr.  Eduard  Freiherrn  von  Sacken. 

Wien  1868. 
Mitth.  d.  A.  G.  =  Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien. 
Popis  ark.  =  Popis   arkeologiökoga  odjela  nar.  zem.  muzeja  u  Zagrebu.     Von   Prof. 

Sime  Ljubi6.  I.  Abtheilung.  Bd.  1.  Agram  1889. 
R.  G.  C.  Mus.  =  Das  römisch-germanische  Central-Museum.    Von  L.  Lindenschmit 

Sohn.  Mainz  1889. 
Diese  Mitth.  =  Wissenschaftliche  Mittheilungen  aus  Bosnien   und   der   Hercegovina. 


1.  Urnengrab.  (T.  70.)  Unter  einer  un regelmässig  elliptischen  Kalkmergelplatte 
von  77  L.,  65  Br.  und  8  Dicke  stand  eine  zerdrückte  grössere  braunschwarze,  bau- 
chige Thonurne  mit  breit  umgelegtem  Rande.  Zwischen  den  Scherben  nur  ein  Stück 
calcinirten  Knochens.  Beigaben  fehlten.  Es  scheint,  dass  dieses  Grab  in  früherer  Zeit 
ausgeraubt  worden  ist. 

3.  Brandgrab.  (T.  100.)  Unter  einer  kreisrunden  Kalkmergelplatte  von  50  D. 
und  3  H.  lag  frei  auf  der  schwärzlichen  Erde  der  Leichenbrand  (calcinirte  Knochen- 
stück eben  und  Asche)  mit  nachstehenden  Beigaben:  einige  unbedeutende  Bronzefragmente. 

—  Perle  aus  Silberblecli  (Figur  57).  —  Rundes  getriebenes  und  durchbohrtes 

♦        Silbcrblechscheibchen,  7  Mm.  D.  —  47  theils  walzige,  theils  dreieckige,  theils 
runde  Bernsteinperlen  bis  zu  L.  22  und  D.  1*1  —  34  kleine  blaue  Glasperlen. 
—  9   gelbe  Glasperlen,   darunter   5  kleinere  runde,   drei  grössere  dreieckige 
und  eine  grössere  walzige.  —  23  kleine  weisse  Glasperlen,  wovon  einige  an 
Fig.  57.       der  Innenseite  versilbert  und  einige  vergoldet.  —  13  walzige,  nahe  an  einem 
Silberne       Ende  durchbohrte  Zierstückchen  und  mehrere  Bnichstücke  von  solchen  aus 
l'erle  (Vi)      ^^^^^   rothcn  Pasta  (Taf.  V,  Figur  15).  —  Nach  den  vielen  Schmucksachen 
Grab  2        ^*^'  ^^^^  ^'^  Fraucngrab. 

3.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  ganz  zersetzte  Thonurne  war  mit  einer  grauen 
Thonschale  bedeckt  und  mit  dem  Leichenbrande  angefüllt;  Beigaben  fehlten. 

4.  Brandgrab.  (T.  90.)  Unter  einer  unregelmässigen  Steinplatte  frei  in  der 
Erde    zieniHch    viel    Asche    mit    Kohlenstückchcn,    aber   keine   Knochenstücke.     Dabei 

Scherben  eines  schönen,  auf  der  Drehscheibe  erzeugten  Bechers  (ähn- 
lich Figur  432)  aus  fein  geschlemmtem  röthlichgelbem  Thone,  Aussen- 
fläche  gerippt,  beiderseits  mit  einer  schwarzen  Firnissfarbe  bemalt  und 
mit  zwei  horizontal  gestellten,  weit  abstehenden  Henkeln  von  rundem 
Querschnitte  versehen.  Dieses  Grab  war  wohl  schon  von  früher  her 
gestört.  In  der  Nähe  desselben  lagen  mehrere  Steinplatten,  unter 
welchen  sich  nichts  als  Erde  befand,  wahrscheinlich  Deckplatten  aus- 
Fij^.  58.  geplünderter  Gräber,   denn   es  fanden  sich  in  der  Umgebung  mehrere 

Bernsteinpprle(*/,)    Bronzefragmente,   ein  Eisenfragment   und  zwei  Bernsteinperlen,  wovon 
aus  Grab  4.        ^^^^  zerbrochen,  die  andere  schön  gerippt  (Figur  58). 


Radi  ms  k}^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


67 


5«  Brandgrab.  (T.  30.)  Unter  einer  unregelmässigen  Platte  ans 
festem  Kalksteine  nur  wenige  Spuren  des  Leichenbrandes  und  beisammen- 
liegend folgende  Bronzen:  Halsring  (Figur  59),  schnurförmig  gedreht,  mit 
zurückgerollten  Enden,  circa  D.  13  ^)  —  Brillenförraige  Doppelspirale,  am 
Anhängepunkte  abgenützt  (Figur  60),  L.  9,  D.  3*8  der  Spiralscheibe.  — 
Oflfener  elliptischer  Ring  (ähnlich  Figur  78),  D.  3*3 — 47  —  Rundes,  buckei- 
förmig getriebenes  Blechstück  mit  einem  Ansätze,  D.  2.  Wahrscheinlich 
die  Hälfte  eines  hohlen  Anhängsel. 

6a.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Frei  in  der  Erde  ohne  Deckstein,  von 
Nord  nach  Süd,  Kopf  im  Norden.  Beigaben:  Schöne  bronzene  Schmuck- 
nadel (Figur  Gl),  wie  die  Mehrzahl  derselben  von  Jezerine  stumpfwinkelig 
verbogen,  L.  26*5  Die  flache,  unverzierte  Kopfscheibe  D.  23.  Darunter 
ein  Knöpfchen  mit  vier  ins  Kreuz  gestellten  Zäpfchen,  dann  folgt  der  1.  51 
schraubenförmig  gedrehte  Hals,  oben  mit  einem  runden,  unten  mit  einem 


Fig.  61. 
Bronzene  Ziernadel 

ans  Grab  6. 


viereckigen  Plättchen  abgegrenzt.   Hall- 
statt-Typus, der  Glasinaestufe  angehörig, 
vgl.  diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  96,  Figur  141. 
—  Geschlossener  Bronzering  von  flach- 
rundlichem Querschnitte,  D.  3*1. 
6b.  Urnengrab.   (T.  50.)   Dicht  neben  6a  stand  eine  zerdrückte 
braune  Thonurne   mit   umgelegtem  Rande   und   zwei  horizontalen  An- 
sätzen; darin  Leichenbrand  ohne  Beigaben,  nur  Scherben  eines  kleinen 
schwärzlichen  BeigefHsses. 

7.  Brand  grab.  (T.  90.)  Unter  einer  unregelmässigen  Mergelplatte  schwärzliche 
Erde  mit  etwas  calcinirten  Knochen;  dabei  die  doppelt  durchbohrte  Bemsteinperle 
Figur  62  (früher  geöflFnetes  Grab). 


Fig.  62. 

Bernsteinperle  (Vi) 

aus  Grab  7. 


*)  Vgl.  Rakitno,  diese  Mitth.,  Bd.  I,  8.  175,  Figur  10. 


6* 


68 


I.   Archäologie  nnd  Oeschichte. 


8.  Skeletgrab.  (T.  30.)  Frei  in  der  Erde  nordsüdlich  mit  dem  Kopfe  im  Nor- 
den; dabei  Scherben  eines  kleinen  braunen  urnenförmigen  Thongefksses  und  folgende 
Bronzen:    An  den  Fussknochen  je  ein  oflfener  elliptischer  Fnssring  (Figur  63),    massiv 


Figf.  63.    Bronzener  Fussring  (^^/g) 


Fig.  64. 
Bronzener  Armring  ('/j) 


o 


Fig.  66. 
Bronzener 
Fingerring 

(V.) 

aus  Grab  8. 


Fig.  65. 
Bronzener  Armring  C/g) 


gegossen,  innen  flach,  aussen  rundlich,  unverziert,  D.  8 — 12.  —  Kleiner  verbogener 
offener  Armring  (Figur  64)  aus  schnurförmigem  Bronzedraht  mit  zurückgerollten  Enden, 
D.  5.    Aehnlich   einem  römischen  Schnallenring;  doch  ist  das  Grab  vorrömisch,  und  es 

fehlt   am   Scheitel   des  Bügels    die   Abnützung  der 

Schraubengänge  durch  den  Dom.  —  BlJeiner  offener 
Armring  (Figur  65)  aus  schnurförmigem  Bronzedraht, 
D.  4.  —  Kleiner  Fingerring  (Figur  66)  aus  einfachem, 
etwas  übergreifendem  Bronzeblechstreifen,  D.  1*9. 
—  Bronzedrahtfragmente. 

9.  Brandgrab.    (T.  90.)  Unter  einer  runden, 
bei  55  D.  10  Cm.  starken,  an  der  Oberfläche  convexen 
Kalkmergelplatte  frei  in  der  Erde  Leichenbrand  mit 
folgenden  Beigaben :  Glatter  geschlossener  Bronzering 
von  flach  rundlichem  Querschnitte,  D.  3*7.  —  Kreuz- 
förmiger Bronzeknopf   mit    glatten   Perlen    an   den 
Enden   der  Arme   (ähnlich   Figur  240),   D.  2-1.    — 
Blaue   emaillirte  Glasperle  (Taf.  III,  Figur  17)  mit 
4   vorspringenden   gelben  Augen,   D.  1'6.  —  Frag- 
mente von  3  Bernsteinperlen. 
10.  Urnengrab.     (T.  50.)     Die  Thonurne  war  unbedeckt  und  mit  Leichenbrand 
gefüllt;    bei   letzterem  Scherben  eines  kleinen  braunrothen  Henkelkruges  aus  Thon  mit 
schwach  umgelegtem  Rande.    Die  dunkelgraue  Urne  mit  schwach  ausgebogenem  Rande 
(Figur  67)  ist  ganz  unverziert;  II.  35,  D.  32,  m.  207,  h.  202,  b.  143,  hd.  18. 


Fig.  67.  Thonnme  (Ve)  ans  Grab  10. 


Radimsk^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


69 


11.  Skeletgrab.    (T.  60.)   Nordsttdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden,  über  letzterem 
ein  kleines,  zersetztes  BeigeiUss  aus  Thon. 

13.  Urnengrab.     (T.  70.)   Die  bauchige  Thonume  (Figur  68)  hat  H.  26,  D.  32, 
m.  27,  h.  20,  b.  10,  hd.  10*5,  ist  graubraun,  gedrungen,  der  Hals  vom  Bauche  scharf  ab- 
gesetzt,  der  Rand  sehr  breit  nach  aussen  umgelegt  und  oben  fünfmal  gerieft.    An  der 
grössten  Bauchweitung  stehen  zwei  rundliche 
abgekantete   horizontale   Henkel.    Sie   war  bis 
zum  Rande  mit  sorgfältig  gereinigtem  Leichen- 
brande geflQlt  und  mit  einer  Thonschiissel  be- 
deckt. Letztere  (H.  10-5,  D.  35,  m.  35,  h.  30-5, 


.^  •^. 


Fig.  69  a. 


Fig.  68.    Thonurne  mit  Henkeln  (Vc) 


Fig.  69  b. 

Fig.  69  o  und  b.    Thönerne  Deckächüsäel 

der  Urne  Fig.  68  (V«) 


aus  Grab  12. 


b.  10-5,  hd.  6,  Figur  69a  und  b)  ist  graubraun,  mit  scharf  abgesetztem  Bauch  und  vier 
kleinen  buckelförmigen  Ansätzen  auf  diesem.  Der  breit  nach  aussen  umgelegte  Rand 
ist  oben  viermal  gerieft.  Der  Boden  hat  innen  eine  flache  centrale  Grube  und  drei 
concentrische  flache  Rillen.    Beigaben  fehlten. 

13.  Brandgrab.  (T.  40.)  Zwischen  vier  aufgerichteten  Steinen 
Leichenbrand  auf  blosser  Erde,  mit  einer  unregelmässigen,  auf  den  Steinen 
ruhenden  Platte  bedeckt;  bei  den  Brandresten  fünf  Fragmente  von  Bem- 
steinperlen. 

14.  Urnengrab.  (T.  70.)  Zerdrückte  graubraune  Thonurne  mit 
breit  umgelegtem  Rande,  mit  einer  Steinplatte  bedeckt.  Zwischen  dem 
Bauche  und  Halse  der  Gefilsse  zwei  horizontale  Ansätze  mit  Hörnchen. 
Oberhalb  der  grössten  Bauchweitung  läuft  eine  Reihe  mit  den  Spitzen  ab- 
wärts gerichteter  eingeritzter  Dreiecke,  deren  Flächen  mit  schief  gestellten 
Strichen  ausgefliUt  sind,  H.  44,  D.  42:5,  m.  27,  h.  222,  b.  14,  hd.  18-5. 
Bei  den  Brandresten  ein  durchbohrter  Bärenzahn  (Figur  70),  L.  7. 

15.  Skeletgrab.     (T.    50.)     Die    Lage    des   fast   ganz    zersetzten 
Skeletes  konnte  nicht  festgestellt  werden;   dabei  die  Fragmente  von  zwei  Fig.  70. 
rinnenfbrmigen  Bronzearmbändern  (gleich  Fig.  79).                                               .     ,     ,    ' 

16.  Urnengrab.    (T.  130.)   Zerdrückte  schwärzUche  Thonurne  mit  ^i^j 
Leichenbrandresten   und   einem   kleinen   graubraunen   henkellosen  Becher     aus  Grab  14. 


70 


I.   Archäologie  und  Qescbichte. 


Fig.  71. 

Thonbecher  (V*) 

aus  Grab  16. 


.._,..  .^-^*.%A^':. 


(Figur  71)  mit  eingebogenem   Rande,  H.  7*5,  D.  9*6,  m.  9,  b.  6,  hd.  6*5,   ferner  zwei 
rundlichen    Eisenfragmenten    von    einer    Fibel    oder    einem    Armbande,     zwei    kleinen 

Bronzeblechfragmenten,  eines  davon  omamentirt,  und  dem  Bruchstück 

einer  Bernsteinperle. 

17.  Urnengrab.  (T.  100.)  Zerdrückte  graubraune  Thonume 
(Figur  72),  mit  einer  kleinen  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt, 
topfförmig,  mit  sehr  kurzem  vom  Bauche  nicht  abgesetztem  Halse 
und  schwach  ausgebogenem  Rande,  H.  235,  D.  275,  m.  17'5,  h.  17, 
b.  10-5,  hd.  12.  Zwischen  den  Brandresten  Scherben  einer  grösseren 
rothbraunen  Thonschale  mit  eingebogenem  Rande  und  eine  früh- 
römische  Provinzialfibel  (Figur  73),  L.  7,  H.  3-5. 

18.  Urnengrab.  (T.  40.)  Zerdrückte  röthliche  Thonurne, 
unbedeckt  auf  einer  kleinen  Steinplatte  stehend,  mit  Brandresten  gefüllt,  am  Bauche 
mit  eingeritzten  abwärts  gekehrten,  durch  schiefe  Parallelstriche  ausgefüllten  Dreiecken 

geziert;    sonst   keine   Beigaben. 

19.  Urnengrab.  (T.  100.)  Kleine  zersetzte  gelblich- 
rothe  Thonurne,  mit  Leichenbrand  gefüllt,  ohne  Beigaben. 

20.  Urnengrab. 
(T.  85.)  Zerdrückte 
schwärzlicheThonurne, 
mit  Leichenbrand  ge- 
füllt und  mit  kleiner 
unregelmässiger  Stein- 
platte bedeckt.  Um  die 
Urne  schwärzliche,  mit 
Holzkohlenstückchen 
stark  durchsetzte  Erde, 
so  dass  man  vielleicht 
schliessen  darf,  es  sei  der  Todtc  an  Ort  und  Stelle  verbrannt  worden.  Keine  Beigaben. 
31.  Brandgrab.  (T.  100.)  Brandreste  mit  Steinen  umstellt,  auf  welchen  eine 
runde  Steinplatte  lag;  dabei  zwei  zusammengehörige  bläuliche  Glasfragmente  (Taf.  V, 
Figur  3)  vom  Bodenranft  eines  Gefässes.  —  Scherben  eines  sehr  dünnen  violetten  Glas- 
gefUsses.  —  Kleine  rothc  Pastaperle  (Taf.  V,  Figur  11). 

23.  Urnengrab.  (T.  72.)  Dunkelbraune  Thon- 
urne mit  breitem  Rande,  mit  Brandresten  gefüllt,  frei 
in  der  Erde;  darin  Scherben  eines  zweiten,  wahr- 
scheinlich topfförmigen  röthlichen  Geftlsses  mit  ausge- 
bogenem Rande.  Beigaben  fehlten. 


Fig.  72.    Tbonurne  (Vo) 


Fig.  73.  Bronzene  rönnsclie  Fibel  ('/a) 


aus  Grab  17. 


Fig.  75. 
Bronzene  römische  Fibel  (*/g) 


Fig.  76.  ^^^^ 


Fig.  76 
Bronzener  Knopf  (^/g) 

ans  Grab  23. 


Fig.  74. 
Bronzene  römische  Fibel  ('/g) 


23.    Urnengrab.    (T.  50.)    Ganz  zersetzte  Thonurne,    mit  Leichenbrand    gefüllt 
und   mit   unregelmässiger  Platte   aus  festem  Kalkstein  bedeckt.    Beigaben  in  der  Urne: 


Radimsk^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


71 


Frührömische  Provinziallibel  aus  Bronze  mit  durchbrochenem  Nadelhalterblatte  (Figur  74), 
L.  5'5,  H.  2*1.  —  Frührömische  Provinzialfibel  aus  Bronze,  mit  von  drei  Löchern  durch- 
brochenem Nadelhalterblatte  (Figur  75),  L.  6*6,  H.  3  —  Frührömische  Provinzialfibel 
aus  Bronze,  mit  vollem  Nadelhalterblatte,  L.  5,  H.  2*8  —  Runder  Bronzeknopf  (Figur  76), 
D.  2.  —  Zwei  kleine  blaugrünliche  Glasgeftlssscherben  und  ein  im  Feuer  gefritteter 
Glasscherben. 

24.  Urnengrab.  (T.  60.)  Thonurne,  in  einer 
Thonschüssel  stehend,  mit  Brandresten  gefüllt  und  mit 
Lehm  an  die  Schüssel  angeklebt.  Die  Schüssel  (Figur  77), 
H.  12,  D.  26,  b.  9,  hd.  12,  ist  schwarzgrau,  der  Rand 
wulstig,  eingebogen  und  mit  kleinem  buckeiförmigen 
Ansatz  versehen.  Beigaben:  Drei  kleine  Bronzeblech- 
fragmente, darunter  eines  von  einem  bullenformigen 
Anhängsel  wie  Figur  382. 

35.  Urnengrab.  (T.  50.)  Thonurne  mit  Brandresten  gefüllt,  ganz  zersetzt,  frei 
in  der  Erde.   Beigaben  fehlten. 

36.  Urnengrab.  (T.  120.)  Unter  zwei  unregelmässigen  Steinplatten,  deren  eine 
Spuren  von  Feuer  zeigt,  stand  die  zerdrückte  und  mit  Leichenbrand  gefüllte  Thonurne; 
herum  war  die  Erde  schwärzlich  gefUrbt  und  mit  Holzkohlenstückchen  gemischt, 
zwischen  denen  gebrannte  Steinnüsse  lagen.  Auch  bei  diesem  Grabe  dürfte  die  Ver- 
brennung an  Ort  und  Stelle  erfolgt  sein. 


Fig.  77.   Thonschüssel  (Ve) 
aus  Grab  24. 


a  h  c  d 

Fig.  78.    Vier  Glieder  einer  bronzenen  Halskette  ('/a)  aus  Grab  27. 


37.  Skeletgrab.  (T.  40.)  Von  Nord  nach  Süd,  mit  dem  Kopfe  im  Norden,  frei 
in  der  Erde.  Beigaben:  Am  Halse  10  elliptische  offene  Bronzeringe  verschiedener 
Grösse  (4  davon  Figur  78),  im  Querschnitt  rund, 

D.  2-6  und  3-5  bis  3-7  und  5-3.  Ursprünglich 
durch  sehr  feine  kurze  Bronzekettchen,  von  wel- 
chen auch  ein  loses  Stückchen  gefunden  wurde, 
miteinander  zu  einer  Halskette  verbunden. 

38.  Skeletgrab.  (T.  40.)  Frei  in  der  Erde 
von  Südost  gegen  Nordwest,  mit  dem  Kopfe  im 
Nordwesten.  An  den  Unterarmknochen  je  ein 
rinnenförmiges  Bronzearmband  (Figur  79),  etwas 
elliptisch,  D.  83  und  72,  Br.  1*2,  mit  übereinander 
greifenden  Enden. 

39.  Skeletgrab.   (T.  50.)  Frei  in  der  Erde 

von  Südost  gegen  Nordwest,   mit  dem  Kopfe  im  Nordwesten,  auf  den  Fussknochen  je 
ein   offener   elliptischer  Bronzering   (ähnlich  Figur  63),  an  den  schmäleren  Enden  stark 


Fit]^.  79.  Bronzener  Armring  (^/g)  aus  Grab  28. 


72 


I.   Archflologie  und  Geschichte. 


Fig.  80.    Bronzener 

ovaler  Ring  ('/g) 

(Glied  einer  Halskette?) 

aus  Grab  29. 


abgenützt,  D.  8  und  12.  —  Ferner  war  dabei  ein  kleiner  offener  elliptischer  Bronzering 
von  rundem  Querschnitte  (Figur  80),  D.  3'1  und  4-2. 

30.   Skeletgrab.     (T.  30.)     Frei   in   der  Erde    von   West 

Onach  Ost,  mit  dem  Kopfe  im  Westen,  in  der  Mitte  zwei  Fussringe 
aus  Bronze,  ganz  ähnlich  wie  im  Grabe  Nr.  29,  abgenützt,  von 
ungleicher  Grösse,  D.  76— 12-3  und  8-6— HS,  ähnlich  Figur  63.^ 
31.  Skeletgrab.  (T.  40.)  Frei  in  der  Erde  von  Ost  nach 
West,  mit  dem  Kopfe  im  Osten.  Beigaben:  Halbkreisförmige 
Bogenfibel  aus  Bronze  (Figur  81)  mit  grosser  Schleife  und  kleinem 
dreieckigem  Fusse,  L.  113,  H.  7.  Der  Bügel  von  rundem  Quer- 
schnitte an  vier  Stellen  mit  schiefen  Parallelstrichen  geziert;  daran 
zwei  Spiralringe  von  A.^j^  und  8  Windungen,  sowie  ein  flacher 
Ring  aus  Bronze.  —  Bügel  einer  Kahnfibel  aus  Eisen  (Figur  82). 
—   Feuerstahl  (Figur  83),  gut  erhalten  und  wohl  jüngeren  Alters. 

33.  Urnengrab.     (T.  60.)    Zerdrückte,  stark  zersetzte,  grosse,  braune  Thonume, 
frei  in  der  Erde,  enthielt  reichlichen  Leichenbrand,  aber  keine  Beigaben. 

33.  Urnengrab.  (T.  70.)  Unter 
unregelmässiger  Steinplatte  die  mit  Lei- 
chenbrand gefüllte 
Thonume  (Fig.  84), 
rothbraun,  der  Hals 
vom  Bauche  durch 
einen  Rundwulst  ab- 
gegrenzt, der  Rand 
breit      umgebogen. 

Auf  dem  Rundwulste  diametral  zwei  hori- 
zontale Ansätze  mit  drei  Hörnchen,  H.  48, 
D.  50,  m.  30,  h.  25-5,  b.  145,  hd.  18. 


Fig.  82.  Eisernes 

Fibelfrag^ent  (*/s) 

aus  Grab  31. 


Fig.  81.    Bronzene  Bogenfibel  mit  zwei  angehängten 
Spiralen  und  einer  Ringscheibe  ('/a) 

aus  Grab  81. 


Fig.  83.    Feuerstahl. 


34a.  Urnengrab.  (T.  50.)  Frei  in  der  Erde  eine  bauchige,  aussen  dunkelbraune, 
innen  rothe  Thonume  mit  breit  umgelegtem  Rande ;  darin  Leichenbrand  und  ein  flacher 
Bronzering  (Figur  85),  D.  6*5,  Br.  1*2;  auf  einer  Seite  durch  zwei  parallele,  theils  ein- 
geritzte, theils  punktirte  Wellenlinien  ornamentirt. 

34b.  Skeletgrab  (unter  34a).  (T.  75.)  Frei  in  der  Erde  von  Ost  nach  West, 
mit  dem  Kopfe  im  Osten.  Beigaben:  OflFener  elliptischer  Bronzering  von  rundem  Quer- 
schnitte (ähnUch  Figur  80),  D.  3*2  und  2*5.  —  Anderthalb  Windungen  eines  beiderseits 
abgebrochenen  Spiralringes  aus  dünnem  Bronzedrahte,  D.  3.  —  Zwei  verbogene  Frag- 
mente eines  3  Mm.  breiten  Bronzeblechstreifens. 


*)  Vgl.  R.  G.  C.  Mus.,  Taf.  XXXVIH,  Figur  5. 


Radimsk]^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


73 


35.  Urnengrab.  (T.  60.)  Unter  unregelmässig  behauener  Steinplatte  eine  relativ 
kleine,  mit  Leichenbrand  gefüllte  schwärzliche  Thonurne  mit  zwei  verticalen  band- 
förmigen Henkeln  (Figur  86),  H.  17,  D.  16-5,  m.  10,  h.  9,  b.  8,  hd.  6,  der  Hals  vom 
Bauche  schwach  abgesetzt,  der  schmale  Band  nach 
auswärts   umgebogen.     Der   Bauch   zeigt   eine   herum- 


Fig.  85.  Bronzener 
Scheibenring  (*/g)  aus  Grab  34  o. 


Fig.  84.    Thonurne  (Ve)  aus  Grab  33. 


Fig.  86.    Zweihenkelige 
Thonurne  (V*)  ^^  Grab  35. 


laufende   Reihe   eingeritzter,   mit   den  Spitzen  nach  unten   gerichteter  Dreiecke,   deren 
Fläche   durch  eine  schief  nach  links  gerichtete  Strichelung  ausgefüllt  ist. 


a  b  cd 

Fig.  89.    Bronzenes  Beschläge  ('/,) 


Fig.  87. 

Bronzenes 

Gttrtelblecb 

mit  der  Figur 

eines  Kriegers 

(%) 


Fig.  88. 
Bronzener 
Gttrtelring 

('/.) 


Fig.  90.    Bronzene  kreuzförmige  KnOpfe  ('/g) 
aus  Grab  36  5. 


74 


1.    Archäologie  und  Geschichte. 


36a.  Urnengrab.  (T.  50.)  Braune  Thonurne  mit  Leichenbrand,  frei  in  der 
Erde. 

36 b.  Urnengrab.  (T.  80.)  Genau  unter  36a  stand,  bedeckt  mit  einer  viereckigen 
Steinplatte  von  50  Cm.  Seitenlänge  und  10  Cm.  Dicke,  eine  zweite  röthliche  Thon- 
urne mit  Leichenbrand  und  folgenden  Bronzen:  Beschlagstück  (Figur  87),  L.  7,  Br.  3'3, 
mit  (oben)  zwei  Pferdeköpfen  und  (in  der  Mitte)  behelmtem  Krieger  mit  einem  Schwerte  (?) 
in  der  rechten  Hand;  daran  vier  Nietköpfe  und  drei  Nietlöcher.  —  Gürtelbeschläge 
(Figur  88)  mit  zwei  Ringen,  zusammen  L.  7.  —  7  Beschlagbleche  mit  je  drei  Nieten, 
wohl  zu  einem  Gürtel  gehörig  (Figur  89),  L»  28 — 3,  Br.  lo — 1*8.  —  14  kreuzförmige 
Knöpfe  (Figur  90). 

37.  Urnengrab.  (T.  70.)  Frei  in  der  Erde  unter  schwärzlichem  Thondeckel 
schlecht  gebrannte,  grosse,  schwärzliche  Thonurne  mit  breit  umgelegtem  Rande  und 
zwei  Ansätzen.  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

38.  Skeletgrab.  (T.  70.)  Frei  in  der  Erde  von  West  nach  Ost,  mit  dem  Kopfe 
im  Westen.  Beigaben:  Defecte  späthallstättische  Fibel  mit  spiralig  zurückgerolltem 
Fussende  (Figur  91).     Diese  Fibelform    bildet  mit  ihren  Verwandten  eine  locale  Abart 

der  Certosafibel.  L.  8,  Br.  des  Bügels  1*7.  —  Halbkreisförmige 
Bogenfibel  mit  geperltem  Bügel  aus  Bronze  und  mit  (nicht 
vorhandener)    separat    gearbeiteter  Nadel    (ähnlich    Figur    484), 

L.  3-7,  H.  2-8.  —  Ein  Be- 
schlagscheibchen  aus  Bronze- 
blech (Figur  92)  mit  zwei 
vorhandenen  seitUchen  und 
einer  fehlenden  Mittelniete 
(D.  4*5),  mit  zwei  Reihen 
kleiner  Kreise  mit  Mittel- 
punkten geschmückt.  — 
Oberhalb  des  Kopfes  stand 
auf  einer  kleinen  Steinplatte  ein  einhenkeUges  bauchiges  Thonkrüglein,  welches  wieder 
mit  einer  kleinen  Steinplatte  bedeckt  war,  H.  13*5,  D.  14,  m.  8,  h.  6*5,  b.  6*5,  hd.  4*5, 
rothbraun,  der  Hals  vom  Bauche  kaum  merklich  abgesetzt,  der  Rand  schmal  nach 
aussen  umgelegt.  Zwischen  Hals  und  Bauch  der  vertical  gestellte  Henkel  von  rund- 
lichem Querschnitte.  Am  Halse  und  Bauche  Spuren  von  Bemalung  mit 
♦  schwarzen  Strichen. 
39.  Urnengrab.  (T.  85.)  Zerdrückte,  mit  Brandresten  gefüllte  Thon- 
urne, frei  in  der  Erde,  bauchig,  dunkelbraun  mit  breit  umgelegtem  Rande. 
Am  obersten  Bauchtheile  läuft  eine  Reihe  kleiner  eingeritzter  Dreiecke, 
etwas  tiefer  eine  gleiche  Doppelreihe,  dann  wieder  eine  Reihe  kleiner  und 
darunter  eine  Reihe  langer  Dreiecke,  alle  mit  den  Spitzen  nach  unten 
gerichtet  und  mit  eingeritzten  Längsstrichen  ausgefüllt,  D.  46,  b.  14,  hd.  22. 
Dabei  das  Bronzeanhängsel  (Figur  93),  L.  3*2,  Br.  21.  Herum  war  die 
Erde  schwärzlich  und  mit  Holzkohlenstückchen  reich  gemischt,  so  dass  die 
Verbrennung  der  Leiche  an  Ort  und  Stelle  stattgefunden  haben  dürfte. 
40.  Urnengrab.  (T.  60.)  Grosse  schwärzHchbraune  Thonurne  mit  umgelegtem 
Rande,  unbedeckt,  auf  kleiner  Steinplatte.  Hals  vom  Bauche  merklich  abgesetzt,  zwischen 
beiden  zwei  horizontale,  etwas  aufwärts  gerichtete  Henkel  von  flachrundem  Querschnitte. 
Am   obersten  Bauchtheile  verläuft  auf  der   einen  Hälfte   von   Henkel  zu  Henkel  eine 


Fig.  92.    Bronzenes 
Beschlägscheibchen  ('/j) 


Fig.  91. 
Bronzene  Fibel  ('/a). 
aus  Grab  38. 


Fig.  93. 
Bronzenes 
Anhängsel 

aus  Grab  39. 


Radimsk^^.    Die  Nekropole  von  Jezeriue  in  Pritoka. 


76 


9 


Fig.  94.  Bronzene 
Ziernadel  («/s) 
aus  Grab  41. 


punktirte  Zickzacklinie,  auf  der  anderen  Hälfte  ein  Band  aus  drei  parallelen  Punktreihen,^) 
H.  33-5,  D.  35-5,  m.  22,  h.  19,  b.  12,  hd.  16;  reichliche  Brandreste,  aber  keine  Beigaben. 

41.  Urnengrab.  (T.  56.)  Die  Thonume  stand  frei  in  der  Erde 
und  war  mit  Leichenbrandresten  angeflillt.  Sie  ist  gross,  bauchig,  von 
brauner  Farbe,  besitzt  einen  umgelegten  Band,  zwei  horizontale  An- 
sätze, konnte  aber  nicht  restaurirt  werden.  An  Beigaben  kam  darin 
nur  eine  Bronzeziernadel  von  L.  lOö  mit  zurückgerolltem  Kopfe  und 
umgebogenem  Ende  vor  (Figur  94).^) 

43.  Urnengrab.  (T.  66.)  Dunkclbraungraue  Thonume,  unbe- 
deckt, mit  Brandresten  gefüllt,  Hals  vom  Bauche  deutlich  abgesetzt, 
Rand  breit  umgelegt,  zwischen  Hals  und  Bauch  zwei  horizontale  glatte 
Ansätze,  H.  43-5,  D.  40-5,  m.  24,  h.  20-5,  b.  13,  hd.  18.  Beigaben:  Zwei 
Fragmente  einer  breiten  Eisenmesserklinge.  —  Flachrunder  Bronzering, 
D.  4.  —  Zwei  runde  Bronzeperlen,  D.  13  (Figur  95  und  96).  —  Bruch- 
stücke beinerner  Griffschalen  eines  Messers,  zu  dem  angeführten  Eisen- 
messer gehörig  (Figur  97). 

43.  Urnengrab.     (T.  70.)     Frei    in    der    Erde    eine    zerdrückte 
grosse  graubraune  bauchige  Urne  mit  umgelegtem  Rande    und   einge- 
ritzter Dreieckverzierung  auf  dem  Bauche;   darin  Brandreste  mit  fol- 
genden Beigaben:    Elliptischer  offener  Bronzering   (ähnlich  Figur  80),  D.  2-8 — 3*5.  — 
Kleines  Zierstück   aus  Bronze  (Figur  98),  wahrscheinUch   ein  Anhängsel,    dessen  Oehr 
abgebrochen  ist,  L.  3.  —  Bruchstück  eines  Eisennagels. 

44.  Urnengrab.  (T.  60.)  Unter  einer  grösseren  unregelmässigen 
Steinplatte  stand  eine  graubraune  bauchige  Thonurne  mit  breit  umgelegtem 
Rande  und  zwei  horizontalen,  an  den  Enden  mit  je  einem  Hörnchen  ge- 
zierten Ansätzen,  H.  40,  D.  39,  m.  22,  h.  17,  b.  11-5,  hd.  18.  Beim  Leichen- 
brande halbkreisförmige  Bogenfibel  mit  glattem  Bügel  (Figur  99),  Kopf- 
schleife für  eine  separat  gearbeitete  Nadel  vorgerichtet,  L.  3,  H.  2.  —  Frag- 
ment eines  5  Mm.  breiten  Bronzeblechbandes,  welches  an  einem  Ende 
zurückgerollt  ist,  wahrscheinlich  von  einem  Spiralarmband. 

45.  Urnengrab.  (T.  90.)  Mittelgrosse  rothbraune  topfförmige  Thon- 
ume, war  mit  schwärzlicher  Thonschale  bedeckt.  Beim  Leichenbrand:  eine 
frührömische  Provinzialfibel  (Figur  100)  mit  zweimal  durchbohrtem  Nadel- 
halterblatte, L.  5*3,  H.  2*4,  Br.  2,  und  eine  frührömische  Provinzialfibel  mit 
vollem  Nadelhalterblatte,  L.  4-5,  H.  2,  Br.  22. 

46.  Urnengrab.  (T.  90.)  Frei  in  der  Erde 
schwarzbraune  Thonurne  mit  Leichenbrand  und  ganz 
kleiner  römischer  Provinzialfibel  aus  Bronze  (Figur 
101)  mit  vollem,  theilweise  abgebrochenem  Nadel- 
halterblatte, L.  4,  H.  1-9,  Br.  16.  —  Zwei  Eisenfrag- 
mente, wahrscheinlich  von  einem  Drahtarmringe. 
Neben  der  Urne  lag  der  Scherben  eines  grünen 
GlasgefUsses  mit  umgelegtem  wulstigem  Rande. 

47.  Urnengrab.    (T.  120.)   Topfförmige  Thonurne  (Figur  102)  mit  Leichenbrand 
frei   in   der  Erde,    graubraun,    mit  kurzem,    vom  Bauche  nicht  abgesetztem  Halse  und 


o 

Fig.  95. 
Bronzene 
Perle  (Vi) 


k'.-'i'' 


[aV, 


Fig.  96. 

Bronzene 

Perle  (Vi) 

aus  Grab  42. 


Fig.  97. 

Beinernes 

Messerlieft  e/a) 


^)  S.  Figur  697. 

»)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XVII,  Figur 


und  Hallstatt,  Taf.  XIV,  Figur  2. 


76 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


schwach  ausgebogenem  Rande,  H.  275,  D.  28*7,  m.  18-5,  b.  13,  hd.  15.  Darin  kleiner 
bräunUchgelber  Thonbecher  (Figur  103),  dessen  Henkel  über  den  Rand  emporsteht, 
H.  4,  m.  4-5,  b.  3,  hd.  4.  —  Frührömische  Provinzialfibel  aus  Bronze  (Figur  104)  mit 
vollem  Nadelhalterblatte,  L.  7,  H.  3*2,  Br.  3.  —  Bronzearmring  (Figur  105),  dünn  mit 
rhombischem  Querschnitte,  verstellbar,  D.  7*8  (ähnlich  Figur  44).^) 


Fig.  98. 

Bronzenes 

Anhängsel  (Vs) 

aus  Grab  43. 


Fig.  100. 

Bronzene  rOmische 

Fibel  («/,) 

aus  Grab  45. 


Fig.  101. 

Bronzene  römische 

Fibel  («/,) 

aus  Grab  46. 


Fig.  99.  Bronzene 

halbkreisförmige 

Bogenfibel  (*U) 

aus  Grab  44. 


48.  Urnengrab.  (T.  50.)  Schwarzbraune  topfförmige  Thonume  mit  schwach  aus- 
gebogenem Kande,  mit  einer  Thonschüssel  (Figur  106)  bedeckt.  Diese  ist  schwärzlich 
mit  emporstehendem  Rande  und  hat  in  halber  Höhe  einen  verticalen  Henkel  von  rund- 
lichem Querschnitte  und  diesem  gegenüber  etwas  höher  einen  klauenförmigen  Buckel, 
H.  13-5,  D.  27-5,  m.  275,  b.  12-5,  hd.  135.     Leichenbrand   ohne  Beigaben. 


^ 


Fig.  103. 
Thönemer  Uenkelbecher 


Fig.  102. 
Thonume  (Ve) 


Fig.  lOö. 
Bronzener  Armring  ('/g) 


Fig.  104.    Bronzene  rOmische  Fibel  ('/g) 
aus  Grab  47. 


49.  Urnengrab.  (T.  100.)  Dunkelgraubraune  topfförmige  Thonume  mit  einer 
Thonschale  bedeckt  (Figur  107).  Der  kurze  Hals  der  Urne  ist  vom  Bauche  scharf  ab- 
gegrenzt, der  Rand  ausgebogen.  2  Cm.  unter  dem  Rande  läuft  inwendig  ein  horizon- 
taler 2-6  Cm.  breiter  Kranz  herum,  welcher  zum  DaraufsteUen  der  Deckschüssel  be- 
stimmt ist.     (Kam   sonst  in  Jezerine  nicht  vor.)     H.  25,  D.  31,  m.  24*5,  h.  23,  b.  12-5, 


»)  Vgl.  Alterth.  h.  V.,  Bd.  H,  Heft  V,  Taf.  3,  Figur  6  und  8. 


Radimsk^.    Die  Nekropole  yon  Jeserine  in  Pritoka. 


77 


Fig.  lOe.ThOnerneHenkelschassel  (\ 
aus  Grab  48. 


0 


^a% 


Fig.  108.  Bronzene 
römische  Fibel  mit 
aufgesetztem  Zinn-  oder 
Silberblättchen  ('/s)  Fig.  107.  Thonurne  mit  Deckschüssel  (Ve) 

aus  Grab  49. 


hd.  16.  Die  Deckschale  ist  schwarzgrau,  ihr  Rand  schwach  eingebogen,  H.  8*5,  D.  23, 
m.  22*5,  b.  10,  hd.  8.  Ausser  dem  Leichenbrande  enthielt  die  Urne  eine  römische  Bronze- 
fibel mit  durchbro- 
chenem Nadelhalter- 
blatte und  geschlos- 
sener Rollenhülse, 
der  Bügel  mit  einem 
Fischgräten  -  Orna- 
mente aus  einem 
aufgelegten  Zinn- 
oder Silberblatte  ver- 
ziert (Figur  108),  L.  3-8,  H.  15,   Br.  1*9. 

50.  Urnengrab.  (T.  100.)  Unter  einer  un- 
regelmässigen Steinplatte  stand 
eine  grosse,  vollständig  zer- 
setzte Thonurne,  welche  mit 
einer  schwärzlichen  Thonschale 
bedeckt  war.  Auf  dieser  lag 
ein  Eisenmesser  (Figur  109) 
mit  einschneidiger  geschweif- 
ter Klinge;  der  Griflf  war  mit 
Beinschalen  überlegt,  wovon 
noch  ein  Stück  gefunden  wurde,  und  hat  am  Ende  einen  Ring  zum  Anhängen. 
Ganze  L.  26,  L.  der  Klinge  15-5,  L.  des  GriflFes  10-5;  grösste  Br.  der  KHnge  in  der 
Nähe  des  Griffes  2-5.  Beim  Leichenbrande  in  der  Urne  folgende  Beigaben : 
Kleiner  henkelloser  Thonbecher,  schwärzUch,  mit  ganz  niederem  Fuss 
und  ausgebogenem  Rand,  H.  6,  D.  8,  m.  7*5,  b.  4*5,  hd.  4,  hf  0-5.  —  Früh- 
römische Provinzialfibel  aus  Bronze  mit  vollem  Nadelhalterblatte,  L.  8,  H.  2*8, 
Br.  2-8.  —  Spät-La  Tfene-Fibel  aus  Bronze  mit  schmaler  Rolle  und  den 
Bügel  umkreisender   Sehne  (Figur  110).^)  —  Nadelrinne  einer  Bronzefibel. 

61.  Urnengrab.  (T.  130.)  Thonurne  frei  in  der  Erde  mit  Leichen- 
brand, graubraun,  topfförmig,  der  kurze  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt, 
der  Rand  schwach  ausgebogen,  H.  26,  D.  28,  m.  17*5,  h.  17,  b.  10*5, 
hd.  14.  Dabei  Scherben  zweier  grösserer  schwärzlicher  Thonschalen  mit 
wulstigem  eingebogenem  Rande.  Zwischen  den  Brandresten  folgende  Bei- 
gaben: Fragment  eines  verschiebbaren  römischen  Armringes  aus  Eisen- 
draht (Figur  111).  —  Zwei  Eisenfragmente,  wahrscheinlich  von  einer  Messer- 
klinge. —  Bruchstück  einer  sehr  grossen 
Bernsteinperle  (Figur  112),  der  grössten, 
welche  in  Jezerine  vorkam. 

62.  Urnengrab.  (T.  62.)  Thon- 
urne frei  in  der  Erde,  H.  43,  D.  39, 
h.  24,  b.  15,  hd.  17,  röthlich,  mit  breit 
umgelegtem  Rande,  Hals  vom  Bauche 
merklich  abgesetzt,  zwischen  beiden 
zwei  horizontale  Ansätze  mit  kleinen,  aufwärts  gerichteten  Hörnchen  an  den  Enden. 


Fig.  110. 
Bronzene  Spät-La  T6ne -Fibel  (•/») 

aus  Grab  50, 


Fig.  109. 
Eisernas 

(V4) 


>)  Vgl.  Bakitno,  diese  Mittb.,  Bd.  I,  S.  177,  Figur  18. 


78 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


53.  Urnen  grab.    (T.  90.)   Zerdrückte  Thonurne  mit  kleiner  unregelmässiger  Stein- 
platte  bedeckt,  rothbrann,   der  Hals  vom  Bauche   deutlich   abgesetzt,   der  Rand  nach 

auswärts  umgelegt.  Zwischen  dem  Halse  und  Bauche 
zwei  horizontale  Ansätze  mit  je  einem  kleinen  Hörn- 
chen an  den  Enden,  H.  48,  D.  40*5,  m.  27,  h.  25, 
b.  15,  hd.  21.  Enthielt  ausser  Leichenbrand  nur 
einen  zweihenkeligen  Thonkrug  (Figur  113),  roth- 
braun, mit  deutlich  abgesetztem  Halse  und  schmalem 
ausgebogenem  Rande.  Die  Henkel  stehen  vertical  am 
unteren  Halstheile  und  sind  am  Scheitel  mit  je  einem 
kleinen  Ansätze  versehen,  H.  16,  D.  15,  m.  9,  h.  8, 
b.  7,  hd.  5. 

54.  Urnengrab.  (T.  90.)  Mit  Leichenbrand 
gefüllte  Thonurne,  frei  in  der  Erde,  schwärzlich, 
wahrscheinlich  topfiförmig.  Dabei  frührömische  Pro- 
vinzialfibel  mit  geschlossenem  Nadelhalterblatte,  L.6-5 

H.  3-2,  Br.  3. 

55.Urncngrab.(T.90.) 
Thonurne  mit  Leichenbrand 
und  einem  Bronzebeschläge 
(Figur  114)  von  L.  3-3  und 
Br.  2-2. 

56.  Urnengrab.  (T.  50.)  Mit  unregelmässiger  Steinplatte  bedeckte  dunkelbraune 
bauchige  Thonurne,  enthielt  Leichenbrand  und  folgende  Beigaben:    Bronzepincette,  am 


Fig.  112. 
Bernsteinperlenfragment  (Vi) 


Fig.  111.    Eisernes 
Armringfragment  (*/j) 

aus  Grab  51. 


Fig.  116. 

Bronzene  römische 

Fibel  (»/») 

aus  Grab  58. 


Fig.  114. 

Bronzenes 

Beschläge  («/a) 

aus  Grab  55. 


9 


Fig.  115. 

Bronzener 

Knopf  (»/.) 

aus  Grab  57. 


Fig.  113.  Zweihenkeliger 
Thonkrug  (V*)  aus  Grab  53. 


Fig.  118.  Einhenkeliger 
Thonkrug  (»/*)  aus  Grab  61. 


Fig.  117.  Zweihenkeliger 
Thonkrug  (V*)  aus  Grab  59. 


Halse  der  einen  Seite  mit  zwei  übereinander  stehenden  kleinen  Kreisen  geziert,  L.  10'2, 
Br.  2-5.  —  Geschlossener  Bronzering,  D.  35.  —  Flache,  unregelmässig  sechseckige 
Beinperle,  D.  l'O. 


Radimsk^.    Die  Nekropole  yon  Jezerine  in  Pritoka. 


79 


67.  Urnengrab.  (T.  70.)  Frei  in  der  Erde  graubraune  Thonurne;  der  kurze 
verticale  Hals  vom  Bauche  scharf  abgesetzt  und  der  obere  Theii  des  letzteren  zwischen 
drei  eingeritzten  parallelen  Strichen  mit  einer  heinimlaufenden  Reihe  eingeritzter  Drei- 
ecke und  darunter  mit  einer  Zickzacklinie  omamentirt,  D.  42*3,  h.  18-5,  b.  13,  hd.  15*5. 
Beim  Leichenbrande  Bügel  einer  frührömischen  Provinzialfibel  aus  Bronze  und  Bronze- 
knopf (Figur  115),  D.  1-7. 

68.  Urnengrab.  (T.  60.)  Graubraune  Thonurne  mit  ausgebogenem  Rande  und 
zwei  kleinen  horizontalen  Ansätzen,  war  mit  unregelmässiger  Steinplatte  bedeckt.  Ausser 
dem  Leichenbrande  fand  man  darin:  Das  Fragment  einer  römischen  Bronzefibel  mit  ge- 
schlossener Rollenhülse  (Figur  116).  —  Bronzefragmente,  welche  zum  Theile  einer 
grösseren  Fibel  angehören. 

69.  Urnengrab.  (T.  60.)  Frei  in  der  Erde  stehend  wurde  eine  ganz  zersetzte 
Thonurne  und  neben  derselben  zwei  kleine  Thonkrüge  angetroflfen.  Alle  drei  Geftlsse 
waren  mit  Leichenbrand  gefüllt.  Eines  der  letzteren  (Figur  117)  ist  röthlich,  der  Hals 
vom  Bauche  merklich  abgesetzt,  der  schmale  Rand  ausgebogen;  am  unteren  Halstheile 
zwei  verticale  bandförmige  Henkel,  Bauch  und  Hals  sind  mit  schwarzen  Linien  bemalt, 
H.  17,  D.  16,  m.  9,  h.  85,  b.  6-5,  hd.  7.  —  Der  zweite  Krug  war  ähnlich. 

60a.  Urnengrab.  (T.  60.)  Grosse  rothbraune  Thonurne  mit  umgelegtem  Rande 
und  zwei  horizontalen  Ansätzen,  mit  zwei  kleinen  Steinplatten  bedeckt  und  mit  Leichen- 
brand ohne  Beigaben  gefüllt. 

60b.  Skeletgrab.  (T.  80.)  20  Cm.  unter  der  Urne  des  Grabes  Nr.  60a  wurde 
frei  in  der  Erde  ein  Skelet  angetroflfen,  dessen  Lage  nicht  bestimmt  wurde. 

61.  Urnengrab.     (T.  60.)     Unter    kleiner 
unregelmässiger  Steinplatte  stand  die  grosse   roth- 
braune Thonurne  mit  umgelegtem  Rande  und  zwei 
horizontalen  Ansätzen,    welche   an  ihren 
Enden  je   ein   kleines   Hörnchen   tragen. 
Zwischen  dem  Leichenbrande  enthielt  die 
Urne     als     Beigeßlss     einen     bauchigen 
schwärzlichen  Thonkrug  (Figur  118)  mit 
Henkel  und  niederem  Fusse.  Der  Hals  ist 
vom  Bauche  abgesetzt  und  der  Rand  schwach 
ausgebogen,  H.  12,  D.  14,  m.  85,  h.  8, 
b.  6*5,  hd.  5.     Sonstige  Beigaben  fehlten. 

62.  Urnengrab.  (T.  75.)  TopffÖr- 
mige,  innen  schwarze,  aussen  rothbraune 
Thonurne,  mit  einer  Thonschüssel  bedeckt. 
Die  Urne  (Figur  119)  hat  ausgebogenen 
Rand,  H.  265,  D.  31-6,  m.  245,  b.  145, 
hd.  17.  Die  Schüssel  (Figur  120)  ist 
schwarzgrau  mit  schief  emporstehendem 
Rande,  H.  6*7,  D.  und  m.  21,  b.  15.  Auf 
ihr  lag  ein  Eisenmesser  (Figur  121)  mit 
theilweise  abgebrochenem  GriflFe,  gerader 
Schneide  und  dickem  Rücken,  Br.  in  der  Nähe  des  Heftes  3,  L.  16.  Der  erhaltene 
starke  Griflftheil  4-3  1.     Die  Urne  enthielt  nur  den  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

68.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der  Erde  von  Nord  nach  Süd,  mit  dem  Kopfe 
im   Norden.     In   der  Halsgegend   viele   Reste    eines  feinen   Bronzekettchens   mit  zwei 


Fig.  119.  Thonurne  (»/e) 


Fig.  121. 

Eisernes 

Messer  (^U) 


Fig.  120.   Thonschüssel  (Vö) 
aus  Grab  62. 


80 


I.    Archäologie  nnd  Geschichte. 


blauen  Glasperlen  (Figur  122).  Daneben  24  verschieden  grosse  Bemsteinperlen  (Figur  123) 
und  12  weiss  emaillirte  blaue  Glasperlen  von  verschiedener  Grösse  (Taf.  HI,  Figur  5). 
64.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Süden.  Um  Hals  und  Kopf  folgende  Beigaben:  Halbkreisförmige 
Bogenfibel  aus  Bronze  (ähnlich  Figur  484),  L.  5-5,  H.  3-5.  —  Viele  Reste 
eines  feinen  Bronzekettchens  (ähnlich  Figur  122).  —  2  Bernsteinperlenfrag- 
mente. —  5  blaue  Glasperlen  (Taf.  III,  Figur  16).  —  16  kleinere  intensiv 
gelbe  Glasperlen  (Taf.  IV,  Figur  9). 

66.  Urnengrab.  (T.  120.)  Unter  einer  sarkophagdeckelförmigen 
Mergelplatte  stand  die  zerdrückte,  mit  Leichenbrand  gefüllte  Thonume.  Die 
Platte   ist   defect   und   trägt  auf  der  einen  Giebelseite  unter  einer  einfachen 


Fig.  122. 

Bronzenes 

Ketteben  von 

einem 
Halsscbmucke 

(•/.) 
aas  Qrab  63. 


Fig.  123.    Bernsteinperlenschnur  (^/i) 
aus  Grab  63. 


Rosette  die  Inschrift  (Figur  124):  LATOR  •  OIP  •  FILIUS  •  NX  • ,  d.  i.  .  .  alator  Oip  .  .  .  ? 
Filius  an(norum)  X  nach  der  Lesung  des  Herrn  Professors  A.  von  Domaszewski. 
Zwischen  dem  Leichenbrande  lagen  eine  Bernsieinperle  und  7  weisse  Glasperlen  (Taf.  IV, 
Figur  1),  sowie  das  Fragment  eines  bläulichen  GlasgefUsses. 

66.  Urnengrab.  (T.  60.)  Unter  unregelmässiger  Steinplatte  stand  eine  grössere 
graubraune  Thonume  mit  umgelegtem  Rande  und  zwei  horizontalen,  an  den  Enden  mit 
je  einem  Hörnchen  gezierten  Ansätzen.  Ausser  Leichenbrand  enthielt  sie  nur  einen 
braunen  zweihenkeligen  Thonkrug.  Der  Hals  desselben  ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt, 
der  Rand  ausgebogen,  die  zwei  verticalen  Henkel  am  unteren  Halstheile  angebracht, 
H.  15,  D.  14,  m.  10,  h.  9,  b.  7,  hd.  6. 

67.  Urnengrab.  (T.  60.)  Unter  einer  unregelmässigen  Steinplatte,  stand  die 
grössere  rothbraune  Thonume  mit  ausgebogenem  Rande  und  zwei  horizontalen  An- 
sätzen; darin  war  Leichenbrand  und  ein  schwärzlichgrauer  zweihenkeUger  Thonkrug 
(Figur  125),  dessen  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt  und  dessen  Rand  schmal  nach 
aussen  umgelegt  ist;  die  vertical  gestellten  Henkel  von  elUptischem  Querschnitte  sind 
um  unteren  Halstheile  angebracht;  H.  11-5,  D.  13,  m.  8,  h.  7,  b.  7*5,  hd.  4-5. 


Mittbeilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    III.  Band. 

Radimski?:   Die  Nekropole  von  Jezerine. 


Taf.  III. 


Glas-  und  andere  Schmucksachen  aus  Jezerine  (^'/i^- 


Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    III.  Band. 

Radimsky:    Die  Nekropole  von  Jezerine. 


Taf.  IV. 


^^^HBms^r. 


''2^K%vj^^~y'J^ 


^■'^^in~aX0'^^ 


y^ 


10 


Glasscbmucksachen  aus  Jezerine  (Vi). 


Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    in.  Band. 

Radimsky:   Die  Nekropole  von  Jezerine. 


Taf.  V. 


.T-^m^ 


Glas-  und  andere  Schmucksachen  aus  Jezerine  (7i). 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


81 


GS.  Brandgrab.  (T.  60.)  Die  Brandreste  lagen  in  der  blossen  Erde  und  waren 
mit  einer  rechteckigen  Mergelplatte  von  L.  58  und  Br.  51  bedeckt,  welche  (ähnlich  wie 
in  Nr.  65)  in  der  Mitte  10  Cm.  und  an  beiden  Seiten  nur  7  Cm.  dick  ist  (Figur  126). 
An  der  einen  Giebelseite  befindet  sich  in  der  Mitte  eine  Rosette  von  9*5  und  an  jedem 
Ende  eine  Rosette  von  6*5  D.  Dazwischen  in  zwei  Zeilen  die  Inschrift: 

VANDANO  VOETV 

RIA-TRITI  F////-     (filia). 

Zwischen  den  Brandresten  lagen:  eine  flache  Bernsteinperle  (Figur  127),  D.  3*8,  H.  1*9 
und  eine  blaue,  weiss  emaillirte  Glasperle  (Taf.  III,  Figur  8),  D.  21. 


r/ro. 

Fig.  124  aus  Grab  65. 


1/10 
Fig.  126  ans  Grab  68. 


4\iO  i/w, 

Fig.  129  aus  Grab  73.  Fig.  167  aus  Grab  119. 

Fig.  124,  126,  129  und  167.    Decksteiiip  rheinischer  GrUbcr  in  Jozerine. 


69.  Skeletgrab.     (T.  90.)     Frei   in   der   Erde,   nordsüdlich,   mit   dem  Kopfe   im 
Süden.    Beigaben:   Fragmente  eines  Ziersch eibchens  aus  dünnem  Bronzeblech   mit  con- 
centrischen  Rillen.    —    Mehrere  Stücke   eines   feinen   Bronzekettchens.    —    Rest  einer 
dünnen  Ziemadel  mit  zurückgeroll- 
tem   Kopfe.   —    Zusammengerollter 
Bronzeblechstreifen.  —  Kleine  Bern- 
Bteinperle.  —  8   kleine   blaue  Glas- 
perlen. —  5  kleine  gelbe  Glasperlen 
nebst  einigen  Glasperlenfragmenten. 

70.  Skeletgrab.  (T.  100.) 
Frei  in  der  Erde  von  Nord  gegen 
Süd,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:  Neben  dem  Kopfe  einhen- 
keliger röthlicher  Thonkrug  mit 
Fuss  von  1  Cm.  H.  und  schmal 
ausgebogenem  Rande;  der  Hals  vom 

Bauche  schwach  abgesetzt  und  der  verticale  Henkel  im  Querschnitte  rundlichbreit  am 
unteren  Halstheile  angesetzt,  H.  14-5,  D.  15,  m.  10,  h.  85,  b.  65,  hd.  6.  —  Halbkreis- 
förmige Bogenfibel  aus  Bronze  (ähnlich  Figur  484),  L.  6,  Br.  4*3. 

Band  III.  6 


Fig.  125.    Zwcihcnkcligcr 

Tbonkmg  (V4) 

ans  Grab  67. 


Fig.  127.  Bcrnstcinperle  (^/i) 
aus  Grab  68. 


82 


I.    ArcliUoloj^c  und  Geschichto. 


Fig.  128.  Thonurne  (Ve)  aus. Grab  71. 


7L  Urnengrab.  (T.  80.)  Unter  kleiner  unregelmftssiger  Steinplatte  die  dunkel- 
braune Thonurne  (Figur  128)  mit  Leichenbrand,  aber  ohne  Beigaben.  Der  kurze  Hals 
der  Urne  ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  schwach  umgelegt.  Am  obersten 
Bauchtheile  steht  ein  verticaler  kleiner  Henkel  von  flachrundem  Querschnitte.  H.  36, 
D.  39,  m.  16-5,  h.  13,  b.  12,  hd.  17-5. 

73.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der 
Erde,  nordstidlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:  Oberhalb  des  Kopfes  ein  Thonkrug 
mit  verticalem  Bandhenkel  und  ausgebogenem 
Rande.  —  In  der  Halsgegend  halbkreisförmige 
Bogenfibel  aus  Bronze  mit  Kreuzverzierung  an 
der  Nadelrinnc  (ähnlich  Figur  201),  L.  5'5, 
H.  3-9. 

73.  Brandgrab.     (T.  90.)     Unter  einer 
sarkophagdeckelförmigen  Mergelplatte  Leichen- 
brand  ohne   Beigaben.     Der   eine   Giebel    des 
Steines  (Figur  129)  trägt  die  Inschrift: 
NN  XX  DI 
ANDHSSB 
d.  i.  nach  A.  v.  Domaszewski's  Lesung: 
a]nn(os)  •  XX  •  di(es)  .... 
c]andi(d)issim  .  .  .  .  ? 

74.  Urnengrab.  (T.  68.)  In  einer  grösseren  rothbraunen  Thonurne,  welche  frei 
in  der  Erde  stand,  wurde  ausser  dem  Leichenbrand  nichts  gefunden. 

75.  Urnengrab.  (T.  85.)  Grosse  bräunliche  Thonurne  mit  umgelegtem  Rande 
und  zwei  Ansätzen  frei  in  der  Erde.  Zwischen  dem  Leichenbrande  derselben  wurde 
nur  ein  kleines  Spiralarmband  aus  vier  Windungen  von  schmalem  Bronzebleche  ge- 
funden. 

76.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Frei  in  der  Erde,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Osten  und  mit  dem  Gesichte  nach  unten  (die  erste  Bauchlage,  welche  bei  den  Skeleten 

von  Jezerine  vorkam).  Beigaben:  Halbkreisförmige  Bogenfibel  aus 
Bronze  (ähnlich  Figur  6,  nur  dass  der  an  der  Kopfschleife  hän- 
gende Spiralring  blos  etwas  über  zwei  Windungen  besitzt),  L.  6*3, 
H.  4*6.  —  Eine  Bronzescheibe  (Figur  130)  mit  zwei  concentrischen 
Kreisen,  D.  41.  —  Grössere  blaue,  mit  weissen  Zickzacklinien 
emaillirte  Glasperle.  —  23  verschieden  grosse  blaue  Glasperlen.  — 
1  weisse  und  3  grüne  Glasperlen.  —  Einige  Fragmente  von  Glas- 
perlen. —  (Eine  Auswahl  dieser  Glasperlen  s.  Taf.  HI,  Figur  18.) 

77.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der  Erde  (Bauchlage), 
nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Süden.  Beigaben  beim  Kopfe:  ELleines 
Spiralarmband  aus  Bronzeblech  in  vier  Windungen,  nicht  complet 
(Figur  131).  —  Fragmente  eines  feinen  Bronzekettchens  (Figur  132). 

—  6  kleinere  Bernsteinperlen.   —    1  blaue  emaillirte,    10  blaue,    14  gelbe  und  2  grüne 

Glasperlen  verschiedener  Grösse  (Taf.  IH,  Figur  2). 

78.  Urnengrab.    (T.  75.)    Die  frei  in  die  Erde  gestellte  Thonurne  ist  rothbraun, 

der  Hals  vom  Bauche  abgesetzt,   der  Rand  nach  aussen  umgelegt.     Am   unteren  Hals- 

theile   sind   zwei   horizontal  gestellte  Ansätze   mit   kleinen  Hörnchen   an  beiden  Enden 


:*  JJ^ 


Fig.  130.  Bronzenes 

Beschläg- 

seheibchen  ('/g) 

aus  Grab  76. 


Radimskj^.    Die  Nekropole  von  Jezerinc  in  Pritoka. 


83 


Fig.  131.  Bronzenes 
Spiralannbaud  (^/j) 

aus  Grab  77. 


Fig.  132.  Bronzenes 
Kettchen  (*/») 


angebracht.    H.  47,   D.  42,  m.  25-5,  h.  215,  b.  llö,  hd.  21-5.     Die  Urne  enthielt  den 
Leichenbrand,  aber  keine  Beigaben. 

79.  Urnengrab.  (T,  85.)  Grosse  bauchige  Thonurne  frei  in  der  Erde,  mit 
Leichenbrand,  rothbraun,  der  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen, 
am  Bauche  zwei  horizontale  Ansätze.  D.  37,  b.  13  und  hd.  21.  Zwi- 
schen dem  Leichenbrande  zwei  geschlossene  Bronzeringe  von  rhom- 
bischem Querschnitte,  D.  5*1. 

80.  Brandgrab.     (T.  100.)     Leichenbrand  frei  in   der  Erde 
mit  einer  grossen  sarkophagdeckelförmigen  Mergelplatte  von  150  L., 
90  Br.  und  38  H.  bedeckt.     An  der  einen  Giebelseite   des  Steines 
Reste   einer  eingeritzten  Zeichnung,   doch   keine 
Lischrift.    Beigaben :  Kreuzförmiger  Bronzeknopf 
(ähnlich  Figur  240),  D.  2-2.  —  Eine  flache,  zwei 
walzige   und  eine  dreieckige  Bernsteinperle  von 
geringerer  Grösse  (Figur  133).  —  Weingelbe  drei- 
eckige Glasperle  (Taf.  IV,  Figur  5). 

81.  Skeletgrab.  (T.  90.)  Frei  in  der  Erde 
mit  dem  Kopfe  im  Osten.  Neben  dem  Kopfe  rechts 
stand  ein  einhenkeliger  Thonkinig,  H.  1 1*5,  D.  12*5, 
m.  7,  h.  6,  b.  6,  hd.  5*5.  Er  ist  rothbraun,  der 
Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand 
schmal  umgebogen.  Der  am  unteren  Halstheile 
vertical  stehende  Henkel  hat  abgeinindet  rechteckigen  Querschnitt.  In  der  Halsgegend 
lag  eine  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze  (ähnKch  Figur  451),  L.  4'8,  H.  3-3. 

83.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Frei  in  der  Erde,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten. 
Beigaben:  Halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  in  deren  Kopfschleife  ein  Bronze- 
drahtspiralring von  drei  Umgängen  (1*5  D.)  eingehängt 
ist  (Figur  134),  L.  49,  H.  31.  —  Bügel  einer  späthall- 
stättischen  Bronzefibel  (gleich  Figur  9),  L.  7*5. 

83.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Frei  in  der  Erde,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.  Beigaben:  Bronze- 
fibel mit  gestrecktem  Bügel,  welcher  ganz 
aus  einer  Reihe  dicht  beisammenstehender 
achterförmiger  Drahtschlingen  besteht.  Auf 
der  Nadel  hängt  eine  grössere  kreisrunde 
Bulle  aus  Bronzeblech,  die  mit  getriebenen 
Punkten  verziert  ist  (Figur  135).  Die  Fibel 
ist  6  1.,  der  Bügel  1*4  br.,  das  Anhängsei 
hat  5-5  D.  und  ist  M  dick.  —  Früh-La  Tcne-(?)Bronzefibel  (Figur  136),  L.  9*1,  H.  2*7. 
—  Bronzeringel,  geschlossen  (Figur  137),  2*3  D.  —  Bronzeanhängsel,  unten  in  zwei 
Spitzen  auslaufend^)  (Figur  138),  L.  4*5.  —  2  kleine  Bronzefragmente.  —  8  verschieden 
grosse  Bemsteinperlen  und  einige  Fragmente  solcher. 

84.  Urnengrab.     (T.  70.)     Frei  in  der  Erde  Thonurne   mit  Leichenbrand,   aber 
ohne  Beigaben.     Sie  ist  röthlich,  ihr  Hals  vom  Bauche  nicht   abgesetzt,  der  Rand  um- 


Fig.  133. 

Beru8tcini)erlo  ('/i) 

aus  Grab  80. 


Fig.  134.  Bronzene 

lialbkreisformige  Bogenfibel 

mit  Spiralriug  (^/a)  aou  Grab  82. 


*)  Diese  kleinen,  liäufig  als  Fibelanhängsel  (wie  wohl  auch  hier)  auftretenden  Gäbelchen  haben  wir 
als  Toilettegeräth  (Kopfkratzer,  Nägelputzer)   zu  deuten  versucht,   Mitth.  Anthr.  Ges.,  Wien,  XIX,  S.  [9]f. 

D.  R. 
6* 


84 


I.    ArchKologie  und  Geschichte. 


O 

Fig.  137.  Bronzener 
glatter  Kinfr(»/3) 


gelegt.     Am  oberen  Bauchtheile  stehen  zwei  horizontale  mit  Hörnchen   an   den  beiden 
Enden  gezierte  Ansätze.  H.  465,  D.  38-3,  m.  25-5,  h.  225,  b.  13,  hd.  20. 

85.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in 
der  Erde,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Süden.  Beim  Halse  lag  eine  grössere  Menge 
von  Bronzekettchenstücken,  Resten  eines 
Halsschmuckes,  zu  welchem  auch  die  mit- 
gefundenen 4  kleineren  Bernsteinperlen,  dann 
8  kleinere  blaue  und  9  ebensolche  gelbe 
Glasperlen  nebst  einigen  Bernstein-  und  Glas- 
perlenfragmenten gehört  haben. 

86.  Urnengrab.  (T.  80.)  Frei  in  der 
Erde  eine  grössere  schwarzbraune  bauchige 
Urne  mit  umgelegtem  Rande,  am  Bauche 
stehen  Dreiecke  aus  Punkten  und  zwei  hori- 
zontale Ansätze.  Im  Leichenbrande  Bei- 
gaben: Hälfte  eines  kleinen  buUenförmigen 
Bronzeanhängsels  (wie  Figur  382).  —  Bern- 
steinperle, D.  1*6,  Br.  0*8. 

87.  Urnengrab.  (T.  70.)  Frei  in  der 
Erde  stand  die  Thonurne  mit  Leichenbrand 
und  einer  Bernstein  perle  von  14  D.,  0*7  Br. 
Die  bauchige  Urne  ist  rothbraun,  der  Hals 
vom  Bauche  merklich  abgesetzt,  der  Rand 
umgebogen;  zwischen  Hals  und  Bauch 
stehen  zwei  horizontale  Ansätze.  H.  44,  D.  45, 
m.  23o,  h.  20-5,  b.  14,  hd.'l7. 

88.  Urnengrab.  (T.  56.)  Die  grosse,  theils  rothe,  theils  braune  Thonurne  mit 
umgelegtem  Rande  und  horizontalen  Ansätzen  war  mit  Brandresten  gefüllt  und  enthielt 
den  Henkel   eines   kleinen   rothen  Gefksses,   dann   folgende  Bronzen:   Pincette  (ähnlich 


Vig.  135. 

Bronzene  Fibel 

mit  bullenftirmigcni 

Anhängsel  ('/g) 


Fig.  138.  Bronzenes 
Anhängsel  (Kopf- 
kratzer?) ('/,) 


Fig.  136.  Bronzene  Fibel  (Vs) 
ans  Grab  83. 


Fig.  139.  Bronzene  Früh-La  T6ne- 
Fibel  mit  Ring  («/j) 


Fig.  141. 

Bronzenes 

Beschläge  ('/g) 


Fig.  142. 
Bronzenes 

»Spiral- 
rtthrchen 

(Vs) 


Fig.  141  bis 

Bronzenes 

Beschläge  e/3) 


Fig.  140.    Bronzener 
glatter  Ring  («/,) 


aus  Grab  88. 


Figur  259)  mit  feinen  Punktreihen  an  den  Rändern,  L.  11 '5,  Br.  22,  —  Früh-La  Tfene- 
Fibel  (Figur  139)  mit  angehängtem  Bronzeringe,  62  1.,  28  h.  (der  Ring  hat  D.  4).  — 
Bronzering  (Figur  140),  einerseits  flach,  andererseits  kantig,  an  vier  Stellen  mit  je 
drei   eingeritzten   Parallelstrichen    verziert,  D.  5-3.    —    Bronzering,   ähnlich,   unverziert. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


85 


Fig".  144.    Hionzener 
Scheibeiirinfr  i^',  j) 


Fiji^.  143.  Bronzeuo 
Pincette  («/j) 


D.  3'1.  —  Bronzering,  D.  5.  —  10  gegossene  durchbrochene  rechteckige  Beschläge- 
stücke mit  je  zwei  Nieten;  3  derselben  haben  4*1  L.,  3  Br.,  die  übrigen  3*7  L.,  23  Br. 
(Figur  141  und  141  bis).  —  Spirah-öhrchen  (Figur  142),  L.  3,  D.  1. 

89.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden,  mit  dem  Gesichte  nach  unten.  Dabei  eine 
halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze  (ähnlich  Figur  201),  L.  5*7, 
H.  3-9. 

90.  Urnengrab.  (T.  85.)  Freistehende  grössere  Thonurne  mit 
umgelegtem  Rande,  schwärzlich,  mit  Leichenbrand  und  zwei  Bronzen : 
Pincette  (Figur  143),  L.  11*6,  Br.  3*2,  an  einer  Seite  durch  punktirte 
Linien  verziert.  —  Flacher  Ring  (Figur  144),  D.  4*4. 

91.  Urnengrab.   (T.  60.)   Grosse  weitbauchige  Thonurne  (Figur 
145),  frei  in  der  Erde,  mit  Leichenbrand,  ohne  Beigaben.    Die  Urne 
ist  rothbraun,    der   Hals   schwach    abgesetzt,    der   Rand   ausgebogen. 
Ober  der  grössten  Bauchweitung  steht  ein  breiter 
verticaler,    mit    zwei    Rillen    versehener    Henkel; 
ringsum  laufen  drei  Reihen  eingeritzter  Dreiecke, 
deren    Flächen    durch    schiefe  Striche   ausgefüllt 
sind.  H.  34-5,  D.  41,  m.  16,  h.  14,  b.  11,  hd.  18. 

93.  Urnengrab.  (T.  60.)  Frei  in  der  Erde 
stehende,  topfförmige  röthliche  Thonurne  mit  aus- 
gebogenem Rande;  enthielt  Leichenbrand,  aber 
keine  Beigaben. 

93.  Urnengrab.    (T.  70.)    Die  freistehende 
schwarze  Thonurne  mit  ausgebogenem  Rande  ist 
am  Bauche  und  Halse  mit  mehreren  Reihen  ein- 
geritzter Dreiecke   verziert.     Ein    grösserer  Scherben  davon  Figur  146. 
brand  enthielt  keine  Beigaben. 

94.  Urnengrab.     (T.  60.)     Die   freistehende   und  sehr  stark  zersetzte  Thonurne 
enthielt  nur  den  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

95.  Skeletgrab.  (T.  95.)  Frei- 
liegend, ostwestlich,  der  Kopf  im  Osten. 
Oberhalb  des  Kopfes  lag  eine  kleine 
Steinplatte,  um  dieselbe  herum  Holz- 
kohlenstückchen. Bei  dem  Skelete  fan- 
den sich  nachstehende  Beigaben:  Cer- 
tosafibel  aus  Bronze  (Figur  147).  — 
Halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze 
(ähnlich  Figur  484),  L.  5,  H.  37.  - 
Gebrochenes,  auf  einer  Seite  omamen- 
tirtes  Bemsteinscheibchen  (Figur  148 ), 
D.  über  7. 

96.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die 
braune  Thonurne  mit  umgelegtem  Rande 
und  zwei  horizontalen  Ansätzen  war 
mit  einer  unregelmässigen  Steinplatte 
bedeckt  und  enthielt  ausser  den  Brandresten  eine  kleine  röthliche  Henkelschale  aus 
Thon   (Figur   149).    Der   vom   Bauche   nicht   abgesetzte   Boden  ist  convex,    der  Rand 


aus  Grab  90. 


Der  Leichen- 


Fig.   145.    Thonunie  (Ve)  a"s  Grab  91. 


86 


I.    Archäologe  und  Geschichte. 


schwach  aiisgebogen,  der  Henkel  von  flachrundlichem  Querschnitte  steht  über  den 
Rand  empor,  H.  4*2,  D.  63,  m.  5*2,  b.  4*5,  hd.  1-5.  Sonst  lag  in  der  Urne  nur  das 
Ende  einer  Bronzenadel  von  82  L.  und  der  Scherben  eines  feinen  Geftlsses  aus  braun- 
gelbem Glase. 


Fig.  146.    Thönerne^  Gcfäs.sfrag'mont  (^/a)  aus  Grab  93. 


97.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der  Erde,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Neben 
dem  Kopfe  stand  ein  einhenkeliger  gelbbrauner  Thonkrug,  der  Hals  ist  vom  Bauche 
nicht    abgesetzt,    der   lland    ausgebogen;    der   zwischen   Hals   und   Bauch   angebrachte 

verticale  Henkel  ist  unten  breit  und  wird  gegen  oben 
zu  schmal,  rundlich.  An  seinem  unteren  Theile 
steht  ein  kleiner  warzenförmiger  Buckel.  H.  13, 
D.  13-7,  m.  7-5,  h.  65,  b.  65,  hd.  4-5.  Ferner  fand 
man  in  der  Halsgegend  folgende  Reste  eines  Hals- 
schmuckes: Mehrere  Stücke  eines  feinen  Bronze- 
kettchens,  eine  grüne,  gelb  emaillirte  Glasperle 
(Taf.  IH,  Figur  9),  13  blaue  Glasperlen. 

98.   Brandgrab.     (T.  56.)     Auf  vier   zusam- 
mengestellten   Steinen    ruhte     eine     unregelmÄssige 

Steinplatte,  un- 
ter welcher  zwi- 
schen den  Trag- 
steinen die 
Brandreste  auf 
der  Erde  lagen. 
Bei  den  Brand- 
resten fand  sich: 
Ein  einfacher  Armring  aus  Silberdraht  (Figur  150),  D.  8.  —  Zwei  lange  blaue  und 
eine  kleine  gelbe  Glasperle  (Taf.  HI,  Figur  14)  und  zwei  Fragmente  einer  Bernsteinperle. 
99.  Brandgrab.  (Tiefe?)  Unter  unregelmässiger  Steinplatte  lagen  die  Brand- 
reste und  bei  diesen  das  einschneidige  Eisenschwert  (Figur  151)  mit  stark  nach  ab- 
wärts  gekrümmtem  Griff  und   starkem  krummem  Rücken;   zwischen  Griff  und   Klinge 


Fig.  148.   Bernsteinscheibchen  (*/i)  Fi^.  147.     Bronzene  Certo»afibel  (^/s) 

au8  Gral)  95. 


Kadimsky.    Die  Nckropole  von  Jezcriiie  in  Pritoka. 


87 


% 


Figr.  149.    Thönerne 

Henkelschale  (^/4) 

aus  (Jrab  96. 


steht  gegen  innen  zu  eine  kurze  stiftformige  Parirstange.  Die  L.  der  Klinge  ohne  die 
(abgebrochene)  Spitze  beträgt  27,  die  L.  des  ebenfalls  unganzen  Griffes  9,  die  Br.  der 
Klinge  in  der  Mitte  4,  beim  Griffe  3,   die  Br.  des  Griffes  2*5,  L.  der  Parirstange  1'5. 

100.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Nordsüdlicb,  mit  dem  Kopfe 
im  Norden.  Bei  den  Füssen  lag  eine  halbkreisförmige  Bogen- 
fibel  aus  Bronze  (ähnlich  Figur  308),  L.  6*0,  IL  5. 

101.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.  In  der  Gegend  des  Halses  nachstehende 
Beigaben:  Halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze  (ähnlich 
Figur  484),  L.  G,  H.  4*6.  —  Reste  eines  feinen  Bronzekettchens. 

—  Zwei  kleine  Bernsteinperlen  und  einige  Fragmente  von 
solchen.  —  Zwei  emaillierte  blaue  und  12  glatte  blaue  Glas- 
perlen. —  Fragment  einer  mittelgrossen  grünen  Glasperle. 

103.  Skeletgrab.  (T.  80.)  FreUiegend,  nordsüdlich,  Kopf 
im  Norden.  Beigaben:  Halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze 
(ähnlich  Figur  484),  L.  6,  H.  4*3.  —  Runder  Knopf  aus  Silber 
(Figur  152),  D.  25.  —  Glatter   schwacher  Bronzering,  D.  3-5. 

—  Ein  in  der  Mitte  durchbohrtes,  mit  concentrischen  Kreisen 
und  doppelten  Tangenten  derselben  ornamentirtes  Bernstein- 
scheibchen   (Figur  153),   D.  31.   —    Flache   Beinperle,  D.  1*7. 


Fig".  160.    Silberner  Armring  (Vi) 
ans  Grab  98. 


Fig.  151.    Einschneidiges 

eisernes  Schwert 

ans  Grab  99. 


108.  Skeletgrab.  (T.  45.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten. 
Beigaben:  Ohrring  aus  Bronzedraht,  mittelst  eines  daraufgeschobenen  Spiraböhrchens 
schliessbar;  das  eine  Ende  zurückgerollt,  auf  dem  Ringe  sind  vier  Bernsteinperlen  aufge- 
steckt (Figur  154).  —  Gleicher,  aber  geschlossener  Ohrring  aus  Bronze  mit  einer  aufge- 


88 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


steckten  Bernsteinperle  (Figur  155),   D.  7-2.   —   6  Bemsteinperlen  von  verschiedener 
Form  und  Grösse  bis  2*8  D.  (die  grösste  derselben  Figur  156). 

104.  Urnengrab.   (T.  70.)   Die  frei  in  die  Erde  gestellte  bauchige  dunkelbraune 
Thonurne  mit  umgebogenem  Rande  hat  zwischen  Hals  und  Bauch  zwei  horizontale  An- 
sätze mit  muldenförmig  vertiefter  Aussenfläche  (H.  bis  zum  Rande  38, 
D.  3O0,  h.  19,  b.  12*5,  hd.  19)  und  enthielt  ausser  Leichenbrand 
nur  eine  ganz  kleine  röthliche  Henkelschale  aus 
Thon   mit   convexem  Boden.     Der  Rand  der- 
selben ist  schwach  ausgebogen,  und  der  Henkel 
steht    etwas    über    den  Rand   empor.     H.  34, 
D.  5,  m.  5,  b.  3,  hd.  34. 

105.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  frei  in 
der  Erde  stehende  Thonurne  (Figur  157)  ist 
schwärzlichbraun,  hat  einen  niederen  Fuss, 
einen  vom  Bauche  schwach  abgesetzten  Hals, 
einen  schmal  nach  aussen  umgebogenen  Rand 
und  zwischen  Bauch  und  Hals  zwei  horizontal  gestellte  gerade  Ansätze  mit  Hörnchen 
an  jedem  Ende,  sowie  zwischen  diesen  zwei  hemisphärische  Ansätze.  H.  41*5,  D.  41, 
m.  23,  h.  20,  b.  13*5,  hd.  18.  Die  Urne  war  mit  Leichenbrand  gefüllt  und  enthielt  zwei 
Thonkrüge.  Einer  der  letzteren  ist  schwärzlichgrau  mit  ausgebogenem  Rand  und  Henkel, 
H.  circa  13,  D.  13,  m.  8-5. 


Fig.  153.    Benistcin- 
zierscheibchen  (Vi) 


Fig.  152. 
Silbenier  Knopf  (*/i) 


au«  Grab  102. 


Fig.  155.   Bronzener  Ohrring 
mit  Bemsteinpcrle  (^/g) 


Fig.  156. 
Bernsteinperle  (7i) 


aus  Grab  103. 


Fig.  154.    Bronzener  Ohrring 
mit  Bern.steinperlen  ('/a) 


106«  (T.  46.)  Frei  in  der  Erde,  ohne  Spur  von  Leichenbrand  oder  einem  Thon- 
geftlsse,  lagen  an  dieser  Stelle  5  Fragmente  von  Bronze  und  eines  von  Eisen.  Möglich, 
dass  hier  in  früherer  Zeit  ein  Grab  zerstört  worden  ist. 

107.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  ostwesthch,  mit  dem  Kopfe  im  Osten. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zweihenkeliger  Thonkrug,  gelbbraun,  mit  Spuren 
einstiger  Bemalung  mit  schwarzen  Strichen.  Der  Hals  ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt, 
der  Rand  schmal  nach  aussen  umgelegt,  die  verticalen  Henkel  von  rundlichem  Quer- 
schnitte stehen  am  unteren  Halstheile.  H.  95,  D.  10,  m.  6,  h.  5*4,  b.  6,  hd.  3*5.  Bei 
dem  Skelete  fand  man  zwei  gleiche  Ohrringe  von  5  D.  aus  Bronze  (Figur  158). 


Kadimsky.    Die  Nckropole  von  Jczerine  in  Pritoka. 


89 


108a.  Skeletgrab.  (T.  30.)  Freiliegend,  Richtung  nicht  constatirt,  keine 
Beigaben. 

108b.  Urnengrab.  (T.  60.)  Unter  108a  stand  eine  röthliche  Thonurne,  mit  einer 
unregehnässigen  Steinplatte  bedeckt;  sie  enthielt  nur  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

109.  Urnengrab.  (T.  40.)  Thonurne,  war  mit  unregelmässiger  Steinplatte  bedeckt, 
rothbraun,  bauchig,  daran  zwei  horizontale  Ansätze  mit  Hörnchen  an  den  Enden,  am 
Bauche  mit  eingeritzten  Dreiecken  geziert.  Beim  Leichenbrande  eine  Ziernadel  aus 
Bronze  mit  rundem  Kopfe  und  durch  Querrippen  und  Querstriche  geziertem  Halse 
(Figur  159),i)  L.  12-4. 

110.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  frei- 
stehende gelbliche  Thonurne  enthielt  Leichen- 
brand mit  etwas  Holzkohlenstückchen,  aber 
keine    Beigaben,    hat    einen    vom    Bauche 


Fig.  158. 

Bronzener  Ohrring  ('/g) 

aus  Grab  107. 


Fig.  157.    Thonurne  (Ve)  aw«  ^jfrab  105. 


Fig.  159  bis. 

Bronzenes  Anliängsel  ('/s) 

aus  Grab  111. 


Fig.    159. 

Bronzene 
Ziemadel  («/j) 
aus  Grab  109. 


merklich  abgesetzten  Hals,  umgebogenen  Rand,  zwischen  Hals  und  Bauch  diamentral 
zwei  horizontale  Ansätze,  einer  davon  mit  zwei,  der  andere  mit  drei  Hörnchen.  Am 
oberen  Bauchtheile  ist  sie  mit  eingeritzten  Dreiecken  ornamentirt.  H.  37,  D.  38,  m.  21, 
h,  19,  b.  12,  hd.  16. 

lila.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Norden.  Oberhalb  des  Kopfes  lag  ein  hohles  konisches  Anhängsel  aus  Bronzeguss 
(Figur  159 bis),  L.  45,  D.  1-7. 

111b.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Dicht  neben  dem  Skelet  lila  lag,  ebenfalls  frei 
und  mit  dem  Kopfe  im  Norden,  ein  zweites.  Links  neben  dem  Kopfe  desselben  stand 
ein  zerdrücktes  kleines  Thongeföss. 

113.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
An  der  rechten  Kopfseite  stand  ein  bauchiger  einhenkeliger  Thonkrug.  Derselbe  ist 
schwärzlichgrau,    der   Hals   vom   Bauche   schwach   abgesetzt,    der  Rand   schmal   ausge- 


»)  Vgl   Prozor,  Popls  ark.,  Taf.  XVI,  Fignr  11  bis  14,    und  Atlas,  Taf.  XXIIf,  Figur  10  und  11. 


90 


I.   Archäologie  und  (tcschichtc. 


bogen.  Am  unteren  Halstheile  steht  vertical  der  Henkel  von  länglichrundem  Quer- 
schnitte, H.  13*5,  D.  14-5,  m.  85,  h.  8,  b.  5*5,  hd.  5*5.  In  der  Gegend  des  Halses  lagen 
nachstehende  Reste  eines  Halsschmuckes:  mehrere  Stücke  eines  feinen  Bronzekettchens, 
4  kleine  Bernsteinperlen,  2  emaillirtc  blaue  Glasperlen,  10  blaue,  1  gelbe  und  1  weisse 
Glasperle  von  geringerer  Grösse,  Fragmente  einer  emaillirten  blauen  Glasperle. 

113.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  (Figur  160)  war  mit  einer  runden 
Mergelplatte  bedeckt.  Sie  ist  ballonförmig,  dunkelbraun,  der  Hals  vom  Bauche  durch 
einen  glatten  Rundwulst  abgesetzt,  der  Rand  nach  aussen  gebogen  und  der  verticale 
bandförmige  Henkel  am  oberen  Bauchtheile  angebracht.  Auf  der  Bauchweitung  ist  die 
Urne  mit  zwei  herumlaufenden  Reihen  von  eingeritzten  Dreiecken  ornamentirt,  deren 
Spitzen  bei   der   oberen    kürzeren  Reihe   nach   oben,   bei   der   unteren   längeren   Reihe 


Fig.  160  bis.  Zweihenkeligcr 
Thonknig   (V4)   ans   Grab   114. 


Fig.   160.    Thonurne  (V«) 
ans  Grab  113. 


Fig.  161.    Bronzene 

Früh -La  T^ne- Fibel  («/s) 

aus  Grab  116. 


nach  unten  gerichtet  sind.  Die  Flächen  aller  Dreiecke  sind  mit  eingeritzten  Längs- 
strichen ausgefüllt,  H.  34,  D.  35,  m.  15*5,  h.  12,  b.  10*5,  hd.  16.  Ausser  dem  Leichen- 
brande enthielt  die  Urne  nur  einen  kleinen  zweihenkeligen  bräunlichrothen  Thonkrug, 
dessen  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt  ist.  Der  Rand  ist  schwach  ausgebogen.  H.  15, 
D.  15-5,  m.  8-5,  h.  7-5,  b.  65,  hd.  5. 

114.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden, 
mit  dem  Gesichte  nach  unten.  Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zweihenkeliger  Thonkrug 
(Figur  160  bis).  Er  ist  röthlicli,  am  Halse  und  Bauche  mit  schwarzen  Strichen  bemalt,  der 
Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  schwach  ausgebogen.  Am  unteren  Hals- 
theile stehen  vertical  zwei  Henkel  von  länglichrundem  Querschnitte.  H.  13*5,  D.  13*5, 
m.  7-5,  h.  7,  b.  0*5,  hd.  55. 

115.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Dabei  eine  halbkreisförmige  Bogenttbel  aus  Bronze  (ähnlich  Figur  KX)),  L.  7,  H.  5,  und 
das  Bruchstück  eines  feinen  Bronzekettchens. 

HC.  Skeletgrab.  (T.  35.)  Freiliegend  (Bauchlage),  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Westen.     Herum   war  die  Erde  mit  kleinen  Holzkohlenstückchen  gemischt.     Dabei 


Radimsky.    Die  Nckropolc  von  Jezerine  in  Pritoka.  91 

eine  Frilh-La  Tfene-Fibel  aus  Bronze  (Figur  161)  mit  in  der  Mitte  verbreitertem  Bügel, 
niederem  Fuss  und  zwei  Knöpfchen  an  dem  zurUckgebogenen  Fussende,  L.  5*6,  H.  2*6. 

117.  Urnen  grab.  (T.  90.)  Die  braune,  freistehende,  ganz  zersetzte  Thonume  ent- 
hielt nur  den  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

118a.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  freistehende  röthHche  Thonurne  (Figur  162) 
zeigt  einen  vom  Bauche  schwach  abgesetzten  Hals  und  breit  umgelegten  Rand. 
Zwischen  dem  Halse  und  Bauche  ist  sie  durch  zwei  horizontal  gestellte  Ansätze  mit 
Hörnchen  an  den  Enden  verziert,  H.  54,  D.  48,  m.  :J6-5,  h.  30-5,  b.  16,  hd.  22.  Die 
Urne  enthielt  nur  den  Leichenbrand. 


Fig.  162.    Thoniinu'  (*/«)  aus  Grab   118. 

118b.  Skeletgrab.  (T.  HO.)  Unter  der  Urne  118a,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Süden.  Ober  dem  Kopfe  lag  eine  kleine  Kalksteinplatte,  welche  ursprünglich  als 
Kopfunterlage  gedient  haben  mag.  Dabei  folgende  relativ  reiche  Ausstattung:  Halb- 
kreisförmige Bogenfibel  aus  Bronze  (Figur  163),  in  deren  Kopfschleife  zwei  durch 
einen  flachen  Bronzering  verbundene  Spiralringe  eingehängt  sind.  L.  des  Bügels  7*3, 
H.  5'1.  Der  eine  Spiralring  besteht  aus  b^l^,  der  andere  aus  3  Windungen.  —  Ganz 
ähnliche  Fibel  aus  Bronze  (Figur  164)  mit  ebensolchen  Kinganhängseln,  wovon  die 
Spiralringe  aus  je  6  Windungen  bestehen.  Bügell.  67,  H.  5.  —  Flacher  geschlossener 
Bronzering  (Figur  165),  D.  6.  —  14  bullenförmige  Anhängsel,  aus  je  zwei  zusammen- 
genieteten convexen  Bronzeblechen  bestehend  (ganz  wie  Figur  382).^)  —  Einige  Bronze- 
fragmente. —  26  Bemsteinperlen  von  verschiedener  Grösse  (Figur  166)  nebst  einigen 
Bemsteinperlenfragmenten.  —  6  eniaillirto  blaue  Glasperlen.  —  25  blaue  und  27  gelbe 
Glasperlen  von  verschiedener  Grösse,  sowie  einige  Glasperlenbruchstücke. 

*)  Vgl.  Prozor,  Popi»  ark.,  Taf.  XXII,  Figur  144. 


92 


I.    ArchKologie  und  Geschichte. 


119.  Brandgrab.  (T.  70.)  Die  Brandrestc  lagen  ohne  irgend  eine  Beigabe  frei 
unter  einer  dachförmigen  Steinplatte  von  75  Cm.  L.,  67  Cm.  Br.  und  (in  der  Mitte) 
30  Cm.  (an  den  Seiten  12  Cm.)  Stärke.    Der  eine  Giebel  dieser  Platte  (Figur  167)  ist 


Fig.  IG'h    Bronzene  halbkreist'nnnigc  Bogenfihel 
mit  Ringen  {^1^) 


Fig.  164.    Bronzene  lialbkreisfßrmige  Bogenfibel 
mit  Ringen  ('/s) 


Fig.  166.    Bernsteinperlenschnur  (^/j) 
aus  Grab  118. 


durch   zwei   schraubenförmig   gekerbte   Halbsäulchen   in  drei  Felder  getheilt  und  trägt 
die  nachstehende  Inschrift:  Im  mittleren  Felde  unter  einer  Rosette: 

VENDE(o)  •  DENNAI 
A- ANDENIS  •F(ili)A 

Das  linke  Seitenfeld  zeigt  zwei  concentrische  Kreise,   im  rechten  folgt  die  Fortsetzung 
der  Inschrift: 

(a)NNORV 
MXXX 

(nach  der  Lesung  des  Herrn  Professors  v.  Domaszewski). 


Radinisky.    Die  Nekropole.  von  Jezcrino  in  Pritoka. 


93 


120«  Skeletgrab.  (T.  130.)  Frei  in  der  Erde,  ostwcstlieb,  mit  dem  Kopfe  im 
Westen.  Beigaben:  Halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  ohne  Nadel,  mit  an  der 
Kopfschleife  angehängtem  Bronzespiralringe  von  zwei  Windungen  und  einem  an  den 
letzteren  angehängten  kleineren  Ringelchen,  L.  5-2,  H.  3*6.  —  Runder,  nahezu  halb- 
kugelförmiger  Bronzeknopf  (Figur  168)  von  32  D.  —  Eine  grössere  Menge  feiner  Bronze- 
kettchenfragmente, zwischen  deren  Glieder  einzelne  gelbe  Glasperlen  aufgezogen  sind 
(Taf.  III,  Figur  3).  —  5  kleine  Bernsteinperlen.  —  12  kleine  gelbe  Glasperlen. 


Fig.  169.    Bronzeue  Certosafibel  ('/g)  ans  Grab  121. 


Fig.  170.  Thüiieriier  Heiikelbccher  (^4) 
aiLs  Grab   121  b. 


Fig.  172.  Bronzene  Früh-La  T6nc-Fibcl  («/a) 
aus  Grab  126. 


Fig.  168. 
Bronzener  Knopf 

ans  Grab  120. 


Fig.  173. 

Bernsteinperle  (Vi) 

aus  Grab  129. 


Fig.  171.    Thonunie  (Ve) 
aus  Grab  122. 


131a.  Skeletgrab.  (T.  110.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Norden.  Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zweihenkeliger  schwärzlichgrauer  Thonkrug 
mit  schwach  abgesetztem  Halse  und  ausgebogenem  Rande.  Die  zwei  verticalen  Henkel 
von  flachem  Querschnitte  sind  am  unteren  Halstheile  aufgesetzt.  H.  14,  D.  13,  m.  9, 
h.  8,  b.  5*5,  hd.  5.  Bei  diesem  Skelete  wurde  die  grosse  Certosalibel  aus  Bronze 
(Figur  169)  angetrofl*en,  welche  in  Form  und  Verzierung  einer  in  den  jüngeren 
Gräbern  von  St.  Michael  bei  Adclsberg  in  Krain  gefundenen  ungewöhnlich  grossen 
Certosafibel  vollkommen  gleicht  und  nur  um  etwas  kürzer  ist  (19*2  gegen  23*3  der 
letzterwähnten;  H.  4*2).^)  Der  flache  Bügel  hat  dreieckigen  Querschnitt,  die  einseitig 
angebrachte  Federspirale  vier  Windungen.  Ueber  der  Spirale  steht  ein  Zierknopf  mit 
zwei  concentrischen  Ringen  und  Radialstreifung  auf  jeder  Seite;  er  ist  durch  einen 
mehrfach  um  den  Bügel  gewundenen  Draht  in  seiner  Stellung   festgehalten.     Oberhalb 


»)  Vgl.  M.  Hoernes,  Mitth.  d.  A.  G.,  1888,  Bd.  XVIII,  S.  236,  Figur  53. 


94  I.   Archäolofric  und  Geschichte. 

der  Nadelrinne  geht  der  flache  Bügel  in  eine  Platte  über,  welche  mit  Parallelstrichen 
an  den  Langseiten  und  einem  das  Bügelende  begrenzenden  spitzen  Winkel  aus  zwei 
parallelen  Strichen  yerziert  ist.  Am  Ende  der  Platte  steht  ein  Knopf  mit  concentrischer 
Strichverzierung.  Die  Certosafibel  hat  in  Oesterreich-Ungarn  eine  sehr  grosse  Verbreitung 
besessen;  wir  erwähnen  nur,  dass  Ljubi6  eine  ganz  ähnliche,  13  Cm.  lange  Certosa- 
fibel aus  Prozor  in  Creatien,  von  Sacken  eine  aus  Hallstatt  in  Oberösterreich,  Much 
eine  aus  Landeck  in  Tirol  abbildet.^) 

131b.  Skeletgrab.  (T.  110.)  Dicht  neben  dem  Skelete  121a  und  in  gleicher 
Lage  kam  ein  zweites  zum  Vorschein,  ober  dessen  Kopfe  ein  ganzer  kleiner  schwarz- 
brauner Thonbecher  (Figur  170)  stand.  An  seiner  grössten  Ausladung  trägt  derselbe 
einen  verticalen  rundlichbreiten  Henkel  mit  zwei  Hörnchen  auf  dem  Scheitel  und 
diesem  gegenüber  einen  mit  Hörnchen  an  den  Enden  gezierten  horizontalen  Ansatz, 
H.  9,  D.  10-8,  m.  10,  b.  75,  hd.  5. 

122.  Urnengrab.  (T.  50.)  Unter  unregelmässiger  Steinplatte  stand  die  topf- 
förmige  schwärzliche  und  durch  Feuerwirkung  geröthete  Thonurne  (Figur  171)  mit 
emporstehendem  Rande,  kurzem  Halse,  der  vom  Bauehe  durch  einen  gekerbten  Rund- 
wulst getrennt  ist,  welcher  an  zwei  entgegengesetzten  Stellen  durch  hufeisenförmige 
glatte  Ansätze  unterbrochen  ist,  H.  30,  D.  27*2,  m.  23,  b.  11'5,  hd.  18.  Ausser  den 
Leichenbrandresten  enthielt  sie  eine  62  lange  Bronzenadel  mit  zurückgerolltem  Ende. 

138.  Urnengrab.  (T.  55.)  Die  gelbbraune  zerdrückte  Thonurne  stand  frei  in  der 
Erde  und  enthielt  nur  den  Leichenbrand. 

134.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  bauchige  braune  Thonurne  enthielt 
nur  den  Leichenbrand. 

135.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  unbedeckte  braune  Thonurne  mit  umgelegtem 
Rande  und  horizontalen  Ansätzen  enthielt  beim  Leichenbrande  eine  verbogene  Zier- 
nadel aus  Bronze  mit  abgebrochenem  Kopfe. 

136.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Süden; 
dabei  eine  schöne  Früh-La  Tfene-Fibel  aus  Bronze  von  6-6  L.  und  2-9  H.  (Figur  172). 

137a.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Oberhalb  des  Kopfes  des  freiliegenden  Skeletes, 
dessen  Orientirung  nicht  constatirt  wurde,  lag  eine  kleine  Steinplatte,  neben  dieser 
stand  ein  zweihenkeliger  schwärzlich  grauer  Thonkrug,  dessen  Hals  vom  Bauche  schwach 
abgesetzt  und  dessen  Rand  umgebogen  ist.  Die  zwei  verticalen  Henkel  von  rundlich- 
breitem Querschnitte  stehen  am  unteren  Halstheile,  H.  11*7,  D.  12*3,  m.  7*7,  h.  7,  b.  5, 
hd.  4. 

137b.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Unter  dem  Skelete  127a  traf  man  freiliegend  ein 
zweites,  dessen  Orientirung  ebenfalls  nicht  constatirt  wurde.  Oberhalb  des  Kopfes  lag 
wieder  eine  kleine  Steinplatte,  und  neben  dieser  stand  ein  zweihenkeliger,  schwärzlich- 
grauer Thonkrug.  Der  Hals  desselben  ist  vom  Bauche  merklich  abgesetzt,  der  Rand 
schmal  umgebogen,  die  zwei  verticalen  Henkel  von  flachem  Querschnitte,  welche  an 
beiden  Enden  breiter,  in  der  Mitte  schmäler  sind,  stehen  am  unteren  Halstheile. 
H.  17-5,  D.  16-5,  m.  95,  h.  9,  b.  55,  hd.  65. 

138.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  zersetzte  schwarzbraune  Thonurne  war  mit  einer 
unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt  und  enthielt  nur  den  Leichenbrand. 

139.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  An 
Beigaben  fand  sich  in  der  Gegend  des  Halses:  Eine  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze, 


1)  Popis  ark.,  Taf.  XX,  Figur  95.   —    HalUtatt,  Taf.  XIV,  Figur  6.   —   Atlas,  Taf.  LXVII,  Figur  4, 
und  R.  G.  C.  Mus.,  Taf.  XXXV,  Figur  23. 


Radiniftky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  95 

ohne  Nadel,  L.  5*2,  H.  3-7.  —  Reste  eines  feinen  Bronzekettchens.  —  6  Bemsteinperlen 
(eine  davon  Figur  173)  und  die  Fragmente  einer  Bernsteinperle.  —  2  kleine  blaue  Glasperlen. 

130.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:  Halbkreisförmige  nadellose  Bogenfibel  aus  Bronze,  L.  6'I,  H.  4*3.  —  Reste 
eines  feinen  Bronzekettchens.  —  4  kleine  Bernsteinperlen.  —  3  blaue,  15  gelbe  und 
2  grüne  Glasperlen  verschiedener  Grösse  (Taf.  V,  Figur  5). 

131a.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  zersetzte  rothbraune  Thonume  stand  frei  in  der 
Erde  und  enthielt  nur  den  Leichenbrand. 

131b.  Urnengrab.  (T.  100.)  Unter  der  Urne  Nr.  131a  stand  frei  in  der  Erde 
eine  zweite.  Diese  ist  rothbraun,  der  Hals  vom  Bauche  schwach  abgesetzt;  zwischen 
dem  Bauche  und  Halse  sind  zwei  horizontale  Ansätze  angebracht;  D.  41,  b.  14,  hd.  20*5. 
Zwischen  dem  Leichenbrande  lag  ein  geschlossener  Bronzering  von  flachrundem  Quer- 
schnitte, D.  3-7. 


Fig.  174.    Bronzene  Fibel  mit  Bernsteinperlo  (^/a) 


♦      # 


• 


Fig.  176.  Fig.  177.  ^  Fig.  178.  Fig.  179. 

Bronzenes  Bemsteinperle  Fig.  175.    Bronzene  Bernstein  perle  Bernsteinperle 

Anhängsel   («/»)  (Vi)  Fibel  («/a)  (Vi)  (Vi) 

aus  Grab   133. 

132,  Urnengrab.  (T.  76.)  Die  mit  einer  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckte 
röthliche  Thonume  enthielt  ausser  dem  Leichenbrande  nur  eine  kleine  graue  Henkel- 
schale mit  aufrechtstehendem  Halse,  H.  4*8,  D.  und  m.  7*2,  b.  5,  hd.  4*8. 

133.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden, 
die  Erde  herum  mit  Holzkohlenstückchen  gemischt.  Beigaben:  Gestreckte  Bogenfibel  aus 
Bronze  (Figur  174)  mit  einseitiger  mehrfacher  Spirale  und  einer  flachen  Bernsteinperle  am 
Bügel,  welcher  zum  Festhalten  der  Perle  mit  einem  flachen  Bronzedraht  spiralförmig 
umwunden  ist.  Den  Nadelhalter  bildet  das  hakenförmig  umgebogene  Ende  des  Bügel- 
drahtes. L.  11,  H.  3*8.  —  Bügel  einer  Bronzedrahtfibel,  aus  kleinen  auswärts  gekehrten 
Schleifen  gebildet  (Figur  175V)  L.  4,  H.  3.  —  Anhängsel  aus  Bronze  (Figur  176),«) 
L.  2-4.  —  3  Bernsteinperlen  (Figur  177,  178  und  179). 

»)  Vgrl.  Prozor,  PopU  ark.,  Taf.  XX,  Figur  92  und  93;  dann  Hallstatt,  Taf.  XIII,  Figur  12. 
»)  Vgl.  Prozor,  Popia  ark.,  Taf.  XXII,  Figur  129. 


96 


I.   ArchHolop^e  und  Geschichte. 


134,  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten. 
Dabei  zwei  Bronzen:  Bügel  einer  Certosafibel  und  grosse,  fein  gerippte  halbkreisförmige 
Bogenfibel  ohne  Nadel  (Figur  180),  L.  85,  H.  5. 

135.  Brandgrab.  (T.  60.)  Der  unter  unregclmässiger  Steinplatte  frei  in  der  Erde 
liegende  Leichenbrand  enthielt  nur  einen  durchbohrten  Eberzahn  (Figur  181)  von  II  L. 

Iä6a.  Urnengrab.   (T.  50.)  Thonurne,  frei  in  der  Erde,  röthlichgelb,  mit  Henkel 

und  Spuren  von  Bemalung  mit  schwarzen  Strichen.   Enthielt  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

136b.  Skeletgrab.     (T.  60.)     Unter  der   Urne    136a  lag  frei   in   der  Erde   ein 

Skelet,    dessen  Richtung  nicht  constatirt  wurde;    bei  demselben:  Fragment  einer  schön 

gerippten  Bernsteinperlc  (Figur  182).  —  3  ganze  Bernstein- 
perlen  (eine  grössere  flache  und  zwei  kleinere  walzige).  — 
2  grünliche  Glasperlen. 

137.  Urnengrab.  (T.  100.)  Unter  einer  unregclmässigen 
Steinplatte  stand  die  braune  bauchige  Thonurne.  Ihr  Hals  ist 
vom  Bauche  deutlich  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen,  am  ober- 
sten Bauchtheile  stehen  zwei  horizontale  Ansätze  mit  je  einem 
Hörnchen  an  jedem  Ende.  H.  52'5,  D.  42-5,  m.  30-5,  h.  263,  b.  14, 
hd.  20.  Ausser  dem  Leichenbrande  enthielt  sie  an  Bronzebeigaben: 
Ein  Gürtelblech  (Figur  183),  L.  9-4,  Br.  3-6-4.  —  8  recht- 
eckige Beschläge  mit  je  zwei  Nieten  (Figur  184),  durchbrochen, 
L.  4*5,  Br.  3-4.    Alle  zusammen  offenbar  die  Reste  eines  Gürtels. 

138.  Urnengrab.  (T.  30.)  Zersetzte  gelbbraune  Thonurne, 
frei  in  der  Erde.  Bei  dem  Leichenbrandc  lag  ein  am  Rande 
concentrisch  gekerbtes  rundes  Beschläg^cheibchcn  aus  Bronze 
von  3-2  D.  (Figur  185). 

139.  Urnengrab.  (T.  65.)  Die  freistehende  rothe  Thon- 
urne enthielt  nur  den 
Leichenbrand. 

140.    Skeletgrab. 
(T.  1 30.)  Unbedeckt,  nord- 
südlich, mit   dem  Kopfe 
im  Norden.  Oberhalb  des 
Kopfes  stand  ein  einhen- 
keliger Thonkrug  (Figur 
186).   Er  ist  röthlich,  der 
kurze  Hals   vom  Bauche 
merklich   abgesetzt,    der 
Rand  nach  aussen  umge- 
bogen. Am  unteren  Bauch- 
theile steht  ein  verticaler,  seiner  Länge  nach  gefurchter  kreisrunder  Henkel  von  breitem 
Querschnitte.  H.  133,  D.  168,  m.  87,  h.  7,  b.  75,  hd.  45.    In  der  Gegend  des  Halses 
lag  eine  kleine  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  ohne  Nadel,  L.  3*9,  H.  1*9. 

141.  Urnengrab.  (T.  56.)  Die  zersetzte  Thonurne  war  mit  einer  unregclmässigen 
Steinplatte  bedeckt  und  enthielt  ausser  dem  Ijcichenbrande  einen  rothbraunen  zwei- 
henkeligen  Thonkrug.  Sein  Hals  ist  vom  Bauche  merklich  abgesetzt,  der  Rand  schmal 
ausgebogen.  Am  oberen  Bauchtheile  stehen  die  zwei  verticalen  Henkel  von  flachrund- 
lichem Querschnitte,  am  Halse  sind  Reste  einer  Bemalung  mit  schwarzen  Strichen  zu 
sehen,   H.  13*5,  D.  13,  m.  8,  h.  7*3,  b.  7,  hd.  5.     Im  Leichenbrande   lag  eine  Ziernadel 


Fig.  181. 

Ebcrzalin,  durchbohrt  ('/s) 

aus  Grab  135. 


^^^ 


Fig.  182. 

Bernsteinperlc  (*/i) 

aus  Grab  136. 


Fig.  180.    Bronzene 

halbkreisfönnige  Bogenfibel  (*/«) 

aus  Grab  134. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerino  in  Pritoka. 


97 


Fig.   183. 
Bronzenes  Gürtelblech  ('/a) 


Fig.  184.  Bronzenes 
Beschläge   («/s) 


ans  Grab  137. 


aus  Bronze  (Figur  187),  11'6  L,  wie  die  meisten  Ziemadeln  von  Jezerine  eigen- 
thümlich  verbogen;  sie  hat  einen  walzigen  quergestreiften  Kopf,  welcher  sich  gegen 
oben  verdickt  und  am  Ende  scharf  abgeschnitten  ist.  Es  ist  dies  eine  in  unserer 
Nekropole  wiederholt  auf- 
tretende Form,  welche  in 
Prozor  nicht  vorzukom- 
men scheint. 

142.  Skeletgrab. 
(T.  1 00.)  Freiliegend,  nord- 
südlich, mit  dem  Kopfe 
im  Norden.  Oberhalb  des 
Kopfes  stand  ein  röth- 
licher  Thonkrug  mit  zwei 
Henkeln.  Sein  Hals  ist 
vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen;  die  verticalen  Henkel  von  abgerundet 
breitem  Querschnitte  stehen  am  unteren  Halstheile.  H.  11,  D.  13,  in.  9,  h.  8,  b.  5-5,  hd.  4-5. 

143.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Norden.  Bei  dem  Kopfe  stand  ein  zerdrückter 
schwärzlichgrauer  Thonkruf^.  Sein  Hals  ist  vom  Bauche 
abgesetzt,  der  Rand  schwach  ausgebogen,  der  breite  Henkel 
am  unteren  Halstheile  angebracht.  H.  12,  D.  13,  m.  8-5, 
h.  7,  b.  5,  hd.  4-5. 

144.  Brandgrab.    (Tiefe?)    Zwischen    vier 
Steinen,  welche  eine  runde  Steinplatte  von  15*7  D. 
und  20  Dicke  trugen,  lag  der  Leichenbrand  auf 
der  freien  Erde  mit  folgenden  Beigaben:  Kleines 
Spiralarmband  aus  schmalem,  innen  flachem,  aussen 
etwas  convexem  Bronzebleche  in  zwei  Windungen, 
D.  4*5.  —  Fragment  eines  feinen  Bronzekettchens. 
—  Anderes  Bronzefragment.  — 
11    Bernsteinperlen    (2    davon 
Figur  188  und  189),  ferner  das 
Bruchstück     einer    Bernstein- 
perle. —  Ein  dunkelblauer,  vom 
Feuer    gebildeter    Glastropfen 
(Taf.  HI,   Figur  10)   und   der 
vom  Feuer  deformirte  Scherben 
eines  weissen  Glasgefässes. 

145.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Unbedeckt,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Dabei  die  in  Figur  190a,  b  und  c  von  beiden  Seiten  und  von  unten  abgebildete 
grosse  und  schwere  höchst  eigenthümhche  Bronzefibel.  Dieselbe  ist  aus  drei  Bronze- 
stücken und  einer  grossen  Bernsteinperle  zusammengesetzt.  Der  Fuss  ist  besonders  ge- 
gossen und  zeigt  vorne  über  der  Nadelrinne  auf  kurzem  Halse  einen  Widderkopf,  von 
welchem  die  typische  dreieckige,  die  Rinne  bedeckende  Platte  der  Certosafibel  ausläuft. 
Diese  Platte  geht  rückwärts  in  eine  flachrundliche  und  reich  ornamentirte  Hülse  über. 
In  diese  ist  das  eine  Ende  der  flach  elliptischen,  in  ihrer  Mitte  vertical  durchbohrten 
Bemsteinperle  eingefügt,   während  eine  ähnliche,   aber  etwas  breitere   gegossene  Hülse 

Band  III.  7 


Fig.   185. 

Bronzenes  Beschläfj^schcibchen  ('^/s) 

aus  Grab  138. 


Fig.  187.  Bronzene 
Ziemadel  («/g) 
aus    Gral)    141. 


Fig.  186. 

Einhenkeliger  Thonkrug  {^j^) 

aus  Grab   140. 


98 


I.   Archäülopfie  und  üeschiclitc. 


das  andere  Ende  der  Perle  umschliesst.  Diese  zweite  Hülse  trägt  an  ihrem  Ende 
einen  Stierkopf  auf  starkem  Halse.  Der  Drahtbtigel  der  Fibel  ist  an  der  Hülse  des 
Fussstückes  mittelst   eines   umgebogenen   Hakens  befestigt,    durch   diese  Hülse,    dann 

durch  die  Bernsteinperle,  die  Kopf  hülse  und  den  Vordertheil 

^^  ifS^         des  Stierkopfes  durchgezogen,  bildet  vor  diesem  Kopfe  eine 

^^k  1^1         unsymmetrische  Doppelspirale  (von  drei  und  fUnf  Umgängen) 

■^B  ^^m         ™^^  oberer  Sehne  und  geht  dann  in  die  Nadel  über,  L.  16*6, 

^^  Br.  4*5,  H.  4-2.    Diese   Fibel   ist   vortrefflich   erhalten    und 


Fig.  188. 
Benisteinperle 

(V>) 


9 

Fig.  189. 
^^'^^ /^M^^^  *^    Hallstattperiode  überhaupt.   —   Ein  ornamentirtes  stark  zer- 


bildet ein  hervorragendes  Prachtstück  unter  den  Fibeln  der 


aus  Grab  144. 


16  grössere  Bernsteinperlen  bis 


setztes   Bronzefragraent. 

zu  2-4  D.  (Figur  191). 
146.  Skeletgrab.     (T.  100.)     Freiliegend,  von  Nord  gegen  Süd,  mit  dem  Kopfe 
im  Norden.     In   der   Halsgegend    lag    eine    halbkreisförmige  nadellose   Bogenfibel  aus 
Bronze    mit   einem    eingehängten   Drahtspiralringelchen    von    zwei   Umgängen,   L.  6*2, 
H.  3-7. 


vis.  190  />. 


Fig.  190  c. 

Fig.  190  a,  h  und  c.    IJroiizcuc  barocke  Fibel  mit  zwei  Thierkopten 
und  einer  Bernsteinperle  (^/j)  aus  Grab  146. 


147.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Unbedeckt,  nordsüdlich,  Kopf  im  Norden.  Beigaben: 
Zwei  ungleiche,  auf  einen  Eisendraht  aufgesteckte  Bernsteinperlen  (Figur  192),  wahr- 
scheinlich der  Rest  einer  zweispiraligcn  eisernen  Fibel,  wie  sie  aus  Bronze  in  Jezerine 


Kadimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


99 


vielfach  gefunden    wurden.    —    6  Bernsteinperlen    verschiedener  Grösse,  von   1*2    bis 
2-6  D. 

148,  Urnengrab.  (T.  85.)  Röthliche  Thonume  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte überdeckt.  Ihr  Hals  ist  vom  Bauche  durch  eine  flache  Rille  abgesetzt,  der  Rand 
ausgebogen.  Am  untersten  Halstheile  sitzen  diametral  zwei  je  9  Cm.  breite  und  an 
den  Enden  mit  aufwärts  gerichteten  Hörnchen  gezierte  Ansätze.  H.  55,  D.  43*5,  m.  28, 
h.  25,  b.  13,  hd.  22.  Die  Urne  enthielt  nur  den  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

149.  Urnengrab.  (T.  70.)  Auf  einer  unregelmässigen  Steinplatte  stand,  mit  einer 
ebensolchen  Steinplatte  bedeckt,  eine  braune  bauchige  Thonurne  mit  dem  Leichen- 
brande, aber  ohne  Beigaben.  Ihr  Hals  ist  vom  Bauche  schwach  abgesetzt,  der  Rand 
stark  ausgebogen.  Zwischen  Hals  und  Bauch  sitzen  zwei  horizontale  Ansätze  mit  Hörn- 
chen an  den  Enden,  H.  39,  D.  395,  m.  25,  h.  22,  b.  11,  hd.  16. 


Fijr.  191. 

Bcrnsteinporle  (*/j) 

aus  Grab  145. 


Fig.  194. 

Thonbecher  (V*) 

au8  Grab  151. 


Fig.  193. 
Zweihenkoligor  Tlioiiknig 

aus  Grab  150. 


Fig.  192. 

Zwei  Bernsteinperlen 

auf  Eisendraht  (Vi) 

aus  Grab  147. 


150.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordstidlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  kleiner  zweihenkeliger  Thonkrug  (Figur  193).  Er  ist 
röthlich,  sein  sehr  kurzer  Hals  vom  Bauche  schwach  abgesetzt,  der  Rand  schmal  nach 
aussen  umgelegt.  Die  Henkel  von  rundUchbreitem  Querschnitte  stehen  vertical  am 
oberen  Bauchtheile  und  sind  in  der  Mitte  mit  einer  iLängsrille,  am  Scheitel  mit  einer 
spitzen  Warze  geziert.  Hals  und  Bauch  sind  mit  rothbraunen  Strichen  bemalt.  H.  15, 
D.  17*3,  m.  7,  h.  6*5,  b.  7,  hd.  5*5.  Neben  dem  Schädel  lagen  folgende  Beigaben: 
Eiserne  Messerklinge  in  zwei  Stücken,  mit  Griffzunge.  Die  Klinge  ist  einschneidig,  ge- 
schweift, mit  breitem  Rücken.  Das  erhaltene  Stück  ist  14  Cm.  lang,  die  ganze  Klinge 
dürfte  20  Cm.  lang  gewesen  sein.  Ihre  Breite  beträgt  2*5  Cm.  Der  Griff  ist  ebenfalls 
unganz,  7  Cm.  lang,  2  Cm.  breit  und  besass,  wie  die  Nietenlöcher  zeigen,  Schalen  aus 
Bein  oder  Holz.  —  Zwei  bogenförmige  Eisenfragmente  von  rundem  Querschnitte,  viel- 
leicht Reste  eines  Armringes. 

151.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  bis  auf  den  Henkel  ganz  erhaltener  Henkelbecher  aus 
Thon  (Figur  194).  Er  ist  schwarzgrau,  mit  deutlich  abgesetztem  Hals  und  aufrecht- 
stehendem Rande,   H.  5'6,  D.  8*5,  m.  7*3,  b.  5*5,  hd.  3.     Ferner  lag  in   der  Nähe  des 

7* 


100 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  195.    Zweihenkeliger 
Thonkriig  (V4) 


Kopfes  das  Stück  eines  bogenförmigen,  mit  einem  schmalen  Bronzeblechstreifen  spiralig 
umwundenen  Eisendrahtes,  vielleicht  das  Fragment  eines  Fibelbügels. 

153.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  freistehende  schwärzlichbraune  Thonume  hatte 
einen  vom  Bauche  nicht  abgesetzten  Hals,  ausgebogenen  Rand  und  zwischen  Hals  und 
Bauch   zwei   glatte   horizontale  Ansätze.   H.  42,  D.  40-5,  m.  22*5,  h.  19-5,  b.  14,  hd.  17. 

Ausser  dem  Leichenbrande  fand  sich  darin  ein  röth- 
licher  zweihenkeliger  Thonkrug  (Figur  195)  mit  sehr 
niederem  Fusse.  Sein  Hals  ist  vom  Bauche  nicht 
abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen,  die  verticalen  Hen- 
kel von  flachrundem  Querschnitte  stehen  am  unteren 
Halstheile.  Der  Hals  ist  bis  zum  Rande  mit  schwarzen 
Strichen  bemalt.  H.  15,  D.  14,  m.  10,  h.  9*5,  b.  7, 
hd.  5.  Ferner  lag  zwischen  den  Brandresten  ein 
rechteckiges  Gürtelblech  aus  Bronze  mit  abgebroche- 
nem Schliesshaken  (Figur  196),  L.  7,  Br.  3. 

153.  Dieser  Punkt  liegt  in  der  Mitte  einer  von 
Südost  gegen  Nordwest  über  das  Grabfeld  verlaufen- 
den, 3"5  Cm,  breiten  und  25  Cm.  unter  der  Ober- 
fläche liegenden  Strasse,  deren  Fahrbahn  in  einer 
Stärke  von  10  Cm.  mit  feinerem  Flussschotter  über- 
legt ist.  Als  dieser  Weg  entstand,  ist  die  Nekropole 
sicher  nicht  mehr  benützt  worden,  denn  es  kamen 
unterhalb  desselben,  wie  der  Plan  Taf.  II  zeigt, 
ziemlich  viele  intacte  Grabstätten  vor. 

154.  Urnengrab.     (T.  90.)    Unter   einer   un- 
regelmässigen Steinplatte  stand  die  zerdrückte  grau- 
braune Thonurne  mit  schwach  vom  Bauche  abgesetztem  Halse,  sehr  breit  umgelegtem 
Rande  und  zwei  honzontalen,  zwischen  dem  Bauche  und  Halse  angebrachten  Ansätzen 
mit  Hörnchen   an  den  Enden.    H.  46-5,  D.  42,  m.  30,  h.  25,  b.  16-5,  hd.  17.     Zwischen 

dem  Leichenbrande   fand    sich   eine   kleine    braunrothe   einhenkelige 
Schale  mit  aufrechtstehendem  Rande,  H.  5,  D.  7-5,  m.  6,  b.  4,  hd.  2*5. 

155.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlich, 
mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zwei- 
henkeliger schwärzlicher  Thonkrug  (Figur  197),  mit  schwach  abge- 
setztem Halse  und  schmal  ausgebogenem  Rande.  Die  zwei  verticalen 
Henkel  von  flachrundem  Querschnitte  sind  dem  unteren  Halstheile 
aufgesetzt.  H.  113,  D.  IM,  m.  77,  h.  7,  b.  5,  hd.  4-5.  An  Beigaben 
kamen  nur  einige  Reste  eines  feinen  Bronzekettchens  vor. 

156.  Urnengrab.  (T.  40.)  Die  unbedeckte,  aussen  gelbbraune, 
innen  hochrothe  Thonurne  war  ganz  zersetzt  und  enthielt  nur  die 
Leichenbrandreste. 

157.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  nordsüdKch,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigabe:  Eine  Früh-La  Tfene-Fibel  aus  Bronze  (ähnlich  Figur  172,  nur  dass  die  Sehne 
des  ersteren  Stückes  in  doppelter  Windung  den  Bügel  umspannt),  L.  8,  H.  3-4. 

158.  Brandgrab.  (T.  59.)  Die  Brandreste  lagen  frei  in  der  Erde  unter  einer 
unregehnässigen  Steinplatte,  enthielten  aber  keine  Beigaben. 

159.  Skeletgrab.  (T.  56.)  FreiHegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:  Ein  geschlossener  Rronzering  von  flachem  Querschnitte,  D.  4*2.  —  4  nahezu 


Fig.  196.    Bronzenes  Gürtelbleoh  («/a) 
aus  Grab  152. 


Fig.  197.    Zwei- 
henkeliger Thonkrug 

aus  Grab  155. 


RadiiUHk^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


101 


4 


Fig.  198. 

Bronzenes 
Anhängsel  (%) 
aus  Grab  160. 


gleich  grosse  Bemsteinperlen,  zu  zweien  auf  die  Bruchstücke  eines  Eisendrahtes  aufge- 
steckt (wahrscheinlich  Rest  einer  zweispiraligen  Eisenfibel). 

160.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.  An  Beigaben  fand  man  in  der  Gegend  des  Halses: 
eine  halbkreisförmige  nadellose  Bogenfibel  aus  Bronze,  L.  6*2,  H.  4*7.  — 
Eine  grössere  Menge  Bruchstücke  eines  feinen  Bronzekettchens.  —  Ein 
körbchenförmiges  Anhängsel  aus  Bronze  (Figur  198),  L.  3,  D.  1'5.^)  — 
7  kleinere  Bernsteinperlen  und  einige  Bemsteinfragmente. 

161.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.  Oberhalb  des  Kopfes  lagen  die  Scherben  eines 
gelblichrothen  kleinen  zweihenkeligen  Thonkruges,  welcher  mit  schwarzen 

Strichen  bemalt  war.  An  sonstigen  Beigaben  kamen  vor:  Eine  ganz  kleine  Früh- 
La  Tfene-Fibel  aus  Bronze  (Figur  199),  L.  4*5,  H.  1-9.  —  Ein  ornamentirtes  Bernstein- 
scheibchen  (Figur  200),  D.  5-5. 

162.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Bei  dem  Kopfe  stand  ein  zweihenkeUger  Thonkrug  von  röthlichbrauner  Farbe.  Sein 
Hals  ist  nicht  abgesetzt,  der  Rand  schmal  umgebogen,  die  zwei  verticalcn  Henkel  von 
flachrundUchem  Querschnitte  sind  oberhalb  der  grössten 

Weitung  angebracht.  Hals  und  Bauch  sind  mit  dunklen 
Strichen  bemalt.  H.  9*5,  D.  9,  m.  6G,  h.  6,  b.  5-5, 
hd.  3-5.  Auf  dem  Halse  des  Skeletes  (Figur  201)  lag 
eine  halbkreisförmige  nadellose  Bogenfibel  aus  Bronze, 
L.  6,  H.  3-9. 

163  und  181.  Diese  zwei  Punkte  liegen  in  der 
Mitte  je  eines  runden  Brand- 
platzes von  3  M.,  resp.  3*2  M. 
D.,  welche  ineinander  ver- 
fiiessen  und  einen  zusammen- 
hängenden, beinahe  elliptischen 
Brandplatz  von  3  M.  Br.  und 
4'5  M.  L.  bilden.  Diese  Stelle 
lag  30  Cm.  unter  der  Ober- 
fläche, war  mit  Holzkohlen- 
stückchen und  viel  Asche  bedeckt  und  die  Erde  darunter  roth  gebrannt.  Zweifellos 
sind  an  dieser  Stelle  einst  die  in  den  Brandgräbern  bestatteten  Leichen  verbrannt 
worden.  Die  Gräber,  welche  innerhalb  der  Fläche  des  Brandplatzes  angetrofi'en  wurden, 
liegen  alle  unterhalb  demselben  ganz  intact;  diese  Verbrennungsstätte  dürfte  daher  erst 
dann  errichtet  worden  sein,  als  die  betreffende  Partie  des  Gräberfeldes  bereits  besetzt 
und  ausser  Benützung  gekommen  war. 

164.  Urnengrab.  (T.  90.)  Die  unbedeckte  bauchige  Thonurne  (Figur  202)  ist 
innen  braun,  aussen  mit  einem  schwarzen  glänzenden  Firnisse  überzogen,  hat  einen  vom 
Bauche  nicht  abgesetzten  breiten  Hals  und  ausgebogenen  Rand.  Zwischen  Hals  und 
Bauch  stehen  zwei  glatte  horizontale  Ansätze.  H.  41,  D.  39,  m.  20,  h.  18,  b.  12,  hd.  16. 
Im  Leichenbrande  lag  ein  flacher  Bronzering  (Figur  203),  welcher  durch  kleine  Kreise 
mit  centralem  Punkte  verziert  ist,  D.  3'9. 


Fig.  199.  Bronzene 
Früh-La  Tone-Fibel  («/j) 


Fig.  200.  Bernsteinscheibchen  (Vi) 
aus  Grab  161. 


»)  Vgl.  Prosor,  Popis  ark.,  Taf.  XXII,  Figur  126. 


102 


I.    Archäolog^ic  und  Geschichte. 


Fig.  201.  Bronzene 

halbkreisförmige  Bogenfibel  ('/g) 

aus  Grab  162. 


165.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  freistehende  Thonurne  (Figur  204)  ist  innen 
rothbraun,  aussen  mit  einer  schwarzglänzenden  Firnissfarbe  überstrichen,  inuss  aber  in 
heisse  Asche  gestellt  gewesen  sein,   weil  auf  dem  Boden  und  dem  unteren  Bauchtheile 

der  Firniss  weggebrannt  und  eine  rothbraune  Farbe  zum 
Vorschein  gekommen  ist.  Der  Boden  ist  etwas  concav, 
der  Hals  vom  Bauche  schwach  abgesetzt,  der  Rand  schmal 
ausgebogen.  Am  untersten  Halstheile  stehen  zwei  hori- 
zontale, je  6  Cm.  breite,  aufwärts  gerichtete  Ansätze  mit 
Hörnchen  an  den  Enden.  H.  44,  D.  36-5,  m.  22,  h.  21, 
b.  14,  hd.  20.  Die  Urne  enthielt  nur  den  Leichenbrand 
ohne  Beigaben. 

166.  Urnengrab.    (T.  90.)    Die  Thonurne    (Figur 
205)   war  unbedeckt,   rothbr«aun,   der  Hals   vom  Bauche 
nicht  abgesetzt,   der  Rand   ausgebogen,  H.  55*5,  D.  41*5, 
m.  27,  h.  23,  b.  16,  hd.  29.  Im  Leichenbrand  keine  Beigaben. 

167.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  zersetzte  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen 
Steinplatte  bedeckt  und  enthielt  zwischen  dem  Leichenbrande  einen  zweihenkeligen 
Thonkrug  (Figur  206).  Dieser  ist  gelblichroth,  der  Hals  vom  Bauche  schwach  abge- 
setzt, der  Rand  ausgebogen.     Am  unteren  Halstheile  stehen  zwei  verticale  Henkel  von 

flachrundem  Querschnitte;  unter  dem  Rande 

ist  die  Urne  mit  schwarzen  Strichen  bemalt. 

H.  14,  D.  15,  m.  10,  h.  88,  b.  7-5,  hd.  4. 

Sonstige  Beigaben  fehlten. 

168.  Brandgrab.  (T.  58.)  Unter  einer 
unregelmässigen  Steinplatte  lagen  auf  der  Ilrde 
die  Leichenbrandreste  ohne  Beigaben. 

169.  Urnengrab.  (T.  96.)  Frei  in  der 
Erde  stand  die  zerdrückte  Thonurne,  die 
grösste  unter  allen  in  Jezerine  gefundenen 
(Figur  207).  Sie  ist  röthlich,  der  Hals  vom 

Bauche  schwach  abge- 
setzt, der  Rand  breit  um- 
gebogen; am  untersten 
Halstheile  stehen  zwei  ho- 
rizontale Ansätze  mit 
Hörnchen  an  den  Enden. 
H.  66,  D.  55,  m.  29-5, 
h.  26,  b.  21,  hd.  25.  Im 
Leichenbrande  kamen 
keine  Beigaben  vor. 

170.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  rothbraune  Thonurne  war  mit  einer  unregel- 
mässigen Steinplatte  bedeckt,  hat  nach  aussen  umgelegten  Rand  und  zwei  horizontale 
glatte  Ansätze.  Zwischen  ihrem  Leichenbrande  wurde  ein  zweihenkeliger  Thonkrug  ge- 
funden. Dieser  ist  gelbbraun,  der  Hals  nicht  abgesetzt,  der  Rand  schmal  nach  aussen 
umgelegt;  die  zwei  Henkel  von  flachrundem  Querschnitte  stehen  am  unteren  Halstheile. 
Hals  und  Bauch  sind  mit  schwarzen  Strichen  bemalt,  H.  14,  D.  13,  m.  9*2,  h.  8,  b.  6*2, 
hd.  4-5.     Ausserdem   enthielt   der  Leichenbrand :    3  Gürtelbeschläge  aus  Bronze  mit  je 


Figr.  202.    Thonurne  (Ve) 


ans  Gral»   164. 


Fig.  203.    Bronzener 
Sc  hei  benring   ('/g) 


Hadimsky.    Dio  Nekropolc  von  Jezeriiio  in  Pritoka. 


103 


drei  Nieten  (Figur  208),  L.  5,  Br.  1*3,  und  2  rechteckige  Beschläge  aus  Bronze  mit  je 
drei  Nieten,  L.  4,  Br.  1-5. 

171,  Urnengrab.  (T.  60.)  Unter  einer  unregelmässigen  Steinplatte  stand  die  zer- 
drückte Thonume,  in  deren  Leichenbrand  nachstehende  Bronzen  gefunden  wurden: 
Eine  Pincette  mit  aufgesteckter  Schlusshülse  aus  Bronzeblech,  letztere  in  getriebener 
Arbeit  mit  vier  Pfeilspitzen  geziert  (Figur  209),  L.  12*6,  Br.  3.  —  Eine  Ziernadel  von 
eigenthümlicher  Form  (Figur  210).  Dieselbe  ist  geknickt,  der  lange  walzige,  nach  oben 
anschwellende  und  conisch  abgeschlossene  Kopftheil  ist  auf  eine  L.  von  7*7  quer  ge- 
kerbt, geht  nach  unten  zuerst  in  einen  fünfseitigen,  mit  Querstrichen  gezierten  Theil 
und  dann  in  dem  Buge  der  Knickung  in  die  runde  Nadel  über,  L.  22*5.  —  5  Gürtel- 
beschläge (Figur  211),  vier  davon  mit  ein- 
gehängten Ringen  von  3*5  D.  Die  recht- 
eckigen Bleche  mit  je  drei  Nieten  sind  4*4  1. 
und  1*5  br.^)   —   23   rechteckige  Beschläge 


Fig.  tJÜ4.    Thoniinn«  (»/«)  ^»i«  <'»'»b  165. 


Fip.  205.  Thoniiriic  (Ve)  aus  Grab  166. 


mit  je  drei  Nieten  (Figur  212),  L.  4*2,  Br.  1'5.  —  Bronzering,  auf  einer  Seite  flach, 
auf  der  anderen  convex,  D.  4*3.  —  Bronzering,  beiderseits  convex,  mit  scharfem 
Rande,  D.  4-8. 

173.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  zersetzte  Thonume  war  mit  einer  unregelmässigen 
Steinplatte  bedeckt.  Ausser  Leichenbrand  enthielt  sie  nur  einen  zweihenkeligen  Thon- 
krug  (Figur  213).  Dieser  ist  braun,  mit  schwach  abgesetztem  Halse  und  ausgebogenem 
Rande.  Die  zwei  verticalen  Henkel  von  flachrundem  Querschnitte  sind  am  unteren 
Halstheile  angebracht.  H.  18,  D.  16,  m.  10,  h.  85,  b.  83,  hd.  65. 

173.  Urnengrab.  (T.  80.)  Unter  einer  unregelmässigen  Steinplatte  stand  die  zer- 
drückte braune  Thonume  mit  Spuren  einstigen   schwarzen  Firnissanstriches.     Ihr  Hals 


>)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XXVI,  Figur  164. 


104 


I.    Archäologie  und  Gc«rhiclite. 


ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,   der  Kand  nach   aussen  umgelegt,   zwischen  Hals  und 
Bauch   sind   zwei   horizontale   glatte  Ansätze  angebracht.    H.  44*5,  D.  40,  m.  23,  h.  21, 

b.  15-5,  hd.  19.  Dabei  folgende  Bronzen:  Pincette,  an  den  Rän- 
dern mit  je  einer  Reihe  ganz  kurzer  Querstriche  verziert,  L.  11'2, 
Br.  2.  —  Scheibenring,  mit  vier  rundlichen  Ansätzen  (Figur  214), 
D.  3'7.  —  Ring,  einerseits  flach,  andererseits  kantig,  D.  4*6. 

174.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Ostwestlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Osten.  (Jberhalb  des  Kopfes  standen  zwei  Beigefässe,  und 
zwar:  Ein  röthlicher  Thonkrug  (Figur  215),  dessen  Hals  vom 
Bauche  nicht  abgesetzt  und  dessen  Rand  schmal  umgebogen  ist. 
Die  zwei  verticalen  Henkel  von  flachrundlichem  Querschnitte 
sind  am  unteren  Halstheile  angebracht,  H.  10,  D.  9,  m.  5*5, 
b.  4,  hd.  3*5.  Dann  ein  kleiner  Henkelbecher  aus  Thon 
(Figur  216).  Er  ist  lichtgrau,  der  Rand  schwach  ausgebogen 
und  an  seiner  Aussenseite  vertical  gekerbt.  Der  weit  ausladende  Henkel  trägt  auf  dem 
Scheitel  zwei  hornai-tige  Spitzen,  ausserdem  ist  die  grösste  Bauch  Weitung  mit  7  kleinen 


Fig.  206.    Zweilieiikeligcr 
Tlioiikrug  (V4)  aus  Grab  167. 


Fig.  207.    Thoinirne  (%)  a"R  Grab  169. 

Warzen  besetzt,  H.  7-4,  D.  9,  m.  85,  b.  6,  hd.  4*5.  Ausserdem  lag  in  der  Nähe  des 
Kopfes  das  längere  verbogene  Stück  eines  Bronzeblechstreifens  von  0*3  Br.,  wahrschein- 
lich das  Fragment  eines  Spiralarmbandes. 

175.  Brandgrab.  (T.  65.)  Mit  einer  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt,  lagen 
die  Leichenbrandreste  in  der  freien  Erde  und  enthielten  7  Bernsteinperlen  von  ver 
sehiedener  Form  und  Grösse  (Figur  217). 


Kadimsky.    Dio  Nokropole  von  Jczeriiie  in  Pritoka. 


105 


Fig.  208. 
Bronzenes 
Gürtel- 
beschläge ('/a) 
ans  Grab  170. 


176.  Urnengrab.     (T.  50.)     Die  zersetzte  Thonurne,   welche   nur   den  Leichen- 
brand  enthielt,  war  mit  einer  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt. 

177.  Urnengrab.  (T.  90.)  Die  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckte  rothbraune  Thonurne  hat  Spuren  eines  schwarzen  Firniss- 
anstriches und  einen  vom  Bauche  merklich  abgesetzten  Hals  mit  umge- 
legtem Rande.  Zwischen  Bauch  und  Hals  ist  sie  mit  zwei  horizontalen 
Ansätzen,  welche  an  den  Enden  aufwärts  gerichtete  Hörnchen  tragen, 
verziert.  H.  51,  D.  425,  m.  29,  h.  24,  b.  16,  hd.  22-5. 

178.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Osten.  Dabei  eine  halbkreisftSrmige  nadellose  Bogenfibel  aus  Bronze,  L .  5'6,  H.  3. 

179.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Osten.  Am  Halse  eine  halbkreisförmige  nadellose  Bogenfibel  aus  Bronze, 
L.  6-3,  H.  4-7. 

180.  Skeletgrab.  .  (T.  50.)    Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Norden.   Dabei   eine  Certosafibel  aus  Bronze  (Figur  218),  mit  flachem,  in  der  Mitte 
verbreitertem  Bügel,  L.  86,  H.  22. 

181.  Mitte  eines  Leichenver- 
brennungsplatzes (siehe  163). 

182.  Skeletgrab.  (T.  100.) 
Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  in  Norden.  Dabei  eine  be- 
sonders starke  halbkreisförmige  na- 
dellose Bogenfibel  aus  Bronze  mit 
eingehängtem  kleinem  Bronzeblech- 
ringelchen, L.  6-2,  H.  4-8. 

183.  Skeletgrab.  (T.  130.) 
Freiliegend,  nordsüdUch,  mit  dem 
Kopfe  im  Norden.  Beim  Halse  fol- 
gende Reste  eines  Halsschmuckes: 
Ziemlich  viele  Stücke  eines  feinen 
Bronzekettchens.  — Zwei  kleine  Bern- 
steinperlen. —  Zwei  kleine  blaue  und 
drei  kleine  gelbe  Glasperlen. 

184.  Skeletgrab.  (T.  80.) 
Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Osten.  Dabei  nachstehende 
Bronzen:  Certosafibel,  deren  Kopf 
und  Nadel  abgebrochen  sind.  —  Ein 
ganzer  und  zwei  gebrochene  Ringe 
von  rautenförmigem  Querschnitte, 
mit  Querstrichen  ornamentirt  (Figur 
219),  D.  5-2. 

185.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die 
freistehende  Thonurne  enthielt  einen 
rothbraunen  einhenkehgen  Thonkrug 
(Figur  220),  dessen  Hals  vom 
Bauche  nicht  abgesetzt  und  dessen 
Rand   ausgebogen  ist.     Der  Henkel  aus  Grab  171. 


Fig.  209.  Bronzene  Pincette 
mit  Verschlusshülse  ('/g) 


Fig.  212. 

Bronzenes 

Beschläge  («/g) 


Fig.  211.  Bronzener 
Gürtelring  («/g) 


Fig.  210. 
Bronzene  Zieniadel  (*/g) 


106 


I.    Archäologie  und  Gcscliiclitr. 


Fig.  213.    Zwciheiikoligor 
Thoukrug  (V*)  aus  Grab  172. 


Fig.  214.    Brouzeucr 

8cheibcnring  ('/j) 

aus  Grab   173. 


von   rundlichem    Querschnitte  ist   dem  Halse   aufgesetzt.    H.  11,  D.  10'5,  m.  6*5,  h.  6, 
b.  6,  hd.  4. 

186.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  frei  in  die  Erde  gestellte  bauchige  Thonume  ist 
gelbbraun.     Der   Hals    vom    Bauche    merklich    abgesetzt    und    der    Rand    ausgebogen. 

Zwischen  Hals   und  Bauch  stehen  zwei  horizontale  Ansätze 
mit  je  drei  Hörnchen  und  zwischen  diesen  zwei  knopfförmige 
runde  Buckel.  H.  445,  D.  37,  m.  27-3,  h.  24*3,  b.  15,  hd.  18. 
Sie  enthielt  ausser  dem  Leichenbrande  einen  zweihenkeligen 
röthlichen  Thonkrug  mit  einem  vom  Bauche  kaum  merkbar 
abgesetzten     Halse     und     ausgebogenem 
Rande.  Die  zwei  breiten  verticalen  Henkel 
sind   dem   unteren   Halstheile   aufgesetzt. 
Am  Hals  und  Bauch   sind  Spuren   einer 
Bemalung  mit  schwarzen  Strichen  bemerk- 
bar.  H.  13-5,  D.  13-5,  m.  8,  h.  7,  b.  6-5, 
hd.  4.  —  Kopf  einer  Ziernadel  aus  Bronze, 
gekerbt  (wie  Figur  487,  nur  etwas  dünner 
und  kürzer). 

187.  Urnengrab.  (T.  70.)DieThon- 
urne  war  frei  in  die  Erde  gestellt,  ist  bauchig,  graubraun,  mit  zwei  horizontalen  An- 
sätzen, die  mit  je  zwei  Hörnchen  geziert  sind.  Im  Leichenbrande  lag  eine  hohe  ein- 
henkelige Thonschale   (Figur   221).    Dieselbe   ist   schwärzlichgrau,   der   Rand    schwach 

ausgebogen,  der  verticale  Bandhenkel  steht  1  Cm. 
über  den  Rand  empor.  H.  8,  D.  1 1,  m.  10,  b.  5,  hd.  4. 
In  der  Thonume  lag  ferner  eine  Nadel  aus  Bronze 
(Dorn  einer  Fibel  oder  unterer  Theil  einer  Zier- 
nadel). 

188.  Brandgrab.  (T.  85.)  Unter  einer  un- 
rcgclmässigen  Steinplatte  lagen  die  Brandreste  frei 
auf  der  Erde.  Beigaben:  5  Bernsteinperlen  verschie- 
dener Grösse,  einige  Fragmente  solcher  und  eine 
dreieckige  gelbe  Glasperle. 

189.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten; 
bei  dem  Kopfe  lagen:  Ein  zweihenkeliger  schwärzlicher  Thonkrug  (Figur  222),  mit 
schwach  abgesetztem  Halse  und  ausgebogenem  Rande.  Die  verticalen  Henkel  von 
flachem  Querschnitte  sind  zwischen  dem  Halse  und  dem  Bauche  angebracht.  H.  18*5, 
D.  18'5,  ra.  10,  h.  8*7,  b.  8,  hd.  5*5.  —  Ein  Scheibenring  aus  Bronze  mit  aufgestecktem 
kleinem  Bronzeblechringel  (Figur  223),  auf  der  einen  Seite  durch  kleine  Kreise  mit 
centralen  Punkten  verziert,  D.  6*4.  —  Ein  Bronzeanhängscl,  auf  einer  Seite  flach,  auf  der 
anderen  halbrund,  gegossen  (Figur  224),  L.  4*6.  —  Ein  kleines  flaches  Bronzeringelchen, 
D.  2-5.  —  Eine  flache  Bernstcinperle  (Figur  2'^5),  D.  2*3,  Br.  8.  —  Eine  kleine 
blaue  Glasperle. 

190.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  Thonm'ne  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt 
ausser  dem  Leichenbrande  zwei  Beigefiisse:  Einen  einhenkeligen  schwärzlichbraunen 
Thonkrug,  dessen  Hals  vom  Bauche  merklich  abgesetzt  und  dessen  Rand  umgelegt  ist. 
Der  verticale  Bandheukel  steht  am  unteren  Halstheile.  H.  11'7,  D.  12,  m.  8*5,  h.  7*5, 
b.  6,  hd.  4.  —  Einen  zweihenkeligen  röthlichbraunen  Thonkrug,  dessen  Hals  vom  Bauche 


Fig.  215. 
Zweihenkeliger 
Thonkrug  (Ve) 


Fig.  216.  Thönerner 
Heukclbecher  {^j^) 


aus  Grab  174. 


Radimsky.    Die  Nokropolo  von  Jczeriiic  in  Pritoka. 


107 


deutlich  abgesetzt  und   dessen  Rand  ausgebogen  ist.    Die  vertiealen  Henkel  stehen  am 
unteren  Halstheile.    H.  11,  D.  12,  m.  8,  h.  7*3,  b.  6,  hd.  4. 

191.  Skeletgrab.  (T.  135.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Norden.  Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  Beigefäss  aus  Thon.  Am  Halse  fanden  sich 
mehrere  Fragmente  eines  feinen  Bronzekettchens  und  zwei  kleinere  Bernsteinperlen 
(Figur  226). 


i 


Fig.  217. 

Bemsteinpcrle  (*/i) 

aus  Grab  175. 


Fig.  221. 

ThönerneHenkelschalc  (*/4) 

aus  Grab  187. 


Fig.  218. 

Bronzene  Certosafibel  ('/s) 

aus  Grab  180. 


Fig.  220. 
Einhenkeliger 
Thonkrug  (»/«) 
aus  Grab  185. 


Fig.  219.   Bronzener 
Zierring  ('/a)  aus  Grab  184. 


193.  Skeletgrab.  (T.  140.)  Nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Süden.  Beim  Halse 
^össere  Fragmente  eines  feinen  Bronzekettchens. 

193,  Urnen  grab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  ausser  dem  Leichen- 
brande,  welcher   mit  Holzkohlenstückchen   gemischt   war,    den    unverbrannten   Schädel 


Fig.  225. 
Bemsteinperlc 


Fig.  222.    Zweihenkeliger 
Thonkrug  (Ve) 


Fig.  223. 

Bronzener  Scheibenring 

mit  Ringel  («/g) 


aus  Grab  189. 


Fig.  224. 

Bronzenes 

Anhängsel   («/s) 


der  Leiche  (der  erste  Fall  einer  partiellen  Verbrennung  in  Jezerine)  und  einen  zwei- 
henkeligen  Thonkrug. 

191,  Urnengrab.  (T.  40.)  Die  frei  in  die  Erde  gestellte  Thonurne  enthielt  beim 
Leichenbrande  eine  grössere  flache  und  vier  kleinere  walzige  Bernsteinperlen. 

195a.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte  bedeckt  und    mit   dem  Leichenbrande   gefüllt.     Letzterer   enthielt   nachstehende 


108 


I.   ArchÄolo^p  und  Geschichte. 


Fig.  226. 


Bronzen:  Eine  grosse  Pincette  (Figur  227).  Dieselbe  ist  mit  Doppelstrichen  an  den  Seiten 
und  mit  kleinen  Doppelkreisen  um  je  einen  centralen  Punkt  ornamentirt,  L.  16,  Br.  3-4. 
—  Eine  Ziernadel  mit  gekerbtem  Halse  (Figur  228).  Sie  ist  verbogen  und 
hat  an  dem  gegen  oben  stärker  werdenden  Halse  eine  kleine  Kopfplatte, 
L.  21 -5.  —  Zwei  rechteckige  Gürtelbeschläge  mit  angehängten,  ungleich 
grossen  Ringen  und  je  zwei  Nieten  (Figur  229).  L.  sammt  dem  Haken  5, 
Br.  1.  Der  Ring  im  D.  4.  —  3  Beschlägstilcke,  durchbrochen,  von  ungleicher 
Bernstcinperle  y^^^  (^^^j  ^^^^^  YigMT  230  und  231).  Jedes  derselben  hat  zwei  Nieten, 
aus  Grab  191  ^^  ^^^  ^'  ^'^>  ^^*  ^^  ^^^  andere  L.  3'4,  Br.  2*8.  —  Zwei  Blechfragmente, 
wahrscheinlich  Reste  der  Verschlusshülse  für  die  oben  angeführte  Pincette. 
195b.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Unter  dem  Urnengrabe  195a  lag  frei  in  der  Erde 
ein  Skelet  ohne  Beigaben,  dessen  Richtung  nicht  constatirt  wurde. 

196.  Urnengrab.  (T.  60.) 
Die  grosse  Thonurne  war  auf 
einer  kleinen  Steinplatte  aufge- 
stellt und  mit  einer  unregelmässi- 
gen Steinplatte  bedeckt.  Im  Lei- 
chenbrande fand  mau  folgende 
Bronzen:  Eine  Pincette,  mit  je 
einem  neben  dem  Rande  hinlau- 
fenden Striche  verziert,  L.  12*3, 
Br.  2*2.  —  Einen  flachrunden 
Ring  mit  abgebrochenem  An- 
sätze (wahrscheinlich  Rest  einer 
Schliesse),  D.  4-1. 

197.  Urnengrab.  (T.  40.) 
Die  Thonurne  stand  frei  in  der 
Erde  und  ^  enthielt  nur  den  Lei- 
chenbrand. 

198.  Urnengrab.  (T.  70.) 
Unter  einer  unrcgelmässigen  Stein- 
platte stand  die  Thonurne,  welche 
ausser  dem  Leichenbrande  nur 
das  Figur  232  abgebildete  Spiral- 
röhrchcn  aus  Bronze  enthielt. 

199a.  Urnengrab.  (T.  70.) 
Die  frei  in  der  Erde  stehende 
Thonurne  (Figur  233)  ist  röth- 
lichbraun,  ihr  Hals  vom  Bauche 
schwach  abgesetzt  und  der  un- 
tere Halstheil  durch  zwei  hori- 
zontale glatte  Ansätze  verziert, 
D.  38,  h.  24-5,  b.  12,  hd.  19.  Der 
Leichenbrand  enthielt  keine  Bei- 
gaben. 

199b.  Skeletgrab.     (T.  100.)     Unter  dem  Urnengrabe  199a  wurde  frei  in  der 
Erde  ein  Skelet  ohne  Beigaben  angetroffen,  dessen  Richtung  nicht  constatirt  wurde. 


Fig.  227. 
Bronzene  Pincette 

(V.) 


Fig.  230. 

Bronzenes 

Beschläge   («/s) 


Fig.  231.    Bronzenes 
Bescliläge  ('/a) 


Fig.  228. 
Bronzene  Ziernadel  ('/g) 


aus  Grab  195  a. 


Radimsk/.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


109 


200.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  frei  in  die  Erde  gestellte  Thonurne  (Fignr  234) 
ist  braun^  der  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt  und  mit  zwei  horizontalen  Ansätzen 
oberhalb  der  grössten  Bauchweitung  geziert.  Von  der  Unterseite  dieser  Ansätze  ver- 
laufen gegen  unten  je  drei  bogenförmig  nach  rechts  gerichtete  Rippen.  H.  ohne  Rand 
38'5,  D.  35'5,  h.  19,  b.  13,  hd.  18.  Die  Urne  war  mit  Leichenbrand  vollständig  ange- 
fiillt  und  enthielt  ausser  diesem  einen  zweihenkeligen  röthlichen  Thonkrug  mit  kaum 
merklich  abgesetztem  Halse,  ausgebogenem  Rande  und  zwei  breiten  Henkeln  am  unteren 
Halstheile,  H.  15*5,  D.  14,  m.  9,  h.  8,  b.  55,  hd.  6. 


Fig.  232. 
Bronzenes  Spiral- 
röhrchen  C/j) 
aus  Grab   198. 


Fig.  235. 

Jironzene  kreuzförmige  Knöpfe  ('/s) 

aus  Grab  201. 


Fig.  233.  Thonurne  (V«)  aus  Grab  199. 


Fig.  234.  Thonurne  (Ve) 
aus  Grab  200. 


201«  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  frei  in  die  Erde  gestellte  Thonurne  enthielt  ausser 
dem  Leichenbrande  nachstehende  Bronzen:  12  kreuzförmige  ungleich  grosse  Knöpfe 
mit  je  einer  Querrippe  an  den  Armen,  sowie  mit  je  einem  Würfelauge  in  der  Mitte 
(Figur  235),  D.  2—2*5.^)  —  Einen  schmalen  Ring,  einerseits  flach,  andererseits  con- 
vex,  D.  5. 

202«  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrande 
ein  in  der  Mitte  durchbohrtes  Bescblagscheibchen  aus  Bronze,  D.  3*8. 


»)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XXII,  Figur  142. 


110 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


303.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlieh,  mit  dem  Kopfe  im 
Norden.  Bei  dem  Schädel  fand  man  eine  halbkreisförmige  Bogenfibel  (Figur  236)  mit 
einer  angehängten  Doppelspiralscheibe,  L.  5,  H.  3*7,  und  5  ungleich  grosse  blaue  Glas- 
perlen bis  zu  1'4  D. 

204.  Urnen  grab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt 
ausser  dem  Leichenbrande  einen  glatten  Scheibenring  aus  Bronze  von  4*2  D. 

205-  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend, 
nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Bei  dem 
Kopfe  fand  man:  Einen  einhenkeligen  schwarz- 
grauen  Thonkrug  mit  nicht  abgesetztem  Halse 
und  ausgebogenem  Rande.  Der  kreisförmige,  weit 
vorspringende  Henkel   von   flachem   Querschnitte 

steht  vertical  am 
unteren  Halstheile. 
H.  ll,D.  12,m.7-5, 
h.  6-8,  b.  6-5,  hd.  4. 
—  Einen  zweihen- 
keligen  gelbbraunen 
Thonkrug  (Figur 
237).  Sein  Hals  ist 
vom  Bauche  nicht 
abgesetzt,  der  Rand 
ausgebogen  und  die 
zwei  verticalen  Hen- 
kel von  flachrundem 
Querschnitte  am  un- 
teren Halstheile  an- 
gebracht. Hals  und 
Bauch  des  Gefilsses 
sind  mit  schwarzen 
Strichen  bemalt.  H.  20,  D.  175,  m.  10*2,  h.  9-5,  b.  85,  hd.  7*5.  —  Das  Fragment  einer 
Bronzefibel  mit  einer  auf  den  Drahtbügel  gesteckten  walzigen  Bemsteinperle.  —  6  Bern- 
steinperlen verschiedener  Form  und  Grösse,  nebst  zwei  Fragmenten  solcher  Perlen. 

206.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Bei  dem  Kopfe  lag  eine  eigenthümliche  Fibel  aus  Bronze  mit  einer  zweiseitigen  Spirale 
an  jedem  Ende,  wie  solche  in  Jezerine  häufig  vorkamen,  und  welche  ich  der  Kürze 
wegen  zweispiralige  Fibeln  nennen  will.  Ihr  flacher  Bügel  besteht  aus  Bronzedraht, 
auf  welchen  8  Bernsteinperlen  aufgesteckt  sind  (ähnlich  Figur  572),^)  L.  10-7,  Br.  3*5. 

207.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Norden.  Bei  dem  Kopfe  Reste  eines  Halsschmuckes:  5  blaue  und  1  grüne  Glasperle 
von  nahezu  gleicher  Grösse. 

208.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  nachstehende  Bronzen:  Eine  Mittel-La  Tene-Fibel  mit  zwei  ange- 
hängten Bronzeringen  (Figur  238),  L.  9*2,  Br.  3*5.  —  Ein  rechteckiges  in  zwei  Halb- 
kreisen endigendes  Schliessenblech  (Figur  239),  L.  62,  Br.  2*7.  —  6  kreuzförmige  Knöpfe; 
deren  Arme  an  ihrem  Ende  runde  Knöpfchen  tragen  (Figur  240),  D.  22. 


Fip.  236.    Bronzene  liall)kreist7»rnn^e 

Bogenfibel  mit  Brillenspirale  ('/a) 

aus  Grab  203. 


Fig.  237. 

Zweibenkeligor  Thonkrug   (*/4) 

aus  Grab  205. 


*)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XX,  F'i^ur  70. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


111 


Fig.  238.    Bronzene  Mittel-La  T^ne-Fibei 
mit  zwei  Ringen  ('/g) 


209.  Skeletgrab.  (T.  40.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Bei  dem  Kopfe  folgende  Bronzen:  Eine  halbkreisförmge  nadellose  Bogenfibel,  L.  6*6, 
H.  5.  —  Ein  geschlossener  glatter  Ring  von  elliptischem  Querschnitte,  D.  5*4. 

210.  Skeletgrab.  (T.  80.).  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  folgende  Bronzen:  Kahnförmiger  Bügel  und  Spiralfragment  einer  La 
Tfene-Fibel.  —  Anhängsel  (Figur  241),  L.  5. 

211«  Urnen  grab.  (T.  60.)  Die  frei  in  die  Erde  gestellte  Thonurne  enthielt- im 
Leichenbrande  folgende  Beigaben:  Bügel  einer  eisernen  Fibel  (Figur  242),  L.  7-9, 
H.  4-8.  —  Bronzepincette,  die  kleinste  unter  allen  gefundenen  (Figur  243),  L.  4*8, 
Br.  0'7.  —  Den  massigen  quergerippten,  stark  konischen  und  oben  in  eine  Platte  aus- 
gehenden Kopf  einer  Bronzeziemadel  (Figur  244).  —  Einen  geschlossenen  glatten 
Bronzering  mit  scharfen 
Rändern  und  beiderseits 
convexen  Flächen,  D.  4*3. 
—  Einen  glatten  flach- 
runden Knopf  aus  Bronze 
(Figur  245),  D.  24.  — 
15  kreuzförmige  Knöpfe 
(Figur  246),  die  grössten 
unter  den  gefundenen, 
mit  je  zwei  schwachen 
Querrippen  vor  den  End- 
knöpfchen  der  Arme, 
D.  3.  —  Zwei  Stücke 
eines  Spiralröhrchens  aus 
Bronzeblech.  —  Ein  run- 
des, in  der  Mitte  durch- 
bohrtes Beschlägestück 
aus  Bronzeblech. 

212.  Urnengrab. 
(T.  50.)  Die  frei  in  die 
Erde  gestellte  Thonurne 
enthielt  nebst  dem  Lei- 
chenbrande folgende  Beigaben:  Einen  gelblich  braunen  zwei  henkeligen  Thonkrug. 
Sein  Hals  ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen;  die  zwei  Henkel  von 
flachrundlichem  Querschnitte  sind  zwischen  dem  Halse  und  dem  Bauche  angebracht. 
H.  12,  D.  12*5,  m.  9,  h.  7*5,  b.  7-3,  hd.  3*5.  —  Einen  glatten  Bronzering  mit  beiderseits 
scharfem  Rande  und  convexen  Seitenflächen,  D.  3*5. 

213.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  nebst  dem  Leichen- 
brande: Einen  einhenkeligen  röthlichen  Thonkrug  (Figur  247).  Sein  Hals  ist  vom 
Bauche  deutlich  abgesetzt.  Der  Rand  schmal  umgebogen,  der  abgebrochene  Henkel 
stand  am  unteren  Halstheile.  Der  Krug  ist  mit  schwarzen  Strichen  bemalt.  H.  18, 
D.  18-8,  m.  10,  h.  8-3,  b.  75,  hd.  7.  —  Eine  Bronzedrahtfibel  (Figur  248,  ähnlich 
Figur  174),  L.  11*5,  H.  2*9.  —  Eine  Bronzedrahtfibel,  deren  flacher  Bügel  aus  einem 
achterförmig  gewundenen  Drahte  besteht  (Figur  249),  L.  5-8.  —  Das  zu  dieser  Fibel  ge- 
hörige, aus  zwei  convexen  Bronzeblechen  zusammengenietete  Anhängsel  (gleich  Figur  135), 
D.  6-2.  —  Ein  latemenförmiges  Anhängsel  aus  Bronze  (Figur  250),  L.  23,  Br.  1-6.  — 
Ein  Zierstück  aus  Bronzeblech,  welches  beiderseits  in  Scheibchen  ausläuft,  welche  durch 


Fig.  239.    Bronzenes 
Gürtelblech  (%) 


Fig.  240.    Bronzene  kreuzflJrmi^e  Knöpfe  ('/s) 
aus  Grab  208. 


112 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


je  eine  eingeritzte  Spirale  omamentirt  8ind  (Figur  251).  —  Fragmente  der  zu  der 
Bronzeiibel  gehörigen  Bemsteinperle.  —  Eine  blaue  Glasperle,  D.  1. 

314a.  Urnengrab.  (T.  90.)  Die  freistehende  Thonurne  ist  röth- 
lichbraun,  der  Hals  vom  Bauche  schwach  abgesetzt  und  der  unterste  Hals- 
theil  mit  zwei  glatten  horizontalen  Ansätzen  besetzt;  D.  48,  b.  17,  hd.  26. 
Im  Leichenbrande  lagen  16  Beschlägescheibchen,  davon  15  mit  je  einer 
Niete  in  der  Mitte  und  eine  mit  drei  Nieten.  Eine  der  ersteren  und  die 
letztere  sind  Figur  252  und  253  abgebildet.  Ihre  Oberfläche  ist  mit  con- 
centrischen  Kreisen  und  der  Rand  mit  kurzen  Kerben  verziert,  D.  4. 

314b.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Unter  dem  Urnengrabe  214a  wurde 
ein  frei  in  der  Erde  liegendes  Skelet  ohne  Beigaben  angetroffen,  dessen 
Richtung  nicht  constatirt  ist. 

315.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  frei  in  die  Erde  gestellte  Thonurne 
ist  braunroth,  der  Hals  vom  Bauche  schwach  abgesetzt,  der  Ratid  umge- 
bogen, der  untere  Halstheil  war  mit  zwei  (abgebrochenen)  horizontalen 
Ansätzen  geziert;  H.  525,  D.  49,  m.  29,  h.  25-5,  b.  15*5,  hd.  20. 

316.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe 
Neben  dem  Kopfe  lagen  folgende  Beigaben:    Eine  grosse  Certosafibel  mit 

zwei  Knöpfen  und  im  Querschnitte  dreieckigem  Bügel  (ähnlich  Figur  169),  L.  16*4, 
H.  5"5.  —  22  Bernsteinperlen  von  verschiedener  Grösse  bis  zu  2*2  D.  und  das  Fragment 
einer  solchen  Perle. 


Fig.  241. 
Bronzenes 
Anhängsel 

(%) 
aus  Grab  210. 

im  Norden. 


Fig.  242. 
Eisernes  Fibelfragmcnt  (^/a) 


Fig.  243.  Bronzene 
Pincetto  (»/«) 


O 


Fig.  245. 
Bronzener  Knopf 


^^Ocxx¥^ 


Fig.  246.    Bronzene  kreuzförmige  Knöpfe  ('/g) 
Fig.  242— 246  aus  Grab  211. 


Fig.  244. 
Bronzene 
Ziemadel 


217.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Süden.  Beigaben:  Eine  halbkreisförmige  nadellose  Bogenfibel  aus  Bronze,  mit  einem 
mittelst  eines  ringförmig  umgebogenen  Bronzeblechstreifens  angehängten  Scheiben- 
ringe (Figur  254),  L.  5'9,  H.  4*5,  der  Scheibenring  D.  4*8.  —  Zwei  runde  Bronze- 
knöpfe mit  je  einer  Spitze  in  der  Mitte  ihrer  convexen  Oberfläche  (Figur  255),  D.  2. 
—  Ein  hohles  bullenförmiges  Bronzeanhängsel  (ähnlich  Figur  382),  D.  1-7.  —  Eine 
kleine  blaue,  weiss  emaillirte  Glasperle,  D.  07. 

318.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdHch,  mit  dem  Kopfe  im  Norden, 
dabei  zwei  Bronzedrahtspiralen  (wahrscheinlich  Reste  eines  brillenfOrmigen  Zierstückes). 


Kadimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


113 


Fig.  247. 
Einhenkeliger  Thonkrug  (*/4) 


Fig.  251.    Bronzenes  Zierstück  (^/a) 


Fig.  250. 

Bronzenes 

Anhängsel  ('/s) 

aus  Grab  213. 


Fig.  249. 
Bronzene  Fibel  ('/s) 


Fig.  252.   Bronzenes 
Beschlägscheibchen 


319.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsUdlieh,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:  Zwei  Certosafibehi  mit  sehr  flachem  Bügel,  L.  \)'b  und  9-2.  —  Ein  Bronze- 
armband, offen  (Figur  256),  D.  4*6.  —  Ein  geschlossenes  Bronzeringelchen,  D.  2-5. 

330.Urnengrab.(T.G0.) 
Die  frei  in  die  Erde  gestellte 
Thonurne  enthielt  ausser  dem 
Leichenbrande  einen  einhen- 
keligen Thonkrug  (Figur  257). 
Er  ist  dunkel  braungrau,  sein 
Hals  vom  Bauche  schwach  ab- 
gesetzt und  der  ßand  umgelegt. 
Der  weit  vorstehende,  mit  einer 
Warze  besetzte  Henkel  von 
flachrundem  Querschnitte  steht 
vertical  zwischen  Hals  und 
Bauch.  H.  11,  D.  12,  m.  7, 
h.  6,  b.  4-5,  hd.  3-5. 

331.Urnengrab.(T.90.) 
Die  freistehende  Thonurne  ent- 
hielt im  Leichenbrande  einen 
geschlossenen  glatten  Bronze- 
ring, D.  6'3. 

333.Urnengrab.(T.60.) 
Die  topffÖrmige  Thonurne  (Fi- 
gur 258)   war   mit   einer  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt,   graubraun,  mit  schwach 
ausgebogenem  Rande.    Zwischen  zwei  horizontal  gestellten  Henkeln  läuft  ein  gekerbter 
Rundwulst  um  das  Geftlss.     Ein  zweiter  gekerbter  Rundwulst   geht   unter  dem  Rande 

8 


Fig.  253.  Bronzenes 
Beschlägscheibchen; 

ans  Grab  214  a. 


Fig.  255, 

Bronzener         Fig.  254.  Bronzene  halb- 
Knopf  kreisförmige  Bogenfibel  mit 

(^/s)  King   und  Scheibchen   ('/s) 

aus  Grab  217. 


Band  Iir. 


114 


I.    ArchHoloffie  und  ücHchichtc. 


herum,   und   65  Cm.    unter  diesem  ist  ein  glatter  hufeisenförmiger  Ansatz  angebracht. 
H.  34,  D.  30-5,  m.  2H,  h.  25-5,  b.  13,  hd.  15. 

333.  Urnengrab.   (T.  100.)   Die  frei  in  der  Erde  stehende  schwarzbraune  Thon- 
lU'nc  enthielt  den  Leichenbrand  und  einen  einhenkeligen  Thonkrug.    Dieser  ist  dunkel- 

^  braun,  mit  niedrigem  Fusse, 

0^^^^^^H|^^^~.         ^^  nicht  abgesetztem  Halse  und 

^SBHIIHHPH^^^MRI  umgelegtem     Rande.      Der 

l::^5r5^?^2^^S5^^^SHl  verticalc  Henkel   von  rund- 

j^^' ^\^^^SHI^^^^K         j.^j^^^  Querschnitte  ist  am 
HEf  In^^^^^^^Hi         unteren     Halstheile      ange- 


Fig.  256.  Bronzoucr 
Armring  (^/g)  aus  Grab  219. 


Fig.  257.  Eiulieiikeliger 
Thonkrug  (V*)  aus  Grab  220 


Fig.  258. 
Tliouurne  (*/e)  aus  (irab  222. 


bracht.  H.  135,  D.  13,  m.  9, 
h.  8,  b.  6-6,  hd.  5,  hf.  1. 

334.  Dieser  Punkt  liegt 
in  der  Mitte  eines  30  Cm. 
unter  der  Erdoberfläche  be- 
findlichen Leichenverbren- 
nungsplatzes  von   3  M.   D. 

335.  Urnengrab.  (T. 
100.)  Die  frei  in  der  Erde 
stehende  Urne  enthielt  beim 
Leichenbrande  nachstehende 
Beigaben:  4  Eisenfragmente, 

wovon  drei  einem  Ringe  von  etwa  3*5  D.  angehören.  —  Eine  Bronzepincette  (Figur  259), 
L.  11*3,  Br.  2*4.  —  Einen  starken  Bronzering,  mit  beiderseits  scharfen  Rändern  und 
convexen  Seitenflächen  (Figur  260),  D.  4'9.  —  Das  Fragment  eines  Messerheftes  aus  Bein. 

336.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Norden.  Beigaben:  2  Eisenfragmente,  wahrscheinlich  Reste 
eines  eisernen  Armringes.  —  1  Bronzeanhängsel  (Figur  261),  L.  1*7.  — 
1  Bronzeanhängsel  (Figur  262>,  L.  2*9.  —  1  Bronzeanhängsel  (Figur  263), 
L.  3*1.   —  3  kleinere  blaue  Glasperlen,  bis  1*1. 

337.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  frei  in  der  Erde  stehende  Thonume 
enthielt  folgende  Bronzen:  1  Pincette,  L.  9, 
Br.  2.  —  38  rechteckige  Beschläge  von  gleicher 
Form   mit  je  drei  Nieten  (ähnlich  Figur  212), 


Fipf.  259. 

Hronzcnc 

Pincette    (V2) 


Flg.  260.    Bronzener 
glatter  Rin<r  (2/g) 


Fig.  261. 


Fig.  262. 


Fig.  263. 


aus  Grab  225. 


Fig.  261—263.   Bronzene  Anhängsel  ('/a) 
aus  Gral»  226. 


L.  3*6,  Br.  1*7.  —  1  glatter,   einerseits  flacher,  andererseits  convexer  Ring,  D.  5*4.  — 
1  beiderseits  convexer  glatter  King,  D.  32. 

338.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:     Eine  Mittel -La   Tene- Fibel    aus    Bronze    (Figur    264),    L.   7-3,   H.  2.    — 


Radi  111. sky.    Die  Xekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


115 


Fijr.  264.  Hronzene  Mittel-La  Teiie-Fibel(«/3) 
aus  Grab  228. 


Ein  gi-osses  Gehänge  aus  Bronze  (gleich  Figur  328).  Dasselbe  ist  zu  schwer,  als  dass  es 
an  die  feine,  in  diesem  Grabe  gefundene  Fibel  hätte  angehängt  werden  können.  Es 
muss  daher  entweder  für  sich  allein  als  Schmuck 
gedient  haben,  oder  es  war  ursprünglich  noch  eine 
zweite  stärkere  Fibel  vorhanden,  L.  14*5,  Br.  5*5. 
329.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Frei  in  der  Erde, 
nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Neben 
dem  Kopfe  wurden  Reste  eines  Halsschmuckes,  be- 
stehend aus  39  nahezu  gleich  grossen  Bernstein- 
perlen  von  1*6  D.  und  andere  Bernsteinperlenfragmente  gefunden. 

230.  Skeletgrab.  (T.  140.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
An  Beigaben  lagen  neben  dem  Kopfe:  Der  obere  Theil  eines  Kettengehänges  aus  Bronze, 
(Figur  265),  Br.  36,  H.  28.  —  ^^ 
Fragmente  einer  Bronzefibel  (wahr-  ^^^^^  ^ä^^  .^^t^^^^  ^1^ 
scheinlich  zu  dem  Kettchenge-  BT^^^v^lB  ^H^^^^^^^^  ' 
hänge  gehörig).  —  Zwei  kleine 
Brillenspiralen  aus  Bronze  (ähnlich 
Figur  301),  Br.  34,  H.  2-9,  D.  der 
Spiralscheiben  1*5.  —  6  grössere 
Bemsteinperlen  bis  3*3  D.  (Fi- 
gur 266). 

231.  Urnengrab.    (T.  60.) 
Die  unbedeckte  Thonurne  enthielt 

Leichenbrand  und  folgende  Bronzen:  Eine  Ziernadel  (Figur  267).  Dieselbe 
ist  ausnahmsweise  gerade  und  hat  einen  gekerbten  konischen,  oben  in  eine 
Platte  endigenden  Kopf,  L.  155.  —  Eine  Beschlagscheibe  mit  zwei  Nieten, 
D.  4-7.  —  Einen  glatten  Ring,  D.  36. 

232.  Urnengrab.     (T.  50.)     Die    freistehende    Thonurne    enthielt 
Leichenbrand     und     nachstehende     Beigaben: 
4    Eisenfragmente,    wahrscheinlich    von    einem 
Messer.     —     1     Schliessenblech     aus     Bronze 


Ficr.  265. 
Bronzenes  Obertheil 

eines  Fig.  266. 

Kettengehänges  ("/g)  Bcrnsteinperle  (*/i) 

aus  Grab  230. 


Fig.  268. 

Bronzenes  Gürtelblech  ('/s) 

aiLs  Grab  232. 


Fig.  269. 
Zweihcnkeligcr  Thonkrug 

('/4) 

aus  Grab  233. 


Fig.  267. 

Bronzene 
Ziernadel  ('/a) 
aus  Grab  23 L 


(Figur  268),  L.  10*6,  Br.  3.  —  4  Bronzeringe  mit  beiderseits  scharfen  Rändern  und 
convexen  Flächen,  D.  5'5,  4*4,  41  und  4.  —  5  kreuzförmige  Bronzeknöpfe  (ähnlich 
Figur  240),  D.  2  2. 

233.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Frei  in  der  Erde,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Norden.  Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zweihenkeliger  schwärzUcher  Thonkrug  (Figur  269). 
Sein  Hals  ist   nicht   abgesetzt,   der  Rand  ausgebogen,    der  Querschnitt  der  am  unteren 

8* 


116 


I.    Archäologie  und  Gcscliichtc. 


Fig.  270. 
Eisernes  Fibelfragment  (%) 


Fig.  271. 

Eiserner  Ring  (*/j) 


aus  Grab  234. 


Halstheile   angebrachten   Henkel   rundlich.    H.  12,   D.  14-5,    m.  9%   h.  9,  b.  7,  hd.  6-5. 
Weitere  Beigaben:  1  Nähnadel  aus  Bronze,  mit  abgebrochenem  Oehr.  —  2  ganz  kleine 

runde  Bronzeknöpfe  mit  glatter  convexer 
Oberfläche,  D.  1.  —  34  theils  walzige, 
theils  scheibenförmige  Bernsteinperlen,  bis 
1*8  L.  und  1-6  D.  —  3  emaillirte  blaue 
und  1  glatte  blaue  Glasperle  (Tafel  III, 
Figur  19). 

334.  Skeletgrab.    (T.  100.)    Frei- 
liegend, nordslldlich,   mit  dem  Kopfe  im 
Norden.     Beigaben:    4   Fragmente    einer 
eisernen  Fibel  (Figur  270).   —    1   Eisen- 
ring (Figur  271),  D.  3-7. 
335.  Urnen  grab.     (T.  100.)     Die   frei   in   die  Erde   gestellte  Thonurne   enthielt 
beim  Leichenbrande   einen   einhenkeligen  Thonkrug  (Figur  272).     Er   ist   röthlich   mit 
schwach  abgesetztem  Halse  und  schmal  umgelegtem  Rande.    Der  Henkel  von  rundlichem 

Querschnitte  ist  zwischen  dem  Halse  und  dem 
Bauche  angebracht.  Hals  und  Bauch  sind  mit 
dunklen  Strichen  bemalt.  H.  20,  D.  22,  m.  10*2, 
h.  9,  b.  7-5,  hd.  8.  Ausserdem  ein  Schliessenblech 
aus  Bronze  mit  zwei  Haken  (Figur  273),  L.  6*9, 
Br.  2-6. 

336.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Frei  in  der 
Erde,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  eine  Pincette  aus  Bronze 
mit  je  einer  fein  eingravirten  Zickzacklinie  an 
den  Seitenrändern,  L.  12,  Br.  23. 

337.  Urnengrab.  (T.  86.)  Aussen  um  die 
freistehende  Thonurne  lag  ein  in  zwei  Stücke 
gebrochenes  Eisenschwert  (Figur  274)  mit  seitlich 
verbogenem  Griffe,  etwas  geschweifter  Klinge, 
starkem  geschwungenem  Rücken,  so  dass  die 
Klinge  in  der  Mitte  am  breitesten  ist  und  in  eine 
langgezogene  Spitze  ausläuft.  Der  Griff  bildet  zur 
Klinge  einen  stumpfen  Winkel  und  ist  von  der- 
selben durch  eine  wulstförmige  Verstärkung  ab- 
gesetzt, welche  nach  innen  zu  einer  ganz  kurzen 
Parirstange  verlängert  ist.  L.  der  Klinge  (an 
welcher  jedoch  die  Spitze  fehlt)  41,  L.  sammt 
Griff  52'5,  Br.  der  Klinge  am  Griffe  3,  in  der  Mitte 

3*7.  Stärke  der  Parirstange  1,  ihre  L.  (wovon  aber  jetzt  ein  Theil  zu  fehlen  scheint) 
1*7.  L.  des  Griffes,  welcher  in  eine  schmale  ovale  Platte  endigt,  10*5,  dessen  Br.  an 
der  Parirstange  2-8.  am  Ende  4.^)  Beim  Leichenbrande  in  der  Urne  lagen:  Eine 
Spät-La   Tene-Fibel   aus  Bronze   mit  dünnem  Bügel   und  rund  durchbrochenem  Nadel- 


Fig.  272.    Einhenkeliger  Thonkrug  (V4) 


Fig.  273.  Bronzenes  Gürtelblech  (»/g) 
au»  Grab  235. 


halterblatte  (Figur  275),    L. 
D.  4-7. 


8*8,    H.  3,   und  ein  Scheibenring  aus  Bronze  (Figur  276), 


1)  Vgl.  Mitth.  d.  A.  G.,  Bd.  XVIII,  S.  231,  Figur  öl.    (Ein  Schwertfragment  aus  Hallstatt.) 


Radiinsky.    Die  Nckropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


117 


388.  Skeletgrab.  (T.  56.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Norden.  Bei  dem  Kopfe  lagen  folgende  Beigaben:  1  offener  ovaler 
Fingerring  aus  einem  schmalen  Bronzeblechstreifen  (Figur  277),  D.  1*7 


Fig.  275. 
Bronzene  Spät -La  T6ne- Fibel  ('/g) 


Fig.  276.    Bronzener 
8clieibenring  (*/g) 


aus  Grab  237. 


und  2.  —  1  Töpfchen  aus  Bronzeguss,  Anhängsel  (Figur  278),  mit  sphä- 
rischem gerandetem  Boden,  zwei  kleinen  vertical  gestellten  Henkelchen, 
umgelegtem  Rand  und  ovaler  Mündung,  H.3-8,  D.  2-3— 2-5,  m.  2-5— 29, 


o 


0 


Fig.  277. 

Bronzener 

Fingerring  (Vi) 

Fig.  278. 

Bronzenes  Töpfchen  ('/j) 

aus  Grab  238. 

Fig.  279. 
Bomsteinperle 

(V.) 

Fig.  274. 

Eisernes  Schwert  (^U) 

aas  Grab  237. 


b.  1*2.   —   9   scheibenförmige   und    2  walzenförmige  Bemsteinperlen 

bis   1*9  D.  (Figur  279),   dann  zwei  Fragmente  von  Bernsteinperlen. 

239.    Skeletgrab. 


(T.  50.)  Freiliegend,  nord- 
sUdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Neben 
dem  Kopfe  des  Skeletes  fanden  sich  folgende 
Beigaben:  Eine  zweispiralige  Bronzefibel 
(Figur  280)  mit  sechs  aufgesteckten  Bem- 
steinperlen an  dem  geraden  Bügel  und  einem 
Zierscheibenringe  an  der  Nadel,  L.  1,  D.  des 
Scheibenringes  3*6.  —  Ein  convex  getrie- 
benes, am  Rande  zweimal  durchlochtes 
Bronzescheibchen,  vielleicht  die  Hälfte  eines 
kapseiförmigen  Anhängsels,  D.  3. 

340.  Urnengrab.  (T.67.)  In  der  Erde 
stand  eine  runde  Steinurne  (Figur  281)  von 
37  H.,  50  Mündungsd.  und  42  Bodend.  Die  innere  Lichte  und  innere  Tiefe  35.  Sie  war 
mit  einem  runden  Steindeckel  von  37  D.  und  7-5  Stärke  bedeckt  und  enthielt  eine 
Thonume  mit  dem  Leichenbrande  ohne  Beigaben. 


Fig.  280.  Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernstein- 
perlen und  einem  Scheibenringe  ans  Bronze  (*/a) 
aus  Grab  239. 


US 


I.    ArcliMolopio  und  Goscliiflitc. 


34L  Skeletgrab.    (T.  56.)    Freiliegend,  nordsüdlieh,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen  folgende  Beigaben:  Eine  zweispiralige  Fibel  aus  Bronzedraht  mit 


Fip.  281.   Stoimimo  mit  8toiiideckel  iiiicl  Tliomiriio  (^/g)  aus  (irab  240. 


ganz  geradem  Schlingcnbügel  (Figur  282).   Die  Spirale  am  Kopfende  hat  eine  L.  von  48, 
jene  am  Fusscnde  eine  solche  von  3'8.    Auf  der  Nadel  ist  eine  Bernsteinperle  aufgesteckt, 

L.  9*2.  —  4  nahezu  gleich  grosse  Bem- 
steinperlen  von  1*8  D. 

243.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Frei- 
liegend, nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Norden.  Neben  dem  Kopfe  lag  eine  rö- 
mische Charnierfibel  aus  Bronze  mit  einem 
am  Kopfende  breiten,  gegen  den  Fuss  zu- 
gespitzten bogenförmigen  Bügel  (ähnlich 
Figur  350).  Ausserdem  die  Hälfte  eines 
Bronzeringels  von  1*4  D.  aus  feinem 
Draht. 
34-i.  Urnengrab.  (T.  Go.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  kleinen  Steinplatte  be- 
deckt,  auf  welcher   ein  Eisenmesser   (Figur   283)   lag.     Dieses   ist   einschneidig,    ohne 


Fig.  282. 

Bronzene  zweispiralijfe  Fibel  mit  Bernsteinperlo  ('/a) 

aus  Grab  241. 


Radimnky.    Die  Nekropolc  von  Jezcrino  in  Pritoka. 


119 


Spitze  20  1.,  in  der  Mitte  3*7,  beim  Griffe  2*8  br.  Von  dem  breiten  Griffe,  welcher 
durch  einen  Ansatz  von  der  Klinge  abgesetzt  ist,  ist  nur  ein  bei  Ü  Cm.  langes  Stück 
erhalten.  Die  Urne  enthielt  im  Leiehenbrande  nur  zwei  schwache,  glatte,  geschlossene 
Bronzeringe  von  3*5  D. 


Fig.  287. 
Bronzenes  Beschläge  ('/'s) 


Fig.  283. 

Ei.^enies 
Me.'wer  (*/4)  • 
aus  Grab  243. 


Fig.  288. 

Bronzenes  Be.sdiläg- 

scliei  bellen  (*/g) 


Fig.  285. 
Bronzene  Ziernadel  ('/s) 

aus  Grab  244. 


Fig.  284.  Bronzene 
Pincette  («/a) 


244.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmiissigen  Stein- 
platte bedeckt  und  die  Erde  herum  mit  Asche  und  Holzkohlenstückchen  gemischt,  so 
dass  Verbrennung  der  Leiche  an  Ort  und  Stelle  angenommen  werden  darf.  Im  Leichen- 
brand lagen  nachstehende  Bronzen:  Eine  Pincette  (Figur  284)  mit  Längsstrichen  an 
den  Rändern  und  zwei  Querstrichen  unterhalb  der  Längenmitte.  L.  11*4,  Br.  2*5.  — 
Eine  geknickte  Ziernadel  mit  starkem  cylindrischem,  breit  gekerbtem  und  oben  ebenem 
Kopfe  (Figur  285).  Der  Kopf  geht  in  einen  sechsseitigen  Theil  über, 
und  erst  in  der  Knickung  beginnt  die  runde  Nadel.  L.  13  Cm.  ^) 
—  Ein  Ring  von  flachrundem  Querschnitte  mit  10  kugelförmigen 
Ansätzen  an  der  Peripherie,  von  welchen 
nur  vier  erhalten  sind  (Figur  286),  D.  4*5.  — 
Eine  Beschlägeschcibc  mit  drei  Nieten  (Figur 
287),  D.  4-7.  — -  Dazu  gehören  8  Beschläge- 
scheiben von  gleicher  Grösse  und  Verzierung, 
mit  je  einer  Niete  in  der  Mitte  (Figur  288). 

245.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  Thon- 
urne war  mit  einer  unregelmässigcn  Stein- 
platte bedeckt  und  die  umhegende  Erde  mit 

Asche   und  Holzkohlenstückchen  gemischt.     Ln  Leichenbrande  lagen:    Eine  kleine  ein- 
henkelige schwärzHche  Thonschalc  (Figur  281))  mit  aufrechtem  Rande  und  über  demselben 


Fig.  289.     Thünerue 
Ilonkelschale  {^U) 


Fig.  290.   Bronzenes 
Beschläge  {^js) 


aus  Gral»  245. 


*)  Vgl.  Prozor,  Popi.««  ark.,  Taf.  XVI,  Figur  17. 


120 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  291. 
Bronzene  Mittel -La  Tenc-Fibel 


Fig.  292.  Bronzener 
glatter  Ring  («/,) 
aus  Grab  247. 


emporstehendem  Henkel  von  rundlichem  Querschnitte.   H.  4o,  ra.  10,  b.  4*5,  hd.  45.  — 
Ein   rechteckiges   durchbrochenes   Bronzebeschlägestück   (Figur   290).    L.  4*4,   Br.  3-2. 

346,  Urnengrab. 
(T.  120.)  Die  freistehende 
Thonurne  enthielt  Lei- 
chenbrand und  einen  glat- 
ten geschlossenen  Bronze- 
ring mit  beiderseits  schar- 
fen Rändern  und  convexen 
Seiten,  D.  3-5. 

347.  Skeletgrab. 
(T.80.)  Freiliegend,  nord- 
südlich,  mit    dem  Kopfe 

im  Norden.     Neben   dem  Kopfe   lagen   folgende   Bronzen:   Eine   Mittel-La   Tfene- Fibel 
(Figur  291).  L.  9*7,  Br.  4*2,  H.  3*4.  —  Ein  geschlossener  glatter  Ring  von  rhombischem 

Querschnitte  (Figur  292),   D.   3*8.  —  Ein   kreuzförmiger 

Knopf  (ähnlich  Figur  240),  D.  19. 

348.  Urnengrab.  (T.60.)  Die  topfförmige  Thonurne 
(Figur  293)  stand  frei  in  der  Erde  und  ist  schwärzlich- 
braun mit  schmal  umgelegtem  Rande.  H.  30,  D.  26*5, 
m.  17,  h.  16,  b.  12,  hd.  18. 

349.  Urnengrab.  (T.  58.)  Die  Thonurne  war  mit 
einer  unregelraässigen  Steinplatte  bedeckt  und  enthielt 
Leichenbrand  und  einen  einhenkeligen  rothen  Thonkrug 
mit  nicht  abgesetztem  Halse  und  ausgebogenem  Rande. 
Der  flachbreite,  in  seiner  Mitte  mit  einer  Längsfurche 
versehene  Henkel  steht  vertical  am  unteren  Halstheile. 
H.  12-5,  D.  13,  m.  85,  h.  78,  b.  55,  hd.  5. 

350.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  ostwestlich, 
mit  dem  Kopfe  im  Osten.  Bei  dem  Kopfe  folgende  Bron- 
zen:   Zwei   gleiche   Ohrringe   aus   rundem   Bronzedrahte, 

das  eine  Ende  spitzig,  das  andere  zurückgerollt.  Das  kleine  eingehängte  Ringelchen 
diente  wohl  zum  Verschlusse.  (Figur  294),  D.  4*5.  —  Ein  geschlossener  glatter  Ring 
von  rhombischem  Querschnitte,  D.  4*6.  —  Ein  Schliessenblech 
(Figur  295),  L.  4-8,  Br.  2*2 -2-6. 

351.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.  Dabei  eine  kleine 
halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze 
ohne  Nadel,  L.  39,  H.  26. 

353.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Frei- 
liegend, nordsüdlieh,  mit  dem  Kopfe  im 
Norden.  Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein 
einhenkeliger  graubrauner  Thonkrug. 
Sein  Hals  ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt, 
der  Rand  umgelegt,  der  verticale  Henkel 
abgebrochen.  H.  13*5,  D.  13-8,  m.  84, 
h.  7-2,  b.  6,  hd.  G.  Neben  dem  Kopfe  lag  der  obere  Theil  der  Khnge  eines  grösseren 
eisernen  Messei's  sammt  einem  Tlieile  des  Eisenheftes. 


Fig.  293.    Thonurne  (Ve) 
aus  Grab  248. 


Fig.  294.    Bronzener 
OhrrinpT  («/a) 


Fin^,  295.    Ikonzenes 
Giirtelhlech  («/g) 

aus  Grab  250. 


Radimsky.    Die  Nekropolc  von  Jezeriiie  in  Pritoka. 


121 


Fig.  296. 

Bronzener  Scheibenring  (•/,) 

aus  Grab  255. 


253.  Urnengrab.    (T.  80.)    Die  Thonurne   stand  frei  in   der  Erde  und  enthielt 
ausser  dem  Leichenbrande  nur  einen  einhenkeligen  rothbraunen  Thonkrug.     Sein  Hals 
ist  vom  Bauehe  nicht  abgesetzt,   der  Rand  schwach  um- 
gebogen und  der  Henkel  von  rundlichem  Querschnitte  am 
unteren    Halstheile   vertical   aufgesetzt.     H.  15*5,   D.  18, 
m.  9-8,  h.  8-5,  b.  8-5,  hd.  ö. 

354.  Urnengrab.  (T.  60.)  An  die  frei  in  der  Erde 
stehende  Thonurne  waren  aussen  mit  Lehm  andere  Scher- 
ben angeklebt. 

355.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  freistehende  Thon- 
urne enthielt  den  Leichenbrand  und  einen  Scheibenring 
aus  Bronze  (Figur  296),  D.  6-6. 

356.  Urnengrab.  (T.  60).  Die  freistehende  Thon- 
urne enthielt  zwischen  dem  Leichenbrande:  Eine  Mittel- 
La  Tfene-Fibel  aus  Bronze  mit  sehr  weit  zurückgreifendem 
Fusse  (Figur  297),  L.  9,  H.  2*6,  und  einen  hohlen  schwach 
elliptischen  Cylinder  aus  Bein  (Figur  298),  D.  4 — 45,  L.  5. 

357.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen  folgende  Bronzen:  Eine  Früh -La  T&ne- Fibel  (Figur  299). 
Der  zurückgebogene  freie  Fuss   ist   mit  dem  Bügel  durch  ein 

kleines  Ringel  verbunden,  L.  8*7,  H.  2*2.  —  Ein  Spiralarmband 
(Fig.  300)  aus  fünf  Windungen  eines  4  Mm.  breiten  Bronze- 
bleches, dessen  Ende  zurückgerollt  ist.  H.  2*8,  D.  4-6.  —  Eine 
kleine  Brillenspirale  (Figur  301).  II.  2,  Br.  31,  D.  der  Spiralen  1-5. 

358.  Skeletgrab.     (T.  120.)     Freiliegend,    nordsüdlich, 
mit  dem  Kopfe   im  Norden;   dabei   eine  nadellose  halbkreisfür- 
mige  Bogenfibel.  L.  6, 
H.  3-7. 

359  a.  Urnen- 
grab. (T.  65.)  Die 
Thonurne  war  mit  einer 
unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt  und  ent- 
hielt nur  den  Leichen- 
brand ohne  Beigaben. 

359b.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Unter  dem  Urnengrabe  259a  fand  sich  frei  in 
der  Erde  ein  Skelet  ohne  Beigaben,  dessen  Richtung  nicht  constatirt  wurde. 


Fig.  297. 
Bronzene  Mittel-La  T6ne-Fibol  («/s) 


Fig.  298. 
Holller  Beincylinder  ('/,) 


aus  Grab  256. 


Fig.  300.    Bronzono8 
Spiralarmband  ('/,) 


Fig.  299. 
Bronzene  Früh -La  Tene- Fibel 

(V.) 

aus  Grab  257. 


Fig.  301. 
Bronzene   Brillcnspirale 


122 


I.    ArchKolögio  und  Geschichte. 


Fig.  308.    Thonurne  (Ve) 
aus  Grab  263. 


Fig.  302. 

Bronzener  glatter 

Ring  («/a) 

au.s  Grab  260. 


360.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt  und  enthielt  zwischen  dem  Leichenbrande:  Einen  glatten  geschlossenen 
Bronzering  von  rautenförmigem  Querschnitte  (Figur  302),  D.  3  und  eine  weingelbe 
Glasperle  mit  scharfem  Mittelrande,  D.  9. 

261.   Dieser  Punkt  liegt  in  der  Mitte  des  bei  153  er- 
wähnten Weges,  welcher  sich  von  hier  nördlich  wendet  und 
das  Terrain  der  Nekropole  bald  verlässt. 

362.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thon- 
urne war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt.  Sie  enthielt  zwischen  dem 
Leichenbrande  ein  bogenförmiges  Eisen- 
fragment, vielleicht  von  einem  Fibelbügel. 

263.  Urnengrab.    (T.  56.)    Die  topf- 
förmige  Thonurne  (Figur  303)  war  mit  einer 
unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt.    Sie  ist 
dunkelgrau,  mit  ganz  niederem  Fuss,  einem 
vom  Bauche  nicht  abgesetzten  Hals  und  einem 
ganz  schmal  umgelegten  Rande.    H.  25,  D.  24*5,  m.  18*5,  h.  18,  b.  11*5,  hd.  15,  hf.  1-5. 
364.    Skeletgrab.   (T.60.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:    Eine   massige  Mittel -La  Tene- Fibel   aus  Bronze  (Figur  304).     Der  zurück- 
gelegte und  mit  dem  Bügel  aus  einem  Stücke 
gegossene  Fuss  trägt  eine  convexe  Scheibe 
mit    zwei    kreuzförmig    gestellten    Rinnen, 
welche  mit  einer  weis-, 
sen  Pasta  emaillirt  sind. 
In  der  Mitte  bildet  die- 
selbe ein  vorstehendes 
Knöpfchen.  L.  9*1,  H. 
31.    —    Ein    Zierge- 
hänge aus  Bronze,  viel- 
leicht   zu    der    Fibel 
gehörig    (Figur    305). 
Der  oben  in  einen  Ring 
endigende        Rahmen 
zeigt,  wie  gewöhnlich, 


Fig.  306.  BroDzciier 

Ohrring  mit 
Benistcinperlcn  ('/s) 


Fig.  305.    Bronzenes  Drahtgohänge 
mit  Men.schenkr»pfcn  C/g) 


Fig.  304.    Bronzene  Mittel -La  T6ne-Fibel 
mit  weisser  Einlage  ('/s) 


aus  Grab  264. 


zwei  Pferdeköpfe.    An  demselben  sind  übereinander  vier  horizontale  Streifen  aus  achter- 
formig  gewundenem  Drahte  angebracht;  an  dem  untersten  derselben  hängen  (ursprünglich  6) 


Radimsky.     Dio  Nt'kro}»olo  von  Jozorino  in  Pritoka. 


123 


Anhängsel  in  der  Form  von  Menschenköpfen,  L.  13-5,  Br.  10. i)  —  Zwei  Ohrringe  aus 
Bronze  mit  je  drei  angesteckten  Bernsteinperlen.  Der  eine  derselben  ist  gebrochen  und 
hat  nur  mehr  zwei  Perlen  (Figur  306),  D.  3*7.  —  Grosse  Doppelspiralscheibe  aus 
Bronze  (Figur   307  a    und    h).     Dio   beiden  Scheiben   sind    durch    einen  achterförmigen 


Fip.  307.    liroiizcn<»  Doppclspirale  i^j^)  aus  Grab  264. 


Draht  von  rhombischem  Querschnitte  verbunden,  in  der  Mitte  jeder  Scheibe  befindet 
sich  ein  buckelfxirniiges  Bronzeblechschcibchen.  Durch  das  achterförmige  Verbindungs- 
stück ist  ein  breiter  Blechstreifen  als  Unterlage  durchgezogen  und  beiderseits  am  Rande 
der  Spiralen  nach  vorne  umgelegt,  L.  IG,  H.  7.^) 

265.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend, 
nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Bei 
dem  Kopfe  lag  eine  nadellose  halbkreisförmige 
Bogenfibel  aus  Bronze  (Figur  308),  L.  5'8, 
H.  41. 

266.  Skeletgrab.  (T.  GO.)  Frei  in  der 
Erde,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten.  Bei- 
gaben: Drei  Eisenfragmente.  —  Fingerring  aus 
Bronzeblech  mit  27^  Windungen  (Figur  300), 
D.  1*7.  —  Geschlossener  glatter  Bronzering,  auf 
einer  Seite  flach,  auf  der  anderen  kantig,  D.  2*5.  —  15  Bernsteinperlen  von  verschiedener 
Grösse,  D.  bis  1*7.  —  Zwei  blaue,  weiss  emaillirte  Glasperlen  (die  grössere  Taf.  III,  Figur  6). 


Fi^r.  309. 
Bronzener 
Finjrerrln}; 

(Vi) 

aus  (»ral»  266 


Fij^.  308.    Bronzene 

lialhkreisförmijfe  Bogenfibel  ('/a) 

aus  (irab  265. 


')  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XXII,  Figur  141.        ^)  Ibid.  Taf.  XVIll,  Figur  44. 


124 


I.    Archäolojpe  und  Geschichto. 


267.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:  Zierscheibenring  aus  Bronze  (Figur  310),  D.  3*7.  —  Zwei  scheibenförmige 
und  eine  dreieckige  Bernsteinperle  (letztere  Figur  311).  —  Blaue  Glasperle,  D.  9.  — 
Zwei  weingelbe  Glasperlen  mit  scharfer  Mittelrippe  (Taf.  IV,  Figur  12). 


A 


Fig.  311. 

Fig.  310.    Bronzener       Bemsteinperle 
Scheibenring  («/s)  (Vi) 

aus  Grab  267. 


Fig.  312.    Zweihenkeliger 
Tbonkrng  (^U) 


Fig.  314. 
Bronzener 
Fingerring 

(Vi) 

ans  Grab  268. 


Fig.  313.  Bronzene« 
Spiral armband  ('/s) 


Fig.  315.    Bronzene  Certosafibel  (Va) 
aus  Grab  269. 


268.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zweihenkeliger  rothbrauner  Thonkrug  (Figur  312).  Sein 
Rand  ist  nach  aussen  umgelegt,  der  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  am  unteren 
Halstheile  stehen  die  verticalen  Henkel  von  flaclirundcm  Querschnitte.  H.  13,  D.  14, 
m.  9,  h.  8,  b.  6*5,  hd.  5.  Neben  dem  Kopfe  lagen  folgende  Bronzen:  Ein  Spiralarmband 
(Figur  313)   mit  fünf  Umgängen   und  beiderseits  zurückgerollten  Enden,  D.  4.  —  Ein 

kleiner  Fingerring  (Figur  314)  aus  einem  einfachen 
Bronzcblechstrcifen,  offen,  D.  1*5.  —  Ein  geschlosse- 
ner Hing  mit  convexen  Seitenflächen,  D.  4*1. 

369.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüd- 
lich, mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Beigaben  neben  dem 
Kopfe:  Eine  Certosafibel  aus  Bronze  (Figur  31 5),  deren 
Fussknopf  mit  einem  Aufsatze  geziert  ist.^)  —  Ein 
kleines  Bronze  töpfchen  (Anhängsel,  ähnlich  Figur  278) 
mit  zwei  Henkeln,  ausgebogenem  Rande  und  kurzem  Fusse.  Der  Boden  ist  durchbohrt, 
die  Mündung  elliptisch.     H.  32,  D.  25  und  24,  m.  27  und  24,  b.  12,  hd.  29,  hf.  0-3. 

370.  Skeletgrab.  (T,  60.)  Frei  in  der  Erde, 
^^w-N  J^mM^^  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten.  Neben  dem 
^^C|^         ^^H^P^^^^         Kopfe   fand  man  vier  verschieden  grosse  Bernstein- 

"^       ^mlXr         ^^^        perlen  bis  2*1  D. 

371.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  frei  in  die 
Erde  gestellte  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrande 
folgende  Beigaben:  Ein  Eisenfragment  (Figur  316, 
vielleicht  der  Bügel  einer  Fibel)  mit  aufgestecktem 
Bronzeringclchen.  —  Einen  Zierscheibenring  aus 
Bronze  (Figur  317),  am  inneren  Rande  mit  einem 
Wülstchen,  am  Aussenrande  mit  acht  perlenartigen 
Ansätzen  in  zwei  Gruppen  zu  je  vier  Stücken  ver- 
sehen, D.  5.  —  Fünf  geschlossene  Bronzeringe  von  verschiedener  Grösse  und  Breite. 
Der  grösste  hat  mehr  rundlichen,  die  übrigen  mehr  flachen  Querschnitt,  D.  33  bis  4'3. 


Fig.  316. 

m      M 

Eisernes  Fibel- 

m.    JH 

fragment 
mit 

%^ 

Bronze- 

ringelchen 

Fig.  317.   bronzener 

(V.) 

Scheiben rinj?  \}\^ 

aus  Grab 

271. 

*)  Vgl.  Mechel  in  Tirol,  Atla.s  Taf.  LXV,  Figur  4. 


Radimsk]^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


125 


373.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  ausser  dem 
Leichenbrande  einen  zweihenkeligen  Thonkrug  (Figur  318).  Er  ist  rothbraun,  der 
Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  auswärts  um- 
gelegt, die  zwei  verticalen  Henkel  von  flachrundem  Quer- 
schnitte stehen  am  unteren  Halstheile.  H.  IG,  D.  loo,  m.  10, 
h.  8-5,  b.  7,  hd.  5-5. 

373.  Urnen- 
grab. (T.  50.)  Die 
Thonurne  stand  un- 
bedeckt in  der  Erde 
und  enthielt  im  Lei- 
chenbrande nur  ein 
Eisenfragment. 

374.  Skelet- 
grab.  (T.  70.)  Frei- 
liegend ,      nordsüd- 

Uch,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.   Neben  dem  Kopfe  lagen:  Das  Fragment  einer  kleinen 
eisernen  Messerklinge.    —   Ein   Scheibenring   aus  Bronzeblech  (Figur  319),   D.  2*9.   — 


Fig.  319. 

Bronzener 

8clieibenring("/8) 

ans  Grab  274. 


Fig.  320. 
Bronzenes  GUrtelbleeli  (*/g) 


Fig.  318. 

Zweihenkeliger  Thonkrug  (^4) 

ans  Grab  272. 


Fig.  321.    Thonurne  (Ve) 


Fig.  322. 
Bronzene  Mittel -La  Tene- Fibel  (»/g) 


Fig.  323.  Bronzenes  Spiralarinliand  ('/j) 


ans  Grab  275. 


126 


T.    Archäolog^ie  und  Geschichte. 


Ein  schmaler^  glatter,  geschlossener  Bronzering  von  rhombischem  Querschnitte,  D.  4*1 .  — 
Ein  Gürtelblech  aus  Bronze,  auf  einer  der  schmalen  Seiten  in  zwei  Bögen  endigend 
(Figur  320),  L.  5,  Br.  207  und  3. 

375.  Urnengrab.    (T.  90.)    Die  frei  in  der  Erde  stehende  graubraune  Thonurne 
(Figur  321)   hat   einen   ganz   niederen  Fuss,   der  Hals  ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt, 

an  der  grössten  Bauchweitung  stehen  zwei  horizontale, 
an  jedem  Ende  mit  Hörnchen  gezierte  Ansätze.  D.  34, 
h.  17,  b.  12,  hd.  135,  hf.  1.  Im  Leichenbrande  fanden 
sich  nachstehende  Bronzen:  Eine  Mittel -La  Tene- Arm- 
brustfibel (Figur  322),  L.  73,  Br.  46,  H.  2-8.  —  Ein 
Spiralarmband  von  zwanzig  Umgängen,  beide  Enden 
zurllckgeroUt  und  jedes  derselben  durch  ein  kleines  Ringel 
an  der  nächsten  Windung  befestigt  (Figur  323),  D.  7*4, 
H.  14. 

37«.  Urnengrab.  (T.  90.)  Die  unbedeckte,  topf- 
formige,  graubraune  Thonurne  (Figur  324)  hat  einen 
kurzen,  aufrecht  stehenden  Rand.  H.  27*5,  D.  27,  m.  15'5, 
b.  12,  hd.  18. 

377.  Urnengrab.   (T.  80.)   Die   mittelgrosse  Thon- 
urne stand  in  einer  Thonschüssel  und  war  mit  einer  anderen 
Thonschüssel  bedeckt  (Figur  325).    Die  Urne  ist  schwärz- 
lichbraun,  ihr  Hals   vom  Bauche   nicht   abgesetzt,    der  Rand  aufwärts  stehend.    H.  20, 
D.  22,  m.  15-5,  h.  15*5,  b.  9*5,  hd.  12.    Die   untere  Schale   ist  schwärzlichgrau  mit  sehr 
niederem  Fusse   und   eingebogenem  Rande,   der  Boden   schwach   concav  und  in  seiner 

Mitte    wahrscheinlich    zur    Ableitung    der    eindringenden 

Feuchtigkeit    durchbohrt.     H.  8,   D.  24,   m.  24,   b.  10*5, 

hd.  7,  hf.  0*5.    Die  Deckschale  gleicht  in  Form  und  Farbe 

ganz    der    vorbeschriebenen,    doch    ist    ihr    Boden    nicht 

dm'chlocht,    D.  26.     Die    Urne    war    mit    Leichenbrand 

gefüllt. 

}^^^^^^BS^  '^^^*  Urnengrab.    (T.  120.)  Dieses  Grab  kann  mit 

/^    ~^^^^HI^^  Rücksicht  auf  die  Menffe  des  Silber-,    Bronze-  und   Glas- 

£        ''  ^-Sm^^^^^^  schmuckes  als  das  reichste  unter  allen  Gräbern  von 


Fig.  324. 

Thonurne    (Ve) 

aus  Grab  276. 


FiK-  325. 
Thonurne  mit  zwei  Schüsseln 

(Ve) 
aus' Grab  277. 


F\^.  327.    Silberne 
Mittel -La  T6ne- Fibel  (Vij 


ans  ({ral 


MittrM.;i  Tr>Mi  -FiM  (i/^) 


Jezerine  bezeichnet  werden.  Die  schwarzgraue,  topffürmige,  unbedeckte  Thonurne 
ist  unverziert,  der  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt  und  der  Rand  ausgebogen.  H.  27*5, 
D.  31,  m.  18-5,  h.  175,  b.  13,  hd.  13-5.  Ln  Leichenbrand  lagen  folgende  Beigaben: 
1.  Eine   Mittel -La   Tene -Fibel   aus  Silber   (Figur  32G).     Sie   hat    kahnförmigen  Bügel, 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  In  Pritoka. 


127 


doppelseitige  Spirale  und  auf  der  Platte  des  zurückgebogenen  Fussendes  einen  Knopf  aus 
Pasta,  welcher  durch  Hitze  angegriffen  ist.  L.  56,  Br.  3*9,  H.  2-2.  —  2.  Eine  kleine  Mittel- 
LaTene- Fibel  aus  Silber  (Figur  327).  Der  zurückgelegte  Fuss  verbreitert  sich  zu  einem 
gestreckten  Dreieck,    L.  33,   Br.  IS,    H.  11.    —    3.  Eine    zweispirahge    Fibel    aus 


Kwmpiraiij^fi  FiUel  mit 


Fii^.  334.  ¥\\r.  33(>.  Itnih/iMii* 

[InmAvtHr  Ai-Juriiin-  (^/^j  Mittel -La   Tone  ■  Filjt'l   (*,a) 


Fi(p.  331,    Bnni/riie 


Fii:.  3'JH. 

Bronzene  zweispiralige  Fibel 

mit  Bernsteinperlen  und  Kettengehänge  (^/j) 


Fig.  332. 
Bronzene  rfimische  Fibel  ('/a) 


aus  Grab  278. 


Bronze  mit  grossem  Bronzegehänge  (Figur  328).  Sie  hat  an  jedem  Ende  eine  einseitige 
Spirale  von  vier  Umgängen,  wovon  die  am  Fusse  von  dem  Drahtbtigel  aus  nach  rechts, 
jene  am  Kopfe  nach  links  gewunden  ist.  Auf  dem  gestreckten  Bügel  sind  drei  sehr 
grosse  Bernsteinperlen  aufgesteckt,  L.  11*3,  H.  5*6.  Das  Gehänge  ist  an  dem  Dorne 
der  Fibel  befestigt  und  besteht  aus  einer  durchbrochenen  Platte,  welche  an  jeder  Seite 


128 


I.  ArchKulogio  und  Geschichte. 


einen  Pferdekopf  zeigt,  und  von  welcher  acht  Kettchen  ausgehen.  Diese  sind  unten 
durch  ein  Querstück  aus  achterförmig  gewundenem  Drahte  verbunden,  an  welchem 
sechs  gegossene  eimerförmige  Bronzeanhängsel  angebracht  sind,  L.  16*5,  B.5'3.  —  4.  Eine 
kleine  zweispiralige  Armbrustfibel  aus  Bronze  (Figur  329).  Die  Fussspirale  ist  an 
beiden  Enden  mit  je  einer  kleinen  weissen  Perle  besetzt.    Auf  dem  gestreckten  Draht- 


Fig.  336.    Silbernes 

Ringel 

mit  drei  Kettchen    (Vi) 


Fig.  340.    Silbernem 

Kettchen  mit  Ringen 

und  Bemsteinperlc  (*/i) 


Fig.  339.    Silbernes 

Anhängsel  (von  einem 

Ohrringe  ?)  (Vi) 


Fig.  337.    Silbernes 
Kettchen   mit  Ringen 

C/i) 


O 

Fig.  338.   Silberner 
Fingerring  (Vi) 


aus  Grab  278. 


Fig.  341.    Silberner 

Ring  mit  rothem 

Schmelzanhängsel  (*/i) 


bügel  ist  eine  walzige  Bernsteinperle  aufgesteckt.  —  5.  Eine  Mittel -La  Tene- Armbrust- 
fibel aus  Bronze  (Figur  330).  Die  Spirale  war  an  jedem  Ende  mit  einer  kleinen  Pasta- 
perle geschmückt,  wovon  jedoch  nur  eine  erhalten  ist.  Die  Platte  des  zurückgelegten 
Fusses  trägt  eine  durch  Hitze  stark  angegriffene  Bernsteinperle,  Br.  4*5.  —  6.  Eine  kleine 
Spät-La  Tfene- Fibel  aus  Bronze  (Figur  331).  Das  Nadelhalterblatt  ist  einmal  fein 
durchbohrt,  und  die  Sehne  der  kurzen,  aus  je  zwei  Umgängen  bestehenden  Doppel- 
spirale läuft  unter  dem  blattförmigen  mit  einem  Knöpfchen  gezierten  Bügel,  L.  3*5,  H.  1. 
—   7.   Eine   römische  Provinzialfibcl  aus  Bronze,    die    crrOsste  unter   allen   in  Jezerine 


Kadimsky.     Die  Nekropole  von  .lezerine  in   Pritok«. 


129 


gefundenen  (Figur  332)  mit  auffallend  geradem,  mit  zwei  Knöpfcheu  geziertem  Bügel,  L.  lOö. 
—  8.  Zwei  Nähnadeln  aus  Bronze.  Die  eine  (Figur  333)  ist  ganz  und  5*4  1.  Bei  der 
zweiten  ist  das  Oehr  zum  Tlieile  abgebrochen,  L.  7.  —  Ü.  Ein  schöner  glatter  Armring 
aus  Bronze  (Figur  334),  hohl,  mit  Drahtverschi uss,  D.  5'1.  —  10.  Jim  Spiralarmband  aus 
Bronze  mit  vier  Windungen  und  beiderseits  abgerundeten  Enden,  D.  41.  —  11.  Ein  Finger- 
ring aus  Bronze  (Figur  335)  mit  zwei  Umgängen,  D.  1*8.  —  12.  Ein  Bronzering  von  sehr 
flach  rundUchcm  Querschnitte,  in  zwei  Stücke  gebrochen,  D.  2*3.  —  13.  Ein  Bronzefragment 
(wahrscheinlich  der  Dorn  der  sub  5  angeführten  Fibel).  —  14.  Zwei  kleine  Silberringelchen, 
in  deren  jedem  drei  feine  Kettchen  aus  Silberdraht  befestigt  sind.  Eines  derselben  ist 
Figur  336  abgebildet.  —  15.  Ein  Silberringelchen,  in  welchem  zwei  feine  Silberdraht- 
kettchen  befestigt  sind  (Figur  337).  An  jedem  der  Kettchen  hängt  ein  ähnliches  Silber- 
ringelchen mit  je  zwei  aufgesteckten  Perlen,  wovon  eine  aus  weissem  Glase,  die  andere 
aus  Silber  besteht.  —  16.  Ein  kleiner  Fingerring  aus  Silber  (Figur  338),  offen,  an  der 
Aussenfläche  gerieft,  D.  1*5.  —  17.  Ein  hohles,  eichelfiirmiges  Anhiingsel  aus  getriebenem 


Fig.  342. 

Silbernes 

AnhKnpiel  (»/,) 


• 


III 


0^ 


Fig.  345. 

Fig.  346. 

W   ^ 

Silbernes  Zier- 

Fig. 344. 

Silberne 

^^^ 

blech  mit 
en8cbenkoi>f  (VO 

Silbernes 
Anhängsel  (Vi) 

Perlen 

Fig.  343. 
Silbernes 

aus  (»rab  278. 

Anhängsel  (Vi) 

Silber  (Figur  339)  mit  Spuren  einstiger  Vergoldung,  an  welchem  mittelst  feiner  Ringel- 
chen drei  kleinere  Anhängsel  befestigt  sind.  Dieses  Stück  gehört  wohl  zu  einem  Ohr- 
ringe,^) L.  5,  oberer  D.  1*7.  —  18.  Zwei  Silberringelchen,  durch  drei  feine  Silberdraht- 
kettchen  verbunden  (Figur  340).  An  dem  unteren  Ringelchen  hängt  eine  in  der  Mitte 
beiderseits  concave  und  durchbohrte  Bernsteinperle  von  2*7  D.  Eine  zweite,  ganz  gleiche 
Perle,  welche  in  diesem  Grabe  gefunden  wurde,  trägt  noch  das  untere  Silberringel, 
während  die  drei  Kettchen  und  das  obere  Ringel  fehlen.  Wahrscheinlich  sind  beide 
Stücke  Gehänge  von  Ohmngen.  —  19.  Ein  offener  Ring  aus  Silberdraht,  D.  2*6,  in 
welchen  vermittelst  eines  kleineren  Ringels  eine  durchbohrte  Walze  aus  rother  Pasta 
eingehängt  ist  (Figur  341).  Auch  dieses  Stück  könnte  zu  einem  Ohrringe  gehört  haben. 
—  20.  Ein  hohles  dreieckiges  Anhängsel  aus  Silber,  mit  einem  Ringel  (Figur  342), 
L.  2'2,  br.  1*4.  —  21.  Zwei  ganze  grössere,  hohle  Anhängsel  aus  getriebenem  Silber 
(Figur  343)  und  fünf  Hälften  ähnlicher  kleinerer  Anhängsel  aus  Silber,  wovon  drei 
Stücke  (Figur  344)  abgebildet  sind.  —  22.  Ein  kleines  Silberringelchen,  zwei  kurze 
Silberdrahtkettchen  und  ein  durchbohrtes  Wälzchcn  aus  rother  Pasta.  —  23.  Ein  kleines 
convexes  Silberplättchen  mit  einem  getriebenen  menschlichen  Gesichte  (Figur  345), 
L.  7.  —  24.  Zwei  perlenartige  kleine  Hülsen  aus  Silber  (Figur  346).  —  25.  102  Bern- 
steinperlen, davon  12  runde,  12  dreieckige  und  78  länglichwalzige  Stücke.  Die  letzteren 
sind  Figur  347  abgebildet.  —  26.  Drei  kleine  Glasemailperlen  (Taf.  III,  Figur  7).  — 
27.  689  blaue,  meist  kleine  Glasperlen,  wovon  ein  Theil  auf  Taf.  V,  Figur  7  abgebildet  ist. 


»)  Vgl.  K.  (i.  C.  Mn.s.,  Taf.  XVIII,  Fignr  1  nnd  2. 
Band  lU. 


130 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 

<L 


Hernstcinperloiisclmüre   (^1^). 
Fig.  347  aus  Grab  27«.       Fig.  37«  ans  Grab  325.       Fig.  445  aus  Grab  384.       Fig.  463  aus  Grab  303. 


Radimsky.    Die  Nokropolo  von  Jezerino  in  Pritoka. 


131 


—  28.  89  gelbe  und  282  weisse  Glasperlen.  Ein  Theil  der  ersteren  ist  auf  Taf.  IV, 
Figur  3  und  4,  ein  Theil  der  letzteren  auf  Taf.  IV,  Figur  4  und  8  abgebildet.  Ein  Theil 
der  weissen  Glasperlen  ist  auf  der  Innenseite  versilbert  (Taf.  IV,  Figur  7),  ein  anderer 
Theil  vergoldet  (Taf.  IV,  Figur  10).  —  29.  Acht  runde  rothe  Pastaperlen  (Taf.  V, 
Figur  14).  —  30.  Einige  Fragmente  von  Bernsteinperlen.  —  Aus  dem  vielen  Schmucke 
dieses  Grabes  und  aus  den  geringen  Dimensionen  des  Armringes,  des  Spiralarmbandes 
und  des  Fingerringes  lässt  sich  schliessen,  dass  in  demselben  die  Reste  eines  noch 
jugendlichen  weiblichen  Individuums  bestattet  worden  sind. 


Fig.  348.    Bronzene 
Mittel -La  T6ne- Fibel  {^U) 


Fig.  349.    Bronzene 
Mittel -La  Tene- Fibel  (»/s) 


Fig.  351.    Bronzene  römische  Fibel 
mit  Armring  und  Spiralringen  (*/8) 


Fig.  350.    Bronzene 
römische  Cliarnierfibel  ('/g) 


w 


Fig.  352.    Bronzener  Fingerring  (*/i) 


aus  (jirab  279. 


379.  Urnengrab.  (T.  120.)  Die  freistehende,  graue,  topffürmige  Thonurne  hatte 
auswärts  gebogenen  Rand  und  runde  knopfförmige  Buckel.  Im  Leichenbrande  waren 
nachstehende  Beigaben:  1.  Eine  Mittel-La  Tone-Fibel  aus  Bronze  (Figur  348).  Der 
zurückgelegte  Fuss  trägt  eine  runde  Platte,  welche  mit  einer  Pasta  ausgefüllt  war. 
L.  6-2,  Br.  41,  H.  26.  —  2.  Eine  Mittcl-La  Tene-Fibel  aus  Bronze  (Figur  349).  Auch 
bei  dieser  Fibel  ist  die  Pastaeinlage  in  der  Platte  auf  dem  zurückgelegten  Fussc 
stark  zersetzt.  L.  5*5,  Br.  4,  H.  24.  —  3.  Eine  frührömische  Charnierfibel  aus  Bronze 
(Figur  350  a  und  b).    Der  am  Kopfe  breite  Bügel  verengt  sich  gegen  den  Fuss,  so  dass 

9* 


132 


Arfhäülopfio  und  Goseliifhte. 


die  Fibel,  von  oben  gesehen,  ein  Dreieck  bildet.  L.  7*2,  Br.  2,  H.  2'6.*)  —  4.  Eine 
römische  Fibel  aus  Bronze  (Figur  351),  deren  Doppelspirale  in  einer  mit  dem  Bügel 
verbundenen  Hülse  ruht.*)  Der  kleine  Bügel  geht  durch  eine  mit  concentrischen  Kreisen 
verzierte  Platte  in  den  glatten  Fuss  über.  L.  5-3,  Br.  2-5,  H.  2*2.  In  dem  Bügel  der 
Fibel  ist  ein  offener,  mit  den  Enden  stark  übereinander  greifender  Armring  aus  Bronze, 
von  6*2  D.  und  in  diesem  letzteren  zwei  Spiralringe  aus  Bronze  von  je  drei  Umgängen 
und  3*8  D.  eingehängt.  —  5.  Das  Fragment  eines  römischen  Fingerringes  aus  Bronze 
mit  einer  Vertiefung  zur  Aufnahme  des  (fehlenden)  Steines  (Figur  352).  —  6.  Ein  ganz 
kleines  offenes  Bronzeblechringelchen,  D.  1.  —  7.  Eine  kleine  Bronzenadel  mit  zurück- 
gerolltem Kopfe  und  einer  aufgesteckten  Beinperle  (Taf.  V,  Figur  9).  —  8.  Neun  kleine 
Bernsteinperlen  und  das  Fragment  einer  solchen  Perle.  —  9.  Eine  blaue  und  eine  weisse 
Glasperle,  beide  gelb  emaillirt,  und  zwei  grössere  weisse  Glasperlen  (Taf.  V,  Figur  1). 
—  10.  Acht  kleine  weisse,  innen  zum  Theile  vergoldete  Glasperlen.  —  11.  Ein  unten 
flaches,  oben  convexes  und  durchbohrtes  Scheibchen  aus  rother  Pasta,  in  die  Platte  der 
sub  1  angeführten  Fibel  gehörig  (Taf.  V,  Figur  13). 

380.  Skeletgrab.  (T.  90.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Bei  dem  Kopfe  lag  eine  grosse  eigenthüraliche  Früh-La  Tene-Fibel  aus  Bronze  (ähnlich 
Figur  452),  L.  14,  H.  4-3. 

381.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand 
folgende  Beigaben:  1.  Drei  dreieckige  Blechanhängsel  aus  Bronze,  verschieden  gestanzt 

(Figur  353).  —  2.  Eine  Bronzeperle 
(Figur  354),  D.  11.  —  3.  Ein  Spiral- 
röhrchen  aus  Bronze,  L.  2*1,  D.  6.  — 
4.  Eine  Scheibe  aus  Bernstein,  gebro- 
chen, einerseits  flach,  andererseits  con- 
vex,  D.  5*3.  —  5.  Zwei  grössere  und 
72  kleinere  Bernsteinperlen,  sowie  ver- 
schiedene Fragmente  von  solchen  Per- 
len. —  6.  Eine  gebrochene  und  12  ganze 
blaue,  weiss  emaillirte  Glasperlen  von 
verschiedener  Grösse  bis  1'2  D.  (Taf.  IV,  Figur  11).  —  7.  Drei  nahezu  gleich  grosse 
Perlen  von  Bein,  D.  8  (Taf.  V,  Figur  8). 

383.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Norden.  Beigaben:  Ein  feines  Bronzekettchen  mit  hohlem, 
gestanztem  Anhängsel  aus  Bronzeblech  in  der  Form  eines  langen 
Dreieckes.  Das  Kettchen  L.  10*5,  das  Anhängsel  L.  3*1,  Br.  1*6.  — 
Eine  dreieckige  Bernsteinperle  (Figur  355). 

383.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Norden.  Neben  dem  Kopfe  lagen:  Eine  zweispiralige  Fibel 
aus  Bronze,  auf  deren  gestrecktem  Drahtbügel  fünf  Bernsteinperlen 
aufgesteckt  sind  (zwei  weitere  scheinen  zu  fehlen),  L.  8,  Br.  2*2.  — 
Ein  glatter  Bronzering  mit  beiderseits  scharfen  Rändern  und  convexen 
Seitenflächen,  D.  4*3.  —  Eine  Bernsteinperle  von  M  D.  und  zwei  Fragmente  solcher 
Perlen. 


Fig.  353.    Bronzene  Anhängsel  ('/a) 


• 

Fig.  364. 

Bronzene 

Perle 

(Vi) 


ans  Grab  281. 


Fig.  355. 

Bernsteinperle  (*/i) 

ans  Grab  282. 


*)  Vgl.  Gurina,  Taf.  VI,  Flgnr  U. 

2)  Vgl.  Alterth.  nnserer   lieidni.schen  Vorzeit,    Band    II,   Heft   XII,  Taf.  III,  Figur  7.    (Eine  ähnliche 
Fibel  aus  Kheinhes-sen.) 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


133 


284.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand 
eine  schöne  Mittel-La  Tfene-Fibel  aus  Bronze  (Figur  356).  Der  zurückgelegte  Fuss  reicht 
nahezu   bis   zu   der   kurzen,   aus  je  drei  Umgängen  bestehenden  Doppelspirale  zurück. 

385.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand 
fünf  Gürtelbeschläge  aus  Bronze  mit  je  einem  angehängten  Ringel  und  fünf  Nieten 
(Figur  357  a  und  6),  L.  6-5,  Br.  l'l. 


Vig.  356. 
Bronzene  Mittel-La  Tono-Fibel 

(Vs) 
aus  Grab  284. 


Fig.  359.  Thnnunio  {^U)  ans  (irab  289. 


Fig.  357. 

Bronzene 

Fig.  358. 

Gürtelbeschläge 

Eisernes  Uaumcswer 

C/a) 

(Vu) 

au»  Grab  285. 

an»  (irab  288. 

Fig.  360.    Thon.schfl.Hscl  (Ve)  aus  Grab  290. 


386.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  ausser  dem  Leichen- 
brande folgende  Bronzen:  Eine  kleine  Pincette,  L.  5*5,  Br.  8.  —  Eine  schon  vor  der 
Niederlegung  gebrochene,  al^er  wieder  zugespitzte  starke  Nähnadel,  L.  4*4.  —  Den 
massiven  Bügel  und  ein  Stück  der  Spirale  einer  La  T6ne-Fibel.  —  Einen  geschlossenen 
glatten  Ring  mit  beiderseits  scharfen  Rändern  und  convexen  Seitenflächen,  D.  41. 

387.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen:  Reste  eines  feinen  Bronzekettchens.  —  Drei  Bernsteinperlen 
bis  9  D.  —  Eine  kleine  blaue  und  zwei  kleine  gelbe  Glasperlen. 

388.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Freiliegend,  nordsüdlich  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  ein  eisernes  Haumesser  (Figur  358),  dessen  Spitze  abgebrochen 
ist.  Es  hat  die  Form  der  grösseren  Schwerter  von  Jezerine,  d.  h.  es  ist  einschneidig 
und  die  Klinge  in  ihrer  Mitte  am  breitesten.  Die  Klinge  ist  21*5  lang  und  in  der 
Mitte  2'9  breit.  Der  krumme,  in  eine  schmale  Platte  endigende  Griff  ist  10*5  lang,  bei 
der  Klinge  2  und  bei  der  End platte  3  Cm.  br. 


134 


I.    Archäolojjio  und  GoM-liiclitc, 


289.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  topfförmigc  graubraune  Thonurne  (Figur  359) 
war  mit  einer  unregelraässigen  Steinplatte  bedeckt,  hat  einen  ausgebogenen  Rand  und 
ist  am  Bauche  mit  zwei  horizontalen  Ansätzen,  sowie  mit  zwei  runden  Buckeln  verziert. 
H.  31,  D.  28,  m.  20,  h.  18,  b.  13,  hd.  17. 

290.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  topfförraige  schwärzliche  Thonurne  mit  schmal 
umgelegtem  Rande  stand  unbedeckt  in  einer  graubraunen  Thonschlissel  (Figur  360) 
mit  schwach  concavem  Boden  und  niederem  Fusse.  H.  18,  m.  33,  b.  14,  hd.  18, 
hf.  0-5. 

391.  Skcletgrab.    (T.  60.)    Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 

Neben   dem  Kopfe    lagen    11   theils  walzige,   theils  scheibenförmige  Bemsteinperlen  bis 

D.  1-2  und  L.  2. 

393.  Skeletgrab.    (T.  100.)   Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 

Neben  dein  Kopfe  lagen:  Eine  Certosafibel  aus  Bronze  mit  fehlender  Spirale  und* Nadel. 

Ein  Scheibenring  aus  Bein  von  3*4  D.,  mit  centraler  Bohrung  von  0*5  D. 

393.   Urnengrab.     (T.  50.)     Die    freistehende    Thonurne    enthielt    ausser     dem 

Leichenbrande  einen  zweihenkeligen  schwärzlichen  Thonkrug;  sein  Hals  ist  vom  Bauche 

nicht   abgesetzt,   der  Rand  umgelegt,   die  zwei  verticalen  Henkel  von  rundlich  flachem 

Querschnitte  stehen  zwischen  Hals  und  Bauch.  H.  15,  D.  148,  m.  10,  h.  8,  b.  65,  hd.4*5. 

394.  Skeletgrab.  (T.  60.) 
Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Norden.  Neben  dem 
Kopfe  lagen:  Ein  Eisenfragment. 
—  Eine  Pincette  aus  Bronze  (Fi- 
gur 361),  L.  7-9,  Br.  1-9.  —  Eine 
walzige  und  vier  scheibenförmige 
Bernsteinperlen  von  D.  1*2,  L.  1*4, 
dann  das  Fragment  einer  Bern- 
steinperle. 

295.  Urnengrab.  (T.  90.) 
Die  frei  in  der  Erde  stehende 
Thonurne  enthielt  im  Leichen- 
brand     nachstehende      Bronzen: 

Zwei    rechteckige   Gürtelbcschläge    mit   Haken   (Figur   362),  L.  5*8,   Br.  1*3.   —  Zwei 

Fragmente   von   rechteckigen   Beschlägen.    —   Einen    kleinen   runden,   stark   convexen 

Knopf,  D.  1-2. 

396.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  freistehende  grosse  bauchige  Thonurne  mit  weiter 
Mündung  ist  rothbraun,  ihr  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  emporstehend. 
Sie  ist  am  untersten  Halstheile  mit  einem  kurzen,  horizontal  gestellten,  aufwärts  gerich- 
teten glatten  Ansätze  versehen.    H.  31*5,  D.  33*5,  m.  20*5,  h.  20*5,  b.  13,  hd.  19. 

397.  Skeletgrab.  (T.  65.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen  nachstehende  Bronzen:  Eine  zweispiralige  Fibel  mit  drei  Bern- 
steinperlen (drei  weitere  fehlen)  auf  dem  geraden  Drahtbügel  und  einer  solchen  auf 
dem  Dorne,  L.  10,  Br.  3*2.  —  Ein  Zierscheibenring  (Figur  363),  D.  3*6.  —  Ein  Töpf- 
chen (Anhängsel)  mit  zwei  Henkeln  (ganz  gleich  Figur  404),  H.  38. 

398.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
An  Beigaben  fand  man  neben  dem  Kopfe:  Eine  grössere  Anzahl  von  Bruchstücken 
eines  feinen  Bronzekettchens,  zwischen  dessen  Glieder  gelbe  Glasperlen  eingeflochten 
sind.  —  11   kleine  nahezu  gleiche  Bernsteinperlen  von  etwa  I).  l'l. 


Fig.  361.  Bronzene 
Pincette  (V2) 
aus  Grab   294. 


Fig.  363. 

Bronzener 

8t'heibcnring 

aus  Grab  297. 


Fig.  362.    Bronzenes 

Gürtell)es('Iilägc  ('/a) 

aus  Grab  295. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  135 

299.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt.  Auf  dieser  lag  in  drei  Fragmenten  ein  geschweiftes,  einschneidiges 
Eisenmesser  mit  kurzem  GriflFe.  L.  der  Klinge  circa  14,  grösste  Br.  in  der  Mitte  2*8, 
L.  der  spitz  zulaufenden  Griffzunge  2-5.  —  Die  Urne  war  mit  den  Leichenbrandresten 
angefüllt,  enthielt  aber  keine  Beigaben. 

300.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  mit  einer  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckte 
Thonurne  enthielt  im  Leichenbrande  folgende  Beigaben:  Einen  einhenkeligen  dunkel- 
braungrauen Thonkrug,  dessen  Hals  vom  Bauche  schwach  abgesetzt  und  dessen  Rand 
nach  aussen  umgelegt  ist.  Der  Henkel  von  flach  rundlichem  Querschnitte  steht  vertical 
zwischen  dem  Halse  und  dem  Bauche.  H.  12,  D.  14*5,  m.  8*5,  h.  7,  b.  5*5  und  hd.  5.  — 
Vier  Eisenfragmente. 

801.  Urnengrab.  (T.  75.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt  und  enthielt  nur  den  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

302  a.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nord südlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  ganz  zersetzter  Thonkrug.  Neben  dem  Kopfe  lag  eine 
nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  L.  5*9,  H.  4-9. 

302  b.  Urnengrab.  (T.  120.)  Unter  dem  Skelete  302a  stand  frei  in  der  Erde  eine 
grossere  Thonurne,  welche  mit  Leichenbrand  gefüllt  war,  aber  keine  Beigaben  enthielt. 

303.  Brandgrab.  (T.  ?)  Unter  einer  Steinplatte  lag  frei  in  der  Erde  der  Leichen- 
brand, welcher  folgende  Beigaben  enthielt:  Ein  Eisenfragment  (vielleicht  von«  einer 
Fibel)   und   eine   grosse,   grüne,   gerippte  Glasperle  (Taf.  IV,  Figur  2),  D.  25,  Br.  2*3. 

304.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Das  Skelet  war  klein  und  gehörte  offenbar  einem  Kinde  an.  Man  fand  an  der  einen 
Hand  desselben  ein  Spiralarmband  aus  Bronzeblech  mit  drei  Umgängen,  D.  4. 

305.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  grössere  gelbbraune  Thonurne  stand  unbedeckt 
und  enthielt  nur  den  Leichenbrand. 

306.  Brandgrab.  (T.  ?)  Der  Leichenbrand  lag  in  der  blossen  Erde  und  war 
mit  einer  unregelmllssigen  Steinplatte  bedeckt.  Beigaben:  Zwei  Fragmente  eines 
eisernen  Sporen  (?).  —  Eine  an  den  Rändern  ornamentirte  Bronzepincette  (ähnlich 
Figur  491),  L.  118,  Br.  24. 

307.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe:  Viele  Fragmente  eines  feinen  Bronzekettchens,  zwischen  dessen 
Glieder  einzelne  gelbe  Glasperlen  eingeflochten  sind.  —  Eine  ganze  und  eine  gebrochene 
Bernsteinperle,  D.  1.  —  Sieben  kleine  gelbe  Glasperlen. 

308.  Urnengrab.  (T.  40.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt 
den  Leichenbrand  und  folgende  Beigaben:  Das  Fragment  einer  orna- 
mentirten  walzigen  Bernsteinperle  (Figur  364),  L.  21.  —  Eine  scheiben- 
förmige und  zwei  cylindrische  Bernsteinperlen  bis  D.  2.  —  Drei  wein- 
gelbe Glasperlen  mit  scharfer  Mittelrippe,  D.  9.  p.    g^^ 

309.  Urnengrab.    (T.  GO.)    Die  unbedeckte  rothgelbe  Thonurne      Hornstcinpcrle 
ist  am  Halse,  Bauche  und  Henkel  mit  schwarzen  Strichen  bemalt.    Der  (Vi) 
vertical  gestellte  Henkel  von  flachrundem    Querschnitte  ist   an   seinem      »"»  ^»'»^  308. 
Scheitel   mit    einer   concaven  Platte  geziert  (Figur  365).     Im  Leichen- 
brand   fand    man    einen    zweihenkeligen    röthlichen    Thonkrug   (Figur    366)   mit   ganz 
niederem  Fusse.     Sein  Hals   ist   vom  Bauche  kaum  merklich  abgesetzt,  der  Rand  aus- 
gebogen,  die   zwei   verticalen  Henkel   von   flachrundem  Querschnitte   sind   am  unteren 
Halstheile   angebracht.     Bauch   und  Hals   sind   bis  zum  Rande  mit  schwarzen  Strichen 
bemalt.    H.  llö,  D.  105,  m.  7o,  h.  7,  b.  5*5,  hd.  4*5,  hf.  1. 


136 


I.    Arcliäologfio  und  Gesi-liiehto. 


Fi^.  365.    ThrMieriios  (jlctassl)nu-listiU*k 
mit  boinaltoiii  Hoiikcl  (*/2) 


i  Mi  \ 


Fig.  366. 
Zwoihonkcliofcr 
Thonknig  (V4) 


310.  Urnengrab.    (T.  GO.)    Die  Thonurnc  war   mit  einer  unregelraässigen  Stein- 
platte bedeckt.     Sie  enthielt  nur  den  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

311.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  freistehende 
Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand   einen  ein- 
henkeligen bräunlichrothen  Thonkrug.  Sein  Hals 
ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  schmal 
umgelegt  und  der  verticale  Henkel  von  breit 
ab<};erundetem    Querschnitte    an    der    grössten 
Weitung  aufgesetzt.  H.  11*5, 
D.  12,  m.  6-5,   h.  6-5,  b.  5, 
hd.  5. 

313.  Urnengrab.  (T. 
60.)  Die  zersetzte  und  nicht 
restaurirbarc  Thonurne  war 
mit  einer  un regelmässigen 
Steinplatte  bedeckt.  Sie  ent- 
hielt nur  die  Leichenbrand- 
reste  ohne  Beigaben. 

313.  Skeletgrab.    (T. 
90.)     Freiliegend,    nordsüd- 
lich, mit  dem  Kopfe  im  Nor- 
den.    Neben   dem  Kopfe  lag  eine   defecte  Mittel-La  Tene-Fibel  aus  Bronze  mit  einem 
kleinen,  an   der  Nadelrinne  angehängten  Ringelchen  und  ein  zu  dieser  Fibel  gehöriges 
Knöpfchen. 

314.  Urnengrab.    (T.  50.)   Die  graue  Thonurne  (Figur  367)  von  geringer  Grösse 
stand   unbedeckt.     Sie    hat  einen  nicht  abgesetzten  Hals  und  einen  schmal  umgelegten 

Rand.  H.  235,  D.  275, 
m.l7,h.l6,b.ll,hd.l2-5. 
315.  Urnengrab. 
(T.  66.)  Die  topfförmige 
schwärzliche  Thonurne 
war  mit  einer  unregel- 
mässigen Steinplatte  be- 
deckt. Der  kurze  Hals 
von  2  H.  ist  vom  Bauche 
deutlich  abgesetzt,  der 
Rand  ausgebogen.  H.  23*5, 
D.  28,  h.  18-3,  b.  12-5, 
hd.  13-5. 


aus  Grab  309. 


Fig.  367.    Thoimnii-  (^'ß) 
aus  Grab  314. 


Fij?.  368.   IJronzeuer  «glatter  King  ('/a) 

ans  Grab  31 G.  316. 


Urnengrab. 


(T.  60.)  Die  Thonurne 
war  mit  einer  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt,  und  enthielt  ein  kleines  Beigefäss 
aus  Thon.  Auf  dem  Leichenbrande  lag  ferner  ein  unverbrannter  Schädel.  Es  ist  dies 
der  zweite  Fall  einer  partiellen  Verbrennung  in  Jezerine  (S.  o.  193).  Um  die  Urne  herum 
war  die  Erde  stark  mit  Holzkohlenstückchen  und  Asche  durchsetzt,  so  dass  Ver- 
brennung der  Leiche  an  Ort  und  Stelle  angenommen  werden  darf.  Ausserdem  wurde 
ein  grösserer  gesclilossener  glatter  Bronzering  mit  beiderseits  scharfen  Rändern  und 
flach  convexcn  Seitonflächen  (Figur  3r)S)  angetroffen,  D.  7. 


Radimsky.     Die  Nekropulc  von  Jczeritie  in  Pritoka. 


137 


317.  Brandgrab.  (T.  ?)  Der  Leichenbrand  lag  unter  einer  unregelmässigen 
Steinplatte  frei  auf  der  Erde  ausgebreitet.  Beigaben:  Der  Griff  sammt  einem  Theile 
der  Klinge  eines  Eisenmessers  (Figur  369).  —  Ein  Bronzefragment,  vielleicht  vom  Bügel 
einer  Fibel.  —  Eine  runde  und  zwei  walzige  Bernsteinperlen,  D.  bis  1*7,  L.  bis  1'8. 

318.  Skeletgrab.  (T.  90.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
In  der  Halsgegend  fand  man  52  ganze,  theils  runde,  theils  scheibenförmige  Bernstein- 
perlen  bis  D.  3-5  und  drei  Fragmente  einer  weiteren  Bernsteinperle. 


,.  "  "  -r,,^ 


Fig.  371.   Bronzene 

Mittel-La  Tene-Fibel  («/.O 

ans  Grab  320. 


Fig.  370. 
Zweilicnkeliger 
Thonkrug  (V4) 
aus  Grab  319. 


Fig.  369. 
Eisernes   Messer- 
fragment (*/4) 
ans  Grab  317. 


Fig.  374. 

Bronzene  römische  Fibel  ('/j,) 

ans  Grab  324. 


Fig.  373. 
Bronzene  Ziernadcl 
ans  Grab  323. 


(%) 


Fig.  372.    »Silbenies  Kett<iheu 

mit  Ringen  und  Anhängseln  (*/i) 

aus  Grab  322. 


319.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  ostwestUch,  mit  dem  Kopfe  im  Westen. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  schwärzlichbrauner  zweihenkeliger  Thonkrug  (Figur  370). 
Sein  Hals  ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen  und  die  kleinen  ver- 
ticalen  Henkel  von  breitrundlichem  Querschnitte  zwischen  Hals  und  Bauch  situirt.  Der 
obere  Bauchtheil  ist  durch  eingeritzte,  mit  den  Spitzen  nach  unten  gerichtete  Dreiecke, 
deren  Flächen  durch  schiefe  Striche  ausgefüllt  sind,  ornamentirt.  H.  14,  D.  13-5,  m.  9, 
h.  7-5,  b.  7,  hd.  4-5. 

320.  Brandgrab.  (T.  1)0.)  Leichenbrand  frei  in  der  Erde,  mit  einer  unregel- 
mässigen Steinplatte  bedeckt.  Beigabe:  Eine  Mittel-La  T^ne-Fibel  aus  Bronze  (Figur  371), 
deren  zurückgelegter  Fuss  eine  dreieckige  ornamentirte  Platte  trägt,  L.  5*3,  Br.  2*2,  H.  1'2. 

321.  Brandgrab.  (T.  60.)  Bestand  aus  vier  Steinplatten,  welche  eine  niedere 
Kiste  bildeten.  Diese  war  mit  dem  Leichenbrand  gefüllt  und  mit  einer  grösseren 
Steinplatte  bedeckt.     Darin  zwei  flach  walzige  Bernsteinperlen,  L.  1*6,  D.  9 — 13. 

322.  Skeletgrab.  (T.  110.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Bei  dem  Kopfe  ein  Ringelchen  aus  Silber,  an  welchem  zwei  aus  Silberdraht  geflochtene 
feine  Kettchen  angehängt  sind.  Jedes  Kettchen  trägt  mittelst  eines  kleineren  Silber- 
ringels ein  Anhängsel  aus  Silborblech  (Figur  372). 


138 


T.    Archnologie  und  Geschichte. 


338.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:  Eine  geknickte  Ziernadel  aus  Bronzedraht  mit  zurückgerolltem  Kopfe 
(Figur  373),  L.  7'1.^)  —  Zwei  geschlossene,  ungleich  grosse  Bronzeringe  mit  rhombi- 
schem Querschnitte,  D.  4  und  3*7. 

324.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe:  Ein  Eisenfragment.  —  Eine  römische  Provinzialfibel  aus  Bronze 
(Figur 374),  L.  6*8, H. 3*3, Br. 2*8.  —-Ein  kleiner,  runder,  flachconvexer  Bronzeknopf,  D.  1. 

335.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  Thonurne  stand  zwischen  vier  Steinplatten, 
welche  mit  einer  grossen  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt  waren.  Im  Leichenbrand 
dieses  reichen  Grabes  fand  man  nachstehende  Beigaben:  1.  Eine  Mittel -La  Tene- Fibel 


Fig.  376.    Hnnizenc  Mittcl-La  Tone -Fibel 

mit  Spiralrin-'^Khon  («/a)  aus  Grab  325. 


Fif^.  377.    JJronzono  zwcispiralipc».  Fibol 
mit  IJcni.stcinporlon  und  15ronzerinjjfoh*heii  ('/g) 


aus  Bronze  (Figur  375).  Der  fast  bis  zur  breiten  Spirale  zurückreichende  Fuss  trägt 
zwei  halbrunde  Knüpfe  aus  Bernstein,  L.  8*7,  H.  2*9,  Br.  43.  —  2.  Eine  Mittcl-La  TtNne- 
Fibcl  aus  Bronze,  mit  schmaler,  nur  aus  vier  Windungen  bestehender  Spirale  und  weit 

zurückreichendem  Fusse,  welche  am  Dorne 
zwei  ungleich  grosse  Spiralringe  von  je  drei 
Umgängen  trägt  (Figur  376),  L.  6*5,  H.  1-8.  — 
3.  Eine  zweispiraligc  Fibel  aus  Bronze,  deren 
geraden  Drahtbiigcl  drei  selir  grosse  Bernstein- 
perlen  zieren  (Figur  377).  Auf  dem  Dorne  sind 
drei  flache  Bronzeringelchcn  von  2*4  D.  einge- 
hängt. L.  91,  H.  4*2.  —  4.  Ein  verbogenes  Draht- 
ringclchen  von  etwa  1*8  D.  (Fingerring).  — 
5.  90  thcils  scheibenförmige,  theils  cylindrische 
Bernsteinperlen  (Figur  378,  S.  130).  Die  erste- 
ren  sind  sehr  gross,  eine  davon  erreicht  einen  D. 
von  5*7.  Ausserdem  mehrere  Fragmente  von 
Bernsteinperlen.  —  47  lebhaft  kobaltblaue 
Glasperlen  (Taf.  III,  Figur  12). 
Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 


Vig.  380. 
Bronzenes 
Fig.  379.    EinhenkoligtT  Gürtol- 

Tlioukrug  (Ve)  bcsthläj^c  («/.i) 

au.s  Grab  32G. 


336.  Urnengrab.    (T.  56.). 


platte  bedeckt  und  enthielt  im  Leichenbrand:  Einen  einhenkeligen  Thonkrug  (Figur  379). 


M  Vjrl.  St.  Micbaol,  Mittb.  d.  A.  G.,  1H88,  IM.   .WIH,  Taf.  VI,  Ficrur  24. 


Uadimsky.    Die  Nekropole  von  Jezeriuo  in  Pritoka. 


139 


Er  ist  rothbraun,  sein  Hals  vom  Bauche  deutlich  abgesetzt,  der  Rand  schmal  umge- 
bogen und  der  verticale  breite  Henkel  von  kreisrunder  Form  am  unteren  Halstheile 
angebracht.  Der  obere  Theil  des  Bauches  ist  durch  eingeritzte  Dreiecke  verziert,  deren 
Flächen  mit  schiefgestellten  Strichen  ausgefüllt  sind.  H.  16,  D.  16,  m.  9,  h.  8*5,  b.  7, 
hd.  6.  —  Ein  Gürtelbeschläge  aus  Bronze,  rechteckig  (Figur  380),  L.  5*3,  Br.  1-7.  — 
Ein  Fragment  des  Gegenstückes  zu  diesem  Beschläge. 

337,  Urnengrab.  (T.  60.)  Unbedeckte  rothgelbe 
Thonume  (Figur  381).  Ihr  Hals  ist  vom  Bauche  nicht 
abgesetzt,  der  Rand  aufwärtsstehend.  H.  29*5,  D.  28, 
m.  14,  h.  14,  b.  11-5,  hd.  185. 

328,  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  Thonurne  war 
mit  einer  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt  und  ent- 
hielt nur  die  Brandreste. 


Fig.  382.    Bronzene  Anliäng^cl  ('/g) 
aus  Grab  330. 


Fig.  381.    Thonurne  (Va) 
aus  Grab  327. 


339.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordsüdhch,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe:  Viele  Fragmente  eines  feinen  Bronzekcttehcns.  —  Sechs  blaue  und 
drei  gelbe  Glasperlen. 

SSO.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  fanden  sich:  Eine  halbkreisftirmige  nadellose  Bogenfibel  aus  Bronze, 
L.  6-3,  H.  4-4.  —  21  hohle,  bullenfürmige  Anhängsel  aus  Bronze  von  etwas  difFerirender 
Grösse  (Figur  382),  D.  1*2  bis  IG.  —  6  blaue,  weiss  emaillirtc  Glasperlen,  D.  1.  — 
36  blaue  Glasperlen,  bis  D.  1.  —  9  gelbe  Glasperlen,  D.  (5. 

S31.  Urnengrab.  (T.60.)  Die  Thonurne  (Figur 383) 
war  mit  einer  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt,  ist 
topfförmig,  rothbraun, 
ihr  Rand  ausgebogen; 
an  der  grössten  Wei- 
tung waren  zwei  An- 
sätze angebracht.  H.  30, 
D.  26,  m.  16,  h.  15-5, 
b.  13-5,  hd.  17-5.  Im 
Leichenbrand  lag  eine 
Mittel-La  Tene-Fibel 
aus  Bronze  (Figur  384), 
L.  7-6,  H.  2-5,  Br.  37. 

333,  Steinki- 
stenbrandgrab.  (T. 
80.)     Die    Brandreste 

dieses  Grabes  befanden  sich  in  einer  aus  weichem  Kalkmergel  gearbeiteten  rechteckigen 
Steinkiste,  welche  ganz  zersetzt  war.    An  Beigaben  fanden  sich  darin:  Zwei  Fragmente 


Fig.  384. 
Bronzene  Mittcl-La  Tenc-Filicl  ('/gj 


Fig.  383.    Tlionurne  (Ve) 
aus  Grab  331. 


140 


I.    AreliKülogie  und  Geschichte. 


einer  kleinen  eisernen  Messerklinge.  —  Ein  kreuzförmiger  Knopf  aus  Bronze  (gleich 
Fig.  240),  D.  2.  —  Eine  scheibenförmige  Bernsteinperle,  D.  1*8.  —  Eine  walzige,  wein- 
gelbe Glasperle  (Tafel  IV,  Figur  11),  L.  1*2,  D.  09.  —  Das  Fragment  eines  konischen 
Steincylinders  aus  festem  grauem  Kalksteine  (Figur  385),  L.  4'7,  D.  2*4.  —  Einzelne 
Scherben  eines  schön  gerippten  römischen  oder  griechischen  Thongefilsses,  wahrschein- 
lich eines  Bechers. 

333.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Freiliegend,  nordsUdlicIi,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.  Bei  dem  Kopfe  lag  eine  zweispiralige 
Bronzefibel  (Figur  38ß).    Auf  ihrem   geraden   Drahtbügel   sind 


Fij^.  385.   Cylindrisdips 

Stcinfraginent  ('/«> 

ans  Grab  3.32. 


Fig.  .386.  Broiizono  z^Yeispirali^  Fibel 

mit  Bornstoinpcrlen  (*/.,) 

auH  Grab  333. 


Fig.  387.    Bronzenes 

Spiralarinband  ('/a) 

ans  Grab  335. 


drei  Bernsteinperlen  (in  der  Mitte  eine  grössere  scheibenförmige,  an  den  Seiten  je  eine 
kleinere  cylindrische)  aufgesteckt.  Von  dem  Bügel  verläuft  die  Spirale  am  Kopfende  in 
vier  Windungen  gegen  links  zum  Dome,  am  Fussende  in  drei  Windungen  gegen  rechts 
zum  Fusse,  L.  7-6. 

334.  Skeletgrab.   (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  L.  4*5,  H.  3*3. 

335.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  nordsüdlich, 
mit  dem  Kopfe  nach  Norden.  Neben  dem  Kopfe  lag  ein 
Bronze-Spiralarmband  (Figur  387)  aus  o^/^  Umgängen  eines 
relativ  breiten  Bronzebleches.  Eines  der  Enden  ist  abge- 
rundet, das  andere  zurückgebogen,  D.  5*2. 

336.  Skeletgrab.  (T.  40.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.   Bei  dem  Kopfe:  Eine  Certosafibel  aus 

Bronze,  L.  9*1,  H.  2-1.  —  Ein  ovales  Zierblech 
aus  Silber  mit  einem  menschlichen  Gesichte  in 
getriebener  Arbeit  (Figur  388),  L.  1-9,  Br.  1*6. 

337.  Skeletgrab.  (T.  40.)  Freiliegend, 
nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Neben 
dem  Kopfe  lag  ein  Spiralarmband  (Figur  389) 
aus  einem  breiten  Bronzebleche  in  zwölf  koni- 
schen Windungen.  An  der  weiteren  Seite  ist 
das  Ende  abgerundet,  an  der  schmäleren  Seite 
einfach  zurückgebogen,  L.  10,  D.  5*3  und  4*2. 

338.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend, 
nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Bronze- 
beigaben:   Neben    dem  Kopfe    eine    nadellose, 

halbkreisförmige  Bronzefibel,  L.  5*9,  H.  4*4.  —  An  einem  Armknochen  ein  Spiralarmband 
aus  Bronzeblech  in  zwölf  konischen  Windungen,  H.  8o,  D.  Oo  und  4. 


Fig.  389. 

Bronzenes  .Spiralann band  ('/a) 

ans  (irab  337. 


Fig.  388. 
Silbernes 
Zierblccb 

mit 

Menschen- 

gesiclit  (*/i) 

ans  Oral»  336. 


Radiiiisky.    Die  Nekropolc  von  Jezoriiio  in  Pritoka. 


141 


339,  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  beim  Leichenbrand 
einen  römischen,  auf  der  Drehscheibe  erzeugten  Henkelkrug  (Figur  390).  Er  ist  licht- 
gelb und  vom  ßande  bis  zum  Fusse  mit  herumlaufenden  Streifen  und  spiralbogen- 
förmigen Strichen  in  Schwarz  bemalt.  Der  etwas  concave  Boden  besitzt  einen  Ranft, 
der  Hals  ist  vom  Bauche  deutlich  abgesetzt,  der  Rand  umgelegt.  Der  flache,  am  Halse 

vertical  aufgesetzte  Henkel  reicht  bis  zur  Höhe  des  Randes. 
H.  12-7,  D.  9-6,  m.  8,  h.  6-3,  b.  53,  hd.  6,  hf.  04. 

340.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  unbedeckte  Thonurne 
enthielt  Leichenbrand  und  einen  zweihenkeligen  gelbUchen 
Thonkrug.  Sein  Hals  ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der 
Rand  ausgebogen,  die  zwei  verticalen  Henkel  von  flachrundem 


Fig.  390. 

Thftnemer  Henkelkrug  (Va) 

auä  Grab  339. 


Fig.  391.    Bronzene  Mittel -La  T6nc-Fibel  (•/») 
aus  Grab  341. 


Querschnitte  zwischen  dem  Bauche  und  Halse  angebracht.  Vom  Rande  bis  zur  grössten 
Bauch  Weitung  zeigt  dieses  Gefäss  Bemalung  mit  schwarzen  Strichen.  H.  13,  D.  ll'f), 
m.  8,  h.  7,  b.  5,  hd.  45. 

341.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  stand  in  einer 
Thonschüssel  und  war  mit  einer  UhnHchen  Schüssel  bedeckt. 
Im  Leichenbrande  lag  eine  Mittel -La  Tfene- Fibel  aus  Bronze 
(Figur  391),  L.  99,  H.  25. 

343.  Brandgrab.  (T.  80.)  Die  Brandreste  lagen  in  einer 
aus  sechs  Platten  zusammengesetzten  viereckigen  Steinkiste, 
welche  mit  einer  unregelmässigen  Platte  bedeckt  war,  frei  auf 
der  Erde.  Dabei  eine  kleine  frtihrömische  Provinzialfibel  aus 
Bronze,  L.  5-5,  H.  23. 

343.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Osten.  Bronzebeigaben:  Ein  Ohrring  mit  ein- 
gehängter Bernsteinperle  (Figur  392),  mittels  eines  bewegHchen 
Spiralröhrchens  schliessbar,  D.  5*2.  —  Ein  Spiralarmband  aus 
schmalem  Bleche  von  3^/4  Umgängen,  mit  beiderseits  zurück- 
gebogenem Ende  (Figur  393),  D.  43. 

844.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdUch,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.  Neben  dem  Kopfe  fand  man  die  fol- 
genden Beigaben:  Eine  halbkreisförmige,  nadellose  Bogenfibel 
aus  Bronze  (Figur  394),  in  deren  Kopfschleifc  ein  Spiralring  mit 
vier  Windungen  (und  in  letzteren  ein  grösserer  flacher  Bronze- 
ring) eingehängt  ist.  An  dem  flachen  Ringe  sind  die  Enden 
vieler  feinen  Bronzekettchen  aufgereiht,  L.  6*4,  H.  4*3.  —  Viele 

Fragmente  von  feinen  Bronzekettchen.    —  Sieben  hohle,  bullenförmige  Anhängsel  aus 
Bronze  (ähnlich  Figur  382).  —  Eine  kleine  Bernsteinperle. 


Fig.  392.    Bronzener 

Ohrring  mit  Benistein- 

pcrlen  (•/g) 


Fig.  393. 
Bronzenes  Spiralarmband 

(%) 

aus  Grab  843. 


142 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


345.  Skelet^rrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  L.  6.9,  H.  4-7. 
_  346.  Urnengrab.  (T.  120.)  Die  frei- 

stehende grosse  Urne  enthielt  im  Leichen- 
brand eine  Mittel-La  Tf^ne-Fibel  aus  Bronze 
mit  breiter  Doppelspirale,  welche  auf  einer 
Seite  vier,  auf  der  anderen  ftlnf  Umgänge 
hat,  L.  5-5,  Br.  29,  H.  1-4. 


Fig.  394.    Bronzene  halbkreisförmige  Bogcniihel 
mit  Ring  und  Kettchen  ('/a)  aus  Grab  344. 


Fig.  395.    Hronzene  Mittel-La  Tc^ne-Fibel  («/s) 
aus  Grab  347. 


347.  Brandgrab.    (T.  50.)    Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand 
eine  Mittel  -  La  Tene  -  Fibel  aus  Bronze  (Figur  395),  L.  95,  H.  29. 

348,  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  grosse  topfförraige 
Thonurne  (Figur  39(3)  war  mit  einer  Thonschale  bedeckt. 
Sie  ist  schwärzlichbraun,  ihr  Hals  nicht  abgesetzt,  der 
Rand  aufwärtsstehend.  An  der  grössten  Bauchweitung 
sind  drei  knopfförmige  Buckel  angebracht.  H.  35,  D.  25, 
m.  14,  b.  13,  hd.  19.  Auf  der  Thonschale  lag  die  Spitze 
einer  eisernen  Messerklinge  und  drei  Fragmente  einer 
eisernen  La  Tene -Fibel  (Figuren  397  und  398).  Das 
Bügelstück  Figur  397  ist  mit  einem  schmalen  Bronze- 
bleche spirahg  umwunden.  Die  Urne  selbst  enthielt  nur 
die  Brandreste.  Es  ist  dies  der  erste  Fall  in  Jezerine, 
dass  Schmuckbcigabcn  nicht  in  der  Urne,  sondern  auf 
einer  Dcckschale  deponirt  waren. 

349.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  Thonurne  war  mit 
einer  runden  Steinplatte  von  51  D.  und  9  Stärke  bedeckt. 
An  Beigaben  enthielt  sie  im  Leichenbrand  eine  zwei- 
spiralige  Bronzefibel  (Figur  399).  Auf  ihrem  geraden 
Drahtbügcl  sind  acht  Bcrnsteinperlen  aufgesteckt,  an 
dem  Dorn  hängt  ein  grosses  Bronzegehänge.  Die  Kopf- 
platte des  letzteren  ist  ornamentirt  und  oben  durch 
Pferdeküpfe  abgeschlossen.  An  ihr  hingen  fünf  feine 
Kettchen  (eines  fehlt),  und  jedes  trug  am  unteren  Ende 
ein  Bronzeringclchen  von  rhombischem  Querschnitte.  Die 
Fibel  hat  L.  11,  Br.  44,  H.  30.  Das  Gehänge  L.  16, 
Br.  5().  —  Einen  massiven  Bronzearmring  (Figur  400). 

Derselbe  ist  offen,  die  schwächeren,  etwas  abgerundeten  Enden  stark  übergreifend.    Die 
Aussenfläche  ist  mit  geirenoinandergestellten  und  schief  gestrichelten  Dreiecken  verziert, 


Figr.  396.    Tlioimnie  ('/«) 


Fig:.  397.   Eisernes 

Fibel  fragiiieut 

mit  Brouzedraht 

uniw'uiidcu 

(Va) 


Fig.  308. 

Ei. Sern  CS 

FibeltVagment 


aus  Gral)  348. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezeriiic  iu  Pritt»ka. 


143 


D.6-8.  —  Zwei  kleine  runde  Bronzeknöpfe  von  1.  D. —  Sieben  scheibenförmige  Bernstein- 
perlen von  nahezu  gleicher  Grösse  (D.  1*5),  sowie  mehrerer  Fragmente  von  Bernsteinperlen. 


Fig.  400.    Bronzener  Arnirinp  (^/g) 


Fig.  399.    Bronzene  zwcisinralige  Fibel 

mit  Benisteinperlen  und  Kettengehänge  ("/g) 

aus  Grab  340. 


Fig.  401.    Bronzene  Mittel-La  Tene-Fibel 
mit  Kin;r  (*/.i) 


Fig.  402.    Bronzener 
Zierriug  (^/a) 


Fig.  403. 

^P 

Üronzenes 

Spiral- 

Fig.  404.    Bronzenes 

röhrchen 

Töpfehen, 

(•/.) 

Anhängsel  («/g) 

aus 

Grab 

350. 

350,  Skeletgrab.  (T.50.)  Frei- 
liegend, nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Norden.  Bei  dem  Kopfe  lagen  fol- 
gende Beigaben :  Eine Mittcl-La Tfcne- 
Fibcl  aus  Bronze  (Figur  401).  Der 
flache  Bügel  und  der  zurückge- 
legte Fuss  sind  mit  zwei  gi'össeren 
und  einem  mittleren  kleineren  Bronze- 
knopfe geziert  und  der  Dorn  durch 
ein  verschiebbares  Kingelchcn  in  der 
Rinne  befestigt.  Am  Dorne  ist  ein 
kleines  Bronzeringelchcn  angehängt.  ^) 


L.  9-8,  Br.  3-9,  II.  2-9.  --  Ein  mit 
Strichen  ornamentirtcr  geschlossener 
Bronzering  von  flach  rhombischem  Querschnitte  (Figur  402),  D.  3-8.  —  Vier  Spiral- 
röhrchen  aus  Bronze  (Figur  403).  —  Ein  kleines  zweihenkeliges  Töpfchen  (Anhängsel) 


»)  Vgl.  Kakitno,  diese  Mitth.,  I,  S.  177,  Figur  16. 


144 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


aus  Bronze   (Figur  404)    mit  ovaler  Mündung,  D.  2*5  bis  3,  H.  3-8.  —  Eine  rundliche 
Bronzeperle,  D.  1*3.  —  Drei  ungleich  gi'ossc  scheibenförmige  Bernsteinperlen  bis  D.  2. 

351.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Freiliegend,  nord- 
südlich, mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Neben  dem 
Kopfe  lagen  vier  Hälften  von  hohlen ,  buUenförmigen 
Bronzeblechanhängseln,  D.  1*5. 


Fig.  405.    Thoimnie  (>/«) 


Fig.  407. 

Fuchszahn, 

durchbohrt  («/») 

aus  Grab  352. 


Fig.  406. 
Bronzene  Mittel-La  T^ne-Fibel  ('/g) 


S53.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  freistehende  Thonurne  (Figur  405)  ist  dunkelgrau, 
der  Hals  vom  Bauche  merkhch  abgesetzt,  ober  der  grössten  Weitung  stehen  zwei  kreuzför- 
mige Ansätze.  H.  bis  zum  Rande  26-5,  D.  30,  h.  16,  b.  12.5,  hd.  13-5.  Beigaben:  Eine  Mittel- 
La  T^ne- Fibel  aus  Bronze  (Figur  406),  L.  8-1,  Br.  2-1,  H.  2-5.  —  Ein  glattes,  in  der  Mitte 
durchbohrtes  Bronzescheibchen,  D.  2.  —  Ein  durchbohrter  Fuchszahn  (Figur  407),  L.  3. 
353.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Freiliegend,  nord- 
südlich, mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Neben  dem 
Kopfe:  Eine  kleine  Hallstlitter  Bogenfibel  aus  Bronze 
mit  langem  Fuss  und  kurzer  einseitiger  Spirale 
(Figur  408),  L.  3-1,  H.  1-7.  —  Eine  Ziernadel  aus 
Bronze  (der  Kopf  fehlt),  L.  10-2. 

354.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nord- 
südlich, mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Beigaben:  Ober- 
halb des  Kopfes  stand  eine  kleine  schwärzliche  Hen- 
kelschale aus  Thon  (Figur  409),  deren  Henkel  hoch 
über  den  Rand  emporsteht.  H.  4*5,  D.  7*8,  m.  7*5, 
h.  7,  b.  6*5,   hd.  2.   —   Ein  Eisenfragment,  zu  einer 


Fig.  410.  Thonurne  (Ve) 
auB  Grab  356. 


Fig.  408. 

Bronzene  Fibel  ('/s'» 

aus  Grab  353. 


Fig.  409.     Thönernc 

Henkclschale  (^j^) 

aus  Grab  354. 


Fibel  oder  einem  Armringe  gehörig.  —  Eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus 
Bronze,  L,  5*9  und  H.  4*3. 

355.  Urnengrab.     (T.  66.)     Die  freistehende,  topfformige  Thonurne  ist  dunkel- 
braun mit  ausgebogenem  Rande.  H.  365,  D.  30,  m.  19,  b.  14,  hd.  21. 


Badimsk/.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


145 


856.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  freistehende  Thonurne  (Figur  410)  ist  topfförmig, 
schwärzlich  graubraun  mit  aufwärts  stehendem  Rande.  H.  43,  D.  30,  m.  16,  b.  14,  hd.  29. 

857.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  L.  5*2,  H.  3'8. 

858.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beim  Kopfe  nachstehende  Beigaben:  Ein  röthlicher  einhenkeliger  Thonkrug.  Sein  Hals 
ist  vom  Bauche  deutlich  abgesetzt,  der  Rand  umgelegt  und  der  breite,  fast  kreisrunde, 
mit  einer  LängsriUe  in  seiner  Mitte  gezierte  Henkel  am  unteren  Halstheile  angebracht. 
H.  17*5,  D.  20,  m.  10,  h.  8,  b.  7,  hd.  6.  —  Eine  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze 
ganz  wie  Figur  134.  In  der  Kopfschleife  ist  ein  Bronzespiralring  von  fünf  Umgängen 
eingehängt,  L.  5*8,  H.  43.  —  Acht  Bronzespiralröhrchen.  —  Ein  bogenförmig  ge- 
krümmter Bronzeblechstreifen  (vielleicht  Fragment  eines  Spiralarmringcs).  —  Zwei  Eisen- 
fragmente, eines  davon  vielleicht  zu  einer  Fibel  gehörig. 


Fig.  411.    Thoniinie  (Vo) 


Fig.  412.    lironzcnc  zweispiralige  Fibel 
mit  Beriistciiiperleu  (%) 


Fig.  415. 
Berusteiiiperle 

(Vi) 


Fig.  413.   Silberne 
Zierscheibcliciifragmente  (*/i) 

aus  Grab  359. 


Fig.  414.    Zinnerner  (?) 
Zierring  (Vi) 


859.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  Thonm'ne  war  mit  zwei  übereinandergestellten 
Thonschalen  bedeckt.  Die  Urne  (Figur  411)  ist  topfförraig,  graubraun,  mit  ganz  niederem 
Fuss.  Der  Hals  ist  vom  Bauche  durch  einen  glatten  Rundwulst  getrennt,  der  Rand 
aufrechtstehend.  H.  42-5,  D.  33-5,  m.  15,  b.  14,  hd.  18,  hf.  1.  Im  Leiclicnbrand  lagen: 
Eine  Früh-La  Tene-Armbrustfibel  aus  Bronze  mit  verbreitertem  lUlgel  (ähnlich  Figur 
454),  L.  6*8,  Br.  5*5,  H.  1-6.  —  Eine  zweispiralige  Fibel  aus  Bronze  (Figur  412).  An 
dem  etwas  eingebogenen  Drahtbügel  sind  fünf  Bernsteinperlen  aufgesteckt.  L.  8-3, 
Br.  3*1,  H.  3*3.  —  Eine  Bronzepincette,  L.  11,  Br.  2.  —  Fragmente  eines  Zierschcibchens 
aus  Silber  (Figur  413).  —  Das  Fragment  eines  gegossenen  Ringels  aus  Zinn  mit  vier 
an  der  Peripherie  aufgesetzten  perlenartigen  Ansätzen  (Figur  414)^  D.  etwa  2-5.  —  Eine 
scheibenförmige,  beiderseits  gegen  die  Mitte  zu  concave  Bernsteinperle  (Figur  415),  D.  1*9. 

360.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdhch,  mit  dem  Kopfe  im  Süden. 
Beim  Kopfe  stand  ein  kleiner  schwärzlichbrauner,  einhenkeliger  Becher,  bauchig,  mit 
ausgebogenem  Rande  und  über  den  GefUssrand  emporstehendem  Henkel.  H.  45,  D.  7*6, 
Band  ni.  10 


140 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


m.  5,  b.  6,  hd.  2*2.   —   Daneben   lag  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus 

Bronze,  L.  61,  H.  4-3. 

861.  Urnengrab.    (T.  130.)    Unter  einer  unregelmässigen  Steinplatte   stand  die 

mit  einer  braunen  Thonschüssel  bedeckte  braune  Thonurne.  Die  Urne  ist  topfförmig, 
ihr  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  ober  der  grössten  Weitung 
stehen  vier  horizontale  Ansätze  mit  je  zwei  kleinen  Hörnchen  an 
den  Enden.  H.  23,  D.  235,  h.  14ö,  b.  9,  hd.  12-5.  Die  Deck- 
schüssel ist  braun,  mit  kurzem  Fuss,  ausgebogenem  Rande.  H.  7*5, 
D.  19,  ra.  19,  b.  8,  hf.  1.  Beigaben:  Der  Randscherben  eines  gelb- 
lichen, auf  der  Drehscheibe  erzeugten  und  beiderseits  mit  einer 
glänzend  schwarzen  Farbe  ilberstrichenen  römischen  oder  griechi- 
schen Thongeßlsses.  Dann  das  Bruchstück  eines  Rindskopfes 
(Figur  416)  aus  ganz  gleichem  gelblichem  Thone  wie  der  Scherben, 
mit  Resten  schwarzer  Firnissfarbe.  Beide  Stücke  müssen  schon 
Fig.  416.  Thönenier  ^'^  Scherben  in  die  Urne  gekommen  sein,  da  kein  weiteres  Frag- 
Rindskopf  (V»)  mcnt  davon  gefunden  wurde  und  die  Bruchflächen  ganz  verwittert 


•  Fig.  418.   Broiizeuc 
Mittel -La  T6ne- Fibel  («/a^ 


Fig.  417.    BronzeiH» 
Mittel -La  T6nc-Fibcl  («/s) 


aus  Grab  361. 


sind.  —  Eine  Mittel -La  Tfene- Fibel  aus  Bronze  (Figur  417),  L.  10,  Br.  38,  H.  25.  — 
Eine  Mittel -La  Ttne- Fibel   aus  Bronze  (Figur  418),   deren  zurückgelegter  Fuss  eine 

runde,  früher  mit  einer  Emailschcibe  oder  Bern- 
steinperle ausgefüllte  Platte  trägt.  L.  5*8,  Br.  38, 
H.  2-3. 

362.  Urnengrab.  (T.  66.)  Die  unbe- 
deckte Thonurne  (Figur  419)  ist  gelblichbraun, 
der  kurze  Hals  durch  drei  herumlaufende  Rillen 
vom  Bauche  getrennt  und  der  Rand  aufwärts- 
stehend. Am  oberen  Bauchtheile  stehen  zwei 
schwache  horizontale  Ansätze,  von  denen  je 
zwei  bogenförmige  Wülstchen  nach  beiden 
Richtungen  auslaufen.  H.  33-5,  D.  37,  m.  24*5, 
h.  24-5,  e.  13,  hd.  21.  Im  Leichenbrand  ftinf 
grössere  scheibenförmige  Bernsteinperlen  bis 
31  D.,  dann  eine  kleine  scheibenförmige  und 
eine  kleine  walzenförmige  Bernsteinperle. 

368.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend, 
nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beim  Kopfe  lagen:  Ein  Eisenfragment,  wahrscheinlich  von  einem  Ringe.  —  Ein  ge- 
schlossener Bronzering  von  rhombischem  Querschnitte,  D.  68.  —  Ein  geschlossener 
Bronzering,  einerseits  flach,  andererseits  halbrund,  D.  4. 


Fig.  419.   Thonurne  (Vo)  aus  Grab  302. 


Radimsky.    Die  Nekropolc»  von  Jezerine  in  Pritoka. 


147 


864.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beim  Kopfe  eine  Mittel- La  Tfene- Fibel  aus  Bronze  (Figur  420),  L.  92,  Br.  31,  H.  25. 

865.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beim  Kopfe  stand  ein  braungrauer,  zweihenkeliger  Thonkrag  (Figur  421).  Sein  Hals 
ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen,  ober  der  grössten  Weitung  stehen 
die  zwei  verticalen,  breiten,  in  der  Mitte  mit  je  einer  Längsrille  gezierten  Henkel. 
H.  17,  D.  17-5,  m.  11,  h.  10,  b.  85,  hd.  6-5. 

366.  Skeletgrab.  (T.  90.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zweihenkeliger  Thonkrug.  Er  ist  schwärzlich,  sein  Hals 
vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  umgelegt.  Die  am  mittleren  Halstheile  vertical 
aufgesetzten  Henkel  haben  rundlich  breiten  Querschnitt.  H.  14,  I).  13*5,  m.  9,  h.  7*5, 
b.  6,  hd.  5*5. 


Fig.  420.  Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  ('/a) 
aus  Grab  364. 


Fig.  421. 
Zweihenkeliger  Thonkrug 

(V.) 

aus  Grab  365. 


Fig.  422. 

Steinscheibehen  (^/j) 

aus  Grab  367. 


Fig.  423. 

Bronzene  Fibel  mit  Bronzeringen  ("/s) 

aus  Grab  368. 


367.  Brandgrab.  (T.  100.)  Unter  einer  un regelmässigen  Steinplatte  lag  der 
Leichenbrand  frei  in  der  Erde.  Beigaben:  Ein  geschlossener  Bronzering  von  rhombi- 
schem Querschnitte.  D.  5*4.  —  Fragmente  einer  Bernsteinperle.  —  Ein  doppeltdurch- 
bohrtes Scheibchen  aus  weichem  Kalkmergel,  beiderseits  mit  zwei  eingeritzten  Kreisen 
verziert,  zwischen  welchen  Bogenlinien  verlaufen  (Figur  422),  D.  5*5,  Stärke  0*9. 

868.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  eine  schöne  Drahtfibel  aus  Bronze  (Figur  423).  Der  Bügel  der- 
selben ist  mit  drei  aufgesteckten  Bronzeperlen  geschmückt  und  beiderseits  derselben 
mit  einem  Bronzeblechstreifen  spiralig  umwunden.  Am  Dorne  sind  zwei  Bronzeringe,  der 
grössere  mit  flachrundem,  der  kleinere  mit  rhombischem  Querschnitte  angehängt.  L.  9*4, 
Br.  2-7,  H.  3-6.  Die  Ringe  D.  69  und  4. 

869.  Urnen  grab.  (T.  130.)  Die  topfförmige  graue  Thonurne  (Figur  424)  stand 
unbedeckt,  hat  einen  vom  Bauche  nicht  abgesetzten  Hals  und  gerade  aufsteigenden 
Rand.  H.  39,  D.  35,  m.  19,  h.  19,  b.  145,  hd.  21.  Der  Leichenbrand  enthielt  nach- 
stehende Beigaben:  Das  Fragment  eines  römischen  Fingerringes  aus  Bronze,  welcher 

10* 


148 


I.   ArchKologie  und  Geschichte. 


eine  fein  geschnittene  Platte  aus  Glaspasta  trägt  (Figur  425  a  und  i).  Die  in  Figur  425  i 
vergrösserte  Platte  zeigt  einen  mit  einem  Diadem  geschmückten  weiblichen  Kopf.  Herr 

Director  Friedrich  Kenner,  welchem  ich  diesen 
Fund  vorlegte,  äussert  sich  dahin,  dass  diese  durch 
Güte  und  Feinheit  ausgezeichnete  Arbeit  spätestens 
in  das  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  zu  setzen  sei.  — 
Ein  kurzes  Spiralröhrchen  aus  Bronze  und  meh- 
rere kleine  Bronzefragmente.  —  Einige  kleine  Eisen- 
fragmente.—  9  blaue,  4  gelbe,  7  weisse  und  10  grüne 
ganz  kleine  Glasperlen  und  mehrere  Fragmente 
solcher  Perlen.  —  Sieben  durchbohrte  Wälzchen 
und  Perlen  aus  Bein  (Tafel  V,  Figur  12). 

370,  Urnengrab.    (T.  90.)    Die  Brandreste 
waren  in  einer  runden  Steinurne  deponirt,  welche 
mit  einer  ebenfalls  runden  Steinplatte  bedeckt  war. 
Die    Urne    ist    35    hoch,    äusserer    D.  oben   44, 
unten  50,  lichte  Weite  und  Tiefe  29.    Der  Deckel 
D.  35,  Dicke  9.   Beigaben:  Eine  römische  Bronze- 
schnalle   mit    fehlendem 
Dorne  (Figur  426),  L.  3-3, 
Br.  3.  ^)  —  Das  Fragment 


Fig.  424.    Thonume  (V«) 


Fig.  425  o.  Fig.  425  h. 

Bronzener  Fingerring      Platte  des  Ringes 

(Vi)  (2Vs) 

aus  Grab  369. 


Fig.  426.   Bronzene 
Schnalle  («/j) 


Fig.  427.    Bronzenes 
Ringfragment  (Vs) 

aus  Grab  370. 


eines  Zierscheibenringes  aus  Bronze  (Figur  427).  —  Ein  Bronzefragment,  wahrscheinlich 
zu  einem  Armringe  gehörig,  und  das  Fragment  eines  ganz  kleinen  Bronzeringels.  — 
Eine  kleine  Bernsteinperle.  —  Drei  kleine  blaue  und  eine  grosse  weisse  Glasperle  von 

D.  21.  —  Ein  durchbohrtes,  einerseits 
flaches,  andererseits  convexes  Scheibchen 
aus  Bein  (Tafel  V,  Figur  10),  D.  1-8. 

371.  Hier  wurden  verschiedene  Frag- 
mente vorgefunden  (vielleicht  ein  von 
früher  her  zerstörtes  Grab). 

373.  Urnengrab.  (T.  80.)DieThon- 
urne   stand   frei  in  der  Erde.    Beigaben: 
Eine  Certosaiibel  aus  Bronze  (Figur  428),  L.  9*8,  H.  2*4.   —   Ein  glatter  geschlossener 
Bronzering,  einerseits  flach,  andererseits  convex,  D.  46. 

373.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen:  Drei  geschlossene,  glatte  Bronzeringe  mit  flachrundUchem 
Querschnitte,  D.  4*1.  —  Ein  kreuzförmiger  Knopf  aus  Bronze,  D.  2-1. 


Fig.  428.    Bronzene  Certosafibel  (Vs) 
au.s  Grab  372. 


»)  Vgl.  Rakitno,   dieso  Mittb.,  Bd.  I,  8.  172,  Figur  5.  —  R.  G.  C.  Mu.s.,  Taf.  XXI,  Figur  1  und  16. 


Radimsk/.    Die  Nekropolo  von  Jezerine  in  Pritoka. 


149 


Fig.  429. 

Bronzene 

Nähnadel, 

gebogen  (Vs) 


Fig.  430. 

Bronzenes 

Beschläge   («/a) 

aus  Grab  374. 


Fig.  431. 
Bronzener 
Knopf  C/a) 


374.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe:  Zwei  Fragmente  einer  kleinen  eisernen  Messingklinge.  —  Eine  ge- 
bogene Nähnadel  aus  Bronze  (Figur  429), 
L.  6'8.  —  Ein  Gürtelbeschlag  aus  Bronze 
mit  grossem  Ringe  (ähnlich  Figur  229).  — 
Zwei  lose  geschlossene,  glatte  Bronzeringe 
von  rhombischem  Querschnitte,  D.  3-7.  — 
Eine  Beschlägescheibe  aus  Bronze  (Figur  430), 
D.  2*7.  —  Vier  runde  Bronzeköpfe  mit  con- 
cavem  Mittelfelde  (Figur  431),  D.  1*6. 

875-  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  Thon- 
ume  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt  die 
Brandreste,  aber  keine  Beigaben. 

876.  Urnengrab.     (T.  100.)     Die  Thonurne  war  mit  einer  aus  vier  Platten  zu- 
zusammengestellten Steinkiste  umgeben  und  mit  einer  runden  Steinplatte  von  30  D.  und 
10  Dicke  bedeckt.    Darüber  lag  noch  eine  gi-osse  unregelmässig  viereckige  Steinplatte, 
welche  flach  dachförmig  geformt  ist.    Die  Urne  ist  schwarz- 
braun,  der  Rand   umgelegt.      Die   Scherben  zeigen    schöne 
Ornamentirung.     Beigaben:    Ein    auf   der   Drehscheibe    ge- 
formter   zweihenkeliger  römischer  oder  griechischer   Becher 
mit  Fuss  (Figur  432)  aus  fein  geschlemmtem, 
gelblichem  Thone.    Der  Boden  ist  concav,  am 
unteren  Bauchtheile   und  unter  den  hoch  an- 
gebrachten Henkeln  läuft  je  eine  Rille  herum. 
Zwischen  diesen  ist  der  Bauch  durch  parallele, 
verticale  Striche   fein  gerippt.     Die  zwei  ho- 
rizontalen,  nahe    unter   der  Mündung  aufge- 
setzten    Henkel     von    rundem    Querschnitte 
stehen  weit  vor.    Hals  und  Bauch,  dann  der 

untere  Fussrand  und  die  Innenseite  sind  mit  schwarzer  Firnissfarbe  überstrichen.  Unter 
den  Henkeln  läuft  ein  schmaler  rother  Strich  herum,  der  schwarze  Halstheil  darüber 
ist  mit  vertical  gestellten  weissen  Strichen  bemalt.  H.  10,  D.  7, 
m.  7,  b.  4,  hf.  2*5,  f.  2.  —  Zwei  Bronzeringe,  glatt,  geschlossen, 
mit  beiderseits  scharfen  Rändern  und  convexen  Seitenflächen. 
D.  41. 

877.  Urnengrab.  (T.  100.)  Unter  einer  grösseren,  recht- 
eckigen, flach  dachförmigen  Steinplatte  stand  die  Thonurne. 
Beigaben:  Ein  kleiner  henkelloser  graubrauner  Thonbecher 
(Figur  433)  mit  aufwärtsstehendem  Rande.  H.  5*5,  D.  7,  m.  7, 
b.  6*3,  hd.  5*5.  —  Zwei  ungleich  grosse  Bernsteinperlen,  die 
grössere  D.  2.  —  Eine  blaue  runde  Glasperle,  D.  1*1,  und  eine 
weingelbe  walzige  Glasperle,  L.  1*2,  D.  9. 

878.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Osten.  Bei  dem  Kopfe:  Die  Klinge  sammt  einem 
Theile  des  Heftes  von  einem  Eisenmesser  (Figur  434),  L.  77, 
in  der  Mitte  Br.  1*5,  mit  geradem  Rücken  und  geschwungener 
Schneide.  —  Ein  rechteckiges,  in  zwei  Halbkreisen  endigendes 
Gürtelblech   aus  Bronze   (Figur  435).  L.  53,  Br.  2*7.   —   Drei 


Fig.  433. 

Thonbecher  (V4) 

aus  Grab  377. 


Fig.  432. 

Thönerner  Skyphos  (»/s) 

aus  Grab  376. 


Fig.  434.    Ei.senies 
Me.s8erfragment  {^j^) 


Fig.  435. 

Bronzenes  Gttrtelblecli (*/a) 

ans  Grab  378. 


150 


I.   Archäologie  iiiul  Goscluclite. 


geschlossene  Bronzeringe  mit  beiderseits  scharfem  Rande  und  eonvexen  Seiten.  1).  4.  — 
Ein  kreuzförmiger  Bronzeknopf.  D.  21. 

379.  Skeletgrab.    (T.  80.)    Freiliegend,  nordslldlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 

Bei   dem   Kopfe:    Ein   kleines  Thongeftss.    —   Ein   rechteckiges,   in   zwei   Halbkreisen 

endigendes  Gürtelblech    aus    sehr    feinem    Bronzeblech    (Figur   436). 

L.  9-7,  Br.  3*2.  —  Sechs  gleiche  geschlossene,  schmale  Bronzeringe  von 

rhombischem  Querschnitte.  D.  4.  —  Zwölf  kreuzförmige  Bronzeknöpfe 

(ähnUch  Figur  240),  D:21. 
—  Viele  Fragmente  von  fei- 
nen,   durchlochten   Bronze- 
blechen und  mehrere  Bronze- 
nieten (Reste  von  Beschläge- 
stücken). —  Ein  getriebenes 
Zierblech  aus  Silber  mit  einer 
menschlichen  Figur   (Figur 
437),  L.  2-8,  Br.  2.  —  Zwei 
kleine  Eisenfragmente. 
880.  Urnengrab.  (T.  60.)   Unter  einer  schweren  Steinplatte  stand  die  Thonume 
mit  Leichenbrand  und  zwei  Eisenfragmenten   (wahrscheinlich  vom  Bügel  einer  Fibel). 
—  Eine  Certosafibel  aus  Bronze  mit  fehlendem  Dome,  L.  7*9. 

881.  Urnengrab.  (T.  130.)  Die  Thonurne  war 
unbedeckt.  Im  Leichenbrand  enthielt  sie  einen  eisernen 
römischen  Drahtarmring  (Figur  438),  D.  8-8. 


Fig.  437.  Silbenies 

Zierblech  mit 
Menscheiifigur  (*/i ) 


Fig.  436.    Bronzenes  Gürtelblech  («/a) 


aus  Grab  379. 


Fig.  438.    Eiserner  Armring  (*/j) 
aus  Grab  381. 


Fig.  439.    Bronzene  Certosafibel 


Fig.  440. 
C/s)  Bemsteiuperle  (*/i) 

aus  Grab  382. 


383.  Skeletgrab.  (T.  140.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen:  Ein  Eisenfragment.  —  Eine  Certosafibel  aus  Bronze  (Figur  439), 
L.  8.  —  Zwei  ganze  Bernsteinperlen  (Figur  440),  sowie  zwei  Bruchstücke 
von  Bernsteinperlen. 

383.  Skeletgrab.  (T.  90.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Norden.  Bei  dem  Kopfe:  Eine  eiserne  Messerklinge  mit  dem  in  zwei 
Stücke  gebrochenen  Hefte  (Figur  441).  Die  einschneidige  Klinge,  deren 
Spitze  fehlt,  hat  gerade  Schneide  und  geschweiften  Rücken.  Sie  ist  8*7  1., 
2  br.,  der  Griflf  5o  1.  —  Zwei  glatte,  geschlossene  Bronzeringe  mit  beider- 
seits scharfen  Rändern  und  eonvexen  Seiten,  D.  53.  —  Ein  glatter,  ge- 
schlossener Bronzering  von  rhombischem  Querschnitte,  D.  43. 

384.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonume  (Figur  442)  stand  un- 
bedeckt in  der  Erde,  ist  topfförmig,  schwarzgrau,  mit  ausgebogenem  Rande 
und  zwei  horizontalen  Ansätzen  am  oberen  Bauchtheile.  H.  29*5,  D.  29, 
m.  205,   h.  20,  b.  11,   hd.  15*5.     Beigaben:    Eine  Nähnadel   aus  Bronze 


Fig.  441. 

Eisernes 

Messer  (V*) 

aus  Grab  383. 


Radimsk}^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


151 


(Figur  443).  L.  71.  —  Eine  Mittel-La  Tfene-Fibel  aus  Bronze  (Figur  444).  Der  zurück- 
gelegte Fuss  trägt  eine  runde  Scheibe,  auf  welcher  eine  Platte  aus  weisser  Pasta  auf- 
gesetzt ist.  Diese  bildet  einen  erhöhten  Knopf,  um  welchen  herum  ihre  ganze  Fläche 
mit  strahlenförmig  gegen  die  Peri- 
pherie verlaufenden  Strichen  orna- 
mentirt  ist.  L.  61,  Br.  41,  H.  2-4. 
—  76  kleinere  Bemsteinperlen  (Fi- 
gur 445,  S.  130). 


Fig.  444. 
Bronzene  Mittel-La  T6ne-Fibel 

Fig.  443. 
Bronzene 
Nlihnadel 

mit  weisser  Einlage 

C/s) 

(V,) 

aus  Grab  384 

Fig.  442.    Thomime  (V«) 


Fig.  446.   Bronzene  SpKt-La  Tone-Fibel  (*/») 


385.Skeletgrab.  (T.  100.)  DasSke- 
let  lag  in  einer  rechteckigen  Steinkiste, 
welche  aus  dünnen  Platten  zusammengesetzt 
und  mit  einer  grossen  Steinplatte  bedeckt 
war,  von  Nordwest  gegen  Südost,  mit  dem 
Kopfe  im  Nordwesten.  Bei  dem  Kopfe  lag 
eine  Spät -La  Tfene- Fibel  ans  Bronze  mit 
einem  von  der  Spirale  sehr  steil  aufsteigen- 
den Bügel  und  vollem  Nadelhalterblatte 
(Figur  446),  L.  5,  H.  1*8,  ferner  ein  dün- 
nes, offenes  Drahtringel  aus  Bronze, 
D.  M. 

386.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  frei- 
stehende Thonurne  (Figur  447)  ist  roth- 
braun, der  Hals  vom  Bauche  nicht  abge- 
setzt, der  Rand  aufwärtsstehend.  H.  45, 
D.  42,  m.  29,  b.  16,  hd.  24.  In  der  Urne 
lag  eine  kleine  zweihenkelige  Schale, 
bräunUchgelb,  mit  convexem  Boden  und 
aufwärtsstehendem  Rande.  H.  5*5,  D.  7, 
m.  6,  b.  4-5,  hd.  35. 

387.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  topf- 
förmige  Thonurne  war  mit  einer  Thon- 
schale  bedeckt.  Die  Urne  (Figur  448)  ist 
auf  der  Drehscheibe  erzeugt,  grau,  ihr 
Hals  schmal  umgelegt.  H.  26-5,  D.  26,  m.  21,  h.  19,  b.  11-5,  hd.  165.  Beigaben:  Ein 
gebrochener  eiserner  Drahtarmring  (Figur  449),  D.  7.  —  Zwei  kleine  Bronzedraht- 
Ringelchen  mit  übergreifenden  Enden,  D.  1*8.  —  Drei  Bronzefragmente,  theilweise 
zu  einer  Fibel  gehörig. 


Fig.  447.    Thonurne  (Va) 
aus  Grab  38G. 


152 


I.    Archäologie  und  GescUifhte. 


388.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen:  Eine  grosse  Bronzefibel  (Figur  450).    Der  Bügel  besteht  aus 

rundem  Drahte,  welcher  in  dem  mittleren  Theile  rechteckig 
zugeschlagen  ist  und  einen  aus  achterförmigen  Windungen 

bestehenden  horizontalen  Strei- 
fen bildet.  Die  beiden  runden 
Enden  sind  mit  schmalem 
Bronzeblech  spiralig  umwun- 
den, L.  12-5,H.  41. —  31  ver- 
schieden grosse  Bernsteinperlen 
bis  21  D.  und  das  Fragment 
einer  Bernsteinperle.  —  Zwei 
blaue  Glasperlen,  D.  0*9. 

389.Urncngrab.  (T.  100.) 
Die   Thonurne   war  mit  einer 
Thonschale    bedeckt,   ist    topf- 
förmig,  schwarzbraun,  mit  ein- 
gebogenem Rande.    H.  27,  D. 
24-5,  m.  13-5,  hd.  10,  b.  13. 
890.  Skeletgrab.    (T.  60.)   Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  eine  nadellose,  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze  (Figur  451). 
L.  4-7,  H.  3-3. 


Fig.  448. 
Thouurno  (Vo) 


Fig.  449. 
Eiserner  Armring  (^/j) 


aus  Grab  3B7. 


Fig.  460.    Bronzene  Fibel  ('/g) 
aus  Grab  388. 


Fig.  451.    Bronzene  halbkreisförmige 
Bogenfibel  (»/a)  aus  Grab  390. 


391.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  eine  Bronzefibel  mit  Certosaspirale  und  an  Früh -La  Tene- Fibeln 
erinnerndem  zurückgebogenem  Fussende  (Figur  452).  L.  11-6,  H.  3*4.  An  der  Nadel 
hängt  ein  Bronzering  von  rhombischem  Querschnitte,  D.  6*8.  In  diesen  Ring  ist  ein 
kleines  Bronzeblech -Ringelchen  von  zwei  Umgängen  und  1*4  D.  eingehängt,  welches 
eine  kleine  aufgesteckte  blaue  Glasperle  trägt. 

393.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand: 
Eine  cylinderförmige  und  eine  walzige  Bernsteinperle,  D.  1*6  und  1*3.  —  Eine  cylinder- 
förmige,  weisse  Glasperle,  D.  1-6. 

393  a.  Urnengrab.  (T.  120.)  In  einer  aus  vier  Platten  zusammengesetzten  quadra- 
tischen Steinkiste  von  70  Seitenl.  und  70  H.  stand,  mit  ihrer  Spitze  in  die  Erde  ein- 
gesenkt, die  grosse  Thonurne  (Figur  453);  neben  derselben  lagen  fünf  grössere  Scherben 
eines  anderen  Thongefässes.  Die  Steinkiste  war  oben  offen  und  die  Thonurne  mit  einer 
gelbbraunen  Thonschüssel  bedeckt.  Auf  dieser  Schüssel  stand  ein  z  weih  enkeliger  Thon- 
krug.  Dieses  kleine  Beigefäss  ist  rüthlich,  sein  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der 
Rand  schmal  umgebogen.  Die  verticalen  Henkel  haben  flachrundlichen  Querschnitt. 
H.  10*5,  D.  10,  m.  6-5,  h.  6,  b.  5*5,  hd.  4.  Die  grosse,  mit  Brandresten  angefüllte  Urne 


Radiinsky.    Die  Nekropole  von  Jezerinc  in  Pritoka. 


153 


von  der  Form  römischer  Vorrathsgefässe  ist  auf  der  Drehscheibe  erzeugt,  lichtgelb,  mit 
kurzem,  vom  Bauche  stark  abgesetztem  Halse  und  aufwärtsstehendem  Rande.  Zwischen 
Hals  und  Bauch  sind  zwei  länglichrunde,  grosse  Ansätze  angebracht.  H.  63,  D.  35*5, 
m.  11,  h.  14,  b.  5,  hd.  42.  Mit  Beigaben  war  dieses  Grab  reich  ausgestattet,  denn  man 
fand  in  der  grossen  Urne:  Eine  Frlih -  La  Tene- Fibel  aus  Silber,  mit  breiter  Doppel- 
spirale, in  Form  und  Verzierung  ganz  gleich  der  nachfolgenden  Bronzefibel.  L.  59, 
Br.  5,  H.  19.  —  Eine  Früh -La  Tene -Fibel  aus  Bronze  (Figur  454),  mit  breiter  Doppel- 
spirale. Ihr  Bügel  ist  in  der  Mitte  plattenförmig  verbreitert,  auch  der  zurückgelegte 
Fuss  trägt  eine  kleine  elliptische  Platte.  Jede  dieser  Platten  ist  durch  drei  eingeschnittene 
Striche  verziert,  welche  je  einen  sechsstrahligen 
Stern  bilden.  Die  Rillen  des  Sternes  auf  der 
grösseren  Bügelplatte  zeigen  ganz  deutliche 
Reste  von  rothem  Blutemail,  mit  welchem  die- 
selben ursprünglich  ausgefüllt  waren.  L.  5*7, 
Br.  4-8,  H.  1-9.  —  Eine  Mittel-La  Tene -Fibel 
aus  Bronze  (Figur  455),  deren  Bügelscheibe 
eine  ganz  ähnlich  ornamcntirte  Platte  aus  weisser 
Pasta  trägt,  wie  die  Fibel  des  Grabes  384.  L.  5, 


Fig.  462.    Bronzene  Fibel  mit  zwei  Bronzeringen 
nnd  einer  Glasperle  (^/s)  aus  Grab  391. 


Fig.  453.    Thonumo  mit  spitzem  Boden  (Vo) 
aus  Grab  393. 


Br.3-1,  H.  2-6.  — Zwei  gleiche  Mittel-La  Tene-Fibeln  aus  Bronze  (Figur  456  und  Figur  457), 
L.  6*4,  H.  1*2.  —  Eine  zweispiralige  Fibel  aus  Bronze,  auf  deren  gestrecktem  Draht- 
bügel eine  mittlere  lange  und  je  eine  seitliche  runde  Bernsteinperle  aufgesteckt  sind 
(Figur  458).  L.  94,  Br.  3*3,  H.  2-4.  —  Eine  Gehängeplatte  aus  Bronze  mit  zwei  Pferde- 
köpfen (einer  fehlt)  (Figur  459),  ohne  Durchbohrungen  am  unteren  Querstücke.  Br.  5*4. 
H.  4'7.  —  Vier  längere  und  einige  kürzere  Stücke  von  feinen  Bronzekettchen,  an 
welchen  hohle,  dreieckige  Anhängsel  aus  Bronzeblech  befestigt  sind,  und  mehrere  Bruch- 
stücke solcher  Kettchen.  (Gehören  wohl  zu  dem  oben  beschriebenen  Rahmen.)  —  Eine 
Pincette  aus  Bronze  (Figur  460).  Sie  unterscheidet  sich  von  allen  übrigen  Pincetten 
dadurch,  dass  sie  einen  massiven  Kopf  besitzt.    L.  108,  Br.  2*2.  —  Ein  Armring  aus 


154 


I.    Archäologie  und  üeschichte. 


Bronze  (Figur  461),  offen,  etwas  übergreifend  und  durch  quergestellte  Rippen  verziert, 
D.  4'7.  —  Ein  Ringel  aus  Bronze,  glatt,  geschlossen  und  von  rhombischem  Querschnitte, 
D.  2'3.  —  Ein  hohles  bullenförmiges  Anhängsel  aus  Bronzeblech,  D.  1*3.  —  Ein  An- 
hängsel aus  Bronze,  in  einem  Ringel  hängend  und  unten  mit  einem  Widerhaken  ver- 
sehen (Figui*  4()2).  L.  sammt  Ringel  83.  (Wahrscheinlich   ein  Kopf  kratzer.  *)  —  Eine 


Fig.  464.    Bronzene  Früh-La  T6ne-Fibol 
mit  Spuren  von  Blutemail  ('/a) 


Fig.  458.    Bronzene  zweispiralige  Fibel 
mit  Bernstcinperlen  ('/s) 


Fig.  456.    Bronzene 

Mittel -La  Töne -Fibel 

mit  weis-ser  Einlage  ('/g) 


Fig.  466.    Bronzene 
Mittel -La  T6ne- Fibel  («/s) 


Fig.  457.    Bronzene 
Mittel -La  Töne -Fibel  (^»/a) 


Fig.  459.    Bronzenes 

Obertheil 

eines  Kettengehänges   ('/g) 


Fig.  460. 

Bronzene 

Pincette  (%) 


Fig.  462. 
Bronzenes 
Anhängsel 
(Hltekehen) 

C/s) 


Fig.  461. 
Bronzener  Armring  ('/g) 


aus  Grab  393. 


Nähnadel  aus  Bronze.  —  Zwei  Bronzefragmente.  —  73  Bernstein  perlen,  theils  walzig,  theils 
scheibenförmig  (Figur  403,  S.  130).  —  Eine  weissemaillirte  blaue  Glasperle.  —  442  kleine 
blaue  Glasperlen,  wovon  ein  Theil  auf  Taf.  III,  Figur  13  abgebildet  ist.  —  13  kleine  gelbe 
Glasperlen.  —  Eine  plattviereckige  Glasperle,  Taf.  IV,  Figur  6.  —  Drei  weisse  schub- 
förmige Glasperlen,  Taf  V,  Figur  4.  —  FUnf  kleine  ganze  weisse  Glasperlen  und 
Bruchstücke  von  mindestens  vier  grösseren  weissen  Glasperlen.  D.  der  letzteren  1'7. 
393b.  Skeletgrab.  (T.  150.)  Unter  dem  Steinkistengrabe  393a  lag  frei  ein  Skelet, 
nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden,  ohne  Beigaben. 


*)  Vgl.  M.  Hoernes,  Mitth.  d.  A.  (i.,  Bd.  XIX,  «itzungsbor.,  Ö.  9  und  10,  Figur  1  bis  6. 


Radimsky.    Die  Nokropolc  vou  Jezeriue  iii  Pritoka. 


155 


394.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt.  Auf  dieser  lagen  folgende  Beigaben:  Eine  zweispiralige  Fibel  aus  Bronze, 
deren  gerader  Drahtbügel  fünf  aufgesteckte  Bernsteinperlen  trägt.  L.  121,  Br.  3-7, 
H.  3-1.  —  29  kleinere  Bernsteinperlen  (Figur  4G4),  D.  bis  12.  —  Ein  rother  Spinn- 
wirtel  aus  Thon  (Figur  465),  D.  3*2,  H.  2-5.  —  Die  Urne  war  mit  Leichenbrand  gefüllt 


Fig.  464.    Beriisteinperlensehnur  (*/i) 
aus  Grab  394. 


und  enthielt  sonst  nur  einen  zweihenkeHgen,  bräunlichgelben  Thonkrug.  Sein  Hals  ist 
vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  umgelegt,  und  die  zwei  breiten  verticalen  Henkel 
stehen  am  unteren  Halstheile.  Der  ganze  obere  Theil  des  GefUsses  ist  mit  schwarzen 
Linien  bemalt.  H.  16,  D.  16,  m.  9,  h.  8,  b.  7,  hd.  6.  Hier  kam  es  zum  zweiten  Male 
vor,  dass  Schmuckgegenstände  nicht  in  der  Urne,  sondern  auf  dem  Deckel  derselben 
lagen.  (Vgl.  348.) 

395.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen:  Bügel  und  Spirale  einer  Früh -La  Tone -Fibel  aus  Bronze.  — 
Ein  hoher  dreieckiger  Fibelfuss  und  eine  lange  Spiralen- 
hälfte sammt  der  ganzen  Sehne  aus  Bronze,  wahrschein- 
lich zu  einer  zweispiraligen  Fibel  gehörig. 

3%.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  war 
mit  einer  unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt  und  ent- 
hielt im  Leichenbrand:  Eine  Früh -La  Tone -Fibel  aus 
Bronze  (Figur  466)  mit  abgebrochenem  Fusse.  Der  Dorn 
dieser  Fibel  wird  in  der  Rinne  durch  ein  kurzes  Spiral- 
röhrchen  aus  Bronzeblech  festgehalten.  L.  7,  Br.  2*5,  H.  2*6.  —  Vier  Fragmente  einer 
kleineren  Mittel -La  Tone- Fibel  aus  Bronze. 


Fig.  466. 

Bronzene  Früh-La  Tene-Fibel  ('/s) 

aus  Grab  396. 


156 


1.    ArchÄologie  uud  Geschichte. 


Fig.  467. 

Thönerae 

Henkelschale 

(V«) 

aus  Grab  397. 


397.  Urnengrab.    (T.  GO.)    Thonurne,  frei  in  der  Erde.   Zwischen  dem  Leichen- 
brand nachstehende  Beigaben:  Kleines  Henkelschälchen  ans  Thon  (Figur  467),  schwärz- 
lichbraun, mit  sehr  grossem,   über  den  Rand  emporstehendem  Henkel 
von  breitrundlichem  Querschnitte.   H.  4,  D.  6,  m.  6,  b.  6*5,  hd.  4.  —  Das 
Fragment  eines  rechteckigen  Bronzebeschläges  mit  vier  Nieten. 

398.  Urnengrab.  (T.  80.)  Topfförmige  Thonurne  mit  ausgeboge- 
nem Rande,  frei  in  der  Erde,  dunkelbraun,  mit  niederem  Fuss,  weitem, 
vom  Bauche  nicht  abgesetztem  Hals  und  oberhalb  der  grössten  Weitung 
mit  zwei  mit  je  drei  Hörnchen  gezierten  Ansätzen.  H.  bis  zum  Rande  22, 
D.  30-3,  h.  21,  b.  12,  hd.  10,  hf.  13.  Enthielt  den  Leichenbrand  ohne 
Beigaben. 

399.  Urnengrab.  (T.  100.)  Mittelgrosse  dunkelbraune  topfförmige  Thonurne  mit 
schmal  umgelegtem  Rande,  unbedeckt  in  der  Erde.     Zwischen  dem  Leichenbrand  fünf 
weingelbe  Glasperlen  mit  scharfer  Mittelrippe,  D.  0*8. 

400.  Urnengrab.  (T.  160.)  Leichenbrandrcste  in  einer  runden 
Steinurne  mit  rundem  Steindeckel;  auf  letzterem  folgende  Beigaben: 
Eisenschwert  (Figur  468),  ähnlich  wie  das  aus  Nr.  237,  nur  dass  der 
Griff  desselben  nicht  seitlich  verbogen  ist.  L.  der  Klinge  40  (Spitze 
abgebrochen),  des  Griffes  10.  Der  Wulst  zwischen  Griff  und  Klinge 
ist  1  Cm.  breit,  so  dass  die  Gesammtlänge  des  Schwertes  51  Cm. 
beträgt.     Die  Klinge    ist  in  ihrer  Mitte  4,  beim  Griff  2*8,   der  Griff 

an  der  Parirstange  3,  am  anderen 
Ende  4*6  breit.  Die  Breite  der 
Knaufplatte  des  Griffes  beträgt  1*9, 
die  Griffschalen,  von  welchen  keine 
Spur  gefunden  .wurde,  waren  durch 
drei  noch  erhaltene  Nieten  befestigt. 
—  Haumesser  aus  Eisen  (Figur  470), 
ähnlich  dem  Schwert.  Die  Klinge 
21-5,  der  Griff  105  L.  Die  Schneide 
ist  etwas  flacher  geschwungen  als 
der  Rücken,  so  dass  die  Klinge  in 
ihrer  Mitte  die  grösste  Br.  von  3*3 
erreicht.  —  Eiserner  Gegenstand 
(Figur  471),  L.  182,  Br.  17.  —Drei 
gerade  rundliche  Eisenfragmente  bis 
8  L.  —  Die  Steinurne  ist  cylin- 
drisch,  H.  62,  D.  62.  In  der  Lichte 
H.  51,  D.  33.  Der  Steindeckel  hat 
52-5  D.  und  85  Stärke.  Die  Urne 
enthielt  nur  den  Leichenbrand  ohne 
Beigaben. 

401.    Skeletgrab.     (T.  100.) 
T^.     .^o  ü-     4PT/.  ^'    A^.  Freiliegend,    nordsüdlich,    mit   dem 

Flg.  468.  Flg.  470.  Fig.  471.  -rr      r  xt     j  xt  v        j        rr      r 

EiscrneH  Scliwort     Eisernes   Haumesser      Eisernes  Geräth        ^opfe  im  Norden.   Neben  dem  Kopfc 

(V^)  (V^)  (Vs)  lag  eine  Mittel -La  Tene- Fibel  aus 

aus  Grab  400.  Bronze  (Figur  472)  mit  sehr  grosser. 


Raclimsk^.   Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


167 


Fig.  472.    Bronzene  Mittel-La  T6ne-Fibel  (Vs) 
aus  Grab  401. 


nur  aus  vier  Windungen  bestehender  Spirale  und  weit  zurückgreifendem  Fuss,  L.  10*4, 
H.  3.1) 

403.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  zer- 
drückte Thonurne  stand  frei  in  der  Erde. 
Ausser  dem  Leichenbrand  enthielt  sie: 
Einen  geschlossenen  glatten  Bronzering 
von  flachrundlichem  Querschnitte,  D.  4*2. 
—  Zwei  walzige  Bemsteinperlen,  L.  1'6, 
D.  1.  —  Zwei  Pferdezähne. 

403.  Urnengrab.  (T.  80.)  Thon- 
urne, mit  einer  Thonschüssel  bedeckt.  Auf 

dem  Leichenbrande  folgende  Beigaben:  Mittel-La  Tfene- Armbrustfibel  aus  Bronze  (Figur 
473),  L.  6-3,  Br.  63,  H.  21.  —  Eine  zweispiralige  Fibel  aus  Bronze  (Figur  474).  Auf  ihrem 
gestrecktenDrahtbügel 
sind  eine  mittlere  wal- 
zige und  zwei  seithche 
cylindrische  Bernstein 
perlen  aufgesteckt,  L. 
7-3,  Br.  3,  H.  23.  — 
56  Bernsteinperlen,  da- 
von eine  scheibenför- 
mig von  2  D.,  die  übri- 


Pia.    4751  ^^ 


Fig.  474. 
Bronzene  zweispiralige  Fibel  Fig.  473. 

mit  Bernsteinperlen  («/s)  Bronzene  Mittel-La  T6ne-Fibel  (Vs) 

aus  Grab  403. 
gen  walzenförmig  bis  zu 

einer  Länge  von  2*2,  dann  drei  Fragmente  von  Bernsteinperlen.  —  Eine  blaue  Glasperle,  D.  1  '4 . 

404.  Urnengrab.  (T.  90.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand 
einen  einhenkeHgen  Thonkrug.  Dieser  ist  braun,  der  Hals  vom  Bauche  merklich  ab- 
gesetzt, der  Rand  umgebogen  und  der  Henkel  abgebrochen.  H.  13,  D.  14,  m.  9*5,  h.  8, 
b.  6-5,  hd.  4-5. 

405.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Freiliegend,  nordsüdUch,  mit  dem  Kopfe 
im  Norden.  Bei  dem  Kopfe  lag  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel 
aus  Bronze,  L.  69,  H.  4*7. 

406.  Skeletgrab.  (T.  70.)  Freiliegend,  von  Südost  gegen  Nord- 
west, mit  dem  Kopfe  im  Südosten.  Bei  dem  Kopfe  lag  der  Bügel  und 
Fuss  einer  Certosafibel  aus  Bronze. 

407.  Skeletgrab.  (T.  100.)  FreiHegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Norden.     Neben  dem  Kopfe  fand  man  folgende  Beigaben:  Den  Bügel 
sammt  Fuss  einer  Certosafibel  aus 
Bronze  (Figur  475);   ersterer  ist 
mit     einem     Bronzeblechstreifen 
spiralig  umwunden.  *)  —  Ein  An- 
hängsel in  der  Form  eines  mensch- 
lichen Fusses  aus  sprödem  weissem 
Metalle      (wahrscheinlich     Zinn) 
(Figur  476),  L.  3*7,  Br.  1-4.  —  61  grössere  Bemsteinperlen,  Scheiben-  und  cylinderförmig 
bis  D.  2  und  vier  Fragmente  von  Bemsteinperlen.  —  Ein  Pferdezahn. 


Fig.  475. 
Bronzene  Certosafibel  ('/j) 


Fig.  476. 

Zinnernes   (?) 

Anhängsel 

(Vi) 

aus  Grab  407. 


»)  Vgl.  Rakitno,  diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.   177,  Figur  17. 

«)  Vgl.  St.  Michael  in  Krain,  Mitth.  d.  A.  G.,  1888,  Bd.  XVIII,  Taf.  VI,  Figur  27. 


158 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


408.  ürnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thonurne  (Figur  477)  ist  topfförmig, 
rothbraun,  mit  aufwärtsstehendem  Rande.     H.  27,  D.  23,  m.  16,  h.  16,  b.  12*5,  hd.  15. 

409.  Ürnengrab.  (T.  100.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand: 
Die  Hälfte  einer  grossen,  scheibenförmigen  Bernsteinperle  mit  scharfem  Aussenrande 
und  einer  beiderseitigen  Vertiefung  um  die  centrale  Bohrung,  D.  4*6.  —  Zwei  kleine 
cyUnderförmige  Bernsteinperlen,  D.  0*9.  —  Eine  ganz  kleine  blaue  Glasperle. 

410.  Ürnengrab.  (T.  100.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  Thonschüssel  bedeckt 
und  enthielt  an  Beigaben  beim  Leichenbrand:  Eine  Fibel  aus  Bronze  (Figur  478).  Sie 
gehört  in  die  Classe  der  zweispiraHgen  Fibeln  mit  gestrecktem  Drahtbligel,  auf  welchem 
sie  eine  mittlere  walzige  und  zwei  seitliche  cylindrische  Bernsteinperlen  trägt.  Doch 
unterscheidet  sie  sich  von  allen  ähnlichen  Fibeln  dadurch,  dass  sie  am  Fussende  statt 
der  Doppelspirale  ein  zweimal  achterförmig  gewundenes  und  mehrfach  verschlungenes 
Drahtgewinde  besitzt,  aus  dessen  Ende  der  schmale  Fuss  gebildet  ist.  L.  8*7,  Br.  2*7, 
H.  2*5.  —  Eine  kleine  Bernsteinperle.  —  Eine  ganz  kleine  weisse  Glasperle. 


Fig.  478.    Bronzene  zwcispiralige  Fibel  mit  Bernsteinperlen  ('/j) 
aus  Grab  410. 


Fig.  477.    Thonurne  ^Vo) 
ans  Grab  408. 


Fig.  480.    Bronzenes 

8piralarmband  ('/s) 

aus  Grab  412. 


Fig.  479. 
Thonurne  (Ve) 
aus  Grab  411. 


411.  Ürnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thonurne  (Figur  479)  ist  schwärz- 
lich, mit  niederem  Fusse,  der  Hals  vom  Bauche  deutlich  abgesetzt,  der  Rand  aufwärts- 
stchend.  Am  oberen  Bauchtheile  sitzen  vier  runde,  knopfförmige  Ansätze.  H.  21,  D.  23, 
h.  14-5,  m.  14*5,  b.  9*5,  hd.  14,  hf.  1.  Im  Leichenbrand  die  Hälfte  eines  buUenförmigen 
Anhängsels  aus  Bronze,  D.  1*3. 

413.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  zwei  Spiralarmbänder,  aus  Bronze  (Figur  480).  Sie  bestehen  aus 
schmalen,  innen  flachen  und  aussen  convexen  Blechen.  Das  abgebildete  Stück  hat  sechs 
Umgänge  und  beiderseits  abgerundete  Enden.  Das  andere  besteht  aus  sieben  Win- 
dungen, das  Ende  ist  einerseits  abgerundet,  andererseits  zurückgerollt,  D.  5*4. 

413.  Ürnengrab.  (T.  80.)  Auf  einer  kleinen  Steinplatte  stand,  mit  einer  grossen 
rechteckigen  Platte  bedeckt,  die  rothe  Thonurne  mit  weiter  Mündung,  aufrechtem  Rande 


Radimsk^r.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


159 


und  gekerbtem,  nm  den  Bauch  herumlaufendem  Rundwulste.  Auf  einer  Randfläche  der 
Deckplatte  ist  in  primitiver  Weise  die  Gestalt  einer  Schlange  eingemeisselt. 

414.  Skeletgrab.  (T.  70.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen  folgende  Bronzen:  Eine  Früh- La  Tfene- Fibel  (Figur  481).  Der 
gestreckte  Bügel  bildet  in  der  Mitte  einen  Ring.  Die  einseitige  Spirale  besteht  nur  aus 
drei  Windungen,  L.  6,  H.  1*3.  —  Eine  grössere  Doppelspiralscheibe  (Figur  482).  Ihre 
Disken  sind  durch  einen  achter- 
fbrmig  gewundenen  Draht  ver- 
bunden und  mit  einem  Bronze- 
blechstreifen unterlegt. 


Fig.  481. 
Bronzene  Früh-La  T6ne-Fibel 


Fig.  482.    Bronzene  Doppelspirale  ('/j) 


an«  Grab  414. 


415.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonume  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt  im 
Leichenbrand:  Ein  durchbrochenes  Gürtelblech  aus  Bronze  (Figur  483),  L.  8*2,  Br.  2*8. 
—  Die  Hälfte  eines  geschlossenen  glatten  Bronzeringes  von  flach  rundlichem  Quer- 
schnitte, D.  3-4. 

416.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen  folgende  Beigaben:  Drei  ganz  kleine  Eisenfragmente.  —  Eine 
nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze  (Figur  484),  L.  5*7,  IL  4*2.  —  Ein 
halbkugeliger  Bronzeknopf  mit  schwach  wulstigem  Rande,  D.  1*7.  —  Ein  konisches, 
quergeripptes  Bronzefragment  (Kopf  einer  Ziernadel). 

417.  Brandgrab. 
(T.  80.)  Die  Thonurne 
war  mit  einer  unregel- 
mässigen Steinplatte  be- 
deckt. Sie  enthielt  nur  die 
Bra  ndreste  ohne  Beigaben. 

418.  Brandgrab. 
(T.  60.)  Die  Thonurne 
stand  frei  in  der  Erde. 
Im  Leichenbrand  keine 
Beigaben. 

419.  Brandgrab.  (T.  60.)  Die  topfförmige  Thonurne  (Figur  485)  war  unbedeckt, 
graubraun,  mit  schwach  eingebogenem  Rande.  H.  30-5,  D.  29,  m.  22*5,  b.  llö, 
hd.  20. 

420.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt  und  enthielt  im  Leichenbrand  folgende  Beigaben:  Eine  zweispiralige 
Fibel  aus  Bronze  (Figur  486).  Ihr  gerader  Drahtbügcl  trägt  in  der  Mitte  vier  blaue 
mit  weissen  Augen  emaillirte  Glasperlen  und  an  den  Seiten  je  zwei  Bcrnsteinperlen. 
(Es  ist  dies  die  einzige  Fibel  aus  Jezerine,  welche  mit  Glasperlen  geschmückt  gefunden 
wurde.)  L.  9*2,  Br.  2*7,  H.  2*5.  —  Ein  kleiner  ofl'ener  Armring  aus  dünnem,  schmalem 


Fig.  483. 

Bronzenes  Gürtelblech  ('/s) 

aus  Grab  415. 


Fig.  484. 

Bronzene  halbkreisförmige 

Bogenfibel  («/s)  aus  Grab  416. 


160 


I.   ArcbHologie  und  Geschichte. 


Bronzebleche   mit   beiderseits    zurllckgebogenen    (ursprünglich    wahrscheinlich   zurlick- 
gerollten)  Enden,  D.  41. 

431.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde  und  ist  schwärz- 
lich, ihr  Rand  schwach  ausgebogen.  Im  Leichenbrand :  der  konische,  quergerippte  Kopf 
einer  Ziernadel  aus  Bronze  (Figur  487),  und  ein  geschlossener,  an  vier  Stellen  durch 
schiefe  Striche  gezierter  Bronzering  von  rhombischem  Querschnitte  (Figur  488),  D.  4*2. 


Fig.  487. 
Fig.  488.  Bronzene 

Bronzener  Zierring      Zicrnadel   (Kopf) 

{'U)  (Vs) 

aus  Grab  421. 


Fig.  491.  Fig.  490. 

Bronzene  Pincette    (Va)  Zwcihenkcliger  Thonkrug  {^j^) 

aus  Grab  422. 


432.  Urnengrab.     (T.  80.)     Die  Thonurne  (Figur  489)  stand  unbedeckt  in   der 
Erde.     Sie  ist  rothbraun,  mit  Spuren  eines  schwarzen  Anstriches,  der  Hals  durch  eine 


Ra di ms ky.   Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


161 


flache  Rille  vom  Bauche  abgesetzt,  der  Rand  breit  nach  Aussen  umgebogen,  am  untersten 
Halstheile  stehen  zwei  horizontale  Ansätze  mit  aufwärtsgerichteten  Hörnchen  an  jedem 
Ende.  H.  52-5,  D.  50,  m.  285,  h.  24-5,  b.  135,  hd.  22.  In  der  Urne  Leichenbrand  und 
Beigaben:  Ein  zweihenkeliger  Thonkrug  (Figur  490),  röthlich,  der  Hals  nicht  abgesetzt, 
der  Rand  schmal  umgebogen,  die  verticalen  Henkel  von  flachrundem  Querschnitte 
stehen  zwischen  Hals  und  Bauch.  H.  19*5,  D.  18,  m.  11*5,  h.  10,  b.  7,  hd.  8.  —  Eine 
Pincettc  aus  Bronze  (Figur  491),  an  den  Rändern  mit  feinen  Stricheln  geziert,  L.  9*5,  Br.  2. 


Fig-.  492.    Bronzenes  Spiral- 
annband ('/,)  aus  Grab  424. 


Fig.  494.    Bronzene 

Frflh-La  T6ne- Fibel  («/s) 

ans  Grab  426. 


Fig.  495.    Bronzenes 

Spiralarmband  C/«) 

ans  Ornb  425. 


Fig".  497.   Bronzenes  Spiral- 
armband ("/a)  ans  Grab  430. 


Fig.  496.    Bronzene  Fibel  («/«) 
aus  Grab  429. 


Fig.  495. 

Zweihenkelige  Thonume  (Ve) 

aus  Grab  428. 


433«  Skeletgrab.  (T.  70.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe:  Ein  bogenförmiges  Eisenfragment  von  5  L.,  von  einem  Bronzedraht 
spiralig  umwunden  (vielleicht  das  Bügelstück  einer  Fibel).  —  Zwei  Eisenfragmente.  — 
Eine  nadellose  halbkreisfiJrmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  L.  5*3,  H.  3*6.  —  Zwei  kleine 
Bronzedrahtfragmente. 

424.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Auf  einem  Handknochen  ein  Spiralarmband  aus  Bronzeblech  (Figur  4Ü2).  Es  hat  sechs 
Umgänge,  das   eine  Ende   ist  zurückgerollt,   das  andere  abgebrochen,  D.  5*1,  H.  5*6. 

425.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zweihenkeliger  dunkelbraunrother  Thonkrug.  Der  Hals 
ist  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Band  schmal  umgebogen,  die  verticalen  Henkel 
von  flachrundlichem  Querschnitte  zwischen  Hals  und  Bauch  angebracht.  H.  11,  D.  11, 
m.  66,  h.  6,  b.  5*5,  hd.  4.  —  An  den  schwachen  Armknochen  steckte  ein  Spiralarmband 
(Figur  493)  aus  nahezu  fünf  Umgängen  eines  schnurformig  gedrehten  Bronzedrahtes, 
dessen  Ende  einerseits  zurückgebogen,  andererseits  abgebrochen  ist,  H.  32,  D.  3*9. 

Band  in.  11 


162 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


436.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsiidlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  eine  fragmentirte  Bronzefibel  (Figur  494). 

427.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  nnregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt,  ist  topfförmig,  dunkelbraun,  der  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der 
Rand  aufwärtsstehend.  H.  30-5,  D.  27,  m.  18-5,  b.  14-5,  hd.  16. 

428.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  Thonurne  (Figur  495)  stand  unbedeckt  in  der 
Erde,  ist  topffbrmig,  schwärzlichgrau,  der  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand 
umgelegt.  Am  Halstheile  stehen  zwei  verticale  Henkel  von  rundem  Querschnitte.  H.  23*5, 
D.  22,  m.  13-5,  h.  12,  b.  8,  hd.  12-5. 

429.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte überdeckt.  Im  Leichenbrand  lagen:  Eine  Früh  -  La  Tfene- Fibel  aus  Bronze  mit 
abgebrochenem  Fusse  (Figur  496),  L.  8,  Br.  2*8,  H.  1'9.  —  Nahezu  die  Hälfte  einer 
einerseits  flachen,  andererseits  convexen  und  an  der  convexen  Seite  muldenförmig  ver- 
tieften Bernsteinplatte,  D.  bei  6. 

430.  Skeletgrab.  (T.  90.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Norden.  Bei  dem  Kopfe  lag  ein  Spiralarmband  aus 
schnurförmig  gedrehtem  Bronzedraht  (Fig.  497).  Es  hat  vier 
Windungen,  das  eine  Ende  ist  zurückgerollt,  das  andere  etwas 
zugespitzt,  D.  45. 

431a  und  b.  Skeletgräber.  (T.  90.)  Freiliegend,  nord- 
südlich, mit  den  Köpfen  im  Norden.  Knapp  neben- 
einander, und  zwar  ein  grosses  Skelet  links  und  ein 
Kinderskelet  rechts.  Beigaben:  Zwei  Ohrringe  aus 
Bronzedraht,  mit  je  einem  spitzigen  und  einem  zurück- 
gerollten Ende.  An  einem  der  Ohrringe  ist  eine 
grössere  und  eine  kleinere  scheibenförmige  Bemstein- 
perle,  am  anderen  nur  eine  grössere  solche  Perle 
aufgesteckt.  Ursprünglich  waren  wahrscheinlich  an 
jedem  Ohrringe,  wie  in  Figur  306,  eine  grössere 
(mittlere)  und  zwei  kleinere  (seitliche)  Perlen  vorhanden,  D.  7.  —  Drei  länglichflache 
Bernsteinscheibchen   am  schmäleren  Ende  nach  der  Breitseite  durchbohrt  (Figur  498), 

L.  4-5  bis  5-3,  Br.  29  bis  36.  — 
Eine  walzige  Bernsteinperle  (Figur 
499),  L.  1-7,  D.  0-9. 

432.  Urnengrab.  (T.  90.)  Die 
frei  in  der  Erde  stehende  Thonurne 
enthielt  im  Leichenbrand  folgende 
Beigaben  aus  Bronze:  Eine  Zier- 
nadel, etwas  verbogen,  gegen  das 
Kopfende  verstärkt,  aber  ganz  glatt, 
L.  12-7.  —  Einen  geschlossenen 
glatten  Ring  von  flach  rhombischem 
Querschnitte,  D.  3*6. 

433.  Skeletgrab.  (T.  120.) 
Freihegend,   nordsüdlich,   mit  dem 

Kopfe  im  Norden.  In  der  Nähe  des  Kopfes  lagen  folgende  Beigaben:  Eine  Zierscheibe 
aus  Bronzeblech  (Figur  500).  Um  den  durchbohrten  Mittelpunkt  laufen  drei  getriebene 
concentrische  und  am  Rande  ein  solcher  Kreis  herum.    Nahe  dem  Rande  zieht  sich  ein 


Fig.  498. 
Bernsteinperle  (*/j) 


Fig.  499.   Bern- 
steinperle (Vi) 


aus  Grab  431. 


Fig.  500.  Fig.  501. 

Bronzene  Zierscbeibe  Bronzener 

(»/a)  Schliesshaken  (Vs) 

aus  Grab  433. 


Fig.  602. 
Wolfszahn,  durch- 
bohrt (Vi) 


RAdim^k}^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


163 


Kreis  von  runden  Buckelchen  um  die  Scheibe.  D.  etwa  5*2.  —  Ein  Bronzering,  glatt, 
geschlossen,  mit  beiderseits  scharfem  Rande  und  flach  convexen  Seitenflächen,  D.  5*1.  — 
Ein  Bronzegürtelhaken  von  gestreckt  dreieckiger  Form  (Figur  501),  L.  5*6,  Br.  2*2.  *) 

—  Die  Hälfte  eines  bullenförmigen  Anhängsels  aus  getriebenem  Bronzebleche,  D.  1*5. 

—  Ein  durchbohrter  Wolfszahn  (Figur  502),  L.  5-3. 


434.  Skeletgrab.  (T.  40.)  Frei- 
liegend, nordstidlich,  mit  dem  Kopfe 
im  Süden.  Neben  dem  Kopfe  lagen  fol- 
gende Beigaben:  Eine  Früh -La  T^ne- 
Fibel  aus  Bronze  (Figur  503).  Der 
zurückgelegte  Fuss  ist  mit  einer  grossen 
Bronzeperle  geziert,  welche  durch  einen 
spiralförmig  um  den  Fuss  gewundenen 
Bronzeblechstreifen  an  ihrer  Stelle  fest- 
gehalten wird.  Der  Dorn  wird  in  der 
Rinne  durch  ein  verschiebbares  Ringel 
festgehalten,  L.  8,  Br.  43,  H.  32.  — 
Eine  zweispiralige  Fibel  aus  Bronze  mit 
grossem  Bronzegehänge  (Figur  504); 
an  dem  geraden  Drahtbügel  sind  sechs 
grössere  Bemsteinperlen  aufgesteckt, 
L.  11-5,  Br.  5-5,  H.  37.  Das  auf  den 
Dom  geschobene  Gehänge  besteht  aus 


o 


Fig.  505. 
Bronzener  Zierring  ('/s) 


Fig.  503.  Bronzene  Früh-La  T^ne-Fibel  (^/g) 


Fig.  504.    Bronzene   zweispiralige  Fibel  mit  Bernsteinperlen 


aus  Grab  434. 


und  Kettengehänge  ('/s) 


einem  omamentirten  Scheibenringe,  von  welchem  fünf  feine  Bronzekettchen  herabhängen, 
die  je  ein  durchbrochenes  dreieckiges  Bronzeblech  tragen.  In  jedem  der  fünf  Dreiecke 
sind  drei  kleine  hohle  Blechanhängsel  mittelst  Ringel  angehängt,  L.  19.  —  Ein  Bronze- 
zierring mit  sechs   perlenartigen  Knöpfen  an   der  Peripherie   (Figur  505),  D.  3*3:  — 


*)  Vgl.  Hallstatt,  Taf.  XI,  Fignr  11,  nnd  Prozor,  Popis.  ark.,  Taf.  XXV,  Figur  10. 


11« 


164  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

35  theils  Scheiben-  und  cylinderfömiige,  theils  walzige  Bernsteinperlen  bis  1*7  D.  und 
2*1  L.  —  Eine  blaue,  mit  weissen  Augen  emaillirte  Glasperle,  51  sehr  kleine  blaue, 
dann  je  eine  etwas   grössere  gelbe,  weisse  und  grüne  Glasperle  (Taf.  III,  Figur  15). 

435.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde.  Im  Leichen- 
brand lag  ein  zweihenkeliger  rothbrauner  Thonkrug  mit  nicht  abgesetztem  Halse  und 
umgelegtem  Rande.  Die  vertical  gestellten  breiten  Henkel  sind  über  der  grössten 
Weitung  situirt  und  in  ihrer  Mitte  mit  je  einer  Längsfurche  geziert.  H.  13,  D.  11*2, 
m.  8,  h.  7,  b.  7,  hd.  4-5. 

436.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Bei  dem  Kopfe  lag  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze  mit  zwei  ein- 
gehängten Spiralringen  von  je  zwei  Umgängen  und  1*7  D.,  L.  5*4,  H.  41. 

437.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt  im 
Leichenbrand  eine  kleine  röthlichbraune  Henkelschale  aus  Thon  mit  schwach  aus- 
gebogenem Rande.  Der  Henkel  stand  über  den  Rand  empor.  H.  5*6,  D.  7-7,  m.  7*7, 
b.  5-5,  hd.  5-6. 

438.  Skeletgrab.  (T.  100.)  FreiHegend,  nordsüdlicli,  mit  dem  Kopfe  im  Süden. 
Neben  dem  Kopfe  lagen  folgende  Beigaben :  Eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel 

aus  Eisen  (Figur  506),  L.  61,  H.  4*2.  —  Vier  Fragmente  einer 
Zierscheibe  aus  dünnem  Bronzebleche,  welche  mit  einem  ge- 
triebenen Buckel  und  concentrischcn  Ringen  geziert  ist. 

439.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  freistehende  Thonurne 
enthielt  im  Leichenbrand  einen  zweihenkeligen  schwärzHchgrauen 
Thonkrug.    Sein  Hals  ist  vom  Bauche  kaum  merklich  abgesetzt, 

„.     ,^„  „.  der   Rand   um^eboffen,    die   zwei    vertical en  Henkel   von   flach- 

Fig.  606.  Eisernes  o      / 

Pibelfragment  rundcm  Querschnitte  zwischen  Hals  und  Bauch  aufgesetzt.  11.  17, 

(1/,)  D.  14-5,  m.  9-3,  h.  7o,  b.  7-5,  hd.  6o. 

aus  Grab  438.  440.   Skeletgrab.     (T.  60.)     Freiliegend,    nordsüdlich,   mit 

dem  Kopfe  im  Süden.  Bei  dem  Kopfe  nachstehende  Beigaben: 
Zwei  Eisenfragmente.  —  Der  Bügel  mit  Fuss  und  Rinne  einer  spät-hallstättischen 
Bronzefibel  (ähnlich  Figur  91).  —  Drei  grössere  Bernsteinperlen,  wovon  zwei  auf  einen 
Eisendraht  gesteckt  und  mit  demselben  fest  zusammengefrittet  sind,  D.  2*3.  (Wahrschein- 
lich von  einer  mit  Bemsteinperlen  gezierten  Eisenfibel.)  —  Zwei  Bernsteinperlen,  D.  1*6. 

441.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  freistehende  Thonurne 
enthielt  im  Leichenbrand  eine  bis  auf  den  fehlenden  Henkel 
ganz  erhaltene  kleine  schwärzliche  Thonschale.  Ihr  Boden  ist 
convex,  den  Rand  bildet  ein  schwacher  Wulst.  H.  6*2,  D.  7*8, 
m.  7-4,  b.  3-5,  hd.  3-5. 

443.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  freistehende  Thonurne 
enthielt  im  Leichenbrand  einen  zweihenkeligen  Thonkrug  (Figur 
507).  Er  ist  dunkelgraubraun,  sein  Hals  nicht  abgesetzt,  der 
Rand   umgelegt,    die   zwei   verticalen   Henkel   von    rundlichem 

^^'  ^^^'  Querschnitte   stehen   ober   der  grössten  Weitung  des  GefUsses. 

Zweihenkeliger  Thonkruf       ^    ^.^  ^^^^  ^^^^    ,7^  ^    j^^  ^    ^^^  ^    ^.,^  ^^   g 

aus  Grab  442.  '^'^'^»  Skeletgrab.    (T.  70.)    FreiHegend,  nordsüdlich,  mit 

dem  Kopfe  im  Norden.  Bei  dem  Kopfe  lagen  folgende  Bei- 
gaben: Drei  Fragmente  einer  eisernen  Messerklinge.  —  Sechs  kleinere  Eisenfragmente, 
unter  welchen  sich  die  Hälfte  eines  Ringels  von  2  D.  befindet.  —  Ein  geschlossener  schmaler 
Bronzering  von  flachrhombischora  Querschnitte,  D.  4*1.  —  Eine  blaue  Glasperle,  D.  1*3. 


Radimskj^.    Die  Nekropole  von  Jezeriue  in  Pritoka. 


165 


Fig.  508.    Bronzene  Mittel-La  Töne-Fibel  ('/s) 
aus  Grab  444. 


Fig.  509. 


Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernstein- 
perlen C/s)  aus  Grab  446. 


444.  Skeletgrab.  (T.  80.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  eine  Mittel-La  T^ne- Fibel  aus  Bronze  (Figm*  508)  mit  zwei 
Bronzeknöpfen,  L.  lO'l,  Br.  2*1,  H.  29. 

445.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die 
unbedeckte  Thonnrne  enthielt  im  Lei- 
chenbrand einen  einhenkeligen,  schwftrz- 
lichgi'auen  Thonkrug.  Er  besitzt  einen 
niederen  Fuss,  einen  vom  Bauche  kaum 
merklich  abgesetzten  Hals,  ausgeboge- 
nen Rand;  der  verticale,  am  unteren 
Halstheile  aufgesetzte  breite  Henkel  ist 
mit  einem  Buckel  geziert.  H.  14-5, 
D.  15,  m.  8-5,  h.  7-5,  b.  63,  hd.  5,  hf.  1. 

446.  Skeletgrab.  (T.  45.)  Frei- 
liegend,,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im 
Norden.  Neben  dem  Kopfe  fand  man  eine 
zweispiralige  Fibel  aus  Bronze  (Figur 
509).  Auf  ihrem  gestreckten  Drahtbügel 
sind  sechs  Bernsteinperlen  aufgesteckt, 

die  Spirale  am  Kopfende  ist  länger  als  jene  am  Fussende.  L.  10*1,  Br.  3*6  und  2*4,  H.  2*7. 

447.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  L.  6*8,  H.  5-3. 

448.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  lag  eine  Mittel-La  Tfene- Fibel  aus  Bronze  mit  einem  Knopfe  auf 
dem  zurückgelegten  Fusse,  L.  9,  Br.  3*2,  H.  2*5. 

449.  Urnengrab.  (T.  50.) 
Die  frei  in  der  Erde  stehende 
Thonurne  enthielt  im  Leichen- 
brand folgende  Beigaben:  Eine 
zweispiralige  Fibel  aus  Bronze 
(Figur  510),  auf  deren  gestreck- 
ten Drahtbügel  acht  Bernstein- 
perlen  aufgesteckt  sind,  L.  6*9. 

—  Einen  bogenförmigen  Bronze- 
blechstreifen mit  einem  zurück- 
gerollten Ende  (wahrscheinlich 
von  einem  Spiralarmbande)  und 
ein  zweites  ähnliches  Fragment. 

—  Eine  Bernsteinperle,  D.  1*3. 

450.  Skeletgrab.  (T.80.) 
Freiliegend ,  nordsüdhch ,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.  Neben 
dem  Kopfe  lagen:  Eine  Mittel- 
La  Tine-Fibel  aus  Bronze  (Figur  511),  L.  82,  Br.  17,  H.  23.  —  Ein  Eisenifragment. 

461.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt  im 
Leichenbrand  eine  Doppelnadel  aus  Bronze  (Figur  512),  L.  8*4,  Br.  1*8.^) 


Fig.  510. 
Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bernstein- 
perlen C/a) 
aus  Grab  449. 


Fig.  611. 

Bronzene  Mittel-La  T6ne-Fibel  ("/g) 

aus  Grab  450. 


Fig.  612. 

Bronzene 

Doppelnadel  ('/j) 

aus  Grab  451. 


>)  Vgl.  Rakitno,  diese  MittC,  Bd.  I,  S.  176,  Figur  12. 


166 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


^/1 
Fig.  613.    Feuerstahl  aus  Grab  463. 


453.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 

Neben  dem  Kopfe  eine  zweispiralige  Fibel  aus  Bronze,  mit  fUnf  Bernsteinperlen  auf 

dem  gestreckten  Drahtbügel  (nur  drei  erhalten),  L.  9*7,  Br.  3'1,  H.  3. 

453.  Kein  Grab,  sondern  eine  Stelle,  an  welclier  eine  ganze  und  vier  Fragmente 

von  Bemsteinperlen,  so  wie  der  Feuerstahl  (Figur  513)  gefunden  wurden.     Letzterer 

ist  viel  besser  erhalten  als  alle  anderen 
Eisengegen  stände,  und  ich  möchte  ihn  daher 
nicht  zu  den  prähistorischen  Funden  von 
Jezerine  zählen.  Immerhin  ist  es  aber  auf- 
fallend, dass  auf  dem  kleinen  Räume  un- 
serer Nekropole  zwei  solche  Werkzeuge  ge- 
funden worden  sind.*) 

454.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thon- 
urne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte   bedeckt     und    enthielt    ausser     dem 

Leichenbrand  ein  offenes  Ringel  mit  aneinanderstossenden  gerundeten  Enden  aus  einem 

7  Mm.  breiten  Bronzebleche,  D.  3*2. 

456.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Bei  dem  Kopfe  lag  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogcniibel  aus  Bronze,  L.  6*8,  H.  4-7. 

456.  Skeletgrab.  (T.  60.) 
Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Norden.  Bei  dem  Kopfe 
lagen :  Eine  Certosafibel  aus  Bronze, 
woran  die  Spirale  und  der  Dom 
fehlen.  —  Eine  Mittel -La  Tfene- 
Fibel  aus  Bronze  (Figur  514), 
ebenfalls  ohne  Spirale  und  Dorn. 
—  Ein  Bronzefragment. 

457.  Skeletgrab.  (T.  120.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  fand  man:  Zwei  Eisenfragmente  (wahrscheinlich  Bügel  und  Fuss  einer 

,^-:..  La  Tfene-Fibel).  —  Ein  massives  durchbrochenes 

''jjL  J^^H^B^^A      Zierstück  aus  Bronze  (Figur  51ö),  Br.  4-8,  H.  3'3. 

^^B  ^^^^^T^n^T^      —  ^^^  Anhängsel  mit  zwei  Knöpfen  aus  Bronze 

^m  A  {«^«^Ä^«        (Figur  516).    Das  Oehr  ist  abgebrochen,  L.  2-9.  — 

J^  ^M  ^^^irlw         Sechs  bullenformige  hohle  Anhängsel  aus  Bronze- 

^V  ■B^L^^^MAfe      blech,   1*4   bis  1*6  D.  —  Eine  kleine  Bernstein- 

perle. —  Fünf  kleine  blaue  und  zwei  kleine  gelbe 
Glasperlen.  —  Zwei  Fragmente  einer  weissen  Glas- 
scheibe von  etwa  3*5  D. 

458.  Urnengrab.    (T.  60.)   Die  frei  in  der 

Erde  aufgestellte  Thonurne  enthielt  nur  Brandreste. 

459.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  unbedeckte  Thonurne  enthielt  nur  Leichenbrand. 

,      460.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand: 

Einen  einhenkeligen  Thonkrug  (Figur  517).  Er  ist  schwärzlich,  sein  Hals  vom  Bauche 

merklich  abgesetzt,  der  Rand  umgebogen,  der  vcrticale  Bandhenkel  steht  am  imteren 

Halstheile.     Das  Gefäss  ist  am  oberen  Bauchtheilc  mit  eingeritzten  Dreiecken  verziert. 


Fig.  614.    Bronzene  Mittel-La  T^ne-Fibel  (Vs) 
aus  Grab  456. 


Fig.  516.  ^~^^^— — .-^ 

Bronzenes  Fig.  616. 

Anhängsel  («/s)       Bronzenes  Zierstück  ('•/a) 

aus  Grab  457. 


»)  Vgl.  31,  Figur  83. 


Badimsk/.    Die  Nekropole  von  Jeserine  in  Pritoka. 


167 


Fig.  517. 

Einhenkeliger  Thonkrug  (^4) 

aus  Grab  460. 


H.  13*6,  D.  14-5,  m.  8*5,  h.  8,  b.  5*5,  hd.  5-5.  —  Hälfte  eines  bullenfürmigen,  hohlen 
Anhängsels  aus  Bronzeblech,  D.  1-5.  —  Zwei  Eisenfragmente  (zu  einem  Schwerte  oder 
breiteren  Messer  gehörig). 

461.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Freiliegend,  nordslldlich, 
mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein 
zweihenkeliger  rothbrauner  Thonkrug.  Sein  Hals  ist  nicht 
abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen,  die  verticalen  Henkel  von 
rundlichem  Querschnitte  zwischen  Hab  und  Bauch  ange- 
bracht. H.  12-6,  D.  12,  m.  9,  h.  8,  b.  7-3,  hd.  45.  In  der 
Gegend  des  Halses:  Eine  grössere  Menge  von  Fragmenten 
eines  feinen  Bronzekettchens,  zwischen  dessen  Glieder  ein- 
zelne kleine  blaue  Glasperlen  befestigt  sind  (Taf.  HI,  Figur  4). 

—  32  Bernsteinperlen  bis   ID.   —  Eine  blaue  gebrochene 
Glasperle,  D.  1*4. 

463.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  unbedeckte  Thonume 
enthielt  nur  Leichenbrand. 

468.  Urnengrab.  (T.  100.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde.  Im  Leichen- 
brand folgende  Beigaben:  Ein  zweihenkeliger  Thonkrug  (Figur  518).  Er  ist  dunkel 
rothbraun,  der  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt, 
der  Rand  ausgebogen,  die  verticalen  Henkel  von 
flachrundlichem  Querschnitte  ober  der  grössten  Wei- 
tung angebracht.  H.  17*5,  D.  15,  m.  11,  h.  10,  b.  7  5, 
hd.  7.  —  Ein  Bronzering  von  rhombischem  Quer- 
schnitte mit  ringförmigem  Oehr  (Anhängsel)  (Figur 
519),  D.  3*2,  L.  5*1.  —  Ein  geschlossener  glatter 
Bronzering  von  rhombischem  Querschnitte,  D.  3*9. 

464.  Brandgrab.  (T.  40.)  Die  frei  auf  der 
Erde  liegenden  Brandreste  waren  mit  einer  grösse- 
ren, unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt.  Zwischen 
den  calcinirten  Knochenstücken  lag  ein  Eisenmesser 
(Figur  520).  Seine  Klinge  ist  einschneidig  und 
an    der   Spitze,    ähnUch    unseren  Gartenmessern, 

stark  einwärts  gekrümmt,  L.  10*5,  Br.  2*2.    Der  spitz  zulaufende  GrifFdorn  ist  nur  3  1. 

465.  Skeletgrab.    (T.  100.)    Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten. 
Bei  dem  Kopfe  eine  zweispiralige  Fibel  aus  Bronze,  deren  gestreckter  Draht- 
bügel zwei  länghche  Bemsteinperlen  trägt  (Figur  521),  L.  63,  Br.  4,  H.  27. 

466.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem 
Kopfe  im  Norden.  Ne- 
ben dem  Kopfe:  Ein 
eiserner  Sporn  mit 
kurzem  Stachel  (Fi- 
gur 522)  (römisch).  *) 

—  Vier  ungleich 
grosse,  scheibenför- 
mige Bemsteinperlen 
bis  1-8  D. 


Fig.  518. 

Fig.  519. 

Zweihenkeliger 

Bronzener  Ring 

Thonkrug 

mit  Oehr 

(Ve) 

(Anhängsel)  («/s) 

aus  Grab  463. 

Fig.  521.    Bronzene 
zweispiralige  Fibel  mit  Bemstein- 
perlen C/a)  aus  Grab  466. 


Fig.  522. 

Eiserner  Sporn  (^/j) 

aus  Grab  466. 


Fig.  520. 

Eisernes 

Messer  (*/4) 

aus  Grab  464. 


»)  Vgl.  Alterth.  der  heidnUchen  Vorzeit,  Bd.  IV,  Taf.  23,  Figur  3  und  Taf.  38,  Figur  6. 


168 


I.   ArchSoIogie  und  Geschichte. 


Fig.  624. 

Fig.  523. 

Bernsteinperle 

Bernstein  perle 

(V.) 

(•/.) 

aus 

Grah  467. 

467.  Skeletgrab.     (T.  50.)     Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten. 
Bei  dem  Kopfe:  Zwei  Perlen  von  Eisen,  jede  an  einem  Drahtfragmente,  und  zwei  kleine 

Eisenfragmente  (wahrscheinlich  Reste  einer  eisernen 
Fibel).  —  Eine  convex  getriebene  Scheibe  von  Bronze- 
blech, am  Rande  zweimal  durchbohrt,  D.  3'1.  —  14 
Bernsteinperlen  verschiedener  Form  und  Grpsse  (zwei 
davon  Figur  523  und  Figur  524).  —  Eine  blaue  Glas- 
perle, D.  1-3. 

468.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  stand 
imbedeckt.  Im  Leichenbrand  lag  eine  kleine  Mittel- 
LaT^ne-Fibel  aus  Bronze  (Figur  525),  L.6,  Br.8,  H.  16. 

469.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  von 
Nordost  gegen  Südwest,  mit  dem  Kopfe  im  Südwesten. 

Neben  dem  Kopfe:  drei  grössere  Bernsteinperlen,  jede  auf  einem  Eisendraht  (wahr- 
scheinlich Reste  einer  zweispiraligen  Fibel  aus  Eisen),  D.  der  Perlen  bis  4. 

470.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  stand  auf 
einer  kleinen  Steinplatte  und  war  mit  einem  Thongefksse 
bedeckt.  Im  Leichenbrand:  Ein  kleines  Bronzefragment.  — 
Eine  walzige,  eine  cylindrische  und  eine  scheibenförmige 
Bernsteinperle  von  geringer  Grösse.  —  Sieben  ganz  kleine 
blaue  Glasperlen. 

471.  Skeletgrab.  (T.  150.)  Freiliegend,  nordsüdlich, 
mit  dem  Kopfe   im  Norden.     Neben  dem  Kopfe:  Ein  in 

zwei  Stücke  gebrochener  Bogen  aus  Eisen,  welcher  seiner  ganzen  Länge  nach  mit 
einem  stärkeren  Bronzeblechstreifen  spiralig  umwunden  ist  (Figur  526),  L.  10*6,  H.  4*3, 
D.  9.  (Wahrscheinlich  Bügel  einer  Fibel.)  —  Eine  Nadel  aus  Bronze  mit  zurück- 
gebogenem Kopf  (Figur  527),  L.  5*7.  —  Zwei  Fragmente  eines  Spiralröhrchens  aus 
Bronze.  —  Zwei  Hälften  eines  hohlen,  buUenförmigen  Anhängsels  aus  Bronze,  D.  1*4. 
—  Das  Fragment  eines  Kettchens  aus  Bronzeblech.  —  Eine  blaue  mit  weissen  Zick- 
zackstreifen emaillirte  Glasperle,  D.  1*5.  —  Ein  durchbohrter  kleiner  Schweinszahn 
(Figur  528),  L.  4-8. 


Fig.  625.    Bronzene 

Mittel -La  T6ne- Fibel  (%) 

aus  Grab  468. 


Fig.  527.  Bronzene 
Ziernadel  («/j) 


Fig.  526. 
Kingbruchstück  (Eisendraht  mit  Brouzespiralc) 

aus  Grab  471. 


Fig.  528. 

»Schweins-  (?)  Zahn 

durchbohrt  («/s) 


473.  Urnengrab.  (T.  60.)  Unter  einer  unrcgelmässigen  Steinplatte  stand  die  Thon- 
urne (Figur  529).  Sie  ist  topfförmig,  schwarzbraun,  mit  nicht  abgesetztem  Halse.  Um  den 
Hals  laufen  zwei  roh  eingeritzte  Striche.  H.  21-5,  D.  20*8,  m.  17-5,  h.  16,  b.  11,  hd.  12*5. 


Kadimsky.    Die  Nekropole  von  Jezeriuo  in  Pritoka. 


169 


473.  Urnengrab.  (T.  50.)  Freistehende  Thonurnc.  Im  Leichenbrand  lag  ein  zwei- 
henkeliger  dunkelbrauner  Thonkrug.  Er  hat  einen  vom  Bauche  nicht  abgesetzten  Hals, 
ausgebogenen  Rand;  zwischen  Hals  und  Bauch  stehen  die  verticalen  Henkel  von  breitem 
Querschnitte.  H.  13,  D.  125,  m.  9,  h.  8,  b.  5,  hd.  45. 

474.  Skcletgrab.  (T.  60.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Norden.  Neben  dem  Kopfe  lag  eine  zweispira- 
lige  Bronzefibel  mit  sechs  Bernsteinperlcn  auf  dem  gestreckten 
Drahtbtigel,  L.  108,  Br.  36,  H.  31. 


Fig.  530.   Bronzene  Fibel  C'/a) 
aus  Grab  475. 


Fig.  529.    Thonurne  (Ve) 
aus  Grab  472. 


XX 


475.  Skcletgrab.  (T.  60.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Westen. 
Neben  dem  Kopfe:  Eine  Bronzefibel  mit  fehlender  Spirale  und  Dorn  (Figur  530).  ^)  — 
21  Bemsteinperlen  bis  2*3  D.  und  einige  Fragmente  solcher  Perlen. 

476».  Skcletgrab.  (T.  30.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Keine  Beigaben. 

476b.  Urnengrab.    (T.  60.)    Genau  unter  dem  Skelet  476a 
stand  eine  mit  einer  unrcgelmässigen  Steinplatte  bedeckte  Thonurne 
mit  Leichenbrand.    Dabei:  Ein  rechteckiges  Gürtelblech  aus  Bronze 
(Figur  531),  L.  7-8,   Br.   28 
und   3.    —    Ein    rechteckiges 
Bronzebeschlägestück  mit  drei 
Nietlöchern,  L.  3*2,  Br.  1*1.  — 
Sieben    kreuzförmige    Bronze- 
knöpfe, D.  2*3.  —  Drei  kreuzför- 
mige Doppelknöpfe  aus  Bronze 
(Figur  532a  und  b),  L.3-6,  Br.  2. 

477a.   Urnengrab.   (T. 
80.)    Die  Thonurne    war    mit 

einem  Thongcfässe  bedeckt.  Im  Leichenbrand:  Ein  körbchenformiges  Anhängsel  aus 
Bronze  (gleich  Figur  198),  H.  2*8,  D.  1*6.  —  Zwei  Windungen  eines  verbogenen  Bronze- 
spiralarmbandes mit  einem  zurückgebogenen  Ende.  —  Sieben  blaue  Glasperlen. 

477b,  c  und  d.  Skeletgräber.  (T.  150.)  Unter  der  Urne  477a  lagen  frei 
nebeneinander  in  ostwestlichcr  Richtung  drei  Skelcte  mit  den  Köpfen  im  Osten  ohne 
Beigaben. 

478.  Skcletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Süden. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zweihenkeliger  graubrauner  Thonkrug  (Figur  533). 
Der  Rand  ist  etwas  eingebogen,  die  zwei  horizontalen  Henkel  unterhalb  der  grössten 
Bauchweitung  angebracht.  Zwischen  den  Henkeln  läuft  ein  gekerbter  Rundwulst  herum. 
H.  19*5,  D.  20*5,  m.  18,  b.  11,  hd.  15.  Neben  dem  Kopfe  lagen  folgende  Beigaben: 
Eine  zweispiralige  Bronzefibel,  deren  gestreckter  Drahtbügel  wahrscheinlich  fünf  Bern- 


Fig.  531. 
BrouzeueM  GUrtelblech  ('/s) 


Fig.  632.   Bronzener 

kreuzförmiger 

Doppelknopf  ('/j) 


aus  Grab  470  b. 


*)  Vgl.  Prozor.  Popis.  ark.,  Taf.  XX,  Figur  96. 


170 


I.    Archäologie  und  Qeschichte. 


Fig.  534. 

Bronzener  Scheiben 

ring  C/s) 


Fig.  633.    Thonume  (Ve) 
aus  Grab  478. 


Fig.  534  bis. 
Bronzenes 
Anhängsel 

(•/.) 


steinperlen  trag  (wovon  nur  zwei  ganz  und  eine  zur  Hälfte  erhalten  sind),   L.  10*3, 
Br.  3-6,  H.  3-7.  —  Ein  Scheibenring  aus  Bronze  (Figur  534),  D.  3-6.  —  Ein  Anhängsel  aus 

Bronze  in  der  Form  eines  spitzi- 
gen Körbchens  (Figur  534  bis), 
L.  2-9,  D.  11.  —  15  Bernstein- 
perlen bis  1'9  D. 

479.  Urnengrab.  (T.  100.) 
Die  freistehende  Thonurne  (Figur 
535)  ist  schwärzlichbraun,  der 
Hals  vom  Bauche  kaum  merklich 
abgesetzt;  die  grösste  Weitung 
bildet  eine  scharfe  Kante.  Am 
mittleren  Halstheile  stehen  zwei 
verticale  Henkel  von  flachrund- 
lichem Querschnitte.  H.  bis  zum 
Rande  35,  D.  33-5,  h.  155,  b.  11  5,  hd.  16.  Im  Leichenbrand:  Eine  kleine  braune 
Thonschale  (Figur  536)  ohne  Henkel,  mit  Bodennabel  und  eingebogenem  Rand.   H.  5*5, 

D.  10-5,  m.  10,  b.  4,  hd.  5. 

480.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  freistehende 
ThonuiTic  ist  ein  grösseres  schwarzgraues,  bauchi- 
ges Gefäss  mit  breit  umgelegtem  Rande  und  ver- 
tical  gestelltem  Henkel  von  flachrundem  Quer- 
schnitte. 

481.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend, 
nordslidlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Neben 
dem  Kopfe  lagen:  Eine  halbkreisförmige  nadellose 
Bogenfibel  aus  Bronze,  L.  7*6,  H.  5*4.  —  Eine 
abgeflacht  walzige   Bernsteinperle,   L.  1*9,  D.  0*9 

und  1-2. 

483. Skeletgrab.  (T.  120.) 
Freiliegend,  nordsüdlich,  mit 
dem  Kopfe  im  Süden.  Neben 
dem  Kopfe  lag  eine  Certosa- 
fibol  aus  Bronze  (Figur  537). 
Die  Spirale  und  der  Dorn  sind 
abgebrochen,  aber  vorhanden. 

483.  Urnengrab.  (T.  40.)  Die  unbedeckte  Thonm'ne  war  wegen  ihrer  seichten  Lage 
vom  Pfluge  stark  beschädigt.  Im  Leichenbrand  lag  eine  zweispiralige  Bronzefibel  (Figur  538), 
deren  gestreckter  Drahtbügel  fünf  grössere  Bernsteinperlen  trägt,  L.  12*4,  Br.  4*4,  H.  4-3. 

484.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt.  Im  Leichenbrand:  Ein  formlos  zusammengcfritteter  Klumpen  von  Eisen 
und  Bronze.  —  Ein  kleines  Fragment  eines  blauen  Armringes  aus  Glas^)  (Taf.  V, 
Figur  2),  Br.  8.  —  Eine  blaue  Glasperle,  D.  9. 

485.  Skeletgrab.  (T.  85.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe:  Eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze  mit  dünnem, 
schwach  geripptem  Bügel,  L.  5*9,  H.  4*2.  —  Eine  blaue  Glasperle,  D.  9. 


Fig.  535.  Thonurne  mit  Henkeln  (Ve)       Fig.  536.  Thonschale  (V*) 

aus  Grab  479. 


»)  Vgl.  R.  G.  C.  Mus.,  Taf.  XIX,  Figur  7. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


171 


Fig.  637. 

Bronzene  Certosafibel  ('/ji) 

aus  Grab  482. 


Fig,  639. 

Zweihenkeliger  Thon- 

krug  (Vi) 

aus  Grab  486. 


Fig.  538.    Bronzene  zweispiralige  Fibel  mit  Bemateinperlen  ('/a) 
aus  Grab  483. 


486.  Skeletgrab.     (T.  40.)    Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten. 
Oberhalb  des  Kopfes  stand  ein  zweihenkeliger  Thonkrug  (Figur  539).    Er  ist  schwärz- 
lich, der  Hals  vom  Bauche  nicht  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen. 
Die  verticalen  Henkel  von  rundlichem   Querschnitte    stehen   über 
der  grössten  Bauchweitung.    H.  11,  D.  10*2,  m.  7'5,  h.  7*1,  b.  5*5, 
hd.  3-5. 

487.Urnengrab.(T.60.) 
Die  Thonurne  (Figur  540) 
scheint  mit  einem  Thongefässe 
bedeckt  gewesen  zu  sein,  da 
innen  Scherben  gefunden  wur- 
den, welche  nicht  zu  ihr  ge- 
hörten. Die  Urne  ist  schwarz, 
ihr  Hals  vom  Bauche  nicht  ab- 
gesetzt, der  Rand  schmal  um- 
gelegt. Ober  der  grössten 
Bauch  Weitung  stehen  vier  runde, 
knopfförmige  Buckel.  H.  25, 
D.  22,  m.  15-5,  h.  15,  b.  11, 
hd.  12*5.  Im  Leichenbrand: 
Eine  Zierscheibe  aus  Bronze 
(Figur  541).  Dieselbe  ist  ge- 
trieben und  zeigt  einen  erhöhten 
Kreis,  von  welchem  gegen  den 
Rand  zu  radiale  Streifen  aus- 
laufen. Innerhalb  dieses  Kreises  stehen  um  die  centrale  Bohrung  vier  kleinere  Kreise 
mit  je  einem  Buckelchen  im  Mittelpunkte,  D.  50.  — -  Eine  kleine  blaue  Glasperle. 

488.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die 
Thonurne  war  in  eine  kleine  Thon- 
schUssel  gestellt  und  nrit  einer  eben- 
solchen Schüssel  bedeckt.  Sie  enthielt 
nur  den  Leichenbrand  ohne  Beigaben. 

489.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die 
freistehende  Thonurne  enthielt  im  Lei- 
chenbrand folgende  Beigaben:  Die 
Klinge  eines  Eisenmessers  in  zwei 
Stücken  mit  fehlendem  Griffe,  L.  7, 
Br.  1*8.  —  Einen  in  zwei  Stücke  ge- 
brochenen Eisenring  von  rundem  Quer- 
schnitte, D.  3*4.  —  Eine  schmale  Eisen- 
spirale   mit    aufwärtsstehender    Sehne 

(Fragment  einer  La  Tfene-Fibel).  —  Ein  offenes  ovales  Ringel  aus  schmalem  Bronzedraht, 
dessen  Enden  zurückgerollt  oder  wenigstens  zurückgebogen  waren,  D.  26  und  3*3.  — 
Zwei  Fragmente  einer  Fibelspirale  aus  Bronze.  —  Zwei  Bcrnsteinperlen,  D.  1*4. 

490.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand: 
Eine  zweispiralige  Bronzefibel  (Figur  542).  Auf  ihrem  gestreckten  Drahtbügel  sind  f\inf 
Bernsteinperlen  aufgesteckt  und  am  Dorne  ein  kleines  Bronzeringel  angehängt.    Sie  hat 


Fi^.  541.   Bronzeuo 
Zierscheibe  ('/s) 


Fig.  640.  Thonurne  (V«) 
aus  Grab  487. 


172 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


an  jedem  Ende  nur  eine  einseitige  kurze  Spirale,  von  welchen  die  auf  der  Kopfseite 
gegen  links,  jene  an  der  Fussseite  gegen  rechts  gewunden  ist,  L.  9,  H.  3'8. 


Fig.  542.    Bronzene  zweispiralige  Fibel 
mit  ßernsteitiperlen   (^/g)   aus   Grab  490. 


Fig.  543.  Bronzene  Mittel -La  T6ne- Fibel  (^/s) 
aus  Grab  491. 


Fig.  544. 
Eisernes  Messer 

(Vi) 
aus  Grab  492. 


Fig.  645.    Thonurne  (Ve) 
aus  Grab  493. 


491.  Urnengrab.  (T.  80.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt  und  enthielt  ausser  dem  Leichenbrand  eine  Mittel- La  Tone-Pibel  aus 
Bronze  (Figur  543),  L.  81,  Br.  1-6,  H.  2-3. 

493.  Urnengrab.  (T.  85.)  Die  Thonurne  war  mit  einer 
unregelmässigen  Steinplatte  bedeckt  und  enthielt  nur  Leichen- 
brand. Auf  der  Deckplatte  lag  eine  eiserne  Messerklinge  (Figur 
544).  Diese  ist  einschneidig  mit  emporgeschwungener  Spitze 
und  kurzem,^^itz  zulaufendem  GrifFdorn.  Die  Klinge  hat  L.  9*5, 
Br.  1-8.    Der  Griff  L.  24. 

493.  Urnengrab.     (T.  90.)     Die  Thonurne  (Figur  545) 
war  mit  einem  anderen  Thougefilsse  bedeckt.     Die    Urne    ist 
graubraun,   der   kurze   Hals    vom   BaiJbhe    durch    zwei    flache 
herumlaufende  Killen  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen.  Oberhalb 
der  grössten  Weitung  waren  zwei  horizontale  Ansätze  angebracht. 
H.  27,  D.  28,  m.  13-5,  h.  132,  b.  llö,  hd.  15. 
494.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  Thonurne  stand 
frei  in  der  Erde.    Im  Leichenbrand  ein  zweihen- 
keliger  rothbrauner  Thonkrug.   Sein  Hals  ist  nicht 
abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen,  die  zwei  verticalen 
Henkel  von  flachrundlichem  Querschnitte  am  un- 
teren Halstheile  aufgesetzt.     H.  12,  D.  11,  m.  8, 
h.  7-3,  b.  6,  hd.  4-5. 

495.Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nord- 
südlich, mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Neben  dem 
Kopfe:  Ein  cylinderformiges  Eisenfragment  (Figur 
546)  von  2*2  D.  und  fast  ebensolcher  L.  auf  einem 
Eisendraht  aufgesteckt.  (Vielleicht  die  Perle  einer 
eisernen  zweispiraUgen  Fibel.)  —  Das  Fragment  eines  Spiralringes  aus  Bronzedraht  von 
nahezu  zwei  Umgängen,  D.  3-6.  —  Ein  grosser  durchbohrter  Eberzahn  (Figur  547),  L.  12*1. 


Fig.  547.    Ebcrzabn, 
durchbohrt  (Vi) 


Fig.  546.  Eisernes 

Fragment 

wahrscheinlich 

einer  Fibel  (Vs) 


aus  Grab  495. 


Radimsk^.   Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


173 


496.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  eine  Certosafibel  aus  Bronze,  L.  8*7,  H.  2*3. 

498.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  stand  unbedeckt.  Im  Leichenbrand 
ein  dunkelbrauner,  zweihenkeliger  Thonkrug.  Sein  Hals  ist  vom  Bauche  merklich  ab- 
gesetzt, der  Rand  ausgebogen,  die  zwei  verticalen  Henkel  von  rundlichem  Querschnitte 
zwischen  Hals  und  Bauch  angebracht.  H.  10*2,  D.  10*1,  m.  6*3,  h.  6,  b.  5*5,  hd.  4. 

498.  Skeletgrab.  (T.  130.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Neben  dem  Kopfe  stand  ein  kleines  dunkelbraunes  Thonschälchen.  Der  Hals  ist  vom 
Bauche  deutlich  abgesetzt,  der  Rand  ausge- 
bogen. Von  den  zwei  verticalen  Henkeln  mit 
flachrundlichem  Querschnitte  sind  nur  die  An- 
sätze erhalten.  H.  4-5,  D.  55,  m.  4*5,  b.  2, 
hd.  2.  —  Neben  dem  Schillchen  lag  ein  offener, 
mit  den  Enden  übergreifender  Armring  aus 
Bronze  (Figur  548).  Beide  Enden  sind  ver- 
jüngt und  die  Aussenfläche  theils  mit  gestreif- 


ten, gegeneinander  gestellten  Dreiecken,  theils 


Fig.  648. 

Bronzener  Armring  ('/s) 

aus  Grab  498. 


Fig.  550. 
Bronzene 
Pincotte 

(V.) 

aas  Grab  500. 


Fig.  549.   Bronzene  halb- 
kreisförmige Bogenfibel  ('/j) 
aw)  Grab  499. 


mit  verticalen  Rippen  geziert,  D.  5*5. 

499.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend, 
nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Ober- 
halb des  Kopfes  stand  ein  brauner,  zweihen- 
keliger Thonkrug  mit  niederem  Fuss,  vom 
Bauche  nicht  abgesetztem  Hals  und  schmal 
umgelegtem  Rand.  Am  unteren  Halstheile 
stehen  die  zwei  verticalen  Henkel  von  rund- 
lichbreitem Querschnitte,  am  oberen  Bauchtheile, 
sowie  am  Halse  sind  die  Reste  einer  Bemalung 
mit  schwarzen  Linien  sichtbar.  H.  10,  D.  105,  m.  75,  h.  (r5,  b.  5,  hd.  6.  Bei  dem 
Kopfe  lag  ferner  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze  (Figur  549), 
das  dünnste  unter  allen  ähnlichen  Exemplaren.  Der  Bügel  der- 
selben ist  feiner  gerippt  als  gewöhnlich,    L.  5-1,  H.  3"4. 

500.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  frei- 
stehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand 
eine  Bronzepincette  (Figur  550),  welche  sich 
durch  ihre  Spatelform  von  allen  übrigen 
an  diesem  Orte  gefundenen  Pincetten  unter- 
scheidet, L.  9-4,  Br.  1-9.1) 

501.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  unbe- 
deckte Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand: 
Einen  geschlossenen  glatten  Bronzering  von 
fiachrhombischem  Querschnitt,  D.  4"1.  — 
Einen  geschlossenen  glatten,  elliptischen 
Bronzering,  einerseits  flach,  andererseits  convex  mit  scharfer  Mittelrippe,  D.  3*4  und  4*3. 

503.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt  im 
Leichenbrand:  Eine  römische  Bronzeschnalle  (Figur  551),  D.  4.  —  Ein  Bronzearmband 
(Figur  552).     Das  eine  zurückgerollte  Ende  trägt  ein  Verschlussringel,  welches  in  den 


Fig.  552. 
Bronzener  Armring 

CM 

ans  Grab  502. 


Fig.  551. 
Bronzene  Schnalle 

('/.) 


')  Vgl.  Prozor.  Popis.  ark.,  Taf.  XXVIIF,  Figur  197. 


174 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


zurückgebogenen  Haken  des  anderen  Endes  eingreift.  Die  Aussenfläche  ist  in  Felder 
getheilt,  in  welchen  kreuzförmige  Figuren  mit  einer  verticalen  Kerbung  abwechseln, 
D.  4*4.  —  Zwei  scheibenfürmige  Bernsteinperlen,  die  grössere  im  D.  1*7. 

508.  Skeletgrab.  (T.  100.)  Freiliegend,  nordsUdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Norden. 
Beigaben:  Ein  Eisensporn  (Figur  553).  Er  trägt  nicht  wie  die  römischen  Sporen  einen 
kurzen  Stachel,  sondern  an  einem  3  1.  Stege  ein  Scheibchen  (Rädchen).  Der  D.  dieses 
Scheibchens  beträgt  1*8.  —  Ein  Eisenfragment.  —  Der  zugeschnittene  und  ausgehöhlte 
Griff  eines  Werkzeuges  oder  einer  Waffe  aus  dem  Geweihe  eines  Hirsches  (Figur 
554),  L.  in. 


Fig.  555. 
Bronzene  La  T6no-Fi])el  (^/s) 

aus  Grab  504. 


Fig.  553. 

Eiserner 

»Sporn  (Vj) 


■^W^ 


Fig.  554.    ITirschliorngritF  ('/g) 


ans  Grab  50o. 


504.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Freiliegend,  ostwestlich,  mit  dem  Kopfe  im  Osten. 
Neben  dem  Kopfe:  Eine  Bronzefibel  (Figur  555a  und  b).  Barocke  La  Tene-Form, 
deren  Bügelverzierung  an  die  bekannten  Armringknoten  dieser  Zeit  erinnert,  L.  6*5, 
Br.  2-5,  H.  1-9.1)  —  Ein  «lürtelblech  aus  Bronze  (Figur  556),  L.  7-7,  Br.  3-5. 

505.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  war  mit  einer  unregelmässigen  Stein- 
platte bedeckt.  Im  Leichenbrand:  Ein  roth brauner,  zweihenkeliger  Thonkrug  (Figur 
557)  mit  vom  Bauche  nicht  abgesetztem  Halse  und  schmal  umgelegtem  Rande.  Die 
zwei  verticalen  Henkel  von  flachrundem  Querschnitte  stehen  am  unteren  Halstheile. 
H.  10,  D.  9-5,  m.  7,  h.  65,  b.  5-5,  hd.  4.  —  Ein  Ohrring  aus  Bronzedraht  (Figur  558) 
mit  aufgesteckter  Bernsteinperle,  D.  6. 


*)  Vgl.  Prozor.  Popis.  ark.,  Taf.  XIX,  Figur  77. 


Radimsk^.    Die  Nekropole  yon  Jezerine  in  Pritoka. 


175 


506.  Urnengrab.  (T.  60.)  Unter  einer  unregelmässigen  Steinplatte  stand  die 
Thonume  mit  Leichenbrand  und  folgenden  Beigaben:  Ein  kleines  graubraunes  Thon- 
töpfchen  (Figur  559)  mit  schmal  ausgebogenem  Rande.  H.  6,  D.  7-5,  m.  7-5,  b.  3,  hd.  6. 
—  Eine  fiilhrömische  Provinzialfibel  aus  Bronze,  L.  5*1,  Br.  2*4,  H.  25.  —  Ein  Spinn- 
wirtel  aus  rothem  Thone  (Figur  560),  D.  2-6,  H.  1-8. 

507.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thon- 
ume enthielt  im  Leichenbrand:  Einen  zweihenkeligen 
braunen  Thonkrug.  Sein  Hals  ist  nicht  abgesetzt,  der 
Rand  ausgebogen,  die  zwei  bandfiirmigen ,  verticalen 
Henkel  am  unteren  Halstheile  angebracht.  H.  10*3,  D.  10*8, 
m.  7'6,  h.  6'8,  b.  5*5,  hd.  3'5.  —  Eine  Bronzcpincette  mit 
feiner  Strich  Verzierung  an  den  Rändern,  L.  11-4,  Br.  2-2. 

508.  Skeletgrab.  (T.  60.)  Freiliegend,  nordsüdlich, 
mit  dem  Kopfe  im  Norden.  Neben  dem  Kopfe  lag  eine 
nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibcl  aus  Bronze  mit  einem 
in  die  Kopfschleife  eingehängten  kleinen  Spiralringcl, 
L.  5-8,  H.  4-3. 

509.  Urnengrab.  (T.  65.)  Die  freistehende  Thon- 
ume enthielt  im  Leichenbrand:  Eine  Bronzefibel  (Figur 
561).  Der  breite  und  flache  Bügel  geht  an  seinem  Kopf- 
ende in  eine  runde  Platte  über,  und  diese  endet  in  einem 
Pferdekopfe.  Am  Kopfe  besitzt  sie  eine  Hülse  von  1*9  L. 
und  4  Mm.  äusserem  D.  Diese  Hülse  ist  so  schwach,  dass 
nur  die  Sehne  der  (fehlenden)  Spirale  durchgezogen  sein 
konnte.  Nachdem  die  Fibel  unganz  ist  und  sonstige  Bei- 
gaben fehlen,  ist  das  Alter  schwer  bestimmbar;  doch  glaube 
ich  das  Stück  unter  die  Spät -La  Tfene- Fibeln  einreihen 
zu  können. 

510.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  freistehende  Thon- 
ume enthielt  im  Leichenbrand  eine  Mittel -La  Töne -Fibel 
aus  Bronze,  mit  einem  grossen  kugelförmigen  Bronzeknopf 
auf  dem  weit  zurückreichenden  Fusse.  L.  9,  Br.  3*1,  H.  2'7. 


Fig.  658.  Bronzener 
Ohrring  mit  Bernsteinperle  ('/j) 


Fig.  667. 
Zweihenkeliger  Thonkrug  (V4) 

aus  Grab  505. 


Fig.  559. 
Thontöpfchon 

(V4) 


Fig.  06I.    Bronzene  Fibel  (»/s)  aus  Grab  509. 


Fig.  560. 

Thönemer 

Spinnwirtel   ('/g) 

aus  Grab  506. 


511.  Urnengrab.  (T.  70.)  Die  freistehende  Thonunie  enthielt  ausser  dem  Leichen- 
brand: Ein  einhenkeliges  braunrothes  Thonschälchen  (Figur  662).  Sein  Hals  ist  deut- 
lich vom  Bauche  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen.  Der  Henkel  von  flachrundlichem 
Querschnitte  erhebt  sich  auf  V^  Cm.  über  den  Rand.    H.  4,  D.  5-5,  m.  4*5,  b.  3-5,  hd.  2. 

—  Eine  Mittel-La  Tfene- Armbrust- Fibel  aus  Bronze  (Figur  563)  mit  einem  Bernstein- 
knopfe auf  der  runden  Platte  des  zurückgelegten  Fusses,  L.  5-9,  Br.  4-3,  H.  1-7.  — 
Eine  Mittel-La  T^ne- Armbrust -Fibel  aus  Bronze  (Figur  564),   L.  76,  Br.  59,  H.  26. 

—  Einen  Zierscheibenring  aus  Bronze  (ähnlich   Figur  534),   D.  4*4.  —  Sieben  ganze 


176 


I.    Archftologie  und  Geschichte. 


und  vier  gebrochene,  geschlossene  Bronzeringe  verschiedener  Grösse.  Ihr  Querschnitt 
ist  theils  beiderseits  convex,  theils  auf  einer  Seite  flach,  auf  der  anderen  convex.  An 
zweien  derselben  hängen  kleine  Ringelchen  aus  Bronzedraht,  D.  2*2  bis  5*3.  —  Eine 
kleine  brillenformige  Doppelspirale  aus  Bronze,  L.  3,  H.  1*9.  —  Verschiedene  kleine 
Bronzefragmente.  —  Mehrere  Fragmente  eines  Zierscheibchens  aus  einem  weissen, 
spröden  Metalle,  wahrscheinlich  Zinn  (Figur  565),  D.  circa  3*3. 
—  12  gelbe  und  25  kleine  weisse  Glasperlen,  von  den  letzteren 
ein  Theil  innen  vergoldet  und  versilbert.  (Taf  V,  Figur  6.) 


Fig^.  562. 

Thönerao 

Henkolschale(V4) 


Fig.  565. 

Zinnernes  (?)  Zicr- 

scheibchen  (*/i) 


Fig.  564. 

Bronzene  Mittel  -  La  T6ne- Fi  bei  Fig.  563.  Bronzene  Mittel-La  T6ne- 

e/s)  Fibel  (Vs) 

aus  Grab  511. 


Fig.  567. 
Bronzene  Pincette 
mit  Vei-schlusshUlse 

C/s) 
aus  Grab  514. 


Fig.  566. 

Bronzene  Mittel-La  Töne -Fibel  (•/g) 
aus  Grab  513. 


513.  Mittelpunkt  eines  bis  3  M.  im  D.  haltenden  und  mit  Steinplatten  um- 
gebenen Leichenvcrbrennungsplatzes. 

513.  Urnengrab.  (T.  (30.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand 
eine  Mittel-La  Tfene-Fibel  aus  Bronze  (Figur  566),  L.  IM,  Br.  37,  H.  2-8. 

514.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt  im 
Leichenbrand  eine  Bronzepincette  (Figur  567)  mit  punzirter  Verschlusshülse  aus  Bronze- 
blech, L.  12,  Br.  2-5. 

515.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt  im 
Leichenbrand:  Eine  zweispiralige  Fibel  (Figur  568).  Ihr  gestreckter  Drahtbügel  trägt 
fünf  grosse  aufgesteckte  Bernsteinperlcn;  die  Doppelspirale  am  Kopfende  besteht  aus 
acht  Umgängen  an  jeder  Seite.  Die  Spirale  am  Fussende  ist  einseitig  und  hat  nur 
drei  Umgänge,  L.  14-5,  Br.  5*5,  IL  42.  —  Acht  Bernsteinperlcn  verschiedener  Form 
und  Grösse  (Figuren  569  und  570). 

516.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  fi'eistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand 
eine  kleine  Mittel-La  Teno -Fibel  aus  Bronze  (Figur  571),  L.  6,  Br.  0*9,  H.  1-1. 


Radimskj^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


177 


517.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde  und  enthielt 
im  Leiehenbrand:  Eine  kleine  graubraune  Schale  mit  ausgebogenem  Rande.  Die  zwei 
Henkel  von  rundlichem  Querschnitte  standen  über  den  Rand  empor.  H.  45,  D.  7,  m.  7, 
b.  3*5,  hd.  4*5.  —  Eine  zweispiraligc  Fibel  (Figur  572),  deren  gestreckter  Drahtbügel 
sieben  aufgesteckte  Bernsteinperlen  trägt,  L.  10*6,  Br.  3,  H.  29. 


Fig.  570. 
Bernsteinperle 

(V.) 


F\g.  568.  Bronzene  zweivSpiraligc  Fibel  mit  Bernsteinperlen  (^/g) 
aus  Grab  515. 


Fig.  569. 
Bernsteinperle 

(Vi) 


518.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde,  war  mit  Leichen- 
brand gefüllt  und  enthielt  folgende  Beigaben:  Ein  Eisenfragment  (Figur  573)  nebst 
einem  anderen  flachen  und  geraden  Eisenfragmente.  —  Einen  Knopf  aus  Bronze  mit 
concav  vertieftem  Mittelfelde  (Figur  574),  D.  IG.  —  Einen  halbgeschmolzenen  Bronze- 
klumpen.  —  Sechs  Bernsteinperlen  verschiedener  Form  und  Grösse.  Die  grösstc  der- 
selben ist  Figur  574  bis,  zwei  andere  Figur  575  und  570  dargestellt. 


Fig.  571. 
Bronzene  Mittel  -  La  T6ne- Fibel 

aus  Grab  516. 


Fig.  572.    Bronzene  zweispiraligc  Fibel  mit  Benistein- 
perlcn  ('/s)  aus  Grab  517. 


519.  Urnengrab.    (T.  60.)    Die  freistehende  Thonurne  enthielt  im  Leichenbrand 
eine  Mittel-La  Tene-Fibel  aus  Bronze  (Figur  577),  L.  97,  Br.  21,  H.  3. 


4^  • 


^1^. 

A 


Fig.  573. 

Fig.  574. 

^^^l^v 

Fig.  575. 

Fig.  576. 

Eisernes 

Bronzener 

^^^^^Kf 

Bern- 

Bern- 

Fragment 

Knopf 

^^^^ 

steinperle 

steinperle 

(V.) 

(%) 

Fig.  574  bis. 
Bernsteinperle  (Vi) 

ans  Grab  518. 

(Vi) 

(V.) 

530.  Skeletgrab.     (T.  50.)     Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Süden. 
Neben  dem  Kopfe  fand  man  folgende  Beigaben:   Eine  grosse,   mit  einem  Bronzebleche 

Band  III.  12 


178 


I.    Archäologie  und  Qeschichte. 


unterlegte  Doppelspiralscheibe  aus  Bronze,  mit  achterformigem  Mittclsttick,  ganz  ähnlich 
Figur  307,  B.  15*3,  H.  7-1.  —  Mehrere  grössere  Stücke  eines  feinen  Kettchengehänges 
aus  Bronze,  dessen  einzelne  Kettchen  durch  ein  achterförmig  gewundenes  Drahtgeflecht, 
welches  in  kleine  Spiralscheibchen  endet,  verbunden  sind.  —  Eine  scheibenförmige,  mit 
drei  Würfelaugen  ornamentirte  Bernsteinperle  (Figur  578),  D.  2*7.  —  Vier  ähnliche 
flache,  aber  un verzierte  Bernsteinperlen  bis  3*4  D. 


Fig.  577. 

Bronzene  Mittel -La  T^ne- Fibel  ('/j) 

ans  Grab  519. 


Fig.  578.  Bemstein- 

perle  (Vi) 

aus  Grab  620. 


531  rt.  Skeletgrab.  (T.  30.)  Freiliegend.  Richtung  nicht  constatirt;  keine  Bei- 
gaben. 

531b.  Urnengrab.  (T.  70.)  Unter  dem  Skelcte  521a  traf  man  eine  freistehende 
Thonurne  mit  Leichenbrand  und  folgenden  Beigaben:  Eine  Nähnadel  aus  Bronze 
(Figur  579),  L.  6*2.  —  Eine  Früh -La  Teno -Fibel  aus  Bronze  (Figur  580),  deren  Fuss 
und  Dorn  fehlen,  L.  6,  Br.  3*5,  H.  1*7.  —  Ein  Fingerring  aus  Bronze  (Figur  581).  Der- 
selbe besteht  aus  einem  glatten  gegossenen  Reifen  von  23  D.  und  04  Br. 


Fig.  680. 
Bronzene  Früh -La  Tene- Fibel 

C/s) 


Fig.  579.   Bronzene 
Nähnadel  (Va) 

aus  Grab  521. 


Fig.  581. 
Bronzener  Fingerring 

(Vi) 


Fig.  682. 

Bronzenes  Spiral- 

röhrcheu  (•/«) 

aus  Grab  524. 


533.  Mitte  eines  Leichenbrandplatzes  von  etwa  3  M.  D.,  welcher  mit  grösseren 
Steinplatten  gepflastert  war. 

533.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurne  stand  frei  in  der  Erde.  Der  Leichen- 
brand enthielt  eine  Certosatibel  aus  Bronze,  woran  Dorn  und  Spirale  fehlen. 

534.  Skeletgrab.  (T.  50.)  Freiliegend,  nordsüdlich,  mit  dem  Kopfe  im  Süden. 
Neben  dem  Kopfe:  Ein  geschlossener,  glatter  Bronzering,  auf  einer  Seite  flach,  auf 
der  anderen  convex,  D.  5-9.  —  Zwei  Spiralröhrchcn  aus  Bronze  (Figur  582). 
—  Neun  Bernsteinperlen  verschiedener  Grösse  bis  2*5  D.  und  das  Fragment  einer 
solchen  Perle. 

535.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  freistehende  Thonurne  enthielt  nur  den 
Lciohcnbmnd. 


Radimskj^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


179 


536.  Urnengrab.  (T.  60.)  Die  Thonurnc  war  unbedeckt.  Im  Leichenbrand  eine 
kleine  zweispiralige  Bronzefibel  (Figur  583).  Auf  ihrem  gestreckten  Drahtbügel  ist  eine 
mittlere  scheibenförmige  und  zwei  seitliche  rundliche  Bernsteinperlen  aufgesteckt,  L.  7*3, 
Br.  2-9,  H.  2-8. 


Fig.  683. 

Bronzene  zweispiralige  Fibel    mit  Bemsteinperleu  ('/g' 
aus  Grab  526. 


537.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  unbedeckte  Thonurnc  enthielt  im  Leichenbrand: 
Zwei  Eisenfragraente.  —  Eine  ganze,  abgeflacht  walzige  Bernsteinperle  und  drei  solche 
Perlenfragmente.  —  Einen  gelblich  grünen  Glasgefilssscherben. 

538.  Urnengrab.  (T.  50.)  Die  Thonurnc  stand  frei  in  der  Erde;  im  Leichen- 
brand: Ein  Eisenfragment.  —  Das  Fragment  eines  unverzierten  Gürtelbleches  aus 
Bronze. 

Zerstreute  Funde. 


Ausser  den  angeflihrten  Grabbeigaben  sind  in  Jezerine  auch  verschiedene  andere 
Funde  gemacht  worden.  Dieselben  wurden  theils  während  der  Grabung  frei  in  der 
Erde  liegend  angetroffen,  theils  gelegentlich  eines  durch  Regenwetter  bewirkten  theil- 
weisen  Abrutschens  der  Ortsbrust  aus  den  betreffenden  Gräbern  herausgerissen,  ohne 
dass  man  mit  Sicherheit  hätte  bestimmen  können,  welchem  Grabe  sie  angehören,  theils 
wurden  sie  bei  der  Nachlese  in  der  bereits  umgegrabenen  Erde  gewonnen. 

Zunächst  sind  hier  drei  schöne  römische  oder 
griechische  ThongefUsse  anzuführen,  welche  aus 
frei  in  der  Erde  gefundenen  Scherben  zusammen- 
gesetzt werden  konnten,  und  zwar: 

1.  Ein  Becher  (Skyphos)  (Figur  584),  licht- 
gelb, auf  der  Drehscheibe  erzeugt,  mit  protilirtem 
hohlem  Fusse.  Knapp  unter  dem  Rande  stehen 
zwei  horizontale,  weit  vorgreifende  Henkel  von 
flachrundem  Querschnitte.  Unter  den  Henkeln 
und  am  untersten  Bauchende  läuft  je  ein  schmales 
und  an  der  grössten  Bauchweitung  ein  breiteres 
Band  herum,  jedes  durch  zwei  parallele  Striche 
begrenzt.  Die  ganze  Bauchwand  zwischen  diesen 
Bändeim  ist  vertical  gerippt.  Die  Basis  des  Fusses, 
die  Bauchwände  sammt  dem  Rande,  die  Henkel 
und  die  ganze  Innenseite  sind  mit  schwarzer 
Farbe  überstrichen.  Am  Rande  läuft  ober  und  unter  den  Henkeln  je  ein  roth  gemalter 
Strich  herum,  und  ebenso  ist  das  breitere  Mittelband  mit  einer  Reihe  schwarzer  Punkte 
auf  rothem  Grunde  bemalt.    H.  16'5,  D.  11,  m.  11,  b.  6,  hd.  16*5,  hf.  3. 

12* 


Fig.  684.    Thönerner  Skyphos  (Vs)- 


180 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


2.  Eine  Vase  (Krater),  lichtgelb,  auf  der  Scheibe  gedreht,  mit  profilirtem  hohlem 
Fasse  (Figur  585).    Der  Hals  ist  vom  Bauche  deutlich  abgesetzt,  der  Rand  ausgebogen. 


Fig.  585.    ThöiitTiicj  Hi'iiki*lva.se  (^/s). 


Fig.  580.    Thnncrnor  «kyphos  (Vs)- 

Vom  oberen  Bauclitheile  bis  zum  Rande  reichen  zwei  Doppelstäbchen.  Der  ganze 
Bauch  ist  vertical  gerippt  und  dieses  Ornament  an  der  grössten  Bauchweitung  durch 
ein  rechteckiges,    von  zwei  horizontalen  Strichen  begrenztes  glattes  Feld  unterbrochen. 


RHilimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka. 


181 


Unter  dem  Rande  laufen  zwei  parallele  Striche  herum.  Die  Vase  ist  vom  Fusse 
aufwärts  und  innen  schwarz  angestrichen.  H.  22,  D.  10,  m.  17*6,  h.  13,  b.  6*6, 
hd.  12,  hf.  4. 

3.  Ein  grosser  Becher  (Skyphos)  (Figur  586),  lichtgelb,  mit  glattem  niederem 
Fusse,  auf  der  Drehscheibe  erzeugt.  Unter  dem  Rande  stehen  horizontal  zwei  etwas 
nach  aufwärts  gerichtete  breite  Henkel  von  rundem  Querschnitte.  Ueber  dem  Fusse 
läuft  ein  schwarzer  Strich  herum,  über  demselben  ist  der  ganze  Bauch,  Hals  und  Rand, 
wie  auch  die  Innenseite  schwarz  angestrichen.  H.  23-5,  D.  22,  m.  22-5,  b.  112,  hf.  1-7. 

Femer  wurden  frei  in  der  Erde  die  Scherben  eines  einhenkeligen  Thonkruges 
gefunden,  aus  welchen  das  ganze  Ge&ss  restaurirt  werden  konnte.  Es  ist  schwärzlich- 
braun, der  Hals  vom  Bauche  kaum  merklich  abgesetzt,  der  Rand  schmal  umgelegt  und 
der  verticale  Henkel  von  flachrundlichem  Querschnitte  zwischen  Hals  und  Bauch  auf- 
gesetzt.   H.  12-5,  D.  13,  m.  8-3,  h.  73,  b.  6-5,  hd.  45. 


1^ 


Fig.  587. 

Eiserner 

Nagel  CU). 


Fig.  689. 
Silbernes 
Zierblecli 


Fig.  58H.    I^ronzcner  Armring  ('■'/a). 


Fig.  590. 

Fig.  5»1. 

Silberne  Perle 

Ucrnstoinperle 

(V.)- 

(V.)- 

An  sonstigen  Funden  sind  anzuführen:  Ein  längliches  Eisenfragment  mit  zurück- 
gerolltem Kopfe  und  rechteckigem  Querschnitte,  wahrscheinlich  ein  Nagel  (Figur  587). 
—  Eine  einschneidige  Messerklinge  mit  einem  Theile  des  Heftes.  Die  Klinge  ist  ohne 
die  (fehlende)  Spitze  123  1.  und  in  der  Mitte  2*6  br.  —  Eine  eiserne  Messerspitze  und 
vier  Eisenfragmente,  wovon  zwei  zu  dem  Bügel  einer  Fibel  gehören  könnten.  —  Ein 
massiver,  off*ener,  unverzierter  Bronzearmring  (Figur  588)  von  elliptischer  Form.  D.  7 
und  5*7.  —  P2in  offener  elliptischer  Bronzering  (gleich  Figur  78).  D.  3*6  und  2-6.  — 
Ein  kleines  Spiralarmband  aus  schmalem  Bronzebleche  mit  vier  Windungen  und  zurück- 
gerolltem Ende.  D.  4-1.  —  Ein  Spiralrölirchen  aus  Bronze.  —  Verschiedene  Bronze- 
fragmente, darunter  Bruchtheilc  einer  Fibel.  —  Ein  rundes  getriebenes  Zierblech  aus 
Silber  (Figur  589)  mit  angehängtem  Kingelchen.  D.  1*5.  —  Eine  getriebene  gerippte  Silber- 
blechperle mit  Spuren  einstiger  Vergoldung  (Figur  590).  D.  21,  L.  2*7.  —  Eine  gerippte 
Bernsteinperle  (wie  Figur  58).  D.  2*3.  —  Zwei  ganze  scheibenförmige  Bernsteinperlen 
(Figur  591),  dann  Bruchstücke  mehrerer  Bernsteinperlen  und  eines  grösseren  Bernstein- 
scheibchens.  —  Ein  gepresster  Armring  (Taf.  V,  Figur  1)  aus  Hcht weingelbem  Glase, 
an  der  Innenseite  befindet  sich  eine  eingebrannte  lichtgelbe  Einlage.  Seine  lichte  Weite 
beträgt  7*7,  die  Br.  2-1.  Am  äusseren  Umfange  befinden  sich  zwei  kleinere  seitliche 
und  ein  grösserer  Mittelwulst,  so  dass  die  Glasstärke  in  der  Mitte  1*1  erreicht.^)  — 
Eine   grössere  und  eine  kleinere  blaue  Glasperle  und  zwei  Fragmente  von  Glasperlen. 

Aus  den  Skeletgräbern  38,  G9,  101,  114,  414,  431,  434,  447  und  457  wurden 
ziemlich  gut  erhaltene  oder  restaurirbare  Schädel  gewonnen,  deren  Messung  und  Be- 
schreibung Primararzt  Dr.  Leopold  Glück  übernommen  hat. 


>)  Vgl.  Altertb.  uns.  heidnischen  Vorzeit,  Bd.  II,  Heft  IX,  Taf.  3,  Figur  8. 


182 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


Schliesslich  bringen  wir  noch  die  Abbildungen  zweier  Inschriftsteine  aus  der 
Grabung  des  Jahres  1890,  welche  die  Herren  Kovaöevi6  und  Mirkovi6*)  nicht  ganz 
richtig  gelesen  haben,  sowie  einer  sculpirten  Grabdeckplatte,  ebenfalls  aus  der  Grabung 
des  Jahres  1890. 

1.  Auf  dem  Rande  einer  runden  Kalkmergelplatte  von  171  Cm.  D.  und  12  Cm. 
Dicke  (Figur  592),  welche  in  zwei  Stücke  gebrochen  ist,  erscheint  ein  Delphin  und 
neben  demselben  die  Inschrift: 


Fig.  592  (V,o). 

IVLIA(e)  .  .  .  (lu)LINlGRrVXOR(i). 

2.  Auf  der  Stirnfläche  einer  zweiten  rechteckigen  Platte,  welche  in  der  Mitte 
stärker,  an  beiden  Seiten  dünner  ist  (Figur  593),  steht  zwischen  zwei  Rosetten  die 
Inschrift: 

VS  •  DEN 

XC • H • E • S • 

US  •  Den  .  .  . 

[vix  •  aun]  •  XC  •  h  (ic)  •  e  (st)  •  s  (itus.)  «) 


3.  Die  Grabdeckplatte  Figur 
594  ist  nur  in  einem  Fragmente 
erhallten,  dessen  Rand  mit  einem 
Ornamentbande  geziert  ist.  Inner- 
halb desselben  ist  die  Gestalt  eines 
Kriegers,  welcher  in  der  rechten 
Hand  eine  Lanze  und  auf  dem 
Kopfe  einen  Helm  mit  sehr  grossem 
Busche  trägt,  eingemeisselt.**^) 

»)  Vgl.  diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  191. 

^)  K.  Patsch  hat  diese  beiden  Steine 
in  den  Arch.  epigr.  Mitth.  1893,  S.  85  f.  ver- 
^iffentlicht,  als  ihren  Fnndort  jedoch  irrthüin- 
lich  Gata  bei  Hihac  angegeben. 

»)  Vgl.  diese  Mitth.,  I,  S.  191,  Anm.  1. 
Wir  sahen  das  Original,  eines  der  merk- 
würdigsten FundstUcke  von  Jezerine,  erst 
während  dos  Druckes  dieser  Arbeit  (August 
1894)  im  Landesmuseum  zu  Sarajevo.  Die 
nebenstehende  Abbildung  ist  in  einigen  Ein- 
zelheiten ungenau;  wir  bringen  daher  weiter 
unten  (Notizen)  Beschreibung  und  correcte 
Abbildung  dieses  Steines.  D.  R. 


Fig.  694  (•/»: 


Radiinsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  lo3 

3.  Die  Bestattnngsarten. 

Wie  in  vielen  anderen  prähistorischen  Begräbnissstätten  waren  auch  in  Jezerine 
zwei  Bestattungsarten  nebeneinander  in  Uebung:  Brandbestattung  und  Leichenbestattung. 

A.  Die  Brandbestattung. 

Bei  der  Brandbestattung  wurde  der  Körper  des  Verblichenen  in  der  Regel  auf 
einem  hiezu  bestimmten  Brandplatze,  deren  bei  den  Punkten  163,  181,  224,  512  und 
522  fünf  gefunden  wurden,  verbrannt.  (Siehe  den  Plan  der  Nekropole  Taf.  II.)  Nur 
in  drei  Fällen  (bei  den  Gräbern  20,  26  und  39)  wurde  constatirt,  dass  die  Verbrennung 
der  Leichen  an  der  Stelle  des  Grabes  selbst  erfolgt  ist. 

Nach  der  Verbrennung  wurden  die  calcinirten  Knochenüberreste  gesammelt,  von 
den  übriggebliebenen  Kohlenstückchen  sorgfältig  gesondert  und,  meist  mit  etwas  Asche 
gemischt,  in  einer  Grube  von  30  bis  150  Gm.  —  nur  einmal  (Grab  X)  erscheint  eine 
solche  von  200  Cm.  —  Tiefe  beigesetzt. 

Die  Brandreste  wurden  in  einer  Anzahl  von  Fällen  auf  die  freie  Erde  nieder- 
gelegt und  dann  stets  mit  einer  Platte  entweder  aus  festem  Kalksteine  oder  häufiger 
aus  mildem  Tertiärmergel  überdeckt.  Die  Steinplatten  sind  in  den  meisten  Fällen 
unregelmässig,  zuweilen  aber  zugearbeitet  und  dann  entweder  rund  von  50  bis  171  Cm. 
Durchmesser  oder  rechteckig  in  Dimensionen  bis  150  Cm.  L.  und  90  Cm.  Br.  (Grab  80). 
In  den  jüngeren  Gräbern  sind  diese  rechteckigen  Steinplatten  häufig  in  der  Weise  zu- 
gearbeitet, dass  der  Rand  der  Längsseiten  dünner,  die  Mitte  jedoch  stärker  gehalten 
ist  und  die  Platten  eine  flache  Dachforra,  ähnlich  wie  die  römischen  Sarkophagdeckel 
besitzen.  Die  kurzen  Seiten  bilden  dann  Giebel,  deren  einer  zuweilen  eine  lateinische 
Inschrift  (Grab  65,  68,  73  und  119)  oder  eine  eingeritzte  einfache  Zeichnung  (Grab  80) 
trägt.  In  der  Regel  sind  die  Platten  unmittelbar  auf  den  Leichenbrand  gelegt,  manch- 
mal auf  Steine,  mit  welchen  die  Brandreste  umstellt  wurden  (Grab  13,  21,  98  und  144). 
In  drei  Fällen  (Grab  321,  325  und  342)  ist  aus  vier  bis  sechs  Steinplatten  eine  Kiste 
um  die  Brandreste  herum  errichtet  und  mit  der  Steinplatte  überdeckt. 

Eine  zweite  Art  der  Leichenbrandbestattung  ist  jene  in  Urnen  von  Thon  oder  Stein. 
Die  Thonumen  wurden  meist  in  die  blosse  Erde  gestellt  und  blieben  häufig  unbedeckt. 
Nur  in  einzelnen  Fällen  (Grab  18)  wurde  die  Urne  auf  eine  Steinplatte  gestellt,  sehr 
oft  dagegen  mit  einer  unregelmässigen  (seltener  mit  einer  bearbeiteten)  Steinplatte  über- 
deckt. Bei  den  Gräbern  26  und  60  lagen  auf  der  Thonume  zwei  Steinplatten  über- 
einander. Bei  anderen  Gräbern  stand  die  Thonume  in  einer  Thonschüssel  (24,  290 
und  Xn)  oder  war  mit  einer  Thonschüssel  (Figur  107)  bedeckt  (12,  49,  62,  348,  389 
und  493).  Auf  der  Thonurne  des  Grabes  359  fand  man  zwei  Thonschüsseln  überein- 
ander und  in  dem  Grabe  361  über  der  Deckschüssel  noch  eine  unregelmässige  Stein- 
platte. In  den  Gräbern  277,  341  und  488  stand  die  Urne  in  einer  Thonschüssel  und 
war  mit  einer  zweiten  Thonschüssel  bedeckt  (Figur  325).  In  den  Gräbern  376  und  393 
war  die  Thonurne  mit  Steinplatten  umstellt  und  diese  Kiste  mit  einer  Steinplatte 
überdeckt. 

Ausser  den  Thonumen  kamen  auch  Steinurnen  vor,  welche  wohl  sämmtlich  der 
späteren  Zeit  des  Bestandes  unserer  Nekropole  angehören.  Dieselben  sind  in  den 
Gräbern  240,  370  und  400  von  cylindrischer  Form,  35  bis  62  Cm.  hoch,  50—62  Cm. 
weit  und  immer  mit  einem  runden  Steindeckcl  versehen.  In  einem  Falle  (Grab  332) 
war   die  Steinurne   rechteckig,   von  der  Form  einer  Steinkiste.     Die  Brandreste  waren 


184  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

entweder  unmittelbar  in  der  Steinurne  untergebracht,  oder  es  war  in  die  Steinurne  eine 
Thonurne  eingesetzt,  welche  die  Brandreste  enthielt  (Grab  240,  Figur  281). 

Die  Thonurnen  der  Brandgräber  besitzen  in  der  Regel  bedeutende  Dimensionen. 
Die  grösste  derselben  (Grab  169)  ist  66  Cm.  hoch,  doch  kamen  ausnahmsweise  auch 
ganz  kleine  Leichenbrandurnen  vor,  so  bei  dem  Grabe  35  eine  mit  17  Cm.  und  bei 
dem  Grabe  152  eine  mit  15  Cm.  Höhe.  In  einem  Falle  (Grab  59)  standen  unmittelbar 
neben  der  grossen  Brandume  zwei  kleine  Henkelkrüge,  welche  drei  Gefksse  sämmtlich 
mit  dem  Leichenbrande  gefüllt  waren. 

Auf  den  in  der  Urne  gesammelten  Leichenbrand  wurden,  wenn  überhaupt  Bei- 
gaben vorkamen,  die  kleinen  Beigefässe  aus  Thon  und  die  sonstigen  Beigaben  gelegt, 
welche  jedoch  bei  dem  OefFnen  der  Gräber  meist  im  Leichenbrande  angetroffen  wurden, 
was  als  eine  Folge  der  Setzungen  des  Deckmateriales  und  der  Zerdrückung  der  Urnen 
anzusehen  ist. 

Die  Beigefässe  (Ceremoniengefksse),  kleine  ein-  oder  zweihenkelige  Krüge,  Töpf- 
chen, Schalen,  Becher  und  Näpfchen  waren,  so  weit  man  dies  in  einzelnen  Fällen  noch 
beobachten  konnte,  immer  leer,  und  die  sonstigen  Beigaben  lagen  neben  denselben. 
Mit  Ausnahme  der  Urne  des  Grabes  190,  worin  zwei  Thonkrüge  vorkamen,  enthielt 
eine  Urne  nicht  mehr  als  ein  einziges  Beigefkss. 

Eiserne  Beigaben  kamen  wiederholt  ausserhalb  der  Urne  vor.  So  war  bei  dem 
Grabe  237  das  gebrochene  Eisenscliwert  aussen  um  die  Thonurne  gelegt,  bei  den 
Gräbern  50  und  62  lag  je  ein  Eisenmesser  auf  der  Deckschüssel  der  Urne,  bei  dem 
Grabe  400  ein  eisernes  Schwert  und  ein  Haumesser,  sowie  einige  Eisenfragmente  auf 
dem  Steindeckel  der  Steinurne  und  bei  dem  Grabe  348  ein  Eisenmesser  und  eine 
eiserne  La  Tfene- Fibel  auf  der  Deckschüssel  der  Thonurne.  Bei  dem  Grabe  394  kam 
es  vor,  dass  auch  Bronze-  und  Bernsteinschmuck  ausserhalb  der  Urne  auf  der  steinernen 
Deckplatte  vorgefunden  wurde. 

Schliesslich  darf  nochmals  erwähnt  werden,  dass  in  zwei  Fällen  (Grab  193  und 
316)  in  den  Thonurnen  auf  den  calcinirten  Brandresten  ein  unverbrannter  Schädel 
gefunden  wurde,  und  dass  daher,  wenn  auch  sehr  selten,  in  Jezerine  die  partielle  Ver- 
brennung der  Leichen  geübt  worden  zu  sein  scheint. 

B.  Die  Leichenbestattnng. 

Bei  der  Leichenbestattung  wurde  der  Verblichene  stets  ohne  Unterlage  in  die 
Grube  von  30  bis  160  Cm.  Tiefe  gelegt.  Die  in  der  erstangeführten  geringen  Tiefe 
angetroffenen  Gräber  lagen  zur  Zeit  der  Bestattung  möglicherweise  tiefer.  Nur  dreimal 
(Gräber  118,  127  a  und  127  &)  lagen  bei  dem  Schädel  kleine  Steinplatten,  welche  als 
Kopfunterlage  der  Leichen  gedeutet  werden  können.  Die  Skelete  waren  auch  seitlich 
frei  und  unbedeckt  mit  der  einzigen  Ausnahme  des  Grabes  385,  wo  das  Skelet  mit 
Steinplatten  rechteckig  umgeben  und  diese  Kiste  mit  einer  grösseren  Steinplatte  be- 
deckt war. 

Die  gewöhnliche  Lage  der  immer  ausgestreckten  Skelete  war  die  Rückenlage 
und,  soweit  sich  dies  bei  dem  meist  sehr  schlechten  Erhaltungszustande  der  Skelete 
beurtheilen  liess,  mit  beiderseits  neben  dem  Körper  ausgestreckten  Armen.  In  den 
fünf  Gräbern  76,  77,  89,  114  und  116  wurde  Bauchlage  der  Skelete  beobachtet;  zwei 
davon  lagen  mit  dem  Kopfe  im  Norden,  zwei  im  Westen,  eines  im  Osten.  Nur  eines 
derselben  war  ohne  Beigaben,  während  die  übrigen  sämmtlich  Bronzebeigaben,  zwei 
auch  Glas-   und  Bernsteinschmuck  bcsassen.     Man   kann   daher  nicht  behaupten,   dass 


Radimsk]^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  löO 

dieselben  ärmer  ausgestattet  gewesen  wären  als  die  übrigen,  und  ebenso  kann  aus  den 
Beigaben  kein  Schluss  darauf  gezogen  werden,  dass  diese  Skelete  bei  ihrer  abnormen 
Lage  ausschliesslich  dem  einen  oder  dem  anderen  Geschlechte  angehört  hätten. 

Die  Richtung  der  Skelete  war  eine  verschiedene,  und  zwar  lagen: 
160  oder  751  %  ^^^  dem  Kopfe  im  Norden, 


26     „      12-2  o/o     „ 

r) 

n 

„    Osten, 

15     »        7-0  7o     r, 

n 

7) 

„    Süden, 

1     «       3-3  7o     „ 

n 

n 

„    Westen, 

3     „       1-4  o/o     „ 

n 

rt 

„    Nordwesten, 

1      „       0-5»/o     „ 

n 

n 

„    Südwesten, 

1      .       0-5  «/o     „ 

n 

y) 

„    Südosten 

bei  12  Skeleten  blieb  die 

Lage  unbestimmt, 

Snmme  225. 

Diese  Unregelmässigkeit  in  der  Richtung  der  Skelete  scheint  in  der  Hallstätter 
Zeit  grösser  gewesen  zu  sein  als  in  der  späteren  La  T&ne-Zeit.  Denn  von  den 
Skeleten,  bei  welchen  typische  Beigaben  der  Hallstatt-Periode  angetroffen  wurden,  lagen: 

7  oder  43*7%  ™it  dem  Kopfe  im  Norden, 

3     „      18-8  7o     „       „         „  „    Osten, 

3     „      18-8  Vo     „       „         ,  „    Westen, 

2     „     12-5  «/o     „       „         „  „    Süden, 

1      „       6-2%     „       „         „  „    Südosten. 

Im  Allgemeinen  war  die  nordstidliche  Richtung  mit  dem  Kopfe  im  Norden  die 
Regel.  Die  von  dieser  Regel  abweichenden  Skelete  unterscheiden  sich  jedoch  durch 
ihre  Beigaben  nicht  von  den  anderen.  Sie  sind  weder  reicher  noch  ärmer,  und  es 
finden  sich  bei  ihnen  auch  Beigaben,  welche  theils  auf  Männer-,  theils  auf  Frauengräber 
schliessen  lassen.  Weder  der  höhere  oder  geringere  Stand,  noch  auch  das  Geschlecht 
scheint  daher  einen  Einfluss  auf  die  Richtung  der  Skelete  gehabt  zu  haben.  Nur  bei 
den  15  Skeleten  mit  dem  Kopfe  im  Süden  ist  kein  einziges  ohne  Beigaben,  und  11 
davon  fand  man  auch  mit  Bronzekettchen,  Bernstein-  und  Glasschmuck,  zwei  sogar 
(Grab  118  und  434)  recht  reich  ausgestattet.  Wenn  dies  kein  Zufall  ist,  dann  könnte 
man  schliessen,  dass  die  nordsüdliche  Richtung  mit  dem  Kopfe  im  Süden  bei  reicheren 
Frauen  in  der  Uebung  war. 

Oberhalb  des  Kopfes  stand  häufig,  neben  dem  Kopfe  seltener  ein  BeigefUss  aus 
Thon  oder  Bronze,  welche  aber  immer  leer  angetroffen  wurden.  Die  Thongefilsse  waren 
ein-  oder  zweihenkelige  Krüge,  Töpfchen,  Becher  und  Schalen,  die  BronzegefHsse  kleine 
zweihenkelige  Töpfchen  (Figur  278  und  404).  In  der  Regel  war  nur  ein  Beigeftlss 
vorhanden  und  auf  die  freie  Erde  gestellt.  Nur  bei  dem  Grabe  174  kamen  ein  kleiner 
Krug  und  ein  Henkelbecher,  dann  bei  dem  Grabe  205  zwei  kleine  Krüge  vor.  Bei 
dem  Grabe  38  stand  der  Thonkrug  auf  einer  Steinplatte  und  war  mit  einer  gleichen 
Platte  bedeckt. 

Wo  Metall-,  Bernstein,  Glas-  oder  Beinbeigaben  vorkamen,  lagen  sie  zumeist 
neben  dem  Kopfe  des  Skeletes.  Nur  die  nadellosen  halbkreisförmigen  Bogenfibeln,  sowie 
die  feinen  Bronzekettchen  und  Perlen  lagen  häufig  beim  Halse,  Armringe  und  Spiral- 
armbänder an  den  Armknochen  und  die  Fussriuge  immer  an  den  Fusskuochen.  Im 
Grabe  100  wurde  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze  bei  den  Füssen 
des  Skeletes   angetroffen,   was  übrigens  auch  durch  einen  Zufall  verursacht  sein  kann. 


186 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Skelete  lagen  in  der  Regel  einzeln^  nur  in  den  Gräbern  111,  121  and  431 
lagen  je  zwei  Skelete  unmittelbar  nebeneinander,  im  letzteren  Grabe  ein  kleines  neben 
einem  grossen.  Da  das  letztere  zwei  Ohrringe  und  mehrere  Bernsteinperlen  hatte, 
ist  dieses  Grab  vielleicht  als  die  Ruhestätte  einer  Mutter  mit  ihrem  Kinde  aufzufassen. 
Im  Grabe  477  6  kamen  sogar  drei  Skelete  ohne  Beigaben  unter  einem  Brandgrabe 
knapp  nebeneinander  und  im  Grabe  127  zwei  Skelete  übereinander,  ebenfalls  ohne 
Beigaben,  vor. 

Wirft  man  einen  Blick  auf  die  Karte  der  Nekropole  von  Jezerine,  so  sieht  man, 
dass  die  Gräber  ohne  Ordnung  die  Fläche  bald  mehr,  bald  weniger  dicht  bedecken. 
Ebenso  sind  Brand-  und  Skeletgräber  untereinander  gemischt,  und  ihre  horizontale 
Vertheilung  gibt  keinen  Anhaltspunkt  daflir,  welche  Bestattungsart  die  ältere,  welche 
die  jüngere  gewesen  sei.  Ebenso  lässt  uns  ihre  gegenseitige  verticale  Stellung  über 
diese  Frage  im  Unklaren,  denn  in  den  Gräbern  34,  60,  118,  136,  195,  199,  214, 
259,  393  und  477  liegen  die  Skelete  unter  Urnengräbern,  dagegen  in  den  Gräbern 
108,  302,  476  und  521  über  Urnengräbem. 

Nach  dem  Zeugniss  der  Funde  wurde  die  Nekropole  jedenfalls  durch  mehrere 
Jahrhunderte  benützt,  und  wenn  man  die  Fibeln,  als  jene  Beigaben,  welche  die  sicherste 
Zeitbestimmung  zulassen,  in  Betracht  zieht,  so  ergibt  sich  die  folgende  Tabelle: 


Periode 

Einzeln 

Zusammen            1 

Brandgr&ber 

Skeletgräber 

Brandgr&bcr 

Skeletgräber  | 

Anzahl 

•/. 

Anzalil 

"U 

Anzahl 

•/. 

Anzahl 

% 

Fibeln  der  mittleren  Hallstattzeit    . 

2 

18-2 

9 

81-8 





— 

— 

Fibeln  der  Spät-Hallstattzeit  .     .     . 

3 

130 

20 

87-0 

5 

14-7 

29 

85-3 

Früh -La  T6ne- Fibeln 

6 

33-3 

12 

66-6 

— 

— 

— 

— 

Mittel -La  Tfcne- Fibeln 

29 

69-0 

13 

310 

— 

— 

— 

— 

Spat- La  Tfcne-Fibeln 

5 

83-3 

1 

16-7 

— 

— 

— 

— 

Zwcispiralige  Fibeln 

17 

58-6 

12 

41-4 

57 

600 

38 

400 

FrUhrömische  Provinzialfibeln     .     . 

22 

95-7 

1 

4-3 

— 

— - 

— 

— 

Römische  Fibeln 

4 

80-0 

1 

200 

26 

92-9 

2 

7-1 

Diese  Tabelle  zeigt  ganz  deutlich,  dass  die  Leichenbestattung  in  der  ältesten  Zeit 
des  Bestandes  der  Nekropole  mit  8o'3®/o  eine  gegen  die  Brandbestattung  weitaus  vor- 
herrschende war,  in  der  La  Tene- Periode  mit  40  7o  bereits  seltener  geübt  wurde  als 
die  Brandbestattung  und  zur  Zeit  der  römischen  Herrschaft  mit  71 7o  ^^^  mehr  als 
Ausnahme  vorkam. 

Wenn  man  ferner  die  Gräber  mit  sicheren  Funden  der  Römerzeit,  wie  z.  B.  das 
Brandgrab  339  mit  dem  gedrehten  Henkelkruge  (Figur  390),  das  Brandgrab  X  mit  dem 
Inschriftbecher  (Figur  50),  die  Brandgräber  370  und  502  mit  römischen  Schnallen  und 
die  Brandgräber   65,   68,   73  und    119   mit   ihren   lateinischen  Inschriften  in  Anschlag 


Radimskj^.    Die  Nekropole  von  Jezoriiie  in  Pritoka. 


187 


bringt,  so  erscheint  wohl  die  Behauptung  zulässig,  es  sei  die  Leichenbestattung  in  der 
römischen  Zeit  nahezu  ganz  verschwanden. 

Im  Allgemeinen  kann  man  somit  die  Skeletgräber  von  Jezerinc  ftir  die  älteren, 
die  Umengi'äber  dagegen  für  die  jüngeren  erklären. 

Wie  schon  erwähnt,  sind  in  Jezerine  328  Brandgräber  und  225  Skeletgi-äber  ge- 
öffnet worden.  Lässt  man  nun  die  Thongefilsse  ganz  ausser  Acht,  so  ergibt  sich  in 
Bezug  auf  die  Dotirung  der  Gräber  mit  Beigaben  die  nachstehende  Tabelle: 


Bestattungsart 

Gräber                           1 

mit  Beigaben 

ohne  Beigaben     | 

Anzahl 

7o 

Anzahl 

•'• 

Brandcrräber '.     .     . 

1 
193     1     08-8 

135         41-2    1 

SkeletffTäber 

202 

89-8 

23 

10-2 

Stimine     .     . 

395 

71-4 

158 

28-6 

Verhältnissmässig  waren  daher  die  Skeletgräber  viel  häufiger  mit  Beigaben  aus- 
gestattet als  die  Brandgräber,  dagegen  darf  nicht  tibersehen  werden,  dass  die  reichsten 
Gräber,  z.  B.  278  und  393,  Brandgräber  waren,  und  dass  die  zu  jener  Zeit  gewiss  sehr 
kostbaren  Silberbeigaben  nahezu  ausschliesslich  in  Brand gräbern  angetroffen  wurden. 
Der  sociale  Rang  oder  das  Vermögen  scheinen  demnach  keinen  besonderen  Einfluss  auf 
die  Wahl  der  Bestattungsart  geübt  zu  haben. 

In  Bezug  auf  die  Art  der  Beigaben  wäre  anzuführen,  dass  die  Eisenschwerter 
ausschliesslich  in  Brandgräbern,  die  Eisensporen  dagegen  vorwiegend  in  Skeletgräbern 
vorkamen  und  die  eisernen  Haumesser  (Kurzschwerter)  auf  beide  Bestattungsarten 
gleichmässig  vertheilt  sind. 

Ferner  wurden  vorwiegend  in  Brandgräbern  Nähnadeln,  Ziernadeln  und  Glas- 
schmuck, dagegen  vorwiegend  in  Skeletgräbern  Ohrringe,  Armringe  und  Bronzekettchen 
als  Halsschmuck,  endlich  der  Bernsteinsclimuck  bei  beiden  nahezu  in  gleichen  Mengen 
angetroffen.  Im  Allgemeinen  war  demnach  auch  das  Geschlecht  für  die  Wahl  der  einen 
oder  der  anderen  Bestattungsart  nicht  massgebend. 


i.  Die  Funde. 

Bevor  ich  zur  Besprechung  der  eigentlichen  Grabbeigaben,  der  Waffen,  Schmuck- 
sachen und  kleinen  Gebrauchsgegenstände  schreite,  will  ich  Einiges  über  die  Thon- 
gefilsse von  Jezerine,  welche  in  sehr  grosser  Zahl  vorliegen,  erwähnen.  Hier  unter- 
scheiden wir  zunächst  die  handgeformten  Gcfasse,  welche  die  grosse  Masse  bilden,  und 
die  auf  der  schnell  rotircnden  Töpferscheibe  erzeugten  Gefilsse,  welche  selten  vorkamen 
und  zum  Theile  gewiss  importirte  römische  oder  griechische  Waare  sind. 

Unter  den  Freihandgefässen  kommen  grössere  und  kleinere  Urnen,  Krüge, 
Schüsseln,  Schalen,  Becher,  Näpfe  und  Töpfchen  vor.  Die  grossen  Urnen  waren  nur 
in  den  seltensten  Fällen  ganz  erhalten,  und  auch  die  meisten  kleineren  Gefilsse  und 
Krüge   fand    man   zerdrückt   vor.     Doch  gelang  es,   eine  grössere  Menge  derselben  zu 


loö  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

restauriren,   so   dass   bisher   an   handgeformten   ganzen   und  restaurirten  Geftlssen  vor- 
handen sind: 

Urnen 82  Stücke 

Krüge 77       „ 

Schüsseln 9       „ 

Schalen 17       „ 

Becher 6       „ 

Töpfchen 1       „ 

Näpfe 2       „ 

Zusammen     194  Gefässe. 

Das  Materiale  der  Freihandgefilsse  ist  ein  grober,  ungeschlemmter,  oft  sandiger 
und  mit  Kalkkörnchen  oder  Glimmerblättchen  durchsetzter  Lehm.  Sie  sind  schwach 
gebrannt,  und  oft  bemerkt  man  im  Querbruche  an  beiden  Aussenseiten  besser  gebrannte 
rothe  Partien,  während  in  der  Mitte  ein  roh  gebliebener  grauer  Streifen  sichtbar  ist. 
Diese  Umstände  sind  auch  Schuld,  dass  die  Gefässe  so  leicht  zerdrückt  und  in  vielen 
Fällen  stark  zersetzt  wurden,  was  ihre  Restaurirung  sehr  mühsam  gestaltet  und  häufig 
ganz  unmöglich  macht. 

1.  Die  Urnen,  welche  ausschliesslich  zur  Aufnahme  der  Brandreste  gedient  haben, 
haben  verschiedene  Formen  und  Dimensionen,  so  dass  unter  den  restaurirten  Stücken 
nicht  zwei  zu  finden  sind,  welche  einander  ganz  gleich  wären.  Doch  lassen  sich 
darunter  mehrere  Typen  unterscheiden,  und  zwar: 

a)  Bauchige  Urnen  mit  breit  umgelegtem  Rande  („Halsurnen",  der  alte 
Villanova-Typus  Italiens  in  seiner  jüngeren  nordischen  Ausbildung).  Die  grösste  der- 
selben und  überhaupt  das  grösste  in  Jezerine  gefundene  ThongefUss  (Figur  207)  besitzt 
eine  Höhe  von  66  Cm.  und  einen  Durchmesser  von  55  Cm.  Der  Boden  dieser  Urnen 
ist  relativ  klein  (Figur  84),  immer  eben,  und  aus  demselben  entwickelt  sich  mit  einem 


Fig.  695.  Thöuenics  GefH^sbriiclistiick  (Va). 


Fig.  596.  Tlifmernes  (lofässhrm-hstiick  (V2). 


scharfen  Rande  der  breit  ausladende  Bauch.  Nur  in  wenigen  Fällen  schiebt  sich 
zwischen  Boden  und  Bauch  ein  ganz  niederer  Fuss  ein  (Figur  202  und  204).  Der  Hals 
ist  vom  Bauche  entweder  gar  nicht  abgesetzt  (Figur  205  und  207)  oder  durch  eine 
flache  Rille  davon  geschieden.  Nur  in  seltenen  Fällen  läuft  zwischen  Bauch  und  Hals 
ein  scharfer,  glatter  Rundwulst  herum  (Figur  489).  Die  häufigste  Verzierung  dieser 
Urnenform,  wenn  überhaupt  eine  solche  vorkommt,  besteht  in  horizontalen  Ansätzen, 
welche  diametral  zu  zweien  zwischen  dem  Halse  und  dem  Bauche  angebracht  sind. 
Diese  Ansätze  sind  entweder  glatt  (Figur  202)  oder  an  den  beiden  Enden  mit  kleinen 
Hörnchen  geziert  (Figur  207  und  595).  In  seltenen  Fällen  kommt  auf  den  Ansätzen 
auch  in  der  Mitte  je  ein  drittes  Heimchen  vor  (Figur  84  und  596).    In  einem  einzigen 


Radimsk^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  189 

Falle  sind  zwischen  diesen  horizontalen  Ansätzen  zwei  halbkreisförmige,  mit  der  Rundung 
nach  unten  gekehrte  Ansätze  angebracht  (Figur  157).  In  einem  anderen  Falle  schliessen 
sich  an  die  untere  Fläche  der  horizontalen  glatten  Ansätze  je  drei  bogenförmige,  gegen 
rechts  gerichtete  Rippen  an  (Figur  234).  Bei  einer  Urne  (Figur  405)  stehen  auf  der 
grössten  Bauchweitung  zwei  kreuzförmige  Ansätze. 

Henkel  finden  sich  bei  den  bauchigen  Urnen  nur  sehr  selten  und  stehen  dann  zu 
zweien  entweder  horizontal  (Figur  68)  oder  vertical  (Figur  535). 

Sonst  hat  diese  Form  keine  Verzierungen  mit  Ausnahme  der  Urne  Figur  597, 
welche  mit  zwei  horizontalen  Henkeln  und  zwischen  diesen  auf  der  einen  Seite  mit 
einem  horizontalen  Bande  punktirter  Dreiecke,  auf  der  anderen  mit  drei  parallelen 
Punktreihen  geziert  ist  (Grab  40).  Es  ist  dies  überhaupt  das  einzige  Thongeföss, 
welches  mit  einer  punktirten  Ornamentirung  versehen  war. 


Fig.  597.    Zwcilionkolige  Thonunie. 

Einige  dieser  Urnen  (Figur  202,  204,  205)  sind  ganz  mit  einer  schwarzen  glän- 
zenden Fimissfarbe  überstrichen.  Andere,  wie  die  Urnen  der  Gräber  173  und  177, 
zeigen  noch  deutliche  Spuren  eines  solchen  Anstriches. 

AuiFallend  ist,  dass  die  meisten  bauchigen  Urnen  ohne  Beigaben  waren  oder  nur 
geringe  und  nicht  charakteristische  Beigaben  enthielten.  Nur  die  Urne  des  Grabes  44 
enthielt  eine  nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibel  aus  Bronze,  welches  Stück  dem 
Ausgange  der  Hallstattzeit  und  dem  Anfange  der  La  T^ne-Zeit  angehören  dürfte;  in  den 
Urnen  der  Gräber  275  und  352  fand  man  Mittel -La  Tfene- Fibeln  aus  Bronze,  in  der 
Urne  des  Grabes  348  eine  eiserne  Fibel  und  in  der  Urne  des  Grabes  57  eine  früh- 
römische Provinzialfibel. 


190 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


Diese  Umenform  scheint  sich  demnach  durch  die  ganze  Dauer  der  Begräbnissstätte 
von  Jezerine  im  Gebrauche  erhalten  zu  haben. 

b)  Ballonförmige  Urnen  (Figur  128,  145,  160)  mit  engem  Halse  und  schmal 
umgebogenem  Rande.  Von  dieser  Form  konnten  nur  vier  Stücke  restaurirt  werden.  Drei 
derselben  besitzen  je  einen  verticalen  Henkel,  eine  (Figur  128)  ist  un verziert,  die 
anderen  drei  am  oberen  Bauchtheile  mit  eingeritzten  Dreiecken,  deren  Flächen  durch 
schiefe  Striche  ausgefüllt  sind,  ornamentirt.  Keine  einzige  davon  enthielt  eine  Beigabe, 
wir  besitzen  sonach  keinen  Anhalt  zu  ihrer  annähernden  Altersbestimmung,  doch  glaube 
ich,  dass  man  sie  nur  als  eine  Abart  der  bauchigen  Halsumen  auffassen  kann. 


Fig.  598.    Thöuerncs  Gefassbnichstück  (»/«)• 


Fig.  599.   Thöncrnes  GefHssbruchstück  (VO- 


Fig.  600.  Thöncrno8  Gefässbnichstück  (»/,). 


c)  Topfförmige  Urnen,  welche  eine  viel  grössere  Mannigfaltigkeit  aufweisen. 
Sie  nähern  sich  zuweilen  mehr  der  Form  eines  modernen  Kochtopfes  (Figur  495  und 
529),  zuweilen  mehr  der  Form  der  bauchigen  Urnen  (Figur  67,  442  und  424),  nur  dass 
ihnen  stets  der  lange  Hals  und  der  breit  umgelegte  Rand  fehlen.  Dazwischen  kommen 
einige  Mittelformen  vor. 

Ornamentirung  fehlt  meist;  wo  sie  aber  vorhanden  ist,  besteht  sie  aus  horizontalen 
glatten  oder  gehörnten  Ansätzen  (Figur  359  und  442),  an  welche  sich  zuweilen  bogen- 
förmige Rippen  anschliessen  (Figur  419,  dann  Figur  598 — 600),  aus  runden  Buckeln 
(Figur  479  und  540,  dann  Figur  396),  aus  herumlaufenden  seichten  Rillen  (Figur  419) 


Radimsk]^.    Die  Nekropole  von  Jeserine  in  Pritoka.  191 

und  aus  glatten  oder  gekerbten,  einfachen  oder  doppelten  RundwUlsten  (B^gur  411, 
dann  171,  258,  533).  Es  ist  auch  nur  eine  Unie  dieser  Art  (Figur  495)  vorgekommen, 
welche  mit  zwei  Henkeln  versehen  ist. 

Die  topffbrmigen  Urnen  sind  die  am  häufigsten  vorkommenden.  Die  einfachsten 
Formen  derselben  (Figur  72,  102,  381,  410)  scheinen  auch  die  jüngsten  zu  sein,  weil 
darin  mehrmals  römische  Fibeln  vorgekommen  sind. 

2.  Die  Krüge  wurden  fast  ausnahmslos  als  BeigefUsse  sowohl  in  Brand-  als  auch 
in  Skeletgräbem  benützt.  Sie  sind  sämmtlich  mit  je.  einem  oder  zwei  ausnahmslos 
verticalen  Henkeln  versehen,  doch  ist  die  Zahl  der  zweihenkeligen  grösser.  Ihre  Höhe 
schwankt  von  9-5—20.  Der  Boden  ist  immer  eben  und  nur  selten  durch  einen  sehr 
km*zen  Fuss  von  dem  Bauchtheile  getrennt.  Der  Hals  ist  vom  Bauche  merklich  ab- 
gesetzt oder  geht  allmälig  in  den  letzteren  über,  der  Rand  ist  umgelegt  oder  wenigstens 
stark  ausgebogen.  Die  Henkel  besitzen  in  der  Regel  einen  flachrundhchen  Querschnitt 
und  sind  gewöhnlich  glatt.  In  seltenen  Fällen  verlaufen  über  die  Mitte  der  Henkel 
Längsrillen  (Figur  222),  oder  es  sitzen  am  Scheitel  oder  unterhalb  desselben  kleine, 
buckeiförmige  Ansätze  (Figur  113,  118,  257). 

Als  weitere  Verzierung  kommt  am  oberen  Bauchtheile  bei  den  Urnen  Figur  86, 
370,  379,  517  je  eine  Reihe  von  eingeritzten  Dreiecken,  ferner  die  häufigere  Bemalung 
des  Randes,  Halses  und  Bauches  mit  schwarzen  oder  wenigstens  dunklen  Linien  vor. 
Solche  bemalte  Krüge  (Figur  117,  160  bis,  193,  195,  237,  247,  272,  366)  sind  immer  gelb- 
braun oder  gelbroth. 

Solche  bemalte  Krüge  kamen  nur  im  Grabe  213  mit  einer  älteren  Haüstätter  und 
im  Grabe  38  mit  einer  Spät-Hallstätter  Fibel,  dagegen  mit  nadellosen,  halbkreisförmigen 
Bogenfibeln  in  den  Gräbern  38,  162  und  499,  mit  einer  geknickten  Ziernadel  im 
Grabe  141,  mit  einer  Früh-La  Tfene -Fibel  im  Grabe  161,  mit  einer  Mittel-La  Tfene-Fibel 
im  Grabe  384  und  mit  einer  zweispiraligen  Fibel  im  Grabe  394  vor.  Ich  glaube  daher, 
dass  wir  diese  bemalten  Thongefttese  in  die  La  Tfene- Periode  setzen  können. 

3.  Die  Schüsseln.  Diese  wurden  entweder  zur  Bedeckung  oder  als  Untersätze 
der  grossen  Brandurnen  verwendet  und  sind  stets  dunkelgrau,  dunkelbraun  oder 
schwärzlich.  Ihr  Durchmesser  variirt  von  21 — 35  Cm.,  ihre  Höhe  von  6*7 — 13*5  Cm. 
Der  Boden  ist  entweder  eben  oder  schwach  concav,  die  Bauchwände  gerade  oder  ge- 
schweift aufsteigend  und  in  der  Regel  vom  Rande  nicht  abgesetzt.  Nur  die  Deckschüssel 
(Figur  69)  zeigt  einen  von  der  Wandung  scharf  abgesetzten  Rand.  Zuweilen  besitzen 
die  Schüsseln  einen  niederen  Fuss  (Figur  77),  der  Rand  ist  breit  umgelegt  (Figur  69), 
aufrechtstehend  (Figur  106)  oder  nach  Innen  gebogen  (Figur  107)  und  geht  dann 
öfters  in  einen  Wulst  aus  (Figur  77). 

Mit  Ausnahme  einer  Schüssel,  welche  einen  veiiiicalen  Henkel  (Figur  106)  und 
diesem  gegenüber  einen  kleinen  klauenförmigen  Buckel  besitzt,  sind  diese  Gefässe 
henkellos.  In  der  Regel  sind  die  Schüsseln  unverziert,  und  nur  einmal  (Figur  69  b) 
zeigt  die  Innenfläche  des  Bodens  ein  flaches  Grübchen  und  um  dasselbe  herum  drei 
flache  concentrische  Rillen,  ein  anderes  Mal  der  Rand  einen  kleinen  buckeiförmigen 
Ansatz. 

4.  Becher  kamen  wiederholt  als  Bcigefössc  vor  und  sind  entweder  henkellos  oder 
mit  je  einem  (oft  über  den  Rand  des  Geftlsses  emporstehenden)  Henkel  versehen.  Diese 
Gefkssc  sind  roh  gearbeitet  und  selten  verziert.  Wo  Verziening  vorhanden,  ist  sie 
ärmlich  und  beschränkt  sich  auf  einen  horizontalen  Ansatz  (Figur  170)  oder  auf  runde 
Buckel  (Figur  216  und  194)  an  der  Bauchwand,  oder  auf  rohe  Kerben  am  Rande 
(Figur  216)  oder  endlich  auf  börnchenartige  Ansätze  am  Henkel  (Figur  170  und  216). 


192 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


5.  Die  Schälchen,  Näpfe  und  Töpfchen  (Figur  49,  149,  221,  289,  409,  467, 
536,  559,  562)  sind  theils  henkellos,  theils  ein-  oder  zweihenkelig,  meist  roh  gearbeitet 
und  immer  unverziert.     Sie  wurden  ebenfalls  als  Beigefiisse  verwendet. 

Es  erübrigt  nur  noch,  einige  ornamentirte  Thonscherben  von  Freihandgefässen  an- 
zuführen, welche  theils  zu  Gefiissen  gehören,  die  nicht  restaurirbar  waren,  theils  ver- 
streut in  der  Erde  gefunden  wurden.  Figur  001  zeigt  den  Bauchscherben  einer  topfförraigen 
Urne  mit  einer  aus  Relieflinien  primitiv  nachgebildeten  Thierfigur,  Figur  602  einen 
Scherben  mit  einer  aufgesetzten  Spinilseheibe,  Figur  003  einen  solchen  mit  gemalter 
schwarzer  Zickzacklinie,  Figur  004  den  Randsclicrben  einer  topffönnigen  Urne,  deren 
Hals   mit   schwach   ausgebogenom  Rande   von  der  Bauchwand  durch  eine  seichte  Rille 


Fig.  602. 
ThOnenies  GefassbruchstUck 


Fig.  601.    Thniionics  ücfä«sbruchstüi-k  (^/g). 


Fig.  603. 

Thönernes  Gefässbruchstück, 

bemalt   (»/«)• 


abgesetzt  ist.  Von  dieser  Rille  laufen  drei  flach  bogenförmige  Rippen  schief  nach  ab- 
wärts. Figur  605  ist  das  Randstück  eines  Gefässes  mit  Ausgussschnabel,  ^)  Figur  606 
ein  Scherben  mit  roh  gekerbtem  Rande,  Figur  595  ein  horizontaler  Urnenansatz  mit 
zwei  und  Figur  596  ein  solcher  mit  drei  Hörnchen.  Figur  146  ist  ein  Bauchscherben 
der  Brandurne  des  Grabes  93  mit  einer  reicheren  Dreieckverzierung,  Figur  607  ein 
runder  buckeiförmiger  Ansatz,  Figur  608  zeigt  die  unter  einem  abgebrochenen  Henkel 
angebrachte  Verzierung  aus  vier  bogenförmigen  Rippen. 

•  Verschiedene  Henkelformen  zeigen  die  Figuren  609 — 615;  vgl.  auch  Figur  365  von 
der  Urne  des  Grabes  309,  einen  Henkel,  der  am  Scheitel  mit  einer  concaven  Scheibe 
geziert  und  darunter  mit  schwarzen  Strichen  bemalt  ist.  Dieses  Gefäss  war  die 
einzige  grössere  Brandurne,  welche  Spuren  einer  Bemalung  mit  dunklen  Strichen  beob- 
achten Hess. 


»)  Vgl.  Makljenovac,  diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  2G8  f.,  23. 


Kadiinsky.    Die  Nekropole  vou  Jezeriue  in  Pritoka. 


193 


Die  Keramik  der  La  Tene-Periodc,  welcher  doch  die  grosse  Masse  dieser  Gefässe 
angehört,  zeigt  gegen  die  Töpferei  der  Uallstaitzeit  einen  Rückschritt,  wie  schon  in 
verschiedenen  La  Tenezeitlichen  Grabfeldern  beobachtet  worden  ist.  Dieser  Rückschritt 
betrifft  sowohl  die  Form,  als  auch  die  Behandlung  und  Verzierung  der  ThongefUsse, 
denn  vergleichen   wir   die   GefUsse   von   Jezerine   mit  jenen   aus   den   Grabhügeln   der 


Fig.  G06. 
Thönerues  Getässbruchstüek  (*/j). 


Fig.  604. 
Thönerues  Gefässbrucbstüek  (*/,). 


Fig.  607. 

Thöiieriics  Gera8.sfragiiient 

mit  Buckel  (Vs)- 


Fig.  605.    Thöuernes  Gefiissbruchstück 
mit  durchbohrtem  »Sclmabel  (V-i)- 


Fig.  608. 
Thönerues  Gefässfragmeut  {^j.^)- 


Hallstatt- Periode  von  Wies  und  Maria  Rast  in  Steiermark/)  so  vermissen  wir  vor 
Allem  die  schönen  langhalsigen  Urnen  mit  ihrem  gerippten  Bauchwulste  und  den 
mannigfaltigsten  Ornamenten,  die  reich  verzierten  und  mitunter  schön  geglätteten  Schalen 
mit  hohem  Fusse  oder  mit  ornamcntirtcn,  hoch  aufstrebenden  Bandhenkeln,  dann  die 
glänzende  Graphitining  und  lebhaft  carmoisinrothe  Bemalung  dieser  Gefässe. 


»)  Mitth.  d.  A.  G.,  1885,  Bd.  XV,  S.  117  *f.  und  Taf.  VIII—XII.  —  Atlas  Taf.  XL. 
Band  m.  13 


194 


I.   Archäologie  und  Oeschichte. 


Die  Ornamentirung  der  Thongeftsse  von  Jezerinc  erscheint  als  eine  sehr  nüchterne, 
denn  sie  beschränkt  sich,  wo  sie  überhaupt  vorhanden  ist,  auf  einzelne  Buckel  oder 
Ansätze,    rohe  Henkel,   seichte  Killen,   glatte   oder   gekerbte   Rundwülste,   gerade   oder 


't 


jU 


Fig.  613. 
Thönerner  Henkel  (V«)- 


/    -gvÄ  .-:-*^?'^J3KBr 

Fig.  610. 

Fig.  611. 

T^Si^ 

Thöneruer  Henkel 

ThOnerner  Henkel 

Fig.  609.   Thöncrnes 

Henkelbruchstück  (Vs) 

ilTTfi^ 

Fig.  612. 
Thönernes  Bruchstück  mit  Henkel  (Vx). 


Fig.  614. 
Thönenier  Henkel  (Va). 


Figur  615. 
Thönemer  Henkel  (Vj). 


bogenförmige  Rippen  und  auf  eingeritzte  und  nur  in  einem  Falle  punktirte  Dreieckreihen. 
Glättung  und  Graphitirung  der  Oberfläche  kam  überhaupt  nicht  vor,  und  nur  vier  der 
grösseren  Urnen  zeigten  sich  mit  einer  schwarzglänzenden  Firnissfarbe  angestrichen. 
Dagegen  ist  bei   den  Krügen   die   verschiedenartige  Bemalung  mit  schwarzen  Strichen 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jeserine  in  Pritoka.  195 

eine  Eigentliümlichkeit  unserer  Thongofässe.  Es  ist  sehr  zu  bedauern,  dass  im  nahen 
Prozor  bei  Otoöac  in  Croatien,  dessen  Nekropole  mit  jener  von  Jezerine  ziemlich  gleich- 
alterig  ist,  so  wenig  Thongeftlsse  *)  gesammelt  oder  wenigstens  publicirt  worden  sind. 
Auf  der  Drehscheibe  erzeugte  Thongcfässe  kamen  in  Jezerine  ziemUch  selten 
vor  und  gehören  fast  durchaus  dem  Formenkreise  römischer  oder  griechischer  Geßtese 
an,  so  dass  man  schHesscn  darf,  die  Einwohner  des  Landes  haben  in  der  La  Tene- 
Periode  nur  aus  freier  Hand  Thongefksse  erzeugt,  und  der  Gebrauch  der  Töpferscheibe 
sei  ihnen  erst  durch  die  Römer  bekannt  geworden. 

Im  Ganzen  wurden  an  gedrehten  Gefössen  gewonnen: 

Grosse  Urnen 2  Stücke 

Krug 1        „ 

Becher 1        „ 

Vasen 2       „ 

Zusammen  6  Stücke. 


Fig.  616    Thöncrnes 
Bodcnfragmeut  (römisch)  (^/g). 


Fig.  617.  Thönernes  Bodcnfragmeut  (Vü). 


Fig.  619.  Thrtnemes  Boden  Fragment 

(römisch)  (V,). 


Fig.  618.   Thöneruea 
Bodenfragment  (römisch)  (Va). 


Mit  Ausnahme  der  topffbrmigen,  unverziertcn  grauen  Urne  Figur  448  sind  diese 
GefUsse  sämmtlich  aus  fein  geschlemmtem  Thon  von  gelber  oder  rother  Farbe  erzeugt. 
Das  grösste  derselben,  eine  Urne  mit  spitzem  Fusse  (Figur  453),  hat  eine  Höhe  von 
63  Cm.*)  Eine  zweite,  ebenfalls  spitzfüssige,  aber  viel  niedrigere  Urne,  welche  sich 
einer  anderen  in  Prozor  gefundenen  Form  nähert,^)  ist  nur  in  Sclierbcn  erhalten  und 
hat  eine  Wandstärke  bis  zu  28  Mm.  Beide  GefUsse  sind  lichtgclblich.  Ausserdem 
fanden  sich  Scherben  anderer,  theils  gelblicher,  theils  röthlicher  (römischer)  Thongcfässe. 
Figur  616-619  zeigen  Bodenstücke  mit  dem  typisch  römischen  Bodenranft,  Figur 
620 — 622  die  meist  wulstigen  Randstücke  solcher  Gefässe, 


*)  Vgl.  Prozor,  Popia  ark.,  Taf.  XXX,  Figur  232—237. 
«)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XXIX,  Figur  230. 
»)  Vgl.  Prozor,  Popia  ark.,  Taf.  XXIX,  Figur  231. 


13* 


196 


I.    Archäologie  und  Gösch ichte. 


Wenn  wir  auch  annehmen  können,  dass  diese  ThongefUsse  römischer  Form  an 
Ort  und  Stelle  erzeugt  worden  sind,  so  dürfen  wir  doch  die  in  Figur  50,  390,  432, 
584—580  dargestellten  feinen  Tliongefasse  (vielleicht  mit  Ausnahme  des  Henkelkruges 
Figur  390)  nur  für  importirte  eclit  römische  oder  griechische  Waarc  ansehen.  Die  zwei 
Randscherben  Figur  623  und  G24,  sowie  der  Becherfuss  Figur  025  gehörten  ähn- 
lichen Gefässen  an. 


Fig.  G20.    Thönernes  Kandfragineiit 
(Himisch)  (Va)- 


Fig.  6'21.  Thönernes  Kandfragincnt 
(rOmisch)  (^/j). 


Fig.  6*22.    ThOncrnes 
Randfragnicnt  (römisch)  (Vj). 


t'ig-  623.  Fig.  625.   Thönerner  Fig.  024.    Thönernes  Randfragnient 

Thönernes  Ilenkeltragment  Becherfuss  (römisch), 

(römisch)  (Va).  (römisch)  (V2).  '    ornamentirt  und  bemalt  (V«)- 

Die  übrigen  Beigaben  bestehen  in  Eisen,  Bronze,  Silber,  einem  spröden  weissen 
Metalle,  welches  ich  für  Zinn  halte,  Bernstein,  Glas,  Bein,  Pasta,  Stein  und  Thon. 
Wenn  wir  auch  die  Fragmente  mitzählen,  erscheint: 

Eisen  in 00  Gräbern 

Bronze  in 331         „ 

Silber  in l)         „ 

Zinn  in 3         ,, 

Bernstein  in 109         ,, 

Glas  in 71  „ 

Bein  in 17 

n 

Pasta  in 3         „ 

Stein  in 2 

Thon  (Spinnwirtel)  in  .     .     .         2         „ 


Kadimgkj?.    Die  Npkropolc  von  Jozerino  in  Pritok«. 
Art  und  Menge  der  Beigaben  zeigt  die  nachstehende  Tabelle: 


197 


In  Brand-  '  In  Skelet-  i  Zcrstrcutu 


Gegenstand 


gräbern        gräbern    |     Funde 


»Summe 


Anzahl 


I 


Eilen. 

Schwerter 

Hanmesser  (Kurzschwerter)      .     .     .     . 

Messer 

Sporen  

Fibeln 

Nadcllose  halbkreisförmige  Bogenfibeln 

Armringe 

Diverse  Ringe 

Nagel 

Bronze. 

Niihnadeln 

Pincetten 

Hallstatt-Fibelu 

Spttt-Hallstatt-Fibeln 

Frllh-La  T&ne-Fibeln 

Mittel-La  T6ne-Fibeln 

Spttt-La  Tine-Fibeln 

Zweispiralige  Fibeln 

FrUhrömischo  Provinzialfibeln  .     .     . 

Römische  Fibeln 

Nadellose  halbkreisförmige  Bogenfibeln 
Kettchen  und  Drahtgehilnge     ... 

Ziernadeln 

Doppelspiralscheiben 

Halsringc 

Halsketten 

Ohrringe 

Armringe 

Spiralarmbander 

Fingerringe 

Fussringe 

Diverse  Ringe 

Scheibenringe 

Zierscheibchen 

Schliessenblechc 

Schliessen 

Bcschhlgcstllcke 


3 
1 
11 
1 
2 

2 
1 
1 


8 

19 

2 

3 

6 

29 

f) 

17 

22 

4 

1 

2 

15 

2 

1 

1 

14 
4 
5 

G8 

10 

2 

8 

21 

m 


1 

G 
2 
2 
1 
1 
1 


2 

2 

9 

20 

12 

l?> 

1 

12 

1 

1 

»3 

29 

(> 

G 

1 
11 

8 
12 

4 

6 

r>o 

4 
4 
5 
2 
4 


3 

2 
18 
3 
4 
1 
3 
3 
1 


10 

21 

11 

23 

18 

42 

6 

29 

23 

5 

54 

31 

21 

8 

1 

1 

12 

23 

17 

9 

G 

119 

14 

G 

13 

23 

115 


198 


I.  Archiiologie  und  (Jeschichte. 


In  Brand-  ,  In  Skclct-    Zerstreute  li 


I 
gräbem    ■    gräbern 

Anzahl 


Funde 


Rande  Knöpfe 

Kreuzförmige  Knöpfe 

Perlen 

Anhängsel 

Diverse  Zier-  nnd  sonstige  Stücke 

Spiralröhrchen 

Schnallen 

Töpfchen 

Silber. 

La  Tfene- Fibeln 

Diverse  Kettchen 

Armringe 

Fingerringe    . 

Diverse  Ringeln 

Zierbleche  nnd  Scheibchen  .     .     . 

Knöpfe  rund 

Perlen  und  Hülsen 

Anhangsei 

Zinn  (?). 

Zierscheibchen 

Anhängsel 

Bernstein. 

Zierscheibchen 

Perlen 

Olas. 

Armringe 

Emaillirtc  Perlen 

Blaue  Perlen 

Gelbe  Perlen 

Weisse  Perlen 

Grüne  Perlen 

Bein. 

Perlen  und  Scheibchen    .... 

Cylinder,  hohl 

Homgriffe 


8 
59 
3 
11 
4 
5 
2 


8 
1 


3 

9 


1 

661 


1 

20 

1247 

141 

370 

12 


12 
1 


11 
21 

1 
64 

I 
16 


2 
1 


6 
617 


39 

242 

128 

3 

11 


2 

1 


Summe 


1 
2 


19 
80 

4 
75 

5 
22 

2 

4 


3 
9 
1 
2 
3 
0 
1 
4 
9 


2 
1 


7 
1281 


2 

59 

1491 

269 

373 

23 


14 
1 
1 


Radimskj^.    Die  Nokropole  von  Jczerinc  in  Pritoka. 


199 


In  Brand- 

In Skelet-    Zerstreute 

Gegenstand 

gräbern 

gräbern    j     Funde 

Summe 

Anzahl 

Heftbeschlüge 

Zähne    

3 
5 

•  

4 

— 

3 
9 

Pasta. 

Rothe  Perlen  und  Scheibchen 

22 

— 

— 

22 

Stein. 

Scheihchen 

1 
1 

— 

— 

1 
1 

Fragment 

Thon. 

Spinnwirtel 

2 



— 

2 

Die  Eisenartefacte  kamen,  wie  man  sieht,  relativ  selten,  und  zwar  in  66  Gräbern, 
somit  nur  in  ll*9^/o  der  sämmtlichen  553  Gräber  vor.  Sie  sind  infolge  der  geringeren 
Widerstandsfilhigkeit  des  Eisens  gegen  die  Oxydation  der  Mehrzahl  nach  nur  in  Frag- 
menten erhalten  und  bestehen  in  Waffen,  Gebrauchsgegenständen  und  Schmucksachen. 

An  Eisenwaffen  sind  drei  einschneidige  Schwerter  (Figur  151,  274,  468)  sämmt- 
Hch  in  Brandgräbern  vorgekommen.  Ihre  Länge  ist  gering,  denn  die  längste  dieser 
Klingen  erreicht  nur  41  Cm.  Die  Griff beschläge  und  Scheiden  dürften  aus  Holz,  respec- 
tive  Leder  bestanden  haben,  da  keine  Spur  davon  vorgefunden  wurde.  Sie  sind  sehr 
ähnlich  jenen  gekrümmten  Schwertern  aus  Hallstatt  in  Oberösterreich  und  St.  Michael 
in  Krain,  welche  Dr.  M.  Hoernes  beschrieben  und  abgebildet  hat.*)  In  Jezerine 
scheint  sich  diese  Schwertform  lange  erhalten  zu  haben,  denn  im  Grabe  237  kam  eines 
davon  mit  einer  Spät-La  Tene-Fibel  aus  Bronze  und  eines  im  Grabe  400  vor,  dessen 
Brandrestc  in  einer  Steiuurne  geborgen  waren.  (Dass  die  Steinurnen  der  späteren 
Zeit  der  Nekropole  angehören,  wurde  bereits  erwähnt.) 

Die  Haumesser  (Kurzschwerter)  (Figur  358  und  470),  wovon  eines  in  dem  Stein- 
urnengrabe  400,  das  andere  in  einem  Skeletgrabc  angetroflfen  wurde,  unterscheiden  sich 
von  den  Schwertern  wesentlich  nur  durch  die  Kürze  der  Klinge,  welche  kaum  eine 
Länge  von  22  Cm.  erreicht.  Sonstige  Eisenwaffen,  namentlich  Lanzenspitzen,  wurden 
in  Jezerine  nicht  gefunden. 

Unter  den  Gebrauchsgegenständen  sind  Eisenmesserklingen  am  zahlreichsten 
(Figur  109,  121,  283,  369,  434,  441,  520,  544).  Sie  sind  alle  einschneidig,  mit  gerader 
oder  geschweifter  Schneide  und  von  verschiedener  Grösse.  Wie  die  Tabelle  zeigt,  wurden 
sie  häufiger  in  Brand-  als  in  Skeletgräbern  gefunden. 

Die  Sporen  aus  Eisen  (Figar  553  und  522)  sind  als  Beigaben  männlicher  Gräber 
bei  beiden  Bestattungsarten,  jedoch  nur  einzeln  angetroffen  worden.     In  beiden  Fällen 


>)  Mitth.  a.  A.  G.  1888,  Bd.  XVIII,  S.  230f.;  dann  Textßgnr  51   nnd  Taf.  IV,  Figur  4. 


200  I.   Archilologie  nnd  Oaschichte. 

waren  keine  anderen  charakteristischen  Beigaben  vorhanden,  aus  welchen  ihr  Alter 
ersichtlich  gewesen  wäre,  doch  dürften  sie  der  späteren  Zeit  von  Jezerine  angehören. 

An  Schmucksachen  sind  Bügel  von  Eisenfibeln  der  La  Tfene-Zeit  (Figur  82, 
242,  270,  398,  506),  Armringe  aus  Eisendraht  (Figur  111,  438,  449),  wahrscheinlich 
schon  der  römischen  Zeit  angehörig,  geschlossene  Eisenringe  (Figur  271)  und  ver- 
schiedene nicht  bestimmbare  Fragmente  gefunden  worden. 

In  Bezug  auf  die  beiden  unter  die  Grabfunde  nicht  aufgenommenen  Feuerstähle 
Figur  83  und  513  bemerke  ich,  dass  Lindenschmit*)  zwei  ganz  ähnliche  aus 
raerovingischen  Gräbern  Deutschlands  abbildet.  Jüngst  wurde  jedoch  ein  Feuerstahl 
von  ganz  ähnlicher  Form  nebst  vielen  typisch  römischen  Artefacten  in  der  Ruine  eines 
römischen  Gebäudes  in  Ilidze  bei  Sarajevo  gefunden,  und  es  ist  daher  wahrscheinlich, 
dass  auch  unsere  zwei  Stücke  der  römischen  Zeit  angehören. 

Ungleich  zahlreicher  und  besser  erhalten  sind  die  Beigaben  aus  Bronze,  welche 
aus  wenigen  Geräthen,  einzelnen  kleinen  Henkeltöpfchen  und  sehr  vielen  Schmuck- 
sachen bestehen. 

Unter  den  Werkzeugen  kamen  Nähnadeln  (Figur  333,  443,  519)  als  Attribute 
weiblicher  Grabstätten  vorwiegend  in  Brandgräbern  vor.  Dasselbe  war  auch  bei  den 
Pincetten  (Figur  143,  209,  227,  243,  259,  284,  361,  460,  491,  550,  567)  der  Fall. 
Solche  wurden  in  den  Gräbern  286  und  393  a  zusammen  mit  Nähnadeln,  in  den  Gräbern 
171,  195  a,  211  und  244  zusammen  mit  Ziernadeln,  dagegen  in  dem  Grabe  306 
zusammen  mit  einem  Eisensporn  angetroflfen.  Sie  müssen  daher  sowohl  von  Frauen  als 
auch  von  Männern  gebraucht  worden  sein. 

Unter  den  Schmuckgegenständen  besitzen  für  uns  die  Fibeln  die  grösste 
Wichtigkeit,  weil  ihre  typischen  Formen  die  sichersten  Anhaltspunkte  für  die  Alters- 
bestimmung und  Dauer  unserer  Nekropole  zu  liefern  vermögen. 

Im  Ganzen  wurden  157  vorwiegend  ganze  Bronzefibcln  gefunden,  unter  denen 
34  der  Hallstatt-Periode,  95  der  La  Tfene-Periode  und  28  der  römischen  Zeit  angehören. 

Die  alte  Hallstatt -Form  der  brillenförmigen  Drahtspiralfibel  fehlt  in  Jezerine, 
obwohl  sie  in  Prozor  vorgekommen  ist;*)  ebenso  ist  keine  zweischleifige  Bogenfibel 
gefunden  worden. 

Die  einfachste  und  wohl  auch  die  älteste  unter  den  Hallstatt-Fibeln  von  Jezerine 
ist  die  Bogenfibel  Figur  174  und  248.  Sie  besitzt  einen  relativ  gestreckten  Draht- 
bügel mit  einer  aufgesteckten  Bernsteinperle,  eine  einseitige  Spirale  und  eine  Nadel- 
rast, welche  nur  aus  dem  hakenförmig  umgebogenen  Ende  des  Drahtes  besteht. 

Die  Bogenfibel  Figur  423  hat  einen  kurzen  dreieckigen  Fuss  und  eine  Doppel- 
spiralc,  bestehend  aus  je  vier  Seitenwindungen  und  einer  unteren  Sehne.  Bei  der 
Bogenfibel  Figur  81  ist  der  Fuss  ebenfalls  dreieckig,  und  die  Spirale  besteht  nur  aus 
einer  Schleife  mit  einer  Windung,  wogegen  der  Fuss  der  Fibel  Figur  408  verlängert 
ist  und  die  einseitige  Spirale  drei  Windungen  besitzt.  Ebenfalls  verlängert  ist  der 
Fuss  der  schönen  flachbogigen  Fibel  Figur  450,  deren  Bügel  aus  vielfach  gewun- 
denem Drahte  und  deren  einseitige  Spirale  aus  vier  Windungen  besteht.  Bügel  aus 
vielfach  gewundenem  Drahte  sehen  wir  noch  bei  den  Fibeln  Figur  135,  175,  249. 
Ein  Prachtstück  unter  den  Fibeln  der  Hallstattzeit  repräsentirt  endlich  die  schwere 
Fibel  Figur  190,  durch  deren  Besonderheiten  der  Typus  der  Armbrust  Certosafibel  doch 
ziemlich  deutlich  hervorblickt. 


')  Alterth.  uns.  heidnischen  Vorzeit,  Bd.  IV,  Taf.  40,  Fignr  7  und  8. 
*)  Popis  ark.,  Taf.  XVIII,  Figur  43  a  und  h. 


Radimsky.    Die  Nokropole  von  Jezerine  in  Pritokn.  201 

Zu  den  Fibeln  der  späteren  Hallstatt-Periode  gehört  auch  das  Stück  Figur  530, 
sowie  die  beiden  besser  erhaltenen  Stücke  Figur  136  und  452,  alle  drei  mit  zurück- 
gebogenem Fussende,  aber  noch  keine  La  Tene- Fibeln.  Die  späte  Hallstatt-Periode  ist 
femer  durch  17  Certosafibeln  vertreten.  Noch  jünger  als  die  Certosafibeln  düi-fto  die 
Fibel  Figur  91  sein,  deren  zurückgerolltes  Fussende  als  ein  Derivat  des  Fussknopfes 
der  Certosafibel  aufzufassen  ist.     Es  kamen  drei  Fibeln  dieser  Art  vor. 

Unter  den  La  Tfene-Fibeln  finden  wir  alle  drei  Tischler'schen  Altereformen.  Von 
Früh-La  Tfene-Fibeln  (Figur  139,  161,  172,  199,  299,  466,  481,  496,  503,  580)  wurden 
18  ziemlich  verschiedene  Stücke  gefunden.  Einzelne  derselben  besitzen  einen  breiten, 
dünnen  Bügel  und  eine  einseitige  Spirale  mit  wenigen  Windungen  (Figur  481),  andere 
einen  verdickten,  oft  rundlichen  Bügel  mit  Doppelspiralcn  von  je  drei  bis  sechs  Windungen 
an  jeder  Seite,  deren  Sehne  zuweilen  um  den  Bügel  geschlungen  ist  (Figur  466).  Der 
Bügel  dieser  Fibeln  ist  in  der  Regel  gleichmässig  stark,  verbreitert  sich  aber  zuweilen 
in  seiner  Mitte  kahnförmig  (Figur  580)  oder  trägt  daselbst  eine  durchbrochene  Platte 
(Figur  481).  Der  aufsteigende  Fuss  ist  bei  diesen  Fibeln  entweder  mit  einem  ornamen- 
tirten  Scheibchen  (Figur  199)  oder  mit  verschieden  grossen  Knöpfen  (Figur  139,  161, 
503)  verziert. 

Besonderes  Interesse  unter  den  Früh-La  Tene-Fibeln  verdient  die  in  Figur  454 
abgebildete  nicht  nur  wegen  der  Länge  ihrer  Spirale,  welche  beiderseits  je  14  Umgänge 
besitzt,  und  wegen  ihres  reichen  Ornaments^  sondern  namentlich  weil  die  sternförmig 
geordneten  Rillen  ihrer  kahnformigen  Bügelplatte  deutliche  Spuren  des  Blutemails 
aufwreisen,  mit  welchem  sie  einst  ausgefüllt  waren. 

Gleichsam  einen  Uebergang  von  den  Früh-  zu  den  Mittel-La  Tfene-Fibeln  bildet 
die  Fibel  Figur  299,  deren  zurückgelegter  Fuss  zwar  auf  dem  Bügel  nicht  ganz  aufliegt, 
aber  durch  ein  loses  Bronzeblechringel  mit  demselben  verbunden  ist. 

Die  Mittel-La  Tfene-Fibel  kam  in  42  Exemplaren  vor  und  zeigt  in  Form  und 
Verzierung  grosse  Mannigfaltigkeit.  Bügel  oder  Fuss  sind  mit  je  einem  oder  zwei 
Bronzeknöpfen  (Figur  291  und  401),  mit  einem  oder  zwei  Bernsteinknöpfen  (Figur  563 
und  375)  geziert,  oder  es  trägt  der  Fuss  eine  Platte,  welche  mit  einer  weissen  Pasta 
ausgefüllt  ist  (Figur  444  und  455).  Die  Platte  des  Fibelfusses  (Figur  348)  trug  das 
auf  Taf.  V,  Figur  13  abgebildete  Scheibchen  aus  rother  Pasta,  welches  erst  nach  der 
Zeichnung  der  Funde  an  dieselbe  angepasst  wurde.  Ebenso  ist  das  vertiefte  kreuz- 
förmige Ornament  der  Fibel  Figur  304  auf  der  convexen  Scheibe  des  Fusses  mit 
einer  weissen  Pastaeinlage  ausgefüllt. 

Die  Mittel-La  Tene-Fibeln  sind  immer  doppelspiralig,  doch  wechselt  die  Länge 
der  Spiralen  sehr  stark,  und  die  Zahl  der  Windungen  auf  jeder  Seite  schwankt  zwischen 
2  und  14  (Figur  472  und  349).  Die  Sehne  läuft  entweder  an  der  Aussenseite  (Figur  564) 
oder  an  der  Unterseite  (Figur  577)  um  die  Spirale  herum,  oder  bildet  an  der  Aussen- 
seite einen  nach  aufwärts  gerichteten  Bogen  (Figur  376,  472),  oder  umschlingt  den 
Bügel  (Figur  420).  Eine  dieser  Fibeln  zeigt  deutliche  Spuren  einstiger  Vergoldung 
(Grab  325,  Figur  375). 

Von  Spät-La  Tfene-Fibeln  sind  nur  sechs  Exemplare  gefunden  worden,  und  es 
scheint  die  Spät-La  Tfene-Cultur  in  Jezerine  sehr  bald  von  der  römischen  verdrängt 
worden  zu  sein.  Die  Fibeln  dieser  Zeit  besitzen  einen  mehr  flachen,  breiten  (Figur  110) 
oder  rundlichen  (Figur  275)  und  zuweilen  vom  Kopfe  steil  ansteigenden  (Figur  446) 
Bügel.  Der  mehr  oder  weniger  gestreckte  Fuss  besitzt  ein  volles,  manchmal  durch- 
bohrtes Nadelhalterblatt  und  trägt  an  seinem  Ende  ein  kleines  Knöpfchen  (Figur  110, 
275,  331,  446).     Unter   diese  Fibeln   habe   ich  auch  die  in  Figur  561  abgebildete  ein- 


202  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

gereiht,  obwohl  sie  ohne  weitere  Beigaben  vorkam  und  nnganz  ist,  so  dass  ihr  Alter 
nicht  sicher  bestimmt  werden  kann.  Schliesslich  wäre  an  dieser  Stelle  noch  die  Fibel 
Figur  555  anzufahren.     Die  gleiche  Form  wurde  auch  in  Prozor^)  gefunden. 

Zu  den  Fibeln  der  La  Töne-Periode  müssen  wir  auch  noch  eine  besondere  Fibel- 
form rechnen,  von  welcher  in  Jezerine  29  Exemplare  angetroffen  wurden  und  welche 
auch  in  dem  verwandten  Prozor  vorgekommen  ist.^)  Das  Charakteristische  dieser 
Fibel  ist,  dass  sie  sowohl  am  Kopfende,  als  auch  am  Fussende  eine  Spiralrolle  besitzt, 
weshalb  ich  fUr  sie  den  Namen  zweispiralige  Fibel  gewählt  habe.  In  keinem  ein- 
zigen Falle  ist  diese  Form  mit  einer  Hallstätter  Fibel  in  einem  Grabe  zusammen 
gefanden  worden.  Dagegen  kam  sie  in  den  Gräbern  359  und  434  mit  je  einer  Früh- 
La  Tfene-Fibel,  im  Grabe  393a  mit  zwei  Früh-  und  drei  Mittel-La  Tfene-Fibeln,  in  den 
Gräbern  325  und  403  mit  zwei,  respective  einer  Mittel-La  Tfene- Fibel  und  in  dem 
Grabe  278  mit  drei  Mittel-  und  einer  Spät-La  Tfene-Fibel,  sowie  mit  einer  früh- 
römischen  Provinzialfibel  vor.  Eine  Fibel  von  diesem  Typus  (Figur  486)  trägt  auf 
ihrem  Bügel  blaue,  mit  weissen  Augen  emaillirte  Glasperlen.  Blaue  in  Weiss  emaillirte 
Glasperlen  gehören  aber  nach  Dr.  Tischler^)  der  La  Töne-Periode  und  der  römischen 
Kaiserzeit  an.  Solche  Fibeln  sind  demnach  durch  die  ganze  La  Tene-Zeit  hindurch 
im  Gebrauche  gestanden  und  scheinen  sich  bis  in  die  römische  Zeit  erhalten  zu  haben. 

Ihr  Bügel  ist  immer  sehr  gestreckt  und  besteht  aus  einem  Bronzedraht,  auf  welchem 
eine  bis  acht  verschieden  grosse  Bernsteinperlen  aufgesteckt  sind.  Nur  bei  einer  dieser 
Fibeln  (Figur  582)  besteht  der  Bügel  aus  einer  Reihe  achterförmig  gewundener  Draht- 
schlingcn.  Aus  den  Enden  des  Drahtbügels  entwickeln  sich  beiderseits  die  Spiralen. 
Dieselben  sind  entweder  einseitig,  an  einem  Ende  nach  rechts,  am  andern  Ende  nach 
links  gewunden  (Figur  328,  386,  542),  oder  es  erscheint  am  Kopfende  eine  längere 
Doppelspirale  und  am  Fussende  eine  kurze  einseitige  Spirale  (Figur  568).  Bei  einem 
Stücke  (Figur  478)  sehen  wir  dagegen  am  Kopfende  eine  Doppelspirale  und  am  Fuss- 
ende ein  aus  zwei  Achtem  bestehendes  Drahtgeschlinge,  dessen  Ende  unten  den 
Nadelhalter  bildet. 

In  der  Regel  kommt  aber  an  beiden  Enden  je  eine  Doppelspirale  vor,  welche 
zuweilen  am  Fussende  etwas  kürzer  ist  (Figur  282,  504). 

In  Folge  der  Geradlinigkeit  des  Bügels  und  der  Grösse  der  daran  aufgesteckten 
Perlen  ist  der  Dorn  häufig  im  Bogen  nach  unten  gekrümmt  (Figur  504),  oder  der 
Nadelhalter  hat  einen  besonders  langen  Steg  (Figur  328). 

Charakteristisch  für  diese  Fibelform  sind  die  öfter  auf  den  Dorn  aufgesteckten 
grossen  Ziergehänge  aus  feinen  Bronzekettchen,  deren  Kopfplatte  in  der  Regel  mit  zwei 
Pferdeköpfen  geziert  ist  (Figur  328,  265,  399,  459,  305)  und  seltener  aus  einem  oma- 
mentirten  Scheibenringe  besteht  (Figur  504).  An  den  Bronzekettchen  sind  dann  ent- 
weder Anhängsel  oder  kleine  Ringe  befestigt. 

Von  römischen  Fibeln  sind  im  Ganzen  28  Exemplare  gefunden  worden,  deren 
Mehrzahl  (23  Stücke)  dem  Typus  der  frührömischen  Provinzialfibeln  angehört,  während 
nur  fünf  andere  Formen  zeigen.  Die  Provinzialfibeln  von  Jezerine  sind  im  Allgemeinen 
kleiner  und  zierlicher  als  die  sonst  ähnUche  norisch-pannonische  Provinzialform,  welche 
in  der  Steiermark  so  häufig  angetroffen  wird.*)  Der  Bügel  dieser  Fibeln  ist  kräftig, 
steigt  von  der  mittelbreiten  Doppelspirale  steil  nach  aufwärts  und  verläuft  vom  Scheitel 


*)  Popis  ark.,  Taf.  XIX,  Figur  77. 

«)  Ibid.,  Taf.  XX,  Fignr  82  und  83. 

»)  Gurina,  S.  77. 

♦)  Vgl.  Mitth.  d.  A.  G.,  1888,  Bd.  XVIII,  S.  79,  Figur  4  und  S.  95,  Figur  34. 


Radimskj^.    Die  Nekropole  von  .Tezerinc  in  Pritoka.  203 

entweder  flach  (Figur  332)  oder  in  mehr  oder  minder  scharfem  Bogen  (Figm*  73)  gegen 
das  Fassende.  An  seinem  Scheitel  ist  der  Btigel  mit  einem  (Figur  75)  oder  mit  zwei 
Knöpfchen  (Figur  74)  verziert.  Das  Nadelhalterblatt  ist  voll  (Figur  73)  oder  mehrmals 
durchlocht  (Figur  75)  oder  durchbrochen  (Figur  74)  und  endet  immer  in  ein  kleines 
Knöpfchen  (Figur  100).  Die  kleinen  häkchenförmigen  Ansätze  (Tischler's  „Flügel" 
oder  die  Keime  derselben),  wie  sie  auf  dem  Bügel  solcher  frührömischen  Fibeln  z.  B. 
in  Wies  in  Steiermark^)  oder  in  Gurina*)  öfter  vorkommen,  fehlen  den  Fibeln  von 
Jezerine  gänzlich. 

Von  den  fünf  anderen  römischen  Fibeln  sind  zwei  (Figur  108  und  116)  dadurch 
bemerkenswerth,  dass  die  Spirale  von  einer  geschlossenen  Hülse  umgeben  ist.  Die 
Charnierfibel  (Figur  350)  mit  ihrem  dünnen,  breiten,  von  oben  gesehen  dreieckigen 
Bügel  und  dem  schmalen  Ringel  am  Fussende^)  ist  eine  italo-römische  Form,  welche 
am  Beginne  der  Kaiserzeit  und  auch  darnach  im  ganzen  römischen  Reiche  verbreitet 
war.  Die  Fibel  Figur  351  dürfte  die  jüngste  unter  allen  in  Jezerine  gefundenen  sein 
und  dem  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  angehören.  Auch  diese  Form  findet  sich  auf  der 
Gurina. 

Eine  Sonderstellung  unter  den  Fibeltypen  nimmt  eine  für  Jezerine  charakteristische 
Form  ein,  von  welcher  im  Ganzen  54  Exemplare  gewonnen  wurden  (Figur  163,  201, 
164,  484,  394,  134,  549,  236,  254,  180,  451,  308).  Dieselben  sind  ohne  Zweifel  aus 
der  halbkreisförmigen  Hallstätter  Bogenfibel  abzuleiten  und  unterscheiden  sich  von  ihr 
nur  dadurch,  dass  sie  an  der  Kopfseite  keine  Spirale,  sondern  einen  einfachen  Ring 
haben,  welcher  sich  an  den  Bügel  fest  anschliesst  und  in  der  Achse  desselben  liegt. 
Das  andere  Ende  läuft  in  eine  kurze  Rinne  aus,  deren  eine  Seite  zuweilen  mit  kreuz- 
förmigen, parallelen  oder  schief  gegen  einander  gestellten  Strichen  ornamentirt  ist 
(Figur  201,  236,  308,  451). 

Der  Bügel  ist  in  der  Regel  massiv,  hoch  und  kräftig  geperlt,  seltener  dünn  mit 
schwachen  Knoten  (Figur  180,  549).  Nur  ein  einziges  derartiges  Zierstück  (Figur  99) 
besitzt  einen  ganz  glatten  Bügel. 

In  den  Schlussring  sind  häufig  einfache  oder  Spiralringe  (Figur  134,  163,  164) 
oder  Scheibenringe  (Figur  254),  dann  in  einem  Falle  eine  Doppelspiralscheibe  (Figur  236) 
und  in  einem  anderen  Falle  ein  Ringel  mit  feinen  Bronzekettchen  (Figur  394)  eingehängt. 

Anfangs  war  ich  in  Folge  der  seitlichen  Abnützung  des  Bügels  in  der  Nähe  der 
Schleife,  welche  bei  einzelnen  Stücken  deutlich  bemerkbar  ist,  geneigt,  dieselben  für 
Fibeln  zu  halten,  in  deren  Schleifen  eine  separate  Nadel  eingehängt  wurde.  Dieser 
Annahme  stand  jedoch  der  Umstand  entgegen,  dass  bei  diesen  ziemlich  häufig  vor- 
kommenden Fibeln  nie  auch  nur  die  Spur  einer  solchen  Nadel  gefunden  wurde,  wogegen 
abgebrochene  Dome  anderer  und  selbst  ganz  kleiner  Fibeln  in  grösserer  Anzahl  ge- 
hoben worden  sind. 

Diese  Fibeln  sind  bis  auf  ein  bei  den  Füssen  liegendes  Exemplar  (Grab  100) 
sämmtlich  neben  dem  Kopfe  der  Skclete  *  angetroffen  worden.  Dieser  Umstand  hätte 
zwar  an  sich  keine  besondere  Bcdeufung,  da  auch  die  anderen  Beigaben:  wie  Messer- 
klingen, sonstige  Fibeln,  Pincetten,  Knöpfe,  diverse  Ringe,  Gürtelbleche  u.  dgl.  in  der  Regel 
bei  den  Köpfen  der  Skelete  lagen.  Bei  unseren  Fibeln  wurde  jedoch  sehr  häufig  be- 
obachtet, dass  sie  unmittelbar  am  Halse  oder  in  der  Halsgegend  des  Skeletes  lagen, 
so  bei  den  Gräbern  64,  72,  81,  101,  129,  140,  146,  160,  162  und  179.    Häufig  bildeten 

»)  Mitth.  d.  A.  G.,  1888,  Bd.  XVIII,  S.  96,  Figrur  34. 

«)  Gurina,  Taf.  VI,  Figur  6. 

")  Vgl.  Gurina,  Taf.  VI,  Figur  14. 


204  I.    Archftolo^ie  und  Geschichte. 

sie  die  einzige  Beigabe  der  Skelete;  in  einem  Falle  wurden  sie  in  Gesellschaft  von 
feinen  Bronzekettchen,  in  6  Fällen  von  Bronzekettchen,  Bernstein-  nnd  Glasperlen  nnd 
in  7  Fällen  von  Bernstein-  und  Glasperlen  angetroffen,  welche  Gegenstände  wohl 
zweifellos  Reste  des  Halsschmuckes  waren.  Bei  einem  Stücke  (Figur  394)  sind  die 
feinen  Bronzekettchen  mittelst  Ringen  sogar  noch  an  dem  Zierstticke  befestigt. 

Dagegen  bildet  Ljubi6  aus  Prozor^)  drei  bogenförmige  Fibeln  ab,  welche  ganz 
wie  unsere  Zierstücke  am  Kopfe  in  einen  Ring  endigen;  in  diesen  Ring  ist  die  Nadel 
eingehängt.  Ich  möchte  daher  die  Vermuthung  aussprechen,  dass  diese  fibelförmigen 
Zierstücke  ursprünglich  als  wirkliche  Fibeln  hergestellt  und  gebraucht  wurden,  dass  sie 
aber  in  späterer  Zeit  als  Schliessen  des  Halsschmuckes  gedient  haben,  wobei  einerseits 
die  Schleife  mit  der  Bronze-  oder  Perlenkette  fest  verbunden  war,  wogegen  das  andere 
Ende  der  Kette  oder  der  Schnur  in  die  lose  Rinne  des  Zierstückes  eingehängt  und  so 
am  Halse  befestigt  wurde.  Dort,  wo  sie  als  einzige  Beigabe  vorkamen,  dürfte  nur  ein 
Halsband  von  Leder,  Bast  oder  Lein  vorhanden  gewesen  sein. 

Zur  Altersbestimmung  führe  ich  an,  dass  solche  fibelförmige  Zierstücke  in  den 
Gräbern  38,  82  und  134  in  Gesellschaft  von  spät-hallstättischen  Fibeln,  im  Grabe  416 
aber  mit  dem  konischen  und  gerippten  Kopfe  einer  Ziernadel,  welche  ich  f\ir  eine 
La  T&ne-Form  halte,  zusammen  vorgekommen  sind.  In  Folge  dessen  glaube  ich  den 
Gebrauch  dieser  eigenthümlichen  Zierstücke  an  den  Ausgang  der  Hallstätter  und  in 
den  Anfang  der  La  Tfene- Periode  setzen  zu  sollen.  Ferner  ist  hervorzuheben,  dass  von 
diesen  54  Zierstücken  nur  ein  einziges  in  einem  Brandgrabe,  die  sämmtlichen  übrigen 
bei  Skeleten  angetroffen  wurden. 

Grössere  und  kleinere  Stücke  von  feinen  Bronzekettchen  als  Reste  des  Hals- 
schmuckes (Figur  122,  132)  kamen  in  31  Gräbern  vor,  von  welchen  29  Skeletgräber 
und  nur  2  Brandgräber  waren.  Zusammen  mit  diesen  Kettchen  sind  häufig  Benistein- 
und  Glasperlen  angetroffen  worden,  und  öfter  waren  auch  kleine  blaue  oder  gelbe  Glas- 
perlen zwischen  die  Glieder  solcher  Kettchen  geschoben  (Taf.  IH,  Figur  3  und  4). 

Von  Ziernadeln  wurden  im  Ganzen  21  Stücke  vorwiegend  in  Brandgrabcrn 
gefunden. 

Wenige  derselben  sind  gerade  (Figur  159,  267),  die  meisten  eigenthümlich  ge- 
knickt (Figur  187,  210,  228,  285).  Eine  ist  eine  Doppelnadel  (Figur  512),  wie  aus 
Rakitno  in  der  Hercegovina,  vom  Glasinac  in  Bosnien  und  aus  Prozor  in  Croatien.-) 
Sie  ist  im  Grabe  451  als  einzige  Beigabe  gefunden  worden.  Die  gerade  Ziernadcl 
Figur  159  zeigt  hallstättischen  Typus  und  ist  auch  zusammen  mit  einer  Hallstätter 
Fibel  gefunden  worden.  Ebenso  gehört  vielleicht  die  grosse  geknickte  Nadel  Figur  61 
der  späteren  Hallstattzeit  an,  da  ihr  breiter  flacher  Kopf  auf  eine  ältere,  die  Knickung 
dagegen  auf  eine  jüngere  Zeit  hinweist.  Sie  kam  nur  mit  einem  geschlossenen  Bronze- 
ringe vor,  wie  denn  überhaupt  die  Ziernadeln,  namentlich  jene  der  Brandgi'äbcr, 
in  den  meisten  Fällen  allein  oder  nur  mit  unbedeutenden  anderen  Beigaben  aufgetreten 
sind.  Die  meisten  Ziernadeln  haben  einen  gegen  oben  konisch  verdickten  Kopf,  welcher 
in  eine  kleine  Platte  endet  (Figur  187,  228,  244)  oder  einen  mehr  oder  minder  con- 
vexen  Abschluss  (Figur  210,  285,  487)  findet.  Sie  sind  fast  ausnahmslos  geknickt  und 
scheinen  sich  in  Jezerine  durch  die  ganze  La  Tene-Zeit  erhalten  zu  haben. 


1)  Popis  ark.,  Taf.  XIX,  Figur  62-54. 

*)  Qlasinac  und  Rakitno:  Mitth.  d.  A.  G.  1889,  Bd.  XIX,  S.  145,  Fignr  202  und  203.  —  Diasn 
Mitth.  Bd.  I,  S.  95,  Figur  36.  —  Ibid.  S.  9C,  Figur  137,  139  und  140.  —  Ibid.  S.  123,  Fig.  27.  -  Ibid. 
8.  146,  Figur  44.  —  Ibid.  S.  177,  Figur  12.  —  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XVII,  Figur  24. 


Radimsky.    Die  Nokropolc  von  Jezerine  in  Pritoka.  ^05 


/ 


Eine  weitere  Form  sind  kurze  einfache  Ziernadeln  mit  zurückgerolltem  Kopfe 
(Figur  94bi8;  373,  527),  wie  sie  auch  in  St.  Michael  und  Prozor  vorgekommen  sind.*) 
Solche  einfache  Formen  mögen  schon  in  sehr  alter  Zeit  entstanden  sein,  sich  aber  auch 
lange  erhalten  haben,  denn  in  Jezerine  wurde  eine  kleine  Nadel  dieser  Form  (Taf.  V, 
Figur  9),  welche  eine  aufgesteckte  Beinperle  trägt,  in  dem  Grabe  279  mit  zwei  Mittel- 
La  Tfene-Fibeln  und  zwei  römischen  Fibeln  gefunden. 

An  Doppelspiralscheiben  wurden  im  Ganzen  8  Stücke,  und  zwar  vorwiegend 
in  Skeletgräbern  angetroffen.  Davon  sind  5  Stücke  kleinere  brillenförmige  Anhängsel 
mit  bogenförmigem  Mittelstück  (Figur  60  und  301).  Die  übrigen  drei,  ausschUesslich 
in  Skeletgräbern  gefunden  (Figur  307  und  482),  haben  achterförmige  Mittelstücke  und 
sind  mit  einem  länglichen  und  an  beiden  Enden  aufgebogenen  Blechband  unterlegt. 

Das  Stück  Figur  60  zeigt  deutliche  Abnützungsspuren;  das  Anhängsel  Figur  301 
wurde  mit  einer  Früh -La  Tene- Fibel  und  ein  zweites  ganz  gleiches  mit  zwei  Mittel- 
La  Tfene- Fibeln  zusammen  gefunden. 

Die  grossen  Doppelspiralen  (keine  Fibeln)  wurden  wahrscheinlich  als  Brustschmuck 
verwendet.*)  Das  grössere  Stück  (Figur  307)  kam  in  Gesellschaft  einer  Mittel-La  Tfene- 
Fibel,  das  kleinere  (Figur  482)  in  Gesellschaft  einer  Früh -La  Tfcne- Fibel  vor.  Diese 
Doppelspiralen  sind  demnach  in  der  Früh-  wie  auch  in  der  Spät-La  Tfcne-Zeit  im 
Gebrauche  gestanden.     Beide  Typen  kennen  wir  auch  aus  Prozor.®) 

Von  Halsringen  ist  nur  ein  einziges  Stück  bei  einem  Skelete  vorgekommen 
(Figur  59).  Dieser  Bronzehalsring  ist  wie  gewöhnlich  schnurformig  gedreht  und  die 
beiden  Enden  zurückgerollt.  Er  kam  mit  dem  Figur  60  abgebildeten  brillenfiJrmigen 
Anhängsel  im  Grabe  Nr.  5  zusammen  vor.*) 

Von  stärkeren  Halsketten  wurde  ebenfalls  nur  ein  Exemplar  am  Halse  eines 
Skelctes  als  einzige  Beigabe  im  Grabe  27  gefunden.  Es  besteht  aus  10  offenen, 
massiven  elliptischen  Ringen,  welche  durch  feine  Bronzekettchen  mit  einander  ver- 
bunden waren  (Figur  78). 

An  Bronzeohrringen  (Figur  154,  155,  158,  294,  306,  392,  558)  sind  im  Ganzen 
12  Stücke  (mit  Ausnahme  eines  einzigen  nur  bei  Skeleten)  angetroffen  worden.  Sic 
lagen  in  fünf  Fällen  paarweise,  in  zwei  Fällen  einzeln  in  je  einem  Grabe.  Häufig  bilden 
sie  die  einzige  Beigabe,  und  nur  der  in  Figur  306  abgebildete  kam  mit  einem  zweiten 
gleichen  Stücke  neben  einer  charakteristischen  Mittel-La  T&ne-Fibel  vor. 

Ihre  Grösse  ist  bedeutend  und  variirt  von  3'7  bis  7*2  Cm.,  wobei  der  Querschnitt 
immer  ein  runder  ist.  Der  Verschluss  besteht  in  einem  Häkchen,  welches  in  das 
zurückgerollte  zweite  Ende  eingreift  (Figur  306),  oder  es  ist  das  eine  Ende  spitzig  und 
wurde  beim  Verschlusse  neben  dem  anderen  umgerollten  Ende  in  ein  verschiebbares 
Spiralröhrchen  eingesteckt  (Figur  154  und  392).  Diese  letztere  Form  dürfte  die  jüngere 
sein  und  der  vorgeschrittenen  La  Tene-,  vielleicht  schon  der  römischen  Zeit  angehören. 
Als  Verzierung  sind  häufig  Bernsteinperlen  angesteckt. 

Bronzearmringe  sind  öfter  gefunden  worden^  nämlich  18  lose  Ringe,  und  wenn 
man  die  fünf  an  römische  Fibeln  angehängten  Armringe  (Figur  43  und  44,  dann 
Figur  351)  hinzurechnet,  im  Ganzen  23  Stücke  in  18  Gräbern.  Sie  wurden  häufiger 
bei  Skeleten   als  in  Brandgräbern,   und  zwar  in  der  Regel  einzeln  angetroffen.     Paar- 


*)  St.  Michael:    Mitth.  d.   A.   G.   1883,   Bd.   XVIII,    Taf.   VI,    Figur  24.    —    Prozor,    Popis   ark., 
Taf.  XVII,  Figur  22. 

•)  Vgl.  Popis  ark.,  Taf.  XV. 

*)  Popis  ark.,  Taf.  XVIII,  Figur  49  und  44. 

*)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XVU,  Figur  40. 


äOo  I.   Archäologie  uud  Gc»chicbte. 

weise  kamen  sie  nur  in  den  Ökeletgräbcrn  8,  15  und  28  und  zu  drei  Stücken  in  dem 
Brandgrabc  V  vor.  Diese  Ringe  sind  sämmtlich  offen,  bestehen  entweder  aus  Bronze- 
guss,  rinnenförmig  getriebenem  Bleche  oder  rundem,  rhombischem  oder  auch  schnür- 
förmig  gedrehtem  Bronzedrahte. 

Von  den  gegossenen  wurde  ein  Exemplar,  dessen  verjüngte  Enden  kaum  merklich 
übereinandergreifen  (Figur  256)  mit  zwei  Certosafibeln  zusammen  gefunden.  Sein  Typus 
ist  hallstättisch,  ebenso  der  des  Armringes  Figur  588.  Hallstlittischen  Typus  zeigen 
auch  einige  stärker  tibergreifende  gegossene  Armringe.  Nachdem  jedoch  einer  (Figur 
461)  mit  2  Früh-  und  3  Mittel-La  Tfene-Fibeln,  ein  anderer  (Figur  400)  mit  zwei 
Mittel- La  Tfene- Fibeln  zusammen  gefunden  wurde,  muss  diese  Form  auch  in  der 
La  Tfene-Zeit  gebräuchlich  gewesen  sein. 

Die  zwei  gedrehten  Armbänder  (Figur  64  und  65)  lagen  bei  einem  Skelete  zu- 
sammen mit  dem  ebenfalls  gedrehten  Bronzehalsringe  Figur  59  und  können  eben- 
sogut der  Hallstatt-  als  der  La  Tfene-Periode  angehören.  Dasselbe  gilt  von  den  rinnen- 
förmig getriebenen  Armringen  (Figur  79),  von  welchen  bei  zwei  Skeleten  je  ein  Paar  die 
einzige  Beigabe  bildete.  Jedenfalls  ist  aber  in  die  La  T6ne-Periode  oder  schon  in  die 
römische  Zeit  das  schöne  hohle  Armband  mit  Verschluss  Figur  334  zu  setzen,  in  dessen 
Gesellschaft  4  Mittel-,  1  Spät -La  Tene- Fibel  und  2  zweispiralige  Fibeln,  sowie  eine 
römische  Provinzialfibel  gefunden  worden  sind. 

Die  Drahtarmbänder  (Figur  43  und  44,  dann  Figur  105)  lagen  in  Brandgräbern 
zusammen  mit  römischen  Provinzialfibeln  und  gehören  mit  ihren  verstellbaren  Spiral- 
verschlussröhrchen  auch  dem  römischen  Formenkreise  an.^)  Dasselbe  gilt  von  den  ge- 
gossenen Armringen  (Figur  351  und  552),  von  welchen  der  erstere  an  einer  römischen 
Fibel  aufgesteckt  ist,  der  andere  mit  einer  römischen  Schnalle  zusammen  vorkam. 

Seltener  als  die  Armringe  sind  Spiralarmbänder  aus  Bronze,  welche  in  17  Exem- 
plaren vorwiegend  bei  Skeleten  und  immer  einzeln  gefunden  wurden.*)  Sie  sind  aus 
verschieden  breitem  Bronzebleche  (Figur  313  und  387)  oder  aus  Draht  (Figur  393) 
angefertigt  und  in  letzterem  Falle  zuweilen  schnurförmig  gedreht  (Figur  493).  Die 
Enden  sind  nur  abgerundet  (Figur  480)  oder  zurückgerollt  (Figur  313)  oder  endlich 
durch  kleine  Ringelchen  mit  den  nächsten  Umgängen  des  Armbandes  verbunden 
(Figur  323).  Ihre  Form  ist  entweder  cylindrisch  (Figur  480)  oder  konisch  (Figur  389), 
und  die  Zahl  ihrer  Umgänge  variirt  von  3  bis  20  (Figur  323).  Ihre  Fonnen  sind  zu 
wenig  charakteristisch,  als  dass  man  besondere  Altersunterschiede  wahrnehmen  könnte, 
und  ich  führe  nur  an,  dass  sie  oft  die  einzige  Grabbeigabe  bilden,  in  anderen  Fällen 
aber  mit  Früh-La  T^ne-Fibeln  (Grab  257),  mit  Mittel-La  Tene-Fibeln  (Grab  275 
und  278),  mit  Spät-La  Tene-Fibeln  und  römischen  Provinzialfibeln  (Grab  278),  ferner 
mit  Silber-  und  Bronzekettchen,  Bernstein-  und  Glasschmuck,  sowie  mit  Nähnadeln  und 
Ohrringen  zusammen  gefunden  wurden  (Grab  77,  144,  278  und  343).  Sie  scheinen 
demnach  der  ganzen  La  Tene-Periode  angehört  und  vornehmhch  als  Frauenschmuck 
gedient  zu  haben. 

Noch  seltener  kamen  Fingerringe  aus  Bronze  (im  Ganzen  9  Exemplare,  immer 
einzeln)  vor.  Sie  waren  ziemlich  gleichmässig  auf  die  Brandgräber  und  Skelete  ver- 
theilt,  bestehen  aas  Bronzeblech  oder  sind  gegossen  und  in  ersterem  Falle  immer  offen. 
Diese  Fingerringe  aus  Blech  (Figur  66,  277,  309,  314,  335),  welche  wiederholt  mit 
La    Tfene- Fibeln    und    reichem   Bernstein-    oder   Glasschmucke    zusammen    angetroffen 


*)  Vgl.  Alterth.  der  heidnischen  Vorzeit,  Bd.  II,  Heft  V,  Taf.  3,  Figur  6  und  8. 
«)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XXVI,  Figur  171—173. 


Radiiusky.    Die  Nekropole  von  Jezeriue  in  Pritoka.  207 

wurden,  sind  einfache  Reifen  oder  bilden  Spiralen  bis  zu  höchstens  drei  Umgängen. 
Die  gegossenen  Fingerringe  (Figur  581,  352,  425)  sind  dagegen  geschlossen  und  wenig- 
stens die  zwei  letzteren,  von  denen  einer  noch  die  schön  geschnittene  Glas-  oder 
Pastaplatte  (Figur  4256)  trägt,  gehören  dem  römischen  Culturkreise  an.  Auch  diese  Ringe 
kamen  in  Gesellschaft  von  vielem  Bronze-,  Glas-  oder  Bernsteinschmuck,  auch  von  Näh- 
nadeln vor,  und  es  scheint  daher,  dass  die  Fingerringe,  wenn  auch  nicht  ausschliesslich, 
so  doch  vorwiegend  von  Frauen  getragen  worden  sind. 

Fussringe  aus  Bronze  (Figur  63)  sind  nur  in  drei  Skeletgräbern,  immer  paar- 
weise angetroffen  worden  und  waren  in  keinem  Falle  von  anderen  charakteristischen 
Beigaben  begleitet.     Sie  sind   offen,   von   breitelliptischer  Form  und  massiv  gegossen.*) 

Lose  Bronzeringe  lieferte  die  Grabung  in  der  gi'ossen  Zahl  von  119  Stücken 
sowohl  aus  Brand-  wie  aus  Skeletgräbern  und  von  1  bis  11  Stücken  in  einem  Grabe. 
Sie  sind  in  der  Regel  kreisrund  und  geschlossen  oder  (seltener)  elliptisch  und  dann 
offen.  Die  kreisrunden  besitzen  einen  Durchmesser  von  2*3  bis  7  Cm.,  eine  verschiedene 
Breite  und  sind  im  Querschnitte  einerseits  flach,  andererseits  convex  mit  scharfer  Kante 
(Figur  140)  oder  beiderseits  rundlich  convex  (Figur  286  und  260)  oder  rautenförmig 
(Figur  219).  Die  Omamentirung  besteht  in  schiefen  Stricheln  (Figur  140,  219,  402, 
488)  oder  in  perlenartigen  Knöpfen  an  der  Peripherie  (Figur  286,  427,  505).  Die 
elliptischen  Bronzeringe  (Figur  80)  kamen  seltener  und,  mit  Ausnahme  des  Grabes  27, 
wo  sie  als  Glieder  einer  Halskette  auftraten  immer  einzeln  vor.  Ihr  abgeflacht  runder 
Querschnitt  verjüngt  sich  gegen  die  beiden  aneinander  schliessenden  Enden  ziemlich 
stark;  diese  Ringe  sind  immer  unverziert. 

Scheibenringe  sind  in  der  geringen  Zahl  von  14  Stücken  bei  beiden  Bestattungs- 
arten gefunden  worden.  Sie  besitzen  Durchmesser  von  2*9  bis  6*6  Cm.  und  sind  ent- 
weder glatt  oder  einseitig  ornamentirt.  Die  Omamentirung  besteht  entweder  in  ein- 
gravirten  Würfelaugen  (Figur  203  und  233)  oder  in  einem  Ornamente  wie  Figur  85, 
oder  in  Wülsten  an  den  Rändern  (Figur  276  und  534).  Zuweilen  ist  der  Aussenrand 
durch  vier  rechteckige  Ansätze  (Figur  214)  oder  durch  angesetzte  Perlen  verziert 
(Figur  310,  317,  363).  Einige  davon  sind  marginal  durchlocht  (Figur  276,  317,  534) 
und  dürften  als  Anhängsel  gedient  haben. 

Zierscheibchen  wurden  im  Ganzen  nur  6  Stücke,  und  zwar  bei  beiden 
Bestattungsarten  angetroffen.  Ihr  Durchmesser  variirt  von  2  bis  5'2  Cm.;  sie  sind  ent- 
weder glatt  oder  in  getriebener  Arbeit  verziert  (Figur  500  und  541).  Diese  Scheib- 
chen  sind  immer  in  der  Mitte  durchlocht  und  dürften  als  Zierde  hauptsächlich  an 
Gürteln  getragen  worden  sein. 

Gürtelbleche  (Figur  87,  183,  196,  239,  268,  273,  295,  320,  435,  436,  483, 
531,  556)  sind  ebenfalls  sowohl  in  Brand-  als  in  Skeletgräbern  (zusammen  in  13  Exem- 
plaren) vorgekommen. 

Sie  sind  rechteckig  (Figur  196),  und  das  eine  Ende  zeigt  häutig  einen  Abschluss, 
der  aus  zwei  Bögen  besteht  (Figur  239,  320,  556).  Die  Ornamentiining  besteht,  wo 
solche  vorhanden  ist,  in  einer  Kerbung  der  Längsränder  (Figur  239),  in  gravirten 
geraden  (Figur  183)  oder  im  Zickzack  geführten  Linien  (Figur  273),  oder  auch  in 
einer  getriebenen  Linienverzierung  (Figur  268).  Zwei  Exemplare  sind  durchbrochen 
gearbeitet,  das  eine  (Figur  87)  zeigt  an  einem  Ende  zwei  Pferdeköpfe  und  darunter 
einen  behelmten  Krieger  mit  dem  Schwerte  in  der  Hand.  Das  andere  (Figur  483) 
hat  geschwungene  Form  und  in  der  Mitte  ein  kreuzförmiges  Ornament. 


»)  Vgl.  Halbtatt,  S.  72  f. 


^v)ö  1.    Archäülüg-ie  uud  Geschichte. 

An  Schlicssen  (Schliesshaken  und  Ringen,  Figur  88,  208,  211,  229,  357,  362, 
380)  wurden  23  Stücke,  vorwiegend  in  Brandgräbern,  angetroffen.^)  Es  sind  recht- 
eckige Beschläge,  welche  mit  zwei  bis  fünf  Nieten  an  dem  Gürtel  befestigt  waren. 
Einen  dreieckigen  Schliesshaken  zeigt  Figur  501.*) 

Viel  zahlreicher  (in  115  Stücken)  sind  Beschlägebleche,  vorwiegend  in  Brand- 
gi'äbern  (von  1  bis  zu  38  Stücken  in  einem  Grabe  beisammen),  gefunden  worden.  Ihre 
Form  ist  rechteckig  oder  rund.  Die  rechteckigen  haben  zwei  bis  drei  Nieten,  sind 
entweder  durch  Kerben  an  den  Längsrändern  (Figur  89)  verziert  oder  verschiedenartig 
durchbrochen  (Figur  141,  184,  230,  231,  290).  Die  runden  wurden  mit  einer  oder 
drei  Nieten  befestigt  und  sind  mit  einer  Randkerbung  (Figur  185)  oder  mit  zwei  bis 
drei  concentrischen  Linien  (Figur  130  und  288)  oder  mit  Kreisen  von  Würfelaugen 
(Figur  92)  ornamentirt. 

Bronzeknöpfe  waren  sowohl  in  Brand-  als  in  Skeletgräbern  anzutreflfen  und 
sind  rund  oder  kreuzförmig.  Von  runden  (Figur  76,  115,  168,  254,  255,  431,  574) 
kamen  nur  19  Stücke  vor.  Sie  sind  mehr  oder  weniger  convex  und  glatt  (Figur  168 
und  245)  oder  mit  centraler  Spitze  (Figur  255).  Eine  andere  Form  ist  mit  scharfem 
Randwulste  versehen  und  in  der  Mitte  concav  (Figur  76)  oder  auch  convex  (Figur  115). 
An  kreuzförmigen  Knöpfen  (Figur  90,  235,  240,  246,  532)  fand  man  80  Stücke, 
darunter  im  Grabe  476  b  drei  Doppelknöpfe  (Figur  532).  Die  Anzahl  derselben  variirte 
in  je  einem  Grabe  von  1  bis  zu  15  Stücken.  Ljubi6^)  bildet  ganz  ähnliche  Knöpfe 
aus  Prozor  ab.  In  Jezerine  kamen  kreuzförmige  Knöpfe  in  den  Gräbern  208  und  247 
mit  Mittel -La  Tfene- Fibeln  zusammen  vor. 

Von  losen  Bronzeperlen  (Figur  95,  96,  354)  wurden  nur  4  Stücke  im  Durch- 
messer von  VI — 13  Cm.  angetroflfen.  Viel  öfter  (in  75  Stücken)  kamen  Bronze- 
anhängsel, vorwiegend  in  Skeletgräbern,  vor.  Die  meisten  derselben  sind  hohle, 
bullenförmige  Anhängsel  (Figur  382)  von  1*2 — 2  Cm.,  welche  bis  zu  21  Stücken  in 
einem  Grabe  beisammen  lagen  und  wahrscheinlich  als  Halsschmuck  verwendet  waren. 
Sie  bestehen  aus  je  zwei  hemisphärisch  getriebenen  Bronzescheibchen,  welche  in  der 
Mitte  durch  eine  Niete  zusammengehalten  werden  und  mit  einem  Ohr  aus  schmalem 
Bronzebleche  zum  Anhängen  versehen  sind.  Die  anderen  Anhängsel  zeigen  verschiedene 
Formen,  meist  sind  sie  längUche,  tropfenförmige  Gebilde  (Figur  176,  261,  262,  224, 
241,  263,  516),  ferner  Körbchen  (Figur  198  und  534bis),  hohle  Kegel  (Figur  159bis), 
mit  Knöpfchen  besetzte  Kugeln  (Figur  94),  hohle  geschlitzte  Bommeln  (Figur  250)  und 
dergleichen  mehr.  Ob  das  Anhängsel  Figur  462  und  vielleicht  auch  jenes  Figur  138 
als  Kopfkratzer  gedeutet  werden  könne,  ^)  lasse  ich  dahingestellt.  Unter  den  Anhängseln 
im  Grabe  281  sind  auch  drei  gestanzte  dreieckige  Klapperbleche  (Figur  353)  vor- 
gekommen.^) 

Als  Zierstücke,  deren  Verwendung  mir  unklar  ist,  führe  ich  das  gegossene  und 
durchbrochene  Object  Figur  515,  dessen  Form  an  einen  Nadelkopf  von  Glasinac 
erinnert  (s.  diese  Mitth.  Bd.  I,  S.  96,  Figur  138),  und  das  Bronzeblechstück  Figur  251 
an,  dessen  dünner  Stab  an  jedem  Ende  ein  rundes,  spiralförmig  gravirtes  Scheibchen  trägt. 

Spiralröhrchen  aus  Bronze  (Figur  142,  232,  403,  582)  sind  nicht  selten  bei 
beiderlei  Bestattungsarten  vorgekommen.     Dagegen  gehören  zwei  Bronzeschnallcn 


1)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XXVI,  Figur  164—166. 

«)  Vgl.  Hallstatt,  Taf.  XI,  Figur  11  und  Prozor,  Popi»  ark.,  Taf.  XXV,  Figur  10. 

»)  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XXII,  Figur  142. 

*)  Vgl.  Mitth.  d.  A.  G,  1889,  Bd.  XIX,  S.  (9),  Figur  1—4  und  S.  (10),  Figur  5  und  6. 

*)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XVII,  Figur  33  und  34,  dann  Taf.  XXII,  Figur  122-130,  144-148. 


Radimskj^.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  209 

(Figur  426  und  551)  dem  Formenkreise  der  römischen  Cultur  an.  Unter  den  Bronze- 
artefacten  sind  noch  vier  Töpfchen  (Figur  278  und  404)  anzuführen,  welche  stets 
einzeln  bei  Skeleten  gefunden  wurden.  Sie  sind  3*2 — 3*8  Cm.  hoch,  haben  einen 
wulstigen,  convexen  Boden,  ovale  Mündung  mit  umgelegtem  Rande  und  sind  zweihenkeUg. 
Je  eines  davon  kam  in  Gesellschaft  einer  Certosafibel,  einer  Mittel-La  Tene-Fibel  und 
einer  zweispiraligen  Fibel  vor. 

Während  Gold  bis  auf  Spuren  von  Vergoldungen  gänzlich  fehlt,  sind  Artefacte 
aus  Silber  in  nennenswerther  Zahl  am  meisten  in  den  Brandgräbern  angetroffen  worden. 
Im  Ganzen  haben  fünf  Brandgräber  und  vier  Skeletgräber  Silberfunde  geliefert,  an 
welchen  namentlich  das  Brandgrab  278  besonders  reich  gewesen  ist. 

Von  Silberfibeln  ist  eine  Früh-  und  zwei  Mittel-La  Tfene -Fibeln  (letztere 
Figur  326  und  327),  dann  Fragmente  von  solchen  Fibeln  (Figur  52  —  54)  vorgekommen. 
Silberkettchen  aus  feinem  Drahte,  zu  zweien  oder  dreien  an  Ringeln  hängend,  und 
selbst  wieder  Silberringeln  mit  aufgesteckten  Perlen  aus  Silber,  Glas  oder  Bernstein, 
oder  auch  mit  Anhängseln  aus  Silber  tragend  (Figur  336,  337,  340,  372),  sind  in  neun 
Exemplaren  gefunden  worden.^) 

Ein  Silberarmring  (Figur  150)  aus  einem  Brandgrabe  besteht  aus  einem  an  den 
Enden  zu  Haken  umgebogenen  Drahte.  Zwei  Fingerringe  aus  Silber  (Figur  51,  338) 
wurden  aus  zwei  Brandgräbern  gehoben.  Sie  sind  offen  und  bilden  einfache  Blech- 
reifchen,  deren  eines  glatt  ist,  während  das  zweite  eine  feine  Kerbung  zeigt.  Unter 
den  in  der  Tabelle  als  diverse  Silberringelchen  angeführten  3  aus  Brandgräbem 
stammenden  Stücken  ist  nur  Figur  341  bemerkenswerth.  In  einem  grösseren  Ringe 
hängt  ein  kleinerer,  welcher  eine  Walze  aus  rother  Schmelzmasse  trägt.  Die  fünf 
Zierscheibchen  aus  Silber,  welche  theils  in  Brandgräbern,  theils  bei  Skeleten  lagen, 
sind  sämmtlich  getrieben :  zwei  (Figur  345  und  388)  zeigen  je  ein  menschliches  Gesicht, 
eines  (Figur  437)  eine  menschliche  Gestalt,  eines  (Figur  589)  Rosettenform  und  eines 
(Figur  413)  nur  ein  punzirtes  Ornament.  Sie  dürften  alle  der  römischen  Zeit  angehören. 
Ein  Silberknopf  (Figur  152)  wurde  in  einem  Skeletgrabe  gefunden.  An  Silberperlen 
(Figur  57,  346,  590)  lieferten  die  Brandgräber  4  Stücke.  Sie  sind  aus  Blech  getrieben, 
verschieden  gross  und  melonenforraig  (Figur  57  und  590)  oder  cylindrisch  (Figur  346). 
Eine  derselben  (Figur  590)  zeigt  deutliche  Spuren  ursprünglicher  Vergoldung.  Neun 
Silberanhängsel  (Figur  339,  342 — 344)  sind  ausschliesslich  in  Brandgräbern  gefunden 
worden  und  sämmtlich  aus  getriebenem  Bleche  gearbeitet.  Das  grösste  derselben 
(Figur  339)  ist  eichelfbrmig  mit  Spuren  einstiger  Vergoldung  und  wahrscheinlich  der 
Rest  eines  römischen  Ohrringes.*)  Das  hohle  dreieckige  Anhängsel  Figur  342  ist  der 
Form  nach  älter.*)  Alle  diese  Silberfunde  müssen  wir,  sofern  sie  nicht  schon  dem 
römischen  Formenkreise  angehören,  zu  den  Funden  der  La  Tfene- Periode  rechnen, 
worauf  auch  die  mitvorgekommenen  charakteristischen  Beigaben  hindeuten. 

Viel  seltener  als  Silberartefacte  sind  Beigaben  aus  einem  weissen,  spröden  Metalle, 
welches  ich  für  Zinn  halte  (im  Ganzen  drei  Stück),  vorgekommen.  Es  sind  dies  das 
Fragment  eines  Zierringes  (Figur  414)  von  flachrundem  Querschnitte,  dessen  äussere 
Peripherie  mit  vier  perlenartigen  Ansätzen  versehen  war,  dann  ein  durchbrochener 
Scheibenring  (Figur  565)  und  ein  Anhängsel  in  der  Form  eines  menschlichen  Fusses 
(Figur  476). 

*)  Vgl.  Prozor,  Popia  ark.,  Taf.  XVII,  Figur  30  und  31. 
»)  Vgl.  R.  G.  C.  Mus.,  Taf.  XVIII,  Figur  1  und  2. 
»)  Vgl.  Mitth.  d.  A.  G.  1888,  B<1.  XVIII,  8.  229  und  Taf.  UI,  Figur  8. 
Band  HL  ^^ 


210  I.  Archäologie  nnd  Geschichte. 

Ungemein  reich  erwiesen  sich  sowohl  die  Brand-  als  auch  die  Skeletgräber  an 
Beigaben  aus  Bernstein,  welcher  in  112  Gräbern  vertreten  war.  Es  befinden  sich 
darunter  7  Zierscheibchen  (Figur  148,  153,  200),  von  welchen  mehrere  eine  reiche, 
eingravirte  Ornamentirung  zeigen.  Diese  besteht  in  Kreuzen,  welche  die  Mitte  der 
Scheibchen  (Figur  148  und  200)  einnehmen,  in  Würfelaugen,  welche  durch  Tangenten 
verbunden  sind,  in  Dreieckreihen,  sowie  in  gegitterten  Bändern  und  Dreieckflächen. 
Die  grosse  Masse  der  Bemsteinfunde  besteht  aber  in  Perlen  verschiedenster  Form 
und  Grösse,  wovon  1281  Stücke  nebst  einer  Anzahl  von  Fragmenten  vorhanden  sind. 
Sie  sind  bis  zu  102  Stücken  in  einem  einzigen  Grabe  (278)  gefunden  worden  und 
variiren  von  4  bis  zu  60  Mm.  im  D.  Der  Form  nach  lassen  sich  kugelförmige,  cylindrische, 
kreisrund-  oder  elliptisch-scheibenförmige,  walzenförmige  und  dreieckige  (beilförmige) 
Perlen  unterscheiden.  ^)  Die  kugelförmigen  (Figur  192)  sind  in  einzelnen  Fällen  gerippt 
(Figur  58  und  182),  die  cylindrischen  dagegen,  welche  überhaupt  seltener  vorkommen 
(Figur  440),  immer  glatt.  Die  kreisrund-scheibenförmigen  sind  an  der  Peripherie  ent- 
weder kantig,  dick  (Figur  225  und  591)  oder  abgerundet  (Figur  266)  und  zeigen  sich 
stets  in  der  Mitte,  selten  auch  marginal  durchbohrt  (Figur  378).  Ein  Stück  dieser 
letzteren  Ai-t  ist  mit  drei  eingravirten  Würfelaugen  ornamentirt  (Figur  578).  Eine 
andere  Form  der  kreisrunden  Scheibenperlen  zeigt  beiderseits  muldenförmige  Ver- 
tiefungen und  meist  auch  scharfe  Peripherie  (Figur  46,  155,  156,  570).  Die  elliptisch- 
scheibenförmigen Bernsteinperlen  (Figur  498)  sind  am  schmäleren  Ende  der  Breite  nach 
durchbohrt.  Die  walzigen  Perlen  sind  entweder  rundlich-glatt  (Figur  189,  279,  499, 
569)  oder  doppelkonisch  geformt  und  ihrer  Länge  nach  durchbohrt  (Figur  133,  576). 
Eine  einzige  Perle  dieser  Art  ist  in  der  Längsmitte  mit  einem  gekerbten  Querwulste 
verziert  (Figur  364).  Es  kommen  übrigens  auch  walzige  Perlen  vor,  welche  an  ihrem 
dünneren  oberen  Ende  quer  durchbohrt  sind  (Figur  524,  574).  Schliesslich  ist  die 
dreieckige  oder  Beilform  (Figur  188,  217,  311,  355)  anzuführen.  Solche  Perlen  sind 
immer  am  oberen  dünnen  Ende  quer  durchbohrt,  zuweilen  kantig  (Figur  188),  oder 
auch  in  der  Mitte  durchbohrt  (Figur  311). 

Aus  Glas  sind  ein  ganzer  Armring  und  das  Fragment  eines  solchen  gefunden 
worden.  Der  erstere  (Taf.  V,  Figur  1)  besteht  aus  einem  licht  weingelben  Glase  und 
ist  an  der  Aussenseite  durch  einen  abgerundeten,  höheren  Mittelwulst  und  zwei  kleinere 
Seitenwülste  ornamentirt.*)  Die  Innenseite  ist  mit  einer  hochgelben  eingebrannten  Ein- 
lage überzogen.  Er  ist  sehr  gross,  denn  die  innere  Lichte  beträgt  7*7,  die  Breite  21  Cm. 
Das  Bruchstück  (Taf.  V,  Figur  2)  gehört  einem  viel  kleineren  blauen  Glasringe  an, 
welcher  an  der  Aussenseite  ebenfalls  einen  höheren  mittleren  und  zwei  seitliche  Wülste 
und  eine  Breite  von  nur  8  Mm.  besitzt.  Keines  dieser  Stücke  ist  mit  einer  charakteri- 
stischen Beigabe  zusammen  vorgekommen,  doch  gehören  zweifellos  beide  der  La  Tfene- 
Periode  an. 

Die  Mehrzahl  der  Glasfunde  von  Jezerine  besteht  jedoch  aus  Glasperlen  (Taf.  III, 
Figur  1  —  19,  Taf.  IV,  Figur  1  —  12  und  Taf.  V,  Figur  4—7),  wovon  im  Ganzen 
2215  Stücke  nebst  einer  Anzahl  von  Fragmenten  in  66  Gräbern,  und  zwar  sowohl  in 
Brand-  als  auch  in  Skeletgräbern  angetroffen  wurden.  Zwischen  den  Brandresten  des 
einen  Grabes  278  waren  sogar  1063  Stücke  Glasperlen  verstreut,  somit  nahezu  die 
Hälfte  aller  in  Jezerine  vorgekommenen  Perlen.  Grösse  und  Form  der  Glasperlen  ist 
verschieden.     Erstere  wechselt   von  2  Mm.  (Taf.  HI,  Figur  15)   bis  23  Mm.  (Taf.  IV, 


1)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XXIII. 

»)  Vgl.  Alterth.  uns.  heidnischen  Vorzeit,  Bd.  II,  Heft  IX,  Taf.  3,  Figur  3. 


Radimsky.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  211 

Figur  2).  In  letzterer  Hinsicht  herrscht  die  gewöhnliche  plattsphärische  Perlenform 
mit  mehr  oder  weniger  breit-rundlichem  Querschnitte  weitaus  vor  (Taf.  III,  Figur  2), 
und  nur  selten  zeigen  solche  Perlen  eine  peripherische  Kante  (Taf.  IV,  Figur  12). 
Daneben  finden  sich  aber  auch  walzige  (Taf.  III,  Figur  7,  9  und  14,  dann  Taf.  IV, 
Figur  11)  und  cylindrische  (Taf.  IV,  Figur  3)  Glasperlen  mit  centraler  Bohrung.  Eine 
solche  besitzt  auch  die  einerseits  flache,  andererseits  hemisphärische  Perle  (Taf.  HI, 
Figur  8).  Ausserdem  wurden  rund  oder  spitzig  tropfenförmige  (Taf.  III,  Figur  10  und 
Taf.  IV,  Figur  4),  dreieckige  (Taf.  IV,  Figur  5)  oder  flach  viereckige  Perlen  (Taf.  IV, 
Figur  6)  beobachtet.  Eine  ganz  eigenthümliche,  einem  Schuh  ähnliche  Form  zeigen  die 
Perien  Taf.  V,  Figur  4. 

Die  Farbe  der  Perlen  ist  mehr  oder  weniger  intensiv  kobaltblau,  Chromgelb,  wein- 
gelb, gelbbraun,  weiss,  seltener  grün  und  bei  einer  einzigen  Perle  taubengrau.  Die 
weissen  Perlen  sind  an  der  Innenseite  nicht  selten  versilbert  oder  vergoldet  (Taf.  IV, 
Figur  7  und  9).  59  zumeist  blaue  Perlen  sind  vorwiegend  mit  weissen  (seltener  gelben) 
Augen,  Zickzacklinien,  concentrischen  Kreisen,  Spiralen,  Längs-  und  Querlinien  oder 
Warzen  emailUrt  (Taf.  HI,  Figur  5,  11,  15,  2,  6,  1,  9,  19,  7  und  17).  Durch  das  Auf- 
setzen von  je  vier  Warzen  erhielten  zwei  solche  Perlen  (Taf.  HI,  Figur  1  und  17)  eine 
nahezu  cubische  Gestalt.^) 

In  acht  Gräbern  sind  Scherben  von  GlasgefUssen,  und  zwar  blauen  (Taf.  V, 
Figur  3),  violetten,  grünen,  gelbbraunen,  weingelben  und  weissen  angetroflfen 
worden. 

Artefacte  aus  Bein  sind  relativ  sehr  selten,  denn  sie  kamen  nur  in  19  Gräbern 
und  immer  in  geringer  Zahl,  meist  einzeln,  vor.  Es  befinden  sich  darunter  12  Perlen 
von  rundhcher  (Taf.  V,  Figur  8),  Scheiben-,  Cylinder-  oder  Walzenform  (Taf.  V, 
Figur  12).  Femer  wurde  ein  kleiner  Scheibenring  aus  Bein  von  3'4  Cm.  D.  und  5  Mm. 
Bohrungsweite,  dann  ein  Beinscheibchen,  einerseits  flach,  andererseits  convex  (Taf.  V, 
Figur  10)  gefunden.  Auch  ist  der  Griff  eines  Werkzeuges  aus  Hirschhorn  (Figur  554), 
Beinbeschläge  von  Messern  (Figur  97),  welche  in  drei  Gräbern  vorkamen,  und  ein  hohler 
Cylinder  aus  Bein  (Figur  298),  dessen  Zweck  mir  unklar  ist,  anzuführen. 

Hieher  gehören  auch  neun  Thierzähne,  wovon  sechs  durchbohrt  und  drei  nicht 
durchbohrt  waren.  Unter  den  ersteren  befinden  sich  drei  Schweinszähne  (Figur  181, 
528,  547),  ein  Bärenzahn  (Figur  70),  ein  Wolfszahn  (Figur  502)  und  ein  Fuchszahn 
(Figur  407).     Die  drei  undurchbohrten  sind  Pferdezähne. 

In  drei  Gräbern  wurden  23  runde  oder  wälzchenförmige  Perlen  aus  einer  rothen 
Masse  (Schmelzpasta)  (Taf.  V,  Figur  11,  14  und  15)  angetroffen.  Aus  der  gleichen 
Masse  besteht  auch  das  einerseits  rauh  flache,  andererseits  convexe,  central  durchbohrte 
Scheibchen  (Taf.  V,  Figur  13),  doch  zeigte  sich  nachträglich,  dass  dasselbe  als  Ein- 
lage in  die  Fussscheibe  einer  Mittel- La  Tfene- Fibel  (Grab  279)  gehört. 

An  Steinartefacten  wurden  nur  ein  doppelt  durchbohrtes  Scheibchen  aus  weichem 
Tertiärkalkmergel  (Figur  422),  welches  beiderseits  rosettenartig  ornamentirt  ist,  und  das 
konische,  mit  zwei  Einschnitten  versehene  Fragment  aus  festem  Kalksteine  (Figur  385, 
wahrscheinlich  von  einem  Steinhammer)  gefunden. 

Von  Thongegenständen  sind  endlich  ausser  den  Gefässen  nur  zwei  röthliche 
Spinnwirtel  (Figur  465,  560)  vorgekommen. 


»)  Vgl.  Prozor,  Popis  ark.,  Taf.  XXIV  und  Gurina,  Taf.  XII,  Figur  17. 

14» 


212  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

Sehlnssbemerkungen. 

Ueberblicken  wir  das  Resultat  der  Untersuchung  von  Jezerine,  so  sehen  wir,  dass 
die  grosse  Masse  der  Funde  alle  drei  Stufen  der  La  T&ne-Periode  repräsentirt  und  der 
geringere  Theil  derselben  einerseits  in  die  Hallstätter-Periode  zurückreicht,  andererseits 
aber  dem  Formenkreise  der  Römerzeit  angehört.  In  Bezug  auf  die  räumliche  Ver- 
theilung  der  Gräber  aus  diesen  drei  Culturperioden  wäre  anzuführen,  dass  die  Gräber 
mit  Hallstattfunden  sporadisch  über  die  ganze  Mittelfläche  der  Nekropole  vertheilt 
sind.  Jene  mit  La  Tfene-Funden  füllen  die  Plätze  um  und  zwischen  den  vorangeführten 
mitunter  in  grosser  Dichtigkeit  aus,  während  die  jüngsten  Gräber  mit  römischen  Funden, 
von  einzelnen  Ausnahmen  abgesehen,  einen  Kranz  um  die  älteren  Gräber  bilden.  Sie 
sind  besonders  dicht  im  südlichen  Theile  der  Nekropole  zusammengedrängt,  und  nach- 
dem  gerade  in  diesem  Theile  vielfache  frühere  Grabungen  stattgefunden  haben,  ist 
anzunehmen,  dass  ihre  Zahl  weit  grösser  war,  als  sie  durch  die  letzte  systematische 
Abgrabung  bestimmt  werden  konnte. 

Es  sind  kaum  zehn  Jahre,  dass  wir  überhaupt  von  Begräbnissstätten  und 
Ansiedlung'fen  der  La  T&ne-Periode  in  den  Ostalpen  Kenntniss  besitzen,  und 
noch  im  Jahre  1883  war  man  geneigt,  anzunehmen,  dass  die  Hallstatt -Cultur  in  den  Ost- 
alpen erst  durch  die  römische  abgelöst  worden,  die  keltische  La  Töne -Cultur  aber  in 
diesem  Gebiete  gar  nicht  zur  Herrschaft  gelangt  sei.*)  Dieser  Ansicht  hat  die  Ent- 
deckung vieler  Fundstätten  aus  der  La  T&ne-Zeit  in  den  östhchen  Alpen  den  Boden 
entzogen.  Es  sei  mir  gestattet,  die  mir  bekannten  Localitäten  dieser  Art,  von  West  nach 
Ost  vorschreitend,  anzuführen. 

Tirol.  Meclo  im  Val  di  Non,  südwestHch  von  Bozen.  Hier  fand  man  eine  grosse 
ummauerte  Gräberstätte,  in  welcher  Artefacte  aus  der  Hallstatt-  und  La  Tfene-Periode, 
hauptsächlich  aber  aus  der  römischen  Zeit  vorgekommen  sind.  Unter  den  Fibeln  sind 
sowohl  Früh-  als  auch  Mittel -La  T&ne- Typen.  Dagegen  fehlen  Waffen  und  Edelmetalle, 
und  auch  Bernstein  wird  unter  den  Funden  nicht  angeführt.  Als  Bestattungsart  wurde 
sowohl  die  Brand-  als  auch  die  Leichenbestattung  beobachtet.*) 

Moritzing  bei  Bozen^  wo  am  Fusse  des  Tschegglberges  unter  einem  grossen 
Steine  viele  Fragmente  einer  getriebenen,  mit  figuralen  Darstellungen  reich  geschmückten 
Bronzeciste  und  einer  ebensolchen  Situla,  ein  Eisenhelm  und  drei  gerade  La  Tfcne- 
Schwerter  gefunden  wurden.') 

Kärnten.  Gurina  bei  Dellach  im  oberen  Gailthale,  eine  grössere  Ansiedlung, 
welche  von  der  Hallstatt-  durch  die  La  Tfene-Periode  bis  ans  Ende  der  römischen 
Herrschaft  bestand.  Die  Hauptmasse  der  Funde  ist  römisch;  Bernstein  wurde  daselbst 
nur  in  wenigen  Bruchstücken  gefunden.     Früh -La  Tfene- Fibeln  fehlen  vollständig.*) 

Küstenland.  Idria  priBaße  unweit  der  bekannten  Hallstatt-Nekropole  von  Santa 
Lucia  am  Isonzo  mit  23  Flachbrandgräbern  der  La  Tene -Periode.  Sie  enthielten  ein 
reiches  Inventar   von  Bronzegefässen,   Fibeln,   Waffen    und   mannigfachem  Hausgeräth 


^)  Ferd.  von  Hochstetter,  Die  neuesten  Gräberfunde  von  Watsch  und  Margarethen  in  Krain. 
Denkschriften  der  math.-naturwissenschaftl.  Classe  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften,  Wien  1883, 
Bd.  XLVII,  S.  202. 

«)  Mitth.  d.  A.  G.  1886,  Bd.  XV,  S.  (100  ff.). 

»)  Atlas,  Taf.  LXVUI  und  Mitth.  d.  A.  G.  1891,  Bd.  XXI.  8.  (84). 

*)  Gurina,  Mitth.  d.  A.  G.,  Bd.  XV,  S.  (102).  —  Ein  La  Töne-Eisenschwert  ist  bei  Fr»g  gefunden. 


Kadimsky-    T>ie  Nekropole  von  Jezeriue  in  Pritoka.  islo 

ans  Eisen,  welches  theils  La-Tene-,  theils  schon  römische  Typen  zeigt.    Frlih-La  Tfene- 
Fibeln  wurden  hier  nicht  gefunden,  Bernstein  kommt  als  Fibelverzierung  vor.^) 

Krain.  Gradac  in  der  Wochein.  Aus  den  Resten  einer  hier  gefundenen  kelti- 
schen Eisenschmelze  besitzt  das  Hofmuseum  in  Wien  eine  Mittel-  und  eine  Spät- 
La  Tfen,e- Fibel  aus  Eisen,  nebst  verschiedenen  anderen  Eisengeräthen.  ^) 

St.  Michael  bei  Adelsberg  ein  Wallbau  mit  mehreren  anstossenden  Begräbniss- 
stätten, einer  älteren  hallstättischen  und  einiger  jüngeren,  in  welcher  neben  Funden 
der  späteren  Hallstattzeit  solche  der  La  Tfene-Periode  vorkamen.  Die  jüngeren  Nekro- 
polen  enthielten  145  Flachbrandgräber,  20 — 60  Cm.  tiefe  und  40 — 70  Cm.  breite, 
unregelmässig  cylindrische  Gruben,  welche  mit  Asche,  Holzkohle  und  calcinirten  Knochen 
geflillt  und  entweder  gar  nicht  ausgekleidet  oder  in  der  unteren  Hälfte  mit  faustgrossen 
Steinen  ausgelegt  waren.  Urnen  fehlten  vollständig.  An  Beigaben  kamen  lange,  gerade, 
zweischneidige  und  kurze  geschweifte,  einschneidige  Schwerter,  dann  Lanzen-  und 
Speerspitzen,  sowie  Streitäxte  aus  Eisen,  Certosafibeln  aus  Bronze,  Mittel-La  Tfene- 
Fibeln  aus  Eisen,  Halsringe  aus  Eisen  und  Bronze,  häufig  Glasperlen,  aber  nur  eine 
einzige  Bernsteinperle  vor.  Die  jüngeren  Nekropolen  von  St.  Michael  gehören  somit 
einer  Uebergangsstufe  an,  in  welcher  Typen  der  späten  Hallstatt-Periode  mit  jenen  der 
La  Tfene-Zeit  zusammen  vorkommen.^) 

Bei  Wallitschendorf  im  Bezirke  Seisenberg  wurde  1885  knapp  neben  den 
dortigen  römischen  Gräbern  eine  der  La  Tfene- Periode  angehörige  Begräbnissstätte 
aufgedeckt,  deren  Funde  in  geraden  langen  (gallischen)  Schwertern,  Lanzenspitzen, 
grossen  Messern  und  in  Aexten  mit  horizontalem  Schaftloche  bestehen.  Bernstein  fehlt 
vollständig.*) 

Nassenfuss.  Hier  finden  sich  zwischen  den  Dörfern  Slepäek,  Heiligenkreuz  und 
OstroSnik  mehrere  Nekropolen  der  Hallstattzeit  und  in  deren  Nähe  auf  einem  Hügel- 
rücken eine  Begräbnissstätte  der  La  T^ne- Periode,  letztere  ausschliesslich  mit  Brand- 
gräbern ohne  Urnen.  Die  etlichen  20  Gräber,  welche  daselbst  geöflfnet  wurden,  be- 
standen in  cylindrischen,  im  Dolomit  ausgehöhlten  Gruben  von  etwa  50  Cm.  Tiefe  und 
25  Cm.  Durchmesser.  Diese  Gruben  waren  unregelmässig  über  die  Fläche  vertheilt, 
unten  mit  calcinirten  Knochen,  welche  aus  dem  Leichenbrande  ausgeklaubt  zu  sein 
scheinen,  gefüllt  und  ohne  Beimischung  von  Holzkohle  mit  Dolomitsand  überschüttet. 
An  Beigaben  fand  man  doppelt  zusammengebogene,  lange  und  gerade  Schwerter, 
Lanzenspitzen,  grosse  Messer,  Aexte  mit  horizontalem  Schaftloche,  gegliederte  Bronze- 
armringe, Fibeln  der  Mittel-La  Tene- Periode  aus  Eisen  und  Bronze,  einen  ganzen 
blauen  Glasarmring  und  mehrere  Fragmente  von  solchen  Ringen.  Früh -La  Tfene -Fibeln 
und  Bernstein  fehlten  vollständig.*) 

Weisskirchen.  Unter  einem  gefällten  Obstbaume  kam  daselbst  ein  schöner 
gallischer  Bronzehelm  und  eine  Mittel-La  Tfene- Fibel  aus  Bronze  vor.^) 

Eine  zweite  Reihe  La  Tfene-zeitlicher  Fundorte  verlauft  etwas  nördlicher,  und  zwar: 


»)  Mitth.  d.  A.  G.  1887,  Bd.  XVU,  S.  (10).  —  1888,  Bd.  XVIH,  8.  (93)  und  1892,  Bd.  XXII,  8.  (10). 

«)  Mitth.  d.  A.  G.  1888,  Bd.  XVni,  8.  (87). 

»)  M.  Hoernes,  Mitth.  d.  A.  G.  1888,  Bd.  XVIII,  8.  217  ff.     Dasselbe  gilt  von  einem  Theile  der 
Gräber  von  Idria  bei  Bada. 

*)  Mitth.  d.  A.  G.  1885,  Bd.  XV,  8.  (72). 

*)  Mitth.  d.  A.  G.  1885,  Bd.  XV,  8.  (71).  —  Ibid.  1888,  Bd.  XVHI,  8.  (92  ff). 

•)  Mitth.  d.  A.  G.  1883,  Bd.  XIII,  8.  210  f. 


214  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

Salzburg.  Aus  Grossarl  im  Gerichtsbezirke  St.  Johann  besitzt  das  Hofmuseum 
in  Wien  La  Tfene- Fibeln  aus  Elisen,  Eisenmesserfragmente  und  eine  eiserne  Schafscheere, 
welche  wahrscheinlich  einem  Skeletgrabe  entstammen.*) 

Ebenso  besitzt  das  Wiener  Hofmuseum  einen  Theil  der  typischen  La  T&ne- 
Funde  aus  den  Gräbern  vom  Dürenberge  bei  Hallein  in  Salzburg. 

Oberösterreich.  Hallstatt.  Ein  Grab  der  berühmten  Nekropole  dieses  Ortes 
enthielt  ein  gerades  La  Tfene- Eisenschwert  in  einer  Ornament-  und  figurenreichen 
Bronzescheide,  einen  Eisenhelm  der  La  Tfene-Zeit,  ein  Haumesser  und  zwei  Lanzen- 
spitzen aus  Eisen,  sowie  einen  Bronzeseiher.^) 

Niederosterreich.  Zu  Kuffarn  bei  Mautern  kam  in  einem  Skeletgrabe  eine  ge- 
triebene Bronzesitula  mit  reicher  figuraler  Ornamentirung,  ein  Bronzelöffel,  eine  eiserne 
Lanzenspitze  mit  breitem  Blatte  und  ein  Eisenmesser  vor.*) 

Limberg  bei  Eggenburg,  von  der  Heidenstatt  als  Einzelfund  eine  kleine  La  Tfene- 
Fibel  aus  Bronze.*) 

Spillern  bei  Stockerau.   Eine  halbe  La  T&ne-Fibel  aus  Bronze.^) 

Nussdorf  bei  Wien.  Aus  einem  Skeletgrabe  besitzt  das  Wiener  Hofmuseum 
zwei  La  Tfene-zeitliche  gerippte  Bronzearraringe.^) 

Ga infam  bei  Vöslau.  Aus  Skeletgräbern  ein  La  T&ne -Fibelbruchstück,  zwei 
Armringe  und  ein  glatter  Halsring  aus  Bronze,  sowie  ein  Armring  aus  Eisen.'') 

Ungarn.  Güns.  Aus  der  Ansiedlung  am  Veitsberge  besitzt  das  Hofmuseum  in 
Wien  ein  Früh -La  Tfene- Schwert  nebst  Fragmenten  seiner  eisernen  Scheide.®) 

Aber  auch  in  den  südöstlichen  Ländern  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie 
und  im  Occupationsgebiet  sind  Fundstätten  aus  der  La  Tfene- Periode  in  grösserer  An- 
zahl entdeckt  worden. 

Croatien.  Hier  ist  vor  Allem  die  ausgedehnte  und  reiche  Nekropole  auf  dem 
Berge  Vital  bei  Prozor,  etwa  8  Km.  östlich  von  Otoöac,  anzuflihren.  Dieselbe  wurde 
bereits  im  October  1880  entdeckt  und  seit  dieser  Zeit  jährlich  für  das  National-Museum 
in  Agram  ausgebeutet,  üeber  die  Anzahl  der  bisher  zur  Aufdeckung  gelangten  Gräber 
liegen  mir  keine  Daten  vor;  doch  muss  dieselbe  nach  der  Massenhaftigkeit  der  Funde 
eine  sehr  bedeutende  sein,  und  es  ist  nur  zu  bedauern,  dass  eine  so  ergiebige  und 
charakteristische  Localität,  wohl  aus  Mangel  an  Geldmitteln,  keine  systematische  Unter- 
suchung erfahren  hat. 

Die  Gräber  von  Prozor  sind  theils  Brand-,  theils  Skeletgräber,  und  ihre  Funde 
reichen  aus  der  Hallstatt-  durch  die  Früh-,  Mittel-  und  Spät-La  Tfene-Periode  bis  in 
die  römische  Zeit  hinein.     Denn  der  von  Ljubi6  abgebildete  eiserne   Schlüssel  von 


1)  Mitth.  d.  A.  G.  1888,  Bd.  XVIU,  S.  (86). 

")  Atlas,  Taf.  LXX  und  LXXI. 

»)  Mitth.  d.  A.  G.  1891,  Bd.  XXI,  8.  (68  ff.),  (78  ff.)  und  (81  ff.). 

*)  Mitth.  d.  A.  G.  1889,  Bd.  XIX,  S.  68. 

^)  Ebenda,  S.  68. 

«)  Ebenda,  S.  68. 

')  Ebenda,  S.  66  ff. 

«)  Mitth.  d.  A.  G.  1890,  Bd.  XX,  S.  (12  f).  Ueber  die  lange  Reihe  anderer  La  TÄne- Funde  ans 
Ungarn  vgl.  Pulszky^s  bekannte  Arbeit  „Denkmäler  der  Keltenherrschaft  in  Ungarn"  und  die  letzten 
Bände  der  Archaeologiai  ^rtesitö,  in  welchen  unter  Anderem  die  reichen  La  Töne  -  Gräberfunde  von  Oeden- 
burg  vert^ffentlicht  sind. 


Radimsk/.    Die  Nekropole  von  Jezerine  in  Pritoka.  215 

dort  ist  ebenso  römisch,  als  die  beiden  spitzigen  Thongefilsse.  *)  Ob  nicht  auch  einige 
der  Fibeln  römisch  sind  (z.  B.  Tafel  XXI,  Figur  102,  mit  Charnier?),  wage  ich  bei 
der  ungenügenden  Abbildung  derselben  nicht  zu  entscheiden. 

Die  Nekropole  von  Prozor  hat  mit  jener  von  Jezerine  ungemein  viel  gemeinsam, 
worauf  ich  schon  oft  hinzuweisen  hatte.  Beide  Nekropolen  sind  ungefähr  gleichalterig 
und  gehören  wahrscheinlich  einem  und  demselben  Volksstamme  an. 

Grobnik  im  Südosten  von  Fiume,  wo  in  der  Einsattlung  eines  Hügels  südlich 
von  dem  Dorfe  gemischt  und  ohne  besondere  Kennzeichen  Artefacte  aus  der  späteren 
Hallstatt-  und  der  La  Tfene- Periode,  so  wie  auch  aus  der  römischen  Zeit  ausgegraben 
wurden.*)  Es  finden  sich  darunter  Certosafibeln,  Mittel -La  Tfene-Fibeln,  eine  der  letzteren 
mit  schönem  grossem  Gehänge,  wie  in  Jezerine,*)  römische  Fibeln,  grössere  Bronzetöpfe 
und  Pfannen,  Glasgefesse  (Flaschen,  Becher,  Schalen,  Thränenfläschchen  mit  dickem 
Boden),  Nähnadeln,  Ziernadeln,  Finger-  und  Armringe,  Halsschmuck,  Anhängsel,  Spiralen 
und  6  Stücke  Bemsteinperlen. 

Molunj  (bei  Jaska  im  Südwesten  von  Agram  an  der  Bahn  gegen  Karlstadt),  aus 
welchem  Orte  Ljubi6*)  Früh-  und  Mittel -La  Töne -Fibeln  aus  Eisen  und  Bronze 
beschreibt.  Diese  sollen  wie  die  zwei  Mittel-La  Tfene-Fibeln  von  Schleinitz  bei 
St.  Marein  in  Krain,  welche  zusammen  mit  einer  grossen  geknoteten  Hallstattfibel 
in  einem  Tumulua  gefunden  wurden,^)  aus  Hügelgräbern  stammen,  und  wenn  Ljubid 
hier  richtig  informirt  ist,  sind  dies  meines  Wissens  die  ersten  Tumuli  mit  La  Tfene- 
Funden  in  Croatien,  welche  bisher  bekannt  geworden  sind. 

Kula  in  der  Gemeinde  Osik,  Bezirk  Gospifc.  Aus  dieser  Ortschaft  beschreibt 
Ljubi6  eine  schön  ornamentirte  Früh -La  Tfene  -  Armbrustfibel,  ^)  ohne  Angabe  der 
Fundverhältnisse. 

Slavonien.  In  Mitrovic  wurden  bei  der  Aushebung  von  Gebäudefundamenten 
ein  gerades  La  Tfene- Schwert  und  zwei  eiserne  Lanzenspitzen  gefunden.') 

Balmatien.  Ljubi6^)  beschreibt  aus  diesem  Lande  zwei  Mittel-La  T^ne-Fibeln 
ohne  Angabe  des  Fundortes. 

Bosnien.  Jezerine  bei  Biha6;  unsere  Nekropole  ist  hier  nach  Lage  und  Reich- 
thum  an  erster  Stelle  zu  nennen. 

Majdan  bei  Varcar  Vakuf.  Hier  finden  sich  auf  dem  isolirten  Berge  Gradina  die 
Reste  einer  prähistorischen  Ansiedlung  mit  den  Spuren  einer  späteren  römischen  Besiedlung. 
Ausser  vielen  Thongeftlssscherben  wurde  daselbst  eine  Früh -La  TeneFibeP)  gefunden. 

In  der  Nähe  der  mittelalterlichen  Burgruine  von  Prozor  grub  Bezirksvorsteher 
BrankoviÄ,  wahrscheinlich  aus  Flachgräbem,  nebst  anderen  Bronzen  auch  eine  schöne 
Spät-La  Tfene-Fibel  aus. 

Aus  einem  Tumulus  bei  Oraäje  nächst  Tolisa  an  der  Save  bildet  Ljubi6  eine 
Prüh-La  Tfcne-Fibel  aus  Bronze  ab.^«) 


*)  Prozor,  Popia  ark.,  Taf.  XXIX,  Figur  228,  230  und  231. 

»)  Popia  ark.,  S.  152  ff. 

»)  Ibid.  Taf.  XXXm,  Figur  246. 

*)  Popia  ark.,  8.  179  und  Taf.  XXXIV,  Figur  316. 

»)  Mitth.  d.  A.  G.  1884,  Bd.  XIV,  S.  49ff.,  Figur  1  und  2. 

«)  Popia  ark.,  S.  66  und  Taf.  IX,  Figur  19. 

')  Mitth.  d.  A.  G.  1890,  Bd.  XX,  S.  (10  f.). 

«)  Popia  ark.,  S.  164  und  Taf.  XXI,  Figur  104. 

»)  Dieae  Mitth.,  Bd.  I,  8.  182,  Figur  13. 

")  Popia  ark.,  8.  97  und  Taf.  XIV,  Figur  91. 


^Ib  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

In  der  prähistorischen  Ansiedlung  auf  dem  Debelo  brdo,  unweit  von  Sobunar 
am  nordwestlichen  Gehänge  des  Trebevi6  bei  Sarajevo  grub  Fiala  1893  ausser  ver- 
schiedenen älteren  und  jüngeren  Funden  auch  7  Stücke  Mittel-  und  Spät-La  Töne- 
Fibeln  aus  Silber,  Bronze  und  Eisen  aus.^) 

Hercegovina.  Zagradina  auf  der  Hochebene  von  Rakitno  im  Bezirke  Ljubuäki, 
wo  in  der  Ebene  südlich  unter  den  Resten  der  römischen  Befestigung  öradina  Flach- 
brandgräber mit  Bronzen  der  Hallstatt-Periode  und  Bronzefibeln  der  Mittel-  und  Spät- 
La  Tfene- Periode  gefunden  worden  sind.*) 

Gorica  im  Bezirke  Ljubuäki,  von  wo  das  Landesmuseum  1893  eine  schöne 
Mittel- La  Tfcne- Fibel  aus  Bronze  ohne  nähere  Angabe  der  Fundverhältnisse  erhalten  hat. 

In  der  römischen  Ruine  Gradina  bei  Gradac  im  Posuäje,  Bezirk  Ljubuäki,  hat 
Fiala  1893  ausser  römischen  auch  Früh-  und  Mittel -La  Tfene- Fibeln  aus  Bronze 
ausgegraben.'*) 

Die  Reihe  der  seit  1880  entdeckten  Fundplätze  von  La  Tfene-Objecten  in  den 
angeführten  Ländern  ist  demnach  schon  eine  ziemUch  bedeutende  und  ausgedehnte, 
denn  sie  erstreckt  sich  vom  südlichen  Tirol  über  Kärnten,  das  Küstenland,  Krain, 
Salzburg,  Ober-  und  Niederösterreich,  Ungarn  und  Croatien  bis  nach  Bosnien 
und  in  die  Hercegovina. 

Flachgräber  wie  in  Jezerine  finden  wir  in  Meclo,  Idria  pri  Baöe,  St.  Michael, 
Wallitschendorf,  Nassenfuss  und  Prozor,  während  in  dem  croatischen  Molunj 
und  in  dem  bosnischen  OraSje  die  La  Tene- Funde  aus  Tumulis  stammen  sollen. 
Brand-  und  Skeletbestattung  nebeneinander  wie  in  Jezerine  kamen  in  Meclo  und 
Prozor  vor,  wogegen  in  Idria  pri  Ba6e,  in  St.  Michael,  in  Wallitschendorf  und 
in  Nassenfuss  nur  Brandbestattung  geübt  wurde.  Ueber  Meclo,  wo  Alles  durchein- 
ander gemischt  war  und  deutliche  Spuren  einer  früheren  Zerstörung  an  sich  trug, 
wissen  wir  nichts  Näheres.  In  St.  Michael  waren  die  Brandreste  in  seichten  Graben 
ohne  Urne  untergebracht  und  mit  Asche  und  Holzkohle  gemischt,  in  Wallitschendorf 
und  Nassenfuss  ebenfalls  ohne  Urnen  in  Gruben  deponirt,  doch  ist  namentlich  am 
letzteren  Orte  die  Beobachtung  gemacht  worden,  dass  die  calcinirten  Knochenreste  aus 
dem   Leichenbrande   sorgfältig   ausgesucht   und  nicht    mit   Holzkohle   gemischt   waren. 

Ueber  Prozor  ist  mir  nichts  Näheres  bekannt,  doch  sind  auch  dort  grosse  Urnen 
und  kleine  zweihenkelige  Beigefässe  vorgekommen,*)  und  aus  den  vielfachen  sonstigen 
Aehnlichkeiten  der  zwei  einander  so  nahe  gelegenen  Nekropolen  können  wir  schliessen, 
dass  im  Allgemeinen  die  Brandbestattung  in  Prozor  ganz  wie  in  Jezerine  ausgeftlhrt 
wurde.  Die  Tiefe  der  Skeletgräber  wechselt  in  Prozor  von  25 — 200  Cm.,  in  Jezerine 
von  30—  160  Cm.,  in  dieser  Hinsicht  ist  also  zwischen  den  beiden  Begräbnissstätten  kein 
besonderer  Unterschied  vorhanden.  In  einem  Theile  der  Nekropole  von  Prozor^)  lagen 
von  55  Skeleten:  mit  dem  Kopfe  im  Norden  21,  mit  dem  Kopfe  im  Nordosten  27,  mit 
dem  Kopfe  im  Westen  5,  mit  dem  Kopfe  im  Osten  2.  Es  ist  also  auch  hier,  wie  in 
Jezerine,  die  Skeletbestattung  mit  dem  Kopfe  im  Norden  oder  wenigstens  im  Nord- 
osten die  Regel;    sonstige  Lagen  kamen  nur  als  Ausnahmen  vor.     Nach   dem  bereits 


^)  Glasnik  zemaljskog  Muzeja,  VI,  1894,  S.  137,  Figur  4  —  9.     Der  Beriebt  über  diese  Ausgrabung 
wird  in  deutscher  Sprache  im  IV.  Bande  dieser  Mittheilungen  erscheinen.  D.  R. 

«)  Diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  177,  Figur  16-20. 

')  Der  Bericht  über  diese  Ausgrabung  folgt  weiter  unten  in  dem  yorliegenden  Bande.        D.  R. 
*)  Popis  ark.,  148  f.  und  Taf.  XXIX,  Figur  230  und  231,  dann  Taf.  XXX,  Figur  832  und  333. 
»)  Ibid.,  S.  150  f.  und  Taf.  XXXII. 


Radimsky.    Die  Nekropolc  von  Jezcriue  in  Pritoka.  217 

erwähnten  Plane  eines  Theiles  der  Nekropole  von  Prozor  wäre  dort  die  Rückenlage 
der  Skelete  allgemein  gewesen :  da  aber  nur  ein  kleiner  Theil  des  Grabfeldes  abgebildet 
ist,  kann  in  einzelnen  Fällen,  ebenso  wie  in  Jezerine,  die  Bauchlage  vorgekommen  sein. 

Die  Skelete  von  Prozor  lagen  theils  frei  in  der  Erde,  theils  waren  sie  mit  einer 
Steinschichte  bis  zu  50  Cm.  Stärke  überdeckt,  welche  zu  unterst  aus  kleinen,  höher 
hinauf  aus  grösseren  Steinen  bestand.  Aehnliches  wurde  in  Jezerine  nicht  beobachtet; 
dagegen  ist  an  beiden  Orten  zuweilen  in  der  Nähe  des  Schädels  eine  kleine  Steinplatte 
vorgekommen,  welche  der  Leiche  als  Kopfkissen  gedient  haben  mag. 

Ueber  das  Zahlenverhältniss  zwischen  Brand-  und  Skeletgräbern  in  Prozor  ist 
mir  nichts  bekannt.  Aus  der  geringen  Anzahl  der  von  Ljubi6  abgebildeten  Thon- 
gefitese  kann  man  nicht  schliessen,  dass  Brandgräber  dort  seltener  vorgekommen  wären, 
weil  viele  Brandgräber  keine  Urnen  enthalten  haben  können  und  bei  unsystematischen 
Aufgrabungen,  wie  es  jene  in  Prozor  war,  nur  die  gut  erhaltenen,  d.  i.  sehr  wenige 
Thongefässe  aufbewahrt  werden,  blosse  Scherben  dagegen  keine  Beachtung  finden. 
Sicher  sind  in  Prozor  grosse  Brahdurnen  und  kleinere  gehenkelte  Beigefilsse  verwendet 
worden,  so  dass  auch  diesbezüglich  eine  Aehnlichkeit  zwischen  Prozor  und  Jezerine  besteht. 

Die  Grabstätten  von  Idria  pri  Baöe,  St.  Michael,  Wallitschendorf  und 
Nassenfuss  waren  ziemlich  reich  an  Waffen.  Prozor  und  Jezerine  zeigen  wieder  eine 
grosse  Aehnlichkeit  darin,  dass  in  beiden  Nekropolen  Waflfen  selten,  und  die  langen, 
geraden,  gallischen  Schwerter  gar  nicht  vorkommen. 

Unter  den  La  Tene-Fibeln  fehlte  die  Früh-La  Tfene-Fibel  vollständig  in  Gurina, 
Idria  pri  Ba6e,  St.  Michael,  Wallitschendorf  und  Nassenfuss,  und  es  ist  daher 
möglich,  dass  die  keltische  Cultur  in  Kärnten,  Krain  und  dem  Küstenlande  später 
Eingang  gefunden  hat,  als  einerseits  westlich  im  südlichen  Tirol,  andererseits  östlich 
in  Croatien  und  Bosnien,  da  sowohl  in  Meclo,  als  auch  in  Prozor  und  Jezerine  der 
Mitte-La  Tfene-Fibel  die  Früh-La  Tfene-Fibel  mit  zurückgebogenem,  aber  unver- 
bundenem  Schlussstücke  vorangegangen  ist. 

Silberschmucksachen,  namentlich  fein  geflochtene  Kettchen  aus  Silberdraht  sind 
den  beiden  Nekropolen  Jezerine  und  Prozor  gemeinsam,  wogegen  aus  keiner  der 
anderen  genannten  LocaKtäten  derartige  Funde  bekannt  geworden  sind.  An  Glas- 
schmuck lieferten  Nassenfuss  und  Jezerine  Armbänder,  Gurina  Arm-  und  Finger- 
ringe; glatte  oder  emaillirte  Glasperlen  sind  in  Gurina,  St.  Michael,  Prozor  und 
Jezerine  gefunden  worden. 

Die  La  Tfene-Fundstellen  von  Meclo,  Wallitschendorf  und  Nassenfuss  haben 
keinen  Berastein  geliefert,  in  St.  Michael  und  Gurina  ist  nur  wenig  davon  gefunden 
worden,  wogegen  sich  die  beiden  Nekropolen  von  Prozor  und  Jezerine  besonders 
reich  an  Bernstein  gezeigt  haben.  Dies  ist  um  so  auffallender,  als  die  krainischen 
Begräbnissstätten  aus  der  Hallstattzeit  durchaus  nicht  arm  an  Bernstein  sind.  Es  scheint 
daher,  dass  der  Bernstein -Handelsweg  in  der  La  Töne -Periode  weiter  gegen  Osten 
gerückt  ist. 

SchliessUch  erübrigt  nur  noch,  einige  Worte  über  die  Entstehungszeit  und  die 
Dauer  der  Nekropole  von  Jezerine  vorzubringen.  Münzen  sind  nicht  gefunden  worden. 
Die  Inschriften  aus  Jezerine  und  dem  nahen  Golubi6  geben  uns  nur  einige  barbarische 
Namen  aus  römischer  Zeit,  unter  welchen  Tritus,  Ursus  und  Vendeo^)  illyrisch  sind, 
während   der  wiederholt  vorkommende  An  des*)   keltisch   zu   sein   scheint.     Damit  ist 


^)  Altitali8che  Forschungen  von  Dr.  Carl  Pauli,  III.  Bd.,  Leipzig  1891,  6.  341,  dann  363—365. 
')  S.  Alt-Celtischer  Sprachschatz  von  Alfred  Holder,  Leipzig  1891,  S.  146. 


218  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

uns  freilich  nicht  viel  gedient,  da  hier  nahe  der  Grenze  zwischen  Dlyricum  und  Gallia 
cisalpina  eine  illyrische  Beyölkerung  leicht  mit  keltischen  Elementen  durchsetzt  sein 
konnte.  Die  Gräberfunde  gestatten  blos  eine  ungefähre  Altersschätzung.  Da  unter  den 
Funden  der  Hallstattperiode  die  Certosafibel  als  herrschende  Form  erscheint,  können 
wir  die  Entstehung  unserer  Begräbnissstätte  ungefilhr  um  400  v.  Chr.  ansetzen.  Der 
erste  Einfall  der  Kelten  in  Illyrien  erfolgte  vor  der  Mitte  des  vierten  christlichen  Jahr- 
hundertes,*)  und  die  Bihaier  Gegend  kann  davon  immerhin  mitbetroffen  worden  sein. 
Sei  dem  aber  so  oder  so,  immer  verstehen  wir  leicht,  dass  die  Zahl  der  Gräber  mit 
rein  hallstättischen  Funden  in  Jezerine  eine  relativ  so  geringe  ist,  da  eben  die  ältere 
Hallstattstufe  gänzlich  zu  fehlen  scheint.  Auf  die  Zeit  des  Aufhörens  der  Bentltzung 
unserer  Nekropole  lassen  ein  paar  Fundstticke  schliessen:  die  geschnittene  Fingerringplatte 
Figur  425  5,  welche  nach  dem  Urtheile  des  Herrn  Directors  Dr.  Friedrich  Kenner 
spätestens  in  das  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  zu  setzen  ist,  und  die  römische  Bronzefibel 
Figur  351,  welche  wahrscheinlich  dem  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  angehört.  Mit  aller 
Reserve  dürfen  wir  demnach  vermuthen,  dass  unsere  Nekropole  etwa  von  400  (oder  350) 
V.  Chr.  bis  um  100  n.  Chr.  in  Benützung  gestanden  ist.  Ich  lasse  es  dahingestellt,  ob 
unsere  Nekropole  dem  illyrisch -keltischen  Mischvolke  der  Japuden,  wie  dies  Ljubic*) 
für  das  nahe  Prozor  nachzuweisen  versucht  hat,  zuzuschreiben  sei,  und  begnüge  mich, 
zu  constatiren,  dass  in  der  Gegend  von  Jezerine  die  illyrische  Hallstattcultur  durch 
die  keltische  La  Tfene-Cultur  abgelöst  und  diese  letztere  schliesslich  von  der  welt- 
bezwingenden Cxdtur  der  Römer  verdrängt  worden  ist. 


^}  Die  ROmerherrschaft  in  Illyrien  von  S.  Zippel,  Leipzig  1877,  S.  31. 
•)  Vjeatnik  1885,  S.  1  ff. 


Der  prähistorische  Pfahlbau  von  Ripac  bei  Bihad. 

Vo rläufiger    Bericht 

von 

W.  Badimsk]^, 

bosD.-herceg.  BergbanptmaniL 
(Mit  39  Abbildungen  im  Texte.) 


Als  ich  im  Jahre  1891  die  Nekropole  von  Jezerine  zum  ersten  Male  besuchte, 
führte  mich  der  geistliche  Herr  Kosta  Kovacevi6  aus  Pritoka,  den  Lesern  dieser  Mit- 
theilungen (Bd.  I,  1893,  S.  189 — 194)  als  einer  der  ersten  Berichterstatter  über  die  ge- 
dachten Begräbnissstätten  bekannt,  zu  einer  Stelle  gegenüber  von  öolubi6,  an  welcher 
vor  etwa  20  Jahren  die  Una  infolge  eines  Hochwassers  ihren  Lauf  geändert  hatte,  worauf 
in  dem  neuen  Flussbette  eine  Menge  von  Pfählen  zum 
Vorschein  gekommen  war.  Ich  sah  daselbst  in  dem 
seichten  Wasser  längs  des  Ufers  viele  Köpfe  einge- 
rammter Holzpfähle;  da  aber  damals  meine  Zeit  be- 
schränkt und  bei  oberflächlicher  Besichtigung  zwischen 
den  Pfählen  nichts  besonderes  zu  bemerken  war, 
beschloss  ich  später  bei  etwa  sich  darbietender  Ge- 
legenheit die  Stelle  näher  zu  untersuchen.  Ich  setzte 
übrigens  keine  grosse  Hoflfnung  auf  das  Resultat  dieser 
Untersuchung,  da  ich  in  Otoka,  Brekovica,  Biha6 
und  Knien  Vakuf  auch  die  heutigen  Anwohner  des 
Unaflusses  noch  als  „Pfahlbauer"  kannte,  die  ihre  Mühlen 
an  den  Katarakten  des  Flusses,  sowie  ihre  Duöans 
(Verkaufsbuden)  neben  den  Brücken  mit  Vorliebe 
mitten  im  Fluss  auf  Pfählen  aufstellen.  Bei  den 
öfter  vorkommenden  Aenderungen  des  Flusslaufes  der 
Una  war  somit  nicht  ausgeschlossen,  dass  diese  Pfähle 
einer  jüngeren  Zeit  angehörten. 

Im  Sommer  1892  kam  ich  wieder  nach  Biha6,  um  die  systematische  Untersuchung 
des  Gräberfeldes  von  Jezerine  einzuleiten,  und  bei  dieser  Gelegenheit  wurden  mir  von 
dem  unsere  Bestrebungen  eifrig  unterstützenden  Herrn  Evidenzgeometer  Julius 
Grauner  verschiedene  prähistorische  Funde  gezeigt,  welche  aus  einem  Pfahlbaue 
in  der  Una  bei  Ripac  stammen  sollten.  Da  ich  meine  Zeit  damals  der  Grabung  in 
Jezerine  widmen  musste,  ersuchte  ich  den  genannten  Herrn,  so  viele  Artefacte  als  möglich 
von  jener  Localität,  welche  mit  der  obenerwähnten  zwischen  Pritoka  und  Golubi6  nicht 
identisch  ist,   zu  sammeln  und  mir  nähere  Mittheilungen   über  die  Fundverhältnisse  zu 


7»  I^OO, 

Fig.  1. 
Situation  des  Pfahlbaues  von  Ripa^. 


220 


I.   Archäologe  und  Geschichte. 


machen.  Diesem  Ansuchen  hat  Herr  Grauner  mit  der  grössten  Bereitwilligkeit  ent- 
sprochen, überdies  eine  Skizze  der  Fundstelle  entworfen  und  mich  dadurch  in  den 
Stand  gesetzt;  nachstehenden  vorläufigen  Bericht  über  den  ersten  in  Bosnien  constatirten 
prähistorischen  Pfahlbau  zu  liefern.  Die  Funde  kamen  als  Geschenk  des  Herrn  Grauner 
in  das  Landesmuseum  zu  Sarajevo. 

Das  Dorf  Ripaö  liegt  etwa  9'5  Km.  südöstlich  von  Biha6  an  der  Strasse  Biha6 — 
Petrovac  bei  einer  seeartigen  Erweiterung  der  Una.  Die  Gebäude  der  Ortschaft  stehen 
auf  beiden  Ufern  des  Flusses  und  zum  Theile  auf  einer  Insel,  auf  welcher  im  Mittel- 
alter eine  Burg  errichtet  war,  von  der  noch  die  bis  auf  3  M.  Höhe  erhaltenen  Um- 
fassungsmauern und  Reste  von  vier  runden  Thürmen  vorhanden  sind.  Von  den  Um- 
wohnern wird  die  Ruine  Forkolan  grad  genannt. 


Thongefässc. 

Im  Jahre  1890  wurde  bei  Ru'2ni6i  unterhalb  Ripaö  ein  Kalktuflfkatarakt,  wie  solche 
im  Unaflusse  häufig  vorkommen,  durchbrochen,  wodurch  bei  Ripa6  ein  um  1*5  M.  tieferer 
Wasserstand  erzielt  und  den  häufigen  Inundationen  der  Ufergelände  ein  Ziel  gesetzt 
wurde.  Durch  diese  Melioration  verloren  aber  die  Mühlenbesitzer  von  Ripaö  einen  Theil 
ihrer  Wasserkraft,  und  um  diese  wieder  zu  heben,  gingen  sie  daran,  einige  trocken- 
liegende Katarakte  oberhalb  ihrer  Mühlen  zu  durchstechen,  wobei  unter  einer  stellen- 
weise bis  1  M.  mächtigen  Tufi*schichte  der  erwähnte  Pfahlbau  entdeckt  wurde. 

Die  Lage  derselben  ist  aus  dem  Grundrisse  Figur  1  zu  entnehmen,  a  ist  die 
Insel  mit  dem  „Forkolan  grad",  6  die  Stelle  der  jetzt  durchgestochenen  Katarakte  und 
c  der  Pfahlbau,  dessen  Reste  zwischen  der  grossen  Unainsel  a  und  einer  kleineren 
Insel  d  liegen,  ohne  dass  man  bisher  die  Ausdehnung  derselben  zu  bestimmen  im  Stande 
wäre.  Es  scheint,  dass  wir  es  in  Ripaö  mit  einem  der  seltenen  alten  Flusspfahlbau- 
dörfer zu  thun  haben.  Denn  nach  dem  Berichte  des  Herrn  Grauner  sind  nicht  nur  die 
Pfahlköpfe,  sondern  an  einzelnen  Stellen  auch  die  Plattformen,  jedoch  nur  bei  sehr  niedrigem 
Wasserstande,  über  dem  Flussspiegel  sichtbar.  Der  Wasserstand  muss  daher  in  alter 
Zeit  niedriger  gewesen  sein  als  heute,  und  eine  Anschwellung  des  Unawassers  bei  Ripad 
zu  einem  förmlichen  See  dürfte  damals  wohl  kaum  bestanden  haben. 

Nach  den  Profilskizzen  des  HeiTn  Grauner  zeigt  der  Pfahlbaugrund  an  einer 
Stelle  oben  eine  1*5  M.  starke  Schichte  von  Lehm  und  Erde,  darunter  etwa  50  Cm. 
Flussgerölle  und  KalktuflF,  welche  wieder  auf  einer  circa  50  Cm.  starken  Cuhurschichte 
lagern.    Unter  dieser  Culturschichte  ist  fester  Untergrund.   An  einer  zweiten  Stelle  lag 


Radimskj^.    Der  prähistorische  Pfahlbau  von  Ripaö. 


221 


Fig.  4  ('/,). 


Fiff-  6  (V.)- 


Flg.  6  ('/,). 


Fig.  7  (V,). 


Fig.  8  (V,X 


Fig.  9  (•/,). 


Fig.  10  (Vs). 


Fig.  12  (V,). 


Fig.  13  {■/,). 


Topfsclicrbeii. 


Fig.  11  ('/»)• 


232 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


unter  dem  bei  50  Cm.  starken  Kalktuffe  die  Culturschichte  und  unter  dieser  der  feste 
Flussboden.  Die  schwarze  Cultursehichte  besteht  aus  Holzkohle,  Asche  und  Schlamm; 
Die  grosse  Menge  der  Holzkohlenstückchen  lässt  Herrn  Grauner  vermutheU;  dass  das 
einstige  Pfahldorf  durch  Feuer  zu  Grunde  gegangen  sei.  Ist  diese  Annahme  richtig, 
dann  sind  von  einer  systematischen  Untersuchung  des  Pfahlbaues  vielleicht  reiche  Funde 
zu  erwarten. 


Fig.  14  (V,). 


Fig.  15  (V,). 


Fig.  17  (V«). 


Fig.  18  (VO- 


Topfscherben. 


Fig.  19  (Vs). 


Die  Pfähle  sind  unten  zugespitzt;  sie  bestehen  ausschliesslich  aus  Eichenholz  von 
10  bis  30  Cm.  Durchmesser  und  sind  in  unregelmässigen  Abständen  von  0*5  bis  2  M.  ein- 
gerammt. Auch  die  an  mehreren  Stellen  noch  erhaltenen  Plattformen  sind  aus  gespaltenen 
Eichenstämmen  hergestellt ;  nur  an  zwei  Stellen  wurde  hiezu  auch  Nadelholz  verwendet. 
Die  Balken   der  Plattform  zeigen   stets  die  gleiche  Lage  von  Südost  gegen  Nordwest. 


Radimsk/.   Der  prShistorUche  Pfahlbau  von  BipaS. 


228 


Fig.  27  (»/,). 


Topfscherben. 


Fig.  28  (V,). 


224 


I.   ArchKologie  und  Geschichte. 


In  der  Culturschichte,  sowie  in  den  unteren  Partien  des  Tuffes  kommen  zwischen 
den  PfHhlen  massenhaft  Thongeftissscherben,  Hirschgeweihe,  Eberzähne  und  Thier- 
knochen  vor.  Die  ThongefUsse  sind  ausschliesslich  Freihandarbeit;  nur  zwei  davon 
sind  nahezu  ganz  erhalten,  nämlich  ein  grauer  Topf  (Figur  2)  mit  schwach  auswärts 
gebogenem  Rande  und  kleinem  rundem  Henkel  (I4'5  Cm.  hoch,  12  Cm.  Durchmesser) 
und  ein  kegelstutzförmiger  Tiegel  (Figur  3  a  und  h)  rothbraun,  schwach  verziert,  18  Cm. 
hoch,  11  Cm.  Durchmesser.  Das  Loch  im  Boden  ist  nicht  ausgebrochen,  sondern,  wie 
die  dünnen  Ränder  beweisen,  ausgebrannt.  Dieser  Umstand,  sowie  auch  die  Form  des 
Gefilsses  charakterisiren  dasselbe  als  einen  Schmelztiegel,  dessen  Vorkommen  die 
Kenntniss  des  MetaUgusses  bei  den  Pfahlbaubewohnern  von  Ripa6  voraussetzen  würde. 


Fig.  29  (V2). 


Fig.  30  (>/,). 


Fig.  32  (V.). 


Fig.  31  (Vo). 


Toi»f8clierl)cii. 


Fig.  33. 
Thoiigc  wicht. 


Das  Material  der  übrigen  Scherben  ist  mit  kleinen  Kalksteinkömchen  gemengt, 
schwach  gebrannt  und  zeigt  im  Bruche  häufig  drei  Lagen,  eine  innere  schwärzliche 
und  zwei  äussere  rothe.  Wahrscheinlich  sind  die  Gefässe  in  der  Weise  gebrannt 
worden,  dass  man  sie  mit  Feuergluth  nicht  nur  umstellte,  sondern  auch  anfüllte,  wo- 
durch die  beiden  Oberflächen  stärker  gebrannt  wurden,  während  der  Kern  roh  blieb 
und  die  durch  Rauchschwärzung  verursachte  dunkle  Färbung  beibehielt.  Die  äussere 
Farbe  der  Scherben  ist  grau,  braun,  schwarz,  rötlilich  oder  gelblich.  Viele  sind  mit 
starken  Kalktuffkrusten  überzogen  (Figur  4  und  5),  ein  Zeichen,  dass  dieselben  lange 
Zeit  im  Wasser  gelegen  sind.  Die  Böden  der  Gefässe  sind  eben  und  nur  bei  zwei 
Stücken  verziert.  Der  eines  röthlichen  Gefässes  (Figur  6)  zeigt  nämlich  ein  vierspeichiges 
und  der  eines  gelblichen  Gefösses  (Figur  7)  ein  achtspeichiges  Rad.. 

Der  Rand  der  Gefösse  ist  mehr  oder  weniger  scharf  auswärts  gebogen  (Figur  4,  8,  9, 10 
und  11),  gerade  emporstchend  (Figur  12  und  13)  oder  breit  nach  aussen  umgelegt  (Figur  14). 


Kadimsky.    Der  prähistorische  Pfahlbau  von  Ripa^. 


225 


Die  Henkel  sind  bald  horizontal  (Figur  5,  15  und  16),  bald  vertical  (Figur  8,  12,  17, 
18  und  19)  gestellt  und  häufig  so  klein,  dass  man  nicht  einmal  einen  Finger  durchstecken 
kann.  Ihr  Querschnitt  ist  gewöhnlich  rundlich,  doch  kommen  auch  flache  breitere 
Henkel  vor,  wie  Figur  12  und  18.  In  der  Regel  sind  sie  unverziert;  nur  der  Henkel 
Figur  12  hat  birnförmige  Eindrücke,  der  Henkel  Figur  18  (eine  „ansa  lunata"  gleich 
denen  von  Sobunar)  zwei  rohe, 
ungleich  hohe  Hörnchen  auf  dem 
Scheitel,  und  der  Henkel  Figur  17 
ist  unten  mit  drei  horizontalen 
Streifen  aus  kurzen,  schiefen  Stri- 
cheln verziert.  Statt  der  Henkel 
sind  an  den  Qefässen  zuweilen 
flach  rundliche  oder  rechteckige 
Ansätze  (Figur  4  und  20)  ange- 
bracht. 

Sonst  aber  zeigen  sich  die 
Thongefässe  des  Ripa^er  Pfahl- 
baues wenn  auch  höchst  primitiv, 
so  doch  häufiger  und  reicher  ver- 
ziert als  die  der  nahen  Nekropolc 
von  Jezerine.  Die  Ornamcntirung 
besteht  entweder  in  zahlreichen 
Kerben  auf  dem  Mundsaum  (Fi- 
gur 11),  in  Fingernägeleindriicken 
auf  der  unteren  Seite  des  umge- 
legten Randes  (Figur  14),  in  ein- 
geritzten Umlauf linien  (Figur  21) 
oder  in  theils  glatten,  thcils  ver- 
schieden gekerbten  RundwiÜsten, 
welche  sich  in  abwechselnder  Höhe 
um  den  Hals  oder  den  Bauch  des 
GefUsses  herumziehen  (Figur  9, 
10,  13,  22,  23,  24,  25,  26  und 
27).  Zwischen  den  horizontal  ge- 
stellten Henkeln  einiger  Gefässc 
sind  bogenförmig  aufwärts  oder 
abwärts  gerichtete  Wülste  angebracht  und  theils  mit  Fingernägeleindrücken,  theils  mit 
anderen  Einkerbungen  verziert  (Figur  15  und  16). 

Auch  eingeritzte  Verzierungen  sind  häufig.  Dieselben  bestehen  bei  einem  licht- 
grauen Gefässe  in  einer  Reihe  mit  der  Spitze  nach  unten  gerichteter  Dreiecke,  deren 
Flächen  durch  eine  gleiche  Strichelung  ausgefüllt  sind  (Figur  28).  Bei  vielen  anderen 
Scherben  bestehen  die  einzelnen  Linien  in  Reihen  kurzer,  schief  gestellter  Kerbstriche, 
wie  an  dem  Henkel  Figur  17.  Diese  Strichelchen  bilden  einfache  oder  mehrfache  Um- 
lauflinien,  an  welche  sich  Zickzackhnien  (Figur  29),  gestrichelte  Dreiecke  (Figur  30)  oder 
vertical  gestellte,  parallele  Linien  (Figur  31)  anschliessen.  Aehnhche  Strichelungen  um- 
geben in  doppeltem  Halbkreise  den  Fuss  des  Henkels  bei  dem  Scherben  Figur  19. 

Bei  dem  Scherben  eines  kleinen,  schwarzgrauen  und  dünnwandigen,  auf  der  Dreh- 
scheibe erzeugten  Gefässes  (Figur  32)  besteht   das  Ornament   in   zwei  parallelen^   hori- 

BftDd  HI.  15 


Fig.  37.    Zierscheibe 
aus  Kupfer  oder  Bronze. 


1/Z 
Fig.  35.    Steingewicht. 


Fig.  38.     Fingerring. 


Fig.  36.     Keibstein. 


226 


I.    Arcliäologic  und  Geschichte. 


zontalen  Strichen,  unter  welchen  eine  dreifache  Wellenlinie  herumläuft.  Dieses  Fragment 
gehört  nach  Technik  und  Verzierung  einer  jüngeren  Zeit  an,  wie  auch  einige  andere 
besser  gebrannte  und  scharfkantige,  wahrscheinlich  mittelalterliche  Thongefkssseherben, 
welche  sich  unter  der  Masse  der  alten  Topfbruchstücke  aus  Ripad  vorfanden. 

An  Thonartefacten  kamen  ausserdem  ein  gebrochenes  und 
zwei  ganze  pyramidale  Webstuhlgewichte  vor.  Das  grössere 
derselben  (Figur  33)  ist  13  Cm.  hoch,  11  Cm.  breit,  das  kleinere 
(Figur  34)  10*5  Cm.  hoch,  11  Cm.  breit.  Spinnwirtel  wurden 
bisher  nicht  gefunden. 

Von  Steinarte facten  sind  nur  zwei  Stücke  eingeschickt 
worden,  nämlich  das  6  Cm.  hohe  und  7*5  Cm.  breite  Web- 
stuhlgewicht Figur  35  aus  lichtgrauem  Kalksteine  mit  Ab- 
nützungsspuren über  dem  Bohrloche  und  ein  Kornquetscher 
aus  Kalkstein  (Figur  36),  5  Cm.  hoch,  7  Cm.  breit. 

Unter  den  vorliegenden  Metallgegenständen  befindet 
sich  eine  Zierscheibe  aus  Kupfer  oder  zinnarmer  Bronze  (Fi- 
gur 37)  von  7  Cm.  Durchmesser  mit  einem  Buckel  und  einem 
eingravirten  Kreise  an  der  oberen  Fläche  und  mit  zwei  nieten- 
förmigen  Stiften  an  der  Unterseite,  ferner  ein  offener  Fingerring 
(Figur  38)  aus  Bronze  oder  Kupfer,  quergerippt,  1*8  Cm.  Durch- 
messer. 

Es  wurde  auch  eine  grössere  Anzahl  von  Eisengegen- 
ständen angetroffen,  deren  Beziehung  zu  den  vorgenannten 
Funden  jedoch  fraglich  scheint.  Es  befinden  sich  darunter  eine 
Sichel,  drei  Messerklingen,  ein  Klappmesser,  zwei  Ringelchen, 
ein  gewiss  viel  jüngerer  Radsporn  mit  langem  Stege,  verschie- 
dene Nägel,  ein  römischer  Schlüssel  und  ein  kleines,  wahr- 
scheinUch  mittelalterliches  Hufeisen.  Das  Vorkommen  römischer 
Gegenstände  kann  nicht  befremden,  denn  Ripaö  war  auch  in 
römischer  Zeit,  wie  die  dort  gefundenen  Falzdachziegel  und 
antiken  Münzen  zeigen,  besiedelt.  Im  Mittelalter  stand  aber 
dort  die  erwähnte  Burg;  und  so  sind  auch  Gegenstände  dieser 
späteren  Zeiten  in  die  Una  gelangt. 

Von  Thierknochen,  welche  nach  dem  Berichte  G rau- 
ne r's  in  der  Culturschichte  des  Pfahlbaues  massenhaft  vorkom- 
men, wurde  leider  nichts  eingesendet  als  zwei  Schweinshauer 
von  verschiedener  Grösse.  Eine  Hirschgeweihsprosse  (Figur  39) 
zeigt  an  ihrer  ganzen  Oberfläche  die  Schnittspuren  eines  stum- 
pfen Instrumentes. 

Bei  der  Geringfügigkeit  des  bisher  vorliegenden  Materiales 
und  dem  provisorischen  Charakter  der  Untersuchung  lässt  sich 
ein  Urtheil  über  die  Funde  und  die  Fundstelle  selbst  derzeit 
nicht  abgeben.  Es  ist  aber  eine  systematische  Aufnahme  und  Ausbeutung  dieser  Localität 
bereits  im  Gange,  und  nebst  einer  Anzahl  schon  geborgener  Funde  sind  noch  so  viele 
weitere  in  Sicht,  dass  wir  in  kurzer  Frist  diese  neue  Erscheinung  unter  den  archäologi- 
schen Typen  des  Occupationsgebietes  sowohl  chronologisch  als  auch  nach  ihrer  sonstigen 
Stellung  richtig  zu  bezeichnen  hoffen  dürfen. 


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SM  , 

Fig.  39.    Geschnittene 
Hirschgeweihsprosse. 


Römische  Funde  im  Lasvathale,  1893. 

Von 

Dr.  Öiro  Truhelka,  und   Dr.   Carl  Patsch, 

Cttstoe  am  bo8n.-heroeg.  lAndesmuaeam.  Gymnasiallehrer  in  Sarajevo. 

Mit    einem    Axiliazise* 

Die   römische   Inschrift  von   Fazli6i   von   Professor  P.  Alex.  Hoflfer. 

(Mit  58  Abbildungen  im  Texte.) 


I.  Thell:  Die  Ausgrabungen. 

Von  Dr.  Öiro  Tmhelka. 

Der  Bericht  über  die  im  Laävathale  unternommenen  Arbeiten  mag  mit  der  An- 
fbhrong  einiger  in  jüngster  Zeit  auf  dem  Ruinenfelde  von  Zenica  gemachten  Funde 
eingeleitet  werden.  Durch  Herrn  Official  Czerny  in  Zenica,  der  mit  grösster  Aufmerk- 
samkeit alle  Vorkommnisse  an  der  genannten  Fundstelle  verfolgt,  wurden  dem  Landes- 
museum  mehrere  römische  Antiken  zugeschickt,  die  bei  Feldarbeiten  in  der  Umgebung 
der  Basilica  gefunden  wurden.  Es  sind  dies:  Eine  Bronzemünze  des  Gallienus  (Figur  1). 
—  Eine  kleine  Bronzemünze  Constantins  II.  —  Eine  Thonperle  (Figur  2).  —  Eine  römi- 
sche Kniefibel  aus  Bronze  (Figur  3).  —  Ein  Ohrring  aus  Bronze  (wahrscheinlich  aus 
dem  frühen  Mittelalter).  —  Ein  einfacher  eiserner  Stechschlüssel  (Figur  4).  —  Ein 
spatelfärmiges  Bronzeinstrument  (Figur  5)  und  eine  längliche  Beinplatte  mit  Einker- 
bungen und  Löchern  am  Rande  (Figur  6).  WerthvoUer  als  diese  Funde  ist  die  von 
P.  Hoff  er  im  Anhang  zu  diesem  Berichte  mitgetheilte  Inschrift  aus  Fazli6i  im  Bilathal, 
welche  einen  Decurio  des  Municipium  BIST  nennt.  Diese  Inschrift  lässt  die  Annahme 
begründet  erscheinen,  dass  man  aucli  unter  dem  in  den  Inschriften  von  Zenica  genannten 
Municipium  BIS  Bistuc  zu  verstehen  habe,  und  spricht  für  Dr.  Patsch'  Vermuthung, 
dass  auf  einem  Zenicaner  Fragmente  der  Ortsname  in  derselben  Fassung  zu  ergänzen 
sei.*)  Ich  möchte  glauben,  dass  das  BIS  VA  des  Kosmographen  von  Ravenna  mit  Bistue 
der  Tabula  Peut.  identisch  sei,  und  dass  auch  hier,  wie  so  häufig  beim  Ravennas,  eine 
Dittographie  vorliegt.  Der  Fundort  Faziidi  an  der  Bila,  einem  Zuflüsse  der  Laöva, 
scheint  zu  beweisen,  dass  sich  das  Municipalgebiet  von  Bistue  (Zenica)  mindestens  über 
den   unteren  Theil   der  La§va   erstreckte.     In   diesem  Gebiete  verliefen  die  Grabungen 


Diese  Mittheiluugen  I,  S.  278. 

15* 


228 


I.   Archäologie  und  Gescliichto. 


des  Jahres  1893.  Zuerst  wurde  bei  Mali  Mo§unj,  wo  schon  früher  einige  Inschrift- 
fragmente gefunden  worden  sind,  ein  römisches  Gebäude  blossgelegt.  Als  diese  Arbeit 
beendet  war,  wurden  Stichproben  in  einer  beim  Bahnbaue  unweit  von  Putiöevo  ent- 
deckten Fundschichte  gemacht  und  schliessUch  bei  Varoäluk  im  oberen  LaSvathale  die 
Ruinen  einer  frühchristlichen  Basilica  ausgegraben. 


Fig.  2.   Thonperlo. 


Fig.  I.    Bronzomünzo  dos  Oallionus. 


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Fig.  3. 
Bronzene  Kniefibpl. 


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Fig.  4.   Eiserner  Schlüssel.  Fig.  5.    Brouzc. 

Fig.  1—6.    Kleine  Funde  aus  den  römiselien  Ruinen  von  Zenica  (Vi). 


l^^g.  6. 
Beinpiatte. 


Die  rasch  aufeinander  folgenden  Entdeckungen  frühchristlicher  BasiÜken  —  Zenica, 
Varoäluk  und  eine  dritte  bei  Vitina  —  sind  Zeugnisse  der  verhältnissmässig  frühen 
Christianisirung  Bosniens  und  der  Hercegovina,  und  der  Umstand,  dass  die  Kirchenruinen 
stets  in  engem  Zusammenhange  mit  anderen  römischen  Bauwerken  stehen,  gestattet  den 
Schluss,  dass  in  diesem  Tlicile  des  römischen  Reiches  itahschc  Cultur  und  Christenthum 


eine  Zeit  lang  Hand  in  Hand  gingen. 


Truhelka  und  Patsch.    Rfliuische  Funde  im  La^vathale.  229 

1.  Mali  Moinnj. 

Die  Ausdehnung  des  Ruinenfeldes  von  Mali  Mosunj  (s.  Archäol.-epigraph.  Mitth.  IV, 
1880,  S.  201)  ist  eine  ziemlich  grosse;  dasselbe  bildet  drei  Gruppen.  Die  erste  befindet 
sich  am  rechten  LaSvaufer  gegenüber  der  Bilamündung  auf  den  Ackerparcellen  des 
Stipo  Debeljak.  Das  Terrain  bildet  hier  einen  liinglichen  Hügel,  der  an  der  Flussseite 
über  steile  Felswände  abfallt.  An  der  Südseite  des  Hügels  führt  ein  Saumweg  von 
Han  Divjak  zur  Ortschaft  Veliki  Moäunj.  Etwa  1  Km.  von  Divjak  entfernt  befinden 
sich  beim  Hause  des  Stipo  Debeljak  zwei  Schutthügel  und  100  Schritte  westlich  von 
diesen  ein  dritter.  Jeder  dieser  Schutthügel  schien  von  römischen  Bauwerken  herzu- 
rühren, und  namentlich  zwei  davon  wurden  anlilsslich  des  Kirchenbaues  in  Vitez  zur 
Materialgewinnung  ausgebeutet. 

Die  zweite  Gruppe  befindet  sich  in  den  Ackerfeldern  der  Gemeinde  Mali  Moäunj, 
1  Km.  aberhalb  der  Bilamündung,  wo  die  rechte  Thalscite  eine  breite,  von  einer  „Fale" 
genannten  Quelle  berieselte  Ausbuchtung  bildet.  Sämratlichc  Aecker  sind  hier  dicht 
mit  Ziegelstücken  besäet,  und  durch  Sondirungen  wurde  nachgewiesen,  dass  das  ganze 
Terrain  von  Mauern  durchzogen  ist,  über  welchen  die  Ackerkrume  kaum  mehr  als 
30  Cm.  stark  liegt.  Dieser  Ort  scheint  der  Mittelpunkt  der  alten  römischen  Nieder- 
lassung gewesen  zu  sein.  Von  hier  und  von  der  benachbarten  Crkvina  stammen  mehrere 
in  Travnik  befindliche  Inschriftfragmente  und  eine  Anzahl  anlässlich  der  Feldarbeiten 
gefundener  Kupfermünzen,  welche  ich  bei  Sr.  Hochwürden  P.  Hoffer  zu  sehen  Gelegen- 
heit hatte. 

Da  die  Ernte  noch  nicht  begonnen  war,  mussten  wir  uns  mit  den  erwähnten  Son- 
dirungen begnügen,  wodurch  die  Umfassungsmauern  eines  im  Innern  mit  Gussestrich  be- 
deckten Raumes  von  circa  400  Quadratmetern  blossgelegt  wurden.  Der  Raum  schien  einem 
einfachen  Wirthschaftsgebäude  anzugehören.  Der  Gussestrich  war  auf  einer  Schichte  grosser 
Dachfalzziegel  aufgetragen.  An  der  Südseite  wird  dieses  Ruinenfeld  von  einem  steilen 
Hügel  überragt,  auf  dessen  Kuppe  man  Mauerreste  findet.  Von  hier  wurden  in  das 
Gymnasium  zu  Travnik  mehrere  romanische  Capitälfragmente  gebracht,  deren  Publication 
Herr  P.  Hoffer  besorgen  wird.  Ein  ähnliches  fand  ich  im  Hause  des  Nike  Gudelj 
eingemauert.  Es  ist  sonach  zweifellos,  dass  diese  Ruine,  der  Benennung  des  Hügels  — 
Crkvina  —  entsprechend,  thatsächUch  von  einer  christlichen  Kirche  herrührt.  Auf 
der  Höhe  des  Crkvinahügels  finden  sich  wohl  auch  Ziegel  vor,  aber  wir  können  aus 
diesem  Umstände  allein  nicht  schliessen,  dass  dort  vorher  ein  Römerbau  stand,  da  die 
Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen  ist,  dass  zum  Bau  der  Kirche  Materiale  aus  dem  zu 
Füssen  der  Crkvina  liegenden  Ruinenfelde  genommen  wurde.  Das  Vorhandensein  einer 
frühmittelalterUchen  Kirchenruine  in  grösster  Nähe  des  römischen  Ruinenfeldes  konnten 
wir  auch  in  Zcnica  nachweisen  und  dürfen  daraus  schliessen,  dass  die  römischen  Ver- 
waltungscentren  mit  Vorliebe  zum  Sitz  kirchlicher  Behörden  erwählt  wurden.  Zwischen 
dem  Ruinenfelde  unterhalb  der  Crkvina  und  der  eingangs  erwähnten  Ruinengruppe 
befindet  sich  ein  Hügel,  Gradina  genannt,  über  welchen  HeiT  Berghauptmann  W.  Ra- 
dimsk^  bereits  berichtet  hat.^) 

Zur  Ausgrabung  wurde  einer  der  drei  Schutthügel  im  Anwesen  des  Stipo  Debeljak 
gewählt.  Er  bedeckte  ein  Flächenmass  von  rund  230  Quadratmetern,  und  da  beim  Feldbau 
auch  Klaubsteine  aus  dem  angrenzenden  Acker  daraufgeschichtet  worden  waren,  hatte 
er  stellenweise  die  ansehnliche  Höhe  von  1*8  M.    Nachdem  sämmtlicher  Schutt  entfernt 

*)  Siehe  diese  Mittheihingeii,  Bd.  IL,  Ö.  68. 


230 


I.    Archäologrie  und  Geschichte. 


war,  lagen  die  Grundformen  eines  quadratischen,  an  einer  Ecke  mit  einem  kleinen 
Anbaue  versehenen  Bauwerkes  (Figur  7)  bloss.  Die  technische  Ausführung  desselben  war, 
da  man  sich  mit  dem  Material,  welches  die  nächste  Umgebung  lieferte,  begnügt  hatte, 
eine  ziemHch  primitive.  Die  70 — 80  Cm.  starken  Mauern,  welche  stellenweise  1  M.  hoch 
über  dem  Estrich  erhalten  waren,  sind  aus  grösseren  Geröllsteinen  ausgeführt,  welche 
der  Lagva  entnommen  und  nur  auf  einer  Seite  abgekantet  wurden.     Der  Bau  war  auf 


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Fig.  7.     Gnindriss  eines  römischen  (tebäiides  in  Mali  MoSuuj. 


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Fig.  8.    Durchschnitt  im  Räume  E  der  römischen  Kuiue  zu  Mali  MoSunj. 
(a  und  b  verschiedenfHrbige  Kalkgus.sschichten,  c  feiner  Kies,  d  grober  Kies,  e  grober  Steinschutt, 

/  Erdboden). 


einer  gegen  Nordwest  abfallenden  Böschung  aufgeführt,  so  dass  es  hier  nöthig  war,  die 
Fundamente  bedeutend  zu  vertiefen.  Sämmtliche  Räumlichkeiten  waren  mit  einem 
sorgfältig  ausgeführten  Estrich  versehen,  der  aus  einer  55  Cm.  starken  lockeren  Stein- 
schichte und  einer  40  Cm.  starken  Gussschichte  bestand  (Figur  8).  Die  letztere  war  in 
den  unteren  Lagen  mit  gröberem,  in  den  oberen  mit  feincrem  Kies  versetzt.  Nach  der 
verschiedenen    von  Gelb  bis  Gelbroth   nuancirten  Färbung   der   obersten   Schichten   zu 


Truhelka  und  Patsch.    Römische  Funde  im  Laävathale. 


231 


Fig.  9.  Bruchstück  eines  verzierton  Bausteines 
aus  Mali  Mo§iinj. 


schliessen,  wurden  einige  Male  Restaurirungen  des  Kalkgusses  vorgenommen.  Von  den 
Wänden  war  der  Kalkverputz  gi'össtentheils  abgefallen,  und  nur  an  einer  Stelle  fanden 
sich  Spuren  von  Wandbemalung :  ein  weisser  Sockelstreifen  mit  senkrechten  rothen 
Bändern.  Von  verzierten  Baugliedern  wurden  zwei  kleine  Fragmente  gefunden:  ein 
einfaches  karniesartiges  Sockelprofil  aus  Mergel  und  ein  mit  geschmackvollen  Pal- 
metten und  Echinus  verziertes  Kyma  (Figur  9). 

Der  Grundriss  des  Bauwerkes  ist 
etwas  ungewöhnUch  und  entspricht  wohl 
eher  einem  Privatgebäude  als  einem  öffent- 
lichen Bauwerk. 

Das  Gebäude  bcsass  ftinf  Räumlich- 
keiten. Der  Haupteingang  befand  sich  an 
der  Südostseite,  wo  ein  1*80  M.  langer, 
78  Cm.  breiter  Schwellenstein  aus  Mergel 
das  Thor  bezeichnete.  Von  hier  gelangte 
man  in  eine  geräumige,  9  M.  lange  und 
nahezu  ebenso  breite  Halle  A,  Der  Boden 
dieser  Halle  war  ringsum  mit  Betonguss 
versehen,  während  in  der  Mitte  auf  einer 
Fläche  von  3  M.  im  Quadrat  der  Estrich 
fehlte.  Hier  war  das  Niveau  des  Bodens 
vielmehr  etwas  tiefer  (circa  25  Cm.)  ge- 
legen und  zeigte  nur  eine  einfache  Pfla- 
sterung.   Diese  Anlage  der  Flur  lässt  auf 

die  Construction  des  Oberbaues  und  die  Verwendung  der  Halle  schliessen.  Das  tiefer 
gelegene  Mittelsttick  wäre  als  Impluvium  aufzufassen,  welches  unter  freiem  Himmel  lag 
und  nur  eine  einfache  Pflasterung  hatte,  während  der  mit  dem  Gussestrich  versehene  Raum 
überdacht  war.  Diese  Anlage  entspricht  einem  der  wichtigsten  Glieder  des  römischen 
Wohnhauses,  dem  Atrium,  und  wenn  auch  die  das  Dach  sttitzenden  Säulen  nicht  nach- 
gewiesen werden  konnten,  so  steht  nichts  der  Annahme  entgegen,  dass  sowohl  diese  als 
auch  die  Dachconstruction  in  Holz  ausgeführt  waren. 

An  diese  Halle  schloss  sich  links  im  Hintergrunde  ein  kleineres  Gemach  B  von 
4*55  X  4*30  M.  Dasselbe  war  gegen  das  Atrium  zu  in  seiner  ganzen  Breite  offen  und 
von  demselben  nur  durch  eine  20  Cm.  hohe  Mauerschwelle  geschieden.  Dieser  Raum 
würde  dem  Tablinum  des  römischen  Wohnhauses  entsprechen,  obwohl  er  nicht  genau 
in  der  Längsachse  liegt  wie  bei  der  typischen  Form  jenes  Wohnhauses. 

Die  übrigen  Räumlichkeiten  hatten  keine  Communication  mit  den  erstgenannten. 
An  der  Nordostseite  befand  sich  ein  zweiter  Eingang,  durch  welchen  man  in  eine 
geräumige,  um  die  Ecke  des  Atriums  herumgeführte  Halle  C  gelangte.  Aus  dieser 
führte  eine  Thür  zu  der  engen  Kammer  D,  Die  Verwendung  dieser  letzteren  Räume 
wird  wohl  unaufgeklärt  bleiben;  es  wurde  nichts  entdeckt,  was  über  ihre  Bestimmung 
Aufschluss  geben  könnte.  Beide  Räumlichkeiten  hatten  gleiches  Niveau  und  einen  Guss- 
estrich. Der  Boden  der  kleinen  Kammer  war  mit  einer  sehr  starken  Aschenschichte 
bedeckt.  In  der  Halle  C  fanden  sich  längs  der  Südwestwand  fünf  aus  quadratischen 
Ziegeln  zusammengesetzte  Säulchenpaare,  wie  sie  gewöhnlich  bei  den  Suspensurae  von 
Bädern  oder  anderen  geheizten  Räumen,  vorkommen.  Da  aber  Heizziegel  nur  spo- 
radisch gefunden  wurden,  auch  diese  Säulcnstcllung  sich  nicht  über  die  ganze  Bodenfläche 
des  Raumes  erstreckt  und  überdies    nirgends   die   Spur  eines  darauf  ruhenden  Estrichs 


232 


I.   ArcliKologie  und  Geschichte. 


Fig.  10.    ThonnäpfchfU 

aus  dem  Estrich  des 

Raumes  C  in  Mali  Mosunj. 


Fig.  11. 
Öchi'lK-  aus  Eisenblecli. 


vorkam,  dürfen  wir  in  diesem  Räume  kein  Hypocaiistum  vermuthen,  sondern  die  er- 
wähnten Säulchen  etwa  als  Träger  einer  längs  der  Wand  hinlaufenden  Bank  betrachten. 
Auch  die  an  der  Südwestecke  angefügte  Kammer  von  2-53  :  430  M.  Grösse  besass 
keine  Verbindung  mit  den   übrigen  Räumlichkeiten.     Die  Ecke   dieses  Gemaches  wai-, 

da  man  namentlich  von  hier  Material  zum 
Kirchenbaue  in  Vitez  entnommen  hatte,  zer- 
stört, doch  wurde  mir  versichert,  dass  hier 
mächtige  Pfeilerstücke  ausgehoben  worden 
seien,  die  noch  gegenwärtig  als  Träger  die- 
nen. Diese  Nachricht  veranlasste  mich,  im 
Grundriss  an  der  angeblichen  Fundstelle  den 
Eingang  einzuzeichnen. 

An  Fundstücken  ergab  dieses  Gebäude 
ausser  einer  Inschrift  mit  den  Namen  eines 
T.  Fla(vius)  Aprio  und  einer  A]ur(elia) 
Apronia  und  eines  anderen  kleineren  Frag- 
mentes Bruchstücke  von  Glas  und  ThongefHssen  (Figur  10),  einige  Eisennägel,  ein 
kleines  Glöckchen  aus  Eisenblech  (Figur  11)  und  folgende  Münzen: 

1.  Julia  Mammaea  (f  235  n.  Chr.): 

Av.:    IVLIA  MAMAEA  AVGVSTA.  Bildnisskopf  nach  rechts. 
Rev.:  IVNO  AVGVSTAE  S  C.  Juno  sitzend,  nach  links,  eine  Blume  und  ein 
Wickelkind  haltend.  Grossbronze.  Cohen  IV,  S.  82,  Nr.  4>^. 

2.  Gallienus  (253—268  n.  Chr.): 

Av.:    [GALLjIENVS  AV[G.  Büste  mit  Zackenkrone  nach  rechts. 

Rev.:  [ORIEN]S    AVG.     Sonnengott    nach    links,    stehend,    mit    erhobener 

Rechten,  in  der  Linken  eine  Peitsche  haltend.    Kleinbronze.   Cohen  IV, 

S.  398,  Nr.  372. 

3.  Diocletianus  (284—305  n.Chr.): 

Av.:    DIOCLETIANVS  AVG.  Belorbeerter  Kopf  nach  rechts. 
Rev.:  VICTORIA   SARMAT.    Vier  Soldaten   vor   einem   Stadtthor   opfernd. 
Silber.  Cohen  V,  S.  385,  Nr.  84. 

4.  Maximianus  (305 — 311  n.Chr.): 

Av.:    IMP  C  GAL.  VAL.  MAXIMIAN VS.  Kopf  nach  rechts. 

Rev.:  GENIO  IMPERATORIS  P  F  AVG.  Genius  mit  Patera  und  FüUhorn. 

Mittelbronze.  Cohen  V,  S.  605,  Nr.  78. 

5.  Licinius  Pater  (307—323  n.  Chr.): 

Av. :    IMP  LIC.  LICINIVS  P  F  AVG.  Kopf  nach  rechts. 
Rev.:  lOVI  CONSERVATORI.   Mittelbronze,  sehr  schön  patinirt.    Cohen  VI, 
S.  61,  Nr.  81. 

6.  Julianus  II.  Philosoph us  (3()0— 363  n.  Chr.): 

Av.:    D.  N.  IVLIANVS  NOB  C.  Kopf  nach  rechts. 

Rev.:  FEL  TEMP]  REPARATK).  Kleinbronze.  Cohen  VI,  S.  366,  Nr.  61. 

Ausserdem  wurden  fünf  Bronzeniünzen  derselben  Epoche  gefunden,  deren  nähere 
Bestimmung  nicht  möglich  ist,  da  sie  sehr  defect  sind.  Die  römische  Besiedlung  dieses 
Punktes  reicht  demnach  bis  in  die  zweite  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts.   Wie  schon  erwähnt, 


Truhelka  und  Patsch.    Römische  Funde  im  Ladvathale. 


233 


pflegen  die  Landleute  während  des  Ackerns  in  der  Nähe  der  Ruinen  von  Mali  Mosunj 
Kupfermünzen  zu  finden  und  im  Jesuitenkloster  zu  Travnik  abzugeben.  Dort  sah  ich 
eine  ansehnliche  Serie  derselben  mit  Julia  Mammaea  als  der  ältesten,  Crispus  als  der 
jüngsten.  Am  häufigsten  war  Maximianus  (durch  11  Exemplare)  vertreten,  das  beste 
Stück  ein  Florianus  (Cohen  V,  S.  213,  Nr.  24). 

Ausserdem  wurden  die  Fragmente  eines  Reliefs  ausgegraben,  das  einen  Mann  dar- 
stellt, der  in  der  rechten  Hand  ein  Band  (Zügel?)  hält.  Das  Bildwerk  war  ganz  zer- 
splittert. Es  scheint  von  ei  Dem  einfach  profilirten  Rahmen  eingefasst  gewesen  zu  sein, 
dessen  Bruchstücke  an  derselben  Stelle  (in  der  Kammer  E)  gefunden  wurden. 

Bei  der  Durchforschung  der  nächsten  Umgebung  des  Ruinenfeldes  von  Mali  Moäunj 
wurden  noch  folgende  römische  Ueberreste  entdeckt.  Im  Hause  des  Ante  Anöi6  in 
^lali  Moäunj  das  rechte  Eckstück  des  Tympanons  einer  Grabstele  aus  Mergel,  das  Frag- 
ment der  Grabschrift  eines  Crescentius  und  im  Hause  des  Niko  Gudelj  das  Fragment 
eines  Reliefs,  dessen  rechter  Theil  eine  menschliche  Gestalt  zeigt,  während  die  Mittel- 
partien und  die  linke  Seite  des  Reliefs  so  abgescheuert  sind,  dass  man  keine  sicheren 
Umrisse  erkennt. 

2.  Pntiöevo. 

Von  Mali  MoSunj  begab  ich  mich  mit  Dr.  Patsch  nach  Putiöevo  (über  diesen 
Fundort  vgl.  Archäol.-epigr.  Mitth.,  IV,  1880,  S.  198  f.),  wo  beim  Bahnbau  in  einem 
Durchstiche  eine  Erdschichte  mit  römischen  Funden  angetroffen  worden  war.  Da  die 
Bahnarbeiten  an  dieser  Stelle  zum  Theile  bei  Nacht  ausgeführt  werden  mussten.  fanden 


Fig.  12. 
Bronzene  La  T^ne-Fibel  aus  Puti^evo. 


Fig.  13. 
Uronzene  Armbnist-Chamierfibel  aus  Putiöevo. 


Fig.  14.    Schmuckring  aus  Brouzoblech  (Putiöcvo). 


die  römischen  Fundstücke  erst  ziemlich  spät  Beachtung,  und  als  von  privater  Seite  die 
Meldung  davon  nach  Sarajevo  gelangte,  war  die  Fundschichte  bereits  durchgegraben. 
An  Ort  und  Stelle  konnte  nur  constatirt  werden,  dass  sich  die  Schichte  circa  1*50  M. 
tief  unter  dem  Humus  befand,  eine  Mächtigkeit  von  10—30  Cm.  hatte  und  stark  mit 
Kohlen  und  Schlacke  durchsetzt  war.  Die  Fundstelle  Hegt  am  linken  Laävaufer  an 
einer  steilen  Böschung  in  der  gegenwärtigen  Bahnachse,  circa  500  Schritte  aufwärts 
vom  Stationsgebäude  Dolac.  Trotz  der  erwähnten  Schwierigkeiten  ist  es  doch  gelungen, 
den  grössten  Theil  der  Funde  für  das  Landesmuseum  zu  acquiriren,  während  ein 
geringerer  Theil  durch  Hochw.  P.  Hoff  er  einstweilen  im  katholischen  Seminar  zu 
Travnik  deponirt  wurde.     Im  Landesmuseum  befinden  sich  folgende  Stücke: 


234 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  lö.  Fig.  16.  Fig.  22. 

Fig.  15 — 22.    Eiserne  Waffen  und  Werkzeuge  aus  Puti^evo  (*/a). 


Fig.  20. 


1.  Bronzemünze  des  Maximianus,  Coh.  V,  S.  461,  Nr.  164.  —  2.  Bronzemünze 
des  Constantinus  L,  Coh.  VI,  S.  146,  Nr.  369.  —  3.  Kleine  Bronzemünze  desselben. 
Revers  verwischt.  —  4.  Arrabrust-La  Tene-Fibel  aus  Bronze  mit  zwei  profilirten 
Knöpfen  am  zurückgebogenen  Theil  des  Fusses  (Figur  12).  —  5.  Armbrust-Charnierfibel 
mit  Zwiebelknöpfen    aus  Bronze   (Figur    13).   —   6.  Armband    (?)  aus  einem  schmalen 


Truhe Ika  und  Patsch.    Römische  Funde  im  Lasvathale. 


235 


Bronzeblechstreifen  mit  eingravirtem  Fischgrätenornamente  (Figur  14).  —  7.  Fussstück 
einer  römischen  Armbrustfibel.  —  8.  Grosses  Eisenmesser  mit  Querstab  an  Stelle  des 
Knaufes,  33  Cm.  1.,  4-3  Cm.  br.  (Figur  15).  —  9.  Kleineres  Eisenmesser,  21  Cm.  1., 
3  Cm.  br.  (Figur  16).  —  10.  Eisenmesser,  28  Cm.  1.,  4  Cm.  br.  —  11.  Eisenmesser, 
24  Cm.  L,  3  Cm.  br.  —    12.  Eisenmesser  (Fragment),  15  Cm.  1.,  3  Cm.  br.  —  13.  Eisen- 


f  ^    i 


Fig.  2.3.   Kupfer 

mit  Eisenkern 

(Putifievo) 

(circa  V«)- 


Fig.  28  a. 
Thonbecher  aus  PutiÖevo 


Fig.  24.    Bemaltes  Thongotass  aus  Putißevo  (circa  Va)- 


Fig.  25. 

Bemaltes  Thongefa.ss 

aus  PutiÖevo  (*/«)• 


Fig.  26. 
Thonschale   aus  Puti(fevo  (*/2) 


Fig.  27. 

Thönernes  Henkelgefäss 

aus  Putidevo  (Va)- 


messer  (Fragment),  12  Cm.  L,  2  Cm.  br.  —  14.  Bohleisen,  125  Cm.  1.,  Schneidefläche 
3*7  Cm.  br.  —  15.  Grosses  Beil  aus  Eisen  20*5  Cm.  1.,  Schneidebreite  53  Cm.  (Figur  17). 
—    16.   Kleines   Beil   aus   Eisen,    13*5   Cm.  1.,   Schneidebreite   35   Cm.  (Figur  18).  — 

17.  Speerspitze,  14  Cm.  1.,  mit  zwei  Löchern  am  unteren  Theil  des  Blattes  (Figur  19).  — 

18.  Schafscheere    aus   Eisen,    27    Cm.    1.,    in    zwei   Theile    gebrochen    (Figur  20).    — 

19.  Kleine  Schafscheere,  17*5  Cm.  1.  —  20.  Fragmente  einer  Schafscheere.  —  21.  Stech- 
schlüssel aus  Eisen,  7-3  Cm.  1.  (Figur  21).  —  22.  Stechschlüssel,  75  Cm.  1.  (Figur  22). 


^3o  I.    Archäologie  und  Gencbichte. 

23.  Pfcildorn  aus  Eisen,  10  Cm.  1.  (Figur  28).  —  24.  Prismatisches  Objeet  aus  Kupfer, 
10  Cm.  L,  mit  Eisenkern  (Figur  23).  —  25.  Becherförmiges  Gefäss  aus  lichtem  Thon 
mit  weiter  Mündung  und  kräftigem  Randwulst,  22-5  Cm.  hoch.  Das  Gefilss  zeigt  stark 
verwischte  Spuren  von  schwarzer  Malerei  auf  weissem  Grunde  (Figur  24).  —  26.  Frag- 
ment eines    stark    ausgebauchten,    22    Cm.    hohen    HenkelgefUsses    aus    lichtem  Thon, 


l 
Fig.  30.  Fig.  28.  Fig.  29.  ^.^  g^ 

Fig.  28 — .31.    EiHornc  Waffen  und  Workzcngo  ans  Putidevo  (Va)- 

ursprüngHch  roth  überstrichen.  —  27.  Ein  7*3  Cm.  hohes  Gefkss  aus  lichtem  Thon,  mit 
einfachem  braunem  Ornament  (Figur  25).  —  28.  Kleine  Schale  ohne  Henkel  aus  weissem 
Thon,  7  Cm.  hoch  (Figur  26).  —  29.  Kleiner  Henkolkrug  aus  lichtem  Thon,  mit  rother 
Farbe  überstrichen  (Figur  27).  —  30.  Becher  aus  lichtem  Thon  (Figur  28«). 

Unter  den  im  Seminar  zu  Travnik  deponirten  Fundstücken  verdienen  Erwähnung: 
Eine  kleine  römische  Provinzialfibel  aus  Bronze.  —  Ein  Beil,  Gegenstück  zu  dem  unter 
Nr.  15  angeführten.  —  Eine  einfache  Pfeilspitze,  8-3  Cm.  lang  (Figur  29).  —  Das  Frag- 
ment einer  Schafscheere.  —  Ein  Eisenhammer,  10  Cm.  lang  (Figur  30).  —  Ein  Frag- 
ment (Figur  31).  —  Drei  Werkstücke  aus  Eisen. 

3.  Die  Basilica  von  Varoilnk. 

Beim  Bahnbaue  auf  der  Strecke  Laäva-Komar  wurde  auch  im  oberen  Ladvathale 
ein  römisches  Ruinenfeld  entdeckt,  das  jedoch  sorgfilltig  untersucht  werden  konnte, 
bevor  es  dem  Baue  zum  Opfer  fallen  rausste.  Der  Zuvorkommenheit  des  Herrn  Ober- 
ingenieurs Visata,  der  uns  bei  dieser  Arbeit  hilfreich  an  die  Hand  ging,  haben  wir  es 
zu  danken,  dass  die  Arbeit  hier  rasch  und  exact  ausgeführt  werden  konnte.  Die  Ruinen- 
stätte (Figur  32)  befindet  sich  nicht  weit  von  der  Gabelung  der  Strassen  Turbe — Bugojno 
und  Turbe — Karaula  in  der  Bahnachse  1 100  M.  oberhalb  des  Stationsgebäudes  von  Gornji- 
Turbe.  Das  angrenzende  hügelige,  zum  Theile  mit  Schutthalden  bedeckte  Terrain 
heisst  im  Volksmunde  Varoöluk,  ein  Name,  der  schon  für  sich  allein  auf  das  Vor- 
handensein einer  alten  Niederlassung  schliessen  lassen  würde.  Circa  10  Minuten  nord- 
östlich davon  liegt  Runi6i,  der  Fundort  des  von  Dr.  Hoernes  in  den  „Archäologisch- 
epigraphischen Mittheilungen  aus  Oesterreich",  rV,  1880,  S.  201f.  pubHcirten  römischen 
Grabsteines  mit  metrischer  Inschrift. 


Truhelka  und  Patsch.    Römisclie  Funde  im  LaSvatLale. 


237 


Als  wir  von  der  neuen  Entdeckung  erfuhren,  waren  bereits  an  zwei  Ecken  Theile 
der  äusseren  Umfassungsmauer  niedergerissen.  Es  wurde  nun  die  Fortsetzung  des 
Durchstiches  sistirt  und  das  ganze  Bauwerk  blossgeleg-t. 

Das  Gebäude,  dessen  Grund- 
riss  Figur  33  zeigt,  besass  eine 
Länge  von  nahezu  40  M.  und  eine 
Breite  von  16*65  M.  und  gibt 
sich  auf  den  ersten  Blick  als  früh- 
christliche Basilica  zu  erkennen. 
Dieselbe  hatte  zwei  Vorhöfe:  an 
der  Westseite  einen  die  ganze 
Breite  des  Baues  einnehmenden 
Hof  -4,  4'85  M.  tiefer,  an  der 
Nordseite  einen  zweiten  geräumi- 
gen Hof  B,  dessen  Seitenmauern 
auf  nahezu  25  M.  verfolgt  wer- 
den können,  wo  sich  ein  zweiter 
gegenwärtig  noch  verschütteter 
Gebäudecomplex  anschloss. 

Die  eigentliche  Kirche  ist 
durch  eine  Längswand  in  zwei 
Theile  getheilt,  wovon  der  nörd- 
liche die  Hauptkirche  D  mit  dem 
Narthex  C  enthält.  Sie  war  ein 
einschiffiger  Bau  von  14*30  M. 
Länge  bei  8*40  M.  Breite  und 
allem  Anscheine  nach  ohne  künst- 
lerischen Schmuck.  Nur  in  der 
um  10  Cm.  erhöhten  geräumigen 
Apsis  fand  sich  im  Gussestrich 
die  Stelle  ausgespart,  wo  die 
Sockelplatte  des  Altars  eingesetzt 
war.  Der  Altar  wurde  nicht  in 
situ  vorgefunden,  sondern  an  der 
südlichen  Aussenseitc  und  hatte 
die  Form  eines  von  vier  Säulchen 
getragenen  Tisches.  Die  länglich- 
rechteckige, von  einem  profilirten 
Rahmen  eingefasste  Altarplatte 
(Figur  34)  war  aus  weissem,  schön 
polirtem  Marmor  und  ruhte 
auf  Säulchen  von  gleichem  Mar- 
mor mit  einfachen  Capitälchcn 
(Figur  35).  Die  Basen  standen 
auf  einer  einfachen  Sockelplatte  aus  Mergel  (Figur  36)  in  vier  zu  diesem  Zwecke  aus- 
gemeisselten  Löchern.  Mit  Ausnahme  der  Sockelplatte  waren  die  Theile  zertrümmert. 
Der  zweite  Theil  der  Basilica  enthielt  mehrere  RäumHchkeiten,  und  zwar  vorerst  eine 
kleine  enge  Kapelle  F,   deren  Apsis  von   der  Längsachse   etwas   nach   links  abweicht. 


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SS 
CO 


238 


I.    Archäologe  und  Geschichte. 


Aus  diesem  Raume^  den  wir  etwa  als  Baptisterium  auffassen  dürfen,  gelangte  man  durch 
eine  neben  der  Apsis  angebrachte  Thtir  in  eine  aussen  vorspringende  Kammer,  welche 
wohl  als  Sacristei  diente. 

Für   die   drei   vor   der  Kapelle   angereihten  Räume  H — K  fehlen   uns  Analogien; 
sie  können  als  Vorhallen,  die  lur  Weiber  oder  Katechumenen  bestimmt  waren,  gedient 


0 

3. 


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haben.  In  technischer  Beziehung  war  der  Bau  ziemlich  einfach  hergestellt,  die  Mauern 
bestanden  aus  nothdürftig  behauenen  Steinen,  der  Estrich  war  einfacher  Kalkguss.  Nur 
in  den  beiden  Apsiden  zeichnete  sich  der  Estrich  dadurch  aus,  dass  der  Gussmasse 
farbige  Steinchen  beigemischt  waren.  Die  Deckenconstruction  war  wohl  in  Holz  aus- 
geführt,  denn  im  Schutte  wurde  kein  Stück  entdeckt,  das  auf  Gewölbconstruction  und 


Truholka  und  Patsch.    UöniiHche  Fimde  im  Lativathale. 


239 


Fig.  37.    Thüulampe. 
Fija:.  84 — 42.    Au»  der  Basilica  von  Varosluk. 


Fig.  41. 
Eiserner 
Schlü.s8el. 


Fig.  39.  ein  Ziegel-  oder  Schieferdach  hätte  schliessen  lassen.  Von  beweglichen  Fun 
Eisennagel.  ^^^  nennen  wir  eine  Lampe  aus  rothem  Thon  (Figur  37)  mit  gepresstem 
Ornament  auf  der  Oberseite,  einen  Glasbecher,  der  am  unteren  Theile  mit 
Protuberanzen  verziert  war  (Figur  38),  dann  Fragmente  von  typisch-römischen  Glas- 
gefilssen,  Eisennägel  (Figur  39  und  40),  einen  Siechschlüssel  aus  Eisen  (Figur  41),  die 
Klinge  eines  Klappmessers  (Figur  42)  und  einen  Eisenbolzen. 


240  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

IL  Theil:  BOmische  Inschriften  ans  dem  LaSTathale. 

Von  Dr.  Carl  Patsoli. 

In  der  ersten  Hälfte  des  Monats  Oetober  bereiste  ich  in  Begleitung  des  Herrn 
Custos  Dr.  Öiro  Truhelka  das  LaSvathal,  um  die  römische  Hinterlassenschaft  daselbst 
zu  Studiren.  Wir  durchzogen  das  an  Naturschönheiten  so  reiche  Thal  von  der  Ein- 
mündung des  Flusses  in  die  Bosna  bis  nach  Turbet,  der  ersten  Eisenbahnstation  jen- 
seits von  Travnik.  Dank  der  fiirsorglichen  Leitung  unseres  Museums  brauchten 
wir  uns  nicht  mit  dem  zu  begnügen,  was  auf  Friedhöfen,  in  Klöstern  und  Häusern 
offen  zu  Tage  lag,  wir  konnten  mit  Spitzhacke  und  Spaten  tiefer  eindringen  und  neue 
Monumente  der  Forschung  erschliessen.  Was  die  Ausgrabungen  in  Turbet,  Putiöevo 
und  in  Mali  Moöunj  gebracht  haben,  darüber  berichtet  mein  Reisegefährte.  Ich  stelle 
hier  nur  die  Inschriften  zusammen,  die  ich  während  der  zwölftägigen  Excursion  zu 
sehen  Gelegenheit  hatte. 

Die  Inschriften  sind  nicht  darnach  angethan,  grösseres  Interesse  zu  erwecken, 
es  sind  —  Nr.  1  und  vielleicht,  wegen  der  Grösse  der  Buchstaben,  Nr.  13  aus- 
genommen —  lauter  Grabinschriften  und  noch  dazu  in  solchem  Zustande,  dass  wir 
ihren  Inhalt  eher  errathen  müssen  als  klar  und  deutKch  absehen  können.  Was  uns 
aber  ihr  Inhalt  versagt,  das  ersetzt  uns  zum  Theil  wenigstens  ihre  Zahl:  sie  lehrt,  dass 
das  Laävathal  in  römischer  Zeit  gut  besiedelt  war.  Die  italische  Cultur  muss  besonders 
in  Mali  MoSunj  starke  Wurzeln  geschlagen  haben;  hier  dürften  weitere  Ausgrabungen 
reichlich  lohnen. 

Vitez. 

Die  C.  I.  L.  in,  Bd.  80,  81  und  82  publicirten  Inschriften  konnte  ich  nicht 
finden;  nach  einer  Mittheilung  des  Herrn  Professors  P.  A.  Hoff  er  in  Travnik  sind  sie 
verloren  gegangen.^)  Vitez  besitzt  dermalen  nur  ein  römisches  Relief,  die  Hälfte  eines 
Reiters;  die  gute  Arbeit  empfiehlt  seine  UeberfÜhrung  in  das  Landesmuseum.*) 

Mali  Moiunj. 

Von  allen  hier  zum  Vorschein  gekommenen  Inschriften  kann  leider  der  Fundort 
nicht  mehr  genau  angegeben  werden.  Nr.  3  und  12  wurden  in  einem  römischen  Hause 
gefunden,  das  wir  auf  dem  Grundstücke  des  Stipo  Debeljak  blossgelegt  haben.  Von 
dem  Bergrücken,  auf  dem  dieses  Haus  lag,  stammen,  wie  mir  Herr  P.  Hoff  er  mit- 
theilte, Nr.  4  und  5.  Bezüglich  Nr.  2  und  10  sind  die  bei  diesen  Inschriften  gegebenen 
Fundnotizen  zu  vergleichen.  Von  den  übrigen  Inschriften  (Nr.  1,  6,  7,  8,  9,  11,  13 
und  14)  kann  nur  gesagt  werden,  dass  sie  von  der  „Crkvina"  oder  „Crkviäte"  ge- 
nannten Localität  herrühren. 

1.  Bruchstück  einer  Votivara  aus  Mergel,  Kopfgesims  zum  Theil  erhalten;  links 
unten  und  rechts  gebrochen;  Höhe  0*38,  Breite  0*265,  Dicke  0*115;  Zeilen  vorgerissen, 
Höhe  der  Buchstaben  0*063;  jetzt  im  Gymnasium  zu  Travnik  (Figur  43). 


*)  Bezüglich  C.  I.  L.  III,  8383  siclie  weiter  unten. 

■)  M.  Ho  er  n es  sah   das  Relief  noch  weit   voUstilndiger ;   vgl.   seine  „Alt^irthiimer  der  Hercegovina 
und  der  südlichen  Theile  Bosniens,  S.  898,  Figur  14. 


Truhclka  und  PatAch.    R^Smische  Funde  im  La^vathale. 


241 


Fig.  43. 


r^FLA-APRlON 
n/R'AP^ONIAJ 


Fip.  45. 


Veröffentlicht  von  ('^iro  Truhelka,  Glasnik  II,  S.  189,  Nr.  V,  abweichend  von 
meiner  Lesung: 

I(ovi)]  o(pHmo)  m(aximo)  f(ulminatori)  [Uljpius  .  .  . 

In  Zeile  1  ist  die  Abkürzung  F  mit  fulminatori  aufgelöst  worden, 
weil  sich  in  Zenica,  also  nicht  gar  weit  von  Mali  MoSunj,  eine  Widmung 
I(ovi)  o(ptimo)  m(aximo)  fulmina(tori)  vorfindet  (vgl.  diese  Mitth.  I, 
S.  276);  es  ist  auch  f(ulgaratort)  möglich. 

In  Zeile  2  kann  vor  Uljpius  noch  ein  Pränomen  gestanden  haben. 

2.  Zwei  zusammengehörige  Bruchstücke  aus  Mergel,  mehrfache  Umrahmung  oben 
und  zum  Theil  auch  rechts  und  links  erhalten;    Höhe  028,   Breite  0*59,  Zeilen  vorge- 
rissen, Höhe  der  Buchstaben  0055;  jetzt  in  Mali  Moäunj  im 
Hause   des   Anöi6   in   eine  Wand   eingelassen,   war  im   alten  Q         M 

Hause  mit  der  Inschrift  nach  Innen  verbaut  (Figur  44),   un-      -  y^^^  ^^^  ^^^  *  ^^ 
bekannt  von  welcher  Localität:  jl,,.    ^^ 

D(i8)  M(anibu8)   Cresc^ntis  .... 

2.  Zwei  zusammengehörige  Bruchstücke  aus  Mergel,  auf  allen  Seiten  abgearbeitet, 
die  Oberfläche   etwas   abgeschliffen;    Höhe   019,   Breite  049,  Dicke  013;    Zeilen  vor- 
gerissen, Höhe  der  Buchstaben  in  Zeile  1 :  0*058,  Zeile  2 :  0*055, 
jetzt  im  Landesmuseum  (Figur  45). 

Es  ist  ein  Grabstein,  den  eine  Aurelia  Apronia  vermuthlich 
ihrem  Gatten  T.  Flavius  Aprio  errichtet  hat.  Es  lässt  sich  etwa 
folgende  Lesung  und  Ergänzung  der  Inschrift  vorschlagen: 
D(i»)  M(anibu8)]  •  T.  Flafvio)  Ajjrionfi  marito  pientissimo 
A]ur(elia)  Apronia  m[emoriavi  posuit. 

Aprio  ist  ein  in  unserer  und  in  der  Nachbarprovinz  Mocsia  superior  bereits  wieder- 
holt bezeugter  Name  (C.  I.  L.  III,  2257  Salonae,  8183b  unbekannten  Fundorts,  1653  Vimi- 
nacium).  Bekannt  sind  die  weitverbreiteten  Lampen  mit  der  Signatur  APRIO  (C.  I.  L.  III, 
6OO85)  oder  APRIO  F  (C.  I.  L.  III,  U)34„  6008^).  Bemerkenswerth  ist,  dass  hier  abermals 
ein  Mann  mit  dem  Gentilnamen  Flavius  erscheint.  Aus  Zenica  kennen  wir  den  Stadtrath 
von  Bistua  T.  Flavius  T.  F.  Lucius  (diese  Mitth.  I,  S.  275,  N.  1)  und  einen  Mann  ritter- 
Hchen  Standes  T.  Flavius  Seneca  (a.  a.  O.  S.  276,  N.  2,  vgl.  S.  278,  N.  9).  Darnach  wurde 
bereits  unter  der  flavischcn  Dynastie  (69—96  n.  Chr.)  das  Bürgerrecht  an  einzelne 
Einheimische,   wie   eben   an    die  Vorfahren  der  angeführten  Persönlichkeiten  verliehen. 

Apronia  vertritt  hier  ebenso  die  Stelle  des  Cognomens  wie  in  der  Inschrift  aus 
Salonae  C.  I.  L.  III,  2599:    Vibiae  Aprnniae  Maximus  neputiae  suae  p.  b,  vi. 

4.  Bruchstück  einer  Platte  aus  Mergel,  links  Rand  erhalten,  oben,  rechts  und 
unten  gebrochen;  Höhe  037,  Breite  0*475,  Dicke  0045;  rohe,  005  hohe  Buchstaben, 
bei  denen  besonders  die  Querstriche  sehr  klein  gerathen  sind;  jetzt 
im  Gymnasium  zu  Travnik  (Figur  46). 

Etwas  abweichend  veröffentlicht  von  Ö.  Truhelka,  Glas- 
nik n,  S.  188,  Nr.  1. 

Zeile  1  ist  jedenfalls  eine  Ligatur  ^  anzunehmen. 

Das  Grabdenkmal  haben  trauernde  Elltern  ihrem  in  jugend- 
lichem Alter  verstorbenen  Kinde  errichtet;  der  Name  desselben 
ist  mit  dem  oberen  Theile  der  Inschrift  verloren  gegangen. 

....  vixijt  [a]nn(o8)  XII  [i  Septijmius  Bato  e[t  t  Opiajüa  parentes  eifus]  infeli 
cissifmi]  fecerufnt]. 

Band  m.  16 


MVSBATO) 
V\  PARENTESei 
INFELICIS^ 
.     FECERV/ 

Fip.  46. 


242 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


Ais  Gentilnamen  habe  ich  Septimius  angenommen,  weil  die  Barbaren,  die  das 
Bürgerrecht  bekamen,  in  der  überwiegenden  Zahl  der  Fälle  den  Gentilnamen  des  Kaisers 
erhalten;  sonst  könnte  auch  an  [Decijmius,  [Firjmius,  [Maxijmius  u.  s.  w.  gedacht  werden. 
Der  echtillyrische  Name  Bato  war  auch  für  diese  Gegend  schon  bezeugt:  Piator  Ba- 
tonis  (filius)  wird  auf  einem  Steine  genannt,  der  in  Trijuäa,  zwischen  Zenica  und  Janji6i 
gefunden  wurde  (diese  Mittheilungen  I,  S.  282).    Dem  nichtrömischen  Namen  des  Mannes 

entsprechend,  habe  ich  auch  einen  illyrischen  fUr  die  Frau 
vorgeschlagen.  Bezüglich  Opiava  vgl.  C.  I.  L.  III,  2900  aus 
Corinium;  auch  [Ingenjua  wäre  etwa  möglich. 

5.  Bruchstück  eines  Blockes  aus  Kalkstein,  rechts  und 
links  Rand  erhalten,  oben  und  unten  gebrochen;  Höhe  0*3, 
Breite  05,  Dicke  0*2;  Höhe  der  Buchstaben  in  Zeile  2 
0062,  Zeile  3  0065,  Zeile  4  0*056;  jetzt  im  Gymnasium  zu 
Travnik  (Figur  47). 

Veröffentlicht  von  Ö.  Truhelka,  Glasnik  H,  S.  188,  Nr.  2.  Auf  der  Schriftfläche 
sind  moderne  Kritzeleien. 


"C7H  N  VL  L 
ANDOO( 
FECERVN 
FILIAE 

Fig.  47. 


SIC 


Fig.  48. 


....  Carul(a)e  an(norum)  LXXX.  fecerun(t)  ßliae. 

Einer  hoch  betagten  Frau  haben  Töchter  den  Grabstein  errichtet. 
6.  Bruchstück  einer  Platte  aus  Kalkstein,  allseits  gebrochen;  Höhe  0-115,  Breite  0-19, 
Dicke  0-07;    Zeilen  vorgerissen;   Höhe  der  Buchstaben  0-046;  jetzt  im  Gymnasium  zu 
Travnik  (Figur  48). 

Veröffentlicht   von  Ö.  Truhelka,   Glasnik  H,   S.  188,   Nr.  3   etwas 
abweichend  von  meiner  Lesung. 

Allem  Anscheine   nach   wird   in    der   ersten   Zeile   eine   Frau,   etwa 

[lanujaria    oder   [Anchjaria   oder  [Pinjaria  oder  [VJaria   mit   Namen 

genannt;  in  der  zweiten  Zeile  dürften  wir  dann  an  c]oniu[gi  denken. 

7.  Bruchstück  aus  Kalkstein,  unten  ein  Stück  des  Randes  erhalten,  links, 

oben  und  rechts  gebrochen;  Höhe  0*225,  Breite  0*215,  Dicke  etwa  0-13;  Höhe 

der  Buchstaben  in  Zeile  2:  0066;  jetzt  im  Gymnasium  zu  Travnik  (Figur  49). 

Publicirt    etwas    abweichend    von    Ö.   Truhelka,    Glasnik  II,    S.   189, 

Nr.  4.     Der  erste  Rest  in  Zeile  1  ist  möglicherweise  eine  Hasta. 

Zeile  2  ist  vielleicht  zu  liesen  e]t  Ploftias  oder  Plo[tiu8  oder  ein  ähnlich 
anlautender  Name  wie  Ploce,  Plocamus  u.  s.  w. 
/^\  8.  Bruchstück  einer  Platte  aus  Mergel,  allseits  gebrochen;  Höhe  0*085, 

/j^/c  q^     Breite   0*115,   Dicke   0*03;   Zeilen   vorgerissen;   rohe   Buchstaben;  jetzt  im 
Gymnasium  zu  Travnik  (Figur  50). 

9.  Bruchstück  aus  Mergel,  allseits  gebrochen;  Höhe  0*145,  Breite  0*1, 
Dicke  0*05;  Zeilen  vorgerissen;  rohe,  004  hohe  Buchstaben;  jetzt  im  Gym- 
nasium zu  Travnik  (Figur  51). 

Unten  scheint  noch  eine  dritte  Zeile  gestanden  zu  haben.  Vielleicht 
stammt  dieses  Fragment  von  derselben  Inschrift,  der  das  vorhergehende 
angehört  hat. 

10.  Bruchstück  aus  Mergel,  links  ein  Stück  des  Randes  erhalten, 
keine  Umrahmung;  Höhe  0*205,  Breite  0*175;  Zeilen  vorgerissen;  Buchstaben- 
höhe Zeile  1  und  2:  0048,  Zeile  3:  0-052;  jetzt  in  Mali  Moäunj  im  Hause  des 
Niko  Gudelj  in  eine  Mauer  eingelassen;  unbekannt  von  welcher  Oertlichkeit 
(Figur  52). 


Fig.  50. 


Fig.  51. 


Jü 


Truhelka  und  Patsch.    R($inUche  Funde  im  LaSvathale.  243 

Vor   den  Buchstaben   stand   nichts;   unten   ist   eine  vierte  Zeile  durch  ^w^-no 

eine  eingerissene  Linie  bezeugt.  ^^^^^ 

11.  Bruchstück  aus  Kalkstein,  allseits  gebrochen;  Höhe  0125,  Breite  0*2,  p^^   gg 
Dicke  0*1;  jetzt  im  Gymnasium  zu  Travnik  (Figur  53). 

Im  O  rührt  der  Punkt  von  der  Spitze  des  Zirkels  her,  mit  dem  man 
den  Kreis  öir  das  O  beschrieb.  —  Der  Buchstabenrest  in  Zeile  2  ist  unsicher. 

12.  Bruchstück   aus   Kalkstein,   allseits   gebrochen;   Höhe   O'll,   Breite       Fig.  64. 
0-065,  Dicke  0*05;   Zeilen  vorgerissen;  jetzt  im  Landesmuseum  (Figur  54). 

Zeile  2  vor  N  allem  Anscheine  nach  ein  Interpunctionszeichen. 

13.  Bruchstück  aus  Kalkstein,   allseits  gebrochen;   Höhe  0*225,   Breite 
0-085,  Dicke  0'14;   Buchstabenhöhe  0*09;  jetzt   im  Gymnasium  zu  Travnik       Fig.  66. 
(Figur  55). 

14.  Bruchstück  von  dem  oberen  Rande  einer  Platte  aus  Kalkstein;  links, 
unten  und  rechts  gebrochen;  Höhe  014,  Breite  0095,  Dicke  0048;  Buch- 
stabenhöhe 006;  jetzt  im  Gymnasium  zu  Travnik  (Figur  56).  Fig.  66. 


\H] 


Poljanioe. 

15.  In  Bosanski  prijatelj  IV  (1870),  S.  109  f.  wird  eine  im  Jahre  1864  gefundene 
Inschrift  aus  Poljanice,  einer  ungefähr  drei  Stunden  nordöstlich  von  Travnik  gelegenen 
Ortschaft,  folgen dermassen  mitgetheilt: 

Piissimae,  ac  devotissimae  coniugi  vivens  hoc  posuit  .  .  .  („dalje  se  neda  öitati"). 

Ueber  den  Verbleib  derselben  konnte  ich  nichts  in  Erfahrung  bringen. 

Fazliöi. 

16.  Platte   aus  Mergel,   Höhe  circa  10,   Breite  076,  Dicke  021;   über  dem  0*45 
hohen  und  0*51  breiten  Inschriftfelde  war  ein  Relief,  jetzt  ist  davon  nur  ein  ganz  kleiner 
Theil    rechts    erhalten,    darauf  sind  blos  die  hochbeschuhten  Beine   (linkes  vorgesetzt) 
eines   stehenden  Mannes   erkennbar.     Höhe   der  Buchstaben   in   Zeile    1  und  2:  0*046, 
ZeUe  3:    004,    Zeile   4   und   5:    0038,   Zeile  6:    0036;    un- 
regelmässige    Interpunction.       Gefunden     auf     dem     Grund-  D  M 
stücke  des  Bedir  Aganovi6,  jetzt  im  Gymnasium  zu  Travnik         P'AEL^IVSTVS 
(Figur  57).                                                                                            'DC'M  ßlST^ 

Veröffentlicht  mit  Facsimile  von  P.  A.  Hoffer  im  Glas-  E  TAELPROCVL  A^ 
nik  V,  S.  321  (siehe  unten  Anhang).  ^  COM  I  VX'VIVlSlBl 

Zeile  2  DC  sicher,  keine  Ligatur,  etwa  E).  POSVE  RVfN 

D(i8)    M(anihu8).   P.    Ael(iu8)    lustus,    d(e)c(urio)    m(u'  Fig.  57. 

nicipii)     Bist(uae) ,     et     Ael(ia)     Procula     coniux     vivi     sibi 

posuerunL  Die  Inschrift  besagt,  dass  der  Stadtrath  der  Stadt  Bistua  P.  Aelius 
Justus  und  seine  Gattin  Aelia  Procula  sich  dies  Grabmal  zu  ihren  Lebzeiten  errichtet 
haben. 

Dieses  Denkmal  ist  das  interessanteste  der  ganzen  hier  mitgetheilten  Reihe;  es 
gibt  wichtige  Aufschlüsse  über  das  Municipium  Bistua.  Zunächst  bestätigt  es  die  von 
mir  vorgeschlagene  Ergänzung  des  Namensrestes  IST  der  Inschrift  in  diesen  Mit- 
theilungen, I,  S.  278,  N.  8  zu  B]ist(ua),  so  dass  an  dem  antiken  Namen  des  heutigen 
Zenica  nicht  mehr  gezweifelt  werden  kann. 

16* 


244  I.   Archäolopo  »nd  (»ertt-hichto. 

Der  Name  erscheint  bis  jetzt  auf  folgenden  Steinen: 

1.   T.  Fl(avio)   T.  f.  Lucio   dec.  mnu,  Bh.     Diese  Mittheilungen  I,  S.  275,  N.  1. 

2 //  v[ir(o)  inuuic(ij)ii)  B]i8i(uat)  8acerd(oti)  oder  8acerd(otali)  [fprovijn- 

c(iae)  De[l]maffiae  ,  .  .    Diese  Mittheilungen,  I,  S.  278,  N.  8. 

3.  Auf  unserem  Steine:  P.  Aerius)  lustus  d(ec.)  m.  Bist. 

4.  Können  wir,  glaube  ich,  folgende  Inschrift  für  Bistua  reclamiren:  C.  I.  L.  IH, 
8783:  D,  M,  F,  Ael(io)  Rastoriano,  eq(uo)  j)(uhlico),  decur(ioni),  (duuvi)viro  et  q(uin)- 
q(uennalij  munic(ipii)  [Bisjtuatium,  di8[p(unctori)  ci]vitat(i8)  Naron[en8(ium)] ,  qftute- 
stori)  municip(iortim)  Azina[tium]  ^)  Splonistarum  Ar [upin forum)  f]  et  Ael[i]ae  Pro- 
cilifan'ae?]  defunct(ae)  ann(orum)  .  .  .  Albia  Crispfina  (?)  coniugi]  incomparafbili  et 
fijliae  infelicissimfae]  et  8ibi,  O.  Hirschfeld  sagt:  „Fortasse  [Bu]tuatium;  [Bisjtuatium 
proposuit  Buli6";  von  Butua  kennen  wir  nur  eine  einzige  Inschrift  C.  I.  L.  III,  6338: 
D,  M.  8,  Q.  Statio  P[e]8[t]o,  vixit  ann.  IL  mens.  IL  d.  XXIL  Q.  Stative  [Epjerafsjtus 
fil.;  dagegen  wissen  wir  jetzt,  dass  in  Bistua  starkes  römisches  Leben  blühte,  dass  seine 
Söhne  auswärts  zu  hohen  Würden  gelangten  (s.  u.);  ausserdem  haben  wir  filr  Zenica 
durch  die  neue  Inschrift  Aelier  bezeugt  und  kommen  hier  auffallend  häufig  der  Name 
Procula  und  dessen  Weiterbildungen  vor:  Flavia  Procilla  (diese  Mittheilungen,  I,  S.  275), 
Aurel.  Procula  und  Aurelia  Procilla  (Mittheilungen  S.  27G,  N.  5),  Procula  (Mittheilungen 
S.  277,  N.  6)  und  schliesslich  Aelia  Procula  auf  der  neuen  Inschrift. 

Bistua  war,  wie  aus  Nr.  1,  3,  4  ersichtlich  ist,  ein  Municipium.  Von  den  Wür- 
denträgern der  Stadt  kennen  wir  zwei  II  viri,  von  denen  einer  (N.  4)  auch  quinquen- 
nalis  wurde,  drei  Decurionen  (N.  1,  3,  4);  und  allem  Anschein  nach  war  der  (diese 
Mittheilungen,  I,  S.  276  genannte)  Sacerdos  urbis  Romae  auch  ein  municipaler  Priester. 
Ist  das  Letztere  richtig,  war  der  Unbekannte  in  Zenica  Priester  der  Stadt  Rom,  so  ist 
damit  inschriftüch  bezeugt,  dass  es  an  der  Stelle  von  Zenica  einen  Tempel  der  Roma 
gab.  Einige  Bürger  von  Zenica  haben  aber  auch  ausserhalb  ihrer  Stadt  Aemter  und 
Würden  bekleidet.  Einer  (oben  N.  2)  war,  wenn  ich  richtig  ergänzt  habe,  Präsident 
des  Landtages  von  Dalmatien;  ein  zweiter  (Mittheilungen  I,  S.  276,  N.  2:  T.  Flavius 
Seneca  v(ir)  e(gregiu8)]  hat  als  kaiserlicher  Beamter  gedient;  ein  dritter  (oben  Nr.  4) 
endlich  hat  noch  in  vier  anderen  Orten  Gemeindeämter  bekleidet  und  war  römischer 
Ritter. 

Es  ist  schon  oben  darauf  hingewiesen  worden,  dass  einzelne  Anwohner  der 
mittleren  Bosna  und  der  Laäva  bereits  unter  den  Flaviern  das  römische  Bürgerrecht 
bekommen  haben;  nach  dem  Zeugnisse  unseres  Steines  und  der  oben  unter  Nr.  4 
wiedergegebenen  Inschrift  hat  auch  der  Kaiser  P.  Aelius  Hadrianus  (117 — 138  n.  Chr.) 
hier  für  die  Verbreitung  der  Civität  gesorgt.  Justus  und  Rastorianus  selbst,  oder  was 
eher  anzunehmen  sein  wird,  weil  beide  bereits  römische  Beinamen  führen,  ihre  Vor- 
fahren sind  unter  diesem  Herrscher  römische  Bürger  geworden.  Aber  auch  unter 
Hadrian  sind  nicht  alle  nach  Bistua  Zuständigen  dieses  Vorrechtes  theilhaftig  geworden; 
ein  Theil  musste,  wie  die  zahlreichen  Aurelii  (Mittheilungen  I,  S.  275,  N.  1,  276,  N.  3 
[Mann  und  FrauJ,  N.  5  [Mann  und  Frau],  S.  277,  N.  7  [Mann  und  Frau])  beweisen, 
bis  auf  Marc  Aurel  (161 — 180)  oder  sogar  bis  zur  Constitutio  Antonina,  d.  i.  bis  zum 
Jahre  212,  hierauf  warten. 

Zur  Bestimmung  der  Ausdehnung  des  Territoriums  von  Bistua  —  wenigstens  nach 
einer  Seite  hin  —  gewährt  der  Stein  von  Fazli6i  einen  willkommenen  Anhaltspunkt. 
Es  ist  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  anzunehmen,  dass  das  Landgut  des  Stadtraths 

»)  Vgl.  J.  W.  Kubitscht'k,  Arcli.-ppigr.  Mitth.  XV,  S.  109tf. 


Truhelka  und  Patseh.    Römisch«?  Funde  im  Laävatliale.  245 

von  Bistua  innerhalb  des  Territoriums  dieser  Stadt  lag;  demnach  wird  Fazli6i  noch  zu 
dem  Machtbereich  der  „Bürgermeister  und  Rathmannen"  von  Bistua  gehört  haben. 
Zwischen  Zenica  und  Fazli6i  besteht  eine  Verbindung  über  Stranjani — Pojska— Brai- 
kovi^i — Postinje.     Fazliii  ist  von  Zenica  etwa  4  Stunden  entfernt. 

PatiSevo. 

1.  Die  gegenwärtig  im  Wiener  Hofmuseum  befindliche  Inschrift  C.  1.  L.  III  8383 
=  2765,  vgl.  S.  1035,  soll  etwa  300  Schritte  oberhalb  des  Bahnkörpers  bei  26*2  Km. 
gestanden  haben,  über  die  an  dieser  Stelle  unternommene  Grabung  berichtet  Herr 
Truhelka. 

2.  C.  I.  L.  HI  8384  =  2766  vermochten  auch  wir  nicht  zu  finden. 

Rnniöi. 

C.  I.  L.  in  8385  wurde  auf  der  Besitzung  des  Ali  Efendia  Osman  Agi6  gefunden 
und  befindet  sich  gegenwärtig  im  Gymnasium  in  Travnik.  Kalkstein,  Höhe  1'06,  Breite 
0*0,  Dicke  0*32;  Höhe  des  Inschriftfeldes  0*62,  seine  Breite  0*425;  Zeilen  vorgerissen 
und  eng  aneinandergerückt;  ungleich  hohe  (zwischen  0032  und  0*035),  mit  Farben 
ausgezogene  Buchstaben. 

Die  Vergleichung  hat  fast  durchgehends  die  Lesung  von  Hoernes  bestätigt;  so  sind 
Zeile  5  ADQVE,  PVERVM;  Zeile  6  PRAECLARA  sicher.  —  Zeile  7  ist  die  Ligatur 
tibersehen  worden  PATRVOQ^E. 

Zum  Schlüsse  sei  es  mir  gestattet,  dem  trefi'lichen  Hüter  der  Alterthümer  des 
Ladvathales,  Herrn  Professor  P.  Alexander  II  off  er  in  Travnik,  meinen  besten  Dank 
zu  sagen  ftir  seine  stete  Hilfsbereitschaft  und  die  so  willig  ertheilte  Erlaubniss,  sein 
kleines  Museum  in  allen  Theilen  zu  durchstöbern. 


Anhang. 

Die  rSmisehc  Inschrift  ron  FazH<3I. 

Von  P.  Alexander  Hoffer 

Profe^««r  am  erzbiachofl.  kath.  Gjmna.««ium  in  Travnik. 

In  FazliÄi  an  der  Bila  wurde  im  Frühjahr  1893  von  Be6ir  Aganovi6  auf  seinem 
Grundstücke  „Brca"  ein  römischer  Inschriftstein  gefunden,  der  einer  sofortigen  Bekannt- 
machung werth  erscheint  (Figur  58).  Der  Stein  ist  auf  einer  Seite  abgeschlagen  und 
von  der  bildlichen  Darstellung  desselben  nur  wenig  vorhanden.  Nachgrabungen  an  der 
Fundstelle  hatten  keinen  weiteren  Erfolg,  sicher  ist  also  die  Platte  schon  vor  längerer 
Zeit  von  ihrem  Standorte  entfernt  worden.  Das  Bruchstück  ist  0"7()  M.  hoch,  O'üO  M. 
breit  und  0-15  stark,  das  Feld,  in  welchem  sicli  die  Inschrift  befindet,  0*40  M.  hoch 
und  0*50  M.  breit.  Die  Buchstaben  besitzen  eine  Höhe  von  38 — 42  Mm.,  sind  regel- 
mässig, schön  und  tief  geschnitten.  Auf  der  oberen  Hälfte  war  eine  Manns-  und  eine 
Frauenfigur;  man  erkennt  die  männliclien  Füsse  mit  der  militärischen  Beschuhung  und 
das  lange  weibliche  Kleid.     Diese  Reliefs  müssen  sehr  klein  gewesen  sein. 

Ich  lese  die  Inschrift  wie  folgt:  D(ii8)  M(anihu8).  —  P.  jEL(iu8)  IVSTVS  — 
D(e)  C(uTio)  M(unicipii)  BIST(iiensi8)  —  ET  j^L(ia)  PROCVLA  -  CONIVX- 
VIVI'SIBI—  POSVERVNT, 


246 


I.    Archäologfie  und  Geschichte. 


Die  Namen  Aelius  und  Aelia  liest  man  häufig  auf  dalmatinischen  Inschriftsteinen, 
z.  B.  Bolletino  di  archaeol.  e  storia  dalm.  Spalato  1891,  S.  97,  N.  52:  P.  Ael.  Dionisius 
et  Ael.  Glicera  filio  P.  Ael.  Victorino,  und  1889,  S.  12:  Aelia  Procula. 


Fig.  58.    Inschrift  von  Fazlici. 


Wichtig  wird  der  Stein  durch  das  M.  BIST.  Bistue  Vetus  und  Bistue  nova 
findet  man  auf  der  Peutinger'schen  Landkarte  als  auf  dem  Wege  von  Salona  nach 
Syrmium  gelegen:  Salona  XVI.  Tilurio  XXII.  Ad  Libros  Villi.  In  Monte  Bulsinio  VI. 
Bistue  Vetus  XXV.  Ad  Matricera  XX.  Bistue  Nova  XXIIII.  Stanecli .  .  .  Argentaria . . . 
Ad  Drinum  XV.    Gensis  XXX.    Sirmium. 

In  den  Kirchenversammlungen  zu  Salona  im  Jahre  530  und  532  unterschrieb 
sich:  „Andreas,  episcopus  bestoensis  ecclesiae";  dieser  Bischof  forderte  damals,  dass 
ein  Theil  von  seinem  Bisthum  abgelöst  werde,  nachdem  dasselbe  zu  gross  sei:  „atque 
ideo  quaeso,  ut  a  loco  Copella  et  Arena  usque  ad  has  urbes  basilicasque,  quae  in  mea 
patrocinia   continentur,   ad   proponendum   iisdem  locum  faciatur  episcopum  pertinere."  *) 

Auf  Inschriften  fand  man  bisher: 

1.  DEC  •  C  •  BIS.   in  Rogatica.  ^) 

2.  DEC  •  MUN  •  BIS  •   in  Zenica. ») 

3.  Auf  unserem  Stein:    DC  •  M  •  BIST  : 

Nachdem  die  Kürzung  in  1.  und  2.  nur  BIS  gibt,  dachte  Dr.  Truhelka  an  Bisua; 
unser  Stein  besitzt  ein  ganz  klares  BIST. 

Die  römischen  Fundorte  im  Hauptthale  der  Laäva  sind  schon  seit  längerer  Zeit 
bekannt.     Der  bedeutendste   ist  Klein-Moäunj,    dann  Putiöevo    unterhalb  Travnik,    eine 


*)  KukuljevicS,  Codex  diplomaticus  regni  C.  D.  S.,  L,   195—198. 

')  Hoernes,    Alterthümer  der  Hcrceg.,   IL,   935.     Dr.  Carl  Patsch,    „Bericht   über   eine  Reise   in 
Bosnien"  in  Arch.-epigr-  Mitth.,  Bd.  XVI,  liest  RIS. 
«)  Diese  Mitth.,  I.,  S.  275,  Nr.   1. 


Trnhclka  und  Patsch.     Römische  Fnnde  im  Lasvatliale.  247 

Stelle  unmittelbar  ober  Travnik  und  schliesslich  eine  solche  oberhalb  öornji  Turbet  an 
der  Strasse  nach  Jajce. 

An  der  Bila,  d.  h.  im  Thale  unterhalb  Gu6ja  Gera,  Brajkovi6i  und  Fazli^i,  stiess 
ich  bei  näherer  Untersuchung^  auf  keine  römischen  Antiquitäten,  ausser  in  Postinja  bei 
Mali,  wo  auch  eine  alte  Brücke  über  die  Bila  gefuhrt  hat;  da  fand  man  einige  Ziegel 
und  Münzen.  In  Poljanice  wurde  vor  circa  20 — 30  Jahren  eine  Inschriftplatte  aus- 
geackert. Ziegel  habe  ich  bis  Postinje  nirgends  gesehen  und  auch  von  Landleuten 
nie  über  Funde  von  solchen  gehört. 

Demnach  ist  die  Meinung  begründet,  dass  von  Zenica  über  Stranjani  und  Pojska 
zur  Bila  und  von  da  zum  Vrbas,  vielleicht  nach  Banjaluka  eine  römische  Strasse 
gefuhrt  habe.  Die  Leute  sprechen  von  einer  Kalderma  (Steinstrasse)  in  den  Wäldern 
hoch  über  der  Bila;  sie  soll  nach  Vrbanje  ftihren,  wurde  aber  nur  von  Wenigen 
wirklich  gesehen.  Meiner  Ansicht  nach  könnte  Bistue  Nova  in  Zenica  gesucht  werden : 
Ad  Matricem  in  Moäunj  und  Bistue  Vetus  etwa  in  Skoplje.  Es  scheint,  dass  die 
Strasse  von  Salona  nach  Syrmium  mehr  als  160  +  60  (zweimal  30  für  zwei  nicht 
angegebene  Entfernungen)  =  226  MP  zählte,  wenn  die  Entfernung  von  Salona  nach 
Servitium  126— 149  MP  und  eher  darüber  misst.  (Hoernes,  Alterth.,  11.,  921.)  Auch 
ist  bemerkenswerth,  dass  in  der  Peutinger'schen  Karte  Ad  Matricem  von  anderen 
Städten  unterschieden  ist  und  dennoch  der  Bischofstuhl  im  6.  Jahrhundert  nicht  daselbst, 
sondera  in  Bistua  war.  Ohne  weiter  zu  rathen,  fiihre  ich  folgende  zwei  Umstände  an: 
Erstens:  wenn  die  Uebersetzung  des  „a  loco  Copella  et  Arena"  mit  „von  Kopila  und 
Vranica"  (Klai6,  Povjest  Bosne,  41)  richtig  ist,  hätten  wir  den  Grenzzug  zwischen 
dem  Bisthum  Bistua  und  dem  neugegründeten  Bisthum.  Bistua  und  die  anderen  Städte 
verbleiben  im  Norden  und  Osten  des  Gebirges,  welches  die  LaSva  und  Lepenica  vom 
Skopljethal  trennt.  Es  ist  aber  schwer  zu  denken,  dass  diese  rein  slavischen  Namen 
aus  römischen  entstanden  seien.  Zweitens:  wenn  die  Strasse  thatsächlich  von  Salona 
nach  Mitrovica  führte,  ist  es  natürlicher  anzunehmen,  dass  sie  sich  von  Skoplje  nach 
Ladva  und  zum  Bosnaflusse  (nach  Zenica  oder  Visoko)  zog;  hie  und  da  führt  auch 
die  alte  Lastenstrasse  weiter  zur  Drina.  Es  könnte  sich  daher  die  Meinung  erhalten, 
dass  Ad  Matricem  im  Sarajevsko  polje  gelegen  habe;  doch  ist  ein  Beweis  hiefür  in 
Denkmälern  nicht  vorhanden. 

Schliesslich  war  ein  Bisten  auch  am  Meere.  Geog.  Ravenn.:  „Narona,  Praetorio, 
Eisten,  Aronia«.     (Vgl.  Bull.  Dalm.,  1891,  S.  43.) 


Die  römische  Ansiedlung  von  Majdan  bei  Varear  Vakuf. 


Von 

W.  Badimsky, 

bosD.-herceg.  Berghaaptmaan. 
(Mit   10  Abbildungen  im  Texte.) 


Als  ich  im  Frühjahre  1891  die  Grube  und  Kupferhütte  von  Sinjako  bei  Majdan 
inspicirte,  theilte  mir  der  dortige  Bergverwalter  Herr  Rudolf  Slädeöek  mit,  dass  am 
linken  Ufer  des  Joäavkabaches  im  Riede  Bar  ine  gegenüber  der  Kupferhütte,  auf  der 
sogenannten  Crkvina  die  Grundmauern  eines  Gebäudes  vorkämen,  und  zeigte  mir 
zugleich  einige  dort  gefundene  typisch  römische  Thonplatten  und  Ziegel.  Eine  Besich- 
tigung der  Stelle  überzeugte  mich,  dass  daselbst  die  Ruine  eines  rijmischen  Gebäudes 
vorhanden  sei,  dass  aber  in  dem  Gestrüppe  der  Umgebung  auch  noch  weitere  Grund- 
mauern römischer  Bauten  vorkämen,  und  dass  am  linken  Ufer  des  Joäavkabaches  die 
Aecker  der  Umgebung  dieser  Ruinen  in  einer  Ausdehnung  von  mindestens  zwei  Hektaren 
mit  Fragmenten  römischer  Mauer-,  Dachfalz-  und  Hohlziegel,  sowie  mit  Eisenschlacken- 
stücken  überstreut  seien.  Zugleich  wurden  mir  einige  römische  Ziegelstücke  vorgewiesen, 
welche  bei  dem  Baue  des  Kupferhammers  von  Sinjako  am  rechten  Ufer  der  Joäavka 
gefunden  worden  sind,  und  eine  weitere  Untersuchung  dieses  Ufers  überzeugte  mich, 
dass  sich  die  einstige  römische  Ansiedlung  von  Majdan  auch  auf  dem  rechten  Ufer  in 
einer  Länge  von  mindestens  250  M.  von  dem  Kupferhammer  gegen  Südosten  bis  über 
Han  Vukeli6  hinzog. 

Am  südöstlichen  Ende  dieser  mit  Ziegelfragmenten,  Mörtelstücken  u.  dergl.  über- 
streuten Fläche  tiel  mir,  etwa  60  M.  südöstlich  vom  Vukeli6-Han,  eine  bläulich  grau- 
gefärbte, etwas  erhöhte  Stelle  auf,  welche  von  dem  röthlichen  Grunde  des  ringsum 
gelegenen  Ackers  deutlich  abstach.  Ich  fand  daselbst  das  Postament  einer  Säule  von 
70  Cm.  Länge  und  herum  ausser  Ziegeln  und  Mörtelknollen  auch  viele  Stücke  meist 
roth  bemalten  Wandbewurfes.  Offenbar  ist  hier  der  Pflug  auf  die  Reste  eines  römischen 
Gebäudes  gestossen.  Da  jedoch  der  Acker  bereits  mit  Mais  bepflanzt  war  und  momentan 
keine  Grabung  vorgenommen  werden  konnte,  ersuchte  ich  die  Herren  Bergverwaller 
Rudolf  Slädecek  und  Hüttenmeister  Andreas  Torkar,  welche  mich  begleiteten,  im 
Herbste  eine  Probegrabung  an  dieser  Stelle  vorzunehmen. 

Diese  Grabung  wurde  von  Herrn  Torkar  im  Spätherbste  1891  durchgeführt, 
jedoch  bald  durch  Regenwetter  und  Schneefalle  unterbrochen.  Es  wurden  dabei  die 
Grundmauern  eines  römischen  Gebäudes  aufgedeckt  und  die  halbrunde  Apsis  an  der 
Ostseite  desselben  zum  Theile  entblösst,  worauf  wegen  weiterer  Bebauung  des  Feldes  und 
zur  Schonung  der  angetroffenen  Wandmalerei  die  Vertiefung  wieder  zugeschüttet 
wurde. 


Radimsky.    Die  römische  Ansiedlung  von  Majdan. 


249 


Fifr.    1. 

Stiu'co-Fragment  mit  Waiidiiialerei. 


Da  nach  dem  Benchte  des  Herrn  Torkar  bei  dieser  Probegrabung  ausser  den 
Mauerresten  verschiedene  Architekturstlicke,  z.  B.  ein  grosses  und  ein  kleines  Säulen- 
capitäl,  Säulenschaftfragmente  u.  dergl.,  dann  bemalte  Wandbewurfstücke,  wie  das  in 
Figur  1  abgebildete,  mit  Roth  auf  lichtgelbem  Unter- 
grunde ausgeführte  Mäanderornament  gefunden  wurden, 
welche  auf  ein  grösseres  und  reicher  ausgestattetes  Ge- 
bäude schliessen  Hessen,  hat  die  Landesregierung  eine 
Aufgrabung  des  letzteren  angeordnet,  und  ich  wurde 
zur  Einleitung  und  Ueberwachung  dieser  Arbeit  nach 
Majdan  beordert.  Nach  vollendetem  Schnitte  des  Getrei- 
des auf  dem  betreffenden  Acker  kam  ich  im  August  1 892 
nach  Majdan,  wo  sofort  unter  der  persönlichen  Leitung 
des  Herrn  Torkar  die  Grabung  in  Angriff  genommen 
und  während  meiner  Anwesenheit  zum  grössten  Theile 
durchgeführt  wurde.  Den  westlichen  Gebäudetheil  grub 
sodann  Herr  Torkar  allein  auf  und  lieferte  den  in 
Figur  2  wiedergegebenen,  mit  dankenswerthor  Gcschick- 
Uchkeit  ausgeführten  Plan  des  ganzen  Gebäudes. 

Das  Gebäude  bildete  ein  von  Nordwest  gegen  Südost  gestrecktes  Rechteck,  dessen 
äussere  Länge  18-6  M.  und  dessen  Breite  K)  M.  betrug.  Der  im  Westen  angebaute 
rechteckige  Raum  G  von  8*8  M.  lichter  Länge  und  7()  M.  lichter  Breite,  in  welchem 
sich  nur  an  der  Hauptmauer  des  römischen  Gebäudes  der  Rest  einer  steinernen  Stiege  S 
mit  drei  18  Cm.  hohen  und  70  Cm.  langen  Sandsteinstufen  vorfand,  scheint  von  einem 
späteren  Anbau  herzurühren,  denn  seine  Mauern  sind  mit  der  westlichen  Hauptmauer 
des  Hauses  nicht  gebunden,  die  Mauern  von  40  Cm.  Stärke  bedeutend  schwächer  als 
jene  des  ursprünglichen  Baues  und  auch  viel  schlechter  ausgeführt.  Ferner  bestand 
der  Boden  dieses  Raumes  nur  aus  Lehm,  und  er  verstellte  endlich  auch  den  einzigen 
Eingang  des  Gebäudes.  In  der  Mitte  der  östlichen  Steinmauer  fand  sich  eine  kreis- 
runde Apsis,  welche  auf  28  M.  über  die  Flucht  dieser  Mauer  vortrat. 

Die  Anlage  des  Gebäudes  ist,  wie  der  Grundriss  zeigt,  eine  sehr  regelmässige 
und  die  Stärke  aller  Haupt-  und  Mittelmaucrn  mit  GO  Cm.  die  gleiche.  Nur  die  kreis- 
förmige Mauer  der  Apsis  war  schwächer;  ihre  Stärke  betrug  35  Cm.  Die  erhaltene 
Höhe  der  Mauern  war  eine  sehr  verschiedene  und  richtete  sich  nach  dem  ungleichen 
Tagterrainsniveau  über  denselben.  So  war  die  östliche  Stirnmauer  mit  der  Apsis  nur 
auf  eine  Höhe  von  20 — 30  Cm.,  die  westliche  Stirnmauer  und  die  Mittelmaucrn  dagegen 
auf  50 — 130  Cm.  Höhe  über  dem  inneren  Boden  erhalten. 

Die  Mauern  bestanden  aus  gewöhnlichen  Bruchsteinen,  zwischen  welche  hie  und  da 
Ziegel  und  Zicgelfragmente,  sehr  häufig  aber  behauene  Tuffsteine  eingemischt  waren. 
Namentlich  die  Thür-  und  Fenstereinfassungen  scheinen  aus  Kalktuff  bestanden  zu  haben, 
wovon  unter  dem  Schutte  grosse  Mengen  aufgefunden  wurden.  Der  Mörtel  war  kalk- 
reich, aber  nicht  mit  Ziegelstückchen  gemischt.  Alle  Innenmauern  müssen  verputzt 
und  zum  grösseren  Theile  bemalt  gewesen  sein,  denn  hie  und  da  fand  man  den  Ver- 
putz noch  an  den  Wänden  hängend,  sonst  aber  überall  neben  den  Mauern  massenhaft 
weissen  Gruss,  welcher  aus  dem  herabgefallenen  und  zerbröckelten,  häufig  bemalten 
Wandbewurfe  entstanden  ist. 

Den  Boden  sämmtlicher  Innenräume  bildet  ein  weisser  Gussestrich,  welcher  aus 
einer  Unterlage  von  Holzkohlenklein,  dann  einer  mit  Mörtel  vergossenen  Schichte  von 
BachgeröUe  und  zu  oberst  aus  einem  mit  kleinen  Steinchen  und  Tuffstückchen  gemischten. 


250 


I.   Archäologie  und  Oe8chichtc. 


oben  geglätteten  Gussestriche  bestand.  Mit  besonderer  Sorgfalt  war  der  Estrich  in  der  Apsis 
und  dem  daran  stossenden  rechteckigen  Vorräume  A  ausgeführt,  wo  die  unterste  Holz- 
kohlenschichte 18  Cm.,  die  mittlere  Geröllschichte  10-5  Cm.  und  die  oberste  Mörtelguss- 
schichte 18  Cm.  stark  war. 


ji 


O 


B 


O 


«2. 


I 


Die  Fussböden  der  Räume  B,  C,  D  und  E  standen  im  gleichen  Niveau,  wogegen 
der  Boden  des  Raumes  A  um  21  Cm.  und  jener  des  Raumes  F  um  die  Stärke  der 
vorliegenden  Steinstufe  e  (19  Cm.)  höher  war. 


Radimsk^.    Die  römische  Ansiedlung  von  Majdan. 


251 


Unter  dem  Schutte  innerhalb  des 
ganzen  Gebäudes  wurden  keine  Dach- 
ziegelstlicke  vorgefunden;  das  Gebäude 
muss  daher  mit  einem  anderen  Materiale 
gedeckt  gewesen  sein. 

Der  2  M.  breite  Eingang  befindet 
sich  in  der  Mitte  der  westlichen  Stirn- 
mauer. Durch  denselben  betrat  man  zuerst 
den  Raum  F  von  7  M.  Breite  und  3*6  M. 
Länge,  aus  welchem  links  und  rechts  je 
eine  1  M.  breite  Thüröffnung  in  die 
Räume  D^  und  D^  führt.  Diese  letzteren 
Räume  sind  je  88  M.  lang  und  33  M. 
breit. 

Weiter  führt  aus  dem  Räume  F  eine 
2-4  M.  breite  Maueröffnung  über  die  Stein- 
stufe e  in  den  mittleren,  grössten  Raum  E 
des  Gebäudes,  welcher  bei  7  M.  Breite 
10*4  M.  lang  ist  und  offenbar  den  Haupt- 
raum bildete. 

Als  Abschluss  dieses  Raumes  ist  im 
Osten  eine  Apsis  angebaut,  vor  welcher 
sich  ein  erhöhter  quadratischer  Vorraum 
von  4-4  M.  Breite  und  3  M.  Länge  be- 
findet. Dieser  Vorraum  der  gegen  den 
Raum  E  offenen  Apsis  ist  von  den  Räu- 
men Ej  B^  und  B^  nur  durch  die  21  Cm. 
hohen  Steinstufen  a  getrennt. 

An  diesen  Vorraum  schlicsst  sich 
gegen  innen  zu  ein  rechteckiger,  auf 
einer  Unterlage  von  Bruchsteinen  aus  ab- 
wechselnden  Lagen  von  Tuffquadern  und 
Ziegeischaaren  bestehender  Aufbau  h  von 
2-7  M.  Länge  und  2  M.  Breite  an,  welcher 
zum  Theile  zerstört  war  und  nur  an  der 
stidwesthchen  Ecke  noch  eine  Höhe  von 
60  Cm.  besass. 

Beiderseits  dieses  Aufbaues  standen 
auf  quadratischen  Steinsockeln  die  zwei 
SäuIenfÜsse  c,  zu  welchen  sich  auch  zuge- 
hörige Schaftstücke  und  die  Capitäler  unter 
der  Schuttmasse  vorfanden.  Offenbar  in 
späterer  Zeit  wurden  diese  Säulenfüsse 
quadratisch  in  roher  Weise  mit  Ziegeln 
und  Tuffstücken  ummauert,  wobei  die 
schön  bearbeiteten  Seiten  der  Tuffstücke 
häufig  nach  innen  zu  gelegt  waren.  Bei 
der    Aufdeckung    stellten     sonach     diese 


00 

bb 


252 


I.    Archäolojrio  und  Geschichte. 


Säulenfüsse  quadratische  Pfeiler  von  1  M.  Seitenlange  und  60  Cm.  Höhe  dar,  in  deren 
Mitte  die  Oberfläche  der  Sftulenschaftansätze  zn  sehen  war. 

Rechts  und  links  von  dem  Räume  A  schlössen  sich 
an  den  Raum  F  ohne  irgend  eine  Abtheilung  die  Seiten- 
räunie  B^  und  B^  mit  einer  Breite  von  je  b'2  M.  und  einer 
Länge  von  3*6  M.  an,  aus  deren  jedem  wieder  eine  1  M. 
breite  Thüröffnung  in  die  Räume  C^  und  C^  fllhrt.  Diese 
letzteren  Räume  besitzen  eine  Länge  von  je  3*8  M.  bei 
einer  Breite  von  3*3  M. 

An  der  Innenwand  der  Apsis,  deren  Mauerwerk 
leider  nur  in  einer  sehr  geringen  Höhe  erhalten  ist,  waren 
ringsum  noch  grössere  Stücke  der  Wandmalerei  erhalten, 
wovon  Figur  3  eine  Partie  zeigt.  Zu  unterst  läuft  ein 
Sockelstreif  herum,  welcher  aus  drei  horizontalen  Bändern 
besteht.  Die  beiden  äusseren  Bänder  sind  violett,  das 
mittlere  lichtgelb  und  das  obere  durch  eine  horizontale 
rothe  Linie  begrenzt,  wie  auch  die  ganze  Fläche  dieses 
Streifens  mit  verticalen  rothen  Parallelstreifen  bedeckt 
ist.  lieber  dem  Sockel  befinden  sich  dunkelgelbe  verticale 
Streifen,  mit  rothen  Linien  und  Blattornamenten  bedeckt 
und  beiderseits  von  rothen  Bogenlinien  eingefasst.  Die 
dazwischen  liegenden  Felder  zeigen  auflichtgelbem  Grunde 
unregelmässige  Streifen  von  grauer  Farbe. 

In  dem  Räume  C^  fand  man  ein  rundes,  aus  Bruch- 
steinen und  Ziegeln  aufgeführtes  Gemäuer  von  70  Cm.  Höhe 
und  190  Cm.  Durchmesser.  An  vier  Stellen  der  Peripherie, 
und  zwar  in  gleichen  Abständen  von  einander  zeigen  sich 
Einschnitte,  in  deren  einem  ein  8  Cm.  starkes  Säulchen 
(Figur  4)  eingemauert  war.  Da  im  Schutte  des  Raumes  C^ 
einige  Schäfte,  Capitäle  und  Füsse  ganz  gleicher  Säulchen  vor- 
kamen, ist  wohl  anzunehmen,  dass  auch  in  jedem  der  drei 
übrigen  P^inschnitte  ein  solches  Säulchen  gestanden  habe. 

Der  Fuss  dieser  Säulchen  besteht  aus  einer  quadra- 
tischen Platte,  über  welcher  zwei  cylindrische  Wulstringe 
angebracht  sind,  die  den  glatten  Säulenschaft  tragen.  Das 
Capital  zeigt  zu  unterst  einen  cylindrischen  Wulst  und 
darüber  vier  spitzig  auslaufende  glatte  Blätter,  über  welchen 
eine  quadratische  Platte  den  Abschluss  bildet. 

Nach  seiner  ganzen  Form  halte  ich  den  besprochenen 
runden  Mauerstock  für  einen  Feuerherd.    Sonst  ist  in  dem 
ganzen  Gebäude    keine  Spur   einer  Feuerungsanlage   vor- 
gefunden worden,  und  nachdem  dasselbe  zweifellos  Woh- 
nungszwecken   gedient    hat,    müssen    die    verschiedenen 
Räume  zur  Winterszeit  durch  offene  Gluthpfaunen  mittels 
Holzkohle  erwärmt  worden  sein. 
In   dem    Hause   wurden    ferner   sehr   viele   Bruchstücke    bearbeiteter   Steine    als: 
Capitäle,   Basen,    Säulen  sc)  laftfragmente,    umrahmte   Platten   u.    dergl.   angetroffen,    von 
welchen    ich  nur  einige  bessere  Stücke  kurz  anführen  will. 


Fig.  4. 

Fig.  5.    »Sockel, 

Steinernes 

lJa.sis  und  Capital 

Säulelien 

einer  8teinsänle 

(Vi»). 

(Vi.)- 

^r^^"*^ 


Fig.  G.     Basis    und   Capital 
einer  grossen  8teinsäulc  C^jin) 


Radiiusky.    Die  rönusche  Atisiedlunpf  von  Majdaii.  2Ö6 

An  tragenden  Gliedern  fand  man  ausser  den  bereits  genannten  das  Postament, 
ein  Schaftstück  und  das  Capital  einer  grösseren  Säule  von  etwa  18  Cm.  Durchmesser 
(Figur  5).  Das  rechteckige  Postament  von  24  Cm.  Scitcnbreite  ist  an  der  Vorderseite 
mit  einem  einfach  profilirten  Rahmen  geziert  und  besitzt  an  der  einen  Breitenseite  eine 
Nuth.  Der  daran  befindliche  Säulenfuss  besteht  aus  zwei  cyHndrischen  Wülsten  ohne 
Fussplatte.  Das  Capital  bildete  vier  spitzig  auslaufende  glatte  Blätter  über  einem  cyHn- 
drischen Wulste;  dasselbe  war  wohl  mit  einer  rechteckigen  Deckplatte  abgeschlossen. 
Der  Schaft,  von  welchem  Bruchstücke  vorliegen,  war  ganz  glatt. 


Fig.  7.    Bruchstück  eines  Inselirit'tsteiiies. 

Von  den  zwei  grossen  Säulen  im  Räume  E,  welche  ebenfalls  glatte  Schäfte 
besassen,  ist  eine  Basis  und  ein  Capital  in  Figur  G  abgebildet.  Auch  dieses  Capital 
besteht  aus  vier  glatten,  spitz  zulaufenden  Blättern;  die  gegen  die  Seitenmitten 
etwas  eingezogene  Deckplatte  zeigt  sich  hier  mit  je  einem  abgerundeten  Ansätze 
verziert. 

Der  Durchmesser  dieser  grossen  Säulen  beträgt  40  Cm.,  die  Seitenbreite  der 
Fussplatte  61  Cm.,  die  Seifenbreite  der  Deckplatte  am  Capital  60  Cm.  Wir  sehen  also 
diese  eigenthümliche  Capitälform  auch  bei  sehr  verschiedener  Grösse  der  Säulen  con- 
sequent  angewendet. 

Femer  nennen  wir  das  in  Figur  7  abgebildete  Fragment  einer  Steinplatte,  welche 
innerhalb  eines  bogenförmig  abschliessenden,  profilirten  Rahmens  deutlich  die  Buch- 
staben O  und  M  zeigt  und  daher  sehr  wahrscheinlich  das  Bruchstück  eines  Jupiter- 
altares darstellt.     (lovi).   O(ptirao).    M(aximo).  *) 


*)  Voraujjgesetzt,  dajw  die  Zeiclnmujjf  correct  ist,  enthielt  die  erste  Zeile  des  Inschriftfeldes  keinen 
angemessenen  Platz  fllr  da.s  I(ovi)  nnd  ist  auch  O(ptimo)  nicht  zweifellos,  so  dass  D(is)  M(anibu8)  wahr- 
scheinlicher winl.  D.  Red. 


254 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


Auf  dem  Scheitel  des  Bogenrahmens  ist  eine  gebundene  Getreide- 
garbe dargestellt,  neben  derselben  steht  eine  männliche  Figur  in  der 
Tunica  mit  übergeworfenem  Mantel  und  einer  Weintraube  in  der  Hand. 
Neben  dieser  Figur  ist  der  Rand  der  Platte  durch  eine  schraubenförmig 
kanneürte  Säule  geziert. 

•  An  Metallfunden  ist  ein  gebrochener  Stilus  aus  Silber  (Figur  8) 
anzuführen,  dessen  Griff  ziemlich  reich  profilirt  ist  und  einen  auf  jeder 
Seite  mit  je  einem  Buchstaben  geschmückten  würfelförmigen  Knauf  trägt. 
Die  eingeritzten  Buchstaben  M,  R  und  C  sind  deutlich  erkennbar, 
während  ich  den  Buchstaben  der  vierten  Seite  nicht  zu  lesen  vermag. 
Von  Eisengegenständen  sind  ausser  Nägeln  und  diversen  Fragmenten 

eine  Pflugschar  (Figur  9) 
von  18'5  Cm.  Länge  und 
13'5  Cm.  Breite,  dann  ein 
Pflugmesser  (Figur  10)  von 
41  Cm.  Länge  und  6*5  Cm. 
grösster  Breite  vorgekom- 
men. Beide  Formen  sind  in 
römischen  Gebäuderuinen 
unseres  Landes  schon  wie- 
derholt gefunden  worden  und 
in  der  Sammlung  des  Lan- 
desmuseums in  mehreren 
Exemplaren  vertreten.  An 
sonstigen  Fundstücken   sind 


Fig.  10.  Eisernes 
Pflugmesscr. 


Fig.  8. 
Silberner  Stilus. 


Fig.  9. 
Eiserne  Pflugschar. 


nur  noch  verschiedene  Glas- 
und  Thongefässscherben  zu 
erwähnen. 

Wenn  nun  auch  dui'ch  die  Grabung  in  Majdan  keine  besonders  kostbaren  Funde, 
welche  wir  übrigens  in  solcher  Entfei-nung  von  der  Seeküste  bei  der  Aufdeckung 
römischer  Hausreste  auch  kaum  erwarten  dürfen,  erzielt  worden  sind,  so  hat  sie  uns 
doch  den  interessanten  Grundriss  eines  grösseren  römischen  Provinzialgebäudes  geUefert, 
und  durch  die  Untersuchungen  der  Umgebung  desselben  erscheint  der  einstige  Bestand 
einer  grösseren  römischen  Ansiedlung,  welche  durch  eine  Befestigung  auf  der  Gradina 
von  Majdan*)  beschützt  wurde,   zweifellos  nachgewiesen. 

Wenn  wir  uns  die  Frage  stellen,  welchem  Zwecke  das  in  Majdan  ausgegrabene 
Römerliaus  gedient  haben  mag,  so  glaube  ich  dieselbe  dahin  beantworten  zu  können, 
dass  es  ein  hervorragenderes  Wohngebäude  der  Ansiedlung  gewesen  ist,  da  alle  Haupt- 
theile  eines  römischen  Wohnhauses  darin  vertreten  sind. 

Das  Gebäude  enthielt  kein  gegen  die  Gasse  zu  ofi*enes  Vestibulum,  sondern  wir 
treten  durch  das  in  der  Hauptmauer  angebrachte  Thor  /  in  die  innere  Hausflur,  das 
Ostium  b\  welche  Anordnung  sich  übrigens  auch  bei  einzelnen  Gebäuden  in  Pompeji 
gefunden  hat.  Aus  diesem  Vorhause  führt  eine  breite  Maueröflnung,  welche  wahr- 
scheinlich keinen  Thürverschluss  besass,  in  das  Atrium  E^  den  mittleren  und  grössten 
Raum,  in  welchem  sich  bei  Tage  das  Leben  der  Familie  zumeist  abgespielt  haben  mag. 
Es  dürfte  als  Atrium  testudinatum  ganz  gedeckt  gewesen  sein,   da  der  Boden  voU- 


*)  Diese  Mittli.,  I,  S.    IbOff. 


Radiinsk7-    Die  römische  Ansiedlung'  von  Majdan.  255 

ständig  eben  mit  dem  Gussestriche  tiberzogen  war  und  keine  Spur  eines  Impluvium 
zeigte,  in  welches  bei  den  in  der  Mitte  offenen  Atrien  der  Römerhäuser  das  Regen- 
wasser von  den  gegen  innen  geneigten  Dachflächen  abgeleitet  wurde. 

Aber  auch  ein  Atrium  displuviatum,  bei  welchem  das  Dach  nicht  nach  innen, 
sondern  nach  aussen  geneigt  war  und  in  seiner  Mitte  eine  rechteckige  Lichtöffhung 
besass,  scheint  unser  Haus  nicht  besessen  zu  haben. 

Die  Anordnung  eines  in  der  Mitte  offenen  Daches  mag  überhaupt  für  das  wärmere 
Klima  Italiens  wegen  der  guten  Erleuchtung  der  inneren  Gebäudetheile  ganz  gut  ge- 
passt  haben,  wogegen  es  sich  flir  die  kalte  Winterszeit  unserer  Gegenden  nicht  eignete. 

Am  Ostende  des  Atriums  sehen  wir  zwischen  zwei  mächtigen  Säulen  c  den  recht- 
eckigen Aufbau  b  und  dahinter  den  erhöhten  Raum  A,  dessen  Vordertheil  offen  und 
nur  durch  die  drei  Steinstufen  a  von  den  umgebenden  Räumen  getrennt  war.  Den 
Abschluss  desselben  bildet  die  kreisförmig  ummauerte  Apsis,  deren  Wände  mit  reicherer 
Malerei  geschmückt  und  deren  Gussestrich  ebenso  wie  jener  zwischen  den  Steinstufen  a 
besonders  sorgfältig  ausgeftihrt  war. 

Ich  glaube  daher  den  Aufbau  b  als  den  Unterbau  eines  Opferaltares  und  den 
Raum  A  als  eine  Hauskapelle  (Sacellum)  deuten  zu  können,  welche  Ansicht  auch  durch 
die  Auffindung  eines  Jupiter-Altarsteines  in  dem  Gebäude  unterstützt  wird. 

In  den  gegen  das  Atrium  offenen  Seitenräumen  B^  und  B^  suche  ich  die  Alae, 
welche  theils  als  Empfangs-  und  Sprechzimmer,  theils  aber  als  Räume  für  grosse  Kästen 
benützt  zu  werden  pflegten. 

Der  Raum  C\  mit  seinem  runden  Feuerherde  dürfte  die  Küche  gewesen  sein, 
wogegen  die  Räume  C^,  D^  und  D^  als  Schlafzimmer  (Cubicula)  und  als  Speisezimmer 
(Triclinium)  gedient  haben  mögen. 

Wenn  die  Erleuchtung  des  Gebäudes  nicht  durch  eine  Dachöffnung  über  dem 
Atrium  bewirkt  war,  muss  das  Gebäude  flir  diesen  Zweck  mit  Fenstern  versehen  ge- 
wesen sein,  über  deren  Anordnung  uns  jedoch  die  nur  bis  zu  einer  geringen  Höhe 
erhaltenen  Mauern  keinen  Aufschluss  geben. 

Das  Vorkommen  der  eisernen  Pflugbestandtheile  zwischen  dem  Schutte  des  Atriums 
deutet  schliesslich  darauf  hin,  dass  sich  die  Bewohner  dieses  Römerhauses  auch  mit  der 
Landwirthschaft  beschäftigt  haben. 

Fragen  wir,  welcher  Station  an  der  Römerstrasse  von  Salona  nach  Servitium 
(Bosn.-Gradiäka)  die  Gebäuderuinen  von  Majdan  angehört  haben,  so  bietet  uns  die 
Lage  des  Dorfes  äari6i  an  der  Pliva,  in  welchem  Tomaschek^)  nach  der  Aehnlichkeit 
des  Namens  die  römische  Station  Saritte  vermuthet,  einen  Anhaltspunkt.  Durch  die 
in  neuerer  Zeit  erfolgte  Auffindung  von  römischen  Gebäuderuinen,  Architekturstücken, 
Inschriftgrabsteinen  und  zahlreichen  Münzen  zwischen  Öari<^i  und  dem  nahen  Öipovo*) 
erhielt  diese  Vermuthung  eine  starke  Stütze. 

Gehen  wir  von  diesem  Punkte  aus,  so  finden  wir  in  der  Peutinger'schen  Tafel 
zwischen  den  Stationen  Saritte  und  Indenea  7  römische  Meilen,  dann  zwischen  Indenea 
und  Baloie  5  römische  Meilen  verzeichnet.  Rechnen  wir  auf  eine  römische  Meile  rund 
1-5  Km.,  somit  für  die  ganze  Distanz  von  Saritte  nach  Baloie  (12  römische  Meilen), 
18  Km.,  so  entspricht  diese  Distanz  ziemlich  genau  der  Entfernung  von  §ari6i  nach 
Majdan,  und  wir  können  daher  mit  einiger  Sicherheit  in  den  Ruinen  von  Majdan  Reste 
der  Römerstation  Baloie  suchen. 

*)  Mitth.  der  k.  k.  geogr.  Gesellschaft  Wien,  1880,  S.  516. 
•)  Diese  Mitth.  H,  S.  90  ff. 


256  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

Die  Lage  der  Zwischenstation  Indenea,  welche  in  der  Pentinger^schen  Tafel 
durch  zwei  Thürme  besonders  hervorgehoben  erscheint,  ist  vorläufig  noch  unsicher. 
Nach  der  angegebenen  Distanz  von  5  römischen  Meilen  oder  7-5  Km.  wäre  dieselbe 
an  der  Pliva,  oberhalb  von  Jezero,  zwischen  den  Dörfern  Öerkazovi6i  und  Doä6,  wahr- 
scheinlich am  linken  Ufer  zu  suchen.  Mir  ist  bisher  nur  so  viel  bekannt,  dass  in  jener 
Gegend  in  dem  Riede  Gorica  schon  öfter  römische  Bronzen  ausgeackert  worden  sind, 
und  im  verflossenen  Jahre  habe  ich  von  dem  Hüttenmeister  Herrn  Torkar  eine  schöne 
römische  Bronzefibel  aus  dieser  Localität  für  unser  Museum  erhalten.  Hoffentlich  wird 
es  in  Kürze  auch  da  geHngen,  Gebäudereste  der  Station  Indenea  aufzufinden. 


Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


Von 

Franz  Fiala,       und 

Cnsiosadjnnct  am  bosn.-heiüeg.  LandesmQseQm; 


Dr.  Carl  Patsch, 

Gymnasiallehrer  in  Sarajevo. 


(Mit  4  Tafeln  und    114  Textabbildungen.) 
Inhalt:     I.  Gradac  bei  PosnSje.  ~  II.  Stolac.  —  HI.  LjubuSki  und  Umgebung. 


I.  Oradac  bei  PosnSJe. 

Jjas  in  der  nordwestlichen  Hercegovina  gelegene  Becken  von  PosuSje  hat  an 
seinen  Rändern  viele  Reste  römischer  Besiedlang  aufzuweisen.  In  der  Nähe  der  Ort- 
schaften Gorica,  Vinjani,  Batin  und  Gradac  sind  wiederholt  antike  Gräber,  Inschriften 
und  Qebäuderuinen   constatirt  worden.     Die  grösste  und  relativ  am  besten  erhaltene 

römische  Ruine,  von  der  schon  Bakula^) 
Erwähnung  thut,  befindet  sich  auf  einem 
oberhalb  des  Pfarrhauses  von  Gradac  anstei- 
genden Hügel,  der  von  den  Ortsbewohnern 
Gradac  oder  Gradina  genannt  wird. 


Fig.  1.   Gmndriss  der  römischen  Befestigung 
KuHna  bei  PosuSje. 


Fig.  2.  Durchschnitt  der  Hügel  Gradac  und  Kulina 
bei  Posuije. 


Auf  einem  vom  Gradachügel  nur  durch  einen  seichten  Thaleinschnitt  getrennten 
Bergrücken  sind  die  Reste  einer  römischen  Befestigung  zu  finden.  Das  Plateau  des 
Rückens  ist  von  eiförmiger  Gestalt  und  von  einer  in  Mörtel  gelegten  Mauer  umgeben. 
Die  Mauer,  welche  stellenweise  noch  die  Höhe  von  einem  Meter  erreicht,  besteht  aus 
roh  behauenen  Bruchsteinen;  der  Mörtel  enthält  Ziegelstückchen.  Der  Längsdurchmesser 
der  Befestigung  beträgt  100  M.,  der  Querdurchmesser  70  M.  An  der  Nordseite  finden 
sich  Spuren  eines  Einlasses,  an  der  Südseite  erhebt  sich  ein  UM.  hoher,  an  der  Basis 


*)  Schematismus  topographico-historicus  custodiae  provincialis  et  vicariatus  apostolici  in  Hercegovina. 
Spalato  1867. 

Band  m.  17 


258 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


30  M.  breiter  Erdhügel,  welcher  auf  der  Spitze  die  Reste  eines  viereckigen  Gemäuers 
trägt.  Dieses  besteht  aus  Bruchsteinmauerwerk  und  soll  nach  Aussage  einiger  Bauern 
vor  zehn  Jahren  die  Höhe  von  2  Metern  gehabt  haben;  heute  ragen  nur  Va  Meter  hohe 
Reste  aus  dem  umgebenden  Schutte  empor.  An  der  Nordseite  dieses  Hügels,  dort,  wo 
die  Umfassungsmauer  darüber  hinwegführt,  ist  ein  kleiner,  1  M.  breiter  Eingang  an- 
gebracht. Die  Befestigungsanlage  trägt  im  Volksmunde  den  Namen  Kulina,  wahr- 
scheinlich von  dem  Thurme  (Kula),  der  auf  dem  Erdhügel  gestanden  hat.  Figur  1  gibt 
den  Grundriss  der  Anlage,  Figur  2  ein  Terrainprofil  des  Gradac  und  der  Kulina.  Aus- 
grabungsarbeiten wurden  auf  der  Kulina,  bis  auf  einen  kleinen  Probeschurf,  der  nur 
einige  prähistorische  und  römische  Thongefässfragmente  ergab,  nicht  unternommen. 


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Fig".  3.    Grumlriös  und  Durchschnitt  der  Ruine  Gradac*. 
1  : 1000. 


Die  Ausgrabungen  in  der  Ruine  Gradac  wurden  vom  erstgenannten  Verfasser  im 
Mai  1892  eingeleitet  und  im  April  1893  zu  Ende  geführt.  Die  Bauanlage  (Figur  3) 
bildet  ein  Viereck  von  61  und  75  M.  Seitenlänge.  Die  ursprünglich  3  M.  starken,  jetzt 
ihrer  Quaderverkleidung  beraubten  Mauerfesten  springen  an  der  Südwestseite  des  Baues 
beiderseits  in  einer  Entfernung  von  17  Metern  von  den  Eckpunkten  unter  rechtem 
Winkel  ein  und  bilden  so  die  9  M.  langen  Mauerwangen  einer  Aufgangstreppe,  von 
welcher  noch  2  M.  lange  Bruchstücke  an  Ort  und  Stelle  gefunden  wurden.  Vor  mehreren 
Jahren  sollen  von  Bauern  zahlreiche,  darunter  auch  einige  5  M.  lange  Stufenfragraente 
weggeschleppt  und  zum  Baue  von  Häusern  verwendet  worden  sein.  Die  Südwest- 
und  Nordwestseite  des  Baues  ist  durch  mächtige,  aus  Bruchsteinen  aufgemauerte  und 
mit  behauenen  Quadern  verkleidete  Strebepfeiler  gestützt.     An  der  Nordwestseite  sind 


Fiala  and  Patsch.    Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


259 


deren  sechs  und  zwar  in  folgenden  Höhendimensionen  ausgeführt:  a  =  2  M.,  h  =  2*5  M., 
c  ==  3*5  M.,  d  =  6  M.,  e  -=  10  M.  und/  =  10  M.  Die  Breite  der  Pfeiler  variirt  zwischen 
1  und  2  M.;  die  E\isslänge  ist  aus  der  Planskizze  ersichtlich.  Auf  der  Südwestseite 
sind  vier  Strebepfeiler  von  einer  Terrasse  aus  in  gleichen  Dimensionen  (2-5  M.  Höhe, 
1  M.  Breite  und  7*5  M.  Fusslänge)  aufgemauert.  Die  erwähnte  Terrasse  setzt  sich  auch 
auf  der  Südostseite  fort,  an  der  Nordostseite  ist  sie  Culturen  zum  Opfer  gefallen.  Bei 
den  Ausgrabungen  im  Innern  wurden  nur  an  der  Nordwestseite  Mauerzüge  aufgedeckt. 
•  Die  Nordost-  und  Südostseite  wiesen  nur  den  natürüchen,  mit  spärlicher  Grasnarbe  be- 
kleideten Felsboden  auf,  welcher  nur  an  wenigen  Stellen  gegen  die  Hauptmauer  zu 
Spuren  von  Gussmörtel  zeigte.  In  den  aufgedeckten  Räumen  B,  C  und  Z),  sowie  längs 
der  ganzen  Hauptmauer  bei  F  wurde  am  Boden  circa  ^4  M.  unter  dem  Niveau  eine 
zusammenhängende  Gussestrichschichte  constatirt.  Leider  war  von  den  entdeckten  Räum- 
lichkeiten nur  das  Grundmauerwerk  erhalten. 


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Fig.  4.    Bnich.stüc'k  eines  Krauzgosiinsos. 


Bei  der  im  Plane  mit  G  bezeichneten  Stelle  wurde  ein  aus  vier  rechtwinkelig 
zusammenstossenden  Platten  aufgemauertcr  Sockel,  ^^  M.  im  Quadrate  und  Vg  M.  hoch 
vorgefunden;  derselbe  war  wohl  fiir  eine  Statue  bestimmt. 

Der  architektonische  Schmuck  der  Baulichkeiten  war,  nach  den  vorhandenen 
Fragmenten  zu  schliessen,  ein  bedeutender.  Sämmtliche  feiner  gearbeiteten  Stücke  sind 
aus  importirtem  Curzolaner  Steine,  die  übrigen  aus  einheimischem  Kalkmergel  hergestellt. 
Es  wurden  geborgen: 

Säulentrommeln,  glatte  oder  cannelirte, 
in  circa  10  Bruchstücken.  —  Ein  Viertel 
einer  aus  Pinthe  und  zwei  Trochilcn  beste- 
henden Säulenbasis  mit  glatten  Ansatzflächen 
und  Dübellöchern  oben  und  unten,  H.  ^= 
0*15  M.,  Radius  0*22  (befindet  sich  in  den 
Sammlungen  des  Landesmuseums).  —  Taf.VI, 
Figur  3  (^'5)  Fragment  der  Bekrönung  eines 
Epistyls,  aus  Astragalus,  lesbischem  Kyma 
und  Abacus  bestehend.  —  Figur  4.  Bruch- 
stück eines  Kranzgesimses  mit  gut  gearbei- 
tetem Astragal,  Eierstab,  feinen  Zahnschnitten 
und  lesbischem  Kyma.  —  Ein  Eckstück  eines 
solchen  Gesimses  ist  auf  Taf.  VI,  Figur  1  (V5) 
abgebildet.  —  Das  in  Figur  5  (72)  abge- 
bildete Reliefköpfchen,  mit  oben  glattgestrichenem,  unten  in  Löckchen  endigendem 
Haare   und   einem  Blatte   rückwärts,   ferner  Figur  10  (Vs)   der  Taf.  VI,  Vogel  auf  ge- 

17* 


Fig.  5.    Koliefköpfcheu  {^l^)- 


260 


I.    Archäologie  und  Gescbiclite. 


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bundenen  Zweigen  sitzend,  Fig.  5  (Ys)  derselben  Tafel,  Blütenzweig,  und  die  auf  Taf.  VII 
abgebildeten  Stücke,  Greif,  Arabeske,  an  der  ein  Vogel  pickt,  und  Arabeskenfragment, 
dürften  Bruchstücke  vom  Sculpturenschmuck  des  Frieses  sein.  —  Ob  der  auf  Taf.  VI, 
Figur  2  (^/g)  abgebildete  Delphin,  der  auf  dem  Rücken  eine  dreifach  gegliederte  Platte 
trägt,  vom  Schmucke  des  Giebelfeldes  herrührt,  ist  fraglich.  —  Der  auf  Taf.  VI, 
Figur  9  (Yö)  abgebildete  Adlerkopf,  wahrscheinlich  zu  einem  Rumpfe  gehörig,  der  an 
derselben  Stelle  nebst  einem  Flügelfragment  gefunden  wurde,  wird  vermuthlich  den 
Akroterienschmuck  gebildet  haben.  —  Figur  7  und  12  (Ys)  der  Taf.  VI  sind  vielleicht 
als  Bruchstücke  eines  Pilastercapitäls  zu  deuten.  —  Für  Figur  4,  6  und  8  (Ys)  der- 
selben Tafel  konnte  bis  jetzt  keine  Erklärung  gefunden  werden. 

Relativ  reich  war  die  Ausbeute  an  Inschriften.  Dieselben  wurden  zum  grossen 
Theile  in  zwei  Schutthügeln  innerhalb  des  Gradacgemäuers  gefunden,  einige  jedoch 
auch  auf  den  Gehängen  des  Gradachügels;  wahrscheinlich  sind  sie  dorthin  verschleppt 
oder  abgerollt. 

I.  Figur  6.  Vier  zusammen  gefundene  Bruchstücke  aus  Curzolaner  Kalkstein  von 
der  unteren  Seite  einer  Platte;  der  gleiche  Stein,  die  gleiche  Buchstabenhöhe  und  der 
gleiche  Abstand  (0'031)  der  letzten  Zeile  vom  unteren  Rande  lassen  sie  als  zusammen- 
gehörig erkennen;  keine  Umrah- 
mung ;  rückwärts  abgeschlagen. 
I.  Höhe  014,  Breite  0115,  Dicke 
bei  erhaltener  rückwärtiger  Fläche 
0-15.  U.  Höhe  0-09,  Breite  0-09, 
Dicke  004.  III.  Höhe  001,  Breite 
0045,  Dicke  012.  IV.  Höhe  019, 
Breite  0-09,  Dicke  0-2.  Zu  derselben 
Inschrift  gehört  vielleicht  auch  Nr.  V,  von  demselben  Fundorte,  gleichem  Materiale  und 
ebenfalls  ohne  Umrahmung;  Höhe  009,  Breite  0*2,  Dicke  0-06;  schön  geschnittene, 
0-055  hohe  Buchstaben.  Bei  Fragment  III,  Zeile  2  hat  der  Rest  des  T  einen  späteren 
Ansatz  nach  unten,  so  dass  er  der  Kopfrundung  eines  P  ähnlich  ist.  Bei  Fragment  V 
kann  man  denken  an 

Apollini]  et  Difanae 

oder  auch  an  die  durch  C.  I.  L.  IH  1947  (Salonae)  bezeugte  Verbindung: 
I(ovi)  o(ptimo)  m(aximo)  et  di(vo)   Claudio  .  .  . 
Für  Zeile  3  könnte  man  folgende  Lesung  vorschlagen: 
ex  te8t]am[en]to  r[e8ti]tu[er]unt 
Für  Zeile  1  etwa:  aedicjulfam. 
Bei  Zeile  2  ist  vielleicht  eine  Ligatur  von  0  =  10.000  und  L  zu  erkennen. 

Die  Inschrift  ist  wohl  eine  Bauinschrift,  die  über  dem 
Eingange  eines  wiederhergestellten  Heiligthumes  einge- 
mauert war. 

IL  Figur  7.  Bruchstück  von  der  rechten  oberen  Ecke 
einer  Kalksteinplatte;  keine  Umrahmung,  Oberfläche  abgerie- 
ben; Höhe  0-48,  Breite  0*65,  Dicke  0-18;  schöne  Buchstaben, 
ihre  Grösse  in  Zeile  1:01,  Zeile  2:  008  und  in  Zeile  3  und  4: 
0*07.  Am  Schlüsse  der  vierten  Zeile  scheint  nichts  zu  fehlen. 


Fig.  6. 


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■ILIO  CAESAR) 

»ONTiF  MAXIM) 


Fig.  7 


Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    III.  Band. 

FlALA- Patsch  :    Römische  Fundorte  in  der  Hercegovina.      Taf.  VI. 


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Fiala  and  Patsch.    Untersnchnn^en  römischer  Fundorte  in  der  HercegOYina. 


261 


Ti.  Claudijo  Drusi  [Germanici]  filio 
Caesari  [Aug(u8to)  Oermanicjo  pontif(ic%) 
maxim(o)  [trib(unicia)  pote8t(ate)  X  .  . 
co(n)8(uli)]  V  imp(eratori)  XXV  [patri  patriae  .... 

Oandius  war  zum  fUnften  Male  Consul  im  Jahre  51,   ohne   diese   Würde  jemals 
wieder  zu  bekleiden:  die  Inschrift  fallt  demnach  in  die  Zeit  zwischen  51  und  54  n.  Chr. 

III.  Figur  8.  Bruchstück  von  der  rechten  unteren  Ecke  einer 
Kalksteinplatte,  keine  Umrahmung,  Oberfläche  etwas  abgerieben; 
Höhe  0-48,  Breite  043,  Dicke  008;  Grösse  der  Buchstaben  in 
Zeile  1:  etwa  009,  Zeile  2:  0064,  Zeile  3:  0-053.  In  Zeile  3:  folgt 
nach  PATRI  nichts. 

pont(ifici)  max(imo)  tri]b(unicia)  pot(e8tate) 

/"....  i]mp(eratori)  XX  [co(n)8(uli)  .  .  ,] 

patri  [patriae]. 


Fig.  8. 


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:.0M] 


Fig.  9. 


Ausser  dem  Charakter  der  Buchstaben  —  insbesondere  beachte  man  das  oflfene  P  — 
weist  auch  die  hohe  Acclamationszahl  diese  Kaiserinschrift  dem  ersten  Jahrhunderte 
zu.  Von  den  Herrschern  dieser  Zeit  kommen  in  Betracht  Augustus,  Claudius,  Vespa- 
sianus  und  Domitianus;  eine  bestimmtere  Angabe  ist  unmöglich. 

rV.  Figur  9.  Bruchstück  einer  Kalksteinplatte,  die  rückwärts  am  oberen  Rande 
eine  Profilirung  zeigt.  Man  kann  daraus  auf  eine  doppelte  Benützung  des  Steines  um  so 
eher  schliessen,  als  sich  über  der  Inschrift  ein  0*13  breites  Loch  zum 
Einlassen  eines  Balkens  befindet;  Höhe  0*29,  Breite  0*2,  Dicke  0*1;  Höhe 
der  Buchstaben  Zeile  1:  0-06,  ZeUe  2:  0-045. 

Divo  Antonino  e]t  divafe  Fau8tinae  et 

imp(eratori)  Cae8(ari)  M.  Aurelio]  Comfmodo 

Ant(onino)  Aug(u8to)  Pio  .... 

V.  Figur  10.  Bruchstück  vom  oberen  Rande  einer  umrahmten  Kalksteinplatte; 
links  abgearbeitet,  Oberfläche  abgerieben;  Höhe  032,  Breite  023,  Dicke  009;  Grösse 
der  guten  Buchstaben  in  Zeile  1:  0055,  Zeile  2:  0-045.  Ob  noch  eine  dritte 
Zeile  folgte  lässt  sich  nicht  entscheiden. 

Zeile  1 :  Augu8]tae.       Zeile  2 :  ?  dejditi, 

VI.  Figur  11.  Bruchstück  von  der  unteren  Seite  einer  Platte  mit 
aufgebogenem  Rande,  rückwärts  glatt,  Kalkstein;  Höhe  0*29,  Breite  027, 
Dicke  am  Rande  0*16,  sonst  0-105;  Grösse  der  guten  Buchstaben  0-047. 
Der  Buchstabenrest  in  Zeile  2  ist  nicht  sicher.  —  In  Anbetracht  dessen, 
dass  keine  weitere  Zeile  gefolgt  zu  sein  scheint,  könnte  man  für  Zeile  2 
etwa  die  Lesung: 

devotU8  numini  maie]8ta[tique  eiu8 

in  Vorschlag  bringen. 


Fig.  10. 


Fig.  11. 


VH.  Figur  12.  Bruchstück  von  der  rechten  Seite  einer  Platte  aus  einer  dunkel- 
grauen Gesteinsart  (Eruptivgestein),  keine  Umrahmung;  Höhe  0-18,  Breite  0-24,  Dicke 
0*09;  Grösse  der  schön  geschnittenen  Buchstaben  in  Zeile  1:  006,  in  Zeile  2:  0-05.  Die 
Buchstabenformen,  insbesondere  das  offene  P,  weisen  die  Inschrift  der  ersten  Kaiserzeit 
zu.  Was  die  Ergänzung  anbelangt,  so  wird  man  ausser  Lepidus  sehr  wenige  Cognomina 


262  I.  Archäologie  nnd  Geschichte. 

finden,   die   für  unseren  Rest  in  Zeile  2  passen.     Die  Ausführung  der  Inschrift,   sowie 
die  Form  des  Steines,   die  darauf  schliessen  lässt,   dass  das  Fragment  an  einem  öffent- 
lichen Baue   angebracht   war,   sprechen   daflir,    dass  Lepidus   nicht   von 
/|  Q       I     niederem  Stande  gewesen  ist, 
xDinrV^  Nun   nennt   Dio  56,    12    einen  Marcus   Lepidus    als   Legaten    des 

^*JiV^       Tiberius   im    pannonisch-dalmatischen  Kriege.    Vielleicht  dürfen  wir  ihm 
Fig.  12.  ^^^  Inschrift  zusprechen.  Möglicherweise  ist  aus  dem  Legaten  des  Tiberius 

wegen  seiner  Kenntniss  des  Landes  und  der  Bevölkerung  ein  legatus 
Augusti  pro  praetore  geworden.  Die  Liste  der  dalmatinischen  Statthalter  ist  bei  Weitem 
noch  nicht  so  geschlossen,  dass  wir  das,  wie  es  Liebemam  in  Verwaltungsgeschichte  I, 
S.  153  gethan  hat,  ohne  Weiteres  leugnen  könnten. 

M.  Aemijlio  [M,  F,  LJepido. 

vQ^  VIII.  Figur  13.   Bruchstück   vom  unteren  Rande  einer  Platte,  mehrfach 

jpRAElv     umrahmt,  Kalkstein;  Höhe  012,  Breite  017,  Dicke  0075;   Grösse  der  Buch- 
*    Stäben  0*028, 

Fig.  13. 

?  Flavfius .]  ■praef(ectu8) 

IX.  Figur  14.  Zwei  aneinanderschliessende  Bruchstücke  vom  oberen  Rande  einer 
mehrfach  umrahmten  Kalksteinplatte;  Höhe  0*12,  Breite  0*21,  Dicke  004;  ungleich  hohe 

(circa  0045)  Buchstaben.  In  Zeile  1  ist  dem  Spatium  zwischen  dem  ersten 

ÖVQl\\V      Buchstaben reste  und  A  zufolge  ein  P  anzunehmen.    Auf  den  ersten  Blick 

\^ÜS>^        ist  man  versucht,  das  Bruchstück  für  den  Rest  einer  Dedicationsinschrift 

Fig.  14.  an  Vespasian  zu  halten.    Dagegen  spricht  aber  die  für  eine  Kaiserinschrift 

aus  der  Zeit  Vespasians  zu  unschöne  Schrift;  die  Buchstaben  sind  ungleich 

hoch,    und  besonders   nachlässig  ist  das  S  gebildet.     Auffallend  ist  ferner  der   grössere 

Zwischenraum  zwischen  A  und  N  oder  M.     Es  wäre  folgende  Lesung  möglich: 

Pasia  N (oder  M  .  .  .) 

Bezüglich  dieses  Gentilnamens  vgl.  Pasia  Prima  in  C.  I.  L.  HI  2004  (Salonae). 

X.  Figur  15.  Bruchstück  vom  oberen  Rande  einer  Platte  mit  primitiver  Umrahmung, 
Kalkmergel;  Höhe  0-09,  Breite  014,  Dicke  006;  ungleiche,  circa  0025  hohe  Buchstaben. 

In  Zeile  1  ein  undeutlicher  Buchstabenrest,  am  wahrscheinlichsten  O.    In 

»CILIEMl    ^^^  zweiten  Zeile  ist  der  letzte  Buchstabe  eher  als  O  oder  Q  denn  als  C 

^""V^AE--^    2^  deuten. 

f  Pro]cili(a)e  M[f  f  ax]im(a)e  qfuae  .... 

XI.  Figur  16.  Bruchstück  einer  Platte,  allseits  gebrochen,  Kalkmergel^ 

ffJ^l^       Oberfläche  löcherig;  Höhe  O'l,  Breite  0*11,  Dicke  O'Oö;  Grösse  der  Buch- 

4a/ÄA^       Stäben  Zeile  1:  0028,  Zeile  2:  0-()3.  Wahrscheinlich  ein  zu  Nr.  X  gehöriges 

Fragment. 
*'*^-  ^^-  Zeile  1 .    Die    beiden   Punkte    sind    vielleicht    Interpunctionszeichen, 

sicher  kein  Büchstabenrest. 

Zeile  2.    f  Ingenjua  ma[tri  .... 


XII.  Figur  17.    Splitter  aus  Kalkstein,  rechts  ist  der  Rand  erhalten, 
keine  Umrahmung;   Höhe  016,  Breite  011,  Dicke  002;  Höhe  der  Buch- 
Fig.  17.         Stäben  0-037. 


Fiala  und  Patsch.    Untersuchungen  WJmifJcher  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


263 


Xin.  Figur  18.  Bruchstück  von  der  oberen  Seite  einer  dicken  Kalksteinplatte, 
keine  Umrahmung;  Höhe  0*2,  Breite  0*24,  Dicke  ()-145;  Grösse  der  schönen  Buch- 
staben 0-022. 

An  anderen  Funden  hat  die  Grabung  nur  wenig  geliefert.       HICCOEPICADI 

An  der  im  Grundrisse  mit  F  bezeichneten  Stelle  wurden  in  der         \ — -^ -^ 

den  Gussestrich   bedeckenden  Erdschichte  eine  bronzene  Mittel- 

La  Tene-Fibel    mit   knotig   verziertem    Fusse    (Figur    19,    7i); 

das  Fragment  eines  grossen  bronzenen  Messers  (Opfermessei's)  (Figur  20,  \/i),  zerknittertes 

Bronzeblech   und   einige   eiserne  Klammern    und  Nägel  gefunden.    Punkt  B  des  Planes 

lieferte   in   gleicher  Lagerung   einige  Fragmente  von  römischen  Thongefiissen  und  eine 


Fig.  18. 


Fig.  19.    Bronzene  Mittel -La  T^ne- Fibel  (Vi). 


Bronzemedaille  des  Kaisers  Nero.  Der  in  Figur  21  (Vi)  abgebildete  eiserne  Fingerring, 
welcher  in  der  Ringplatte  eine  mit  Folie  unterlegte  Paste  enthielt,  wurde  am  Grunde 
eines  grösseren  Schutthügels  gehoben. 

Am  Fusse  des  Gradinahügels  stiess  man  in  der  nächsten 
Nähe  des  Pfarrhauses  auf  mehrere  total  zerstörte  Mauerzüge, 
die  zwar  keinen  Gebäudegrundriss  erkennen  Hessen,  aber  in 
der   umgebenden  Schuttschiehte   zahlreiche  Funde   an   Arte- 
facten  ergaben.    Von  dieser  Stätte  aus  Hessen  sich  gegen  die 
Südwestabdachung  des  Gradinahügels  Spuren  einer  Wasser- 
leitung  verfolgen,   die   stellenweise  aus  Thonröhren,    stellen- 
weise  aus   einem    mittels    Steinplatten    her- 
gestellten  Canale    bestand;    der  Boden   des- 
selben  war  durch  Anwendung  eines  rothen 
Cementes    (Crvenica)    wasserdicht   gemacht. 
Das   bei   den    Grabungen    auf  dieser  Stätte 
sowie    in    den    angrenzenden    Aeckern    ge- 
wonnene Fundmateriale  ist  folgendes: 

Eine  bronzene  Früh  -  La  T6ne- Fibel  mit 
schlangenkopfförmigem  Fusse,  welcher  in  den 
gravirten  Verzierungen  Spuren  eines  roth- 
braunen Emailfl  aufweist  (Figur  22,  Vi)-  — Eine  bronzene  Mittel -La  Tene-Fibel,  Nadel 
fehlt  (Figur  23,  Vi)-  —  Eine  römische  Scheibenfibel,  Nadel  im  Charnier,  die  sternförmige 
Platte  versilbert  (Figur  24a  und  6,  Vi)-  —  Fragment  einer  bronzenen  Chamierfibel 
(Figur  25,  Vi).  —  Bronzene  Schmucknadeln  (Figur  26,  27  und  28,  Vi)-  —  Silbernes 
LöfFelchen  (Figur  29,  Vi)-  —  Bronzenes  Löffelchcn  (Figur  30,  Vi)-  —  Bronzene  Stili 
(Figur  31  und  32,  Vi)-  —  Massiver  bronzener  Fingerring  (Figur  33,  Vi)-  —  Runder 
bronzener  Knopf  mit  eingravirtem  Doppelkreuze;  in  der  Gravirung  Spuren  von 
Email  (Figur  34,  Vi)«  —  Zierknopf  aus  Brouzeguss  (Figur  35,  ^/J.  —  Ringförmig  zu- 


Fig.  21. 
Eiserner  Finger- 
ring mit  unter- 
legter Pasta  (Vi). 


Fig.  20.   Bruchstück 
eines  Bronzeniessers  (*/i). 


264 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  23. 
Bronzene  Mittel -La  Töne  «Fibel 

(V4). 


Fig.  24  a.  Fig.  246. 

Fig.  24  a  nnd  b.  Sternförmige  Scheibenfibel 

aas  versilberter  Bronze  (Vi)- 


Fig.  22. 

Bronzene  Frtth-La  Töne -Fibel 

mit  emailverziertem  Thierkopf  (*/i). 


Fig.  26.    Bronzefibel  (Vi). 


1 


Fig.  26.  Fig.  27.         Fig.  28. 

Fig.  26-28.  Bronzenadeln  (Vi). 


Fig.  29.  Silbernes 
Löffelchen 

(Vi). 


Fig.  80. 

Bronzenes 

Löffelchen  (Vi). 


Fig.  31  Fig.  32 

Bronzene  Stili  (^/x). 


Fiala  und  Patsch.    Untersnchan^en  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


Fig.  33.   Bronzener 
Fingerring  (Vi). 


Fig.  34.    Bronzoknopf 
mit  Fnrehenschmelz  (*/i) 


Fig.  36.   Ringförmig 
gekrümmte  Bronzefibel 

(Vi). 


Fig.  37. 
Bronzenes  Kettenglied 


Fig.  39.    Bronzener 

Schiassel  (Vi). 


Fig.  38.    Bronzener  Reductionszirkel  (^/x). 


Fig.  40. 
Eiserner  Schlüssel 

(Vi). 


sammengebogenes  Chamierfibel  -  Fragment  au8  Bronze  (Figur  36,  7i)-  —  Bronzenes 
Kettenglied  (Figur  37,  ^i)-  —  Ein  bronzener  Zirkel  (Reductionszirkel),  die  Schenkel 
sind  18  Cm.  lang  und  mit  kleinen  eingravirten  Kreisen  und  punktirten  Linien  decorirt, 
der  Verschluss  an  der  Nabe  ist  mittelst  eines  Keiles  hergestellt,  die  Patina  ist  schön 
dunkelgrün  und  glänzend  (Figur  38,  VJ.  —  Bronzener  Schlüssel  (Figur  39,  Vi).  —  Eiserner 


266 


I.   Archäologfie  und  Geßchichte. 


Stechschlüssel  (Figur  40,  VJ.  —  Kleine  bronzene  Sehraube  (?)  ^  (Figur  41,  7i)-  — 
Fragment  eines  bronzenen  Beschlages  (Figur  42,  \i).  —  Reifen  aus  Bronzeblech,  mit 
Oese  (Figur  43,  ^/g).  —  Bronzefragment,  unbekannter  Bestimmung  (Figur  44,  Yj).  — 
Fragment  des  Armes  einer  bronzenen  Statue  (Figur  45,  ^4);  einige  grössere  Bronzeklumpen 
sowie  Stücke  massiven  Bronzebicches  durften  von  derselben  Statue  herrühren,  da  der 
Erhaltungszustand  dieser  Objecte  der  gleiche  ist.  — Auf  einem  1*5  Mm.  starken  Stücke 
Bronzeblech  ist  der  Buchstabe  \  a  eingravirt.  —  Bronzenes  Zierstück,  gravirt 
(Figur  46,  Vi)-   —   Lorbeerblatt    \/  aus  Bronzeblech  getrieben  (Figur  47,  Yj).  — 

Rädchen  aus  Bronzeguss  (Figur  48,  Vi)-  —  Eiserne  Lanzenspitze    von  Schilf  blattform 


A 


Fig.  42. 
Durchbroclioiies 
BcschlSge  (Vi)- 


Fig.  43.    Ikonzcreif  {*|r^). 


Fig.  41. 
Bronze  (Vi)- 


Fig.  45.    JJruchatück 
einer  Bronzestatuette 


Fig.  46. 
Bronze  (Vi). 


Fig.  47.  Bronzenes  Blatt  (*/i). 


Fig.  44. 
Bronze   (Vi)- 


Fig.  48. 
Bronze  (*/i). 


(Figur  49,  V»)-  —  Eiserne  lorbeerblattformige  Lanzenspitze  (Figur  50,  Va)-  —  Eiserne 
Wurfspeerspitze  (Figur  51,  Ya)-  —  Eiserner  Bolzen  (Pfeil?)  (Figur  52.  Vi)-  —  Bronzene 
Pfeilspitze,  vielleicht  prähistorisch  (Figur  53,  Vi)-  —  Eiserne  Pfeilspitze  (Figur  54,  Vi)- 
—  Eiserner,  ankerförmiger  Schlüssel  (Figur  55,  ^  g)-  —  Eiserner  Haken  (Seilhaken?) 
(Figur  56,  Va)- 

Ein  Ringstein  aus  rother  Glaspaste  mit  erhabenem  weiblichem  Kopfe,  eine  Gemme 
aus  Carneol  mit  grob  eingravirter  Hahnfigur,  Bruchstücke  eiserner  Messer,  Sicheln  und 
Scheeren,  eiserne  Nägel  und  Klammern,  Fragmente  von  thönernen  und  gläsernen  Gefässen 


*)  Vgl.  da^J  Fundstück  au»  Rakitno  in  diesen  Mitth.,  Bd.  I,  8.   177,  Figur  24. 


Fiala  und  Patsch.     Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


267 


Fig.  &0.    Eisern  L« 
Laiiien«pitKc>  (^/j). 


Fi^.b±  Ei^Mu  (Vi)- 


Fig.  51.  Eiserne 
Lanzenspitze  (*/»)• 


Fig.  56.  Eisenhaken  (*/a)- 


Fig.  54. 
Eisen  (//i) 


Fig.  65. 
Ei.serner  Schlilssel. 


Fig.  53. 
Bronze  (Vi). 


268 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


^^^^^^:*;^■^^^^>.■ 


sowie  zwei   thöneme  Spinnwirtel   bildeten   die   übrige  Ausbeute.     Von   den  römischen 
Münzen,  deren  35  Stücke  gefunden  wurden,  soll  weiter  unten  gehandelt  werden. 

Am  Nordfusse  des  Gradachügels  wurden  auf  der  Feld- 
parcelle  des  Joso  Begi6  die  Fundamente  eines  kleinen 
römischen  Gebäudes  (Figur  57)  gefunden.  Die  Mauern  waren 
aus  viereckig  behauenen  Bruchsteinen  in  0*6  M.  Stärke  her- 
gestellt; Quermauem  waren  im  Hausinneren  nicht  ersichtlich. 
In  der  Umgebung  des  Ortes,  sowie  auch  innerhalb  der  Mauern, 
wurden  vom  Besitzer  des  Grundes  zahlreiche  Funde  gemacht, 
die  in  den  Besitz  des  Landesmuseums  übergingen: 

Römische  Charnierfibel  aus  Bronze  mit  zwei  Nadeln; 
der  Bügel  mit  kleinen  Knoten  verziert^)  (Figur  58,  Yi)-  — 
Bronzene  Schnallen  (Figur  59,  60  und  61,  Yi)-  —  Bronzene 
silbertauschirte  Schnalle  oder  Schliesse  (Figur  62,  7i)-  —  Bronzene  Beschläge  (Figur  63 
und   64,    Y^).   —   Kopf  einer   bronzenen    Schmucknadel  (Figur  65,  ^/\),   —   Bronzener 


*^!^^^^?^S!^M^$^ 


dSo  .  - 


Fig.  57.   Gnindriss 
eines  rOmischen  Gebäudes. 


Fig.  58.  Bronzefibel  mit  2  Nadeln 

(V.)- 


Fig.  62.  Bronzeschnalle,  mit  Silber  tauschirt 

(V.)- 


Tutulus  (Figur  66,  Vi)-  —  Zicrstllck  aus  Bronze  (Figur  67,  Vj).  —  Bronzene  Hand 
habe  (Figur  68,  »/,).  —  Bronzener  Griff  (Figur  69,  >/,)•  —  Eiserne  Zange  (Figur  70,  '/,). 


•)  Vgl.   das   sehr   Hhnliche  Stück   aus  Hodbina  bei  Mostar.     Diese  Mitth.,  Bd.  U,   8.   13,   Figur  11. 


Fiala  und  Patsch.    Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


269 


Fig.  63.   BronzebescMäge  (^/j). 


Fig.  64,   Bronzebeschläge  (Vi). 


Fig.  72.    Bronzener  Sporn  (V2)- 


Fig.  71. 
Bronzebügel  (Vi). 


Fig.  67. 
Bronze  (Vi)- 


Fig.  65. 
Nadelkopf,  Bronze 

(Vi). 


Fig.  69. 
Bronzegriflf 

(V.). 


Fig.  73. 
Eiserner  Sporn 

(Vs). 


Fig.  66. 
Tutulus,  Bronze 

(Vi). 


Fig.  68.    Bronzene  Handhabe  (Vi). 


Fig.  70. 
Eiserne  Zange 

(V.v 


270 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


—  Bronzener  Bügel  (Tragreif)  (Figur  71,  ^s)*  —  Bronzener  Sporn;  Dorn  abgebrochen 
(Figur  72,^72)-  —  Eiserner  Stachelsporn  (Figur  73,  Vs)-  —  Pferdegebiss  aus  Eisen  (Stange), 
vielleicht  mittelalterlich  (Figur  74,  \/j).  —  Pferdegebisstheil  aus  Bronze  (Figur  75,  Va)- 

Unter  den  in  der  Umgebung 
des  Gradachügels  gefundenen 
römischen  Münzen  sind  folgende 
Kaiser  vertreten:  Claudius,  Nero, 
Trajan,  Hadrian,  Antoninus  Pius, 
Alexander  Sevcrus,  GordianusIIL, 
Gallienus,  Claudius  11.,  Aure- 
lianus,  Constantinus  Magnus,  Lici- 
nius,  Constantinus  11.,  Constans, 
Julianus  und  Gratianus;  dieselben 
umfassen  demnach  den  Zeitraum 
von  41—383  n.  Chr.  Von  Münzen 
der  römischen  Republik  wurden 
nur  zwei  Silberdenare  der  Gens 
Cordia  ausgegraben.  DieGesammt- 
zahl  der  gefundenen  Münzen  be- 
trägt 65,  wovon  zwei  Drittel  auf 
solche  des  4.  Jahrhunderts  n.  Chr. 
entfallen. 

Auf  der  Kuppe  Rudna  kosa, 
welche  circa  1  Km.  nordöstlich  vom 
Gradach ügel  gelegen  ist,  wurde 
von  Schatzgräbern  ein  Skeletgrab 
geöffnet.  Von  den  Knochen  konnte 
nichts  mehr  geborgen  werden, 
doch  gelang  noch  die  Acquirirung 
dreier  Ai-tcfacte,  welche  dasselbe 
als  prähistorisches  Grab  er- 
kennen lassen.  Besonders  charak- 
teristisch ist  die  in  Figur  76  (7i) 
abgebildete  bronzene  Bogenfibel. 
Die  breite,  mit  zwei  Knopfan- 
sätzen verzierte  Fuss platte  ist  fein 
gravirt,  die  Nadel  abgebrochen; 
am  Bügclende  zeigt  sich  die  Spur 
einer  Reparatur,  indem  der  Ver- 
such gemacht  wurde,  eine  zweite 
Nadel  mittelst  einer  Niete  zu  be- 
festigen. Ein  Anhängsel  in  Form 
eines  Pferdes,  Bronzeguss  (Figur 
77,  7i)  und  eine  eiserne  Lanzenspitze  mit  gravirter  DüUe  (Figur  78,  V2)  bilden  die  übrigen 
Grabbeigaben.  In  der  Umgebung  von  Gradac  wurden  des  Oefteren  prähistorische 
Objecte  gefunden.  Folgendes  davon  gelangte  in  die  Sammlungen  des  Landesmuseums: 
Spiralarmring  aus  Bronzedraht  (Figur  79,  Ya)-  —  Armreif  aus  Bronzeblech  (Spät- 
La  Tene-Form)  (Figur  80,  ^/^),  —  Spiralring  aus  Bronzeblech  (Figur  81,  7i)-  —  Frag- 


Fig.  74.    Eisernes  Pferdegebiss  (^/j). 


Fig.  75.    Pferdegebisstlieil,  liroiize  (Va)- 


Fiala   und   Patsch.    Untersuchung'en   römischer  Fundorte,  in  der  Hcrcegovina. 


271 


ment  einer  mit  Lappen  versehenen  Schliesse  aus  Bronzeguss,  am  Scheitel  ein  drehbares 

bronzenes  Plättchen  (Figur  82,  Vs)-    —   Bronzener  Hohlkelt  mit  Oehr  (Figur  83,  V^V 

Wenn  wir  die  Resultate  der  Grabungen  in  Gradae  überblicken,  so  können  wir  mit 

Befriedigung   constatiren,  dass  es  gelungen    ist,    eines    der    werthvoUsten   Objecte    der 


Fig.  76. 
Bronzefibel  (hallstättisch)  (Vi). 


Fig.  77. 
Pferdförmiges  BronzeanhKngHcl 

(V.V 


Fig.  79. 
Spiralarmring,  Bronze  (^/g). 


Fig.  80. 
Annring,  Bronze 


.  Fig.  81. 
Kleiner  Spiralring, 
Bronze  (*/i). 


Fig.  83. 
Hohlkelt,  Bronze 


Fig.  82. 
liroHzcne  Ziersclicilie 


Fig.  78.    Eiserne 
Lanzenspitze   (Vs)- 


römischen  Hinterlassenschaft  in  den  occupirten  Provinzen  zu  erschliessen.  Es  scheint  zweifel- 
los, dass  wir  damit  eine  neue  römische  Stadt,  und  zwar  den  wichtigsten  Theil  einer  solchen, 
das  Capitol  gefunden  haben.  Die  Lage  auf  einem  die  Umgebung  dominirenden  Hügel, 
die  Form  und  die  Disposition  der  Ruinen,  der  reiche,  von  monumentalen  Bauten  her- 
rührende architektonische  Schmuck  und  die  grosse  Zahl  von  Bau-  und  Ehreninschriften 


272 


I.   Archäologe  und  Geschichte. 


charakterisiren  es  als  solches.    Das  Capitol  wurde  noch  von  einer  Befestigang  überragt. 

Vielleicht  können  wir  in  dem  Fragmente  VIII Flavßus  .  .  .  .J  praef(ectu8) 

den  Commandanten  einer  dort  stationirten  Gehörte  erkennen. 

Um  Castell  und  Capitol  lagerte  sich  im  Kreise  die  Stadt;  diese  muss^  wenn  unsere 
Zuweisung  der  Inschrift  VII  an  Aemilius  Lepidus  richtig  ist^  bereits  in  der  frühesten 
Kaiserzeit  geblüht  haben. 

Der  Aufstellung  eines  Namens  enthalten  wir  uns  Torläufig,  da  schon  die  nächsten 
Untersuchungen  denselben  authentisch  gewähren  können.  Tomasch  ek^)  verlegt  Epi- 
lentium  nach  PosuSje^  welches  8  Kilometer  von  Gradac  entfernt  ist;  dort  sind  aber 
keine  römischen  Reste  vorhanden.  Wenn  daher  der  genannte  antike  Ort  in  dieser 
Gegend  zu  suchen  ist^  so  dürfte  Gradac  am  ehesten  darauf  Anspruch  erheben. 

II.  Stolac. 

Anschliessend  an  die  Arbeiten  des  Jahres  1892*)  wurde  die  nächste  Umgebung 
des  zuletzt  ausgegrabenen,  auf  dem  Felde  des  Pfarrers  Don  Lazar  Lazarevi6  gelegenen 
kleinen  römischen  Wohnhauses  zum  Felde  weiterer  Ausgrabungen  gewählt.  Circa 
25  M.  südöstlich  von  der  genannten  Ruine  wurden  in  einer  Tiefe  von  06  M.  unter 
dem  Niveau  ausgedehnte  Züge  von  rohem  Mörtelmauerwerk  aufgefunden.  Der  Zu- 
sammenhang dieser  Bruchsteinmauern  ist  aus  der  Planskizze  (Figur  84)  ersichtlich. 


Fig.  84.    Römische  Rnino  bei  Stolac. 


Das  Gebäude  hatte  eine  Frontlänge  von  19-7  M.,  eine  Tiefe  von  10  M.  und  war, 
aus  den  zahlreich  vorgefundenen  Ziegelstückcn  zu  schliessen,  mit  Ziegeln  gedeckt. 
Nach  den  vorhandenen  Trennungsmauem  und  Ansätzen  von  solchen  war  der  Innen- 
raum in  sechs  Abtheilungen  geschieden.  Das  Fehlen  von  Estrich,  sowie  von  jeder 
Spur  einer  Wandverkleidung,  dann  die  beträchtliche  Grösse  der  Räumlichkeiten  sprechen 
eher  flir  die  Verwendung  als  Stall-  und  Wirthschaftsgebäude  als  für  die  zu  Wohn- 
zwecken. Es  wurden  darin  nur  einige  eiserne  Nägel  und  zwei  kleine  Bronzemünzen 
des  constantinischen  Zeitalters  gefunden.     An  der  Längsseite  des  erwähnten  Gebäudes, 

*)  Die  vorelavische  Topographie  der  Bosna,  Uerccprovina  etc. 
«)  Vgl.  diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  284. 


Fiala  und  Patsch.    Untersnchungen   römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


273 


circa  1*5  M.  von  der  Mauer  entfernt,  wui'den  die  Reste  einer  primitiv  angelegten 
Wasserleitung  (-4  im  Plane)  aufgedeckt;  Figur  85  zeigt  einen  Querschnitt  derselben. 
Das  zu  beiden  Seiten  führende  Mauerwerk  ist  in  einer  Stärke  von  40  Cm.  und  in  einer 


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Fig.  86.    Zwei  r<)misclie  Gebäude  auf  dem  Felde  der  Salko  Dizdari(^>  bei  Stolac. 


Höhe  von  90  Cm.  aus  Bruchstein  mit  Crvenica  aufgemauert.  Die  innere  Lichte  des 
Wasserganges  beträgt  40  Cm.;  der  Boden  besteht  aus  festgestampfter  Crvenica,  die 
Decke  bilden  grössere  Kalksteinplatten,  deren  Stossfugen  mit  Mörtel  verstrichen  waren. 


BftDd  III. 


18 


274 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Wasserleitung  begann  zweifellos  an  der  etwa  2  Kilometer  von  Stolac  entferoten 
Njivicaquelle  und  versorgte  den  in  der  Ebene  gelegenen  Theil  der  römischen  Stadt  mit 
Trinkwasser. 

Werth vollere  Aufschlüsse  hat  die  vom  besprochenen  Gebäude  circa  100  M.  nord- 
östlich gelegene  Feldparcelle  des  Salko  Dizdarid  ergeben. 

Figur  86  zeigt  den  Grundriss  der  zwei  an  dieser  Stelle  ausgegrabenen  Gebäude, 
von  denen  I  ein  Wohnhaus,  II  das  zugehörige  Wirthschaftsgebäude  sammt  Hofraum 
vorstellt.  Um  bis  an  das  Niveau  des  Estrichs  zu  gelangen,  musste  eine  2  M.  starke 
Erdschichte  bewältigt  werden.  Das  aufstrebende,  aus  roh  zugehauenen  Bruchsteinen 
bestehende  Mauerwerk  war  in  einer  Höhe  von  0*9  M.  erhalten.  Die  Disposition  der 
Räume  im  Wohnhause  war  folgende. 


Fig.  87.    MoHaik  im  Räume  A  des  Haases  I,  Fig.  86. 


An  der  Südseite  fühi-te  ein  0*95  M.  breiter  Eingang  über  zwei  Sandstein  stufen 
herab  in  die  Vorflur  C,  welche  mit  einem  Gussestrich  versehen  war.  Aus  dieser  ftihrte 
ein  1*5  M.  breiter  Gang,  welcher,  nach  den  im  Thürsteine  beiindHchen  Rinnen  zu  ur- 
theilen,  durch  eine  Schieberthür  verschliessbar  war,  in  das  Gemach  A^  welches  wegen 
seiner  besonderen,  relativ  kostbaren  Ausschmückung  als  das  Prunkzimmer  des  Hauses 
anzusprechen  ist.  Die  Wände  waren  bis  zu  einer  Höhe  von  0*7  M.  mit  massiven,  fein 
abgeschliflFenen  Sandsteinplatten,  welche  durch  starke  bronzene  Klammern  an  das  Mauer- 
werk befestigt  waren,  verkleidet;  über  diesem  Sockel  scheint  die  Wand,  sowie  die 
Decke,  mit  einer  Art  von  Marmorgetäfel  bedeckt  gewesen  zu  sein,  denn  es  wurden  in 
dem  das  Gemach  ausfüllenden  Schutte  nahe  an  600  theils  rechteckig,  theils  trapezförmig 
zugehauene  verschiedenfarbige,  geschliffene  Marmorstücke  aufgefunden.  Von  Wand- 
bewurf oder  Wandmalerei  war  nichts  zu  entdecken.  Die  Hauptzierde  des  Zimmers 
bildete  das  den  Boden  bedeckende,  leider  nur  zur  Hälfte  erhaltene  Mosaik  (Figur  87). 
Das  Mittelstück  und  zwei  der  rautenförmigen  Seitenfelder  waren  gänzlich  vernichtet 
und  nur  ein  Theil  der  Bordüre,  sowie  zwei  Seitenfelder  intact.    Die  Bordüre  bildet  ein 


Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    III.  Band. 


Taf.  VIII. 


FialA-Patsch  :    Römische  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


Brustbild  einer  Frau 
aus  der  rechten   Ecke  des  Mosaiks  Fig.  87  (Ve). 


Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercogovina.    III.  Band. 


Taf.  IX. 


Fiala-Patsch:  Römische  Fundorte  in  der  Herceffovina. 


Brustbild  eines  Mädchens 
aus  der  linken   Ecke  des  Mosaiks  Fig.  87   (^/e). 


Fiala  und   Patsch.    Untersuchungen    römischer  Fundorte  in  der  Herce^ovina. 


275 


von  einem  Flechtbande  durchlaufener  Mäander^  der  in  den  Ecken  des  Mosaiks  Füllungen 
von  geradlinigen  Ornamenten  aufweist.  Die  zwei  Seitenfelder  enthalten  weibliche  Brust- 
bilder, welche  nahezu  in  natürlicher  Grösse  ausgeführt  sind;  und  zwar: 


Fig.  88.    Mosaik  im  Räume  B  des  Hauses  I,  Fig.  86. 


Taf.  VIII  (Yß).  Brustbild  einer  älteren  Frau,  bekleidet  mit  einer  auf  der  Brust 
sichtbaren  dunkelvioletten  Stola  und  einer  hcllvioletten,  über  den  Kopf  gezogenen  und 
auf  der  Brust  sorgsam  übereinander  gelegten  Palla;  um  das  Haupt  ein  OHvenkranz. 
Taf  IX  (Ye)-  Brustbild  eines  jungen  Mädchens  mit  langem,  über  den  Nacken  herab- 
wallendem blondem  Lockenhaare,  welches  ein  reicher  bunter  Blumenkranz  ziert,  von 
dem  beiderseits  je  eine  Binde  auf  die  Schulter  ftQlt;  um  den  Hals  ein  Collier. 

Der  von  dem  Künstler  so  sorgfältig  durchgeführten  DiflFerenzirung  der  beiden 
Frauen  im  Alter,  in  der  Bekleidung  und  im  Kopfschmucke  muss  eine  ganz  bestimmte 
Absicht  zu  Grunde  liegen.  Die  ursprüngliche  Vierzahl  der  Figuren  und  die  charakte- 
ristischen Kränze  lassen  die  Intention  erkennen:  es  sollten  die  vier  Jahreszeiten  zur 
Darstellung  gebracht  werden.  Die  ältere,  wärmer  gekleidete  Frau  mit  dem  Olivenkranze 
ist  die  Herbsthore,  die  jüngere,  mit  den  Kindern  des  Frühlings  geschmückte  ist  die 
Personification  dieser  Jahreszeit. 

18* 


276 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Ausführung  des  Mosaiks  in  buntem  Steine  und  Glaspaste  ist  eine  technisch 
vollkommene,  ja  beinahe  künstlerische  zu  nennen.  Die  je  einen  Quadratmeter  grossen 
Bilder  wurden  unter  Ueberwindung  bedeutender  technischer  Schwierigkeiten  ohne  jegliche 
Beschädigung  gehoben  und  den  Sammlungen  des  Landesmuseums  einverleibt.  Aus  dem 
soeben  beschriebenen  Prachtgemache  gelangt  man  durch  eine  1  M.  breite  Thtiröflfhung 
in  den  Raum  B,  dessen  Boden  ebenfalls  mit  einem  Mosaik  bedeckt  war.  Dasselbe 
(Figur  88),  aus  mehreren  geometrischen  Motiven  bestehend,  in  schwarzen  und  weissen 
Steinen  ausgeführt,  wurde  in  seinen  ganzen  Dimensionen,  3*24  Quadratmeter,  gehoben 
und  im  Landesmuseum  aufgestellt.  Die  Wände  dieses  Zimmers  waren  durch  einfache 
Malerei,  rothe  und  grüne  Felder,  sowie  Palmettenmotive  decorirt.  Interessant  war  der 
Umstand,  dass  der  Wandbewurf  dieses  Raumes  deutliche  Spuren  einer  wiederholten 
Erneuerung  zeigte,  indem  drei  Schichten,  jede  mit  Malerei  versehen,  an  den  Wänden 
aufeinandergeklebt  gefunden  wurden.  Der  im  Plane  mit  D  bezeichnete  Raum  war  mit 
Gussestrich  versehen  und  wird  nach  den  daselbst  vorgefundenen  Objecten  (zwei  Mühl- 
steine, Fragmente  eines  grossen  kesselartigen  Gefässes  aus  Kalkstein  und  zahlreiche 
Gefässscherben)  die  Küche  gewesen  sein.  Der  Boden  des  Gemaches  lag  um  30  Cm. 
höher  als  in  A,  B  und  C;  der  Eingang  scheint  aus  der  Flur  C  über  eine  kleine  Holzstiege 
nach  D  geführt  zu  haben.  An  der  einen  Wand  war  ein  aus  Kalksteinen  aufgemauerter 
Ausguss,  a,   angebracht,   welcher   mit  dem   an    der  Nord-   und  Ostseite   des  Gebäudes 

verlaufenden  Abflusscanale  in  Verbindung  stand.    In  dem  Schutte 

VERWI VSlJ^      fanden  sich  Fragmente  zweier  Säulentrommeln  und  das  Bnichstück 

-'>NIOR  Fl/'^'^'^  eines  Grabsteines  (Figur  89).     Es  stammt   von  der  oberen   Seite 

^IN*^^  einer  Kalksteinplatte    mit  primitivem   Giebel   und   Eckakroterien 

Fig.  89.  (rechts  abgebrochen);    zwischen  Giebel   und  Schrift   eine  Rosette, 

deren   Blätter   durch   vier   Striche   angedeutet   sind;   Inschriftfeld 

ohne  Umrahmung;  Höhe  034,  Breite  0*35,  Dicke  0*09.    Zeilen  vorgerissen,  doch  reichen 

die  rohen  Buchstaben  (Zeile  1:  0*05,  Zeile  2:  0045  hoch)  nicht  bis  an  sie  heran;  Zeilen 

hart  aneinander. 

Verantius  iunior  fi 

Das  mit  II  bezeichnete  Gebäude  bestand  aus  den  mit  Gussestrich  versehenen 
Räumen  E  und  F  und  dem  ungepflasterten  Hofraume  H,  Sowohl  das  Wohngebäude 
als  auch  das  Wirthschaftsgebäude  waren  mit  Ziegeln  gedeckt.  Unter  den  zahllosen 
Dachziegelfragmenten  wurden  auch  zwei  mit  Stempeln  versehene  gefunden. 


Fig.  90. 
ZiegelbruchstUck  mit  Stcmpelinschrift  (^g). 


Fig.  91. 
Ziegelbniclistück  mit  Stempelinschrift  ('/s). 


Figur  90.  Bruchstück  eines  Ziegels,  allseits  gebrochen,  roth  gebrannt;  Höhe  Ol;5, 
Breite  016,  Dicke  0*035;  innerhalb  einer  Eintiefung  erhabene,  0*023  hohe  Buchstaben: 

Q.  GJrani  Priscfi) 


Fiala  und  Patscli.    Untersuchungen   römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


277 


Vgl.  C.  I.  L.  ni  32147  aus  Curzola.     Bis  jetzt  sind  Ziegel  dieser  Fabrik  weit  häufiger 
im  Norden  der  Adria  vorgekommen. 

Figur  91.  Bruchstück  eines  Falzziegels,  blassroth  gebrannt;  Höhe  0*4,  Breite  0*23, 
Dicke  am  Falz  0*05,  sonst  0*023;  Schild  auf  der  Falzseite,  knapp  am  unteren  Rande; 
Höhe  des  Schildes  0*02,  Breite  0085;  Höhe  der  Buchstaben  0015. 

Super 
Bisher  in  Dalmatien  unbezeugt. 


Fig.  94. 

Kniefibcl   mit   doppelter 

Nadel, 

Bronze  (*/i). 


Q 

Fig.  92.  Eiserner 
Fingerring  (Vi). 


Fig.  95.    Bronzene  Schnalle  (*/i). 


Fig.  93.  Bronzener 
Fingerring   (Vi). 


Fig.  96.    Bronzene  Schnalle  (ViV 


Unter  den  im  Qebäudeschutte  ausgegrabenen  Funden  verdienen  die  Münzen  die 
erste  Erwähnung;  es  wurden  deren  1  silberne  und  84  bronzene  gefunden.  Die  Silber- 
mtinze  ist  ein  Denar  des  Geta,  die  bronzenen  gehören  den  Kaisern  Gallienus,  Probus, 
Maximianus,  Constantinus  Chlorus,  Constantinus  H.,  Constantius,  Constans  und  Valen- 
tinianus  I.  an,  reichen  demnach  bis  375  n.  Chr.   An  anderen  Gegenständen  wurden  ein 


278 


I.    ArchKologfie  und  Geschichte 


eiserner  Fingerring  (Figur  92,  Vi);  ein  solcher  aus  Bronze  (Figur  93,  \/,\  eine  bronzene 
Kniefibel  (Figur  94,  VJ,  zwei  grössere  bronzene  gravirte  Schnallen  (Figur  95  und  96,  Vi), 
eine  aus  Bronzeblech  getriebene  Rosette  (Figur  97,  Vi),  ein  Fingerring  aus  blauer  Glas- 
paste, ein  Ringstein  aus  Glaspaste  (brauner  Frauenkopf  auf  blauem  Grunde),  zwei  Glas- 
perlen, ein  bronzener  Knopf  (Figur  98,  Vi),  zwei  bronzene  Schlüssel  (Figur  99  und  100, '/,), 


Fig.  108. 
Toreo  einer  Sandsteinfigur  (*/«). 


Fig.  102. 
Bronze  (*/i). 


Fig.  100. 


Fig.  99—100- 
Bronzene  Schlüssel  (*/i). 


eine  grosse  eiserne  Pfeilspitze  mit  langen  Widerhaken  und  abgesetztem  Schaftdom 
(Figur  101,  Vi)?  ®in  Bronzegeräth  unbestimmter  Deutung  (Figur  102,  Vi),  eiserne  Nägel, 
eiserne  und  bronzene  Klammern,  Bronzefragmente,  Bruchstücke  von  gläsernen  und 
irdenen  Geftlssen  und  zwei  Glasperlen  gefunden. 

Durch  Herrn  Bezirksleiter  v.  A dam o vi 6  wurde  in  der  Hausmauer  eines  türkischen 
Wohnhauses  der  Torso  einer  männUchen,  in  halber  Lebensgrösse  ausgeführten  Statue 
entdeckt  und  dem  Landesmuseum  zugewendet.  Das  Stück  soll  Vorjahren  mit  diversen 


Fiala  und  Patsch.     Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


279 


Bausteinen  von  dem  Riede  „Oklade'',  der  Stätte  unserer  Ausgrabungen^  in  das  Haus 
gebracht  worden  sein.  Der  aus  Sandstein  gemeisselte  Torso  (Figur  103)  hat  eine  Höhe 
von  0*44  M.  und  eine  Schulterbreite  von  0*22  M.  Es  fehlen  der  Kopf,  die  beiden  Arme 
(links  vom  Biceps  an),  Theile  der  Unterschenkel  und  die  Ftisse;  die  Brustseite  ist  links 
stark  beschädigt,  die  Rückseite  ist  sehr  roh  und  flüchtig  behandelt,  so  dass  es  den 
Anschein  hat,  dass  die  Statue  nur  für  die  Vorderansicht  bestimmt  war.  Die  halbnackte 
Figur  steht  auf  dem  rechten  Beine  und  hat  das  linke  zurückgesetzt;  sie  ist  mit  einem 
zweifachen  Gewände  bekleidet.  Das  eine  ruht  mit  einem  Zipfel  auf  der  linken  Schulter, 
geht  in  breiter  Lage  über  den  Rücken  zur  rechten  Hüfte,  hebt  sich  hier  und  wurde, 
wie  es  scheint,  von  der  rechten  Hand  gehalten.  Diese  ist  ausgestreckt  zu  denken,  weil 
keine  Spur  von  ihr  am  Körper  sichtbar  ist.  Das  zweite  Gewand  verhüllt,  von  der 
rechten  Hüfte  ausgehend,  vorne  und  rückwärts  die  Beine  und  fällt  an  der  rechten 
Seite,  hier  eingeschlagen,  lang  herab.  Der  linke  Arm  wurde,  wie  der  Armstumpf  und 
das  Fehlen  jeglicher  Spur  am  Körper  erkennen  lassen,  ebenfalls  vom  Körper  entfernt 
gehalten.  Die  Bildung  des  Körpers  ist  anatomisch  richtig,  das  Gewand  roh  und  flüchtig 
gehalten.  Vielleicht  lassen  die  etwas  weichen  Körperformen  und  die  scheinbar  zufilllige, 
aber  wohl  berechnete  Enthüllung  des  Unterleibes  und  der  Brust  auf  eine  Attisdarstellung 
schliessen. 

In  der  Mauer  des  Steueramtes  von  Stolac  befanden  sich  zwei  In- 
schriftfragmente, welche  in  der  Stadt  selbst  gefunden  wurden.  Jetzt 
befinden  sich  beide  Platten  im  Lapidarium  des  Landesmuseums. 

Die  eine  (Figur  104)  ist  das  Bruchstück  eines  Kalksteinblockes,  allseits 
abgearbeitet.  Die  Oberfläche  ist  theilweise  abgesplittert;  die  Höhe  beträgt 
0*63,  die  Breite  0*21,  die  Dicke  0*14  M.  Grösse  der  Buchstaben  zwischen 
0035  und  004  M. 

Zeile  4.  Vor  und  hinter  M  ist  keine  Buchstabenspur  wahrnehmbar, 
die  Zeile  bestand  demnach  aus  Siglen. 

Zeile  5.  Die  Namen  der  beiden  Consuln  standen  sammt  COS  in 
einer  Zeile,  man  wird  demnach  wegen  des  genügenden  Raumes  an  Con- 
sularpaare  wie  II  SILANIS  COS  (189  n.  Chr.),  H  ASPRIS  COS  (211 
n.  Chr.)  u.  s.  w.  oder  wegen  der  Rasur  vielmehr  an  Gesammtherrschaften 
wie  DD  NN  PHILIPP  COS,  DD  NN  DECHS  COS  u.  s.  w.  denken  müssen. 

v(otum)  8(olvit)  l(iben8)]  m(erito) co(n)8(ulihus)  [. IJun(ia8). 

[L(oco)  d(ato)]  d(ecurionum)  d(ecreto). 

Ob  Zeile  2  ob  [honor(em)]  vorzuschlagen  wäre,  ist  zweifelhaft.  Trotz  der  Ver- 
stümmelung des  Steines,  die  jener  des  folgenden  völlig  gleicht,  so  dass  man  bei  beiden 
die  gleiche  nachträgliche  Verwendung  annehmen  muss,  ist  die  Inschrift  von 
Bedeutung  für  die  Erkenntniss  der  Geschichte  von  Alt-Stolac.  Es  wird  in  ihr 
der  Gemeinderath  genannt;  demnach  befand  sich  in  Stolac  eine  Ansied- 
lung  mit  städtischem  Charakter. 

Figur  105.  Bruchstück  von  der  linken  Seite  eines  Kalksteinblockes, 
allseitig  abgearbeitet,  Profilirung  der  linken  Seitenfläche  zum  Theil  erhalten, 
Oberfläche  stellenweise  abgesplittert;  Höhe  0*61,  Breite  0-2ö,  Dicke  0*21; 
Grösse  der  Buchstaben  zwischen  004  und  0'045  M. 

Zeile  1.    Der  erste  Buchstabenrest  unsicher,  der  zweite  A. 

Zeile  7.  Der  Punkt  im  C  scheint  eine  spätere  Verletzung  des  Steines 
zu  sein.  Fig.  io6. 


Fig.  104. 


280 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


et  .  .  ,  Pajpiria  [domo]  Tingfitano]  Ami[a ,  qCui) 

vi]xit  a[n(nos) ,  ?  nep(oti)]  &or[um ,] 

Clemfens  ?  par(entibu8)  et]  filio  .... 

Die  gegebene  &gänzung  schien  uns  angemessener,  als  wenn  man  die  Bnchstaben- 
complexe  in  Zeile  2 — 4  für  Personennamen  halten  würde. 

Domo  und  Tingitano  (statt  des  kurzen  Stadtnamens)  wurde  des  Raumes  wegen 
angenommen. 

eorfum  in  Zeile  6  weist  auf  andere  zu  Beginne  der  Inschrift  genannte  Personen  hin. 

III.  LJobuSkl  und  Dmgebnng. 

Unweit  des  an  der  von  LjubuSki  nach  Vitina  führenden  Strasse  gelegenen  Ortes 
Proboj  stiessen  Feldarbeiter  beim  Umgraben  eines  Tabakfeldes  auf  Mauerzüge  und 
fanden  hiebei  einige  kleine  Bronzemünzen  des  Kaisers  Constantius  I.,  sowie  einige  Frag- 
mente römischer  Glasgefässe.  Das  Feld  liegt  noch  im  Bereiche  der  Ortschaft  Radisi6i, 
circa  200  Schritte  nordöstlich  von  der  über  den  Probojer  Bach  führenden  Brücke  gegen 
die  QueUe  Probojsko   vrelo  zu.     In   der   nächsten  Nähe   der   genannten  Brücke  stehen 


v//////Ä^^Z^n^r/my^///////////////////z//A^^^ 


Fig.  106.    Ruine  eines  rOinischen  Gebäudes  bei  Proboj. 


heute  noch  Pfeiler  einer  römischen  einfachen  Bogenbrücke,  einige  Quadern  derselben 
sind  in  die  neue  Brücke  verbaut.  Bei  der  hier  vorgenommenen  Grabung  wurden  circa 
0*6  M.  unter  der  Oberfläche  Reste  eines  Gebäudes  von  31  M.  Länge  und  11*4  M.  Breite 
aufgedeckt.  Die  Mauern  bestehen  aus  in  Mörtel  gelegten,  roh  zubehauenen  Bruch- 
steinen; die  Eindeckung  war  den  massenhaft  vorhandenen  Resten  zufolge  aus  Dach- 
ziegeln hergestellt;  Mosaik  oder  Gussestrich  waren  nicht  vorhanden.  Die  Anlage 
(Figur  106)  scheint  den  bedeutenden  Dimensionen  der  Innenräume  zufolge  eher  öffent- 
lichen als  privaten  Zwecken  gedient  zu  haben.  Von  den  beweglichen  Funden 
verdienen  zunächst  die  Inschriften  auf  Ziegeln  und  Verwandtes  Erwähnung. 
Figur  107.  Bruchstück  einer  Thonröhre,  Höhe  0-05,  Dicke  0*01 ;  auf 
demselben  nach  dem  Brennen  eingeritzte  0*07  M.  hohe  Buchstaben.  Iul(iu%) 
CodCrusT)  vgl.  C.  IL.  m  9206  (Salonae):  Cod,  L(tccii)  n(o8tri)? 


iVL 
COD 

Fig.  107. 


Fiala  und  Patsch.    Unterauchungen   römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina. 


281 


Flg.   108.    Zicgelbruchstück 
mit  Steinpeliuschrift  (*/»)• 


Figur  108.  Bruchstück  eines  Ziegels,  allseits  abgebrochen,  Höhe  0*09,  Breite  0*1, 
Dicke  0*03.  Umrahmung  und  Buchstaben  vertieft,  Grösse  der  letzteren  0*007;  Höhe 
des  Schüdes  0021. 

LJ  Maltini  Abascanti.  Vgl.  C.  I.  L.  HI  3214^  (Zara).  Dieser  Stempel  ist  bis 
jetzt  so  selten,  dass  die  Frage  nach  dem  Ursprungsorte  der  ihn  tragenden  Ziegel  noch 
nicht  aufgeworfen  wurde;  man  kann  die  Fabrik  viel- 
leicht in  das  Gebiet  von  Salonae  verlegen,  wenigstens 
findet  sich  der  Name  Maltinius  in  unserer  Provinz  nur 
hier.  C.  I.  L.  HI  2264  (Clissa  bei  Salonae):  D.  M. 
Camerifae]  Heroidfi]  def.  annforum]  XVIII  Maltinia 
Bonfojsa  ßliae  infelicissim 2425  (Suöurac) :  Mal- 
tinia Pud P.  Acl,  Catandioni  marito  pientissinw, 

con  quo  vixi  annos  XXX, 

Von  hier  aus  wurden  die  Fabrikate  wie  die 
der  anderen  Etablissements  nach  Norden  und  Süden 
und  ins  Hinterland  verschickt. 

Von  Münzen  wurden  im  Ganzen  16  Stücke,  dar- 
unter ein  Denar  der  Sabina,  eine  Bronzemedaillc  Dio- 

cletians,   eine    solche    von   Maximianus   und   diverse   kleinere   Bronzemünzen   von  Con- 
stantin  I.  und  H.  gefunden. 

Häufig  waren  Glasscherben,  sowohl  von  GefUssen  als  auch  von  flachen  Scheiben, 
ebenso  Thongefilssfragmente.  Zwei  bronzene  Nägel,  mehrere  grosse  Klumpen  geschmol- 
zener Bronze,  zahlreiche  eiserne  Nägel,  Bolzen,  Klammern  und  Beschläge,  ein  kleiner 
runder  bronzener  Nadelkopf  und  ein  Stück  mit  getriebenen  Ornamenten  verzierten 
Bronzebleches  bilden  die  übrige  Fundmassc. 

In  der  Nähe  der  Kuinc,  sowie  bei  der  etwa  200  Schritte  entfernten  Quelle  wurden 
grosse  Steinplatten  mit  sorgföltig  cingemeisselten  Rinnen  gefunden,  Reste  einer  von  der 
Probojer  Quelle  zum  Gebäude  führenden  Wasserleitung. 

Einen  Kilometer  östlich  von  der  Probojer  Brücke  entfernt  befinden  sich  auf  einer 
mit  256  M.  Seehöhe  cotirten,  Gradina  genannten  Kuppe  des  von  Ljubuöki  nordwestlich 
streichenden  Gebirgszuges  Reste  eines  römischen  Wachthauses  (?) ;  die  Fundamente 
sind  stellenweise  noch  gut  erhalten,  das  obere  Mauerwerk  leider  total  zerstört.  Schatz- 
gräber sollen  dort  vor  Jahren  eine  grössere  Anzahl  von  Silbermünzen  des  Kaisers 
Hadrian  gefunden  haben.  In  der  Nähe  der  Probojer  Häuser  stiess  man  beim  Ackern 
an  mehreren  Stellen  auf  römische  Brandgräber;  die  Funde  (Bronzen  und  Balsamarien) 
wurden  von  den  Bauern  achtlos  weggeworfen,  nur  zwei  theilweise  beschädigte  Balsa- 
marien konnten  für  das  Landesmuseum  erhalten  werden. 

Auf  der  südöstlich  von  der  Probojer  Brücke  gelegenen  Wiesenparcelle  Dracevica 
wurde  ein  grösserer  Complex  von  römischen  Gebäuderuinen  constatirt.  Das  Landvolk 
nennt  die  Stätte  „crkva  sveti  Ru^e".  Beim  obertiächlichen  Durch- 
suchen der  zahlreichen,  von  Gebüschen  uuiwucherteu  Trümmer- 
haufen wurden  zwei  Inschriftsteine  und  eine  Säulentrommel 
entdeckt. 

Figur  109.  Bruchstück  eines  Säulchens,  oben  und  unten 
gebrochen,  Kalkstein;  Höhe  O'IU,  Durchmesser  0*16;  Höhe  der 
Buchstaben  0-045. 

Zeile  1:  Das  R  in  CAESAR  ist  unsicher. 


li^=PCAESA^ 

D//ITIO- 

///ELIAN< 


Fig.  109. 


Imp(eratori)    Caesar (i)    D[om]itio    [Aurjdiaiio    [P(io)    F(elici) 


282 


I.    ArchJiologie  und  Geschichte. 


coHvn> 
rriAsPEscC 

NiVLIVSIVLI/ 
\PATBM  P 


Fig.  110. 


Die  Bestimmung  des  Säulchens  ist  nicht  recht  klar;  fUr  einen  Meilenstein  ist  der 
Durclimesser  zu  klein. 

Figur  110.     Quadratische  Tafel   aus  Kalkstein  mit   einfacher  Umrahmung,    rechts 
und   Unks   unten   abgebrochen;    Höhe  0*45,   Breite   0'35,    Dicke  0135;   unregelmässige 
Interpunction,   ungleich   hohe   Buchstaben,    in    Zeile    1:    0*04,    in    Zeile   2 — 4:    0028, 
in  Zeile  5—6:  002. 

D(i8)  [M(anihu8)],  Q.  lul(io)  Verefcundo]  (centuinoni)  co- 
k(orti8)  VIII  v[ol(untariorum)  ?  TJitia  Spes  co[ni(ug%)  et  QJ 
lulitis  luliafnus]  pat(ri)    b(ene)   m(erenti)  posfuerunt). 

Zeile  3:  c(ivium)  R(omanorum)  wurde  nicht  hinzugefügt, 
weil  dieses  Cognomen  bisher  auf  keinem  dalmatinischen  Steine 
angegeben  worden  ist. 

Zeile  4:  Es  kann  an  dem  Gentilnamen  der  Frau  nur  ein 
Buchstabe  fehlen;  es  lässt  sich  Pitia  oder  das  häufiger  vorkom- 
mende Titia  vorschlagen.  Spes  als  Cognomen  kommt  auch  C.  I. 
L.  III  2841  (Burnum)  zweimal  vor. 
Der  Fundort  dieses  Steines,  Dracevica,  ist  von  dem  Lager  von  Bigeste — Humac 
nur  etwa  20  Minuten  entfernt;  es  wird  also  anzunehmen  sein,  dass  Julius  Verecundus 
in  Draöevica  starb,  als  seine  Cohorte  in  Bigeste  in  Garnison  lag.  Die  Stationirung  der 
cohors  VIII  vol.  in  Humac  ist  bezeugt  durch  die  in  nächster  Nähe  von  Draöevica,  in 
Kutac  gefundene  Inschrift  C.  I.  L.  HI  6365  =  8490,  wo  zwei  Soldaten  der  Cohorte 
genannt  werden: 

M,  Flae.  F ,  ,  .  ,  miles  chotis  VIII  voL  (centuria)  Artani  Marcelli,  Noni  Valentis 
(centuria)  eadem  Nonio  Volenti  benemerenti  titulum  posu(it)  annorum  XXX  sti.  VII, 
Die  cohors  VIH  voluntariorum  gehört  zu  den  ältesten  Bestandtheilen  des  römi- 
schen Auxiliarheeres  und  war  während  der  ganzen  Dauer  ihrer  Existenz 
in  unserer  Provinz  dislocirt.  Auf  dem  benachbarten  Ackergrunde 
wurde  ein  bronzenes  Köpfchen  (GriflF?)  (Figur  111,  Vi)  von  Bauern 
gefunden. 

Am  rechten  Trebeiatufer  bei  Humac,  circa  1000  Schritte  von  der 
Klostermlihle  stromabwärts  wurden  einige  bis  dahin  unbekannte  In- 
schriftfragmente gefunden.  Am  Orte  befinden  sich  Spuren  einer  römi- 
schen Brücke  und  Reste  von  Hausruinen.  Das  Material  ist  meist  in 
den  die  Aecker  abgrenzenden  Trockenmauem  verbaut. 

Figur  112.  Bruchstück  von  der  rechten  unteren  Ecke  eines 
Kalksteinblockes,  mehrfach  umrahmtes  Inschriftfeld,  rechte  Schmalseite 
ebenso  profilirt  wie  die  Vorderseite;  Höhe  0*43,  Breite  0*32,  Dicke 
0*32;  Höhe  der  schönen  regelmässigen  Buchstaben  0*04,  unter  der  In- 
schrift eine  Ol 88  hohe  freie  Fläche. 

In  Zeile  2  ist  der  Buchstabenrest  sicher  ein  L.  Die  Versin- 
terung  des  Steines  lässt  in  Zeile  2  keine  Interpunction  erkennen. 

Petrjonia  [Lucijlla  ma[tri  p]ient(i88imae) 

.  LM  IV|  M  y)[q   Ergänzung   der   Namen   soll   natürlich   nur   etwas  Mögliches 

E  N  1  ^  bieten,  ebenso  passen  für  den  Raum,  der  durch  Zeile  3  bestimmt  wird, 

Tapponia,   Pomponia  u.  s.  w.,   beziehungsweise  Catidla,    Nigella,    Pro- 
Fig.  112.  cilla  etc. 


....^Ä, 


Fig.  111. 

Bronzekilpfchen 

(von   einem 

Griff?)  (•/.)■ 


Fiala  und  Patsch.    Untersuchungen  römischer  Fundorte  in  der  Hercegovina.  283 

Figur  113.  Bruchstlick  von  der  oberen  Seite  einer  Kalksteinplatte,  das  Inschrift- 
feld umrahmt;  über  demselben,  wie  es  scheint,  ein  Naiskus  ftlr  die  Protomen;  Höhe 
10-95,  Breite  036,  Dicke  0-185;  Grösse  der  guten  Buchstaben  0045. 

L,  Fron 


Figur  1 14.    Bruchstück  von  der  linken  Seite  einer  Kalksteinplatte,  linker  Rand  und 
Umrahmung  erhalten;  Höhe  0-17,  Breite  0'24,  Dicke  Ol;  Grösse  der  Buchstaben  0043. 

....  vifxit  anJn(o8)   T 


LrFRO^ 


Fig.  113.  Fig.  114. 


Archäologische  Tagebuchblätter. 

Von 

W.  Radimskt, 

bosD.-berceg.  Beigbauptmann. 

Fortsetzung.^) 

(Mit  33  Abbildungen   in   Texte.) 

Inhalt:  15.  Zwei  Bronzen  aus  Capljina.  —  16.  Die  Gradiua  von  Turbe  bei  Travnik.  —  17.  Zwei  Bronzen 
aus  dem  Plivagcbiet  bei  Jajce.  —  18.  Die  prähistorisch-römisclie  Befestigung  vou  Kalesia  im  Bezirke 
Zvomik.  —  19.  Einige  Alterthümer  von  Gacko  in  der  Hcrcogovina.  —  20.  Die  Kirchenniine  auf  der 
Careva  luka  bei  Ermain  in  Bosnien.  —  21.  Ueber  einige  prähistorische  und  römische  Baureste  bei  Grahovo 
im  Bezirke  Livno.  —  22.  Ein  Legionsziegel  aus  KladuSa  velika  in  Bosnien.  —  23.  Drei  Funde  aus  dem 
Bezirke  Ljubuäki.  —  24.  Kolossale  Fibel  aus  Ivanjska  bei  Banjaluka.   —  26.  Zwei  Funde  aus  der  Gegend 

von  Bilek. 


15.  Zwei  Bronzen  aus  Capljina. 

Capljina  im  hercegovinischen  Bezirke  LjubuSki,  an  der  Mündung  des  Trebiiat- 
thales  in  das  Narentathal  gelegen,  muss  schon  in  römischer  Zeit  als  eine  Station  an  der 
Strasse,  welche  aus  dem  Mostarer  Felde  am  rechten  Narentaufer  durch  das  Defil6 
dieses  Flusses  über  2itomisli6  mit  seiner  römischen  Burgruine  Kozmaj  gegen  Narona 
führte,  bestanden  haben.*)  Dies  bezeugen  die  römischen  Ziegelfragmente,  namentlich 
von  Dachfalzziegeln,  sowie  die  römischen  Kaisermünzen,  welche  in  Öapljina  wiederholt 
gefunden  worden  sind.  Aber  auch  schon  in  prähistorischer  Zeit  war  das  ganze  Tre- 
bi^atthal  besiedelt,  und  in  mehreren  Wallbauten  und  zahlreichen  Tumulis,  welche  letz- 
tere wir  im  ganzen  Trebi^atthale  verstreut  finden,  sind  uns  die  Spuren  jener  vor- 
römischen Bevölkerung  erhalten.  Um  jedoch  nicht  zu  weit  abzuschweifen,  sei  nur 
erwähnt,  dass  ich  in  der  Umgebung  des  Dorfes  Trebiiat  bei  Öapljina  allein  über  hun- 
dert Tumuli  gezählt  habe. 

Dass  diese  Localität  auch  im  Mittelalter  nicht  verlassen  war,  beweist  uns  die 
kleine  Burgruine  „Mala  gradina"  im  Nordosten  von  Öapljina,  von  welcher  noch  ein 
6M.  langes,  9  M.  hohes  und  1'5M.  dickes  Mauerstück  erhalten  ist.  Es  ist  übrigens 
möglich,  dass  diese  Ruine  nur  ein  Wach tthurm  der  nahen  Feste  Gabela  war.  Wilkinson') 


»)  Nr.  1—14  siehe  Bd.  II,  1894,  S.  60—72.  Im  letzten  dieser  kleinen  Beiträge,  S.  71,  Z.  15  vou 
unten,  «teht  statt  „Kalkstein"  unrichtig  „Sandstein**.  Dieser  Druckfehler  wird  wohl  keinen  Leser  über 
(las  Hauptniaterial  drr  sogenannten  „Bogumilensteine"  getäuscht  haben,  da  die  Varietäten  des  angeffthrteu 
Gesteins  im  Folgenden  ausdrücklich  als  Kalksteinarten  bezeichnet  sind  und  von  dem  viel  seltener  ver- 
wendeten »Sandstein  erst  weiter  unten,  S.  72,  Z.  6  von  oben,  die  Rede  ist. 

*)  Diese  Mitth.,  Bd.  II,  18Ü4,  S.  33. 

*)  Sir  J.  Gardner  Wilkinson,  Dalniatien  und  Montenegro  mit  einem  Ausfluge  nach  der  Hercego- 
vina.     Bearbeitet  vou  Lindau.     Leipzig   1849,  JS.  75. 


Radimskj^.    Archäologische  Tagebuchblütter. 


285 


erwähnt  femer  bei  Öapljina  altbosnische  sarkophagförmige  Grabsteine,  deren  schräge 
Deckflächen  dachziegelartig  omamentirt  sein  sollen.  Es  ist  mir  jedoch  nicht  gelangen, 
diese  eigenthümlich  verzierten  Grabsteine  wieder  aufzufinden. 

Als  im  Jahre  1891  neben  dem  Bahnhofe  von  Öapljina  die  Fundamente  der  ära- 
rischen Tabakmagazine  gelegt  wurden,  stiess  man  unter  der  ganzen  Fläche  des  Magazines 
Nr.  I  und  einem  Theile  des  Magazines  Nr.  II  in  der  Tiefe  von  1 — 2  M.  auf  eine  Menge 
römischer  Ziegel  und  auf  Reste  von  Mauerwerken,  zwischen  welchen  sich  auch  zwei 
Bronzen  fanden.  Der  Bauleiter,  Herr  Official  Ottokar  Koderle,  war  so  freundlich,  mir 
dieselben  fUr  das  Landesmuseum  in  Sarajevo  zu  übersenden. 

Das  eine   dieser  Stücke  (Figur  1)   ist   ein  halbkugelförmi- 
ger,  etwas   zugespitzter  Zierknopf  von  3  Cm.  Durchmesser  und 
1*5  Cm.  Höhe,  welcher  oben  mit  drei  Doppelkreisen  und  an  der 
Peripherie  mit  länglichen  radialen  Schlitzen  verziert  ist.     Solche 
Bronzebuckel  kennen  wir  von  Glasinac 
in  grösserer  Zahl,*)  so  dass   über   die 
Zeitstellung    dieses    Fundstückes    kein 
Zweifel  sein  kann. 

Das  zweite  Stück  (Figur  2)  ist 
ein  kreisrunder  Ohrring  von  3*5  Cm. 
Durchmesser,  dessen  untere  Hälfte 
verdickt  und  mit  drei  Scheibchen  be- 
setzt ist,  welche  an  ihrer  Peripherie  je 
eine  Reihe  von  perlenartigen  Knöpf- 
chen tragen.  Zwischen  diesen  Scheib- 
chen ist  der  verdickte  Theil  mit  vier 
glatten  Längsrippen  und  zwischen  je 
zwei  dieser  Rippen  mit  einer  Reihe  von  perlenartigen  Knöpfchen  omamentirt. 

Dieses  Fundstück  gehört  wahrscheinHch  dem  frühen  Mittelalter  an,  und  aufiallend 
ist  daran  nur  der  Umstand,  dass  die  Verdickung  der  unteren  Hälfte  aus  vollem  Gusse 
und  nicht  aus  einem  feinen  Drahtgebilde  besteht,  wie  dies  z.  B.  bei  einem  ähnlichen 
Ohrringe  aus  einem  altslavischen  Grabe  von  der  Thunau  bei  Gars  in  Niederösterreich 
der  Fall  ist. 


Fig.  2.     Bronzener 
Ohrring  von  Capljina 

(V.)- 


Fig.  1.    Bronzener 
Zicrbuckel  von  Capljina 

(Vi). 


16.  Die  Gradfna  von  Turbe  bei  Trarnik. 


Herr  Dr.  C.  Marchesetti  erwähnt  in  der  Beschreibung  seiner  Reise  von  Spalato 
nach  Sarajevo*)  die  Bergkuppe  Gradina  oberhalb  der  Ortschaft  Turbe  und  vermuthet 
nach  der  Gestalt,  dass  dieselbe  einen  Wallbau  trage.'*)  Eine  nähere  Besichtigung  des 
Berges  konnte  er  jedoch  nicht  vornehmen.  Als  mich  mein  Weg  im  Sommer  1892  an 
Turbe  vorbeiführte,  bestieg  ich  die  Gradina  und  kann  darüber  Nachstehendes  mittheilen: 

Der  genannte  Berg,  auf  dessen  Kuppe  sich  eine  sehr  sanft  gegen  Süden  abfallende 
Fläche  von  30—40  M.  Breite  befindet,  erhebt  sich  steil  und  mit  Gestrüpp  dicht 
bewachsen  am  rechten  Ufer  der  Laäva,  in  der  Gemeinde  Vlahovi6i.  Auf  dem  Gipfel 
des  Berges,  im  Norden  der  erwähnten  Fläche  erhebt  sich  eine  längliche,  mehrere  Meter 


»)  Diese   Mitth.,    Bd.  I,   1893,    S.  97f.,   145—147    und    149—151.     Neuerlich    hat    sieh    eine   Anzahl 
solcher  Km'lpfe  auch  in  einem  Tumulus  von  Mosko  bei  Bilek  g^efunden. 
«)  Diese  Mitth.,  I,  1893,  S.  320. 
»)  Glasnik  1891,  S.  248. 


286 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


hohe  Gromila.  Circa  60  M.  südlich  vom  Fusse  der  Gromila  verläuft  von  Ost  gegen 
West  quer  über  den  Bergrücken  ein  seichter  Graben,  an  dessen  äusserem  Rande  ein 
niederer  Wall  aus  Klaubsteinen  auf  eine  Länge  von  etwas  über  40  M.  deutlich  erkennbar 
ist.  Auffallend  ist  hier  der  Umstand,  dass  der  Wall  dem  Graben  vorliegt,  da  bei  Wall- 
bauten, wenn  überhaupt  ein  Graben  vorhanden  ist,  dieser  sich  in  der  Regel  an  der 
Aussenseite  des  Walles  befindet.  Südlich  von  dem  Wall  und  Graben  liegt  eine  ca. 
40  M.  lange  ebene  Fläche,  worauf  das  Terrain  wieder  zur  Höhe  des  dahinter  Hegenden 
Gebirgszuges  emporsteigt.  Die  Plateaufläche  zwischen  der  Gromila  und  dem  Graben 
ist  von  Schatzgräbern  vielfach  durchwühlt,  und  in  der  aus  den  Löchern  stammenden 
P>de  fand  ich  viele  Thonscherben  von  Freihandgefkssen,  wie  sie  auch  sonst  überall 
unter  der  Waldstreu  und  dem  Waldrasen  verborgen  waren.  Diese  Topfscherben  gleichen 
ganz  jenen  aus  den  früher  beschriebenen  Wallbauten  unseres  Landes,  wie  aus  Mali 
MoSunj  bei  Vitez^),  Majdan  bei  Varcar  Vakuf*)  oder  Rogofi  bei  Blaiuj*).  Ihre  Ober- 
fläche ist  in  der  Regel  rauh  und  verwittert  und  war  nui*  bei  einzelnen  Scherben  ursprüng- 
lich geglättet.  Die  Farbe  ist  gewöhnlich  aussen  lebhaft  roth,  innen  braun,  seltener  beider- 
seits roth  oder  dunkelbraun.  Die  Formen  der  Gefitese  sind  nicht  mehr  zu  erkennen. 
Hieraus  ist  ersichtlich,  dass  Marchesetti  mit  richtigem  Blicke  diesem  Berge  das 
Vorhandensein   einer   prähistorischen  Fundstelle   schon  vom  Fusse   aus   angesehen   hat. 


17.  Zwei  Bronzen  ans  dem  PI f vagebiet  bei  Jajee. 

Gelegentlich  einer  Inspicirung  der  Grube  und  Hütte  in  Sinjakovo  erhielt  ich  von 
dem  dortigen  Bergraeister  Herrn  Franz  Syrowatka  und  von  Herrn  Hüttenmeister 
Andreas  Torkar  für  das  Landesmuseum  zwei  Bronzen,  welche  hier 
kurz  beschrieben  werden  mögen.  Die  erste  ist  ein  runder  Tutulus- 
knopf  mit  Oehr,  1*9  Cm.  lang,  2*2  Cm.  breit  (Figur  3),  aus  der 
prähistorischen  Ansiedlung  auf  der  Gradina  bei  Majdan,  von  wo  wir 
bereits  eine  Früh -La  Tfjne- Fibel  besitzen.*) 

Ein  ganz  ähnliches  Stück  bildet  Ljubi6  aus  der  in  die  LaTfene- 
Zeit  hineinreichenden  Nekropole  von  Prozor  in  Croatien  ab,*^)  und 
ein  gleicher  Knopf,  jedoch  mit  kürzerem  Dorne  ist  auch  in  der  mit 
Prozor  gleichzeitigen  Nekropole  von  Jezerine  bei  Biha6  vorgekom- 
men.*^) Ferner  wurde  ein  solcher  Knopf  mit  kürzerem  Dorne  in  der 
alten  Ansiedlung  von  Sobunar  bei  Sarajevo  gefunden,  und  drei 
ähnliche  Stücke  besitzt  das  Landesmuseum  aus  einem  Tumulus  von 
Varvara  bei  Prozor  in  Bosnien,  an  welchem  letzteren  Orte  sie  mit 
Schläfenringen  zusammen  vorkamen  und  daher  möglicherweise  einer 
jüngeren  Zeit  angehören. 

Das  zweite  Stück  ist  eine  römische  Armbrust -Charnierfibel 
mit  knieförmigem  Bügel,  4-1  Cm.  lang,  2-6  Cm.  hoch  (Figur  4),  welche 
auf  einem  Acker  im  Riede  Gorica  der  Gemeinde  Stupna  bei  Jajce, 
am  linken  Ufer  der  Pliva,  gefunden  wurde. 

An  dem  Kopfe  dieser  Fibel  ist  nur  die  innerhalb  des  Char- 
nieres  decorativ  fortgesetzte  Krümmung  des  Bügels,  am  Fusse  jedoch 

>)  Diese  Mitth.,  Bd.  II,  1994.  ö.  67,  Figur  13.        «)  Diese  Mitth.,  Bd.  I,  1893.  S.  181,  Figur  1  —  12. 

8)  Diese  Mitth.,  Bd.  II,  S.  50f.         *)  Diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  182,  Figur  13. 

*)  Popis   ark.  odjela  nar.  zem.    muz.  u  Zagrebu,  Bd.  I,  Taf.  XXVII,  Figur  187. 

«)  Siehe  oben  ö.  113,  Figur  255. 


Fig.  3.    Spitziger 

Zierknopf,   Bronze, 

aus  der  Gegend  von 

Jajce  (Vi). 


Radimskj^.    ArchHologische  Taji^ebnchblätter. 


287 


die   eigenthtimliche  Nadelrast   und   die   zum  Schutze   gegen   die   Nadelspitze  bestimmte 
kleine  Ansatzplatte  bemerkenswerth. 

Ljubi6  bringt*)  aus  der  Umgebung  von  Jajce, 
also  aus  der  Gegend  unseres  Fundstückes,  die  schlechte 
Abbildung  einer  ganz  ähnlichen  Kniefibel  und  versetzt 
sie  ohne  Scrupel  in  die  Bronzeperiode.  Eine  ganz  gleiche 
Fibel  und  der  Fuss  einer  zweiten  solchen  wurden  1892, 
von  einer  römischen  Nachbestattung  herrührend,  in  einem 
Grabhügel    bei    Citluci    (Glasinac)    angetroffen.*)     Diese     ,,.     .    „     .    i    ^r  •  ü,  ,  « 

T^.,     ,n  1     .  1  1      .      Tii      .  1        *»       .        r>,  ^»ff-  '*•   Römische  Kiiiehbel,  Bronze, 

Fibelform   scheint   demnach   m  Illyricum  häuhg  im  Ge-        ^^^^  ^^^  ^^^^^^^  ^^„  j^j,^  ^i,^) 
brauche  gewesen  zu  sein. 

18.  Die  prahfstorfseh-rSmisehc  Befestigung  von  Kiilcsla  Im   Bezirke  Zrornfk. 

Im  Jahre  1891  hat  der  Gendarmerie -Wachtmeister  Tomo  Dragißevi(5  der  Landes- 
regierung die  Anzeige  erstattet,  dass  bei  dem  Dorfe  Kalesia  srbska  der  Gemeinde 
Pmjavor  im  Bezirke  Zvornik  auf  einem  Felsen  Mauerüberreste,  Ziegelstücke  und 
römische  Münzen  vorkämen.  Auf  mein  Ersuchen  hat  hierauf  der  Bergcommissär  Herr 
Eduard  Vorliöek  die  Localität  besichtigt  und  mir  nebst  einigen  Funden  die  nach- 
stehenden Mittheilungen  überbracht. 

Etwa  eine  halbe  Stunde  nordöstlich  von  dem  Dorfe  Kalesia  srbska  erhebt  sich  als 
eine  Vorstufe  des  Berges  Prosjek  der  Hügel  Gradina,  welcher  nach  Ost,  Süd  und 
West  isolirt  und  auch  gegen  Nord  von  dem  dahinter  ansteigenden  höheren  Gebirge 
durch  eine  Einsattlung  getrennt  ist.  In  Ost  und  West  fliessen  am  Fusse  des  Hügels 
kleine  Bächlein  herab,  welche  sich  im  Süden  desselben  vereinigen  und  den  Bach  Ka- 
lesica  bilden.  Die  Kuppe  dieses  Hügels  besteht  in  Süd  und  West  aus  steilen  Kalk- 
folsen,  während  in  Ost  und  Nord  zwar  steile,  aber  doch  zugängliche  Gehänge  vorhanden 
sind.  Das  Plateau  hat  eine  nordsüdliche  Länge  von  etwa  40  M.  bei  einer  ostwestlichen 
Breite  von  etwa  20  M.  und  fällt  $anft  gegen  Südost  ab.  Nur  auf  der  höchsten  Stelle 
im  Norden  findet  sich  eine  kleine,  ebene  Fläche. 

Von  Wällen  findet  sich  keine  Spur,  aber  an  den  durch  die  Natur  minder  ge- 
schützten Rändern  des  Plateaus  im  Norden  und  Osten  sind  die  Grundfesten  einer  in 
festen  Kalkmörtel,  ohne  Beimischung  von  Ziegelstückchen,  gelegten  Mauer  vorhanden. 
Diese  bestand  aus  gewöhnlichen  Bruchsteinen:  doch  fanden  sich  zwischen  dem  Schutt 
auch  bearbeitete  Tuffsteine  vor.  Ziegelfragmente  waren  nicht  vorhanden,  und  was  Herr 
Dragiöevi6  dafUr  gehalten  hatte,  waren  nur  Stücke  rothgebrannten  Thonmergels. 

In  dem  steil  abfallenden  Felsen  der  Südwestseite  findet  sich  ferner  eine  kleine 
Höhle,  welche  nur  von  dem  Hügelplateau  aus  zugänglich  ist.  Der  Einschnitt  vor 
dieser  Höhle  ist  etwa  2  M.  lang,  und  nur  ebenso  tief  ist  auch  der  bedeckte  Theil  der 
Höhle.  Der  Boden  des  Vorplatzes  sowie  der  Höhle  sind  mit  Rasen  bewachsen,  eine 
Grabung  wurde  nicht  vorgenommen. 

Bei  einer  oberflächlichen  Absuchung  des  Plateaus  fand  Herr  Vorlicek  eine  Menge 
verstreuter  Feuersteinsplitter,  wovon  zwei  Stücke  hier  (Figur  5  und  6)  abgebildet  sind, 
dann  einen  SpUtter  aus  Obsidian,  das  erste  in  Bosnien  gefundene  und  wahrscheinlich 
in  alter  Zeit   weit   hergebrachte    Stück   dieses   vulcanischen  Gesteins.     Ausserdem    war 

*)  Popis  ark.  odjela  nar.  zem.  muz.  ii  Zagrebu,  I,  j)ag.  97,  und  Tat*.  XIV,  Figur  92. 
«)  Diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  136,   Figiir,  23. 


288 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


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v^" 


der  Boden  überstreut  mit  Scherben  älterer  handgeformter  und  jüngerer 
römischer,  auf  der  Drehscheibe  erzeugter  Thongefässe;  dabei  fand  sich 
auch  das  wulstige  Randstück  eines  weingelben  GlasgefUsses.  Von  römi- 
schen Münzen  brachte  der  genannte  Herr  nur  ein  stark  angegriflfenes 
Kupferstück.     Römisch    ist    auch    die    in    Figur   7    abgebildete    eiserne 

Pfeil-  oder  Bolzenspitze,  5*7  Cm.  lang,  unten 
defect,  mit  pyramidaler  Spitze.  Aehnliche 
römische  Pfeilspitzen,  welche  Linden- 
schmit^)  aus  Mainz  abbildet,  sind  schlanker 
und  auch  ihre  Spitzen  mehr  gestreckt.  Da- 
gegen entspricht  unsere  Form  bis  auf  die 
bedeutend  geringere  Länge  einer  Pfeilspitze 
aus  dem  sogenannten  „Waffenloche"  in 
St.  Michael  bei  Adelsberg  in  Krain,  welche 
Dr.  M.  Hoernes^)  für  römisch  erklärt  hat. 
Es  lässt  sich  demnach  die  Vermuthung 
aussprechen,  dass  in  Kalesia  an  der  Stelle 
einer  früheren  prähistorischen  Ansiedlung 
eine  kleine  römische  Befestigung  errichtet  worden  ist,  wie  ich  dies  in  Bosnien  und 
der  Ilercegovina  schon  wiederholt  con8t«'itiren  konnte. 


Fig.  7.   Eiserne 

Pfeilspitze   von 

der  Gradina  bei 

Kalesia  (Vi)- 


Fig.  6. 

-6.  Feuorstcinsplitter 
von  der 
Gradina  bei  Kalesia  (Vi). 


19.  Einige  Altorthfiiiier  ron  Oaeko  In  der  Hereegorina. 

Die  Hochebene  von  Gacko  war  schon  in  präliistorischer  Zeit  stark  besiedelt,  was 
durch  den  Wallbau  über  dem  Dorfe  (iradina  im  Nordwesten  der  Stadt,  dann  durch 
die  ungemein  zahlreichen,  alle  umliegenden  ll<*>hen  einnehmenden  und  auch  in  der 
Ebene  selbst,  z.  B.  bei  Muliovi<'*i,  vorkommenden  Tumuli,  sowie  durch  eine  bei  00  Cm. 
starke,  ganz  mit  prähistorischen  Thongefässsclierben  erfüllte  und  offenbar  von  einer 
höher  gelegenen  Ansiedlung  zusammengesehwemmte  Schichte  neben  der  Strasse  Gacko- 
Avtovac  hinlänglich  verbürgt  erseheint.  Die  letztgenannte  Schichte  liegt  etwa  700  M. 
westlich  von  der  Strassenbrücke  über  die  Musica  und  ist  gelegentlich  des  Strassen- 
baues  im  Jahre   1^S7  entdeckt  worden. 

In  römischer  Zeit  muss  unterhalb  der  heutigen  Stadt  eine  grössere  Ansiedlung 
bestanden  hal)en,  denn  beim  Bau  der  orientalisch-orthodoxen  Kirche  stiess  man  auf 
die  in  Mr>rtel  gelegten  Grundmauern  eines  quadratischen  Gebäudes,  von  welchem  nach 
verschiedenen  Richtungen  Mauerzüge  ausliefen.  Zwischen  dorn  Schutte  dieser  Grund- 
mauern und  um  diesell)en  herum  fanden  sich  zahlreiche  römische  Mauer-  und  Dach- 
ziegel, zumeist  von  lichtgelbcr,  sc^ltener  von  rother  Farbe.  Von  der  Kirche  gegen 
Nordwest,  weit  über  das  neu  erbaute  llotel  hinaus,  sind  die  Felder  westlich  der  Strasse 
in  grösserer  Breite  ganz  überstreut  mit  römischen  Zicgelfragmenten  und  bearbeiteten 
Tuftsteinstücken,  und  gewiss  würde  man  hier  beim  Abgraben  überall  auf  römische 
Grundmauern  stossen.  Dass  ferner  sowohl  die  ganze  Umgebung  von  Gacko  als  auch 
jene  der  nahen  ÄlilitHrstation  Avtovac  ziemlich  ergiebige  Fundorte  römischer  Münzen 
sind,  ist  seit  liingerer  Zeit  bekannt. 

Als  ich  im  Jahre  18S7  Gacko  zum  ersten  Male  besuchte,  wurde  die  nach  Avtovac 
führende  Strasse   renovirt   und  behufs  Gewinnung    von  Materjale   ein  Hügel  neben  der 


*)  Alterthümor  unserer  heidnischen  Vorzeit,  IM.  1,  Heft  XI,  Taf.  4,  Figur  18  und  27. 
>)  Mitth.  d.  A.  G.  in  Wien,  M.  XXlI,  1892,  S.  (9),  Figiir  15,  und  S.  (10; 


Radimsk^.    Archäologische  Tagebuchblätter.  289 

bereits  erwähnten  neuen  Kirche  abgegraben.  Dieser  Hügel  liel  noch  in  die  Fläche 
des  grösseren  altbosnischen  Friedhofes/)  und  durch  die  Abgrabung  wurden  zahlreiche 
mittelalterliche  Gräber  aufgedeckt.  Die  Skelete  lagen  sämratlich  von  West  nach  Ost, 
mit  dem  Kopfe  im  Westen,  und  waren  mit  dachförmig  zusammengelegten  Mergel- 
platten überdeckt,  hatten  jedoch  wie  gewöhnlich  keine  Beigaben. 

In  einer  Tiefe  von  etwa  einem  Meter  unter  diesem  mittelalterlichen  Begräbniss- 
horizonte stiess  man  jedoch  auf  zahlreiche  andere  Skeletgräber,  welche  entgegen  der 
Anordnung  der  Gräber  in  der  höheren  Schichte,  ohne  Ausnahme  von  Nord  gegen  Süd, 
mit  dem  Kopfe  im  Norden  lagen. 

Durch  die  Beihilfe  des  Strassenbauleitera  Herrn  Ingenieurs  Hugo  Jedliöka 
wurde  es  mir  möglich,  mehrere  dieser  unteren  Gräber  zu  öffnen  und  aus  einem  der- 
selben ein  vollständiges  Skelet  zu  heben,  welches  später  Herr  Gustos  Josef  Szom- 
bathy  im  k.  k.  naturhistorischen  Hofmuseum  in  Wien  für  unser  Landesmuseum  prä- 
pariren  liess. 

Die  Anordnung  dieser  tieferen  Gräber  war  durchaus  die  gleiche.  Die  Skelete 
lagen  auf  der  blossen  Erde  auf  dem  Rücken,  mit  an  den  Körper  geschlossenen  Armen. 
Keines  derselben  hatte  eine  Beigabe.  Jedes  Skelet  war  mit  einer  dachförmigen  Stein- 
kiste aus  je  zwei  längeren  und  zwei  kürzeren  Mergelplatten  bedeckt. 

Bei  dem  Grabe,  dessen  Skelet  ich  ausheben  liess,  waren  die  zwei  längeren,  dach- 
förmig zusammengestellten  Platten  180  Cm.  lang  und  45  Cm.  breit.  Zu  den  Füssen 
und  am  Kopfende  stand  vertical  je  eine  kleinere  Mergelplatte,  welche  die  Schmalseiten 
des  Grabes  abschlössen.  Die  Platte  bei  den  Füssen  war  etwas  zu  klein,  um  die  ganze 
Oeffnung  zu  bedecken,  und  es  war  ihr  daher  ein  ganzer  gelber  römischer  Mauer- 
ziegel von  32  Cm.  Länge,  15  Cm.  Breite  und  6  Cm.  Stärke  vorgelegt  worden,  welcher 
keine  Spur  anhaftenden  Mörtels,  somit  einer  früheren  Vermauerung,  trug.  Wenn  nun 
die  tiefere  Lage  dieser  letzteren  Gräberschichte  unzweifelhaft  auf  eine  ältere  Zeit 
hinweist,  so  deutet  die  abweichende  Orientirung  der  Skelete  eine  weitere,  rituelle  Ver- 
schiedenheit an.*)  Bei  dem  Mangel  an  Beigaben  kann  nur  der  römische  Ziegel  als 
Beweis  dienen,  dass  das  betreffende  Grab  entweder  der  römischen  oder  frühmittel- 
alterlichen Zeit  angehört. 

Im   Jahre    1892    ist   mir   durch    die   Freundlichkeit   des   Herrn   Ingenieurs   Luigi 
Giorgini  für  unser  Landesmuseum  ein  interessanter  Fund  zugekommen,  welcher  beim 
Bau  eines  Wasserreservoirs  in  einer  Felsenspalte  entdeckt  worden  ist.    Der  Fundort  ist 
die  Localität  Kl  ine  im  Nordwesten   der  Stadt 
Gacko,   südlich   vom   Dorfe   Ulinje,    am    Zu- 
sammenflusse der  Bäche  Vrba  und  Drumeäina. 

Das  Fundstück  ist  ein  silberner  Ring  aus 
einem  nun  zusammengedrückten  gestreiften 
Bande  von  7  Mm.  grösster  Breite,  auf  welches 
die  flach  convexe,  gravirte  Platte  von  27  Mm. 
Durchmesser  aufgesetzt  ist  (Figur  8). 

Herr   Regierungsrath   Dr.  Friedrich  Ken-         ^ig.  8.     «ilbemer  Fingerring  aus  der  Gegend 

ner,   k.  und  k.  Director  am  kunsthistorischen  von  Gacko  (Vi). 


*)  M.  Hoernes,  Sitzungsber.  der  kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  in  Wien  1881,  S.  822 f.  —  Idcra, 
Mitth.  d.  A.  G.  in  Wien  1883,  8.  171,  Figur  86.  —  Asbotli,  Bosnien  und  die  Hercegovina,  Wien  1887, 
S.  814. 

*)  Aehnlich  übereinander  liegende  Gräber  mit  verschiedener  Richtung  der  Skelete  bei  HalinitH  im 
Bezirke  Visoko  s.  diese  Mitth.,  Bd.  I,   1898,  S.  60. 

Band  m.  19 


290  I.    Archäolog-ic  und  Gescliichte. 

Hofmuseum  in  Wien,  welchem  ich  den  Ring  einschickte,  war  so  gütig,  darüber  das 
nachstehende  Gutachten  abzugeben: 

„Der  Siiberring  ist  wohl  nur  ein  Product  spätester  Zeit  des  Alterthums  und  von 
ausgesprochen  barbarischer  Arbeit.  Einer  thronenden  Frau  wird  von  einem  Eros,  der 
liinter  dem  Throne  steht  und  den  Kopf  rückwärts  geneigt  hat,  mit  einem  grossen 
Wedel  Kühlung  zugefächelt.  Die  Elemente  der  Vorstellung  sind  antik,  die  Ausführung 
iUllt  in  die  späteste  Zeit  des  Alterthums." 

Vielleicht  ist  die  Zeitstellung  dieses  Fingerringes  dieselbe  wie  die  der  unteren 
Gräberschicht  in  Gacko. 

30.  Die  Kirchenriifiie  auf  der  Careya  Inka  bei  Ermaln  in  Bosnien. 

Mit  der  steigenden  Kenntniss  des  Landes  mehren  sich  auch  die  Nachrichten  über 
monumentale  Bauten  aus  dem  Mittelalter  in  Bosnien,  und  wir  kennen  bereits  die  roma- 
nischen Klosterkirchen  von  Ozren  bei  Gracanica*)  und  von  Dobrunj  bei  Viäegrad, ^) 
mit  wertli vollen  Wandmalereien,  die  sculpturenreichen  frühmittelalterlichen  Kirchen- 
ruinen von  Dal>ravina  bei  Vares^)  und  von  Bilimis^e  beiZenica,^)  letztere  ursprüng- 
lich ein  römischer  Bau,  dann  die  ehemalige  gothische  Kirche  St.  Antonii  in  Biha6,^) 
gegenwärtig  als  Fetija  Dzamia  benützt,  und  endlich  gothische  Architekturstücke  aus  der 
Burg  von  Jajce.  ^) 

Durch  eine  freundUche  Mittheilung  des  Forstmeisters  Herrn  Gustav  Zechel  aus 
Biha6  bin  ich  in  die  Lage  gesetzt,  über  eine  weitere  romanische  Kirchenruine  im  Süd- 
westen der  Ortschaft  Ocigrije,  Gemeinde  Cvijetni6  veliki  des  Bezirkes  Petrovac,  zu 
berichten.  Auf  einer  Reise  von  Knien  Vakuf  nach  Dolnji  Unac  stiess  dieser  Herr  im 
Jahre  1891  am  rechten  Ufer  der  Una  südlich  von  der  Kloster-  und  Burgruine  Ermain 
(oder  Rmanj)  in  dem  Kiede  Careva  luka  auf  eine  Ausgrabung  von  alten  Mauerresten, 

welche  behufs  Gewinnung  von  Baumateriale  durch 
einen  Sägebesitzer  aus  dem  nahen  Croatien  eigen- 
mächtig eingeleitet  worden  war  und  deren  sofortige 
Einstellung  veranlasst  wurde.  Unter  dem  ausge- 
hobenen Materiale,  welches  einige  Cubikmeter  be- 
trug und  aus  Kalkstein-  und  Tuffstücken  bestand, 
fand  sich  eine  schön  bearbeitete  unverzierte  Kalk- 
steinplatte von  190  Cm.  Länge,  100  Cm.  Breite 
und  22  Cm.  Dicke,  wahrscheinlich  eine  Grab- 
steinplatte. 

,,.     c,    ivi    *    1     •  Ausserdem  kamen  zwei  Säulenbasen  aus  Tuff- 

von  der  Careva  luka  (Vie)-  ^^^^^  ^^^^  welche  ungleich  gross,   aber  in  der  Form 

einander  ähnlich  waren  und  von  welchen  die  grössere 
hier  (Figur  0)  abgebildet  ist.  Die  Seitenlängen  der  Unterplatte  betragen  37  und  52  Cm., 
der  Durchmesser  des  Säulen  Schaftes  20  Cm.  Der  Fuss  der  Säule  ist  durch  zwei 
Eckblätter  ornamentirt. 


^)  Diese  Mittli.,  Bd.  I,  ö.  386—401. 

*)  Diese  Mitth.,  Bd.  II,  S.  329. 

»)  Ebenda  S.  73—86 

*)  Diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  272  f. 

^)  Lopasic.  Bihad  i  BihacJka  krajina.  Agram  1890,  S.  33 f. 

<»)  Diese  Mitth.,  Bd.  U,  S.  87—90. 


Radimskj^.    ArchKolo^sche  TÄpelmehhlättor. 


291 


äl.  Ueber  einige  prähistorische  und  rSmfsche  Baureste  bei  ti^rahoro 

im  Bezirice  Lirno. 

Baarath  Ballif  hat  gezeigt,  dass  aus  der  Hochebene  von  Livno,  beziehungsweise 
aus  der  Gegend  von  Glamoe  eine  römiselie  Strasse  über  Grahovo  und  Risanovci  in 
das  Unacthal  und  weiter  über  das  Feld  von  Petrovae  gegen  Kljuö  und  Sanskimost 
gcftihrt  hat.  *)  Wir  besitzen  in  der  Umgebung  von  Grahovo  nicht  nur  die  erhaltenen 
Spuren  dieser  Strasse,  sondern  auch  die  Reste  mehrerer  römischer  Stationen,  und  aus 
derselben  Gegend   stammen  die   römischen  Münzfunde    von  Grkovci,    Peulije,    Grahovo 


Fig.  10.   Thonriiig  (Vs)- 


Fig.  12.  Thonuäpfcheui^V«) 


Fig.  11.    Thölieriier 
Spinuwirtcl  (^j^)- 


Fig.  14.  Bronzener  Holilkelt 


Fig.  16.    Topfrandstück 
mit  glattem    Bogenwulst 


Fiff.  13.    Thonbcclipr   (r(lmisch) 


Fig.  16.    Toptramlstück 
mit  gekerbten  Zickzackwulst 


und  Risanovci.  Die  Römer  fanden  aber  auch  diese  Gegend  von  früher  her  besiedelt 
und  haben,  wo  es  ihnen  passend  erschien,  die  Wallbauten  der  älteren  Einwohner  in 
Benützung  genommen,  wie  dies  auch  in  anderen  Gegenden  sehr  häufig  geschehen  ist. 
Der  Expositurslciter  von  Grahovo,  Herr  Dominik  Kova^evi(^',  hat  im  Jahre 
1892  dem  Landesmuseum  aus  der  dortigen  Gegend  nebst  anderen,  meist  keramischen 
Funden  auch  zwei  Bronzekelte  eingesendet  und  Daten  über  einige  prähistorische  und 
römische  Ansiedlungen    der  Umgebung  von  Grahovo    mitgetheilt.     Dadurch  und  durch 


*)  Römische  »Stra.s.sen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina,    Wien   1893,  S.   12  —  16. 


19* 


odZ  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

meine  früheren  eigenen  Beobachtungen   bin  ich  in  die  Lage  gesetzt,   Einiges  über  die 
Alterthümer  von  Grahovo  zur  weiteren  Kenntniss  zu  bringen. 

Der  Hügel  im  Nordosten  von  Grahovo  oder  Are^in  brijeg,  auf  welchem  die 
orientalisch-orthodoxe  Kirche  des  Ortes  erbaut  ist,  wird  Gradina  genannt  und  trägt 
einen  elliptischen  Wallbau,  dessen  längere,  ostwestHche  Achse  153  M.  und  dessen 
kürzere  nordsüdliche  Achse  60  M.  misst.  Der  Eingang  ist  im  Nordwesten;  längs  des 
südlichen  Walles  ist  die  Innenfläche  von  einer  langen  Reihe  von  Schanzgräben  eingenommen, 
welche  in  den  Aufstandsjahren  1876  bis  1878  von  den  Mohammedanern  der  Umgebung 
ausgehoben  worden  sind.  Im  Nordosten  der  umwallten  Fläche  steht  die  neu  erbaute 
Kirche  und  mehr  gegen  die  Mitte  zu  das  Grundmauerwerk  einer  älteren  Kirche  und 
der  hölzerne  Glockenthurm. 

Eine  kleine  Probegrabung  daselbst  ergab  eine  Masse  Thonscherben  von  Freihand- 
gef&ssen  mit  halbkugeligen  Buckeln,  geraden,  an  jedem  Ende  mit  einem  kleinen 
Hörnchen  geschmückten,  glatten  oder  hufeisenförmigen,  gekerbten  Ansätzen,  wie  sie 
z.  B.  in  dem  Wallbaue  von  Kiöin  bei  Mostar  häufig  vorkommen.^)  Die  Henkel  sind 
bald  in  horizontaler,  bald  in  verticaler  Stellung  angebracht.  Ausserdem  fand  sich  ein 
Ring  aus  schwärzlichem  Thone,  mit  rundem  Querschnitte,  wahrscheinlich  der  Untersatz 
für  ein  Töpfchen  (Figur  10)  von  6'5  Cm.  Durchmesser  und  ein  bikonischer  Spinnwirtel 
(Figur  11).  Daneben  wurden  Fragmente  römischer  Ziegel,  Stücke  ziegelgemischten 
Kalkmörtels  und  Scherben  auf  der  Drehscheibe  erzeugter  Thongefässe  gehoben.  Die 
prähistorische  Gradina  von  Grahovo  war  somit  auch  zur  Zeit  der  römischen  Herrschaft 
bewohnt.  Eine  zweite  Gradina  mit  elliptischem  Walic  liegt  etwas  weiter  im  Nordwesten 
von  Grahovo,  östlich  vom  Dorfe  Pe6i.  Eine  Probegrabung  im  Innern  des  Ringwalles 
ergab  sehr  viele  Thonscherben  von  Freihandgefässen,  welche  mit  Buckeln,  eingeritzten 
Dreiecken  u.  dgl.  geziert  sind,  dann  ein  kleines  quadratisches  ThongefUss  (Figur  12) 
von  dunkelbrauner  Färbung,  welches  sich  gegen  oben  etwas  verjüngt  (es  ist  4*5  Cm. 
hoch,  unten  4*5  Cm.,  oben  4  Cm.  breit),  ferner  viele  gebrannte  Thonklumpen,  ein 
beschnittenes  Hirschgeweihstück  und  einige  Bronzefragmente.  Unter  den  Thonscherben 
sind  einzelne  von  auf  der  Scheibe  gedrehten  Geftlssen,  welche  von  der  nahen  römischen 
Ansiedlung  an  der  Begovacquelle  herstammen  mögen. 

Die  Begovacquelle  liegt  in  der  Ebene  westlich  vom  Wege  von  Gacko  gegen 
Pe6i.  Bei  derselben  kommen  auf  einer  Fläche  von  mehreren  Tausend  Quadratmetern 
Grundmauerwerke  von  Gebäuden  vor.  Dazwischen  sind  Fragmente  von  römischen 
Ziegeln  und  Heizröhren,  Gussestrichstücke,  Knollen  ziegelgemischten  Mörtels  und 
römische  Thongefilssfragmente  verstreut.  Aus  den  letzteren  konnte  der  henkellose 
Becher  (Figur  13),  10*6  Cm.  Höhe,  11  Cm.  Durchmesser,  zusammengesetzt  werden. 
Zweifellos  bestand  sonach  an  der  Quelle  Begovac  in  römischer  Zeit  eine  grössere  Nieder- 
lassung. 

OestUch  von  der  Begovacquelle  und  westlich  neben  dem  Wege  von  KesiAi  nach 
Maleäevci  liegt  auf  einem  Felshügel  ein  dritter  Wallbau  „Gradina",  welcher  aber 
nicht  näher  untersucht  wurde.  Eine  vierte,  ebenfalls  noch  nicht  näher  untersuchte 
Gradina,  deren  Wall  noch  wohl  erhalten  sein  soll,  befindet  sich  auf  dem  Berge  Kurozeb 
im  Prädium  Hrsovac,  etwa  3*5  Km.  WWS.  von  Grahovo.  Aus  dieser  Gradina  stammt 
der  Bronzekelt  Figur  14,  23  Cm.  lang,  mit  hohem,  aber  flachem  Randwulste  und  einem 
gegenwärtig  abgebrochenen  Oehr. 


*)  Diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  24f.,  28  und  .92. 


Radimsk^.    Archäologische  Tagebuchblätter. 


293 


Einen  fünften  und  einen  sechsten  Wallbau  linden  wir  bei  Grkovci  am  Nord- 
westende des  Öevarovo  blato  und  südöstlich  von  Grahovo.  Der  erstere  liegt  nördlich 
von  der  Ortschaft  in  1485  M.  Seehöhe,  unter  dem  noch  höheren  Öatorberge  und  wird 
Babingrad  genannt;  er  ist  noch  nicht  näher  untersucht  worden.  Südlich  davon  und 
näher  an  Grkovci  liegt  in  etwa  9tX)  M.  Seehöhe  der  zweite  „Gradina"  genannte  Wallbau 


Fig.  17.    Topfbnichstück 
mit  getupftem  BogenwulBt  (*/«) 


Fig.  20.  Bruchstück 
eines  Drehscheiben- 
gefasses (*/,). 


Fig.  24.    Henkel- 
bruchstück eines  Thoii* 
gefässes  (Vs). 


Fig.  18.  Bodennabel 
eines  Thougefässes  (*/»). 


Fig*2H*  Ik'iikHIiriirhstiLük 


Fig.  19.    Thongowicht, 
viermal  durchbohrt  (*/«). 


Fig,  25^    Vrrtiiak^r  Meükel 

(durcbbubrtcr  Auäat^) 

eineri  TboDgüCHasies  (*/^), 


Fig.  2C.     Tlimi^pule   (Va)- 


Fig.  21. 
Bronzener  Hohlkeit 
mit  Aermchen  (*/»)• 


Fig.  22.   Randbnichstück  eines  flachen  Thontellers  (Vs)- 


mit  kreisrundem  Walle,  auf  welchem  man  die  Fundamente  einer  in  Kalkmörtel  gelegten 
Mauer  findet.  Durch  eine  kleine  Probegrabung  wurde  daselbst  eine  Masse  Thon- 
scherben  von  FreihandgefHssen  mit  flachbreiten  und  rundlichen,  theils  vertical,  theils 
horizontal  gestellten  Henkeln,  mit  rundlichen  oder  rechteckigen  Buckeln  und  mit  ge- 
raden oder  hufeisenförmigen,  theils  glatten,  theils  gekerbten  Ansätzen  (Figur  15  und 
16)  gewonnen.  Als  Verzierung  kamen  auch  bogenförmige  Wülste  mit  Fingernägel- 
eindrücken (Figur  17),  dann  gerade  Rundwülste  mit  verschiedener  Kerbung  vor.  Die 
Böden  der  GefUsse  sind  meist  eben,  zuweilen  aber  mit  einem  Nabel  versehen  (Figur  18). 


294  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

Gebrannte  Thonklumpcn  und  Wandbewurfstücke,  dann  zwei  Webstuhlgcwichte,  von 
welchen  eines  vierfach  vertical  durchbohrt  ist  (Figur  19),  wurden  ebenfalls  gefunden. 
Dazwischen  lagen  römische  Ziegelfragmente,  ziegelgemischte  Mörtelstücke  und  Scherben 
auf  der  Drehscheibe  erzeugter,  zuweilen  an  den  Aussenseiten  gefurchter  Gef&sse 
(Figur  20). 

Unweit  von  dieser  Gradina  wurde  im  Jahre  1892  durch  Hirtenknaben  der  Bronze- 
kelt  Figur  21,  23  Cm.  lang,  gefunden.  Er  ist  sehr  schlank,  mit  schmalem  Randwulste 
und  nahezu  rechteckiger  Düllenöffnung.  Statt  dem  sonst  häufig  unter  dem  Randwulste 
angebrachten  Oehre  hat  er  ungefähr  in  der  Mitte  seiner  Länge  beiderseits  je  einen, 
gegen  die  halbmondförmige  Schneide  gerichteten  Lappen.  Sowohl  dieser  Hohlkelt,  als 
der  auf  Kurozeb  gefundene  (Figur  14)  sind  unverziert  und  unterscheiden  sich  dadurch 
von  allen  bisher  in  Bosnien  gefundenen  ähnlichen  Bronzebeilen. 

Aus  dem  Angeführten  sehen  wir,  dass  die  Gradina  von  Grkovci  ursprünglich 
eine  prähistorische  und  später  eine  römische  Wohnstätte  gewesen  ist. 

Ein  siebenter,  namenloser  Wallbau  kommt  eine  Viertelstunde  südöstlich  von  Za- 
vogjani  in  der  Gemeinde  Tiskovac,  am  Bache  Butiinica  vor.  Er  liegt  auf  einem 
kleinen  Hügel  und  besteht  aus  einem  kreisrunden  Wall,  innerhalb  dessen  oberflächlich 
grosse  Mengen  prähistorischer  Thonscherben  herumliegen.  Sie  gehören  Gefässen  ver- 
schiedener Form  und  Grösse  an  und  sind  mit  glatten  und  gekerbten  Rundwülsten 
geziert.  Als  besondere  Formen  erwähne  ich  das  Fragment  eines  sehr  dicken,  aber 
ganz  flachen  Tellers  mit  roh  gekerbtem  Rande  (Figur  22)  *),  dann  zwei  eigenthümliche, 
rechtwinkelig  gebogene  Henkelfragmente  (Figur  23  und  24)  und  einen  rundHchen  Henkel 
(Figur  25),  welcher  an  beiden  finden  breit  und  in  der  Mitte  schmal  ist.  Eine  zwischen 
den  Scherben  gefundene  Spule  aus  Thon  ist  in  Figur  26  abgebildet. 

Ausserdem  liegen  aber  auch  römische  Mauer-,  Falzdach-  und  Hohlziegel;  sowie 
Fragmente  von  römischen  Heizröhren,  herum,  und  es  ist  somit  auch  hier  an  der  Stelle 
einer  früheren  prähistorischen  Ansiedlung  ein  römischer  Wohnplatz  entstanden. 

22.  Ein  Legionszfogel  aus  KladnSa  relika  in  Bosnien. 

Nordöstlich  von  der  schönen  Burgruine  Kladuäa  velika  liegen  am  linken  Ufer 
des  KladuSnicabaches,  etwa  80  M.  östlich  von  dem  Hause  des  Miliöevi6,  die  Grund- 
mauern eines  langgestreckten  Gebäudes,  welche  Cr  k  vi  na  genannt  werden,  und  in 
welchen  Lopasi^^)  die  Ruine  einer  Kirche  des  heiligen  Martin  und  eines  Pfarrhauses 
vermuthet.  Ich  zweifle  nun  durchaus  nicht,  dass  in  oder  bei  der  namhaften  Burg 
KladuSa  im  Mittelalter  eine  christliche  Kirche  des  genannten  Heiligen  bestand,  welche 
übrigens  auch  urkundlich  bezeugt  ist;  aber  die  lange  Form  des  ausgedehnten  Grund- 
mauerwerkes entspricht  weder  einer  Kirche,  noch  einem  Privathause.  Zudem  findet 
man  sowohl  in  der  Ruine,  als  auch  in  deren  Umgebung  eine  Menge  verstreuter  römischer 
Ziegel,  welche  darauf  hindeuten,  dass  an  dieser  Stelle  ein  antikes  Gebäude  gestanden 
habe.     Als    im  Jahre  1891    der  Ingenieur   Herr  Hugo    Jedliöka   in  KladuSa   mit    der 

*)  Ucber  dieso  dicken  Thoiiplattcn  mit  iiicdprom  getupftem  Hände,  die  ich  filr  Backpfannen  filr  fladen- 
f?Jrmigcs  Brot  halten  machte,  sowie  über  einigte  andere  der  vorrömischen  Periode  in  den  altiUyrischeu 
Ländern  dies-  und  jenseits  der  Adria  eigenthümliche  Thongefässformen,  die  in  Rad  im sky's  Berichten  öfter 
erwähnt  werden,  vgl.  Mitth.  d.  prähist.  Comm.  d.  kaiscrl.  Akad.  d.  Wissensch.,  Bd.  1,  Nr.  3,  Wien  1893,  S.  98 
und  Mitth.  d.  Anthr.  Ges.  Wien,  XXIV,  1894,  8.  172.  Der  Red. 

«)  Bihae  i  Bihat'ka  krajina,  Agram  1890,  S.   177  ff. 


Radimsky.    Archäologische  Tagebuchblätter. 


295 


Leitung  einer  Bananlage  beschäftigt  war, 
fand  er  unter  den  Ziegeifragmenten  der 
Crkvina  eines  mit  dem  Stempel  Legio 
XIIII  gemina  (Figur  27).  Diese  Crkvina 
war  also  wahrscheinlich  ein  römisches 
Militärbauwerk,  und  zugleich  ersehen 
wir  aus  diesem  Funde,  dass  wenigstens 
eine  Abtheilung  der  vierzehnten  Legion, 
deren  Ziegelstempel  namentlich  im  Ge- 
biete von  Leibnitz  (Flavium  Solvense) 
in  Steiermark  häufig  angetroflFen  werden, 
in  unserer  Gegend  stationirt  war.  Rö- 
mische Ziegel  werden  übrigens  auch  in 
den  Aeckern  unmittelbar  am  Ostfusse 
des  Burgberges  von  Kladuäa  veUka 
häufig   gefunden,   und    Herr    Jedlicka 

hat   mir  auch  von  dieser  zweiten  Localität  die  ganze  Längsseite  einer  besonders  stark 
gerippten  römischen  Heizröhre  übergeben. 


Fig.  27.    Ziegelbruchstiurk  mit  Legionsstempel 
aus  Kladusa  velika  (*/V). 


3S.  Drei  Funde  ams  dem  Bezirke  LjnbnSkl. 

Der  Schullehror  von  Posuäje,  Herr  Nikola  Bariöi6,  hat  an  unser  Landesmuseum 
vor  Kurzem  zwei  Bronzen  und  eine  eiserne  Pfeilspitze  aus  dem  Bezirke  Ljubuski  in 
der  Hercegovina,  leider  ohne  nähere  Angabe  der  Fund  Verhältnisse,  ein- 
gesendet. Eine  der  Bronzen  ist  eine  schmale  Speerspitze  aus  Tihaljina 
im  oberen  Trebi^atthale  (Figur  28),  10*5  Cm.  lang,  1*7  Cm.  breit.  Sie  ist 
mit   einer   dunkelgrünen   Patina    überzogen;    die  Spitze    wurde    von  dem 


Fig.  29. 

Bronzene  Mittel -La  Tene- Fibel 

aus  Gorica  ('/s)- 

Finder  zugeschliffen.  Die  flache  Mittelrippe  verbreitert 
sich  in  der  Mitte  der  Länge  und  endet  dann  gegen  oben 
in  eine  Spitze. 

Das  zweite  Stück  ist  eine  zweiknöpfige  Armbrust- 
Mittel -La  Tene- Fibel  aus  Gorica,  einem  Dorfe  nahe  an 
der  dalmatinischen  Grenze  bei  Imotski  (Figur  29),  9*5  Cm. 
lang.  Eine  ganz  ähnliche  Mittel- La  Tone -Fibel  stammt 
aus  Zagradina  auf  der  Hochebene  von  Rakitno.M 

Die    eiserne   Pfeilspitze    mit   Widerhaken    (Figur   30),    8*1  Cm.    lang. 


Fig.  30. 
Eiserne  Pfeil- 
spitze 
ans  Posusje 


'       Fijr.  28. 
Hronzciie 
Laiizeuspitzc 
aus  Tihaljina 

wurde    bei 


PosuSje  gefunden  und  könnte  ebensogut  römisch  als  frühmittelalterlich  sein.    Es  ist  übcr- 


»)  Diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  177,   Figur  16. 


296 


I.    Archäologie  und  Go8i*'hichte. 


haupt  schwer,  derartige  Gegenstände,  wenn  sie  vereinzelt  vorkommen,  sicher  zu 
datiren.  In  dem  sogenannten  „Waffenloche"  von  St.  Michael  bei  Adelsberg  in  Krain 
kamen  ganz  ähnliche  Pfeilspitzen  zusammen  mit  sehr  vielen  römischen  WaflFen  vor,*) 
während  Lindenschmit  ähnliche  Pfeilspitzen  aus  dem  römischen  Pfahlbaue  im  Rhein 
am  Dimeser  Orte  bei  Mainz  *)  und  aus  fränkischen  Gräbern  in  der  Rheinpfalz  *)  abbildet. 
Da  wir  aber  eine  grössere  römische  Ansiedlung  in  Gradac  bei  PosuSje  kennen  und 
eine  römische  Strasse  an  PosuSje  vorbei  gegen  Trebistovo  führte,  dürfte  es  zulässig 
sein,   unsere  Pfeilspitze  als  eine  „sagitta  hamata"  der  römischen  Zeit  zuzuweisen. 


24.  Kolossale  Fibel  aus  Ivanjska  bei  Banjaluka. 

Die  Fibel  Figur  31    wurde   bei   Ivanjska   im   Bezirke  Banjaluka   bei   dem  Aus- 
heben eines  Mühlgrabens  am  linken  Ufer  des  Luöicabaches,  etwa  20  Minuten  oberhalb 
der  dortigen  Manganerzgrube,  frei  in  der  Erde  liegend  gefunden  und  kam  als  Geschenk 
des  Herrn  Siegmund  Deutsch,  Bergmeisters  in  Sinjakovo,  in  das  bosn.-herceg.  Landes- 
museum.     Kopfschlinge   und   Nadel   fehlen,    die   hohe   dreieckige   Fussplatte    ist   abge- 
brochen, aber  erhalten.    Das  Stück 
ist  eine  einschleifige  Bogenfibel  der 
ersten   Eisenzeit,    von   griechischem 
Typus,  32  Cm.  lang,   18  Cm.  hoch. 
Die  mit  eingravirten  Zickzacklinien 
und  drei  Reihen  getriebener  Buckel- 
chen verzierte  Fussplatte  ist  9*4  Cm. 
hoch,  14  Cm.  breit.    Der  Bügel  zeigt 
über   der  Schleife  einen  flach -rund- 
lichen Querschnitt  und  ist  nahe  der 
Scheitelhöhe,     sowie     oberhalb    des 
Fusses    mit   zwei   Knöpfen    geziert. 
Zwischen  diesen  Knöpfen  ist  er  auf 
1*3  Cm.  verbreitert  und  gerippt. 
Es   ist   dies   die   grösste  Fibel,   welche   bisher   in  Bosnien   gefunden  wurde,    denn 
das   sonst   sehr    ähnliche   Exemplar  aus   Sokolac  (Glasinac)*)   ist   nur   19  Cm.  lang 
und  12-5  Cm.  hoch.     Eine   in    der  Form   und  Verzierung   der  Fussplatte   mit   unserem 
Stück   noch   mehr  übereinstimmende  Fibel   wurde  in  einer  Höhle   an  der  Korana  bei 
Dreinik,  südöstlich  von  Sluin  in  Croatien,  somit  nahe  an  der  Grenze  Bosniens,  speciell 
des   Bezirkes   Bihac,    gefunden.*)     Die   Fibel   von   Dreinik   ist    zwar   noch    um    1  Cm. 
länger  als  jene  von  Ivanjska,  denn  sie  misst  in  der  Länge  33  Cm.,  dagegen  ist  sie  bei 
ihrer  Bügelhöhe  von  165  Cm.  um  l'öCm.  niedriger  ab  die  letztere. 

25.  Zwei  Fände  aus  der  Gegend  von  Bllek. 

Die  eiserne  Lanzenspitze  (Figur  32)  ist  bei  dem  Dorfe  Hatelj  im  Bezirke  Stolac 
von  dem  Bauern  Risto  Kunduöina  in  einem  nahe  bei  seinem  Hause  gelegenen  Felde 


Fig.  31.    Colossale  Bronzefibel   aus  Ivanjska  (V4). 


»)  Mitth.  d.  A.  G.  in  Wien  1892,  Bd.  XXII,  S.  (9),  Figur  18  und  20. 
*)  Alterthümer  unserer  heidnischen  Vorzeit,  Bd.  II,  Heft  VIII,  Taf.  4,  Figur  9. 
3)  Ebenda  Bd.  II,  Heft  IX,  Taf.  5,  Figur  7. 
*)  Diese  Mitth.,  Bd.  I,  S.  86,   Figur  71. 

**)  Popis   ark.   odjela  nar.   zem.   muz.   u  Zagrebu,   I,   S.  70   und  Tab.  X,   Figur  31.   —  Montelius, 
Spännen  fr&n  bronsUldem,  S.  18,  Figur  12. 


Kadimsk^.    Archäologische  Tagebuchhlätter. 


297 


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« 


Fig.  33. 

Bronzene 

Doppelnadel  aus 

Mileöi  (Vi). 


i^li^l 


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aasgeackert  worden  und  bis  auf  die  fehlende  Spitze  sehr  gut  erhalten, 
26'5  Cm.  lang,  wovon    15*5  Cm.   auf  das   Blatt,    1 1  Cm.  auf  die  DüUe 
entfallen.     Das  Blatt   hat   eine  kaum  merkliche  Rippe  und  ist  4*7  Cm. 
breit.     Die   DüUe   ist  längsgerieft   und   endet   in   einem    wulstförmigen 
Rand.    Oberhalb  dieses  Randwulstes  erscheinen   die   charakteristischen, 
einer   kurzen   Parirstange    ähnlichen   Querstäbe,    nach 
deren  Vorhandensein  wir  dieses  Fundstück  auf  Grund 
zahlreicher  Analogien  in  die  Völkerwanderungszeit  ver- 
setzen   müssen.     Nach    den    Angaben   des    Einsenders 
ist   die  Fundstelle   in  grösserer  Ausdehnung  mit  römi- 
schen Ziegelfragmenten    (namentlich   vqp   Falzdachzie- 
geln) überstreut.    Ferner  fanden  sich  bei  der  Cantine 
des  Vukmanovi6,  sowie  bei  der  Kirche  in  Hatelj  zahl- 
reiche römische  Falzdach-  und  Hohlziegel  und  bei  der 
genannten  Cantine  auch  ein  römischer  Architekturstein. 
Es    muss    somit    in    dem    heutigen    Dorfe    Hatelj    am 
Hordrande   des   Dabar   polje    eine    römische   Ortschaft 
bestanden  haben. 

Das  zweite  Fundstück  ist  eine  kleine  Doppelnadel 
aus  Bronze  (Figur  33),  welche  nebst  vielen  Bruch- 
stücken von  Freihandgefkssen  in  dem  Wallbaue  Mala 
Qradina,  östlich  von  dem  Dorfe  Mile6i  in  der  Kata- 
stralgemeinde  Vranjska  des  Bezirkes  Bilek  gefunden 
wurde.  Der  Kopf  besteht  aus  einem  schief  nach  ab- 
wärts gerichteten  Bügel  aus  rundem  Bronzedraht,  wel- 
cher beiderseits  je  drei  Windungen  bildet  und  dann  in  die  zwei  Nadeln  ausläuft.  Bei 
der  Vereinzelung  dieses  Fundstückes  dürfen  wir  zweifeln,  ob  wir  dasselbe  der  Uallstatt- 
oder  der  La  Tfene- Periode  zuweisen  sollen.  Ein  Gegenstück  zu  diesem  Object  ist, 
wenigstens  in  Bosnien  und  der  Hercegovina,  bisher  noch  nicht  gefunden  worden. 


Fig.  32.   Eiserne 

Lanzenspitze 
von  Hatelj  (Vs)- 


Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen 

Balkanländer. 

Von 

Dr.  Ludwig  von  ThaUöczy, 

k.  uud  k.  Rt^ieruDgsrath  und  Archivsdirector. 

(Mit    1    Tafel    und   8   Abbildungen   im   Texte.) 

Inhalt.  I.  Ein  Beitrag  zur  Biographie  des  Mladen  Subic,  Banus  von  Bosnien.  —  II.  Genealogisch- 
Biographisches  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  (Maria  Herzogin  von  Bosnien,  Gräfin  von  Helfcnstein.  -- 
Katharina.  —  Danica).  —  III.  Zwei  Reliquiarien  der  Genialilin  des  Sandalj  Hranic  in  Zara.  —  IV.  Zur 
Geschichte  der  Despotenfamilio  Brankovic.  —  V.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bogomilenlehre. 


L  Ein  Beitrag  znr  Biographie  des  Mladeii  Snbli^,  Banii8  tou  Bosnien. 

/iwei  Bane  aus  dem  Geschlechte  der  Subic  regierten  in  dem  westlichen  und  süd- 
westlichen Theile  des  heutigen  Bosnien:  Paul  und  Mladen.  Dire  Herrschaft  dauerte 
länger  als  zwei  Jahrzehnte,  von  1298  bis  1322. 

Paul,  der  berühmte  Ban  Dalmatiens  und  Croatiens,  war  bis  zu  seinem  im  Jahre  1312 
erfolgten  Tode  die  leitende  Persönlichkeit  der  dalmatinisch-croatischen  Aristokratie.  Als 
solcher  spielte  er  die  Rolle  eines  Vorkämpfers  des  Hauses  Anjou.  Er  nannte  sich  in 
seinen  Urkunden  „Banus  Croatic  Dalraatie  et  dominus  Bosne"  (am  7.  April  1299  — 
Ljubiil^,  Listine,  I,  p.  190).  Am  11.  August  1300  nennt  er  sich  nur  „Banus  Croatiae" 
(Staats-Archiv  in  Wien);  1301,  gegeben  zu  Scardona:  „Paulus  Banus  Croatorum",  1304 
zu  Spalato:  „Paulus  Banus  Croatorum",  1305  zu  Scardona:  „Paulus  Banus  Croatorum 
et  totius  Bosne  dominus"  (die  Urkunden  in  unserer  Sammlung).  Bei  Lucius:  De  regno 
Dalm.  etc.,  lib.  IV,  cap.  XHI  ist  eine  von  Pfingsten  1302  datirte  Urkunde  publicirt,  in 
welcher  sich  „Mladinus"  (Mladen)  den  erstgeborenen  Sohn  Pauls  und  „Banus  Boznensis" 
nennt.^)  In  den  übrigen  Urkunden  (Ljubi6  I,  139,  305;  Kukuljevi6,  Iura  Regni 
Croatiae,  I,  491  nach  dem  Originale  in  Arbe)  ist  Paul  Subi6  immer  als  Banus  Croatiens 
und  Herr  Bosniens  benannt.  Sein  Sohn,  der  ihm  1312  in  dem  Besitze  und  der  Würde 
des  Banates  folgte,  nennt  sich  in  den  Urkunden  „Croatiae  et  Bosniae  Banus". 

Solche  Titulaturen  waren  im  Mittelalter  zwar  oft  nur  schematische,  pompöse 
Formeln  der  betreffenden  Kanzlisten,  in  unserem  Falle  jedoch  stimmen  sie  mit  der  that- 
sächlichen  Machtsphäre  dieses  Geschlechtes  überein. 

Die  Familie  Subi6  von  Brebir  liat  während  eines  Vierteljahrhunderts  ihre 
Herrschaft  ausgeübt.    Die  Art  dieser  Herrschaft  kann  man  nicht  besser  charakterisiren 


*)  An  eil  comeii  und  dominus  totius  tcrr»  Hlm  (Urkunde  1304). 


Thalloczy.    Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  299 

als  mit  den  Worten  des  scharfsinnigen  Lucius  (lib.  IV,  201),  der  dieselbe  eine  „domi- 
natio  arbitraria"  nennt.  Die  Subi6  besassen  eine  eigenmächtige,  thatsächliche  Macht- 
vollkommenheit über  croatisches  und  bosnisches  Territorium.  Die  Wurzel  ihrer  Macht 
war  zwar  die  ungarische  Banalwürde,  welche  sie  aber  in  der  Zeit  der  Thronzwistig- 
keiten  nach  dem  Aussterben  der  ArpAden  mit  grosser  Energie  zu  einer  erblichen  zu 
gestalten  trachteten.  Und  dies  gelang  dem  Vater  Mladens,  dem  grossen  Paul.  Paul 
Subi6  anerkannte  zwar  als  Banus  Croatiens  die  Lehenshoheit  der  ungarischen  Krone, 
aber  über  Bosnien,  d.  h.  über  jene  Theile,  welche  er  thatsächlich  besass,  übte  er  das 
freie  Dominium  aus,  und  zwar  mit  thatsächlicher  SouverainetÄt,  da  die  ungarische 
Hoheit  gleichsam  latent  war  und  nur  soweit  zum  Ausdruck  kam,  als  er  dieselbe  aner- 
kannte. Diese  Anerkennung  der  ungarischen  Hoheit  geschah  in  der  Weise,  dass  er, 
wie  bemerkt,  der  erste  Paladin  der  neapolitanischen  Anjous  war,  welche  es  mit  der 
staatsrechtlichen  Cohäsion  der  dalmato-croatischen  Theile  schon  darum  nicht  genau 
nehmen  konnten,  weil  sie  nicht  intra  dominium  waren.  Es  dauerte  lange  Zeit,  bis  Carl 
Robert  von  Anjou  sich  in  Ungarn  befestigte  und  die  dalmatinischen  Angelegenheiten 
schärfer  ins  Auge  fassen  konnte.  Bis  zum  Jahre  1312  hatte  Carl  Robert  in  Ungarn 
selbst  Vieles  zu  schUchten  und  den  Entseheidungskampf  mit  seinem  Hauptwidersacher, 
Matthäus  Chdk,  auszufechten.  Während  dieser  Zeit  erweiterten  Paul  und  Mladen  ihren 
Besitz  und  erlangten,  allerdings  nur  unter  venezianischer  Oberherrschaft,  die  sehr  ein- 
flussreiche und  unmittelbare  Schutzherrschaft  über  die  Küstenstädte.  Als  im  Jahre  1310 
Mladen  sich  in  Zara  festsetzte,  fing  er  an,  sich  Fürst  von  Dalmatien  zu  nennen  („titulo 
Principis  Dalmatiae  uti  cepisset",  Lucius  58)  und  Venedigs  Einfluss  soviel  als  möglich 
von*  sich  fernzuhalten.  Als  aber  der  Zwist  Zaras  und  Venedigs  geschlichtet  war, 
und  der  alte  und  sehr  vorsichtige  Paul  im  Jahre  1312  starb,  blieb  Mladen  nichts  übrig, 
als  sich  mit  der  Republik  freundschaftlich  wieder  auszusöhnen. 

Zehn  Jahre  dauerte  die  Banalregierung  Mladens.  Schritt  für  Schritt  suchte  er 
im  Vereine  mit  seinen  Brüdern  Georg, ^)  Paul,*)  Gregor^)  und  Martin  die  ganze  Küste 
seiner  Familie  zinsbar  zu  machen;  fiir  seine  eigene  Person  erwarb  er  Zara  und  das 
Chulmische  Land,*)  wo  schon  sein  Vater  die  serborascischen  Herrscher  entweder  ver- 
trieben oder  zum  Gehorsam  gezwungen  hatte.  Alles  in  Allem  genommen,  gehorchte 
beinahe  das  ganze  heutige  Bosnien  sammt  der  nordöstlichen  Hercegovina  seiner  Macht, 
während  in  den  Küstenstädten  seine  Brüder  unter  seiner  Aufsicht  walteten.  Doch  war 
diese  Macht  keine  einheitliche;  in  jedem  Qebietstheile  musste  er  an  die  dortigen  Be- 
sitzer Concessionen  machen,  Venedigs  Einfluss  und  die  Gewohnheiten  der  Städte  achten 
und  vor  König  Karl  auf  der  Hut  sein.  Alle  fürchteten  ihn,  aber  er  musste  sieh  auch 
vor  Allen  hüten.  Am  meisten  hatte  er  von  seinen  Stammesgenossen,  den  ihm  eben- 
bürtigen Magnaten,  zu  besorgen,  die  keinen  Ihresgleichen  auf  lange  Zeit  über  sich 
duldeten,  denn  er  repräsentirte  in  ihren  Augen  kein  legitimes  oder  natürliches  souveraines 
Element  und  war  im  besten  Falle  nur  ein  „primus  inter  pares".  Der  König  Ungarns 
musste  in  seinem  eigenen  Interesse  den  Sturz  Mladens  herbeizuführen  suchen,  um  die 
Erblichkeit  der  Banalwürde  zu  Fall  zu  bringen,  während  die  Kurjakovi6e,  Baboni6e 
und  die  übrigen  Grossen  sich  vor  ihm  nicht  beugen  wollten  und  nach  der  von  ihm 
bekleideten  Banal  würde  strebten.  Im  Jahre  1322  schlössen  die  Städte  Trau  und  Se- 
benico  eine  Liga  gegen   ihn,   denn  sein  Joch   wurde  unerträglich,  wie   die  Chroniken 

*)  Comes  von  Hpalato. 

•)  ComeH  von  Trau. 

^)  Comes  von  Sebenico. 

■•)  üeneraÜH  dominus  totius  territorii  Chelmensis. 


oOO  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

berichten.  ^Sein  tyrannisches  Regime,  die  scandalösen  Freiheiten,  die  er  sich  heraus- 
nahm, welche  ebenso  verachtungswlirdig  vor  den  Menschen,  wie  sträflich  vor  Gott  sind, 
müssen  gerächt  werden.  Ehebruch,  Jungfrauenschändung,  die  Brandschatzung  der 
Klöster,  die  Verunglimpfung  der  Kirchen,  Beleidigung  der  Edelleute  und  Auspressungen 
der  Unterthanen  sind  noch  die  kleineren  Ausschreitungen  seiner  Leute."  (Andreis, 
Storia  della  citti,  di  Trau,  MSS.  53a.) 

Die  drohende  Haltung  der  Städte  bewog  nun  auch  seinen  Bruder  Paul,  sich  auf  die 
Seite  der  Aufständischen  zu  schlagen  (Lucius,  M.  Mad.,  cap.  XIX,  Andreis  53a — 55a). 
Der  Sturz  Mladens  erfolgte  im  Monate  Juli  1322;  zuerst  geschlagen,  rief  er  die  Hilfe 
Carl  Roberts  an,  wurde  aber  bei  Knin  vom  Könige  in  Gewahrsam  genommen  und  fiel, 
wie  der  Chronist  sagt,  durch  Gottes  Strafe,  der  die  Mächtigen  erniedrigt  und  die 
Niederen  erhöht.  „Wo  ist  nun  deine  Macht,  Ban  Mladen,  der  du  Aller  Erdenkönige 
Gewalt  verachtetest,  wo  deine  Herrlichkeit,  der  du  Gott  und  die  katholische  Kirche 
zu  ehren  dich  weigertest,  warum  hast  du  Bischöfe,  Aebte  und  Aebtissinnen  ordinirt?  Wo 
dein  Stolz,  der  dir  mit  den  armen  Bürgern  Dalmatiens  und  Croatiens  im  Frieden  zu 
leben  nicht  gestattete?  Wo  ist  nun  dein  Verstand,  mit  welchem  du  die  Schmeichler 
mehr  liebtest  als  die  guten  Rathgeber?  Du  pflegtest  die  Bibel  zu  lesen  und  befolgtest  nicht 
die  Worte  der  Bibel,  darum  straft  dich  Gott  und  nahm  dir  dein  Reich"  (Madiusa  XVIH). 

Mladen  Subi6  steht  nach  den  Daten,  die  wir  von  ihm  besitzen,  trotz  der  grossen 
Zeitferne  ziemlich  deutUch  vor  uns.  Er  gehört  jener  Racc  an,  welche  an  der  Adria 
seit  der  Römerherrschaft  nicht  ausgestorben  ist;  wir  sehen  in  ihm  das  Product  seiner 
Zeit  und  seiner  Umgebung:  den  gewaltthätig  ausgreifenden  Mann,  der  keine  Schranken 
kennt  und  kein  Mittel  verachtet,  bis  er  an  der  Masslosigkeit  seiner  Bestrebungen 
scheitert.  Er  war  kein  gewöhnlicher  Mensch.  Krieger,  Diplomat  und  Herrscher  in 
einer  Person,  hatte  er  seinen  Namen  weit  und  breit  in  Italien,  Ungarn  und  bei  seinen 
näheren  Nachbarn  bekannt  gemacht.  Seine  Stellung  als  Schirmherr  der  venetianisch- 
dalmatinischen  Städte  brachte  es  mit  sich,  dass  er  mitten  im  Getriebe  des  politischen 
Lebens  Italiens  stand  und  den  östlichen  Flügel  der  Guelfenpartci  bildete.  Schon  sein 
Vater  stand  mit  Papst  Clemens  auf  gutem  Fusse,  und  es  wurde  ihm,  so  wie  Mladen,*) 
Vieles  nachgesehen  (Reg.  Clem.  papae  V.).  Trotzdem  die  politische  Haltung  des  Bans, 
der  aber  in  den  Augen  der  italienischen  Städte  als  „Princeps"  galt,  von  den  Weisungen 
Venedigs  beeinflusst  wurde,  hatte  er  diplomatische  Vertreter  seiner  Macht.  So  im  Jahre 
1318  Girolamo  de  Ancona  (Verci,  Storia  Trevigiana,  VIII,  103),  1320  Guilielmo  de  Ver- 
gnano  (Varignana).*)  Dieser  Guilielmo  Varignana  (Vergnano)  war  sein  Leibarzt  und 
Vertrauter,  den  er  am  7.  Jänner  1320,  als  Sebenico  gegen  ihn  auftrat,  zur  Schlichtung 
des  Streites  und,  um  die  Freundschaft  der  Republik  bittend,  nach  Venedig  sandte. 
Doch  Venedig  stellte  sich  in  seiner  Antwort  auf  die  Seite  der  dalmatinischen  Städte 
und  rieth  dem  Banus,  er  solle  sich  mit  den  Bürgern  Sebenicos  in  Freundschaft  aus- 
gleichen. Die  Republik  sagte:  „Venedig  wllnsche  und  strebe  seit  altersher  und  auch 
jetzt,  dass  die  Meeresküsten  von  Dalmatien  in  ihrer  Freiheit  verblieben,  und  dass  sie 
gegen  ihren  eigenen  Willen  schon  um  des  Gemeinwohles  und  des  Friedens  des  ganzen 
Gebietes  halber  von  keinem  Herrn  occupirt  und  zum  Dienstgefolge  gezwungen 
würden."») 


*)  Bezeichnend  für  seinen  religiösen  Eifer   und  sein  Wohlwollen   gegenüber  den   Franziskanern    ist 
die  Bulle  Johanns  vom  25.  Juni  1320.  —  Simo  Ljubic,  Listine,  I,  S.  311. 
*)  Sime  Ljubic,  Listine,  I,  S.  305. 
«)  1320,  14.  Febr.  Listine,  I,  S.  307, 


Fig.  1.  Mladen 
Subic  und   Vari- 

gnana  (Initial 

einer  Münchener 

Handschrift 

des  letzteren). 


Thalloczy.  Bnu-hstücke  a.  d.  Grsi-h.  d.  uordw.  Balkanländcr.         301 

In  unserem  Materialc  fanden  wir  einige  Aufzeichnun- 
gen über  diesen  „Vergnano",  welche  im  Zusammenhange  mit 
der  oben  citirten  Charakteristik  der  Madius'schen  Chronik  dem 
Lebensbilde  Mladens  einen  interessanten  Zug  verleiht. 

Quilielmo  Varignana  war  der  Sohn  des  berühmten  Arztes 
Bartholomäus  Varignana,  der  1 3 1 8 — 1319  als  Professor  der  Mcdicin 
an  der  Universität  zu  Bologna  wirkte.  Sein  Sohn  Wilhelm  wurde 
mit  Mladen  Subi^  bekannt,  hielt  sich  gegen  das  Ende  der  Herr- 
schaft desselben  bei  diesem  auf  und  kehrte  dann  nach  Italien 
zurück,  wo  er  im  Jahre  1330  in  Bologna  starb.  Ban  Mladen  über- 
trug ihm  nicht  nur  das  Amt  seines  Leibarztes,  sondern  auch  das 
eines  diplomatischen  Berathers.  Die  Geschichte  der  scholastischen 
Medicin  rechnet  diesen  Subii'schen  Leibarzt  zu  den  bekannte- 
sten Vertretern  der  genannten  Richtung.*)  Während  sich  aber 
sein  Vater  mehr  als  Theoretiker  hervorthat,  war  unser  Wilhelm  auch  Praktiker. 
Uns  sind  drei  Werke  bekannt,  welche  von  dem  Letzteren  herrühren: 

Ad  omnium  interiorum  et  cxteriorum  partium  morbos  remediorum  praesidia  et  ratio 
utendi.     Basileae  1531. 

Secreta  sublimia  medicinac  ad  varios  curandos  morbos.    Basileae  1596  u.  1597. 
Opera  medica  de  curandis  morbis  universalibuB.    Basileae,  4",  1545;  8®,  1595  et  8®, 
Lugdunii  1560. 

Diese  Werke  enthalten  meist  Definitionen  und  dialektische  Erörterungen  der 
Grundbegriffe  der  Physiologie,  Pathologie  und  Therapie,  dagegen  nur  sehr  wenig 
Beobachtung  und  thatsächliche  Mittheilung. 

Der  vollständige  Titel  des  an  zweiter  Stelle  genannten  Werkes  ist 
folgender: 

Secreta  Medicinac  Guilelmi  Varignanac  medici  consumatissimi  ad  varios  curandos 
morbos  veriss.  auctoritatibus  illustrata;  nonnullis  flosculis  in  studiosorum  gratiam  additis 
nunc  ä  Casparo  Bauhino  ad  plurium  exemplariorum  collationem,  ab  infinitis  mendis 
castigata,  et  obscuriorum  vocabulorum  explicatione,  notisque  marginalibus  illustrata.  Basileae 
per  Sebastianum  Henricpctri. 

Magnifico  Nobilissimo  Joanni  Paulo  a  Rvost  Archiducis  Ferdinandi  consiliario  et 
Archipraesidi  Thannensi  prvdcntiss.  literatiss.  et  Literatorum  favtori  summo  Casparus 
BauhinuB  Anatomie,  et  Botanic.  Basil.  Ord.  Observan.  Monum.  offert. 

In  der  Vorrede,  welche  vom  2.  December  1596  datirt  ist,  das  heisst  an 
jenem  Tage,  als  der  Verfasser  im  Jahre  1319  in  Genua  sein  Werk  beendete, 
bespricht  der  Herausgeber  dieses  Werk. 

Wilhelm  Varignana,  einer  der  ausgezeichnetsten  Aerzte  seines  Jahrhun- 
derts,  so   sagt   Bauhinus,*)    verfasstc   sein  Werk  theils  aus  den  Schriften  der 


>)  H.  Haas  er,  Geschichte  der  Medicin,  Jena  1875,  S.  701. 

*)  Hier  folgt  die  „Praefatio  Casp.  Bavhini".  Gvilclmi  Varignan9  medici  seculo  8uo 
praestantisflimi  Secreta  medica,  partim  ex  praestantissimoriim  auctorum  scriptis,  partim  ex  patris 
8ui  Bartholomaci  observatiouibus,  partim  propriis  experimentis  in  opusculum  jussu  Maladini 
Domini  sai  ante  annos  duccntoH  scptuaginta  Septem  cougesta,  tibi  Nobilis  Praeses  offcrimus. 
Plurimis  namque,  Secreta  h(;cce  expetentibus,  a  Typographo  rogati,  vt  haec  perlegeremiw  et  ab 
infinitis  erroribus  vindicata  publici  juris  faceremus,  8an6  publici  boni  causa  denegare  minima 
debuimus,  quare  vt  ruri  inter  infinitas  molestias  Practicas  reficeremur,  succisiuis  horis  leg^mus, 
relegimns,  cnm  tribns  exemplaribns  contulimus  et  ea  quae  in  postremo  exemplari  ob  non  rect^  intellectum 
anctorem  vel  mutata  vel  transposita  vel  omissa  fuerc,  ad  auctoris  antiquissimum  et  primum  exemplar 
re8titnimu8.  Vocabula  artis  phirima  obscura,  vno  alterove  verbo  explicavimus,  margini  adiecimus.  At  auctori 
propositum  fuit  Syluam  remediorum,    maximö  facile  {>arabilium  et    quac    vbique    fcrö    (habita    inprimis 


öOiS  I.    Arohäolofi^e  und  Geschichte». 

besten  Fachschriftsteller,  theils  nach  den  Erfahrungen  seines  Vaters  und  seinen  eigenen 
Experimenten.  Er  verfasste  dies  Werk  auf  Geheiss  seines  Herrn,  des  Banus  Maladin 
(Mladin),  vor  277  Jahren. 

Er  empfiehlt  nun  das  Werk  dem  Rathe  des  Erzherzogs  Ferdinand  (nachmaligen 
Kaisers  Ferdinand  IL)  Johann  Paul  Ruost.*)  Das  Werk  cursirte  in  vielfachen  Copien 
und  wurde  von  Vielen  benutzt,  so  dass  der  Buchdrucker  auf  eine  Herausgabe  und 
correcte  Edition  drang.  Bauhinus  benutzte  drei  Abschriften,  suchte  den  vielfach  ver- 
drehten Sinn  herzustellen,  emendirte  die  schon  veralteten  Ausdrücke  und  versah  das 
Werk  mit  Marginalnoten. 

Im  Laufe  unserer  Studien  kamen  uns  einzelne  Manuscriptfragmente  dieses  von 
Bauhinus  edirten  Werkes  öfters  in  die  Hände;*)  wir  wurden  aber  erst  dann  darauf 
aufmerksam,  als  wir  die  Dedication  des  Bauhinus  lasen.  In  der  Münchener  Reichs- 
bibliothek fanden  wir  nun  eine  interessante,  aus  dem  15.  Jahrhunderte  (1444)  stam- 
mende Handschrift  Varignana*s. 

Der  Codex  (lat.  nro.  26G4Ü)  in  mit  rothem  Leder  überzogenem  Holzdeckel  mit 
Schnallen  und  Eckbuckelu  ist  155  Ctm.  lang,  25  Ctm.  breit  und  zählt  98  doppelspaltig 
beschriebene  Folioblätter.  Das  erste  Blatt  enthält  die  Dedication,  deren  Initiale  C 
rainiirt  ist.   Wir  fügen  die  Abbildung  in  Figur  1  bei. 

Die  Minirung  ist  primitiv,  die  guirlandonartige  Bordüre  grün,  roth,  blau,  gelb, 
lila  bemalt;  im  Initial  selbst  sehen  wir  auf  dem  Throne  eine  mit  purpurner  Toga 
bekleidete  bartlose  Gestalt  in  grünen  Aermeln,  mit  rother  Kopfbedeckung,  ganz  in  der 
Tracht  der  venezianischen  Patricicr,  welcher  ein  mit  violettem  Talar  bekleideter  Mann 
in  knieender  Haltung  ein  Werk  zu  überreichen  scheint.  Der  venezianische  Patricier 
ist  ohne  Zweifel  der  Banus  Mladen  Subi6,  der  Graf  von  Brebir,  der  als  Bürger  von 
Venedig  sich  in  Dalmatien  gewiss  so  kleidete,  und  dem  der  Leibarzt  sein  Werk 
darreicht.  • 

Wir  lassen  nun  die  Einleitung,  beziehungsweise  Dedication,^)  in  paläographisch 
genauer  Abschrift  folgen;  sie  lautet: 

Cunctis  militaribus  accinto  uirtutibus  nee  minus  intcllectualium  diadeinate 
coronato  magnifico  domino  suo  semper  doinino  Mladino  Croathorum  et  Bosne  bano 
generalique  do  mino  tocius  territorii  Chelraensis*)  eins  subiectus  animo  Guillelmns 
de  Varegnana  qualis^)  profcssor  in  artibus  et  scientia  medicine. 

Quod  omnes  bomines  secundum  pbilosopbiam  methapbysice  primo  naturaliter  inclinent  ad 
scire  tanqaam  perfectibile  in  ultimani  perfectionem  *)  ipsius  eo  quod  scientia  hominis  est  perfectio, 
ut  et  idem  testatur  et  Auerroys  primo  de  anima  et  Auicebron  in  libro  fontis  uite  et  Alga^el  et 
Macrobius  et  Tulius  in  paradoxis  et  Seneca  in  locis  plerisque  et  Gallienus  septimo  terapeutice  et 


paupenim  ratioue)  etiam  absque  Pharmacopoliis  haberi  posjäuut,  quarc  dignus  Über  qui  ä,  practicis  Icgatur 
et  rolegatur.  Hunc  vero  quautulumcunque  laborem  tibi  Nobiliss.  Praeses,  merito  dicaraus,  cum  euin, 
dum  tibi  ante  paucos  menses,  ob  adversara  valetudinem  adessemus,  legere  ceperimus,  quo  tempore  singu- 
larem  tuam  humanitatem  et  erga  literatos  (vt  literati  solent)  beiievoleutiani  experti  sumus.  Haecergö  si 
et  qualiscunque  erga  T.  N.  obseruauti^  nota,  hocque  perpetuum  mouumentum  extet,  quod  ut  pro  tuo 
eaudore  aequi  conuulaä  et  nos  porro  tuo  fauore  complectaris,  rogamus. 

Basilcae  Anno  salutis  noatrae  1596.  2.  Decembris,  qua  die  ab  ips*o  auctore  opuseulum  boe  Jauu? 
anno  1319  fuit  absolutum. 

*)  Familie  Khost  von  Eysenhart  1729  Kitterstaud,  1739  Grafenstand.    Gem.  Finanzardiiv  F.  Urk.  22. 

«)  Wiener  HofbibUotbek,  Cod.  lat.  2300,  no.  6,  45  a— 67  a. 

**)  In  der  Edition  1596  fehlerhaft  gedruckt. 

*)  Orig.  Chelin. 

*)  Orig.  qualifl  qlis. 

®)  Orig.  pfectione. 


Thall<Sczy.    Bnichstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanllinder.  303 

Auicenna^)  sexto  de  naturalibus  et  breuiter  phiiosophantes  quicumque  consumato  effectn  uestra  copiosa 
sapientia  manifestant.  Qua  admiror  non  modicam  ymmo  stupidus  quasi  fio  animaduertens  etenim  circa 
quanta  ciuilia  sollicita  prudentia  ac  utraque  fortitudine  continuo  uigillatis  ignoro,  qualiter  culmine 
litterarum  tantarum  uester  perficitur  intellectus,  que  diuinitus  magisquam  humanitus  puto  fore.  Hec 
quidem  igitur  delectationis  ^  forte  causa,  que  in  ea  est  proprie  inludantis  aut  cciam  utilitatis  propric 
et  nostrorum  iritans  merito  uos  comouit,  ut  condescendere  complacuerit  mihi  uestro  precipere,  quod 
gracia  mihi  fuit  in  ueneranda  ciuitate  Jadre  et  loco  sancti  Grisogoni,  ut  opusculum  uobis  sanatiuum 
constituam  comprehendens,  que  precipua  apud  famosos  antiquos  circa  genera  egritudinum  sint  laudata. 
Quodque  equidem  animo  suscepi  libenti.  Set  considerans  secundum  G(allienum),  quod  simplices  inedi- 
cine  uellotiores  existunt  in  opere  quam  composite  propter  ipsarum  substanciam  a  natura  exucede  ^)  colegi 
ex  dictis  GK&Uieni)  et  libris  duodecim  de  simplici  medicina  et  Diascoridis,  Auicenne,^)  Serapionis,  Mesue 
et  Basis,  Ysaac  et  plurium  aliorum  non  omnia,  set  in  quibus  non  solum  concordes  set  aliis  precoUaudant, 
que  quidem  cum  nominauero  multa  immiscebo  eorum,  quorum  mira  uirtus  scienciam  medicinalem  trans- 
cendit  et  quorum  operatio  a  sola  fortuna  existit  specifica,  quorum  ueritatem  licet  ab  expertis  assumpta 
cxistant,  qui  uoluerit  experiatur  pro  libido.  Magis  enim  gratia  perfectionis  operis  et  exercicii  iiendi  in 
eis  suscepta.  Verum  quia  iuxta  Mesue  gaudet  quilibet  in  expertis  addam  experta  simplicia  et  compositi 
Sampaterna  quam  propria,  ut  opus  dilucidetur  ex  eis.  Et  uel  iure  acquisita^)  quam  puto  beniuolentie 
nostre  gratia  causam  babeam  me  ad  alia  transferendi  et  ut  utraque  uita  polleam  presenti  quidem,  ut  sit 
michi  in  senio  cum  potencia  cxercitandi  libros  defeccrit  in  arte  baculus  senectutis  et  in  postens  eterna 
memoria  cum  ipsorum  profectu  iuxta  G(allienum)  dicentcm  et  aly  uidentcs  dicta  Aristotilis  et  Piatonis 
eorum  reminiscimur  ac  si  essent  presentes  et  Ptolomeum,  non  fuit  mortuus,  qui  sapientiam  uiui- 
ficanit  et  iuxta  Dydascolum  sapiens  non  sibi  set  aliis  natus  est.  At  quia  opus  hoc  post  uitam  uestram 
et  meam  poterit  diuulgari  et  opera  medicinalia  licet  at  rectum  sint  posita,  tarnen  quedam  nociua 
necessario  sepe  tanguntur  in  eis,  quibus  praue  utens  potcst  opcriari  ad  malum.  Legcntem  ex  nunc 
obsecro,  ut  nee  quicquid  operetur  sinistre.  Quod  si  (^uis  operari  prcsumperit  dicnm  cum  Amcch  in  suo  ^*) 
prohemio  de  uenenis:  ueniat  ignis  et  sulfur^)  de  celo  et  specie  procellarum,  ([ui  possint  ipsum  facere 
de  sub  urbanis  Sodome  et  Gomore.  Ob  hoc  igitur  eciam  ne  ydiotc  confidentes  in  ipso  dimittant  prin- 
cipia  artis  et  scientie,  que  sunt  fundamcutum  in  opere,  ut  in  pluribus  nequc  signa  egritudinum  ponam 
neque  causas  distinguam  nequc  auxilia.  Set  tamquam  uobis  et  intelligentibus  aliis  scribeus  illa  uestre 
et  intelligencium  prudcncie  derelinquam.  Dcum  igitur  cunctorum  bonorum  primum  motorem  in  exor- 
dium  inuoco,  ut  felicitetur  hoc  opus  iuxta  me  sue  dicentcm  principiet  deus  opcra  tua  et  felicitabit  ea  et 
illud  pitagoricum. 

Die  Einleitung  als  solche  bietet  nichts  Denkwürdiges,  doch  die  Dedication,  in 
welcher  Meister  Varignana  Mladen  einen  mit  kriegerischen  Tugenden,  aber  auch  mit 
Geistesgaben  reichlich  ausgestatteten  Herrn  nennt,  der  Umstand,  dass  der  Banus  ihn 
zu  dem  Werke  aneiferte,  und  dass  dieser  grosse  Herr  zu  Anfang  des  14.  Jahrhunderts 
die  Bibel  las:  all  dies  zeigt  uns  den  Banus  als  eine  beachtcnswerthe  Culturerscheinung 
in  Dalmatien  und  dem  bosnischen  Binnenlande. 


IL  €reiiealogiseh-BiograpliiscliC8  aus  dem  XIY.  Jahrhundert. 

(Maria,  Herzogin  von  Bosnien,  Gräfin  von  Helfenstein.  —  Katharina.  — 

Danica.) 

Die  Feststellung  der  genealogischen  Verhältnisse  bildet  die  schwerste  Aufgabe  in 
der  bosnischen  Geschichtsforschung.  Die  Chroniken  enthalten  nur  einzelne  Bruch- 
stücke contemporärer  Aufzeichnungen,  wobei  die  Zeitangabe  sehr  oft  fillschlich  gedeutet 
wird,  und  höchst  selten  stehen  uns  Urkunden  zur  Verfügung,  deren  genealogische 
Daten  man  mit  den  Chroniken  in  Einklang  bringen  könnte. 


*)  Orig.  terapetice  z  Auic.       ')  Orig.  delectonis. 

*)  Anstatt:  exucide,  Nebenform  von  exsucide. 

*)  8.  N.  1.       »)  Orig.  acqsita.       »)  Orig.  »ui.       ')  Orig.  fulfur. 


304  1.   ArcIiHoIogio  und  Geschichte. 

In  neuerer  Zeit  befasste  sich  Dr.  Moriz  Wertner  mit  südslavischen  genealogischen 
Fragen  und  publicirte  das  Ergebniss  seiner  Studien  in  der  Zeitschrift  des  Wiener 
genealogischen  Vereines  „Adler",*)  dann  im  Berliner  „Herold"  und  in  der  Budapester 
„Ungarischen  Revue".  Wertner  ist  ein  fleissiger,  verdienstvoller  Forscher,  der  aber 
unkritisch  verfilhrt  und  dessen  Darbietungen  nicht  immer  hinlängUch  Gesichertes  bringen. 
Vorsichtiger  geht  auf  dem  gleichen  Wege  unser  gelehrter  Mitarbeiter  Archimandrit 
Ilarion  Ruvarac  zu  Werke,*)  dessen  Beweisführung  stets  kritisch,  klar  und  oft  durch 
das  negative  Resultat  belehrend  ist. 

Es  sei  nun  gestattet,  dass  wir  auch  unsererseits  Einiges  zur  Genealogie  histo- 
rischer Persönlichkeiten  Bosniens  beibringen. 


Oswald  Gabelkover,  herzoglich  württembergischer  Leibarzt  und  Historiograph 
(geb.  1539),  schrieb  im  16.  Jahrhunderte  die  Geschichte  des  berühmten  schwäbischen 
Grafengeschlechtes  derer  von  Helfenstein.  Er  war  ein  fleissiger  Forscher,  führte  eine 
gute  Feder,  arbeitete  nach  Quellen  und  befliss  sich  auch  eines  gewissen  Grades  von 
Kritik.  Natürlich  mangelte  es  ihm  oft  an  zureichenden  Behelfen,  und  wo  es  nicht 
anders  ging,  da  schreckte  er  vor  kühnen  Combinationen  nicht  zurück.  Das  Manuscript 
fand  nicht  genug  Subscribenten  und  blieb  ungedruckt.  Ein  Exemplar  desselben,  im 
k.  württembergischen  Staatsarchive  zu  Stuttgart,  benutzte  Dr.  H.  F.  Kerler  zu  seiner 
Geschichte  der  Grafen  von  Helfenstein,  welche  im  Jahre  1840  in  Ulm  erschien.  An- 
geregt durch  die  Mittheilungen  Kerler's,  forschten  wir  im  Stuttgarter  Staatsarchive  nach 
den  Originalquellen  und  erzielten  dabei  eine  beträchtliche  Ausbeute.  Doch  (wird  der 
Leser  fragen)  wie  kam  dieses  schwäbische  Grafengeschlecht  in  Beziehung  zur  Ge- 
schichte Bosniens?  Durch  eine  Heirat  zwischen  dem  Grafen  Ulrich  von  Helfenstein 
und  Maria,  einer  Herzogin  von  Bosnien. 

Das  Geschlecht  der  Grafen  von  Helfenstein  herrschte  zwischen  dem  Neckar  und 
der  Donau  im  Herzen  des  Schwabenlandcs.  Seit  dem  9.  Jahrhunderte  finden  wir  die 
Angehörigen  der  Familie  erwähnt,  welche  ihren  Namen  von  der  Burg  Helfenstein  führte, 
die  sich  über  der  Stadt  Geisslingen  erhob.  In  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  stand 
die  FamiUe  auf  der  Höhe  ihrer  Macht ;  denn  die  beiden  Ulriche  von  Helfenstein  spielen 
bedeutende  Rollen  in  den  Geschicken  ihrer  Heimat.  Ulrich  der  Aeltere,  in  den  genea- 
logischen Stammtafeln  als  der  X.  angeführt,  war  der  Sohn  Johanns  von  Helfenstein; 
Ulrich  der  Jüngere,  der  XL,  war  der  Sohn  Ulrichs  IX.  Die  beiden  Ulriche  von  Helfen- 
stein waren  Landvögte  (Schutzherren)  über  die  Städte  in  Oberschwaben,  ^)  später  wurde 
Ulrich  dem  Aelteren  auch  die  Reichsvogtei  über  Elsass  und  Oberschwaben  über- 
tragen, wie  er  denn  ein  besonderer  Günstling  des  Kaisers  Karl  IV.  gewesen  zu  sein 
scheint.  Dieser  Ulrich  X.,  der  Aeltere,  war  mit  der  bosnischen  Herzogin  Maria  ver- 
heiratet. 

Gabelkover,  der  erste  Chronist  der  Helfensteiner,  schreibt  darüber  in  seiner 
Chronik*)  Folgendes: 


^)  Erächien  auch  ungarisch  unter  dem  Titel:  A  közöpkori  delszlav  uralkodök  geuealogiai  törtenete. 
TemeMvÄr  1891.  („Die  genealogische  Geschichte  der  mittelalterlichen  südslavischen  Herrscher.**) 

*)  S.  diese  Mitth.,  Bd.  II,  ö.  103—172  und  173—178. 

•)  Seit  1349.  Btthmor,  Regosta  Impcrii  (Karl  IV.)  1020. 

*)  Handschrift,  Fol.,  Nr.  48  c,  S.  301,  Zeile  10  von  unten.  —  »cito  303,  Zeile  6  von  unten.  Im 
St.-A.  zu  Stuttgart. 


Thalloczy.    Bruchstücke  aus  der  GesAichte  der  nordwerttlichen  Balkanländcr.^  305 

„König  Ludwig  von  Ungarn  heiratet  nach  dem  Tode  seiner  ersten  kinderlosen 
Gattin,  Frau  Margarethe/)  Tochter  Karls  IV.,  im  Jahre  1353  Elisabeth,  ältere  Tochter 
Herzog  Stephans  von  Bosna  (welchem  Etliche  auch  den  Königstitel  gebeU;  weil  Bosnien 
vor  vielen  Jahren  ein  Königreich  gewesen).  Elisabeth  hatte  noch  eine  Schwester 
namens  Maria,*)  die  im  Frauengemache  der  Königin  von  Ungarn  aufwuchs.  Mit 
ihrem  Schwager  kam  sie  dann  an  den  Hof  Kaiser  Karls  IV.,  blieb  dort  vielleicht  bei 
dessen  Gattin  Anna,  Tochter  Herzogs  Bolko  von  Schweidnitz,  oder  wurde  vielleicht 
noch  vor  der  Heimkehr  König  Ludwigs  von  Ungarn  dem  Grafen  Ulrich  von  Hclfen- 
stein  versprochen.  Aus  ihrer  Grabschrift  erhellt  nur,  dass  sie  mit  König  Ludwig 
heraufgekommen  war.  Sie  hatte  eine  stattliche  Mitgift,  nämlich  10.000  fl.  ung.,  was 
zur  selbigen  Zeit  wohl  so  viel  oder  mehr  war,  als  jetzt  100.000  sein  möchten. 

„Aus  der  Ehe  entsprossen  viele  Kinder,  aber  diese  Heirat  war  nicht  von  Segen 
begleitet,  wie  gewöhnlich  bei  ungleichen  Ehen  der  Fall  ist.  Maria  wollte  auch  ihre 
Töchter  stattlich  aussteuern.  Das  ging  wohl  zu  Lebzeiten  des  Gemahls,  der  beim 
Kaiser  in  hohem  Ansehen  stand.  Nach  seinem  Tode  jedoch  ergaben  sich  viele  Schulden. 
Es  muss  viel  Glück  dabei  sein,  wenn  man  über  seinen  Stand  heiraten  will." 

Diese  Darstellung  Gabelkover's  enthält  drei  Elemente:  a)  Facta,  die  der  Autor 
nach  Quellen  und  Aufzeichnungen  wiedergibt;  b)  Corabinationen;  c)  Citate  von  zwei 
Belegen  (Morgengabe  der  Herzogin  und  Grabschrift  derselben).  Kerler  folgt  ganz 
getreulich  der  Auffassung  Gabelkover's  und  paraphrasirt  nur  seine  Angaben   (S.  53). 

Wenn  man  das  erste  Element  des  Gabelkover'schen  Berichtes  ins  Auge  fasst,  so 
zeigt  sich,  dass  die  Daretellung  nicht  präcis  ist.  König  Ludwigs  I.  von  Ungarn  erste 
Gemahlin  war  Margarctha,  die  erstgeborene  Tochter  Kaiser  Karls  IV.,  mit  welcher  er 
im  Jahre  1338  verlobt  wurde,  und  die  im  Jahre  1345  als  seine  Gemahlin  bezeichnet 
wird.*)  Margaretha  starb  im  Jahre  1349,  in  welchem  ihr  Vater,  der  ein  Jahr  vorher 
Witwer  geworden  war,  in  zweiter  VAio  Anna,  die  Tochter  Rudolfs  von  der  Pfalz,  hei- 
ratete. Doch  auch  diese  Ehe  des  nunmehr  römischen  Königs  Karl  IV.  war  nicht  von 
langer  Dauer,  denn  am  2.  Februar  1353  starb  auch  diese  Frau.  Jetzt  waren  Beide, 
Schwiegervater  und  Schwiegersohn,  Witwer. 

An  dem  Hofe  König  Ludwigs  in  Ofen  lebten  unter  Aufsicht  seiner  gestrengen 
Mutter,  der  Königin -Witwe  Elisabeth  von  Polen,  mehrere  Prinzessinnen.  Darunter  war 
Anna,  die  Tochter  des  im  Jahre  1343  verstorbenen  Herzogs  Heinrich  von  Schweidnitz 
und  Jauer,  und  der  Prinzessin  Katharina.  "*)  Prinzessin  Anna  galt  als  einzige  Erbin 
beider  genannten  unabhängigen  llerzogthümer,  da  ihr  Oheim  Bolko  II.  keine  Kinder 
hatte.  Als  nun  Karl  IV.  Witwer  wurde,  hielt  er  in  Ofen  um  die  Hand  der  vierzehn- 
jährigen Prinzessin  Anna,  welche  im  Jahre  1350  mit  seinem  frühzeitig  verstorbenen 
Sohne  Wenzel  verlobt  gewesen  war,  an.  An  diesem  Hofe  lebte  gleichzeitig  mit  Anna 
die  (wie  die  Zeitgenossen  melden)  reizende  bosnische  Prinzessin  Elisabeth,  Tochter 
des  Bans  Steplian  Kotromanovic,  die  mit  dem  königlichen  Hause  mehrfach  ver- 
wandt war. 

»),Geb.  1335  tWu  24.  Mai,  f  li^-i^-    ^^'^^  i^^«  GeiuabUii  des  Königs. 

*)  GabolkovtT  schreibt  S.  314  seiner  Handschrift:  „(irat*  Ulrich  von  llelfeusteiifs  (ieuiahlin  ist  eine 
Frau  Maria,  llerzofr  Ludvvijjs  von  Hosna  und  Krau  Anna,  Herzojjin  von  Reussen,  Tcichter  gewesen/ 
Offenbar  ein  Irrtbuni,  da  nach  (ta!)elkovcr  Maria  die  Schwester  der  Elisabeth  Kotromanovic?  sein  soll. 
Uebrigens  kommen  wir  darauf  zurück, 

')  P/>r  Antal:  Nagy  Lajos  (Ludwij?  der  (Irosse),  8.  36. 

*)  Dr.  E.  Werunsky   behauptet    in   seiner  Geschichte  Kaiser  Karls  IV'.,  J5d.  II,  *-*,  8.348—351,  d?ws 
Katharina,  die  Mutter  d<T  Prinztssin  Anna,  eine  Seliwester  Ludwijrs  von  Ungarn  gewesen  sei  (V). 
hxnd  III.  -'> 


306  I.  Archäologie  ttud  Geschichte. 

Folgende  Tafeln  mtfclien  diese  Grade  ersichtlicher: 

i    Carl  Martell  |    Carl  Robert 


Stephan  V. 

König  von  Ungarn^ 
t  1272 


Maria 

Karl  II.  Anjou 


Ludwig  I. 


Katharina,  verin.     |   Elisabeth  j    Stephan  Kotroraano- j    Elisabeth, Gemahlin 

Stephan    Dragu-     \    Stephan  Kotroman  I.  <    vid.  Gem.  Elisabeth  ^  Ludwira 


tin 


t  ca.  1312—1316 


von  Ciijavien        | 


Elasimir 

von  Cujavien 
t  1268 


Leszek  Czarny 
t  1288 

Grifyna,  eine  Toch- 
ter Rostislavs  ,Dax 
Bosniae*  nnd  Annas, 
Tochter  König  B^las 
IV.  von  Ungarn 


Ferner : 


Kasimir 


Ziemomysl  f  ^"^^^ 

(Elisabeth 
Carl  Robert  von 
König  von  Polen    ^  Ungarn 

\   Kasimir  der  Grosse 


Elisabeth,    Gemahl 

Stephan  Kotro- 

manoTiö 

Wladislav  Biary 


Ludwig  I. 
Elisabeth  von  Bos- 
nien 


Elisabeth 

Ludwig  I.  von  Un- 
garn 


(Nach  Szujski.) 


Wie  diese  Tabellen  zeigen,  herrschte  nahe  Verwandtschaft  zwischen  der  Tochter 
des  bosnischen  Bans  und  dem  Könige  Ludwig  einerseits,  anderseits  aber  zwischen 
seiner  Mutter  und  ihrer  Schwiegertochter,  der  jungen  Prinzessin.  Zugleich  ist  er- 
sichtlich, dass  Elisabeth  Kotroman ovi6  dem  Könige  wenn  auch  nicht  an  Macht  und 
Glanz,  so  doch  an  Geblüt  nicht  unebenbüii;ig  war,  denn  in  ihren  Adern  floss  ebensoviel 
Ärpädenblut  wie  in  denen  Ludwigs. 

Als  nun  Karl  IV.  um  die  Hand  Annas,  der  Gespielin  und  Verwandten  ^)  Elisabeths 
von  Bosnien,  anhielt,  besprach  er  sich  am  10.  März  1353  in  Wien  mit  König  Ludwig 
und  Herzog  Albrecht  von  Oesterrcich  (Regesta  Imperii  1544a),  und  nachdem  auch 
König  Kasimir  und  Annas  Onkel  Bolko  (Boleslav)  eingewilligt  hatten,  wurde  am  27.  Mai 
1353  in  Ofen*)  die  Hochzeit  gefeiert. 

Um  diese  Zeit  geschah  auch  die  Verbindung  Ludwigs  von  Ungarn  und  der 
bosnischen  Prinzessin  Elisabeth.  Wie  schon  bemerkt,  konnte  die  bosnische  Prinzessin 
nicht  als  unebcnbürtig  betrachtet  werden.  Doch  scheint  es  ausser  Zweifel,  dass  hier 
eine  Liebesheirat  stattfand.  Dies  beweist  ein  päpstliches  Schreiben  Innocenz  VI.  vom 
31.  August  an  die  Bischöfe  von  Agram  und  Neutra.-'^) 

Der  Papst  schreibt:  König  Ludwig  von  Ungarn  und  die  edle  Frau  Elisabeth, 
Tochter  Stephans,  des  Fürsten  von  Bosnien  (Ducis  Bosniae),  obzwar  sie  von  ihrem 
verwandtschaftlichen  Verhältnisse  im  vierten  Grade  wussten,  schlössen  „aus  gewissen 
Ursachen"  (ex  certis  causis)  die  Heirat  dennoch  ab.  Dieselben  wandten  sich  um 
Nachsicht  dieses  Hindernisses  an  den  Papst,  da  eine  solche  Heirat  sonst  die  Excom- 
munication  zur  Folge  hätte.    Nachdem  aber   durch  die  Auflösung  dieser  Heirat  grosses 


')  Anna  von  Schweidnitz  stammte  aus  der  untcrschlosischcn  Linie  dor  Piastcn. 

')  Wcrunsky,  op.  et  loco  cit. 

^)  Dieses  Schreiben  wird  demnächst  gednickt  werden. 


Thall(5czy.    Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  307 

Aergemiss  (gravia  scandala)  verursacht  würde,  beauftragt  der  Papst  einen  oder  den 
anderen  der  genannten  Bischöfe,  dass  sie  den  König  und  seine  Frau  von  der  Excom- 
munication,  der  sie  anheimgefallen  seien,  absolviren  sollen.  Sie  (die  königlichen  Gatten) 
sollten  unter  Eid  geloben,  derlei  nicht  mehr  zu  begehen  und  Busse  zu  thun.  Sie  sollten 
nach  ihrer  Einsicht  nun,  abgesehen  vom  verwandtschaftlichen  Verhältnisse,  die  Ehe 
von  Neuem  schliessen,  und  die  Kinder  dieser  Ehe  sollten  als  legitime  gelten.  Sie  sollen 
auch  während  zweier  Jahre  den  Kirchen  je  50  Mark  Silber  spenden. 

Welche  „gewisse  Ursachen"  den  ritterlichen  König,  ohne  vorher  den  Dispens  des 
Papstes  eingeholt  zu  haben,  zur  sofortigen  Eheschliessung  bewogen,  wissen  wir  nicht. 
Gewiss  ist  es,  dass  Ludwig  seiner  Gattin  bis  zu  seinem  Lebensende  in  Liebe  und  Treue 
ergeben  war.  Es  müssen  jedenfalls  sehr  gewichtige  Momente  gewesen  sein,  dass  die 
stolze  Mutter  Ludwigs,  die  ehrgeizige  Polin,  diese  Heirat  zuliess. 

Wir  wollen  die  Frage,  woher  die  FamiUe  Kotroman  stamme,  hier  nicht  erörtern 
und  erwähnen  nur  das  historisch  beglaubigte  Factum,  dass  Stephan  Kotroman  I.,  der 
Vater  des  Begründers  des  Banates  Bosnien,  eine  Tochter  Stephan  Dragutins  mit  Kamen 
Elisabeth  zur  Frau  hatte. 

Die  Familie  Kotroman  gehört  zu  denjenigen  Geschlechtern,  über  deren  Herkunft 
seit  jeher  Legenden  im  Umlauf  waren.  Im  Sommer  1892  erschien  eine  Notiz  in  den 
dalmatinischen  Zeitungen,  dass  der  Pfarrer  von  Vrlike  in  Dalmatien,  Peter  Stani6, 
die  Urkunden  der  in  Potravlje  lebenden  Familie  Kotroinanovi6  durchforscht  und 
constatirt  habe,  dass  diese  Familie  von  der  alten  bosnischen  Königsfamilie  abstamme. 
Die  königliche  Familie  solle  aber  von  einem  „Conto  Joanni"  abstammen,  einem  Deut- 
schen, dessen  Familie  in  Pressburg  sesshaft  gewesen  sei. 

Wir  hatten  schon  im  Jahre  1889  Gelegenheit,  uns  über  diese  Familienurkunden 
zu  informiren,  welche  sich  bei  dem  älteren  Kotromanovi6,  Marko  (es  leben  nämlich  zwei 
Brüder)  befindet.  Die  uns  übergebene  Beschreibung  umfasst  in  neun  Punkten  alle 
Urkunden,  beziehungsweise  Materialien,  welche  die  Familie  besitzt,  nämlich: 

1.  Auszug  aus  den  Adelsregistern  der  Republik  Venedig  (Anerkennung  des  Adels 
der  Familie  Kotromanovi6,  notariell  beglaubigt). 

2.  Auszug  aus  den  Taufmatriken  von  Potravlje. 

3.  Stammbaum  der  Kotromanovi^i  1780. 

4.  Stammbaum  der  Kotromano vi6i  1779. 

5.  Wappen  der  Kotromanovi6i  (gekrönter  schreitender  Löwe  im  Blasen  und  als 
Helmzier). 

6.  Libro  dei  nobili  signori  de  Cotromani  abitanti  in  Potravlje  dal  1695  al  pre- 
sente  anno  1785  (enthaltend  Atteste),  60  Seiten. 

7.  Druckwerk:  Epitome  vetustatum  Bosnensis  provinciae  von  Philippus  Occhievja, 
gedruckt  Ancona  1776.     Ex  typografia  Petri  Pauli  Ferri.   130  Seiten. 

8.  Descrizione  genealogica.  dell'  Albero  gen.  della  nob"™'  illustr"*  famiglia  dei 
signori  conti  di  Cotromani  con  la  dechiarazione  della  stemma  dei  regno  Bosnia  che 
la  qualifica  e  distingue  etc.  .  .  .  dal  anno  806  sive  1785  (letztere  Zahl  später  hinzugesetzt), 
112  Seiten,  mit  mehreren  Wappen  in  Farben,  Decreten  König  Stephans,  Attesten  etc. 
und  einem  Stammbaume  (scheint  Original). 

9.  Copie  vom  Jahre  1781,  165  Seiten. 

All  dieses  Material  stammt  aus  dem  17.  und  18.  Jahrhundert  und  weist  auf 
dalmatinische  Provenienz,  und  zwar  auf  jene  Epoche,  in  welcher  Tomko  Marnavich 
und  seine  Zeitgenossen  mit  vieler  Phantasie  Wahres  mit  Falschem  vermengten.  Das 
sub  5  angeführte  Wappen    zeigt,   dass  als  Vorlage  ein  Ragusaner  Wappenbuch  diente, 

20* 


308 


I.    Archäologie  und  Geöchiclitc. 


wovon  eine  neuere  Compilation  in  Fojnica  aufbewahrt  wird.  Diese  daimato-ragueäische 
Heraldik  stammt  aus  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.  Ob  in  dem  Convolute  8 
—  wie  unser  Gewährsmann  berichtet  —  Originale  vorhanden  sind,  können  wir  nicht 
entscheiden,  doch  scheint  es  nicht  der  Fall  zu  sein,  da  die  Notiz  von  der  deutschen 
Abkunft  des  Stammvaters  sehr  jener  Stelle  ähnelt,  welche  Mauro  Orbini  im  Jahre  1601 
nach  chronistischen  Ueberlieferungen   (S.  350)  mittheilt.  *) 

Klar  ist,  dass  wir  die  Kotromane  in  den  genealogischen  Connexen  der  Familien 
der  ungarischen  Arpdden,  der  Rostislavi^e  von  Hali6,  der  Subi6e  und  der  Ncmanjiden 
suchen  müssen.  Die  einzelnen  Fäden  müssen  bis  zum  Jahre  1240  zuiückreichen,  und 
es  spielen  in  dieser  Frage  die  Könige  Bela  IV.  und  Stephan  V.  eine  bedeutende  Rolle. 


Küiiig 

Bela  IV. 

1235—1270 


Koiiig  Stephau  Y., 

1270—1272 
Geiiiahliu    Elisabeth 

von  Kamanien,  Dii- 

ciflsa  de  Bcsna  bis 

1289. 


Auiia, 

Gemahl  Rostishiv, 
t  1263,  Fürst  der 
Maßva,  Verweser  des 
oberbosn.-ung.  Ter- 
ritoriums Soli  und 
üsora,  dem  wieder 
Bane  als  Capitäne 
vorstanden ;  nach  der 
Margarethenlegende 
im  J.  1274  Gattin 
eines  deutschen  Für- 
sten.') 


Carl  Harten 


Elisabeth, 

Gemahl  Steplinii 

Kotromau  I. 


Carl  Robert 


Stephau  Kotroman  IL 


Maria, 

Gemahl  Carl  11.  von 
Sicilien 

Ladlslaus  IV. 

1272—1290 

Katharina, 

Gemahl  Stephan 
Dragutin. 

Kuulguude, 

Gemahl  Knnig  Otto- 
kar  von  Böhmen 

GrIfOiia  (Agrippina) 
lebt  1800,  Gemahl 
Ledek  d.  Schwarze 
von  Polen  (f  1289) 

M\a,  Dux  d4  Macho 
et   Bozu»,   getödtet 

I(Desceudenz  unbekannt;  Tvrtko  I.  nennt 
sich  Stephan  Mircea  Mytzes  Michael  (?  !) 
im  Jahre  1376.) 


Diese  Tabelle  enthält  eine  Reihe  ungelöster  Fragen.  Die  alten  Chronisten  lösten 
solche  Fragen  sehr  leicht,  indem  sie  die  Traditionen  von  einander  abschrieben  und  als  Facta 
declarirten.  Doch  auch  jene  Epoche,  in  welcher  das  urkundliche  Material  zum  Durch- 
bruch kommt,  bietet  nicht  mindere  Schwierigkeiten,  denn  es  fehlt  der  Zusammenhang 
zwischen  den  einzelnen  beglaubigten  Daten;  es  sind  lose  Kettenringe,  welche  man 
nicht  aneinanderfügen  kann. 

Ueber  die  Verbindung  Ludwigs  von  Ungarn  mit  Elisabeth  Kotromanovie  schreibt 
Christian  Engel  (Gesch.  Bosniens  und  Serviens,  S.  286),  dass  die  Heirat  am  20.  Juni 
1353  stattgefunden    habe   und   dieses  Datum   nehmen  auch   die   neueren  Historiker  an. 


')  Nach  Kuhns  Todo  Hess  der  K«nig  von  Ungarn  Bosnien  durch  Kotroman  erobern,  „Cotromanno 
todcsco,  huomo  famoso  neW  armi".  Sehern  Orbini's  ganze  Darstellung  zeigt,  dass  er  melirere  solche  Chro- 
niken benutzte,  welche,  höchstens  im  15.  Jahrhunderte  zusammengestellt,  die  Traditionen  unchronologisch 
zusammenwarfen. 

*)  Wahrscheinlich  ein  Irrthum,  wenn  Anna  nicht  vielleicht  ein  zweites  Mal  vermÄhlt  war  („Anna 
Herzogin  aus  Keussen  (V)",  in  der  obcitirten  Stelle  Gabelkover's. 


Thalloczy.    Kruch.stücke  aus  <ler  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  B09 

König  Ludwig,  in  dessen  Balkanpolitik  sein  nunmehriger  Schwiegervater  Stephan 
Kotromanovi6  IL  eine  hervorragende  Rolle  spielte,  erwies  demselben  vielfache  Ehren- 
bezeigungen. Obwohl  Stephan  nur  Banus  eines  staatsrechtlich  nicht  selbstständigen 
Landes  (Bosnien)  war,  wurde  er  „Dux",  und  es  ist  mogHch,  dass  er  am  Hofe  auch  ab 
und  zu  „König"  titulirt  wurde.  Die  Heirat  seiner  Tochter  mit  dem  Könige  erhöhte  auch 
seine  Stellung.  Deshalb  ist  in  alten  Chroniken  von  einem  Königreich  Bosnien  schon 
vor  dem  Jahre  1376  die  Rede.*) 

Wenn  wir  nun  das  Gesagte  zusammenfassen,  stehen  zwei  P^'acta  ausser  Zweifel: 
1.  dass  der  römische  König  und  nachmahge  Kaiser  Karl  IV.  die  —  wenn  Werunsky 
Recht  hat  —  Cousine  König  Ludwigs  von  Ungarn,  Prinzessin  Anna  von  Schweidnitz 
am  27.  Mai  1353  heiratete,  und  2,  dass  die  Heirat  König  Ludwigs  mit  Elisabeth 
Kotromanovi6  um  die  Mitte  desselben  Jahres  stattfand. 

H. 

Das  zweite  Element  der  Gabelkover'schen  Schilderung  ist  eine  Combination, 
welche  der  Autor  (da  ihm  keine  Urkunden  zur  Verfügung  standen)  aufstellen  musste, 
um  seine  Geschichte  zusammenhängend  zu  gestalten.  Er  glaubt,^)  dass  Graf  Ulrich 
von  Helfenstein  seine  Frau  nicht  vor  1354  und  nicht  lange  darnach  zur  Gemahlin 
nehmen  konnte.  Denn  König  Ludwig  —  so  meint  der  Chronist  —  heiratete  die 
Schwester  der  Gräfin,  und  da  er  erst  1353  Witwer  wurde,  kann  dies  vor  Ende  1353 
kaum  geschehen  sein.  Wir  glauben  nach  den  obigen  Ausfuhrungen  uns  nicht  näher 
auf  die  Entkräftung  dieser  Combination  einlassen  zu  müssen.  Das  dritte  Element  der 
angezogenen  Darstellung  weist  auf  zwei  Schriftstücke:  auf  das  Verzeichniss  der  Morgen- 
gabe und  auf  die  Grabschrift  der  Maria  von  Hclfenstein.  Diese  nehmen  wir  als  authen- 
tisch an  und  kommen  noch  darauf  zurück. 

Nach  dieser  Feststellung  wollen  wir  die  auf  die  Persönlichkeit  der  Grätin  Maria 
von  Helfenstein  bezüglichen  Momente  zusammenfassen. 

Es  steht  ausser  Zweifel,  dass  eine  Gräfin  von  Helfenstein,  die  Gemahlin 
Ulrichs  des  Aelteren,  eine  Herzogin  von  Bosnien  war  und  aus  Ungarn  nach 
Schwaben  verheiratet  wurde.  Dies  beweisen  authentische  Urkunden,  in  welchen  die 
Gräfin  immer  als  Herzogin  von  Bosnien  (Wessen)  angeführt  wird. 

König  Ludwig  I.  von  Ungarn  sagt  nämlich  in  einer  am  20.  April  1352  zu  Ofen 
ausgestellten  Urkunde,  in  welcher  er  alle  von  den  Mattersdorfer  (Nagy-Mdrton)  Grafen 
während  dreier  Jahre  gewaltsam  weggenommenen  Güter  den  beiden  Grafen  Nicolaus 
zurückzuerstatten  befiehlt,  ihre  Verdienste  aufzählend:  „Dominam  Mariam  sororem 
domini  Stephani  ducis  Boznensis  proximam  nostram  carissimam  domino  Helsencerio 
federe  matrimoniali  copulatam,  ad  civitatem  Pazzowyc  prenotatam  honestis  baronibus 
regni  nostri  eidem  proxime  nostre   comitantibus  suo   nuplui   sociandam   transmisimus."^) 


*)  „Bosnien  wurde  zur  Zeit  und  auf  Geheis8  König  Ludwigs  sowie  das  übrige  Illyricum  von  Stephan 
Duroviua  (Tvrtko)  verwaltet,  den  König  Ludwig  KOnig  von  Bosnien  nannte,  als  er  Dorovius'  schöne 
Tochter  —  zu  ihr  in  Liebe  entbrannt  —  heiratete  und  zur  Königin  erkor,  damit  es  nicht  scheine,  dass 
ein  König  so  grossen  Namens  eine  gewöhnliche  Frau,  die  Tochter  eines  gewöhnlichen  Mannes,  der  niclit 
König  sei,  zur  Frau  genommen  liabc."  Engel,  8.  286.  (,'odex  8677  (bist.  prof.  341)  Copie  einer  Chronik 
aus  dem  16.  Jahrhunderte.  Hier  werden  offenbar  zwei  Ereignisse  vorwechselt,  das  Königthum  Tvrtko's 
und  die  Heirat  Ludwigs.     Doch  das  Factum  der  Liebesheirat  findet  auch  hier  seine  Bestätigung. 

«)  MS.,  Fol.  Nr.  48,  S.  307  und  309. 

')  Codex  dipl.  Hung.  Andegavensis,  V.,  p.  677.  Fejc^r,  Cod.  Dipl.  IX,  2,  139  schreibt  „Holsenn- 
eero**,    in   einer   zweiten    Urkunde  Ludwigs,    ausgestellt   seeundo  die  festi  Pasclie  1353    H'^ejer,  1.  e.  218) 


^^^  I.   Arcliäülog'io  und  Gem'Iiii-Iitr. 

Nach  diesem  Passus  begleiteten  die  beiden  Grafen  Nicolaus  „Maria,  die  Schwester 
Stephans,  des  Fürsten  von  Bosnien,  die  liebe  Verwandte",  nach  Passau,  die,  mit  dem 
Herrn  Helfenstein  (im  Texte  schlecht  geschrieben)  verlobt,  zur  Hochzeit  ging.  Dies 
geschah  vor  dem  26.  April  1352.     Nun  fragt  es  sich,  wer  diese  Maria  ist? 

Wertner  sagt  mit  Recht,  dass  Kerler  nach  Gabelkover  diese  Maria  irrig  als  die 
Schwester  Elisabeths,  der  GemahHn  König  Ludwigs  von  Ungarn,  demnach  als  eine 
Tochter  Stephan  Kotromanovid'  bezeichne,  während  in  der  obcitirten  Urkunde  Maria 
als  soror  des  Dux  erscheint.  Im  Mittelalter  wurden  die  verwandtschaftlichen  Grade 
zwar  häufig  mit  heute  nicht  gebräuchlichen  Worten  ausgedrückt,  aber  so  weit  ging 
diese  Ungenauigkeit  nie,  dass  man  soror  schrieb  und  filia  verstand.*) 

Wir  müssen  noch  Einiges  über  diese  Frage  einschalten,  da  Herr  Ruvarac  sich 
in  diesen  „Mittheilungen",  Bd.  H,  S.  177  f  auch  mit  der  Frage  beschäftigte,  ob  Elisa- 
beth die  einzige  Tochter  Stephans  II.  Kotromanovi6  war?  Nach  Mauro  Orbini  hatte 
Stephan  Kotromanovi6  II.  nur  eine  einzige  (figliola  unica)  Tochter,  die  bei  der  Er- 
zählung des  bosnischen  Feldzuges  des  Kaisers  DuSan  (also  circa  1349-  1350)  erwähnt 
wird:  „che  alF  hora  era  donzella";  sie  war  also  damals  schon  erwachsen  (S.  265. 
Regno  degU  Slavi).  Du  Fresne  (Ulyricum  vetus  et  novum)  spricht  von  Elisabeth  als 
von  der  Erstgeborenen  (S.  119)  und  gibt  ihr  zur  Schwester  die  Draga,  welche  bei 
Paulus  de  Paulo  erwähnt  wird.  Paulus  de  Paulo  sagt  nämlich,  dass  „Dominica  Elisa- 
betha  regina  Ungariae  senior,  Domina  Maria,  regina  junior,  et  Domina  soror  Draga, 
soror  sua"^)  in  Jadra  waren.  Diese  Draga  wurde  nun,  wie  unser  geehrter  Mitarbeiter 
Ruvarac  in  diesen  „Mittheilungen"*)  auseinandersetzte,  irrthüralich  für  die  Schwester  der 
Königin-Mutter  Elisabeth,  der  Witwe  Ludwigs  I.  angesehen.  Sie  war  die  Schwester 
der  Königin  Maria  von  Ungarn,  die  zweite  Tochter  Ludwigs  L,  die  schöne  Hedwig, 
später  Gemahlin  Jagielos  von  Polen.  Diesen  Passus  hat  die  ungarische  Historiographie 
immer  correct  gedeutet,  da  man  ja  wusste,  dass  die  Zaratiner  nicht  nur  den  Königinnen 
Elisabeth  und  Maria  „reglbus  et  dominabus",  sondern,  „da  es  dem  Allmächtigen  so 
gefiel,  dem  K()nig  Ludwig  keine  Manneserben  zu  bcscheercn",  auch  seiner  Tochter 
Hedwig  den  Eid  der  Treue  leisteten  (Lucius,  pag.  251). 

Doch  eben  unser  gelehrter  Freund,  der  in  seiner  citirten  Abhandlung  auch  Orbini 
als  Beweis  anführt,  um  Elisabeth  Kotromanovi6  von  einer  Schwester  Draga  zu  befreien, 
erfreute  uns  1.  c.  S.  173  ff.  mit  seiner  Abhandlung  über  „Katharina,  die  Tochter  Tvrtkos", 
in  welcher  er  der  bisherigen  Auffassung,^)  dass  die  Gemahlin  Hermanns  I.  von  CiUi 
(1332/4  bis  1385  III/21)  die  Tochter  des  Bans  Stephan  Tvrtko  I.  (später  Königs) 
gewesen  sei,  entgegentrat.  Dagegen  bcscheert  er  der  EHsabeth  Kotromanovid  eine 
andere  Schwester  Katharina. 

Gleiche  Zweifel  wie  dem  Ruvarac  waren  dem  kritischen  Genealogen  des  Geschlechtes 
der  Grafen  von  Cilli,  dem  Jesuiten  Erasmus  Fröhlich  schon  im  Jahre  1755  aufgestiegen 
(Genealogia  Sounekiorum  Comitum  Celejae,   p.  73 — 75).     Er  sagt  eben,   dass  die  Frau 

„Domina  Maria  Domino  de  llelphstayr  tradita".  Im  Codex  Audegavcnsi»  Icseu  wir  daä  Regest  dieser 
Urkunde,  wo  „soror"  als  „Tochter"  Stephans  (Istvan  boszniai  herczeg  leanya)  tibersetzt  wird.  Wir  über- 
zeugten uns,  dass  der  im  Texte  citirte  Passus  correct  copirt  ist  —  auch  Fej6r  schrieb  es  so  —  daher 
beging  der  Kegistrant  den  Fehler. 

*)  Um  nur  einige  Beispiele  anzuführen,  wurden  die  Frauen  der  von  Tisch  und  Bett  geschiedenen 
GeistHchen  soror  es  genannt,  ebenso  die  Nonnen  und  solche,  welche  ein  frommes  Leben  führten.  Schwester 
nannte  ein  König  im  Allgemeinen  die  Frau  eines  anderen  KOnigs  oder  Fürsten  u.  s.  w. 

')  Memoriale  Pauli  de  Paulo,  Lucius,  p.  423. 

»)  Bd.  II,  8.  164  ff. 

*)  Aschbach,  273;  Klaiö,  Bosna,  11,268;  Krones,  Die  Freien  v.Sauneck  etc.,  Graz  1883:  Hacki  etc. 


ThalhU-zy.    Bruclistüeke  au8  der  Geschifhte  der  nordwestlichen  Balkauläudcr.  311 

Hermanns  von  Cilli  nirgends  ausdrücklich  als  die  Tochter  Stephan  Tvrtko's  erwähnt 
werde;  aus  den  Urkunden  ist  nur  das  bestimmt  zu  entnehmen^  dass  sie  Katharina  hiess 
(Urkunde  1377,  139(5),  dass  Hermanns  I.  von  Cilli  Sohn,  Hermann  IL,  von  Stephan 
Tvrtko  n.  Verwandter  genannt  wird  (Urkunde  1427)  und  dass  in  der  Cillier  Chronik 
zum  Jahre  1362  Folgendes  zu  lesen  ist:  „Do  das  alles,  was  oben  bemelt  ist,  geschach,*) 
do  gab  König  Ludwig  von  Hungarn  sein  mumen,*)  frauen  Catharinen,  die  ein  rechter 
erb  was  zu  dem  königkreich  Wossen,  dem  obgeschriebenen  graff  Herman  zu  einer 
eelichen  gemahl." 

Fröhlich,  der  sehr  gut  von  Katharina,  der  Schwester  Stephan  Kotroman's,  wusste, 
glaubte  sich  so  helfen  zu  können,  dass  er  Katharina  zur  Braut  des  Neffen  des  Andreas 
von  Chlm  machte,  ihr  dann  aber  Hermann  Cilli  zum  Manne  gab,  oder  „kann  man 
unter  Chelm  nicht  Celej  verstehen  V"  meint  er.  Uebrigens  „ist  es  auch  möglich,  dass 
Catharina  die  Tochter  Stephans  U.  war,  darüber  sagen  aber  unsere  Schriftsteller  nichts". 
Wir  führten  Fröhlich  nur  darum  an,  um  zu  beweisen,  dass  die  Combination  unseres 
Freundes  Ruvarac  schon  eine  Antecedenz  besitzt,  nur  dass  Ruvarac  diese  Hypo- 
these dadurch  plausibler  macht,  dass  er  die  Heiraten  Stephans  U.  anfuhrt.  Der 
Ausdruck  der  Cillier  Chronik  „rechter  erb"  spreche  daflir,  dass  wir  es  hier  mit  einer 
Descendenz  Stephans  II.  zu  thun  hätten.  Dennoch  und  trotz  aller  Wahrscheinlichkeit 
kann  man  Mauro  Orbin i's  Passus  nicht  kurz  abfertigen;  der  bosnische  Feldzug  Duäans 
ist  ei-wiesen  (1341)),  warum  sollte  die  präcise  Angabo  „unica  figlia"  nicht  wahr  sein? 
Doch  —  und  wiewohl  noch  mehr  Gcgengrlinde  anzuführen  wären  —  glauben  wir  die 
Hypothese  Ruvarac  als  Hypothese  unter  diejenigen  registriren  zu  müssen,  welche  Be- 
achtung  verdienen.  Unsererseits  verweisen  wir  auf  den  beachtungs würdigen  Umstand, 
dass  König  Ludwig  I.  vier  Töchter  hatte,  und  zwar:  Maria,  geb.  1365,  f  1365;  Katha- 
rina, geb.  1365,  t  1376;  Maria,  geb.  1370,  f  1395;  Hedwig,  geb.  1371,  f  1399.  Es 
ist  gewiss  kein  Zufall,  dass  die  Töchter  Maria  und  Katharina  heissen;  diese  Namen 
stimmen  mit  jenen  der  beiden  Verwandten  des  Königs  und  der  Königin:  der  Maria  von 
Helfenstein  und  der  Katharina  von  Cilli,  denn  ebenso  wie  Maria  wurde  Katharina  vom 
Hofe  aus  verheiratet,  und  es  war  im  Mittelalter  Sitte,  den  Kindern  Namen  von  lieben 
Verwandten  zu  geben. 

Nach  dieser  langen  Abschweifung  kehren  wir  zu  der  Frage  zurück,  wer  die  bos- 
nische Herzogin  Maria  gewesen  sei.  Zunächst  deuten  wir  soror  Stephani  ducis 
als  Schwester  des  Schwiegervaters  Ludwigs,  als  Tochter  Stephan  Kotroman's  I.') 

Stephan  Kotroman  L,  der  Gemahl  Elisabeths,  der  Tochter  Stephan  Dra- 
gutin's,  war  ohne  Zweifel  ein  Theilfürst  (conte)  von  seines  Schwiegervaters  Gnaden. 
Sein  Todesjahr  lässt  sich  nicht  genau  bestimmen;  nach  Mauro  Orbini  starb  er  im  Jahre 
1310.  Er  hinterliess  drei  Söhne:  Stephan,  Ninoslav  und  Vladislav.  Zwischen  Bosnien 
und  Rascien  bildete  die  Drina  die  Grenze.  Stephan  der  Erstgeborene  konnte  die 
Herrschaft  nach  seinem  Vater  nicht  erlangen  und  ging  mit  seiner  Mutter  Elisabeth  nach 
Ragusa.  Eine  Schwester  hiess  Danica  und  ging  nach  Rom,  Miroslav  (Ninoslav)  und  Vla- 
dislav nach  Croatien.   So  berichtet  der  oft  citirte  und  bekannte  Compilator  Mauro  Orbini. 


1)  Nttmlich  im  Jahre  1362. 

■)  Muhme:  der  Mutter  oder  des  Vater»  Schwester  (Base),  auch  eine  weibliche  Person,  welche  mit 
einer  andern  Geschwisterkind  ist,  jede  nahe  Seitenverwandte  (Adelung).  Der  Bruder  Hermanns  I.,  Ul- 
rich n.  von  Cilli,  war  an  den  Feldzilgen  Ludwiprs  in  Bo«nien  und  Rascien  1369  rtthnilichst  betheil igrt. 
%^ter  Suchen  wir  t's  Werke  aus  dem  14.  Jahrhundert. 

')  Stephan  Kotroman  I.,    \  Stephan  bau  II. 
Gem.  Elisabeth.         f  Maria. 


ÖIä  I.   Arcliäolog'io  niul  (Jcscliichto. 

Diese  Erzählung  hängt  mit  einer  vielleicht  aus  derselben  Quelle  stammenden 
Notiz  des  Chronisten  Luccari  (Annali  di  Rausa)  zusammen.^)  Luecari's  Quelle  ent- 
hält trotz  evidenter  Irrthümer,  wie  z.  B.  dass  Elisabeth,  die  Mutter  Stephans,  eine 
polnische  Prinzessin  gewesen  sei,  während  sie  seine  Gemahlin  war,  werthvoUe  Finger- 
zeige, aus  welcher  die  Geschichte  der  Familie  ganz  deutlich  herstellbar  ist.  Nach  dem 
Tode  Stephan  Kotroman's  erhoben  sich  die  Vasallen,  gegen  die  Witwe.  Es  muss  eine 
verzweifelte  Flucht  gewesen  sein,  da  zwei  kleine  Söhne,  Inoslav  und  Vladislav,  nach 
Agrara,  beziehungsweise  Medvedgrad  flohen,  während  sich  die  Mutter  mit  dem  erst- 
geborenen Stephan  nach  Ragusa  flüchtete.  Die  Flüchtlinge  wurden  königlich  auf- 
genommen, der  Jüngling  (fanciullo)  im  Latein  unterrichtet  und  seine  Restitution  nach 
Bosnien,  wenn  sich  die  Wirren  legen  würden,  als  politisches  Ziel  ins  Auge  gefasst. 
Man  Hess  auch  die  Bilder  der  Witwe  „Regina"  und  Stephans  malen.  Diese  Ereignisse 
müssen  vor  1322  geschehen  sein,  denn  am  23.  November^)  wird  eine  Gesandtschaft 
von  Ragusa  nach  Bosnien  geschickt,  wo  Stephan  schon  als  Bau  regiert.  Am  6.  April 
1314^)  wird  von  der  „Ankunft"  des  Bans  und  von  seiner  „Verpflegung",  femer  von 
seinem  Quartiere  gesprochen.  Es  ist  aber  nur  im  Allgemeinen  vom  „Banus"  die  Rede; 
dass  dieser  neue,  von  Mladen  Subi6  bestellte  Regent  und  Ban  gerade  Stephan  II. 
gewesen  sei  (wie  Klai6  behauptet)  ist  nur  Hypothese.  Es  kann  hier  wohl  vom  Banus 
Bosniens  die  Rede  sein,  aber  dass  dieser  Passus  mit  Luccari's  citirter  Erzählung 
zusammenhängt,  können  wir  nicht  behaupten.  Wir  glauben  eher,  dass  Stephans  Flucht 
—  wenn  Orbini's  Quelle  nicht  irrt  —  um  1310  geschah  und  derselbe  im  Jahre  1314 
schon  in  Bosnien  installirt  war. 

Nach  alldem  taucht  nun  die  Frage  auf,  ob  Stephau  Kotroman  I.  Töchter  hatte, 
welche  die  Schwestern  Stephans  11.  waren.  Von  einer  Tochter  wissen  wir,  aber  diese 
hiess  nicht  Danica  —  wie  Orbini  behauptet  —  sondern  Katharina,  deren  Söhne,  die 
Neffen  Stephans  IL,  im  Jahre  1347  erwähnt  werden;  sie  hicssen  Vladislav  und  BogiSa 
Nikoli(f',  ihr  Vater  war,  wie  Ruvarac  und  Klai6  bewiesen  haben,  der  Ncfte  des  Chulmer 
Herzogs  Andreas,  Nicola.'*) 

Ueber  diese  Danica  können  wir  nur  behaupten,  dass  sie  bestimmt  keine  Tochter 
Stephan  Kotroman's  I.  gewesen  sei. 

In  der  Kirche  Santa  Maria  Minerva  zu  Rom  stand  an  der  Epistelseite  des  Haupt- 
altars das  Grabmal  jener  „Diana Illyrica",  von  welcher  Orbini,  Du  Fresnc  und  Ruvarac 
schrieben,  die  beiden  ersten  behauptend,  dass  sie  die  Tochter  Stephan  Kotroman's  I. 
gewesen   sei.     Die  Aufschrift   lautete,   wie  Bischof  Dr.  Fraknoi   zu   eruiren   die   Güte 

*)  II,  45:  „Mori  apprcsso  Stefano  Cotromaii  Conto  di  Bosna  et  soUevati  i  liaruni  et  il  popitlo  da 
artiticij  di  Vuk  Vilich  et  da  Ciubraii  BudLsagUch  al  nome  d'antica  liceuza  la  siia  famiglia  tu  levata  dal 
])(>8sesso  et  iiirno  eletti  al  goveriio  li  piu  nobili.  Vudislaii,  e  Costantino  o  come  altri  lo  domandano,  Mi- 
roAlaii  figliuoli  di  Coiite  Stefano,  facendo  loro  scorta  MIadien  Hartich,  sc  ne  fugrgirono  in  Sagrob  ot  in 
Medvied  et  Stefano,  ch'cra  primopfouito,  cou  Elisabetha  8ua  niadre,  figliuola  di  Casimir,  Duca  di  Gnes- 
covia  Polaco,  guidati  da  cousigli  di  Priboie  Kopcich  et  da  Ostoia  Cositcrich  (come  rifcriscc  Emanuelo 
Clironista  del  Duca  llaruoie  [diese  Chronik  niüsste  gefunden  werden;  der  Chronist  lebte  im  lö.  Jahr- 
hunderte, und  als  Zeitgenossen  Chrvojas  müssen  ihm  gerade  die  Localdaten  zur  Verfügung  gestanden 
sein])  si  salvarouo  in  Rausa.  I  magistrati  gli  alloggiarouo  et  gli  riempirono  di  tutti  gli  ornementi  no- 
cessarii,  non  pure  alla  pompa  ciuile,  ma  regia,  et  posero  ancor  cura  di  allevar  il  fanciullo  nelle  lottere 
Latine,  fino  che  cassati  poi  li  rumori  in  Hosna,  cio  procurando  il  Senato,  Stefano  fu  restituito  nel  suo 
stato.  Per  teuere  viva  la  memoria  di  questa  fauiiglia  la  signoria  fece  cavare  da  uno  valente  Maestro  il 
ritratto  della  Regina,  et  di  Stefano,  che  stavano  pronti  et  in  atto  vivent**. 

*)  Monum.  Ragusina,  I,  72. 

^}  Ibid.,  p.  41. 

*)  Ibid.,  p.  259. 


Tliallofzy.    liruchstürke  aus  der  GoschicUte  clor  uordwcstliehcn  Balkanländor.  616 

hatte:  Hie  iacet  Diana  lilyrica,  que  vixit  annos  XXV  meiises  XI  dies  VII.  Obiit  vero 
die   XXVIII.   Septembris  hora  XIII.   anno  MCCCCXHI.  B.  C.  H.  M.  Cara(V)  Diana.^) 

Auß  dieser  Grabsclirift  wird  es  klar,  dass  Diana-Danica  in  ihrem  Todesjahre 
circa  drei  Wochen  weniger  als  2(5  Jahre  alt,  also  im  Jahre  1387  geboren  war.  Daher 
kann  diese  Diana-Danica  nicht  die  Schwester  des  ßanus  Stephan  Kotromanovic  ge- 
wesen sein.  Diese  Danica  gab  unseren  Chronisten  Anlass  zu  den  grössten  Verwirrungen. 
Sie  lebt  bei  Orbini  und  natürlich  auch  bei  Du  Frcsne  ein  Jahrhundert  früher.  Der 
gelehrte  Ruvarac  hat  Recht,  wenn  er  sagt,  dass  Ban  Stephan  keine  Tochter  Namens 
Danica  hatte,  aber  darin  irrt  er,  dass  er  glaubt,  die  Grabschrift  der  Diana  lUyrica 
stamme  aus  dem  lü.  oder  17.  Jahrhunderte.  Das  Wort  „lUyricum,  lUyricus"  ist  nicht 
an  die  Gründung  des  CoUegium  lUyricum  zu  Rom  gebunden  und  erscheint  schon 
anfangs  des  15.  Jahrhunderts  in  Gebrauch.  Dass  diese  Danica  eine  bosnische  Königs- 
tochter gewesen  sei,  kann  aus  der  Grabschrift  nicht  bewiesen  werden.  Im  Jahre  1387 
lebten  aus  dem  Hause  Kotroman:  Tvrtko  I.,  der  König,  und  sein  Bruder  Stephan  Da- 
biäa.  Es  ist  fraglich,  ob  der  zweite  Bruder  Tvrtko's,  Stephan  Vuk  (Vlki6),  welcher 
im  Jahre  1368,  nach  Ragusa  flüchtend,  den  katliolischen  Glauben  annahm,  im  Jahre 
1387  noch  lebte,  und  wenn  dies  auch  der  Fall  war,  ob  Danica  seine  Tochter  war. 
Stephan  Dabiäa,  der  Nachfolger  Tvrtko's,  hatte  eine  Tochter  Stana,  deren  Name  leicht 
in  Diana  latinisirt  werden  konnte,  doch,  obzwar  chronologisch  kein  Hindcrniss  obwaltet, 
können  wir  diese  in  Chlm  begüterte  Stana  ohne  urkundlichen  Beweis  nicht  in  Rom 
sterben  lassen.  Schliesslich  begnügen  wir  uns  damit,  dass  Orbini  diese  traditionelle 
„Diana-Danica"  in  die  Genealogie  einfügte;  wir  aber  können  wenigstens  so  viel  be- 
stätigen, dass  die  Grabschrift  wirklich  aus  dem  15.  Jahrhunderte  stammt. 

Nach  der  im  Codex  Andcgavensis  V.  edirton  obcitirten  Urkunde  soll  man  Maria 
Helfenstein  also  für  eine  dritte  Schwester  Ban  Stephans  11.  halten?  Soror  bedeutet 
im  mittelalterlichen  Latein,  wie  wir  früher  erwähnten,  nicht  nur  die  leibliche  Schwester, 
sondern  auch  eine  Blutsverwandte  entfernteren  Grades.  Wäre  Maria  die  leibliche 
Schwester  des  Bans  Stephan  gewesen,  so  wäre  sie  im  Jahre  1352  (zumindest)  schon 
40  Jahre  alt  gewesen,  und  da  die  Grätin  im  Jahre  1405  starb,  so  hätte  sie  ein  Alter 
von  93  Jahren  erreicht.  Dies  ist  zwar  möglich,  aber  nicht  wahrscheinlich  in  einem 
Zeitalter,  wo  die  Mädchen  in  der  Regel  frühzeitig  an  den  Mann  gebracht  wurden.  Es 
scheint  demnach,  dass  Maria  keine  leibliche  Schwester  Stephans  war. 

Nehmen  wir  also  an,  dass  Maria  eine  anderweitige  Verwandte  Stephans  gewesen 
sei.  Wertuer  glaubt  die  Sache  dadurch  ins  Reine  bringen  zu  können,  dass  er  Maria 
als  die  Tochter  Vladislav's,  des  Bruders  Stephans  Kotromanovic  IL,  demnach  als  eine 
Schwester  Tvrtko's  1.  (und  Cousine  Steplums)  bezeichnet.  Von  Vladislav  wissen  wir  aber, 
nach  Kukuljevii^*,  dass  er  Helene  Subic  als  seine  Gemahlin  circa  1338/39  heimführte. 
Maria  als  Erstgeborene  wäre  dann  um  das  Jahr  1352  circa  13 — 14  Jahre  alt  gewesen. 
Da  haben  wir  eine  zweite  Mögüchkeit,  die  auch  nicht  bewiesen  ist;  das  Lebensalter 
scheint  uns,  abgesehen  von  dem  Umstände,  dass  Wertner  keine  weiteren  Belege  auf- 
weisen kann,  vielleicht  doch  zu  gering  zu  sein.  Es  ist  auch  eine  dritte  Hypothese  möglich. 
Stephan  Kotroman,  der  Vater  des  Stephan  Kotromanovic,  muss  nämlich  nicht  der  einzige 
Sprosse  seines  Geschlechtes  gewesen  sein,  er  kann  einen  Bruder  oder  Vetter  gehabt 
haben,  dessen  Namen  wir  nicht  kennen,  und  dessen  Tochter  dann  Maria,  die  spätere 
Gräfin  von  Helfenstein  gewesen  wäre.  Denn  dass  Maria  eine  Kotromanovi6  war, 
beweist  jene  Stelle   der  Urkunde,   in    welcher  König  Ludwig   die  Prinzessin   auch   als 

*)  Das  Grabmal  war  schon  im  16.  Jahrlmiidcrtp  nicht  mehr  sichtbar;  Bischof  Fr aknoi  schrieb  «licso 
Notiz  au»  dem  alten  Todtcnbiichc  heraus. 


314  I.    Archäologie,  und  Goscliichto. 

seine  Verwandte  anführt.  An  einer  Urkunde  im  württembergischen  Staatsarchive  ist  ihr 
Siegel,  welches  wir  (Figur  2)  hier  mittheilen,  gut  erhalten  geblieben.  Die  stehende 
Frauenfigur  hält  in  der  (heraldisch  betrachtet)  rechten  Hand  das  Wappen  der  Helfen- 
stein: den  auf  einem  Dreihügel  einwärtsschreitenden  Elephanten; 
in  der  linken  Hand  sieht  man  ein  Wappen  mit  einem  Adler,  der 
^3^^^rr«#2fc  ^^^  einköpfig  zu  sein  scheint;  der  rechtsgewandte  Kopf  ist  mit 
^^1#'  ^\^ft  einer  dreizackigen  Krone  gekrönt.  Ob  es  der  polnische  oder  der 
kaiserliche  Adler  sei,  ist  schwer  zu  entscheiden.  Aus  dem  Siegel- 
wappen, dessen  Umschrift  „Sigillum  Mariae  comitissae  de  Helfen- 
stain"  ist,  erfährt  man  nichts  Näheres  über  die  PersönHchkeit 
Marions.  Zu  den  möglichen  Combinationen  rechnen  wir  noch, 
dass  Maria  eine  Schwägerin  Stephans  H.  war.  Wir  begnügen 
Fig.  2.  Siegel  der  Grätiii  m^s,  diese  Möglichkeiten  angeführt  zu  haben;  mit  Sicherheit  diese 
Maria  von  Helfei.«tcin,     p  ^^   ^^  ^j^j   ^j^,  ^j^j^^   j^^  Stande,   SO   lange  uns  keine 

Herzogin  von  Bosnien.  ,  t»  •       •       i  xr     i*. 

(Aus  dem  weiteren  Beweismittel  zur  Verfügung  stehen. 

Stuttgarter  Staatsarchiv.)  Gewiss  ist  aber  erstens,  dass  König  Ludwig  von  Ungarn  es 

war,  der  seine  Verwandte  mit  reicher  Morgengabe  ausstattete, 
und  zweitens,  dass  die  Gräfin  von  Helfenstein  in  Ofen  am  Hofe  erzogen  wurde,  bezie- 
hungsweise sich  dort  aufhielt  und  mit  der  königlichen  Familie  auch  fernerhin  in 
Berührung  blieb. 

lU. 

Es  ist  unmöglich  zu  bestimmen,  wie  diese  Heirat  zu  Stande  kam.  Die  Gabelkover- 
Kerler'schc  Combination,  dass  sich  Ulrich  von  Hclfenstein  und  die  Prinzessin  bei  Ge- 
legenheit der  Heirat  Karls  IV.  in  Ofen  kennen  gelernt  hätten,  ist  nicht  stichhältig, 
da  ja  ihre  Ehe  früher  geschlossen  wurde.  Ulrich  von  Helfenstein,  als  Vertrauensmann 
Karls  IV.,  hatte  aber  gewiss  Gelegenheit,  am  Hofe  zu  Ofen  zu  verkehren;  wir  erinnern 
nur  an  den  Todesfall  Margarethas,  der  jungen  Königin,  im  Jahre  1349,  bei  welcher 
Gelegenheit  der  Helfcnsteiner  nach  Ungarn  gekommen  sein  kann. 

Die  bosnische  Prinzessin  wird  als  Braut  ins  ferne  Schwabenland  geführt.  Fürstlich 
war  die  Ausstattung,  welche  sie  ihrem  Gemahl  mitbrachte.  Die  Morgengabe  wurde  auf 
10.000  ungarische  Goldgulden  geschätzt,  und  Gabelkover  bemerkt,  dass  zu  seiner  Zeit 
(im  16.  Jahrhunderte)  diese  Summe  100.000  Gulden  gleichkäme*)  (fol.  195).  Die  Aus- 
steuer bestand  in  seidenem  Bettzeug;  es  beweist  dies  die  Prachtliebe  des  Ofner  Hofes 
(denn  Ludwig  Hess  den  Trousseau  anfertigen),  und  dass  man  diese  Gegenstände  auch 
als  Werthobjecte  betrachtete.  Matratzen,  Kissen,  Betttücher  waren  aus  Seide  und 
Hermelin;  dann  wird  die  Gai'derobe  aufgezählt:  14  Mäntel  (6  aus  Hermelin,  4  aus  buntem 
Pelz,  4  aus  Taffet),  3  Pelzröcke,  11  Unterröcke,  2  Wämser,  5  Hemden,  Bade- 
und  Kopftücher,  dann  6  Kopfbunde  und  2  Haarschnüre  aus  Seide,  die  Krone, 
dann  Tafelgeschirr  (Löffel  und  Messer  aus  Silber,  golden  ist  nur  das  Spielbrett),  dann 
Wagen-Reiseobjecte.    Im  Ganzen  finden  wir  186  Gegenstände,  und  zwar: 

I.  Bettzeug 38  Stücke 

n.  Kleidungsstücke 49        „ 

III.  Kopfputz 20       „ 

rV.  Tischgeräthe 72        „ 

V.  Spielbrett 1        „ 

VI.  Reiseobjecte 6        „ 

186  Stücke 

*)  Heute  köuutcn  wir  den  vieniudzwanzigfacheii  Wertli  dafür  annehmen. 


Tliall(Sczy.    Bruch.stiu'ke  aus  der  Geächicbto  der  iiurdwcstlicheti  Dalkanläiidcr. 


315 


Die  Specification  der  einzelnen  Gegenstände  lautet: 


,Nota.     Folgendes  Hausgeräth   hat  meine 


2  seidene   Betttticher,   6   seidene  Tücher, 

die  dazu  gehören; 
Ein  seidener  Vorhang  (Bettvorhang?); 
6  seidene  Matratzen  und  4  dazu  gehörige 

Leintücher,  6  seidene  Kopfkissen; 
4  seidene  Kissen; 

1  Betttuch  von  Hermelin  und  2  dazu  ge- 

hörige Kissen; 

2  seidene  gefütterte  Steppdecken; 
2  Leintücher; 

4  Teppiche; 

2  „senlach"  (V  Decken  übers  Ganze,  Cou- 

vertdecken?); 

6  Hermelinmäntel; 

4  Mäntel  aus  Veli  (bunter  Pelz); 

4  Mäntel  aus  Zendel  (eine  Art  Taffet); 

3  Pelzröcke; 

7  „Facken"  (?  Kleider); 
11  Unterröcke; 

2  Wämser; 

5  Hemden; 

2  Badtücher; 


2 
1 
2 

11 
4 
2 

16 
3 
4 
4 
4 
8 
9 
5 
2 
4 


junge  Frau   aus  Ungarn   mitgebracht: 

Kopftücher ; 

Schleier ; 

goldene  Krone  oder  1 1  goldene  Kronen 

(1  Herzogskrone  und  11  als  Aufputz); 
Berliner  Schappel   (Kappen,   Bund   um 

den  Kopf); 
seidene  Haarschnürc; 
goldenes  Spielbrett  (Damenbrett?); 
silberne  Becken; 
silberne  Schüsseln; 
silberne  Näpfe  mit  Füssen; 
Kannen ; 
Trinkgeschirre ; 
silberne  Teller; 
Löffel; 
Tischmesser ; 
Tischtücher,  genäht,  und 
Handtücher  und  „fos^.  (?  Haupthaar); 
Tischtücher  und 
Handtücher ; 
Wagentücher ; 
Wagenkissen."  ^) 


Was  den  ferneren  Lebenslauf  der  bosnischen  Prinzessin  betrifft,  so  ist  ihr  Geschick 
innig  mit  jenem  ihres  Gemahls  verbunden.  *) 

Als  Frau  Maria  und  Herzogin  von  Bosna  spielt  sie  privatrechtlich  die  ihr 
gebührende  Rolle.  Obzwar  nun  die  Urkunden,  die  sie  mit  ^  ausstellte,  mehr  für  die 
deutschen  Verhältnisse  Interesse  haben,  führen  wir  sie  doch  der  Vollständigkeit  halber 
kurz  an. 

I.  1354.  28.  März.  Uh'ich  der  Aeltere  und  Ulrich  der  Jüngere  zu  Helfenstein  erklären,  dass 
Frau  Maria,  die  Gattin  desErstcren,  das  Dorf  „Irmboltzweiler"  erlöste.  (Originalurkunde  in  Stuttgart.) 

IL  1365.  17.  Deceinber.  Maria,  Herzogin  von  Bosna,  (Gattin  des  Grafen  Ulrich  von 
Helfenstein,  schliesst  Waffenstillstand  mit  dem  Abt  Konrad  von  Elchingen')  bis  2.  Februar  1366. 
(Originalurkunde  in  Stuttgart.) 

III.  Sine  dato,  vor  1371.  Eine  Schenkung  des  Grafen  Ulrich  von  Helfenstein  mit  Bewilligung 
seiner  Gemahlin,  Frau  Maria,  geb.  Herzogin  von  Bosna,  an  die  Kirche  zu  Deckiugen.  (Gabelkover's 
MS.,  Fol.  48c,  S.  305.) 

IV.  1371.  Ulrich,  Graf  von  Helfcnstein,  versetzt  seiner  Gemahlin,  geb.  Herzogin  von  Bossen, 
Frohnhof  zu  Steinkirchen.  (Gabelkover's  MS.,  Fol.  48c,  S.  309.) 

V.  1371.  30.  Mai.  Graf  Ulrich  von  Helfenstein  verschreibt  die  Morgengabe  und  Heimsteuer 
seiner  Gemahlin  Maria,  Herzogin  von  Bossen,  auf  sein  Gut  zu  Bcrunstadt.  (Originalurkunde  in  Stuttgart.) 

VI.  1372.  15.  Juni.  Die  Witwe  des  .Grafen  Ulrich  des  Landvogtes,  Frau  Maria,  geb.  Herzogin 
von  Bosna,  spricht  die  Gebrüder  Egloff  und  Erhart  von  Falkenstein  wegen  Ermordung  ihres  Gemahls 
los  und  ledig.  (Gabelkover's  MS.,  Fol.  48c,  S.  314.) 


^)  Auszug  aus  Gabelkover's  HeUeusteiuiächer  Chroulk,  MS.,  Fol.  Nr.  48c,  S.  617b. 

")  Vgl.  Gabelkover  im  Stuttgarter  Staatsarchive,  Fol.  191—203,  224—226,  240,  672-577. 

■)  Alte  Rcichsabtei  in  Bairisch-Schwaben,  nahe  bei  Ulm. 


31b  I.   Ari'hXolo^ie  und  (loschichte. 

VII.  Graf  Konrad  von  Uelfenstein  verweist  am  23.  October  137ä  seiner  Mutter,  Maria,  einer 
geb.  Herzogin  zu  Bosna,  ihre  Heiinsteuer  und  Morgengabe  um  15.000  fl.  Gold  auf  Burg  Ueberkingen. 
(^Gabelkovers's  MS.,  Fol.  48a,  S.  336;  der  Consens  der  Herzogin  am  13.  Dccembcr  1392  in 
einem  Transsumpt  1466  im  Stuttgarter  Archiv.) 

VIII.  1392.  22.  Februar.  Maria,  Herzogin  zu  Bosna,  gründet  eine  Pfründe  am  Urbansaltar 
zu  Anfhausen.  (Seh mid 'sehe  Manuscriptsammlnng  Nr.  26.    1393,  Archiv  zu  Stuttgart.) 

Maria  von  Helfenstein  erscheint,  soweit  uns  darüber  urkundliche  Belege  zur  Ver- 
fügung stehen,  als  treue  Gattin  und  gute  Christin.  Das  grösste  Unglück  widerfuhr  ihr 
im  Jahre  1372. 

Ihr  Gatte  Graf  Uh'ich  der  Aeltere,  der,  wie  die  Gunstbezeigungen  und  Schen- 
kungen des  Kaisers  beweisen,  bei  demselben  in  hoher  Gnade  stand,  führte  als  Land- 
vogt das  Regiment  über  die  Städte  und  vertheidigte  diese  gegen  die  Uebergriffe  der 
mächtigen  Ritter  und  auch  gegen  seinen  Schwager  Eberliard,  den  Grafen  von  Württem- 
berg. Als  er  am  12.  Februar  des  Jahres  1372  vom  Hoflager  des  Pfalzgrafen  heimritt, 
wurde  er  von  seinen  und  der  schwäbischen  Städte  Feinden  (Hans  von  KUngenbcrg, 
Heinrich  von  Neipperg  und  Ulrich  von  Sternenfels)  gefangen,  zuerst  nach  Zabergau, 
dann  in  die  Burg  Ramstein  des  Erhart  von  Falkeustein  ^)  geschleppt,  wo  man  ihn  am 
f).  Mai  mit  durchschnittenem  Halse  im  Bette  todt  auffand.^) 

Die  Gräfin -Witwe  hatte  sechs  Kinder;  wir  wissen  nicht,  ob  dies,  wie  Gabel- 
kover  meint,  alle  ihre  eigenen  Kinder  waren,  oder  ob  vielleicht  Ulrich  von  Helfen- 
stein schon  vor  ihr  eine  Gattin  hatte.  ^)  Urkundlich  treten  ihre  Söhne  Konrad  und 
Friedrich  im  Jahre  1373  handelnd  und  verfügend  auf  Wenn  das  ihre  leiblichen  Söhne 
waren,  dann  standen  sie  im  20.  bis  21.  Lebensjahre.    Gabelkover  erwähnt  die  Namen 


*)  Vom  Morde  von  der  Witwe  losgczählt.     S.  obeu  Urkunde  VI. 
«)  Reg.  Irap.  542a.     Gabelkover,  Fol.  48c,  ö.  203. 

•)  Eiu  ScliriftHtüek  (Gabelkover  619),  über  dessen  wahrscheinlich  testamentarischen  Zweck  sich 
schwer  etwa8  Bestimmtes  sagen  lässt,  sei  hier  mitgetheilt  der  culturhistorischen  Bedeutung  wegen,  und 
weil  es  einzelne  Gegenstände  aus  dem  llcirat«giite  der  Prinzessin  betrifft: 

Item.    Meine  Frau  (Gräfin  Maria)  hat  gegeben  zum  Seelenhcilc  300  Ä5   für  eine  Messe. 

Item  der  (Frau)  von  „Lainberg" 100  ft> 

„     in  das  Kloster 60  ^ 

„      nach  Königsbronn  (Württemberg,  Jaxtkreis  bei  Heidenheim),  „Ahausen**  (V  Anfhausen? 

bei  Geisslingen),  Herbrechtingen  (Ober-Jaxtkreis,  Heidenhelm) ^Q  ft 

Item  nach  Medlingon  (?  Bair.-Schwaben  bei  Lauingen?),  Mödingen  (bei  Dillingcn?),  Uespring 
(Württemberg,  Donaukreis,  Blaubeuern). 

Item  der  (Frau)  von  Altingen  (Wrtl)g.,  Jaxtkreis)  10  U  und  einen  braunen  Mantel  mit 
einer  Feder;  einen  Fingerring  (10^^);  Item  der  (Frau)  von  Scharenstetten  (Württemberg,  Donau- 
kreis bei  Blaubeuern)  einen  Fingerring,  einen  Schleier,  eine  silberne  Kapsel. 

Item  Ulrich  dem  Halden 10  // 

„     dem  H.  Schneider 10/55 

„     dem  Gyselin B  /(^ 

„      H.  Snider 10  /^^ 

„      Giessmer ^  tt 

„      Haiben 3  /Z 

„     nach  Kingingen  (Wrtbg.,  Donaukreis,  Blaul)euern)    .     .     .     .    lU  /^,   ein  Messgewand. 

„      St.  Peter  (wo?) 10/^ 

„     nach  Asch  (bei  Blaubeuern) 6  /^ ,  ein  Messgewand. 

„      nach  Türkheim  (Wrtbg.,  Donankreis,  Geisslingen)     ....      bU,  ein  Messgewand. 

„      in  das  Kloster  St.  Niklas  (wo?) bft 

Summe  600  /Jf 

Item  dem  Fräulein  (Tochter?)  die  goldene  Knme,  einen  schworen  Pelzoberroek  und  silbernen  (iürtel, 
die  Hälfte  der  Perlen  und  einen  Umhang. 


Thalloczy.    Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  317 

ihrer  Kinder:  Ludwig,  Konrad,  Friedrich,  Ulrich,  Hans  und  Wilhelm,  dann  drei  Töchter: 
Agnes,  Beatrix  und  Maria.  ^) 

König  Ludwig  von  Ungarn  und  seine  Gemahlin  bethätigten  ihre  verwandtschaft- 
liche Gesinnung  auch  gegenüber  der  Witwe.  Ludwig  von  Helfenstein,  ^)  ein  Sohn  der 
Prinzessin  (der  erstgebor ne?),  scheint  schon  früh  an  den  Hof  von  Ofen  gekommen  zu 
sein  und  wurde  von  Ludwig  sehr  freundHch  aufgenommen.  Als  im  Jahre  1381  der 
Patriarchenstuhl  von  Aquileja  zu  besetzen  war,  verwendeten  sich  (am  18.  April  d.  J.) 
sowohl  der  König  wie  die  Königin  sehr  warm  bei  den  Friauler  Ständen,  der  Stadt 
Udine  und  dem  Papste  Urban  für  ihren  Heben  Verwandten.^)  Doch  zum  Patriarchen 
wurde  Philipp  von  Alen9on  bestellt,  und  Ludwig  erhielt  dann  im  Jahre  1382  die  reiche 
Metropohe,  das  Erzbisthum  von  Kalocsa,  welches  er  bis  zu  seinem  Tode  (1391) 
innehatte.*) 

Es  ist  zu  bedauern,  dass  über  die  Verbindungen  der  Helfenstein  mit  Ungarn 
sonst  keine  Nachrichten  übriggeblieben  sind,  und  dass  wir  von  der  Familiengeschichte 
nur  Weniges  und  auch  dies  nur  durch  Gabelkover  beglaubigt  wissen. 

Wir  schliessen  diese  Skizze  mit  der  Grabinschrift  der  Herzogin,  welche  in  Ueber- 
kingen^)  noch  im  17.  Jahrhundert  zu  lesen  war,  jetzt  aber  gänzlich  verwittert  ist. 
Sie  erscheint  darin  als  eine  tugendhafte,  fromme  Wirthin,  eine  brave  Gattin,  gute 
Mutter,  mildthätig  gegen  Arme,  gastfrei,  mit  einem  Worte  als  eine  treue  Seele,  welche 
das  ewige  Leben  verdient  hatte. 

Die  Lischrift  lautet: 
Eine  Fürstin  hier  begraben  liegt,  '  Da  man  zählte  13  hundert  Jahr 

Die  Tugenden  pflegte  jederzeit,  !  Und  72  fürwahr. 

Mit  Namen  Maria.  Die  Fürstin  aller  Ehren  reich 

Milde  wohnte  bei  ihr,  '.  Befleissigte  sich  mit  Tugenden. 

Dieser  vergass  sie  nie. 
Sie  war  von  Ungarn  gesandt. 
Der  gerechte  König  Ludwig,  der 
Die  Herzogin  von  Bosnien 
Mit  Reich  thum  her  nach  Schwaben  bracht, 
Erlaucht  und  aller  Sitte  eingedenk. 
Dem  alten  von  Helfenstein 
Ulrich;  doch  dieser  ward  ermordet. 


Auf  ihrem  freigebigen  Tische 
War  den  Dürftigen  das  Mal  bereitet, 
Sie  hielt  ein  ansehnliches  Hofgesinde, 
Air  ihre  Diener  waren  geschwinde. 
Zu  bringen  süssen  Wein  und  Speise, 
Die  Armen  gaben  ihr  den  Preis. 
Die  ehrsame  Fürstin  und  Matrone 
War  für  alle  Priester  eine  Krone, 


Item  das  SilbcrgeKcliirr  dem  rcofiereiidoii  Grafen  l)is  anf  zwei  Casscii  und  zwei  Becken. 

„      meiner  alten  Fran  einen  goldenen  Becher,  einen  Si'hleier,  ein  goldenes  SpMnj^lein  (kleine  Spange). 

„      der  Vögtin  (Frau  des  Vogtes)  einen  Sclüeier,  einen  Ring. 

„     der  (Frau)  v.  Berg  einen  Fingerring,  einen  gefiaderten  ♦)  Becher. 

„     nach  Kaishaim  (?  Bair.-Schwaben  bei  Ü«»nauwr»rth)  einen  Mantel,  einen  Teppich. 

„      wo  meine  Fran  (begra])en)  liegt,  einen  braunen  Rock,  den  Goldmantel,  den  rothen  seidenen  Mantel. 

„      den  vorbenannten  Kirchen  ftlr  Me.sj^gewnnder  den  grünen  Mantel,   den   gesengten  Pelzmantel; 
aus  den  seidenen  Leintüchern  soll  man  Al])en  (Prie«terkleid)  machen.    (Gabelko  ver's  MS.,  Fol.  48c,  S.  619.) 
*)  „an  einen  Ungarn  verheiratet".    Kerler,  1.  c.  69. 

')  Gabelkover  meint,  dieser  Ludwig  sei   nach   seinem  Grossvater  Ludwig   von  Bosnien   benannt 
und  mit  Rücksicht  auf  die  verschuldeten  Güter  der  vielen  Brüder  nach  Ungarn  geschickt  worden,   wo   er 
nun  ein  stattliches  Haus  führen  und  seine  Schwe.ster  Maria  verheiraten  konnte.     S.  384. 
•)  Copien.sammlung  der  ungarischen  Akademie  zu  Budapest,   100 — 103. 
*)  Steph.  Katona,  Uistoria  metropol.  Colocensis,  I,  392 — 393. 
')  Heute  Pfarrdorf  im  Donaukreis,  Bezirk  Gei.sslingen  an  der  Fils. 

♦)  Flader  oder  Maserung  sind  dir  Zeichnung  und  Fleckon  des  (längs-)  geschnittenen  Holzes;  also  ein  Holzbecher. 


318  I.  ArchMologie  und  Geschichte. 


Die  sie  wohl  im  Herzen  bedachte. 
Das  ist  oft  an  ihnen  kund  geworden. 
Darum,  Ihr  werthen  Priester  alle, 
Betet,  dass  ihre  Seele  mit  Jubelschalle 
Auffahren  möge  die  Himmelsstrasse 


Der  verleihe  ihr  ewiges  Leben. 

Sie  starb  an  einem  Freitage 

Nach  dem  Tag  S**  Marci,  wie  ich  sage, 

Als  man  schrieb  14  hundert  Jahr 

Und  drei;  das  ist  gar  offenbar, 


Und  komme  auch  in  die  Hierarchie,  \  Da  endete  ihr  Leben  auf  Erden 

Da  man  Gott  auf  seinem  Throne  sieht.        |  Am  flinftenKalend  des  April  (1403, 28.  März). 

Das  Wappen  von  Bosnien  ist  ein  gelber  Schild  mit  einem  rothen  Strich^)  und 
auf  dem  Helm  eine  Krone  mit  einem  Pfauenschwanz. 

„Und  die  Herzogin  ist  Graff  Ulrichs,  Graff  Friedrichs  und  Graff  Ludwigs  Gebrüder 
Ahnfrau  gewesen."  (Auszug  aus  der  Gabclkover'schen  und  Rauscher'schen  Collection, 
Rep.  Graf  v.  Helfenstein,  Büschel  X.    Gedicht.   Württembergisches  Staatsarchiv.*) 

.Im  Anhange  stellen  wir  die  oben  erwähnten  genealogischen  Combinationen  in 
tabellarischer  Form  zusammen. 

IIL  Zwei  Bellquiarlen  der  GcmahHn  des  SandalJ  Hranli^  in  Zara. 

Die  dalmatinische  Küste  mit  ihren  im  Mittelalter  so  blühenden  Städten  ist  die 
reichste  Fundgrube  für  Quellen  der  bosnischen  Culturgeschichte. 

Bosnien  war  zwar  kein  Centrum  einer  eigenen  nationalen  Cultur,  aber  die  Sonne 
der  grossen  italienischen  Blüthezeit  beschien  auch  unser  Land.  Die  neulateinischen 
Communitäten  Dalmatiens:  Zara,  Sebenico,  Trau,  Spalato  und  besonders  Ragusa  sind 
die  Punkte,  von  wo  aus  die  reichen  und  vornehmen  Personen  des  bosnischen  und  her- 
cegovinischen  Binnengebietes  Alles,  was  zur  Verschönerang  des  damaligen  Lebens  ge- 
hörte, bezogen. 

Das  reiche  culturhistorische  Material,  welches  das  Archiv  der  Republik  Ragusa 
bewahrt  (sowohl  das  politische,  wie  das  in  dieser  Hinsicht  noch  reichhaltigere  Tribunal- 
archiv), fand  in  Prof.  Dr.  C.  Jireöek  seinen  unermüdlichen  Bearbeiter,  dessen  Publi- 
cationen  erst  den  Grundstein  zu  einer  urkundlich  beglaubigten  Culturgeschichte  dieses 
Gebietes  bilden  werden.  Auch  die  bisherigen  Arbeiten  der  dalmatinischen  Localforscher 
verdienen  volle  Beachtung.  Die  archivalischen  Schätze  Zaras  und  der  übrigen  Städte 
wie  der  Inseln  werden  noch  den  nächsten  Generationen  Aufgaben  stellen.  Wir  würden 
es  für  wünschenswerth  erachten,  wenn  für  Dalmatien  ein  wissenschaftlich  organisirtes 
Centralarchiv  errichtet  würde.  Aus  der  Urquelle  dalmatinischer  und  bosnischer  Ge- 
schichte, dem  venetianischen  Staatsarchive,  wurde  von  vielen  Gelehrten  geschöpft,  aber 
auch  dieser  Born  ist  bei  Weitem  noch  nicht  erschöpft.  So  bietet  sich  dem  Forscher 
ein  reiches  Feld,  und  wir  hoffen,  dass  in  baldiger  Zukunft  einheimische  wissenschaft- 
liche Kräfte  sich  an  diesen  lohnenden  Arbeiten  betheiligen  werden. 

Doch  die  Archive  enthalten  nur  Pergamente  und  Acten.  Daneben  besitzt  aber 
die  Culturgeschichte  in  den  arcliäologischen  Denkmälern  ihre  beweiskräftigsten  Docu- 
mente.  Ganz  Dalmatien  ist  ja  ein  steinernes  Archiv  mit  seinen  Kirchen  und  Palästen, 
an  denen  auch  unsere  bosnischen  Meister  lernten,  um  ihre  Kunst  dann  im  Lande  zu 
verwerthen.  Aber  nicht  nur  die  Architektur,  sondern  auch  die  Goldschmiedekunst  und 
alle  Zweige  der  Kunstindustrie  erlebten  damals  eine  Blüthezeit. 

*)  Diese  Aufzcichnuiip:  beweist  uns,  dass  die  bosnischen  Farben  schon  zu  Kotromanovid'  Zeit  roth 
und  prelb  waren. 

^)  Das  Geschlecht  der  Grafen  Helfeustein  starl)  im  ersten  Viertel  des  17.  Jahrhunderts  aus. 


Thallöczy.    BruchätUcke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  BalkanlKnder. 


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320  I.   Archäolop^ie  und  Geschichte. 

Die  k.  k.  Centralcommission  für  Kunst  und  historisclie  Denkmale  in  Wien  richtet 
seit  ihrem  Bestände  ein  besonderes  Augenmerk  auf  Dalmatien,  und  Hofrath  Prof.  Dr.  von 
Eitelberger  war  es,  der  mit  seinem  gediegenen  Werke:  „Die  Kunstdenkmäler  Dal- 
matiens"  auf  den  Keichthum  und  die  hohe  kunsthistorisclie  Bedeutung  des  Küstenlandes 
aufmerksam  machte.  Neben  Eitelberger  ist  es  Herr  Baurath  Professor  A.  Hauser, 
welcher  sich  auf  diesem  Gebiete,  besonders  mit  seinen  Studien  über  den  Dom  in  Spalato, 
Verdienste  erwarb.  Ungarischersei ts  schrieb  Prof.  Dr.  Josef  Hampel  im  „Ungarischen 
archäologischen  Anzeiger"  eine  gediegene  Studie  über  die  dalmatinische  Goldschmiede- 
kunst. Aber  alle  diese  Studien  sind  entweder  Detailforschungen,  welche  nur  einzelne 
Objecto  betreffen,  oder,  wie  auch  Eitelberger' s  Werk,  eine  mehr  descriptive  Dar- 
stellung der  Denkmäler.  Wir  müssen  bei  dieser  Gelegenheit  das  neueste,  enthusiastisch 
geschriebene  Werk  des  Engländers  Jackson*)  erwähnen,  der  mit  seltener  Ausdauer 
Alles  mit  eigenen  Augen  sah,  als  trefflicher  Zeichner  und  Architekt  sein  Werk  prächtig 
illustrirte  und  nach  unserer  Ansicht  das  anziehendste  Buch  über  Dalmatien  geliefert  hat. 

Nach  dieser  Abschweifung  beschäftigen  wir  uns  mit  einigen  Bosnien  betreffenden 
Reliquien  in  Zara,  welche  Stadt  schon  seit  dem  13.  Jahrhundert  mit  Bosnien  in  engem 
Contacte  stand. 

Schon  Lorenzo  Fondra's  Werk  (Istoria  dclla  insigne  reliquia  di  san  Simeone 
Profeta,  che  si  venera  in  Zara,  geschrieben  im  17.  Jahrhundert  von  G.  Ferrari  Cupilli 
bei  Gelegenheit  der  feierlichen  Eröffnung  der  Area  Simeonis,  publicirt  1855)  enthält 
werthvoUe  Fingerzeige  zur  bosnischen  Geschichte.  Im  I.  Capitel  gibt  Fondra  ein 
Inventar  der  damals  in  Zara  befindlichen  Reliquien.  Seite  11  finden  wir  unter  den 
Reliquien  der  Kathcdralkirche  (S.  Anastasia): 

Reliquie  di  S.  Marti no,  in  un  quadro  coperto  d'argeiito,  con  iscrizioue:  Paulus,  Martinus 
et  Mladenuß  Croatiae  Presides  S.  C.  P.  fieri  jusserunt,  Donatus  vero  Britanicus  canonicus,  et 
Crysogonus  Nassius  procuratores  fabricae  vetustate  dcformatuiii,  Jo.  Robobelli  Antistitis  consensu,  in 
melius  constitueruut,  anno  149G. 

Reliquie  di  8.  Daniele  profeta,  inserto  in  tabella  d'argento  con  Ic  iinmagini  de'  ss.  Pietro  e  Paolo, 
e  di  s.  Daniele,  con  inscrizione:  Paulus  Banus  Croatorum  mc  fecit  fieri  ad  honorem  ßs.  Petri  et 
Pauli  et  s.  Danielis  proplietae. 

Beide,  ursprünglich  aus  dem  14.  Jahrhunderte,  aus  dem  Besitze  der  Grafen  in 
Bribir  stammende  Objecte,  welche  im  17.  Jahrhundertc  noch  in  Zara  gewesen  sind, 
fehlen  heute.  Wahrscheinlich  wurden  die  Reliquien  aus  den  im  Laufe  der  Zeit  defect 
gewordenen  Behältern  herausgenommen  und  diese  ausser  Gebrauch  gestellt.  Aber  schon 
die  Thatsache,  dass  die  Grafen  von  Bribir  ihren  christlichen  Sinn  durch  die  Anfertigung 
von  Reliquiarien  kundthatcn,  beweist,  dass  im  14.  Jahrhundert  dieses  auch  in  Bosnien 
dominirende  Geschlecht  gegen  den  Bogomilismus  Stellung  genommen  hatte. 

Die  bedeutendste  Reliquie  Zaras  ist  der  grosse,  beinahe  2  M.  lange,  vergoldete, 
mit  Reliefs  verzierte  Silberschrank  des  heil.  Simeon,  welchen  Königin  EHsabeth  von 
Ungarn,  die  Tochter  Stephan  Kotromanovi6',  im  Jahre  1380  durch  den  Goldschmied 
Franz  von  Mailand  anfertigen  liess.^)  Durch  die  hochherzige  Erlaubniss  des  Herrn 
Erzbischofs   in    Zara,    Gregor    Rajcevic,   und    der   k.    k.    (ycntralcommission   in  Wien 

*)  Jackson  T.  G.,  Daliiiatia,  tlu'  Quariicro  and  Istria  vvith  (.'cttijriu'  in  M(»ntoni'gro  and  the  Island 
of  (Jrado,  I— 111,  Oxford   1887. 

*}  Kurz  besclirirbon  bei  Jacksuii,  1,8.  314—320.  Derselbe  gibt  eine  brillante  Abbildmip  der  vorderen 
Favade.  —  Häuser  p^ibt  nach  einer  niclit  e))en  vorzüpfliclion  photograplüschen  Aufnahme  in  dem  Werke: 
^Die  «sterreichisch-ungarische  Monarchie  in  AVort  und  Bild"  eine  Ansicht  und  beschreibt  das  Denkmal 
ganz  kurz.  —  Anton  Por's  illustrirte  Biographie  Ludwig  des  Grossen  (ungarisch,  Budapest  1892)  enthält 
zwei  Aufnahmen  der  Keliquie;  diese  sind  zwar  etwas  besser,  aber  dennoch  nicht  exaet. 


Thall6czy.    Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer. 


321 


gelang  es  uns  im  Vereine  mit  dem  Director  des  Kunstindustriemnseums  in  Budapest, 
Eugen  Radisich,  und  Prof.  Herpka,  eine  vollständig  getreue  galvanoplastische  Copie 
dieses  in  seiner  Art  einzigen  Objectes  herzustellen,  auf  Grund 
deren  nun  dieses  Meisterwerk  auch  ausserhalb  Zaras  gründlich 
beschrieben  und  geschichtlich  gewürdigt  werden  kann.  Wir 
werden  nicht  ermangeln,  die  Ergebnisse  unserer  hierauf  be- 
züglichen Studien  in  diesen  „Mittheilungen"  vorzulegen. 

Während  unseres  Aufenthaltes  in  Zara  hatten  wir  Ge- 
legenheit, in  die  Schätze  der  berühmten  Nonnenkirche  S.  Maria 
Einsicht  zu  nehmen.  Unter  diesen  befinden  sich  zwei  ganz 
gleiche  Reliquienbehälter  in  Form  eines  Armes,  beide  0'57  M. 
hoch  (vgl.  Figur  3). 

Das  eine  Reliquiarium  enthält  die  Reliquien  der  Heiligen 
Andreas  und  Matthäus,  das  andere  die  des  heil.  Simon  und 
der  heil.  Anastasia.  Beide  sind  von  vergoldetem  Silber,  ganz 
glatt,  den  mit  getriebenem  Rankenwerk  verzierten  Streifen 
ausgenommen,  welcher  oberhalb  des  Untersatzes  an  der  Vorder- 
und  Hinterfläche  der  Reliquiare  sichtbar  ist.  Vorne  sehen  wir 
die  kleine  Thür,  durch  welche  die  mit  einer  Krystallplatte  be- 
deckten ReHquien  sichtbar  sind.  Die  Thür  bildet  ein  läng- 
liches Viereck  und  ist  aus  Silber;  dieselbe  war  einst  emaillirt, 
heute  sehen  wir  nur  mehr  die  Spuren  an  den  Aufschriften 
und  im  Hintergrunde  des  Wappens,  sowie  im  Wappen  selbst, 
welches  uns  den  Doppelquerbalken  zeigt.  Die  Farben  des 
Emails  waren  ein  durchsichtiges  Dunkelblau,  Grün,  Dunkelgelb. 
Technisch  gehört  die  Arbeit  dem  ömail  translucide  sur  relief 
an,  welches  im  15.  Jahrhunderte  in  Italien  stark  in  Mode 
war.  An  der  Thüreinfassung  ist  auf  beiden  Behältern  folgende 
Aufschrift  angebracht: 


Fig.  3.  Reliquiarium  der 
Gemalin  des  Sandalj 
Hranid  (im  Nonnenkloster- 
schatze zu  Zara)  (^/s). 


Momente  [  Do  [  Famule  \  tue  [  Katarina  \  consrte^)  [  potenti  [  viro  [  Dno  \  Sendalio^)  [ 

voievo  [  de  [  Bosne  \ 

Beide  ReHquiarien  sind  interessante  Belege  zur  bosnischen  Geschichte.  Die 
Spenderin  Katharina  war  die  Frau  des  berühmten  Vojvoden  Sandalj  Hrani6,  des 
Rivalen  Hrvoje's.  Katharina  war  eine  Tochter  Vuk  Hrvatini6',  eines  Bruders  Hrvoje's 
und  seiner  Gemahlin  Anna,  daher  eine  Nichte  des  berühmten  Herzogs  von  Spalato. 
Katharina  war  1398—1411  verheiratet,  dies  ergibt  eine  sichere  Zeitbestimmung  für 
das  Reliquiar  und  auch  einen  Beweis,  dass  die  Hrvatini6e  nicht  insgesammt  Bogo- 
milen  waren.  Es  ist  übrigens  kaum  anzunehmen,  dass  sich  die  vornehmen  bosnischen 
Frauen  mit  der  bogomilischen  Auffassung  der  Ehe  je  abgefunden  haben,  besonders 
diejenigen,  welche  an  der  Küste  Dalmatiens  städtische  Cultur  und  Erziehung  genossen 
hatten. 

Wir  hoffen,  dass  die  Erforschung  mittelalterlicher  Denkmäler  in  Dalmatien 
noch  mehr  und  flir  die  bosnische  Culturgeschichte  bedeutenderes  Material  zu  Tage 
fördern  wird. 


^)  Beim  anderen  (S.  Simconc):  consorte. 
')  Beim  anderen:  Sandalio. 
Band  III. 


21 


322  I.   Archäologie  nnd  Geschichte. 

lY.  Zur  Geschichte  der  Despotenfamilie  BrankoYiC*. 

Georg  Brankovi6  ist  eine  der  bedeutendsten  Persönlichkeiten  in  der  Geschichte 
der  Balkanhalbinsel.  Nicht  mit  dem  Schwerte,  nicht  mit  sonstigen  Gewaltmitteln, 
sondern  allein  durch  seine  Klugheit  gelang  es  ihm,  sich  unter  den  misslichsten  Ver- 
hältnissen bis  ans  Lebensende  im  Besitze  seines  Landes  zu  erhalten.  Es  ist  keine 
üebertreibung,  wenn  wir  den  alten  Georg  Brankovi6  zu  den  grössten  Diplomaten  aller 
Zeiten  rechnen,  mindestens  aber  für  den  genialsten  Staatsmann  des  Serbenvolkes  halten. 
Sein  Lebenslauf  ist  noch  nicht  ganz  ins  Klare  gestellt,  denn  wenn  auch  Öedomil 
Mijatovi6'  Werk:  ^ecnoT  'Bypa^  BpaHKOBHh,  rocno^ap  CpÖHMa  (zwei  Bände)  ein  sehr 
schön  geschriebenes  und  lesenswlirdiges  Buch  ist,  so  kann  man  doch  nicht  umhin,  die 
Mangelhaftigkeit  der  Quellen,  die  manchmal  zu  subjective  Auffassung  und  besonders 
auch  den  Umstand  zu  beklagen,  dass  der  ausgezeichnete  Schriftsteller  —  wiewohl  er 
als  Politiker  dazu  eine  ganz  ausnehmende  Befähigung  besitzt  —  die  internationalen 
Beziehungen  nicht  immer  richtig  beurtheilt.  Man  braucht  Brankovid  nicht  reinzu- 
waschen, seine  Schlauheit,  Wortbrüchigkeit  und  all  seine  Charakterschwächen  nicht 
wegzuleugnen;  denn  er  war  trotz  dieser  Fehler  ein  bedeutender  Mann,  dessen  Wirken 
nicht  nur  bei  seiner  Nation,  sondern  auch  bei  den  ferneren  und  näheren  Nachbarvölkern 
in  frischem  Gedächtniss  blieb.  Dies  rührt  auch  daher,  dass  die  kleinen  Dynasten  auf 
der  ganzen  Halbinsel,  die  theilweise  ihre  Unabhängigkeit  einbüssten,  theilweise  sich 
bedroht  sahen,  in  gegenseitigen  Familienbündnissen  ihr  Heil  und  die  Verstärkung  ihrer 
Herrschaft  suchten.  Das  Hauptziel  ihrer  Bestrebungen  war  ja  doch  immer  die  Erhal- 
tung des  eigenen  Stammes,  der  Glanz  und  Reichthum  ihres  Hauses.  Diese  zwar  natür- 
liche, aber  jedes  principielle  Zusammengehen,  jedwede  Unterordnung  ausschliessende 
Politik  musste  der  mächtig  aufschiessenden  türkischen  Macht  die  Wege  ebnen. 

Während  das  osmanische  Reich  mit  concentrirter  Kraft  und  einheitlich  vorging, 
fühlten  sich  die  christlichen  Nationen  nur  von  Fall  zu  Fall  solidarisch.  Einerseits  sehen 
wir  ungarische,  deutsche,  serbische,  croatische,  bosnische,  albanesische,  italienische, 
polnische,  griechische  und  walachische  Familien  in  inniger,  durch  die  Verschiedenheit 
der  römischen,  orthodoxen  und  auch  patarenischen  Confession  nicht  gestörter  Verwandt- 
schaft, welche  trotz  nationaler  und  staatlicher  Gegensätze  dennoch  zu  Stande  kam. 
Andererseits  aber  bedurfte  es  nur  eines  kleinen  Anstosses,  und  das  Conglomerat  zerfiel 
sogleich  in  seine  Elemente.  Im  Hause  Osman  kommen  auch  FamiHenzwistigkeiten  vor, 
aber  es  siegt  schliessUch  immer  das  Grundprincip  der  türkischen  Politik,  der  Eroberungs- 
krieg, die  Expansion.     Doch  hiezu  kommen  noch  andere  Motive. 

Schon  mehrere,  besonders  die  neueren  Schriftsteller  wiesen  darauf  hin,  dass  es 
um  die  Solidarität  der  Christen  gegen  die  Mohammedaner  vor  der  Eroberung  der  ganzen 
Balkanhalbinsel  durch  die  Türken  nicht  so  bestellt  war,  als  man  es  nach  den  Revindications- 
kriegen  und  Aufständen  und  dem  später  entwickelten  VolksgefUhl  sich  vorstellen  könnte. 
Bevor  der  Sultan  Constantinopel  bezwang,  wurde  er  von  den  Christen  nicht  als  Erzfeind 
aufgefasst,  er  war  in  den  Augen  der  Balkanfüi'sten  ein  werthvoUer  Verbündeter  in  ihren 
Zwistigkeiten.  Sehr  oft  geschah  es,  dass  man  den  osmanischen  Feind  zum  eigenen 
Schaden  unterschätzte.  Erst  dann,  als  man  zur  Einsicht  gelangte,  dass  der  Mohammeda- 
nismus in  seiner  disciplinirten  moralischen  Gewalt  und  das  türkische  Heer  in  seiner 
einheitlichen  Organisation  die  Kraft  besitze,  systematisch  vorzudringen  und  Alles  zu 
zertrümmern,  entstand  die  Reaction,  erst  dann  drang  das  Papstthum,  welches  aber  auch 
nicht  immer  die  Reinheit  des  christlichen  Gedankens  hoch  zu  halten  im  Stande  war, 
mit  seiner  Devise:  „dem  Kampfe  des  Kreuzes  gegen  den  Halbmond"  durch. 


Thallöczy.    Bruchstücke  aus  der  Gescliiclite  der  nordwestlichen  Balkanländer.  323 

Dann  aber  war  es  zu  spät,  denn  die  osmanische  Macht  fUgte  sich  bald  in  das 
europäische  Staatensystem  und  bildete  einen  Factor  der  europäischen  Politik^  mit 
welchem  jede  Macht  rechnen  musste. 

Die  denkwürdige  Schlacht  bei  Kossovo  im  Jahre  1389  wird  immer  als  Endpunkt  des 
alten  serbischen  Staatslebens  bezeichnet.  Dies  ist  eine  falsche  Vorstellung,  die  eine  grosse 
Ungerechtigkeit  enthält,  denn  das  serbische  Despotat  behauptete  sich  bis  zum  Jahre  1459, 
und  die  völlige  Zertrümmerung  der  serbischen  Volkselemente  gelang  erst  nach  dem 
Falle  Belgrads  (1521).  Und  femer  spielen  noch  nach  dieser  Schlacht  Stephan  Lazarevii 
und  Georg  Brankovic  eine  denkwürdige  Rolle  in  der  Geschichte  der  Balkanhalbinsel. 
Und  was  sehen  wir  nach  der  Schlacht?  Etwa  den  unauslöschlichen  Hass  der  gefallenen 
Dynastie  und  der  serbischen  Nation  gegen  die  Osmanen? 

Wir  sehen,  dass  die  Tochter  Lazars,  des  gefallenen  Fürsten,  Miljeva  (Oliveria)  in 
Sultan  Bajazid's  I.  Harem  kam,  und  13  Jahre  nach  jener  denkwürdigen  Niederlage 
kämpfen  serbische  Streiter  auf  das  heldenmüthigste  auf  der  Wahlstatt  von  Angora 
(1402)  für  den  Sultan,  den  Sohn  des  Vemichters  der  serbischen  Unabhängigkeit. 
Gyorgye  Brankovi6,  der  Nachfolger  Stephan  Lazarevi6',  findet  sich  mit  den  Umständen 
auch  zurecht,  und  Mara,  seine  Tochter,  kommt  in  den  Harem  des  Sultans  Murad  H. 
Einerseits  die  Zwangslage,  andererseits  die  damals  natürliche  staatliche  Äuperiorität  der 
Osmanen  zwangen  die  BalkanfUrsten  dazu,  sich  dem  Rahmen  der  türkischen  Politik 
anzupassen.  Gyorgye  Brankovi6  versuchte  es  mit  einer  bewunderungswürdigen  Schmieg- 
samkeit, sich  gegenüber  der  türkischen  Uebermacht  zu  halten,  hatte  aber  gegenüber 
Ungarn,  der  damals  militärisch  und  staatlich  dominirenden  Nachbarmacht,  eine  ungünstige 
Position,  da  er  verwandtschaftlich  mit  jener  Partei  liirt  war,  welche  mit  dem  aufstrebenden 
Hause  Johann  Hunyady's  auf  dem  Kriegsfusse  stand.  Und  Johann  Hunyady  hatte 
die  Mehrheit  des  Volkes  und  die  öffentliche  Meinung  für  sich,  er  repräsentirte  das 
christliche  Heldenthum,  während  Brankovi6  vermöge  seiner  Stellung  als  Opportunist 
erschien. 

Wir  wollen  einige  Streiflichter  auf  diese  Epoche  werfen,  in  welcher  die  ungarische, 
bosnische,  serbische,  walachische  und  osmanische  Geschichte  mit  einander  in  so  inniger 
Beziehung  stehen. 

I. 

Die  Politik  der  Familie  Brankovi6  wurde  von  zwei  ausschlaggebenden  Motiven 
geleitet.  In  erster  Reihe  beeinflussten  die  jeweilige  Haltung  des  alten  Despoten  Georg  I. 
die  Machtverhältnisse  der  dominirenden  militärischen  Staaten,  der  Türkei  und  Ungarns. 
In  zweiter  Linie  bestimmte  seine  Frontveränderung  immer  die  Haltung  jener  Sippe,  deren 
Mitglied  er  war. 

Georg  Brankovi6  hat  keine  neue  politische  Richtung  verfolgt.  Als  nach  dem  Tode 
Du^n's  und  nach  dem  Untergange  seines  Reiches  das  durch  eine  starke  Faust  zusammen- 
geschweisste  Conglomerat  in  seine  Bestandtheile  zerfiel,  blieb  nur  ein  Mittel,  um 
wenigstens  das  individuelle  Dasein  der  einzelnen  Territorien  weiter  fristen  zu  helfen: 
der  Weg  des  Compromisses.     Denn  sonst  waren  Land  und  Familie  verloren. 

Die  osmanische  Eroberung  auf  der  Balkanhalbinsel  im  14.  und  15.  Jahrhundert 
gleicht  einem  Sturmwind,  der  durch  den  Hochwald  saust.  Mächtige  Stammcomplexe 
fallen  durch  die  Gewalt  des  Orkans,  aber  einzelne  geschützte  Streifen  in  den  Niederungen 
bleiben  unversehrt.  Die  Nemanjiden  gehen  unter,  das  rasch  emporgekommene  Geschlecht 
VlkaSins  zerstob.  Des  Letzteren  Sohn,  Marko  Kraljevi6,  lebt  zwar  in  Lied  und  Sage 
fort,  aber  Wenige   werden  wissen,   dass   sein  Sohn  Mitraäko  (Demeter)  in  den  Jahren 

21* 


324 


I.  ArchAologie  und  Geschichte. 


1404  und  1407  Obergespan  im  Zarander  Comitat  und  Schlosshauptmann  der  Feste  Vilägos 
in  Ungarn  war  ^)  und  ein  treuer  Unterthan  König  Sigismunds  von  Ungarn  gewesen  ist. 
Dann  kamen  die  Hrebljanovi6i  ans  Ruder,  der  Held  Lazar  und  sein  Sohn  Stephan  Lazarevi6.*) 
Diesem  tüchtigen  öeschlechte  war  kein  langes  Dasein  beschieden,  und  trotz  aller 
Bedrückung  und  Hindernisse  kommt  der  Sohn  des  Rivalen  Stephans  Lazarevi6,  des  Vuk 
Brankovi6,  der  spätere  Despot  Georg,  zur  Herrschaft. 

Schon  die  Familienverbindungen  des  Knezen  Lazar  stellen  uns  in  einzelnen  Namen 
die  Situation  seiner  Herrschaft  vor.  Seine  Tochter  Mara  heiratet  den  mächtigen  Herrn 
Vuk  Brankovi6,  Helene  in  erster  Ehe  den  Georg  Stra6imirovi6  in  der  Primorje,  in 
zweiter  den  Dynasten  der  späteren  Hercegovina,  Sandalj  Hrani6,  eine  Tochter  den 
mächtigsten  Oligarchen  Ungarns,  den  späteren  Palatin  Nicolaus  Garay,  eine  Tochter 
Despina  hatte  einen  SiSmaniden  zum  Gemahl,  und  nach  Lazars  Tode  kam  die  Oliveria 
oder  Miljeva,  wie  schon  erwähnt,  in  den  Harem  des  Sohnes  jenes  Sultans,  der  ihren 
Vater  besiegt  hatte.  In  diesen  Heiraten  ist  die  Politik  des  Hauses  zu  erkennen.  Und 
seine  poUtischen  Interessen  hielt  sich  auch  Stephan  Lazarevi6  vor  Augen,  als  er  nach 
dem  Tode  seines  Vaters  sich  und  sein  Haus  durch  Anschmiegen  an  den  Sohn  des 
Siegers,  an  Bajazid,  rettete.  Dies  hinderte  ihn  aber  keineswegs,  ein  Mittel  zu  ergreifen, 
um  dem  Sultan  nicht  ganz  hilflos  gegenüber  zu  stehen.  Ein  solches  Mittel  erblickte  er  in 
der  Anlehnung  an  das  damals  so  mächtige  Donaureich,  an  Ungarn.  Diese  Doppel- 
stellung brachte  es  mit  sich,  dass  Serbien,  besser  gesagt  dessen  Herrscher  von  zwei 
Staaten  abhing,  was  in  den  inneren  Zwistigkeiten  des  Herrscherhauses  seinen  Ausdruck 
fand.  Stephan  Lazarevid*  natürlicher  Feind  war  Vuk  Brankovi6,  sein  Schwager,  der 
angebliche  Verräther  in  der  Kossovoer  Schlacht.  Nach  Ruvarac'  Ausführungen')  ist 
CS  nicht  nothwendig,  viel  Worte  über  diese  Andichtung  zu  verlieren;  es  sei  nur  erwähnt, 
dass  Vuk  Brankovi6  im  Jahre  1389  dem  Könige  Sigismund  zugethan  war  und  ihm  vor 
der  Schlacht  auf  dem  Kossovopolje  Anträge,  gewiss  die  Unterwerfung  Rasciens  betreffend, 
stellte.*)  Bei  diesen  Stammeszwistigkeiten  treten  trotz  aller  Versöhnungen  immer  wieder 
die  einander  entgegengesetzten  Richtungen  der  Hrebljanovi6i  und  Brankovi6i  hervor. 
Steht  der  Despot  auf  türkischer  Seite,  so  finden  wir  seinen  Bruder  oder  Schwager 
gewiss  auf  der  ungarischen,  und  umgekehrt,  wenn  Stephan  treu  zu  Sigismund  hält,  ver- 
leumden ihn  seine  Grossen  beim  Sultan. 


^)  Archiv  der  Familie  K411ay  Im  Budapester  Natioualmuseum. 
')  Hrebljanovic  Pribac 


Lazar 

t  27.  Juni  1389 
Gem.  Milica,  Tochter  des  Knez  Vlatko 


Stephan 
Iiazarevic 
Knez,  1 1427 

Gem.  Maria 
Kantaknzena 


Vuk     Dobrovoj 
t  1410        jung 
gestorben 


Mara 

Gem.  Vuk 
Brankovid 

Gyorgye 
Brankovid 


Helena 

1.  Gem.  Georg 
Stradimirovid, 

2.  Gem.  Sandalj 

Hranid 


Bespina 

heiratet  einen 
Siimaniden 
in  Bulgarien 


N.  Garay 
1387/88 
(Helene 
bei  ung. 
Geschichts- 
schreibern) 


Miljeva 
Oliveria, 
Gem.  Ba- 

jazid  I. 

1389/90 


(Ruvarac.) 


')  0  Kiicay  Aasapy.  Y  Hobom  Ca^y  1888.     (Ucber  Fürst  Lazar,  Neusatz  1888.) 
*)  Diplomatarium  Ragusauum,  S.  113;  1389,  7.  Juli. 


Thalloczy.  Bruchstücke  ans  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  32o 

Trotz  der  Familienzwiste,  trotz  der  Schwäche  seiner  Hilfsmittel  nnd  der  politischen 
Zwitterstellung,  hatte  Stephan  Lazarevii  verhältnissmässig  grosse  Erfolge  aufzuweisen. 
Bis  zur  Schlacht  bei  Angora  hielt  er  treu  zu  Bajazid,  doch  von  1403  an  verfolgte  er 
die  Politik  der  freien  Hand.  Nicht  als  ob  er  es  auf  die  Abschüttelung  der  türkischen 
Oberherrschaft  abgesehen  gehabt  hätte;  Stephan  wollte  im  Laufe  des  türkischen  Thronfolge- 
streites (zwischen  den  Söhnen  Bajazid's)  nur  die  Herstellung  der  alten  Grenzen  Serbiens 
erreichen.  Im  Jahre  1403  erhielt  er  vom  Kaiser  in  Byzanz  deu  Titel  eines  Despoten. 
Dieser  Titel  hat  nach  unserer  Meinung  keine  staatsrechtliche  Bedeutung,  denn  der 
christliche  Kaiser  von  Byzanz  war  längst  nicht  mehr  der  Souzerän  Serbiens,  konnte 
daher  dem  Stephan  kein  factisches  Despotat  zuerkennen,  zumal  ja  Stephan  durch  des 
Sultans  Anerkennung  und  Machtspruch  thatsächlicher  Herrscher  seines  Volkes  war.  Es 
ist  dieser  Act  die  formelle,  auf  christlich -byzantinischer  Grundlage  erfolgte  Erhebung 
Stephan  Lazarevi6'  in  die  Reihen  der  fürstlichen  Personen,  mit  welcher  seine  Superio- 
rität  in  seinem  Volke  gegenüber  den  anderen  Familien  entschieden  wurde.  Bis  zu 
diesem  Zeitpunkte  war  er  nur  primus  iiiter  pares,  und  die  Familie  Brankovi6  hielt  sich 
um  nichts  schlechter  als  die  Hrebljanovidi;  von  nun  an  aber  war  das  Fürstenthum, 
die  Despotie,  der  Familie  Stephans  zuerkannt.  Doch  die  factische  Macht  des  Despoten 
hing  vom  Sultan  ab.  In  dieser  Zeit  wandte  sich  der  Despot,  um  der  türkischen  Ueber- 
macht  gegenüber  ein  Gegengewicht  zu  haben,  an  König  Sigismund  von  Ungarn  und 
erkannte  diesen  als  seinen  Lehensherrn  an,*)  und  dieses  Verhältniss  dauerte  bis  zum 
Lebensende  Stephan  Lazarevi6',  der  aus  dieser  Neugestaltung  seiner  Position  mehr- 
fachen Nutzen  zog.  Denn  er  erhielt  im  Jahre  1411  von  Sigismund  die  Bergwerke  in 
Ostbosnien  als  unmittelbares  Lehen,  und  Srbenica  bereicherte  ihn  und  seine  Nachfolger. 
Doch  auch  in  Ungarn  selbst  verlieh  Sigismund  viele  Besitzungen  an  seinen  Getreuen 
(fideli  nostro).  So  die  Stadt  Szatmär-N(5meti  sammt  allen  Einkünften,  deren  Verwalter 
Stephan  Remete  war  (18.  Februar  1417).  2)  Er  hatte  auch  so  viele  Besitzungen  im 
Torontdler  Comitat,  dass  er  einen  eigenen  Vicegespan  für  dieselben  bestellte  (3.  März 
14 17).  3) 

Seine  Besitzungen  in  Ungarn  Hess  er  von  gebomen  Ungarn  verwalten,  wozu  er 
nach  ungarischem  Rechte  auch  verpflichtet  war.  Sein  Szatmär-N^metier  Verwalter,  der 
genannte  Stephan  Remete,  fungirte  als  sein  bevollmächtigter  Schatzmeister,  der  in  allen 
Rechtsangelegenheiten  nach  ungarischem  Tavernicalrecht  verfügte.*)  Ausser  Szatmär 
war  noch  die  Bergwerkstadt  Nagy-Bänya  im  Besitz  des  Despoten,^)  und  seine  Leute 
wurden  von  den  Würdenträgern  des  Reiches  in  allen  Angelegenheiten  unterstützt.*') 
Stephan  Lazarevi6'  Regierung,  wenn  auch  durch  Ränke  und  Zwistigkeiten  getrübt, 
conservirte  vielfach  die  Kraft  des  Landes,  und  als  er  am  19.  Juni  1427  starb,  hinter- 
liess  er  seinem  Nachfolger  ein  wenn  auch  nicht  unabhängiges,  so  doch  immerhin  ansehn- 
liches Gebiet.  Ein  Jahr  vor  seinem  Tode  (1426)  vereinbarte  Stephan  mit  König 
Sigismund  das  staatsrechtliche  Verhältniss  Serbiens  zu  Ungarn  in  dem  oft  besprochenen 
Vertrage  von  Totis  (Tata,  Komorner  Comitat),  laut  welchem  dem  kinderlosen  Fürsten 
sein  Neffe  Georg  Brankovi6  als  Despot  folgte. 


*)  „Stephanum  ducem  Rassiae  se  subjecissc."    —   Citat  bei  Engel,  Gesch.  von  Servien  und  Bos- 
nien, S.  255. 

'}  Archiv  der  Familie  KAllay  im  Budapester  Nationalmuseum. 

')  Ibidem. 

*)  KÄllay'sches  Archiv,  28.  October  1417. 

^)  Ibid. 

•)  Ibid. 


326  I.    Archäologie  and  Geschichte. 

IL 

Der  Staatsvertrag  von  Totis  (Tata)  zwischen  Sigismund,  König  von  Ungarn,  und 
dem  Despoten  Stephan  Lazarevid  bildet  einen  epochalen  Act  in  der  Geschichte  des 
nunmehrigen  Despotats,  Regnum  Rasciae  (Raitzenland,  Räczorszäg)  genannt. 

Zum  ersten  Male  wurde  dieser  Vertrag  aus  einer  Copie,  welche  sich  in  einem 
Stylbuche  des  Graner  Primatialkanzlers  Sebastian  Lisztius  befindet  (1553),  vom  ver- 
dienstvollen Johann  Christian  von  Engel  in  der  „Geschichte  Serviens  und  Bosniens" 
(S.  170 — 172)  publicirt.  Der  Codex  hatte  die  alte  Nummer  156  unter  den  privatrecht- 
lichen und  nicht,  wie  Engel  irrthümlich  bemerkt,  unter  den  historischen  Manuscripten 
der  Wiener  Hofbibliothek,  jetzt  trägt  das  Manuscript  die  Nummer  8471.  Sebastian 
Lisztius  scheint  sein  Stylbuch  entweder  aus  gleichzeitigen  oder  späteren  Copien,  die 
als  Muster  für  den  Kanzleigebrauch  verwendet  wurden,  zusammengestellt  zu  haben. 
Denn  hätte  er  das  Original  benützt,  so  mtisste  dieses  in  irgend  einem  Wiener  oder 
Budapester  Archive  vorhanden  sein.  Uebrigens  hielt  man  diesen  Vertrag  fiir  so  wichtig, 
dass  auch  Faustus  Veranöid  (Verantius),  der  NeflFe  des  Cardinais  Anton,  eine  Copie 
anfertigte,  welche  sich  im  Budapester  Staatsarchive  befindet.  Diese  Copie  publicirte 
Fejör  im  Codex  Diplomaticus  X,  6,  S.  809 — 813.  Auch  ' Ladislaus  v.  Szalay  ver- 
öffentlichte in  seiner  Geschichte  der  serbischen  Colonien  in  Ungarn^)  den  Text  der 
Urkunde. 

Diese  Publicationen  standen  den  Historikern  zur  Verfugung,  die  nun  auch,  auf 
die  ungenauen  Angaben  ungarischer  Chronisten  wie  Thuröczy,  Bonfini,  Istvänffy 
Rücksicht  nehmend,  den  Act  nicht  immer  dem  Inhalte  entsprechend  behandelten.  Unter 
neueren  ungarischen  Geschichtsforschern  bespricht  Friedrich  Pesty  in  seiner  werthvollen 
Abhandlung  über  die  Besitzverhältnisse  Georg  Brankovi6'^)  dies  Thema  kritisch  und 
sachlich,  doch  sah  er  sich  die  Landkarte  nicht  immer  genau  an.  Mijatovi6  behandelt 
die  Urkunde  nach  Engel, '^)  während  Milan  Dimitrijevic,  Professor  in  Karlovic,  in 
seiner  Studie:  „Gyurgye  Brankovi6  (Smederevac),  Despot  der  Serben"  (S.  21 — 22)  diesen 
Act  erörtert.'*) 

Wir  wollen  nun  ein  kurzes  R^sume  über  den  Inhalt  dieser  staatsrechtlich  so 
wichtigen  Urkunde  geben.  Von  vorneherein  bemerken  wir  nochmals,  dass  wir  es  zwar 
nur  mit  einer  Copie  zu  thun  haben,  aber  die  Authenticität  der  ganzen  Angelegenheit 
wird  durch  gleichzeitige  Facta  bestätigt,  und  nicht  ein  einziger  Umstand  spricht  gegen 
den  thatsächlich  ins  Leben  getretenen  Vertrag,  wie  auch  der  Styl  und  die  Fassung,  trotz 
der  in  manchen  Phrasen  abweichenden  Texte, ^)  den  Formen  damaliger  Urkunden  voll- 
kommen entsprechen.  Zur  näheren  Datirung  führen  wir  den  Umstand  an,^)  dass  sich 
König  Sigismund  im  Jahre  1426  vom  8.  Mai  bis  6.  Juni  in  Totis  (Tata)  aufhielt, 
weshalb  die  Urkunde  in  diesem  Zeiträume  ausgestellt  sein  muss. 


*)  A  magyarorszÄgi  szerb  telepek  etc.,  S.  119 — 122. 

•)  Brankovics  György  rÄcz  dcszpota  birtokvi.szonyai  Mag^yarorsz/igban  ds  a  räcz  dcszpota  czim,  Buda- 
pest 1877,  S.  4-6. 

^)  AeciiOT  'Bypa^  BpaHKOBHt,  8.  43—44. 

*)  Dimitrijevid  irrt  nur  in  dem,  dass  er  diese  Urkunde  für  einen  Brief  König  Sigismunds  hält, 
CS  ist  die  Copie  des  Vertrages,  die  Engel  zwar  fehlerhaft  publicirt,  woran  jedoch  Lisztius  die  Schuld  trägt. 

*)  Die  bedeutendsten  Abweichungen  im  Texte  Engel's  und  Fejör's  sind:  1.  Fejör  schreibt:  per 
universos  et  quoslibet  barones  maiestati  nostrae  etc.  iuramentum  praestare  facit.  —  Engel:  per  universoa 
etc.  barones  suos  etc.;  dann  ist  bei  Fejör  eine  Zeile,  Galambocz  (Golubac)  betreffend,  ausgelassen. 

•)  Pesty  1.  c. 


Thalloczy.  Bruchstücke  ans  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  327 

Der  Vertragt)  bestimmt  Folgendes: 

1426.    Schenkung  des  Königreichs  Rascien  durch  Kaiser  Sigismund. 

I.  Wir  Sigismund  etc.  thun  kund  etc.  Unser  getreuer,  der  hochangesehene  Stephan, 
Despot  von  Rascien,  in  weiser  Berücksichtigung  und  in  sorgfältiger  Erwägung,  dass 
das  Königreich  Rascien  mit  allen  seinen  Rechten  und  Zubehör  uns  und  unserm  heiligen 
Diadem  und  unserm  genannten  Königreich  Ungarn  immer  und  von  Altersher  unter- 
worfen war  und  ist  und  zu  Recht  und  Eigenthum  unserer  Majestät  und  der  geheiligten 
Krone  und  der  obgenannten  unserer  Königreiche  unmittelbar  gehört  habe  und  auch 
gegenwärtig  gehöre,  und  von  dem  Wunsche  beseelt,  dass  dieses  Reich  von  Rascien  im 
Laufe  der  Zeit  nicht  in  fremde  Hände  gelange,  hat  durch  alle  seine  Barone  insgesammt 
unserer  Majestät,  wie  auch  den  Prälaten,  Baronen  und  Edlen  unseres  ungarischen 
Reiches  den  Eid  der  Treue  und  des  Gehorsams  gegen  uns,  unsere  geheiligte  Krone, 
wie  auch  gegen  unsere  Nachfolger  auf  dem  Throne  von  Ungarn,  wie  auch  den  vor- 
genannten Prälaten,  Baronen  und  Edlen  unseres  Reiches  und  dem  Reiche  selbst  geleistet. 

„IL  Zudem  erreichte  er  von  unserer  Majestät  auf  sein  inständiges  Bitten  die  Auf- 
nahme unseres  getreuen,  des  hochedlen  Georgs,  Sohnes  des  Wlk,  Sohnes  des  Brankovi6, 
als  seines  Enkels  in  die  Gemeinschaft  und  den  Stand  der  genannten  Barone  eben  dieses 
unseres  Königreiches  Ungarn. 

„In  Berücksichtigung  nun  der  obgenannten  Umstände,  dann  aber  nach  fleissiger 
Erwägung  der  treu  erwiesenen  gehorsamen  Dienste  und  der  Hingebung  des  Despoten 
Stephan,  durch  welche  er  in  allen  unseren  und  des  Königreiches  Ungarn  schweren, 
sowohl  günstigen  als  ungünstigen  Unternehmungen  Vermögen  und  Person  und  alle  seine 
und  der  Seinigen  Güter  zu  Lob  und  Ehre  unserer  Grösse  den  Zufällen  des  Glücks  mit 
höchster  Ausdauer,  Wachsamkeit  und  unermüdlicher  Sorgfalt  und  Eifer  ausgesetzt  und 
uns  ihm  unter  dem  Wechsel  von  Zeit  und  Ort  in  Hinsicht  unserer  Grösse  zu  Dank 
verpflichtet  hat; 

III.  nicht  weniger  auch  den  an  uns  oben  gestellten  Bitten  des  Despoten  Stephan 
zugeneigt  und  den  Vortheil  und  Nutzen  des  Despoten  Stephan  der  Freude  vorziehend, 
welche  wir  an  der  Regierung  und  Leitung  eben  des  Königreiches  Rascien  haben  könnten, 
und  willens,  aus  besonderem  kais.  Wohlwollen  dem  Despoten  Stephan  im  Königreiche 
Rascien  selbst  aus  seinem  Blute  einen  Nachfolger  zu  bestimmen,  setzen  wir  nach  reif- 
licher Ueberlegung,  in  vollem  Bewusstsein  unserer  Majestät  und  ausserdem  nach  reif- 
licher Berathung  mit  unseren  Baronen  und  Prälaten  eben  diesen  Georg,  Sohn  des  Wlk, 
und  seine  männlichen,  legitim  erzeugten  Erben  und  solche,  die  in  Zukunft  erzeugt 
würden,  zu  Nachfolgern  eben  dieses  Despoten  Stephan  im  Königreiche  Rascien  ein,  im 
Falle  der  erwähnte  Despot  Stephan  ohne  männliche  Erben  absterben  sollte. 

„IV.  Dieses  genannte  Königreich  Rascien,  alle  seine  Rechte  und  Gerechtigkeiten, 
mit  Ausnahme  und  Ausschluss  des  Castells  Thysnicza^)  und  seiner  Zubehör,  welche  es 
im  Districte  Ozach^)  hat,  ebenso  des  Castells  Zackel*)  mit  seiner  Zubehör,  welche  es 
im  District  Polanz  hat,  in  welchem  Districte  einst  Herr  Ilervoja  die  Castelle  Brodar  und 
Zomzed^)  erbauen  liess,  ebenso  der  einstigen  Länder  und  Districte  von  Dragisa  und 
Halap,  bei  dem  vorgenannten  Castell  Zackel,   welche   aus  Mangel  von  Nachkommen 


*)  Um  jede    willkürliche    Fassung   zu   vermeiden,   geben    wir   den    punktativ    zusammengestellten 
.  genauen  Text  in  getreuer  Uebersetzung. 

")  Tresnjica  oder  Leänica.        ■)  U2ice.        *)  Sokol.        *)  Niclit  zu  eruiren. 


328  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

unserer  Majestät  zufielen,  ebenso  des  Gas  teils  Mach  o^)  und  seiner  Zubehör,  von  dem  das 
Machover  Banat  den  Namen  führt,  ebenso  des  Landes  und  des  einst  Radislav,  dem 
Sohne  des  Chasta  gehörigen  Districts,  welches  auf  ähnliche  Weise  ^)  an  unsere  königliche 
Majestät  heimfiel,  ebenso  des  Districts,  Byzwa^)  genannt,  in  welchem  sonst  ein  Castell 
sich  befand,  ebenso  der  Bezirke  und  Districte  Felsewabna  und  Alsowabna*)  genannt, 
ebenso  des  Districts,  genannt  Radio,^)  bei  Ab  na,  ebenso  des  Districts,  genannt 
Neprizon,^)  ebenso  des  Districts,  genannt  Lygz,')  bei  und  ^eben  demselben  District 
Nepriczon,  ebenso  des  Districts,  genannt  Rabas,®)  ebenso  des  Districts,  genannt 
Colubara,^)  ebenso  des  Castells,  genannt  Belazena,^^)  mit  all  seiner  Zubehör,  dann 
des  Districts  Üb,  ebenso  des  Districts,  genannt  Thalmlabemeleke,^*)  ebenso  des 
Castells  Nandoralba  mit  all  seiner  Zubehör,  ebenso  des  Castells  Calambaz  (Golubac) 
mit  all  seiner  Zubehör,  auch  anderen  Castellen,  Provinzen,  Ländern,  Gemeinwesen, 
Städten  und  Villen,  welche  durch  weiland  den  durchlauchtigsten  Fürsten  Ludwig, 
König  von  Ungarn,  unsern  geliebtesten  Schwiegervater  seligen  Angedenkens,  und  auch 
durch  Andere  zur  Zeit  bei  diesem  Königreiche  Ungarn  besessen  wurden. 

„Dieses  Alles  wollen  wir  sowohl  insgesammt  und  einzeln  mit  allen  Rechten  und 
Gerechtigkeiten,  falls  der  vorerwähnte  Despot  Stephan  ohne  männliche  Erben,  was  fern 
bleiben  möge,  von  dieser  Welt  scheiden  sollte,  fUr  uns,  unsere  Krone  und  das  erwähnte 
Königreich  Ungarn  für  immerdar  vorbehalten  haben. 

„V.  Aus  besonderer  Gnade,  so  weit  wir  es  können  und  vermögen,  für  jetzt  und 
früher,  wie  für  früher  und  jetzt  haben  wir  gegeben,  geschenkt  und  übertragen,  oder 
eigentlich  geben,  schenken  und  übertragen  wir  in  der  Weise,  wie  wir  den  Baronen 
unseres  Königreiches  Ungarn  Schenkungen  zu  machen  pflegen,  damit  sie  es  selbst  und 
ihre  vorgenannten  Erben  behalten  und  besitzen,  und  zwar  so,  dass  Georg,  Sohn  des 
Wlk,  und  seine  vorgenannten  Erben  uns,  unserer  geheiligten  königlichen  Krone  und 
unseren  Nachfolgern,  den  Königen  von  Ungarn,  immer  treu  und  gehorsam  seien  und 
unseren  Befehlen  und  denen  unserer  Nachfolger  ohne  Zaudern  gehorchen,  und  dass  sie 
unsere  Majestät  und  unseren  königlichen  Hof  und  den  unserer  Nachfolger,  wie  die  übrigen 
Barone  unseres  Königreiches  Ungarn  persönlich  besuchen  und  wie  auch  Georg  selbst 
unseren  Berathungen  beizuwohnen  verpflichtet  sein  sollen ;  wir  wollen  überdies,  dass,  wenn 
und  wann  bei  einer  drohenden  Gefahr  unsere  Majestät  oder  unsere  vorerwähnten  Nachfolger 
den  oftgenannten  Georg,  Sohn  des  Wlk,  oder  seine  vorerwähnten  Erben  dazu  auffordern 
sollten,  er  selbst  oder  sie  selbst  und  jeder  Beliebige  von  ihnen  in  den  ihnen  und  dem  ge- 
nannten Reiche  Rascien  benachbarten  Theilen  mit  seiner  ganzen  Macht  und  seinen  Kriegs- 
völkern nach  Möglichkeit  uns,  der  Krone  und  unserem  Reiche,  so  oft  es  nothwendig  und 
gelegen  sein  wird,  immer  und  überall  treue  Dienste  leisten  mit  der  besonderen  Bestimmung, 

„VI.  dass  im  Falle  Georg,  Sohn  des  Wlk,  ohne  männliche  Erben  absterben  sollte, 
dann  alles  vorerwähnte,  ihm  durch  unsere  Majestät  Gegebene  und  Uebertragene  wieder 
zu  unserer  Majestät  Krone  und  Reich  unversehrt  heimfalle,  kraft  dieser  unserer  Urkunde, 
der  unser  Secretsiegel  angehängt  ist. 

„Wenn  nun  diese  in  der  Gestalt  vorgebracht  sein  wird,  werden  wir  sie  in  die 
Form  unseres  Privilegiums  bringen  lassen. 

„Gegeben  in  unserer  Stadt  Tata  im  Jahre  des  Herrn  1426." 


*)  Ma6a  Stena,  wahrscheinlich  im  Valjevoer  Kreis.         *)  Ob  Mangels  an  Nachkommen. 
*)  Bytva.         *)  Gornji-  und  Dolnji-Obna.         *)  Radjcvo  —  Radjevina. 
•)  Nepriöava.         "*)  Ljig,         «)  Rabas.         »)  Kolubara.         i°)  Bela-stena. 
**)  Tamnava  rieka  —  Tamnava-mcllöke. 


Thallöczy.   Brudistücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  329 

Der  Text  des  Vertrages  ist  klar  und  bedarf  nicht  vieler  Worte. 

I.  Rascien  ist  der  Krone  Ungarns  rechtlich  unterthan  gewesen;  nnd  dies  Verhältniss 
besteht  zu  Rechten  in  dem  Zeitpunkte  des  Vertrages.  Der  Despot  lässt  nun  von  allen 
seinen  Magnaten  den  Eid  der  Treue  schwören,  durch  diesen  Act  die  solidarische  ein- 
stimmige Annahme  und  Anerkennung  dieses  staatsrechtlichen  Verhältnisses  beweisend. 
Er  selbst  schwört  nicht  (wie  die  Geschichtsschreiber  annehmen),  denn  er  bewies  schon 
de  facto  und  durch  langjährige  Treue  seine  Zugehörigkeit.  Die  Wichtigkeit  dieses 
Actes  besteht  eben  in  der  einstimmigen  Garantie  der  Treue  von  Seite  der  Unterthanen 
des  Despoten. 

II.  Die  Postulation  Gyorgye  Brankovid'  zum  Magnaten  von  Ungarn  hat  nicht  nur  (wie 
Dimitrijevi6  behauptet)  den  Zweck,  demselben  Gelegenheit  zu  bieten,  auf  die  Beschlüsse 
des  Landtages  in  Ungarn  direct  einzuwirken.  Das  ist  nur  die  eine  Seite  der  Magnaten- 
stellung. Gyorgye  wurde  als  Baro  Regni  das  Mitglijöd  der  ungarischen  Krone  und  hatte 
damit  auch  die  Verpflichtung  übernommen,  diese  zu  vertheidigen,  —  that  er  es  nicht, 
so  machte  er  sich  der  Treulosigkeit  schuldig.  Das  ist  die  andere  Seite  des  Reichs- 
baronates.  Und  diese  Verpflichtung  ist  auch  im  V.  Absätze  der  Urkunde  deutlich 
präcisirt.  Gyorgye  übernahm  als  Despot  die  Verpflichtung,  die  ungarische  Reichsgrenze 
in  Rascien  und  dessen  Nachbarländern  zu  vertheidigen.  Diese  Länder  gehörten  daher 
im  Mittelalter  zur  Totalität  der  ungarischen  Krone.  Das  Verhältniss  dieser  Länder  zur 
Integrität  des  ungarischen  Gesammtkronbesitzes  war  ein  reales  Schutz-  und  Trutz- 
bündniss  und  kam  auch  in  dem  —  nennen  wir  es  mit  der  modernen  Bezeichnung  — 
Wehrgesetze  Sigismunds  vom  Jahre  1433  zum  Ausdruck.^) 

§.  1  dieses  Gesetzes  lautet: 

„Indem  es  von  altersher  als  ein  Grundgesetz  und  legaler  Brauch  des  Königreiches 
Ungarn  gilt,  dass  ausser  jenem  Schutz,  welchen  der  König,  die  Königin,  die  Kirchen- 
forsten  und  Herren  vermöge  ihrer  respectiven  Einkünfte  den  Staatsgrenzen  in  aller 
möglichen  Weise  angedeihen  zu  lassen  verpflichtet  sind,  auch  die  Gesammtheit  der 
Edelleute  und  Besitzer  verhalten  ist,  die  Staatsgrenzen  gegen  jeden  Feind  und  Wider- 
sacher im  Verbände  des  Reichsheeres  zu  vertheidigen; 

§.  2.  nachdem  der  König  von  Ungarn  ausser  dem  Titel  des  ungarischen  König- 
reiches noch  die  Titel  folgender  Länder,  als:  Dalmatien,  Croatien,  Rama,*)  Servien, 
Galizien,  Lodomerien,  Cumanien^)  und  Bulgarien  fiihrt,  welche  Länder  seit  altersher 
Ungarn  incorporirt  sind,  obliegt  die  Verpflichtung  der  Vertheidigung  ihrer  Grenzen  dem 
König,  der  Königin,  den  Prälaten  und  der  Gesammtheit  der  Edelleute  und  der  Grund- 
besitzer." 

Die  Angliederung  dieser  Länder  an  die  ungarische  Krone  ist  im  Geiste  des  mittel- 
alterlichen Staatsrechtes  zu  verstehen ;  die  Incorporation  war  keine  Verschmelzung,  und 
die  Staatseinheit  repräsentirte  die  ungarische  Krone. 

Indem  wir  hier  von  Rascien  sprechen,  glauben  wir  annehmen  zu  dürfen,  dass  die 
angeführten  Vertragsstipulationen  sub  II  und  V  vollständig  dem  Geiste  der  damaligen 
legalen  Auffassung  entsprechen. 

Die  Punkte  III  und  VI  betreffen  die  Thronfolge  Gyorgye  Brankovi6\  Hiezu 
bemerken  wir:  a)  dass  das  Bestimmungsrecht,  wer  in  Rascien  den  Thron  erben  solle, 
vom  König  in  Ungarn  abhing;  b)  die  Erbfolge  wurde  auf  Gyorgye  und  seine  gesetz- 
lichen männlichen  Nachkommen  beschränkt;  c)  die  Verfügung  sub  VI,  dass,  wenn  die 

^)  Kovachicb,  Sylloge  Decret.  App.,  I,  S.  416. 
*)  Bosnien. 
»)  Wallache!. 


330  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

Familie  Brankovi6,  welche  natürlich  nur  im  Falle  des  Absterbens  der  Familie  Stephan 
Lazarevi6'  fUr  erbberechtigt  erklärt  wird,  aussterben  sollte,  Rascien  Ungarn  anheimfalle, 
dient  als  interessantes  Belegstück  zur  mittelalterlichen  staatsrechtlichen  Auffassung  des 
ungarischen  Kronbesitzes.  Rascien  war  nämlich  privater  Besitz  der  Krone,  an 
dessen  Spitze  erblich  das  Mitglied  der  heiligen  Krone:  der  rascische  Des- 
pot, stand.  Der  Despot  bekam  als  erblichen  Besitz,  als  Familien  besitz,  das  ras- 
cische Land  (jure  possessionis  hereditariae)  .  .  .  ;  starb  nun  die  Familie  des  Besitzers 
aus,  so  fiel  die  Besitzung  nach  dem  Aviticitätsrechte  (Gesetz  1351)  ganz  analog  dem 
Privatbesitze  der  Krone  anheim. 

Als  Stephan  Lazarevi6  diesen  Vertragspunkt  für  sich  bindend  erklärte,  that  er 
dies  —  wie  bemerkt  —  immer  nur  den  Fall  voraussetzend,  dass  ihm  keine  männlichen 
Nachkommen  beschieden  sein  würden.  Dies  wird  im  IV.  Punkte  klar  und  deutlich 
constatirt.  Während  die  erwähnten  Punctationen  principieller  Natur  sind,  bildet  dieser 
IV.  Punkt  die  Garantie  des  Vertrages,  abgesehen  vom  Eide  der  serbischen  Magnaten, 
zu  welchem  der  König  ein  materielles  Unterpfand  als  Bekräftigung  hinzufügte.  Stephan 
Lazarevi6'  Treue  war  erwiesen,  diejenige  Georg  Brankovid'  musste  aber  noch  erprobt  werden. 
Einerseits  als  Pfand  der  Treue,  andererseits  aus  strategischen  Rücksichten  verlangte 
Sigismund  eine  ganze  Kette  von  Festungen,  welche  die  miUtärische  Grenze,  respective 
VertheidigungsUnie  Ungarns  bildeten.  Die  altungarischen  Grenzen  fielen  nämlich  im 
Mittelalter  nicht  mit  der  Save — Donaulinie  zusammen,  sondern  erstreckten  sich  tief  in 
die  bosnische  Posavina  und  die  serbische  Maöva  hinein.  Heutzutage  wird  mit  Madva 
jene  Tiefebene  bezeichnet,  die  von  der  Drina,  der  grossen  Savebiegung  von  Ra6a  bis 
Sabac  und  im  Süden  von  der  Cer-planina  begrenzt  wird.  Es  lebt  noch  die  Tradition, 
dass  einst  auch  diese  Planina  und  die  Ebene  des  Jadar  bis  Loznica  dazugehörte.  Der 
heutige  politische  Bezirk  Maöva  mit  dem  Hauptorte  Bogati6  reicht  südlich  bis  zum 
Jadar,  so  dass  auch  Leänica  dazu  gehört,  jedoch  triflft  seine  Ostgrenze  schon  bei  Serbisch- 
Mitrovic  die  Save,  während  der  übrige  Theil  dieser  Ebene  zu  §abac  gehört. 

Im  Mittelalter  bildete  die  uns  heute  nur  dem  Namen  nach  bekannte  Festung 
Machou  (Macsö,  Maöva,  Madevgrad)  den  Mittelpunkt')  des  Gebietes,  das  unter  dem 
Namen  des  Machoer  Banates  (Banatus  Machoviensis)  bekannt  war,  welches  aber  auch 
auf  das  jenseitige  Ufer  der  Save  hinüberreichte  und  sein  politisches  Centrum  in  Szdva- 
Szt.  Demeter  (Demetriusstadt  an  der  Save,  Mitrovic)  hatte.  Das  Banat,  von  Bela  IV. 
gegründet,  bildete  Jahrhunderte  lang  den  südlichen  WaU  Ungarns  gegen  Serbien,  aber 
im  Laufe  der  Zeit  ging  das  Gebiet  theils  verloren,  theils  besetzte  Knez  Lazar  die 
Festungen,  theils  beliess  sie  Sigmund  bei  Lebzeiten  Stephan  Lazarevi6'  diesem  Letzteren. 
Die  Festung  Ma6va  ging  in  den  Wirren  zu  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  an  Uros 
Miljutin  verloren,  doch  eroberte  Karl  Robert  dieselbe  im  Jahre  1319  wieder  zurück, 
und  die  ungarischen  Truppen  drangen  bis  zum  Flusse  Üb,  bis  Valjevo  vor.*)    Stephan 


*)  Wir  konnten  die  Lage  der  alten  Festung  nicht  bestimmen.  Auf  alten  Karten  kommen  unter 
Crna-Bara  an  der  Drina  die  Namen  Drinavar  und  weiter  unten,  heiläufig  um  Leänica,  der  Name  Ujvar 
(Novigrad)  vor.  Unweit  davon  sind  die  Madjarski  grobovi  und  Novo  Sclo,  doch  Ma^o  fanden  wir  nicht 
Nach  dem  serbischen  Ortslcxikon  ist  Mana  CreHa  als  Ort  im  Bezirke  Toplica  erwähnt,  doch  auf  der 
serbischen  Landkarte  1  :  75000  nicht  auffindbar,  und  dieser  Ort  scheint  uns  nicht  identisch  mit  der  histo- 
rischen Madvaner  Festung. 

*)  In  einer  im  Jahre  1347  für  Stephan  Laczkfi  ausgestellten  Urkunde  schreibt  König  Ludwig  L: 
„genitor  noster  contra  scismaticos  versus  Raciam  validum  habuisset  exercitum  .  . .  Stephanus  voivoda  .  .  . 
ipsam  tcrram  Raciensem  usque  caput  fluvii  Obona  penitus  destruendo  spoliavit.**  Nagy,  Sopronmegjrei 
okmany  tAr.,  I,  S.  198.  —  Codex  patrius,  I,  S.  124.  —  Aus  diesen  Schilderungen  geht  hervor,  dass  das 
„Castrum  Macho**  eine  wichtige  Festung  um  Valjevo  herum  gewesen  sein  muss. 


Thall6czy.  Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  331 

Laczkfi;  der  Anführer  in  diesem  Kriege,  verbrannte  auch  die  Befestigungen,  welche 
die  Serben" in  Belgrad  anlegten.^)  Kaiser  Dudan  verwüstete  das  Banat  von  Madva  vor 
dem  Jahre  1340,  wurde  aber  aus  Syrmien  vom  Banus  Dominik  Ostfiy  zurückgedrängt.  *) 
Ludwig  I.,  der  Grosse,  überliess  die  Vertheidigung  der  Madvaner  Grenzen  und  Festungen 
seinem  getreuen  Nicolaus  von  Garay,  dem  späteren  einflussreichen  Palatin,  der  die  Tochter 
Knez  Lazars  zur  Frau  hatte.  Nicolaus  Garay  besass  an  den  Grenzen  des  Banates  als  Eigenthum 
Festungen  und  Ländereien  und  hatte  die  Verpflichtung,  dieselben  im  Interesse  des  Reiches 
zu  vertheidigen.  Es  ist  wahrscheinUch,  dass  nach  dem  Feldzuge  im  Jahre  1359  die 
ungarischen  Grenzen,  beziehungsweise  das  Maövaner  Banat  auf  Kosten  Serbiens  erweitert 
wurde.  Nicolaus  Garay  verwaltete  das  Banat  vom  Jahre  1356 — 1375,  dann  kam  bis 
zum  Jahre  1380  Johann  Horväthy  an  die  Reihe,  der  nach  dem  Tode  des  Königs  Ludwig 
im  Vereine  mit  Tvrtko  und  den  ungarisch-croatischen  Malcontenten  den  grossen  Auf- 
stand gegen  die  Königin -Witwe  und  Maria  von  Anjou  organisirte.  Im  Jahre  1384—1385 
eroberte  Johann  und  Ladislaus  Horvathy  das  Banat  sammt  der  Festung  Bitva,  Kulpin 
und  sammt  Belgrad,  sie  wurden  aber  zurückgeworfen.  Nach  der  Ermordung  des  Palatins 
Nicolaus  Garay  (1386)  kam  sein  Sohn  Nicolaus  II.  als  Banus  nach  Maöva  und  stand 
bis  1390  an  der  Spitze  dieses  bedrohten  Gebietes.  In  Anbetracht  der  fortwährenden 
Wirren  sah  sich  König  Sigismund  veranlasst,  das  ganze  Gebiet  unmittelbar  an  die 
königliche  Armee  zu  bringen,  und  tauschte  am  10.  März  1392  die  Festungen  Nicolaus 
Garay's  in  der  Madva  flir  die  Festungen  Güns  (Köszeg)  und  Csesznek  ein. ')  Aus  dieser 
wichtigen  Urkunde  sehen  wir,  dass  das  Territorium  des  Madvaner  Banates  genau  mit 
demjenigen  übereinstimmt,  welches,  wie  wir  später  detailliren  werden,  im  Totiser  Ver- 
trag erwähnt  wird.  Anfangs  des  15.  Jahrhunderts  jedoch,  besonders  nach  der  Schlacht 
bei  Nikopolis,  sank  das  Prestige  der  ungarischen  Waffen,  und  erst  im  Jahre  1411  gelang 
es  Sigismund,  das  Gleichgewicht  wieder  herzustellen.  Dies  ist  auch  daraus  ersichtlich, 
dass  im  Jahre  1412  alle  Fürsten  aus  Bosnien  und  Serbien  am  Hofe  zu  Ofen  erscheinen, 
Stephan  Lazarevi6  mit  2000  Pferden,*)  wo  er  denn  auch  von  Sigmund  freundlich  auf- 
genommen und  vielfach  ausgezeichnet  wurde.  Im  Jahre  1413  fand  in  der  Bäcser 
Festung  eine  Besprechung  der  ungarischen  Reichsbarone  mit  Stephan  Lazarevi6  statt,*) 
der  dann  im  Jahre  1423  officiell  im  internationalen  Verkehr  als  erster  ungarischer 
Reichsbaron  fungirt,  ebenso  in  dem  Kesmarker  Vertrage  König  Sigismunds  mit  Vladislav, 
König  von  Polen,  und  Vitold,  Fürst  von  Lithwanien.  ^)  Von  dieser  Zeit  an  datirt  das 
ungetrübte  Vertrauen  des  Königs  zum  Despoten,  der  nun  in  Totis  die  von  ihm  besetzten 
festen  Plätze  für  den  Fall,  dass  Georg  Brankovi6  sein  Nachfolger  werden  sollte,  zu 
übergeben  versprach. 

Das  Gebiet,  welches  Georg  Brankovii  zu  übergeben  hatte,  umfasste  jenes,  welches 
noch  zu  Zeiten  Ludwigs  I.  die  unmittelbare  Grenze  bildete.  Im  Norden,  wo  die  Bitva 
reka  oberhalb  Jarak  in  die  Save  mündet,  bildete  eine  Festung  das  Vertheidigungs- 
centrum  des  Bezirkes,  dann  wird  die  Festung  Thysnitza  erwähnt,  welche  Dimitrijevi6 
für  das  heutige  LeSnica  oder  Loznica  hält;  wir  glauben,  es  ist  dies  das  heutige  Treänjica 
an  der  Drina  „in  districtu  Ozach"  in  U2ice,  gleich  darauf  wird  Sokol  erwähnt.  Die 
Castelle  Brodar  und  Zvonized  lagen  in  der  Nähe  von  Sokol  und  wurden  von  Hrvoja 


')  Ibid.,  S.  199:  „postmodam  dum  scismatici  Raciensea  in  Nandur  Feyruar  descendisscnt  et  ibi 
castram  constnuissent,  idem  Stephanus  voivoda  cum  ipsis  scismaticis  viriliter  propugnando  ipsum  castrum 
cremavit  quam  plures  ex  ipsis  scismaticis  captivavit  et  quamplurcs  intcrfecit  ex  eisdem." 

')  Codex  patrius,  II,  S.  88.         •)  Codex  patrius,  VII,  S.  428. 

*)  Missale  glagoliticum  Hervojae  ducis,  S.  78.    (Diese  Mitth.,  Bd.  II,  S.   112  f.) 

»)  Codex  patrius,  VU,  S.  445.         «)   1428.    Fejer,  X,  6,  S.  537. 


332 


I.  Archäologie  and  Geschichte. 


Kulpinc 


oBolJanic 


O 
D.TW-la 


11. 245. 000 
confirtia- 


Fig.  4. 
Kartenskizze  des  Banates  Macho. 


errichtet.  Wir  finden  den  Brodader  Morast  in  der  Nähe  der  Savemündung;  Zomzn 
muss  in  der  Nähe  der  Maövaner  Grenze  gewesen  sein.  Schwerer  ist  die  Lage  Sokols 
zu  bestimmen;  Sokole  gibt  es  sehr  viele.  In  Serbien  finden  wir  ein  Sokol  an  der 
Valjevaner  Linie.  Nach  dem  Wortlaute  lag  es  in  contradia  Polanz  =  Poljane,  dies 
ist  im  Kreise  Dolnja-Tuzla  zu  finden,  auch  im  Bezirk  Graöanica  finden  wir  ein  Sokol. 
In  diesem  Falle,  der  uns  wahrscheinlicher  dünkt,  gingen  die  Grenzen  des  Banates  auch 
über  die  Drina  nach  Bosnien  hinüber  und  umfassten  das  ganze  Inundationsgebiet  der 
Drinamündung  mit  einem  Theile  des  heutigen  Tuzlaner  Kreises.  Die  Grenze  nach  Ost 
läuft  fortwährend  die  Kolubara   entlang;    wir  haben   da  die  Bezirke  Felsewabna   und 


Thallöczy.  Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  333 

Alsowabna  (Gomja  und  Dolnja  Obna)  beim  Obnica  potok  in  der  Nähe  von  Valjevo,  wo 
aucli  Radio^  das  heutige  Radjevo  liegt.  Gegen  Nordost  unweit  vom  Wege  Valjevo-Ub 
an  der  Kolubara  liegt  Nepriöava  (Nepryczen),  angrenzend  der  Bezirk  Ljig  um  den 
LjigflusS;  der  oberhalb  Nepriöava  in  die  Kolubara  fliesst^  hierauf  folgt  gegen  Westen, 
um  den  Berg  Rabas  herum,  der  gleichnamige  Bezirk,  dann  das  Gebiet  des  mittleren 
Kolubaralaufes,  dann  die  Festung  Belaztena,  beim  heutigen  Baljevac  jenseits  der 
Kolubara  nach  Ost.  Es  folgt  hierauf  der  District  Üb  am  übflusse,  der  mit  der  Tamnava 
rieka  vereint,  unweit  der  Kolubara  in  die  Save  mündet.  Das  Gebiet  (ungarisch 
Tamnava-mell^k)  zwischen  der  Tamnava  und  Kolubara  gehörte  auch  zur  Grenze.  Als 
Hauptort  galt  in  diesem  von  der  Drina  nordostwärts  gegen  die  Save  an  der  Obnica, 
üb  und  Kolubara  sich  ziehenden  Gebiete  die  Festung  Maöva. 

Wenn  wir  nun  die  Orte  des  Vertrages  mit  der  oberwähnten  Tauschurkunde 
Sigismunds  von  1392  vergleichen,  sehen  wir,  dass  Nicolaus  Garay  Dettosfölde,  Bela 
ztena,  Neprichov,  Debrechen,  die  Districte  Kalabar,  Lyg,  Toplica,  Pepelowch,  Kalizar, 
Tomla  (Tamnava),  Ragys  (Radio),  Jezuik,  Abna  und  üb  besass,  und  alle  diese  kommen 
mit  Ausnahme  von  Toplica,  Pepelovch,  Kalizar,  Jezuik  und  Dettosfölde  auch  im  Ver- 
trage vor.  Toplica  ist  ein  Nebenfluss  der  Kolubara,  die  übrigen  Districte  waren  alle 
in  nordöstlicher  Richtung  von  Nepriöava  an  der  Kolubara  gelegen.  So  dürfen  wir  mit 
Sicherheit  behaupten,  dass  die  Grenze  des  Banats  im  Norden  am  linken  Ufer  die 
Linie  Raöa-Mitrovic,  dann  das  Gebiet  der  Savebeuge  mit  Kulpin  bis  Obrenovac,  im 
Westen  die  Drinalinie  bis  Radjevo,  aber  vielleicht  auch  in  den  heutigen  Tuzlaner  Kreis 
Bosniens  hinüberreichend,  im  Süden  die  Linie  Kjupanj — Valjevo,  im  Osten  die  Kolubara- 
linie  bildete.  Die  hier  beigeschlossene  Skizze  (Figur  4)  veranschaulicht  die  annähernd 
bezeichneten  Grenzen. 

Ausser  diesem  Cordon  wurde  die  Festung  Belgrad  und  Golubac  zur  üebergabe 
bestimmt.  Maöva  galt  als  Banat,  doch  nach  Belgrad  war  ein  Festungscommandant 
mit  grossem  Wirkungskreise  bestimmt,  der  dem  Baue  nicht  untergeordnet  sein  sollte. 

Für  Ungarn  war  diese  Bedingung  des  Vertrages  von  höchster  Wichtigkeit.  Der 
Schwerpunkt  der  Vertheidigung  gegen  die  Türken  war  nach  Belgrad  verlegt,  und  nun- 
mehr wurde  diese  Festung  zum  Angelpunkte  des  Streites  der  osmanischen  und  der 
ungarischen  Macht,  zum  wirklichen  „eisernen  Thore"  der  Donauebene.  Ungarn  behaup- 
tete es  91  Jahre  lang  und  fing  mit  den  Nordbalkanstaaten  die  ersten  und  wuchtigsten 
Hiebe  des  lebenskräftigen  osmanischen  Elementes  auf. 

Die  Türken  erfuhren  wahrscheinlich  sehr  bald  von  diesem  Vertrage,  und  Sultan 
Murad,  der  Nachfolger  des  im  Jahre  1421  verstorbenen  Mohammed,  entsendete,  wie  es 
scheint  Anfangs  des  Jahres  1427,  Truppen  zur  Verwüstung  Rasciens.  Doch  waren  die 
in  fortwährenden  Kriegen  geübten  ungarischen  Heere  unter  Johann  Maröthy,  der  in  der 
Walachei  den  Vojvoden  Radul,  einen  Günstling  des  Sultans,  angriff,  den  Türken  über- 
legen. Aber  auch  die  in  Serbien  eingedrungenen  Osmanen  wurden  zurückgeschlagen. 
Sie  belagerten  und  nahmen  die  Festung  Ravanica  (bei  Paratjin  an  einem  Nebenflusse 
der  Morava)  ein  und  verwüsteten  weit  und  breit  das  Land.  Sigmund  schickte  eine 
Truppe  unter  dem  Capitän  Nicolaus  Bochkay  von  Rasina-Keresztür  gegen  die  vor- 
dringenden Türken.  Bochkay  nahm  die  Festung  wieder  ein,  befreite  die  Gefangenen, 
schlug  den  Feind  in  die  Flucht  und  machte  grosse  Beute.  ^) 

Stephan  Lazarevid  starb  im  selben  Jahre  am  19.  Juni  zu  Srebrnik.  Jetzt  kam  endlich, 
hochbetagt  an  Jahren  und  reich  an  Erfahrung,  Georg  Brankovi6  als  Despot  ans  Ruder. 


*)  Archiv  in  Monyorö  kerök.     1427,  den  19.  November,  Urkunde  des  Königs  3381/73  Original. 


t5ö4  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

III. 

Der  Vertrag  von  Totis  trat  gleich  nach  dem  Tode  Stephan  Lazarevii'  in  Wirk- 
samkeit. Sigismund  beeilte  sich  besonders  mit  der  Besetzung  Belgrads^  und  wir  finden 
ihn  schon  am  10.  September  1427  dort  Urkunden  ausstellend  und  Verfügungen  zur 
Vertheidigung  treffend.  Georg  zögerte  indess  mit  der  Einhaltung  des  Vertrages.  Wir 
verstehen  seine  Gründe  sehr  wohl,  denn  mit  der  Uebergabe  dieser  Festungen  entblösste 
er  sein  Land  von  Vertheidigungsraitteln.  Er  wollte  seinerseits  gegen  die  Türken  ge- 
schützt sein,  andererseits  aber  Alles  in  statu  quo  übernehmen.  Auch  König  Sigismund 
sah  wohl  ein,  dass  Brankovi6,  indem  er  diese  Gebiete  übergab,  ein  grosses  Opfer  brachte 
und  dafUr  eine  entsprechende  Entschädigung  verdiene.  Wenn  Georg  Brankovi6  als 
Bannerherr  Ungarns  seine  Festungen  abtrat,  so  musste  er  dafUr  durch  entsprechenden 
Gutsbesitz  in  Ungarn  dem  Reiche  thatsächlich  sozusagen  angegliedert  werden.  Als 
Universalerbe  Stephan  Lazarevid'  trat  er  auch  das  beträchtliche  ungarländische  Erbe 
des  verstorbenen  Despoten  an,  doch  sehen  wir  ihn  bald  in  dem  Besitz  eines  dasselbe  weit 
übersteigenden  wirklich  fürstlichen  Vermögens.  Von  Stephan  Lazarevi6  erbte  er  Szatmär- 
Ndmeti  sammt  Nagy-  und  Felsö-Bänya,  die  Stadt  Debreczin,^)  Tokaj  und  auch  Becse 
und  Becskerek  in  Torontäl.  Ausser  diesen  Besitzungen  besass  er  Szolnok,  die  Festung 
Teoöak  in  Bosnien,  Szlankamen,  Tiir  und  Varsäny  im  Heveser  und  Szolnoker  Comitat, 
ferner  Böszörm^ny,  Tälya  (nicht  Dalya),  Tokaj,  Regecz  und  MunkÄcs,  dann  die  reiche 
Besitzung  Vilägos  mit  110  Dörfern,  Erd-Somlyö,  Kulpin,  Mitrovic,  Semlin  im  Syrmier 
Comitat,  Vaja  und  Dragalyolch  im  Erassöer  Comitat  und  ein  Haus  in  Ofen.*)  Alle  diese 
Besitzungen,  mit  welchen  reiche  Einnahmen  verbunden  waren,  erhielt  Brankovi6  von 
den  ungarischen  Königen  Sigismund,  Albert  und  Ladislaus. 

Nach  den  irrigen  Behauptungen  ungarischer  Chronisten  wurde  vielfach  ange- 
nommen, dass  Brankovi6  diese  Besitzungen  als  Tausch  fllr  das  dem  König  überlassene 
Gebiet  in  Rascien  bekommen  habe.  Dies  ist  nicht  stichhältig.  Schon  Dimitrijevi^') 
bemerkte  ganz  richtig,  daös  im  Vertrage  von  Totis  von  einem  Tausche  keine  Rede  sei 
und  Brankovi6  diese  Besitzungen  als  Erbe  Lazars  angetreten  habe.  Doch  führt  Dimi- 
trijevi6  beinahe  alle  Besitzungen  Brankovid  als  Erbgüter  an,  während  die  meisten 
Schenkungen  Sigismunds  und  Alberts  waren.  Das  Verdienst,  dies  klar  bewiesen  zu 
haben,  gebührt  dem  oft  dtirten  Pesty.  Doch  auch  seine  Untersuchung  weist  manche 
Lücken  auf,  und  es  wäre  eine  schöne  und  verdienstliche  Arbeit,  die  Besitzverhältnisse 
des  Despoten  im  Einzelnen  zu  behandeln,  denn  hier  fängt  die  Geschichte  der  ungar- 
ländischen  Serben*)  und  zugleich  die  zusammenhängende  Entwicklung  der  orthodoxen 
Kirche  in  Ungarn  an. 

Wir  schreiben  keine  pragmatische  Geschichte  des  Despoten,  uns  genügt  es,  zu 
constatiren,  dass  die  aus  dem  Totiser  Vertrage  fliessende  staatsrechtliche  Stellung  Georgs 
ihn  an  die  Schicksale  Ungarns  kettete.  Durch  seine  Besitzungen  in  Ungarn  wurde  er 
thatsächlich  ungarischer  Magnat,  der  sich  de  iure  mit  den  öffentlichen  Angelegenheiten 
des  Reiches  beschäftigte.  Andererseits  aber  verwickelten  ihn  seine  materiellen  Ver- 
hältnisse in  die  Privatfehden  Ungarns,  denn  er  stand  nicht  ausserhalb  der  Parteien,  und 


*)  Seine  Ordres  siehe  im  KdlUy'schcii  Archiv  1431,  23.  Februar;  1435,  2.  Juui;  1450,  10.  August. 
Sein  Vojcvode  in  Smederevo  hiess  Vukosav. 

»)  Pesty,  op.  cit,  S.   15—54. 

»)  Op.  cit.,  S.  38. 

*)  Wir  verweisen  hier  auf  das  „Diplomatarium  Raczkoviense"  von  »Stephan  Mag  dies,  welches  für 
die  serbischen  Ansiedlungen  auf  der  Insel  Csepel  werthvolle  Beiträge  bringt. 


Thallöczy.  Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  33o 

seine  Persönlichkeit  war  ein  integrirender  Bestandtheil  des  damaligen  Zeitbildes.  Im 
selben  Masse  war  er  bei  den  Türken  engagirt,  als  Neffe  des  Schwagers  Bajazids  und 
als  unmittelbarer  Nachbar  des  mächtigsten^  fortwährend  anwachsenden  Reiches.  In 
dieser  gefährlichen  Lage  behauptete  er  sich  durch  ein  Verhalten,  das  seiner  Einsicht 
und  Schlauheit  alle  Ehre  macht.  Durch  die  rasche  Ausnützung  aller  Umstände  trachtete 
er  sich  sowohl  in  Ungarn  wie  bei  den  Türken  unentbehrlich  zu  machen.  Bei  beiden 
Gegnern  suchte  er  feste  Berührungspunkte  zu  finden,  die  es  ihm  dann  möglich  machten, 
nach  den  Umständen  in  dem  einen  oder  dem  andern  Hafen  zu  landen.  So  geschah 
es,  dass  ihm  seine  Macht  trotz  aller  Schicksalsschläge  erhalten  blieb.  Seine  Politik  war 
es,  die  ihn  rettete,  sein  Haus  und  sein  Land  aber  konnte  sie  nicht  retten. 

Um  einen  richtigen  Einblick  in  die  Familienpolitik  des  Georg  Brankovi6  zu  er- 
halten, theilen  wir  die  Genealogie  der  Familie  Georgs  insoferne  mit,  als  dieselbe  in 
unseren  Erörterungen  berührt  wird.   {Siehe  Beilage  I.) 

Es  ist  von  eigenthttmlicher  Romantik,  dass  eine  Tochter  des  Despoten  an  Ulrich 
von  CiUi,  einen  Vertreter  des  westeuropäischen  Einflusses,  verheiratet  war  (am  20.  April 
1434),  während  die  schöne  Mara,  als  Gattin  Sultan  Murads,  das  Bindeglied  zwischen 
Serben  und  Türken  darstellt.  Durch  Katharina  war  der  alte  Despot  nunmehr  mit  der 
mächtigen  Fraction  der  Cilli's  verbunden  und  gewann  an  allen  jenen  Familien  einen 
Rückhalt,  die  mit  diesem  mächtigen  Geschlechte  vereint  eine  dominirende  Stellung  in 
Ungarn,  Böhmen  und  Oesterreich  anstrebten.  (Siehe  Beilage  II,  a,  b,  c.) 

Wie  die  hier  vorgelegte  Stammtafel  zeigt,  waren  die  Cilli's  mit  den  Jagielonen 
in  Polen,  mit  den  Kotromanovi6  in  Bosnien,  mit  den  Grafen  von  Görz,  mit  den  Garays 
und  so  mittelbar  mit  den  Ujlaky's  und,  was  für  sie  selbst  und  ihre  angeschwägerten 
Familien  am  werthvoUsten  war,  durch  Barbara  Cilli,  die  Tante  Ulrichs,  des  Brankovi6- 
schen  Schwiegersohnes,  mit  dem  regierenden  Hause,  mit  den  Königen  Sigismund,  Albert 
und  Ladislaus  V.  verwandt.  Diese  sowohl  durch  Reichthum  als  politischen  Einfluss 
hervorragenden  Familien  bildeten  unter  sich  eine  oft  urkundlich  festgestellte,  oft  ohne 
solchen  Vertrag  in  Kjaft  tretende  Liga,  deren  Zweck  die  Ausübung  der  Herrschaft 
war.  Dieser  Zweck  war  mit  der  natürlichen  Mission  des  damaligen  Ungarn  im  directen 
Widerspruche.  Gegen  die  andringende  Türkenherrschaft  brauchte  Ungarn  als  leitende 
militärische  Macht  einen  energischen  Führer,  gegen  die  absolute  Macht  des  Sultans 
einen  überall  durchdringenden  Willen.  Dieser  Wille  war  in  der  Person  Johann  Hunyady's 
verkörpert,  und  er  war  der  Mann,  den  seine  Nation,  den  die  Masse  des  Volkes  empor- 
hob, dessen  Richtung  und  Politik  mit  jener  seines  Landes  übereinstimmte.  So  wurde 
aus  Johann  Hunyady  der  christliche  nationale  Held  im  Kampfe  gegen  die  Türken  und 
eine  noch  bei  Lebzeiten  von  seinen  Freunden  vergötterte,  von  seinen  Feinden  verun- 
glimpfte historische  Gestalt. 

Georg  Brankovi6  und  seine  Verwandten  waren  auch  gute  Christen  (besonders  er 
selbst  ein  eifriger  Diener  der  Kirche),  aber  ebenso  beharrliche  Feinde  Hunyady's.  Es 
wäre  ungerecht,  Johann  Hunyady  als  eine  von  allem  irdischen  Makel  freie  Gestalt 
hinzustellen  und  die  Partei  Cilli-Brankovic  als  die  in  Allem  schuldige  zu  brandmarken. 
Aber  das  Recht  der  Thatsachen  und  ihrer  Logik  stand  auf  der  Seite  Hunyady's.  Der 
Despot  war  trotz  seiner  wunderbaren  Geschicklichkeit  an  die  Politik  seiner  Sippe 
gebunden,  und  als  ungarischer  Magnat  theilte  er  nun  alle  Vortheile  und  alle  Misserfolge 
der  oligarchischen  Partei,  welche  diese  im  Kampfe  mit  der  von  Hunyady  geführten 
Volkspartei  erstritt  und  erlitt. 

In  dem  Kampfe,  den  Hunyady  im  Westen  mit  den  Cilli's,  im  Süden  mit  dem 
Despoten   fiihrte,   neigte   der  Erfolg  bald  auf  diese,   bald  auf  jene  Seite.     Im  Ganzen 


336 


I.   Archäolog'ic  und  Geschichte. 


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I,  Archäologie  und  Geschichte. 


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Thallöczj.  Brachstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  339 

genommen  blieb  Hunyady,  trotz  der  Niederlage  bei  Varna  (1444)  und  dann  auf  dem 
Kossovopolje  (1448),  Sieger.  Beide  hervorragenden  Männer  hassten  sich:  Hunyady 
strafte  die  Schwankungen  des  Despoten  mit  eiserner  Härte,  andererseits  liess  sich 
Georg  Brankovi6,  als  er  nach  der  Schlacht  auf  dem  Kossovopolje  Hunyady  gefangen 
nahm,  durch  seine  Erpressung  einen  unverzeihlichen  Fehler  zu  Schulden  kommen. 
Nach  dieser  Episode  war  keine  ehrliche  Aussöhnung  mehr  möglich.  Man  erkennt  den 
halsstarrigen,  grosssprecherischen  Greis  an  der  Art,  wie  er  dem  Gewährsmanne  des 
ungarischen  Reichstages,  Johann  v.  Kdllay,  dem  Obergespan  des  Szabolcser  Comitates, 
dem  er  sonst  sehr  vertraute,  stolz  antwortete:  er  brauche  keine  Vermittler.  Als  dann 
Hunyady  ihn  unter  Drohungen  zur  Nachgiebigkeit  mahnt,  schreibt  der  Despot  am 
21.  April  1450  von  Smederevo  aus  an  Källay,  der  Johann  Hunyady's  vollstes  Vertrauen 
genoss  und  dessen  Sohn  Paul  ein  Spielgenosse  des  nachmaligen  Königs  Mathias  war, 
dass  er  sich  vor  Hunyady  nicht  fürchte  und  für  jedes  Huhn  einen  Menschenkopf  ab- 
hauen lassen  woUe.^)  Hunyady  hielt  Wort  und  verwüstete  Rascien  greulich.  Erst  jetzt 
kam  eine  Verständigung  zu  Stande,  und  im  Jahre  1351  wurde  Mathias,  Hunyady's 
Sohn,  mit  Elisabeth  von  Cilli,  der  EnkeUn  des  Despoten,  verlobt.  So  wäre  nun  auch 
Hunyady  ein  Mitglied  jener  oligarchischen  Familie  geworden;  doch  Elisabeth  starb 
alsbald,  und  die  Versöhnung  blieb  leerer  Schein. 

Nicht  glücklicher  war  die  Verbindung  der  schönen  Mara  mit  Sultan  Murad,  den 
die  der  vermeinten  Schwäche  des  Sultans  grollenden  türkischen  Fanatiker  gegen  Bran- 
kovi6  aufstachelten.  Es  ist  bekannt,  wie  Murad  seine  beiden  Schwäger  Gregor  und 
Stephan  blenden  liess  (1439/40),  und  wie  er  gegen  die  Suitana,  weil  sie  keine  Kinder 
hatte,  bald  erkaltete.  So  führte  sie  bis  zu  dem  im  Jahre  1451  erfolgten  Tode  des 
Sultans  ein  traurig-einsames  Leben.  Mohammed,  der  Nachfolger  Murads,  wollte  sie 
gar  mit  einem  Sclaven  verheiraten,  doch  um  keinen  Krieg  heraufzubeschwören,  schickte 
er  sie  ihrem  Vater  zurück.  Wenngleich  aber  die  Suitana  unglücklich  war,  so  bildete 
sie  doch  während  ihres  ganzen  Lebens  ein  BindegUed  zwischen  dem  Sultan  und  den 
Serben,  und  Brankovi6  hatte  einen  grossen  Rückhalt  am  Hofe  zu  Constantinopel.  Der 
alte  Despot  war  nicht  sentimental.  Noch  unglücklicher  erging  es  Katharina  von  Cilli. 
In  den  ersten  Jahren  ihrer  Ehe  liebte  sie  ihr  Mann,  dann  aber  unterhielt  er  in  Wien 
ein  offenkundiges  Verhältniss  und  liess  seine  Frau  im  Stich,  die  im  Gebete  Trost  suchte. 
Im  Jahre  1456  wurde  ihr  Gemahl  getödtet,  und  die  von  Allen  verlassene  fremde  Frau 
lebt  als  Emigrantin  fern  von  ihrer  Heimat. 

Bevor  wir  auf  die  weiteren  Schicksale  der  Despotenfamilie  eingehen,  müssen  wir 
noch  einiges  die  Verwandtschaft  der  CiUi's  Betreffende  bemerken,  da  diese  Verhältnisse 
die  Rolle  der  Witwe  Ulrichs  von  Cilli  besser  aufklären,  und  auch  für  die  Geschicke  des 
Despoten  nicht  ohne  Interesse  sind. 

V. 

Güter  und  Herrschaft  von  Cilli  waren  einstens  mit  denen  von  Görz  verbunden. 
Die  Grafschaft  Görz  lag  (mit  Ausnahme  des  Coglio)  diesseits  des  Isonzo,  doch  besassen 
die  Grafen  von  Görz  mehrere  Lehengüter  der  Kirche,  welche  der  Territorialhoheit  der 
Patriarchen  von  Aquileja  unterstanden.  Als  die  Venetianer  Friaul  eroberten,  ging  die 
Oberherrschaft   Aquilejas,   aber  nur  in  Betreff  der   Friauler   Güter  auf   die   Republik 


^)  Anhang  I.  Am  17.  April  1464  schenkte  König  Mathias  dem  Paul  K&llay  and  Johann  Parlagy 
die  Märkte  Tur  und  YarsÄny,  welche  im  Besitze  des  Despoten,  aber  infolge  seiner  Untreue  an  die  Krone 
zurückgefallen  waren.    (Familienarchiv.) 

22* 


340  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

Venedig  über,  von  welcher  auch  Graf  Heinrich  von  Görz  und  sein  Bruder  im  Jahre  1424 
mit  diesen  Gütern  und  dem  Marschallamte  von  Friaul  neu  belehnt  wurden. 

Vom  Jahre  1376 — 1454  herrschte  der  oben  erwähnte  Graf  Heinrich  (IV.)  in  Görz. 
Er  hatte  zwei  Frauen.  Die  erste  war  eine  Tochter  des  Grafen  Hermann  II.  von  GiUi, 
also  eine  Enkelin  der  Katharina  Kotroraanovi6,  welche  Elisabeth  hiess  und  bald  nach 
ihrer  Vermählung  starb.  In  zweiter  Ehe  (nach  1426)  heiratete  er  Katharina  Garay, 
die  Palatinstochter  aus  Ungarn;  es  fragt  sich  aber,  welchen  Garay's  Tochter  sie  war. 
Es  gab  nämlich  drei  Palatine  dieses  Namens.  Nicolaus  von  Garay  I.,  der  bei  der 
heldenhaften  Vertheidigung  der  Witwe  und  Tochter  Ludwigs  I.  von  Ungarn  ge- 
tödtet  wurde  (1387),  kann  nicht  der  Vater  gewesen  sein.  Diesem  Nicolaus  I.  folgte 
in  der  Palatinalwürde  sein  Sohn  Nicolaus  H.,  der  einflussreichste  Mann  in  Ungarn 
während  der  langen  Regierungsepoche  Kaiser  und  König  Sigismunds.  Er  heiratete  als 
Banus  von  Maöva  in  erster  Ehe  eine  dem  Namen  nach  nicht  bekannte  Tochter  (die 
ungarischen  Historiker  nennen  sie  Helene)  des  Fürsten  Lazar  Hrebeljanovi6  in  Serbien, 
in  zweiter  Ehe  aber,  welche  jedenfalls  noch  vor  dem  Jahre  1405  geschlossen  wurde, 
die  Schwester  der  ersten  Gattin  Heinrichs  von  Görz  und  Barbaras,  der  nachmaligen 
Gemahlin  Sigismunds;  diese  Cilli'sche  Tochter  hiess  Anna.  So  kamen  nun  die  Familien 
der  Grafen  von  Görz,  die  Cillier,  die  Ujlaky,  die  KotromanoviA  und  auch  das  Haus 
Luxemburg-Habsburg  zu  einander  in  verwandtschaftliche  Verhältnisse. 

Nicolaus  von  Garay's  Sohn  war  der  nachmalige  mächtige  Palatin  Ladislaus,  der 
grösste  Widersacher  Johann  Hunyady's  (f  1459).  Dieser  Ladislaus  heiratete  Alexandra, 
Prinzessin  von  Teschen.  Wir  glauben,  dass  Katharina,  die  Gemahlin  Heinrichs  von 
Görz,  die  Schwester  Ladislaus'  gewesen  ist.  Ihr  Bruder,  Ladislaus,  wie  sie  selbst  waren 
mütterlicherseits  CiUi's  und  die  Görzer  Grafen,  wie  die  Stammtafel  zeigt,  auch  ihrer- 
seits mehrfach  mit  dieser  Familie  verwandt.  Hiezu  gesellte  sich  die  öfters  berührte 
Verbindung  des  bosnischen  Hauses  Kotromanovi6  mit  den  Cilli's,  die  Verbindung 
Nicolaus  Garay's  IL  mit  der  Tochter  Lazars  Hrebeljanoviö,  dessen  Tochter  die  Mutter 
Georg  Brankovi6'  war,  und  dann  wieder  die  Heirat  Katharina  Brankovi6',  der  Tochter 
des  Despoten,  mit  Ulrich  IL  von  CiUi. 

Der  schönen  Katharina  Garay  wartete  ein  trauriges  Loos  in  ihrer  Ehe  mit  dem 
Grafen  Heinrich  von  Görz,  der  an  einer  hochgradigen  Nervenzerrüttung  litt.^)  Dieser 
Ehe  entsprossen  drei  Söhne:  Johann,  Ludwig  und  Leonhart,  über  welche  der  Schwager 
Heinrichs,  Ulrich  IL  von  Cilli,  vom  Jahre  1443  an  die  Vormundschaft  führte.  Graf 
Ulrich  übte  als  mächtigster  Verwandter  des  Grafen  bis  zu  seinem  Tode  einen  grossen 
und  bestimmenden  Einfluss  auf  die  Geschicke  des  gräflichen  Hauses,  da  er  in  Friaul 
und  Görz  selbst  grosse  Besitzungen  hatte.  Die  Gräfin  von  Görz,*)  mit  welcher  die 
unglückliche  Gräfin  von  Cilli  in  freundschaftUchem  Verkehre  stand,  ward  nach  dem 
Tode  ihres  wilden  Gemahls  von  ihrem  ältesten  Sohne  Johann  nicht  eben  gut  behandelt, 
darum  zog  sie  ihm  ihren  jüngsten,  den  Grafen  Leonhart,  vor,  dem  sie  auch  ihre  Habe 
in  Ungarn  vermachte.^)  Auf  dem  Grafenstuhle  von  Görz  sass  nach  dem  Tode  Johanns 
Leonhart,  der  letzte  Herrscher  dieses  Landes,*)  dessen  Lebenswandel  und  schlaffe 
Regierung  die  Wahrheit  der  Vererbungstheorie  zu  bestätigen  scheinen.  Seine  erste 
Frau  war  die  Tochter  Nicolaus  Ujlaky's,  des  Titularkönigs  von  Bosnien. 


*)  Aeneas  Sylvius,  De  statu  Europae,  Cap.  XVIII.  —  Czoernig,  Görz,  I,  560—662. 
»)  Urkunden  1464,  HI/l;    1456,  VI/15;    1461,  X/17;   1465  IH/Ö;    1471,  IV/24;  k.  u.  k.  Staatsarchiv 
Wien.    Sie  starb  vor  1483.  —  Czoernig,  op.  cit.,  S.  564. 
°)  Coronini,  Tentamen  Gen.  etc.,  138. 
*)  t  1500;  nach  ihm  kam  das  Land  an  Oesterreich. 


Thalluczy.  Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  341 

Nicolans  Ujlaky  strebte  seit  jeher  nach  dem  Besitze  Bosniens.  Seine  Verwandt- 
schaft mit  den  Cilliern,  mit  den  Garay's,  dann  die  Lage  seiner  Güter  ^)  —  er  hatte  deren 
sehr  viele  in  der  Savegegend,  in  Teo6ak  (er  nahm  auch  später  den  Titel  eines  Mark- 
grafen von  Teoöak  an)  —  brachten  ihn  vielfach  in  Berührung  mit  Bosnien.  Als  Banus 
von  Maöva  und  Croatien  war  er  der  natürliche  Repräsentant  des  Reiches.  König 
Mathias  besänftigte  diesen  hartnäckigen  und  stolzen  Widersacher  schon  zu  Anfang  seiner 
Regierung  (1459 — 62)  mit  dem  Versprechen  der  Anwartschaft  auf  den  bosnischen 
Thron,  und  als  das  bosnische  Königreich  fiel,  trug  Nicolaus  Ujlaky  nicht  wenig  zu 
dessen  theilweiser  Rückeroberung  bei.  Mathias  löste  sein  Versprechen  im  Jahre  1471 
ein,  indem  er  ihn  zum  Könige  von  Bosnien  erhob  ^)  und  ihm  erlaubte,  sich  in  Jajce 
krönen  zu  lassen. 

Als  König  von  Bosnien  spielte  Ujlaky  eine  passive  Rolle,  er  w^ar  mehr  Würden- 
träger als  wirklicher  Herrscher,  denn  die  Vertheidigung  Jajces,  des  Hauptpunktes  seiner 
Herrschaft,  geschah  durch  königliche  Truppen.  Sein  Sohn  Laurentius  führte  bis  zum 
Jahre  1524  den  Titel  eines  Fürsten  von  Bosnien. 

Ebenso  wie  man  von  dem  Falle  Serbiens  nach  der  Kossovoschlacht  nicht  sprechen 
kann,  ohne  Stephan  Lazarevi6  und  den  Brankovi6en  Unrecht  zu  thun,  blieb  auch 
Bosnien  nach  dem  Sturze  der  nationalen  Dynastie  ein  lebendiges  Glied  im  Organismus 
des  christlichen  Staatensystems  und  gehörte  erst  seit  dem  endgiltigen  Falle  Jajces  zum 
ottomanischen  Reiche.  Ueber  das  Verhältniss  Ujlaky's  zu  seinem  Schwiegersohne  wissen 
wir,  dass  er  ihm  in  einem  vom  19.  Juni  1475  datirten  Schreiben  die  wirthschaftlichen 
Schäden,  welche  die  Venetianer  imd  seine  eigenen  Pfleger  verursachten,  vor  Augen 
stellt.  Deshalb  schrieb  er  ihm,  er  solle  doch,  da  er  ja  keine  Kinder  habe,  nach  Ungarn 
kommen.  Mit  dieser  Botschaft  beauftragte  Ujlaky  seinen  Sachwalter  Georg  Räcz.*) 
Leonhart  besass  in  Ungarn  als  mütterliches  Erbe  folgende  Güter:  Szölös,  Simontornya, 
Vecse  (Väg-Vecse),  Arva,  Proucha  (?),  Csesznek,  Ujvär,  Somlyö,  Hygod  (?),  Pdpa, 
Gara  (im  heutigen  Slavonien),  Szomsz^dvär  (Szuszed).*)  Es  muss  eine  arge  Wirth- 
schaft  in  Görz  geherrscht  haben,  denn  König  Nicolaus  selbst  sah,  als  er  nach  Italien 
reiste,  die  Plackereien  und  Schindereien,  welche  sich  die  Leute  seines  Eidams  erlaubten. 
Deshalb  schickte  er  den  genannten  Georg  Rdcz  in  vertraulicher  Mission  an  Phöbus 
de  la  Torre,^)  oder  wie  man  ihn  deutsch  nannte.  Turn.  Doch  dies  fruchtete  nichts, 
der  leichtsinnige  Graf  liess  seine  Leute  weiter  schalten  und  walten,  wie  es  ihnen  beliebte. 

VI. 

Die  görzisch-friaulische  Verwandtschaft  der  Cilli's  spielte  in  den  späteren  Geschicken 
der  Familie  Brankovi6  eine  ausschlaggebende  Rolle. 

Im  Jahre  1456/57  waltete  ein  tragisches  Geschick  über  den  Personen,  mit 
welchen  wir  uns  bisher  beschäftigt  haben.  Johann  Hunyady  stirbt,  Ulrich  von  Cilli 
wird  zusammengehauen,  bald  folgt  ihm  auf  der  Richtstätte  Ladislaus  Hunyady,  dann 
stirbt  der  Despot  als  9  Ij  ähriger  Greis,  von  Hunyady 's  Schwager  Michael  Szilagyi  blut- 
rächerisch   zu  Tode   gehetzt,   der  junge  König  Ladislaus  wird   vergiftet.     Für  Ungarn 


^)  Diese  bosnischen  Güter  erbte  er  von  den  Garay's.     Siehe  das  Familienarchiv  der  Bossdnyis. 

*)  „ha  coronato  Re  de  Bossina  lo  I  Unio  Signor  Voyvoda  Nicolo  de  Illoch".  MakuSev,  Mon.  slav.  mer., 
n,  8.  95.  Sehr  schade,  dass  das  gewiss  interessante  Archiv  der  Ujlaky's  gerade  in  diesem  Theile  LUcken 
aufweist. 

')  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien.     Repert.  Austr.,  Pars  II,  Fol.  666. 

*)  Ibid.,  Fol.  560. 

»)  Coronini,  Tentamen,  S.  228. 


342  I.   Archäologe  und  Geschichte. 

kam  nach  alF  diesen  Greueln  eine  neue,  glänzende  Epoche,  das  Zeitalter  Mathias  Corvinus', 
des  Sohnes  des  grössten  Helden  der  damaligen  Christenheit,  des  verehrten  Janko 
Sibinjanin,  dessen  Ruhm  alle  christlichen  Balkanstämme  vereinigte,  und  der  die  brüder- 
liche Gemeinschaft  der  verschiedensten  Völker  im  Dienste  einer  Idee  verkörperte.  Die 
Kraft,  welche  das  Despotat  Rascien  aufrecht  erhalten  hatte,  schwand  mit  dem  Tode 
Gyorgyes  (24.  December  1457/5.  Jänner  1458),  und  dieser  Staat  fiel  einerseits  durch  die 
Zwistigkeiten  in  der  herrschenden  FamiUe,  andererseits  durch  die  Wirren  in  Ungarn,  infolge 
welcher  Smederevo  vom  späteren  bosnischen  Könige  Stephan  TomaSevi6,  dem  Schwieger- 
sohne Lazars  II.  (dem  jüngsten  Sohne  Gyorgye  Brankovi^),  im  Stiche  gelassen  und  vom 
Sultan  Mohammed  erobert  wurde.  Wir  bemerken  aber,  dass  der  Sultan  nur  den 
Brankovi(^ischen  Besitz  in  Rascien  und  Smederevo  eroberte ;  Belgrad  und  die  MaÖvaner 
Grenze  hielt  sich  wacker.  Auch  das  serbische  Volk  wurde,  solange  es  einen  Hort  an 
Belgrad  hatte,  nicht  gedrückt,  doch  der  Adel  gravitirte  nach  Ungarn  und  übersiedelte 
dahin.     Den  Ausschlag  hiezu  gab  die  Familie  des  alten  Despoten  selbst. 

Der  älteste  Sohn  Gyorgyes  war  Gregor,  der  mit  Stephan,  dem  zweiten  Bruder, 
geblendet  worden  war;  der  jüngste  Sohn  war  Lazar  II.  Der  alte  Despot  verfügte  über 
die  Erbfolge,  indem  er  keinen  davon  ausschloss  und  seine  Frau  zur  Vorsitzerin  des 
aus  den  drei  Söhnen  bestehenden  Rathes  bestimmte.  Doch  Lazar  liess  alsbald  seine 
Mutter  aus  dem  Wege  räumen  und  bemächtigte  sich  der  Herrschaft,  wie  es  scheint  schon 
im  Januar  1458. 

Gregor  Brankovi6  flüchtete  nun  mit  seiner  Schwester,  der  Sultanin -Witwe  Mara, 
zu  Sultan  Mohammed,  der  beide  freundlich  aufnahm,  dem  Gregor  Alles  versprach  und 
der  Suitana  in  der  Nähe  des  heiligen  Berges  Athos  eine  Besitzung  zur  Nutzniessung 
anwies.  Gregor,  in  seinen  Hofinungen  getäuscht,  wurde  Mönch  in  Chilindar  und  starb 
im  Jahre  1460.  So  wurde  sein  Ausgang  bisher  erzählt.  Er  hinterliess  von  seiner  Frau, 
deren  Namen  nicht  überliefert  ist,  einen  Sohn,  den  späteren  Vuk.  Es  ist  nicht  ganz 
ins  Reine  gebracht,  ob  Vuk  ein  legitimer  oder  illegitimer  Sohn  war,  oder  ob  Gregor 
ausser  dem  Vuk  einen  anderen  illegitimen  Sohn  hatte.  Wir  glauben,  dass  Vuk  ein 
rechtmässiger  Sprössling  des  Hauses  Brankovi6  war  und  als  Sohn  Gregors  der  erste 
in  Ungarn  residirende  Despot  und  rascische  Bannerherr  wurde. 

Nach  Gregors  Flucht  brach  der  Krieg  aus;  Lazar  starb,  bevor  die  türkischen 
Truppen  Rascien  besetzten.  Die  Witwe  Lazars,  Helene,  aus  dem  Hause  der  Paläologen  *) 
versuchte  alle  möglichen  Mittel,  um  den  Besitz  des  Landes  zu  retten.  Sie  schenkte 
das  Land  dem  Papste  als  Lehen. 

Die  päpstliche  Curie  war  damals  in  Ungarn  durch  einen  sehr  geschickten  und 
wirklich  christlich  denkenden  Legaten,  den  Cardinal  di  Sant'  Angelo,  Johann  Carvajal, 
vertreten,  an  den  sich  schon  Georg  Brankovi6  aus  Becse,  wo  er  sich  aus  Furcht  vor 
dem  herannahenden  Türkenheere  vor  der  Belagerung  Belgrads  (1456)  aufhielt,  mit 
vollstem  Vertrauen  gewendet  hatte.*) 

Der  verdienstvolle  Historiker  Dr.  Wilhelm  Fraknöi,  der  das  Wirken  und  die 
Mission  CarvajaFs  in  Ungarn  beschrieb,  glaubt,  dass  schon  der  Despot  Gyorgye  Brankovi6 
in  seinem  Testamente  Serbien  dem  heiligen  Stuhle  empfohlen  habe.  Er  begründet  dies 
mit  einem  Briefe  des  Papstes  (vom  15.  März  1458),  in  welchem  dieser  schreibt:  Der 
Despot,  der  ohne  Erben  starb,  vermachte  seine  Länder  durch  den  Cardinal  dem  heiligen 


*)  Ob  sie  nicht  eine  Frang-ipani  war?  denn  wir  fanden  eine  Notiz,  dass  die  Tochter  des  Bartholomäus 
Frangepan,  Helene,  die  Gattin  Lazars  11.  gewesen  sei. 
")  Makusev,  Mon.  Slav.  merid.,  II,  110. 


Thall6czy.    Bruchstficke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  343 

Stuhle  (Raynald,  X,  145).  Bis  jetzt  wussten  wir  es  so,  dass  diese  Schenkung  von  der 
Witwe  Lazars  IL,  des  jüngsten  Sohnes  des  Despoten,  erfolgte ;  doch  schreibt  der  Papst 
in  diesem  Briefe  ausdrücklich:  Despotus,  andererseits  aber  entspricht  der  Brief  des 
Papstes  nicht  den  Thatsachen,  denn  Georg  Brankovi6  starb  nicht  ohne  Erben,  während 
Lazar  wirklich  keine  männlichen  Erben  hatte.  Bedenklich  ist  nur  Eines.  Wenn  nämlich 
Helene  als  Witwe  nach  dem  Tode  Lazars,  der  kaum  vor  Ende  Februar  erfolgte, 
Serbien  dem  Papste  antrug,  so  ist  es  kaum  möglich,  dass  der  Papst  schon  am 
15.  März  1458  darüber  verfügt  haben  kann.^  Wir  halten  es  aber  für  unglaubwürdig, 
dass  der  alte,  dem  orthodoxen  Glauben  so  treu  ergebene  Despot  Gyorgye  dem  Papste 
das  Land  angeboten  habe.  Um  die  Eifersucht  Ungarns  zu  dämpfen,  erwirkte  Carvajal, 
dass  Serbien  unter  den  Doppelschutz  des  Papstes  und  Ungarns  gestellt  werde.  Er 
führte  auch  den  Kreuzzug  nach  Serbien,  aber  bald  darauf  verliess  er  das  Land. 

König  Mathias,  im  Jahre  1458  auf  den  Thron  Ungarns  gelangt,  musste  sich  seine 
internationale  Anerkennung  erst  erkämpfen;  so  kam's,  dass  Serbien  ohne  ungarische 
Hilfe  blieb.  Hiezu  gesellte  sich  noch  das  Auftreten  Michael  Szilägyi's,  des  Oheims 
Mathias  Corvin's,  als  serbischen  Thronprätendenten. 

Der  zweite,  blinde  Sohn  Gyorgye's,  Stephan,  der  während  Lazars  Usurpation  in 
Serbien  geblieben  ist,  scheint  Szilägyi's  Partisan  gewesen  zu  sein.  Der  BUnde  beredete 
auch  die  Witwe  Lazars,  und  es  wurden  mehrfach  Unterhandlungen  eingeleitet.  Szildgyi 
versprach  den  Brankovi6'schen  Familienmitgliedern  einen  Theil  der  Hunyady'schen 
Güter,  doch  protestirte  seine  Schwester,  die  Witwe  Johann  Hunyady's,  dagegen. 

Rasciens  Despotat  ging  trotz  aller  Bewerbungen  Szilagyi's  an  Stephan  Tomasevifi 
über,  und  zwar  laut  Beschluss  des  ungarischen  Reichstages  zu  Szegedin  (6.  Januar  1459); 
doch  flihrte  auch  diese  Verfügung  zu  keinem  günstigen  Resultate,  denn  mit  dem  Falle 
Smederevos  ging  Alles  verloren. 

König  Mathias  konnte  diesen  Schlag  nicht  rächen,  weil  sein  Rivale,  Kaiser  Friedrich, 
von  der  alten  Anti-Hunyady'schen  Partei,  den  Garay's  und  Ujlaky's,  gegen  ihn  aus- 
gespielt wurde.  Mit  diesen  verband  sich  auch  Michael  Szilägyi  gegen  seinen  NeflFen, 
dem  er  ja  auf  den  Thron  geholfen  hatte.  Mathias  besänftigte  ihn  zwar,  doch  verschwor 
er  sich  im  Laufe  des  Jahres  1459  nochmals  gegen  den  König,  der  ihn  hierauf  gefangen- 
nehmen und  im  Schlosse  Vildgos  einsperren  Hess.*) 

Als  SziUgyi's  Unternehmen  fehlschlag,  brachte  der  blinde  Stephan  viele  Flücht- 
linge nach  Serbien  herüber,  wohl  mit  der  Absicht,  wenn  die  Türken  vertrieben  würden, 
sich  im  rascischen  Erbe  wieder  festzusetzen.  Engel  bemerkt  auch,  dass  ihn  „die 
Seinigen  in  Ungarn  als  Despot  von  Serwien  anerkannten".')  Dies  ist  eine  überflüssige 
Bemerkung,  denn  Stephan  war  ja  de  iure  „Despotus  Rasciae",*)  und  seine  Anerkennung 
hing  in  erster  Reihe  vom  Könige  ab,  der  aber  diesem  blinden  Prätendenten  keine  Hilfe 
angedeihen  liess.  Er  soU  auch  die  Türken  haben  angreifen  wollen,  aber  dies  sei  ihm 
misslungen,  da  ihn  die  eigenen  Landsleute  aus  Furcht  im  Stiche  Hessen.  Das  ist  wieder 
eine  Hypothese  des  Historikers  Brankovi6.'*) 

*)  Fraknöi  V.,  Carvajal  JÄnos  bibornok  MagyarorszAgi  követs^gei  1448—1461.  (Die  Legationen  des 
Cardinais  Johann  Carvajal  in  Ungarn  1448-1461.)     1889,  S.  54—55. 

*)  SzilAgyi  wurde  später  aus  seiner  Haft  entlassen,  und  da  ihm  Mathias  nach  dem  Falle  Smederevos 
das  serbische  Despotat  versprach,  betrieb  er  eifrig  die  Rückeroberung  Serbiens,  wurde  aber  bei  Smederevo 
nach  tapferer  Gegenwehr  gefangen  genommen,  nach  Constantinopel  gebracht  und  dort  enthauptet. 

»)  Op.  cit.,  S.  416. 

*)  Als  sein  Bruder  Gregor  noch  lebte,  nannte  er  sich  „rocno^Hu"  (Gospodin).    Mi  kl o sich,  Nr.  81. 

*)  Engel,  ibid. 


844  I.    Archilologie  und  Gescluclite. 

Der  Krieg  entblösste  die  Familie  alsbald  von  allen  Geldmitteln.  Georg  Brankovi6 
hatte  seinerzeit  für  seine  Söhne  in  Ragusa,  dessen  Privilegien  er  im  Vereine  mit  ihnen 
bestätigte/)  eine  Summe  deponirt,  die  aber  schon  am  14.  December  1457  vollständig 
von  den  drei  Brüdern  behoben  wurde.*)  Stephan  hatte  nach  Smederevos  Fall  keine 
Fonds,  um  sich  und  seine  Leute  zu  erhalten,  und  wendete  sich  nun  an  seine  Schwester 
Katharina,  die  Witwe  des  reichen  Grafen  Ulrich  von  Cilli.  Diese  Frau  lebte  keineswegs 
in  glücklichen  Verhältnissen.  Seit  der  gehamischte  Ritter  beim  Leichenbegängnisse 
des  ermordeten  letzten  Cilliers,  dessen  Panier  zerbrechend,  dreimal  ausgerufen  hatte : 
„Heute  Grafen  von  CilU  und  nimmermehr",  betrachteten  seine  Ritter,  Pfleger  und 
Diener  sich  selbst  als  die  Nutzniesser  seines  fürstlichen  Besitzes,  und  jeder  wollte  aus 
dem  Vermögen  der  klagenden  Wittib,  „der  edl  fürstin  frau  Katharina",  Vortheil  ziehen. 
So  schreibt,  der  historischen  Wahrheit  entsprechend,  die  Cillier  Chronik.') 

Die  Witwe  stand  nun  in  den  Kämpfen,  welche  um  das  Cillier  Erbe  entbrannten, 
hilflos  da.  Jan  Vitovec,  der  mächtige  Krainer  Hauptmann,  der  als  armer  böhmischer  Edel- 
knecht mit  drei  Pferden  seine  Laufbahn  angefangen  und  es  nun  so  weit  gebracht 
hatte,  erntete  den  grössten  Erfolg,  und  als  König  Ladislaus  von  Ungarn  (1457)  starb, 
nahm  Katharina  das  Angebot  Kaiser  Friedrichs  an,  der  ihr  das  Schloss  Gurkfeld  mit 
einem  Jahresgehalte  von  2000  Pfund  anwies,  wofür  sie  alle  deutsche  Besitzungen  ihres 
Mannes  dem  Kaiser  überliess.  Die  weitläufigen  croatischen  Besitzungen,  welche  bis 
zur  Save  reichten,  verkaufte  die  Witwe  an  Vitovec  und  behielt  nur  Gurkfeld;  dann 
ging  sie  nach  Ragusa  (Cap.  43). 

Hier  wurde  sie  von  ihrem  blinden  Bruder  Stephan  aufgesucht,  den  sie  unterstützte. 
Um  das  Jahr  1461  scheint  auch  er  geheiratet  zu  haben;  seine  Frau  war  Angelina, 
die  Schwägerin  Skanderbeg's  und  Tochter  des  Georgios  Arianita  Comnenus  Thopia 
Golem,  eines  KathoUken.  Die  Heirat  geschah  in  Skutari.  Unter  Skanderbeg's  Schutz 
lebte  der  blinde  Despot  einige  Jahre,  doch  gar  bald  musste  er  sich  vor  der  steten 
Türkengefahr  flüchten.  Um  sich  und  seiner  Familie  Leben  zu  sichern,  ging  er  vielleicht 
zuerst  zu  den  Verwandten  seiner  Frau  nach  ApuHen,^)  dann  aber  nach  Friaul  zu 
seiner  Schwester  Katharina,  über  deren  Friauler  Beziehungen  wir  ausführlicher  berichten. 

vn. 

Wir  fanden  im  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchive  einen  Briefwechsel  zwischen 
dem  Sultan  Mehmed,  Leonhart,  dem  Grafen  von  Görz,  Katharina  Brankovi6  und  der 
Despina  Angelina,  der  Witwe  des  erwähnten  Despoten  Stephan,  beziehungsweise  zwischen 
ihren  Unterhändlern,  welcher  für  die  Beziehungen  der  in  Rede  stehenden  Persönlich- 
keiten viel  Interessantes  und  Lehrreiches  bietet. 

Den  Gegenstand  dieses  Briefwechsels  bildet  der  Ankauf  des  Schlosses  Belgrad 
(Belgrado  italienisch),  in  Friaul.  Das  Schloss,^)  welches  in  der  Nähe  des  österreichisch- 
italienischen Grenzortes  Cormons  noch  heute  in  seinen  Ruinen  sichtbar  ist,  war  der 
Mittelpunkt  grösserer  Besitzungen,  welche  die  Grafen  von  Görz  innehatten.  Es  lag 
in  einem  Gebiete,  wo  sich  rhäto  -  romanische,  slavische,  deutsche  und  neulateinische 
Elemente    zu    einem    Völkergemisch    vermengten,    imd    schon    der    Name    deutet    auf 


»)  Im  Jahre  1445.     Miklosich,  Nr.  350,  351,  352. 

«)  Ibid.,  Nr.  379—381. 

»)  Cap.  83—34. 

*)  Dufresne. 

'^)  Südwestlich,  etwa  28  Km.  vou  Udine,  am  Tagliamento. 


Thallöczy.  Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  345 

slavischen  Ursprung.  Die  mittelalterlichen  Besitzer  waren  jedoch  meistens  Deutsche, 
die  zwar  zum  Wälschthum  hinneigten,  doch  vermöge  ihrer  Stellung  und  Abstammung 
in  den  Bereich  deutschen  Reichslebens  gehören.  Das  Volk  gegen  die  Küste  hin  war 
durch  den  venetianischen  Einfluss  italianisirt,  nur  gegen  den  Karst  zu,  auf  dem  Lande, 
findet  sich  das  slovenische  Element.  Die  Grafen  von  Görz  betrachteten  diese  Ritter- 
güter und  Burgen  sammt  den  Hörigen  als  eine  Art  beweglichen  Capitals,  welches  sie 
als  Mitgift  ihren  Töchtern  anwiesen.  So  erhielt  Euphemia,  die  Tochter  des  Grafen 
Meinhard  VII.,  die  einen  Grafen  Nicolaus  von  Zengg  (Frangipani  ?)  heiratete,  die 
Schlösser  Belgrado  und  Castelnuovo  in  Friaul  zur  Mitgift.  Bald  aber  fcamen  diese 
Besitzungen  als  Elrbe  wieder  an  die  Grafen  von  Görz,  und  zwar  an  Leonhart,  den  Sohn 
Katharina  Garay's,  einen,  wie  wir  wissen,  nahen  Verwandten  der  Witwe  des  Grafen 
von  CSlli. 

Doch  um  das  Jahr  1465  stellte  Graf  Leonhart,  mit  Einwilligung  der  Republik  als 
Lehensherrin,  das  Castell  Belgrado  der  Gräfin  zur  Verfügung.^)  Damals  hatte  die 
Gräfin  noch  Geld,  und  sie  kaufte  im  Vereine  mit  ihrem  blinden  Bruder  das  Schloss  vom 
Grafen.  Allein  schon  im  Jahre  1472  kamen  sowohl  die  Witwe  wie  der  Despot  Stephan 
in  missliche  Verhältnisse,^)  und  Leonhart  fand  sich  bewogen,  das  Kaufgeld  zurück- 
zugeben, doch  unter  der  Form,  dass  er  das  Schloss  als  Pfand  zur  Nutzniessung  über- 
liess  und  die  Republik  ersuchte,  den  Despoten  vor  allen  Unannehmlichkeiten  zu  schützen.*) 
Aber  dem  blinden  Manne,  der  Vater  von  drei  Kindern  war,  muss  es  recht  schlecht 
ergangen  sein,  denn  die  Republik  gab  am  23.  August  1473  ihrem  Statthalter  zu  Friaul 
den  Auftrag,  dem  Despoten,  welcher  seit  30.  December  1435  Patricier  von  Venedig 
war  (Cronaca  del  Sanudo),  25  Dacaten  als  Unterstützung  auszuzahlen.*)  Im  Jahre  1476 
fand  sich  der  Doge  bewogen,  der  Despotenfamilie  ftir  drei  Jahre  eine  monatliche  Unter- 
stützung von  10  Ducaten  anzuweisen.*)  In  diesem  Jahre  empfiehlt  der  arme  Despot 
seine  Gemahlin,  seine  beiden  Söhne  Georg  imd  Johann  und  seine  Tochter  Mara  der 
Republik  in  Ragusa.  ^) 

Im  Jahre  1477  starb  der  Despot  und  Hess  seine  Familie  in  grossem  Elend  zurück.'') 
Die  Republik  benahm  sich  den  Hinterbliebenen  gegenüber  sehr  edelmüthig.  Der  Friauler 
Statthalter  wurde  angewiesen,  sie  vor  den  Gewaltthätigkeiten  ihrer  Nachbarn  zu  be- 
schützen.®) Die  Witwe  ernannte  nun  mit  Einwilligung  des  Dogen  Giorgio  Mocenigo 
zum  Castellan  des  Schlosses  Detalmo  di  Cergnen.^)  Der  armen  Frau  muss  es  aber 
sehr  schlecht  ergangen  sein;  ihre  Unterthanen  wurden  von  den  Nachbarn  verfolgt  und 
die  Versicherungen  der  Republik  scheinen  nur  auf  dem  Papiere  geblieben  zu  sein.  Als 
dann  die  Verhetzungen  der  Nachbarcastellanc  das  Leben  der  Witwe  verbitterten, 
schickte  zwar  die  Republik  Söldner  ins  Schloss,  was  aber  der  Witwe  ^^)  nicht  eben 
genehm  war.  Ihre  Schwägerin,  Katharina  von  Cilli,  zog,  dem  Rufe  ihrer  Schwester, 
der  Sultanin  Mara  folgend,  und  ihrer  Schwägerin  Belgrado  überlassend,  nach  Jeievo  in 

*)  Volumi  Dncali  dei  Luogotenenti  del  Friviouli.  Archi  di  Statu  in  Vcnezia. 

*)  Er  urgirte  in  Ungarn  seine  ausstehenden  Forderungen,  doch,  wie  es  scheint,  vergebens.  Buda- 
pester Staatsarchiv. 

>)  Ibid.,  1473,  24.  Januar. 
<)  Ibid. 
»)  Ibid. 

•)  1476,  1.  October.    Miklosich,  Nr.  442. 
')  Archi vio  di  Udine. 

«)  Ibid.,  26.  August  1477,  22.  August  1478. 
•)  Ibid.,  1477,  9.  Februar,  1478,  30.  Januar. 
")  8.  October  1478. 


346  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

Macedonien.  In  diesen  misslichen  Verhältnissen  und  dem  Rathe  der  Gräfin -Witw< 
folgend,  versuchte  die  Despotin  noch  ein  Mittel,  ihrer  Familie  aufzuhelfen.  Sie  reiste 
zu  Ende  des  Jahres  1478  nach  Wien,  um  bei  Kaiser  Friedrich  Hilfe  zu  erbitten;  ihr< 
beiden  Söhne  nahm  sie  mit,  ihre  Tochter  Mara  blieb  in  Belgrado  zurück,  denn  si| 
dachte  baldigst  zurückzukehi^en.^)  Kaiser  Friedrich  hatte  Mitleid  mit  der  Familie  uni 
verpfilndete  ihr  am  9.  October  1479  das  Schloss  Weittersfeld,  woflir  ihm  die  Famil^ 
ewige  Treue  gelobte.*)  Von  dieser  Zeit  an  blieb  die  Despotin  in  Deutschland,  beziehungj 
weise  unter  dem  Schutze  des  Kaisers.  Ihre  Tochter  Mara  heirathete  später  (wie  mal 
berichtet  im  Jahre  1485)  den  Markgrafen  Bonifaz  III.  von  Montferrat.*)  Mara  scheiij 
ihrer  Mutter  und  den  Brüdern  nicht  nach  Deutschland  gefolgt  zu  sein;  wahrscheinlid 
hatten  Verwandte  sie  unter  ihre  Obhut  genommen.  , 

Während  es  der  Familie  des  blinden  Despoten  so  erging,  lebte  die  vielgeprüfl 
Witwe  Ulrichs  von  Cilli  ebenfalls  nicht  in  glänzenden  Verhältnissen  bei  ihrer  Schweste 
in  der  Türkei.  Von  einem  geregelten  Lebensunterhalte  konnte  keine  Rede  sein.  D< 
Sultan  befahl  zwar  seinen  Leuten,  die  beiden  Frauen  zu  unterstützen,  aber  seine  Befeh 
wurden  von  den  Hofleuten  zu  deren  eigenem  Nutzen  ausgebeutet.  Am  Hofe  zu  Coi 
stantinopel  spielte  das  Geld  immer  eine  leitende  Rolle,  und  die  kleinen  Herrscher,  welcl 
sich  unter  osmanischen  Schutz  stellten,  hatten  schweren  Stand  gegenüber  den  Ränke 
des  Hofpersonales. 

Die  Witwe  Cilli's,  von  allen  Mitteln  entblösst  und  auch  von  ihrem  treuen  Gesin< 
in  Mitleidenschaft  gezogen,  entäusserte  sich  langsam  alF  ihrer  Habe.  Nun  besass  9 
noch  das  Schloss  Belgrado  in  Friaul,  das  heisst  als  auslösbares  Pfand  von  ihrem  Neffe 
Leonhart,  dem  Grafen  von  Görz.  Als  aber  ihre  Schwägerin  Angelina,  die  Witwe  ihn 
Bruders  Stephan,  die  mit  ihren  zwei  Kindern  ganz  mittellos  dastand,  sich  an  sie  wendet 
überliess  sie  dieser  das  Schloss.  Die  Gräfin,  welche  alle  auf  diesen  Besitz  bezügliche 
Rechtsbriefe  bei  sich  hatte,  hatte  sich  in  ihrer  Noth  entschlossen,  das  Schloss  del 
Grafen  Leonhart  zur  Einlösung  wieder  um  den  Preis  von  5400  venetianischen  Goli 
ducaten  zurückzuerstatten.  Sie  wandte  sich  an  den  Beg  der  Hercegovina,  den  zu 
mohammedanischen  Glauben  übergetretenen  Stephan  Kosaöa,  jetzt  Ahmed  genannt,  (d* 
durch  seinen  in  Venedig  lebenden  Bruder  Vlatko  von  der  Kauflust  des  Görzer  Graft 
Kunde  bekommen  hatte),  und  schickte  ihre  Rechtsbriefe  an  den  damaligen  Gouverneu 
den  Sandiakbeg  Ajas  nach  Bosnien,  mit  der  Weisung,  dass  man  dem  Grafen  von  Görz  d 
Briefe  ausliefern  solle,  wenn  er  die  genannte  Summe  erlege.  Zugleich  betraute  sie  ein^ 
Juden,  namens  Simon,  der  dieses  Geschäft  als  ihr  Anwalt  vermitteln  sollte. 

Sultan  Mehmed  erhielt  von  dieser  Angelegenheit  Kenntniss  und  liess  am  5.  F 
bruar  1480  zu  Constantinopel  an  den  Grafen  von  Görz  einen  deutschen  Brief  schreib^ 
in  welchem  er  ihm  die  ganze  Angelegenheit  warm  empfahl  und  zugleich  bedeutete,  da 
er  auch  der  Herrschaft  (Signoria)  in  Venedig  geschrieben  habe,  damit  sie  als  Lehenshen 
diese  Sachen  am  besten  abwickeln  helfe.  Wir  theilen  diesen  so  interessanten  Brief  hi 
in  Facsimile  (s.  Tafel  X)  mit,  als  Beleg  dafür,  dass  sich  der  Sultan  als  Kaiser  d 
Ostens  nicht  nur  der  türkischen  und  arabischen  oder,   wie  bekannt,   der  griechische 


»)  Ibid.,  1479,  22.  December. 

*)  AnhaDg  II.  Wir  glauben,  dass  hier  das  von  Gurk  in  Kärnten  zwei  Stunden  entfernte  Weitte 
feld  gemeint  ist. 

•)  Dnfresne,  S.  71,  nennt  sie  irrthümlich  Angelina.  Wie  falsch  die  Notizen  bei  D uf res ne  oft  sii 
beweist  auch  der  Umstand,  dass  er,  diese  Angelina  betreflFend,  aus  der  Turiner  kgl.  Bibliothek  S.  489  i 
Mauuscriptes  B.  Sangiorgio  citirt,  während  das  Manuscript  nur  248  Folioseiten  hat. 


Thallöczy.    Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  347 

slavischen  und  italienischen,  sondern,  wenn  es  so  sein  musste,  auch  der  deutschen 
Sprache  bediente.^) 

Der  Jude  Simon  übermittelte  nun  die  Botschaft  an  den  Görzer  Grafen  und  begab 
sich  nach  Venedig.  Dieser  Makler  wollte,  wie  es  scheint,  den  Verkauf  auf  alle  Fälle 
bewirken  und  fasste  seine  Mission  so  auf,  als  ob  die  Gräfin  das  Schloss  zwar  in  erster 
Linie  dem  Grafen,  dann  aber  Jedermann  zum  Verkaufe  anbiete.  Auch  glaubte  er 
damit  auf  den  Grafen  eine  Pression  ausüben  zu  können,  dass  er  ihm  sagen  dürfe:  die 
Signoria  sehe  es  lieber,  wenn  Friauler  Güter  in  venetianische  Hände  kämen.  Graf 
Leonhart  kam  selbst  nach  Venedig,  er  wollte  sich  Gut  und  Schloss  ansehen,  aber  auch 
die  Geldfrage  gab  ihm  genug  nachzudenken.  Da  er  nie  Geld  hatte,  scheint  er  auf  den 
Gedanken  gekommen  zu  sein,  die  Colonisten  (Kmeten)  von  Belgrado  sollten  sich  auf 
ihre  Kosten  zu  seinen  Gunsten  selbst  auslösen.*) 

Die  Signoria  von  Venedig,  speciell  der  Doge  Johannes  Mocenigo  hatte  jedoch, 
als  man  mit  der  Angelegenheit  ernst  an  sie  herantrat,  unter  Reservation  des  Feudal- 
rechtes gegen  den  Ankauf  durch  den  Grafen  nichts  einzuwenden.^) 

In  dieser  Angelegenheit  erscheinen  als  Vertraute  des  Grafen  von  Görz  Wolfgang 
von  Darenberg  und  sein  Güterdirector  Hans  Sbaben  von  Toblach,  Verweser  zu  Görz 
und  auf  dem  Karst,  während  die  Signoria  ihren  Friauler  Generalstatthalter  Hemmo  in 
Udine  mit  der  Durchführung  betraute.  Als  der  Bote  des  Sultans,  Simon  der  Jude, 
sah,  dass  der  Graf,  der  sich  doch  durch  Vermittlung  des  Kosaöa  als  Käufer  Belgrados 
angeboten  hatte,  keine  ernsten  Anstalten  treffe,  Hess  er  ihn  um  eine  bestimmte  Antwort 
bitten,  ob  er  das  Schloss  kaufe  oder  nicht.**) 

Dem  Grafen  schien  der  Kaufschilling  zu  hoch  zu  sein,  er  schrieb  daher  der  Gräfin 
von  Cilli  und  dem  Sultan  und  vereinbarte  mit  dem  Juden,  dass  dieser  den  an  die 
Gräfin  gerichteten  Brief  —  die  Gräfin  wohnte  acht  Tagreisen  westlich  von  Constan- 
tinopel  —  früher  abgebe.  Der  Jude  erbot  sich  auch,  als  Fürsprecher  beim  Sultan 
günstigere  Bedingungen  zu  erwirken.^) 

In  seiner  Antwort  an  den  Sultan  betonte  der  Graf,  dass  er  zwar  dem  Kosaöa 
gegenüber  den  Wunsch  ausgesprochen  habe,  Belgrado  zurückzunehmen,  aber  nur  um 
die  Hälfte  der  in  Rede  stehenden  Summe,  wie  sich  die  Gräfin  gewiss  entsinnen  werde. 
Das  Schloss  sei  bauföUig,  unschön,  das  Land  verwüstet,  wie  es  der  Jude  selbst  bestä- 
tigen könne.  Der  Sultan  möge  ihm  nicht  hinderlich  sein,  wieder  in  den  Besitz  seines 
Erbes  zu  gelangen.  Der  Kern  des  langen  Schreibens  war  der,  dass  er  2500  Ducaten 
offerire.^)  Diesen  Brief  sandte  er  in  Abschrift  mit  den  freundschaftlichsten  Ver- 
sicherungen an  die  Gräfin  und  glaubte  nun  sicher  zu  sein,  dass  Simon  in  seinem 
Interesse  interveniren  würde.') 


*)  Die  ganze  Verhandlung  in  39  Stücken  im  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchive.  Die  Copien 
selbst  überlassen  wir  dem  Specialisten  auf  dem  Gebiete  der  friaulischen  Geschichte  Dr.  Vinccnzo  Joppi, 
der  das  ganze,  freilich  am  meisten  für  Friaul  interessante  Material  im  „Archeografo  Triestino"  veröffent- 
lichen wird.  Wir  citiren  in  unserer  Abhandlung  immer  die  Nummer  des  betreffenden  Stückes.  Der  Brief 
des  Sultans  ist  sub  Nr.  1  und  2  (eine  gleichzeitige  Copie).  Der  Brief  folgt  in  wortgetreuer  Abschrift  im 
Anhang  HI. 

«)  Nr.  12,  13.     5.  April,  12.  Mai. 

")  Nummer  fehlt.     1480,  14.  Juni. 

<)  Nr.  6.    1480,  17.  Juni. 

»)  Nr.  17.    1480,  4.  Juli. 

«)  Nr.  11  .  .  .  .XXVI,  Luncz. 

')  Nr.  8. 


348  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

Doch  schon  erfuhr  von  dem  Kaufgeschäfte  auch  die  damalige  thatsächliche  Besitzerin 
des  Schlosses  Belgrado,  die  Witwe  des  Despoten,  Angelina,  deren  Schlosshauptmann 
Georg  Grebeljanovi6  Belgrado  verwaltete.  Frau  Angelina  hielt  sich  damals  am  kaiserlichen 
Hofe  zu  Wien  auf  und  hatte  sich  in  ihrer  Armuth  —  wie  wir  sahen  mit  Erfolg  —  an 
den  Kaiser  gewendet.  Sie  trug  dem  Kaiser  vor,  dass  ihre  Schwägerin,  die  Witwe 
Ulrichs  von  Cilli,  das  Schloss  Belgrado,  welches  sie  als  Pfand  vom  Görzer  Grafen 
Leonhart  besitze,  vollständig  ihr  tibergeben  und  sie  auch  bevollmächtigt  habe,  im  Falle 
Leonhart  das  Schloss  auslösen  sollte,  das  Geld  für  sich  in  Empfang  zu  nehmen.  Der 
Kaiser  sah  sich  nun  veranlasst,  dem  Görzer  Grafen  die  Armuth  der  Despotin  Angelina 
vor  Augen  zu  halten  und  ihn  zu  bewegen,  dass  er  das  Schloss  um  die  Verpfändungs- 
summe unmittelbar  von  der  Despotin -Witwe  ablöse. 

Ausser  dieser  warmen  Anempfehlung  wandte  sich  Angelina  an  demselben  Tage') 
durch  zwei  accreditirte  Boten  persönlich  an  den  Grafen  und  bat  ihn,  dem  edlen  Herrn 
Georg  „Rebellionowidik"  (Grebeljanovi6)  und  einem  Mönche  (ihrem  Caplan)  Glauben 
zu  schenken. 

Als  Graf  Leonhart  diese  Briefe  erhalten  und  sich  mit  den  Boten,  beziehungsweise 
Bevollmächtigten  der  Despotin  berathen  hatte,  schrieb  er  von  seiner  Luntzer  (Lienz) 
Residenz  aus^)  an  die  Gräfin  einen  sehr  liebenswürdigen  Brief,  in  welchem  er  sie  seines 
Wohlwollens  und  seiner  Freundschaft  versichert.  Angelina,  die  Despotin,  scheint  um 
die  Geldnoth  der  Gräfin  von  Cilli  gewusst  zu  haben,  denn  auf  ihre  Veranlassung 
sandte  Graf  Leonhart  durch  ihren  Caplan  Marco  240  Ducaten,  und  als  Sicherstellung 
gab  der  Schlosshauptmann  Angelinas,  der  genannte  Georg  Grebeljanovi6,  dem  Grafen 
von  Görz  eine  Mühle  in  Belgrado  zum  Pfände.  In  Belgrado  wie  in  ganz  Friaul 
herrschten  damals  traurige  Zustände;  die  Einfälle  der  Türken  (1479)  und  die  Ver- 
wüstungen der  venetianischen  Söldner  hatten  auch  das  Schloss  Belgrado  in  eine  Ruine, 
die  Felder  in  Wüsteneien  verwandelt.  Leonhart  bat  daher  die  Witwe,  diese  Ange- 
legenheit zur  allgemeinen  Zufriedenheit  zu  schlichten.^) 

Inzwischen  aber  meldeten  sich,  als  man  in  Venedig  von  der  Botschaft  des  Sultans 
erfuhr,  beim  Juden  mehrere  Käufer.  Der  gewandte  Makler  Hess  nun  durch  den  gräf- 
lichen Schreiber  Peter  Rafael  dem  Grafen  Leonhart  versichern,  dass  er  seinen  Vortheil 
wahren  wolle.  Er  rieth  ihm,  dem  Sultan  Mehmed  einen  unterthänigen  Brief  zu  schreiben 
und  ihm  vorzuspiegeln,  dass  er  das  Schloss  Belgrado  nur  der  Witwe  Cilli  zu  lieb  in 
Pfand  gegeben,  aber  im  Geheimen  mit  ihr  es  so  abgemacht  habe,  dass  er  bei  der  Aus- 
lösung nur  die  Hälfte  der  Summe  erlegen  solle;  es  wäre  ja  jetzt  bei  dem  Verfall  des 
Gutes  nicht  einmal  diese  Hälfte  werth,  dann  werde  der  Sultan  gewiss  etwas  von  der 
Summe  nachlassen.  Der  Graf  solle  auch  die  Gräfin  von  Cilli  so  informiren,  und  er, 
Simon,  werde  schon  alles  Weitere  besorgen.  Doch  solle  sich  der  Graf  beeilen,  sonst 
müsse  er,  wenn  auch  mit  schwerem  Herzen,  Anderen  den  Kauf  offen  halten.  Die 
„Satzbriefe",  betreffend  die  Pfandlegung  Belgrados,  befanden  sich,  wie  der  Sultan  schrieb, 
beim  Sandiakbeg  in  Bosnien.*) 

Es  kamen  die  Weihnachten  des  Jahres  1480,  und  der  Jude  konnte  noch  immer 
nicht  von  Venedig  abreisen,  da  sich  die  Signoria  noch  nicht  entschlossen  hatte,  wie  sie 
dem  Sultan   antworten  wolle.     Die  Sachlage   wurde   noch  dadurch  erschwert,   dass  die 

*)  Wien,  am  30.  October  1480,  Nr.  22.    Das  Schreiben  des  Kaisers  Nr.  29. 
«)  Nr.  13.    1483,  23.  November. 

•)  Nr.  37.  Die  Bestätigung,  dass  Graf  Leonhart  die  240  Ducaten  erlegte.  Bericht  des  Grafen  darüber 
an  die  Despotin  Nr.  15. 

<)  Nr.  28.    1480,  sine  die. 


Thalloczy-  Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  349 

Despotin  Angelina  von  ihrer  Schwägerin  einen  Nutzniessungsbrief  in  Händen  hatte  ^) 
und  diesen  nur  unter  der  Bedingung  dem  Grafen  Leonhart  zur  Verfügung  stellen 
wollte,  dass  er  das  Schloss  auslöse.  Nur  so  entschloss  sich  auch  der  Graf  zur  Ab- 
sendung der  vorher  erwähnten  Summe  von  240  Ducaten.*) 

Doch  während  sich  die  Verhandlungen  so  in  die  Länge  zogen,  horte  Johann  von 
Coloreto,^)  dass  Belgrado  vom  Herrn  Polo  Dulfin  um  3200  Ducaten  erstanden  worden 
sei.  Es  war  dies  zwar  nur  ein  Gerücht,  aber  die  Signoria  in  Venedig  rüstete  mit  Eifer 
zur  Vernichtung  der  „ungläubigen  Hunde*'.  Wie  man  sieht,  blieben  Christen  und  Türken 
einander  in  Schimpfworten  nichts  schuldig.  Besonders  in  Venedig  herrschte  eine  feind- 
selige Stimmung,  da  der  Brand  der  von  den  Türken  angezündeten  friaulischen  Dörfer 
noch  kaum  gelöscht  war. 

Das  Gerücht  vom  Ankaufe  des  Schlosses  Belgrado  bewahrheitete  sich  alsbald.  Die 
Leute  des  Grafen  von  Görz  geriethen  ausser  sich  ob  der  unehrlichen  Haltung  der 
Signoria.  Der  Kalugyer  Marko  ritt  nach  Wien,  um  der  Despotin  den  Verkauf  des 
Schlosses  zu  melden  und  die  Intervention  des  römischen  Kaisers  anzurufen.  Alles  rieth 
dem  Grafen,  die  3200  Ducaten  zu  erlegen,  damit  das  Schloss  ja  nicht  aus  seiner  Hand 
käme.*)  Der  Castellan  (Pfleger)  der  Despotin,  Georg  Grebeljanovid,  wollte  das  ihm 
anvertraute  Schloss  nur  dem  Grafen  übergeben.^) 

Nun  schickte  der  Graf  seinen  Schreiber  Peter  Rafael  nach  Venedig.^)  Als  der 
Jude  Simon  das  Schloss  verkauft  hatte,  ohne  sich  weiter  um  den  Grafen  zu  beküm- 
mern, reiste  er  zur  Gräfin,  um  ihre  Zustimmung  zu  erwirken.  Die  Signoria  in  Venedig 
war  jetzt  in  einer  peinlichen  Lage.  Für  den  Grafen  in  Görz  und  die  Despotin  Angelina 
legte  sich  der  Kaiser  in  Wien  ins  Mittel,  während  für  die  Gräfin  von  Cilli  der  Sultan, 
vor  dem  Venedig  grosse  Furcht  hatte,  eintrat.  Die  Signoria  entschied  daher,  die 
Sache  gehe  sie  nichts  an,  der  Graf  solle  sich  helfen,  wie  er  könne.  Zugleich  riethen 
dem  Grafen  seine  Leute,  er  solle  sich  einfach  des  Schlosses  bemächtigen,  mit  der  De- 
spotin Anglina  vergleichen  und  so  intra  dominium  die  Rückkehr  des  Juden  abwarten. 
Auf  diese  Weise  hätte  er  sich  auch  des  Schutzes  des  römischen  Kaisers  vergewissert. 

Diesen  Rath  befolgte  Leonhart.  Am  21.  März  1481  wandte  er  sich  an  den  Kaiser 
Friedrich,  erbat  sich  dessen  Schutz')  und  stellte  an  die  Despotin  den  Antrag,  ihn  das 
Schloss  ablösen  zu  lassen.  Die  Despotin  willigte  ein,  indem  sie  dem  Grafen  ihre  Noth 
und  Kümmerniss  darlegte,  und  begehrte  die  Summe  von  1500  Gulden  als  Ablösung;®) 
vielleicht  dachte  sie  nur  die  Hälfte  in  Anspruch  nehmen  zu  dürfen,  da  doch  ihre 
Schwägerin  die  rechtmässige  Besitzerin  sei.  Auch  der  Kaiser  schenkte  der  Bitte  des 
Grafen  Gehör.  Er  schrieb  jetzt  in  ganz  entschiedenem  Tone  an  den  Dogen  Mocenigo,®) 
„dass  er  das  Vorgehen  des  Juden  Simon  nicht  für  rechtlich  halte,  und  dass  nur  der 
Graf  Leonhart  berechtigt  sei,  das  Schloss  von  der  Gräfin -Witwe  abzulösen.  Die  Signoria 
solle  daher,  bis  der  Jude  zum  Empfange  des  Geldes  wieder  zurückkomme,  das  Geschäft 
für  ungiltig   erklären;   sie  sei  sonst  auch  für  Alles  verantwortlich.     Gleichzeitig  sandte 


»)  Nr.  26.  1481,  4.  Januar. 

»)  Nr.  19.  1481,  5.  Januar. 

»)  Nr.  32.  1481,  9.  Februar. 

*)  Nr.  7.    1481,  11.  Februar;  Nr.  24.    1481,  14.  Februar. 

»)  Nr.  26.  1481,  18.  Februar. 

•)  Nr.  18.  1481,  10.  März. 

')  Nr.  83. 

«)  Nr.  30.  1481,  1.  April. 

•)  Nr.  14.  1481,  7.  April. 


OOO  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

der  Graf  seine  Vertrauten  Peter  Rafael  und  Wolfgang  Darenberger  an  die  Signoria 
um  im  Sinne  der  kaiserlichen  Antwort  seine  Interessen  zu  vertreten,  und  liess  durch- 
blicken, dass  er  auch  den  Gewaltweg  nicht  scheue.^)  Ebenso  wurde  der  Castellan  Georg 
Grebeljanovi6  verständigt  und  ihm  mitgetheilt,  dass  der  Graf  sich  mit  der  Despotin,  da 
diese  im  Rechte  sei,  auseinandersetzen  werde;  deshalb  solle  er  das  Schloss  nur  dem 
Grafen  übergeben.*) 

Wolfgang  von  Darenberg  konnte  dem  Grafen  alsbald  die  günstige  Nachricht  mit- 
theilen,^)  dass  der  Jude  das  Schloss  nur  mit  dem  Vorbehalte  verkauft  habe,  dass  es 
dem  Grafen  bis  zum  künftigen  Georgstage  freistehen  solle,  das  Gut  abzulösen.  Der 
Graf  solle  daher  schleunigst  das  Geld  auftreiben,  sonst  sei  er  seines  Rechtes  verlustig. 
Da  nun  die  Despotin  den  Pfandbrief  besitze,  habe  er  die  Signoria  davon  unterrichtet, 
dass  der  Graf  einzig  und  allein  mit  dieser  verhandeln  werde.  Diesen  Brief  Daren- 
berg's  brachte  ein  Serbe,  der  in  Belgrado  unter  Grebeljanovi6'  Commando  stand,  zu 
Hanns  Schwab  von  Toblach,  der  denselben  dem  Grafen  schickte.  Im  gleichen  Sinne 
äusserte  sich  Peter  Rafael,  der  dem  Juden  Gerechtigkeit  widerfahren  lässt  und  zum 
Vergleiche  mit  der  Despotin  räth.*)  Schwab  meinte,  man  müsse  mit  Grebeljanovi6 
reden,  diesen  zur  Uebergabe  bewegen  oder  das  Geld  in  Venedig  erlegen.*)  Bevor  aber 
die  Angelegenheit  mit  Angeüna  nicht  geordnet  war,  wollte  Graf  Leonhart  nichtk  unter- 
nehmen.^) 

Zu  Venedig  wurde  nun  die  Angelegenheit  im  Rathe  verhandelt.  Man  hat  viel 
darüber  gesprochen.  Es  hiess,  die  Gräfin  von  Cilli  habe  das  Schloss,  welches  sie  vom 
Grafen  von  Görz  in  Pfand  genommen,  nur  zur  Nutzniessung  dem  Despoten  gegeben, 
darum  fordere  jetzt  der  Türke,  in  dessen  Gewalt  sie  sich  befinde,  das  Geld,  und  der 
Jude  komme  es  abzuholen.  Man  müsse  daher  den  Juden  abwarten  und  seine  Er- 
widerung anhören.  Der  Graf  solle  sich  dann  entscheiden ;  das  Geld  gönnen  die  Venetianer 
lieber  der  Despotin  als  den  Türken.')     So  lautete  die  aufschiebende  Antwort. 

Die  Gräfin  von  Cilli  erhielt  von  der  ganzen  Verhandlung  —  man  muss  nur  die 
damaligen  Communicationsverhältnisse  in  Betracht  ziehen  —  nur  sehr  spät  Kunde.  Erst 
im  Juni  (am  17.)  1481  langten  ihre  Briefe,  beziehungsweise  Antworten  an  ihren  Capian 
in  Venedig,  Nastasi,  ein,  von  dem  dieselben  ein  Diener  Katharinas  aus  der  Türkei  zu 
Wilhelm  Darenberg  brachte.  Sie  schrieb  dem  Grafen,  der  in  Lunz  weilte,  dem  Castellan 
von  Castelnuovo,  Strassauer  (Strassoldo),  aber  Alles  in  serbischer  Sprache.  Darenberg 
fand  in  ganz  Friaul  keinen  Menschen,  der  diese  Schrift  hätte  lesen  können,  er  musste 
daher  in  Venedig  die  deutsche  Uebersetzung  und  Abschrift  machen  lassen.®)  In  ihrem 
an  den  Grafen  gerichteten  Schreiben^)  beklagt  sich  die  Gräfin,  wie  man  sie  um  ihr 
Schloss  bringen  wolle.  Sie  betrachte  ja  den  Grafen,  den  sie  seit  seinen  Kindesjahren 
kenne,  wie  ihren  Sohn.  Er  wisse  ja  und  es  thue  ihr  wohl,  dass  es  ihn  gerührt  habe, 
als  er  vernommen,  wie  sie  schlecht  gehalten,  gemartert  und  geschlagen  werde.  Er 
habe  nicht  wohl  daran  gethan,  dem  Kaiser  zu  schreiben,  denn  dadurch  falle  sie  einem 


»)  Nr.  36.    1481,  April. 

«)  Nr.  31a,    1481,  18.  April. 

•)  Nr.  31a.    1481,  April  sine  die. 

*)  Nr.  10.    1481,  sine  die. 

*)  Nr.  31c.    1481,  14.  April. 

•)  Nr.  35.    1481,  3.  Mai. 

»)  Nr.  21.    1481,  3.  Mai. 

«)  Nr.  34.    1481,  17.  Juni. 

»)  Nr.  16.    1480,  16.  November. 


Thall6czy.   Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer.  ool 

noch  schlechteren  Loose  anheim.  Es  wäre  besser  gewesen,  wenn  er  durch  den  Boten 
mündlich  geantwortet  hätte,  wie  sie  es  jetzt  durch  ihren  Caplan  Nastasi  thue.  Doch 
wisse  sie,  dass  der  Oraf  dies  Alles  nur  auf  den  Rath  Anderer  gethan  und  ihr  seine 
Anhänghchkeit  gewiss  bewahrt  habe.  Sie  habe  ihrer  Schwägerin  Angelina  den  Brief 
betreffs  des  Schlosses  nur  geliehen,  ihr  (der  Gräfin)  Wunsch  sei  nur,  dass,  wenn  der 
Graf  das  Schloss  auslösen  wolle,  die  Hälfte  der  Summe  ihrer  Schwägerin  und  den 
Kindern,  die  andere  Hälfte  ihr  zukomme,  aber  —  und  dies  ist  das  Charakteristische  — 
nur  in  ihre  Hände.  Der  Graf  solle  daher  ihren  Theil  entweder  durch  einen  sicheren 
Boten  schicken  oder  ihn  bei  Nastasi  erlegen.  Denn  sie  wolle  fort  aus  der  Türkei  und 
da  ihr  der  Kaiser  freigestellt  habe,  wohin  immer  zu  ziehen,  werde  sie  seine  (des  Grafen) 
Güte  in  Anspruch  nehmen  und  zu  ihm  kommen,  um  dort  ihre  Augen  zu  schliessen. 

Doch  es  kamen  keine  guten  Nachrichten  aus  Venedig.  Wolfgang  Darenberg 
hörte,  dass  der  Jude  Belgrado  schon  verkauft  habe.  Der  Signoria  wurden  zwar  Vor- 
stellungen gemacht,  sie  solle  nicht  gegen  des  römischen  Kaisers  Willen  handeln.  Diese 
zögerte  und  betheuerte,  nichts  gegen  den  Kaiser  unternehmen  zu  wollen,  aber  man 
müsse  rasch  und  energisch  auftreten.^)  Man  solle  daher  Belgrado  in  wehrhaften  Zu- 
stand setzen  und  von  Görz  aus  armiren.*) 

Bei  diesem  Stande  der  Verhandlungen  endet  das  urkundliche  Materiale  in  dem 
Convolute  des  Staatsarchivs  zu  Wien.  Inzwischen  (3.  Mai  1481)  starb  Sultan  Mehmed 
der  Eroberer,  und  ihm  folgte  Bajazed  H.,  der  die  beiden  Witwen  Sultanin  Mara  und 
Katharina,  Gräfin  von  Cilli,  besser  behandelt  zu  haben  scheint. 

üeber  das  Weitere  berichtet  Czoernig  in  seiner  „Geschichte  von  Görz"  (I,  565), 
dass  Graf  Leonhart  Belgrado  im  Jahre  1494  um  3000  Ducaten  verkauft,  dann  aber 
wieder  eingelöst  habe. 

Wir  wissen  aber,  dass  die  Gräfin -Witwe  von  CiUi  Belgrado,  da  sich  kein  reeller 
Käufer  meldete,  dem  Matteo  Spandino,  „Cavaliere  e  conte  palatino",  dem  Gemahl  einer 
ihrer  Cousinen  schenkte.^)  Doch  scheint  das  Besitzrecht  Belgrados  nicht  ins  Reine 
gebracht  worden  zu  sein,  denn  Leonhart,  der  sich  mit  den  zwei  Frauen  verglich,  ver- 
kaufte Belgrado  dem  Venezianer  Zacharias  Vendramin  mit  Vorbehalt  des  Rückkaufes 
innerhalb  fünf  Jahren.*)  Alle  diese  Acte  wurden  im  Jahre  1497  durch  die  Cession  der 
friaulischen  Güter  von  Seite  Leonharts  an  Kaiser  Maximihan  aufgehoben,*)  der  im 
Jahre  1499  die  Freiheiten  Belgrados  bestätigte.^)  Im  Jahre  1506  wurde  Belgrado, 
Castelnuovo  und  Cormons  dem  Constantin  Acominates,  dem  vertriebenen  Fürsten  von 
Macedonien,  den  schon  Friedrich  HI.  (1489,  17.  Juli)  dem  Papste  empfohlen')  hatte, 
verliehen.®)  Aber  zwei  Jahre  später  erklärte  sich  Belgrado  für  Venedig,*)  und  der 
Herzog  von  Sachsen   verlieh   das  Gut   dem  Girolamo  Savorgnano   (25.  August  1515), 


»)  Nr.  28.    1481,  30.  Juni. 

•)  Nr.  31b.    1481  sine  die. 

')  Capitnlararchiv  in  Udine,  Vol.  IX.  Dieser  Spandino  wird  ein  Verwandter  des  Alexins  Span  oder 
Spandino  gewesen  sein,  der  die  Schwester  Katharinas  heiratete. 

*)  Er  befand  sich  in  fortwährender  Geldnoth.  1494,  V/1,  m/26,  VI/ 10;  1496,  X/18.  Staatsarchiv 
in  Wien. 

*)  Czoernig,  op.  cit. 

•)  Archivio  di  Stato,  Venedig.  1499  wurde  Belgrado  für  ein  Guthaben  von  66.000  fl.  Friedrich 
Herzog  von  Sachsen  verschrieben. 

^)  Ibid.,  Commemoriali. 

•)  Ibid. 

•)  Notariatsarchiv  Udine. 


30ä  I.    Archäologie  und  Goschichte. 

dem  Sieger  bei  Osopo,  wo  Christoph  Frangipani  geschlagen  worden  war.  ^)  Die  Familie 
Savorgnano  besass  diese  Festung  Belgrado,  welche  mit  dem  berühmten  Donau-Belgrad 
gleichen  Namen  hatte  und  mit  den  Geschicken  der  Despotenfamilie  so  innig  verknüpft 
war,  bis  zum  Jahre  1799. 

Wir  verweilten  vielleicht  zu  ausführlich  bei  diesen  Verhältnissen,  aber  wir  sahen 
auch,  dass  die  Geschichte  der  Brankovi6'schen  Nachkommenschaft  dadurch  viele  neue 
Züge  gewinnt. 

vm. 

Die  beiden  unglücklichen  Töchter  des  Georg  Brankovi6  lebten  während  der 
geschilderten  Ereignisse  zurückgezogen  in  Je2evo  in  Macedonien.  Einen  Beweis  ihrer 
Rechtgläubigkeit  gibt  uns  die  Thatsache,  dass  Katharina  es  bei  ihrem  streng  katholischen 
Gemahl  noch  als  junge  Frau  durchgesetzt  hatte,  dass  ihre  Mädchen  in  der  orthodoxen 
Lehre  erzogen  wurden. 

Von  ihrer  Schwester,  der  Sultanin  Mara,  wissen  wir,  dass  sie  mit  Ragusa  auf 
freundschaftlichstem  Fusse  stand.*)  Im  Jahre  1479  verfügte  sie  (Suitana  cara  Amurata, 
carica  Mara)  von  ihrem  Witwensitze  in  Je2evo,  dass  die  Ragusäer  den  Tribut  von 
1000  Hyperpern  den  Athosklöstern  Chilandar  und  S.  Paul  entrichten  sollten.  (Miklo- 
sich,  op.  cit.,  445;  bei  Miklosich  steht  in  der  Jahreszahl  der  Druckfehler  1497  statt 
1479.)  Die  Republik  Ragusa,  welche  schon  unter  des  alten  Despoten  Georg  Regierung 
eine  Art  Staatsbank  Serbiens  bildete,  wo  der  Despot  seine  FamiUengelder  hinterlegte, 
bewahrte  ihr  Wohlwollen  getreuHch  allen  Mitghedern  der  Familie,  und  jedes  war  ihr 
nur  Dank  schuldig. 

Die  beiden  Schwestern,  denen  das  Schicksal  ein  so  wechselvolles  Loos  beschieden 
hatte,  schieden  mit  der  Ruhe  frommer  Seelen  fern  von  ihrer  Heimat  aus  dem  Leben.  *) 

Ihre  Schwägerin,  die  Despotin  Angelina,  sah  nach  so  vielem  Ungemach  noch 
bessere  Tage.  Im  Jalire  1481  finden  wir  sie  in  Wien,*)  von  wo  sie  wahrscheinlich 
durch  die  Vermittlung  des  von  König  Mathias  wegen  seiner  Tapferkeit  zum  Despoten 
von  Rascien  bestellten  Vuk  Zmaj  Brankovi6,  der  kinderlos  war,  nach  Ungarn  berufen 
wurde.     Bald  sehen  wir  sie  mit  ihren  beiden  Söhnen  in  Ungarn. 

Im  Jahre  1481  wurden  auch  die  Verhältnisse  der  Serben,  die  sich  unter  ungari- 
schen Schutz  begeben  hatten,  geregelt.  Die  Gesetzartikel  III  und  IV  vom  Jahre  1481 
gewähren  den  Raitzen  (Rasciani,  wie  sie  damals  genannt  wurden)  einen  in  einem  so 
ausgesprochen  römisch-katholischen  Staate,  wie  damals  Ungarn  war,  beinahe  unerhörten 
Schutz  der  Religion.  ^)    Dies  verdankten  die  Serben  ihrer  opferwilligen  Betheiligung  an 


*)  Collection  Joppi. 

«)  Miklosich,  Mon.  Serb.,  Nr.  436,  455—467. 

*)  Das  Datum  ihres  Todestages  kennen  wir  nicht.  Katharina  lebte  noch  im  Jahre  1487;  die  letzte 
Urknnde  der  Sultanin  ist  vom  17.  September  1487  datirt.  lieber  die  letzten  Lebensjahre  berichten  Raid 
und  Pejaöevic.     S.  Archiv  za  povj.  jug.  Zagreb.,  III,  S.  46, 

*)  In  der  Pressburger  Martinskirche  befand  sich  eine  von  der  Despina  Angelina  St.  Johann  dem 
Almosenspender  geopferte  Votivtafel  in  kirchenslavischer  Sprache.  Heute  befindet  sich  die  Inschrift  nicht 
mehr  dort.  Die  Reliquien  St.  Johannes  des  Almosenspenders  kamen  unter  Mathias  aus  Constantinopel 
nach  Ofen  und  von  dort  nach  Mariathal  bei  Pressburg.  Nach  Pressburg  selbst  brachte  man  sie  im  Jahre 
1536  und  setzte  sie  in  einer  prachtvollen  Kapelle  des  Domes  bei.  (Mittheilung  des  Herrn  Dr.  Ortvay.) 
Die  Despina  weihte  diese  Inschrift  dem  Heiligen  gewiss  zum  Danke  nach  ihrer  Rückkehr. 

*)  Selbst  der  Bischof  von  Fünf  kirchen  verfügte,  dass  die  orthodoxen  Einwohner  des  Valkoer  Comi- 
tates  nur  successive  den  Zehnten  bezahlen  sollen:  1466  6  Denare,  1467  8  Denare  und  erst  von  1468  an 
12  Denare.    Budapester  Stadtarchiv,  N.-R.-A.,  1526/6. 


Thalloczy.    BnichstUcko  ans  der  Geschichte  der  norilwestlichen  BalkanlHnclor.  3t)3 

den  Kriegen  Mathias  Corvin's  und  besonders  der  tapferen  Haltung  des  Vuk  Brankovid, 
der  sich  in  allen  Unternehmungen  des  Königs  heldenraüthig  bewährte. 

Die  Despotin  Angelina  Hess  sich  mit  ihren  beiden  Söhnen  in  Syrmien  nieder, 
dessen  südlicher  Theil  damals  schon  von  Serben  (Raitzen)  bewohnt  war.  Hier  lebte 
sie  als  fromme  Frau  in  Kupinnik  (Kulpin),  und  von  hier  sind  ihre  Schenkungsurkunden 
an  die  Athosklöster  und  an  das  berühmte  Kloster  Kruäedol  in  Syrmien  datirt.^)  Sie 
starb  im  Jahre  1500  und  wird  als  Heilige,  „Mutter  Angelina",  verehrt. 

Vuk  Brankovi6,  dessen  Despotentitel  im  Jahre  147 1  von  Mathias  bestätigt  wurde, 
war  als  Despot  einer  der  ersten  Bannerherren  des  ungarischen  Reiches.  Seine  Treue 
wurde  durch  grosse  Schenkungen  belohnt.  Der  König  verlieh  ihm  im  Jahre  1478^) 
Komogoyna  (Komogovina),  Gradiska,  Gradysa,  Ozelsko,  Bribrownycza,  Gradya,  Oresia, 
Zelcze,  Ztermina  im  Agraraer  Comitate.  Diese  Besitzungen  hatten  dem  Johann  Frailikovi6 
gehört,  der  den  Edelmann  Georg  Deäkovi6  erschlagen  hatte  und  deshalb  seiner  Güter 
verlustig  erklärt  worden  war.  Ausser  diesen  Besitzungen  besass  aber  Despot  Vuk  die 
umfangreiche  Domäne  Feyrkö^)  (Belastena,  Weissenstein)  im  Kreutzer  Comitate  mit  92 
Ortschafken,  welche  theilweise  auch  im  Agraraer  Comitate  lagen.  König  Mathias  willigte 
mit  Rücksicht  auf  die  grossen  Verdienste  Vuks  aucli  in  die  Schenkung  ein,  welche 
Vuk,  da  er  keine  Kinder  hatte,  seiner  Frau  Barbara,  gebornen  Frangepan,  machte.*) 
Im  Jahre  1486  war  der  Despot  nicht  mehr  am  Leben,  und  seine  Frau  heiratete  in 
zweiter  Ehe  Johann  Berislavi6  von  Grabarja.^) 

Die   Besitzung  Vuks:   Berekszö   (Bersakovo)    schenkte   König  Mathias   nach   dem 
Tode  Vuks  den  beiden  Söhnen   des  verstorbenen   blinden  Stephan:    Georg  und  Jovan. 
In  dieser  Schenkung  wird  Georg  „illustris  princeps"  und  Jovan   „Des- 
potus"    genannt.     Pesty^)    folgert    aus    dieser   Titulatur,    getreu    nach 
Engel,  dass  Georg,  der  im  Kupinniker  Kloster  Mönch  geworden,  dem 
Despotentitel  entsagt  habe;  doch  ist  dem  nicht  so.     Beide   führten  den 
Titel,  doch  war  Georg  als  Erstgeborener  der  rechtmässige  Bannerherr. 
Als     solcher    unterzeichnete    er    am   7.   März    1492    den   Frieden   von 
Pressburg  zwischen  Maximilian  und  König  Wladislaus.'')  Auf  der  Ver- 
tragsurkunde erscheint  er  an   zehnter  Stelle   zwischen    dem  Tavernicus       ^  ^   ^^'   '.      . 
und  dem  Oberst-Thürhüter,    damit  wurde  seiner  Stellung  im  Sinne  des     Georg Braukovic', 
Totiser  (Tataer)  Vertrages  Rechnung  getragen.    Auch  sein  Siegel  beweist      1492  (Original  im 
dies   (Figur  5).     Wir   sehen    den   zweiköpfigen  byzantinischen  Doppel-        ^'  "•  ^-  Haus-, 
adler,   als  Zeichen  des  Despotats,    den  Löwen,   das  Wappen  der  Bran-     ^''^"  """^  ^***^" 

7  rr  Archiv  zu  Wien ) 

kovi6e,  und  links  das  ungarische  Wappen  mit  dem  Balken.®)   Nach  dem 

*)  Miklosich,  op.  cit.  1495,  3.  November;  1496,  4.  Mai;  1499,  23.  Juli;  Nr.  462,  463,  465.  — 
TpH  xpHCOByAe  y  XHAan^apy,  Glasnik  XXV. 

*)  Budapester  Staats-Archiv,  N.-R.-A.  571,  Nr.  21.  Den  Besitz  trat  er  im  Jahre  1482  an.  Ibid. 
N.-R.-A.  571/6,  649/12. 

')  Nicht  zu  verwechseln  mit  dem  gleichnamigen  Belastena  um  Baljevac  im  heutigen  Serbien  an 
der  Kolubara. 

*)  Ibid.  649/11,  19.  Die  Familie  Frangipani  war  mit  den  Brankovi(5en  mehrfach  verschwägert. 
Barbara  Frangipani  war  eine  Tochter  Sigismund  Frangipani's  und  der  Helene,  höchst  wahrscheinlich 
einer  Tochter  des  alten  Despoten,  die  als  Witwe  in  Fey^rkew  (Bela.stcna)  im  Kreutzer  Comitat  ihr 
Testament  machte.     November  1489.     In  unserer  Copiensammlung. 

*)  Istvanffy  lässt  Vuk  (Lupus)  noch  im  Jahre  1494  (Historia  24b)  leben,  er  versveehselt  ihn  mit  Jovan. 

•)  Pesty,  op.  cit.,  61. 

')  F.  Firnhaber,  Beiträge  zur  Geschichte  Ungarns,  135. 

*)  Das  Wappensiegel  ist  gänzlich  verschieden  von  dem  in  Figur  6  mitgetheilten.  Eine  Erklärung 
dieser  Verschiedenheit  wissen  wir  nicht  zu  geben. 

Baud  III.  23 


354  I.   ArchKologle  und  Geschichte. 

Gesetzartikel  22  vom  Jahre  1498  musste  der  Despot  1000  Berittene  ins  Feld  stellen. 
Die  beiden  Brüder  spielten  aber  keine  grosse  Rolle  in  der  Geschichte  Ungarns ;  ^)  Jovan, 
der  die  Tochter  Stephan  Jaksity's  zur  Frau  hatte^  starb  am  10.  December  1503  und 
hatte  eine  Tochter  Maria,  Gattin  des  Ferdinand  Frangipani.  Georg,  der  Bischof  Maxim, 
war  ein  bedeutender  und  hochgeachter  Kirchenflirst,  mit  ihm  starb  (1516)  die  Familie 
Brankovid  im  Mannesstamme  aus. 

Als  die  Familie  Brankovi6  ausgestorben  war,  hörte  das  Despotat  im  Sinne  des 
Vertrages  vom  Jahre  142(5  auf;  denn  nach  Punkt  VI  desselben  —  wenn  wir  diesen 
Punkt  auch  als  internationalen  bindend  betrachten  —  fiel  Rascien  unmittelbar  an  die 
Krone  Ungarns  zurück.  Das  Object  war  aber  mit  der  Eroberung  Rasciens  durch  die 
Türken  verloren  gegangen.  König  Wladislaus  IL  verlieh  den  Titel  eines  Despotus 
Regni  Rasciae,  einerseits  um  die  persönliche  Ambition  der  hervorragenden  serbischen 
Exdynasten  zu  befriedigen,  andererseits  im  Interesse  der  Krone,  um  den  Revindications- 
gedanken  aufrecht  zu  erhalten,  nach  dem  Aussterben  des  Mannesstammes  der  Brankovi^c 
dem  mit  dieser  Familie  verschwägerten  Geschlechte  Berislavi6. 

Franz  Berislavi6  heiratete,  wie  schon  erwähnt,  die  Witwe  des  Vuk  Brankovi6 
und  erhielt  mit  ihr  das  Nutzniessungsrecht  eines  Theiles  der  Vuk'schen  Güter.  Doch 
verbanden  sich  in  der  Folge  die  Gatten  mit  den  Türken  gegen  den  König,  weshalb 
Wladislaus  am  15.  Januar  1496  beide  ihrer  Güter  verlustig  erklärte.*)  Später  aber 
kehrte  Berislavid  wieder  zum  Könige  zurück,  und  in  den  Jahren  1499,  1501  und  1503 
steht  er  an  der  Spitze  des  Banates  von  Jaice,  des  ungarischen  Grenzcapitanates  auf 
bosnischem  Gebiete.  Der  Bruder  dieses  Franz  Berislavi6  war  Johann  Berislavic  von 
Grabarja,  dem  das  Despotat  übertragen  wurde. ^) 

Aus  den  Jahren  1503  bis  1526  wird  von  den  Persönlichkeiten  des  serbisch- 
rascischen  Despotates  viel  Unklares  erzählt.  A.  Stojackovi6*)  schreibt,  dass  dem 
Jovan  Brankovi6  im  Despotate  Helene,  seine  Frau,  gefolgt  sei,  diese  habe  dann  den 
Stephan  Siljanovi6  zum  Despoten  erhoben;  nach  diesem  soll  Stephan  Berislavic  De- 
spotus gewesen  sein.  Stoja6kovi6'  Buch  benützte  auch  der  ungarische  Geschichtsschreiber 
der  Donauflottillen  Eugen  Szentkldray.^)  Doch  alle  diese  Combinationen  beruhen  auf 
Irrthümern. 

Als  Jovan  Brankovic  starb,  blieb  seine  Witwe  Helene  hilflos  und  ohne  Stütze 
zurück.  Sie  soll  nun  Stephan  Siljanovid  zum  Despoten  bestellt  haben,  „weil  sie  Belgrad 
gegen  die  Türken  nicht  vertheidigen  könne",  schreibt  Herr  Szentkläray.  Doch  erstlich 
vertheidigte  nicht  der  Despot  Belgrad,  sondern  der  Banus  des  Festungsgebietes,  und 
zweitens  konnte  Helene  nicht  einen  Despoten  bestellen,  denn  dieser  wurde  vom  Könige 
ernannt.  Stephan  Siljanovi6  war  Anführer  der  Donauflottille,  eine  Art  militärischer 
Befehlshaber  der  raitzischen  königlichen  Truppen,  kurz  gesagt  ein  Vojvode,  aber  kein 
Despot.     Jovan   Brankovi6'   Nachfolger   in   der  Despotenwürde   war  Johann  Berislavi6 


*)  Siehe  Engel,  Raic  etc. 

«)  Anhang  IV. 

')  Dass  diese  Bcrislavide  mit  dem  Prior  von  Vrana  BartholomÄus  Berislavid  und  Peter  Berislaviö, 
dem  berühmten  Bischof  von  Veszprim,  verwandt  waren,  ist  zwar  wahrscheinlich,  doch  nicht  bewiesen.  Die 
Despoten  Berislavid  waren  orthodoxen  Glaubens,  während  die  Obgenannton  strenge  Katholiken  gewooen 
sind.  Tomko  Marnavic,  der  wackere  Compilator  (Vita  Petri  Berislavi,  Mon.  Hung,  Hist.  Script.,  III, 
222 — 223),  behauptet,  dass  die  Berislavidc  alle  aus  Bosnien  stammen.  Dies  ist  wahr,  aber  seine  genea- 
logische Zusammenstellung  wimmelt  von  Fehlem. 

*)  Hepie  »HBoia  uapo^a  cpöcKon..  y  Beiy  1849,  S.  12. 

*)  A  dunai  hajöhadak  törtenete,  S.  76,  77. 


Thall<)czy.    Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkaulander.  355 

de  Grabarja,  Gemahlin  des  Letzteren  war  Helene.  Als  Despotus  regni  Rasciae  erscheint 
Johann  Berislavid  im  vollen  Besitze  der  Brankovi6'schen  Güter  in  Syrmien  unter  den 
Bannerherren  des  Reiches  und  unterschrieb  als  solcher  auch  das  Gesetz  vom  Jahre  1505, 
durch  welches  die  ungarischen  Stände  sich  verpflichteten,  nach  dem  Tode  Vladislavs 
keinen  Fremden  zum  Könige  zu  wählen.*)  Johann  Berislavi6  soll  nach  Verancsics  im 
Jahre  1521,*)  gerade  als  Belgrad  von  den  Türken  eingenommen  wurde,  gestorben  sein. 
Doch  besitzen  wir  eine  Urkunde,  welche  schon  im  Jahre  1520  von  dem  verstorbenen 
Despoten  Johann  und  seinem  Sohne  Stephan,  dem  actuellen  Despoten  von  Rascien, 
spricht.') 

Stephan  Berislavi6  überlebte  die  Katastrophe  von  Mohäcz  im  Jahre  1526,  schloss 
sich  dann  dem  Hause  Habsburg  an  und  nahm  mit  Paul  Bakity  an  der  Befreiung 
Wiens  von  den  Türken  im  Jahre  1529  theil.  Aber  nicht  er,  sondern  der  tapfere 
Vojvode  Paul  Bakity  übernahm  die  Führerrolle  über  die  raitzischen  Kriegsvölker.  Nach 
dem  Tode  Stephans  (circa  1530)  erlosch  das  Geschlecht  der  Berislavice.  Doch  schon 
zu  seinen  Lebzeiten  wurde  die,  wenn  auch  nominelle,  doch  staatlich  anerkannte  Stellung 
Stephans  als  Despoten  durch  das  Auftreten  des  falschen  „Czar  Jovan",  des  „schwarzen 
Mannes"  in  den  Hintergrund  gedrängt. 

Der  Gegenkönig  Ferdinands,  Johann  Zdpolya,  bestellte,  den  habsburgischen  De- 
spoten Stephan  absetzend,  den  tapferen  Radi6-Bo2i6  zum  Despoten,*)  und  jener  Theil  der 
Serben,  welcher  in  Ostungarn  den  Zäpoljas  und  später  den  siebenbürgischen  Fürsten 
treu  blieb,  spielt  im  16.  und  17.  Jahrhundert  eine  bedeutende  Rolle,  welche  mit  der 
inneren  Entwicklungsgeschichte  Ungarns  aufs  Engste  zusammenhängt. 

Alle  diese  Einzelheiten  beweisen,  dass  das  mit  Ungarn  staatsrechtlich  verbundene 
Despotat  Rascien  bis  zum  Aussterben  der  Familie  Brankovi6  eine  erbrechtlich  fest- 
gesetzte Basis  hatte,  und  dass,  da  die  Besitzungen  der  Despoten  in  Syrmien  und  die 
Einwanderung  serbischer  Colonisten  dieser  Familie  ein  materielles  Gewicht  verliehen, 
auch  die  Despotenwürde  eine  historische  Bedeutung  hatte. 

Nach  der  Schlacht  bei  Mohäcz  und  der  Eroberung  Syrmiens  verlor  das  angesiedelte 
raitzische  Element  seinen  Rückhalt,  und  das  Despotat  verlor  sich  wie  so  viele  andere 
Organe  des  damaligen  Staatslebens;  das  Aussterben  der  Familie  Brankovi6  entkleidete 
die  Würde  des  Despotates  auch  ihres  internationalen  Charakters,  Dies  fiihlte  auch  der 
im  Jahre  1688  mit  seinen  Ansprüchen  hervortretende  Pseudo-Brankovi6,  der  dann 
gleich  die  „Correctur"  der  Genealogie  der  Brankoviöe  vornahm.^) 

Wir  sind  ans  Ende  unserer  zwanglosen  Studie  gelangt,  welche  nur  dazu  beitragen 
soll,  den  Weg  durch  das  Gestrüppe  der  historischen  Ueberlieferung  zu  ebnen  und  in 
chaotisch  vorliegendes  Material  an  einigen  Punkten  Ordnung  zu  bringen. 


*)  Staatsarchiv  Wien. 

')  Verancsics,  Monumeuta  Hiing.  Scriptorcs,  III,  15. 

•)  Anhang  V.  Wir  publiciren  diese  für  die  Geschichte  und  die  Besitzvorhältnisse  Syrmiens  so 
werthvoUe  Urkunde,  deren  Ergebnisse  wir  anderwärts  besprechen  werden,  aus  dem  Baron  Revay'schcn 
Familienarchive. 

*)  Bcstallungsdiplom  im  Budapester  Staatsarchiv. 

*)  Siehe:  Aüxam  BpaHKOBHhH,  Tlayin  TaAOUH.  Y  Hobom  Ca^y,  1^^^. 


23* 


/" 


3o6  I.   Archäologie  und  Go«cliiclite. 

Anhang. 

I. 

1450,  21.  April. 
Georgius  dei  gracia  regni  Kachie  despotus  ac  dominus  Albanie  etc. 

Egregie  vir,  fidelis  nobis  dilecte.  Noveritis  nos  intimata  vestra  nobis  transmissa 
ad  plenuni  intellexisse,  de  hoc  auteni;  quod  nobis  scribitis,  quod  dominus  Gubemator 
super  nos  iam  in  sede  regnicolarum  ob  causam  captivacionis  per  nos  eidem  illate  sen- 
tenciam  explesset  seu  excepisset,  de  vobis  tediose  audiendo  admiramur,  quod  quam- 
obrem  vos  coram  predictis  regnicolis  eidem  tunc  non  contradixistis,  cum  tamen  vos 
bene  nostis,  quomodo  nos  super  omnibus  eidem  tunc  illatis  ab  eisdem  regnicolis  literas 
expeditorias  habuimus,  immo  et  de  presenti  habemus,  quod  quicquid  eo  tunc  eidem  intuli- 
mus,  luste  ac  debite  fecimus.  Quod  autem  nos  avizatis  admonendo  quodamodo,  quod 
cum  eodem  pacis  tranquille  fedus  inire  deberemus,  quasdam  scilicet  nobis  minas  iu- 
gerendo  in  eo,  quod  ipse  ad  has  partes  nostras  cum  gentibus  bellicosis,  bohemis  scilicet 
et  polonis,  ac  aliis  nacionibus  condescendisset,  obhoc,  puta,  quod  si  nobiscum  pacem 
tranquillam  habere  valuerit,  bene  quidem,  sin  autem,  tunc  in  regno  nostro  damna  ac 
devastaciones  et  spoliaciones  aliquas  facere  pretenderet,  quod  dictum  vestrum  minime 
aut  penitus  nichil  nos  perterruit,  quia  si  ipse  in  dicto  regno  nostro  dampna  aliqua  seu 
devastaciones  fecerit,  scire  a  certo  potestis,  quod  nos  non  solum  pro  maioribus  dampnis 
nostris,  verum  pocius  eciam  pro  quolibet  uno  pullo  nostri  regni  caput  unius  hominis, 
quod  carius  existit,  habere  valebimus.  Scriptum  in  Zenderew  feria  S**  proxima  ante 
festum  beati  Georgii  martyris  anno  domini  etc.  L™^- 

Egregio  viro  Johanni  Lewkws  dicto  de  Kallo  nobis  grato  et  dilecto  Dr. 

(Original-PapierschrcLben  mit  den  Spuren  eines  Siegels  im  Aroliive  der  Familie  Kallay  im  Huda- 
pester  Nationalmuscum.) 

IL 

1479,  9.  October. 

Jörg  et   Hanns  fratres   Steffani   qtiondam   despoti   de   Syrfey    (Servia)  filii   eorumque 
mater  Angela  fidem  praestant  tamquam  possessores  castri  Weitiersfeld,  quod  Fridericus 

Caesar  eis  pignus  dederit. 

Wir  Jörg  und  Hanns  gebrüder  weilent  Steffans  dispoten  aus  der  Syrfey  stin  und 
Angela  ir  mueter  bekennen  fUr  uns  und  unser  erben,  als  der  allerdurleUchtigist  fürst 
und  herr  her  Fridrich  Römischer  kaiser  zu  allen  zeiten  merer  des  reichs  zu  Hungern 
Dalmacien  Croacien  etc.  künig  herzog  zu  Österreich,  zu  Steir  etc.  unser  allergnedigister 
herr  uns  seiner  kaiserlichen  gnaden  gesloss  Weittersfeld  mit  allen  seinen  nützen  reünten 
Zinsen  glilten  und  zugehörungen  unz  auf  seiner  gnaden  verrer  gescheft  und  bevclhen 
In  phlegweis  ingeben  und  inzuhaben  bevolhen  hat,  daz  wir  darauf  seinen  kaiserlichen 
gnaden  bei  unsern  trewn  und  eren  gelobt  und  versprochen  haben  wissentlich  in  kraft 
des  briefs,  dasselb  gesloss  von  den  berlirten  seinen  nützen  und  reünten  trewlich  und 
aufrichticlich  in  nutz  haben  zu  behütten  und  zu  bewarn.  Und  seinen  kaiserlichen 
gnaden  oder,  ob  sein  gnad  nicht  wer,  dem  durleüchtigen  fürsten  und  herrn  hern 
Maximilian  erzherzogen  zu  Osterreich,  zu  Burgundi  zu  Brabandt,  graven  zu  Flanndern 
und  zu  Tyrol  etc.    Seiner  kaiserlichen  gnaden  sun  und,  ob  der  auch  nicht  wer,  darnach 


Tlialloczy.    Bruchstilcke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen   HalkanUinder. 


357 


irr  gnaden  erben  mit  demselben  gesloss  getrew  gehorsam  und  gewertig  zu  sein  irgnad 
und  die  im  die  si  darzü  schaffen  darin  und  daraus  und  darinn  enthalten  zu  lassen  zu 
allen  irr  gnaden  notdürften  wider  meniclich  doch  auf  iiT  gnaden  selbskost,  zerung  und 
darlegen.  Wir  süUen  und  wellen  auch  von  demselben  gesloss  an  irr  gnaden  sunder 
gescheft  willen  und  wissen  kainn  krieg  anfahen,  üben  noch  treiben  noch  des  den  unsern 
gestatten,  Auch  irr  gnaden  leut  und  holden  zu  demselben  gesloss  gehörende  über  die 
gewöndlichen  zins  dienst  robot  und  in  ander  wege  wider  altz  herkömen  nicht  dringen 
noch  beswern  noch  des  iemands  anderm  ze  tuon  gestatten  sunder  in  gwaltz  und 
unrechtens  vor  sein,  unz  an  ir  gnad  und  irr  gnaden  herrlichkait  und  gerechtigkait  zu 
dem  berürten  gesloss  gehörende  niemands  davon  entziehen  lassen  und  derselbs  auch 
nicht  entziehen  suender  die  dabei  vesticlich  handhaben  und  halten.  Und  wann  sein 
kaiserliche  gnad  oder  ob  sein  gnad  nicht  wer,  der  obbemelt  seiner  gnaden  suon,  herzog 
Maximilian  und  ob  der  auch  nicht  wer  irr  gnaden  erben  das  berürt  ir  gesloss  Weitters- 
feld  brieflich  oder  under  äugen  an  uns  ervordern,  so  süllen  und  wellen  wir  des  an  all 
waigrung  und  ausszüg  abtreten  und  irn  gnaden  oder  wem  si  das  bevelhen,  dasselb  ir  gesloss 
mit  sambt  dem  zeug  urbarregistern  und  anderm  so  darzuo  gehöret  überantwurten, 
sölhs  auch  mit  den  unsern  ob  wir  mit  tod  abgiengen  oder  gefangen  würden,  voran  ze 
tuon  bestellen.  Teten  wir  aber  des  nicht  und  ir  gnad  des  schaden  nemen  desselben 
Schadens  Süllen  und  mügen  sich  ir  gnad  zu  uns  und  unsern  erben  von  aim  auf  den 
andern  unverschaidenlich  halten  und  von  uns  und  unserr  hab  und  guot  bekömen  an 
meniclichs  irruong  ungeverlich.  Des  zu  urkund  geben  wir  seinen  kaiserlichen  gnaden 
den  brief  besigelten  mit  unsern  obgenannten  gebrüder  und  irr  mueter  iedes  anhanguonden 
insigl.  Darzuo  haben  wir  mit  fleis  gebeten  den  wolgebornen  herrn  Schaffriden  grave 
zu  Leyningen,  daz  er  sein  insigl  zu  zeugnüss  der  saeh  auch  an  den  brief  gehangen  hat, 
im  und  seinen  erben  an  schaden,  under  die  bemelten  insigl  wir  uns  unverschaidenlich 
für  uns  und  all  unser  erben  verpinden  alles  stetzuhalden,  daz  an  dem  brief  geschriben 
steet.  Der  geben  ist  am  sambstag  nach  sand  Frannciscen  tag,  nach  Cristi  gebürde 
MCCCCLXXIX. 

Original,  Pergament  mit  drei  Siegeln  (Figur  6 — 8)  in  dem  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchive  zu 
Wien.    Innerösterreich. 


Fig.  6.   Siegel. 

Umschrift:  +  ICnAHHI.  rWMIh. 

Wappenbild  ein  Stierkopf,  Helmzierde 

2  Uömer,  Durchmesser  3*5  Cm. 


Fig.  7.    Siegel. 

Umnchrift:  +  |  GnOAHHh  löflHh. 

Wappenbild  wie  Fig.  6, 

Durchmesser  37  Cm. 


Fig.  8.   Siegel. 

Umschrift:  +  AGCcnoTHUd)  fllTeAHHfl, 

Durchmesser  3'9  Cm. 


358  I.   ArcliUologie  iiud  Geschiclite. 

III. 

1480,  8.  Februar. 

Suitanus  Turcarum  Mehemet   Comiti    Goritiae   in   negotio   Castri   Belgrado 

Foroyuliensis. 

Wir  Mehemett  von  dem  gesiechte  Ottmann  etc,  keyser,  dir,  hochgebom  herm 
herrn  Lenhardt  graff  zcu  Gorttz  thun  wissen,  das  der  edel  und  fest  Kossacher  uns 
hir  vnderrichtet  hott,  das  du  das  sloss  Belgratt  in  Freyoll  gelegen  mit  seiner  zuhorung 
von  der  durchlauchten  furstinne  fraw  Katherynne  graffinne  zcu  Ciel  widder  umb  koflFen 
wellest  umb  fumf  Thawsend  und  fier  hundert  Venedische  gülden  ducaten;  dorumbzo^) 
hab  wir  die  brieff  der  vorscreben  fraw  vom  dem  selbien*)  vorgenanten  sloss  Belgratt 
itczund  geschicket  Ayasbey  unserem  Schansacbey  in  Bossen,  zo  du  ym  wirst  lossen  geben 
die  obengescreben  fumftawsendt  und  fier  hundert  ducaten,  das  her^)  dier  widderumb 
gebe  vnd  antworte  zulch  vorgenante  brieffe,  also  wir  aUir  zachen  den  obengenanten 
Kossacher  wol  vnderrichtet  haben.  Auch  zo  habe  wir  der  Hirschafft  zcu  Venedige 
geschreben  in  gewere  des  selbien  slosses  und  alle  gerechtikeidt  dich  zcu  setczen  vnd 
behulfen  sein  in  zulchen  zachen  dir  aufs  beste.  Geben  zcu  Constantinopelle  noch  euwir 
jor  zall  M^CCCC^LXXX**  anno,  Nona  ffebruarii,  nostro  sub  signo. 

Original  im  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchive  zu  Wien.    Görz.    Vgl.  Taf.  X. 

IV. 

In  Castro  Walpo,  1496,  15.  Januar. 

Wladislaus  rex   Thomae  Agriensi  episcopo  eiusdemque  nepotibtis  dat  quctsdam  posseis- 
siones  Barbarae  demptas  consorti  Francisci  Berizlo  de  Graborya, 

Wladislaus  rex  Hungariae  etc.  Thomae  episcopo  Agriensi,  summo  et  secretario 
cancellario  propter  servitiorum  merita  castrum  Feyerkew  in  Crisiensi  ac  districtum 
Thewtoservyna  necnon  castella  Komogoyna  in  Zagrabiensi  ac  Dolaczky  vocata  in  de 
Orbaz  comitatibus  existentia,  „quae  alias  illustris  condam  Wok  despoti  Rasciae  praefuisse 
sed  per  mortem  et  defectum  seminis  eiusdem  iamdudum  ad  sacram  dicti  regni  nostri 
Hungariae  coronam  consequenterque  coUationem  regiam  devoluta,  verum  per  serenissi- 
mum  principem  condam  dominum  Mathiam  similiter  regem  Hungariae  et  Bohemiae  etc. 
praedecessorera  nostrae  clarae  memoriae  post  eiusdem  Wok  despoti  obitum,  generosae 
dominae  Barbarae  relictae  eiusdem  despoti  nunc  vero  consorti  egregii  Francisci  Berizlo 
de  Graborya  sub  certis  pactis  et  conditionibus  inscripta  et  deputata  fuisse  et  quac 
tandem  ex  eo,  quod  idem  Franciscus  a  certo  iam  tempore  praecipue  vero,  quo 
eadem  doraina  Barbara  sibi  nubsisset,  continuam  conversationem  et  practicam  conti- 
nuumque  tractatum  et  commercium  cum  Thurcis  nostris  et  huius  regni  universaeque 
christianitatis  hostibus  habere  cepisset"  et  immemor  fidei  ac  regi  et  dominio  sacraeque 
coronae  iurciurando  praestitae  unacum  eadem  domina  Barbara  et  liberis  suis  ad  Thorcos 
defecisse  eisdemquc  adhaesisse  et  huic  facinori  eiusdem  Francisci  ipsa  iam  domina 
Barbara  consensisse  eundemque  maritum  suum  secuta  esse  dicitur.  Per  hanc  perpetuam 
infidelitatem  bona  eorum  omnia  ad  sacram  coronam  rite  et  legittime  devoluta  esse 
dinoscentes  bona  praedicta  supradicto  episcopo  Thomae  et  per  eum  egregiis  Valentino, 

*)   ^  so.   —  ')  sie.  —  •^)   -=:^pr. 


Thall6czy.   Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Baikauländer.  359 

Petro,  Johanni    et  Paulo  Erdewdy  nepotibus  et  alteri  Valentino  patrueli  cum  omnibus 
pertinentiis  dat^  donat  et  confert. 

Datum  in   Castro  Walpo,   feria    sexta    proxima    ante  festum   b.  Priscae  virginis, 
anno  domini  MCCCCXCVI. 

Originale  chart.  cum  trihus  pendontihus  sigillis;  in  archivo  C.  Erdödy  Lad,  28,  fasc.  5,  no.  6. 
Ludovicus  donationem  [Budae  Sab.  proximo  post  festum  Beate  prisce  virg.  1517,  ianuar  24]  transscribi 
curat.  Lad.  28,  fasc.  5,  no.  18. 


1520,  24.  JuH. 

Capituluvi  ecclesiae  de  Kew  Stephano  de  Bathor  palatino  rescribü  de  introductione 
quadam  violenter  prohibita  per  Johannem  Tholyg  familiärem  Elenae  despoti  relictae 
Rasdae  et  filii  eiusdem  contra  Laurentium  de  Wylak  comitem  et  Franciscum  de  Rewa 

insurgentem, 

Spectabili  et  magnifico  domino  Stephano  de  Bathor  regni  Hungariae  palatino  et 
iudici  Comanorum  ac  comiti  Themesiensi  etc.,  amico  eorum  gratiosissimo  capitulum 
ecclesiae  de  Kew  debitum  honoris  incrementum.  Vestra  noverit  magnificentia,  nos  literas 
eiusdem  vestrae  magnificentiae  adiudicatorias  modum  et  formam  suae  iudiciariae  deli- 
berationis  super  facto  cuiusdam  possesionariae  restatutionis  in  se  denotantes,  pro  parte 
illustris  domini  comitis  Laurentii  de  Wylak  ducis  Boznae  iudicis  curiae  regiae  maiestatis 
necnon  egregii  Francisci  de  Rewa,  contra  et  adversus  generosam  dominam  Elenam 
relictam  illustris  quondam  domini  Johannis  Beryzlo  de  örabaria,  alias  regni  Rasciae 
despoti  et  illustrem  dominum  Stephanum  filium  eiusdem  similiter  dicti  regni  Rasciae 
despotum  Budae  quadragesimo  die  octavarum  festi  b.  Georgii  martiris  proxime 
praeteriti  celebratarum  confectas  et  emanatas  nobisque  amicabiliter  loquentes  et  directas,^) 
honore,  quo  decuit  percepisse  et  iuxta  earundem  continentiam,  nos  amicabilibus  petitio- 
nibus  vestrae  magnificentiae  in  omnibus  annuentes  et  obtemperare  cupientes,  uti  tenemur 
unacum  nobili  Ambrosio  de  Chernelhaza  homine  eiusdem  vestrae  magnificentiae  de  curia 
regia  per  eandem  vestram  magnificentiam  ad  id  specialiter  transmisso  nostrum  hominem 
videlicet  honorabilem  magistrum  Lucam  de  Czegled  socium  et  concanonicum  nostrum, 
ad  ea,  quae  in  dictis  literis  ipsius  vestrae  magnificentiae  adiudicatoriis  continentur 
fideliter  exequentes,  nostro  pro  testimonio  fide  dignum  duximus  destinandum.  Qui 
tandem  exinde  ad  nos  reversi  nobis  sub  iuraraento  in  decreto  huius  regni  Hungariae 
expresso  concorditer  retulerunt  eo  modo,  quod  ipsi  feria  tertia  proxima  post  festum 
divisionis  apostolorum  proxime  praeteritum  ad  facies  metales  possessionis  Rewa  vocatae 
in  comitatu  Sirimiensi  existentis  et  habitae  per  praefatos  dominum  ducem  Laurentium 
ac  Franciscum  de  Rewa  actorum  modo  et  ordine  in  praescriptis  literis  vestrae  magni- 
ficentiae adiudicatoriis  denotatis  iure  mediante  reobtentis,  accedentibus  vicinis  et  com- 
metaneis  eiusdem  universis  et  praesertim  nobilibus  Petro  Wezelkowyth  de  Drag  alias 
de  Myhalowcz,  Sthepko  Yoczko  et  Demetrio  Sylygh  de  Kemend,  Jowan  filio  Hie 
Sylygh  de  eadem  Kemend,  altero  Jowan  Yzwpowyth  dicto  de  Dyos,  Maurylowyth  filio 
Thodor  de  eadem  Dyos  necnon  providis  Jowan  Konyawyth  reverendissimi  domini  Gregorii 
de  Frangapanibus,  Colocensis  et  Bachiensis  ecclesiarum  canonice  unitarum  archiepiscopi 
in  Kalocz,  Sthepan  Jakobowyth,  Paulo  Kapozthas,  et  Jowan  Bayth,  reverendi  domini 
Johannis  Orzag  de  Gwth,  episcopi  ecclesiae  Sirimiensis  in  Zenthgergyet,  possessionatis, 

^)  Diese  Besitzungen  gehörten  alle  zu  Zava  Szt.  Demeter,  dem  beutigen  Mitrovic. 


360  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

item  Georgio  Keneez  nobilium,  Francisci  et  Christophen  Thonna  de  Paska  in  portionibus 
ipsorum  possessionariis,  in  possessione  Hangod  vocata  commorantes  in  eorundem  domi- 
norum  suoram  nominibus  et  personis,  aliisque  qaampluribus  inibi  legitime  convocatis  et 
eisdem  praesentibus  accessissent,  dumque  praefatus  homo  vestrae  magnificentiae  dicto 
nostro  testimonio  praesente  die  in  eodem  primo  et  ante  omnia  eandem  totalem  possessionem 
Rcwa  siraulcum  cunctis  suis  utilitatibus  et  pertinentiis  quibusUbet  ad  eandem  de  iure  et 
ab  antiquo  spectantes  et  pertinere  debentes,  memoratis  domino  coniiti  Laurcntio  duci 
Boznae,  iudici  curiac  regiae  maiestatis  et  Francisco  de  Rewa  actoribus  iuxta  adiudi- 
cationem  iudiciariamque  commissionem  magnificentiae  vestrae  vigoreque  literarum  eiusdem 
adiudicatoriarum  iure  ipsis  incumbente  perpetuo  possidendam  pariter  et  habendam, 
contradictionem  praefatorum  dominae  Elenae  despotiscae  et  domini  Stephani  despoti  in 
causam  alterum  et  aliorum  quorumlibet  praevia  ratione  non  obstante  restatuere  voluissent, 
HC  ibidem  etiam  ad  faciesque  possessionum  Brezthacz,  Kerezthwr,  Zolnok,  Bekenyew, 
Bankowcz,  Pettrowcz,  Asswagh,  Krakwdyncz,  Pwthrakowcz,  Dersyncz,  Zytharowcz, 
Kerczthecz,  Zeraia,  Gyargyoucz,  Hramythyncz,  Wydakowcz,  Komarowcz,  Akal,  Wladicze, 
Arky,  Sewcza,  Dremlyan,  Blasemcz,  Jasenye,  Thernyacz  et  Lwbenycze  vocatarum 
accedere  easdemque  modo  simili  simulcum  cunctis  ipsarum  utilitatibus  et  pertinentiis 
quibuslibet  ad  easdem  de  iure  et  ab  antiquo  spectantibus  et  pertinere  debentibus  similiter 
eisdem  domino  comiti  Laurentio  duci  Boznae  iudici  curiae  regiae  maiestatis  ei  Francisco 
de  Rewa  actoribus  iure  ipsis  ut  praefertur  in  dictis  literis  vestrae  magnificentiae  declarato 
attinentibus  perpetuo  possidendas  pariter  et  habendas  consimiliter  contradictione  prae- 
fatorum dominae  Elenae  despotiscae  et  domini  Stephani  despoti  in  causam  actorum  et 
aliorum  quorumlibet  praevia  ratione  non  obstante  restatuere  volle  narrassent^  extunc 
nobilis  Johannes  Tholyg  Jowan  dictus  de  Ireg,  familiaris  dictorum  dominae  Elenae  et 
domini  Stephani  despoti  filii  eiusdem,  evaginato  ense  atque  gladio  nudo  et  extenso 
eosdem  vestrae  magnificentiae  et  nostrum  homines  a  restatutione  tam  praescriptae 
possessionis  Rewa  quam  etiam  aliarum  praescriptarum  omnium  possessionum  in  eisdem 
literis  adiudicatoriis  contentarum  repulisset,  et  praemissam  iudiciariam  deliberationem 
ipsius  vestrae  magnificentiae  iuxta  contenta  praescriptarum  literarum  suarum  adiudica- 
toriarum nullibi  exequi  permisisset,  seriem  itaque  huius  modi  executionis  ad  octavas 
festi  b.  Michaelis  archangeli  nunc  venturi  ad  fassionem  dictorum  vestrae  magnificentiae 
et  nostri  hominum  eidem  vestrae  magnificentiae  suo  modo  duximus  rescribendum. 
Datum  VIII.  die  diei  repulsionis  prenotatae,  anno  domini  MDXX. 
Papyro,  sigillo. 

A  tergo; 

Pro  illustri  domino  comite  Laurentio  de  Wylak,  duce  Boznae  iudici  curiae  regiae 
maiestatis  necnon  Francisco  de  Rewa  contra  et  adversus  generosam  dominam  Elenam 
relictam  illustris  quondam  domini  Johannis  Beryzlo  de  Grabaria  alias  regni  Rasciae 
despoti  et  illustrem  dominum  Stephanum  filium  eiusdem  similiter  dicti  regni  Rasciae 
despotum  super  quadam  possessionaria  restatutione  per  vestrnm  et  nostrum  homines 
modo  intrascripto  factae  memoriaiis  et  series  ut  fuit  expedienda  ad  octavas  festi 
b.  Michaelis  archangeli  nunc  venturi  legittimo  perducenda  est  rescripta. 

y.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bogomllenlehre. 

Die  eigenthümlichste  Erscheinung  in  der  Geschichte  Bosniens  ist  der  Bogomilismus. 
Das  mittelalterliche  Geistesleben  dieses  Landes  erschöpft  sich  fast  ganz  in  der  Ent- 
stehung  und  Ausbreitung   dieser  Lehre   und   in   den   Kämpfen    gegen    dieselbe.     Vom 


Tlialloezy.   Bruclistttcke  au»  der  Geschichte  der  uordwestlicheu  Balkanläuder.  obl 

Beginne  des  bosnischen  Banates^  vom  Banc  Kulin  bis  zum  Falle  des  Königthums  gibt 
es  kein  Blatt  der  bosnischen  Geschichte,  auf  welchem  nicht  die  Spuren  dieses  ölaubens- 
bekenntnisses  zu  finden  wären. 

Es  ist  daher  von  grösster  Wichtigkeit,  Alles,  was  sich  auf  das  Wesen  dieser  in 
vielen  Punkten  so  dunklen  Religion,  wie  auf  die  äusseren  Schicksale  und  die  inter- 
nationalen Beziehungen  derselben  bezieht,  zu  sammeln. 

Namhafte  Verdienste  haben  sich  in  dieser  Hinsicht  der  croatische  Geschichts- 
schreiber Raöki  und  der  Serbe  Petranovi6  erworben,  viel  Lehrreiches  thcilten  russische 
und  bulgarische  Schriftsteller  mit,  auch  Miklosich,  Jireöek  und  Jagi6,  Hasden  und 
Andere  veröffentlichten  werth volle  Beiträge;  doch  werden  wir  vielleicht  nie  über  alle 
hier  in  Betracht  kommenden  Punkte  vöUige  Klarheit  gewinnen. 

Es  ist  kaum  je  eine  Opposition  im  Schoosse  der  christhchen  Religion  so  energisch 
bekämpft  worden,  wie  das  Bogomilenthum,  und  doch  musste  Aeneas  Sylvius,  der 
spätere  Papst  Pius  II.,  gestehen,  dass  alles  Wirken  und  alle  Mittel  der  römischen  Curie 
gegen  diese  „schlechten  Menschen",  die  sich  selbst  „gute  Christen"  nannten^^)  nichts 
genützt  hätten. 

Wir  bringen  hier  zwei  unedirte  Beiträge  aus  den  Codices  graec.  der  Wiener  Hof- 
bibliothek sammt  Uebersetzung,  welche  auf  die  Lehren  dieser  Religion  schätzbare  Streif- 
lichter werfen.  Auf  diese  Stücke,  für  deren  correcte  Mittheilung  wir  den  Herren  Hofrath 
Prof.  Dr.  W.  v.  Hartel,  Director  der  k.  k. Hof bibliothek,  und  Dr.  Kozak  unseren  wärmsten 
Dank  abstatten,  sind  wir  zuerst  durch  Dr.  Christomanos,  gew.  Lehrer  der  griechischen 
Sprache  Ihrer  Majestät  der  Kaiserin,  aufmerksam  gemacht  worden. 

Cod.  theol.  graec.  CCCVI,  fol.  32  b  und  -JO  sqq. 

JIsQi  Tfjg  ßhxacpriiiov  yial  7tokv€idoi>g  oiQiaecjg  twv  d&scDv  MaaaaXiavwv,  r&v  xai  0ovöai' 
tG)v  mal   noyoi.ilXwv  YMXov^viav^    v,al  EixtTÖv   xat  ^Ev&ovaiaaxiav   %ai   ^Eyxqattx&v   nal 

MaQXiojviaTCüv, 

Ceremoniell  der  Abschwörung  der  Irrlehre  und  Conversion  bei  Bogomilen. 

Tovg  ä7cd  ffjg  (ivaagag  aigeasiog  töv  IloyofjtlXwv  tjj  äyiunarri  rov  Qeov  fisydlrj  ixuHrjaitf 
7tQog€Qxo^€vovg  &Tc6  Mavixalaiv   xat   airovg  xaTayoi^evovg  %al  %Ei^ovag  tovtwv  Swag,   XQ'^ 

TtQogdixea&at  oirvwg: 

Denjenigen,  welcher  wohl  mit  Anhängern  dieser  Secte  Umgang  und  Gemeinschaft 
gepflogen,  sogar  gemeinsame  Mahlzeiten  eingenommen,  aber  noch  nicht  deren  Zauber- 
beschwörung über  sich  hat  ergehen  lassen*)  und  dem  Bösen ^)  in  den  vvyLzsQLvatg  aivibv 
damovKbÖBai  xBksvalg  gehuldigt,  sowie  Christum  geleugnet  hat,  TCQoadex^öd'aL  avxdv  aal 
Ttoisty  ^arrixov^Bvov,  Und  zwar  indem  er  sich  reinigt  und  durch  40  Tage  mit  unbe- 
decktem Haupte  I  (fol.  33')  vor  dem  Taufbecken  stehend*)  betet  und  ävad^BiiaTiCovta 
tä  xG)v  IloyofiiXwy  xsqxiXaia,  elra  %al  iv  XißiXXtfi  iyygdifcag  tavra  iyt&iaOat;  wonach  ihm 
die  IXaatT^Qioi  edx(Xh  insbesondere  die  auf  die  Renegaten  bezügliche  evxi]^)  zu  Theil 
werden  sollen;  auch  seien  ihm  sofort  zä  itXQCxvra  fivacrjqia^)  zu  reichen,  und  kann  alles 
dies  auch  durch  einen  einfachen  Ttvev^KmuLdg  vorgenommen  werden.  Derjenige  aber, 
welcher  ixeovoTQißrjaev  ini  xfj  rotavvrj  oiqeGBi  yuxi  zijv  iTtüfddv  vTtiartj  xat  xdv  Ttovrjqöv 


^)  Aeneas  Sylvius,  De  Europa,  cap.  XVIII. 

')  fjLT^nta  TT\v  int^öv  na^vra,   —   ^)  xoa^ox^drTjv^   weiter  unten   novriQÖv.  —   *)   xolviißrj&Qa.  — 
*)  TJiv  inl  Twv  äJioaTarijadvzmv  yQatfittaccv.  —  •)  lä  ä^gavia  xal  C(^onoui  tov  Xqiütou  fiv(nr^t.a. 


362 


I.    Arcliäologie  uud  Geschichte. 


nQogsxvvrjaev^  wird  wohl  als  Katechumene  zugelassen,  wobei  er  ebenfalls  die  „Capitel" 
seines  Irrglaubens  mündlich  und  schriftlich  zu  verdammen  hat,  ^)  muss  aber  durch  volle 
zwei  TsaaaQanoatai  in  der  Kirche  betend  sich  reinigen  und  wird  trotzdem  nie  rffi 
XQloewg  xae  rov  äyiov  iiiqov  lij  rwv  d'siwv  äyiaa^icccixiv  theilhaftig,  sondern  er  werde  einem 
hervorragenden  Kloster^)  überantwortet,  welches  er  durch  sein  ganzes  Leben  nie  ver- 
lassen darf,  sei  von  jeder  Gemeinschaft  mit  den  anderen  Mönchen  ferngehalten,  um 
diese  nicht  mit  seiner  Ketzerei  anzustecken,  faste  und  thue  Buse^)  nach  Anordnung 
des  Vorstehers  des  Stiftes.  Und  wenn  er  mit  glühender  Seele*)  sich  den  heiligen 
Bildern  wieder  zuwendet,  so  sei  ihm,  wenn  er  dem  Tode  nahe,  die  Wohlthat  der  d^dmv 
&ytaa^aTO}v  nicht  vorenthalten,  wohl  aber  im  Falle  er  h  xfi  aigiaBt  ivriyßxai.  Und  auch 
nach  dreijährigem  Aufenthalte  im  Kloster  könne  dem  mit  reinem  Herzen  und  auf- 
richtiger Reue  zum  Herrn  Wiederkehrenden,  wenn  dies  allgemein  bezeugt  wird,  diese 
Wohlthat ö)  zu  Theil  werden. 

Der  Wortlaut  der  Verdammung  der  Irrlehre^)  ist  folgender  (nach  der  Salbung 
des  Kopfes  des  Conversen  durch  den  Priester  vor  dem  Taufbecken): 


0  deXva^  6  &it6  Tfjg  ßXaafrjiiov  xat 
7tokv€idof;g  algiaecog  rwv  äd'icjv  Maaaaha- 
yöv,  Ifcoi  üoyoiiikiav  üti^qov  jtQOoeqxdiisvog 
%fl  äyiff  Tof)  Qeov  fisydXrj  iyty.Xr]al(ji,  o£x  tx 
Ttvog  ßiag  ^  dvdynvjg,  oidi  äTtd  dölov  Hj  xmo- 
HQicfstog,  dXX^  i^  SXrjg  t^i^x^g  xcft  nagdlag  xa- 
&aQag  xai  ddöXov^  rdv  XQiaTÖv  dyaTtwar^g 
Tial  rijv  aircov  tcIctiv,  zijy  naqovaav  tyyqaq>ov 
XißeXXiTiijv  dacpdXeiav  not(a  Ttqdg  i^iäg  rotg 
narrjXfjtägj  d  dsTva  xal  6  detva,  xat  dt*  ifUüv 
Ttqdg  rdv  äyiarvcerov  ijii&v  dsairc&vrjv  xai  ot- 
%ovfiBviiidv  TtatQidQX'rjyy  Tobg  d-ehyg  xal  Is- 
QOig  %av6vag  %al  Toi>g  (fiXetaeßslg  vöfiovg, 
xa&cDg  dTjXcD^astaL.  Kai  yäg  /.isrä  tijv  i^r^- 
yr](TLv  Tfjg  imod'eaewg  ilQxovvat:  Tavra  oiy 
dvad^a^icaiaag  du  otKclov  (lov  aTÖficxrog  in 
i:ixXrjCfl(f  Qßov  ^isydXi],  Idov  xori  did  tod  Ttaq- 
övTog  (,10V  XißeXXov  iyygdqxjjg  dvad'i^iccra  yia&- 
VTtoßdXXo)  Tt&oi  xoig  rg  aaraviTifj  atgiasi  t&v 
MaaaaXtavwv  ijroL  ^Evd'OvaiaaTwv  xat  ^Enev- 
XtT&v  xal  fifiraQT7]f(€voig'^)  nai  ToTg  rä  avtd 
(pQOvovaij  Xkyiüv  oVnog: 


Tlavqiff  TW  dqxrjycp  tfjg  twiv  MaaaaXia- 
vwv  iJTOi  udvKOTteTQiav&v  xoft  Oovvdaiaxwv 
%al  IloyogiiXtov   aiQeaetag,  t(^  XqiGTdv  iav- 


Ich  (N.  N.),  der  ich  von  der  gottes- 
lästerlichen und  vielgestaltigen  Häresie  der 
gottlosen  Massalianer  oder  Bogomilen  heute 
mich  zuwende  zur  heiligen  grossen  Gottes- 
kirche nicht  infolge  von  Gewalt  oder  Zwang, 
noch  auch  aus  Trug  oder  Verstellung,  son- 
dern aus  ganzer  Seele  und  reinem,  auf- 
richtigem, Christum  und  seinen  Glauben 
liebendem  Herzen,  gebe  hiemit  die  bestimmte 
schriftliche  Erklärung  ab  vor  euch,  Kate- 
cheten, N.  N.  und  N.  N.,  und  durch  euch 
vor  unserem  heiligsten  Herrn  und  öku- 
menischen Patriarchen,  vor  den  göttlichen 
und  heiligen  Canones  und  den  frommen 
Satzungen,  wie  gesagt  werden  wird.  Und 
nun  nach  der  Erklärung  des  Vorhabens 
beginnen  sie:  Nachdem  ich  nun  dies  ver- 
dammt habe  durch  meinen  eigenen  Mund 
vor  der  grossen  Kirche  Gottes,  spreche  ich 
auch  durch  meine  vorliegende  schriftliche 
Erklärung  das  Anathema  aus  über  alle,  die 
sich  durch  die  teuflische  Häresie  der  Massa- 
lianer oder  Enthusiasten  und  der  Epeuchiten 
versündigt  haben,  und  über  die,  welche 
dieser  Gesinnung  sind,  indem  ich  Folgendes 
erkläre : 

Dem  Petros,  dem  Stifter  der  Häresie 
der  Massalianer  oder  Lykopetrianer  und 
Fundaiaten  und  Bogomilen,  der  sich  selbst 


*)  Tov^  dvctd'(fiaTtafioi}g  xal  töv  XCßiXXov.  —  •)  ae.uviüo  rtvC  mQnpaviZ.  —  *)  ^yjooipayHjat-  xal 
yovvxhTeirai.  —  *)  ix  C(oi!)ff7}g  ifwx'fjs.  —  **)  tov  &ktov  fii&Qov  xal  twv  äyKcafidrvoy.  —  •}  äva^ffiarttTfAdg. 
')   Wühl  für  xad^rifiaqxrifiivots. 


Thalloczy.  Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanlnnder. 


363 


xov  drtoKaXecavra^)  xai  fiatä  d-ivatov  äva- 

diä  TOirro  lisxcDvoixaa&evTa^^)  Sri  li&oig  di- 
Tuxltog  diä  zäq  äTcaiqcvq  airoü  fiayyavsiag 
nuxl  %ä  iivaaqä  e^a  7unax(oad'eig,  ineaxsTo 
jU£Td  tQBiq  iiiiiQaq  roig  TtovfjQOig  airod  avfi- 
^varaig  ävaan^traad-av  '  nat  nqoiMx^iiivoig 
airvoXg  r(p  ßdsXvQtp  a&vov  Xavip&vff  ^erä  TQctg 
^fiigag  &g  X{>xog  iv  aittf  dai^iwv  iq>dcvrj  rod 
atoQOv  r&v  Xidtixv  i^eQXÖfisvog  dnf&d-ena! 


Tvxiyt^  T<^  TOVTov  (Tvfifjiia'rj]  xal  yux&rj- 
Tg,  TÖ^)  xat  hiQag  (lir  ^eiag  YQacpäg  dia- 

vor  de  Sftav  %d  xarä  Mcnd'aXov  eiayyiXiov^ 
aal  niaag  rag  Ttegl  @sov  xal  TtoTQdg,  iti 
de  xai  tvsqI  tov  äylov  nyevficerog  ^i^asig  sig 
rdv  Ttvsvfunixdv  aitof)'^)  ftctriga  TtaQSQfujvsv- 
aavta,  xai  dfkff  %^  rov  0eoi;  Sö^av  Ttqög 
xobg  ryg  ßdeXvQäg  ctizov  ai^asfog  äQXfffobg 
fue^eXxicavTay  —  ävA&sfux! 

Jadöf]  xai  2dßß(f  xai  lAdeXcpei^  xai 
^EQ^t^  xai  Svfis&vi  xai  rotg  äXXotg,  oi  zdv 
Idv  Tfjg  Toia&crig  alQ^aewg  i^sfieaayvo,  xai 
Tovg  iyQOixmeQOvg  z&v  äv&QÜTtwv,  äySgag  vs 
xai  ywaixag  i^aftavi^aapvBg  nqdg  tö  %^g  &7tw- 
Xelag^)  xar ianaoav  ßdqad'QOVy  —  &v&&Biia\ 

Bovd^,  %(f  TsQsßlvd'(f,  Tff  dida<TxdX(p 
MdvfjTog  tov  ßQaxfiavog,  xai  roTg  d(odexa 
fiaihjraig  airov,  lAsd'^  &v  tijv  neqaida  yfjy 
öieQx^f^^^og  äftoatöXovg  aivobg  ixdXeaeVy  — 
äyd&sfial  Totg  rs  xiaaccqaiv  airoC  ßißXiotg^ 
S}v  %d  juiv  eiayyiXioy  eXsye,  td  d'  ÜXXo  r(bv 
fivavTjQlwVy  %d  i'iUo  xdv  ^aavQÖv,  xai  tö 
ereqov  x&v  xsfaXalwv,  zip  dva'&ifiaTi  xa&- 
VTroßdXXw! 

^Efj,n:edaxXet,  ^  dtdaaxdh^  ixg^oaxo  elg 
rä  T&v  'EHjJvwy  do^dteiv  re  xai  d^^xsisiv^ 
—  dvdd-Bna! 

Kovßqixtf  T(f  doyvQfüvijro}'^)  airov  olxhrj 
xai  ficr^T/rg,  T(f  xai  lijv  ßialav  iTtoaxdyra 
ixöoQdv  TOV  Ttava&Xlov  aivov  axrjvovg  hnd 
rov  ßaaiXiiog  üeQC&yy  —  ävd&sfux! 

*)  lies:  dnoxal^aavti.  —  •)  Cod.:  dvaOTTJata&e,  —  •)lies:  /LLijotvofiaa&^vTi. 
avTov.  —  •)  dnoXtfag.  —  ')  dQyVQmviri^? 


Christos  nannte  und  nach  seinem  Tode  aul- 
znerstehen  versprach^  und  der  auch  des- 
halb Lykopetros  genannt  wurde,  weil  er, 
wegen  seiner  unredlichen  Zaubereien  und 
abscheulichen  Thaten  in  gerechter  Weise 
mit  Steinen  überschüttet,  seinen  schänd- 
lichen Genossen  versprach,  nach  drei  Tagen 
wieder  aufzuerstehen,  und  als  sie  bei  seinen 
stinkenden  Ueberresten  sassen,  sich  nach 
drei  Tagen  ein  Dämon  in  Gestalt  eines 
Wolfes,  aus  dem  Steinhaufen  herauskom- 
mend, zeigte,  —  Anathema! 

Dem  Tychikos,  seinem  Genossen  und 
Schüler,  der  auch  einen  Theil  der  göttlichen 
Schriften  fklschte  und  falsch  erklärte,  ins- 
besonders  das  ganze  Evangelium  des  Mat- 
thäus, und  alle  die  Aussprüche  über  Gott 
den  Vater  und  über  den  heiligen  Geist  auf 
seinen  geistigen  Vater  deutete  und  so  den 
Ruhm  Gottes  auf  die  Stifter  seiner  schänd- 
lichen Häresie  übertrug,  —  Anathema! 

Dem  Dadoes,  Sabbas,  Adelpheios,  Her- 
mes und  Simeon  und  den  Anderen,  die  das 
Gift  dieser  Häresie  ausspieen  und  die  minder- 
erfahrenen Leute,  Männer  und  Frauen, 
durch  Betrug  in  den  Abgrund  des  Ver- 
derbens zogen,  —  Anathema! 

Dem  Budas,  dem  Terebinthus,  dem 
Lehrer  des  Brahmanen  Manes  und  seinen 
zwölf  Schülern,  mit  denen  er  das  persische 
Land  durchzog  und  sie  Apostel  nannte,  — 
Anathema!  Seine  vier  Bücher,  von  denen 
er  das  eine  das  Evangelium  nannte,  das 
andere  das  Buch  der  Mysterien,  das  dritte 
den  Schatz  und  das  vierte  das  Buch  der 
Capitel  (Hauptpunkte),  überantworte  ich 
dem  Anathema! 

Dem  Empedokles,  den  er  zum  Lehrer 
hatte,  um  die  Lehrmeinungen  der  Hellenen 
zu  glauben  und  zur  Geltung  zu  bringen,  — 
Anathema! 

Dem  Kubrikos,  seinem  gekauften  Scla- 
ven  und  Schüler,  der  auf  Befehl  des  Perser- 
königs von  seinem  unseligen  Leib  gewalt- 
sam die  Haut  abziehen  liess,  —  Anathema! 


*)  lies;  Ttp.  —  «)  Cod.: 


364 


ArcliKoloß'ie  uiul  (icscliichte. 


TlavXfp  T<J>  in  Safioa&Viov  nqoidqtf  Tfjg 
^sydlfig  l^vrioxetag,  öfioxQÖvq)  ysyov&cL  Md- 
vTjTog,  Kai  Uv&qianov  xfßiXdv  ehai  rdv  Kvqiov 
ylvagi^avta,^)  xai  dvo  qfiaetg  Sir]Qr]fiiv(og 
%at  äxoivioyi^cjg  ixomag  nqdg  iavrägy  xal 
äXka  i&i^ua  dvaq>r]fii^aavTiy  —  ävdd'Sfia! 


Dem  Paulus  aus  Samosata^  dem  Vor- 
stand von  Gross -An tiochien,  dem  Zeitge- 
nossen des  Manes,  der  thörichter  Weise 
behauptete,  der  Herr  sei  ein  blosser  Mensch 
und  die  zwei  Naturen  verhielten  sich  zu 
einander  getrennt  und  unvereinbar,  und 
anderweitige  Gotteslästerungen  vorbrachte, 
—  Anathema! 

Denjenigen,  die  da  behaupten,  dass 
ausser  der  heiligen  lebenspendenden  Drei- 
faltigkeit, d.  h.  Gott  dem  Vater,  Gott  dem 
Sohne,  dem  fleischgewordenen  Worte,  un- 
serem Herrn  Jesus  Christus  und  dem  heil. 
Geiste,  es  noch  eine  zweite  (andere)  Drei- 
heit  gibt  oder  eine  tibergeordnete  Kraft, 
die  in  dem  obersten  der  sieben  Himmel 
ihren  Sitz  habe  entsprechend  dem  ekel- 
haften (schändlichen)  und  bei  ihnen  ge- 
fälschten Gesichte  des  Jesaias,  — Anathema! 

Denjenigen,  die  da  behaupten,  dass  den 
der  heil.  Taufe  Gewürdigten  kein  Nutzen 
zu  Theil  werde,  und  dass  nur  das  eifrige 
Gebet  den  innewohnenden  und  mit  dem 
menschlichen  Wesen  vereinigten  Dämon 
vertreibe,  denn  jeder  der  Geborenen  erbe 
von  seinem  Stammvater  wie  die  Natur  so 
auch  die  Dienstbarkeit  gegenüber  den  Dä- 
monen, und  wenn  diese  durch  eifriges  Ge- 
bet ausgetrieben  werden,  entfernt  sich  übri- 
gens der  ihnen  zukommende  dämonische 
Geist  ohne  gesehen  und  wahrgenommen  zu 
werden,  und  seine  wirkliche  Anwesenheit 
verräth  er,  indem  er  zeigt,  dass  der  Körper 
zwar  von  der  inneren  leidenden  Erregung 
erlöst,  die  Seele  aber  von  ihrer  Neigung 
zu  dem  Schlechten  schliesshch  befreit  werde 
und  weiter  nicht  mehr  bedürfe  weder  des  den 
Leib  quälenden  Fastens  noch  der  Lehre, 
welche  Seele  und  Geist  ablenkt  von  jeder 
schlechten  That  und  verrückten  Gedanken; 
dass  man  nicht  blos  von  solchen  hässlichen 
(unmoralischen)  Leiden  befreit  wird,  sondern 
auch  deutlich  die  Zukunft  voraussieht  und  die 
heil.  Dreifaltigkeit  mit  eigenen  Augen  wahr- 
nimmt und  der  Lehre  von  Gott  und  den  heil. 
I  Mysterien  gewürdigt  wird,  —  Anathema! 

*)  Cod.  sie;  lies:  (flvnQtfaavTixi.  s.w.  —  *)  Cod.:  inixad'rifi^vio.   —  ')  unrichtig  filr:  ävaia^i^fog.  — 
*)  ^   (paviQwvH.  —  ^)    Uiirielitig    für:    lomöy.   —   ®)   Für:   xal  rtQaxkvofiivmv  ivd^vfu^aiiav. 


ToTg  Xiyovai  nXijv  t^g  &yiag  ^(aaQx^^^g 
TQiidog,  ijyovv  toü  Qsov  xai  üaxqdg  xal 
aaQX(o9^€vTog  Xöyov  xat  *^Yiov  rov  Geov,  zoi) 
Kvqiov  fjfiojv  ^hfiov  Xqiatod,  xat  rov  nav- 
ayiov  Tlvei^arog  kxiqav  %ivä  elvai  rqidda,  }/ 
xai  VTtsqTMifiivtjv  i^ovaiav  rijv  T(jf  iTteqrdxtp 
rtüv  Ijträ  oiqavMV  imxa&rjfiivrjv^)  xavä  rijv 
ftdslvqäv  %al  xpBvdsniyqaffov  naq  airtolg 
^Haatov  Sqamv,  —  ävd&€(.iaf 


ToTg  liyovai  firjdefiiav  wq>ilsiav  nolg 
d^LOVfi€voig  rov  ^slov  ßamia^iaTog  iyyivsa- 
d^ai,  i.i6vr]v  di  Tijv  üTtovöaiav  €vx^^  '^^^  evoi- 
xoy  %al  avvovai(b^i€vov  öaiiiova  dTtsXavvsiv, 
ekuetv  ydq  exatXTOv  rwv  Tinrofievwv  ix  roü 
nqondxoqog  üansq  rijv  cpvaiv,  oVtcd  Sfj  xal 
rijv  r(av  daifiövmv  dovXelav,  &v  xmd  xfjg  anov- 
dalag  ^x^9  ihxvvo^ievioy  inicpoiza  loindv  tö 
xoT  airoi'g  dai^oviGideg  Ttvev^ia  äoqdzvjg  xal 
ala &7]Ta}g^)  xal  zijv  olxsiav  naqovaiav  qtavB- 
qdnrsi^)  arniaXvov  rd  ^ikv  üMfia  nfß  iiiTta- 
^ovg  xin^aswg  iXevd'eqova&ai,  rijv  di  ^vyr^ 
Tfjg  inl  rä  x^iQ(o  Tqofcfjg  reXeov  äTcaXdrrsa- 
&ai,  xal  fifjxhi  dela^ai  Xotwdv^)  fii^s  vt]- 
arelag,  TCie^ovatjg  rd  a&iia,  ^rjve  SidaaxaUag^ 
XaXivovar^g  röv  vodv  xal  rijv  xpvx^  ditb  Ttdatjg 
iveqysiag  Ttovrjqöig  reqarevoiuvoig^)  xal  ivdv- 
firiasüßg  *  oi  ^lövov  de  rwy  roiovriov  alaxioratv 
7ta&wv  äTtaXlarrsad-ai,  dXXd  xal  rä  niXXoi'ra 
(xaq>wg  TtqoßXeneiv,  ri]v  äylav  rqidda  dq)&aX- 
IJLOcpavwg  ^ewqeiv,  xal  d-eoXoylag  xal  ^eicov 
fivarrjqiiov  d^tova^at,  —  dyd&s^a! 


ThalKiczv.    Bruclistiicke  aus  der  Gpscliichto  der  nordwostlu'hnn  Balkanländer. 


365 


Toui  TtaQSiaiyovai,  irsQäg  yqaq>äq  naqä 
rag  ircd  rou  äylov  ITvei^arog  iyupiavfi^eiüagy 
xal  naqä  ttov  äyi(ov  ttotSqwv  ijiuy  naqado- 
^eiaag,  —  dvd&sfia! 

Totg  rag  TtaQado&slaag  fj^ilv  Bi%&g  ts 
xat  iiivipdlag,  ttqwvov  ftiy  Ttaqä  z(av  d-eiwv 
inoaTÖhov  —  TcXtjQOvaSai  ydq  cpvjOi  iv  nveo- 
^oTiy  Xalof}vT€g  kavroXg  xfjaXfiobg  xal  i^fivovg 
xal  ^däg  TtvevficcTLKag  —  ertsna  di  xal  na- 
d'S^fjg  naqä  t&v  d'eiioy  aal  ficmaqiioy  tijg 
h,%krjaiaq  Ttariqwv  xal  di8aa%6hav  roXg  oiv 
Tctirag  niaag  üg  ßavToXoylag  dvarqiTtovat 
xat  diaßdlXovaiv,  iv  äq'/fj  öi  r§g  änd  Qeov 
diaardaswg  iiövov  td  ITörreq  ijfi&v  rd  iv  rolg 
oiqavoTg  (jicrä  ifjg  Big  yfjv  naraidiasciyg  ix- 
naideiovat  itoma^aiy  Svsv  rfjg  roD  deoTto- 
tixoü  Cfjfielov  r^  nqoowiKf  CTavqixfjg  Ixtv- 
Ttfaasiog^  Ttqogxiaewg  fiev,  äg  roC»  deOTcdrov 
ij^i&v  ^Ifjooü  Xqiaroü  rijv  roiavzrjv  sixijv 
Ttaqadörcog,  rfj  d'  dXrjd'elif  emxXi^asi  rov 
ßdeXvqod  aix&v  narqdg  Tof^  aaravä  '  tovtov 
Xdqiv  xat  rijv  aravqixijv  {rrjfj^lwaiv  drtoßdX- 
Xovrav  xat  tö  naqä  Xibv  d^siiov  qxooTifjqov  xat 
Tvjg  ixxXrjaiag  xa^ytjr&v  Ttqoare&iv  äxqo- 
TeXevTaTov  irtiqxovfj^  elg  dö^av  Tfjg  äylag 
xat  öfioovalov  xat  ddiaiqhov  rqtddog,  rd,  Sti 
aov  ioTiv  ij  ßaaiXsla  xat  j}  dvvafiig  xat  ij 
dö§a  Toü  Jlarqdg  xat  tov  ^Yioii  xat  roC  äyiav 
IIvevfittTog,  oiSi  dxo^aai  dv8%ovtav  '  ToXg  oiv 
oVtu}  xat  q>qovovat  xat  diddaxovaiv,  —  dvd- 
&s(ia! 


Totg  Xfyovaiv,  &g  6  iv  Kvqltp  ydfiog 
xat  ^  fi€t&  Qedv  xqamcpayia  ßdaXvxTd  elai 
x(f  Qeip  xat  diä  tovto  äfiq>ÖT€qa  dvavqinov- 
atVy  —  dvdd^B^a! 

Totg  tag  iv  ixxXrjolaig  avvd^eig  ßdsXvr- 
TOfuroig  xat  iv  Idid^ovat  rÖTtoig  Ttqoaxadrj" 
fiivoig  xat  dtddaxovai,  Ttqocpdaei  fiiv  ijavxiag 
Xdqiv,  Tj  d'dXi]S'ei<f  int  tö  rd  Tfjg  ßeßi^Xov 
air&v  d'qrjoxslag  dvs^eXsyxra  (iivBLv  xat  ddi- 
dyvioray  Hv"  oVttog  iv  naqaßvata)  rdv  SXov 
löv  Tfjg  avt&v  alqiaewg  roig  irt  air&v  nXa- 
vtj&sTaiv  ixxiioffi '  Tovtoig  näaiv  Uxqi  reXovg 
Tfjg  TOiavzrjg  TtXdvr^g  \  (fol.  34^)  i^^hovaiv, 
—  ävd&Bfiaf 


Denjenigen,   welche  andere  Schriften 
einführen  entgegen  den  vom  heil.  Geist  ge- 
offenharten  (inspirirten)  und  von  den  heil. 
I  Vätern  uns  tiberiieferten,  —  Anathema! 
j  Denjenigen,  welche  die  uns  zuerst  von 

I  den  heil.  Aposteln  überlieferten  Gebeje  und 
'  Lobgesänge,  —  denn  die  Schrift  sagt,  sie 
I  seien  im  Geiste  erfüllt,  indem  sie  unter  ein- 
i  ander  Psalmen,  Hymnen  und  geistliche  Oden 
I  redeten  und  hierauf  der  Reihe  nach  von  den 
heiligen  und  seligen  Vätern  und  Lehrern 
der  Kirche,  —  denjenigen  nun,  die  alles 
dieses  als  eitles  Geschwätz  widerlegen  und 
verleumden,  dafür  aber  lehren  im  Anfange 
des  Abfalles  von  Gott  nur  das  „Vater  unser, 
der  Du  bist  im  Himmel"  mit  einer  Ver- 
beugung zur  Erde  zu  beten,  ohne  das  Ab- 
bild des  Kreuzeszeichens  des  Herrn  auf 
dem  Antlitze,  unter  dem  Vorwande,  dass 
unser  Herr,  Jesus  Christus,  dieses  Gebet  als 
so  beschaffenes  überliefert  habe,  in  Wahr- 
heit aber  um  hiedurch  anzurufen  ihren  ab- 
scheulichen Vater,  den  Satanas;  die  deswegen 
auch  die  Bezeichnung  mit  dem  Kreuze  ver- 
werfen und  die  von  den  heil.  Leuchten  und 
Lehrern  der  Kirche  zum  Ruhme  der  heili- 
gen und  dem  Wesen  nach  gleichen,  untrenn- 
baren Dreifaltigkeit  hinzugefügte  Schluss- 
formel, nämlich:  „Dein  ist  das  Reich  und 
die  Macht  und  der  Ruhm,  des  Vaters,  des 
Sohnes  und  des  heil.  Geistes"  —  nicht  ein- 
mal zu  hören  vermögen,  denjenigen  also,  die 
so  gesinnt  sind  und  lehren,  —  Anathema! 
Denjenigen,  die  sagen,  dass  die  im 
Herrn  (geschlossene)  Ehe  und  das  von  Gott 
(gestattete)  Fleischessen  vor  Gott  abscheu- 
lich sind  und  die  deshalb  beides  umstürzen, 
—  Anathema! 

Denjenigen,  die  die  Zusammenkünfte 
in  den  Kirchen  verabscheuen  und  sich  auf 
(in)  abgesonderten  Orten  lagern  und  lehren, 
angeblieh  der  Ruhe  wegen,  in  Wahrheit 
aber,  damit  ihr  unreiner  (unheiliger)  Gottes- 
dienst unausgeforscht  und  unbekannt  bleibe, 
damit  sie  so  im  Verborgenen  das  ganze  Gift 
ihrer  Häresie  den  von  ihnen  Verführten 
mittheilen,  Allen  diesen,  die  bis  ans  Ende 
in  diesem  Irrtliume  verharren,  — Anathema! 


366 


I.   Arohaologio  und  Geschichte. 


ToTg  rctg  etg  dö^av  Qsov  TC&Qado&elaag 
"^fiTv  Tcagä  r&v  äyliov  äfrocrtölcov  ixTikr^aiag 
oUoöo(ui(j^ai,  ä}g  egya  xeiq&v  diaßaXXovaiy 
'Aal  xoTOinrjtT^Qia  daifiövwv  eivac  ravtag  lA- 
yovai,  %al  oikwg  bd(^  ßadl^ovatv  dKolov&iog, 
%ai  xipf  xQv  d'Biayv  xal  Uq&v  eUövov  (XSTtrijv 
ävatXT'^Xaxnv,  %ai  zijv  rovriov  zigiijv  xal  Ttqoa- 
•avvriaiv  dvargeftovaiVj  &g  SXcog  dieq)&aQfi^voig 

Tolg  ajtBvdovaiv  in  dparQOjrfj  Tfjg  zov 
KvQiov  -Kai  &eoü  xat  SiorfJQog  '^(,i&v  ^Ir^aof) 
Xqkttov  didaanaXiag,  rjv  rotg  äyiotg  ainov 
(.la^rjraTg  iverelkcxTO,  Üare  robg  stg  aördv 
niGTsvoycag  ßajtrljCeiv  slg  rd  Hvo^ia  to€ 
noTQÖg  Tuxi  rod  ^Yiov  xat  xov  äyiov  Ilvev- 
fioTog,  xat  iäv  fiij  rtg  ysvvrj&fj  du  VdaTog 
xal  TtvevfiaTogy  oi  (xi)  eta^X&rj  etg  rijv  ßaai- 
Isiav  Tov  Qeov '  ToTg  oiv  nqdg  radra  Tt&vxa 
rvcplcjTTOvaL  ycai  iftd  Ttjg  ive^ovarjg  iv  ai- 
Tolg  aavavixfjg  ivegyeiag  ToXfiioai  cpXvaQetv, 
TÖ  Sytov  ßa/TTKTfia  ijdwQ  eivai  \piXdv,  6)g  e^o) 
ytal  rfjg  Ttiarscjg  fiiitov  oiai  yial  xijg  inxXrjaiag 
xal  äXXoTQioig^)  xa^arta^  Qsov,  — ävd^s^ia! 


Totg  dnoXov&wg  tujv  xoiovtiov  Xr^qrjud- 
xü)v  xal  naqa(pQOvri^idx(j}v  xal  xöv  xlfuov  xal 
tiportoidv  axavQÖv  (povqxav  drroxaXovai  xal 
xd  üyiov  ßditxia^a  iidcjQ  xpiXdv,  (irjxe  äq)€(nv 
exsiv  dfiaQXiwv,  ^irjfVB  ix  Tvvsvfiarog,  xoXg  xs 
xoi>g  kavxG)v  ßdeXvxxotg  ^ivaxag  xd  tpsvdofxo- 
vdxov^)  oxq^a  ^sxaficpii^ovai  xcri  xoiavxrjv 
xtjvixavxa  Tioiovfievoig  xax"  aixcov  xijv  iiti- 
xXrjdip,  fi&XXov  de  xöv  Xiov  ipvx&v  xal  ao)- 
^drü)v    adxwr   xataTtovxta^idv^  —  dvdd'efia! 


ToTg  XeyovüiVy  &g  xal  ij  fuxdXrppig  xov 
xifilov  (Tibfiaxog  xal  aX^iaxog  xov  Kvqiov  ijfjUov 
*Ir](rod  Xqioxov  üqxov  q>iXov  xal  oXvov  iaxlv 
fiexdXr/iptg,  &g  xal  did  xovxo  xoig  ix  Xatx&v 
fiSxaßXrj&ivxag  (lexä  xgocpijv  Ttqogiqxea&at 
xal  fjLBxaXafAßdveiv  vTcoxQiaevüg  x^Q*-^  ^^l  ^ov 
Xavd'dveiv  TtaqayyiXXovai^  xotg  ö'  ix  ngeg- 
ßvxiqtov  iiexaßXrjd'ivxag  aivä  q)ay6vxag,   xal 


Denjenigen,  die  die  Erbauung  der  zum 
Kuhme  Gottes  uns  von  den  heil.  Aposteln 
iibergebenen  Kirchen  als  Menschenwerk  ver- 
leumden und  sagen,  dass  dieselben  Wohn- 
stätten der  bösen  Geister  sind,  und  dem- 
entsprechend weiter  gehen  und  die  ehrende 
Aufstellung  der  göttlichen  und  heiligen  Bilder 
und  die  Werthhaltung  und  Verehrung  der- 
selben abschaffen,  als  ganz  und  gar  ver- 
derbte und  verfaulte  Glieder,  —  Anathema ! 

Denjenigen,  die  sich  bestreben,  die 
Weisung  unseres  Herrn  und  Gottes  und 
Erlösers  Jesus  Christus,  die  er  seinen  heili- 
gen Schülern  aufgetragen  hat,  umzustürzen, 
nämUch  die  an  Ihn  Glaubenden  im  Namen 
des  Vaters  und  des  Sohnes  und  des  heil. 
Geistes  zu  taufen,  und  wenn  einer  durch 
Wasser  und  Geist  nicht  wiedergeboren 
wird,  er  nicht  eingehen  wird  in  das  Reich 
Gottes;  denen,  die  gegenüber  allem  diesem 
blind  sind  und  infolge  der  in  ihnen  wir- 
kenden satanischen  Kraft  zu  sagen  wagen, 
die  heilige  Taufe  sei  blosses  Wasser  wie  für 
diejenigen,  die  ausserhalb  unseres  Glaubens 
und  der  Kirche  stehen  und  überhaupt  Gott 
nicht  angehören,  —  Anathema! 

Denjenigen,  die  infolge  solchen  Ge- 
schwätzes und  solcher  verrückter  Ideen 
auch  das  geschätzte  und  lebenspendende 
Kreuz  Galgen  nennen  und  die  heilige  Taufe 
blosses  Wasser  und  behaupten,  sie  habe 
keinen  Nachlass  der  Sünden,  noch  sei  sie 
vom  heil.  Geiste,  indem  sie  ihre  abscheu- 
lichen Eingeweihten  mit  dem  Gewände  des 
falschen  Mönches  bekleiden  und  die  dann 
ihnen  einen  solchen  Beinamen  geben,  mehr 
aber  ihre  Seelen  und  Leiber  zu  Grunde 
richten,  —  Anathema! 

Denjenigen,  die  behaupten,  dass  das 
Theilhaftigwerden  (der  Empfang)  des  hoch- 
heiligen Leibes  und  Blutes  unseres  Herrn, 
Jesu  Christi,  ein  blosser  Empfang  des 
Brotes  und  Weines  sei,  wie  sie  auch  des- 
halb den  aus  den  Laien  Bekehrten  anrathen 
zu  ihrem  Genüsse  hinzugehen  und  theilzu- 
nehmen,   um   sich  zu  verstellen   und   ver- 


*)  Cod.:  äiloTQlövs.  —  ')  Cod.:  xj/svdo^ovdxovg. 


ThallcSczv.   Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlidien  Balkanländer. 


367 


rä  Tfjg  d^eiag  xai  yQiniijg  UQOVQyiag  irtitB" 
XsTv  iniTQiitovOi  tbg  q>av8Q(ag  dvtixQi<^''^oig, 
TtBy  airov  Xqiaroi)  TtoXirag  iavrovg  dvofAa- 


Totg  In  dvaTQon^  rfjg  SXtjg  etg  Qsdv 
Ttlaxetog  xai  HXka  iiev  Ttovr^ä  totg  bit  ai-  1 
r&v  ä'S'Xltog  TeXovfävoig  rslovai,  xat  dvrt 
piiv  Tof;  d-elov  xal  iegov  i^qyv(n^(iaTog,  d  j 
naQä  TOd  dsort&vov  Xgtatov  naQEX&ßofisv  ' 
inl  Tfj  Tov  äyiov  nveifwxog  fwariy^fj  ifi-  j 
nvsvasi^  ifiTtrvovai  toTg  in  airwv  relov-  ' 
^ivoig  ifiTtTvafioTa,  &v  ycal  otHol  elatv  ä^toi,  i 
%al  rairä  totg  in  air&y  zeXovfxivoig  aitot  \ 
noiovaiv,  8  xard  tQv  daifiövwv  fj^iBig  noi- 

OV^V  '  7tQ0(T€Ti    Xat    VdoTl    fi€flia<TIX€V(()    &7td 

TUxTwd'Sv  S(og  ilvw  diä  Gndyyijav  ävaxQiovinv, 
in  ävoTQon^  rov  r«  &yiov  ßanzh^urvog  xat 
TOV  &elov  Ilysvfiatog  q>(aTiaTt.xijg  naqovalagy 


Totg  ivd'OvOL&üi  ycal  di&  rtvcDv  c&g  do- 
mstv  iTfUfJTaoetav  riväg  &€(OQiag  inoxQivofii- 
voig  ÖQffv  I  (fol.  35*)  7UXI  diä  xoixojv  äna- 
Tfo^yoig,  Kai  zovg  iq>ekaaziQOvg  i^anav^v 
neiQta^voig,  —  ävA&efia! 

ToXg  rijv  äTUxrdlrjmov  xal  iveiMpQaüTOv 
qmaiv  änqöaiTOv  xat  dvecpinrov,  xatakTjnfijy 
xat  elvai  xat  Isyovat  xat  didäaxovoL '  xat 
Tobg  d'eansaiovg  naregag  xat  didaaxdXovg 
xat  q>w<nfjQag  rfjg  dgd'odö^ov  fj^iG^v  ixxXrj- 
aiag,  oXtiveg  äxardXfjTtTov  elvai  Tavrrjv  edi- 
da^av^  äreXetg  ehai  qxxaxovai  xat  elg  tbXbi- 
ÖTf]ta  fiij  q>^a(ravrag,  sig  i)v  airot  q)d'aaai 
fjLV'^sioyraij  xaTa(pXvaQod(nv^  —  ävdd'Sfiaf 

Totg  rd  ^jTÖv,  8  negt  zfjg  ävwtdtrjg 
d'slag  oiaiag  6  ^iiyag  iv  ^eoXoyl<f  Fqriyöqiog 
iv  r^  neqt  ysva&Xlaßv  tov  Xqiazov  X6y(p  iv- 
eyqatp€j  naqeirjyovfiivoig  ivoi^mg  xat  i(ia&(bgy 
td  q>daxovj  v(f  fiövq)  axiayqaq>o{>fi€d'a,  xat 
%ovTo  Xiav  dfivdq&g  xat  fierqlcag,  oix  ix  zßv 
xaz  aitdv,  dXX^  ix  zQv  nsqi  airdv,  xat  äXXtp^ 
SXXwg,^)  zd  iih  i%  z&v  xax  aifzdvy  ix  z<bv 


borgen  zu  bleiben,  jenen  aber,  welche  aus 
dem  Stande  der  Geistlichen  bekehrt  wurden, 
gestatten,  nachdem  sie  dieselben  (Wein  und 
Brot)  genossen,  sogar  die  heilige  und  frucht- 
bare Opferhandlung  zu  verrichten,  offenbar 
als  Antichristen,  wenngleich  sie  selbst  sich 
Christi  Bürger  nennen,    —  Anathema! 

Denjenigen,  die,  um  den  ganzen  Glau- 
ben an  Gott  zu  vernichten,  auch  anderes 
Schlechte  den  von  ihnen  unselig  Einge- 
weihten mittheilen  und  statt  des  göttlichen 
und  lieiHgen  Anhauchens,  das  wir  vom 
Herrn  Christus  zum  Zwecke  der  geheim- 
nissvollen Mittheilung  des  heiligen  Geistes 
überkommen  haben,  den  Speichel  den  von 
ihnen  Eingeweihten  ausspucken,  dessen  sie 
auch  würdig  sind,  und  den  von  ihnen  Ein- 
geweihten dasselbe  anthun,  was  wir  gegen- 
über den  bösen  Geistern  machen;  die  ausser- 
dem mit  beflecktem  Wasser  von  unten  bis 
oben  mit  Schwämmen  die  Reinigung  vor- 
nehmen, um  zu  nichte  zu  machen  die  heilige 
Taufe  und  die  erleuchtende  Anwesenheit 
des  göttlichen  Geistes,  —  Anathema! 

Den  Enthusiastischen  und  Jenen,  welche 
durch  gewisse  Ekstasen,  wie  es  scheint,  ge- 
wisse Erscheinungen  zu  sehen  heucheln  und 
dadurch  sich  täuschen  lassen  und  einfachere 
Leute  zu  täuschen  versuchen,  —  Anathema! 

Denjenigen,  die  die  unbegreifliche  und 
unaussprechliche  Natur,  die  unnahbare  und 
unerreichbare,  begreiflich  nennen  und  lehren, 
wie  auch  behaupten,  dass  die  heiligen  Väter 
und  Lehrer  und  Leuchten  unserer  ortho- 
doxen Kirche,  die  selbe  als  unbegreiflich 
gelehrt  haben,  unvollkommen  und  nicht 
bis  zu  dem  Grade  der  Vollkommenheit  ge- 
kommen sind,  zu  dem  sie  angeblich  ge- 
kommen seien,  —  Anathema! 

Denjenigen,  die  den  Ausspruch,  den 
über  das  höchste  göttliche  Wesen  der  in 
der  Theologie  grosse  Grigorius  in  der  Rede 
auf  das  Geburtsfest  Christi  niedergeschrie- 
ben hat,  in  unvernünftiger  und  thörichter 
Weise  falsch  erklären,  den  Satz  nämlich: 
nur  mit  dem  Verstand  schafi'en  wir  uns 
ein  Bild  und  dies  in  sehr  undeutHcher  und 


1)  Cod.:  ällriV&Uviq. 


368 


T.    Archäoloj^ie  und  Geschichte. 


yLTiafidtojv  vooiai,  aal  oItcü  ßhxaqftjfiovai  aal 
KTiOfxa  rdv  &edv  Xeyovai,  zd  de  ix  x&v  neQi 
aircdv,  i^  airfjg  rfjg  ^elag  bqitopihoiq^  xai 
ofkwg  h'dyovav  xaTaXtjTtTijv  t^p  dnMxxdkißTtTov 
xai  {mBQOvaiov  ovalav  xal  oi  (iaXXov  äxata- 
vÖTjTOv  TovTTjv  vM^ovai  xat  änocpatvofiivoig 
xai  ä/td  pi6v(üv  yywQi^OfjLSVfjv  rwv  ixrdg  xal 
neql  aötiiv,  —  drd&s^ia! 


Toig  ala&ijrwg  rd  Travdyiov  TLvev^a 
liv9€vO(jihoig  ÖQ^Vy  xat  diä  rovro  tsgarevO' 
fisvoig  etg  rrjv  d-eiav  q^vaiv  iavrovg  ifiai- 
q>&fjvaiy  xal  dvTL(p9eyyo^iivoig  xfi  ^slijc  yQaq>fj 
Tg  Xayovatj,  &€dv  oidelg  iwQa'AS  ttcottot«,  — 
dvdd-eiia! 

ToTg  h  xfi  xoiXiq  tovto  ala&rjrwg  irto- 
dix^ü^ai  doyiiaTiCovoi  xal  hyxov  iv  rovr<f 
7tda%BiVy  iniarfi  xaig  ädivovaaig  xal  iyxi^ioai 
ywai^l  xal  rd  Ttgoipr^rixäv  ^/tdv  naQacp&ei- 
qovGi  rd  (pdaxovy  diä  rdv  q>6ßov  uov  iv  yaazql 
iXdßofiev  xal  wdivfjaafisv  xal  ixexo^v  Ttvev^a 
OfatriQioVy  8  ixvriaa^iev  ijtl  %f^g  yTJg,  xal  TTQog 
TTjy  iavTwv  dvatodiav^)  Tfjv  iqiirpfdav  iistd- 
yovaiVy  —  dvdd'Sfia! 


ToTg  G^axaGiv  xal  iv&ovaiaafidv  jtaqeia- 
dyovaty  xal  Tijv  ^ikv  BT^axaaiv  äjtocpaivofiivoig 
ivsqysta&ai  Ttaqä  Xqiaxov  did  rod  äyiov 
IlyeviMXTog,  rdv  di  ivd-ovaiaaiidv  naqd  rov 
dylov  IlvBv^aTog  did  to€  Xqiaxov,  xal  diat- 
qoüGiv  daaßwg  rdv  Xqiazdv  änd  tov  Tlvei}- 
fiOTOg,  xal  SXXr^v  fiiv  ivigyeiav  r{p  Xqiaxip 
didovatv,  hiqav  de  r^  &yl(f  IIvBVfiaTiy  xal 
oi  iiiav  dvva^iv  i]  i^ovaiav  xfi  ^ii^  &e6TrjTt 
Tcqoaaqfiö^ovaiv ,  dXXä  diaipoqdv  iveqyei&v ' 
xdv  Tavvaig  q^qevoßXaßüg  TtaqaXrjqovaiv  üg 
d^drsqov  ind  &at€qov  avveqyela&ai  zb  xal 
ßoifjd^Bia^ai   Big  xfjv    otxBiav    ireqyBiav,    xal 


inittelmässiger  Weise,  nicht  aus  dem,  was 
ihm  zukommt,  sondern  aus  dem,  was  um 
dasselbe  ist,  und  welche  (das  göttliche 
Wesen)  sich  bald  so,  bald  so  denken,  das 
eine  Mal  nach  dem  ihm  Zukommenden, 
das  ist  nach  seinen  Schöpfungen,  und  den 
Gott  „Schöpfung"  nennen  und  so  Blasphemie 
treiben,  das  andere  Mal  nach  dem,  was  um 
dasselbe  ist,  auf  Grund  des  Sichtbaren  de- 
finiren,  und  so  das  unsinnliche  und  tiber- 
irdische Wesen  als  sinnlich  wahrnehmbar 
darstellen  und  nicht  vielmehr  unsinnlich 
nennen  und  erklären  und  als  erkennbar 
einzig  aus  dem,  was  ausser  demselben  und 
um  dasselbe  ist,  —  Anathema! 

Denjenigen,  welche  den  heiligen  Geist 
wahrnehmbar  zu  sehen  erklären  und  des- 
halb lügnerisch  prahlen,  dass  sie  sich  in 
die  göttliche  Natur  verwandeln  und  der 
heil.  Schrift  damit  widersprechen,  welche 
sagt:  Gott  hat  Niemand  jemals  gesehen,  — 
Anathema! 

Denjenigen,  welche  ihn  (den  heil.  Geist) 
im  Mutterleibe  wahrnehmbar  zu  empfangen 
lehren  und  dabei  sein  Gewicht  zu  fühlen 
(erklären),  wie  kreissende  und  schwangere 
Weiber,  und  welche  das  Wort  des  Pro- 
pheten falsch  auslegen,  der  da  sagt:  In 
der  Furcht  vor  dir  empfingen  wir  und 
waren  schwanger  und  gebaren  den  sehg- 
machenden  Geist,  welchen  wir  zur  Welt 
brachten,  und  welche  nach  ihrer  üblen  Aus- 
dünstung den  Sinn  entstellen,  —  Anathema! 

Jenen,  welche  Ekstase  und  Enthusias- 
mus einführen  und  darstellen,  dass  die 
Ekstase  von  Christus  durch  den  heil.  Geist, 
der  Enthusiasmus  aber  von  dem  heil.  Geist 
durch  Christus  bewirkt  werde,  und  welche 
ketzerisch  Christus  vom  heil.  Geiste  trennen 
und  eine  andere  Kraft  Christus,  eine  andere 
aber  dem  heil.  Geiste  geben  und  nicht  ein 
und  dieselbe  Kraft  und  Wirkung  der  einen 
Gottheit  zuerkennen,  sondern  vielmehr  eine 
Verschiedenheit  der  Wirkungen,  und  welche 
dabei  thöricht  schwatzen,  dass  das  eine  von 
dem,  das  andere  von  jenem  bewirkt  werde 


M  Cod.:   SsäT  (6vao6{av). 


Thalloczy.   BrnchstUcke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer. 


369 


Ttaiväg  IdiÖTfjTag  Ttaqä  rag  ind  x&v  d'Boad- 
q>(ov  ftaxiqfav  irti  Tfjg  äyiag  TQiddog  iin^e- 
(pwvriiiivag  do^d^ovaiv  &g  iaeßfag  mai  yoovai 
nat  liyovaiv  xal  ßXaaqnjiuag  Tunä  Qaov  igev- 
yoftivoig,  —  dyad^sfiaf 


Tolg  %ijv  d'Biav  xal  IsQ&y  YQacpfjVy  ri^v 
TS  TtaXai&v  xal  zijv  vi(xv  h  x^^U  ^  ^i^hivi 
lid^ov  %d  elvaL  ex^iv  liyovaLj  xat  fitjöev  tt 
(xxpiXiiAov  ^  TCQog  tpvxij^  tt  'Kiqdog  inextfja- 
d'Oi,  fJLÖva  de  tä  ftaQ*  ccdr&v  diöaaxöfieva 
Ttal  7rofßa(Jt|(fol.  35**)  döfisva  dvrjaupÖQa  zvy- 
x6aßBiyy  —  ävdd'€fiaf 

Totg  wnatpevdofievoig  %<av  d'Boadcpfav 
dnoaröXiar,  üg  fiij  kn  IlvBv^iaxog  äyiov,  äXV 
ix  xoiXiag  xrjQv^dvrcjv  rd  aiayyihovj  iavrovg 
öi  q>6a%ovaiv  Ix  zivog  d'BKneqag  üipetog  iivBia- 
d'ai  rä  änö^Tjray  Sziva  6  d'BOTticiog  IlavXog 
ijxovcTBy,  8  oifx  i^dv  XaXijaac  ävd'Qumf^  '  crf- 
Toi)g  TcrfJra  Blöivat  aal  HyBiv  xai  %6bg  itaq 
aiyt&v  fivovfiivovg  did&aneiv^  xal  rag  otxBiag 
ifißQOvrtjaiag  xal  ftaQaftXtj^lag  (.isiCovag  tQv 
^eoxrj^(oy  inoar6Xo}v  Xoyi^ofiivoig  •  xal 
xarä  TovTO  ixBivfov  kavtobg  irtBQTid'Bttnv  üg 
xal  iidvovg  ouJ^ofievovg  toü  fcavrdg  xöcfiov 
dTtolXv^voVy  —  dyd&Bfia! 


Totg  Xeyovatv  üg  bI  ^irj  ztg  i^  aizov  zov 
KvQiov  ala9nfp:G)g  dTttavo^ivov  zotg  äfiaQzd- 
vovaiv  dxovarj  zd  „dq>€(ovzai  aoi  ai  &(iaQ- 
ziai^y  oix  SXXcjg^)  iazl  övvazdv  äq>BaLV 
ä^aQZiwv  XaßBiVj  —  dvdd'B^f 


Totg  XrjQOdai  zoi>g  xaz*  airtohg  t&vzag 
TtQ&va  /li^v  i^  dvd'Q(b7t(üy  Big  dyyiXcjv  ^era- 
^iBißBO&ai  q>v<nv^  cl^'  oVztog  slg  dqxayyeXiav 
xal  fiszenBtza  xazä  nqoxon^Vy  ^  ^iBzdßaatv 
Zfbv  dq>^  hiqwv  Big  SzBQtty  XBQOvßsifi  xal 
2BQaq>Bifi  yivBa&ai,  xal  zBXBvzatov  d'BOvgy  & 


und  Unterstützung  empfange  für  seine 
eigene  Bethätigung^  und  welche  neue  Eigen- 
schaften im  Gegensatze  zu  den  von  den 
gottgelehrten  Vätern  über  die  heil.  Drei- 
einigkeit ausgesprochenen  ketzerisch  lehren 
und  denken  und  sagen  und  ihre  Blasphe- 
mien gegen  Gott  ausspeien,  —  Anathema! 

Denjenigen,  die  behaupten,  dass  die 
göttliche  und  heil.  Schrift  des  alten  und 
neuen  Testamentes  in  Papier  und  Tinte 
allein  besitze,  was  giltig  ist,  und  dass  nichts 
etwas  nütze  oder  irgend  einen  Vortheil  für 
die  Seele  besitze,  sondern  allein  das  von 
jenen  (Schriften)  Gelehrte  und  Ueberlieferte 
nützlich  sei,  —  Anathema! 

Denjenigen,  welche  gegen  die  gottge- 
lehrten Apostel  lügnerisch  behaupten,  dass 
diese  nicht  aus  dem  heil.  Geiste,  sondern 
aus  ihrem  Inneren  das  Evangelium  ver- 
kündeten, die  aber  behaupten,  dass  sie 
selbst  durch  ein  göttliches  Gesicht  in  die 
Geheimnisse  eingeweiht  seien,  welche  der 
göttliche  Paulus  vernommen  hatte,  welche 
dem  Menschen  zu  verkünden  nicht  erlaubt 
ist,  dass  sie  also  diese  wissen  und  sagen 
und  den  von  ihnen  Eingeweihten  über- 
liefern und  welche  ihre  eigenen  Betäubun- 
gen und  Verwirrungen  für  grösser  halten, 
als  die  gottverkündenden  Apostel,  und 
welche  infolge  dessen  sich  selbst  über 
jene  stellen,  als  ob  sie  allein  gerettet  wür- 
den, während  die  ganze  Welt  zu  Grunde 
geht,  —  Anathema! 

Denjenigen,  welche  behaupten,  dass, 
wenn  nicht  irgend  einer  von  dem  Herrn 
selbst,  der  den  Sündern  sichtbar  erschien, 
das  Wort  vernommen  hat:  „Dir  sind  deine 
Sünden  vergeben",  es  unmöglich  ist,  auf 
andere  Weise  Vergebung  der  Sünden  zu 
erlangen,  —  Anathema! 

Denjenigen,  welche  schwatzen,  dass 
die  mit  ihnen  Lebenden  zuerst  aus  Men- 
schen in  die  Natur  von  Engeln  verwandelt 
werden,  hernach  auf  diese  Weise  in  die 
Natur  von  Erzengeln  u.  s.  w.  im  Fortschritt 
und  Uebergang  von  dem  einen  zum  anderen 


^)  Cod.:  Ol)  xdXXog. 
Band  III. 


24 


370 


I.  Archäologie  nnd  Geschichte. 


Tfjg  ävoiag  ij  ä^ovolaq^   xat  TtaQaxQfOfih^Oig 

oix  eari  ytal  iiot  hplarov  Ttdvregy  TcävreC&sv 
noXvd'stav  BlaA/ovaiVy  —  ävAd'e^l 


Cherubim  und  Seraphim  werden  und  Bchliess- 
lieh  Götter  (o  über  diesen  Unverstand  und 
die  Thorheit)  und  welche  das  göttliche 
Wort  missbrauchen;  welches  sagt:  „Ich  habe 
es  behauptet;  nicht  ihr  alle  seid  Qötter  und 
Söhne  des  höchsten  Gottes,"  und  welche 
infolge  dessen  Polytheismus  einfdhren,  — 
Anathema! 

Denjenigen,  welche  sich  infolge  alles 
dessen  als  erleuchtet  bezeichnen,  die  An- 
deren aber  im  Glauben  verdunkelt  nennen, 
weil  sie  nicht  in  dieselben  Lehren  und  An- 
sichten eingeweiht  sind,  —  Anathema! 

Nachdem  ich  nun  in  der  Kirche  Gottes 
die  ganze  Häresie  der  Manichäer  feierlich 
verdammt.  Einiges  aber  schriftlich  abge- 
schworen habe,  gebe  ich  die  Versicherung 
und  verwünsche  mich  schriftlich,  dass,  wenn 
ich  von  dem  heutigen  Tage  ab  irgend  ein- 
mal zu  einer  Zeit  mit  irgend  einem  der 
Bogomilen,  sei  es  ein  Mönch  oder  eine 
Nonne,  oder  eine  weltliche  Person  dieser 
Art,  im  Umgänge  beim  Speisen  oder  Trinken 
oder  beim  feierlichen  Gebete  oder  in  der 
heiligen  Kirche  Gottes  getroffen  werde,  oder 
mir  nachgewiesen  wird,  dass  ich  irgend  eine 
bogomilische  Schandthat  sehen  lasse,  dass 
ich  nicht  blos  jeder  kirchlichen  Hilfe  be- 
raubt werde,  sondern  auch,  vor  die  staat- 
lichen Richter  gestellt,  ohne  Erbarmen  jeg- 
licher Strafe  theilhaftig  werde  und  während 
meines  Lebens  beständig  Verbannung  erleide. 

Cod.  Theolog.  graec.  XL,  fol.  250  b  — 251  b. 

^'EXeyX^Q  ^^^  ^Qioifißog  r^g  ßXaaqfqiiov  Kai  TtoXvsidovg  aiQeaswg  röv  ä&^wv  MaaaaXuxvoJy 
Tßv  Kai   OovvdaiT&v   y.al  Boyofxilwv   xaXovixivwv ,   xal  EixixGiv   Kai  ^Evd^ovaiaaxwv  Kai 

^EyKQaTTjrojv  Kai  MaQKicjviazwv. 

Der  äva&e^aria^g  hier  ist  gleichlautend  mit  dem  im  Cod.  Theolog.  graec.  CCCVI, 
fol.  32'' — 35**,  doch  nur  bis:  ^qxoriaTiKV^g  nagovalag,  ävd&efia^  (vgl.  fol.  34**  EndeX 

Darauf  folgt  (fol.  251»'  v.  23  sqq.): 


ToTg  diä  zadta  %&  rcdvra  iavrovg  fiiv 
Tceqxariafiivovg  KaXoCaty  rovg  de  maretjg 
iaKOTKTfiivovg  KaTOvofid^ovtnv ,  Sri  fiij  rä 
airv&v  ifivij&rjtTav  xal  döyfiara  Kai  öidd- 
Y  flava,  —  äpd&efia! 

Oikijg  oiy  in  hcKhfiaicf  Qeod  Tt&aav 
rijv  t{üv  Mavixalmv  aXQBOiv  &Qia(ißsvTVK{jjg 
dva^Sfiarlirag,  rivd  de  i^Ofwadiievog  iyygd- 
q)(agy  daq)aU^Ofjtai  xal  hßelXiKwg  ineQ&fiai 
ifiavTÖv,^)  d)g  iär  ijtd  %i]g  dsiJQO  sbQS&Cj 
Ttote  KaiQ(f  1]  XQ^^V  ^^^  tivog  %(bv  Iloyo- 
liiliov,  fiovaxov  tvxöp  Hj  fxovaxfjg  ^  Koaf.uKod 
TOiovTortqönwg  TtqoaÜTtOfVy  awofiilwvy  i]  aw- 
TQdyycjv  Vj  GVfiTtivtav  })  GXTrjfiariK&g  awevxd- 
jievog  Karä  tdg  äyiag  rod  &80v  iKKXtjaiag, 
Vi  aiXo  TL  Ttoyo/iikiKÖv  ivdeiKvvfievog  xa- 
KoifQpjfia  Kai  iXeyx^j  p^^  fiövov  Ttdarjg  hiKhf}- 
(TiaariKfjg  äTto^evodfiai^)  ßotj^eiag,  dXXä  xal 
xoXg  noXiTiKotg  diKaaraig  TtagaTtSfiTtöfievog 
davfiTtad'&g  ndarjg  Ttoivfjg  irtBidwog  yhiofiai 
Kai  Katd  %dv  ßiov  eloKOfiiCöfievogy  öirpfeKsT 
i^OQUf  TCaQanefiTtwfuxi. 


"OXoig  ToTg  aiQeriKotgy  dvdd'saa!  IloXXä 
rä  errj  twv  ßaaiXewv!  Tov  dq&o5<^ov  fjii&v 
ßacnXiwg  TtoXXä  rä  evfjf  Tod  dQ&oöö^ov  ijjuöv 
ßaatXiwg  rod  IIOQCpvQoyewi^ov  TioXXd  rd  erij! 
^0  Osdg  q>vXd^oi^)  rd  Kqdzog  ait&v!  '0  Oedg 
Tijv  ßaciXslav  adrCjv  elQtjvevaot!^)  Oiqdvia 
ßaaiXev  Toi)g  imyelovg  qrbXa^ov!   Toi)  dyuo- 


AUen  diesen  Häretikern  Anathema! 
Lange  mögen  unsere  Könige  leben!  Unser 
orthodoxer  König  möge  lange  leben!  Unser 
orthodoxer  König  Porphyrogennetes  möge 
lange  leben!  Gott  möge  die  Kraft  der- 
selben beschützen!  Gott  möge  ihrer  Herr- 
schaft Frieden  erhalten!   Himmlischer  Gott, 


*)  Cod.:   ineQiarta  ifiavrä.    —    ')   lies:   dno^evdtfiai,.  —  ')  Cod.:   (pvXd^H.  —  *)  Cod.:  ü^ipff^att. 


Thallöczy.  Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  nordwestlichen  Balkanländer. 


371 


T&rov  xat  olnoviisviTcaü  IlaxQiäqxov  TioXlä 
rä  ezfj!  Tavra  r^g  TtovtjQäg  daeßelag  t& 
aniqiKna!  Tavxa  rfjg  dd-stag  rov  novrjQOfj 
Saravä  zä  ßXaati^fMXTa!  ^Hfutg  di  6  tov 
XqhttoC  hxdg  d  i^aiQBtog,  rwv  d'slwv  aal 
ärtoGTohxßy  diSay^drwv  nat  %(bv  TtavQixwv 
öXatf/ixwg  ixibfied-a  Ttagadöuecjv  (pBvyovrsg 
8Xt]  xpvyifi  ^^  fivaagä  Tfjg  äaeßeiag  diddyixara 
xat  nö^^ü)  rfjg  airöv  dle&Qiag  yivöfispoi 
^QTjaiislag^  0€^  di  %a^aq(x>g  hxTgevovtegj  z(^ 
hf  TQidÖL  7tQ0C(bmjv  fjyow^)  bTtoatdaecDv 
YviOQi^Ofiivfp  xal  asßoiMevtp,  ^  1}  dö^a  xat 
rd  nt^drog  elg  zovg  alwvag  t&v  atfbnov,  dfii^  ! 


schütze  ihre  Unterthanen!  Der  allerheiUgste 
und  ökumenische  Patriarch  möge  lange 
leben!  Das  ist  der  Samen  der  verruchten 
Ketzerei!  Das  ist  die  Blüthe  der  Gottlosig- 
keit des  verruchten  Satans!  Wir  aber,  das 
auserwählte  Volk  Christi,  wollen  mit  ganzer 
Seele  festhalten  an  den  göttlichen  und  apo- 
stoHschen  Lehren  und  den  Ueberlieferungen 
der  Väter,  indem  wir  aus  ganzer  Seele  mei- 
den die  verruchten  Lehren  der  Ketzerei  und 
fern  bleiben  dem  verderbhchen  Gottesdienste 
derselben,  Gott  aber  rein  dienend,  dem  in 
der  Dreiheit  der  Personen  oder  Hypostasen 
erkannten  und  verehrten^  dem  Ruhm  und 
Kraft  ist  von  Ewigkeit  zu  Ewigkeit,  Amen  1 


*)  iXiovv,  für  ttjt;  besser:  ijyovv. 


24* 


Zwei  bosnische  Königinnen. 

Von 

Hilarion  Ruvarac, 

Archimandrit. 


a)  Katharina,  die  Torletzte  KSnlgln  Bosniens. 

ivönigin  Katharina,  die  Witwe  des  vorletzten  bosnischen  Königs  Thomas  Ostoji6, 
starb  in  Rom  am  25.  October  1478  und  wurde  in  der  Kirche  „Ära  coeli"  zur  letzten 
Ruhe  bestattet;  wonach  auf  ihrem  Grabe  ein  Denkmal  mit  folgender  Inschrift  errichtet 
wurde: 

KarapHNH  k^mahi^h  socaHCKoA, 

GTHRdHa  x^PU^r'^  o(Tk)  cBfTora  Gaai, 

o(Tk)  nopOA^  Gahhi  h  K^t^f  i^apa  GTHnaHa  pofHH, 

ToAiaina  Kpa/ia  socaHkCKora  ;KfHH, 

Koa  ;khbh  roAHHa  50  h  4. 

H  npHAiHH^  ^  Phai^  Ha  AHTa  rocnoAHa  1478  ahto 

Ha  25  ^HA  OKTOBpa.    GnoAiHHaKk  Hf  nncMOMk  nocraBAfHk. 

(Miklosich,  Mon.  serb.,  p.  519.) 

„Der  bosnischen  Königin  Katharina,  Tochter  des  Stephan,  Herzogs  vom  heiligen 
Sabbas  und  der  Helene  aus  dem  Hause  des  Kaisers  Stephan,  des  bosnischen  Königs 
Thomas  Gattin,  welche  54  Jahre  lebte  und  am  25.  October  1478  in  Rom  starb,  wurde 
dieses  (geschriebene)  Denkmal  errichtet." 

Keine  einzige  unserer  alten  Inschriften  wurde  so  oft  wie  diese  publicirt  und 
republicirt,  über  keine  sonstige  Inschrift  wurde  so  viel  geschrieben  und  verhandelt  wie 
über  diese.  Fachgelehrte  haben  ganze  Commentare  über  dieselbe  geschrieben,  wie 
solche  zu  alten  griechischen  und  lateinischen  Inschriften  publicirt  zu  werden  pflegen. 
Und  wollte  irgend  wer  nach  dem  Beispiele  der  kritischen  Und  gründlichen  Deutschen 
alle  Bücher  und  Schriften,  in  denen  seit  dem  Jahre  1550  die  auf  der  Grabplatte  der 
bosnischen  Königin  Katharina  befindliche  Inschrift  commentirt  worden  ist,  nur  erwähnen, 
so  müsste  er  ein  Buch  niederschreiben.  Ich  habe  vor  etwa  20  Jahren  den  Entschluss 
gefasst,  dies  zu  unternehmen,  und  schrieb  aus  der  Bibliothek  des  Lambeccius,  aus 
Assemann's  Calendarium,  aus  Mayern's  Spicilegium  und  aus  dem  Specimen  des 
Katanöi6  die  betreffenden  Stellen  heraus.  Auch  notirte  ich,  was  darüber  Du  Fresne 
gesagt,  was  Schimek  gedeutet  und  was  der  durch  P.  J.  Safafik  und  Franz  Miklosich 
citirte  Engel  geschrieben  hat  u.  s.  w.  Schliesslich  gab  ich  aber  diese  wenngleich 
gelehrte,  so  doch  wenig  nützliche  Arbeit  auf,  und  heute  will  ich  von  dem  ganzen  vor 
20  Jahren  angelegten  Apparat  nichts  mehr  wissen. 


Ruvarac.    Zwei  bosnische  Königinnen.  373 

Weshalb  soll  ich  überhaupt  der  alten  Schriftsteller  gedenken,  da  sie  doch  trotz 
ihrer  Gelehrsamkeit  und  Belesenheit  von  Katharina  und  ihrem  Stamme  nicht  so  viel 
wussten  wie  wir  heute.  Denn  wenn  es  ihnen  auch  bekannt  war,  wer  der  Vater,  Gross- 
vater und  Urgrossvater  in  der  väterlichen  Linie  Katharinas  gewesen,  so  wussten  sie 
doch  nicht  (denn  dies  war  auch  ihrem  Gewährsmann  Orbini  unbekannt),  welcher 
Famihe  Katharinas  Mutter  entstammte,  dass  nämlich  Helene,  die  Mutter  Katharinas,  eine 
Tochter  Balsas  (HI.),  des  Herrschers  von  Zeta  gewesen  ,ist,  und  dass  dieser  BalSa 
ein  Sohn  des  Georg  Stratimirovi6-BalSi6  und  der  Helene,  einer  Tochter  des  serbischen 
Fürsten  Lazar  war,  endlich,  dass  die  Familie  des  Fürsten  Lazar  und  der  Fürstin  Milica 
einerseits  und  die  Familie  der  Bal§i6i  von  Zeta  andererseits  im  Verwandtschaftsverhält- 
nisse zu  dem  Hause  des  Kaisers  Stephan  gestanden  sind. 

Heute  fragt  es  sich  nicht  mehr,  und  ist  es  auch  nicht  mehr  zweifelhaft,  wie  und 
wodurch  das  Haus  des  Herzogs  Stephan  mit  dem  Hause  des  serbischen  Kaisers  Stephan 
verwandt  war.  Gegenwärtig  muss  man  sich  nur  fragen  —  weil  dies  eben  noch 
zweifelhaft  ist  —  ob  auf  der  Grabplatte  der  Königin  Katharina  wirklich  geschrieben 
steht,  dass  Katharina  eine  Tochter  der  Helene  war  und  von  der  Familie  des  Kaisers 
Stephan  abstammte,  denn  heute  und  schon  seit  vielen  Jahren  existirt  in  der  erwähnten 
Kirche  in  Rom  keine  bosnische  Inschrift,  beziehungsweise  jene  Grabplatte,  auf  der  sich 
diese  Inschrift  befand,  und  heute  kann  keiner  der  dortigen  Fratres  sagen,  wohin  die 
Grabplatte,  auf  der  sich  nach  Erzählungen  diese  Inschrift  befunden  haben  soll, 
gekommen  sein  mag,  und  was  mit  ihr  geschehen  ist. 

Doch  ich  will  die  neuesten  Schriftsteller,  die  das  der  bosnischen  Königin  Katharina 
in  der  Kirche  zu  Rom  errichtete  Grabdenkmal  erwähnen,  hier  auflFÜhren. 

Crn6i6  (im  Rad  jugoslav.  akademije,  Heft  79,  Agram  1886)  macht,  indem  er 
auf  S.  18  das  am  30.  October  1478  verfasste  Testament  „der  unglücklichen,  guten 
bosnischen  Königin  Katharina"  erwähnt,  unter  1  die  Bemerkung,  die  Königin  sei  flinf 
Tage  nach  der  Testamentserrichtung  gestorben  und,  wie  sie  dies  angeordnet  habe,  in 
der  Marienkirche  „Ära  coeli"  bestattet  worden.  Dort  befinde  sich  am  ersten  rechtsseitigen 
Pfeiler  beim  grossen  Altar  ihr  Grabdenkmal,  das  ist  ein  Stein,  der  ihre  Gestalt  mit 
den  beim  Kopfe  eingemeisselten  „beiden  Wappen"  und  unterhalb  des  Bildnisses  folgende 
Inschrift  zeige: 

D.  0.  M. 

Catharinae  Reginae  Bosnensi 

Stephani  Ducis  Santi  (sie)  Sabbae  Sorori, 

Et  (sie)  Genere  Helene.     Et  Domo  Principis 

Stephani  Natae  Thomae  Regis  Bosnae 

Uxori.     Quantum  vixit  Annorum  LHI 

Et  obdormivit  Romae.     Anno  domini 

MCCCCLXXVIII.     Die  XXV.  Oteobris  (sie) 

Monumentum  ipsius  Scriptis  positum. 

Er  bemerkt,  es  sei  sonach  klar,  dass  jenes:  „KaTapHHH  Kpa.^HD;H  ßocancKOJ,  CTHnane 
Xepi^era  oa  (sie)  cBCTora  Caee,  o^  nopo/i,a  Je.aHHe  h  Kyhe  Aapa  CTHnana  poenH"  u.  s.  w.  aus 
dieser  lateinischen  Inschrift  übersetzt  sei. 

Herr  Raöki  weiss  über  diese  Grabplatte  etwas  mehr  zu  sagen.  Indem  er  nämlich 
die  beiden  Wappenbilder  am  Grabdenkmale  der  Königin  Katharina  erwähnt,  schreibt 
er  im  „Rad",  Heft  101,  S.  155  Folgendes: 


374  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

„Auf  das  Pflaster,  unter  dem  die  Ueberreste  Katharinas  ruhten,  war  eine  Grab- 
platte gelegt,  auf  der  die  Königin  in  langer  Kleidung,  mit  dem  langen  Königsmantel 
umhüllt,  dargestellt  war.  Im  Jahre  1590,  ab  im  Presbyterium  Reparaturen  durch- 
geführt wurden,  ist  diese  Grabplatte  gleichzeitig  mit  der  Grabplatte  des  Cardinais 
Ludwig  Aliberti  gehoben  und  in  den  nächsten  Pfeiler  des  Kh'chenschiflfes  eingemauert 
worden.  Damals  verschwand  die  zugehörige  slavische  Inschrifbtafel,  welche  Grab- 
inschriften in  cyrillischen  und  lateinischen  Schriftzeichen  enthielt,  und  es  blieb  blos  die 
in  lateinischer  Sprache  abgefasste  Inschrift  erhalten." 

Ganz  anders  berichtet  aber  Herr  Johann  v.  Asböth  in  seinem  Werke  „Bosnien 
und  die  Herzegowina,  Wien  1888".  Asböth  war  in  Rom,  er  sah  mit  eigenen  Augen 
dieses  Grabdenkmal  und  las  persönlich  die  unter  dem  Bildnisse  der  Königin  angebrachte, 
sehr  gut  erhaltene  lateinische  Inschrift,  die  folgenden  Text  hat:  „Catharinae  Reginae 
Bosnensi,  Stephani  Ducis  Sancti  Sabbae  Sorori.  Et  genere  Helene  et  Domo  Principis 
Stephani  natae"  ....  und  „Quantum  vixit"  u.  s.  w. 

Was  soll  man  aber  sagen  und  denken,  wenn  man  weiss,  dass  Königin  Katharina 
nicht  die  Schwester  (Soror),  sondern  die  Tochter  des  Herzogs  Stephan  war?  Folgt 
daraus  nicht,  dass  die  bis  heute  erhalten  gebliebene  lateinische  Inschrift  schon  wegen 
des  einen  Wortes  „Soror"  nicht  authentisch  und  nicht  jenes  Original  sein  kann,  aus 
dem  die  oben  erwähnte  slavische  Inschrift  übersetzt  worden  ist?  Und  wird  nicht  bei 
Bedachtnahme  auf  diese  lateinische  Inschrift  der  Glaube  an  die  Authenticität  jener 
bosnisch-slavischen  Inschrift,  von  der  gesagt  wird,  sie  wäre  einst  auf  dem  Grabe  der 
Königin  Katharina  gelegen,  und  die  von  Miklosich  in  den  „Srpski  spomenici"  (ser- 
bische Denkmäler)  publicirt  wurde,  erschüttert?  Aber  von  wo  mag  Miklosich  diese 
bosnische  Inschrift  abgeschrieben  haben?  Er  schreibt  über  die  Quelle  Folgendes: 
„Inscriptio  in  ,Ara  Coeli^  Romae.  Gio.  Battista  Palatino,  Libro,  nel  quaP  s'  insegna 
a  scriver  ogni  sorte  lettera.  Roma  1550.  Compendio  del  gran  volume  dell'  arte  del 
bene  et  leggiadramente  scrivere  tutte  le  sorti  di  lottere  e  caratteri,  Venetia  1588.  Ex 
hoc  fönte  omnes  habent,  qui  hanc  inscriptionem  ediderunt:  Bohori6,  Mauro  Orbini, 
Cevapovics,  Pejacsevics  etc." 

Da  also  der  Glaube  in  die  Authenticität  dieser  Inschrift  erschüttert  ist,  so  will 
ich  sowohl  die  lateinische,  als  auch  die  bosnisch-slavische  Inschrift  vorläufig  bei  Seite 
lassen  und  nur  die  Angabe,  dass  die  Königin  in  ihrem  54.  Lebensjahre,  und  zwar  im 
Jahre  1478  in  Rom  gestorben,  dass  sie  sonach  im  Jahre  1424  geboren  sei,  in  Betracht 
ziehen.  Baläa  HI.,  der  letzte  Herrscher  in  Zeta  aus  dem  Hause  der  Baläi6i,  starb  im 
Jahre  1421.  In  einer  venetianischen  Urkunde  wird  Bal§a  noch  am  28.  April  1421  als 
am  Leben  befindlich  bezeichnet,  in  einer  Urkunde  vom  3.  Juli  1421  wird  er  aber  als 
gestorben  angeführt  (Ljubi6,  Mon.  VIII,  89  und  94),  wonach  angenommen  werden 
kann,  dass  er  nach  dem  28.  April  und  vor  dem  3.  Juli  1421  starb.  Nach  Balia 
verblieb  kein  männliches  Kind,  aber  mehrere  Töchter.  Diese  weilten  im  Hause 
unter  der  Vormundschaft  des  bosnischen  Grossvojvoden  Sandalj,  beziehungsweise  seiner 
zweiten  oder  dritten  Gemahlin  Helene,  einer  Tochter  des  Fürsten  Lazar  und  der  Mutter 
eben  dieses  BalSa  III.  („Cum  sit  [Sandalj]  cum  dictis  dominis  [dem  Despoten  Stephan  Laza- 
revi6  und  dessen  Neffen  Georg  Vukovi6]  affinitate  stricte  conjunctus  [weil  die  Schwester 
Stephans  und  Tante  Georgs,  die  erwähnte  Helene,  Gattin  des  Sandalj  war]  et  habeat 
in  gubernum  filias  condam  domini  Balsae"  heisst  es  in  der  Urkunde  vom  3.  September  1425 
im  „Glasnik  srp.  uö."  Nr.  XHI,  234.) 

Die  älteste  Tochter  Bal§as  IH.  und  eine  Enkelin  der  Helene,  Namens  Helene, 
gaben   Sandalj   und   Helene   dem   Stephan,    einem  Neffen    Sandaljs  und   dem   späteren 


Ruvarac.    Zwei  bosnische  Königinnen.  375 

Herzog  Stephan^  beiläufig  im  Jahre  1423  zur  Gattin^  und  diese  Helene  gebar  dem 
Stephan  im  Jahre  1424  die  Tochter  Katharina,  die  spätere  bosnische  Königin. 

Sandalj,  der  Grossvojvode  des  Landes  Bosnien,  starb  am  15.  August  1435,  seine 
Witwe  Helene,  die  Tochter  des  Fürsten  Lazar,  zu  Ende  des  Jahres  1442.  In  ihrem 
am  25.  November  1442  in  Goröani  in  der  Zeta  abgefassten,  von  der  Hand  ihres 
Beichtvaters,  des  Nicander  von  Jerusalem,  geschriebenen  Testamente  bedenkt  sie  ihre 
Enkelin,  die  Fürstin  Helene  (Gattin  des  Herzogs  Stephan),  dann  das  Fräulein  Katharina, 
ihre  Urenkelin  und  Tochter  des  Herzogs  Stephan,  und  ihre  Enkelin  Theodor a.  Bezüglich 
des  Namens  Theodora  (Todora)  sagt  Dani6i6  in  seinem  „Rjeönik  iz  srpskih  starina": 
„Gattin  des  Herzogs  Radosav  Pavlovi6  1439 — 1442.  Sie  war  eine  Verwandte  der 
Helene  Sandalj,  die  sie  1442  als  ihre  Enkelin  bezeichnet,  scheint  eine  Tochter  der 
Katalene,  welche  eine  Verwandte  derselben  Helene  war,  zu  sein.  Miklosich  415, 
Puci6  Nr.  121."  —  Ferner  unter  dem  Schlagworte  „RkHOy^HUd":  „nepticula,  wo  es 
aber  passt,  kann  dies  Wort  auch  proneptis  (Urenkelin)  bedeuten,  cf.  Todora."  Ich  glaube 
jedoch,  dass  die  „Enkelin  Todora"  der  Helene  Sandalj  auf  keinen  Fall  eine  Tochter 
Katharinas  (Katalena)  sein  konnte,  da  diese  im  Jahre  1442,  als  Helene  Sandalj  ihr 
Testament  schrieb,  noch  ein  unreifes  Mädchen  war  und  erst  1445 — 1446  heiratete. 

Dieselbe  Helene,  Tochter  des  Fürsten  Lazar,  hat  testamentarisch  verfügt,  was 
sie  von  ihren  Besitzungen  und  ihren  Geldern  dem  Herzog  Stephan,  ihrem  sündenlosen 
Sohne,  seiner  Frau  —  ihrer  Tochter  —  und  den  Kindern  dieser  Beiden  (dem  Fürsten 
Vladislav,  dem  Fürsten  Vlatko  und  dem  Fräulein  Katharina  (dieser:  die  kleinen  Arm- 
bänder und  eine  „lutea"  Gold),  dann  ihrer  Schwester  Despina  vermache.  Als  Testaments- 
vollstrecker und  Fürsorger  und  Kirchenväter  ihrer  neuen  Kirche  in  Gorica  in  der  Zeta 
bestimmte  sie  gleichzeitig  „ihre  Enkelin,  die  Frau  Herzogin  Helene,  und  deren  Erst- 
geborenen, den  Fürsten  Vladislav."  —  Stephan,  der  jüngste  Sohn  des  Herzogs  Stephan, 
wird  im  Testamente  der  Helene  Sandalj  nicht  erwähnt,  weil  er  1442  noch  nicht  auf 
der  Welt  war.  Diesen  Stephan  scheint  überhaupt  nicht  die  Enkelin  der  Helene,  sondern 
die  zweite  Gattin  Herzog  Stephans,  die  Herzogin  Barbara,  zur  Welt  gebracht  zu 
haben. 

Vladislav  und  Vlatko,  die  Söhne  des  Vojvoden  Stephan  und  Brüder  Katharinas, 
hatten  am  18.  September  1438  das  14.  Lebensjahr  noch  nicht  erreicht,  sie  konnten  also 
ihre  Antheile  aus  dem  Vermächtnisse  des  Vojvoden  Sandalj,  des  Onkels  ihres  Vaters 
Stephan  (Miklosich,  Mon.  serb.,  394)  nicht  in  Empfang  nehmen.  Diese  Söhne  des 
Stephan  bestätigen  aber  bereits  am  7.  Mai  1440:  Fürst  Vladislav  und  Fürst  Vlatko  haben 
von  der  Commune  Ragusa  alle  Depots  und  die  Ueberreste  derselben,  die  der  erlauchte 
Grossvojvode  Sandalj  für  sie  dort  erlegte,  übernommen  (Miklosich,  Mon.  serb.,  p.  403). 
Vladislav  und  Vlatko  hatten  also  zwischen  dem  18.  September  1438  und  dem  7.  Mai  1440 
ihr  14.  Lebensjahr  bereits  überschritten,  und  wir  wollen  annehmen,  dass  dies  bei  Vladislav 
am  1.  Mai  1439,  bei  Vlatko  am  1.  Mai  1440  eingetreten  war.  Sonach  wäre  Vladislav 
im  Jahre  1425,  Vlatko  im  Jahre  1426  zur  Welt  gekommen,  und  dann  könnte  gefolgert 
werden,  dass  Katharina  1424  geboren  wurde  und  demnach  das  erste  Kind  des  Fürsten, 
später  Vojvoden  und  zuletzt  Herzogs  Stephan,  von  der  Helene,  Toöhter  Balsas  III.  ge- 
wesen sei. 

Zu  Ende  1443  starb  der  bosnische  König  Tvrtko  IL  Tvrtkovi6,  worauf  Thomas 
Ostojifi,  ein  uneheHcher  Sohn  des  einstigen  Königs  Ostoja,  König  von  Bosnien  wurde; 
dieser  nennt  seinen  Vorgänger  Tvrtko  H.  „seinen  Onkel".  Vor  seiner  Erhebung  auf 
den  Thron  lebte  Thomas  als  Patarene  in  vollster  Abgeschiedenheit.  Er  war  damals 
schon  verheiratet   und  hatte  von  seiner  aus  niederen  Kreisen  stammenden  Gattin,  die, 


376 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


wie  gesagt  wird,  Vojaöa  hiess,  einen  Sohn  Namens  Stephan^  der  seinem  Vater  auf  dem 
bosnischen  Königsstnhle  folgte. 

Zur  Festigung  der  Stellung  des  Thomas  Ostojic  auf  dem  Königsthrone  trug  der 
berühmte  ungarische  Fürst  Johann  Hunyady,  ein  Beirath  des  jungen  ungarischen  Königs 
LadislauS;  der  den  Thomas  im  Jahre  1444  in  der  bosnischen  Königswürde  anerkannte 
und  bestätigte,  Vieles  bei.  Thomas  näherte  sich  aber  auch  dem  päpstlichen  Stuhle, 
wo  er  erklärte  und  daraufhin  dem  Papste  auch  Beweise  dafür  erbrachte,  dass  er  sich 
vom  patarenischen  Irrglauben,  in  dem  er  geboren  wurde,  abgewendet  und  den  römischen 
Glauben  angenommen  habe.  Gleichzeitig  bat  er  den  Papst  um  Hilfe  in  seiner  Noth; 
er  berichtete  nämlich,  dass  wegen  seiner  unehelichen  Geburt,  wie  auch  deshalb, 
weil  seinen  Königsthron  eine  aus  niederen  Kreisen  stammende  Gattin  theile,  die  bosnischen 
Grossen  ihm  nicht  zugethan  seien.  Papst  Eugen  IV.  leistete  dem  Könige  (s.  Theiner, 
Mon.  Slav.  merid.  I,  S.  388,  vgl.  Klai6',  Geschichte  Bosniens,  S.  287  und  weiter) 
wirklich  seine  Hilfe. 

Nachdem  mit  päpstlicher  Bewilligung  —  so  schreibt  Klai6  —  die  Ehe  des  Königs 
Thomas  mit  Vojaöa  als  ungiltig  getrennt  worden  war,  hielt  er  Umschau  nach  einer 
Gattin,  die  ihrer  Familie  nach  würdig  wäre,  die  königliche  Krone  zu  tragen.  Es  ist 
nicht  bekannt,  ob  ihn  Schönheit  bezauberte  oder  staatsmännische  Erwägungen  leiteten, 
als  er  um  die  Hand  der  jungen  Katharina,  der  Tochter  des  Grossvojvoden  Stephan 
Vuköi6,  seines  undankbaren  Unterthanen  und  entschiedenen  Gegners,  anhielt.  Stephan 
gab  ihm  gerne  sein  Kind,  und  so  wurde  Katharina,  nachdem  sie  die  patarenische  Irr- 
lehre abgeschworen  und  den  römischen  Glauben  angenommen  hatte,  Königin  von 
Bosnien. 

Orbini  sagt  auf  S.  368  ganz  einfach:  „11  quäle  (Re  Tomasc)  si  marito  con 
Catharina,  figluola  di  Stefano  Cassacia  (Kosaöa),  Duca  di  S.  Sabba",  er  sagt  aber 
nirgends,  dass  Katharina  eine  besondere  Schönheit  oder  so  schön  gewesen  wäre,  dass 
sie  hiedurch  zu  bezaubern  vermocht  hätte;  auch  sagt  er  nicht,  dass  Stei)han,  der 
Grossvojvode  des  bosnischen  Landes,  seine  Tochter  Katharina  gerne  dem  König  Thomas 
zur  Gattin  gegeben  habe;  endlich  sagt  er  auch  nirgends,  dass  sich  Katharina,  als  sie 
bosnische  Königin  wurde,  vom  Patarenenthum  losgesagt  und  die  römisch  katholische 
Religion  angenommen  habe.  Und  doch  verstand  es  Orbini,  seine  Werke  auszuschmücken, 
wenn  er  dies  eben  thun  wollte,  und  es  kann  sein,  dass  er  darin  selbst  Herrn  Klai6 
überlegen  war.  Trotz  alldem  sagt  aber  Orbini,  ohne  in  die  Klai6'schen  Epitheta  und 
Zuthaten  zu  verfallen,  doch  nur,  dass  König  Thomas  Katharina,  die  Tochter  des 
Stephan  Kosa6a,  Herzogs  vom  heiligen  Sabbas,  geheiratet  habe.  Ausser  Orbini  imd 
Fra  Andrija  Kaöi6  erwähnt  Niemand  die  Hochzeit  des  Königs  Thomas;  der  letztere 
mit   poetischen  Floskeln  in  seinem  Liedc  „Die  Hochzeit  des  bosnischen  Königs  Stipan 


Kristi6": 


„Ca  KaAa  je  äuk^  n  KpÖaim, 
Cjia«iia  EocHa  uiiTemKa  ApaKana, 
If  CA  KaA  je  paßna  THrapiija, 
^ajMai^HJa  h  c  h>om  EyjirapMJa, 
Ilucy  jiHnmn  CBaTH  caKyiijBeHH, 
Hn  HJieMnhH  jhiiuih  cacTaiiJLeiiH, 
IUto  cy  ciiaTH  Kpajta  öocancKora 
IIo  HMOHy  KpiiuiTHlia  CTHiiana 
M  H>eroBc  JiHiie  sapyuiiime 
^iijeBoJKe  Kare  Xcpi^eroiiKe  — . 


Zu  deutsch  etwa: 

Seit  bestehet  Lika  und  Krbava 

Und  das  edle  schöne  Land  der  Bosna; 

Seit  das  eb'ne  Ungarland  bestehet, 

Dalmaticn  und  Bulgariens  Grenzen, 

Kam  kein  schön' rer  Hochzeitszug  zusammen, 

Gab's  in  ihm  nicht  schön're  Edelleute 

Als  beim  Hochzeitszug  vom  Bosnakönig, 

Der  den  Namen  Kristic  Stephan  führte 

Und  zur  Gattin  Katharina  wählte, 

Wohl  die  schönste  Maid  des  Herzogslandes 


I 

j 


Ruvarac.    Zwei  bosnische  Königinnen.  377 

JlHiia  iiepua  Xepi^era  ÜTHnaiia  Eine  Tochter  Stephans,  des  Herzogs. 

CjraBHa  ca^a  KaTapHHa  SBana,  Ihre  Hülle  ist  in  Kom  bestattet, 

Koje  THJio  y  Phmjt  npHÖHßa,  Ihre  Seele  ruhet  sanft  in  Frieden. 
A  Äyinima  y  MHpy  noiHBa." 

Damit  will  ich  aber  weder  die  Schönheit  Katharinas  in  Abrede  stellen,  noch 
behaupten,  Herzog  Stephan,  der  weder  vor  noch  nach  der  Hochzeit  dem  König  Thomas 
besonders  gut  gesinnt  war  (was  dieser  in  gleicher  Weise  erwiderte),  hätte  sein  Töchterlein 
nur  ungern  zur  Gattin  gegeben.  Aber  die  Angabe  des  Herrn  Klai6,  „Katharina  hätte, 
als  sie  Königin  wurde,  die  patarenische  Irrlehre  abgeschworen  und  den  römischen 
Glauben  angenommen",  kann  ich  so  ohne  Weiteres  nicht  hinnehmen. 

Bal§a  in.  war  ein  Orthodoxer,  und  auch  seine  Tochter  wurde  im  Geiste  der  orien- 
talisch-orthodoxen Kirche  erzogen.  Gewiss  hat  sie,  als  sie  sich  mit  dem  Fürsten  Stephan, 
dem  NeflFen  Sandaljs,  verehelichte,  die  Religion  nicht  gewechselt;  auch  hätte  hiezu  ihre 
Grossmutter  Helene,  die  Gattin  Sandaljs  und  Tochter  des  Fürsten  Lazar,  sicherlich 
niemals  ihre  EinwilUgung  gegeben.  Hätte  schliesslich,  so  muss  man  sich  fragen,  die 
Gattin  Sandaljs,  Helene,  am  Todtenbette  diese  ihre  Enkelin,  die  Vojvodin  Helene,  zur 
Fürsorgerin  der  von  ihr  erbauten  neuen  Kirche  in  Gorica  bestellt,  wenn  diese  Vojvodin 
Helene  damals  (im  Jahre  1442)  Patarenin  gewesen  wäre?  Ist  es  weiters  denkbar,  dass 
Helene,  die  Tochter  des  selig  vorstorbenen  Fürsten  Lazar,  in  dem  von  der  Hand  des 
greisen  Priesters  Nicander  aus  Jerusalem  geschriebenen  Testamente  ihrer  Urenkelin, 
„dem  Fräulein  Katharina",  der  späteren  bosnischen  Königin,  „kleine  Armbänder  und 
eine  Lutea  Gold"  vermacht  haben  würde,  wenn  Katharina  sich  zur  patarenischen  Irr- 
lehre bekannt  hätte? 

Ja  selbst  der  bosnische  König  Thomas  hat  bis  zum  Jahre  1457  die  Taufe  nicht 
erbalten,  wenngleich  er  schon  1444  als  Christ  (Katholik)  angesehen  wui*de;  getauft 
wurde  er  erst  im  Sommer  1457  durch  den  päpstlichen  Legaten  Cardinal  Johann  Carvajal, 
wie  dies  Aeneus  Sylvius  (der  spätere  Papst  Pius  H.)  in  seinem  im  Jahre  1458 
beendeten  Werke  „Europa"  auf  Grund  des  vom  genannten  Legaten  erstatteten  Berichtes 
ausdrücklich  meldet.  (S.  diese  „Mittheilungen",  Band  H,  1894,  S.  333.) 

Herzog  Stephan  theilte  in  einem  oflFenen  Briefe  vom  19.  Juli  1453  mit,  er  habe 
seinen  Verwandten  jewede  Uebertretung  und  jeden  Anschlag  verziehen,  insbesondere 
verzeihe  er  Helene  und  seinem  Sohne,  dem  Fürsten  Vladislav,  dann  allen  Adeligen  und 
Edelleuten  und  den  Bewohnern  aller  Classen  aus  der  humska  zemlja  (dem  Lande  Hura), 
die  von  ihm  als  Anhänger  der  Frau  Helene  und  des  Fürsten  Vladislav  abgefallen  seien. 
(Miklosich,  Mon.  serb.,  p.  457 — 463.)  Ueber  diesen  Zwist  gibt  zuverlässige  Auskunft 
die  aus  dem  X.  Bande  der  „GodiSnjice"  (Annalen)  abgedruckte  tüchtige  Abhandlung  des 
Ljubomir  Jovanovi6  „Batovanje  Hercega  Stjepana  s  Dubrovnikom  1451—1454."  (Die 
Kriege  des  Herzogs  Stephan  mit  Ragusa  1451 — 1454). 

Helene,  die  erste  Frau  des  Herzogs  Stephan,  eine  Tochter  BalSas  III.  und  Mutter 
der  bosnischen  Königin  Katharina,  starb  zu  Ende  1453,  und  schon  am  22.  Januar  1454 
war  es  in  Venedig  bekannt,  dass  Herzog  Stephan  „defuncta  uxore  sua,  querit  contra- 
here  matrimonium  cum  uxore  olim  bani  Petri  pro  habendo  in  manibus  suis  Clissam  et 
aha  bona  filiorum  dicti  quondam  bani  Petri"  (Ljubi6,  Mon.  X,  25;  cf.  Ljubi6, 
Relationes  Venetae  I,  5).  Des  Weiteren  werden  in  demselben  X.  Bande  der  Ljubi6'schen 
„Monumenta"  erwähnt:  unter  dem  15.  und  21.  November  1453  „nuptiae  a  parentela, 
secuta  inter  dominum  despotum  Rassie  et  ducem  Stefanum"  —  und  „nuptiae  filii  d. 
Stephani,   ducis   Sancti   Sabe",  —  ferner   unterm    31.  December    1453   „nuptiae   ducis 


378  I.    Archäologie  und  Goschicbto. 

Stefani"  und  ebenso  unterm  21.  Jänner  1454.  Von  dieser  Ehe  des  Sohnes  des  Stephan, 
höchst  wahrscheinlich  des  Vladislav,  und  der  Ehe  des  Stephan  selbst  kann  und  will 
ich  an  dieser  Stelle  nicht  verhandeln,  denn  hier  soll  ja  nur  über  das  verhandelt  werden, 
was  die  Tochter  Stephans,  die  bosnische  Königin  Katharina,  betrifft. 

König  Thomas  starb  am  10.  Juli  1461,  und  Katharina  wurde  in  ihrem  37.  Lebens- 
jahre Witwe;  sie  blieb  mit  ihren  beiden  Kindern,  dem  Sohne  Sigismund  und  der 
Tochter  Katharina,  in  Bosnien.  Aus  Liebe  zu  seiner  Tochter,  der  verwitweten  bosnischen 
Königin,  versöhnte  sich  Herzog  Stephan  mit  Thomas'  Nachfolger,  dem  Stiefsohne  der 
Katharina,  dem  bosnischen  König  Stephan  Toma§evi6.  (Ljubi6,  Mon.  X,  1892  und 
Klai6,  Greschichte  Bosniens,  S.  325.) 

Es  kam  das  Jahr  1463,  aus  welchem  kroatische  Chronisten  berichten:  „tada  mahomet 
car  turski  vze  Bosnu  i  vze  Stipana  i  ^ikmunta,  sini  TomaSa  krala  bosanskoga  miseca 
iuna."  (Zu  deutsch:  „Da  eroberte  der  türkische  Sultan  Mehmed  Bosnien  und  nahm 
gefangen  Stephan  und  Sigismund,  die  Söhne  des  bosnischen  Königs  Thomas,  im  Monate 
Juni.")  (Archiv  IV,  34  und  38.)  Ein  serbischer  Chronist  meldet  aber  aus  demselben 
Jahre:  Boeßa  (xo^h)  Aap  MexMCA  npea  (npcKo)  Ap^^^Y  ^a  Bocny  h  yxBaTH  KpsJba  CTe^ana, 
3eTa  AecnoTa  ^aaapa  h  täblby  ny  OTceie  a  öpaxa  ny  h  cecTpy  nopo6H.  —  „Da  zog 
Sultan  Mechmed  über  die  Drina  nach  Bosnien  und  nahm  den  König  Stephan, 
den  Schwiegersohn  des  Despoten  Lazar,  gefangen  und  Hess  ihm  den  Kopf  abhauen, 
seinen  Bruder  und  seine  Schwester  aber  nahm  er  gefangen."  (Nach  Stojanovid, 
„Srpski  Ijetopisi",  S.  96.)  Der  serbische  Chronist  nennt  nicht  die  Namen  der  in 
Gefangenschaft  gerathenen  zwei  Geschwister  des  letzten  bosnischen  Königs  Stephan 
(sie  waren  seine  Geschwister  nur  nach  dem  Vater,  dem  König  Thomas),  die  kroatischen 
Chronisten  wissen  aber  nur  den  Namen  des  Bruders,  nicht  jenen  der  Schwester  zu 
nennen.  Aus  dem  Testamente  der  Königin  Katharina  erfahren  wir  jedoch,  dass  ihr  im 
Jahre  1463  gefangen  genommener  Sohn  Sigismund  und  ihre  Tochter  Katharina  hiess. 
Aus  einem  in  Rom  am  23.  Juli  1470  geschriebenen  Briefe  entnehmen  wir,  dass  dieser 
Sigismund  damals,  d.  i.  1470,  14  Jahre,  die  gefangen  genommene  Tochter  Katharina 
aber  10  Jahre  alt  war;  hiernach  wurde  der  Erstere  1456,  Katharina  aber  1460  geboren. 
Aus  diesem  und  anderen  von  römischen  Cardinälen  geschriebenen  Empfehlungsschreiben, 
wie  auch  aus  einem  Briefe  der  Königin  Katharina,  welchen  sie  an  den  Dogen  von 
Mailand  Galeazzo  Maria  Sforza  richtete  und  dahin  durch  ihren  Gesandten  abschickte, 
erfahren  wir,  dass  die  Königin,  sobald  sie  erfuhr,  dass  ihre  Kinder  noch  nicht  zum 
mohammedanischen  Glauben  übergetreten  seien,  sich  entschloss,  zum  Sultan  zu  gehen 
und  ihre  Kinder  auszulösen.  Zu  diesem  Zwecke  bat  sie  auch  den  genannten  itaÜe- 
nischen  Herzog,  indem  sie  ihn  an  das  Freundschaftsverhältniss  zwischen  ihrem  Vater, 
dem  Herzog  Stephan,  und  seinem  Vater  Franz  Sforza  erinnerte,  er  möge  ihr  mit  Geld- 
mitteln zu  Hilfe  kommen,  damit  sie  ihre  Kinder  aus  der  türkischen  Gefangenschaft 
befreien  könne.   (Vide  Mon.  Hungariae  historica,  Mdtyas  Kiräly  koräböl,   H,  177 — 184.) 

Am  11.  Februar  1474  schrieb  Königin  Katharina  neuerlich  an  den  genannten 
Mailänder  Herzog  und  sendete  ihm  ihren  Brief  aus  Rom  durch  den  Abt  Peter  Diforte 
und  ihren  Verwandten  Radi6,  doch  wozu  dies  geschah,  wird  im  Briefe  nicht  gesagt. 
(Siehe  dasselbe  Werk  S.  264.) 

Königin  Katharina  hat  ihre  Kinder,  den  Sohn  Sigismund  und  die  Tochter  Katharina, 
aus  der  türkischen  Gefangenschaft  nicht  befreit,  und  als  sich  im  Jahre  1478  der  Augen- 
blick näherte,  dass  sie  diese  Welt  mit  einer  andern  vertauschen  sollte,  da  bestimmte 
sie  in  ihrem  Testamente  ....  Doch  ich  muss  zunächst  vom  Testamente  ihres  Vaters, 
des  Herzogs  Stephan,   welches  derselbe    einen  Tag  vor  seinem  Tode  (f  22.  Mai  1466) 


Ruvarac.    Zwei  bosnische  Königinnen.  ol9 

von  der  Hand  Davids,  des  Metropoliten  von  Milefievo,  seines  Hansgenossen,  nieder- 
schreiben Hess,  sprechen,  damit  wir  sehen,  ob  Herzog  Stephan  auf  dem  Todtenbette 
und  im  letzten  Augenblicke  seines  Lebens  sich  seiner  vielleicht  einzigen  Tochter,  der 
verwitweten  bosnischen  Königin  Katharina,  erinnerte. 

Herzog  Stephan  hat  sich,  als  er  sein  Testament  machte,  vor  Allem  des  Heiles 
seiner  Seele  erinnert,  weshalb  er  zum  Lobe  und  zum  Dienste  Gottes  aus  seinem  Ver- 
mögen 10.000  Goldducaten  stiftete.  Dann  gedenkt  er  seines  Sohnes,  des  Fürsten  Vlatko, 
seines  Sohnes,  des  Fürsten  Stephan,  und  seiner  Gattin  Cäcilia  und  sagt,  was  er  jedem 
derselben  besonders  vermache,  und  endlich  bestimmt  er,  dass  das  ganze  übrige  Ver- 
mögen zu  gleichen  Theilen  zu  vertheilen  sei  zwischen  seine  drei  Söhne  Vladislav,  Vlatko 
und  Stephan.  Seine  Tochter,  die  verwitwete  arme  bosnische  Königin  Katharina,  die 
damals  zu  Rom  von  der  Gnade  des  heiligen  römischen  Stuhles  lebte,  bedenkt  Herzog 
Stephan  gar  nicht,  ja  er  erwähnt  ihrer  in  seinem  Testamente  überhaupt  nicht,  als  ob 
sie  nicht  auf  der  Welt  und  am  Leben  gewesen  wäre.  Wer  könnte  heute  wissen  imd 
sagen,  weshalb  der  sterbende  Vater  seiner  einzigen  Tochter  nicht  gedachte,  und  weshalb 
er  sie  in  seinem  Testamente  gar  nicht  erwähnt? 

Mit  Recht  dürfen  wir  Katharina  vom  Stamme  der  Kosaöa  eine  arme,  unglückliche 
Königin  nennen,  wenn  wir  bedenken,  was  sie  Alles  erleben  und  erdulden  musste,  dass 
nämlich  am  10.  Juli  1461  ihr  Gatte  König  Thomas  —  wie  erzählt  wird  —  vom  eigenen 
Bruder  und  vom  eigenen  Sohne  aus  seiner  Ehe  mit  einer  Patarenin  ermordet  wurde, 
dass  die  Türken,  als  sie  1463  die  bosnischen  Städte  eroberten,  ihren  Sohn  und  ihre 
Tochter  gefangen  nahmen,  und  dass  endlich  ihr  Vater  auf  seinem  Todtenbette  im 
Jahre  1466  ihrer  gar  nicht  gedachte! 

Sie  aber,  als  sie  in  Rom  fünf  Tage  vor  ihrem  Tode  das  Testament  aufstellte, 
erinnerte  sich  in  demselben  des  Sohnes  ihres  Bruders  Vladislav  und  bestimmte,  dass 
jener  silberbeschlagene  Säbel,  den  sie  ihrem  im  Jahre  1463  von  den  Türken  gefangen 
genommenen,  nach  Constantinopel  geschleppten  und  seither  zum  Islam  übergetretenen 
Sohne  Sigismund  zugedacht  hatte,  ihrem  NeflFen,  dem  Fürsten  Baoäa  zufallen  solle, 
insoferne  Sigismund  nicht  zum  Christenthume  zurückkehre.  (Theiner,  Mon.  Slav. 
Mer.  I,  S.  510.) 

„Schwer  erkrankt  —  schreibt  V.  Klaic  auf  S.  340  —  verfasste  Königin  Katharina 
am  20.  October  1478  ihren  letzten  Willen,  in  welchem  sie  den  römischen  Stuhl  zum 
Nachfolger  im  Königreich  Bosnien  bestimmte.  Kurz  darauf,  am  25.  October  1478, 
starb  Königin  Katharina.  Auf  ihrem  Grabdenkmal  in  der  Kirche  „Ära  coeH"  liest  man 
noch  heute:  Der  bosnischen  Königin  Katharina,  Tochter  des  Herzogs  Stephan  vom 
heiligen  Sabbas  und  der  Helene  aus  dem  Hause  des  Kaisers  Stephan,  Gattin  des  bos- 
nischen Königs  Thomas,  welche  54  Jahre  lebte  und  in  Rom  am  25.  October  im  Jahre 
des  Herrn  1478  starb,  wurde  dies  Denkmal  errichtet.  "^ 

Herr  Klai6  war  nicht  in  Rom,  und  doch  sagt  er,  man  lese  dies  noch  heute  auf 
dem  Grabdenkmal  dieser  Königin.  Herr  Raöki  und  Herr  Johann  Asböth,  welche  in 
Rom  waren  und  mit  ihren  leibhaften  Augen  das  Denkmal  besichtigten,  sagen  aber 
übereinstimmend,  dass  diese  slavisch-bosnische  Inschrift  heute  dort  nicht  existire.  Der 
Erste  bemerkt  noch,  dass  dieselbe  Inschrift  seit  Langem  schon,  und  zwar  bereits  seit  1590, 
nicht  mehr  vorhanden  sei,  der  Zweite  glaubt  aber,  dass  sie  überhaupt  niemals  existirte 
und  dass  die  ganze  Inschrift  ein  Falsificat  sei.  Und  kann  die  lateinische  Inschrift,  die 
factisch  besteht  und  heute  noch  zu  lesen  ist  und  in  der  es  heisst,  dass  Katharina  „soror" 
des  Herzogs  Stephan  gewesen  sei,  und  in  welcher  die  seltsamen  Worte  „et"  und  wieder 
„et",  dann  „quantum  vixit"  und  „monumentum  ipsius  scriptis  positum"  vorkommen  — 


380  I.   Archäologie  und  Gosdiichte. 

Anderes  aussagen  als  etwas   dem  Obigen  Aehnliches?    Ich  frage   übrigens   nur,   denn 
ich  halte  mich  nicht  für  berufen,  diese  Frage  zu  lösen. 

Bosnische  Forscher  aber  sollten  das  Studium  derselben  in  die  Hand  nehmen  und 
eine  Entscheidung  darüber  herbeiführen,  wie  es  sich  mit  jener  seltsamen  Inschrift  in 
der  Kirche  „Ära  coeli"  verhält.^) 

b)  Maria,  die  letzte  Königin  Bosniens. 

In  der  Geschichte  Bosniens,  welche  Herr  V.  Klaic  „nach  den  besten  Quellen" 
schrieb  und  1882  in  Agram  herausgab  und  die  auch  in  deutscher  Uebersetzung 
(Leipzig  1885)  erschienen  ist,  wird  gesagt,  dass  der  bosnische  König  Thomas  einen 
noch  nicht  verheirateten  erwachsenen  Sohn  Namens  Stephan  gehabt,  während  der 
serbische  Despot  Lazar  aus  seiner  Ehe  mit  Helene  Paläologa  eine  einzige  Tochter 
Helena  (JelaÖa)  besessen  habe,  und  dass  noch  zu  Lebzeiten  des  Lazar  (f  20.  Januar  1458) 
die  Ehe  zwischen  dem  bosnischen  Thronfolger  und  der  Despotentochter  Helena  derart 
vereinbart  worden  sei,  dass  nach  dem  Ableben  des  Despoten  dem  Kronprinzen  Stephan 
nicht  blos  das  östliche  Bosnien,  sondern  auch  die  Despotengewalt  in  Serbien  zufallen 
solle  (S.  314).  Weiter  wird  S.  315  gesagt,  dass  am  1.  April  1459  der  bosnische  Kron- 
prinz und  Despot  von  Serbien  Stephan  Tomaäevi6  seine  Verlobte  Helena  geheiratet 
habe.  Endlich  heisst  es  auf  S.  325,  dass  derselbe  Stephan  in  den  ersten  November- 
tagen 1461  zum  bosnischen  König  mit  jener  Krone  gekrönt  worden  sei,  die  ihm  Papst 
Pius  H.  durch  seine  Gesandten  überschickt,  und  dass  zu  derselben  Zeit  oder 
etwas  später  die  Königin  Helena  den  Namen  Maria  erhalten  habe. 

Mit  Klai6   in  Agram   stimmt   in   der  Hauptsache  Stojan  Novakovi6  in  Belgrad 
überein.     (Siehe    seine    Abhandlung    „Die    letzten    Brankovi6i",    in   den    Annalen   der 
Matica  srpska  1886,  Bd.  146,  S.  18 — 42.)     Letzterer  sagt  in  seiner  neuesten   aus  dem 
174.  Bande  der  Annalen  der  „Matica  srpska"  abgedruckten  Abhandlung  auf  S.  18  auch, 
dass  die  Despotin  Helena  mit  Lazar  keine  männlichen  Kinder,  sondern  nur  eine  Tochter 
gehabt,   und  dass  die  Despotin  es  so  einzurichten  verstanden  habe,    dass  ihre  einzige 
Tochter  an  Stephan  Tomaäevi6,  den  Sohn  des  bosnischen  Königs  Stephan  Tomaä,  ver- 
heiratet worden  sei.    Wahr  ist,  dass  schon  Bonfinius,   der  in  den  letzten  Regierungs- 
jahren   Königs    Mathias    (f  1490)    und    in    den    ersten    Regierungsjahren    des   Königs 
Ladislaus  II.  die  Geschichte  Ungarns  schrieb,  dort  sagt,  dass  „Lazarus"  (der  jüngste  Sohn 
des  Despoten  Georg),  „qui  Regno  successit,  unam  tan  tum  filiam  genuit,  quam  Stephanus 
Bossoniensium  rex  uxorem  duxit."     (Dec.  IH,  lib.  X,  S.  534.)     Aber  aus  anderen  zu- 
verlässigeren  historischen  Quellen  weiss   man,   dass   nach   dem   Despoten   drei  Töchter 
verblieben,   welche   die  Witwe  desselben   und  Mutter   dieser  Kinder,   Despotin  Helena, 
.^^      verheiratete,  und  zwar  die  älteste  an  den  erwähnten  bosnischen  Thronfolger,  die  beiden 
M;ii'tia    an      anderen^   von  denen  hier  jiicht  die  Rede  sein   soll,   an  Andere.     Wahr   ist  aber   auch, 
Uton'if ^9  TocÄ«,  dass    in    serbischen    Chroniken    geschrieben   steht:     „Im  Jahre  1459   verheiratete    die 
fttat  ^^•^C^f^- Despotin  Helena  ihre  Tochter  Helena  an  den  Fürsten  Stephan,  den  Sohn  des  bosnischen 
1^?-*^^**^'»  Königs  Thomas."    Ferner  unter  dem  Jahre  1463:    „Zog  Sultan  Mehmed  über  die  Drina 

^%i^x\m^  ^V%«\  *)  lieber  den  g o  j3^ e  n  w  ä  rt  i  g e  n  Standort  des  Grabsteines  sei  bemerkt,  dass  derselbe  weder,  wie  R a ^  ki 

4CS  4ka  ^  W      ^'  ^'   ^^^^^^^^y   *"   einen   rtcilcr   des   Kirchenschiffes,   noch,   wie  Asboth   (S.  457   der   deutschen  Ausgabe) 

5' 'angibt,    „in  einen  Pfeiler   unter   der  Kanzel"    eingemauert  ist.     Er   befindet  sich  vielmehr  an   der  linken 

rückwärtigen,  dem  Hochaltar  zugekehrten  Wand  des   sogenannten  Triumphbogens   oberhalb   einer  Kanzel, 

wie  ich  mich   1892  nicht  ohne  Mühe  in   der   fast   ganz   mit  Grabsteinen   gepflasterten   und   ausgekleideten 

Kirche  überzeugt  habe.  Der  Red. 


Ruvarac.    Zwei  bosnische  Königinnen.  3ol 

nach  Bosnien  und  nahm  den  König  Stephan,  den  Schwiegersohn  des  Despoten  Lazar, 
gefangen,  seine  Gattin  aber,  Namens  Despotin  Jelaöa  (Helena),  eine  Tochter  Lazars, 
rettete  sich  mit  ihren  Schätzen  durch  die  Flucht  nach  Ungarn."  („Bojeßa  i;ap  Mcxmca 
npe3  (npeKo)  ApviBj  na  Bochj  h  yxBaTH  Kpa^a  CTJeiiana,  aexa  AecnoTa  Aaaapa"  —  „h  Td 
30BHiua  A^cnoTHivi  Uaaha  ji^kUiTH  AdaapiBd   cick  ccrcTBOV  skA^CTk    Ha  ovrp'k  ck 

pH3HHl^llO   CBOIIO.'' 

Es  ist  aber  offenkundig,  dass  die  serbischen  Chronisten  einen  Fehler  begingen, 
indem  sie  Jelaöa  (Helena),  die  Tochter  Lazars,  die  an  den  bosnischen  Thronfolger  und 
(seit  1461)  König  Stephan  verehelicht  war,  mit  ihrer  Mutter  Helena,  welche  1463  den 
Titel  Despotin  führte,  verwechselten.  Aus  anderen  besseren  und  zuverlässigeren  Quellen 
weiss  man  auch,  dass  die  älteste  Tochter  des  Despoten  Lazar,  die  spätere  und  letzte 
bosnische  Königin,  von  ihrer  Geburt  an  den  Namen  Maria  führte,  und  dass  sie  nicht 
erst  später,  als  ihr  Gatte  zum  bosnischen  Könige  gekrönt  wurde,  diesen  Namen  an- 
genommen habe. 

Im  Jahre  1891  erschien  in  Temesvdr  das  Werk  des  Dr.  Moriz  Wertner:  „A  köz^p 
kori  D^lszldv  Uralkodök  genealogiai  törtenete."  Was  hier  auf  S.  107 — 125  in  unga- 
rischer Sprache  von  den  Brankovi6i  erzählt  wird,  hat  derselbe  Autor  ein  Jahr  vorher 
in  deutscher  Sprache  in  der  „Ungarischen  Revue"  1890,  S.  426 — 443  unter  dem  Titel 
„Die  fürstlichen  Brankovics"  publicirt.  Wertner  sucht  zu  zeigen,  dass  der  letzte 
serbische  Despot  nicht  eine  einzige  Tochter  —  wie  Klai6  und  Novakovi6  behaupten  — 
oder  wie  Andere  glauben  drei,  sondern  vier  Töchter  besass,  und  zwar: 

a)  Helena  (Jelaßa),  die  am  I.April  1459  an  den  bosnischen  Thronfolger  Stephan 
verheiratet  wurde,  im  November  1461  den  Namen  Maria  annahm  xmd  1466  in  Ungarn  starb; 

b)  Irene  (Jerina),  verheiratet  an  Johann,  einen  Sohn  Georgs  Castriota  (Skenderbeg); 

c)  Emilie  (Milica),  verheiratet  an  den  Despoten  Leonhard  IH.,  einen  Sohn  des 
Grafen  Carl  H.,  Herrn  von  Zante  aus  dem  Hause  Toko; 

d)  Margarethe  (Margita).  „Diese  hätten  wir  —  bemerkt  Moriz  Wertner  — 
als  erste  in  der  Reihe  anfilhren  sollen.  Sie  wird  in  der  uns  schon  bekannten  Urkunde 
ddo.  7.  August  1451  Szendrö,  ausdrücklich  als  Margaretha,  Tochter  Lazars,  Enkelin  des 
Fürsten  Georg  genannt.  Sie  ist  wahrscheinlich  damals  das  älteste  Kind  Lazars  ge- 
wesen und  dürfte,  da  wir  keine  ferneren  Nachrichten  von  ihr  haben,  frühzeitig  und 
un vermählt  gestorben  sein." 

Dem  ist  jedoch  nicht  so,  sondern  etwas  Anderes  ist  richtig.  Die  erwähnte,  in 
Smederevo  am  7.  August  1451  ausgestellte  Urkunde  findet  sich  bei  Graf  Teleki: 
Hunyadiak  kora  Magyarorszdgon,  Bd.  X,  S.  308.  In  diesem  Vertrage,  der  zwischen 
dem  Despoten  Georg  und  seinem  Hause  einerseits  und  Johann  Hunyady,  damals 
Gouverneur  des  Königreiches  Ungarn,  und  dessen  Hause  andererseits  durch  Ver- 
mittlung der  ungarischen  Magnaten  geschlossen  wurde,  verpflichtet  sich  Despot  Georg 
„personaliter  per  se  ac  pro  inclitis  et  generosis  dominabus  Catherina,  consorte  illustris 
principis  domini  Ulrici  Cilie,  Orthemburge  et  Zagorie  comitis,  ac  Margaretha  vocatis 
filiabus  suis,  nee  non  puellis  Elizabet  filie  ejusdem  comitis  Ulrici  et  Margaretha  appel- 
lata  filia  illustris  Lazari,  filii  sui,  neptibus  scilicet  suis,  —  onera  eorundem  ac  aliorum 
quorumlibet,  quos  presens  negotium  et  ea  que  subnotantur  quomodolibet  concerneret 
—  recipiendo  coram  nobis  constitutus,  presentibus  etiam  et  audientibus  generosa  domina 
ferina  (Jerina)  vocata  consorte  nee  non  illustribus  dominis  Gregorio,  Stephane  et  prefato 
Lazaro,  filiis  ejusdem  domini  Georgii  dezpoti."  Der  serbische  Despot  Georg  schliesst 
den  Vertrag  mit  den  ungarischen  Magnaten,  die  nach  Smederevo  gekommen  waren, 
um  den  Despoten  mit  Johann  Hunyady,  dem  Gouverneur  des  Königreiches  Ungarn,  zu 


382  I.    ArcMologie  und  Geschichte. 

versöhnen.  Hiebei  waren  anwesend  und  mit  dem  Vertragsabschlüsse  einverstanden :  seine 
Gattin  Irene  (Jerina)  und  seine  Söhne  Gregor,  Stephan  und  Lazar.  Gleichzeitig  vertritt 
der  Despot  Georg  als  Familienoberhaupt  die  abwesenden  und  jene  Familienangehörigen, 
die  sich  selbst  zu  vertreten  nicht  vermögen,  und  zwar:  seine  beiden  Töchter  Katharina, 
Gattin  Ulrichs,  Grafen  von  Cilli,  und  Maria,  die  gewesene  Sultanin,  die  aber  in  dieser 
Urkunde  fälschlich  als  Margaretha  (Margita)  bezeichnet  wird;  seine  Enkelinnen: 
Elisabeth,  Tochter  der  genannten  Katharina,  Gräfin  von  CiUi,  und  Maria  (die  ebenfalls 
fälschlich  Margaretha  genannt  wird),  eine  Tochter  seines  Sohnes  Lazar,  die  zur  Zeit, 
als  der  Vertrag  geschlossen  wurde,  allein  am  Leben  war,  da  die  anderen  Töchter  Lazars 
erst  nach  dem  Jahre  1451  zur  Welt  kamen.  Und  diese  Maria  oder  Margaretha,  wie 
sie  ftllschlich  in  der  Urkunde  genannt  ist,  wurde  später  bosnische  Königin. 

Dass  aber  der  Name  Maria  mit  Margaretha  verwechselt  wurde,  kann  man  aus 
dem  VI.  Bande  der  „Starine"  (Alterthümer)  entnehmen,  wo  Herr  Ra6ki  Urkunden 
über  die  Beziehungen  der  Republik  Ragusa  zu  Bosnien  und  zur  Türkei  im  Jahre  des 
Sturzes  des  bosnischen  Königreiches  publicirte,  und  wo  auf  S.  9  zu  lesen  ist:  Am 
9.  Juli  1463  wurde  beschlossen:  „de  dando  libertatem  d.  Rectori  et  suo  minori  consilio 
respondendi  regine  Marc  scribendo  sibi,  quod  possit  venire  ad  aliquam  ex  insulis  nostris** 
und  S.  15:  „Marra,  regina  di  Bosna,  moglie  di  Stefano  si  ridusse  a  Ragusa",  dann 
endlich  auf  S.  13:  „Margarita,  regina  di  Bosna  perso  il  regno  e  il  marito". 

Die  letzte  bosnische  Königin  hiess  also  von  ihrer  Geburt  an  Maria  und  wechselte 
als  Königin  weder  die  Religion  noch  den  Namen.  In  welchem  Jahre  wurde  sie  aber 
geboren? 

Unsere  Chroniken  und  der  zeitgenössische  Du  Fresne  schreiben  übereinstim- 
mend, dass  Helena,  Tochter  des  Despoten  Thomas  Paläologos,  aus  Morea  im  Jahre 
1446  nach  Serbien  gebracht  und  dort  am  27.  December  Lazar,  dem  jüngsten  Sohne 
des  Despoten  Georg,  angetraut  wurde.  Als  erstes  Kind  Lazars  kann  Maria  im 
October  1447  zur  Welt  gekommen  sein,  sie  wäre  sonach  am  1.  April  1459,  als  sie  in 
Smederevo  mit  dem  bosnischen  Thronfolger  und  (durch  die  Gnade  des  ungarischen 
Königs  Mathias)  Despoten  von  Serbien  Stephan  Tomasevid  getraut  wurde,  erst  im 
12.  Lebensjahre  gestanden  und  hätte  1463,  als  sie  den  Gatten  und  das  Königreich 
verlor,  noch  nicht  volle  sechzehn  Jahre  gehabt.  Auf  S.  339  seiner  Geschichte  Bosniens 
schreibt  Herr  Klai6:  „Der  sechzigjährige  Mufti  zog  hierauf  sein  Schwert  und  hieb 
dem  bosnischen  Könige  den  Kopf  ab.  So  endete  der  letzte  bosnische  König.  Seine 
Gattin  Maria  floh  angesichts  der  von  den  Türken  drohenden  Gefahr  nach  Kroatien,  wo 
sie  vom  Banus  Paul  Speranöi6,  einem  entschiedenen  Gegner  ihres  Gatten,  beraubt 
wurde.  Aus  Kroatien  begab  sie  sich  in  das  damals  venetianische  Spalato,  wo  sie  noch  im 
December  im  St.  Stephanskloster  in  der  Nähe  der  Stadtmauern  verweilte.  Später  verliess 
sie  Spalato  und  zog  nach  Ungarn,  wo  sie  der  Tod  ereilte.  Nach  Klai6  schreibt 
dasselbe  der  oben  ei'wähnte  Moriz  Wertner.  Aber  schon  vor  Klai6  haben  alle  jene, 
welche  die  bosnische  Geschichte  nach  Orbini  (vgl.  S.  376  seines  Werkes)  schrieben, 
das  Gleiche  behauptet,  d.  h.,  dass  Maria,  nachdem  sie  sich  aus  der  Gefangenschaft 
des  kroatischen  Banus  befreit,  schliesslich  in  Ungarn  Aufenthalt  genommen  habe  und 
dort  gestorben  sei.  Slavoljub  Boänjak  (Fra  Ivan  Juki6),  der  im  Jahre  1851  in  Agram 
die  „Geographie  und  Geschichte  Bosniens"  (Zemljop.  i  povj.  Bosne)  herausgab,  weiss  aber 
auch  noch,  in  welchem  Orte  und  Jahre,  an  welchem  Tage  und  an  welcher  Krankheit 
die  letzte  bosnische  Königin  gestorben  sei;  er  schreibt  nämlich  auf  S.  127:  „Maria 
entfloh  aus  dem  Geftlngniss  und  begab  sich  nun  zu  ihrer  Mutter  nach  Ungarn,  wo  sie 
zu  Pressburg  im  Jahre  1466,  am  20.  Juni  an  gebrochenem  Herzen  starb." 


Ruvarac.    Zwei  bosnische  KOni^nnen.  383 

Woher  mag  dies  Fra  Juki 6  wissen?  Selbst  hat  er  darüber  keinen  Aufschluss 
gegeben ;  er  mag  dies  aber  wie  immer  erfahren  haben^  so  ist  es  doch  nicht  wahr,  dass 
Königin  Maria  schliesslich  in  Ungarn  Aufenthalt  genommen  habe  und  dort  gestorben 
sei,  vielmehr  steht  fest,  dass  sie  ihre  letzten  Lebensjahre  ganz  wo  anders  verlebte  und 
dort  auch  vom  Tode  ereilt  wurde. 

In  der  von  Herrn  Professor  Jagi6  in  seiner  Abhandlung:  „Ein  Beitrag  zur  ser- 
bischen Annalistik"  publicirten  Chronik  heisst  es  auf  S.  98  unter  6984  =  1476:  „h  KpdAHU^a, 
Ad3dpiBd  Kt^H  onaAc  rocno^v  KdHTdKvaHHV"  y  u^dpd  h  oav^^  ^  ^^P  "  noy^H  lo",  was 
jemand  wie  folgt  übersetzte:  Et  Regina,  despotae  Lazari  filia,  accusavit  dominam  Canta- 
cuzenam  czaro,  et  czarus  eam  tonsit  (Archiv  HI,  23). 

Jene  Königin,  welche  die  Frau  Cantacuzena  beim  Kaiser  angeklagt  hatte,  war 
keine  andere  als  die  gewesene  bosnische  Königin  Maria,  und  jene  angeklagte  Cantacuzena 
war  ihre  Tante  (die  Schwester  ihres  Vaters)  Namens  Catharina,  die  gewesene  Gräfin 
von  Cilli.  Der  Kaiser  aber,  bei  dem  die  Anklage  vorgebracht  wurde,  war  der  türkische 
Kaiser  Mehmed  11.  Welche  Strafe  aber  der  Sultan  über  die  von  der  Königin  Maria 
angeklagte  Cantacuzena  verhängte,  ob  er  befahl,  dass  sie  ihres  Kopfhaares  beraubt 
werde,  oder  ob  er  sie  foltern  Hess,  dies  ist  in  der  Chronik  nicht  genau  gesagt.  In  dem 
von  Carl  Hopf  in  dem  Werke  „Chroniques  Gröco-Romaines",  Berlin  1873,  heraus- 
gegebenen Tractat:  „Tratte  della  casa  d'Ottomano  e  come  passö  in  Europa,  e  della 
ruina  dell'  imperio  de  Constantinopoli  etc.,  per  Theodore  Spandolitio  gentilhuomo  greco, 
e  la  donö  a  me  Don  Constantino  Mosachi  nel  1535"  wird  auf  S.  333  gesagt:  „il  re 
Stefano  de  Bosna  haveva  per  moglie  una  figliola  de  Lazaro  de  Servia,  nominata  Maria . . . 
am  sopravenendo  Mahumet  li  fece  tagliar  la  testa,  non  servandoli  quelle  ch'  Tavea 
promesso  il  suo  Belerbei"  (Mahmud  Angjelovi6)  „e  fece  pigliare  la  Regina  e  la  donola 
al  suo  cortegiano,  lo  quäle  la  tolse  per  moglie". 

Engel  („Geschichte  von  Servien  und  Bosnien",  S.  424)  citirt  aus  der  Handschrift 
des  Kallimachus  in  der  kaiserlichen  Hofbibliothek  zu  Wien  unter  dem  Titel  „Elisabethae 
reginae  Institutio  pueri  sui"  folgende  Anekdote  von  der  bosnischen  Königin  Maria: 
„Maria  Bossinae  regina,  quae  nunc  Constantinopoli  apud  Turcarum  regem 
degit,  interrogata  quid  est,  quod  rusticorum  infantes  .  .  .  etc." 

In  der  vom  Tübinger  Professor  Martin  Crusius  („Turcograeciae  libri  VIII") 
publicirten,  durch  ihn  aus  dem  Griechischen  in  die  lateinische  Sprache  übersetzten 
politischen  Geschichte  Constantinopels  vom  Jahre  1391 — 1578,  die  auch  der  Bonner 
Edition  der  byzantinischen  Historiker  einverleibt  wurde  (Bonnae  1849),  wird  auf  S.  33 
dieser  letzteren  Ausgabe  erwähnt,  dass  der  aus  seinem  Staate  vertriebene  Despot  von 
Morea,  Thomas  Paläologos,  nach  Rom  geflüchtet  und  dort  auch  gestorben  sei  mit  Hinter- 
lassung zweier  Söhne  und  zweier  Töchter,  von  denen  eine  an  den  serbischen  Herrscher 
verheiratet  war  (die  Despotin  Helena),  während  die  zweite  nach  seinem  Tode  an  einen 
moskowitischen  Grossfürsten  vermalt  wurde.  Dort  heisst  es  weiter:  „habuit  (Thomas) 
et  neptem,  quam  Mechemet,  Bosnae  regno  et  omni  circumjacente  regione  potitus, 
accepit,  occiso  ipso  etiam  rege.  Hanc  vero  reginam  {ttjv  de  liQaXir^av)  Constantinopolira 
deportavit,  eique  victum  quotidianum  praebendum  ad  omnes  dies  vitae  ipsius  curavit. 
Cum  autem  eadem  domina  (ugalirta)  amitam  ibi  haberet,  Mariam  nomine  (im  griechischen 
Text  heisst  es,  dass  diese  Frau  Maria  eine  Schwester  des  Vaters  der  Königin,  also 
ihre  Tante,  gewesen),  quae  sultani  Murati  uxor  fuerat  et  sultani  Mechmet  noverca  erat, 
assignavit  hie  ei  multa  loca,  juxta  Serras,  unde  alimenta  haberet  nempe  Ezobam  (dies 
ist  das  in  serbischen  Urkunden  erwähnte  Jeievo  bei  Seres)  et  finitimum  agram  omnem. 
Ita  vixit  cum  potestate  haec  regina  usque  ad  finem  vitae  suae." 


384  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

Weiters  wird  gesagt,  der  jüngere  Sohn  des  Despoten  Thoraas  Namens  Manojlo 
(Emanuel)  sei  aus  Rom  entflohen  und  zum  Kaiser  gekommen;  hierauf  wird  geschildert,  wie 
er  von  der  Gnade  des  Sultans  lebte,  wo  er  starb  und  wo  er  bestattet  wurde,  und  zum  Schlüsse 
wird  bezüglich  der  Königin  Maria  gesagt:  „pari  modo  etiam  ipsius  ex  sorore  neptis  (d.  i. 
Emanuels  Nichte)  illa,  quam  diximus  regina  {^  ycQaXiT^a)  haud  multo  post  fato  functa 
est."  (Vgl.  hierüber  Hopf  in  der  Encyklopädie  von  Ersch  &  Gruber,  Bd.  86,  S.  132.) 
Hinsichtlich  der  Angaben  des  Theodor  Spandugino  und  jener  des  Schreibers  der 
politischen  Geschichte  Constantinopels  habe  ich  blos  zu  bemerken,  dass  Sultan  Mehmed  II. 
im  Jahre  1463  die  Königin  Maria  nicht  gefangen  nahm  und  mit  sich  nach  Constanti- 
nopel  führte,  und  dass  er  sie  auch  nicht  einem  seiner  Hofbediensteten  vermählt  habe. 
Sie  begab  sich  vielmehr  aus  freiem  Antriebe  nach  dem  Jahre  1466  aus  dem  Westen 
unter  den  Schutz  des  Sultans  Mehmed  II.  und  lebte  in  Jeievo  bei  Seres  in  Macedonien 
gemeinsam  mit  ihren  Tanten,  der  Kaiserin  Maria  und  der  Cantacuzena,  bis  zu  ihrem 
nach  dem  Jahre  1476  erfolgten  Tode. 

Ueber  das  Leben  der  Kaiserin  Maria  in  JeJevo  hat  eben  jetzt  Herr  Stojan 
Novakovi6  eine  Abhandlung  unter  dem  Titel  „Kaiserin  Maria,  historische  Skizze  aus 
dem  15.  Jahrhundert"  ausgearbeitet,  welche  in  den  Annalen  der  „Matica  srpska" 
erschienen  ist.  In  dieser  Abhandlung  thut  Novakovi6  auch  der  Schwester  Marias, 
der  Katharina  (Cantacuzena),  einstigen  Gräfin  von  Cilli,  Erwähnung.  Er  nennt  aber 
die  Nichte  derselben,  die  bosnische  Königin  Maria,  in  dieser  Abhandlung  gar  nicht, 
vielleicht  deshalb,  weil  die  Königin  1476  die  Cantacuzena  beim  Sultan  verklagte. 

Am  14.  September  1487  starb  die  Kaiserin  Maria  in  Jeievo  und  wurde  im  Kloster 
der  Gottesmutter  in  Koänica  bei  Kovale  zur  Ruhe  bestattet;  die  Cantacuzena  wurde 
aber  in  Konca,  oberhalb  Strumica,  beerdigt.  In  welchem  Jahre  die  bosnische  Königin 
Maria  starb  und  wo  sie  bestattet  worden  ist,  dies  vermag  ich  jedoch  nicht  anzugeben. 

Aber  mit  dem  Geständniss  meiner  Unkenntniss  will  ich  diese  Abhandlung  über 
die  bosnische  Königin  Maria  doch  nicht  abschliessen,  vielmehr  will  ich  versuchen,  diese 
Unwissenheit  durch  einige  Bemerkungen  und  Richtigstellungen  möglichst  zu  vertuschen. 

Wie  ich  schon  erwähnte,  sagt  Professor  Klai6,  dass  noch  zu  Lebzeiten 
des  Despoten  Lazar  die  Heirat  des  bosnischen  Thronfolgers  Stephan  mit 
der  Despotentochter  Helena  vereinbart  worden  sei.  Den  Beweis  für  diese  Angabe 
bleibt  Herr  Klai6  schuldig.  Aus  dem  Briefe  Königs  Thomas  vom  1.  Mai  1459,  gerichtet  an 
den  Mailänder  Herzog  Franz  Sforza  (Mon.  ungar.  historica,  Mdtyäs  Kirdly  KorÄböl  I,  49) 
und  speciell  aus  jener  Stelle,  wo  König  Thomas  dem  Herzog  schreibt:  „qualiter  usque 
adventum  ipsius  nostri  Oratoris  ex  Italia  quendam  tractatum  matrimonialem  cum 
heredibus  Illustris  Principis  quondam  Lazari  Despoti  Rassie  inceperamus 
—  würde  ich  schliessen,  dass  die  Verhandlungen  wegen  Verehelichung  der  Tochter 
des  Despoten  Lazar  an  den  bosnischen  Thronfolger  erst  nach  dem  Tode  dieses 
Despoten,  und  zwar  mit  seiner  Witwe  und  dem  Despoten  Stephan,  Lazars  Bruder, 
begonnen  hatten. 

In  der  bereits  erwähnten,  in  den  Annalen  der  „Matica  srpska",  Bd.  146,  publicirten 
Abhandlung  erwähnt  Herr  Novakovi6  S.  16  folgende  Chroniknotizen:  „Im  Jahre 
1455  fiel  Peter  Kovaöevi6  unter  den  Mauern  von  Srebrenica  in  Bosnien  von  der  Hand 
des  Demetrius  (Dmitar)  Radojevic  am  5.  (oder  6.)  Mai.  —  Im  Jahre  1456  kämpfte 
(vojeva)  Vukosav  Govjedini6  am  21.  Juni.  —  Im  Jahre  1457  am  8.  Jänner  kämpfte 
(vojeva)  Dmitar  Radojevi6."  Nun  schliesst  Novakovi6  Folgendes:  „Aus  den  letzteren 
Notizen  erhellt,  wie  zufolge  der  letzten  Misserfolge,  der  Gefangennahme  des  Mihail 
Szilagyi  (Svilojevi6)  und  der  Krankheit  des  Despoten  Georg  bosnischerseits  wiederholt 


tt 


Knvarac.    Zwei  bosnische  K^Jniginncn.  385 

Versuche  nnternomraen  wurden,  sowohl  Srebenica  als  andere  feste  Plätze,  die  die  ser- 
bischen Despoten  in  Bosnien  besassen,  zurückzuerobern.  Den  Sommer  vor  dem  Tode 
des  Despoten  Georg  wiederholten  sich  diese  Kämpfe.  Sie  setzten  sich  bis 
in  die  ersten  Tage  der  Regierung  des  Despoten  Lazar  fort,  denn  der  Kampf, 
den  Dmitar  Radojevi6  am  8.  Jänner  1457,  also  zwei  Wochen  nach  dem  Ab- 
leben des  Despoten  Georg,  zu  bestehen  hatte,  bezieht  sich  eigentlich  noch 
auf  diesen.  Man  weiss  zwar  nicht,  wie  dieser  Kampf  endete,  allein  aus  einem  im 
Mailänder  Archiv  verwahrten  Briefe  vom  22.  Februar  1458  ersieht  man,  dass  die  Bosnier 
Srebrenica  und  die  übrigen  Vesten  in  jener  Gegend  erst  1458,  nach  dem  Tode  des 
Despoten  Lazar,  also  zwischen  dem  20.  Jänner  und  22.  Februar  1458  erobert  haben. 
Dies  bedeutet  sonach,  dass  damals,  zu  Anfang  des  Jahres  1457,  Dmitar  Radojevi6  diese 
Plätze  gehalten  hat,  und  dass  sie  bis  zum  Tode  Lazars  in  serbischen  Händen  blieben. 
„Gegenüber  dieser  Klarheit**  —  so  fährt  Herr  Novakovi6  fort  —  „muss  Dasjenige, 
was  der  neueste  Historiker  Bosniens,  Herr  V.  Klai6"  (hier  citirt  Novakovid  die 
Stelle  S.  311 — 313,  welche  auch  ich  zu  Anfang  angeführt  habe)  „über  jene  Begebenheiten 
schreibt,  als  unrichtig  erscheinen.  Hiernach  waren  die  Kämpfe  des  Dmitar  Radojevi6, 
die  nach  dem  Gesagten  den  Zweck  hatten,  Srebenica  zu  vertheidigen,  die  veranlassende 
Ursache  zur  Aufnahme  der  Verhandlungen  wegen  jener  Heirat.  Diese  Verhandlungen 
hatten  zur  Folge,  dass  Gregor  und  Stephan  von  der  Nachfolge  ausgeschlossen  wurden 
und  damit  der  Despotenstuhl  der  Brankovi6e  unzweifelhaft  mit  einem  grossen  Theile 
ihrer  Besitzungen  aus  den  Händen  der  Brankovide  in  jene  einer  ganz  anderen  Familie 
überging,  und  zwar  blos  deshalb,  weil  der  damalige  Despot  Lazar  keine  männlichen 
Kinder  besass.  Und  nachdem  diese  Verhandlungen  schon  in  den  ersten 
Monaten  des  Jahres  1457  begonnen  haben  müssen  .  .  ."   etc.  etc. 

Alle  diese  Ausführungen  bringen  absolut  keinerlei  Licht  in  die  Sache,  sondern 
beruhen  auf  falscher  Lesung  jener  Chroniknotizen.  In  der  Szechenyi'schen  Chronik 
(in  Öafafik's  Pamatky,  S.  79)  heisst  es  nicht:  „Bk  aIcto  1456  B06Ba  Boy'KOCiiB 
roBiLAHHHKk  JY'HHa  21",  sondern  es  heisst  dort,  dass  am  21.  Juni  der  Vojvode  Vukosav 
Govjedini6  starb  {„fi^A  ci  ji  CKOHMao  BOJfBOA^")-  Weiters  heisst  es  nicht:  „no  TOM 
(6965  =  1457)  ri€HBapa  8.  B06Ba  /^/Uirrap  Pa^oiCRMMk",  sondern  es  steht  dort  geschrieben, 
dass  am  24.  December  1456  der  Herr  Despot  Georg  starb,  und  dass  daraufhin  am 
8.  JUnner  auch  der  Vojvode  Dmitar  Radojevic  gestorben  sei  (skonöao  se  vojevoda). 
Von  einem  Kampfe  der  Serben  mit  den  Bosniaken  wird  in  den  Chroniken  auch  nicht 
ein  Wort  erwähnt.  Ich  weiss,  was  Herrn  Novakovi6  hiezu  verleitete,  und  wer  eigentlich 
die  Schuld  trägt,  dass  er  an  jenen  beiden  Stellen  „vojeva"  statt  „vojevoda"  las.  Hier 
will  ich  jedoch  den  Schuldigen  nicht  nennen,  sondern  blos  sagen,  dass  gegenwärtig 
selbst  Ljubomir  Stojanovi6  in  seiner  Ausgabe  jener  Chroniken  an  beiden  erwähnten 
Stellen  „vojevoda"  statt  „vojeva"  eingesetzt  hat.  (Vgl.  Spomenici  srpske  kralj.  aka- 
demije,  HI,  S.  134.)  Dann  noch  etwas:  was  wäre  denn  das  für  ein  eigenthümlicher  Kampf 
gewesen,  der  an  einem  Tage  durchgeführt  und  beendet  worden  wäre?  „Im  Jahre  1456 
den  21.  Juni  kämpfte  Vukosav  Govjedini6."  Wer  war  denn  dieser  Govjedini6  und  gegen 
wen  kämpfte  er?  Aus  solchen  Notizen  vermag  man  nichts  Positives  herauszubekommen, 
am  allerwenigsten  aber  das,  was  Herr  Novakovi6  concludirte,  dass  nämlich  Despot 
Lazar  bereits  1457  darüber  nachgedacht,  gegrübelt  und  verhandelt  habe,  wie  die  Des- 
potengewalt auf  eine  ganz  fremde  Familie  übergehen  werde,  und  zwar  blos  deshalb, 
weil  Lazar  1457  kein  männliches  Kind  besass.  Durfte  denn  Despot  Lazar  im  Jahre  1457 
nicht  mehr  hoflfen,  dass  ihm  seine  Gattin  Helena,  die  damals  kaum  24  Jahre  alt  war, 
vielleicht  doch  noch  einen  Erben  schenken  werde? 

Bond  III.  25 


386  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

Ich  bin  also  der  Meinung,  dass  Despot  Lazar  mit  dem  bosnischen  Königshofe 
überhaupt  keinerlei  Verhandlung  wegen  der  Eheschliessung  zwischen  seiner  Tochter 
Maria  und  dem  bosnischen  Thronerben  pflog,  sondern  dass  diese  Verhandlungen  erst 
seine  Witwe,  die  heiTschstichtige  Griechin  Helene  Paläologa,  aufnahm  in  der  HoflFnung, 
dass  sie  durch  diese  Heirat  sich  die  Gewalt  in  dem  noch  nicht  eroberten  Theile  Serbiens 
erhalten  werde.     Wie  irrte  sie  sich  aber! 

Und  diese  Despotin  Helena  hat  thatsächlich  ihre  Tochter  Maria  an  den  bosnischen 
Thronfolger  Stephan  verheiratet.  Die  Brautleute  schlössen  den  Bund  fürs  Leben  am 
Thomassonntag  den  1.  April  1459.  Gleichzeitig  wurde  der  bosnische  Thronfolger,  den 
der  ungarische  König  Mathias  jzum  serbischen  Despoten  bestimmt  und  der  am  Mitt- 
woch in  der  Charwoche,  den  21.  März  desselben  Jahres,  die  Staatsoberhoheit  bereits 
übernommen  hatte,  in  Smederevo  als  serbischer  Despot  proclamirt. 

Und  wie  lange  behielt  dieser  bosnische  Thronfolger  und  serbische  Despot  und 
Schwiegersohn  der  Despotin  Helena  Smederevo  und  Dasjenige,  was  bei  Smederevo 
noch  gebheben  war,  in  seiner  Gewalt?     Nicht  einmal  volle  drei  Monate! 

Der  Chronist  der  Szechenyi  schreibt:  „Im  Jahre  1463  zog  Sultan  Mehmed  gegen 
Bosnien  und  nahm  König  Stephan,  den  Schwiegersohn  des  Despoten  Lazar,  gefangen. 
Er  übergab  dem  Sultan  Smederevo  .  .  ."  etc.  Dies  heisst,  Sultan  Mehmed  habe  den 
bosnischen  König  Stephan,  der  eine  Tochter  des  Despoten  Lazar  zur  Gattin  hatte  und 
der  dem  Sultan  Smederevo  übergab,  gefangen  genommen.  Nach  derselben  Chronik 
bekam  aber  der  Sultan  Smederevo  schon  am  20.  Juni  1459  in  seine  Hände. 

In  der  kurzen  kroatischen  Chronik  des  Fra  Ivan  Tomani6,  welche  im  IX.  Bande 
des  Archivs  der  siidslavischen  Akademie  erschienen  ist,  heisst  es :  „Anno  Domini  1459 
rex  Thomas  Bosne  obtinuit  castrum  Zmiderevo  a  Thurcis  in  pasce  et  ibidem  dedit 
Turcis."  Entweder  ist  der  Text  verwischt  und  unklar,  oder  Fra  Tomani6  verstand 
nicht,  was  er  in  einer  älteren  Handschrift  vorfand,  denn  im  Jahre  1459  hat  König 
Thomas  Smederevo  nicht  von  den  Türken  erhalten,  sondern  sein  Sohn  erhielt  es,  und 
nicht  von  den  Türken,  sondern  von  den  Ungarn,  beziehungsweise  von  der  unga- 
rischen Besatzung. 

Was  soll  aber  jenes  „pasce"  bedeuten?  Wollte  er  nicht  etwa  „in  pace"  sagen, 
so  mag  er  vielleicht  an  das  Paschahfest  (Ostern)  gedacht  haben;  denn  auch  König 
Thomas  sagt  in  seinem  Briefe  an  den  Mailänder  Herzog  vom  1.  Mai  1459,  in  dem  er 
ihm  die  Verehelichung  des  Thronfolgers  und  dass  dieser  die  Herrschaft  in  Serbien 
übernommen  habe,  anzeigt:  „Stephanus  filius  noster  carissimus  in  octava  Pasche  Domini 
accepit  in  uxorem  filiam  prefati  quondam  Despoti  Lazari  et  totum  ejus  dominium  in 
Hungaria  et  Rascia,  quod  Turci  nondum  occupaverant,  obtinuit,  Despotus  que  factus 
est  per  Ser.  Principem  Dominum  regem  Hungariae,  concordi  voluntate  omnium  Rascia- 
norum  etc."  Wichtig  ist,  dass  auch  der  kroatische  Chronist  besagt,  der  bosnische  König 
habe  Smederevo  den  Türken  übergeben  („dedit  Turcis"). 

In  den  kurzen  türkischen  Chroniken,  welche  Hanns  Löwenklau  mit  seinen 
Commentaren  in  deutscher  und  lateinischer  Uebersetzung  1595  herausgab,  schreibt  er 
S.  26:  „Nach  dem  ist  er  (Sultan  Muchamet)  vor  Semendre  gezogen.  Der  König  aus 
Bossna  hat  ime  Semendre  willig  auflfgegeben  (sponte  sua  Semendriae  deditionem  fecit) 
im  Jar  863"  (1459). 

Also  sowohl  nach  serbischen  und  kroatischen,  als  auch  nach  türkischen  Chroniken 
übergab  Sm.ederevo  willig  dem  Sultan  Mehmed- Chan  der  letzte  bosnische  König  und 
damalige  serbische  Despot  von  Königs  Mathias  Gnaden  im  Jahre  1459. 


Ruvarac.    Zwei  bosnische  Königinnen.  387 

Aber  nicht  blos  christliche  und  türkische  Chroniken,  sondern  auch  viele  Zeit- 
genossen sagen  dasselbe  und  etwas  noch  Böseres.  Papst  Pius  IL  schreibt  in  der  Ant- 
wort, die  er  an  seinen  Legaten,  den  Cardinal  Sancti  Angeli  am  30.  Juli  1459  richtet: 
„de  amissione  Szenderö  (Smederevo)  et  perfidia  Regis  Bosne,  atqae  de  progressu  Turco- 
rum  summam  moestitiam  cepimus."  Wie  muss  aber  erst  König  Mathias  in  Zorn  gerathen 
sein  über  den  Thronfolger  und  den  König  von  Bosnien,  als  ihm  die  Kunde  kam,  dass 
der  Thronfolger,  welchem  König  Mathias  das  feste  Smederevo  übergeben  hatte,  damit 
er  es  schütze  und  vertheidige,  diese  Festung  den  Türken  willig  ausgeliefert  habe! 


26* 


Zur  Entstehung  von  Farlati's  „Illyricum  Sacrum". 


Von 

Dr.  Moriz  Faber, 

k.  und  k.  Archivsconcipist  in  Wien. 


Jm  Winter  1888 — 1889  weilte  ich  mit  Unterstützung  des  hohen  k.  u.  k.  Reichs- 
finanzministeriums in  Dalmatien  zu  dem  speciellen  Zwecke,  den  in  der  Familienbibliothek 
der  Grafen  Fanfogna-Garagnin  befindlichen  Farlati'schen  Nachlass  einzusehen  und 
das  darin,  sowie  überhaupt  in  den  Fanfogna'schen  oder  in  sonstigen  dalmatinischen  Biblio- 
theken und  Archiven  etwa  enthaltene  Material  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Geschichte  Bosniens  und  der  Hercegovina  zu  verwerthen. 

Was  nun  zunächt  den  ersten  Punkt,  die  sogenannten  Farlati 'sehen  Schriften 
betrifft,  so  ist  dem  von  mir  mit  A  bezeichneten  Codex  ein  Schreiben  Coleti's,  des 
literarischen  Erben  Farlati's,  vom  17.  November  1776  an  den  damaligen  (vorletzten)  Erz- 
bischof von  Spalato,  Grafen  Garagnin,  vorgeheftet,  worin  jener  diese  Codices  dem  Grafen 
mit  der  Bemerkung  dedicirt,  dass  er  sie  bei  gelegentlicher  Durchsicht  des  Farlati'schen 
Nachlasses  gefunden  habe.  Von  dem  genannten  Erzbischof  ging  der  Besitz  an  seine 
Nichte,  den  letzten  Sprossen  des  gräflichen  Geschlechtes  Garagnin  über,  welche  den 
Grafen  Antonio  Fanfogna  aus  Zara  heiratete.  Als  sie  1873  starb,  kam,  wie  die 
gesammte  Garagnin'sche  Erbschaft,  auch  die  ganze  Bibliothek  an  die  jetzigen  Grafen 
Fanfogna-Garagnin. 

Die  Farlati'schen  Codices  könnte  man  in  zwei  Gruppen  zerlegen: 

A,  1.  „Spalatensia,  Sibenicensia,  Aemonensia,  Arbensia,  Catharensia,  Jadrensia, 
Corcyrensia,  Melitensia,  Nonensia,  Ragusina  et  Hungarica  VII." 

Diese  Ginippe  enthält  zumeist  notariell  bestätigte  Abschriften,  selten  Originale,  von 
Urkunden  aller  Art,  die  von  den  betreffenden  Copisten  Rice  put  i  zugesendet  wurden, 
aber  ohne  Ordnung  irgend  welcher  Art,  in  summa  also  die  Schriftstücke,  die  den  Ver- 
fassern des  Illyricum  Sacrum  als  Quellen  vorgelegen  haben. 

B.  Die  Codices: 

2.  „Bosnensia,  Delmitana  et  Cninensia  VI". 

3.  „Salonitana  ac  Spalatensia  sacra  X". 

4.  „Traguriensia  ecclesiastica  et  civilia". 

5.  „Pharansia  et  Sibenicensia  III". 

6.  „Acta  nonnuUorum  Sanctoram  in  Dalmatia  V". 

7.  „Salonitana  ac  Spalatensia  varia  VIII". 

8.  „Episcopi  Maccarschenses  et  Nonenses". 

9.  „Spalatensia  IX". 

^    '  /  „Georgius  I."  (Erzbischof  von  Spalato). 


Faber.    Zur  Entstehung  von  Farlati^s  „Illyricum  Sacrum".  389 

Diese  enthalten  zum  geringen  Theile  Quellenmaterial;  aber  es  finden  sich  über  alle  in 
den  Titeln  genannten  Materien  fragmentarische  Versuche  der  Darstellung  ihrer  Geschichte 
in  den  Hauptztlgen,  historische  Essays,  in  italienischer  Sprache,  in  allen  Codices  von  einer 
und  derselben  Hand  geschrieben,  desgleichen  am  Rande  Nachträge  in  sehr  flüchtiger, 
mit  der  ersteren  congruenter  Schrift  und  anhangend  in  allen  neun  Codices  Notizen, 
Quellencitate  zu  einzelnen  Facten  oder  Jahren,  auch  in  der  gleichen  Schrift  theils  in 
lateinischer,  theils  in  italienischer  Sprache.  Ein  zwölfter  „Farlati'scher"  oder  Coleti'scher 
Codex,  der  uns  nicht  direct  interessirt,  handelt  von  der  Jesuitenfrage  des  vorigen  Jahr- 
hunderts und  enthält  hierüber  einige  handschriftliche  und  gedruckte  Abhandlungen. 

Ganz  separirt  von  den  vorgenannten  Manuscripten  (respective  Drucken)  befinden 
sich  in  der  Fanfogna'schen  Familienbibliothek  unter  einer  titellosen  Papierdecke  allerlei 
Schriftstücke,  auch  ein  Original,  saec.  XIV.  oder  XV.  (letzteres  die  Localgeschichte  von 
Trau  betreffend);  darunter  auch  ein  kleines  Buch  (Manuscript)  in  Quart:  „Diverse 
notizie  dello  stato  della  Christianitä  ne'  Regni  della  Bosna,  di  Servia  e  di  Bulgaria. 
Baccolte  da  me  Matteo  Gondola,  in  occasione  della  mia  Ambasceria  alla  Porta  per 
r  Ecc™*  RepubbUca  di  Ragusa,  anno  .  .  .  ."  (das  Jahr  fehlt).  Diesem  letzteren  Schriftstücke 
nach,  das  den  grossen,  regelmässigen  Typus  der  Hand  Coleti's  aufweist,  dürfte  diese 
kleine  Collection  ebenfalls  zur  grossen  Sammlung  Farlati's  gehören. 

Ist  nun  die  vorliegende  Sammlung  thatsächlich  diejenige,  deren  sich  Farlati  bei 
Abfassung  seines  Illyricum  Sacrum  bedient  hat,  so  entsteht  die  Frage:  „Wer  ist  der 
Verfasser  der  oberwähnten  Essays,  und  in  welchem  Verhältnisse  überhaupt  stehen  die 
vorliegenden  Schriften  zu  Farlati's  kolossaler  Arbeit?" 

Da  können  wir  nun  anknüpfen  an  die  Vorrede  zu  Tom.  I.  Illyricum  Sacrum: 

Gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts  studirte  ein  Venetiäner  Jesuit,  P.  Philippe 
Riceputi,  an  der  Wiener  theologischen  Facultät.  Damals  gerade  hatte  sich  dem  Wiener 
Hofe  durch  die  Ereignisse  im  Oriente  ein  grosses  Feld  für  politische  und  religiöse 
Thätigkeit  auf  der  Balkanhalbinsel  eröfluet.  Gleichzeitig  fanden  auch  glückliche  Kriege 
der  Venetiäner  zu  Lande  in  Dalmatien  und  zur  See  im  griechischen  Archipelagus  statt. 

Alle  diese  auch  den  Papst  (Innocenz  XL)  höchst  interessirenden  Ereignisse  erweckten 
in  dem  jungen  P.  Philippe  die  Idee,  im  Interesse  der  katholischen  Kirche  in  den  Balkan- 
ländern ein  grosses  historisches  Werk,  umfassend  die  civile  und  kirchliche  Geschichte 
der  Gebiete  der  alten  römischen  Provinz  Illyrium,  also  hauptsächlich  der  Südslaven,  in 
italienischer  Sprache  zu  schreiben.  Der  rührige  Jesuit  machte  alsbald  auch  allerlei  Vor- 
arbeiten und  bereiste,  mit  Empfehlungen  reichlich  ausgestattet,  wiederholt  das  venetia- 
nische  Dalmatien.  Dem  Papste  gefiel  der  Plan  ausserordentlich.  Er  berief  P.  Riceputi 
nach  Rom  und  stellte  ihm  die  curialen  Archive,  die  Vatican-  und  Propaganda-Bibliothek 
u.  s.  w.  zur  Disposition.  Da  indess  P.  Philippe  das  Fieberklima  Roms  nicht  vertrug, 
so  übersiedelte  er  mit  Genehmigung  des  Papstes  nach  ungeßlhr  zwei  Jahren  nach  Padua. 
Es  mochte  auch  der  Signoria,  da  Padua  zu  ihrem  Gebiete  gehörte,  ganz  willkommen 
sein,  dass  das  Werk  unter  ihrer  nationalen  und  zugleich  streng  katholischen  Aegide 
gedieh.  Padua  blieb  nun  auch  der  Sitz  der  Redaction  des  zu  gewärtigenden  grossen 
Werkes,  das  in  Venedig,  also  auch  unter  venetianischer  Censur,  in  der  Druckerei  Riceputi 
(S.  Molsi)  erscheinen  soUte. 

Das  Material  wuchs  Riceputi  bei  seinem  Sammelfleisse  in  einer  Weise  an,  wie  er 
es  nicht  vorausgesehen  hatte.  Er  starb,  und  es  war  noch  nicht  ein  Bogen  gedruckt. 
Mit  Erlaubniss  und  unter  der  Aegide  Venedigs  setzte  der  Gehilfe  Riceputi's  in  den 
letzten  Jahren,  P.  Daniele  Farlati  Soc.  Jesu,  das  Werk  fort.  Dem  staunenswerthen 
Fleisse  dieses  Mannes  haben  wir  das  bekannte  Illyricum  Sacrum  zu  verdanken.    Doch 


390  I.    Archäologio  und  Geschichte. 

war  ihm  alsbald  nach  Uebernahme  der  Redaction  klar  geworden,  dass  nach  dem  bis- 
herigen Plane  nicht  fortgefahren  werden  könne.  Die  Aufgabe  wurde  daher  auf  die 
religiöse  Seite,  das  heisst  auf  die  illyrische  Kirchengeschichte  beschränkt.  Es  wurde 
für  die  ganze  katholische  Welt  bestimmt  und  sollte  daher  in  lateinischer  Sprache  ab- 
gefasst  werden.  Was  die  kritische  Seite  des  Werkes  anbelangt,  so  waren  weder 
Riceputi  noch  Farlati  ihrer  Aufgabe  gewachsen.  Noch  mehr  als  bei  Riceputi  macht 
sich  bei  Farlati  der  auf  die  Spitze  getriebene  schwülstige  Stil  und  die  ungemein  breite 
und  geistlose  Darstellung  mit  ihren  fortwährenden  Wiederholungen  geltend.  So  reichten 
ihre  Schriften  in  keiner  Weise  an  das  classische  Werk  Jo.  Lucius'  von  Trau  hinan, 
der  durch  seinen  Verkehr  mit  den  Bollandisten  die  damals  denkbar  beste  kritische  Schulung 
erhalten  hatte.  Nur  der  riesige  Sammelfleiss  Riceputi's  und  Farlati's  gab  für  die 
Folge  dem  lUyricum  Sacrum  seinen  Werth.  Sechs  dicke  Grossfoliobände  hat  Farlati 
edirt,  und  doch  konnte  er  das  Werk  nicht  vollenden.  Sein  Nachfolger  wurde  Coleti, 
ebenfalls  Soc.  Jesu,  der  den  siebenten  Band  herausgab  und  sich  an  die  Umarbeitung 
des  Ganzen  gemacht  zu  haben  scheint  (vgl.  unten),  wovon  er  aber  nichts  veröflfentlichte, 
da  auch  ihn  früher  der  Tod  ereilte. 

Die  Handschrift  Coleti's  ist  aus  dem  citirten  Briefe  an  Erzbischof  Garagnin 
bekannt.     Sie  hat  grosse,  feste,  regelmässige  Züge. 

Eine  zweite  sehr  feine  und  kleine,  stellenweise  schwer  leserliche  Schrift  tritt  selten 
und  nur  bei  Ergänzungen  und  Correcturen  auf,  und  nur  einmal  hat  sie  auch  eine  längere 
Notiz  gebracht.  Nun  stehen  im  Codex  A  zu  einer  Copie  der  Urkunde  lUyricum  Sacrum 
Tom.  V,  S.  247,  Sp.  1  links  oben  am  Rande  und  unter  dem  Texte  Bemerkungen  von 
dieser  Hand,  welche  sich  in  der  gleichen  Stellung  wörtlich  auch  im  Drucke  loc.  cit. 
finden.     Man  dürfte  also  diese  Hand  Farlati  zuweisen  können. 

Die  dritte  Hand,  die  auch  bei  Correcturen  erscheint  und  welche  die  gedachten 
Essays  geschrieben  hat,  muss  also  die  Riceputi's  sein.  Wiederholt  hat  Riceputi 
selbst  copirt,  und  zwar  in  einer  grossen,  leserlichen  Schrift.  Die  Geschichtsfragmente 
sind  mit  einer  kleineren,  flüchtigeren  Schrift  geschrieben,  welcher  Charakter  noch  mehr 
bei  Nachträgen,  Randbemerkungen,  Citaten  etc.  hervortritt.  Bei  jeder  dieser  Geschichten 
findet  sich  aber  stets  noch  eine  lange  Reihe  von  bunt  durcheinander  gewürfelten  Notizen 
und  Citaten  angehängt  oder  vorausgestellt.  Diese  sind  vollends  gerade  nur  hingeworfen 
und  fast  unleserlich,  so  dass  der  ursprüngliche  Charakter  der  Reinschrift  der  Copien 
kaum  wiedererkannt  werden  kann. 

Die  fraglichen  Essays  sind  also  das  von  Riceputi  entworfene  Gerippe,  auf  dem 
dieser  seine  künftige  grosse  Arbeit  aufbauen  wollte.  Sie  sind  auf  Grund  einer  viel 
geringeren  Quellen-  und  Literaturkunde,  als  dies  bei  Farlati's  Ausgabe  der  Fall  ist, 
entworfen  und  enthalten  sehr  Weniges  vom  lUyricum  Sacrum  inhaltlich  Abweichendes. 
Abweichungen  betreffen  fast  nur  Jahreszahlen,  die  Farlati  rectificirt  hat.  Die  Essays 
reichen  auch  durchwegs  nur  bis  zum  Anfang,  nicht  ans  Ende  des  vorigen  Jahrhundei*ts, 
ein  neuer  Beweis  für  die  Annahme,  dass  Riceputi  der  Verfasser  ist. 

Was  die  der  Sammlung  einverleibten  sonstigen  Schriftstücke  betrifft,  so  geben  die- 
selben einigen  Einblick  in  die  Art  und  Weise,  wie  Riceputi  sein  Material  gesammelt 
hat.  Zuerst  unternahm  Riceputi,  mit  Empfehlungsbriefen  bestens  ausgestattet,  seine 
Reisen.  Allerorten  wirbt  er  Mitarbeiter  und  Copisten.  Meist  sind  es  Geistliche,  an 
einem  Orte  gleich  vier  bis  fünf.     Selten  hat  er  selbst  copirt. 

Diese  Copien  werden  an  Ort  und  Stelle  notariell  bestätigt.  Weniger  häufig  finden 
sich  Originale.  Die  Arbeit  der  Copisten  geschieht  in  der  Weise,  dass  einer  gleich  eine 
grössere  Partie   auf  einmal   einschickt,    und   da,   wie   gesagt,   an   einem   Orte   mehrere 


Faber.    Zur  Entstehung  von  Farlatrs  „lUyricuin  Sacrum".  391 

Copisten  sich  finden,  so  kommt  Vieles  wiederholt  vor.  Weitaus  der  grösste  Theil  ist 
gedruckt,  findet  sich  aber  einmal  etwas  Ungedrucktes,  so  ist  nie  zu  yergessen,  dass 
man  es  mit  einer  zweifelhaften  Abschrift  zu  thun  hat,  deren  „Original"  selbst  häufig 
aus  dritter,  vierter  Hand  stammt.  Um  für  die  Richtigkeit  der  Copie  einige  Gewähr 
zu  haben,  scheint  sich  Kiceputi  um  mehrere  Copien  eines  und  desselben  Stückes 
bemüht  zu  haben. 

Farlati  scheint  die  ganze  Sammlung  wohl  benützt  zu  haben.  Allerdings  kommt 
hie  und  da  ein  nichtedirtes  Stück  vor;  aber  man  kann  es  mit  seiner  geringen  Wichtig- 
keit erklären.  Auffälliger  ist,  wenn  eine  kleine,  ganz  interessante  Spalatiner  Privat- 
urkunde, saec.  XIII.,  sich  im  Original  in  Codex  A  findet,  aber  an  betreffender  Stelle, 
lUyricum  Sacrum,  Tom.  HI,  fehlt,  während  ein  ganz  analoges,  fast  gleichzeitiges  Stück 
im  Illyricum  Sacrum  gedruckt  erscheint.  Es  ist  möglich,  dass  das  Stück  von  Riceputi 
nachträglich  eingeheftet  wurde. 

Um  auf  die  Codices  selbst  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  zu  kommen,  so  sind  sie 
sämmtlich  in  weissen  Pappendeckel  gebunden,  geordnet  im  Grossen  nach  den  Bisthümern, 
innerhalb  derselben  aber  ohne  jegliche  Ordnung.  Die  Folge  ist,  dass  keine  durch- 
laufende Foliirung  oder  Paginirung  stattgefunden  hat,  während  umfangreichere  Stücke 
meist  foliirt  oder  paginirt  sind.  Ein  zur  Wiederauffindung  der  Stelle  geeignetes  Citat 
aus  einem  Codex  ist  daher  ausgeschlossen.  Diese  Heftung  scheint  bereits  durch  Riceputi 
geschehen  zu  sein,  da  die  Titel  der  Codices,  die  sich  auf  dem  Rüst,  dem  Vorderdeckel 
und  ersten  Blatte  derselben,  meist  abweichend  von  einander,  finden,  Riceputi's  Schrift 
aufweisen.  Doch  ist  möglich,  dass  die  Heftung  später  geschehen,  oder  dass  eine 
Umheftung  stattgefunden  hat,  denn  es  finden  sich  wiederholt  ältere  abweichende  Titel 
durchstrichen. 

Die  vorliegenden  Codices  bilden  nur  einen  sehr  kleinen  Theil  der  grossen  Sammlung. 
Ein  sehr  grosser  Elench  befindet  sich  in  der  Gymnasialbibliothek  von  Zara,  den  aber 
Referent  nicht  einsehen  konnte,  da  er  ausgeliehen  war.  Auch  die  Traüriner  Familie 
De  Nutrizio  soll  Farlati'sche  Hinterlassenschaft  besitzen,  doch  war  es  nicht  möglich, 
Zutritt  zu  erhalten. 

Was  nun  den  Codex  Band  2  betrifft,  so  ist  derselbe  auf  den  Rücken  von  der 
Hand  Riceputi's  mit  „Bosnensia  Delmitana  et  Cninensia  VI."  bezeichnet,  auf 
dem  Titelblatt  desgleichen  mit:  „Bosnensia  sacra  et  prophana". 

Auch  hier  sind  verschiedene,  umfangreiche  und  kurze  Stücke  von  ungleichem 
Format  zusammengebunden. 

Den  Anhang  macht  ein  Bogen  von  kleinem  Format.  Auf  diesem  findet  sich  zuerst 
folgender  Bischofskatalog  von  Bosnien  (Riceputi): 

Episcopi  Bosinenses,  qui  quondam  Crecovacenses,  nunc  et  Dia- 

conenses  dicti. 

1.  Viadislaus  primus  episcopus  Bosinensis  florebat  an.  1141. 

2.  Micouanus  sedebat  anno  1150. 

3.  Radagastus  sedebat  anno  1191. 

4.  B.  Joannes  Teutonicus  Magister  Generalis  ord.  Predicatorum  florebat  anno  1238. 

5.  Annus  florebat  anno  1245. 

6.  Joannes  Friburgensis  florebat  anno  1253. 

7.  Andreas  Vngarus  florebat  anno  1280. 

8.  Benedictus  Vngarus  florebat  anno  1309. 


392  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

9.  Petrus  Vngarus  florebat  anno  1314. 

10.  Peregrinus  e  Saxonia  florebat  anno  1346. 

11.  Petrus  IL  Bosnensis  florebat  anno  1350 — 1367. 

12.  Georgius  sedebat  anno  1383. 

13.  Jo.  Tomcus  ord.  Min.  florebat  circa  annum  1402. 

14.  Antonius  Bogilouich  \       j^t^ ,t^  ..... 

^K    ^,    ,  T»    ,     •  1    I    ord.  ö.  l^rancisci  episcopi  simul  Bosnenses  14ö4. 

15.  Stephanus  Kadouich  J  r       r 

16.  Antonius  Polus  de  Mattheis  florebat  anno  1473. 

17.  Donatus  k  Turri  sedebat  anno  1516. 

18.  Michael  Queserius  sedebat  anno  1519. 

19.  Georgius  Palion^us  sedebat  anno  1526. 

20.  Daniel  Vocalius  sedebat  anno  1555. 

21.  Nicolaus  Vygronouich  Administrator  Bosnensis  anno  1565. 

22.  Franciscus  ord.  S.  Francisci  sedebat  1588. 

23.  Joannes  Semeca  florebat  anno  1590.  ord.  Predicatorum. 

24.  Franciscus  Ballich  ord.  S.  Francisci  sedebat  1610. 

25.  N.  N.  consecratus  Spalathi  anno  1626. 

26.  Jo.  Tomco  Marnavichius  electus  1631. 

27.  Paulus  Possilouich  ord.  S.  Francisci  electus  1642. 

28.  Jo.  Hieronymus  de  S?  Petronilla  sedebat  anno  1644  ord.  S.  Francisci. 

29.  Marianus  Marauich  sedebat  anno  1645. 

30.  Nicolaus  Plumbeus  ord.  S.  Francisci  sedebat  anno  1670. 
31 Bernauich  ord.  S.  Francisci  obiit  1704. 

32.  Georgius  Patacich 

33.  .  .  .  Bacich  .  .  . 

Auf  der  letzten  Seite  unten  steht  von  gleicher  Hand : 

Bosina. 

ca.  1306.  Resignante  Guiccardo  fit  Adm.  Benedictus  Suaciensis. 
1308.  Benedicto  facto  Archiepiscopo  Rag.  fit  Episcopus  Petrus. 

1312.  Mladinus  Banus  Bosine. 

1313.  Franciscus  Canonicus  Bosinensis. 
1320.  Sarraium. 

1327.  Domenicani  in  Bosina.     Franciscani. 
1324.  Banus  Bosine  Stephanus. 
1338.  Predicatio  in  Bosina. 

1315.  Petrus  Episcopus  Bosinensis  fit  sub  an.  1338. 
1334.  Mandatum  Episcopi  Bosinensis. 

1334.  Laurentius  de  Canon.  Bosn.  fit  Episcopus  Bos.  per  ob.  Episcopi  Petri.  Ser. 
Es  folgt  ein  Heft,  bezeichnet:  f.  181 — 182.     Enthält  Nachrichten  zur  Geschichte 
Bosniens  aus  den  Jahren  1222—1476  mit  entsprechenden  Citaten.     So: 

Zum  Jahre  1222:  über  die  Sendung  des  Colocensis  antistes  als  apostolischer  Legat 
durch  Honorius  JH.  etc.,  ohne  Citat. 

Bemerkungen  zu  1233:  über  die  „Bosine  Conuersio"  mit  Citat:  „Sigismundus 
Feovarius  de  rebus  Hungariae  Provinciae  Sacri  ordinis  Predicatorum"*  pars  3,  lib.  4,  p.  464. 
Desgleichen  zu  1460  1.  c,  p.  496. 

Card.  Jo.  Stoic:  —  „Refert  Joan.  Plodius  legisse  se  apud  nonnuUos  authores  eundem 
Joannem  cuiusdem  ecclesie  Patriarcham  fuisse",  pars  3,  lib.  1,  p.  432. 


Faber.    Zur  Entstehung  von  Farlatrs  „Ulyricum  Sacrum".  393 

B.  Jo.  de  Dominici:  Erzbischof  von  Ragusa^  von  Gregor  XII.  zum  Cardinal  gemacht 
und  als  Legat  zu  König  Sigismund  geschickt  „ut  apparet  ex  litteris  ab  ipso  Cardinale 
Budae  datis  anno  3.  Pont,  eiusdem  Gregorii,  hoc  est  anno  Christi  1409.  Deinde 
C.  V.  Sigismundum  Feovarium'*,  p.  399  etc. 

Zu  (XXXn.  MM.  Fratri  Domenicani)  steht  die  Bemerkung  Malpheus'  zum 
Jahre  1250,  dass  Fr.  Paulus  Hungarus  als  Märtyrer  von  den  „pagani"  verbrannt  worden 
sei.  —  Antonius  Senensis  berichtet  in  Chronico  v.  1240 — 1250,  dass  32  Fratres  in 
Bosnien  und  Dalmatien  von  den  Türken  ertränkt  worden  seien. 

Ueber  andere  Märtyrer  Leander.  Sendung  des  Erzbischofs  von  Calosea  auf 
Befehl  des  Papstes  zur  Bekämpfung  der  Häretiker  in  Bosnien  und  Dalmatien.  Er 
richtet  nichts  aus  und  übergibt  die  Provinz  den  Dominikanern  1222.  Sigismundus 
Feovarius,  pars  1,  lib.  1,  p.  65,  „B.  Gregorius  Spalat.  Vngriorum  Antistes  efFectus". 
Einführung  des  Predigerordens  in  Dalmatien  1217  durch  Frater  Gregorius,  einen  Dal- 
matiner, Genossen  des  heiligen  Dominicus,  der  zuerst  in  Spalato  oder  Salona  in  diesem 
Jahre  unter  den  Anspielen  des  Erzbischofs  Vgrinus  Hungari  von  Spalato  Convente 
gründete,  nach  Maluonda  und  Plodius.  Er  th eilte  die  Provinz  ein.  1476  wurde  wegen 
der  Menge  der  Convente  die  dalmatinische  Provinz  von  der  ungarischen  getrennt; 
pars  1,  lib.  3,  p.  67. 

Ueber  den  Florentiner  Cardinal  Beatus  Joannes  Dominici,  Erzbischof  von  Kagusa. 
Lebensnotizen  nach  Feovari,  1.  c.  S.  156 — 213. 

Schliesslich  folgen  verschiedene  Notizen  aus  den  Jahren  1238 — 1310,  die  sämmtlich 
nichts  Neues  bringen.     Papstbriefe    und  Feovari  sind  die  Hauptquellen. 

Folgt  ein  Bogen,  auf  dem  in  grosser  Schrift,  vermuthlich  auch  dem  Riceputi 
angehörig,  ein  Abriss  aus  der  Geschichte  Bosniens.  Auf  der  Rückseite  des  leeren,  mit 
dem  vorgenannten  correspondirenden  Blattes: 

„Finis  regni  Bozinensis,  obseruanda  diuersitatis  annorum  ratio:  Stephani  regis 
excoriati  calamitas:  Matthias  Vngariae  rex  Bozinam  recipit  et  Muchametem  fama  sola 
fugat.     Couazda  ex  Jo.  Leunc.  Pand.  Hist.  Türe." 

Auf  der  ersten  Seite  steht  rechts  oben  am  Rande:  „Hist.  Byz.  Jo.  XXI.  p.  340." 
Letztere  Zahl  ist  durchstrichen,  ebenso  die  2:  6  und  erst  3:  123  stehengelassen. 

Folgt  nttn  in  sehr  kleiner,  fast  unleserlicher  Schrift:  „Copia  estratta  dagli  Annali 
della  Provincia  di  Bosna  Argentina",  oben  rechts  von  der  Hand  Riceputi's  „Episcopi 
Bosinenses  ex  Ord.  diui  Francisci  148."  Es  gibt  die  Annalen  von  den  ersten  acht 
Bischöfen  von  Bosnien  wieder. 

Dieselben  „Annalen"  kehren  fast  wörtlich  in  den  Schriftstücken  des  Fra  Luca 
Vladimirovich  wieder,  die  sich  im  Codex  I  finden.  Es  dürfte  sich  um  das  gleiche 
Stück,  nur  in  etwas  veränderter  Redaction,  handeln. 

Die  nun  folgenden  Folien  230  und  231  sind  durch  das  Versehen  des  Hefters 
hiehergerathen,  während  sie  an  den  Schluss  der  folgenden  fragmentarischen  Geschichte 
des  Bisthums  Bosnien  gehören,  fol.  186 — 229.  Diese  Arbeit  erscheint  natürlich  ganz 
in  dem  gleichen  Lichte  wie  die  übrigen  Essays.  Es  ist  darin  nichts  enthalten,  was 
nicht  im  Ulyricum  Sacrum,  bei  Jo.  Lucius  und  selbst  im  Giardino  Serafico  (Viridarium 
Seraficum),  welches  Buch  Riceputi  mit  Vorliebe  benützt,  viel  besser  und  genauer 
behandelt  würde.  Höchstens  wäre  zu  erwähnen,  dass  mehr  der  Ursprung  des  bosnischen 
Bisthums  aus  der  alten  Kirche  von  Cressevo  betont  ist,  als  es  bei  Farlati  der  Fall 
ist,  und  die  bosnische  Diöcese  geradezu  als  Bisthum  Cressevo  bezeichnet  wird.  Das 
oben  Gesagte  gilt  in  gleicher  Weise  auch  über  die  folgenden  Bisthumsgeschichten  von 
Knin  in  Delminium  (Duvno,  Dumno). 


394  I-   Archäologie  und  Goschichte. 

Im  Codex  9  findet  sich  eingelegt  ein  kleines  Heft  in  Octav,  saec.  XVIII. : 

„A  Laude  di  Dio  M.  D.  Li  alli  12  Febbjs  a  Novegrade. 

„Qui  de  sotto  scriueremo  le  consuetudini  che  son  State  del  Paese  di  Croatia  commin- 
ciando  a  Trina  fino  a  Nona,  le  quali  consuetudini  hanno  amministrato  i  Noni,  Aui  et 
Proaui  et  noi  dopo  di  loro.     Et  .  .  .  ."    Am  Schlüsse  heisst  es: 

„Joannes  de  Morea  traduxit.  Gio.  Maria  Benvenuti  Canc*°  Pretorio  ha  fatto  copiare 
dal  volume  dei  Processi  civili  deir  Illmo  s*  Antonio  Klavagier  fu  Conte  in  Zara  a.  c.  143." 

Das  Opusculura  dürfte  wohl  eine  von  venetianischen  Behörden  veranlasste  Zusammen- 
stellung Südslavischen  Gewohnheitsrechtes,  wie  es  sich  in  Dalmatien  herausgebildet  hat, 
sein.  Trina  wird  wohl  das  albanesische  Flüsschen  Drin  sein  und  nicht  etwa  den  west- 
lichen Grenzfluss  Drina  bedeuten.  Ersteres  war  die  Südgrenze  venetianischen  Ein- 
flusses. Wie  weit  wirklich  uraltes  slavisches  Recht  vorliegt,  muss  die  Kritik  zeigen. 
Leider  ist  das  auch  sprachlich  interessante  Werk,  wie  es  vorliegt,  nur  die  Copie  einer 
Uebersetzung. 

Was  die  Bibliothek  der  Familie  Fanfogna-Garagnin  betrifft,  so  enthält  sie  ausser 
den  männiglich  bekannten  Werken  über  südslavische,  ungarische  und  venetianische 
Geschichte  ganz  interessante  Stücke.  Leider  befindet  sich  die  gesammte  Bibliothek  in 
einem  Zustande  totaler  Unordnung,  wodurch  die  Uebersicht  wesentlich  erschwert  wird. 
Es  existirt  allerdings  ein  ganz  modemer,  geschriebener  Katalog  aus  dem  Anfange  oder 
der  Mitte  des  Jahrhunderts,  aber  er  ist  höchst  unvollständig,  und  manches  darin  Ver- 
zeichnete ist  nicht  mehr  zu  finden. 

Von  den  Manuscripten  nehmen  die  altslavische  Handschrift  S.  Gregors  und  der 
Prachtcodex  Thoraas'  Spalatensis  den  ersten  Platz  ein.  Letzterer  enthält  ausserdem 
Mica  Madius  Historia  de  Barbazanis  und  die  sogenannte  Tabula  Acutheis.  Für  Thomas 
hat  der  Codex  seit  der  Auffindung  des  viel  älteren  Spalatiner  Codex  nur  mehr  sub- 
sidiären Werth.  Volle  Würdigung  würde  er  noch  nach  der  kunsthistorischen  Seite  hin 
verdienen  wegen  seiner  sehr  interessanten  Miniaturen  und  Initialen  in  gothischem  Stile. 
Er  wird  erwähnt  bei  Eitelberger:  „Die  Kunstdenkmäler  Dalmatiens"  und  ist  unter 
Kaiser  Sigismund  geschrieben. 

Unter  den  Druckwerken  bilden  die  beiden  Stampen  saec.  XV.,  Coriolanus  Cepio  und 
Epistolae  S.  Cypriani  (letzteres  aus  der  ganz  separirten  geistlichen  Bibliothek  des  oft- 
citirten  Erzbischofs  Grafen  Garagnin)  den  grössten  Schatz. 

Erwähnenswerth  ist  noch  das  seltene  Buch  von  Bomman  Gianantonio:  Storia  civile 
cd  ecclesiastica  della  Dalmazia,  Croazia  e  Bosna.  Tomi  2.  Venedig  1775.  In  zwei 
Exemplaren. 

In  Spalato  gelang  es  dem  Verfasser,  durch  die  Güte  des  dortigen  Domcapitulars  und 
Domarchivars,  Herrn  Devich,  einen  leider  nur  zu  kurzen  Einblick  in  das  gerade  in 
der  Umordnung  befindliche  Capitulararchiv  zu  gewinnen.  Es  enthält  höchst  bemerkens- 
werthe  Stücke: 

I.  Vor  Allem  Ist  da  des  höchst  werthvollen  Evangeliars  zu  gedenken.  Der  Schrift 
nach  dürfte  es  Ende  saec.  VII.  oder  Anfang  VIII.  zu  setzen  sein.  Da  nun  die  Neu- 
gründung der  Metropolitie  Salona  in  Spalato  in  die  letzten  zwei  bis  drei  Decennien  saec.  VII. 
ftlllt,  so  wird  es  unter  einem  der  ersten  Erzbischöfe  von  Spalato  geschrieben  worden  sein. 
Möglicherweise  hat  es  der  erste  Erzbischof,  Johannes  von  Ravenna,  aus  Italien  bereits 
mitgebracht.  Auch  seinem  Zwecke  nach  ist  es  sehr  interessant,  indem  es  das  Evan- 
gelium war,  auf  das  die  Suffragane  ihrem  Metropoliten  den  Treueid  leisteten.  Solche 
Eide  finden  sich  an  verschiedenen  Stellen  sammt  Unterschrift  von  den  betreffenden 
Suffraganen    eigenhändig    eingetragen,    aber    durchwegs    saec.    XL    unter    Erzbischof 


Faber.    Zur  Entstellung  vou  Farlati's  „lUyricum  Sacrum".  395 

Laurentius.  Die  Suffragane,  Prodanus  von  Nova  etc.,  sind  sämmtlich  zur  Genüge 
bekannt. 

II.  Ueberans  wichtig  ist  auch  die  leider  unvollständige  Handschrift  Thomas'  von 
Spalato.  Der  Schrift  nach  dürfte  sie  noch  ins  saec.  XIII.  gehören  und  ist,  wenn  nicht 
Autograph  des  Autors  (1200 — 1268),  so  jedenfalls  aus  erster  Hand  aus  diesem  geschöpft. 
Auf  jeden  Fall  wäre  sie  zur  Grundlage  einer  wünschenswerthen  neuen  Ausgabe  dieses 
Schriftstellers  zu  machen.') 

Auf  der  Rückreise  von  Dalmatien  berührte  ich  auch  Venedig,  um  eventuell 
Material  zur  Entstehungsgeschichte  des  lUyricum  Sacrum  Farlati's  zu  sammeln: 

Es  fand  sich  indess  nur: 

A,  Im  königlichen  Staatsarchiv: 

I.  Zu  Tom.  HI. : 

1.  Die  Approbation    des   Inquisitore   generale   del   sacro   Officio    di   Venezia 
(ausgefülltes  Blankett)  vom  13.  April  1763  (Nr.  1022). 

2.  Desgleichen  vom  Pubblico  Revisore  vom  27.  August  1763. 
II.  Zu  Tom.  VI.: 

1.  Inquis.  gener.  approb.  etc.  vom  20.  November  1777,  Nr.  1183. 

2.  vom  Pubbl.  Revisore,  7.  December  1777. 

3.  vom  Prior  dell'  Universitk    de'  Libraj   e  Stampatori,   10.  December  1777. 

B.  In  der  Marcianischen  Bibliothek  unvollständiges  Exemplar  des  Illyricum  Sacrum, 
das  deswegen  interessant  ist,  weil  es  sehr  bedeutende  eigenhändige  Nachträge 
und  Correcturen  Coleti's  enthält  und  das  Werk  in  dieser  Fassung  nicht  mehr 
zum  Druck  gelangte. 


*)  Wie   wir  hörten,   sollte  dieser  Codex   vom   (seither  verstorbenen)  Domherrn  I.  Ra£ki  in  Agram 
verijffentlicht  werden. 


Einige  Worte  über  bosnische  Inschriften  auf  Grabsteinen/) 


Von 

Dr.  Vatroslav  Jagiö, 

k.  k.  Uufrath  und  Uulversitat*  rrofessor  in  Wien. 


xiinsichtlich  der  Entdeckung  inschriftlicher  Denkmäler  kann  auf  Bosnien  und  die 
Hercegovina  der  Satz  angewendet  werden:  „Die,  welche  die  Letzten  waren,  werden 
die  Ersten  sein",  denn  es  gibt  kein  slavischcs  Land,  in  welchem  in  neuerer  Zeit  so 
viele  slavische  Inschriften  aufgefunden  worden  wären  als  in  Bosnien  und  der  Herce- 
govina. Positiv  kann  ich  es  zwar  nicht  behaupten,  ich  glaube  aber,  dass  auch  in  an- 
deren Südslavischen  Ländern,  z.  B.  in  Serbien,  genug  Inschriften  vorhanden  sind ;  allein 
zu  Tage  gefördert  wurde  von  keiner  Seite  so  viel,  als  eben  in  dem  genannten  Gebiete. 
Es  gibt  aber  in  der  Geschichte  Bosniens  keine  wichtigere  Frage,  als  die  des  Bogumilen- 
thums,  und  nach  der  Ansicht  vieler  moderner  Historiker  sind  die  alten  Grabsteine 
(„Ste6ci")  mit  dem  Bogumilenthum  eng  verknüpft.  Auf  diesen  Grabsteinen  kommen 
natürlich  auch  Inschriften  vor,  und  Historiker  und  Archäologen  freuten  sich  über  diese 
in  der  HoflFnung,  dass  ihnen  dieselben  neue  Quellen  zur  Erklärung  des  Bogumilenthums 
erschliessen  würden.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  wird  diese  Erwartung  nicht  in  Er- 
füllung gehen.  Trotzdem  aber  brauchen  wir  es  nicht  zu  bedauern,  dass  die  epigraphischen 
Denkmäler  Bosniens  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  gelenkt  haben  5  denn  diese  alten  cy- 
rillischen Inschriften  bleiben  jedenfalls  —  ob  mit  oder  ohne  das  Bogumilenthum  — 
was  die  Zukunft  entscheiden  wird  —  eine  sehr  bemerkenswerthe  Erscheinung  in  dem 
Leben  unseres  Volkes  in  diesen  Gegenden. 

Ich  verfolge  schon  seit  Jahren  genau  jeden  neuen  Beitrag  zur  altbosnischen  Epi- 
graphik.  Ohne  zu  behaupten,  dass  mir  Alles,  was  Einheimische  und  Ausländer  darüber 
geschrieben  haben,  bekannt  geworden  sei,  glaube  ich  das  Wichtigste  zu  kennen:  Die 
Publicationen :  in  Kukuljevi6's  ehemaligem  „Archiv",  die  späteren  im  Ragnsaner  „Slo- 
vinac",  im  „Viestnik"  des  Agramer  Museums,  im  Belgrader  „Starinar",  denen  sich  in 
neuerer  Zeit  auch  der  „Glasnik"  des  Landes  -  Museums  in  Sarajevo  zugesellt  hat. 
Ebenso  sind  mir  die  Arbeiten  von  Hoernes  und  Asböth  sehr  gut  bekannt.  Es  ist 
nicht  wenig,  was  in  diesen  Pubhcationen  enthalten  ist,  aber  mit  Bedauern  muss  ich 
constatiren,  dass  sich  mit  jedem  Jahre  blos  die  Anzahl  der  Inschriften  vermehrt  hat,  dass 
es  aber  Niemandem  einfiel,  darnach  zu  fragen,  wie  dieses  kostbare  Gut  im  Druck  wieder- 
gegeben wird,  und  was  für  einen  Werth  die  bisher  geübte  Art  der  Mittheilung  und  Aus- 
legung dieser  epigraphischen  Alterthümer  habe.    Erst  im  „Glasnik"  des  Museums  in  Sara- 


')  Die  folgende  Abhandlung  wurde  schon  1889  geschrieben  und  bezieht  sich  daher  vorwiegend  auf 
Inschrifttexte,  welche  ziemlich  unkritisch  und  ungenau  im  „Vicstnik"  der  archnol.  Gesellschaft  zu  Agram 
abgedruckt  sind. 


Jagi6.    Einige  Worte  über  bosnische  Inschriften  auf  Grabsteinen.  397 

jevo  scheint  man  der  exacten  Reproduetion  der  Inschriften  die  nöthige  Aufmerksamkeit 
zuwenden  zu  wollen.  Die  Bedaction  dieser  Zeitschrift  hat  zuerst  den  richtigen  Weg  ein- 
geschlagen^  indem  sie  sich  angelegen  sein  liess,  jede  Inschrift  in  getreuer  Abbildung  nach 
dem  Originale  wiederzugeben.  Der  Wunsch,  die  gedachte  Redaction  auf  diesem  richtigen 
guten  Wege  zu  bestärken,  hat  mich  hauptsächlich  zu  dieser  Studie  veranlasst.  Vor  Allem  ist 
unumgängUch  nothwendig,  dass  die  Inschriften  nicht  mit  Cursivbuchstaben  abgeschrieben, 

sondern  genau  abgezeichnet,  und  ausserdem  mechanisch  copirt  werden Das  hiezu 

dienende  Abklatschpapier  wird  auf  den  vorher  abgewaschfenen  Stein  über  die  Inschrift 
gelegt,  mit  einem  Schwämme  benetzt,  und  hierauf  mit  einer  Bürste  in  alle  Schriftzüge 
und  anderen  Vertiefungen  der  Fläche  hineingedrückt  und  geklatscht ;  dann  wartet  man, 
bis  das  Papier  trocknet,  und  die  Copie  ist  fertig.  Sie  lässt  sich  rollen  und  kann,  wenn 
sie  nicht  nass  wird,  von  Archäologen  und  Paläographen  viele  Jahre  an  Stelle  der  Ori- 
ginale benützt  werden.  Ich  möchte  den  Redactionen  unserer  archäologischen  Zeitschriften 
rathen,  um  endlich  einmal  mit  der  Hederlichen  Art  der  Inschriften-Publication  zu  brechen, 
blosse  Abschriften,  wenn  ihnen  die  Original-Copien  nicht  beiliegen,  ganz  einfach  unbe- 
rücksichtigt zu  lassen,  d.  h.  nicht  zu  publiciren,  denn  zu  was  dienen  solche  Texte, 
denen  jede  Beglaubigung  fehlt? 

Damit  mir  Niemand  zu  grosse  Strenge  vorwerfe  und  säge,  dass  ich  auf  einmal 
zu  viel  verlange,  sei  daran  erinnert,  dass  unsere  Epigraphik  erst  im  Entstehen  begriffen 
ist,  und  dass  sie  nicht  mit  der  griechischen  oder  römischen  verglichen  werden  kann. 
Dort  ist  schon  über  alles  Mögliche  soviel  Licht  verbreitet  worden,  dass  auch  die  ein- 
fachste Abschrift  in  kundigen  Händen  alsbald  die  richtige  Auffassung  erfährt.  Allein, 
mit  welchen  Mitteln  sollen  wir  die  unrichtig  publicirten  slavischen  Inschriften  richtig- 
stellen? Wir  können  ja  kaum  die  gewöhnlichen  Handschriften  lesen;  ihre  nach  Ort  und 
Zeit  verschiedenen  Eigenthümlichkeiten  sind  ein  Gegenstand  des  Specialstudiums  we- 
niger Philologen.  Wer  gibt  uns  Auskunft  über  die  Beziehungen  der  Steinschrift  zur 
Schrift  auf  Pergament  oder  Papier,  wenn  der  Charakter  der  epigraphischen  Denkmäler 
nicht  in  getreuen  Facsimiles  dargestellt  wird  ? 

Von  den  bis  jetzt  gedruckten  cyrillischen  Inschriften  habe  ich  nur  eine  Gruppe, 
die  der  bosnisch-hercegovinischen  Inschriften  auf  Grabsteinen  hier  ausgewählt  und  werde, 
so  weit  es  mir  möglich  ist,  vor  Allem  ihre  Eigenthümlichkeiten  und  sodann  einige  der 
groben  Fehler  in  den  bisherigen  Texten  besprechen. 

Es  gibt  Etwas,  das  allen  cyrillischen  Inschriften  auf  bosnischen  Grabsteinen  als 
einer  Gruppe  geraeinsam  ist,  und  sie  von  anderen  slavischen  Inschriften  unterscheidet, 
als  wenn  sie  Kinder  eines  Vaters  wären. 

1.  In  ihnen  herrscht  die  schöne  Volkssprache  mit  einem  ausgesprochen  örtlichen 
Colorit:  so  las  ich  im  Agramer  „Viestnik"  Bd.  IX.  p.  111:  liiABEfrOiUk,  S  Ljuhegom 
nach  südlicher  Aussprache  für  s  Ljuhegom,  Wenn  angenommen  werden  darf,  dass  die  Stelle 
ibid.  X.  74.  correct  gedruckt  ist,  so  hätten  wir  sogar  SmicMf  (nach  südlicher  Aussprache 
ufjeöe  oder  uSjeöe  statt  usijece):  die  Inschrift  stammt  aus  der  Hercegovina.  Grössten- 
theils  sind  diese  Inschriften  „ikavisch"  geschrieben,  das  heisst,  der  Buchstabe  iL  ist  mit 
dem  Buchstaben  m  verwechselt,  z.  B.  in:  HI.  98.  CTHnaHS,  8  TO  spH/Uf,  V.  117.  cTHnaua, 
BHAHrk,  ib.  120.  8  TOH  HpH/Uf,  VI.  28.  ovcHMf,  86.  a  chmi,  Vn.  76.  sacHMf,  IX.  13.  BHAHrk, 
X.  61.  RHpHO,  u.  s.  w.  Ich  glaube,  dass  XI.  44.  B'kpH'k^fk  richtig  y^virnih^  gelesen 
werden  muss.  Auch  ist  es  mir  wahrscheinlich,  dass  in:  V.  117.  Or^knaHk  als  Stipan 
in  V.  120  HckMi  als  isiöe  und  in  VI.  28.  und  VII.  20.  ckni  als  sUe  zu  lesen  ist.  Es 
gibt  aber  auch  südliche  Formen  wie :  VI.  29.  ScHfKOX'K. 


398  I.    Arc-hftolog^ie  und  Oeschichte. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  die  Sprache  dieser  Inschriften  den  Dual  auch  im  Zeit- 
worte benützt.  Die  Unkenntniss  dieses  Umstandes  hat  den  Herausgeber  von  XI.  10. 
verleitet,  nocTaHH  er  aha  HiMW  KAMiHh  b  Epara,  zu  lesen;  hätte  er  richtig  gesehen,  so 
würde  er  die  Inschrift  gelesen  haben:  nocTasHCTa  Ha  Hf/Uk  Ka/Uf Hk  R E(iaTa,  weil  nocraRHCTa 
den  Dual  zu  K  Epara  bildet.  Ebenso  hat  der  Dual  den  Herausgeber  von  IX.  13.  irre- 
geführt. Er  las,  wie  folgt:  a  no  CTasH  cta  EHAHrk  b  c  hamh  AOEpaxk  h  npHEHAO;  (a 
po  stavi  8ta  hilig  v  8  nami  Lobrat  i  Pribilo),  was  ganz  unverständlich  ist.  Ohne  auch 
nur  einen  Buchstaben  zu  verändern,  erhalten  wir,  wenn  dieselben  nach  den  Regeln  der 
Grammatik  und  bei  richtiger  Auffassung  des  Gedankens  zusammengestellt  werden,  nach- 
stehenden Text :  a  nocTasHCTa  EHAHrk  *  &  *  cfia  MHAOEpaxk  h  npHEHAO  (a  postavista  [Dual] 
hilig  dva  sina:  Milobrat  i  Pribilo), 

2.  Diese  Inschriften  sind  aber  nicht  nur  in  reiner  und  volksthümlicher  Sprache 
geschrieben,  sondern  es  werden  auch  die  cyrillischen  Buchstaben  in  ihrer  bosnischen 
Bedeutung  gebraucht,  d.  h.,  die  Orthographie  dieser  Inschriften  ist  die  bosnische  und  mit 
jener  übereinstimmend,  die  wir  in  den  bosnischen  goldenen  Bullen,  in  Urkunden  und 
Büchern  von  den  ältesten  Zeiten  bis  in  das  XVI.  und  XVII.  Jahrhundert  hinein  finden. 
Als  Beispiel  hieflir  diene  der  Buchstabe  %  welcher  gleichbedeutend  ist  mit  dem  ge- 
wöhnlichen serbischen  u,  z.  B.  in  III.  18.  cf  aro  A^HTpH'k,  ib.  98.  ocroic  KpaAk,  'k  CAik 
EHAk,  KAKOBk  caMk  'k ;  VII.  75.  MpH'k  (Marija),  IX.  12.  42.74:  ^H'^Kk,  ib.  42.  Kpk- 
CTHiLHCKS,  XI.  44.  PaA^lc.  Neben  einem  zweiten  Selbstlaute  kann  iL  den  Buchstaben  j 
bedeuten  z.  B.  in:  VIII.  37  na  CRO'kwH  (lies  svojoj),  X.  61.  rocno'ka  (gospoja  oder 
rocnofta  d.  h.  gospogja,  aber  das  Erstere  dürfte  richtiger  sein).  Bei  allen  Fällen,  in  denen 
das  u,  wie  in  VIII.  14,  IX.  13.  vorkommt,  bezweifle  ich,  dass  dieser  Buchstabe  im 
Originale  sich  wirklich  findet.  Wie  es  in  den  bosnischen  Inschriften  keine  u  gibt, 
gibt  es  auch  keine  I6,  sondern  man  schreibt  ganz  einfach  %  z.  B.  in:  V.  117.  BOfROA^, 
VII.  19.  cpf,  CBO«,  VII.  99.  fAOMk  (lies  jeZom),  HHHOf,  IX.  12.  73.  jy^AV^t  u.  s.  w.  Selbst 
der  Buchstabe  lo  wird  selten  gebraucht,  und  dies  auch  nur  im  Beginn  eines  Woi-tes 
oder  nach  einem  Selbstlaute;  gewöhnlich  schreibt  man  8,  so:  III.  98.  KpaAS  (kralju), 
M0a8  bac  {inolju  va«),  ib.  VI.  29.  VII.  20.  Dennoch  wurde  es  in :  HI.  98.  ocTOio  u.  s.  w. 
angewendet. 

In  der  bosnischen  Cyrillica  ist  auch  der  Buchstabe  ft  sehr  wichtig.  Anfangs  ent- 
sprach er  dem  heutigen  ^,  erst  später,  um  das  XIV.  Jahrhundert,  begann  man  ihn 
zu  schreiben  für  das  heutige  h  (6),  und  so  geschah  es,  dass  dasselbe  Zeichen  A 
durch  einige  Jahrhunderte  zwei  Buchstaben  ausdruckte:  h  (6)  und  ^  (gj).  In  den  bos- 
nischen  Inschriften   bedeutete  ft  regelmässig  das  heutige  h  (6)  z.  B. :  III.  98.   MHAOUif- 

BHftk,     BH     ftfTf    EHTH,    V.    117.    nfT(K   odcr   p)0BhA8  ,     EOraUlHAk,    ib.    120.     BAATKOBH^k, 

pa^Hftk,  pAAOcaAHAk,  IX.  40.  TkKO  ftf  ch  EHAHrk  norSsHTH,  ib.  41 .  bacocbhAa,  ib.  74. 
TKO  ftf  CH  EHAHrk  rSsHTH.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  auch  die  Inschrift  im 
IX.  13.  nicht  gut  abgelesen  ist,  BHftf  Tf  EHk  th  KaKO  u  (?),  sie  bedeutet  gewiss  nicht 
ffVidje  te  bi  ti  kako  ja^,  sondern  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  dasselbe  wie  in  III.  98. 
BH  ÄITI  EHTH  KAKO  "k.  Als  ^  kommt  ft  VII.  76.  in  dem  Worte  ftSpcHOBa,  und  vielleicht 
noch  IX.  76.  im  Worte  BAAAfBHft^  vor,  wie  dies  im  „Glasnik"  I.  76.  richtig  gedeutet 
worden  ist.  Ich  für  meine  Person  würde  das  im  X.  52.  vorkommende  AipkAnftk  als 
Mrgji6  lesen  (siehe  Wörterbuch  des  Dani6i6). 

Es  ist  auch  zu  erwähnen,  dass  die  Volkssprache  in  diesen  Inschriften  den  Buch- 
staben kl  nicht  gebraucht,  sondern  es  wird  überall  conform  der  Aussprache  das  H  ge- 
schrieben, z.  B.  CHHk,  (anstatt  des  kirchlichen  ckiHk.).  Dagegen  wird  das  k  den  Conso- 
nanten   regelmässig   nachgesetzt,   z.  B.   in:   III.  18.   nOTpkAk,   npOKAfTk,   oi^Alk,   cfiOMk, 


Jagi<^.    Einige  Worto  ttber  bosnische  Inschriften  auf  Grabsteinen.  399 

CTHMk  AX^^^^  ib*  3^-   ^Cf^^X"^)  KpAilk,   HA  CROMk  nAC/UCHHTO/Uk,  V.  20.  S  AjSBfdEA^^  BH)fk, 

VII.  19.  rpOKk,  pa^ocaKk,  IX.  40.  cpATk,  SNSKk.  Sobald  man  dies  weisS;  ist  die  Frage 
überflüssig,  wie  das  in  IX.  42  (vgl.  XI.  49)  vorkommende  nHcaSk  gelesen  werden  soll;  statt 
des  S  muss  nämlich,  selbst  wenn  wir  es  mit  einem  Fehler  des  Steinmetzen  zu  thun 
haben,  ein  )f  gesetzt  werden,  da  die  beiden  Buchstaben  B  und  ^  ^^^^  leicht  zu  ver- 
wechseln sind.  Schwerer  ist  es  aber,  bei  dem  Mangel  einer  genauen  Copie  zu  ent- 
scheiden, ob  das  in  X.  53.  vorkommende  cakpaHHk  in  cA^fAHH)^  richtig  zu  stellen  wäre, 
weil  es  möglich  ist,  dass  in  diesem  Worte  schon  damals  das  ^  0^)  nicht  ausgesprochen 
wurde,  und  der  Steinmetz  fbr  das,  was  er  zu  hören  glaubte,  das  k  gesetzt  hat?  Der 
Buchstabe  k  kommt  öfters  auch  in  der  Mitte  eines  Wortes  vor,  obwohl  ich  hieiUr  den 
Grund  nicht  anzugeben  vermag.  Es  ist  bekannt,  dass  es  in  einigen  Handschriften  spä- 
teren Datums  häufig  üblich  war,  zwischen  je  zwei  Consonanten  den  Buchstaben  k  zu 
schreiben,  obwohl  derselbe  nicht  am  Platze  war.  Ebenso  thaten  es  auch  einige  Stein- 
metzen, z.  B.  in  X.  50.  ha  nkAC/UCHHTOH  sc/UkAH,  IX.  40.  SiMWAH.  Es  gibt  aber  auch 
ernster  zu  nehmende  Fälle,  wo  das  k  gerade  in  der  Mitte  des  Wortes  hinter  dem  Selbst- 
laute steht,  warum  das  geschah,  kann  ich  momentan  nicht  sagen. 

3.  Die  Inschriften  auf  den  Grabsteinen  bilden  auch  inhaltlich  ein  Ganzes,  denn 
sie  sind  sämmtlich  so  verfasst,  als  wenn  sie  sich  gegenseitig  als  Muster  gedient  hätten. 
Man  sieht  daraus,  dass  die  Tradition  einer  epigraphischen  Schule  vorhanden  war;  von 
wem  diese  aber  beeinflusst  war,  will  ich  hier  nicht  untersuchen  und  begnüge  mich  mit 
der  blossen  Constatirung  der  Thatsache. 

a)  Eine  solche  Inschrift  beginnt  gewöhnlich  mit  den  Worten:  ci  (oder  CHi)  ai^kh 
(hier  liegt)  vergleiche:  V.  81.  117.  118.  120,  VI.  28.  {a  a  Amn)  29,  VII.  20.  48.  76.  77. 
Vm.  37.  38,  IX.  12.  13.  39.  40.  52.  73.  111,  X.  50.  52.  72.  73.  74.  75,  XI.  8.  9.  10, 
XL  47.  49.0 

Schon  aus  den  angeführten  Stellen  im  „  Viestnik"  des  Agramer  Museums  kann  ersehen 
werden,  dass  beinahe  drei  Viertel  der  bis  jetzt  bekannten  Inschriften  den  gleichen  An- 
fang haben.  Weniger  gebräuchlich  war  es,  dass  vor  die  Worte  ci  achch  oder  A  Ci  a«;kh 
die  Anrufung  der  heiligen  Dreifaltigkeit  oder  das  Kreuzzeichen  gesetzt  wurde;  dies 
scheint  nur  auf  den  grossen  Inschriften  der  Fall  gewesen  zu  sein.  Die  Formel  lautet: 
RA  HMC  oi^A  H  CHHA  (odcr  cüa)  h  CRnVo  (odcr  CTArO,  CRITOra)  fifix^j  ^^^^'  ^-  ^^'  ^^f 

VIII.  14  [ctpa],  IX.  9  (Rk  HMi  CRfTOrA),  XI.  74.  76  (Rk  hmc;  die  Einen  lesen  critapo  die 
andern  CRrrora).  Fehlerhaft  dürfte  sein  VII.  19.  ro  ham:  und  bezweifle  ich  auch,  ob 
dort  das  CRCTOrk  richtig  ist.  Wenn  in  X.  61.  die  Lesart  A^X^  CRfTOrA  correct  wäre, 
so  würde  dies  an  die  lateinische  Wortfolge:  „Spiritus  sancti"  erinnern.  Aber  so  hat 
es  Pater  Marti6  gelesen,  während  Vr6evi6  und  Götting  die  gewöhnliche  Wortfolge 
gebrauchen,  nämlich:  CRCTOra  A^)C^-  Ich  möchte  glauben,  dass  es  auch  auf  dem  Steine 
so  steht.  Von  der  gewöhnlichen  Form  wird  in  VII.  19.  abgewichen,  und  zwar  lautet  es 
dort:  RA  HAif  KOra  hcSca.     (Steht  das  wirklich  so  auf  dem  Steine?) 

In  den  Inschriften  einer  anderen  Gattung,  der  kirchenslavischen,  zeigt  sich  sofort 
eine  Abweichung  von  dem  gewöhnlichen  Eingang  cc  ai^kh,  oder  A  cc  ac;kh,  diese  be- 
ginnen nämlich  laut  III.  57.  und  IX.  75.  mit  Bji^i  ai^htä,  in  V.  116.  und  117.  auf  3 
Inschriften  3A'k  noHHRAiTk,  in  X.  53.  wieder  auf  2  Inschriften  a^i  noHHRACTk.  Die 
Inschrift  IX.  11.  a  CCH  nosHRA,  wenn  sie  auch  in  der  Volkssprache  verfasst  ist,  gehört 
doch  in  die  Kategorie  der  orientalisch-orthodoxen  Inschriften.     Ebenso  die  Inschrift  VI. 


*)  Einige  Inschriften  von   Podrinje  auf  serbischer  Seite  sind  herausgegeben  worden  von  Herrn  M. 
6.  Milicevid  in  „Kneäevina  Srbija"  I.  526.,  vgl.  „Starinar"  H.  68. 


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400  I.    Archäologie  und  Geschiclite. 

75.  Nur  ein  einziges  Mal  fand  ich  statt  ci  a(;kh  das  obahc  aijkh  (in  IX.  51  abgedruckt 
aus  dem  Agramer  Archiv),  was  wahrscheinlich  etwas  Neueres  gegenüber  dem  Alten  vor- 
stellen soll. 

b)  Nach  den  Worten  cc  achch  folgt  regelmässig  der  Name  desjenigen,  welcher 
unter  dem  Grabsteine  ruht,  hie  und  da  mit  lobenden  Zusätzen,  z.  B.  V.  117.  CHC  Af^KH 
AOcpH  PaAOf,  VI.  48.  a  cc  ac^kh  A^spA  baa^hka  6phha,  ib.  a  cc  a(;kh  A^^pH  iohakk, 
ib.  76.  A  cc  AC^KH  A^KpA  3KCHA  Otana  ;  —  ein  Todter  lobt  sich  selbst  gar  folgender- 
massen :  S  toh  KpHMC  haheoah  ai^^kk  S  t^^9^^^\  EH}(k.  (V.  20.) 

Wenn  auch  nicht  immer,  so  kommt  es  doch  häufig  vor,  dass  neben  dem  Namen 
des  Todten  auch  angeführt  wird,  dass  die  Erde,  wo  er  liegt,  sein  Eigenthum,  Erbe, 
oder  Gut  sei,  was  in  folgender  Art  angegeben  erscheint,  und  zwar  in:  V.  81.  ha  croh 
BAUJTHHH  (dasselbe  kommt  auch  in  V.  117.  vor),  VIII.  37.  ha  CKO*koH  ha  nACA^CHHTOH 
(3CAIAH  oder  baujthhh,  denn  es  wird  sub  VU.  19.  gelesen:  ha  cbivc(h)  iiacmchhtoh 
eaujthhh),  IX.  39.  HA  CBOAH  (jedenfalls  cbooh  oder  cbwh  oder  cboch)  3CAiw\h  haca/ic- 
hhto(h),  ib.  40.  HA  ckivh  scAikAH  HACAiCHHTOH  —  Vgl.  cbcnso  IX.  52,  73.  X.  50.  HA  nkAC- 
aichhtoh  cboh  scAikAH,  Itl.  98.  und  X.  75.  ha  cboaik  nACMCHHTOMk.  Die  Inschrift  X. 
60,61.  wird  verschieden  gelesen,  der  Eine  liest:  cbccmS  scamhiutB  iiACAiCHHTOAik,  der 
Andere :  CBOC  scAiA'kHiiJC  hacaichhto,  der  Dritte :  ha  crohoh  3CAIAH  ha  nACA/\CHHTOH.  Diese 
dritte  Lesart  scheint  der  Wahrheit  am  nächsten  zu  kommen,  weil  auch  auf  anderen  In- 
schriften so  geschrieben  ist.  Vgl.  z.  B.  „Glasnik"  11.  78.  ha  (cboho)h  3CAMH  ha  iiaca^chhtoh. 
Das  Wort  scaiahujtc  habe  ich,  so  weit  ich  micli  erinnere,  noch  auf  keiner  Inschrift  gelesen. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  auch  die  verstümmelte  Inschrift  IX.  113.  statt 
der  sinnlosen  Worte  hIa  coboh  zu  lesen  ist  ha  ckohoh  oder  ha  ckivh,  weil  gleich  darauf 
die  Worte  3CA/w\h  hacaichhtoh  folgen. 

Es  kommt  selten  vor,  dass  der  Todte,  welcher  im  Grabe  liegt,  von  seinem  Namen 
in  der  ersten  Person  spricht,  z.  B.  III.  98.  h  Acro)^  ha  cbomk  nACAiCHHTOAik,  VII.  77. 
wba(h)  Acro^i^  HA  CKIVH  nACAic(HH)TOH  (wahrscheinlich :  3CMAH  oder  baüjthhh).  In  X.  73. 
kommt  folgende  Inschrift  vor:  nonHCA)^k  acpao  h  bcac  to  aih  c  ac^kath;  in  dieser 
Fassung  ist  sie  für  Jedermann  unverständlich  —  die  gleiche  Buchstabenanzahl  belassend, 
würde  ich  lesen  ob^h  CA/Uk  mtm^  h  bcac  to  aih  c  ac?kath. 

c)  Es  ist  üblich,  dass  die  Inschrift  auch  angibt,  wer  dem  Begrabenen  den  Grabstein 
gewidmet  habe;  auch  diesbezüglich  existiren  besondere  Formeln  als  Zeichen  der  in- 
nern  Zusammengehörigkeit  dieser  Inschriftengattung.  Vor  Allem  erscheint  das  Wort 
BHAHrk  gebräuchlich,  welches  schon  in  der  altserbischen  Sprache  „Zeichen"  (signum) 
bedeutet,  hier  aber  kann  man  es  direct  mit  monumentum  (Denkmal)  übersetzen. 

Das  Wort  SHAHPk  wird  auf  den  alten  Grabsteinen  sehr  häufig  gebraucht,  z.  B.  in 
„Starinar"  V.  86.  auf  zwei   Inschriften  aus  Bosnien,   im  Agramer  „Viestnik"  V.  81.  CH 

BHAH(rk)    nOCTAKH,    in   VIII.  14.    A   nOCTARH    Ck    B'kA'krk,    IX.  13.   A   nOCTARHCTA    BHAHrk, 

ib.  40.  TkKO  ftc  CH  SHAHPk  HOf^EHTH,  nof^CH  TA  sofk ;  IX.  73.  uud  74.  kommt  dieses 
Wort  in  zwei  Inschriften  vor;  ib.  74.  nocTAKHUJC  SHAHPk  f^  chhokc,  X.  61.  CH  BHAHPk 
nocTABH  rocno^  k^kocaka,  ib.  72.  a  hoctabh  B*kA*krk  aaath  tp^/vhcara  ;  XI.  49.  (das- 
selbe im  „Glasnik"  II.  79.)  ha  HCAik  EpATH*k  BiiA'krk  (das  Zeitwort  hoctarhüjc  stand 
voran,  ist  aber  unleserlich  geworden.^) 

Nicht  selten  wird  statt  des  Wortes  BHAHfk  das  Wort  kaa^h  (Stein)  gebraucht; 
auch  vom  kaaih  sagt  man,  dass  ihn  der  oder  der  j,po8tavio^^  (aufgestellt  —  errichtet  — 


*)  Dem  Hauptworte  bilig  entspricht  das  Zeitwort  (a  mrtva)  pobili£i  („Glasnik"  I.  76.),  das  bedeutet 
dem  Todten  errichtete  das  Denkmal. 


Jagiö.    Einige  Worte  über  bosnische  Inschriften  auf  Grabsteinen.  401 

gewidmet)  hat;  —  statt  poatavio  sagt  man  lieber  „uBJekao^  (ausgehauen).  Obwohl  die 
Form  KaMH  correct  nur  als  Nominativ  gebraucht  werden  kann,  schreibt  man  sie  auf 
den  Inschriften  auch  im  Accusativ,  z.  B.  V.  117.  a  ci  KAiUH  (das  Zeitwort  ist  ausgelassen) 
Ha  BSki^^  Ha  ncT(K  oder  p)oKHftS;  ib.  118.  (nocxaBH  ch  K)aMH,  VI.  28.  a  c*kHc  rpBßai^k 
KaMH,  ib.  a  Bchsc  Ka/UH  AiaTH  paAHcaea,  ib.  86.  a  chhc  Ka/ii(H) ;  VII.  19.  kommt  in  der 
undeutlich  wiedergegebenen  Inschrift :  a  CHWf  KaMH  (das  Andere  ist  unverständlich)  vor ; 
ib.  a  a  Ka^iH  CTasaa  (wirklich  so  ?)  na  cfsf ,  ib.  48.  a  cc  cksc  rpSeai^k  Kaa^H  na  r^kujB, 
XI.  10.  nocraBHcra  Ha  hcaik  Ka/UCHK.  Wenn  auf  diese  Art  auch  bewiesen  ist,  dass  man 
auf  alten  Grabsteinen  häufig  „postavi^  oder  „postaviSe  kami^^  schrieb,  so  hätte  der 
Herausgeber  von  IX.  113.  doch  begreifen  können,  dass  seine  Lesart  „postavüe  kamig 
sni^'  nicht  richtig  sein  kann.  Ohne  die  Buchstaben  zu  verändern,  und  bloss  wenn  sie 
zusammengestellt  werden,  wie  es  sich  gehört,  lautet  die  Inschrift:  nocTaBHUif  KaMH  f*  cfiH 
(d.  h.  den  Stein  stellten  3  Söhne  auf).  In  der  alten  Sprache  ist  es  nämlich  nicht 
nöthig,    dass   neben  der  Zahl  „trV'   (drei)  das   Hauptwort  in  der  Zweizahl  steht;  vgl. 

IX.  74.    ^t   CHHOBI". 

Derjenige,  der  im  Grabe  liegt,  sagt  manchmal  in  der  Inschrift  von  sich  in  der 
ersten  Person,  dass  er  sich  selbst  den  Stein  zu  seinen  Lebzeiten  usjekao  (ausgehauen) 
hat,  z.  B.  VI.  29:  obh  (KaAin)  ^CHCKO)(k  Ha  ci  3a  ^KHBCra;  oder  er  nennt  den  Namen 
desjenigen,  der  den  „bilig  na  nj  postavio'^  (das  Zeichen  —  Denkmal  —  auf  ihn  auf- 
gestellt) oder  „naHnio'^  (gemacht  hat),  z.  B.  V.  117.  ch  BHAHrk  nocTaBH  na  Mi  epaTk 
AiOH  BO(B0>\a  ncTapb,  VII.  77.  ivbo  aih  naMHHH  OraHf  /uaHKa  (die  letzten  zwei  Worte 
sind  nicht  verlässlich),  V.  117.  a  mhhho  mh  otpoctk  KOBask  (das  Wort  oxrocTk  ist  nicht 
verlässlich). 

Neben  den  Zeitwörtern  nocTaBHTH  oder  SchAh  kommt  auch  öfters  der  Ausdruck 
HHcaxH  vor.  Wahrscheinlich  wollte  man  damit  direct  auf  die  Worte  der  Inschrift  hin- 
weisen ;  nur  weiss  ich  nicht,  ob  der  Verfasser  der  Inschrift  damit  sich  selbst  verherrlicht 
hat,  in  der  Art,  wie  heutzutage  die  Stempelschneider  ihren  Namen  auf  den  Medaillen 
verewigen,  oder  ob  sich  dieses  Wort  nicht  auf  denjenigen  bezieht,  welcher  das  Denkmal 
errichten  lioss.  In  nachfolgenden  Beispielen  kommt  das  Zeitwort  nncaTH  vor,  in  V.  117. 

a  c€  KAMH a  cc  HHca  BOAaujHHk  soraiuH^k,  VII.  19,  a   cc  nHca  pa^H^k  pa^\o- 

caAH^k,  und  gleich  darauf  wird  noch  gesagt  „a  cn«*ii";  VII.  76.  ist  die  Inschrift  nicht 
zuverlässig,  weil  neben  dem  Worte  3acHHf  noch  das  Wort  HHiUi  vorkommt,  obwohl 
hier  nicht  die  Form  HHiuc  sondern  HHca  zu  gewärtigen  wäre;  aber  wenn  man  sagen 
konnte  ckni  (die  Beispiele  hiefür  sind  bereits  früher  angeführt),  warum  sollte  man  dies 
auch  für  hhujc  nicht  gelten  lassen  ?  Vgl.  auch  VII.  48.  nnuji  ci  MOpa^k  und  auch  dort : 
OHiuc  AHKk  (?)  cc  AiopaAi^;  dies  Alles  ist  aber  nicht  verlässlich.  Im  „CTapHHap"  I.  72. 
kommt  eine  schlecht  wiedergegebene  hercegovinische  Inschrift  vor,  welche  mit  den 
Worten  beginnt :  a  ci  hhujc  pa^OHi^a;  im  „Cxap."  V.  86.  spricht  eine  bosnische  Inschrift 
folgendermassen :  Ci  ac^KH  HBank  a  nnca  AiH}(aak.  In  der  Inschrift  IX.  42.,  welche  nicht 
vollständig  sein  dürfte,  steht :  a  cc  nnca)^  (so  lese  ich  es  statt  nncaSk)  AH*kKk  H'kroc ;  hier 
nennt  sich  Schreiber  geradezu  „dijakom*^  (diaconus,  Kanzellist),  aber  die  ganze  Inschrift 
ist  nicht  verständlich,  und  macht  den  Eindruck,  als  wenn  sie  gar  nicht  von  einem  Grabe 
herrühren  würde,  weil  nirgends  gesagt  wird,  wer  da  begraben  liegt,  oder  wer  sich  den 
Stein  setzen  liess.  (Diese  Inschrift  ist  theilweise  verbessert  in  XI.  49.  wiedergegeben.) 
Vgl.  noch :  XL  8.  sanHca  hbko  ocpa^OBH^k  (ist  nicht  verlässlich),  ib.  10.  a  cc  nHca 
(das  weitere  verstümmelt),  übrigens  ist  in  dieser  Inschrift  schon  früher  gesagt  worden, 
wer  den  Stein  gesetzt  hat.  In  XL  47.  heisst  es,  dass  ein  gewisser  Radoje  Kovaö  „8rkHC 
H  HHca^,   ib.  46.  steht  eine  Inschrift,   wo  Radoje  Kovaö  das  „Scknc"   nicht   anführt,   es 

Band  III.  26 


402  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

heisst  auch  nicht,  dass  er  HHca,  aber  jedenfalls  hat  er  auch  die  Worte  geschrieben. 
In  XI.  49.  (auch  im  „Glasnik^  II.  78.)  liest  der  Herausgeber  8c*kK0  H  nHcao  ra  bho 
TAji,h^  obwohl  in  dem  vom  „Glasnik"  wiedergegebenen  Facsimile  das  Wort  8c*kK0  (in 
dieser  Form  wäre  es  ganz  ungebräuchlich)  nicht  gelesen  werden  kann;  desto  leichter 
liest  man  in  der  letzten  Zeile :  a  nHca  ra  npcpaAi^.  In  IX.  40.  steht  gar :  a  nocraRH 
HHCMo  cHHk  mroRk  HaH/uaaAHH  spaTOAk. 

Auch  in  jener  Inschrift,  welche  zuletzt  der  „Glasnik"  in  III.  23.-24.  so  schön 
veröffentlicht  hat  (und  welche  allerdings  auf  keinem  Grabstein  steht),  liest  man:  C€ 
HHCa  paSk  fi}KHH  u.  s.  w. 

Jene  bemerkenswerthe  Inschrift,  welche  Asböth  transscribirt  in  „Bosznia  ^s  Her- 
czegovina"  (Budapest  1887)  I.  236.  veröffentlicht  hat,  ist  besser  wiedergegeben  im 
„Glasnik**  I.  74.,  aber  auch  hier  ist  es  nicht  möglich.  Alles  zu  lesen.  Ich  muss  jedoch 
bemerken,  dass  es  nicht  richtig  ist  „anaHk  ScHMf  KaMH^  so  zu  erklären,  als  wenn  von 
einem  Ajan  die  Rede  wäre,   sondern  man  lese  mit  Asb6th  a  HaHk  8cHS€  KaMH  HiroBk 

RO€B0A^  MHOrOlUk. 

4.  Statt  der  am  Schlüsse  von  Grabinschriften  gewöhnlichen  Formel  „R'ksHa  ca^S 
naMiT"  (so  X.  53.  auf  2  orientalisch-orthodoxen  Inschriften)  kommen  auf  den  bosnischen 
Grabsteinen  öfters  sehr  bemerkenswerthe  Phrasen,  sogenannte  diverbia  vor,  z.  B.  III.  98. 
MoaS  Rack,  H(  HacTY'naHTf  Ha  Mi.  'k  ca^k  SHAk  KaKORH  ictc  rh,  rh  Aitc  bhth  KaxoRk 
caaik  "k;  IX.  13.  in  der  ziemlich  schlecht  verfassten  Inschrift  dürfte  es  richtig  ungefähr 
so  lauten:  „RH  ftfTi  bhth  KaKO  "k,  a  'k  aft0pa)^k  bhth  KaKO  h  ch^;  X.  52.  sagt  derjenige, 
welcher  das  Denkmal  errichtet  hat:  BH)^k  ^hromS  pa^k  a  aipkTRa  ca)fpaHH)fk;  X.  61.  ist 
die  Lesart  nicht  sicher,  weil  man  nicht  sagen  kann,  ob  die  „rocno'ka  R^KOcaRa^^ 
welche  dem  Fürsten  Badi6  ein  Denkmal  setzt,  von  sich  selbst  in  der  dritten  Person 
spricht,  ,,KOHa  aiS  ?khr^  RHpno  cat^Hcaiuf  h  MfrvE»  mS  hocaSsrh^,  oder  ob  sich  der 
Todte  folgendermassen  selbst  lobt:  }KHrB  a%H  R'kpHO  caS^aiUf  h  aipTRS  aiH  hocaS^kh. 
In  IV.  29.  bittet  der  Verstorbene  wie  in  III.  98.  HC  aiohtc  aih  KOCTHk  (sie?)  npt 
TpicaTH. 

Schon  oben  sind  zwar  Beispiele  angegeben  für  die  Formel  des  Fluches  über  den- 
jenigen, welcher  sich  unterstehen  sollte,  den  »bilig^  zu  zerstören.  In  derselben  Weise 
heisst  es  in  einer  Inschrift,  welche  nicht  gerade  ein  Grabstein  war  III.  19.  (auch 
„Glasnik^  III.  23.):  tko  bh  to  norpkAk  a^  (  npOKACTk  (Oi^iai  h  cfioa/ik  h  cfiaik  AX^^^- 


Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 

Von 

Dr.  Ciro  Truhelka 

Custos  am  bosn.-berceg.  Laudasmuseum. 
(Mit   1   Tafel   und    108   Abbildungen   im   Texte.) 


1.  Einleitung. 

Jcjs  gibt  wohl  wenige  Länder,  welche  eine  so  bestimmte  Gattung  von  alten  Denk- 
mälern in  solcher  Menge  und  in  so  wenig  veränderlicher  Gestalt  aufweisen,  wie  es  in 
Bosnien  und  der  Hercegovina  bei  den  mittelalterlichen  Grabdenkmälern  der  Fall  ist. 
Das  Volk  nennt  diese  Grabdenkmäler  „Mramorovi",  „Steöci"  oder  „Maöeti". 

Man  kann  in  den  genannten  Ländern  kaum  einige  Stunden  zurücklegen,  ohne  auf 
eines  oder  auf  eine  ganze  Reihe  dieser  riesigen  Monolithen  zu  stossen,  welche  das  Volk 
einst  aus  den  Felsen  herausgemeisselt  und  unter  Zuhilfenahme  primitivster  technischer 
Beförderungsmittel  mit  unsäglicher  Mühe  auf  die  Kuppe  irgend  eines  Hügels  geschafft 
hat,  um  damit  auf  dem  Grabe  seiner  Verstorbenen  ein  bleibendes  Merkzeichen  zu  errichten. 
So  hat  das  Volk  mit  der  Zeit  an  manchen  Stellen  bei  400  und  mehr  solcher  Denkmäler 
aneinandergereiht  und  auf  diese  Art  ausgedehnte  Nekropolen  geschaffen,  welche  uns 
vermöge  ihrer  Grossartigkeit  die  Grösse  des  Todtencultus  einer  vergangenen  primitiven 
Cultur  vergegenwärtigen  (Figur  2  und  3).  Der  Umstand,  dass  man  in  der  Nähe  solcher 
Nekropolen  selten  Häuser  oder  Städteruinen  antrifft,  hat  das  heutige  Volk  zu  der  Annahme 
bewogen,  dass  diese  Denkmäler  in  uralten  Zeiten  entstanden  seien,  als  noch  wilde  Thiere 
das  Land  durchzogen  und  selbst  die  Leichen  nicht  verschonten.  Die  Menschen,  damals 
noch  von  Riesengestalt,  wälzten  auf  die  Gräber  ihrer  Angehörigen 
diese  Steinkolosse,  um  die  Leichen  vor  raublustigen  Bestien  zu 
beschützen.  Das  Volk  nennt  diese  Grabstätten  häufig  „grßko 
greblje**  (griechische  Friedhöfe),  womit  es  ihr  hohes  Alter  an- 
deuten will,  denn  nach  dem  bosnischen  Volksglauben  waren  die 
ältesten  Bewohner  des  Landes  Griechen.  Von  den  zahlreichen 
Sagen,  welche  sich  in  verschiedenen  Gegenden  an  dieses  oder  jenes 
Grabdenkmal  knüpfen,   sei   hier  nur  einer  Erwähnung  gethan. 

Auf  dem  Eminovacko  polje  bei  2upanjac  befindet  sich 
ein  sehr  grosser  sarkophagförmiger  Stein,  1-5  M.  hoch,  2  M. 
lang.  Die  rohe  Sculptur  der  einen  Seite  zeigt  unter  einem 
Baume  sitzend  ein  jugendliches  Paar,  das  von  einem  Dritten, 
zu  Pferde,  überrascht  wird.  Die  Volksphantasie  fabelt,  dass  in  dieser  Gegend  in  grauer 
Vorzeit  zwei  feindliche  Riesen  gehaust  hätten.  Die  Schwester  des  einen  verliebte  sich 
in  seinen  Gegner,  und  als  ihr  Bruder  bemerkte,  dass  seine  Schwester  Zuneigung  zu  seinem 
Todfeinde  hege,  forderte  er  diesen  zum  Zweikampfe  heraus.  Der  Bruder  Wieb  auf  dem 
Kampfplatze  und  wurde  auch  dort  bestattet.  Die  Schwester  brachte  „spinnend  und 
B^agelieder  singend"  auf  ihrem  Kopfe  den  Stein  und  schmückte  damit  das  Grab  (Figur  1). 

26* 


:>^ 


Fig.  1.  Stiniseite  des  Grab- 
mals im  Eminovadko  polje 
(Bez.  2upanjac). 


404 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Ein  anderes  beliebtes  Sagenmotiv,  welches  mit  manchen  dieser  Nekropolen  in 
Zusammenhang  gebracht  wird,  lässt  diese  als  Hochzeitsgräber  —  Svatovsko  greblje  — 
erscheinen,  indem  berichtet  wird,  dass  dort  ein  ganzer  Hochzeitszag  von  einem  ver- 
schmähten Bewerber  erwartet  und  niedergemetzelt  wurde. 

Solche  Sagen  liefern  uns  den  Beweis,  dass  sich  das  Volk  über  die  Entstehung 
seiner  charakteristischesten  Denkmäler,  welche  es  tiberall  vor  Augen  hat,  aus  der 
Tradition  keine  Rechenschaft  zu  geben  weiss.  Mag  auch  in  Liedern  und  Sagen  die 
Ueberlieferung  historischer  Kämpfe  noch  erhalten  sein  —  an  die  wirklichen  Zeugen 
aus  dem  Mittelalter  knüpft  sie  nicht  mehr  an. 


Fig.  2.   Nekropole  bei  Dejdidi  (Bez.  Sarajevo). 


Die  Continuität  der  mittelalterlichen  Tradition  ist  unterbrochen,  die  Erinnerung  an 
die  einstige  Selbstständigkeit  ist  entschwunden,  und  man  findet  in  Bosnien  selten  eine 
verlässliche  Volkstradition  aus  dieser  Zeit. 

Wie  ich  bereits  erwähnt  habe,  nennt  das  Volk  diese  Denkmale:  „Mramorovi". 
„Steöci"  und  „Maäeti".  Die  erstere  Bezeichnung  ist  mehr  allgemein  und  bezieht  sich  auf 
das  Material,  aus  welchem  die  Denkmäler  angefertigt  sind.  Das  Wort  Mramor  (Marmor) 
gilt  in  Bosnien  zur  Bezeichnung  von  weissem,  widerstandsfähigem  Kalkstein,  wie  ihn 
die  Tertiärformation  des  Landes  fast  allerorten  darbietet.  Dieses  Material  wurde  zu 
Grabsteinen  selbst  dort  angewendet,  wo  es  sich  in  der  nächsten  Umgebung  nicht  vor- 
findet und  erst  aus  grösserer  Entfernung  beschaflft  werden  musste,  wie  beispielsweise 
in  einzelnen  Gegenden  an  der  Drina,  wohin  das  Material  aus  Serbien  gebracht  wurde. 
Grabsteine  aus  anderem  Materiale  werden  nur  selten  angetroffen. 

Die  Bezeichnung  „Steöci"  (von  Stajati  =  stehen)  gilt  für  aufrechtstehende,  tumba- 
oder  sarkophagformige  Grabmale,  während  die  dritte,  „Maäet",  besonders  im  westlichen 


Truhelka.     Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


405 


Bosnien  gebräuchlich,  türkischen  Ursprungs  und  vom  Worte  Meähed,  nach  der  Volks- 
aussprache auch  Medit,  abgeleitet  ist.  Das  Wort  bezeichnet  eigentlich  das  Grabmal 
eines  für  den  Glauben  gefallenen  Helden. 

Auf  den  Denkmälern  selbst  heissen  die  Steine  |c4/v\H;  IC  <1  M  6  N  b  (=  Stein)  oder 
BHAHTb  (=  Zeichen)  oder  zusammen  |c<1M6Nb    BHAHTb  (=  Steinzeichen). 

Wie  erwähnt,  hält  das  Volk  jene  Steine,  die  durch  Verwitterung  ein  besonders 
altes  Ansehen  erhalten  haben,  für  „griechisch",  einige  scheinbar  jüngere  nennt  es 
„Kaursko*)  greblje"  (Gräber  der  Gjaurs)  oder  auch  „Magjarsko  greblje"  (Magyaren- 
gräber), wodurch  deren  Entstehung  in  die  Zeit  der  ungarisch-türkischen  Kriege  zu  Ende 
des  15.  Jahrhunderts  versetzt  wird. 


Fig.  3.    Nekropole  im  Praöko  polje  (Bez.  Sarajevo). 


Diese  Denkmäler  können  wir  als  charakteristisch  bosnische  betrachten. 

Das  Wort  „bosnisch"  gebrauche  ich  hier  im  historischen  Sinne,  denn  soweit 
einst  die  Herrschaft  der  bosnischen  Könige  gereicht  hat,  trifft  man  allenthalben  diese 
Denkmäler  an.  Das  Gebiet,  über  welches  sie  sich  erstrecken,  umfasst  die  südöstliche 
Hälfte  Bosniens  und  die  ganze  Hercegovina.  Nach  Erhebungen  Heinrich  von  Sterneck's 
(1877)  kommen  diese  Denkmäler  auch  in  Montenegro  vor,  während  F.  Kanitz 
eine  Reihe  solcher  am  rechten  Ufer  der  Drina  gefunden  hat.*)  Das  Verbreitungsgebiet 
dieser  Denkmäler  erstreckt  sich  bis  Albanien  im  Süden  und  bis  auf  das  Kosovo  polje 
(Amselfeld)  im  Osten.     Die  Hauptmasse  derselben  liegt  aber  in  Bosnien. 

Am  zahlreichsten  sind  sie  im  Bezirke  Vlasenica,  wo  deren  bisher  6325  gezählt 
wurden,  dann  in  der  Hercegovina,  wo  sich  rund  22.000  befinden.     Bezeichnend  ist  es, 


*)  Das  "Wort  „Kaurin**,  obwohl  von  dem  Schimpfworte  „Gyaur"  abgeleitet,  gilt  nicht  als  solches, 
sondern  im  Gegensatze  zum  Worte  „Raja**  als  Bezeichnung  der  nicht  unter  ottomanischer  Herrschaft 
stehenden  Christen. 

*)  Festschrift  der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  1889,  S.  47—53. 


406 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


dass  in  jenen  Gebieten,  welche  einst  von  Bosnien  politisch  unabhängig  waren  und  zu 
Kroatien  gehörten,  diese  Denkmalform  selten  ist  und  in  den  14  Bezirken  der  beiden 
Kreise  Banjaluka  und  Biha6  im  ganzen  nur  706  gezählt  wurden. 

Bei  der  grossen  Zahl  solcher  Denkmäler  ist  es  ganz  erklärlich,  dass  Jeder,  welcher 
Bosnien  schildert,  auch  dieser  Grabsteine  gedenken  muss. 

Im  Folgenden  gebe  ich  die  Beobachtungen,  welche  ich  anlässlich  meiner  häufigen 
Reisen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  gemacht  habe.  Ist  das  Bild  auch  noch  weit 
von  der  Vollkommenheit  entfernt,  so  liegt  es  mehr  an  der  Grösse  und  Mannigfaltigkeit 
der  Aufgabe,  die  ein  Lebensalter  erfordern  würde,  als  an  dem  guten  Willen  des 
Verfassers. 

II.  Die  Formen  der  Denkmäler. 


Fig.  4.  Denkmal  in  KoSatica. 


Die  Blüthezeit  der  altbosnischen  Denkmäler  umfasst  das  14.  Jahrhundert  und  reicht 
im  15.  bis  zur  Eroberung  des  Landes  durch  die  Osmanen.  In  dieser  sozusagen  „classi- 
schen"  Epoche  finden  wir  nur  drei  Formen  vorherrschend :  die  Platte,  die  Tumba  und 
die  Sarkophagform.  Alle  davon  abweichenden  Formen  sind  jtlnger  oder  entspre- 
chen anderen  Einflüssen  als  jenen,  unter  welchen  die  grossen  alten  Nekropolen  ent- 
standen sind. 

Die  Form  der  Grabplatte  ist  so  allgemein  verbreitet  und  bietet  so  wenig  charak- 
teristische Merkmale,   dass   sie  zu   besonderen  Betrachtungen   keinen  Anlass  gibt.     Sie 

ist  bald  schmäler,  bald  breiter.  Sehr  häufig  ruht  sie 
auf  einem  entsprechenden  Sockel,  der  in  der  Regel 
mit  ihr  aus  dem  gleichen  Felsstücke  gehauen  ist 
(Figur  4), 

Mit  dem  Namen  „Tumba"  bezeichnen  wir 
einen  länglichen,  hohen  Würfel,  welcher  fast  aus- 
nahmslos auf  einer  Sockelplatte  ruht.  Diese  ist  ent- 
weder aus  einem  Stückt  mit  dem  Würfel  oder  separat  gemeisselt,  in  welchem  Falle  zur 
grösseren  Stabilität  in  der  Mitte  der  Platte  eine  Vertiefung  ausgehauen  ist,  in  welche 
der  Stein  eingesetzt  wurde.    Die  Langseiten  der  Tumba  sind  entweder  parallel  (Figur  5) 

oder  überhängend,  so  dass  das  Denk- 
mal oben  breiter  ist  und  die  Stirn-  und 
Rückseite  die  Form  eines  Paralleloids 
bildet  (Figur  6). 

Eine  dritte  Form  zeigen  jene  Grab- 
steine, die  oben  nicht  flach,  sondern 
dachförmig  gebildet  sind.  Der  First 
ist  entweder  gerade  oder,  wie  häufig 
in  der  Hercegovina,  sanft  gewölbt. 
Diese  den  römischen  Sarkophagen  (bis 
auf  die  First-  und  Eckakroterien)  ähn- 
lichen, gewöhnlich  auf  einer  Sockel- 
platte ruhenden  Denksteine  haben 
äusserlich  die  Gestalt  eines  Hauses,  und  eine  aus  mehreren  solchen  Grabmälern  beste- 
hende Nekropole  bringt  beim  entfernten  Beschauer  nicht  selten  den  Eindruck  einer 
Ortschaft  hervor.  Dass   beim  Entstehen  dieser  Denkmalform  in  der  That  das  Haus  als 


Fig.  5.   Turaba  von  Prijevor  (Bilck). 


Fig.  6.  Tumba 

von  Prijevor 

(Bilek). 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


407 


Vorbild  galt,  ersehen  wir  daraus,  dass  die  äussere  Decoration  nicht  selten  architek- 
tonische Motive  aufweist.  Obwohl  äusserlich  den  römischen  Sarkophagen  ähnlich,  unter- 
scheidet sie  sich  von  jenen  wesentlich  dadurch,  dass  der  Leichnam  nicht  im  Steine 
selbst,  sondern  unter  demselben  in  der  Erde  oder  in  einer  ausgemauerten  Gruft  bei- 
gesetzt wurde.  Der  Sarkophag  ist  also  nicht  Sarg,  sondern  blos  Denkmal.  Ob  sich 
diese  Denkmalform  aus  der  römischen  entwickelt  hat,  ist  schwer  zu  entscheiden. 

Mitunter  bezeichnet  auch  ein  einziges  Grabmal  ein  Doppel- 
grab; in  solchen  Fällen  ist  dies  äusserlich  in  der  Weise  kennt-  X"^     • 
Uch  gemacht,   dass  die  Tumba  oder  der  Sarkophag  verdoppelt 
erscheinen.     Ein  solches  Denkmal   von   Kriievi6i   bei  Olovo 
reproduciren  wir  in  Figur  7. 

Am  Schlüsse   der   Periode,   in   welcher  die  altbosnischen 
Monolithen  entstanden,  kamen  ausser  den  angeführten  typischen  ^       y^ 

Formen  noch  einige  andere  auf.    Die  häufigste  Form  ist  die  des  ll{   S 

Kreuzes,   welches   in  verschiedener  Gestaltung  auftritt.    Eine  r-i'^'V'^ 

andere  Form   ist   der  Steinpfeiler   (Figur  8),   nicht   selten  dem  k^*/,**^''^ 


Fig.  7.    Denkmal  von  Kriievidi. 


Fig.  8. 

Säule  in  Eovaöine 

(Popovo  polje). 


Fig.  9.  Grabmal  des  Mahmut 
BrankovicS  in  Brankovic'i. 


osmanischen  „NiSan"  oder  „Baälik"  mit  allen  seinen  decorat iven  Beigaben  nachgebildet. 
Letztere  bestehen  hauptsächlich  aus  Schwert,  Streitkolben,  Pfeil  und  Bogen  und  halb- 
kugelförmigen Protuberanzen. 

Ein  interessantes  Denkmal  reproduciren  wir  in  Figur  9.  Es  ist  das  Denkmal 
des  Mahmut  Brankovi6  in  Brankovi6i  bei  Rogatica. 

Hier  befindet  sich  eine  ansehnliche  Nekropole,  zumeist  aus  Tumben  und  Sarko- 
phagen bestehend,  und  obwohl  alle  Bestatteten  Verwandte  Mahmuts  waren,  so  be- 
erdigte man  den  von  seinem  Stammglauben  Abgefallenen  wohl  „auf  seinem  Erbe  in 
Petrovo  polje",  wie  es  in  der  Inschrift  heisst,  jedoch  weit  abseits  von  den  Gräbern 
seiner  Vorfahren.  Und  selbst  der  Steinmetz  ruft  nicht  dem  Dahingeschiedenen,  sondern 
sich  selbst  einen  Segenswunsch  zu:  A<1  6  5A<l(ro)COD6N<1  PXIC<1  |C0H<1 
CH6\/6  H  nHC<1.  („Gesegnet  sei  die  Hand,  die  es  meisselte  und  schrieb." 
Vgl.  unten  S.  438.) 


408 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


in.  Die  Ornamente. 

a)  Architektonische  und  Pflanzenornamente. 

Neben  der  Form  ist  auch  die  Ornamentik  dieser  Denkmäler  eine  durchaus  eigen- 
thümliche,  und  der  Forscher  wird  hier  viele  interessante  Daten  finden,  welche  ein 
Streiflicht  auf  die  Culturverhältnisse  des  Mittelalters  werfen. 

Ich  muss  hier  hervorheben,  dass  diese  Denkmäler  im  Allgemeinen  mit  Sculp- 
turen  verziert  sind.  Wenn  ich  sage,  dass  man  unter  dreissig  Denkmälern  erst  eines 
mit  Ornamenten  findet  —  und  diese  Zahl  entnehme  ich  einer  ziemlich  genau  geführten 
Statistik  —  so  werde  ich  nicht  um  viel  fehlgehen,  und  doch  zählen  auch  diese  scul- 
pirten  Denkmäler  nach  Tausenden.  Unter  denselben  können  wir  drei  Arten  unter- 
scheiden. In  der  ersten  ist  das  decorative  Motiv  ein  architektonisches,  in  der 
zweiten  ein  rein  ornamentales,  in  der  dritten  ein  figurales. 


Fig.  10.    Denkmal  in  Plana  (Bilek). 


Fig.  11.    Denkmal  in  Rudine  (Bilek). 


Das  gebräuchlichste  architektonische  Motiv  ist  die  Arkade:  eine  durch  Bögen 
verbundene  Säulenreihe,  welche  rings  um  den  Stein  läuft.  Aber  auch  dieses  Motiv 
kommt  nur  stilisirt  vor.  Die  Säulen  sind  nicht  plastisch  rund,  sondern  flach  gemeisselt, 
hie  und  da  aber  auch  nur  in  Contourlinien  ausgeführt  und  wirken  dann  als  Flach- 
ornament. 

Ein  interessantes  Beispiel  zeigt  uns  das  Denkmal  bei  Plana  nächst  Bilek  (Figur  10), 
wo  die  Säulen  deutlich  ausgedrückt  sind  und  ein  Capital  besitzen,  auf  welches  sich  der 
Bogen  stützt.  Als  Mittelglied  zwischen  der  Arkadenreihe  und  dem  Gebälk  dient  ein 
geschnürter  Stab,  während  der  Gesimsbalken  mit  einer  Reihe  von  Rosetten  ver- 
ziert ist. 

Aus  Figur  10,  11  und  32  kann  man  entnehmen,  wie  sich  dieses  romanische 
Motiv  mehr  oder  weniger  verändert  hat.    Auf  dem  Grabstein  Figur  11,  welcher  sich  auf 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


409 


dem  Plateau  des  kleinen  Thaies  von  Rudine  nächst  Bilek  befindet,  sind  die  Säulenkapitäle 
weggeblieben,  während  auf  dem  Grabsteine  von  Stari  Slano  (Figur  32)  nur  die  Um- 
risse der  Säulen  eingemeisselt  sind.  Dass  dieses  Motiv  in  Wirklichkeit  die  Arkade 
darstellen  soll,  beweist  uns  am  besten  ein  zweites,  an  dieser  Stelle  befindliches  Denk- 
mal, dessen  Sculptur  eine  offene  Arkade  mit  drei  Bögen  und  unter  jedem  eine  männ- 
liche und   eine   weibliche  Gestalt   zeigt,   wie   sie   sich   zum  Reigen    die  Hände  reichen. 

Die  Inschrift,  welche  sich  auf  der  Dachseite  des  Denkmals  befindet,  reproduciren 
wir  weiter  unten. 

Architektonische  Motive  finden  wir  nur 
als  Decoration  aufrechtstehender  Sarkophage 
oder  Tumben,  niemals  an  Grabplatten,  wo  es 
auch  gar  nicht  am  Platze  wäre.  Mir  ist  nur 
ein  einziges  anders  geformtes  Denkmal,  auf 
welchem  sich  das  obige  Motiv  findet,  bekannt. 
Das  Denkmal  (Figur  12)  befindet  sich  in  Pri- 
jevor  bei  Bilek,  unweit  des  vorerwähnten  Fried- 
hofes. In  der  Form  sehr  unbeholfen  und  unklar, 
kann    dasselbe   weder  als  ein  Kreuz,   noch  als 


^    »^^     1>'>V,11I,J|' 


Fig.  13.    Denkmal  in  Medjurijecje. 


Fig.  12.    Denkmal  in  Prijevor  (Bilek). 


Säule  aufgefasst  werden.  Es  gehört  zu  jener  Art  von  Denkmälern,  deren  Bedeutung 
ungemein  schwer  zu  bestimmen  ist,  da  sich  wohl  auch  der  Bildhauer  selbst  kaum 
bewusst  war,  was  er  eigentlich  darzustellen  dachte.  Diese  Säule  ist  auf  der  Vorderseite 
mit  zwei  Arkaden  omamentirt. 

Mit  architektonischen  Motiven  verzierte  altbosnische  Grabsteine  kommen  in  grosser 
Anzahl  in  der  südlichen  Hercegovina  besonders  häufig  in  den  Bezirken  Trebinje, 
Popovo  polje  und  Bilek  vor.  Wie  aber  diese  Motive  hieher  gelangt  sind,  wird  ein 
Blick  auf  das  kaum  eine  Tagereise  entfernte  Ragusa  erklären.  Die  mit  Arkaden  ge- 
schmückten Höfe  und  Fagaden  der  Patricier- Paläste  waren  die  Vorbilder  zur  Aus- 
schmückung der  Grabmäler  der  einstigen  bosnischen  Feudalherren.  Das  Grabmal 
betrachteten  diese  aber  als  zweites  Heim;  wir  finden  diesen  Gedanken  ausdrücklich 
auf  dem  Grabmale  des  Milutin  Marojevic  in  Carevac  (bei  Glamoö)  ausgesprochen, 
und  da  ist  es   naheliegend,    dass  dieses  zweite  Heim   möglichst  ausgeschmückt  wurde. 

Es  wurde  bereits  erwähnt,  dass  man  diese  Art  von  Grabsteinen  sonst  nur  in  der 
Hercegovina    findet;    aus  Bosnien    könnte    ich  nur   einen   einzigen   anführen.     In  Me- 


410 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


djurijeöje,  dem  einstigen  Sitze  des  Herzogs  Stephan,  unweit  von  der  imposanten 
Burg  Samobor,  steht  zwischen  Denkmälern  anderen  Stiles  ein  altbosnischer  Grabstein 
dieser  Form  (Figur  13). 

Die  Bögen  und  Säulen  sind  hier  nicht  so  gedrängt  wie  bei  den  hercegovinischen, 
sondern  stehen  breit  auseinander,  und  das  mit  Rosetten  verzierte  Kranzgesimse  ist  durch 
ein  breites,  linear  verziertes  Band  von  der  Arkadenreihe  getrennt. 

Von  rein  ornamentalen  Motiven  sind  in  erster  Linie  die  Pflanzenornamente 
zu  erwähnen,  welche  häufig  am  oberen  Gesimse  der  architektonisch  verzierten  alt- 
bosnischen Grabsteine  als  fortlaufende  Ranken  oder  als  Reihen  von  Rosetten  angebracht 
sind.  Letzteres  Motiv  besteht  aus  Kreislinien  und  zeigt  eine  Blume  mit  sechs  Blättern, 
deren  Umrisse  einfach  mit  dem  Zirkel  eingeritzt  sind. 


a) 


fO 


cj 


Koiuiicx.      I 


Fig.  14.  Motive  aus  Dolnji  Bakici  (a,  b) 
und  KoSutica  (c). 


Fig.  15.    Grabstein  in  Krüevidi. 


Fig.  16.    Aus  Mala  Gostilja. 


Ein  gleich  häufiges  Motiv  ist  der  geschnürte  Stab,  womit  gewöhnlich  grössere 
decorative  Partien  von  einander  getrennt  werden.  Man  findet  ihn  sowohl  an  Grab- 
platten als  auch  an  Sarkophagen  und  Tumben  angebracht.  Die  mitgetheilten  Illustra- 
tionen dürften  die  Art  der  Anwendung  dieses  Motives  genügend  veranschaulichen. 

Neben  diesen  primitiven  Elementen  finden  wir  eine  Reihe  von  Motiven,  die  wir 
auf  zwei  Grundformen  zurückführen  können:  auf  die  Spirale   und  die  Ranke. 

Die  Spirale  war  besonders  im  eigentlichen  Bosnien  ein  beliebtes  Motiv;  sie 
kommt  einfach  und  paarweise  vor  oder  an  einem  wellenförmig  fortlaufenden  Bande 
welches  sich  um  das  Denkmal  windet,  und  von  welchem  in  regelmässigen  Abständen 
Spiralen  ausgehen. 

Während  wir  fast  bei  allen  anderen  Motiven  fremde  Einflüsse  nachweisen  können, 
haben  wir  es  hier  mit  Arbeiten  zu  thun,  die  ihre  Entstehung  weder  der  Nachahmung 
classischer  Formen,  noch  den  damals  lebenden  Motiven  des  romanischen  oder  byzan- 
tinischen Stiles  zu  verdanken  haben. 

Das  eigentliche  Bosnien  verwendet  nur  wenige  lineare  Motive  (Figur  14 — 16), 
während  wir  in  der  Hercegovina,  welche  Ragusa  und  der  westlichen  Cultur  näher 
stand,  eine  künstlerisch  mehr  vorgeschrittene  Ausstattung  finden. 


Trahelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  dos  Mittelalters. 


411 


Auch  hier  ist  das  vorherrschende  Motiv  die  Ranke,  aber  daran  entfalten  sich 
Blätter.     Das  beliebteste  Motiv  ist  das  Dreiblatt  (Figur  17,  18,  23,  48). 

Die  interessantesten  Denkmäler  dieser  Art  fand  ich  im  Popovo  polje  bei  2 ak ovo. 
Hier  befindet  sich  eine  grosse  Nekropole  von  etlichen  achtzig  Gräbern,  zumeist  Grab- 
platten, die  von  Rankenbordtiren  eingefasst  sind. 


Fig.  17. 
Motiv  aus  2akoyo. 


Fig.  18. 
Motiv  aus  2akovo. 


Fig.  19. 
Motiv  aus  Begovada. 


Ein  oft  vorkommendes  Pflanzenornament  zeigt  eine  ziemlich  verstümmelte,  in  Be- 
govaßa  bei  Livno  befindliche  Grabplatte  (Figur  19).  Dieses  Motiv  stellt  eine  Lilie 
dar.  Die  Lilie  spielt  sowohl  in  der  Geschichte  Bos- 
niens als  auch  der  angrenzenden  Länder  als  Wappen- 
zier des  Hauses  Anjou  eine  hervorragende  Rolle.  Im 
Wappen  zu  Jajce  bildet  sie  den  Schmuck  der  vom 
Papste  dem  Könige  Stephan  TomaSevi6  tibersendeten 
Krone.  Die  Lilie  finden  wir  im  Wappen  der  bos- 
nischen Könige  aus  der  Familie  Kristi6  und  auf  allen 
bosnischen  Königsmtinzen.  ^^&- ^O-  Motiv  aus  GeruSa  bei  2ljebovi. 

Das  Motiv  an  der  Grabplatte  bei  GeruSa  (Figur  20)  zeigt  schon  orientalischen 
Einfluss;  wir  finden  dasselbe  öfters  und  in  schönerer  Ausführung  an  den  Gefkssen  der 
bosnischen  Kupferindustrie. 


b)  Heraldische  Ornamente. 

In  der  Reihe  der  decorativen  Motive,  welche  zur  Ornamentirung  der  mittelalter- 
lichen Denkmäler  herangezogen  wurden,  werden  wir  gewisse  heraldische  Motive 
sehr  häufig  vertreten  sehen,  und  es  entsteht  hier  die  Frage,  ob  diese  Motive  rein  de- 
corativ  oder  in  heraldischem  Sinne  aufzufassen  sind,  ob  sie  nur  als  Ornament  oder  als 
Wappen  der  Verstorbenen  gelten  sollen.  Sehr  oft  —  z.  B.  in  der  Nekropole  von 
2akovo  —  finden  wir  an  den  Grabplatten  oder  Sarkophagen  ein  Schwert  und  darüber 
einen  Schild  ohne  jedwede  weitere  Bezeichnung  eingemeisselt.  Li  diesem  Falle  steht 
es  wohl  ausser  Zweifel,  dass  dies  kein  Wappen,  durch  welches  man  den  Adel  des 
Verstorbenen  bezeichnete,  sondern  nur  eine  Waffentrophäe  darstellen  soll,  die  das  Grab- 
mal eines  Kriegers  schmückt.  (Vergleiche  Figur  21 — 24). 

Es  kommt  aber  auch  eine  ganze  Reihe  von  Schilden  vor,  in  denen  sich  heral- 
dische Motive  befinden.    Das  häufigste  ist  der  Balken,  welcher  bald  einzeln  (Figur  25), 


412 


I.   ArchKologio  und  Geschichte. 


bald  gepaart,  in  einem  Falle  (Figur  26)  durch  ein  Wellenomament  verziert,  diagonal 
über  den  Schild  gelegt  ist.  Daneben  kommen  nicht  selten  noch  andere  Motive  vor, 
zumeist  der  Halbmond,  Sterne*)  und  mehr  oder  minder  verzierte  Rosetten  (Figur  27). 


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Fig.  21  und  22. 
Grabsteine  in  2akovo.        23 


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-*.rT, —    — ' Fig.  25.    Denkmal  in  Prijcvor. 

Fig.  23.    Grabstein  in  2akovo. 


Fig.  24.   Motiv 
aus  Tihaljina. 


Fig.  26. 
Motiv  aus  Cerin. 


Fig.  27.    Motive  aus  Kaloperovac  (A),  Keraensko  (B),  Gnojnica  (C), 
Malo  polje  (D),  Bivolje  brdo  (E). 

Diese  Schilde  könnten  wir  ohnewciters  flir  Adelswappcn  gelten  lassen,  aber  die- 
selben Motive  wiederholen  sich  zu  häufig  in  derselben  Reihenfolge,  als  dass  sie  als 
Familienwappen  gelten  könnten.  Aber  auch  ein  Blick  auf  andere  historische  Denkmal- 
formen lässt  es  zweifelhaft  erscheinen,  dass  in  den  erwähnten  Darstellungen  Adels- 
wappen vorliegen.  Betrachten  wir  die  sphragistischen  Denkmäler  der  vornehmsten 
bosnischen  Geschlechter,  so  werden  wir  auch  hier  nur  selten  und  verhältnissmässig 
spät  ein  vollkommen  heraldisch  ausgebildetes  Wappen  finden.  In  den  meisten  Fällen 
sehen  wir  darauf  einzelne  Buchstaben  oder  Monogramme.  So  begnügt  sich  einer  der 
mächtigsten  Vojvoden  Bosniens,  Sandalj  Hranic  aus  dem  Hause  Kosaöa,  auf  seinem 
Siegel  mit  den  Anfangsbuchstaben  seines  Namens  C4     Seine  Brüder  Vuk   und  Vukac 


*)  Halbmond  und  Stern  als  heraldisches  Zeichen  k($nntcn  zu  dem  Glauben  veranlassen,  dass  hier 
osmanisfhcr  Einfluss  obwalte.  Es  sei  aber  daran  erinnert,  dass  die  Osmanen  sich  dieses  byzantinische 
Symbol  erst  nach  der  Eroberung  von  Constautinopel  angeeignet  haben. 


Truhelka.    Die  bosnisclien  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.  413' 

benutzen  gleichfalls  nur  Initiale  B|C  und  DK  mit  der  Umschrift  n€\/<1Tb  DXlcOQb  +,^) 

und  selbst  der  Sohn  Vukac',   Stephan  Vuköi6,   bosnischer  Grossvojvode,   führt  auch 

m 
noch  als  Herzog  von  Sanct  Sava  im  Siegel  das  Monogramm  C(pAf    dessen   sich   auch 

seine  Söhne  Vlatko   und  Vladislav  bedienen.*)     Derselbe   Vladislav   benützte   sogar 

das  Siegel  seines  Grossvaters  Vuk  mit  dem  Monogramme  DK  und  der  Umschrift: 
CH  n6\/<1T  •  lcN67<1  DXlc<1.*)  Vom  Grossvojvoden  Stephan  ist  nur  ein  Siegel  be- 
kannt, wo  ein  Wappenschild  —  der  schreitende  Löwe  —  vorkommt,*)  und  dieses 
stellt  das  Wappen  dar,  welches  Stephan  als  venezianischer  Patricier  zu  führen  be- 
rechtigt war,  welches  nach  seinem  Tode  seine  Erben  führten,  und  das  auch  der  vene- 
zianische Zweig  dieser  Familie,  Cossazza,  beibehielt.  Auch  der  Vojvode  Radi6  San- 
kovi6  führt  im  Siegel  nur  einen  Buchstaben  '^^)  und  die  Umschrift:  Fl  6 \/<1  T  IC  N  €7  4 

Allerdings  sind  zwei  Siegel  bosnischer  Magnaten  vorhanden,  wo  eigentliche  Wappen- 
bilder vorkommen,  das  eine  des  Knez  von  Hum,  Andreas,  vom  Jahre  1240,  das 
andere  des  Knez  Juraj  Vukosali6  vom  Jahre  1418;  beide  aber  stellen  den  Adler, 
das  Wappenbild  des  serbischen  Kaiserreiches,  dar.  Der  Adler  fungirt  jedocli  hier  als 
Staatswappen  und  hatte  die  Bestimmung,  die  Abhängigkeit  der  genannten  Fürsten 
von  Serbien  zu  documentiren. 

Unter  den  bosnischen  Magnatenfamilien  ist  nur  eine  bekannt,  die  eine  Serie  von 
Siegelabdrücken  hinterlassen  hat,  welche  stets  das  gleiche  Motiv  darstellen.  Es  ist  die 
der  Pavlovi6e,  das  Wappenbild  aber  dem  Ragusaner  mit  Hinweglassung  des  heiligen 
Blasius  genau  nachgebildet:  ein  Stadtthor  von  drei  crenellirten  Thürmen  überragt. 
Und  auch  dieses  Wappen  war  kein  bosnisches,  sondern  ein  von  Bagusa  verliehenes 
oder  entlehntes,  denn  wir  finden  es  von  dem  Momente  an  angewendet,  wo  Radoslav 
Pavlovi6  zum  Senator  der  Stadt  Ragusa  ernannt  wurde  (15.  Febr.  1423).  Bekannt  ist 
es  auf  Urkunden  Radoslavs  vom  5.  October  1432,  Ivaniä'  vom  29.  September  1442 
und  der  Söhne  Radoslavs,  Peter  und  Nicola,  vom  15.  Juli  1454. 

Bevor  wir  in  dieser  Frage  weitergehen,  müssen  wir  ein  heraldisches  Denkmal 
erwähnen,  welches  unstreitig  das  wichtigste  bisher  bekannte  im  Occupationsgebiete  ist. 
Es  befindet  sich  auf  der  Stirnseite  eines  grossen  sarkophagförmigen  Grabmals  zwischen 
Kreäevo  und  Pazari6  bei  Toplik  (Zabrdje). 

Das  von  einem  einfach  ornamentirten  ininden  Rahmen  medaillonartig  einge- 
schlossene Wappenschild  zeigt  einen  leeren  Schild  und  darüber  einen  Wolfskopf.  Ueber 
dem  Medaillon  ist  der  Beginn  der  weiter  unten  mitgetheilten  Inschrift  eingemeisselt : 
Ce  "?A<1/v\eN€  |CN€7^  —  P<1A0e  DeAHlcOr<1  |cN€7^  50C<1NC|cor<1  etc., 
„Das   ist   das    Zeichen   des   Fürsten  Radoje,   des   Grossfürsten   von  Bosnien 

."     Dieser  Radoje  ist  mit  dem  2upan  Radoje  identisch,  und  das  Denkmal  rührt  aus 

der  Zeit  vor  1400  her.  Das  Wort  7A<1/A€N€  (Abzeichen)  ist  wohl  nicht  anders  auf- 
zufassen als  unser  „Wappen",   aber  die  Schildfläche  ist  leer. 

Ein  anderes  diesem  verwandtes  Denkmal  befindet  sich  im  Walde  unweit  Olovo 
bei  der  Ortschaft  Dolnji  Baki6i  (Figur  28).  Es  ist  ein  vierkantiger  2*5  M.  über  den 
Erdboden  hervorragender  Steinobelisk,  dessen  Spitze  pyramidenförmig  gebildet  ist  und 
von  einer  Steinkugel  bekrönt  wird. 


*)  Auf  der  Urkunde  vom  24.  Juni  1419. 

•)  Urkunden  vom  6.  Mai  1440,  19.  Juli  1453  und  andere. 

•)  15.  August  1461. 

*)  10.  October  1435.         *)  1899. 


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^SLIp 


Dieses  Denkmal  ist  reichlich 
mit  Verzierungen  ausgestattet.  Die 
Verzierung  der  Kantenlinien  ist  in 
Form  von  geflochtenen  Strängen  aus- 
geführt, während  ähnlich  gearbeitete 
Querstreifen  jede  der  vier  Säulen- 
seiten in  drei  Felder  theilen.  Sowohl 
das  obere  wie  auch  das  untere  Feld 
sind  mit  ,,S"-fi)rmigen  Spiralorna- 
menten verziert,  zwischen  welchen 
eine  oder  zwei  Rosen  angebracht  sind. 
Das  Wappenbild  ist  in  einem 
Mittelfelde  angebracht,  und  besteht 
aus  einem  Schilde  und  einem  Thier- 
bilde  darüber.  Letzteres  ist  ziem- 
lich undeutlich  ausgeprägt.  Der  Kopf 
scheint  einem  Eber  anzugehören, 
denn  das  Gebiss  ist  mit  einem 
grossen  Eckzahne  ausgestattet.  Der 
Körper,  welcher  nur  Vorderfiisse 
aufweist,  ist  sehr  kurz  und  gekrümmt, 
und  es  dürfte  dem  Künstler  beim  Ent- 
werfen derselben  irgend  ein  drachen- 
artiges Geschöpf  vorgeschwebt  haben. 
Ueber  dem  Thierstücke  ist  noch  eine 
sechsblätterige  Rosette  angebracht. 
Auch  bei  diesem  Denkmale  ist 
die  Schildfläche  leer,  es  fehlt  also 
dasjenige  Merkmal,  wodurch  das 
Wappen  zum  eigentlichen  Familien- 
abzeichen wird.  In  allen  angeführten 
Fällen  fanden  wir  demnach  kein 
einziges  bosnisches  Wappen,  das 
wir  als  Familienabzeichen  betrachten  dürften,  und  wenn  wir  noch  berücksichtigen,  dass 
zu  jener  Zeit  der  Begrifi"  der  Familie  in  Bosnien  überhaupt  noch  nicht  in  dem  Sinne  ausge- 
bildet war,  wie  ihn  die  Genealogie  und  Heraldik  in  anderen  Ländern  auffasst,  so  werden 
wir  es  begreiflich  finden,  dass  Familienwappen  nicht  aufkamen.  Letztere  Ansicht  folgern 
wir  aus  der  Thatsache,  dass  in  Bosnien  bis  in  das  15.  Jahrhundert  Familiennamen 
gar  nicht  gebräuchlich  waren,  sondern  als  Zuname  stets  das  Patronymikon  galt. 
Nehmen  wir  als  Beispiel  eines  der  wichtigsten  Geschlechter  und  verfolgen  wir  es  durch 
einige  Generationen.  Der  Sohn  des  Vojvoden  Radin  Jablanovi6  war  Paul  Radinovi6, 
dessen  Sohn  war  IvaniS  Pavloviö,  dieser  hinterliess  seinen  Kindern  den  Namen 
Ivaniäevi6,  und  so  ging  es  bei  allen  Geschlechtern  bis  in  die  neueste  Zeit.  Viele  solche 
Beispiele  sind  in  den  unten  mitzutheilenden  Inschriften  zu  finden.  Wenn  wir  trotzdem 
in  der  Literatur  von  bosnischen  Familien  der  Pavloviöe,  Sankoviöe,  Kristine  u.  s.  w. 
hören,  so  entspricht  das  nicht  der  alten  Praxis,  sondern  ist  ein  Nothbehelf  der  ein- 
schlägigen Literatur.  Erst  nach  dem  Falle  Bosniens  nahmen  die  geflüchteten  Ge- 
schlechter,   dem    im   Auslande  herrschenden  Brauche  entsprechend,  Familiennamen  an. 


Fig.  28. 


StcinobcUsk  mit  heraldischem  Motiv 
aus  Dolnji  Bakici. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


415 


Waren  die  auf  den  mittelalterlichen  Grabmälern  eingemeisselten  Wappenbilder 
sonach  keine  Familienwappen,  so  können  wir  ihre  Entstehung  und  Anwendung  nur 
in  der  Weise  erklären,  dass  sie  ursprünglich  als  Sinnbilder  von  Kriegern  galten,  später 
aber  als  Abzeichen  von  AdeHgen  (Vlastela)  angewendet  wurden. 

Aber  auch  die  auf  den  Grabdenkmälern  abgebildeten  Waffen 
kennzeichnen  den  verspäteten  Entwicklungsgang.  Dies  gilt  na- 
mentlich von  den  Schwertern,  die  im  14.  und  15.  Jahrhunderte 
Formen  zeigen,  welche  wir  sonst  gewohnt  sind,  in  die  Zeit  der 
Kreuzzilge  zu  versetzen.  Am  häufigsten  werden  Langschwerter 
angebracht,  die  nur  mit  beiden  Händen  wirksam  gehandhabt  wer- 
den konnten. 

Ein  solches  Originalschwert  wurde  amKupres  unter  einer 
Grabplatte  gefunden  und  wird  im  Museum  als  eines  der  seltensten 
Stücke  aufbewahrt  (Figur  29). 

Wie  diese  Form  auf  verschiedenen  Denkmälern  abgeändert 
wurde,  ersehen  wir  am  besten  aus  einigen  Beispielen,  welche  wir 
auf  bosnischen  und  hercegovinischen  Grabdenkmälern  finden 
(Figur  30). 

c)  Figurale  Darstellungen. 

Die  an  Sarkophagen  angebrachten  figuralen  Sculpturen  sind 
technisch   primitiv  ausgeführt   im  Flachrelief,  ohne  jedwedes  Ge- 
fühl  für   die   Schönheit   der   Darstellung,    ohne   plastischen   Sinn, 
formell  sehr  unbeholfen  und  auch  in  der  Zeichnung  unrichtig.  Nicht 
selten   sind  die  Gestalten  so  fra- 
tzenhaft misslungen,  dass  man  im 
ersten  Augenblicke  in  Verlegen- 
heit ist,   zu   entscheiden,    ob   sie 
einen   Menschen    oder   sonst    ein 
Geschöpf  darstellen  sollen. 

Mögen  diese  primitiven  Pro- 
ducte  der  bosnischen  Sculptoren 
dem  Kunstforscher  noch  so  wenig 
Stoff  bieten,  dem  Culturhistoriker 
sind  sie  unschätzbar,  denn  ausser 
den  wenigen  Inschriften  sind  sie 
eines  der  verlässlichsten  Hilfs- 
mittel zur  Kenntniss  des  Le- 
bens des  bosnischen  Volkes  im 
Mittelalter. 

Abgesehen  von  beabsichtigter  Porträtdarstellung,  die  jedoch  in  der  Ausführung 
selbst  den  gelindesten  Anforderungen,  die  man  an  eine  solche  stellt,  nicht  entsprechen, 
werden  zumeist  Scenen  zur  Darstellung  gebracht,  die  aus  dem  täglichen  Leben  ge- 
griffen sind.  Häufig  finden  wir  das  Bild  eines  reitenden  Jägers  (Figur  33),  der  Rehe, 
Bären,  Ebei:  oder  Hirsche  jagt.  Die  Hirschjagden  sind  ein  Beweis,  dass  zu  jener  Zeit 
der  Hirsch,  welcher  gegenwärtig  in  ganz  Bosnien  nicht  mehr  anzutreffen  ist,  ein  in 
den  Wäldern  oft  gesehenes  Wild  war.  Der  Jäger  ist  entweder  allein  oder  in  Be- 
gleitung seiner  Meute  und  seiner  Jagdgehilfen  oder  einer  ganzen  Schaar  von  Treibern 


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.  *'        !•       AM       ^       >.«^ 

Fig.  30. 
Schwortformen  auf  Grabdenk- 
mälern. 


Fig.  29. 
Schwert  aus  einem  Grabe 
bei  Kupreä. 


416 


I.    Archäologie  und  Geschichte 


dargestellt;  die  WaflFen  aber,  deren  er  sich  bedient,  sind  das  Schwert  oder  ein  Dolch, 
die  Lanze  und  der  Bogen  mit  dem  Pfeile.  Eine  solche  Jagd  führt  uns  ein  sehr  grosses 
Denkmal  bei  Öerin  ungemein  interessant  vor:  der  Jäger  erwartet  mit  gespanntem 
Bogen  den  Hirschen,  den  ihm  der  Hund  gestellt,  während  sich  ein  Jagdfalke  mit  dem 
Schnabel  auf  dem  Rücken  des  Wildes  festhaut. ^)  Die  schöne  Sitte  der  Falkenjagd, 
welche  sich  bis  auf  die  Gegenwart  erhalten  hat,*)  findet  hier  auf  einem  mittelalterlichen 

Denkmale  eine  zwar  äusserst  schlechte,  aber  immerhin  ver- 
Nfc.  ^        ständliche  Darstellung. 


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Fig.  31.     „Kolo"  auf  einem 
Denkmal  in  2itomi6li6. 


Fig.  33.    „Kolo**  und  Ilirschjagd  auf  einem 
Denkmal  in  Gacko. 


Fig.  34.    Stirnseite 
des  Denkmals  Figur  33. 


Fig.  32.    Grabstein  in  Stari  Slano. 

In  der  berühmten  Nekropole  von  Ledinac  (nächst  Siroki  brieg)  ist  die  Hirsch- 
jagd auf  zwei  Denkmälern  dargestellt.  Auf  beiden  erscheint  der  Jäger  zu  Pferde  und 
bedient  sich  der  Lanze  als  Waffe.^)   Auf  einem  dritten  Denkmale  sehen  wir  eine  Bären- 

*)  Hoernes,  Altcrthümer  der  Herccgovina,  S.-A.,  S.  3S,  Fig.  4. 

2)  Vergl.  Hörmann:  „Die  Falkenbeize",  diese  Mitth.,  Bd.  U,  S.  501. 

8)  Hoernes,  1.  c,  S.  66,  Figur  20.  21. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


417 


jagd  dargestellt;   der  berittene  Jäger   schwingt,   um  das  vom  Hunde  gestellte  Wild  zu 
erlegen,  mit  beiden  Händen  die  Lanze.  (Hoernes,  1.  c.,  S.  67,  Fig.  22.) 

Einen  anderen  Zug  aus  dem  Leben  der  bosnischen  Bojaren  zeigt  uns  ein  in  der 
Nekropole  bei  Borja,  nächst  Tihaljina,  befindliches  Denkmal.  Zwei  berittene,  mit 
Lanzen  bewaffnete  Ritter  halten  einander  gegenüber,  zwei  Pagen  stehen  zwischen 
ihnen,  und  das  schaulustige  Volk  bildet  einen  Kreis  um  die  Kämpfer.  Dies  ist  die 
primitive  Darstellung  eines  Tumieres. 


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In 


Fig.  35.    „Kolo**  auf  einem  Denkmal  von  Nekuk. 


Noch  häufiger  als  diese  ritterlichen  finden  wir  idyllische  Scenen,  die  dem  Volks- 
charakter der  Slaven  näher  liegen.  Hier  sehen  wir  die  Jugend  paarweise  im  Reigen 
(Kolo),  zu  dem  sie  sich  die  Hände  gereicht  hat  (Figur  31,  32).  Auf  einem  Denkmale  in 
Gacko  können  wir  auch  den  Reigenflihrer  sehen  (Figur  33). 


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Fig.  36.  Porträtfigur  des  Vojvodensohnes 
Radoje  in  Vojvodina  bei  Stolac. 


Fig.  37.    Skulptur  des  Meisters 
Grubaö  in  Boljuni. 


Auf  einem  Grabmale  in  Nekuk  bei  Stolac  (Figur  35)  finden  wir  eine  ganze 
Familie  im  Reigen  dargestellt.  Das  flache  Relief  enthält  drei  männliche  und  fünf 
weibliche  Gestalten  in  allen  Altersabstufungen  und  an  dem  rechten  Rande  noch  zwei 
ganz  kleine  Kinder. 

Band  m.  27 


418  I.  Archäologie  und  Gescliichtc. 

Den  Einfluss  der  westlichen  Cultur  können  wir  auch  dort  constatiren,  wo  der  Kitter 
hoch  zu  Ros3  und  vor  ihm  ein  Trabant,  eine  Fahne  tragend,  dargestellt  ist.  Solche 
Denkmäler  fand  ich  bei  Varoäluk  (Bezirk  Rogatica)  und  bei  Gostilja  (Bezirk  Viäegrad). 

Die  an  „Sarkophagen"  angebrachten  Skizzen  sind  technisch  zu  gering  und  zu 
oberflächlich  ausgeführt,  als  dass  sie  uns  die  Tracht  und  Bekleidung  des  damaligen 
Adels  genau  darstellen  könnten.  Wenn  wir  sie  aber  etwas  näher  ansehen,  so  werden 
wir  auch  hier  wenigstens  einige  allgemeine  Anhaltspunkte  finden. 

An  den  Denkmälern  Figur  32,  33  sehen  wir  die  Männer  mit  engen  Bein- 
kleidern und  einem  bis  zum  Schenkel  reichenden,  oben  knapp  anschliessenden,  unten 
faltenreichen  Rocke  bekleidet,  der  nicht  selten,  wie  in  der  Vojvodina  bei  Stolac,  mit 
Verschnürungen  verziert  war.  Ausser  einem  Beispiele  aus  dieser  Nekropole  (Figur  36) 
reproduciren  wir  ein  Porträtrelief  aus  Boljuni  (Figur  37),  welches  einen  mit  Schwert 
und  Schild  bewehrten  Krieger  in  kurzem  Waffenrock  darstellt.  Die  Frauengestalten,  die, 
wie  es  scheint,  auch  die  Kunst  zu  Hilfe  nahmen,  um  eine  schlankere  Büste  zu  erzielen, 
hatten  als  Bekleidung  einen  langen,  bis  zur  Erde  reichenden  faltenreichen  Rock.  Ver- 
gleichen wir  diese  Costüme  mit  denen  in  italienischen  Miniaturen  des  14.  Jahrhunderts, 
so  werden  wir  dort  in  der  engen  Gugeltracht  der  Männer  und  der  weiten  Schlepp- 
kleidung der  Frauen  die  Vorbilder  erkennen.  Diese  Tracht  kam  ohne  Zweifel  aus 
Italien  über  Ragusa,  welche  Stadt  seit  ihrer  Entstehung  in  Allem  und  Jedem,  in  Kunst 
und  Politik,  in  Wissenschaft  und  geselligem  Leben,  die  Culturelemente  aufgenommen  hat, 
die  in  Italien  ihren  Ursprung  hatten  und  sich  über  das  ganze  cultivirte  Europa  jener  Zeit 
verbreiteten. 

IV.   Der  Todtenenltiis. 

Die  mit  solcher  Naivetät  auf  den  Denkmälern  geschilderten  Episoden  aus  dem 
Volksleben  gewinnen  ein  höheres  Interesse,  wenn  man  sie  vom  vergleichenden  Stand- 
punkte betrachtet.  Die  Grabdenkmäler  der  meisten  Völker  enthalten,  insoferne  sie  figural 
verziert  sind,  gewöhnlich  Allegorien  oder  Symbole  des  unerbittlichen  Todes,  welcher 
alles  Lebende  vernichtet  und  die  Seele  in  eine  neue,  ungewisse,  höchstens  durch  die 
Phantasie  mehr  oder  minder  lebhaft  ausgemalte  Welt  hinüberführt.  Die  Anzahl  solcher 
Allegorien  war  bei  den  classischen  Völkern  —  aber  auch  bei  den  christlichen  — 
eine  sehr  grosse,  und  wir  bemerken,  dass  sie  überall  die  rehgiöse  Anschauung  über 
das  Dasein  nach  dem  Tode  zum  Ausdrucke  bringen.  An  den  bosnischen  Denkmälern 
finden  wir  keine  einzige  symbolische  oder  allegorische  Andeutung  in  dieser  Richtung. 
Hier  wird  nur  das  Leben  in  seinen  lebhaftesten  und  fröhlichsten  Momenten  —  Jagden, 
Turniere,  Tänze  —  dargestellt,  und  wenn  wir  die  an  Grabdenkmälern  angebrachten  In- 
schriften lesen,  so  finden  wir  wieder  nur  Begebenheiten  aus  dem  Leben,  aber  niemals 
Wehklagen  über  den  Verstorbenen,  welchen  der  unerbittliche  Tod  dahingerafft  hat. 
Deutet  das  nicht  auf  Anschauungen  über  den  Tod,  welche  den  Empfindungen  und 
Begriffen  der  westlichen  Cultur  ganz  entgegengesetzt  sind? 

Unter  den  Inschriften  finden  wir  einige  charakteristische  Epigramme,  welche  mit 
der  christlichen  Tradition  in  gar  keinem  Zusammenhange  stehen,  so  das  folgende: 
;,0A<1Pb  lAHHCA  t  Db  m/v\<1VH  H  6JCm<1DH  M^S^APO  H  NOQX  V<1Cb", 
dessen  Sinn  beiläufig  folgender  war:  „Das  Grabmal  beschrieb  ich  im  Dunkeln  und 
verliess  klug  selbst  ein  neues  (mir  angebotenes)  Amt." 

Gewiss  hat  sich  der  Verstorbene  das  Grabmal  („odar")  bei  Lebzeiten  bereitet;  dieses 
Leben  war  ihm,  wie  er  selbst  angibt,  düster,  finster,  und  als  er  es  ,, verliess",  d.  i.  als 
er  starb,  meinte  er  klug  gehandelt  zu  haben. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters, 


419 


Schon  diese  wenigen  Worte  enthüllen  das  ganze  Glaubensbekenntniss  einer  Seete, 
welcher  das  Leben  zur  Last  und  sündhaft,  der  Tod  aber  erst  die  Pforte  war,  die  durch- 
schritten werden  musste,  um  in  ein  besseres  Dasein  zu  gelangen. 

Der  Tod  ist  Jedem  willkommen.  Milutin  Marojeviö,  am  Carevac  (Bezirk 
Glamoö)  bestattet,  betrachtet  das  Grab  als  sein  Haus,  einem  Anderen  ist  das  Grab 
ein  Bett  („lieto"  Nekuk).  Radoslav  Valahovi6  in  Nekuk  bei  Stolac  erwartet 
ausdrücklich  vom  Tode  die  Erlösung,  indem  er  an  seinem  Denkmale  schreiben  lässt: 
„M€  Cn4C€  C4M4  €P€  A€r(o)Xb  N4  CDOH  nA€/v\€NHmOH  54* 
LumHNH"  (n^^^  wurde  erlöst,  als  ich  mich  auf  meinem  Erbgute  [zur  Ruhe]  legte"). 
An  einem  anderen  Denkmale  wird  das  Grab  0AMHP<1V4  (Ruhestätte)  genannt  und 
beigefügt,    sie    sei  weich   und  sanft  (M4IC4,    5A<ir4). 

Jede  dieser  Phrasen  zeigt  uns,  wie  sehr  die  Pietät  für  Verstorbene  entwickelt 
war,  und  insbesondere,  wenn  dem  Todten  das  kategorische  Verlangen  „ODAH€P 
XOÄ€  0D€  icOCmH"  („Hier  wollen  diese  Knochen  ruhen!")  oder  gar  „|cA€mb 
H  nPO|cA€mb  micO  Ä€  lcP€mH  X  M€!"  („Verdammt  und  abermals  ver- 
dammt sei,  wer  mich  berührt!")  in  den  Mund  gelegt  wird. 

Als  in  der  Literatur  die  ersten  Nachrichten  über  altbosnische  Denkmäler  auf- 
tauchten, wm'den  sie  für  Denkmäler  der  bosnischen  Bogumilen  erklärt.  Eines  der  wich- 
tigsten Argumente  für  diese  Annahme  wurde  aus  der  Betrachtung  des  Verbreitungs- 
gebietes dieser  Denkmalform,  welches  dem  des  Bogumilenthums  entspricht,  deducirt. 
Namentlich  galt  der  Umstand  als  massgebend,  dass  diese  Denkmalform  im  nördlichen 
Bosnien  fast  gänzlich  fehlt.  Dieses  Fehlen  können  wir  aber  dadurch  erklären,  dass 
jene  Gebiete  zu  Beginn  des  Bildungsprocesses,  dessen  Resultat  ein  einheithcher  bos- 
nischer Staat  war,  nicht  zu  Bosnien,  sondern  zu  Kroatien,  oder,  wie  dies  im  officiellen 
Sprachgebrauch  genannt  wurde,  zum  „Herzogthum  Slavonien"  gehörten.  Für  jene  An- 
nahme war  sodann  der  Umstand  massgebend,  dass  man  an  diesen  Denkmälern  nirgends 
ein  Kreuzzeichen  entdecken  konnte.  In  neuerer  Zeit  hat  diese  Theorie  Gegner  ge- 
funden, welche  unsere  Denkmäler  für  orientalisch-orthodoxe  erklärten,  ja  man  hat  selbst 
die  Behauptung  aufgestellt,  dass  die  „bosnische  Volkskirche",  unter  welcher  man  bisher 
nur  die  bogumilische  verstanden  hat,  nicht  diese,  sondern  die  orientalisch-orthodoxe 
gewesen  sei. 

Unsere  Aufgabe  ist  es  nicht,  diese 
Fragen  hier  zu  behandeln,  aber  wir 
müssen  sie,  soferne  sie  Bezug  auf  un- 
sere Denkmäler  haben,  berühren.  Vor 
Allem  ist  anzuführen,  dass  die  Ansicht, 
dass  an  unseren  in  neuerer  Zeit  allge- 
mein als  „Bogumilengräber"  be- 
zeichneten Grabsteinen  das  Kreuz- 
zeichen nicht  vorkommt,  eine  irrige  ist. 
In  Bosnien  treffen  wir  oft  Nekropolen, 
wo  ein  Steinkreuz  neben  dem  anderen 
steht  und  überdies  an  einem  jeden 
derselben  noch  andere  fünf,  sechs  und 
mehr  Kreuzchen  sculpirt  sind.  Zwei 
solche  charakteristische  Exemplare,  welche  sich  in  Spasovina  bei  Gor.  Vrtoce  be-. 
finden,  bilden  wir  hier  unter  Figur  38  und  39  ab.  Diese  Kreuze  stehen  aber  in 
keinem  Zusammenhange  mit  mittelalterlichen  Denkmälern. 

27* 


Fig.  38.  Modernes 

Grabkreuz  von  Spa>;ovina 

(Gornje  Vrto?e). 


Fig.  39.    Modernes 

Grabkreuz  von  Spanovina 

(Gornje  Vrtode). 


420  I.   Archäologie  und  Qeschichte. 

Hievon  tiberzeugt  uns  das  Datum,  welches  wir  an  vielen  angebracht  finden,  z.  B. 
das  Jahr  44)  N  =  1750  an  einem  Kreuze  in  Spasovina  (Figur  40).   Wenn  wir  an  vielen 

auch   noch    den   stereotypen   Anfang    der    Inschrift   "^A^ 

M     ^^tf    f^  A€5KH    CM€P€NH    P<15b   („Hier  ruht    der   ergebene 

•/•l     Ti      i^    (     t^     Diener  [Gottes]")  etc.  etc.  vorfinden,  so  wissen  wir  sofort, 

^        ^^      ^  ^*®^  ^^^  ®^°®  griechisch-orthodoxe  Begräbnissstätte  vor  uns 

*        ^      ^  haben.i) 

Fig.  40.  Jahreszahl  auf  einem  j^in  Zwischenraum  von   zwei  bis  drei  Jahrhunderten 

trennt  diese  Friedhöfe  von  den  altbosnischen  Grabsteinen. 
Wir  finden  hie  und  da  aber  auch  an  den  reckenhaften  Grabdenkmälern  des  Mittelalters 
ein  Kreuz  angebracht,  und  es  kommen  etliche  Inschriften  vor,  welche  mit  dem  Kreuz- 
zeichen oder  den  Wörtern:  Dt\  HM€  6jM<1  H  CHN<1  H  CD6T0M  AX<1  (»Im 
Namen  Gottes  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes")  beginnen. 

Wenn  das  Kreuzzeichen  als  ornamentales  Motiv  vorkommt,  ist  es  auf  eine  eigen- 
thümliche  Weise  ausgestattet  und  weicht  von  den  kirchlichen  Traditionen  ab.  Den 
Beweis,  dass  solche  Kreuze  nicht  als  Symbole  aufzufassen  sind,  liefert  die  Nekropole 
von  Milavidi  in  Dabar  polje.  Dort  gleicht  das  Kreuz  auf  einigen  Grabsteinen  einer 
menschlichen  Gestalt  mit  ausgebreiteten  Armen.  Auf  einer  der  Grabplatten  ist  der 
Kopf  deutlich  ausgeprägt,  der  Körper  in  ein  wallendes  Gewand  mit  breiten  Aermeln 
gehüllt,  die  Füsse  sind  als  solche  charakterisirt.  Auf  einem  anderen  Denkmale  fehlen 
bereits  am  Kopfe  die  Details,  und  die  Brust  der  Gestalt  ist  durch  einen  Latz  geschmückt. 
Dasselbe  Motiv  wiederholt  sich  einige  Male,  mehr  oder  minder  abweichend,  bis  daraus 
die  einfache  Kreuzgestalt  wird  (Figur  41 — 45). 

Denkmäler  mit  ausgesprochener  Kreuzdarstellung  sind  übrigens  so  selten,  dass 
es  nicht  zu  verwundem  ist,  wenn  sie  übersehen  werden. 

Nach  annähernder  Berechnung  dürfte  auf  30  Grabsteine  ohne  Kreuzzeichen  etwa 
einer  mit  einem  eingemeisselten  Kreuze  kommen,  man  kann  aber  auch  viele  Nekro- 
polen  mit  200  oder  mehr  Grabdenkmälern  ohne  ein  einziges  Kreuzzeichen  finden. 
Die  Thatsache,  dass  man  das  Kreuzzeichen  an  Grabsteinen  vorfand,  hat  Viele  zu  dem 
Urtheile  veranlasst,  diese  Gräber  für  griechisch-orientalischen  und  nicht  für  bogumi- 
lischen  Ursprunges  zu  halten,  weil  die  Bogumilen  angeblich  das  Kxeuzzeichen  verab- 
scheuten. Wir  besitzen  aber  keinen  unwiderleglichen  Beweis  dafür,  dass  die  Bogumilen 
das  Kreuzzeichen  verabscheuten,  und  dass  ihnen  ihr  Dogma  dasselbe  ausdrücklich  ver- 
boten hätte.  Haben  doch  die  Inquisitoren  selbst,  welche  —  sei  es  von  katholischer 
oder  griechisch-orientalischer  Seite  —  die  Processe  gegen  die  Bogumilen  flihrten,  das 
bogumilische  Glaubensbekenntniss  verlässlich  nicht  definiren  können  und  ihnen  einmal 
dies,  das  andere  Mal  jenes  in  die  Schuhe  geschoben,  ja  sie  wussten  nicht  einmal  den 
richtigen  Namen  der  Secte;  denn  bald  werden  die  Häretiker  als  Patarener,  bald  als 
Katharer,  Manichäer  und  nur  in  den  seltensten  Fällen  mit  dem  richtigen  Namen  als 
Bogumilen  bezeichnet.  Verlässlich  ist  uns  nur  bekannt,  dass  die  Bogumilen  die  Cere- 
monien  des  Christen thums  nicht  übten ;  aber  dass  sie  das  Kreuz  als  sündhaft  betrachtet 
hätten,  dafür  haben  wir  nur  die  einseitige  Zeugenschaft  der  Inquisitoren. 


^)  In  Spasovina  befinden  sich  neben  demselben  Friedhofe  fünf  niedrige  Säulen.  Auf  einer  steht  die  In- 
schrift: ,6JD€  CTXnM€  ^A<1PH:  l€IC<1Nb  M0P<1V<1:"?4  no/v\€Nb  MPlCOQNH  : 
N6IC^  C€  "^H^^^'**  (nl^iese  Säulen  hat  eingeschlagen  :  Zekan  Moraöa  :  zum  Andenken  an  die 
Kirche  :  man  soll  es  wissen.**)  Auf  diesen  Säulen  soll  der  Volkstradition  nach  die  Platte  eines  Altares 
gelegen  haben. 


Trnhelka.    Die  bosuischen  Grabdeukmäler  des  Mittelalters. 


421 


Wer  Gelegenheit  hatte,   in  Bosnien  und  der  Hereegovina  mit  dem  Volke  zu  ver- 
kehren, hat  sich  gewiss  überzeugt,  dass  selten  ein  Volk  seine  Religionsvorschriften  so  ge- 


Fig.  41. 


Fig.  42. 


Fig.  43.  Fig.  44. 

Fig.  4  t — 45.  Grabsteine  von  Milaviöi  in  Dabar  polje. 


Fig.  45. 


wissenhaft  erflillt  wie  dieses.    Schon  beim  Erwachen  bekreuzt  sich  der  Bosnjake,   ohne 
Kreuz  geht  er  nie  zur  Ruhe,  und  selbst  in  fröhlicher  Gesellschaft,  wenn  ihm  der  Wein 


422  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

ZU  Kopfe  gestiegen  ist,  und  wenn  er  Jemandem  zutrinkt,  vergisst  er  nie,  sich  dabei  zu 
bekreuzen.  Wer  würde  nun  glauben,  dass  es  einst  eine  Zeit  gegeben  habe,  in  welcher 
von  solchen  Christen  dreissig  auf  dem  Sterbebette  das  Kreuz  verleugnet  hätten, 
während  es  nur  einer  an  seinem  Grabe  hätte  anbringen  wollen.  Ich  halte  daflir,  dass 
man  weder  aus  dem  Fehlen,  noch  aus  dem  vereinzelten  Vorkommen  des  Kreuzes 
Schlüsse  ziehen  dürfe. 

Wie  wir  den  Todtencultus  in  den  Denkmälern  versinnlicht  sehen,  ist  er  weder 
als  Ausfluss  des  einen,  noch  des  anderen  Glaubens,  sondern  als  Ausfluss  jener  Vor- 
stellungen zu  betrachten,  welche  das  Volk  aus  seinen  Traditionen  geschöpft  und  heraus- 
gebildet hat.  Dies  gilt  nicht  nur  für  jene  ferne  Zeit,  deren  Zeugen  die  Nekropolen 
sind,  sondern  selbst  für  die  jüngste  Zeit.  Hat  doch  heute  noch  der  Todtencultus  in 
Bosnien  nur  insoferne  mit  dem  religiösen  Brauche  Berührung,  als  vom  Geistlichen  die 
Einsegnung  vorgenommen  wird;  alle  anderen  Ceremonien,  welche  vor  und  nach 
derselben  gebräuchlich  sind,  verrichtet  das  Volk  selbst  nach  althergebrachtem 
Brauche. 

Das  war  in  noch  grösserem  Massstabe  im  Mittelalter  der  Fall,  und  so  können  unsere 
Grabsteine  nicht  als  Denkmäler  dieser  oder  jener  Religion  aufgefasst  werden,  sondern 
als  dem  bosnischen  Volke  eigen thümliche  Monumente,  an  denen  sowohl  Bogumilen, 
als  auch  Katholiken  und  Griechisch-Orthodoxe  gleichen  Antheil  hatten.  Darin  werden 
wir  noch  bestärkt,  wenn  wir  die  Liste  der  auf  den  Denkmälern  inschriftlich  genannten 
historischen  Persönlichkeiten  durchmustern  und  darin  Vertreter  aller  Religionen  finden. 

y.  Meisternamen. 

Dass  bei  dem  Aufschwünge,  dessen  sich  das  Steinmetzgewerbe,  nach  den  zahl- 
losen Denkmälern  zu  schliessen,  in  Bosnien  erfreute,  die  Meister  ihren  Stolz  darein 
setzten,  zu  möglichst  gutem  Rufe  zu  gelangen,  ist  begreiflich,  und  es  ist  bereits  eine 
kleine  Serie  von  Denkmälern  bekannt  geworden,,  welche  mit  Meisterinschriften  ver- 
sehen sind. 

Diese  werden  gewöhnlich  am  Ende  des  Textes  angefiigt  und  sind  zumeist  ganz 
einfach  oder  sprechen  zum  Schlüsse  noch  einen  Segenswunsch  aus,  wie  es  jener  anonyme 
Meister  der  Inschrift  von  Brankoviöi  gethan,  welcher  da  sagt:  A4  6  5A<l(ro)cO' 
D6N4  ?^\CA  icot  CH€\/€  H  HHCA  („Gesegnet  die  Hand,  die  es  meisscltc 
und  verzierte"),  oder  der  Meister  Grubaö  in  Boljuni,  welcher  zu  Gott  fleht,  „ihn 
seiner  Gnade  theilhaft  werden  zu  lassen".  (MOAX  C€  5  0*6  no/v\HA^H  M€ 
MHAOCTH   LUD€.) 

Aus  diesen  Meisterinschriften  erfahren  wir  zunächst  einige  technische  Ausdrücke, 
die  sich  auf  die  Herstellung  der  Denkmäler  beziehen. 

Für  den  Begriff  „meisseln"  finden  wir  das  Wort  sjeci  (c€  ^C"t\/€,  CH\/€: 
dieses  „schnitt"),  während  sich  der  Ausdruck  C€  nHUJ€  („dieses  schrieb")  sowohl 
auf  die  Inschrift,  als  auch  auf  die  Ornamente  bezieht.  Das  Ornament  selbst  heisst 
AH  leb  (lik,  „das  Bild").   Der  Meister  selbst  nennt  sich  |cOo<l\/b  (kovaö,  „Schmied"). 

Der  älteste  bekannte  Steinmetz  ist  der  Schreiber  der  berühmten  Inschrift  von 
DreÄnica,  aus  der  Zeit  des  Banus  Tvrtko,  dessen  Name  Dmitrija  war.  Einer  der 
interessantesten  dieser  Meister  war  aber  Grubaö,  dessen  Werke  wir  namentlich  in 
der  Umgebung  von  Stolac  finden.  Er  liebt  auf  seinen  Werken  mythische  Figuren 
anzubringen,  deren  Erklärung  gegenwärtig  schwierig  ist,  die  aber  einst  den  volks- 
thümlichen  Vorstellungen  über  sagenhafte  Wesen  entsprachen.     Proben  von  Sculpturen, 


Trulielka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


423 


die  mit  seiner  Unterschrift  versehen  sind,  oder  die  ihm  zuzuschreiben  sind,  reproduciren 
wir  in  den  Figuren  37  und  46.  Grubaö'  Name  begegnet  uns  in  Opliöiö,  Dolnji  Hrasno, 
Lastva  und   in  Boljuni,    wo   er  zweimal   seinen  Namen   hinzuschrieb,    und   wo  die  von 
Obrad   aus   Pop  ovo    angefertigte  Grabplatte, 
die   einen  Grubaö  nennt,  möglicherweise  sein 
Grab    bezeichnet.     Grubaß    wirkte   nach   der 
Inschrift   von   Opliöi6    um    die  Mitte    des    15. 
Jahrhunderts. 

Meister  Grubaö  scheint  übrigens  in  Bol- 
juni Schule  gemacht  zu  haben,  denn  in  der 
dortigen  Nekropole  finden  wir  eine  beträcht- 
liche Anzahl  von  sculpirten  Grabmälem  gleichen 
Stils,  wovon  einzelne  andere  Meistemamen 
aufweisen.  Der  hervorragendste  ist  Semorad 
(Figur  47),  der  zweimal  genannt  wird  und  in 
der  Darstellung  sagenhafter  Thierbilder  Gru- 
ba6  verwandt  ist.  Von  ihm  rührt  auch  eine 
Darstellung  des  Kolotanzes  her.  Neben  diesem 
wird  noch  Obrad,  Petko  Vuk6i6,  Zelija, 
welcher  ein  Denkmal  ausmeisselte,  während  es  Ratko  verzierte,  und  der  „kovaö" 
Kr i  116  genannt.  Letzteren  finden  wir  auch  auf  dem  Denkmale  von  Nekuk  genannt. 


Fig.  46.    Grabstein  in  Boljuni 
mit  der  Meistersig^atur  „Grubaö". 


••-ik<<rVcty€^i^  Aoeuftp^v 


Fig.  47.    Grabstein  in  Boljuni 
mit  der  Meistersignatur  „Semorad" 


Fig.  48.  Platte  mit  Meisterinschrift 
von  2akovo. 


Eine  der  schönsten  Nekropolen  ist  die  von  2akovo  im  Popovo  polje,  die  sich 
wie  die  von  Boljuni  dadurch  auszeichnet,  dass  in  den  Sculpturen  der  Denkmäler 
ein   einheitlicher  Stil   vorherrscht,   was   wir   wohl   dadurch  erklären  dürfen,   dass  diese 


424  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

Schöpfungen  von  einer  Hand  herrühren  oder  doch  unter  dem  Einflüsse  eines  Meisters 
entstanden^  sind.  Das  vorherrschende  decorative  Motiv  ist  hier  eine  breite  Rankenbor- 
düre, welche  die  Grabplatte  umzieht  und  gewöhnlich  ein  Wappenbild  einschliesst.  Den 
Namen  des  Meisters  finden  wir  hier  zweimal  genannt.  Es  ist  der  ^Kovaö"  Radoje 
(Figur  48). 

Auch  in  der  an  omamentalen  und  figuralen  Sculpturen  reichen  Nekropole  in  der 
„Vojvodina"  an  der  Radimnja  bei  Stolac  finden  wir  zwei  Meistemamen:  Ratko 
Brativoji6  und  Bolaäin  Boga6i6. 

Der  Meister  Jvko  Obadovid  hat  bei  Stari  Slano  zwei  Denkmäler  hinterlassen, 
wovon  das  eine  figural,  das  andere  ornamental  verziert  ist.  Beide  sind  auch  mit 
Inschriften  versehen. 

Bekannt  sind  ferner  noch  folgende  Meister:  Ogost  Kova($  in  Vlahovi6i  bei 
Lubinje,  Prerad  (Voj)novi6  bei  Han  ÖorSulid  (Dolnja  Tuzla),  Veseoko  Kuku- 
lamovi6,  der  Fertiger  der  Inschrift  von  Staro  selo,  und  Grubaö  in  Janji6i,  der 
jedoch  keinesfalls  mit  dem  von  Boljuni  identisch  ist. 

In  späterer  Zeit  nennen  sich  diese  volksthümlichen  Künstler  auch  Dijak's  (Schüler), 
eine  Bezeichnung,  die  man  von  den  bei  bosnischen  Magnaten  und  Königen  als  Secre- 
täre  angestellten  Dijak's  oder  aber  von  den  Djak's,  wie  bis  in  die  neueste  Zeit  die 
Amanuenses  oder  Gehilfen  von  griechisch-orthodoxen  Geistlichen  heissen,  ableiten  könnte. 

In  Peljavsko  groblje  bei  Zvornik  nennt  sich  ein  Vukadin  Dijak,  in  Zaseok 
bei  Dolnja  Tuzla  Drag  oje  Dijak. 

Oft  wird  auch  der  Name  des  Denkmalspenders  erwähnt,  aber  dann  heisst  es  ge- 
wöhnlich nicht  „;iC"tV€",  sondern  einfach  z.B.  „C"tV€  |c<1/v\H  M<irnH  P<1AH* 
CAHA^  (Diesen  Stein  hat  die  Mutter  Radisava  aufgestellt  [Opliöi6i]);  oder  „nocm<lDH 
NA  M6  5P<imb  /AOH  DOe  D0A<1  n6m<1Pb"  (Mein  Bruder,  Vojvode  Peter, 
hat  mir  dieses  errichtet  [Radimnja  bei  Stolac]). 

Niemand  vermag  zu  sagen,  welch'  ein,  vielleicht  recht  schöner  nationaler  Kunst- 
stil sich  im  Laufe  der  Zeit  aus  jenen  primitiven  Versuchen  entwickelt  hätte,  wenn 
nicht  vom  Jahre  1463  an  Einflüsse  sich  geltend  gemacht  hätten,  welche  diese  Kunst- 
fertigkeit im  Keime  erstickten. 


a0.4r^ 


^..> 


Fig.  49.    Denkmal  von  Vlagjevina  bei  Rogatica. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.  425 

VI.  Die  Inschriften. 

Unter  den  zahllosen  Denkmälern  sind  nur  sehr  wenige  durch  Inschriften  aus- 
gezeichnet. Die  bisher  bekannten  zählen  kaum  etwas  über  hundert.  Viele  derselben 
wurden  bereits  im  „Vjestnik  hrv.  arkeol.  druitva"  in  Agram  reproducirt.  So  ver- 
dienstlich es  war,  dass  dort  überhaupt  auf  diese  epigraphischen  Denkmäler  hingewiesen 
wurde,  so  mangelhaft  sind  die  Reproductionen ;  namentlich  ist  bei  allen  dort  wieder- 
gegebenen Inschriften  dem  Charakter  der  Schrift  nicht  genügend  Rechnung  getragen 
und  dadurch  das  wichtigste  äusserliche  Merkmal  derselben  ausser  Acht  gelassen  worden. 
Viele  dieser  Inschriften  sind  auch,  obwohl  ihre  Entzifferung  gerade  keine  besonderen 
Schwierigkeiten  bot,  falsch  gelesen  worden.  Um  die  folgenden  Mittheilungen  von  über- 
flüssiger Wiedergabe  freizuhalten,  berufe  ich  mich  nur  bei  wichtigen  Inschriften  auf  die 
Publicationen  des  „Vjestnik^  und  weise  hier  im  Allgemeinen  darauf  hin. 

Aber  auch  meine  eigenen  Reproductionen  werden  nicht  frei  von  Vorwürfen  bleiben. 
Man  wird  sie  bemängeln,  weil  eine  Menge  ziffermässiger  Angaben  fehlt,  als  da  sind: 
Länge,  Breite,  Höhe  des  Denkmals,  Länge,  Breite,  Höhe  der  Columnen,  Spatien  und 
Lettern,  und  weil  auf  manche  philologische  Einzelheit  nicht  gehörig  hingewiesen 
wurde.  Mir  war  es  vor  Allem  darum  zu  thun,  die  Inschriften  textlich  möglichst  genau 
zu  reproduciren,  um  in  erster  Linie  dem  Culturhistoriker  und  sodann  auch  dem  Phi- 
lologen ein  ihm  vorläufig  genügendes  Material  vorzulegen. 

Ausser  Grabinschriften  theile  ich  auch  einige  von  anderen  Denkmälern  herrührende 
mit,  welche  das  von  den  ersteren  gelieferte  Bild  vervollständigen  mögen. 

1.  Poljice  bei  Trebinje. 

Der  älteste  bisher  im  Occupationsgebiete  entdeckte  slavische  Inschriftstein  befindet 
sich  in  Poljice  bei  Trebinje,  wo  er  als  Schwelle  in  der  Ruine  einer  kleinen  Kapelle 
vermauert  ist.  Erwähnt  wurde  dieses  Denkmal  schon  1880  von  Vröevi6  im  „Slo- 
vinac"  (12,  S.  236),  und  puWicirt  wurde  es  im  „Viestnik  hrv.  arkeol.  druÄtva"  Bd.  IX, 
S.  114  in  einer  Weise,  die  als  Beispiel  dafilr  dienen  kann,  mit  wie  ungenügenden  Mitteln 
man  sich  bisher  an  die  Veröffentlichung  alter  bosnischer  Inschriften  gewagt  hat. 

Wir  reproduciren  deshalb  den  Text  der  Inschrift,  wie  sie  vom  Gewährsmann 
des  „Viestnik"  gelesen  „und  nach  Berücksichtigung  der  Zwischenräume  zwischen  den 
einzelnen  Buchstaben  ergänzt  wurde". 

1.  NA    DtVN^ro    \C?A/\A    DA<1A(HCA4D) 

2.  A    r(P€5b    A(<1€    <1P)<1Vb    A    noPicFo 

3.  (D<l)CH<1A(b)  r(Foprb) 

„Dem  Grabe  des  ewigen  Königs  Vladislav  zollte  den  Harac  (die  Kopf- 
steuer) und  Tribut  der  Vasall  Georg." 

Das  Epitheton  des  Königs  ist  aber  nicht  DtVNH  (der  Ewige),  sondern  nP<1D0^ 
D  t»  P  N  H  (der  Rechtgläubige),  wie  auf  dem  Steine  deutlich  zu  lesen;  weiter  kann  zur  Zeit 
Vladislavs  in  Europa  von  der  türkischen  Kopfsteuer  A?A\/  (haraö)  noch  keine  Rede  sein, 
so  wenig  wie  das  germanische  Wort  „Vasall"  in  altbosnischen  Inschriften  zu  suchen  ist. 
Das  Wort  n  O  P  |c  M  (portio,  tributum)  ist  schliesslich  allem  Anscheine  nach  eine  Ver- 
stümmlung des  noPHlcAOMb  (Geburt,  Abstammung)  der  Inschrift. 

Auch  hat  der  Berichterstatter  versäumt  zu  bemerken,  dass  keineswegs  die  ganze 
Inschrift  sichtbar  ist,  sondern  zwei  Seiten  derselben  von  den  Thürpfeilern  bedeckt  sind; 
aber  auch  der  freiligende  Theil  derselben  ist  nicht  ganz  lesbar,   da  durch  das  häufige 


426  I.   Arcliäülogio  und  Goschichto. 

Betreten  der  Schwelle  die  mittleren  Partien  der  Inschrift  fast  ganz  zerstört  und  über- 
dies die  4.  und  5.  Zeile  weggemeisselt  sind,  so  dass  es  kühn  wäre^  eine  Reconstruirung 
des  ursprünglichen  Textes  zu  versuchen. 

Der  Schwellenstein  ist  gegenwärtig  40  Cm.  breit  und  gegen  180  Cm.  lang.  Nach- 
dem unter  den  Thürpfeilem  die  verdeckenden  Steine  ausgehoben  und  der  Mörtel  ent- 
fernt worden,  sah  man  die  Reste  der  Inschrift  wie  folgt: 

•»•BkÄfMHr>^Sigti^A/-Jro^^AA4  SA4AKCM 

V 


^^%^^^y  \ä*ä/v 


^4  /^«>  V^ 

Fig.  50. 
Inschrift  von  Poljice  bei  Trebiiije. 


+  Ob  ANH  nP<100DtPN<iro  |CP<1A<1  DA<1AHCA<1D<1  RPtCT^IDH 
C€    P4[Sb]    5(0)*[H ]    Nb4     noPHlCAOMb     W^S^R^Nb    nPHBHALUb 

...   H   ...   <in N   .    Pb<i     no     s(o)*h(oh)    mhaocth  — 

AtA     N..     H<\    NOV. 

„Zur    Zeit    des    rechtgläubigen    Königs    Vladislav    starb    der    Diener 

Gottes seines  Stammes,  2upan   Pribil von  Gottes 

Gnaden Djed  in " 

Wir  haben  demnach  hier  blos  das  Fragment  einer  Grabschrift,  die  einst  in  einen 
Monolithen  gemeisselt  war,  welcher  zertrümmert  und  in  die  Kapelle  von  Poljice  ein- 
gemauert wurde.  Aus  diesem  Fragmente  erfahren  wir,  dass  die  Inschrift  zur  Zeit  des 
rechtgläubigen  Königs  Vladislav  verfasst  wurde,  ob  dies  aber  unter  Vladislav  I. 
(1234—1241)  oder  unter  Vladislav  II.  (13I6--1323)  geschah,  bleibt  ungewiss. 

Der  Name  des  Bestatteten  ist  Pribil,  der,  wie  wir  aus  der  Phrase  flOPHlcAOMb 
entnehmen,  von  vornehmer  Geburt,  seiner  Würde  nach  aber  ^upan  war.  lieber  diesen 
Äupan  Pribil  können  wir  nur  vermuthungsweise  aussprechen,  dass  er  der  Vater  des 
Ivahan  Pribil o vi 6  von  ZavrSje  (in  der  Hercegovina)  war,  eines  Magnaten  (vlastelin) 
des  Banus  von  Bosnien  Stephan,  welcher  Erstere  ebenfalls  die  Würde  eines  2upan  be- 
kleidete. Er  wird  im  Jahre  1332  bei  Mikloäi6,  Monum.  serb.  102  genannt,  und  diese 
Jahreszahl  zum  Ausgangspunkt  nehmend,  könnten  wir  den  Tod  seines  Vaters  Pribil 
in  die  Regierungszeit  Vladislav  IL  (1316 — 1323)  verlegen. 

2.    Dre2anka. 

Im  Jahre  1887  fand  ich  anlässlich  einer  Excursion  in  die  Hercegovina  an  der 
Mündung  des  Dreiankaflusses  in  die  Narenta  eine  in  einen  steilen  Felsblock  ein- 
gemeisselte  Inschrift.  Der  Standort  ist  am  linken  Dre^ankaufer  bei  Zausje,  etwa 
100  Schritte  von  dem  seither  erbauten  Stationsgebäude  von  DreÄanka  entfernt.  Die  In- 
schrift befindet  sich  auf  einem  nothdürftig  geglätteten  Theile  der  Felswand,  etwa  2  M. 
über  dem  Boden.*) 


*)  Vgl.  diese  „Mittli.",  Bd.  II,  S.  366. 


Trubel ka.    Die  bosnischeu  Grabdenkmäler  des  Mittclaltora.  427 

+  D4  HM€  6JM4  H  C(h)N<1  H  C(D€)T<iro  A(^)X4  <1C€  ADOPb 
00€DOA€  M<1C(b)N<1  H  N€rODHFo  c(H)NX  P<1  AOC A(<1)D4  H  MHPO- 
CA(<1)D<1    C€     nHC<1    ?ASb>    5(o)*H    H    'c(D€)T<iro    AMHTPHt    X    ANH 

r(ocno)A(H)N<i     icp<iA<i     xr<iPcicor<i     aohlu^     h     r(ocno)A(H)H4 

5<1N<1    50C<irsLClcor<l    TDPbTlc<l    TICO    SH    TO    ROTPbAb     A<1    €     HPO- 
lcA€Tb    CoM(€)Mb    H    C(H)  NOMb    H     C(D€)THMb    A(X)XOMb 

„Im  Namen  des  Vaters  und  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes.  Dies 
ist  die  Burg  des  Vojvoden  M(a)san  und  seiner  Söhne  Radoslav  und  Miro- 
slav. Dies  hat  geschrieben  der  Diener  Gottes  und  des  heiligen  Demetrius 
in  den  Tagen  der  Regierung  des  Herrn  ungarischen  Königs  Ludwig  und  des 
Herrn  bosnischen  Bans  Tvrtko.  Wer  dieses  zerstört,  der  sei  verdammt 
vom  Vater,  vom  Sohn  und  vom  heiligen  Geist!" 

Die  spärlichen  Reste  des  in  der  Inschrift  erwähnten  Schlosses  fand  ich  neben 
dem  erwähnten  Felsblock,  doch  ist  das  Mauerwerk  über  dem  Boden  nicht  mehr  sichtbar, 
da  sich  eine  Rodung  dort  befindet  und  alles  Schuttwerk  entfernt  wurde,  um  dem  Felsen 
Boden  abzugewinnen.  Nur  unter  Gestrüpp  findet  man  die  letzten  Ueberreste  des  alten 
Mauerwerks  theilweise  erhalten. 

Diese  Inschrift  ist  die  erste,  in  welcher  die  hervorragendste  Eigenthümlichkeit  der 
bosnischen  Inschriften,  die  Ligaturen,  zur  Anwendung  gelangen,  worauf  ich  bereits 
in  diesen  Mitth..  Bd.  II,  S.  366  hingewiesen  habe. 

Da  die  Buchstaben  durchwegs  correct,  obwohl  etwas  verwischt  sind,  bietet  die 
Lesung  keine  erheblichen  Schwierigkeiten.  Nur  der  Name  des  Vojvoden  bedarf  einiger 
erklärenden  Worte.  Im  Text  lautet  es  in  der  Genetivform  MCNK  Jenes  dem  N  an- 
gefUgte  K  müsste  dem  Genetiv  entsprechend  föi*  4,  folglich  MCN<1  zu  lesen  sein.  Da 
sich  hier  drei  Consonanten  wiederholen,  müssen  wir  annehmen,  dass,  wie  auch  bei 
den  nachfolgenden  Namen  Radoslavs  und  Miroslavs,  ein  Vocal  b  oder  ^  entfallen 
ist,  so  dass  der  Name  MbCN4  oder  M<1CN4,  im  Nominativ  aber  MbCbNb  oder 
M^C^Nb   (Masant)    lautete. 

In  einer  Urkunde  des  Banus  Tvrtko,  datirt  in  Dyaco  (Djakovar)  13.  Februar  1355, 
wird  unter  den  bosnischen  Magnaten  ein  Comes  Mastanj  Bubanich  erwähnt,  und  ich 
halte  dafür,  dass  dieser  mit  dem  inschriftlich  genannten  Vojvoden  Masan  identisch  ist.^) 

Auch  das  von  diesem  Namen  abgeleitete  Patronymikon  M^CNOQHÄb  oder 
MbCTNODHicb    ist  erhalten. 

Ein  bosnischer  Gutsherr  und  Knez  Priboje  Mbstnovi6b  wird  von  1378  bis  1399 
in  Urkunden  öfters  genannt.*) 

Da  die  Inschrift  nicht  über  das  Jahr  1367  hinaufreicht,  könnte  man  annehmen, 
dass  dieser  Knez  Priboje  ein  Sohn  desselben  Vojvoden  Masan  und  Bi*uder  Radoslavs 
und  Miroslavs  gewesen  sei. 

3.  Veliöani. 

In  dem  an  mittelalterlichen  Denkmälern  besonders  reichen  Popovo  polje  be- 
findet sich  am  rechten  Ufer  des  Trebinjcicaflusses  gegenüber  dem  Kloster  Zavala  beim 
Orte  Veliöani  eine  ziemlich  ausgedehnte  Nekropole.  Die  verschiedenartigen  Grab- 
steine,  welche   sich   dort   um   eine  kleine  Kapelle  gruppiren,  werden  von  zwei  grossen 


*)  Die  Urkunde  bei  Jireßek,  Spomenici,  p.  31. 

«)  Vgl.  MikloSic:  Mouum.  serb.  189,  224,  226,  234,  237.     Bei  Danißic,  Kjecnik  p.  100. 


428  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

Monnmenten  in  der  Form  schmaler,  langer,  auf  einer  Sockelplatte  ruhender  Tumbe 
überragt.  Auf  einem  dieser  zwei  Steine  befindet  sich  eine  Inschrift,  welche  schon  öften 
jedoch  stets  unvollständig  und  unrichtig  publicirt  worden  ist.  Der  Iguman  des  Klostei 
in  ZavaJa,  Hristofor  Mihajlovi6,  war  der  Erste,  der  im  „Slovinac"  Jahrgang  18i 
auf  diese  Inschrift  aufmerksam  machte. 

Auch  im  „Viestnik  hrv.  arkeol.  dru^tva"  erschien  (1866,  Seite  14)  eine  A 
Schrift  derselben,  allerdings  mit  den  üblichen  Unrichtigkeiten. 

Die  Inschrift  läuft  in  vier  Zeilen  um  alle  vier  Seiten  des  Grabsteines  herum  und  i 
auf  die  Füllungen  eines  arkadenartigen  Ornamentes,  womit  der  Grabstein  verziert  i^ 
vertheilt.  Solcher  Arkaden  gibt  es  auf  beiden  Schmalseiten  des  Grabsteines,  nämli( 
auf  der  Stirn-  und  Rückseite,  je  zwei,  während  die  Seitenwände  je  sechs  Arkaden  zeige] 

Ich  gebe  in  Tafel  XI  die  Abbildung  dieser  Inschrift,  welche  nach  einem  für  uns< 
Landesmuseum  hergestellten  Gypsabgusse  gezeichnet  wurde. 

Die  Inschrift  lautet: 

+  Db  HM€  6JM4  H  .C(H)N<1  H  C(D€)T(4)ro  A(^)X<1  C€  A€* 
?<^S<^  5(0)*H4  nOAHXP<1NH4  ^ODOMb  MHPbCicHMb  FOCnOM  ?AJ^^\ 
5K€N<1  n<ir<1N€NbM<1  VHXOAHÄ^I  lcbV5NHM<1  A  N€DtCT4  5KXn<lh 
OP4Tblc4  H  CAXr€  A45H*HD4  H  T€nbVHhG  CTHnic<1  A  icbV 
*Xn4N4  MHATtN<1  AP<1*HD0hGDHlc<1  A  |c<1-^NbM^  C<1NICX  C€CTF 
A  n0CT<1DH  Cb  Bt  (sie!)  At  (sie!)  Tb  N€  C(H)Nb  A4SH*HDb 
50*HcoMb  nOMOLUTFo  C4Mb  CDOHMH  A^AbMH  A  Db  ANH  FAN 
|CP<1A4    TDPbTlc4. 

„Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes!  Hil 
ruht  die  Dienerin  Gottes  Polihrania,  mit  dem  weltlichen  Namen  Fra 
Radaöa  geheissen,  Gattin  des  Paganenac  Öihodi6  und  Schwägerin  dt 
2upan  Vratko,  und  des  Beamten  (sluga)  Dabiiiv  und  des  Hofjunkers  (te; 
6ija)  Stepko,  Tochter  des  i^upan  Milhtjen  Draiivojevi6  und  Schwester  d 
Hofschatzmeisters  (kaznac)  Sanko.  Diesen  Grabstein  errichtete  mit  Gotti 
Hilfe  ihr  Sohn  Dabi^iv  mit  seinen  Leuten  zur  Regierungszeit  des  Koni 
Tvrtko." 

Der  dritte  Buchstabe  im  Namen  PI  4  M  N  6  N  4  M  ist  verwischt  und  sind  nur  schwaci 
Spuren  von  demselben  wahrnehmbar,  die  sich  aber  ergänzen  lassen.  Ich  möchte  dort  ei 
g  (r)  lesen  und  würde  dann  der  Name  „n4r4N€NbM<1  VHXOAHlc<l"  lauten. 

Der  fremdartig  klingende  Name  Paganenac  liesse  sich  vielleicht  mit  dem  Hi 
weise  auf  Constantin  Porphyrogennetus  erklären,  welcher  einen  Theil  der  heutige 
Hercegovina  „Pagania"  und  deren  Bewohner  Paganier  nannte.  Hiernach  hätl 
diese  Inschrift  aus  der  Zeit  des  Königs  Tvrtko  eine  über  300  Jahre  alte  Traditio 
bewahrt.   |cbV5NHM<1  halte  ich  für  nichts  anderes  als  die  Bezeichnung  einer  Würd 

Das  Wort  ist  jedenfalls  von  ku6a  —  das  Haus,  der  Hof  (ku6evnik  [kuöbenik 
lcb\/5€NHlcb  —  der  Hofmeister,  kußevnica  [kuöbenicaj  —  die  Hofmeisterin)  abzi 
leiten,  und  würde  sonach  die  gleiche  Bedeutung  wie  „dvoranik"  (der  Hofmann,  Kän 
merer)  besitzen. 

Die  Genetivform  |cb\/SNHM<1  unserer  Inschrift  setzt  als  Nominativform  |c b  V 5 H 
NA^   voraus. 

Die  Inschrift  nennt  uns  aber  auch  zwei  weitere  Würdenträger  in  der  Verwand 
Schaft   Polihrania's.    Der   eine   ist  der   T€nbVHM    (tepöija)   Stipko,    der  zweit 


V 


N 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.  429 

der  |C4"?N4M  (kaznac)  Sanko.  Das  Wort  TCflbVHM  bezeichnet  einen  Würden- 
träger am  Hofe  bosnischer  Könige,  dessen  Functionen  bisher  unbekannt  sind. 

Das  lateinische  oder  besser  gesagt  das  latinisirte  Wort  für  diese  Würde  war  „te- 
pacinius",  „tepsius";  in  unserer  Sprache  finden  wir  es  in  den  Formen  „tepizo",  ,,tepzo", 
„tepicica"  *)  und  schliesslich  in  dem  noch   heute  üblichen    croatischen  Worte    „tepac". 

Vielleicht  entspricht  dieses  Wort  dem  deutschen  „Junker"  oder  „Knappe". 

|c4"^NbM  —  „kaznac"  soll  nach  Daniöid  dem  Worte  „Hofmann"  und  dem  am 
griechischen  Hofe  üblich  gewesenen  eivo^xog  entsprechen ;  nach  Du  Gange  wäre  dies  der 
Camerarius  Thesauri  Regii  Gustos,  also  königlicher  Schatzmeister.  In  Serbien  war 
noch  vor  wenigen  Decennien  das  Wort  „kaznac"  eine  officielle  Bezeichnung  für  „Cassier". 
In  Bosnien  ist  unter  den  Muhammedanern  das  Wort  „hazna"  für  „Cassa"  gebräuchlich. 

Der  Name  dieses  Kaznac,  der  ein  Bruder  der  Verstorbenen  war,  ist  in  der  In- 
schrift nicht  deutlich.     Dort  sieht  man  nur  die  Buchstaben   C  .  .  H  lc  ^. 

Professor  Jireöek,  der  sich,  seit  ich  diese  Inschrift  im  „Glasnik"  veröffentlichte, 
damit  befasst  und  im  genannten  Blatte  nach  Urkunden  Aufschluss  über  die  in  der  In- 
schrift genannten  historischen  PersönHchkeiten  geliefert  hat,  ergänzt  hier  C4N(b)lci^ 
Sanko  war  der  Gründer  der  Familie  Sankovi6i,  welche  in  der  Geschichte  Bosniens 
eine  wichtige  Rolle  spielte.    (Siehe  den  nächstfolgenden  Aufsatz.) 

Der  Name  des  2upan  Vratko  lautet  so  und  nicht  etwa  Vlatko,  wie  man  anzu- 
nehmen geneigt  sein  könnte.  Der  Name  ist  ungewöhnlich,  jedoch  von  QP<1THCA4Qb 
abzuleiten.  Bekannt  sind  ein  2upan  Vratko,  ein  Knez  Vratko,  Amtsherr  unter  Kaiser 
Stephan  1351,  und  ein  Knez  Vratko,  Vater  der  Milica  (Dani6i6,  Rjeönik). 

Die  Inschrift  ist  correct  in  der  Cyrillica  ohne  Anwendung  der  sonst  häufigen  Ab- 
breviaturen und  Ligaturen  geschrieben. 

Die  Buchstaben  sind  rein  und  ziemlich  schön  ausgearbeitet,  nur  wird  für  den 
Laut  f^  (5,  neben  dem  alten  |c  bereits  der  neuere  Buchstabe  ;*;  gebraucht. 

Die  Schriftformen  erinnern  an  jene  in  der  Inschrift  am  Vidoätak  bei  Stolac  (siehe 
unten  S.  444) ;  auch  ist  dies  der  Fall  bezüglich  der  Formel  "^OQOMb  MHPbCicHMb, 
welche  dem  neulateinischen  „alias"  entspricht. 

4.  Milaviöi. 


Stirnseite : 


Rechte  Langseite: 


t  Rechte  Langseite: 

ftC«!  HVd  rk  v^  f    ^ 


10 
12 


5    og«<HV^  Cl» 


6. 


Rückseite:  Linke  Langseite: 


9       C  A  ^  X  ^ 


7. 
11. 


CHMOSi  f^oHnoc«>4 


Fig.  61.    Inschrift  von  Milavici,  Dabar-Polje. 


*)  Lilek,  Ueber  die  gesellschaftliche  und  staatliche  Einrichtung  Bosniens  und  der  Hercegovina  im 
Mittelalter.     Bericht  des  Obergymnasiums  in  Sarajevo  1889. 


430  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

t  AC€  A€*H  5(0)rbA4Nb  X4T€A€QH[;^b  P]4AHV4  DO€DOA€ 
CAi^M  ^  AOBPH  V4Cb  POAHX  C€  ^  A(4)5Pt  iiAPii*HNH  nP4D4 
VHN€(;«5b)  H  i^MPtXb  r(OCno)A(H)Nii  QtPNO  CAii*€(;«5b)  4  C4H 
5HA€rb     CHNOQ€     MOH     n0CT4DHLU€. 

„Hier  ruht  Bogdan  Hateljevi6,  des  Vojvoda  Radio  Diener.  Zur  guten 
Stunde  wurde  ich  in  Dabar  geboren,  dem  Gesinde  liess  ich  Recht  wider- 
fahren und  starb  dem  Herrn  treu  dienend;  und  dieses  Denkmal  errichteten 
meine  Söhne." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einem  hohen  sarkophagförmigen  Denkmal  in  der 
gegen  300  Grabmäler  zählenden  Nekropole  von  Milavi6i  im  Dabar  polje  Sie  läuft 
in  drei  Zeilen  um  alle  vier  Seiten  des  Grabmals,  doch  ist  die  Reihenfolge  unregel- 
mässig in  der  mit  Ziffern  angegebenen  Weise  durchgeflihrt.  Die  Unregelmässigkeit  geht 
so  weit,  dass  der  Steinmetz  in  der  ersten  Zeile  der  zweiten  Seite  beim  Namen  Hate- 
ljevi6  das  ;*;b  wegen  Platzmangel  zum  Schluss  der  zweiten  Zeile  derselben  Seite 
anfUgte. 

Die  Inschrift  ist  wichtig,  weil  wir  in  ihr  historischen  Persönlichkeiten  begegnen. 
Der  in  der  Inschrift  als  Herr  des  Verblichenen  genannte  Vojvoda  Radio  ist  Radic 
Sankovi6,  der  Sohn  jenes  kaznac  (Schatzmeisters)  Sanko,  welclien  wir  in  der  vor- 
citirten  Inschrift  von  Velißani  als  Bruder  der  dort  bestatteten  Polihrania-Rada6a 
genannt  finden. 

Dass  hier  nur  der  Name  mit  Hinweglassung  des  Patronymikons  gebraucht  wird, 
entspricht  dem  Gebrauche  in  mittelalterlichen  Urkunden,  wo  Radic  gewöhnlich  ohne 
seinen  Vaternamen  genannt  wird.  Urkundlich  finden  wir  ihn  von  1391  bis  1401  genannt. 
Vojvoda  Radio  starb  zwischen  1401  und  1404,  in  welchem  Jahre  derselbe  als  ge- 
storben erwähnt  wird.  (Vgl.  Daniöi6,  Rje^nik.)  Sonacli  starb  Bogdan  Hateljevi6 
zu  Ende  des  14.  Jahrhunderts.  Diesem  begegnen  wir  weiter  nirgends,  aber  der 
Name  lebt  noch  heute  im  Ortsnamen  des  etwa  eine  Halbstunde  entfernten  Hatelji. 
Der  Geburtsort  Bogdans,  Dabra,  ist  das  gegenwärtige  Dabar  polje,  zwischen  Stolac 
und  Bilek,  wo  auch  die  beiden  Ortschaften  Hatelji  und  Milavi6i  liegen. 

5.  Koöerin. 

Im  Pfarrhofe  von  KocSerin  ist  ein  Steinobelisk  von  1*60  M.  Höhe,  45  Cm.  Breite 
eingemauert,  dessen  Vorderseite  eine  historisch  und  paläographisch  wichtige  Inschrift 
trägt.  Dieselbe  gedenkt  historischer  Personen  und  Begebenheiten,  wodurch  eine  an- 
nähernde Datirung  ermöglicht  wird.  In  paläographischer  Hinsicht  ist  sie  wichtig, 
weil  sie  zu  den  correctesten  der  bisher  bekannten  Inschriften  aus  der  älteren  Periode 
zählt  und  uns  zur  annähernden  Bestimmung  mancher  undatirtcn  Inschrift  verhelfen  kann. 

Während  die  Inschrift  vom  Dre^ankaflusse  spätestens  aus  dem  Jahre  1367 
datirt,  ist  jene  aus  Koöerin  um  50  Jahre  jünger  und  beiläufig  um  das  Jahr  1411 
angefertigt  worden.  Der  Charakter  der  Buchstaben  ist  der  gleiche,  ebenso  die  Technik 
der  Ligaturen.  Wie  hier,  sind  auch  dort  drei  und  vier  Buchstaben  zusammengezogen  und 
sehr  oft  die  Anfangsbuchstaben  eines  Wortes  mit  den  Endbuchstaben  des  vorherigen 
verbunden.  Interessant  ist  die  consequente  Anwendung  des  Zeichens  b,  welches  zwar 
auch  in  späteren  Inschriften  vorkommt,  doch  fehlt  bei  diesen  bereits  das  Bewusstsein 
des  ursprünglichen  Werthes  des  Zeichens,  so  dass  dessen  Anwendung  im  Laufe  der 
Zeit  immer  un regelmässiger  und  unbestimmter  wird. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  fies  Mittelalters.  431 

+  B4f^wH4  HC 

A6    DICHBTHTli 
rWAO  VLB  ß  H^K 

IC  XHC  F^^^Ä  ^  H 

aiMHCF-M  4^rpyEH 
HC  ^AAOCrcHHyT 

ICB4ÄHCE0CTO1 

H'jßochM  Hi42frf*e 
noÄb  \coVEPmH 

Fig.  52.    Inschrift  von  Kocerin. 

Charakteristisch  für  unsere  und  viele  andere  bosnische  Inschriften  ist,  dass  sie  im 
ikavischen  Dialekt  verfasst  sind.  Das  Zeichen  t>  wird  nicht  wie  im  Cyrillischen  ft\r  den 
Laut  ie,  je,  sondern  für^a  (cyrill.  M)  angewendet;  so  ist  der  Name  Ostoja  OCTOt  ge- 
schrieben. Auch  das  €  hat  eine  eigenthümliche  Anwendung,  indem  es  im  Bedarfsfalle  das 
|-€  0^)  ersetzt^  was  auch  in  späteren  Inschriften  fast  durchwegs  der  Fall  ist.  Der  Laut 


432  I.    Archäologie  und  Geschichte, 

A  (<5)  der  in  der  Inschrift  aus  Dreianka  noch  durch  |c  ausgedrückt  erscheint,  hat  hier 
bereits  ein  separates  Zeichen.     Der  Buchstabe  H>  ist  einmal  verkehrt  geschrieben. 

Die  Inschrift  ist  sehr  gut  erhalten  und  nur  die  unteren  vier  Zeilen,  welche  vielleicht 
in  die  Erde  eingesunken  waren,  etwas  corrodirt.  Diese  Inschrift  veröffentlichte  bereits 
nach  einer  Abschrift  des  Fra  Grgo  Martin  der  berühmte  Gjuro  Daniöi6  im  „Viestnik 
hrv.  arkeol.  druätva"  (Jahrgang  1881,  Nr.  4).  Wir  bringen  hier  das  Facsimile  der- 
selben nach  einem  Abklatsche,  den  der  Herr  Expositursleiter  in  Posusje,  Martin  Gjur- 
gjevi6,  dem  Landesmuseum  einsendete.  Die  Inschrift  ist  von  Daniöi6  bis  auf  einige 
Kleinigkeiten  correct  entziffert  worden. 

Sie  lautet  nach  dem  auf  Seite  431  abgebildeten  Facsimile: 

+  Q4^v)€  COM4  H  CI-N4H  CQ6T(4)ro  A(X)X4  *M^  C€  A€*H 
Qf-r(<l)rsfc>  MHA0UJ€DH;«5b  CA^*H  ßcNX  CTKIcN^  HcPA^  T(DPbT)lcii 
HcPAii  AcßHUJH  HCPAHMH  FP^BH  HcPA4  OCTOH  H  X  TO  DIHVI€ 
AOHA€  H  CD4AH  C€  OCTOt  iCPAb  C  X€PM€rO|Vfc>  H  "?  BOC- 
N(0)(Vb  \-N<^  ^FFe  nO€  OCTOt  TO  DPI-M€  M€N€  DhTN^  AOHA€ 
|C0Nj»VI-N<1  H  A€r0X  N^  CDOM,  H  A€M€rsHT0|N4.  HOAb  lcOV€* 
Pl-N0|vi>  H  MOAii  D<1C  N6  N<1CTiin4HT€  NcM6  t  C(<1)M>  BhA>  iC^cO 
D    hecm€     DH    f^€T€     BHTHccjcO     €C<1M>     t 

„Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes  Amen. 
Hier  ruht  Viganj  Milo§evi6.  Er  diente  dem  Banus  Stephan  und  dem  König 
Tvrtko  und  dem  König  Dabiöa  und  der  Königin  Gruba  und  dem  König 
Ostoja.  Und  zu  dieser  Zeit  ereignete  sich,  dass  sich  König  Ostoja  mit  dem 
Herzog  und  mit  Bosnien  verfeindete,  und  dass  er  gegen  die  Ungarn  zog.  Zu 
dieser  Zeit  kam  mir,  dem  Viganj,  das  Lebensende  und  wurde  ich  auf  meinem 
Adelsgute  unter  Koöerin  bestattet.  Ich  bitte  Euch,  tretet  nicht  auf  mich! 
Ich  war,  wie  Ihr  seid,  und  Ihr  werdet  sein  wie  ich." 

Unter  Banus  Stjepan  ist  ohne  Zweifel  Stephan  Kotromano vi6  gemeint  (f  1353), 
weil  sein  Nachfolger  unter  dem  Namen  Tvrtko  erwähnt  wird.  Der  Streit  mit  dem 
„Herzog",  d.  h.  mit  Hrvoja,  dem  Grossvojvoden  von  Bosnien  und  Herzog  von  Spa- 
lato,  infolge  dessen  Ostoja  vom  Throne  entfernt  wurde,  ereignete  sich  gegen  1404. 
Es  dauerte  lange  Zeit,  bis  Ostoja  nach  der  ersten  Regierungsperiode  Tvrtkos  H.  wieder 
zum  Throne  gelangte.  Hrvoja  hielt  in  jener  Zeit  zu  König  Sigismund,  welcher  in  den 
Jahren  1410  und  1411  gegen  Bosnien  zog  und  den  grössten  Theil  des  Landes  eroberte; 
dem  Ostoja  verblieb  nur  das  obere  Bosnien  mit  Zahumlje,  Trebinje  und  Po- 
drinje.  Auf  diesen  Feldzug  bezieht  sich  vielleicht  der  Satz:  H  N4  ^r?€  noi-6 
(„und  er  zog  gegen  die  Ungarn"),  denn  als  Ostoja  und  Sigismund  sich  im  Jahre 
1400  das  erste  Mal  gegenüberstanden,  kämpfte  Hrvoja  an  der  Seite  des  Ostoja, 
und  Sigismund  hatte  in  diesem  Feldzuge  wenig  Glück. 

Wie  aus  den  Daten  der  Inschrift  zu  entnehmen  ist,  war  Viganj  ein  Nestor  in  der 
bosnischen  Geschichte.  Er  muss,  um  aU  den  genannten  bosnischen  Herrschern  Dienste 
leisten  zu  können,  durch  58  Jahre  gedient  haben  und  hat  sonach  die  wichtigsten  Phasen 
der  bosnischen  Geschichte  miterlebt. 

6.  Zabrdje  bei  Toplik. 

Das  bereits  oben  erwähnte  Denkmal  von  Zabrdje  (Figur  53)  bei  Toplik,  zwischen 
T ardin  und  Kresevo,  trägt  folgende  Inschrift  (Figur  54): 


Trnhelka.    Die  bosnischen  QrabdenkmSIer  des  Mittelalters. 


433 


Fig.  53.    Grabstein  von  Zabrdje. 


AUU^'T' 


Fig.  54.   Inschrift  von  Zabrdje. 


h 


An  der  Stirnseite  ober  dem  Wappen :  C€  7A<1M€N€  |CN€"?<1  an  der  Laog- 
seite:  P4A0€  D€AHIC0M  |CN€7«1  50C4NCICOM  4  nocm^lDH  .  .  CHNb 
N€rODb  lcN€7b  P^IAHVb  "?  50)|cH0Mb  nOMO;«5H)  H  CQOHXb  DtP' 
NtXb  <1  CHNOMb  NH  €ANOMb  HNOMb  nOMO;«5HH)  N€ro  C<1Mb 
0[N]b. 

„Dies  ist  das  Wappen  des  Knez  Radoje,  des  Grossftirsten  von  Bosnien^ 
und  es  errichtete  dasselbe  sein  Sohn  Radio  mit  Hilfe  Gottes,  seiner  Ge- 
treuen, seines  Sohnes,  und  mit  keiner  fremden  Hilfe,  sondern  er  allein," 

Die  Identität  der  beiden  hier  genannten  Persönlichkeiten  lässt  sich  feststellen. 
Der  Knez  Radio  Radojevic  war  ein  Magnat  des  Königs  Tvrtko  Tvrtkovi6  und 
wird  unter  diesem  in  einer  Urkunde  vom  16.  August  1420  genannt,   womit  die  durch 


Band  HI. 


28 


4d4  I.    Archäologrie  und  Qeschichte. 

Sandalj  den  Ragusanern  gemachte  Schenkung  bestätigt  wird  (Miklosich,  S.  305). 
Der  Vater  desselben,  Rad  oje,  ist  uns  in  seiner  Eigenschaft  als  Grossknez  urkundlich 
nicht  bekannt:  wir  finden  ihn  aber  in  einer  Urkunde  des  Königs  Ostoja  vom  8.  De- 
cember  1400  unter  den  bosnischen  Magnaten  als  2upan  Radoje  (Miklosich,  S.  20), 
welcher  anlässlich  der  Schenkung  von  Livno  an  den  Vojvoden  Hrvoja  als  Commissär 
in  jene  Äupa  gesendet  wurde,  um  die  Stimmung  der  Bevölkerung  darüber  auszukund- 
schaften. Da  Radoje  hier  in  einem  höheren  Range  genannt  wird,  so  dürfen  wir 
daraus  schliessen,  dass  das  Denkmal  von  Zabrdje^)  vor  1400  errichtet  wurde. 

7.  Die  lASchriften  von  Vlagjevina. 

In  südwestlicher  Richtung,  kaum  eine  Stunde  von  Rogatica  entfernt,  liegt  auf 
der  Höhe  der  den  Kessel  von  Rogatica  einschliessenden  Gebirgskette  ein  kleines  schönes 
Hochplateau.  Der  grössere  Theil  desselben  ist  kahl,  und  nur  der  westlichste  Theil 
grenzt  an  ein  kleines  Wäldchen.  Inmitten  der  Lichtung  gegen  das  Wäldchen  zu  be- 
findet sich  ein  mittelalterlicher  Friedhof  (S.  Schlussvignette).  Die  Grabdenkmäler  bestehen 
aus  Steinplatten  und  tumbenförmigen  MonoHthen.  Von  ersteren  sind  28  Stück  meist  in 
Mittelgrösse  vorhanden;  im  Ganzen  befinden  sich  da  32  Grabsteine,  unter  welchen 
7  Stück  von  enormer  Grösse  und  in  Form  von  länglichen  Würfeln  mit  Sockeln  be- 
sonders ins  Auge  fallen. 

Sämmtliche  Grabsteine  sind  Monolithen,  welche  mit  dem  Sockel  aus  einem  Stücke 
gemeisselt  wurden.  Welche  Mühe  es  gekostet  haben  mag,  bis  dieselben  ausgehauen 
und  an  diesen  Ort  gebracht  worden  sind,  kann  am  leichtesten  darnach  beurtheilt 
werden,  dass  der  grösste  Grabstein  ohne  Sockel  höher  als  ein  mittelgrosser  Mensch 
und  dabei  135  Cm.  breit  und  nahezu  2  Meter  lang  ist.  Die  übrigen  Grabsteine  sind 
kleiner  und  haben  meist  die  Form  von  Sarkophagen.  Mehrere  unter  ihnen  sind  mit 
decorativen  Sculpturen  verziert,  unter  welchen  die  für  die  Ornamentik  der  bosnischen 
Grabsteine  charakteristischen  Spiralmotive  in  verschiedenen  Formen  vorkommen  (vgl. 
S.  424,  Figur  49). 

Interessant  ist  an  diesen  Gräbern  der  Umstand,  dass  sich  die  hervorragendsten 
auf  aus  Erde  aufgeworfenen  Tumulis  befinden,  welche  einer  hinter  der  Entstehungszeit 
des  Bogumilenfriedhofes  in  Vlagjevina  noch  weit  zurückliegenden  Zeit  entstammen. 

Von  diesen  Grabhügeln  sind  an  20  in  eine  Reihe  gestellt.  Dieselben  sind  ganz 
unberührt  geblieben,  während  fast  alle  Grabsteine  umgestürzt  oder  untergraben  sind. 
Wie  ich  vernommen,  haben  hier  kurz  nach  der  Occupation  Soldaten  nach  Schätzen 
gegraben,  doch  konnte  ich  leider  nichts  Genaues  über  die  Ausbeute  erfahren.  In  Rogatica 
sagte  man  mir,  dass  unter  einem  Grabsteine  ein  goldener  Ring  mit  einem  Amethysten*) 
und  ein  Stück  Goldbrocat  gefunden  worden  sei. 

Von  diesen  Grabdenkmälern  verdienen  die  zwei  grössten  Steine  besondere  Auf- 
merksamkeit, denn  auf  denselben  befinden  sich  grosse,  in  altbosnischer  Schrift  verfasste 
Inschriften.  Die  eine  derselben  ist  von  links  nach  rechts  geschrieben,  und  die  Buch- 
staben sind  so  gestellt,  als  wenn  sie  der  Steinmetz  aus  dem  Spiegel  copirt  hätte. 

Der  Anfang  der  Inschrift  ist  auf  der  Westseite,  die  Fortsetzung  auf  der  südlichen, 
der  Schluss  an  der  Ostfront;  die  Nordseite  ist  ohne  Inschrift.  —  Die  Inschrift  läuft  in  drei 
Zeilen  um  alle  drei  Seiten;    nur  auf  der  dritten  Seite  ist  eine  vierte  Zeile  angebracht. 


*)  Zabrdje  ("^^BPbAHhG)  finde  ich  in  derselben  Urkunde  erwähnt. 

*)  Dieser  Ring  befand  sich  lange  Zeit  im  Besitze  eines  Officiers,  der  sich  ihn,  wie  ich  nachträglich 
erfuhr,  von  einem  Mädchen  abschwatzen  Hess. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.  435 


1. 


Stirnseite: 


Linke  Langseite: 


3  H  aH7on|>/W>AI»^W)330ToHMdÄHaw  »»|>N-»oM)i>  2. 
iWvondlM|vH)K02^HH>t<2(A')dLMOT(AjiHM|>^oa^o2J2l  ^ 

Rückseite: 

dTMSHHHdiHHJMHHl»  2. 

OtOTOOAWMa>»nJ»53H3lHo»ÄO  3. 

Fig.  65.    Inschrift  von  Vlagjevina. 

Ob  HM€  COM4  H  CHN<1  H  CD€n(T4)ro  A(x)X4  4C€  A€*H 
DA<1TIC0  QA<1QH;''5b  ICOH  N€  M0A<1UJ€  NH€AN0r<1  VA0D€|C<1  T<1lC 
MOrN<1  <^  C05HA€  MNOrO  -?6MA6  <1  A0M4  norH5€  4  -^4  NHMb 
N€OCT4  NH  CbN(b)  NH  5P4Tb  A  N<1Nb  XCHV€  |C4MH  N€rOQb  D06* 
DOA4  MHOTOLUb  C  AX*HN4  50)|cHCoMb  nOMO^H)  H  ICN€7<1  n4QA4 
MHAOCTOH>     ICOH     ^lcOn<1     DA<1T|C<1     nOM€NX     5(o)r4. 

„Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes.  Hier  ruht 
Vlatko  Vlavi6,  der  sich  vor  keinem  Menschen  beugte  (und  sei  er)  noch  so 
kräftig.  Er  bereiste  viele  Länder  und  starb  zu  Hause,  und  nach  ihm  blieb 
weder  ein  Sohn  noch  ein  Bruder. 

„üen  Stein  .auf  ihm  schnitt  sein  Vojvode  Miotoävon  Lupine  mit  Gottes 
und  des  Fürsten  Pauls  Hilfe,  der  Vlatko  bestattete,  Gott  anrufend." 

Sprachlich  interessant  in  dieser  Inschrift  ist  der  Instrumental  MHAOCTOFo 
statt   „milosöu"  und  das  archaische  Particip    nOM€N^    statt  „pomenuv". 

Der  Satz:  |cOH  N€M0A4UJ€  NH6ANOr4  VA0D€IC4  T<1lc  M0rN4 
kann  nur  in  der  Weise  gedeutet  werden,  wie  wir  ihn  in  der  Uebersetzung  wieder- 
gaben. 

Knapp  neben  der  vorerwähnten  Tumba  steht  eine  zweite  mit  folgender  Inschrift: 

28* 


^^b  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

2.  Stirnseite: 

Rechte  Langseite: 

R  0  Hl^^noc^^;icH  Ji(  H  B^  <) /v\  PbTMn  0SH/)H)KH6o;kh  '  Hf^ 


5. 

8. 

10    brkWißHÄ^flfcTftkWl  SEHT 

Rückseite 


9. 


Linke  Langseite: 

7.  WCfclCOn4WT4N.jtn/^/V|4TO(V|fe, 

Fig.  56.    Inschrift  von  Vlagjeyina. 

Der  Schreiber  dieser  Lischriften  war  gewiss  des  Lesens  unkundig;  sonst  hätte  er 
die  erste  nicht  verkehrt  geschrieben,  und  auch  die  zweite  hätte  nicht  manche  Fehler, 
die  wir  gegenwärtig  nur  dem  Sinne  nach  berichtigen  können.  Die  Zeilen  1 — 9  sind 
klar,  die  weiteren  jedoch  verworren. 

Zeile  7  müsste  sinngemäss  lauten :  4  C4lcon4Nb  €  N4  Fl  A€M€(MH)TOMb, 
der  Schlusssatz,  Zeile  9  und  10:  4t  NH  OT  M€N6  NHlcOPbO  N65H 
MPbTbOb    NH    A4Xb    FA    ^SHTH 

Die  Inschrift  wäre  demnach  zu  lesen: 

t  Ob  HM€  C0M<1  H  C(H)N4  H  CD€T0[r4]  A(x)X4  .  C€  A€*H 
D06DOA4  MHcoTOLUb  CDOHMb  [cjHNOMb  CbtniCOMb  CDOMX 
r(ocno)A(H)NX  DA4Tlcii  D A4;«5€DH;«5X  icONb  NOr^,  ICOH  Mii  HO* 
CAii*H  *HDii  4  MPbTD4  nOBHAH*H  BO)|cH[o]Mb  [n]OMOÄH>  H 
|CN€"?4  n4DA4  MHAOCTHH)  4  H  C4lcOn<1Nb  €  N4  n A€M€(NH)TOMb 
H  nP^IDH  D0€Q0A4  MHcoTOLUb  H  MNOPO  coT  M0€  PiilC€  N4 
76MAH  5H  4[t]NH  CoT  M€N6*)  NHlcOPb  N€5H  MPbTDb  N[H  A4Xb] 
J^BHTH 


i)  Für   NHICO*^  NHlCOPe 

")  COT  /^€  ligirtj  das  H   über   dem  folgenden  fsj^   ist  überflüssig,  die  zwei  Hasten  rühren  von 
einem  |S|  her. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.  437 

„Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes.  Hier  ruht 
Vojvoda  MiotoS  mit  seinem  Sohne  Stjepko,  seinem  Herrn  Vlatko  Vla6evifc 
zu  Füssen,  welcher  diesem  zu  Lebzeiten  diente  und  nach  dem  Tode  mit 
Gottes  Hilfe  und  durch  die  Gnade  des  FiLrsten  Paul  (das  Denkmal)  be- 
schrieb, er  wurde  auf  seinem  Adelssitze  bestattet,  und  Vojvoda  MiotoS 
machte  es.  Und  Vieles  auf  Erden  ist  von  meiner  Hand,  durch  mich  aber 
ward  Niemand  todt,  noch  Hess  ich  tödten.^ 

Nur  der  Anfang  und  Schluss  der  Inschrift  bezieht  sich  auf  MiotoS,  der  Kern 
aber  auf  die  Errichtung  des  Grabmals  Vlaöevi6',  welchen  MiotoS,  wie  es  scheint, 
besonders  verehrte. 

MiotoS,  weicher  auf  Via 6 e vi 6'  Grabmal  einfach  berichtet,  dass  er  den  Stein 
schnitt,  wiederholt  dies  auf  dem  eigenen  Grabe  und  betont,  dass  er  es  mit  Gottes  Hilfe 
und  durch  die  Gnade  des  Fürsten  Paul  that  und  Vla6evic  auf  dessen  Erbsitze  bestattete. 

Beide  Inschriften  zeigen  die  darin  genannten  Persönlichkeiten  in  einem  Lehens- 
verhältniss.  Der  Lehensherr  ist  der  Knez  Paul,  welcher  mit  dem  in  der  bosnischen 
Geschichte  zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  so  berühmt  gewordenen  Paul  Radinovid 
identisch  ist.  Sein  nächster  Untergebener  war  Vlatko  Vlaöevi6,  oder  wie  er  in  der 
einen  Inschrift  abgekürzt  genannt  wird:  Vlavid,  und  dessen  Lehensmann  war  der 
Vojvode  MiotoS  von  Luiine.  Vla6evi6  oder  besser  Vlaöevi6  ist  das  vom  Vor- 
namen Vlaö^)  gebildete  Patronymikon.  Nach  diesem  Namen  ist  auch  die  Oertlichkeit, 
wo  sich  die  beschriebene  Nekropole  befindet,  Lagjevina  genannt,  indem  in  der  Aus- 
sprache das  Initial-D  ausgelassen  wird  und  das  V  durch  „gj"  ersetzt  wurde.  In  diesem 
Falle  drückt  das  V  nicht,  wie  so  häufig  und  wie  ich  es  selbst  annahm,  den  Laut  „gj" 
aus,  und  der  Name  lautete  correct  Vla6evi6.  In  Urkunden  kommt  der  Name  Vla<5evi6 
nur  einmal  vor,  und  zwar  im  Jahre  1378,  wo  ein  Tvrtko  Vlagievi6,  der  „Stavilac" 
am  Hofe  des  Königs  Tvrtko  war,  genannt  wird.  MögUch,  dass  dies  ein  Verwandter 
Vlatkos  war.  Ueber  diesen  selbst,  obwohl  er,  wie  aus  der  Inschrift  folgt,  eine  her- 
vorragende Persönlichkeit  war,  da  sich  ein  Vojvode  seinen  Diener  nennt,  fehlt  jede 
Nachricht. 

Luiine,  der  Stammsitz  des  Vojvoden  MiotoS,  befindet  sich  etwa  eine  Wegstunde 
nördlich  von  Vlagjevina  im  Bezirke  Rogatica. 

Beide  Inschriften  wurden  von  Asböth  in  ziemlich  ungenauer,  dem  Charakter  der 
Sprache  und  des  Textes  gar  nicht  entsprechender  Transscription  in  sein  Reisewerk  über 
Bosnien  und  die  Hercegovina  aufgenommen.  Eine  andere  Transscription  erschien  im 
„Viestnik  hrv.  arkeol.  druStva,  doch  auch  diese  ist  nicht  vollkommen  genau  und  ver- 
lässlich. 

8.  Opliöiö. 

*    <1C€H    A€*H    lcN€7b    P4AHD0H    DA4TIC0 
DH;«;b    X    mOH    DPHM€    N<1H50AH    Mii*b 
^     A^5P<4D<1Xb     EHXb 

„Hier  ruht  der  Knez  Radivoj  Vlatkovi6.  Zu  jener  Zeit  war  ich  der 
beste  Mann  in  Dubrave." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  der  Langseite  eines  aufrechtstehenden  sarkophag- 
förmigen  Grabmals.  Der  hier  bestattete  Knez  Radivoj,  Sohn  des  Knez  Vlatkovit, 
gehörte   zu   einer   der   angesehensten   Familien   im   Lande    Hum   (jetzt    Hercegovina). 

^)  d.i.  Blasius.  Ein  Vlad  Vlahoviö  wird  auf  einer  Inschrift  bei  Rad imnj a  (Stolac)  genannt. 


438  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

Eine  hervorragende  Rolle  spielten  die  Söhne  des  Knez  Vlatko,  an  ihrer  Spitze 
IvaniS,  welcher  Vojvode  von  Hura  war,  dann  die  Knezen  Marko,  Äarko,  Andrija, 
Bratul,  Tadija  und  der  inschriftlich  genannte  Knez  Radivoj,  als  Führer  der  durch 
die  UebergrifFe  des  Herzogs  Stjepan  Vuk2i6  von  St.  Saba  erbitterten  Opposition. 
Als  der  Adel  von  Hum,  angefahrt  von  dem  Vojvoden  IvaniS,  am  25.  März  1452 
den  Bündnissvertrag  mit  Ragusa  gegen  den  Herzog  schloss,  finden  wir  auch  den  Knez 
Radivoj  unter  den  Contrahenten.  Später  finden  wir  ihn  noch  im  Jahre  1458  genannt 
(Miklosich,  Monum.  serb.  451,  454,  480).  Während  jedoch  seine  Brüder  noch  nach  der 
türkischen  Invasion  von  1463  genannt  werden,  begegnen  wir  ihm  selbst  nach  1458 
nicht  mehr,  er  dürfte  demnach  um  jene  Zeit  schon  todt  gewesen  sein. 

9.  BrankoviöL 

<i   norH5€    N^    so 

H>     AecnOTODX 
A    CH     5HA(H)rb 

SP^INICOD 

Hf{A    NA    D^O 

H     B^UJmH 

NH 

NA    n€TPO 

D^    nOAX 

A4     €     5A4(ro)C 

0D€N4     P 

^\CA     IC 

Ot     CH€V€ 

H    nHC4 

„Und  er  starb  in  der  Schlacht  gegen  den  Despoten;  und  dieses  Denkmal 
des  Mahmut  Brankovi6  (steht)  auf  seinem  Erbe  in  Petrovo  polje.  Gesegnet 
sei  die  Hand,  die  es  meisselte  und  schrieb." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einem  Kalksteinobelisken,  der  2*20  M.  über  die 
Erde  emporragt,  rechts  daneben  ist  ein  Schwert  eingemeisselt,  oberhalb  eine  Thier- 
gestalt,  die,  nach  dem  gefransten  Schweife  zu  urtheilen,  einen  Löwen  vorstellen  soll 
(vgl.  Fig.  9).  Die  Familie  des  Mahmut  Brankovid  lebt  noch  heute  in  der  Ortschaft 
Brankovi6i,  Bezirk  Rogatica,  wo  der  Grabstein  steht.  Dieser  Mahmut  Brankovi6 
dürfte  ein  Abkömmling  der  Despotenfamilie  Brankovi6  sein,  eine  Vermuthung,  die 
auch  dadurch  gestützt  wird,  dass  das  Wappenbild  der  Brankovi6e  ein  Löwe  war  und 
wir  auf  dem  Obelisken  ein  löwenähnliches  Thierbild  dargestellt  sehen. 

10.  Berkoviöi. 

Im  Dabar  polje,  unterhalb  des  Ortes  Berkovidi  bei  Ljuti-do,  befindet  sich  eine 
Nekropolc,  Kaursko  groblje  genannt.  Durch  ihre  Grösse  zeichnen  sich  hier  zwei 
dachförmig  abschliessende  Grabsteine  aus,  deren  oberer  Rand  von  einer  Rankenbordüre 
eingefasst  ist.     Beide  tragen  an  einer  der  Langseiten  Inschriften.     Die  eine  lautet: 


Trubelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.  439 

Fig.  57.    Inschrift  von   Berkovici. 

+  4C€  A€>KH  P^IAHoOH  o^|cVH;«5b  oi^lcM^I  nH?iODH;«5<1  CHNb 
N<1     CaOMb     nA€M€NHmo(Mb)     SP<imO/v\b     P<1AOC<1aOM 

„Hier  ruht  Radivoj  Vuk6i6,  des  Vukac  Pi6ovi6  Sohn,  auf  seinem  Adels- 
sitz mit  seinem  Bruder  Radosav." 

Die  zweite: 

^/v4nA^ilA^f'•M  Fig.  58. 

Inschrift  von  Berkovici. 

<1C6  A€>KH  P4AOC4ab  aX|cVH;«5b  Ü^KM^  nH?i€DH;«;<1  N4  CaOH 
A/<1     nA€M(€)/N/H(m)OH 

„Hier  ruht  RadosavB  Vuk6i6,  des  Vukac  Pi6evi6  (Sohn),  auf  seinem 
(Erbe),  dem  edlen." 

Die  Schrift  ist  ziemlich  gedrängt  und  undeutlich.  Eigenthümlich  ist  die  Anwen- 
dung des  R  flir  A  (d).  Im  Worte  BP^mOMb  ist  M  zu  A  deformirt,  in  D^lcM4  der 
zweiten  Inschrift  für  ^  ein  b  geschrieben.  Einzelne  Buchstaben  sind  ganz  entfallen. 
Die  im  westlichen  Theile  des  Dabar  polje  ansässige  Familie  ist  wohl  gänzlich  ver- 
schwunden, doch  lebt  der  Name  im  Orte  Piöevi6i  in  der  Trusina  fort,  welcher  zwei 
Stunden  nördlich  von  der  Nekropole  liegt. 

In  einer  Urkunde  aus  dem  15.  Jahrhunderte  wird  eine  Tochter  des  Knez  Brajilo, 
Vladislava  mit  JJamen  genannt,  welche  sich  an  IvaniS  Pi(5evi6  in  Dabar  ver- 
mählte und  dort  auch  starb  (Miklosich,  Monum.  serb.,  p.  544).  Sie  dürfte  jedenfalls  auch 
in  der  Nekropole  von  Ljuti-d6   bestattet  sein,   obwohl  ihr  Name  nicht  genannt  wird. 

11.  Hekuk  bei  Stolac. 

Im  „Viestnik  hrv.  arkeol.  drui^tva",  Bd.  VII,  S.  19  wurde  eine ^  auf  einem  kreuz- 
ß>nnigen  Grabsteine  am  Nekuk  bei  Stolac  stehende  Inschrift  veröffentlicht.  Der  Wort- 
laut derselben  wäre  darnach  wörtlich  folgender: 

„Va  ime  Boga  Isusa  grob  Ivana  (8i)e  le2i  Radosav  Valahovi6  me  spase 
sama  ere  leg(o)h  na  svoe  pleme  (u)  i(s)toj  ba§t(i)ni  (a)  se  pisa  Radi6  Rado- 
salid  a  sieöe  1048  leto  kam  se  Radi6." 

„Im  Namen  Gottes  Jesus.  Das  Grab  Ivans.  Hier  ruht  Radosav  Valahovi6. 
Ich  erlöste  mich  selbst,  weil  ich  mich  auf  meinen  Stamm  im  selben  Erbe 
legte.  Und  dieses  schrieb  Radi6  Radosali6  und  schnitt  im  1048.  Jahre 
diesen  Stein  Radi6." 

So  unklar  die  Transscription  ist,  wäre  der  Stein  doch  höchst  interessant,  da  er 
das  älteste  schriftliche  Denkmal  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  wäre.  Eine  genaue 
Untersuchung  derselben  ergab  aber,  dass  dem  nicht  so  ist,  und  lieferte  auch  bei  diesem 
Denkmale    den    Nachweis,    dass    der   augenscheinlich    sinnlose    Inhalt    der    publicirten 


440  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

Inschrift  nicht  dem  Originaltexte  entspricht,  sondern  eine  Verballhomung  desselben  durch 
den  Herausgeber  der  im  „  Viestnik"  erschienenen  Reproductionen  altbosnischer  Inschriften  ist. 

Die  Transscription  des  „Viestnik"  enthält  ganz  unglaubliche  Dinge;  so  heisst  es 
schon  im  Anfang:  ;,Va  ime  Boga  Isusa  grob  Ivana";  weiter  aber  erfahren  wir, 
dass  dort  nicht  Johann,  sondern  ein  Radosav  Valahovic  bestattet  ist. 

Dass  diesen  Widersinn  nicht  der  Schreiber  der  Inschrift  verschuldet  hat,  sondern 
der  Gewährsmann  des  „Viestnik",  hegt  auf  der  Hand.  Ebenso  suchte  ich  auf  dem 
Originale  vergebens  nach  dem  „Va  ime  Boga  Isusa",  sondern  fand  das  auf  anderen 
Inschriften  allerdings  selten  vorkommende,  aber  beim  Volke  immerhin  gebräuchliche  „Va 
ime  boga  i  svetoga  Jovana"    („Im  Namen  Gottes  und  des  heiligen  Johann"). 

Der  Passus:  „na  svoe  pleme  u  istoj  baätini"  („auf  meinen  Stamm  auf 
diesem  Erbe")  lautet  im  Originale  kürzerund  verständlicher:  „na  svoj  plemenitoj 
baätini",  d.  i.  „auf  meinem  adeligen  Erbgute". 

Den  grössten  Fehler  beging  der  Abschreiber  am  Schlüsse,  indem  er  eine  Jahreszahl 
zu  finden  meinte,  wo  sie  gar  nicht  existirt;  er  schreibt:  „a  sieöe  1048  leto  kam  se 
Radi6"  („und  es  schnitt  im  Jahre  1048  den  Stein  Radi6").  Hier  möchte  ich 
Jedem,  welcher  eine  altbosnische  Inschrift  zu  entziflfem  hat,  als  Richtschnur  empfehlen, 
anzunehmen,  dass  diese  immer  einen  richtigen  logischen  Text  habe.  Die  alten  Bos- 
njaken  konnten  zwar  nicht  schön  schreiben,  sie  haben  aber  desto  schöner  gedacht. 
Femer  sollte  man  bei  bosnischen  Inschriften  auf  das  Suchen  nach  Jahreszahlen  ver- 
zichten, denn  unter  den  vielen  mir  bisher  bekannt  gewordenen  Inschriften  aus  der  bes- 
seren Zeit  ist  mir  nur  eine  von  Vidoätak  bei  Stolac  mit  einer  Jahresangabe  bekannt. 
Erst  im  17.  Jahrhundert  treten  datirte,  jedoch  in  ganz  anderem  Geiste  verfasste  Inschriften 
auf  Es  ist  mir  unerfindlich,  woher  jene  Jahresangabe  genommen  wurde.  Allerdings 
befinden  sich  in  der  neunzehnten  Zeile  die  Buchstaben  MH,  welche  auch  die  Zeichen 
ftir  die  Zahl  48  sind,  aber  wo  wurde  das  Zeichen  ftlr  die  Tausend  4  hergenommen? 
Dort  lautet  der  Passus  ganz  klar  und  deutlich:  4  CH€\/€  (V)  MH  A€mo  |cO* 
Q^Vb  lcPHAH/*5b  „sieöe  mi  leto^)  kovaö  Krili^t",  d.  i.:  „und  es  schnitt  mir 
das  Ruhebett  der  Handwerker  Krili6".  Dass  statt  „Krili6"  -^  „Radi6"  gelesen 
wurde,  ist  zwar  kein  Unglück,  aber  dass  eine  Inschrift,  die  höchstens  aus  dem  16.  Jahr- 
hunderte stammt,  ins  11.  versetzt  wird,  war  ein  arger  Fehler.  Fünf  Jahrhunderte  än- 
derten gewaltig  die  Formen  der  Schrift. 

Die  auf  dem  in  der  Skizze  (Figur  59)  dargestellten  2  M.  hohen,  aus  weissem 
Kalkstein  angefertigten  Kreuze  befindliche  Inschrift  ist  sehr  gut  leserlich  und  nur 
wenig  mit  weiss  schimmernden  Flechten  bewachsen.  Hat  sich  einmal  das  Auge  an 
diesen  Belag  gewöhnt,  so  kann  die  Inschrift  unschwer  abgelesen  werden.  Der  Sculptor 
hat  nur  hie  und  da  einen  Buchstaben  ausgelassen,  so  in  der  neunten  Zeile  das  O  in 
der  zehnten  H  nnd  in  der  dreizehnten  H,  während  in  der  achtzehnten  Zeile  das  V  gewiss 
überflüssigerweise  beigesetzt  wurde.  Der  Name  „Radi6"  ist  nicht,  wie  der  „Viestnik" 
will,  mit  Ä?  sondern  ganz  correct  mit  V  geschrieben.  In  der  Orthographie  war  der 
Sculptor  nicht  sonderlich  fest  und  hat  in  der  Anwendung  der  Buchstaben  öfters  ge- 
schwankt. So  ist  in  der  zweiten  Zeile  sein  Buchstabe  b  in  der  Form  recht  ungewöhnlich; 
zweimal  benützte  er  b  statt  4  (in  der  zweiten  und  dritten  Zeile),  zweimal  N  statt  M 
(in  der  siebenten  und  achten  Zeile),  statt  fl  setzte  er  in  der  siebenten  Zeile  r,  N  finden 
wir  statt  H  in  der  vierten  und  achtzehnten  Zeile,  und  in  der  zwanzigsten  Zeile  ist  das 
IC  ganz  eigenthümlich  ausgefallen. 


')  leto  =  lieto  =:  le^alo  (das  Ruhebett,  das  Grab). 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


441 


lesen : 


Berücksichtigen  wir  das  Gesagte,  so  können  wir  die  Inschrift  nur  folgendermassen 


©4  w^  €• 

ö=ff^  (^  r  &  ^""^^ 


Fig.  69. 
Grsbkrenz  und  Inschrift  von  Neknk  bei  Stolac. 


44^  I.   Archäologie  und  Gcdcliichte. 

oA  HM€  SOFA  H  Ca€morb  Ha^N^  C€  A€*H  P^AOC^ob  a<^. 
A4XOoH?;b  M€  Cn^Ce  C^M^  €P€  A€r0Xb  N4  CaOH  nA€M€== 
/N/HmOH  B^LUmHNH  C€  HHCA  P4AHVb  P4AOC4AH?;b  H  CH€V€ 
(V)    MH    A€mo    icOo^Vb    icPHAH^ib. 

„Im  Namen  Gottes  und  des  heiligen  Johann!  Hier  ruht  Radosav  Vala- 
hovi6.  Ich  wurde  erlöst,  als  ich  mich  auf  meinem  adeligen  Erbgute  (zur 
Ruhe)  legte.  Dieses  schrieb  Radi6  Radosalid,  und  das  Ruhebett  meisselte 
der  Kovaö  Krili6." 

Die  Inschrift  gibt  uns  für  die  Liste  der  heimischen  Sculptoren  einen  neuen 
Namen:  Krili6,  welcher  auch  auf  einer  Platte  von  Boljuni  genannt  wird.  Aber  auch 
der  Name  Valahovi6,  ein  von  Vlaho  (Blasius)  gebildetes  Patronymikon,  ist  nicht  ver- 
einzelt, denn  wir  finden  denselben  auch  bei  Radimnja  nächst  Stolac,  wo  ein  „Vlac 
Vlahovi6"  genannt  wird.     (S.  Seite  443.) 

12.  Eadimnja  bei  Btolac. 

Die  folgenden  Inschriften  befinden  sich  in  einer  der  interessantesten,  dem  Fremden 
am  leichtesten  zugänglichen  Nekropole  knapp  an  der  von  Mostar  nach  Stolac  führenden 
Strasse,  etwa  3  Km.  von  letzterer  Stadt  entfernt,  am  Radiranjabache.  Der  Friedhof 
heisst  im  Volke  Vojvodina,  und  der  Name  wird  inschriftlich  gerechtfertigt.  Hier  sind 
nahezu  70  Grabmäler  in  malerischer  Anordnung  gruppirt,  zumeist  tumbenförmige,  mit 
Sockelplatte  versehene  Monolithen,  worunter  einige  von  hervorragender  Grösse.  Die 
meisten  derselben  sind  mit  Sculpturen  verziert,  und  die  dabei  verwendeten  Motive 
zeigen  Krieger  in  verschnürter  Kleidung,  Trophäen,  die  bekannten  Rankenornamentc 
und  an  einigen  Exemplaren  ein  eigenthümlich  stiUsirtes  Rebenomament  mit  Trauben, 
das  in  der  Umgebung  von  Stolac  häufig  angetroffen  wird  und  Zeugniss  von  vorhan- 
dener Weincultur  gibt.     Mit  Inschriften  sind  nur  vier  dieser  Grabsteine  versehen. 

^  ^,  CN  t  A^f4HA0^ 

pHHA#f<H^bftofrao|^C:  cm  H  n<4  v^A^A 

n^  tnAf  k 

Fig.  60.    Inschrift  von  Radimnja  bei  Stolac. 

*  CH€  A€*H  A05PH  P4A0€  CHNb  DO€DOA€  CmHn^N^ 
NA  CDOH  B^LUHNH  NA  B^LUNOMXb  CH  BHAHTb  nocm<1DH  N<\ 
M6    5P<imb    MOH    D0€D0A<1    n^m^Pb 

„Hier  ruht  der  gute  Radoje,  Sohn  des  Vojvoden  Stipan,  auf  seinem  Erbe 
auf  Batnoge.    Dieses  Denkmal  errichtete  mir  mein  Bruder  Vojvode  Peter." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  drei  Seiten  einer  grossen  Tumba  am  oberen  Rande 
in  zwei  umlaufenden  Zeilen  eingemeisselt.  Die  Stirnseite  zeigt  einen  Mann  im  Waffen- 
rocke, neben  diesem  einen  Schild  mit  schrägem  Balken  und  ein  Schwert.     Der  Mann 


Truhclka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


443 


hat  die  Linke  emporgehoben,  die  Rechte  in  die  Hüfte  gestemmt.    Ueber  derselben  ist 
Pfeil  und  Bogen  angebracht.  (S.  Seite  417,  Fig.  36.) 

Fig.  61.    Inschrift  von  Kadimnja  bei  Stolac. 

*  ACe  IC4MH  N^oJ^lcMJ^  N<in€mODH?;xO  ^  CG  HHC^  B0A<1- 
LUHNb    BOMVH^ib. 

„Hier  (ist)  der  Stein  auf  dem  Vukac  Napetovi6,  und  dieses  schrieb  Bo- 
laäin  Bogaöi6." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einer  Tumba. 


n>Ac|  v^ 


1 


rrrumcx. 


®      (^   i 


3    ®     ® 


KzJ^ 


Fig.  62.    Inschrift  von  Radimnja  bei  Stolac. 

[C€  A€*]H  DA^Vb  DA4X0D(h)Ä  [A  CHV6  |c4]MH  P4m|cO  BP^LUH^» 
DOH?;b. 

„Hier  ruht  Vla6  Vlahovi6  und  den  Stein  schnitt  Ratko  Brativoid." 

In  der  Inschrift  steht  zweimal  V  statt  f{. 

Die  Inschriften  2  und  3  sind  bereits  im  „Viestnik",  Bd.  V,  S.  117  und  118  pu- 
blicirt  worden,  weshalb  ich  mich  auf  die  Mittheilung  der  Facsimiles  beschränke. 


4. 


goy(«o  §4  fh 


Fig.  63.    Inschrift  von  Radimnja  bei  Stolac. 


*)    Das  Wort    wurde    auch    N^FIGm    OoH  A^  gelesen,   wonach   der  Sinn   der   Inschrift   wäre: 
„Hier  wurde  der  Stein  auf  Vukac  gewälet.** 


444  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

+  AI  PcBb  B(0)3KH  P4A0€  QOXICODH?;  CHN00<1Mb  DO€D(o)A€ 
n€rTP4 

„Ich,  Diener  Gottes,  Radoje  Vukovid,  Neffe  des  Vojvoden  Peter." 

Wenngleich  diese  Inschrift  mit  4'^b  P<1Bb  SO*H  also  mit  einer  in  jener  Pe- 
riode ungebräuchlichen  Fonnel  anfängt,  so  ist  sie  doch  vom  gleichen  Alter  wie  die 
übrigen  von  Radimnja.  Nehmen  wir  aber  an,  dass  dieser  Radoje  etwa  der  Neffe  des 
Vojvoden  Peter  Miloradovi6  war,  welcher  der  Tradition  zufolge  die  Kirche  und  das 
Klloster  ^itomisliö  gründete,  so  lässt  sich  dadurch  vielleicht  jene  kirchliche  Formel 
erklären. 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einem  kleinen  —  kaum  90  Cm.  hohen  —  oben 
dachförmig  gebildeten  Grabsteine,  und  obwohl  sie  auf  einer  der  Dachflächen  angebracht 
ist,  hat  sie  doch  vorher  weder  Jemand  bemerkt  noch  abgeschrieben.  Selbst  Asbith, 
welcher  doch  die  Frontansicht  dieses  Grabsteines  auf  Seite  112  seines  Werkes  publicirt 
hat,  erwähnt  nichts  von  einer  Inschrift. 

Das  Relief  stellt  einen  Jüngling  dar,  der  mit  einem  bis  zu  den  Knieen  reichenden 
Dolman  bekleidet  ist.  Den  linken  Arm  hat  er  in  die  Hüfte  gestemmt,  während  er 
den  rechten  in  die  Höhe  hebt.  Unterhalb  des  letzteren  steht  zweimal  der  Buchstabe 
5  und  unter  dem  linken  Arm  wieder  SS.  Asböth  hat  von  diesen  vier  Buchstaben, 
deren  Sinn  auch  mir  unverständlich  ist,  nur  einen  einzigen  als  solchen  erkannt;  die 
übrigen  betrachtet  er  als  Zahlen. 

18.  Vidoitak. 

In  der  Nähe  der  in  diesen  Mitth.  Bd.  I,  S.  296  beschriebenen  Ruine  eines  kleinen 
Tempels  beiVidoätak  befindet  sich  eine  Anzahl  alter  Grabsteine,  die  sich  theilweise 
über  das  dort  befindliche  römische  Ruinenfeld  erstrecken.  Darunter  ist  der  denkwür- 
digste ein  Grabstein  in  Form  einer  aufrechtstehenden  Platte  (1  X  l'^O  M.),  mit  fol- 
gender, in   der   cyrillischen   Schrift  nahestehenden  Charakteren  ausgeführter  Inschrift: 

MMfT4iJ.ITt)CT*HCe 


At^P^^ 


Fig.  64.    Inschrift  von  VidoStak. 

M(tC€)M4  M^T<1  41  nPtCTcOH  C€  FcSA  B(o)5|cH4  M(4)PHt 
70D(0)|N4.  A(t)D(H)M(4)  ROn^l  AcBH*(H)D4  nOAPJ$*H€  D4  Atm(o) 
,SPÄe. 

„Im  Monate  März,  am  11.,  verschied  die  Dienerin  Gottes,  Maria  genannt, 
dieJungfrau  des  PopenDabiiivPodruÄija  im  Jahre  ^SPAG."  Die  Jahreszahl  ,SPÄe 
entspricht  dem  Jahre  6139  nach  Erschaffung  der  Welt,  beziehungsweise  dem  Jahre 
631  nach  Christi  Geburt,  was  entschieden  ein  Fehler  des  Schreibers  ist.    Derselbe  hat 


Truhelka.     Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Alterthiims.  445 

wohl  irrthtimlich  statt  /l  =  7000  ,S  =  6000  geschrieben  und  demnach  wäre  die  Inschrift 
im  Jahre  7139,  resp.  1631  verfasst.  Möglich,  dass  jenes  ,S  statt  eines  ^A  =  1000  ge- 
schrieben wurde,  und  in  dem  Falle  wäre  die  Jahreszahl  1139  nach  Christo.  Ich  ziehe 
erstere  Möglichkeit  vor,  da  in  letzterem  Falle  die  Bezeichnung  D4  AtmO  roCflOA^ 
—  „im  Jahre  des  Herrn"  zu  erwarten  wäre,  und  weil  Datirungen  in  Ziffern  auf  älteren 
bosnischen  Inschriften  bisher  ganz  unbekannt  sind. 

14.  Hodovo. 

Die  Inschrift  befindet  sich  eine  halbe  Stunde  nördlich  von  der  Vojvodina  in  einer 
Nekropole  bei  Hodovo  auf  einer  1*20  M.  hohen  Tumba,  und  zwar  an  der  Stirnseite 
85  Cm.  und  an  der  einen  Längseite  1*85  Cm.  lang. 

Der  Text  lautet  an  der  Stirnseite: 

^  C  H  €  «  0  ')Ch&4c^Ji 
H  roc  n  o  ^  o  ff ^^onm 

an  der  Langseite: 

\ 

K»p4Ao>ff.H);Lw  IC 

€  -^  HCcOemHn  ^im/y^Cflm  H 

Fig.  65.    Inschrift  von  Hodovo. 

*  <1CH€  A€*H  n^alcO  P^AOXTH^Jb-  C0D[H  |c4MH]  i^CH€|COXb 
NA  C€  -^A  *HD0m<1.  MOAX  C€lc€  BP4m[H0]  H  roCHOAO  N€«» 
MOHm€    MH    icocmH    nPtmp€C<imH 

„Hier  ruht  Pavko  Radohti6.  Diesen  Stein  schnitt  ich  für  mich  zu  Leb- 
zeiten. Ich  bitte  Euch  Schwestern,  Brüder  und  Herren,  rüttelt  nicht  an 
meinen  Knochen." 

15.  Knüievo. 

Die  Nekropole  von  Kruäevo  liegt  zwei  Stunden  südwestlich  von  dem  genannten 
Orte,  in  einem  anmuthigen,  von  Karsthügeln  umschlossenen  Thalkessel.  Es  befinden  sich 
dort  gegen  vierzig  Grabsteine,  vorwiegend  Platten,  wovon  einige  mit  Sculpturen  ver- 
ziert sind.  Als  herrschendes  Motiv  erscheint  hier  die  Ranke,  mitunter  auch  eine 
Trophäe. 

Am  südlichen  Saume  des  Thalkessels  zeigte  mir  die  Bevölkerung  Ruinen  alter 
Wohnstätten,  deren  es  vierzig  geben  soll,  und  drei  mit  Steinplatten  gepflasterte  Tennen. 


446 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


Einst  soll  diese  Niederlassung  Bubregovina  geheissen  haben,  jetzt  nennt  sie  das  Volk 
Kuline  (Ruinen). 

Neben  der  Nekropole,  welche  in  einer  regelmässigen  Zeile  angeordnet  ist,  befinden 
sieh  die  Ruinen  einer  kleinen  mittelalterlichen  Kapelle,  6"55  M.  lang,  3*40  M.  breit, 
mit  nach  Osten  gewendeter  Apsis.  An  die  Kapelle  stiess  eine  gewölbte  Gruft  mit 
einer  gemauerten  Steinbank,  welche  zwei  Skelete  enthielt,  die  von  den  Bauern  beim 
Auffinden  zerstört,  wurden. 

Die  Nekropole  wies  drei  Inschriften  auf.  Die  wichtigste  befindet  sich  auf  einer 
schmucklosen  Tumba  von  2  M.  Länge,  090  M.  Breite,  0*80  M.  Höhe,  auf  der  einen 
Langseite  eingemeisselt. 


1. 


«OH  f^onor^^  B  ^  N4novnn  l 

Fig.  66.    Inschrift  von  KruSevo. 

+  <1C€  A€*H  *J$n4Nb  K>POe  ICOHNO  nor(H)B€  (B€)  N<\ 
novm€NO(H)  CAJ$*SH  1A  Co(or4)  r(OCno) A(H)N4  4  nOBHAH*(H) 
FA     lCN€"?b 

„Hier  ruht  der  2upan  Juroje,  welcher  auf  einer  Ehrenmission  für 
seinen  Herrn  starb,  und  der  Knez  setzte  ihm  das  Denkmal.*' 

In  der  zweiten  Zeile  hat  der  Sculptor  bei   norHB€   B€    das   B€    überflüssiger- 
weise wiederholt. 
2. 


Fig.  67.    Waft'eiibild  mit  In.schrift  von  KniSevo. 


<1C€     A€*H    Qi^lCOC^ob    IciiVM^NHc^    mOBH€ 
„Hier  ruht  Vukosav,  des  Ku6raani6  Tobias  (Sohn)." 


Das  C   am   Anfange    der    vierten    Zeile    gehört    zweifellos    zum    vorhergehenden 
Worte  als  Ligatur  für  |c,  welches  hier  den  Laut  ?;  vertritt. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


447 


Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einer  grossen  Grabplatte,  1*90  M.  lang,  1*20  M. 
breit,  welche  von  einer  Rankenbordüre  eingefasst  ist  und  im  Felde  Schwert  und  Schild 
zeigt.     Sie  ist  auf  der  Schildfläche  selbst  angebracht. 

3. 


Fig.  68.   Inschrift  von  Krufievo. 
<1C€H    Ae*H    P^lAOC^üb    P4AHV€oH?;b 
„Hier  ruht  Radosavb  Radi6evi6." 
Die  Inschrift  ist  auf  einer  ähnlich  decorirten  Platte  ober  dem  Schilde  angebracht. 

16.  Boljuni. 

Etwa  zwei  Stunden  südlich  von  Stolac,  zwischen  Dolnji  Hrasno  und  Stolac 
befindet  sich  in  einem  Eichenhaine  eine  Nekropole,  meist  aus  Steinplatten  und  einigen 
Turaben  bestehend.  Ein  grosser  Theil  dieser  Denkmäler  ist  ornamentirt.  Es  wechseln 
heraldische  mit  rein  ornamentalen  Motiven  und  abenteuerlichen  Thiergestalten,  und  na- 
mentlich letztere  tragen  einen  eigenthümlichen  localen  Styl  zur  Schau.  Zwölf  dieser 
Denkmäler  sind  mit  Inschriften  versehen,  die  meisten  auch  mit  dem  Namen  des  Werk- 
meisters. 


1. 


Fig.  69.    Inschrift  von  Boljnni. 


44ö  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

+  4C€  A€*H  P4AOC<1Db  X€P<1lC0DH?;b  COoA  A€rox  N4 
CDOcoH     nA€M€(NH)mOH      coAMHP^IVH     H     m<1     €      M4lc4     BA(<l)r4 

„Hier  ruht  Radosav  Herakovid.  Ich  legte  mich  hier  auf  mein  edles 
Ruhebett,  und  dieses  ist  weich  und  sanft." 

Das  Wort  M<1lc,  MA\cA  ißt  gleichbedeutend  mit  mek,  meka,  von  mehak,  d.i. 
weich;  dementsprechend  ist  beim  folgenden  SAr<1*)  ein  ^  einzufügen  und:  SA4r<1 
(sanft)  zu  lesen. 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einer  grossen  Platte,  die  mit  einem  Zickzack- 
ornament  eingefasst   ist,    über   einem   aus   Schild   und   Schwert    bestehenden    Emblem. 

Fig.  70.    Inschrift  yon  Boljani. 

<1C€  A€*H  A05PH  hON^Ilcb  H  VO€|c  oA^micO  oi^|cOoH?i  nHLU€ 
C€/v\0P4A. 

„Hier  ruht  der  gute  Held  und  Mensch  Vlatko  Vukovid.  Dies  schrieb 
Semorad." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einem  2  M.  hohen  Steinkreuze,  welches  umgestürzt 
auf  einer  Grabplatte  in  einem  Acker  von  Boljuni  liegt. 

*)  Im  „Viestnik'*  VII,  p.  77  fehlerhaft  wiedergegeben.  Dort  heisst  es  Herakobid  statt  X€P4' 
lCODH/''ib>  die  Schiasszeilen:  „Ovo  mi  na^ini  Stane  maika  1331."  (Dies  machte  mir  Mutter  Stana 
1331.)  Der  Herausgeber  las  statt  BA(^)F^  die  Zahl  1331.  Wie  er  zu  dieser  Jahreszahl  gekommen 
ist,  bleibt  ein  Räthsel,  denn  die  Bedeutung  der  hier  vorkommenden  Buchstaben  als  Ziffern  ist  Q  =  2, 
/\  =  30,  p  =3  8,  ^  s  1.  Daraus  aber  kann  eine  Jahreszahl  kaum  construirt  werden.  Die  angebliche 
Zahl   müsste    AT/\A   lauten. 


Truhelka.    Die  bosniBclicn  Grabdenkmäler  de«  Mittelalters.  449 

'^  *  P  H  «y  4 
H  v<i  '^H^^ 

Fig.  71.    Inschrift  von  Boljuni. 

4C€    A€5KH    AX5HM4    D A4rn|cOaH?;<1    HHiue    C€M0P<1A 
„Hier  ruht  L(j)ubica  Vlatkovid.     (Dies)  schrieb  Semorad." 
Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einer  Platte.     Unter  der  ersteren  ist  ein  eidechsen- 
artiges Thier  mit  eingerolltem  Schwänze,  ferner  eine  Rosette  von  35  Cm.  Durchmesser  und 
ein  Halbmond  eingemeisselt  (siehe  oben  S.  423,  Figur  47). 


Fig.  72.    Inschrift  von  Boljuni. 

nHLiJ€    AHlcb 
C€M0P<1Ab 
<1C€    A€*H    A0BP4    DA4AHlc<1    ePHN<1    DXICOM^MHÄ 
„Das  Bild  schrieb  Seraorad." 
„Hier  ruht  die  gute  Herrin  Jerina  Vukocami6." 


5. 


6  b 

Fig.  73.    Inschrift  von  Boljuni. 
A)     AC€    A€*H    SOMD^Mb    m^P^Xb    BOAJ^NOoHÄb    C    tMC 
Hier  ruht  Bogavac  Tarah  Bolunovi^  von  Jama." 


Band  in. 


29 


450 


I.  Archäologie  und  Geschieh to. 


Fig.  74. 
Inschrift  von  Boljuni  (Rttckseitc  des  Steines). 

B)  J$  AC€  CtV€  rPi^B^IVb  MOAi^  C€  BO*e  ROMHAXH  M€ 
MHAOCmH    mD€ 

„Dieses  schnitt  Grubaß.  Ich  bitte  Dich,  Gott,  lass  mir  Deine  Gnade 
zu  Theil  werden." 

Der  erste  Theil  der  Inschrift  befindet  sich  auf  der  Stirnseite  einer  mannshohen 
Tumba,  vor  der  Inschrift  ist  ein  Pferd,  hinter  diesem  eine  Raubthiergestalt  eingemeisselt; 
der  zweite  Theil  steht  auf  der  Rückseite  der  Tumba,  wo  ober  der  Inschrift  ein  Baum 
eingemeisselt  ist,  an  dessen  Stamm  ein  nicht  näher  bestimmbares  Thier  angebunden  ist, 
darüber  sieht  man  eine  fliegende  Eidechse,  welche  vermuthlich  einen  Drachen  vor- 
stellen soll.    Die  Zeichnung  wurde  oben  S.  423  Figur  46  mitgetheilt. 

Die  Langsciten  enthalten  in  stilisirter  Darstellung  flach  eingemeisselte  Figuren 
beim  Kolotanz.  Die  eine  Composition  zeigt  fünf,  die  zweite  nur  drei  Figuren,  wovon 
die  erste,  der  „Kolovodja"  (Tanzftihrer),  ein  Schwert  in  der  Hand  trägt. 


will 


6.  4C€    CtV6    rPi^54V(b)     IC4MH    NA    o^lCLUX    1A    n€mb    FAN<\ 
„Diesen  Stein  schnitt  Grubaö  für  Vukäa  um  der  fünf  Wunden  (Christi) 


en." 


Die  Inschrift  ist  über  einer  männUchen  Gestalt,  welche  mit  beiden  Händen 
einen  runden  Schild  emporhebt,  verkehrt  eingemeisselt.  Das  Denkmal  ist  eine  Platte 
von  1-60  X  0-90  M.    Siehe  oben  S.  417,  Figur  37. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


451 


Fig.  75.    Inschrift  von  Boljiini. 

t    C€    nHC4    COBP^lAb    n(0)n0DA<1N<1    CblNb    N4    rpj^B^vx 
„Dieses  schrieb  Obrad,  Sohn  des  Popovljaners  auf  Grubaß." 

'"^             .,  ^   ^    Jj  |CP]HAHÄ     ICOD^IV     CHV€ 

4            ^    Ü<J  %#  t  „(Dies  meisselte  (Kr)ili6,  der  Schmied." 

ffOB^     I^Cr*VV  j)^^  g^^^^^  Krilid  finden  wir  als  Meister 

Fig.  76.  Inschrift  von  Boljuni.  ^^s  Denkmals  von  Nekuk,  oben  S.  439  f. 

9-  J   ^  <ic€  Ae*H  n€m4P  oj^io 

^  ^^^^'I^^Hn  ^ir^4  Po  ^  "^^^   ^   cHV€   n€mico    n^ 

.    J     iP  ff   A  *  ^Hier    ruht    Petar  Vuköi6, 

^€  O    •^    T     ^     /      T    '^     4  und    Petko    meisselte    es    dem 

Pia-.    77,      TiiRf.hriff.   vmi    Rnlhini  BrudCF." 


Fig.  77.    Inschrift  von  Boljuni. 


10. 


^oßp<|   *f 

H  UJ  ^  P 

Fig.  78.    Inschrift  von  Boljuni. 


29* 


452 


I.   Archäologie  und  Geschiclito. 


C€     A€*H     A05P<1    *€N<1    Cm4N4    ÄJ$P€N0dHM4     CH€V€    l€AHt> 
nHLU€     P^micO 

„Hier  ruht  das  gute  Weib,  Stana  Gjurenovica.    Zelija  schnitt  es,  Ratko 
schrieb  es." 

Der  Name  des  Sculptors  Ratko  wurde  wegen  Platzmangel  am  oberen  Rande  der 
Inschriftplatte  verkehrt  angebracht  (auf  unserer  Zeichnung  fehlt  er). 


11. 


Fig.  79.    Grabstein  von  Boljuni. 

1.  <1C€  A€*H  P4AHV  2.  dA<1AHC4AHÄ  4.  <^  CHV€  |c<1MH 
com    3.    A^    BO*e    mH    M    5.    noMQ-^H 

„Hier  ruht  Radio  Vladisali6,  und  den  Stein  schnitt  (sein)  Vater.  Gott, 
sei  Du  ihm  gnädig!'^ 

Die  Folge  der  Zeilen  ist  unrichtig,  indem  der  zweiten  die  vierte,  dieser  die  dritte 
folgt,  der  Schluss  aber  wegen  Platzmangel  an  der  Seite  angebracht  wurde. 

Die  Grabplatte,  1*30  X  2*0  M.  gross,  ist  mit  Rankenbordüre  verziert  und  trägt  im 
Felde  einen  Schild  mit  fünf  Rosetten  darauf  und  einem  Schwert  darunter. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.  4ÖO 

12  m 

NOdooH    ^    A 

Fig.  80.    Inschrift  von  Boljuni. 

<1C€     A€5KH    €PHN4    Ho|cOdHM<1 
„Hier  ruht  Jerina  Ivkovica." 

17.  Lastva. 

(Siehe  auch  unten  S.  457.) 

Stirnseite : 

i^f  f'^psic  HP  4^H  ^OH 

Rechte  Langseite : 
Rückseite : 

6.  Og   H 

Fig.  81.    Inschrift  von  Lastva. 

Diese  Inschrift  wurde  im  „Viestnik  hrv.  arkeol.  dru2tva"  Bd.  IX,  S.  13  vom 
Originale  vollkommen  abweichend  wie  folgt  veröflfentlicht : 

+  „Ase  leii  Radivoe  Jadradi6  dobri  junak  bih  jednoß  ev  gadjaj  ti  mi  te 
vidje  te  bi  ti  kako  ja,  a  ja  mora  biti  kako  i  ti." 

(„Hier  ruht  Radivoe  Jadraäi6.  Ein  guter  Held  war  ich  einst:  nun  rathe 
mir  und  sieh':  Du  warst,  wie  ich,  und  ich  werde  sein  müssen,  wie  du  bist.") 

Vergleichen  wir  diese  Lesart  mit  dem  Originale  (Figur  81),  so  finden  wir,  dass 
dort  der  Vorname  des  Todten  P^IAHDOH,  Radivoj  und  nicht  Radivoe,  der 
Vatemame  AP4LUVH?;  —  DraS6i6,  ein  Patronymikon  von  DraSko  —  und  nicht 
Jadra§i6  lautet.  Die  folgenden  Worte  lauten  ganz  klar:  AOBPH  K>N<1lc  AP^- 
*HNOM  0?;6D0[Mb]  «ein  guter  Held  mit  des  Vaters  Gesinde",  wobei  die 
letzten   zwei  Buchstaben  zu  ergänzen  sind. 

Die  erste  Zeile  auf  der  dritten  Seite  ist  unklar,  da  der  Stein  am  Schlüsse  abge- 
scheuert ist.  Man  sieht  nur  die  Buchstaben  M^J^IH  mH  M  .  .  .  •;  worauf  dann  in 
der  zweiten  Zeile  der  ersten  Seite   HT6    die  Schlusssilben  dieses  Satzes  bilden. 

Diese  Lücke  in  der  Lesung  müssen  wir  oflfen  lassen,  da  es  schwer  sein  dürfte 
tmter  den  verschiedenen  Möglichkeiten  die  richtige  herauszufinden. 

Auch  der  Schlusspassus  wurde  im  „Viestnik"  unrichtig  wiedergegeben  und  nicht 
wie  es  ganz  deutlich  zu  lesen  ist:  DH  A€T^  BHmH  lc<1lcO  t^  <1  t  N€MOrJ$ 
5HTH    IC4IC0    DH 


454  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

Die  Inschrift  wäre  demnach  zu  lesen: 

<1C€    A€*H    P4AHD0H    AP<1LUVHÄ     A05PH    H>N4lc     APJ^^HNOMb 

OÄ€D[om]     r<^AAH     mH     M[H HT€     DH     Ä€T€     BHmH     ic^llcO 

t     <1    t       N€     MOrj^     5HTH     ic^lcO     DH 

„Hier  ruht  Radivoj  Drasöi6,  ein  dem  väterlichen  Gesinde  guter  Held. 
Rathe  mir  ....  ihr  werdet  sein,  was  ich  bin,  und  ich  kann  das  nicht  werden, 
was  ihr  seid!" 

18.  2upa  bei  Tkelica. 

An  der  vom  Divinsattel  nach  Plana  führenden  Strasse  bei  ^upa  nicht  ferne 
von  der  Ortschaft  Tkelica  erhebt  sich  knapp  neben  der  Strasse  ein  schmales,  fast 
2  M.  hohes  tumbenförmiges,  auf  einer  Sockelplatte  ruhendes  Grabmal.  Dasselbe  ist 
auf  beiden  Langseiten  mit  einer  in  flachem  Relief  ausgeführten  Arkadenstellung  verziert 
und  der  obere  Rand  auf  allen  vier  Seiten  von  einer  20  Cm.  breiten  Rankenbordüre 
j.  eingefasst.     Die  nach  Osten  gekehrte  Stirn- 

^^^l'A^I    ^H    Nß)4N  Seite  des  Grabmals  trägt  folgende  zehnzeiUge 

O^'»  ^  ^  S  H     X    r  i    "7  "^^^    ^^**^     ^^"^^    MPbV(H)Äb 


^     .  *HD0m4     coDH     lc<1MH     nocm^DH 

<i4  AAHir^04m4  ^H  XPHium<lDH;«;(?)      [h]      A€rox      m 

^^    ?  H   UJ  m^   g   H  >C  nOAODHNX    mico    AH    ?;€    J^.^emH 

A^  i^O  ^  gV  ^®/Ä0  ^"^    ^    nPO|cA€m 
^HP^'^f^CiO^a    Ml  „Hier  ruht  Ivan  Mröi6.    Ich  sorgte 

^  ^^    **  gut  während  meiner  Lebenszeit.    Die- 

A4   y^     ^      ^'^M  /^<A  ^^^    Stein    setzte    Hriätavi6,    und    ich 

/£.  r^  B>  /i^  legte  mich    auf   (meine)    Hälfte.     Wer 

|fenif@<4A^rni  dies   (d.  i.    den   Grabstein)    entwenden 

Fig.  82.  Inschrift  von  2upa.  sollte,  sei  verflucht." 

Die  sechste  Zeile  ist  undeutlich  und  würde  den  Sinn  nur  dann  nicht  stören,  wenn 
wir  dort  den  Namen  des  Donators  vermuthen,  dieser  —  XPHLiJrn<lDH?\  —  ist 
allerdings  ungewöhnlich.  Die  Phrase  N<1  flOAODHNÄ  bezieht  sich  zweifellos  auf 
eine   Erbtheilung,  also  auf  die  von  Ivan  Mröi6  ererbte  Hälfte  des  väterlichen  Besitzes. 


19.  Podgradinje. 


Fig.  83.    Grabmal  von  Podgradinje. 


1. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 
Stirnseite: 


455 


'^'  J/J' 


fi^ 


f 


'^ 


^  9^  ^ 


Rückseite. 


I<f^m§^ 


Fig.  84.    Inschrift  auf  dem  Steinkreuz  von  Podgradinje. 


4Ö6 


l.   Archäolog'ie  und  (ieschichte. 


ACe  A€*H  oi^lcb  *  CHNb  ICNG^^  COBP4A4  C€CmpOMb  €AOMb 
H  no|c4M€N[OD]<l  FA  M4TH  <1N4  lcA€m  H  nPO|CA€mb  m|cO  Ä€ 
lcP€mH    J^    M6 

„Hier  ruht  Vuk,  Sohn  des  Knezen  Obrad  mit  seiner  Schwester  Jela 
(Helena),  und  es  setzte  ihm  den  Stein  die  Mutter  Anna.  Verdammt  und  ver- 
flucht, wer  mich  anrührt!" 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einem  1*60  M.  hohen,  0*55  M.  breiten  und  0*22  M. 
starken  Steinkreuze  neben  der  griechisch-orthodoxen  Kirche  in  Podgradinje,  wo  noch 
90  andere  Grabmäler  sich  befinden. 

Eines  dieser  Grabmäler,  ein  Sarkophag,  trägt  folgende  Inschrift: 


Fig.  85. 

<1C€     (A€)*H     NHNOe     A^ROaVHÄb     CHNOM     MPtROM 
„Hier  ruht  Ninoje  Lupovci6  mit  dem  Sohne  Criep." 

20.  Derani. 


TiOH 


hH 


Fig.  86.    Inschrift  von  Derani. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.  457 

<1C6     A65K6     X6P<1lCb     NA     CoOH     54LUHNH     N4     nA6M6NHmOH 
„Hier  legte  sich  Herak  auf  seinem  Erbe,  dem  edlen." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einer  in  dichtem  Buschwerke  auf  dem  Acker  des 
Mato  Öutala  in  Blatskido  bei  Derani  versteckten  Platte.  Neben  der  Platte  liegt  ein 
einfach  verziertes  Steinkreuz,  welches  zu  den  grössten  in  der  Hercegovina  befind- 
lichen zählt. 

21.  Laitva. 

Fig.  87.    Inschrift  von  Lastva. 

t  4C6  A€5KH  DA^micO  SP4NblC00H;*ib  C(b)  m^NOPOQ^  H  D6V6 
CHNOMb  r(oc)noA  S(orb)  M6A4Nb  nocm<lOH  me  ic  oA^imicK 
AOA6. 

„Hier  ruht  Vlatko  Brankovi6  von  Tanorov  und  mehr  mit  seinem  Sohne. 
Gott,  der  Herr,  setzte  diesem  die  Frist,  und  er  kam  zu  Vlatko." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einer  circa  1*8  M.  langen  Tumba  in  vier  an 
der  einen  Langseite  angebrachten  Arkadenfeldern.  Im  „Viestnik"  Bd.  IX,  S.  12 
ist  sie  fehlerhaft  veröffentlicht,  namentlich  die  zweite  Seite  ist  falsch  gelesen  worden: 
„Stanorova  i  seöe  sinom  G(rubac)  i  ovdje  medan  postaviäe  k  Vlatku  dode" 
(„.  ..Stanorova  und  es  schnitt  mit  dem  Sohne  Grubac.  Hier  stellten  sie  ihm 
das  Ziel,  und  er  kam  zu  Vlatko." 

Das  C  vor  rn4NOpOD<1  hat  dieselbe  Bedeutung  wie  vor  dem  Namen  des  Voj- 
voden  MiotoS  von  Lupine  in  der  Inschrift  bei  Vladjevina,  es  vertritt  das  deutsche 
Adelsprädicat  „von".  H  D6V6  (und  mehr)  ist  die  bei  Titulaturen  so  häufig  vor- 
kommende Abkürzung  =  etc. 

22.  Veliöani. 

In  derselben  Nekropole  von  Veliöani,  wo  sich  die  oben  S.  427  ff.  mitgethcilte 
grosse  historische  Inschrift  befindet,  ist  auf  einem  Grabsteine  Folgendes  zu  lesen: 


458 


1.   Archäolugie  und  Geschichte. 


Fig.  88.    Inschrift  von  Veli^aui. 

t  <1C€  A€*H  P4?;b  r<1AHNH;«i  N4  CüOtcoH  N1  nA€M€  = 
NHmOH 

+  Hier  ruht  Ra6  Galini6  auf  seinem  adeligen  (Erbe). 

Der  Name  Ra6  ist  sonst  unbekannt,  aber  das  von  ihm  abgeleitete  Patronymikon 
Ragjevi6  kommt  urkundlich  1413  vor,  wo  ein  Pribislav  Ragijevi6  (nPH5HCA<1D 
P<iri-€DHlCb)  genannt  wird  (Puci6,  Spomenici,  S.  117).  In  der  Inschrift  wird  in 
CDOHcoH    das    H  (j)  ungewöhnlicherweise  mit  t  (=  M,  ja)  ausgedrückt. 


23.  Arapi. 

In  Arapi,  Gemeinde  Slijep6i6i,  Bezirk  Mostar,  befindet  sich  eine  gemauerte, 
von  einer  mächtigen  Steinplatte  überdeckte  Gruft.  Die  Platte  ist  mit  einer  breiten 
Rankenbordüre  eingefasst  und  wird  von  einem  208  M.  hohen,  mit  Buckeln  verzierten 
Steinkreuze  überragt.  Auf  diesem  Kreuze  spricht  eine  vierseitige  Inschrift  von  dem 
traurigen  Schicksale  des  Verblichenen. 

IS. 

11.5. 


4. 5^  —• > 


I 

I 

4 


j,    «   Ä    e^^©  ^ 


kern y :  ^o  f 


m.s. 


IV.  5. 


Fig.  88.    Denkmal  von  Arapi. 


Fig".  89.   lusclirift  an  dem  Denkmal  von  Arapi. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters.  459 

<1C6  nHLue  NA  icPbCmx  \o?t>A  A4  6  IN^mH  Co^lcOMi^  V0== 
oHiCK  H>P4H  Hü(4)N0DH;*i  ic^lcO  Cm€lcOXb  BA^FO  H  LU  N^FA  HO' 
FHSOXb     A    IC4MH    i$CHV€    P<1AHVb     icOo^Vb 

„Hier  ist  es  am  Kreuze  des  Georg  geschrieben,  jedermann  zu  Wissen: 
wie  ich  Georg  Ivanovic  Schätze  erwarb  und  deshalb  zu  Grunde  ging,  und 
den  Stein  meisselte  Radio  der  Schmied. 

Die  Inschrift  enthält  manche  Eigenthümlichkeit,  wovon  besonders  die  Art  hervor- 
gehoben sei,  wie  der  Steinmetz  das  H>  in  60P4H  (für  H>P4H)  und  das  t  O'a)  i^^ 
€0Pb4  zum  Ausdrucke  bringt. 

24.  BunnazL 


Fig.  90.    Inschrift  von  Burmazi. 

<1C6    A6*H    ;«iXP€Nb    nxiciuH;*ib 
„Hier  ruht  Gjuren  PukSi6." 


Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einem  umgestürzten  „Ste6ak".  Der  Name  Gjuren 
ist  etwas  ungewöhnlich,  doch  begegnen  wir  nicht  weit  davon  in  Boljuni  einer  Gjureno- 
vica,  d.  i.  einer  Frau  Gjuren's. 

2. 


Fig.  91.    Inschrift  von  Burmazi. 

AC€    iCPCmb    MHAKT4    MP<1P0D4MH;*i[l] 
„Dies  ist  das  Kreuz  Milut's  Mrarovaci6." 

Der  Zuname  ist  ungewöhnlich,  doch  ist  die  Ligatur  Z.  4  nicht  anders  zu  lesen  als 
MFA'    Möglich,  dass  hier  eine  Ableitung  von  Marovlah,  Morovlah,  Morlacco  vorliegt. 


460  I.  Archäolog^io  und  Gesclui-htc. 

25.  Popovo  polje. 

1.  2. 

Fig.  92,    Inschrift  von  Kapti. 

nHC4    MH    CHNb    P4A06. 
„(Dies)  schrieb  mein  Sohn  Radoje." 

1.  Diese  kurze  Inschrift  las  ich 
auf  einem  Grabsteine  beim  OrteRapti 
in  Popovo  polje.  gOP^    P^^    nOMOIH    M  n[PH]A€ 

„Gott  der  Herr  helfe,  dass  er  hinüber- 
kommt." 

2.  Diese  merkwürdige  Inschrift  fand  ich  auf  einer  rohen  Steinsäule  am  rechten  Ufer 
des  Trebinjßicaflusses,  am  Wege  von  Zavala  nach  Grmljani.  Wie  ich  erfuhr, 
befand  sich  am  anderen  Ufer  ein  gleicher  Stein.  Derselbe  sollte  bei  den  periodischen 
Ueberschwemmungen  dieses  Flusses  die  Fürth,  welche  sich  dort  befand,  markiren. 

3.  Eine  andere  Inschrift,  die  mit  3. 
diesem  bald  mächtigen,  bald  ver- 
schwindenden Flusse  im  Zusammen- 
hange steht,  fand  ich  beim  Orte 
^akovo,  etwa  300  Schritte  vom 
rechten  Ufer  entfernt,  in  den  natür- 
lichen Felsen  eingemeisselt.  Sie  ist 
roh  ausgeführt  und  schwer  zu  ent- 
ziffern.    Ich  las  Folgendes: 


Fig.  93. 
Stcinsftule  an  der  Trebinjöica. 


üHAH  VA0D6V6  HOC- 
A€ANH  (Hi^m  €)  0-1(a)€ 
5A<imo    A0A<11H[A0]    18-13. 

„Mensch,  sieh:  das  letzte 
Mal  ist  der  See  bis  hieher  ge- 
stiegen 1813." 


Fig.  94.    Felsinschrift  von  2akovo. 


Die  Stelle  befindet  sich  mindestens  15  M.  über  dem  normalen  Wasserspiegel. 


Truhe Ika.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


461 


26.  Poljice. 


P  4  r%  ^H  m  ^ 

Fig.  95.    Denkmal  und  Inschrift  von  Poljice. 
.     AC€    A€5KH    NHlcOA^üXLU    P4rOAH;*ib 
„Hier  ruht  Nikolaus  Ragoli6." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einem  eigenthümlich  stilisirten  Kreuz.  Sie  ist  breit 
eingemeisselt  und  schwer  zu  entziflFern.  Der  letzte  Buchstabe  in  der  zweiten  Zeile 
wird  wohl  ein  LU  sein,  die  beiden  letzten  ;*ibj  oder  auch,  da  die  Inschrift  mit  einem 
Punkte  beginnt,  f{. 

Die  Namensform  NHlcOA^oj^LU  ist  ungewöhnlich  und  lehnt  sich  an  die  Form 
A<1^LLJ,  A4DXLU  an,  wie  der  ungarische  König  Ludwig  I.  in  Bosnien  allgemein  und 
speciell  in  der  Inschrift  an  der  Dreianka  (oben  S.  462)  genannt  wird.  Der  Name 
Ragoli6  dürfte  aus  Dragoli6  corrumpirt  sein. 

27.  Sreda  (Viiodica  planina). 


ti4n  o  c(  0 
H  p  ^  Cp  ^ 

^  b  Ao 

Fig.  96.    Inschrift  von  Sreda 


4C6  A€*H  N<inO|cON  H  P15P€Nb 
üi$|cH?ib     AOAHNOoH;*ib 

„Hier  ruht  endlich  auch  Rabren 
Vuki6  Dolinovi6." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  einem 
hohen  kreuzförmigen  Steinpfeiler  in  der  Vi- 
so^ica  planina  bei  Sreda.  Eine  Abschrift 
derselben  erhielt  ich  von  Herrn  Dr.  Günther 
V.Beck,  einen  Abklatsch  später  vom  Bezirks- 
amte in  Konjica. 


462 


2. 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 

28.  2akoTO. 

(Popovo  polje)  siehe  oben  S.  423  f. 


X 
'S  ® 


X 


X 


Fig.  97.    Inschrift  von  2akoYO. 

*  4CH(6)  A€*H  A05PHA0  5054Nb  H  BP^m  MX  OHMNb  H 
CHNb  HD4NHLU€Mb     H     COQO     A€r0CM0     N1     C(D)0H     51LUHN0H 

„Hier  ruht  Dobrilo  Boban  und  dessen  Bruder  Vigan  und  Sohn  mit 
IvaniS.     Und  hier  legten  wir  uns  auf  unser  Erbe." 

Der  Name  Boban  lebt  noch  im  Ortsnamen  Boban i  in  der  südlichen  Hercegovina. 
Am  Schlüsse  kann  beim  Satze  N<1  COH  54UJHN0H,  wo  wir  in  C OH  ein  D 
(cd oh)  einfügten,  das  Wort  N«!  COH,  die  archaische  Form  fUr  N<1  mOH  («auf 
diesem")  sein,  ähnlich  wie  CH  durchaus  für  das  spätere  „taj"  (dieser)  angewendet  wird. 

Der  Grabstein  ist  eine  Platte  von  1'90  X  1'20  M.,  von  einer  Rankenbordüre  ein- 
gefasst,  welche  ein  im  Felde  flach  eingemeisseltes  Schwert  mit  Schild  und  die  darüber 
verkehrt  angebrachte  Inschrift  einschliesst. 

In  derselben  Nekropole,  deren  Denkmäler  zumeist  aus  ornamentirten  Grabplatten 
bestehen  (vgl.  oben  S.  411,  Fig.  17,  18;  S.  412,  Fig.  21—23),  fand  ich  folgende  Meister- 
inschriften vor: 


Truhelka.    Die  bosniRchen  Orabdenkmäler  de«  Mittelalters. 


463 


2. 


^Ci'.  ^ttV-Hn  Hik'.  ^4a  •*-'<«KK^^ 


Fig.  98.    Inschrift  von  2akoyo. 

AC€  :    i^CtVe  :     H    RHC^  :     P4A0€  :     icODIVb 
„Dieses  meisselte  und  verzierte  Radoje,  der  Schmied." 
3.  Auf  zwei    nebeneinander   liegenden    Platten  an    den  Stirnseiten   vertheilt  die 
bereits  oben  S.  423,  Figur  48  abgebildete  Inschrift: 

+    4C€    XCtV€    P4A0€    IC0D4V     —    6JD4H    co5<1  :     |C4M€N4 
„Diese  beiden  Steine  meisselte  Radoje,  der  Schmied." 


29.  Han  Pobrdnica. 

Eine  Viertelstunde  von  der  Nekropole  bei  Vidoätak  (o.  S.  444)  an  der  nach  Mostar 
führenden  Strasse  steht  beim  Han  Pobrdnica  ein  1  M.  hohes  Kreuz  mit  folgender 
Inschrift: 


Sj    ^« 


Fig.  99.    Kreuz  mit  Inschrift  von  Han  Pobrdnica. 

t  4C€  N€|C4  C€  INA  €P€  ^5H  n^LU|c4  DP€LU|cX  50P0DH* 
VH;*i4  .    A4     C^    |CA€m€     LU€     P^lc€     |C0€    5H     MqoH    nPHmXPHA€ 

„Es  sei  hier  verkündet,  dass  Vreäko  Boroviöi6  mit  einem  Gewehr  er- 
schossen wurde.   Verflucht  die  Hände,  die  Dieses  umstürzen  sollten!" 


464 


I.  ArchXologie  und  Geschichte. 


30.  Stari  Slano. 


1. 


+  C  t  A.f«^Mc^rPM  A 


Fig.   100.    Inschrift  von  Stari-Slano. 

+    C€    A€*H    A05PHA0    503|cH;*ilcODH;*ib    C    5P4mO/Ab    P4A0€Mb 
H    CHNODM€Mb    nA4DM€Mb     <\     HHC^    HOlcO     coS4AOOH;«ib 

„Hier  ruht  Dobrilo   BoÄi6kovi6  mit  seinem  Bruder  Radoje  und  seinem 
Neffen  Plavac,  und  es  schrieb  dies  Ivko  Obadovifi." 

Die  Inschrift  befindet  sich  auf  dem  oben  S.  416,  Figur  32  abgebildeten  Grabmale, 
welches  mit  einem  stilisirten  ^Kolo^  geschmückt  ist. 


2. 


Fig.  101.    Inschrift  von  Stari-Slano. 


t  4C€  A€*H  A05PHA0  HPHSH  AODH;*ib  CHNODM€M  LU  AX* 
5€mOMb. 

„Hier  ruht  Dobrilo  PribiIovi6  mit  seinem  Neffen  Ljubeta." 

Beide  Inschriften  liegen  wenige  Schritte  vom  Wasser  entfernt  am  linken  Ufer  der 
Trebinjöica  bei  Stari  Slano.  Die  Grabsteine  sind  tumbenformig,  die  Inschrift  auf 
der  Deckplatte  angebracht. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


465 


31.  Preöko  polje. 

Am  Nordabhang  der  Treskavica  planina  befindet  sich  bei  Preöko  polje  eine 
grosse  Nekropole,  welche  nahezu  hundert  Denkmäler  enthält. 

Nur  eines  darunter,  eine  Platte  von  2  M.  Länge,  1  M.  Breite,  70  Cm.  Höhe,  ist 
mit  einer  Inschrift  versehen. 

Der  Text  derselben  ist  auf  der  Oberseite  der  Platte  in  der  Weise  angebracht, 
dass  die  Reihenfolge  von  unten  nach  oben  geht,  während  auf  einer  der  Langseiten  die 
Meistersignatur  angebracht  ist. 


■■^  n  r^  ^ *****  »  * ®  1"°«  »6  »tts5     t* 


Fig.  102.    Denkmal  von  Preöko  polje. 


C€  A6*H  H04Nb  NA  CDOH  1€MAH  SP<1THt  H  APX*l-fslO 
5|c<1AHT€  M€  t<1  CbMb  SHAb  tiCO  OH  A  DH  ?i6T€  5HTH 
IC40     H     t 


Fig.  103.    Denkmal  von  Preöko  polje. 

C€    CHV€     P4AH;*ib 

„Hier  ruht  Ivan  auf  seinem  Grunde.  Brüder  und  Gesinde,  beweint 
mich.  Ich  war  euch  gleich,  und  ihr  werdet  sein  wie  ich.  Dieses  schnitt 
Radic.« 

Bond  ITI.  30 


466 


I.   Archäologie  und  Gc8chichto. 


Die  Inschrift  erinnert  an  die  Textirung  derjenigen  von  Staro  selo,  wo  wir 
auch  die  Phrase  finden:  MOAX  BP^THFo  H  CTPHN6  H  N6DHCT€  nPH= 
CTXnHT€  H  *4AHT6  M6  („Ich  bitte  euch  Brüder,  Tanten  und  Schwä- 
gerinnen, tretet  heran  und  beweint  mich!") 

Sehr  häufig  ist  auf  mittelalterlichen  Grabmälem  auch  der  Sclilussgedanke  der 
Inschrift  enthalten:  t  CbMb  BHAb  |C4|C0  DH  A  DH  ;*i€T€  5HTH  lc<10 
H  tj  so  in  Koöerin,  Staro  selo  und  an  vielen  anderen  Orten. 

Die  Deckplatte  des  Grabsteines  ist  mit  eigenthllmlichen  einfach  eingravirten  Orna 
menten  verziert.  Die  fünf  ornamentalen  Figuren  stellen  wohl  ebensoviel  stilisirte 
menschliche  Gestalten  vor,  drei  davon  mit  flehend  emporgehobenen  Händen. 

Die  Sculpturen  der  Seitenfläche  sollen  Schwerter  und  Schilde  darstellen.  Links 
ist  ein  Schwert  mit  herabgebogener  Parirstange  abgebildet,  rechts  fehlt  die  Parirstange, 
und  die  Klinge  ist  sehr  breit.  Hier  wird  der  Schild  als  solcher  durch  einen  darauf  befind- 
lichen Halbmond  gekennzeichnet. 

32.  Preijenica. 


Fig.  104.    Grabstein  von  Presjenica. 


Auf  einem  Otijeäevo  genannten  Hügel,  welcher  sich  am  rechten  Ufer  der  Pre- 
sjenica (Gem.  Presjenica,  Bez.  Sarajevo)  nicht  weit  von  „Rustanbegs  Konak"  be- 
findet, steht  auf  einer  Sockelplatte  ein  sarkophagähnlicher  Grabstein  von  1*70  M.Länge, 
100  M.  Breite  und  1*25  M.  Höhe.  Die  Sockelplatte,  mit  dem  Stein  aus  einem  Stück 
Felsen  gehauen,  ist  2*40  M.  lang,   1*70  M.  breit  und  0*70  M.  stark. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


467 


Der  obere  Sand  des  Grabmals  ist  auf  allen  vier  Seiten  von  einer  20  Cm.  breiten, 
mit  Kleeblättern  besetzten  Rankenbordiire  eingefasst. 

Auf  der  Nordseite  ist  eine  Inschrift  eingemeisselt,  und  zwar  die  erste  Zeile  an 
der  Kante  über  der  Ranke,  die  drei  folgenden  unterhalb  derselben.  Leider  ist  das 
Denkmal  auf  dieser  Seite  gerade  in  der  Mitte  der  Bordüre  gesprengt  und  weist  eine 
30  Cm.  breite  Lücke  auf,  so  dass  die  Inschrift  hier  fragmentarisch  ist.  Ebenso  ist  am 
Beginn  der  Zeilen  ein  Stück  ausgebrochen. 

Die  erste  Zeile  lautet: 


A€  .  .  .H  XP€A 


MNore 


die  folgenden: 


^  '  Fig.  105. 

Inschrift  von  Presjenica. 

[C€]     A€MH     XP€A[1 ]      MNOr€      ]7l€MA€     C05HA€Xb      H 

[AjOMOMb    AO;«iOXb    [H    n]ovm€NO    nocm^Xb    H    N[<1]    CDcoH    54lu- 
mHco(H)    [A€]roxb 

„Hier    ruht     Hrelja Ich    bereiste    viele    Länder    und    kam    nach 

Hause,   ward  geehrt  und   legte  mich  auf  mein  Erbe." 

Die  Inschrift  erinnert  an  die  von  Vlagjevina,  wo  auch  über  den  Verstorbenen 
berichtet  wird:  co5HA€  MAOr€  1€MA€  A  A0M4  norH5€  A  l^A 
NHMb    N€    0Cm4    NH    CHNb    NH    BPimb. 


Fig.  106.    Geometrische  Figur  auf  dem  Grabstein 
von  Presjenica. 


Die  Stirnseite  des  Grabmals  trägt  noch  das  ornamentale  Motiv  Figur  106,  in 
dem  wir  unschwer  ein  Hakenkreuz  (Crux  ansata)  in  complicirter  Ausgestaltung  erkennen. 
Bisher  sind  nur  zwei  von  Dr.  Hoernes  (Alterthümer  der  Hercegovina  I,  S.  75  [Zajmiste 
bei  Siroki  brieg]  und  II,  S.  24  [Crnica  bei  Gacko])  beschriebene  mittelalterliche  Denk- 
mäler bekannt  geworden,  auf  welchen  Hakenkreuze  vorkommen. 

30* 


468 


I.  Archäologie  niid  Gpschiclite. 


33.  Jolanica  (Bez.  ^upanjsc). 

Fig.  107.    Bauinschrift  von  JoSanica. 

CODO  /v\AH/s/HM€  [icj^HH  Oi^HV  H  VXPO  5HAH?i  H  HOlcPH 
riDPO     XVXIC4A0     CO     CHM€     051P1     IcpMT 

„Diese  Mühle  kaufte  Vuiö  und  Georg  Bili6  von  Simo  Obar,  und  Gavro 
Uöukalo  deckte  sie  ein,  1543." 

Diese  Bauinschrift  ist  auf  der  Schmalseite  einer  1*98  M.  langen,  TO  M.  breiten 
Kalksteinplatte,  welche  möglicherweise  als  Thürschwelle  diente ,  eingemeisselt.  Die 
Bildung  coQO  MAHNHM€  entspricht  einer  in  Bosnien  häufigen,  aus  Bescheidenheit 
angewendeten  Diminutivbildung,  wie  ovo  ku6ice,  ovo  klanice  (dieses  Häuschen,  dieser 
kleine  Stall)  und  ist  hier  nicht  etwa  coQO  MAHNHLUmG  (dieser  Mühlplatz)  zu 
lesen,  da  ein  solcher  wohl  nicht  eingedeckt  wird. 


Fig.  108.   Das  GrKbertcld  von  Vladjevina  (siehe  oben  S.  434). 


Trubel ka.  Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


469 


Index. 


1.  Könige. 

Dabida  von  BoBnien  431. 
Gruba,  Königin  von  Bosnien  431. 
Loiö  (Ludwig)  von  Ungarn  427. 
Ostoja  von  Bosnien  431,  434. 
Tvrtko  von  Bosnien  428,  431. 
Vladislav  IL  von  Serbien  425,  426. 


2.  Bane. 

Stephan  (Kotromanovic  IL)  431. 
Tvrtko  (später  König)  427. 


3.  Vojvoden. 
Masan  427. 
Miotod  435,436. 
Petar  426,  442,  443. 
Badiö  430. 
Stipan  442. 

4.  Supane. 
Pribil  426. 
Vratko  429. 

Miltjen  DraÄivojevic  430. 
Juroje  446. 

5.  Kneze. 

Anonymer  Knez  (KruJevo)  446. 
Obrad  455. 
Radid  413,  429. 
Eadivoj  Vlatkovic  437. 
Rad  oje,  Grossknez  433. 

6.  Kaznao  (Schatzmeister). 
Sanko  428,  430. 


7.  Despot. 

(Georg  Brankovic)  438. 

8.  Meiiternamen. 

Bolaöin  Bogaöic  424,  443. 
Dmitrija  422,  427. 
Dragoje  Dijak  424. 
Grubaö  417,  422,  450,  451. 
Grubaö  von  Janjici  422,  423. 
Krilic  423,  440,  441,  451. 
Obrad  423. 
Petko  Vukßic  451. 
Prerad  (Voj)novic  424. 
Radoje  423,  424,  463. 
Ratko  Brativojic  443. 
Semorad  423,  448,  449. 
Veseoko  Kukulamovic  424. 
Vukadin  Dijak  424. 
Zekan  Moraca  420. 
Zelija  423,  452. 

9.  Hamen-  nnd  Sachregister. 

Ana,  Frau  de«  Knez  Obrad  455. 

Andreas,  Knez  von  Hum  416. 

Andrija  Vlatkovic  Knez  438. 

Anonymer  Sculptor  438. 

Arapi  Ort  im  Bezirke  Mostar  458. 

<1C6  (ase)  =  dieses  450,  459. 

<JC6  =  hier  435,  439,   447,  449,  451,  452, 

453,  455,  457,  462,  463. 
<1C€H  =  hier  437,  447. 
<^CH6  =hier  445. 
«l-^l^  =  ich  443. 

Bakici,  Dolnji,  Ort  bei  Olovo  410,  414. 
BaSlik,  Kopfstein,  Steinsäule  407. 
5<lLUmHN4  =  das  Erbe,  das  Erbland  442, 
462,  467. 


470 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


54lumHN<1     nA6M6NHm<1,    das     edle 

Erbe  453,  456. 
S^UUmHNOH,   Locativ  für  S^UUmHNH 

462. 
Batnoge,  Erbe  des  Badoje,  Sohn  des  Vojvoden 

Stephan  442. 
Begovaßa  bei  Livno  411. 
Berkovici  438. 
Bili6,  Gjuro  und  Vuic  468. 
S  HAH  Tb,  das  Zeichen  438,  442. 
Blato,  der  periodische  See  des  TrebinjÖicaflusses 

460. 
Boban  Dobrilo  462. 
Bobani,  Ort  im  Popovo  polje  462. 
Bogavac  Bolunovic  449. 
Bogdan  Hateljevic  429. 
Bogumilen  419. 

Boladin  BogaÖic,  Steinmetz  424,  443. 
Boljuni,  Ortschaft  im  Bezirke  Stolac  418,  422, 

423,  447. 
Bolunovid  449. 
Borja  bei  Tihaljina  417. 
Boroviöic  Vresko  463. 
Bosna  431. 

Bo2i6kovic  Dobrilo  und  Kadoje  464. 
Brailo,  Knez  439. 
Brankoyiö  Mahmut  438. 
Brankovic  Vlatko  457. 
Brankovici,  Ort  im  Bezirke  Kogatica  407,  422. 
Bratiyojic  Batko,  Steinmetz  424. 
Bratul  Vlatkovic,  Knez  438. 
Burmazi,  Ort  im  Bezirke  Stolac  459. 
Bubregovina,  Buinenfeld  bei  KruSevo  446. 

Carevac  419. 

Criep,  Sohn  des  Ninoe  Lupovßi6  456. 

Cerin  412,  416. 

Öihodi6  Paganenac  428. 

Dabar  oder  Dabra  429,  439. 

Dabiäa,  König  von  Bosnien  431. 

Dabiiiv,  Sluga  428. 

DabiÄiv  Podruiija,  Pop  444. 

Dejöici  404. 

Despot  (Georg)  438. 

Dijak  424. 

At>  A»  ein  Würdenträger  der  bosnischen  Kirche, 
ob  ein  solcher  in  der  Inschrift  von  Poljice 
gemeint  wird,  ist  zweifelhaft  426. 


Dmitrija,  Steinmetz  422,  427. 
AOBPHhON^lCb,     „ein  guter  Held«  452, 

453. 
A0SP4    *6N<1,  »ein  gutes  Weib"  452. 
A05P4  DA4AHIC4,  „eine  gute  Hausfrau" 

449. 
Dobrilo  Boban  462. 
Dobrilo  Bo2iÖkovic  464. 
Dobrilo  Pribilovic  464. 
Dolinovic  461. 
AOMOMb,  Dativ  für  A0M4,  nach  Hause 

467. 
Dragojc  Dijak,  Steinmetz  424. 
Drai9^i6  Radivoj  454. 
Drei^anka  426. 

APX*HN4  =  das  Gesinde  429,  454,  465. 
Dubrave,   ein   Waldstrich  zwischen  Domanovic 

und  Stolac  437. 

Eminova^ko  polje  403. 

Furthinschrift  des  Blato  im  Popovo  polje  460. 

Gacko  416,  417. 

Galiniü  Rac  468. 

Gavro  U^ukalo  468. 

Gcruäa  411. 

Gjuren  Pukäic  459. 

Gjurenovica  Stana  452. 

Gjuro  Bili6  467. 

Gostilja  bei  Vifiegrad  410,  418. 

Greblje,  gröko  403. 

—  svatovsko  404. 

—  kaursko,  madiarsko  405. 
Gruba,  Königin  von  Bosnien  431. 
Grubaö,  Sculptor  417,  422,  450,  451. 

—       dessen  vermuthliches  Grab  in  Boljuni 
451. 

Hateljevi6  Bogdan  429,  430. 
Hatelji  im  Dabar  polje  430. 
Han  Pobrdnica  bei  Stolac  463. 
Herak  453,  456. 
Herakovi6  Radosav  447. 
Herzog  (Hrvoja)  431. 
Hodovo,  Bezirk  Stolac  445. 
Hrvoja,  Herzog  432. 
Hrelja  467. 
Hriötaviö  454. 


Truhelka.    Die  bosnischen  Grabdenkmäler  des  Mittelalters. 


471 


Jama,  Ortachaft  449. 

Jela,  Tochter  des  Knez  Obrad  455. 

Jerina  Ivkovica  453. 

Jerina  Yukocamic  449. 

Josanica  467. 

Juraj  Iv(a)novic  468. 

Juraj  VukoBalic  413. 

Juroe,  2upan  446. 

Ivan  465. 

Ivan  MrÖio  454. 

Ivan  Set.  441. 

Ivaniä  Picevic  439. 

Ivaniö  Vignjevic  462. 

Ivanid,  Vojvode  von  Hum  438. 

Iv(a)novi6  Jnraj  458. 

H  D€V€  =  et  caetera  457. 

Ivko  Obadovi^,  Sculptor  464. 

Ivkovica  Jerina  453. 

IC4MH,  der  Stein  443,  445,  459. 

Kaursko  greblje  403. 

Knez  als  Sculptor  446. 

Knez,  veliki  bosanski  433. 

Ko6erin  430,  431. 

lCONbVHN4,   das  Ende  431. 

KoHutica  406. 

ICOD4V,   Sculptor,  eigentlich  der  Schmied  422 

und  öfters. 
Kovaöine  407. 

Krilic  Kovaß,  Sculptor  423,  440,  441,  451. 
Kriievici  bei  Olovo  407,  410. 
iCPCmb,  das  Kreuz  459. 
Krusievo  bei  Stolac  445. 
Kuline  bei  KruÄevo  446. 
Kukulamovic,  Veseoko,  Sculptor  424. 
Kuömanic  Vukosav  446. 
Kupris  415. 

Lagjevina  oder  Vlagjevina  437. 

Lastva  453,  457. 

Ledinac  bei  Siroki  brieg  416. 

AH€rnO,  das  Bett  419. 

AH  leb,  das  Bild  422. 

Ljnbeta  464. 

Ljnti  dd  439. 

Loifi  (Ludwig,  König  von  Ungarn)  427. 

LupovÖic  Ninoje  456. 

Lu2ine  435. 


M4|Cb>  mehak  =  weich  447. 

Mahmut  Brankovic  407,  438. 

Mari  ja,  Tochter  des  Pop  Dabiiiv  444. 

Marko  Vlatkovic,  Knez  438. 

Marojeviü  Milutin  419. 

Masan,  Vojvode  427. 

Mastanj  Bubanic  Comes  427. 

Ma£et,  türk.  Grabstein  403,  404. 

M  €  A  <1  N  b ,  Grenze,  Ende  457. 

Medjurjeöje  bei  Samobor  409,  410. 

Milavici  in  Dabar  polje  420,  429,  430. 

Milodevi6  Viganj  431. 

Milut  Mrarovacic  459. 

Miotos  von  Lupine,  Vojvode  435,  436. 

Miroslav  Masnovic  427. 

Moraöa  Zekan,  Sculptor  420. 

Mramor,  Stein  403,  404. 

Mrarovacic  Milut  459. 

Mräi6  Ivan  454. 

Napetovic,  Vukac  443. 

NA  COH  =  NA  CDOH  oder  auch  NA  mOH. 

Nekuk  bei  Stolac  417,  439. 

Nikolavut^  Ragolic  461. 

Ninoje  LupovÖi6  456. 

Obadovic  Ivko,  Sculptor  424. 

Obar  Simo  467. 

Obrad,  Knez  455. 

Obrad,  Sculptor  423. 

Ogost  Kovaß,  Sculptor  424,  451. 

OpliÖic  423,  437. 

Ostoja,  König  von  Bosnien  431,  434. 

CODO  =  hier  462. 

Pagancnac  Cihodic  428. 

Pavao  (Paul)  Radinovic,  Knez  435. 

Pavlovi6  Ivanid  413. 

—       Eadoslav  413. 
Pegelinschrift  des  Blato  im  Popovo  polje  460. 
Peljavsko  groblje  424. 
Petar  Miloradovic  444. 
Petar,  Vojvode  (derselbe),  426,  442,  443. 
Petar  VukÖio  451. 
Petko  Vuköic  451. 
Petrovo  polje  438. 
Pi6evi6  Ivaniö  439. 
Picevic  Vukac  439. 
,  Plana  bei  Bilek  408. 


472 


I.  Archäologie  und  Geschichte 


Plavac  464. 

nA€M€NHmO  431,  436,  439. 
nA€M€NHm<1  5<lLumHN<1  441. 
nA€M€NHm<1  (sc.  5<lLUmHN4)  458. 
nA€MeNHm<1     CJAMHP<1V<1,     edles 

Ruhebett  447. 
Polihrania  l^adaöa  428. 
Poljice  425,  461. 

nOA05HN<1,    das  halbe  Erbe  454. 
nOPHlCAO,  der  Stamm  425. 
PreÖko  polje,  Bezirk  Sarajevo  405,  465. 
Presjenica  466, 
Pribil,  2upan  426. 
Pribilovic  Dobrilo  464. 
Pribilovic  Ivahan  426. 
Pribisav  Ragijevic  458. 
Priboje  Masnovic,  Knez  427. 
Prievor  bei  Bilek  406,  409,  412. 
Pukfiic  Gjuren  459. 
n  X  LU  IC  <1 ,  das  Gewehr  463. 

Rabren  Vukic  Dolinovi6  461. 

Ra6  Galinic  458. 

Rada^a  (Polihrania)  428. 

Radio  Kovaö  458,  465. 

Radio  Radojevic,  Knez  433. 

Radio  Radosalic  441. 

Radio  Sankovi6,  Knez  und  Vojvode  413,  429. 

Radio  Vladisalic  452. 

Radio  Vojvoda  430. 

Radißevi6  Radosav  447. 

Radin  Jablanoyi6  414. 

Radisava  424. 

Radivoj  Draä£i6  454. 

Radivoj  Vlatkovic,  Knez  437. 

Radivoj  VukÖi6  439. 

Radohtic  Vlatko  445. 

Radoje  BoÄiökovic  464. 

Radoje,  Kovaö  424,  463. 

Radoje,  Grossknez  von  Bosnien  433. 

Radoje,  Sohn  des  Vojvoden  Stephan  417,  442. 

Radoje  der  Sohn,  Sculptor  460. 

Radoje  Vukovic  443. 

Radoje  2upan  434. 

Radosalic  Radio  441. 

Radosav  Herakovic  447. 

Radosav  Masnovic  427. 

Radosav  RadiÖevic  447. 


Radosav  Valahovic  441. 
Radosav  Vuköic  439. 
Ragievic  Pribisav  458. 
Ragolic  Nikolavuä  461. 
Ratko  Brativojic,  Sculptor  443. 
Ratko,  Sculptor  452. 
Rudine,  Bezirk  Bilek  408. 

Sandalj  412,  434. 

Sanko,  Schatzmeister  (Kaznac)  430. 

C€  =  dieses  433,  441,  451,  465. 

C  e  =  <1  C  €  =  hier  431, 435, 436, 452, 464, 465. 

C  6  |C  <1  =  Schwester  445. 

Semorad,  Sculptor  423,  448,  449. 

CH,  dieses  438,  NA  COH  für  N4  mOH  = 

auf  dieser  462. 
CH€,  hier  442. 
Simo  Obar  468. 
Slano,  Stari  409,  416,  464. 
Spasovina  419,  420. 
Sreda  in  der  VisoÖica  Planina  461. 
Stana  Gjurenovica  460. 
Stecak  403. 

Stephan,  Banus  von  Bosnien  431. 
Stephan  VukÖic,  Grossvojvode  von  Bosnien,  später 

Herzog  von  St.  Sava  413,  438. 
Stephan  Vojvode  442. 
Stepko,  tep^ija  428. 

Stjepko,  Sohn  des  Vojvoden  Miotod  436. 
Svastica  (Cruz  ansata)  467. 
Cb  =  von  449,  457. 

Tadija  Vlatkovi6,  Knez  438. 
Tanorov,  Prädicat  457. 
Trusina  439. 

Tvrtko,  Banus  von  Bosnien  427. 
Tvrtko',  König  von  Bosnien  431. 
Tvrtko  II.,  König  von  Bosnien  433. 
Tvrtko  Vlagievic,  „Stavilac"   des  Königs  Tvrtko 
437. 

U6ukalo,  Gavro  468. 
ügri  (die  Ungarn)  431. 

Valahovi6  Radosav  441. 
VaroSluk  bei  Rogatica  418. 
Velißani  427,  457. 
Vidoätak  444. 


Truhelka.    Die  bosnischen  GrabdenkmHler  des  Mittelalters. 


473 


Yiganj  Boban   462. 

Yiganj  Milosevic  431. 

Vlaö  =  Vlaho  =  Blasius  437. 

Vlaö  Vlahovic  443. 

Vladisalic  Radio  452. 

Vladislav  II.,  König  von  Serbien  425,  426. 

Vladislav,  Sohn  des  Herzogs  Stephan  413. 

Vladislava,  Tochter  des  Knez  Brailo  439. 

Vlagjevina  424,  434. 

Vlahovici  424. 

Vlatko  Brankovic  457. 

Vlatko,  Knez  438. 

Vlatko,  Sohn  des  Herzogs  Stephan  413. 

Vlatko  Radohtic  445. 

Vlatko  Vlavic  oder  Vlagjevic  435,  436. 

Vlatko  Vlatkovic  448. 

Vlatko  vi  ca  Ljubica  448. 

Vlavic,  Vlagjevi6  siehe  Vlatko. 

Vojvodina,  Nekropole  bei  Stolac  418,  424. 

Vojnovic  Prerad,  Sculptor  424. 

Vratko,  Knez  und  2upan  429. 

Vreäko  Boroviöi6  463. 

Vuid  Bilio  468. 

Vuk  Hranic,  Knez  413. 

Vuk,  Sohn  des  Knez  Obrad  455. 


Vukac  Hrani6,  Knez  413. 
Vukac  Napetovi6  443. 
Vukac  Pi6ovic  439. 
Vukadin  Dijak,  Sculptor  424. 
Vuk^ic  Badivoj  und  Radosav  439. 
Vukßic  Petar  451. 
VukÖid  Petko,  Sculptor  423. 
Vuki6  Rabren  461. 
Vukocamic  Jeriua  449. 
Vnkosav  Kuömanic  446. 
Vukovic  Radoje  443. 
Vukäa  450. 

Zabrdje  432. 

Zakovo  411,  412,  423,  460,  462. 

ZauSje  bei  Dre^nica  426. 

Zavala  im  Popovo  polje  428. 

Zelija,  Sculptor  423,  452. 

"?eMA<1  =  Erbe  465. 

"?A<1M€N€  =  Zeichen  (Wappen)  413,433. 

"^OB(0)Mb  =  genannt  444. 

"lOBOMb  MHPbCicHMb  =  vulgo  429. 

2arko  Vlatkovi6,  Knez  438. 

2itomiBli6  416,  444. 

2upa  bei  Tkelica  454. 


Die  Edelleute  von  Hum  auf  der  Inschrift  in  Velicani. 


Von 

Dr.  Constantin  Jireöek, 

k.  k.  Universitäts-Professor  in  Wien. 


Im  „Glasnik"  des  bosn.-herceg.  LandesmuseumB  1892,  S.  215  (vgl.  diese  Mitth. 
oben  S.  428  und  Taf.  XI),  hat  Herr  Dr.  Öiro  Truhelka  ein  Facsimile  sammt  Be- 
schreibung jener  Inschrift  publicirt,  welche  sich  auf  einem  Grabdenkmal  beim  Dorfc 
Velißani  im  Popovo  polje,  unweit  des  Klosters  Zavala,  befindet.  Die  Inschrift  war 
bisher  nur  aus  einer  im  Ragusaner  „Slovinac"  1880,  S.  397  erschienenen,  wenig 
verständlichen  Abschrifl  bekannt.  Die  verlässliche  Wiedergabe  dieses  sehr  wichtigen 
Denkmals  habe  ich  mit  grosser  Freude  begrüsst.  An  demselben  ist  nicht  blos  der 
Umstand  wichtig,  dass  es  genau  datirt  ist:  Qb  ANH  rocnOAHN<1  \C?A/\A 
TDPbTlc<1  („in  den  Tagen  des  Herrn  Königs  Tvrtko"),  also  zwischen  1377  und 
1391,  nämlich  zwischen  dem  Herbste  des  Jahres  1377,  in  welchem  der  bosnische 
Banus  Tvrtko  den  königlichen  Titel  annahm  (s.  das  Sclireiben  im  „Spomenik  srpske 
kraljevske  akademije"  [Denkmäler  der  königl.  serb.  Akademie]  XI,  37),  und  dem 
Monat  März  des  Jahres  1391,  in  welchem  dieser  König  starb.  In  dieser  Inschrift 
finden  sich  zwar  keine  griechischen  Worte,  wie  es  im  „Slovinac"  seinerzeit  hiess:  wir 
finden  in  ihr  auch  keine  Spur  von  Erinnerungen  an  das  alte  Paganien  und  die  Pa- 
ganen  des  Kaisers  Constantinus  Porphyrogennetos,  was  Hr.  Dr.  Truhelka  annehmen 
zu  sollen  glaubte.  Unsere  Freude  hat  andere  Ursachen.  Von  jenen  acht  Personen,  deren 
Namen  ausser  jenem  des  Königs  Tvrtko  genannt  sind,  sind  uns  nämlich  sieben  als 
Mitglieder  hervorragender  Adelsfamilien  im  Lande  Hum  und  Trebinje  sehr  gut  be- 
kannt, denn  es  wird  ihrer  in  der  Zeit  von  1332 — 1399  öfter  in  den  Büchern  der  Ra- 
gusaner Archive  gedacht.  Fünf  davon  sind  aus  dem  Stamme  der  Uihori6i  oder,  wie 
er  noch  genannt  wurde,  der  Drugovi6i,  die  anderen  drei  aus  dem  Hause  des  Miltjen 
Dra4ivojevi6,  welches  später  Sankovi6i  hiess.  Was  wir  bisher  nicht  wussten,  aber 
aus  dieser  Inschrift  nunmehr  erfahren,  ist  die  genealogische  Verbindung  zwischen  diesen 
Personen. 

Der  Schreiber  der  Vorlage,  nach  welcher  der  Steinmetz  diese  Inschrift  meisselte, 
hat  die  Buchstaben  V  (ö)  und  ;*;  (6)  verwechselt,  was  auch  andere  Schreiber  hercegovi- 
nischer  Urkunden  thaten.  Er  schreibt  „\/HXOPHÄ<l"  und  gleich  nebenan  „ |c X V b* 
fsjHM<l",  „icbVH"  (so  erscheint  es  im  Facsimile),  auch  setzt  er  ein  |c  in  dem  Namen 
„ AP<15KHD0€DHIc<1".  Der  Schreiber  desselben  Dabiiiv  Cihori6,  welcher  seiner 
Mutter   diesen  Grabstein   errichtete,    hat  in  einem   im    „Spomenik"   (den   Denkmälern) 


Jire^ek.    Die  Edelleute  von  Hum  auf  der  Inschrift  in  Veliöani.  475 

XI,  39,  publicirten  Document  überall  V  statt  A  geschrieben:  coribVHNH,  VH 
XOPHVb,  nA<1V<1TH.  Fürdie  Formel  „"^ODOMb"  vgl.:  „<1-^b  P<15b  50*H 
ICOCT^^NAHNb  VbTbMb  <1  "^OBOMb  DOHCHAb  rP<1/v\<1THlCb",  ferner: 
nPe-?DHT€PH>  recjPFHho  A  "^OBOMb  HOnoX  P<1A0CA<1B0y  in  dem 
Epilog  einer  Handschrift  vom  J.  1279  („ölasnik"  der  serb.  gelehrten  Gesellschaft  XX,  245). 
Wo  Dr.  Truhelka  „5|c€N<1  n<1MN6NbM<l"  gelesen  hat,  dort  muss  —  worüber 
nach  dem  Facsimile  kein  Zweifel,  sein  kann  —  *(oy)n4N<1  N€NbM4  gelesen 
werden.  Im  Worte  VHXOPH;*;^  (Herr  Truhelka  hat  VHXOAH;*;^  gelesen)  wird 
der  Buchstabe  P  auf  dem  Steine  wohl  in  geneigter  Lage  ebenso  wie  im  Worte  M  H  P  b  - 
CIcHMb  ausgeführt  sein.  Das  Wort  |CXVbNHM4  (statt  icXl'JbNHM^)  —  nxor 
—  ist  aus  dem  Dani^i6'schen  Wörterbuche  und  dem  Schreiben,  welches  im  Jahre 
1440  in  Trebinje  geschrieben  und  im  „Spomenik"  XI,  82  publicirt  wurde,  bekannt; 
das  X  ist  verwischt,  hingegen  b  im  Facsimile  genau  sichtbar.  N€Dt>CT4  bedeutet 
hier  „uxor  fratris",  wie  bei  Puci6  H,  119:  PeVGNX  ^NXXAX,  MOH>  NGDtCTX 
4  ICX;*;NHMX  r^or^  SFATA  (1462).  Die  Form  CbNicX  ist  aus  Urkunden  be- 
kannt, aber  am  Grabsteine  wird  stehen  oder  hätte  wenigstens  gesetzt  werden  sollen 
CNbicX  (Herr  Truhelka  hat  CNHIcX  gesetzt),  wie  dieser  Mann  in  einer  Auf- 
zeichnung vom  Jahre  1364  auch  thatsächlich  als5|cxn<1Nb  CNbicO  geschrieben  wird. 
(„Spomenik"  XI,  33.)    Wir  lesen  die  ganze  Inschrift  wie  folgt: 

*  Qb  H/A6  CJM<1  H  CHN<1  H  CD€T*iro  AXX<1.  C6  Ae*H 
?<^S<^  50*H4  nOAHXP4NH4,  "^OBO/Ab  MHPbCicHMb  FOCnOM 
P<^A<1V*1,  ^oynANA  N€NbM*1  VHXOPH;«;^  icXVbNHM^I  H  N€Bt>CT<1 
*Xn*1N<1  QP<1Tblc4  H  CAXr€  A<15H*HB;4  H  T€nbVHh€  CTHnic«1, 
A  icbVH  *Xn4N<1  MHAbTt>N<1  AP*1*HB0€BHIC<1  <1  ic^^-^NbMX 
CNbicX  C€CTP4.  A  n0CT<1BH  Cb  BtAtTb  N€  CHNb  A<15H*HBb 
Cb  50*HCO/v\b  no/v\OLU,HH>  C<1/v\b  CBOH/AH  AXAbMH,  A  Bb  ANH 
rocnOAHN<1     \CFA/\A     TBPTblc<1. 

„f  Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes.  Hier 
ruht  die  Dienerin  Gottes  Polihrania,  in  der  Welt  genannt  Frau  Radaöa, 
des  2upans  Nenac  Öihori6  Hausfrau,  und  Schwägerin  des  ^upans  Vratko, 
des  Sluga  (eine  Art  Beamte)  Dabiiiv  und  des  Tepöija  Stipko,  Tochter  des 
2upan  Miltjen  Dra2ivojevi6  und  Schwester  des  Kämmerers  S(a)nko.  Es 
setzte  dieses  Denkmal  ihr  Sohn  Dabiiiv,  mit  Gottes  Hilfe  allein  mit  seinen 
Leuten,  in  den  Tagen  des  Herrn  Königs  Tvrtko." 

In  dem  Gebiete  zwischen  der  Narenta  und  der  Bucht  von  Cattaro  waren  die  Ci- 
hori6i  im  14.  Jahrhundert  eine  der  hervorragenden  Familien.  Da  die  vier  Brüder, 
deren  Namen  auf  diesem  Grabstein  zu  lesen  sind,  nämlich :  Nenac,  Vratko,  Dabiziv  und 
Stjepko  in  den  damaligen  Aufzeichnungen  Öihori6i,  aber  auch  Drugovi6i  (illi  de  Dru- 
gouich)  genannt  werden,  so  können  wir  nicht  zweifeln,  dass  Drugovi6i  der  zweite 
und  wie  man  sieht  der  ältere  Name  eines  und  desselben  Hauses  war.  Irgend  ein  älteres 
Glied  dieses  Hauses  hiess  mit  dem  Vornamen  Drug,  welcher  Name  im  13.  und  14.  Jahr- 
hundert im  Ktistenlande  (Primorien)  gar  nicht  selten  war :  Drugus  (in  Ragusa),  von  dem 
Drugoe,  Drusinna,  Druginna  (Druzina),  Drusco  (DruSko)  abgeleitet  wurden.  Hingegen 
war  dieser  Vorname  in  den  inneren  Gebieten  wohl  nur  wenig  gebräuchlich,  und  wir 
finden  ihn  auch  im  Wörterbuch  des  Daniöi6  nicht  (nur  im  Anhang  werden  Drugovi6, 
Druietiö   erwähnt);   er   findet   sich   auch   nicht   in  den  Gedenkbtichern,   welche  Nova- 


47b  X.   Archäolog^ie  und  Geschichte. 

kovi6  („Glasnik  srpskog  uöenog  drufitva",  32.  Band)  und  Lj.  Stojanovi6  („Spomenik^ 
III)  herausgegeben  haben.  Nach  dem  Jahre  1356  verlieren  sich  die  Spuren  des  Namens 
der  Drugovici,  und  wir  finden  seither  blos  Öihori6i  erwähnt.  Es  ist  nicht  sicher,  ob 
Radoje  Drugovi6,  Edehnann  des  bosnischen  Banus  Mathäus  Ninoslav  und  Zeuge  der 
Vereinbarung  mit  den  Ragusanern  vom  Jahre  1249  (Mon.  serb.  33),  zu  diesem 
Hause  gehört.  Zu  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  erscheint  ein  Hlap  Drugovi6  von 
Nevesinje;  am  10.  September  1305  ist  vor  den  Kichtern  in  Ragusa  ein  „Clap  Dru- 
gouich  de  Neuesingna"  (sie)  gegen  den  Ragusaner  NaljeSko  Sorento  klagbar  aufgetreten 
(Div.  Canc.  1305).  Später  wird  ein  Gradoje  Öihori6  (Gradoe  Gichurich)  mit  seinen 
Leuten  im  Jahre  1335  in  Kotezi  im  Popovo  polje  erwähnt  (Div.  Canc.  1334).  Nachher 
finden  wir  bereits  jene  Öihori6i,  die  in  der  Inschrift  von  Veli&mi  genannt  werden. 

Der  2upan  Nenac  (vgl.  die  Namen  Nenko,  Nenoje,  NeniSa)  wird  in  den  Jahren 
1336 — 1375  als  Nachbar  der  Ragusaner  im  Popovo  polje  erwähnt.  Die  Ragusaner 
hatten  im  Jahre  1336  mit  den  Leuten  der  Drugovi6i  (homines  de  Drugouich)  bei  dem 
Flusse  im  Popovo  (apud  flumen  in  Papoa)  und  bei  Onogoöt  (Niksid)  verschiedene  Zwi- 
stigkeiten;  die  Herren  dieser  Leute  waren  „Stepco  Drugouich  et  Neneg  eins  frater" 
(Div.  Canc.  1334).  Im  Jahre  1356  hatten  die  Ragusaner  eine  Zusammenkunft  mit 
Neneg  Cicurich  („Monumenta  Ragusina"  II,  165).  Ferner  wird  erwähnt:  im  Jahre 
1362  durfte  Nenac  zur  Zeit  des  Krieges  Wein  aus  Ston  (Stagno)  ausführen;  —  1363 
liest  man  von  einem  Morde,  „homicidium,  quod  fecerunt  homines  Neneg";  —  1364 
schreiben  die  Ragusaner  dem  2upan  Sanko,  von  dem  wir  weiter  unten  sprechen 
werden,  und  beklagen  sich  „supra  Neneg"  wegen  der  in  Zaton  (Malfo)  verursachten 
Schäden;  —  1366  und  1370  werden  wieder  ein  „homo  Nene9  de  Pappoa"  und  ein 
„homo  Nene9  Qycurich"  genannt.  Schliesslich  hat  im  Jahre  1375,  am  18.  August, 
Nene9  Qicurich  in  Ragusa  von  dem  Patricier  Jakob  Menöeti6  sein  Deposit  zurück- 
erhalten, nämlich:  runde  goldene  Ohrgehänge  „slavischer  Form"  (es  gab  auch  Ohrge- 
hänge „lateinischer"  Form),  mit  Saphiren,  Rubinen  und  Perlen,  „unum  par  cercellorum 
auri  rotundorum  sclauicorum  cum  lapidibus  preciosis,  videlicet  zaffiris  et  balassis  inter- 
positis  et  margaritis  grossis  interpositis  in  circuytu  ipsorum"  (Div.  Canc.  1376).  Wer 
Anderer  hat  aber  diese  Ohrgehänge,  von  denen  sich  zufällig  die  Nachricht  erhalten  hat, 
getragen,  als  die  Hausfrau  des  ^upan  Nenac,  welche  unter  dem  Grabdenkmal  in 
Veli&ini  ruht. 

Frau  Radaöa  (vom  männlichen  Namen  Radac  abgeleitet)  wird  sonst  nirgends 
erwähnt.  Polihranija  ist  ein  Klostername;  es  gibt  mehrere  Heilige  dieses  Namens 
(noXvxQÖnog  23.,  24.  Februar,  30.  Juli,  7.  October). 

2upan  Vratko  wird  blos  einmal  genannt:  „Vracticus  Drugouich  et  homines  sui" 
haben  sich  im  Jahre  1335  in  Trebinje  die  Ziegen  und  einen  Ochsen  eines  Ragusaner 
Patriciers  aus  dem  Hause  SorkoÖevi6  angeeignet  (Div.  Canc.  1334).  Auf  einer  Grab- 
steinplatte in  Kloster  des  heil.  Nikolaus  in  Toplica  (Kuräumlija)  geschieht  des  „NH* 
IC0A4  4  "lOBOMb  QP^ITICO,  CHN  VHXOPHK^  QP<1TIc<1"  (d.  i.  Nikolaus 
mit  dem  weltlichen  Namen  Vratko,  Sohn  des  Öihori6  Vratko),  welcher  im  Jahre  1349 
starb,  Erwähnung;  ich  weiss  jedoch  nicht,  inwieweit  die  Abschrift  dieser  Inschrift 
im  „Glasnik"    der  serbischen   gelehrten   Gesellschaft,   Band   56,   S.  359  verlässlich  ist. 

Sluga  Dabiiiv,  von  dem  wir  Nachrichten  aus  den  Jahren  1334 — 1349  besitzen, 
ist  derselbe  C/K^FA  A<1BH*HDb  Beamter  des  serbischen  Königs  in  Trebinje,  dessen 
Name  in  der  Urkunde  Stephan  DuSan's,  ausgefertigt  im  October  1345  bei  Ser  (Mon. 
serb.  117)  vorkommt;  er  ist  aber  auch  derselbe,  der  im  Ragusaner  „Liber reformationum" 


Jiref  ck.  Die  Edelleute  von  Hum  auf  der  Inschrift  in  Velidani.  477 

1363  erwähnt  wird,  wo  es  heisst,  dass  im  Jahre  1343  Comes  Marcus  Mauroceno  mit 
dem  kleinen  Rath  und  mit  vielen  Aeltesten  in  die  itupsL  ^movnica  (Brenno)  gekommen 
sei,  um  gemeinsam  mit  ihm  die  Marken  der  an  der  Grenze  gelegenen  Grundstücke  des 
Ragusaners  Sorento  zu  besichtigen :  „ad  uidendum  confines  Rusci  de  Sorento  cum  Da- 
biseo  sluga".  Von  ihm  wird  das  erste  Mal  erwähnt,  dass  im  Jahre  1334  Dabiseus 
Drugouich  in  Brskovo  dem  Ragusaner  Milo§  Hlapovifc  ein  Pferd  im  Werthe  von  30  Perper 
abgenommen  habe  (Div.  Canc.  1334).  Im  „Liber  reformationum"  wird  in  den  Jahren 
1343 — 1345  sehr  oft  von  Schäden  gesprochen,  welche  seine  Trebinjaner  den  Ragasanern 
in  der  2upa  i&rnovnica  zugefügt  haben;  einmal  wird  er  1344  Dabiseo  Drugouich  (Mon. 
Rag.  I,  162,  bei  einem  Gerichtstag  oder  „stanak"),  das  zweite  Mal  1345  Dabiseo  Ci- 
curich  (ibid.  I,  176)  genannt. 

Der  Tepöija  Stipko  wird  in  den  Jahren  1334 — 1369  ungefähr  zwanzigmal 
genannt.  Stepecus  Drugouich  kam  im  Jahre  1334  als  Abgesandter  Stephan  Du- 
§ans,  damals  noch  Königs,  nach  Ragusa  und  übergab  dem  Fürsten  ein  Schreiben  mit 
der  Bestätigung,  dass  Dumonja  MenöetiiS  mit  seinen  Brüdern  die  königlichen  ZöUe  ver- 
waltet und  Alles  bezahlt  habe  (Puci6  II,  S.  13,  Nr.  14,  siehe  aber  auch  die  Berich- 
tigungen im  „Spomenik"  XI,  100).  Die  Leute  des  Stepechi  Drugouich  werden 
im  Jahre  1335  in  Trebinje,  1336  seine  und  seines  Bruders  Nenac  Leute  in  OnogoSt 
erwähnt.  Im  Jahre  1356  heisst  man  ihn  Stiepchus  Drugouich  (Div.  Canc.  1349)  und 
Stepcus  Qicurich  (Mon.  Rag.  11,  152).  In  den  Jahren  1360 — 1362  wohnte  er  im  „mercatum 
Narenti",  in  Drieva  (jetzt  Gabella)  an  der  Narentamündung.  Im  J.  1361  leistete  er  den 
Ra^sanem  Beistand  im  Kriege  mit  Fürst  Vojslav,  und  es  haben  ihm  die  Ragusaner  nicht 
nur  den  freien  Eintritt  in  die  Stadt  erlaubt,  nachdem  sie  ihm  und  seinen  Leuten  vor- 
her Alles  verziehen  hatten,  was  zu  verzeihen  war,  sondern  sie  empfahlen  ihn  auch 
dem  dalmatinischen  Banus,  mit  dem  er  an  der  Narenta  einige  Zerwürfnisse  gehabt  zu 
haben  scheint  (Gel eich  und  Thallöczy,  Diplomatarium  relationum  reipublicae  Ra- 
gusanae  cum  regno  Hungariae,  p.  26).  Am  17.  März  1365  waren  Stiepcho  Cigurich 
und  sein  Sohn  V.ukac  (Volcheg)  in  Ragusa  Zeugen,  als  die  Ragusaner  den  Abgesandten 
des  albanesischen  Fürsten  Blasius  Matarango  500  Ducaten  ftir  Getreide  zahlten 
(Bruchstücke  des  Buches  Div.  Canc.  1364 — 1365,  eingenäht  in  Div.  Canc.  1435).  Zu- 
letzt liest  man  die  Namen  des  Stjepko  und  seiner  Söhne  Vukac  und  Cvjetko  (^uetcus) 
am  8.  Februar  1369  (Liber  deb.  1365—1369). 

Der  Sohn  des  Nenac  und  der  Radaöa,  i&upan  Dabiiiv  oder  DabiÄiv  Nen6i6 
(Dabissiuus  Cichorich,  Cicorich,  Zicorich  oder  Dabissiuus  Nengich)  wird  in  den  Jahren 
1383 — 1399  als  Nachbar  der  Ragusaner  im  Popovo  polje  und  als  Herr  jener  Leute 
genannt,  die  zeitweise  dasjenige  sich  anzueignen  pflegten,  was  ihnen  bei  den  Nachbarn 
oder  bei  den  reisenden  Kaufleuten  gefiel.  Im  December  1383  gaben  ihm  die  Ragu- 
saner das  Wort,  dass  er  behufs  Begleichung  der  erwähnten  Vorftllle  in  die  Stadt 
kommen  dürfe;  dies  wiederholte  sich  im  März  und  Juni  1384,  bis  endlich  im  Februar 
1385  ein  „concordium"  geschlossen  wurde  (Lib.  Ref.).  Auf  diese  Angelegenheiten  be- 
zieht sich  jenes  nicht  datirte  Schreiben  des  Dabii^iv  Cihori6,  welches  von  mir  im  ;,Spo- 
menik"  XI,  39  publicirt  wurde  und  in  dem  er  den  Ragusanern  seine  ergebene  Ehr- 
furcht als  „aufrichtiger  Diener"  entbietet  und  sich  mit  den  Worten :  „bei  mir  und  meinen 
Leuten  ist  kein  böser  Vorsatz"  zu  entschuldigen  versucht,  wobei  er  noch  bemerkt, 
dass  er  nicht  zahlungsfähig  sei  und  bittet:  „Wollet  mich  nicht  von  Euch  abweisen." 
Zuletzt  wird  3KXn<1N  A<15H*HDb  VHXOPHlcb  im  Jahre  1399  als  Zeuge  in 
jenem  Diplom  genannt,  mit  dem  der  Vojvode  Radio  Sankovi6  den  Ragusanern  das 
Dorf  Lisac  abtrat  (Mon.  serb.  243). 


478  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

Ausserdem  werden  in  Angelegenheiten,  die  den  Verkauf  eines  Pferdes  betreffen,  ein 
Miroslav  Öihori6  im  Jahre  1356  in  der  Nachbarschaft  von  Sumet  (Zonchetto)  und 
ein  Dobroslav  Bratoslavi6,  Neffe  des  Öihori6  (nepos  Cichorich)  im  Jahre  1347  er- 
wähnt. Im  15.  Jahrhundert  fanden  wir  in  den  Gerichtsbüchern  einige  kleinere  Leute, 
die  wohl  schwerlich  die  Abkömmlinge  dieses  Hauses  sein  dürften,  wenngleich  sie  Dru- 
govi6i  und  Öihori6i  hiessen.  Im  Jahre  1424  hatte  „Radouag  Drugouich  de  Dabar  de 
villa  vocata  Dobrouoieua"  einige  Mühe,  um  zu  beweisen,  dass  sein  Pferd  wirklich  sein 
Eigen  sei.  Die  Katunari  (Hirtenälteste)  Brüder  Bjeloje,  Nikola  und  Pokrajac  Chichurich, 
irgendwo  aus  der  Nachbarschaft  des  Dorfes  Topola  im  Küstenlande,  hatten  im  Jahre 
1406  wegen  eines  Mordes  und  Vuk  Vuöihni6  Öihori6  im  Jahre  1411  wegen  eines 
Raubes  zu  thun.  Balduin  Öihori6  hat  im  Jahre  1423  einen  Ragusaner  am  Popovo 
unterhalb  Övaljina  ausgeraubt.  Es  ist  jedenfalls  interessant,  dass  in  den  Wappen- 
sammlungen der  alten  südslavischen  Adelsfamilien  auch  die  Öihori6i  nicht  vergessen 
sind  (NovakoviÄ  in  der  „Godisnjica"  [Jahrbuch]  VI,  93). 

Das  zweite  Haus,  aus  welchem  Frau  Radafia  abstammt,  ist  in  der  Geschichte 
dieser  Gebiete  jedenfalls  viel  bekannter. 

Der  2upan  Miltjen  Draiivojevi6  wird  das  erste  Mal  im  Jahre  1332  gele- 
gentlich der  Vereinbarungen  des  bosnischen  Banus  Stjepan  mit  Ragusa  erwähnt  (Mon. 
serb.  102).  Damals  stand  er  unzweifelhaft  auf  der  Seite  der  Bosnier.  Aber  schon 
im  Jahre  1334  geht  er  mit  dem  serbischen  König  und  wird  als  Nachbar  der  Ragu- 
saner bezeichnet  (Mon.  Rag.  H,  366.  369).  Im  Jahre  1335  haben  Miltjen  und  sein 
Sohn  Sanko  in  Onogoät  (NikSifc)  einige  Thiere  und  andere  Handelswaaren  einem  Men- 
öeti6  weggenommen  (Div.  Canc.  1334).  Im  Juli  1336  zogen  Rugerius  und  Miltjen, 
„homines  nunc  domini  regis",  mit  einigen  ihrer  Reiter  beim  Kloster  St.  Jakob  in  Vis- 
njica  vor  Ragusa  vorbei,  und  es  hat  der  Prior  des  Klosters  Namens  Nikolaus  später 
bei  Gericht  Klage  geführt,  dass  diese  Leute  den  Obst-  und  Weingarten  des  Klosters 
geplündert  hätten.  Aus  dieser  Zeit  stammt  auch  der  von  den  ^upanen  Miltjen  und 
„RuÄir"  an  Ragusa  gerichtete  Brief  (Puci6  H,  15)  über  einen  Gerichtstag  auf 
Obod  in  Konavlje.  Im  selben  Jahre  haben  einige  Ragusaner,  welche  ihr  Vieh  von 
der  Mündung  der  Narenta  in  die  Stadt  trieben,  darüber  Beschwerde  geführt,  dass  sie 
der  „Milten  Drasoeuich"  (sie)  in  der  ^abska  (Sapsca),  welche  Äupa  also  von  Miltjen 
verwaltet  wurde,  ausgeplündert  habe  (Div.,  dasselbe  Buch).  Das  letzte  Mal  wird  von 
der  Zusammenkunft  mit  Miltjen  Drasiuoeuich  im  November  1343  wegen  des  Silbers  im 
Werthe  von  72  Perper,  welches  der  Comes  Foscarini  (1341 — 1342)  den  Leuten  des 
Miltjen  in  Ragusa  abnehmen  liess,  gesprochen  (Div.  Canc.  1342 — 1345). 

Aus  der  Regierungsperiode  der  serbischen  Kaiser  Stephan  Dudan  und  Uro5,  zu  deren 
Herrschaft  Trebinje  gehörte,  ist  uns  der  Sohn  des  Miltjen,  Namens  Sanko,  gut  bekannt 
als  Nachbar  von  Ragusa  in  Küstenland  von  Slano  und  in  Popovo,  welche  Gebiete  da- 
mals schon  dem  Banus  von  Bosnien  unterthan  waren.  Sein  Name  wird,  wie  es  auch 
Daniöi6  in  seinem  Wörterbuche  notirt,  verschiedenartig  geschrieben:  CbNicO,  CNbicO, 
CnICO,  C<1NblcO,  lateinisch:  Senco,  Semcho;  dessen  Nachkommen  C<1NblcODHAH 
(Mon.  serb.  217),  aber  auch  Semchouichi.  Es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  zu  jener 
Zeit  in  diesen  Gebieten  statt  b  auch  6  gesprochen  wurde,  welches  nach  und  nach  durch 
das  jüngere  ^  ersetzt  worden  ist  (vgl.  z.  B.  alle  Personen-  und  Ortsnamen  auf  -bMb>  ^^ 
lateinischen  Urkunden  auf  -ey).  Sanko  wird  mit  seinem  Vater  das  erste  Mal  im 
Jahre  1335  genannt.  Später  lebte  er  in  Slano,  Popovo  und  in  Dabar,  welch  letzterer  Ort 
im  Jahre  1368  als  sein  Eigentbum  bezeichnet  wird;  dass  auch  Nevesinje  sein  Eigen 
war  (Jakob  Luccari,   Annali  di  Ragusa,    1605,  p.  61,  77  nennt  den  Sanko  und  seinen 


Jire^ek.   Die  Edclleutc  von  Hum  auf  der  Inschrift  in  Veli^ani.  479 

Sohn  Radio  „conte  de  Neuesigna"),  ist  wohl  wahrscheinlich,  wir  finden  jedoch  in  den 
erhaltenen  Urkunden  aus  jener  Zeit  keinen  ausdrücklichen  Beweis  hiefiir.  Im  Jahre  1348 
wurde  Sanko  Ehrenbürger  von  Ragusa  (Mon.  Rag.  II,  48).  Im  November  1367  fiel 
er  vom  Banus  Tvrtko  ab,  um  sich  dem  2upan  Nikola  Altomanovi6  anzuschliessen, 
aber  bereits  zu  Anfang  des  Jahres  1368  haben  ihm  die  Ragusaner  zu  öfteren  Malen 
den  Rath  ertheilt,  von  diesem  Bund  abzulassen.  (Siehe  meine  Abhandlung  über  Kaiser 
UroS  und  König  Vukafiin  in  der  „Zeitschrift  [Öasopis]  des  böhmischen  Museums" 
1886,  S.  256.)  Noch  am  13.  Mai  1367  (Div.  Canc.  1362)  wird  er  als  ^upan  (9up- 
panus)  bezeichnet,  aber  bereits  am  6.  Juli  desselben  Jahres  (Div.  Canc.  1366)  wird 
er  „kaznac"  (casne9),  welche  Würde  sicherlich  eine  höhere  als  jene  des  2upan  war, 
genannt.  Es  ist  uns  die  Reihenfolge  der  serbischen  und  bosnischen  Titulaturen  zu 
wenig  bekannt,  wichtig  ist  jedoch  jene  Stelle  der  goldenen  Bulle  von  Deöani  aus  dem 
Jahre  1330,  wo  nach  den  Bischöfen  und  Igumanen  (Aebten)  die  Mitglieder  des  serbischen 
Reichstages  (zbora  srpske  zemlje)  wie  folgt  aufgezählt  werden:  H  lc<1"^NbM€  H 
T€nbVHHe  H  DOheDOAbl  H  CAOXrbl  H  CT^IDHAbMe  (Mon.  serb.  99; 
Die  goldene  Bulle  von  Deöane,  „Glasnik  srp.  uöen.  druätva",  II.  Serie,  12.  Band,  S.  65). 
Im  Ragusaner  Territorium  war  der  ^kaznac^  schon  im  14.  Jahrhundert  nichts  Anderes  als 
der  Vorsteher  von  Dörfern,  die  in  „kaznaöine"  vereinigt  waren  (im  13.  Jahrhundert  scheint 
„kaznac'^  dem  lateinischen  „camerarius"  gleichbedeutend  gewesen  zu  sein);  eine  allgemein 
bekannte  Erscheinung  ist  es,  dass  die  Bedeutung  amtlicher  Titel  und  der  Namen  von 
Geldmünzen  im  Laufe  der  Zeiten  sich  immer  verringert.  Der  Kaznac  Sanko  befand 
sich  noch  im  Juli  1370  am  Leben;  als  bereits  gestorben  wird  er  das  erste  Mal  im  No- 
vember des  Jahres  1372  bezeichnet.  Der  Name  seiner  Gattin  war  Radosava  (Mon. 
serb.  220),  seine  Kinder  aber  die  aus  der  bosnischen  Geschichte  zu  Ende  des 
14.  Jahrhunderts  bekannten  Sankovi6i,  die  Brüder  2upan  Bijeljak  und  der 
Vojvode  Radi<^,  der  zeitweise  auch  Radida  oder  Radoslav  genannt  wird  (seine 
Gattin  hiess  Gojslava),  und  deren  Schwester  Draga,  über  welche  Hilarion  Ruvarac 
in  diesen  „Mitth."  Bd.  II,  S.  163  ff.  geschrieben  hat. 

Sanko  hatte  einen  Bruder  Namens  Grad  oje.  Im  Jahre  1362  gerieth  dieser  in  die 
Gefangenschaft  des  dalmatinischen  Banus  und  wurde  mit  Hilfe  der  Ragusaner  aus  der 
Haft  losgekauft.  Er  wird  in  der  Zeit  von  1371 — 1373  als  Herr  von  Nevesinje  und  der 
Trusina  bezeichnet.  Seine  Gattin  hiess  Kujaöa.  Zum  letzten  Male  wird  er  als  Oheim 
des  Bijeljak  und  Radio  im  Diplome  vom  Jahre  1391  (Mon.  serb.  219)  genannt.  Dort 
stehen  gleich  hinter  ihm  Budelja  (im  Jahre  1396  erhielt  Budeya  Semchouich  von  den 
Ragusanern  ein  Geschenk)  und  Sanöin  als  5P<1Tbt>  (Bruder  oder  Vetter)  des  Bijeljak 
und  des  Radio  eingetragen;  man  sieht  hieraus,  dass  dies  die  Söhne  des  2upan  Gra- 
doje  waren. 

Nachstehend  folgt  die  genealogische  Tafel  der  Edelleute,  deren  Namen  auf  der 
Inschrift  von  Velicani  zu  lesen  sind. 

I.  Clhorli5i  (DrugovlCi). 

^  ■  

^upan  Nenac  Vratko,  DabiÄiv  Stjepko 

1336—1375  Äiipan  1335  Sliiga  1335—1349  Topöija  1334—1369 

Gattin  desselben  Kadatl^a  ^ 


I  Vukac  Cvijetko 

Zupan  Dabi^iv  1365—1369  1369 


1383—1399 


480 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


II.  SankoYli^i. 

Miltjen  Dra2ivojevi6,  Äupan  1332—1343. 


2upan  Sanko 

später  Kaznac  1335—1370 

dessen  Gattin  Radosava 


^upan  Gradoje 

1362—1391 
dessen  Gattin  Kuja^a 


Kadaöa 

ihr  Gatte  2upan  Ncnac 

(vidi  I) 


Budelja 

1391—1396 


Sanöin 
1381 


^upan  Bijeljak 
1371—1392 


Vojvoda  Radi6  Draga 

dessen  Gattin  Gojslava  '  1391 

1379—1404 


Zum  Schlüsse  ist  auch  etwas  über  den  Ort,  wo  dieser  Grabstein  liegt,  zu  sagen. 
Den  Namen  Veliöani  fanden  wir  in  den  Urkunden  des  Mittelalters  nicht;  dagegen 
ist  dort  verzeichnet,  dass  im  Popovo  ein  Dorf  Velika  vas  (Vellicha  uas  1388) 
oder  Velja  vas  (im  Jahre  1466),  welchen  Namen  wir  in  der  Statistik  der  gegen- 
wärtigen Ortschaften  nicht  finden,  liege.  Dass  aber  dieses  Dorf  in  der  Nähe  von  Za- 
vala,  welche  Localität  schon  im  Jahre  1372  (Räuber  aus  Papoa  de  ^aualla,  Lamen- 
tationes  de  foris  1370)  genannt  wird,  gelegen  war,  ersieht  man  aus  einer  Aufzeichnung 
vom  Jahre  1436:  „homines  comitis  Gregoreuich  (Nikoli6)  de  villa  de  Sauala  et 
Velichi  Uast  (sie)"  haben  im  Dorfe  Mravinjac  auf  ragusanischem  Territorium  eine 
Kuh  gestohlen  (Lam.  de  foris  1436).  Des  Klosters  Zavala  geschieht  in  den  Büchern 
des  Ragusaner  Archivs  aus  jener  Zeit  keine  Erwähnung. 


Epigraphische  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter. 

Von 

Constantin  Hörmann, 

bosn.-beroeg.  Regierungsrath  und  Museumsdirector  in  Sarajevo. 

(Mit    29    Abbildungen    im    Texte.) 

Inhalt:     1.  Das  Grabdenkmal  des  Fürsten  Batid  bei  Kopoäid  im  Bezirke  Visoko.    —    2.  Inschrift    aus 

Staro-selo  bei  Jajce.  —  3.  Inschrift  beim  Han  Öor&uli<S  im  Bezirke  Tuzla.  —  4.  Inschriften  aus  dem  Bezirke 

Ljubinje  [a)  Vlahoviöi,  b)  Miljanovi<?i,  c)  Premilovopolje].  —  6.  Inschriften  aus  Kalesija  und  Vlasenica. 


1.  Das  Grabdenkmal  des  Fflrsten  Btitl6  bei  KopogiiJ  im  Bezirke  Visoko. 

Unweit  des  Dorfes  Kopoäi6,  in  der  Einsattlung  zwischen  den  Bergen  Krst 
(1148  M.)  und  Kicelj  (1037  M.),  befindet  sich  unter  zehn  mittelalterlichen  Grabdenk- 
mälern ein  sarkophagähnlicher  Stein,  dessen  Inschrift  verkündet,  dass  unter  ihm 
„Bati6,  von  Gottes  und  des  erlauchten  Herrn  Königs  Tvrtko  Gnaden  Fürst  von  Bosnien" 


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Fig.  1.    Seitenansicht. 


Fig.  2.    Stirnseite. 


Grabdenkmal  des  Fürsten  Batic  bei  Koposic  (Bezirk  Visoko). 


ruhe.  Der  Sarkophag  ist  mit  dem  plattenförmigen  Sockel  aus  einem  Stück  marmor- 
artigen Kalksteines  gemeisselt.  Form  und  Masse  dieses  Denkmals,  das  gegenwärtig 
nicht  mehr  aufrecht  steht,  zeigen  Figur  1  und  2.  Da  in  unserem  Volke  leider  der 
Glaube  verbreitet  ist,  dass  unter  derartigen  alten  Grabsteinen  Schätze  vergraben  sind, 
darf  es  nicht  tiberraschen,  dass  auch  dieses  Denkmal  vor  mehreren  Jahren  durch 
Dorfbewohner  aus  der  Umgebung  umgestürzt  und  die  darunter  befindliche  Gruft  durch- 
wühlt wurde.  Ob  sie  hiebei  ausser  den  Ueberresten  des  Verblichenen  irgend  Etwas 
fanden,   lässt  sich  jetzt  nicht  mehr  ermitteln,   denn  nach  gehaltener  Umfrage  will  von 


Band  IlL 


81 


482 


I.    Archäologie  nnd  Geschichte. 


dem  Frevel  Niemand  etwas  wissen  oder  davon  auch  nur  gehört  haben.  Es  ist  ein 
wahres  Glück,  dass  die  Schatzgräber  den  Ste6ak  (Grabstein)  selbst  unberührt  Hessen, 
welchem  Umstände  wir  es  allein  zu  verdanken  haben,  dass  die  Inschrift  erhalten  blieb. 


Fig.  3.    Ansicht  des  (umgestürzten)  Grabsteines  Fig.  1 — 2  nach  einer  photographischen  Aufnahme. 


Das  Grabdenkmal  des  Fürsten  Bati6  erreichen  wir,  wenn  wir  den  P^lsssteig  ver- 
folgen, der  bei  Han  Ljubina  von  der  Montanbahn  Vogo§6a-Öevljanovi6  abzweigend 
in  nordwestUcher  Richtung  ins  Dorf  Solakovi6  und  von  da  über  das  Bächlein 
Zonjik  (einen  Zufluss  der  Misoda)  zum  Orte  Koposit  führt.  Figur  3  stellt  die 
gegenwärtige   Lage   des   Grabsteines   dar,    während   in   Figur  4  das   nach    einem  im 


Ho r mann.    Epigraphische  Denkmäler  aas  dem  Mittelalter. 


4d3 


Landesmuseam  ausgestellten  Gipsabgasse  ausgeführte 
Facsimile  der  Inschrift  gegeben  ist.  Dieselbe  wurde 
schon  einige  Male^  jedoch  immer  fehlerhaft,  publicirt, 
weil  die  Autoren  dieser  Publicationen  keine  Ab- 
klatsche anfertigten,  sondern  niederschrieben,  was 
sie  zu  sehen  vermeinten.  Nur  so  lässt  es  sich  er- 
klären, dass  nicht  nur  einzelne  Worte  fabch  wieder 
gegeben,  sondern  ganze  Zeilen  vertauscht  oder  völlig 
weggelassen  worden  sind. 

Mein. verehrter  Freund  Fra  Qrgo  Marti6  war 
meines  Wissens  der  Erste,  der  in  der  längst  einge- 
gangenen Zeitschrift  „Danica^  im  Jahre  1852  diese 
Inschrift  veröflfentlichte.  Nach  seiner  nicht  zeilen- 
weise gegebenen  Lesung  trüge  der  Stein  die  Inschrift : 

+  BA  HM€  0M<1  H  CHN4  H  AXX<1 
CD€T0r<1  <1MN.  C6  A€*H  lcN€1  B^^TH;«; 
MHAOCTIX  503KHOM  H  CA4DN0r<1  FOC^ 
nOAHN4  \CFA/\A  TDPTIC^I  |CN€1  N<1A 
BOC^INCICHM  OHCOICHM  NA  CDOMX 
"?€MAHLUTX  nA6M€NHT0M.  P<1"?B0AH 
C€  NA  AX50IC0M  H  Ic  NtMX  M€AHIc 
AOHA€.  CH  BHAHT  noCT^IDH  FOC- 
nOM  DiilC0C<1D<1  IC0H<1  MX  *HDii  DHPNO 
CAX*<1liJ€    H    MPTOX    MX     nOCAX*H. 

„Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des 
Geistes,  des  heiligen,  Amen.  Hier  ruht  Fürst  Bati6, 
von  Gottes  und  des  erlauchten  Herrn  Königs  Tvrtko 
Gnaden  Fürst  von  Bosnisch- Visoko,  auf  seinem  ade- 
ligen Gute.  Er  erkrankte  in  Duboko,  und  es  kam 
zu  ihm  ein  Arzt.  Dieses  Denkmal  errichtete  Frau 
Vukosava,  die  ihm  zu  seinen  Lebzeiten  und  auch 
nach  seinem  Tode  eine  treue  Stütze  war." 

Später  publicirten  die  Inschrift  der  „Slovinac" 
(in.  Jahrgang,  Nr.  9,  S.  179);  Johann  v.  Asböth 
in  seinem  Werke  „Bosnien  und  die  Hercegovina", 
Wien  1888,  S.  95,  und  Ingenieur  Götting  in  den 
„Mittheilungen  der  Anthropolog.  Gesellschaft",  Wien, 
XVn.,  1887  (Sitzungsberichte),  S.  55. 

Auch  diese  Publicationen  sind  fehlerhaft;  die 
hauptsächlichsten  Unrichtigkeiten  sind  folgende : 
a)  Bati6  wird  als  „knez  nad  bosanskim  Visokim" 
(Fürst  von  Bosnisch-Visoko)  bezeichnet;  b)  es  wird 
gesagt,  dass  zu  ihm,  als  er  erkrankte,  ein  Arzt 
(Asböth  sagt  „Ijeönik")  nach  Duboko  gekommen 
sei;  c)  von  Allen  wird  die  Gattin  des  Batic  „Vuko- 
sava" genannt. 


w   o   L0^3    S 
3e    2  O   o   I 

^  S  c  o 

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,<    2.  OD    t-   Q^ 


43 

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I 


60 


31* 


484  I.   Archäologie  und  Geschichte. 

Wie  Fig.  4  zeigt,  lautet  aber  die  Inschrift: 

+  Va  ime  otca  i  sina  i  svet(o)ga  d(u)ha  aminb.  Se  leii  knezii  6ati6L  na  svoe 
zemli  na  plemenitoj,  milostiju  B(())iioraL  i  slavnoga  g(o8)p(o)d(i)na  krala  TvrBtka  knezb 
bosaniiski.  Na  Visokomb  sc  pobolihi»,  na  Duboku  mc  mednb  doide.  Si  biligfc  postavi 
gospoja   Vukava  s  moimi  dobrimi.  —  J^^ivu  mi  vjerno  sluiaäe  i  mrtvu  mi  poslu^i. 

„+  Im  Namen  des  Vaters  und  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes, 
Amen!  Hier  ruht  auf  seinem  adeligen  Gut  Fürst  Bati6,  von  Gottes  und  des 
erlauchten  Herrn  Königs  Tvrtko  Gnaden  bosnischer  Fürst.  In  Visoko 
erkrankte  ich,  in  Duboko  ereilte  mich  der  Tod.  Dies  Denkmal  setzte  Fran 
Vukava  mit  meinen  Getreuen.  Zur  Zeit  meines  Lebens  und  auch  nach 
meinem  Tode  war  sie  mir  eine  treue  Stütze!" 

In  der  zweiten  Zeile  beging  der  Schreiber  im  Worte  FNAN^I  einen  Fehler, 
denn  er  hätte  nach  r  das  Zeichen  fl  und  nicht  N  setzen  müssen.  Derartige  Fehler 
finden  sich  übrigens  öfter  in  unseren  altbosnischen  Inschriften.  Einige  Schwierigkeit 
bereitet  auch  der  Satz  NA  AXBOIcii  M€  M€ANb  AOHA€.  Hier  wird  der 
Ort  (Duboko),  in  dem  Fürst  Batic  starb,  genannt. 

Nordöstlich  von  KopoSid,  genau  in  nördlicher  Richtung  von  Öevljanovi6,  liegt  that- 
sächlich  ein  Bergeinschnitt,  Duboko^)  genannt,  den  das  Bächlein  Duboki  durchfliesst. 
Weil  aber  in  der  Inschrift  die  Satzbildung:  NA  DHCOlcOMb  CG  nOBOAHXb 
angewendet  wird,  so  möchte  man  in  der  Fortsetzung  die  Form  N4  AXBOlCOMb 
und  nicht  das  ungewöhnliche  N4  A^50|c^  erwarten.  Die  bosnisch-hercegovinische 
Bevölkerung  wendet  zwar  oft  -  hie  und  da  auch  entgegen  den  Regeln  der  Gram- 
matik —  das  Beiwort  in  der  unbestimmten  Form  an,  und  so  könnte  vielleicht  die  In- 
consequenz  erklärt  werden,  dass  der  Schreiber  auf  den  Namen  Duboko  die  substan- 
tivische Declination  anwendete,  während  er  Visoko  nach  Art  der  bestimmten  Beiwörter 
mit  „Visokomb"  dedinirte.  Dieser  Erklärung  steht  der  Umstand,  dass  in  der  Inschrift 
altslavische  Formen  vorliegen,  nicht  im  Wege,  da  die  Sprache  derselben  im  Ganzen 
doch  den  bosnischen  Charakter  aufweist.  Es  fragt  sich  aber,  was  wohl  der  Ausdruck: 
M€ANb  zu  bedeuten  habe.  Weiter  oben  (Seite  457)  ist  eine  Inschrift  aus  Lastva 
publicirt,  in  der  das  Wort  M€A4Nb  in  der  Bedeutung  „Ende,  Grenze  des  Lebens^ 
vorkommt.  Deshalb  glaube  ich,  dass  auch  in  der  Inschrift  des  Bati6  das  Wort 
M€  ANb  Tjdas  Lebensende,  die  Lebensgrenze"  bedeutet,  wie  wir  ja  auch  auf  einigen 
Grabdenkmälern  das  denselben  Begriff  ausdrückende  Wort  |C0NMHN<1  finden.  Wenn 
wir  noch  statt  des  Dativs  (raene)  die  Accusativform  „me"  voraussetzen,  so  würde  ich 
den  erwähnten  Satz  als  gleichbedeutend  mit:  „u  Duboku  mene  kraj  dogje"  („in  Du- 
boko ereilte  mich  das  Ende")  deuten.  Auch  in  der  erwähnten  Inschrift  aus  Lastva 
steht  im  Dativ  „mene"  statt  „meni". 

Man  könnte  übrigens  annehmen,  dass  der  Sculptor  eigentlich  NA  AXBOlcOMb 
M€  ANb  AOHAG  einmeisseln,  also  sagen  wollte:  „in  Duboko  kam  mir  (dem 
Bati6)  das  Lebensende".  Für  das  Verständniss  des  ganzen  Satzes  wäre  diese  Erklärung 
allerdings  die  zutreffendere,  denn  dann  wäre  in  ganz  bestimmter  Weise  ausgedrückt,  dass 
Fürst  Bati6   in  Visoko   erkrankte,   und  dass  ihn  in  Duboko  der  Tod  ereilte. 

Im  Worte  roCflOt  ist  das  Schriftzeiclien  t>  eine  original  bosnische  und  sehr 
alte  Form.     Der   Name  Vukava  findet  sich  in  zwei  Urkunden,^)  welche  die   Republik 

*)  Es  kannte  iminerbin  sein,  dass  die  alte  Form  dieses  Einschuittes  Duboka  (nom.  fem.)  war,  und 
dass  sonach  in  der  Inschrift  das  Wort  Duboku  den  Accusativ  statt  des  richtigeren  Ablativs  gibt. 

')  Medo  Pucic,  Serbische  Denkmiiler  (OnoweiiHUH  cp^tCKii)  vom  Jahre  1393—1423.  Belgrad, 
Bd.  I,  S.  56  und  91. 


Ho r manu.    Epigraphische  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter.  485 

Ragusa  einer  gewissen  DAblc<1B4  (Vlkava)  ausgestellt  hat.  Die  erste  Urkunde  trägt 
das  Datum  vom  Juni  1404,  in  der  zweiten  heisst  es,  dass  „von  der  regierenden  Stadt 
Ragusa,  deren  Oberhaupt,  den  Patriciern  und  der  Gemeinde  der  ehrsamen  Frau  Vlkava 
(coAb  DA4AiiULi,4ro  FFAJKA  Aii5POBNHlc4,  |cN6-?4,  DA<1CT€A€  H 
CO  Ab  onicHNG  n0VT6N0H  rocnoPH  DAblc^lDH)  auf  Treue  und  Glauben 
zugesichert  wird,  dass  sie,  wenn  sie  von  irgend  welchem  Ungemach  betroflfen  werden 
sollte,  jederzeit  nach  Ragusa  kommen  und  von  dort  nach  eigenem  Gutdünken  wohin 
immer  sich  wegbegeben  könne".  Diese  Urkunde  trägt  das  Datum  8.  November  1407 
(m'M4  NOHeMDP'iM  H  ANb  X  AXBPODNHlc^  AtTO  MXH^);  beide 
Urkunden  fallen  also  in  die  Regierungszeit  des  Königs  Tvrtko  II.  (1404 — 1408,  dann 
1421 — 1443).  In  diese  Zeit  möchte  ich  auch  das  Grabdenkmal  des  Fürsten  Batid  ver- 
legen. Viele  Urkunden  aus  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  erwähnen  eines 
bosnischen  Fürsten  Bati6-Mirkovi6,  eines  getreuen  Anhängers  und  hervorragenden  Rath- 
gebers  des  Königs  Tvrtko  II.  Dieser  Batic-Mirkovi6  hat  mit  anderen  bosnisclien  Edlen 
als  Zeuge  einen  Friedensvertrag  unterzeichnet,  den  König  Tvrtko  IL  am  24.  Juni  1405 
mit  der  Republik  Ragusa  im  Orte  „Beli  seliöte  in  Trstivnica"  schloss.^)  Seinen 
Namen  finden  wir  auch  auf  dem  Diplome,  mit  welchem  König  Stephan  Ostoji6  in 
Zvedaj  am  5.  März  1419  die  alten  Privilegien  der  genannten  Republik  bestätigt.*) 
Doch  erscheint  Bati6-Mirkovi6  schon  am  16.  August  1420  in  der  Burg  Pod-Visoko*) 
wieder  an  der  Seite  Tvrtkos  IL,  der  bereits  im  nächstfolgenden  Jahre  zum  zweiten 
Male  den  bosnischen  Königsthron  einnimmt. 

Ob  jener  Bati6,  mit  dessen  Grabdenkmal  wir  uns  beschäftigten,  mit  dem  eben  ge- 
nannten Bati6-Mirkovi6  identisch  ist,  und  ob  unser  Bati6  die  Würde  eines  „bosnischen 
Fürsten"  durch  die  Gnade  König  Tvrtkos  I.  (1353—1391)  oder  dessen  Sohnes  König 
Tvrtko  II.  erhalten  hat,  darüber  geben  uns  weder  die  Inschrift,  noch  die  Urkunden 
aus  der  Zeit  der  bosnischen  Herrscher  verlässliche  Aufschlüsse.  Sie  können  uns  auch 
darüber  nicht  aufklären,  ob  jene  Frau  Vlkava,  die  mit  den  Patriciern  und  der  Ge- 
meinde von  Ragusa  unterhandelte,  dieselbe  Person  ist  wie  Frau  Vukava,  von  welcher 
unsere  Inschrift  besagt,  dass  sie  ihrem  Gatten  bei  seinen  Lebzeiten  wie  auch  nach 
seinem  Tode  eine  treue  Stütze  war.  Der  Frauenname  „Vukava"  hat  sich  bis  zum 
heutigen  Tage  erhalten;  denn  wie  die  Dorfbewohner  von  Kopo§i6  angeben,  lebt  im 
benachbarten  Dorfe  Oöevje  eine  christliche  Bäuerin,  welche  in  der  Taufe  den  Namen 
Vukava  erhielt. 

2.  Inschrift  ans  Staro  selo  bei  J%Jee. 

Am  westlichen  Ende  von  Staro  selo  (einem  kleinen  Dorfe  von  33  Häusern  mit 
zumeist  muhammedanischen  Bewohnern)  im  Bezirke  Jajce,  liegt  ein  alter  Friedhof  mit 
einer  grossen  Anzahl  Sarkophag-  und  plattenförmiger  Grabdenkmäler.  Dieser  Fried- 
hof, dessen  Bild  wir  (Figur  5)  beifügen,  liegt  auf  der  sanft  abfallenden  westlichen 
Seite  eines  Hügels  und  gehört  nach  Anzahl  und  Schönheit  der  Grabsteine  zu  den  inter- 
essanteren mittelalterlichen  Nekropolen  Bosniens  und  der  Hercegovina.  Diesmal  wollen 
wir  zwei  Grabsteine  schildern,  welche  besondere  Beachtung  verdienen  und  an  Grösse 
alle  übrigen  überragen.  Beide  ruhen  auf  kolossalen  Steinplatten.  Auf  dem  kleineren 
(Figur  6)  ist  an  der  Südseite  in  einem  Rahmen  mit  wellenförmigen  Linien  das  Bildniss 


*)  Fr.  Miklosich,  Moiiumenta  scrbica,  Wien  1888,  8.  253—256. 

«)  Ibidem,  S.  282. 

»)  Ibidem,  8.  304-306. 


486 


I.  Arch&ologie  and  (beschichte. 


Fig.  6.    Ansicht  der  alten  Gräberstätte  von  Staro  selo  bei  Jajce. 


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Fig.  7.    Durchschnitt  der  Gruft  und  des  Grabmals  des  Radojica  Bilid 
in  Staro  selo  bei  Jajce. 


Fig.  6.    Sculpirter  Grabstein  von  Staro  selo  bei  Jajce,  in  zwei  Ansichten. 


HOrmann.    Epigraphische  Denkmäler  ans  dem  Mittelalter.  487 

eines  Reiters  oder  einer  Reiterin  zu  sehen;  ein  Mann  (in  der  rechten  unteren  Ecke 
des  Bildes)  scheint  das  Pferd  zu  führen,  während  hinter  demselben  ein  Mann  mit  einem 
Hut  auf  dem  Kopfe  schreitet.  Die  Figuren  sind  ziemlich  flach  aus  dem  Stein  gehauen 
und  stark  abgescheuert.  Die  östliche  Seite  des  Steines  zeigt  ein  Kreuz  in  einem 
Zickzackrahmen.  Die  Steinplatte,  auf  welcher  der  Grabstein  ruht,  ist  auf  die  blosse 
Erde  gelegt,  da  sich  unterhalb  des  Denkmals  keine  Gruft  befindet. 

Das  zweite  Grab  besteht  aus  einer  gemauerten  Gruft,  wie  dies  der  Durchschnitt 
Figur  7  veranschaulicht.  Es  ist  mit  einer  Steinplatte  geschlossen ;  auf  dieser  liegt  eine 
Steinschichte  und  auf  der  letzteren  eine  35  Cm.  dicke  Platte,  auf  welcher  der  Grabstein 
ruht.  Die  Gruft  ist  190  Cm.  lang,  105  Cm.  breit  und  103  Cm.  hoch.  Nach  der  Breite 
derselben  möchte  man  vermuthen,  dass  darin  zwei  Verstorbene  beerdigt  gewesen  seien. 
Der  Zugang  zur  Gruft  (bei  K)  ist  in  Form  einer  Thür  gemauert  und  durfte  einst  mit 
einer  Steinplatte  verschlossen  gewesen  sein,  während  er  jetzt  von  Erde  verdeckt  ist. 
Auf  der  Südseite  ist  eine  Inschrift,  von  welcher  im  Herbste  1890  Herr  Oberingenieur 
SvobodafÜr  das  Landesmuseum  einen  guten  Abklatsch  (darnach  Fig.  8)  angefertigt  hat. 

Die  Gruft  ist  schon  dreimal  geöflnet  worden.  Das  erste  Mal  wie  es  scheint  bei 
b  schon  vor  sehr  langer  Zeit.  Diese  OeflFnung  wurde  mit  unregelmässig  geschlichteten 
Steinen  wieder  geschlossen.  Das  zweite  Mal  öffnete  man  sie  bei  K.  Auch  in  neuester 
Zeit  versuchte  man  sie  zu  öffnen,  zu  welchem  Zwecke  man  die  Mauer  bei  C  durchbrach. 

Im  Volke  hat  sich  über  dieses  Grab  folgende  Tradition  erhalten.  Vor  etwa 
60  Jahren  soll  in  das  Dorf  Staro  selo  ein  Fremder  (Dalmatiner)  gekommen  sein, 
welcher  nach  der  Angabe  in  einem  alten  Schriftstücke  diese  Grabstätte  suchte.  Der 
Fremde  öffnete  mit  dem  Kmeten  Stojo  Öutilo  das  Grab  —  vielleicht  von  der  Nordseite 
—  und  soll  in  demselben  bei  70  Oka  Silberbarren  gefunden  haben.  Er  versprach  dem 
Stojo  Öutilo,  dieselben  zu  veräussern  und  den  Erlös  mit  ihm  ehrlich  zu  theilen,  ging 
und  kehrte  nicht  wieder. 

Man  sagt,  dass  einst  in  einer  Kluft  dieses  Grabsteines  ein  goldenes  Ohrgehänge 
gefunden  worden  sei.  Dies  brachte  den  Eigenthümer  des  an  den  Friedhof  grenzenden 
Grundes,  einen  gewissen  Vajzovi6  aga  aus  Dolnji  Vakuf,  auf  den  Gedanken,  dass  der 
Stein  hohl  und  in  der  Höhlung  Gold  verborgen  sei.  Er  entschloss  sich  daher,  den 
Stein  zu  zerschlagen,  und  schlug  ein  Stück  von  der  Westecke  ab.  Als  er  sich  jedoch 
überzeugt  hatte,  dass  der  Stein  nicht  hohl  sei,  verzichtete  er  auf  die  weitere  Zer- 
störung desselben.  Todor  Boraja,  welcher  gegenwärtig  auf  dem  an  den  Friedhof  an- 
grenzenden Grundstücke  als  Kmet  sesshaft  ist,  verwendete  die  Gruft  durch  mehrere 
Jahre  zum  Aufbewahren  von  Kartoffeln.  Als  man  ihn  aber  darauf  aufmerksam  machte, 
dass  einst  Todte  hier  geruht  hätten,  gab  er,  vielleicht  aus  Pietät,  eher  aus  Furcht,  die 
Verwendung  des  Raumes  zu  solchen  Zwecken  auf. 

Unser  hochverehrter  Mitarbeiter,  Herr  Universitätsprofessor  Hofrath  Dr.  V.  Jagi6 
in  Wien,  dem  wir  eine  Photographie  der  Inschrift  zusendeten,  war  so  freundlich,  uns 
seine  Ansicht  über  die  letztere  in  Folgendem  mitzutheilen :  „Die  Inschrift  ist  im  All- 
gemeinen gewiss  sehr  wichtig  und  sicherlich,  relativ  genommen,  auch  sehr  alt.  Ich 
wage  es  aber  nicht,  mich  in  Combinationen  über  die  Zeit  ihrer  Entstehung  einzulassen ; 
nur  beiläufig  möchte  ich  sie  in  das  15.  bis  16.  Jahrhundert  setzen.  Eingehendere  local- 
geschichtliche  Studien  könnten  uns  Fingerzeige  geben,  um  Näheres  hierüber  zu  consta- 
tiren.  Im  Einzelnen  muss  ich  sagen,  dass  im  Worte  co  M  <1  oberhalb  des  co  kein  Zeichen 
sichtbar  ist;  da  aber  dieser  Buchstabe  etwas  kleiner  ist  als  die  übrigen,  so  möchte 
ich  folgern,  dass  ursprünglich  die  Absicht  bestand,  diesen  Querstrich  darüberzusetzen. 
Nach  4M€Nb  (in  welchem  Worte  ich  Nb  nicht  klar  zu  sehen  vermag,  speciell  vermag 


488 


I.  Archüologie  nnd  Geschichte. 


Hör  mann.    Epigraphische  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter.  489 

ich  nicht  wahrzunehmen,  ob  das  b  mit  N  verbunden  oder  von  diesem  Buchstaben  ge- 
trennt ist)  wäre  der  leere  Eitum  für  zwei  Buchstaben  zu  gross,  und  ich  glaube,  dass 
hier    C€   €    zu  lesen  sei,  sonach    C€    €    |C4MH    P^A0HM4    BHAHA^. 

„Hiemit  wäre  der  erste  Satz  abgeschlossen.  Es  ist  möglich,  dass  ich  mich  täusche, 
aber  nach  der  Photographie  möchte  ich  behaupten,  dass  klar  und  deutlich  |c  <1  M  H  (die 
Buchstaben  4,  M,  H  in  Ligatur)  und  nicht  jc^lMN  auf  dem  Steine  stehe.  Der  Quer- 
strich im  letzten  Buchstaben  ist  allerdings  nicht  horizontal  sondern  etwas  nach  rechts 
geneigt;  keineswegs  ist  aber  die  Neigung  eine  so  scharfe  wie  im  gewöhnlichen  N.  Wenn 
wir  aber  hier  ein  N  annehmen  wollen,  so  müssten  wir  nach  demselben  das  b  suchen 
(dessen  Anwendung  einen  Beleg  dafUr  bietet,  dass  dieser  Grabstein  älter  ist  als  das 
17.  Jahrhundert);   von   diesem  b  kann   ich   aber  auch   nicht   die  kleinste   Spur  finden. 

„Die  zweite,  dritte  und  vierte  Zeile  sind  sonst  ganz  klar,  nur  muss  auf  den  Schluss 
der  dritten  Zeile  geachtet  werden,  denn  es  kann  dort  CH  lc<1MH  nicht  stehen.  Hier 
empfiehlt  sich  ganz  besonders  die  Form  ic^MNb  (als  Accusativ  von  \cAMH),  welche 
der  richtigen  Declination  der  alten  Sprache  vollkommen  entspricht.  Es  ist  wohl  richtig, 
dass  auch  jc^MH  als  Accusativ  stehen  könnte;  es  fragt  sich  nur,  was  auf  dem  Stein 
in  WirkUchkeit  eingemeisselt  ist.  In  der  {\inften  Zeile  glaube  ich  auf  der  Photo- 
graphie  FNb  (alle  drei  Buchstaben  verbunden)  zu  sehen. 

„Ziemlich  genau  ist  in  der  siebenten  Zeile   N€nonHP<1HT€   M€   sichtbar. 

„In  der  achten  Zeile  nehme  ich  an  dem  M  (im  Worte  C€Mb)  eine  Schlinge  wahr, 
die  das  4  in  Verbindung  mit  M  bedeuten  würde,  und  wir  erhielten  hiedurch  die  Form 
€C4Mb,   welche  sprachlich  jener  Zeitepoche  vollkommen  entsprechen  würde. 

„Die  letzte  Zeile  vermag  ich  mit  Sicherheit  nicht  zu  entzifiern,  doch  glaube  ich, 
dass  dort  entweder  <1  riHC^I,  oder  A  C€  riHC^I  oder  aber  C€  riHC^I  steht. 
Femer  steht  dort  0|cO  (nicht  OQO)  in  dem  Eigennamen  D€C€0|cO.  Wenn  ich 
auch  momentan  keine  Behelfe  zur  Hand  habe,  so  möchte  ich  doch  sagen,  dass  es  einen 
solchen  Eigennamen  geben  könne.  Das  letzte  Wort  bin  ich  genau  zu  lesen  nicht  im 
Stande.  Ist  dort  icOlcX  oder  ICXICX?  Oberhalb  des  O  kann  ich  den  Haken  v  nicht 
sicher  wahrnehmen.  Nach  diesem  folgt  A<1M0DHAb,  wodurch  wir  den  Zunamen 
icXlciiA^MODHAb   erhalten". 

Demnach  würde  diese  Grabinschrift  in  Transscription  lauten: 

D  HM€  CJM4  H  CHN^  H  CD€TOr^  A(X)X4  4M6Nb.  C€  6 
IC4MH  P^AOHM^  5HAHÄ4.  MHAOCTHH>  50)KH0Mb  H  C  HO- 
M0;«;HH>  P0A4  MOr^  H^HA^Xb  MNOrOM^CNX  FPOBNHMX  H  no== 
CT4DHXb  CH  lc<1M(6)Nb  NA  FPOBNHMH  M06H  H  XrOTOQHXb 
CH  DHVNH  AOMb  1,A  )KHD0T4  CDOeP^;  4|C0  X0?;€  r(OCno- 
AHN)b  5(0)rb  C€5H  H  APXFX  MOGM^.  MOAX  5P4THH>  H 
CTPHN6  H  N€DHCT€:  nPHCTXnHTG  H  *4AHT€  M€  H  NGnO^» 
nHP<1HT6  M€  N0MM4.  GPG  f{€T€  5HTH  DH  Ic^lcOQb  eCMb  t, 
<1  t  N^A}i  5HTH,  IC4IC0DH  €CTe  DH!  (A  Ce)  HHC^I  D€C€0|cO 
ICXlcXA^MODHÄb 

„Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes,  Amen. 
Dies  ist  der  Grabstein  des  Radojica  Bili6.  Durch  die  Gnade  Gottes  und 
mit  Hilfe  meines  Stammes  habe  ich  bei  Lebzeiten  diese  vielverehrte  Gruft 
erbaut  und  auf  ihr  diesen  Stein  gesetzt  und  dieses  Haus  der  Ewigkeit  — 
so  es  der  Wille  des  Herrn  und  Gottes  ist  —  für  mich  und  meine  Gefährtin 


490  I.  Archftologie  und  Qeschichte. 

vorbereitet.  Ich  bitte  Euch,  Brüder,  Tanten  und  Schwägerinnen:  kommt 
und  betrauert  mich,  tretet  mich  aber  nicht  mit  den  Füssen!  Denn  ihr 
werdet  sein  wie  ich,  ich  aber  kann  nicht  wieder  werden,  was  ihr  seid! 
Dies  schrieb  Veseoko*)  Kukulamovi6." 

3«  Inschrift  beim  Han  Öoräulli^  Im  Bezirke  Tuzla. 

Diese  bosnische  Inschrift  befindet  sich  neben  der  Strasse,  welche  aus  Dolnja 
Tuzla  nach  Zvomik  führt,  unweit  des  Dorfes  Öaklovica  beim  Han  CorSuIi6  in  der 
Nähe  des  80.  Kilometers.  Als  die  Leitung  des  Landesmuseums  in  Jahre  1888  von 
diesem  Denkmal  Kenntniss  erhielt,  wurde  dasselbe  photographisch  (darnach  Figur  9) 
aufgenommen.  Die  Inschrift  steht  auf  der  einen  Seite  des  grossen  Kalksteinmonumentes 
und  enthält  ftinf  Zeilen.  Die  Buchstaben  sind  ziemlich  ungeschickt  ausgeführt.  Obwohl 
die  Inschrift  eine  besondere  Wichtigkeit  nicht  besitzt,  sei  sie  hier  mitgetheilt,  weil 
man  infolge  fehlerhafter  Lesung  der  ersten  Zeile  zu  dem  Schlüsse  gelangt  ist,  dass 
dieser  Inschriftstein  das  Grab  eines  Mitgliedes  der  serbischen  Familie  Brankoyi6  be- 
decke. 

ÄHHc-ÄrA    npft»4^4»   <5  ^#»Vill!It'^•'•• 
^  t>^  OB  M  V  t 


Fig.  9.    Inschrift  auf  einem  Grabsteine  bei  Han  Ooriulid  (Bezirk  Tuzla). 

In  Figur  9  sieht  man  am  oberen  Rande  des  Steines  zwei  Brüche  aus  neuerer 
Zeit.  Hiedurch  wurde  die  erste  Zeile  arg  beschädigt  und  gegen  den  Schluss  un- 
leserlich. Auch  weiter  im  Texte  befinden  sich  zwei  grosse  Löcher,  welche  durch  Erosion 
entstanden  sind. 

Herr  Vid  Vuleti6-Vukasovi6,  dem  wir  eine  Photographie  der  Inschrift  sen- 
deten, las  dieselbe  folgendermassen : 

+  C€  A€)KH  5P4HIC0  5€NIcOD(H;«;  NA  CQOHOH)  1€MAH  N4 
nA€M€NHTOH  TOH  (n0CT<1DHLU€)  NA  N€Mb  5P4THt  StAt^Tb 
MHAOBP^Tb  H  MHAbicO  H  CHNb  TO  (x)ct»lcO  A  HHC^IO  FA  5HO 
T<1Ab     AHt(lcb)     M4THt(?)     NODHVb 

„Hier  liegt  Braiko  Benkovi6  auf  eigenem,  edlem  Grund  und  Boden.  Dieses 
Denkmal  errichteten  die  Brüder  Milobrat  und  Miljko  und  der  Sohn.  Dies  meisselte 
und  schrieb  der  damalige  Schüler  Matija  Noviö.** 

Die  erste  Zeile  hat  Herr  Vuleti6-Vuka80vi6  nach  dem  Beispiele  anderer  alt- 
bosnischer Grabsteine  ergänzt;  in  der  zweiten  Zeile  liest  der  Genannte  nach  dem  Worte 
„plemenitoj^  nochmals   die   Silbe  toi  und   fasst   sie    wahrscheinlich   gleich   dem   des 

1)  =  Veselko. 


HOrmann.   EpigraphiBche  Denkmäler  ans  dem  Mittelalter.  491 

Wortes  „ovo"  auf.  Wir  müssen  aber  hervorheben,  dass  in  den  bosnischen  Inschriften  als 
Demonstrativpronomen  gewöhnlich  das  altslavische  Wort  „si",  „sij"  oder  „s'"  dient.  Statt 
der  Silbe  „toi"  haben  wir  den  Buchstaben  b  gelesen,  der  weitere  Text  ist  abgebrochen. 

Es  ist  möglich,  dass  dieser  Buchstabe  der  Anfang  des  Wortes  „baStina"  war,  da 
in  vielen  bosnischen  Inschriften  die  Worte  „plemenita  bastina"  vorkommen.  Im 
Deutschen  entspricht  dies  dem  Worte  „Adelssitz".  Nach  dem  Worte  „plemenitoj  ba- 
§tini"  kann  „postaviSe"  gestanden  haben,  da  dies  der  Raum  zulässt. 

In  der  dritten  Zeile  lasen  wir  statt  „Milobratb"  „Mirbrat".  Wir  bemerken, 
dass  in  den  alten  bosnischen  Inschriften  der  Buchstabe  o  (u)  in  den  mit  „Mil"  zu- 
sammengesetzten Namen  durch  b  ersetzt  wird.  So  wird  geschrieben  MHAbTtNb 
(Milutin),   MHAbAP<1*b    (MilodraÄ),  also  auch   MHAbBP^Tb   statt  Milobrat. 

In  der  vierten  Zeile  fanden  wir  die  zwei  letzten  Wörter  TO  XCtlcO  nicht. 
Das  letzte  Wort  ist  durch  Corrosion  zerstört;  uns  gelang  nur  das  Lesen  der  Buch- 
staben n^DlcO.  Zwischen  diese  Buchstaben  lässt  sich  nur  Weniges  einfügen,  und 
wenn  schon  ergänzt  werden  soll,  so  glauben  wir  nicht  fehlzugehen,  wenn  wir  den 
Buchstaben  A  einsetzen;  auf  diese  Art  bekommen  wir  den  Namen  „Pavko". 

Nachdem  in  der  Inschrift  die  Namen  der  Brüder  des  Verstorbenen  genannt 
werden,  so  glauben  wir,  dass  nicht  die  Absicht  vorlag,  den  Namen  des  Sohnes  des 
Verstorbenen  zu  verschweigen.  Wir  glauben  nicht,  dass  der  Verfasser  der  Inschrift 
die  Worte  TO  ^Ct»icO  und  4  nHC4  nebeneinander  stellen  wollte;  dies  wäre  ein 
Pleonasmus,  weil  in  den  altbosnischen  Inschriften  die  Ausdrücke  „usijeöe"  und  „napisa" 
oder  „pisa",  die  dem  lateinischen    „sculpsit"  entsprechen,   synonym  sind. 

In   der  fünften    Zeile  haben  wir    den    ganzen    Passus  zwischen  den  Worten :   „a 

pisao  ga" bis  „novi6"   nicht  gefunden.     Wir  entziflferten   nur  den   Taufnamen 

des  Verfassers  nP.€P<1Ab  (Prerad),  und  die  zwei  letzten  Silben  des  Zunamens 
....  novit.  Die  ersten  Silben  des  Zunamens  sind  verlöscht,  in  den  Erosionen  sieht 
man  nur  drei  ziemlich  undeutliche  Buchstaben  HD^H  =  .  Möglicherweise  lautete  der 
Zuname  „Vojnovi6"  oder  „Äivojnovi6".  Der  Zuname  Novi6  stünde  in  eclatantem 
Gegensatz  zu  den  unveränderlichen  Grundsätzen,  nach  welchen  in  diesen  Gegenden 
die  Zunamen  gebildet  wurden.  Bei  den  Südslaven  entstanden  alle  Namen,  die  auf 
„vi6"  endigen,  vom  besitzanzeigenden  Substantivum,  und  das  Substantiv  war  der  Tauf- 
name des  Vaters  (wie  dies  noch  gegenwärtig  in  Russland  üblich  ist)  oder  des  Ur- 
grossvaters  (wie  dies  bei  den  Serben  und  Kroaten  gebräuchlich  ist).  So  entstand  vom 
Taufnamen  Vojno  —  Voj  novit,  von  Konstantin  —  Konstantinovi6,  von  Jovan  —  Jova- 
novit  etc.  Wir  glauben  demnach,  dass  der  Name  des  Verfassers  unserer  Inschrift  ver- 
stümmelt ist  und  wenigstens  aus  drei  Silben  bestand. 

Aus  den  angeführten  Gründen  könnte  man  die  Inschrift  etwa  folgendermassen  lesen : 

*  C€^)  A€)KH  5P4HICO  5€N|cOD(H;«;  N4  CDOHOH)  16MAH,  N^ 
nA€M€NHTOH  5(<1UJTHNH.  n0CT4DHLU€)  NA  N€Mb  5P<1THt>  St- 
Atr*)  MHAbSP4Tb  H  MHAbicO  H  CHN  n(<l)DlcO,  A  HHC^I  FA 
nP€P4A    (DOH?)NODHVb 


*)  C  €  ^-~-  ovdje,  hier. 

*)  5  "t  A  "t  F  =  biljeg.  Im  Altbosnischen  ist  dieses  Wort  mit  Spomenik  (Denkmal)  gleichbedeutend. 
Der  Buchstabe  "^  wird  in  altbosnischen  Inschriften  verschieden  angewendet.  Oft  ersetzt  er  das  ie.  Je; 
öfters  muss  er  aber  auch  als  ja  gelesen  werden,  z.B.  im  Worte  BP^mHt  (Brüder).  In  dieser  Inschrift 
dürfte  im  Worte  5  "t  A  "t  F  das  erste  "t,  ein  Fehler  des  Sculptors  Prerad  sein ;  wir  glauben,  dass  es  sich 
vom  sprachlichen  Gesichtspunkte  hier  nicht  rechtfertigen  lässt. 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


„Hier  liegt  Brajko  Benkov(i6)  auf  dem  eigenen  Boden,  dem  adeligen 
Grundbesitz.  Das  Denkmal  errichteten  die  Brllder  Milbbratb  und  Milbko 
und  der  Sohn  P(a)vko,  und  dies  schrieb  Prerad  (Voj-)novi6." 

4.  Inschriften  ans  dem  Bezirke  LJnblnJe  (sfidllche  Hcrcegoyina). 

Die  Mittheilungen  über  die  im  Nachstehenden  beschriebenen  Denkmäler  wurden 
mir  von  Herrn  Mathias  Bijeli6,  derzeit  Kanzlei-OfUcial  in  Sarajevo,  zugesendet. 

a)  Vlahovi^i. 

Im  Dorfe  Vlahovi6,  circa  3  Stunden  von  Ljubinje,  befindet  sich  eine  uralte  orien- 
talisch-orthodoxe Kirche  mit  zwei  Gräbern,  wovon  das  eine  vor  dem  Altar,  das  andere 
beim  Eingange  in  die  Kirche  liegt.  Beide  sind  mit  grossen  Platten  gedeckt,  auf  welchen 
sich  gut  leserliche  Inschriften  befinden. 

1.  Die  Platte  vor  dem  Altar  (Figur  10)  zeigt  die  Inschrift: 


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Fig.  10.    Inschrift  auf  einer  Gruftplatte  vor  dem  Altar  der  orientalisch-orthodoxen  Kirche 

in  Vlahovici  (Bezirk  Ljuhinje). 


+  ^  CG  A€)KH  lcN€7b  DA^Ab  BHGAHÄb  X  CDOcoH  MPblcQH 
X  CDGTOMb  A474PX.  VAODt>V€  T4IC0  A4  NH6CH  nP0|cA6Tb,  N€* 
THIC4H    X    M6. 

„Hier  ruhet  Fürst  Vla6  Bieli6  in  seiner  eigenen  St.  Lazarus-Kirche. 
O  Mensch,  taste  mich  nicht  an,  auf  dass  du  nicht  verdammt  seiest!" 

Die  Platte  ist  1*90  M.  lang  und  1*21  M.  breit.  Das  Kirchweihfest  dieser  Kirche 
wurde  bis  zum  letzten  Aufstande  am  Tage  der  Auferstehung  des  heiligen  Lazarus 
gefeiert  und  damals  auf  den  27.  Juni  (Vidovdan)  verlegt. 


HOrmann.    Epigraphische  Denkmäler  aus  ^  dem  Mittelalter.  4"d 

2.  Die  Inschrift  auf   der  Platte   beim  Eingange  in  die  Kirche  (Figur  11)  lautet: 


I    II 
//* 


ili: 


■'*'l... 


';-=ii' 
,^'-;i'" 


Fig.  11.    Inschrift  auf  der  Grabplatte  beim  Eingange  der  orientalisch-orthodoxen  Kirche 

in  Vlahovidi  (Bezirk  Ljubinjc). 


*  4  CG  A€*H  DXlcOC4Db  D0€D0A4  DA4;«;6DH?;b  CMOMb(?)  APX=^ 
rOD4Xb  APX^HNOMb.  H  l^FHBOXb  N4  P(4?)7MHPNOH  ICP4HN6  C0(?) 
MOM  rocnOAHN^.  H  AONeCOLU€  M€  APX>KHN4  NA  CDOX  HAG- 
M6NHTX    54LUHNX.    H    A4    6    nPOlcAGTb    TIcO    A€   X  M€    T4ICNXTH. 

„Hier  ruhet  Vukosav  Vojevoda  Vla6evi6  in  Gemeinschaft  mit  seinen 
gefallenen  Kriegsgenossen.  An  dfer  strittigen  Grenze  meines  Herrn  bin 
ich  gefallen,  und  es  brachten  mich  meine  Kameraden  auf  mein  adeliges 
Gut.     Verdammt  sei,  der  mich  antastet!" 

Die  Platte  ist  2*14  M.  lang  und  1-90  M.  breit.  Die  Dicke  der  Steine  1.  und  2. 
kann  ohne  Aufgraben  der  Erde  nicht  festgestellt  werden;  die  Leute  erzählten  mir 
jedoch,  dass  sie  die  Erde  um  die  beiden  Steinplatten,  als  sie  die  Kirche  nach  dem 
letzten  Aufstande  frisch  pflasterten,  circa  35  Cm.  tief  aufgruben  und  dennoch  die  un- 
tere Kante  nicht  bioslegten.  Die  Platte  auf  dem  Grabe  des  Vukosav  zeigt  viele  Hieb- 
spuren; diese  wurden  vor  circa  30 — 40  Jahren  mit  Hammerschlägen  gemacht,  weil 
die  Platte  derart  schlüpfrig  war,  dass  Mancher  während  der  Regenzeit  darauf  aus- 
rutschte und  fiel.  Zu  diesem  Gewaltmittel  entschlossen  sich  die  Leute  hauptsächlich  des- 
halb, weil  allgemein  geglaubt  wurde,  dass  die  beim  Fall  auf  diese  Platte  erhaltenen 
Verletzungen  unheilbar  seien. 

Die  Kirche,  in  der  sich  beide  Gräber  befinden,  wurde  theils  durch  den  Vla6, 
theils  durch  den  Vukosav  aufgeführt.  Der  durch  den  Vla6  aufgeführte  Theil  beträgt 
sammt  dem  Altare  7*73,  der  des  Vukosav  4*64  M.  Länge.  Man  glaubt  nämlich  noch 
heute  an  der  Kirche  zu  erkennen,  wo  der  eine  Theil  aufhört  und  der  andere  anfängt. 


494  I.   ArchKologie  und  Geschichte. 

Der  Pfarrer  Lazar  Sarenac,  der  mubammedanische  Ortsftlteste  Mahmud  Ze6o  und 
der  christliche  Ortsälteste  Ö6epan  Öoli6,  wie  auch  noch  mehrere  Andere  erzählen,  dass 
ein  Diener  den  im  Gefechte  tödtlich  verwundeten  Vukosav  von  Kampfplatze  bis  nach 
Vlahovi6  bis  zur  sogenannten  Ploöa  gebracht  habe.  Hier  befahl  Vukosav  dem  Diener, 
er  solle  zu  seiner  Frau,  der  „Vojvotkinja",  gehen  und  von  ihr  Geld  flir  Kriegszwecke 
verlangen,  ohne  ihr  jedoch  zu  sagen,  dass  ihr  Gatte  tödtlich  verwundet  sei.  Als  der 
Diener  das  Geld  gebracht,  habe  ihm  Vukosav  befohlen,  die  Kirche  seines  Vaters 
Vla6  um  so  viel  zu  verlängern,  als  sein  und  seiner  gefallenen  Kameraden  Grab 
Platz  einnehmen  würde,  und  ihn  hier  sammt  seinen  Kameraden  zu  begraben.  Nachdem 
er  diesen  Willen  kundgegeben,  sei  Vukosav  verschieden. 

Die  Zeit,  in  welcher  dies  geschah,  lässt  sich  schwer  feststellen.  Es  heisst  im 
Volksmunde,  dass  Vla6  mit  seinen  Brüdern  Eade  und  Vuk  zu  jener  Zeit  aus  Serbien 
in  die  Hercegovina  eingewandert  sei,  als  die  Feudalherren  unter  einander  Krieg  führten; 
dies  sei  nach  dem  Falle  des  serbischen  Kaiserreiches  in  der  Schlacht  auf  dem  Amsel- 
felde geschehen.  Nach  der  Inschrift  auf  der  Grabplatte  des  Vukosav  kann  wohl  ange- 
nommen werden,  dass  Vukosav  ein  Sohn  des  Vla6  gewesen  sei  und  sich  deshalb  Vla- 
6evi6  genannt  habe. 

Nach  weiteren  Angaben  der  Leute  sei  Vla6  mit  seinen  Brüdern  Rade  und  Vuk 
auf  den  Berg  gekommen,  welcher  heute  Radimlja  genannt  wird,  und  von  welchem 
das  jetzige  Dorf  Vlahovi6  und  die  ganze  näher  gelegene  Umgebung  übersehen  werden 
kann.  Als  sie  die  ganze  Gegend  überblickt  und  diese  ihnen  gefallen  hatte,  beschlossen 
sie,  sich  hier  niederzulassen.  Jeder  siedelte  sich  an  einem  anderen  Orte  an,  und  so 
bekam  der  Ort  des  Vla6  den  Namen  Vlahovi6,  jener  des  Rade  Radi6  und  jener  des 
Vuk  Vukovicü*.  Diese  drei  Dörfer  sind  circa  eine  Stunde  von  einander  entfernt  und 
bilden  gegenwärtig,  jedes  für  sich,  eine  eigene  Mahala  (Häusergruppe),  gehören  aber 
zusammen  zur  Gemeinde  Vlahovi6.  Den  Nachkommen  des  Vla6  entsprossen  die  Fa- 
milien Kneievi6  und  Zeöi6,  welche  letzteren  sich  zum  muhammedanischen  Glauben 
bekennen.  Zcko,  ein  Enkel  des  Vla6,  soll  infolge  einer  Zwistigkeit  mit  seinen  Brüdern 
zum  Islam  übergetreten  sein.  Beide  Geschlechter  leben  noch  gegenwärtig  in  der  Ma- 
hala Vlahovi6.  Dem  Geschlechte  des  Rade  entspross  die  Familie  Dangubi6i,  jenem  des 
Vuk  die  Familie  Öoli6,  welche  noch  heutzutage,  die  crstere  in  Radi6i,  die  letztere  in 
Vukovi6,  leben. 

Es  ist  bemerkenswerth,  dass  die  Inschriften  auf  beiden  Grabstcinplatten  durch  so 
viele  Jahrhunderte  unversehrt  geblieben  sind,  obwohl  die  Kirche  im  letzten  Aufstande 
gänzlich  verwüstet  und  bis  auf  die  Mauern  zerstört  wurde.  Wenngleich  die  Familie 
Zeöic  dem  muhammedanischen  Glauben  anhängt,  hat  sie  doch  ein  wachsames  Augen- 
merk auf  diese  beiden  Gräber  und  bezeigt  ihnen   heute  noch  pietätvolle  Ehrerbietung. 

Ausser  diesen  zwei  Gräbern  befinden  sich  noch  mehrere  grössere  und  kleinere 
Grabsteine  theils  auf  dem  gegenwärtigen  Kirchhof,  grösstentheils  aber  ausserhalb  des- 
selben. Auf  der  Platte  eines  dieser  Gräber,  knapp  rechts  neben  dem  Eingang  in  den 
Kirchhof,  war  eine  grössere  Inschrift  vorhanden,  von  welcher  jedoch  gegenwärtig  blos 
die  Worte  ^  C€  A€*H  DXlc^lMb  D^AHNHÄ  (»hier  ruht  Vukac  Vulini6") 
leserlich  sind.  Auf  einem  anderen  Grabsteine  ist  die  Figur  eines  Menschen,  auf  dessen 
Schultern  je  eine  Taube  sitzt,  eingemeisselt.  Wieder  auf  einem  anderen  Grabsteine  be- 
findet sich  die  Figur  eines  Reiters,  welcher  in  der  rechten  Hand  die  Zügel,  in  der 
linken  Hand  einen  Pfeil  hält.  Vor  dem  Pferde  sieht  man  die  Figur  eines  zweiten 
Menschen,  welcher  das  Pferd  mit  der  linken  Hand  am  Zügel  iUhrt  und  in  der  Rechten 
eine  lange  Lanze  hält. 


HOrmann.    Epigraphische  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter. 


495 


¥)  KljanoTiöi. 

Unweit  von  Ljubinje  im  Dorfe  Miljanovi6i  befindet  sich  ein  grosses  Steinkreuz 
(Figur  12);  es  ist  3*40  Cm.  hocb^  die  Kreuzarme  1*60  Cm.  lang.  Auf  der  Vorderseite 
desselben  sind  kreuzweise  ftinf  sehr  primitive  Rosetten  und  zwischen  diesen  eine  In- 
schrift, auf  dem  rechten  Arme  aber  eine  Hand,  die  nach  einem  Schwerte  greift,  ein- 
gemeisselt.    Die  Inschrift  (Figur  13)  lautet: 

^CH6  A6*H  n0XD<1AHMH  H>N<1lcb  P4AHXN4  H  CH6  XCH€V€ 
CHN  MX  DXlcOC<1Db.  («Hier  ruht  der  berühmte  Held  Radihna,  und  diesen 
Grabstein   setzte  ihm  sein  Sohn  Vukosav.") 


toi  a®x>o4a 


^fi 


Fig.  13. 
Inschrift  des  Steinkreuzes  Fig.  12. 


Fig.  12.  Steinkreuz 

im  Dorfe  MiljanoviiSi 

(Bezirk  Ljubinje). 


Das  Volk  erzählt,  dass  dieser  Radihna  aus  dem  Dorfe  Duboßice,  welches  von 
Ljubinje  */4  Stunden  entfernt  ist,  gebürtig  gewesen  und  im  Kampfe  mit  den  Venetianern 
auf  dem  Platze,  wo  dieses  Kreuz  steht,  gefallen  sei.  Das  Kreuz  ist  im  Jahre  1883 
infolge  eines  Erdbebens  umgestürzt  und  lag  auf  dem  Boden,  bis  es  durch  das  Bestreben 
des  Pfarrers  Sava  Simi6  wieder  aufgerichtet  wurde.  Hiebei  Hess  der  Pfarrer  noch 
folgende  Aufschrift  darauf  setzen:  „Wanderer!  Du  bist  aus  Staub  und  wirst  zu  Staub. 
Dieses  Kreuz  fiel  infolge  eines  Erdbebens  im  Jahre  1883  zu  Boden  und  wurde  von 
Sava  Simi6  und  dem  Volke  im  Jahre  1890  wieder  aufgerichtet." 

c)  Premilovopolje. 

In  Premilovopolje,  welches  von 
Ljubinje  nahezu  zwei  Stunden  entfernt 
ist  und  zur  Gemeinde  Glegjevac  gehört, 
liegt  ein  alter  Friedhof  mit  vielen  Grab- 
denkmälern in  Form  flacher  Platten 
und  grosser  Sarkophage.  Der  grösste 
Theil  dieser  Grabsteine  hat  weder  In- 
schriften noch  Ornamente.  Viele  der 
sarkophagförmigen  Grabsteine  sind  um- 
gestürzt und  beschädigt,  die  Platten 
bedeckt  meist  eine  ziemlich  dicke  Erd- 
schichte. Leider  haben  Menschenhände 
viele    dieser     Denkmäler     beschädigt. 


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Ik'.'g^i^^'^r; 


Fig.  14.    Grabstein  des  Radosav  Dudic  und  seines  Sohnes 
Cvjetko  in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje). 


496 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Bevölkerung  aus  der  Umgebung  pflegte,  wenn  sie  Steine  flir  ihre  Bauten  brauchte, 
irgend  ein  Monument  von  diesem  Friedhofe  wegzuführen;  andere  wurden,  weil  die 
Bewohner  der  nächsten  Dörfer  unter  ihnen  Silber  oder  Gold  suchten,  zerschlagen. 
Immerhin  ist  es  aber  gelungen,  in  diesem  Friedhofe  noch  einige  Grabdenkmäler  mit 
Inschriften  und  Ornamenten  aufzufinden. 


Fig.  15.    Grabstein  in  Premilovopolje 
(Bezirk  Ljubinje). 


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--^M^%^' 


Fig.  16.    Umgestürztes  Grabmal  des  Pavao  Radovic 
in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje). 


Fig.  17.    Grabstein  in  Premilovopolje 
(Bezirk  Ljubinje). 


^fl^S;- 


Fig.  18.  Grabstein  in  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje). 


1.  Auf  dem  Grabstein  Figur  14  befindet  sich  die  Inschrift:  AC€:  A€)|<H  P4- 
AOC^Db  AXVHÄb  CHNOMb  MDtmjcOMb.  («Hier  ruht  Radosav  Duöi6 
mit  dem  Sohne  Cvjetko.")  Der  Stein  hat  1*25  M.  Länge,  0*55  M.  Breite  und 
1-30  M.  Höhe. 

2.  Das  Denkmal  Figar  15  ist  aus  einem  Stücke  gearbeitet,  die  Platte  3'10  M. 
lang,  1*46  breit;  der  obere  Thcil  1*10  hoch,  190  lang  und  0'85  M.  breit.  Die  Bewohner 
von  Glegjevac  schreiben  diesem  Grabstein  übernatürliche  Eigenschaften  zu  und  erzählen, 
dass  ein  gewisser  Marko  Herbez,  der  sich  mit  Schatzgräberei  befasste,  vor  40  bis 
50  Jahren  am  Vorabende  des  Festes  „Maria  Verkündigung"  sich  auf  den  Grabstein  nieder- 
gelegt habe,  um  von  hier  zu  erspähen,  wo  sich  eine  blaue  Flamme,  als  Zeichen  einer 
Stelle,  wo  Geld  verborgen  sei,  zeigen  würde.  Kaum  hatte  sich  Herbez  niedergelegt, 
als  sich  ein  grosser  Sturmwind  erhob,  der  ihn  auf  einen  anderen,  gegen  50  Aräin  ent- 
fernten Grabstein  so  heftig  hinüberwarf,  dass  Herbez  sich  schwer  verletzte  und  daran 
nach  wenigen  Tagen  starb.  Seit  jener  Zeit  geht  das  Volk  nur  mit  geheimem  Grauen 
an  jenem  Grabstein  vorbei. 


Hermann.    Epigraphischc  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter. 


497 


3.  Der  umgestörzte  Grabstein  Figur  16  ist  2*00  M.  hoch,  1*45  breit  und  036  dick. 
Die  Inschrift  lautet:  AC€  A€)KH  n^o^O  P4A0aH;«ib.  („Hier  ruht  Pavao 
Radovi^.") 


Fig.  19.    Grabplatte  iu  Premilovopolje  (Bezirk  Ljubinje). 


Fig.  20. 

Grabkreuz  des  KaSkoja 

in  Premilovopolje 

(Bezirk  Ljubinje). 


^b^^r-*^^'i^:^t; 


Fig.  21.   Grabstein  des  Poznan  Goranic  in  Premilovopolje 
(Bezirk  Ljubinje). 


4.-6.  Die  Bilder  17  und  18  zeigen  uns  zwei  Grabsteine  mit  liguralen  Ornamenten. 
Der  erste  ist  1*26  M.  hoch,  1'35  M.  breit  und  0*65  M.  dick;  der  andere  misst  in  der  Höhe 
1*90  M.,  in  der  Länge  118  M.  und  in  der  Dicke  0*75  M.  Beide  sind  ohne  Inschriften. 
Das  Volk  erzählt,  dass  der  erstere  Stein  das  Grab  eines  Mädchens,  welches  sich  als  ge- 
schickte Tänzerin  ausgezeichnet  habe,  bedecke.  Figur  19  ist  eine  Platte  mit  Halbmond 
und  Stern  und  mit  Ornamenten  um  den  Rand. 


Fig.  22.    Inschrift  auf  einer  Grabplatte  in  Premilovopolje 
(Bezirk  Ljubinje). 


Band  III. 


32 


498  I.   Arcliäologie  und  Geschichte. 

7.  Das  Kreuz  Figur  20  ragt  27 1  M.  aus  der  Erde  und  ist  ü-äO  M.  dick.  Die  auf 
ihm  befindliche  Inschrift  lautet:  <1C€  A€)KH  P4UJ|cOM.  (y^Hier  ruht  Raäkoja."^ 
Das  Grab  ist  von  vier  Seiten  mit  behauenen  Steinen  umfriedet  und  in  zwei  Flächen  ge- 
theilt;  die  eine  derselben  ist  4M.,  die  zweite  50  Cm.  lang,  in  der  Breite  hat  die  erste 
2*50  M.,  die  zweite  40  Cm. 

8.  Auf  der  Platte  Figur  21  sehen  wir  oben  Halbmond  und  Stern,  an  der  Seite  die 
Inschrift:  ACH€  Ae*H  flO^N^N  FOP^INHÄb.  („Hier  ruht  Poznan  Gorani6.") 
Unter  der  Inschrift  befindet  sich  in  der  Mitte  die  Figur  eines  Pferdes  und  rechts  und 
hnks  zwei  menschliche  Gestalten,  von  denen  die  grössere  eine  Art  Krone  auf  dem 
Kopfe  trägt. 

9.  Die  Inschrift  Figur  22  ist  in  das  Fundament  der  Mauer  eingebaut,  womit  SeHm 
Premilovac  seinen  Acker  umzäunt  hat.  Sie  lautet:  AC^  A€*H  CmHnicO  P^IAO- 
C4AHÄ.  50*€  A^oNO  mH  C4Mb  AGMO  H  o6A€^)  mH  MH  € 
A6)K4mH.  („Hier  ruht  Stipko  Radosali6.  O  Gott,  vor  Langem  habe  ich 
mich  niedergelegt,  und  muss  noch  lange  hier  liegen.")  Die  Platte  ist  2  M.  lang, 
1*40  M.  breit  und  55  Cm.  dick. 

5.  Inschriften  ans  Kalesija  und  Ylasenica. 

Die  nachstehenden  Mittheilungen  verdanken  wir  dem  Eifer  des  um  die  Auffindung 
ethnographischer  und  archäologischer  Merkwürdigkeiten  verdienten  Gendarmerie- Wacht- 
meisters Tomo  Dragiccvic!*.  Einige  Bemerkungen  zu  denselben  hat  Professor  Vid  Vu- 
leti6-Vukasovi(!*  in  Curzola  beigesteuert. 

a)  Kalesija  und  Zaseok. 

'u'±  tN^  c  o  o  6  H^  €/vv^.H  .H  «^  n  A  e^^^ 

eK<|'^H'^H/\ymH 


Fig.  23.    Inschrift  auf  dein  Grabsteine  des  Dabiiiv  Draskovie  bei  Dubuiea 
in  der  Nähe  des  Dorfes  Srpska  Kalesija. 

1.  (Fig.  23.)   +  AC€  A€*H  A<15H*Hüb')   AP^LUlcODHÄb^)   N4  CooeH 
7€MAH     NA     nAM€NHmoH.     \cAJ\A     XmeXb     nOBHmH*),    m^A^I     H 


*)  O^A6  gleieh  dugo,  lange. 

«)  Für  A45H*HDb  vgl.  „Korjeui"  (Wurzeln)  von  Gj.Danicic;  S.   149  BblTH   Tilr Da-bi-iiv. 
'*)  In  diesem   Eigennamen  ist  das  O,  weil  verwischt,  nicht  sicher  festzustellen,  der  Buchstabe  Q  ist 
nur  .sehwach  erkennbar. 

*)  Von  i»o  =  pobiti,  d.  ist  von  BblTH  5  vgl.   „Korjeni",  8.   149. 


Hermann.    Epigrapliische  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter. 


499 


Ai^UJH.     4    HHCA     NHIC0A4    AP<irOA6oHÄb 

„Hier  ruhtDabi^iv  Draäkovi6  auf  seinem  adeligen  Gute.  Als  ich  siegen 
wollte,  da  starb  ich.  Den  Stein  setzte  mir  Milutin  Kabloviö  aus  Goduäa, 
und  (dies)  schrieb  Nikola  Dragoljevi6." 


t 


is 


4^*^/^^ 


Fig.  24.    Inschrift  auf  einer  Grabstele  bei  Dubnica 
in  der  Nähe  des  Dorfes  Srpska  Kalesija. 

2.  (Figur  24.)  ce  Ae)KHmb  AP^FbMb'O  mHXbMHAHmb  icbAH 
XbmtXb^)     BHmH    mb    FH*)    NeSHXb 

„Hier  ruht  Dragoc  Tihmilit  (Tihmiliö).  Wo  ich  sein  wollte,  dort  war 
ich  nicht."  (Oder  auch:  „Wo  ich  siegen  wollte,  dort  siegte  ich  nicht.") 

Die  Inschriften  1  und  2  befinden  sich  im  Friedhofe  bei  Dubnica,  im  Dorfe 
Srpska  Kalesija  (Brki6i)  im  Bezirke  Zvornik. 


*)  Vgl.  „Korjeni**,  S.  236,  unter  „kabao**  (koba);  hiernach  könnte  der  Name  auch  ^Kobilovic"  lauten. 
Im  Lexikon  des  Gj.  Daniele^  über  serbische  literarische  Alterthümer  sind  diese  beiden  Familiennamen 
nicht  enthalten. 

')  AP^irbM    ist  Dragoc.     Vgl.  „Korjeni-  auf  S.  110. 

'*)  mHXbMHAHmb  ist  von  TtXOMHAb  abgeleitet.  Vgl. „Korjeni-,  S.  100,  sub  „utjeha«* 
(Trost),  „tjeäiti"  (trösten)  u.  s.  w. 

*)  mbPH  =  TbFbl  =  tada  (damals),  d.  i.  TbFA^I  oder  T<irA<^  (TbA).  Vgl.  Lexikon 
des  Gj.  Daniele,  8.  332. 

32* 


500 


I.    ArchKolo(i:ic  und  Geschichte. 


Nr.  1  Steht  auf  einem  sarkophagförmigcn  Denkmal  mit  einer  Untcrplatte  aus 
weichem  Kalkstein.  Ersteres  ist  150  Cm.  lang,  60  Cm.  br.,  65  Cm.  hoch,  die  Platte 
20  Cm.  hoch.  Der  Stein  liegt  vom  Süden  gegen  Norden ;  auf  der  Ostseite  ist  eine 
Hand  eingemeisselt ;  auf  der  Westseite  befindet  sich  die  Inschrift, 
welche  eine  Länge  von  1*35  M.  und  eine  Höhe  von  46  Cm.  hat. 
Nr.  2  steht  auf  einem  Pfeiler  20  Schritte  sUdHch  von  Nr.  1. 
Er  ist  aus  einer  Kalksteinart,  die  man  hierorts  „Siga"  nennt; 
seine  Höhe  beträgt  130  Cm.,  die  Dicke  56  Cm.  Die  Inschrift  hat 
I     ^    .  .^«^^  w      eine  Höhe  von  84  Cm.  und  eine  Breite  von  52  Cm.    Unter  diesem 


0 


liat  Jemand  nacli  Schätzen  gesucht,  dadurch  ist  der  Stein 


\ 


Fig.  25.  Stirnseite  eines 

Grabsteines  bei  Dubnica 

in   der  Nähe  des  Dorfes 

Srpska  Kalesija. 


S^rkli>>»/      cineH 

'^^/ftii*  Y  Af^        umgefallen  und  dürfte  binnen  kurzer  Zeit  ganz  mit  Erde  bedeckt  sein. 

L^'^-5l^  J  Zehn    Schritte    östlich   davon    sieht    man    eine    umgestürzte 

Steinplatte,    welche    mit   Ornamenten    geschmückt    ist    (Fig.    25). 

Umher  sind  noch  fünf  sarkophagfiirmige  Grabsteine  ohne  Inschrift; 

auf  zweien  sieht  man  das  plastisch  ausgeführte  Kreuzzeichen,  auf 

dem  dritten  ist  ein  Schwert  eingemeisselt.    Zwanzig  Schritte  davon 

entfernt  stand  eine  „Gromila"  (Tumulus),  welche  im  Jahre  1884  von 

Vid  Gentulii,  als  er  dort  nach  Schätzen  suchte,  umgegraben  wurde.     Er  fand  darin  ein 

irdenes  GefUss,  welches  er,  in  der  Meinung,  dass  es  den  Schatz  enthalte,  in  Stücke  schlug. 

Hier  sei  aus   demselben   Bezirk    (Zvornik)  die    nachstehende  Inschrift  (Figur  2(S) 

mitgetheilt : 

I  .<1C<  aCkh-  b'$4t 

>  vv^j^^AOCßHY.b- 


/    ¥ 


f$nU<4?t:i^1p9C^^^^^^ 


Fig.  26.    Inschrift  auf  einer  Grabsiele  bei  Zaseok. 

4C€  A€>KH  SP4t^)  mDPbAOeOHVb^)  N4  "^eMAH  mX)KAH^)  <\ 
nOCm<1DH     N4     N€Mb     lc<1M€Nb     nPtXbLUtNb^      P^AOC^AHVb     n<1^ 

*)  5P<^t  vgl.  Branko.  (Siehe  Gj.  Danicic,  Lexikon,  I.  Theil,  8.  09,  dann  „Korjeni**,  S.  139.) 
Brajo  oder  Braja  wurde  au.s  dem  alten  Namen  Bratoslav  gebildet. 

*)    TDPAOeDH;^b    von  TDPAO€  (vgl.Danicic,  Lexikon,  IIL  Theil,  S.  281). 

')  mX)KAH  vom  Worte  TO^^KAb  bedeutet  „fremde  Erde".  Vgl.  N4  7€MAH  TOJi*' 
AOH     ('Siehe  Danidid,  Lexikon,  IIL  Theil,  8.  328.) 

*)  Für  nPtXbmtNb    vgl.  „Korjeni-,  8.  286,  mit  flPt- 


Hör  manu.    Epig^rapliischc  Denkmäler  aus  dem  Mittelalter. 


501 


Cmop^icb    MX     H    CJ-^PblcO*)     CHNb    MX    A05PH    *HDb    H    XMPt>    A 
C6     HHCA     AP^roe     AHticb 

„Hier  ruht  Braja  Tvrdojevic  auf  fremder  Erde.  Den  Grabstein  haben 
ihm  gesetzt  Prehtjen  Radosali6,  sein  Stiefsohn,  und  Äarko,  sein  guter,  schon 
gestorbener  Sohn.     Dies  schrieb  Dragojc  der  Diak.^ 

Die  Inschrift  befindet  sich  im  Orte  Zaseok  auf  den  sogenannten  „Posteljine"  im 
Bezirke  Zvornik,  Kreis  Tuzla,  auf  einem  Grabsteine,  der  als  Pfeiler  gestaltet  ist.  Dieses 
Denkmal  ist  aus  Kalkstein  und  auf  drei  Seiten  flach  behauen,  die  gegen  Westen  ge- 
kehrte vierte  Seite  ist  etwas  ausgewölbt.  Die  Höhe  beträgt  von  der  Erdoberfläche 
135  Cm.,  die  Breite  75  Cm.,  die  Dicke  50  Cm.  Die  Inschrift  ist  auf  der  Ostseite 
eingemeisselt.  In  der  Nähe  liegen  noch  vier  sarkophagfürmige  Grabsteine,  doch  zeigt 
keiner  derselben  eine  Inschrift  oder  Ornamente. 

b)  Vlasenica. 

Im  Bezirke  Vlasenica  befinden  sich  viele  altbosnische  Grabmäler,  die  oft  mit 
verschiedenen  Zeichen  verziert  sind,  aber  nur  selten  Inschriften  besitzen.  Im  Dorfe 
Mrsici,  zwei  Stunden  nördHch  von  Vlasenica,  liegt  auf  einem  Hügel  neben  dem  Hause 
des  Daut  Durakovi6  ein  solcher  Friedhof  mit  neun  Grabmälern.  Von  diesen  sind  sieben 
sarkophagformig,  zwei  als  Platten  gestaltet.  Auf  einem  der  Sarkophage  befindet  sich 
die  Inschrift  Figur  27. 

Auf  der  Stirn-  und  Rückseite  ist  je  eine  LiÜe  eingemeisselt  (Figur  28). 

Fig.  27.    Inschrift  auf  oinom  sarkoplian^ftlrniigon  Grabstcino  in  MrSici 
(Bezirk  Vla.scnica). 


+     4Ce     A€*H     AHD^Mb    "^A^T^IPb     H    CDOHOMb     *€NOMb     MH^ 
AOCTHH>       5(0)*H0Mb       1,A      MOP^      *HD0T4      ICOMX 
rOAH    CA^*HXb     CAX)KHXb    MX    HP^IDO    DtPNO    XH 

„Hier  ruhen  Divac  Zlatar  und  sein  Weib  mit  Gottes 
Gnade.  Wem  ich  zu  Lebzeiten  diente,  dem  diente  ich  recht 
und  treu." 

Die    Inschrift   ist   von    Interesse,    weil    sie    von    einem    Gold- 
arbeiter (Zlatar)   meldet.     Es   ist   eine  Seltenheit,    dass   in  unseren 
mittelalterlichen  Inschriften   der   Beruf  eines  Verstorbenen   bezeich-       ^»g-^^-   Stirnseite 
net   wird,    z.  B.    „Kovac"    (der   Schmied,   welcher   sich   aber   meist        Divac  in  MrSici 


^)    60"^PblCO   violleicht  fälschlieh  .statt  )K<1PblC0  (vßfl.  DaniÖic,  Lexikon,  I.  Theil,  S.  331,  und 
^Korjeni",  S.  71.  —  In  liosnien  und  Hercejrovina  sin«!  noch  heute  2arkovici  bekannt. 


502 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


als  Verfertiger  des  Qrabmals  nennt).  "^A^T^Pb  ist  aber  auch  der 
Geldmünzer,  denn  Daniöi6  (Rjecnik  I,  S.  379)  citirt:  <l|cO  N^ITG 
"lA^T^Pb  oy  rP^AX  IC0D6  AHN^PG  BG-^b  DOAHG 
M^P6D6,  A^  C€  "lA^T^Pb  H*A€*€  A  FP^Ab  A4 
riA^ITH  PAOBOy,  VTO  Peve  M4Pb.  „Wenn  ein  Münzer  in  der 
Stadt  ohne  Bewilligung  des  Kaisers  Dinars  prägt,  so  ist  der  Münzer 
auszupeitschen,  die  Stadt  aber  hat  die  Busse,  welche  der  Kaiser  be- 
stimmt, zu  zahlen." 

Nördlich    neben    diesem    Grabe    liegt    ein    kleinerer,    ebenfalls 
sarkophagförmiger   Grabstein,   der  auf  der   Westseite    gleichfalls    eine 

Lilie   zeigt  (Fig.  29).     Wir   möchten   vermuthen,   dass   dieser   Grabstein   das  Denkmal 

der  Gattin  des  Divac  Zlatar  sei. 


Fig.  29. 

Stirnseite  eines 

Grabsteines 

in  MrSit^i. 


Eine  apokryphe  Inschrift  des  Herzogs  Stephan 
an  der  Kirche  zu  Gorazda. 


Von 

Dr.  Giro  Truhelka, 

Custos  am  bosn.-berceg.  Lnndosmuseum. 
(M  i  t    1    Abbildung    i  ni    Text  c.) 


riincr  der  hervorragendsten  Momente  im  Leben  des  Herzogs  Stephan  Vuköi6  war 
es  ohne  Zweifel,  als  er,  der  frühere  bosnische  Grossvojvode,  sich  den  Titel  „Herzog 
von  Santo  Sava"  beilegen  konnte.  Es  ist  daher  zu  verwundern,  dass  die  Geschichte 
hierüber  keine  bestimmten  Daten  enthält,  und  dass  es  zweifelhaft  ist,  wann  und  durch 
wen  Herzog  Stephan  diesen  Titel  erhielt.  Zum  ersten  Male  wird  Stephan  als:  „hercegh 
sancti  Sabbae"  in  einem  Schriftstücke  vom  24.  Juni  144G  genannt.  Dieses  Document 
wird  vom  Ka^'i6  in  seinem  Buche  „Razgovor  ugodni  naroda  slovinskog"  mitgetheilt,^) 
aus  welchem  auch  Farlati  die  Angabe  in  sein  grosses  Werk  über  lUyricum  herüber- 
genommen hat.*) 

Raöki  hat  die  Echtheit  dieses  Schriftstückes  bezweifelt  und  begründet  sein  Be- 
denken mit  dem  Hinweise  auf  verschiedene  darin  vorkommende  Anachronismen^)  und 
andere  Unrichtigkeiten.  Wenn  dieses  Schriftstück  aber  auch  nicht  gefiilscht,  sondern 
nur  die  mangelhafte  Abschrift  eines  verloren  gegangenen  Originales  wäre,  so  würde 
den  Urheber  desselben  doch  auch  der  Vorwurf  treffen,  dass  er  dem  Vojvoden  Stephan 
bereits  1446  den  Titel  eines  „Herzogs"  beilegt,  während  in  allen  bisher  bekannten  Ur- 
kunden Stephan  sich  bis  zum  Jahre  1448  stets  nur  den  Titel  eines  Grossvojvoden  von 
Bosnien  beilegt  und  erst  von  1448  an  schreibt:  „Mi  gospodin  Stjepan  bo^jom  miloscu 
herceg  od  svetog  Save,  gospodar  humski  i  primorski  i  veliki  vojevoda  rusaga  bosan- 
skoga,  knjez  drinski  etc."  (Wir  Herr  Stephan  von  Gottes  Gnaden  Herzog  vom 
heiligen  Sava,  Herr  zu  Hum  und  im  Küstenlande  und  Grossvojvode  Bos- 
niens, Fürst  des  Drinagebietes  u.  s.  w.) 

Aus  allen  bisher  bekannten  Urkunden,  obwohl  keine  auf  die  Ernennung  selbst 
Bezug  hat,  können  wir  demnach  den  sicheren  Schluss  ziehen,  dass  Stephan  nicht 
vor  dem  Jahre  1448  Herzog  war. 

In  venezianischen  Urkunden  wird  er  selbst  nach  1448  noch  nicht  Herzog  genannt. 
In  einer  Urkunde  vom  7.  April  1449^)  heisst  er  einfach  „Comes  Stephanus  de  Bosnia", 

V)  Wien  1886,  I,  S.  141. 

')  niyricum  sacnim  IV,  68. 

*)  Bogumili  i  Patarcni  im  „Rad"  der  sUcLslav.  Akademie,  Bd.  VIII,  155. 

*)  Safarik,  Denkschriften  CDLXI. 


504  I.    Archäologe  und  Geschichte. 

ebenso  in  einer  Urkunde  vom  21.  Mai  1451,  also  zwei  Jahre  später;  erst  in  einem  vom 
nächstfolgenden  Tage  datirten  Schriftstücke  finden  wir  den  Titel:  7,Dux  Stephanns 
niagnus  vay  voda  •  . ."  ^)  Eine  zweite  offene  Frage  ist  die,  wer  dem  Stephan  den  Titel 
„Herzog  von  Santo  Sava"  verliehen  hat. 

Klaie  sagt  in  seiner  Geschichte  Bosniens,  dass  er  den  Titel  vom  römisch-deutschen 
Kaiser  Friedricli  III.  erhalten  habe,  wälirend  Fra  Juki£  annimmt,  dass  er  ihn  von 
Friedrich  IV.  bekommen.  Beide  folgen  hier  wohl  den  Angaben  Orbini's,  welcher  selbst 
die  Quelle,  aus  der  er  diese  Nachricht  hatte,  verschweigt. 

Wenn  Herzog  Stephan  auch  eine  der  angesehensten  Persönlichkeiten  im  Nord- 
w^estcn  der  Balkanhalbinsel  war,  so  trat  er  mit  dem  römisch-deutschen  Kaiser  doch  nie  in 
ein  so  nahes  Verhältniss,  dass  dieser  Veranlassung  gehabt  hätte,  ihn  mit  dem  Herzogs- 
hute zu  belehnen.  Die  Bestrebungen  Stephan's  berührten  sich  nie  mit  den  Interessen 
des  heiligen  römischen  Reiches,  und  wenn  er  auch  in  den  diplomatischen  Kreisen  der  Re- 
pubhk  Venedig,  bei  der  päpstlichen  Curie,  bei  der  Pforte  und  am  Hofe  des  bosnischen 
Königs  als  eine  der  ersten  Personen  galt,  so  dürfte  am  Hofe  des  deutschen  Kaisers 
wohl  kaum  Jemand  um  seinen  Namen  gewusst  haben. 

Unter  den  Urkunden  des  venezianischen  Archives  befindet  sich  eine  Notiz  vom 
7.  April  1449,  woraus  zu  entnehmen  ist,  dass  die  Gesandten  des  bosnischen  Königs 
Thoraas,  der  um  diese  Zeit  mit  Stephan  Krieg  führte,  dem  venezianischen  Rathe  mit- 
theilten, dass  sich  ihr  gemeinsamer  Feind,  der  bosnische  Grossvojvode  Stephan  Vukä6, 
um  die  Gunst  des  Königs  von  Aragon ien  bewerbe,  um  durch  Letzteren  das  Herzog- 
thum  Spalato  zu  erlangen.  ^) 

Dies  wäre  eine  Andeutung  der  bevorstehenden  Herzogswürde,  aber  auch  diese 
Notiz  ist  nicht  geeignet,  Licht  in  die  Frage  zu  bringen.  Denn  Stephan  führt  bereits 
1448  den  Titel  „Herzog  des  heiligen  Sava",  und  ob  er  überhaupt  nach  dem  Herzog- 
thume  Spalato  gestrebt  hat,  kann  Niemand  sagen.  Auch  ist  es  zweifellos,  dass  den 
Herzog  damals  dringendere  Gedanken  beschäftigten  als  das  Erlangen  jenes  Herzog- 
thums.  Die  Veranlassung,  welche  die  bosnischen  Abgesandten  zu  jenen  Aeusserungen 
hatten,  erscheint  jedoch  einleuchtend,  w^enn  man  die  politischen  Beziehungen  Bosniens 
zu  Venedig  in  Erwägung  zieht.  Der  König  von  Aragonien  war  der  Republik  Ve- 
nedig stets  ein  Dorn  im  Auge,  und  die  Einverleibung  von  Spalato  war  lange  das  Ziel 
der  Bestrebungen  der  Republik,  welche  zuerst  diese  Stadt  und  hiernach  das  ganze 
dalmatinische  Küstenland  zu  annectiren  trachtete.  Der  bosnische  König  Stephan  Thomas 
hatte  zu  öfteren  Malen  in  Venedig  Hilfe  gegen  den  übermächtigen  Herzog  Stephan 
suchen  müssen.  Venedig  aber  weigerte  sich,  in  offene  Fehde  zu  einem  Manne  zu  treten, 
der  ihr  bei  Erreichung  ihrer  Wünsche  bezüglich  Spalato  von  grossem  Nutzen  sein 
konnte.  Der  König  hoffte  daher,  indem  er  den  Herzog  als  Nebenbuhler  der  Republik, 
der  im  Geheimen  mit  ihren  Feinden  pactirc,  hinstellen  Hess,  die  Republik  zum  Bunde 
gegen  Stephan  zu  bewegen.  Der  Rath  von  Venedig  glaubte  aber  das  Märchen  nicht 
und  Hess  sich  von  den  Abgesandten  des  Königs  Thomas  nicht  bereden,  diesen  in  seinen 
feindschgen  Absichten  gegen  Stephan  behilflich  zu  sein. 

Nur  eimal  finden  wir  in  einem  venezianischen  Tagesberichte  unter  1449  folgende 
Bemerkung,    welche  sich  dircct  auf  die  Ernennung  Stephans  zum  Herzog  bezieht:   „Si 

1)  Safafik,  Deiikschritten  CDLXXIV. 

')  SccTcta  coiisil.  ropat  XVIII,  82:  .  .  .  Qnod  spcftabilibus,  oratoribns  domini  regis  Bosnie,  qui  .  .  . 
diciuit  ]>refatnin  sorenissinium  roofoin  .  ,  .  nobis  donotari  facere,  iiuod  comcs  Stefanus  de  Bosnia  smis  et 
iioster  iiiiinicus  (jnorit  so  crcari  faooro  per  regem  Ar;igonum  duccm  Spaleti.  (Glasnik  Srpskog  ucenog 
driiÄtva  144.^ 


Truhelka.   Inschrift  des  Herzogs  Stephan  au  der  ^Kirche  zu  Gorazda.  505 

osserva,  che  il  conte  Steffano  possiede  terre  in  confine  di  Cattaro,  Ragusa 
e  Spalato,  e  che  era  eretico,  ma  che  gli  fu  spedito  TAmbasciator  Grade- 
nigo,  il  guale  lo  ridusse  in  seno  alla  chiesa,  onde  ebbe  del  papa  il  titolo  di 
dnca  di  S.  Sava".  ^)  Durch  diese  Nachricht  wird  der  Ursprung  des  Titels  „Herzog 
von  Santo  Sava"  mit  den  damals  in  Bosnien  an  der  Tagesordnung  befindlichen  kirch- 
lichen Wirren  in  Verbindung  gebracht.  Auch  erscheint  es  von  vorneherein  glaubwürdig, 
dass  Stephan  vom  Papste,  der  einst  dem  Tvrtko  I.  die  Königskrone  gesandt,  den 
Herzogstitel  erhalten  habe. 

Wir  müssen  hier  den  Standpunkt,  welchen  Herzog  Stephan  in  religiösen  Fragen 
einnahm,  in  Kurzem  beleuchten  und  folgen  dabei  hauptsächlich  dem  auf  eingehenden 
Quellenstudien  beruhenden  Werke  Racki's  über  die  Bogumilen. 

Herzog  Stephan  war  ein  kluger  Diplomat,  der  in  Allem  seinen  persönlichen  Vor- 
theil  wahrzunehmen  wusste,  zugleich,  wie  sein  Vorgänger  Sandalj  Hrani6,  einer  der 
angesehensten  Bogumilen,  der  die  Anhilnger  der  nationalen  bosnischen  Kirche  beschützte, 
als  sie  auf  Anregung  des  Papstes  von  den  bosnischen  Königen  verfolgt  wurden.  Die 
Bogumilen  bildeten  zu  jener  Zeit  in  Süd-Bosnien  die  überwiegende  Majorität,  und  Stephan 
hatte  sich  unter  ihnen  als  ihr  Beschützer  treu  ergebene  Anhänger  erworben,  welche 
seinen  persönlichen  Bestrebungen  allen  Vorschub  leisteten.  Ihm  war  sehr  oft  Gelegenheit 
geboten,  seinen  Glauben  zu  ändern,  doch  hielten  ihn  stets  politische  Interessen  hievon 
zurück;  denn  die  Bogumilen  schienen  ihm  viel  verlässlichere  Bundesgenossen  zu  sein 
als  der  ferne  in  Rom  weilende  Papst  oder  die  schwachen  bosnischen  Könige  jenseits 
der  Narenta.  Dies  hinderte  ihn  jedoch  nicht,  öfters  mit  dem  Papste  zu  verhandeln, 
welcher  bestrebt  war,  ihn  für  sich  zu  gewinnen  und  durch  ihn  die  widerspenstigen 
Bogumilen  zu  bezwingen.  Alle  Anzeichen  sprechen  dafür,  dass  er  wenigstens  für  kurze 
Zeit  seinen  Glauben  abgeschworen.  Ob  er  dies  in  der  Hoffnung  that,  sich  durch  den  An- 
schluss  an  Rom  dem  Einflüsse  der  Pforte  zu  entziehen,  steht  dahin;  sicher  ist,  dass  ihn  dazu 
eher  der  in  einem  Herzogshute  bestehende  Lohn  als  religiöse  Ueberzeugung  bewogen  hat. 

Die  Verhandlungen  in  dieser  Angelegenheit  lassen  sich  in  Folgendem  kurz  wieder- 
geben.*) Als  der  Inquisitor  Jakob  de  Marchi,  der  bereits  einmal  wegen  ungeziemenden 
Verhaltens  Bosnien  hatte  verlassen  müssen,  1435  auf  Einladung  des  Königs  Tvrtko  II. 
nach  Bosnien  kam,  versuchte  er  die  Bekehrung  Stephans,  der  eben  damals  das  Erbe 
Sandaljs  angetreten  hatte.')  Dieser  Versuch  glückte  zwar  nicht,  doch  trat  Stephan  in 
weitere  Unterhandlungen  mit  dem  Papste,  und  einem  Schreiben  Nicolaus'  V.  entnehmen 
wir,  dass  Stephan  dessen  Vorgänger  Papst  Eugenius  gebeten  habe,  ihm  behufs  seiner 
Bekehrung  einen  Prälaten  zu  schicken.^)  Auf  diese  Bitte  sandte  der  Papst  1439  den 
Bischof  von  Brazza  Thomas  nach  Hum'')  und  Bosnien  als  Legaten,^)  in  der  Er- 
wartung, dass  diesem  gelingen  dürfte,  was  dem  Inquisitor  Jakob  nicht  geglückt  war; 
doch  im  Herbste  desselben  Jahres  beklagte  sich  der  Papst,  dass  Thomas  seiner  Mission 
nicht  gewachsen   sei.^)     Der   päpstliche   Legat   verliess   Hum   und  setzte  sein  Wirken 

*)  Cominissiono»  et  rolationos  Vcnotac  in  Ljubic'  Moiium.  I,  3. 

')  Vgl.  Kadki,  ßogumili  i  Patareni. 

»)  Fejor,  Cwlcx  diplom.  X,  VII,  792. 

*)  Der  Brief  ist  geschrieben  1.  Februar  1448  .  .  .,  »Steplianus  vojvoda  ....  ad  prefatnni  Eugenium 
oratores  suos  miserit,  ac  prelatum  aliquem  ad  se  dimittcndum  pro  causa  reductionis  hujusmodi  postula- 
verit.     Abschrift  in  Reynald's  Annalen. 

*)  Hum,  Huniska  zenilja  ist  die  BeKeichnung  für  die  heutige  südliche  Hercegovina. 

•)  Farlati,  Illyricum  sacrum  IV,  256. 

')  Tu  quem  ad  cum  (8tej>hanum)  remisimus  ....  eoquo  tarnen  ...  ad  erron*s  hujusmodi  deponondos 
compellcre  potuisti  .  .  .  .  Farlati  Illyricum  sacrum  IV,  156. 


006  I.   Archäologie  und  Goschichtp. 

am  Hofe  des  Königs  Stephan  fort,  wo  ei'  mehr  vom  Glücke  begünstigt  war.  Das  An- 
sehen, welches  der  König  gonoss,  war  kein  besonders  hohes.  Seine  ganze  Regierung 
hatte  bis  dahin  keine  rühmliche  That  hervorgebracht,  und  zudem  war  er  an  ein  Weib 
von  niederer  Herkunft  gebunden,  was  ihn  in  den  Augen  der  stolzen  bosnischen  Ma- 
gnaten herabsetzte.  Er  hatte  sich,  selbst  Bogumile,  mit  Vojaöa  nach  Bogumilenart 
ohne  kirchliche  Ceremonien  vermlihlt,  und  nach  alt  hergebrachter  Sitte  war  er  ver- 
pflichtet, das  Weib  so  lange  zu  behalten,  als  sie  ihm  treu  und  ergeben  war  und  er 
an  ihr  keinen  Fehler  aussetzen  konnte. 

Stephan  Thomas  wünschte,  um  seine  Geltung  zu  vergrössern,  sich  mit  der  Tochter 
eines  der  angesehensten  bosnischen  Magnaten  zu  vermählen,  doch  bei  aller  Achtsamkeit 
gelang  es  ihm  nicht,  an  Vojaca  auch  nur  den  geringsten  Makel  zu  entdecken,  der 
ihm  vor  dem  Volke  als  Rechtfertigung  ihrer  Verstossung  hätte  dienen  können.  In 
dieser  Bedrängniss  wendete  er  sich  an  den  Papst,  dessen  Gunst  er  dadurch  gewann, 
dass  er  seinem  Glauben  abtrünnig  ward  und  es  zuliess,  dass  die  Bogumilen  in  Bosnien 
verfolgt  wurden.^)  Die  Flüchtlinge  nahm  Herzog  Stephan  in  seinem  Lande  gastlich 
auf  und  gewährte  ihnen  Schutz  und  Unterkunft.  Um  den  König  für  seinen  Eifer  zu 
belohnen,  erklärte  nun  Papst  Eugenius  seine  erste,  nach  Bogumilenbrauch  geschlossene 
Ehe  fiir  co  ipso  ungiltig,^)  und  König  Thomas,  von  Vqjaßa  befreit,  bewarb  sich  um 
Katharina,  die  Tochter  des  angesehensten  Grossen  seines  Königreiches,  des  Herzogs 
Stephan. 

Im  Jahre  1446  vermählte  er  sich  mit  dieser,  welche  zum  Katholicismus  übergetreten 
war;  bei  dieser  Gelegenheit  fand  auch  eine  Aussöhnung  zwischen  Stephan  und  dem 
königlichen  Hofe  statt,  und  in  demselben  Jahre  finden  wir  den  Herzog  Stephan  nach 
langer  Zeit  zum  ersten  Male  am  Hofe  des  bosnischen  Königs.^) 

Für  die  katholische  Propaganda  war  dies  ein  schöner  Erfolg,  und  der  Papst  hoffte 
bestimmt,  nach  der  Tochter  auch  den  Vater  bekehren  zu  können.  Stephan  Vuköic  selbst 
schien  zum  Uebertritte  entschlossen  zu  sein,  denn  als  Nicolaus  V.  den  päpstlichen  Stuhl 
einnahm,  schickte  er  1447*)  an  denselben  Abgesandte  zur  Huldigung,  und  der  Papst 
seinerseits  sandte  den  Bischof  Thomas  als  Legaten  nach  Hum.*)  Bisehof  Thoraas  war 
dieses  Mal  glückUcher;  denn  Stephan  versprach  dem  Papste  „obedientiam  verbalem",*) 
und  der  Bischof  kehrte  im  Herbste  nach  Rom  zurück,  um  dem  Papste  über  seinen 
Erfolg  zu  berichten.  Zu  Anfang  des  nächsten  Jahres,  am  1.  Februar,  sandte  der 
Papst  den  Bischof  abermals  nach  Bosnien,  und  um  ihm  den  Erfolg  zu  sichern,  er- 
mächtigte er  ihn,  den  Stephan  und  den  Johannes  Pavlovi6  mit  dem  Banne  zu  belegen, 

*)  Quod  (rex)  pornifiosam  Pataronorum  gontoin  ex  omni  ditione  siia  oxpulcrat.  Tli einer,  Monnm. 
slav.  merid.  II,  352. 

')  Im  Schreiben  an  König  Thomas  motivirt  Papst  Engenius  diese  Entscheidung:  Oblate  nobis  pro 
parte  tua  petitionis  series  continebat,  qwod  dudnm  ante  tui  ad  cnlmen  rcgium  assumptionem  cnpiens 
inimicos  et  invidos  ortnm  tnum  ocnltari  nt  sie  faciUus  que  imniinebant  pericula  evitares,  quamdam  ex 
infimo  genere  mnlicrem  etiam  ad  carnis  copulani  tibi  associasti  cique  iuxta  morem  patriae,  quod  si  tibi 
bona  et  fidelis  esset,  ac  bene  faceret,  cum  ipsa  matrimonium  contrahcres  promisisti.  cum  antem  ....  dilecti 
lilii  barones  regni  tui  Bi)sne  ij>sani  propter  infimum  ejus  originis  statum  in  reginam  habere  dedignantur  .  . 
Theiner,  1.  c,  I.  388. 

')  Thomas  Stephanus,  rex  Bosnic  illustris,  ac  ejus  uxor  quoscunque  Patarenorum  heresis  deponentes 
errores  ac  veritatis  luinen  recognoscentes  quod  mater  omnium  et  magistra  sancta  romana  cccleaia  tenet. 
(Aus  dem  Briefe  des  Papstes  Nicolaus  V.  vom   1.  Juli  1451.    Monum.  hungar.  II,  202.) 

*)  Nicolaus  bestieg  den  päpstlichen  Stuhl  am  6.  März  1447. 

6)  Theiner  1.  c.  11,  236. 

«)  Siehe  Rad  VIII,  1.55. 


Truhelka.    Inschrift  des  Herzogs  Stephan  an  der  Kirche  zu  Gorazda.  507 

falls  sie  sich  weigern  sollten,  zur  katholischen  Kirche  überzutreten,  sowie  sie  ihrer  Güter 
für  verlustig  zu  erklären  und  diese  an  die  katholischen  Edelleute  Bosniens  zu  vertheilen.^) 

Stephan  erschrak  vielleicht  nicht  so  sehr  vor  dem  päpstlichen  Banne,  als  ihm  der 
zweite  Theil  der  Vollmacht  des  Legaten  gefährlich  schien.  Er  wusste  recht  gut,  dass 
es  in  Bosnien  genug  Herren  gebe,  welche  kaum  den  Augenblick  erwarten  konnten, 
ihn  von  der  stolzen  Höhe  und  Macht,  zu  der  er  sich  erhoben  hatte,  zu  stürzen  und 
seine  Ländereien  usurpiren.  Diese  Furcht  und  die  Hoffnung,  wenn  er  auch  nur  schein- 
bar dem  Papste  gehorchen  würde,  daraus  Nutzen  zu  ziehen,  bewogen  ihn,  von  seiner 
Hartnäckigkeit  abzulassen,  und  als  ihm  auch  der  Gesandte  Venedigs  zuredete,  trat  er 
zur  katholischen  Kirche  über.  Die  Belohnung  hiefür  war  nach  dem  bereits  angeführten 
venezianischen  Berichte  der  Herzogshut. 

Der  neue  Herzog  war  aber  zwar  dem  Bogumilenthum,  doch  nicht  den  Bogumilen 
fibtrünnig  geworden,  denn  als  Bischof  Thomas  von  Hum  nach  Bosnien  ging  und  1450 
den  König  Stephan  Thomas  zur  Vertreibung  der  Bogumilen  bewog,  da  nahm  er  die 
Flüchtlinge  auf  und  gab  ihnen  Unterstand.  Er  that  dies  um  so  lieber,  als  er  um  diese 
Zeit  mit  Ragusa  Krieg  führte  und  Anhänger  und  Streiter  zu  diesem  Kriege  benöthigte.*) 
Dieser  Krieg  war  der  Anlass,  dass  der  Papst  mit  Stephan  wieder  zu  unterhandeln  be- 
gann. Die  Ragusaner  beschwerten  sich,  dass  Herzog  Stephan  sie  angegriffen  habe,  ohne 
ihnen  den  Krieg  zu  erklären,  und  bemerkten  hiebei,  dass  er  ein  hartnäckiger  Bogu- 
mile  sei. 

1452  sandte  Papst  Nicolaus  V.  seinen  Legaten  Pagamini,  Bischof  von  Dulcigno, 
zu  Stephan.  Pagamini  beredete  diesen,  wenigstens  scheinbar  dem  Papste  zu  gehorchen, 
worauf  Stephan  wieder  seine  Abgesandten  nach  Rom  schickte.^)  Dom  Papste  war  daran 
gelegen,  in  Bosnien  Frieden  herzustellen;  denn  die  unausgesetzten  Kämpfe  hinderten 
die  Ausbreitung  der  religiösen  Propaganda.  Deshalb  sandte  er  abermals  den  Legaten 
Thomas,  damit  dieser  die  Ragusaner  und  den  Herzog  zum  Frieden  bewege.  Es  war 
ein  Verdienst  des  Papstes,  dass  1453  und  14.54  der  Friede  zu  Stande  kam,  doch  mehr 
erreichte  er  nicht.  Herzog  Stephan  blieb  auch  weiterhin  dem  Glauben  seiner  Väter 
treu  und  setzte  auf  der  Friedensurkunde  (1453)  mit  seinem  Sohne  Vladimir  die  Be- 
merkung bei:  „.  .  .  .  und  hiefür  setzen  wir  Zeugen  und  Bckenner  unseres  Glaubens: 
den  Aeltesten  Bosniens  und  mit  ihm  zwölf  angesehene  Christen".*)  Bei  dieser  Gele- 
genheit verlieh  der  Herzog  dem  Aeltesten  (Djed)  der  bosnischen  Kirche  und  seinen 
zwölf  Beisitzern  (Strqjnici)  richterliche  Gewalt  in  allen  Familien-Streitftlllen ,  welche 
künftig  in  der  Familie  des  Herzogs  selbst  entstehen  sollten. 

Alle  weiteren  Versuche  des  Papstes,  den  Herzog  wieder  in  den  Schooss  der  katho- 
Uschen  Kirche  zurückzuführen,  bUeben  erfolglos.  Der  Herzog  beschützte  auch  weiter- 
hin die  flüchtigen  Bogumilen ,  welche  von  der  katholischen  Strömung  am  Hofe  des 
bosnischen  Königs  Verfolgungen  erlitten. 


*)  Schriftstück  in  Rrynahr.s  Annalcn,  Jahr  1449,  Nr.  9. 

*)  Bischof  Thomas  schreibt  in  seinem  Briefe  vom  19.  Februar  1451 :  „Duci  Stepliano  de  non  reci- 
pienclis  Patarenis  mandatum,  quod  suades,  per  litteras  et  oratores  nostra.«*  diligentissime  fecimns  nee  qaocies 
occa.s.sio  fucrit  obmittimus;  atque  utinam  moniciones  nostra.s  ita  semper,  sicut  salutares  et  promte  fuerit 
nbicnnque  profutnra.s  co^oscamus.  Ap.  Theiner,  Mon.  II,  359,  vgl.  Rad  VIII,  159. 

')  Cum  autem  nuper  nobilis  rex  Sto}>hanus,  Dux  sancti  Sabbae  ac  comes  Duimensis  ....  quosdam 
ad  nos  destinaverat  oratores  ac  nuntios,  ex  quonim  relationibus  non  solum  inter  prefatum  ducem  et  di- 
lectos  filios  rectorem  et  consilium  dictr  civitatis  (scill.  Ragusii)  concordiam  et  pacem  subsequi  operemus, 
(Aus  dem  Briefe  Nicolaus  V.  Pagamini.     Mitgetheilt  von  Th einer  II,  263—265.) 

*)  Miklosich,  Monum.,  461. 


508  I.    ArchHologic  und  Geschichte. 

Als  Papst  Pius  II.  den  Stuhl  Petri  einnalim,  versuchte  auch  er  den  Bogumilcn 
dadurch  beizukommen,  dass  er  ihnen  den  Unterstand  zu  entziehen  trachtete,  den  sie  in 
Herzog  Stephan's  Landen  gefunden  hatten.  1460  schickte  er  auf  Anrathen  der  Cardi- 
näle  den  Legaten  Johannes  zum  Herzog  mit  dem  Verbote  weiterer  Aufnahme  von  An- 
hängern der  verworfenen  Bogumilensecte ;  doch  erfolglos.  Die  politischen  Ereignisse 
lenkten  die  Aufmerksamkeit  von  dieser  rehgiösen  Frage  ab;  denn  eine  gi'össere  Gefahr 
drohte  dem  Christcnthume  von  Seite  der  Osmanlis;  und  so  starb  Herzog  Stephan  als 
Bogumile. 

Im  Widerspruche  zu  diesen  Thatsachen  steht  die  ober  dem  Thore  der  orthodoxen 
Kirche  im  Vororte  Sopotnica  bei  Gorazda  angebrachte  Inschrift  (siehe  die  nachstehende 
Figur).     Dieselbe  lautet  wörtlich: 


Apokryphe  Bauinschrift  an  der  Kirche  zu  Gorazda. 

+  Vh  Ijeto  gospoda  6954  Azi,  rabh  Hristu  bogu  gospodini>  hercegi»  Stefan  vtzdvigoh 
hramb  sjatago  Velikomucenika  Hristova  Georgija  mole  jemu  da  pomolit  se  o  mnje 
grieänom  vladice  moemu  Hristu. 

+  Im  Jahre  des  Herrn  6954.  Ich,  Sclave  des  Gottes  Christi,  Herr  Herzog 
Stephan  erbaute  den  Tempel  des  heiligen  Grossmärtyrers  Cliristi  Georgius 
und  bat  ihn,  er  möge  für  mich  SUnder  bei  meinem  Gebieter  Christo  Für- 
sprache thun. 

Das  Jahr  6954  nach  alter  Zeitrechnung  entspricht  dem  Jahre  1446  nach  Christo; 
die  Inschrift  widerspricht  somit  der  historischen  Thatsache,  dass  Stephan  Vuköi^»  erst 
zwei  Jahre  später  den  Herzogstitel  annahm.  Ferner  soll  nach  dieser  Inschrift  Herzog 
Stephan  eine  orientalisch -orthodoxe  Kirche  erbaut  haben,  während  wir  doch  wissen,  dass 
er  der  Bogumilensecte  angehörte,  auf  kurze  Zeit  zwar  zur  katholischen  Kirche  über- 
trat, dann  aber  wieder  zur  bosnischen  Volkskirche  zurückkehrte;  er  hatte  weder 
als  Bogumile  noch  als  Katholik  Ursache,  eine  orientalisch-orthodoxe  Kirche  zu  erbauen. 

Die  genannte  Inschrift  ist  somit  aus  inneren  Gründen  als  Fälschung  anzusehen, 
aber  auch  der  Charakter  der  Schrift  weist  darauf  hin.  Die  Inschrift  ist  in  rein  kirchen- 
slavischen  Lettern  mit  allen  dieser  Schriftart  eigenthümlichen  künstHchcn  Abbreviaturen 
und  Ligaturen  geschrieben.  Es  ist  dieselbe  Schrift,  welche  wir  als  Kopfschrift  in  ser- 
bischen Urkunden  vom  13.  Jahrhunderte  an  finden.  In  Bosnien  ist  sie  bisher  nicht 
so  früh  nachgewiesen  worden.  Erst  gegen  das  Ende  des  16.  Jahrhundertes  finden 
wir  sie  in  Kloster-  oder  Kirchenschriften,  wie  in  Ozren  oder  Zitomisli6,  doch  dahin 
gelangte  sie,  wie  andere  Dinge,  durch  die  aus  Serbien  erfolgten  Auswanderungen. 
Alle  bosnischen  Schriftdenkmale  des  15.  Jalirhundcrts  sind  ausnahmslos  in  der  viel 
einfacheren  volksthümlichen  Bosancica  verfasst;  und  man  sollte  doch  annehmen,  dass 
gerade  Stephan  Vukci6,  HeiT  der  Ilerccgovina,  wo  die  altbosnischen  Inschriften  am 
häufigsten  vorkommen,  diese  Schrift  gewählt  hätte. 

Aber  auch  zugegeben,  dass  ^Herzog"  Stephan  eine  Veranlassung  gehabt  habe, 
sich    der   kirchenslavischen    Schrift    zu   bedienen,    so  ist   die   Inschrift    wieder    viel    zu 


Truhe Ika.    Inschrift  des  Herzogs  Stephan  an  der  Kirche  zu  Gorazda.  509 

primitiv,  zu  flüchtig  geschrieben  und  zu  unschön  verziert,  als  dass  wir  sie  gerade  in 
die  Bliithezeit  der  kirchenslavischen  Schrift  und  in  die  Bliithezeit  der  Macht  des  „Her- 
zogs" setzen  dürften. 

Auffällig  ist  auch,  dass  sich  Stephan  schlechtweg  „Herzog"  nennt,  während  das 
Prädicat  „vom  heiligen  Sava"  fehlt.  Es  existirt  nahezu  kein  nach  dem  Jahre  1448 
geschriebenes  Schriftstück  des  Herzogs,  in  welchem  dieses  Prädicat  neben  dem  Titel 
fehlen  würde,  und  dieser  würde  es  in  einer  so  bedeutsamen  Inschrift  sicherlich  nicht 
weggelassen  haben. 

Uebrigens  steht  die  Inschrifl  auch  im  Gegensätze  zur  Tradition  jener  Kirche. 
Die  Hauptkirche,  eine  kleine  Kapelle  in  Form  einer  Krypta,  ist  nicht  dem  heiligen 
Georg,  sondern  der  Mutter  Gottes  geweiht,  und  erst  die  Inschrift  dürfte  Veranlassung 
gewesen  sein,  dass  man  den  vorderen  Thcil  der  Kirche  entgegen  dem  orthodoxen  Brauche 
dem  heiligen  Georg  weihte.  In  katholischen  Kirchen  sind  sehr  oft  einzelne  Altäre  und 
einzelne  Theile  der  Kirche  verschiedenen  Heiligen  geweiht;  beiden  Orthodoxen  besteht 
jedoch  dieser  Brauch  nicht,  und  zwar  schon  deshalb,  weil  jede  Kirche  nur  einen  ein- 
zigen, hinter  dem  Ikonostas  aufgestellten  Altar  enthält. 

Wann  die  apokryphe  Inschrift  entstanden  ist,  lässt  sich  nicht  mit  Bestimmtheit 
sagen.  Vielleicht  ist  sie  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts,  vielleicht  aber  auch  erst 
im  18.  oder  19.  Jahrhundert  aufgestellt  worden.  Jedenfalls  ist  sie  viel  später  an- 
gebracht worden,  als  dies  der  Text  der  Inschrift  glauben  machen  will.  Der  Grund 
zu  ihrer  Aufstellung  war  vielleicht  folgender.  Das  Ansehen,  welches  Herzog  Stephan  so- 
wohl bei  Lebzeiten  als  nach  seinem  Tode,  später  namentlich  auch  in  den  Augen  der 
hcrccgovinisclien  Muhammedancr  genoss,  war  ebenso  gross  wie  jenes  des  Helden  Skender- 
beg  bei  den  arnautischen  Türken.  Sein  Name  war  in  der  Hercegovina  viel  genannt, 
und  das  Andenken  des  Herzogs  Stephan  ist  gerade  unter  der  muhammedanischen  Bevöl- 
kening  der  Hercegovina  bis  heute  treu  bewahrt  geblieben.  Noch  lange  nach  dem 
Tode  des  Herzogs  haben  die  Türken  das  von  ihnen  eroberte  Gebiet  von  Hum  „des 
Herzog's  Land"  (Hercegovina)  genannt,  und  nicht  nur  in  diesem  Namen  allein  lebt 
die  Erinnerung  an  diesen  Mann  noch  heute  fort. 

Das  Ansehen  des  Herzogs,  des  Beschützers  der  Bogumilen,  war  so  gross,  dass 
kaum  ein  Türke  ein  Werk  seiner  Hand  zerstört  hätte.  Darin  erblickten  die  Christen, 
indem  sie  den  Herzog  als  den  Erbauer  der  Kirche  in  Gorazda  bezeichneten,  die  sichere 
Gewähr  dafür,  dass  kein  Türke  seine  Hand  daran  legen  würde.  Der  Name  des  Her- 
zogs sollte  das  Paladium  der  Kirche  sein,  und  er  hat  sie  auch  thatsächlich  beschirmt, 
so  dass  dieses  Gotteshaus  an  der  Drina,  wo  sich  das  muhammedanische  Element  am 
stärksten  ausbreitete,  Jahrhundertc  lang  unberührt  blieb  und  sich  im  18.  Jahrhunderte 
daneben  ein  berühmtes  Kloster  befinden  konnte,  dessen  Mönche  sich  auch  mit  der  Buch- 
druckerei befassten. 


B.  Notizen. 


(Mit    1    Tafel    und    GS    AbbildunKen    im    Texte.) 


Inhalt:  Dr.  Ciro  Truhelka.  Prähistorische  Brouzen  aus  dem  Bezirke  Prozor.  (Mit  Fig.  1 — 14.) 
—  Dr.  Ciro  Truhelka.  Steinkisten-Tumuli  in  der  Hercegovina.  (Mit  Fig.  15—27.)  —  Dr.  M.  Hoemes. 
Vorrömischer  Grabstein  von  Jezerine.  (Mit  Tafel  XII.)  —  Franz  Fiala.  Archäologische  Notizen.  (Mit 
Fig.  28 — 55.)  —  Dr.  Ciro  Truhelka.  Aufdeckung  einer  römischen  Ruine  in  Vitina,  Herccgovina.  (Mit 
Fig.  56—61.)  —  Dr.  Carl  Fatsoh.  Zwei  römi.sche  Ziegelbruchstücke.  —  Dr.  Ciro  Truhelka.  Eine 
Abraxasgemme.  (Mit  Fig.  62.)  —  F.  Alexander  Hoffer,  lieber  die  Lage  einiger  in  der  Urkunde  König 
Sigismunds  vom  Jahre  1426  erwähnter  Ortschaften. 


Dr.  Ciro  Truhelka.  Prähistorische  Bronzen  aus  dem  Bezirke  Prozor.  (Mit  Figur  1 — 14.) 
—  Das  Landesmuseum  besitzt  einige  Bronzen  und  andere  kleine  Gegenstände  aus  dem  Prozorer  Be- 
zirke, die  bereits  1885,  also  einige  Jahre  vor  der  Gründung  unseres  Museums  aufgefunden  wurden. 
Obgleich  verlässliche  Nachrichten  über  die  Fundumstände  fehlen,  sind  sie  an  und  für  sich  wichtig 
genug,  um  veröfFentlicht  zu  werden. 


Fig.  1.    Doppelspirale  aus  Bronzedraht  (^/t,). 


Es  sind  dies  folgende  Objecte  (die  Nummern  derselben  entsprechen  den  Figurenzahlen) : 

1.  Eine  grosse  Doppelspirale,  aus  dickem  Bronzedraht  in  der  Weise  gewunden,  dass  die  Enden 
desselben  zwei  aus  sechzehn  Spiral  Wendungen  bestehende  Disken  bilden,  zwischen  welchen  sich  ein 
röhrenförmiges  Mittelstück  befindet. 

2.  Das  Gegenstück  der  vorigen  Brillcnspirale,  welches  in  der  Mitte  gebrochen  ist.  —  Beide  Stücke 
gehören  zu  den  grössten  dieser  Art  und  haben  eine  Länge  von  32*2  Cm.,  während  die  Disken  im 
Durchmesser  13*6  Cm.  haben.    Die  Art  der  Verwendung  dieser  Riesenzierstücke  ist  fraglich. 

3.  Bronzener  Hohlcelt  mit  Oehr.  Beiderseits  ist  an  der  wulstartig  verstärkten  Düllenmündung 
ein  V-förmiges  Ornament  angebracht.    Das  Beil  ist  10  Cm.  lang  und  an  der  Schneide  5*5  Cm.  breit. 


Volkskunde. 


511 


Fig.  2.    Doppelspirale  aus  Bronzedralit  (^/^V 


Fig.  3. 
Bronzener  Holilcelt 


Fig.  4. 
Spät -La  Töne -Fibel 


o 


Fig.  7. 
Bronzener  Armring 


Fig.  U'. 
Bronzene  Spiral  feder 


Fig.  11. 
Tlionpyraniidc 


Fig.  5.  Bruclistiick  einer 

Spät -La  Tone -Fibel 

(Bronze,  '^j^,). 


Fig.  8. 
TlKUierne  Spule  {^U). 


Fig.  9.   Thonwirtel  (*/d). 


^BBSS!B!SSSSS& 

Fig.  C. 
Spiral  rolle   au8  Bronze- 
draht (Vö). 


Fig.  10.  Thonwirtel  (Vö)- 


Fig.  13. 

Fig.  14. 

Bronzenes 

Bronzenes 

Löffelchen 

Löffelchen 

(%). 

von  Kolunic 

C/n)- 

512 


I.    Archäologie  und  Geschichte. 


Alle  drei  Gegenstände  wurden  zufolge  freundlicher  Mittheilung  des  Herrn  Brankovic,  der  im 
Jahre  1885  Bezirks  Vorsteher  in  Prozor  war,  in  einer  Schlucht  oberhalb  Ponir  bei  Prozor  von  Osman- 
aga  Zajmovic  gefunden. 

4.  Eine  Fibel  der  späteren  La  T6ne-Periode  mit  starkem,  bandartig  geripptem  Bügel,  7*7  Cm. 
lang.    Die  Nadel  dieses  mit  schöner  malachitgrüner  Patina  überzogenen  Stückes  ist  abgebrochen. 

5.  Bruchstück  einer  aus  Bronzedraht  gewundenen  Fibel,  deren  Bügel  mit  Draht  umsponnen 
war;  obwohl  ein  Theil  des  Bügels  und  Fusses  fehlt,  lässt  sich  auch  diese  Fibel  der  Spät -La  Tene- 
Periode  zuschreiben. 

6.  Spiralhülse  aus  flachem  Bronzedraht  (Saltaleone). 

7.  Ein  kleines  Armband  aus  Bronzedraht  mit  offenen  Enden. 

8.  Eine  Thonspule,  4  Cm.  Durchmesser. 

9  und  10.  Zwei  Thonwirtel,  einseitig  konisch  geformt. 

11.  Prismatisches  Senkgewicht  aus  rothgebranntem  Thon,  viereckig,  ausgehöhlt. 

12.  Spiralfeder  aus  Bronzedraht,  ähnlich  jenen,  die  heute  zur  Polsterung  von  Stühlen  verwendet 
werden. 

13.  Ein  beschädigter  BronzelöfFel,  15*5  Cm.  lang,  mit  profilirtem  Knopf  am  Stielende. 

Als  Fundort  der  letzteren  Gegenstände  (4. — 13.)  wurde  mir  von  Herrn  Brankovic  die  Um- 
gebung der  Burgruine  von  Prozor  angegeben.  Es  braucht  wohl  nicht  betont  zu  werden,  dass  sie  mit 
diesem  Bauwerke  in  keinerlei  Zusammenhang  stehen. 

14.  Einen  ähnlichen  Bronzelöflel  wie  Nr.  12  erhielt  das  Landesmuseum  aus  Kolunic. 

Dr.  Ciro  Tmhelka.  Steinkisten-Tumuli  in  der  Hercegovina.  (Mit  Figur  15 — 27.) 
Gleich  Bosnien  ist  auch  die  Hercegovina  reich  an  vorhistorischen  Denkmälern.  Grabhügel  und  Ring- 
wälle findet  man  ebenso  häufig  da  und  dort;  dennoch  lässt  sich  bereits  in  der  Anlage  eine  Verschieden- 
heit bemerken.  Während  die  Grabhügel  am  Glasinac  und  in  Bosnien  überhaupt  klein  und  niedrig  sind, 
wachsen  sie  in  der  Hercegovina  zu  Riesendimensionen  an. 


Fig.  15.    Grabhüj^el  bei  Brocaiiac. 


Bisher  wurden  nur  wenige  derselben  systematisch  durchgegraben,  obgleich  viele  von  ihnen 
das  Material  zu  Strassenbautcn  liefern  mussten.  Bei  solcher  Gelegenheit  wurde  auch  niemals  ein 
Gegenstand  aufgefunden,  der  auf  das  Alter  der  Gräber  einen  Schluss  gestattet  hätte.  In  der  südlichen 
Hercegovina  wurden  wohl  einzelne  dieser  Tumuli  alsbald  nach  der  Occupation  von  Dr.  von  Luschan 
im  Auftrage  der  prähistorischen  Commission  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  untersucht;  sie 
lieferten  aber  fast  nur  kraniologisches  Material,  welches  derzeit  im  k.  k.  natui'historischen  Hofmuseum 
aufbewahrt  wird.*) 


»)  öitziuigsbcr.  der  kais.  Akad.  der  Wissonsch.,  Bd.  LXXXII,  1.  1880,  S.  428  ff. 


Notizen 


513 


Fig.  16.     Steinkiste  im  Tumulus  I  bei  Brocauac. 


Fig.  17.    Die  Steinkiste  Figur   16 
von  oben. 


»^ 


Flg   18.    Steinkisten-TiimuluH 
^11   rjradac  (1:375). 


Fig.  19.    Steinkif^lengräber  im  Tumulus  Fig.   18. 


Band  III. 


33 


Ol4  I.  Arcliäolog'ie  und  Geschichte. 

Die  aus  Klaubsteinen  aufgeführten  Hügelgräber  messen  an  der  Sohle  nicht  selten  30  -40  M. 
im  Durchmesser  bei  einer  Höhe  von  4 — 5  M.,  und  solche  von  circa  20  M.  Durchmesser,  welche  auf 
dem  Glasinac  zu  den  seltenen  gerechnet  werden,  sind  in  der  Hercegovina  zu  den  kleinen  zu  zählen. 

Diese  hercegovinischen  Begräbnissstätten  erstrecken  sich,  obgleich  sie  nicht  so  dicht  stehen  wie 
auf  dem  Glasinac,  von  Glamoc  bis  nach  Montenegro,  von  der  Narenta  und  den  Vrbasquellen  bis  zum 
Meere.  Nach  der  Grösse  deraelben  zu  urthcilen,  sind  sie  nicht  Einzelgräber,  was  auch  die  Unter- 
suchung bestätigt. 

Einst  waren  diese  Denkmäler,  welche  heute  unregelmässige  Steinhaufen  bilden,  nach  einer 
festen  Kegel  erbaut,  und  zwischen  Hutovo  und  Gradac  bei  Neum  fand  iCih  ein  solches,  welches  seine 
ursprüngliche  Form  bis  heute  erhalten  hat.  Zur  Rechten  des  Weges,  ungefähr  in  der  Hälfte  desselben 
befindet  sich  diese  Grabstätte  in  der  Ebene.  Der  Durchmesser  beträgt  30  M.,  die  Höhe  4*5  M.  Der 
Sockel  des  Grabhügels  bildet  eine  circa  2  M.  hohe,  aus  riesigen  Steinblöcken  aufgeführte  Ring- 
mauer. Der  von  ihr  umschlossene  Raum  ist  mit  Steinmaterial  ausgefüllt,  welcher  sich  hügelförmig 
emporwölbt. 

Aber  auch  die  innere  Construction  dieser  Grabstätten  ist  verschieden  von  derjenigen  auf  dem 
Glasinac.  Die  darin  bestatteten  Leichen  wurden  nicht  auf  die  nackte  Erde,  sondern  in  einen  aus 
sehr  grossen  unbehauenen  Platten  gebildeten  Sarg  gelegt,  dessen  Deckel  eine  ähnliche  Platte  bildet. 

Auf  einer  Excursion  nach  Gradac  bei  Neum  versuchte  ich  eine  der  Grabstätten  in  der  Nekro- 
pole  von  Bro^anac  oberhalb  Gradac  zu  erschliessen.  Zu  diesem  Versuche  wählte  ich  den  grössten  in 
Figur  15  mit  I  bezeichneten  Grabhügel,  und  das  Glück  wollte,  dass  ich  knapp  an  dem  Westrande  auf 
eine  Steinkiste  stiess  (Figur  1 6  und  1 7).  Diese  hatte  an  den  Langseiten  zwei  Platten  von  1  M.  Länge 
und  90  Cm.  Höhe,  an  den  Schmalseiten  zwei  Platten  von  GO  Cm.  Breite  und  90  Cm.  Höhe.  In  einem 
so  kurzen  Sarge  konnte  der  Todte  nicht  liegen,  sondern  musste  sitzend  oder  zusammengedrückt  be- 
graben worden  sein.  Ausser  einem  Häufchen  morscher  Knochen  war  nichts  vorhanden  als  Erde  und 
feiner  Kies. 

Circa  500  Schritte  von  dieser  Nekropole  entfernt,  in  der  Richtung  gegen  Gradac,  fand  ich  einen 
Grabhügel,  dessen  Steine  grösstentheils  abgetragen  und  in  die  Strasse  verbaut  sind.  Ich  Hess  auch 
den  Rest  abtragen  und  fand  eine  in  die  Erde  gesenkte  Kiste  noch  unversehrt.  Sie  war  etwas  kleiner 
als  die  ebenbeschriebene,  sonst  aber  derselben  vollkommen  gleich,  auch  bezüglich  des  Inhaltes. 

Einen  dritten  Hügel  untersuchte  ich  in  Gradac,  an  der  nordwestlichen  Seite  der  Ebene.  Derselbe 
war  kleiner,  im  Durchmesser  15  M.,  in  der  Höhe  1*5  M.  messend,  und  an  der  nordöstlichen  Seite 
waren  nebeneinander  zwei  Grabstätten  augereiht.  Diese  waren  länglich,  1*80  M.  lang,  45  Cm.  breit, 
statt  von  Platten  von  einer  Steinsetzung  eingefasst  und  mit  mehreren  Plattenstücken  und  Steinen 
bedeckt  (Figur  18  und  19).  Der  Todte  lag  darin  auf  dem  Rücken;  doch  auch  hier  fand  sich  ausser 
Skeletresten  nichts  vor.  Der  einzige  Gegenstand,  welchen  ich  für  das  Museum  mitnehmen  konnte,  war 
ein  ziemlich  erhaltener  Schädel  aus  einer  dieser  Grabstätten. 

In  einer  zweiten  Nekropole,  am  Radimnjabache  bei  Stolac,  nördlich  von  der  nach  Mostar 
führenden  Strasse,  liess  ich  vier  Tumuli  aufgraben;  drei  davon  hatten  12 — 15  M.,  der  vierte  25  M. 
Durchmesser  bei  einer  Höhe  von  3  M.  In  den  kleineren  Grabhügeln  lag  je  ein  Skelet  am  UrbodcL 
von  West  (wo  das  Haupt)  nach  Ost  orientirt.  Zwei  derselben  enthielten  ausser  der  Leiche  gar  nichts, 
im  dritten  fand  ich  Bruchstücke  von  zwei  Gefässen,  die  in  der  Ausführung  noch  roher  waren  als  die 
ordinärsten  Gebrauchsgefässe  von  Glasinac  oder  Zlatiäte.  Der  grosse  Grabhügel  enthielt,  wie  die 
Grabhügel  von  Bro<5anac,  eine  Steinkiste  und  die  in  derselben  gebetteten  Gebeine,  ohne  Beigaben,  aber 
es  zeigte  sich,  dass  er  zu  einer  verhältnissmässig  jungen  Nachl)C8tattung  verwendet  war. 

Dieses  Grab  war  ein  Skeletgrab  und  lag  circa  1  M.  unter  der  Oberfläche  des  Hügels  1*80  M. 
über  dem  Urbodeu.    Neben  dem  Todten  wurden  folgende  Gegenstände  gefunden: 

1.  Zwei  Armbänder  aus  Bronzeblech  (Figur  20  und  21),  verziert  mit  Buckeln  und  dieselben 
tangential  verbindenden  und  umschliessenden  Punktreihen;  Figur  22  zeigt  eines  dieser  Bänder  in  ab- 
gerolltem Zustande. 

2.  Drei  Bogenfibeln  (Figur  23 — 25)  mit  breitem  Fuss,  dessen  Fläche  mit  eingravirtcn 
tangential  verbundenen  Ki'eisen  verziert  ist.  Das  andere  Bügelende  ist  gleichfalls  etwas  abgeplattet 
und  die  Nadel  an  einer  Niete  beweglich  befestigt. 

Diese  Charnierfibeln  der  llallstatt-Periode  bilden  eine  neue  Form  unter  den  prähistorischen 
Typen  Bosniens  und  der  Hercegovina.  Wenn  sie  auch  auf  den  ersten  Blick  an  verwandte  Formen 
von  Glasinac  erinnern,  unterscheiden  sie  sich  davon  doch  wesentlich  dadurch,  dass  dort  Nadel  und 
Bügel  immer  aus  einem  Stück  sind,  während  hier  eine  eigenthümlich  plumpe  Charnierconstruction 
angebracht  ist. 


Notizen. 


515 


Fig.  20.  Fig.  21. 

Fig.  20  und  21.    Schmuckringe  aus  Bronzeblech  mit  getriebenem  Ornament  (*/i). 


Fig.  22.    Schmuckring  aus  Bronzeblech  mit  getriebenem  Ornament  (aufgerollt,  */i). 


Fig.  27. 

Bruchstück  eines  Armringes 

aus  schwarzem  Glase  (*/i). 


Fig.  23.  Bronzene  Bogenfibel  mit  viereckiger 

Fussplatte,  palmettenförmigem  Kopf 

und  angenieteter  Nadel  ('/i). 


Fig.  25.  Bronzene  Bogenfibol  Fig.  24.  y\^  26 

mit  viereckigem  Fusse  und  angenieteter       Bronzene  Bogentibel  mit  viereckiger  Fussplattc     Doppelnadel 
(jetzt  fehlender)  Nadel  (Vi)-  und  angenieteter  Nadel  (Vi).  (Bronze  Vi)- 

Fig.  20 — 27.    Nachbestattungsfuude  aus  einem  Tumulus  an  der  Radimnja  bei  Stolac. 

33* 


516  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

3.  Doppelnadel  aus  Bronzedraht  mit  wellenförmigem  Kopfe  (Figur  2G). 

4.  Das  Fragment  eines  Armbandes  aus  schwarzer  Glaspaste  (Figur  27). 

Die  Nachbestattung  in  jenem  Grabhügel  stammt  demnach  aus  jener  Zeit,  als  die  Hallsatt-Cultur 
in  diesen  Gegenden  der  La  T<^ne-Cultur  zu  unterliegen  begann.  Der  Fund  selbst  steht  in  keinem 
Zusammenhange  mit  der  Steinkammer,  neben  welcher  der  grosse  Grabhügel  erbaut  war,  und  so  bietet 
uns  auch  dieser  Fund  keinen  Anhaltspunkt  für  die  zeitliche  Bestimmung  der  Bteinkistengräber  in  der 
Hercegovina. 

Dr. M.  HoerneB.  VorrömischerGrabstein  von  Jezerine.  (MitTaf.XII.)  Mit  den  folgenden 
Zeilen  begleiten  wir  die  heliographischc  Wiedergabe  eines  fragmentirten  Grabsteines  von  Jezerine, 
welcher  bereits  oben,  S.  182,  Fig.  594,  in  einer  dem  kunstgeschichtlichen  Werthe  dieses  Denkmals 
nicht  ganz  entsprechenden  Zeichnung  abgebildet  ist. 

Das  Bruchstück  ist  die  linke  obere  Ecke  einer  Platte  aus  porösem  Kalkstein,  Höhe  0*49, 
Breite  0'40,  Dicke  0*10.  Die  ursprüngliche  Gestalt  und  Grösse  des  Steines  ist  unbestimmbar;  da  er 
aber  doch  wahrscheinlich  als  senkrecht  aufgestellte  Grabstele  gedient  hat,  dürfen  wir  annehmen,  dass 
er  ein  längliches  Rechteck  von  grösserer  Höhe  als  Breite  bildete,  welches  vielleicht  einen  Sockel  be- 
sass  und  an  der  Vorderseite  einen  oberen,  mit  Figuren  gezierten,  und  einen  unteren,  die  Inschrift  tra- 
genden Abschnitt  erkennen  Hess.  In  diesem  Falle  wäre  uns  etwa  die  linke  obere  Hälfte,  circa  Y^  des 
Monuments,  erhalten.  Entscheidende  Partien  sind  ganz  verloren;  ausserdem  ist,  abgesehen  von  der 
Zeratörung  des  grösseren  Theiles  der  linken  Kandeinfassung,  die  schlechte  Erhaltung  der  unteren  Hälfte 
des  Restes  der  figuralen  Darstellung  zu  beklagen,  deren  Oberfläche  bis  zur  Unkenntlichkeit  des  Ver- 
laufes der  Linien  abgestossen  ist. 

Der  omamentale  wie  der  figürliche  Schmuck  des  Steines  ist  durch  eingegrabene  Linien  auf  der 
ebenen  Fläche  hervorgebracht,  zeigt  also,  was  bei  einem  doch  so  jungen  Werke  gewiss  auffallend  er- 
scheinen muss,  noch  nicht  einmal  die  primitive  Relieftechnik  der  mykenischen  und  bolognesischen 
Grabstelen,  bei  welcher  Ornament  und  Figuren  sich  zu  einer  einzigen,  gleichmässig  über  dem  Grunde 
ausgesparten  Fläche  erheben.  Zunächst  sei  die  mangelhafte  Ausführung  des  umrahmenden  Flecht- 
bandcs  bemerkt,  dessen  Curven  derart  in  die  Einfassungslinien  übergehen,  dass  statt  zweier  sich  kreu- 
zenden Bänder  eine  Reihe  rvj  förmiger  Figuren  entsteht.  Das  obere,  7  Cm.  breite  Ornamentband 
liegt  in  der  Fläche  des  Bildfeldes,  das  linksseitige,  11  Cm.  breite,  auf  einer  2*5  Cm.  über  das  Bildfeld 
vorspringenden  Randleiste.  Auf  beiden  Seiten  ist  der  Mittelpunkt  der  vom  Flechtband  eingeschlossenen 
Kreise  deutlich  angegeben. 

Der  Rest  des  Bildes  lässt  mit  vollkommener  Deutlichkeit  den  Oberkörper  einer  im  Profil  nach 
rechts  gewendeten  behelmten  männlichen  Figur  erkennen.  Der  Helm  ist  eine  einfache  hemisphärische 
Haube  mit  einem  durch  drei  parallele  Linien  ausgedrückten  Bügel  für  den  hohen,  im  Nacken  tief  hinab- 
fallenden Busch.  Vom  Kopfe  ist  die  rückwärtige  und  untere  Begrenzung,  das  Auge  (ein  kleiner  Kreis) 
und  die  obere  Hälfte  des  Gesichtsprofils  wohl  erhalten,  vom  übrigen  Körper  die  Brust  und  Unterleibs- 
linie, die  halbe  Rückenlinie  und  der  nackt  aus  dem  Gewände  hervortretende  rechte  Arm.  Alles 
Uebrigc  ist  mehr  oder  weniger  unsicher.  In  der  unteren  Gesichtshälfte,  vor  dem  Halse,  im  Nacken  und 
auf  dem  Oberarm  sieht  man  Spuren  von  Hieben  mit  einem  eisernen  Werkzeug,  welche  mit  der  Dar- 
stellung nichts  zu  thun  haben.  Eine  lange  und  tiefe  Hiebspur  geht  von  rechts  unten  nach  links  oben 
und  endet  in  der  Helmkappe. 

Leicht  auf  diese  Figur  zu  beziehen  ist  die  vertical  stehende  Lanze,  welche  wahrscheinlich  von 
der  linken  Hand  des  Kriegers  gehalten  zu  denken  ist,  sowie  ein  undeutlicher,  unten  nach  rechts  ge- 
krümmter Gegenstand,  welchen  derselbe  in  der  rechten  Hand  hält.  Ausserdem  erscheinen  rechts  neben 
der  Lanze  zwei  leicht  gekrümmte  puuktirte  Streifen,  deren  Deutung,  wenn  überhaupt  möglich,  nur  aus 
der  Erklärung  des  ganzen  Bildwerkes  gewonnen  werden  kann.  Diese  ist  durch  den  fragmentarischen 
Zustand  der  Darstellung  sehr  erschwert ;  immerhin  dürfte  es  aber  erlaubt  sein,  das  Folgende  wenig- 
stens als  Vermuthung  auszusprechen. 

Von  der  Schulter  der  Figur  läuft  unter  dem  Oberarm,  dann  parallel  mit  dem  Unterleibscontour 
eine  krumme  Linie  herab,  welche  kaum  anders  als  für  die  vordere  Umrisslinie  der  Rücklehne  eines  Stuhles 
zu  erklären  sein  wird.  Man  erkennt  auch  die  rückwärtige  und  die  untere  Begrenzung  dieser  Lehne, 
demnach  wäre  die  Figur  sitzend  zu  denken.  Der  Gegenstand,  welchen  sie  in  der  Rechten  hält,  ist  sicher 
nicht  etwa  die  Lanze,  denn  er  krümmt  sich  unten  nach  rechts,  und  das  obere  Ende  der  Lanze  erscheint 
zudem  links  neben  dem  vorderen  Ende  des  Helmbusches,  d.  h.  von  demselben  zum  Theile  verdeckt. 
Dieser  Gegenstand  ist  möglicherweise  der  hohe  Henkel  eines  Trinkgefässes  (Kantharos),  dessen  verti- 
cale  Bauchstreifen  rechts  neben  dem  krummen  Henkelende  deutlich  erkennbar  sind.  Ist  eine  sitzende 
und  zechende  Figur  dargestellt,  dann  möchten  sich  die  rechts  neben  der  Lanze  befindlichen  punktirten, 


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Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    III.  Band. 

HOERNES:   Vorrömischer  Grabstein  von  Jezerine. 


Tafel  Y\l. 


J.BiCCningBr   Wien    hcla    imp. 


Notizen.  517 

leicht  gekrümmten  Streifen  als  Zweige  erklären  lassen,  wie  sie  in  baccfaischen  Scenen  der  archaischen 
Kunst  (schwarzfigurigen  griechischen  Vasenbildem)  so  häufig  neben  Trinkern  (in  Händen  gehalten, 
aus  Bechern  oder  aus  dem  Boden  hervorgehend  oder  blos  als  FüUschmuck  im  Felde)  erscheinen.  Dem- 
nach wäre  in  diesem  Bilde  der  Verstorbene  gleichsam  als  heroisirte  Figur  mit  den  Abzeichen  seiner 
irdischen  Tugenden  der  Freuden  des  ewigen  Lebens  theilhaftig  dargestellt. 

Sicherer  als  diese  Annahme,  aber  dieselbe  zum  Theil  unterstützend,  ist  die  Stil  Verwandtschaft  un- 
seres Fragmentes  mit  den  barbarischen  Darstellungen  auf  bronzenen  Gürtclblechen  und  Situlen  der 
venetischen  Culturzone  und  eines  bis  zur  oberen  Donau  reichenden  Verbreitungsgebietes.  Auf  solchen 
Gürtelplatten  finden  wir  nach  griechischen  Mustern  (vgl.  z.  B.  die  getriebenen  Bronzereliefs  von 
Olympia,  IV.,  Furtwängler  Taf.  XXXIX,  Fig.  699—702,  Dodoua,  Carapanos  Taf.  XVI,  Fig.  2 
und  3,  den  Bronzeschild  von  Caere,  Grifi,  mon.  di  Cere  ant.,  Taf.  XI,  Fig.  3,  oder  die  Bronzeciste 
aus  der  Certosa  bei  Bologna,  Zannoni  Taf.  LXXX,  Fig.  1  und  2,  an  der  auch  das  auf  den  Situlen 
häufig  wiederkehrende  Bogenmuster  erscheint)  das  Flechtband  als  Randeinfassung  in  Watsch  (Mitth. 
der  Anthrop.  Gesellschaft  Wien,  XIV,  Taf.  IV)  und  St.  Marein  (ebenda  XXIV,  Taf.  III,  Fig.  1). 
Die  Helmhaube  mit  hohem,  rückwärts  tief  hinabfallendem  Busch  erscheint  auf  den  Gärtelplatten  und 
Situlen  von  Kriegern  getragen  oder  als  Preisstück  zwischen  Faustkämpfem  aufgestellt;  wir  sehen  sie 
aber  auch  auf  dem  Kopfe  einer  beim  Festschmause  sitzenden  Figur,  Situla  von  St.  Marein  im  Museum 
Laibach  (schlecht  abgebildet  Argo  1893,  Nr.  6,  Taf.  III,  links  zweite  Zone  von  oben.  Auf  derselben 
Situla  [1.  c.  Mitte,  dritte  Zone  von  oben]  sind  zwei  punktirte,  leicht  gekrümmte  Streifen  im  Felde  über 
einem  schreitenden  Thiere  angebracht). 

Die  wenigen  herkömmlichen  Dai*stellungen,  welche  sich  auf  den  Situlen  mit  geringen  Variationen 
stets  wiederholen,  habe  ich  in  den  „Verhandlungen  der  XLII.  Philologenversammhmg"  S.  300  bis 
309  einer  vergleichenden  Betrachtung  unterzogen.  Wer  diese  Darstellungen  kennt,  weiss,  wie  ge- 
läufig den  Bildnern  derselben  das  Schema  der  im  Lehnstuhl  sitzenden,  ein  Trinkgefäss  haltenden  oder 
entgegennehmenden  Figur  gewesen  ist.  Ich  erinnere  an  die  Situlen  von  Este-Ben venuti  (Not.  d.  Scavi 
1882,  Taf.  VI,  Fig.  1  A\  von  Watsch  (Mitth.  der  Anthrop.  Gesellschaft  XIII,  Taf.  XX,  Fig.  2),  von 
Kuffarn  (ebenda  XXI,  Taf.  IX),  von  Welzelach  (Beiträge  zur  Anthropologie  von  Tirol,  Innsbruck  1894, 
Taf.  VI).  An  stilistischen  Details  sind  es  z.  B.  die  alterthümlich  plumpe  Bildung  von  Brust  und  Rücken, 
Form  und  Haltung  des  unnatürlich  kleinen  Armes,  die  nirgends  so  ähnlich  wiederkehren  wie  in  den 
genannten  Bronzeblecharbeiten. ^)  Versuchen  wir  aus  dem  Bilden'orrath  der  letzteren  eine  Idee  von  dem 
verlorenen  Theile  unserer  Sculptur  zu  gewinnen,  so  erscheint  es  möglich,  dass  vor  dem  sitzenden  gewaff- 
neten  Zecher  eine  nach  links  st-ehende  Frauengestalt  mit  einem  Eingussgefäss  oder  eine  zweite  ebenfalls 
nach  rechts  gewendete  Sitzfigur  dargestellt  war.  Denkbar  wäre  auch  ein  männlicher  Schenke,  wie  auf  der 
Situla  von  Kuffarn,  oder  Anderes.  Für  die  untere  Partie  des  Steines,  auf  welcher  links  eine  haken- 
kreuzförmige  Liniengruppe  sichtbar  ist,  fehlt  uns  jeder  Anhaltspunkt  zu  irgend  einer  Annahme. 

Unser  Bruchstück  fällt  im  grossen  Ganzen  in  dieselbe  Culturperiode  wie  die  venetischen  Situlen 
und  Gürtelbleche  (Ende  der  Hallst-attzeit  —  Früh  -  La  Teno  -  Stufe  *)  und  liegt  auch  gar  nicht  weit 
ausserhalb  des  bekannten  Verbreitungsgebietes  dieser  oberitalischen  Arbeiten.  Ersteres  bezeugt, 
obwohl  wir  das  Stück  (s.  o.  S.  182  und  Bd.  I,  S.  191)  nicht  aus  einem  näher  bestimmbaren  Grabe 
besitzen,  weniger  die  Fundstelle,  als  der  oben  betonte  stilistische  Zusammenhang  mit  den  venetischen 
Situlen  und  Gärtelblechen.  Es  ist  von  einer  gewissen  culturgeschichtlichen  Bedeutung,  da  es  uns  lehrt, 
dass  die  Kunst,  welche  man  bisher  nach  den  Situlen  benannte,  und  deren  Genesis  nach  Ort  und  Zeit  erst 
seit  wenigen  Jahren  etwas  genauer  bekannt  ist,  auch  in  Stein  ausgeübt  wurde.^)  Dadurch  gewinnt 
das  Problem  dieser  'alterthümlichen  barbarischen  Mischkunst  erhöhtes  Interesse.  Die  Sculptur  von 
Jezerine  kann  nicht  das  Product  eines  vereinzelten  Einfalles  sein,  Figuren  dieses  Stiles  auf  den  Stein 


*)  Brunn' s  Charakteristik  der  Situlenkunst  (Griech.  Kunstgcsch.  S.  83  f.)  ist  vielleicht  zu  allgemein, 
da  sie  nahezu  auf  jeden  primitiven  Stil  anwendbar  scheint,  und  gewiss  zu  günstig,  da  sie  bloss  von  der 
Certosa-Situle  ausgeht  und  alle  übrigen  Werke  dieses  Genres  unberücksichtigt  lässt. 

')  Die  Grabsteine  mit  römischen  Inschriften  von  Jezerine  zeigen  in  ihren  spärlichen  ornamentalen 
und  figuralen  Zuthaten  keine  Spur  dieses  Stiles. 

»)  Auf  die  von  Benndorf  (Mitth.  der  Anthr.  Ges.  Wien  XIV,  1884, 'S.  [44]  und  darnach  von 
Brunn  (Abth.  der  phil.  Cl.  der  kgl.  bayr.  Akademie  der  Wissensch.  XVIII,  1886—1888,  S.  171)  betonten 
Analogien  mit  der  Sedia  Corsini  (Mon  deir  Inst.  XI,  9)  soll  hier  nur  beiläufig  hingewiesen  werden,  weil 
dieses  Werk  stilistisch  einer  anderen  Kunststufe  und  räumlich  einem  anderen  Gebiete  angehört.  Die 
tektonische  Gestalt  desselben  kann  übrigens  mit  unserem  Bildwerk,  wenn  meine  Vermuthnng  über  das- 
selbe richtig  ist,  leicht  in  Zusammenhang  gebracht  werden. 


518  1.    ArchKologie  nnd  Qcschichte. 

zu  übertragen.  Auch  ist  sie  doch  wohl  kein  Uebcrrest  italischen  Importes  nach  den  Ländern  jenseits 
der  oberen  Adria.  Solche  Arbeiten  werden  öfter  ausgeführt  worden  sein,  —  vielleicht  gelingt  es,  wie 
bei  den  Situlen,  nach  und  nach  mehrere  Beispiele  davon  zu  gewinnen  —  und  sie  dürften  nicht  allzu- 
weit von  ihren  Fundstellen  entstanden  zu  denken  sein.  Bewährt  sich  diese  Verniuthung,  dann  dürfte 
man  nicht  mehr  blos  an  durch  den  Handel  bewirkte  Ausstrahlungen  von  einem  oder  mehreren  Fabriks- 
orten des  östlichen  OberitHlien  denken;  es  wären  tiefere  Beziehungen  wenigstens  zwischen  solchen 
Arbeiten  in  Stein  und  dem  Boden,  in  dem  sie  gefunden  werden,  anzunehmen. 

In  dem  oben  citirtcn  Vortrage  „über  die  Situla  von  Watsch  und  die  verwandten  Denkmäler** 
habe  ich  es  unterhissen,  die  Aufzählung  bemerkenswerther  Ansichten  über  die  Genesis  der  Situlenkunst 
auch  durch  die  Wiedergabe  der  Ansichten  Brunns  (I.e. S.  170 — 172  und  Griechische  Kunstgeschichte 
I,  S.  81  ff.),  zu  welchen  sich  kürzlich  auch  S.  Reinach  (le  bouclier  d*Achille  et  les  situles  celto-illy- 
riennes  S.  218 — 228  in  Bertrand  und  Keinach,  les  Geltes  dans  les  vall^es  du  Po  et  du  Danube, 
Paris  1894  =  Nos  origines  II.)  bekannt  hat,  zu  vermehren.  Der  Stein  von  Jezerine  gibt  mir  einen 
nicht  bloss  äusserlichen  Anlass  darauf  zurückzukommen.  Brunn  hält  die  Situlenkunst  für  einen 
Nebenschössling,  der  an  der  Peripherie  der  griechisch-italischen  Culturwelt  aus  einer  uralten  St-ammes- 
gemeinschaft  hervorgegangen  sei  und  dort  noch  sehr  spät  ein  Sonderdasein  weiterführe.  Zwischen  dem 
homerischen  Achilleusschild,  der  uns  eine  verwandte  Kunststufe  im  Centrum  des  Culturkreises  zeigt, 
und  den  Situlen  liege  vielleicht  ein  halbes  Jahrtausend,  „während  eine  diesen  Zeitraum  überbrückende 
Vorgeschichte  für  die  Kunst  dieser  letzteren  bisher  so  gut  wie  gar  nicht,  höchstens  in  durchaus  unzu- 
länglichen Vorstufen  existirt."  Wenn  nun  der  Stein  von  Jezerine  vielleicht  auch  kein  Baustein  zu 
dieser  Vorgeschichte  der  Situlenkunst  genannt  werden  kann,  so  spricht  Material  und  Fundort  doch  zu 
Gunsten  des  Gedankens,  durch  welchen  Brunn  die  Hauptschwierigkeit,  d.  i.  die  Annahme  einer 
Jahrhunderte  langen  Dauer  einer  gewissen  Culturstufe,  wesentlich  gemildert  ßndet.  Es  ist  dies  die 
wiederholt  ausgesprochene  Idee  einer  langsamen  Verschiebung  der  archaischen  nordgriechischen  Cultur 
durch  Illyrien  nach  Oberitalien,  welche  hier  eine,  freilich  noch  nicht  sehr  starke  Stütze  findet.  Dann 
bliebe  für  die  Situlen  allerdings  nur  mehr  die  Rolle  von  Vei*fallsproducten  eines  Stils  von  byzantini- 
scher Langlebigkeit.  Die  Entwicklung  der  Ansichten  über  den  Achilleusschild  einerseits  (vgl.  jetzt 
Reichel  über  homer.  Waffen,  Wien  1894)  und  die  Situlen  andererseits  drängt  auch,  wenn  ich  recht 
sehe,  dahin,  diesen  Bronzegefässen  keine  höhere  kunstgeschichtliche  Bedeutung  beizumessen,  als  den 
phönikischen  Silbei*schalen.  Wenn  jetzt  stAtt  der  letzteren  die  ersteren  zur  Vergleichung  mit  der 
Schildbeschreibung  herangezogen  werden,  so  ist  das  kaum  mehr  als  Modesache^  und  vielleicht  ist  man 
nach  dem,  was  ich  in  dem  genannten  Vortrage  gezeigt  zu  haben  glaube,  ebenso  berechtigt,  von 
„elenden  illyrischen  Situlen  und  Gürtelblechen"  zu  reden,  wie  man  von  „elenden  phönikischen  Bild- 
schalen'' gesprochen  hat.  Eine  zu  wenig  betonte  Hauptsache  bleibt  immer,  dass  die  Entstehungszeit 
des  Achilleusschildes  eine  Periode  hervorragender  Gusstechnik  und  weniger  entwickelter  Schmiedearbeit 
war,  während  die  folgenden  Perioden  nach  dem  Zeugniss  ihrer  Waffen,  Geräthe  und  Gefässe  durch  die 
hohe  Entwicklung  der  Schmiedetechnik  ausgezeichnet  sind.  Wegen  ihrer  vorzüglichen  Technik  haben 
auch  die  phönikischen  Silberschalen  wie  die  illyrischen  Situlen  die  bekannte  weite  Verbreitung  gefunden. 

Franz  Fiala.  Archäologische  Notizen.  (Mit  Figur  28 — 55.)  —  1.  Ein  Prähistorisches 
Kupf erger äth.  Kupferne  Geräthe  gehören  zu  den  seltensten  prähistorischen  Funden  im  Occupa- 
tionsgebiete.  Das  Landesmuseum  besass  deren  bis  vor  Kurzem  nur  zwei  Stücke;*)  ein  drittes,  in  der 
Nähe  einer  Wallburg  nächst  der  Ortschaft  Kosovara  im  Zvorniker  Bezirke  gefundenes  Exemplar  wurde 
vom  Bezirkswachtmeister  Dragißevic  eingesendet.  Nach  der  Classification  von  Osborne*)  wäre 
dasselbe  dem  Formenkreise  der  „geschwungenen  Schmaläxte"  zuzuzählen.  Die  Länge  beträgt 
11*8  Cm.,  die  Schneidebreite  4*8  Cm.  und  die  Höhe  des  Axthelmes  3*5  Cm.  Das  Object  ist  mit 
schöner  malachitgrüner  Patina  überzogen  und  zeigt  an  der  Schneide  starke  Gebrauchsspuren.  Figur  28 
gibt  zwei  Ansichten  davon  in  halber  natürlicher  Grösse.  Ein  ähnliches  Stück  aus  Pakrac  in  Kroatien 
ist  im  Grazer  Museum  und  diverse  Analoga  im  Budapester  Nationalmuseum,  sowie  in  der  prähisto- 
rischen Sammlung  des  Wiener  Hofmuseums  vorhanden. 

2.  Römische  Funde  aus  Trnovo.  Im  Dorfe  Dcjoici,  zur  Expositur  Tmovo  gehörig,  fand 
der  Bauer  Ibro  De  die  gelegentlich  der  Fundirung  eines  Stalles  eine  silberne  römische  Fibel  und  das 
Fragment  einer  eisernen  Messerklinge.  Die  Fibel  (Figur  29,  ^  j)  wiegt  23  Yg  Gramm  und  gehört  in 
die  Classe  der  sogenannten  „Armbrust-Charnieriibeln".    Der  Querbalken  ist  hohl,  sechskantig,  Nadel 


*)  Aus  dem  Bozirk  Tesanj  im  nördlichen  Bo.snicn,  siehe  diese  Mittheil.  Bd.  I,  S.  316,  Fig.  2,  S.  317.  Fig.  3. 
*)  Osborne,  Das  Boil,  Dresden    1887. 


Notizen. 


Ö19 


Fig.  28.  Knpferaxt  aus  Kosovaj^a 
(Bez.  Zvornik,  »/»)• 


Fig.  29.    »Silberne  römische  Annbrnst-ChanucHibel 
aus  Dejöi('-i  (Vi). 


Fig.  30. 

Bruchstück  eines  römischen 

Eisenmessers 

aus  Dej«5i<?i  (Vi). 


Fig.  31. 


Fig.  32. 
Fig.  31  und  32.    Römische  Thonlampen  aus  Sovidi  {^j^). 


520  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

und  Charnier  fehlen,  Fuss  und  Bügel  sind  mit  Gravirungen  decorirt.  Das  Messerfragment  (Figur  30,  ^/g) 
rührt  von  einer  einschneidigen  dolchartigen  Waffe  her,  wie  sie  öfters  unter  römischen  Funden  im 
Occupationsgebicte  angetroffen  wurde.  Weitere  Nachforschungen  an  der  Fundstätte  wurden  bis  jetzt 
noch  nicht  gepflogen. 

3.  Römische  Grablampen  aus  Sovici.  Unweit  der  Ortschaft  Sovici,  im  Bezirke  Ljubu^ski 
(Hercegovina)  wurden  bei  Feldarbeiten  zwei  römische  Thonlampcn  nebst  einigen  Gefässfragmenten 
ausgegraben.  Ob  diese  Objecte  zu  einem  Grabfunde  gehören  oder  einem  durch  Zufall  entstandenen 
Depot  zuzuschreiben  sind,  konnte  nicht  mehr  cruirt  werden.  Der  Oelbehälter  (infundibulum)  ist  bei 
beiden  Lampen  kreisrund;  der  Schnabel  mit  einer  Oeffnung  für  den  Docht  versehen  (monolychnis) ; 
Henkel  sind  nicht  vorhanden.  Die  Oberfläche  des  Oelbehälters  zeigt  bei  der  einen  Lampe  (Figur  31, 
V4)  ^'6  Reliefdarstellung  einer  antiken  Theatermaske,    der   Boden   innerhalb   dreier  concentrischer 

Kreise  die  Inschrift  FORTIS.    Bei  der  zweiten  Lampe  (Figur  32,  ^1^)  ist  die  Oberfläche  des  Oel- 

pppcpp 
behälters  unverziert,  der  Boden  desselben  enthält  innerhalb  eines  Ringes  die  Inschrift        ^^ 

Beide  Inschriften  wurden  oft  an  römischen  Lampen  aus  England,  Frankreich,  Deutschland  und 
der  römischen  Provinz  Illyricum  gefunden.  ^) 

4.  Römischer  Grabfund  aus  Ljubuski.  In  diesen  „Mittheilungen",  Bd.  I,  S.  323,  hat  der 
Verfasser  eines  römischen  Grabfundes  Erwähnung  gethan,  welcher  in  der  Nähe  von  Ljubuski,  an  der 
Strasse  nach  Hraslani  gemacht  wurde.  Auf  demselben  Temtorium  wurde  im  Sommer  1892,  leider 
durch  unkundige  Hände,  ein  Grabfund  gehoben,  dessen  im  Besitze  des  Landesmuseums  befindliches 
Inventar  hier  in  Kürze  mitgetheilt  werden  soll.  Fig.  33  —  54  geben  wir  die  Abbildungen  sämmtlicher 
Objecte  in  ^/^  natürlicher  Grösse.  Figur  33 :  Handspiegel  aus  Bronzeguss  mit  fünf  concentischen  gra- 
virten  Kreisen  decorirt,  spiegelglatt  polirt  und  schwarz  patinirt.  Figur  34 :  Charnierfibel  aus  Bronze,  grau- 
grün patinirt.  Figur  35 :  Bügel  aus  Bronze,  mit  Spuren  eines  ehemals  daran  befestigten  eisernen  Gegen- 
standes. Figur  3ß:  Bügel  einer  bronzenen  Charnierfibel.  Figur  37:  Bronzenes,  an  einem  Ende  spatel- 
formiges,  am  anderen  Ende  kolbig  verdicktes  Geräth.  Figur  38:  Fragment  eines  ähnlichen  bronzenen 
Geräthes.  Figuren  39  und  40:  Beinerne  Griffel.  Figur  41:  Bronzener  Ring  (Beschlag).  Figur  42: 
Bronzener  Ring,  braun  patinirt.  Figur  43 — 47:  Thränenfläschchen.  Figur  48:  Perle  aus  blauem 
Glasfluss,  melonenförmig  gerippt.  Figur  49 :  Perle  aus  dunkelgrüner  Paste  mit  gelben  Zonen.  Figur  50 
und  51 :  Perlen  aus  grüner  Pasta,  gerippt.  Figur  52 :  Perle  aus  bouteillengrünem  Glase.  Figur  53 : 
Kappenförmiger  Beschlag  aus  Bronze.    Figur  54:  Geschmolzener  Glastropfen. 

Nach  den  Objecten  und  deren  Erhaltung  zu  schliessen,  haben  wir  es  mit  einem  Frauengrabe, 
und  zwar  mit  einer  Brandbestattung  zu  thun. 

5.  Rotimlja.  Aus  dieser  circa  13  Km.  nordwestlich  von  Stolac  gelegenen  Ortschaft,  in  welcher 
schon  wiederholt  römische  Münzen,  Waffen  und  Inschriften  gefunden  wurden,  erhielt  das  Landes- 
museum als  Geschenk  des  Herrn  Bezirkslciters  Ad  am  o  vi  c  eine  silberne  römische  Fibel  von  einer 
Form,  wie  sie  zum  ersten  Male  aus  dem  Occupationsgebicte  vorliegt.  Es  ist  dies  eine  Charnierfibel, 
deren  Bügel  die  Form  einer  sitzenden  Taube  hat;  in  den  Augenhöhlen  des  Vogelkopfes,  die  tief  ein- 
gebohrt sind,  scheint  entweder  farbiges  Email  oder  ein  Paar  Perlen  eingesetzt  gewesen  zu  sein.  Das 
Gewicht  beträgt  b^/^  Gramm.  Solche  Fibeln  sind  in  Italien  und  Westeuropa  sehr  oft  gefunden  worden 
und  in  einzelnen  Exemplaren  auch  aus  England  und  Dänemark  bekannt. 

G.  Eine  neue  römische  Wegroute.  In  der  von  Ph.  Ballif  publicirten  römischen  Strassen- 
karte  von  Bosnien  und  der  Hercegovina^)  ist  eine  in  Gradac  bei  PosuSje  (Epilentium)  einmündende 
Strasse,  die  von  y^upanjac  über  Rakitno  führt,  angegeben,  es  fehlt  aber  die  directe  Verbindung  mit 
der  von  Runovici  (Ad  Novas)  nach  LjubuSki  (Bigeste)  führenden  Hauptlinie.  Gelegentlich  zweier 
Reisen  nach  Gradac  habe  ich  mir  die  üeberzeugung  verschafft,  dass  ein  solcher  alter  verbindender 
Seitenweg  in  folgender  Richtung  cxistirt  hat.  Von  Gradac  führt  derselbe  durch  Marindolac  über 
Roskopolje  immer  in  schwach  südöstlicher  Richtung  zuletzt  in  einem  sehr  steilen  Abstiege  zur  Ru^icka 
Prispa,  von  wo  aus  die  weitere  Verbindung  mit  der  längs  des  Tihaljinaflusses  führenden  Haupt- 
route noch  festzustellen  wäre.  Höchst  wahrscheinlich  sind  Samograd  und  Nezdravica  Richtpunkte 
dieser  Linie.  Der  angegebene,  vom  heutigen  schlechten  Reitpfade  sehr  oft  gekreuzte  Weg  zeigt  eine 
Durchschnittsbreite  von  l'ft  M.  und  weist  auch  stellenweise  Spuren  einer  aus  grossen  Steinplatten  be- 
standenen Pflasterung  auf,  die  von  dem  Aussehen  einer  „Kaldrma"  ganz  verschieden  ist.  In  Marindolac 


')  S.  Birch,    History  of  Anoiont  Pottcry,  London   1878. 

*)  Ph.  Ballif,  llnmischo  Strassen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina,  Wim   1893. 


Notizen. 


521 


Fig.  34. 

FrilhrOmiache  Cliarnierfibol 

ans  Bronze  (^/j). 


Fig.  35. 
Bronzener  Bügel  (Vs)- 


Fig.  36. 
Fibelbügel  ans  Bronze  (*/»)• 


Fig.  33.   Bronzener  Handspiegel  (^/j). 


Fig.  39. 

Bruchstück 

eines  beinernen 

GriflFels  (V,). 


O 


Fig.  42.    Bronzering  (^s). 


Fig.  40. 

Bruchstück 

eines  beinenien 

Griffels   (Vs). 


Fig.  41. 

Bronzener 

Beschlagring 

(V»)- 


I 

Fig.  37.  Fig.  3«. 

Bronzener  Spatel    Bronzegeräth, 
mit  kolbigem      stabffJrmig  (*/s). 
Knauf  (Vs). 


Fig.  45. 
Glasfiäschchen, 
kolbig,  mit  aus- 
geschnittenem 
Munflsaum(V2). 


t 


Fig.  54. 
Glastropfen 

(V.)- 


Fig.  43.    Glasfläschchon,  kugelig 
mit  abgebrochenem  Halse  (7a). 


^     ^ 


Fig.  46. 
Glasfläsehchcn, 

kolbig  (^a). 


Fig.  48. 

Gerippte   blaue 

Gla.sperle 


Fig.  44.  Gla!<f)!i.sclichen, 
kolbiR  (■/,). 

^^ 

Fig.  50  und  51.  Gerippte 
grüne  Glasperlen  (^/j). 


^ 


Fig.  49. 

Dunkelgrüne        Fig.  47.  Glas-  Fig.  52. 

Perle  mitgelben      fläschchenmit  Gerippte 

Emailstreifen        schiefem  Hals  grüne  Glas- 

(V«).                         (V.).  porle  CU), 
Fig.  33—54.    Römischer  Grabfund  von  Ljubuski. 


Fig.  53. 

Kappen- 

tVjrmiger 

Bronzebe- 

schlaff  (•/,). 


522 


I.   ArcliHologrio  und  Oe»chic]itc. 


und  Rodkopolje  wurden  einige  Male  römische  Münzen  fi^efunden,    und  in  Rotikopolje  bestand  eine 
uralte,  wahrscheinlich  römische  Cisteme,  die  in  neuerer  Zeit  renovirt  wurde. 

7.  Befestigtes  römisches  Lager  in  Struge.  Zwischen  den  im  Bezirke  LjubuAki  gelegenen 
Ortschaften  Öapljina  und  Struge  finden  sich  auf  einem  am  linken  Narentaufer  gelegenen,  am  Ostab- 
hange  von  einem  schmalen  Wassergraben  urazogenen  Hügel  ausgedehnte  Ruinen,  die  im  Volksmunde 
den  Namen  „Mogorelo''  führen.  Zahlreiche  Schatzsagen,  sowie  die  Erzählung  von  einem  Kloster, 
welches  hier  abgebrannt  sei  und  dessen  Brand  viele  Tage  gedauert  habe,  knüpfen  sich  an  diese  Statte. 
Eine  nähere  Untersuchung  der  Anlage  ergab,  dass  wir  es  mit  einem  römischen  befestigten  Lager  zu 
thun  haben.  Eine  Probegrabung,  die  sich  blos  auf  die  Freilegung  einiger  Mauerzüge  behufs  Her- 
stellung einer  provisorischen  Planskizze  (Figur  55)  beschränkte,  ergab  Folgendes:  Die  Mauern  sind 
aus  viereckig  behauenen  Quadern  mit  Zuhilfenahme  eines  mit  Ziegel  Stückchen  vermischten  Mörtels 
aufgeführt.    Die  Länge  des  Castrums  beträgt  circa  91*5  M.,  die  Breite  73*5  M.;  die  Ecken  waren  von 


Fig.  65.    Gnindriss  des  befestigten  römischen  Lagers  bei  Struge  (Hercegovina). 


zwei  runden  und  zwei  viereckigen,  im  Fundamentmauerwerke  gut  ersichtlichen  Thürmen  flankirt.  In 
der  Mitte  der  Süd-  und  der  Westfront,  sowie  im  Innern  des  Lagerraumes  befand  sich  je  ein  Thurm. 
Der  des  Innenraumes,  T\  hatte  eine  Art  von  Kellergeschoss,  welches  mit  den  anderen  Etagen  durch 
eine  Treppe  verbunden  war.  Es  wurde  ferner  ein  Theil  eines  Abzugcanales,  c,  aufgedeckt;  derselbe 
ist  in  Stein  gemauert  und  mit  Ziegeln  gewölbt.  Bis  auf  eine  kleine  Bronzemünze  Gonstantin  des 
Grossen,  einige  Fragmente  von  römischen  Thongefässen,  römische  Ziegeln  und  eine  mit  omamentirten 
Sculpturen  versehene  Steinplatte  wurden  keine  Funde  gemacht,  da  das  Innere  der  Veste  noch  keiner 
genaueren  Durchsuchung  unterzogen  werden  konnte. 

Dr.  Ciro  Tmhelka.  Aufdeckung  einer  römischen  Ruine  in  Vitina  (Hercegovina). 
(Mit  Figur  56  —  61.)  —  Es  dürften  zwei  Decennien  verflossen  sein,  dass  der  in  Vitina  (Bezirk 
Ljubuski)  begüterte  Bürgermeister  von  Sarajevo  Herr  Mehmedbeg  Kapeta novic  an  dem  erstge- 
nannten Orte  Ausgrabungen  vornehmen  Hess,  wobei  einige  Mosaikfragmente  blossgelegt  wurden.  Es 
war  dies  nur  ein  kleiner  Versuch,  dessen  Ergebnisse  seither  wieder  verschüttet  wurden.  ^) 

Im  Frühjahre  1893  besuchte  ich  Vitina  in  der  Absicht,  die  Trümmer  des  betreffenden  Bau- 
werkes blosszulegen. 


*)  Ueber  ältere  römische   Funde  in  Vitina   und  Veljaci  vergl.  Archäolog.  -  epigr.  Mitth.  IV,   1880, 
S.  41  f.  D,  R, 


Notizen. 


523 


Der  Punkt  befindet  sich  1'5  Km.  oberhalb  Vitina  zwischen  der  nach  Imoteki  führenden  Strasse 
und  dem  Mladefluss,  nicht  weit  von  der  im  Jahre  1863  erbauten  Steiubrilcke,  die  hier  über  den 
Flnss  führt.  Hier  sind  die  Aecker  in  einer  Ausdehnung  von  mehr  als  500  M.  längs  der  Strasse  mit 
Baufnigmenten  und  Zicgelstücken  durchsetzt,  und  grössere  Klaubsteinhalden  längs  der  Grenzlinien 
beweisen  zur  Genüge,  dass  der  Boden  die  Ruinen  alter  Wohnstätten  birgt.  Durch  eifriges  Bearbeiten 
der  Felder  wurden  allerdings  die  Mauerreste  bis  in  eine  Tiefe  von  1  M.  zerstört,  aber  trotzdem  ist 
das  Gebiet  als  Ruinenfeld  leicht  erkenntlich.  Das  Letztere  erstreckt  sich  auf  das  andere  Ufer  des 
Mladcfiusses,  und  am  zahlreichsten  fand  ich  Spuren  von  Bauresten  in  dem  an  das  Kapellchen  St.  P2lias 
von  Veljaci  am  Mladefluss  angelegten  Friedhofe. 

Hier  befinden  sich  die  beiden  Inschriftfragmente  C.  I.  L.  III,  Nr.  8496  und  8504  und  die 
allerdings  verwitterte  schriftlose  Grabstele,  welche  der  Kapelle  als  Thürsturz  dient.    Obwohl  um  diese 


Fig.  56.    Römische  Ruine  in  Vitina. 


Kapelle  und  die  daneben  liegende  Kfrchenruine  römische  Ornamente  am  häufigsten  vorkamen,  konnte 
an  eine  Ausgrabung,  welcher  der  gegenwärtige  Friedhof  hätte  zum  Opfer  fallen  müssen,  nicht  gedacht 
werden.  Ich  Hess  deshalb  auf  der  Ackerparcelle  des  Ivan  Tambur,  am  jenseitigen  (linken)  Mlade- 
ufer  das  Erdreich  neben  jenem  Bauwerke  biossiegen,  wo  einst  die  erwähnten  Mosaikfragmente  ge- 
funden worden  sind. 

Die  Mauern  desselben  ragten  nur  an  einigen  Stellen  50 — 60  Cm.  über  das  ursprüngliche 
Estrichniveau  ennpor;  an  manchen  Stellen  waren  sie  kaum  sichtbar,  an  einigen  bereits  ganz  aus- 
gehoben, so  dass  die  ursprüngliche  Grundform  an  diesen  Punkten  nur  vermuthungs weise  reconstruirt 
werden  konnte. 

Das  Bauwerk  hatte  einen  nahezu  quadratischen  Grundriss  mit  vier  Räumlichkeiten  (Figur  56). 
Den  Zugang  bezeichnen  zwei  an  der  Südwestseite  befindliche  Mauern,  welche  um  1*80  M.  hervor- 
ragen und  das  Vestibulum  A  bildeten.  Von  hieraus  gelangte  man  in  einen  7  M.  langen  und  6"  85  M. 
breiten  Saal  7?,  dessen  schwebender  Estrich  von  einer  doppelten  Quermauer  und  kleinen,  aus  runden 
Ziegelscheiben  gebildeten  Säulchen  getragen  wurde.  Diese  Säulchen  wurden  an  zwei  Stellen  noch  in 
situ  gefunden,  während  sie,  sowie  der  Estrich  darüber,  im  übrigen  Räume  zerstört  waren. 

Diese  Anlage  bildete  das  Hypocaustum  und  war  bestimmt,  durch  unterirdische  Heizung  den 
Raum  während  der  rauheren  Jahreszeit  zu  erwärmen. 


524 


I.   Archäologie  und  Geschichte. 


An  diesen  Saal  schloss  sich  nordöstlich  eine  längliche  Halle  C\  während  die  Nordwestseite  ein 
grösseres  (D)  und  ein  kleineres  Zimmer  (E)  einnahmen.  Drei  dieser  Räumlichkeiten  hatten  einen 
Gussestrich,  ein  einfaches,  mit  Ziegelsplittern  versetztes  „Pavimentum  testaceum",  und  das  kleine  Zim- 


Fig.  58. 

Bronzeknopf    aus 

Vitina   (Vi). 


Fig.  67.    Schnallenring  (Hronze) 
aus  Vitina  (^/i). 


Fig.  60.    R/imische  Ruine  hei  Borasi 

und  Sockolplattc 

aus  der  Apsis  derselben. 


\ 
Fig.  59.    Ziegel fragraent   mit  Legions- 
stempel aus  Vitina. 


Fig.  61.    Pfeiler  (Altarfuss) 
aus  der  Ruine  von  Borasi. 


mer  £  wies  noch  Reste  eines  einfachen,  aus  weissen  und  grauen  Stiften  zusammengesetzten  Mosaikes 
auf.  Es  ist  dies  das  Mosaik,  welches  vor  Decennien  entdeckt,  leider  aber  auch  gänzlich  zerstört  wurde.  An 
der  Nordecke  schloss  sich  an  dieses  Wohngebäude  ein  geräumiger  Woi  (F)  von  9  X  10  M.  Grösse  an. 
An  beweglichen  Funden  enthielt  das  Wohngebäude:  Eine  Bronzemedaille  Germanien s' 
(Cohen  I,    138,   Nr.  4),  geprägt   18  n.  Chr.   —  Eine  Bronzemünze  der  Faustina  (Cohen  II,   600, 


Notizen.  525 

Nr.  206).  — Eine  Silbermünze  des  Septimius  Sevcrus,  geprägt  200  n.  Chr.  (Cohen  III,  266, 
Nr.  280).  —  Eine  kleine  Bronzemünze  des  Valens  (Cohen  VI  420,  Nr.  72)  und  drei  Bronzemünzen 
mit  verwischter  Legende,  wovon  die  eine  der  Zeit  Vespasians,  die  andere  der  Gordians,  die 
dritte  der  des  Valens  angehören  dürfte. 

Femer  wurde  hier  der  in  Figur  57  abgebildete  Schnallenring  aus  Bronze  und  der  Buckelkopf 
Figur  58  gefunden. 

Das  bemerkenswcrtheste  Fundstück  ist  das  Fragment  eines  Stempelzicgcls  (Figur  59).  Wir 
lesen  darauf  LEG  '  IRI  *  1»  womit  nur  die  Legio  IV.  Flavia  (felix)  gemeint  sein  kann.  Lcgionsstempel 
auf  Ziegeln  sind  im  Occupationsgebiete  grosse  Seltenheiten.  Bi^er  sind  nur  Stempel  der  VIII.  und 
XII II.  Legion  bekannt  geworden. 

Während  diese  letzteren  Stempel  im  Garnisonsgebiete  der  beiden  Legionen  gefunden  wurden, 
ist  das  Vorkommen  eines  Stempels  der  IUI.  Legion  in  der  Hercegovina  schwer  zu  erklären.  Das 
Garnisonsgebiet  dieser  Legion  war  nach  Münzen  und  Inschriften  MoesiaSuperior,  wo  besonders  in 
der  Umgebung  von  Belgrad  und  Semendna  zahlreiche  Inschriften  derselben  gefunden  wurden,  welche 
verschiedene  active  Functionäre  dieser  Legion  nennen.  Singidunum  selbst  war  Sitz  der  Präfectur 
dieser  Legion  (C.  I.  L.  III,  p.  265),  auch  dort  wurden  zahlreiche  Ziegcistempel  derselben  gefunden 
(C.  I.  L.  III,  Nr.  6326  und  8276).  Auf  dalmatischen  Inschriften  finden  wir  auch  wohl  Soldaten  dieser 
Legion,  jedoch  selten  genannt  (u.  a.  C.  I.  L.  2004,  2021);  auch  sind  es  nicht  mehr  active  Militärs, 
sondern  Veteranen,  die  sich  Salona  zum  Kuhesitz  ausgewählt  hatten,  und  wir  dürfen  keinesfalls  aus 
diesen  Inschriften  schliessen,  die  Legion  habe  jemals  in  Dalmatien  gestanden.  An  einen  Import  von 
Ziegeln  aus  Mösien  ist  schon  in  Anbetracht  der  grossen  Entfernung  nicht  zu  denken,  und  überdies 
wissen  wir,  dass  diese  Gebiete  des  römischen  Dalmatien  ihren  Bedarf  an  Ziegeln,  wenn  sie  ihn  nicht 
selbst  bestritten,  aus  Italien  bezogen. 

Als  von  Vitina  stammend  wurde  mir  vom  Herrn  Strassenmeister  Vincenz  Mehr  in  Ljubuäki 
noch  eine  Silberdrachme  von  Dyrrhacliium  übergeben  A. :  K  T 11 T  ü  a  R. :  A  V  P  i  a  |  M  T  N  |  T  A  (vergl. 
Mionnet,  S.  III,  338,  188.    Eckhel,  I,  100,  41). 

Während  einer  Excursion  fand  ich  am  Fusse  des  von  einer  prähistorischen  Ausiedlung  ^)  be- 
krönten Utvicahügels,  etwa  4  Km.  nördlich  von  Vitina,  in  der  Ortschaft  Boras i  Ruinen  eines  kleineren 
Bauwerkes,  die  ich  ebenfalls  blosslegcn  liess.  Zahllose,  gut  gefertigte  und  gebrannte  Dachfalzziegel 
verriethen  einen  Bau  aus  römischer  Zeit,  die  Grundform  aber  eine  frühchristliche  Kapelle  von  8*2  M. 
Länge  und  5-70  M.  Breite  (Figur  60). 

Die  Kapelle  war  ein  einfaches  Gemach,  in  dessen  Hintergrund  sich  eine  geräumige  Apsis  be- 
fand. Die  Stelle,  wo  der  Altar  stand,  bezeichnete  eine  längliche  Sockelplatte  A  aus  Sundstein ,  in 
welcher  fünf  Vertiefungen  für  die  Füsse  des  Altartisches  eingemeisseit  waren.  Ein  Pfeilerchen,  das 
dem  Altar  als  Fuss  gedient  haben  mag,  wurde  noch  vorgefunden  und  ist  in  Figur  61  abgebildet.^ 

Längs  der  Apsiswand  lief  eine  aus  Stein  gemauerte  Bank.  Ein  in  der  linken  Ecke  neben  der 
Apsis  eingelassener  massiver  Steinblock  diente  als  Ambone.  Der  Eingang  befand  sich  an  der  Nord- 
seite. Dachconstructiou  und  Fussboden  (einfaches  Opus  tcstaccum)  beweisen,  dass  hier  eine  römische 
Anlage  vorliegt,  und  sprechen  für  die  frühe  Christi  an  isirung  dieses  Gebietes. 


In  Folge  verschiedener  Excursionen  kann  ich  im  Bezirke  Ljubuäki  noch  an  andeien  Stellen 
römische  Ruinenfelder  nachweisen,  die  bisher  in  der  Literatur  nicht  angeführt  sind: 

Utvica,  auf  dem  Anwesen  des  Mijo  Boras  und  M.  Soldo  (Ziegel-  und  Schutthalden). 

Zupnica  („Crkvina")  bei  Klobuk  (ein  ausgedehntes  Ruinenfeld,  wo  ich  oberflächlich  die  Mauer- 
grate eines  10  X  ^^  ^*  grossen  Gebäudes  verfolgen  konnte). 

Drinovci,  zwischen  Tihaljina  und  Ru^ici  (eine  römische  „Gradina''). 

Ru^ici,  im  Felde  des  Knezen  Mikulic  unweit  von  der  Kirche  (ein  römisches  Ruinenfeld). 

Klobuk,  2  Km.  westlich  vom  Berge  Klobuk,  auf  dem  Anwesen  des  Bauers  Cutuk  (die  im 
Buschwerk  versteckte  Ruine  eines  römischen  Bauwerkes  von  circa  200  Quadratmetern  Flächenraum, 
dessen  Mauerreste  ich  genau  verfolgen  konnte).  In  den  angrenzenden  Aeckem  habe  ich  folgende 
Münzen  aufgelesen:  Kleine  Brouzemünze  des  Gallienus.  —  Kleine  Bronzemünze  des  Claudius  II. 
Gothicus  (Cohen  V,  587,  Nr.  46).  —  Bronzemünze  des  Carus:  A.:  IMP.CARVS  P  F  AVG 
R.:  PAX  EXERCIT  I  — PXXI  (Cohen  V,  324,  Nr.  61). 


')  Im  Mittelalter  stand  dort  ein  Wartthurra,  des8en  Rainen  noch  kenntlich  sind. 
')  Aehnliche  Altarformen  habe  ich  bisher  in  Zenica  und  VaroSluk  gefunden. 


526  I.    Archäologie  und  Geschichte. 

Od^aci  unter  der  Probojquelle  (Ziegel-  und  Mauerreste.  Während  des  Ackerns  werden  hier 
öfters  Münzen  gefunden). 

Goljeyici  (römisches  Ruinenfeld). 

Ba^ine  njive  (Gemeinde  Tihaljiua),  2  Km.  östlich  von  der  mittelalterlichen  Burg  Muko6grad 
(nebeneinander  die  Ruinen  eines  kleineren  und  eines  grösseren  Bauwerkes.  In  beiden  ist  das  Mauer- 
werk über  1  M.  hoch  sichtbar,  in  der  kleineren  die  Wcstecke  noch  2*5  M.  hoch  erhalten).  *) 

Dr.  Carl  Patsch.  Zwei  römische  Ziegelbruchstücke.  —  Vor  Kurzem  wurden  der  Sammlung 
römischer  Ziegel  des  Landesmuseums  zwei  Bruchstücke  einverleibt,  die,  so  unansehnlich  sie  auf  den 
ersten  Blick  erscheinen,  dennoch  für  die  Aufhellung  der  römischen  Vergangenheit  unserer  Länder  von 
nicht  gering  zu  schätzender  Bedeutung  sind. 

1.  Ziegelstempel  der  legio  IUI  Flavia  felix  aus  Vitina  bei  Ljubutiki.  Bruchstück 
eines  Falzziegels,  mit  Sand  und  Quarzkörnern  gemischter  Thon,  blass  gebrannt;  oben,  rechts  und 
unten  gebrochen;  Höhe  0*25,  Breite  0'16,  Dicke  am  Falz  0'07,  sonst  0*035;  innerhalb  einer  auf  der 
Seite,  wo  der  Falz  vorspringt,  befindlichen  rechtwinkeligen  Vertiefung  (Schild,  Höhe  0*019,  Breite 
0*077)  erhabene  Buchstaben,  ihre  Höhe  0*013;  gefunden  in  einem  römischen  Gebäude  in  Vitina.  *) 

(LEG*lil|si^i\ 

Unter  den  drei  Legionen,  die  für  die  Zuweisung  in  Betracht  kommen  können,  der  legio  IUI 
Maci'donica,  Seythica  und  ////  Flavia  felix,  haben  wir  uns,  glaube  ich,  nach  dem  Buchstabenreste  für 
die  letztgenannte  zu  entscheiden.  Ob  der  Stempel  auch  das  Cognomen  f{dix)  enthielt,  vermag  ich 
dem  Ziegel  nicht  zu  entnehmen. 

leg{io)  IUI  F(lavia)  [ff(elix)] 

Durch  diesen  Ziegel  erfahren  wir  zum  ersten  Male  mit  völliger  Sicherheit,  dass  die  sonst  in 
Singidunura  -  Belgrad  stationirte  Legion  zum  Mindesten  durch  eine  Vexillation  eine  Zeitlang  im 
exercitus  von  Dalmatien  vertreten  war.  —  G.  Wolff  hat  in  seiner  trefflichen  Untersuchung  „Die 
römischen  Ziegeleien  von  Nied  bei  Höchst  a.  M.  und  ihre  Stempel**  ^)  mit  Recht  wieder  darauf  hin- 
gewiesen, dass  man  nicht  ohneweiters  berechtigt  ist,  aus  dem  Vorkommen  von  Ziegeln  einer  Militär- 
abtheilung auf  deren  Station irung  an  dem  betreifenden  Orte  zu  schliessen,  da  erwiesenermassen  ein 
Truppentheil  auch  andere  Abtheilungen  mit  Baumaterial  versorgt  hat.  Diese  folgenreiche  Wahrneh- 
mung wird  bei  uns  in  Illyricum,  insbesondere  bei  der  B^eststellung  der  Donaubesatzungeu,  wo  die 
Ziegel  leicht  versendet  werden  konnten,  nicht  ausser  Acht  zu  lassen  sein;  hier  werden  wir  vielleicht 
ähnlich  wie  in  Nied  bei  Höchst  a.  M.  nach  einer  „Ceutralstätte  für  Militärziegelfabrikation''  zu  suchen 
haben,  von  der  aus  andere  an  dem  Grenzstrome  gelegene  Garnisonsorte  versehen  worden  sind.*)  Bei 
unserem  Ziegel  indess  ist  es  doch  wohl  sicher,  dass  er  an  Ort  und  Stelle  von  einer  Abtheilung  der 
vierten  Legion  gebrannt  worden  ist;  denn  bei  der  grossen  Entfernung  und  den  hohen  Transportkosten 
scheint  es  völlig  ausgeschlossen,  dass  die  genannte  Legion  von  Belgrad  aus  Militärabtheilungcn  in 
Vitina,  also  in  einem  beinahe  an  der  Küste  der  Adria  gelegenen  Orte,  mit  Ziegeln  versorgt  habe, 
oder  dass  umgekehrt  für  sie  in  Vitina  Ziegel  fabricirt  und  ihr  nach  Belgrad  zugeschickt  worden  seien. 

Die  bisherigen  Nachrichten  über  die  Icfjio  IUI  Flavia  Hessen  nicht  erkennen,  dass  dieses  Regi- 
ment auch  in  unserer  Provinz  vertreten  war.  Es  sind  wohl  vier  Inschriften  von  ihm  angehörigen  Sol- 
daten in  Dalmatien  zum  Vorschein  gekommen,  aber  zwei:  C.  I.  L.  III,  2864  (Nedinum)  und  2029 
(Salonae)  gehören  Männern  an,  die  früher  einmal,  im  Beginne  ihrer  Carriere  bei  dem  Regimente  ge- 
dient hatten,  und  C.  I.  L.  III  2004  nennt  einen  vet(eranu8)  leg(ioniis)  IUI  F(laviat) /(elicis)^  Vetera- 
nen brauchen  sich  aber  nach  ihrer  Verabschiedung  nicht  in  der  Nähe  ihrer  Abtheilung  niederzulassen. 


^)  Vielleicht  identisch  mit  dem  Bauwerk,  welches  P.  Bakula  dort  kennt:  „In  Basine  njivo  (Barbarae 
canipi)  eccle»ia  S.  Nico  lau  dicta  extabat.*'  D.  Red. 

*)  Vgl.  (3.  Truhelka's  Mittheilung  in  der  unmittelbar  vorangehenden  Notiz,  wo  in  Figur  59  ein 
gutes  Facsimile  des  Stempel»  gegeben  ist. 

»)  Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst,  IV.  Bd.  (1893),  S.  325  f. 

^)  Einen  werthvoUeu  Beitrag  zur  Beantwortung  dieser  Frage  hätte  F.  Kanitz  leisten  können, 
wenn  er  in  seinen  „Römischen  Studien  in  Serbien"  (Denkschriften  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien  1892)  genauere  Angaben  über  die  in  den  serbischen  Donaucastellen  gefundenen  Stempel 
gemacht  hätte. 


Notizen.  527 

Nur  die  Grabschrift  C.  III  2021  (Salonae):  M.  Eutunius  Victor  AequiUnae  Tertiae  coiutigi  et  L,  Mario 
Fortunato  fratri  mtl.  leg.  IUI  F.  f.  H.  s.  8.  mit  der  Angabe  eines  im  Dienste  verstorbenen  Soldaten 
dieser  Legion  enthielt  eine  Andeutung;  aber  hier  wäre  der  Einwand  möglich  gewesen,  der  Soldat 
könne  während  seines  Urlaubes  in  der  Hauptstadt  Dalmatiens  vom  Tode  ereilt  worden  sein. 

Jetzt,  da  wir  durch  unseren  Ziegel  wissen,  dass  die  vierte  Legion  ein  Contingent  zu  den  dalma- 
tinischen Truppen  gestellt  hat,  können  wir  mit  einiger  Sicherheit  vermuthen,  dass  Fortunatus  zu  dem- 
selben gehört  hat. 

Leider  enthalten  weder  Inschrift  noch  Ziegel  etwas,  wodurch  eine  genauere  Zeitbestimmung  er- 
möglicht würde.  Der  Terminus  post  quem  ist  die  Errichtung  der  Legion  durch  Vespasian  an  Stelle  der 
aufgelösten  legio  IUI  Macedaiüca.  Da  in  der  Inschrift  beide  Männer  noch  alle  drei  Namen  führen 
und  unter  den  drei  Gentilnamen  die  in  der  späteren  Zeit  so  häufigen  Kaisergen tilicia  gar  nicht  ver- 
treten sind,  so  darf  man  annehmen,  dass  die  Inschrift  der  älteren  Kaiserzeit  (etwa  bis  zu  den  Anto- 
ninen) angehört.  Auch  der  Anlass  dieser  Verstärkung  der  dalmatinischen  Truppen  entzieht  sich 
unserer  Kenntniss. 

Ich  habe  angenommen,  dass  nicht  die  ganze  vierte  Legion,  sondern  nur  ein  Detachement  in 
Dalmatien  gewesen  ist,  weil  seit  dem  Abmärsche  der  legio  XI  Claudia  pia  fidelis  nach  Germania  su- 
perior  im  Jahre  70  n.  Chr.  nie  wieder  eine  volle  Legion  in  Dalmatien  stand.  ^)  Dass  dies  auf  dem 
Ziegel  nicht  ersichtlich  gemacht  wird,  ist  nicht  auffallend.  ^) 

Der  Gamisonsort  dieser  Abtheilung  kann  nach  dem,  was  wir  über  den  Bezirk  Ljubuski  wissen^ 
nicht  zweifelhaft  sein ;  etwa  anderthalb  Stunden  südlich  von  Vitina,  dem  Fundorte  des  Ziegels,  be- 
findet sich  bei  Humac  das  in  römischer  Zeit  stets  besetzte  Bigeste,  ^)  von  hier  aus  wurde  das  Gebäude 
bei  Vitina  erbaut. 

2.  Ziegelstempel  der  legio  XIV  gemina  Martia  victrix  aus  Velika  Kladuda  im  Be- 
zirke Gazin.  Bruchstück,  ringsum  gebrochen,  rückwärts  stark  abgeschlagen^  mit  Sand  gemischter 
Thon;  Höhe  0*16,  Breite  0*11,  Dicke  0*023 ;  innerhalb  eines  oblongen,  rechtwinkeligen,  0*076  breiten 
Schildes,  dessen  unterer  Rand  nicht  ausgeprägt  ist,  erhabene  Buchstaben,  ihre  Höhe  0*02;  gefunden 
in  Velika  Kladusa  am  linken  Ufer  des  Baches  Kladu^nica  auf  der  „Crkvina"  genannten  Ruinenstätte 
mitten  unter  anderen  römischen  Ziegeln.^) 


\LXIIIIC| 

Auf  diesem  Ziegel  fehlen  die  Ehrenbeinamen  Martia  victrix,  die  sich  die  Legion  in  Britannien 
erworben  hatte.  Mommsen  ist  C.  I.  L.  III,  S.  582  geneigt,  solche  einfachere  Stempel  für  älter  zu 
halten  als  die,  welche  den  vollen  Namen  bieten;  Wolf f  scheint  mir  in  der  oben  angeführten  Schrift 
S.  267  mit  Recht  daran  zu  erinnern,  dass  das  Fehlen  der  Cognomina  kein  Kriterium  für  die  zeitliche 
Fixiruug  abgeben  könne. 

l(egio)  XI III  g(emina) 

Der  Ziegel  ist  in  gleicher  Weise  wie  der  vorhergehende  lehrreich,  indem  wir  ersehen,  dass  ein 
Detachement  der  vierzehnten  Legion  eine  Zeitlang  in  Bosnien  lag.  Da,  soviel  wir  bis  jetzt  wissen,  in 
Velika  Kladuöa  oder  in  dessen  Umgebung  keine  andere  Truppenabtheilung  stationirt  war,  werden 
die  Vierzehner  für  eigene  Bauten  die  Ziegel  in  Kladuöa  fabricirt  haben. 

Da  Kladusa  in  der  Nähe  der  bis  jetzt  angenommenen  Grenze  zwischen  Pannonien  und  Dalma- 
tien liegt,  ist  die  Frage  zu  stellen,  ob  der  alte  Ort  in  dieser  oder  in  jener  Provinz  gelegen  habe. 
Militärinschriften  sind,  wie  neuestens  die  Untersuchung  A.  v.  Domaszewski's^)  über  die  Grenzen 
zwischen  Dalmatien  und  Obcrmösicn  bestätigt  hat,  für  die  Beantwortung  solcher  Fragen  von  be- 
sonderer Wichtigkeit.  In  Dalmatien  war  wohl  die  Legion  im  Jahre  68,  aber  nur  ganz  kurz;  sie  war 
hieher  von  Nero  aus  Britannien  wegen  des  Krieges  gegen  die  Albaner  commandirt  worden,  aber 
gleich  nach  dem  Tode  dieses  Kaisers  ging  sie  nach  Italien  hinüber  und  kehrte  unter  Vitellius  wieder 
nach  England  zurück.  ^)  Dass  sie  während  jenes  vorübergehenden  Aufenthaltes,  eigentlich  nur  Durch- 


*)  Vgl.  namentlich  Mommsen,  C.  L  L.  HI,  S.  280. 

*)  Vgl.  z.  B.  die  Stempel  der  legio  VIII  Äugtista  in  Asseria  und  in  Humac  C.  I.  L.  111,  10 181 1  und  j. 

»)  Vgl.  diese  „Mittheilungen«,  Bd.  1,  8.  33?. 

*)  Veröfi'entlicht  mit  Facsimile  von  W.  Radimsky,  oben  S.  295,  Figur  27. 

»)  Archäolog.-epigr.  Mittheilungen  XHI,   S.  129  ff.;  vgl.  O.  Hirschfeld,    C.  L  L.  HI,  S.  p.    1474. 

•)  Tacitus,  Hiflt.  2.  11.  32.  43.  54.  66.  86.     Vgl.  Mommsen,  C.  L  L.  HI,  S.  280. 


528 


I.  Archäologe  und  Geschichte. 


marschcB  gebaut  habe,  ist  kaum  denkbar.  Ferner  enthält  von  den  daluiatinischen  Inschriften,  die  sie 
erwähnen,  keine  einen  Beweis  dafür,  dass  sie  später  noch  einmal  nach  Dalmatien  gekommen  sei.  ^) 
Dagegen  gehörte  sie  seit  dem  Beginne  des  zweiten  Säculums  *)  jahrhundertelang  zum  Heere  von  Pan- 
nonia  superior,  wo  sie  —  auch  im  Süden  der  Provinz,  z.  B.  in  Siscia  —  zahlreiche  Stein-  und  Ziegel- 
inschriften hinterlassen  hat.  Da  nun  auch  aus  anderen  Gründen  ^)  ungefähr  in  der  Gegend  des  Fund- 
ortes des  obenbeschriebenen  Ziegels  die  Grenze  zwischen  Pannonicn  und  Dalmatien  angenommen 
werden  muss,  werden  wir  die  Ansicht  aufstellen  dürfen,  der  Ziegel  der  vierzehnten  Legion  sei  nach 
Velika  KladuAa  gekommen,  weil  dieser  Ort  noch  im  Bereich  des  commandirenden  Generals  von  Pan- 
nonin  superior,  dem  die  genannte  Legion  unterstand,  lag. 

Ist  dieses  richtig,  so  haben  wir  wenigstens  an  einer  Stelle  die  Grenze  zwischen  Pannonien  und 
Dalmatien  näher  bestimmt.  In  welcher  Unklarheit  wir  bis  jetzt  über  die  langen  pannoniseh-dalmati- 
schen  Confinien  sind,  zeigt  der  gerade  verlaufende  Grenzstrich  auf  der  Kiepert'schen  Karte  IV  im 
C.  I.  L.  III.  Wir  werden  nun  die  Grenze  zum  Mindesten  in  die  Breite  von  Velika  KladuSa  weiter 
nach  Süden  schieben.  Bis  jetzt  war  Ad  fines  zwischen  Glina  (südwestlich  von  Siscia)  und  Topusko, 
nordöstlich  von  KladuÄa,  verlegt  worden.  ^) 

Im  Anhange  möchte  ich  noch  einmal  auf  den  von  mir  in  den  „  Archäolog.-epigr.  Mittheilungen ", 
XVI,  S.  88  publicirten  Ziegelstempel  der  legio  VIII  Augusta  zurückkommen.  Er  ist  identisch  mit  dem 
C.  I.  L.  III,  6435  und  10181^  wiedergegebenen  und  stammt  nicht,  wie  mir  im  Jahre  1891  mitge- 
theilt  wurde,  aus  Zupanjac,  sondern,  wie  es  richtig  im  C.  I.  L.  III  heisst,  von  Grad^ine  bei  Humac. 
lieber  diese  Localität  vgl.  M.  Hoernes,  Archäolog.-epigr.  Mittheilungen  IV,  S.  40  und  meine  Be- 
merkungen in  diesen  „Mittheilungen'',  I,  S.  332. 

Wie  wichtig  Stempelvergleichungen  werden  können,  hat  G.  Wolff  gezeigt. 

Dr.  Ciro  Truhelka.  Eine  Abraxasgemme.  (Mit  Figur  62.)  —  Unter  Abraxasgemmen  versteht 
man  eine  ziemlich  grosse  Anzahl  geschnittener  Steine,  die  weder  technisch  noch  inhaltlich  dem  classi- 
schen  Alterthume  angehören,  obwohl  sie  in  die  ersten  Jahrhunderte  unserer  Zeitrechnung  zurück- 
reichen. Den  Namen  haben  sie  von  dem  mystischen  Worte  Abraxas  oder  Abrasax,  das  stets  darauf 
vorkommt. 


Fig.  62.    Abraxas-Gemme  aus  8rpski-Vülari  bei  Prijedor. 

Die  figurale  Darstellung  dieser  Gemmen  ist  gewöhnlicli  sehr  grotesk,  zeigt  aber  vorherrschend 
einen  Typus:  einen  männlichen  Oberkörper  mit  einem  Hahnkopf  und  ausgebreiteten  Händen,  die  eine 
Peitsche  und  eine  Schlange  oder  ähnliche  Attribute  halten  •,  die  unteren  Extremitäten  laufen  in  die 
Gestalt  einer  Schlange  aus. 


*)  C.  I.  L.  lll,  2066  uöinit  einen  cetcramut;  2915  rührt  von  einem  Familieugrabe  her;  1780.  1911. 
2015.  8431.  8435.  10050  machen  Unterofficiere  (hentficiarii  coiisuIarU  und  einen  comnierUarienaus  coiutdari») 
namhaft,  die  dem  Statthalter  von  Ualmatien  von  Paniwnia  mperhr  aus  zugewiesen  wurden,  vgl.  Mommsen 
C.  1.  L.  III,  S.  283;  Ballif-Patsch,  Strassen,  1  S.  57  ff.-,  2029  und  2035  sind  Centurioneu  gesetzt  worden, 
die  früher  einmal  bei  der  vierzehnten  Legion  gedient  hatte«,  aber  in  Salonae  als  Uauptloute  der  leg.  II 
Traiana,  beziehungsweise  der  kg.  XI  Claudia  gestorben  sind.  Entsprechendes  gilt  von  dem  vir  c/armiwm^ 
der  Inschrift  n.  2830. 

^)  Genau  lässt  sich  die  Zeit  der  Ankunft  der  Legion  aus  Gevniania  mperior  in  Pannonien  nicht  be- 
stimmen; sicher  ist,  dass  sie  am  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  in  Germania  mperior  und  unter  Hadrian 
in  Pannonien  war.  Vgl.  Mommsen,  C.  I.  L.  lU,  S.  482.  550;  J.  W.  Kubitschek  und  S.  Frankfurter, 
Führer  durch  Carnuntum,  S.  17.     G.  Wolf  f  a.  a.  O.,  S.  333. 

»)  Mommsen,  C.  L  L.  UI,  S.  496. 

*)  Vgl.  die  Karte  von  Kiepert  und  Mommsen 's  Auseinandersetzung  im  C.  I.  L.  lU,  S.  496. 


Notizen.  529 

Eine  solche  Gemme  ans  grauem,  braun-  und  gelbgebändertem  Achat  besitzt  das  Landesmuseum. 
Dieselbe  wurde  von  einem  Bauer  auf  seinem  Ackerfelde  in  Srpski  Volari  bei  Prijedor  gefunden  und 
vom  Forstverwalter  Karl  Kralowetz  dem  Landesmuseum  geschenkweise  überlassen.  Die  ovale,  im 
Durchmesser  29  und  25  Mm.  messende  Gemme  ist  auf  beiden  Seiten  geschnitten.  Die  Abraxasgestalt 
besteht  aus  einem  Torso  mit  Schlangenfüssen.  Der  Rumpf  trägt  einen  doppelten  Hundskopf,  der  von 
einem  Federbusch  gekrönt  ist  und  somit  an  ägyptische  Götterbilder  erinnert,  während  die  beiden  dem 
Rumpfe  angefügten  Händepaare  die  (asiatischen  Religionsanschauungen  entsprechende)  Tendenz,  die 
Gottheit  bildlich  durch  Vervielfältigung  einzelner  Glieder  darzustellen,  zeigen.  Das  obere  Händepaar 
hält  je  eine  Schlange  und  einen  Dreizack,  das  untere  einen  Dolch  und  eine  Schlange.  Unter  der  Ge- 
stalt befindet  sich  eine  herzförmige  Schale  und  ein  Doppelkranz. 

Die  Rückseite  der  Gemme  trägt  folgende  Inschrift:  lACJCA  BAU  GICTRA  HA  ABRA  CA2. 
Das  erste  Wort  lACJ  ist  identisch  mit  Jehovah;  das  folgende  lautet,  wenn  wir  statt  des  corrumpirten 
€  ein  G  setzen,  SABAOTH.  In  dem  nun  folgenden  Worte  dürfte  jenes  im  zweiten  fehlende  „T"  aus- 
zuschalten sein,  und  wir  lesen  es  „ICPAMiL'*,  während  das  Schlusswort  „ABPACAX"  lautet.  Wir 
können  die  Inschrift  demnach  lesen:  JAO  SABAOTH  ISRAEL  ABRASAX". 

Solche  Abraxasgemmen  erhielten  sich  bis  ins  späte  Mittelalter  und  wurden  namentlich  von 
Mystikern  und  Alchymtsten  als  wunderkräftige  Anmiete  gepriesen. 

P.  Alezander  Hoffer.  lieber  die  Lage  einiger  in  der  Urkunde  Königs  Sigismunds  vom 
Jahre  1426  erwähnter  Ortschaften.  (Vgl.  o.  S.  326 ff.)  —  Da  zur  Aufhellung  der  dunklen  und 
verwickelten  Geschichte  und  alten  Geographie  Bosniens  auch  der  geringste  Beitrag  von  Werth  sein 
kann,  so  dürften  auch  meine  nachstehenden  Bemerkungen  nicht  überflüssig  sein. 

Als  König  Sigismund  dem  Stephan  Lazarevic  die  Bestätigung  zum  Despoten  des  Königreiches 
Rascien  ertheilte,  bezeichnete  er  mehrere  Ortschaften  an  der  West-  und  Nordgrenze,  die  nach  dem 
Ableben  des  Despoten  dem  Könige  wieder  anheimfallen  sollten.  Als  solche  werden  aufgezählt:  die 
Burg  „Thysnicza"  und  ihr  Gebiet;  „Ozach" ;  die  Burg  „Zachel"  im  Gebiete  „Polanzu*,  in  dem 
seinerzeit  Fürst  Hrvoja  die  Burgen  „Brodar"  und  „Zomzed**  erbaute-,  die  Ländereien  der  einstigen 
Feudalherren  Dragiäa  und  Halap  bei  der  Burg  Zachcl,  deren  Besitzer  bereits  ausgestorben  waren;  die 
Burg  und  das  Banat  „Macho**  und  andere. 

Bei  Untersuchungen  über  die  Lage  dieser  Localitäten  dürfen  jene  Ortschaften  nicht  aus  dem 
Auge  verloren  werden,  die  der  Despot  im  Besitze  oder  auf  irgendwelche  Weise  sich  angeeignet  hatte. 
Demnach  kommen  hier  ausser  Betracht  das  Banat  Usora  und  die  in  demselben  gelegenen  Ortschaften, 
ferner  die  Burg  Bosnisch -Soko  nächst  Gra^anica.  Im  Kriege,  der  von  Sigismund  1410  gegen  die 
Bosnier  geführt  wurde,  eroberte  er  den  nordöstlichen  Theil  Bosniens,  d.  i.  das  Banat  Usora  und  das 
östliche  Bosnien  bis  gegen  Srebrenica.  Die  Burg  Srebrenica  verlieh  er  1411  dem  serbischen  Despoten, 
die  übrigen  Burgen  verschenkte  er  an  seine  Anhänger  oder  trat  sie  denselben  ab.  ^) 

Wenn  wir  nun  die  in  jener  Urkunde  erwähnten  Ortschaften  suchen,-  so  kommen  wir  be- 
züglich der  Burg  Thysnicza  und  des  Gebietes  von  Ozach  zu  der  Vcrmuthung,  dass  dieses  Ozach  oder 
Ozaö  mit  Osac,  Osat  identisch  sei.  Osat  ist  ein  aus  mehreren  Ortschaften  bestehendes  Gebiet  unweit 
von  Srebrenica,  im  Districte  von  Osat  lag  zur  türkischen  Zeit  selbst  die  Burg  Srebrenica.  ^) 

Hadji  Chalfa^)  schreibt:  „Der  Kadiluk  (Bezirk)  Ossad  nächst  Valjevo ,  23  Tagreisen  von  Con- 
stantinopel  entfernt,  ist  von  den  Bezirken  Uzica,  Viäegrad  und  Srebrenica  umschlossen;  der  zweit« 
Name  dieses  Bezirkes  lautet:  öaliin-Iuvassi"  (Falkennest,  dies  wäre  Soko  in  Serbien). 

Wo  die  Stadt  Thysnicza  =  Tisnica  lag,  vermag  ich  nicht  anzugeben;  doch  weiss  ich,  dass  es  meist 
ohne  Nutzen  ist,  die  Lage  alter  Burgen  nach  den  jetzt  bestehenden  Ortnamen  zu  suchen,  da  die 
Burgen  der  alten  Feudalherren  ihre  besonderen  Namen  hatten.  Hat  nun  die  Yolkstraditiou  diese  nicht 
bewahrt,  oder  sind  die  Namen  den  Gelehrten  nicht  bekannt,  so  werden  die  Letzteren  nur  von  Ver- 
muthung  zu  Vcrmuthung  geleitet.  Ich  fand  einen  Ort,  dessen  Name  an  Tidnica  erinnert,  in  dem  Ge- 
biete „Tisaöka",  welches  nach  dem  Gebiete  Teoßak  aufgezählt  wird,  und  in  welchem  Stephan  Rat- 
kovic,  Logothet  beim  serbischen  Despoten  und  später  beim  bosnischen  König,  im  Jahre  1458  das 
Dorf  Sarebire  besass.  ^) 


*)  Const.  Jirecek,  Handelsstrassen  etc.,  S.  39,  50  und  117.  —  V.Klaiö,  Geschichte  Bosniens,  S.  242  ff. 
—  Monumeuta  23,  auch  Acta  Bosnensia,  S.  91  ff.  und  insbesondere  Nr.  559,  S.  102. 

*)  Jukid,  Zeraljopis  i  povjest.  Bosna,  8.  41.  —  Ami  BouS,  Itin^raires  II,  S.  275. 
^)  Rumeli  und  Bosna,  übersetzt  von  Hammer,  1812,  S.  173. 
*)  Diplom  des  Königs  Thomas  im  „Rad  jag.  akadeffllje**  I,  157. 
Band  III.  34 


530  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

Zachel  ^■- Sokol,  Brodar  und  Zomzed  (Szoinszcd,  Sußjed)  ßind  an  anderen  Orten  bezüglich 
ihrer  Lage  schon  bekannt  geworden,  das  Gebiet  oder  der  District  Poljanac  ist  nicht  schwer  aufzu- 
finden. 8oko  war  eine  sehr  feste  Burg,  aufgebaut  auf  einem  steil  abfallenden  Felsblock,  weshalb 
auch  die  türkische  Bezeichnung  dieser  Burg  als  „Falkeuhorst*'  recht  glücklich  gewählt  erseheint.  Sie 
liegt  in  Serbien  etwa  zwei  Stunden  nördlich  von  Zvornik,  am  Flusse  GraÖanica  am  Südhange  des 
Ro^nagebirges.^)  „Poljane",  so  schreibt  Mili^evic,  ^ist  ein  seinem  Umfange  nach  etwas  grosserer 
Ort  als  Jagodina  und  liegt  zwischen  Postijenje  und  Krupanj  etwa  l^/^  Stunden  nordwestlich  von 
Sokol  entfernt.  Ich  erwähne  diesen  Ort  deshalb,  weil  es  sehr  wahrscheinlich  ist,  dass  wir  es  hier 
mit  jenem  Gebiete  Poljane  zu  thun  haben,  auf  welches  die  Ungarn  nach  dem  Tode  des  Despoten 
Stephau  Visoki  Anspräche  erhoben.**  *)  Im  Jahre  1410  —  so  sagt  eine  Ragusaner  Urkunde  —  er- 
oberte das  ungarische  Heer  „Vranduk,  Sotto  Visocki,  Bobovac,  Srebernich,  Chuzlath,  Brodarum. 
Sussieth  cum  mercato  Srebernice'' .  ^)  Nachdem  Kuälat  oder  Kudlat  an  der  Mündung  des  Jadar  in  die 
Drinacja  liegt,  so  muss  im  dortigen  Umkreise  auch  Brodar  und  Susjed  gelegen  haben.  Eine  Burg  Brodar 
lag  auf  oder  unterhalb  eines  Gebirges,  welches  Bujak  hiess,  denn  es  schreibt  Ivaniä  Pavlovic  im 
Jahre  1442  :  „Am  Gebirge,  am  Bujak,  gegenüber  unserer  Burg  Brodar."^)  Thatsächlich  existirt  auch 
heute  ein  Dorf  Bujakovici  in  der  Gemeinde  Srebrenica,  doch  gibt  es  auch  ein  Gebirge  Bujak  an  der 
Mündung  des  Limflusses,  es  kann  also  die  Burg  des  Pavlovic  auch  dort  sich  befunden  haben.  Wap 
aber  die  Burg  Susjed  betrifft,  so  erscheint  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  darunter  jene  Burg  gemeint 
ist,  die  im  Vertrage  zwischen  Ungarn  und  der  Türkei  1503  und  1519  als  dem  Sultan  gehörig 
bezeichnet  wird  und  die  südlich  von  Usora  lag.  Sie  wird  genannt  bei  Theiner  Zuzed,  bei  Hammer 
Zwled,  bei  Schimek  Zvied.  Dass  Brodar  und  Susjed  von  Hrvoja  erbaut  wnirden,  besagt  jene  Urkunde 
des  Königs  Sigismund,  da  es  dort  heisst:  er  hätte  angeregt,  dass  in  den  Kriegen  1406,  1407,  1410 
diese  Burgen  erbaut  oder  befestigt  würden. 

An  der  Drina  lagen  auch  die  Besitzungen  der  Familie  Diniöic;  jeuer  Dragi.sa,  den  die  Urkunde 
König  Sigismunds  ei'wähnt,  wird  der  Zupan  Dragisa  DiniÖic  sein,  der  in  bosnischen  Urkunden  aus 
den  Jahren  1400,  1420  und  1421  genannt  wird  und  der  im  Jahre  1424  in  Srebrenica  residirte.  ^) 
Halap  ist  aber  sicherlich  jener  Johann  „de  Halap**,  der  im  Jahre  1415  mit  mehreren  anderen  unga- 
rischen Magnaten  in  die  türkische  oder  bosnische  Gefangenschaft  fiel,  mit  ungeheuren  Geldopfem 
sich  loskaufte  und  vom  Könige  Sigismund  für  treue  Dienste  besonders  hervorragend  belohnt  wurde. ^) 

Wo  die  Burg  und  das  Banat  Maßva,  das  Gebiet  Byrwa  =  Bitva  und  die  sonstigen  Orte  lagen, 
dies  wurde  im  Aufsatz  des  Herrn  v.  Thalloczy  S.  232  f.  genügend  erörtert. 

Wie  aus  meinen  Darlegungen  hervorgeht,  hält  sich  die  Urkunde  König  Sigismunds  —  was 
übrigens  in  gleichen  Fällen  auch  sonst  gewöhnlich  geschieht  —  an  eine  gewisse  Reihenfolge,  die,  von 
Südwest  beginnend,  nach  Norden  und  dann  nach  Osten  geht.  Damit  wird  aber  unsere  Ansicht  nur 
noch  mehr  bekräftigt.  Wir  werden  also  die  Situationsangabeu  in  der  Abhandlung  v.  Thalloczy's 
(oben  1.  c.)  wie  folgt  ergänzen:  Srebrenica,  von  dieser  Burg  gegen  Nord  das  Gebiet  von  Osat, 
in  demselbeu  TiAnica,  wieder  etwas  weiter  in  nördlicher  Richtung  Brodar  und  Susjed,  am 
gegenüberliegenden  Drinaufer  Soko  und  das  Poljanacgebiet  zwischen  Soko  und  Osat. 

*)  Mili<5evid,  Srbija,  p.  524. 

")  Ebenda,  p.  553,  dann  „Otadibina",  Belgrad,  U,  198. 

^)  Const.  Jirecek,  Handelsstra.ssen  etc.,  S.  117. 

*)  Miklosich,  Monum.  serb.,  p.  414. 

*)  Vgl.  Daniöic -Miklosich,  Öpomenik  srpske  kralj.  akademije,  II,  75. 

*)  Vgl.  Acta  Büsnensia,    dann   Monumenta  bist.   Slav.  illustr.  23,  Nr.  566,  p.  102;   Nr.  670,  p.  126. 


IL  THEIL. 


VOLKSKUNDK 


34* 


A.  Berichte  und  Abhandlungen. 


Südslavische  Volksschauspiele  primitivster  Art. 

Von 

Dr.  Lazar  Kostic. 


Wenn  ich  auch  noch  nie  in  alten  Culturschichten  herumwühlte  oder  in  alten 
Urkunden  blätterte,  so  habe  ich  mich  dafür  in  den  Kreisen  des  Volkes  herumgetrieben, 
blickte  in  die  verschlossensten  Falten  der  Volksseele  und  las  dieses  bisher  noch  nie  zu 
Ende  gelesene  „lebende  Buch";  aus  diesem  Buche  gebe  ich  hier  einige  Zeilen.  Ich 
will  erzählen  von  Theaterauflführungen  des  Volkes,  von  dem  in  der  Volksseele  be- 
stehenden Triebe  zur  Veranstaltung  von  Schaustellungen,  Theatervorstellungen  und  son- 
stigen AuflTÜhrungen. 

Ich  denke  nicht  an  das  katholische  „Passionsspiel"  und  den  orthodoxen  „Vcrtep" 
(Krippenspiel).  Auch  will  ich  nicht  von  dem  „nationalen  Komiker"  Gjorgje  Babi6  reden, 
obgleich  dieser  begabte  Mime  noch  am  ehesten  in  den  Rahmen  meiner  Mittheilung 
passen  würde.  Nein,  nichts  davon,  sondern  ich  spreche  von  Schaustellungen,  die  aus 
dem  Volke  hervorgegangen  sind  und  von  gemeinen  ungcschulten  Leuten,  die  nie 
ein  modernes  Theater  sahen,  aufgeführt  werden. 

Ich  vermuthete  stets,  dass  in  unserem  Volke  Spuren  einer  urwüchsigen  dramatischen 
Kunst  vorhanden  sein  müssten ;  wusste  ich  doch,  dass  kein  europäischer  Stamm  in  seiner 
Volkspoesie  ein  so  reiches,  zu  dramatischer  Behandlung  geeignetes  Material  besitze  wie 
der  unsrige.  Ahnungen,  die  mich  beschlichen,  sagten  mir,  dass  der  erste  Keim  dra- 
matischen Lebens  vielleicht  in  den  aus  heidnischer  Vorzeit  auf  uns  gekommenen  Volks- 
gebräuchen zu  suchen  sei.  Es  will  mir  scheinen,  dass  die  Koleda's,  Kraljica's,  Lada's 
und  Dodola's  *)  denselben  Ursprung  haben,  den  die  Philologen  dem  antiken  Drama  und 
anderen   Schaustellungen   des   griechischen  und  orientalischen    Alterthums   zuschreiben. 

Unter  den  heute  noch  vorhandenen  Volksgebräuchen  konnte  ich  nur  in  den  Posko- 
öica's  (Sprungtänzen)  Belege  für  meine  Vermuthungen  finden ;  diese  haben  zwar  keinen 
ausgesprochen  dramatischen  Charakter,  immerhin  aber  eine  redende  Form.  Ueberall 
wo  das  Volk  lebhafteren  Temperamentes  ist,  werden  die  Verhältnisse  zwischen  Tänzer 
und  Tänzerin,  zeitweise  aber  auch  die  Begebenheiten  des  Dorfes  im  Kolo  (Reigentanz) 
ebenso  verhandelt,  wie  in  grossen  Städten  auf  der  Bühne  die  Vorfälle  des  höheren  gesell- 
schaftlichen Lebens  zur  Darstellung  gelangen.  Gewöhnlich  geschieht  dies  in  der  Form  des 

*)  Alte  VolksgebrMuche  der  Sildflaven,  aus  heidnischer  Vorzeit  stammend. 


534  II.    Volkskunde. 

Gespräches,  der  Scherzfrage  und  Scherzantwort;  fast  nie  wird  dieser  Scherz  übel  ge- 
nommen, weil,  wie  Vuk  Karad2i6  sagt,  im  Kolo  der  Scherz  von  Niemandem  als  Schande 
oder  Schimpf  anfgefasst  wird.  Immerhin  kann  es  aber  vorkommen,  dass  ein  zu  spitziger 
Scherz  mit  dem  Messer  beantwortet  wird;  dies  ist  dann  eine  „Tanzbeute'^  (Igraöka  pla^ka). 

Solchen  Gedanken  nachhängend  kam  ich  nach  Cetinje,  wo  mich  der  Fürst  von 
Montenegro  aufforderte,  die  Zeitschrift  „Glas  Crnogorca"  zu  redigiren.  Ich  fühlte  mich 
darüber  glücklich,  zunächst  wegen  der  mir  widerfahrenen  Ehre,  dann  aber  auch  deshalb, 
weil  sich  mir  dadurch  Gelegenheit  bot,  die  Gebräuche  jenes  Volkes  kennen  zu  lernen ; 
hiebei  gab  ich  mich  der  HoflFnung  hin,  dasjenige  zu  finden,  was  ich  suchte.  Endlich 
kam  mir  zu  böser  Stunde  ein  Brief  aus  Cuce  zu,"  von  dem  ein  Bruchstück  im  „Glas  Crno- 
gorca"  vom  2.  Februar  1891  als  Correspondcnz  ddo.  Cuce  25.  Januar,  gefertigt  von 
Marko  T.  Perovi6-Cuca  publicirt  worden  ist. 

In  dieser  Correspondcnz  findet  sich  folgende  Stelle:  „Wir  Veljo  Cuce  (Gross- 
Cuce)  feiern  das  Fest  Johannes  des  Täufers  als  unseres  Patrons.  Unsere  Johannes- 
karawane zog  um  Getränke  zum  Meere;  auf  dem  Heimwege  überfiel  sie  aber  in  Gra- 
hovo  ein  Schneesturm,  der  die  ganze  aus  etwa  50  Männern  bestehende  Gesellschaft 
zwang,  sich  in  einen  Haufen  zu  sammeln.  An  der  Spitze  gingen  nun,  um  den  Weg 
zu  bahnen,  die  kräftigsten  Leute.  Am  Wasserweihfeste  kamen  sie  endlich  singend  und 
guter  Dinge,  das  Getränke  tragend,  heim;  der  Sturm  wüthete  aber  in  bisheriger 
Heftigkeit  weiter.  Der  Johannestag,  zu  dem  die  geladenen  Gäste  aus  ferner  gelegenen 
Orten  wegen  der  Schneeverwehungen  nicht  hatten  kommen  können,  wurde  mit  den 
wenigen  aus  der  Nähe  eingelangten  Freunden  in  fröhlicher  Weise  gefeiert,  Abends  hiess 
es  aber  ,Alle  zum  Kolo.'  Ich  hofife  Sie  nicht  zu  ermüden,  wenn  ich  Ihnen  Einiges 
über  diesen  unseren  Kolo  berichte.  Getanzt  wurde  der  montenegrinische  ,Orao*  und 
der  Kolo  von  Zeta,  schliesslich  schlössen  wir  den  Reigen  zum  ,Dj er  djidije'.  Männer 
und  Weiber  schliessen  den  Kreis,  singen  aber  nicht,  sondern  drehen  sich  blos.  Ein 
Mann  nimmt  nun  einen  Öibuk,  wirft  die  Struka  (Plaid)  über  seinen  Kopf  und  hüpft 
auf  dem  linken  Fussc  um  den  Kreis  herum.'  Ein  Weib  mit  dem  Cibuk  in  der  Hand 
hüpft  auf  gleiche  Weise  im  Innern  des  Kolo,  und  nun  singen  beide  im  Wechselgesang: 

Er:    Lieblixjh  Mädchen,  lieblich  Herzchen,  lieb',  o  liebe  mich,  lieb',  o  liebe  mich! 
Sie:  Lieber  Knabe,  böser  Knabe,  dich  erhör'  ich  nicht,  dich  erhör'  ich  nicht! 
Er:    Lang  sind  meine  Haar'  am  Kopfe,  lieb',  o  liebe  mich,  Herzchen,  liebe  mich! 
Sie:  Meine  Haare  sind  noch  länger,  dich  nicht  liebe  ich,  dich  erhör'  ich  nicht! 
Er:    Schöne  schwarze  Augen  hab'  ich,  lieb',  o  liebe  mich,  schön  Herzelein  mein! 
Sie:  Meine  Augen  sind  noch  schwärzer,  dich  erhör'  ich  nicht,  dich  erhör  ich  nicht! 
Er:    Lang  sind  meine  schlanken  Hände,  lieb',  o  liebe  mich,  schön  Herzelein  mein! 
Sie:  Meine  aber  sind  noch  länger,  dich  erhör'  ich  nicht,  dich  erhör  ich  nicht! 
Er:    Honigsüss  sind  meine  Lippen,  nehmen  will  ich  dich,  nehmen  will  ich  dich! 
Sie:  Noch  viel  süsser  sind   die  meinen,   dich  nicht  nehme  ich,  dich  nicht  nehme  ich! 
Er:    LiebUch  Mädchen,  liebUch  Herzchen,  rauben  werd'  ich  dich,  rauben  werd'  ich  dich! 
Sie:  Lieber  Knabe,  böser  Knabe,  furcht'  vor  dir  mich  nicht,  furcht'  vor  dir  mich  nicht! 

(Djer-djevojko,  djer-du§ice,  daj  mi  se,  daj!    Daj  mi  se,  daj! 
Djer-djeti6u,  djer-djidijo,  ne  dam  ti  se  ja!    Ne  dam  ti  se  ja! 
U  mene  je  duga  kosa,  daj  mi  se  daj !    Djer-duSice,  daj ! 
A  u  mene  i  Jos  dulja,  ne  dam  ti  se  ja!    Ne  dam  ti  se  ja! 
ü  mene  su  crne  oöi,  daj  mi  se,  daj!    Djer-djevojko,  daj! 
U  mene  su  i  joä  crnje,  ne  dam  ti  se  ja!    Ne  dam  ti  se  ja! 


Kost  id.    Südslavische  Volksschauspiele  primitivster  Art.  535 

U  mcne  su  duge  ruke,  daj  mi  se  daj!    Djer-duiice,  daj! 
A  u  mene  i  joä  dulje^  ne  dam  ti  se  ja!    Ne  dam  ti  se  ja! 
U  mene  sn  medna  usta,  uze6u  te  ja!    Uze6u  te  ja! 
A  moja  SU  jos  mednija,  ne  6u  tebe  ja!    Ne  ^u  tebe  ja! 
Djer-djevojko,  djer-dnäice,  grabidu  te  ja!    Grabi6u  te  ja! 
Djer-djeti6u,  djer-djidijo,  ne  bojim  se  ja!    Ne  bojim  se  ja!) 

„Der  herumhiipfeiide  Mann  trachtet  durch  die  Reihe  der  Kolotänzer  durchzubrechen 
und  die  darin  hüpfende  Frau  zu  fangen,  die  Tänzer  bemühen  sich  dies  zu  verhindern, 
die  Frau  aber  sieht  zu,  dass  sie  nicht  gefangen  wird.  Briclit  er  doch  ein,  so  ist  die 
Frau  bestrebt,  auszubrechen;  gelingt  es  ihm  aber,  sie  zu  fangen,  so  ist  das  Spiel  zu  Ende. 

„Ein  zweites  Spiel  war  ,Paun^  (das  Pfauspiel).  Der  ,Pfau'  steht  mitten  im 
Kolo,  der  Reigen  tanzt  um  ihn  und  singt:  ,Meinen  Pfau  schmerzt  sehr  das  Köpfchen,  ach 
armer  Pfau.^  (Pauna  mi  glava  boli,  oj!  paune  mqj!)  Der  ,Pfau^  legt  hiebei  die 
Hände  auf  seinen  Kopf  und  ilchzt.  Der  Reigen  sini^t  llhnlich  weiter,  wobei  er  stets 
einen  anderen  Theil  des  Körpers  erwähnt.  Der  den  Pfau  Darstellende  muss  hiebei 
den  betreffenden  Körpertheil  anfassen  und  ächzen.     Endlich  singt  der  Reigen: 

,FHegen  will  der  Pfau  ins  Weite,  ach  du  mein  Pfau! 
Wo  willst  du  dich  niederlassen,  ach  du  mein  Pfau?' 

(Paun  leti,  da  poleti,  oj  paune  moj! 
Na  öija  6e§  krila  pasti,  oj  paune  moj!V) 

„Das  dritte  Spiel  war  ,Igra  s  vratilom'  (Webehaspelspielj.  Eine  Haspel  wird 
wie  ein  Mensch  bekleidet,  ein  Mann  aber  maskirt  sich  mit  alten  Kleidern  und  Lumpen, 
nimmt  einen  Prügel  zur  Hand  und  sucht  weinend  und  heulend  den  Mörder  seines 
Bruders.  Die  bekleidete  Haspel  wird  nun  gebracht.  In  ihr  erkennt  jener  Mann  den 
Mörder,  vor  dem  er  zunächst  entsetzt  zurückweicht,  um  auf  ihn  mit  dem  Gewehr  zu 
schiessen.  Dann  packt  er  ihn  energisch  an,  ringt  mit  ihm,  um  ihn  endlich  zu  über- 
wältigen und  niederzumachen.  Schliesslich  verkauft  er  die  Kleider  seines  ermordeten 
Bruders,  die  er  dem  Mörder  abgenommen. 

„Zum  Schlüsse  kam  das  Spiel  ,Baba  i  djed'  (Matrone  und  Greis).  Der  Greis 
nimmt  Abschied,  um  entfernte  Freunde  zu  besuchen,  und  übergibt  seine  greise  Gattin 
den  Dorfbewohnern  mit  der  Bitte,  auf  sie  zu  achten.  Bald  kehrt  er  aber  zurück,  um 
sich  zu  überzeugen,  dass  die  Matrone  einen  Fehltritt  begangen  habe.  Das  Dorfgericht 
versöhnt  sie  jedoch,  und  wieder  zieht  der  Greis  seiner  Wege,  aber  der  Satan  lässt 
dem  Weibe  keine  Ruhe,  und  sie  geht  dem  Alten  nach,  was  diesen  bestimmt,  wieder 
umzukehren.  Nun  beginnt  er  mit  der  Alten  zu  tanzen,  geht  wieder,  kehrt  aber  neuer- 
lich zurück,  um  die  Matrone  abermals  bei  einem  Fehltritt  zu  ertappen.  Nun  geht  der 
Zank  los,  wobei  es  der  Alten  gelingt,  den  Greis  zu  beruhigen.  Schliesslich  sucht  der 
Alte  seinem  Weibe  Ungeziefer  am  Kopfe,  und  damit  endet  das  Spiel. 

„So  sind  unsere  Versammlungen  und  Spiele  beschaffen,  von  denen  wir  um  nichts 
weniger  zufrieden  nach  Hause  ziehen  als  die  Stadtbewohner  von  ihren  Theatervor- 
stellungen. .  .  .  ^ 

Von  diesem  Berichte  erschienen  im  „Glas  Crnogorca"  nur  die  ersten  Zeilen  bis 
zu  den  Worten:  „Alle  zum  Kolo'^.  Das  üebrige  hat  die  Censur  inhibirt.  Ich  bat  den 
Gensor,  mir  den  Grund  der  Inhibirung  anzugeben.  „Wozu  soll  dies?"  sagte  er.  „Es 
sind  ja  Dummheiten.  Taugt  dergleichen  für  ernste  Leute  und  noch  dazu  für  das  Amts- 
blatt eines  Staates?'* 


536  n.    Yolkukunde. 

Wer  fragt  in  Cetinje  darnach,  wie  die  Cuee,  und  mögen  sie  auch  die  „Grossen" 
(Zuname  des  Stammes)  sein,  ihre  Abende  verbringen?  Immerhin  ist  es  erfreulich,  dass 
in  jenem  Lande  so  tüchtige  und  urtheilsftlhige  Volkslehrer  wie  jener  Marko  T.  Perovi6- 
Cuca  und  der  Schriftsteller  J.  F.  Ivaniöevi<i,  ebenfalls  Lehrer  in  Cuca  im  Dorfe 
TreSnjevo,  vorhanden  sind.  Ich  würde  unseren  Maticas,  den  serbischen  und  kroatischen, 
empfehlen  —  auch  den  Akademien  wäre  es  nicht  abträglich  —  genaue  Anleitungen 
für  das  Sammeln  aller  möglichen  Geistesproducte  des  Volkes  auszuarbeiten  und  hierauf 
alle  filhigen  Leute  aufzufordern,  diese  Arbeit  zu  besorgen.  Solche  Männer  wie  jene 
Cuca's  würden  sich  dazu  besonders  eignen. 

Nach  dem  Einlangen  jenes  Briefes  hielt  ich  in  verschiedenen  Theilen  Montenegros 
Umfrage,  ob  auch  dort  solche  Volksschaustellungen  vorkämen.  Vojvoda  Marko  Mil- 
janov  erzählte  mir,  dass  auch  der  Stamm  der  Kuöi  seinen  Carneval  durch  ähnliche 
Unterhaltungen  würze.  Die  besten  Spassmacher  verkleiden  sich  in  allerlei  Häute, 
Fetzen  und  Lumpen  und  führen  dann  verschiedene  Spässe  und  Episoden  auf,  wobei 
sie  so  viel  Humor  entwickeln,  dass  jeder  Zuhörer  über  ihre  Spässe  herzlich  lachen 
müsse.  Auch  der  Vojvode  Gjuro  Gero  vi  6  theilte  mir  mit,  dass  das  Volk  in  seiner 
Heimat,  in  der  Tuäina,  derartige  Winterbelustigungen  habe.  „Es  kommt  vor,"  sagt  er, 
„dass  über  Vereinbarung  ganzer  Dörfer  die  jungen  Männer  Pferde  besteigen  und 
sich  in  zwei  Lager  theilen.  Die  einen  sind  Türken,  die  nach  Mekka  pilgern,  die 
anderen  Räuber,  die  die  Pilger  überfallen  und  berauben  wollen.  Die  Bühne  bildet 
das  ganze  Thal  mit  den  umliegenden  Bergen  und  Schluchten,  die  Zuschauer  besteigen 
die  Bergkuppen,  um  von  oben  herab  alle  Evolutionen  dieser  AuflFuhrung  zu  beobachten. 
Dies  sah  ich  selbst;  mein  Vater  könnte  Ihnen  aber  noch  viel  mehr  über  solche  Spiele 
und  Unterhaltungen  des  Volkes  erzählen."  Gerade  zu  dieser  Zeit  befand  sich  der 
alte  Novica  Gero  vi  6  in  Getinje,  leider  war  er  etwas  unwohl,  und  ich  musste  deshalb 
mein  beabsichtigtes  Interview  hinausschieben.  Kaum  war  er  genesen,  so  zog  ich  von 
Cetinje  ab.  Sehr  dankbar  wäre  ich  Jedem,  der  den  alten  Novica  bestimmen  würde, 
ihm  von  diesen  volksthüralichen  „Dummheiten"  zu  erzählen,  und  der  mir  dann  das 
Aufgezeichnete  zusenden  wollte.  Novica  ist  aber,  wie  es  mir  scheinen  will,  an  die 
80  Jahre  alt.  Gott  möge  ihn  erhalten;  über  viele  Jahre  hat  er  aber  nicht  mehr  zu  ver- 
fügen, weshalb  Eile  Noth  thut. 

Ich  war  der  Meinung,  dass  das  Erwähnte  die  erste  Kunde  von  solchen  Gebräuchen 
unseres  Volkes  bilde.  Erst  später  fand  ich  im  Neusatzer  „Javor",  Nummer  16  vom 
Jahre  1890  einen  Artikel  „Einige  Volksspiele  aus  Bosnien"  vom  Lehrer  Vasilije 
Kondi6  aus  Prijedor.     In  diesem  interessanten  Aufsatz  heisst  es: 

„Jedes  Spiel  bildet  ein  harmonisches  Ganze  wie  ein  wirkliches  Theaterstück;  jedes 
braucht  verständige  Darsteller,  die  es  so  vorzutragen  wissen,  wie  es  das  Spiel  selbst 
fordert.  Ich  habe  nur  jene  Spiele  notiii;,  die  zur  Winterszeit  beim  „Sijelo"  aufgeführt 
werden,  und  die  bald  für  immer  verschwinden  dürften,  als  ob  sie  nie  bestanden  hätten, 
denn  schon  jetzt  werden  sie  nur  mehr  selten  gespielt.  An  eister  Stelle  verdient  das 
Spiel  „Had^ija"  Erwähnung.  Dasselbe  ist  höchst  interessant,  nur  muss  es  gut  dar- 
gestellt werden.  Einige  verständige  Männer  werden  zu  Darstellern  gewählt.  Die 
Hauptrolle  ist  jene  des  Hadzija,  der  zur  Kaba  (dem  Grabe  des  Propheten)  zieht  und  die 
Had^inica,  d.  i.  seine  Frau,  mit  zwei  Söhnen,  denen  der  Volksmund  zwei  hässliche 
Namen  beilegt,  zu  Hause  zurücklässt.  Er  bestellt  an  seiner  Statt  einen  ehrlichen  Mann 
als  Vormund,  dessen  Aufgabe  es  sein  soll,  bis  zu  seiner  Rückkehr  von  der  Pilgerreise 
auf  sein  Hab  und  Gut  sorgsam  zu  achten. 


Kosti(^.    Stidslavische  Volksschauspiele  primitivster  Art.  537 

„Der  Vormund  schwört,  er  werde  Alles  treu  besorgen  und  bewachen,  geradeso,  als 
ob  es  sich  um  sein  eigenes  Vermögen  handeln  würde.  Der  Had^ija  rüstet  sich  und 
zieht  ab.  Vor  ihm  schreiten  zwei  Sofias  (Schüler  der  Theologie)  und  verrichten  das 
übliche  Gebet;,  die  versammelten  Kinder,  in  Paaren  schreitend,  rufen  dazwischen  Amin. 
Nach  dem  Abgange  des  Zuges  tritt  eine  Ruhepause  ein.  Nach  einiger  Zeit  vergisst 
man  im  Gespräche  ganz  auf  den  Had^ija.  Auf  einmal  stürzt  ein  Tatar  (Eilbote)  herein 
und  ruft:  ,Hier  kommt  der  HadÄija!  Hier  ist  er.'  Der  Eilbote  wird  weggejagt  mit 
den  Worten:  ,Du  lügst,  der  HadÄija  ist  todt.'  Zum  zweiten  Male  kommt  der  Bote, 
doch  wird  er  wieder  weggejagt,  endlich  kommt  er  zum  dritten  Male,  und  nach  ihm 
schreitet  der  Hadiija  ins  Zimmer  in  derselben  Begleitung  wie  bei  der  Abreise.  Seine 
Söhne  stürzen  ihm  zu  Füssen  und  küssen  dieselben,  fragen  dann,  wie  es  ihm  auf  seiner 
langen  und  beschwerlichen  Reise  ergangen  und  ob  er  ohne  Ungemach  und  Beschwer- 
nisse durchgekommen  sei.  Nachdem  der  Had^ija  Alle  begrüsst,  fragt  er  den  Vormund, 
wie  es  im  Hause  stehe.  Zum  Scheine  erzählt  ihm  der  Vormund  mit  traurigem  Tone 
eine  Reihe  von  Unglücksfällen,  die  sich,  einer  härter  als  der  andere,  seit  seinem  Abgange 
ereignet  hätten;  Alles  habe  sich  verändert,  er  hätte  nicht  gedacht,  der  Bote  eines  so 
argen  Schicksals  und  so  böser  Nachrichten  sein  zu  müssen. 

„Nenne  endlich  einmal  mein  Unglück  und  mein  Leid!"  schreit  der  Hadzija  mit  tiefen 
Seufzern.  Nun  berichtet  der  Vormund:  ,Im  Laufe  der  Jahre  seit  deiner  Abreise  ver- 
folgte uns  ein  Unglück  nach  dem  andern.  Das  erste  Jahr  brannte  dein  Haus  ab. 
Kurze  Zeit  hierauf  verendete  deine  Kuh  sammt  dem  Kalb.'  (Während  der  Erzählung 
seufzt  der  Had^ija  fortwährend  und  schlägt  mit  der  Hand  aufs  Knie.)  ,Dann  kam  der 
Wolf  und  frass  die  Stute  sammt  dem  Fohlen.' 

„Höre  auf,  um  Gotteswillen!"  ruft  der  Hadiija.  ,Warte  nur,  lieber  HadÄija,  bis  ich 
Alles  berichtet  habe.  Du  warst  so  lange  abwesend;  uns  kamen  aber  viele  Nachrichten 
zu,  dass  du  gestorben.  Die  Zeit  eilt  schnell.  Deine  Söhne  wurden  volljährig  („puno- 
Ijetani"),  verkauften  darnach  dein  ganzes  Gut  und  verzehrten  das  erhaltene  Geld; 
schUesslich  verkauften  sie  auch  die  HadÄinica.'  ,Her  mein  Pferd!'  schreit  der  Had2ija, 
indem  er  aufspringt,  als  ob  ihn  die  Tarantel  gestochen  hätte,  ,ich  ziehe  in  die  weite 
Welt,  um  mein  Unglück  nicht  sehen  zu  müssen.' 

„Die  Anwesenden  trachten  den  Erregten  zurückzuhalten  und  mit  allen  erdenklichen 
Mitteln  zu  beruhigen,  hinterrücks  lächeln  sie  über  ihn,  ohne  auf  seine  tiefe  Trauer  und 
Niedergeschlagenheit  Rücksicht  zu  nehmen.  Während  dieser  Scene  hat  ein  junger  Spass- 
vogel  eine  Schachtel  Stiefelwichse  vorbereitet,  mit  der  er  die  sich  Herumstossenden  an- 
schwärzt. Bald  wird  man  dieses  Schabernacks  inne.  Alles  eilt  zur  Thür  und  das  Spiel  endet. 

„Ich  will  nicht  sagen,  dass  im  Laufe  der  Zeit  von  diesem  Spiel  nicht  Manches 
entfallen.  Anderes  wieder  hinzugekommen  sei,  was  in  dasselbe  vielleicht  gar  nicht  passt. 
Wie  man  aber  sieht,  gibt  es  darin  gesunden  Humor  .  .  ." 

So  viel  hat  Vasilije  Kondi6  aus  Prijedor  aufgezeichnet.  Wer  nationale  Geistes- 
producte  zu  beurtheilen  vermag,  der  wird  sicherlich  erkennen,  dass  alles  Bisherige  ge- 
treu wiedergegeben  ist,  obgleich  mir  ein  Wort  auffiel,  welches  der  Berichterstatter  kaum 
aus  dem  Volksmunde  gehört  hat.  Nie  hörte  ich,  dass  das  Volk  das  Wort  „puno- 
Ijetan"  (volljährig;  in  dem  Satze  „deine  Söhne  wurden  volljährig")  gebrauche;  jener 
Darsteller  könnte  das  Wort  aber  immerhin  von  einem  Beamten  oder  anderen  belesenen 
Manne  gehört  haben.  Auf  Reinheit  und  Treue  im  Niederschreiben  der  Volksausdrücke 
mögen  die  Sammler  besonders  achten. 

Das  bosnische  Beispiel  ist  nicht  nur  deshalb,  weil  es  das  erste  ist,  sondern  auch 
nach  seinem  Inhalte  höchst  bemerkenswerth.    In  ihm  sind  nämlich  auch  die  Gespräche 


538  n.   Volkskunde. 

der  Volksdarsteller  enthalten.  Die  montenegrinischen  Beispiele  sind  ziemlich  dramatisch 
und  stehen,  insbesonders  das  Webehaspelspiel,  welches  einen  verständigen  Darsteller 
erfordert,  um  die  Zuhörer  zu  befriedigen,  kaum  dem  Prijedorer  nach.  Dort  haben  wir 
es  aber  —  wenigstens  nach  den  Schilderungen  des  Correspondenten  —  mit  einer 
stummen  Darstellung,  einer  Pantomime  zu  thun,  wenngleich  gesagt  wird,  dass  der 
Darsteller  weinend  den  Mörder  seines  Bruders  sucht.  Im  Spiel  „Matrone  und  Greis" 
kann  es  ohne  Gespräch  nicht  abgehen,  heisst  es  doch,  dass  das  „Dorfgericht  die  Strei- 
tenden versöhnt",  dann  „dass  sie  zuerst  zu  streiten  anfangen,  das  Weib  aber  schliesslich 
den  Greis  mit  Worten  beruhigt"  u.  s.  w.  Mit  Rücksicht  hierauf  müssen  wir  es  be- 
dauern, dass  der  Correspondent  aus  f^uca  auch  nicht  ein  Wort  aus  diesem  Spiele 
notirte.  Der  Sammler  hat  nicht  zu  beurtheilen,  ob  es  sich  lohne,  die  Worte  nieder- 
zuschreiben; seine  Aufgabe  ist.  Alles  zu  notiren,  was  er  hört.  Der  bosnische  Sammler 
hat  seine  Aufgabe  besser  aufgofasst  als  sein  montenegrinischer  College,  und  ich  würde 
Jedermann  den  Ratli  ertlieilen,  das  bosnische  Beispiel  zu  belierzigen  oder  vielmehr  sich 
noch  genauer  an  das  Original  anzuschliessen.  In  dieser  Hinsicht  könnte  der  schrift- 
kundige Cuca  seinen  Bericht  ergänzen.  Sobald  wieder  die  langen  Winterabende  ein- 
treten, die  Schneestürme  um  den  Johannestag  herum  jene  un übersteigbaren  Felsen  in 
dichten  Schnee  hüllen  und  die  Menschen  zwingen,  sich  gleich  allen  anderen  Lebewesen 
enger  an  einander  zu  scimiiegen,  dann  möge  es  heissen :  „Alle  zum  Kolo".  Und  findet 
sich  ein  Schriftkundiger  in  einer  solchen  Gnippe,  so  möge  er  mit  Benützung  der 
Beschreibung  des  Marko  T.  Perovic  auch  noch  jedes  Wort  aufzeichnen,  das  bei  diesen 
Spielen  gehört  wird.  .  .  . 

Unser  Prijedorer  hat  anscheinend  Gründe  gehabt,  zu  sagen,  „dass  diese  Spiele 
binnen  kurzer  Zeit  in  Vergessenheit  gerathen  würden,  als  ob  sie  nie  bestanden  hätten, 
denn  schon  jetzt  werden  sie  bei  uns  höchst  selten  aufgeführt".  Ich  kann  nicht  glauben, 
dass  sich  diese  Volksspiele  nur  in  Prijedor  erhalten  haben.  Ist  es  denkbar,  dass  nur 
in  Prijedor  das  Volk  seine  Winterabende  derart  verbringt?  Sollte  nirgends  sonst  in 
Bosnien  und  der  Hercegovina  das  Volk  auf  den  Gedanken  verfallen,  seine  freie  Zeit 
an  Winterabenden  in  so  trefflicher  Weise  zu  würzen?  Ich  hoffe,  dass  es  gelingen 
wird,  derlei  Volksgebräuche  auch  anderswo  zu  notiren  und  vielleicht  noch  abgerun- 
deter und  vollständiger  als  das  „Hadi^ijaspiel",  von  dem  Kondi6  meint,  „dass  von  ihm 
in  den  verflossenen  Zeitläufen  Manches  verwischt  und  Manches,  was  nicht  hineinpasse, 
hinzugegeben  worden  sei".  Es  fehlt  ganz  offenbar  die  Lösung  des  Knotens,  die  Pointe 
des  ganzen  Spieles,  die  gegen  das  Ende  einer  solchen  Vorstellung  leicht  der  Ausartung 
in  burleske  Improvisationen  zum  Opfer  fällt.  Bei  der  nächsten  Wiederholung  oder  der 
Aufführung  an  irgend  einem  anderen  Orte  kann  man  sie  aber  kennen  lernen. 


Die  Volksbehandlung  der  ToUwuth  in  Bosnien 
und  der  Hercegovina. 

Von 

Dr.  Leopold  Glück, 

Primärarzt  am  bosn.-herceg.  Landesspitale  in  Sarajevo. 


fechon  der  Name  „bis,  bijes",  mit  dem  das  Volk  gewöhnlich  die  Wuth  bezeichnet, 
deutet  darauf  hin,  dass  man  dieser  Krankheit  einen  übernatürlichen  Ursprung  zuschreibt, 
denn  das  Wort  „bijes",  welches  nach  Linde  aus  dem  Thrakischen  herzuleiten  ist,  be- 
deutet in  allen  slavischen  Idiomen  ursprünglich  „der  Böse,  der  Teufel".  Es  ist  leicht 
begreiflich,  dass  der  Volksglaube  die  Entstehung  eines  so  schweren  Leidens,  das  durch 
den  Biss  eines  wuthkranken  Thieres  verursacht  wird,  dem  unmittelbaren  Einflüsse  eines 
dem  Menschen  feindlichen  Principes  zuschreibt.  Ich  habe  bereits  mehrfach  ^)  Ge- 
legenheit gehabt,  darauf  hinzuweisen,  dass  das  Volk  häufig  die  Krankheit  mit  der 
Krankheitsursache  identificirt  und  beiden  gleiche  Namen  gibt.  Hier  haben  wir  wieder 
ein  Beispiel  dieser  Identificirung,  indem  das  durch  den  „bijes"  verursachte  Leiden 
„bijes"  genannt  wird. 

Von  „bijes"  abgeleitet  sind  die  nicht  selten  gebrauchten  Krankheitsnamen  „bjesno6a, 
bjesnilo".  Anderen,  sozusagen  aus  dem  Wesen  der  Krankheit  abgeleiteten  Ursprungs 
ist  das  Wort  „pomama^*,  durch  welches  dasselbe  Leiden  bezeichnet  wird.  Die  Geistes- 
störung („pomama")  ist  nämhch  eine  nahezu  constante  Erscheinung  der  vorgeschrittenen 
Wuth,  eine  Erscheinung,  die  das  Krankheitsbild  beherrscht.  Es  ist  bekannt,  dass  in 
der  Volkspathologie  nicht  selten  die  Krankheitsnamen  von  einzelnen  besonders  hervor- 
ragenden Erscheinungen  hergeleitet  werden.  Wie  z.  B.  die  Lungenentzündung  schlecht- 
weg „sandÄija",  Seitenstechen  genannt  wird,  so  heisst  die  ToUwuth  auch  „pomama". 

Bei  der  grossen  Anzahl  herrenloser  Hunde,  welche,  wie  im  Oriente  überhaupt, 
bis  vor  wenigen  Jahren  auch  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  vorhanden  war,  ist 
es  nur  natürlich,  dass  die  Wuth  recht  häufig  zur  Beobachtung  gelangte,  und  dass 
jahraus  jahrein  eine  stattHche  Anzahl  von  Menschen  der  Wasserscheu  zum  Opfer  fiel. 

Die  schrecklichen  Folgen  des  Bisses  eines  wüthenden  Thieres  waren  selbstver- 
ständHch  allenthalben  bekannt,  und  Jeder,  der  das  Unglück  hatte,  eine  derartige  Ver- 
letzung zu  erleiden,  suchte  beim  nächsten  Volksarzte  rasche  Hilfe. 

Es  ist  ein  alter  Erfalirungssatz  der  Medicin,  dass  die  Zahl  der  Medicamente, 
welche  bei  einem  Leiden  anempfohlen  werden,  proportionell  mit  der  Unsicherheit  des 
erzielten    Erfolges    wächst.     Da  nun   die   Wasserscheu    zu  jenen   Krankheiten    gehört. 


')  Siehe  diese  Mitth.  Bd.  II,  S.  392  S. 


540  II.  Volkäkunde. 

denen  gegenüber  die  Volksmediein  ohnmächtig  dasteht,  so  ist  es  klar,  dass  ihre  Therapie 
eine  nur  allzureiche  ist.  Nahezu  jeder  Volkspraktiker  hatte  ein  Qeheimniss  gegen  die 
Lyssa,  jeder  rühmte  das  seine  als  unfehlbares  Specificum,  und  jeder  wies  mit  Stolz  auf 
eine  Reihe  unleugbarer  Erfolge  hin.  Die  Misserfolge  wurden  entweder  verschwiegen 
oder  damit  entschuldigt,  dass  der  Kranke  zu  spät  in  die  Behandlung  gekommen  sei; 
„übrigens  ist  der  Arzt  kein  Gott,  und  wem  es  bestimmt  ist  zu  sterben,  dem  hilft  auch 
die  beste  Medicin  nichts". 

Doch  wie  kann  man  die  Erfolge  der  Volksärztc  auf  dem  Gebiete  der  Lyssa- 
behandlung  erklären?  Es  ist  bekannt,  dass  das  Volk  hierzulande  sehr  häufig  herrenlose 
hungrige  Hunde,  die  in  ein  fremdes  Gebiet  kommen,  aus  Furcht,  dass  sie  wüthend 
sein  könnten,  durch  Stein  würfe  und  Prügel  aus  der  Nähe  der  Häuser  zu  vertreiben 
sucht.  Wenn  nun  ein  solches  von  Ort  zu  Ort  gehetztes  ausgehungertes  Thier  zufällig 
einen  Menschen  beisst,  so  betrachtet  man  es  als  wüthend,  und  der  Gebissene  eilt  zum 
nächsten  Volksarzt,  der  sein  erprobtes  Heilmittel  in  Anwendung  bringt.  Da  nun  aber 
der  Hund  nicht  wüthend  war,  so  treten  bei  dem  Gebissenen  selbstverständlich  keine 
Erscheinungen  der  Wasserscheu  auf.  Nach  der  Meinung  des  angeblich  Geretteten 
und  seiner  Nachbarschaft  hat  zweifellos  das  gebrauchte  Mittel  geholfen. 

Es  ist  ferner  statistisch  nachgewiesen,  dass  von  den  durch  wüthende  Thiere  ge- 
bissenen Menschen  ein  recht  grosser  Percentsatz  auch  ohne  Behandlung  von  der 
Wasserscheu  verschont  bleibt.  Dieser  Umstand  trägt  nun  auch  nicht  wenig  zur  Ver- 
mehrung der  Erfolge  bei.  Einen  an  Wasserscheu  wirklich  Erkrankten  hat  bis  jetzt 
weder  ein  gelehrter  Arzt  noch  ein  Volksarzt  curirt. 

Das  bosnische  Volk  nimmt  als  Thatsache  an,  dass  bei  jedem  von  einem  wüthenden 
Thiere  gebissenen  Menschen  vor  Allem  die  Adern  unter  der  Zunge  anschwellen  und 
dass  sich  daselbst  weisse  Bläschen  bilden.  Da  diese  Erscheinungen  untrügliche  Zeichen 
der  beginnenden  Krankheit  sind,  so  ist  es  nothwendig,  sie  thunlichst  schnell  zu  be- 
seitigen; dem  Gebissenen  wird  daher  in  allen  Fällen  und  vor  jeder  anderen  Medication 
die  Ader  unter  der  Zunge  geschlitzt  und  die  Bläschen  eröffnet.  Im  ausfliessenden 
Blute  sollen  sich  kleine  Hunde  (stenad)  oder  auch  nur  Hundehaare  (pasja  slaka)  vor- 
finden. Durch  die  Entfernung  dieser  Hündchen  oder  Haare,  welche  offenbar  die  Krank- 
heitswesen bilden,  beabsichtigt  man  die  Krankheit  im  Keime  zu  ersticken. 

Diese  grob  materialistische  Meinung  von  der  Krankheitsursache  wirft  ein  eigen- 
thümliches  Licht  auf  die  Anschauung  des  Volkes  über  die  pathologischen  Vorgänge  im 
Organismus.  Jedenfalls  scheint  dasselbe,  wenigstens  bei  der  Wasserscheu,  eine  dunkle 
Ahnung  davon  zu  haben,  dass  die  Infection  auf  einem  Eindringen  lebender  Wesen  in 
den  Organismus  beruht. 

Die  Meinung  von  dem  Hervorschiessen  der  Bläschen  unter  der  Zunge  bei  der 
Lyssa  theilen  mit  der  Bevölkerung  Bosniens  unter  Anderen  auch  die  Polen.  Dr.  Udziela 
sagt  nämlich  in  seiner  Schrift  „Medicin  und  medicinischer  Aberglaube  des  polnischen 
Volkes":  „Bei  einem  mit  Wasserscheu  behafteten  Menschen  sollen  unter  der  Zunge 
Bläschen  auftreten,  die  man  Hündchen  nennt." 

Ein  besonders  wirksames  Mittel  gegen  den  Ausbruch  der  Lyssa  ist  folgende 
Formel,  die  man  auf  die  Rinde  eines  frisch  gebackenen  Brotes  (somun)  schreibt  und 
dem  Gebissenen  in  noch  warmem  Zustande  verabreicht.  Es  ist  dies  eine  ungenaue 
und  theilweise  veränderte  Version  der  bekannten  Satorformel,  welche  seit  jeher  als  Heil-, 
respective  Schutzmittel  gegen  die  Tollwuth  und  andere  Krankheiten  nicht  nur  am 
Balkan,  sondern  nahezu  in  ganz  Europa  in  Verwendung  stand. 


Gl  tick.    Die  Volksbebandlang  der  ToUwnth  in  Bosnien  nnd  der  Hercegovins. 


541 


LU 

A 

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A 

A 

P 

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n 

n 

T 

0 

E 
T 

P 
A 

A 

P 

0 

Auf  den    Ursprung,   die   Bedeutung  und  Verbreitung   dieser   mystischen  Formel, 

welche  richtig  lautet: 

SATOR 
AREPO 
TENET 
OPERA 
R  O  T  A  S 

haben  die  in  den  Achtzigerjahren  in  der  „Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Eth- 
nologie und  Urgeschichte"  von  A.  Treichel  eingeleiteten  Discussionen  einiges  Licht 
geworfen.  Treichel  fasst  sie  als  einen  lateinischen  Spruch  auf  und  übersetzt  sie: 
„Der  Säemann  Arepo  hält  mit  Mühe  diq  Räder." 

Marchese  P.  Franco  meint,  dass  die  Formel  anagrammatisch  geschrieben  sei,  und 
löst  sie  in  folgender  Weise  auf:  PATER  ORO  TE  PEREAT  SATAN  ROSO  (von  „rodere" 
nagen).  Endlich  fasst  Dr.  Kolber  die  Satorformel  als  sogenanntes  Tetragrammaton 
auf,  welches  folgenden  lateinischen  Sinnspruch,  eine  uralte  Mönchsregel  der  Benedictiner, 
enthalten  soll: 

SAT  ORARE 

PÜTEN(ter)  et  OPERA(re) 

(rati)O  oder  auch  (religi)O  T(u)A  S(it). 

Die  Formel  hätte  somit  die  Bedeutung: 

Viel  beten. 

Und  kräftig  arbeiten. 

Das  sei  deine  Lebensweise  (oder  Religion). 

Diese  drei  Lösungsversuche  der  Satorformel  bringen  sie  mit  der  lateinischen 
Sprache  in  Zusammenhang;  doch  betonte  bereits  Bastian,  dass  auf  den  lateinischen 
Klang  der  Worte  nicht  viel  zu  geben  sei,  da  sie  trotzdem  einen  anderen  Ursprung 
haben  könnten.     Rabe  übersetzt  sie  aus  dem  Neukeltischen  in  folgender  Weise: 

SATOR  —  Saothar  —  Schmerzen 

AREPO  —  araba  —  wegen 

TENET  —  ten  neath  —  Brandwunde 

OPER  —  0  bear  —  Speerwunde 

A  —  vom 

ROTAS  —  rod  deas  —  gewandtem  Wurf. 

Demnach  wäre  die  Satorformel  ursprünglich  ein  Amulet  gegen  Brand-  und  Speer- 
wunden, welches  erst  nachträglich  als  Schutz-  und  Heilmittel  gegen  alle  möglichen 
Krankheiten  und  Zufälle  gebraucht  worden  sei. 


542 


II.    Volkskunde. 


Ganz  anderer  Meinung  als  die  bisher  Genannten  ist  Dr.  Gjorgjevi6,  der  sie 
als  ein  in  Serbien  gebrauchtes  Heihnittel  gegen  Kopfschmerz  in  seiner  „Narodna  me- 
dicina  kod  Srba"  anführt.  Dieser  Autor  glaubt  nämlich,  dass  die  einzelnen  Worte  der 
Formel  Namen  unreiner  Geistfer  sind. 

Schon  mit  Rücksicht  auf  die  UnUbersetzbarkeit  des  Wortes  AREPO,  welches 
wohl  kaum  ein  lateinischer  Eigenname  ist,  scheint  der  Tr  ei  che  I 'sehe  Lösungsversuch 
der  Satorformel  nicht  ganz  glücklich  zu  sein;  noch  weniger  gelungen  sind  die  Deutungs- 
versuche Franco's  und  Kolber*s,  weil  nach  ihrer  Auflassung  diese  Formel  jüngeren 
Ursprungs  sein  müsste,  als  sie,  nach  ihrer  grossen  Verbreitung  zu  urtheilen,  wirklich 
ist.  Der  Erklärungsversuch  Gjorgjeviö'  dürfte  wohl  eher  eine  Vermuthung  als  eine 
Lösung  genannt  werden,  weil  Geister  dieses  Namens  nirgends  vorkommen.  Meiner 
Ansicht  nach  scheint  die  von  Rabe  angegebene  Lösung  noch  die  grösste  Wahrschein- 
lichkeit für  sich  zu  haben,  da  sie  sowohl  bezüglich  der  Bedeutung  als  auch  des  Ur- 
sprunges der  Formel  den  vcrhältnissmässig  am  meisten  befriedigenden  Aufschluss  gibt.O 

Ausser  der  Satorformel  werden  meines  Wissens  in  Bosnien  noch  zwei  andere 
als  Schutz-  und  Heilmittel  gebraucht.  Die  eine,  welche  in  den  drei  ersten  Worten: 
ATONA.^A,   TOAIRETO  und  MAREPOTO   zweifellos   Anklänge   an    die   Satorformel 


A 

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T 

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A   !  ^     ^ 

A   1  A   '  ^     ^ 

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o 


enthält,  wurde  bereits  von  Dr.  Truhelka  in  diesen  Mittheilungen  (Bd.  II,  S.  378) 
veröfifentHcht;  die  zweite  wurde  mir  von  Derviäbeg  Cengi6  in  Borja  mitgetheilt,  die- 
selbe lautet: 


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9 

^)  Diese  Ansicht  möchteu  wir  nicht  vertreten.  Ganz  kürzlich  hat  übrigens  Prof.  Dr.  Fr.  v.  Wieser 
in  der  Zeitschrift  des  Fcrdinandeums,  Innsbruck  1804,  Bd.  3ö,  Ö.  521.  die  Satorformel  auf  einem  quadratisch 
abgetheilten  Felde  als  Kecept  „contra  morsum  canis  rabidi"  aus  einer  Papierhandschrift  „libellus 
variarum  medicinarum"  des  XV.  Jahrh.  (einst  in  der  Bibliothek  des  Schlosses  Annaberg  im  Vinstgau,  jetzt 
im  Tiroler  Landesrauscuni'^  nachfje wiesen.  D.  R. 


Glück.   Die  Volksbehandlung  der  Tollwuth  in  Bosnien  und  der  Hercegovina. 


543 


Derviäbeg  sagte  mir,  dass  dies  altbosnische  Scliriftzeichen  seien,  welche  folgender- 
massen  zu  lesen  wären: 


T 
F 
F 

T 
0 

B 
Z 

D 
P 

S 
B 
G 

0 

F 

ojo 

0 

B 

F      FF 

F 

Dr.  Truhelka,  dem  ich  die  Formel  üerviäbegs  zeigte,  meint,  dass  darin  neben 
einigen  altbosnischen  Buclistaben  auch  arabische  und  überdies  manche  ihm  ganz 
unbekannte  Schriftzeichen  vorkämen.  Nach  seiner  Ansicht  wäre  die  Formel  in  folgen- 
der Weise  zu  schreiben: 


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b 

A 

A 

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m    b 

1  i  s 

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0    ■? 

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0 

4> 

0 

0      0 

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«P  ,  4>     4>  1  «t»  1 

Diese  Formel  wird  ebenso  wie  die  zwei  vorher  erwähnten  auf  eine  Brotrinde 
geschrieben  und  dem  Gebissenen  zum  Essen  gegeben.  Der  Arzt  hat  aber  hicbei  dreimal 
nacheinander  und  in  einem  Athem  Folgendes  zu  sprechen: 

„Dura  kudura  —  dui'a  zavista 
Dura  kudura  —  dura  zahrza! 
Dura  kudura." 

Weder  über  die  Bedeutung  des  „Zapis",  noch  über  die  der  „Basma"  konnte  mir 
Derviäbeg  näheren  Aufschluss  geben.  Meines  Wissens  sind  nur  die  Worte  „zaviäta" 
und  „zahrza"  slavisch,  das  „dura  kudura"  gehört  einem  mir  unbekannten  Idiome  an. 
Möglich  ist,  dass  damit  eines  jener  fabelhaften  in  der  Volksphantasie  lebenden  Thiere 
gemeint  ist,  welche  zugleich  heulen  und  wiehern  können,  und  das  durch  die  Besprcchungs- 
formel  vertrieben  wird. 

Als  weiteres  Schutzmittel  gegen  den  Ausbruch  der  Wasserscheu  empfiehlt  man, 
den  Hund,  welcher  einen  Menschen  gebissen  hat,  ehethunlichst  zu  erschlagen  und  zu 
zweitheilen;  die  beiden  Hälften  der  Thierleiche  werden  sodann  so  weit  von  einander 
auf  die  Erde  gelegt,  dass  ein  Mensch  zwischen  ihnen,  ohne  sie  zu  berühren,  hindurch- 
schreiten kann.  Der  Gebissene  geht  dreimal  mit  geschlossenen  Augen  zwischen  den 
Thierhälften    durch  und  kann  dann   hoffen,    von   der   Krankheit   verschont  zu  bleiben. 

Das  Verschlucken  einer  spanischen  Fliege  (bjesna  buba)  ist  ein  in  ganz  Bosnien 
gerühmtes  Voibeugungsmittel  gegen  den  Ausbruch  der  Tollwuth. 


544  II.    Volkskunde. 

Die  Bisswunden  werden  entweder  mit  heisser  Asche  gebrannt  oder  mit  Schnaps, 
Menschenharn  oder  Essig  gewaschen  und  hierauf  mit  gespaltenen  weissen  Fisolen  be- 
deckt. Die  letzteren  müssen  so  lange  auf  den  Wunden  belassen  werden,  bis  sie  von 
selbst  abfallen.  Das  Vertrauen  auf  die  Wirkung  dieses  Deckmittels  ist  so  gross,  dass 
der  Arzt  nicht  selten  bei  dem  Versuche,  die  Fisolen  behufs  Untersuchung  der  Wunde 
zu  entfernen,  auf  den  entschiedenen  Widerstand  des  Verletzten  stösst. 

Alle  bisher  angeführten  yolksmedicinischen  Massnahmen  müssen,  wenn  man  den 
Gebissenen  vor  der  schweren  und  unheilbaren  Erkrankung  schützen  will,  in  den  ersten 
24  Stunden  nach  der  Verletzung  zur  Anwendung  gebracht  werden;  später  gebraucht 
sind  sie  meist  erfolglos. 

Bezüglich  der  weiteren,  sowohl  zur  äusseren  als  zur  inneren  Behandlung  der  Ge- 
bissenen und  Lyssakranken  verwendeten  Volksmittel  verweise  ich  auf  die  folgenden  Aus- 
züge aus  mehreren  handschriftlichen  Receptbüchern  bosnischer  Franziskaner.  Der  sach- 
kundige Leser  wird  hieraus  entnehmen,  dass  diese  Receptbücher  keine  Excerpte  aus 
„medicinischen"  Werken  oder  Abhandlungen,  selbst  nicht  aus  solchen  älteren  Datums, 
sondern  nach  Form  und  Inhalt  unverfälschte  Producte  der  Volksseele  sind,  Producte, 
welche  von  den  Franziskanern  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  aus  den  Angaben 
der  Volksärzte  zum  Gebrauche  für  ihre  eigenen  Patienten  gesammelt  wurden.  Dass 
der  Einfluss  der  wenigen  studirten  Aerzte  unter  den  Franziskanern,  auf  das  raedi- 
cinische  Vorgehen  ihrer  Ordensbrüder  ein  sehr  geringer  war,  zeigt  wohl  zur  Genüge 
folgendes  Beispiel.  Fra  Matthias  Nikoli6,  welcher  Doctor  der  Medicin  war,  schreibt 
in  seinem  handschriftlichen  Büchlein  „Fragmenta  mcdica"  aus  dem  Jahre  1835:  „Li- 
karija  protiva  pomami,  bisu.  Protiva  pomami  ncima  laghshe  stvari  nego  datti 
pitti  po  jedan  gran  tri  puta  na  dan,  illi  svaki  drughi  saat,  akoje  se  jurve  pomamio, 
praha  od  lista  Bella-Donna  zvane  Bun".*)  Von  den  anderen  handschriftlichen  Recept- 
büchern der  Franziskaner,  über  die  ich  verfüge,  ist  nur  ein  einziges,  und  zwar  das  des 
Fra  Cbristi6evi6,  um  ein  Jahr  früher  geschrieben,  als  das  des  Dr.  Fra  Nikolic,  alle 
übrigen  sind  aus  den  Vierzigerjahren,  und  doch  empfiehlt  keiner  von  ihnen  die  Bella- 
donna als  Antilyssicum.  Dass  meine  Ansicht  bezüglich  des  Ursprunges  der  in  Rede 
stehenden  Receptbücher  richtig  ist,  beweist  übrigens  auch  der  Titel  eines  derselben, 
welches  ich  der  besonderen  Freundlichkeit  des  hochwürdigen  Fra  Grgo  Marti 6  ver- 
danke. Der  Titel  dieses  Heftes  lautet:  „Bosanski  Doma6i  L6kar  iliti  Prostopu6ke 
Lökarije,  skupljene  za  slu^bu  L.  M.  H.  184()."  Der  ungenannte  Verfasser  hat  somit  „Die 
Heilmittel  des  Volkes",  keineswegs  aber  Rcccpte  aus  medicinischen  Werken  gesammelt. 

Schliesslich  will  ich  noch  ausdrücklich  erwähnen,  dass  ich  in  den  dreizehn  Jahren, 
welche  ich  in  Bosnien  bisher  verbracht  habe,  mehrfach  Gelegenheit  hatte,  von  wüthenden 
Thieren,  meistens  Hunden,  gebissene  Personen  zu  sehen,  welche  von  Volksärzten  durch- 
wegs mit  den  Mitteln  behandelt  wurden,  welche  die  Franziskaner  in  ihren  Recept- 
büchern anfuhren, 

Fra  Chri8ti6evi6  schreibt  in  seinem  von  mir  bereits  an  anderer  Stelle  genannten 
„Libellus  medicinalis  novus": 

Bisan  Pas,  kada  ujide: 

1.  Iztuci  Simena  od  Öiöka,  i  podaj  u  vodi  popiti.  Ako  je  naklana  Xivina:  A 
tichesh  zaliti  Xivinu  istim  kako  gori. 


*)  Dieses  Heftcheu,  sowie  eines  des  Fra  Luka  Dropulic  aus  dem  Jahre  1844,  betitelt:  „Lik  od  Bisa", 
und  ein  von  „L.  M.  H."  im  Jahre  1845  geschriebenes  Buch:  „Bosanski  Domaci  Lokar  iliti  Prostopucke 
Lckarie"  hat  mir  unser  allverehrter  Dichter  Fra  Grgo  Martic  zukommen  lassen,  wofür  ich  ihm  hiemit 
bestens  danke. 


Glück.   Die  Yolksbehandlutig  der  Tollwuth  in  Bosnien  und  der  Hercegovina.  545 

2.  Iztuci  Bieloga  Luka,  i  Rutte  trave,  Solli  zajedno,  i  privi  na  ranu. 

3.  Uzmi  Luka  Czarglenoga,  i  trave  Rutte,  Sirketa,  imedda,  Svari  sve  dokse  sve 
nezgusne,  pakchesh  ono  ua  Shtogod  saliti,  i  priviti. 

Kada  neznash,  daje  Bisan:  A  ti  uzmi  kraa,  i  zaiuo9i  u  onu  Ranu,  nekase  natopi 
karvi,  pak  podaj  drugomu  Psu  oni  kruh,  ako  nektit  bude  jisti  totje  bisan  oni,  koiteje 
uklo.     Tada  uzmi  Biloga  Luka,  i  Rutte  trave,  iztuczi  sve  zajedno,  i  privi. 

(„Wenn  ein  toller  Hund  beisst: 

„l.  Zerstosse  Klettensamen  und  gib  ihn  mit  Wasser  zu  trinken.  Ist  ein  Hausthier 
gebissen,  giesse  ihm  das  Gleiche  ein. 

„2.  Zerstosse  Knoblauch  mit  Rautenkraut  und  Salz  und  verbinde  damit  die  Wunde. 

„3.  Nimm  Zwiebel,  Raute,  Essig  und  Honig,  lass  Alles  zusammen  bis  zur  Con- 
sistenz  kochen,  schütte  es  dann  auf  Etwas  und  verbinde  damit  die  Wunde. 

„Bist  du  nicht  sicher,  ob  der  Hund  toll  ist,  so  tränke  ein  Stückchen  Brot  mit  dem 
Blute  der  Wunde  und  gib  es  einem  anderen  Hunde  zu  fressen;  verschmäht  er  es,  so 
war  der  Hund,  welcher  dich  gebissen  hat,  toll.  Dann  nimm  Knoblauch  und  Raute, 
zerstosse  sie  und  verbinde  damit  die  Wunde.") 


Eine  Art  Monographie  über  die  Behandlung  der  Tollwuth  bildet  das  Heft  des 
Fra  Dropuli6,  geschrieben  1844  in  Fojnica.  Es  ist  betitelt:  „Nauk  za  davati  lik 
od  nauyitelja  Lalicha  nasasht  i  na  ozdravljenje  Ijudih  i  Xivinah  od  Mamena  psa 
naklati."  Da  das  Heftchen  nicht  uninteressant  ist,  so  will  ich  es  hier  unverkürzt  im 
Originaltext  wiedergeben  und  jedem  der  fünf  Capitel  die  deutsche  üebersetzung  beifügen. 

Kao  jedini  i  pravi  Lik  od  Gospod.  Lalicha  kazati  zadarxi  se  u  korrenju  trave 
Zvane  latinski  Oeniiana  Cruciata  (nashki  moxese  rechi:  Sär9anik  krixati  ol  kakoju 
zovu  ovdan,  Sär9anik  mali,  Zubska  trava,  Krixatica),  od  kojese  trave  ispisanje  travsko 
po  Linne  pisoocza  travskog  ovdi  pridruxuje. 

Neghinnuchi  dugh  razdiljen  u  Xilicze  Korren,  daje  stabarike  okrughle,  pravne, 
naxutkaste,  s  mloggo  listja  nakichene.  Listje  je  njezino  oshtruljato  na  na9in  ma99a, 
na  värhu  märve  stärmu  zakovar9eno,  glatko,  do  tri  pärsta  duggo,  jedno  pram  drugghim 
uz  stabariku  stojeche,  i  ghlede  gornjegh  i  donjegh  na  na9in  krixa  (naprkarstice)  od 
kolincza  do  kolincza  inotrech  stoje,  ne  u  daleko  razmaknuta;  i  k'  varhu  u  sublixe  se 
nahode,  i  ko  u  Kitticzu  se  kuppe.  I  u  gomjim  listichim  zadärxese  czvitichi  okko  koji 
czvitticha  oppet  razte  listje  ko  i  ostalo  pomanje  razdiljuche  czvitove,  i  sridnji  czvit 
falli.  Kutticza  u  9emmu  sjemme  stoji  prili9noje  zvoncu  kratka,  imma  ko  shilke  9etvero, 
s'  dva  vecha  s'  pram  sobbom  upored  stojecha  zvana  zuba.  Siemenke  duguljaste,  shuplje, 
naghnute,  s'  dvora  modre  boje,  a  iznutra  xutkaste,  s'  mra9nim  boczam  provigene 
(punctis).  S'  dvoranja  koshuljicha  siemenki  naiazi  razpukla  na  5ro  Bärcicha  obi9ajno 
9eteri  (filamenta), 

Owa  trava  czvatte  u  KoUovozu  i  Rujnu.  Nalazise  raste  po  shummam  planinskim 
i  izpasishchima  i  od  dva  pedlja  u  visinu  neraste  imannja  budde.  Kod  nas  ovdi  u  Kre- 
shevu,  najvisheje  imma  u  krajevim  njiva  i  livoda,  kud  nezalazi  plug,  ni  kossa.  A  mi- 
stimice  u  ogradgju,  u  Franashkinoj  bash9i,  pod  kuchom  unjivvi,  i  Orashk.  Gospodin 
Laiich  korren  ovdi  spomenute  travvicze  na  slidechi  na9in  izpisuje.  Korrenje  blizu 
koligh  pärst  debbeo,  i  od  ozgora  na  veche  strana  razcipljen,  koja  dvojenja  shtoje  starii 
korren  vechmase   opaxaju.     Duljina   svegga  korrena  jest   od  tri  do  shest  pallacza  — 

Band  III.  86 


546  IL    Volkskunde. 

pärsta  —  bojja  bielkasto-xuta  a  nekki  sasviem  biela.  Mirruh  imma  dosti  sillovit,  akko 
i  ne  märzak;  ovvije  korren  gorak,  i  kadase  xvaje  mloggu  slinnu  i  balle  iztierava  i  vnge 
nadvor  olti  kuppi  za  izpljuvat.    Ashtogodje  vechi  korren  i  krnpnii  toje  za  lika  kripkii. 

(„Das  einzige  und  wahre  Heilmittel  gegen  die  Tollwuth  enthält,  wie  Herr  Lali6 
sagt,  die  Wurzel  der  Pflanze,  deren  lateinischer  Name  Gentiana  Cruciata  ist  (in  unserer 
Sprache  Sröanik  kriiSati  oder  auch  Sröanik  mali,  Zubska  trava,  Eriiatica  genannt),  und 
dessen  Beschreibung  wir  nach  dem  Botaniker  Linn^  hier  anfügen. 

„Die  perennirende,  lange  und  in  Zweige  getheilte  Wurzel  liefert  runde,  gerade, 
gelbliche,  mit  vielen  Blättern  gezierte  Stengel.  Die  Blätter  sind  schwertförmig,  an  der 
etwas  steilen  Spitze  gekrümmt,  glatt,  bis  zu  drei  Finger  lang,  in  der  Weise  gegenüber- 
gestellt, dass  sie  sowohl  mit  den  oberen  als  unteren  von  Knoten  zu  Knoten  Kreuze 
bilden.  Gegen  die  Spitze  des  Stengels  zu  stehen  sie  immer  dichter  und  bilden  dort  einen 
Strauss.  Neben  den  oberen  Blättern  befinden  sich  die  Blüthen  von  Blättern  umgeben, 
welche  den  übrigen  ähnlich,  jedoch  kleiner  sind  und  die  Blüthen  von  einander  trennen. 
Die  mittlere  Blüthe  fehlt.  Die  Fruchthülse  ist  glockenförmig,  kurz,  läuft  in  vier  gegen- 
überstehende Zacken  aus,  von  denen  zwei,  die  sogenannten  Zähne,  grösser  sind.  Die 
Samenkörner  sind  länglich,  hohl,  gebogen,  aussen  blau,  innen  gelblich  und  dunkel 
punktirt.    Die  äussere  Samenhülle  ist  in  fünf  Theile  gespalten  und  trägt  vier  StaubfUden. 

„Diese  Pflanze  blüht  im  August  und  September.  Sie  kommt  in  Gebirgswäldern 
und  auf  Haiden  vor  und  wird  nie  über  zwei  Spannen  hoch.  Bei  uns  in  KreSevo 
kommt  sie  am  häufigsten  an  Feld-  und  Wiesensäumen  vor,  wo  weder  geackert  noch 
gemäht  wird,  und  stellenweise  im  Zaune  des  Franziskanergartens  und  des  Ackers  neben 
dem  Hause.  Herr  Lali6  beschreibt  die  Wurzel  der  erwähnten  Pflanze  in  folgender 
Weise.  Die  Wurzel  ist  nahezu  fingerdick,  oben  mehrfach  gespalten;  je  älter  die  Wurzel 
ist,  um  so  breiter  sind  die  Spalten.  Die  Wurzel  ist  3 — 6  Zoll  lang,  gelblichweiss,  einige 
sogar  ganz  weiss.  Der  Geruch  ist  ziemlich  scharf,  wenn  auch  nicht  unangenehm;  die 
Wurzel  schmeckt  bitter,  gekaut  verursacht  sie  Speichelfluss  und  veranlasst  zum  Spucken. 
Je  grösser  und  dicker  die  Wurzel,  desto  heilkräftiger  ist  sie.*') 

Postupanje  kadse  parva  Zlamenja  od  bolestl  ukaxu. 

Akkose  kod  jednog  90vika  naklatog,  od  mamena  psa,  ukaxe  nepodnosivost  vodde 
(Hydrophobia)  u  ti  mah  neka  muse  prighleda  donja  strana  jezika,  i  inoxese  podpazit 
kakko  Gospodin  Laiich  govori,  dassumu  xille  naduhlese,  i  napele  (venae  raniae). 
Istinaje  da  i  u  zdravvi  Ijudi  one  xille  podpazujuse,  ka^oti  vezi  i  kripkesu,  alli  posli 
neggojije  ujelo  mameno  xivin9e  vechmase  nadmuh  i  ukaxese  na  njima  ko  mushicia 
glava  biljeghi  czarni  na  vishe  mista  osobito  pri  kraju  k'  varhu  jezika." 

U  ovakim  okolooshtinam  jest  slidechi  na9in  postupanja  u  likovima.  Brez  svakko 
razmishghlivanja  naduhte  xille  immaju  otvorit,  olti:  kärv  pushtit.  Shto  najboljese  na 
slidechi  nagin  moxxe  opremit.  Nek  bonik  izplazi  jezik,  a  nekmu  onni  koi  che  kärv 
pushchat  uffati  jezik  isti  meggju  razcipljeno  därvo,  i  na  drugom  kraju  pritegbne  i 
bärdu  zakovärciv  jezik  s'  jednim  leshterom  iz  obbedviju  xilah  naduti  kärv  pusti.  I 
kakoseje  ovvo  izvärshilo,  odma  nekse  jezik  oprosti  i  u  usta  pushchi,  a  kärv  sama  nek 
te99e  donle  dogodicse  sama  nezaustavi.  Isto  pärvo,  iza  ovoga  pärvu  mirru  likarie 
bonik  nek  uzme,  kojase  na  sledechi  na9in  spravlja. 

Od  korrenja  gorri  spomenutog'  i  izpisatoga  nekse  uzmu  dramma  4.  ol  6.  (megjuto 
ovva  mirra   imase   upravljati   spram   godinam  i  snagom  t.  j.  kakkoje   tko  starii  i  ja59i 


Glück.   Die  Volksbehandlung  der  ToUwuth  in  Bosnien  und  der  Herccgovina.  547 

alse  vishe  nesmie  primaknuti).  Nekse  na  sitno  izrixe,  u  awan  metne,  tu9e  prmlijnch 
marve  vodde,  i  ghniette  dokse  neugini  ko  poritka  kascha.  I  buduch  da  u  ovva  parva 
doba  od  bolesti  josh  neima  gär9eva  velliki,  nit  obi9ajna  märskocha  vodde  —  netärp- 
Ijivost  vodde  —  brez  sillovanja  bonik  i  sam  obbi§aje  spravljenu  nzet  likariu.  Kakko 
u  ovomu  blagomn  stanjn  bollesti,  takko  i  kad  bndde  u  najvechem  svom  jeku,  olti  stanju 
likse  za  devet  dana  za  sebbicze  imma,  i  to  n  jutru  na  schesärcze,  vazda  davat. 

Uista  dobba  immase  s'  rannom  postupat  na  slidechi  na^/m: 

Akko  je  josh  od  uklanja  ranna  otvorena  —  freshka  —  immase  s'  Rosmarinskom 
rakiom  (pripekom)  izaprat,  i  za  ovvoga  odma  sa  slidechim  mellemom  zavit.  Uzmese 
dva  isseta  mliva  ozimigna  Raxeva  ne  od  Shenicze,  vech  bash  ozimicze,  od  kojese  slama 
u  samare  tärpa^  u  Bosni  reknu  rax,  a  jedno  isse  liepo  istu9eni  boba  smrekovi,  i  kolik 
obboga  pripeke  rakie,  ol  bar  pärvina,  uli  u  ovo  mlivo  raxeno  i  iztugene  bobe,  dasse 
U9ini  ko  jedno  tisto  (al  akkosu  vellike  i  poghiblive  i  duboke  ranne  moxese  svegga 
uzet  pojednako).  Akkolije  pako  jar  ranna  od  nklanja  zarasla^  immase  najpri  otvorit, 
i  9innit  da  kärv  iz  nje  poge,  pak  ondan  izaprat  s'  Rosmarinskom  pripekom  i  zavit 
mallo  pria  spomenutim  tistom.    Rosmarinska  rakia  pripeka  na  sljedechise  na9in  spravlja. 

Uztärghnuse  uz  czvit  värshike  od  Rozmarina,  i  metnuse  u  boczu  daje  samo  trettina 
ostane  prazna^  ovn  praznochu  valja  donalit  pripekom  ol  pärvinom  rakie  —  grozda  se 
pripisuje,  takko  da  puna  bocza  budde,  zatvorise  dobro  imetnese  u  vruche  mjesto  da 
stoji  za  50  saata. 

K'  ovvomu  kadase  procziedi  priulijese  na  svako  po  littre,  ol  metne,  po  jedan  dram 
Kamphore.  NB,  Buduch  da  u  nas  Rozmarina  neima,  owo  shtose  pripisuje  laghlje 
gotovo  kupit  iz  Saraeva  od  Echima,  pod  imenom  Spiritus  Rosmarini  rectificatissimus 
np.  drama  5.  6.  i.  t.  d.  9uwt  od  nevolje. 

(Verfahren  bei  den  ersten  Krankheitssymptomen. 

„Zeigt  sich  bei  einem  von  einem  tollen  Hunde  gebissenen  Menschen  Wasserscheu 
(Hydrophobie),  so  besichtige  man  sofort  die  untere  Seite  der  Zunge,  und  man  wird, 
wie  Herr  Lali6  bemerkt,  wahrnehmen,  dass  die  Adern  daselbst  geschwollen  und  auf- 
gedunsen sind  (venae  raniae).  Auch  bei  Gesunden  sind  wohl  jene  Adern  sichtbar, 
aber  nach  dem  Bisse  des  tollen  Thieres  treten  sie  mehr  hervor,  und  es  zeigen  sich 
mückenkopfgrosse  schwarze  Punkte  an  verschiedenen  Stellen  und  namentlich  am  Rande 
gegen  die  Zungenspitze. 

„Unter  diesen  Umstanden  soll  man  folgendes  Heilverfahren  anwenden.  Ohne 
Zaudern  sind  die  geschwollenen  Adern  zu  öffnen,  um  das  Blut  abzulassen,  was  am 
besten  auf  diese  Weise  geschieht:  Der  Kranke  soll  die  Zunge  herausstrecken,  und  der, 
welcher  den  Aderlass  vollziehen  will,  fasse  sie  zwischen  einen  Holzspalt,  ziehe  sie  gegen 
sich,  hebe  sie  empor  und  eröffne  die  geschwollenen  Adern  mit  einem  ....  (?)  Ist  dies 
vollzogen,  lasse  man  die  Zunge  sofort  los  und  stille  die  Blutung  nicht,  sondern  warte 
bis  sie  von  selbst  steht.  Hierauf  nehme  der  Kranke  die  erste  Dosis  des  Heilmittels, 
welches  folgen dermassen  bereitet  wird. 

„Von  der  früher  genannten  und  beschriebenen  Wurzel  nehme  man  4  bis  6  Dramme 
(dieses  Mass  ist  den  Jahren  und  Kräften  anzupassen,  d.  h.  nach  dem  Alter  und  der 
Kraft  des  Kranken,  doch  darf  man  nicht  mehr  nehmen).  Man  zerschneide  sie  klein, 
gebe  sie  in  den  Mörser,  zerstosse  sie  unter  Wasserzusatz  und  knete  sie,  bis  ein  weicher 
Brei  daraus  wird.  Da  in  den  ersten  Stadien  der  Krankheit  noch  keine  starken  Krämpfe 
noch  ausgeprägte  Wasserscheu  auftreten,  nimmt  der  Kranke  gewöhnlich  die  Arznei 
freiwillig.  Sowie  in  diesem  Anfangsstadium,  soll  man  auch  bei  der  grössten  Entwicklung 
der  Krankheit  durch  neun  Tage  morgens  auf  nüchternen  Magen   die  Arznei  eingeben. 

35» 


548  II.    Volkskunde. 

„Gleichzeitig  hat  man  die  Wunde  wie  folgt  zu  behandeln.  Ist  die  Wunde  nach 
dem  Bisse  noch  offen  (frisch),  muss  man  sie  mit  Rosmarinbranntwein  auswaschen  und 
sofort  mit  folgender  Salbe  verbinden.  Man  nimmt  zwei  Theile  Frlihkornmehl,  nicht 
Weizen,  sondern  wirkliches  Frtthkorn,  dessen  Stroh  zur  Polsterung  der  Tragsättel  ver- 
wendet wird  und  das  in  Bosnien  ,BAi,^  heisst,  und  einen  Theil  fein  zerstossener  Wach- 
holderbeeren  und  beiden  gleich  viel  Doppelbranntwein  oder  wenigstens  solchen  vom  ersten 
Abfluss,  gebe  in  diesen  das  Mehl  und  die  zerstossenen  Körner,  dass  ein  Teig  daraus 
wird  (sind  aber  die  Wunden  gross  und  gefährlich,  kann  man  von  jedem  zu  gleichen 
Theilen  nehmen). 

„Ist  aber  die  Bisswunde  vernarbt,  muss  sie  vorher  geöffnet  werden,  damit  das 
Blut  aus  ihr  abfliesse,  und  muss  dann  mit  Rosmarinbranntwein  ausgewaschen  und  mit 
dem  erwähnten  Teige  verbunden  werden.  Der  Rosmarinbranntwein  wird  in  folgender 
Weise  bereitet: 

„Zur  Blüthezeit  nimmt  man  die  Spitzen  des  Rosmarins  und  gibt  sie  in  eine  Flasche, 
sodass  nur  ein  Drittel  frei  bleibt;  diesen  leeren  Raum  fülle  man  mit  Doppelbranntwein 
oder  mit  dem  ersten  Abfluss  vom  Treberbranntwein,  so  dass  die  Flasche  voll  wird. 
Man  verkorke  sie  gut  und  lasse  sie  50  Stunden  in  der  Wärme  stehen.  Wenn  dies  filtrirt 
wird,  gibt  man  auf  je  Y2  Litra  1  Dramm  Kampher.  NB.  Da  bei  uns  kein  Rosmarin 
vorkommt,  ist  es  besser,  das  Vorgeschriebene  in  Sarajevo  bei  einem  Arzte  zu  kaufen, 
unter  dem  Namen  Spiiitus  Rosmarini  rectißcatissimus  etwa  5,  6  u.  s.  w.  Dramme,  und 
für  den  Nothfall  aufzubewahren.  **) 

„Postupanje  s'  bonikom  u  komnse  sasviem  ukazuje  nepodnosivost  vodde. 

U  ovvom  stanju  posli  neggosu  boniczi  svezani  takko  da  ni  tkomu  ne  mogu  naudit, 
spravljeni,  koje  gorri  re9eno,  lik;  samo  shtosse  sad  imma  metnut  osam  drama,  daje- 
muse.  Nuh!  kadkadse  a  ginnimise  priyesto,  dessi:  da  bonici  neche  da  uz'mu  lik,  onda 
imajuga  dva  jaka  Qovika  uffatit  i  s'  jednim  därvenim  klincom  zakhlishenim  ko  kadse 
därva  cziepaju  otvoritmu  usta  i  zalitga  likom  i  damu  laghlje  budde  i  da  pria  proxdre, 
immase  boniku  stisnut  nos,  i  därxat  dok  ne  proxdre.  Nuh!  dabbi  hotiuch  bonik  iz- 
baczio  olti  izpljuvo  lik  u  ti  mah  immamuse  mirra  ponovit,  olti  oppet  dat.  —  iterare 
sadanji  Uly  vis:  oppetovati.  Megjuto  i  ovvose  imma  znat,  da  ponavljanje  lika,  svako 
tri  saata  moxese  uginit. 

Akko    posli    ovvoga   ponovitog   lika   uzimanja   bonik  joshse    nebbi  use   povratio 

(praesens  redditus  vel  non)  i *)  bolja  i  hoche  da  kolje,  tadda  s'  opazom  vellikim 

immamuse  jeddan  9itav  korren  u  usta  uvalit,  i  obbiyaju  ga  svesärdno  grizkat,  i  värlobi 
probitaQUOse  uyinilo,  kadbiga  onnako  izgrixena  proxdro.  I  dokse  razeberru  i  use  dogju, 
immaimse  kärv  pustit  izpod  jezika,  i  kad  pristane  tech  kärv,  immamuse  dat,  u  koise 
dessi,  mesne  gorbe,  nikoliko  kashika,  ol  shtogodir  priligno. 

Ranne  uklanja  na  nagin  gorri  spomenuti  sa  sviem  vidajuse  —  tractantur. 

Posli  neggosu  bonici  —  pomamenici  —  yorbu  jelli  obigaju  i  voddu  pitti  neukazujuch, 
daimje  märska,  i  obi9aje  na  nji  napast  san  duboki  i  pospavaju  po  8 — 10  saata:  i  kad 
vech  dovlen  dogju  dobbroje  —  veliko  —  uffanje  daim  neche  nishta  bit  t.  j.  neche  umriet. 

U  vrieme  njiova  spavanja  ukaxeimse  u  ustima  biela  pljunka,  ko  od  jaja  bilancze 
providna,  koja  se  raztexe,  i  gvärsto  se  prilipila  uz  usta,  kojase  imma  izpljuvat.  Meg- 
gjuto  kod  koji  bonika  nije  bila  izishla  bolja  na  velliki  mah,  neobi9aje  bit  ni  ovvake  sorte 
od  pljunke  —  balah. 

^)  Unleserlich. 


Glück.    Die  Volksbchandlung  der  Tollwuth  in  Bosnien  und  der  ITercegovina.  549 

S'  vellikom  pomljom  immase  nastojat  okko  bonika,  da  spomenuti  pljnvaku  izpljuje, 
jerje  värlo  koristno  i  probita^no  daju  izbaczi.  Ova  pljnnka  ossobito  uz  parva  tri  danah 
podpaxase,  i  to  najvishe  uz  vrieme  spavanja,  ol  mirovanja  njiova,  i  immase  vellika 
pomlja  stavvit  dasse  izbaczi,  a  ossobito  onda,  kadbise  imao  lik  datti.  Kojji  akkoje  uzzeo, 
posli  do  dva  saata  immase  boniku  pokugit  doru9ak,  koji  moxxe  bit  kava  oUi  mesna  90rba. 

Akko  posli  devet  danah  postupanja  likova  u  pomamenicim  neopaxase  vishe  biljeg 
od  p^mame  olti  nepodnosivosti  vodde,  vech  kakva  drugga  slabbost  i  nemmoch  onda 
nekse  vidk  po  na^inim,  kojise  buddu  viddit  dassu  probita9ni  nemochima. 

(„Behandlung  des  Kranken  mit  allen  Anzeichen  der  Wasserscheu. 

^In  diesem  Stadium  gibt  man  den  Kranken,  welche  gefesselt  sind,  damit  sie  Nie- 
mandem schaden  können,  das  oben  erwähnte  Mittel,  doch  gibt  man  jetzt  8  Dramme.  Mit- 
unter, und  wie  ich  glaube  sehr  häutig,  kommt  es  vor,  dass  der  Kranke  das  Mittel  nicht 
nehmen  will;  in  diesem  Falle  sollen  ihn  zwei  starke  Leute  halten,  ihm  mit  einem  keilförmig 
gestalteten  Stückchen  Holz  den  Mund  öffnen  und  die  Arznei  einflössen;  damit  er  sie 
aber  leichter  und  schneller  schlucke,  halte  man  ihm  die  Nase  so  lange  zu,  bis  er  das 
Mittel  verschluckt.  Sollte  der  Patient  trotzdem  die  Arznei  auswerfen  oder  ausspucken, 
so  wiederhole  man  dasselbe  Mass  sofort.  Uebrigens  muss  man  wissen,  dass  man  die 
Arznei  alle  drei  Stunden  wiederholen  kann. 

„Sollte  nach  wiederholter  Verabfolgung  der  Arznei  der  Kranke  noch  nicht  zu  sich 
kommen  (praesens  redditus  vel  non)  und  ....*)  bessern  und  er  will  noch  beissen, 
hat  man  ihm  mit  grosser  Vorsicht  eine  ganze  Wurzel  in  den  Mund  zu  stecken,  und  sie 
(die  Kranken)  pflegen  diese  tüchtig  zu  beissen,  und  es  wäre  gut,  wenn  sie  sie  so  zer- 
kaut schlucken  würden.  Und  wenn  sie  zum  Bewusstsein  gelangen,  so  soll  man  ihnen 
unter  der  Zunge  zur  Ader  lassen,  und  wenn  die  Blutung  steht,  gebe  man  ihnen,  wenn 
möglich,  einige  Löffel  Fleischbrühe  oder  dergleichen. 

„Die  Bisswunden  werden  in  der  oben  beschriebenen  Weise  verbunden  (tractantur). 
Nachdem  die  Kranken  —  die  Tollen  —  die  Suppe  genossen,  pflegen  sie  auch  ohne 
Scheu  Wasser  zu  trinken  und  dann  in  einen  tiefen  8  bis  10  Stunden  dauernden  Schlaf 
zu  verfallen.  Koramt  es  so  weit,  so  ist  es  gut,  und  es  ist  grosse  Hoflnung  vorhanden, 
dass  ihnen  Nichts  sein  wird,  d.  h.  sie  werden  nicht  sterben. 

„Ln  Schlafe  zeigt  sich  am  Munde  weisser  Schaum,  durchsichtig  wie  Eierklar,  zäh, 
welcher  am  Munde  festklebt,  und  der  ausgespuckt  werden  muss.  Uebiigens  pflegt  bei 
Kranken,  bei  denen  das  Leiden  nicht  besonders  stark  entwickelt  war,  kein  solcher 
kSpeichelfluss  sich  einzustellen.  Man  muss  eifrig  trachten,  dass  der  Kranke  diesen 
Speichel  ausspuckt,  weil  es  sehr  nützlich  und  vortheilhaft  ist,  wenn  das  geschieht.  Dieser 
Speichel  zeigt  sich  namentlich  in  den  ersten  drei  Tagen  gewöhnlich  während  des  Schlafes 
oder  der  Ruhe,  und  man  sorge  sehr,  dass  er  entfernt  wird,  besonders  vor  der  Verab- 
reichung der  Arznei.  Wenn  er  diese  genommen  hat,  gebe  man  ihm  nach  zwei  Stunden 
ein  Frühstück,  Kaffee  oder  Fleischsuppe. 

„Zeigt  sich  nach  achttägiger  Behandlung  bei  dem  Tollkranken  kein  Zeichen  von 
Tollwuth  oder  Wasserscheu,  sondern  eine  andere  Schwäche  oder  Krankheit,  so  ver- 
abreiche man  ihm  Mittel,  die  dieser  abhelfen." 

IV^ 
Vafin  postupanja  u  razli^itim  dogogjajim. 

a)  Akkobi  takko  mu9na  bila  pomama,  dabbise  posli  triju  dana  postupanja  u  li- 
kovma  josh  podpazila  zlamenja  od  nepodnosivosti  vodde  —  hydrophobia  —  onda  za  sprav- 

*)  Im  Originale  unleserlich. 


650  II.   Volkskunde. 

Ijenja  lika^  neimase  uzeti  naravna  vodda^  neggo  kojachese  dolli  pod  brojom  V-im  ukazat: 
takkoger  p&ti  dän  postupanja  liki,  immase  pomameniczim  xille  pod  jezikom  otvorit, 
shtoje  tadda  josh  vechma  potribito,   akko   pärvi  put  poshchate   kärvi  malloje  otoyilose. 

b)  Akko  nebbi  od  sebbe  sami  pomamenici  moghli  izichi  nadvor,  tadda  trechi  dkn 
postupanja  u  Likovma^  imma  imse  dat  shtoche  bar  triput  protirat  na  izod  istinito 
—  laxa. 

c)  Akkobise  u  vrime  postupanja  i  liyenja  dessilo,  da  na  pomamenike  na{>anne 
dotle  yellika  nemoch,  i  slabost^  da  mloggbi  od  njih  ni  progovorit  nemoggu:  Tadda, 
gorri  spomenutom  Rosmarinskom  pripekom  immajuse  mazat;  po:  9^11u,  Shiji,  vratu, 
pärsima  i  steghnima;  kakko  takoger  immajimse  dat  popit  u  vodde  9ashiczi,  jedno  po 
dramma  iste  pripeke  Rosmarinske.  Spomenuti  mjesta  mazanje,  akkose  viddi  daje  po- 
triba  moxese  oppet  ponovit,  al  davat  pit  nesmiese. 

(Behandlung  bei  verschiedenen  Anlässen. 

„aj  Sollte  die  ToUwnth  so  arg  sein,  dass  sich  nach  dreitägiger  Behandlung  noch 
Anzeichen  von  Wasserscheu  (Hydrophobie)  zeigen,  so  nehme  man  zur  Bereitung  der 
Arznei  nicht  gewöhnliches  Wasser,  sondern  jenes,  das  unter  Nr.  V  beschrieben  wird;  auch 
soll  man  den  Tollen  am  fünften  Behandlungstage  die  Adern  unter  der  Zunge  öffnen,  was 
dann  umso  erforderlicher  ist,  wenn  beim  ersten  Aderlass  wenig  Blut  ausgeflossen  ist. 

„6)  Sollten  die  Tollen  keinen  Stuhl  haben,  gebe  man  ihnen  am  dritten  Behandlungs- 
tag ein  Abführmittel. 

jjc)  Sollte  es  während  der  Behandlung  geschehen,  dass  die  Patienten  von  grosser 
Schwäche  und  Abspannung  befallen  werden,  so  dass  sie  nicht  sprechen  können,  so  reibe 
man  ihnen  mit  dem  erwähnten  Rosmarinbranntwein  die  Stirne,  den  Nacken,  Hals, 
Brust  und  Schenkel,  auch  gebe  man  ihnen  in  einem  Glas  Wasser  etwa  ^/^  Dramm  des 
Rosmarinbranntweins  zu  trinken.  Die  erwähnten  Einreibungen  können  im  Bedarfsfalle 
wiederholt  werden,  doch  darf  man  ein  zweites  Mal  nicht  zu  trinken  geben.") 


Va9in  li9iti  Mamene  zivine. 

Najpri  kolikoje  moghuche  immase  oprat  sve  xivin9e  bir  je  bilo  naklato,  i  od 
bkla  kurtarisat.  Tad  nikoliko  vodde  —  do  3 — 4  okke  u  sudu  bakrenu  nekalajsanu 
immase  varit  samo  priko  p6  saata  i  skinuta  s'  vatre  stajat  u  istomu  sudu  za  12  saata; 
iza  ovvoga  immase  uzeti  korrenja  gorri  spomenutog  —  krixaticze  —  dramma  32.  sitno 
izrizat  sa  solju  i  ovvom  bakrenom  voddom,  imma  xivin9etu  davatse.  Shtosse  imma  pro- 
slidit  za  devvet  danah  zasebbicze  i  to  sve  u  jutru.  Kakko  takoger  ranna  od  uklanja, 
akkoje  josh  freshka  i  nijese  zatvorila,  immase  s'  Rosmarinskom  pripekom  poprat,  i 
s'  raxnim  i  smrekovim  gorri  kazatim  listom  obavit.  Akkolije  pako  jur  zarasla  immase 
otvorit  i  onda  mazat  i  zavijat. 

(„Verfahren  tolle  Thiere  zu  heilen. 

„Vorerst  wasche  man  den  ganzen  Körper  des  Thieres  in  der  kürzesten  Frist,  nach- 
dem es  gebissen  wurde,  und  trachte,  dass  es  miste.  Sodann  koche  man  in  einem  un- 
verzinnten  Kupferkessel  etwas  Wasser,  3 — 4  Oka,  durch  eine  halbe  Stunde,  stelle  es 
ab  und  lasse  es  im  selben  Gefäss  12  Stunden  stehen.  Hierauf  nehme  man  32  Dramm 
der  obenerwähnten  Gentianawurzel,  welche  mit  Salz  fein  verhackt,  und  gebe  sie  in 
jenem  Kupferwasser  dem  Thiere  zu  trinken.  Dieses  Verfahren  soll  durch  neun  Tage 
jeden  Morgen  wiederholt  werden.  Ebenso  soll  die  Bisswunde,  solange  sie  noch  frisch 
und  offen  ist,  mit  Rosmarinbranntwein  gewaschen  und  mit  der  oben   erwähnten   Kom- 


Glück.    Die  Volksbehandlung  der  Tollwuth  in  Bosnien  und  der  Hercegovina.  551 

und  Wachholdersalbe  verbunden  werden.   Ist  sie  schon  vernarbt,  öffne  nwin  sie,  schmiere 
sie  ein  und  verbinde  sie.") 

Im  „Bosanski  Domaii  L^kar"  vom  Jahre  1845  werden  gegen  die  Tollwuth 
folgende  Mittel  empfohlen: 

1.  Kad  mamen  pas  ujede  pritisni  ranu  gazetom  ili  drugom  bakrenom  jasprom 
za  24  ure  razbi  jajah  na  mladu  maslu  ili  zejtinu,  privi  i  derii  do  iste  dobi,  zatim  ovoäti 
tanku  kerpicu,  koju  ceä  öesto  gröjati  pram  vatrom  i  prilagati  k'  rani. 

2.  Luka  b^loga  stuci  sa  sir6etom  privi  i  neodvijaj  dok  nezaraste. 

3.  Cei'venog  luka  pomdäaj  s'  mesom  i  sircetom  privij.  Iztuci  s'  listjem  trave  par- 
cevine  pak  privijaj,  a  kuvak  iste  pij  .  .  .  dobro  je  koju  6aäu  sir6eta  piti. 

(„1.  Wenn  ein  toller  Hund  beisst,  lege  durch  24  Stunden  eine  ,Gazetta^  oder 
eine  andere  Kupfermünze  darauf,  zerrühre  Eier  auf  Butter  oder  Oel,  verbinde  damit 
und  lasse  es  ebensolange;  dann  tränke  einen  Lappen  in  Wachs,  erwärme  ihn  öfters 
beim  Feuer  und  lege  ihn  auf  die  Wunde.  ' 

„2.  Zerstosse  Knoblauch  mit  Essig,  verbinde  und  löse  (den  Verband)  nicht,  bis  die 
Wunde  heilt. 

„3.  Vermische  Zwiebel  mit  Fleisch  und  Essig  und  mache  daraus  einen  Verband. 
Zerstosse  Blätter  vom  Bocksbart  (Tragopogon  pratense)  und  verbinde,  koche  sie  und 
trinke  ...  ein  Glas  Essig  zu  trinken  ist  gut.") 


Schliesslich  sei  mir  noch  gestattet,  eine  kleine  Sammlung  hierher  gehöriger  Rath- 
schläge  eines  ungenannten  Franziskaners  aus  dem  Jahre  1847  anzuführen: 

Od  Bisa:  1^.  Uzmi  tichia  lastavichia,  saxexiga,  i  U9ini  u  prah,  i  pi  u  voddi. 
2^.  Czargleni  luk  s'  meddom  ji,  i  isto  priviaj  na  rannu,  nikoliko  puta.  3^.  Odma  kadte 
ujide  shtomu  drago  bisno,  uzmi  dobra  sircheta  i  istuczi  jednu  glaviczu  biloga  luka, 
izaxmi  sook  u  sirche  i  sonim  ispiraj  rannu.  Posli  toga  uzmi  graha  biloga  razczipi,  pak 
onnim  poUom  rannu  pokri  i  neodvijaj  dok  same  neodpanu  makar  stale  po  godine. 
4*^.  Najdi  korrin  od  trave  alisma  plantago  isuschi  U9ini  u  prah  i  onim  prahom  posipaj 
kruh  zape9en  shenicom  i  pomazavshiga  maslom  daji  nikoliko  dana  bolesniku,  kojie  po- 
bisnio.  Owa  trava  moxese  davat  i  xivinam  od  svake  varste.  Ovva  imase  brat  u 
kollovozu.  5°.  Zakogli  patku  isto9i  kärv  i  daji  pit  bolesnomu.  6^.  Dokte  ujide,  nama 
U9ini  lushiu  i  perri  rannu. 

(„Gegen  Tollwuth:  1^.  Nimm  eine  Schwalbe,  verbrenne  sie,  mach'  ein  Pulver 
daraus  und  trinke  es  in  Wasser.  2°.  Iss  Zwiebel  mit  Honig  und  lege  sie  auch  einige  Male 
auf  die  Wunde.  3®.  So  wie  dich  etwas  Wüthendes  beisst,  nimm  guten  Essig,  zerstosse 
eine  Knoblauchzehe,  presse  den  Saft  in  den  Essig  und  wasche  damit  die  Wunde. 
Damach  spalte  eine  weisse  Bohne,  bedecke  mit  einer  Hälfte  die  Wunde  und  löse  den 
Verband  so  lange  nicht,  bis  sie  abfeilt,  und  sollte  es  ein  Jahr  dauern.  4°.  Nimm  die 
Wurzel  von  Alisma  plantago y  zerstosse  sie  zu  Pulver,  bestreue  mit  diesem  Pulver 
ein  Weizenbrot  und  gib  es  mit  Schmalz  bestrichen  durch  einige  Tage  dem  Wuthkranken. 
Diese  Pflanze  kann  auch  Thieren  jeder  Art  verabreicht  werden.  Man  pflückt  sie  im 
August.  5**.  Schlachte  eine  Ente,  fange  das  Blut  auf  und  gib  es  dem  Kranken  zu 
trinken.  6".  So  wie  du  gebissen  wirst,  mache  eine  Lauge  an  und  wasche  damit  die 
Wunde.") 


Ethnographische  Varia. 

Von 

Sadik  Effendi  Ugljen, 

Scheriatsrichter  in  Prozor. 

Inhalt:    1.  Der  Umzug  der  „Caraicc**   in   Jajce.   —   2.  Aehnliche  Fest^bräuche  der  Muhaiumcdancr 
im  Bezirke  Prozor.  —  3.  «Die  Heilung  der  „Strava". 


1.  Der  Umzug  der  „Öaraice^^  in  Jajee. 

in  Jajce  pflegen  sich  schon  einige  Tage  vor  dem  orientalisch  orthodoxen  Weih- 
nachtsfeste muhammedanische  Jünglinge  zu  versammeln  und  zu  verabreden,  wo  sie 
sich  am  Vorabend  (Akäam)  des  Weihnachtsfestes  zusammenfinden  würden,  um  den 
^^Öaraice"  genannten  Brauch  zu  begehen.  Nach  dem  Abendessen  des  genannten  Vor- 
tages begibt  sich  Jeder  an  den  Ort  des  Stelldicheins.  Hier  wählen  sie  aus  ihrer  Mitte 
Einen  zum  StareSina  (Aeltesten),  der  sie  leitet  und  anführt;  diesen  nennen  sie  dann 
„Did"  (Greis).  Es  war  dies  einst  die  Bezeichnung  des  patarenischen  Kirchenältesten 
in  der  Hercegovina.  Der  Did  verkleidet  sich  sodann,  macht  sich  einen  langen  Bart 
aus  Wolle  oder  Hanf,  schwärzt  das  Gesicht  mit  Kohle  und  zieht  ein  entsprechendes 
Gewand  an. 

Hierauf  wählen  sie  einen  Zweiten  und  nennen  diesen  „Cura"  (Mädchen).  Der- 
selbe muss  weibliche  Kleidung,  also  die  üblichen  Dimlije,  Jederma,  Anterija  anlegen, 
bekommt  den  Gürtel,  die  Kappe  und  zum  Bedecken  die  Jemenija.  Diese  Gesellschaft 
nun  nennt  man  „Caraice". 

Etwa  eine  Stunde  nach  dem  Akäam,  sobald  die  Dämmerung  anbricht,  verlassen 
die  „Öaraice"  mit  dem  „Did"  und  der  „Cura"  an  der  Spitze  ihren  Versammlungsort 
und  gehen  von  einem  muhammedanischen  Hause  zum  anderen.  Bei  jedem  klopfen  sie 
mit  einem  Stabe  an  die  Thür  und  rufen  den  Besitzer  mit  Namen,  er  möge  heraus- 
kommen und  ihnen  etwas  schenken.  Wenn  sie  keine  Gabe  erhalten,  beginnen  sie  so 
arg  zu  schimpfen  und  zu  lärmen,  als  sie  nur  können.  HiefÜr  sind  besondere  Regeln. 
Die  Bitte  lautet  ungefähr  folgendermassen:  „Izidi  Hasane  i  udijeli  nam  §to  god;  Bog 
ti  udijelio,  napredak  ti  u  svaöem  bio"  u.  s.  w.  („Komm',  Hassan,  und  gib  uns  etwas,  Gott 
wird  dir's  lohnen  und  dich  in  Allem  fördern  etc.")  Wenn  sich  der  Hauswirth  nicht 
zeigt,  beginnen  sie,  wie  erwähnt,  aufs  Aergste  zu  schimpfen.  Die  Freunde,  die  mich 
darüber  unterrichteten,  theilten  mir  keines  der  Schimpfworte  mit  und  sagten  nur,  die- 
selben wären  gar  zu  stark.  In  der  Regel  eilt  der  Hauswirth,  sobald  er  die  „Öaraice" 
kommen  sieht,  sofort  zur  Hausthür  und  gibt  ihnen  irgend  eine  Gabe,  da  er  es  vorzieht, 
Frieden  mit  ihnen  zu  halten. 


Ugljen.    Ethiiographisclie  Varia.  ^  553 

Wenn  die  „Caraice"  in  dieser  Weise  alle  Häuser  besucht  haben^  kehren  sie  zu 
ihrem  Versammlungsorte  zurück;  Did  und  Cura  haben  ihr  Geschäft  beendet.  Nun 
nehmen  sie  die  Vertheilung  der  gesammelten  Gaben  vor;  dies  geschieht  zu  gleichen 
Theilen,  nur  Did  und  Cura  erhalten  etwas  mehr. 

Dieser  Brauch  erhielt  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  einer  Mahala  (Vorstadt) 
von  Jajce  auf  dem  rechten  Vrbasufer,  sowie  in  der  Umgebung  von  Jajce.  Greise 
wussten  mir  zu  berichten,  dass  der  Brauch  auch  in  manchen  Ortschaften  der  Herce- 
govina  üblich  sei,  dort  aber  ziemliche  Abweichungen  aufweise.  In  der  Hercegovina 
nennt  man  diese  Leute  nicht  „Caraice",  sondern  „Oöice";  auch  sind  es  dort  nicht 
ganze  Gesellschaften,  sondern  einzelne  Männer,  doch  dürfen  auch  diese  ungehindert 
über  jeden  schimpfen,  der  ihnen  nichts  gibt. 

Es  wäre  noch  die  Frage  aufzuwerfen,  woher  dieser  Brauch  stammt? 

Nach  meiner  Meinung  ist  derselbe  von  den  Patarenen  ausgegangen.  (?  D.  R.)  Wir 
wissen,  dass  die  Anhänger  dieser  Lehre  geschworene  Feinde  der  alten  christlichen  Con- 
fessionen  waren.  Sie  thaten  den  Bekennern  der  letzteren  Alles  an,  was  sie  nur  konnten, 
besonders  als  sie  noch  die  Uebermacht  hatten.  Ursprünglich  wird  der  „6araice"-Umzug 
eine  Art  Brandschatzung  der  Andersgläubigen  durch  die  herrschenden  Bogumilen  ge- 
wesen sein.  An  Stelle  härterer  Behandlung  trat  dann  etwa  im  Laufe  der  Zeit  die  er- 
wähnte mündliche  Ungebühr.  Darauf  leitet  die  Wahl  des  Tages  vor  einem  der  grössten 
christlichen  Kirchenfeste.  Sie  Hessen  sich  gleichsam  die  ungestörte  Feier  des  letzteren 
durch  eine  Geldsteuer  abkaufen.  Immerhin  bleibt  es  bei  diesem  Erklärungsversuche 
fraglich,  warum  die  muhammedanischen  „Öaraice"  sich  später  und  gegenwärtig  nur 
mehr  an  ihre  eigenen  Glaubensgenossen  wenden.  Man  kann  das  als  eine  Abschwächung 
deuten,  durch  welche  dieser  Brauch  in  glattere  Bahnen  gelenkt  wurde;  aber  man  sieht 
zugleich,  dass  die  Sache  noch  lange  nicht  genügend  aufgeklärt  ist. 

2.  lehnllclie  Festgebranelie  der  Muhammedaner  Im  Bezirke  Prozor. 

Auch  im  Dorfe  Duge  (Bezirk  Prozor),  wo  ausschliesslich  Muhammedaner,  die  Begs 
Dugaliä,  Nachkommen  des  berühmten  Pascha  Dugalija  wohnen,  konnte  ich  den  „Ca- 
raice"-Gebrauch  mit  dem  Did  (Greis)  und  der  Cura  (Mädchen)  an  der  Spitze  consta- 
tiren.  Zwischen  den  „Öaraice"  in  Duge  und  jenen  im  Bezirke  Jajce  besteht  aber 
insoferne  ein  Unterschied,  als  der  Umzug  der  „Öaraice"  von  Haus  zu  Haus  und  das  Ab- 
sammeln von  Gaben  in  Duge  am  Vorabende  des  katholischen  und  nicht  des  ortho- 
doxen Weihnachtstages  stattfindet,  und  dass  hier  die  „Öaraice"  nicht  blos  die  muham- 
medanischen, sondern  auch  katholische  Familien  aufsuchen.  Es  verdient  übrigens  erwähnt 
zu  werden,  dass  die  hiesigen  Katholiken  den  Besuch  der  „Öaraice"  und  das  Einsammeln 
von  Gaben  durch  dieselben  nicht  gerne  sehen. 

Den  „Caraice"  ähnelt  ein  anderer  Volksgebrauch,  die  „Trubaljke"  (d.  i.  Posaunen- 
umzug), der  sich  im  Dorfe  Kopci6i  erhalten  hat.  Im  alten  Coraitat  Rama,  zwei  Stunden 
vom  Städtchen  Prozor,  hegt  am  linken  Ufer  des  Ramafiusses  in  einer  mit  Naturschön- 
heiten reich  ausgestatteten  Gegend  das  genannte  Dorf.  Mit  geringen  Ausnahmen  be- 
wohnen dasselbe  Muhammedaner,  die  Begs  Kopdi6i,  Abkömndinge  jenes  Beg  Kopöi6, 
der  vor  Jahrhunderten  auf  seinem  Pferde  Sditonja  das  Gebiet  Duvno  umritt,  weil  ihm 
nach  der  Volkstradition  einer  der  Sultane  versprochen  hatte,  er  werde  ihn  mit  einem 
so  grossen  Stücke  Land  belehnen,  als  er  an  einem  Tage  zu  Pferde  umreiten  würde. 
Das  Volk  nennt  diesen  Beg  sehr  oft,  namentlich  dann,  wenn  es  Jemanden,  der  planlos 
herumzieht,  bezeichnen   will,   denn   dann  sagt  es  von  dem  Betreffenden:  „Objahao  kao 


554  II.   Volkskunde 

Kopöi6  Duvno''  (d.  i.  „er  reitet  wie  KopÄi6  um  Duvno").  Zwei  bis  drei  Kilometer  nord- 
östlich vom  Dorfe  Kopöi6i  liegt  das  Grabdenkmal  (Turbe)  jenes  Begs  Kopöi6,  und  noch 
heutzutage  wallfahrten  seine  Nachkommen  dahin.  Das  Dorf  Kopöi6i  besteht  aus 
80  Häusern  mit  460  Einwohnern,  von  denen  120  Katholiken,  die  anderen  aber  Muham- 
medaner  (ausschliesslich  Begs  Kopdi6i)  sind.  ^Letztere  besitzen  eine  Moschee  mit 
gemauertem  Minaret.  Am  Abhänge  unterhalb  des  Dorfes  liegt  ein  altes  Haus,  von  dem 
die  Begs  erzählen,  hier  sei  der  Ahar  (die  Herberge)  ihres  Ahnherrn  gewesen,  in  dem 
er  jedem  Wanderer  gastliche  Aufnahme  und  Bewirthung  gewährt  habe.  Die  westliche 
Mauer  des  jetzigen  Hauses  soll  noch  ein  Ueberrest  jenes  alten  Ahars  sein.  Auch  die 
Nachkommen  halten  die  Gastfreundschaft  in  hohen  Ehren,  und  in  diesem  ihren  Hause 
kann  auch  jetzt  jeder  Fremde  ein  Unterkommen  finden. 

An  den  Vorabenden  der  beiden  St.  Georgstage,  welche  von  der  Bevölkerung 
aller  Confessionen  hierzulande  gleich  festlich  begangen  werden,  versammelt  sich  an 
einem  vorher  bestimmten  Platze  eine  grössere  Zahl  von  Muhammedanem.  Jeder  der 
Theilnehmer  bringt  eine  Posaune  mit,  die  er  sich  zum  Vorabend  des  kleinen  Georgs- 
tages aus  Weiden-  und  zu  dem  des  grossen  Georgstages  aus  Haselnussrinde  einen  bis 
zwei  Tage  vorher  angefertigt  hat.  Zumeist  betheiligen  sich  an  dem  Umzüge  jüngere 
Leute,  sehr  oft  aber  findet  man  in  demselben  auch  bärtige  Männer.  Aus  jedem  Hause 
soll  zumindest  ein  Familienmitglied  theilnehmen.  Einer  wird  zum  Anführer  gewählt 
und  muss  die  grösste  Posaune  haben.  Nun  findet  der  Aufbruch  statt.  An  der  Spitze 
des  Zuges  geht  der  Anführer,  ihm  folgen  die  Uebrigen  entweder  einer  nach  dem  an- 
dern, oder  in  einer  ungeordneten  Gruppe.  Zuerst  stösst  der  Anführer  in  die  Posaune, 
seinem  Beispiele  folgen  alsbald  die  übrigen  Theilnehmer.  Diese  volksthümliche  Musik 
—  wenn  man  sie  so  nennen  kann  —  macht  einen  eigenthümlichen  Eindruck.  Der  durch 
die  Posaunen  verursachte  Lärm  wiederhallt  in  der  ganzen  Umgebung.  Den  Posaunen- 
bläsern schliesst  sich  fortwährend  jauchzend  eine  Schaar  Kinder  an.  Eine  bestimmte 
Melodie  ist  nicht  zu  unterscheiden.  Aus  einer  grösseren  Entfernung  könnte  das  Ganze 
für  Musik  gehalten  werden,  denn  die  Posaunen  lassen  je  nach  ihrer  Grösse  ver- 
schiedene Töne  erschallen.  An  dem  Umzüge  betheiligen  sich  gewöhnlich  80 — 100 
Personen. 

Die  Procession  hält  vor  jedem  Hofe  eines  muhammedanischen  Hauses  und  producirt 
sich  hier  durch  einige  Minuten.  Ueberall  kommt  ihnen  der  Hausherr  an  der  Spitze 
des  gesammten  Hausgesindes  entgegen,  und  Alle  lauschen  dem  eigenthümlichen  Concert. 
Wenn  im  Dorfe  ein  Weib  lebt,  das  im  Gerüche  der  Hexerei  steht  (eine  „Sihirbazica"), 
wird  der  Umgang  bei  ihrem  Hause  begonnen.  Ist  dies  nicht  der  Fall,  so  besuchen 
die  Musikanten  die  Häuser  der  Reihe  nach. 

Nach  gänzlicher  Beendigung  der  Procession  begeben  sich  alle  Theilnehmer  nach 
dem  ursprünglichen  Versammlungsorte  zurück.  Sodann  beginnt  ein  besonderer  Auf- 
tritt, Die  ganze  Versammlung  stellt  sich  im  Kreise  um  den  Führer  auf,  und  jeder 
Einzelne  holt  mit  seiner  Posaune  zum  Schlage  aus.  Den  ersten  Schlag  fuhrt  der  Leiter, 
dessen  Posaune  dabei  in  Stücke  geht,  von  denen  jedes  einen  der  Theilnehmer  triflft. 
Dem  Beispiele  folgen  die  Uebrigen,  es  entsteht  eine  lustige  Schlägerei.  Die  Posaunen 
schmettern  auf  die  Köpfe  und  andere  Körpertheile  unter  lautem  Gelächter  Aller,  und 
das  dauert  so  lange,  bis  die  letzte  Posaune  in  Stücke  gegangen.  Ist  dies  geschehen, 
begeben  sich  alle  Theilnehmer  hochbefriedigt  nach  Hause. 

Das  Volk  glaubt,  dass  das  beschriebene  Exercitium,  am  Rüsttage  von  Georgi  in 
der  angegebenen  Weise  durchgeführt,  den  Hexen  die  Geschäfte  verderbe.  Jeder  Theil- 
nehmer hält  sich  ein  volles  Jahr  hindurch  gegen  jedweden  Hexenzauber  für  gefeit  und 


Ugljcn.    Ethnographische  Varia.  o55 

ist  überzeugt,   dass  weder  seiner  PersoB,   noch  seinen   Hausgenossen   und   seiner  Habe 
bis  zum  nächsten  Georgitage  durch  Hexerei  Schaden  zugefügt  werden  könne. 

Dieser  Gebrauch  besteht  ausser  in  Kopöi6i  blos  noch  im  Dorfe  Duge  unter  den 
dortigen  Begfamilien  der  Dugali6i,  wird  jedoch  im  letzteren  Orte  nicht  mit  solcher 
Feierlichkeit  geübt.  Früher  fand  der  Umzug  auch  im  Städtchen  Prozor  statt ;  dort  ist 
er  jedoch  seit  einigen  Jahren  abgekommen. 

3.  Die  Heilung  der  „Straya'^^) 

Das  Blei  dient  bei  uns  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  als  ausgezeichnetes  Heil- 
mittel gegen  das  Entsetzen  oder  Erschrecken  („strava").  Diese  Krankheit  befällt  be- 
sonders Kinder,  wenn  sie  etwas  Ungewöhnliches  plötzlich  erblicken,  oder  wenn  sie  scherz- 
weise geschreckt  werden,  was  leider  bei  uns  oft  vorkommt.  Manchmal  wird  dies  In- 
schreckensetzen  wieder  als  Mittel  gegen  ein  anderes  Uebel  betrachtet,  z.  B.  wenn  das 
Kind  weinerlicher  Natur  ist.  In  solchen  Fällen  pflegen  die  Eltern  oder  andere  Haus- 
genossen, statt  das  Elind  auf  freundliche  Weise  zu  beruhigen,  dasselbe  in  Furcht  und 
Schrecken  zu  versetzen.  Die  Zeichen  des  Entsetzens  sind  dann  an  dem  Kinde  leicht  wahr- 
zunehmen; denn  es  geberdet  sich  wie  geistesabwesend,  wird  kreideweiss,  die  Augen 
fallen  ihm  ein,  werden  gläsern  u.  s.  w. 

Wenn  nun  das  „Entsetzen"  so  ein  jugendliches  Herz  befällt,  so  wird  es  die 
Krankheit  bis  zum  Tode  nicht  los,  wofern  ihm  nicht  baldige  Hilfe  und  Heilung  zu  Theil 
wird.  Noch  mehr  zu  verwundem  ist,  was  mir  ein  Greis  erzählte,  dass  nämlich,  wenn 
das  Entsetzen  im  Menschen  wieder  auflebt  (oiivjeti),  auch  dessen  Todesstunde  ge- 
kommen sei.  Das  Entsetzen  lebt  aber  dann  wieder  auf,  wenn  das  Uebel  vernachlässigt 
wird  und  veraltet. 

Kommt  ein  Fall  von  „Strava"  vor,  so  wird  das  erschrockene  Kind  sofort  zu 
einem  Weibe  geführt,  welches  es  „vergiessen"  muss.  Von  dem  Weibe,  welches  dies 
besorgt,  wird  kein  besonderes  Wissen  verlangt,  es  genügt,  wenn  sie  bei  Jemandem  das 
„Vergiessen"  (salijevanje)  mit  Erfolg  angewendet  hat. 

Zunächst  nimmt  das  Weib  einen  hiezu  bestimmten  eisernen  Löffel  zur  Hand; 
auf  denselben  legt  sie  2 — 3  Gewehrkugeln,  besonders  solche,  die  schon  abgeschossen 
wurden;  sind  solche  nicht  zu  haben,  so  können  auch  andere  genommen  werden,  sie 
müssen  aber  dann  auf  einem  Stein  plattgeschlagen  werden,  was  niemals  unterlassen 
werden  darf.  Dann  hält  das  Weib  den  Löffel  mit  den  Bleikugeln  ins  Feuer,  neben 
dem  sie  sitzt,  und  hat  das  geschreckte  Kind  neben  sich.  Zugleich  hat  sie  in  der  Nähe 
ein  Glas  reines  Wasser  (öile  vode).*) 

Ist  das  Blei  geschmolzen,  nimmt  sie  den  Löffel  in  die  rechte  Hand,  das  Glas  mit 
dem  Wasser  in  die  linke,  hebt  beides  über  den  Kopf  des  geschreckten  Kindes  und 
giesst  das  zerschmolzene  Blei  rasch  in  das  volle  Wasserglas.  Dann  wartet  sie  ein 
wenig,  bis  sich  das  Blei  im  Wasser  abgekühlt  hat,  worauf  sie  es  aus  demselben  heraus- 
nimmt. Was  nun  die  Ursache  des  Entsetzens  beim  Kinde  gewesen,  dessen  getreue 
Form  hat  das  Blei  im  Wasser  angenommen,  sei  es  ein  Thier  oder  was  immer  für  ein 
Gegenstand.  Gewöhnlich  sind  es  Thiere,  welche  in  dem  Bleiguss  zu  sehen  sind.  Sobald 
das  Weib  die  Form  erblickt,  gibt  sie  die  Ursache  des  Schreckens  bekannt. 

»)  Vgl.  diese  Mitth.  n,  S.  406  f. 

*)  Cila  voda,  wörtlich  „frisches  Wasser",  ist  jenes,  welches  aus  einer  Quelle  abfliesst  und  nicht  ver- 
unreinigt ist. 


556  IL   Volkskunde. 

Es  genügt  nicht;  den  Kranken  nur  einmal  zu  „vergiessen^^  sondern  es  muss  dreimal 
geschehen.  Das  erste  Mal  „vergiesst**  man,  wie  schon  erwähnt,  über  dem  Kopfe,  das 
zweite  Mal  über  den  Hüften  und  das  dritte  Mal  über  den  Füssen.  Wenn  das  Blei 
bei  allen  drei  Vergiessungen  die  gleiche  Form  zeigt,  so  kann  man  als  gewiss  annehmen, 
dass  das  Uebel  vollkommen  behoben  wird;  auch  wenn  es  zweimal  in  gleicher  Form 
erscheint,  wird  es  noch  als  Vorzeichen  betrachtet,  dass  die  Krankheit  geheilt  wird, 
wofern  man  nur  darnach  eine  gewisse  Verrichtung  vornimmt. 

Es  muss  nämlich  das  Blei  sammt  dem  Wasser  im  Glase  unter  das  Hausdach  ge- 
bracht werden.  Dort  nimmt  das  Weib  das  Blei  aus  dem  Wasser,  schüttet  letzteres  auf 
das  Dach  und  f&ngt  das  herabfliessende  mit  dem  Glase  auf  ^  das  wiederholt  sie  dreimal. 
Mit  dem  zum  dritten  Male  aufgefangenen  Wasser  wäscht  sie  sodann  dem  Entsetzten 
das  Antlitz  und  gibt  ihm  davon  auch  Einiges  zu  trinken.  Ist  all'  das  geschehen,  so 
nimmt  sie  aus  dem  Glase  den  Bleiguss,  den  man  nun  „salitak^  nennt,  wickelt  den- 
selben nebst  einigen  Kreuzern,  deren  Anzahl  aber  stets  ungerade  sein  muss,  in  einen 
Fetzen  und  gibt  diesen  Jemandem,  der  ihn  zum  nächsten  Kreuzwege  trägt  und  dort 
weglegt.  Wehe  nun  demjenigen,  der  dann  des  Weges  geht,  den  Fetzen  aufhebt  und 
die  Geldstücke  einsteckt,  denn  man  sagt,  er  habe  mit  dem  Gelde  auch  das  Uebel  an 
sich  genommen,  (was  aber  Andere  verneinen). 

Sei  dem  nun,  wie  ihm  wolle,  filr  sicher  wird  gehalten,  dass  das  „Vergiessen" 
ein  besonderes  Heilmittel  gegen  die  „Strava"  und  ihre  Folgen  ist,  und  dass  jedes  Kind 
geheilt  wird,  welches  man  auf  die  angegebene  Weise  „vergiesst".  Das  „Vergiessen" 
bewährt  sich  jedoch  nur  dann,  wenn  es  bald  nach  dem  Erschrecken  angewendet  wird. 
Geschieht  dies  nicht  und  gilt  das  Uebel  bereits  als  eingewurzelt,  dann  muss  mit  dem 
Kranken  noch  eine  besondere  und  einigermassen  schwierige  Procedur  ausgeführt, 
es  müssen  ihm  die  sogenannten  „Kraänice"  genommen  werden. 

Dieses  Verfahren  wird  namentlich  bei  jenen  Kranken  angewendet,  bei  denen  die 
„Strava"  sich  besonders  schmerzhaft  äussert,  oder  bei  denen  sie  wieder  aufgelebt  ist. 
Ein  Solcher  ist  leicht  zu  erkennen,  denn  er  macht  den  Eindruck  eines  Todtkranken. 
Manchmal  werden  die  „KraSnice"  (Körperlängenmasse)  gleich  nach  dem  „Vergiessen",  ge- 
wöhnlich aber  erst  einige  Zeit  nach  demselben,  wenn  Letzteres  nichts  genützt  hat,  ab- 
gemessen.    Hiebei  wird  folgendermassen  verfahren: 

Der  Kranke  legt  sich  mit  dem  Gesichte  zur  Erde  nieder  und  streckt  die  Hände 
und  die  FUsse  so  weit  aus,  als  er  kann.  Jenes  Weib,  welches  die  „Kraänice**  abmessen 
soll,  hockt  bei  seinem  Kopfe,  ein  zweites  Weib  bei  seinen  Füssen.  Nun  nimmt  das 
erstere  einen  Knäuel  Zwirn  in  die  Hand  und  reicht  das  Fadenende  dem  zweiten  Weibe, 
welches  zu  Füssen  des  Kranken  hockt.  Jetzt  messen  sie  die  Körperlänge  vom  Kopf- 
scheitel bis  zur  Ferse  und  die  Klafterbreite  von  den  Fingerspitzen  der  einen  Hand 
zu  denen  der  anderen  ab.  Stimmen  diese  beiden  Masse  überein,  d.  i.  wenn  auch  nicht 
die  geringste  DiflFerenz  zwischen  beiden  besteht,  so  erblickt  man  darin  ein  gutes  Vor- 
zeichen, das  heisst  man  glaubt,  der  Kranke  leide  nicht  in  hohem  Grade  am  Entsetzen. 
Wenn  aber  beide  Masse  auch  nur  um  ein  Kleines  differiren,  so  ist  es  nicht  zweifelhaft, 
dass  der  Kranke  an  der  „Strava"  leidet,  denn  ein  Mensch,  der  von  dieser  Krankheit 
nicht  befallen  ist,  muss  unbedingt  gleiche  Masse  haben. 

Bei  ungleichen  Massen  nimmt  das  Weib,  welches  die  Procedur  ausführt,  die  mit- 
gebrachte Kleie  in  die  Hand,  bestreut  mit  derselben  den  Kranken  und  fragt  ihn: 
„Bist  du  bereit,  lieber  Kleie  zu  essen,  als  das  Entsetzen  weiter  zu  tragen?"  Der  Kranke 
antwortet:  „Lieber  will  ich  Kleie  essen,  als  die  ,Strava^  weiter  tragen."  Nun  nimmt 
das  Weib  eine  Handvoll  Asche,  streut  diese   über  den  Kranken  und  spricht   zu  ihm: 


Ugljen.    Ethnographische  Varia.  557 

„Bist  du  bereit,  lieber  Asche  zu  essen,  als  das  Entsetzen  weiter  zu  tragen?"  worauf 
der  Kranke  antwortet:  „Lieber  will  ich  Asche  essen,  als  die  ,Strava^  weiter  tragen." 
Endlich  streut  das  Weib  mitgebrachtes  Stroh  über  den  Kranken  und  fragt  ihn:  „Willst 
du  lieber  Stroh  beissen,  als  die  ,Strava^  weiter  zu  tragen?"  Der  Kranke  antwortet  hier- 
auf: „Lieber  will  ich  Stroh  beissen,  als  die  ,Strava'  weiter  tragen."  (Wörtlich:  Ali 
voliä  mekinje  zobati^  ali  stravu  nositi?  —  Volim  mekinje  zobati,  nego  stravu  nositi.  — 
Ali  voliS  lug  zobati,  ali  stravu  nositi?  —  Volim  lug  zobati,  nego  stravu  nositi.  —  Ali 
voliä  slamu  gristi,  ali  stravu  nositi?  —  Volim  slamu  gristi,  nego  stravu  nositi.) 

Nachdem  dies  geschehen,  kehrt  das  Weib  die  über  den  Kranken  gestreute  Kleie 
und  Asche,  dann  das  Stroh  mit  einem  Besen  auf  einen  Haufen  zusammen,  nimmt  hier- 
auf  eine  Scheere  zur  Hand  und  zerschneidet  den  Besen  und  das  Stroh  in  ganz  kleine 
Stückchen,  mischt  Alles  gut  durcheinander  und  bindet  es  in  einen  Fetzen,  der  dann 
Jemandem  übergeben  wird,  damit  er  dieses  Bündel  irgendwohin  weglegt. 

Damit  ist  die  Procedur  beendet  und  der  Betreffende  vom  Entsetzen  geheilt,  wie 
wenn  ihm  von  Gott  dieses  Leiden  nie  zugedacht  gewesen  wäre.  Das  „Vergiessen" 
steht  im  ganzen  Lande  im  Gebrauche,  während  nach  mehreren  mir  befreundeten  Ge- 
währsmännern das  Messen  der  Körperlänge  und  der  Klafterbreite  in  Bosnien  nicht  vor- 
kommen soll.  Noch  möchte  ich  bemerken,  dass  die  orthodoxen  Bewohner  in  der  Um- 
gebung von  Mostar  diese  Heilmittel  nicht  benützen,  während  die  Bekenner  der  übrigen 
Confessionen  in  der  Stadt  und  auf  dem   Dorfe   dieselben   auch  gegenwärtig  anwenden. 


Wie   unser   Volk   denkt. 

Von 

Stephan  R.  Deliö, 

Schulleiter  in  Gacko. 

Inhalt:    1)  Der  „Oganj''  (Fieberausschlag)  und  seine  Heilang.  —  2.  Ein  Besach  in  der  Teufelsgrotte. 

3.  Allerlei  Vorhersagungen. 


1.  Der  9,0gaiij^^  (Fieberaasschlag)  und  seine  Hellung. 

(Aus  Gacko.) 

Wodurch  Fieberausschläge  entstehen,  woher  sie  kommen,  vermag  ich  nicht  zu 
sagen,  denn  es  war  mir  bisher  nicht  möglich,  aus  dem  Volksmunde  zu  erfahren,  was 
hierüber  geglaubt  wird.  So  viel  konnte  ich  aber  erfahren,  dass  das  Volk  mit  „Oganj" 
(Fieberausschlag,  wörtlich  „Hitze")  jene  Krankheit  bezeichnet,  die  sich  beim  Menschen, 
besonders  bei  Säuglingen,  in  der  Form  lichter  Blasen  im  Gesichte  zeigt.  Später  ver- 
harschen diese  Blasen,  und  der  Mensch  bleibt  durch  Narben  verunstaltet. 

Ich  hatte  Gelegenheit,  diese  Krankheit  zu  beobachten,  doch  will  ich  von  einer 
Beschreibung  ihres  Verlaufes  absehen,  da  ich  sonst  zu  weitläufig  werden  müsste.  Ich 
will  nur  erzählen,  wie  das  Volk  in  Gacko  diese  Krankheit  heilt,  das  heisst,  wie  es  den 
„Oganj"  aus  dem  kranken  Körper  heraustreibt. 

Der  Säugling  meiner  Tante  wurde  krank.  Als  sie  schon  bei  zwei  Aerzten  er- 
folglos Hilfe  gesucht  hatte,  wurde  ihr  von  den  Nachbarinnen  auseinandergesetzt,  das 
Kind  leide  am  „Oganj",  und  dieser  müsse  herausgezogen  werden.  Sie  solle  nur  zum 
Zigeuner  (dem  Schmiede)  gehen;  wenn  es  wirklich  „Oganj"  sei,  so  werde  dieser  es 
sofort  genau  wissen.  Bestürmt  von  den  Weibern,  eilt  sie  zu  ihrem  Manne,  um  ihn  zu 
bestimmen,  dass  er  den  Avdo  (so  hiess  der  Zigeunerschraied)  aufsuche.  Sagt  ja  doch 
das  Sprichwort:  „Unglück  und  Elend  verleiten  den  Menschen  zu  Allem"  (Muka  i 
nevolja  na  svaäta  natjera),  so  war  es  auch  bei  meiner  Tante. 

Wirklich  ging  der  Mann  zum  Avdo,  und  dieser  gab  ihm  den  Auftrag,  sogleich 
Feuerschwamm,  ein  Stück  grünen  Tuches,  neun  Zweigspitzen  vom  Brombeerstrauch, 
die  Rinde  vom  Granatstrauch,  ein  Stück  Lindenholz  und  frische  Butter  zu  bringen. 
Mit  vieler  Mühe  wurde  dies  zusammengebracht,  und  wieder  zog  der  Mann  zum  Avdo. 

Nun  nahm  dieser  den  Hammer  und  ein  kaltes  Eisenstück  zur  Hand,  dem  Vater 
aber  reichte  er  ein  Stück  Schwamm.  Das  Eisenstück  legte  er  auf  den  Ambos,  dem 
Vater  des  Kindes  gebot  er,  den  Schwamm  nahe  beim  Eisenstück  zu  halten.  Kaum 
hatte  Avdo  zwei  kräftige  Hammerschläge  auf  das  Eisenstück  geführt  (wobei  er  etwas 
murmelte),  da  —  welches  Wunder!  —  sprang  ein  Funke  aus  dem  Eisen,  und  der 
Schwamm  fing  Feuer. 


Del  iß.    Wie  unser  Volk  denkt.  559 

Die  daneben  stehende  Zlatka,  Tochter  des  Avdo,  begann  nun  zu  schreien:  „Welches 
Glück!  welches  Glück!  das  Kind  hat  den  Oganj,  es  wird  gesunden."  (A,  blago,  blago! 
Oganj  je,  oganjl  Dijete  6e  ozdraviti!)  Noch  lauter  schrie  aber  Avdo,  indem  er  den 
Funken  im  Schwämme  durch  Blasen  anfachte:  „Schnell  einen  Fetzen,  schnell  einen 
Fetzen!"  Zlatka  brachte  schnell  ein  funkelnagelneues  Stück  Bez  (Baumwollwebestoff) 
und  sagte:  „Hier  hast  du  ein  neues  Stück,  ist  doch  Savka  (=  Elisabeth,  die  Mutter 
des  Kindes)  unsere  Freundin."  (Evo  ti  nove,  Savka  je  naäa).  Schnell  hüllte  Avdo 
den  Zündschwamm  in  den  Bez  und  fing  aus  Leibeskräften  zu  blasen  an,  bis  sich 
eüdlich  das  Ganze  entzündete.  Das  brennende  Bündel  legte  er  nun  auf  ein  Blech  und 
schlichtete  über  demselben  die  schon  vorher  vom  Lindenholze  abgeschnittenen  Spähne, 
dann  die  Granatrinde  und  die  neun  Zweigspitzen  vom  Brombeerstrauche  und  endlich 
jenes  grüne  Tuch.  Als  Alles  verbrannt  war,  verrieb  er  recht  sorgsam  die  Asche  und 
schüttete  sie  in  ein  Glas,  worin  er  sie  mit  der  frischen  Butter  gut  vermengte.  Nachdem 
er  dies  fertiggebracht  hatte,  sprach  er  zum  Vater  des  Kindes:  „Hier  hast  du  dieses 
Glas.  Nun  suche  ein  altes  Weib  und  lass  von  demselben  mit  der  im  Glase  befindlichen 
Salbe  in  der  ersten  Abenddämmerung  mit  dem  Federwisch  von  einer  Henne  unter  der 
Dachtraufe  das  Kind  bestreichen.  Die  Striche  soll  das  Weib  von  oben  nach  unten 
ziehen.  Die  Einreibung  soll  in  gleicher  Weise  insgesammt  dreimal  an  drei  aufeinander 
folgenden  Abenden  vorgenommen  werden.  Ich  hoffe  zu  Gott,  dass  das  Kind  genesen 
wird." 

Das  Kind  wurde  nach  der  Anweisung  des  Avdo  gesalbt.  Es  sah  aus,  wie  ein 
Araber;  wie  sollte  dies  nicht  der  Fall  gewesen  sein,  da  Butter  und  Asche  angewendet 
wurden?  Man  konnte  es  kaum  abwaschen,  da  die  Asche  in  das  wunde  Gesicht  einge- 
drungen war.  Mit  Hilfe  von  Seife  und  lauem  Wasser  begannen  jedoch  die  Krusten  der 
Wunden  sich  abzuschuppen  und  abzufallen.  Bald  darauf  begannen  die  Wunden  zu 
heilen,  und  Jedermann  glaubte  fest,  das  Kind  wäre  wirklich  am  „Oganj"  krank  gewesen, 
da  sich  ja  sonst  der  Feuerschwamm  nicht  entzündet  hätte  und  die  Wunden  nicht  geheilt 
wären.  Ich  erzählte,  ohne  sichtbaren  Eindruck  zu  machen,  dass  wohl  nur  die  frische  Butter 
die  heilbringende  Wirkung  ausgeübt  habe,  nicht  aber  Avdo's  Hammer  und  der  von 
ihm  erzeugte  Kohlenstaub.     So  wird  in  Gacko  der  „Oganj"  bekämpft  und  geheilt. 

Noch  will  ich  bemerken,  dass  es  zwei  Arten  dieser  Krankheit  gibt,  nämlich  den 
„hölzernen"  (drveni)  und  den  „eisernen  (gvozdeni)  Oganj". 

Der  hölzerne  könne,  so  wird  behauptet,  schwerer  geheilt  werden,  obgleich  er  gut- 
artiger sei,  da  sich  die  Wunden  schneller  schliessen.  Andere  wieder  behaupten,  der 
„eiserne  Oganj"  sei  schwerer  zu  bekämpfen,  doch  sei  er  andererseits  gutartiger  als 
der  „hölzerne".  Wie  wieder  Andere  behaupten,  sei  es  die  Hauptsache,  zu  constatiren, 
ob  das  Kind  vom  „hölzernen"  oder  vom  eisernen  „Oganj"  befallen  sei.  Dies  wird  wohl 
das  Wichtigste  sein,  und  bei  einem  Kinde  wird  der  „drveni",  beim  anderen  wieder  der 
„gvozdeni  Oganj"  leichter  behoben  werden  können. 

Wer  nicht  am  „Oganj",  sondern  an  einem  anderen  Ausschlag  leidet,  dem  wird  er 
auch  nicht  vertrieben  werden  können,  und  wenn  den  ganzen  Tag  oder  ein  volles  Jahr 
lang  in  der  Schmiede  herumgehämmert  wird. 

Zur  Heilung  des  „hölzernen  Oganj"  wird  weiches,  gewöhnlich  Lindenholz  ver- 
wendet. Ein  Holzstab  wird  an  beiden  Enden  zugespitzt  und  in  das  in  einem  Hart- 
holzklotz ausgestemmte  Loch  gesteckt.  Nun  wird  der  Holzstab  mit  einem  Riemen 
umwunden  und  mit  demselben  in  schnelle  Drehung  versetzt.  Ist  der  Kranke  vom 
„Oganj"  befallen,  so  wird  sich  der  Holzstab  an  seiner  Spitze  entzünden,  im  Gegentheile 
gewiss   nicht     Der  vom   entzündeten  Holzstabende   gewonnene  Kohlenstaub   wird   mit 


560  n.   Volkskunde. 

frischer  Butter  vermengt  und  mit   dieser  Salbe  der  Kranke  genau  so  bestrichen   wie 
beim  „eisernen  Oganj". 

Oben  habe  ich  über  den  „Oganj"  des  Kindes  meiner  Tante  erzählt.  Dasselbe 
Kind  hatte  aber  auch  kranke  Augen  und  Ohren.  Der  Ausschlag  verging  zwar,  die 
anderen  zwei  Krankheiten  blieben  aber  ungeheilt.  Da  gab  es  viel  Mühe  und  Leid,  denn 
sobald  das  Kind  Reissen  im  Kopfe  bekam,  konnte  man  es  wegen  seines  Gewimmers 
und  Schreiens  im  Hause  nicht  aushalten. 

Eines  Tages  kam  die  greise  Singja^  um  sich  nach  dem  Befinden  des  Kindes  zu 
erkundigen,  wobei  sie  bemerkte:  „Meine  Savka!  ob  dir  nicht  irgend  wer  zu  jener 
Zeit,  als  du  mit  diesem  Kinde  schwanger  warst,  gewahrsagt  hat?"  (Savka  bona!  da  ti 
nije  ko  u  kuöi  bajao,  dok  si  s  njem  djetetom  teäka  bila?I)  —  „Ja  bei  Gott,  so  wird 
es  sein,"  entgegnete  Savka,  und  fing  nun  an  zu  erzählen,  wie  damals  in  ihrer  An- 
wesenheit ein  Weib  einem  Einwohner  von  Kruäevica  gewahrsagt  habe.  Kaum  war 
sie  mit  ihrer  Erzählung  zu  Ende,  als  die  alte  Singja  anhub:  „Siehst  du!  jenes  herzlose 
Weib  hat  in  dieses  Kind,  als  es  noch  in  deinem  Leibe  war,  die  Poganica  (bösartige, 
ekelerregende  Krankheit)  verpflanzt.  Ihr  war  wenig  an  dir  und  deinem  Kinde  ge- 
legen, sie  wollte  diese  Krankheit  von  irgend  Jemandem  abtreiben  und  auf  einen  Anderen 
übertragen.  Der  Knabe  möge  nur  gesund  werden  und  jenem  bösen  Weibe  seine 
Uebelthat  vergelten.  So  ist  es  und  nicht  anders,  meine  Savka.  Doch  weisst  du,  was 
jetzt  zu  thun  ist?  Nimm  Knoblauch  und  Oel  und  sende  beides  ^urch  irgend  Jemand 
nach  Stepen  zur  Frau  des  Miliöevi6  (eine  Wahrsagerin),  sie  möge  das  Gesendete  be- 
sprechen (beschwören).  Dann  salbe  das  Kind  mit  dem  Oel,  in  dem  der  Knoblauch 
liegt,  und  tröpfle  es  ihm  auch  ins  Ohr.  Du  wirst  dich  bei  meiner  Seele  überzeugen, 
dass  dem  Kinde  nichts  Anderes  fehlt." 

Also  das  Kind  war  auch  noch  verhext,  und  zwar  seit  der  Zeit,  als  es  im  Mutter- 
leibe ruhte,  als  es  von  diesem  irdischen  Jammerthale  noch  keine  Ahnung  hatte. 
Armes  Kind! 

Das  Beschwören  (bajanje)  sah  ich  in  Trebinje,  wo  der  Bauer  Spasoje  Grkavac 
aus  dem  Dorfe  Grkavci  des  Bezirkes  Trebinje  als  der  beste  Beschwörer  gilt.  Derselbe 
ist  auch  ein  „zduha"  (ein  von  Geistern  Befallener);  solche  Leute  gibt  es  in  Trebinje 
genug.  Spasoje  scheint  aber  als  „zduha"  einen  besonderen  Ruf  zu  geniessen;  darüber 
will  ich  vielleicht  später  einmal  berichten,  jetzt  will  ich  nur  bemerken,  dass  das  „ba- 
janje" als  schwer  zu  erlernende  Kunst  gilt.  Die  Procedur  hiebei  ist  eine  so  geheimniss- 
volle,  dass  der  Zuschauer  fast  an  eine  übernatürliche  Kraft  zu  glauben  versucht 
wird.  Denkt  nur  an  das  Hervorbrechen  der  Thränen  und  das  nicht  zu  bewältigende 
Gähnen!     Doch  für  jetzt  sei  es  genug. 

3.  Ein  Besuch  in  der  Teufelsgrotte. 

(Aus  Trebinje.) 

Viele  Märchen  erzählt  sich  das  Volk  von  den  Teufeln.  Solche  Erzählungen  könnte 
man  zu  Hunderten  aus  dem  Volksmunde  aufzeichnen.  Wie  sich  der  Teufel  in  alles 
Mögliche  zu  verwandeln  und  in  Alles  einzumengen  weiss,  so  sind  auch  die  Erzählungen 
von  ihm  in  die  verschiedensten  Gestalten  gekleidet  und  vielfach  ausgeschmückt.  Ich 
erinnere  mich  aus  meiner  Kinderzeit,  als  mich  die  Eltern  zum  „Sijelo"  (abendliche 
Zusammenkunft)  mitfilhrten,  dass  Erzählungen  vom  Teufel  bis  tief  in  die  Nacht  hinein 
ausschliesslich  den  Gesprächsstoff  bildeten.  Jetzt  sind  sie  nicht  mehr  so  zahlreich,  aber 
auch  die  Sijelo's   werden  heutzutage   nicht   so   oft   gehalten  wie   einst.     Aeltere  Leute 


Delid.    Wie  unser  Volk  denkt.  561 

wollen  es  beschwören,  sie  hätten  mit  ihren  leibhaftigen,  gesunden  Augen  Teufel  ge- 
sehen; bei  ihnen  wären  sie  zum  Nachtmahl  gewesen,  mit  ihnen  hätten  sie  Spiele  aus- 
geführt. Deshalb  darf  es  uns  nicht  wundern,  wenn  alte  Leute  mit  wahrem  Feuer- 
eifer Märchen  von  Teufeln  erzählen,  und  dass  ihnen  solche  Geschichten  wahren  Qenuss 
bereiten,  wenn  nur  die  Zuhörerschaft  eine  recht  zahlreiche  ist. 

Eine  solche  Erzählung,  die  ich  aus  dem  Munde  meiner  Tante  Savka  aufzeichnete, 
will  ich  hier  mittheilen.  Sie  sagte  mir,  es  habe  ihr  ihre  Grossmutter  —  also  meine 
Urgrossmutter  —  erzählt,  der  Teufel  könne  sich  verwandeln  in  was  er  wolle,  unter 
Anderm  auch  in  jene  garstige  Kröte  („babetina"),  die  nach  eingetretener  Abenddäm- 
merung auf  den  Wegen  herumhüpft. 

Es  war  zur  Zeit  des  Ramazans.  Die  muhammedanischen  Frauen  gingen  zu  einem 
Sijelo.  Es  waren  dies  die  Frauen  der  Dizdarevi6i  aus  dem  Orte  Gradina.  Sie  gingen 
zur  Stadt  (Trebinje)  und  nahmen  unsere  Grossmutter  mit  sich.  Auf  dem  Wege  ver- 
hielten sich  die  Frauen  ruhig,  nur  einem  jungen  Weibchen  Hess  der  Teufel  keine  Ruhe. 
In  ihrem  Uebermuthe  schlug  sie  die  Anderen,  lachte  aus  vollem  Halse  und  stiess  bald 
die  eine,  bald  die  andere  an.  Da  plötzlich  hüpft  eine  Kröte  über  den  Weg.  Die  junge 
Frau  stiess  auch  die  Kröte,  welche  unförmig  aufgebläht  war,  und  sagte  zur  Schwieger- 
mutter, indem  sie  sie  an  der  Feredia  (dem  Mantel)  zupfte:  „Mama,  Mama!  Sieh  diese 
Kröte,  wie  sie  hochschwanger  ist."  (Neno,  neno,  bona!  Vidi  ove  babetine,  kako  je 
trudna!)  Die  Schwiegermutter  erwiderte  der  jungen  Frau:  „Geh  zum  Teufel  sammt 
der  Kröte,  du  Uebermuth".  Das  junge  Weib  wendete  sich  nun  zur  Kröte  mit  den 
Worten:  „Hörst  du,  Kröte!  Wenn  du  gebären  wirst,  rufe  mich  zum  Entbindungsfeste." 
(Cujeä,  babo,  bona!  Kad  rodis,  zovni  mi  na  babine!). 

Einige  Zeit  war  nach  diesem  Vorfalle  vergangen,  als  kurz  vor  Mitternacht  der 
Hof  vor  dem  Hause  der  Dizdarevi6i  im  hellsten  Lichte  erglänzte.  Da  gab  es  Gesang, 
Spiel  und  Musik.  Die  Teufel  waren  um  das  junge  Weib  gekommen ;  einige  derselben 
blieben  im  Hofe,  die  übrigen  schlichen  sich  in  ihr  Schlafzimmer,  erweckten  sie  aus  dem 
Schlafe  und  forderten  sie  auf,  jener  Kröte  Hebammendienste  zu  leisten,  wie  sie  es  in 
jener  Kamazannacht  versprochen.  Schreck  und  Entsetzen  erfasste  das  junge  Weib, 
denn  sie  konnte  es  nicht  fassen,  dass  sie  Hebamme  bei  der  Kröte  sein  und  mit  den 
Teufeln  zu  ihr  wandern  solle;  sie  bat  daher,  man  möge  ihr  dies  erlassen.  Allein  die 
Teufel  wollten  hievon  nichts  hören  und  forderten  sie  neuerlich  auf,  ihnen  zu  folgen. 
Als  sie  nun  zu  ihr  sagten,  sie  möge  die  Augen  schliessen,  was  sie  sofort  that,  fand 
sie  sich  im  Augenblicke  in  einer  Höhle  mitten  unter  Teufeln. 

Grosser  Gott!  die  ganze  Höhle  war  gefüllt  mit  Teufeln  und  Teufelinnen.  Die  von 
den  Teufelinnen  umgebene  Kröte  liegt  in  Geburtswehen.  „Kaum  hatten  sie  mich  er- 
bUckt"  —  so  erzählte  später  das  junge  Weib  —  „als  sie  fröhlich  ausriefen:  Da  ist 
die  Hebamme!"  Schnell  machten  sie  ihr  Platz.  Sie  setzte  sich  nieder,  die  Teufelinnen 
fingen  aber  an  zu  singen: 

„Wenn  ein  Mädchen  wird  geboren  — 

Weh'   der  Hebamme! 
Wird  jedoch  ein  Knab'   geboren, 
.    Heil  der  Hebamme''. 

(Ako  se  rodi  fensko  dijete   — 

kuku  babici! 
Ako  ae  rodi  mudko  dijete  — 
blago  babici!) 
B«od  III.  36 


662  n.    VolkBkunde. 

Das  arme  junge  Weib  wollte  vor  Entsetzen  fast  vergehen.  Zum  Glücke  kam  ein 
männliches  Kind  zur  Welt,  und  alle  Teufelinnen  jubelten:  „Heil  der  Hebamme,  Heil 
der  Hebamme !"  Wer  war  nun  glücklicher  als  das  junge  Weib,  welches  die  Teufel  in 
Stücke  zerrissen  hätten,  wenn  ein  weibliches  Kind  zur  Welt  gekommen  wäre.  Sie  band 
dem  Neugeborenen  den  Nabel  ab,  wusch  ihn  und  wickelte  ihn  in  Windeln.  Jetzt  begann 
ein  fröhliches  Fest  mit  Spiel  und  Tanz.  Da  gab  es  Brot  und  Essen  jeder  Art.  Es 
gab  schwarzes,  grünes,  gelbes,  rothes  Brot;  es  wird  musicirt,  gesungen  und  getanzt. 
Dem  jungen  Weibe  wird  zugesprochen,  doch  etwas  zu  essen.  Sie  betrachtet  das 
Brot  und  fragt:  „Sagt  mir  um  Gottes  Willen,  was  ist  dies  für  ein  schwarzes  Brot?" 
„Dies  Brot  ist  aus  jenem  Getreide,  welches  ihr  Menschen  beim  Säen  (durch  Flüche) 
dem  Teufel  übergebt.  Wir  kommen,  sammeln  das  Getreide,  euch  aber  bleibt  die  Erde 
zum  Essen,"  erwiderten  die  Teufel. 

„Und  jenes  grüne  Brot?"  frug  die  Frau.  „Dies  ist  von  jenem  Getreide,  welches, 
aus  der  Erde  hervorgesprossen,  auf  dem  Acker  grünend,  von  euch  durch  Flüche  dem 
Teufel  zugesprochen  wird.  Wir  kommen  dann,  heben  das  Getreide  vom  Felde,  euch 
aber  bleibt  das  Gras  zum  Essen  übrig,"  sagten  die  Teufel. 

„Und  jenes  gelbe?"  —  „Dies  ist  vom  reifen  Getreide.  Ihr  kommt  zum  Schnitt 
und  überliefert  uns  das  reife  Getreide  durch  euere  Flüche.  Wir  nehmen  und  tragen 
es  weg,  euch  aber  bleibt  das  leere  Stroh.     Ihr  esset  also  Stroh. "^) 

Als  die  Frau  die  Teufel  so  ausgefragt  hatte,  blieb  ihr  nichts  Anderes  übrig,  als 
zu  essen.  Sie  nahm  einen  Löffel  zur  Hand  und  fing  an  zu  essen.  Bald  war  sie  von 
reichgekleideten  Teufeliniien  umgeben;  eine  derselben  nahm  bei  ihr  Platz.  Sie  war 
mit  einer  lang  herabwallenden  Sammt-Anterija  (Oberkleid)  bekleidet.  Die  junge  Frau 
blickt  starr  auf  dieses  Geschöpf  und  denkt:  „Um  Gottes  Willen,  ist  dies  nicht  das  Kleid 
meiner  Schwiegermutter?  Ja,  bei  Gott,  es  ist  jenes  Kleid!  Aber  ich  will  es  bezeichnen, 
und  sobald  ich  nach  Hause  zurückkehre,  will  ich  sehen,  was  an  der  Sache  ist."  Schnell 
griff  sie  mit  der  Hand  in  die  Halva  (eine  süsse  Mehlspeise)  und  drückte  einen  Finger 
der  fetten  Hand  auf  die  Antcrija  der  neben  ihr  sitzenden  Teufelin,  wovon  am  Kleide  ein 
linsenförmiger  Fleck  zurückblieb.  Als  sich  Alle  gesättigt  hatten,  wollte  die  junge  Frau 
aufbrechen,  doch  Hessen  die  Teufel  dies  nicht  zu,  sie  behielten  sie  noch  mehrere  Tage, 
während  welcher  Zeit  sie  in  der  Höhle  unzählige  Opanken  (mehrere  Pferdelasten 
voll)  zu  Gesiclit  bekam.  Sie  frug,  woher  so  viele  Opanken  kämen?  Die  Teufel  ant- 
worteten ihr:  „Alle  diese  Opanken  zerrissen  wir  während  unserer  Nachstellungen,  um 
die  Menschen  für  uns  zu  gewinnen." 

Endlich  erklärten  die  Teufel  in  einer  Nacht  der  jungen  Frau,  sie  möge  sich  nun 
zur  Rückkehr  bereithalten.  Die  Schürze  füllten  sie  ihr  mit  den  Schalen  vom  Sa- 
ramsak  (Knoblauch)  und  sprachen  zu  ihr:  „Wenn  du  zu  Hause  bist,  wirf  diese  Schalen 
hinter  die  Thür".  Wieder  schloss  die  junge  Frau  die  Augen,  und  als  sie  dieselben 
öffnete,  befand  sie  sich  in  ihrem  Zimmer.  Sie  warf  die  Schalen  hinter  die  Thür  und 
sah  zu  ihrem  Erstaunen,  wie  sich  diese  in  Ducaten  verwandelten.  Ohne  das  Gold 
weiter  zu  beacliten,  eilt  sie  zur  Schwiegermutter  und  richtet  an  diese  die  Frage:  „Ich 
beschwöre  dich  bei  Gott,  sage  mir  wahrheitsgetreu,  wo  war  an  dem  und  dem  Tage 
deine  Antcrija?"  —  „In  der  Truhe,"  antwortet  die  Alte.  Nun  erzählt  die  junge  Frau, 
was  sich  mit  ihr  zugetragen  habe,  und  dass  sie  die  Antcrija  an  einer  Teufelin  gesehen 
und  an  der  und  der  Stelle  mit  der  von  der   Halva   fett  gewordenen   Hand  bezeichnet 


*)  Wovon  das  rothe  Brot  erzeugt  wird,  konnte  ich  nicht  erfahren.     Meine  Tante  meinte,  sie   könne 
sich  daran  nicht  erinnern. 


De  lief.    Wie  unser  Volk  denkt.  563 

habe.  „Gehen  wir  nun"  —  sprach  sie  weiter  —  „zu  deiner  Truhe  und  sehen  wir  nach, 
ob  es  wirklich  deine  Anterija  war."  Die  Schwiegermutter  nahm  die  Schlüssel  und 
üflFnete  ihre  Truhe,  da  fand  sich  an  der  Anterija  der  Fettfleck. 

Dies  ist  die  Geschichte  von  den  Teufeln,  die  verflucht  sein  mögen! 

S.  Allerlei  Yorhersaguiigen. 

Oft  wird  es  vorkommen,  dass  die  eben  getraute  junge  Frau,  kaum  ins  Haus  ihres 
Mannes  gebracht,  irgend  eine  Speise  ohne  Wissen  der  Hausgenossen  an  sich  nimmt, 
um  sie  zu  essen.  Will  es  nun  der  Zufall,  dass  irgend  ein  Familienmitglied,  sagen  wir 
beispielsweise  die  Schwiegermutter,  in  diesem  Momente  ins  Zimmer  tritt,  so  wird  die 
junge  Frau  sogleich  ihr  Gesicht  mit  den  Handflächen  verdecken  oder  die  beiden  Hände 
vor  dem  Gesicht  kreuzen.  Dies  thut  sie  aus  Scham,  ertappt  zu  sein,  ohne  zu  ahnen,  was 
daraus  entstehen  wird.  Ist  nämlich  die  junge  Frau  guter  Hoflnung,  so  wird  ihr  Kindlein 
im  Gesichte  an  der  Stelle,  wo  die  Mutter  die  Hände  auflegte,  ein  Mal  erhalten.  Wo 
immer  die  Hand  das  Gesicht  bedeckte,  dort  wird  das  Kindlein  ein  rosenrothes  Mal 
genau  von  der  Grosse  der  Hand  bekommen,  und  dieses  bleibt  ihm  für  seine  Lebenszeit 
unverwischbar.  

Sieht  eine  schwangere  Frau  ein  Schaf  schlachten  und  hört  das  Röcheln  des  Thieres, 
so  wird  ihr  Kindlein  gewiss  ein  Schnarcher  sein.  Deshalb  ist  es  nach  dem  Volksglauben 
sicher,  dass  die  Mutter  eines  Menschen,  der  schnarcht,  zu  jener  Zeit,  als  sie  ihn  unter 
dem  Herzen  trug,  der  Abschlachtung  eines  Schafes  beigewohnt  habe. 


Wenn    die   schwangere   Frau   eine   Feuersbrunst   erblickt,    so    wird   ihr  Kind  mit 
Geschwüren  bedeckt  zur  Welt  kommen.     Sein  ganzer  Körper  wird  voller  Wunden  sein. 


Wird  ein  neugebornes  Kind  zum  ersten  Male  von  einer  zanksüchtigen  Frau,  der 
man  nichts  recht  machen  kann,  gesäugt,  so  wird  auch  das  Kind  während  seines  ganzen 
Lebens  streitsüchtiger  und  weinerlicher  Natur  sein  und  alles  Mögliche  fordern  —  nie  wird 
es  sich  zufrieden  geben.   Solch'  ein  Kind  ist  im  Kindesalter  recht  böse,  eine  wahre  Plage. 

Ebenso  böse  bleibt  das  Kind,  wenn  es  von  einer  Zigeunerin  gesäugt  wurde.  Des- 
halb sagt  man  auch  zu  einem  mit  der  ganzen  Welt  unzufriedenen  Menschen:  „Du  be- 
nimmst dich,  als  ob  dich  eine  Zigeunerin  gesäugt  hätte."  (K'o  da  te  ciganka  zadojila.) 

Wenn  ein  Kind  mit  der  Haube  (u  koäuljici)  zur  Welt  kommt,  so  soll  es  mit  der- 
selben an  den  beiden  Wangen  abgerieben  werden,  dann  wird  es  stets  rothwangig  sein. 


Wenn  sich  deine  Kinder  nicht  aufziehen  lassen  und  nach  der  Reihe  hinsterben, 
so  nimm  beim  Begräbnisse  eines  derselben  die  Wiege  mit  auf  den  Friedhof  und  lass 
sie  am  Grabe  zurück  oder  zertrümmere  sie  dort.  Dann  bleiben  deine  künftigen 
Kinder  am  Leben.  ^)  

Hast  du  keine  Kinder,  so  nimm  sieben  Zweigspitzen  einer  Buche.  Diese  Spitzen 
musst  du  nüchternen  Magens  am  St.  Georgstage  früh  Morgens  essen,  dann  wirst  du 
Kinder  bekommen. 

*)  Dieser  Brauch  kommt  zumeist  imBezirkeViSegrad  vor.  Dort  finden  sich  auf  Friedhöfen  eine 
Menge  Wiegen,   insbesondere  im  südwestlichen   Theile  des  Bezirkes  an  den  Friedhöfen   neben   der  Drina. 

30* 


564  II.    Volkskunde. 

Wenn  du  an  Appetitlosigkeit  leidest,  so  stiehl  einer  Zigeunerin  aus  ihrer  Tasche 
ein  Stück  Brot  und  iss  es  auf.  Dann  kommt  dir  gewiss  die  Lust  zum  Essen,  du  wirst 
Alles  mit  Heisshunger  verspeisen. 

Wenn  du  zu  einem  Requiem  (o  zadufinieama),  bei  welchem  die  Trauernden  fiir 
das  Seelenheil  des  Gestorbenen  Kerzen  anzttnden,  in  die  Kirche  gehst,  so  trachte  eine 
solche  Kerze  aus  der  Kirche  wegzutragen;  dies  darf  aber  Niemand  bemerken.  Auch 
darf  die  Kerze  auf  keinen  Fall  deine  eigene,  sie  muss  eine  fremde  sein.  Diese  Kerze 
verwahre  in  deiner  Truhe.  Schwillt  irgend  eine  Stelle  deines  Körpers  —  wovor  dich 
Gott  bewahren  möge  —  an,  so  musst  du  mit  dem  angebrannten  Kerzentheile  die 
schmerzhafte  Stelle  bestreichen,  und  du  wirst  sogleich  gesund  werden.*) 


Will  ein  Mädchen  erfahren,  wann  es  heiraten  wird,  so  soll  sie  am  Vorabende 
des  St.  Georgstages  im  Garten  drei  Löcher  ausheben.  Am  nächsten  Morgen  muss  sie 
sehr  früh  die  Löcher  besichtigen  und  nachsehen,  ob  sich  in  einem  derselben  irgend  ein 
lebendes  Geschöpf  (ein  Käfer  o.  dgl.)  befindet.  Ist  im  ersten  Loche  ein  Thier,  so  heiratet 
sie  noch  in  demselben  Jahre.  Findet  sie  das  Thier  im  zweiten  Loche,  so  wird  sie  im 
zweiten,  ist  es  aber  im  dritten  Loche,  dann  wird  sie  im  dritten  Jahre  Hochzeit  halten. 


Hat  ein  Mädchen  zwei  Verehrer  und  ist  im  Ungewissen  darüber,  welcher  von 
beiden  sie  mehr  liebt,  so  möge  sie  am  Vortage  des  St.  Georgstages  zwei  Zwiebelpflanzen 
gleich  hoch  beschneiden  und  jede  derselben  einem  ihrer  Verehrer  zudenken.  Welche 
dieser  beiden  Pflanzen  am  nächsten  Morgen  höhere  Blätter  hat,  jener  Bursche  liebt 
sie  mehr.  .   

Wenn  ein  Mädchen  wissen  will,  von  welcher  Seite  ihr  zukünftiger  Gatte  kommen 
wird,  so  möge  sie  am  Vortage  des  St.  Georgstages  eine  Brennessel  aus  der  Erde  reissen, 
diese  im  Garten  pflanzen  und  gut  begiessen.  Am  nächsten  Morgen  soll  sie  nun  die 
Brennessel  besichtigen:  auf  welche  Seite  sie  ihre  Blätter  hinneigt,  nach  jener  Seite 
wird  sie  verheiratet  werden. 

Dasselbe  kann  ein  Mädchen  erfahren,  wenn  es  am  Vorabend  des  St.  Georgstages 
den  Herd  abkehrt.  Sie  möge  die  Asche  in  das  umgekehrte  Sieb  hineinschütten  und 
nun  hinter  sich  auf  den  Herd  streuen.  Hiebei  möge  sie  sich  einen  Ort,  nach  dem  sie 
verheiratet  zu  werden  hofft,  denken.  Am  nächsten  Morgen  findet  sie  in  der  Asche 
eine  Furche,  durch  die  irgend  ein  Käfer  gekrochen.  Nach  der  Richtung  dieser  Furche 
wird  sie  heiraten.  _       

Wenn  du  Jemanden  liebst,  dieser  aber  deiner  nicht  achtet,  so  ziehe  aus  den  Hosen 
(ga6a,  Männertracht)  oder  den  Dimlijas  (Frauenbeinkleidern)  das  Band  (ußkur)  heraus 
und  zerschneide  dasselbe  in  zwei  Theile.  Eine  der  beiden  Hälften  des  Hosenbandes 
strecke  nun  auf  der  einen,  die  andere  auf  der  anderen  Seite  jenes  Weges  aus,  den  der 
(oder  die)  von  dir  Geliebte  zu  passiren  pflegt.  Nun  must  du  trachten,  dass  er  zwischen  den 

*)  Hiebei  wird  die  schmerzhafte  SteUe  dreimal  mit  dem  angebrannten  Dochte  betupft,  wobei  etwas 
gesprochen  wird.  Dann  wird  die  betreffende  Stelle  mit  dem  Safte  aus  einer  Tabakspfeife  bestrichen.  Mir 
selbst  wurde  einmal  eine  Geschwulst  so  behandelt,  und  sie  verschwand  bald  darauf;  vielleicht  bewirkte  der 
Tabaksaft  die  Heilung. 


Delic.    Wie  unser  Volk  denkt.  565 

beiden  Hosenbandtheilen  durchgeht.  Sobald  dies  geschehen,  nimm  die  Theile  gleich 
weg,  verbinde  sie  wieder  in  ein  Ganzes,  ziehe  sie  in  die  Hosen  ein  und  binde  diese 
wieder  zusammen.  So  haben  wir  die  betreffende  Person  an  uns  gebunden.  Sie  ist  uns 
nun  ganz  sicher,  mag  es  ein  Mann  oder  ein  Weib  sein. 


Wenn  ein  Jüngling  ein  Mädchen  oder  dieses  einen  jungen  Mann  an  sich  ziehen 
will.  Du  musst  eine  Fledermaus  einfangen  und  diese  mit  einer  Geldmünze  (Dinar) 
abschlachten.  Nun  wirst  du  ihr  mit  einer  neuen  Spindel  den  Bauch  aufschlitzen.  Durch 
diese  Oeffhung  ziehst  du  einen  Goldfaden  hinduroh,  mit  dem  du  die  ganze  Fledermaus 
umwinden  wirst.  Nun  sieh  durch  die  Oeffnung  im  Körper  der  Fledermaus  auf  ein  Mädchen 
und  sprich  hiebei:  „Gott  gebe  es,  dass  ebenso  wie  diese  Fledermaus  blind  herumflog, 
auch  du  dich  in  mich  bis  zur  Blindheit  verschauest."  *)  In  derselben  Weise  spricht 
auch  das  Mädchen,  welches  einen  Jüngling  für  sich  gewinnen  will. 

Die  Fledermaus  kann  aber  auch  in  eine  Pantiäpanja  (spanisches  Brot,  eine  be- 
liebte Mehlspeise)  oder  in  sonst  eine  Bäckerei  eingebacken  werden,  und  diese  Speise 
wird  dann  jener  Person  gesendet,  deren  Liebe  gewonnen  werden  soll. 

Dieselbe  Wirkung  wird  durch  das  Einbacken  von  Eselshim  in  Kuchen  oder  son- 
stige Speisen  erzielt.  Hiedurch  erklärt  es  sich,  weshalb  man  von  einem  Verliebten 
sagt:  „Ja  man  sieht,  dass  sie  (das  Mädchen)  ihm  £selshii*n  zum  Verspeisen  gegeben." 
(E,  dala  mu  je  magareieg  mozga). 


Wenn  es  dir  möglich  ist,  drei  Haare  vom  Kopfe  eines  Mädchens  zu  stehlen,  ohne 
dass  sie  es  bemerkt,  so  trage  die  ausgezogenen  Haare  auf  ein  muhammedanisches  Grab. 
Beim  dort  befindlichen  Kopfstein  ibasluk)  vergrabe  die  drei  Haare  ziemlich  seicht  in 
die  Erde.  Vorher  umwinde  die  Haare  mit  Goldßlden  und  sprich  dabei:  „Gott 
gebe,  dass  sowie  dieses  Grab  um  Niemand  sonst  weiss  als  um  den  Todten  und  um 
Gott,  das  Mädchen  (hier  nenne  ihren  Namen)  auch  nur  um  Gott  und  um  mich 
wissen  möge." 


*)  Hieraus  sieht  man,  dass  das  Volk  fest  glaubt,  dass  die  Fledermaus  blind  sei.    Sonst  würde  es  ja 
nicht  so  sprechen. 


Erzählungen  im  Han  und  Anderes, 

Von 

Johann  Zovko, 

Lehrer  in  Gornji-Vakuf. 

Inhalt:  1.  Die  Entstehung  der  kriechenden  Pflanzen.  —  2.  Das  trockene  Wa.sser  und  das  nasse  Feuer.  — 
3.  Wie  Hund  und  Katze  über  den  jüngsten  Tag  hinaus  Feinde  sind.  —  4.  Der  D2aba-Brauch.  —  ö.  Die 
Prtenjaäi  (Fleisch Verächter).  —  6.  Der  „Ero"  beim  Pferdehandcl.  —  7.  Wie  unser  Bauer  Entfernungen  schKtzt. 


Weil  der  Regen  in  vollen  Strömen  niederrauscht,  so  dass  es  Jedermann  unmöglich 
ist,  das  gastliche  Dach  des  Hans  zu  verlassen,  so  will  ich  euch  etwas  erzählen,  damit 
wir  uns  die  Zeit  möglichst  angenehm  verkürzen.  Was  ich  weiss,  das  will  ich  nicht 
verschweigen,  denn  ich  denke  mir,  es  sei  nicht  gut,  wenn  wir  in  gedrückter  Stimmung 
schweigend  herumsitzen  gerade  so,  als  ob  wir  eine  Unschlittkerze  geschluckt  hätten, 
oder  als  ob  uns  aus  offenen  Augen  Schneeflocken  übers  Gesicht  herniederfielen.  Doch 
was  soll  ich  eigentlich  erzählen?  —  Ich  will  euch  sagen,  wie  der  Kürbis,  die  Melone 
und  ähnliche  Gewächse  zu  kriechenden  Pflanzen  wurden.  Daran  ist  jene  Kürbisart 
schuld,  die  wir  Sakazlija  nennen. 

^  Ich  beginne  also  in  der  Voraussetzung,  dass  mein  Beispiel  euere  Zungen  lösen 
und  jeder  Einzelne  erzählen  wird,  was  er  und  wie  er  es  eben  versteht.  Ich  mache 
es  aber  zur  Bedingung,  dass  jeder  von  euch  ohne  Ziererei  im  Erzählen  fortfiihrt,  ohne 
erst  viel  darüber  nachzudenken,  was  ihm  gut  oder  minderwerthig  dünkt.  Also  ich 
fange  an. 

1.  Die  Eiitstehniig  der  kriechenden  Pflanzen. 

Einst  wuchs  jedes  Gewächs  in  die  Höhe,  und  es  gab  damals  keine  Pflanze,  die 
kriechend  am  Erdboden  li erumschlich.  Aber  lass  nur  den  Hahn  sich  auf  den  Zimmer- 
balken setzen,  er  steigt  gewiss  zum  Dachfirst  empor.  So  strebte  auch  der  Kürbis  nach 
Höherem  wie  das  Oel  im  Wasserglase.  Zahlreich  war  er  in  seiner  Familie  wie  die 
rundlichen  und  länglichen  Glasperlen  an  der  Schnur,  und  es  fiel  ihm  nicht  schwer, 
sich  in  die  Höhe  emporzuranken.  So  wuchs  er  immer  höher  und  höher,  über  die 
Wolken  hinaus  bis  unter  das  Himmelsgewölbe,  bis  es  fast  nicht  mehr  höher  ging. 
Von  oben  herab  hub  er  nun  dummes  Zeug  zu  reden  an.  Da  wollte  es  der  Zufall, 
dass  drei  Pilger  vorüberzogen.  Wer  dieselben  waren?  Wer  weiss  darauf  Antwort 
zu  geben?  Immerhin  waren  sie  gute,  fromme  Leute.  Denn  wären  sie  nicht  gut  ge- 
wesen, so  hätte  sich  gewiss  nicht  ereignet,  was  eben  geschehen  ist.  Welch'  ein  Zufall, 
dass  sie  gerade  zu  dieser  Stelle  ihre  Schritte  lenkten!  Sie  bemerkten  den  Kürbis,  wie 
er  sich  in  seinem  Stolze  erhöhte  und  hochmüthig  aufblähte  und  wurden  darob  unwillig. 
Einer  der  Pilger  fragte  die  Anderen:  „Was  sollen  wir  mit  ihm  thun?  Statt  dass  er  Gott 


Zovko.    Erzähluiifi^en  im  Hau  und  Anderes.  567 

Dank  sagt  för  das,  was  er  besitzt,  überhebt  er  sich  in  seinem  Hochmuthe.  Sollen 
wir  ihn  nicht  verfluchen?"  Der  zweite  Pilger  war  mit  diesem  Vorschlage  einverstanden, 
der  dritte  erwiderte  aber:  „Nein,  auf  keinen  Fall.  Weshalb  sollten  wir  dies  thun? 
Wir  wollen  vielmehr  darum  beten,  dass  sowohl  beim  Kürbis  als  auch  bei  anderen 
Pflanzen,  die  gleich  ihm  rasch  wachsen,  die  Frucht  unverhftltnissraässig  gross  und  reich 
werden  möge.  Dies  wird  —  ihr  werdet  es  sehen  —  sowohl  für  diese  Pflanzen  als  auch 
für  die  Menschen  weit  segenbringender  sein."  —  Dem  stimmten  die  Beiden  Anderen  bei, 
und  alle  Drei  beteten :  „Der  gerechte,  gute  und  barmherzige  Gott  möge  es  fugen,  dass 
du  stolzer  Kürbis  unter  der  Last  deiner  Früchte  dich  herabneigest.  Dies  sei  von  Vor- 
theil  und  Glück  dir  und  Anderen!"  (Da  bog  da,  aktihala  naredno  te  se  od  rod  i  pod 
rodom  zabilc  i  prebile.  Od  bohta  i  hajira  bile  i  sebi  i  drugora!)  Sie  hatten  ihr  Gebet 
noch  nicht  beendet,  als  die  bisher  kleinen  Früchte  erschrecklich  anwuchsen,  und  unter 
ihrer  Last  jene  Schäfte,  die  zur  Höhe  strebten,  sich  zur  Erde  herabneigten. 

Hätten  die  frommen  Pilger  den  Kürbis  verflucht,  so  wäre  hieraus  für  Niemand 
Nutzen  entsprungen.  Immer  ist  es  das  Beste,  im  Glück  und  Unglück  mit  Ueberlegung 
und  Mässigung  zu  handeln.  Wendest  du  Güte  an,  so  wird  es  auch  dir  zum  Guten 
ausschlagen;  das  Böse  wird  auch  dir  Böses  einbringen.  So  ist  es  heute  und  so  war  es 
jederzeit.  So  wird  es  immer  und  für  jeden  sein;  sagt  doch  das  Sprichwort:  „Wie 
du  mir,  so  ich  dir"  (Zajmi6  —  vratiö). 

2.  Das  trockene  Wasser  und  das  nasse  Feuer. 

Wäre  der  Antichrist  etwas,  oder  würde  es  nach  seinem  Willen  gehen,  er  würde 
das  jüngste  Gericht  lieber  heute  als  morgen  haben.  Er  könnte  es  übrigens  ohne  be- 
sondere Mühe  erzielen,  wenn  es  ihm  gelänge,  trockenes  Wasser  und  nasses  Feuer 
(suha  voda  i  mokra  vatra)  zusammenzubringen.  Deshalb  ist  er  Tag  und  Nacht  bestrebt, 
es  zu  Stande  zu  bringen  und  nähert  deshalb  das  trockene  Wasser  und  das  nasse  Feuer 
einander  immer  mehr.  Und  während  er  das  anstrebt,  wird  die  Welt  immer  gottloser 
und  schlimmer.  Kurz  vor  dem  jüngsten  Tage  wird  man  vor  lauter  Bosheit  und  Schlech- 
tigkeit gar  nicht  leben  können.  Aber  was  will  der  Gehörnte?  Er  kann  nicht  anders, 
als  wie  ihm  der  Herrgott  befohlen,  er  kann  das  Wasser  und  das  Feuer  nur  in  so  und 
so  viel  Zeit  zusammenbringen.  Dass  es  einmal  geschieht,  darüber  ist  kein  Wort  zu 
verlieren,  denn  Gott  gab  ihm  diese  Macht,  und  gegen  den  göttlichen  Willen  vermag 
Niemand  etwas.  Sei  es,  wie  es  will,  nur  das  wolle  Gott  niclit  geben,  dass  es  zur  Ver- 
dammniss  der  Seele  führt.  Auch  seine  Macht  wird  nicht  ewig  währen,  wie  noch  keine 
von  ewiger  Dauer  war. 

8.  Wie  Hund  und  Katze  Ober  den  Jtingsten  Tag  hinaus  Feinde  sind. 

Beim  jüngsten  Gerichte  wird  sich  Alles  gegen  den  Menschen  erheben,  um  ihn 
anzuklagen  fiir  das,  was  er  verschuldet  oder  auch  nicht  verschuldet  hat:  allein  diese 
Feindschaft  wird  nicht  länger  andauern  als  eine  Viertelstunde.  Wehe,  wenn  es  anders 
wäre!  Nur  Wenige  würden  in  diesem  Falle  selig  werden.  Zuerst  wird  sich  die  Katze 
erheben,  selbstverständlich  nur  gegen  diejenige,  die  ihre  grösste  Gönnerin  und  Wohl- 
thäterin  gewesen,  gegen  die  Hausfrau.  Würde  sie  in  ihren  Anklagen  nicht  unterbrochen, 
so  würde  es  der  Hausfrau  übel  ergehen,  denn  die  Katze  wüsste  durch  ihre  List  Alle 
auf  ihre  Seite  zu  bringen.  Schlimm  wäre  die  Frau  dann  angeschrieben.  Was  der  Katze 
nur  einfallen  wird:  Alles  wird  sie  vorbringen,  ohne  darauf  zu  sehen,   ob  es  recht  oder 


568  II.    Volkskunde. 

unrecht  ist,  die  verschiedensten  Verleumdungen:  wie  sie  von  der  Hausfrau  aufs  Un- 
barmherzigste geschlagen,  wie  sie  verfolgt  worden,  wie  sie  in  ihrem  Hause  tödtliche  Unbill 
und  Hunger  zu  ertragen  gehabt.  Gegen  diese  Lügen  der  Katze  wird  sich  der  Hund  erheben; 
er  wird  die  Katze  beschimpfen  und  das  Recht  verfechten :  „Wie  kannst  du  so  etwas  sagen" 
—  wird  der  Hund  abwehrend  vorbringen  —  ,, während  ich,  der  ich  vor  der  Thiir  auf 
dasjenige,  was  Andere  übriggelassen,  gewartet  und  mich  mit  nackten  Knochen  begnügt 
habe,  mich  nicht  beklage  und  bekennen  muss,  dass  ich  satt  gewesen  bin.  Wie  ist  es 
also  erst  dir  ergangen,  die  du  immer  in  der  Nähe  der  Schüssel  beim  Tische  gehockt 
hast?  Schämst  du  dich  nicht,  jetzt  auch  noch  zu  klagen.  Wenn  es  noch  wahr  wäre, 
was  du  sprichst.  .  .  ."  Dann  wird  die  Katze  ihn  anschnauben :  „Ja,  so  ist's,  wie  du 
sagst!  Du  kennst  ja  nicht  einmal  dein  Leid  und  deine  Pein,  wie  solltest  du  jene  von 
Anderen  kennen?  Wie  mir  gewesen,  weisst  du  nicht  und  brauchst  du  auch  nicht  zu 
wissen.  Du  hnst  auf  dich  selbst  Acht  zu  geben!  Um  mich  brauchst  du  dich  nicht  zu 
kümmern.  Jeder  möge  vor  seiner  Thtir  kehren,  ich  mische  mich  auch  nicht  in  fremde 
Angelegenheiten.  Ueberdies  kannst  du  auch  leicht  reden.  Du  hast  weder  so  gelitten, 
noch  dich  so  abgequält  wie  ich.  Dir  haben  sie  Knochen  zum  Benagen  vor  die  Thür 
geworfen,  mich  aber  haben  sie  unter  dem  Tische  nicht  einmal  bemerkt." 

„Und  wer  ist  Schuld,  wenn  sie  dich  nicht  bemerkt  haben?"  widerlegt  sie  der 
Hund.  „Dir  stand  es  wahrlich  nicht  zu,  dass  du  beim  Tische  lungerst  wie  eine  räudige 
Ziege.  Auch  du  solltest  vor  der  Thür  stehen.  Niemand  wehrte  es  dir,  wie  auch  nicht 
mir.  Aber  du  hast  höher  hinaus  wollen,  und  dein  Hochmuth  konnte  es  nicht  ertragen, 
vor  der  Thür  zu  stehen.     Dein  Name  müsste  ja  damit  verschwinden." 

„Geh*,  geh',  du  Narr,"  sagt  darauf  die  Katze.  „Wer  wird  mit  dir  noch  reden. 
Du  bist  ein  wahrer  Niemand,  dem  es  nur  um  Streit  und  um  nichts  Anderes  zu  thun 
ist.  Wer  wird  mit  einem  Taugenichts  bis  ans  Ende  gehen.  Dir  könnten  viele  Zigeuner 
nicht  beikommen,  umsoweniger  ich." 

Hierauf  wird  diese  Streitfrage  entschieden.  Die  Hausfrau  wird  als  gerechtfertigt 
anerkannt,  und  die  Katze  muss  sich  zurückziehen,  weil  sie  Unrecht  hat.  Aber  die  er- 
bitterte Feindschaft  und  der  Hass  zwischen  ihr  und  dem  Hunde  wird  noch  über  den 
jüngsten  Tag  hinaus  bestehen. 

4.  Der  y^D^aba^^-Braneh. 

Es  gibt  kaum  einen  älteren  Kafed/ija  in  Bosnien,  besonders  in  kleineren  Orten, 
der  nicht  zu  erzählen  wüsste  von  diesem  Brauch.  Der  sogenannte  „Dzaba"-Brauch 
besteht  darin,  dass  der  betreffende  Kafedzija,  wenn  bei  einem  seiner  täglichen  Gäste 
irgend  ein  fröhlicher  Vorfall,  z.  B.  Heirat,  Geburt  o.  dgl.  stattfindet,  mit  einem 
vollen,  grossen  Ibrik  (einer  türkischen  Kaffeekanne)  von  einem  der  Stammgäste  zum 
anderen  wandert  und,  jedem  in  den  Findian  (die  kleine  Kaffeetasse)  einschenkend, 
ruft:  „D^aba!"  „Diaba!"^)  Wer  von  seinen  Gästen  einen  eigenen  Findian  gebraucht, 
dem  giesst  er  in  denselben  den  Kaffee,  ohne  jedoch  den  Ruf  zu  unterlassen.  Fragt  man 
ihn,  warum  er  die  „Dzaba"  vertheile,  so  antwortet  er:  es  heiratet  der  und  der,  oder 
diesem  oder  jenem  ist  ein  Kind  geboren  u.  s.  w.  Man  darf  natürlich  nicht  meinen, 
dass  der  Kafed/ija  die  Kosten  dieses  Gratiskaffees  bestreitet;  derjenige,  zu  dessen  Feier 
die  Vertheilung  stattfindet,  pflegt  ihn  immer  durch  ein  entsprechendes  Geschenk  zu 
entschädigen. 


*)  D2aba  =  umsonst,  unentgeltlich. 


Zovko.    Erzählungen  im  Han  und  Anderes.  5b9 

5.  Die  „PrtenJaSI"  (Flelschverüchter). 

In  der  Gegend  von  Rama  bis  nach  Gornji  Vakuf  und  Fojnica  bewahrt  der  heu- 
tige Wortschatz  die  Erinnerung  an  gewisse  „Prtenjaäi".  Worauf  diese  Bezeichnung 
zielt,  erhellt  am  besten  aus  dem  Folgenden.  Wenn  Jemand  bei  Festmälern  oder  ähn- 
lichen Anlässen  das  Fleisch  und  sonstige  schwerere  Speisen  verschmäht  und  sich  vege- 
tabilischer Kost  zuwendet,  trotzdem  ihm  von  allen  Seiten  bis  zum  Ueberdrusse  zuge- 
sprochen wird,  doch  Fleisch  zu  essen,  so  muss  er  oft  den  Vorwurf  hören:  „Du  bist 
gerade  so  wie  die  einstigen  Prtenjaäi."  EÜnen  ßolchen  Vorwurf  musste  ich  mir  selbst 
einmal  gefallen  lassen,  und  da  fragte  ich  mich,  ob  das  Wort  nicht  mit  dem  alten  Bogu- 
milenthum  in  irgendwelchem  Zusammenhange  stehe.  Es  heisst  ja,  dass  die  alten  Bos- 
niaken  und  Hercegovcen  als  eifrige  Patarener  das  Fleischessen  filr  Sünde  hielten.  Die 
Selbstvervollkommnung  bedingte  bei  ihnen  eine  vegetarianische  Lebensweise.  Es  würde 
sich  verlohnen,  zu  untersuchen,  ob  dieser  Zusammenhang  wirklich  besteht,  und  ob  die 
Bogumilen  einst  den  Spottnamen  „Prtenjaäi"  geführt  haben. 

6.  Der  99Ero^^  beim  Pferdeliandel. 

Zwischen  den  Bosniern  und  den  Hercegovcen  gilt  beim  Pferdehandel  seit  jeher 
der  Grundsatz,  dass  Einer  den  Andern  übervortheilen  darf.  Hat  der  Bosnier  ein  dämpfiges 
oder  lungenkrankes  Pferd,  so  versucht  er  es  auf  jede  Art  an  den  Hercegovcen  zu 
verhandeln.  Und  man  sehe  und  staune!  „Ero"  (Spottname  des  Hercegovcen)  kauft 
gern  solche  Pferde,  obwohl  er  deren  Fehler  genau  kennt.  Man  muss  zwar  anerkennen, 
dass  der  Bosnier  sich  aufs  Beste  bemüht,  sein  Pferd  als  gesund  zu  verkaufen,  doch 
ohne  Erfolg;  er  muss  es  als  krank,  wie  es  thatsächlich  ist,  verkaufen.  Für  den  Bosnier 
ist  es  werthlos,  und  „Ero"  kauft  es  doch,  denn  er  braucht  es.  Wenn  er  es  nicht 
nöthig  hätte,  würde  er  es  auch  nicht  kaufen,  denn  wenn  man  „Ero"  auch  Vieles  nach- 
sagt, im  Pferdehandel  geht  er  sicher  wie  selten  Einer.  Er  wird  das  Pferd  auscuriren 
und  wieder  herstellen,  dass  man  es  gar  nicht  wieder  erkennt.  Seine  Hercegovina,  be- 
sonders die  Gegend  von  Rakitno  und  Duvno,  ist  für  die  Pferde  ein  wahres  Madeira 
oder  Nizza.  Die  dämpfigsten  Pferde  werden  da  gesund  und  wieder  hergestellt,  wozu 
die  Weide  und  die  Luft  das  Meiste  beitragen.  Aber  nach  unfehlbarer  Erfahrung  darf 
ein  so  curirtes  Pferd  nicht  mehr  zurück  nach  Bosnien,  denn  es  würde  sofort  wieder 
krank  werden,  sondern  es  muss  auch  fernerhin  in  der  Hercegovina  verbleiben,  wenn 
der  „Ero"  nicht  vorzieht,  es  doch  Jemandem  ausser  seinem  Steinlande  anzuhängen. 

7.  Wie  unser  Bauer  Entfernungen  sehätzt. 

Gott  und  die  Gottesmutter  sollen  euch  in  ihren  gnädigen  Schutz  nehmen,  wenn 
ihr  irgendwohin  zu  reisen  habt  und  nicht  wisset,  wie  weit  es  bis  zu  dem  Zielpunkte 
ist.  Kaum  könnt  ihr  erwarten,  dass  euch  irgend  ein  Bauer  begegnet,  der  euch  das  zu 
sagen  weiss.  Wenn  es  Wegzeiger  gäbe,  so  ginge  es  leicht,  aber  wo  wollt  ihr  solche  in 
der  steinigen  Gegend  finden,  und  zu  was  wären  dieselben  auch  da,  wenn  der  Bauer 
von  Kilometern  so  viel  versteht  wie  der  Esel  vom  Geschriebenen.  Und  sollen  Weg- 
weiser nur  euretwegen  errichtet  werden,  die  ihr  nur  das  erste  und  zugleich  das  letzte 
Mal  da  passirt?  Man  wusste  ja  gar  nicht,  dass  euch  ein  guter  Wind  dahei-wehen  würde, 
sonst  hätte  man  schon  irgend  eine  Art  und  Weise  ausfindig  gemacht,  die  euch  befrie- 
digen würde.     Sei  dem  wie  es  wolle,  ihr  streckt  die  Zunge  vor  Ermüdung  heraus,  und 


570  II.    Volkflknnde. 

wenn  sich  hiczu  noch  die  Sommerhitze  oder  die  Bora  oder  die  strenge  Winterkälte 
gesellt,  so  könnt  ihr  kaum  erwarten,  den  ersten  Besten,  den  ihr  begegnet,  zu  fragen, 
wie  weit  es  noch  dahin  ist,  wohin  ihr  so  sehnsüchtig  zu  kommen  wünscht,  als  würde  euch 
dort  schon  gekochter  Pilav  erwarten.  Schliesslich  begegnet  ihr  doch  Jemanden  und 
fragt  ihn  nach  der  Entfernung.  „Solange  eine  Cigarette  reicht"  (Joä  cigar  duhana), 
lautet  die  Antwort.  Wäret  ihr  auch  kein  eifriger  Raucher,  ihr  würdet  euch  doch  be- 
eilen, eine  zu  drehen  und  anzuzünden,  um  endlich  zu  erfahren,  wie  lange  ihr  noch  zu 
wandern  habt. 

Aber  o  weh!  Wäre  die  CigarettQ  stangenlang,  ihr  würdet  sie  ausrauchen,  ohne 
ans  Ziel  zu  kommen.  Begegnet  ihr  dann  einem  Zweiten  und  fragt  den,  so  wird  auch 
der  das  Gleiche  antworten,  ebenso  ein  Dritter. 

Sagt  euch  Jemand,  es  ist  nicht  einmal  so  weit,  dass  man  eine  Pfeife  Tabak  aus- 
rauchen könnte  (Nema  joä,  kolik  lula  duhana,  §to  bi  ispuSio),  so  dürft  ihr  überzeugt 
sein,  dass  euch  die  Fusssohlen  aufspringen,  wenn  ihr  nicht  gewohnt  seid,  zu  Fuss  zu 
gehen;  so  weit  ist  es. 

Fragt  ihr,  ob  es  noch  weit?  —  und  das  weiss  der  Bauer  —  so  wird  er  euch  sagen: 
„Nur  noch  einen  guten  Athemzug  weit."  —  Dann  ist  aber  das  Beste,  dass  ihr  euch 
bei  Zeiten  um  ein  Nachtquartier  umseht.  Ist  der  Ort  nahe,  um  den  ihr  gefragt,  so 
wird  man  euch  antworten:  „Nur  noch  einige  Büchsenschüsse  entfernt;  nur  gleich  um 
die  Ecke,  und  ihr  werdet  zur  Stelle  sein",  oder  „Gleich  hinter  jenem  Felde".  In  diesem 
Falle  könnt  ihr  getrost  die  Schuhe  wieder  anziehen,  denn  es  heisst  noch  weiterwandern. 
Und  noch  auf  vielerlei  Art  wird  man  euch  die  Entfernung  und  Zeit  bemessen,  bevor 
ihr  beim  Ziele  ankommt. 

Dies  sind  die  üblichsten  Zeitmasse,  und  unser  wandernder  Bauer  kennt  den  Werth 
dieser  Ausdrücke  so  genau,  dass  ihn  die  Autwort  befriedigt,  auch  wenn  Zwei,  die  er 
in  ziemlichen  Abständen  begegnet,  sagen:  „Eine  Cigarette"  oder  „eine  Pfeife  Tabak  weit." 
Er  ärgert  sich  über  derlei  Antworten  nicht,  sie  sind  ihm  alltäglich,  denn  er  versteht 
sie  und  weiss  seine  Bcreclinung  darnach  anzustellen.  Damit  ist  er  zufriedengestellt. 
Alles  ist  ja  Gewohnheit;  und  es  handelt  sich  nur  darum,  dass  man  sie  kennt  und  mit 
ihr  rechnet. 


B.  Notizen. 

(Mit    fünf  Abbildungen    im    Texte.) 

Inhalt:  Const.  Hormann.  Ein  alter  Holzmnhur.  (Mit  Fig.  1.)  ~  Fr.  Fiala.  Figurale  Schnitzerei 
an  dem  Blashom  eines  Dudelsackes.  (Mit  Fig.  2  und  3.)  —  Em.  Iiilek.  Die  Erzeugung  , lebendigen" 
Feuers  in  Bosnien  und  der  Hercegovina.  (Mit  Fig.  4  und  5.)  —  Luka  Qrgjic  Bjelokosic.  Nichts  vom 
Teufel  holen  la-ssen!  —  Toma  A.  Bratic.  Die  Herzogsciuellc  und  die  Gricchenburg.  —  Nik.  Barisic. 
Tihaljina  in  der  Hercegovina.  —  Feter  Mirkovic.    Das  Grab  des  Alaj  Bcg. 


Const.  Hörmann.  Ein  alter  Holzmuhnr.  (Mit  Figur  1.)  —  Der  allgemein  geachtete  Hodi^a 
Murat  BaSic  aus  Jakir  im  Bezirke  GlamoÖ  besitzt  einen  sehr  alten,  aus  Holz  geschnitzten  Muhur 
(Stampiglie),  der  nach  seiner  Angabe  vor  mehreren  Jahrhunderten  in  den  Besitz  eines  seiner  Vorfahren 
gelangte  und  seither  von  Generation  zu  Generation  vererbt  wurde,  bis  ihn  endlich  Hodia  Murat  aus 
der  Hinterlassenschaft  seines  Vaters  erhielt.  In  der  Familie  der  BaMci  wurde  dieser  Muhur  wegen 
der  in  ihm  enthaltenen  frommen  Sprüche  jederzeit  besonders  verehrt,  und  andere  Muhammedaner 
pflegten  von  demselben  Abdrücke  zu  nehmen,  um  sie  als  eine  Art  Amulet  („Hamajlija'*)  zu  benützen. 
Auch  heutzutage  lassen  sich  fromme  Muhammedaner  vom  Hodia  Murat  solche  Abdrücke  anfertigen, 
denen  übernatürliche  Kräfte  in  allen  Lagen  des  menschlichen  Lebens  zugeschrieben  werden. 

Die  Bfldiei  zählen  zu  den  ältesten  Familien  im  Bezirke  Glamo«^,  und  die  männlichen  Mitglieder 
derselben  wurden  immer  als  wahre  Helden  gefeiert.  Ihren  Namen  hat  auch  das  Volkslied  bis  auf  den 
heutigen  Tag  in  ehrender  Weise  aufbewahrt.  Im  muhammedanischen  Friedhof  bei  Jakir  wird  am 
Grabe  eines  Badic  ein  nach  seinen  Grössen  Verhältnissen  ungewöhnlicher  Grabstein  („Nisan")  gezeigt,  und 
das  Volk  erzählt  sich,  der  dort  Bestattete,  über  dcsscq  Leben  jedoch  nichts  Näheres  bekannt  ist,  sei 
einst  ein  grosser  Held  gewesen. 

Durch  Vermittlung  des  Herrn  Peter  Todorovic,  Bezirks  Vorstehers  in  Glamo^.,  gelangte  der 
Holzmuhur  ins  Landesmuseum,  und  hier  wurde  von  demselben  ein  Gypsabguss,  nach  welchem  Figur  1 
in  halber  natürlicher  Grösse  angefertigt  ist,  genommen.  Das  Holz  des  Muhurs  ist  eine  Buchsart,  die 
hierzulande  nicht  wächst.  Wenngleich  der  Muhur  durch  368  Jahre  zu  Abdrücken  verwendet  wurde, 
erhielt  er  sich  doch  so  gut,  dass  es  möglich  ist,  fast  alle  eingeschnitzten  frommen  Sprüche  zu  lesen. 

Die  Spitze  zeigt  die  Worte:  Hu  v  eil  ah  u  Elmustafa  (d.  i.  Gott,  Mustafa);  das  Mittelstück  in 
kreisrundem  Medaillon:  El  mulku  lillahi  Muhammedun  resulullahi  Ali  velijullahi  (Gott  ist 
Eigenthümer  der  ganzen  Welt,  Muhammed  Gottes  Prophet,  Ali  ^)  Gottes  Liebling). 

Um  diesen  Mittelkreis  reihen  sich  zwölf  kleinere  kreisrunde  Medaillons  mit  folgenden  Sprüchen : 
Ve-salli  ala  alijjil  murteda  (O  Gott!  spende  alles  Gute  dem  Ali,  der  Dir  wohlgefällt); 
Ve-salli  alel  Husejnil  mugjteba  (O  Gott!   spende  alles  Gute  dem  vorzüglichen  Husein);^ 
Ve-salli  ala  Hasani-äehidi(0  Gott!  spende  alles  Gute  dem  Blutzeugen  Hassan);') 
Ve-salli  ala  zulfikari*)  hajdari  (0  Gott!  verleihe  Kraft  dem  Schwerte  Hajdars,  oder  dem 
Schwerte  des  Löwen  Ali); 


*)  Ali  war  einer  der  vier  Rathgeber  des   Propheten  Muhammed   (diese  Rathgeber  sind  der   Reihe 
nach  Bekir,  Osman,  Omor  und  Ali). 

•)  Husein,  Sohn  des  Ali  von  seiner  Gattin,  einer  Tochter  des  Propheten  Muhammed. 
')  Hasan,  der  zweite  Sohn  Alis  und  Neffe  des  Propheten. 
^)  Zulfikar,  Name  des  Schwertes  des  Ali. 


572  II.    Volkskunde. 

Ve-salli  ala  Kjazimi  Musa  (O  CtoU!  spende  alles  Gute  dem  Musa  Kjazim);  ^) 

Ve-salli  ala-el-alijji  Muhammedin  (OGott!  spende  alles  Gute  dem  erhabenen  Muhamined); 

Ve-salli  ala-el-alijji  Ali  (0  Gott!  spende  alles  Gute  dem  erhabenen  Ali); 

Ve-salli  ala  Muhammedini-1  mehdijji  (0  Gott!  spende  alles  Gute  dem  Muhammed,  der 
das  Volk  ins  Paradies  leitet); 

Ve-salli  ala  hajdari-1  gazi  (0  Gott!  spende  alles  Gute  dem  Gazi  Hajdar,  d.  i.  dem  sieg- 
haften Löwen  Ali). 

Die  Schriften  der  übrigen  drei  Medaillons  konnten,  weil  einige  Zeichen  beschädigt  sind,  nicht 
entziffert  werden. 


Fig.  1.    Altfer  Holzmuhur  (V2)- 

An  der  untersten  Stelle  des  Muhurs  ist  die  Jahreszahl  ^rr  (932  nach  der  Hedira),  die  dem  Jahre 
1525  n.  Chr.  entspricht,  eingravirt.  Der  Muhur  wurde  sonach  kaum  58  Jahre  nach  dem  Sturze  des 
bosnischen  Königreiches  und  genau  zu  jener  Zeit  angefertigt,  als  der  berühmte  Gazi  Husref  Beg  lebte, 
der  als  bosnischer  Gouverneur  (Vali)  Bedeutendes  für  das  Aufblühen  der  kurz  vor  ihm  begründeten 
Stadt  Sarajevo  leistete  und  dessen  hauptsächlichste  Stiftung,  die  „Begova  D^amija**  (Adels-Moschee), 
an  Grösse  und  Schönheit  alle  Baudenkmäler  Bosniens  und  der  Hercegovina  aus  dem  16.  Jahrhundert 
weit  überragt. 

Es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  der  Muhur  des  Hod^a  Ba^ic  kein  heimisches  Erzeugniss, 
sondern  von  Auswärts  ins  Land  gebracht  ist,  worauf  sowohl  die  Holzart,  als  auch  die  auf  ihm  vor- 
kommenden Sprüche  hinweisen.  Die  besondere  Verehrung,  die  in  diesen  Sprüchen  Ali,  dem  Stifter 
der  Secte  der  Schiiten,  gezollt  wird,  führt  auf  den  Gedanken,  dass  wir  es  hier  mit  einem  persischen 
Erzeugniss  zu  thun  haben,  denn  Persien  war  immer  der  Mittelpunkt  der  erwähnten  Secte,  die  in 
Bosnien  und  der  Hercegovina  niemals  Anhänger  hatte. 

Fr.  Fiala.  Figurale  Schnitzerei  an  dem  Blashorn  eines  Dudelsackes.  (Mit  Figur 
2  und  3.)  —  Holzschnitzereien  gehören  in  Bosnien-Hercegovina  als  Gegenstände  primitiver  Haus- 
industrie keineswegs  zu  den  Seltenheiten.    Zur  Zeit  des  Viehauftriebes  in  das  Hochgebirge,  sowie  an 


^)  Musa  Kjazim  war  einer  der  ersten  Anhänger  des  Propheten  Mnhammed. 


Notizen. 


573 


langen  Winterabenden  verfertigen  die  Gebirgsbaucrn  mancherlei  einfachen  Haiisrath,  welchen  sie  mit 
vei-schiedenartigen  Schnitzereien  verzieren.  Becher,  Löffel,  Kannen,  Truhen,  Spinnrocken  und  andere 
Gegenstände  werden  da  füi-s  Haus  geschaffen,  aber  selten  zu  Markte  gebracht,  weil  sie  der  Bauer  zu- 
meist für  den  eigenen  Bedarf  herstellt.  ^)  Es  haben  sich  wohl  bis  jetzt  einige  talentirte  Holzschnitzer 
gefunden,  die  hie  und  da  ihre  Arbeiten,  welche  getrost  mit  ähnlichen  Erzeugnissen  aus  den  öster- 
reichischen Alpenländern  concurriren  können,  zum  Verkaufe  bringen^  doch  sind  deren  nur  wenige. 
Ein  sehr  altes  und  interessantes  Stück  sogenannter  Rindenschnitzerei  wurde  dem  Landesmuseum 
durch  den  Herrn  k.  u.  k.  Hauptmann  v.  Krajöevic  in  Rogatica  zum  Geschenke  gemacht. 


Fig.  2  nnd  3. 

Hiilüoriu»  Seliallpft'ift-  t'luüs  Dinh^lsarkc  s  m\i  Sohnitznrcicu 

;i\i^  tk  m  iiHrdlicUeu  Bosuifii. 


Das  Object,  die  Schallpfeife  eines  Dudelsackes,  wurde  von  dem  genannten  Herrn  in  Nordbosnien 
acquirirt.  Die  breite  Schallöffnung  ist  mit  einem  Kranz  von  fünf  einfachen  Schildern,  deren  jedes  zur 
Hälfte  mit  dunkelbrauner  Rinde  gefüllt  ist,  decorirt;  dieser  Kranz  ist  unten  durch  eine  V4  Cm.  breite 
Bordüre  abgeschlossen,  an  welche  sich  beiderseits  figurale  Darstellungen  von  Jagdscenen  anschliessen. 
Die  eine  Seite,  Figur  2,  stellt  eine  Hasenjagd  dar.  Der  mit  einer  Armbrust  (?)  bewaffnete  Jäger  zielt 
auf  den  von  drei  Jagdhunden  verfolgten  Hasen-,  im  Costüme  des  Schützen  fällt  die  eigenthümliche 
hutartige  Kopfbedeckung  und  der  mit  Schnüren  besetzte  Rock  auf.  Hund  und  Hase  sind  recht  natür- 
lich ausgeführt,  während  die  Bäume  nur  schematisch  behandelt  erscheinen.  Den  Abschluss  dieser 
Scene  bildet  ein  1  Cm.  breiter,  bandartiger  Streifen,  auf  welchen  dann  ein  lichteres  Feld  mit  der  Dar- 
stellung eines  Fuchsen,  der  von  einem  Jagdhunde  gehetzt  wird,  folgt.  Ein  Vg  Cm.  breites  Band  mit 
einem  aus  fünf  Schildchen  bestehenden  Kranze  bildet  den  Uebergang  zum  Mundstücke. 

Auf  der  anderen  Seite,  Figur  3,  ist  im  ersten  Felde  ebenfalls  eine  Hasenjagd  dargestellt;  das 
zweite  längere  Feld  zeigt  eine  undeutlich  gravirte  Thierfigur,  die  von  einem  Jagdhunde  verfolgt  wird. 
Das  fliehende  Thier  scheucht  einen  Vogel  (Rebhuhn?)  auf,  der  mit  gestrecktem  Halse  und  geöffnetem 
Schnabel  emporfliegt.  Der  Rücken  der  Pfeife  ist  mit  einem  der  Länge  nach  verlaufenden,  im  Felde  mit 
schrägen  Querstreifen  und  an  den  Seiten  mit  einem  Palmettenmotive  verzierten  Bande  decorirt. 

Ob  wir  es  hier  mit  einer  wirklich  sehr  alten,  etwa  noch  aus  dem  Mittelalter  stammenden  Arbeit 
zu  thun  haben,  oder  ob  der  einer  jüngeren  Zeit  angehörigo  Verfertiger  ältere  Vorbilder  vor  Augen 
hatte,  ist  nicht  mit  Sicherheit  auszunehmen.  Doch  kann  nach  dem  Erhaltungszustande  des  Objectes 
ein  Alter  von  mindestens  100  Jahren  angenommen  werden. 


')  Einen  hölzernen  Lebnstuhl  mit  geschnitzten  Händen  und  Füssen  aus  Mokro  (Hercegovina)  haben 
wir  in  einem  Aufeatz  über  „Holzgerätlie  und  Holzbau  in  Bosnien",  Mitth.  der  ADthrop»  Gosellsch.  Wien, 
Xn,  1882,  8.  88  ff.,  Figur  5,  veröffentlicht.  D.  R. 


574 


II.    Volkskunde. 


Em.  Lilek.  Erzeugung  ^lebendigen"  Feuers  in  Bosnien  und  der  Hercegovina.  (Mit 
Figuren  4  und  5.)  —  Die  ursprüngliche  Feuerbereitung  geschah  bekanntlich  entweder  durch  An- 
einanderreihen zweier  Hölzer  oder  durch  Drehung  eines  zugespitzten  Holzstabes  in  der  Vertiefung 
einer  hölzernen  Unterlage.  Auf  diese  Weise  verfahren  noch  heutzutage  viele  Naturvölker, ')  denen 
eine  andere  Art  der  Feuerzündung  überhaupt  unbekannt  ist,  aber  auch  einige  Culturvölker,  denen 
bessere  Feuerzeuge  keineswegs  mehr  fremd  sind.  Diese  bedienen  sich  der  alten  Erzeugungsweise,  wenn 
sie,  wie  man  in  Bosnien -Hercegovina  zu  sagen  pflegt,  ein  reines,  heiliges  oder  „lebendiges"  Feuer 
(^iva  vatra)  zu  haben  wünschen. 

In  Jablanica  (Hercegovina)  werden  nach  dem  Berichte  des  Gymnasialschülers  Sudljic  zwei 
trockene  Pfähle  von  Kornelkirschenholz  in  der  Entfernung  von  20 — 30  Cm.  derart  fest  in  die  Erde 
eingeschlagen,  dass  sie  mit  einer  Länge  von  ungefähr  40 — 50  Cm.  herausstehen.  Auf  der  inneren 
Seite  dieser  Pfähle  sind  je  drei  übereinanderstehende  Löcher  zur  Aufnahme  einer  circa  20 — 30  Cm. 
langen,  zugespitzten  Winde  (Welle,  Querstock)  aus  trockenem  Kornelkirschenholz  ausgebohrt.  Damit 
die  in  die  Erde  eingeschlagenen  Pfähle  beim  Drehen  der  Winde  nicht  gelockert  werden,  verbindet  man 
sie  oberhalb  der  Winde  mit  einem  Seile,  das  von  einem  Manne,  der  seinen  Fuss  gegen  einen  der 
Pfähle  stemmt,  festgehalten  wird.  Auch  um  die  Winde  wird  ein  Seil  gewickelt.    An  den  Enden  dieses 


Fig.  4.    Apparat  zur  Gewinnung  „lebendigen"  Feuers 
in  Jablanica. 


Fig.  5.    Feuerzeug  „Cekrk**  ans  Dolac 
bei  »Sarajevo. 


letzteren  Seiles  ziehen  abwechselnd  nach  entgegengesetzter  Richtung  zwei  Männer,  welche  auf  der  Erde 
derart  einander  gegenübersitzen,  dass  sie  dieFüsse  gegen  einander  stemmen.  Während  nun  die  Beiden 
diese  Winde  rasch  drehen,  bringt  ein  Dritter  in  einer  Feuerzange  oder  einem  gespaltenen  Holzstück 
knapp  in  die  Nähe  einer  der  Bohrlöcher,  in  denen  die  Winde  sich  dreht,  einen  Feuerschwamm,  um 
ihn  da  anzuzünden.  Ist  dieser  Versuch  dreimal  misslungen,  so  stehen  sie  von  ihrem  Vorhaben  mit 
dem  Bemerken  ab,  „es  sei  nicht  bestimmt,  dass  das  Feuer  heilkräftig  werde"  (,;da  uije  sugjeno,  da 
bude  lijek"). 

In  Figur  4  zeigen  A  und  B  die  Hände  derer,  welche  die  Winde  drehen;  die  Hand  bei  C 
schützt  die  Pfähle  vor  Verrückung,  (was  sonst  auch  ein  angestemmter  Fuss  bewirkt).  Bei  D  wird  das 
Feuer  genommen.  / — 7  sind  die  verticalen  Pfähle,  //  die  Winde,  ///  das  Seil  ober  derselben  und 
IV  das  Drehseil. 

In  Dolac  bei  Sarajevo  wird  das  wilde  Feuer  nach  der  Erzählung  des  Gymnasialschülers 
Popovic  auf  folgende  Art  gemacht.  Aus  gewöhnlichem  Holz  wird  ein  kleiner  Block  (a  in  Figur  5) 
zugehauen.  In  diesen  werden  zwei  circa  40 — 50  Cm.  lange  Pflöcke  von  Lindenholz  (^,  b)  fest  ein- 
gedreht und  in  diese  Pflöcke  ein  circa  20 — 30  Cm.  langer  Querstock  (c),  ebenfalls  aus  Lindenholz, 
eingesteckt.    Um  den  Querstock  wird  ein  Riemen  (d)  gelegt.    Wer  nun  das  lebendige  Feuer  erzeugen 


*)  Abbildungen  davon  an  vielen  Stellen,  bei  Hoernes:  „Die  Urgeschichte  des  Menschen*' 
und  Tylor:  „Einleitung  in  das  Studium  der  Anthropologie  und  Civilisation",  S.  311. 


S.  126, 


Notizen.  675 

will,  mu88  diese  Vorrichtung  („öekrk")  an  eine  Mauer  stellen,  sich  mit  den  Füssen  an  den  Block  fest  an- 
stemmen und  dann  mit  dem  Riemen  die  Winde  so  lauge  drehen,  bis  sie  sich  entzündet.  Ist  dies  ge- 
schehen, so  wird  ein  Feuerschwamm  daran  angezündet  und  Winde  und  Pflöcke  gespalten,  um  das 
wilde  Feuer  damit  zu  speisen. 

In  Gacko  wil'd  nach  dem  Berichte  des  Gymnasialschülers  Grgjic  das  Nothfeuer  mit  Hilfe  von 
Eisen  erzeugt.  £s  wird  nämlich  ein  Stück  Eisen  genommen,  auf  einen  Ambos  gelegt  und  so  lange  ge- 
hämmert, bis  an  den  sprühenden  Funken  ein  Feuerschwamm  entzündet  werden  kann.  Das  lebendige 
Feuer  wird  zu  Heilzwecken  erzeugt.  Hat  nämlich  Jemand  Wunden  oder  Geschwüre,  so  werden  die- 
selben mit  Asche  vom  Nothfeuer  besti'eut.  (Vgl.  o.  S.  559.)  Gymnasialschüler  Popovi6  erzählte  mir 
vom  Erfolge  eines  solchen  Heilvei^fahrens. 

In  Gacko  wird  Folgendes  geglaubt.  Sieht  eine  schwangere  Frau  eine  Feuersbrunst,  so  wird  ihr 
Kind  entweder  mit  einem  rothen  Hautausschlag  geboren  werden  oder  ihn  später,  spätestens  bis  zum 
20.  Lebensjahre  bekommen.  Gegen  diesen  Ausschlag  kann  nur  das  „lebendige**  Feuer  helfen.  In 
einem  solchen  Falle  wird  der  am  „lebendigen"  Feuer  entzündete  Schwamm  zu  Asche  verbrannt,  diese 
ins  Wasser  geschüttet  und  so  dem  Kinde  zum  Trinken  gereicht. 

Nach  der  Volksmeinung  lässt  sich  das  lebendige  Feuer  am  Besten  im  Kuhmist  aufbewahren. 
Dort  wird  es  vom  Erzeuger  conservirt  und  in  Bedarfsfällen  theuer  (um  1,  2  und  mehr  Gulden)  verkauft. 

Lnka  Orgjiö  Bjelokosic.  „Nichts  vom  Teufel  holen  lassen!"  („Ne  predaji  ninta  cavolu!") 
(Nach  mündlicher  Mittheilung  des  Emin  Imamovic  in  Busovaßa.)  —  Es  war  irgendwo  in  einer  kleinen 
Stadt,  da  lebte  noch  unlängst  ein  gewisser  Hod^a.  Er  wusste  Alles,  auch  was  der  Kaiser  zum  Nacht- 
mahl isst.  Und  wenn  er  Jemandem  ein  Amulet  gab,  so  war  das  sichere  Hilfe.  Einst  erkrankte  die 
Frau  des  Kadija  in  jener  Stadt,  nicht  an  einer  gewöhnlichen  Krankheit,  wie  andere  Menschen,  sondern 
es  war  Derjenige  in  sie  gefahren,  der  immer  tausend  und  eine  Tagreise  von  uns  entfernt  sein  möge: 
sie  war  verrückt  geworden.  Was  man  ihr  auch  zum  Essen  darreichte,  Alles  warf  sie  zu  Boden  und 
trat  es  mit  Füssen.  Der  arme  Kadija  hat  mit  ihr  tausend  schwere  Nöthen.  Er  bezahlt  Amulete  ohne 
Zahl  bei  Hod2as,  Popen  und  Franziskanern,  Alles  umsonst.  Da  besann  er  sich  und  ging  zu  jenem 
Hod^a  und  bat  ihn  um  ein  wirksames  Amulet.  Der  gelehrte  Mann  willfahrte  seinem  Wunsche,  und 
als  er  ihm  die  Zauberachrift  überreichte,  sagte  er:  „Nimm  dies  Amulet,  thu*  es  in  ein  gespaltenes  Holz- 
scheit, geh'  dann  auf  die"  .  .  er  nannte  eine  gewisse  Brücke,  „und  warte.  Dort  werden  alle  Sojtani 
(Teufel)  vorbeikommen  mit  ihrem  Kaiser  an  der  Spitze.  Wenn  dieser  Dich  bemerkt,  wird  er  fragen 
was  Du  dort  suchst?  Du  sprich  jedoch  kein  Wort,  sondern  warte,  bis  er  Dir  das  Amulet  selbst  aus 
der  Hand  nimmt.  Wenn  das  geschehen  und  sonst  Alles  vorüber  ist,  dann  geh*  schnurstracks  nach 
Hause." 

Der  Kadija  that,  wie  ihm  geheissen.  Er  nahm  das  Amulet  und  begab  sich  damit  in  stockfinsterer 
Nacht  auf  die  ihm  bezeichnete  Brücke.  Er  hatte  sich  kaum  aufgestellt,  als  —  dass  Gott  erbarme!  — 
ein  ganzes  Heer  herangerückt  kam  mit  Pauken  und  Trompeten,  Reitern  und  Geschützen  und  weiss 
Gott  mit  noch  welchen  Dingen.  An  der  Spitze  ritt,  ganz  in  gediegenes  Gold  gekleidet,  der  Kaiser  der 
Teufel.  Der  Kadija  erschrak  bei  diesem  Anblicke  und  zitterte  wie  eine  Weidenruthe  im  Winde,  aber 
er  konnte  sich  nicht  helfen.  Zum  Davonlaufen  hatte  er  keinen  Raum,  so  blieb  er  denn  ruhig  stehen 
und  wartete  ab,  was  mit  ihm  geschehen  werde.  Da  trat  der  Kaiser  an  ihn  heran  und  fragte:  „Was 
suchst  Du  hier,  Menschenkind V**  Schon  hatte  der  Kadija  den  Mund  aufgethan,  um  zu  antworten,  als 
ihm  trotz  seiner  Angst  noch  rechtzeitig  die  Warnung  des  Hod^a  in  den  Sinn  kam.  Er  blieb  deshalb 
stumm  wie  ein  Steinblock.  Der  Kaiser  wiederholte  seine  Frage  ein  zweites  und  ein  drittes  Mal,  aber 
der  Kadija  prcsste  die  Zähne  zusammen  und  stand  wie  ein  Klotz.  Da  trat  endlich  der  Kaiser  an  ihn 
heran,  nahm  das  Amulet  aus  dem  Holzscheite  und  las  die  darauf  befindliche  Schrift.  Als  er  mit  dem 
Lesen  fertig  war,  wandte  er  sich  an  seine  Untergebenen  und  rief:  „Wer  von  Euch  ist  dem  Weibe 
dieses  Mannes  in  den  Leib  gefahren?"  —  „Ich  nicht !^  rief  Einer.  —  „Ich  auch  nicht!"  erscholl  es 
im  Chore  ringsum.  —  „Ist  vielleicht  Einer  von  Euch  nicht  da?"  —  „Einer  konnte  nicht  mitkommen, 
er  ist  lahm!"  —  „Bringt  ihn  augenblicklich  hieher!**  Noch  war  der  Befehl  nicht  vollends  ausgespro- 
chen, als  eine  Rotte  Teufel  ihren  lahmen  Kameraden  daliergetragen  brachte.  „Du  Lahmer,"  fuhr  der 
Kaiser  diesen  an,  „bist  Du  dem  Weibe  dieses  Menschen  in  den  Leib  gefahren!"  —  «Ja!"  —  „Und 
weshalb  denn?"  —  „Es  war  eine  Nachbarin  zu  ihr  gekommen  und  bat  sie,  ihr  ein  Stückchen  Butter 
zu  leihen.  Das  Weib  jedoch  sagte:  ,Habe  keine,  liebe  Schwester,  der  Teufel  hat  sie  geholt.*  Da 
nahm  ich  die  Butter,  als  ob  sie  mir  gehörte.  Ich  dachte :  Wenn  ich  jetzt  noch  etwas  Mehl  und  Honig 
dazu  hätte,  könnte  ich  mir  eine  prächtige  Halva  bereiten.  Da  bat  die  Nachbarin  das  Weib  des  Kadija 
um  ein  wenig  Honig.  —  ,Auch  den  hat  der  Teufel  geholt!*  —  Da  nahm  ich  denn  auch  den  Honig. 
—  Zuletzt  kam  eine  Bettlerin  und  bat  um  etwas  Mehl.    ,Der  Teufel  hat's!*,  rief  das  Weib.    ,Soeben 


576  II.    Volkskunde. 

habo  ich  zur  Mühle  geschickt/  Nun  nahm  ich  wirklich  das  Mehl,  stahl  dem  Weibe  einen  Kessel  und 
begann  unter  ihrem  eigenen  Dache  eine  Halva  zu  bereiten.  Kaum  hatte  diese  zu  sieden  begonnen,  so 
kam  das  Weib  und  verunreinigte  mir  den  Kessel.  Da  versetzte  ich  ihr  Eins,  damit  sie  sich  an  mich 
erinnere."  —  „Du  hast  im  Allem  recht  gethan,**  sprach  der  Kaiser,  „nur  darin  nicht,  dass  Du  den 
Kessel  gestohlen  hast,  das  war  ein  Unrecht,  für  welche^  Du  am  Galgen  büssen  wirst.**  Er  hatte  noch 
nicht  recht  ausgesprochen,  als  der  lahme  Teufel  auch  schon  baumelte.  Der  Kaiser  schrieb  dann  Etwas 
auf  das  Amulet,  steckte  dasselbe  in  das  Holzscheit,  und  als  der  Kadija  sich  umwandte,  war  Alles  ver- 
schwunden. Indessen  war  der  Morgen  angebrochen,  und  der  Kadija  machte  sich  auf  den  Heimw^. 
Zu  Hause  war  sein  Weib  mittlerweile  ruhig  geworden  und  eingeschlafen.  Als  sie  erwachte,  war  sie 
frisch  und  gesund.  Alsbald  ging  der  Kadija  auf  die  Brücke,  wo  er  sein  nächtliches  Abenteuer  er- 
lebt, um  zu  sehen,  ob  er  Spuren  davon  erblicken  würde.  Aber  er  fand  nichts  als  eine  aufgehängte 
todte  Maus. 

Tema  A.  Bratiö.  Die  Herzogsquelle  und  die  Griechenburg.  —  1.  Auf  der  Sti-asse  von 
Nevesinje  nach  Gacko,  ungefähr  2  Km.  von  Fojnica,  erregt  eine  sehr  schöne,  von  einem  Hain  be- 
schattete Quelle  die  Aufmerksamkeit  des  Wanderers.  Vom  Volke  wird  sie  die  Herzogs  quelle  (»Her- 
cegovo  vrelo")  genannt,  weil  nach  einer  Tradition  Herzog  Stjepan  an  dieser  Stelle  Sommeraufenthalt  zu 
nehmen  pflegte.  Auf  meine  Frage,  wie  das  möglich  gewesen  sei,  da  nichts  daraufhinweist,  dass  in 
der  Nähe  ein  Wohnhaus  gestanden  habe,  s«gte  man  mir,  seine  Burg  habe  auf  der  Gradina  oberhalb 
Fojnica  gestanden,  und  an  der  Quelle  habe  er  nur  tagsüber  geweilt.  Auf  der  Gradina  finden  sich  in 
der  That  Mauerüberreste  und  Spuren  einstiger  Wege.  Doch  muss  dort  eher  eine  Veste  gewesen  sein 
als  ein  Sommerschloss,  denn  das  Gebäude  stand  auf  einer  steilen  Anhöhe  und  in  einer  steinigen  Oede. 
Die  Quelle  war  einst  auf  allen  Seiten  mit  schön  behauenen  Platten  eingefasst,  jetzt  ist  diese  Einfas- 
sung theils  zerstört,  theils  verschüttet.  Unmittelbar  dahinter  befindet  sich  eine  aus  Stein  gehauene 
Bank,  deren  Lehne  die  Umrisse  eines  ei ugc meisselten  Säbels  zeigt.  Ein  Bauer  schlug  ein  Stück  von 
der  Bank  ab,  da  er  darin  Geld  suchte.  Das  Volk  erzählt  nämlich,  unter  der  Bank  befinde  sich 
sehr  viel  Geld,  aber  Niemand  dürfe  es  ausgraben.  Deshalb  sei  auch  jener  Vorwitzige,  der  ein  Stück 
der  Bank  abschlug,  sogleich  von  einem  Leiden  befallen  worden,  das  seinen  Tod  herbeigeführt  habe. 
Gegenwärtig  ist  die  Bank  bis  nahe  zur  Sitzplatte  in  den  Boden  gesunken,  aber  Leute,  welche  sie 
früher  gesehen,  sagen,  dass  auch  die  Fussplatte  Verzierungen  zeige.  Ueber  der  Quelle  wölbt  sich  der 
Hain;  vor  ihr  liegt  eine  kleine  Wiese,  die  „Herceglija"  genannt  wird.  Das  Quell wasser  ist  auch 
während  der  grössten  Sommerhitze  eiskalt.  Der  Ort  ist  ein  sommerliches  Ausflugsziel  der  Bevölkerung 
von  Fojnica. 

Zwischen  der  Herzogsquelle  und  der  Gradina  liegt  die  Ruine  einer  kleinen  Kirche,  vor  deren 
Thor  sich  ein  Grabstein  mit  Inschrift  befindet,  unter  welchem  der  letzte  Priester  der  Kirche  ruhen  soll. 

In  der  Ruine  wurde  vor  einigen  Jahren  ein  sternförmiger  Zierat  aus  Metall  mit  einem  Topas 
aufgefunden.  Auf  einem  Strahl  des  Sternes  steht  eingravirt:  npHUJAA  3BHf3A^,  CTA  RpjfS  HA'k^i 
B^  OTpOHa  und  zwar  mit  Buchstaben,  wie  sie  sich  auf  alten  Steindenkmälern  finden.  Für  das  Alter 
der  Inschrift  zeugt  das  Wort  „priAad",  welches  heute  „prihcd"  lauten  würde.  Auf  einem  anderen 
Strahl  steht  der  Name  des  Spenders,  sowie  noch  Anderes,  woran  ich  mich  nicht  mehr  erinnere.  Ich 
habe  das  Sternchen  mehrmals  in  der  Hand  gehabt  und  auch  die  Inschrift  getreu  copirt«,  die  Copie 
gerieth  jedoch  in  Verlust. 

2.  Zwischen  den  Ortschaften  Dubljevic  und  Slivlje  liegt  auf  einer  kleinen  Anhöhe  eine  Ruine, 
welche  das  Volk  „Griechen bürg**  (Grcki  grad)  nennt.  Dieselbe  dehnt  sich  über  eine  grössere  Fläche 
aus,  als  eine  Veste  in  Anspruch  zu  nehmen  pflegte,  auch  sieht  man  noch  Spuren  von  Gassen.  Diese 
Ruine  ist  wohl  römischen  Ursprungs,  denn  es  finden  sich  Ueberreste  von  Ziegeln  und  zerschlagenen 
auf  der  Drehscheibe  angefertigten  Töpfen.  Ich  grub  au  zwei  bis  drei  Stellen,  wo  der  meist«  Schutt 
lag,  fand  aber  nichts  von  einiger  Bedeutung. 

Unterhalb  der  Anhöhe  befindet  sich  eine  grosse  Höhle,  von  welcher  das  Volk  sagt,  es  sei  eine 
alte  Schmelzhütte  gewesen.  Im  Jahre  1889  fand  da  ein  Bauer  eine  Silbermünze  von  der  Grösse  eines 
Kreuzerstückes,  auf  der  ich  nur  die  Buchstaben  MAX  .  .  .  entzifiem  konnte. 

Ausser  anderen  Gegenständen,  die  gelegentlich  in  dieser  Ruine  gefunden  worden  sind,  kenne 
ich  einen  weissen  Stein  von  der  Grösse  der  Steine  in  den  „Mai^oji"  genannten  Ringen.  Darauf  ist  eine 
menschliche  Figur  mit  Kaipak  und  erhobenem  Schwert  dargestellt.  Ich  hätte  den  Stein  gerne  gekauft, 
allein  der  Besitzer  wollte  nicht  darauf  eingehen,  da  er  glaubt,  er  sei  ein  Talisman  und  könne  bei  säu- 
genden Müttern  grösseren  Milchreich thum  hervorbringen. 


Notizen.  577 

Nik.  Bariii6.  Tihaljina  in  der  Herccgovina.  —  Tihaljina,  eine  Ortschaft  von  circa  180 
HftnBern  mit  römisch-katholischer  Bevölkerung,  liegt  unterhalb  des  Dorfes  Ru^ici,  etwa  vier  Stunden 
von  Posudje  entfernt.  Es  gehört  zum  Bezirke  LjubuSki  im  Kreise  Mostar  und  zählt  bei  2000  Ein- 
wohner. Diese  leben  einzig  von  der  Landwirthschaft,  besitzen  zumeist  eigenen  Boden,  der  aber  nicht 
besonders  fruchtbar  ist.  Das  Wasser  quillt  aus  reinem  Fels  hervor,  die  Nahrung  ist  ganz  einfach 
und  besteht  hauptsächlich  aus  Maisbrod,  Kraut,  Kartoffeln  und  Milchspeisen;  nur  die  reicheren  essen 
hie  und  da  Fleisch. 

Am  Jakäinicabach,  der  die  Umgebung  bewässert,  schlagen  die  Nachtigallen,  das  Trillern  der 
Lerche  und  das  Girren  der  Turteltauben  verkünden  den  Preis  der  schönen  Bekija,  ^)  dieses  wenig  be- 
suchten Winkels  der  steinigen  Hercegovina. 

Die  Ortschaft  ist  namentlich  wegen  der  Menge  riesiger  Grabsteine  aus  dem  Mittelalter  be- 
merkenswcrth,  welche  links  und  rechts  von  der  Strasse  nach  LjubuAki  liegen.  Einige  derselben  sind 
mit  dem  lateinischen  Kreuz  oder  dem  Doppclkreuz  geziert,  andere  mit  Figuren  zu  Pferd,  die  den  Säbel 
in  der  Faust  halten,  wieder  andere  mit  den  Halbmond  und  der  Sonne,  auf  einem  Steine  sieht  man 
einen  vom  Bogen  abschnellenden  Pfeil. 

Am  rechten  Ufer  des  Flässchens  Nezdravica  liegen  auf  einer  Bergkuppe  Ruinen  eines  ansehn- 
lichen Bauwerkes,  die  vom  Volke  „OmkaÄovci"  genannt  werden.  Nordöstlich  gegenüber  der  Ruine, 
westlich  von  der  Strasse  befinden  sich  zwei  „Crkvine"  genannte  Aecker,  auf  welchen  zwölf  kolossale 
Grabsteine  liegen,  die  das  Volk  „Grßko  groblje**  (Griechenfriedhof)  nennt. 

Ferner  fallen  dem  Besucher  durch  ihre  Zahl  wie  durch  ihre  Grösse  die  prähistorischen  Gral>- 
hfigel  von  Tihaljina  auf,  deren  ich  circa  zwanzig  zählte.  Ueber  ihr  Entstehen  berichtet  die  Ueberliefe- 
rang  nur  wenig.  Die  Dorfbewohner  führen  die  Griechen  auch  als  Erbauer  dieser  Grabhügel  an-, 
andere  erzählen,  dass  vor  Zeiten  in  dieser  Gegend  Zauberer  gelebt  hätten,  welche  durch  ihre  Unthaten 
weitum  Schrecken  verbreiteten.  Als  die  letzteren  unerträglich  geworden  waren  und  es  keine  andere 
Hilfe  gab,  erhob  sich  das  ganze  Volk  gegen  die  Bösewichter,  und  wo  nur  einer  derselben  eingefangen 
wurde,  steinigte  man  ihn,  bis  sich  über  ihm  ein  grosser  Steiuhügel  erhob.  Man  wälzte  ungeheuere 
Felsblöcke  herbei,  damit  die  Zauberer  nicht  wieder  aufstehen  könnten.  Ausserdem  warf  auch  jeder 
Vorübei^ehende  einen  Stein  auf  die  Hügel,  die  so  zu  ihrer  jetzigen  Grösse  anwuchsen.*) 

In  der  Mitte  der  Ortschaft,  circa  ^/^  Stunde  von  der  Strasse  entfernt,  liegt  der  See  Mila5, 
welcher  mit  den  Sümpfen  des  Imotsko  poije  in  Dalmatien  in  unterirdischer  Verbindung  steht.  Dies 
schliesst  man  daraus,  dass  der  See  erheblich  steigt,  wenn  sich  über  das  Imotsko  polje  starke  Regen 
ergiesscn. 

Ueber  diesen  See  weiss  die  Tradition  Folgendes  zu  berichten.  Es  ist  ungefähr  90  Jahre  her, 
dass  Anica,  das  Weib  des  Cvjetko  Boras,  welche  ihren  Mann  hasste,  beschloss,  sich  seiner  durch  Mord 
zu  entledigen.  Eines  Morgens  erzählte  sie  ihm:  Lieber  Mann,  heute  Nachts  erschien  mir  im  Traum  ein 
Engel  und  sagte:  Gehe  zum  Milassee,  dort  wirst  du  herrenloses  Vieh  finden.  Der  Mann  wollte  indess  nichts 
davon  hören.  Am  nächsten  Morgen  erzählte  sie  ihm  wieder  von  der  Erscheinung,  worauf  er  sich  doch  zum 
Gange  dahin  entschloss.  Beide  gingen  zusammen  zum  See,  Cvjetko  mit  dem  Gewehre  bewaffnet.  Dort 
angekommen,  zeigt  sie  ihm  einen  Stein,  der  sich  oberhalb  des  Sees  befand.  Cvjetko  erklimmt  den  Stein 
und  neigt  sich  über  den  See,  um  nach  der  Stelle  zu  sehen,  wohin  sie  gezeigt;  da  springt  sie  hinzu, 
stösst  ihn  mit  einer  Hand  in  den  See  hinab  und  eutreisst  ihm  mit  der  anderen  das  Gewehr. 


^)  „Bekija"  nennen  die  Bewohner  den  oberen  Theil  des  Bezirkes  Ljabuäki,  im  Geg^ensatze  zu 
„Nahija**,  dem  unteren  Theil  des  Bozikes. 

')  Aehnliches  berichtet  Dr.  Truhelka  im  „Glasnik*'  des  Laudesmuseums,  III,  1801,  S.  321  f.  vom 
Glasinac.  Er  schreibt:  „Abseits  von  der  Strasse,  die  von  Glasinac  nach  Vlaseuica  führt,  eine  schwache 
halbe  Stunde  vom  Uan  Pijeäak,  knapp  am  Wege  nach  Podgora  befindet  sich  ein  riesiger  mit  Steinen  und 
trockenem  Reisig  bedeckter  Grabhügel.  Von  diesem  Grabhügel  weiss  das  Volk  eine  Erzählung  und 
überdies  knüpft  es  einen  Brauch  aus  altersgrauer  Zeit  daran.  Erstere  behauptet,  es  sei  dort,  wo  sich 
heute  der  Grabhügel  erhebt,  der  Hinterhalt  des  mächtigen  Räubers  Ulak  gewesen,  welcher  den  Reisenden 
auflauerte,  um  sie  zu  martern  und  zu  tödten.  Dieses  Unwesen  dauerte  so  lauge,  bis  Ulak  endlich  einen 
Rivalen  fand,  welcher  ihn  im  Kampfe  überwand  und  lödtete  und  seinen  Leichnam  an  jener  Stelle  mit 
Steinen  verschüttete.  Seither  heisst  die  Stelle  das  Grab  Ulak's,  und  jeder  Reisende,  welcher  vorüber- 
geht, wirft  auf  das  Grab  des  Räubers  einen  Stein,  einen  Ast  oder  einen  Klotz.  Wenn  sich  ein  ziemlich 
grosser  Reisighaufeu  auf  dem  Grabe  gesammelt  hat,  zünden  ihn  die  Schafhirteu,  den  Räuber  verfluchend, 
an,  und  »o  wurde  der  ganze  Hügel  nach  und  naeh  mit  Kohle  und  Asche  bedeckt.  Als  ich  dort  vorbei- 
ging, traf  ich,  obwohl  die  Hirten  erst  kürzlich  das  Reisig  verbrannt  hatten,  doch  schon  wieder  einen 
ziemlich  grossen  Haufen  von  Reisig  an  und  überzeugte  mich  mit  eigenen  Augen,  wie  jedermann,  der  vor- 
beiging, einen  Stein  oder  Ast  auf  das  Grab  warf.'* 

Band  lU.  37 


57H  11.    Volkskunde.    Notizen. 

Obwohl  Cvjetko  kopfüber  in  den  See  fiel,  sank  er  nicht  unter,  es  gelang  ihm  sogar,  sich  auf 
den  Stein  zu  retten,  von  dem  ihn  sein  ungetreues  Weib  herabgestürzt.  Dieses  fürchtete  die  Bache 
des  Mannes  und  versuchte  ihn  mit  dem  Gewehre  wieder  hinabzustossen,  was  ihr  aber  nicht  gelang. 
Als  sich  nun  Cvjetko  auf  den  Stein  hinaufschwang,  flüchtete  die  Ungetreue  zu  ihrem  ehebrecherischen 
Geliebten,  einem  Dalmatiner,  der  sie  an  einer  bestimmten  Stelle  erwartete.  Die  Unthat  wurde  bald 
bekannt  und  dem  Gerichte  angezeigt,  aber  der  Mann  leugnete  hochherzig,  und  so  entging  das  Weih 
der  verdienten  Strafe. 

Peter  Mirkoviö.  Das  Grab  desAlajBeg.  —  In  dem  unweit  von  Bihac  gelegenen  Dorfe 
Grmutia  befindet  sich  auf  dem  Berge  ^Gladno  brdo''  (Hungerberg)  eine  Grabstätte  mit  einem  Grab- 
stein ohne  Inschrift.  Hier  ruhen  nach  der  Volkssage  die  Gebeine  des  Alaj  Beg,  und  das  Volk  weiss 
auch  zu  erzählen,  wie  dieser  gestorben  sei.  Einst  zog  ein  Vezir  mit  Heeresmacht  durchs  Land  und 
kam  auf  seinem  Zuge  auch  an  diesen  Ort  und  schlug  hier  sein  Nachtlager  auf.  Einer  seiner  Unter- 
abtheilungs  -  Commandunten ,  ein  Alaj  Bqq,  nahm  einem  Weibe  eine  Bruthenne  mit  Gewalt  ab, 
schlachtete  und  verspeiste  dieselbe.  Das  arme  Weib  eilte  zum  Vezir  und  führte  ob  dieses  Unrechtes 
Klage  mit  den  Worten:  „Erhabener  Vezir!  Verzeihe  mir,  dass  ich  mit  einer  Klage  vor  Dein  Antlitz 
trete.  Dein  Alaj  Beg  hat  neun  der  Meinen  zu  Waisen  gemacht,  denn  er  tödtete  ihre  Mutter.  Jetzt 
habe  ich  im  Hause  neun  Waisen,  die  um  ihre  Mutter  jammern  und  klagen."  Ohne  weiterer  Nach- 
frage berief  der  Vezir  den  Alaj  Beg  vor  sich  und  Hess  ihm  augenblicklich  den  Kopf  abschlagen.  So 
wurde  wegen  einer  Bruthenne,  die  neun  Küchlein  hatte,  ein  Mensch  getodtet. 


III.  THEIL. 


NATURWISSENSCHAFT. 


37* 


Beiträge  zur  Phänologie  der  Hereegovina 

nebst  einer  kurzen  Anleitung  zur  Vornahme  phänologischer 

Beobachtungen. 

Von 

Dr.  Justin  KarliAski, 

Kreisant  in  Konjica. 


Die  meteorologischen  Einflüsse^  wie  Wärme,  Regen  und  Wind,  üben  auf  die 
Pflanzenwelt  eines  Landstriches  einen  unverkennbaren  Einfluss.  Die  Lebensäusserungen 
der  Pflanzen,  wie  Keimung,  Blatt,  Bltithe  und  Frucht,  hängen  von  den  oberwähnten 
Factoren  innigst  ab,  und  wenn  man  durch  Aufzeichnungen  über  Temperatur,  Nieder- 
schlag und  Wind  das  KHma  eines  Landstriches  zu  ergründen  sucht,  ist  es  sehr  er- 
spriesslich,  Aufzeichnungen  über  den  Einfluss  des  Klimas  auf  die  Pflanzenwelt  zu 
machen. 

Die  Aufzeichnungen  über  das  Auftreten  von  Blättern,  Blüthen,  Früchten  und  Ent- 
laubung bei  den  Pflanzen  eines  Landstriches  oder  die  sogenannten  phänologischen  Be- 
obachtungen geben  den  Aufschluss  über  die  Epochen,  in  welchen  diese  Vorgänge  im 
Pflanzenleben  einer  Gegend  vor  sich  gehen;  im  Verein  mit  den  Aufzeichnungen  über 
die  meteorologischen  Einflüsse  vervollständigen  sie  das  Bild,  welches  wir  unter  dem 
Namen  des  Klimas  zusammenfassen  und  andererseits  geben  sie  uns  Aufschluss  über 
die  Eigenart  eines  jeden  Jahres,  so  wie  sie  sich  uns  in  den  Vorgängen  der  Pflanzen- 
welt abspiegelt. 

Die  Vornahme  von  phänologischen  Notizen  bietet  für  Niemand  Schwierigkeiten. 
Guter  Wille  und  Genauigkeit  sind  die  einzigen  Erfordernisse  dazu. 

Man  beschränke  sich  bei  dergleichen  Aufzeichnungen  auf  das  Notiren  des  Auf- 
tretens der  ersten  ausgebreiteten  Blätter,  der  ersten  entfalteten  Blüthe,  der  ersten 
reifen  Frucht,  der  ersten  verfärbten  Blätter  bei  den  Pflanzen  der  nächsten  Umgebung, 
berücksichtige  jedes  Jahr  die  gleichen  Pflanzen,  und  die  mühelose  und  für  die  Wissen- 
schaft nicht  unwichtige  Arbeit  ist  vollendet.  Wenn  man  sich  noch  vor  Augen  hält, 
dass  die  Blüthen  einer  Haselnuss  oder  Birke  erst  dann  vollkommen  sind  und  auf- 
gezeichnet werden  dürfen,  wenn  sie  beim  Berühren  abstauben,  dass  die  Frucht  einer 
Kastanie  oder  Wallnuss  erst  dann  reif  ist,  wenn  sich  die  grüne  Hülle  von  selbst  öffnet, 
dass  die  Frucht  einer  Birne  oder  eines  Apfels  erst  beim  Auftreten  der  schwarzen  Kerne 
als  reif  bezeichnet  werden  darf,  so  möchten  die  botanischen  Kenntnisse  eines  einzelnen 
Beobachters  vollständig  genügen.  Man  möge  sich  auf  die  einfachsten,  bekanntesten, 
nächstliegenden  Pflanzen  beschränken,  und  wo  die  Aufzeichnungen  über  die  Vorgänge 
im  Leben   desselben   Baumes   oder  Strauches  aus  irgend   welchen  Gründen  nicht  zu 


582  ni.    Naturwissenschaft. 

ermöglichen  sind,  wolle  man  bei  den  Aufzeichnungen  des  folgenden  Jahres  sich  mög- 
lichst auf  die  in  gleicher  Lage  befindlichen  beschränken,  da  bekanntermassen  die  son- 
nige oder  schattige  Lage  auf  die  Blüthezeit  und  Fruchttragung  nicht  ohne  Einfluss 
bleibt.  Bei  den  Obstbäumen  wolle  man  sich  auf  ausgewachsene  unveredelte  (nicht 
oculirte)  Sorten  beschränken,  da  es  unter  der  Anzahl  von  Obstbaumsorten  bekannter- 
massen spät-  und  frühblühende  gibt,  und  bei  den  Getreidesorten  ist  die  Angabe,  ob  es 
sich  um  Winter-  oder  Frühjahrssaat  handelt,  gänzlich  unerlässlich. 

Die  vorliegenden  Notizen  beschränken  sich  auf  Pflanzen,  die  Jedermann  bekannt 
und  geläufig  sind,  bei  denen  die  Lebensäusserungen  Niemandem  Schwierigkeiten  bieten 
werden.  Die  Vornahme  ähnlicher  Aufzeichnungen  womöglich  zugleich  mit  der  Vor- 
nahme von  meteorologischen  Beobachtungen  würde  einefi  schätzenswerthen  Beitrag  zur 
Erforschung  unseres  Landes  bieten. 

In  der  nebenstehenden  Tabelle  habe  ich  die  phäuologischen  Beobachtungen  aus 
Stola c  (südliche  Hercegovina)  und  Eonjica  (nördliche  Hercegovina)  aus  den  Jahren 
1889 — 1892  zusammengestellt,  und  der  Leser  kann  sich  sehr  leicht  sein  Urtheil  über 
die  Unterschiede  in  der  Zeit  des  Auftretens  der  Lebensäusserungen  gleicher  Pflanzen 
in  diesen  zwei  Ortschaften  bilden.  Selbstverständlich  gewinnen  dergleichen  Beobach- 
tungen erst  bei  jahrelangem  Fortsetzen  derselben  an  Werth  und  können  wissenschaftlich 
verwerthbare  Beiträge  zur  Klimatologie  des  Landes  bilden. 


Karliiiski.    Beiträge  zur  Phänologie  der  Uerceg^vina. 


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(Wilde  Akazie) 

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(Flieder) 

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(PfaflFenröhrlein) 

Persica  vulgaris 
(Pfirsich) 

53 

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Prunus  Padus 
(Traubenkirsche) 

Cornus  mas 
(Gelber  Hartriegel) 

584 


III.  NaturwiBsenschaftea. 


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Die  Vjetrenica- Höhle  bei  Zavala. 

Von 

Josef  Vavrovic, 

k.  und  k.  Oberlieutenaut. 
(Mit  1  Tafel  und  6  Abbildungen  im  Texte.) 


Das  Gebiet  der  Hercegovina  ist,  als  der  Karstformation  angehörig,  besonders 
reich  an  Höhlen,  die  entweder  zu  irgend  einer  Zeit  als  Wohn-  oder  Zufluchtsstätten  ge- 
dient haben  oder  auch  blos  vom  geognostischen  Standpunkte  aus  studirt  zu  werden 
verdienen.  Einige  derselben  sind  bereits  in  Radimsk^s  Buch  „Die  prähistorischen 
Fundstätten"  S.  81  erwähnt,  wo  auch  (S.  77  ff.)  eine  kurze  Anleitung  zu  Höhlenunter- 
suchungen gegeben  ist.  Ueber  Höhlenforschungen  in  Bosnien  berichtet  Fiala  in  diesen 
„Mittheilungen"  I,  S.  29  ff.  Die  Höhle,  mit  der  wir  uns  hier  beschäftigen  wollen,  die 
Vjetrenica-peiina  im  Bezirke  Ljubinje,  zunächst  des  alten  Klosters  Zavala,  ist  am  an- 
gegebenen Orte  S.  353 — 360  von  Hristifor  Mihajlovi6  beschrieben  worden,  doch  hat 
diese  Arbeit   einer   exacten   Darstellung  jenes  Objectes  nur   unwesentlich  vorgegriffen. 

Die  Vjetrenica -pe6ina  liegt  an  der  westlichen  Thalwand  des  Popovopolje,  und 
zwar  dort,  wo  dasselbe  sich  gegen  Zavala  einbuchtet.  Die  absolute  Höbe  des  Ein- 
ganges beträgt  295  M.  und  die  Höhe  über  der  Thalsohle  circa  53  M.  Sie  erstreckt 
sich  in  die  Abhänge  der  Klisura  hinein,  und  ihr  Lauf  ist  bis  circa  80  M.  ein  aus- 
gesprochen südlicher;  von  da  ab  zieht  sie  sich  in  mannigfachen  Windungen  circa  120  bis 
160  M.  südöstlich,  um  dann  in  südsüdwestlicher  Richtung  fortzusjtreichen  (s.  den  Grund- 
riss  auf  Tafel  XHI).  Ihre  Länge  beträgt  (bis  zu  dem  noch  erreichbaren  Ende)  585  M. 
Die  Höhenverhältnisse  variiren  sehr  stark,  stellenweise  erweitert  sie  sich  domartig,  um 
sich  dann  wieder  so  zu  schliessen,  dass  es  kaum  möglich  ist,  durchzudringen. 

Den  Eingang  der  Vjetrenica  überragt  dachartig  eine  Felsplatte,  unter  der  man 
3  M.  zurücklegen  muss,  um  an  den  Eingang  zu  gelangen.  Schon  circa  4 — 5  M.  vor 
der  Höhle  empfindet  man  eine  bedeutend  niedrigere  Temperatur,  welche  sich  am 
Eingange  selbst  noch  bedeutend  vermindert.  Nachdem  ich  am  14.  Juni  abseits  in  der 
Höhe  der  Höhle  eine  Temperatur  von  24^  R.  gemessen  hatte,  sank  das  Thermometer 
am  Eingange  auf  8  ®  R. 

Eine  intensive,  boraartige  Luftströmung  wehte  aus  der  Höhle  heraus  und  erschwerte 
das  Eindringen  in  den  engen,  circa  5  M.  langen,  röhrenartigen  Eingangsstollen. 

Eine  Fackel  oder  selbst  ein  gut  verwahrtes  Licht  würde  hier  erlöschen;  es  muss 
dieser  kurze  Theil  entweder  tastend  passirt  werden,  oder  man  lässt,  wie  ich  später  that, 
einen  vertrauten  Mann  zuerst  hineingehen  und  aus  dem  erweiterten  Räume,  wo  volle 
Windstille  herrscht,  entgegenleuchten. 


Uittheilnngen  aus  Bosa 


Taf.  XIII. 


Vavrovid.    Die  Vjetrenica-Höhle  bei  Zavala.  587 

Nun  befindet  man  sich  unter  einem  flachen  Gewölbe,  welches  wie  der  ganze  Aufbau 
des  Gebirges  aus  Kalksteinschichten  gebildet  ist.  Der  Boden  ist  hier  mit  Schlamm 
und  weicher  Erde  bedeckt.  Es  strömt  nämlich  zu  Beginn  der  Regenperiode  das  Wasser 
von  aussen  in  diesen  Theil  der  Höhle  und  macht  ihn  so  unzugänglich  ^  während  die 
übrigen  Theile  bis  auf  das  Tropfwasser,  welches  sich  in  flachen  Tropfsteinbecken 
sammelt,  frei  bleiben.  Diese  Behauptung  stützt  sich  darauf,  dass  ich  im  weiteren 
Räume  Fussspuren,  Brandstellen  und  Ueberreste  von  Mahlzeiten  fand,  welche,  wie  mir 
bekannt  war,  aus  dem  vergangenen  Jahre  stammten. 

Aus  diesem  Räume  gelangt  man  durch  das  zweite  Thor  (2)  in  einen  kleineren, 
mit  Schutt  von  herabgestürzten  Steinen  bedeckten  Raum,  der  sich  bald  zum  dritten 
Thore  schliesst. 

Dieses  Thor  (Kapia,  3)  ist  tunnelartig  gewölbt  und  aus  Tropfstein  gebildet  oder 
richtiger  mit  Tropfstein  von  schmutziggelber  Farbe  überglast.  Seine  Höhe  beträgt 
2*4  M.,  seine  Breite  am  Boden  1*6  M.  und  in  der  Mitte  der  Höhe  circa  2*3  M. 

Nach  Passirung  dieses  dritten  Thores  öffnet  sich  ein  massig  bis  zu  3  M.  an- 
steigender Raum  (AT),  die  Kreuzstelle  („RaskrS6e")  genannt. 

Hier  theilt  sich  die  Höhle  und  sendet  einen  Arm  genau  in  westlicher  Richtung 
55  M.  weit  in  den  Berg.  Die  Höhe  dieses  Theiles  variirt  zwischen  2*2  und  2*4  M. 
Es  ist  dies  der  interessanteste  Theil  der  ganzen  Höhle. 

In  diesem  Räume,  genannt  „Mlin",  beobachtet  man  die  schon  von  Mihajlovi6 
geschilderten  Schallphänomene.  Bei  6  hört  man  deutlich  das  Geklapper  einer  Mühle. 
Bei  6^  glaubt  man  eine  grosse  Trommel  zu  vernehmen,  die  heftigen  Schläge  folgen 
sich  ziemlich  rasch,  ich  zählte  130  in  der  Minute.  Diese  Stelle  nennt  man  „Bubanj" 
oder  Trommel.  Wenn  man  bei  7  näher  an  die  Wand  tritt,  glaubt  man  den  Mühlstein 
reiben  zu  hören.  Diese  Stelle  heisst  „2rvanj"  (Mühlstein).  Eine  Luftbewegung  kann 
in  diesem  Theile  nicht  constatirt  werden. 

Hier  findet  man  Brandstellen,  wo  gekocht  und  gebraten  wurde,  und  zahlreiche 
Ueberreste  von  Mahlzeiten  zeigen,  dass  dies  der  Lieblingsplatz  früherer  Besucher  war. 

Von  da  an  zeigt  sich  vornehmlich  die  Tropfsteinbildung.  Während  die  Höhlen- 
decke schön  geschlichteten  Kalkstein  aufweist,  sind  die  unteren  Theile  der  Wände  und 
der  Boden  zum  grössten  Theile  mit  Tropfstein  überzogen,  der  von  dem  blendendsten 
Weiss  allmälig  in  ein  schmutziges  Gelb  übergeht  und  an  manchen  Stellen  mit  einer 
leichten  Schlamnischichte  überzogen  ist. 

An  vielen  Punkten  der  Höhle  findet  man  herabgestürzte  Blöcke,  die  das  Fort- 
kommen bedeutend  erschweren. 

Bei  9  trifft  man  das  erste  Mal  Wasser  an,  es  ist  dies  der  sogenannte  kleine  See 
(„Malo  jezero").  Er  hat  eine  Länge  von  circa  15  M.  und  eine  Breite  von  circa  8  M.  und 
führt  blosses  Tropfwasser,  welches  sich  auf  dem  erodirten  und  mit  einer  Sinterschichte 
überzogenen  Boden  gesammelt  hat.  Stellenweise  )'agen  die  Tropfsteinkanten  über  das 
15—20  Cm.  tiefe  Wasser  hervor,  und  das  Ganze  gewinnt  das  Ansehen,  als  ob  man 
mehrere  flache  Becken  aneinander  geschoben  hätte. 

Nun  kommt  man  durch  einen  schmalen  Gang  zu  den  sogenannten  Vierteln 
(„Cejreci").  Es  sind  dies  von  der  Decke  herabhängende  flache,  graue  Tropfsteine,  die 
bei  etwas  Phantasie  mit  zum  Räuchern  aufgehängten  Keulen  und  Lammvierteln  ver- 
glichen werden  können  und  davon  ihren  Namen  haben.  Hier  befinden  sich  auch  noch 
zwei  Tümpel,  welche,  wie  der  vorbeschriebene,  nur  Tropfwasser  in  Tropfsteinbecken  ent- 
halten. Bei  11  sieht  man  die  kleine  Kanzel  („Predikaonica"),  unter  der  sich  wieder 
ein  Tümpel  der  schon  beschriebenen  Art  befindet. 


588 


in.  Naturwissenschaft. 


Eine  schöne  Tropfsteinbildung  sind  die  Kirehenleuchter  „Öirjaei"  (Figur  1).  Auf 
einem  1  M.  hohen,  mit  Tropfstein  vollkommen  überkrusteten  Hügel  stehen  mächtige 
Tropfsteinsäulen  von  kleinen  umgeben;  mir  machten  sie  eher  den  Eindruck  eines 
Grabhügels,  auf  dem  gi'osse  und  kleine  türkische  Grabsteine  stehen. 

Nun  verengt  sich  die  Höhle  bei  constant  ansteigendem  Grunde  und  öffnet  sich 
wieder  domartig  bei  einem  vom  schönsten  Weiss  in  Rosa  und  Braun  übergehenden 
Tropfsteingebilde  (^.9). 

In  diesem  Thcile  der  Höhle  befindet  sich  bei  lö  die  „Govomica"  oder  grosse  Kanzel, 
mit  dünnen  Tropfsteinschichten  überzogene,  von  der  Decke  herabgestürzte  Felsmassen. 

Die  „Pjati"  {14)  (Figur  2)  sind  schüsselartige  Tropfsteine,  welche  eng  aneinander- 
schliessend  einen  Raum  von  circa  16  M.  Länge  und  6  M.  Breite  bedecken,  und  deren 
Ränder  über  das  Wasser  hervorragen.  Eine  ebensolche  Formation  ist  bei  16 j  doch  hat 
sie  bis  jetzt  keinen  Namen,  wie  überhaupt  von  hier  an  Bezeichnungen  fehlen. 


4l60 


♦^56 


Fig.  1.     Die  „Öirjaci"  (Kirehenleuchter),  Stalagmiten 
in  der  Vjetrenica-Höhle. 


Fig.  2.  Die  „Pjati"  (Schüs.seln),  Tropfstein- 
beckon  in  der  Vjetrenica-H«hle. 


Bei  17  ragt  vom  Boden  bis  zur  Decke  ein  mit  Tropfstein  überglaster  Pfeiler,  der 
so  stark  und  breit  ist,  dass  die  beiden  Seitengänge  nur  mit  Mühe  zu  passiren  sind. 
Ueberhaupt  ist  das  Vordringen  von  den  „Pjati"  an  ein  sehr  beschwerliches,  und  die 
weiteren  Theile  bieten  fast  nichts  Interessantes  mehr. 

Bei  IS  und  19  sind  wieder  Teller-  oder  Schüsselcomplexe,  welche,  wie  alle  früheren, 
mit  völlig  klarem,  grünlich,  oft  gelblich  scheinendem  Wasser  gefüllt  sind. 

Hier  ist  das  Fortkommen  schon  sehr  schwer.  Die  Engen  der  Wände  und  das 
herabgestürzte  schlüpfrige  Gestein  treten  hindernd  in  den  Weg. 

Bei  20  theilt  sich  die  Höhle  und  sendet  einen  ansteigenden  hornförmigen  Arm  von 
circa  20  M.  Länge  nach  Osten. 

Die  Höhle  wird  immer  enger,  erweitert  sich  stellenweise,  ohne  aber  grössere  Räume 
zu  bilden,  und  ist  im  Allgemeinen  röhrenartig.  Bei  21  und  22  sind  unbedeutende 
Tümpel. 

Von  23  an  ist  das  Weiterkommen  ohne  besondere  Vorkehrungen  unmöglich. 
Hier  schliesst  sich  der  Raum  so  enge  und  ist  mit  Wasser  derart  gefüllt,  dass  man  in 
tiefgebückter  Stellung  eine  vielleicht  viele  Meter  hinge  Röhre  im  Wasser  passiren  müsste. 


Vavrovi<5.    Die  Vjetrenica-Höhle  bei  Zavala. 


589 


Bis  zu  diesem  Punkte  ist  die  Höhle  gerade  gemessen  585  M.  lang ;  mit  den  Krüm- 
mungen beträgt  ihre  Länge  etwas  über  700  M. 

Der  Boden  ist  zumeist  mit  einer  dünnen  Tropfsteinschichte  bedeckt  und  mit 
schlammigem  Sedimente  überzogen;  stellenweise,  wo  wohl  in  jüngster  Zeit  Einstürze 
der  Decke  stattgefunden  haben,  liegen  die  blossen  Kalksteinblöcke  zu  Tage.  An  der 
Decke  findet  man  viele  schöne  Stalaktiten  (vgl.  Figur  3—5).  Dazwischen  erscheint  die 
von  Ost  gegen  West  abfallende  Schichtenlagerung  und  auch  einige  einsturzdrohende 
Stellen. 

Alle  gerade  in  den  bestgelegenen  Theilen  vorgenommenen  Grabungen  ergaben  ein 
negatives  Resultat,  so  dass  vermuthet  werden  darf,  dass  die  Vjetrenica  niemals  Menschen 
oder  Thieren  als  ständiger  Aufenthalt  gedient  hat. 

Das  verwitterte  Relief  vor  dem  Eingänge  stammt  aus  dem  Mittelalter,  die  Brand- 
stellen im  Innern  rühren  von  Hirten  und  anderen  Besuchern  her,  die  im  heissen  Sommer 
dort  Labung  suchten. 


rfo^ 


Fig.  3.     Herzförmige  Stalaktiten 
in  der  Vjetrenica-Hßhle. 


Fig.  4.  Fig.  5. 

Fig.  4  und  5.    Stalaktiten  in  der  Vjetrenica-Höhle. 


Um  den  Vorraum  des  Einganges  sind  alte  Mauerfundamente  deutlich  erkennbar, 
der  Eingang  scheint  von  einem  Gebäude,  vermuthlich  einer  ehemaligen  Dependenz 
des  Klosters  Zavala  umgeben  gewesen  zu  sein. 

Die  in  dieser  Ruine  angestellten   Grabungen  ergaben   den  Fund  einiger  Münzen: 

Circa  10  Cm.  tief  lag  ein  Ragusaner  Denar:  Av.:  SALVS  TVTA  und  die  Christus- 
gestalt in  der  Mandorla,  den  Segen  spendend.  Rev.:  S .  BLASIVS .  RAGVSII  1666. 

Etwa  25  Cm.  tiefer  fand  ich  in  einer  Mauerecke  unter  Schutt  eine  Bronzemünze. 
Av.:IMP.AVRELIANVS.P.F.AVG.  Rev.:  RESTITVT(OR)  ORBIS.  (Vgl.  Cohen 
V,  p.  146,  Nr.  167.) 

In  einer  Tiefe  von  circa  50  Cm.  fand  ich  an  zwei  circa  2  M.  von  einander  gele- 
genen Stellen:  1.  eine  Silbermünze  der  Julia  Domna.  Av.:  IVLIA  AVGVSTA  Rev.: 
IVNO  (vgl.  Cohen  III,  p.  337,  Nr.  44);  2.  eine  Bronzemünze  Constantins  IL,  welche 
sehr  abgenützt  ist  und  im  Revers  die  häufig  gebrauchte  Umschrift:  „Gloria  exer- 
citus"  zeigt. 

Knapp  vor  dem  Eingange  fand  ich  in  einer  Tiefe  von  circa  20  Cm.  eine  kupferne 
Denkmünze,  die  auf  der  Aversseite  die  Symbole  der  Kreuzigung  mit  der  Umschrift: 
XPS .  FACT .  EST .  PRO .  NOB .  OBEDVSQ .  AD,  auf  der  Reversseite  die  Kreuzabnahme 
mit  der  Umschrift :  MORS  .  MEA  .  VITA  zeigt.  Von  diesen  fünf  Münzen  machen  nur 
die  des  Aurelianus  und  der  Julia  Domna  den  Eindruck,  dass  sie  längere  Zeit  im  Erd- 
reich gelegen  sind. 


Der  Meerschaum  aus  der  Ljubid  planina  bei  Prnjavor. 


Von 

Dr.  M.  KiSpatiö, 

üniverBit&is-ProfeflSor  in  Agram. 


Jüis  gab  eine  Zeit,  wo  der  bosnische  Meerschaum  sich  eines  guten  Rufes  erfreute, 
und  wo  derselbe  auch  wissenschaftlich  bekannt  war;  es  kam  aber  wieder  eine  Zeit, 
wo  man  sich  anschickte,  denselben  aus  der  Reihe  bosnischer  Mineralschätze  zu  löschen. 
Heute  schon  sagt  man,  es  sei  Magnesit  und  werde  nur  ortsweise  in  Bosnien  als  Meer- 
schaum verwendet.  Allein  man  hat  in  diesem  Falle  Unrecht,  denn  dass  der  bosnische 
Meerschaum  thatsächlich  echter  Meerschaum  ist,  soll  im  Folgenden  bewiesen  werden. 

Im  Jahre  1892  ging  mein  langgehegter  Wunsch,  die  Serpentine  Nordbosniens  näher 
kennen  zu  lernen,  in  Erfüllung.  Hiezu  war  mir  die  südslavische  Akademie  in  Agram  und 
in  ausserordentlicher  Weise  Se.  Excellenz  Herr  Minister  B.  v.  Källay  behilflich,  der 
mir  durch  Mitgabe  einer  offenen  Ordre  alle  Wege  öflfnete  und  mich  mit  vielen  För- 
derern der  Landescultur  in  Berührung  brachte.  Es  ist  mir  deshalb  eine  angenehme 
Pflicht,  ihm  hiemit  öffentlich  meinen  Dank  zu  sagen. 

Nachdem  ich  zunächst  einige  interessantere  Oertlichkeiten  im  nahen  Kroatien  be- 
sucht, wo  älteres  krystallinisches  Gestein  auf  der  Oberfläche  erscheint,  ging  ich  bei 
Novi  nach  Bosnien  über  und  beging  der  Reihe  nach  Pastirjevo,  Kozara,  Prisjeka, 
Skakavica,  Uzlomac,  Borja  und  schliesslich  Borja  planina.  Die  Resultate  meiner  Unter- 
suchungen werde  ich  bei  einer  anderen  Gelegenheit  publiciren,  da  es  sich  als  noth- 
wendig  herausstellen  könnte,  dass  ich  vorher  auch  die  zweite,  grössere  Hälfte  der  Ser- 
pentinzone begehe,  wozu  ich  im  Jahre  1892  nicht  kam,  und  dass  ich  hiezu  mehr  Zeit 
benöthige,  als  ich  der  ersten  Hälfte  gewidmet  habe.  Hier  wünsche  ich  nur  meine  Unter- 
suchungen über  den  Meerschaum  aus  der  Ljubi6  planina  mitzutheilen  und  hieran  einige 
allgemeine  Bemerkungen  über  die  Serpentine  anzuknüpfen. 

In  der  Literatur  wie  auch  im  Handel  war  der  bosnische  Meerschaum  aus  der 
Ljubi6  planina  schon  von  altersher  bekannt ;  und  dass  derselbe  auch  in  technischer  Be- 
ziehung einen  guten  Ruf  besass,  davon  zeugt  am  besten  der  Umstand,  dass  Wiener 
Händler  ihn  durch  lange  Zeit  zur  Erzeugung  von  Rauchrequisiten  kauften.  Diese  kun- 
digen und  erfahrenen  Händler  erkannten  in  dem  bosnischen  Urproducte  guten  Meer- 
schaum, und  es  dachte  nicht  einmal  Jemand  daran,  dass  es  nöthig  wäre,  dessen  che- 
mische Zusammensetzung  zu  bestimmen. 

Als  im  Jahre  1879  Mitglieder  der  Wiener  geologischen  Reichsanstalt  behufs  geo- 
logischer Untersuchungen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  weilten,  kam  ihnen  auch 
der  bosnische  Meerschaum  in  die  Hände.  Dr.  Emil  Tietze  beging  jenen  Theil  Nord- 
bosniens, in  welchem  sich  die  Ljubi6  planina  befindet,  und  berichtete  in  dem  Werke, 
das  er  im  Verein  mit  seinen  CoUegen  über  die  geologischen  Verhältnisse  Bosniens  und 
der  Hercegovina^)   lieferte,    über    das  Vorkommen    und    die  Natur  des  Meerschaums. 

^)  Grundlinien  der  Geologie  von  Bosnien-Hercegovina,  Wien  1880. 


KiSpatiö.   Der  Meerschaum  aus  der  Ljubiö  planina  bei  Prnjavor.  591 

Die  Ljubi6  planina  besteht^  wie  Tietze  schreibt,  aus  öabbro  und  Serpentin.  Der 
ganze  Rücken  des  Ljubi^gebirges  und  alle  seine  höheren  Kuppen  bestehen  aus  Qabbro, 
in  welchem  grosse  Lagen  von  Bronzit  und  Diallag  sichtbar  sind,  während  sich  der 
Serpentin  nur  an  den  Gebirgshängen  vorfindet.  Und  dieser  Serpentin  sei  aus  dem 
Grunde  bemerkenswerth,  weil  er  mit  einem  „Zersetzungsproducte  des  Magnesits 
vorkommt,  welches  hier  in  Bosnien  als  Meerschaum  benützt  wird".  Eine 
solche  Fundstätte  sah  Tietze  bei  Ej'emna  an  dem  Nordgelände  der  Ljubi6  planina. 
Hier  fand  er  oben  zerstreut  Serpentin,  an  manchen  Orten  auch  etwas  Gabbro.  »Der 
Magnesit  selbst"  —  so  nennt  Tietze  den  Meerschaum  —  erscheint  ungleichmässig 
vertheilt  auf  einer  grossen  Fläche;  er  findet  sich  auf  allen  Ausläufern  und  in  allen 
Schluchten  vor,  und  an  vielen  Stellen  bemerkt  man,  dass  ihn  die  Menschen  hier  ge- 
graben haben.  Eine  „ähnHche"  Fundstätte  erwähnt  Tietze  bei  der  Ortschaft  Reljevac. 
Den  Meerschaum  von  Kremna  übergab  Tietze  behufs  chemischer  Untersuchung  an 
John,  den  Vorstand  des  chemischen  Laboratoriums  an  der  geologischen  Keichsanstalt. 
John  hat  dem  Anscheine  nach  mit  demselben  nicht  die  vollkommene  quantitative  Ana- 
lyse vorgenommen,  sondern  begnügte  sich  mit  einigen  Versuchen,  da  ihn  dieselben 
bereits  überzeugten,  dass  das,  was  er  zur  Untersuchung  erhalten,  kein  Meerschaum 
sei.  John  stellte,  wie  Tietze  angibt,  fest,  der  „sogenannte  Meerschaum"  von  Kremna 
bestehe  hauptsächlich  aus  Magnesiumcarbonat  und  enthalte  nur  5 — 87o  Kieselsäure. 
Voraus  schickt  John,  dass  dieser  Magnesit  etwas  Magnesiumhydrosilicat  (also  Meer- 
schaum) enthalte.  Besonders  wird  hervorgehoben,  dass  dieser  Magnesit  „kreide-"  oder 
„schneeweiss"  gewesen,  und  dass  er  auch  Spuren  von  Kalk  zeigte.  Trotz  diesem  im 
Ganzen  ungünstigen  Resultate  der  chemischen  Untersuchung  spricht  Tietze  dabei  doch 
die  Hoffnung  aus,  dass  in  dem  grossen  Räume  dieses  Vorkommens  wohl  auch  eine 
werthvollere  Abart  gefunden  werden  dürfte,  welche  mehr  Silicat  enthält.  Es  scheint 
daher,  dass  das,  was  Tietze  zur  Untersuchung  nach  Wien  brachte,  gewöhnUcher  Mag- 
nesit gewesen  ist,  der  neben  echtem  Meerschaum  reichlich  vorkonunt,  und  dass  er 
selbst  zufällig  ein  Mineral  mit  dem  anderen  verwechselt  haben  dürfte. 

B.  Walter,  der  eine  bedeutende  Arbeit  über  den  Mineralreichthum  Bosniens 
schrieb,^)  hatte  keinen  Grund,  die  Ausführungen  Tietze's  zu  bezweifeln,  deshalb  darf  es 
nicht  wundernehmen,  wenn  er  in  der  erwähnten  Arbeit  sagt,  dass  in  der  Umgebung  von 
Prnjavor  der  Magnesit  als  „bosnischer  Meerschaum"  Verwendung  finde,  und  dass  die 
Bosnjaken  mit  „grosser  Pietät"  aus  Pfeifen  von  diesem  Meerschaume  rauchen. 

Doch  W.  Radimsk^,  Berghauptmann  in  Sarajevo,  Hess  sich  dadurch  nicht 
beirren,  sondern  studirte  aufmerksam  einige  der  wichtigeren  Eigenschaften  des  bos- 
nischen Meerschaums,  und  aus  den  Resultaten,  die  er  im  „Glasnik  zem.  muzeja", 
Bd.  I,  1889,  p.  88  („Serpentini  Bosne  i  njihovi  utvori,  osobito  i  stiva" ;  dasselbe 
deutsch  in  den  „Mittheilungen  der  Section  flir  Naturkunde  des  Oesterr.  Touristen- 
Clubs",  1892,  Nr.  2)  gegeben  hat,  geht  klar  hervor,  dass  der  Autor  überzeugt  ist, 
der  bosnische  Meerschaum  habe  mit  Magnesit  nichts  zu  thun.  Radimskj^  führt  alle 
Hauptfundstätten  des  Meerschaums  in  der  Ljubi6  planina  an  und  erwähnt  ausdrücklich, 
dass  die  Wiener  Händler  den  Meerschaum  von  Braneä6i  als  ausgezeichnete  Waare 
lobten  und  ihn  jenem  von  Kremna  vorzogen.  Radimskj^  hatte  nur  Meerschaum  von 
Brane§6i  in  Händen,  er  sagt  uns  daher  auch  natürlich  nicht,  ob  es  irgendwelchen 
Unterschied  zwischen  diesem  und  jenem  Meerschaum  gebe,  der  in  der  Umgebung 
von    Kremna  gewonnen    wird.     Die   Untersuchungen,    die    er   mit    dem    Meerschaum 


*)  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Erzlagerstätten  Bosniens,  Sarajevo  1887,  S.  215. 


592  III.  Naturwissenschaft. 

vorgenommen,  sind  vollkommen  zuverlässig.  Dieser  Meerschaum  klebt  stark  an  der 
Zunge,  saugt  rasch  Wasser  ein,  zeigt  eine  verschiedene  Dichte  und  Gewicht,  schäumt 
nicht  in  Säuren  auf,  auch  nicht  in  Wärme,  nur  die  Flüssigkeit  wird  in  letzterem 
Falle  Flocken  enthalten.  Eine  Sorte  Meerschaum  hatte  nach  Radimsky  die 
Dichte  0*47,  die  Härte  l'O,  während  eine  zweite  die  Dichte  von  0*95  und  die  Härte  2-5 
zeigte.  Wird  diese  zweite  Sorte  nassgemacht,  so  filUt  ihre  Härte  sofort  unter  2-0. 
Diese  Untersuchungen  bedürfen  nur  noch  der  chemischen  Analyse,  um  zu  beweisen, 
dass  der  bosnische  Meerschaum  thatsächlich  echter  Meerschaum  ist. 

In  den  Publicationen  der  geologischen  Reichsanstalt  theilte  in  neuerer  Zeit  M. 
Tscherne*)  einige  Analysen  des  bosnischen  Meerschaums  mit.  Ueber  das  Stück, 
welches  er  zur  Untersuchung  erhalten,  erwähnt  derselbe,  dass  es  vom  Fusse  der  Ljubi6 
planina  gegen  Prnjavor  zu  stamme.  Die  gelblichbraune  Substanz  dieses  Meerschaums 
war  durch  webt  mit  Adern  eines  grünlichen  Minerals,  an  welchem  sich  stellenweise 
Pseudomorphosen  des  Olivin  erkennen  Hessen.  Im  Meerschaum  gab  es  auch  noch  ein- 
geschlossene Lagen  von  Bronzit,  und  an  manchen  Stellen  war  der  Meerschaum  von  einer 
Magnesitrinde  überzogen.  Der  ganzen  Beschreibung  nach  war  dies  nicht  so  reiner 
Meerschaum,  wie  er  dort  gegraben  und  zu  Pfeifen  etc.  verarbeitet  wird.  Nach  der 
Analyse  T scher ne 's  gab  es  bei  diesem  Stücke: 

Verlust  bis  100»      ....  --  9-11 7o 

Verlust  beim  Glühen  .     .     .  =  11-38  7^ 

SiO, =  47-23  7o 

MgO =  24-55  7o 

FeO =  7-20  7o 

99-477o 

Nachdem  er  von  dem  Stücke  die  reine  weisse  Substanz,  welche  dem  anatolischen 
Meerschaum  glich,  ausgeschieden,  ergab  die  Analyse,  dass  dieselbe  bestehe  aus: 

COg =  2-30  7o 

Verlust  durch  Glühen      .     .  =  16-96  %  nach  Abschlag  der  COj 

freie  SiO, =  4-22  7^ 

gebundene  Si  O^      .     .     .     .  =  46-20  % 

MgO =  23-90  7o 

FeO =  6-13  7o 

99-71  7o 

wonach  auch  dieses  „reine"  Material  aus  einem  Gemenge  von  Meerschaum  mit  Ma- 
gnesit und  Opal  bestehen  würde. 

Ein  zweites  Stück,  welches  Tscherne  zur  Analyse  erhielt,  war  einigermassen 
dem  Magnesit  ähnlich,  den  John  analysirte.  Dieses  Stück  lieferte  fUr  seine  Bestand- 
theile  folgende  Verhältnisszahlen: 

CO, =    26-427o 

SiO, =    30-47  7o 

MgO =    34-53  7o 

FcgOg =      0-90  7o 

H^O, =      7-61 7o 

99-93  7o 


)  Meerschaum  von  Bosnien  und  von  Mähren,  Verhandl.  der  k.  k.  geol.  Beichsanstalt,  1892,  Nr.  2,  S.  100. 


Kiäpatie.    Der  Meerschaum  aus  der  Ljubid  planina  bei  Prnjavor.  593 

Auch  dieses  Stück  bestand  daher  aus  einem  Gemenge  von  Meerschaum  und  Ma- 
gnesit mit  ein  wenig  Opal,  nur  dass  in  diesem  das  Silicat  weit  mehr  überwog  wie  in 
dem  von  John  untersuchten.  Während  meines  Aufenthaltes  in  Prnjavor  waren  die 
Fundstätten  des  Meerschaums  bei  Kremna  unzugänglich.  Wahrscheinlich  infolge  un- 
geschickten Untergrabens  und  Schürfens  ist  der  ganze  Hang  eingestürzt,  so  dass  man 
nicht  bis  zum  Meerschaum  gelangen  konnte.  Dies  that  mir  um  so  mehr  leid,  als  sich 
die  Angaben  Tietze's  gerade  auf  den  Meerschaum  von  Kremna  beziehen.  Ich  bin  in- 
dessen überzeugt,  dass  ich  auch  dort  nichts  Anderes  gefunden  hätte  als  bei  Braneädi. 
Der  Ort  BraneS^i  liegt  auf  niedrigen  Anhöhen,  welche  zur  Ljubi6  planina  reichen.  Auf 
dem  Wege  gegen  den  Ried  Reljevac,  wo  am  meisten  Meerschaum  gegraben  wird,  kann 
man  sich  leicht  überzeugen,  dass  diese  Anhöhen  aus  einem  Materiale  bestehen,  welches 
aus  der  Ljubid  planina  stammt.  Aus  der  Erde  tritt  da  nämlich  eine  ansehnliche  Menge 
feineren  und  gröberen  krystallinischen  Qesteinschotters  zu  Tage,  und  darin  sind  am 
interessantesten  die  Stücke  schönen  schwarzen  Amphibolits,  der  ohne  Zweifel  zugleich 
mit  dem  Serpentinschotter  aus  der  Ljubid  planina  hieher  gelangte.  Die  Fundstätte 
von  Reljevac  selbst  befindet  sich  in  angeschwemmtem  Materiale.  Auf  den  Stücken  von 
Meerschaum  und  Magnesit,  welche  da  gefunden  werden,  sieht  man  anhaftende  Ser- 
pentinschotterstücke Auf  dem  steilen  Abliange,  der  gegen  den  Bach  zu  abßillt,  findet 
man  niedrige  und  flache  Gruben,  welche  die  Bauern  bei  dem  Suchen  von  Meerschaum 
ausgegraben  haben.  Gräbt  man  in  diesen  Gruben  nach,  so  findet  man  leicht  schöne 
Stücke  Meerschaum  und  dabei  regelmässig  auch  Stücke  Magnesits.  Der  Meerschaum 
wie  der  Magnesit  haben  die  Form  ganz  unrcgelmässiger  Klumpen,  und  ein  Mineral  ist 
von  dem  anderen  leicht  zu  unterscheiden.  Die  Bauern  selbst  haben,  nachdem  sie  eines 
dieser  Minerale  in  die  Hand  genommen,  mir  sofort  zu  sagen  gewusst,  ob  es  Meerschaum 
sei  oder  nicht.  Der  aus  der  Erde  herausgegrabene  Meerschaum  ist  sehr  feucht  und 
lässt  sich  leicht  mit  dem  Fingernagel  ritzen,  wie  er  auch  eine  mattweisse  Farbe  be- 
sitzt, während  der  Magnesit  hart  ist,  dem  Kratzen  widersteht  und  eine  reine,  kreide- 
weisse  Farbe  zeigt.  Dieser  Magnesit  ist  kein  reines  Magnesiumcarbonat,  denn  wenn 
man  denselben  in  Salzsäure  auflöst,  bleibt  in  der  Flüssigkeit  eine  ziemliche  Menge  von 
Kieselsäure  in  Gestalt  leichter  Flocken  zurück.  Er  entspricht  also  vollkommen  jenem, 
den  Tietzc  durch  John  untersuchen  liess.  Auch  dieses  Mineral  kennt  das  Volk  der 
nahen  Umgebung  ganz  gut,  doch  würde  es  Niemandem  einfallen,  darnach  zu  graben 
und  es  als  Meerschaum  zu  verarbeiten,  und  zwar  nicht  nur  deshalb,  weil  es  Meerschaum 
besitzt,  sondern  hauptsächlich  deswegen,  weil  sich  der  Magnesit  zur  Verarbeitung  für 
Rauchrequisiten  nicht  eignet.  Eine  solche  Waare  würden  die  Wiener  Handelsleute 
bestimmt  nicht  kaufen.  Wie  ich  schon  bemerkt  habe,  kenne  ich  den  Meerschaum  von 
Kremna  nicht,  bin  aber  fest  davon  überzeugt,  dass  es  dort  gerade  solchen  Meerschaum 
gibt  wie  bei  Braneäci,  wenn  auch  irgendwelcher  unwesentlicher  Unterschied  in  der 
Farbe  und  Grösse  der  Klumpen  bestehen  sollte. 

Die  Meerschaumklumpen  von  Reljevac  sind  oft  an  der  Oberfläche  mit  einer 
rothen  Rinde  überzogen,  welche  viel  Eisen  enthält,  und  unter  welcher  trockener, 
weisser,  gelblich  angehauchter  Meerschaum  vorkommt.  In  warmer  Salzsäui'c  schäumt 
der  Meerschaum  nicht  im  Mindesten,  wie  dies  schon  Radi msky  bemerkte,  und  dies 
ist  ein  Beweis,  dass  er  keine  Carbonate  enthält.  In  der  Säure  zersetzt  sich  der 
Meerschaum,  indem  er  weisse  Flocken  von  Kieselsäure  ausscheidet.  Meerschaum, 
der  anscheinend  ganz  trocken  war,  enthielt  noch  14%,  (^richtiger  14*287üj  hygro- 
skopisches Wasser.  Diese  starke  Ilygroskopic  zwang  mich  auch,  beim  Abwägen  sehr 
rasch   zu   verfahren    und   jedes    Abwägen    neuerlich    getrockneter    Substanz    mehrmals 

Band  m.  38 


594  III.  NÄturwissenschaft. 

vorzunehmen,  denn  während  man  sie  auf  die  Wage  legte,  änderte  sie  bereits  auch  ihr 
Gewicht. 

Die  quantitative  Analyse,  die  ich  mit  dem  Meerschaum  vornahm,  wurde  nach  be- 
kannten Methoden  im  chemischen  Laboratorium  der  kgl.  Oberrealschule  in  Agram 
durcligeführt.  Den  Wassergehalt  bestimmte  ich  durch  Glühen  bei  einer  Probe,  aus 
welcher  ich  das  hygroskopische  Wasser  durch  längeres  Erwärmen  bis  auf  110°  entfernt 
hatte,  während  ich  die  anderen  Bestandtheile  mit  Hilfe  einer  zweiten  Probe  feststellte, 
die  durch  Salzsäure  zersetzt  wurde.  Um  das  Eisen  sicherer  zu  bestimmen,  habe  ich 
dasselbe  separat  in  einer  dritten  Probe  durch  Titration  mit  Kaliumhypermanganat  er- 
mittelt und  erhielt  genau  dieselbe  Ziffer.  Die  specielle  Untersuchung  auf  Kohlensäure 
und  Kalk  ergab  ein  ganz  negatives  Resultat.  Die  Analyse  lieferte  mir  das  folgende 
Ergebniss  in  Procenten: 

SiOj =    61-09 

MgO =     25-87 

FcjOa =       2-59 

H,0       .     .     .     .     .     =     10-47 
zusammen  100*02 

Wir  haben  es  daher  unzweifelhaft  mit  echtem  Meerschaum  zu  thun,  dessen  Ana- 
lyse ergibt,  dass  er  ein  Magnesium-Hydrosilicat  sei.  Der  Ersatz  von  Magnesium  durch 
nicht  nennenswerthe  Mengen  Eisen  ist  ganz  gewöhnlich  und  ändert  weder  die  minera- 
logische Individualität  des  Meerschaums,  noch  dessen  technischen  Werth.  Die  Analyse 
spricht  so  klar,  dass  wir  es  mit  keinem  Magnesit  zu  thun  haben,  dass  es  überflüssig 
erscheint,  hierüber  weiter  Worte  zu  verlieren. 

Mit  unserer  Analyse  stimmen  vollkommen  überein  die  folgenden  Analysen  des 
kleinasiatischen  Meerschaums  (I.  Analyse  von  Lychnell,  II.  von  Scheerer  und  Richter, 
in.  von  Schultze),  sowie  jenes  aus  Griechenland  (IV.  von  Scheerer): 

BesUndtheile  I.  U.  II[.  IV. 

CO, —           0-67        —  0-56 

SiO, 60-87      61-33  60-01  61-30 

Mg  O 27-80      28-28  26-78  2839 

FeO 009        009        —  0-08 

HjO n-29  9-82  12-62  9-74 

lOO-Oö     10019  99-41  10007 

Die  Bildung  des  Meerschaums  ist  eng  verknüpft  mit  der  Entstehung  des  Ser- 
pentins. Heute  ist  bekannt,  dass  Serpentin  kein  primäres  Gestein  ist.  In  den  unge- 
heuren Serpentingebirgen,  welche  Bosnien  durchziehen,  gibt  es  relativ  sehr  wenig  Ser- 
pentin. Gewöhnlich  besteht  nur  der  äussere  Rindenüberzug  aus  Serpentin,  die  ganze 
übrige  innere  Masse  aus  anderem  Gestein.  Wo  immer  die  Bäche  das  Gestein  tiefer 
aushöhlten,  da  sieht  man  überall  frisches  Gestein,  das  nicht  aus  Serpentin  besteht,  aber 
welches  mit  der  Zeit  sich  zu  Serpentin  umbilden  wird.  Dieses  Gestein,  aus  welchem 
der  bosnische  Serpentin  entstand  und  noch  immer  entsteht,  nennt  man  in  der  Wissen- 
schaft „Peridotit".  Aus  diesem  bildet  sich  durch  Einflüsse  der  Luft,  der  Feuchte  und 
der  Kohlensäure  Serpentin  und  mit  ihm  geradezu  immer  auch  Magnesit;  als  drittes, 
jedoch  seltenes  Verwitterungsproduct  gesellt  sich  hiezu  noch  der  Meerschaum. 

Die  Ljubi6  planina  besteht  zum  grössten  Theile  aus  Serpentin  (beziehungsweise 
aus  Peridotit,  der  an  der   Oberfläche   zu   Serpentin   geworden)   und  nicht  aus  Gabbro, 


Kifipatid.  Der  Meerschaum  aus  der  Ljubic  planina  bei  Prnjayor.  595 

wie  Tietze  angibt.  Gabbro  ist  da  ganz  nebensächlich,  und  die  chemische  Zersetzung, 
welche  den  Peridotit  in  Serpentin  umbildete,  schuf  hier  neben  dem  Magnesit  noch  den 
Meerschaum.  Oefters  hört  und  liest  man,  der  Serpentin  sei  aus  Gabbro  entstanden, 
das  ist  jedoch  falsch.  Gabbro  findet  sich  allerdings  sehr  oft  neben  verschiedenem  Ser- 
pentin, und  ähnlich  auch  in  Bosnien,  aber  aus  demselben  ist  nie  echter  Serpentin  ent- 
standen; der  Verwitterungsprocess  des  Gabbro  ist  ganz  anderer  Natur.  Es  sei  mir  ge- 
stattet, hier  noch  eine  Frage  zu  berühren.  Im  AUgemeincD  wird  gedacht  und  behauptet, 
dass  die  bosnischen  Serpentine  als  Eruptivgesteine  ungefähr  in  der  Kreideformation  zur 
Oberfläche  durchbrachen.  Die  eruptive  Natur  insbesondere  der  bosnischen  Serpentine 
hat  noch  Niemand  nachgewiesen,  und  dennoch  wird  daran  geglaubt,  wogegen  Niemand 
glauben  will,  dass  die  bosnischen  Serpentine  zugleich  mit  Gabbro  krystallinischer 
Schiefer  sind,  obwohl  es  hieflir  auch  einige  Beweise  gibt.  Radimsk^  und  Walter 
wissen  zu  berichten,  wie  der  Serpentin  stellenweise  regelrechte  Schieferform  zeigt,  und 
ich  werde  in  dieser  Hinsicht  neue  und  glaubwürdige  Beweise  erbringen.  Neben  Ser- 
pentin findet  sich  in  Bosnien  auch  anderes  Schiefergestein  vor.  Die  AmphiboUte,  welche 
Bittner  bei  Viäegrad  fand,  haben  seinen  Glauben  in  die  eruptive  Natur  des  Serpentins 
einigermassen  erschüttert,  hätte  er  jedoch  Gabbro  in  der  Kozara  planina  und  die  Amphi- 
boUte um  Öelinac  und  die  Ljubi6  planina  gesehen,  dann  dürfte  er  meine  Ueberzeugung 
theilen,  dass  der  bosnische  Serpentin  kein  Eruptivgestein  ist. 


38* 


Materialien  zur  Fleehtenflora  Bosniens  und  der  Hereegovina. 


Von 

Dr.  Alex.  Zahlbruckner, 

k.  u.  k.  As.-«istent  am  naturlnstori.schen  Hofmuseum  in  Wien. 


feeit  dem  Erscheinen  meines  „Prodromus  einer  Flechtenflora  Bosniens  und  der 
Hereegovina"  (Annalen  des  k.  k.  naturhistor.  Hofrauseums  in  Wien,  Bd.  V,  1890, 
S.  20 — 48  ^)  erhielt  ich  neuerdings  mehrere,  wenn  auch  zumeist  nur  kleinere  FlecLten- 
coUectionen  aus  Bosnien  und  der  Hereegovina  zur  Bestimmung.  Die  Aufzählung  der 
in  diesen  Sammlungen  enthaltenen  Arten  im  Vereine  mit  jenen  Angaben,  welche  sich 
über  die  Flechtenflora  unseres  Gebietes  in  der  Literatur  vorfinden,  übergebe  ich  hiemit 
als  Materialien  zu  einer  Lichenenflora  Bosniens  und  der  Hereegovina  der  Oefifentlichkeit. 

Folgende  Collectionen  bilden  die  Grundlage  dieses  Beitrages: 

1.  Ich  habe  bereits  in  meinem  „Prodromus"  auf  die  Reise  und  Sammelthätigkeit 
des  verstorbenen  Lichenologen  H.  Lojka  in  Bosnien  und  der  Hereegovina  hingewiesen. 
Damals  standen  mir  jedoch  nur  jene  wenigen  Angaben  seiner  Ausbeute  zu  Gebote, 
welche  theils  in  der  Literatur  (Ny landen  Addenda  nova  ad  Liehen ographiam  euro- 
paeam  Cont.  XLVU  in  Flora,  1885,  p.  128 — 136),  theils  in  Exsiccatenwerken  (Lojka, 
Lichenotheca  universalis)  veröfi^entücht  wurden.  Heute  aber  bin  ich  in  der  Lage,  alle 
Arten,  welche  von  Lojka  gesammelt  wurden,  in  das  nachfolgende  Verzeichniss  auf- 
zunehmen, da  die  Collection  Lojka's  sich  derzeit  im  Besitze  der  botanischen  Abthei- 
lung des  k.  k.  naturhistorischen  Hofmuseums  in  Wien  befindet.  Alle  Arten  dieser 
Sammlung  fand  ich  durchwegs  correct  determinirt,  von  wem  aber  diese  Bestimmungen 
herrühren,  konnte  ich  mit  Sicherheit  nicht  eruiren,  glaube  jedoch,  dass  sie  von  Herrn 
Dr.  W.  Nylander  in  Paris,  der  auch  die  neuen  Arten  der  Ausbeute  Lojka's  beschrieb, 
durchgeführt  wurden. 

2.  Die  Flechten,  welche  Herr  Gustos  Dr.  G.  v.  Beck  auf  seiner  dritten  Reise 
nach  Bosnien  aufsammelte.  Herr  Gustos  v.  Beck  berichtet  über  diese  seine  Reise  in 
den  „Annalen  des  k.  k.  naturhistorischen  Hofmuseums  in  Wien"  (Bd.  VHI,  1893,  Notizen 
S.  65 — 66).  Diesem  Berichte  möchte  ich  nur  beifügen,  dass  sich  der  Ausflug  von 
Fojnica  bei  Kiseljak  auf  den  Matorac  (1939  M.)  in  lichenologischer  Beziehung  als 
besonders  dankbar  erwies.  Die  alten  Voralpenwälder  dieses  Berges  sind  nicht  nur 
reich  an  Kryptogamen  überhaupt,  sie  bergen  auch  zahlreiche,  darunter  viele  seltene 
und  interessante  Flechten.  Ich  möchte  diejenigen  Forscher,  die  gesonnen  sind,  in 
Bosnien  Flechten  zu  sammeln,  auf  diesen  Punkt  besonders  aufmerksam  machen. 

3.  Eine  fernere  FlechtencoUection  erhielt  ich  von  Herrn  P.  Er.  Brandis  aus  der 
Umgebung  Traynik 8.    In  seinem  „Beitrage  zur  Flora  von  Travnik"  (vgl.  weiter  unten) 

*)  Der  Kürze  halber  citire  ich  im  Folgendon  statt  des  ganzen  Titels  nur  „A.  Zahlbr.  Prodr." 


Zahlbrnckner.    Materialien  zur  Fleehtenflora  Bosniens  und  der  Hercegovina.  597 

führt  P.  Brandis  auch  eine  Reihe  von  Lichenen  an,  welche  ihm  von  Herrn  Hora 
bestimmt  wurden.  Die  mir  zugekommene  Sendung  erhielt  auch  eine  grosse  Anzahl 
der  bereits  an  jenem  Orte  angeführten  Arten;  ich  bezeichne  diese  in  meinem  Ver- 
zeichniss  mit  einem  Ausrufungszeichen. 

4.  HeiT  M.  Schwartz,  Gastwirth  in  Fojnica  bei  Kiseljak,  sammelt  im  Auf- 
trage des  Herrn  Gustos  v.  Beck  für  die  botanische  Abtheilung  des  k.  k.  naturhistori- 
schen Hofmuseums  in  Wien  Pflanzen  in  der  Umgebung  seines  Domicils.  Was  sich  in 
seinen  Sendungen  an  Flechten  —  es  sind  dies  hauptsilclilich  Straucli-  und  Blattflechten  — 
vorfand,  habe  icli  meiner  Aufzählung  eingefügt. 

5.  Einige  wenige  Flechten  erhielt  ich  auch  von  Herrn  K.  Maly  jun.,  welche  von 
ihm  bei  Dolnja-Tu^la  gesammelt  wurden. 

Dem  Literatur-Verzeichnisse  über  die  Flechtenflora  Bosniens  und  der  Herce- 
govina (vgl.  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  S.  22)  ist  anzufügen: 

Brandis,  E.,  Botanische  Beiträge  zur  Flora  von  Travnik  (Jahreshefte  des  natur- 
wissensch.  Vereines  des  Trencsiner  Gomitates  1890/91,  S.  49—78). 

Hofmann,  F.,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Flora  von  Bosnien  (Oesterr.  Botan. 
Zeitschrift  XXXH,  1882,  S.  259). 

Nylander,  AV.  Addenda  nova  ad  Lichenographiam  europaeam.  Cont.  XLVH 
(Flora  1887,  S.  129-136). 

Durch  diesen  Beitrag  wird  die  Anzahl  der  für  Bosnien  und  die  Hercegovina 
bekannten  Flechtengattungen  um  11,  diejenige  der  Arten  um  73  vermehrt;  so  sind 
demnach  für  dieses  Gebiet  bekannt  71  Gattungen  mit  288  Arten.  Neu  wird  von  mir 
in  diesem  Beitrage  beschrieben:  Rhizocarpon  bosniacum  n.  sp.  und  Ij)haria  pulmo- 
nacea  (Hffm.)  Nyl.  var.  isidiosa  n.  var. 

Schliesslich  sei  es  mir  gestattet,  an  dieser  Stelle  den  Herren  Gustos  v.  Beck, 
P.  E.  Brandis  und  K.  Maly  jun.  für  die  freundliche  Ueberlassung  ihrer  Flechten- 
sammlungen meinen  verbindlichsten  Dank  auszusprechen. 

Classe  I.    Archllichenes  Th.  Fries. 

Fam-  Usneacei. 

Usnea  Ach. 

TJsiiea  barbata  var.  florida  (L.)  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  22. 
Bosnien:  um  Travnik  (P.  Brandis) 

—  var.  hlrta*)  E.  Fries,  Lichgr.  Europ.  1831,  p.  18.  Liehen  hirhcs  Linn^,  Flora  Suec. 

1745,  Nr.  989;  Hora  apud  Brandis  in  Jahreshefte  Ver.  Trencsin  1891,  p.  78. 
Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  var.  dasypoga  (Ach.)  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  23. 

Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  »rticulatft  Hoffm.,  Deutschi.  Flora,  H.  Theil  f.  d.  Jahr  1795,  p.  133;   Körb.,  Syst. 

Lieh.  Germ.,  p.  4.    Liehen  articulatus  Linne,  Spec.  Plant.  1753,  p.  1156. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Borasnica  bei  Konjica  (Lojka). 

—  ecratina  Ach.,  Lichgr.  Univ.  1810,  p.  619a;  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  4. 

Usnea  barbata  var.  ceratina  Schaer.,  Spicil.  X,  1840,  p.  505;  Nyl.,  Synops.  I, 
p.  268. 

^)  Die   fett  gedruckten  Arten,   respective  Varietäten   sind   in   meinem  Prodromus  nicht  verzeichnet. 


598  III.  Naturwissenschaft. 

Bosnien:   In  einer  Form   mit  rundlichen  bleichen  Soredien  an  den  Enden  der 
mehr  weniger  glatten  Aestchen;  bei  Fojnica  (M.  Schwartz), 
Usnea  plicata  Hoffm.,  Deutschi.  Flora  II.  1795,  p/ 132;  Ach.,  L.  ü.  1810,  p.  132;  Nyl. 
in  Flora  1875,  p.  103.    Liehen  plicatus  Linnö,  Flora  Suec.  1745,  Nr.  084. 
Bosnien:  um  Fojnica  (M.  Schwartz). 

Aleetoria  Th,  Fries. 

Alectorla  sarmeiitosa  Ach.,   L.  U.  1810,  p.  595.    Stzbgr.  in  Ann.  k.  k.  naturhist. 
Hofinus.  in  Wien,  Bd.  VII,   1892,  p.  123.    Liehen  sarmeniosus  Ach.  in  Vet. 
Akad.  Ilandl.  1795,  p.  212. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Boraänica  bei  Konjica  (Lojka). 

—  iiiiplcxa  var.  eana  Nyl.  apud.  Norrlin.    Stzbgr.  in  Ann.  k.  k.  naturhist.  Hofmus. 

in  Wien,  Bd.  VII,   1892,  p.  131.     Aleetoria  jubata  var.  cana  Ach.,    Lichgr. 
Univ.  1810,  p.  593. 
Bosnien:  an  Buchen  bei  Fojnica  (h  M.  Schwartz). 

—  prolixa  (Ach.)  Nyl.  vgl.  Stzbgr.  in  Ann.  k.  k.  naturhist.  Hofmus.  in  Wien,  Bd.  VII, 

1892,   p.  127.     Aleetoria  jubata   var.  prolixa  Ach.  —  A.  Zahlbr.,    Prodr., 
p.  23. 
Bosnien:  Fojnica  bei  Kiscljak  (M.  Schwartz).  —  Hercegovina:  an  Buchen 
auf  der  Prenj-Bjelaänica  (Lojka). 

Evertiia  Ach. 

Evernia  prunastri  (L.)  Ach.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  23. 

Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis).  —  Hercegovina:   an  Buchen   auf  der 
Boraänica  bei  Konjica  (Lojka). 

—  diyaricata  Ach.,  Lichgr.  Univ.  1810,  p.  441,  tab.  X,  fig.  244;    Nyl.,  Synops.  I, 

p.  285;    Th.  Fries,   Lichgr.    Scand.  I,    p.  30.     Liehen    divaricatiis    Linn6, 
Syst.  Nat.  1767,  p.  713. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Boraänica  bei  Konjica  (Lojka). 

RamaUna  Ach. 

Ramailna  callcaris  E.  Fries,  Suec,  p.  72;  Nyl.  in  Bull.  Soc.  Linn.  de  Normandie, 
2*  s^rie,  Tom.  IV,  1870,  p.  33.    Liehen  caliearis  Linn^,  Spec.  Plant.  (1753) 
p.  1146. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Boraänica  bei  Konjica  (Lojka). 

—  farlnacea   Ach.,   Lichgr.  Univ.    1810,  p.  606;  Nyl.,  Ramal.  1870,  p.  34;  Stzbgr. 

in  Jahresber.   der    naturf.   Ges.   Graubtlndens,   Neue  Folge   XXXIV,    1891, 
p.  92.    Liehen  farinacev^  Linn^,  Flora  Suec.  1745,  p.  957. 
Bosnien:  in  auflFallend  langen  Exemplaren  (Thallus  12 — 15  Cm.  lang)  an  Buchen 
bei  Fojnica  (M.  Schwartz). 

—  fraxinea  Ach.,   Lichgr.  Univ.  1810,  p.  602.     RamaUna  caliearis  a.  fraxinea  (L.) 

Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  23. 
Bosnien:  an  Buchen  bei  Fojnica  (M.  Schwartz).  —  Hercegovina:  an  Buchen 
auf  der  Boraänica  bei  Konjica  (Lojka). 

—  var.  caitcariformis  Nyl.,  Ramal.  1870,  p.  38.    Stzbgr.  in  Jahresber.  der  naturf. 

Ges.  Graubündens,  Neue  Folge  XXXIV,  1891,  p.  92. 
Bosnien:  an  Buchen  bei  Fojnica  (M.  Schwartz). 


Zahlbrnckner.    Materialien  znr  Flechtenflora  Bosniens  und  der  Hercegovina.  599 

Ramalina  populina  Wainio  in  Medd.  Soc.  pro  fauna  et  flora  fennica   XIV,    1888, 

p.  21.    Liehen  populinus  Ehrh.,  PL  Crypt.  Dec.  XXVIU,  Nr.  276  (1793). 

Ramalina  calicaris  ß.  fastigiata  (Pers.)  Fries.    A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  23. 

Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis);  an  Buchen  bei  Fojnica  (M.  Schwartz). 

—  pollinarla  Ach.,  Lichgr.  Univ.  1810,  p.  608.    Liehen  pollinarius  Westr.  in  Vet. 

Akad.  Handl.  XVI,  1794,  p.  56. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  BoraSnica  bei  Konjica  (Lojka). 

—  dilacerata  Hoffm.,  Herb.  viv.  1825,  p.  451;  Wainio  in  Medd.  Soc.  pro  fauna  et 

flora  fennica  XIV,    1888,  p.  14  et  21.     Ramalina   miniiseula  Nyl.,   Recogn. 
Ramal.,  1870,  p.  66.    Stzbgr.,  Europ.  Ramal.  1891,  p.  116. 
Hercegovina:  an  Tannenrinden  auf  der  BoraSnica  bei  Konjica  (Lojka). 

Farn,  Cladoniacei. 

Cladanta. 

Cladonia  ranglformis  Hoffm.,  Deutschi.  Flora  II,  1795,  p.  114;   Wainio,   Monogr. 
Ciadon.  I,  1887,  p.  357  ubi  syn. 
Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  carneola  Fries,  Lichgr.  Europ.  1831,  p.  233  (a);  Nyl,  Seand.  1861,  p.  54;  Körb., 

Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  25.    Cenomyee  earneola  Fries,  Sched.  critic.  1824, 
p.  23. 
Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  flmbriata  Fries,  Lichgr.  Europ.   1831,  p.  222.    Liehen  fimbriatm  Linne,    Spec. 

Plant.  1753,  p.  1162. 
Bosnien:  im  Karsttrichter  am  VlaSi6  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  oehroehlora  Flk.,  Comm.  Clad.  1828,  p.  75;  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  24. 

Cladonia  eornuia  var.  oehroehlora  Nyl.,  Synops.  I,  1860,  p.  198. 
Hercegovina:  an  alten  Tannenstriinken  auf  der  Boraänica  bei  Konjica  (Lojka). 

—  pyxidata  ß.  Poeillum  Fr.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  24. 

Bosnien:   über   Moosen  im  Krunovathale  auf  der  Ostseite   des  VlaSi6  (P. 
Brandis!). 

—  cariosa  Sprngl,  Syst.  Veget.  IV,  1827,  p.  272;  Th.  Fries.  Lichgr.  Scand.  I,  1871, 

p.  90.    Liehen  eariosus  Ach.,  Prodr.  1798,  p.  198. 
Bosnien:  an  der  Poststrasse  bei  Turbe  westlich  von  Travnik  (P.  Brandis!). 

—  fureata  Schrad.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  24. 

—  var.  racemosa  Flk.,  Clad.  Comm.  1828,  p.  152;  Wainio,  Monogr.  Clad.  I,  1887, 

p.  323.     Cladonia  racemosa  Hoffm.,  Deutschi.  Flora  II,  1795,  p.  144. 
Bosnien:  auf  der  Erde  und  zwischen  Moosen  bei  Fojnica  (M.  Schwartz). 

—  endiviaefolia  Fries.,  Lichgr.  Europ.  1831,  p.  212;  Nyl.,  Synops.,  p.  189;   Körb., 

Par.,  p.  9.    Liehen  endiviaefolius  Dicks.f  Crypt.  Brit.  III,  1793,  p.  17. 
Hercegovina:    auf  dolomithältiger  Erde   über   dem    Friedhofe   von   Konjica 
I^Lojka). 

Fam.  Peltideacei. 

I^eltidea. 

Pelttdea  venosa  Ach.,  Meth.  1803,  p.  282.   Liehen  venosus  Linnö,  Spec.  Plant.  (1753), 
p.  1148. 


600  in.  Naturwissenschaft. 

Bosnien:  auf  der  Erde  im  Krunovathale  auf  der  Ostseite  des  VlaSi6  und 
auf  dem  Vlasi^^-Plateau  (P.  Brandis!). 

Lobaria. 

Lobaria  pulmonacea  (Hoffm.)  Nyl.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  24. 

Bosnien:  bei  Banjaluka  (Hoffmann),  Travnik  (P.  Brandis!).  —  Herce- 
govina:  an  Buchen  auf  der  Prenj-Bjelasnica  (Lojka). 

—  var.   papillaris  A.  Zahlbr.  Stieta  pulmonacea  var.  papillaris  Del.,  Hist.  d.  Lieh. 

genre  Stieta  1822,  p.  144,  tab.  XVII,  fig.  63;  Nyl.,  Synops.  I,  1860,  p.  352. 
Bosnien:   an    Sclilehengebüsch    der   Bergabhänge    südlich    von    Dolnje-Tuzla 

(K.  Mal;;-)- 

—  var.  isldlosa  nov.  var. 

Thallus  suprn  praesertivi  versus  warginem  in  costis  dense  isidiis  cylin- 
draceis    thallo   concolorihus    vel  fuscsscentibus    obsitus.     Differt   a    varietnt^ 
priori  isidiis  cylindricis  in  costis  sedentibus, 
Bosnien:  im  Voralpenwalde  der  Oäjecenica  bei  Petrovac  (Beck). 

—  linita  Wainio  in  Act.  Soc.  pro  fauna  et  flora  fennica,  vol.  VII,  1890,  p.  194,  notul. 

Stieta  linita  Ach.,  Synops.   1814,  p.  234;  Nyl.,  Synops.  I,  1860,  p.  353. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Prenj-Bjelasnica  (Lojka). 

—  ampUssima  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  25. 

Bosnien:  an  Buchen  auf  der  Grmie  planina  bei  Bihaö  (circa  1000  M.) 
(Beck).  — Hercegovina:  an  Kastanienstilmmen  bei  Ivan  Karaula  (Lojka), 
an  Buchen  auf  der  Borasnica  bei  Konjica  und  Prenj-Bjelaänica  (Lojka). 

Cetraria  (Ach.)  Th,  Fries. 

Cetraria  islandica  (L.)  Ach.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  25. 
Bosnien:  auf  der  Vranica  planina  (M.  Schwartz). 

—  islandica  var,  crispa  Ach.,  Lichgr.  Univ.  1810,  p.  513;  Nyl.,  Synops.  I,  p.  299; 

Th.  Fries.,  Lichgr.  Scand.  I,  p.  98;   Hepp,  Flecht.  Europ.,  Nr.  170. 
Bosnien:    zwischen    Moosen    auf    dem    Matorac-Kamm    bei    Fojnica    (M. 
Schwartz). 

—  glauca  Ach.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  25. 

—  var.  fallax  Ach.,  Lichgr.  Univ.  1810,  p.  509;    Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  I,  1871, 

p.   106.    Liehen  fallax  ^Y  Gh.,  Spicil  Fl.  Gott.   1778,  p.  245.    Cetraria  fallax 
Ach.,  Meth.    1803;   Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  47. 
Bosnien:  mit  Früchten  (Sporen  5-5  —  7  X  3'5  fi)  an  alten  Buchen  bei  Fojnica 
j  (M.  Schwartz). 

Parfuelia  (Ach.)  DNotrs. 

Parnielia  caperata  (L.)  Ach.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  26. 

Bosnien:  beim  Castell  von  Travnik  (P.  Brandis)  und  auf  Junipems  bei 
Tuzla  (Lojka). 

—  physodes  Ach.,  Meth.   1803,  p.   250.     Liehen  physodes  Linn^,   Spec.  Plant.  1753, 

p.  1144. 
Hercegovina:  an  Tannenrinden  auf  der  Borasnica  bei  Konjica  (Lojka). 

—  saxatilis  Fr.,  Lichgr.  Europ.  1831,  p.  61;  Nyl.,  Scand.  1861,  p.  99.   Liehen  saxatilis 

Linne,    Spec.   Plant.    1753,   p.    1142.      Imbriearia   saxatilis    Körb.,    Syst. 
Lieh.  Germ.  1855,  p.  72. 


Zahlbrackner.    Materialien  zur  Flacht enflora  Bosniens  und  der  Hercegovina.  601 

Bosnien:   bei  Travnik  (P.   Brandis!);    an  Baumstämmen  bei   Fojnica  (M. 
Schwartz). 
Parmelia  fiirfuracea  L.  (Ach.)  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  25. 

Bosnien:   an  Baumstämmen   bei   Fojnica  (M.  Schwartz);    auf  der  Javorina 
planina  (Fiala). 

—  fuliginosa  Nyl.  in  Flora   1868,  p.   346,   1869,  p.   289  et  1878,  p.  247.     Parmelia 

olivacea  var.  fuliginosa  Fr.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  26. 
Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  suhaurifera  Nyl.  in  Flora  1873,  p.  22.    Parmelia   olivacea  var.  fuliginosa  f.  sub- 

aurifera  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  26. 
Bosnien:  an  Schlehen  südlich  von  Dolnja  Tuzla  (leg.  Mal^  jun.). 

Physcia  (Fr.)  Th.  Fries. 

Physcia  ciliaris  (L.)  D.  C.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  26. 

Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis).   —  Ilercegovina:   an  Buchen  auf  der 
BoraSnica  (Lojka). 

—  speclosa  Nyl.,  Prodr.  Lieh.  GaUiae  et  Alg.  in  Act.  Soc.  Linn.  Bordeaux  XXI,  1856, 

p.  307;   Synops.  I,  1860,   p.  416;  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  I,  1871,  p.  134. 
Liehen  speciosvs  Wulf,   in  Jacqu.  Collect.  III,  1798,  p.  119,  tab.  VII.    Par- 
melia speciosa  Ach.,  Meth.  1803,  p.  198;  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  89. 
Hercegovina:  an  Eichenstämmen  auf  der  Prenj-Bjelasnica  (Lojka). 

—  pulverulenta  (Schreb.)  Nyl.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  26. 

Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Boraänica  (Lojka). 

—  TCimsta   Nyl.,   Synops.   I,    p.  421.     Parmelia   venusta    Ach.,    Meth.  1803,  p.  211, 

tab.  VIII,  fig.  5. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Prenj-Bjelaänica  (Lojka). 

—  obscura  (Fries)  Nyl.  —  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  27. 

Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  stellaris  var.  aipolia  (Ach.)  Nyl.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  26. 

Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  var.    tenella   (Scop.)   Nyl.    Physeia  stellaris   ß,    adscendes   f.    tenella  Th.  Fr.  —  A. 

Zahlbr.,  Prodr.,  p.  20. 
Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  dimidiata  Nyl.   apud   Hue  Add.  1886,  p.  52.    Parmelia  dimidiata  Arn.,   L.   exs., 

Nr.  272.     Physeia  alhinea  var.  dimidiata  Nyl.  in  Flora  1872,  p.  426. 
Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  trlbacla  Nyl.  in  Flora    1874,   p.  307  et  1881,   p.  537.    Lecanora  tribacia   Ach., 

L.  U.  1810,  p.  415. 
Bosnien:  an  San dsteinf eisen  des  Schlossberges  bei  Vranduk  (Lojka). 

—  astroldea   Nyl,   Synops.  I,    1860,   p.  426.     Parmelia   astroidea   Clement.,   Essaio 

1807,  p.  302;  E.  Fries,  Lichgr.  Europ.  1831,  p.  81.    Parmelia  Clementiana 
Turn,  in  Trans.  Linn.  Soc.  London,  Bd.  IX,  p.  146,  tab.  XIII,  fig.  1. 
Hercegovina:  an  Crataegus  über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 

—  caesia  (Hoffm.)  Nyl.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p,  26. 

Bosnien:  i3ei  Travnik  (P.  Brandis!). 


o02  Hl.  NaturwissenBühaft. 

Xantharia  Stzbgr. 

Xanthoria  parietina  (L.)  Th.  Fr.  —  A.  Zahlbr.;  Prodr.,  p.  27. 

Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis!);  an  Weidenstämmen  bei  Tuzla  (Lojka). 

—  eoiicolor   Th.   Fries,   Lichgr.   Scand.   I,    1871,   p.    147.    Liehen  concolor  Dicks., 

Crypt.  Brit.  III  (1793),  p.  18.  Lecanora  laciniosa  Nyl.  in  Flora  1881, 
p.  444.  Parmelia  parietina  e.  laciniosa  Duf.  apud  Fries,  Lichgr.  Europ. 
1831,  p.  73.  Candelaria  concolor  Hora  in  Jahresber.  Ver.  Trencsin  1891, 
p.  78. 
Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis).  —  Hercegovina:  an  Buchen  auf  der 
Bjelaänica  (Lojka). 

Farn.  Lecanoracei, 

Calaplaca  Th.  Fries. 

Sect.  Gasparrinia   Th.  Fries. 

Caloplaca  elegans  (Link)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  27. 
Bosnien:  an  Kalkfelsen  bei  Travnik  (P.  Brandis!). 

—  callopisma  (Ach.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  27. 

Hercegovina:  an  Dolomit  im  Mllhlbache  bei  Ronjica  (Lojka). 

—  Heppiana  (Müll.  Arg.).  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  27. 

Hercegovina:  an  Dolomit  über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 

—  cirrochroa  (Ach.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  28. 

Bosnien:  häufig  an  Ralkfelsen  um  Travnik,  doch  zumeist  steril  (P.  Brandis). 

Sect.  Eucaloplaca  Th.  Fries. 

Caloplaca  Agardhiana  (Mass.)  Flagey.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  28. 
Bosnien:  auf  Ealkfelsen  bei  Vranduk  (Lojka). 

—  ceHna  (Ehrh.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  28. 

Hercegovina:  auf  Rhamnus  auf  der  BoraSnica  (Lojka). 

—  baematites  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  I,  1871,  p.  175.    Lecanora  haematites  Chaub. 

in  St.   Amand,    Flora   Agen.    1821,   p.   492.     Parmelia   cerina  y.  haematites 
Fr.,  Lichgr.  Europ.,  1831,  p.  169.    Callopisma  haematites  Körb.,  Par.   1865, 
p.  64, 
Bosnien:  auf  Juniperus  bei  Tuzla  (Lojka). 

—  pyracea  (Ach.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  29. 

Bosnien:  um  Travnik  (P.  Brandis). 

—  erythrocarpia  (Ach.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  29. 

Hercegovina:  an  Kalkfelsen  ober  Konjica  (Lojka). 

—  vitellina  (Ehrh.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  29. 

Hercegovina:  auf  einem  sAten  Polyporus  auf  der  Prenj-BjelaSnica  (Lojka). 

Minodina  Stzbgr. 

Rinodlna  ocellata  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  H,  1874,  p.  204.  Liehen  ocellatus  Ach., 
Prodr.   1798,  p.  61.    Lecanora  ocellata  Nyl.  in  Flora  1872,  p.  428.     Mische- 
blastia  lecanorina  Mass.,  Ricerch.  1852,  p.  41,  fig.  70. 
Hercegovina:  an  Dolomit  über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 


Zahlbrnckner.    Materialien  zur  Flechtenflora  Bosniens  und  der  Hercegovlna.  603 

Kinodina  Zwaekhiana  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  126.    Lecanora  Zwachhiana 
Krphbr.  in  Flora  1854,  p.  145;  Nyl.  in  Flora  1881,  p.  530. 
Hercegovina:  an  Dolomitfelsen  im  Mühlbache  bei  Konjica  (Lojka). 

—  budensls  A.  Zahlbr.    Lecanora  hudenah  Nyl.  in  Flora  1881,  p.  529. 

Hercegovina:  an  Dolomit  über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 

Nylander  gibt  a.  o.  O.  folgende  Diagnose  dieser  Art: 
„Thallus  olivaceuSy  tenuis^  inaequalis^  ar eolato-diffr actus y  crassit  circiter 
0'2  mmj  ambitu  non  effiguratus;  apothecia  badiofusca  latit,  0'5  mm  vel 
minora,  margine  thallino  integro  cineto,  demum  eonvexula  margine  thallino 
excluso;  sporae  8-nae  dilute  obacuratae,  oblongae^  l-septata^,  14  —  22  X  4  —  ff  /u, 
epithedum  fuscescens  e  clavis  paraphysum  gracileacentium,  Jodo  gelatina 
hymenialis  coerulescens,  dein  fulvescens.  —  Est  speciea  facie  accedena  ad 
li.  Zwackhianam  (Krphbr,)^  a  qua  diatinguitur  jam  aporia  ohlongia  (in 
/?.  Zwaekhiana  aunt  ellipaoideaey  14  —  15  X  8  —  10  ^).  Sterigmata  2-, 
darticulata,  articulis  non  ticrgidia,  apermatia  baeilliformia  S'5  X  0'5  —  0'6  fi,^ 
Diese  Flechte  wurde  von  Lojka  zuerst  bei  Budapest  in  Ungarn 
gefunden. 

Lecanora  Th.  Fries. 

Set.   Plaeodivm  Th.   Fries. 

Lecanora   lentlgera  Ach.,  L.  U.  1810,  p.  423;  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  I,  1871, 
p.  220.    Liehen  lentigerua  Web.,   Spicil.  1778,  p.   192.     Paoroma  lentigerum 
Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.   119.    Squamaria  lentigera  Nyl.,   Scand. 
1861,  p.  130. 
Hercegovina:  auf  Erde  unter  Konjica  (Lojka). 

—  craaaa  (Huds.)  Ach.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  30. 

Hercegovina:  an  Dolomit  über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 

Sect.  Eulecanora  Th.  Fries. 

Lecanora  palleacena  Schaer.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  31. 

Bosnien:   auf  Prunua  bei  Tuzla  (Lojka).  —  Hercegovina:   an  Buchen  auf 
der  Prenj-Bjelaänica  (Lojka). 

—  tartarea  Ach.,  L.  U.  1810,  p.  409;  Nyl.,  Scand.  1861,  p.  157;  Th.  Fries,  Lichgr. 

Scand.   I,    1871,   p.   233.     Liehen  tartareua  Linn^,    Sp.   PL  1753,  p.  1141. 
Oehroleehia  tartarea  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.,  1855,  p.  150. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Prenj-BjelaSnica  (Lojka). 

—  atra  Ach.,  L.  U.    1810,   p.  344;    Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  139;   Nyl, 

Scand.  1861,   p.  170;    Th.  Fries,   Lichgr.  Scand.  I,    1871,   p.  237.     Liehen 
ater  Huds.,  Flora  Angl.  1778,  p.  530. 
Bosnien:  an  Juniperua  bei  Tuzla  (Lojka). 

—  atrynea  Nyl.  in  Flora  1872,  p.  250.  —  Lecanora  aubfuaea  ^.,  atrynea  Ach.  L.  U. 

1810,  p.  395;  Nyl,  Scand.  1861,  p.  161. 
Bosnien:  an  Schiefer  in  den  Voralpenwäldem  des  Matorac  bei  Fojnica  (Beck). 

—  snbearnea  Ach.   in  Vet.  Ak.  Handl.   1810,   p.  74;    Lichgr.   Univ.    1810,   p.   365; 

Arn.  in  Flora  1870,  p.  214;  Nyl.  in  Flora  1873,  p.  69.  Liehen  aubcameua 
Sw.  in  Vet.  Akad.  Handl.  1791,  p.  126.  Parmelia  aordida  b.  aubcarnea 
E.  Fries,   Lichgr.   Eur.  1831,   p.  179.    Lecanora  aordida  ß,   aubcarnea  Th. 


o04  III.  Naturwisflenschaft. 

Fries,  Lichgr.  Arct.  1860,  p.  115;  NyL,  Lieh.  Scand.  1861,  p.  159;  Th.  Fries, 
Lichgr.  Scand.  I,  1871,  p.  246;  Exsicc;  Anzi,  Etnir.,  19! 

Bosnien:  auf  Schiefer  in  den  VoralpenwHldcrn  des  Matorac  bei  Fojnica  (Beck). 
Lecanora  dispersa  (Pers.)  Flk.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  32. 

Bosnien:  an  Kalkfelsen  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

Sect.  Aspicilia  Th.  Fries. 

Lecanora  yerrucosa  Laur.  teste  NyL,  Lieh.  Scand.  1861,  p.  156;  Th.  Fries,  Licbgr. 
Scand.   I,    1871,    p.  27»3.     Ureeolaria   verrucosa   Ach.,    Lichgr.    Univ.    1810, 
p.  339.    Exsicc:  Ilepp,  Fl.  Euroj).,  Nr.  193! 
Bosnien:   auf  abgestorbenen  Alpenpflanzen  auf  der  Osjecenica  bei  Petrovac 
(Beck). 

—  calcarea  var.  contorta  (Flk.)  Th.  Fi'ies.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  32. 

Bosnien:  an  Kalkfelsen  beiVranduk  (Lojka).  —  Ilercegovina:  an  Dolomit 
über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 

—  pavlrneiitaus  Nyl.  in  Flora  1874,  p.  310. 

Hercegovina:  auf  Scliiefer  im  Bache  bei  Ivan  Karaula  (Lojka). 

Ich  wiederhole  hier  die  Diagnose  Nyl  an  der 's,  welche  bisher  nur  in  der 
„Flora"  gedruckt  wurde: 

„Thallus  alhido-cinerasrens  vel  pallido-civerascens,  laemgatus,  sat  isnuis 
(crassit.  O'ij  mm  vel  feimior),  areolato-diffrartuSj  determinatus  ;  apothecia  caesio- 
jyruinosa,  innata,  anguloso-difformia^  plana  (lat,  04  —  OS  mm) ;  sporae 
S'Uaej  ellipsoideae,  22  —  27  X  14  —  21  jt«,  paraphyses  gracilescentes,  Jodo  ge- 
latina  kymenialis  vinose  fulvescens.     Spermatia  6 —  7  X  0*7  fi/^ 

—  ccraeca   Zwackh.,   Exsicc.  Nr.  940,   A.     Aspicilia   ceracea   Arn.   in   Flora    1859, 

p.  149  et  1884,  p.  409.  Aspicilia  epnlotica  y.  ceracea  Körb.,  Par.  1865, 
p.  101. 

—  Prevostii  (Fr.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  33. 

Hercegovina:  an  Dolomit  im  Muhlbachc  bei  Konjica  (Lojka). 

—  slmllls   A.  Zahlbr.  Pinacisca  similis  Mass.,   Neagenea  Lieh.  1854,   p.  5;  Körb., 

Par.  1865,  p.   108.    Aspicilia  similis  Anzi,  Lieh.  Langob.,  Nr.  80!  Lecanora 
cameopallens  Nyl.  in  Flora  1873,  p.  292  et  1874,  p.  318. 
Hercegovina:  an  Dolomit  im  Thale  hinter  Konjica  (Lojka). 

—  Cantiana  A.  Zahlbr.  Manzonia  (lantiana   Garov.   in  Mem.  Soc.  Ital.  di  Sc.  nat., 

tom.  n,   Nr.  8  (1866),    p.  4,   tab.  I,   fig.  1,   ubi   etiam   synonyma.     Lecanora 
coerulea  (Nyl.)  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  33.    Lecanora  coerulea  f.  Cantiana 
Nyl.  apud  Stzbgr.,  Lieh.  Helv.  1882,  p.  384. 
Bosnien:  auf  Kalkfelsen  auf  der  Spitze  der  Osjetienica  bei  Petrovac  (Beck). 

Lecania  Th.  Fries. 

Lecania  cyrtella  (Ach.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  33. 

Hercegovina:  Siuf  Ehamnus  auf  der  Borasnica  (Lojka),  r\x{  einQm  Polyporiis 
auf  der  Prenj-Bjelaänica  (Lojka). 

—  proteiformls   Flagey,   Fl.   Lieh,  de   Franche-Comte  II,    1882,   p.  311.     Biatorina 

proteiformis  Mass.,  Schedul.  critic,  vol.  IV  (1856),  p.  92;   Exsicc.  Nr.   144! 
Körb.,  Par.  1865,  p.  139. 
Hercegovina:    an   Schiefer   im   Bache    bei   Ivan   Karaula   (Lojka)    und    an 
Dolomit  im  Mühlbache  bei  Konjica  (Lojka). 


Zahlbruckncr.     Materialien  zur  Flechtenflora  Bosniens  und  der  Hercegorina.  605 

Icmadophila  Treyis. 

Icmadophila  ericetonim  Wainio  in  Medd.  Soc.  pro  fauna  et  flora  fennica  XIV,  1888, 
p.  10.  Liehen  ericetorum  Linne,  Spec.  Plant.  1753,  p.  1141.  Icmadophila 
aeruginosa  Trevis.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  33. 
Bosnien:  auf  morschem  Holz  im  subalpinen  Hoehwalde  des  Schiefergebirges  bei 
Maöak  (P.  Brandis!);  auf  morschem  Holz  in  den  subalpinen  Wäldern  des 
Matorac  bei  Fojnica  (Beck). 

Eggerth  reclamirt  in  „Schedae  ad  florara  exsiccatam  Austro-Hungaricam" 
IV,  1886,  p.  99  den  Speciesnamen  „ericetorum  L/^  für  „Baeomyces  roseu-s^^; 
es  kann  jedoch  nach  dem  von  Wainio  a.  o.  O.  Gesagten  fernerhin  keinem 
Zweifel  unterliegen,  dass  Linn^  unter  seinem  Liehen  ericetorum  obige  Pflanze 
verstand,  und  dass  sie  die  Linnö'sche  Speciesbezeichnung  zu  tragen  habe. 

T>iplosehistes 

Norm.,  Conatus  redact.  gener.  1853,  p.  232.  —  A.  Zahlbr.  in  Hedwigia  1892,  p.  34. 
Urceolaria  Ach.  (1798)  non  Molino  (1782). 

Diploschistes    scruposus  Norm,    in    Magaz.    Naturvidensk.    VII,     1853,    p.    232    cfr. 
A.  Zahlbr.  in  Hedwigia,  XXXI,  1892,  p.  34.    Urceolaria  seruposa  Ach.  — 
A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  34. 
Bosnien:   auf  Thonschiefer  auf  der  Vilenica   südlich   von  Travnik  (Beck); 
an  Sandstein  bei  Vranduk  (Lojka). 

—  var.  albissimus  A.  Zahlbr.    Urceolaria  seruppsa  var.  alhissima  Ach.,  Meth.  1803, 

p.  147;   Th.  Fries,   Lichgr.    Scand.    I,    1871,    p.    303.     Urceolaria   gypaacea 
Ach.,  Lichgr.  Univ.   1810,  p.  338,  tab.  VI,  fig.  2. 
Bosnien:  auf  Schiefer  im  Engthale  der  Stadt  Travnik  (P.  Brandis!). 

^ertusaria  D.  C. 

Pertusaria  communis  D.  C.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  34. 

Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Prenj-BjelaSnica  (Lojka). 

—  laetea  Nyl.  in  Flora  1881,  p.  539;  Arn.  in  Flora  1884,  p.  421. 

Bosnien:   an  Glimmerschieferfelsen   in   der  Region   der   subalpinen  Wälder  auf 
dem  Matorac  bei  Fojnica  (Beck). 

Varicellaria  Nyl. 

Yaricellaria  rhodocarpa  Th.  Fries,  Lieh.  Scand.  exsicc.  Nr.  73  (1865),  Lichgr.  Scand.  I, 
1871,  p.  323."  Pertusaria  rhodocarpa  Kijrh,^  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  384. 
Hercegovina:  an  Tannenrinden  auf  der  Boraänica  bei  Konjica  (Lojka). 

Farn.  Lecideacei  Th.  Fries. 

Sphyridium  FItw. 

Sphyridinm  byssoldes  Th.   Fries,    Lieh.  Arct.    1860,   p.    177;    Körb.,  Par.   1865, 

p.  246.    Liehen  hyssoides  Linno,  Manlissa  I,  1767,  p.  133.    Baeomyces  rufus 

Wnbg.,  Läpp.,  p.  449;  Nyl.,  Scand.,  p.  48.    Sphyridium  fungiforme  Korb., 

Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  273. 

Bosnien:  an  Steinen  in  den  Voralpenwäldern  des  Matorac  bei  Fojnica  (^Beck). 


606  III.  Naturwissenschaft. 

Baeamyces  (Pers.)  Fries. 

Biieomyees  roscns  Pers.  in  Ust.  Ann.  1794,  p.  19;   Körb.,  Syst.  Lieh.  Genn.  1855, 
p.  274;  Nyl,  Lieh.  Scand.  1861,  p.  48;  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  II,  1874, 
p.  329.  —  A.  Zahlbr.  in  Hedwigia  1892,  p.  35. 
Bosnien:  auf  der  nackten  Erde  südlich  von  Dolnja-Tuzla  (1.  K.  Mal^). 

Tantnia  Tb.  Fries. 

Toninia  aromatica  (Sm.)  Mass.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  35. 

Hercegovina:  an  Dolomitfelsen  über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 

—  syneomlsta  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  1874,  p    335.     Lecidea  sabuletorum  ß.  syn- 

comista  Flk.  in  Berl.  Mag.  1803,  p.  310. 
Hercegovina:  auf  der  Erde  auf  der  Prenj  planina  (Lojka). 

—  Candida  (Web.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  35. 

Hercegovina:  an  Dolomit  über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 

Bacidia  Th.  Fries. 

Baddia  rubella  a.  luteola  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  H,  1874,  p.  345.  Liehen  luteolus 
Schrad.,   Spicil.    1794,   p.  85.     Lecidea   luteola   Ach.,   Meth.    1803,    p.    60; 
Nyl,  Scand.  1861,  p.  209. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Prenj-BjelaSnica  (Lojka). 

—  albescens  Zwckh.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  35. 

Hercegovina:  auf  einem  alten  Polyporus  auf  der  Prenj-BjelaSnica  (Lojka). 

—  (s.  Seolieiosporum)  umbrina  ß.  turgida  Fries,  Lichgr.  Scand.  H,  1874,  p.  365. 

Scoliciosporum  turgidum  Kbr.,  Par.  1865,  p.  241.   Scoliciospwum  umbrinum 
f.  turgidum  Arn.   in  Flora   1871,  p.   51.     T^ecidea  pelidniza  Nyl.  in   Flora 
1874,  p.  318. 
Bosnien:  auf  Sandstein  auf  der  Kriva  Glava  bei  Novi  (Beck). 

Bilimbia  DNtrs. 

Bilimiia  hypnophila  (Ach.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  36. 
Bosnien:  über  Moosen  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

Blastenia  Tb.  Fries. 

Blastenia  ochracea  (Schaer.)  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  36. 

Hercegovina:  an  Dolomit  im  Mühlbache  bei  Konjica  (Lojka);  an  Kalk   auf 
der  Prenj  planina  (Lojka). 

—  dipbyodes  A.  Zahlbr.,  Lecanora  diphyodes  Nyl.  in  Flora  1872,  p.  353. 

Hercegovina:  an  Schiefer  im  Bache  bei  Ivan  Karaula  (Lojka). 

Biatorella  Tb.  Fries. 

Biatorella  pruinosa  (Sm.)  Mudd.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  36. 

Bosnien:   auf  Sandstein   bei   Tuzla   (Lojka).  —  Hercegovina:   an   Dolomit- 
felsen über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 


Zahlb ruckner.     Materialien  zur  Flechtenflora  Bosniens  und  der  Hercegovina.  607 

Lecidea  Th.  Fries. 

Sect.   Psora   Tli.   Fries. 

Lecidea  lurida  (Sw.)  Ach.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  37. 

Bosnien:   auf  kalkhaltiger   Erde   in   der   Thalenge   unter   der   Stadt  Travnik 
(P.  Brandisl).  —  Hercegovina:  an  Dolomit  unter  Konjica  (Lojka). 

—  dedpiens  (Ehrh.)  Ach.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr,  p.  37. 

Hercegovina:  an  Kalk  auf  der  Prenj  planina  (Lojka). 

Sect.  Biatora  Th.  Fries. 
Lecidea  rupestria  Ach. 

—  var.  incruatans  Schaer.  —  A.  Zahlbr.^  Prodr.,  p.  37. 

Bosnien:  an  Kalkfelsen  der  Osjeöenica  bei  Petrovac  (Beck). 

—  var.  calva  Ach.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  37. 

Bosnien:  an  Kalkfelsen  auf  der  Spitze  der  Osjeßenica  (Beck),  an  Kalkfelsen 
bei  Vranduk  (Lojka). 

—  var.  inci^ustans  (D.  C.)  Schaer.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  37. 

Hercegovina:  an  Kalkfelsen  auf  der  Prenj  planina  (Lojka). 

—  coarctata  Nyl.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  37. 

Bosnien:  auf  Sandstein  auf  der  Lisina  bei  Varcar  Vakuf  (Beck). 

—  coarctHtH  var.  elaclsta  Nyl,  Prodr.,  1857,   p.  112;   Th.  Fries,  Lieh.  Arct.  1860, 

p.  190,   et  Lichgr.  Scand.  H,   1874,   p.  447.     Parmelia  elacista   Ach.,  Meth. 
1803,  p.  159,  tab.  IV,  fig.  4. 
Bosnien:  auf  Sandstein  bei  Lisina  bei  Varcar  Vakuf  (Beck). 

—  immersa  Körb.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  37. 

Bosnien:   an  Kalkfelsen   auf  der  Spitze   der  Osjeöenica   bei  Petrovac   circa 
1900  M.  (Beck). 

—  Berengerlana  Th.  Fries,   Lichgr.  Scand.  U,  1874,  p.  433.     Biatora  Berengeriana 

Mass.,  Ric.  suU'  aut.  1852,  p.  128,  fig.  254. 
Hercegovina:  auf  kalkhaltiger  Erde  auf  der  Prenj  planina  (Lojka). 

—  vernalis  Ach.,  Meth.,  p.  68  (a);   Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  H,  1874,  p.  427.    Lichefi 

vemalis  Linn^,  Syst.  Nat.  IH,  1768,  p.  234. 
Hercegovina:  über  Moosen  auf  Tannenrindo  auf  der  BoraSnica  (Lojka). 

Sect.  Eulecidea  Th.  Fries. 

Lecidea  enteroleuca  (Ach.)  Nyl.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  38. 

Bosnien:  an  Steinen  auf  der  Kriva  Glava  bei  Novi  (Beck). 

—  parasema   var.    latypeai  Nyl.,   Lieh.   Scand.    1861,   p.  217.     Lecidea  latypea  Ach., 

Meth.  Suppl.  1803,  p.  10.    Jjecidea  elaeochroma  a,  latypea  Th.  Fries,  Lichgr. 
Scand.  H,  1874,  p.  543.    Exsicc:  Hepp.,  Flora  Europ.,  Nr.  133! 
Bosnien:    auf  Thpn schiefer   auf  der  Vilenica  südlich    von   Travnik  (Beck); 
an  Sandstein  bei  Vranduk  (Lojka). 

Catillaria  Th.  Fries. 

Catillaria  Erhartiana  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  II,  1874,  p.  570.  Liehen  Ehrhartianus 
Ach.,  Prodr.  1794,  p.  73;  Biatm^a  Ehrhartiana  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ. 
1855,  p.  205. 


60o  m.  Katurwissenscbaft. 

Hercegovina:  an  Tannenrinden  auf  der  Boraänica  bei  Konjica  (Lojka). 
Catillaria  globulosa  (Flk.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  39. 

Bosnien:  an  Buchenholz  in  den  Voralpenwäldem  desMatorac  bei  Fojnica(Beck.) 

—  Laurerl  Hepp.  in  Arn.,  Exsicc.,  Nr.  353(1867);  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  (1874), 

p.  582. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  BoraSnica  bei  Konjica  (Lojka). 

Buellia  Th.  Fries. 

Sect.  Catolechia  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  I,  1874,  p.  586. 

Bnellia  eaneseens  DNotrs.  in  Giorn.  Bot.  Ital,  Anno  11,  Parte  1,  tora.   1,   184(5, 
p.  197.     Liehen  eaneseens  Dicks.,  PI.  Crypt.  I,  1785,  p.  10.    Leeidea  eanes- 
eens Ach.,  Meth,  1803,  p.  84.    Diploicia  eaneseens  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ. 
1855,  p.  174. 
Bosnien:  an  Sandstein  auf  dem  Schlossberge  von  Vranduk  (Lojka). 

—  epigaea  Tuckm.,   Gener.  Lieh.    1872,  p.  185;    Th.  Fries,   Lichgr.  Scand.  1874, 

p.  587.    Liehen  epigaeus  Pers.  in  üsteri  Annal.  VIT,  1794,  p.  25.    Catoleehia 
epigaea  Th.  Fries,   Gener.   heterolich.    1861,    p.  80;   Hora  apud  Brandis  in 
Jahresber.  naturwiss.  Ver.  Trencsin  XIII— XIV  (1891),  p.  78. 
Bosnien:  auf  kalkhaltiger  Erde  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

Sect.  Eubuellia  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  225. 

Buellia  parasenna  var.  discifoiinis  (Fr.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  39. 

Hercegovina:  an  Buchen  und  an  Fohrenauf  derBoraSnicabeiKonjica(Lojka). 

—  lygaeodes  Kbrh,  in  Verh.  zool.-bot.  Ges.,  Wien,  Bd.  XVII,  1867,  p.  705,  wurde  von 

mir  in  Prodr.  p.  39   irrthümlich  als  Buellia  lygaea  citirt;  der  Speciesnamen 
ist  in  obiger  Weise  richtigzustellen. 

Rhi»ocar2}mi  Th.  Fries. 

Sect.  Catocarpon  Arn.  in  Flora  1871,  p.  147. 

Rhlzoearpon  chloiiophilnm  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  II,  1874,  p.  612.  Rhizoearpon 
geographieum  d.  alpieolum  Korb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  2(?3  non  Leeidea 
atrovirens  ß.  alpieola  Wahlb.,  Flora  Lappon.  1812,  p.  474. 
Bosnien:  an  Sandstein  auf  dem  Kamme  der  Vranica  planina  gegen  die  Tikva 
(circa  1800—1900  M.)  (I.  Beck).  Diese  Flechte  bedeckt  hier  in  Gesellschaft 
des  Rhizoearpon  geographieum  D.  C.  in  grosser  Menge  die  herumliegenden 
Blöcke  und  verleiht  denselben  eine  von  Weitem  sichtbare  gelbe  Färbung. 

—  COnerctnm  A.  Zahlbr.,  Catillaria  eonereta  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  232 

et  Par.  1805,   p.  194.     Catoexirpas  eoner etus  Arn.  in  Flora  1871,   p.  148  et 
1884,   p.  591;    Ilora   apud    Brandis   in  Jahresber.   naturwiss.   Ver.   Trencsin 
1890/91,  p.  78. 
Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

Sect.  Eurhizoearpon  Stzbgr. 

Rhizoearpon  geographieum  D.O.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  39. 

Bosnien:   auf  dem  Kamme   der  Vranica  planina  in    der  f.  eontiguum  Körb. 
(Beck),   auf  Thonschiefer  auf  der  Vilenica  südlich  von  Travnik  (Beck), 


Z ah Ib ruckner.    Materialien  zur  Flechtenflora  Bosniens  und  der  Hercegovina.  609 

in  der  Lisina  bei  Varcar  Vakuf(Beck). —  Hercegovina:  auf  Serpentin- 
schiefer ober  Konjica  (Lojka). 
Bhlzoearpon  Tlridlatrnm  Körb.,  Syst.  Lieh.  Genn.  1855,  p.  262.    Lecidea  viridiatra 
Flk.  t.  Flotow  in  Litt,  ad  Körb.  (vgl.  1.  s.  c.) 
Bosnien:  an  Sandstein  bei  Vranduk  (Lojka). 

—  dütinctum  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  39. 

Bosnien:   auf  Thonschiefer  auf  der  Vilenicia   südlich   von  Travnik  (Beck). 

—  bosniacnm  A.  Zahlbr.,  nov.  sp. 

Thalhis  tenuis,  tartareus,  ochraceo-cinerascens^  tenuiter  areolato- 
diffractuSy  areolis  contigtiis  parvis^  planis,  hypothallo  indistincto;  hyphae 
non  amylaceae.  Apothecta  parva,  circa  O'O  mm  in  diam,^  adpressa^ 
nigra  saepe  cinereo-suffusay  primum  concaviuscula  dein  plana  vel  leviter 
convexiuscula,  margine  proprio  tenui  obtuso  demumfere  evanescente.  Sporae 
in  ascia  obovoideis  S-nae^  hyalinae^  demum  murali-divisae  ellipsoideae 
vel  ellipsoideo-oblongae^  21  —  24  X  9  —  11  fi  obtusiusculae.  Pycnoconidia 
non  visa. 

Crusta  reagentiis  solutis  non  tingitur.  Areolae  thalli  polygonae^  ple- 
rumque  0'5  mm  in  diam.,  versus  ambitum  minores.  Gonidia  globosa,  adulta 
7  —  8(1  in  diam.  Excipuliim  carbonaceum,  Hypotheclum  fusciim  v. 
fusco-nigrum,  Parapkyses  gelatinoso-conglutinatae^  tenues,  ramosae,  apice 
olivaceo-fuligineae,  NO^  non  mutantur,  Hymenium  38  —  42  fi  altum^  J, 
primum  violascit,  dein  intense  coerulescit.  Asci  83  —  35  X  11  —  12  fi.  Sporae 
normaliter  horizontaliter  4  —  o-septatae  et  longitudinaliter  i-,  rarius  2'Sep' 
tataey  solum  emortuae  dilutae  olivaceo-fuscae, 

Species  e  stirpe  Rh.  obscuratl  Th,  Fries,  Lichgr.  Scand.  1874,  p.  628, 
thallo  ochraceo-cinerascente,  areolato-diffracto,  contiguo  areolis  planis  et  apo- 
theciis  parvis  bene  distinguenda, 

Bosnia:  ad  saxa  schistosa  in  sylva  subalpina  montis  Matorac  prope 
Fojnica,  alt.  c.  1600  m  (Beck). 

—  calcareum  var.  Weisii  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  39. 

Bosnien:  an  Kalkfelsen  auf  der  Spitze  der  Oäjeßenica  bei  Petrovac  circa 
1900  M.  (Beck).  —  Hercegovina:  an  Kalkfelsen  auf  der  Prenj  planina 
(Lojka). 

—  calcareum   var.  excentrlcnm  A.  Zahlbr.  —  Lecidea  petraea  ß,  excentrica  Ach., 

Meth.  1803,  p.  37.     Lecidea  excentrica  Nyl.,  Lieh.  Scand.  1861,  p.  234. 
Bosnien:  an  Sandstein  bei  Vranduk  (Lojka^. 

—  postninum  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  H,  1874,  p.  634.     Lecidea  postuma  Nyl.  in 

Flora  1868,  p.  345. 
Hercegovina:  an  Serpentinschiefer  ober  Konjica  (Lojka). 

Xylographa  Fries.  Flor.  Scand.  1835,  p.  344. 

Xylo^rapha  spilomatica  Th.  Fries,  Lichgr.  Scand.  H,  1874,  p.  639.  Rehm  in 
ßabhorst.,  Krypt.-FL,  Bd.  I,  3.  Abth.,  Heft  30,  1888,  p.  154.  Agyrium 
spilomaticum  Anzi,  Symb.  1864,  p.  20;  Exsicc:  Anzi,  Lieh.  Langob. 
Nr.  385! 
Bosnien:  auf  morschem  Tannenholz  in  den  subalpinen  Wäldern  des  Matorac 
bei  Fojnica  (Beck). 

Band  m.  39 


610  III.  Naturwisgenschaft. 

Farn.  Caliciei- 

Calicium   DNotrs. 

Callcinm  parletinum   Ach.   in  Vet.  Akad.  Handl.    1816,   p.  260,   tab.   VIII,  fig.    1; 
Nyl.,  Synops.  I,  p.  158. 
Bosnien:  an  morschen  Fichten  Strünken  im  subalpinen  Walde  des  Matorac  bei 
Fojnica  (Beck). 

—  saliclnum  Pers.  in  Ust.,  N.  Ann.  d.  Bot.  I,   St.  1794,   p.  20,   tab.  III,  fig.  3.   — 

Calicium   trachelinum  Ach.,    Meth.  1803,   p.  91;    Nyl.,  Synops.  I,   p.   154; 
Exsicc:  Hepp,  Flecht.  Eur.  160,  763! 
Bosnien:    an   alten  Tannenstrünken   in   den  subalpinen  Wäldern  des  Matorac 
bei  Fojnica  (Beck). 

Chaenotheca  Th.  Fries. 

Chaenotheca  phaeocephala  Th.  Fries,  Lieh.  Arct.  1860,  p.  251.  Liehen  pkaeocephahts 

Turn,   in  Act.  Soc.   Linn.  VIII,    1807,   p.  260,   tab.   VI,   fig.    1.     Calicium 

phaeocephalnm  Turn,  et  Borr.,  Lieh.  Brit.    1839,  p.   145;   Nyl.,   Synops.  I, 

p.  147.     Cypkelium  phaeocephalnm  Körb.,   Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  317. 

Bosnien:  an  Tannen  im  Voralpenwalde  des  Matorac  bei  Fojnica  (Beck). 

Coniocybe  Ach. 

Coniocybe  pallida  Fr.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  40. 

Hercegovina:  auf  Buchen  auf  der  Prenj  BjelaSnica  (Lojka). 

Farn.  Endocarpei  Blbg.  et  Forss. 

Dermatocarpon  miniaUcm  (L.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  40. 
Bosnien:  an  Kalkfelsen  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

—  var.  compUcatum  (Sw.)  Th.  Fries.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  41. 

Hercegovina:  an  Kalkfelsen  auf  der  Prenj  planina  (Lojka). 

—  var.  papillosnm  Müll.  Arg.  in  Bull.  Soc.  Murithienne  X.,  1881,  p.  58.  Endocarpon 

miniatum  f.  papillosum  Anzi,  Catal.  1860,  p.   102. 
Bosnien:  an  den  steilen  Abhängen  des  Vlaäi6  zwischen  Travnik  und  Buko- 
vica  (P.  Brandis!). 

—  monstrosum  (Ach.)  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  41. 

Bosnien:   auf  Kalkfelsen   der   ßuine  Sokolac   bei  Bihaß  (Beck).    —  Herce- 
govina: an  Dolomit  über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 

Polyblastia  Lönnr. 

Polyblastla  deminnta  Arn.  in  Flora  1861,  p.  264  und  1885,  p.  152;  Hora  apud  Brandis 
in  Jahresber.  naturwiss.  Ver.  Trencsin  1891,  p.  78. 
Bosnien:  an  Kalkfelsen  bei  Travnik  (P.  Brandis). 

Verrucaria  Mass. 

Verrncarla  latebrosa  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  349;  Par.  1865,  p.  377. 
Hercegovina:  an  Schiefer  im  Bache  bei  Ivan  Karaula  (Lojka). 


Zahlbruckner.     Materialien  zur  Flechtenflora  Bosniens  and  der  Hercegovina.  611 

Verrucaria  pui'purascens  var.  Hoffmanni  Körb.  —  A.  Zahlbr.;  Prodr.,  p.  41. 

Bosnien:  auf  Kalkfelsen  der  Raine  Sokolac  bei  Bihad  (Beck).  —  Herce- 
govina: an  Kalkfelsen  auf  der  Prenj  planina  (Lojka). 

—  nipestris  Schrad.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  42. 

Bosnien:  an  Kalkfelsen  bei  Vranduk  (Lojka). 

—  muralls  Ach.,  Metb.  1803,  p.  115;  Nyl.,  Lieh.  Scand.  1861,  p.  275. 

Bosnien:  auf  Kalkschiefer  bei  Vranduk  (Lojka  in  Zwackh,  Lieh,  exsicc. 
Nr.  994). 

Classe  IL    ScleroUcheneS  Th.  Fries. 

Farn.  Gyalectacei  ßlbg.  et  Forss. 

Gyalecta  Th.  Fries. 

Gyalecta  exanthemica  (Sm.)  Fr.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  43. 

Bosnien:  an  Kalkfelsen  bei  Vranduk  (Lojka).  —  Hercegovina:  an  Kalk- 
felsen auf  der  Prenj-BjelaSnica  (Lojka). 

—  protuberans  (Ach.)  Anzi.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  43. 

Bosnien:  auf  Kalkstein  in  der  Lisina  bei  Varcar  Vakuf  (Beck). 

—  cupularis  (Ehrh.)  Fr.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  43. 

Bosnien:  auf  Kalktuff  Hum  bei  Jajce  (Beck)  und  auf  Kalksteinen  Lisina 
(Beck).  —  Hercegovina:  auf  Dolomit  über  dem  Friedhofe  von  Konjica 
(Lojka). 

Jandspis  Th.  Fries. 

Jonaspis  melanocarpa  (Krphbr.)  Arn.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  43. 
Bosnien:  an  Kalkfelsen  bei  Travnik  (P.  Brandis!). 

Thelotrema  Mass.  ßic.  1852,  p.  142. 

Thelotrema  lepadinnm  Ach.,  Lichgr.  Univ.  1810,  p.  312,  tab.  VI,  fig.  1 ;  Körb., 
Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  330. 
Bosnien:  auf  allen  Tannen  und  Buchen  im  Voralpenwalde  der  Osjeöanica  bei 
Petrovac,  circa  1200  M.  (Beck). 

Fam.  Graphidacei  Blbg.  et  Forss. 

Lecanactis  KSrb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  257. 

Leeanaetls  premnea  Tuckm.,   Synops.,  N.   Am.   Lieh.   H,   1888,  p.    114.    Lecidea 
premnea  Ach.,  L.  U.  1810,  p.  173;  Nyl.,  Scand.  1861,  p.  241.  Pragmopora  (?) 
premnea  Körb.,  Par.  1865,  p.  280;  Exsicc:  Hepp,  Fl.  Eur.  Nr.  514! 
Bosnien:  auf  Sandsteinfelsen  bei  Vranduk  (Lojka). 

—  abietina  Körb.,  Syst.   Lieh.   Germ.   1855,  p.  276;   Par.   1865,   p.   247.    Lecidea 

abietina  Ach.,  L.  U.  1810,  p.  188;  Nyl.,  Scand.  1861,  p.  241.  Exsicc:  Hepp, 
Fl.  Eur.  Nr.  767! 
Bosnien:  auf  der  Rinde  sehr  alter  Tannen  im  Voralpenwalde  des  Osjeöenica 
bei  Petrovac  (Beck). 

39* 


612  m.  Naturwissenschaft. 

Opegrapha  Norm. 

Opegrapha  ynlgata  Ach.,  Prodr.  1798,  p.  21;   Nyl.,  Lieh.  Scand.  1861,  p.  255  et  in 
Flora  1860,  p.  297. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Prenj-Bjelaänica  (Lojka). 

Farn.  Pyrenulacei  Th.  Fr. 

Segestria  (Fr.) 

Segestria  chlorotica  var.  maenlaris  A.  Zahlbr.  Verrucaria  maculariaW aUr,,  Comp.  Fl. 
Germ.,  Pars  I,  1831,  p.  301;   Schaer.,  Enum.  1850,  p.  213.     Sagedia  macu- 
Zaris  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  363;  Exsicc.:  Anzi,  Lieh.  Langob.  244! 
Bosnien:  auf  der  Siäa  planina  bei  Kluö  circa  700  M.  (Beck). 

—  faginea   A.   Zahlbr.     in    Verb,    zool.-bot.    Ges.    Wien    1891,    p.    782.     Sagedia 

faginea  Schaer.,  Enum.  1850,  p.  208.    Segestrella  illinata  Kövh.^  Par.  1865, 
p.  325. 
Hercegovina:    am   Grunde   alter  Buchen    auf   der  Boraänica    bei    Konjica 
(Lojka). 

Pyrenula  (Ach.) 

Pyrenula  nitida  Ach.,  Synops.  1814,  p.  125;  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  359; 
Hepp,  Fl.  Eur.  Nr.  467!  Sphaeria  nitida  Weig.,  Observ.  1772,  p.  45,  tab.  11, 
fig.  14.  Verrucaria  nitida  Schrad.  in  Journ.  für  die  Bot.,  1.  Stück,  1801 
(Göttingen  1802),  p.  79. 
Bosnien:  auf  Buchen  auf  der  Kriva  Glava  nördlich  von  Novi  (Beck),  auf 
Buchen  bei  Tuzla  (Lojka),  auf  alten  Buchen  im  Voralpenwalde  der  0§je- 
öenica  bei  Petrovac  (Beck).  —  Hercegovina:  an  Buchen  auf  der 
Boraänica  bei  Konjica  (Lojka). 

—  glabrata  Mass.,  Ricerch.  suir  auton.  1852,  p.  162.  Verrucaria  glabrata  Ach.,  Synops. 

1814,  p.  91.    Exsicc:  Hepp,  Fl.  Eur.  Nr.  227! 
Bosnien:  auf  Buchen  auf  der  Kriva  Glava  nördlich  von  Novi  (Beck). 

Microthelia  (KSrb.) 

Mlcrothella  micula  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  373.    Verrucaria  micula  Fw. 
in  Litt,  ad  Körb.  (cfr.  1.  s.  c.).     Exsicc:  Hepp,  Fl.  Eur.  Nr.  108! 
Bosnien:  auf  der  Rinde  von  Acer  opulifolium  auf  der  Javorica  in  der  Grmiö 
planina  (Beck). 

Classe  IIL    PhyCOllcheiies  Th.  Fries. 

Farn.  Peltigeracei  Th.  Fries. 

Nephrmniutn  NyL 

Nephromium  laevigatum  (Ach.)  Nyl.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  45. 
Bosnien:  um  Travnik  (P.  Brandis). 

—  tomentosum  Nyl.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  45. 

Bosnien:  an  bemoosten  Baumstrünken  im  Krunovathale  an  der  Ostseite  des 
Vla§i6,  circa  1000—1300  M.  (P.  Brandis!),  an  Buchen  im  Hochwalde  gegen 
die  Alpe  Goräovica  bei  Travnik  (P.  Brandis!). 


r 


Zahl b ruckner.    Materialien  zur  Flechtenflora  Bosniens  und  der  Hercegovina.  613 

Nephromlum  tomentosam  var.  helyeticum  Nyl.  in  M^m.  Soc.  d.  sc  nat.  de  Cher- 
bourg  V,  1857,  p.  101;  Synops.  I,  1860,  p.  319.    Nephroma  Helvetica  Ach., 
L.  U.  1810,  p.  523.    Nephromium  helveticum  Nyl.  in  Flora  1865,  p.  428. 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Prenj  Bjeladnica  (Lojka). 

JPeltigera  Nyl. 

Peltigera  canina  (L.)  Hoflftn.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  45. 

Bosnien:  beiTravnik(P.Brandi8!)  auf  dem  Schlossberge  bei  Vranduk  (Lojka). 

—  eanlna    f.    nlorrhlza    Hepp,    Fl.  Eur.   Nr.  575  (1860);    Arn.    in  Flora    1884, 

p.  234. 
Bosnien:  zwischen  Moosen  bei  Fojnica  (M.  Schwartz). 

—  rufescens  Hoffm.,  Deutschi.  Flora  II  (1795),  p.  107;  Nyl,  Synops.  I,  1860,  p.  324. 

Liehen  caninua  ß,  rufescens  Weiss,    Cryptog.  Flora  Göttingen,  1870,  p.  79. 
Bosnien:  um  Travnik  (P.  Brandis!),  bei  Banjaluka  (Hoffmann). 

—  polydactyla  (Neck.)  Hoffm.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  45. 

Bosnien:  bei  Travnik  (P.  Brandis!),  bei  Fojnica  (M.  Schwartz). 

—  horizontalis  (L.)  HofFm.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  45. 

Bosnien:  zwischen  Moosen  bei  Fojnica  (M.  Schwartz). 

Farn.  Stictacei  Th.  Fries. 

SHcta  (Sehreb.) 

StictH    scrobieulata  Ach.,  Lichgr.  Univ.   1810,   p.  453;   Nyl,  SjTiops.  I,  p.  353. 
Liehen  serobiculatus  Scop.,  Fl.  Carneol.,  p.  384. 
Hercegovina:  auf  der  Prenj-BjelaSnica  (Lojka). 

Farn.  Pannariacei  Th.  Fries. 

Pannaria  (Del.) 

Pannaria  plumbea  Del.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  46. 

Hercegovina:   an  Kastanienstämmen  bei  Ivan  Earaula  (Lojka),   an  Buchen 
auf  der  Bjelaänica  (Lojka). 

—  ruMginosa  Del.   in  Dict.  Class.   XIII,   p.  20,   Körb.,   Syst.   Lieh.  Germ.   1855, 

p.  105;  Nyl.,  Synops.  11,  p.  29.    Liehen  rubiginosus  Thunbg.,  Prodr.,  Cap. 
p.  176;  Exsicc:  Hepp,  Fl.  Eur.  Nr.  606! 
Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Prenj-BjelaSnica  (Lojka). 

JParmeliella  Mftll.  Arg. 

Parmeliella  triptophylla  Müll.  Arg.  in  M^m.  de  la  Soc.  Phys.  et  Hist.  nat.  de  Genfeve, 
tom.  XVI,  1862,    p.  .36.     Pannularia  triptophylla  Stzbgr.  in  Jahresber.  St. 
Gallischen  naturwiss.  Ges.  1880/81,  p.  336.    Pannaria  triptophylla  Mass.  — 
A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  46. 
Hercegovina:  auf  der  Prenj-Bjelaänica  (Lojka). 

Lecotheciu^n  Trevis. 

Leeothecium  eorallinoides  Trevis.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  46. 
Bosnien:   auf  Sandstein  bei  Tuzla  (Lojka). 


614  m.  Naturwissenschaft.  ** 

Farn.  CoUemacei  Th.  Fries. 

JPterygium  Nyl. 

Pteryglum   eentrifngiiin    Nyl.    in  Bull.  Soc.   Bot.  France,  tom.   I,   1854,  p.  328; 
Synops.  I,  p.  92,  tab.  II,  fig.  11—15. 
Bosnien:  an  Kalkfelsen  bei  Vranduk  (Lojka). 

Collema  (Hoflhi.) 

Sect.  I.  Eucollema. 

Collema  callopismum  Mass.,  Miscell.  liehen.  1856,  p.  23;   Nyl,  Synops.  I,  p.  113, 
tab.  III,  fig.  6. 
Hercegovina:  an  Dolomitfelsen  über  dem  Friedhofe  bei  Konjica  (Lojka). 

—  melaenum  Ach.,  Lichgr.  Univ.  1810,  p.  636;  Nyl.,  Synops.,  p.  108. 

Bosnien:   an  Kalkfelsen   bei  Travnik   (P.  Brandis!).  —  Hercegovina:   auf 
Dolomit  bei  Konjica  (Lojka). 

Sect.  II.    Synechohlastus  (Trevis). 

Collema  nigrescens  Ach.  —  A.  Zahlbr.,  Prodr.,  p.  47. 

Hercegovina:  an  Buchen  auf  der  Prenj-BjelaSnica  (Lojka). 

—  flaccidum  Ach.,   Synops.  1814,   p.  322;    Nyl.,  Synops.   I,   p.    107.     Synechoblastus 

flaccidus  Körb.,   Syst.   Lieh.  Germ.   1855,   p.  413,   Hora  apud  Brandis  in 
Jahresber.  naturwiss.  Ver.  Trencsin  XIII— XIV,  1891,  p.  78. 
Bosnien:  um  Travnik  fructificirend  (P.  Brandis). 

Leptogium  (Fr.) 

Leptogium  satiirninnm  Nyl.,  Synops.  I,  1860,  p.  127  et  Flora  1860,  p.  545.  Liehen 
satuminus  Dicks.,  PI.  Crypt.  Brit.  II,  1790,  p.  21,  tab.  VI,  fig.  8.  Mallotium 
tomentosum  Körb.,  Syst.  Lieh.  Germ.  1855,  p.  416.  Mallotium  satuminum 
Hora  apud  Brandis  in  Jahresber.  naturwiss.  Ver.  Trencsin  1890/91,  p.  78. 
Bosnien:  an  alten  Baumstämmen  bei  Travnik  (P.  Brandis).  —  Hercego- 
vina: an  Buchen  auf  der  Bjelaänica  bei  Konjica  (Lojka). 

Classe  IV.    Gloeolichenes  Th.  Fries. 

Fam.  Omphalariei  Forss. 

Ancma  nummularlum  Nyl.  in  Flora  1879,  p.  354;   Forss.,  Gloeolich.   1885,  p.  93. 
Collema  nummularium  Du  f.  in  Herb. 
Hercegovina:  an  Dolomit  über  dem  Friedhofe  von  Konjica  (Lojka). 


Adnotationes  ad  Floram  Bosnae  et  Hercegovinae. 

Scripsit 

Franc.  Fiala. 


Jl  lantae,  quae  hac  ennmeratione  continentnr,  omnes  fere  ab  auctore  plantas  scru- 
tante  per  Bosnam  et  Hercegovinam  coUectae  sunt.  Unam  partem  huius  collectionis 
cnstos  0.  Reiser  e  regione  Bosnae  septemtrionali  misit.  Loca,  ubi  plantas  inveni^ 
pleraque  plantarum  peritis  adhuc  non  satis  nota  sunt;  qua  de  causa  in  adnotatione 
species  regionis  novae  stellula  (*)  significavi.  Locis  Bosnensibus  littera  B.  addita  est, 
locis  Hercegovinae  littera  H. 

In  re  constituenda  secutus  sum  opus  Nymannii  „Conspectus  Florae  Europae". 
Domino  Dri.  A.  de  Degen  Pestini  et  domino  Dri.  Velenovsky  Pragae,  qui  nonnullas 
species  haud  faciles  detenninaverunt,  hoc  loco  auctor  gratias  agit 

Thalictrum  aquilegifolium  L.  —  In  silvaticis  montis  Bjelaänica-Korßa,  B,  et  Velei,    H. 

Ranunculus  Thora  L.  var.  scutatus  W.  et  K.  —  In  saxosis  montis  Velei.    H. 

Ranunculus  arvensis  L.  —  In  agris  circa  Stolac,  Caplina  et  Ljubudki.    H. 

Ranunculus  velutinus  Ten.  —  In  pratis  circa  Stolac  et  Domanovi6.    H. 

Ranunculus  sardous  Cr.  —  In  humidis  circa  Ljubuäki  et  Vitina.    H. 

Ranunculus  ophioglossifolius  Vill.  —  In  paludosis  prope  Vitina.    H. 

Hellehorus  multifidus  Vis.  —  In  saxosis  montis  Snije^nica  et  Radovan  prope  PosuSje.    H. 

Trollius  europaeus  L.    In  pratis  montis  Ivan.    B. 

Aconitum  bosniacum  G.  Beck.  —  In  silvaticis  montis  Romanja  planina  circa  Vraii6i.    B. 

Actaea  spicata  L.  —  In  silvaticis  montis  BjelaSnica-Koröa.    B. 

Nymphaea  alba  L.  —  In  paludosis  Bara  prope  Dolnji  Svilaj.   B. 

Nuphar  luteum  Sm.  —  In  paludosis  Bara  prope  Dolnji  Svilaj.    B. 

Arabis  hirsuta  Scop.  —  In  rupestribus  montis  Yelei  et  Podvele2.    H. 

Arabis  verna  Br.  —  In  saxosis  prope  Stolac.    H. 

Arabis  alpina  L.  forma  denudata  G.  Beck.  —  In  silvaticis  montis  Bjelaänica-Koröa.    B. 

Roripa  lippicensis  Reichb.  —  In  pratis  circa  Stolac,  Öaplina,  Ljubuäki  et  Gradac.    H. 

Cardamine  impatiens  L.  —  In  silvaticis  montis  Ivan  planina.    B. 

Hesperis  Visiani  Fournier  =  H,  glutinosa  Vis.  —  In  saxosis  prope  Mostar  et  Stolac.  H. 

Alyssum  montanum  L.  —  In  saxosis  montis  Podvelei  prope  Mostar  et  Radovan  prope 

PosuSje.    H. 
Alyssum  edentulum  W.  K.  —  In  saxosis  prope  viam  inter  Han  Dervent  et  Mokro.    B. 
Biscutella  cichoriifolia  Lois.  —  Inter  dumeta  prope  Stolac.    H. 
Bunias  Erucago  L.  —  In  valle  fluminis  Bregava  prope  Stolac.    H. 
Myagrum  perfoliatum  L.  —  In  ruderatis  prope  Tasov6i6.    H. 
Helianthemum  Fumana  Mill.  —  In  saxosis  circa  Tihaljina.    H. 


616  ni.  NatnrwiAftenscbaft. 

Viola  acotophylla  Jord.  —  Inter  duiueta  circa  Had2i6i.    B. 

Viola  biflora  L.  —  In  rupestribus  raontis  Vran  planina.    B. 

Viola  silvatica  Fr.  var.  —  In  monte  Yelei  planina  circa  Mostar.    H. 

Polygala  major  Jacq.  —  In  pratis  subalpinis  montis  Ivan  planina.    B. 

Viscaria  vulgaris  Rochl.  —  In  pratis  prope  Pod  Romanija.    B. 

Silene  Sendtneri  Boiss.  —  In  pascuis  Glasinac.    B. 

Lychnis  flos  cuculi  Lam.  —  In  pratis  prope  Dreinica.    H. 

Saponaria  Vaccaria  L.  —  In  agris  circa  Sovi6i  et  Posuäje.    H. 

Dianthüs  sanguineus  Vis.  —  In  pratis  circa  Rakitno.    H. 

Linum  gallicum  L.  —  In  saxosis  prope  LjubuSki.    H. 

Linum  flavum  L.  —  In  pascuis  Glasinac.    B. 

Hypericum  barbatum  Jacq.   —  In  pratis  montis  Ivan  planina  et  in  pascuis  Glasinac.  B. 

Acer  Heldreichii  Orph.  —  In  silvaticis  montis  Kiek  planina.    B. 

Acer  Monspessulanum  L.  —  Inter  dumeta  prope  LjubuSki,  Vitina,  Ruii6i  et  Tihaljina.  H. 

Geranium  phaeum  L.  —  In  silvaticis  circa  Mostar  et  Rakitno.    H. 

Haplophyllum  patavinum  Juss.  —  In  saxosis  prope  Citluci,  LjubuSki  et  Vitina.    H. 

Kuta  divaricata  Ten.  —  In  rupestribus  montis  Ergut  prope  Stolac.    H. 

Paliurus  australis  G.  —  Ad  sepes  prope  Ljubuski,  Ruii6i  et  Sovi6i.    H. 

Genista  radiata  Scop.  —  In  saxosis  montis  Ljubuäa  planina.    B. 

Genista  aristata  Fr.  —  In  saxosis  montis  Radovan  prope  Posuäje.    H. 

Genista  sagittalis  L.  —  In  montis  Mala  Ljubuäa  planina  et  in  pascuis  Glasinac.    B. 

*  Glycyrhiza  echinaia  L.    —    Ad   ripas   fluminum  Savac  et  Drinae  prope  Bröka,  §epak; 

Raöa  et  Bijelina.    B. 
Medicago  proatrafa  Jacq.  —  In  pratis  saxosis  prope  Rakitno.    H. 
Medicago  marginata  Willd.  —  In  saxosis  prope  Ljubuäki  et  Radi^iidi.    H. 
Trigonella  foenum  graecum  L.  —  In  incultis  prope  Ljubuäki.    H. 
Trifolium  nigrescens  Vis.  —  In  arenosis  circa  Caplina.    H. 

Trifolium  dalmaticum  Vis.    —   In    pascuis  prope  Ljubuäki,  Humac  et  Crveni  grm.    H. 
Dorycnium  herbaceum  Vill.  —  In  pratis  circa  DreÄnica.    H. 

Arthrolobium  scorpioides  D.  C.  —  Inter  segetes  prope  Ljubuäki,  Sovi6i  et  Posuäje.    H. 
Scorpiurus  subvillosa  Li.  —  In  lapidosis  circa  Ljubuäki.    H. 
Colutea  arborescens  L.  —  In  sepibus  ad  Ljubuäki,  Vitina  et  Sovi6i.    H. 
Astragalus   Wulfenii  K.  —  In  pratis  siccis  prope  Vitina,  Radiäiöi  et  Ljubuäki.    H. 
Onobrychis    Visiani  Bost.  —  In  pratis  montis  Radovan  circa  Posuäje.    H. 
Lathyrus  sativus  L.  I 

Lathyrus   Cicer  L.  \ 

Lathyrus  erectus  Lg.  ^^  ^^'*'^^^  ^P''^^^«  graminosis  circa  Stolac.    H. 

Lathyrus  sphaericus  Retz.    | 

Orobus  niger  L.  —  In  silvaticis  montis  Radovan  et  SnijeiSnica  circa  Posuäje.    H. 
Orobus  variegatus  Ten.  —  Inter  dumeta  circa  Han  Begov.    B. 
Orobus  pannonicus  Jacq.  —  In  pratis  circa  Rakitno.    H. 
Vicia  grandiflora  Sep.  —  In  silvis  circa  Stolac  et  Domanovi<f^    II. 
Vicia  angustifolia  Reichb.  —  In  pratis  circa  Stolac.    II. 
Potentilla  pilosa  W.  —  In  monte  Kiek  planina.    B. 
Pyrus  amygdaliforvns  Vill.  —  Prope  Sovidi.    H. 
Sorbus  aucuparia  L.  —  In  silva  „Dubrava"  prope  Domanovi6.    H. 
Aronia  rotundifolia  P.  —  In  monte  Vran  planina.    B. 

*  Afomordica  Elaterium  L.  —  In  incultis  prope  Ljubuäki.    H. 


Fiala.    Adnotationes  ad  Floram  Bosnae  et  Hercegovlnae.  617 

Bryonia  alba  L.  —  Ad  sepes  prope  Ljubuäki.    H. 

Sedum  atratum  L.  —  In  saxosis  montis  Vran  planina.    B. 

Ferulago  silvatica  Rehb.  —  In  silvaticis  prope  PosuSje  et  Gradac.    H. 

Peucedanum  Oreosclinum  Mch.  —  In  pascuis  Glasinae.    B. 

Oenanthe  Pellandrium  Lam.  —  In  paludosis  Bara  prope  Dolnji  Svilaj.    B. 

Scandia   Pecten  Veneria  L.    —    In   campestribus,   ruderatis  et  ad  vias  prope  Ljubuäki, 

Sovi6i  et  Posuäje.    H. 
Eryngium  Palmatum  Boiss.  —  In  silvaticis  prope  Parizevi^i  (Glasinae).    B. 
Sanicula  europaea  L.  —  In  silvaticis  prope  Han  Begov.    B. 
Qalium  purpureum  L.  —  In  graminosis  siccis  et  glareosis  prope  Rogatica,  Pod  Romanja 

et  Maravi6i.    B. 

*  Valerianella  truncata  Betk.  —  In  saxosis  circa  TasovöiA  et  Stolac.    H. 
Achillea  vireacena  Fenzl.  —  In  pratis  siccis  prope  Dreinica.    H. 
Solidago  Virgaurea  L.  —  In  pratis  alpinis  montis  Övrstnica  planina.    H. 

Inula  Candida  Cass.  —  In  collinis  saxosis  circa  Dreinica,  LjubuSki  et  Jovi6i.  H. 
Xeranthemum  cylindriaceum  S.  S.  —  In  saxosis  prope  MaraviAi  et  Rusanovidi.  B. 
Campanula  paiula  L.  —  In  pratis  siccis  et  in  pascuis  Glasinae.    B. 

*  Campanula  Portenachlagiana  R.  S.    —    In  fissuris  rupium  et  ad  muros  prope  Ljubuäki, 

Vitina  et  Klobuk.    H. 

*  Podanthum  caneacena  W.  K.  —  In  pratis  et  in  pascuis  Glasinae.    B. 
Specularia  apeculum  D.  C.  —  Inter  segetes  prope  Stolac. 

*  Erica  arborea  L.  —  Prope  Neum.    H. 

*  Villaraia  nymphoidea  Vent.  —  In  paludosis  prope  Dolnji  Svilaj.    B. 
Onoama  Viaiani  Clem.  —  In  saxosis  montis  Ljubuäa  planina.    B. 
Scrophularia  laciniata  W.  K.  —  In  saxosis  montis  Vran  planina.    B. 
Digitalia  laevigata  W.  K.  —  Prope  Uvac.    B. 

Veronica  multißda  Jacq.  —  In  pratis  saxosis  circa  Ljubuäki.    H. 

Trixago  latifolia  Rehb.  —  In  pratis  paludosis  prope  DomanoviA.    H. 

Pedicularia  paluatria  L.  —  In  paludosis  „Buäko  Blato".    B. 

Salvia  amplexicaulia  Lam.  —  In  pratis  graminosis  prope  Pod  Romanja  et  Eula.    B. 

Salvia  clandeatina  L.  —  In   graminosis   saxosis   circa  Stolac,   Domanovi6,   Tasovöi6  et 

Öapljina.    H. 
Scutellaria   galericulata  L.   —   Ad   rivum    „Nuga  Jezero"   prope  Drinovci  et  in  silvis 

prope  Sovi6i.    H. 
Prunella  grandiflora  Jacq.  —  In  pratis  prope  Uvac.    B. 

Sideritia  romana  L.  —  In  saxosis  prope  Ljubuäki,  Öaplina,  Studenci  et  Crveni  grm.  H. 
Nepeta  pannonica  L.  —  In  pratis  saxosis  prope  Pari4evi6i  (Glasinae).    B. 
Thymua    Vandaaii   Vel.   in   flora  bulgarica.    —    In   graminosis   saxosis   circa  Sarajevo 

(Starigrad).    B. 
Thymua  Dalmaticua  Freyn.  —  In  collinis  et  graminosis  circa  Domanovi6.    H. 
Primula  Kitaibeliana  Schott.  —  In  monte  Veliki  Vran.    B. 
Primula  intricata  Gren.  et  Godr.  —  Velei  planina  prope  Mostar.    H. 
Plantago  carinata  Schrad.  —  In  saxosis  montis  Vran  planina  et  Ljubuäa  planina.    B. 
Laurua  nobilia  L.  —  In  insula  Cinavica  in  lacu  Hutovo  Blato.    H. 
Euphorbia  Wulfenii  Hpe.  —  In  fissuris  rupium  circa  Ljubuäki,  Vitina  et  Tihaljina.  H. 
Euphorbia  capitulata  Schott.  —  In  monte  Velei  planina.    H. 
Urtica  pilulifera  L.  —  In  incultis  prope  Stolac  et  Ljubuäki.    H. 
Quercua  conferta  Kit.  —  In  silva  „Dubrava"  prope  Sovi6i.   H. 


618  in.  NatnrwiBBenschaft. 

Quercus  Cerris  L.  —  Circa  Stolac,  Ljubuäki,  Domanovi6  et  Tihaljina.    H. 

Quercus  Hex  L.  —  Prope  Stolac  et  Tihaljina.    H. 

Ostrya  carpinifolia  L.  —  In  silvis  circa  Stolac  et  LjabuSki. 

Carpinus  duinensis  Scop.  —  In  silvis  et  duraetis  prope  Domanovii,  Stolac  et  Ljubufiki.  H. 

Juniperus  Sabina  L.  —  In  monte  ÖvrSnica  planina  (Stari  Klanac).    H. 

*  Stratiotes  alo'ides  L.  —  In  paludosis  prope  Dolnji  Svilaj.    B. 
Butomus  umbellatuB  L.  —  Duvno  polje.    B. 

Sagittaria  sagittaefolia  L.  —  In  paludosis  prope  Dolnji  Svilaj.   B. 

Potamogeton  lucens  L.  —  In  agris  prope  Dolnji  Svilaj.    B. 

Orchis  purpurea  Huds.  —  In  silvis  circa  Uvac.    B. 

Orchis  tridentata  Scop.  —  In  pratis  circa  Ruäßi.    H. 

Orchis  palustris  Jacq.  —  In   pratis   humidis   circa  Vitina,  H.,  et  in   paludosis  „Buäko 

Blato",    B. 
Orchis  coriophora  L.  —  In  pratis  humidis  circa  Uvac.    B. 

*  Orchis  fragrans  Pollm.  —  In  pratis  prope  Öitluci.    H. 
Gymnadenia  conopsea  Br.  —  In  silvis  circa  Uvac.    B. 
Limodarum  abortivum  Sw.  —  In  silva  „Dubrava"  prope  Sovi6i.    H. 
Hermodactylus  tuberosus  Slsb.  —  In  saxosis  prope  LjubuSki.    H. 

*  Crocus   Visianicus  Herb.  =  C,  Pallasii  Vis.  —  In  pratis  prope  LjubuSki.    H. 
Crocus  Vilmae  Fiala.  —  In  monte  Mala  LjubuSa.    B. 

Crocus  albiflorus  W.  K.  —  In  monte  Mala  Ljubuäa.    B. 

Narcissus  radiiflorus  Slsb.  —  In  pratis  circa  PosuSje  et  Rakitno.    H. 

Sternbergia  lutea  Ker.  —  In  cultis  prope  Ljubuäki.    H. 

Ruscus  aculeatus  L.  —  In  insula  Öinavica  in  lacu  „Hutovo  Blato".    H. 

Aphodelus  albus  W.  —  In  saxosis  circa  Rakitno  et  Gradac.    H. 

Lilium  carniolicum  Bernh.  —  In  monte  Hod^a  prope  Praöa.    H. 

Fritillaria  tenella  M.  B.  —  In  monte  Velei  planina.    H. 

Fritillaria  neglecta  Pari.  —  In  monte  Velei  planina.    H. 

Colchicum  Bertolonii  Stev.  —  In  graminosis  circa  Stolac.    H. 

*  Omithogalum  excapum  Ten.  —  In  pratis  siccis  circa  Stolac,  Domanovi6  et  Ljubuäki.  H. 
Veratrum  Lobelianum  Bernh.  —  In  pratis  montis  BjelaSnica-Koröa.    B. 

Luzula  albida  D.  C.  —  In  silvis  circa  Han  Begöv.    B. 

Carex  tomentosa  L.  —  In  pratis  humidis  montis  Vu6ia  luka  prope  Sarajevo.    B. 
Cyperus  glomeratus  L.  —  Ad  ripas  circa  Bröka  et  Ra6a.    B. 
Pkleum  echinatum  Host.  —  Ad  vias  prope  Stolac.    H. 
Älopecurvs  agrestis  L.  —  In  arenosis  prope  Capljina.    H. 
Alopecurus  utriculatus  P.  —  In  arenosis  prope  Capljina.    H. 
Stipa  pennata  L.  —  In  valie  Dugo  polje  sub  monte  ÖvrSnica.    H. 
Lolium  temulentum  L.  —  Inter  segetes  prope  Ljubuäki.    H. 
Bromus  sterilis  L.  —  In  arenosis  circa  Caplina.    H. 
Poa  bulbosa  L.  —  In  pratis  subalpinis  montis  Mala  Ljubuäa.    B. 
"^  Salvinia  natans  L.  —  In  aquis  stagnantibus  prope  Dolnji  Svilaj.    B. 


Eine  neue  Pflanzenart  Bosniens. 

Von 

Franz  Fiala, 

Custos-AdjuDct  am  boen.-heroeg.  Landesmuseum. 
(Mit  einer  Tafel). 


(jTelegentlich  einer  im  Juni  1892  anternommenen  botanischen  Excursion  sammelte 
ich  auf  der  Kiek  planina,  einem  an  der  Grenze  der  Bezirke  von  Sarajevo  und  Foßa 
gelegenen,  1740  M.  hohen  Gebirgsstocke,  in  der  Seehöhe  von  1650  M.  eine  Veronica- 
Art,  welche  mir  durch  ihren  eigenthümlichen  Habitus  auffiel.  Ich  vermuthete  anfangs 
eine  blosse  Standortsvarietät  von  Veronica  Teucrium  L.  Genauere  Untersuchungen, 
bei  denen  mich  die  Herren  Dr.  Günther  v.  Beck  in  Wien  und  insbesondere  Dr.  J. 
Velenovsk^  in  Prag  unterstützten,  ergaben,  dass  wir  es  hier  mit  einer  neuen  Form, 
wo  nicht  mit  einer  neuen  Art  zu  thun  haben.  Der  Stengel  unserer  Pflanze  ist  dünner 
und  niedriger  als  bei  F.  Teucrium  und  V.  crinita  Kit.,  die  Behaarung  gleicht  der  von 
V,  crinita;  die  Blüthentraube  ist  lockerer  als  bei  der  letztgenannten  Species,  wie  auch 
die  kürzeren  Blüthen  stielchen  und  die  cyanenblauen,  zugespitzten  Zipfel  der  Blumen- 
krone ein  unterscheidendes  Merkmal  abgeben.  Die  Blätter  weichen  von  denen  der  V, 
crinita,  die  sich  diesbezüglich  nur  wenig  von  V,  Teucrium  unterscheidet,  bedeutend  ab. 
Die  Zähne  stehen  auf  dem  zurückgekrümmten  Blattrande  sehr  dicht  nebeneinander, 
sind  viel  länger  als  bei  F.  crinita  und  an  der  Spitze  abgestumpft.  Die  Blätter  von 
F.  crinita  sind  wenigstens  doppelt  so  gross,  an  der  Basis  abgestutzt  oder  breit  reiflfbrmig, 
dreieckig  sitzend,  zugespitzt  oder  stumpf,  aber  regelmässig  gegen  die  Spitze  verdünnt 
und  nicht  breit  abgerundet;  die  Blattzähne  sind  selten  doppelt,  immer  kürzer,  in  der 
Anzahl  geringer  und  zugespitzter.  Die  neue  Pflanze  wird  in  Folgendem  als  Veronica 
crinita,  forma  bosniaca  des  Autors  beschrieben,  weil  ihm  zur  Begründung  einer  neuen 
Art  die  nothwendig  zu  untersuchenden  reifen  Früchte  mangeln. 

Veronica  erinita  Kit.  forma  F.  bosniaca  F.  Fiala. 

Perennis,  tota  molliter  densiuscule  pilosa,  caulibus  e  ha^i  prostrata  erectis  folioais 
simplicibus  foliis  summis  oblongo  linearibus ,  iis  infra  racemos  oblonge  lanceolatis 
basi  ovata  vel  fere  obtenuata  renilibus  obtusis,  mediis  oblongo  ellipticis,  basi  apiceque 
late  rotundatis  inferioribus  ellipticis  brevissime  pedicellatis  omnibus  profunde  dense 
duplicato  dentatis,  dentibus  obtusissimis,  margine  revoluto,  racemis  folia  longe  super- 
antibus  densifloris,  bracteis  tenuiter  pedicellatis,  calicis  glabri  vel  parce  birtuli  laconiis 
tenuiter  linearibus  valde  inaequalibus,  corollae  magnae  cyaneae  lacinis  ovatis  obtusis 
vel  acutiv^culis  calicem  superantibus. 


620  m.  Naturwissenschaft. 

Sjpecies  ad  affinitatem  V.  Teucrii  L.  praecipueque  V.  crinitae  Kit.  spectans,  sed 
ab  utraque  valde  diacedens  notis  constantibuB. 

Caulis  est  gracilior  et  humilior  ac  in  speciebus  memoratis,  indumentum  V,  cri- 
nitae, racemus  laxior  ac  in  hac  specie  posteriore,  ubi  etiam  pedicelli  breviores  et  co- 
rollae  coeruleae  laciniae  acutae  praestant. 

Color  nostrae  speciei  novae  pulcherrime  cyaneus.  Calix  similis  ei  V.  crinitae 
itemque  Capsula  quoad  superficies  fructi  non  maturi  discernenda  est 

Primo  iiituitu  insignia  sunt  folia  speciei  nostrae,  quibus  eximie  aberrat  a  V.  cri- 
nita,  cuius  folia  non  valde  differunt  a  V.  Teucrio.  Dentes  densi  mdrgine  revoluto 
sunt  multo  longiores  apice  obtusissimo. 

Folia  V,  crinitae  sunt  saltem  duplo  maiora  e  basi  truncata  vel  late  ovata  sessili 
triangulari  ovatis  acutis  vel  obtusis  sed  semper  antice  attenuatis  nee  late  rotundatis, 
dentibus  raro  duplicatis,  brevioribus  pav^ioribus  acutioribusque. 

Habitat  in  calcareis  montis  „Klekplanina^,  Flor,  Junio, 

Tafel  XIV  zeigt  in  Figur  1  ein  blühendes  Stämmchen  unserer  Pflanze,  in  Figur  2 
einen  Zweig  mit  theilweise  abgeblühten  Trauben,  in  Figur  3  den  Kelch,  in  Figur  4 
den  Fruchtknoten  und  in  Figur  5  die  Blumenkrone;  Figur  3  bis  5  zeigen  die  be- 
treffenden Objecte  in  starker  Vergrösserung. 


Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    III.  Band. 

FiALA:   Eine  neue  Pflanzenart  Bosniens. 


Taf.  XIV. 


Vevonica  crinita  Kit.  forma  V,  boaniaca  F.  Fiala. 


Ein  entomologischer  Ausflug  in  die  Umgebung  von  Sarajevo. 


Von 

Victor  Apfelbeck, 

Custofi'AdjuDCt  am  bosn.-herceg.  Landesmuseum. 


Dieser  Atifsatz  hat  nicht  den  Zweck,  die  Coleopterenfauna  der  Gegend  von 
Sarajevo  erschöpfend  zu  behandeln;  ich  will  nur  die  interessanteren  oder  charakteri- 
stischen Arten  herausgreifen  und  die  übrigen  Käfer  nur  in  Gattungen  oder  gar  nur  in 
Familien  erwähnen.  Es  ist  mir  hiebei  mehr  darum  zu  thun,  auf  den  Laien  und  Natur- 
freund anregend  zu  wirken  und  flir  das  Sammeln  und  Beobachten  der  Insecten,  speciell 
der  Käfer,  Interesse  zu  wecken,  weshalb  ich  einige  Sammel-Methoden  genauer  bespreche. 

Folgen  wir  Ende  April  oder  Anfangs  Mai  der  Strasse  längs  des  Miljacka-Ufers 
flussaufwärts.  An  einer  Stelle,  wo  das  Flussbett  breiter  ist  und  das  Wasser  grössere 
trockene  Plätze  frei  lässt,  machen  wir  Halt.  Der  feine,  nasse,  lehmige  Sand  unmittelbar 
beim  Wasser  birgt  im  Innern  eine  Menge  von  Käfern,  die  durch  Treten  und  Aufwühlen 
des  nassen  Sandes  bald  zum  Vorschein  gebracht  werden:  Omophron  limhatum,  Dys- 
chiriua-,  Heterocerua-  und  Limnichus-ArieTi,  viele  kleine  Staphyliniden,  wie  z.  B.  die 
winzig  kleinen  Thinobius-Arteii.  An  feuchten,  lehmigen  Stellen  des  Flussbettes  und 
des  Ufers  —  besonders  im  Schatten  von  Weiden  und  Erlengebüschen  —  leben  viele 
kleine  Käferarten  wie:  Pelochares  versicolor,  Bryaxis-^  Phytohius-,  Phaedon-  und  Pack- 
nephorus-Arten^  mehrere  Arten  der  Bembidiitae  (Bemhidion,  Tachypus  und  Elaphrus) ; 
von  Sfaphylinidae  besonders  Stenus-,  Paederus-,  Tachyusa-  und  Falagria-Arten,  darunter 
auch  die  seltene  Falagria  laevigata  Epp.  —  Wenn  man  diese  Thiere  beobachten  und 
sammeln  will,  muss  man  eich  allerdings  entschliessen,  sich  an  solchen  feuchten,  lehmig- 
sandigen Uferstellen  niederzusetzen  oder  noch  besser  niederzulegen.  Man  wird  dann 
staunen,  was  flir  ein  reges  Thierleben  hier  auf  der  kleinen  Fläche  etwa  eines  Quadrat- 
meters herrscht,  und  wie  die  heterogensten  Arten  von  Käfern  sich  da  zusammenfinden, 
theils  träge,  kaum  bemerkbar  sich  bewegend,  wie  die  kleinen,  oft  ganz  in  Sand  und 
Lehm  gehüllten  Georyasus-Arien,  andere  wieder  geschäftig  sich  herumtummelnd.  Unter 
Steinen  am  Rande  des  Wassers  häufig:  Potamimcs  substriatus,  Parnus  atriatopunctatua, 
Bembidion  ruficorne,  decorum,  tricolor  und  ustulatum,  mehrere  der  kleinen  Tachys- 
Arten  und  Perileptus  areolatus.  Das  frische  Laub  der  Weiden-  und  Erlengebüsche 
am  Ufer  ist  belebt  von  einer  Menge  Halticiden,  Chrysomeliden,  Curculioniden  und  Ma- 
lacodermen  (darunter  auch  nicht  selten  seine  Varietät  der  Rhagonycha  Milleri),  die  wir 
dadurch  erbeuten,  dass  wir  einen  aufgespannten  Regenschirm  unter  die  Gebüsche 
halten  und  auf  diese  mit  einem  Spazierstocke  einige  Male  tüchtig  klopfen.  —  An 
einer  lehmigen,  nassen  Stelle  nahe  der  Strasse  finden  wir  in  Mehrzahl  das  seltene  Bem- 
bidion brunnicorne  Dej.,  Agonum  antennarium  u.  A.  Beim  Schweizerhaus  „Da-Riva" 
biegen  wir  links   ein   und   verfolgen   den   Moädanicabach.     An   der  Unterseite   rauher. 


622  in.  Naturwissenschaft. 

vom  Wasser  übersplilter  Steine  im  Bache  selbst  leben  meist  in  grosser  Anzahl,  oft  in 
Gesellschaften  von  gegen  100  Stück,  mehrere  Elmis-  und  Hydraena-Arten  gesellig 
untereinander.  Diese  kleinen,  meist  dunkelgefUrbten  Käfer  klammern  sich  mit  ihren 
scharfen  Krallen  fest  an  rauhe  Steine,  so  dass  das  Wasser  sie  nicht  wegzuspülen  vermag. 
Auch  das  oft  an  den  im  Wasser  liegenden  Steinen  haftende  Moos  ist  meist  sehr  be- 
völkert von  diesen  Käfern.  Man  ftlngt  die  Elmiden  und  Hydraenen  sehr  leicht,  indem 
man  sie  mit  einem  in  Weingeist  befeuchteten  kleinen  Pinsel  von  den  Steinen  ablöst. 
Längs  des  Weges  finden  wir  unter  Steinen  zahlreiche  Käfer  aus  den  verschiedensten 
Familien,  unter  Anderen :  Procruates  coriaceus  var.  subrugoaus,  Carabus  Parreyssi  var. 
Gatter eri  (selten),  C  convexus  var.  dilatatuSj  Molops  simplex  und  alpestris^  Otyor- 
rhynchus  Emiliae  Apfelb.  u.  A.  Ein  ganz  besonderes  Augenmerk  widmen  wir  den  unter 
Steinen  lebenden  Ameisencolonien ,  denn  da  finden  sich  mehrere  Arten  von  sehr 
interessanten  Käfern,  sogenannte  Formicophilen  (Ameisenfreunde),  welche  meist  als  Schma- 
rotzer bei  den  Ameisen  leben,  unter  ihnen  herumlaufend  und  ihnen  im  Aussehen,  in 
der  Färbung  und  Bewegung  gewissermassen  ähnlich,  z.  B.  die  interessanten  Atenxeles- 
Arten,  und  zwar  Atemeies  paradoxus  und  emarginatus^  welche  hier  nicht  selten  sind. 
Den  augenlosen,  merkwürdigen  Claviger  teataceus  finden  wir  in  Gärten  oder  auf  Wiesen, 
in  —  den  Maulwurfshügeln  ähnlichen  —  mit  Gras  überwachsenen  Colonien  der  gelben 
Gartenameise.  Auch  ein  Exemplar  des  bisher  nur  aus  Griechenland  bekannten 
Chennium  Kieaenwetteri  wird  unter  einem  Steine  in  Gesellschaft  gelber  Ameisen  er- 
beutet. —  Am  Wege  selbst  finden  wir  herumkriechend:  Timarcha  coinnthia,  violaceo- 
nigra  und  laevigata,^)  hie  und  da  eine  Chrysomela  Findeli  und  den  von  mir  vor  zwei 
Jahren  (bei  Sarajevo)  entdeckten  Thorectes  Brancaiki  Apfelb.  In  den  grünen  Stengeln 
einer  Wolfsmilchart  (Euphorbia)  treflfen  wir  meist  paarweise  Thamnurgua  varipes, 
eine  wenig  bekannte  Borkenkäferart.  Er  frisst  das  Mark  der  Pflanze  aus,  und  seine 
Anwesenheit  ist  nicht  leicht  zu  erkennen,  da  die  Pflanze  trotzdem  ganz  frisch  und 
gesund  aussieht :  nur  an  der  Spitze  des  Stengels  bemerkt  man  bei  genauer  Untersuchung 
ein  Loch  und  Excrementenreste.  Um  das  Thier  zu  bekommen,  muss  man  die  Pflanze 
der  Länge  nach  langsam  durchschneiden.  Bei  einem  kleinen  Sumpfe,  in  welchem 
verschiedene  Wasserpflanzen  stehen,  machen  wir  wieder  Halt,  da  uns  dieser  reiche 
Ausbeute  verspricht.  Nach  einigen  Zügen  mit  dem  Wassernetze  ^)  über  die  in,  respec- 
tive  unter  dem  Wasser  stehenden  Pflanzen  untersuchen  wir  den  Inhalt  des  Netzes. 
Wir  finden  da  eine  Menge  von  grösseren  und  kleineren  Wasserkäfem,  besonders: 
Cnemidotua  caeaua,  Haliplua  Heydeni,  Hyphydrua  ferrugineua,  Bidesaua  minimua,  No- 
terua  claviconiia,  Laccophilua  hyalinua  und  obacuriLa,  Platambua  maculatua,  Hybius 
fuliginoaua,  Agabua  bipuatulatua  und  Dytiscua  marginalia;  von  Hydrophiliden  haupt- 
sächlich Helephorua,  Hydrochua-  und  Ochthebius-Arten',  von  Curculioniden  Lixiia  para- 
plecticuSy  Hylobiua  fatuua,  den  kleinen  Tanyaphyrua  Lemnae  (auf  WasserHnsen)  und 
Bagoua- Arten]  von  Chrysomeliden:  mehrere  Donocia- Arten.  Diese  schön  metallischgrün, 
blau  oder  roth  gefärbten,  flüchtigen  Blattkäfer  (Chryaomelidae)  sitzen  auf  Wasser- 
pflanzen oft  in  grosser  Zahl.  Sie  haben  im  Habitus,  besonders  infolge  ihrer  langen 
Fühler  viel  AehnUchkeit  mit  manchen  Bockkäfern  (Longicornes)  und  werden  von  An- 
fängern und  Laien  meist  dafür  gehalten.  Das  unter  Gebüsch  liegende  alte,  faule  Laub, 
Moos   u.  dgl.   wird  in   das  Insectensieb   geworfen   und   durchgesiebt.     In   Ermanglung 


*)  Timarcha  pratensis  kommt  in  Bosnien  nicht  Yor,  wohl  aber  sehr  häufig  in  der  Hercegovina,  wo 
sie  die  T,  violaceomgra  vertritt. 

^  Das  Wassemetz  ist  ganz  so  gebaut  wie  ein  Schmetterlingsnetz,  aber  im  Ganzen  viel  stärker. 
Der  Sack  wird  am  besten  aus  Canevasstoff  hergestellt,  weil  Organtin,  Musselin  u.  dgl.   zu  schnell  reiset. 


Apfelbeck.    Ein  entomologischer  Ausflug  in  die  Umgebung  von  Sarajevo.  623 

eines  Siebes  wirft  man  einzelne  Partien  dieser  Laub-  und  Humusschichte  auf  ein 
weisses  Tuch  oder  auch  in  den  aufgespannten  Regenschirm  und  durchsucht  den  Inhalt. 
Es  finden  sich  da  Insecten  der  verschiedensten  Ordnungen  und  Familien.  Von  Cole- 
optera  seien  erwähnt:  Tomoderus  dalmatinuSj  Scydmaenus  tricavulus,  Schlosseri  und 
andere,  Trimium  puncticeps,  Cephenium  montenegrinum ,  Laena  Hopffgarteni ,  Ba- 
thyseia  hoBnica,  verschiedene  Bythinus- Arten,  Otiorrhynchus  multicostatus,  Homodes 
gyrosicollis,  Stereua  costatus,  Adexius  scrobipennis,  der  seltene  Erirrhinus  aterrimus, 
mehrere  AcalUs-Kvien  etc.  etc.  Gute  Ausbeute  liefern  auch  die  Gebtische  an  den 
Hängen;  welche  zumeist  aus  Fraxinus  ornus  (Blumenesche),  Eichen,  Feldahorn,  Weiss- 
und Hopfenbuchen,  wilden  Obstsorten  und  Crataegus  (Weissdorn)  bestehen. 

Durch  Abklopfen  derselben  mit  Stock  und  Scbirm  —  wie  ich  früher  geschildert 
—  erbeutet  man  unter  Anderen  viele  Curcxdionidae,  z.  B.  Otiorrhynchus  pulverulentus 
var.  07mi  Apfelb.^  Ot  Heydeni,  Ot.  hisulcatus,  Ot.  mastix  (auf  Fraxinus  ornus),  verschie- 
dene Phyllobius-,  Polydrusus-,  Balaninus-  und  Magdalis- Arien,  Anthonomus  redicularius 
(auf  Crataegus),  Bradyhatus  Creutzeri  und  subfasciatus  (auf  Ahornblüthen),  Rhynchites 
giganteus  (auf  blühenden  Birnbäumen);  von  Chrysomelidae  unter  Anderen  den  seltenen 
Cryptocephalus  villosus  (auf  Eichen),  Galleruca  crataegi,  verschiedene  Formen  der 
Orsodacna  lineola  (auf  Crataegus)  und  diverse  Lupei'us- Arten  (besonders  auf  Hasel- 
gesträuch); von  Cerambycidae  (Bockkäfer):  Gaurotes  virginea,  Acmalops  collaris,  Corto- 
dera  humeralis  (selten),  Grammoptera  ustulata  und  ruficornis,  Calymus  angulatus,  Cal- 
lidium  rufipeSj  Clytus  arietis,  Anaglyptus  mysticus  und  die  var.  hieroglyphicus,  Ce- 
rambyx  Scopolii;  von  anderen  Familien  besonders :  Attalus  dalmatinus,  Danacaea  mar- 
ginata  und  serbica(?);  Stenomax  lanipes,  Osphya  bipunctata,  Sparedrus  testaceus,  Is- 
chnomera  coerulea  und  sanguinicollis,  verschiedene  Elateriden  wie  z.  B.  Elater  sinuatus 
und  elegantuluSy  Megapenthes  lugens  etc.,  von  Staphylinidae  mehrere  Omalium-  und 
Anthobium- Arten, 

Kleine  Wiesen  und  die  niederen  Pflanzen  zwischen  den  Gebüschen  liefern  uns 
artenreiche  Ausbeute  an  den  verschiedensten  Käfern,  besonders  kleinen  Rüsslern  und 
Blattkäfern,  Malacodermen  etc.,  wenn  man  mit  dem  Streifsack  (Streifnetz)  ^)  über  die 
Pflanzen  hinwegftlhrt. 


*)  Ganz  wie  ein  Schmetterlingsnetz,  aber  stärker  und  der  Sack  aus  Leinwand  anstatt  Mousselin. 


Monographische  Bearbeitung  der  zwölfstreifigen 
Otiorrhynchm -Arien  (Dodecastichm  Strl.) 


Von 

Victor  Apfelbeck, 

Custos-Adjunct  am  k^su.-herceg.  Landes^museum. 
(Mit  zwei  Tafeln.) 


In  Dr.  Stierlin's  „Bestimraungtabellen  der  europäischen  Coleopteren,  IX.  Cur- 
culionidae"^)  erscheinen  die  Arten  des  Subgenus  Dodecastichus  mit  folgenden  Eigen- 
schaften: „Flügeldecken  mit  (je)  12  bis  13  Streifen,  die  ersten  zwei  Geisselglieder  der 
Fühler  stets  gleich  lang,  Halsschild  und  Flügeldecken  gekörnt  oder  runzelig-gekörnt, 
meist  anliegend  behaart  und  gelblich  bestäubt." 

Das  Vorkommen  der  Dodecastichen  erstreckt  sich  über  ein  verhältnissmässig  ge- 
ringes Gebiet.  Ihre  nördlichste  Verbreitung  ist  mit  Böhmen,  Schlesien  und  Ober-Ungarn 
(inßatus  und  geniculatus) ,  die  westlichste  mit  Tirol,  Baiern  (gemculatiis)  und  Würtem- 
berg  (maatix?)^  die  östlichste  mit  Siebenbürgen,  die  südlichste  Grenze  bisher  mit  der 
Südspitze  von  Dalmatien  und  Neapel  (dalmatinus)  bezeichnet. 

Die  Formen  des  turgidua,  conaentaneus  und  dalmatinus  sind  als  mediterrane,  die 
Verwandten  des  obsoletus  und  dolomitae  als  alpine,  hingegen  die  Verwandten  des  pul- 
verulentus  und  geniculatus  als  montane  oder  der  Ebene  angehörige,  im  Süden  fehlende 
Formen  zu  betrachten.  Die  eigentliche  Heimat  der  Dodecastichen  ist  zwischen  dem 
46.  und  43.  Breitegrad  und  dem  14.  und  19.  Längengrad  zu  suchen.  Nur  wenige  Arten 
gehen  über  dieses  Gebiet  hinaus,  hingegen  kommen  fast  alle  Arten  darin  vor,  besonders 
wenn  wir  Bosnien  als  das  Centrum  betrachten,  da  diesem  Theile  des  Gebietes  ausser- 
dem noch  einige  Arten  als  endemisch  angehören.  Meine  zwöli^^^r^g®  Sammelthätigkeit 
in  den  südlichen  Theilen  der  Monarchie,  speciell  in  Kroatien,  Dalmatien  und  im 
Occupationsgebiete  (sechs  Jahre)  und  eine  specielle  Vorliebe,  die  ich  den  Otiorrhynchen 
entgegenbrachte,  ermöglichten  es  mir,  ein  derartig  reiches  Material  von  dieser  Gattung, 
speciell  den  Dodecastichen,  zusammenzubringen,  wie  es  sonst  Niemand  auch  nur  annähernd 
besitzt.  Theils  dieses  reichhaltige  Material  aus  den  verschiedensten  Gegenden  und  Höhen, 
grösstentheils  aus  dem  Centrum  der  Dodecastichenheimat,  theils  das  ganze,  sehr  be- 
deutende Material  des  k.  k.  Hofmuseums  in  Wien,  des  kgl.  ungar.  Nationalmuseums  in 
Budapest,  des  Museo  civico  in  Genua,  sowie  zahlreicher  grosser,  typenreicher  Privat- 
sammlungen (Dr.  von  Heyden,  Dr.  G.  Kraatz  u.  A.)  setzten  mich  in  Stand,  die  Arten 
dieses  Subgenus  genau  studiren  zu  können. 

*)  S.  Mittheilungen  der  Schweiz,  entomolog.  Gesellschaft,    Bd.  6,  1883,  Schaffhausen. 


Apfel  heck.    Mouogfraphie  der  zwölfstreifigeii  (Hiorrhi/nchutt-Aricu.  OäÖ 

Die  ungemein  ^^rosse  Vai'iabilität  der  Otiorrhynchen,  specicU  der  Dodccastichcn 
tritt  erst  an  der  Hand  eines  sehr  reichhaltigen  Materiales  aus  verschiedenen  Gegenden 
und  Hohen  vollkommen  zu  Tage.  Es  wird  daher  sehr  erkUirlich  sein,  wenn  ich  im 
Folgenden  einige  Arten,  welche  bisher  infolge  mangelhaften  Materiales  getrennt  waren, 
die  jedoch  bei  einer  grösseren  Individuenreihe  aus  verschiedenen  Localitäteu  stufen- 
weise in  einander  übergehen,  zusammengezogen  habe,  und  zwar:  dulcis  mit  turcjiduSj 
lauri  mit  dalmatinus  und  pruinosus  mit  mastia:  Die  Bc^gründungen  hiefiir  folgen 
später  bei  der  Einzelabhandlung  jeder  Art.  Andererseits  war  es  vorauszusehen,  dass 
nach  Erschliessung  eines  bisher  ganz  unbekannten  Faunengebietes,  welches  noch  dazu 
als  Uebergangsgebiet  von  der  mitteleuropäischen  zur  südeuropäischen  Fauna  einerseits, 
wie  von  der  mediterranen  zur  Balkanfauna  andererseits  reich  an  endemischen  Formen 
ist,  neue  Arten  zu  den  bekannten  dazukommen. 

Es  sind  dies:  Dodecasticktis  vraueiisis  m.,  ReÄscri  m.,  tipeiseri  m.,  aitrosignattis  m. 
und  moldovensis  m.  Endlich  habe  ich  dem  D.  tiirgidus  Grm.,  welchen  Dr.  Stierlin 
mit  Unrecht  als  Varietät  zu  pruinosus  Grm.  stellt,  wieder  zu  seiner  Selbstständigkeit 
als  Art  verhelfen. 

Meine  Untersuchungen  ergaben  nachstehende  Resultate. 

a)  Der  Kopf. 

Derselbe  ist  bei  einer  und  derselben  Art  wenig  variabel.  Der  Bau  des  Rüssels 
bietet  sehr  gute  Anhaltspunkte  zu  Arttrennungen.  So  ist  der  Rüssel  bei  den  Verwandten 
des  contractus  (dolomitne,  aurosujnatus  etc.)  vom  Kopf  nicht  abgesetzt  (Taf.  XV, 
Fig.  4),  sondern  die  Seiten  des  Kopfes  laufen  in  geraden  Linien  nach  vorne  con- 
vergirend  in  den  Rüssel  aus,  wodurch  die  schmälste  Stelle  des  Rüssels  an  der 
Spitze  (vor  Erweiterung  zu  den  Pterygien)  zu  liegen  kommt,  während  bei  den  Ver- 
wandten des  pulverulenius  und  genu-ulatus  der  Rüssel  an  der  Basis  bedeutend  schmäler 
als  der  Kopf  ist  und  die  Seiten  des  Rüssels  bis  zur  Mitte  parallel  verlaufen  und  gegen 
die  Spitze  divergiren,  wodurch  die  schmälste  Stelle  des  Rüssels  in  der  Mitte 
desselben  entsteht.  Auch  für  die  tunjiduS'V ovmaw  ist  der  vom  Kopf  nicht  abgesetzte 
—  meist  sehr  kurze  und  dicke  —  Rüssel  charakteristisch. 

Hingegen  bietet  der  Rüssel  im  Uebrigen  keine  besonderen  Anhaltspunkte.  Die 
Länge  des  Rüssels  ist  besonders  bei  den  pitlveruhntns-  und  mastixY ovinan  variabel; 
ebenso  ist  die  Kielung  bei  derselben  Art  in  der  Stärke  nicht  constant,  sowie  auch  die 
beiden  Längsfurclien  b<ald  deutlicher,  bald  undeutlicher  erscheinen.*) 

Vollständig  unverwendbar  zu  Arttrennungon  ijst  der  Bau  der  Fühlerfurche,  d.  h. 
deren  kürzere  oder  längere  Ausdehnung  gegen  das  Auge  zu,  worauf  Dr.  Stierlin 
so  viel  Werth  legt.  Die  Folge  davon  ist,  dass  er  z.  B.  in  seiner  Bestimmungstabelle 
der  europäischen  Otiorrhynchen  den  ().  ohsitns  Gyll.  und  den  scahripennis  Gyll.,  welche 
einer  Art  angehören  und  sich  nur  durch  die  Farbe  der  Beine  unterscheiden,  specifisch 
trennt  und  sogar  den  0,  Apfelbecki  Strl.,  der  sich  von  0.  fraxini  Germ,  nur  durch  die 
dichtere  und  lebhaftere  Beschuppung  unterscheidet,  anstatt  mit  diesem,  in  seiner  Be- 
schreibung mit  0.  leptidopterus  in  Vergleich  zieht  und  zu  lepidopterus  stellt,  also  in  die 
32.  Rotte  („Fühlerfurche  nicht  nach  hinten  verlängert")  anstiitt  in  die  25.  Rotte 
(„Fühlerfurche  nach  hinten  verlängert").^) 


*)  Nur   bei    iif\fiatu8  siud   die   meist  dcutUchcrcu   Läugsfurcheii   gcgeuUber   ijeniculattut  cini^ermasäeii 
charakteristisch. 

■)  S.  Mittheilungcii  der  Schweiz,  entomolog.  Gesellschaft,    Bd.  7,  Heft  10. 
Band  IH.  40 


626  III.  Naturwissenschaft. 

Die  Prominenz  der  Augen  ist  wegen  ihrer  Variabilität  bei  einer  und  derselben  Art 
zu  speciiischen  Trennungen  unbrauchbar.  Das  stärkere  oder  schwächere  Heraustreten 
der  Augen,  ihre  Wölbung  und  ihre  Grösse  dürfte  vielleicht  auch  auf  die  mehr  oder 
minder  vollkommene  Maturität  des  Thieres  zurückzuführen  sein.  Die  Grösse  des  Augen- 
durchmessers und  die  dadurch  bedingte  Breite  der  Stirne  ist  jedenfalls  belanglos. 
Stierlin  unterscheidet  den  dolomitae  Kiesw.  von  geniculatus  Germ,  durch  die  Breite 
der  Stirne  im  Vergleiche  zum  Augendurchmesser  und  die  Zähnung  der  Vorderschienen. 
Nachdem  diese  Zähnung  auch  sehr  variabel  ist,  fiele  dann  der  dolomitae  mit  genicu- 
latus  zusammen,  während  derselbe  sich  doch  von  jenem  als  eine  sehr  gute  Art  abhebt 
(durch  den  Bau  des  Kopfes  etc.)  und  nicht  in  die  Gruppe  des  geniculatuSy  sondern  in 
die  des  contracttis  gehört. 

b)  Der  Prothoraz. 

Derselbe  ist  bei  allen  Arten  —  nach  sorgfältigen  Zirkelmessungen  —  breiter  als 
lang,  nur  bei  0.  Heydeni  und  dalmatinns  ist  er  meist  so  lange  als  breit,  ja  wird  bis- 
weilen bei  ersterem  selbst  etwas  länger  als  breit.  Mit  Ausnalime  von  diesen  zwei 
Arten,  für  welche  besonders  für  Heydeni  —  der  lange  Halsschild  neben  anderen 
Merkmalen  charakteristisch  ist,  bieten  die  Halsschilddimensionen  keine  Anhaltspunkte 
zu  Arttrennungen.  Die  Sculptur  des  Halsschildes  ist  sehr  variabel  bezüglich  der  Dichte, 
weniger  in  der  Grösse  der  Körner,  welche  z.  B.  bei  pulverulentus  und  dalmatinus  stets 
gröber  sind  als  bei  mastix  und  turgidus.  Bei  letzterem  ist  der  Halsschild  meist  nur 
an  den  Seiten  gekörnt,  hingegen  auf  der  Scheibe,  besonders  gegen  den  Vorderrand  zu 
punktirt  oder  runzelig-punktirt.  Bei  den  cfo"  ist  der  Halsschild  meist  kräftiger  und 
gewölbter  (besonders  bei  dalmatinus). 

c)  Die  Flägeldecken. 

Die  Wölbung  derselben  ist  im  Allgemeinen  variabel,  bei  den  9  §  meist  viel 
schwächer,  oft  sind  selbe  sogar  auf  der  Mitte  depress  und  gewölbt  bei  derselben  Art. 
Charakteristisch  scheint  mir  die  Wölbung  nur  für  pulverulentus  im  Vergleiche  zu  dal- 
matinus. Bei  pulcertdentus  sind  die  Flügeldecken  von  der  Wurzel  aus  bis  zur  Spitze 
fast  in  einem  gleichmässigen  Bogen  gewölbt  und  fallen  daher  schräg  zur  Spitze  ab, 
während  bei  dalmatinus  die  Wölbung  zuerst  mit  einem  sehr  flachen  Bogen  beginnt  und 
dann  zur  Spitze  steil,  beim  9   senkrecht  abfällt.*) 

Die  Breite  der  Flügeldecken  ist  im  Allgemeinen  sehr  variabel  und  bietet  keine 
Anhaltspunkte;  hingegen  ist  die  Breite  combinirt  mit  der  Länge  der  Decken  für  einige 
Arten  (geniculatus  und  inßatus)  charakteristisch.  Die  Decken  dieser  beiden  Arten 
sind  im  Vergleich  zur  Breite  stets  viel  kürzer  als  bei  den  übrigen  Arten,  wodurch  ihre 
Gestalt  breit-  oder  kurz-eiförmig  ist,  während  alle  anderen  Arten  mehr  oder  mindor 
länghch-ciförniig  sind. 

Die  Verengung  der  Flügeldecken  an  den  Seiten  zur  Spitze  ist  ebenfalls 
bei  den  meisten  Arten  variabel,  bietet  jedoch  einen  brauchbaren  Behelf  zur  Unter- 
scheidung einiger  Arten.  Während  sich  z.  B.  die  Flügeldecken  bei  pulverulentus  im 
Allgemeinen  gleichmässig  und  allmälig  zur  Spitze  verengen,  laufen  diese  bei  dalma- 
tinus (besonders  beim  ^^)   nach  der  Erweiterung  ein  Stück  fast  parallel  und  verengen 

^)  Stierlin  sagt  in  seiuer  Bestimniung^stabcUe  p.  20  von  p7*/üer?i^ifw*  ganz  richtig:  „hinten  schräg 
abfallend**,  hingegen  auf  p.  21  vun  dabnatinvn:  „hinton  nicht  «onkrccht  abfanend",  während  gerade  bei 
dalmatlnwf  der  steile,  scnkreclite  Abfall  charakteristisch  ist. 


Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    in.  Band. 

Apfelbeck:  Dodecaatlckus  Strl. 


Taf.  XV. 


Fiff.  1   I 

>  jmlveiiilentiM  (olytra). 

j,     3       Heydeni  (elytra). 


"  >  vuistix — ^/jrttino#»ij?-Sculptur  (elytra). 


Fig.  6  turgid^uf — rfw/ciÄ-Sculptur  (elytra). 
„     7  turtjidti^  (^  [tXhxB.  poster.)- 
„     8  maatlx ~ pruinoswi  (^  (^tibia  poster.V 
„     i)  turgidu8  var.  hrevipes  q     (tibia 
poster.). 


Apfelbeck.    Mono^aphie  der  asvvölfstreifigen  Otionynchus- Arien.  627 

Sich  dann  plötzlich  zur  Spitze.  Dasselbe  gilt  vom  geniculatus  und  aurosignatus.  Ab- 
norme Q  9  des  Letzteren  werden  mitunter  fast  so  breit  und  kurz  wie  die  9  2  von 
gentculatuSy  doch  verengen  sich  die  Flügeldecken  bei  geniculatus  ähnlich  wie  bei  pul- 
verulenius,  hingegen  bei  aurosignatus  entsprechend  dem  dalmatinus. 

Die  Kielung  der  Flügeldecken,  besonders  der  c?c5^,  welche  durch  die  Compri- 
mirung  derselben  an  den  Seiten  entsteht,  ist  wohl  bei  manchen  Arten  viel  stärker  als 
bei  anderen,  ja  fehlt  sogar  —  z.  B.  den  turgidus -Formen  —  ganz,  ist  jedoch  zur 
Trennung  von  kritischen  Arten  gerade  nicht  zu  brauchen.  So  trennt  Stierlin  z.  B. 
in  seiner  Bestimmungstabelle  den  pulverulentus  vom  dalmatinus  sehr  leicht  durch  die 
Gegensätze:  „1  Flügeldecken  beim  cf  hinten  mit  ziemlich  scharfem  Seitenkiel"  (pul- 
verulentus) und  „r  Flügeldecken  beim  cT  nicht  oder  undeutlich  gekielt"  (hiezu  dalma- 
tinus). Nun  ist  pulverulentus  wohl  im  Allgemeinen  stark  gekielt,  hingegen  dalma- 
tinus schwach  gekielt;  doch  sali  ich  ausgesprochene  dalmatinus  (aus  Süddalmatien,  wo 
der  pulverulentus  ganz  fehlt  und  eben  durch  den  dalmatinus,  welcher  ausgesprochenes 
Küstenthier  ist,  ersetzt  wird),  welche  ebenso  stark  gekielt  sind  wie  normale  pulverulentus. 
Es  ist  somit  die  Trennung  gerade  dieser  kritischen  Art  (des  dalmatinus)  durch  die 
Kielung  der  Flügeldecken  nicht  sicher. 

Die  Spitzen  der  Flügeldecken  sind  bei  allen  Arten  ziemlich  gleichmässig  ge- 
meinsam zugerundet,  nur  bei  consentaneiis  sind  dieselben  einzeln  zugespitzt  und  die 
Spitzen  —  besonders  beim  9   —  mehr  oder  minder  deutlich  vorgezogen. 

Die  Sculptur  der  Flügeldecken.  Obwohl  diese  im  Allgemeinen  in  Stärke  und 
Dichte  variirt,  bietet  der  Charakter  der  Sculptur  sichere  speeitische  Merkmale.  Die 
Sculptur  aller  Dodecastichen  ist  mehr  oder  minder  grobkörnig  oder  grob -runzelig-körnig.*) 
Eine  Ausnahme  hievon  machen  nur  die  mastix-  und  turgidus-YoYmen  und  0.  Ileydeni, 
Die  mastix -Formen  sind  sehr  fein  und  dicht  gekörnt  oder  wenig-runzeUg-gekörnt,*) 
und  die  gröbsten  mastix  sind  stets  viel  feiner  und  dichter  gekörnt  als  die  feinsten  pulveru- 
lentus- oder  andere  Formen;  Heydeni  ist  sehr  fein  zerstreut  gekörnt,  zwischen  den 
Körnern  punktirt  oder  nochmals  äusserst  fein  gekörnt.^)  Bei  den  turgidus- 
Formen  erscheinen  die  Körner  in  dichte,  feine  Quer  runzeln  aufgelöst,**)  welcher 
Sculpturausdruck  für  die  turgidus-Formen  sehr  charakteristisch  ist^)  und  allein  schon 
zur  specifischen  Trennung  des  turgidus  von  den  mastix-Formen  (pridnosus  etc.)  be- 
rechtigt. Nur  an  der  Basis  und  gegen  die  Spitze  der  Flügeldecken  zu  zeigen  sich 
noch  sehr  feine  Körner. 

Es  zeigen  auch  einige  andere  Arten  die  Neigung,  die  Körner  in  Runzeln  aufzu- 
lösen, doch  stets  nur  theilweise  und  zu  groben,  unregelmässig  zwischen  den  Kör- 
nern vertheilten  Runzeln,  wie  z.  B.  bei  dolomitae  und  aurosignatus,  für  welche  diese 
Unregelmässigkeit  und  Ungleichheit  der  Sculptur  sehr  charakteristisch  ist  im  Gegen- 
satze zu  contractus  und  obsoletus,    deren  Sculptur  sehr  glcichmässigen  Charakter  trägt. 

Bei  der  hochalpinen  Varietät  vlasuljensis  des  aurosignatus  erscheinen  die  groben 
Körner  mitunter  vollkommen  abgeflacht,  so  dass  die  Flügeldecken  fast  fein  gerunzelt 
erscheinen,  doch  lassen  die  Runzeln  mindestens  durch  ihre  Form  ihr  Entstehen  aus 
groben  Körnern  noch  deutlich  erkennen. 

1)  S.  Taf.  XV,  Fig.  I   und  2. 

«)  S.  Taf.  XV,  Fig.  4  und  6. 

»)  S.  Taf.  XV,  Fig.  3. 

*)  S.  Taf.  XV,  Fig.  6. 

^)  S.  Germar,  Reise  nach  Dalmaticn  und  in  das  Gebiet  von  Ragusa,  p.  236. 

40* 


H2H  III.  NatnrwiHsoiisdiaft. 

Die  Punktstreiren  der  Flügeldecken  —  stets  zwölf  bis  drcizclm  auf  jeder  Decke 
—  sind  bei  derselben  Art  in  Breite  und  Tiefe  sehr  verschieden.  So  finden  sich  aus 
einer  und  derselben  Localität  injiatus  mit  sehr  feinen  Punktstreifen  und  solche  (beson- 
ders cTcT),  bei  denen  die  Streifen  so  breit  sind  als  die  Zwischenräume.  Germar 
schreibt  von  seinem  0.  pruinosus:  ^Flügeldecken  sehr  undeutlich,  kaum  durch  das 
Glas  bemerkbar  gestreift",  was  bei  vielen  pruinosus  wohl  zutrifft,  doch  bei  vielen 
anderen  derselben  Localitilt  entstammenden  und  sonst  ganz  übereinstimmenden  Stücken 
wieder  nicht.  Bei  der  hochalpinen  Varietät  des  consentanens  (var.  dryadis  mihi)  sind 
nur  elf  Streifen  deutlich  wahrnehmbar.  Bei  der  ebenfalls  hochalpinen  Varietät  des  auro- 
signatus  m.  (var.  vlasidjensis  m.)  sind  die  Punktstreifen  meist  gar  nicht  mehr  erkennbar, 
während  der  typische  aurosignatus  zwölf  deutliche  Streifen  besitzt.  Ebenso  ist  die 
Wölbung  der  Zwischenräume  mitunter  sehr  verschieden;  meist  ist  dieselbe  sehr 
gering,  doch  finden  sich  unter  den  turgidus-ütiXcken  von  Bilek  solche  mit  auffallend 
stark  gewölbten  Zwischenräumen,  besonders  99,  während  die  zugehörigen  cTcT  vom 
typischen  iurgidus  durch  ihre  auffallend  geringe  Grösse,  schmale  Gestalt  etc.  abweichen 
(var.  hilekensis  m.). 

Die  Fühler  sind  in  ihrer  Länge  ziemlich  variabel;  bei  allen  Arten  ist  das  erste 
und.  zweite  Geisselglicd  gleich  lang;  die  äusseren  Geisselgliedcr  sind  bei  den  meisten 
Arten  länger  als  breit.  Charakteristisch  für  manche  Arten  werden  die  Fühler  erst 
durch  die  Kürze  und  Gedrungenheit  der  äusseren  Geisselgliedcr  (5,  0  und  7),  sobald 
selbe  nämlich  kugelig  oder  nahezu  kugelig  sind,  wie  l)ei  ohsoletus^  Reiseri,  vranensis 
etc.  Thatsache  ist,  dass  Formen,  die  in  der  Ebene  und  im  Mittelgebirge  gestreckte 
Fühler  haben,  sobald  sie  in  der  alpinen  Region  (^ oberhalb  der  Baumgrenze)  sich 
finden,  viel  gedrungenere  Fühler  aufweisen.  So  hat  sowohl  der  typische  geniculatus 
als  auch  die  subalpinen  Formen  desselben  (var.  Ganglbaueri  und  var.  Eppeh- 
heimi  m.)  gestreckte  Fühlei*,  die  äusseren  Geisselgliedcr  sind  bedeutend  länger  als  breit; 
bei  der  var.  herbiphagus  m.  jedoch,  die  sonst  noch  ausgesprochener  geniculatus  ist, 
und  die  in  der  alpinen  Region  auf  Alpenpflanzen  lebt  (Treskavicagebirge  bei  Sarajevo), 
sind  die  Fühler  schon  viel  kürzer  und  gedrungener,  die  äusseren  Geisselgliedcr  (5,  6,  7) 
nur  mehr  sehr  wenig,  beim  9  kaum,  länger  als  breit.  Dasselbe  gilt  von  aurosignatus  m. 
und  dessen  hochalpiner  Form  var.  vlasuljansis  m.  Von  der  Meeresküste  stammende 
Heydeni  haben  sehr  dünne,  langgestreckte  Fühler,  mit  sehr  langen  äusseren  Geissei- 
gliedern, hingegen  haben  die  Stücke  aus  den  Gebirgen  bei  Sarajevo  sehr  kurze  Fühler, 
deren  äussere  Geisseiglieder  nur  wenig  länger  als  breit  sind. 

Die  Beine  scheinen  mir  in  einzelnen  Theilcn  sichere  Anhaltspunkte  zur  Trennung 
einiger  Arten  zu  bieten.  Wenn  auch  die  Länge  der  Taröcnglieder  bei  derselben  Art 
nicht  immer  ganz  constant  ist,  so  ist  die  Kürze  und  Breite  des  zweiten  Tarsengliedes, 
speciell  dessen  quere  Stellung  beim  ö'  ein  sicheres  Trennungsmerkmal  für  einige  Arten. 
Weniger  constant  ist  die  Länge  der  Schienen,  ihre  Krümmung  und  ihre  Rauhigkeiten 
(Zähnchen,  Warzen)  auf  der  Innenseite.  Die  meisten  Formen  des  turgidus  haben  beim 
cT  die  Schienen  im  oberen  Theile  innen  sehr  stark  verdickt  durch  zahnartige,  warzige 
Auswüchse  (s.  Taf.  XV,  Fig.  7),  doch  ist  auch  diese  Auszeichnung  variabel.  Vielleicht 
ist  selbe  bei  im  Frühjahre  zur  Entwicklung  kommenden  Individuen  stärker,  hingegen 
bei  Herbstthieren  schwächer.  Diese  Auszeichnung  der  Schienen  beim  cT  ist  besonders 
stark  bei  der  var.  dulcis  und  var.  velebiticus.  Dem  mastix  und  dessen  Varietät 
pruinosus  fehlt  sie.^)     Die  Länge  der  Schienen  ist  ziemlich  constant;  nur  bei  der  var. 

^)  S.  Taf.  XV,  Fig.  8. 


Äpfel  heck.    Monographie  der  zwölfstreifigen  Otiorrkt/nckus- Arten.  629 

brevipes  des  turgidus  sind  die  Schienen  viel  kürzer  und  auch  stärker  gebogen;*)  auch 
fehlt  ihnen  die  geschilderte  Verdickung,  und  wäre  unter  dem  brevipes  eine  eigene  Art 
zu  vermuthen,  umsomehr  als  auch  die  ovale,  schmale  Körperform  des  brevipes  gegen- 
über der  breiten,  hinten  stark  zugespitzten  turgidus -Form,  dafür  spräche.  Doch  sind 
diese  Merkmale  bei  den  Dodecastichen  so  variabel,  dass  ich  mich  nicht  entschliessen 
konnte,  den  brevipes  als  selbstständige  Art  aufzustellen. 

Die  Verdickung  der  Schenkel  beim  cf  bietet  bei  den  Dodecastichen  keine  Anhalts- 
punkte; ebensowenig  die  Farbe  der  Beine,  welche  von  Hellroth  durch  alle  Nuancen  von 
Braun  bis  ganz  Schwarz  variirt.  Stierlin  kennt  z.  B.  keinen  schwarzbeinigen  pulveru- 
lentus  und  geniculatus,  ebenso  keine  rothbeinigen  dalmatmus'^  von  letzteren  behauptet 
er,  dass  selbe  immature  Stücke  wären,  und  beschreibt  rotlibeinige,  stark  ausgebauchte 
dalmatinus  als  lauri. 

Das  Abdomen  des  cf  ist  bei  allen  Dodecastichen  der  Länge  nach  tief  eingedrückt, 
anscheinend  zum  Zwecke  der  Copula,  weil  durch  den  Eindruck  des  männlichen  Ab- 
domens eine  leichtere  Anschmiegung  an  die  gewölbte  Oberseite  des  9  statthat.  Bei 
mehreren  Arten  (pulverulentus^  mastix,  obsoletus  u.  A.)  ist  das  Analsegment  mit  einer 
runden,  mehr  oder  minder  tiefen  Grube  versehen,  während  es  bei  anderen  Arten  eben  ist. 
Diese  Auszeichnung  des  cT  bietet,  wenn  sie  auch  bei  derselben  Art  bald  schwächer, 
bald  stärker  ist,  immerhin  eine  Handhabe  zu  specifischen  Trennungen.  Die  Behaarung 
des  Analsegmentes  beim  cT  ist  bei  mehreren  Arten  sehr  charakteristisch  und  bisher 
von  den  Autoren  übersehen  worden.  So  haben  manche  Arten  das  Analsegment  kahl, 
manche  ziemlich  kurz  und  gleichmässig  behaart,  bei  anderen  wieder  ist  es  an  der 
Spitze  mit  langen  Haarbüscheln  geziert  (Verwandte  des  contractns). 

Die  Behaarung  und  Beschuppung  der  Oberseite  ist  mitunter  sehr  variabel.  Die 
Behaarung  —  resp.  das  Toment  —  ist  bei  pulverulentus  besonders  variirend,  manchmal 
sehr  gleichmässig,  dann  wieder  sehr  ungleichmässig,  sich  zu  Flecken  zusammenziehend 
(ab.  conspurcatus).  Bei  mastix  kommt  mitunter  eine  doppelfärbige  Behaarung  vor, 
und  zwar  grau,  hie  und  da  gemischt  mit  gelblichen  Flecken.  Die  turgidus -Yowaen 
zeichnen  sich  gegenüber  den  mastix-Yovmen  durch  die  meist  wenig  dichte,  aber  sehr 
regelmässige,  fast  gereihte  gelbliche  Behaarung  aus,  während  die  Behaarung  der  mastix- 
Fonnen  filzartiger  und  unregelmässiger  ist.  Für  den  i>.  lieiseri  und  Speiseri  ist  die 
äusserst  feine,  kurze  und  spärliche,  staubartige  Behaarung  charakteristisch.  Ebenso 
ist  die  Metallescenz  der  Schuppenhaare  für  einige  Arten,  wie  geniculatus^  aurosignatus 
und  contractus  sehr  eigenthümlich,  und  lässt  sich  dadurch  z.  B.  geniculatus  von  oft 
ähnlichen  inflatus  stets  sicher  trennen. 

Der  Penis  der  Dodecastichen  bietet  in  seiner  bei  allen  Arten  gleichen  Gestaltung 
keinen  Behelf  zu  Arttrennungen. 

Schliesslich  will  ich  noch  erwähnen,  dass  in  den  Sammlungen  die  Dodecastichvs- 
Arten  —  wie  ich  mich  mehrfach  überzeugt  habe  —  zum  grossen  Theile  falsch  bestimmt 
sind.  Ich  hoffe,  dass  es  mir  gelungen  ist,  durch  die  folgende  Bearbeitung  in  dieser 
äusserst  schwierigen  Gruppe  der  Otiorrhynchen  Ordnung  zu  schaffen  und  die  sichere 
Bestimmung  der  Dodecastichen  zu  ermöglichen,  zu  welcher  Annahme  mich  die  grosse 
Sorgfalt  und  die  strengste  Gewissenhaftigkeit,  welche  ich  auf  die  Arbeit  verwendet 
habe,  sowie  die  eigene  Sicherheit  im  Bestimmen  der  Arten,  die  ich  mir  dabei  errang, 
berechtigen. 

1)  S.  Taf.  XV,  Fig.  9. 


630  III.  Naturwissenschaft. 

Einer  angenehmen  Pflicht  entledige  ich  mich,  indem  ich  hier  allen  jenen  Herren 
meinen  wärmsten  Dank  sage,  die  durch  liebenswürdige  Einsendung  von  Vergleichs- 
material oder  schriftliche  Mittheilungen  meine  Arbeit  förderten,  speciell  meinem  lieben, 
hochverehrten  Freunde  und  CoUegen  HeiTU  Ludwig  Ganglbauer — Wien,  ferner  den 
Herren:  Dr.  Bielz — Hermannstadt,  Dr.  Brancsik — Trencsin,  E.  Graf  Brandis — 
Travnik,  A.  Carret  —  Chartreux,  Dr.  Chyzer  —  Budapest,  K.  Daniel  —  München, 
J.  Daniel  —  Ingolstadt,  J.  von  Friwalsky — Budapest,  Dr.  R.  Gestro— Genua,  Dr. 
von  Hey  den  — Bockenheim,  J.  Kaufmann  — Wien,  Dr.  G.  Kraatz — Berlin,  Prof. 
L.  von  M^hely  —  Kronstadt,  E.  Merkl — N^met-Bogsdn,  J.  B.  Novak— Zara,  Dr.  Petri 

—  Schässburg,  Dr.  Puton  — Remiremont,  J.  B.  Renaud — Lyon,  E.  Reitter — Paskau, 
Dr.  Schilsky  — Berlin,  Dr.  Schreiber — Görz,  A.  Viertl — Fünfkirchen  und  J.Weise 

—  Berlin.  Ganz  besonders  danke  ich  auch  Herrn  Dr.  G.  Stierlin  in  Schaffhausen, 
der  sich  um  die  Kcnntniss  der  Otiorrhynchen,  namentlich  durch  seine  „Revision  der 
europäischen  OtiorrhynchuS'Arieu^  sehr  verdient  gemacht  hat,  fiir  die  Mühe,  die  er 
sich  mit  der  Determination  des  äusserst  schwierigen  bosnischen  Dodecastichenmateriales 
gegeben  hat.  Leider  konnte  ich  derselben  zum  grösseren  Theile  nicht  beistimmen,  was 
mich  schliesslich  veranlasste,  die  ganze  Gruppe  der  Dodecastichen  selbst  eingehend  zu 
Studiren  und  umzuarbeiten. 

Benutzte  Literatur. 

Schönherr,    Synonymia  insectorum.    Genera  et  species  Curculionidum. 

Olivier,    Entomologie  ou  histoire  naturelle  des  insectes. 

Germar,    Reise  nach  Dalmatien  und  in  das  Gebiet  von  Ragusa. 

Stierlin,    Revision  der  europäischen  Otiorrhynchus- Arten, 

Stierlin,    Bestimmungstabelle  der   europäischen   Coleopteren,    IX.  Curculionidae 

Seidlitz,  Die  Otiorrhynchiden  s.  str.  nach  den  morphologischen  Verwandtschafts- 
verhältnissen ihres  Hautskelets  etc. 

Seidlitz,    Fauna  trän ssy  1  van ica. 

Redtenbachcr,    Fauna  Austriaca.    H.  Auflage. 

Schilsky,    Systematisches  Verzeichniss  der  Käfer  Deutschland«  etc. 

von  Heyden,  Reitter  und  Weise,  Catalogus  Coleopterorum  Europae,  Caucasi  et 
Armeniae  rossicae,  ed.  1891. 

Brancsik,    Die  Käfer  der  Steiermark. 

Ormay,  Supplementa  faunae  coleopterorum  in  Transsylvania. 

Verhandlungen  der  k.  k.  zoologisch-botanischen  Gesellschaft  in  Wien. 

Deutsche  entomologische  Zeitschrift.  XXV,  XXIX. 

Jahrbuch  des  naturhistor.  Landesmuseums  von  Kärnten,    Bd.  XVIII,  1886. 

Müller,    Terminologia  cntomologica. 

Bcstimmnngstabelle  L 

1  Flügeldecken  fein  gekörnt  oder  fein  gerunzelt 2 

—  Flügeldecken  grob  gekörnt  oder  grob  gerunzelt 3 

2  Fühler  gestreckt Heydeni,  mastix,  turgidus 

—  Fühler  gedrungen Reiseri,  vranensis  sp.  nov. 

3  Behaarung  der  Flügeldecken  metallisch 4 

—  Behaarung  der  Flügeldecken  nicht  metallisch 5 

4  Rüssel    ausgeschweift    verengt    (schmälste    Stelle    des    Rüssels    in    der 

Mitte),  Analsegment  des  cT  kurz  behaart geniculatus 


Mittheilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.    III.  Band. 

Apfelbeck:  Dodecastichus  Strl. 


Taf.  XVI. 


Fig.  1  genicuLatua  (Rüsseltypus). 
„    2  ,  (Fühlertypus). 

„3  1      cT  (tarsu.s  poster.). 


Fig.  4  auroftiffnabia  (Rüsseltypus). 
«    5  „  (Fühler). 

„6  »       cT  (tarsus  poster.). 


s<v 


Apfelbeck.    Monographie  der  zwölfstreifigen  Otiorrhynchus' Arteu.  631 

Rüssel  geradlinig   (schmälste  Stelle  an  der  Spitze  vor  Erweiterung  zu 
den   Pterygien),   Analsegment   des   cT    lang  behaart,   mit  goldgelben 

Haarbüscheln       . coniractus^  aurosignatus  sp.  nov. 

Flügeldecken  beim  c?  oval,  beim   9  kurz- oval infiatus 

Flügeldecken  beim  cT  länglich-oval,  beim   $  oval 6 

Rüsselbasis  {ahy)   deutlich  schmäler  als   der  Hinterkopf  {cd),    Rüssel 

ziemlich  gleichbreit pulverulentus,  dalmatinus 

Rüsselbasis  (a'6')*)   sehr  wenig   schmäler    als    der   Hinterkopf   (c^d'\ 
Rüssel    an    der  Spitze    (vor    Erweiterung    zu    den    Pterygien)    am 

schmälsten,   gleichmässig  nach  vorne  sich  verschmälernd 7 

Flügeldecken  an  der  Spitze  einzeln  ausgezogen consentaneus 

Flügeldecken  an  der  Spitze  gemeinsam  abgerundet 8 

Analsegment  des  cT  ohne  Grube Speiseri  sp.  nov.,  dolomitae 

Analsegment  des  cf  mit  Grube obsoletus,  moldovensis  sp,  nov. 

Bestimm iingstabelle  II. 

Halsschild  und  Flügeldecken  grob  gekörnt  oder  grob  runzelig  gekörnt     ...       5 

Halsschild  und  Flügeldecken  sehr  fein  und  dicht  gekörnt  oder  die 
Flügeldecken  fein  gerunzelt 2 

Halsschild  fein,  aber  nicht  dicht  gekörnt,  Flügeldecken  sehr  fein 
zerstreut  gekörnt,  zwischen  den  Körnern  dicht  und  fein  punktirt 
oder  nochmals  äusserst  fein  gekörnt Heydeni  Strl. 

Fühler  dünn,  langgestreckt,  die  äusseren  Geisselglieder  deutlich  länger 

als  breit 3 

Fühler  kürzer,  kräftiger,  gedrungen,  die  äusseren  Geisselglieder  kaum 
merkbar  länger  als  breit,  beim  9  fast  kugelig;  zweites  Tarscnglied 
des  cT  quer 4 

Rüssel  länger,  schmäler,  vom  Kopf  deutUch  abgesetzt,  daher  an  der 
Basis  merklich  schmäler  als  der  Hinterkopf  (unmittelbar  am  Augen- 
rande gemessen);  Toment  länger  und  ungleichmässiger,  die  Ober- 
seite dadurch  mattgrau  erscheinend;  Flügcldeckensculptur  körnig, 
nicht  oder  nur  stellenweise  etwas  runzelig mastix  Oliv. 

Rüssel  kürzer,  breit,  vom  Kopfe  undeutlich  abgesetzt,  daher  an  der 
Basis  kaum  merklich  schmäler  als  der  Hinterkopf  (unmittelbar  am 
Augenrande  gemessen);  Toment  sehr  kurz  und  gleichmässig,  fast 
gereiht,  die  Oberseite  dadurch  glänzender  und  schwarz  oder  pech- 
braun erscheinend;  Flügeldeckensculptur  oben  nicht  körnig,  sondern 
dicht  und  fein  quer-runzelig,  nur  an  der  Basis  und  gegen  die 
Spitze  sehr  fein  körnig turgidus  Germ. 

Körper  gestreckt,  die  Flügeldecken  des  (f  wenig  ausgebaucht  und 
zur  Spitze  allmälig  verengt,  Analsegment  des  cT  fast  eben;  Toment 
dicht    und    gleichmässig,    die    Oberseite    mattgrau    erscheinend 

sp.  nov.  Reiseri  Apfelb. 

Körper  gedrungen,  die  Flügeldecken  des  d*  seitlich  viel  stärker  aus- 
gebaucht und  zur  Spitze  stärker  verengt;  Analsegment  des  cT  mit  deut- 

>)  S.  Taf.  XVI,  Fig.  1. 
«)  S.  Taf.  XVI,  Fig.  4. 


632  III.  Naturwissenschaft. 

lieber,  grosser,  seichter  Grube;  Toment  sehr  spärlich,  staubartig, 
die  Oberseite  dadurch  tiefschwarz  und  glänzend  erscheinend; 
Fühler  noch  kürzer  und  gedrungener,  die  äusseren  Geisselglieder 
nicht  länger  als  breit sp.  nov.  vranensis  Apfelb. 

5  Rüsselbasis    (nb)^)    bedeutend    schmäler    als    die    Breite    (cd)^)    des 

Hinterkopfes;  Rüssel  daher  vom  Kopfe  deutlich  abgesetzt 6 

—  Rüsselbasis    (a'b')^)   sehr   wenig   schmäler  als  die  Breite  (c'd')*)  des 

Hinterkopfes;  Rüssel  daher  vom  Kopfe  selir  undeutlich  abgesetzt  ....       9 

6  Flügeldecken  beim  cT  eiförmig,  beim   9    breit-eiförmig        7 

—  Flügeldecken  in  beiden  Geschlechtern  länglich-eiförmig') 8 

7  Rüssel  meist  mit  zwei  deutlichen  Längsfurchen,  Haarflecken  (Toment) 

grau,  gclblicligrau  oder  bräunlich,  nicht  metallisch    .     .  inßatua  Schönh. 

—  Rüssel   meist   nicht   oder  undeutlich   gefurcht,    Haarflecken   (Toment) 

grünlich-  oder  gelblichgrün-goldig,  unter  der  Loupe  stets  deutlich 
metallisch geniculatas  Germ. 

8  Flügeldecken    beim    cP    meist    stärker    hinter    der   Mitte    zusammen- 

gedrückt (deutlicher  gekielt),  in  beiden  Geschlechtern  zur  Spitze 
schräg  abfallend pulverulentua  Germ. 

—  Flügeldecken  beim  cf  schwächer  hinter  der  Mitte  zusammengedrückt 

(undeutlicher    gekielt),    viel    steiler,    beim    9    senkrecht    abfallend 

dalmatinus  Gyllh. 

9  Analsegment  des  d  eben,  ohne  Grube 10 

—  Analsegment  des  cT  mit  deutlicher  Grube  oder  an  der  Spitze  tief  quer 

eingedrückt        14 

10  Flügeldecken    in  beiden  Geschlechtern    an  der  Spitze  gemeinsam  ab- 

gerundet, die  Spitze  nicht  vorgezogen,  Flügeldecken  beim  cT  nicht 

oder  sehr  undeutlich  gekielt,  Fühler  gedrungen 11 

—  Flügeldecken  spitze  besonders  beim  9  sehr  deutlich  vorgezogen;  Flügel- 

decken beim  d  meist  deutlich  gekielt,  Fühler  gestreckt    consentaneus  Schönh. 

11  Sculptur  sehr  gleichmässig 12 

—  Sculptur  sehr  ungleichmässig 13 

12  Toment  grau,  nicht  metallisch,  zweites  Tarsenglied  des  cT  quer,  Fühler 

dick,    gedrungen,   Analsegment   des    cT    dicht   gelblichgrau   behaart 

sp.  nov.  Speiseri  Apfelb. 

—  Toment  grünlichgrau,   mehr  minder  stark  metallisch,   zweites  Tarsen- 

glied des  d  nicht  quer,  länger  als  breit,  Fühler  schwächer,  ge- 
streckter, Analsegment  des  cT  an  der  Spitze  mit  langen,  gold- 
gelben Haarbüscheln        contractus  Hampe 

13  Toment  gelblich-  oder  grünlichgrau,  nicht  metallisch,  Tarsen  schmäler, 

zweites  Tarsenglied  beim  d  schwach  quer,   kaum  breiter   als  lang, 

d  Analsegment  bebüschelt dolomitae  Kiesenw. 

—  Toment  sehr  stark  metallisch,  Tarsen  breiter,  zweites  Tarsenglied  des 

o"  deutlich  quer,  merklich  breiter  als  lang,  d  Analsegment  be- 
büschelt     sp.  nov.  aurosignatus  Apfelb. 

1)  S.  Taf.  XVI,  Fiir.  1. 

2)  S.  Tat*.  XVI,  Fiff.  4. 

^)  Heim   9   '^"'^^  *^>^  FlüjreldcH'kcn  hol  allen  Dodeeastichen   breiter    al»  beim  rj\  sind  aber  nnr  bei 
injiatus  und  ffciüadatm  broit-oiförniijr,  hv\  allen  anderen  Arten  mehr  minder  länorlieh-eifiJrmig. 


Apfelbeck.    Monographie  der  zwölfstreifigen  Otiorrhynchus'Arteii.  boO 

14    Analsegment  des  cT    mit  mehr  minder  tiefer  Grube  und  kaum  oder 

sehr  kurz  behaart obsoletus  Strl. 

—  Analsegment  des  cT  an  der  Spitze  tief  und  quer  eingedrückt  und 
lang    behaart,     an    der    Spitze    beiderseits    mit    Haarbüscheln 

sp.  nov.  Moldovensis  Apfelb. 

Beschreibung  der  Dodecastichus -Arten. 
A.  Verwandte  des  Heydeni  Strl. 

Halsschild  und  Flügeldecken  fein  gekörnt  oder  fein  quergerunzclt. 

1.  JO.  Heydmii  Strl. 

Oblongo-ovatuSy  piceiLS  vel  rufopiceuSy  griaeo-  vel  flavo-tomentosus,  capite  lato,  crasso; 
rostro  capite  paulo  longiore,  apicem  versus  vix  angustato,  carinato,  plus  minusve  evi- 
denter hicanaliculato ;  prothorace  elongato  latitudine  paulo  longiore^  subtiliter  disperseque 
granulato,  elytris  pone  medium  in  cT  valde  compressis,  punctatostriatis,  interstitiis 
subtilissime  confertimque  punctatis  et  subtilissime  disperseque  granulatis,  tomento 
griseo  vel  flavo  confertim  inaequaliterque  (plus  minusve)  macidatim  condensato  varie- 
gatis;  antennis  gracilibus,  funiculi  articulis  externioribus  latitudine  evidenter  longioribus. 

cf  segmento  anali  non  impresso, 

9   elytris  latioribus,  pone  medium  minus  compressis. 

Long.  G-ö—lO-O  Mm. 

Sti erlin,    Revision  der  europiUsclien  Otiorrhynchut-krien,  p.  39. 

Stierlin,    Bestimmunj^stabellen  der  europäischen  Coleopteren.  IX.  Curculionidae,  p.  20. 

Seidlitz,    Fauna  transsylvanica,  p.  615. 

Länglich-eiförmig,  pechbraun,  mit  mehr  oder  minder  deutlichem  Stiche  ins  Röthliche, 
Kopf  breit  und  dick,  Rüssel  wenig  länger  als  der  Kopf,  zur  Spitze  kaum  verschmälert, 
gekielt,  mit  zwei  deutlichen  Furchen;  Halsschild  meist  sehr  lang,  meist  etwas  länger 
als  breit  (aber  ausnahmsweise  auch  etwas  breiter  als  lang),  mehr  oder  minder  dicht  und  un- 
regelmässig, fein  gekörnt,  Flügeldecken  ziemlich  dicht,  meist  unregelmässig  —  etwas 
fleckig  —  mit  gelben  oder  gelblichgrauen  Haaren  bekleidet,  hinter  der  Mitte  (gegen  die 
Spitze)  süirk  zusammengedrückt,  mit  deutlichen,  massig  tiefen  Punktstreifen,  die  Zwischen- 
räume mit  sehr  zerstreuten,  äusserst  feinen  Körnern  sehr  dicht  und  fein  punktirt 
oder  nochmals  äusserst  fein  gekörnt. 

cT  Analsegment  nicht  eingedrückt. 

$   Flügeldecken  breiter,  hinter  der  Mitte  weniger  zusammengedrückt. 

Länge  6-5— 100  Mm. 

In  Istrien,  Dalmatien,  Kroatien,  Ungarn  (?)  (Seidlitz),  Hercegovina  und  Bosnien 
auf  Gesträuch.    Fehlt  der  alpinen  Region.  Bei  Sarajevo  auf  Fraxinus  ornus^  aber  selten. 

Eine  leicht  kenntliche  Art.  Cliaraktcristisch  durch  die  zerstreuten  feinen 
Körner  der  dicht  punktirten  oder  nochmals  feinst  gekörnten  Flügeldecken.  Die  Länge 
der  Fühler  ist  sehr  variabel.  Stücke  aus  der  Hercegovina  von  der  Meeresküste  bei 
Neum  haben  sehr  gestreckte  Füliler,  während  die  P^ühler  der  Sarajevoer  Stücke  viel 
kürzer  sind;   doch  sind  die  äusseren  Geisseiglieder  stets  länger  als  breit. 

Diese  Art  hat  von  allen  Dodecastichen  weitaus  das  längste  Halsschild;  es  ist  die 
einzige  Art,  bei  welcher  (nach  Zirkel messungen)  das  Halsschild  factisch  länger  als 
breit  wird.    Jedoch  gibt  es  auch  (abnormale)  lleydeni,  bei  denen  das  Halsschild  etwas 


634  III.  Naturwisücnschaft. 

breiter  als  lang  oder  so  lang  als  breit  ist.  Die  Halsschilddimensionen  täuschen  das 
Auge  sehr,  und  nur  durch  exacte  Zirkelmessungen  bekommt  man  das  richtige  Ver- 
hältniss  der  Länge  zur  grössten  Breite. 

Von  0.  dulcis  unterscheidet  ihn  Stierlin  (Revision,  p.  39)  durch  viel  schlankere 
Fühler.  Ich  habe  ausgesprochene  Heydeni  vor  mir,  deren  Fühler  um  nichts  länger 
sind  als  die  typischer  dulcis.  Von  diesen  ist  Heydeni  durch  die  Sculptur  der  Flügel- 
decken und  des  Halsschildes  leicht  zu  unterscheiden.  Bei  dulcis  sind  die  Flügeldecken 
oberseits  sehr  fein  und  dicht  quer  gerunzelt,  nur  an  den  Seiten  gekörnt,  das  Halsschild 
ist  bei  dulcis  auf  der  Scheibe  nicht  gekörnt,  sondern  sehr  fein   runzeligpunktirt. 

Von  mastix  und  dessen  übrigen  Varietäten  unterscheidet  er  sich  hauptsächlich 
durch  die  auf  den  Flügeldecken  sehr  zerstreuten  Könier,  welche  bei  jenen  dicht 
gedrängt  sind. 

i.  I).  mastix  Oliv. 

Typus:  Oblongo-ovatus,  niger,  griseo-  vel  flavo-tomentosus;  rostro  capite  longiore, 
apicem  versus  angustatOj  carinato;  prothorace  subconvexOj  suhtiliter  confertimque  granu- 
lato;  elytris  tomento  griseo  vel  flavo  inaequaliter  vestitisj  laterihus  antice  fortiter 
dilatatis,  pone  medium  compressisy  apicem  versus  valde  angustatis,  apice  conjunctim 
rotundatis,  punctato»triatis ,  interstitiis  confertissime  subtilissimeque  granulatis 
vel  parce  riigoso-granulatis ;  antennis  pireis  vel  rufopiceiSj  gracilihus,  funiculi  articulis 
externioribus  latitudine  evidenter  longioribus;  pedibus  rufis  vel  rufopiceis,  geniculis 
nigris  vel  pedibtcs  nigris.     Long.  7'0 — lO'O  mm. 

cf  segmento  anali  obsolete  vel  vix  foveolato,  tibiis  subdenticnlatis. 
9  elytris   latioribus,   pone   medium   minus   compressis,    rostro    breviore^    anteiinis 
brevioribus. 

OHvier,    Histoirc  naturelle  des  Insectes.    Coleopt,  Tom.  V,  p.  376,  Nr.  447,  Taf.  25,   Fig.  351. 

Sch«nhcrr,    Synonymia  insectorum  II,  p.  569,  31  und  VII,  p.  275,  44. 

Rcdtenbacher,    Fauna  austriaca,    3.  Aufl.,  II,  p.  208. 

Küster,    Käfer  Eur.  XI,  57. 

Bach,    Käferfauna,  p.  272,  4. 

Stierlin,    Revision  der  europäischen  Otiorrhynchus -Arien,  p.  42  —  44. 

Stierlin,    BestimmungstabcUo  der  europäischen  Coleopteren.  IX,  Curculionidae,  p.  22. 

Synon.:    Ciircuiio  prtti7wsuji,     Gormar,     Reise    nach    Dalmatien    und    in   das   Gebiet   von   Ra- 
giisa,  p.  257. 

Otireulio  ffcafßricollht,  Ger  mar,  ib.,  p.  259. 

Aberrationes:  a)  pruinosus  Germ,  major,  elytris  subtilissime  punetatostriatis, 
pedibus  robustioribus,  tibiis  in  cf  fortius  denticulatis. 

b)  scabricollis  Genn.  angustior,  subtilius  granulatus. 

Typische  Form:  Länglich-eiförmig,  schwarz,  mit  grauem  oder  gelblichem,  un- 
gleichmässigem,  mitunter  zu  Flecken  gedrängtem  Toment;  Rüssel  massig  breit,  etwas 
länger  und  deutlich  schmäler  als  der  Kopf,  von  diesem  daher  deutlich  abgesetzt,  gegen 
die  Spitze  alhnälig  verengt,  gekielt,  schwach  gefurcht;  Prothorax  massig  dicht  und 
fein  gekörnt,  schwach  gewölbt,  an  den  Seiten  ziemlich  stark  (beim  d"  stärker)  er- 
weitert; Flügeldecken  an  den  Seiten  ziemlich  stark  ausgebaucht  und  zur  Spitze  (be- 
sonders beim  r/)  schnell  verengt,  mit  meist  deutUchen  Punktstreifen,  die  Zwischen- 
räume sehr  fein  und  dicht  gekörnt,  zwischen  den  Körnern  mitunter  etwas 
runzelig;  Fühler  dünn,  gestreckt,  die  äusseren  Geisselglieder  stets  deutlich  länger  als 
breit;  Beine  roth-  oder  pechbraun  mit  schwarzen  Knieen  oder  ganz  schwarz.  Länge: 
7.0_10-0  Mm. 


Apfel b eck.    Monographie  der  zwOlfistrelfigen  Otiorrhynchua-Arten.  635 

cf  Analsegment  schwach  eingedrückt^  mit  sehr  seichter,  oft  undeutlicher  Grube. 
Schienen  schwach  gezähnelt. 

9  Flügeldecken  breiter,  mehr  oval,  hinter  der  Mitte  weniger  compress  und  zur 
Spitze  allmäliger  verengt. 

Verbreitung:  In  Oesterreich  (Wechselgebiet,  Ganglbauer)  besonders  im  süd- 
lichen Theile  (Görz)  (ah,  pruinosus)  und  Ungani  (Fünfkirchen,  Viertl);  im  südlichen 
Dalmatien  und  Hercegovina  schon  fehlend  und  dort  durch  turgidiLS -Formen  ersetzt. 
Fehlt  in  der  alpinen  Region. 

Aberrationen:  a)  pruinosus  Germ.  Grösser,  Punktstreifen  meist  feiner,  Beine 
kräftiger  und  beim  cf    die  Schenkel   etwas   dicker,   Schienen  des  cT  stärker  gezähnelt. 

b)  scabricollis  Germ.    Schmäler,  Sculptur  feiner. 

D,  inastix  ist  von  allen  Dodecastichen  durch  die  fein  und  dicht  gekörnten 
Flügeldecken  und  Halsschild  leicht  zu  unterscheiden  und  höchstens  mit  dem  ebenfalls 
fein  gekörnten  D.  Heydeni  zu  verwechseln,  welcher  sich  jedoch  von  den  mastix-ForaiGn 
durch  längeren  Prothorax  und  die  zerstreut  gekörnten  Flügeldecken  etc.  unterscheidet. 

3.  D.  turgidus  &erm. 

Forma  typica:  Oblongo-ovatus,  niger  vel  piceuSy  suhpuhescens ;  rostro  latOj  capite 
non  longiore,  apicem  versus  paulatim  aequaliterque  suhangustato ;  protkorace  laterihus 
suhtiliter  granulato,  supra  suhrugoso-punctato ;  elytris  laterihus  antice  sat  dilatatiSy 
pone  medium  compressis,  apicem  versus  valde  angustatis^  punctatostriatis,  interstitiis 
confertissime  subtilissimeque  aequaliter  transversim-rugosiSy  tomsnto  flava 
hrevissimo  valde  aequaliter  vestitis;  antennis  gracilihv^y  funiculi  articulis  externioribus 
latitudine  evidenter  longiorihus;  pedibus  nigris  vel  piceis.  Long.  80 — ll'O  mm, 
Croatia  merid,,  Dalmatia,  Hercegovina, 

cf  tibiis  posticis  basin  versus  tuberculoso-dilatatis  et  fortiter  denticulatis,  segmento 
anali  subfoveolato, 

Ger  mar,  Reiße  nach  Dalmatien  und  in  das  Gebiet  von  Ragusa,  p.  236  (CurcuLio  tnrgidtu). 

Schönherr,  Synonymia  insectorum,  II,  p.  569,  32  und  VII,  p.  277,  46. 

Stierlin,  Revision  der  europäischen  0/w;*rÄywcÄtt*-Arten,  p.  40.  41. 

Stierlin,  Bestimmungstabelle  der  europäischen  Coleopteren.  IX,  CurcuUonidae,  p.  12  (var.  turgidus). 

Aberrationes:  a)  Elytris  lateribus  magis  dilatatis,  ventricosis;  pedibus  rufo- 
piceis y  genuibus  obscurioribus :  dulcis  Germ. 

b)  Rostro  paulo  longiore;  elytris rugosis  et  parce  sub-granulatis :  velebiticus  Apfelb. 

Varietät  es:  c)  elytris  lateribus  parum  dilatatis,  apicem  versus  paulatim  angu- 
statis;  pedibus  brevioribuSy  tibiis  multo  brevioribuSy  incurvis,  basin  versus  non  tuber- 
culoso-dilatatis: brevipes  Apfelb. 

d)  minor,  angustior^  elytris  lateribus  parum  dilatatis,  apicem  versus  subangustatis ; 
^  elytrorum  interstitiis  subconvexis.  Long,  (f:  7'0,   ^ :  8'0 — 8' 5  mm.:   bilekensis  Ki^kWi, 

Typische  Form:  Länglich-eiförmig,  schwarz  oder  pechbraun;  Rüssel  sehr 
breit  und  kurz,  vom  Kopfe  nicht  abgesetzt  und  nicht  länger  als  dieser;  Pro- 
thorax an  den  Seiten  fein  gekörnt,  oben  und  vorne  meist  etwas  runzelig  punktirt: 
Flügeldecken  an  den  Seiten  ziemlich  stark  ausgebaucht  und  dann  schnell  zur  Spitze 
verengt,  mit  feinen  Punktstreifen  und  dicht  und  fein  quergerunzelten  Zwischen- 
räumen; Toment  gelblichgrau,  sehr  kurz  und  gleichmässig,  so  dass  die  Oberseite 
seidenglänzend  erscheint;  Fühler  schlank,^)  zierlich,  Beine  dunkel.  Länge:  80  — 11*0  Mm. 

*)  Individuen  aus  der  alpinen  Region  (vom  VelcägebirgebeiMostar)  haben  kürzere,  gedrungenere  Fühler. 


636  III.  Naturwhs.seii8chaft. 

cT  Hinterschienen  gegen  die  Basis  beulenartig  verdickt  und  stärker  gezähneit 
(s.  Taf.  XV;  Fig.  7),  Analsegment  mit  seichter,  oft  undeutlicher  Grube. 

Südliches  Kroatien  (Velebit),  Dalraatien,  Hercegovina.  Geht  auch'  hoch  ins  Gebirge 
bis  in  die  alpine  Region  (Velez,  Volujak). 

Aberrationen:  a)  Flügeldecken  sehr  stark  bauchig  erweitert,  Beine  rothbraun 
mit  dunkleren  Knieen.    (Besonders  unter  den  Stücken  von  Zara):  dulcis  Germ. 

b)  Rüssel  etwas  länger,  Tomcnt  dichter  und  länger  (die  Oberseite  dadurch  matter), 
Flügeldecken  zwischen  den  Runzeln  hie  und  da  sehr  fein  gekörnt:  velebiticus  K^kXb. 
(Besonders  unter  Stücken  vom  Velebitgebirge  in  Südkroatien  und  Ljubuäa-Planina, 
Hercegovina). 

Localvarietäten:  c)  Flügeldecken  seitlich  sehr  wenig  ausgebaucht  und  gegen 
die  Spitze  allmälig  verengt;  Beine  kürzer,  besonders  die  Hinterschienen  des  cT 
viel  kürzer  als  bei  gleichgrossen  typischen  fwr^i du«  Stücken,  stärker  gebogen  und 
beim  cT  gegen  die  Basis  zu  nicht  beulenartig  verdickt;  bi'evipes  Apfelb.  (s.  Taf.  XV, 
Fig.  9).      . 

Hercegovina. 

d)  Kleiner,  das  cf  viel  schlanker,  die  Flügeldecken  sehr  wenig  ausgebaucht,  beim 
9  die  Zwischenräume  der  Flügeldecken  mehr  oder  minder  erhaben.  Länge:  7*0  Mm. 
((/),  8-0  — 8-5  Mm.  (9):    bih^kensis  AfMh. 

Bei  Bilek  (Hercegovina). 

Die  hcrgidiis -Formen  sind  von  allen  Dodecasticlien  durch  die  dicht  und  fein 
quergerunzelten  Flügeldecken  leicht  zu  unterscheiden.  Germar  hat  in  seiner  Be- 
schreibung des  turgidus  und  dulcis^)  dieses  charakteristische  Merkmal  ausdrücklich 
hervorgehoben  und  sagt  bei  diesen  von  den  Flügeldecken  „subrugosis,  schwach  ge- 
narbt", hingegen  von  pruinosus  und  scahricollis  ganz  richtig:  „die  Deckschilde  sehr 
fein  gekörnt".  Die  Formen  mit  gerunzelten  Flügeldecken  (turgidus,  dulcis  etc.) 
haben  gegenüber  denjenigen  mit  gekörnten  Flügeldecken  (mastix,  pruinosus)  einen 
kürzeren,  dickeren,  vom  Kopfe  weniger  abgesetzten  Rüssel  und  stets  eine  sehr  gleich- 
massig  vertheilte,  kürzere  und  minder  dichte  Behaarung,  wodurch  die  Oberseite  glän- 
zender erscheint.  Obwohl  die  Sculptur  der  Dodecastichen  im  Allgemeinen  sehr  variabel 
ist,  so  berechtigt  die  bei  den  turgidas-Yovmen  charakteristisch  ausgeprägte  Sculptur 
nach  dem  Gesagten  doch  zur  Trennung  dieser  von  den  mastlx-pruinosus-Y ovmen. 

4.  Retseri  Apfclb.  sp.  nov. 

OblongO'Ovatus,  niger,  pubeacens;  rostro  lato,  capiU  viv  longiore  et  paulo  angustiore, 
apicem  versus  paulatim  angustato,  carinatOj  vix  canalieulato ;  prothorace  longitudine 
paulo  latiorey  lateribus  j)arifm  dilatato,  confertim  stcbtilissimeque  granulato;  elytris 
lateribus  parum  dilatatiSj  apicem  versus  paulatim  angustatis,  apice  conjunctim  rotun- 
datisy  pube  cinerea  confertissime  aequalissimeque  vestitis,  punctatostriatis,  inter- 
stitiis  confertim  s ubtilissimeque  granulatis ;  antennis  mediocribus,  sat  robustis,  rufis, 
funictdi  articidis  externioribus  latitudine  rix  longioribus,  subglobosis; 
pedibus  rufis,  geuicnlis  nigris,  tibiis  2^osticis  subdenticulatis.    Long.  7'0  —  O'O  mm. 

(S  tarsorum    articulo   secundo    transrerso,    segmento  anali  plano^    non  foveolato. 

9   elytris  lateribus  magis  dilatatis,  rostro  latiore  et  paulo  breviore. 

In  alpibus  Ihrcegoxnnae,  Crrstnica  planina. 

*)  (tcriTiar,  Koise  nach  Dalniaticn  und  in  das  Gebiet,  von  Rag^u.sa,  p.  236 — 239. 


Apfolbock.    MonojDcraphie  der  zwöli'stroiiigen  Ollorrhynchuh-AriQM.  637 

Länglich-eiförmig,  schwarz,  die  ganze  Oberseite  gleichmässig  und  dicht  fein 
grau  behaart;  Rüssel  breit,  wenig  schmäler  und  kaum  länger  als  der  Kopf,  von  diesem 
kaum  abgesetzt,  zur  Spitze  allmälig  verengt,  schwach  gekielt  und  kaum  gefurcht; 
Prothorax  schmal,  wenig  breiter  als  lang,  an  den  Seiten  sehr  wenig  erweitert,  dicht 
und  sehr  fein  gekörnt;  Flügeldecken  beim  d"  sehr  schmal,  an  den  Seiten  wenig 
ausgebaucht  und  allmälig  zur  Spitze  verengt,  fein  p unk tirt-gest reift,  die  Zwischenräume 
äusserst  fein,  dicht  und  gleichmässig  gekörnt,  mit  sehr  kurzen  grauen  Haaren 
sehr  dicht  und  gleichmässig  bekleidet;  Fühler  massig  lang,  ziemlich  kräftig,  roth- 
braun, die  äusseren  Geisseiglieder  sehr  wenig  oder  kaum  länger  als  breit;  Beine 
rothbraun  mit  schwarzen  Knieen,  Tarsen  kurz.     Länge:  70  —  90  Mm. 

cT  zweites  Tarsenglicd  quer;  Analsegment  eben,  ohne  Grube,  Hinterschienen 
schwach  gezähnelt. 

9  Flügeldecken  breiter,  seitlich  stärker  ausgebaucht  und  daher  hinten  mehr  zu- 
gespitzt, Rüssel  breiter  und  etwas  kürzer. 

Diese  sehr  interessante  Art  wurde  von  Herrn  Gustos  O.  Reiser  aus  der  Cvrstnica 
planina  (Hercegovina)  in  mehreren  Exemplaren  mitgebracht,  wo  dieselbe  in  der  alpinen 
Region  unter  Steinen  lebt. 

Einem  D.  masüx  im  Habitus  am  ähnlichsten,  jedoch  (besonders  der  c/')  viel 
schlanker,  unterscheidet  er  sich  von  diesem  durch  den  kürzeren,  breiteren,  vom  Kopfe 
weniger  abgesetzten  Rüssi^l,  schlankere  Gestalt,  kürzere  und  dickere  Fühler,  kürzere 
Tarsen  —  beim  <S  queres  zweites  Tarsenglicd  — ,  das  vollkommen  gleichmässig  ver- 
theille  Toment  und  das  ebene  Analsegment  des  cT. 

Von  den  Tunjidus-Y ovmaw  ist  er  leicht  durch  die  dicht  gekörnten  Flügeldecken, 
die  kürzeren,  dickeren  Fühler  und  Tarsen,  besonders  die  kurzen  äusseren  Geisseiglieder 
und  das  quere  zweite  Tarsenglicd  des  o",  sowie  das  seitlich  weniger  erweiterte  Halsschild, 
dichteres  Toment  und  einfache,  schwach  gezähnelte  Schienen   des  d"  zu  unterscheiden. 

Von  den  Ohsoleitis 'Yormo^n  ist  er  leicht  durch  die  äusserst  fein  und  gleich- 
mässig gekörnten  Flügeldecken  und  Halsschild,  kürzeren  Rüssel  etc.  zu  trennen.  Er 
stellt  ein  natürliches  Bindeglied  zwischen  den  Mastix-  und  Turgidus-¥ov\\\(in  dar,  hat 
was^iaj-ähnlichc  Sculptur,  den  Kopfbau  und  das  gleichmässig  vertheilte  Toment  hingegen 
mit  den  Turgidus-Vovvci^n  gemein,  hebt  sich  von  beiden  jedoch  durch  die  kurzen, 
dickeren  Fühler  und  Tarsen  und  das  schmale  Halsschild  gut  ab. 

5.  1>.  vranensls  Apfelb.  sp.  iiov. 

Oblongo'OvatuSy  nigerj  fere  niidas;  rostro  lato,  hrevi,  capite  paulo  angustiore 
et  vix  longiore,  apicem  versus  paulatim  angustato,  carinato,  vix  canaliculato ;  pro- 
thorace  lateribus  suhtiliter  confertimque  granulato^  stipra  confertim  rugoso-punctatOy 
subconvexoy  lateribus  sat  dilatato,  latitudine  evidenter  breviore;  elytris  lateribus 
sat  dilatatisy  apicem  versus  subito  angustatis,  apice  conjunctim  rotundatis,  punctato- 
striatiSj  interstitiis  subtilissime  confertissimeque  riigosis^  parce  granulatis,  pube 
flava  brevissima  pulverulenta  parce  vestitis;  antennis  rufopiceisj  brevibuSy  funi- 
culi  articulis  externioribus  latitudine  vix  longioribus,  subglobosis;  pedibus  rufls 
vel  rufojnceis,  geniculis  nigris.    Long,  7/> — 8'0  mm, 

cT  tarsorum  articulo  secundo  transversa,  segmento  anali  foveolatOy  tibiis  posticis 
subdenticulatis, 

2   rostro  latiore  brevioreque,  elytris  latioribus,   apicem  versus  paulatim  angustatis. 

In  alpibus  Bosniae  merid,;  Vran  planina.    Alpine  Form. 


638  ni.  Naturwissenschaft. 

Im  Habitus  kleinen,  abgeriebenen  mastix^  turgidus  und  obsoletus  ähnlich,  unter- 
scheidet er  sich  von  mastix  durch  den  kurzen,  breiten  Rüssel,  die  fein  runzeligen 
Flügeldecken,  das  oben  runzelig  punktirte  Haisschild,  den  Bau  der  Fühler  und  Tarsen; 
von  turgiduB,  dem  er  in  der  Sculptur  und  im  Rüssel  bau  sehr  nahe  kommt,  durch  den 
Bau  der  Fühler,  Tarsen  und  des  Analsegmentes  (beim  cf);  von  obsoletus  durch  die 
feine  Sculptur  und  von   allen  drei  Arten   durch  die  spärliche,   staubartige  Behaarung. 

B.  Verwandte  des  inflatus. 

Halsschild  und  Flügeldecken  grob  gekörnt  oder  grob  runzelig-gekörnt,  Körper 
kurz-  oder  breit-eiförmig,  Analsegment  des  cT  kurz  oder  massig  lang  behaart. 

6.  D.  inßtUus  SchOnh. 

OvatuSy   niger,  parce   tenuiter  griseo-  vel  flavo-tomentoaua ;   rostro  capite   dimidio 
fere   longiore   et   multo   angustiore,   apicem    versus    non    angustato,    carinato, 
evidenter  bicanaliculato;  prothorace   maxima   latitudine  paulo   hreoiore,   lateribus 
modice  dilatato,  confertim  rudeque  granulato;  elytris  brevibus^  breviter-ovatis, 
pone   medium   sat   compressis,    lateribus    antice    (in  cT  minus,   in  9   magis)    rotundato- 
ampliatis,  apicem  versus  mox  angustatis,  plus  minusve  profunde  punctatostriatisy  inter- 
siitiis    confertim    rudeque    granulatis    vel    rugoso-granulatis;    antennis    gracilibus, 
funiculi  articulis  externioribus  latitudine  evidenter  longioribus,  pedibus  nigris. 
(f  segmento  anali  obsolete  foveolato;  tibiis  anticis  subdenticulatis. 
9   elytris  multo  latioribus,   pone  medium  minus  compressis;   prothorace  lateHbus 
antice  minus  dilatato;  rostro  breviore. 
Long.  60 — ll'O  mm, 

Schönhcrr,  Synonymia  insectonim  11,  p.  566.  27  (O.  infiaius  DM.). 

Bach,  Käferfauna,  p.  274.  10. 

Sti erlin,  Revision  der  europäischen  Otioi-rhyrichtts- ATtcn,  p.  37. 

Kodtcnbacher,  Fauna  austriaca,  3.  Aufl.,  II,  p.  215. 

Sti  erlin,  Bestimmungstabellc  der  europäischen  Coleoptercn,  IX,  Curculionidae,  p.  19. 

Synon.:  O.  aalehvoma  Schönh.  VII,  p.  299.  88. 

ScidlitK,  Fauna  transsylvanica,  p.  616. 

a)  major,  latior  et  robustior,  elytroinim  striis  subtilioribus,  pedibus  nigris  vel 
rufopiceis,    I^ong,  Ü'O — lO'O  mm, :  ab.  picipennis  Strl. 

b)  rufopiceus  vel  castaneus,  pedibus  itifis,  geniculis  nigris.  Long,  60 — 8'5  mm,: 
ab.  salebrosus  Schönh. 

c)  multo  major,  prothorace  lateribus  valde  dilatato,  latitudine  multo  breviore, 
subtilius  granulato,  pedibus  nigris,  robustioribus,  femoribus  valde  incrassatis.  Long, 
ll'O  Mm.:  yar.  florentinus  mihi. 

Italia, 

D,  inflatus  Schönh.  Kurz-eiförmig,  grau  oder  gelblichgrau  behaart;  Kopf  massig 
breit;  Rüssel  schmal,  bedeutend  schmäler  als  der  Kopf  und  an  der  Basis  kaum 
breiter  als  vor  der  Spitze,  um  die  Hälfte  länger  als  der  Kopf,  ziemlich  stark 
gekielt,  oben  mit  ziemlich  scharfen  Scitenkanten,  wodurch  zwei  deutliche,  massig 
tiefe  Furchen  entstehen;  Halsschild  an  den  Seiten  massig  gerundet-erweitert,  etwas 
breiter  als  lang,  oben  dicht  und  grob  gekörnt;  Flügeldecken  beim  c?  eiförmig  oder 
kurz-eiförmig,  beim  Q  breit-eiförmig,  mit  grauem  oder  gelblichem,  theilweise  zu 
Flecken  gedrängtem,  nie  metallischem  Tomente,  welches  mitunter  jedoch  fast  ganz 
fehlt,  in  beiden  Geschlechtern  ziemlich  steil  abfallend,   beim  cf  hinter  der  Mitte  stark 


Apfelbeck.    Monographie  der  zwölfstreifig-en  Otiorrhynchus- Arten.  Dö9 

zusammengedrückt,  ihre  Spitze  gemeinsam  zugerundet  und  nicht  vorgezogen,  die 
Sculptur  sehr  veränderlich,  bei  normalen  Stücken  mit  tiefen,  groben  Punktstreifen  und 
ziemlich  dicht  und  grobrunzelig-gekörnten  Zwischenräumen;  Fühler  massig  lang, 
die  äusseren  GeisselgUeder  stets  länger  als  breit;  Beine  der  Stammform  schwarz. 

d  Analsegment  kurz  behaart,  sehr  schwach  eingedrückt,  Vorderschienen  sehr 
schwach  gezähnelt. 

9  Flügeldecken  breiter,  hinter  der  Mitte  weniger  compress;  Halsschild  seitlich 
weniger  erweitert,  Rüssel  kürzer. 

Länge:  60  —  110  Mm. 

In  Oesterreich,  besonders  Steiermark,  Krain  bis  Dalmatien  (?);  Ungarn  (besonders 
nördliches),  Schlesien,  Kroatien,  nördliches  und  mittleres  Bosnien,  Serbien  (Zebe, 
Getschmann),  Italien  (nördliches);  Tirol. 

Fehlt  im  südlichen  Bosnien  und  Hercegovina.^)  Lebt  in  der  Ebene  und  im 
Mittelgebirge  auf  Gesträuch.    Fehlt  der  alpinen  Region. 

Leicht  kenntlich  durch  die  kurzen,  beim  9  breit- eiförmigen  Flügeldecken;  nur 
ganz  abgeriebene  Stücke  wären  mit  gemcidatus  zu  verwechseln,  von  dem  sich  inßatus 
jedoch  durch  viel  dichter  gekörntes  Halsschild,  deutlich  gefurchten  Rüssel  und  die  beim 
cf  sehr  schwach  gezühneltcn  Vorderschienen  unterscheidet.  Frische,  gut  erhaltene  inflatus 
sind   von  geiiiculatiis  sofort   durch   die  nicht  metallische  Behaarung  zu  unterscheiden. 

Er  variirt: 

a)  Grösser,  im  Ganzen  breiter  und  kräftiger.  Punktstreifen  feiner,  Beine  schwarz 
oder  röthlich-pechbraun.   Länge:  9*0 — 100  Mm.:  ab.  picipennis  Strl. 

Besonders  unter  den  InßatusStücken  aus  Krain,  Istrien  und  Norditalien  (Cormons). 

b)  Röthlich-pechbraun  oder  kastanienbraun,  Beine  rothbraun  mit  schwarzen  Knieen. 
Länge:  60 — 8*5  Mm.:    ab.  salebrosus  Schönh. 

Meist  in  nördlicheren  Gegenden. 

c)  Fast  doppelt  so  gross  als  normale  inflatus,  Halsschild  seitlich  sehr  stark 
erweitert,  bedeutend  breiter  als  lang,  feiner  gekörnt,  Beine  schwarz,  sehr  kräftig, 
Schenkel  stark  verdickt.    Länge  11*0  Mm.:  yslt.  florentinus. 

Bei  Florenz.    Von  Dr.  Gestro  in  Genua  erhalten. 

Diese  Form  des  inflatus  kommt  dem  D.  consentaneiis,  besonders  dessen  var.  crivos- 
cianuSj  sehr  nahe,  ist  von  denselben  durch  die  kürzeren,  an  der  Spitze  gemeinsam  abge- 
rundeten, nicht  vorgezogenen  Flügeldecken,  kürzere  Fühler,  stark  behaartes,  seicht, 
aber  deutlich  eingedrücktes  Analsegment  des  c/,  längeres  zweites  Tarsenglied  und  kürzere 
Schienen  verschieden. 

7.  1>.  yeniculatuH  Goriii. 

OvatuSj^)  nigeVj  squamulis  viridi-vel  aureo-met alles centibus^)  vestitv^;  rostro 
capite  dimidio  fere  longiore  et  mitlto  angustiore,  ajricem  versus  vix  angustato, 

*)  Eine  sehr  schlanke,  feiner  sculptirte  Form  von  der  Färbung  der  Aberration  »alefjj'ostts  kommt  bei 
Dervent  im  uördlicbcu  Bosnien  vor.  Stücke  aus  Travnik  (Contral-Bosuicn)  sind  sehr  grob  sculpirt  und 
stehen  zwischen  der  typischen  Form  und  der  ab.  naleörosiMy  kommen  aber  ersterer  näher. 

')  Stierlin  sagt  in  seiner  „Kovisiou  der  europäischen  O^to/v/tyncAfw-Arten",  p.  36,  37  in  der  Diagnose 
von  O.  ffeiiiculattift  und  O.  ivjiahis  ganz  richtig  „ovatus";  in  seiner  Bestimmungstabellc  stellt  er  jedoch  nur 
i7\fiatu»  unter  „Flügeldecken  kurz-eiförmig'*,  den  geniadatiM  aber  —  unrichtig  —  zu  „Flügeldecken 
länglich- eiförmig". 

*)  Germar  nennt  in  seiner  Beschreibung  des  getüculattLs  („Reise  nach  Dalmatien  und  in  das  Gebiet 
von  Kagusa",  p.  240)  die  Behaarung  der  Flügeldecken  „gelblichgrün",  womit  er  wohl  zugleich  auch  die 
Metallesccnz  ausdrückt,  da  die  grünen  Schuppen  bei  entsprechender  Vergrösserung  eben  metallisch  erscheinen. 


Ö40  III.  Naturwis8eii»chaft. 

carinaiOj  vix  canaliculato;  prothorace  nuwima  latitudine  paulo  breviore,  sat  rüde  non 
confertim  granulato;  elytris  brevibus,  in  d"  ovatis,  in  9  breviter-ovatis,  lateribus 
antice  valde  rotundato-ampliatis,  apicem  versus  mox  angustatisy  pone  medium  (in  d) 
valde  compressisj  non  profunde  punctatostriatis,  intsrstitiis  inaeqaaliter  sat  confertim 
granulatisj  maculis  evidenter  viridi- vel  aureo-metallescentibus  vestitis;  antennis  gra- 
cilibnSj  ficnicuU  articulis  eaternioribus  latitudine  multo  longioinbv^;  pedibus  rußs^ 
geniculis  nigris, 

cf  segmento  anali  fovea  lata  painim  profunda  impresso,  breviter  crinitOy  tibiis 
anticis  evidenter  denticulatis. 

9  elytris  latioribus,  pone  medium  minus  compressis,  prothorace  lateribus  antice 
minus  dilatato. 

Long,  70—100  mm, 

Gcrmar,  Reise  nach  Dalmatieu  und  in  das  Gebiet  von  Ragusa,  p.  240.  287    (Cwxulio  genicuUitut). 

Sch»uherr,  Synonymia  insectorum  II,  p.  ÖGD.  34  und  VII,  p.  277.  48. 

Kedtenbachcr,  Fauna  austriaca,  3.  Aufl.,  II,  p.  208. 

Bach,  Käferfauna,  p.  273. 

Stiorliu,  Revision  der  europäischen  Otiorrhyujchtu-kri^w^  p.  36.  7. 

Stlerlin,  Bcstimmunpfstabelle  der  europäischen  Coleoptercn.    IX,  Curculionidae,  p.  21. 

äeidlitz,  Fauna  transsylvanica,  p.  610. 

Aberrationes  et  varietatcs: 

a)  minor y  angustior,  cT  tibiis  anticis  subtilius  denticulatis:  ab.  capellae. 
Croatitty  Bosnia, 

b)  maculis  aureis  confertissime  vestitus,  <S  tibiis  anticis  subtilius  denticulatis: 
var.  Ganglbaueri, 

Bosnia  merid, 

c)  tomento  obscuriore  sub-metallescente  vestitus,  pedibus  nigris  vel  rufopiceis, 
rostro  latiore:  var.  Eppelsheimi, 

Bosnia  merid, 

d)  antennis  brevioribus,  funiculi  articulis  extemioribus  latitudine  paulo  (d)  vel 
vix  ((^)  longioribuSy  tomento  cuprco  vel  auro-cupreo,  valde  metallescente,  pedibus  nigris 
vel  rufopiceis  geniculisque  nigris:  var.  herbiphagus. 

In  alpibus  Bosniae  merid,  (Treskavica). 

Typus:  Kopf  und  Rüssel  wie  bei  inßatus,  Rüssel  jedoch  oben  fast  eben,  kaum 
gefurcht,  Halsscliild  meist  zerstreuter  gekörnt,  Flügeldecken  meist  etwas  länger,  beim 
d"  zugcspitzt-ciförmig,  beim  v  kurz-  oder  breit-eiförmig,  weniger  eckig,  schneller 
zur  Spitze  verengt,  meist  feiner  und  zerstreuter  gekörnt,  mit  gelb- oder  graugrünen 
oder  goldgrünen,  stets  metallischen  Ilaarflecken;  Fühler  wie  bei  inßatus;  Beine 
rothbraun  mit  dunklen  Knicen. 

d  Analscgment  kurz  (an  der  Spitze  länger)  behaart,  schwach  eingedrückt, 
Vorderschienen  stark  gczähnelt. 

2   Flügeldecken  breiter,  Rüssel  kürzer. 

Länge:    70—100  Mm. 

In  Oesterreich -Ungarn,  Baiern,  Bosnien,  Serbien.  In  der  Ebene  und  im  Mittel- 
gebirge auf  Gesträuch  und  Nadelholz  verbreitet;  in  Südbosnien  geht  er  bis  in  die 
alpine  Region  (var.  herbiphagus). 

Er  variirt: 

a)  Kleiner,  schmäler.  Vorderschienen  des  d  schwächer  gezähnelt:  ab.  capellae  mihi. 

In  Kroatien  (Capeila)  und  Bosnien. 


Apfelbeck.    Monogrraphie  der  zwölfstreifigen  Otiorrhi/nchus- Arten.  641 

b)  Haarflecken  viel  lebhafter  goldgi'lin,  sehr  dicht  und  stark  ineinander- 
fliessend,  so  dass  die  schwarze  Färbung  der  Flügeldecken  meist  fast  ganz  ver- 
schwindet (bei  frischen  Stücken),  Vorderschienen  des  c?  schwächer  gezähnelt,  Beine 
wie  bei  der  Stammform:  y&r.  Gangib aueri  mihi. 

Subalpin  in  der  oberen  Waldregion  der  südbosnischen  Hochgebirge,  besonders 
auf  blühendem  Rhamnus  alpinus  (BjelaSnica  planina). 

c)  Toment  weniger  lebhaft,  bräunlich,  erst  unter  der  Loupe  lebhaft  metallisch, 
ähnlich  wie  bei  der  Stammform,  die  Flecken  aber  rundlicher,  Rüssel  etwas  breiter, 
Beine  einfarbig  schwarz  (sehr  selten  röthlich):  war,  Epp eis heimi  mihi. 

Subalpin;  in  der  unteren  und  mittleren  Waldregion  der  südbosnischen  Hochgebirge 
auf  Gesträuch  und  Nadelholz. 

d)  Fühler  kürzer  und  gedrungener,  die  äusseren  Qeisselglieder  beim  cT  wenig, 
beim  9  kaum  länger  als  breit;  Toment  kupfriggoldig,  stark  metallisch;  Beine  schwarz 
oder  rothbraun  mit  schwarzen  Knieen:  var.  herbiphagus  mihi. 

Alpine  Form.  Auf  Alpenpflanzen  oberhalb  der  Baumgrenze  in  der  Treskavica 
planina  bei  Sarajevo. 

C.  Verwandte  des  pulverulentus. 

Halsschild    und    Flügeldecken    grob    gekörnt    oder    grob    runzelig-gekörnt, 
Körper  länglich-eiförmig;    Analsegment  des  d"  unbehaart  oder  massig  lang 

behaart. 

8.  iy.  pulverulentus  Germ. 

Oblongo-ovatus,  niger^  griseo-vel  flavo-tomentosus ;  rostro  angusto,  elongato,  capite 
dimidio  longiore,  carinatOj  apicem  versus  vix  angustato;  prothorace  brem,  max%ma 
latitudine  evidenter  breviore,  lateribus  antice  sat  dilatato^  subtiliter,  rüde,  plus  minusve 
confertim  granulato,  supra  subconvexo;  elytris  aequaliter  convexis,  ad  apicem 
oblique  decidentibuSj  obsolete  punctatostriatis,  interstitiis  rüde  plus  minusve  con- 
fertim granulatis  vel  rugoso-granulatis,  pone  medium  valde  compressis,  apice  con- 
junctim  sub-truncatis,  non  productis;  antennis  gracilibus,  funiculi  articulis  extemioribus 
elongatisj  latitudine  sat  longioribus;  pedibus  rußs,  geniculis  nigris;  tibiis  intus  denti- 
culatis. 

cT  segmento  anali  favea  lata  parum  profunda  impresso. 

9  elytris  latioribus,  prothorace  angustiore  lateribus  minus  dilatatOj  rostro  latiore 
et  paulo  breviore. 

Long.  9'0 — 11-5  mm. 

Germar,  Insect.  Spec.  I,  p.  352.  485. 
Gcrmar,  ib.,  p.  353.  486.  O.  interatUialia  (Meg.). 

SchWnherr,  Synonymia  insectorum  II,  p.  570.  35  und  VU,  p.  279.  50  {O.  periacelU  Schöiih.). 
Schönherr,  ib.  II,  p.  559.  14.  O.  pulvendenius. 
Dejean,  Catal.  Coleopt.,  p.  90.  Pachygaater  pubeacens. 
Küster,  Käfer  Eur.  XXVIII,  p.  76. 

Stierlin,  Revision  der  europäischen  OtiorrhynchtLS'ktien. 
Redteubacher,  Fauna  austriaca,  3.  Aufl.,  p.  215. 

Stierlin,  Bestiminungstabelle  der  europäischen  Coloopteren.  IX,  Chirculionidae,  p.  20. 
Seidlitz,  Fauna  transsylvanica,  p.  616. 
Band  m.  4I 


642  III.  Naturwissenschaft. 

Aberrationes  et  varietates: 

a)  minor,  elytris  hremorihua:  ab.  jperiÄCeZf«  Schönh. 
h)  pedihuB  rufopiceis  vel  nigris:  ab.  adumbratus  Dej. 

c)  elytris   tomento   maculatim  condensato  variegatis:   ab.  conspurcatu 8  Germ. 

d)  prothorace  lateribus  valde  dilatato:  ab.  Hopffgarteni  Strl. 

e)  rostro  multo  breviore  et  latiore,  capite  paulo  langiore;  elytris  nitidis,  nudis 
vel  tomento  subtilissimo,  maculatim  condensato  variegatis:  var.  rumicis  mihi. 

In  alpibus  Transsylvaniae  et  Bulgariae  (Kodscha-Balkan), 

f)  Rostro  latiore;  prothorace  magno,  robjisto,  longiore,  latitudine  vix  bre- 
viore, convexiore;  elytris  fort  ins,  ina^qualiter  rugoso-granulatis ;  pedibus  nigris:  var. 
orni  mihi. 

Bosnia  merid. 

Normale  Form:  Länglich-eiförmig;  Kopf  und  Rüssel  schmal;  Rüssel  um  die 
Hälfte  länger  als  der  Kopf,  an  der  Basis  kaum  breiter  als  vor  der  Spitze, 
am  schmälsten  in  der  Mitte;  Halsschild  kurz,  bedeutend  breiter  als  lang,  im  vorderen 
Drittel  an  den  Seiten  stark  erweitert,  oben  wenig  gewölbt,  ziemlich  grob,  aber  wenig 
dicht,  an  den  Seiten  sehr  zerstreut  gekörnt;  Flügeldecken  von  der  Wurzel  bis  zur 
Spitze  in  einem  gleichmässigen  Bogen  allmälig  und  schräg  abfallend,  von  der 
Wurzel  an  massig  erweitert  und  bald  wieder  sehr  gleichmässig  zur  Spitze  sich  ver- 
engend, ziemlich  grob  und  dicht  gekörnt,  die  Punktstreifen  meist  deutlich,  mehr 
minder  grob  und  tief;  Fühler  lang,  dünn,  die  äusseren  Geisseiglieder  gestreckt,  be- 
deutend länger  als  breit;  Beine  rothbraun  mit  schwarzen  Knieen;  Behaarung  meist 
gleichmässig,  grau  oder  gelblichgrau,  nicht  metallisch. 

Länge:  9-0— 11-5  Mm. 

In  Niederösterreich  (Wechselgebiet,  Petzen),  den  österreichischen  Alpenländern 
bis  Tirol  (Rosenhauer);  Istrien,  Kroatien  und  auf  den  kroatischen  Inseln  (Veglia, 
Reitter),  Dalmatien  (Knin,  Spalato),  Ungarn,  Banat,  Siebenbürgen,  Rumänien  (?), 
Serbien  (Zebe)  und  Bosnien. 

Hauptsächlich  in  Krain,  Kroatien  (Fiumaner  Comitat),  nördliches  Dalmatien; 
äusserste  Grenze  nach  Norden  Oesterreich,  nach  Osten  Siebenbürgen,  nach  Süden 
Centraldalmatien  (Spalato)  und  nach  Westen  Tirol.  Das  Vorkommen  des  ptilverulentus 
in  Frankreich  (nach  Stierlin)  erscheint  fraglich.  Mehrere  französische  Entomologen, 
bei  denen  ich  hierüber  anfragte,  bezweifeln  das  Vorkommen  desselben  in  Frankreich. 

Er  lebt  auf  Gesträuchem  und  gehört  der  Ebene,  dem  Mittelgebirge  und  der  sub- 
alpinen Region  an.  Aus  der  hochalpinen  Region  sind  mir  noch  keine  Stücke  unter- 
gekommen. Solche  vom  Hochschwab  (ex  Coli.  Kaufmann),  die  mir  vorliegen,  ent 
stammen  sicher  noch  der  subalpinen  Region,  umsomehr  als  sie  von  der  typischen  Form 
nicht  abweichen.  Höher  und  bis  in  die  alpine  Region  aufsteigend  und  auch  in  der 
Lebensweise  abweichend  ist  nur  die  var.  rumicis  mihi.  Dieselbe  lebt  nach  Professor  von 
Mehely  auf  dem  Alpenampfer  in  den  Siebenbürger  Alpen.  Es  wurde  mir  dieses  Thier 
von  demselben  als  contractus  in  mehreren  Exemplaren  eingesendet. 

D.  pulverulentus  ist  mit  dalmatinus  und  obsoletus  nahe  verwandt  und  auch  mit 
grob  sculptirten  pruinosus  leicht  zu  verwechseln.  Ich  habe  von  dieser  schwierigen  Art 
über  500  Stücke  aus  den  verschiedensten  Localitäten  untersucht  und  gelangte  zu  nach- 
stehendem Resultate. 

Die  typischen  pulverulentus  sind  in  Kroatien  in  der  Gegend  von  Lokve,  Fu2ine 
etc.  (Fiumaner  Comitat)  am  meisten  vertreten,    doch   finden  sich  dort  auch  alle  Aber- 


Apfelbeck.    Monographie  der  zwOlfstreifigen  Otio)'rky7ichtU'A.rteii.  643 

rationen  (periscelis,  Hopffgarteni,  adumbratus,  conspti/rcatus).  Typische  pulverulentus 
sind  jedoch  im  ganzen  bezeichneten  Gebiete  vertreten.  Die  Exemplare  aus  Nieder- 
österreich (Wechselgebiet,  Petzen)  zeichnen  sich  durch  besonders  langen,  schmalen 
Rüssel  und  grobe  Sculptur  aus.  Stücke  aus  dem  Banat  (Mehadia,  Moldowa)  haben 
meist  dunkelbraune  Beine,  längeren  Thorax  und  neigen  mehr  zu  fleckigem  Toment; 
sie  gehören  meist  der  ab.  adumbratus  Strl.  an.  Ausgesprochene  ab.  conspurcatus  finden 
sich  besonders  in  Siebenbürgen  und  zeichnen  sich  ausserdem  noch  durch  grobe,  quer- 
runzelige  Sculptur  der  Flügeldecken  aus.  Auf  der  Insel  Veglia  (Kroatien)  und  bei 
Knin  (Norddalmatien)  sammelte  E.  Reitter  pulvertilentus,  welche  sich  schon  sehr  dem 
dahnatinus  nähern  und  sich  von  diesem  nur  durch  den  Bau  der  Flügeldecken  unter- 
scheiden lassen.  Qanz  schwarzbeinige  Stücke  finden  sich  nur  in  südlicheren  Gegenden, 
besonders  bei  Fiume,  in  Istrien,  Kroatien,  Bosnien  und  Dalmatien. 

Als  extremste  Formen  des  pulverulentus  sind  zu  betrachten: 

Var.  rumicis  m.,  durch  den  kurzen  Rüssel  und  gedrungenere  Fühler  zum  obsoletus 
überführend  und  var.  omi  zum  dalmatinus  übergehend. 

In  den  Sammlungen  finden  sich  unter  pulverulentus  häufig  dalmatinus,  obsoletus, 
pruinosus  und  selbst  geniculatus. 

Pulverulentus  unterscheidet  sich  hauptsächlich: 

a)  Von  dalmatinus  durch  die  von  der  Wurzel  bis  zur  Spitze  gleichmässiger  ge- 
wölbten, schneller  (d.  h.  bald  nach  der  Erweiterung)  zur  Spitze  verengten  und  — 
besonders  beim  $  —  schräg  abfallenden  Flügeldecken  und  durch  die  meist  gröbere, 
ungleichmässigere,  dichtere  Sculptur. 

Bei  typischen  Stücken  ist  der  Rüssel  bedeutend  schmäler  und  das  Halsschild 
kürzer  als  bei  dalmatinus. 

b)  Von  obsoletus  durch  den  zur  Spitze  kaum  verengten  Rüssel  und  durch  die 
gestreckten  Fühler,  deren  äussere  Geisselglieder  stets  deutlich  länger  als  breit  sind,  und 
kürzere  Tarsen,  besonders  nicht  queres  zweites  Tarsenglied  des  cT,  seitlich  weniger 
compresse  Flügeldecken  etc. 

c)  Von  mastix  et  varietates  (besonders  von  der  ihm  mitunter  ähnlichen  ab.  pruinosus) 
durch  längeren  Rüssel  und  die  viel  gröbere,  weniger  dichte  und  minder  gleichmässige 
Sculptur  und  kürzeres  Halsschild.     Auch  sind  die  pruinosus  g  9  kürzer  und  plumper. 

d)  Von  geniculatus  durch  längere  (länglich -eiförmige)  Flügeldecken  und  das 
Toment,  welches  bei  diesem  immer,  bei  pulverulentus  nie  metallisch  ist. 

Uebersicht  der  Aberrationen  und  Varietäten  des  pulverulentus. 

a)  Kleiner,  besonders  kürzer:  ab.  |) er i^ceZi«  Schönh. 

b)  Beine  dunkler,  röthlich- pechbraun,  dunkelbraun  bis  schwarz:  ab.  adum- 
bratus Dej. 

c)  Behaarung  der  Flügeldecken  zu  Flecken  gedrängt:  ab.  conspurcatus  Germ. 

d)  Thorax  seitlich  stärker  erweitert:  ab.  Hopffgarteni  Strl. 

e)  Rüssel  viel  kürzer  und  breiter,  sehr  wenig  länger  als  der  Kopf;  Flügel- 
decken glänzend,  mit  spärlichem,  sehr  zartem,  zu  Flecken  gedrängtem  grauen  Toment 
oder  ganz  kahl:  Fühler  etwas  gedrungener  und  dicker:  var.  rumicis  mihi. 

f)  Rüssel  etwas  breiter;  Halsschild  sehr  kräftig  entwickelt,  länger,  kaum  kürzer 
als  breit,  gewölbter,  mit  groben,  abgeflachten,  ziemlich  dicht  gedrängten  Körnern; 
Flügeldecken  sehr  ungleichmässig,  grob,  querrunzelig-gekörnt,  die  Punktstreifen 
theil weise  undeutlich,  durch  die  groben  Querrunzeln  gedeckt;  Beine  und  Fühler  ganz 
schwarz:  var.  omi  mihi. 

41» 


644  III.  NaturwisseiiHchaft. 

Auf  blühendem  Fraxinus  omics  (Blumenesche)  bei  Sarajevo.  Diese  Form  des 
pulverulentus  sieht  dem  D,  dalmatinus  bereits  täuschend  ähnlich^  ist  von  ihm  jedoch 
leicht  durch  die  gröber,  unregelmässiger  und  stark  in  die  Quere  gerunzelten,  schneller 
zur  Spitze  verengten  Flügeldecken  zu  unterscheiden. 

9.  !>•  dalmatinus  Gyllh. 

OhlongO'OvatuSj  niger,  parce  cinerea -tomentosus;  rostro  capite  dimidio  fere 
longiorey  carinatOy  apicem  versus  non  angustato;  prothorace  maxima  latitudine paulo 
vel  vix  breviore^  confertim  rudeque  granulatOy  laieribus  modice  dilatatOy  supra  convexo; 
elytris  haud  profunde  punctato-striatis  y  interstitiis  subremote  ricdeque  granulatis  vel 
sub-rugosogranulatiSy  lateribus  antice  sat  rotundato-ampliatis  et  paulatim  ad  apicem 
angustatiSy  pone  medium  sub-compressisj  inaequaliter  (ad  basim  mimis  ad  apicem  plus) 
convexisy  ad  apicem  praerupte  decidentibus ;  antennis  longisy  gracilibuSy  funiculi 
articulis  extei*nioribus  latiUtdine  multo  longioribus;  pedibus  nigris, 
cT  segmento  anali  late  et  obsoleto  foveolato, 

9   elytris   multo   latioribuSy    lateinbus   valde   rotundato-ampliatis ,    minus  conve^s; 
rostro  latiore  brevioreque;  prothorace  lateribus  minus  dilatato. 
Long,  fJ'O — 140  mm. 

Schönherr,  Synonymia  insectonim  II,  p.  559.  13. 
8 ti erlin,  Revision  der  europäischen  OiiorrÄyncAtt*- Arten,  p.  33.  4. 
Kedtenbachcr,  Fauna  austriaca,  3.  Aufl.,  p.  215. 

Sti erlin,  Bcstimmungstabellon  der  europäischen  Coleopteren.    IX,  Curculiouidae,  p.  21. 
Synon. :    O.  lauri  (Dahl).    Stierlin,  Revision  der  europäischen  Otiorrhynchtitt- Arieiij  j).  35. 
Synon.:    D.  lauri  Strl.    Stierlin,   Bestimmungstabellen   der   europäischen  Coleopteren.   IX.  Cur- 
culionidae,  p.  20. 

Aberrationes  et  varietates: 

a)  pedibus  rufopiceisy  prothorace  minore,  elytris  in  9  magis  ventricoso-dilatatis: 
ab.  lauri  Strl. 

b)  rostro  multo  breviore,  pedibus  rubropiceis,  geniculis  nigris;  elytris  tomento 
maculatim  condensato  vestitis:  yslt.  vel ezianus  Aftelh. 

In  alpibus  Hercegovinae;  Velei  planina. 

Typische  Form:  Länglich  eiförmig;  Rüssel  fast  um  die  Hälfte  länger  als  der 
Kopf,  gekielt,  schwach  gefurcht,  zur  Spitze  nicht  verschmälert,  in  der  Mitte  am 
breitesten;  Halsschild  wenig  oder  kaum  kürzer  als  breit,  seitlich  wenig  erweitert, 
ziemlich  stark  gewölbt,  massig  grob,  auch  an  den  Seiten  dicht  gekörnt;  Flügeldecken 
vorne  an  den  Seiten  rasch  gerundet  erweitert,  fast  bis  zur  Mitte  gerade  und  dann 
ziemlich  schnell  zur  Spitze  verengt,  von  der  Wurzel  aus  oben  sehr  schwach  gewölbt, 
zur  Spitze  plötzlich  steil  abfallend;  Sculptur  der  Flügeldecken  wie  bei  pulverulentuSy 
aber  gleichmässiger,  besonders  die  Punktstreifen  deutlicher,  seicht  und  fein,  aber 
nicht  durch  die  Sculptur  verwischt;  Toment  fein,  wenig  dicht,  aber  gleichmässig,  grau; 
Fühler  sehr  lang,  gestreckt,  die  äusseren  Geisselglieder  bedeutend  länger  als  breit; 
Beine  schwarz. 

d^  Analsegment  eingedrückt,  mit  grosser,  seichter,  meist  länglicher  Grube. 

2  Flügeldecken  meist  sehr  stark  bauchig  erweitert,  weniger  gewölbt,  mitunter 
fast  flach,  zur  Spitze  sehr  steil,  meist  senkrecht  abfallend;  Halsschild  meist  flacher, 
an  den  Seiten  weniger  erweitert;  Rüssel  kürzer. 

Länge:  9-0— 140  Mm. 

In  Italien,  Dalmatien  und  Hercegovina. 


Apfelbeck.    Monographie  der  zwOlfstreifigen  Otiorrhyuchta-krien.  645 

Er  variirt: 

a)  Beine  rothbraun,  Halssehild  kleiner  (besonders  beim  9),  Flügeldecken  beim 
9   sehr  stark  bauchig  erweitert:  ab.  lauri  Strl. 

b)  Rüssel  bedeutend  kürzer,  Beine  rothbraun  mit  schwarzen  Knieen,  Toment 
der  Flügeldecken  mehr  zu  Flecken  gedrängt:  var.  velezianus  Apfelb. 

Alpine  Form.    Am  Vele^gebirge  bei  Mostar  (Hercegovina)  unter  Steinen. 

D.  dalmatintts  ist  eine  schwierige  Art,  scheint  mir  aber  von  ptilverulenttcs  doch 
specifisch  verschieden  zu  sein.  Die  Pulverulentus-EKemplsiTe  von  der  Insel  Veglia, 
Spalato  und  Sarajevo  gehen  fast  vollständig  in  den  dalmatinus  über  und  lassen  sich 
von  diesem  meist  nur  durch  die  gleichmässiger  gewölbten  und  zur  Spitze  viel  weniger 
steil  abfallenden  Flügeldecken  unterscheiden.  Der  typische  dalmatinus  kommt  nur  im 
mittleren  und  südlichen  Dalmatien,  Hercegovina  und  Italien  vor.  Die  nördlichsten 
Stücke  kenne  ich  von  Spalato.  Nach  Stierlin  („Revision  etc.",  p.  34)  soll  er  auch  in 
Tirol,  Illyrien  und  Rumelien  vorkommen;  alle  mir  von  diesen  Ländern  vorliegenden 
hier  in  Frage  kommenden  Stücke  sind  jedoch  Puherulentus-YoraiQii^  meist  mit  dunklen 
oder  schwarzen  Beinen. 

Unter  meinem  grossen  dalmatinischen  und  hercegovinischen  jDaZma^int^«  Materialc 
finden  sich  Stücke  mit  beim  9  besonders  kurzen,  resp.  sehr  stark  bauchig  erweiterten 
Flügeldecken  und  mitunter  auch  etwas  kleinerem,  schmälerem,  weniger  gewölbtem 
Halsschild.  Auf  diese  Stücke  passt  die  Beschreibung  des  2>.  lauri  Strl.  mit  Ausnahme 
der  Bemerkung  Stierlin's  („Revision  etc.",  p.  35):  „dem  9  des  0.  consentaneus  ähn- 
lich", die  mir  unverständlich  ist  und  sich  höchstens  auf  die  auch  bei  consentaneus  (9) 
meist  ziemlich  stark  bauchig  erweiterten  Flügeldecken  und  das  (beim  9)  schmale,  an  den 
Seiten  wenig  erweiterte  Halsschild  beziehen  kann.  Es  finden  sich  unter  den  dalmati- 
nisch-hercegovinischen  Stücken  alle  Uebergänge  vom  typischen  dalmatinus  zum  lauri 
Strl.,  und  letzterer  kann  nicht  einmal  als  locale  Form  (Varietät)  angesehen  werden. 
Die  mir  vorliegenden,  von  Dr.  Stierlin  als  lauri  bestimmten  Exemplare  aus 
Neapel  und  Ragusa  (ex  Coli,  von  Heyden)  stimmen  mit  typischen  dalmatinus 
vollkommen  überein.  Ebenso  sind  die  Stücke  des  k.  k.  Hofmuseums  und  des  kgl. 
ungarischen  Nationalmuseums  und  andere  von  Stierlin  als  lauri  bezeichnete  Exem- 
plare aus  verschiedenen  Privatsammlungen  (Dr.  Kraatz  etc.)  mehr  minder  typische 
dalmatinus.  In  der  „Revision  der  europäischen  Otiorrhynchus-Arien^  nennt  Stierlin 
den  0.  lauri  und  dalmatinus:  „oblongo-ovatus",  den  0.  inßatus:  „ovatus",  stellt  aber 
in  seiner  Bcstimmungstabelle  den  lauri  und  inßatus  zu:  „Flügeldecken  kurz -eiförmig" 
und  den  dalmatinus  zu:  „Flügeldecken  länglich- eiförmig"!  Aus  seinen  Beschreibungen 
des  dalmatinus  und  Zaim  („Revision  etc.",  p.  33  und  35)  ist  auf  keinen  brauchbaren 
Unterschied  zu  kommen.  Er  sagt  bei  dalmatinus  (p.  33  Zeile  10  von  unten)  vom  Hals- 
schild: „etwas  länger  als  breit";  etwas  später  wieder  (p.  33  letzte  Zeile  und  p.  34 
erste  Zeile):  „Halsschild  fast  länger  als  breit,  seitlich  schwach  erweitert";  bei  lauri: 
(p.  35  in  der  Diagnose)  „thorace  latitudine  paulo  longiore,  lateribus  parum  rotundato". 
Es  liegt  also  auch  im  Halsschildbau  kein  Unterschied  zwischen  beiden. 

Vom  Abdomen  des  dalmatinus  cf  sagt  Stierlin:  „subtus  impressus,  segmento  anali 
late  sed  obsolete  longitudinaliter  canahculato";  bei  lauri:  „subtus  parum  impressus, 
segmento  anali  ,punctato'",  im  deutschen  Text:  Afterglied  fein  „nadelrissig",  und 
widerspricht  sich  auch  hier,  denn  „punctatus"  und  „nadelrissig"  ist  immerhin  zweierlei. 
Die  Tiefe  des  Eindruckes  des  Analsegmentes  ist  bei  einer  und  derselben  Art  der  Dode- 
castichen  variabel;   der  Eindruck  bei  dalmatinus  ist  schwach,    oft  sehr  undeutlich,  das 


646  III.  Naturwissenschaft. 

Analsegment   selbst  bald  stärker,   bald   schwächer   punktirt,    mitunter   etwas   runzelig, 
worauf  sich  wohl  das  „nadelrissig"  bei  lanri  beziehen  mag. 

Der  Abfall  der  Flügeldecken  ist  bei  dalmaiinus  sehr  steil,  beim  Q  meist  senk- 
recht, es  stimmt  also  ddlmatinus  in  dieser  Hinsicht  auch  mit  der  iawrt-Beschreibung 
wie  in  allen  übrigen  Punkten.  Die  Ausbauchung  der  Flügeldecken  ist  bei  den  Dode- 
castichen  —  besonders  beim  9  —  sehr  variabel  und  als  Speciescharakter  nur  secundär 
verwendbar.  —  In  der  „Bestimmungstabelle  der  europäischen  Coleopteren.  IX,  Curcu- 
lionidae"  sagt  Stierlin  von  den  Flügeldecken  des  daZwa* in«»:  „hinten  nicht  senkrecht 
abfallend",  während  der  steile,  beim  J  meist  senkrechte  Abfall  der  Flügeldecken 
gerade   für   den   dalmaiinus   —   gegenüber   dem  pulverulentus   —   charakteristisch  ist. 

10.  D.  consentaneus  SehSnh. 

Oblangato-ovat2i8,  niger  griseo- vel flavo-tomentosus ;^)  capite  crasso,  lato;  rostro  crasso^ 
capiie  vix  vel  paulo  longiore  et  nonnihil  angustiorey  apicem  versus  paulatim  angustatOy 
carinatOj  utrinqae  canaliculato ;  prothorace  latitudine  plus  minusve  breviore,  lateribus 
sat  rotundato-ampliatOj  supra  convexOy  sat  crebre  obtuseque  granulato;  elytris  lateribus 
sub-dilatatiSy  pone  medium  com^yressisy  apice  nonnihil  —  in  9  magis  —  productisy 
parum  profunde  punctatostriatiSy  interstitiis  subtiliter  subremote  granulatis  vel  rugoso- 
granulatisj  tomento  einer eo  vel  flavo  maculatim  condensato  variegatis;  antennis  longis^ 
rufopiceiSy  funiculi  articulis  externioribus  latitudine  evidenter  longioribus;  pedibu^  elon- 
gatisj  validis,  rufopiceis^  femoribus  incrassatis,  tibiis  tarsisque  obscurioribus^  nigropiceis, 
c?  Segmente  anali  non  impresso^  fere  nudo. 

9  elytris  latioribus,  apice  plus  productis,  prothorace  angustiore,  lateribus  minus 
dilatato. 

Long.  9'0 — ll'ö  mm. 

Schönherr:  Synonymia  insectorum  VII,  p.  278.  49.  O,  coTwentaneus  (Parreyss). 
Stierlin,  Revision  der  europäischen  Otlorrhynchus-Arieiiy  p.  34.  5. 

Stierlin,    Bestimnuingstahelle  der  europäischen   Coleopteren.  IX,  Curciilionidao,  p.  20   (D.  con- 
6entaneu8  Boh.). 

Variationes: 

a)  capite  rostroque  angustiore;  rostro  capite  dimidio  fere  longiore,  apicem  versus 
paulo  angvCstato;  prothorace  lateribus  magis  rotundato-ampliato ;  elytrorum  tomento  minus 
maculatim-condensato:  var.  crivoscianus  mihi. 

Dalmatia  merid,  (Crivoscia),  Montenegro. 

b)  minor y  graciliorj  rostro  longiore,  apicem  versus  magis  angustato;  prothorace 
angustiore,  lateribus  m^inus  dilatato,  minus  convexo;  elytris  tomento  cinereo  aequaliter 
confertimque  vestitis;  antennis  brevioribus,  funiculi  articulis  extemioribus  latitudine 
paulo  longioribus;  pedibus  subtilioribus,  rufis,  geniculis  nigris,  femoribus  parum  in- 
crassatis.    Long.  7'5  —  9'0  mm.:  var.  dryadi«  mihi. 

In  monte  Volujdk  (Bosnia  merid.). 

c)  minor,  capite  rostroque  angustiore;  rostro  breoi,  capite  vix  longiore;  pro- 
thorace subtilius,  confertissime  granulato;  elytris  inaequaliter,  parce  rugu- 
lo so- granulatis;  pedibus  tenuioribus,  rufis,  geniculis  nigris.  Long.  8'5 — 9^0  mm.:  var. 
preslicensis  mihi. 

In  monte  Preslica  planina,  Hercegovina. 

*)  Die  Angabe  ^oli vaceo-nebulosiis"  in  den  Diagnosen  Schönherr's  und  Stierlin's  deutet  auf 
eine  grünliche,  resp.  metallische  Färbung  wie  bei  geniculatua,  welchen  Germar  auch  „olivaceo-nebu- 
losns"  nennt;  das  Toment  von  conaetvtaneua  hat  jedoch  keine  Spur  von  grüner  Färbung  oder  Metallescenz. 


Apfelbeck.    Monographie  der  zwölfstreifigen  Othrrkynchtu-ATtGn.  647 

Länglich-eiformig,  schwarz  oder  röthlich  pechbraun,  grau  oder  gelblichgrau  tomen- 
tirt;  Kopf  breit  und  dick,  Rüssel  dick,  sehr  breit,  kaum  schmäler  und  kaum  länger 
als  der  Kopf,  gegen  die  Spitze  gleichmässig  verschmälert,  gekielt  und  beiderseits  ge- 
furcht; Halsschild  kürzer  als  breit,  an  den  Seiten  massig  gerundet -erweitert,  oben 
ziemlich  gewölbt,  dicht  und  ziemlich  grob  gekörnt;  Flügeldecken  an  den  Seiten  wenig 
erweitert,  beim  cT  hinter  der  Mitte  ziemlich  stark  zusammengedrückt,  an  der  Spitze 
einzeln  zugespitzt,  die  Spitzen  etwas  —  beim  9  mehr  —  vorgezogen,  mit  wenig 
tiefen  Punktstreifen,  die  Zwischenräume  beim  cT  zum  Theile  etwas  erhöht  und  unregel- 
mässig, ziemlich  fein  und  etwas  zerstreut  gekörnt,  mitunter  theilweise  runzelig-gekörnt, 
mit  zu  Fleken  gedrängtem  grauem  oder  gelblichgrauem  Tomente;  Fühler  röthlich- 
pechbraun,  lang,  die  äusseren  Geisselglieder  länger  als  breit;  Beine  röthlich  pechbraun 
bis  schwarzbraun,  mit  meist  dunkleren  Schienen  und  Tarsen,  lang,  kräftig,  mit  ziemlich 
stark  verdickten  Schenkeln. 

d*  Analsegment  nicht  eingedrückt,  kaum  behaart. 

9  Flügeldecken  breiter,  an  der  Spitze  mehr  vorgezogen;  Halsschild  schmäler,  an 
den  Seiten  weniger  erweitert. 

Länge:  90— 11-5  Mm. 

In  Dalmatien,  Hercegovina  und  Italien. 

Er  variirt: 

a)  Kopf  und  Rüssel  schmäler;  Rüssel  fast  um  die  Hälfte  länger  als  der 
Kopf,  gegen  die  Spitze  weniger  verengt;  Halsschild  an  den  Seiten  stärker  erweitert; 
Toment  der  Flügeldecken  weniger  zu  Flecken  gedrängt:  var.  crivoscianus  mihi. 

In  der  KrivoS6ie  bei  Crkvice  (Brancsik),  in  Montenegro  (Reitter), 

b)  Kleiner,  Rüssel  länger,  gegen  die  Spitze  mehr  verengt;  Halsschild  schmäler, 
an  den  Seiten  weniger  erweitert,  flacher;  Flügeldecken  mit  dichtem,  gleichmässigem, 
zartem,  nicht  zu  Flecken  gedrängtem  Tomente;  Fühler  bedeutend  kürzer,  die 
äusseren  GeisselgUeder  sehr  wenig  länger  als  breit;  Beine  schwächer,  rothbraun  mit 
schwarzen  Knieen,  Schenkel  wenig  verdickt;  Punktstreifen  der  Flügeldecken  gegen 
den  Seitenrand  zu  theilweise  fehlend  (besonders  der  vierte  Punktstreifen  —  vom  Seiten- 
rande aus  —  fehlend  oder  nur  angedeutet.  Länge:  7*5 — 9*0  Mm,  var.  dryadis. 

Wurde  von  mir  auf  der  Höhe  des  Volujak  (Südbosnien,  an  der  montenegrinischen 
Grenze)  auf  Di^yas  octopetala  zahlreich  gesammelt.     Hochalpine  Form. 

c)  Kleiner,  Rüssel  und  Kopf  schmäler;  Rüssel  sehr  kurz,  kaum  länger  als  der 
Kopf;  Halsschild  viel  feiner  und  sehr  dicht  gekörnt;  Beine  zarter,  rothbraun  mit 
schwarzen  Knieen;  Flügeldecken  unregel massiger,  zum  Theile  grob  querrunzelig- 
gekörnt;  Toment  wie  bei  der  Stammform.     Länge:  8'0 — 9*0  Mm.:    var.  preslicensis. 

Auf  der  Preslica  planina  an  der  bosnisch -hercegovinischen  Grenze  auf  jungen 
Buchen.     Subalpine  Form. 

Diese  Varietät  des  consentaneus  sieht  der  Stammform  sehr  wenig  ähnlich  und 
erinnert  habituell  und  in  der  Sculptur  der  Flügeldecken  mehr  an  dolomitae,  mit  dem 
sie  jedoch  sonst  keine  Verwandtschaft  hat.  Sie  unterscheidet  sich  von  dolomitae  durch 
die  langen,  gestreckten  Fühler,  den  Bau  von  Kopf  und  Rüssel,  das  sehr  dicht  und 
fein  gekörnte  Halsschild;  ferner  ist  bei  dolomitae  cT  das  Analsegment  an  der  Spitze 
lang  behaart,  das  zweite  Tarsenglied  breiter  als  lang  und  die  Flügeldecken  nicht  ein- 
zeln zugespitzt  und  nicht  vorgezogen. 

D.  consentaneua  hat  in  der  Gestalt  etwas  Aehnlichkeit  mit  geniculatus  und  inflatua*^ 
er  unterscheidet  sich  von  beiden  durch  längere  (länglich-eiförmige)  Flügeldecken  und 
den  viel   breiteren   Kopf  und  breiten   Rüssel,   gegenüber  geniculatus  auch  durch  das 


648  in.  NaturwirtRenHchaft. 

nichtmetallischc  Toment.  Er  ist  den  grossen  Varietäten  des  inflatus  (var.  ßorentimis 
und  ab.  picipenniH)  oft  täuschend  ähnlich  —  besonders  die  schmalrüsslige  var.  crivo- 
scianus  —  doch  stets  länglicher  und  durch  die  einzeln  zugespitzten,  etwas  vor- 
gezogenen Flügeldecken  sehr  ausgezeichnet  und  mit  keiner  anderen  Art  zu 
verwechseln.  —  Ob  die  var.  dryadis  nicht  vielleicht  doch  selbstständige  Art  ist,  ist 
mir  nicht  ganz  klar.  Bei  der  fast  unbegrenzten  Variabilität  der  Dodecastichen  und  der 
verschiedenartigen  Lebensweise,  der  meridionalen  und  verticalen  Ausbreitung  einer  und 
derselben  Art  ist  jedoch  kaum  anzunehmen,  dass  dryadis  von  consentanevs  specifisch 
verschieden  sei. 

!!•  D.  Speiseri  sp.  nor. 

Oblongo-ovatuSy  nigropicensy  puhe  brevissima^  cinerea  inaequaliter  parce  vestitus; 
rostro  latOj  crnsso,  capite  vix  angustiore  sed  dimidio  fere  longiorSy  apicem  versus 
vix  angustatOj  carinato^  vix  canaliculatOj  pterygiis  parum  dilatatis;  prothorace  convexo, 
rüde  confertimque  granulatOy  latitudine  breviorej  lateribics  modice  dilatato;  elytris  parum 
profunde  punctatostriatis ,  interstitiis  aequaliter,  confertim  rudeque  granulatis,  pone 
medium  subcompressiSj  apice  conjunctim  aciiminatis^  non  productis;  antennis  piceis  vel 
rufopiceisy  brevibits,  funiculi  articulis  extemioribus  latitudine  parum  longioribus; 
2)edibu8  rufis  vel  rufopiceis^  geniculis  nigris. 

c?  segmento  anali  crinitOy  fovea  magna  parum  profunda  impresso,  tarsorum  arti- 
culo  secundo  transverso,   longitudine  evidenter  latiore,   tibiis  subtilissime  denticulatis. 

9   elytris  paulo  latioribus,  subdepressis,  rostro  latiore  brevioreque. 

Long,  9'0 — ll'O  mm. 

In  alpibus  Hercegovinae  meridionalis  (Volujak,  Morine  planina). 

Länglich-eiförmig,  dunkel  pechbraun  oder  schwärzlich,  sehr  kurz,  ungleich- 
massig  und  zerstreut,  grau,  staubartig  behaart;  Bussel  breit,  dick,  kaum  schmäler, 
aber  fast  um  die  Hälfte  länger  als  der  Kopf,  gegen  die  Spitze  kaum  verschmälert,  ge- 
kielt, kaum  gefurcht,  mit  sehr  wenig  erweiterten  Pterygien;  Halsschild  gewölbt,  ziemlich 
grob  und  dicht  gekörnt,  breiter  als  lang,  an  den  Seiten  massig  erweitert;  Flügel- 
decken mit  wenig  tiefen  Punktstreifen,  Zwischenräume  ziemHch  grob  und  dicht  ge- 
körnt, hinter  der  Mitte  massig  zusammengedrückt,  an  der  Spitze  gemeinsam  zugespitzt, 
nicht  vorgezogen;  Fühler  pechbraun  oder  röthlich  pechbraun,  ziemlich  dick  und  kurz, 
die  äusseren  Geisselglieder  wenig  länger  als  breit;  Beine  rothbraun  mit  dunklen  Knieen. 

cT  Analsegment  behaart,  mit  grosser,  seichter  Grube,  zweites  Tarsenglied  quer, 
bedeutend  breiter  als  lang;  Schienen  sehr  schwach  gezähnelt. 

9  Flügeldecken  etwas  breiter,  flacher,  Rüssel  breiter  und  kürzer. 

Länge:  90—110  Mm. 

Dem  D,  consentaneiis  in  der  Gestalt  ähnlich,  aber  plumper,  besonders  die  99; 
von  diesem  durch  die  fast  staubartige,  äusserst  feine  und  spärliche,  aber  nicht  fleckige 
Behaarung  der  Flügeldecken,  durch  die  viel  kürzeren,  an  der  Basis  etwas  verbreiterten 
Schienen,  das  kurze,  quere  zweite  Tarsenglied,  das  beim  cT  eingedrückte,  kurz, 
aber  dicht  behaarte  Analsegment  und  die  an  der  Spitze  gemeinsam  abgerundeten, 
nicht  vorgezogenen  Flügeldecken  etc.  leicht  zu  unterscheiden. 

Auch  rothbeinigen  dalmatinus  nicht  unähnlich,  doch  hat  dalmatinus  viel  längere, 
dünnere  Fühler,  schmäleren  Kopf  und  Rüssel,  längere  und  dünnere  Schienen,  schmälere 
Tarsen,  viel  dichteres  und  längeres  Toment  etc. 

Wurde  von  mir  auf  der  Höhe  des  Volujak  (2300  M.)  an  der  bosnisch -montene- 
grinischen Grenze  1890   entdeckt   und  1891   auch  von  Professor  J.  Speiser,    dem  ich 


Ap feil) eck.    Monographie  der  zwölfistrelügen  Otioi^hyTichus-ArtQn.  649 

diese  Art  freundschaftlichst  dedicire,  auf  der  Morine  planina  (Hercegovina)  in  einem 
(9)  Exemplare  gesammelt.  Sie  lebt  unter  Steinen  in  der  Nähe  von  Schneefeldern  und 
scheint  sehr  selten  zu  sein.  Während  ich  gelegentlich  eines  sechstägigen  Aufenthaltes 
auf  der  Höhe  des  Volujak  andere  Otiorrhynchu8'ATten  in  Menge  sammelte,  fand  ich 
von  dieser  Art  nur  einige  Stücke. 

12.  I).  obsoletus  (Hiller)  Strl. 

Oblongus  vel  oblongo-ovatuSy  niger,  griseo-  vel  flavo-tomentoaus;  rostro  capite  paulo 
longim^e,  apicem  versus  evidenter  angustato,  carinato,  vix  canaliculato;  prothorace 
brevi,  lato,  latitudine  evidenter  hreviore,  convexo,  lateribus  sat  rotundato-ampliato^  con- 
fertim  rudeqiie  granulato;  elytris  punctatostriatisy  interstitiis  rüde  rugoso-granulatisj 
pone  medium  subcompressisy  apice  conjunctim  rotundatis;  antennis  brevibus^  funiculi 
articulis  externioribus  latitudine  non  longioribus;  pedibus  brevibus^  tarsorum  arti- 
culo  secundo  brevi ^  longitudine  breviore,  transversa^  rufisj  geniculis  nigris, 
cT  segmento  anali  plus  minusve  foveolato. 

y   elytris  paulo  latioribuSy  lateribus  plus  dilatatis;  rostro  latiore  et  breviore. 
Long,  8'0 — 9'0  mm. 

Stierlin,  Revision  der  europäischen  OWorrÄync/it«- Arten,  p.  31.  2.  0.  ohaotetw  M^iW. 
Redtenbachcr,  Fauna  austriaca,  3.  Aufl.,  p.  215.  O.  ohsclatus  Strl. 

Stierlin,  Basti mmangstabelle  der  europäischen  Coleopteren.  IX,  Curculionidae,  p.  21.  Z>.  ohso- 
leim  Strl. 

Varietates  et  aberrationes: 

a)  antennis  longioribus j  funiculi  articulis  ea'temioribus  latitudine  paulo  lon- 
gioribus; tomento  densiore;  pedibus  rufopiceis,  femoribus  plus  minusve  nigris:  var. 
versipellis  mihi. 

In  monte  Klekovaöa,  Bosnia, 

b)  omnino  niger,  nitidior,  vix  vel  subtilissime  tomentosus,  fere  nudus;  rudius 
granulatuSy  elytris  multo  profundius  rudiusqus  punctatostriatis ;  antennis  pedibusque 
nigris  (rarissime  tibiis  femoribusque  parce  rufopiceis):  var.  aethiops  mihi. 

In  monte  Vranica  (Bosnia)  et  in  montibus  Hungariae  merid,  (Karansebes) , 

c)  major y  robustior;  nigery  confertissime  valde  aequaliter  cinerea -tomentosus; 
subtilius  granulatus;  prothorace  convexiore  longioreque;  antennis  pedibusque  nigerrimis; 
elytris  (imprimis  in  9J  multo  latioribuSy  lateribus  ma^s  rotundato-ampliatis :  var. 
vicinus  mihi. 

Long,  10'0—11'Oy  lat  4'0—5'0  mm. 

In   alpibus  Bosniae  merid.    (Bjelasnica  planina,   Treskavica  planina,    Visocica). 

d)  minor,  confertim  inaequaliterque  cinereo-tomentosus ;  prothorace  angustiore  et 
minus  convexo;  antennis  nigris,  gracilioribus,  funiculi  articulis  externioribus  latitudine 
yaulo  longioribus,  pedibus  nigris:  var.  bulgaricus  mihi. 

In  alpibus  Bulgariae  (Vito^a  planina)  prope  Sofia. 

Typus:  Länglich-eiförmig;  schwarz;  grau  oder  gelblichgrau  tomentirt;  Rüssel 
deutlich  länger  als  der  Kopf,  gegen  die  Spitze  sehr  deutlich  und  gleiclimässig 
verschmälert,  gekielt,  kaum  gefurcht;  Halsschild  kurz,  merklich  kürzer  als  breit,  an 
den  Seiten  stark  gerundet-erweitert,  massig  gewölbt,  dicht  und  ziemlich  grob  gekörnt; 
Flügeldecken  mit  deutlichen  Punktstreifen,  die  Zwischenräume  massig  grob,  aber  dicht 
—  etwas  runzelig  —  gekörnt,  hinter  der  Mitte  massig  zusammengedrückt,  an  der 
Spitze  gemeinsam  abgerundet;  Fühler  kurz,  die  äusseren  Geisseiglieder  nicht 
länger  als  breit;  Beine  kurz,  rothbraun,  mit  schwarzen  Knieen. 


650  III.  Naturwissenschaft. 

cf  Analsegment  eingedrückt,  mit  meist  deutlicher,  wenig  tiefer,  grosser,  runder 
Grube;  zweites  Tarsenglied  quer,  deutlich  breiter  als  lang. 

9  Flügeldecken  breiter,  an  den  Seiten  stärker  ausgebaucht;  Rüssel  etwas  kürzer. 

Länge:  80—90  Mm. 

In  den  österreichischen  Alpenländern,  alpin  unter  Steinen. 

Eine  gut  begrenzte  Art.  Er  ist  kleinen  pulverulentus  und  dalmatinus  ähnlieh, 
unterscheidet  sich  von  beiden  jedoch  durch  den  zur  Spitze  deutlich  und  gleich- 
massig  verschmälerten  Rüssel,  kurze,  gedrungene  Fühler,  deren  äussere  Geissei- 
glieder nicht  (oder  sehr  selten  ein  wenig)  länger  als  breit  sind,  kürzere  Beine,  beson- 
ders kurze  Schienen,  breitere  Tarsen  und  beim  cP  deutlich  queres  zweites  Tarsenglied.  Von 
contractus  Hampe  durch  die  gleichmässig  tomentirten,  nicht  gefleckten  Flügeldecken, 
kürzere  Schienen  und  Tarsen  etc.  verschieden. 

Er  variirt: 

a)  Fühler  länger,  die  äusseren  Geisselglieder  etwas  länger  als  breit;  Flügeldecken 
viel  stärker  und  dichter  tomentirt;  Beine  röthlich  pechbraun,  mit  mehr  oder  weniger 
geschwärzten  Schenkeln:  var.  versipellis  mihi. 

Auf  der  Klekovaöa-Planina  (Bosnien)  unter  Steinen.  (Alpin.) 

b)  Tiefschwarz,  glänzender,  kaum  tomentirt;  gröber  sculpirt,  mit  viel  tieferen 
und  breiteren  Punktstreifen,  (die  mitunter  breiter  sind  als  die  Zwischenräume);  Beine 
und  Fühler  tiefschwarz;  9  meist  viel  plumper  als  typische  obaoletus -  ^  g y  mit  seitlich 
sehr  stark  bauchig  erweiterten,    steiler  abfallenden  Flügeldecken:    var.  aethiops  mihi. 

Auf  der  Vranica  planina  (Bosnien),  alpin,  unter  Steinen  und  auf  der  Höhe  der 
Karansebeser  Gebirge  (E.  Merkl),  ebenso. 

c)  Viel  grösser  und  plumper;  sehr  dicht  und  gleichmässig  hellgrau  tomentirt, 
ziemlich  fein  gekörnt,  Flügeldecken  —  besonders  beim  9  —  stark  bauchig  erweitert; 
Fühler  und  Beine  schwarz:  var.  vicinus  mihi. 

Länge:  100— ll'O  Mm.,  Breite:  40— 50  Mm. 

Auf  der  Bjelasnica,  Treskavica  und  Visoöica  planina,  alpin,  unter  Steinen. 

Der  Stammform  schon  ganz  unähnlich,  sieht  diese  Form  des  obsoletus  dem  pul- 
verulentus var.  omi  und  dalmatinus  täuschend  ähnlich,  unterscheidet  sich  von  beiden 
jedoch  durch  den  zur  Spitze  deutlich  und  gleichmässig  verschmälerten  Rüssel, 
kürzere  Fühler,  kürzere  Schienen  und  Tarsen. 

d)  Kleiner,  dicht,  aber  ungleichmässig  fleckig,  hellgrau  tomentirt,  grob  gekörnt; 
Fühler  schlanker,  die  äusseren  Geisselglieder  etwas  länger  als  breit,  Beine  schwarz, 
Halsschild  schmäler,  weniger  gewölbt:  var.  hulgaricus  mihi. 

Auf  der  Vitoäa  planina  bei  Sofia  an  der  Baumgrenze  auf  niederen  Tannen  von 
mir  in  mehreren  Exemplaren  gesammelt. 

D.  Verwandte  des  contractus. 

Halsschild  und  Flügeldecken  grob  gekörnt  oder  grob  runzelig-gekörnt, 
Körper  länglich -eiförmig  (oder  höchstens  beim  9  eiförmig),  AnaUegment 
des  cf  an  der  Spitze  lang  behaart,  mit  meist  goldgelben,  nach  innen  ge- 
krümmten Haarbüscheln,  welche  sich  auch  in  absteigender  Grösse  (Länge) 
auf  der  Mitte  der  hinteren  Abdominalsegmente  zeigen. 

13.  D.  contracttis  Hampe. 

Oblongo-ovatus,  niger;  rostro  capite  paulo  longiore,  apicem  versus  evidenter 
aequaliterque  angustato,  carinato;  prothorace  latitudine paulo  breviore^  subconvexo, 


Apfelbeck.    Monographie  der  zwölfstreifigen  Otiorrhifnchus- Arten.  651 

confertim  rudeque  granulato;  elytris  plus  minusve  profuiide  punctatostriatis,  interstitiis 
aeqtialiter  confertimque  rüde  granulatis  vel  rugoso-granulatiSy  pone  medium  subcompressisy 
apice  conjunctim  rotundatis,  parce  maculis  plus  minusve  metalles centibus  obsolete 
vestitis;  antennis  brevibuSy  funiculi  articulis  externioribus  latitudine  paulo  longiori- 
bus;  pedibus  rufis,  geniculis  obscurioHbus  vel  nigris.    Long,  8  0 — 9'0  mm. 

cT  segmento  anali  non  impresso y  apice  fasciculato. 

2  elytris  latioribuSy  lateribus  magis  ampliatis;  prothorace  angustiore;  rostro  bre- 
viore;    antennis  bremoribus,  funiculi  articulis  externioribus  latitudine  vix  longioribus. 

Transsylvania. 

Stierlin,  Revision  der  europäischen  Otiorrhynch\is-A.rieny  p.  32.  3. 

^$tie^lin,  Bestimmungstabelle  der  europäischen  Coleopteren.  IX,  Curculionidae,  p.  21. 

Länglich-eiförmig,  schwarz;  Rüssel  wenig  länger  als  der  Kopf,  zur  Spitze  deut- 
lich und  gleichmässig  verschmälert,  gekielt,  schwach  oder  nicht  gefurcht;  Hals- 
schild etwas  kürzer  als  breit,  an  den  Seiten  wenig  erweitert,  schwach  convex,  dicht 
und  ziemlich  grob  gekörnt;  Flügeldecken  mit  mehr  oder  minder  tiefen  Punktstreifen  und 
gleichmässig  und  dicht  gekörnten,  mitunter  etwas  gerunzelten  Zwischenräumen, 
hinter  der  Mitte  wenig  compress,  gemeinsam  zugespitzt-abgerundet,  mit  sehr  zerstreuten 
grauen,  grünlichen  oder  goldgrünen,  mehr  oder  minder  deutlich  metallischen  Haar- 
flecken: Fühler  kurz,  die  äusseren  Geisselglieder  wenig  länger  als  breit;  Beine  roth- 
braun mit  dunkleren  oder  schwarzen  Knieen. 

c?  Analsegment  nicht  eingedrückt,  an  der  Spitze  lang  goldgelb  behaart  (be- 
büschelt). 

9  Flügeldecken  breiter,  an  den  Seiten  stärker  erweitert;  Halsschild  schmäler;  Rüssel 
kürzer;    Fühler  kürzer;    die  äusseren  Geisselglieder  kaum  oder  nicht  länger  als  breit. 

Länge:  80— 90  Mm. 

In  Siebenbürgen  in  Tannenwäldern  (Fuss). 

Dem  jD.  obsoletus  nahe  verwandt,  von  ihm  durch  die  metallisch  gefleckten 
Flügeldecken,  längeren  Fühler,  Schienen  und  Tarsen  und  das  lang  behaarte  Anal- 
segment des  cT  verschieden. 

Die  mir  vorliegenden  typischen  Stücke  des  contractus  (ex  Coli.  Fussi)  haben 
sämmtlich  mehr  oder  minder  deutHch  metallische  Flecken  auf  den  Flügeldecken,  einige 
sogar  goldgrüne.  Dr.  Stierlin  erwähnt  in  seiner  „Revision  der  europäischen  Otior- 
rhynchuS'Arten^  (p.  32)  nichts  von  dieser  Metallescenz,  sagt  vielmehr:  „elytris  obsolete 
cinereo-maculatis". 

Ich  habe  auch  solche  Stücke  verglichen,  doch  Hess  sich  auch  bei  diesen  —  be- 
sonders nach  erfolgter  Reinigung  mit  Benzin  —  unter  der  Loupe  die  Metallescenz, 
wenn  auch  schwach,  doch  deutlich  wahrnehmen. 

Dr.  Stierlin  sagt  in  der  Diagnose  des  contractus  vom  Halsschild:  „latitudine 
paulo  longiore",  was  entschieden  falsch  ist.  Bei  allen  Dodecastichen  ist  der  Halsschild 
breiter  als  lang,  und  nur  bei  Heydeni  und  selten  bei  dalmatinus  wird  derselbe  höch- 
stens so  lang  als  breit.    Bei  contractus  ist  er  deutlich  etwas  kürzer  als  breit. 

Diese  Art  scheint  sehr  selten  zu  sein.  Die  meisten  Thiere,  die  ich  als  contractus 
aus  Siebenbürgen  erhielt,  waren  D.  pulverulentus  ab.  conspurcatus  oder  pulverulentus 
var.  rumicis  mihi. 

14.  D,  dolomitae  Eieseuw. 

Oblo7igO'Ovatus,  niger,  ginseo-  vel  ßavo-tomentosus;  capite  lato;  rostro  lato,  capite 
vix  angustiore  et  paulo  longiorey  apicem  versus  evidenter  aequaliterque  an  gu- 
stat Oy  carinato;  prothorace  latitudine  breviore^  lateribus  sat  dilatato,  supra  subconvexo, 


III.  NatarwiHBciiflchaft. 

lateribus  i'ude  granulato  et  confertim  crinitOj  dorso  rugoso-punctatOj  imdo;  elytrls 
lateribus  parum  rotundato-ampliatisy  pone  medium  compressis,  sat  profunde  striato- 
punctatisy  interstitiis  plus  minu»ve  contexis,  valde  inaequaliter;  j)arce  confertim 
Tudeque  rugoso-granulatis^  nitidis,  maculis  griseis  vel  cinereo-viridibus  non  vel  vix 
metallescentibus  plus  minusve  confertim  vestitis;  antennis  nigro-  vel  rtifapiceisy  brevibus^ 
funiculi  articulis  externioribus  non  (^)  vel  paulo  (d")  longioribus;  pedibus  bre- 
mbus,  rufis  vel  rufopiceis^  geniculis  obscurioribus. 

J"  segmento  anali  non  impresso y  apice  fasciculato,  tarsorum  articulo  secundo 
longitudine  nonnihil  latiore^  subtransverso,  tibiis  sub-denticulatis. 

2   elytris  latioHbus;  rostro  paulo  breinore  latioreque. 

Long.  8'0 — 90  mm. 

In  alpibus  Tirolis, 

Stierlln,  Bestimmun^stahcllc  der  ouropäisclien  Colpopteron.  IX,  Curcnlionidao,  p.  21. 
Sti erlin,  Mittheilungen  der  Schweiz,  entomolog.  GesollKchaft- 

Länglich-eiförmig,  schwarz,  grau,  gelblichgran  oder  grünlichgrau  tomentirt,  Toment 
nicht  oder  kaum  metallisch;  Kopf  breit;  Rüssel  an  der  Basis  kaum  schmäler  als 
der  Kopf  und  sehr  wenig  länger  als  dieser,  zur  Spitze  deutlich  und  gleich- 
massig  verengt,  gekielt;  Halsschild  breiter  als  lang,  an  den  Seiten  ziemlich  stark 
erweitert,  oben  kaum  gewölbt,  an  den  Seiten  gekörnt  und  stark  behaart,  auf  der 
Scheibe  nackt  und  grob  runzelig-punktirt ;  Flügeldecken  an  den  Seiten  wenig  erweitert, 
wenig  breiter  als  der  Halsschild,  hinter  der  Mitte  ziemlich  stark  zusammengedrückt, 
mit  tiefen  Punktstreifen,  die  Zwischenräume  theilweise  mehr  oder  minder  gewölbt,  sehr 
ungleichmässig,  theilweise  dicht  und  grob  runzelig-gekörnt,  mit  gelblich  oder  grünlich- 
grauen, kaum  oder  nicht  metallischen  Haarflecken  ziemlich  dicht  bekleidet;  Fühler 
kurz,  gedrungen,  die  äusseren  Geisselglieder  nicht  (9)  oder  sehr  wenig  (cf)  länger 
als  breit;  Beine  roth  oder  röthlich  pechbraun  mit  dunklen  Knieen. 

cT  Analscgment  nicht  eingedrückt,  an  der  Spitze  mit  langen,  goldgelben 
Haarbüscheln,  zweites  Tarsenglied  etwas  breiter  als  lang,  schwach  quer.  Schienen 
sehr  schwach  gezähnelt. 

$   Flügeldecken  breiter,  Rüssel  etwas  kürzer  und  breiter. 

Länge:  8-0— 9*0  Mm. 

In  den  Tiroler  Alpen. 

Stierlin  stellt  den  D.  dolomitae  in  seiner  „Bestimmungstabelle  der  europäischen 
Coleopteren.  IX,  Curculionidae",  p.  21,  ganz  richtig  unter  „Flügeldecken  länglich- 
eiförmig",  aber  ganz  unrichtig  zu  geniculatus,^)  von  dem  er  ihn  nur  durch:  „Stirne 
merklich  breiter  als  der  Durchmesser  eines  Auges,  Vorderschienen  innen  nicht  ge- 
zähnelt^ unterscheidet.  Diese  beiden  Unterschiede  sind  zu  einer  specifischen  Trennung 
nicht  verwerthbar,  da  sie  variabel  sind.  D.  dolomitae  ist  mit  geniculatus  kaum  ver- 
wandt und  unterscheidet  sich  von  ihm  ausser  den  auch  beim  $  länglich-eiförmigen 
(höchstens  eiförmig,  nie  aber  breit- eiförmig  wie  geniculattis  9)  —  bedeutend  schmä- 
leren —  Flügeldecken  noch  durch  den  breiten  Kopf,  an  der  Basis  sehr  breiten, 
vom  Kopfe  nicht  abgesetzten,  kurzen,  zur  Spitze  deuthch  und  gleichmässig 
verengten  Rüssel,  kürzere  und  dickere  Fühler,  viel  gröbere  und  ungleichmässigere, 
zum  Theile  grob-runzelige  Sculptur  der  Flügeldecken  und  ganz  besonders  durch  das 
langbebüschelte  Analsegment  des  cT. 

Von  Z).  contractus  unterscheidet  sich  dolomitae  durch  die  ungleichmässigc  Sculptur 
des  Halsschildcs  und  der  Flügeldecken,  breitere,   quere  Tarsen,   grössere   und  dichter 

*)  Oeniculaius  gehört  wie  inflatua  zu  „Flügeldecken  kurz-eiförmig". 


Apfelbeck.    Monographie  der  zwttlfstreifigen  Otiorrhynchus-Arten.  böo 

gedrängte,    ineinanderfliessende   Haarfleeken    und   viel   schwächere,    kaum    bemerkbare 
Metallescenz  derselben. 

15.  !>•  aurosignattis  mihi  sp.  nor. 

Oblongo-ovattts,  nigery  capite  lato;  rostro  brevij  capite  paulo  longiorey  apicem 
versus  evidenter  aequaliterque  angustato,  caHnatOj  supra  piano;  prothorace  lati- 
tudine  bi'eciore,  confertim  rmäeque  granulatOy  dorso  rugoso-granulato  vel  riigosopunctatOy 
lateribus  modice  rotundatoampliatOy  subconvexo;  elytris  lateribxis  parum  dilatatis,  sub- 
til iter  punctatostriatisy  interstitiis  inaequaliter  parum  confertim,  rudeque  rugoso- 
granulatis,  maculis  au  reis  vel  viridi-aureis  confertim  vestitisy  apice  conjunctim 
rotundatis;  antennis  mediocHbus,  piceis  vel  i'ufopiceiSy  funiculi  articulis  extemioribus 
latitudine  paulo  longioribus;  pedibus  i'ufis,  geniculis  nigris. 

Long.  80 — ll'O  mm. 

d*  segmento  anali  non  impresso y  apice  fasciculato;  tarsorum  articulo  secundo 
trän  SV  er  so,  latitudine  evidenter  breviore. 

9  elytris  latior^bus,  ovatis,  lateribus  magis  rotundato-ampliatis;  rostro  breviore; 
prothorace  paulo  angustiore. 

Aberrationes  et  varietates: 

a)  pedibus  obscuHoi-ibus  vel  nigris:  ab.  obscuripes  mihi. 

b)  elytris  subtilissime  vel  non  punctatostriatis,  rugoso-granulatis,  granis  depla- 
natis,  obsolet iSy  maculis  cupreis  valde  metallescentibtis  obsolete  vestitis  vel  fere  nudis; 
antennis  brevioribus,  funiculi  articulis  extemioribus  subglobosis,  latitudine 
non  longioribus;  prothorace  latioi-e,  lateribus  fortius  rotundato-ampliato :  var.  vlasul- 
jensis  mihi. 

In  alpibus  ad  fines  Montenegri  ed  Ilercegavinae  (Volujak,  Vlasulja,  Morine  planina). 

c)  prothorace  fortius  granulato;  rostro  paulo  longiore;  elytrorum  maciclis  minus 
metallescentibus :  var.  rhodopensis  mihi. 

In  alpibus  Bulgariae  merid.;  Rhodo-pe  (Demir-kapu) ;  VitoSa  planina, 

LängKch-eiförmig,  schwarz,  ziemlich  glänzend;  Kopf  breit,  Rüssel  kurz,  wenig 
oder  kaum  länger  als  der  Kopf,  zur  Spitze  deutlich  und  gleichmässig  ver- 
schmälert, gekielt,  oben  eben  (nicht  gefurcht);  Halsschild  breiter  als  lang,  dicht  ge- 
körnt, auf  der  Scheibe,  besonders  gegen  den  Vorderrand  zu,  runzelig -gekörnt  oder 
runzelig-punktirt,  an  den  Seiten  massig  erweitert,  oben  wenig  gewölbt;  Flügeldecken 
beim  c^  an  den  Seiten  sehr  wenig  ausgebaucht,  mit  feinen  Punktstreifen,  die 
Zwischenräume  ungleichmässig  und  wenig  dicht  runzelig-gekörnt,  mit  hellgrünen 
oder  goldgrünen,  stark  metallischen  Haarflecken  dicht  bekleidet,  an  der  Spitze  ge- 
meinsam abgerundet;  Fühler  massig  lang,  pechbraun  oder  röthlich,  die  äusseren  Qeisscl- 
glieder  wenig  länger  als  breit;  Beine  rothbraun  mit  schwarzen  Knieen. 

Länge:  80— 11-0  Mm. 

cT  Analsegment  nicht  eingedrückt,  an  der  Spitze  mit  goldgelben  Haar- 
büscheln, zweites  Tarsenglied  quer,  bedeutend  breiter  als  lang. 

2  Flügeldecken  breiter,  eiförmig,  seitlich  stärker  ausgebaucht;  Rüssel  kürzer, 
Halsschild  etwas  schmäler. 

In  der  mittleren  Waldregion  der  südbosnischen  Gebirge  auf  Nadelholz  sehr 
häufig  und  weit  verbreitet. 

Er  variirt: 

a)  Beine  dunkler  oder  ganz  schwarz:  ab.  obscuripes  mihi. 


654  ni.  Naturwissenschaft. 

b) Flügeldecken  ohne  oder  mit  sehr  feinen  Punktstreifen,  Zwischenräume  verloschen 
runzelig-gekörnt,  die  Körner  ganz  abgeflacht,  meist  nur  Spuren  davon;  mit  kupfrigen, 
stark  metallischen,  sehr  zerstreuten  Haai-flecken  oder  fast  nackt;  Fühler  viel  kürzer 
und  gedrungener,  die  äusseren  Geisselglieder  nicht  länger  als  breit,  fast  kugelig; 
Halsschild  breiter,   an   den  Seiten   stärker  gerundet-erweitert:  var.  vlasuljensis  mihi. 

Auf  der  Höhe  des  Vojulak  und  der  Vlasulja  an  der  bosnisch-montenegrinischen 
Grenze  unter  Steinen.    Hochalpine  Form. 

Die  alpinen  Stücke  von  der  Visoöica  planina  (Hercegovina)  vermitteln  einen  Ueber 
gang  von  der  typischen  Form  zur  var.  vlasuljensis. 

c)  Halsschild  gröber  gekörnt,  Rüssel  etwas  länger,  Haarflecken  der  Flügeldecken 
schwächer  metallisch:  var.  rhodopensis  mihi. 

Im  Rhodopegebirge  bei  Demir-Kapu  und  auf  der  VitoSa  planina  bei  Sofia  von  mir 
auf  Nadelholz  in  mehreren  Stücken  gesammelt. 

Der  typische  aurosignatus  ist  dem  D.  contractus  etwas  ähnlich,  unterscheidet  sich 
von  ihm  aber  durch  die  viel  unregelmässigere  Sculptur,  die  hellgrünen  dichten  Haar- 
flecken und  die  breiteren  Tarsen,  besonders  das  quere  zweite  Tarsenglied  des  cT. 

Am  nächsten  verwandt  ist  er  mit  dolomitae  Kiesenw.,  von  dem  er  sich  nur  durch 
die  hellgrünen  oder  goldgrünen,  stark  metallischen,  rundlichen,  wenig  oder  nicht 
ineinanderfliessenden  Haarflecken,  längere  Fühler  und  breitere  Tarsen  (beim  <S  queres 
zweites  TarsengUed)  unterscheidet. 

Von  geniculatus  ist  er  durch  die  längliche  Gestalt,  kürzere  und  gedrungenere 
Fühler,  breitere  Tarsen  und  den  Kopf-  und  Rüsselbau  sehr  verschieden.  (S.  Taf.  XVI, 
links:  geniculatus  1,  2,  3;  rechts:  aurosignatus  4,  5.  6.) 

16.  1>.  Moldovensis  mihi  sp.  nor. 

OblongO'OvatuSy  niger,  parce  cinereo-tomentosus ;  rostro  carinaiOy  piano,  capits  paulo 
longiore,  ajncem  versus  (in  (^)  evidenter  angustato;  prothorace  rüde  confertimque  granu- 
lato,  lateHhus  modice  dilatato,  subconvexo,  latitudine  hreviore;  elytris  sat  profunde 
punctatostriatis,  interstitiis  inaequaliter  confertimque  rude-granulatis,  lateribus  parum 
rotundato-ampliatis,  pone  medium  sat  compressis,  tomento  cinereo  maculatim  sub-conden- 
sato  variegatis;  antennis  mediocribus,  nonnihil  inci*assatiSj  funiculi  articulis  extemioribus 
latitudine  paulo  longioribus;  pedibus  rufis,  geniculis  nigris. 

Long.  9'5  mm, 

cT  subtus  impressuSy  segmento  anali  apice  profunde  transversim  canaliculato, 
fasciculato;  tarsorum  artictilo  secundo  transverso, 

9  elytHs paulo  latioribus,  lateribus  magis  rotundatoampliatis,  pone  medium  minus 
compressis;  rostro  apicem  versus  minus  angustato. 

Moldova,  Hungaria  merid,  (a  dorn.  E.  Merkl  communicatus). 

Länglich-eiförmig,  schwarz,  spärlich  grau  behaart;  Rüssel  gekielt,  nicht  gefurcht, 
etwas  länger  als  der  Kopf,  gegen  die  Spitze  beim  cf  deutlich  und  gleichmässig  ver- 
schmälert; Halsschild  grob  und  ziemlich  dicht  gekörnt,  an  den  Seiten  massig  erweitert, 
schwach  gewölbt,  breiter  als  lang;  Flügeldecken  an  den  Seiten  wenig  ausgebaucht, 
beim  cf  hinter  der  Mitte  seitlich  stark  zusammengedrückt,  mit  ziemlich  tiefen  Punkt- 
streifen, die  Zwischenräume  grob  und  dicht  gekörnt,  mit  mehr  oder  minder  dichten,  grauen 
oder  gelbUchgrauen  Haarflecken;  Fühler  von  mittlerer  Länge,  etwas  verdickt,  die 
äusseren  Geisselgheder  etwas  länger  als  breit;  Beine  rothbraun  mit  schwarzen  Knieen. 

Länge:  9'5  Mm. 


Apfelbeck.    Monographie  der  zwölfstreifigen  Otiorrhynchua-Arien.  655 

cT  Analsegment  an  der  Spitze  tief^  quer  eingedrückt  und  lang  behaart;  zweites 
Tarsenglied  deutlich  quer. 

9  Flügeldecken  etwas  breiter,  etwas  mehr  ausgebaucht,  hinter  der  Mitte  weniger 
compress;  Rüssel  gegen  die  Spitze  weniger  verschmälert. 

Von  Herrn  E.  Merkl  bei  Moldowa  (Südungarn)  gesammelt. 

Er  ist  dem  D.  ohsoletus  nahe  verwandt,  unterscheidet  sich  von  ihm  jedoch  durch 
das  an  der  Spitze  quer  und  tief  eingedrückte,  lang  behaarte  Analsegment  des  cT, 
gefleckte  Flügeldecken  und  längere  Fühler;  von  D.  contractvs  durch  den  Bau  des 
Analsegmentes,  das  quere  zweite  Tarsenglied  und  nicht  metallische  Flecken  der  Flügel- 
decken; von  pulverulentus  —  dem  er  sehr  ähnlich  sieht  —  durch  Bau  des  Rüssels, 
des  Analsegmentes,  die  queren  zweiten  Tarsenglieder,  viel  kürzere,  gedrungenere  Fühler. 


A-nhang". 

Systematische  Uebersicht  der  Dodecastichen  mit  Angabe  ilirer 

Verbreitung. 

1.  Heydeni  Strl.  Istria,  Croatia,  Bosnia,  Hercegovina,  Dalmatia.    0  (ora  maritima)  — 

600  M. 

2.  mastix  Oliv.    Austria  inf.,   Styria,  Hungaria,  Carniolia,   Carinthia,  Istria,  Croatia. 

Montes  med. 
ah.  pruino8U8  Germ, 
ab.  scabricollis  Germ. 

3.  turgidus  Germ.    Dalmatia,  Hercegovina,  Bosnia  occ,  Croatia  merid.    0 — 1800  M. 

ab.  dulcis  Germ. 

ab.  velebiticus  Apfelb. 
var.  brevipes  Apfelb.    Hercegovina. 
var.  bilekensis  Apfelb.    Hercegovina  (Bilek). 

4.  Reiseri  Apfelb.    Alpes  Hercegov.  centr.    1800—2000  M. 

5.  vranensis  Apfelb.    Alpes  Hercegov.  centr.    1800—2000  M. 

6.  inüatus  Schönh.    Silesia,  Hungaria,  Bohemia,  Moravia,  Tirolis  (?),  Illyria,  Croatia, 

Bosnia  bor.,  Carniolia,  Carinthia,  Styria.    Montes  med. 
ah,  picipennis  Strl. 
ab.  8alebro8U8  Schönh. 
yB,r.  florentinus  Apfelb.    Italia  bor. 

7.  geniculatus  Germ.    Silesia  (?),  Moravia,   Bohemia,   Austria  inf.  et  sup.,   Bavaria, 

Tirolis,  Styria,  Hungaria,  Croatia,  Bosnia  bor.  et  occ. 
ab.  capellae  Apfelb. 
YBT.Ganglbaueri  Apfelb.    Bosnia  merid.    1000 — 1600  M. 
YBLr.  EppeUheimi  Apfelb.    Bosnia  merid.    1600 — 1700  M. 
var  herbiphagu8  Apfelb.    Alpes  Bosniae  merid.    1800  M. 


656  III.  Naturwissenschaft. 

8.  pulverulcDtus  Germ.    Austria  inf.,  Styria,  Carinthia,  Carniolia,  Tirolis  (?),  Illyria, 

Istria,  Croatia,  Dalmatia  bor.,  Hungaria,  Bosnia,  Bulgaria. 

ah.  periscelis  Schönh. 

ab.  adumbratus  Dej. 

ab.  Hopffgarteni  StrL 
var.  orni  Apfelb.    Bosnia  merid.    500 — 1000  M. 
var.  rumicis  Apfelb.    Transsylvaniae  alpes.    1800  M. 

9.  dalmatiDus  Gyllh.     Dalmatia   centr.  et   merid.,    Hereegovina,    Montenegro,    Italia. 

0—500  M. 
ab.  lauri  Strl. 
var.  velezianus  Apfelb.    Alpes  Hercegov.    1800 — 2000  AI. 

10.  coDsentaneus  Schönh.    Dalmatia,  Hereegovina,  Montenegro,  Italia.    0 — 300  M. 

var.  crivo8cianu8  Apfelb.    Dalmatia  merid.    1000 — 1600  M. 
var.  dryadis  Apfelb.    Alpes  Hercegov.  et  Montenegro    2000  M. 
var.  preslicensis  Apfelb.    Montes  Hercegov.    300  —  1 200  M. 

11.  Speiseri  Apfelb.    Alpes  Hercegov.  et  Montenegri.    1700 — 2200  M. 

12.  contractus  Hampe.    Transsylvaniae  alpes  (in  regione  subalpina). 

13.  dolomitae  Kiesenw.    Alpes  Tirolis. 

14.  aurosignatus  Apfelb.    Bosnia  merid.  et  or.    1000 — 1600  M. 

ab.  obsciiripes  Apfelb. 
var.  vlasuljensis   Apfelb.    Alpes  Hercegov.  et  Montenegri.    2300  M. 
var.  rhodopensis  Apfelb.    Alpes  Bulgariae.    2000  M. 

15.  obsoletus  (Miller)  Strl.    Alpes  Austriae,  Carinthiae,  Carnioliae. 

var.  versipellis  Apfelb.    Alpes  Bosniae  occ.    1800 — 1900  M. 

var.  aethiops  Apfelb.     Alpes   Bosniae  merid.  et  Hungariae  merid.   (Karan- 

sebes).    1800— 2000  M. 
var.  vicinus  Apfelb.  Alpes  Bosniae  merid.   1800 — 2000  M. 
var.  hulgaricus  Apfelb.    Alpes  Bulgariae.    2000  M. 

16.  Moldovensis  Apfelb.    Hungaria  merid.  (Moldova). 


Vogelleben  am  Utovo  Blato. 

Von 

Dr.  Curt  Floericke. 


Nur  wenige  Tage  hindurch  war  es  mir  vergönnt,  an  dem  durch  die  temperament- 
vollen Schilderangen  Hans  v.  Ka  dich 's  den  Ornithologen  schon  bekannt  gewordenen 
Utovo  Blato  zu  verweilen,  aber  diese  Tage  werden  stets  zu  den  schönsten  und  unver- 
gesslichsten  meines  Lebens  zählen,  weil  sie  den  nordischen  Fremdling  eine  Vogelwelt 
von  ungeahnter  Formenfülle,  von  nahezu  tropischer  Farbenpracht  schauen  Hessen,  weil 
sie  ihn  bekannt  machten  mit  mancher  noch  nie  lebend  gesehenen  Art,  mit  ihrer  Stimme 
und  ihren  Bewegungen,  mit  ihrer  Nistweise  und  mit  ihren  Charaktereigenschaften. 
Jeder  Tag  bot  seine  neuen  Reize  und  Ueberraschungen,  an  jedem  Tage  schien  sich 
der  Formen-  und  Individuenreichthum  dieses  ornithologischen  Dorados  noch  zu  vermehren, 
und  es  that  mir  deshalb  doppelt  leid,  durch  die  Umstände  gezwungen,  so  bald  schon 
wieder  von  demselben  scheiden  zu  müssen.  Wie  verklärt  stehen  jetzt  in  der  Erin- 
nerung jene  weihevollen  Stunden  vor  mir,  wo  das  entzückte  Auge  mit  immer  neuem 
Vergnügen  dem  rasenden  Fluge  des  Alpenseglers  oder  dem  schleichenden  Gange  der 
Seiden-  und  Rallenreiher  folgte,  wo  es  sich  weidete  an  der  bunten  und  doch  so  un- 
endlich zarten  Farbenpracht  der  Bienenfresser  oder  an  den  unvergleichlichen  Taucher- 
künsten der  Zwergscharben,  wo  die  langgedehnten  Schlangenlinien  der  Ibisse  unter 
dem  südlich  blauen  Himmel  einherzogen  und  die  silberschimmernden  Gestalten  der 
Edel-  und  Löffelreiher  ihre  Farbennuancen  in  das  lebensvolle  Bild  hereinspielen  Hessen. 

Schon  der  Weg  von  unserem  einfachen  Gasthause  in  Dra6evo  bis  zum  eigentlichen 
Sumpfe  bot  gewöhnlich  Gelegenheit  zu  anziehenden  Naturbeobachtungen,  denn  gerade 
hier  tummelten  sich  Bienenfresser  und  Alpen  segler  mit  Vorliebe  in  hoher  Luft,  und 
in  dem  niedrigen  Dorngestrüpp  zu  beiden  Seiten  der  Chaussee  Hess  die  niedliche  Sylvia 
suhalpina  ihren  anmuthenden  Gesang  erschallen,  dabei  auf  kurze  Augenblicke  ihre 
schön  gefärbte  Brust  zeigend  oder  wohl  ganz  frei  aaf  den  höchsten  Spitzen  des  Juden- 
doms sich  wiegend,  um  gleich  darauf  wieder  in  dem  undurchdringlichen  Dickicht  zu 
verschwinden,  wo  nur  bisweilen  eine  kaum  merkliche  Bewegung  der  zartgrünen  jungen 
Blätter  ihr  verstecktes  Dasein  verräth.  In  ihrer  unmittelbaren  Nachbarschaft  treibt 
der  eben  so  einfach  wie  anmuthig  gezeichnete  Ohrensteinschmätzer  sein  anziehendes 
Wesen,  singt  in  aufrecht  steiler  Stellung  sein  anöpruchsloses  Lied  in  die  kühle  Morgenluft, 
stelzt  das  Schwänzchen,  jagt  hinter  einem  vorüberlaufenden  Käfer  her,  macht  ein 
paar  zierliche  Verbeugungen  und  eilt  dann  in  charakteristischem  hüpfendem  Fluge 
davon,  um  an  einer  anderen  Stelle  das  gleiche  Spiel  zu  wiederholen.  Unter  solcherlei 
Wahrnehmungen  gelangen  wir  an  die  den  Abfluss  des  Utovo-Blato  bildende,  zu  beiden 
Seiten  meist  von  dornigem  Gestrüpp  umsäumte  Krupa,  wo  bereits  unser  von  der   sen- 

Band  III.  42 


658  III.  Naturwissenschaft. 

gcnden    Sonne   des   Südens  rothbraun  gebrannter  hercegovinischer  Ruderer  mit  seinem 
kleinen,  leichten,  flachen  Kahn  auf  uns  wartet. 

Lautlos  gleitet  das  schwanke  Fahrzeug  über  den  ruhigen  Wasserspiegel.  Sumpf- 
und  Landschildkröten  sonnen  sich  am  Ufer,  Aeskulapnattern  haben  sich  daneben  knäuel- 
weise um  die  Weidenzweige  gewickelt,  und  die  dreistreifige  Varietät  der  Ringelnatter 
schwimmt  mit  Staunens werther  Gewandtheit  und  züngelnd  erhobenem  Köpfchen  durch 
die  Flutheu.  Turtel-  und  Felsentauben  beleben  das  Gebtisch,  auf  dessen  Spitzen  Grau- 
ammern und  rothrUckige  Würger  sitzen,  während  aus  lauschig  grünem  Versteck  die 
leiernden  Strophen  der  Dorngrasmücke  oder  das  bunte  Kauderwelsch  des  Teichrohr- 
sängers hervortönen.  Allmälig  verändert  sich  das  Landschaftsbild;  die  Krupa  nimmt 
immer  mehr  Sumpfcharakter  an,  sie  beginnt  sich  zu  verflachen  und  in  eine  Unzahl 
seichter  Arme  zu  theilen,  welche  zahllose  schilf-  und  binsenbewachsene  Inseln  und  Insel- 
chen bilden.  Das  ist  das  rechte  Terrain  für  die  verschiedenen  Reiherarten,  welche  hier 
mühelos  die  ausgiebigste  Nahrung  finden.  Ueberall  sieht  man  deshalb  ihre  geduckt 
umherschleichenden  oder  in  lächerlich  steifer  Pfahlstellung  träge  der  Ruhe  und  Ver- 
dauung pflegenden,  aber  dabei  doch  scharf  und  misstrauisch  die  Umgebung  mustern- 
den Gestalten.  Da  sind  als  die  schönsten  von  Allen  die  wunderbar  silberweissen 
Seidenreiher  mit  den  zarten,  zerschlissenen  Schmuckfedern;  weniger  scheu  als  sie 
zeigen  sich  die  auf  den  Rücken  mit  Rothgelb  überhauchten  und  allenthalben  sehr  zahl- 
reich vorhandenen  Rallenreiher;  Purpur-  und  Fischreiher  haben  nicht  das  Anmuthige 
ihrer  kleineren  Verwandten,  sondern  im  Gegen theil  ti'eten  die  vielen  hässlichen  und 
widerwärtigen  Seiten  der  Reihernatur  bei  ihnen  stärker  hervor.  Die  Hoffnung,  auf 
dem  Utovo  Blato  eine  Reihercolonie  in  voller  Thätigkeit  zu  Gesichte  zu  bekommen, 
hat  mich  leider  getäuscht.  Die  in  ihrem  Brutgeschäft  ohnehin  höchst  launischen  und 
unberechenbaren  Vögel  wurden  sowohl  durch  die  heuer  abnorm  verspätete  Entwicklung 
der  ganzen  Natur,  als  auch  insbesondere  durch  die  von  böswilliger  Hand  angelegten 
und  fast  ununterbrochen  wüthenden  Schilf-  und  Rohrbrände  auf  dem  Blato  verhindert, 
während  meines  dortigen  Aufenthaltes  zum  Nisten  zu  schreiten.  Da,  wo  die  Ufer 
freie,  von  Pflanzenwuchs  entblösste  Lehm-  oder  Schlammstellen  zeigen,  treff'en  wir  die 
verschiedenen  Arten  der  Wasserläufer,  die  sich  mit  wohltönendem  Pfeifen  vor  uns  er- 
heben, in  eleganten  Flugschwenkungen  dicht  über  dem  Wasserspiegel  dahinstreichen 
und  durch  ihre  lauten  Wamungsrufe  bald  auch  alles  übrige  Wassergeflügel  in  Aufruhr 
bringen.  Aengstlich  ziehen  sich  die  Sumpf-,  Teich-  und  Wasserhühner  in  das  schützende 
Röhricht  zurück,  aus  dem  nur  ihre  rauhen  Rufe  noch  hervortönen,  so  recht  die  pas- 
senden Stimmen  für  dieses  eigenartige,  wilde,  einsame  Sumpfgemälde.  Sonst  ist  es 
ziemlich  still  im  Rohr,  an  dessen  Stengeln  die  Rohrdrossel  mit  staunenswerther  Geschick- 
lichkeit geschäftig  hin  und  her  eilt,  ab  und  zu  ihr  „Karre,  karre,  karra,  kiet,  kiet, 
kiet"  in  die  heisse,  vom  glühenden  Sonnenlicht  durchzitterte  und  von  unzählbaren 
schädlichen  Miasmen  geschwängerte  Sumpf luft  hinausschmetternd.  Mühsam  windet  sich 
der  Kahn  durch  die  engen  und  vielfach  verschlungenen  oder  sich  kreuzenden  Kanäle 
zwischen  den  hohen  Rohrbeständen,  und  wir  sind  froh,  wenn  sich  die  Wasserstrasse 
endlich  wieder  verbreitert  und  zart  begrünte  Weiden  das  ewige  Einerlei  von  Rohr  sehr 
angenehm  unterbrechen,  während  gleichzeitig  Schilf  und  Seggengras  sich  wieder  mehr  in 
den  Vordergrund  drängen.  Hier  finden  wir  wieder  zwei  neue,  für  die  Fauna  der  Occu- 
pationsländer  charakteristische  und  durch  ihr  verstecktes  Leben  und  Treiben  für  den 
Naturforscher  besonders  interessante  Gestalten  aus  der  Vogelwelt:  den  Cetti-  und  den 
Tamarisken-Rohrsänger.  Der  von  A.  v.  Homeyer  so  treffend  „aufflackernd"  genannte 
Gesang  des  Ersteren  ist  unserem  Ohre  die  schönste  Musik,  und  der  Letztgenannte  ge- 


Floericke.    Vogelleben  am  Utovo  BUto.  659 

hört  heutzutage  bei  den  Omithologen  geradezu  zu  den  „Modevögeln",  weshalb  jede 
Beobachtung  über  ihn  von  besonderem  Werthe  ist.  Mehr  und  mehr  gerathen  wir  jetzt 
in  offenes  Fahrwasser,  auf  dem  die  Blasshühner  in  grossen  Schaaren  zwischen  den 
breiten  Blättern  der  Teichrosen  ihrer  Nahrung  nachgehen,  sich  aber  schon  ausser  Schuss- 
weite erheben  und  durch  unbeholfenes  Flattern  die  nächste  Deckung  zu  erreichen 
suchen.  Der  Sumpf  wird  zum  See,  und  seine  kräuselnden  Wellen  schlagen  plätschernd 
auf  den  Bug  des  leichten  und  bald  bedenklich  auf  und  nieder  schwankenden  Nachens. 
Haubentaucher  werden  sichtbar;  ihre  auf  dünnem  Halse  hoch  erhobenen  spitzen  Köpfe 
mit  der  charakteristischen  Halskrause  ragen  über  den  Wasserspiegel  empor,  um  gleich 
darauf  blitzschnell  unter  demselben  zu  verschwinden  und  dann  an  einer  weit  entfernten 
Stelle  von  Neuem  wieder  zum  Vorschein  zu  kommen.  Möven  schaukeln  sich  auf  der 
beweglichen  Fluth  oder  umspielen  gaukelnd  und  mit  hässlichem  Geschrei  unser  Fahr- 
zeug; es  ist  Laras  Michahellesi,  welche  sich  nur  durch  ihre  gelben  Ruder  von  der  ge- 
wöhnlichen Silbermöve  unterscheidet.  Auch  schwarze  und  weissflügelige  Seeschwalben 
lassen  sich  blicken.  Die  für  uns  bei  Weitem  anziehendste  Erscheinung  aber  ist  der 
kleine  Kormoran  oder  die  Zwergscharbe.  In  kleinen  Gesellschaften  ziehen  diese  von 
mir  bis  dahin  noch  nie  in  freier  Natur  beobachteten  Vögel  ununterbrochen  von  dem 
Fisch-  zum  Brutplatze  und  umgekehrt.  Das  Flugbild  ist  dabei  ein  ausserordentlich 
bezeichnendes  und  mit  dem  keines  anderen  Vogels  zu  verwechselndes:  man  glaubt  ein 
eilig  dahinschnurrendes  schwarzes  Kreuz  vor  sich  zu  sehen.  Infolge  der  wirklich  be- 
wundern swerthen  Geschicklichkeit  meines  Ruderers  und  der  schützenden  Weiden- 
sträucher  kam  ich  unbemerkt  an  den  Fischplatz  der  Scharben  heran.  Da  sassen  die 
glänzend  schwarzen  Vögel  auf  einem  alten  Baumstumpf  in  malerischen  Gruppen  und 
in  allen  möglichen  Stellungen,  Emsig  nestelten  die  Einen  im  Gefieder,  welches  An- 
dere einzuölen  tüchtig  sich  bemühten,  während  wieder  Andere  eifrig  dem  anscheinend  sehr 
lohnenden  Fischfange  oblagen.  Aber  bald  hat  uns  einer  der  aufmerksamen  Gesellen 
erspäht,  und  brausend  erhebt  sich  die  erschreckte  Schaar,  um  an  einem  gesicherteren 
Platze  wieder  einzufallen.  Ich  lasse  den  Kahn  ins  Schilf  schieben  und  mit  grünen 
Weidenzweigen  verblenden.  Und  in  der  That  gelingt  mein  Plan,  auf  diese  Weise  die 
scheuen  Vögel  aus  nächster  Nähe  genauer  zu  beobachten  und  ihr  eigenartiges  Wesen 
nach  Herzenslust  zu  studiren,  auf  das  Beste.  Erst  kommen  einzelne  angeflogen, 
schiessen  dicht  über  dem  Wasserspiegel  dahin,  schlagen  dann  klatschend  auf  denselben 
auf,  tauchen  sofort  und  geben  sich  mit  erneutem  Eifer  der  Fischjagd  hin,  dabei  aber 
immer  wieder  misstrauisch  um  sich  schauend.  AUmälig  mehrt  sich  ihre  Zahl,  einzelne  fussen 
wieder  auf  den  knorrigen  Stämmen,  und  so  habe  ich  bald  wieder  das  alte  Bild  vor 
mir,  diesmal  aber  unmittelbar  vor  meinem  Versteck,  in  frappanter  Lebendigkeit,  jede 
einzelne  Bewegung  deutlich  und  unverkennbar.  Bei  dieser  Gelegenheit  konnte  ich  auch 
noch  eine  besondere  List  der  Zwergscharben  constatiren.  Wurde  nämlich  auf  den 
niedrig  dahinstreichenden  Kormoran  ein  Fehlschuss  abgegeben,  so  Hess  sich  derselbe 
urplötzlich  aufs  Wasser  fallen  und  verschwand  blitzschnell  unter  demselben,  so  dass 
der  mit  dieser  Verstellungskunst  unbekannte  Schütze  glauben  musste,  er  habe  den 
Vogel  getroffen.  Die  Zwergscharbe  war  auch  von  all  den  grösseren  Sumpf-  und  Wasser- 
vögeln der  einzige,  von  dem  ich  wenigstens  einige  angefangene  Gelege  zu  finden  ver- 
mochte. Es  war  auf  einer  unvergesslich  schönen  Blatofahrt  am  1.  Mai,  als  wir  durch 
die  in  langen  Zügen  hin  und  wieder  fliegenden  Kormorane  auf  das  Vorhandensein 
der  Colonie  aufmerksam  gemacht  wurden.  Rasch  waren  die  Ruderer  verständigt,  und 
in  beschleunigtem  Tempo  ging  es  in  der  durch  die  Vögel  selbst  angedeuteten  Richtung 
vorwärts.     Immer  mehr  füllte  sich  die  Luft  mit  fliegenden  Kormoranen,  und  in  gleichem 


660  III.  Naturwi88en8chaft. 

Masse  stieg  unsere  Erwartung.  Jetzt  schlug  unendliches  Stimmengewirr  an  unser  Ohr, 
vielfältig  verworrenes  Geschwätz  und  Gekrakel^  dazu  brausende  Flügelscblflge,  das 
Brechen  und  Knacken  dürrer  Aeste^  das  Aufklatschen  der  Scharben  aufs  Wasser:  eine 
wilde^  eigenartige  Musik^  die  unser  Omithologenblut  in  heisse  Wallung  bringt  und  das 
Herz  bis  in  den  Hals  hinauf  schlagen  lässt.  Mit  unendlicher  Mühe  treiben  unsere 
braven  Hercegovcen  die  Kähne  vorwärts,  bald  mit  den  Stossruder  den  morastigen 
Grund  suchend,  bald  mit  den  Händen  sich  an  dem  scharf  schneidenden  Rohr  und 
Schilf  oder  den  dürren  Weiden  entlang  ziehend,  bald  wieder  aussteigend  und  den 
Nachen  durch  einen  wahren  Urwald  von  moderndem  Pflanzenwuchs  vorwärts  schiebend. 
So  geht  es  immer  weiter  hinein  in  diese  Sumpfwildniss,  mitten  durch  das  wild  ver- 
schlungene Wurzelwerk  alter,  abgestorbener  Bäume,  durch  das  üppig  grüne  Blätter- 
dach ihres  jungen  Nachwuchses,  durch  ein  Wirrniss  von  moderndem  Rohr  und  allerlei 
Pflanzeuresten.  Jetzt  aber  heisst  es;  Bis  hieher  tmd  nicht  weiter.  Wir  verlassen  Alle 
die  Kähne  und  suchen  zu  Fusse  nach  der  Colonie  vorzudringen,  ohne  in  unserem  Eifer 
auf  die  zahllosen  Schwierigkeiten  und  Hindernisse  zu  achten,  die  sich  uns  Schritt  für 
Schritt  immer  wieder  entgegenstellen.  Da:  ein  Brausen  und  Sausen,  ein  Knacken  und 
Brechen,  ein  Krakeln  und  Knurren  —  und  in  Nu  ist  die  Luft  rings  erfüllt  von  den 
fliegenden  schwarzen  Kreuzen:  die  Colonie  hat  sich  erhoben.  Meist  ausser  Schuss- 
weite kreisen  die  geängstigten  Vögel  über  uns,  zwischen  ihnen  auch  einzelne  Purpur- 
und  Rallenreiher.  Wohin  das  Auge  sieht,  trifft  es  auf  ihre  herrlichen  Gestalten,  das 
Ohr  hört  nichts  als  ihr  Krächzen  und  Rufen,  der  penetrante  Geruch  der  auf  den  alten 
Bäumen  abgelagerten  kalkigen  Excremente  dringt  bis  zu  uns,  kurz,  die  Vögel  haben 
unsere  Sinne,  unsere  Aufmerksamkeit,  unser  Denken  und  Fühlen  gänzlich  in  Anspruch 
genommen.  In  Mannshöhe  und  etwas  darüber  befinden  sich  die  verhältnissmässig  kleinen, 
aus  dürren  Zweigen  lose  erbauten  und  mit  dem  weissen  Koth  meist  über  und  über  be- 
spritzten Nester,  von  denen  aber  erst  die  wenigsten  je  ein,  in  den  seltensten  Fällen  je 
zwei  Eier  enthielten.  War  also  auch  in  dieser  Hinsicht  unsere  Mühe  nicht  recht  be- 
lohnt, so  entschädigte  uns  doch  der  herrliche  Anblick  des  Vogellebens  um  und  über 
uns  reichlich  für  alle  ausgestandenen  Strapazen.  Die  sich  schon  bedenklich  dem  Hori- 
zonte zuneigende  Sonne  mahnte  bald  gebieterisch  zum  Aufbruch. 

Auch  der  Heimweg  über  die  spiegelblanke,  schilfumsäumte,  von  wunderbar  be- 
leuchteten Bergen  umgürtete,  durch  die  untergehende  Sonne  mit  zartem  Gold  und  Rosa 
übergossene  und  von  Enten  und  Blasshühnern  malerisch  belebte  Wasserfläche  war  un- 
endlich schön  und  reich  an  unvergesslichen  Reizen,  an  dem  wehmüthigen  Zauber  melan- 
cholischen Naturgenusses.  Selbst  unser  rauher  Fährmann  mochte  Aehnliches  empfinden, 
denn  unwillkürlich  Hess  er  die  klagenden  Heldenlieder  seines  Volkes  ertönen.  Und 
während  die  hercegovinischen  Weisen  binausschallen  über  das  zitternde  Rohr  und  die 
im  Hauche  eines  lauen  Abendwindes  erbebenden  Schilfwiesen,  eilen  unsere  eigenen  Ge- 
danken auf  den  Flügeln  der  aufgeregten  Phantasie  weit  fort  aus  der  wildromantischen 
Hercegovina,  hinweg  über  ihre  vogelreichen  Sümpfe  und  öden  Steinwüsten  zu  der 
lieben,  fernen  deutschen  Heimat,  zu  ihren  schönen,  jetzt  vom  Knaben  Lenz  zu  so 
keuscher  Pracht  wachgeküssten  Wäldern,  und  von  den  Anstrengungen  des  Tages  er- 
schöpft, schlummern  wir  unwillkürlich  hinüber  ins  Land  der  Träume,  das  uns  gar 
traute  Bilder  aus  der  Heimat  vorzaubert,  bis  der  leise  Stoss  des  am  Ufer  auflaufenden 
Kahnes  uns  in  die  Wirklichkeit  zurückruft. 


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