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l^arbarli College l^itirarg
boii(;ht vvith income
FROM THE BKqyEST OF
HENRY LILLIE PIERCE.
. OF BOSTON.
Under a vote of the President and Fellows,
October 24« 189S.
TU oj^^va. ^\8^q.
WISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN
AUS
BOSNIEN UND DER HERCEGOYINA
HERAUS GEQKBEN
VOM
BOSNISCH-HEECEGOVINISCHEN LANDESMUSEUM
IN SARAJEVO.
UEDIGIKT
VON
D'' MOBIZ HOEBNES.
DRITTEE BAND.
MIT lö TAITELN UND lirS ABBILüXJNGhKN IM TEXT*:.
3-*
WIEN, 1895.
IN C0MMIS8I0N BE[ CARL OEROLD'S SOHN.
Druclc von Adolf Holzhausen,
k. lind k. Hof- und Univenitits-Baohdraekcr in Wien.
Inhaltsverzeiehniss.
I. Thcil. Arehäologie und Oesehtcht«.
A. Berichte und Abhandlungen.
Seite
Fiala, Franz. Die Ergebnisse der Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac im
Jahre 1893. (Mit Tafel I und 81 Abbildungen im Texte.) 3
Radimsky, \V. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka bei Biha(5. (Mit Tafel II — V und 625 Ab-
bildungen im Texte.) 39
— Der prähistorische Pfahlbau von Ripaö bei Bihad. (Mit 39 Abbildungen im Texte.) . . . . 219
Truhclka, Dr. <5iro, und Patsch, Dr. Carl. Römische Funde im LaSvathalc, 1893. Mit einem An-
hange: Die römische Inschrift von Fazlici von Prof. P. Alex. Hoff er. (Mit 58 Abbildungen
im Texte.) 2i7
Radimsky, W. Die römische Ansiedlung von Majdan bei Varcar Vakuf. (Mit 10 Abbildungen im
Texte.) 248
Fiala, Franz, und Patsch, Dr. Carl. Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
(Mit Tafel VI— IX und 114 Abbildungen im Texte.) 257
Radimsky, W. Archäologische Tagebuchblätter (Fortsetzung). (Mit 33 Abbildungen im Texte.) 284
Thall6czy, Dr. Ludwig v. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. (Mit
Tafel X und 8 Abbildungen im Texte.) 298
Ruvarac, Hilarion. Zwei bosnische Königinnen • / 372
Faber, Dr. Moriz. Zur Entstehung von Farlati's „Illyricum Sacrum** 388
Jagiö, Dr. Vatroslav. Einige Worte über bosnische Inschriften auf Grabsteinen 396
Truhelka, Dr. Öiro. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters. (Mit Tafel XI und 108 Ab-
bildungen im Texte.) 403
Jireiek, Dr. Constantin. Die Edellcute von Hum auf der Inschrift in Veliöani 474
Hörmann, Constantin. Epigraphische Denkmäler aus dem Mittelalter. (Mit 29 Abbildungen im
Texte.) 481
Truhelka, Dr. Ciro. Eine apokryphe Inschrift des Herzogs Stephan an der Kirche zu Gorazda.
(Mit 1 Abbildung im Texte.) 503
B. Notizen.
Truhelka, Dr. Ciro. Prähistorische Bronzen aus dem Bezirke Prozor. (Mit 14 Abbildungen im
Texte.) 510
Truhelka, Dr. Oiro. Steinkisten-Tumuli in der Hercegovina. (Mit 13 Abbildungen im Texte.) . 512
Hoernes, Dr. M. Vorrömischer Grabstein von Jezerine. (Mit Tafel XII.) 516
Fiala, Franz. Archäologische Notizen. (Mit 28 Abbildungen im Texte.) 618
Truhelka, Dr. Öiro. Aufdeckung einer römischen Ruine in Vitina, Hercegovina. (Mit 6 Abbil-
dungen im Texte.) 622
Patsch, Dr. Carl. Zwei römische Ziegelbruchstücke 526
Truhelka, Dr. Öiro. Eine Abraxasgemme. (Mit 1 Abbildung im Texte.) 528
Hoffer, P. Alexander. Ueber die Lage einiger in der Urkunde Königs Sigismuud von Jahre 1426
erwähnter Ortschaften 629
a'
i»
IV Inhaltsverzciclmiss.
II. Thell. Volkskunde.
A. Berichte und Abhandlungen.
Seito
Ko8ti<5, Dr. Lazar. SUdslavlsche Yolksschauspiele primitivster Art 533
Glück, Dr. Leopold. Die Volksbeliandlung der Tollwuth in Bosnien und der Hercepovina . . . 639
Ugljen, Sadik Effendi. Ethnographische Varia 562
Delic, Stephan R. Wie unser Volk denkt 558
Zovko, Johann. Erzählungen im Han und Anderes 566
B. Notizen.
Hör mann, Constantin. Ein alter Holzmuhur. (Mit 1 Abbildung im Texte.) 671
Fiala, Franz. Figurale Schnitzerei an dem Blasliorn eines Dudelsackes. (Mit 2 Abbildungen im
Texte.) 672
Lilek, Em. Die Erzeugung „lebendigen" Feuers in Bosnien und der Hercegovina. (Mit 2 Abbil-
dungen im Texte.) 574
Grgjic? Bjelokosic', Luka. Nichts vom Teufel holen lassen! 675
Brati(^, Toma A. Die Herzogsquelle und die Griechenburg 576
Bariäid, Nik. Tihaljina in der Hercegovina 577
Mirko vi c, Peter. Das Grab des Alaj Bog 578
III. Thell. Naturwissenschaft.
Karlinski, Dr. Justin. Beiträge zur Phänologie der Hercegovina 581
Vavrovid, Josef. Die Vjetrenicahöhle bei Zavala. (Mit Tafel XIII und 5 Abbildungen im Texte.) 586
KiSpatid, Dr. M. Der Meerschaum aus der Ljubic planina bei Prnjavor ... 590
Zahlbruckner, Dr. Alex. Materialien zur Flechtcnflora Bosniens und der Hercegovina .... 596
Fiala, Franz. Adnotationes ad Floram Bosnae et Hercegovinae 615
— Eine neue Pflanzenart Bosniens. (Mit Tafel XIV.) 619
Apfelbeck, Victor. Ein entomologischer Ausflug in die Umgebung von Sarajevo 621
— Monographische Bearbeitung der zwölfstreifigen Otiovrlit/nchua-Arten. {Dodeccutichus Strl.) (Mit
Tafel XV und XVI) 624
Floericke, Dr. Curt. Vogelleben am Utovo Blato 657
Verzeieliniss der Autoren.
Soito
Apfelbeck, Victor. Ein entomologischer Ausflug in die Umgebung von Sarajevo 621
• — Monographische Bearbeitung der zwölfstreifigen Otiorrkynchus-Arten {DodecctstichtLs Strl.) . . . 624
BariSic, Nik. Tihaljina in der Hercegovina 677
Brätle, Toma A. Die Herzogsquelle und dir Griochenburg 576
Deliö, Stephan R. Wie unser Volk denkt 658
Faber, Dr. Moriz. Zur Entstehung von Farlati's „Illyricura Sacrum" 388
Fiala, Franz. Die Ergebnisse der Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac im
Jahre 1893 8
— (und Patsch Dr. Carl). Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina 257
— Archäologische Notizen 518
— Figurale Schnitzerei an dem Blashom eines Dudelsackes 572
— Adnotationes ad Floram Bosnae et Hercegovinao 615
— Eine neue Pflanzenart Bosniens 619
Floericke, Dr. Curt. Vogelleben am Utovo Blato 657
Glück, Dr. Leopold. Die Volksbehandlnng der ToUwuth in Bosnien und der Hercegovina . , . 639
Grgjic Bjelokosic, Luka. Nichts vom Teufel holen lassen! 576
Hoernes, Dr. M. Vorrömischer Grabstein von Jezerine 616
Hoffe r, Prof. P. Alexander. Die römische Inschrift von Fazliöi 227
— Ueber die Lage einiger in der Urkunde Königs Sigismund von Jahre 1426 erwähnter Ort-
schaften 529
Hörmann, Constantin. Epigraphtsche Denkmäler aus dem Mittelalter 481
— Ein alter Holzmuhur 571
Jagiö, Dr. Vatroslav. Einige Worte über bosnische Inschriften auf Grabsteinen 396
Jireöek, Dr. Constantin. Die Edelleute von Hum auf der Inschrift in Velidani 474
Karliiiski, Dr. Justin. Beiträge zur Phänologie der Hercegovina 681
Kigpatic, Dr. M. Der Meerschaum aus der Ljubic planina bei Prnjavor 690
Kostic, Dr. Lazar. Südslavische Volksschauspiele primitivster Art 533
Lilek, Em. Die Erzeugung „lebendigen" Feuers in Bosnien und der Hercegovina 674
Mirkovid, Peter. Das Grab des Alaj Beg 578
Patsch, Dr. Carl (und Truhelka, Dr. (3iro). Römische Funde im LaSvathale, 1893 227
— (und Fiala, Franz). Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina 257
— Zw^ei römische Ziegelbruchstücke 526
Radimsky, W. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka bei Bihac 39
— Der prähistorische Pfahlbau von Ripaö bei Bihac 219
— Die römische Ansiedlung von Majdan bei Varcar Vakuf 248
— Archäologische Tagebuchblätter (Fortsetzung) 284
Ruvarac, Hilarion. Zwei bosnische Königinnen 372
Thalloczy, Dr. Ludwig v. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer . . 298
VI Verzeichnis« der Autoren.
Seite
Trnhelka, Dr. 6ro (und Patsch, Dr. Carl). Römische Funde im LaSvathale, 1893 227
— Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters 403
— Eine apokryphe Inschrift des Herzogs Stephan an der Kirche zu Gorazda 503
— Prähistorische Bronzen aus dem Bezirke Prozor 510
— Stcinkistcn-Tumuli in der Hercegovina 512
— Aufdeckung einer römischen Ruine in Vitina, Hercogovina 522
— Eine Abraxasgemme 528
Ugljen, Sadik Effendi. Ethnographische Varia 552
Vavrovie, Josef. Die Vjetrenicahöhle bei Zavala 586
Zahl b ruckner, Dr. Alex. Materialien zur Flechtcnflora Bosniens und der llorcogovina .... 696
Zovko, Johann. Erzählungen im Han und Anderes 566
Verzeichniss der Abbildungen.
I. Tafeln.
Seito
Fiala, Franz. Die Ergebnisse der Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac im
Jahre 1893.
'' Tafel I. Eiserne Schwerter von Glasinac 12
Kadimsky, W. Die Nckropole von Jezerine in Pritoka bei Bihac.
V Tafel II. Plan der Nekropole von Jezerine .^ 65
y „ in. Glas- und andere Schmucksachen aus Jezerine 80
V „ IV. Glasschmucksachen aus Jezerine 80
^ „ V. Glas- und andere Schmucksachen aus Jezerine 80
Fiäla, Franz, und Patsch, Dr. Carl. Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
^ Tafel VI. Architektonische Bruchstücke aus der Ruine Gradac 260
/ „ VII. Bruchstücke architektonischer Sculptureu aus der Ruine Gradac 260
V „ VIII. Brustbild einer Frau aus der rechten Ecke des Mosaiks Figur 87 275
^ „ IX. Brustbild eines Mädchens aus der linken Ecke des Mosaiks Figur 87 275
Thall6czy, Dr. Ludwig v. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanlander.
^ Tafel X. Facsimile eines Schreibens Sultan Mehmets an Leonhart Grafen von Görz (Original
im k. u. k. Hof- und Staatsarchive zu Wien) 346
Trnhelka, Dr. Giro. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
V Tafel XI. Inschrift auf einem Grabsteine in Velic^ani, Popovo polje 428
Hoernes, Dr. M. Vorrömischer Grabstein von Jezerine.
^ Tafel XII. Vorrömischer Grabstein von Jezerine 516
Vavrovic, Josef. Die Vjetrenicahöhle bei Zavala.
< Tafel XIII. Grundriss und Profile der Vjetrenicahöhle bei Zavala in der Hercegovina . . . 686
Fiala, Franz. Eine neue Pflanzenart Bosniens.
'^ Tafel XIV. Veromca crinüa Kit. forma F. bosniaca F. Fiala 620
Apfelbeck, Victor. Monographische Bearbeitung der zwOlfstreifigen Otioi'rhynclius- Arten {Bode-
castichus Strl.)
^ Tafel XV. Dodecastichua (elytrae, tibiae) 626
^ „ XVI. Vodecastichus (geniculcUus, aurosignatuaj 630
II. Abbildungen Im Texte.
Fiala, Franz. Die Ergebnisse der Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac im
Jahre 1893.
Fig. 1. Die Umwallung von Ilijak 5
„ 2. Bronzener Armreif 5
„ 3 — 4. Bronzeknauf von einem Schwerte ' 5, 6
„ 5. Bronzeschüssel 6
„ 6. Bronzebecher 6
^ 7. Bronzeschale 6
„ 8-9. Zwei Beinschienen aus Bronzeblech 7
„ 10. Radförmiges Bronzestück 8
- 11. Bronzene Schmucknadel mit Vorstecker 8
VIII Verzciohniss dor Abbildungen.
Beitc
Fig. 12. Wahrscheinliche Anordnung der Buckelknöpfe (in Tum. II. Ilijak) auf einem Brustpanzer 8
„ 13. Bronzcschale, als Kopfbedeckung verwendet 8
f, 14. Wetzstein, in Bronze gefasst 8
„ 16 — 16. Geschlitzte BronzeknOpfe 9
„ 17. Geschlitztes Anhängsel aus Bronze 10
^ 18 — 19. Bronzene Schmucknadeln 10
„ 20. Unterer Theil einer Brillenscheibenfibel, Bronze 10
„ 21. Schliessc oder Anhängsel, Bronze 10
„ 22. Thongefäss 10
„ 23 — 24. Beinschienen aus gravirtem und getriebenem Bronzeblech 11
, 25. Eiserner Hohlcelt 12
„ 26. Eisernes Flachbeil mit Aermchen 12
„ 27. Bronzener Armreif 12
„ 28 — 29. Bronzene Sehliesse (Riemenbeschläge) 13
„ 30—32. Zierscheibc aus Bronze 13
„ 33. Halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze 13
„ 34. Zweischleifige Bogenfibel mit hohem Fuss, Bronze 13
„ 35. Brillenspiralfibel aus Bronze 13
„ 36 — 37. Geschlitzter Buckelknopf mit gravirtem Schliesshaken, Bronze 14
„ 38. Zweischleifige Bogenfibel mit hoher dreieckiger Fussplatte, Bronze 15
„ 39. Beinschiene aus getriebenem Bronzeblech 15
„ 40. DcUil der Beinschiene Fig. 39 16
„ 41. Bronzeschale mit hohem knopfförmigem Nabel 16
„ 42. Wetzstein, in Bronze gefasst 16
„ 43. Zierstück (Anhängsel), aus Bronze gegossen 17
„ 44. Dreischneidige Pfeilspitze aus Bronze 17
„ 45. Bruchstück einer eisernen Bogenfibel 17
„ 46. Lanzenschuh aus Eisen 17
„ 47. Bruchstück eines Wetzsteines 17
„ 48. Henkel eines Bronzegefässes 17
„ 49. Bruchstück einer bronzenen Lanzenspitze 18
„ 60. Bronzene Zierplatte von einer Fibel 18
„ 61. Eiserne Lanzenspitze 18
„ 52. Eiserne Pfeilspitze 19
„ 53. Der Wallbau Loznik 20
„ 64. Wallbau von MioSidi 20
„ 65. Bronzering 20
„ 56. Silberne Doppelnadel 21
„ 57 — 58. Armringe aus Bronzeblech 22
„ 59. Eiserne Speerspitze 22
„ 60. Klappmessergriff aus Eisen 22
„ 61—62. Eiserne Werkzeuge 23
„ 63. Zwei bronzene Nadelköpfe 24
„ 64 — 65. Bronzene Anhängsel 25
„ 66. Eiserne Pfeilspitze 26
„ 67. Eiserne Dülle mit Knauf 26
„ 68. Thonschälchen 28
„ 69. Eisenmesser 28
q 70. Eiserne Lanzenspitze 28
„ 71. Bronzener Halsring 29
„ 72. Schmuckstück aus Bronzedraht 29
„ 73. Ring aus Bronzedraht 29
„ 74. Zierstück aus Bronze 31
„ 75. Bogenfibel aus Bronze 32
^ 76. Bronzene Kniefibel 32
„ 77. Silberner Armring 33
„ 78. Armring aus Bronzeblech 34
Verzeichnis« der Abbildungen. IX
Reite
Fig. 79. Reparirter Armring aus Bronzeblech 34
„ 80. Eisengeräth 34
„ 81. Bronzenes Anhängsel 34
Radimsky, W. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka bei Bihac.
Fig. 1. Kartenskizze der Umgebung von Bihac 40
„ 2. Wallbau „Gradina" von Izadid bei ßumarsclo 41
„ 3. Burgruine (Grad) von Brekovica 42
„ 4. Wallbau KuliSte bei Bairid 43
„ o. Burgp*uine Obrovac bei Brkid 43
„ 6. Bronzener Hohlcelt, gefunden bei Obrovac grad 43
„ 7. Wallban (Gradina) Dubrovnik bei Prdipoljo 43
„ 8. Wallbau (Gradina) auf der Srbska glavica bei Prdipoljo 44
„ 9. Gradina Pale2 auf der Spahiea glavica bei Spahici 46
„ 10. Gradina Zapatak bei Spahidi 46
„ 11. Grad Sokolac (Wallban und mittelalterliche Burgruine) 46
„ 12. Thonnäpfchen aus dem Wallbau von Sokolac 47
„ 13. Thonschälchen aus dem Wallbau von Sokolac 47
„ 14. Untertheil eines Thonbechers aus dem Wallbau von Sokolac 47
„ 16. Webstuhlgewicht aus dem W^allbau von Sokolac 47
„ 16. Spinnwirtel aus dem Wallbau von Sokolac 47
„ 17. ThOnerne Gussform aus dem Wallbau bei Sokolac 47
„ 18. Hornzapfen einer Ziege, beschnitten, aus dem Wallban bei Sokolac 47
„ 19. Thongefäss aus Golubi<5 48
„ 20. Wallbau Ripaöka gradina bei Ripac 48
,, 21. Felsen unterhalb der Ripadka gradina 48
„ 22. Wallbau Lohovska gradina 48
„ 23. Römisches Inschriftfragment aus Kralje 60
„ 24. Ruine „Orkvina" im Riede Krnja bei Gata muhamodauska 60
„ 26. Römisches Inschriftfragment aus Ilid2e bei Gata 60
„ 26. Ruine Bngar grad 60
„ 27. Dachziegelfragment von Bugar grad 61
„ 28. Befestigung KuliSte bei Brekovica 61
„ 29—30. Römische Grabsteinfragmente vom Riede Gromile bei Öavkit'i ........ 63
„ 31. Bruchstück einer römischen Sculptur vom Riede Gromile bei Cavkici ö3
„ 32. Inschriftfragment aus der Ruine Sokolac 63
„ 33. Reliefbruchstück von Golubid 63
„ 34. Römischer Votivstein von Golubid 63
„ 35—36. Inschriften aus Golubid 65
„ 37. Inschriftfragment aus Bihad 56
„ 38. Burgruine Izadid-grad 67
„ 39. Burgruine Ripac und Umgebung 59
„ 40. Schlossthunn von Sokolac 60
„ 41 — 42. Bronzene römische Fibeln aus Grab I 61
„ 43. Bronzene römische Fibel mit Armring aus Grab IV 61
„ 44. Bronzene römische Fibel mit drei Armringen aus Grab V 62
„ 46. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bemsteinperle aus Grab VI 62
„ 46. Bemsteinperle aus Grab VI 62
„ 47. Bronzene römische Fibel aus Grab VII 63
„ 48. Bronzene Mittel -La T^ne- Fibel aus Grab VUI 63
„ 49. Thönemer Henkelnapf aus Grab VIII 63
„ 60. Thonbecher mit Inschrift aus Grab X 63
„ 51. Silberner Fingerring aus Grab X 63
„ 62—64. Silberne Fibelfragmente aus Grab X 63
„ 65. Bemsteinperle mit Bronzering aus Grab XI 64
„ 66. Bronzegussstück aus Grab XII 64
* „ 67. Silberne Perle aus Grab 2 66
„ 58. Bemsteinperle aus Grab 4 66
Vcrzoichniss der Abbildungen.
Seite
Fig. 69. Bronzener Ilalsring aus Grab 5 67
„ 60. Bronzene Brillenspirale aus Grab 6 67
„ 61. Bronzene Ziernadel aus Grab 6 67
„ 62. Bemsteinperle aus Grab 7 67
„ 63. Bronzener Fussring aus Grab 8 . . 68
„ 64 — 65. Bronzene Armringe aus Grab 8 68
„ 66. Bronzener Fingerring aus Grab 8 68
„ 67. Thonurne aus Grab 10 68
„ 68. Thonurne mit Henkeln aus Grab 12 69
„ 69. Thönemo Deckschüssel der Urne Fig. 68 aus Grab 12 69
^ 70. Bärenzahn, durchbohrt, aus Grab 14 69
„ 71. Thonbechcr aus Grab 16 70
„ 72. Thonurne aus Grab 17 70
„ 73. Bronzene römische Fibel aus Grab 17 70
„ 74—75. Bronzene römische Fibeln aus Grab 23 70
„ 76. Bronzener Knopf aus Grab 23 70
„ 77. Thonschüssel aus Grab 24 71
„ 78. Vier Glieder einer bronzenen Halskette aus Grab 27 71
„ 79. Bronzener Armring aus Grab 28 71
„ 80. Bronzener ovaler Ring (Glied einer Halskette) aus Grab 29 72
„ 81. Bronzene Bogenfibel mit zwei angehängten Spiralen und einer Ringscheibe aus Grab 31 72
„ 82. Eisernes Fibelfragment aus Grab 31 72
„ 83. Feuerstahl aus Grab 31 72
„ 84. Thonurne aus Grab 33 73
„ 85. Bronzener Scheibenring aus Grab 34 a 73
„ 86. Zweihenkelige Thonurne aus Grab 35 73
„ 87. Bronzenes Gürtelblech mit der Figur eines Kriegers aus Grab 36 A 73
^ 88. Bronzener Gürtelring aus Grab 366 73
„ 89. Bronzenes Beschläge aus Grab 366 73
„ 90. Bronzene kreuzförmige Knöpfe aus Grab 366 73
„ 91. Bronzene Fibel aus Grab 38 74
„ 92. Bronzenes Beschlägscheibchen aus Grab 38 74
„ 93. Bronzenes Anhängsel aus Grab 39 74
„ 94. Bronzene Ziernadel aus Grab 41 76
„ 95 — 96. Bronzene Perlen aus Grab 42 75
„ 97. Beinernes Messerheft aus Grab 42 75
„ 98. Bronzenes Anhängsel aus Grab 43 76
„ 99. Bronzene halbkreisförmige Bogenübel aus Grab 44 76
„ 100. Bronzene römische Fibel aus Grab 45 76
„ 101. Bronzene römische Fibel aus Grab 46 76
„ 102. Thonurne aus Grab 47 76
„ 103. Thönerner Henkelbecher aus Grab 47 76
„ 104. Bronzene römische Fibel aus Grab 47 76
„ 105. Bronzener Armring aus Grab 47 76
„ 106. Thöneme Henkelschüssel aus Grab 48 77
„ 107. Thonurne mit Deckschüssel aus Grab 49 77
„ 108. Bronzene römische Fibel mit aufgesetztem Zinn- oder Silberblättehen aus Grab 49 77
„ 109. Eisernes Messer aus Grab 50 77
„ 110. Bronzene Spät-La T^ne-Fibel aus Grab 50 77
„ 111. Eisernes Armringfragment aus Grab 51 78
„ 112. Bernsteinperlenfragment aus Grab 51 78
„ 113. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 53 78
„ 114. Bronzenes Beschläge aus Grab 55 78
„ 115. Bronzener Knopf aus Grab 57 78
„ 116. Bronzene römische Fibel aus Grab 58 78
„ 117. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 59 78
„ 118. Einhenkeliger Thonkrug aus Grab 61 78
Verzeichniss der Abbildangen. XI
Seite
Fig. 119. Thonurne ans Grab 62 79
„ 120. Thonschüssel aus Grab 62 79
„ 121. Eisernes Messer aus Grab 62 79
„ 122. Bronzenes Kettchen von einem PIalssc}imucke aus Grab 63 80
„ 123. Bemsteinperlenschnur aus Grab 93 80
„ 124. Deckstoin eines römischen Grabes in Jezcrino aus Grab 65 81
r, 126. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 67 81
ff 126. Deckstein eines rOmischen Grabes in Jezerine aus Grab 08 81
„ 127. Bernsteinperle aus Grab 68 ^ 81
„ 128. Thonurne aus Grab 71 82
„ 129. Deckstein eines römischen Grabes in Jezerine aus Grab 73 81
j. 130. Bronzenes BeschlRgscheibchen aus Grab 76 82
„ 131. Bronzenes Spiralarmband aus Grab 77 83
„ 132. Bronzenes Kettchen aus Grab 77 83
n 133. Bernsteinperle aus Grab 80 83
„ 134. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibel mit Spiralring aus Grab 82 83
„ 135. Bronzene Fibel mit bullenförmigem Anhängsel aus Grab 83 84
r, 136. Bronzene Fibel aus Grab 83 84
„ 137. Bronzener glatter Ring aus Grab 83 84
y, 138. Bronzenes Anhängsel (Kopfkratzer) aus Grab 83 .• 84
„ 139. Bronzene Früh -La T6ne- Fibel mit Ring aus Grab 88 84
„ 140. Bronzener glatter Ring aus Grab 88 84
f, 141 — 141 bis. Bronzene Beschläge aus Grab 88 84
„ 142. Bronzenes Spiralröhrchen aus Grab 88 84
„ 143. Bronzene Pincette aus Grab 90 85
„ 144. Bronzener Scheibenring aus Grab 90 86
„ 146. Thonurne aus Grab 91 86
„ 146. Thönemes Gefässfragment aus Grab 93 86
„ 147. Bronzene Certosafibel aus Grab 96 86
„ 148. Bemsteinscheibchen aus Grab 96 86
„ 149. Thönerne Henkelschale aus Grab 96 87
„ 160. Silberner Armring aus Grab 98 87
„ 161. Einschneidiges eisernes Schwert aus Grab 99 87
„ 162. Silberner Knopf aus Grab 102 88
„ 163. Bemsteinscheibchen aus Grab 102 88
n 154 — 165. Bronzene Ohrringe mit Bernsteinperlen aus Grab 103 88
„ 156. Bemsteinperle aus Grab 103 88
„ 167. Thonurne aus Grab 105 89
„ 168. Bronzener Ohrring aus Grab 107 89
w 159. Bronzene Ziemadel aus Grab 109 89
„ 159 bis. Bronzenes Anhängsel aus Grab 111 89
„ 160. Thonurne aus Grab 113 90
„ 160 bis. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 114 90
„ 161. Bronzene Früh-La T6ne-Fibel aus Grab 116 90
y, 162. Thonurne aus Grab 118 91
„ 163—164. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibeln mit Ringen aus Grab 118 92
„ 165. Bronzener glatter Ring aus Grab 118 92
„ 166. Bemsteinperlenschnur aus Grab 118 92
„ 167. Deckstein eines römischen Grabes in Jezerine aus Grab 119 81
„ 168. Bronzener Knopf aus Grab 120 93
„ 169. Bronzene Certosafibel aus Grab 121 93
„ 170. Thönemer Henkelbecher aus Grab 121 A 93
„ 171. Thonurne aus Grab 122 93
„ 172. Bronzene Früh-La Töne -Fibel aus Grab 126 93
„ 173. Bernsteinperle aus Grab 129 93
„ 174. Bronzene Fibel mit Bernsteinperle aus Grab 133 . 95
„ 176. Bronzene Fibel aus Grab 133 96
XII Verzeichniss der Abbildungen.
Seite
Fig. 176. Bronzene.? Anhängsel aus Grab 133 95
„ 177—179. Bernsteinperlen aus Grab 133 95
„ 180. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibel aus Grab 134 96
„ 181. Eberzahn, durchbohrt, aus Grab 135 96
„ 182. Bernsteinperle aus Grab 136 96
„ 183. Bronzenes Gürtelblech aus Grab 137 97
„ 184. Bronzenes Beschläge aus Grab 137 97
„ 185. Bronzenes Beschlägscheibchen aus Grab 138 97
„ 186. Einhenkeliger Thonkrug aus Grab 140 97
„ 187. Bronzene Ziernadel aus Grab 141 97
„ 188—189. Bernstein perlen aus Grab 144 98
„ 190. Bronzene barocke Fibel mit zwei Thierköpfen und einer Bemsteinperle aus Grab 145 98
„ 191. Bernstcinperle aus Grab 145 99
„ 192. Zwei Bemsteinperlen auf Eisendraht aus Grab 147 99
„ 193. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 160 99
„ 194. Thonbccher aus Grab 151 99
„ 195. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 152 100
„ 196. Bronzenes Gürtelblech aus Grab 152 100
„ 197. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 155 100
„ 198. Bronzenes Anhängsel aus Grab 160 101
„ 199. Bronzene Früh-La T6ne-Fibel aus Grab 161 101
„ 200. Bemsteinscheibchcn aus Grab 161 101
„ 201. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibel aus Grab 162 102
„ 202. Thonurne aus Grab 164 102
„ 203. Bronzener Scheibenring aus Grab 164 102
„ 204. Thonurne aus Grab 165 103
„ 205. Thonurne aus Grab 166 103
„ 206. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 167 104
^ 207. Thonurne aus Grab 169 104
„ 208. Bronzenes Gürtelbeschläge aus Grab 170 106
„ 209. Bronzene Pincette mit Verschlusshülse aus Grab 171 105
„ 210. Bronzene Ziernadel aus Grab 171 105
„ 211. Bronzener Gürtelring aus Grab 171 105
„ 212. Bronzenes Beschläge aus Grab 171 105
„ 213. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 172 106
„ 214. Bronzener Scheibenring aus Grab 173 106
„ 215, Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 174 106
„ 216. Thönemer Henkelbecher aus Grab 174 106
„ 217. Bemsteinperle aus Grab 175 107
„ 218. Bronzene Certosafibel aus Grab 180 107
„ 219. Bronzener Zierring aus Grab 184 107
„ 220. Einhenkeliger Thonkrug aus Grab 185 107
„ 221. Thönerne Henkelschalo aus Grab 187 107
„ 222. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 189 107
„ 223. Bronzener Scheibenring mit Ringel aus Grab 189 107
„ 224. Bronzenes Anhängsel aus Grab 189 107
„ 225. Bemsteinperle aus Grab 189 107
„ 226. Bernsteinperle aus Grab 191 108
„ 227. Bronzene Pincette aus Grab 195 a 108
„ 228. Bronzene Ziemadel aus Grab 195 a 108
„ 229. Bronzener Gürtclring aus Grab 195 a 108
„ 230—231. Bronzene Beschläge aus Grab 195 a 108
„ 232. Bronzenes Spiralröhrchen aus Grab 198 109
„ 233. Thonurne aus Grab 199 109
„ 234. Thonurne aus Grab 200 109
„ 236. Bronzene kreuzförmige Knöpfe aus Grab 201 109
„ 236. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibel mit Brillcnspirale aus Grab 203 HO
Verze.ichnisB der Abbildungen. XIII
Seile
Fig. 237. Zweihenkcliger Thonkrug aus Grab 205 HO
„ 238. Bronzene Mittel-La T6ne-Fibel mit zwei Ringen aus Grab 208 111
„ 239. Bronzene» Gürtelblech aus Grab 208 111
„ 240. Bronzene kreuzförmige Knöpfe aus Grab 208 111
„ 241. Bronzenes Anhängsel aus Grab 210 112
„ 242. Eisernes Fibelfragment aus Grab 211 112
„ 243. Bronzene Pincette aus Grab 211 112
„ 244. Bronzene Ziemadcl aus Grab 211 112
„ 245. Bronzener Knopf aus Grab 211 112
„ 246. Bronzene kreuzförmige Knöpfe aus Grab 211 112
^ 247. Einhenkeliger Thonkrug aus Grab 213 113
„ 248—249. Bronzene Fibel aus Grab 213 113
„ 250. Bronzenes Anhängsel aus Grab 213 113
„ 251. Bronzenes Zierstilck aus Grab 213 113
„ 262—253. Bronzene Beschlägscheibchen aus Grab 214« 113
„ 254. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibel mit Ring und Scheibclien aus Grab 217 . . . 113
„ 266. Bronzener Knopf aus Grab 217 113
„ 256. Bronzener Armring aus Grab 219 114
„ 257. Einhenkeliger Thonkrug aus Grab 220 114
„ 258. Thonurne aus Grab 222 114
„ 259. Bronzene Pincette aus Grab 225 114
p 260. Bronzener glatter Ring aus Grab 225 114
p 261—263. Bronzene Anhängsel aus Grab 226 114
„ 264. Bronzene Mittel-La T^ne-Fibel aus Grab 228 115
„ 265. Bronzenes Obertheil eines Kettengehänges aus Grab 230 115
„ 266. Bemstcinperle aus Grab 230 116
„ 267. Bronzene Ziernadel aus Grab 231 115
^ 268. Bronzenes Gürtelblech aus Grab 232 115
^ 269. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 233 115
„ 270. Eisernes Fibelfragment aus Grab 284 116
„ 271. Eiserner Ring aus Grab 234 116
„ 272. Einhenkeliger Thonkrug aus Grab 235 116
„ 273. Bronzenes Gttrtelblech ans Grab 235 116
^ 274. Eisernes Schwert aus Grab 237 117
„ -275. Bronzene Spät-La T6ne-Fibel aus Grab 237 117
„ 276. Bronzener Scheibenring aus Grab 237 117
„ 277. Bronzener Fingerring aus Grab 238 117
^ 278. Bronzenes Töpfchen aus Grab 238 117
, 279. Bernsteinperle aus Grab 238 117
„ 280. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bemsteinperlen und einem Scheibonringe aus Bronze,
aus Grab 239 117
„ 281. Steinume mit Steindeckel und Thonurne aus Grab 240 118
„ 282. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperle aus Grab 241 118
„ 283. Eisernes Messer aus Grab 243 119
„ 284. Bronzene Pincette aus Grab 244 119
„ 285. Bronzene Ziemadel aus Grab 244 119
„ 286. Bronzener Zierring aus Grab 244 119
r, 287. Bronzenes Beschläge aus Grab 244 119
„ 288. Bronzenes Beschlägscheibchen aus Grab 244 119
^ 289. Thönerne Henkelschale aus Grab 245 119
„ 290. Bronzenes Beschläge aus Grab 245 119
„ 291. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 247 120
„ 292. Bronzener glatter Ring aus Grab 247 120
„ 293. Thonurne aus Grab 248 120
„ 294. Bronzener Ohrring aus Grab 250 120
r, 295. Bronzenes Gürtelblech aus Grab 250 120
„ 296. Bronzener Scheibenring aus Grab 265 121
XIV Verzeichniss der Abbildungen.
Fig. 297. Bronzene Mittel-La T^ne-Fibel aus Grab 256 121
„ 298. Hohler Beincylindcr aus Grab 256 121
„ 299. Bronzene Früh-La Tene-Fibel aus Grab 257 121
„ 300. Bronzenes Spiral arm band aus Grab 257 121
„ 301. Bronzene Brillenspirale aus Grab 257 121
„ 302. Bronzener glatter Ring aus Grab 260 122
„ 303. Thonunie aus Grab 263 122
„ 304. Bronzene Mittol-La Töne-Fibel mit weisser Einlage aus Grab 264 122
„ 306. Bronzenes Dralitgehänge mit Menschenk»pfen aus Grab 264 122
„ 306. Bronzener Olirring mit Bemsteinperlen aus Grab 264 122
„ 307. Bronzene Doppelspirale aus Grab 264 123
„ 308. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibel aus Grab 265 123
, 309. Bronzener Fingerring aus Grab 266 123
„ 310. Bronzener Scheibenring aus Grab 207 124
„ 31 J. Bemsteinperlc aus Grab 267 124
„ 312. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 268 124
„ 313. Bronzenes Spiralarmband aus Grab 268 124
^ 314. Bronzener Fingerring aus Grab 208 124
„ 315. Bronzene Certosafibel aus (irab 269 124
„ 316. Eisernes Fibelfragment mit Bronzeringelclien aus Grab 271 124
^ 317. Bronzener Scheibenring aus Grab 271 124
„ 318. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 272 125
„ 319. Bronzener Scheibenring aus Grab 274 125
„ 320. Bronzenes Gürtelblech aus Grab 274 125
„ 321. Thonume aus Grab 275 125
„ 322. Bronzene Mittel-La Tene-Fibel aus Grab 275 125
„ 323. Bronzenes Spiralarmbaud aus Grab 276 125
^ 324. Thonume aus Grab 276 126
^ 325. Thonume mit zwei Schüsseln aus Grab 277 126
, 326-327. Silberne Mittel-La T6ne-Fibeln aus Grab 278 126
„ 328. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperlen und Kettengehänge aus Grab 278 127
^ 329. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperle aus Grab 278 127
„ 330. Bronzene Mittel-La Tene-Fibel aus Grab 278 127
, 331. Bronzene Spät-La T6ne-Fibel aus Grab 278 127
^ 332. Bronzene römische Fibel aus Grab 278 127
„ 333. Bronzene Nähnadel aus Grab 278 127
„ 334. Bronzener Armring aus Grab 278 127
„ 335. Bronzener Fingerring aus (irab 278 127
^ 336. Silbernes Ringel mit drei Kettchen aus Grab 278 128
„ 337. Silbernes Kettchen mit Ringen aus Grab ü78 128
j, 338. Silberner Fingerring aus Grab 278 128
n 339. Silbernes Anhängsel (von einem Ohrringe?) aus Grab 278 128
y, 340. Silbernes Kettchen mit Ringen und Bernsteinperle aus Grab 278 128
„ 341. Silberner Ring mit rothem Schmelzanhängsel aus Grab 278 128
„ 342—344. Silberne Anhängsel aus Grab 278 129
„ 346. Silbernes Zierblech mit Menschenkopf aus Grab 278 129
r, 346. Silberne Perle aus Grab 278 129
„ 347. Bemsteinperlenschnur aus Grab 278 130
r, 348—349. Bronzene Mittel-La Tene-Fibeln ans Grab 279 131
„ 350. Bronzene Wimische Chamiei-fiebel aus Grab 279 131
„ 351. Bronzene römi.sche Fibel mit Armring und Spiralringen aus Grab 279 131
„ 352. Bronzener Fingerring au.s Grab 279 131
„ 353. Bronzene Anhängsel aus Grab 281 132
„ 354. Bronzene Perle aus Grab 281 132
„ 356. Berasteinperle aus Grab 282 132
„ 366. Bronzene Mittel-La Tene-Fibel aus Grab 284 133
, 367. Bronzene Gürtelbeschläge aus Grab 285 133
Verzeichniss der Abbildungen. XV
Seite
Fig. 358. Eisernes Haumesser aus Grab 288 133
„ 369. Thonume aus Grab 289 133
„ 360. Thonschüssel aus Grab 290 133
„ 861. Bronzene Pincette aus Grab 294 134
„ 362. Bronzenes GttrtelbeschlKge aus Grab 295 134
„ 363. Bronzener Scheibenring aus Grab 297 134
„ 364. Bemsteinpcrle aus Grab 308 136
„ 365. Thönernes Gefässbruehstück mit bemaltem Henkel aus Grab 309 136
„ 366. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 309 136
„ 367. Thonume aus Grab 314 136
„ 368. Bronzener glatter Ring aus Grab 316 136
„ 369. Eisernes Messerfragment aus Grab 317 137
„ 370. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 319 137
„ 371. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 320 137
„ 372. Silbernes Kettchen mit Ringen und Anhängseln aus Grab 322 137
„ 373. Bronzene Ziernadcl aus Grab 323 137
„ 374. Bronzene römische Fibel aus Grab 324 ^ 137
„ 375. Bronzene Mittel-La Tene-Fibel mit zwei Bernsteinknöpfen aus Grab 325 .... 138
„ 376. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel mit Spiralringelchen aus Grab 325 138
„ 377. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperlen und Bronzcringelchen aus Grab 325 138
„ 378. Bernsteinperlenschnur aus Grab 32ö 138
„ 379. Einhenkeliger Thonkrug aus Grab 326 138
„ 380. Bronzenes Gürtelbeschläge aus Grab 326 138
„ 381. Thonume aus Grab 327 139
„ 382. Bronzene Anhängsel aus Grab 330 139
„ 383. Thonume aus Grab 331 139
„ 384. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 331 139
„ 385. Cylindrisches Steinfragment aus Grab 332 140
„ 386. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bemsteinperlen aus Grab 333 140
„ 387. Bronzenes Spiralarmband aus Grab 335 140
„ 388. Silbernes Zierblech mit Menschengesicht aus Grab 336 140
„ 389. Bronzenes Spiralarmband aus Grab 337 140
„ 390. Thönerner Henkelkrug aus Grab 339 141
, 391. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 341 141
„ 392. Bronzener Ohrring mit Bemsteinperlen aus Grab 343 141
„ 393. Bronzenes Spiralarmband aus Grab 343 141
„ 394. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibel mit Ring und Kettchen aus Grab 344 . . . 142
„ 395. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 347 142
„ 396. Thonurne aus Grab 348 142
„ 397. Eisernes Fibelfragment, mit Bronzedraht umwunden, aus Grab 348 142
„ 398. Eisemes Fibelfragment aus Grab 348 142
„ 399. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperlen und Kettengehänge, aus Grab 349 . 143
„ 400. Bronzener Armring aus Grab 349 143
„ 401. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel mit Ring aus Grab 350 143
„ 402. Bronzener Zierring aus Grab 350 143
„ 403. Bronzenes Spiralröhrchen aus Grab 350 143
„ 404. Bronzenes Töpfchen, Anhängsel, aus Grab 350 143
„ 405. Thonume aus Grab 352 144
„ 406. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 352 144
„ 407. Fuchszahn, durchbohrt, aus Grab 352 144
„ 408. Bronzene Fibel aus Grab 353 144
„ 409. Thöneme Henkelschale aus Grab 354 144
„ 410. Thonume aus Grab 356 144
„ 411. Thonume aus Grab 369 145
„ 412. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bemsteinperlen aus Grab 359 145
„ 413. Silberne Zierscheibenfragmente aus Grab 359 145
„ 414. Zinnerner (?) Zierring aus Grab 350 ... 145
XVI Verzeichniss der Abbildungen.
Seite
Fig. 415. Bernstcinperlc aus Grab 359 145
„ 416. Thttnerner Rindskopf aus Grab 361 146
„ 417. Bronzene Mittel-La T6ne-Fibel aus Grab 361 146
„ 418. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 361 146
„ 419. Thonume aus Grab 362 146
„ 420. Bronzene Mittel-La T6ne- Fibel aus Grab 364 147
„ 421. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 365 147
„ 422. Steinscheibchen aus Grab 367 147
„ 423. Bronzene Fibel mit Bronzeringen aus Grab 368 147
„ 424. Thonume aus Grab 369 148
„ 425 a. Bronzener Fingen-ing aus Grab 369 148
„ 425 Ä. Platte des Ringes aus Grab 369 148
„ 426. Bronzene Schnalle aus Grab 370 148
„ 427. Bronzenes Ringfragment aus Grab 370 148
„ 428. Bronzene Certosafibel aus Grab 372 148
„ 429. 3ronzene Nähnadel, gebogen, aus Grab 374 149
„ 430. Bronzenes Beschläge aus Grab 374 149
„ 431. Bronzener Knopf aus Grab 374 149
„ 432. Thönemer Skyphos aus Grab 376 149
„ 433. Thonbecher aus Grab 377 149
„ 434. Eisernes Messerfragment aus Grab 378 149
„ 435. Bronzenes Gürtelblech aus Grab 378 149
„ 436. Bronzenes Gtirtelblech aus Grab 379 150
„ 437. Silbernes Zierblech mit Menschenfigur aus Grab 379 150.
„ 438. Eiserner Armring aus Grab 381 150
„ 439. Bronzene Certosafibel aus Grab 382 150
„ 440. Bemsteinperle aus Grab 382 150
„ 441. Eisernes Messer aus Grab 383 150
„ 442. Thonume aus Grab 384 151
„ 443. Bronzene Nähnadel aus Grab 384 151
„ 444. Bronzene Mittel-La Töne -Fibel mit weisser Einlage aus Grab 384 161
„ 445. Bemsteinperlenschnur aus Grab 384 130
„ 446. Bronzene Spät -La Töne -Fibel aus Grab 386 151
„ 447. Thonume aus Grab 386 .161
„ 448. Thonume aus Grab 387 152
„ 449. Eisemer Armring aus Grab 387 162
„ 450. Bronzene Fibel aus Grab 388 152
„ 461. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibel aus Grab 390 162
„ 452. Bronzene Fibel mit zwei Bronzeringen und einer Glasperle aus Grab 391 .... 153
„ 453. Thonume mit spitzem Boden aus Grab 393 163
„ 464. Bronzene Früh -La T6ne- Fibel mit Spuren von Blutemail aus Grab 393 154
„ 455. Bronzene Mittel-La Töne -Fibel mit weisser Einlage aus Grab 393 154
„ 466—457. Bronzene Mittel-La Töne-Fibeln aus Grab 393 154
„ 368. Bronzene zweispiralige Fibel mit Berasteinperlcn aus Grab 393 154
„ 459. Bronzenes Obertheil eines Kettengehänges aus Grab 393 154
„ 460. Bronzene Pincette aus Grab 393 154
„ 461. Bronzener Armring aus Grab 393 164
„ 462. Bronzenes Anhängsel (Häkchen) aus Grab 393 154
„ 463. Bemsteinperlenschnur aus Grab 393 130
„ 464. Bemsteinperlenschnur aus Grab 394 ... 166
„ 465. Thönemer Spinnwirtel aus Grab 394 165
„ 466. Bronzene Früh -La Töne -Fibel aus Grab 396 165
„ 467. Thönerne Henkelschale aus Grab 397 156
„ 468. Eisemes Schwert aus Grab 400 156
„ 470. Eisemes Haumesser aus Grab 400 156
„ 471. Eisemes Geräth aus Grab 400 156
., 472. Bronzene Mittel-La Töne -Fibel aus Grab 401 157
Verzeichnis« der Abbildangen. XVII
Seite
Fig. 473. Bronzene Mittel -La T6ne- Fibel ans Grab 403 167
„ 474 Bronzene zweispiralige Fibel mit Benisteinperlen auR Grab 403 157
„ 476. Bronzene Certosafibel aus Grab 407 157
„ 476. Zinnernes (?) Anhängsel aus Grab 407 157
^ 477. Thonume aus Grab 408 158
„ 478. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bemst einperlen aus Grab 410 168
„ 479. Thonume aus Grab 411 168
„ 480. Bronzene« Spiralarmband aus Grab 412 158
„ 481. Bronzene Früh -La T6ne- Fibel aus Grab 414 169
„ 482. Bronzene Doppelspirale aus Grab 414 169
„ 483. Bronzenes Gürtelblech aus Grab 416 169
f, 484. Bronzene halbkreisförmige Bogenfibel aus Grab 416 169
„ 486. Thonume aus Grab 419 160
„ 486. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernstein und blauen Glasperlen aus Grab 420 . . 160
„ 487. Bronzene Ziernadol (Kopf) aus Grab 421 160
„ 488. Bronzener Zierring aus Grab 421 160
„ 489. Thonume aus Grab 422 160
„ 490. Zwcihenkeliger Thonkrag aus Grab 422 160
„ 491. Bronzene Pincette aus Grab 422 160
y, 492. Bronzenes Spiralarmband ans Grab 424 161
„ 493. Bronzenes Spiralaraiband aus Grab 426 161
„ 494. Bronzene Früh-La T^ne-Fibel aus Grab 426 161
„ 495. Zweihenkelige Thonume aus Grab 428 161
„ 496. Bronzene Fibel aus Grab 429 161
„ 497. Bronzenes Spiralarmband aus Grab 430 16 t
„ 498—499. Bernsteinperien aus Grab 431 162
„ 600. Bronzene Zierscheibe aus Grab 433 162
„ 601. Bronzener Schliesshaken aus Grab 433 162
^ 602. Wolfszahn, durchbohrt, aus Grab 433 162
„ 503. Bronzene Früh-La Töne -Fibel aus Grab 434 163
„ 604. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperien und KettengehHnge aus Grab 434 163
y, 605. Bronzener Zierring aus Grab 434 163
„ 606. Eisernes Fibelfragmcnt aus Grab 438 164
„ 507. ZwtMhenkeliger Thonkmg aus Grab 442 164
„ 608. Bronzene Mittel -La Töne -Fibel aus Grab 444 166
„ 609. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperien aus Grab 446 165
„ 510. Bronzene zwei8i)iralige Fibel mit Bemsteinperlen ans Grab 449 165
„ 511. Bronzene Mittel-,La TAne-Fibel aus Grab 450 165
y, 512. Bronzene Doppeluadel aus Grab 451 165
„ 513. Feuerstahl aus Grab 463 166
„ 514. Bronzene Mittel-La Tene-Fibel aus Grab 4ö6 166
„ 515. Bronzenes Zierstück aus Grab 457 166
„ 616. Bronzenes Anhängsel aus Grab 457 166
„ 617. Einhenkeliger Thonkmg aus Grab 460 167
,, 618. Zwcihenkeliger Thonkmg aus Grab 463 167
„ 619. Bronzener Hing mit Oehr (Anhängsel) aus Grab 46.i 167
„ 620. Eisernes Messer aus (»rab 464 167
„ 521. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperien aus (Jrab 466 167
„ 622. Eiserner Spom aus Grab 466 167
„ 523—524. Bernsteinperien aus Grab 407 168
„ 626. Bronzene Mittel-La Töne -Fibel aus Grab 468 168
„ 626. Ringbruchstück (Eisendraht mit Bronzcspirale) aus Grab 471 168
„ 627. Bronzene Ziornadel aus (trab 471 168
„ 528. Schweins- (?) Zahn, durchbohrt, aus Grab 471 168
„ 529. Thonume aus Grab 472 169
„ 630. Bronzene Fibc»! aus Grab 476 ^69
„ 631. Bronzenes Gürtelbloch aus Grab 476 A 169
ind m. b
XVIII VorzoichniHs der Ahhildungfeii.
Seite
Fig. 532. BrouKeuer kreuzförmiger Doppelknopf ans Grab 476 b 169
„ 538. Thonunie aus Grab 478 170
„ 534. Bronzener Scheibenring aus Grab 478 170
„ 534 bis. Bronzenes Anhängsel aus Grab 478 170
f, 535. Thonunie mit Henkeln aus Grab 479 170
„ 536. Thonschale aus Grab 479 170
„ 537. Bronzene Certosafibel aus Grab 482 17
,, 538. Bronzene zweispiralig^ Fibel mit ßernsteinperlcn aus Grab 483 17
„ 539. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 486 17
„ 540. Thonurne aus Grab 487 17
„ 541. Bronzene Zierscheibe aus Grab 487 17
„ 542. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bemsteinperlen aus Grab 490 172
y, 543. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 491 172
„ 544. Eisernes Messer aus Grab 492 172
„ 545. Thonurne aus Grab 493 172
„ 546. Eisernes Fragment, wahrscheinlich einer Fibel, aus Grab 495 172
„ 547. Eberzahn, durchbohrt, aus Grab 495 172
„ 548. Bronzener Armring aus Grab 498 173
„ 549. Bronzene halbkreisftJrniige Bogenfibel aus Grab 490 173
„ 550. Bronzene Pincette aus Grab 500 173
„ 551. Bronzene Schnalle aus Grab 502 173
„ 552. .Bronzener Armring aus Grab 502 173
„ 653. Eiserner Sporn aus Grab 503 174
„ 554. Hirschhomgriff aus Grab 503 174
„ 555. Bronzene La Töne-Fibel aus Grab 504 174
„ 556. Bronzenes Gürtelblech aus Grab 504 174
„ 567. Zweihenkeliger Thonkrug aus Grab 505 175
„ 558. Bronzener Ohrring mit Bernsteinperle aus Grab 605 175
„ 559. Thontöpfchen aus Grab 506 175
„ 660. Thönemer Spinnwirtel aus Grab 506 175
„ 561. Bronzene Fibel aus Grab 509 175
„ 562. Thönerne Henkelschale aus Grab 511 176
„ 563—564. Bronzene Mittcl-La Töne-Fibeln aus Grab 511 176
„ 565. Zinnernes (?) Zierscheibchen aus Grab 611 176
„ 566. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 513 176
„ 567. Bronzene Pincette mit Verschlusshülse aus Grab 614 176
„ 568. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperlen aus Grab ölö 17'
„ 669 — 570. Bemsteinperlen aus Grab 515 17'
„ 571. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 516 17'
„ 572. Bronzene zwei.spiralige Fibel mit Bernsteinperlen aus Grab 617 17
„ 573. Eisernes Fragment aus Grab 618 17'
„ 674. Bronzener Knopf aus Grab 518 » 17
„ 674 bis. Bemsteinperle aus Grab 518 17
„ 575—576. Bemsteinperlen aus Grab 518 17
„ 577. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel aus Grab 619 178
„ 578. Bemsteinperle aus Grab 620 178
„ 579. Bronzene Niihnadel aus Grab 521 T 178
„ 680. Bronzene BVüh-La Töne-Fibol aus Grab 521 178
„ 581. Bronzener Fingerring aus Grab 621 178
„ 582. Bronzenes Spiralröhrchen aus Grab 524 178
„ 583. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bemsteinperlen aus Grab 526 179
„ 584. Thönemer Skyphos 179
„ 586. Thönerne Henkelvase 180
„ 586. Thönemer Skyphos 180
„ 587. Eisemer Nagel 181
„ 588. Bronzener Armring 181
- 589. Silbernes Zierblech 181
Venseichniiw «ler Abbildungen. XIX
Seite
Fig. 590. Silbenie Perle 181
„ 691. Benistoinperle 181
„ 692—594. Scnlpirte. Grabsteine . .^ 182
„ 696—696. Thnuenie GofÄJwbruclwtttcke 188
„ 697. Zweihcnkelige Thonume 189
„ 698—600. Thöneme ücfässbruchstttcke 190
„ 601—602. Thmienic GefÄRgbruchstncke 192
„ 603. ThnnornoH Gcf1tH8brnchHtUck, bemalt 192
„ 604. Thönenie« Gef%88bruchstUck 193
„ 606. Thnnerncs GcfMri.sbruch.stnck mit durchbohrtem Schnabel 193
„ 606. Tli^hierncfl GefüfiBbnichstüek 193
„ 607. Thttnernoa Gefä.ssfragment mit Buckel 193
„ 608. Thöneme« GcfÄHafragment 193
, 609. Thftncrnos Henkel bnichnttick 194
„ 610—611. ThOneme Henkel 194
„ 612. Th«nemea BnicliHtück mit Henkel 194
„ 613—615. ThOneme Henkel 194
„ 616. Thnnerne« Bodenfragment (rWmisch) 195
„ 617. ThOnernes Bodenfragment 196
„ 618—619. Thöneme Bodenfragmente (römisch) 195
„ 620—622. Thöneme Kandfragmente (römisch) 196
„ 623. Thönemes Henkelfragment (römisch) 196
„ 624. Thönemes Kandfragment (römisch) omamentirt und bemalt 196
„ 626. ThOneraer Becherfuss (römisch) 196
Kadimsk^, W. Der prähistorische Pfahlbau von Kipac bei Bihac^
Fig. 1. Situation des Pfahlbaues von Kipai 219
„ 2—36. ThongefKsse 220
„ 4—13. TopfiM5herben 221
„ 14—19. Topfscherben 222
„ 20—28. Topfscherben 223
„ 29-32. Topfscherben 224
„ 33. Thongewicht 224
„ 34. Thongewicht 225
„ 35. Steingewicht 225
„ 36. Reibstein 225
„ 37. Zierscheibe aus Kupfer oder Bronze 225
„ 38. Fingerring 225
„ 39. Geschnittene Hirschgeweihsprossc 226
Truhe Ika, Dr. Ciro, und Patsch, Dr. Carl. Komische Funde im La&vathale, 1893. Mit einem Anhange:
Die römische Inschrift von Fazlici von Professor P. Alex. Hoff er.
Fig. 1. Bronzemünze des Gallienus aus den römischen Ruinen von Zcnica 228
j, 2. Thonperle aus den römischen Ruinen von Zenica 228
y, 3. Bronzene Kniefil>el ans den römischen Ruinen von Zenica 228
„ 4. Eiserner Schlüssel aus den römischen Ruinen von Zenica 228
„ 6. Bronze aus den römischen Ruinen von Zenica 228
^ 6. Beinplatte aus den römischen Ruinen von Zenica 228
„ 7. Graudriss eines römi.schen Gebäudes in Mali Moftunj 230
y, 8. Durchschnitt im Räume E der römischen Ruine zu Mali Mosnuj 230
„ 9. Bruchstück eines verzierten Bausteines aus Mali Mosunj 231
„ 10. Thonnftpfchen aus dem Estrich des Raumes C in Mali MoSunj 232
„ 11. Schelle aus Eisenblech 232
„ 12. Bronzene La T^ne- Fibel aus Puti^evo 233
r, 13. Bronzene Armbmst-Chamierfibel aus Putiöevo 233
„ 14. Schmnckring aus Bronzeblech (Puti?evo) 233
„ 15—22. Eiserne Waffen und Werkzeuge aus Putiöevo 234
„ 23. Kupfer mit Eisenkern (Putiöevo) 236
„ 24 — 26. Bemalte Thongefässe aus Putirevo 235
b*
XX VerseichniHS der Abbildun^n.
Seite
Fig.26. Thonschale aus Putioevo 236
„ 27. Thönernes Henkelgefäss aus Putioevo 236
„ 28a. Thonbecher aus Puticevo 236
„ 28-31. Eiserne Waffen und Werkzeuge aus PutKfevo 236
„ 32. Situation der Basilica von VaroSluk 237
„ 33. Gmndriss der Basilica von Varosluk 238
„ 34. Altarplatte aus der Basilica von VaroSluk 239
„ 36. Altarsäulchen aus der Basilica von Varo&luk 239
„ 36. Altarfussplatte aus der Basilica von VaroSluk 239
„ 37. Thonlampe aus der Basilica von Varosluk 239
„ 38. Glasbecher aus der Basilica von VaroAluk 239
„ 39—40. Eisennägel aus der Basilica von Varosluk 239
„ 41. Eiserner Schlüssel aus der Basilica von Varofiluk 239
„ 42. Eisen messer aus der Basilica von VaroSluk 239
„ 43—46. Römische Inschriftfragmeute aus dem LaSvathale 241
„ 47—62. R(}mische Inschriftfragmente aus dem Laivathale 242
„ 63 — 67. R(f mische Inschriftfragmente aus dem Lasvathale 243
„ 69. Inschrift von Fazliei 246
Radimsk^, W. Die römische Ansiedlung von Majdan bei Varcar Vakuf.
Fig. 1. Stucco- Fragment mit Wandmalerei 249
„ 2. Grundriss eines römischen Gebäudes in Majdan 260
„ 3. Bruchstück der Wandmalerei in der Apsis des Hauses Fig. 2 261
„ 4. Steinernes Säulchen 262
„ 6. Sockel, Basis und Capital einer Steinsäule 262
f, 6. Basis und Capital einer grossen Steinsäule 262
„ 7. Bruchstück eines In.schrift«*teine8 263
„ 8. Silberner Stilus 254
„ 9. Eiserne Pflugschar 264
„ 10. Eisernes Pflugmesser 264
Fiala, Franz und Patsch, Dr. Carl. Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovlua.
Fig. 1. Grundriss der römischen Befestigung Kulina bei Posusje 257
„ 2. Durchschnitt der Hügel Gradac und Kulina bei Posusje 257
„ 3. Grundriss und Durchschnitt der Ruine Gradac 268
„ 4. Bruchstück eines Kranzgeslmsos 259
„ 5. Reliefköpfchen 269
„ 6—7. Inschriften 260
„ 8-11. Inschriften 261
„ 12—17. Inschriften 262
„ 18. Inschrift t»63
„ 19. Bronzene Mittel -La Tdne- Fibel 263
„ 20. Bruchstück eines Bronzemessers 263
„ 21. Eiserner Fingerring mit unterlegter Pasta 263
„ 22. Bronzene Früh -La T6ue- Fibel mit eraail verziertem Thierkopf 264
„ 23. Bronzene Mittel -La T6ne- Fibel 264
„ 24. Sternförmige Scheibcnfibel aiw versilberter Bronze 264
„ 26. Bronzcfibel 264
„ 26—28. Bronzenadelu 264
„ 29. Silbernes Löffelchen 264
„ 30. Bronzenes Löffelchcn 264
„ 31 — 32. Bronzene Stili 264
„ 33. Bronzener Fingerring 266
„ 34. Bronzeknopf mit Furchenschmelz 265
„ 36. Bronzeknopf 265
„ 36. RingftJrmig gekrümmte Bronzefibel 266
„ 37. Bronzenes Kettenglied 265
„ 38. Bronzener Rcductionszirkcl 266
Fig
.39.
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40.
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41.
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42.
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80.
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81.
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82.
n
83.
ff
84.
ff
85.
ff
86.
ff
87.
ff
88.
ff
89.
ff
90-
ff
92.
ff
93.
ff
94.
ff
95-
ff
97.
ff
98.
ff
99-
ff
101.
ff
102.
ff
103.
Yerseiclinifis der Abbildungen. XXI
Seite
Bronzener Schlttssel 265
Eiserner Schlüssel 265
Bronze 266
Durchbrochenes Beschläge 266
Bronzereif 266
Bronze 266
Bmchstück einer Bronzestatuette 266
Bronze 266
Bronzenes Blatt 266
Bronze 266
-51. Eiserne Lauzenspitzen 267
Eisen 267
Bronze 267
Eisen 267
Eiserner Schlüssel 267
Eisenhaken 267
Omndriss eines römischen Gebäudes 268
Bronzefibel mit 2 Nadeln 268
-61. Bronzene Schnallen 268
Bronzeschnalle, mit Silber tauschirt 268
-64. Bronzebeschläge 269
Nadelknopf, Bronze 269
Tutuluß, Bronze 269
Bronze 269
Bronzene Handhabe 269
Bronzegriff 269
Eiserne Zange 269
Bronzebügel 269
Bronzener Sporn 269
Eiserner Sporn 269
Ei.<<emes Pferdegebiss 270
Pferdegebisstheil, Bronze 270
Bronzefibel (hallstättisch) 271
PferdftJrmiges Bronzeanhängsel 271
Eiserne Lanzenspitze 271
Spiralarmring, Bronze 271
Armring, Bronze 271
Kleiner Spiralring, Bronze 271
Bronzene Zierscheibc 271
Hohlkelt, Bronze 271
Römische Ruine bei Stolac 272
Querschnitt der Wasserleitung beim Gebäude Fig. 84 (AJ 273
Zwei römische Gebäude auf dem Felde der Salko Dizdarid bei Stolac 273
Mosaik im Räume A des Hauses I, Fig. 86 274
Mosaik im Räume B des Hause^i I, Fig. 86 275
Bruchstück eines Grabsteines 276
-91. Zie^elb ruchstücke mit Stempelinschriften 276
Eiserner Fingerring 277
Bronzener Fingerring 277
Kniefibcl mit doppelter Nadel, Bronze 277
-96. Bronzene Schnallen 277
Rosette aus Bronzeblech 278
Bronzeknopf 278
-100. Bronzene Schlüssel 278
Eiserne Pfeilspitze 278
Bronze 278
Torso einer Sandsteinfig^ir 278
XXII Verzeichniss der Abbildungen.
Seite
Fig. 104—106. Inschrifttragnientc 279
„ 106. Ruine eines rOmirtchon Gebäudes bei Proboj 280
„ 107. BrucbstUck einer Thonröhre 280
„ 108. Ziege Ibruclistttck mit Stern pelinsckrift 281
„ 109. Bruchstück eines Säulchens 281
„ 110. Quadratische Tafel aus Kalkstein 282
„ 111. Bronzek«pfchen (von einem Griff?) 282
„ 112. Bruchstück von der rechten Ecke eines KalkHteinblocke^ 282
„ 113. Bnichstück von der oberen Seite einer Kalksteinplatte 288
„ 114. BruclistÜck von der linken Seite einer Kalksteinplatte . . . ' 283
Hadimskj^, W. Archäologische Tagebuchblfttter.
Fig. 1. Bronzener Zierbnckel aus Öapljina 285
„ 2. Bronzener Ohrring von Capljina 285
„ 3. Spitziger Zierknopf, Bronze, aus der Gegend von Jajce 286
„ 4. Romische Kniefibel, Bronze, aus der Gegend von Jajce 287
„ 5—6. Feuerateinsplitter von der Gradina bei Kalesia 288
„ 7. Eiserne Pfeilspitze von der Gradina bei Kalesia 288
„ 8. Silberner Fingerring aus der Gegend von Gacko 289
„ 9. Pilasterbasis von der Careva luka 290
„ 10. Thonring 291
„ 11. Thönemer Spinnwirtel 291
„ 12. Thonnäpfchen * 291
„ 13. Thonbecher (r^Jmisch) 291
„ 14. Bronzener Hohlcelt 291
„ 15. Topfrandstück mit glattem Bogenwulst 291
„ 16. Topfrandsttick mit gekerbtem Zickzack wulst 291
„ 17. Topfl)mchstttck mit getupftem Bogenwulst 293
„ 18. Bodennabel eines ThongefKsses 293
„ 19. Thongewicht, viermal durchbohrt 293
„ 20. Bruchstück eines Drehscheibengefässes 293
„ 21. Bronzener Hohlkeit mit Aermchen 293
„ 22. Randbruchstück eines flachen Thontellers 293
„ 23—24. Henkelbnichstücke von Thongefässcn 293
„ 25. Verticaler Henkel (durchbohrter Ansatz) eines ThongefKsses 293
„ 26. Thonspule 293
„ 27. Ziegelbruchstück mit Legionsstempel aus KladuSa velika 295
„ 28. Bronzene Lanzenspitze aus Tihaljina 295
„ 29. Bronzene Mittel -La T^ne- Fibel aus Gorica 295
„ 30. Eiserne Pfeilspitze aus Posufije 295
„ 31. Colossale Bronzetibel aus Ivanjska 296
„ 32. Eiserne Lanzenspitze von Hatelj 297
„ 33. Bronzene Doppelnädel aus Mile<^i 297
Thallöczy, Dr. Ludwig von. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer.
Fig. 1. Mladen Subiö und Varignana (Initial einer Münchener Handschrift des letzteren) . . 301
„ 2. Siegel der Gräfin Maria von Helfenstein, Herzogin von Bosnien. (Aus dem Stuttgarter
Staatearchiv) 314
„ 3. Reliquiarium der Gemalin des Sandalj Hranid (im Nonnenklosterschatze zu Zara) . . 321
„ 4. Kartenskizze des Banates Macho 332
„ 5. Despotensiegel Georg Brankoviö, 1492 (Original im k. u. k. Haus-, Hof- und Staate-
Archiv zu Wien) 353
„ 6—8. Siegel 357
Truhelka, Dr. Ciro. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
Fig. 1. Stirnseite des Grabmals im Eminova^ko polje (Bez. 2npanjac) 403
„ 2. Nekropole bei Dejdiöi (Bez. Sarajevo) 404
„ 3. Nekropole im Praöko polje (Bez. Sarajevo) 406
„ 4. Denkmal in Koäutica -^06
VeraoichniKH der AbbLldmi^n. XXllI
Seite
Fig. 6—6. Tumben von Prijevor (Bilek) 406
„ 7. Denkmal von Kriievioi 407
„ 8. Säule in Kova^ine (Popovo polje) 407
„ 9. Grabmal des Mahmut Brankovi<^ in Brankovidi 407
„ 10. Denkmal in Plana (Bilek) 408
„ 11. Denkmal in Rudine (Bilek) 408
„ 12. Denkmal in Prijevor (Bilek) 40y
„ 13. Denkmal in Medjurijedje 409
„ 14. Motive aus Dolnji Bakidi und Ko&utica 410
„ 15. Grabstein in Kriievidi , 410
„ 16. Aus Mala Gostilja 410
„ 17 — 18. Motive aus 2akovo 411
„ 19. Motiv aus Begovaia 411
„ 20. Motiv aus Genida bei 2ljebovi 411
„ 21—23. Grabsteine in 2akovo 412
„ 24. Motiv aus Tihaljina 412
„ 26. Denkmal in Prijevor 412
„ 26. Motiv aus Cerin 412
„ 27. Motive aus Kaloperovac (A), Kemensko (BJ^ Gnojnica (Cj^ Malo polje (7>j, Bivolje
brdo (EJ * 412
„ 28. Steinobelisk mit heraldischem Motiv aus Dolnji Bakici 414
„ 29. Schwert aus einem Grabe bei KupreS 416
„ 30. Schwertformen auf GrabdenkniAlern 415
„ 31. „Kolo" auf einem Denkmal in 2itomiäIid 416
„ 32. Grabstein in Stari Slano 416
ff 33. i^Kolo" und Hirschjagd auf einem Denkmal in Gacko 416
„ 34. Stirnseite des DcnkmaU Fig. 33 416
„ 35. „Kolo" auf einem Denkmal von Nekuk 417
„ 36. Porträtfigur de« Vojvodensohnes Radoje in Vojvodina bei Stolac 417
f, 37. Skulptur des Meisters Gmba6 in Boljuni 417
„ 38 — 39. Moderne Grabkreuze von Spasovina (Gornje VrtoCc) 419
„ 40. Jahreszahl auf einem modernen Grabkreuz 420
„ 41 — 45. Grabsteine von Milaviöi in Dabar polje 421
„ 46. Grabstein in Boljuni mit der Meistersignatur „Gnibad" 423
„ 47. Grabstein in Boljuni mit der Meistersignatnr „Semorad" 423
„ 48. Platte mit Meisterinschrift von 2akovo 423
„ 49. Denkmal von Vlagjevina bei Rogatica 424
„ 50. Inschrift von Poljice bei Trebinje 426
„ 51. Inschrift von Milavici, Dabar polje 429
„ 52. Inschrift von Koöerin 431
„ 53. Grabstein von Zabrdjc 433
^ 54. Inschrift von Zabrdje 433
„ 55. Inschrift von Vlagjevina 436
„ 66. Inschrift von Vlagjevina 436
„ 57 — 58. Inschriften von Berkovidi 439
„ 69. Grabkreu» und Inschrift von Nekuk bei Stolac 441
„ 60. Inschriften von Radimnja bei Stolac 442
„ 61 — 63. Inschrift von Radimnja bei Stolac 443
„ 64. Inschrift von Vidoitak 444
„ 66. Inschrift von Hodovo 446
„ 66. Inschrift von Kmfievo 446
„ 67. Waffenbild mit Inschrift von Kniacvo 446
„ 68. Inschrift von KniSevo 447
„ 69. Inschrift von Boljuni 447
„ 70. Inschrift von Boljuni 448
„ 71—73. Inschriften von Boljuni 449
„ 74. Inschrift von Boljuni (Rückseite des Steines) 45Q
XXIV Verzeichnififl der Abbildungen.
Seite
Fig. 75—78. Inschriften von Boljnnl 461
„ 79. Grabstein von Boljuni 462
„ 80. Inschrift von Boljuni 453
„ 81. Inschrift von Lastva 4Ö3
„ 82. Inschrift von 2upa 464
„ 83. Grabmal von Podgradinje 454
„ 84. Inschrift auf dem Bteinkrenz von Podgradinje 465
„ 85. Inschrift von Podgradinje 456
„ 80. Inschrift von Derani 456
„ 87. Inschrift von Lastva 467
„ 88. Inschrift von Veliöani 458
„ 88. Denkmal von Arapi 458
„ 89. Inschrift an dem Denkmal von Arapi 458
„ 90 — 91. Inschrift von Burmazi 459
„ 92. Inschrift von Rapti 460
„ 93. Steinsäule an der Trebinj^ica 460
„ 94. Felsinschrift von 2akovo 460
„ 96. Denkmal und Inschrift von Poljice 461
„ 96. Inschrift von Sreda 461
„ 97. Inschrift von 2akovo 462
„ 98. Inschrift von 2akovo 463
„ 99. Kreuz mit Inschrift, von Han Pobrdnica 463
„ 100—101. Inschriften von Stari-Slano 464
„ 102—103. Denkmal von Precko poljo 465
„ 104. Grabstein von Presjenica 466
„ 105. Inschrift von Presjenica 467
„ 106. Geometrische Figur auf dem Grabstein von Presjenica 467
„ 107. Bauinschrift von Jo&anica 467
„ 108. Das Gräberfeld von Vladjevina 468
Hörmann, Constantin. Epigraphische Denkmäler aus dem Mittelalter.
Fig. 1 — 2. Grabdenkmal des Fürsten Bati<S bei KopoSid (Bezirk Visoko) 481
„ 3. Ansicht des (umgestürzten) Grabsteines Fig. 1 — 2 nach einer photographischen Aufnahme 482
„ 4. Inschrift des Grabsteines Fig. 1—3 483
r, 5. Ansicht der alten Gräberstätte von Staro solo bei Jajce 486
„ 6. Sculpirter Grabstein von Staro selo bei Jajce, in zwei Ansichten 486
„ 7. Durchschnitt der Gruft und des Grabmals des Kadojica ßili(f in Staro selo bei Jajce . 486
„ 8. Inschrift des Grabsteines Fig. 7 488
„ 9. Inschrift auf einem Grabsteine bei Han OorsuHd (Bezirk Tuzla) 490
„ 10. Inschrift auf einer Gruftplatte vor dem Altar der orientalisch-orthodoxen Kirche in
Vlahovidi (Bezirk Ljubinje) 492
„ 11. Inschrift auf der Grabplatte beim Eingange der orientalisch - orthodoxen Kirche in
Vlahovidi (Bezirk Ljubinje) 493
jf 12. Bteinkreuz im Dorfe Miljanovic'i (Bezirk Ljubinje 496
„ 13. Inschrift des Steinkreuzes Fig. 12 495
„ 14. Grabstein des Radosav Du^id und seines Sohnes Cvjetko in Prcmilovopolje (Bezirk
Ljubinje) 495
„ 15. Grabstein in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje) 496
„ 16. Umgestürztes Grabmal de§ Pavao Radovid in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje) . . 496
„ 17 — 18. Grabsteine in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje) 496
„ 19. Grabplatte in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje) 497
„ 20. Grabkreuz des Raskoja in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje) 497
„ 21. Grabstein des Poznan Goranic in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje) 497
„ 22. Inschrift auf einer Grabplatte in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje) 497
„ 23. Inschrift auf dem Grabsteine des Dabi2iv Dra*kovi(^ bei Dubnica in der Nähe des
Dorfes Srpska Kalesija 498
„ 24. Inschrift auf einer Gral>stele bei Dubnica in der Nähe des Dorfes Srpska Kalesija 499
Veraeichnisfl der Abbildnn^en. XXV
Seite
Fig. 25. Stirnseite eines Grabsteines bei Dnbnica in der Nfthe des Dorfes Srpska Kalesija . . 500
„ 26. Inschrift auf einer Grabstele bei Zaseok 500
„ 27. Inschrift auf einem sarkophagf^rmigen Grabsteine in Mr^itSi (Bezirk Vlasenica) . . 501
y, 28. Stirnseite vom Grabsteine des Divac in MrSif^i 501
„ 29. Stirnseite eines Grabsteines in Mr$i<^i 502
Truhelka, Dr. viro. Eine apokryphe Inschrift des Herzogs Stephan an der Kirche zn Gorazda.
Fig. 1. Apokryphe Baninschrift an der Kirche zn Gorazda 508
— Prähistorische Bronzen aus dem Bezirke Prozor.
Fig. 1. Doppelspirale ans Bronzedraht 510
„ 2. Doppelspirale ans Bronzedraht 511
„ 3. Bronzener Hohlcelt 511
„ 4. Spät-La T^ne-Fibel 511
„ 5. Bruchstück einer Spät-La Tene- Fibel (Bronze) 611
„ 6. Spiralrolle aus Bronzedraht 511
„ 7. Bronzener Armring 511
, 8. ThOneme Spule 511
^ 9—10. Thonwirteln 511
„ 11. Thonpyramide 511
„ 12. Bronzene Spiralfeder 511
p 13. Bronzenes Löffelchen 511
„ 14. Bronzenes LOfTelchen von Kolunic 611
— Steinkisten-Turauli in der Hercegovina.
Fig. 15. Grabhügel bei Broöanac 512
„ 16. Steinkiste im Tumulus I bei Bro^anac 513
„ 17. Die Steinkiste Figur 16 von oben 513
„ 18. Steinkisten-Tumulus in Gradac 513
^ 19. Steinkistengraber im Tumulus Fig. 18 613
„ 20 — 21. Schmuckringo ans Bronzcblech mit getriebenem Ornament 515
, 22. Schmnckring aus Bronzeblech mit getriebenem Ornament (aufgerollt) aus einem
Tumulus an der Radimnja bei Stolac 515
r, 23. Bronzene Bogeniibel mit viereckiger Fussplatte, palmettenftJrmigem Kopf und ange-
nieteter Nadel aus einem Tumulus an der Radimnja bei Stolac 515
„ 24. Bronzene Bogeniibel mit viereckiger Fussplatte und angenieteter Nadel aus einem
Tumulus an der Radimnja bei Stolac 515
„ 25. Bronzene Bogenfibel mit viereckigem Fusse und angenieteter (jetzt fohlender) Nadel
aus einem Tumulus an der Radimnja bei Stolac 515
r, 26. Doppelnadel (Bronze) aus einem Tumulus an der Radimnja bei Stolac 515
„ 27. Bruchstück eines Armringes ans schwarzem Glase 515
Fiala, Franz. Archäologische Notizen.
Fig. 28. Kupferaxt aus KosovaÄa (Bez. Zvomik) 519
„ 29. Silberne rfJmische Armbmst-Charnierfibel aus Dejcici 519
„ 30. Bruchstück eines Hämischen Eisenmessers aus Dejcici 519
„ 31 — 32. Römische Thonlampen aus Sovici 519
„ 33. Bronzener Handspiegel von LjubuSki 521
„ 34. Frührömische Chaniierfibel aus Bnmze von Ljubu^ki . . 521
y, 35. Bronzener Bügel von LjubuSki 621
„ 36. Fibelbügel aus Bronze, von LjubuAki 521
„ 37. Bronzener Spatel mit kolbigem Knauf von LjubuSki 521
„ 38. Bronzegeräth, stabftJrmig von LjubuSki 521
„ 39 — 40. Bruchstücke von beinernen Griffeln von LjubuSki 521
„ 41. Bronzener Beschlagring von Ljubuski 521
„ 42. Bronzering von LjubuSki 521
n 43. Glasfläschchen, kugelig mit abgebrochenem Halse, von Ljubuski 521
„ 44. Glasfläschchen, kolbig, von LjubnSki 521
„ 45. Glasfläschchen, kolbig, mit ausgeschnittenem Mundsaum, von Ljubuski 521
„ 46. Gla.sfläschchen, kolbig, von- Ljubunki 521
c
XXVI Verzeichnis8 der Abbildungen.
Seite
Fig. 47. Glasfläflchchen mit sckietem Hals von Ljubuuki 521
„ 48. Gerippte blaue Glasperle vou Ljubuski 621
„ 49. Dunkelgrüne Perle mit gelben EmaiUtreifen von Ljubuski 521
„ 50 — 52. Gerippte grüne Glasperleu vou LjubuSki 521
„ 63. Kappenförmiger Brouzebeschlag von LjubuSki 621
n 54. Glastropfen vou LjubuSki 521
„ 55. Grundriss des befestigten römischen Lagers bei Struge (Hercegovina) 522
Truhelka, Dr. CAro. Aufdeckung einer römischen Ruine in Vitina (Hercegovina).
Fig. 56. Römische Ruine in Vitina 523
y, 57. Schnallenriug (Bronze) aus Vitina 624
^ 58. Bronzeknopf aus Vitina 524
„ 59. Ziegelfragmeut mit Legionsstempel aus Vitina 524
„ 60. Römische Ruine bei Borasi und Sockclplatte aus der Apsis derselben 624
„ 61. Pfeiler (Altarfuss) aus der Ruine vou Borasi 524
— Eine Abraxasgemme.
Fig. 62. Abraxas-Gemme aus Srpski-Volari bei Prijedor 528
Hör mann, Constantin. Ein alter Holzmuhur.
Fig. 1. Alter Holzmuhur 572
Fiala, Franz. Figurale Schnitzerei au dem Blashom eines Dudelsackes.
Fig. 2 — 3. Hölzerne Schallpfeife eines Dudelsackes mit Schnitzereien aus dem nördlichen
Bosnien 573
Lilek, Em. Erzeugung „lebendigen" Feuers in Bosnien und der Hercegovina.
Fig. 4. Apparat zur Gewinnung „lebendigen" Feuers in Jablanica 574
„ 5. Feuerzeug „Cekrk" aus Dolac bei Sarajevo 574
Vavrovid, Josef. Die Vjetrenica-Höhle bei Zavala.
Fig. 1. Die „Öirjaci** (Kirchenleuchter), Stalagmiten in der Vjetrenica-Höhle 588
„ 2. Die „Pjati" (Schüsseln), Tropfsteinbecken in der Vjetrenica-Höhle 688
r, 3. HerzfÖnnige Stalaktiten in der Vjetrenica-Höhle 689
„ 4—5. Stalaktiten in der Vjetrenica-Höhle 589
I. THEIL.
ARCHÄOLOGIE UND GESCHICHTE.
Band ITT.
A. Berichte und Abhandlungen.
Die Ergebnisse der Untersuchung prähistorischer Grab-
hügel auf dem Glasinac im Jahre 1893.
Von
Franz Fiala,
Cnstoeadjunct am bosD.-beroeg. Landesmuaeam.
(Mit 1 Tafel und 81 Abbildungen im Texte.)
L Vorwort.
Wie im Jahre 1892, so wurde auch im Berichtsjahre das Hauptgewicht darauf
gelegt, einestheils neue parallele Zonen in der Richtung von West nach Ost gründlich
zu erforschen, anderentheils die Untersuchung früher in AngriflF genommener Nekro-
polen zu vollenden.
In Anbetracht des coupirten Terrains des den „Ravni Glasinac" begrenzenden
Hügellandes wird der Umstand nicht befremden, dass trotz der mehrjährigen For-
schungen in diesem Gebiete noch in jedem Jahre neue Nekropolen entdeckt werden.
Die Tumuli sind im dichten, pfadlosen Gestrüpp walde sehr schwer auffindbar; oft
musste die Axt den Weg zu denselben bahnen. Auch im gut bebauten Acker- und
Wiesenland sind sie, besonders die flacheren, schwer zu erkennen, so dass oft ein
blosser Zufall zur Entdeckung einer Tumulusgruppe fUhrt.
Gerade der gut erforschte Westen des Gebietes gab im Berichtsjahre Gelegenheit
zur Auffindung zweier an den Grenzen des Waldlandes der Romanja planina gelegenen
Grabhügelgruppen, der von Vraä6i und der von Sokoladkopolje. Im Südtheile, bereits
im Flussgebiete der Praöa, wurden drei bisher unbekannte Wallburgen, sowie Gräber-
felder bei Bijak, Loznik und Mioäi6i entdeckt und durchforscht.
Es scheint das Tumulusgebiet des Glasinac, sowie es seine Ausstrahlungen oder
Fortsetzungen nach Osten zu über Rogatica bis zur Seme6 planina besitzt, auch solche
nach Süden zu bis nach Fo£a zu haben. Auch scheint es dem Berichterstatter überaus
glaubhaft, dass der Glasinac nur einen kleinen Theil des ganz Mittel- und Südbosnien
sowie die Hercegovina umfassenden, der ehemaligen illyrischen Besiedelung des Landes
entsprechenden Verbreitungsgebietes dieser Gräberform darstellt.
Ausser der Untersuchung der früher genannten Nekropolen wurden noch die
Arbeiten in Podpeiine, Borovsko, Taline, Öitluci und Pariieviii-Ljubovine zu Ende ge-
1»
^ I. Archäologie und Geschichte.
fuhrt, 80 dass die Zahl der eröffneten Tumuli 140 beträgt. Der Verfasser hat im fol-
genden Fundberichte die im Vorjahre benützte tagebuchartige Form beibehalten. Mass-
gebend hiefür war die Erwägung, dass zu einer endgiltigen und zusammenfassenden
Arbeit über die Culturgruppe von Glasinac in erster Linie eine Reihe eingehender
Fundberichte gehört, die alle bei der Eröffnung der einzelnen Grabhügel gemachten
Beobachtungen enthalten. Form der Gräber und Bestattungsweisen müssen mitberück-
sichtigt werden.
Zur Abbildung gelangten nur die bisher unbekannten Foi-men oder Abweichungen
von bekannten Typen; bei beiden wurden auch die genauen Masse angegeben.
Die Bezeichnungen der Artefacte sind dieselben wie im Fundberichte 1892, nur
wurde anstatt „Spiralfibel" der von Dr. M. Hoernes vorgeschlagene Ausdruck „Brillen-
spiralfibel" acceptirt. Für die Classification der Fibeln, insbesondere der Bogenfibeln,
blieb die einschlägige Arbeit von Dr. M. Hoernes^) dem Verfasser massgebend. Für
die so häufig vorkommenden flachen, 1 — 4 Cm. im Durchmesser haltenden Bronze-
ringe wurde nur dann der Ausdruck „Fibelringe" angewendet, wenn dieselben direct
an eine Fibel gehängt oder in der nächsten Nähe einer solchen gefunden wurden. In
allen anderen Fällen werden sie als „Schmuckringe" bezeichnet.
Eine nähere Besprechung der im Berichtsjahre gemachten neuen Beobachtungen
folgt am Schlüsse des Fundberichtes.
IL Fundbericht.
1. Ilijak.
Dieses 5 Kilometer nordöstlich von Dolnja Praöa liegende Nekropolengebiet ge-
hört nicht mehr zum eigentlichen Glasinac, hängt aber mit demselben durch die
Nekropolengruppen von JakSin do und Djedevi6i aufs engste zusammen. Die Wallburg
Ilijak ist auf einem an der Westseite in nahezu senkrechten Wänden abfallenden Fels-
kegel oberhalb der Häusergruppe Konovi6i in einer Seehöhe von 1033 M. situirt; die
Form des Walles (Figur 1) ist die eines an der Basisseite offenen Trapezoides; die
Länge desselben beträgt 356 M., die Breite 3 M. und die erhaltene Wallhöhe 1 M.
Der 6 M. breite Eingang ist an der Nordseite angebracht. Das Materiale des Walles
bildet eine festgestampfte Mischung von Erde, Schotter und Klaubstein. Nach den vor-
handenen Schuttmassen zu urtheilen, muss die ursprüngliche Wallhöhe mehr als 2 M.
betragen haben. Eine in der Wallburg vorgenommene Probegrabung förderte ausser
zahlreichen Fragmenten von Freihandgefässen und Thierknochen auch das Fragment
eines zierlichen griechischen Gefksses von Skyphosform zu Tage. Von den Umwohnern
wurde mir berichtet, dass heftige Regengüsse auch zeitweise eiserne Lanzen und Messer-
klingen am Ostgehänge des Berges herabgeschwemmt hätten. Die Nekropole liegt fol-
gendermassen um die Wallburg gruppirt. Am Fusse des Nordabhanges, ungefilhr 80 M.
von demselben entfernt, findet sich eine Gruppe von 5 Tumulis (I— V des Berichtes);
die Entfernung derselben untereinander beträgt kaum 1*5 M. Ungefilhr 130 Schritte
nordöstlich von diesen Gräbern sind 7 Tumuli (VI — XII) in einer Geraden situirt.
Verfolgt man das Plateau ungefähr 1 Kilometer weit in nordwestlicher Richtung, so
^) Grabhügelfunde von QlaBinac in Bosnien. (Mitth. der Anthropol. Qesellschaft, XIX. Bd., 8. 134
bbf 149.) Wien 1889.
Fiala. Untersachnng prähißtorischer Grabhügel aaf dem Glasinac. 5
gelangt man auf der Anhöhe Rajno brdo zu einer Gruppe von 13 Hügelgräbern, die
sehr nahe beisammen liegen (XIII — XXV).
Die Aussicht von der Wallburg, sowie von sämmtlichen Orten, wo Gräber situirt
sind, ist grossartig. Das ganze herrliche Gebirgspanorama des Südens und Westens,
Tttirutli ^
Fig. 1. Die Umwaüung von Ilijak.
der Trebevi6, die Gola Jahorina, die Kiek planina und der Ranjen, entrollen sich fast
in greifbarer Nähe vor dem Auge des Beobachters, während die im Vordergrunde ge-
legenen lachenden Thalgründe eine ebenso stimmungsvolle ab willkommene Abwechs-
lung zu dem grandiosen Gebirgsbilde darbieten. Das Gelände um den Ilijak ist frucht-
bar und sehr gut angebaut. Die Nekropolen liegen auf Weidegrund.
Tumulus I. Durchmesser 8*5 M., Höhe 1 M.; aus Bruch- und Klaubstein und
Erde, mit Rasen bewachsen.
Fig. 2. Bronzener Armreif (*/i).
Fig. 3. Bronzeknauf von einem Sehwerte (*/i).
I. Archäologie und Geschichte.
Im Südwestquadranten Leichenbrand mit Thonscherben, einem halben Spinnwirtel
und Eisenschlacke. Im Nordwestquadranten Reste einer ganzen Bestattung mit folgenden
Beigaben: 2 hülsenfbrmige Gelenkreifen aus Bronzedraht in Form einer Spirale von
drei Umgängen (Figur 2, Vi na*- ör.); der
mittlere Spiralumgang ist bandartig ausge-
hämmert und mit zwei Reihen eingravirter,
durch zwei parallele tangentiale Striche ver-
bundener Würfelaugen verziert ; Höhe 3 Cm.,
Durchmesser 4'5 Cm. — SchUesse aus
Bronzeblech, in dem Mittelfelde eine kreuz-
förmige Verzierung. — Bronzener Knauf eines
Eisenschwertes (Figur 3 und 4, Vi ^a*- Gr.);
Höhe 3 Cm., Durchmesser 7 Cm.; von der zugehörigen Schwertklinge fanden sich nur
wenige Splitter. — Fragment einer eisernen Lanzenspitze.
Fig. 4. Bronzeknauf von einem Schwerte (*/i).
Fig. 6. Bronzeschüssel (*/4).
Fig. 6. Bronzebecher (^/g).
Fig. 7. BronzeBchale (Vs).
Tumulus n. Durchmesser 15 M., Höhe 2M.; aus Bruch- und Klaubsteinen, am
Scheitel mit Wachholderbüschen bestanden.
4*5 M. vom Westrande entfernt lagen auf einem 0*7 M. hohen Steinpodium die
Reste eines von Nordwest nach Südost orientirten Skeletes mit folgenden Artefacten:
1 grosse, aus Bronzeblech getriebene Schüssel mit nach auswärts umgebogenem, mit
Fiala. Untersachung prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac. i
kleinen getriebenen Buckeln verziertem Rande und aufwärts gewölbtem Boden; Höhe
13 Cm., Durchmesser 34 Cm. (Figur 5, Vi ^**- Q^r.). — 1 aus Bronzeblech getriebener
Becher von Skyphosform, die Henkel, von denen nur die Ansatzstellen ersichtlich,
waren aus Eisen; Höhe 7 Cm., Durchmesser an der Mündung 11'2 Cm., Durchmesser
am Boden 4*2 Cm. (Figur 6, Va i^^t. Gr.). — 1 Schale aus 0*15 Cm. starkem Bronze-
bleche, der Boden mit emporgewölbtem Nabel (Form der griechischen Patera); Durch-
messer 16 Cm., Höhe 5*3 Cm. (Figur 7, Va nat. Gr.). — 2 Beinschienen aus Bronze-
blech, mit getriebenen, aus Buckeln und verschiedenen Punktreihen combinirten Ver-
IHg. 8 und 9. Zwei Beinschienen aus Bronzeblech (^/s).
zierungen; an beiden Seiten sind drei Bügel mit Ringen zum Durchziehen des Befesti-
gungsriemens angebracht; Länge 33 Cm., Breite 25 Cm. (Figur 8 und 9, Vs i^at- Gr.). —
2 massive Gelenkringe aus Bronzeguss, mit übergreifenden Enden, gravirt. — 1 Zierstück
aus Bronzeguss, radförmig (Figur 10, Vg nat. Gr.). — 1 Schmucknadel aus Bronze, mit
Vorstecker (Figur 11, % nat. Gr.). — 1 Zierscheibe aus Bronze mit Lappenkranz und
gravirter Mittelrosette. — 46 bronzene, mit Schlitzen versehene Doppelbuckelknöpfe und
4 mit Schlitzen versehene einfache Buckelknöpfe; diese Knöpfe bildeten vermuthlich eine
Art von Brustpanzer, von welchem Figur 12 in ^/^ nat. Gr. ein wahrscheinliches Bild
zu geben versucht. — 1 griechische bronzene Schale mit eierstabförmig gebuckelter Wan-
8
I. Arohftolog^e und Geschichte.
dung (Figur 13, Vs °ft*- Gr.); Durchmesser am Boden 8 Cm., Durchmesser an der
Mündung 18 Cm., Höhe 6 Cm.; die Schale war ebenso wie bei dem im Vorjahre nächst
Öitluci gemachten Funde ^) als Kopfbedeckung der Leiche benutzt, denn es wurden in
Fig. 10. RadftJrmiges
Brouzestück (»/«)•
^
W
Fig. 11. Bronzene
Schmuckuadel
mit Vorstecker ('/j).
Fig. 12. Wahrscheinliche Anordnung der Buckelknöpfe
(in Tum. II. Ilijak) auf einem Brustpanzer (^j^).
Fig. 14.
Wetzstein, in Bronze
gefasst (Va).
Fig. 13. Bronzeschale, als Kopfbedeckung verwendet (Vs)-
der ausfüllenden Erdmasse Fragmente der Schädeldecke und Zähne gefunden. — 1 Collier
aus kleinen runden Bernsteinperlen. — 1 länglicher Wetzstein aus weissem Kalkschiefer,
in einer zum Anhängen eingerichteten BronzedüUe gefasst (Figur 14, Vs ^^^' ö^r.);
^) Siehe diese Mitth., Bd. I, S. 136, Figur 19 f.
Fiala. Untersachang^ prähistorUcher Grabhügel auf dem Glasinac. 9
Länge 24 Cm. — Bruchstücke eines Schwertes (in Eisen ausgeführte Bronzezeittype);
der Knauf und die GriflFschalen sind aus Bronzeguss gefertigt, die zweischneidige, mit
Mittelrippe versehene Klinge endigt in eine kurze eckige Spitze und zeigt noch die
Spuren einer hölzernen, mit einer Art Gewebe überzogenen Scheide; der Knauf ist mit
kleinen eingravirten Kreisen und Strichen verziert (Tafel I, Figur 1 und la, V-s i^at- Gr.). —
2 eiserne Lanzenspitzen mit lorbeerformigem und mit Mittelrippe versehenem Blatte. — Frag-
mente einer eisernen Brillenspiralfibel. — bn Aufschüttungsmateriale des Tumulus waren
zahlreiche Fragmente von Thongefkssen vorhanden. Die Lage der Artefacte an und bei
der Leiche war folgende: Die grosse bronzene Schüssel, in welcher sich der bronzene
Skyphos befand, stand rechts neben der Hüfte, auf den mit Beinschienen bekleideten
Unterschenkehi lag die bronzene Patera. Schwert und Schleifstein lagen auf den Ober-
schenkehi, Knöpfe, Nadel und Bemsteinperlen waren auf der Brust verstreut. An der
Stelle des Hauptes lag die als Kopfbedeckung verwendete Schüssel, rechts davon zwei
Lanzenspitzen, zwei Gelenkringe und das radförmige bronzene Zierstück. Die pracht-
volle Ausstattung des Grabes rechtfertigt den Schluss, dass wir es mit der Leiche eines
Häuptlings zu thun haben.
Tumulus HL Durchmesser 13'5 M., Höhe 1'5 M.; aus Erde und Bruchsteinen,
mit Wachholdergebüsch bewachsen, am Scheitel eingesunken.
Im Tumulus 9 von Nordost nach Südwest orientirte ganze Bestattungen. Die
Skelete lagen in verschiedenen Horizonten, ein Zeichen, dass die Bestattungen im
Tumulus nicht auf einmal, sondern nacheinander erfolgten. An einer Stelle im Hügel
Fig. 15-16. Geschlitzte Bronzeknöpfe (Vi).
war auch deutlich ersichtlich, wie die durch Nachbestattung einer Leiche verursachte
Oeffnung nachträglich mit Schlägelschotter verschüttet wurde.
Beigaben bei Leiche I: 1 eisernes Schwert, 52 Cm. lang; die Klinge im
untersten Drittel verbreitert und in eine lange Spitze ausgezogen. Auf dem Eisen Spuren
einer hölzernen Scheide. Die Klingenform gleicht dem bei Sacken, Das Grabfeld von
Hallstatt, Tafel VI, Figur 5 abgebildeten Stücke (Tafel I, Figur 3, Vs nat. Gr.). — 1 eiserne
Lanzenspitze von 19*2 Cm. Länge und 4*5 Cm. Breite.
Beigaben bei Leiche H: 1 Haarreif aus Bronzeblech, mit gravirten Verzie-
rungen. — 1 Schliesse aus Bronzeguss, Mittelfeld gravirt. — 2 hülsenförmige Gelenkreifen
aus Bronzeblechspiralen in sieben Umgängen. — 42 flache, mit Schlitzen versehene Knöpfe
aus Bronze (Figur 15 und 16, Vi ii**- Gr.). — 8 pflaumenförmige geschlitzte Anhängsel aus
Bronze (Figur 17, 7i nat. Gr.). — 2 zweischleifige eiserne Bogenfibeln. — 1 Habschnur
10
I. Archäologie und Geschichte.
aus blauen Glasperlen und Bemsteinperlen. — 1 Schmucknadel aus Bronzeguss mit
schraubenförmiger Verzierung unterhalb des Kopfes (Figur 18, Va ^^^' Gr,), — 160 kleine
Bronzeknöpfe, 0*5 Cm. im Durchmesser.
Beigaben bei Leiche IH: 1 Stirnreif aus Bronzeblech mit gravirten geradlinigen
Verzierungen. — 2 Gelenkreifen aus spiralig gewundenem Bronzebleche. — 1 Schliesse
aus Bronze, mit gravirter Mittelrosette. — 1 Schmucknadel aus Bronzeguss (Figur 19,
Vs nat. Gr.), Länge 11*8 Cm. — 2 bronzene Nadeln von Scheibenfibeln (Figur 20,
Fig. 17. Geschlitztes
Anhängsel
aus Bronze (*/|).
Fig. 19. Bronzene
Schmucknadel
Fig. 20.
Unterer Theil einer Brillenscheibenfibel, Bronze
(Vi).
Fig. 21.
Schliesse oder
Anhängsel,
Bronze (Vi).
Fig. 22.
Thongefilss (Vi).
Fig. 18. Bronzene
Schmucknadel
(Vs).
Vi nat. Gr.), Länge 9*3 Cm. — 1 kleine bronzene Schliesse (Figur 21, Vi nat. Gr.), Länge
4-4 Cm., Breite 2-7 Cm. — 1 zweihenkeliges Töpfchen (Figur 22, V, nat. Gr.), Durch-
messer an der Mündung 5*8 Cm., am Bauche 9*2 Cm., Höhe 5'7 Cm., Boden rund,
ausgebaucht. Das GefUss stand beim Kopfe der Leiche.
Beigaben bei Leiche IV: 1 Schliesse aus Bronzeguss mit gravirtem Mittel-
felde. — 1 Pincette aus Bronzeblech, gravirt. — 1 eiserne Lanzenspitze.
Beigaben bei Leiche V (Kinderleiche). 2 bronzene Gelenkringe (Spiralen in
2 Umgängen).
Fiala. Untersuchung prUhistorischer Grabhügel auf dem Glasinac.
11
Beigabe bei Leiche VI: 1 runde Schliesse aus Bronzeguss.
Beigabe bei Leiche VII: 1 thönernes Käunchen beim Haupte der Leiche.
Beigaben bei Leiche VIII: 1 durchbohrtes Steinscheibchen; 1 Fragment einer
bleiernen Zierplatte; Fragmente eines Spiralarmbandes aus Silberdraht.
Beigaben bei Leiche IX: 1 Stirn- oder Haarreif aus Bronzeblech, gravirt. —
2 massive Gelenkringe aus Bronzeguss, mit übergreifenden Enden und Gravirung. —
1 bronzene Perle. — 1 bronzene gelappte Schliesse mit kreuzförmigem, durchbrochenem
Fig. 23—24. Beinschienen aus gravirtem und getriebenem Bronzeblech (*/>)
und gravirtem Mittelstücke. — 2 Beinschienen aus Bronzeblech, auf jeder Seite mit 3 bron-
zenen Ringen zum Durchziehen des Binderiemens. Die Decoration besteht theib aus
Treibarbeit, theils aus Gravirung imd es macht den Eindruck, als ob die Schienen aus
einem ursprünglich gravirten und zu einem anderen Zwecke bestimmten Bleche ge-
trieben worden wären. Die Gravirung besteht theils in concentrischen Kreisen, theils
in einfachen Linearmotiven; eine andere Zeichnung, die sich sowohl am oberen als
auch am unteren Theile jeder Schiene findet, scheint ein stilisirtes SchiflF vorzu-
stellen; Länge 34 Cm., Breite 25 Cm. (Figur 23 und 24, Vg nat. Gr.). — 1 Schwert, Knauf,
GriflF und B^nge von Eisen; die Länge beträgt 58 Cm. Die Klinge ist zweischneidig,
12
I. Archäologe und GeAchiohte.
mit Mittelrippe versehen, und endigt in eine kurze dreieckige Spitze; Länge 45 Cm.,
Breite 3*7 Cm. (Tafel I, Figur 4, Ys ^^^' Gr.). — 1 Fragment eines ähnlichen Eisen-
schwertes, an der Klinge noch die Spuren
einer mit Stoff überzogenen Holzscheide
(Tafel I, Figur 6, Va i^at- Cr.). — 1 eiserner
Hohlkelt, 16 Cm. lang, mit 6 Cm. breiter
Schneide (Figur 25, Vs °at- Or.). — 1 eiser-
ner Flachkelt^) mit zwei seitlichen Zapfen,
16*5 Cm. lang, mit 4*5 Cm. breiter Schneide
(Figur 26, V, nat. Gr.). — Zahlreiche Frag-
mente von Thongeftlssen.
Tumulus IV. Durchmesser 10 M.,
Höhe 0*9 M.; aus Erde und Klaubstein.
In der Mitte des Tumulus eine, am
Südwestrande zwei brandlose Bestattungen.
Beigaben bei Leiche I: 1 Haarreif
aus Bronzeblech, gravirt. — 2 Gelenkreifen
aus Bronzedraht, hülsenformig, Spiralen mit
drei Umgängen; der mittlere Umgang band-
artig flach ausgehämmert, durch einen Mittel-
grat verstärkt; Höhe 4 Cm., Durchmesser
4*5 Cm. (Figur 27, Vi ii^t. Gr.). — 1 grosse
Schliesse aus Bronzeguss, gravirt; Länge
8-8 Cm., Breite 52 Cm. (Figur 28 und 29,
Vi nat. Gr.\ — 2 runde Schliessen aus Bronze-
guss, mit gravirter und durchbrochener Mittel-
rosette. — 15 runde Knöpfe aus Bronzeguss, mit durchbrochener kreuzförmiger Mittel-
rosette und Gravirung von concentrischen Kreisen. Auf der Rückseite ist eine Oese
angebracht; Durchmesser 5*7 Cm. (Figur 30—32, Vi ^^^' Gr.). — 1 einschleifige bron-
zene Bogenfibel mit schmaler Fussplatte (Figur 33,
^/^ nat. Gr.). — 1 zweischleifige Bogenfibel aus
Bronze (Figur 34, Vi nat. Gr.). — 3 Brillen spiral-
fibeln aus Bronzedraht, Nadel und Fussschleife
Fortsetzungen der Spiraldrähte (Figur 35, Vi
nat. Gr.).
Beigaben bei Leiche H: 2 hülsenför-
mige Gelenkreifen aus Bronze, Spiralen mit neun
Umgängen. — 1 runde Schliesse aus Bronzeguss,
mit kreuzförmig durchbrochener Mittelrosette. —
1 Haarnadel aus Bronzedraht. — 7 bronzene, mit
Schlitzen versehene Anhängsel in Pflaumenform.
— 4 bronzene Unterlagen zweitheiliger Brillen-
fibeln, Bronzeblechbänder, an welchen die (ver-
loren gegangenen) Brillenspiralen beiderseits central angeheftet waren, während die
Enden der Unterlagsplatten in den Fuss und die Nadel des Fibelmechanismus auslaufen.
Fig. 25.
Eiserner Hohlkelt (Vj).
Fig. 26. Eiserne»
Flachbeil
mit Aermchen (Vi)«
Fig. 27. Bronzener Armreif (^/j).
>) Sacken, Das Grabfeld von Hallstatt, Tafel VH, Figur 19.
Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. III. Band.
FlALA: Prähistorische Grabhügel auf dem Glasinac, 1893. Taf. I.
Eiserne Schwerter von Glasinac (V/j).
Fiala. Untersuchung prfthistorischer Grabhügel auf dem Glasinac.
13
— 18 flache bronzene geschlitzte Knöpfe. — 1 bronzener, mit Schliesshaken versehener
Knopf, Länge 7-2 Cm., Durchmesser 42 Cm. (Figur 36 und 37, 7^ nat. Gr.). — 60
kleine, mit Oesen versehene Bronzeknöpfe, Durchmesser 0*6 Cm. — 1 Schnur vier-
eckiger Bemsteinperlen.
Fig. 28 — 29. Bronzene Schliesse (Riemenbeschläge) (^/x).
Fig. 80—82. Zierscheibe aus Bronze (Vi).
Fig. 33.
Halbkreisförmige Bogenfibel
aus Bronze (^/i).
Fig. 34. Zweischleifige
Bogenfibel mit hohem Fuss,
Bronze (Vi).
Fig. 35.
Brillenspiralfibel aus Bronze
(Vi).
14
I. Arcli}iologie nnd Geschichte.
Beigaben bei Leiche III: 1 Gelenkreifen aus Bronzedraht (Spirale mit vier Um-
gängen, die zwei inneren Umgänge bandartig ausgehämmert), Höhe 3*9 Cm., Durch-
messer 4'5 Cm. — 1 Gelenkreifen aus Bronzeblech, mit zurückgebogenen Enden, Durch-
messer 4*3 Cm. — 1 Fragment einer bronzenen Bogenfibel. — l bronzene Nähnadel.
— 1 einhenkeliges thönemes Töpfchen.
Fig. 36—37. Geschlitzter Backelknopf mit gravirtem Schliessh&ken, Bronze (^/i).
Tumulus V. Durchmesser 7 M., Höhe 1 M.; aus Erde und Klaubstein.
Drei von Nordost nach Südwest orientirte brandlose Bestattungen; bei der ersten
ein durchbohrter Wetzstein, bei der zweiten zwei runde bronzene Schliessen mit kreuz-
förmiger Mittelrosette und eine Schmucknadel aus Bronzeguss, bei der dritten eine
eiserne, 5*35 Cm. lange, zweischneidige Schwertklinge (Tafel I, Figur 2, Vs i^it. Gr.).
Tumulus VI. Durchmesser 5*4 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruchstein und Erde.
Reste von drei ganzen Leichen und Leichenbrand. Bei einem Schädel wurde ein
gekrümmtes einschneidiges Eisenmesser, bei den verbrannten Knochen ein silbernes
Ringelchen, Fragmente eines griechischen ThongefilÄses (Skyphos) und Eisensplitter
gefunden.
Tumulus VH. Durchmesser 5 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Reste von vier ganzen Leichen und in der Mitte Leichenbrand. Beim Leichen-
brande folgende Artefacte: 1 Pincette aus Bronzeblech. — Fragmente einer eisernen
Brillenspiralfibel. — Zwei kreuzförmige Platten von Scheibenfibeln. ^) — Zwei eiserne, ge-
krümmte Messer und ein Wetzstein.
Tumulus VHI. Durchmesser 5 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Im Tumulus drei brandlose von West nach Ost orientirte Bestattungen mit folgen-
den Beigaben: 2 bronzene kreuzförmige Knöpfe. — 2 Haarnadeln aus Bronzedraht.
— 1 Fragment eines bronzenen Haarreifens. — 1 Schliesse aus Bronzeguss, gravirt.
— 1 eiserne Brillenspiralfibel. — Fragmente einer solchen. — 1 eiserne Speerspitze
mit lorbeerförmigem Blatte. — 1 Messerfragment. — Thonscherben.
^) Vgl. diese Mitth., Bd. I., S. 82, Figur 66.
Fiala. Untersuchung prXhistorischer Grabhügel auf dem Glasinac.
lö
Tumulus IX. Durchmesser 5 M., Höhe 0*45 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Leichenbrand mit wenigen Thongefttesfragmenten.
Tumulus X. Durchmesser 7 M., Höhe 0*9 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Drei von West nach Ost orientirte Leichen. An Beigaben wurden 2 massive
gravirte Gelenkringe aus Bronzeguss^ 1 einschleifige bronzene Bogenfibel, Fragmente
einer bronzenen Certosafibel, bronzene Spiraldrahtrollen, 1 Fragment einer eisernen
Wurfspeerspitze und Thongefkssfragmente ausgegraben.
Tumulus XI. Durchmesser 8 M., Höhe 0*8 M.; aus Bruch- und Klaubsteinen.
Zwei von Süd nach Nord orientirte Bestattungen; bei der ersten eine zweischlei-
fige bronzene Bogenfibel mit dreieckiger Fussplatte (Figur 38, Vi ^^^' ö^r.), Länge
6-3 Cm., Breite 4*5 Cm., bei der zweiten bronzene Spiraldrahtrollen.
Fig. 38. Zweiflchleifige Bogenfibel mit hoher
dreieckiger Fussplatte, Bronze (*/j).
Fig. 40. Detail der Beinschiene Fig. 89 (Vi).
Fig. 39.
Beinschiene aas getriebenem Bronzeblech (^/s).
Tumulus XH. Durchmesser 8 M., Höhe 0*6 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Drei von West nach Ost orientirte Bestattungen mit folgenden Beigaben: 1 tutu-
lusförmiger Bronzeknopf, gravirt. — Fragmente einer bronzenen Brillenspiralfibel. — 1 bron-
zene Nähnadel. — 2 Röhrchen aus Bronzeblech. — 1 bronzene Spiraldrahtrolle. — 1 ge-
16
I. Archäologie und GoBchichte.
»3
Fig. 42.
Wetzstein,
in Bronze
gefasst (Vt).
Fig. 41. Bronzeschale
mit hohem knopfförmigem
Nabel (V4).
schnitzte Geweihsprosse vom Edelhirsch. — 4 bunte Glasperlen. — 4 bronzene Schmuck-
ringe. — 2 eiserne Lanzenspitzen. — 1 Schleifstein und Thonscherben.
Tumulus XIII. Ellipsenachsen der Basis
13 M. und 10 M., Höhe 1 M.; aus Erde, Bruch-
und Klaubstein. Am Scheitel zwei mittelalter-
liche Grabsteine.
Vier von West nach Ost orientirte Lei-
chen, von denen zwei mittelalterlichen Nach-
bestattungen angehören. Die Beigaben wurden
sämmtlich bei einer 2 M. vom Nordrande ent-
fernt beigesetzten Leiche gefunden und be-
standen in folgenden Artefacten : 2 Beinschienen
aus Bronzeblech, jederseits mit drei Ringelchen zum Durchziehen des
Binderiemens versehen. Die Decoration besteht aus getriebenen Buckeln
und Punktreihen. Auf der einen Schiene ist die deutÜch erkennbare
Figur eines Hirsches, sehr primitiv in geraden Strichen ausgeführt, ein-
gravirt. Die Länge der Beischienen beträgt 33*4 Cm., die grösste Breite
25 Cm. (Figur 39 und 40, ^1^ und V^ nat. Gr.). — 1 Schale aus Bronze-
blech, mit knopfartigem, auffallend hoch emporstehendem Bodennabel,
Durchmesser 15-5 Cm., Höhe 3*2 Cm. (Figur 41, V4 nat. Gr.). — 1 Wetz-
stein aus weissem Kalkschiefer, in einer bronzenen DiiUe gefasst, Länge
26 Cm. (Figur 42, ^/g nat. Gr.). — l Pincette aus Bronzeblech. - 1 grosse
Bronzeschliesse mit Lappenkranz. — 3 Bronzeperlen. — 2 Schmucknadeln
aus dünnem Bronzedrahte. — 1 Schmucknadel mit Vorsteckhülse. —
2 eiserne Brillenspiralfibeln. — 1 Fragment einer eisernen Bogenfibel.
— 1 Eisenschwert, 54*5 Cm. lang; Knauf und Griff von Eisen, die Klinge
45 Cm. lang, mit Mittelrippe verschen und in eine kurze dreieckige Spitze
auslaufend (Tafel I, Figur 5, Vs nat. Gr.) — 1 eiserne Lanzenspitze,
41'5 Cm. lang und 4*8 Cm. breit, mit scharf ausgeprägter Mittelrippe.
— Mehrere Fragmente von eisernen Messern und Lanzenspitzen. — Thon-
scherben.
Tumulus XIV. Durchmesser 7*5 M., Höhe 0*8 M.; aus Bruch- und
Klaubstein.
Leichenbrand mit folgenden Fundobjecten: 1 Armreif aus Bronze-
guss. — 1 bronzene Kiiotenfibel. — Fragmente von 2 Brillenspiralfibeln
aus Bronzedraht. — 1 bronzene Schliesse, halbkugelformig, mit 2 parallelen
Rippen. — 1 Fragment einer bronzenen Bogenfibel. — 2 Bronzeperlen.
— 1 kleiner bronzener Knopf mit Oese. — Bronzene Spiraldrahtrolle. —
Fragmente einer bronzenen Pincette. — 1 durchbohrtes Kalksteinscheibchen. — 1 durch-
bohrtes Knochenstück. — Fragmente von eisernen Messern und Lanzenspitzen.
Tumulus XV. Durchmesser 12*5 M., Höhe 0*6 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Im ganzen Tumulus verstreut Leichenbrand. Beigaben: 1 hülsenförmiger Gelenk-
ring aus Bronzedraht (Spirale mit drei Umgängen, der mittlere Umgang ist bandartig
ausgehämmert). — 1 runde bronzene Schliesse mit kreuzförmiger Mittelrosette. — 1 Zier-
stück aus (misslungenem) Bronzeguss (Figur 43, Vi nat. Gr.), Länge 7 Cm., Breite 2*2 Cm.
— 1 bronzener Knopf in Doppelkreuzform. — 6 Anhängel aus Bronze in Doppelbeilform.
— 8 bronzene Fibelringe. — 1 walzenförmige bronzene Perle. — 10 bronzene Gürtelbe-
Fiala. Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac.
17
schlagstücke in Stäbchenform. — l bronzenes Anhängsel in Pflaumenform.
— 1 bronzene Nähnadel. — Fragment einer bronzenen Bogenfibel. — 5 kleine
bronzene Perlen. — 5 bunte Emailperlen. — 1 bronzene dreikantige Pfeil-
spitze (Figur 44, \ ^ nat. Gr.), Länge 2*2 Cm., Breite 1 Cm. — 1 eisernes
Bogenfibelfragment, Länge 8 Cm., Breite 7 Cm. (Figur 45, ^ g nat. QrX
— 1 eiserne domartige, vierkantige Speerspitze, 18 Cm. lang (Figur 46,
Fig. 43. Ziersttick
(Anhilngsel). aus
Bronze gegossen (*/i)
Fig. 48.
Henkel eines Bronze-
gefKsaes (*/j).
Fig. 44. Drei-
schneidige Pfeilspitze
aus Bronze (^/j).
Fig 45.
Bruchstück einer eisernen Bogenfibel
(V2).
Fig. 47.
Bruchstück eines Wetzsteines
Vj nat. Gr.). — 1 Wetzstein (Figur 47, ^^ nat. Gr.). — 2 Fragmente von
Wetzsteinen. — Fragmente von eisernen Lanzenspitzen und Messern. — Frag-
mente von gehenkelten Thontöpfchen. — 1 Henkel von einem bronzenen
GefUsse, das nur in verschlackten Fragmenten vorlag (Figur 48, ^ ^ nat. Gr.).
— 8 Bemsteinstücke. — 1 Perle aus Kalkstein.
Fig. 46.
Lanzen-
schuh au8
Eisen (Vi).
Tumulus XVI. Durchmesser 8 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
1 Skeletbeisetzung, von West nach Ost orientirt, mit einer 46 Cm. langen und
4 Cm. breiten, mit starker Mittelrippe versehenen Lanzenspitze.
Band HI.
I. Arch&ologie und Geschichte.
Fig. 49.
Bruchstück einer bronzenen
Lanzenspitze (^/i).
Tumulus XVII. Durchmesser 10 M.,
Höhe 1 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Reste von unverbrannten Bestattungen
mit 4 spiralförmigen Gelenkreifen aus Bronze-
draht, 1 eisernen Schliesse, 1 Fragmente einer
bronzenen Lanzenspitze (Figur 49, ^,\ nat.
Gr.), 1 eisernen Lanzenschaftschuhe, 2 eiser-
nen gekrümmten Messerklingen und Thon-
sch erben.
Tumulus XVIII. Durchmesser 7 M.,
Höhe 045 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Zwei von West nach Ost orientierte un-
verbrannte Bestattungen mit einigen Gefkss-
fragraenten.
Tumulus XIX. Durchmesser 10 M.,
Höhe 1 M.; aus Erde, Bruch- und Klaubstein.
Am Scheitel des Hügels zwei mittel-
alterliche Grabsteine. Am Südrande Leichen-
brand, bei dem folgende Objecte gefunden
wurden: 2 Armbänder aus Bronzedraht (Stul-
penform, Spiralen in 22 Umgängen). — 2 Ge-
lenkreifen aus Bronzedraht (Spiralen mit sieben Umgängen). —
4 Gelenkringe aus Bronzeguss, gravirt. — 2 massive Gelenkringe
aus Bronzeguss, mit übergreifenden und verdickten Enden. — 1 Kopf-
reif aus Bronzeblech, gravirt. — 3 Haarnadeln aus Bronzedraht.
— 2 runde massive Schliessen aus
Bronze, gravirt. — 80 runde Bron-
zeknöpfe. — 2 bronzene Platten von
Scheibenfibeln (Figur 50, Vi i^*^^-
Gr.). — 2 bronzene Brillenspiral-
fibeln. — 2 bronzene zweischleifige
Bogenfibeln. — 2 Fragmente von
bronzenen Bogenfibeln. — 4 An-
hängsel aus Bronze in Pflaumen-
form. — 3 bronzene Fibelringe. —
1 eiserne Lanzenspitze mit Mittel-
rippe, 67 Cm. Länge und 5 Cm.
grösste Breite (Figur 51, Vs i^*^*-
Gr.). — 1 eiserne Lanzenspitze mit Mittelrippe, 52 Cm. Länge und
5 Cm. grösste Breite. — 1 eiserne Lanzenspitze, 37 Cm. lang und
4 Cm. breit. — 1 krummes eisernes Haumesser. — 1 Wetzstein und
Thonscherben.
Tumulus XX. Durchmesser 10*5 M., Höhe 1 M.; aus Bruch-
und Klaubstein.
Am Südende des Tumulus Leichenbrand mit folgenden Bei-
gaben: 2 massive Armringe aus Bronzeguss, mit übergreifenden Enden.
— 2 Gelenkreifen aus Bronzedraht in Spiralform. — 2 Gelenkreifen
Fig. 50.
Bronzene Zierplatte von einer Fibel (*/i).
Fig. 51. Eiserne
Lanzenspitze (^/s).
Fiala. Untersuchung prähistoriflcher Grabhügel auf dem Gla.sinac.
19
ans Bronzedraht, Htilsenform, Spiralen in drei Umgängen, der mittlere Umgang band-
artig ausgehämmert, mit Gravirnngen versehen. — 1. bronzene zweischleifige Bogen-
fibel. — Fragmente eines Spirahinges aus Silberdraht. — 2 eiserne
Lanzenspitzen. — 1 eisernes gekrümmtes Haumesser. — 1 eiserne
Pfeilspitze mit rhombischem Blatte, 9 Cm. Länge, 3 Cm. grösste
Blattbreite (Figur 52, 7^ nat. Gr.). — 1 Wetzstein.
Tumulus XXI. Durchmesser 6 M., Höhe 0*5 M.; aus Erde,
Bruch- und Klaubstein.
Reste von unverbrannten Beisetzungen und Thonscherben.
Tumulus XXn. Durchmesser 11 M., Höhe 0*5 M.; aus Erde,
Klaub- und Bruchstein.
Am Ostrande Leichenbrand, neben welchem folgende Artefacte
gefunden wurden : eine Anzahl geschnittener und durchbohrter Bern-
steinstücke. — Eine Anzahl Bernstein- und Emailperlen. — 2 Finger-
ringe aus Bronzedraht in Spiralform. — 1 Gelenkreifchen aus Bronze-
blech. — 2 einschleifige bronzene Bogenfibeln. — 1 zweischleifige
bronzene Bogenfibel. — 1 bronzene, einseitig gegossene, einschleifige
Bogenfibel. — 6 mit Schlitzen versehene Knöpfe aus Bronzeblech.
— 2 Fragmente von Bronzekettchen. — 8 bronzene Perlen. — 1 Knopf
aus Bronze, in Doppelkreuzform. — 1 Knopf aus Bronze, kreuz-
förmig. — 1 Brillenspiralfibel aus Bronzedraht. — Fragmente einer
bronzenen Brillenspiralfibel. — 1 tonnenformige bronzene Perle.
— 1 bronzene Spiraldrahtrolle. — 1 Hängeschmuck aus Bronzedraht,
bestehend aus zwei an einem Ringe befestigten Spiralen. — 1 Wetz-
stein. — Fragmente eines eisernen Messers und Thonscherben.
Tumulus XXUI. Durchmesser 8 M., Höhe 0'6 M.; aus Erde und Klaubstein.
Ausser einigen Resten von unverbrannten Knochen wurde nur eine Bronzeperle
gefunden.
Tumulus XXIV. Durchmesser 12 M., Höhe 04 M.; aus Erde und Klaubstein.
Leer.
Tumulus XXV. Durchmesser 7 M., Höhe 08 M.
Wenige Thierknochen und Thonscherben.
Fig. 52. Eiserne
Pfeilspitze (Vi).
2. Loznik.
Der Burgwall Loznik liegt am Südabfalle der Romanja planina, circa 8 Kilo-
meter nördlich von Dolnja Praöa, in der nächsten Nähe der Dörfer Obre und Podloz-
nik, auf dem Gipfel eines isolirt dastehenden, 1152 M. hohen Berges. Wie Figur 53
zeigt, ist der Wallbau halbkreisförmig. Die Länge des Walles beträgt circa 200 M.,
die Wallbreite 2*5 M., die Wallhöhe 1 M. Das Matcriale ist Bruchstein und Erde, der
4 M. breite Thoreingang liegt an der Südostseite des Walles. Im Innenraume finden
sich die Grundmauern zweier thurmähnlicher Baulichkeiten aus Mörtelmauerwerk, die
höchst wahrscheinlich mittelalterlichen Ursprunges sind; ein ähnlicher Wallbau ist bereits
vom „Vitanj" bei Kula bekannt. Die Abhänge des Berges, sowie die am Fusse des-
selben liegenden Felder, sind mit zahlreichen Scherben von prähistorischen Thongefässen
bestreut, welche in ihrer Technik mit denen der anderen Wallburgen des Glasinac
übereinstimmen .
20
I. Archäologie und Geschichte.
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Fig. 53. Der Wallban Loznik.
Fig. 54. Wallbau von Miodici.
Fig. 55. Bronzering (*/,).
Einen zweiten Wallbau habe ich oberhalb des 2 Kilometer östlich vom Dorfe
Podloznik gelegenen Mio§i6i in der Seehöhe von 1135 M. gefunden. Derselbe ist aus
grossen Steinblöcken errichtet, hat die Höhe von 0*4 M. und die Breite von 1 — 1*5 M.
Die Form der Anlage zeigt Figur 54.
Um Loznik herum wurden nur drei Tumuli gefunden und al »gegraben.
Fiala. UntersuchuDg^ prftbistoiisoher GrabhUg^el auf dem Glasitiac.
21
Tumulus I. Durchmesser 17 M., Höhe 2'4M.,' aus Bruch- und Klaubstein, mit
Haseln bewachsen.
Der HUgel enthielt Reste von 8 von Nordwest nach Südost orientirten unver-
brannten Bestattungen. Folgende Artefacte wurden ausgegraben: 1 bronzene vierlappige
Platte von einer Scheibenfibel. — 1 Fragment eines bronzenen Diadems. — 1 eiserner
Gelenkring. — 1 Zierring aus Bronzedraht, mit bronzenen Spiralhülsen umwunden (Figur 65,
*/i nat. Gr.). — 1 eiserner Gelenkring. — 1 eiserner Fibelring. — 1 Gelenkreifen aus
spiralig gewundenem Bronzedrahte und zahlreiche Gefkssfragmente.
Tumulus n. ■ Durchmesser 6 M., Höhe 0-5 M.; aus Erde und wenig Klaub-
steinen.
Es wurden keine Knochen, dagegen 1 grosse griechische Fibel aus Bronze (ein-
schleifige Bogenfibel), 1 Gelenkreif aus spiralig gewundenem Bronzedrahte, 1 eiserner
Fibelring und zahlreiche Thonscherben gefunden.
Tumulus in. Durchmesser 10 M., Höhe 0'5M.; aus Erde und Klaubstein, mit
mächtigen Eichen bestanden.
Bis auf wenige GefUssfragmente leer.
3. MioSli^i.
Tumulus I. Durchmesser 15 M., Höhe 1*2 M.; aus Klaub- und Bruchsteinen.
Drei von West nach Ost orientirte Skeletbeisetzungen mit wenigen Gefässfrag-
menten und einem bronzenen Fibelring.
Tumulus n. Durchmesser 16*5 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch-
und Klaubstein.
Im Südtheile Reste von drei unverbrannten Bestattungen ohne
alle Beigaben.
4. Vraildl.
Eine der schönsten Wallburgen des Glasinac ist der 2*5 Kilo-
meter westlich von Sokolac in einer Seehöhe von 1074 M. gelegene
Puhovac.^) An den westlichen Abhängen des Burgberges finden sich
einzelne kleine Tumuli und bei dem am Fusse desselben gelegenen
Dorfe Gornji VraÄidi eine kleine Nekropole. Viele der einst auf Cultur-
land gelegenen Grabhügel sind durch den Feldbau nivellirt worden, so
dass nur einzelne beim Ackern gemachte Funde ihre einstige Lage
erkennen lassen. Die aus eilf Gräbern bestehende heuer abgegrabene
Nekropole liegt theils auf Acker-, theils auf Wiesenland.
Tumulus I. Durchmesser 9 M., Höhe 0*7 M.; aus Klaubstein
und Erde, berast.
In der Südhälfte Leichenbrand mit 1 silbernen Doppelnadel
(Figur 56, Vi ^^^' Gr.), 1 bunten Emailperle, 1 bronzenen Fibelringe,
Splitter von eisernen Lanzenspitzen und von Thonscherben.
Tumulus n. Durchmesser 6*5 M., Höhe 0'5 M.; aus Klaubstein
und Erde, berast.
*) Vgl. diese Mitth. Bd. I, S. 68 und 69, Figur 8 und 9.
Silberne
nadel
66.
Doppel-
22
I. Archäologie und Gescliichte.
In der Mitte Leichenbrand mit einer bronzenen Perle und Fragmenten von
eisernen Lanzenspitzen.
Tumulus in. Durehmesser 11*6 M., Höhe 0*6 M.; aus Bruch- und Klaubstein,
mit Gebüschen bewachsen.
Fig. 59.
Eiserno
' Speerspitze
W/i
Fig. 67. Armring aus Brouzeblech (Vs).
Fig. 58. Armring aus Bronzeblocli (^/g).
Fig. 60.
Klappmessergriff
aus Eisen (*/i).
Im Tumulus Reste von ungefähr vier brandlosen Bestattungen und dazwischen
verstreuter Leichenbrand. Folgende Funde wurden gemacht: 1 grosse bronzene Knoten-
fibel. — 2 bronzene einschleifige Bogenfibcln, aus einem Blechstreifen gehämmert. —
2 bronzene Schmucknadehi. — 3 bandartige Gclenkreifen aus Bronzeblech, mit getriebenen
Hakenkreuzen und rhombischen Verzierungen (Figur 57 und 58, ^/j nat. Gr.). —
1 eisÄ'ne Wurfspeerspitze (Figur 59, ^2 ^^*- Gr.), die DüUe ist gegen das Blatt zu
spiralig gewunden. — 1 eiserner GriflF für ein Klappmesser (Figur 60, ^i ^^t- ö^**.)
-^ 3 eiserne Messerklingen. — 1 eiserner Lanzenschaftschuh. — 4 bunte Emailperlen
und 1 grüne Glasperle.
Fiala. Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac.
23
I
Fig. 62.
Eisernes
Werkzeug (Vi).
Tamalus IV. Ellipsenachsen der Basis 10*5 und 9 M., Höhe 1*2 M.; aus
Brach- und Klaubstein^ mit Haseln bewachsen.
Im Tumulus verstreut Leichenbrand, dabei 2 bronzene Knotenfibeln, 1 bronzene
Schmucknadel, 3 bronzene Fibelringe, 1 Fragment eines bandförmigen Gelenkreifens
aus Bronzeblech und 3 Fragmente von Eisenmessern. Im Aufschüttungsmateriale des
Tumulus waren Gefässfragmente häufig.
T umulus V. Ellipsenachsen der Basis 9 und 7 M., Höhe 0*5 M. ; berast.
Im Südtheile gegen den Rand zu Reste einer brandlosen Bestattung
mit einer Spiralhülse aus Bronzedraht. In der Mitte und im Nordost-
quadranten Leichenbrand mit Fragmenten von Drehscheibengeftlssen. —
2 eisernen spatelartigen Werkzeugen (Figur 61 und 62, ^/j nat. Gr.).
— 1 eisernen Schmucknadel. — 1 eisernen Nähnadel. —
1 blauen Glasperle. — Fragmenten eines Gelenkreifens
aus brauner Glaspasta. — 1 Stücke weissen Glases. —
l Klumpen Räucherharz. — 1 römischen Bronzemtinze
mit verwischtem Gepräge und 1 römischen Münze, M. B.,
Licinius des Aelteren mit folgender Legende:
Avers: IMP. LIC. LICINIVS P. F. AVG.
Revers: lOVI CONSERVATORI AVGG. NN.^)
Der Avers zeigt den mit Lorbeer bekränzten, nach rechts
gewendeten Kaiserkopf, der Revers einen nach links ge-
wendeten Jupiter, der in der einen Hand ein Scepter, in
der anderen eine auf dem Globus stehende Victoria hält;
zu Füssen des Jupiter sitzt ein Adler. Der Prägungsort
der Münze ist Siscia (Sissek); das Alter dieser römischen
Brandbestattung kann nach der Regierungszeit des Lici-
nius (307—323 n. Chr.) höchstens auf 307 n. Chr. zurück-
datirt werden. Der Tumulus war aus Erde und Schlägel-
schotter errichtet.
Tumulus VI. Durchmesser 5 M., Höhe 0*7 M.;
aus Bruch- und Klaubstein.
Ausser wenigen GefUssfragmenten leer.
Tumulus Vn. Durchmesser 9 M., Höhe 1 M.; aus
Bruch- und Klaubstein.
Im Tumulus Reste von drei brandlosen und einer
Brandbestattung. An Objecten ergab die Ausgrabung:
1 bronzene Certosafibel. — 1 bronzene Kahnfibel. —
4 bronzene Fibelringe. — 1 brillenförmiges Anhängsel aus
Bronze. — 1 tonnenförmige Bronzeperle. — 11 Perlen
aus gelber Glaspasta und 1 Bernsteinstück.
Tumulus VIH. Durchmesser 9*5 M., Höhe l M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Am Scheitel zwei tumbaförmige mittelalterliche Grabsteine.
Es wurden sowohl Leichenbrand als auch Fragmente von brandlosen Bestattungen
gefanden. An Artefacten wurde nur ein Fragment eines bandartigen Gelenkreifens aus
Bronzeblech und zahlreiche Gefkssfragmente ausgegraben.
Fi^. 61.
Eisernes
Werkzeug (Vi).
*) Cohen, Tome VI, S. 66, Nr. 113.
24 I. Arobäologte und Geschichte.
Tumulus IX. Durchmesser 10 M., Höhe 0*6 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Ausser Leichenbrand wurden noch 1 Schmucknadel aus Bronzedraht, 2 bronzene Fibel-
ringe, 1 Fragment einer bronzenen Knopffibel und bronzene Spiraldrahtrollcn gefunden.
Tumulus X. Durchmesser 10 M., Höhe 0*7 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Eine Brandbestattung mit: 1 bronzenen Kahnfibel. — 1 Zierring aus Bronzedraht.
— 2 Bernsteinstlicken. — 1 Emailperle. — Fragmenten einer eisernen Lanzenspitze. —
Bronzespiralrolle und Thonscherben.
Tumulus XI. Durchmesser 7 M., Höhe 1 M.; aus Klaubstein.
Leer.
5. Sokola^kopolje.
Nordwestlich vom Orte Sokolac breitet sich eine circa 3 Kilometer lange und
1 Kilometer breite, von hügeligen Terrainwellen durchzogene Ebene, das Sokolaöko-
polje, im Volksmunde „Poljak" genannt, aus. ^) Die kleine Nekropole, aus neun Tumulis
bestehend, liegt im nördlichsten Winkel des Polje unweit der Ortschaft OdÄak gomji
auf sumpfigem Wiesengrunde. Der letztgenannte Umstand hatte zur Folge, dass der
Gräberinhalt, sowohl die Knochen als auch die Beigaben, sich in einem sehr schlechten
Erhaltungszustande befanden. Die Humussäuren des Grundwassers hatten die Knochen
beinahe aufgelöst und die Eisen- und Bronzeobjecte derartig corrodirt, dass oft nur
winzige Fragmente davon vorhanden waren.
Tumulus I. Durchmesser 13 M., Höhe 0*6 M.; aus Erde und Bruchstein, berast.
Im Tumulus verstreut Fragmente von unverbrannten Knochen; an Beigaben
wurden ausser zahlreichen GefUssfragmenten nur die Hälfte einer bronzenen Brillen-
spiralfibel und Fragmente von eisernen Lanzenspitzen und Messern gefunden.
Fig. 63. Zwei bronzene Nadelköpfe (Vi)-
Tumulus n. Durchmesser 9 M., Höhe 0*9 M.; aus Erde und Klaub-, sowie
Bruchstein errichtet, berast.
Im Südtheile des Hügels fanden sich an mehreren Stellen Partien von Leichen-
brand, in deren Nähe folgende Beigaben gehoben wurden: 1 einschleifige Bogenfibel
^) Vgl. die Uebersichtskarte, diese Mittli. Bd. I, S. 66, Fig. 1.
Fiala. Untersuchiuig prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac. 25
aus Bronze. — 1 bronzene Certosafibel. — Fragmente einer Brillenspiralfibel aus Bronze-
drabt. — Fragment einer bronzenen Kahnfibel. — Fragmente zweier Knopffibebi aus
Bronze. — Fragment einer zweischleifigen Bogenfibel aus Bronze. — Fragment einer
bronzenen Scheibenfibel. — Fragment einer bronzenen Knotenfibel. — 10 bronzene Fibel-
ringe. — 1 silberner Schmuckring, 1 Cm. lichter Durchmesser, mit knopfig verdickten
Enden. — 1 Schmucknadel aus Bronzedraht. — 9 brillenförmige Anhängsel aus Bronze-
guss. — 1 Fingerring aus spiralförmig gewundenem Bronzeblech. — 2 Bronze- und
8 Fmailperlen. — 3 roh geschnittene Bemsteinstücke. — 2 durch ein Kettchen ver-
bundene Nadelköpfe (?) aus Bronzeguss (Figur 63, Vi ^**' ör.). — 1 Thonperle. —
1 durchbohrter Wetzstein und diverse Fragmente von eisernen Messern. Nach der
Anzahl der gefundenen Fibeln zu schliessen, dürften die verbrannten Knochen von
fünf Personen herrühren.
Tumulus ni. Durchmesser 10 M., Höhe 06 M.; halb aus Erde,
halb aus Stein, begrast.
Im Tumulus auf natürlichem Boden Reste von drei brandlosen
Bestattungen, von Ost nach West orientirt, mit folgenden Artefacten:
2 zweischleifige bronzene Bogenfibeln mit viereckigen und mit je zwei
kreisrunden Löchern versehenen Fussplatten. — 2 BriUenspiralfibeln
aus Bronzedraht. — 1 zweischleifige bronzene Charnierfibel. — 90 bron- j,-;^ g^ Bronzenes
zene Knöpfe mit Oese, rund. — 3 bronzene Knöpfe in Kreuzform. — Anhängsel (Vi).
3 wageförmige bronzene Anhängsel (Kgur 64, Vi nat. Gr.). — 1 doppel-
beilförmiges bronzenes Anhängsel (Figur 65, Vi nat. Gr.) — 1 Kette
aus Bronzedraht, 14 Cm. lang. — 1 Doppelnadel aus Bronzedraht. —
6 runde bronzene Perlen. — 4 tonnenförmige, mit Schlitzen versehene
Bronzeperlen. — 6 bronzene pflaumenfbrmige Anhängsel. — 1 Perle
aus Kalkstein. — 4 Perlen aus Knochen. — 4 kleine Perlen aus Bronze- _. ^^ „
iit -n n-11111 Ä ' r. . i ^^S- 65. Bronzenes
blech. — Bronzene opiraldrahtroüen. — 4 eiserne Speerspitzen und Anhäno'sel (V )
Fragmente zweier eiserner Messer.
Tumulus IV. Durchmesser 11-5 M., Höhe 0*5 M.; aus Erde und Klaubstein,
berast.
Im Grabe zerstreut unverbrannte Knochen, ohne constatirbare Orientirung. An
Artefacten ergab sich folgende Ausbeute: 3 BriUenspiralfibeln aus Bronzedraht. — 1 bron-
zene Kahnfibel. — 3 bronzene Knotenfibeln. — 1 bronzene Knopffibel. — 2 zweischlei-
fige bronzene Bogenfibeln mit viereckigen und mit zwei runden Löchern versehenen
Fussplatten. — 3 Fragmente von bronzenen Bogenfibeln. — 1 bronzene Schmucknadel.
— 1 Fragment einer solchen. — 1 bronzene Nähnadel. — 18 runde bronzene Knöpfe.
— 1 kreuzförmiger bronzener Knopf. — 8 bronzene Fibelringe. — 1 Perle aus grünem
Glase. — 1 Perle aus Kalkstein. — 15 bronzene Perlen. — 2 bronzene Anhängsel,
Pfiaumenform. — l bronzenes Anhängsel, Wagebalkenfonn. — 1 Fragment einer bron-
zenen Scheibenfibel. — 1 Wetzstein. — 1 eiserne Speerspitze und 4 Fragmente von
solchen. — 1 eisernes Haumesser und mehrere bronzene Spiraldrahtrollen. Nach den
vorhandenen Fibeln zu urtheilen, dürften die Knochenreste von neun brandlosen Be-
stattungen herrühren.
Tumulus V. Durchmesser 8 M., Höhe 0*4 M.; aus Stein und Erde errichtet,
mit Gras bewachsen.
Am Südrande desselben wurde Leichenbrand, in der Mitte Reste einer brand-
losen Bestattung vorgefunden. 1 eiserne Pfeilspitze mit rautenförmigem Blatte (Figur 66,
*¥
26
I. Arcbflologie und Geschichte.
Fig. 66.
Eiserne Pfeil-
spitze (*/i).
Fig. 67.
Eiserne Dülle
mit Knauf (Vi).
Vi nat. Gr.), l bronzene Kahnfibel, 4 Bernsteinstücke,
2 Emailperlen und Fragmente von bronzenen Fibelringen
waren die ganze Aasbeute.
Tumulus VI. Durchmesser 8 M., Höhe 0*5 M.;
aus Erde und Klaubsteinen, bcrast.
Verbrannte und unverbrannte Knochen im Hügel
zerstreut. An Artefacten wurden gefunden: 1 bronzene
Knotenfibel. — 5 bronzene Fibelringe. — 3 röhrenförmige
Bronzeperlen. — 1 Anhängsel aus Bronze in Doppelaxt-
form. — 2 Anhängsel aus Bronze in Brillenform. — 2 roh
zugeschnittene Bernsteinstücke. — 1 eiserne Lanzenspitze
und Thonscherben.
Tumulus Vn. Durchmesser 10 M., Höhe O'ö M.;
aus Erde und Klaubsteinen, berast.
In der Mitte des Tumulus Leichenbrand mit folgen-
den Beigaben: 1 Fragment einer bronzenen Haarnadel.
— 1 bronzener Schmuckring. — 1 eiserne Dülle mit Knauf
(Figur 67, Vi n^^t. Gr.). — Einige Stücke geschmolzenes
Bronzeblech und Thonscherben.
Tumulus VIIL Durchmesser 9'5 M., Höhe 0*6 M.;
aus Erde und Klaubstein, berast.
Ausser wenigen unverbrannten Knochen wurden noch Fragmente von eisernen
Messern und Lanzenspitzen, 1 bronzene Perle und Thonscherben gefunden.
Tumulus IX. Durchmesser 7 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
War ganz leer.
6. Talinc.
Die meisten Grabhügel dieser südöstlich von Sokolac gelegenen Nekropole wurden
bereits in früheren Jahren untersucht. Die diesjährigen Grabungen beschränkten sich
auf die Untersuchung von fünf intact gebliebenen Tumulis zwischen Sokolac und dem
Weiler Reäetnica. Das Terrain ist steriles Weideland.
Tumulus I. Durchmesser 8*5 M., Höhe 0*5 M.; aus Erde und Bruchstein,
berast.
Im Südtheile Leichenbrand, am äussersten Nordrande Reste einer brandlosen Be-
stattung mit folgenden Beigaben: 1 kurze eiserne Wurfspeerspitze. — 1 bandförmiger
Gelenkreifen aus Bronzcblech, mit getriebenen, aus Punktreihen bestehenden Ornamenten.
— 1 bronzene Knotenfibel. — - 1 flacher eiserner Schmuckring. — 1 bronzene tonnen-
förmige Perle. — 1 solche runde Perle. — 3 Perlen aus Email und 1 Bernsteinstück.
Tumulus II. Durchmesser 11 M., Höhe 1 M.; aus Erde und Steinen, berast.
Im ganzen Tumulus zerstreute unverbrannte Knochen, ohne deutliche Orientirung.
Am Südrande Leichenbrand mit 2 bronzenen gegossenen Gelenkringen (mit anderthalb
Spiralumgängen, gravirt), 1 bronzenen römischen Münze des constantinischen Zeitalters,
1 Gelenkringe aus Bronzedraht, mehreren Fragmenten von eisernen Messern und
Lanzenspitzen und 1 bronzenen Perle.
Tumulus HI. Durchmesser 9'5 M., Höhe 0*5 M.; aus Stein und Erde.
Enthielt nur wenige GefUssfragmente und Knochen vom Rinde.
Fiala. Untersuchung prfthistortscber Grabhügel auf dem Glasinac. 27
Tuinulus IV. Ellipsenachsen der Basis 11 und 8 M., Höhe 0*6 M.; aus Stein
und Erde.
An mehreren Stellen Leichenbrand mit folgenden Artefacten: 2 bronzene Knoten-
Übeln. — 1 Kettchen aus Bronzedraht. — 3 bronzene pflauraenförmige Anhängsel. —
— 1 bronzene Haarnadel mit leiterförmigem Kopfe. ^) — 2 bronzene tonncnförmige Perlen.
— 1 Spinnwirtel aus Thon. — 7 bronzene Fibelringe. — 6 kleine runde bronzene Knöpfe.
— 2 runde Bronzeperlen. — 10 Emailperlen. — 2 Bernsteinperlen und Fragmente von
Thongefässen.
Tumulus V. Durchmesser 10 M., Höhe 0*6 M.; aus Erde, Bruchstein und
Schotter.
In der Mitte des Grabes Reste von zwei brandlosen Bestattungen. An Beigaben
wurde Folgendes gefunden: 2 eiserne Speerspitzen. — 1 eiserne Lanzenspitze. — 1 bron-
zenes Hohlkreuz. — 2 Knopffibeln aus Bronze. — 1 Doppelnadel aus Bronzedraht. ^)
— 1 bronzene Brillenspiralfibel. — 5 bronzene Schmuckringe. — 1 bronzene Nadel.
— 3 bronzene Perlen (bikonisch). — 3 Bemsteinperlen. — 9 Glas- und Emailperlen.
— 2 durchbohrte Wetzsteine und zahlreiche Thonscherben.
7. Citluci.
Im Anschlüsse an die aus acht Tumulis bestehende, im Vorjahre abgegrabene Gräber-
gruppe wurden in der Umgebung von Öitluci noch weitere eilf Hügel aufgefunden und
einer Untersuchung unterzogen. Die Hügel I — IV befinden sich auf dem zwischen
Amovi^i und Öitluci gelegenen Friedhofe und in der nächsten Nähe desselben, die Tu-
muli V — XI liegen zwischen Hreljingrad und Öitluci auf Wiesengrund zerstreut.
Tumulus L Durchmesser 9 M., Höhe 0*7 M.; aus Erde und Bruchstein, mit
Gras bewachsen, am Scheitel ein mittelalterlicher Grabstein.
Im Tumulus vier von West nach Ost orientirte Leichen, bei denen folgende Bei-
gaben gefunden wurden: 3 eiserne Lanzenspitzen. — 2 eiserne gerade Messerklingen.
— 1 Fragment eines eisernen breiten Haumessers. — 2 kleine runde bronzene Knöpfe
und 1 Schmucknadel aus Bronzedraht.
Tumulus II. Durchmesser 6 M., Höhe 0*6 M.; aus Erde und Bruchstein, mit
Gras bewachsen, am Scheitel zwei mittelalterliche Grabsteine.
Ausser total vermorschten Knochen wurden nur kleine Stückchen von Bronze-
draht gefunden.
Tumulus in. Durchmesser 11 M., Höhe 0*6 M.; aus Bruch- und Klaubstein
und Erde errichtet.
Am Ostrande vier von Nordost nach Südwest orientirte brandlose Bestattungen;
bei der ersten wurden 1 eiserne mittelgrosse Lanzenspitze, bei der zweiten Fragmente
einer eisernen Bogenfibel, bei der dritten 2 eiserne Brillenspiralfibeln, 2 bronzene ge-
gossene Gelenkringe (Spiralen in anderthalb Umgängen), 1 Schliesse aus Bronzeblech
mit kreuzförmiger Mittelrosette, 1 durchbohrter Schleifstein und Fragmente von eisernen
Messern, sowie 20 Perlen von Bronzeblech gefunden. Die vierte Leiche war ohne Bei-
gaben. Am äussersten Südrande des Tumulus wurden Leichenbrand und Fragmente
eines silbernen, aus circa 20 Umläufen gebildeten Spiralringes von 2*5 Cm. innerer
Lichte ausgegraben.
1) Vgl. diese Mitth. Bd. I, S. 96, Figur 138.
«) Vgl. diese Mitth. Bd. I, S. 96, Figur 137.
I. Archäologie und Geschichte.
m
Fig. 68. Thonsch&lchen (Vi).
Tumulus IV. Durchmesser 4 M., Höhe 0-5 M.; aus Bruch- und
Klaubsteinen.
Inhalt Knochenfragmente und Thonscherben.
Tumulus V. Durchmesser 9 M., Höhe 0-4 M.; aus Bruch- und
Klaubstein.
Im Tumulus wurden keinerlei Knochen, sondern nur 1 Schmucknadel
aus Bronzeguss und 1 Spirale aus Bronzedraht gefunden.
Tumulus VI. Durchmesser 11 M., Höhe 0*4 M.; aus Erde und
Bruchstein, mit Gras
bewachsen.
Im Westtheile des
Grabes wurden sechs
von West nach Ost
orientirte Bestattungen
ohne alle Beigaben und
drei von Nordost nach
Südwest orientirte mit
folgenden Artefacten
aufgedeckt. Bei der er-
sten : 1 runde Schliesse
aus Bronzeblech, 1 Spi-
rale aus Bronzeblech und 1 kleines, 3 Cm. hohes und
4 Cm. weites, ungehenkeltes Thonschälchen (Figur 68,
^/i nat. Gr.). — Bei der zweiten: 2 bronzene halboffene
Ringe mit knotig verdickten Enden. — Bei der dritten:
Fragmente eines thönernen Töpfchens. Am Südrande
fanden sich Partikel von Leichenbrand mit einem kur-
zen dolchartigen Messer (Figur 69, ^\ nat. Gr.), 1 Frag-
mente einer bronzenen römischen Zwiebelknopffibel
und Scherben von Töpferscheibengefässen, zweifellos
Reste einer römischen Nachbestattung.
Tumulus Vn. Durchmesser 10 M., Höhe 0*5 M.;
aus Erde und Klaubstein, berast.
In der Mitte Leichenbrand mit folgenden Arte-
facten : 2 bronzene zweischleifige Bogenfibeln. — 1 klei-
ner Gelenkring aus Bronzeguss mit übergreifenden
Fig. 69. Enden. — 1 bikonische Bronzeperle. — 19 Emailperlen.
Eiseiimesser (Vi). — 1 Kaurimuschel. — 2 eiserne Pfeilspitzen und 2
schilfblattförmige eiserne Lanzenspitzen mit stark aus-
geprägter Mittelrippe, 40 Cm. lang und 2*7 Cm. breit (Figur 70, V« ^^^' Grr.).
Tumulus Vni. Durchmesser 10 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch- und
Klaubstein.
Im Süd Westquadranten Leichenbrand mit 3 zweischleifigen bronzenen
Bogenfibeln und Fragmenten eines Armreifens aus Bronzeblech, in der
*^' Mitte eine brandlose Bestattung mit I eisernen Speerspitze und 1 eisernen
Eiserne ,,,,«.. -r • r r
Lanzenspitze lorbeerblattförmigen Lanzenspitze.
(V.).
Fiala. Untersachnng prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac.
29
Tumulus IX. Durchmesser 9*5 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Bis auf wenige Thongefkssfragmente leer.
Tumulus X. Durchmesser 5 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Leer.
Tumulus XI. Durchmesser 5 M., Höhe 0*4 M.
Thongefilssfragmente, sonst leer.
8. BoroTsko.
Die genannte Ortschaft liegt in der den „Ravni Glasinac" östlich begrenzenden
Hügelkette, 3 Kilometer nördlich von dem an der Rogaticaer Fahrstrasse situirten
Osmanov-Han entfernt. Die Nekro-
pole besteht aus einer grösseren auf
Weideland gelegenen Gruppe und
zahh*eichen einzelnen im Waldlande
zerstreuten Tumulis. Im Vorjahre wur-
den sechs Hügel versuchsweise ge-
öffnet, und das Resultat war derart,
dass an die weitere Erforschung der
Nekropole gegangen wurde.
Fig. 71. Bronzener Halsring (*/j).
Fig. 73. Ring aus Bronzedraht (Vi)-
Tumulus I. Durchmesser 8*5
M., Höhe 0'6 M. ; aus Bruchstein und
Schotter, berast.
Im Tumulus fünf von Nord nach
Süd orientirte brandlose Bestattungen.
Bei der ersten wurden 1 bronzener
Halsring (Figur 71, 7^ nat. Gr.) und
1 Schläfenring aus Bronzedraht mit
hakenförmig gebogenen Enden, bei
der zweiten 1 Hängeschmuck aus
Bronzedraht, (Figur 72, V/^ nat. Gr.),
bei der dritten 1 Schleife aus Bronze-
draht mit umgewickelter Bronzedrahtspirale (Figur 73, \i nat. Gr.), bei der vierten und
fünften nur Fragmente von Thongefässen gefunden.
Fig. 72. Schmuckstück aus Bronzedraht (Vi).
30 I. Archftologte und Geschichte.
Tamulus IL Durchmesser 6*5 M., Höhe 0*7 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
In der Südhälfte des Hügels drei von Nord nach Süd orientirte brandlose Be-
stattungen; zwei derselben waren ohne Beigaben, bei der dritten lagen folgende Objecte:
1 Torquis, flach, ungravirt, aus Bronzeguss. — 21 grosse aus Bronzeblech getriebene
Knöpfe. — 2 gerippte halboffene Gelenkhülsen aus Bronzeblech. — 1 Schmucknadel aus
Bronzeguss. — Fragmente eines aus Bronzedrahtspiralen bestehenden Hängeschmuckes
und Thonscherben.
Tumulus III. Durchmesser 6*5 M., Höhe 0*75 M.; aus Erde und Klaubstein, berast.
Im Westtheile Holzkohle und einige total vermorschte Menschenknochen; in der
Mitte ein 18 Cm. hohes topfilhnliches FreihandgefUss, 1 eiserner Siegelring, 1 durch-
bohrtes Steinchen (Anhängsel) und Schafknochen.
Tumulus IV. Durchmesser 5 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Im Südtheile Fragmente von zwei brandlosen Beisetzungen; an Funden 1 Torquis
aus Bronzeguss, Fragmente eines Hängeschmuckes aus Bronzedrahtspiralen und 1 Ring
aus gewundenem Bronzedraht mit übergreifenden Enden (Ohr- oder Schläfenring).
Tumulus V. Durchmesser 3 M., Höhe 0*4 M.; aus Klaubstein.
Leer.
Tumulus VI. Durchmesser 5*5 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Im Südtheile an zwei Stellen unverbrannte Menschenknochen und Thonscherben.
Tumulus Vn. Durchmesser 7*5 M., Höhe 0-4 M.; aus Bruch- und Klaubstein,
mit Haselgebüsch bewachsen.
In der Südhälfte Reste einer ganzen Bestattung mit 1 eisernen Lanzenspitze und
1 pflaumenförmigen bronzenen Anhängsel. Im Nordtheile Leichenbrand mit Gefass-
fragmenten.
Tumulus VIII. Durchmesser 9 M., Höhe 0*8 M.; aus Bruch- und Klaubstein,
mit Wald bestanden.
An drei Stellen Leichenbrand und an sieben Stellen Reste von brandlosen Be-
stattungen. An Beigaben war Folgendes zerstreut im Tumulus enthalten: 2 zweischleifige
bronzene Bogenfibeln mit viereckiger durchbohrter Fussplatte. — 2 bronzene Anhängsel
in Pflaumenform. — 1 bronzene Perle. — 2 bronzene vogelförmige Anhängsel. — 1 sphä-
rischer Doppelknopf aus Bronze mit Schlitzen. — 2 kleine runde bronzene Knöpfe
mit Oese. — 9 geschnittene durchbohrte Bernsteinstücke. — 2 dreieckige Anhängsel
aus Bronzeblech. — Fragmente einer Haarnadel aus Bronzedraht. — Spirale aus Bronze-
draht. — Fragment eines Bronzeanhängsels. — Thonscherben und Splitter von eisernen
Messerklingen.
Tumulus IX. Durchmesser 8 M., Höhe 0*7 M.; aus grossen Bruchsteinen ge-
häuft, mit Wald bestanden.
Eine ganze Bestattung und Thonscherben.
Tumulus X. Durchmesser 9 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch- und Klaubsteinen,
mit Wald bestanden.
Drei von Süd nach Nord orientirte brandlose Bestattungen. Bei der ersten wurde
1 bronzene einschleifige Bogenfibel, bei der zweiten eine Scheibenfibel aus Bronze mit
vierlappiger Platte und bei der dritten ein durchbohrter Wetzstein gefunden. Im Auf-
schüttungsmateriale des Tumulus fanden sich zahlreiche Thonscherben.
Tumulus XL Durchmesser 8 M., Höhe 0*5 M.; aus Erde und Bruchstein, mit
Buchen bestanden.
Fiala. Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac. 31
Im Nordostqoadranten des Turaulus zwei von Südwest nach Nordost orientirte
brandlose Bestattungen. Ausbeute an Artefacten: 2 zweischleifige bronzene Bogenfibeln.
— 1 tonncnförmige bronzene Perle. — 1 bronzene Brillenspiralfibel. — 2 Anhängsel
aus Bronze und 1 bronzene Spiralrolle.
Tumulus Xn. Durchmesser 8 M., Höhe 1 M.; aus Bruch- und Klaubstein,
ringwallfurmig, bewaldet.
Im Tumulus drei von Südwest nach Nordost orientirte brandlose Bestattungen.
Folgende Funde wurden gemacht: 1 pflaumenförmiges bronzenes Anhängsel. — 7 Bern-
steinstücke. — 24 runde bronzene Knöpfe. — 3 bronzene Perlen. — 9 bronzene Fibel-
ringe. — 1 Fragment einer bronzenen Nähnadel. — Fragmente einer bronzenen Haar-
nadel. — Fragmente einer eisernen Messerklinge und zahlreiche Geßlssfragmente.
Tumulus XIII. Durchmesser 7 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch- und Klaubstein,
mit Wald bestanden.
In der Mitte Leichenbrand, in der Nordhälfte eine bronzene Perle und Fragmente
einer Brillenspiralfibel aus Bronzedraht.
Tumulus XIV. Durchmesser 8 M., Höhe 1 M.; aus Bruch- und Klaubstein, mit
Wald bestanden.
Vier brandlose, von Südwest nach Nordost orientirte Bestattungen mit zahlreichen
Gefilssfragmenten. Bei der einen Leiche konnte constatirt werden, dass die Hände unter
das Haupt gelegt waren.
9. Podpe<3fne.
Unter diesem Namen werden hier sämmtliche Tumuli aufgezählt, welche in der
von Podpe6ine unterhalb Gradac und Kusaße bis Nezdrav bunar sich erstreckenden,
circa 4 Kilometer langen Thalcinsenkung gelegen sind. Im Vorjahre wurden hier
bereits 25 Hügel geöflFnet, so dass die heurigen Arbeiten die Fortsetzung und den Ab-
schluss der Untersuchung dieser Nekropole bilden. Die Tumuli liegen in kleinen
Gruppen oder einzeln theils auf sterilem Weidelande, theils in Kieferhainen und ge-
hören sämmtlich in den Bereich der beiden Wallburgen von Kusaße.
Tumulus I. Durchmesser 8 M., Höhe 1 M.; aus Erde und Klaubsteinen.
Am Ostrande Leichenbrand, in der Mitte zwei brandlose Bestattungen mit 3
aus Bronzeblech getriebenen Knöpfen, 1 Ring aus Bronzedraht und Tlionscherben.
Tumulus IL Durchmesser 10*5 M., Höhe
0'6 M.; aus Erde und Klaubsteinen.
Im Stidwestquadranten Leichenbrand mit
folgenden Artefacten: 1 Gelenkreif, bandfi>rmig,
aus Bronzeblech. — 1 halbkugelfiJrmige bron-
zene Schliesse. — 1 Doppelnadel aus Bronze-
draht. — 1 Fragment einer solchen. — 2 bron-
zene Kahnfibeln. — 3 bronzene Knopffibeln. ^)
— 2 zweischleifige bronzene Bogenfibeln mit
viereckiger doppelt gelochter Fussplatte. —
2 Brillenspiralfibeln aus Bronzedraht. — 1 Pin- *'•?• 74. Zierstück aus Bronze (Vi).
cette aus Bronzeblech. — 10 bronzene Fibel-
ringe. — 14 kleine runde Bronzeknöpfe. — 1 Anhängsel aus Bronze in Pflaumenform.
— 1 bronzenes Anhängsel (Figur 74, 7i nat. Gr.). — 1 grosse bronzene Perle. — 5 Bern-
*) M. Hoernes, Grabhügelfunde von Glasinac, Mitth. der Anthr. Gesellschaft in Wien 1889,
Bd. XIX, S. 140, Figur 180.
32
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 75. Bogenfibel aus Bronze (Vi).
steinperlen. — 1 Perle aus gelbem Glase. — Spiralrollen aus Bronzedraht und Thonscher-
ben. Am äussersten Westrande fanden sich Reste einer ganzen Bestattung mit zwei
eisernen Speerspitzen, einem eisernen Dorne und einem durchbohrten Wetzsteine.
Tumulus ni. Durchmesser 6 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Ausser Thonscherben und Splittern von unverbrannten Knochen wurden keinerlei
Funde gemacht.
Tumulus IV. Durchmesser 8 M., Höhe 0*6 M.; aus Stein und Erde.
Am äussersten Rande der Westhälfte Leichenbrand.
An Beigaben wurden ausgegraben: 1 Doppelnadel aus
Bronzedraht. — 1 bronzene Certosafibel. — 1 Fragment
eines Gelenkreifens aus Bronzeblech. — 2 einscbleifige
Bogentibeln aus Bronze mit langem Fuss (Figur 75, 7i
nat. Gr.). — Fragmente von 3 bronzenen Doppelnadeln.
— 1 kleiner durchbohrter Wetzstein und 44 farbige Glas-
und Emailperlen.
Tumulus V. Durchmesser 7 M., Höhe 06 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
In der Mitte Reste einer brandlosen Bestattung, dabei ein Thonwirtel und Thon-
scherben.
Tumulus VI. Durchmesser 6 M., Höhe 0-5 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Etwas Leichenbrand^ sonst leer.
Tumulus VII. Ellipsenachsen der Basis 15 und 7 M., Höhe 0*7 M.; aus
Bruch- und Klaubstein.
In der Mitte Reste einer brandlosen Bestattung mit einer eisernen Speerspitze.
Im Zuschüttungsmateriale des Tumulus Thonscherben und eine steinerne Reibkugel
(Kornquetscher).
Tumulus Vin. Ellipsenachsen der Basis 7-5 und 5-5 M., Höhe M M.; aus
Bruchstein und Schlägelschotter.
Ausser Leichenbrand, Scherben von DrehscheibengefUssen und einem Glasstücke
wurde keine weitere Ausbeute gemacht.
Tumulus IX. Durchmesser 6-5 M., Höhe 1 M.; aus Schlägelschotter.
In der Mitte zwei brandlose Bestattungen, bei der einen
eine römische bronzene Kniefibel (Figur 76, 7i i^^- Gr.).
Tumulus X. Durchmesser 7 M., Höhe 0*6 M.; aus
Klaub- und Bruchstein.
Unverbrannte Knochen und Thonscherben.
Tumulus XI. Durchmesser 7 M., Höhe 0*7 M.; aus
Klaub- und Bruchstein.
In der Osthälfte Leichenbrand mit 2 eisernen Lanzen-
spitzen, 3 eisernen Wurfspeerspitzen, 2 eisernen meissel-
artigen Werkzeugen, Fragmenten von 3 bronzenen Knotenfibeln und von 2 Gelenk-
reifen aus Bronzeblech.
Tumulus Xn. Durchmesser 9*8 M., Höhe 0*7 M.; aus Klaub- und Bruchstein,
mit Wachholdergestrüpp bewachsen.
In der Mitte Reste einer brandlosen Bestattung mit 2 Bemsteinperlen, 2 Bronze-
perlen, 2 bronzenen Fibelringen, 1 bronzenen runden Knopfe und Fragmenten einer
bronzenen Brillenspiralfibel.
Fig. 76.
Bronzene Eniefibel (Vi).
Fiala. Untersuchung prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac. 33
Tumulus Xin. Durchmesser 9 M., Höhe 07 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Im Nordostquadranten Leichenbrand mit 2 eisernen Speerspitzen mit Mittelrippe,
Fragmenten von 2 Gelenkreifen aus Bronzeblech, 1 eisernen, einem Steigbügel ähnlichen
Geräthe und 1 Thonwirtel. Im Nordwestquadranten Leichenbrand mit 2 bronzenen
Brillenspiralfibeln.
Tumulus XIV. Durchmesser 8 M., Höhe 0*5 M.; aus Klaub- und Bruchstein.
In der Mitte Reste einer brandlosen Bestattung mit 1 bronzenen kreuzförmigen
Knopfe, 1 durchbohrten Wetzstein, 1 eisernen Messerklinge und Thonscherben.
Tumulus XV. Durchmesser 9 M., Höhe 05 M.; aus Klaub- und Bruchstein.
Im Tumulus nur ein Fragment von Bronzeblech.
Tumulus XVI. Durchmesser 6 M., Höhe 0-5 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Wenige unverbrannte Knochen und Thonscherben.
Tumulus XVII. Durchmesser 7-5 M., Höhe 0*8 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
In der Mitte ganze Knochen.
Tumulus XVIII. Durchmesser 9-5 M., Höhe 0*6 M.; aus Bruch- und Klaubstein,
mit Wachholdergebüsch bewachsen.
In der Nordhälfte des Tumulus an vier Stellen Leichenbrand. Folgende Artefacte
wnrden gefunden: 1 eiserne Speerspitze. — 1 eiserne Schmucknadel. — 2 bronzene
Schmuckringe. — 19 Bernsteinstücke. — 19 Emailperlen. — 1 durchbohrtes Scheibchen
aus Kalkstein. — 1 Bronzespiralrolle. — 2 Stückchen Eisen-
schlacke und verzierte Thonscherben.
Tumulus XIX. Ellipsenachsen der Basis 10*5 und
8 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch- und Ellaubstein, mit
Wachholdergebüsch bewachsen.
In der Mitte Leichenbrand mit 1 bronzenen Certosa-
fibel, 1 bronzenen Doppelnadel mit kreuzförmigem Kopfe, ^)
1 Armreifchen aus gewundenem Silberdrahte (Figur 77,
7i nat. Gr.) und Thonscherben.
Tumulus XX. Durchmesser 7 M., Höhe 0*4 M.; Fig. 77. Silberner Armring (Vi).
aus Bruch- und Klaubstein.
In der Osthälfte eine ganze Bestattung mit 6 Emailperlen, im Westtheile Leichen-
brand mit einigen Bronzepartikeln.
Tumulus XXI. Durchmesser 9 M., Höhe 0*7 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Im Tnmulus Leichenbrand mit 2 bandförmigen Gelenkreifen aus Bronzeblech mit
getriebenen, aus Punktreihen bestehenden Ornamenten, 1 grossen Doppelnadel aus Bronze-
draht mit kreuzförmigem Kopfe und Thonscherben.
Tumnlus XXII. Durchmesser 9 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Leichenbrand mit 1 grossen eisernen Lanzenspitze mit lorbeerförmigem Blatte, 1 bron-
zenen Knopffibel, 1 Fingerringe aus Bronzeblech, 1 bunten Emailperle und Thonscherben.
Tumulus XXIII. Durchmesser lO'O M., Höhe 1-5 M.; aus Klaub- und Bruchstein.
Im Osttheile des Tumulus eine von Nord nach Süd orientirte brandlose Bestat-
tung mit folgenden Artefacten: 2 bronzene Perlen. — 1 Thonperle. — Fragmente einer
bronzenen Brillenspiralfibel. — 1 Fibelbügel aus Bronze. — 1 Ziernadelkopf aus Bronze.
— Fragmente von eisernen Messern und Thonscherben.
Tumulus XXIV. Durchmesser 10 M., Höhe 0'8 M.; aus Bruch- und Klaubstein,
mit Wachholdergestrüpp bewachsen.
») Vgl. diese Mitth. Bd. I., S. 96, Figur 139.
Band UI.
34
I. Archäologie und Geschichte.
Im Nordtheile des Tumulus Leichenbrand, darunter ein zur Hälfte verkohlter Schädel.
An Beigaben fand sich folgende Ausbeute: 10 bronzene Knotenfibeln. — 4 bronzene Knopf-
fibeln. — 2 zweischleifige bronzene Bogenfibeln. — 2 grosse bandförmige Gelenkreifen aus
Bronzeblech mit getriebenen Verzierungen (Figur 78, Y» "ä<^- Gr.). — 2 ebensolche kleinere
(Figur 79, 7^ nat. Gr.). — 3
bronzene Fingerringe (band-
förmige Spiralen). — 1 gros-
ser bronzener Flachring. —
10 bronzene Fibelringe. —
1 einseitig gegossene ein-
schleifige bronzene Bogen-
fibel.^) — Bronzene Spiral-
drahtrolle. — 1 eiserne Näh-
nadel. — 1 eiserne Messer-
klinge. — 1 Eisengeräth
(Figur 80, Vi nat. Gr.) und
3 Bernsteinperlen.
Fig. 78. Armring auR Bronzeblech (V2).
m
Fig. 79. Reparirter Armring aus Bronzeblech (Vi)-
Fig. 8Ü.
Eisengeräth
Fig. 81. Bronzenes Anhängsel (^/i).
Tumulus XXV. Durchmesser 9 M., Höhe 1-2 M.5 aus Bruch- und Klaubstein,
mit Wachholdergebüsch bewachsen.
Leichenbrand mit Fragmenten eiserner Lanzenspitzen und Thonsch erben.
Tumulus XXVI. Durchmesser 10 M., Höhe 0*9 M.; aus Bruch- und Klaubstein,
mit Wachholder und jungen Kiefern bewachsen.
In der Südhälfte des Tumulus Leichenbrand, bei welchem folgende Funde gemacht
wurden: 2 grosse massive Gelenkringe aus Bronzeguss in anderthalb Umgängen. —
2 bandförmige Gelenkreifen aus Bronzeblech mit getriebenen, aus Punktreihen bestehen-
den Verzierungen. — 4 Brillenspiralfibeln aus Bronzedraht. — 5 bronzene zweischleifige
Bogenfibeln mit zweifach gelochtem \nercckigem Fussblatte. — 2 bronzene Kahnfibeln.
— 1 bronzene Knopffibel. — 1 bronzene Knotenfibel. — 3 bronzene Anhängsel in Vasen-
form. — 1 bronzenes Anhängsel in Dütenform. — 1 bronzenes Anhängsel (Figur 81,
*) Vgl. diese Mitth., Bd. I, S. 88, Figur 88.
Fiala. Untersnchun^ prähistorischer Grabhügel auf dem Glasinac. 35
7i nat. Gr.). — 8 bronzene Fibelringe. — 2 runde Bronzeperlen. — 3 tonnenförmige
Bronzeperlen. — 1 Bronzespiralrolle. — 2 runde bronzene Knöpfe. — 1 Fragment einer
eisernen Speerspitze und zahlreiche Thonscherben.
Tumulus XXVII. Durchmesser 9 M., Höhe 1 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Im Südtheile Leichenbrand mit 1 Glasperle, 1 bronzenem Anhängsel in Vasen-
form und Thonscherben.
Tumulus XXVni. Durchmesser 3 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Leer.
Tumulus XXIX. Durchmesser 3*5 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Ausser Eisenschlacken wurden keine Funde gemacht.
Tumulus XXX. Durchmesser 4 M., Höhe 0-4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Inhalt: Thonscherben.
Tumulus XXXI. Durchmesser 10 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch- und Klaubstein,
mit Wachholder und Kiefern bewachsen.
Am Siidrande Reste einer brandlosen Bestattung mit einer eisernen Speerspitze
und einem thönernen Spinnwirtel.
Tumulus XXXII. Durchmesser 8 M., Höhe 0*7 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Im Tumulus Reste von unverbrannten Bestattungen und zahlreiche Thonscherben.
Tumulus XXXIII. Durchmesser 7 M., Höhe 0*4 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Leichenbrand und Thonscherben.
Tumulus XXXIV. Durchmesser 10 M., Höhe 0*9 M.; aus Klaub- und Bruchstein.
Leichenbrand und eine brandlose Bestattung in der Mitte. An Beigaben bei den ver-
brannten Knochen 1 zweischleifige bronzene Bogenfibel, 1 Fragment einer Doppelnadel aus
Bronzedraht, 1 Fragment einer bronzenen Brillenspiraliibel und 1 eiserne Lanzenspitze.
Tumulus XXXV. Durchmesser 9 M., Höhe 0*5 M.; aus Klaub- und Bruchstein.
Reste einer brandlosen Bestattung mit 1 eisernen Brillenspiralfibel, 1 bronzenen
Schmuckring und 1 bronzenen Nähnadel.
Tumulus XXXVI. Durchmesser 9 M., Höhe 0*8 M.; aus Klaub- und Bruchstein,
mit Wachholdergestrüpp bewachsen.
In der Mitte Leichenbrand und Thonscherben.
10. Pari2eTl<;i-Ljab0Tlne.
Tumulus I. Durchmesser 10 M., Höhe 0*5 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Bis auf wenige unverbrannte Knochen und Thonscherben leer.
Tumulus n. Durchmesser 9 M., Höhe 0-75 M.; aus Bruch- und Klaubstein.
Im Südtheile brandlose, von Nordwest nach Südost orientirte Bestattungen. An
Artefacten wurden nur ein bronzener Knopf und Thonscherben gefunden.
In den weiteren hier geöflFneten 22 Tumulis, deren Längendimension zwischen
3 und 6 M. und deren Höhendimensionen zwischen 0*3 — 0*5 M. schwankten, wurden
nur geringe Funde gemacht. Zehn Hügel waren ganz leer, in den anderen zwölf
wurden nur Knochenfragmente und Thonscherben gefunden.
in. Schlussbemerkungen.
1. Ueber die Bestattangsarten.
Unter den im Jahre 1893 geöfiheten Tumulis, 140 an der Zahl, waren 66 mit brand-
losen Bestattungen, 34 mit Leichenbrand und 12, in welchen beide Bestattungsarten
3*
36 I. Archäologie und Geschichte.
nebeneinander vorkamen. In der Regel dominirte in jeder Nekropole ein Modus der
Beisetzung; so war beispielsweise in Ilijak und Borovsko fast ausschliesslich brandlose
Beisetzung, in VraÄifci und Podpecine Leichenverbrennung üblich. Bezüglich der An-
zahl der Beisetzungen wurde auch heuer die Wahrnehmung gemacht, dass die Tumuli
in den seltensten Fällen nur ein Grab, gewöhnlich aber 2 — 12 Gräber bergen. Es ist
dem Berichterstatter aufgefallen, dass in dem Falle, wo ein Tumulus mehrere Skelete
enthielt, dieselben zumeist nicht in einer Ebene, sondern in verschiedenen Niveaux ge-
bettet waren, ein Umstand, der sich mit der Annahme gleichzeitiger Bestattung nicht
recht vereinbaren lässt. Nebenbei bemerkt, ist hier nur von solchen Tumulis die Rede,
in welchen die Artefacte einer und derselben Periode angehören. Insbesondere zeigte
sich bei der Untersuchung des Tumulus III, Ilijak, mit voller Klarheit, dass man für
die Mehrheit der grossen, zahlreiche Bestattungen enthaltenden Tumuli Beisetzungen in
verschiedenen Zeiträumen annehmen muss, welche aber nichts mit den Nachbestat-
tungen aus späteren Perioden gemeinsam haben. *
Solche Massengräber sind nichts Anderes als Familiengrüfte und werden zumeist
in der Art errichtet worden sein, dass über der zuerst beigesetzten Leiche der Hügel
in seiner ganzen Grösse gethürmt und die in späterer Zeit verstorbenen Familien-
angehörigen nach Eröffnung einer Höhlung nacheinander in dem Tumulus begraben
wurden. Es gibt noch eine andere MögHchkeit fUr die Entstehung solcher Massen-
gräber. Denkt man sich 2 — 3 kleine Tumuli sehr nahe aneinander errichtet, so kann
durch das Abrutschen der Schuttkegel eine Vereinigung der Hügel zu einem einzigen
stattfinden; es könnte auch angenommen werden, dass die Nivellirung absichtlich durch
Menschenhand erfolgt ist. In solchen Fällen entstehen Grabhügel mit elliptischem oder
unregelmässig krummlinigem Umfange. Mehrere Beobachtungen sprachen ftür die An-
nahme solcher Entstehung, zumal bei einigen grösseren Tumulis in den beiden Hälften
total verschiedenes Aufschüttungsmateriale constatirt wurde.
Schon 1892 wurden bei mehreren Tumulis Nachbestattungen mit römischen Arte-
facten nachgewiesen. Die Campagn« 1893 brachte aber auch Gräber in Tumulusform,
welche Beisetzungen mit ausschliesslich römischen Beigaben hatten. Es waren dies die
Hügel V bei Vra2i6i und VHI und IX bei Podpefcine. Es muss hervorgehoben werden,
dass solche römische Tumuli oder Tumuli aus der römischen Zeit niemals kreisförmige,
sondern stets elliptische Basis aufwiesen und dem Materiale nach immer aus Erde und
feinem Schlägelschotter errichtet waren. Eine vorgefundene Bronzemünze Licinius des
Aelteren erlaubt auch eine beiläufige Datirung des einen Grabhügels; derselbe kann
nicht vor dem Jahre 307 n. Chr. errichtet worden sein. Römische Artefacte, sicherlich
von Nachbestattungen herrührend, wurden in Öitluci bei Tumulus VI und in Taline bei
Tumulus II nachgewiesen. Mittelalterliche Nachbestattungen wurden in Ilijak, Öitluci und
Vraiifci gefunden.
3. Artefacte.
In der über 1000 Nummern zählenden Ausbeute überwiegt die Bronze; das Eisen
erscheint nur bei Waffen und wenigen Schmuckgeräthen in Verwendung. Von silbernen
Gegenständen wurden fünf Stücke, von bleiernen nur eines gefunden. Von hohem
Interesse sind die sechs in Ilijak ausgegrabenen Eisenschwerter. Drei derselben, Figur 4,
5 und 6 der Tafel I, gehören einer Form an, welche bereits einmal für den Glasinac
constatirt wurde; *) sie zeichnet sich durch die breite Griffzunge und den schalen-
förmigen, nach abwärts gekehrten Eisenknauf aus.
*) Diese Mittheihingen Bd. I, S. 123, Figur 26.
Fiala. UnterHucliuiig prähiHtorischer Grabhügel auf dem Glasinac. 37
Ueberraschend war der Fund vou drei Paar Bronzebeinschienen in der Nekropolc
von Uijak; vom Glasinac war bisher nur ein Paar,^) und zwar von typisch griechischer
Arbeit bekannt.
Die heuer ausgegrabenen Beinschienen haben mit denen griechischer Form keinerlei
AehnUchkeit und sind höchst wahrscheinlich epichorische Arbeit. Das an den Dipylon-
styl erinnernde Ornament, das die oberen und unteren Ränder des in Figur 23 und 24
abgebildeten Beinschienenpaares decorirt, wurde auch an Halsringen und Schliessen vom
Glasinac') wiederholt nachgewiesen.
Bei genauer Betrachtung der Fundserien gewinnt man die Ueberzeugung, dass
80 ziemlich jede Nekropole ihre charakteristischen Typen besitzt, und dass auch
zwischen brandlosen und Brandbestattungen Unterschiede in der Ausstattung vorkommen.
So waren für die Nekropole von Ilijak die hülsenartigen Gelenkreife aus bronzenem
Spiraldrahte, deren mittlere Umgänge bandartig ausgehämmert sind, die Schwerter und
Beinschienen ungemein charakteristisch; die Tumuli von Podpe6ine brachten wieder
eine beträchtliche Anzahl von bandartigen Gelenkreifen aus Bronzeblech, bronzenen
Knotenfibeln und eisernen Lanzen; für die Httgel von Vra2i6i waren bronzene Certosa-
fibeln, für die von Borovsko bronzene Halsringe und Hängeschmuck aus Bronzedraht
typisch.
Um gewisse Unterschiede zwischen Brandgräbern und Skeletgräbern zu demon-
striren, wollen wir uns blos an die Fibeln und Gelenkreifen oder Armringe halten.
Die griechische Fibel, die Peschierafibel und die eiserne Brillenspiralfibel kommen fast
ausnahmslos bei Skeleten, die Knotenfibel, Knopffibel, Kahnfibel und Certosafibel bei
Leichenbränden vor. Bronzene Brillenspiralfibeln und die zweischleifige Bogenfibel mit
ihren Varianten trifft man bei beiden Bestattuiigsarten an. Die grossen, spiralhtilsen-
förmigen Armbänder aus Bronzedraht wurden nur bei ganzen Beisetzungen, die band-
artigen Gelenkreife aus Bronzeblech nur bei Leichenbränden gefunden.
Die massiven Arm- oder Gelenkringe aus Bronzeguss kommen sowohl bei der
einen als auch bei der anderen Bestattungsart vor. Nach den bis jetzt vorliegenden
typologischen Daten sind die Skeletgräber als die älteren zu bezeichnen.
3. Griechische Schalen als Kopfbedeckung.
Bei den 1892 in Öitluci vorgenommenen Ausgrabungen wurde im Tumulus I*)
der genannten Nekropole auf dem Haupte eines Skeletcs eine aus Bronzeblech ge-
triebene griechische Schale mit eierstabförmiger Wandung gefunden; von anderen
Artefacten waren an und bei der Leiche zwei griechische bronzene Beinschienen, ein
aus bronzenen Knöpfen bestehender Brustpanzer, zwei eiserne Streitäxte, ein eisernes
Schwert, eiserne Lanzenspitzen u. A. vorhanden.
Der Fall, dass eine Schale als Kopfbedeckung benutzt erscheint, stand vereinzelt
da und wurde vielfach discutirt.
Nun wurde heuer im Tumulus II von Ilijak eine genau solche Schale auf dem
Haupte eines Skeletes gefunden, welches sich durch hervorragende Beigaben, wie bron-
zene Beinschienen, bronzene Gcfässe, eisernes Schwert mit BronzegrifF etc. auszeichnete.
Bei zwei anderen, ebenfalls mit bronzenen Beinschienen und eisernen Schwertern
ausgestatteten Beisetzungen der Ilijaker Nekropole erscheint statt einer Kopfbedeckung
^) Diese Mtttheüuiigen Bd. I, S. 135, Fig^ur 11.
■) Diese Mittheilungen Bd. I, 8. 80, Figur 62; 8. 90, Figur 100; 8. 163, Figur 61.
') Diese Mittheilungen Bd. I, 8. 136.
38 I. Archäologie und Geschichte.
nur der einfache bronzene Kopfreif. Bei der Beobachtung und vergleichenden Erwä-
gung der Fundumstande an beiden Orten liegt der Schluss nahe, dasä derartige bron-
zene Schüsseln von den Häuptlingen im Leben als auszeichnende, freilich barbarische
Kopfbedeckung getragen wurden.
Andererseits wäre auch die Annahme möglich, dass solche bronzene Schüsseln
als rituale oder sacrale Beigaben den Leichen aufs Haupt gelegt worden seien.
4. Die Wallbnrgen am Glasinac.
In einer Note zum 1892er Fundberichte über die Ausgrabungen auf dem Glasinac^)
hat Dr. M. Hoernes die Frage aufgeworfen, ob die WaU bürgen nicht eher als um-
friedete Runddorfer denn als befestigte Fluchtburgen aufzufassen wären. Der Bericht-
erstatter hat sich nun heuer eingehend mit der Untersuchung dieser Stätten beschäftigt
und dabei folgende Wahrnehmungen gemacht:
Unter den Wallburgen des Glasinac kann man zwei BLategorien unterscheiden.
Zu der einen gehören jene, in welchen eine Culturschichte nachweisbar ist, zur
zweiten solche ohne jegliche Spur von Besiedlung. Zur ersten Kategorie gehören bei-
spielsweise die Befestigungen von Hreljingrad, lUjak, Vitanj, Loznik, Bjelosali6i und
Marinkovgrad; zur zweiten die von Kusade, Senkovi6i, Mlagj, PariÄevidi, Buljukovina,
Podgradac, Mioii6i u. A.
Die Letztgenannten, fast alle auf exponirten kahlen Punkten zumeist in beträcht-
licher Seehöhe (1000 M.) gelegen, bergen im vom Walle umgrenzten Innenraume nichts
als kahlen Felsboden; an ein totales Abspülen der Culturschichte durch Meteor-
wässer ist aus dem Grunde nicht zu denken, weil sich doch in den Felsspalten oder
am Fasse der Abhänge Beste erhalten hätten. Die Mehrzahl dieser Stätten kann,
natürlich gegen FernwaflFen damaliger Zeit, im Sinne einer Befestigung aufgefasst
werden.
Die Wälle sind zwar manchmal nicht über 1 Meter hoch, doch kann man sich
dieselben durch Palissaden verstärkt denken. Weit häufiger kommen aber Wälle vor,
die 1*5 — 2 M. hoch sind und deren ursprüngliche Höhe sich nach den vorhandenen
Schuttmassen auf 3 — 4 M. berechnen lässt. Auch complicirtcre fortificatorische Anlagen,
wie doppelte und dreifache Vorwälle, Wallvorbauten an den Thoreingängen hat der
Berichterstatter an mehreren Wallbu^gen, wie am Hreljingrad, bei Bjelosali6i, Pari2e-
vi6i und an der Gradina Buljukovina beobachten können.
Diese Wahrnehmungen führen nun den Berichterstatter zu dem Schlüsse, dass
alle diejenigen umwallten Stätten, wo Culturschichten vorkommen, nach der Ansicht
des Dr. M. Hoernes als Runddörfer oder Hofstätten aufzufassen sind, die übrigen
jedoch nur als Flucht- oder Trutzburgen gedient haben können.
Funde von Hausrathstücken im Wallinnern berechtigen bei den letztgenannten
Bauten noch nicht zur Annahme einer Besiedlung durch längere Zeit; denn solche
Objecte können aus derjenigen Periode herrühren, in welcher sich die Bevölkerung
mit der besseren Habe vor dem Feinde dahin geflüchtet hatte.
1) Diese Mittheilungen, Bd. I, S. 168.
Die Nekropole von Jezerine in Pritoka bei Bihad.
Von
W. Badimsk^,
boeD.-heroeg. BerghaaptmaniL
(Mit 4 Tafeln und 625 Abbildnng^en im Texte.)
Einleitung,
üebersicht der AlterthDmer in der Gegend ron BUiai^.
Wenn man von Kmpa über das verkarstete eintönige Plateau von Radio veliki
gegen Biha£ fkhrt und oberhalb ZaIo2je an den Rand der Hochebene gelangt^ geniesst
man überrascht das anmuthige Landschaftsbild; welches sich dort den Blicken entrollt.
Tief nnter uns breitet sich das schöne grüne Thal von Biha6 aus, rings umgeben von
bewaldeten Bergen und durchflössen von der klaren Una, welche an dem reizend ge-
legenen Biha6, dem Schauplatze so vieler Kämpfe zwischen Kreuz und Halbmond, vor-
bei, dem romantischen Defil^ von Brekovica zueilt.
Dieses fruchtbare Thal bietet sowohl dem Nomaden als dem sesshaften Acker-
bauer Alles, was zu einer gedeihlichen Existenz erforderlich ist; kein Wunder daher,
dass es schon seit uralter Zeit besiedelt ist und eine ununterbrochene Reihe archäo-
logischer Funde liefert, die aus vorgeschichtlicher Zeit bis in die letzten Jahrhunderte
heraufreichen.
Die Durchsuchung des Thaies von Biha6 sowie seiner Umgebung nach Alter-
thümem ist, dank den Bemühungen der Herren Lehrer Peter Mirko vi 6 und Evidenz-
geometer Julius Grauner, ziemlich weit vorgeschritten. Bevor ich an die Beschreibung
der Grabung von Jezerine schreite, will ich in Kurzem die Resultate der Nachfor-
schungen, welche mir die genannten Herren mitzutheilen die Güte hatten, vorführen.
Zum besseren Vorständnisse des Folgenden möge die angeschlossene Kartenskizze
Figur 1 dienen, auf welcher ich zur Bezeichnung der verschiedenen Objecte die nach-
stehenden Zeichen gewählt habe.
O für Wallbauten und Befestungen, & für Gebäuderuinen,
h „ Reste von Ansiedlungen, □ n verstreutes Baumateriale,
(i, „ Burgruinen, -er n Flachgräber,
J, „ Kirchenruinen, o. n TumuU.
Reste aus der römischen Culturperiode sind in dem Kärtchen mit rother Farbe
eingezeichnet.
40
I. Arclüioloj^ie und GeKchtchte.
A. Prahistoriiche Ueberreste.
Wenn wir uns flussabwärts von Biha6 gegen Nordwesten wenden, so gelangen
wir bald in das Dorf Kralje und finden hier unmittelbar am linken Unaufer oberhalb
der Brücke eine Menge Scherben von FrcihandgefHssen verstreut. Im Sande des Ufer-
geländes liegen ziemlich grosse Stücke dieser zweifellos prähistorischen Topfwaare von
grauer und schwärzlicher Farbe. Nach der Volkssage soll hier eine Stadt gestanden
haben, welche Tintor Varo§ hiess und einem „Don Stipan Suri6" gehörte. Dieser soll
von Pavo Lenkovifc verjagt und bei dem Kampfe auch die Stadt verbrannt worden
sein. Etwas oberhalb der Fundstelle dieser Thongefässscherben sieht man nahe dem
Ufer eine Menge Pßlhle aus dem
Wasser ragen. Diese sind 10 — 15
Cm. stark und in Reihen geordnet.
Ich halte sie flir jünger als die prä-
historische Ansiedlung, von welcher
die Topfscherben stammen.
Verfolgen wir den Weg von
Kralje weiter nordwestlich in das
Dorf Öumarselo und besteigen wir
von hier aus den Berg Isaöi6 glavica,
so treffen wir auf dem Plateau des-
selben den prähistorischen Wallbau
„Gradina", dessen Grundriss und
Durchschnitt Figur 2 nach der Auf-
nahme des Herrn Evidenzgeometers
Julius Grauner zeigt. Ich bemerke
beiläufig, dass ich auch alle folgen-
den Aufnahmen von Wallbauten und
sonstigen Befestigungen der Freund-
lichkeit dieses Herrn verdanke. Die
ausgedehnte Gradina am Berge
Isaöi6 bildet ein Rechteck, dessen
ostwestliche Länge 440 M. und
dessen nordsüdliche Breite durch-
schnittlich 125 M. beträgt. Die Nord-
und Sudseite sind durch die steilen
Gehänge des Berges hinlänglich ge-
schützt und benöthigten daher keine
weitere Befestigung. Im Westen verläuft jedoch quer über den Bergrücken in
einem flach nach auswärts gerichteten Bogen der Stcinwall c, dessen Höhe gegen
Aussen 5 M., gegen Innen 2 M. beträgt. Die Ostseite ist durch einen geraden, beider-
seits 3—4 M. hohen Steinwall h, in dessen südlichem Theile sich ein etwas höherer
quadratischer Turaulus a erhebt, geschützt. Im Inneren der Befestigung und an den
Wällen liegen viele Thon8cherl)en von Freihandgetassen. Vor etwa 30 Jahren sollen
Schatzgräber ausserhalb des Walles unter dem Tumulus a drei mit Kohle und Menschen-
knochen gefüllte Töpfe gefunden haben. Es scheint daher, dass bei der Gradina auch
Flachbrandgräber mit Urnen vorkommen.
Fip. 1. Kartenskizzo der Ump;ebimjf von Biliac.
Kadimsky. Die Nekrupule von Jezeriiie in Pritoka.
41
Oestlich von Sumarsclo steht am Ostende des Dorfes Brekovica auf einem steilen
Berge des linken Unaufers die Ruine der mittelalterlichen Burg Brekovica grad^
deren Grundriss und Durchschnitt Figur 3 zeigt. Ueberall um die Ruine herum finden
sich massenhaft verstreute Scherben prähistorischer ThongefttssC; welche mit halbrunden
und rechteckigen Buckeln, mit glatten und verschieden gerippten Rundwülsten,
ferner mit herumlaufenden eingedrückten Einkerbungen und Fingernägeleindrücken ver-
sehen sind. Westlich von der Burgruine erhebt sich bei a ein Tumulus von 15 M.
Durchmesser und 4 M. Höhe, welcher gegenwärtig als mohammedanischer Friedhof be-
nützt wird. Die Dorfbewohner wissen, dass dieser Hügel künstlich aufgeschüttet ist,
doch knüpfen sich keine Sagen an die Entstehung desselben. Zweifellos bestand dem-
nach in Brekovica eine prähistorische Ansiedlung, und es ist zu bedauern, dass der
schöne Tumulus infolge seiner gegenwärtigen Bestimmung einer näheren Untersuchung
entzogen ist.
^'A/ '^^,k^M.-':^y/^^//y/-^^^^^
Fig. 2. Wallban „Gradina* von Iza£i6 bei Sumarselo.
Südlich von dem nahen Dorfe Bairi6 kommt am linken Unaufer auf einer gegen
denFluss vorspringenden Bergnase ein eigenthümlicher Erdbau, KuliSte genannt, vor.
Wie Figur 4 veranschaulicht, besteht derselbe aus drei quer über den Bergrücken laufen-
den Gräben a, h und c, welche ein elliptisches Plateau von 28 M. ostwestlicher Länge und
12 M. nordsüdlicher Breite einschliessen. Auf dem Plateau sind Scherben prähistorischer
GefUsse und kleine Stückchen gebrannten Lehmes verstreut. Dieser Erdbau gehört
daher gewiss der prähistorischen Zeit an. Auf dem Grunde des westlichen Grabens a
kommt auch Kalkmörtel mit eingemischten Steinchen vor, und es dürfte in der Nähe
auch ein späterer Bau gestanden haben. Doch ist oberflächlich nirgends eine Spur von
Mauerwerk zu bemerken.
üebersetzen wir unterhalb von Brekovica die Una, so finden wir im Nordosten
des Dorfes Brki6 auf einem gegen den Fluss vorspringenden Felsen das Grundmauer-
werk der mittelalterlichen Burgruine Obrovac grad, deren Grundriss aus Figur 5
42
I. Archäologie und Geschichte.
ersichtiich ist. Es sind nur mehr die FtLndamentmaaem erhalten; aber zwischen diesen
findet sich eine grosse Menge Thonscherben von Freihandgefttesen mit verschiedenen,
für prähistorische Töpfe charakteristischen Ornamenten, dann Schleifsteine u. dgl. Unter
der Burgruine wurde 1892 von einem Bauer im Felde ein Bronzekelt gefunden, den
Herr Grauner dem Landesmuseum schenkte. Dieses Stück (Figur 6), 10 Cm. lang,
an der Schneide 5 Cm. breit, hat nicht wie die anderen bisher in Bosnien und der
Hercegovina gefundenen Hohlkelte die spitzwinkelige Faden Verzierung, welche uns
namentlich von den ungarischen Typen her so gut bekannt ist,^) sondern ein den
„Talon" gewisser Palstäbe nachahmendes horizontales Doppelband.
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Fig. 3. Burgruine (Grad) von Brekovica.
Südlich von der Burgruine steht auf dem schmalen Grate des Felsens ein 2 M.
hoher Tumulus a. An der Stelle der gegenwärtigen Burgruine Obrovac bestand dem-
nach eine prähistorische Ansiedlung, wahrscheinlich ein Wallbau, dessen Existenz in
die Hallstattperiode oder gar in die Bronzezeit zurückgreift.
Südwestlich vom Obrovac grad erhebt sich unweit der Ortschaft Prdipolje ober-
halb der Wiesen Dubrave, eine flache Kuppe, welche den Wallbau Gradina Dubro-
vnik (Figur 7) trägt. Dieser hat eine unregelmässig viereckige Form, ist 320 M. lang
und 165 M. breit und im Süden, Osten und Westen durch zwei je 3 M. hohe Stein-
wälle h und 6', im Norden nur durch einen, aber 8 M. hohen Steinwall c geschützt.
*) Vgl Radimskj^, Prähistorische Fundstätten, S. 22, Figur 66 und S. 26, Figur 71 und 72.
Radimskj^. Die Nekropole yon Jezerine in Pritoka.
43
k
.^ h
? %
i/2000.
Fig. 4. Wallbau Kuliäte bei Bairid.
Fig. 6.
Bronzener Hohlkeit,
gefunden
bei Obrovac g^ad.
Fig. 6. Burgruine Obrovac bei Brki<5.
Fig. 7. Wallbau (Gradina) Dubrovnik bei Prdipo^e.
Innerhalb der von den Wällen eingeschlossenen Fläche stehen bei a sieben kleine
Tumuli, in deren einem durch Schatzgräber Menschenknochen gefanden worden sein
sollen. Ausserdem liegen dort viele Scherben aus freier Hand geformter Thongefilsse,
gebrannte Lehmklumpen und Fragmente von Handmlihlsteinen herum, welche letzteren
aus einem ziemlich festen Conglomerate bestehen.
44
I. Archäolojirie und Geschichte.
Südwestlich von der Gradina Dubrovnik steht auf der felsigen bewaldeten Kuppe
Srbska glavica, südlieh von dem vorgenannten Dorfe Prdipolje ein zweiter, ebenfalls
Gradina genannter Wallbau (Figur 8). Es ist ein unregelmftssig elliptischer Stein-
wall a, welcher gegen Aussen eine Höhe von 7 M., gegen Innen eine solche von 2 M.
besitzt. In der von dem Walle eingeschlossenen Fläche von 110 M. grösster Länge
und 45 M. grösster Breite erhebt sich eine runde Gomila von 4 M. Höhe b. Im Süden
schliesst sich an diesen Ringwall ein gerader Steinwall c an, welcher längs dem Rande
des Plateaus auf eine Länge von 400 M. erhalten ist, sich an seinem Ostende gabelt^
aber bald darauf in dem Berggehänge verHert. 80 M. von seinem Ausgangspunkte ent-
sendet dieser Wall einen Zweigwall d gegen Norden, welcher jedoch nur auf circa
Fig. 8. Wallbau (Gradina) auf der Srbska glayica bei Prdipolje.
40 M. Länge erhalten ist. Ohne Zweifel war dies ursprünglich ein zweiter äusserer
Wall der Gradina, welcher quer über das ganze Plateau verlief. Im Norden ist der
Bergabhang sehr steil, so dass eine weitere Befestigung hier nicht für nothwendig er-
achtet wurde. Die Gesammtlänge des Wallbaues von seinem Nordwestende bis zu der
Gabelung des südlichen Walles beträgt 470 M., seine Breite 100 — 120 M.; derselbe
gehört somit zu den grösseren prähistorischen Befestigungen des Landes. Das ganze
Plateau der Gradina ist mit Scherben handgeformter Thongefässe und gebrannten
Thonklumpen überstreut. Ferner stehen am östlichen flachen Abhänge des Berges neun
Tumuli von etwa 1 M. Höhe.
Südwestlich von der Srbska glavica und südöstlich von dem Dorfe Spahi6i steht
auf der Spahi6a glavica ein dritter Wallbau, Gradina Palei genannt (Figur 9). Er ist
von wesentlich anderer Form als die bisher beschriebenen, indem er ein ziemlich genau
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
45
U6 k .^
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1/6Z&0
Fig. 9. Gradina Palei auf der Spahiöa glavica bei Spahici.
nach den Weltgegenden orientirtes Rechteck von 90 M. ostwestlicher Länge und 60 M.
nordsüdlicher Breite bildet. Der Wall a ist 2 M. hoch. Innerhalb desselben steht bei
der Längsmitte des Nordwalles, mit seinem Fasse an den Wall anstossend, ein grösserer
runder Tumulus h von 2 M. Höhe.
Thonscherben von Freihandge- •>-*'
fkssen liegen überall herum.
EndUch finden wir nord-
westlich von der „Palei gradina"
nächst dem Dorfe Spahi6i, gegen-
über von Brekovica am rechten
XJnaufer noch einen ganz eigen-
thümlichen Erdbau, die Grad i na
Zapatak (Figur 10). Derselbe
zeigt eine 140 M. lange und 50 M.
breite elliptische Fläche a, welche
von dem südlich ansteigenden
Berggehänge durch einen tiefen,
bei 20 M. breiten Graben h ge-
trennt ist. Dabei findet sich keine
Spur eines Walles oder Mauer-
werkes; aber man sieht deutlich,
dass der Graben von Menschenhand ausgehoben oder wenigstens regulirt und das
Materiale zur Anschüttung des Plateaus verwendet worden ist. Einzelne herumliegende,
zum Theile omamentirte Thongefttes-
scherben lassen keinen Zweifel darüber
bestehen, dass dieser Erdbau in prä-
historischer Zeit entstanden ist, und ich
möchte die Vermuthung aussprechen,
dass derselbe einst als Opferstätte ge-
dient habe.
Wenden wir uns nun von Biha6
gegen Süden, so treffen wir auf steilem
Kalkfelsen eine der schönsten und
besterhaltenen mittelalterlichen Burg-
ruinen des Landes, den Grad Soko-
lac, dessen Grundriss und Durchschnitt
Figur 11 wiedergibt. Unmittelbar an
die Burgruine schliesst sich im Nord-
westen ein ausgedehnter Wallbau an,
welcher sich einst auch über den Platz
der gegenwärtigen Burgruine erstreckte,
wie der knapp nordwestlich von der
letzteren quer über den Bergrücken
laufende Steinwall a beweist. Der
schöne mittelalterliche Thurm der Burg
dürfte an der Stelle stehen, welche
ehemals von der Gomila des Wallbaues eingenommen, wurde. Dieser ausgedehnte
prähistorische Wohnplatz ist dort, wo der Abhang kein allzu steiler ist, durch
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%
f/6250
Fig. 10. Gradina Zapatak bei Spahi<^i.
46
I. Archäologie uud Geschichte.
einen Steinwall bb geschützt und hat eine von Nordwest gegen Südost gestreckte
Gestalt, welche beiderseits in eine Spitze ausläuft. Die Gesammtlänge desselben beträgt
unter Hinzurechnung des gegenwärtigen Burgplatzes 145 M., die grösste Breite 37 M.
Bei meiner Anwesenheit machte mich Herr G rauner auf eine im Grundrisse mit c
bezeichnete Stelle aufmerksam, wo er Scherben prähistorischer Geftlsse bemerkt hatte.
Wir fanden an dieser steil gegen das Dorf Sokolac abfallenden Stelle eine Menge ver-
streuter FreihandgefUssscherben und unter einer Steinplatte eine zerdrückte Urne, mit
Kohlenstücken und Leichenbrand gefüllt. Hier scheint also eine prähistorische Nekro-
pole mit Flachgräbern vorhanden zu sein. Infolge dieses Fundes hat Herr Mirko vi6
1 : 1562.
Fig. 11. Grad Sokolac (Wallbau und mittelalterliche Burgruine).
nach Beendigung der Grabung in Jezerine innerhalb des Wallbaues und nahe bei dem
Querwalle a eine kleine Probegrabung vorgenommen, welche eine Masse von Freihand-
gefässscherben lieferte. Man erkennt darunter solche von grösseren und kleineren Töpfen,
sowie von Schalen und Bechern; besonders auflFallend ist das aufwärts stehende Rand-
stück eines grossen lichtgelben Gefässes aus sehr rohem Materiale von 4 Cm. Wand-
stärke. Material und Form der Gefässe, Form und Stellung der Henkel, sowie die
Ornamentirung mit halbrunden oder rechteckigen Buckeln, glatten oder gekerbten
Rundwülsten, gestrichelten Linien u. s. w. erinnern lebhaft an die Geftlsse aus dem
Pfahlbaue des nahen Ripa6.^) Ganz wurden nur zwei Thonschälchen, vielleicht Kinder-
^) Siehe meinen Bericht darüber in dem nächstfolgenden Artikel.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine bei Pritoka.
47
Spielzeug, gewonnen. Eines derselben (Figur 12) ist 4 Cm. hoch, 5"5 Cm. breit, gelb-
lich, mit ebenem Boden und flachrundem Henkel, welcher vom Boden bis zum Rande
reicht. Das andere (Figur 13) ist 2*2 Cm. hoch, 4 Cm. breit, intensiv roth, hat con-
vexen Boden und kleinen über den Band emporsteigenden Henkel von rundem Quer-
schnitt. Ferner fand sich das Untertheil eines Bechers (Figur 14), dessen niederer
r/Z
Fig. 12. Thonplpfiiheu.
Fig. 14. Uutertheil eineB
Thonbechei^,
Fig. lü.
Webstuhlge wicht.
Figr. 13.
Thonschälchen.
Fig. 16.
Spinnwirtel.
Fig. 18. Homzapfen einer Ziege,
beschnitten ("/s).
Fig. 17.
Th{5nerne Gussform.
Fig. 12—18. Funde aus dem Wallbau von Sokolac.
Fuss durch eine herumlaufende Reihe rautenförmiger Einkerbungen facettirt ist; dann
ein gelbliches pyramidales Webstuhlgewicht, circa 11 Cm. hoch, 9 Cm. breit, defect,
ein kleines Webstuhlgewicht (Figur 15), rothbraun, 6 Cm. hoch, 4*5 Cm. breit, ein
röthlichgelber Spinnwirtel (Figur 16) mit kantiger Peripherie, 3 Cm. hoch, 4 Cm.
Durchmesser, und schliesslich eine thöneme Gussform für drei kleine Anhängsel
(Figur 17 a und 6), 9 Cm. lang, 5*5 Cm. breit.
48
I. Archftologie und Geschichte.
Fig. 19. ThongefUss aus Golubic.
An Metallfunden lieferte die Prol>e*j;rabung einen
Bronzeblechstreifen und eine bronzene Nadelspitze^ dann
eine Kugel aus weissem Metall (wahrscheinlich Zinn) von
1*5 Cm. Durchmesser mit zwei einander diametral gegen-
überstehenden drahtformigen Fortsätzen. Die Eisengegen-
stände sind zum Theil gewiss jünger als die anderen
Objecte; es fanden sich zwei Messerfragmente, ein starker
Nagel mit dickem Kopfe und Bruchstücke von Hufeisen.
Ausserdem kamen Thierknochen vor, darunter das grosse
Stück eines halbverbrannten Unterkiefers und der hohle
Fussknochen eines Vogels, sowie ein mit Einschnitten
versehener und unterhalb der Spitze abge-
schnittener Hornzapfen von der Ziege (Fi-
gur 18).
In Golubi6, wovon später noch die
Rede sein soll, fand Herr Grauner nahe der
Ueberfuhr am Ufer der Una einen aus freier
Hand roh geformten gelblichgrauen Henkel-
becher (Figur 19), 9 Cm. hoch, 1 1 Cm. Durch-
messer, mit abstehendem, charakteristisch
geformtem Henkel.
Fig. 21. Felsen unterhalb der Ripaöka gradina.
p f
Fig. 20. Wallbau Ripa£ka gradina bei Ripa6.
i^_3
Fig. 22. Wallbau Lohovska gradina.
Südlich von Golubi6 und westlich von Ripa6 steht auf dem Karstplateau der
Grabet planina der unregelmässig elUptische, im Südwesten in eine Spitze auslaufende
Wallbau Ripa^ka gradina (Figur 20). Ueber dem im Südwesten gelegenen Eingange
erhebt sich ein runder Steintumulus a von 4 M. Höhe und 6 M. oberem Durchmesser.
An diesen schliesst sich der ringsherum laufende 2 M. hohe Steinwall h an, welchem im
Nordwesten, somit auf der anderen Seite des Einganges noch ein zweiter ähnlicher
Badimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. 49
Steinwall c vorliegt. Die Länge des Baues beträgt 170 M., die grösste Breite 90 M. Der
südliche gerade Theil des Walles, welcher von dem Tumulus gegen Osten verläuft,
lässt Spuren einer starken Trockenmauer erkennen. In der Gradina liegen viele
Scherben aus freier Hand geformter Thongefilsse herum. Nordöstlich von derselben
stehen in den Rieden Ravne doline und Mala poljana dreizehn Tumuli von etwa 1 M.
Höhe und östlich im Riede Velika poljana ein Tumulus.
Am Ostgehänge der Palei planina in der vorerwähnten Velika poljana findet man
auf einer kleinen Terrasse zwei eigenthümliche Felsstücke von 10 und 6 M. Höhe
(Figur 21). Auf der Platte des höheren Felsens bei a befindet sich eine Vertiefung,
welche gerade eine liegende Person aufnehmen kann. Von den Umwohnern werden
diese zwei Felsen als zu der Ripaöka gradina gehörig betrachtet.
Etwa eine halbe Stunde südlich von Loh ovo trefifen wir auf steilem Felsen wieder
einen festen Wohnplatz, die Lohovska gradina (Figur 22), welche im Süden und
Westen durch bogenförmige Steinwälle, im Norden und Osten aber durch Fels-
abstürze geschützt ist. Im Süden (a) unterscheidet man zwei 4 und 6 M. hohe, im
Westen sogar drei Wälle 6, welche letzteren jedoch stellenweise schon zerstört sind.
Das umwallte Plateau hat eine nordsüdliche Länge von 180 M., eine ostwestliche Breite
von 125 M. und ist mit Bruchstücken von schwach gebrannten FreihandgefUssen und
von Mahlsteinen bedeckt. Etwa 200 Schritte nordwestlich von diesem Wallbau stehen
drei Tumuli. Eine halbe Stunde südöstHch von der Lohovska gradina liegt an der
Grenze gegen Croatien auf der bewaldeten Kuppe Drenovaöa wieder eine Gradina
mit Steinwällen, welche jedoch bisher weder näher untersucht, noch aufgenommen
wurden.
Begeben wir uns von hier auf das rechte Ufer der Una, so finden wir im Südosten
des Dorfes Gorijevac, unweit vom Hau^e des Nikola Matijevi6 einen Wallbau, dessen
Steinwälle nur mehr stellenweise deutlich erkennbar sind. Nach Angabe der Umwohner
soll hier vor einigen Jahren ein Bronzegeräth gefunden worden sein. Nördlich von
dieser Gradina stehen drei Tumuli von etwa 1 M. Höhe. Ebenso liegt im Südosten
des Dorfes Hrgar auf bewaldeter Kuppe eine Gradina mit erhaltenen Steinwällen,
welche bisher noch nicht aufgenommen und näher untersucht wurden. Bei Ripa6,
südwestlich von Hrgar liegt in der Una ein alter Pfahlbau, über welchen ich in dem
folgenden Aufsatze vorläufigen Bericht erstatte. Im Nordwesten von Ripaö liegt end-
heh mitten in dem Kranze der angeführten Wallbauten die prähistorisch-römische
Nekropole von Jezerine in der Gemeinde Pritoka, der eigentliche Gegenstand dieser
Abhandlung.
B. Reste aus römischer Zeit.
Fast ebenso zahlreich wie die Ueberreste prähistorischer Perioden sind auch die
Spuren, welche die Zeit der römischen Herrschaft in der Umgebung von Biha6 zm'ück-
gelassen hat.
Verfolgen wir von Biha6 wieder den gleichen Weg gegen Nordwesten, so finden
wir in Kralje unmittelbar bei dem dortigen Duöan (Verkaufsgewölbe) nahe oberhalb
der Brücke das Fragment eines römischen Inschriftsteines (Figur 23) als Leistenstein
an der südwestlichen Strassenseite verwendet. Es soll gelegentlich des Strassenbaues
aus Bihad herübergebracht worden sein und dürfte ursprünglich von Golubi6 stammen.
Weiter nördlich finden wir um die Kirchenruine Crkvina bei dem Dorfe Buni6
verstreute Stücke römischer Ziegel; es dürfte hier, an der Stelle der späteren Kirche,
ein römischer Bau gestanden haben.
Band III. 4
50
I. Archäolofpe nnd Geschichte.
Südlich vom Dorfe Gata muhamedanska kommt im Riede Kmja wieder eine
Crkvina (Figur 24) vor, welche aus den Fundamentmauem eines quadratischen Ge-
bäudes a von 10 M. Seitenlänge und einer sich daranschliessenden Umfassungsmauer b
besteht. Im Mauerwerke und herumliegend sieht man viele römische Ziegelstücke, und das
Plateau ist mit Scherben gut gebrannter
Thonge&sse überstreut. Die bedeutende
Stärke des Grundmauerwerkes, sowie die
thurmähnliche Grundrissform des Gebäudes,
sprechen dafür, dass hier nicht, wie das Volk
glaubt, eine Kirche, sondern eine Befestigung
gestanden habe, welche nach dem Vorkom-
men der Römerziegel wohl ein römischer
Bau, vielleicht ein Wachthaus, gewesen ist.
Nordwestlich von Gata muhamedanska
liegt das Bad Ilidie, dessen Therme wohl
schon von den Römern benutzt wurde. Denn
westlich und südwestlich von dem gegenwär-
tigen Badehause hegen ausgedehnte Grund-
mauern römischer Gebäude, theilweise mit
geglättetem Verputze, und dazwischen viele
Ziegelfragmente. Die Umgebung ist zu-
gleich ein Fundort vieler römischen, Mün-
zen; nach der Localtradition soll daselbst eine Stadt gestanden haben. In dem gegen-
wärtigen Badebassin ist ein römisches ReUeffragment und in dem 1890 erbauten neuen
Han das bei der Grundgrabung angetroffene Fragment eines römischen Inschriftsteines
Fig. 28. Römisches
Inschriftfragment
aus Kralje.
Fig. 25. Römisches
Inschriftfragment aus
Ilidie bei Gata.
f/zoao.
Fig. 24.
Ruine „Crkvina"
im Riede Ernja bei Gata
muhamedanska.
Fig. 26. Ruine Bugar grad.
(Figur 25) eingemauert. Das Wohnhaus des Badbesitzers steht in der Localität
Crkvina auf altem Grundmauer werke, in dessen Umgebung häufig römische und
mittelalterliche Münzen ausgeackert werden. Ein Brunnen im Hausgarten dieses Ge-
bäudes wird Rimski bunar (römischer Brunnen) genannt. Es unterliegt somit keinem
Zweifel, dass in Ilidi^e eine grössere römische Station bestanden hat.
NordwestHch von Ilidie liegt auf einem Berge des rechten Koranaufers die Ruine
Bugar grad (Figur 26). Um das ganze Plateau des Berges läuft eine Umfassungs-
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
51
mauer, welche im Südosten bei e e zwei halbrunde Bastionen besass. Das westlich ge-
legene Thor g war beiderseits durch je einen runden Thurm geschützt. Ausserdem
wurde die Burg durch eine Quermauer c in die Vorburg a und
die innere Burg b abgetheilt. Am südlichen Ende dieser nur
mehr stellenweise sichtbaren Mauer stand ein dritter runder
Thurm /. Die ostwestUche Länge der Burg, welche nach der
Volkssage der Sitz eines Bulgarenkönigs war und grosse vergra-
bene Schätze enthalten soll, beträgt 158 M., die grösste Breite
50 M. Ausser zwei nicht näher zu deutenden Grundmauerzügen
steht in der inneren Burg das Qrundmauerwerk eines quadra-
tischen Baues von 14 M. Seitenlänge d, dessen Ostmauer mit
einer kleinen halbkreisförmigen Apsis versehen ist. Nach der
Volkstradition soll dies die Ruine einer christlichen Kirche sein.
In dem Fundamente dieser Ruine, sowie in der Umgebung findet
man eine Menge römischer Falzdachziegelstücke; hier lag auch
das Stück Figur 27 mit dem Stempel (H)eracU. Ob das Grundmauerwerk des Bugar
grad der römischen Zeit oder dem Mittelalter angehört, könnte mit Sicherheit nur durch
Fig. 27.
Dachziegelfragment
von Bugar g^ad.
Fig. 28. Befestigung Kuliste bei Brekovica.
eine Grabung entschieden werden. Jedenfalls stand hier ein römisches Gebäude, welches
nach der Ortslage wohl nur eine Befestigung sein konnte. Für den römischen Ursprung
des Baues spricht der Umstand, dass, soviel mir bekannt ist, eine Burg Bugar im
Mittelalter nirgends genannt wird.
52 I. Archäologie nnd Geschichte.
Wenden wir uns hier wieder gegen Südosten zu der bereits erwähnten mittel-
alterlichen Burgruine von Brekovica (Figur 3), so bemerken wir in dem Burghofe
derselben verstreute römische Ziegelstücke, welche vermuthen lassen, dass diese alte
prähistorische Wohnstätte und spätere mittelalterliche Burg auch in römischer Zeit be-
siedelt war.
Etwa eine Viertebtunde nordwestlich vom Dorfe Brekovica liegt auf einer
flachen Erhöhung im Riede Gaöica das Grundmauerwerk eines von Schatzgräbern viel-
fach durchwühlten Gebäudes, dessen Form sich nicht mehr genau bestimmen lässt, und
welches eine Fläche von etwa 10 M. Seitenlänge einnahm. Um diese Birtija, Me-
hana oder auch Crkvina genannte Ruine trifft man auf eine Distanz von mehr als
einem halben Kilometer ringsum verstreute römische Ziegelstücke und einzelne Scherben
aus freier Hand geformter, vorwiegend aber solche auf der Drehscheibe erzeugter und
gut gebrannter Thongeftlsse. Auch eine dicke, stark abgegriffene Kupfermünze hat
Herr Grauner daselbst gefunden. Es erscheint daher nachgewiesen, dass hier eine
grössere römische Ansiedlung bestand, welche eine Fläche von etwa 1 Quadratkilo-
meter eingenommen haben dürfte (?).
Oestlich unterhalb Brekovica im Defilö der Una steht auf einem gegen das
linke Flussufer vorspringenden Felskegel unmittelbar über dem schönen, von Mühlen
besetzten Wasserfalle Kostel die Ruine einer römischen Befestigung, Kuliäte genannt,
deren Mauerwerk stellenweise noch auf 1*5 M. Höhe erhalten ist. Wie Figur 28 zeigt,
nahm die Spitze des Felskegels ein fünfeckiger Thurm a ein, um welchen sich ver-
schiedenes Mauerwerk gruppirt. Innerhalb der Ruine und in dem Schutte der Berg-
gehänge liegen römische Architckturstücke, Steinquadern, Ziegelstticke, Heizröhren-
fragmente und Scherben von gelblichen, rothen und schwärzlichen, auf der Drehscheibe
erzeugten Geftlssen. Am Südabhange des Felsens unterhalb der Befestigung (Figur 286)
entdeckte Herr Mirkovifc zwei römische Gräber, wovon das eine in den Felsen ge-
hauen, das andere ausgemauert und gut verputzt war. Von letzterem Grabe stammt
der Inschriftstein des Veteranen der I. Legion, Lucius Lentidius Saturnius und seiner
Frau Ulpia, welcher in diesen Mittheilungen, Bd. I, S. 332, publicirt ist. Diese römische
Befestigung beherrschte das ganze Unadefile von Brekovica, und nachdem wir gesehen
haben, dass oberhalb derselben auf dem Plateau von Brekovica, auf der „Birtija", in
römischer Zeit eine grössere Ansiedlung bestanden hat, darf es uns nicht wundern,
dass die ganze Umgebung von Brekovica als Fundort römischer Münzen häufig ge-
nannt wird.
Südüch von Brekovica finden wir im Riede Gromile der Ortschaft Cavki6
wieder Reste einer römischen Ansiedlung. Dieser Ried dürfte seinen Namen von den
Steinhügeln erhalten haben, welche theils das Grundmauerwerk mehrerer Gebäude be-
decken, theils durch das Zusammentragen vieler hervorgeackerten Bausteine entstanden
sind. Nach den Aussagen der Umwohner soll daselbst auch eine unterirdische Wasser-
leitung vorhanden sein. In diesen Steinhäusern, sowie ringsherum finden sich viele
mörtelbedeckte Bausteine, Dachziegelstücke und Heizröhrenfragmente.
Zwei Inschriftbruchstücke und ein Architekturfragment von dort sind Figur 29
bis 31 abgebildet.
Verstreute römische Ziegelstücke kommen ferner am rechten Ufer der Una bei
Ribi6 und, dieser Stelle gegenüber, am linken Unaufer im Riede Hudur der Ortschaft
Golubi6 vor. Somit dürften hier an beiden Ufern, wenn die Una nicht etwa seither
ihren Lauf geändert hat, römische Gebäude gestanden haben. Der Weg vom Riede
Hudur gegen Golubi6 flihrt uns an der Burgruine Sokolac vorbei, und es ftOlt uns
Badimsk^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
53
auf; dass die Römer diesen so günstig gelegenen und das ganze Thal beherrschenden
Punkt nicht benützt haben sollten. Derselbe zeigt jedoch keine Spuren einer römischen
Besiedlung, und das von Herrn Granner in Sokolac gefundene Fragment einer Stein-
platte (Figur 32) mit dem Buchstaben M kann auch aus dem nahen Golubi6 stammen.
P0SMJ
Fig. 30. Romisches
Grabsteinfragment.
Fig. 29. Kömisches
Grabsteinfragment
Fig. 29—31. Vom Riede Gromile bei Öavkiöi.
Fig. 31. Bruchstück
einer
römischen Sculptur.
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Fig. 32. Inschriftfragment
aus der Ruine Sokolac.
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■SILVÄI
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Fig. 33. Reliefbruchstftck
von Golubid.
Fig. 34.
Römischer Votivstein von Golubiö.
Umso reicher ist die Ortschaft 6olubi6 an Resten aus der Zeit der Römerherr-
schaft.^) Vor Allem nennen wir die unmittelbar bei der Ortschaft befindliche Crkvina,
*) Vgl. Tomasch ek, Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 1882, Bd. 99,
S. 467-473 — Arch.-ep. Mitth. 1884, S. 173 ff. — Vjestnik 1883, S. 122 und diese Mitth., Bd. I, S. 447.
54 I. Archäologie und Geschichte.
einen kleinen Hügel, auf welchem die Grundmauern eines rechteckigen im Westen mit
einem schmäleren Vorbaue ausgestatteten Gebäudes von etwa 6 M. nordsüdlicher Breite
und etwa 13 M. ostwestlicher Länge vorkommen. Der Localsage nach war dies eine
christliche Kirche^ doch muss früher ein römisches Mithräum daselbst gestanden haben.
Ob die jetzt vorhandenen Grundmauern dem römischen Bau oder einer christlichen
Kirche angehören, könnte nur durch eine Grabung entschieden werden, welche jedoch
schwer durchführbar wäre, weil sowohl der Innenraum der Ruine, als auch das im
Westen anschliessende Terrain von neuen katholischen Gräbern eingenommen wird.
Das östliche und das südliche Gehänge des Hügels sind dagegen mit älteren Stein-
platten besetzt, welche wenigstens zum Theile einer römischen Begräbnissstätte an-
gehören dürften. Zwischen diesen Platten entdeckte Herr Grauner jüngst den stark
verwitterten Reliefstein (Figur 33) von 1 M. Länge und 30 Cm. Breite, welchen er
ins Landesmuseum ablieferte. Die Deutung dieser Darstellung wollen wir Anderen
überlassen.
Bei und zwischen den Grundmauern der Ruine liegen römische Architekturstücke,
Theile von Sarkophagen, Bruchstücke steinerner Aschenurnen und dergleichen herum.
Im östlichen Theile der Ruine ist aus solchen Architektursteinen ein einfacher Altar
zusammengestellt, bei welchem zeitweilig ein katholischer Gottesdienst abgehalten wird.
Bis zum Jahre 1882 diente als Tischplatte dieses Altars eine Ära des Mithras mit dem
Namen des Aurelius Pantadienus und einem Relief, welches sich auf den Mithradienst
bezieht. Nach den Mittheilungen der Ortsbewohner kam dieser Stein in dem vor-
genannten Jahre in das Nationalmuseum zu Agram. Dieses Museum besitzt aus Golubi6
überdies noch einen vom Dedicator Andes dem Silvanus Silvestris gewidmeten Votiv-
stein, femer eine Herkulesstatue und ein römisches Relief. Aus der Una stammt eine
dem Jupiter von dem Decurio P. Flavius Sabinus geweihte Ära, welche nach Biha<^
gebracht worden sein soll, über deren Verbleib ich jedoch nichts zu erfahren ver-
mochte. Ein zii einem Wassertroge ausgehöhlter Votivstein stand im Hofe eines
Bauernhauses in Golubi6 und wurde jüngst für das Landesmuseum in Sarajevo
erworben. Tomaschek und nach ihm Frankfurter bringen diese Inschrift nach
einer ungenauen Copie, weshalb wir hier eine getreue Zeichnung des Steines (Figur 34)
geben.
Eine andere römische Begräbnissstätte lag auf einem Hügel südlich von dem vor-
genannten. Aus dieser Localität, an welcher die Ruine einer türkischen Kula steht,
sind sechs römische Inschriftsteine bekannt geworden. Von einem derselben konnte ich
nicht erfahren, wohin er gekommen. Die übrigen fünf sind, wie man erzählt, bald
nach der Occupation des Landes durch einen Officier nach Biha6 gebracht worden.
Als dieser später von Biha6 wegversetzt wurde, bUeben sie unbeachtet liegen xmd
wurden schliesslich beim Baue der Wasserleitung für das Militärbarackenlager in dem
nahen Zegar als Deckplatten für den Wasserleitungscanal verwendet, wo sie sich auch
heute noch befinden. Sie liegen gegenwärtig unter der Erde und sind daher unzugäng-
lich; doch verdanke ich dem Lehrer Herrn Mirkovi6 Abschriften derselben, welche,
wenn auch nicht ganz correct, doch zum Theile besser sind als jene, welche Herrn
Professor Tomaschek zur Verfügung standen.
Nr. 3 — 6 erscheinen hier nach der Lesung des Herrn Professors von Doma-
szewski:
1. Grabstein einer Julia.
2. Grabstein des Soldaten Aurelius Rufus.
Badim8kjf. Die Nekropole von Jezerine ia Pritoka.
55
3. C . IVLI(o) . CELERI .
C . IVLI LIB(erto)
AN(norum) • LX • ET • CLA
10 (?) • AN(norum) XVI
PMSCVS • PA
TRI • ET • FRATRI
5. D(iis) - M(anibu8)
IVLIO-
NEPOTI •
AlN(orum) • L
DITVEIO • (Ditndo?)
MARITO • [I]N
COMPARA
BILI • P(o8ait) • H(ic) • S(itus) • E(st)
4. D(iis) M(anibns)
AVR(eU) •
VRSI-
Ar(norum) • LXXXV •
H(ic) • S(ita8) • E(8t)
6. D(iis) • M(anibu8)
DIANADRI • (Diandri?)
AN(norum) • LX • CAIVS
IVLIVS • CER
IVS • AMIT(ae)
DIGNISSI
ME • ET • NV (sie.)
TRICI • PO
SVIT
H(ic) • S(ita) • E(8t)
LEONI
1®S
Fig. 35. Inschrift
aus 6olubi6.
Es ist wohl zu hoffen, dass in nächster Zukunft diese Steine mit ihren zum Theil
so interessanten Namen wieder an das Tageslicht gebracht und in das Landesmuseum
übertragen werden.
Zwei andere Inschriftsteine, welche jedoch kaum römisch sein
dürften, sind bei dem Hause des Mohammed Harasli6 in Golubi6
eingemauert und wurden von Herrn Grauner copirt. Der eine
derselben (Figur 35) wurde ebenfalls schon von Herrn Professor
Tomaschek (a. a. O. S. 469), jedoch in abweichender Lesung ge-
bracht. Der andere (Figur 36) ist meines Wissens noch nicht publi-
cirt. Auch sei erwähnt, dass in der ganzen Umgebung von Golubi6
häufig römische Münzen vorkommen.
In dem bereits genannten Ripa6 südöstlich von Golubi6 steht
innerhalb der noch zu besprechenden mittelalterlichen Burgruine
(Figur 39) das Grundmauerwerk eines quadratischen (Thurm-?)
Baues e von 10 M. Seitenlänge, Kula genannt, bei welchem viele
römische Falzdachziegel und Hohlziegel herumliegen. Es scheint so-
mit auf der Insel von Ripa6 ein römischer Bau gestanden zu haben,
was auch durch häufige Funde römischer Münzen in der Umgebung
des Ortes bestätigt wird.
Als letzter bekannter Punkt mit römischen Funden ist wieder die Nekropole von
Jezerine zu nennen, in welcher nicht nur römische Bronzen, sondern auch Grab-
platten mit römischen Inschriften vorgekommen sind.
Fig. 36. Inschrift
aus Golubiö.
C. MittelalterUohe Reste.
Unter die Reste des Mittelalters reihe ich die Burgruinen, Kirchenruinen und die
altbosnischen Grabsteinplatten der Biha6er Umgebung. Von den Kirchen ist zwar in
der Regel nur mehr das Grundmauerwerk erhalten und das Alter nur in wenigen
Fällen aus den dabei vorkommenden altbosnischen Grabsteinen zu bestimmen. Da
jedoch von der im Jahre 1592 erfolgten Eroberung der Biha^üer Gegend durch die
Türken bis zur Occupation wohl kaum eine einzige christliche Kirche daselbst erbaut
worden ist, dürfte die obige Zeitangabe gerechtfertigt erscheinen.
56 I. Archäologe und Geschichte.
Bihad, auch Biäde, im Mittelalter Bi6 genannt,^) ist eine sehr alte Ansiedlung,
welche schon 1260 urkundlich erwähnt wird und seit jeher eine Burg besass. Das
spätere Castell von Biha6 liegt am linken Ufer der Una, ist jedoch gegenwärtig bis
auf wenige Reste abgetragen.
Die Fetija D2amia, die Hauptmoschee von Biha6, ist ein gothischer Bau, von
welchem das profilirte Thor, sowie die Rosette darüber noch erhalten und die ursprüng-
liche Form der hohen gothischen Fenster, sowie das Masswerk
derselben sichtbar sind. Sie war eine Kirche des heiligen Anton,
welche zu einem schon 1266 erwähnten, jetzt als Kaserne be-
nützten Franziskanerkloster gehörte. Bei dem Baue eines Canales
unweit von diesem Kloster wurde 1892 das Fragment einer
Inschriftplatte (Figur 37) gefunden, welches von einem Grab-
steine herzurühren scheint.
Bei dem Dorfe Papari im Nordwesten von Bihad findet
Fig. 37. Inschriftfragment man auf der flachen Anhöhe Cr k vi na verstreute Kalkmörtel-
aus Bihaö. stücke ohne Ziegelbeimischung als Reste eines Gebäudes (wahr-
scheinlich einer Kirche), dessen Grundmauerwerk zwar ober-
flächlich nicht sichtbar, aber aus gewissen Anzeichen doch noch erkennbar ist. Daneben
liegen zwei Grabstcinplatten ohne Ornamente.
Noch weiter nordwestlich liegt auf einem steilen Felsberge die Burgruine Izaöi6-
grad, deren Grundriss und Durchschnitt Figur 38 zeigt.^) Die Burg wurde zuerst
Beriäi6, später Dol genannt und erhielt ihren gegenwärtigen Namen von dem Ge-
schlechte Isa6i6 erst gegen Ende des XV. Jahrhunderts. Sie wurde 1592 von den
Türken eingenommen und liegt erst seit 1836 in Ruinen. Der Grad besitzt bei einer
Länge von 130 M. und einer grössten Breite von 80 M. ein noch ziemlich gut erhal-
tenes Mauerwerk und drei etwa 8 M. hohe Thürme. Der Hauptthurm c ist polygonal,
die beiden Nebenthürme a und h sind quadratisch. Auch der rechteckige Bau d im
Nordosten, wo das Thor stand, dürfte ein Thorthurm gewesen sein.
Im Nordosten der Burg l8aÖi6 sind auf der Crkvina Dionica die Grundmauern
einer rechteckigen, ostwestlich 15 M. langen, nordsüdlich 7 M. breiten Kirche sichtbar,
in deren Innerem eine Grabsteinplatte liegt. Ebenso findet man auf der Crkvina
östlich vom Dorfe Buni6 das Fundamentmauerwerk eines von Osten gegen Westen
gestreckten, bei 14 M. langen und 7 M. breiten rechteckigen Gebäudes mit einem im
Westen gelegenen Eingange, welches für eine Kirchenruine gehalten wird. Herum-
liegende kleine Ziegelstücke weisen darauf hin, dass hier ein römisches Gebäude ge-
standen habe, wogegen mehrere plattenförmige Grabsteine neben der Ruine mittelalter-
lich zu sein scheinen. Ob hier auf den Trümmern eines römischen Gebäudes eine mittel-
alterliche Kirche entstanden ist, oder ob die Grabsteinplatten römische Gräber bedeckten
und die ganze Ruine römisch sei, wäre nur durch eine Grabung zu entscheiden.
*) A. Bou6, Turquie d'Europe, Paris 1840, Bd. II, p. 347 f. — Slavoljub BoSnjak, Zemljopis i
povjestnica Bosne, Zagreb 1851, p. 51. — O. Blau, Reisen in Bosnien und der Hercegovina, Berlin 1871,
S. 177. — Jireßek, Die Handelsstrassen und Bergwerke in Serbien und Bosnien, Prag 1879, S. 37. —
Klaid, Geschichte Bosniens, Leipzig 1885, S. 51 und 298. — Asb6th, Bosnien und die Hercegovina,
Wien 1877, S. 365 und 400. — K. Kovaßevic, in diesen „Mittheilungen", Bd. I, S. 445, und Lopasiö,
Bihad i Bihaöka Krajina, Zagreb 1890, p. 30ff. und 56.
*) Slavoljub Boänjak, Zemljopis i povjestnica Bosne, Zagreb 1851, p. 51. — K. Kovaöevid, in
diesen „Mittheilungen**, Bd. I, S. 448. — Lopaaid, Bihad i Bihacka Krajina, Zagreb 1890, p. 21, 110
und 170 ff.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
57
Nördlich von dieser Stelle treflfen wir bei dem Dorfe Pe6i wieder eine Crkvi'tia
mit dem Grundmanerwerke eines rechteckigen, 7 M. langen und 4*5 M. breiten Ge-
bäudes, welches nach der Volkstradition eine Kirche gewesen ist. Diese Meinung wird
dadurch unterstützt, dass im Südwesten der Ruine eine unregelmässige Grabsteinplatte
liegt, und es ist nur auflfallend, dass diese Kirche von Nord gegen Süd orientirt ge-
wesen sein soll.
^^
i/tOOO
Fig. 38. Burgruine Izaöiö-grad.
Eine weitere Kirchenruine liegt nördlich vom Dorfe Cerkesovac am Crkvino-
brdo im Riede Jankovi6a brod. Sie wird Gröka crkva genannt, und es sind davon
nur mehr Grundmauern in der o^twestlichen Länge von UM. und der Breite von
6*5 M. erhalten. Den Abschluss der Ostseite bildet eine schmale Apsis, vor welcher im
Inneren der Ruine eine Grabsteinplatte liegt.
Es ist bereits erwähnt worden, dass das Wohnhaus des Badebesitzers von Ilid^e
im Osten von Öerkesovac im Riede Crkvina auf altem Grundmauerwerke erbaut
ist. Bei der Grundaushebung für dieses Wohnhaus soll man viele Menschenknochen
gefunden haben. Eine altbosnische Grabsteinplatte von 1*80 M. und 0*80 M. Breite,
welche vor dem Hause des Badebesitzers als Auftrittplatte liegt und mit einem der
häufigsten Embleme der mittelalterlich ei\ Grabsteine des Landes (langem geradem
Schwerte und darauf liegendem Schilde) geschmückt ist, deutet darauf hin, dass hier
einst wirklich eine mittelalterliche Ku'che gestanden habe. In der Mauer des gegen-
wärtigen Badebassins befindet sich ausser dem bereits erwähnten römischen auch ein
58 I. Archäologie und QeBchichte.
anderes Relieffragment mit einer Lilie, welches wahrscheinlich einst einem mittelalter-
lichen Grabsteine angehört hat.
Der Grad Brekovica im Südosten von Ilid2e (Figur 3) wurde bereits erwähnt.
Die Burgruine besitzt noch ziemlich gut erhaltene, 8 — 10 M. hohe Mauern und zeigt
viele Spuren späterer Umgestaltungen. Sie besteht aus der südöstlich situirten inneren
Burg h und der sich westlich daran schliessenden Vorburg c. Die ganze Anlage bildet
ein unregelmässiges Rechteck von 75 M. Seitenlänge. Bei d und e sieht man halb ver-
schüttete Cisternen, bei / den Rest eines runden Thurmes. Die Burg Brekovica wird
1488 zuerst erwähnt und ist 1584, als gegen die Türken unhaltbar, vom General
Grafen Thurn zerstört, aber 1635 von den Türken wieder hergestellt worden. Im
Jahre 1685 verbrannte sie General Herberstein; seit dieser Zeit wird sie nicht mehr
genannt.^)
Südwestlich von Brekovica erscheint beim Dorfe Bajri6 im Riede Crkvina das
rechteckige Grundmauerwerk einer Kirche, die von Südost gegen Nordwest gerichtet
war und eine Länge von etwa 15 M. bei einer Breite von 6 — 7 M. besass.
Die oben erwähnte im Nordosten von Brekovica auf einem Feken des rechten
Unaufers situirte Burg Obrovac grad (Figur 5) wird 1403 zuerst urkundlich genannt
und liegt seit ihrer 1514 erfolgten Zerstörung durch die Türken in Trümmern.*) Sie
war von geringer Ausdehnung, denn ihre Länge von Süd gegen Nord beträgt nur
50 M. und die grösste Breite 14 M. Heute sind nur mehr die Fundamente davon er-
halten, aus welchen ersichtlich ist, dass sie in ihrem nordöstlichen Theile einen quadra-
tischen Hauptthurm h und im Westen ein langgestrecktes Hauptgebäude c besass.
In der Ebene südlich des nahen Dorfes Jezero treflfen wir wieder eine Crkvina,
doch sind nur stellenweise Fundamentmauern sichtbar, und ohne Grabung ist es nicht
möglich, die Form und Grösse dieser einstigen Kirche zu bestimmen. Eine weitere
auch nur mehr in ihren Grundmauern erhaltene Kirchenruine „Crkvina" liegt westlich
bei der Ortschaft Öehi6i. Es war dies ein von Westen gegen Osten gerichteter recht-
eckiger Bau von etwa 15 M. Länge und 7 M. Breite, welcher im Osten einen halb-
kreisförmigen Abschluss besass.
Südlich der Nekropole von Jezerine sieht man im Westen der Strasse von
Biha6 gegen Petrovac auf einem zu der Ortschaft Golubi6 gehörigen Hügel des rechten
Unaufers das Fundamentmauerwerk eines 9 M. langen und 6 M. breiten Baues, welches
von den Umwohnern Crkvina svetoga Ivana genannt wird. Das rechteckige Ge-
bäude ist von Ost gegen West gerichtet und besitzt im Westen einen halbkreis-
förmigen Abschluss. Noch vor einigen Jahren lag südlich bei dieser Ruine eine mittelalter-
liche, seitdem entfernte Grabsteinplatte, und hier dürfte somit wirklich eine christliche
Kirche gestanden haben. Endlich kommt noch eine Kirchenruine „Crkvina", Funda-
mentmauerwerk, bei der Ortschaft Tihotina im Osten von Jezerine vor.
In der bereits wiederholt genannten Ortschaft Ripa6 steht auf einer Insel der
Una die mittelalterliche Burgruine Forkolan grad (Figur 39). Die Burg a bildete
ein unregelmässiges, mit der Spitze gegen Nordwesten gerichtetes Dreieck von 190 M.
Länge und 120 M. grösster Breite und besass an der Umfassungsmauer, welche stellen-
weise bis zu 3 M. Höhe erhalten ist, vier runde Thürme. Im Inneren der Umfassungs-
mauer findet sich das Grundmauerwerk eines quadratischen Baues, Kula (Thurm)
genannt, das wegen der dabei vorgefundenen Röraerziegel schon erwähnt worden ist.
^) Lopagi<S, Bihac i Biha(n£A Krajina, Zagreb 1890, p. 20 und 123 ff.
*) Lopafiid, Bihad i Biha<Ska Krajina, Zagreb 1890, p. 220 ff.
Radimsk;^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
59
Fig. 39. Burgruine Ripad
und Umgebung.
In der Ortschaft selbst, am rechten Unaufer liegt noch das Fundamentmanerwerk eines
grösseren Gebäudes der „Gradina" g und eines thurmähnlichen Baues ä, an dessen
Stelle die gegenwärtige D^amia des Ortes erbaut ist.
Die bei / stehende Thurmruine mit etwa 10 M. hohen
Mauern stammt von einer türkischen Kula; bei dem
Punkte c liegt der schon erwähnte alte Pfahlbau. Ripa6
war nach Urkunden 1408 der Hauptort der ^upa
Humska. Von den Türken wurde es 1589 für kurze
Zeit, definitiv 1591 erobert und im Jahre 1697 durch
Grenzer zerstört.^)
Es bleibt nur noch die Burg Sokolac, die
schönste mittelalterliche Ruine der Gegend (Figur 11),
kurz zu beschreiben. Sie steht auf einem namentlich
gegen Süden schroflF abfallenden Felsen unmittelbar
über dem nördlich davon gelegenen gleichnamigen
Dorfe. Nach Ivan Tomaäi6 soll sie im Jahre 1020
erbaut worden sein; 1395 erscheint sie als königliche
Burg. In den Jahren 1537, 1561, 1578 und 1591 wurde
sie von den Türken vergebens berannt, fiel aber 1592
zugleich mit Biha6 in türkische Hände. ^) Die Ruine
bildet ein Dreieck, dessen Spitze gegen Südosten gekehrt ist, und besitzt bei einer
grössten Breite von 30 M. eine Länge von 51 M. Sie besteht aus einer Vorburg /
und einer südöstlich etwas höher gelegenen inneren Burg. Das Mauerwerk, namenthch
jenes der Umfassungsmauer, und der grosse Thurm, welcher nahezu den ganzen Raum
der inneren Burg einnimmt, ist recht gut erhalten.
Durch den rechteckigen, heute noch 20 M. hohen Thorthurm d gelangt man auf
den wüsten Platz der Vorburg /, welcher stellenweise von Felsköpfen besetzt ist und
gegen Südosten ansteigt. Es ist hier noch einiges Fundamentmauerwerk von Gebäuden
vorhanden. An der Umfassungsmauer sieht man deutlich, dass mehrere Häuser ange-
baut waren, und dass sie zu verschiedenen Zeiten ausgebessert oder umgebaut worden
ist. Interessanter ist der wohlerhaltene runde Hauptthurm von 8 M. Durchmesser und
16 M. Höhe e in der inneren Burg, dessen Durchschnitt nach einer Zeichnung des
Herrn Grauner Figur 40 zeigt. Er besitzt drei Stockwerke, jedes mit einem spitz ge-
wölbten Gemach von 4 M. Durchmesser. Das Gemach des dritten Stockwerkes wird
Banova soba (Zimmer des Bans) genannt. Die kleinen Fenster sind viereckig. Im
Inneren der starken Thurmmauem führt eine Schneckenstiege a zu den einzelnen
Stockwerken und bis auf die Plattform dieses, soweit mir bekannt, besterhaltenen bos-
nischen Burgthurmes hinauf.^)
Aus der vorstehenden Ueberschau hat sich wolil ergeben, dass die Alterthümer
der Gegend von Bihac ebenso zahlreich als mannigfaltig sind, und dass hier der Spaten
*) LopaSic, Bihac i Bihaöka Krajina, Zagreb 1890, p. 2. 17. 87. 108 und 263 ff.
•) A. Bou6, Turquie d'Europe, Paris 1840, p. 378. — Slav. Boänjak, Zemljopis i povjestnica Bosne,
p. 62. — O. Blau, Reisen in Bosnien und der Hercegovina, Berlin 1871, S. 177. — P. Mirkovic,
BoSnjak 1886, p. 66. — K. Kovac^evic, BoSnjak, 1886, p, 38. — Derselbe in diesen „Mittheilungen",
Bd. I, S. 447. — Lopaäiö, Bihad i Bihaöka Krajina, Zagreb 1890, p. 2. 17 und 269 ff.
') Eine genauere Untersuchung und Bekanntmachung dieses Gebäudes (namentlich auch seiner Con-
straction), das in auffallender Weise an die uralten Nuraghi Sardiniens erinnert, scheint uns sehr
wQnschenswerth. D. R.
60
I. Archäologie und Geschichte.
des wissenschajpblichen Ausgräbers noch eine vielfache und dankbare Arbeit zu leisten
hat. Bei dem grossen und begründeten Interesse, welches die Landesregierung der
archäologischen Durchforschung Bosniens unausgesetzt widmet, ist wohl zu hoffen, dass
das genannte Werkzeug in diesem nordwestlichen Gebiete nicht mehr rosten und dass
uns die nächste Zukunft aus diesem Landestheile reiche und belehrende Ausbeuten
bringen wird. Zum Schlüsse will ich nur noch dem Wunsche Ausdruck geben, es
möchten sich durch das schöne Beispiel der Museumsfreunde in diesem Gebiete auch
in anderen Gegenden des Landes die Anhänger der Archäologie zu ähnlichen Unter-
suchungen der Umgebung ihres Wohnsitzes und zur Mittheilung ihrer Erfolge angeregt
finden.
iltbOO .
Fig. 40. Schlossthurm von Sokolac.
Die Nekropole von Jezerine-
1. Vorbemerkungen.
Situation und Entdeckung der Fundstelle.
Wenn man von Biha6 aus die Strasse gegen Petrovac verfolgt, so gelangt man
nach etwa 6 Kilometer zu der neuerbauten orientalisch-orthodoxen Kirche von Pritoka.
Verlässt man hier die Strasse und wendet sich gegen Südwesten in die mit Wiesen
und Feldern bedeckte Ebene des linken Unaufers, so kommt man nach kaum zwei-
hundert Schritten zu einem unbedeutenden länglichen Hügel, welcher von Südost gegen
Nordwest gestreckt ist und im Nordwesten allmälig in das Niveau der vorliegenden
Wiesen verläuft. Diese selbst aus nächster Nähe kaum bemerkbare Bodenschwellung
barg die Nekropole von Jezerine, so benannt nach dem Riede, in welchem sie ge-
legen ist.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
61
In seinem südwestlichen Theile war der Hügel ringsum durch Grabungen ange-
griffen. Man sah da vielfach Steinplatten aus der Böschung hervorschauen, und es mögen
auch schon in früherer Zeit bei Bauten wiederholt Steine aus dieser Gräberstätte geholt
worden sein. Den Anlass zum Bekanntwerden unserer Nekropole gab jedoch erst der
Bau der bereits erwähnten Kirche von Pritoka im Jahre 1890, bei welcher Gelegenheit
der Hügel behufs Gewinnung von Steinen stärker in Anspruch genommen wurde. Da-
mals sind neun Gräber (acht Brandgräber und ein Skeletgrab) geöffnet worden, worüber
unter Schenkung der Funde an das Landesmuseum die Herren K. Kovaöevi6 und
P. Mirkovi6^) berichtet haben. Der Vollständigkeit wegen will ich das Ergebniss
dieser Grabung nach dem citirten Berichte kurz recapituliren :
I. Brandgrab. Tiefe 1*20 M. Die mit einer viereckigen Mergelplatte bedeckte
Thonume enthielt ausser dem Leichenbrande vier ganze frührömische Provinzialfibeln aus
Bronze (Figur 41 und 42) und die Nadelrinne einer vierten Bronzefibel.
Ih-
Fig. 41 und 42. Bronzene römische Fibeln (^/j) aus Grab I.
n. Brandgrab. Tiefe 1 M. Die mit einer runden Mergelplatte bedeckte Thon-
ume enthielt Leichenbrand, dann einen glatten geschlossenen Bronzering von 4 Cm.
Durchmesser und rhombischem Querschnitte, einen runden Bronzeknopf von 1'8 Cm.
Durchmesser (ähnlich Figur 76) und ein dünnes
Bronzeblechfragment von 9 Cm. Länge und 4-5
Cm. grösster Breite, dessen mittlerer Theil der
ganzen Länge nach mit vier Reihen knapp neben-
einander stehender getriebener, runder Buckel
geziert ist (von einem Gürtelblech?).
in. Brandgrab. Tiefe 1 M. Die Thon-
ume war mit einer rechteckigen Mergelplatte be-
deckt. Beim Leichenbrande lag ein geschlossener
römischer Bronzedrahtarmring von 7*5 Cm. Durch-
messer, dessen dünne Enden beiderseits spiralig
um das andere Ende des Drahtes gewunden sind,
so dass das Armband nach Bedarf erweitert oder
verengt werden konnte (vergl. Figur 44);*) ferner
das grössere Fragment eines ähnlichen Drahtarm-
bandes aus Eisen und eine 8 Cm. lange Nähnadel
ans Bronze.
IV. Brand grab. Tiefe 1*5 M. Die mit einer
Steinplatte überlegte Thonume enthielt nebst dem
Fig. 43. Bronzene römische Fibel
mit Armring ('/g) aus Grab IV.
*) Siehe diese „Mittheilnngen", Bd. I, 8. 189—194.
») Siehe auch Lindenschmit, Die Alterthtimer unserer heidnischen Vorzeit, Bd. U, Heft V, Taf. 3,
Figur 6.
62
I. Archäologie nnd Geschichte.
Leichenbrande zwei frUhrömische
Provinzialfibeln aus Bronze, mit je
einem eingehängten bronzenen Draht-
armringe (Figur 43).^)
V. Brand grab. Tiefe nicht
angegeben. Die mit einem runden
Steindeckel versehene cylindrische
Steinurne war gebrochen und mit
Leichenbrand angefüllt. Zwischen
diesem fand man eine fiiihrömische
Provinzialfibel aus Bronze mit drei
eingehängten Bronzedrahtarmringen
(Figur 44).
VI. Brand grab. Tiefe nicht
angegeben. Die mit Brandresten
angefüllte Thonume enthielt eine
Bronzefibel von 9 Cm. Länge mit
einer Doppelspirale an jedem Ende
(Figur 45 a und 6). An dem flachen
Bügel ist eine 2*5 Cm. hohe, 7 Cm. lange, 5 Cm. breite Bernsteinperle aufgesteckt.
Dann fand sich eine central durchbohrte, beiderseits concave scheibenförmige Bem-
steinperle von 6 Cm. Durchmesser mit kantigem Rande (Figur 46). Nahe am Rande
Fig. 44. Bronzene römische Fibel mit drei Armringen ('/g)
aus Grab V.
Fip. 46 a.
Fig. 46 b.
Fig. 46 a und &. Bronzene zweispiralige Fibel
mit Bemsteinperle (•/j)
aus Grab VI.
Fig. 46.
Bernsteinperle (*/i).
stehen drei Löcher nebeneinander, und auf der einen Seite sieht man verschiedene ein-
geschnittene Zeichen (Schriftzeichen?).
VII. Brandgrab. Tiefe 0*5 M. Die Thonurne war mit einer kleinen Steinplatte be-
deckt und enthielt nebst dem Leichenbrande eine frührömische Provinzialfibel (Figur 47).
*) Vgl. Liudenschmit, Die AUerthümer unserer heidnischen Vorzeit, Bd. II, Heft V, Taf. 3, Figur 8.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
63
i^g. 47.
Bronzene
römische Fibel ('/a)
aus Grab VII.
Vni. Brandgrab. Tiefe 1*2 M. Enthielt eine cylindrische
Steinume, in welche eine mit Leichenbrand gefüllte, 33 Cm. hohe,
in der Mitte 28 Cm., an der Mündung 14 Cm. breite Urne ein-
gesetzt war. In dieser fanden sich Fuss und Bügel einer Mittel-
La Tfene- Fibel aus Bronze (Figur 48), das Fragment eines recht-
eckigen Bronzeblechbeschlages (ähnlich Figur 89) und eine Bronze-
nähnadel von 9*5 Cm. Länge, ferner ein brauner Thonnapf, 4 Cm.
hoch, 6"5 Cm. Durchmesser, mit zwei Henkeln, welche 1 Cm.
über den Gefässrand emporstehen (Figur 49).
IX. Skeletgrab. Richtung und Tiefe nicht angegeben. An den Armknochen
hingen zwei aus Bronzeblech hohl getriebene Armringe (ähnlich Figur 79).
Als sich beim Kirchenbaue im Jahre 1891 nochmals ein Bedarf an Steinplatten
einstellte, schritt die Bauleitung wieder zu einer kleinen Grabung in Jezerine, wobei
nach einem Berichte des Herrn P. Mirkovi6, welcher die Funde der Landesregierung
einschickte, folgende drei Gräber geöflfnet wurden:
X. Brandgrab. Gesaramt-
tiefe 2 M. Die Anordnung dieses
Grabes war eine ziemUch compli-
cirte. In 0*5 M. Tiefe lag eine
kreisrunde Mergelplatte von 1*38
M. Durchmesser und 13 Cm. Dicke.
Sie bedeckte eine cyUndrische
Steinume von 45 Cm. Höhe, 77 Cm.
Durchmesser, 48 Cm. Mündungsweite und 25 Cm. innerer Tiefe. Diese enthielt weder
Leichenbrand, noch Grabbeigaben; doch ist nicht anzunehmen, dass die schwere Platte
früher einmal behufs Ausraubung der Urne gehoben und dann wieder auf ihren Platz
gelegt worden wäre. Unter der Steinurne stiess man auf eine elliptische Mergelplatte
Fig. 48. Bronzene
Mittel -La T6ne- Fibel («/g)
Fig. 49. Thönemer
Henkelnapf (VO
aus Grab VIII.
O
Fig. 51.
Silberner Fingerring (Vi)
Fig. 53.
Silbernes Fibel-
fragment (Vi)
Fig. 52.
Silbernes Fibel-
fragment (*/|)
Fig. 60.
Thonbecher mit Inschrift
(»/,)
aus Grab X.
Fig. 54.
Silbernes Fibel-
fragment (Vi)
von 50 Cm. mittlerem Durchmesser und 1*2 Cm. Dicke, welche eine in 2 M. Tiefe
stehende sphärische Thonurne mit kurzem Halse, wulstigem Rande und zwei Buckeln
zwischen dem Halse und Bauche bedeckte. Letztere ist 30*5 Cm. hoch, am Bauche
30 Cm., an der Mündung 9 Cm. und am Boden 14*5 Cm. breit. Sie enthielt Leichen-
64
I. Archäologie nnd Geschichte.
Fig. 55. Bernstein perle
mit Bronzering (*/i)
aus Qrab XI.
brand und als Beigefäss einen schönen, auf der Drehscheibe erzeugten rothbraunen,
sehr dünnwandigen Thonbecher (Figur 50) von 11 '5 Cm. Höhe, 7-5 Cm. Mündungs-
weite und 4*3 Cm. Bodendurchmesser. Der Boden ist eben, der Rand ein wenig aus-
wärts gebogen. 2*8 Cm. unter dem Rande läuft ein 0-5 Cm. breites, aus Palmetten und
kleinen Dreiecken gebildetes Band herum, unter welchem sich eine Inschrift befindet,
die ich BVCCIOV NORBAN lese. Unmittelbar über dem Boden
des Bechers laufen zwei schmale Rillen herum, der Raum zwischen
dem Ornamentbande und diesen Rillen ist mit einem fischhaut-
ähnlichen, wahrscheinlich eingepressten Muster geziert. In dem
Becher fanden sich ein kleiner einfacher Fingerring aus Silber-
blech (Figur 51), zwei Ringelchen mit angehängten schön gefloch-
tenen Kettchen aus Silber (ähnlich Figur 336 und 337), einige
Bruchstücke solcher Silberkettchen, Fragmente von mindestens
drei Silberfibeln (Figur 52, 53 und 54) und zwei bronzenen La
Tfene-Fibeln, das eine mit breitem kahnförmigem, das andere mit
rundlichem, mit einem grösseren und zwei kleineren Knöpfchen
besetztem Bügel. Alle diese Gegenstände haben durch Feuer stark
gelitten; neben dem Becher fand man sogar mehrere Klumpen
ganz geschmolzenen Silbers.
XI. Brandgrab. Tiefe nicht angegeben. Die schüsselförmige Thonume voj
16 Cm. Höhe, 35*5 Cm. Randdurchraesser und 13 Cra. Bodendurchmesser besitzt eine
aufrecht stehenden Wulstrand und in halber Höhe zwei buckeiförmige Ansätze. S
enthielt ausser Leichenbrand nur den Bronzering Figur 55 mit angehängter flachi
Bernsteinperle von 2*8 Cm. Durchmesser.
XII. Brandgrab. Tiefe 1 M. Die topffürmige Thonurne von 26 Cm. Höh
23 Cm. Bauchweite und 12 Cm. Mündungsweite hat sehr kurzen Hals mit gera<
emporstehendem Rande und war mit einer viereckigen Stei
platte bedeckt. Sie stand in einer eUiptischen Thonschüssel Yi
11 Cm. Höhe und 28 (unten 24) Cm. Durchmesser, war n
Leichenbrand gefüllt und enthielt sonst nur ein hohles, hal
kugelfönniges Bronzegussstück von 3'2 Cm. Durchmesser, des8(
Höhlung ganz roh belassen ist (Figur 56).^) Es ist 67*151 Gram
schwer, somit um 2 Gramm schwerer als ein Fünftel der rön
sehen Libra, welche ein Gewicht von 327-45 Gramm besass
Sämmtliche bei diesen Grabungen gefundenen ThongefUa
mit Ausnahme des Inschriftbechers aus Grab X, sind aus frei
Hand geformt.
Diese Grabungen bewegten sich an den südöstlichen BJt
dern der Nekropole.
diese Funde die Bedeutung des Grabfeldes von Jezerine aus
wurde von Seite der Landesregierung jede weitere Grabt
daselbst untersagt, von dem Grundbesitzer das ausschliesshche Recht zur Umgrabt
der ganzen Hügelfläche erworben und eine systematische Untersuchung der FundsU
angeordnet. Mit der Durchführung der letzteren ist der Lehrer Herr Peter Mirkoi
betraut worden. Mir wurde die Einleitung und Ueberwachung der Arbeiten Übertrag
Fig. 66.
Bronzegussstück
aus Grab XII.
Nachdem durch
Zweifel gestellt war.
*) Vergl. Lindenschmit, Das römisch-germanische Centralmuseum, Taf. XXIII, Figur 8.
y
Radimsk^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. 65
Die Grabung wurde am 16. Juli 1892 mit acht Mann in Angriff genommen und am
26. August, nachdem die ganze abgelöste Grundfläche umgegraben war, beendet.
Schon in den letzten Tagen der Arbeit wurden die Gräber seltener und seit dem
Vormittage des 25. August überhaupt keine mehr angetroffen. Nachdem auch sonst
kein Anzeichen auf eine weitere Ausdehnung der Nekropole hindeutet, dürfte dieselbe
nunmehr vollständig erschöpft sein. Den Fleiss und die Umsicht, mit welcher Herr
Mirkovi6 seine Aufgabe löste, habe ich schon in meinem vorläufigen Berichte (siehe
diese „Mittheilungen^, Bd. I, S. 194) hervorgehoben.
Bei der Grabung des Jahres 1892 wurden im Ganzen 541 Grabstätten geöffnet,
von welchen 317 Brandgräber und 224 Skeletgräber waren. Rechnet man die 11 Brand-
gräber und das eine Skeletgrab aus den Jahren 1890 und 1891 hinzu, so ergibt sich
eine Gesammtzahl von 553 Gräbern, nämlich 328 oder 59*3 7o Brandgräber und 225
oder 40-7 7o Skeletgräber.
Unter den Brandgräbem sind 27 oder 8'2% ohne Urnen, 295 oder 90*0% mit
Thonurnen, 6 oder 1'8®/q mit Steinurnen. Die über der Thonurne des Grabes 10 vom
Jahre 1891 befindKch gewesene leere Steinurne ist in dieser Uebersicht nicht mit-
gezählt.
Der nachfolgende Fundbericht beruht auf dem Ausgrabungsjournal des Herrn
Mirkovit und der Vergleichung der ins Landesmuseum abgelieferten Fundgegenstände.
2. Fnndberieht.
Der Situationsplan Taf. I zeigt die im Jahre 1892 geöffneten Gräber. Die 12
früher geöffneten Gräber konnten in denselben nicht eingezeichnet werden, weil ihre
Lage nicht genau festzustellen war. Die Fläche, welche die Gräber bedeckten, hat von
Ost nach West eine grösste Länge von 60 M. und von Noi'd nach Süd eine grösste
Breite von 34 M. Ursprünglich war dieselbe etwas grösser, durch frühere Grabungen im
südöstlichen Theile ist sie jedoch verringert worden.
Bei den Skeletgräbem zeigt die Richtung des Pfeiles die Orientirung der Leiche
ond die Pfeilspitze die Lage des Kopfes an.
Bei den Brandgräbem ist, wo nicht ausdrücklich bemerkt wird, dass die Leichen-
reste mit Kohlenstücken oder Kohlenstaub vermischt waren, anzunehmen, dass die cal-
dnirten Knochenstückchen nur mit Asche, nicht mit Holzkohle gemengt sind.
Die ThongeiUsse sind, wo nicht Drehscheibenarbeit angeführt wird, sämmtlich
aus freier Hand geformt und haben ebenen Boden, wenn nicht Anderes besonders be-
merkt ist.
Bei der Angabe der Dimensionen wurden folgende Abkürzungen gewählt. Für
die GefUsse: H. = ganze Höhe, D. = grösster Durchmesser, m. = Mündungsdurch-
messer, h. = Halsdurchmesser unter dem Rande, b. = Bodendurchmesser, f. = Fuss-
durchmesser an seinem oberen Ende, hd. = Höhe des grössten Durchmesser über dem
Boden, hf. = Fusshöhe.^) Für die diversen Objecto: L. = ganze Länge, Br. = grösste
Breite oder Dicke, H. = grösste Höhe und D. = Durchmesser.
Zahlen, welchen keine besondere Massbezeichnung beigesetzt ist, bedeuten Centi-
meter, T. die Tiefe der Gräber.
Zur Vermeidung von Wiederholungen wollen wir für öfter citirte Druckwerke
folgende Abkürzungen anwenden:
^} Gefässe (oder andere Objecto), deren Masszahlen nicht angegeben sind, konnten nicht restaurirt
werden.
Btad m. 5
66 I. Arcbiiolo^e und Geschichte.
Alterth. h. V. = Alterthtimer unserer heidnischen Vorzeit. Mainz. Von Dr. L. Linden-
schmit.
Atlas = Kunsthistorischer Atlas. Herausgegeben von der k. k. Central-Commission zur
Erforschung der Kunst- und historischen Denkmale. I. Abtheilung. Von Dr. M.
Much. Wien 1889.
Glasnik = Glasnik zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini. Sarajevo.
Gurina = Gurina im Obergailthal (Kärnten). Von Dr. Adolf B. Meyer. Dresden 1885.
Hallstatt = Das Grabfeld von Hallstatt. Von Dr. Eduard Freiherrn von Sacken.
Wien 1868.
Mitth. d. A. G. = Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien.
Popis ark. = Popis arkeologiökoga odjela nar. zem. muzeja u Zagrebu. Von Prof.
Sime Ljubi6. I. Abtheilung. Bd. 1. Agram 1889.
R. G. C. Mus. = Das römisch-germanische Central-Museum. Von L. Lindenschmit
Sohn. Mainz 1889.
Diese Mitth. = Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina.
1. Urnengrab. (T. 70.) Unter einer un regelmässig elliptischen Kalkmergelplatte
von 77 L., 65 Br. und 8 Dicke stand eine zerdrückte grössere braunschwarze, bau-
chige Thonurne mit breit umgelegtem Rande. Zwischen den Scherben nur ein Stück
calcinirten Knochens. Beigaben fehlten. Es scheint, dass dieses Grab in früherer Zeit
ausgeraubt worden ist.
3. Brandgrab. (T. 100.) Unter einer kreisrunden Kalkmergelplatte von 50 D.
und 3 H. lag frei auf der schwärzlichen Erde der Leichenbrand (calcinirte Knochen-
stück eben und Asche) mit nachstehenden Beigaben: einige unbedeutende Bronzefragmente.
— Perle aus Silberblecli (Figur 57). — Rundes getriebenes und durchbohrtes
♦ Silbcrblechscheibchen, 7 Mm. D. — 47 theils walzige, theils dreieckige, theils
runde Bernsteinperlen bis zu L. 22 und D. 1*1 — 34 kleine blaue Glasperlen.
— 9 gelbe Glasperlen, darunter 5 kleinere runde, drei grössere dreieckige
und eine grössere walzige. — 23 kleine weisse Glasperlen, wovon einige an
Fig. 57. der Innenseite versilbert und einige vergoldet. — 13 walzige, nahe an einem
Silberne Ende durchbohrte Zierstückchen und mehrere Bnichstücke von solchen aus
l'erle (Vi) ^^^^^ rothcn Pasta (Taf. V, Figur 15). — Nach den vielen Schmucksachen
Grab 2 ^*^' ^^^^ ^'^ Fraucngrab.
3. Urnengrab. (T. 80.) Die ganz zersetzte Thonurne war mit einer grauen
Thonschale bedeckt und mit dem Leichenbrande angefüllt; Beigaben fehlten.
4. Brandgrab. (T. 90.) Unter einer unregelmässigen Steinplatte frei in der
Erde zieniHch viel Asche mit Kohlenstückchcn, aber keine Knochenstücke. Dabei
Scherben eines schönen, auf der Drehscheibe erzeugten Bechers (ähn-
lich Figur 432) aus fein geschlemmtem röthlichgelbem Thone, Aussen-
fläche gerippt, beiderseits mit einer schwarzen Firnissfarbe bemalt und
mit zwei horizontal gestellten, weit abstehenden Henkeln von rundem
Querschnitte versehen. Dieses Grab war wohl schon von früher her
gestört. In der Nähe desselben lagen mehrere Steinplatten, unter
welchen sich nichts als Erde befand, wahrscheinlich Deckplatten aus-
Fij^. 58. geplünderter Gräber, denn es fanden sich in der Umgebung mehrere
Bernsteinpprle(*/,) Bronzefragmente, ein Eisenfragment und zwei Bernsteinperlen, wovon
aus Grab 4. ^^^^ zerbrochen, die andere schön gerippt (Figur 58).
Radi ms k}^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
67
5« Brandgrab. (T. 30.) Unter einer unregelmässigen Platte ans
festem Kalksteine nur wenige Spuren des Leichenbrandes und beisammen-
liegend folgende Bronzen: Halsring (Figur 59), schnurförmig gedreht, mit
zurückgerollten Enden, circa D. 13 ^) — Brillenförraige Doppelspirale, am
Anhängepunkte abgenützt (Figur 60), L. 9, D. 3*8 der Spiralscheibe. —
Oflfener elliptischer Ring (ähnlich Figur 78), D. 3*3 — 47 — Rundes, buckei-
förmig getriebenes Blechstück mit einem Ansätze, D. 2. Wahrscheinlich
die Hälfte eines hohlen Anhängsel.
6a. Skeletgrab. (T. 50.) Frei in der Erde ohne Deckstein, von
Nord nach Süd, Kopf im Norden. Beigaben: Schöne bronzene Schmuck-
nadel (Figur Gl), wie die Mehrzahl derselben von Jezerine stumpfwinkelig
verbogen, L. 26*5 Die flache, unverzierte Kopfscheibe D. 23. Darunter
ein Knöpfchen mit vier ins Kreuz gestellten Zäpfchen, dann folgt der 1. 51
schraubenförmig gedrehte Hals, oben mit einem runden, unten mit einem
Fig. 61.
Bronzene Ziernadel
ans Grab 6.
viereckigen Plättchen abgegrenzt. Hall-
statt-Typus, der Glasinaestufe angehörig,
vgl. diese Mitth., Bd. I, S. 96, Figur 141.
— Geschlossener Bronzering von flach-
rundlichem Querschnitte, D. 3*1.
6b. Urnengrab. (T. 50.) Dicht neben 6a stand eine zerdrückte
braune Thonurne mit umgelegtem Rande und zwei horizontalen An-
sätzen; darin Leichenbrand ohne Beigaben, nur Scherben eines kleinen
schwärzlichen BeigefHsses.
7. Brand grab. (T. 90.) Unter einer unregelmässigen Mergelplatte schwärzliche
Erde mit etwas calcinirten Knochen; dabei die doppelt durchbohrte Bemsteinperle
Figur 62 (früher geöflFnetes Grab).
Fig. 62.
Bernsteinperle (Vi)
aus Grab 7.
*) Vgl. Rakitno, diese Mitth., Bd. I, 8. 175, Figur 10.
6*
68
I. Archäologie nnd Oeschichte.
8. Skeletgrab. (T. 30.) Frei in der Erde nordsüdlich mit dem Kopfe im Nor-
den; dabei Scherben eines kleinen braunen urnenförmigen Thongefksses und folgende
Bronzen: An den Fussknochen je ein oflfener elliptischer Fnssring (Figur 63), massiv
Figf. 63. Bronzener Fussring (^^/g)
Fig. 64.
Bronzener Armring ('/j)
o
Fig. 66.
Bronzener
Fingerring
(V.)
aus Grab 8.
Fig. 65.
Bronzener Armring C/g)
gegossen, innen flach, aussen rundlich, unverziert, D. 8 — 12. — Kleiner verbogener
offener Armring (Figur 64) aus schnurförmigem Bronzedraht mit zurückgerollten Enden,
D. 5. Aehnlich einem römischen Schnallenring; doch ist das Grab vorrömisch, und es
fehlt am Scheitel des Bügels die Abnützung der
Schraubengänge durch den Dom. — BlJeiner offener
Armring (Figur 65) aus schnurförmigem Bronzedraht,
D. 4. — Kleiner Fingerring (Figur 66) aus einfachem,
etwas übergreifendem Bronzeblechstreifen, D. 1*9.
— Bronzedrahtfragmente.
9. Brandgrab. (T. 90.) Unter einer runden,
bei 55 D. 10 Cm. starken, an der Oberfläche convexen
Kalkmergelplatte frei in der Erde Leichenbrand mit
folgenden Beigaben : Glatter geschlossener Bronzering
von flach rundlichem Querschnitte, D. 3*7. — Kreuz-
förmiger Bronzeknopf mit glatten Perlen an den
Enden der Arme (ähnlich Figur 240), D. 2-1. —
Blaue emaillirte Glasperle (Taf. III, Figur 17) mit
4 vorspringenden gelben Augen, D. 1'6. — Frag-
mente von 3 Bernsteinperlen.
10. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne war unbedeckt und mit Leichenbrand
gefüllt; bei letzterem Scherben eines kleinen braunrothen Henkelkruges aus Thon mit
schwach umgelegtem Rande. Die dunkelgraue Urne mit schwach ausgebogenem Rande
(Figur 67) ist ganz unverziert; II. 35, D. 32, m. 207, h. 202, b. 143, hd. 18.
Fig. 67. Thonnme (Ve) ans Grab 10.
Radimsk^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
69
11. Skeletgrab. (T. 60.) Nordsttdlich, mit dem Kopfe im Norden, über letzterem
ein kleines, zersetztes BeigeiUss aus Thon.
13. Urnengrab. (T. 70.) Die bauchige Thonume (Figur 68) hat H. 26, D. 32,
m. 27, h. 20, b. 10, hd. 10*5, ist graubraun, gedrungen, der Hals vom Bauche scharf ab-
gesetzt, der Rand sehr breit nach aussen umgelegt und oben fünfmal gerieft. An der
grössten Bauchweitung stehen zwei rundliche
abgekantete horizontale Henkel. Sie war bis
zum Rande mit sorgfältig gereinigtem Leichen-
brande geflQlt und mit einer Thonschiissel be-
deckt. Letztere (H. 10-5, D. 35, m. 35, h. 30-5,
.^ •^.
Fig. 69 a.
Fig. 68. Thonurne mit Henkeln (Vc)
Fig. 69 b.
Fig. 69 o und b. Thönerne Deckächüsäel
der Urne Fig. 68 (V«)
aus Grab 12.
b. 10-5, hd. 6, Figur 69a und b) ist graubraun, mit scharf abgesetztem Bauch und vier
kleinen buckelförmigen Ansätzen auf diesem. Der breit nach aussen umgelegte Rand
ist oben viermal gerieft. Der Boden hat innen eine flache centrale Grube und drei
concentrische flache Rillen. Beigaben fehlten.
13. Brandgrab. (T. 40.) Zwischen vier aufgerichteten Steinen
Leichenbrand auf blosser Erde, mit einer unregelmässigen, auf den Steinen
ruhenden Platte bedeckt; bei den Brandresten fünf Fragmente von Bem-
steinperlen.
14. Urnengrab. (T. 70.) Zerdrückte graubraune Thonurne mit
breit umgelegtem Rande, mit einer Steinplatte bedeckt. Zwischen dem
Bauche und Halse der Gefilsse zwei horizontale Ansätze mit Hörnchen.
Oberhalb der grössten Bauchweitung läuft eine Reihe mit den Spitzen ab-
wärts gerichteter eingeritzter Dreiecke, deren Flächen mit schief gestellten
Strichen ausgefliUt sind, H. 44, D. 42:5, m. 27, h. 222, b. 14, hd. 18-5.
Bei den Brandresten ein durchbohrter Bärenzahn (Figur 70), L. 7.
15. Skeletgrab. (T. 50.) Die Lage des fast ganz zersetzten
Skeletes konnte nicht festgestellt werden; dabei die Fragmente von zwei Fig. 70.
rinnenfbrmigen Bronzearmbändern (gleich Fig. 79). . , , '
16. Urnengrab. (T. 130.) Zerdrückte schwärzUche Thonurne mit ^i^j
Leichenbrandresten und einem kleinen graubraunen henkellosen Becher aus Grab 14.
70
I. Archäologie und Qescbichte.
Fig. 71.
Thonbecher (V*)
aus Grab 16.
.._,.. .^-^*.%A^':.
(Figur 71) mit eingebogenem Rande, H. 7*5, D. 9*6, m. 9, b. 6, hd. 6*5, ferner zwei
rundlichen Eisenfragmenten von einer Fibel oder einem Armbande, zwei kleinen
Bronzeblechfragmenten, eines davon omamentirt, und dem Bruchstück
einer Bernsteinperle.
17. Urnengrab. (T. 100.) Zerdrückte graubraune Thonume
(Figur 72), mit einer kleinen unregelmässigen Steinplatte bedeckt,
topfförmig, mit sehr kurzem vom Bauche nicht abgesetztem Halse
und schwach ausgebogenem Rande, H. 235, D. 275, m. 17'5, h. 17,
b. 10-5, hd. 12. Zwischen den Brandresten Scherben einer grösseren
rothbraunen Thonschale mit eingebogenem Rande und eine früh-
römische Provinzialfibel (Figur 73), L. 7, H. 3-5.
18. Urnengrab. (T. 40.) Zerdrückte röthliche Thonurne,
unbedeckt auf einer kleinen Steinplatte stehend, mit Brandresten gefüllt, am Bauche
mit eingeritzten abwärts gekehrten, durch schiefe Parallelstriche ausgefüllten Dreiecken
geziert; sonst keine Beigaben.
19. Urnengrab. (T. 100.) Kleine zersetzte gelblich-
rothe Thonurne, mit Leichenbrand gefüllt, ohne Beigaben.
20. Urnengrab.
(T. 85.) Zerdrückte
schwärzlicheThonurne,
mit Leichenbrand ge-
füllt und mit kleiner
unregelmässiger Stein-
platte bedeckt. Um die
Urne schwärzliche, mit
Holzkohlenstückchen
stark durchsetzte Erde,
so dass man vielleicht
schliessen darf, es sei der Todtc an Ort und Stelle verbrannt worden. Keine Beigaben.
31. Brandgrab. (T. 100.) Brandreste mit Steinen umstellt, auf welchen eine
runde Steinplatte lag; dabei zwei zusammengehörige bläuliche Glasfragmente (Taf. V,
Figur 3) vom Bodenranft eines Gefässes. — Scherben eines sehr dünnen violetten Glas-
gefUsses. — Kleine rothc Pastaperle (Taf. V, Figur 11).
23. Urnengrab. (T. 72.) Dunkelbraune Thon-
urne mit breitem Rande, mit Brandresten gefüllt, frei
in der Erde; darin Scherben eines zweiten, wahr-
scheinlich topfförmigen röthlichen Geftlsses mit ausge-
bogenem Rande. Beigaben fehlten.
Fig. 72. Tbonurne (Vo)
Fig. 73. Bronzene rönnsclie Fibel ('/a)
aus Grab 17.
Fig. 75.
Bronzene römische Fibel (*/g)
Fig. 76. ^^^^
Fig. 76
Bronzener Knopf (^/g)
ans Grab 23.
Fig. 74.
Bronzene römische Fibel ('/g)
23. Urnengrab. (T. 50.) Ganz zersetzte Thonurne, mit Leichenbrand gefüllt
und mit unregelmässiger Platte aus festem Kalkstein bedeckt. Beigaben in der Urne:
Radimsk^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
71
Frührömische Provinziallibel aus Bronze mit durchbrochenem Nadelhalterblatte (Figur 74),
L. 5'5, H. 2*1. — Frührömische Provinzialfibel aus Bronze, mit von drei Löchern durch-
brochenem Nadelhalterblatte (Figur 75), L. 6*6, H. 3 — Frührömische Provinzialfibel
aus Bronze, mit vollem Nadelhalterblatte, L. 5, H. 2*8 — Runder Bronzeknopf (Figur 76),
D. 2. — Zwei kleine blaugrünliche Glasgeftlssscherben und ein im Feuer gefritteter
Glasscherben.
24. Urnengrab. (T. 60.) Thonurne, in einer
Thonschüssel stehend, mit Brandresten gefüllt und mit
Lehm an die Schüssel angeklebt. Die Schüssel (Figur 77),
H. 12, D. 26, b. 9, hd. 12, ist schwarzgrau, der Rand
wulstig, eingebogen und mit kleinem buckeiförmigen
Ansatz versehen. Beigaben: Drei kleine Bronzeblech-
fragmente, darunter eines von einem bullenformigen
Anhängsel wie Figur 382.
35. Urnengrab. (T. 50.) Thonurne mit Brandresten gefüllt, ganz zersetzt, frei
in der Erde. Beigaben fehlten.
36. Urnengrab. (T. 120.) Unter zwei unregelmässigen Steinplatten, deren eine
Spuren von Feuer zeigt, stand die zerdrückte und mit Leichenbrand gefüllte Thonurne;
herum war die Erde schwärzlich gefUrbt und mit Holzkohlenstückchen gemischt,
zwischen denen gebrannte Steinnüsse lagen. Auch bei diesem Grabe dürfte die Ver-
brennung an Ort und Stelle erfolgt sein.
Fig. 77. Thonschüssel (Ve)
aus Grab 24.
a h c d
Fig. 78. Vier Glieder einer bronzenen Halskette ('/a) aus Grab 27.
37. Skeletgrab. (T. 40.) Von Nord nach Süd, mit dem Kopfe im Norden, frei
in der Erde. Beigaben: Am Halse 10 elliptische offene Bronzeringe verschiedener
Grösse (4 davon Figur 78), im Querschnitt rund,
D. 2-6 und 3-5 bis 3-7 und 5-3. Ursprünglich
durch sehr feine kurze Bronzekettchen, von wel-
chen auch ein loses Stückchen gefunden wurde,
miteinander zu einer Halskette verbunden.
38. Skeletgrab. (T. 40.) Frei in der Erde
von Südost gegen Nordwest, mit dem Kopfe im
Nordwesten. An den Unterarmknochen je ein
rinnenförmiges Bronzearmband (Figur 79), etwas
elliptisch, D. 83 und 72, Br. 1*2, mit übereinander
greifenden Enden.
39. Skeletgrab. (T. 50.) Frei in der Erde
von Südost gegen Nordwest, mit dem Kopfe im Nordwesten, auf den Fussknochen je
ein offener elliptischer Bronzering (ähnlich Figur 63), an den schmäleren Enden stark
Fit]^. 79. Bronzener Armring (^/g) aus Grab 28.
72
I. Archflologie und Geschichte.
Fig. 80. Bronzener
ovaler Ring ('/g)
(Glied einer Halskette?)
aus Grab 29.
abgenützt, D. 8 und 12. — Ferner war dabei ein kleiner offener elliptischer Bronzering
von rundem Querschnitte (Figur 80), D. 3'1 und 4-2.
30. Skeletgrab. (T. 30.) Frei in der Erde von West
Onach Ost, mit dem Kopfe im Westen, in der Mitte zwei Fussringe
aus Bronze, ganz ähnlich wie im Grabe Nr. 29, abgenützt, von
ungleicher Grösse, D. 76— 12-3 und 8-6— HS, ähnlich Figur 63.^
31. Skeletgrab. (T. 40.) Frei in der Erde von Ost nach
West, mit dem Kopfe im Osten. Beigaben: Halbkreisförmige
Bogenfibel aus Bronze (Figur 81) mit grosser Schleife und kleinem
dreieckigem Fusse, L. 113, H. 7. Der Bügel von rundem Quer-
schnitte an vier Stellen mit schiefen Parallelstrichen geziert; daran
zwei Spiralringe von A.^j^ und 8 Windungen, sowie ein flacher
Ring aus Bronze. — Bügel einer Kahnfibel aus Eisen (Figur 82).
— Feuerstahl (Figur 83), gut erhalten und wohl jüngeren Alters.
33. Urnengrab. (T. 60.) Zerdrückte, stark zersetzte, grosse, braune Thonume,
frei in der Erde, enthielt reichlichen Leichenbrand, aber keine Beigaben.
33. Urnengrab. (T. 70.) Unter
unregelmässiger Steinplatte die mit Lei-
chenbrand gefüllte
Thonume (Fig. 84),
rothbraun, der Hals
vom Bauche durch
einen Rundwulst ab-
gegrenzt, der Rand
breit umgebogen.
Auf dem Rundwulste diametral zwei hori-
zontale Ansätze mit drei Hörnchen, H. 48,
D. 50, m. 30, h. 25-5, b. 145, hd. 18.
Fig. 82. Eisernes
Fibelfrag^ent (*/s)
aus Grab 31.
Fig. 81. Bronzene Bogenfibel mit zwei angehängten
Spiralen und einer Ringscheibe ('/a)
aus Grab 81.
Fig. 83. Feuerstahl.
34a. Urnengrab. (T. 50.) Frei in der Erde eine bauchige, aussen dunkelbraune,
innen rothe Thonume mit breit umgelegtem Rande ; darin Leichenbrand und ein flacher
Bronzering (Figur 85), D. 6*5, Br. 1*2; auf einer Seite durch zwei parallele, theils ein-
geritzte, theils punktirte Wellenlinien ornamentirt.
34b. Skeletgrab (unter 34a). (T. 75.) Frei in der Erde von Ost nach West,
mit dem Kopfe im Osten. Beigaben: OflFener elliptischer Bronzering von rundem Quer-
schnitte (ähnUch Figur 80), D. 3*2 und 2*5. — Anderthalb Windungen eines beiderseits
abgebrochenen Spiralringes aus dünnem Bronzedrahte, D. 3. — Zwei verbogene Frag-
mente eines 3 Mm. breiten Bronzeblechstreifens.
*) Vgl. R. G. C. Mus., Taf. XXXVIH, Figur 5.
Radimsk]^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
73
35. Urnengrab. (T. 60.) Unter unregelmässig behauener Steinplatte eine relativ
kleine, mit Leichenbrand gefüllte schwärzliche Thonurne mit zwei verticalen band-
förmigen Henkeln (Figur 86), H. 17, D. 16-5, m. 10, h. 9, b. 8, hd. 6, der Hals vom
Bauche schwach abgesetzt, der schmale Band nach
auswärts umgebogen. Der Bauch zeigt eine herum-
Fig. 85. Bronzener
Scheibenring (*/g) aus Grab 34 o.
Fig. 84. Thonurne (Ve) aus Grab 33.
Fig. 86. Zweihenkelige
Thonurne (V*) ^^ Grab 35.
laufende Reihe eingeritzter, mit den Spitzen nach unten gerichteter Dreiecke, deren
Fläche durch eine schief nach links gerichtete Strichelung ausgefüllt ist.
a b cd
Fig. 89. Bronzenes Beschläge ('/,)
Fig. 87.
Bronzenes
Gttrtelblecb
mit der Figur
eines Kriegers
(%)
Fig. 88.
Bronzener
Gttrtelring
('/.)
Fig. 90. Bronzene kreuzförmige KnOpfe ('/g)
aus Grab 36 5.
74
1. Archäologie und Geschichte.
36a. Urnengrab. (T. 50.) Braune Thonurne mit Leichenbrand, frei in der
Erde.
36 b. Urnengrab. (T. 80.) Genau unter 36a stand, bedeckt mit einer viereckigen
Steinplatte von 50 Cm. Seitenlänge und 10 Cm. Dicke, eine zweite röthliche Thon-
urne mit Leichenbrand und folgenden Bronzen: Beschlagstück (Figur 87), L. 7, Br. 3'3,
mit (oben) zwei Pferdeköpfen und (in der Mitte) behelmtem Krieger mit einem Schwerte (?)
in der rechten Hand; daran vier Nietköpfe und drei Nietlöcher. — Gürtelbeschläge
(Figur 88) mit zwei Ringen, zusammen L. 7. — 7 Beschlagbleche mit je drei Nieten,
wohl zu einem Gürtel gehörig (Figur 89), L» 28 — 3, Br. lo — 1*8. — 14 kreuzförmige
Knöpfe (Figur 90).
37. Urnengrab. (T. 70.) Frei in der Erde unter schwärzlichem Thondeckel
schlecht gebrannte, grosse, schwärzliche Thonurne mit breit umgelegtem Rande und
zwei Ansätzen. Leichenbrand ohne Beigaben.
38. Skeletgrab. (T. 70.) Frei in der Erde von West nach Ost, mit dem Kopfe
im Westen. Beigaben: Defecte späthallstättische Fibel mit spiralig zurückgerolltem
Fussende (Figur 91). Diese Fibelform bildet mit ihren Verwandten eine locale Abart
der Certosafibel. L. 8, Br. des Bügels 1*7. — Halbkreisförmige
Bogenfibel mit geperltem Bügel aus Bronze und mit (nicht
vorhandener) separat gearbeiteter Nadel (ähnlich Figur 484),
L. 3-7, H. 2-8. — Ein Be-
schlagscheibchen aus Bronze-
blech (Figur 92) mit zwei
vorhandenen seitUchen und
einer fehlenden Mittelniete
(D. 4*5), mit zwei Reihen
kleiner Kreise mit Mittel-
punkten geschmückt. —
Oberhalb des Kopfes stand
auf einer kleinen Steinplatte ein einhenkeUges bauchiges Thonkrüglein, welches wieder
mit einer kleinen Steinplatte bedeckt war, H. 13*5, D. 14, m. 8, h. 6*5, b. 6*5, hd. 4*5,
rothbraun, der Hals vom Bauche kaum merklich abgesetzt, der Rand schmal nach
aussen umgelegt. Zwischen Hals und Bauch der vertical gestellte Henkel von rund-
lichem Querschnitte. Am Halse und Bauche Spuren von Bemalung mit
♦ schwarzen Strichen.
39. Urnengrab. (T. 85.) Zerdrückte, mit Brandresten gefüllte Thon-
urne, frei in der Erde, bauchig, dunkelbraun mit breit umgelegtem Rande.
Am obersten Bauchtheile läuft eine Reihe kleiner eingeritzter Dreiecke,
etwas tiefer eine gleiche Doppelreihe, dann wieder eine Reihe kleiner und
darunter eine Reihe langer Dreiecke, alle mit den Spitzen nach unten
gerichtet und mit eingeritzten Längsstrichen ausgefüllt, D. 46, b. 14, hd. 22.
Dabei das Bronzeanhängsel (Figur 93), L. 3*2, Br. 21. Herum war die
Erde schwärzlich und mit Holzkohlenstückchen reich gemischt, so dass die
Verbrennung der Leiche an Ort und Stelle stattgefunden haben dürfte.
40. Urnengrab. (T. 60.) Grosse schwärzHchbraune Thonurne mit umgelegtem
Rande, unbedeckt, auf kleiner Steinplatte. Hals vom Bauche merklich abgesetzt, zwischen
beiden zwei horizontale, etwas aufwärts gerichtete Henkel von flachrundem Querschnitte.
Am obersten Bauchtheile verläuft auf der einen Hälfte von Henkel zu Henkel eine
Fig. 92. Bronzenes
Beschlägscheibchen ('/j)
Fig. 91.
Bronzene Fibel ('/a).
aus Grab 38.
Fig. 93.
Bronzenes
Anhängsel
aus Grab 39.
Radimsk^^. Die Nekropole von Jezeriue in Pritoka.
76
9
Fig. 94. Bronzene
Ziernadel («/s)
aus Grab 41.
punktirte Zickzacklinie, auf der anderen Hälfte ein Band aus drei parallelen Punktreihen,^)
H. 33-5, D. 35-5, m. 22, h. 19, b. 12, hd. 16; reichliche Brandreste, aber keine Beigaben.
41. Urnengrab. (T. 56.) Die Thonume stand frei in der Erde
und war mit Leichenbrandresten angeflillt. Sie ist gross, bauchig, von
brauner Farbe, besitzt einen umgelegten Band, zwei horizontale An-
sätze, konnte aber nicht restaurirt werden. An Beigaben kam darin
nur eine Bronzeziernadel von L. lOö mit zurückgerolltem Kopfe und
umgebogenem Ende vor (Figur 94).^)
43. Urnengrab. (T. 66.) Dunkclbraungraue Thonume, unbe-
deckt, mit Brandresten gefüllt, Hals vom Bauche deutlich abgesetzt,
Rand breit umgelegt, zwischen Hals und Bauch zwei horizontale glatte
Ansätze, H. 43-5, D. 40-5, m. 24, h. 20-5, b. 13, hd. 18. Beigaben: Zwei
Fragmente einer breiten Eisenmesserklinge. — Flachrunder Bronzering,
D. 4. — Zwei runde Bronzeperlen, D. 13 (Figur 95 und 96). — Bruch-
stücke beinerner Griffschalen eines Messers, zu dem angeführten Eisen-
messer gehörig (Figur 97).
43. Urnengrab. (T. 70.) Frei in der Erde eine zerdrückte
grosse graubraune bauchige Urne mit umgelegtem Rande und einge-
ritzter Dreieckverzierung auf dem Bauche; darin Brandreste mit fol-
genden Beigaben: Elliptischer offener Bronzering (ähnlich Figur 80), D. 2-8 — 3*5. —
Kleines Zierstück aus Bronze (Figur 98), wahrscheinUch ein Anhängsel, dessen Oehr
abgebrochen ist, L. 3. — Bruchstück eines Eisennagels.
44. Urnengrab. (T. 60.) Unter einer grösseren unregelmässigen
Steinplatte stand eine graubraune bauchige Thonurne mit breit umgelegtem
Rande und zwei horizontalen, an den Enden mit je einem Hörnchen ge-
zierten Ansätzen, H. 40, D. 39, m. 22, h. 17, b. 11-5, hd. 18. Beim Leichen-
brande halbkreisförmige Bogenfibel mit glattem Bügel (Figur 99), Kopf-
schleife für eine separat gearbeitete Nadel vorgerichtet, L. 3, H. 2. — Frag-
ment eines 5 Mm. breiten Bronzeblechbandes, welches an einem Ende
zurückgerollt ist, wahrscheinlich von einem Spiralarmband.
45. Urnengrab. (T. 90.) Mittelgrosse rothbraune topfförmige Thon-
ume, war mit schwärzlicher Thonschale bedeckt. Beim Leichenbrand: eine
frührömische Provinzialfibel (Figur 100) mit zweimal durchbohrtem Nadel-
halterblatte, L. 5*3, H. 2*4, Br. 2, und eine frührömische Provinzialfibel mit
vollem Nadelhalterblatte, L. 4-5, H. 2, Br. 22.
46. Urnengrab. (T. 90.) Frei in der Erde
schwarzbraune Thonurne mit Leichenbrand und ganz
kleiner römischer Provinzialfibel aus Bronze (Figur
101) mit vollem, theilweise abgebrochenem Nadel-
halterblatte, L. 4, H. 1-9, Br. 16. — Zwei Eisenfrag-
mente, wahrscheinlich von einem Drahtarmringe.
Neben der Urne lag der Scherben eines grünen
GlasgefUsses mit umgelegtem wulstigem Rande.
47. Urnengrab. (T. 120.) Topfförmige Thonurne (Figur 102) mit Leichenbrand
frei in der Erde, graubraun, mit kurzem, vom Bauche nicht abgesetztem Halse und
o
Fig. 95.
Bronzene
Perle (Vi)
k'.-'i''
[aV,
Fig. 96.
Bronzene
Perle (Vi)
aus Grab 42.
Fig. 97.
Beinernes
Messerlieft e/a)
^) S. Figur 697.
») Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XVII, Figur
und Hallstatt, Taf. XIV, Figur 2.
76
I. Archäologie und Geschichte.
schwach ausgebogenem Rande, H. 275, D. 28*7, m. 18-5, b. 13, hd. 15. Darin kleiner
bräunUchgelber Thonbecher (Figur 103), dessen Henkel über den Rand emporsteht,
H. 4, m. 4-5, b. 3, hd. 4. — Frührömische Provinzialfibel aus Bronze (Figur 104) mit
vollem Nadelhalterblatte, L. 7, H. 3*2, Br. 3. — Bronzearmring (Figur 105), dünn mit
rhombischem Querschnitte, verstellbar, D. 7*8 (ähnlich Figur 44).^)
Fig. 98.
Bronzenes
Anhängsel (Vs)
aus Grab 43.
Fig. 100.
Bronzene rOmische
Fibel («/,)
aus Grab 45.
Fig. 101.
Bronzene römische
Fibel («/,)
aus Grab 46.
Fig. 99. Bronzene
halbkreisförmige
Bogenfibel (*U)
aus Grab 44.
48. Urnengrab. (T. 50.) Schwarzbraune topfförmige Thonume mit schwach aus-
gebogenem Kande, mit einer Thonschüssel (Figur 106) bedeckt. Diese ist schwärzlich
mit emporstehendem Rande und hat in halber Höhe einen verticalen Henkel von rund-
lichem Querschnitte und diesem gegenüber etwas höher einen klauenförmigen Buckel,
H. 13-5, D. 27-5, m. 275, b. 12-5, hd. 135. Leichenbrand ohne Beigaben.
^
Fig. 103.
Thönemer Uenkelbecher
Fig. 102.
Thonume (Ve)
Fig. lOö.
Bronzener Armring ('/g)
Fig. 104. Bronzene rOmische Fibel ('/g)
aus Grab 47.
49. Urnengrab. (T. 100.) Dunkelgraubraune topfförmige Thonume mit einer
Thonschale bedeckt (Figur 107). Der kurze Hals der Urne ist vom Bauche scharf ab-
gegrenzt, der Rand ausgebogen. 2 Cm. unter dem Rande läuft inwendig ein horizon-
taler 2-6 Cm. breiter Kranz herum, welcher zum DaraufsteUen der Deckschüssel be-
stimmt ist. (Kam sonst in Jezerine nicht vor.) H. 25, D. 31, m. 24*5, h. 23, b. 12-5,
») Vgl. Alterth. h. V., Bd. H, Heft V, Taf. 3, Figur 6 und 8.
Radimsk^. Die Nekropole yon Jeserine in Pritoka.
77
Fig. lOe.ThOnerneHenkelschassel (\
aus Grab 48.
0
^a%
Fig. 108. Bronzene
römische Fibel mit
aufgesetztem Zinn- oder
Silberblättchen ('/s) Fig. 107. Thonurne mit Deckschüssel (Ve)
aus Grab 49.
hd. 16. Die Deckschale ist schwarzgrau, ihr Rand schwach eingebogen, H. 8*5, D. 23,
m. 22*5, b. 10, hd. 8. Ausser dem Leichenbrande enthielt die Urne eine römische Bronze-
fibel mit durchbro-
chenem Nadelhalter-
blatte und geschlos-
sener Rollenhülse,
der Bügel mit einem
Fischgräten - Orna-
mente aus einem
aufgelegten Zinn-
oder Silberblatte ver-
ziert (Figur 108), L. 3-8, H. 15, Br. 1*9.
50. Urnengrab. (T. 100.) Unter einer un-
regelmässigen Steinplatte stand
eine grosse, vollständig zer-
setzte Thonurne, welche mit
einer schwärzlichen Thonschale
bedeckt war. Auf dieser lag
ein Eisenmesser (Figur 109)
mit einschneidiger geschweif-
ter Klinge; der Griflf war mit
Beinschalen überlegt, wovon
noch ein Stück gefunden wurde, und hat am Ende einen Ring zum Anhängen.
Ganze L. 26, L. der Klinge 15-5, L. des GriflFes 10-5; grösste Br. der KHnge in der
Nähe des Griffes 2-5. Beim Leichenbrande in der Urne folgende Beigaben :
Kleiner henkelloser Thonbecher, schwärzUch, mit ganz niederem Fuss
und ausgebogenem Rand, H. 6, D. 8, m. 7*5, b. 4*5, hd. 4, hf 0-5. — Früh-
römische Provinzialfibel aus Bronze mit vollem Nadelhalterblatte, L. 8, H. 2*8,
Br. 2-8. — Spät-La Tfene-Fibel aus Bronze mit schmaler Rolle und den
Bügel umkreisender Sehne (Figur 110).^) — Nadelrinne einer Bronzefibel.
61. Urnengrab. (T. 130.) Thonurne frei in der Erde mit Leichen-
brand, graubraun, topfförmig, der kurze Hals vom Bauche nicht abgesetzt,
der Rand schwach ausgebogen, H. 26, D. 28, m. 17*5, h. 17, b. 10*5,
hd. 14. Dabei Scherben zweier grösserer schwärzlicher Thonschalen mit
wulstigem eingebogenem Rande. Zwischen den Brandresten folgende Bei-
gaben: Fragment eines verschiebbaren römischen Armringes aus Eisen-
draht (Figur 111). — Zwei Eisenfragmente, wahrscheinlich von einer Messer-
klinge. — Bruchstück einer sehr grossen
Bernsteinperle (Figur 112), der grössten,
welche in Jezerine vorkam.
62. Urnengrab. (T. 62.) Thon-
urne frei in der Erde, H. 43, D. 39,
h. 24, b. 15, hd. 17, röthlich, mit breit
umgelegtem Rande, Hals vom Bauche
merklich abgesetzt, zwischen beiden
zwei horizontale Ansätze mit kleinen, aufwärts gerichteten Hörnchen an den Enden.
Fig. 110.
Bronzene Spät-La T6ne -Fibel (•/»)
aus Grab 50,
Fig. 109.
Eisernas
(V4)
>) Vgl. Bakitno, diese Mittb., Bd. I, S. 177, Figur 18.
78
I. Archäologie und Geschichte.
53. Urnen grab. (T. 90.) Zerdrückte Thonurne mit kleiner unregelmässiger Stein-
platte bedeckt, rothbrann, der Hals vom Bauche deutlich abgesetzt, der Rand nach
auswärts umgelegt. Zwischen dem Halse und Bauche
zwei horizontale Ansätze mit je einem kleinen Hörn-
chen an den Enden, H. 48, D. 40*5, m. 27, h. 25,
b. 15, hd. 21. Enthielt ausser Leichenbrand nur
einen zweihenkeligen Thonkrug (Figur 113), roth-
braun, mit deutlich abgesetztem Halse und schmalem
ausgebogenem Rande. Die Henkel stehen vertical am
unteren Halstheile und sind am Scheitel mit je einem
kleinen Ansätze versehen, H. 16, D. 15, m. 9, h. 8,
b. 7, hd. 5.
54. Urnengrab. (T. 90.) Mit Leichenbrand
gefüllte Thonurne, frei in der Erde, schwärzlich,
wahrscheinlich topfiförmig. Dabei frührömische Pro-
vinzialfibel mit geschlossenem Nadelhalterblatte, L.6-5
H. 3-2, Br. 3.
55.Urncngrab.(T.90.)
Thonurne mit Leichenbrand
und einem Bronzebeschläge
(Figur 114) von L. 3-3 und
Br. 2-2.
56. Urnengrab. (T. 50.) Mit unregelmässiger Steinplatte bedeckte dunkelbraune
bauchige Thonurne, enthielt Leichenbrand und folgende Beigaben: Bronzepincette, am
Fig. 112.
Bernsteinperlenfragment (Vi)
Fig. 111. Eisernes
Armringfragment (*/j)
aus Grab 51.
Fig. 116.
Bronzene römische
Fibel (»/»)
aus Grab 58.
Fig. 114.
Bronzenes
Beschläge («/a)
aus Grab 55.
9
Fig. 115.
Bronzener
Knopf (»/.)
aus Grab 57.
Fig. 113. Zweihenkeliger
Thonkrug (V*) aus Grab 53.
Fig. 118. Einhenkeliger
Thonkrug (»/*) aus Grab 61.
Fig. 117. Zweihenkeliger
Thonkrug (V*) aus Grab 59.
Halse der einen Seite mit zwei übereinander stehenden kleinen Kreisen geziert, L. 10'2,
Br. 2-5. — Geschlossener Bronzering, D. 35. — Flache, unregelmässig sechseckige
Beinperle, D. l'O.
Radimsk^. Die Nekropole yon Jezerine in Pritoka.
79
67. Urnengrab. (T. 70.) Frei in der Erde graubraune Thonurne; der kurze
verticale Hals vom Bauche scharf abgesetzt und der obere Theii des letzteren zwischen
drei eingeritzten parallelen Strichen mit einer heinimlaufenden Reihe eingeritzter Drei-
ecke und darunter mit einer Zickzacklinie omamentirt, D. 42*3, h. 18-5, b. 13, hd. 15*5.
Beim Leichenbrande Bügel einer frührömischen Provinzialfibel aus Bronze und Bronze-
knopf (Figur 115), D. 1-7.
68. Urnengrab. (T. 60.) Graubraune Thonurne mit ausgebogenem Rande und
zwei kleinen horizontalen Ansätzen, war mit unregelmässiger Steinplatte bedeckt. Ausser
dem Leichenbrande fand man darin: Das Fragment einer römischen Bronzefibel mit ge-
schlossener Rollenhülse (Figur 116). — Bronzefragmente, welche zum Theile einer
grösseren Fibel angehören.
69. Urnengrab. (T. 60.) Frei in der Erde stehend wurde eine ganz zersetzte
Thonurne und neben derselben zwei kleine Thonkrüge angetroflfen. Alle drei Geftlsse
waren mit Leichenbrand gefüllt. Eines der letzteren (Figur 117) ist röthlich, der Hals
vom Bauche merklich abgesetzt, der schmale Rand ausgebogen; am unteren Halstheile
zwei verticale bandförmige Henkel, Bauch und Hals sind mit schwarzen Linien bemalt,
H. 17, D. 16, m. 9, h. 85, b. 6-5, hd. 7. — Der zweite Krug war ähnlich.
60a. Urnengrab. (T. 60.) Grosse rothbraune Thonurne mit umgelegtem Rande
und zwei horizontalen Ansätzen, mit zwei kleinen Steinplatten bedeckt und mit Leichen-
brand ohne Beigaben gefüllt.
60b. Skeletgrab. (T. 80.) 20 Cm. unter der Urne des Grabes Nr. 60a wurde
frei in der Erde ein Skelet angetroflfen, dessen Lage nicht bestimmt wurde.
61. Urnengrab. (T. 60.) Unter kleiner
unregelmässiger Steinplatte stand die grosse roth-
braune Thonurne mit umgelegtem Rande und zwei
horizontalen Ansätzen, welche an ihren
Enden je ein kleines Hörnchen tragen.
Zwischen dem Leichenbrande enthielt die
Urne als Beigeßlss einen bauchigen
schwärzlichen Thonkrug (Figur 118) mit
Henkel und niederem Fusse. Der Hals ist
vom Bauche abgesetzt und der Rand schwach
ausgebogen, H. 12, D. 14, m. 85, h. 8,
b. 6*5, hd. 5. Sonstige Beigaben fehlten.
62. Urnengrab. (T. 75.) TopffÖr-
mige, innen schwarze, aussen rothbraune
Thonurne, mit einer Thonschüssel bedeckt.
Die Urne (Figur 119) hat ausgebogenen
Rand, H. 265, D. 31-6, m. 245, b. 145,
hd. 17. Die Schüssel (Figur 120) ist
schwarzgrau mit schief emporstehendem
Rande, H. 6*7, D. und m. 21, b. 15. Auf
ihr lag ein Eisenmesser (Figur 121) mit
theilweise abgebrochenem GriflFe, gerader
Schneide und dickem Rücken, Br. in der Nähe des Heftes 3, L. 16. Der erhaltene
starke Griflftheil 4-3 1. Die Urne enthielt nur den Leichenbrand ohne Beigaben.
68. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der Erde von Nord nach Süd, mit dem Kopfe
im Norden. In der Halsgegend viele Reste eines feinen Bronzekettchens mit zwei
Fig. 119. Thonurne (»/e)
Fig. 121.
Eisernes
Messer (^U)
Fig. 120. Thonschüssel (Vö)
aus Grab 62.
80
I. Archäologie nnd Geschichte.
blauen Glasperlen (Figur 122). Daneben 24 verschieden grosse Bemsteinperlen (Figur 123)
und 12 weiss emaillirte blaue Glasperlen von verschiedener Grösse (Taf. HI, Figur 5).
64. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der Erde, nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Süden. Um Hals und Kopf folgende Beigaben: Halbkreisförmige
Bogenfibel aus Bronze (ähnlich Figur 484), L. 5-5, H. 3-5. — Viele Reste
eines feinen Bronzekettchens (ähnlich Figur 122). — 2 Bernsteinperlenfrag-
mente. — 5 blaue Glasperlen (Taf. III, Figur 16). — 16 kleinere intensiv
gelbe Glasperlen (Taf. IV, Figur 9).
66. Urnengrab. (T. 120.) Unter einer sarkophagdeckelförmigen
Mergelplatte stand die zerdrückte, mit Leichenbrand gefüllte Thonume. Die
Platte ist defect und trägt auf der einen Giebelseite unter einer einfachen
Fig. 122.
Bronzenes
Ketteben von
einem
Halsscbmucke
(•/.)
aas Qrab 63.
Fig. 123. Bernsteinperlenschnur (^/i)
aus Grab 63.
Rosette die Inschrift (Figur 124): LATOR • OIP • FILIUS • NX • , d. i. . . alator Oip . . . ?
Filius an(norum) X nach der Lesung des Herrn Professors A. von Domaszewski.
Zwischen dem Leichenbrande lagen eine Bernsieinperle und 7 weisse Glasperlen (Taf. IV,
Figur 1), sowie das Fragment eines bläulichen GlasgefUsses.
66. Urnengrab. (T. 60.) Unter unregelmässiger Steinplatte stand eine grössere
graubraune Thonume mit umgelegtem Rande und zwei horizontalen, an den Enden mit
je einem Hörnchen gezierten Ansätzen. Ausser Leichenbrand enthielt sie nur einen
braunen zweihenkeligen Thonkrug. Der Hals desselben ist vom Bauche nicht abgesetzt,
der Rand ausgebogen, die zwei verticalen Henkel am unteren Halstheile angebracht,
H. 15, D. 14, m. 10, h. 9, b. 7, hd. 6.
67. Urnengrab. (T. 60.) Unter einer unregelmässigen Steinplatte, stand die
grössere rothbraune Thonume mit ausgebogenem Rande und zwei horizontalen An-
sätzen; darin war Leichenbrand und ein schwärzlichgrauer zweihenkeUger Thonkrug
(Figur 125), dessen Hals vom Bauche nicht abgesetzt und dessen Rand schmal nach
aussen umgelegt ist; die vertical gestellten Henkel von elUptischem Querschnitte sind
um unteren Halstheile angebracht; H. 11-5, D. 13, m. 8, h. 7, b. 7*5, hd. 4-5.
Mittbeilungen aus Bosnien und der Hercegovina. III. Band.
Radimski?: Die Nekropole von Jezerine.
Taf. III.
Glas- und andere Schmucksachen aus Jezerine (^'/i^-
Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. III. Band.
Radimsky: Die Nekropole von Jezerine.
Taf. IV.
^^^HBms^r.
''2^K%vj^^~y'J^
^■'^^in~aX0'^^
y^
10
Glasscbmucksachen aus Jezerine (Vi).
Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. in. Band.
Radimsky: Die Nekropole von Jezerine.
Taf. V.
.T-^m^
Glas- und andere Schmucksachen aus Jezerine (7i).
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
81
GS. Brandgrab. (T. 60.) Die Brandreste lagen in der blossen Erde und waren
mit einer rechteckigen Mergelplatte von L. 58 und Br. 51 bedeckt, welche (ähnlich wie
in Nr. 65) in der Mitte 10 Cm. und an beiden Seiten nur 7 Cm. dick ist (Figur 126).
An der einen Giebelseite befindet sich in der Mitte eine Rosette von 9*5 und an jedem
Ende eine Rosette von 6*5 D. Dazwischen in zwei Zeilen die Inschrift:
VANDANO VOETV
RIA-TRITI F////- (filia).
Zwischen den Brandresten lagen: eine flache Bernsteinperle (Figur 127), D. 3*8, H. 1*9
und eine blaue, weiss emaillirte Glasperle (Taf. III, Figur 8), D. 21.
r/ro.
Fig. 124 aus Grab 65.
1/10
Fig. 126 ans Grab 68.
4\iO i/w,
Fig. 129 aus Grab 73. Fig. 167 aus Grab 119.
Fig. 124, 126, 129 und 167. Decksteiiip rheinischer GrUbcr in Jozerine.
69. Skeletgrab. (T. 90.) Frei in der Erde, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Süden. Beigaben: Fragmente eines Ziersch eibchens aus dünnem Bronzeblech mit con-
centrischen Rillen. — Mehrere Stücke eines feinen Bronzekettchens. — Rest einer
dünnen Ziemadel mit zurückgeroll-
tem Kopfe. — Zusammengerollter
Bronzeblechstreifen. — Kleine Bern-
Bteinperle. — 8 kleine blaue Glas-
perlen. — 5 kleine gelbe Glasperlen
nebst einigen Glasperlenfragmenten.
70. Skeletgrab. (T. 100.)
Frei in der Erde von Nord gegen
Süd, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Neben dem Kopfe einhen-
keliger röthlicher Thonkrug mit
Fuss von 1 Cm. H. und schmal
ausgebogenem Rande; der Hals vom
Bauche schwach abgesetzt und der verticale Henkel im Querschnitte rundlichbreit am
unteren Halstheile angesetzt, H. 14-5, D. 15, m. 10, h. 85, b. 65, hd. 6. — Halbkreis-
förmige Bogenfibel aus Bronze (ähnlich Figur 484), L. 6, Br. 4*3.
Band III. 6
Fig. 125. Zwcihcnkcligcr
Tbonkmg (V4)
ans Grab 67.
Fig. 127. Bcrnstcinperle (^/i)
aus Grab 68.
82
I. ArcliUoloj^c und Geschichto.
Fig. 128. Thonurne (Ve) aus. Grab 71.
7L Urnengrab. (T. 80.) Unter kleiner unregelmftssiger Steinplatte die dunkel-
braune Thonurne (Figur 128) mit Leichenbrand, aber ohne Beigaben. Der kurze Hals
der Urne ist vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand schwach umgelegt. Am obersten
Bauchtheile steht ein verticaler kleiner Henkel von flachrundem Querschnitte. H. 36,
D. 39, m. 16-5, h. 13, b. 12, hd. 17-5.
73. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der
Erde, nordstidlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Oberhalb des Kopfes ein Thonkrug
mit verticalem Bandhenkel und ausgebogenem
Rande. — In der Halsgegend halbkreisförmige
Bogenfibel aus Bronze mit Kreuzverzierung an
der Nadelrinnc (ähnlich Figur 201), L. 5'5,
H. 3-9.
73. Brandgrab. (T. 90.) Unter einer
sarkophagdeckelförmigen Mergelplatte Leichen-
brand ohne Beigaben. Der eine Giebel des
Steines (Figur 129) trägt die Inschrift:
NN XX DI
ANDHSSB
d. i. nach A. v. Domaszewski's Lesung:
a]nn(os) • XX • di(es) ....
c]andi(d)issim . . . . ?
74. Urnengrab. (T. 68.) In einer grösseren rothbraunen Thonurne, welche frei
in der Erde stand, wurde ausser dem Leichenbrand nichts gefunden.
75. Urnengrab. (T. 85.) Grosse bräunliche Thonurne mit umgelegtem Rande
und zwei Ansätzen frei in der Erde. Zwischen dem Leichenbrande derselben wurde
nur ein kleines Spiralarmband aus vier Windungen von schmalem Bronzebleche ge-
funden.
76. Skeletgrab. (T. 120.) Frei in der Erde, ostwestlich, mit dem Kopfe im
Osten und mit dem Gesichte nach unten (die erste Bauchlage, welche bei den Skeleten
von Jezerine vorkam). Beigaben: Halbkreisförmige Bogenfibel aus
Bronze (ähnlich Figur 6, nur dass der an der Kopfschleife hän-
gende Spiralring blos etwas über zwei Windungen besitzt), L. 6*3,
H. 4*6. — Eine Bronzescheibe (Figur 130) mit zwei concentrischen
Kreisen, D. 41. — Grössere blaue, mit weissen Zickzacklinien
emaillirte Glasperle. — 23 verschieden grosse blaue Glasperlen. —
1 weisse und 3 grüne Glasperlen. — Einige Fragmente von Glas-
perlen. — (Eine Auswahl dieser Glasperlen s. Taf. HI, Figur 18.)
77. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der Erde (Bauchlage),
nordsüdlich, mit dem Kopfe im Süden. Beigaben beim Kopfe: ELleines
Spiralarmband aus Bronzeblech in vier Windungen, nicht complet
(Figur 131). — Fragmente eines feinen Bronzekettchens (Figur 132).
— 6 kleinere Bernsteinperlen. — 1 blaue emaillirte, 10 blaue, 14 gelbe und 2 grüne
Glasperlen verschiedener Grösse (Taf. IH, Figur 2).
78. Urnengrab. (T. 75.) Die frei in die Erde gestellte Thonurne ist rothbraun,
der Hals vom Bauche abgesetzt, der Rand nach aussen umgelegt. Am unteren Hals-
theile sind zwei horizontal gestellte Ansätze mit kleinen Hörnchen an beiden Enden
:* JJ^
Fig. 130. Bronzenes
Beschläg-
seheibchen ('/g)
aus Grab 76.
Radimskj^. Die Nekropole von Jezerinc in Pritoka.
83
Fig. 131. Bronzenes
Spiralannbaud (^/j)
aus Grab 77.
Fig. 132. Bronzenes
Kettchen (*/»)
angebracht. H. 47, D. 42, m. 25-5, h. 215, b. llö, hd. 21-5. Die Urne enthielt den
Leichenbrand, aber keine Beigaben.
79. Urnengrab. (T, 85.) Grosse bauchige Thonurne frei in der Erde, mit
Leichenbrand, rothbraun, der Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand ausgebogen,
am Bauche zwei horizontale Ansätze. D. 37, b. 13 und hd. 21. Zwi-
schen dem Leichenbrande zwei geschlossene Bronzeringe von rhom-
bischem Querschnitte, D. 5*1.
80. Brandgrab. (T. 100.) Leichenbrand frei in der Erde
mit einer grossen sarkophagdeckelförmigen Mergelplatte von 150 L.,
90 Br. und 38 H. bedeckt. An der einen Giebelseite des Steines
Reste einer eingeritzten Zeichnung, doch keine
Lischrift. Beigaben : Kreuzförmiger Bronzeknopf
(ähnlich Figur 240), D. 2-2. — Eine flache, zwei
walzige und eine dreieckige Bernsteinperle von
geringerer Grösse (Figur 133). — Weingelbe drei-
eckige Glasperle (Taf. IV, Figur 5).
81. Skeletgrab. (T. 90.) Frei in der Erde
mit dem Kopfe im Osten. Neben dem Kopfe rechts
stand ein einhenkeliger Thonkinig, H. 1 1*5, D. 12*5,
m. 7, h. 6, b. 6, hd. 5*5. Er ist rothbraun, der
Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand
schmal umgebogen. Der am unteren Halstheile
vertical stehende Henkel hat abgeinindet rechteckigen Querschnitt. In der Halsgegend
lag eine halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze (ähnKch Figur 451), L. 4'8, H. 3-3.
83. Skeletgrab. (T. 60.) Frei in der Erde, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten.
Beigaben: Halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze, in deren Kopfschleife ein Bronze-
drahtspiralring von drei Umgängen (1*5 D.) eingehängt
ist (Figur 134), L. 49, H. 31. — Bügel einer späthall-
stättischen Bronzefibel (gleich Figur 9), L. 7*5.
83. Skeletgrab. (T. 60.) Frei in der Erde, mit
dem Kopfe im Norden. Beigaben: Bronze-
fibel mit gestrecktem Bügel, welcher ganz
aus einer Reihe dicht beisammenstehender
achterförmiger Drahtschlingen besteht. Auf
der Nadel hängt eine grössere kreisrunde
Bulle aus Bronzeblech, die mit getriebenen
Punkten verziert ist (Figur 135). Die Fibel
ist 6 1., der Bügel 1*4 br., das Anhängsei
hat 5-5 D. und ist M dick. — Früh-La Tcne-(?)Bronzefibel (Figur 136), L. 9*1, H. 2*7.
— Bronzeringel, geschlossen (Figur 137), 2*3 D. — Bronzeanhängsel, unten in zwei
Spitzen auslaufend^) (Figur 138), L. 4*5. — 2 kleine Bronzefragmente. — 8 verschieden
grosse Bemsteinperlen und einige Fragmente solcher.
84. Urnengrab. (T. 70.) Frei in der Erde Thonurne mit Leichenbrand, aber
ohne Beigaben. Sie ist röthlich, ihr Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand um-
Fig. 133.
Beru8tcini)erlo ('/i)
aus Grab 80.
Fig. 134. Bronzene
lialbkreisformige Bogenfibel
mit Spiralriug (^/a) aou Grab 82.
*) Diese kleinen, liäufig als Fibelanhängsel (wie wohl auch hier) auftretenden Gäbelchen haben wir
als Toilettegeräth (Kopfkratzer, Nägelputzer) zu deuten versucht, Mitth. Anthr. Ges., Wien, XIX, S. [9]f.
D. R.
6*
84
I. ArchKologie und Geschichte.
O
Fig. 137. Bronzener
glatter Kinfr(»/3)
gelegt. Am oberen Bauchtheile stehen zwei horizontale mit Hörnchen an den beiden
Enden gezierte Ansätze. H. 465, D. 38-3, m. 25-5, h. 225, b. 13, hd. 20.
85. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in
der Erde, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Süden. Beim Halse lag eine grössere Menge
von Bronzekettchenstücken, Resten eines
Halsschmuckes, zu welchem auch die mit-
gefundenen 4 kleineren Bernsteinperlen, dann
8 kleinere blaue und 9 ebensolche gelbe
Glasperlen nebst einigen Bernstein- und Glas-
perlenfragmenten gehört haben.
86. Urnengrab. (T. 80.) Frei in der
Erde eine grössere schwarzbraune bauchige
Urne mit umgelegtem Rande, am Bauche
stehen Dreiecke aus Punkten und zwei hori-
zontale Ansätze. Im Leichenbrande Bei-
gaben: Hälfte eines kleinen buUenförmigen
Bronzeanhängsels (wie Figur 382). — Bern-
steinperle, D. 1*6, Br. 0*8.
87. Urnengrab. (T. 70.) Frei in der
Erde stand die Thonurne mit Leichenbrand
und einer Bernstein perle von 14 D., 0*7 Br.
Die bauchige Urne ist rothbraun, der Hals
vom Bauche merklich abgesetzt, der Rand
umgebogen; zwischen Hals und Bauch
stehen zwei horizontale Ansätze. H. 44, D. 45,
m. 23o, h. 20-5, b. 14, hd.'l7.
88. Urnengrab. (T. 56.) Die grosse, theils rothe, theils braune Thonurne mit
umgelegtem Rande und horizontalen Ansätzen war mit Brandresten gefüllt und enthielt
den Henkel eines kleinen rothen Gefksses, dann folgende Bronzen: Pincette (ähnlich
Vig. 135.
Bronzene Fibel
mit bullenftirmigcni
Anhängsel ('/g)
Fig. 138. Bronzenes
Anhängsel (Kopf-
kratzer?) ('/,)
Fig. 136. Bronzene Fibel (Vs)
ans Grab 83.
Fig. 139. Bronzene Früh-La T6ne-
Fibel mit Ring («/j)
Fig. 141.
Bronzenes
Beschläge ('/g)
Fig. 142.
Bronzenes
»Spiral-
rtthrchen
(Vs)
Fig. 141 bis
Bronzenes
Beschläge e/3)
Fig. 140. Bronzener
glatter Ring («/,)
aus Grab 88.
Figur 259) mit feinen Punktreihen an den Rändern, L. 11 '5, Br. 22, — Früh-La Tfene-
Fibel (Figur 139) mit angehängtem Bronzeringe, 62 1., 28 h. (der Ring hat D. 4). —
Bronzering (Figur 140), einerseits flach, andererseits kantig, an vier Stellen mit je
drei eingeritzten Parallelstrichen verziert, D. 5-3. — Bronzering, ähnlich, unverziert.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
85
Fig". 144. Hionzener
Scheibeiirinfr i^', j)
Fiji^. 143. Bronzeuo
Pincette («/j)
D. 3'1. — Bronzering, D. 5. — 10 gegossene durchbrochene rechteckige Beschläge-
stücke mit je zwei Nieten; 3 derselben haben 4*1 L., 3 Br., die übrigen 3*7 L., 23 Br.
(Figur 141 und 141 bis). — Spirah-öhrchen (Figur 142), L. 3, D. 1.
89. Skeletgrab. (T. 130.) Frei in der Erde, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Norden, mit dem Gesichte nach unten. Dabei eine
halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze (ähnlich Figur 201), L. 5*7,
H. 3-9.
90. Urnengrab. (T. 85.) Freistehende grössere Thonurne mit
umgelegtem Rande, schwärzlich, mit Leichenbrand und zwei Bronzen :
Pincette (Figur 143), L. 11*6, Br. 3*2, an einer Seite durch punktirte
Linien verziert. — Flacher Ring (Figur 144), D. 4*4.
91. Urnengrab. (T. 60.) Grosse weitbauchige Thonurne (Figur
145), frei in der Erde, mit Leichenbrand, ohne Beigaben. Die Urne
ist rothbraun, der Hals schwach abgesetzt, der Rand ausgebogen.
Ober der grössten Bauchweitung steht ein breiter
verticaler, mit zwei Rillen versehener Henkel;
ringsum laufen drei Reihen eingeritzter Dreiecke,
deren Flächen durch schiefe Striche ausgefüllt
sind. H. 34-5, D. 41, m. 16, h. 14, b. 11, hd. 18.
93. Urnengrab. (T. 60.) Frei in der Erde
stehende, topfförmige röthliche Thonurne mit aus-
gebogenem Rande; enthielt Leichenbrand, aber
keine Beigaben.
93. Urnengrab. (T. 70.) Die freistehende
schwarze Thonurne mit ausgebogenem Rande ist
am Bauche und Halse mit mehreren Reihen ein-
geritzter Dreiecke verziert. Ein grösserer Scherben davon Figur 146.
brand enthielt keine Beigaben.
94. Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende und sehr stark zersetzte Thonurne
enthielt nur den Leichenbrand ohne Beigaben.
95. Skeletgrab. (T. 95.) Frei-
liegend, ostwestlich, der Kopf im Osten.
Oberhalb des Kopfes lag eine kleine
Steinplatte, um dieselbe herum Holz-
kohlenstückchen. Bei dem Skelete fan-
den sich nachstehende Beigaben: Cer-
tosafibel aus Bronze (Figur 147). —
Halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze
(ähnlich Figur 484), L. 5, H. 37. -
Gebrochenes, auf einer Seite omamen-
tirtes Bemsteinscheibchen (Figur 148 ),
D. über 7.
96. Urnengrab. (T. 60.) Die
braune Thonurne mit umgelegtem Rande
und zwei horizontalen Ansätzen war
mit einer unregelmässigen Steinplatte
bedeckt und enthielt ausser den Brandresten eine kleine röthliche Henkelschale aus
Thon (Figur 149). Der vom Bauche nicht abgesetzte Boden ist convex, der Rand
aus Grab 90.
Der Leichen-
Fig. 145. Thonunie (Ve) a"s Grab 91.
86
I. Archäologe und Geschichte.
schwach aiisgebogen, der Henkel von flachrundlichem Querschnitte steht über den
Rand empor, H. 4*2, D. 63, m. 5*2, b. 4*5, hd. 1-5. Sonst lag in der Urne nur das
Ende einer Bronzenadel von 82 L. und der Scherben eines feinen Geftlsses aus braun-
gelbem Glase.
Fig. 146. Thönerne^ Gcfäs.sfrag'mont (^/a) aus Grab 93.
97. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der Erde, mit dem Kopfe im Norden. Neben
dem Kopfe stand ein einhenkeliger gelbbrauner Thonkrug, der Hals ist vom Bauche
nicht abgesetzt, der lland ausgebogen; der zwischen Hals und Bauch angebrachte
verticale Henkel ist unten breit und wird gegen oben
zu schmal, rundlich. An seinem unteren Theile
steht ein kleiner warzenförmiger Buckel. H. 13,
D. 13-7, m. 7-5, h. 65, b. 65, hd. 4-5. Ferner fand
man in der Halsgegend folgende Reste eines Hals-
schmuckes: Mehrere Stücke eines feinen Bronze-
kettchens, eine grüne, gelb emaillirte Glasperle
(Taf. IH, Figur 9), 13 blaue Glasperlen.
98. Brandgrab. (T. 56.) Auf vier zusam-
mengestellten Steinen ruhte eine unregelmÄssige
Steinplatte, un-
ter welcher zwi-
schen den Trag-
steinen die
Brandreste auf
der Erde lagen.
Bei den Brand-
resten fand sich:
Ein einfacher Armring aus Silberdraht (Figur 150), D. 8. — Zwei lange blaue und
eine kleine gelbe Glasperle (Taf. HI, Figur 14) und zwei Fragmente einer Bernsteinperle.
99. Brandgrab. (Tiefe?) Unter unregelmässiger Steinplatte lagen die Brand-
reste und bei diesen das einschneidige Eisenschwert (Figur 151) mit stark nach ab-
wärts gekrümmtem Griff und starkem krummem Rücken; zwischen Griff und Klinge
Fig. 148. Bernsteinscheibchen (*/i) Fi^. 147. Bronzene Certo»afibel (^/s)
au8 Gral) 95.
Kadimsky. Die Nckropole von Jezcriiie in Pritoka.
87
%
Figr. 149. Thönerne
Henkelschale (^/4)
aus (Jrab 96.
steht gegen innen zu eine kurze stiftformige Parirstange. Die L. der Klinge ohne die
(abgebrochene) Spitze beträgt 27, die L. des ebenfalls unganzen Griffes 9, die Br. der
Klinge in der Mitte 4, beim Griffe 3, die Br. des Griffes 2*5, L. der Parirstange 1'5.
100. Skeletgrab. (T. 100.) Nordsüdlicb, mit dem Kopfe
im Norden. Bei den Füssen lag eine halbkreisförmige Bogen-
fibel aus Bronze (ähnlich Figur 308), L. 6*0, IL 5.
101. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Norden. In der Gegend des Halses nachstehende
Beigaben: Halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze (ähnlich
Figur 484), L. G, H. 4*6. — Reste eines feinen Bronzekettchens.
— Zwei kleine Bernsteinperlen und einige Fragmente von
solchen. — Zwei emaillierte blaue und 12 glatte blaue Glas-
perlen. — Fragment einer mittelgrossen grünen Glasperle.
103. Skeletgrab. (T. 80.) FreUiegend, nordsüdlich, Kopf
im Norden. Beigaben: Halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze
(ähnlich Figur 484), L. 6, H. 4*3. — Runder Knopf aus Silber
(Figur 152), D. 25. — Glatter schwacher Bronzering, D. 3-5.
— Ein in der Mitte durchbohrtes, mit concentrischen Kreisen
und doppelten Tangenten derselben ornamentirtes Bernstein-
scheibchen (Figur 153), D. 31. — Flache Beinperle, D. 1*7.
Fig". 160. Silberner Armring (Vi)
ans Grab 98.
Fig. 151. Einschneidiges
eisernes Schwert
ans Grab 99.
108. Skeletgrab. (T. 45.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten.
Beigaben: Ohrring aus Bronzedraht, mittelst eines daraufgeschobenen Spiraböhrchens
schliessbar; das eine Ende zurückgerollt, auf dem Ringe sind vier Bernsteinperlen aufge-
steckt (Figur 154). — Gleicher, aber geschlossener Ohrring aus Bronze mit einer aufge-
88
I. Archäologie und Geschichte.
steckten Bernsteinperle (Figur 155), D. 7-2. — 6 Bemsteinperlen von verschiedener
Form und Grösse bis 2*8 D. (die grösste derselben Figur 156).
104. Urnengrab. (T. 70.) Die frei in die Erde gestellte bauchige dunkelbraune
Thonurne mit umgebogenem Rande hat zwischen Hals und Bauch zwei horizontale An-
sätze mit muldenförmig vertiefter Aussenfläche (H. bis zum Rande 38,
D. 3O0, h. 19, b. 12*5, hd. 19) und enthielt ausser Leichenbrand
nur eine ganz kleine röthliche Henkelschale aus
Thon mit convexem Boden. Der Rand der-
selben ist schwach ausgebogen, und der Henkel
steht etwas über den Rand empor. H. 34,
D. 5, m. 5, b. 3, hd. 34.
105. Urnengrab. (T. 80.) Die frei in
der Erde stehende Thonurne (Figur 157) ist
schwärzlichbraun, hat einen niederen Fuss,
einen vom Bauche schwach abgesetzten Hals,
einen schmal nach aussen umgebogenen Rand
und zwischen Bauch und Hals zwei horizontal gestellte gerade Ansätze mit Hörnchen
an jedem Ende, sowie zwischen diesen zwei hemisphärische Ansätze. H. 41*5, D. 41,
m. 23, h. 20, b. 13*5, hd. 18. Die Urne war mit Leichenbrand gefüllt und enthielt zwei
Thonkrüge. Einer der letzteren ist schwärzlichgrau mit ausgebogenem Rand und Henkel,
H. circa 13, D. 13, m. 8-5.
Fig. 153. Benistcin-
zierscheibchen (Vi)
Fig. 152.
Silbenier Knopf (*/i)
au« Grab 102.
Fig. 155. Bronzener Ohrring
mit Bemsteinpcrle (^/g)
Fig. 156.
Bernsteinperle (7i)
aus Grab 103.
Fig. 154. Bronzener Ohrring
mit Bern.steinperlen ('/a)
106« (T. 46.) Frei in der Erde, ohne Spur von Leichenbrand oder einem Thon-
geftlsse, lagen an dieser Stelle 5 Fragmente von Bronze und eines von Eisen. Möglich,
dass hier in früherer Zeit ein Grab zerstört worden ist.
107. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, ostwesthch, mit dem Kopfe im Osten.
Oberhalb des Kopfes stand ein zweihenkeliger Thonkrug, gelbbraun, mit Spuren
einstiger Bemalung mit schwarzen Strichen. Der Hals ist vom Bauche nicht abgesetzt,
der Rand schmal nach aussen umgelegt, die verticalen Henkel von rundlichem Quer-
schnitte stehen am unteren Halstheile. H. 95, D. 10, m. 6, h. 5*4, b. 6, hd. 3*5. Bei
dem Skelete fand man zwei gleiche Ohrringe von 5 D. aus Bronze (Figur 158).
Kadimsky. Die Nckropole von Jczerine in Pritoka.
89
108a. Skeletgrab. (T. 30.) Freiliegend, Richtung nicht constatirt, keine
Beigaben.
108b. Urnengrab. (T. 60.) Unter 108a stand eine röthliche Thonurne, mit einer
unregehnässigen Steinplatte bedeckt; sie enthielt nur Leichenbrand ohne Beigaben.
109. Urnengrab. (T. 40.) Thonurne, war mit unregelmässiger Steinplatte bedeckt,
rothbraun, bauchig, daran zwei horizontale Ansätze mit Hörnchen an den Enden, am
Bauche mit eingeritzten Dreiecken geziert. Beim Leichenbrande eine Ziernadel aus
Bronze mit rundem Kopfe und durch Querrippen und Querstriche geziertem Halse
(Figur 159),i) L. 12-4.
110. Urnengrab. (T. 80.) Die frei-
stehende gelbliche Thonurne enthielt Leichen-
brand mit etwas Holzkohlenstückchen, aber
keine Beigaben, hat einen vom Bauche
Fig. 158.
Bronzener Ohrring ('/g)
aus Grab 107.
Fig. 157. Thonurne (Ve) aw« ^jfrab 105.
Fig. 159 bis.
Bronzenes Anliängsel ('/s)
aus Grab 111.
Fig. 159.
Bronzene
Ziemadel («/j)
aus Grab 109.
merklich abgesetzten Hals, umgebogenen Rand, zwischen Hals und Bauch diamentral
zwei horizontale Ansätze, einer davon mit zwei, der andere mit drei Hörnchen. Am
oberen Bauchtheile ist sie mit eingeritzten Dreiecken ornamentirt. H. 37, D. 38, m. 21,
h, 19, b. 12, hd. 16.
lila. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Norden. Oberhalb des Kopfes lag ein hohles konisches Anhängsel aus Bronzeguss
(Figur 159 bis), L. 45, D. 1-7.
111b. Skeletgrab. (T. 100.) Dicht neben dem Skelet lila lag, ebenfalls frei
und mit dem Kopfe im Norden, ein zweites. Links neben dem Kopfe desselben stand
ein zerdrücktes kleines Thongeföss.
113. Skeletgrab. (T. 130.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
An der rechten Kopfseite stand ein bauchiger einhenkeliger Thonkrug. Derselbe ist
schwärzlichgrau, der Hals vom Bauche schwach abgesetzt, der Rand schmal ausge-
») Vgl Prozor, Popls ark., Taf. XVI, Fignr 11 bis 14, und Atlas, Taf. XXIIf, Figur 10 und 11.
90
I. Archäologie und (tcschichtc.
bogen. Am unteren Halstheile steht vertical der Henkel von länglichrundem Quer-
schnitte, H. 13*5, D. 14-5, m. 85, h. 8, b. 5*5, hd. 5*5. In der Gegend des Halses lagen
nachstehende Reste eines Halsschmuckes: mehrere Stücke eines feinen Bronzekettchens,
4 kleine Bernsteinperlen, 2 emaillirtc blaue Glasperlen, 10 blaue, 1 gelbe und 1 weisse
Glasperle von geringerer Grösse, Fragmente einer emaillirten blauen Glasperle.
113. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne (Figur 160) war mit einer runden
Mergelplatte bedeckt. Sie ist ballonförmig, dunkelbraun, der Hals vom Bauche durch
einen glatten Rundwulst abgesetzt, der Rand nach aussen gebogen und der verticale
bandförmige Henkel am oberen Bauchtheile angebracht. Auf der Bauchweitung ist die
Urne mit zwei herumlaufenden Reihen von eingeritzten Dreiecken ornamentirt, deren
Spitzen bei der oberen kürzeren Reihe nach oben, bei der unteren längeren Reihe
Fig. 160 bis. Zweihenkeligcr
Thonknig (V4) ans Grab 114.
Fig. 160. Thonurne (V«)
ans Grab 113.
Fig. 161. Bronzene
Früh -La T^ne- Fibel («/s)
aus Grab 116.
nach unten gerichtet sind. Die Flächen aller Dreiecke sind mit eingeritzten Längs-
strichen ausgefüllt, H. 34, D. 35, m. 15*5, h. 12, b. 10*5, hd. 16. Ausser dem Leichen-
brande enthielt die Urne nur einen kleinen zweihenkeligen bräunlichrothen Thonkrug,
dessen Hals vom Bauche nicht abgesetzt ist. Der Rand ist schwach ausgebogen. H. 15,
D. 15-5, m. 8-5, h. 7-5, b. 65, hd. 5.
114. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden,
mit dem Gesichte nach unten. Oberhalb des Kopfes stand ein zweihenkeliger Thonkrug
(Figur 160 bis). Er ist röthlicli, am Halse und Bauche mit schwarzen Strichen bemalt, der
Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand schwach ausgebogen. Am unteren Hals-
theile stehen vertical zwei Henkel von länglichrundem Querschnitte. H. 13*5, D. 13*5,
m. 7-5, h. 7, b. 0*5, hd. 55.
115. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Dabei eine halbkreisförmige Bogenttbel aus Bronze (ähnlich Figur KX)), L. 7, H. 5, und
das Bruchstück eines feinen Bronzekettchens.
HC. Skeletgrab. (T. 35.) Freiliegend (Bauchlage), ostwestlich, mit dem Kopfe
im Westen. Herum war die Erde mit kleinen Holzkohlenstückchen gemischt. Dabei
Radimsky. Die Nckropolc von Jezerine in Pritoka. 91
eine Frilh-La Tfene-Fibel aus Bronze (Figur 161) mit in der Mitte verbreitertem Bügel,
niederem Fuss und zwei Knöpfchen an dem zurUckgebogenen Fussende, L. 5*6, H. 2*6.
117. Urnen grab. (T. 90.) Die braune, freistehende, ganz zersetzte Thonume ent-
hielt nur den Leichenbrand ohne Beigaben.
118a. Urnengrab. (T. 80.) Die freistehende röthHche Thonurne (Figur 162)
zeigt einen vom Bauche schwach abgesetzten Hals und breit umgelegten Rand.
Zwischen dem Halse und Bauche ist sie durch zwei horizontal gestellte Ansätze mit
Hörnchen an den Enden verziert, H. 54, D. 48, m. :J6-5, h. 30-5, b. 16, hd. 22. Die
Urne enthielt nur den Leichenbrand.
Fig. 162. Thoniinu' (*/«) aus Grab 118.
118b. Skeletgrab. (T. HO.) Unter der Urne 118a, nordsüdlich, mit dem Kopfe
im Süden. Ober dem Kopfe lag eine kleine Kalksteinplatte, welche ursprünglich als
Kopfunterlage gedient haben mag. Dabei folgende relativ reiche Ausstattung: Halb-
kreisförmige Bogenfibel aus Bronze (Figur 163), in deren Kopfschleife zwei durch
einen flachen Bronzering verbundene Spiralringe eingehängt sind. L. des Bügels 7*3,
H. 5'1. Der eine Spiralring besteht aus b^l^, der andere aus 3 Windungen. — Ganz
ähnliche Fibel aus Bronze (Figur 164) mit ebensolchen Kinganhängseln, wovon die
Spiralringe aus je 6 Windungen bestehen. Bügell. 67, H. 5. — Flacher geschlossener
Bronzering (Figur 165), D. 6. — 14 bullenförmige Anhängsel, aus je zwei zusammen-
genieteten convexen Bronzeblechen bestehend (ganz wie Figur 382).^) — Einige Bronze-
fragmente. — 26 Bemsteinperlen von verschiedener Grösse (Figur 166) nebst einigen
Bemsteinperlenfragmenten. — 6 eniaillirto blaue Glasperlen. — 25 blaue und 27 gelbe
Glasperlen von verschiedener Grösse, sowie einige Glasperlenbruchstücke.
*) Vgl. Prozor, Popi» ark., Taf. XXII, Figur 144.
92
I. ArchKologie und Geschichte.
119. Brandgrab. (T. 70.) Die Brandrestc lagen ohne irgend eine Beigabe frei
unter einer dachförmigen Steinplatte von 75 Cm. L., 67 Cm. Br. und (in der Mitte)
30 Cm. (an den Seiten 12 Cm.) Stärke. Der eine Giebel dieser Platte (Figur 167) ist
Fig. IG'h Bronzene halbkreist'nnnigc Bogenfihel
mit Ringen {^1^)
Fig. 164. Bronzene lialbkreisfßrmige Bogenfibel
mit Ringen ('/s)
Fig. 166. Bernsteinperlenschnur (^/j)
aus Grab 118.
durch zwei schraubenförmig gekerbte Halbsäulchen in drei Felder getheilt und trägt
die nachstehende Inschrift: Im mittleren Felde unter einer Rosette:
VENDE(o) • DENNAI
A- ANDENIS •F(ili)A
Das linke Seitenfeld zeigt zwei concentrische Kreise, im rechten folgt die Fortsetzung
der Inschrift:
(a)NNORV
MXXX
(nach der Lesung des Herrn Professors v. Domaszewski).
Radinisky. Die Nekropole. von Jezcrino in Pritoka.
93
120« Skeletgrab. (T. 130.) Frei in der Erde, ostwcstlieb, mit dem Kopfe im
Westen. Beigaben: Halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze, ohne Nadel, mit an der
Kopfschleife angehängtem Bronzespiralringe von zwei Windungen und einem an den
letzteren angehängten kleineren Ringelchen, L. 5-2, H. 3*6. — Runder, nahezu halb-
kugelförmiger Bronzeknopf (Figur 168) von 32 D. — Eine grössere Menge feiner Bronze-
kettchenfragmente, zwischen deren Glieder einzelne gelbe Glasperlen aufgezogen sind
(Taf. III, Figur 3). — 5 kleine Bernsteinperlen. — 12 kleine gelbe Glasperlen.
Fig. 169. Bronzeue Certosafibel ('/g) ans Grab 121.
Fig. 170. Thüiieriier Heiikelbccher (^4)
aiLs Grab 121 b.
Fig. 172. Bronzene Früh-La T6nc-Fibcl («/a)
aus Grab 126.
Fig. 168.
Bronzener Knopf
ans Grab 120.
Fig. 173.
Bernsteinperle (Vi)
aus Grab 129.
Fig. 171. Thonunie (Ve)
aus Grab 122.
131a. Skeletgrab. (T. 110.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Norden. Oberhalb des Kopfes stand ein zweihenkeliger schwärzlichgrauer Thonkrug
mit schwach abgesetztem Halse und ausgebogenem Rande. Die zwei verticalen Henkel
von flachem Querschnitte sind am unteren Halstheile aufgesetzt. H. 14, D. 13, m. 9,
h. 8, b. 5*5, hd. 5. Bei diesem Skelete wurde die grosse Certosalibel aus Bronze
(Figur 169) angetrofl*en, welche in Form und Verzierung einer in den jüngeren
Gräbern von St. Michael bei Adclsberg in Krain gefundenen ungewöhnlich grossen
Certosafibel vollkommen gleicht und nur um etwas kürzer ist (19*2 gegen 23*3 der
letzterwähnten; H. 4*2).^) Der flache Bügel hat dreieckigen Querschnitt, die einseitig
angebrachte Federspirale vier Windungen. Ueber der Spirale steht ein Zierknopf mit
zwei concentrischen Ringen und Radialstreifung auf jeder Seite; er ist durch einen
mehrfach um den Bügel gewundenen Draht in seiner Stellung festgehalten. Oberhalb
») Vgl. M. Hoernes, Mitth. d. A. G., 1888, Bd. XVIII, S. 236, Figur 53.
94 I. Archäolofric und Geschichte.
der Nadelrinne geht der flache Bügel in eine Platte über, welche mit Parallelstrichen
an den Langseiten und einem das Bügelende begrenzenden spitzen Winkel aus zwei
parallelen Strichen yerziert ist. Am Ende der Platte steht ein Knopf mit concentrischer
Strichverzierung. Die Certosafibel hat in Oesterreich-Ungarn eine sehr grosse Verbreitung
besessen; wir erwähnen nur, dass Ljubi6 eine ganz ähnliche, 13 Cm. lange Certosa-
fibel aus Prozor in Creatien, von Sacken eine aus Hallstatt in Oberösterreich, Much
eine aus Landeck in Tirol abbildet.^)
131b. Skeletgrab. (T. 110.) Dicht neben dem Skelete 121a und in gleicher
Lage kam ein zweites zum Vorschein, ober dessen Kopfe ein ganzer kleiner schwarz-
brauner Thonbecher (Figur 170) stand. An seiner grössten Ausladung trägt derselbe
einen verticalen rundlichbreiten Henkel mit zwei Hörnchen auf dem Scheitel und
diesem gegenüber einen mit Hörnchen an den Enden gezierten horizontalen Ansatz,
H. 9, D. 10-8, m. 10, b. 75, hd. 5.
122. Urnengrab. (T. 50.) Unter unregelmässiger Steinplatte stand die topf-
förmige schwärzliche und durch Feuerwirkung geröthete Thonurne (Figur 171) mit
emporstehendem Rande, kurzem Halse, der vom Bauehe durch einen gekerbten Rund-
wulst getrennt ist, welcher an zwei entgegengesetzten Stellen durch hufeisenförmige
glatte Ansätze unterbrochen ist, H. 30, D. 27*2, m. 23, b. 11'5, hd. 18. Ausser den
Leichenbrandresten enthielt sie eine 62 lange Bronzenadel mit zurückgerolltem Ende.
138. Urnengrab. (T. 55.) Die gelbbraune zerdrückte Thonurne stand frei in der
Erde und enthielt nur den Leichenbrand.
134. Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende bauchige braune Thonurne enthielt
nur den Leichenbrand.
135. Urnengrab. (T. 50.) Die unbedeckte braune Thonurne mit umgelegtem
Rande und horizontalen Ansätzen enthielt beim Leichenbrande eine verbogene Zier-
nadel aus Bronze mit abgebrochenem Kopfe.
136. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Süden;
dabei eine schöne Früh-La Tfene-Fibel aus Bronze von 6-6 L. und 2-9 H. (Figur 172).
137a. Skeletgrab. (T. 60.) Oberhalb des Kopfes des freiliegenden Skeletes,
dessen Orientirung nicht constatirt wurde, lag eine kleine Steinplatte, neben dieser
stand ein zweihenkeliger schwärzlich grauer Thonkrug, dessen Hals vom Bauche schwach
abgesetzt und dessen Rand umgebogen ist. Die zwei verticalen Henkel von rundlich-
breitem Querschnitte stehen am unteren Halstheile, H. 11*7, D. 12*3, m. 7*7, h. 7, b. 5,
hd. 4.
137b. Skeletgrab. (T. 120.) Unter dem Skelete 127a traf man freiliegend ein
zweites, dessen Orientirung ebenfalls nicht constatirt wurde. Oberhalb des Kopfes lag
wieder eine kleine Steinplatte, und neben dieser stand ein zweihenkeliger, schwärzlich-
grauer Thonkrug. Der Hals desselben ist vom Bauche merklich abgesetzt, der Rand
schmal umgebogen, die zwei verticalen Henkel von flachem Querschnitte, welche an
beiden Enden breiter, in der Mitte schmäler sind, stehen am unteren Halstheile.
H. 17-5, D. 16-5, m. 95, h. 9, b. 55, hd. 65.
138. Urnengrab. (T. 50.) Die zersetzte schwarzbraune Thonurne war mit einer
unregelmässigen Steinplatte bedeckt und enthielt nur den Leichenbrand.
139. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden. An
Beigaben fand sich in der Gegend des Halses: Eine halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze,
1) Popis ark., Taf. XX, Figur 95. — HalUtatt, Taf. XIV, Figur 6. — Atlas, Taf. LXVII, Figur 4,
und R. G. C. Mus., Taf. XXXV, Figur 23.
Radiniftky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. 95
ohne Nadel, L. 5*2, H. 3-7. — Reste eines feinen Bronzekettchens. — 6 Bemsteinperlen
(eine davon Figur 173) und die Fragmente einer Bernsteinperle. — 2 kleine blaue Glasperlen.
130. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Halbkreisförmige nadellose Bogenfibel aus Bronze, L. 6'I, H. 4*3. — Reste
eines feinen Bronzekettchens. — 4 kleine Bernsteinperlen. — 3 blaue, 15 gelbe und
2 grüne Glasperlen verschiedener Grösse (Taf. V, Figur 5).
131a. Urnengrab. (T. 50.) Die zersetzte rothbraune Thonume stand frei in der
Erde und enthielt nur den Leichenbrand.
131b. Urnengrab. (T. 100.) Unter der Urne Nr. 131a stand frei in der Erde
eine zweite. Diese ist rothbraun, der Hals vom Bauche schwach abgesetzt; zwischen
dem Bauche und Halse sind zwei horizontale Ansätze angebracht; D. 41, b. 14, hd. 20*5.
Zwischen dem Leichenbrande lag ein geschlossener Bronzering von flachrundem Quer-
schnitte, D. 3-7.
Fig. 174. Bronzene Fibel mit Bernsteinperlo (^/a)
♦ #
•
Fig. 176. Fig. 177. ^ Fig. 178. Fig. 179.
Bronzenes Bemsteinperle Fig. 175. Bronzene Bernstein perle Bernsteinperle
Anhängsel («/») (Vi) Fibel («/a) (Vi) (Vi)
aus Grab 133.
132, Urnengrab. (T. 76.) Die mit einer unregelmässigen Steinplatte bedeckte
röthliche Thonume enthielt ausser dem Leichenbrande nur eine kleine graue Henkel-
schale mit aufrechtstehendem Halse, H. 4*8, D. und m. 7*2, b. 5, hd. 4*8.
133. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden,
die Erde herum mit Holzkohlenstückchen gemischt. Beigaben: Gestreckte Bogenfibel aus
Bronze (Figur 174) mit einseitiger mehrfacher Spirale und einer flachen Bernsteinperle am
Bügel, welcher zum Festhalten der Perle mit einem flachen Bronzedraht spiralförmig
umwunden ist. Den Nadelhalter bildet das hakenförmig umgebogene Ende des Bügel-
drahtes. L. 11, H. 3*8. — Bügel einer Bronzedrahtfibel, aus kleinen auswärts gekehrten
Schleifen gebildet (Figur 175V) L. 4, H. 3. — Anhängsel aus Bronze (Figur 176),«)
L. 2-4. — 3 Bernsteinperlen (Figur 177, 178 und 179).
») Vgrl. Prozor, PopU ark., Taf. XX, Figur 92 und 93; dann Hallstatt, Taf. XIII, Figur 12.
») Vgl. Prozor, Popia ark., Taf. XXII, Figur 129.
96
I. ArchHolop^e und Geschichte.
134, Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten.
Dabei zwei Bronzen: Bügel einer Certosafibel und grosse, fein gerippte halbkreisförmige
Bogenfibel ohne Nadel (Figur 180), L. 85, H. 5.
135. Brandgrab. (T. 60.) Der unter unregclmässiger Steinplatte frei in der Erde
liegende Leichenbrand enthielt nur einen durchbohrten Eberzahn (Figur 181) von II L.
Iä6a. Urnengrab. (T. 50.) Thonurne, frei in der Erde, röthlichgelb, mit Henkel
und Spuren von Bemalung mit schwarzen Strichen. Enthielt Leichenbrand ohne Beigaben.
136b. Skeletgrab. (T. 60.) Unter der Urne 136a lag frei in der Erde ein
Skelet, dessen Richtung nicht constatirt wurde; bei demselben: Fragment einer schön
gerippten Bernsteinperlc (Figur 182). — 3 ganze Bernstein-
perlen (eine grössere flache und zwei kleinere walzige). —
2 grünliche Glasperlen.
137. Urnengrab. (T. 100.) Unter einer unregclmässigen
Steinplatte stand die braune bauchige Thonurne. Ihr Hals ist
vom Bauche deutlich abgesetzt, der Rand ausgebogen, am ober-
sten Bauchtheile stehen zwei horizontale Ansätze mit je einem
Hörnchen an jedem Ende. H. 52'5, D. 42-5, m. 30-5, h. 263, b. 14,
hd. 20. Ausser dem Leichenbrande enthielt sie an Bronzebeigaben:
Ein Gürtelblech (Figur 183), L. 9-4, Br. 3-6-4. — 8 recht-
eckige Beschläge mit je zwei Nieten (Figur 184), durchbrochen,
L. 4*5, Br. 3-4. Alle zusammen offenbar die Reste eines Gürtels.
138. Urnengrab. (T. 30.) Zersetzte gelbbraune Thonurne,
frei in der Erde. Bei dem Leichenbrandc lag ein am Rande
concentrisch gekerbtes rundes Beschläg^cheibchcn aus Bronze
von 3-2 D. (Figur 185).
139. Urnengrab. (T. 65.) Die freistehende rothe Thon-
urne enthielt nur den
Leichenbrand.
140. Skeletgrab.
(T. 1 30.) Unbedeckt, nord-
südlich, mit dem Kopfe
im Norden. Oberhalb des
Kopfes stand ein einhen-
keliger Thonkrug (Figur
186). Er ist röthlich, der
kurze Hals vom Bauche
merklich abgesetzt, der
Rand nach aussen umge-
bogen. Am unteren Bauch-
theile steht ein verticaler, seiner Länge nach gefurchter kreisrunder Henkel von breitem
Querschnitte. H. 133, D. 168, m. 87, h. 7, b. 75, hd. 45. In der Gegend des Halses
lag eine kleine halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze, ohne Nadel, L. 3*9, H. 1*9.
141. Urnengrab. (T. 56.) Die zersetzte Thonurne war mit einer unregclmässigen
Steinplatte bedeckt und enthielt ausser dem Ijcichenbrande einen rothbraunen zwei-
henkeligen Thonkrug. Sein Hals ist vom Bauche merklich abgesetzt, der Rand schmal
ausgebogen. Am oberen Bauchtheile stehen die zwei verticalen Henkel von flachrund-
lichem Querschnitte, am Halse sind Reste einer Bemalung mit schwarzen Strichen zu
sehen, H. 13*5, D. 13, m. 8, h. 7*3, b. 7, hd. 5. Im Leichenbrande lag eine Ziernadel
Fig. 181.
Ebcrzalin, durchbohrt ('/s)
aus Grab 135.
^^^
Fig. 182.
Bernsteinperlc (*/i)
aus Grab 136.
Fig. 180. Bronzene
halbkreisfönnige Bogenfibel (*/«)
aus Grab 134.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerino in Pritoka.
97
Fig. 183.
Bronzenes Gürtelblech ('/a)
Fig. 184. Bronzenes
Beschläge («/s)
ans Grab 137.
aus Bronze (Figur 187), 11'6 L, wie die meisten Ziemadeln von Jezerine eigen-
thümlich verbogen; sie hat einen walzigen quergestreiften Kopf, welcher sich gegen
oben verdickt und am Ende scharf abgeschnitten ist. Es ist dies eine in unserer
Nekropole wiederholt auf-
tretende Form, welche in
Prozor nicht vorzukom-
men scheint.
142. Skeletgrab.
(T. 1 00.) Freiliegend, nord-
südlich, mit dem Kopfe
im Norden. Oberhalb des
Kopfes stand ein röth-
licher Thonkrug mit zwei
Henkeln. Sein Hals ist
vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand ausgebogen; die verticalen Henkel von abgerundet
breitem Querschnitte stehen am unteren Halstheile. H. 11, D. 13, in. 9, h. 8, b. 5-5, hd. 4-5.
143. Skeletgrab. (T. 100.) Nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Norden. Bei dem Kopfe stand ein zerdrückter
schwärzlichgrauer Thonkruf^. Sein Hals ist vom Bauche
abgesetzt, der Rand schwach ausgebogen, der breite Henkel
am unteren Halstheile angebracht. H. 12, D. 13, m. 8-5,
h. 7, b. 5, hd. 4-5.
144. Brandgrab. (Tiefe?) Zwischen vier
Steinen, welche eine runde Steinplatte von 15*7 D.
und 20 Dicke trugen, lag der Leichenbrand auf
der freien Erde mit folgenden Beigaben: Kleines
Spiralarmband aus schmalem, innen flachem, aussen
etwas convexem Bronzebleche in zwei Windungen,
D. 4*5. — Fragment eines feinen Bronzekettchens.
— Anderes Bronzefragment. —
11 Bernsteinperlen (2 davon
Figur 188 und 189), ferner das
Bruchstück einer Bernstein-
perle. — Ein dunkelblauer, vom
Feuer gebildeter Glastropfen
(Taf. HI, Figur 10) und der
vom Feuer deformirte Scherben
eines weissen Glasgefässes.
145. Skeletgrab. (T. 50.) Unbedeckt, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Dabei die in Figur 190a, b und c von beiden Seiten und von unten abgebildete
grosse und schwere höchst eigenthümhche Bronzefibel. Dieselbe ist aus drei Bronze-
stücken und einer grossen Bernsteinperle zusammengesetzt. Der Fuss ist besonders ge-
gossen und zeigt vorne über der Nadelrinne auf kurzem Halse einen Widderkopf, von
welchem die typische dreieckige, die Rinne bedeckende Platte der Certosafibel ausläuft.
Diese Platte geht rückwärts in eine flachrundliche und reich ornamentirte Hülse über.
In diese ist das eine Ende der flach elliptischen, in ihrer Mitte vertical durchbohrten
Bemsteinperle eingefügt, während eine ähnliche, aber etwas breitere gegossene Hülse
Band III. 7
Fig. 185.
Bronzenes Beschläfj^schcibchen ('^/s)
aus Grab 138.
Fig. 187. Bronzene
Ziemadel («/g)
aus Gral) 141.
Fig. 186.
Einhenkeliger Thonkrug {^j^)
aus Grab 140.
98
I. Archäülopfie und üeschiclitc.
das andere Ende der Perle umschliesst. Diese zweite Hülse trägt an ihrem Ende
einen Stierkopf auf starkem Halse. Der Drahtbtigel der Fibel ist an der Hülse des
Fussstückes mittelst eines umgebogenen Hakens befestigt, durch diese Hülse, dann
durch die Bernsteinperle, die Kopf hülse und den Vordertheil
^^ ifS^ des Stierkopfes durchgezogen, bildet vor diesem Kopfe eine
^^k 1^1 unsymmetrische Doppelspirale (von drei und fUnf Umgängen)
■^B ^^m ™^^ oberer Sehne und geht dann in die Nadel über, L. 16*6,
^^ Br. 4*5, H. 4-2. Diese Fibel ist vortrefflich erhalten und
Fig. 188.
Benisteinperle
(V>)
9
Fig. 189.
^^'^^ /^M^^^ *^ Hallstattperiode überhaupt. — Ein ornamentirtes stark zer-
bildet ein hervorragendes Prachtstück unter den Fibeln der
aus Grab 144.
16 grössere Bernsteinperlen bis
setztes Bronzefragraent.
zu 2-4 D. (Figur 191).
146. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, von Nord gegen Süd, mit dem Kopfe
im Norden. In der Halsgegend lag eine halbkreisförmige nadellose Bogenfibel aus
Bronze mit einem eingehängten Drahtspiralringelchen von zwei Umgängen, L. 6*2,
H. 3-7.
vis. 190 />.
Fig. 190 c.
Fig. 190 a, h und c. IJroiizcuc barocke Fibel mit zwei Thierkopten
und einer Bernsteinperle (^/j) aus Grab 146.
147. Skeletgrab. (T. 60.) Unbedeckt, nordsüdlich, Kopf im Norden. Beigaben:
Zwei ungleiche, auf einen Eisendraht aufgesteckte Bernsteinperlen (Figur 192), wahr-
scheinlich der Rest einer zweispiraligcn eisernen Fibel, wie sie aus Bronze in Jezerine
Kadimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
99
vielfach gefunden wurden. — 6 Bernsteinperlen verschiedener Grösse, von 1*2 bis
2-6 D.
148, Urnengrab. (T. 85.) Röthliche Thonume mit einer unregelmässigen Stein-
platte überdeckt. Ihr Hals ist vom Bauche durch eine flache Rille abgesetzt, der Rand
ausgebogen. Am untersten Halstheile sitzen diametral zwei je 9 Cm. breite und an
den Enden mit aufwärts gerichteten Hörnchen gezierte Ansätze. H. 55, D. 43*5, m. 28,
h. 25, b. 13, hd. 22. Die Urne enthielt nur den Leichenbrand ohne Beigaben.
149. Urnengrab. (T. 70.) Auf einer unregelmässigen Steinplatte stand, mit einer
ebensolchen Steinplatte bedeckt, eine braune bauchige Thonurne mit dem Leichen-
brande, aber ohne Beigaben. Ihr Hals ist vom Bauche schwach abgesetzt, der Rand
stark ausgebogen. Zwischen Hals und Bauch sitzen zwei horizontale Ansätze mit Hörn-
chen an den Enden, H. 39, D. 395, m. 25, h. 22, b. 11, hd. 16.
Fijr. 191.
Bcrnsteinporle (*/j)
aus Grab 145.
Fig. 194.
Thonbecher (V*)
au8 Grab 151.
Fig. 193.
Zweihenkoligor Tlioiiknig
aus Grab 150.
Fig. 192.
Zwei Bernsteinperlen
auf Eisendraht (Vi)
aus Grab 147.
150. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordstidlich, mit dem Kopfe im Norden.
Oberhalb des Kopfes stand ein kleiner zweihenkeliger Thonkrug (Figur 193). Er ist
röthlich, sein sehr kurzer Hals vom Bauche schwach abgesetzt, der Rand schmal nach
aussen umgelegt. Die Henkel von rundUchbreitem Querschnitte stehen vertical am
oberen Bauchtheile und sind in der Mitte mit einer iLängsrille, am Scheitel mit einer
spitzen Warze geziert. Hals und Bauch sind mit rothbraunen Strichen bemalt. H. 15,
D. 17*3, m. 7, h. 6*5, b. 7, hd. 5*5. Neben dem Schädel lagen folgende Beigaben:
Eiserne Messerklinge in zwei Stücken, mit Griffzunge. Die Klinge ist einschneidig, ge-
schweift, mit breitem Rücken. Das erhaltene Stück ist 14 Cm. lang, die ganze Klinge
dürfte 20 Cm. lang gewesen sein. Ihre Breite beträgt 2*5 Cm. Der Griff ist ebenfalls
unganz, 7 Cm. lang, 2 Cm. breit und besass, wie die Nietenlöcher zeigen, Schalen aus
Bein oder Holz. — Zwei bogenförmige Eisenfragmente von rundem Querschnitte, viel-
leicht Reste eines Armringes.
151. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Oberhalb des Kopfes stand ein bis auf den Henkel ganz erhaltener Henkelbecher aus
Thon (Figur 194). Er ist schwarzgrau, mit deutlich abgesetztem Hals und aufrecht-
stehendem Rande, H. 5'6, D. 8*5, m. 7*3, b. 5*5, hd. 3. Ferner lag in der Nähe des
7*
100
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 195. Zweihenkeliger
Thonkriig (V4)
Kopfes das Stück eines bogenförmigen, mit einem schmalen Bronzeblechstreifen spiralig
umwundenen Eisendrahtes, vielleicht das Fragment eines Fibelbügels.
153. Urnengrab. (T. 80.) Die freistehende schwärzlichbraune Thonume hatte
einen vom Bauche nicht abgesetzten Hals, ausgebogenen Rand und zwischen Hals und
Bauch zwei glatte horizontale Ansätze. H. 42, D. 40-5, m. 22*5, h. 19-5, b. 14, hd. 17.
Ausser dem Leichenbrande fand sich darin ein röth-
licher zweihenkeliger Thonkrug (Figur 195) mit sehr
niederem Fusse. Sein Hals ist vom Bauche nicht
abgesetzt, der Rand ausgebogen, die verticalen Hen-
kel von flachrundem Querschnitte stehen am unteren
Halstheile. Der Hals ist bis zum Rande mit schwarzen
Strichen bemalt. H. 15, D. 14, m. 10, h. 9*5, b. 7,
hd. 5. Ferner lag zwischen den Brandresten ein
rechteckiges Gürtelblech aus Bronze mit abgebroche-
nem Schliesshaken (Figur 196), L. 7, Br. 3.
153. Dieser Punkt liegt in der Mitte einer von
Südost gegen Nordwest über das Grabfeld verlaufen-
den, 3"5 Cm, breiten und 25 Cm. unter der Ober-
fläche liegenden Strasse, deren Fahrbahn in einer
Stärke von 10 Cm. mit feinerem Flussschotter über-
legt ist. Als dieser Weg entstand, ist die Nekropole
sicher nicht mehr benützt worden, denn es kamen
unterhalb desselben, wie der Plan Taf. II zeigt,
ziemlich viele intacte Grabstätten vor.
154. Urnengrab. (T. 90.) Unter einer un-
regelmässigen Steinplatte stand die zerdrückte grau-
braune Thonurne mit schwach vom Bauche abgesetztem Halse, sehr breit umgelegtem
Rande und zwei honzontalen, zwischen dem Bauche und Halse angebrachten Ansätzen
mit Hörnchen an den Enden. H. 46-5, D. 42, m. 30, h. 25, b. 16-5, hd. 17. Zwischen
dem Leichenbrande fand sich eine kleine braunrothe einhenkelige
Schale mit aufrechtstehendem Rande, H. 5, D. 7-5, m. 6, b. 4, hd. 2*5.
155. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der Erde, nordsüdlich,
mit dem Kopfe im Norden. Oberhalb des Kopfes stand ein zwei-
henkeliger schwärzlicher Thonkrug (Figur 197), mit schwach abge-
setztem Halse und schmal ausgebogenem Rande. Die zwei verticalen
Henkel von flachrundem Querschnitte sind dem unteren Halstheile
aufgesetzt. H. 113, D. IM, m. 77, h. 7, b. 5, hd. 4-5. An Beigaben
kamen nur einige Reste eines feinen Bronzekettchens vor.
156. Urnengrab. (T. 40.) Die unbedeckte, aussen gelbbraune,
innen hochrothe Thonurne war ganz zersetzt und enthielt nur die
Leichenbrandreste.
157. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdKch, mit dem Kopfe im Norden.
Beigabe: Eine Früh-La Tfene-Fibel aus Bronze (ähnlich Figur 172, nur dass die Sehne
des ersteren Stückes in doppelter Windung den Bügel umspannt), L. 8, H. 3-4.
158. Brandgrab. (T. 59.) Die Brandreste lagen frei in der Erde unter einer
unregehnässigen Steinplatte, enthielten aber keine Beigaben.
159. Skeletgrab. (T. 56.) FreiHegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Ein geschlossener Rronzering von flachem Querschnitte, D. 4*2. — 4 nahezu
Fig. 196. Bronzenes Gürtelbleoh («/a)
aus Grab 152.
Fig. 197. Zwei-
henkeliger Thonkrug
aus Grab 155.
RadiiUHk^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
101
4
Fig. 198.
Bronzenes
Anhängsel (%)
aus Grab 160.
gleich grosse Bemsteinperlen, zu zweien auf die Bruchstücke eines Eisendrahtes aufge-
steckt (wahrscheinlich Rest einer zweispiraligen Eisenfibel).
160. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der Erde, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Norden. An Beigaben fand man in der Gegend des Halses:
eine halbkreisförmige nadellose Bogenfibel aus Bronze, L. 6*2, H. 4*7. —
Eine grössere Menge Bruchstücke eines feinen Bronzekettchens. — Ein
körbchenförmiges Anhängsel aus Bronze (Figur 198), L. 3, D. 1'5.^) —
7 kleinere Bernsteinperlen und einige Bemsteinfragmente.
161. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der Erde, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Norden. Oberhalb des Kopfes lagen die Scherben eines
gelblichrothen kleinen zweihenkeligen Thonkruges, welcher mit schwarzen
Strichen bemalt war. An sonstigen Beigaben kamen vor: Eine ganz kleine Früh-
La Tfene-Fibel aus Bronze (Figur 199), L. 4*5, H. 1-9. — Ein ornamentirtes Bernstein-
scheibchen (Figur 200), D. 5-5.
162. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Bei dem Kopfe stand ein zweihenkeUger Thonkrug von röthlichbrauner Farbe. Sein
Hals ist nicht abgesetzt, der Rand schmal umgebogen, die zwei verticalcn Henkel von
flachrundUchem Querschnitte sind oberhalb der grössten
Weitung angebracht. Hals und Bauch sind mit dunklen
Strichen bemalt. H. 9*5, D. 9, m. 6G, h. 6, b. 5-5,
hd. 3-5. Auf dem Halse des Skeletes (Figur 201) lag
eine halbkreisförmige nadellose Bogenfibel aus Bronze,
L. 6, H. 3-9.
163 und 181. Diese zwei Punkte liegen in der
Mitte je eines runden Brand-
platzes von 3 M., resp. 3*2 M.
D., welche ineinander ver-
fiiessen und einen zusammen-
hängenden, beinahe elliptischen
Brandplatz von 3 M. Br. und
4'5 M. L. bilden. Diese Stelle
lag 30 Cm. unter der Ober-
fläche, war mit Holzkohlen-
stückchen und viel Asche bedeckt und die Erde darunter roth gebrannt. Zweifellos
sind an dieser Stelle einst die in den Brandgräbern bestatteten Leichen verbrannt
worden. Die Gräber, welche innerhalb der Fläche des Brandplatzes angetrofi'en wurden,
liegen alle unterhalb demselben ganz intact; diese Verbrennungsstätte dürfte daher erst
dann errichtet worden sein, als die betreffende Partie des Gräberfeldes bereits besetzt
und ausser Benützung gekommen war.
164. Urnengrab. (T. 90.) Die unbedeckte bauchige Thonurne (Figur 202) ist
innen braun, aussen mit einem schwarzen glänzenden Firnisse überzogen, hat einen vom
Bauche nicht abgesetzten breiten Hals und ausgebogenen Rand. Zwischen Hals und
Bauch stehen zwei glatte horizontale Ansätze. H. 41, D. 39, m. 20, h. 18, b. 12, hd. 16.
Im Leichenbrande lag ein flacher Bronzering (Figur 203), welcher durch kleine Kreise
mit centralem Punkte verziert ist, D. 3'9.
Fig. 199. Bronzene
Früh-La Tone-Fibel («/j)
Fig. 200. Bernsteinscheibchen (Vi)
aus Grab 161.
») Vgl. Prosor, Popis ark., Taf. XXII, Figur 126.
102
I. Archäolog^ic und Geschichte.
Fig. 201. Bronzene
halbkreisförmige Bogenfibel ('/g)
aus Grab 162.
165. Urnengrab. (T. 70.) Die freistehende Thonurne (Figur 204) ist innen
rothbraun, aussen mit einer schwarzglänzenden Firnissfarbe überstrichen, inuss aber in
heisse Asche gestellt gewesen sein, weil auf dem Boden und dem unteren Bauchtheile
der Firniss weggebrannt und eine rothbraune Farbe zum
Vorschein gekommen ist. Der Boden ist etwas concav,
der Hals vom Bauche schwach abgesetzt, der Rand schmal
ausgebogen. Am untersten Halstheile stehen zwei hori-
zontale, je 6 Cm. breite, aufwärts gerichtete Ansätze mit
Hörnchen an den Enden. H. 44, D. 36-5, m. 22, h. 21,
b. 14, hd. 20. Die Urne enthielt nur den Leichenbrand
ohne Beigaben.
166. Urnengrab. (T. 90.) Die Thonurne (Figur
205) war unbedeckt, rothbr«aun, der Hals vom Bauche
nicht abgesetzt, der Rand ausgebogen, H. 55*5, D. 41*5,
m. 27, h. 23, b. 16, hd. 29. Im Leichenbrand keine Beigaben.
167. Urnengrab. (T. 50.) Die zersetzte Thonurne war mit einer unregelmässigen
Steinplatte bedeckt und enthielt zwischen dem Leichenbrande einen zweihenkeligen
Thonkrug (Figur 206). Dieser ist gelblichroth, der Hals vom Bauche schwach abge-
setzt, der Rand ausgebogen. Am unteren Halstheile stehen zwei verticale Henkel von
flachrundem Querschnitte; unter dem Rande
ist die Urne mit schwarzen Strichen bemalt.
H. 14, D. 15, m. 10, h. 88, b. 7-5, hd. 4.
Sonstige Beigaben fehlten.
168. Brandgrab. (T. 58.) Unter einer
unregelmässigen Steinplatte lagen auf der Ilrde
die Leichenbrandreste ohne Beigaben.
169. Urnengrab. (T. 96.) Frei in der
Erde stand die zerdrückte Thonurne, die
grösste unter allen in Jezerine gefundenen
(Figur 207). Sie ist röthlich, der Hals vom
Bauche schwach abge-
setzt, der Rand breit um-
gebogen; am untersten
Halstheile stehen zwei ho-
rizontale Ansätze mit
Hörnchen an den Enden.
H. 66, D. 55, m. 29-5,
h. 26, b. 21, hd. 25. Im
Leichenbrande kamen
keine Beigaben vor.
170. Urnengrab. (T. 50.) Die rothbraune Thonurne war mit einer unregel-
mässigen Steinplatte bedeckt, hat nach aussen umgelegten Rand und zwei horizontale
glatte Ansätze. Zwischen ihrem Leichenbrande wurde ein zweihenkeliger Thonkrug ge-
funden. Dieser ist gelbbraun, der Hals nicht abgesetzt, der Rand schmal nach aussen
umgelegt; die zwei Henkel von flachrundem Querschnitte stehen am unteren Halstheile.
Hals und Bauch sind mit schwarzen Strichen bemalt, H. 14, D. 13, m. 9*2, h. 8, b. 6*2,
hd. 4-5. Ausserdem enthielt der Leichenbrand : 3 Gürtelbeschläge aus Bronze mit je
Figr. 202. Thonurne (Ve)
ans Gral» 164.
Fig. 203. Bronzener
Sc hei benring ('/g)
Hadimsky. Dio Nekropolc von Jezeriiio in Pritoka.
103
drei Nieten (Figur 208), L. 5, Br. 1*3, und 2 rechteckige Beschläge aus Bronze mit je
drei Nieten, L. 4, Br. 1-5.
171, Urnengrab. (T. 60.) Unter einer unregelmässigen Steinplatte stand die zer-
drückte Thonume, in deren Leichenbrand nachstehende Bronzen gefunden wurden:
Eine Pincette mit aufgesteckter Schlusshülse aus Bronzeblech, letztere in getriebener
Arbeit mit vier Pfeilspitzen geziert (Figur 209), L. 12*6, Br. 3. — Eine Ziernadel von
eigenthümlicher Form (Figur 210). Dieselbe ist geknickt, der lange walzige, nach oben
anschwellende und conisch abgeschlossene Kopftheil ist auf eine L. von 7*7 quer ge-
kerbt, geht nach unten zuerst in einen fünfseitigen, mit Querstrichen gezierten Theil
und dann in dem Buge der Knickung in die runde Nadel über, L. 22*5. — 5 Gürtel-
beschläge (Figur 211), vier davon mit ein-
gehängten Ringen von 3*5 D. Die recht-
eckigen Bleche mit je drei Nieten sind 4*4 1.
und 1*5 br.^) — 23 rechteckige Beschläge
Fig. tJÜ4. Thoniinn« (»/«) ^»i« <'»'»b 165.
Fip. 205. Thoniiriic (Ve) aus Grab 166.
mit je drei Nieten (Figur 212), L. 4*2, Br. 1'5. — Bronzering, auf einer Seite flach,
auf der anderen convex, D. 4*3. — Bronzering, beiderseits convex, mit scharfem
Rande, D. 4-8.
173. Urnengrab. (T. 50.) Die zersetzte Thonume war mit einer unregelmässigen
Steinplatte bedeckt. Ausser Leichenbrand enthielt sie nur einen zweihenkeligen Thon-
krug (Figur 213). Dieser ist braun, mit schwach abgesetztem Halse und ausgebogenem
Rande. Die zwei verticalen Henkel von flachrundem Querschnitte sind am unteren
Halstheile angebracht. H. 18, D. 16, m. 10, h. 85, b. 83, hd. 65.
173. Urnengrab. (T. 80.) Unter einer unregelmässigen Steinplatte stand die zer-
drückte braune Thonume mit Spuren einstigen schwarzen Firnissanstriches. Ihr Hals
>) Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XXVI, Figur 164.
104
I. Archäologie und Gc«rhiclite.
ist vom Bauche nicht abgesetzt, der Kand nach aussen umgelegt, zwischen Hals und
Bauch sind zwei horizontale glatte Ansätze angebracht. H. 44*5, D. 40, m. 23, h. 21,
b. 15-5, hd. 19. Dabei folgende Bronzen: Pincette, an den Rän-
dern mit je einer Reihe ganz kurzer Querstriche verziert, L. 11'2,
Br. 2. — Scheibenring, mit vier rundlichen Ansätzen (Figur 214),
D. 3'7. — Ring, einerseits flach, andererseits kantig, D. 4*6.
174. Skeletgrab. (T. 100.) Ostwestlich, mit dem Kopfe
im Osten. (Jberhalb des Kopfes standen zwei Beigefässe, und
zwar: Ein röthlicher Thonkrug (Figur 215), dessen Hals vom
Bauche nicht abgesetzt und dessen Rand schmal umgebogen ist.
Die zwei verticalen Henkel von flachrundlichem Querschnitte
sind am unteren Halstheile angebracht, H. 10, D. 9, m. 5*5,
b. 4, hd. 3*5. Dann ein kleiner Henkelbecher aus Thon
(Figur 216). Er ist lichtgrau, der Rand schwach ausgebogen
und an seiner Aussenseite vertical gekerbt. Der weit ausladende Henkel trägt auf dem
Scheitel zwei hornai-tige Spitzen, ausserdem ist die grösste Bauch Weitung mit 7 kleinen
Fig. 206. Zweilieiikeligcr
Tlioiikrug (V4) aus Grab 167.
Fig. 207. Thoinirne (%) a"R Grab 169.
Warzen besetzt, H. 7-4, D. 9, m. 85, b. 6, hd. 4*5. Ausserdem lag in der Nähe des
Kopfes das längere verbogene Stück eines Bronzeblechstreifens von 0*3 Br., wahrschein-
lich das Fragment eines Spiralarmbandes.
175. Brandgrab. (T. 65.) Mit einer unregelmässigen Steinplatte bedeckt, lagen
die Leichenbrandreste in der freien Erde und enthielten 7 Bernsteinperlen von ver
sehiedener Form und Grösse (Figur 217).
Kadimsky. Dio Nokropole von Jczeriiie in Pritoka.
105
Fig. 208.
Bronzenes
Gürtel-
beschläge ('/a)
ans Grab 170.
176. Urnengrab. (T. 50.) Die zersetzte Thonurne, welche nur den Leichen-
brand enthielt, war mit einer unregelmässigen Steinplatte bedeckt.
177. Urnengrab. (T. 90.) Die mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckte rothbraune Thonurne hat Spuren eines schwarzen Firniss-
anstriches und einen vom Bauche merklich abgesetzten Hals mit umge-
legtem Rande. Zwischen Bauch und Hals ist sie mit zwei horizontalen
Ansätzen, welche an den Enden aufwärts gerichtete Hörnchen tragen,
verziert. H. 51, D. 425, m. 29, h. 24, b. 16, hd. 22-5.
178. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im
Osten. Dabei eine halbkreisftSrmige nadellose Bogenfibel aus Bronze, L . 5'6, H. 3.
179. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe
im Osten. Am Halse eine halbkreisförmige nadellose Bogenfibel aus Bronze,
L. 6-3, H. 4-7.
180. Skeletgrab. . (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe
im Norden. Dabei eine Certosafibel aus Bronze (Figur 218), mit flachem, in der Mitte
verbreitertem Bügel, L. 86, H. 22.
181. Mitte eines Leichenver-
brennungsplatzes (siehe 163).
182. Skeletgrab. (T. 100.)
Freiliegend, nordsüdlich, mit dem
Kopfe in Norden. Dabei eine be-
sonders starke halbkreisförmige na-
dellose Bogenfibel aus Bronze mit
eingehängtem kleinem Bronzeblech-
ringelchen, L. 6-2, H. 4-8.
183. Skeletgrab. (T. 130.)
Freiliegend, nordsüdUch, mit dem
Kopfe im Norden. Beim Halse fol-
gende Reste eines Halsschmuckes:
Ziemlich viele Stücke eines feinen
Bronzekettchens. — Zwei kleine Bern-
steinperlen. — Zwei kleine blaue und
drei kleine gelbe Glasperlen.
184. Skeletgrab. (T. 80.)
Freiliegend, ostwestlich, mit dem
Kopfe im Osten. Dabei nachstehende
Bronzen: Certosafibel, deren Kopf
und Nadel abgebrochen sind. — Ein
ganzer und zwei gebrochene Ringe
von rautenförmigem Querschnitte,
mit Querstrichen ornamentirt (Figur
219), D. 5-2.
185. Urnengrab. (T. 70.) Die
freistehende Thonurne enthielt einen
rothbraunen einhenkehgen Thonkrug
(Figur 220), dessen Hals vom
Bauche nicht abgesetzt und dessen
Rand ausgebogen ist. Der Henkel aus Grab 171.
Fig. 209. Bronzene Pincette
mit Verschlusshülse ('/g)
Fig. 212.
Bronzenes
Beschläge («/g)
Fig. 211. Bronzener
Gürtelring («/g)
Fig. 210.
Bronzene Zieniadel (*/g)
106
I. Archäologie und Gcscliiclitr.
Fig. 213. Zwciheiikoligor
Thoukrug (V*) aus Grab 172.
Fig. 214. Brouzeucr
8cheibcnring ('/j)
aus Grab 173.
von rundlichem Querschnitte ist dem Halse aufgesetzt. H. 11, D. 10'5, m. 6*5, h. 6,
b. 6, hd. 4.
186. Urnengrab. (T. 80.) Die frei in die Erde gestellte bauchige Thonume ist
gelbbraun. Der Hals vom Bauche merklich abgesetzt und der Rand ausgebogen.
Zwischen Hals und Bauch stehen zwei horizontale Ansätze
mit je drei Hörnchen und zwischen diesen zwei knopfförmige
runde Buckel. H. 445, D. 37, m. 27-3, h. 24*3, b. 15, hd. 18.
Sie enthielt ausser dem Leichenbrande einen zweihenkeligen
röthlichen Thonkrug mit einem vom Bauche kaum merkbar
abgesetzten Halse und ausgebogenem
Rande. Die zwei breiten verticalen Henkel
sind dem unteren Halstheile aufgesetzt.
Am Hals und Bauch sind Spuren einer
Bemalung mit schwarzen Strichen bemerk-
bar. H. 13-5, D. 13-5, m. 8, h. 7, b. 6-5,
hd. 4. — Kopf einer Ziernadel aus Bronze,
gekerbt (wie Figur 487, nur etwas dünner
und kürzer).
187. Urnengrab. (T. 70.)DieThon-
urne war frei in die Erde gestellt, ist bauchig, graubraun, mit zwei horizontalen An-
sätzen, die mit je zwei Hörnchen geziert sind. Im Leichenbrande lag eine hohe ein-
henkelige Thonschale (Figur 221). Dieselbe ist schwärzlichgrau, der Rand schwach
ausgebogen, der verticale Bandhenkel steht 1 Cm.
über den Rand empor. H. 8, D. 1 1, m. 10, b. 5, hd. 4.
In der Thonume lag ferner eine Nadel aus Bronze
(Dorn einer Fibel oder unterer Theil einer Zier-
nadel).
188. Brandgrab. (T. 85.) Unter einer un-
rcgclmässigen Steinplatte lagen die Brandreste frei
auf der Erde. Beigaben: 5 Bernsteinperlen verschie-
dener Grösse, einige Fragmente solcher und eine
dreieckige gelbe Glasperle.
189. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten;
bei dem Kopfe lagen: Ein zweihenkeliger schwärzlicher Thonkrug (Figur 222), mit
schwach abgesetztem Halse und ausgebogenem Rande. Die verticalen Henkel von
flachem Querschnitte sind zwischen dem Halse und dem Bauche angebracht. H. 18*5,
D. 18'5, ra. 10, h. 8*7, b. 8, hd. 5*5. — Ein Scheibenring aus Bronze mit aufgestecktem
kleinem Bronzeblechringel (Figur 223), auf der einen Seite durch kleine Kreise mit
centralen Punkten verziert, D. 6*4. — Ein Bronzeanhängscl, auf einer Seite flach, auf der
anderen halbrund, gegossen (Figur 224), L. 4*6. — Ein kleines flaches Bronzeringelchen,
D. 2-5. — Eine flache Bernstcinperle (Figur 2'^5), D. 2*3, Br. 8. — Eine kleine
blaue Glasperle.
190. Urnengrab. (T. 70.) Die Thonm'ne stand frei in der Erde und enthielt
ausser dem Leichenbrande zwei Beigefiisse: Einen einhenkeligen schwärzlichbraunen
Thonkrug, dessen Hals vom Bauche merklich abgesetzt und dessen Rand umgelegt ist.
Der verticale Bandheukel steht am unteren Halstheile. H. 11'7, D. 12, m. 8*5, h. 7*5,
b. 6, hd. 4. — Einen zweihenkeligen röthlichbraunen Thonkrug, dessen Hals vom Bauche
Fig. 215.
Zweihenkeliger
Thonkrug (Ve)
Fig. 216. Thönerner
Heukclbecher {^j^)
aus Grab 174.
Radimsky. Die Nokropolo von Jczeriiic in Pritoka.
107
deutlich abgesetzt und dessen Rand ausgebogen ist. Die vertiealen Henkel stehen am
unteren Halstheile. H. 11, D. 12, m. 8, h. 7*3, b. 6, hd. 4.
191. Skeletgrab. (T. 135.) Frei in der Erde, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Norden. Oberhalb des Kopfes stand ein Beigefäss aus Thon. Am Halse fanden sich
mehrere Fragmente eines feinen Bronzekettchens und zwei kleinere Bernsteinperlen
(Figur 226).
i
Fig. 217.
Bemsteinpcrle (*/i)
aus Grab 175.
Fig. 221.
ThönerneHenkelschalc (*/4)
aus Grab 187.
Fig. 218.
Bronzene Certosafibel ('/s)
aus Grab 180.
Fig. 220.
Einhenkeliger
Thonkrug (»/«)
aus Grab 185.
Fig. 219. Bronzener
Zierring ('/a) aus Grab 184.
193. Skeletgrab. (T. 140.) Nordsüdlich, mit dem Kopfe im Süden. Beim Halse
^össere Fragmente eines feinen Bronzekettchens.
193, Urnen grab. (T. 60.) Die freistehende Thonurne enthielt ausser dem Leichen-
brande, welcher mit Holzkohlenstückchen gemischt war, den unverbrannten Schädel
Fig. 225.
Bemsteinperlc
Fig. 222. Zweihenkeliger
Thonkrug (Ve)
Fig. 223.
Bronzener Scheibenring
mit Ringel («/g)
aus Grab 189.
Fig. 224.
Bronzenes
Anhängsel («/s)
der Leiche (der erste Fall einer partiellen Verbrennung in Jezerine) und einen zwei-
henkeligen Thonkrug.
191, Urnengrab. (T. 40.) Die frei in die Erde gestellte Thonurne enthielt beim
Leichenbrande eine grössere flache und vier kleinere walzige Bernsteinperlen.
195a. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt und mit dem Leichenbrande gefüllt. Letzterer enthielt nachstehende
108
I. ArchÄolo^p und Geschichte.
Fig. 226.
Bronzen: Eine grosse Pincette (Figur 227). Dieselbe ist mit Doppelstrichen an den Seiten
und mit kleinen Doppelkreisen um je einen centralen Punkt ornamentirt, L. 16, Br. 3-4.
— Eine Ziernadel mit gekerbtem Halse (Figur 228). Sie ist verbogen und
hat an dem gegen oben stärker werdenden Halse eine kleine Kopfplatte,
L. 21 -5. — Zwei rechteckige Gürtelbeschläge mit angehängten, ungleich
grossen Ringen und je zwei Nieten (Figur 229). L. sammt dem Haken 5,
Br. 1. Der Ring im D. 4. — 3 Beschlägstilcke, durchbrochen, von ungleicher
Bernstcinperle y^^^ (^^^j ^^^^^ YigMT 230 und 231). Jedes derselben hat zwei Nieten,
aus Grab 191 ^^ ^^^ ^' ^'^> ^^* ^^ ^^^ andere L. 3'4, Br. 2*8. — Zwei Blechfragmente,
wahrscheinlich Reste der Verschlusshülse für die oben angeführte Pincette.
195b. Skeletgrab. (T. 100.) Unter dem Urnengrabe 195a lag frei in der Erde
ein Skelet ohne Beigaben, dessen Richtung nicht constatirt wurde.
196. Urnengrab. (T. 60.)
Die grosse Thonurne war auf
einer kleinen Steinplatte aufge-
stellt und mit einer unregelmässi-
gen Steinplatte bedeckt. Im Lei-
chenbrande fand mau folgende
Bronzen: Eine Pincette, mit je
einem neben dem Rande hinlau-
fenden Striche verziert, L. 12*3,
Br. 2*2. — Einen flachrunden
Ring mit abgebrochenem An-
sätze (wahrscheinlich Rest einer
Schliesse), D. 4-1.
197. Urnengrab. (T. 40.)
Die Thonurne stand frei in der
Erde und ^ enthielt nur den Lei-
chenbrand.
198. Urnengrab. (T. 70.)
Unter einer unrcgelmässigen Stein-
platte stand die Thonurne, welche
ausser dem Leichenbrande nur
das Figur 232 abgebildete Spiral-
röhrchcn aus Bronze enthielt.
199a. Urnengrab. (T. 70.)
Die frei in der Erde stehende
Thonurne (Figur 233) ist röth-
lichbraun, ihr Hals vom Bauche
schwach abgesetzt und der un-
tere Halstheil durch zwei hori-
zontale glatte Ansätze verziert,
D. 38, h. 24-5, b. 12, hd. 19. Der
Leichenbrand enthielt keine Bei-
gaben.
199b. Skeletgrab. (T. 100.) Unter dem Urnengrabe 199a wurde frei in der
Erde ein Skelet ohne Beigaben angetroffen, dessen Richtung nicht constatirt wurde.
Fig. 227.
Bronzene Pincette
(V.)
Fig. 230.
Bronzenes
Beschläge («/s)
Fig. 231. Bronzenes
Bescliläge ('/a)
Fig. 228.
Bronzene Ziernadel ('/g)
aus Grab 195 a.
Radimsk/. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
109
200. Urnengrab. (T. 80.) Die frei in die Erde gestellte Thonurne (Fignr 234)
ist braun^ der Hals vom Bauche nicht abgesetzt und mit zwei horizontalen Ansätzen
oberhalb der grössten Bauchweitung geziert. Von der Unterseite dieser Ansätze ver-
laufen gegen unten je drei bogenförmig nach rechts gerichtete Rippen. H. ohne Rand
38'5, D. 35'5, h. 19, b. 13, hd. 18. Die Urne war mit Leichenbrand vollständig ange-
fiillt und enthielt ausser diesem einen zweihenkeligen röthlichen Thonkrug mit kaum
merklich abgesetztem Halse, ausgebogenem Rande und zwei breiten Henkeln am unteren
Halstheile, H. 15*5, D. 14, m. 9, h. 8, b. 55, hd. 6.
Fig. 232.
Bronzenes Spiral-
röhrchen C/j)
aus Grab 198.
Fig. 235.
Jironzene kreuzförmige Knöpfe ('/s)
aus Grab 201.
Fig. 233. Thonurne (V«) aus Grab 199.
Fig. 234. Thonurne (Ve)
aus Grab 200.
201« Urnengrab. (T. 50.) Die frei in die Erde gestellte Thonurne enthielt ausser
dem Leichenbrande nachstehende Bronzen: 12 kreuzförmige ungleich grosse Knöpfe
mit je einer Querrippe an den Armen, sowie mit je einem Würfelauge in der Mitte
(Figur 235), D. 2—2*5.^) — Einen schmalen Ring, einerseits flach, andererseits con-
vex, D. 5.
202« Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrande
ein in der Mitte durchbohrtes Bescblagscheibchen aus Bronze, D. 3*8.
») Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XXII, Figur 142.
110
I. Archäologie und Geschichte.
303. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der Erde, nordsüdlieh, mit dem Kopfe im
Norden. Bei dem Schädel fand man eine halbkreisförmige Bogenfibel (Figur 236) mit
einer angehängten Doppelspiralscheibe, L. 5, H. 3*7, und 5 ungleich grosse blaue Glas-
perlen bis zu 1'4 D.
204. Urnen grab. (T. 60.) Die Thonurne stand frei in der Erde und enthielt
ausser dem Leichenbrande einen glatten Scheibenring aus Bronze von 4*2 D.
205- Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend,
nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden. Bei dem
Kopfe fand man: Einen einhenkeligen schwarz-
grauen Thonkrug mit nicht abgesetztem Halse
und ausgebogenem Rande. Der kreisförmige, weit
vorspringende Henkel von flachem Querschnitte
steht vertical am
unteren Halstheile.
H. ll,D. 12,m.7-5,
h. 6-8, b. 6-5, hd. 4.
— Einen zweihen-
keligen gelbbraunen
Thonkrug (Figur
237). Sein Hals ist
vom Bauche nicht
abgesetzt, der Rand
ausgebogen und die
zwei verticalen Hen-
kel von flachrundem
Querschnitte am un-
teren Halstheile an-
gebracht. Hals und
Bauch des Gefilsses
sind mit schwarzen
Strichen bemalt. H. 20, D. 175, m. 10*2, h. 9-5, b. 85, hd. 7*5. — Das Fragment einer
Bronzefibel mit einer auf den Drahtbügel gesteckten walzigen Bemsteinperle. — 6 Bern-
steinperlen verschiedener Form und Grösse, nebst zwei Fragmenten solcher Perlen.
206. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Bei dem Kopfe lag eine eigenthümliche Fibel aus Bronze mit einer zweiseitigen Spirale
an jedem Ende, wie solche in Jezerine häufig vorkamen, und welche ich der Kürze
wegen zweispiralige Fibeln nennen will. Ihr flacher Bügel besteht aus Bronzedraht,
auf welchen 8 Bernsteinperlen aufgesteckt sind (ähnlich Figur 572),^) L. 10-7, Br. 3*5.
207. Skeletgrab. (T. 60.) Frei in der Erde, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Norden. Bei dem Kopfe Reste eines Halsschmuckes: 5 blaue und 1 grüne Glasperle
von nahezu gleicher Grösse.
208. Skeletgrab. (T. 80.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe nachstehende Bronzen: Eine Mittel-La Tene-Fibel mit zwei ange-
hängten Bronzeringen (Figur 238), L. 9*2, Br. 3*5. — Ein rechteckiges in zwei Halb-
kreisen endigendes Schliessenblech (Figur 239), L. 62, Br. 2*7. — 6 kreuzförmige Knöpfe;
deren Arme an ihrem Ende runde Knöpfchen tragen (Figur 240), D. 22.
Fip. 236. Bronzene liall)kreist7»rnn^e
Bogenfibel mit Brillenspirale ('/a)
aus Grab 203.
Fig. 237.
Zweibenkeligor Thonkrug (*/4)
aus Grab 205.
*) Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XX, F'i^ur 70.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
111
Fig. 238. Bronzene Mittel-La T^ne-Fibei
mit zwei Ringen ('/g)
209. Skeletgrab. (T. 40.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Bei dem Kopfe folgende Bronzen: Eine halbkreisförmge nadellose Bogenfibel, L. 6*6,
H. 5. — Ein geschlossener glatter Ring von elliptischem Querschnitte, D. 5*4.
210. Skeletgrab. (T. 80.). Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe folgende Bronzen: Kahnförmiger Bügel und Spiralfragment einer La
Tfene-Fibel. — Anhängsel (Figur 241), L. 5.
211« Urnen grab. (T. 60.) Die frei in die Erde gestellte Thonurne enthielt- im
Leichenbrande folgende Beigaben: Bügel einer eisernen Fibel (Figur 242), L. 7-9,
H. 4-8. — Bronzepincette, die kleinste unter allen gefundenen (Figur 243), L. 4*8,
Br. 0'7. — Den massigen quergerippten, stark konischen und oben in eine Platte aus-
gehenden Kopf einer Bronzeziemadel (Figur 244). — Einen geschlossenen glatten
Bronzering mit scharfen
Rändern und beiderseits
convexen Flächen, D. 4*3.
— Einen glatten flach-
runden Knopf aus Bronze
(Figur 245), D. 24. —
15 kreuzförmige Knöpfe
(Figur 246), die grössten
unter den gefundenen,
mit je zwei schwachen
Querrippen vor den End-
knöpfchen der Arme,
D. 3. — Zwei Stücke
eines Spiralröhrchens aus
Bronzeblech. — Ein run-
des, in der Mitte durch-
bohrtes Beschlägestück
aus Bronzeblech.
212. Urnengrab.
(T. 50.) Die frei in die
Erde gestellte Thonurne
enthielt nebst dem Lei-
chenbrande folgende Beigaben: Einen gelblich braunen zwei henkeligen Thonkrug.
Sein Hals ist vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand ausgebogen; die zwei Henkel von
flachrundlichem Querschnitte sind zwischen dem Halse und dem Bauche angebracht.
H. 12, D. 12*5, m. 9, h. 7*5, b. 7-3, hd. 3*5. — Einen glatten Bronzering mit beiderseits
scharfem Rande und convexen Seitenflächen, D. 3*5.
213. Urnengrab. (T. 70.) Die freistehende Thonurne enthielt nebst dem Leichen-
brande: Einen einhenkeligen röthlichen Thonkrug (Figur 247). Sein Hals ist vom
Bauche deutlich abgesetzt. Der Rand schmal umgebogen, der abgebrochene Henkel
stand am unteren Halstheile. Der Krug ist mit schwarzen Strichen bemalt. H. 18,
D. 18-8, m. 10, h. 8-3, b. 75, hd. 7. — Eine Bronzedrahtfibel (Figur 248, ähnlich
Figur 174), L. 11*5, H. 2*9. — Eine Bronzedrahtfibel, deren flacher Bügel aus einem
achterförmig gewundenen Drahte besteht (Figur 249), L. 5-8. — Das zu dieser Fibel ge-
hörige, aus zwei convexen Bronzeblechen zusammengenietete Anhängsel (gleich Figur 135),
D. 6-2. — Ein latemenförmiges Anhängsel aus Bronze (Figur 250), L. 23, Br. 1-6. —
Ein Zierstück aus Bronzeblech, welches beiderseits in Scheibchen ausläuft, welche durch
Fig. 239. Bronzenes
Gürtelblech (%)
Fig. 240. Bronzene kreuzflJrmi^e Knöpfe ('/s)
aus Grab 208.
112
I. Archäologie und Geschichte.
je eine eingeritzte Spirale omamentirt 8ind (Figur 251). — Fragmente der zu der
Bronzeiibel gehörigen Bemsteinperle. — Eine blaue Glasperle, D. 1.
314a. Urnengrab. (T. 90.) Die freistehende Thonurne ist röth-
lichbraun, der Hals vom Bauche schwach abgesetzt und der unterste Hals-
theil mit zwei glatten horizontalen Ansätzen besetzt; D. 48, b. 17, hd. 26.
Im Leichenbrande lagen 16 Beschlägescheibchen, davon 15 mit je einer
Niete in der Mitte und eine mit drei Nieten. Eine der ersteren und die
letztere sind Figur 252 und 253 abgebildet. Ihre Oberfläche ist mit con-
centrischen Kreisen und der Rand mit kurzen Kerben verziert, D. 4.
314b. Skeletgrab. (T. 130.) Unter dem Urnengrabe 214a wurde
ein frei in der Erde liegendes Skelet ohne Beigaben angetroffen, dessen
Richtung nicht constatirt ist.
315. Urnengrab. (T. 100.) Die frei in die Erde gestellte Thonurne
ist braunroth, der Hals vom Bauche schwach abgesetzt, der Ratid umge-
bogen, der untere Halstheil war mit zwei (abgebrochenen) horizontalen
Ansätzen geziert; H. 525, D. 49, m. 29, h. 25-5, b. 15*5, hd. 20.
316. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe
Neben dem Kopfe lagen folgende Beigaben: Eine grosse Certosafibel mit
zwei Knöpfen und im Querschnitte dreieckigem Bügel (ähnlich Figur 169), L. 16*4,
H. 5"5. — 22 Bernsteinperlen von verschiedener Grösse bis zu 2*2 D. und das Fragment
einer solchen Perle.
Fig. 241.
Bronzenes
Anhängsel
(%)
aus Grab 210.
im Norden.
Fig. 242.
Eisernes Fibelfragmcnt (^/a)
Fig. 243. Bronzene
Pincetto (»/«)
O
Fig. 245.
Bronzener Knopf
^^Ocxx¥^
Fig. 246. Bronzene kreuzförmige Knöpfe ('/g)
Fig. 242— 246 aus Grab 211.
Fig. 244.
Bronzene
Ziemadel
217. Skeletgrab. (T. 130.) Frei in der Erde, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Süden. Beigaben: Eine halbkreisförmige nadellose Bogenfibel aus Bronze, mit einem
mittelst eines ringförmig umgebogenen Bronzeblechstreifens angehängten Scheiben-
ringe (Figur 254), L. 5'9, H. 4*5, der Scheibenring D. 4*8. — Zwei runde Bronze-
knöpfe mit je einer Spitze in der Mitte ihrer convexen Oberfläche (Figur 255), D. 2.
— Ein hohles bullenförmiges Bronzeanhängsel (ähnlich Figur 382), D. 1-7. — Eine
kleine blaue, weiss emaillirte Glasperle, D. 07.
318. Skeletgrab. (T. 100.) Frei in der Erde, nordsüdHch, mit dem Kopfe im Norden,
dabei zwei Bronzedrahtspiralen (wahrscheinlich Reste eines brillenfOrmigen Zierstückes).
Kadimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
113
Fig. 247.
Einhenkeliger Thonkrug (*/4)
Fig. 251. Bronzenes Zierstück (^/a)
Fig. 250.
Bronzenes
Anhängsel ('/s)
aus Grab 213.
Fig. 249.
Bronzene Fibel ('/s)
Fig. 252. Bronzenes
Beschlägscheibchen
319. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsUdlieh, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Zwei Certosafibehi mit sehr flachem Bügel, L. \)'b und 9-2. — Ein Bronze-
armband, offen (Figur 256), D. 4*6. — Ein geschlossenes Bronzeringelchen, D. 2-5.
330.Urnengrab.(T.G0.)
Die frei in die Erde gestellte
Thonurne enthielt ausser dem
Leichenbrande einen einhen-
keligen Thonkrug (Figur 257).
Er ist dunkel braungrau, sein
Hals vom Bauche schwach ab-
gesetzt und der ßand umgelegt.
Der weit vorstehende, mit einer
Warze besetzte Henkel von
flachrundem Querschnitte steht
vertical zwischen Hals und
Bauch. H. 11, D. 12, m. 7,
h. 6, b. 4-5, hd. 3-5.
331.Urnengrab.(T.90.)
Die freistehende Thonurne ent-
hielt im Leichenbrande einen
geschlossenen glatten Bronze-
ring, D. 6'3.
333.Urnengrab.(T.60.)
Die topffÖrmige Thonurne (Fi-
gur 258) war mit einer unregelmässigen Steinplatte bedeckt, graubraun, mit schwach
ausgebogenem Rande. Zwischen zwei horizontal gestellten Henkeln läuft ein gekerbter
Rundwulst um das Geftlss. Ein zweiter gekerbter Rundwulst geht unter dem Rande
8
Fig. 253. Bronzenes
Beschlägscheibchen;
ans Grab 214 a.
Fig. 255,
Bronzener Fig. 254. Bronzene halb-
Knopf kreisförmige Bogenfibel mit
(^/s) King und Scheibchen ('/s)
aus Grab 217.
Band Iir.
114
I. ArchHoloffie und ücHchichtc.
herum, und 65 Cm. unter diesem ist ein glatter hufeisenförmiger Ansatz angebracht.
H. 34, D. 30-5, m. 2H, h. 25-5, b. 13, hd. 15.
333. Urnengrab. (T. 100.) Die frei in der Erde stehende schwarzbraune Thon-
lU'nc enthielt den Leichenbrand und einen einhenkeligen Thonkrug. Dieser ist dunkel-
^ braun, mit niedrigem Fusse,
0^^^^^^H|^^^~. ^^ nicht abgesetztem Halse und
^SBHIIHHPH^^^MRI umgelegtem Rande. Der
l::^5r5^?^2^^S5^^^SHl verticalc Henkel von rund-
j^^' ^\^^^SHI^^^^K j.^j^^^ Querschnitte ist am
HEf In^^^^^^^Hi unteren Halstheile ange-
Fig. 256. Bronzoucr
Armring (^/g) aus Grab 219.
Fig. 257. Eiulieiikeliger
Thonkrug (V*) aus Grab 220
Fig. 258.
Tliouurne (*/e) aus (irab 222.
bracht. H. 135, D. 13, m. 9,
h. 8, b. 6-6, hd. 5, hf. 1.
334. Dieser Punkt liegt
in der Mitte eines 30 Cm.
unter der Erdoberfläche be-
findlichen Leichenverbren-
nungsplatzes von 3 M. D.
335. Urnengrab. (T.
100.) Die frei in der Erde
stehende Urne enthielt beim
Leichenbrande nachstehende
Beigaben: 4 Eisenfragmente,
wovon drei einem Ringe von etwa 3*5 D. angehören. — Eine Bronzepincette (Figur 259),
L. 11*3, Br. 2*4. — Einen starken Bronzering, mit beiderseits scharfen Rändern und
convexen Seitenflächen (Figur 260), D. 4'9. — Das Fragment eines Messerheftes aus Bein.
336. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Norden. Beigaben: 2 Eisenfragmente, wahrscheinlich Reste
eines eisernen Armringes. — 1 Bronzeanhängsel (Figur 261), L. 1*7. —
1 Bronzeanhängsel (Figur 262>, L. 2*9. — 1 Bronzeanhängsel (Figur 263),
L. 3*1. — 3 kleinere blaue Glasperlen, bis 1*1.
337. Urnengrab. (T. 70.) Die frei in der Erde stehende Thonume
enthielt folgende Bronzen: 1 Pincette, L. 9,
Br. 2. — 38 rechteckige Beschläge von gleicher
Form mit je drei Nieten (ähnlich Figur 212),
Fipf. 259.
Hronzcnc
Pincette (V2)
Flg. 260. Bronzener
glatter Rin<r (2/g)
Fig. 261.
Fig. 262.
Fig. 263.
aus Grab 225.
Fig. 261—263. Bronzene Anhängsel ('/a)
aus Gral» 226.
L. 3*6, Br. 1*7. — 1 glatter, einerseits flacher, andererseits convexer Ring, D. 5*4. —
1 beiderseits convexer glatter King, D. 32.
338. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Eine Mittel -La Tene- Fibel aus Bronze (Figur 264), L. 7-3, H. 2. —
Radi 111. sky. Die Xekropole von Jezerine in Pritoka.
115
Fijr. 264. Hronzene Mittel-La Teiie-Fibel(«/3)
aus Grab 228.
Ein gi-osses Gehänge aus Bronze (gleich Figur 328). Dasselbe ist zu schwer, als dass es
an die feine, in diesem Grabe gefundene Fibel hätte angehängt werden können. Es
muss daher entweder für sich allein als Schmuck
gedient haben, oder es war ursprünglich noch eine
zweite stärkere Fibel vorhanden, L. 14*5, Br. 5*5.
329. Skeletgrab. (T. 80.) Frei in der Erde,
nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden. Neben
dem Kopfe wurden Reste eines Halsschmuckes, be-
stehend aus 39 nahezu gleich grossen Bernstein-
perlen von 1*6 D. und andere Bernsteinperlenfragmente gefunden.
230. Skeletgrab. (T. 140.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
An Beigaben lagen neben dem Kopfe: Der obere Theil eines Kettengehänges aus Bronze,
(Figur 265), Br. 36, H. 28. — ^^
Fragmente einer Bronzefibel (wahr- ^^^^^ ^ä^^ .^^t^^^^ ^1^
scheinlich zu dem Kettchenge- BT^^^v^lB ^H^^^^^^^^ '
hänge gehörig). — Zwei kleine
Brillenspiralen aus Bronze (ähnlich
Figur 301), Br. 34, H. 2-9, D. der
Spiralscheiben 1*5. — 6 grössere
Bemsteinperlen bis 3*3 D. (Fi-
gur 266).
231. Urnengrab. (T. 60.)
Die unbedeckte Thonurne enthielt
Leichenbrand und folgende Bronzen: Eine Ziernadel (Figur 267). Dieselbe
ist ausnahmsweise gerade und hat einen gekerbten konischen, oben in eine
Platte endigenden Kopf, L. 155. — Eine Beschlagscheibe mit zwei Nieten,
D. 4-7. — Einen glatten Ring, D. 36.
232. Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende Thonurne enthielt
Leichenbrand und nachstehende Beigaben:
4 Eisenfragmente, wahrscheinlich von einem
Messer. — 1 Schliessenblech aus Bronze
Ficr. 265.
Bronzenes Obertheil
eines Fig. 266.
Kettengehänges ("/g) Bcrnsteinperle (*/i)
aus Grab 230.
Fig. 268.
Bronzenes Gürtelblech ('/s)
aiLs Grab 232.
Fig. 269.
Zweihcnkeligcr Thonkrug
('/4)
aus Grab 233.
Fig. 267.
Bronzene
Ziernadel ('/a)
aus Grab 23 L
(Figur 268), L. 10*6, Br. 3. — 4 Bronzeringe mit beiderseits scharfen Rändern und
convexen Flächen, D. 5'5, 4*4, 41 und 4. — 5 kreuzförmige Bronzeknöpfe (ähnlich
Figur 240), D. 2 2.
233. Skeletgrab. (T. 80.) Frei in der Erde, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Norden. Oberhalb des Kopfes stand ein zweihenkeliger schwärzUcher Thonkrug (Figur 269).
Sein Hals ist nicht abgesetzt, der Rand ausgebogen, der Querschnitt der am unteren
8*
116
I. Archäologie und Gcscliichtc.
Fig. 270.
Eisernes Fibelfragment (%)
Fig. 271.
Eiserner Ring (*/j)
aus Grab 234.
Halstheile angebrachten Henkel rundlich. H. 12, D. 14-5, m. 9% h. 9, b. 7, hd. 6-5.
Weitere Beigaben: 1 Nähnadel aus Bronze, mit abgebrochenem Oehr. — 2 ganz kleine
runde Bronzeknöpfe mit glatter convexer
Oberfläche, D. 1. — 34 theils walzige,
theils scheibenförmige Bernsteinperlen, bis
1*8 L. und 1-6 D. — 3 emaillirte blaue
und 1 glatte blaue Glasperle (Tafel III,
Figur 19).
334. Skeletgrab. (T. 100.) Frei-
liegend, nordslldlich, mit dem Kopfe im
Norden. Beigaben: 4 Fragmente einer
eisernen Fibel (Figur 270). — 1 Eisen-
ring (Figur 271), D. 3-7.
335. Urnen grab. (T. 100.) Die frei in die Erde gestellte Thonurne enthielt
beim Leichenbrande einen einhenkeligen Thonkrug (Figur 272). Er ist röthlich mit
schwach abgesetztem Halse und schmal umgelegtem Rande. Der Henkel von rundlichem
Querschnitte ist zwischen dem Halse und dem
Bauche angebracht. Hals und Bauch sind mit
dunklen Strichen bemalt. H. 20, D. 22, m. 10*2,
h. 9, b. 7-5, hd. 8. Ausserdem ein Schliessenblech
aus Bronze mit zwei Haken (Figur 273), L. 6*9,
Br. 2-6.
336. Skeletgrab. (T. 80.) Frei in der
Erde, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag eine Pincette aus Bronze
mit je einer fein eingravirten Zickzacklinie an
den Seitenrändern, L. 12, Br. 23.
337. Urnengrab. (T. 86.) Aussen um die
freistehende Thonurne lag ein in zwei Stücke
gebrochenes Eisenschwert (Figur 274) mit seitlich
verbogenem Griffe, etwas geschweifter Klinge,
starkem geschwungenem Rücken, so dass die
Klinge in der Mitte am breitesten ist und in eine
langgezogene Spitze ausläuft. Der Griff bildet zur
Klinge einen stumpfen Winkel und ist von der-
selben durch eine wulstförmige Verstärkung ab-
gesetzt, welche nach innen zu einer ganz kurzen
Parirstange verlängert ist. L. der Klinge (an
welcher jedoch die Spitze fehlt) 41, L. sammt
Griff 52'5, Br. der Klinge am Griffe 3, in der Mitte
3*7. Stärke der Parirstange 1, ihre L. (wovon aber jetzt ein Theil zu fehlen scheint)
1*7. L. des Griffes, welcher in eine schmale ovale Platte endigt, 10*5, dessen Br. an
der Parirstange 2-8. am Ende 4.^) Beim Leichenbrande in der Urne lagen: Eine
Spät-La Tene-Fibel aus Bronze mit dünnem Bügel und rund durchbrochenem Nadel-
Fig. 272. Einhenkeliger Thonkrug (V4)
Fig. 273. Bronzenes Gürtelblech (»/g)
au» Grab 235.
halterblatte (Figur 275), L.
D. 4-7.
8*8, H. 3, und ein Scheibenring aus Bronze (Figur 276),
1) Vgl. Mitth. d. A. G., Bd. XVIII, S. 231, Figur öl. (Ein Schwertfragment aus Hallstatt.)
Radiinsky. Die Nckropole von Jezerine in Pritoka.
117
388. Skeletgrab. (T. 56.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe
im Norden. Bei dem Kopfe lagen folgende Beigaben: 1 offener ovaler
Fingerring aus einem schmalen Bronzeblechstreifen (Figur 277), D. 1*7
Fig. 275.
Bronzene Spät -La T6ne- Fibel ('/g)
Fig. 276. Bronzener
8clieibenring (*/g)
aus Grab 237.
und 2. — 1 Töpfchen aus Bronzeguss, Anhängsel (Figur 278), mit sphä-
rischem gerandetem Boden, zwei kleinen vertical gestellten Henkelchen,
umgelegtem Rand und ovaler Mündung, H.3-8, D. 2-3— 2-5, m. 2-5— 29,
o
0
Fig. 277.
Bronzener
Fingerring (Vi)
Fig. 278.
Bronzenes Töpfchen ('/j)
aus Grab 238.
Fig. 279.
Bomsteinperle
(V.)
Fig. 274.
Eisernes Schwert (^U)
aas Grab 237.
b. 1*2. — 9 scheibenförmige und 2 walzenförmige Bemsteinperlen
bis 1*9 D. (Figur 279), dann zwei Fragmente von Bernsteinperlen.
239. Skeletgrab.
(T. 50.) Freiliegend, nord-
sUdlich, mit dem Kopfe im Norden. Neben
dem Kopfe des Skeletes fanden sich folgende
Beigaben: Eine zweispiralige Bronzefibel
(Figur 280) mit sechs aufgesteckten Bem-
steinperlen an dem geraden Bügel und einem
Zierscheibenringe an der Nadel, L. 1, D. des
Scheibenringes 3*6. — Ein convex getrie-
benes, am Rande zweimal durchlochtes
Bronzescheibchen, vielleicht die Hälfte eines
kapseiförmigen Anhängsels, D. 3.
340. Urnengrab. (T.67.) In der Erde
stand eine runde Steinurne (Figur 281) von
37 H., 50 Mündungsd. und 42 Bodend. Die innere Lichte und innere Tiefe 35. Sie war
mit einem runden Steindeckel von 37 D. und 7-5 Stärke bedeckt und enthielt eine
Thonume mit dem Leichenbrande ohne Beigaben.
Fig. 280. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernstein-
perlen und einem Scheibenringe ans Bronze (*/a)
aus Grab 239.
US
I. ArcliMolopio und Goscliiflitc.
34L Skeletgrab. (T. 56.) Freiliegend, nordsüdlieh, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen folgende Beigaben: Eine zweispiralige Fibel aus Bronzedraht mit
Fip. 281. Stoimimo mit 8toiiideckel iiiicl Tliomiriio (^/g) aus (irab 240.
ganz geradem Schlingcnbügel (Figur 282). Die Spirale am Kopfende hat eine L. von 48,
jene am Fusscnde eine solche von 3'8. Auf der Nadel ist eine Bernsteinperle aufgesteckt,
L. 9*2. — 4 nahezu gleich grosse Bem-
steinperlen von 1*8 D.
243. Skeletgrab. (T. 50.) Frei-
liegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Norden. Neben dem Kopfe lag eine rö-
mische Charnierfibel aus Bronze mit einem
am Kopfende breiten, gegen den Fuss zu-
gespitzten bogenförmigen Bügel (ähnlich
Figur 350). Ausserdem die Hälfte eines
Bronzeringels von 1*4 D. aus feinem
Draht.
34-i. Urnengrab. (T. Go.) Die Thonurne war mit einer kleinen Steinplatte be-
deckt, auf welcher ein Eisenmesser (Figur 283) lag. Dieses ist einschneidig, ohne
Fig. 282.
Bronzene zweispiralijfe Fibel mit Bernsteinperlo ('/a)
aus Grab 241.
Radimnky. Die Nekropolc von Jezcrino in Pritoka.
119
Spitze 20 1., in der Mitte 3*7, beim Griffe 2*8 br. Von dem breiten Griffe, welcher
durch einen Ansatz von der Klinge abgesetzt ist, ist nur ein bei Ü Cm. langes Stück
erhalten. Die Urne enthielt im Leiehenbrande nur zwei schwache, glatte, geschlossene
Bronzeringe von 3*5 D.
Fig. 287.
Bronzenes Beschläge ('/'s)
Fig. 283.
Ei.^enies
Me.'wer (*/4) •
aus Grab 243.
Fig. 288.
Bronzenes Be.sdiläg-
scliei bellen (*/g)
Fig. 285.
Bronzene Ziernadel ('/s)
aus Grab 244.
Fig. 284. Bronzene
Pincette («/a)
244. Urnengrab. (T. 100.) Die Thonurne war mit einer unregelmiissigen Stein-
platte bedeckt und die Erde herum mit Asche und Holzkohlenstückchen gemischt, so
dass Verbrennung der Leiche an Ort und Stelle angenommen werden darf. Im Leichen-
brand lagen nachstehende Bronzen: Eine Pincette (Figur 284) mit Längsstrichen an
den Rändern und zwei Querstrichen unterhalb der Längenmitte. L. 11*4, Br. 2*5. —
Eine geknickte Ziernadel mit starkem cylindrischem, breit gekerbtem und oben ebenem
Kopfe (Figur 285). Der Kopf geht in einen sechsseitigen Theil über,
und erst in der Knickung beginnt die runde Nadel. L. 13 Cm. ^)
— Ein Ring von flachrundem Querschnitte mit 10 kugelförmigen
Ansätzen an der Peripherie, von welchen
nur vier erhalten sind (Figur 286), D. 4*5. —
Eine Beschlägeschcibc mit drei Nieten (Figur
287), D. 4-7. — - Dazu gehören 8 Beschläge-
scheiben von gleicher Grösse und Verzierung,
mit je einer Niete in der Mitte (Figur 288).
245. Urnengrab. (T. 100.) Die Thon-
urne war mit einer unregelmässigcn Stein-
platte bedeckt und die umhegende Erde mit
Asche und Holzkohlenstückchen gemischt. Ln Leichenbrande lagen: Eine kleine ein-
henkelige schwärzHche Thonschalc (Figur 281)) mit aufrechtem Rande und über demselben
Fig. 289. Thünerue
Ilonkelschale {^U)
Fig. 290. Bronzenes
Beschläge {^js)
aus Gral» 245.
*) Vgl. Prozor, Popi.«« ark., Taf. XVI, Figur 17.
120
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 291.
Bronzene Mittel -La Tenc-Fibel
Fig. 292. Bronzener
glatter Ring («/,)
aus Grab 247.
emporstehendem Henkel von rundlichem Querschnitte. H. 4o, ra. 10, b. 4*5, hd. 45. —
Ein rechteckiges durchbrochenes Bronzebeschlägestück (Figur 290). L. 4*4, Br. 3-2.
346, Urnengrab.
(T. 120.) Die freistehende
Thonurne enthielt Lei-
chenbrand und einen glat-
ten geschlossenen Bronze-
ring mit beiderseits schar-
fen Rändern und convexen
Seiten, D. 3-5.
347. Skeletgrab.
(T.80.) Freiliegend, nord-
südlich, mit dem Kopfe
im Norden. Neben dem Kopfe lagen folgende Bronzen: Eine Mittel-La Tfene- Fibel
(Figur 291). L. 9*7, Br. 4*2, H. 3*4. — Ein geschlossener glatter Ring von rhombischem
Querschnitte (Figur 292), D. 3*8. — Ein kreuzförmiger
Knopf (ähnlich Figur 240), D. 19.
348. Urnengrab. (T.60.) Die topfförmige Thonurne
(Figur 293) stand frei in der Erde und ist schwärzlich-
braun mit schmal umgelegtem Rande. H. 30, D. 26*5,
m. 17, h. 16, b. 12, hd. 18.
349. Urnengrab. (T. 58.) Die Thonurne war mit
einer unregelraässigen Steinplatte bedeckt und enthielt
Leichenbrand und einen einhenkeligen rothen Thonkrug
mit nicht abgesetztem Halse und ausgebogenem Rande.
Der flachbreite, in seiner Mitte mit einer Längsfurche
versehene Henkel steht vertical am unteren Halstheile.
H. 12-5, D. 13, m. 85, h. 78, b. 55, hd. 5.
350. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, ostwestlich,
mit dem Kopfe im Osten. Bei dem Kopfe folgende Bron-
zen: Zwei gleiche Ohrringe aus rundem Bronzedrahte,
das eine Ende spitzig, das andere zurückgerollt. Das kleine eingehängte Ringelchen
diente wohl zum Verschlusse. (Figur 294), D. 4*5. — Ein geschlossener glatter Ring
von rhombischem Querschnitte, D. 4*6. — Ein Schliessenblech
(Figur 295), L. 4-8, Br. 2*2 -2-6.
351. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Norden. Dabei eine kleine
halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze
ohne Nadel, L. 39, H. 26.
353. Skeletgrab. (T. 120.) Frei-
liegend, nordsüdlieh, mit dem Kopfe im
Norden. Oberhalb des Kopfes stand ein
einhenkeliger graubrauner Thonkrug.
Sein Hals ist vom Bauche nicht abgesetzt,
der Rand umgelegt, der verticale Henkel
abgebrochen. H. 13*5, D. 13-8, m. 84,
h. 7-2, b. 6, hd. G. Neben dem Kopfe lag der obere Theil der Khnge eines grösseren
eisernen Messei's sammt einem Tlieile des Eisenheftes.
Fig. 293. Thonurne (Ve)
aus Grab 248.
Fig. 294. Bronzener
OhrrinpT («/a)
Fin^, 295. Ikonzenes
Giirtelhlech («/g)
aus Grab 250.
Radimsky. Die Nekropolc von Jezeriiie in Pritoka.
121
Fig. 296.
Bronzener Scheibenring (•/,)
aus Grab 255.
253. Urnengrab. (T. 80.) Die Thonurne stand frei in der Erde und enthielt
ausser dem Leichenbrande nur einen einhenkeligen rothbraunen Thonkrug. Sein Hals
ist vom Bauehe nicht abgesetzt, der Rand schwach um-
gebogen und der Henkel von rundlichem Querschnitte am
unteren Halstheile vertical aufgesetzt. H. 15*5, D. 18,
m. 9-8, h. 8-5, b. 8-5, hd. ö.
354. Urnengrab. (T. 60.) An die frei in der Erde
stehende Thonurne waren aussen mit Lehm andere Scher-
ben angeklebt.
355. Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende Thon-
urne enthielt den Leichenbrand und einen Scheibenring
aus Bronze (Figur 296), D. 6-6.
356. Urnengrab. (T. 60). Die freistehende Thon-
urne enthielt zwischen dem Leichenbrande: Eine Mittel-
La Tfene-Fibel aus Bronze mit sehr weit zurückgreifendem
Fusse (Figur 297), L. 9, H. 2*6, und einen hohlen schwach
elliptischen Cylinder aus Bein (Figur 298), D. 4 — 45, L. 5.
357. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen folgende Bronzen: Eine Früh -La T&ne- Fibel (Figur 299).
Der zurückgebogene freie Fuss ist mit dem Bügel durch ein
kleines Ringel verbunden, L. 8*7, H. 2*2. — Ein Spiralarmband
(Fig. 300) aus fünf Windungen eines 4 Mm. breiten Bronze-
bleches, dessen Ende zurückgerollt ist. H. 2*8, D. 4-6. — Eine
kleine Brillenspirale (Figur 301). II. 2, Br. 31, D. der Spiralen 1-5.
358. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdlich,
mit dem Kopfe im Norden; dabei eine nadellose halbkreisfür-
mige Bogenfibel. L. 6,
H. 3-7.
359 a. Urnen-
grab. (T. 65.) Die
Thonurne war mit einer
unregelmässigen Stein-
platte bedeckt und ent-
hielt nur den Leichen-
brand ohne Beigaben.
359b. Skeletgrab. (T. 120.) Unter dem Urnengrabe 259a fand sich frei in
der Erde ein Skelet ohne Beigaben, dessen Richtung nicht constatirt wurde.
Fig. 297.
Bronzene Mittel-La T6ne-Fibol («/s)
Fig. 298.
Holller Beincylinder ('/,)
aus Grab 256.
Fig. 300. Bronzono8
Spiralarmband ('/,)
Fig. 299.
Bronzene Früh -La Tene- Fibel
(V.)
aus Grab 257.
Fig. 301.
Bronzene Brillcnspirale
122
I. ArchKolögio und Geschichte.
Fig. 308. Thonurne (Ve)
aus Grab 263.
Fig. 302.
Bronzener glatter
Ring («/a)
au.s Grab 260.
360. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt und enthielt zwischen dem Leichenbrande: Einen glatten geschlossenen
Bronzering von rautenförmigem Querschnitte (Figur 302), D. 3 und eine weingelbe
Glasperle mit scharfem Mittelrande, D. 9.
261. Dieser Punkt liegt in der Mitte des bei 153 er-
wähnten Weges, welcher sich von hier nördlich wendet und
das Terrain der Nekropole bald verlässt.
362. Urnengrab. (T. 60.) Die Thon-
urne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt. Sie enthielt zwischen dem
Leichenbrande ein bogenförmiges Eisen-
fragment, vielleicht von einem Fibelbügel.
263. Urnengrab. (T. 56.) Die topf-
förmige Thonurne (Figur 303) war mit einer
unregelmässigen Steinplatte bedeckt. Sie ist
dunkelgrau, mit ganz niederem Fuss, einem
vom Bauche nicht abgesetzten Hals und einem
ganz schmal umgelegten Rande. H. 25, D. 24*5, m. 18*5, h. 18, b. 11*5, hd. 15, hf. 1-5.
364. Skeletgrab. (T.60.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Eine massige Mittel -La Tene- Fibel aus Bronze (Figur 304). Der zurück-
gelegte und mit dem Bügel aus einem Stücke
gegossene Fuss trägt eine convexe Scheibe
mit zwei kreuzförmig gestellten Rinnen,
welche mit einer weis-,
sen Pasta emaillirt sind.
In der Mitte bildet die-
selbe ein vorstehendes
Knöpfchen. L. 9*1, H.
31. — Ein Zierge-
hänge aus Bronze, viel-
leicht zu der Fibel
gehörig (Figur 305).
Der oben in einen Ring
endigende Rahmen
zeigt, wie gewöhnlich,
Fig. 306. BroDzciier
Ohrring mit
Benistcinperlcn ('/s)
Fig. 305. Bronzenes Drahtgohänge
mit Men.schenkr»pfcn C/g)
Fig. 304. Bronzene Mittel -La T6ne-Fibel
mit weisser Einlage ('/s)
aus Grab 264.
zwei Pferdeköpfe. An demselben sind übereinander vier horizontale Streifen aus achter-
formig gewundenem Drahte angebracht; an dem untersten derselben hängen (ursprünglich 6)
Radimsky. Dio Nt'kro}»olo von Jozorino in Pritoka.
123
Anhängsel in der Form von Menschenköpfen, L. 13-5, Br. 10. i) — Zwei Ohrringe aus
Bronze mit je drei angesteckten Bernsteinperlen. Der eine derselben ist gebrochen und
hat nur mehr zwei Perlen (Figur 306), D. 3*7. — Grosse Doppelspiralscheibe aus
Bronze (Figur 307 a und h). Dio beiden Scheiben sind durch einen achterförmigen
Fip. 307. liroiizcn<» Doppclspirale i^j^) aus Grab 264.
Draht von rhombischem Querschnitte verbunden, in der Mitte jeder Scheibe befindet
sich ein buckelfxirniiges Bronzeblechschcibchen. Durch das achterförmige Verbindungs-
stück ist ein breiter Blechstreifen als Unterlage durchgezogen und beiderseits am Rande
der Spiralen nach vorne umgelegt, L. IG, H. 7.^)
265. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend,
nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden. Bei
dem Kopfe lag eine nadellose halbkreisförmige
Bogenfibel aus Bronze (Figur 308), L. 5'8,
H. 41.
266. Skeletgrab. (T. GO.) Frei in der
Erde, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten. Bei-
gaben: Drei Eisenfragmente. — Fingerring aus
Bronzeblech mit 27^ Windungen (Figur 300),
D. 1*7. — Geschlossener glatter Bronzering, auf
einer Seite flach, auf der anderen kantig, D. 2*5. — 15 Bernsteinperlen von verschiedener
Grösse, D. bis 1*7. — Zwei blaue, weiss emaillirte Glasperlen (die grössere Taf. III, Figur 6).
Fi^r. 309.
Bronzener
Finjrerrln};
(Vi)
aus (»ral» 266
Fij^. 308. Bronzene
lialhkreisförmijfe Bogenfibel ('/a)
aus (irab 265.
') Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XXII, Figur 141. ^) Ibid. Taf. XVIll, Figur 44.
124
I. Archäolojpe und Geschichto.
267. Skeletgrab. (T. 60.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Zierscheibenring aus Bronze (Figur 310), D. 3*7. — Zwei scheibenförmige
und eine dreieckige Bernsteinperle (letztere Figur 311). — Blaue Glasperle, D. 9. —
Zwei weingelbe Glasperlen mit scharfer Mittelrippe (Taf. IV, Figur 12).
A
Fig. 311.
Fig. 310. Bronzener Bemsteinperle
Scheibenring («/s) (Vi)
aus Grab 267.
Fig. 312. Zweihenkeliger
Tbonkrng (^U)
Fig. 314.
Bronzener
Fingerring
(Vi)
ans Grab 268.
Fig. 313. Bronzene«
Spiral armband ('/s)
Fig. 315. Bronzene Certosafibel (Va)
aus Grab 269.
268. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten.
Oberhalb des Kopfes stand ein zweihenkeliger rothbrauner Thonkrug (Figur 312). Sein
Rand ist nach aussen umgelegt, der Hals vom Bauche nicht abgesetzt, am unteren
Halstheile stehen die verticalen Henkel von flaclirundcm Querschnitte. H. 13, D. 14,
m. 9, h. 8, b. 6*5, hd. 5. Neben dem Kopfe lagen folgende Bronzen: Ein Spiralarmband
(Figur 313) mit fünf Umgängen und beiderseits zurückgerollten Enden, D. 4. — Ein
kleiner Fingerring (Figur 314) aus einem einfachen
Bronzcblechstrcifen, offen, D. 1*5. — Ein geschlosse-
ner Hing mit convexen Seitenflächen, D. 4*1.
369. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüd-
lich, mit dem Kopfe im Norden. Beigaben neben dem
Kopfe: Eine Certosafibel aus Bronze (Figur 31 5), deren
Fussknopf mit einem Aufsatze geziert ist.^) — Ein
kleines Bronze töpfchen (Anhängsel, ähnlich Figur 278)
mit zwei Henkeln, ausgebogenem Rande und kurzem Fusse. Der Boden ist durchbohrt,
die Mündung elliptisch. H. 32, D. 25 und 24, m. 27 und 24, b. 12, hd. 29, hf. 0-3.
370. Skeletgrab. (T, 60.) Frei in der Erde,
^^w-N J^mM^^ ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten. Neben dem
^^C|^ ^^H^P^^^^ Kopfe fand man vier verschieden grosse Bernstein-
"^ ^mlXr ^^^ perlen bis 2*1 D.
371. Urnengrab. (T. 80.) Die frei in die
Erde gestellte Thonurne enthielt im Leichenbrande
folgende Beigaben: Ein Eisenfragment (Figur 316,
vielleicht der Bügel einer Fibel) mit aufgestecktem
Bronzeringclchen. — Einen Zierscheibenring aus
Bronze (Figur 317), am inneren Rande mit einem
Wülstchen, am Aussenrande mit acht perlenartigen
Ansätzen in zwei Gruppen zu je vier Stücken ver-
sehen, D. 5. — Fünf geschlossene Bronzeringe von verschiedener Grösse und Breite.
Der grösste hat mehr rundlichen, die übrigen mehr flachen Querschnitt, D. 33 bis 4'3.
Fig. 316.
m M
Eisernes Fibel-
m. JH
fragment
mit
%^
Bronze-
ringelchen
Fig. 317. bronzener
(V.)
Scheiben rinj? \}\^
aus Grab
271.
*) Vgl. Mechel in Tirol, Atla.s Taf. LXV, Figur 4.
Radimsk]^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
125
373. Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thonurne enthielt ausser dem
Leichenbrande einen zweihenkeligen Thonkrug (Figur 318). Er ist rothbraun, der
Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand auswärts um-
gelegt, die zwei verticalen Henkel von flachrundem Quer-
schnitte stehen am unteren Halstheile. H. IG, D. loo, m. 10,
h. 8-5, b. 7, hd. 5-5.
373. Urnen-
grab. (T. 50.) Die
Thonurne stand un-
bedeckt in der Erde
und enthielt im Lei-
chenbrande nur ein
Eisenfragment.
374. Skelet-
grab. (T. 70.) Frei-
liegend , nordsüd-
Uch, mit dem Kopfe im Norden. Neben dem Kopfe lagen: Das Fragment einer kleinen
eisernen Messerklinge. — Ein Scheibenring aus Bronzeblech (Figur 319), D. 2*9. —
Fig. 319.
Bronzener
8clieibenring("/8)
ans Grab 274.
Fig. 320.
Bronzenes GUrtelbleeli (*/g)
Fig. 318.
Zweihenkeliger Thonkrug (^4)
ans Grab 272.
Fig. 321. Thonurne (Ve)
Fig. 322.
Bronzene Mittel -La Tene- Fibel (»/g)
Fig. 323. Bronzenes Spiralarinliand ('/j)
ans Grab 275.
126
T. Archäolog^ie und Geschichte.
Ein schmaler^ glatter, geschlossener Bronzering von rhombischem Querschnitte, D. 4*1 . —
Ein Gürtelblech aus Bronze, auf einer der schmalen Seiten in zwei Bögen endigend
(Figur 320), L. 5, Br. 207 und 3.
375. Urnengrab. (T. 90.) Die frei in der Erde stehende graubraune Thonurne
(Figur 321) hat einen ganz niederen Fuss, der Hals ist vom Bauche nicht abgesetzt,
an der grössten Bauchweitung stehen zwei horizontale,
an jedem Ende mit Hörnchen gezierte Ansätze. D. 34,
h. 17, b. 12, hd. 135, hf. 1. Im Leichenbrande fanden
sich nachstehende Bronzen: Eine Mittel -La Tene- Arm-
brustfibel (Figur 322), L. 73, Br. 46, H. 2-8. — Ein
Spiralarmband von zwanzig Umgängen, beide Enden
zurllckgeroUt und jedes derselben durch ein kleines Ringel
an der nächsten Windung befestigt (Figur 323), D. 7*4,
H. 14.
37«. Urnengrab. (T. 90.) Die unbedeckte, topf-
formige, graubraune Thonurne (Figur 324) hat einen
kurzen, aufrecht stehenden Rand. H. 27*5, D. 27, m. 15'5,
b. 12, hd. 18.
377. Urnengrab. (T. 80.) Die mittelgrosse Thon-
urne stand in einer Thonschüssel und war mit einer anderen
Thonschüssel bedeckt (Figur 325). Die Urne ist schwärz-
lichbraun, ihr Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand aufwärts stehend. H. 20,
D. 22, m. 15-5, h. 15*5, b. 9*5, hd. 12. Die untere Schale ist schwärzlichgrau mit sehr
niederem Fusse und eingebogenem Rande, der Boden schwach concav und in seiner
Mitte wahrscheinlich zur Ableitung der eindringenden
Feuchtigkeit durchbohrt. H. 8, D. 24, m. 24, b. 10*5,
hd. 7, hf. 0*5. Die Deckschale gleicht in Form und Farbe
ganz der vorbeschriebenen, doch ist ihr Boden nicht
dm'chlocht, D. 26. Die Urne war mit Leichenbrand
gefüllt.
}^^^^^^BS^ '^^^* Urnengrab. (T. 120.) Dieses Grab kann mit
/^ ~^^^^HI^^ Rücksicht auf die Menffe des Silber-, Bronze- und Glas-
£ '' ^-Sm^^^^^^ schmuckes als das reichste unter allen Gräbern von
Fig. 324.
Thonurne (Ve)
aus Grab 276.
FiK- 325.
Thonurne mit zwei Schüsseln
(Ve)
aus' Grab 277.
F\^. 327. Silberne
Mittel -La T6ne- Fibel (Vij
ans ({ral
MittrM.;i Tr>Mi -FiM (i/^)
Jezerine bezeichnet werden. Die schwarzgraue, topffürmige, unbedeckte Thonurne
ist unverziert, der Hals vom Bauche nicht abgesetzt und der Rand ausgebogen. H. 27*5,
D. 31, m. 18-5, h. 175, b. 13, hd. 13-5. Ln Leichenbrand lagen folgende Beigaben:
1. Eine Mittel -La Tene -Fibel aus Silber (Figur 32G). Sie hat kahnförmigen Bügel,
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine In Pritoka.
127
doppelseitige Spirale und auf der Platte des zurückgebogenen Fussendes einen Knopf aus
Pasta, welcher durch Hitze angegriffen ist. L. 56, Br. 3*9, H. 2-2. — 2. Eine kleine Mittel-
LaTene- Fibel aus Silber (Figur 327). Der zurückgelegte Fuss verbreitert sich zu einem
gestreckten Dreieck, L. 33, Br. IS, H. 11. — 3. Eine zweispirahge Fibel aus
Kwmpiraiij^fi FiUel mit
Fii^. 334. ¥\\r. 33(>. Itnih/iMii*
[InmAvtHr Ai-Juriiin- (^/^j Mittel -La Tone ■ Filjt'l (*,a)
Fi(p. 331, Bnni/riie
Fii:. 3'JH.
Bronzene zweispiralige Fibel
mit Bernsteinperlen und Kettengehänge (^/j)
Fig. 332.
Bronzene rfimische Fibel ('/a)
aus Grab 278.
Bronze mit grossem Bronzegehänge (Figur 328). Sie hat an jedem Ende eine einseitige
Spirale von vier Umgängen, wovon die am Fusse von dem Drahtbtigel aus nach rechts,
jene am Kopfe nach links gewunden ist. Auf dem gestreckten Bügel sind drei sehr
grosse Bernsteinperlen aufgesteckt, L. 11*3, H. 5*6. Das Gehänge ist an dem Dorne
der Fibel befestigt und besteht aus einer durchbrochenen Platte, welche an jeder Seite
128
I. ArchKulogio und Geschichte.
einen Pferdekopf zeigt, und von welcher acht Kettchen ausgehen. Diese sind unten
durch ein Querstück aus achterförmig gewundenem Drahte verbunden, an welchem
sechs gegossene eimerförmige Bronzeanhängsel angebracht sind, L. 16*5, B.5'3. — 4. Eine
kleine zweispiralige Armbrustfibel aus Bronze (Figur 329). Die Fussspirale ist an
beiden Enden mit je einer kleinen weissen Perle besetzt. Auf dem gestreckten Draht-
Fig. 336. Silbernes
Ringel
mit drei Kettchen (Vi)
Fig. 340. Silbernem
Kettchen mit Ringen
und Bemsteinperlc (*/i)
Fig. 339. Silbernes
Anhängsel (von einem
Ohrringe ?) (Vi)
Fig. 337. Silbernes
Kettchen mit Ringen
C/i)
O
Fig. 338. Silberner
Fingerring (Vi)
aus Grab 278.
Fig. 341. Silberner
Ring mit rothem
Schmelzanhängsel (*/i)
bügel ist eine walzige Bernsteinperle aufgesteckt. — 5. Eine Mittel -La Tene- Armbrust-
fibel aus Bronze (Figur 330). Die Spirale war an jedem Ende mit einer kleinen Pasta-
perle geschmückt, wovon jedoch nur eine erhalten ist. Die Platte des zurückgelegten
Fusses trägt eine durch Hitze stark angegriffene Bernsteinperle, Br. 4*5. — 6. Eine kleine
Spät-La Tfene- Fibel aus Bronze (Figur 331). Das Nadelhalterblatt ist einmal fein
durchbohrt, und die Sehne der kurzen, aus je zwei Umgängen bestehenden Doppel-
spirale läuft unter dem blattförmigen mit einem Knöpfchen gezierten Bügel, L. 3*5, H. 1.
— 7. Eine römische Provinzialfibcl aus Bronze, die crrOsste unter allen in Jezerine
Kadimsky. Die Nekropole von .lezerine in Pritok«.
129
gefundenen (Figur 332) mit auffallend geradem, mit zwei Knöpfcheu geziertem Bügel, L. lOö.
— 8. Zwei Nähnadeln aus Bronze. Die eine (Figur 333) ist ganz und 5*4 1. Bei der
zweiten ist das Oehr zum Tlieile abgebrochen, L. 7. — Ü. Ein schöner glatter Armring
aus Bronze (Figur 334), hohl, mit Drahtverschi uss, D. 5'1. — 10. Jim Spiralarmband aus
Bronze mit vier Windungen und beiderseits abgerundeten Enden, D. 41. — 11. Ein Finger-
ring aus Bronze (Figur 335) mit zwei Umgängen, D. 1*8. — 12. Ein Bronzering von sehr
flach rundUchcm Querschnitte, in zwei Stücke gebrochen, D. 2*3. — 13. Ein Bronzefragment
(wahrscheinlich der Dorn der sub 5 angeführten Fibel). — 14. Zwei kleine Silberringelchen,
in deren jedem drei feine Kettchen aus Silberdraht befestigt sind. Eines derselben ist
Figur 336 abgebildet. — 15. Ein Silberringelchen, in welchem zwei feine Silberdraht-
kettchen befestigt sind (Figur 337). An jedem der Kettchen hängt ein ähnliches Silber-
ringelchen mit je zwei aufgesteckten Perlen, wovon eine aus weissem Glase, die andere
aus Silber besteht. — 16. Ein kleiner Fingerring aus Silber (Figur 338), offen, an der
Aussenfläche gerieft, D. 1*5. — 17. Ein hohles, eichelfiirmiges Anhiingsel aus getriebenem
Fig. 342.
Silbernes
AnhKnpiel (»/,)
•
III
0^
Fig. 345.
Fig. 346.
W ^
Silbernes Zier-
Fig. 344.
Silberne
^^^
blech mit
en8cbenkoi>f (VO
Silbernes
Anhängsel (Vi)
Perlen
Fig. 343.
Silbernes
aus (»rab 278.
Anhängsel (Vi)
Silber (Figur 339) mit Spuren einstiger Vergoldung, an welchem mittelst feiner Ringel-
chen drei kleinere Anhängsel befestigt sind. Dieses Stück gehört wohl zu einem Ohr-
ringe,^) L. 5, oberer D. 1*7. — 18. Zwei Silberringelchen, durch drei feine Silberdraht-
kettchen verbunden (Figur 340). An dem unteren Ringelchen hängt eine in der Mitte
beiderseits concave und durchbohrte Bernsteinperle von 2*7 D. Eine zweite, ganz gleiche
Perle, welche in diesem Grabe gefunden wurde, trägt noch das untere Silberringel,
während die drei Kettchen und das obere Ringel fehlen. Wahrscheinlich sind beide
Stücke Gehänge von Ohmngen. — 19. Ein offener Ring aus Silberdraht, D. 2*6, in
welchen vermittelst eines kleineren Ringels eine durchbohrte Walze aus rother Pasta
eingehängt ist (Figur 341). Auch dieses Stück könnte zu einem Ohrringe gehört haben.
— 20. Ein hohles dreieckiges Anhängsel aus Silber, mit einem Ringel (Figur 342),
L. 2'2, br. 1*4. — 21. Zwei ganze grössere, hohle Anhängsel aus getriebenem Silber
(Figur 343) und fünf Hälften ähnlicher kleinerer Anhängsel aus Silber, wovon drei
Stücke (Figur 344) abgebildet sind. — 22. Ein kleines Silberringelchen, zwei kurze
Silberdrahtkettchen und ein durchbohrtes Wälzchcn aus rother Pasta. — 23. Ein kleines
convexes Silberplättchen mit einem getriebenen menschlichen Gesichte (Figur 345),
L. 7. — 24. Zwei perlenartige kleine Hülsen aus Silber (Figur 346). — 25. 102 Bern-
steinperlen, davon 12 runde, 12 dreieckige und 78 länglichwalzige Stücke. Die letzteren
sind Figur 347 abgebildet. — 26. Drei kleine Glasemailperlen (Taf. III, Figur 7). —
27. 689 blaue, meist kleine Glasperlen, wovon ein Theil auf Taf. V, Figur 7 abgebildet ist.
») Vgl. K. (i. C. Mn.s., Taf. XVIII, Fignr 1 nnd 2.
Band lU.
130
I. Archäologie und Geschichte.
<L
Hernstcinperloiisclmüre (^1^).
Fig. 347 aus Grab 27«. Fig. 37« ans Grab 325. Fig. 445 aus Grab 384. Fig. 463 aus Grab 303.
Radimsky. Die Nokropolo von Jezerino in Pritoka.
131
— 28. 89 gelbe und 282 weisse Glasperlen. Ein Theil der ersteren ist auf Taf. IV,
Figur 3 und 4, ein Theil der letzteren auf Taf. IV, Figur 4 und 8 abgebildet. Ein Theil
der weissen Glasperlen ist auf der Innenseite versilbert (Taf. IV, Figur 7), ein anderer
Theil vergoldet (Taf. IV, Figur 10). — 29. Acht runde rothe Pastaperlen (Taf. V,
Figur 14). — 30. Einige Fragmente von Bernsteinperlen. — Aus dem vielen Schmucke
dieses Grabes und aus den geringen Dimensionen des Armringes, des Spiralarmbandes
und des Fingerringes lässt sich schliessen, dass in demselben die Reste eines noch
jugendlichen weiblichen Individuums bestattet worden sind.
Fig. 348. Bronzene
Mittel -La T6ne- Fibel {^U)
Fig. 349. Bronzene
Mittel -La Tene- Fibel (»/s)
Fig. 351. Bronzene römische Fibel
mit Armring und Spiralringen (*/8)
Fig. 350. Bronzene
römische Cliarnierfibel ('/g)
w
Fig. 352. Bronzener Fingerring (*/i)
aus (jirab 279.
379. Urnengrab. (T. 120.) Die freistehende, graue, topffürmige Thonurne hatte
auswärts gebogenen Rand und runde knopfförmige Buckel. Im Leichenbrande waren
nachstehende Beigaben: 1. Eine Mittel-La Tone-Fibel aus Bronze (Figur 348). Der
zurückgelegte Fuss trägt eine runde Platte, welche mit einer Pasta ausgefüllt war.
L. 6-2, Br. 41, H. 26. — 2. Eine Mittcl-La Tene-Fibel aus Bronze (Figur 349). Auch
bei dieser Fibel ist die Pastaeinlage in der Platte auf dem zurückgelegten Fussc
stark zersetzt. L. 5*5, Br. 4, H. 24. — 3. Eine frührömische Charnierfibel aus Bronze
(Figur 350 a und b). Der am Kopfe breite Bügel verengt sich gegen den Fuss, so dass
9*
132
Arfhäülopfio und Goseliifhte.
die Fibel, von oben gesehen, ein Dreieck bildet. L. 7*2, Br. 2, H. 2'6.*) — 4. Eine
römische Fibel aus Bronze (Figur 351), deren Doppelspirale in einer mit dem Bügel
verbundenen Hülse ruht.*) Der kleine Bügel geht durch eine mit concentrischen Kreisen
verzierte Platte in den glatten Fuss über. L. 5-3, Br. 2-5, H. 2*2. In dem Bügel der
Fibel ist ein offener, mit den Enden stark übereinander greifender Armring aus Bronze,
von 6*2 D. und in diesem letzteren zwei Spiralringe aus Bronze von je drei Umgängen
und 3*8 D. eingehängt. — 5. Das Fragment eines römischen Fingerringes aus Bronze
mit einer Vertiefung zur Aufnahme des (fehlenden) Steines (Figur 352). — 6. Ein ganz
kleines offenes Bronzeblechringelchen, D. 1. — 7. Eine kleine Bronzenadel mit zurück-
gerolltem Kopfe und einer aufgesteckten Beinperle (Taf. V, Figur 9). — 8. Neun kleine
Bernsteinperlen und das Fragment einer solchen Perle. — 9. Eine blaue und eine weisse
Glasperle, beide gelb emaillirt, und zwei grössere weisse Glasperlen (Taf. V, Figur 1).
— 10. Acht kleine weisse, innen zum Theile vergoldete Glasperlen. — 11. Ein unten
flaches, oben convexes und durchbohrtes Scheibchen aus rother Pasta, in die Platte der
sub 1 angeführten Fibel gehörig (Taf. V, Figur 13).
380. Skeletgrab. (T. 90.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Bei dem Kopfe lag eine grosse eigenthüraliche Früh-La Tene-Fibel aus Bronze (ähnlich
Figur 452), L. 14, H. 4-3.
381. Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand
folgende Beigaben: 1. Drei dreieckige Blechanhängsel aus Bronze, verschieden gestanzt
(Figur 353). — 2. Eine Bronzeperle
(Figur 354), D. 11. — 3. Ein Spiral-
röhrchen aus Bronze, L. 2*1, D. 6. —
4. Eine Scheibe aus Bernstein, gebro-
chen, einerseits flach, andererseits con-
vex, D. 5*3. — 5. Zwei grössere und
72 kleinere Bernsteinperlen, sowie ver-
schiedene Fragmente von solchen Per-
len. — 6. Eine gebrochene und 12 ganze
blaue, weiss emaillirte Glasperlen von
verschiedener Grösse bis 1'2 D. (Taf. IV, Figur 11). — 7. Drei nahezu gleich grosse
Perlen von Bein, D. 8 (Taf. V, Figur 8).
383. Skeletgrab. (T. 80.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Norden. Beigaben: Ein feines Bronzekettchen mit hohlem,
gestanztem Anhängsel aus Bronzeblech in der Form eines langen
Dreieckes. Das Kettchen L. 10*5, das Anhängsel L. 3*1, Br. 1*6. —
Eine dreieckige Bernsteinperle (Figur 355).
383. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Norden. Neben dem Kopfe lagen: Eine zweispiralige Fibel
aus Bronze, auf deren gestrecktem Drahtbügel fünf Bernsteinperlen
aufgesteckt sind (zwei weitere scheinen zu fehlen), L. 8, Br. 2*2. —
Ein glatter Bronzering mit beiderseits scharfen Rändern und convexen
Seitenflächen, D. 4*3. — Eine Bernsteinperle von M D. und zwei Fragmente solcher
Perlen.
Fig. 353. Bronzene Anhängsel ('/a)
•
Fig. 364.
Bronzene
Perle
(Vi)
ans Grab 281.
Fig. 355.
Bernsteinperle (*/i)
ans Grab 282.
*) Vgl. Gurina, Taf. VI, Flgnr U.
2) Vgl. Alterth. nnserer lieidni.schen Vorzeit, Band II, Heft XII, Taf. III, Figur 7. (Eine ähnliche
Fibel aus Kheinhes-sen.)
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
133
284. Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand
eine schöne Mittel-La Tfene-Fibel aus Bronze (Figur 356). Der zurückgelegte Fuss reicht
nahezu bis zu der kurzen, aus je drei Umgängen bestehenden Doppelspirale zurück.
385. Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand
fünf Gürtelbeschläge aus Bronze mit je einem angehängten Ringel und fünf Nieten
(Figur 357 a und 6), L. 6-5, Br. l'l.
Vig. 356.
Bronzene Mittel-La Tono-Fibel
(Vs)
aus Grab 284.
Fig. 359. Thnnunio {^U) ans (irab 289.
Fig. 357.
Bronzene
Fig. 358.
Gürtelbeschläge
Eisernes Uaumcswer
C/a)
(Vu)
au» Grab 285.
an» (irab 288.
Fig. 360. Thon.schfl.Hscl (Ve) aus Grab 290.
386. Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende Thonurne enthielt ausser dem Leichen-
brande folgende Bronzen: Eine kleine Pincette, L. 5*5, Br. 8. — Eine schon vor der
Niederlegung gebrochene, al^er wieder zugespitzte starke Nähnadel, L. 4*4. — Den
massiven Bügel und ein Stück der Spirale einer La T6ne-Fibel. — Einen geschlossenen
glatten Ring mit beiderseits scharfen Rändern und convexen Seitenflächen, D. 41.
387. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen: Reste eines feinen Bronzekettchens. — Drei Bernsteinperlen
bis 9 D. — Eine kleine blaue und zwei kleine gelbe Glasperlen.
388. Skeletgrab. (T. 130.) Freiliegend, nordsüdlich mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag ein eisernes Haumesser (Figur 358), dessen Spitze abgebrochen
ist. Es hat die Form der grösseren Schwerter von Jezerine, d. h. es ist einschneidig
und die Klinge in ihrer Mitte am breitesten. Die Klinge ist 21*5 lang und in der
Mitte 2'9 breit. Der krumme, in eine schmale Platte endigende Griff ist 10*5 lang, bei
der Klinge 2 und bei der End platte 3 Cm. br.
134
I. Archäolojjio und GoM-liiclitc,
289. Urnengrab. (T. 70.) Die topfförmigc graubraune Thonurne (Figur 359)
war mit einer unregelraässigen Steinplatte bedeckt, hat einen ausgebogenen Rand und
ist am Bauche mit zwei horizontalen Ansätzen, sowie mit zwei runden Buckeln verziert.
H. 31, D. 28, m. 20, h. 18, b. 13, hd. 17.
290. Urnengrab. (T. 60.) Die topfförraige schwärzliche Thonurne mit schmal
umgelegtem Rande stand unbedeckt in einer graubraunen Thonschlissel (Figur 360)
mit schwach concavem Boden und niederem Fusse. H. 18, m. 33, b. 14, hd. 18,
hf. 0-5.
391. Skcletgrab. (T. 60.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen 11 theils walzige, theils scheibenförmige Bemsteinperlen bis
D. 1-2 und L. 2.
393. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dein Kopfe lagen: Eine Certosafibel aus Bronze mit fehlender Spirale und* Nadel.
Ein Scheibenring aus Bein von 3*4 D., mit centraler Bohrung von 0*5 D.
393. Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende Thonurne enthielt ausser dem
Leichenbrande einen zweihenkeligen schwärzlichen Thonkrug; sein Hals ist vom Bauche
nicht abgesetzt, der Rand umgelegt, die zwei verticalen Henkel von rundlich flachem
Querschnitte stehen zwischen Hals und Bauch. H. 15, D. 148, m. 10, h. 8, b. 65, hd.4*5.
394. Skeletgrab. (T. 60.)
Freiliegend, nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Norden. Neben dem
Kopfe lagen: Ein Eisenfragment.
— Eine Pincette aus Bronze (Fi-
gur 361), L. 7-9, Br. 1-9. — Eine
walzige und vier scheibenförmige
Bernsteinperlen von D. 1*2, L. 1*4,
dann das Fragment einer Bern-
steinperle.
295. Urnengrab. (T. 90.)
Die frei in der Erde stehende
Thonurne enthielt im Leichen-
brand nachstehende Bronzen:
Zwei rechteckige Gürtelbcschläge mit Haken (Figur 362), L. 5*8, Br. 1*3. — Zwei
Fragmente von rechteckigen Beschlägen. — Einen kleinen runden, stark convexen
Knopf, D. 1-2.
396. Urnengrab. (T. 70.) Die freistehende grosse bauchige Thonurne mit weiter
Mündung ist rothbraun, ihr Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand emporstehend.
Sie ist am untersten Halstheile mit einem kurzen, horizontal gestellten, aufwärts gerich-
teten glatten Ansätze versehen. H. 31*5, D. 33*5, m. 20*5, h. 20*5, b. 13, hd. 19.
397. Skeletgrab. (T. 65.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen nachstehende Bronzen: Eine zweispiralige Fibel mit drei Bern-
steinperlen (drei weitere fehlen) auf dem geraden Drahtbügel und einer solchen auf
dem Dorne, L. 10, Br. 3*2. — Ein Zierscheibenring (Figur 363), D. 3*6. — Ein Töpf-
chen (Anhängsel) mit zwei Henkeln (ganz gleich Figur 404), H. 38.
398. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
An Beigaben fand man neben dem Kopfe: Eine grössere Anzahl von Bruchstücken
eines feinen Bronzekettchens, zwischen dessen Glieder gelbe Glasperlen eingeflochten
sind. — 11 kleine nahezu gleiche Bernsteinperlen von etwa I). l'l.
Fig. 361. Bronzene
Pincette (V2)
aus Grab 294.
Fig. 363.
Bronzener
8t'heibcnring
aus Grab 297.
Fig. 362. Bronzenes
Gürtell)es('Iilägc ('/a)
aus Grab 295.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. 135
299. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt. Auf dieser lag in drei Fragmenten ein geschweiftes, einschneidiges
Eisenmesser mit kurzem GriflFe. L. der Klinge circa 14, grösste Br. in der Mitte 2*8,
L. der spitz zulaufenden Griffzunge 2-5. — Die Urne war mit den Leichenbrandresten
angefüllt, enthielt aber keine Beigaben.
300. Urnengrab. (T. 80.) Die mit einer unregelmässigen Steinplatte bedeckte
Thonurne enthielt im Leichenbrande folgende Beigaben: Einen einhenkeligen dunkel-
braungrauen Thonkrug, dessen Hals vom Bauche schwach abgesetzt und dessen Rand
nach aussen umgelegt ist. Der Henkel von flach rundlichem Querschnitte steht vertical
zwischen dem Halse und dem Bauche. H. 12, D. 14*5, m. 8*5, h. 7, b. 5*5 und hd. 5. —
Vier Eisenfragmente.
801. Urnengrab. (T. 75.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt und enthielt nur den Leichenbrand ohne Beigaben.
302 a. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nord südlich, mit dem Kopfe im Norden.
Oberhalb des Kopfes stand ein ganz zersetzter Thonkrug. Neben dem Kopfe lag eine
nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze, L. 5*9, H. 4-9.
302 b. Urnengrab. (T. 120.) Unter dem Skelete 302a stand frei in der Erde eine
grossere Thonurne, welche mit Leichenbrand gefüllt war, aber keine Beigaben enthielt.
303. Brandgrab. (T. ?) Unter einer Steinplatte lag frei in der Erde der Leichen-
brand, welcher folgende Beigaben enthielt: Ein Eisenfragment (vielleicht von« einer
Fibel) und eine grosse, grüne, gerippte Glasperle (Taf. IV, Figur 2), D. 25, Br. 2*3.
304. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Das Skelet war klein und gehörte offenbar einem Kinde an. Man fand an der einen
Hand desselben ein Spiralarmband aus Bronzeblech mit drei Umgängen, D. 4.
305. Urnengrab. (T. 100.) Die grössere gelbbraune Thonurne stand unbedeckt
und enthielt nur den Leichenbrand.
306. Brandgrab. (T. ?) Der Leichenbrand lag in der blossen Erde und war
mit einer unregelmllssigen Steinplatte bedeckt. Beigaben: Zwei Fragmente eines
eisernen Sporen (?). — Eine an den Rändern ornamentirte Bronzepincette (ähnlich
Figur 491), L. 118, Br. 24.
307. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe: Viele Fragmente eines feinen Bronzekettchens, zwischen dessen
Glieder einzelne gelbe Glasperlen eingeflochten sind. — Eine ganze und eine gebrochene
Bernsteinperle, D. 1. — Sieben kleine gelbe Glasperlen.
308. Urnengrab. (T. 40.) Die freistehende Thonurne enthielt
den Leichenbrand und folgende Beigaben: Das Fragment einer orna-
mentirten walzigen Bernsteinperle (Figur 364), L. 21. — Eine scheiben-
förmige und zwei cylindrische Bernsteinperlen bis D. 2. — Drei wein-
gelbe Glasperlen mit scharfer Mittelrippe, D. 9. p. g^^
309. Urnengrab. (T. GO.) Die unbedeckte rothgelbe Thonurne Hornstcinpcrle
ist am Halse, Bauche und Henkel mit schwarzen Strichen bemalt. Der (Vi)
vertical gestellte Henkel von flachrundem Querschnitte ist an seinem »"» ^»'»^ 308.
Scheitel mit einer concaven Platte geziert (Figur 365). Im Leichen-
brand fand man einen zweihenkeligen röthlichen Thonkrug (Figur 366) mit ganz
niederem Fusse. Sein Hals ist vom Bauche kaum merklich abgesetzt, der Rand aus-
gebogen, die zwei verticalen Henkel von flachrundem Querschnitte sind am unteren
Halstheile angebracht. Bauch und Hals sind bis zum Rande mit schwarzen Strichen
bemalt. H. llö, D. 105, m. 7o, h. 7, b. 5*5, hd. 4*5, hf. 1.
136
I. Arcliäologfio und Gesi-liiehto.
Fi^. 365. ThrMieriios (jlctassl)nu-listiU*k
mit boinaltoiii Hoiikcl (*/2)
i Mi \
Fig. 366.
Zwoihonkcliofcr
Thonknig (V4)
310. Urnengrab. (T. GO.) Die Thonurnc war mit einer unregelraässigen Stein-
platte bedeckt. Sie enthielt nur den Leichenbrand ohne Beigaben.
311. Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende
Thonurne enthielt im Leichenbrand einen ein-
henkeligen bräunlichrothen Thonkrug. Sein Hals
ist vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand schmal
umgelegt und der verticale Henkel von breit
ab<};erundetem Querschnitte an der grössten
Weitung aufgesetzt. H. 11*5,
D. 12, m. 6-5, h. 6-5, b. 5,
hd. 5.
313. Urnengrab. (T.
60.) Die zersetzte und nicht
restaurirbarc Thonurne war
mit einer un regelmässigen
Steinplatte bedeckt. Sie ent-
hielt nur die Leichenbrand-
reste ohne Beigaben.
313. Skeletgrab. (T.
90.) Freiliegend, nordsüd-
lich, mit dem Kopfe im Nor-
den. Neben dem Kopfe lag eine defecte Mittel-La Tene-Fibel aus Bronze mit einem
kleinen, an der Nadelrinne angehängten Ringelchen und ein zu dieser Fibel gehöriges
Knöpfchen.
314. Urnengrab. (T. 50.) Die graue Thonurne (Figur 367) von geringer Grösse
stand unbedeckt. Sie hat einen nicht abgesetzten Hals und einen schmal umgelegten
Rand. H. 235, D. 275,
m.l7,h.l6,b.ll,hd.l2-5.
315. Urnengrab.
(T. 66.) Die topfförmige
schwärzliche Thonurne
war mit einer unregel-
mässigen Steinplatte be-
deckt. Der kurze Hals
von 2 H. ist vom Bauche
deutlich abgesetzt, der
Rand ausgebogen. H. 23*5,
D. 28, h. 18-3, b. 12-5,
hd. 13-5.
aus Grab 309.
Fig. 367. Thoimnii- (^'ß)
aus Grab 314.
Fij?. 368. IJronzeuer «glatter King ('/a)
ans Grab 31 G. 316.
Urnengrab.
(T. 60.) Die Thonurne
war mit einer unregelmässigen Steinplatte bedeckt, und enthielt ein kleines Beigefäss
aus Thon. Auf dem Leichenbrande lag ferner ein unverbrannter Schädel. Es ist dies
der zweite Fall einer partiellen Verbrennung in Jezerine (S. o. 193). Um die Urne herum
war die Erde stark mit Holzkohlenstückchen und Asche durchsetzt, so dass Ver-
brennung der Leiche an Ort und Stelle angenommen werden darf. Ausserdem wurde
ein grösserer gesclilossener glatter Bronzering mit beiderseits scharfen Rändern und
flach convexcn Seitonflächen (Figur 3r)S) angetroffen, D. 7.
Radimsky. Die Nekropulc von Jczeritie in Pritoka.
137
317. Brandgrab. (T. ?) Der Leichenbrand lag unter einer unregelmässigen
Steinplatte frei auf der Erde ausgebreitet. Beigaben: Der Griff sammt einem Theile
der Klinge eines Eisenmessers (Figur 369). — Ein Bronzefragment, vielleicht vom Bügel
einer Fibel. — Eine runde und zwei walzige Bernsteinperlen, D. bis 1*7, L. bis 1'8.
318. Skeletgrab. (T. 90.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
In der Halsgegend fand man 52 ganze, theils runde, theils scheibenförmige Bernstein-
perlen bis D. 3-5 und drei Fragmente einer weiteren Bernsteinperle.
,. " " -r,,^
Fig. 371. Bronzene
Mittel-La Tene-Fibel («/.O
ans Grab 320.
Fig. 370.
Zweilicnkeliger
Thonkrug (V4)
aus Grab 319.
Fig. 369.
Eisernes Messer-
fragment (*/4)
ans Grab 317.
Fig. 374.
Bronzene römische Fibel ('/j,)
ans Grab 324.
Fig. 373.
Bronzene Ziernadcl
ans Grab 323.
(%)
Fig. 372. »Silbenies Kett<iheu
mit Ringen und Anhängseln (*/i)
aus Grab 322.
319. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, ostwestUch, mit dem Kopfe im Westen.
Oberhalb des Kopfes stand ein schwärzlichbrauner zweihenkeliger Thonkrug (Figur 370).
Sein Hals ist vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand ausgebogen und die kleinen ver-
ticalen Henkel von breitrundlichem Querschnitte zwischen Hals und Bauch situirt. Der
obere Bauchtheil ist durch eingeritzte, mit den Spitzen nach unten gerichtete Dreiecke,
deren Flächen durch schiefe Striche ausgefüllt sind, ornamentirt. H. 14, D. 13-5, m. 9,
h. 7-5, b. 7, hd. 4-5.
320. Brandgrab. (T. 1)0.) Leichenbrand frei in der Erde, mit einer unregel-
mässigen Steinplatte bedeckt. Beigabe: Eine Mittel-La T^ne-Fibel aus Bronze (Figur 371),
deren zurückgelegter Fuss eine dreieckige ornamentirte Platte trägt, L. 5*3, Br. 2*2, H. 1'2.
321. Brandgrab. (T. 60.) Bestand aus vier Steinplatten, welche eine niedere
Kiste bildeten. Diese war mit dem Leichenbrand gefüllt und mit einer grösseren
Steinplatte bedeckt. Darin zwei flach walzige Bernsteinperlen, L. 1*6, D. 9 — 13.
322. Skeletgrab. (T. 110.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Bei dem Kopfe ein Ringelchen aus Silber, an welchem zwei aus Silberdraht geflochtene
feine Kettchen angehängt sind. Jedes Kettchen trägt mittelst eines kleineren Silber-
ringels ein Anhängsel aus Silborblech (Figur 372).
138
T. Archnologie und Geschichte.
338. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Eine geknickte Ziernadel aus Bronzedraht mit zurückgerolltem Kopfe
(Figur 373), L. 7'1.^) — Zwei geschlossene, ungleich grosse Bronzeringe mit rhombi-
schem Querschnitte, D. 4 und 3*7.
324. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe: Ein Eisenfragment. — Eine römische Provinzialfibel aus Bronze
(Figur 374), L. 6*8, H. 3*3, Br. 2*8. —-Ein kleiner, runder, flachconvexer Bronzeknopf, D. 1.
335. Urnengrab. (T. 100.) Die Thonurne stand zwischen vier Steinplatten,
welche mit einer grossen unregelmässigen Steinplatte bedeckt waren. Im Leichenbrand
dieses reichen Grabes fand man nachstehende Beigaben: 1. Eine Mittel -La Tene- Fibel
Fig. 376. Hnnizenc Mittcl-La Tone -Fibel
mit Spiralrin-'^Khon («/a) aus Grab 325.
Fif^. 377. JJronzono zwcispiralipc». Fibol
mit IJcni.stcinporlon und 15ronzerinjjfoh*heii ('/g)
aus Bronze (Figur 375). Der fast bis zur breiten Spirale zurückreichende Fuss trägt
zwei halbrunde Knüpfe aus Bernstein, L. 8*7, H. 2*9, Br. 43. — 2. Eine Mittcl-La TtNne-
Fibcl aus Bronze, mit schmaler, nur aus vier Windungen bestehender Spirale und weit
zurückreichendem Fusse, welche am Dorne
zwei ungleich grosse Spiralringe von je drei
Umgängen trägt (Figur 376), L. 6*5, H. 1-8. —
3. Eine zweispiraligc Fibel aus Bronze, deren
geraden Drahtbiigcl drei selir grosse Bernstein-
perlen zieren (Figur 377). Auf dem Dorne sind
drei flache Bronzeringelchcn von 2*4 D. einge-
hängt. L. 91, H. 4*2. — 4. Ein verbogenes Draht-
ringclchen von etwa 1*8 D. (Fingerring). —
5. 90 thcils scheibenförmige, theils cylindrische
Bernsteinperlen (Figur 378, S. 130). Die erste-
ren sind sehr gross, eine davon erreicht einen D.
von 5*7. Ausserdem mehrere Fragmente von
Bernsteinperlen. — 47 lebhaft kobaltblaue
Glasperlen (Taf. III, Figur 12).
Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
Vig. 380.
Bronzenes
Fig. 379. EinhenkoligtT Gürtol-
Tlioukrug (Ve) bcsthläj^c («/.i)
au.s Grab 32G.
336. Urnengrab. (T. 56.).
platte bedeckt und enthielt im Leichenbrand: Einen einhenkeligen Thonkrug (Figur 379).
M Vjrl. St. Micbaol, Mittb. d. A. G., 1H88, IM. .WIH, Taf. VI, Ficrur 24.
Uadimsky. Die Nekropole von Jezeriuo in Pritoka.
139
Er ist rothbraun, sein Hals vom Bauche deutlich abgesetzt, der Rand schmal umge-
bogen und der verticale breite Henkel von kreisrunder Form am unteren Halstheile
angebracht. Der obere Theil des Bauches ist durch eingeritzte Dreiecke verziert, deren
Flächen mit schiefgestellten Strichen ausgefüllt sind. H. 16, D. 16, m. 9, h. 8*5, b. 7,
hd. 6. — Ein Gürtelbeschläge aus Bronze, rechteckig (Figur 380), L. 5*3, Br. 1-7. —
Ein Fragment des Gegenstückes zu diesem Beschläge.
337, Urnengrab. (T. 60.) Unbedeckte rothgelbe
Thonume (Figur 381). Ihr Hals ist vom Bauche nicht
abgesetzt, der Rand aufwärtsstehend. H. 29*5, D. 28,
m. 14, h. 14, b. 11-5, hd. 185.
328, Urnengrab. (T. 70.) Die Thonurne war
mit einer unregelmässigen Steinplatte bedeckt und ent-
hielt nur die Brandreste.
Fig. 382. Bronzene Anliäng^cl ('/g)
aus Grab 330.
Fig. 381. Thonurne (Va)
aus Grab 327.
339. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdhch, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe: Viele Fragmente eines feinen Bronzekcttehcns. — Sechs blaue und
drei gelbe Glasperlen.
SSO. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe fanden sich: Eine halbkreisftirmige nadellose Bogenfibel aus Bronze,
L. 6-3, H. 4-4. — 21 hohle, bullenfürmige Anhängsel aus Bronze von etwas difFerirender
Grösse (Figur 382), D. 1*2 bis IG. — 6 blaue, weiss emaillirtc Glasperlen, D. 1. —
36 blaue Glasperlen, bis D. 1. — 9 gelbe Glasperlen, D. (5.
S31. Urnengrab. (T.60.) Die Thonurne (Figur 383)
war mit einer unregelmässigen Steinplatte bedeckt, ist
topfförmig, rothbraun,
ihr Rand ausgebogen;
an der grössten Wei-
tung waren zwei An-
sätze angebracht. H. 30,
D. 26, m. 16, h. 15-5,
b. 13-5, hd. 17-5. Im
Leichenbrand lag eine
Mittel-La Tene-Fibel
aus Bronze (Figur 384),
L. 7-6, H. 2-5, Br. 37.
333, Steinki-
stenbrandgrab. (T.
80.) Die Brandreste
dieses Grabes befanden sich in einer aus weichem Kalkmergel gearbeiteten rechteckigen
Steinkiste, welche ganz zersetzt war. An Beigaben fanden sich darin: Zwei Fragmente
Fig. 384.
Bronzene Mittcl-La Tenc-Filicl ('/gj
Fig. 383. Tlionurne (Ve)
aus Grab 331.
140
I. AreliKülogie und Geschichte.
einer kleinen eisernen Messerklinge. — Ein kreuzförmiger Knopf aus Bronze (gleich
Fig. 240), D. 2. — Eine scheibenförmige Bernsteinperle, D. 1*8. — Eine walzige, wein-
gelbe Glasperle (Tafel IV, Figur 11), L. 1*2, D. 09. — Das Fragment eines konischen
Steincylinders aus festem grauem Kalksteine (Figur 385), L. 4'7, D. 2*4. — Einzelne
Scherben eines schön gerippten römischen oder griechischen Thongefilsses, wahrschein-
lich eines Bechers.
333. Skeletgrab. (T. 80.) Freiliegend, nordsUdlicIi, mit
dem Kopfe im Norden. Bei dem Kopfe lag eine zweispiralige
Bronzefibel (Figur 38ß). Auf ihrem geraden Drahtbügel sind
Fij^. 385. Cylindrisdips
Stcinfraginent ('/«>
ans Grab 3.32.
Fig. .386. Broiizono z^Yeispirali^ Fibel
mit Bornstoinpcrlen (*/.,)
auH Grab 333.
Fig. 387. Bronzenes
Spiralarinband ('/a)
ans Grab 335.
drei Bernsteinperlen (in der Mitte eine grössere scheibenförmige, an den Seiten je eine
kleinere cylindrische) aufgesteckt. Von dem Bügel verläuft die Spirale am Kopfende in
vier Windungen gegen links zum Dome, am Fussende in drei Windungen gegen rechts
zum Fusse, L. 7-6.
334. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze, L. 4*5, H. 3*3.
335. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich,
mit dem Kopfe nach Norden. Neben dem Kopfe lag ein
Bronze-Spiralarmband (Figur 387) aus o^/^ Umgängen eines
relativ breiten Bronzebleches. Eines der Enden ist abge-
rundet, das andere zurückgebogen, D. 5*2.
336. Skeletgrab. (T. 40.) Freiliegend, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Norden. Bei dem Kopfe: Eine Certosafibel aus
Bronze, L. 9*1, H. 2-1. — Ein ovales Zierblech
aus Silber mit einem menschlichen Gesichte in
getriebener Arbeit (Figur 388), L. 1-9, Br. 1*6.
337. Skeletgrab. (T. 40.) Freiliegend,
nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden. Neben
dem Kopfe lag ein Spiralarmband (Figur 389)
aus einem breiten Bronzebleche in zwölf koni-
schen Windungen. An der weiteren Seite ist
das Ende abgerundet, an der schmäleren Seite
einfach zurückgebogen, L. 10, D. 5*3 und 4*2.
338. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend,
nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden. Bronze-
beigaben: Neben dem Kopfe eine nadellose,
halbkreisförmige Bronzefibel, L. 5*9, H. 4*4. — An einem Armknochen ein Spiralarmband
aus Bronzeblech in zwölf konischen Windungen, H. 8o, D. Oo und 4.
Fig. 389.
Bronzenes .Spiralann band ('/a)
ans (irab 337.
Fig. 388.
Silbernes
Zierblccb
mit
Menschen-
gesiclit (*/i)
ans Oral» 336.
Radiiiisky. Die Nekropolc von Jezoriiio in Pritoka.
141
339, Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende Thonurne enthielt beim Leichenbrand
einen römischen, auf der Drehscheibe erzeugten Henkelkrug (Figur 390). Er ist licht-
gelb und vom ßande bis zum Fusse mit herumlaufenden Streifen und spiralbogen-
förmigen Strichen in Schwarz bemalt. Der etwas concave Boden besitzt einen Ranft,
der Hals ist vom Bauche deutlich abgesetzt, der Rand umgelegt. Der flache, am Halse
vertical aufgesetzte Henkel reicht bis zur Höhe des Randes.
H. 12-7, D. 9-6, m. 8, h. 6-3, b. 53, hd. 6, hf. 04.
340. Urnengrab. (T. 60.) Die unbedeckte Thonurne
enthielt Leichenbrand und einen zweihenkeligen gelbUchen
Thonkrug. Sein Hals ist vom Bauche nicht abgesetzt, der
Rand ausgebogen, die zwei verticalen Henkel von flachrundem
Fig. 390.
Thftnemer Henkelkrug (Va)
auä Grab 339.
Fig. 391. Bronzene Mittel -La T6nc-Fibel (•/»)
aus Grab 341.
Querschnitte zwischen dem Bauche und Halse angebracht. Vom Rande bis zur grössten
Bauch Weitung zeigt dieses Gefäss Bemalung mit schwarzen Strichen. H. 13, D. ll'f),
m. 8, h. 7, b. 5, hd. 45.
341. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne stand in einer
Thonschüssel und war mit einer UhnHchen Schüssel bedeckt.
Im Leichenbrande lag eine Mittel -La Tfene- Fibel aus Bronze
(Figur 391), L. 99, H. 25.
343. Brandgrab. (T. 80.) Die Brandreste lagen in einer
aus sechs Platten zusammengesetzten viereckigen Steinkiste,
welche mit einer unregelmässigen Platte bedeckt war, frei auf
der Erde. Dabei eine kleine frtihrömische Provinzialfibel aus
Bronze, L. 5-5, H. 23.
343. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, ostwestlich, mit
dem Kopfe im Osten. Bronzebeigaben: Ein Ohrring mit ein-
gehängter Bernsteinperle (Figur 392), mittels eines bewegHchen
Spiralröhrchens schliessbar, D. 5*2. — Ein Spiralarmband aus
schmalem Bleche von 3^/4 Umgängen, mit beiderseits zurück-
gebogenem Ende (Figur 393), D. 43.
844. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdUch, mit
dem Kopfe im Norden. Neben dem Kopfe fand man die fol-
genden Beigaben: Eine halbkreisförmige, nadellose Bogenfibel
aus Bronze (Figur 394), in deren Kopfschleifc ein Spiralring mit
vier Windungen (und in letzteren ein grösserer flacher Bronze-
ring) eingehängt ist. An dem flachen Ringe sind die Enden
vieler feinen Bronzekettchen aufgereiht, L. 6*4, H. 4*3. — Viele
Fragmente von feinen Bronzekettchen. — Sieben hohle, bullenförmige Anhängsel aus
Bronze (ähnlich Figur 382). — Eine kleine Bernsteinperle.
Fig. 392. Bronzener
Ohrring mit Benistein-
pcrlen (•/g)
Fig. 393.
Bronzenes Spiralarmband
(%)
aus Grab 843.
142
I. Archäologie und Geschichte.
345. Skelet^rrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze, L. 6.9, H. 4-7.
_ 346. Urnengrab. (T. 120.) Die frei-
stehende grosse Urne enthielt im Leichen-
brand eine Mittel-La Tf^ne-Fibel aus Bronze
mit breiter Doppelspirale, welche auf einer
Seite vier, auf der anderen ftlnf Umgänge
hat, L. 5-5, Br. 29, H. 1-4.
Fig. 394. Bronzene halbkreisförmige Bogcniihel
mit Ring und Kettchen ('/a) aus Grab 344.
Fig. 395. Hronzene Mittel-La Tc^ne-Fibel («/s)
aus Grab 347.
347. Brandgrab. (T. 50.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand
eine Mittel - La Tene - Fibel aus Bronze (Figur 395), L. 95, H. 29.
348, Urnengrab. (T. 100.) Die grosse topfförraige
Thonurne (Figur 39(3) war mit einer Thonschale bedeckt.
Sie ist schwärzlichbraun, ihr Hals nicht abgesetzt, der
Rand aufwärtsstehend. An der grössten Bauchweitung
sind drei knopfförmige Buckel angebracht. H. 35, D. 25,
m. 14, b. 13, hd. 19. Auf der Thonschale lag die Spitze
einer eisernen Messerklinge und drei Fragmente einer
eisernen La Tene -Fibel (Figuren 397 und 398). Das
Bügelstück Figur 397 ist mit einem schmalen Bronze-
bleche spirahg umwunden. Die Urne selbst enthielt nur
die Brandreste. Es ist dies der erste Fall in Jezerine,
dass Schmuckbcigabcn nicht in der Urne, sondern auf
einer Dcckschale deponirt waren.
349. Urnengrab. (T. 100.) Die Thonurne war mit
einer runden Steinplatte von 51 D. und 9 Stärke bedeckt.
An Beigaben enthielt sie im Leichenbrand eine zwei-
spiralige Bronzefibel (Figur 399). Auf ihrem geraden
Drahtbügcl sind acht Bcrnsteinperlen aufgesteckt, an
dem Dorn hängt ein grosses Bronzegehänge. Die Kopf-
platte des letzteren ist ornamentirt und oben durch
Pferdeküpfe abgeschlossen. An ihr hingen fünf feine
Kettchen (eines fehlt), und jedes trug am unteren Ende
ein Bronzeringclchen von rhombischem Querschnitte. Die
Fibel hat L. 11, Br. 44, H. 30. Das Gehänge L. 16,
Br. 5(). — Einen massiven Bronzearmring (Figur 400).
Derselbe ist offen, die schwächeren, etwas abgerundeten Enden stark übergreifend. Die
Aussenfläche ist mit geirenoinandergestellten und schief gestrichelten Dreiecken verziert,
Figr. 396. Tlioimnie ('/«)
Fig:. 397. Eisernes
Fibel fragiiieut
mit Brouzedraht
uniw'uiidcu
(Va)
Fig. 308.
Ei. Sern CS
FibeltVagment
aus Gral) 348.
Radimsky. Die Nekropole von Jezeriiic iu Pritt»ka.
143
D.6-8. — Zwei kleine runde Bronzeknöpfe von 1. D. — Sieben scheibenförmige Bernstein-
perlen von nahezu gleicher Grösse (D. 1*5), sowie mehrerer Fragmente von Bernsteinperlen.
Fig. 400. Bronzener Arnirinp (^/g)
Fig. 399. Bronzene zwcisinralige Fibel
mit Benisteinperlen und Kettengehänge ("/g)
aus Grab 340.
Fig. 401. Bronzene Mittel-La Tene-Fibel
mit Kin;r (*/.i)
Fig. 402. Bronzener
Zierriug (^/a)
Fig. 403.
^P
Üronzenes
Spiral-
Fig. 404. Bronzenes
röhrchen
Töpfehen,
(•/.)
Anhängsel («/g)
aus
Grab
350.
350, Skeletgrab. (T.50.) Frei-
liegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe
im Norden. Bei dem Kopfe lagen fol-
gende Beigaben : Eine Mittcl-La Tfcne-
Fibcl aus Bronze (Figur 401). Der
flache Bügel und der zurückge-
legte Fuss sind mit zwei gi'össeren
und einem mittleren kleineren Bronze-
knopfe geziert und der Dorn durch
ein verschiebbares Kingelchcn in der
Rinne befestigt. Am Dorne ist ein
kleines Bronzeringelchcn angehängt. ^)
L. 9-8, Br. 3-9, II. 2-9. -- Ein mit
Strichen ornamentirtcr geschlossener
Bronzering von flach rhombischem Querschnitte (Figur 402), D. 3-8. — Vier Spiral-
röhrchen aus Bronze (Figur 403). — Ein kleines zweihenkeliges Töpfchen (Anhängsel)
») Vgl. Kakitno, diese Mitth., I, S. 177, Figur 16.
144
I. Archäologie und Geschichte.
aus Bronze (Figur 404) mit ovaler Mündung, D. 2*5 bis 3, H. 3-8. — Eine rundliche
Bronzeperle, D. 1*3. — Drei ungleich gi'ossc scheibenförmige Bernsteinperlen bis D. 2.
351. Skeletgrab. (T. 130.) Freiliegend, nord-
südlich, mit dem Kopfe im Norden. Neben dem
Kopfe lagen vier Hälften von hohlen , buUenförmigen
Bronzeblechanhängseln, D. 1*5.
Fig. 405. Thoimnie (>/«)
Fig. 407.
Fuchszahn,
durchbohrt («/»)
aus Grab 352.
Fig. 406.
Bronzene Mittel-La T^ne-Fibel ('/g)
S53. Urnengrab. (T. 70.) Die freistehende Thonurne (Figur 405) ist dunkelgrau,
der Hals vom Bauche merkhch abgesetzt, ober der grössten Weitung stehen zwei kreuzför-
mige Ansätze. H. bis zum Rande 26-5, D. 30, h. 16, b. 12.5, hd. 13-5. Beigaben: Eine Mittel-
La T^ne- Fibel aus Bronze (Figur 406), L. 8-1, Br. 2-1, H. 2-5. — Ein glattes, in der Mitte
durchbohrtes Bronzescheibchen, D. 2. — Ein durchbohrter Fuchszahn (Figur 407), L. 3.
353. Skeletgrab. (T. 80.) Freiliegend, nord-
südlich, mit dem Kopfe im Norden. Neben dem
Kopfe: Eine kleine Hallstlitter Bogenfibel aus Bronze
mit langem Fuss und kurzer einseitiger Spirale
(Figur 408), L. 3-1, H. 1-7. — Eine Ziernadel aus
Bronze (der Kopf fehlt), L. 10-2.
354. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nord-
südlich, mit dem Kopfe im Norden. Beigaben: Ober-
halb des Kopfes stand eine kleine schwärzliche Hen-
kelschale aus Thon (Figur 409), deren Henkel hoch
über den Rand emporsteht. H. 4*5, D. 7*8, m. 7*5,
h. 7, b. 6*5, hd. 2. — Ein Eisenfragment, zu einer
Fig. 410. Thonurne (Ve)
auB Grab 356.
Fig. 408.
Bronzene Fibel ('/s'»
aus Grab 353.
Fig. 409. Thönernc
Henkclschale (^j^)
aus Grab 354.
Fibel oder einem Armringe gehörig. — Eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus
Bronze, L, 5*9 und H. 4*3.
355. Urnengrab. (T. 66.) Die freistehende, topfformige Thonurne ist dunkel-
braun mit ausgebogenem Rande. H. 365, D. 30, m. 19, b. 14, hd. 21.
Badimsk/. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
145
856. Urnengrab. (T. 100.) Die freistehende Thonurne (Figur 410) ist topfförmig,
schwärzlich graubraun mit aufwärts stehendem Rande. H. 43, D. 30, m. 16, b. 14, hd. 29.
857. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze, L. 5*2, H. 3'8.
858. Skeletgrab. (T. 130.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beim Kopfe nachstehende Beigaben: Ein röthlicher einhenkeliger Thonkrug. Sein Hals
ist vom Bauche deutlich abgesetzt, der Rand umgelegt und der breite, fast kreisrunde,
mit einer LängsriUe in seiner Mitte gezierte Henkel am unteren Halstheile angebracht.
H. 17*5, D. 20, m. 10, h. 8, b. 7, hd. 6. — Eine halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze
ganz wie Figur 134. In der Kopfschleife ist ein Bronzespiralring von fünf Umgängen
eingehängt, L. 5*8, H. 43. — Acht Bronzespiralröhrchen. — Ein bogenförmig ge-
krümmter Bronzeblechstreifen (vielleicht Fragment eines Spiralarmringcs). — Zwei Eisen-
fragmente, eines davon vielleicht zu einer Fibel gehörig.
Fig. 411. Thoniinie (Vo)
Fig. 412. lironzcnc zweispiralige Fibel
mit Beriistciiiperleu (%)
Fig. 415.
Berusteiiiperle
(Vi)
Fig. 413. Silberne
Zierscheibcliciifragmente (*/i)
aus Grab 359.
Fig. 414. Zinnerner (?)
Zierring (Vi)
859. Urnengrab. (T. 70.) Die Thonm'ne war mit zwei übereinandergestellten
Thonschalen bedeckt. Die Urne (Figur 411) ist topfförraig, graubraun, mit ganz niederem
Fuss. Der Hals ist vom Bauche durch einen glatten Rundwulst getrennt, der Rand
aufrechtstehend. H. 42-5, D. 33-5, m. 15, b. 14, hd. 18, hf. 1. Im Leiclicnbrand lagen:
Eine Früh-La Tene-Armbrustfibel aus Bronze mit verbreitertem lUlgel (ähnlich Figur
454), L. 6*8, Br. 5*5, H. 1-6. — Eine zweispiralige Fibel aus Bronze (Figur 412). An
dem etwas eingebogenen Drahtbügel sind fünf Bernsteinperlen aufgesteckt. L. 8-3,
Br. 3*1, H. 3*3. — Eine Bronzepincette, L. 11, Br. 2. — Fragmente eines Zierschcibchens
aus Silber (Figur 413). — Das Fragment eines gegossenen Ringels aus Zinn mit vier
an der Peripherie aufgesetzten perlenartigen Ansätzen (Figur 414)^ D. etwa 2-5. — Eine
scheibenförmige, beiderseits gegen die Mitte zu concave Bernsteinperle (Figur 415), D. 1*9.
360. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdhch, mit dem Kopfe im Süden.
Beim Kopfe stand ein kleiner schwärzlichbrauner, einhenkeliger Becher, bauchig, mit
ausgebogenem Rande und über den GefUssrand emporstehendem Henkel. H. 45, D. 7*6,
Band ni. 10
140
I. Archäologie und Geschichte.
m. 5, b. 6, hd. 2*2. — Daneben lag eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus
Bronze, L. 61, H. 4-3.
861. Urnengrab. (T. 130.) Unter einer unregelmässigen Steinplatte stand die
mit einer braunen Thonschüssel bedeckte braune Thonurne. Die Urne ist topfförmig,
ihr Hals vom Bauche nicht abgesetzt, ober der grössten Weitung
stehen vier horizontale Ansätze mit je zwei kleinen Hörnchen an
den Enden. H. 23, D. 235, h. 14ö, b. 9, hd. 12-5. Die Deck-
schüssel ist braun, mit kurzem Fuss, ausgebogenem Rande. H. 7*5,
D. 19, ra. 19, b. 8, hf. 1. Beigaben: Der Randscherben eines gelb-
lichen, auf der Drehscheibe erzeugten und beiderseits mit einer
glänzend schwarzen Farbe ilberstrichenen römischen oder griechi-
schen Thongeßlsses. Dann das Bruchstück eines Rindskopfes
(Figur 416) aus ganz gleichem gelblichem Thone wie der Scherben,
mit Resten schwarzer Firnissfarbe. Beide Stücke müssen schon
Fig. 416. Thönenier ^'^ Scherben in die Urne gekommen sein, da kein weiteres Frag-
Rindskopf (V») mcnt davon gefunden wurde und die Bruchflächen ganz verwittert
• Fig. 418. Broiizeuc
Mittel -La T6ne- Fibel («/a^
Fig. 417. BronzeiH»
Mittel -La T6nc-Fibcl («/s)
aus Grab 361.
sind. — Eine Mittel -La Tfene- Fibel aus Bronze (Figur 417), L. 10, Br. 38, H. 25. —
Eine Mittel -La Ttne- Fibel aus Bronze (Figur 418), deren zurückgelegter Fuss eine
runde, früher mit einer Emailschcibe oder Bern-
steinperle ausgefüllte Platte trägt. L. 5*8, Br. 38,
H. 2-3.
362. Urnengrab. (T. 66.) Die unbe-
deckte Thonurne (Figur 419) ist gelblichbraun,
der kurze Hals durch drei herumlaufende Rillen
vom Bauche getrennt und der Rand aufwärts-
stehend. Am oberen Bauchtheile stehen zwei
schwache horizontale Ansätze, von denen je
zwei bogenförmige Wülstchen nach beiden
Richtungen auslaufen. H. 33-5, D. 37, m. 24*5,
h. 24-5, e. 13, hd. 21. Im Leichenbrand ftinf
grössere scheibenförmige Bernsteinperlen bis
31 D., dann eine kleine scheibenförmige und
eine kleine walzenförmige Bernsteinperle.
368. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend,
nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beim Kopfe lagen: Ein Eisenfragment, wahrscheinlich von einem Ringe. — Ein ge-
schlossener Bronzering von rhombischem Querschnitte, D. 68. — Ein geschlossener
Bronzering, einerseits flach, andererseits halbrund, D. 4.
Fig. 419. Thonurne (Vo) aus Grab 302.
Radimsky. Die Nekropolc» von Jezerine in Pritoka.
147
864. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beim Kopfe eine Mittel- La Tfene- Fibel aus Bronze (Figur 420), L. 92, Br. 31, H. 25.
865. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beim Kopfe stand ein braungrauer, zweihenkeliger Thonkrag (Figur 421). Sein Hals
ist vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand ausgebogen, ober der grössten Weitung stehen
die zwei verticalen, breiten, in der Mitte mit je einer Längsrille gezierten Henkel.
H. 17, D. 17-5, m. 11, h. 10, b. 85, hd. 6-5.
366. Skeletgrab. (T. 90.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Oberhalb des Kopfes stand ein zweihenkeliger Thonkrug. Er ist schwärzlich, sein Hals
vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand umgelegt. Die am mittleren Halstheile vertical
aufgesetzten Henkel haben rundlich breiten Querschnitt. H. 14, I). 13*5, m. 9, h. 7*5,
b. 6, hd. 5*5.
Fig. 420. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel ('/a)
aus Grab 364.
Fig. 421.
Zweihenkeliger Thonkrug
(V.)
aus Grab 365.
Fig. 422.
Steinscheibehen (^/j)
aus Grab 367.
Fig. 423.
Bronzene Fibel mit Bronzeringen ("/s)
aus Grab 368.
367. Brandgrab. (T. 100.) Unter einer un regelmässigen Steinplatte lag der
Leichenbrand frei in der Erde. Beigaben: Ein geschlossener Bronzering von rhombi-
schem Querschnitte. D. 5*4. — Fragmente einer Bernsteinperle. — Ein doppeltdurch-
bohrtes Scheibchen aus weichem Kalkmergel, beiderseits mit zwei eingeritzten Kreisen
verziert, zwischen welchen Bogenlinien verlaufen (Figur 422), D. 5*5, Stärke 0*9.
868. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag eine schöne Drahtfibel aus Bronze (Figur 423). Der Bügel der-
selben ist mit drei aufgesteckten Bronzeperlen geschmückt und beiderseits derselben
mit einem Bronzeblechstreifen spiralig umwunden. Am Dorne sind zwei Bronzeringe, der
grössere mit flachrundem, der kleinere mit rhombischem Querschnitte angehängt. L. 9*4,
Br. 2-7, H. 3-6. Die Ringe D. 69 und 4.
869. Urnen grab. (T. 130.) Die topfförmige graue Thonurne (Figur 424) stand
unbedeckt, hat einen vom Bauche nicht abgesetzten Hals und gerade aufsteigenden
Rand. H. 39, D. 35, m. 19, h. 19, b. 145, hd. 21. Der Leichenbrand enthielt nach-
stehende Beigaben: Das Fragment eines römischen Fingerringes aus Bronze, welcher
10*
148
I. ArchKologie und Geschichte.
eine fein geschnittene Platte aus Glaspasta trägt (Figur 425 a und i). Die in Figur 425 i
vergrösserte Platte zeigt einen mit einem Diadem geschmückten weiblichen Kopf. Herr
Director Friedrich Kenner, welchem ich diesen
Fund vorlegte, äussert sich dahin, dass diese durch
Güte und Feinheit ausgezeichnete Arbeit spätestens
in das 2. Jahrhundert n. Chr. zu setzen sei. —
Ein kurzes Spiralröhrchen aus Bronze und meh-
rere kleine Bronzefragmente. — Einige kleine Eisen-
fragmente.— 9 blaue, 4 gelbe, 7 weisse und 10 grüne
ganz kleine Glasperlen und mehrere Fragmente
solcher Perlen. — Sieben durchbohrte Wälzchen
und Perlen aus Bein (Tafel V, Figur 12).
370, Urnengrab. (T. 90.) Die Brandreste
waren in einer runden Steinurne deponirt, welche
mit einer ebenfalls runden Steinplatte bedeckt war.
Die Urne ist 35 hoch, äusserer D. oben 44,
unten 50, lichte Weite und Tiefe 29. Der Deckel
D. 35, Dicke 9. Beigaben: Eine römische Bronze-
schnalle mit fehlendem
Dorne (Figur 426), L. 3-3,
Br. 3. ^) — Das Fragment
Fig. 424. Thonume (V«)
Fig. 425 o. Fig. 425 h.
Bronzener Fingerring Platte des Ringes
(Vi) (2Vs)
aus Grab 369.
Fig. 426. Bronzene
Schnalle («/j)
Fig. 427. Bronzenes
Ringfragment (Vs)
aus Grab 370.
eines Zierscheibenringes aus Bronze (Figur 427). — Ein Bronzefragment, wahrscheinlich
zu einem Armringe gehörig, und das Fragment eines ganz kleinen Bronzeringels. —
Eine kleine Bernsteinperle. — Drei kleine blaue und eine grosse weisse Glasperle von
D. 21. — Ein durchbohrtes, einerseits
flaches, andererseits convexes Scheibchen
aus Bein (Tafel V, Figur 10), D. 1-8.
371. Hier wurden verschiedene Frag-
mente vorgefunden (vielleicht ein von
früher her zerstörtes Grab).
373. Urnengrab. (T. 80.)DieThon-
urne stand frei in der Erde. Beigaben:
Eine Certosaiibel aus Bronze (Figur 428), L. 9*8, H. 2*4. — Ein glatter geschlossener
Bronzering, einerseits flach, andererseits convex, D. 46.
373. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen: Drei geschlossene, glatte Bronzeringe mit flachrundUchem
Querschnitte, D. 4*1. — Ein kreuzförmiger Knopf aus Bronze, D. 2-1.
Fig. 428. Bronzene Certosafibel (Vs)
au.s Grab 372.
») Vgl. Rakitno, dieso Mittb., Bd. I, 8. 172, Figur 5. — R. G. C. Mu.s., Taf. XXI, Figur 1 und 16.
Radimsk/. Die Nekropolo von Jezerine in Pritoka.
149
Fig. 429.
Bronzene
Nähnadel,
gebogen (Vs)
Fig. 430.
Bronzenes
Beschläge («/a)
aus Grab 374.
Fig. 431.
Bronzener
Knopf C/a)
374. Skeletgrab. (T. 80.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe: Zwei Fragmente einer kleinen eisernen Messingklinge. — Eine ge-
bogene Nähnadel aus Bronze (Figur 429),
L. 6'8. — Ein Gürtelbeschlag aus Bronze
mit grossem Ringe (ähnlich Figur 229). —
Zwei lose geschlossene, glatte Bronzeringe
von rhombischem Querschnitte, D. 3-7. —
Eine Beschlägescheibe aus Bronze (Figur 430),
D. 2*7. — Vier runde Bronzeköpfe mit con-
cavem Mittelfelde (Figur 431), D. 1*6.
875- Urnengrab. (T. 70.) Die Thon-
ume stand frei in der Erde und enthielt die
Brandreste, aber keine Beigaben.
876. Urnengrab. (T. 100.) Die Thonurne war mit einer aus vier Platten zu-
zusammengestellten Steinkiste umgeben und mit einer runden Steinplatte von 30 D. und
10 Dicke bedeckt. Darüber lag noch eine gi-osse unregelmässig viereckige Steinplatte,
welche flach dachförmig geformt ist. Die Urne ist schwarz-
braun, der Rand umgelegt. Die Scherben zeigen schöne
Ornamentirung. Beigaben: Ein auf der Drehscheibe ge-
formter zweihenkeliger römischer oder griechischer Becher
mit Fuss (Figur 432) aus fein geschlemmtem,
gelblichem Thone. Der Boden ist concav, am
unteren Bauchtheile und unter den hoch an-
gebrachten Henkeln läuft je eine Rille herum.
Zwischen diesen ist der Bauch durch parallele,
verticale Striche fein gerippt. Die zwei ho-
rizontalen, nahe unter der Mündung aufge-
setzten Henkel von rundem Querschnitte
stehen weit vor. Hals und Bauch, dann der
untere Fussrand und die Innenseite sind mit schwarzer Firnissfarbe überstrichen. Unter
den Henkeln läuft ein schmaler rother Strich herum, der schwarze Halstheil darüber
ist mit vertical gestellten weissen Strichen bemalt. H. 10, D. 7,
m. 7, b. 4, hf. 2*5, f. 2. — Zwei Bronzeringe, glatt, geschlossen,
mit beiderseits scharfen Rändern und convexen Seitenflächen.
D. 41.
877. Urnengrab. (T. 100.) Unter einer grösseren, recht-
eckigen, flach dachförmigen Steinplatte stand die Thonurne.
Beigaben: Ein kleiner henkelloser graubrauner Thonbecher
(Figur 433) mit aufwärtsstehendem Rande. H. 5*5, D. 7, m. 7,
b. 6*3, hd. 5*5. — Zwei ungleich grosse Bernsteinperlen, die
grössere D. 2. — Eine blaue runde Glasperle, D. 1*1, und eine
weingelbe walzige Glasperle, L. 1*2, D. 9.
878. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, ostwestlich, mit
dem Kopfe im Osten. Bei dem Kopfe: Die Klinge sammt einem
Theile des Heftes von einem Eisenmesser (Figur 434), L. 77,
in der Mitte Br. 1*5, mit geradem Rücken und geschwungener
Schneide. — Ein rechteckiges, in zwei Halbkreisen endigendes
Gürtelblech aus Bronze (Figur 435). L. 53, Br. 2*7. — Drei
Fig. 433.
Thonbecher (V4)
aus Grab 377.
Fig. 432.
Thönerner Skyphos (»/s)
aus Grab 376.
Fig. 434. Ei.senies
Me.s8erfragment {^j^)
Fig. 435.
Bronzenes Gttrtelblecli (*/a)
ans Grab 378.
150
I. Archäologie iiiul Goscluclite.
geschlossene Bronzeringe mit beiderseits scharfem Rande und eonvexen Seiten. 1). 4. —
Ein kreuzförmiger Bronzeknopf. D. 21.
379. Skeletgrab. (T. 80.) Freiliegend, nordslldlich, mit dem Kopfe im Norden.
Bei dem Kopfe: Ein kleines Thongeftss. — Ein rechteckiges, in zwei Halbkreisen
endigendes Gürtelblech aus sehr feinem Bronzeblech (Figur 436).
L. 9-7, Br. 3*2. — Sechs gleiche geschlossene, schmale Bronzeringe von
rhombischem Querschnitte. D. 4. — Zwölf kreuzförmige Bronzeknöpfe
(ähnUch Figur 240), D:21.
— Viele Fragmente von fei-
nen, durchlochten Bronze-
blechen und mehrere Bronze-
nieten (Reste von Beschläge-
stücken). — Ein getriebenes
Zierblech aus Silber mit einer
menschlichen Figur (Figur
437), L. 2-8, Br. 2. — Zwei
kleine Eisenfragmente.
880. Urnengrab. (T. 60.) Unter einer schweren Steinplatte stand die Thonume
mit Leichenbrand und zwei Eisenfragmenten (wahrscheinlich vom Bügel einer Fibel).
— Eine Certosafibel aus Bronze mit fehlendem Dome, L. 7*9.
881. Urnengrab. (T. 130.) Die Thonurne war
unbedeckt. Im Leichenbrand enthielt sie einen eisernen
römischen Drahtarmring (Figur 438), D. 8-8.
Fig. 437. Silbenies
Zierblech mit
Menscheiifigur (*/i )
Fig. 436. Bronzenes Gürtelblech («/a)
aus Grab 379.
Fig. 438. Eiserner Armring (*/j)
aus Grab 381.
Fig. 439. Bronzene Certosafibel
Fig. 440.
C/s) Bemsteiuperle (*/i)
aus Grab 382.
383. Skeletgrab. (T. 140.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen: Ein Eisenfragment. — Eine Certosafibel aus Bronze (Figur 439),
L. 8. — Zwei ganze Bernsteinperlen (Figur 440), sowie zwei Bruchstücke
von Bernsteinperlen.
383. Skeletgrab. (T. 90.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe
im Norden. Bei dem Kopfe: Eine eiserne Messerklinge mit dem in zwei
Stücke gebrochenen Hefte (Figur 441). Die einschneidige Klinge, deren
Spitze fehlt, hat gerade Schneide und geschweiften Rücken. Sie ist 8*7 1.,
2 br., der Griflf 5o 1. — Zwei glatte, geschlossene Bronzeringe mit beider-
seits scharfen Rändern und eonvexen Seiten, D. 53. — Ein glatter, ge-
schlossener Bronzering von rhombischem Querschnitte, D. 43.
384. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonume (Figur 442) stand un-
bedeckt in der Erde, ist topfförmig, schwarzgrau, mit ausgebogenem Rande
und zwei horizontalen Ansätzen am oberen Bauchtheile. H. 29*5, D. 29,
m. 205, h. 20, b. 11, hd. 15*5. Beigaben: Eine Nähnadel aus Bronze
Fig. 441.
Eisernes
Messer (V*)
aus Grab 383.
Radimsk}^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
151
(Figur 443). L. 71. — Eine Mittel-La Tfene-Fibel aus Bronze (Figur 444). Der zurück-
gelegte Fuss trägt eine runde Scheibe, auf welcher eine Platte aus weisser Pasta auf-
gesetzt ist. Diese bildet einen erhöhten Knopf, um welchen herum ihre ganze Fläche
mit strahlenförmig gegen die Peri-
pherie verlaufenden Strichen orna-
mentirt ist. L. 61, Br. 41, H. 2-4.
— 76 kleinere Bemsteinperlen (Fi-
gur 445, S. 130).
Fig. 444.
Bronzene Mittel-La T6ne-Fibel
Fig. 443.
Bronzene
Nlihnadel
mit weisser Einlage
C/s)
(V,)
aus Grab 384
Fig. 442. Thomime (V«)
Fig. 446. Bronzene SpKt-La Tone-Fibel (*/»)
385.Skeletgrab. (T. 100.) DasSke-
let lag in einer rechteckigen Steinkiste,
welche aus dünnen Platten zusammengesetzt
und mit einer grossen Steinplatte bedeckt
war, von Nordwest gegen Südost, mit dem
Kopfe im Nordwesten. Bei dem Kopfe lag
eine Spät -La Tfene- Fibel ans Bronze mit
einem von der Spirale sehr steil aufsteigen-
den Bügel und vollem Nadelhalterblatte
(Figur 446), L. 5, H. 1*8, ferner ein dün-
nes, offenes Drahtringel aus Bronze,
D. M.
386. Urnengrab. (T. 80.) Die frei-
stehende Thonurne (Figur 447) ist roth-
braun, der Hals vom Bauche nicht abge-
setzt, der Rand aufwärtsstehend. H. 45,
D. 42, m. 29, b. 16, hd. 24. In der Urne
lag eine kleine zweihenkelige Schale,
bräunUchgelb, mit convexem Boden und
aufwärtsstehendem Rande. H. 5*5, D. 7,
m. 6, b. 4-5, hd. 35.
387. Urnengrab. (T. 70.) Die topf-
förmige Thonurne war mit einer Thon-
schale bedeckt. Die Urne (Figur 448) ist
auf der Drehscheibe erzeugt, grau, ihr
Hals schmal umgelegt. H. 26-5, D. 26, m. 21, h. 19, b. 11-5, hd. 165. Beigaben: Ein
gebrochener eiserner Drahtarmring (Figur 449), D. 7. — Zwei kleine Bronzedraht-
Ringelchen mit übergreifenden Enden, D. 1*8. — Drei Bronzefragmente, theilweise
zu einer Fibel gehörig.
Fig. 447. Thonurne (Va)
aus Grab 38G.
152
I. Archäologie und GescUifhte.
388. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen: Eine grosse Bronzefibel (Figur 450). Der Bügel besteht aus
rundem Drahte, welcher in dem mittleren Theile rechteckig
zugeschlagen ist und einen aus achterförmigen Windungen
bestehenden horizontalen Strei-
fen bildet. Die beiden runden
Enden sind mit schmalem
Bronzeblech spiralig umwun-
den, L. 12-5,H. 41. — 31 ver-
schieden grosse Bernsteinperlen
bis 21 D. und das Fragment
einer Bernsteinperle. — Zwei
blaue Glasperlen, D. 0*9.
389.Urncngrab. (T. 100.)
Die Thonurne war mit einer
Thonschale bedeckt, ist topf-
förmig, schwarzbraun, mit ein-
gebogenem Rande. H. 27, D.
24-5, m. 13-5, hd. 10, b. 13.
890. Skeletgrab. (T. 60.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag eine nadellose, halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze (Figur 451).
L. 4-7, H. 3-3.
Fig. 448.
Thouurno (Vo)
Fig. 449.
Eiserner Armring (^/j)
aus Grab 3B7.
Fig. 460. Bronzene Fibel ('/g)
aus Grab 388.
Fig. 451. Bronzene halbkreisförmige
Bogenfibel (»/a) aus Grab 390.
391. Skeletgrab. (T. 80.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag eine Bronzefibel mit Certosaspirale und an Früh -La Tene- Fibeln
erinnerndem zurückgebogenem Fussende (Figur 452). L. 11-6, H. 3*4. An der Nadel
hängt ein Bronzering von rhombischem Querschnitte, D. 6*8. In diesen Ring ist ein
kleines Bronzeblech -Ringelchen von zwei Umgängen und 1*4 D. eingehängt, welches
eine kleine aufgesteckte blaue Glasperle trägt.
393. Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand:
Eine cylinderförmige und eine walzige Bernsteinperle, D. 1*6 und 1*3. — Eine cylinder-
förmige, weisse Glasperle, D. 1-6.
393 a. Urnengrab. (T. 120.) In einer aus vier Platten zusammengesetzten quadra-
tischen Steinkiste von 70 Seitenl. und 70 H. stand, mit ihrer Spitze in die Erde ein-
gesenkt, die grosse Thonurne (Figur 453); neben derselben lagen fünf grössere Scherben
eines anderen Thongefässes. Die Steinkiste war oben offen und die Thonurne mit einer
gelbbraunen Thonschüssel bedeckt. Auf dieser Schüssel stand ein z weih enkeliger Thon-
krug. Dieses kleine Beigefäss ist rüthlich, sein Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der
Rand schmal umgebogen. Die verticalen Henkel haben flachrundlichen Querschnitt.
H. 10*5, D. 10, m. 6-5, h. 6, b. 5*5, hd. 4. Die grosse, mit Brandresten angefüllte Urne
Radiinsky. Die Nekropole von Jezerinc in Pritoka.
153
von der Form römischer Vorrathsgefässe ist auf der Drehscheibe erzeugt, lichtgelb, mit
kurzem, vom Bauche stark abgesetztem Halse und aufwärtsstehendem Rande. Zwischen
Hals und Bauch sind zwei länglichrunde, grosse Ansätze angebracht. H. 63, D. 35*5,
m. 11, h. 14, b. 5, hd. 42. Mit Beigaben war dieses Grab reich ausgestattet, denn man
fand in der grossen Urne: Eine Frlih - La Tene- Fibel aus Silber, mit breiter Doppel-
spirale, in Form und Verzierung ganz gleich der nachfolgenden Bronzefibel. L. 59,
Br. 5, H. 19. — Eine Früh -La Tene -Fibel aus Bronze (Figur 454), mit breiter Doppel-
spirale. Ihr Bügel ist in der Mitte plattenförmig verbreitert, auch der zurückgelegte
Fuss trägt eine kleine elliptische Platte. Jede dieser Platten ist durch drei eingeschnittene
Striche verziert, welche je einen sechsstrahligen
Stern bilden. Die Rillen des Sternes auf der
grösseren Bügelplatte zeigen ganz deutliche
Reste von rothem Blutemail, mit welchem die-
selben ursprünglich ausgefüllt waren. L. 5*7,
Br. 4-8, H. 1-9. — Eine Mittel-La Tene -Fibel
aus Bronze (Figur 455), deren Bügelscheibe
eine ganz ähnlich ornamcntirte Platte aus weisser
Pasta trägt, wie die Fibel des Grabes 384. L. 5,
Fig. 462. Bronzene Fibel mit zwei Bronzeringen
nnd einer Glasperle (^/s) aus Grab 391.
Fig. 453. Thonumo mit spitzem Boden (Vo)
aus Grab 393.
Br.3-1, H. 2-6. — Zwei gleiche Mittel-La Tene-Fibeln aus Bronze (Figur 456 und Figur 457),
L. 6*4, H. 1*2. — Eine zweispiralige Fibel aus Bronze, auf deren gestrecktem Draht-
bügel eine mittlere lange und je eine seitliche runde Bernsteinperle aufgesteckt sind
(Figur 458). L. 94, Br. 3*3, H. 2-4. — Eine Gehängeplatte aus Bronze mit zwei Pferde-
köpfen (einer fehlt) (Figur 459), ohne Durchbohrungen am unteren Querstücke. Br. 5*4.
H. 4'7. — Vier längere und einige kürzere Stücke von feinen Bronzekettchen, an
welchen hohle, dreieckige Anhängsel aus Bronzeblech befestigt sind, und mehrere Bruch-
stücke solcher Kettchen. (Gehören wohl zu dem oben beschriebenen Rahmen.) — Eine
Pincette aus Bronze (Figur 460). Sie unterscheidet sich von allen übrigen Pincetten
dadurch, dass sie einen massiven Kopf besitzt. L. 108, Br. 2*2. — Ein Armring aus
154
I. Archäologie und üeschichte.
Bronze (Figur 461), offen, etwas übergreifend und durch quergestellte Rippen verziert,
D. 4'7. — Ein Ringel aus Bronze, glatt, geschlossen und von rhombischem Querschnitte,
D. 2'3. — Ein hohles bullenförmiges Anhängsel aus Bronzeblech, D. 1*3. — Ein An-
hängsel aus Bronze, in einem Ringel hängend und unten mit einem Widerhaken ver-
sehen (Figui* 4()2). L. sammt Ringel 83. (Wahrscheinlich ein Kopf kratzer. *) — Eine
Fig. 464. Bronzene Früh-La T6ne-Fibol
mit Spuren von Blutemail ('/a)
Fig. 458. Bronzene zweispiralige Fibel
mit Bernstcinperlen ('/s)
Fig. 456. Bronzene
Mittel -La Töne -Fibel
mit weis-ser Einlage ('/g)
Fig. 466. Bronzene
Mittel -La T6ne- Fibel («/s)
Fig. 457. Bronzene
Mittel -La Töne -Fibel (^»/a)
Fig. 459. Bronzenes
Obertheil
eines Kettengehänges ('/g)
Fig. 460.
Bronzene
Pincette (%)
Fig. 462.
Bronzenes
Anhängsel
(Hltekehen)
C/s)
Fig. 461.
Bronzener Armring ('/g)
aus Grab 393.
Nähnadel aus Bronze. — Zwei Bronzefragmente. — 73 Bernstein perlen, theils walzig, theils
scheibenförmig (Figur 403, S. 130). — Eine weissemaillirte blaue Glasperle. — 442 kleine
blaue Glasperlen, wovon ein Theil auf Taf. III, Figur 13 abgebildet ist. — 13 kleine gelbe
Glasperlen. — Eine plattviereckige Glasperle, Taf. IV, Figur 6. — Drei weisse schub-
förmige Glasperlen, Taf V, Figur 4. — FUnf kleine ganze weisse Glasperlen und
Bruchstücke von mindestens vier grösseren weissen Glasperlen. D. der letzteren 1'7.
393b. Skeletgrab. (T. 150.) Unter dem Steinkistengrabe 393a lag frei ein Skelet,
nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden, ohne Beigaben.
*) Vgl. M. Hoernes, Mitth. d. A. (i., Bd. XIX, «itzungsbor., Ö. 9 und 10, Figur 1 bis 6.
Radimsky. Die Nokropolc vou Jezeriue iii Pritoka.
155
394. Urnengrab. (T. 100.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt. Auf dieser lagen folgende Beigaben: Eine zweispiralige Fibel aus Bronze,
deren gerader Drahtbügel fünf aufgesteckte Bernsteinperlen trägt. L. 121, Br. 3-7,
H. 3-1. — 29 kleinere Bernsteinperlen (Figur 4G4), D. bis 12. — Ein rother Spinn-
wirtel aus Thon (Figur 465), D. 3*2, H. 2-5. — Die Urne war mit Leichenbrand gefüllt
Fig. 464. Beriisteinperlensehnur (*/i)
aus Grab 394.
und enthielt sonst nur einen zweihenkeHgen, bräunlichgelben Thonkrug. Sein Hals ist
vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand umgelegt, und die zwei breiten verticalen Henkel
stehen am unteren Halstheile. Der ganze obere Theil des GefUsses ist mit schwarzen
Linien bemalt. H. 16, D. 16, m. 9, h. 8, b. 7, hd. 6. Hier kam es zum zweiten Male
vor, dass Schmuckgegenstände nicht in der Urne, sondern auf dem Deckel derselben
lagen. (Vgl. 348.)
395. Skeletgrab. (T. 130.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen: Bügel und Spirale einer Früh -La Tone -Fibel aus Bronze. —
Ein hoher dreieckiger Fibelfuss und eine lange Spiralen-
hälfte sammt der ganzen Sehne aus Bronze, wahrschein-
lich zu einer zweispiraligen Fibel gehörig.
3%. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne war
mit einer unregelmässigen Steinplatte bedeckt und ent-
hielt im Leichenbrand: Eine Früh -La Tone -Fibel aus
Bronze (Figur 466) mit abgebrochenem Fusse. Der Dorn
dieser Fibel wird in der Rinne durch ein kurzes Spiral-
röhrchen aus Bronzeblech festgehalten. L. 7, Br. 2*5, H. 2*6. — Vier Fragmente einer
kleineren Mittel -La Tone- Fibel aus Bronze.
Fig. 466.
Bronzene Früh-La Tene-Fibel ('/s)
aus Grab 396.
156
1. ArchÄologie uud Geschichte.
Fig. 467.
Thönerae
Henkelschale
(V«)
aus Grab 397.
397. Urnengrab. (T. GO.) Thonurne, frei in der Erde. Zwischen dem Leichen-
brand nachstehende Beigaben: Kleines Henkelschälchen ans Thon (Figur 467), schwärz-
lichbraun, mit sehr grossem, über den Rand emporstehendem Henkel
von breitrundlichem Querschnitte. H. 4, D. 6, m. 6, b. 6*5, hd. 4. — Das
Fragment eines rechteckigen Bronzebeschläges mit vier Nieten.
398. Urnengrab. (T. 80.) Topfförmige Thonurne mit ausgeboge-
nem Rande, frei in der Erde, dunkelbraun, mit niederem Fuss, weitem,
vom Bauche nicht abgesetztem Hals und oberhalb der grössten Weitung
mit zwei mit je drei Hörnchen gezierten Ansätzen. H. bis zum Rande 22,
D. 30-3, h. 21, b. 12, hd. 10, hf. 13. Enthielt den Leichenbrand ohne
Beigaben.
399. Urnengrab. (T. 100.) Mittelgrosse dunkelbraune topfförmige Thonurne mit
schmal umgelegtem Rande, unbedeckt in der Erde. Zwischen dem Leichenbrand fünf
weingelbe Glasperlen mit scharfer Mittelrippe, D. 0*8.
400. Urnengrab. (T. 160.) Leichenbrandrcste in einer runden
Steinurne mit rundem Steindeckel; auf letzterem folgende Beigaben:
Eisenschwert (Figur 468), ähnlich wie das aus Nr. 237, nur dass der
Griff desselben nicht seitlich verbogen ist. L. der Klinge 40 (Spitze
abgebrochen), des Griffes 10. Der Wulst zwischen Griff und Klinge
ist 1 Cm. breit, so dass die Gesammtlänge des Schwertes 51 Cm.
beträgt. Die Klinge ist in ihrer Mitte 4, beim Griff 2*8, der Griff
an der Parirstange 3, am anderen
Ende 4*6 breit. Die Breite der
Knaufplatte des Griffes beträgt 1*9,
die Griffschalen, von welchen keine
Spur gefunden .wurde, waren durch
drei noch erhaltene Nieten befestigt.
— Haumesser aus Eisen (Figur 470),
ähnlich dem Schwert. Die Klinge
21-5, der Griff 105 L. Die Schneide
ist etwas flacher geschwungen als
der Rücken, so dass die Klinge in
ihrer Mitte die grösste Br. von 3*3
erreicht. — Eiserner Gegenstand
(Figur 471), L. 182, Br. 17. —Drei
gerade rundliche Eisenfragmente bis
8 L. — Die Steinurne ist cylin-
drisch, H. 62, D. 62. In der Lichte
H. 51, D. 33. Der Steindeckel hat
52-5 D. und 85 Stärke. Die Urne
enthielt nur den Leichenbrand ohne
Beigaben.
401. Skeletgrab. (T. 100.)
T^. .^o ü- 4PT/. ^' A^. Freiliegend, nordsüdlich, mit dem
Flg. 468. Flg. 470. Fig. 471. -rr r xt j xt v j rr r
EiscrneH Scliwort Eisernes Haumesser Eisernes Geräth ^opfe im Norden. Neben dem Kopfc
(V^) (V^) (Vs) lag eine Mittel -La Tene- Fibel aus
aus Grab 400. Bronze (Figur 472) mit sehr grosser.
Raclimsk^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
167
Fig. 472. Bronzene Mittel-La T6ne-Fibel (Vs)
aus Grab 401.
nur aus vier Windungen bestehender Spirale und weit zurückgreifendem Fuss, L. 10*4,
H. 3.1)
403. Urnengrab. (T. 80.) Die zer-
drückte Thonurne stand frei in der Erde.
Ausser dem Leichenbrand enthielt sie:
Einen geschlossenen glatten Bronzering
von flachrundlichem Querschnitte, D. 4*2.
— Zwei walzige Bemsteinperlen, L. 1'6,
D. 1. — Zwei Pferdezähne.
403. Urnengrab. (T. 80.) Thon-
urne, mit einer Thonschüssel bedeckt. Auf
dem Leichenbrande folgende Beigaben: Mittel-La Tfene- Armbrustfibel aus Bronze (Figur
473), L. 6-3, Br. 63, H. 21. — Eine zweispiralige Fibel aus Bronze (Figur 474). Auf ihrem
gestrecktenDrahtbügel
sind eine mittlere wal-
zige und zwei seithche
cylindrische Bernstein
perlen aufgesteckt, L.
7-3, Br. 3, H. 23. —
56 Bernsteinperlen, da-
von eine scheibenför-
mig von 2 D., die übri-
Pia. 4751 ^^
Fig. 474.
Bronzene zweispiralige Fibel Fig. 473.
mit Bernsteinperlen («/s) Bronzene Mittel-La T6ne-Fibel (Vs)
aus Grab 403.
gen walzenförmig bis zu
einer Länge von 2*2, dann drei Fragmente von Bernsteinperlen. — Eine blaue Glasperle, D. 1 '4 .
404. Urnengrab. (T. 90.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand
einen einhenkeHgen Thonkrug. Dieser ist braun, der Hals vom Bauche merklich ab-
gesetzt, der Rand umgebogen und der Henkel abgebrochen. H. 13, D. 14, m. 9*5, h. 8,
b. 6-5, hd. 4-5.
405. Skeletgrab. (T. 80.) Freiliegend, nordsüdUch, mit dem Kopfe
im Norden. Bei dem Kopfe lag eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel
aus Bronze, L. 69, H. 4*7.
406. Skeletgrab. (T. 70.) Freiliegend, von Südost gegen Nord-
west, mit dem Kopfe im Südosten. Bei dem Kopfe lag der Bügel und
Fuss einer Certosafibel aus Bronze.
407. Skeletgrab. (T. 100.) FreiHegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe
im Norden. Neben dem Kopfe fand man folgende Beigaben: Den Bügel
sammt Fuss einer Certosafibel aus
Bronze (Figur 475); ersterer ist
mit einem Bronzeblechstreifen
spiralig umwunden. *) — Ein An-
hängsel in der Form eines mensch-
lichen Fusses aus sprödem weissem
Metalle (wahrscheinlich Zinn)
(Figur 476), L. 3*7, Br. 1-4. — 61 grössere Bemsteinperlen, Scheiben- und cylinderförmig
bis D. 2 und vier Fragmente von Bemsteinperlen. — Ein Pferdezahn.
Fig. 475.
Bronzene Certosafibel ('/j)
Fig. 476.
Zinnernes (?)
Anhängsel
(Vi)
aus Grab 407.
») Vgl. Rakitno, diese Mitth., Bd. I, S. 177, Figur 17.
«) Vgl. St. Michael in Krain, Mitth. d. A. G., 1888, Bd. XVIII, Taf. VI, Figur 27.
158
I. Archäologie und Geschichte.
408. ürnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thonurne (Figur 477) ist topfförmig,
rothbraun, mit aufwärtsstehendem Rande. H. 27, D. 23, m. 16, h. 16, b. 12*5, hd. 15.
409. Ürnengrab. (T. 100.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand:
Die Hälfte einer grossen, scheibenförmigen Bernsteinperle mit scharfem Aussenrande
und einer beiderseitigen Vertiefung um die centrale Bohrung, D. 4*6. — Zwei kleine
cyUnderförmige Bernsteinperlen, D. 0*9. — Eine ganz kleine blaue Glasperle.
410. Ürnengrab. (T. 100.) Die Thonurne war mit einer Thonschüssel bedeckt
und enthielt an Beigaben beim Leichenbrand: Eine Fibel aus Bronze (Figur 478). Sie
gehört in die Classe der zweispiraHgen Fibeln mit gestrecktem Drahtbligel, auf welchem
sie eine mittlere walzige und zwei seitliche cylindrische Bernsteinperlen trägt. Doch
unterscheidet sie sich von allen ähnlichen Fibeln dadurch, dass sie am Fussende statt
der Doppelspirale ein zweimal achterförmig gewundenes und mehrfach verschlungenes
Drahtgewinde besitzt, aus dessen Ende der schmale Fuss gebildet ist. L. 8*7, Br. 2*7,
H. 2*5. — Eine kleine Bernsteinperle. — Eine ganz kleine weisse Glasperle.
Fig. 478. Bronzene zwcispiralige Fibel mit Bernsteinperlen ('/j)
aus Grab 410.
Fig. 477. Thonurne ^Vo)
ans Grab 408.
Fig. 480. Bronzenes
8piralarmband ('/s)
aus Grab 412.
Fig. 479.
Thonurne (Ve)
aus Grab 411.
411. Ürnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thonurne (Figur 479) ist schwärz-
lich, mit niederem Fusse, der Hals vom Bauche deutlich abgesetzt, der Rand aufwärts-
stchend. Am oberen Bauchtheile sitzen vier runde, knopfförmige Ansätze. H. 21, D. 23,
h. 14-5, m. 14*5, b. 9*5, hd. 14, hf. 1. Im Leichenbrand die Hälfte eines buUenförmigen
Anhängsels aus Bronze, D. 1*3.
413. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe zwei Spiralarmbänder, aus Bronze (Figur 480). Sie bestehen aus
schmalen, innen flachen und aussen convexen Blechen. Das abgebildete Stück hat sechs
Umgänge und beiderseits abgerundete Enden. Das andere besteht aus sieben Win-
dungen, das Ende ist einerseits abgerundet, andererseits zurückgerollt, D. 5*4.
413. Ürnengrab. (T. 80.) Auf einer kleinen Steinplatte stand, mit einer grossen
rechteckigen Platte bedeckt, die rothe Thonurne mit weiter Mündung, aufrechtem Rande
Radimsk^r. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
159
und gekerbtem, nm den Bauch herumlaufendem Rundwulste. Auf einer Randfläche der
Deckplatte ist in primitiver Weise die Gestalt einer Schlange eingemeisselt.
414. Skeletgrab. (T. 70.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen folgende Bronzen: Eine Früh- La Tfene- Fibel (Figur 481). Der
gestreckte Bügel bildet in der Mitte einen Ring. Die einseitige Spirale besteht nur aus
drei Windungen, L. 6, H. 1*3. — Eine grössere Doppelspiralscheibe (Figur 482). Ihre
Disken sind durch einen achter-
fbrmig gewundenen Draht ver-
bunden und mit einem Bronze-
blechstreifen unterlegt.
Fig. 481.
Bronzene Früh-La T6ne-Fibel
Fig. 482. Bronzene Doppelspirale ('/j)
an« Grab 414.
415. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonume stand frei in der Erde und enthielt im
Leichenbrand: Ein durchbrochenes Gürtelblech aus Bronze (Figur 483), L. 8*2, Br. 2*8.
— Die Hälfte eines geschlossenen glatten Bronzeringes von flach rundlichem Quer-
schnitte, D. 3-4.
416. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lagen folgende Beigaben: Drei ganz kleine Eisenfragmente. — Eine
nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze (Figur 484), L. 5*7, IL 4*2. — Ein
halbkugeliger Bronzeknopf mit schwach wulstigem Rande, D. 1*7. — Ein konisches,
quergeripptes Bronzefragment (Kopf einer Ziernadel).
417. Brandgrab.
(T. 80.) Die Thonurne
war mit einer unregel-
mässigen Steinplatte be-
deckt. Sie enthielt nur die
Bra ndreste ohne Beigaben.
418. Brandgrab.
(T. 60.) Die Thonurne
stand frei in der Erde.
Im Leichenbrand keine
Beigaben.
419. Brandgrab. (T. 60.) Die topfförmige Thonurne (Figur 485) war unbedeckt,
graubraun, mit schwach eingebogenem Rande. H. 30-5, D. 29, m. 22*5, b. llö,
hd. 20.
420. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt und enthielt im Leichenbrand folgende Beigaben: Eine zweispiralige
Fibel aus Bronze (Figur 486). Ihr gerader Drahtbügcl trägt in der Mitte vier blaue
mit weissen Augen emaillirte Glasperlen und an den Seiten je zwei Bcrnsteinperlen.
(Es ist dies die einzige Fibel aus Jezerine, welche mit Glasperlen geschmückt gefunden
wurde.) L. 9*2, Br. 2*7, H. 2*5. — Ein kleiner ofl'ener Armring aus dünnem, schmalem
Fig. 483.
Bronzenes Gürtelblech ('/s)
aus Grab 415.
Fig. 484.
Bronzene halbkreisförmige
Bogenfibel («/s) aus Grab 416.
160
I. ArcbHologie und Geschichte.
Bronzebleche mit beiderseits zurllckgebogenen (ursprünglich wahrscheinlich zurlick-
gerollten) Enden, D. 41.
431. Urnengrab. (T. 70.) Die Thonurne stand frei in der Erde und ist schwärz-
lich, ihr Rand schwach ausgebogen. Im Leichenbrand : der konische, quergerippte Kopf
einer Ziernadel aus Bronze (Figur 487), und ein geschlossener, an vier Stellen durch
schiefe Striche gezierter Bronzering von rhombischem Querschnitte (Figur 488), D. 4*2.
Fig. 487.
Fig. 488. Bronzene
Bronzener Zierring Zicrnadel (Kopf)
{'U) (Vs)
aus Grab 421.
Fig. 491. Fig. 490.
Bronzene Pincette (Va) Zwcihenkcliger Thonkrug {^j^)
aus Grab 422.
432. Urnengrab. (T. 80.) Die Thonurne (Figur 489) stand unbedeckt in der
Erde. Sie ist rothbraun, mit Spuren eines schwarzen Anstriches, der Hals durch eine
Ra di ms ky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
161
flache Rille vom Bauche abgesetzt, der Rand breit nach Aussen umgebogen, am untersten
Halstheile stehen zwei horizontale Ansätze mit aufwärtsgerichteten Hörnchen an jedem
Ende. H. 52-5, D. 50, m. 285, h. 24-5, b. 135, hd. 22. In der Urne Leichenbrand und
Beigaben: Ein zweihenkeliger Thonkrug (Figur 490), röthlich, der Hals nicht abgesetzt,
der Rand schmal umgebogen, die verticalen Henkel von flachrundem Querschnitte
stehen zwischen Hals und Bauch. H. 19*5, D. 18, m. 11*5, h. 10, b. 7, hd. 8. — Eine
Pincettc aus Bronze (Figur 491), an den Rändern mit feinen Stricheln geziert, L. 9*5, Br. 2.
Fig-. 492. Bronzenes Spiral-
annband ('/,) aus Grab 424.
Fig. 494. Bronzene
Frflh-La T6ne- Fibel («/s)
ans Grab 426.
Fig. 495. Bronzenes
Spiralarmband C/«)
ans Ornb 425.
Fig". 497. Bronzenes Spiral-
armband ("/a) ans Grab 430.
Fig. 496. Bronzene Fibel («/«)
aus Grab 429.
Fig. 495.
Zweihenkelige Thonume (Ve)
aus Grab 428.
433« Skeletgrab. (T. 70.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe: Ein bogenförmiges Eisenfragment von 5 L., von einem Bronzedraht
spiralig umwunden (vielleicht das Bügelstück einer Fibel). — Zwei Eisenfragmente. —
Eine nadellose halbkreisfiJrmige Bogenfibel aus Bronze, L. 5*3, H. 3*6. — Zwei kleine
Bronzedrahtfragmente.
424. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Auf einem Handknochen ein Spiralarmband aus Bronzeblech (Figur 4Ü2). Es hat sechs
Umgänge, das eine Ende ist zurückgerollt, das andere abgebrochen, D. 5*1, H. 5*6.
425. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Oberhalb des Kopfes stand ein zweihenkeliger dunkelbraunrother Thonkrug. Der Hals
ist vom Bauche nicht abgesetzt, der Band schmal umgebogen, die verticalen Henkel
von flachrundlichem Querschnitte zwischen Hals und Bauch angebracht. H. 11, D. 11,
m. 66, h. 6, b. 5*5, hd. 4. — An den schwachen Armknochen steckte ein Spiralarmband
(Figur 493) aus nahezu fünf Umgängen eines schnurformig gedrehten Bronzedrahtes,
dessen Ende einerseits zurückgebogen, andererseits abgebrochen ist, H. 32, D. 3*9.
Band in. 11
162
I. Archäologie und Geschichte.
436. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsiidlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag eine fragmentirte Bronzefibel (Figur 494).
427. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne war mit einer nnregelmässigen Stein-
platte bedeckt, ist topfförmig, dunkelbraun, der Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der
Rand aufwärtsstehend. H. 30-5, D. 27, m. 18-5, b. 14-5, hd. 16.
428. Urnengrab. (T. 70.) Die Thonurne (Figur 495) stand unbedeckt in der
Erde, ist topffbrmig, schwärzlichgrau, der Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand
umgelegt. Am Halstheile stehen zwei verticale Henkel von rundem Querschnitte. H. 23*5,
D. 22, m. 13-5, h. 12, b. 8, hd. 12-5.
429. Urnengrab. (T. 70.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte überdeckt. Im Leichenbrand lagen: Eine Früh - La Tfene- Fibel aus Bronze mit
abgebrochenem Fusse (Figur 496), L. 8, Br. 2*8, H. 1'9. — Nahezu die Hälfte einer
einerseits flachen, andererseits convexen und an der convexen Seite muldenförmig ver-
tieften Bernsteinplatte, D. bei 6.
430. Skeletgrab. (T. 90.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Norden. Bei dem Kopfe lag ein Spiralarmband aus
schnurförmig gedrehtem Bronzedraht (Fig. 497). Es hat vier
Windungen, das eine Ende ist zurückgerollt, das andere etwas
zugespitzt, D. 45.
431a und b. Skeletgräber. (T. 90.) Freiliegend, nord-
südlich, mit den Köpfen im Norden. Knapp neben-
einander, und zwar ein grosses Skelet links und ein
Kinderskelet rechts. Beigaben: Zwei Ohrringe aus
Bronzedraht, mit je einem spitzigen und einem zurück-
gerollten Ende. An einem der Ohrringe ist eine
grössere und eine kleinere scheibenförmige Bemstein-
perle, am anderen nur eine grössere solche Perle
aufgesteckt. Ursprünglich waren wahrscheinlich an
jedem Ohrringe, wie in Figur 306, eine grössere
(mittlere) und zwei kleinere (seitliche) Perlen vorhanden, D. 7. — Drei länglichflache
Bernsteinscheibchen am schmäleren Ende nach der Breitseite durchbohrt (Figur 498),
L. 4-5 bis 5-3, Br. 29 bis 36. —
Eine walzige Bernsteinperle (Figur
499), L. 1-7, D. 0-9.
432. Urnengrab. (T. 90.) Die
frei in der Erde stehende Thonurne
enthielt im Leichenbrand folgende
Beigaben aus Bronze: Eine Zier-
nadel, etwas verbogen, gegen das
Kopfende verstärkt, aber ganz glatt,
L. 12-7. — Einen geschlossenen
glatten Ring von flach rhombischem
Querschnitte, D. 3*6.
433. Skeletgrab. (T. 120.)
Freihegend, nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Norden. In der Nähe des Kopfes lagen folgende Beigaben: Eine Zierscheibe
aus Bronzeblech (Figur 500). Um den durchbohrten Mittelpunkt laufen drei getriebene
concentrische und am Rande ein solcher Kreis herum. Nahe dem Rande zieht sich ein
Fig. 498.
Bernsteinperle (*/j)
Fig. 499. Bern-
steinperle (Vi)
aus Grab 431.
Fig. 500. Fig. 501.
Bronzene Zierscbeibe Bronzener
(»/a) Schliesshaken (Vs)
aus Grab 433.
Fig. 602.
Wolfszahn, durch-
bohrt (Vi)
RAdim^k}^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
163
Kreis von runden Buckelchen um die Scheibe. D. etwa 5*2. — Ein Bronzering, glatt,
geschlossen, mit beiderseits scharfem Rande und flach convexen Seitenflächen, D. 5*1. —
Ein Bronzegürtelhaken von gestreckt dreieckiger Form (Figur 501), L. 5*6, Br. 2*2. *)
— Die Hälfte eines bullenförmigen Anhängsels aus getriebenem Bronzebleche, D. 1*5.
— Ein durchbohrter Wolfszahn (Figur 502), L. 5-3.
434. Skeletgrab. (T. 40.) Frei-
liegend, nordstidlich, mit dem Kopfe
im Süden. Neben dem Kopfe lagen fol-
gende Beigaben: Eine Früh -La T^ne-
Fibel aus Bronze (Figur 503). Der
zurückgelegte Fuss ist mit einer grossen
Bronzeperle geziert, welche durch einen
spiralförmig um den Fuss gewundenen
Bronzeblechstreifen an ihrer Stelle fest-
gehalten wird. Der Dorn wird in der
Rinne durch ein verschiebbares Ringel
festgehalten, L. 8, Br. 43, H. 32. —
Eine zweispiralige Fibel aus Bronze mit
grossem Bronzegehänge (Figur 504);
an dem geraden Drahtbügel sind sechs
grössere Bemsteinperlen aufgesteckt,
L. 11-5, Br. 5-5, H. 37. Das auf den
Dom geschobene Gehänge besteht aus
o
Fig. 505.
Bronzener Zierring ('/s)
Fig. 503. Bronzene Früh-La T^ne-Fibel (^/g)
Fig. 504. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernsteinperlen
aus Grab 434.
und Kettengehänge ('/s)
einem omamentirten Scheibenringe, von welchem fünf feine Bronzekettchen herabhängen,
die je ein durchbrochenes dreieckiges Bronzeblech tragen. In jedem der fünf Dreiecke
sind drei kleine hohle Blechanhängsel mittelst Ringel angehängt, L. 19. — Ein Bronze-
zierring mit sechs perlenartigen Knöpfen an der Peripherie (Figur 505), D. 3*3: —
*) Vgl. Hallstatt, Taf. XI, Fignr 11, nnd Prozor, Popis. ark., Taf. XXV, Figur 10.
11«
164 I. Archäologie und Geschichte.
35 theils Scheiben- und cylinderfömiige, theils walzige Bernsteinperlen bis 1*7 D. und
2*1 L. — Eine blaue, mit weissen Augen emaillirte Glasperle, 51 sehr kleine blaue,
dann je eine etwas grössere gelbe, weisse und grüne Glasperle (Taf. III, Figur 15).
435. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne stand frei in der Erde. Im Leichen-
brand lag ein zweihenkeliger rothbrauner Thonkrug mit nicht abgesetztem Halse und
umgelegtem Rande. Die vertical gestellten breiten Henkel sind über der grössten
Weitung situirt und in ihrer Mitte mit je einer Längsfurche geziert. H. 13, D. 11*2,
m. 8, h. 7, b. 7, hd. 4-5.
436. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Bei dem Kopfe lag eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze mit zwei ein-
gehängten Spiralringen von je zwei Umgängen und 1*7 D., L. 5*4, H. 41.
437. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne stand frei in der Erde und enthielt im
Leichenbrand eine kleine röthlichbraune Henkelschale aus Thon mit schwach aus-
gebogenem Rande. Der Henkel stand über den Rand empor. H. 5*6, D. 7-7, m. 7*7,
b. 5-5, hd. 5-6.
438. Skeletgrab. (T. 100.) FreiHegend, nordsüdlicli, mit dem Kopfe im Süden.
Neben dem Kopfe lagen folgende Beigaben : Eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel
aus Eisen (Figur 506), L. 61, H. 4*2. — Vier Fragmente einer
Zierscheibe aus dünnem Bronzebleche, welche mit einem ge-
triebenen Buckel und concentrischcn Ringen geziert ist.
439. Urnengrab. (T. 80.) Die freistehende Thonurne
enthielt im Leichenbrand einen zweihenkeligen schwärzHchgrauen
Thonkrug. Sein Hals ist vom Bauche kaum merklich abgesetzt,
„. ,^„ „. der Rand um^eboffen, die zwei vertical en Henkel von flach-
Fig. 606. Eisernes o /
Pibelfragment rundcm Querschnitte zwischen Hals und Bauch aufgesetzt. 11. 17,
(1/,) D. 14-5, m. 9-3, h. 7o, b. 7-5, hd. 6o.
aus Grab 438. 440. Skeletgrab. (T. 60.) Freiliegend, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Süden. Bei dem Kopfe nachstehende Beigaben:
Zwei Eisenfragmente. — Der Bügel mit Fuss und Rinne einer spät-hallstättischen
Bronzefibel (ähnlich Figur 91). — Drei grössere Bernsteinperlen, wovon zwei auf einen
Eisendraht gesteckt und mit demselben fest zusammengefrittet sind, D. 2*3. (Wahrschein-
lich von einer mit Bemsteinperlen gezierten Eisenfibel.) — Zwei Bernsteinperlen, D. 1*6.
441. Urnengrab. (T. 100.) Die freistehende Thonurne
enthielt im Leichenbrand eine bis auf den fehlenden Henkel
ganz erhaltene kleine schwärzliche Thonschale. Ihr Boden ist
convex, den Rand bildet ein schwacher Wulst. H. 6*2, D. 7*8,
m. 7-4, b. 3-5, hd. 3-5.
443. Urnengrab. (T. 70.) Die freistehende Thonurne
enthielt im Leichenbrand einen zweihenkeligen Thonkrug (Figur
507). Er ist dunkelgraubraun, sein Hals nicht abgesetzt, der
Rand umgelegt, die zwei verticalen Henkel von rundlichem
^^' ^^^' Querschnitte stehen ober der grössten Weitung des GefUsses.
Zweihenkeliger Thonkruf ^ ^.^ ^^^^ ^^^^ ,7^ ^ j^^ ^ ^^^ ^ ^.,^ ^^ g
aus Grab 442. '^'^'^» Skeletgrab. (T. 70.) FreiHegend, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Norden. Bei dem Kopfe lagen folgende Bei-
gaben: Drei Fragmente einer eisernen Messerklinge. — Sechs kleinere Eisenfragmente,
unter welchen sich die Hälfte eines Ringels von 2 D. befindet. — Ein geschlossener schmaler
Bronzering von flachrhombischora Querschnitte, D. 4*1. — Eine blaue Glasperle, D. 1*3.
Radimskj^. Die Nekropole von Jezeriue in Pritoka.
165
Fig. 508. Bronzene Mittel-La Töne-Fibel ('/s)
aus Grab 444.
Fig. 509.
Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernstein-
perlen C/s) aus Grab 446.
444. Skeletgrab. (T. 80.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag eine Mittel-La T^ne- Fibel aus Bronze (Figm* 508) mit zwei
Bronzeknöpfen, L. lO'l, Br. 2*1, H. 29.
445. Urnengrab. (T. 60.) Die
unbedeckte Thonnrne enthielt im Lei-
chenbrand einen einhenkeligen, schwftrz-
lichgi'auen Thonkrug. Er besitzt einen
niederen Fuss, einen vom Bauche kaum
merklich abgesetzten Hals, ausgeboge-
nen Rand; der verticale, am unteren
Halstheile aufgesetzte breite Henkel ist
mit einem Buckel geziert. H. 14-5,
D. 15, m. 8-5, h. 7-5, b. 63, hd. 5, hf. 1.
446. Skeletgrab. (T. 45.) Frei-
liegend,, nordsüdlich, mit dem Kopfe im
Norden. Neben dem Kopfe fand man eine
zweispiralige Fibel aus Bronze (Figur
509). Auf ihrem gestreckten Drahtbügel
sind sechs Bernsteinperlen aufgesteckt,
die Spirale am Kopfende ist länger als jene am Fussende. L. 10*1, Br. 3*6 und 2*4, H. 2*7.
447. Skeletgrab. (T. 60.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze, L. 6*8, H. 5-3.
448. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe lag eine Mittel-La Tfene- Fibel aus Bronze mit einem Knopfe auf
dem zurückgelegten Fusse, L. 9, Br. 3*2, H. 2*5.
449. Urnengrab. (T. 50.)
Die frei in der Erde stehende
Thonurne enthielt im Leichen-
brand folgende Beigaben: Eine
zweispiralige Fibel aus Bronze
(Figur 510), auf deren gestreck-
ten Drahtbügel acht Bernstein-
perlen aufgesteckt sind, L. 6*9.
— Einen bogenförmigen Bronze-
blechstreifen mit einem zurück-
gerollten Ende (wahrscheinlich
von einem Spiralarmbande) und
ein zweites ähnliches Fragment.
— Eine Bernsteinperle, D. 1*3.
450. Skeletgrab. (T.80.)
Freiliegend , nordsüdhch , mit
dem Kopfe im Norden. Neben
dem Kopfe lagen: Eine Mittel-
La Tine-Fibel aus Bronze (Figur 511), L. 82, Br. 17, H. 23. — Ein Eisenifragment.
461. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne stand frei in der Erde und enthielt im
Leichenbrand eine Doppelnadel aus Bronze (Figur 512), L. 8*4, Br. 1*8.^)
Fig. 510.
Bronzene zweispiralige Fibel mit Bernstein-
perlen C/a)
aus Grab 449.
Fig. 611.
Bronzene Mittel-La T6ne-Fibel ("/g)
aus Grab 450.
Fig. 612.
Bronzene
Doppelnadel ('/j)
aus Grab 451.
>) Vgl. Rakitno, diese MittC, Bd. I, S. 176, Figur 12.
166
I. Archäologie und Geschichte.
^/1
Fig. 613. Feuerstahl aus Grab 463.
453. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe eine zweispiralige Fibel aus Bronze, mit fUnf Bernsteinperlen auf
dem gestreckten Drahtbügel (nur drei erhalten), L. 9*7, Br. 3'1, H. 3.
453. Kein Grab, sondern eine Stelle, an welclier eine ganze und vier Fragmente
von Bemsteinperlen, so wie der Feuerstahl (Figur 513) gefunden wurden. Letzterer
ist viel besser erhalten als alle anderen
Eisengegen stände, und ich möchte ihn daher
nicht zu den prähistorischen Funden von
Jezerine zählen. Immerhin ist es aber auf-
fallend, dass auf dem kleinen Räume un-
serer Nekropole zwei solche Werkzeuge ge-
funden worden sind.*)
454. Urnengrab. (T. 50.) Die Thon-
urne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt und enthielt ausser dem
Leichenbrand ein offenes Ringel mit aneinanderstossenden gerundeten Enden aus einem
7 Mm. breiten Bronzebleche, D. 3*2.
456. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Bei dem Kopfe lag eine nadellose halbkreisförmige Bogcniibel aus Bronze, L. 6*8, H. 4-7.
456. Skeletgrab. (T. 60.)
Freiliegend, nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Norden. Bei dem Kopfe
lagen : Eine Certosafibel aus Bronze,
woran die Spirale und der Dom
fehlen. — Eine Mittel -La Tfene-
Fibel aus Bronze (Figur 514),
ebenfalls ohne Spirale und Dorn.
— Ein Bronzefragment.
457. Skeletgrab. (T. 120.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe fand man: Zwei Eisenfragmente (wahrscheinlich Bügel und Fuss einer
,^-:.. La Tfene-Fibel). — Ein massives durchbrochenes
''jjL J^^H^B^^A Zierstück aus Bronze (Figur 51ö), Br. 4-8, H. 3'3.
^^B ^^^^^T^n^T^ — ^^^ Anhängsel mit zwei Knöpfen aus Bronze
^m A {«^«^Ä^« (Figur 516). Das Oehr ist abgebrochen, L. 2-9. —
J^ ^M ^^^irlw Sechs bullenformige hohle Anhängsel aus Bronze-
^V ■B^L^^^MAfe blech, 1*4 bis 1*6 D. — Eine kleine Bernstein-
perle. — Fünf kleine blaue und zwei kleine gelbe
Glasperlen. — Zwei Fragmente einer weissen Glas-
scheibe von etwa 3*5 D.
458. Urnengrab. (T. 60.) Die frei in der
Erde aufgestellte Thonurne enthielt nur Brandreste.
459. Urnengrab. (T. 60.) Die unbedeckte Thonurne enthielt nur Leichenbrand.
, 460. Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand:
Einen einhenkeligen Thonkrug (Figur 517). Er ist schwärzlich, sein Hals vom Bauche
merklich abgesetzt, der Rand umgebogen, der vcrticale Bandhenkel steht am imteren
Halstheile. Das Gefäss ist am oberen Bauchtheilc mit eingeritzten Dreiecken verziert.
Fig. 614. Bronzene Mittel-La T^ne-Fibel (Vs)
aus Grab 456.
Fig. 516. ^~^^^— — .-^
Bronzenes Fig. 616.
Anhängsel («/s) Bronzenes Zierstück ('•/a)
aus Grab 457.
») Vgl. 31, Figur 83.
Badimsk/. Die Nekropole von Jeserine in Pritoka.
167
Fig. 517.
Einhenkeliger Thonkrug (^4)
aus Grab 460.
H. 13*6, D. 14-5, m. 8*5, h. 8, b. 5*5, hd. 5-5. — Hälfte eines bullenfürmigen, hohlen
Anhängsels aus Bronzeblech, D. 1-5. — Zwei Eisenfragmente (zu einem Schwerte oder
breiteren Messer gehörig).
461. Skeletgrab. (T. 130.) Freiliegend, nordslldlich,
mit dem Kopfe im Norden. Oberhalb des Kopfes stand ein
zweihenkeliger rothbrauner Thonkrug. Sein Hals ist nicht
abgesetzt, der Rand ausgebogen, die verticalen Henkel von
rundlichem Querschnitte zwischen Hab und Bauch ange-
bracht. H. 12-6, D. 12, m. 9, h. 8, b. 7-3, hd. 45. In der
Gegend des Halses: Eine grössere Menge von Fragmenten
eines feinen Bronzekettchens, zwischen dessen Glieder ein-
zelne kleine blaue Glasperlen befestigt sind (Taf. HI, Figur 4).
— 32 Bernsteinperlen bis ID. — Eine blaue gebrochene
Glasperle, D. 1*4.
463. Urnengrab. (T. 50.) Die unbedeckte Thonume
enthielt nur Leichenbrand.
468. Urnengrab. (T. 100.) Die Thonurne stand frei in der Erde. Im Leichen-
brand folgende Beigaben: Ein zweihenkeliger Thonkrug (Figur 518). Er ist dunkel
rothbraun, der Hals vom Bauche nicht abgesetzt,
der Rand ausgebogen, die verticalen Henkel von
flachrundlichem Querschnitte ober der grössten Wei-
tung angebracht. H. 17*5, D. 15, m. 11, h. 10, b. 7 5,
hd. 7. — Ein Bronzering von rhombischem Quer-
schnitte mit ringförmigem Oehr (Anhängsel) (Figur
519), D. 3*2, L. 5*1. — Ein geschlossener glatter
Bronzering von rhombischem Querschnitte, D. 3*9.
464. Brandgrab. (T. 40.) Die frei auf der
Erde liegenden Brandreste waren mit einer grösse-
ren, unregelmässigen Steinplatte bedeckt. Zwischen
den calcinirten Knochenstücken lag ein Eisenmesser
(Figur 520). Seine Klinge ist einschneidig und
an der Spitze, ähnUch unseren Gartenmessern,
stark einwärts gekrümmt, L. 10*5, Br. 2*2. Der spitz zulaufende GrifFdorn ist nur 3 1.
465. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten.
Bei dem Kopfe eine zweispiralige Fibel aus Bronze, deren gestreckter Draht-
bügel zwei länghche Bemsteinperlen trägt (Figur 521), L. 63, Br. 4, H. 27.
466. Skeletgrab. (T. 60.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem
Kopfe im Norden. Ne-
ben dem Kopfe: Ein
eiserner Sporn mit
kurzem Stachel (Fi-
gur 522) (römisch). *)
— Vier ungleich
grosse, scheibenför-
mige Bemsteinperlen
bis 1-8 D.
Fig. 518.
Fig. 519.
Zweihenkeliger
Bronzener Ring
Thonkrug
mit Oehr
(Ve)
(Anhängsel) («/s)
aus Grab 463.
Fig. 521. Bronzene
zweispiralige Fibel mit Bemstein-
perlen C/a) aus Grab 466.
Fig. 522.
Eiserner Sporn (^/j)
aus Grab 466.
Fig. 520.
Eisernes
Messer (*/4)
aus Grab 464.
») Vgl. Alterth. der heidnUchen Vorzeit, Bd. IV, Taf. 23, Figur 3 und Taf. 38, Figur 6.
168
I. ArchSoIogie und Geschichte.
Fig. 624.
Fig. 523.
Bernsteinperle
Bernstein perle
(V.)
(•/.)
aus
Grah 467.
467. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten.
Bei dem Kopfe: Zwei Perlen von Eisen, jede an einem Drahtfragmente, und zwei kleine
Eisenfragmente (wahrscheinlich Reste einer eisernen
Fibel). — Eine convex getriebene Scheibe von Bronze-
blech, am Rande zweimal durchbohrt, D. 3'1. — 14
Bernsteinperlen verschiedener Form und Grpsse (zwei
davon Figur 523 und Figur 524). — Eine blaue Glas-
perle, D. 1-3.
468. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne stand
imbedeckt. Im Leichenbrand lag eine kleine Mittel-
LaT^ne-Fibel aus Bronze (Figur 525), L.6, Br.8, H. 16.
469. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, von
Nordost gegen Südwest, mit dem Kopfe im Südwesten.
Neben dem Kopfe: drei grössere Bernsteinperlen, jede auf einem Eisendraht (wahr-
scheinlich Reste einer zweispiraligen Fibel aus Eisen), D. der Perlen bis 4.
470. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne stand auf
einer kleinen Steinplatte und war mit einem Thongefksse
bedeckt. Im Leichenbrand: Ein kleines Bronzefragment. —
Eine walzige, eine cylindrische und eine scheibenförmige
Bernsteinperle von geringer Grösse. — Sieben ganz kleine
blaue Glasperlen.
471. Skeletgrab. (T. 150.) Freiliegend, nordsüdlich,
mit dem Kopfe im Norden. Neben dem Kopfe: Ein in
zwei Stücke gebrochener Bogen aus Eisen, welcher seiner ganzen Länge nach mit
einem stärkeren Bronzeblechstreifen spiralig umwunden ist (Figur 526), L. 10*6, H. 4*3,
D. 9. (Wahrscheinlich Bügel einer Fibel.) — Eine Nadel aus Bronze mit zurück-
gebogenem Kopf (Figur 527), L. 5*7. — Zwei Fragmente eines Spiralröhrchens aus
Bronze. — Zwei Hälften eines hohlen, buUenförmigen Anhängsels aus Bronze, D. 1*4.
— Das Fragment eines Kettchens aus Bronzeblech. — Eine blaue mit weissen Zick-
zackstreifen emaillirte Glasperle, D. 1*5. — Ein durchbohrter kleiner Schweinszahn
(Figur 528), L. 4-8.
Fig. 625. Bronzene
Mittel -La T6ne- Fibel (%)
aus Grab 468.
Fig. 527. Bronzene
Ziernadel («/j)
Fig. 526.
Kingbruchstück (Eisendraht mit Brouzespiralc)
aus Grab 471.
Fig. 528.
»Schweins- (?) Zahn
durchbohrt («/s)
473. Urnengrab. (T. 60.) Unter einer unrcgelmässigen Steinplatte stand die Thon-
urne (Figur 529). Sie ist topfförmig, schwarzbraun, mit nicht abgesetztem Halse. Um den
Hals laufen zwei roh eingeritzte Striche. H. 21-5, D. 20*8, m. 17-5, h. 16, b. 11, hd. 12*5.
Kadimsky. Die Nekropole von Jezeriuo in Pritoka.
169
473. Urnengrab. (T. 50.) Freistehende Thonurnc. Im Leichenbrand lag ein zwei-
henkeliger dunkelbrauner Thonkrug. Er hat einen vom Bauche nicht abgesetzten Hals,
ausgebogenen Rand; zwischen Hals und Bauch stehen die verticalen Henkel von breitem
Querschnitte. H. 13, D. 125, m. 9, h. 8, b. 5, hd. 45.
474. Skcletgrab. (T. 60.) Freiliegend, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Norden. Neben dem Kopfe lag eine zweispira-
lige Bronzefibel mit sechs Bernsteinperlcn auf dem gestreckten
Drahtbtigel, L. 108, Br. 36, H. 31.
Fig. 530. Bronzene Fibel C'/a)
aus Grab 475.
Fig. 529. Thonurne (Ve)
aus Grab 472.
XX
475. Skcletgrab. (T. 60.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im Westen.
Neben dem Kopfe: Eine Bronzefibel mit fehlender Spirale und Dorn (Figur 530). ^) —
21 Bemsteinperlen bis 2*3 D. und einige Fragmente solcher Perlen.
476». Skcletgrab. (T. 30.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Keine Beigaben.
476b. Urnengrab. (T. 60.) Genau unter dem Skelet 476a
stand eine mit einer unrcgelmässigen Steinplatte bedeckte Thonurne
mit Leichenbrand. Dabei: Ein rechteckiges Gürtelblech aus Bronze
(Figur 531), L. 7-8, Br. 28
und 3. — Ein rechteckiges
Bronzebeschlägestück mit drei
Nietlöchern, L. 3*2, Br. 1*1. —
Sieben kreuzförmige Bronze-
knöpfe, D. 2*3. — Drei kreuzför-
mige Doppelknöpfe aus Bronze
(Figur 532a und b), L.3-6, Br. 2.
477a. Urnengrab. (T.
80.) Die Thonurne war mit
einem Thongcfässe bedeckt. Im Leichenbrand: Ein körbchenformiges Anhängsel aus
Bronze (gleich Figur 198), H. 2*8, D. 1*6. — Zwei Windungen eines verbogenen Bronze-
spiralarmbandes mit einem zurückgebogenen Ende. — Sieben blaue Glasperlen.
477b, c und d. Skeletgräber. (T. 150.) Unter der Urne 477a lagen frei
nebeneinander in ostwestlichcr Richtung drei Skelcte mit den Köpfen im Osten ohne
Beigaben.
478. Skcletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Süden.
Oberhalb des Kopfes stand ein zweihenkeliger graubrauner Thonkrug (Figur 533).
Der Rand ist etwas eingebogen, die zwei horizontalen Henkel unterhalb der grössten
Bauchweitung angebracht. Zwischen den Henkeln läuft ein gekerbter Rundwulst herum.
H. 19*5, D. 20*5, m. 18, b. 11, hd. 15. Neben dem Kopfe lagen folgende Beigaben:
Eine zweispiralige Bronzefibel, deren gestreckter Drahtbügel wahrscheinlich fünf Bern-
Fig. 531.
BrouzeueM GUrtelblech ('/s)
Fig. 632. Bronzener
kreuzförmiger
Doppelknopf ('/j)
aus Grab 470 b.
*) Vgl. Prozor. Popis. ark., Taf. XX, Figur 96.
170
I. Archäologie und Qeschichte.
Fig. 534.
Bronzener Scheiben
ring C/s)
Fig. 633. Thonume (Ve)
aus Grab 478.
Fig. 534 bis.
Bronzenes
Anhängsel
(•/.)
steinperlen trag (wovon nur zwei ganz und eine zur Hälfte erhalten sind), L. 10*3,
Br. 3-6, H. 3-7. — Ein Scheibenring aus Bronze (Figur 534), D. 3-6. — Ein Anhängsel aus
Bronze in der Form eines spitzi-
gen Körbchens (Figur 534 bis),
L. 2-9, D. 11. — 15 Bernstein-
perlen bis 1'9 D.
479. Urnengrab. (T. 100.)
Die freistehende Thonurne (Figur
535) ist schwärzlichbraun, der
Hals vom Bauche kaum merklich
abgesetzt; die grösste Weitung
bildet eine scharfe Kante. Am
mittleren Halstheile stehen zwei
verticale Henkel von flachrund-
lichem Querschnitte. H. bis zum
Rande 35, D. 33-5, h. 155, b. 11 5, hd. 16. Im Leichenbrand: Eine kleine braune
Thonschale (Figur 536) ohne Henkel, mit Bodennabel und eingebogenem Rand. H. 5*5,
D. 10-5, m. 10, b. 4, hd. 5.
480. Urnengrab. (T. 80.) Die freistehende
ThonuiTic ist ein grösseres schwarzgraues, bauchi-
ges Gefäss mit breit umgelegtem Rande und ver-
tical gestelltem Henkel von flachrundem Quer-
schnitte.
481. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend,
nordslidlich, mit dem Kopfe im Norden. Neben
dem Kopfe lagen: Eine halbkreisförmige nadellose
Bogenfibel aus Bronze, L. 7*6, H. 5*4. — Eine
abgeflacht walzige Bernsteinperle, L. 1*9, D. 0*9
und 1-2.
483. Skeletgrab. (T. 120.)
Freiliegend, nordsüdlich, mit
dem Kopfe im Süden. Neben
dem Kopfe lag eine Certosa-
fibol aus Bronze (Figur 537).
Die Spirale und der Dorn sind
abgebrochen, aber vorhanden.
483. Urnengrab. (T. 40.) Die unbedeckte Thonm'ne war wegen ihrer seichten Lage
vom Pfluge stark beschädigt. Im Leichenbrand lag eine zweispiralige Bronzefibel (Figur 538),
deren gestreckter Drahtbügel fünf grössere Bernsteinperlen trägt, L. 12*4, Br. 4*4, H. 4-3.
484. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt. Im Leichenbrand: Ein formlos zusammengcfritteter Klumpen von Eisen
und Bronze. — Ein kleines Fragment eines blauen Armringes aus Glas^) (Taf. V,
Figur 2), Br. 8. — Eine blaue Glasperle, D. 9.
485. Skeletgrab. (T. 85.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe: Eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze mit dünnem,
schwach geripptem Bügel, L. 5*9, H. 4*2. — Eine blaue Glasperle, D. 9.
Fig. 535. Thonurne mit Henkeln (Ve) Fig. 536. Thonschale (V*)
aus Grab 479.
») Vgl. R. G. C. Mus., Taf. XIX, Figur 7.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
171
Fig. 637.
Bronzene Certosafibel ('/ji)
aus Grab 482.
Fig, 639.
Zweihenkeliger Thon-
krug (Vi)
aus Grab 486.
Fig. 538. Bronzene zweispiralige Fibel mit Bemateinperlen ('/a)
aus Grab 483.
486. Skeletgrab. (T. 40.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten.
Oberhalb des Kopfes stand ein zweihenkeliger Thonkrug (Figur 539). Er ist schwärz-
lich, der Hals vom Bauche nicht abgesetzt, der Rand ausgebogen.
Die verticalen Henkel von rundlichem Querschnitte stehen über
der grössten Bauchweitung. H. 11, D. 10*2, m. 7'5, h. 7*1, b. 5*5,
hd. 3-5.
487.Urnengrab.(T.60.)
Die Thonurne (Figur 540)
scheint mit einem Thongefässe
bedeckt gewesen zu sein, da
innen Scherben gefunden wur-
den, welche nicht zu ihr ge-
hörten. Die Urne ist schwarz,
ihr Hals vom Bauche nicht ab-
gesetzt, der Rand schmal um-
gelegt. Ober der grössten
Bauch Weitung stehen vier runde,
knopfförmige Buckel. H. 25,
D. 22, m. 15-5, h. 15, b. 11,
hd. 12*5. Im Leichenbrand:
Eine Zierscheibe aus Bronze
(Figur 541). Dieselbe ist ge-
trieben und zeigt einen erhöhten
Kreis, von welchem gegen den
Rand zu radiale Streifen aus-
laufen. Innerhalb dieses Kreises stehen um die centrale Bohrung vier kleinere Kreise
mit je einem Buckelchen im Mittelpunkte, D. 50. — - Eine kleine blaue Glasperle.
488. Urnengrab. (T. 50.) Die
Thonurne war in eine kleine Thon-
schUssel gestellt und nrit einer eben-
solchen Schüssel bedeckt. Sie enthielt
nur den Leichenbrand ohne Beigaben.
489. Urnengrab. (T. 60.) Die
freistehende Thonurne enthielt im Lei-
chenbrand folgende Beigaben: Die
Klinge eines Eisenmessers in zwei
Stücken mit fehlendem Griffe, L. 7,
Br. 1*8. — Einen in zwei Stücke ge-
brochenen Eisenring von rundem Quer-
schnitte, D. 3*4. — Eine schmale Eisen-
spirale mit aufwärtsstehender Sehne
(Fragment einer La Tfene-Fibel). — Ein offenes ovales Ringel aus schmalem Bronzedraht,
dessen Enden zurückgerollt oder wenigstens zurückgebogen waren, D. 26 und 3*3. —
Zwei Fragmente einer Fibelspirale aus Bronze. — Zwei Bcrnsteinperlen, D. 1*4.
490. Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand:
Eine zweispiralige Bronzefibel (Figur 542). Auf ihrem gestreckten Drahtbügel sind f\inf
Bernsteinperlen aufgesteckt und am Dorne ein kleines Bronzeringel angehängt. Sie hat
Fi^. 541. Bronzeuo
Zierscheibe ('/s)
Fig. 640. Thonurne (V«)
aus Grab 487.
172
I. Archäologie und Geschichte.
an jedem Ende nur eine einseitige kurze Spirale, von welchen die auf der Kopfseite
gegen links, jene an der Fussseite gegen rechts gewunden ist, L. 9, H. 3'8.
Fig. 542. Bronzene zweispiralige Fibel
mit ßernsteitiperlen (^/g) aus Grab 490.
Fig. 543. Bronzene Mittel -La T6ne- Fibel (^/s)
aus Grab 491.
Fig. 544.
Eisernes Messer
(Vi)
aus Grab 492.
Fig. 645. Thonurne (Ve)
aus Grab 493.
491. Urnengrab. (T. 80.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt und enthielt ausser dem Leichenbrand eine Mittel- La Tone-Pibel aus
Bronze (Figur 543), L. 81, Br. 1-6, H. 2-3.
493. Urnengrab. (T. 85.) Die Thonurne war mit einer
unregelmässigen Steinplatte bedeckt und enthielt nur Leichen-
brand. Auf der Deckplatte lag eine eiserne Messerklinge (Figur
544). Diese ist einschneidig mit emporgeschwungener Spitze
und kurzem,^^itz zulaufendem GrifFdorn. Die Klinge hat L. 9*5,
Br. 1-8. Der Griff L. 24.
493. Urnengrab. (T. 90.) Die Thonurne (Figur 545)
war mit einem anderen Thougefilsse bedeckt. Die Urne ist
graubraun, der kurze Hals vom BaiJbhe durch zwei flache
herumlaufende Killen abgesetzt, der Rand ausgebogen. Oberhalb
der grössten Weitung waren zwei horizontale Ansätze angebracht.
H. 27, D. 28, m. 13-5, h. 132, b. llö, hd. 15.
494. Urnengrab. (T. 70.) Die Thonurne stand
frei in der Erde. Im Leichenbrand ein zweihen-
keliger rothbrauner Thonkrug. Sein Hals ist nicht
abgesetzt, der Rand ausgebogen, die zwei verticalen
Henkel von flachrundlichem Querschnitte am un-
teren Halstheile aufgesetzt. H. 12, D. 11, m. 8,
h. 7-3, b. 6, hd. 4-5.
495.Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nord-
südlich, mit dem Kopfe im Norden. Neben dem
Kopfe: Ein cylinderformiges Eisenfragment (Figur
546) von 2*2 D. und fast ebensolcher L. auf einem
Eisendraht aufgesteckt. (Vielleicht die Perle einer
eisernen zweispiraUgen Fibel.) — Das Fragment eines Spiralringes aus Bronzedraht von
nahezu zwei Umgängen, D. 3-6. — Ein grosser durchbohrter Eberzahn (Figur 547), L. 12*1.
Fig. 547. Ebcrzabn,
durchbohrt (Vi)
Fig. 546. Eisernes
Fragment
wahrscheinlich
einer Fibel (Vs)
aus Grab 495.
Radimsk^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
173
496. Skeletgrab. (T. 60.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe eine Certosafibel aus Bronze, L. 8*7, H. 2*3.
498. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne stand unbedeckt. Im Leichenbrand
ein dunkelbrauner, zweihenkeliger Thonkrug. Sein Hals ist vom Bauche merklich ab-
gesetzt, der Rand ausgebogen, die zwei verticalen Henkel von rundlichem Querschnitte
zwischen Hals und Bauch angebracht. H. 10*2, D. 10*1, m. 6*3, h. 6, b. 5*5, hd. 4.
498. Skeletgrab. (T. 130.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Neben dem Kopfe stand ein kleines dunkelbraunes Thonschälchen. Der Hals ist vom
Bauche deutlich abgesetzt, der Rand ausge-
bogen. Von den zwei verticalen Henkeln mit
flachrundlichem Querschnitte sind nur die An-
sätze erhalten. H. 4-5, D. 55, m. 4*5, b. 2,
hd. 2. — Neben dem Schillchen lag ein offener,
mit den Enden übergreifender Armring aus
Bronze (Figur 548). Beide Enden sind ver-
jüngt und die Aussenfläche theils mit gestreif-
ten, gegeneinander gestellten Dreiecken, theils
Fig. 648.
Bronzener Armring ('/s)
aus Grab 498.
Fig. 550.
Bronzene
Pincotte
(V.)
aas Grab 500.
Fig. 549. Bronzene halb-
kreisförmige Bogenfibel ('/j)
aw) Grab 499.
mit verticalen Rippen geziert, D. 5*5.
499. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend,
nordsüdlich, mit dem Kopfe im Norden. Ober-
halb des Kopfes stand ein brauner, zweihen-
keliger Thonkrug mit niederem Fuss, vom
Bauche nicht abgesetztem Hals und schmal
umgelegtem Rand. Am unteren Halstheile
stehen die zwei verticalen Henkel von rund-
lichbreitem Querschnitte, am oberen Bauchtheile,
sowie am Halse sind die Reste einer Bemalung
mit schwarzen Linien sichtbar. H. 10, D. 105, m. 75, h. (r5, b. 5, hd. 6. Bei dem
Kopfe lag ferner eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze (Figur 549),
das dünnste unter allen ähnlichen Exemplaren. Der Bügel der-
selben ist feiner gerippt als gewöhnlich, L. 5-1, H. 3"4.
500. Urnengrab. (T. 50.) Die frei-
stehende Thonurne enthielt im Leichenbrand
eine Bronzepincette (Figur 550), welche sich
durch ihre Spatelform von allen übrigen
an diesem Orte gefundenen Pincetten unter-
scheidet, L. 9-4, Br. 1-9.1)
501. Urnengrab. (T. 60.) Die unbe-
deckte Thonurne enthielt im Leichenbrand:
Einen geschlossenen glatten Bronzering von
fiachrhombischem Querschnitt, D. 4"1. —
Einen geschlossenen glatten, elliptischen
Bronzering, einerseits flach, andererseits convex mit scharfer Mittelrippe, D. 3*4 und 4*3.
503. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne stand frei in der Erde und enthielt im
Leichenbrand: Eine römische Bronzeschnalle (Figur 551), D. 4. — Ein Bronzearmband
(Figur 552). Das eine zurückgerollte Ende trägt ein Verschlussringel, welches in den
Fig. 552.
Bronzener Armring
CM
ans Grab 502.
Fig. 551.
Bronzene Schnalle
('/.)
') Vgl. Prozor. Popis. ark., Taf. XXVIIF, Figur 197.
174
I. Archäologie und Geschichte.
zurückgebogenen Haken des anderen Endes eingreift. Die Aussenfläche ist in Felder
getheilt, in welchen kreuzförmige Figuren mit einer verticalen Kerbung abwechseln,
D. 4*4. — Zwei scheibenfürmige Bernsteinperlen, die grössere im D. 1*7.
508. Skeletgrab. (T. 100.) Freiliegend, nordsUdlich, mit dem Kopfe im Norden.
Beigaben: Ein Eisensporn (Figur 553). Er trägt nicht wie die römischen Sporen einen
kurzen Stachel, sondern an einem 3 1. Stege ein Scheibchen (Rädchen). Der D. dieses
Scheibchens beträgt 1*8. — Ein Eisenfragment. — Der zugeschnittene und ausgehöhlte
Griff eines Werkzeuges oder einer Waffe aus dem Geweihe eines Hirsches (Figur
554), L. in.
Fig. 555.
Bronzene La T6no-Fi])el (^/s)
aus Grab 504.
Fig. 553.
Eiserner
»Sporn (Vj)
■^W^
Fig. 554. ITirschliorngritF ('/g)
ans Grab 50o.
504. Skeletgrab. (T. 60.) Freiliegend, ostwestlich, mit dem Kopfe im Osten.
Neben dem Kopfe: Eine Bronzefibel (Figur 555a und b). Barocke La Tene-Form,
deren Bügelverzierung an die bekannten Armringknoten dieser Zeit erinnert, L. 6*5,
Br. 2-5, H. 1-9.1) — Ein «lürtelblech aus Bronze (Figur 556), L. 7-7, Br. 3-5.
505. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne war mit einer unregelmässigen Stein-
platte bedeckt. Im Leichenbrand: Ein roth brauner, zweihenkeliger Thonkrug (Figur
557) mit vom Bauche nicht abgesetztem Halse und schmal umgelegtem Rande. Die
zwei verticalen Henkel von flachrundem Querschnitte stehen am unteren Halstheile.
H. 10, D. 9-5, m. 7, h. 65, b. 5-5, hd. 4. — Ein Ohrring aus Bronzedraht (Figur 558)
mit aufgesteckter Bernsteinperle, D. 6.
*) Vgl. Prozor. Popis. ark., Taf. XIX, Figur 77.
Radimsk^. Die Nekropole yon Jezerine in Pritoka.
175
506. Urnengrab. (T. 60.) Unter einer unregelmässigen Steinplatte stand die
Thonume mit Leichenbrand und folgenden Beigaben: Ein kleines graubraunes Thon-
töpfchen (Figur 559) mit schmal ausgebogenem Rande. H. 6, D. 7-5, m. 7-5, b. 3, hd. 6.
— Eine fiilhrömische Provinzialfibel aus Bronze, L. 5*1, Br. 2*4, H. 25. — Ein Spinn-
wirtel aus rothem Thone (Figur 560), D. 2-6, H. 1-8.
507. Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thon-
ume enthielt im Leichenbrand: Einen zweihenkeligen
braunen Thonkrug. Sein Hals ist nicht abgesetzt, der
Rand ausgebogen, die zwei bandfiirmigen , verticalen
Henkel am unteren Halstheile angebracht. H. 10*3, D. 10*8,
m. 7'6, h. 6'8, b. 5*5, hd. 3'5. — Eine Bronzcpincette mit
feiner Strich Verzierung an den Rändern, L. 11-4, Br. 2-2.
508. Skeletgrab. (T. 60.) Freiliegend, nordsüdlich,
mit dem Kopfe im Norden. Neben dem Kopfe lag eine
nadellose halbkreisförmige Bogenfibcl aus Bronze mit einem
in die Kopfschleife eingehängten kleinen Spiralringcl,
L. 5-8, H. 4-3.
509. Urnengrab. (T. 65.) Die freistehende Thon-
ume enthielt im Leichenbrand: Eine Bronzefibel (Figur
561). Der breite und flache Bügel geht an seinem Kopf-
ende in eine runde Platte über, und diese endet in einem
Pferdekopfe. Am Kopfe besitzt sie eine Hülse von 1*9 L.
und 4 Mm. äusserem D. Diese Hülse ist so schwach, dass
nur die Sehne der (fehlenden) Spirale durchgezogen sein
konnte. Nachdem die Fibel unganz ist und sonstige Bei-
gaben fehlen, ist das Alter schwer bestimmbar; doch glaube
ich das Stück unter die Spät -La Tfene- Fibeln einreihen
zu können.
510. Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thon-
ume enthielt im Leichenbrand eine Mittel -La Töne -Fibel
aus Bronze, mit einem grossen kugelförmigen Bronzeknopf
auf dem weit zurückreichenden Fusse. L. 9, Br. 3*1, H. 2'7.
Fig. 658. Bronzener
Ohrring mit Bernsteinperle ('/j)
Fig. 667.
Zweihenkeliger Thonkrug (V4)
aus Grab 505.
Fig. 559.
Thontöpfchon
(V4)
Fig. 06I. Bronzene Fibel (»/s) aus Grab 509.
Fig. 560.
Thönemer
Spinnwirtel ('/g)
aus Grab 506.
511. Urnengrab. (T. 70.) Die freistehende Thonunie enthielt ausser dem Leichen-
brand: Ein einhenkeliges braunrothes Thonschälchen (Figur 662). Sein Hals ist deut-
lich vom Bauche abgesetzt, der Rand ausgebogen. Der Henkel von flachrundlichem
Querschnitte erhebt sich auf V^ Cm. über den Rand. H. 4, D. 5-5, m. 4*5, b. 3-5, hd. 2.
— Eine Mittel-La Tfene- Armbrust- Fibel aus Bronze (Figur 563) mit einem Bernstein-
knopfe auf der runden Platte des zurückgelegten Fusses, L. 5-9, Br. 4-3, H. 1-7. —
Eine Mittel-La T^ne- Armbrust -Fibel aus Bronze (Figur 564), L. 76, Br. 59, H. 26.
— Einen Zierscheibenring aus Bronze (ähnlich Figur 534), D. 4*4. — Sieben ganze
176
I. Archftologie und Geschichte.
und vier gebrochene, geschlossene Bronzeringe verschiedener Grösse. Ihr Querschnitt
ist theils beiderseits convex, theils auf einer Seite flach, auf der anderen convex. An
zweien derselben hängen kleine Ringelchen aus Bronzedraht, D. 2*2 bis 5*3. — Eine
kleine brillenformige Doppelspirale aus Bronze, L. 3, H. 1*9. — Verschiedene kleine
Bronzefragmente. — Mehrere Fragmente eines Zierscheibchens aus einem weissen,
spröden Metalle, wahrscheinlich Zinn (Figur 565), D. circa 3*3.
— 12 gelbe und 25 kleine weisse Glasperlen, von den letzteren
ein Theil innen vergoldet und versilbert. (Taf V, Figur 6.)
Fig^. 562.
Thönerao
Henkolschale(V4)
Fig. 565.
Zinnernes (?) Zicr-
scheibchen (*/i)
Fig. 564.
Bronzene Mittel - La T6ne- Fi bei Fig. 563. Bronzene Mittel-La T6ne-
e/s) Fibel (Vs)
aus Grab 511.
Fig. 567.
Bronzene Pincette
mit Vei-schlusshUlse
C/s)
aus Grab 514.
Fig. 566.
Bronzene Mittel-La Töne -Fibel (•/g)
aus Grab 513.
513. Mittelpunkt eines bis 3 M. im D. haltenden und mit Steinplatten um-
gebenen Leichenvcrbrennungsplatzes.
513. Urnengrab. (T. (30.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand
eine Mittel-La Tfene-Fibel aus Bronze (Figur 566), L. IM, Br. 37, H. 2-8.
514. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne stand frei in der Erde und enthielt im
Leichenbrand eine Bronzepincette (Figur 567) mit punzirter Verschlusshülse aus Bronze-
blech, L. 12, Br. 2-5.
515. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne stand frei in der Erde und enthielt im
Leichenbrand: Eine zweispiralige Fibel (Figur 568). Ihr gestreckter Drahtbügel trägt
fünf grosse aufgesteckte Bernsteinperlcn; die Doppelspirale am Kopfende besteht aus
acht Umgängen an jeder Seite. Die Spirale am Fussende ist einseitig und hat nur
drei Umgänge, L. 14-5, Br. 5*5, IL 42. — Acht Bernsteinperlcn verschiedener Form
und Grösse (Figuren 569 und 570).
516. Urnengrab. (T. 60.) Die fi'eistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand
eine kleine Mittel-La Teno -Fibel aus Bronze (Figur 571), L. 6, Br. 0*9, H. 1-1.
Radimskj^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
177
517. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurne stand frei in der Erde und enthielt
im Leiehenbrand: Eine kleine graubraune Schale mit ausgebogenem Rande. Die zwei
Henkel von rundlichem Querschnitte standen über den Rand empor. H. 45, D. 7, m. 7,
b. 3*5, hd. 4*5. — Eine zweispiraligc Fibel (Figur 572), deren gestreckter Drahtbügel
sieben aufgesteckte Bernsteinperlen trägt, L. 10*6, Br. 3, H. 29.
Fig. 570.
Bernsteinperle
(V.)
F\g. 568. Bronzene zweivSpiraligc Fibel mit Bernsteinperlen (^/g)
aus Grab 515.
Fig. 569.
Bernsteinperle
(Vi)
518. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne stand frei in der Erde, war mit Leichen-
brand gefüllt und enthielt folgende Beigaben: Ein Eisenfragment (Figur 573) nebst
einem anderen flachen und geraden Eisenfragmente. — Einen Knopf aus Bronze mit
concav vertieftem Mittelfelde (Figur 574), D. IG. — Einen halbgeschmolzenen Bronze-
klumpen. — Sechs Bernsteinperlen verschiedener Form und Grösse. Die grösstc der-
selben ist Figur 574 bis, zwei andere Figur 575 und 570 dargestellt.
Fig. 571.
Bronzene Mittel - La T6ne- Fibel
aus Grab 516.
Fig. 572. Bronzene zweispiraligc Fibel mit Benistein-
perlcn ('/s) aus Grab 517.
519. Urnengrab. (T. 60.) Die freistehende Thonurne enthielt im Leichenbrand
eine Mittel-La Tene-Fibel aus Bronze (Figur 577), L. 97, Br. 21, H. 3.
4^ •
^1^.
A
Fig. 573.
Fig. 574.
^^^l^v
Fig. 575.
Fig. 576.
Eisernes
Bronzener
^^^^^Kf
Bern-
Bern-
Fragment
Knopf
^^^^
steinperle
steinperle
(V.)
(%)
Fig. 574 bis.
Bernsteinperle (Vi)
ans Grab 518.
(Vi)
(V.)
530. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Süden.
Neben dem Kopfe fand man folgende Beigaben: Eine grosse, mit einem Bronzebleche
Band III. 12
178
I. Archäologie und Qeschichte.
unterlegte Doppelspiralscheibe aus Bronze, mit achterformigem Mittclsttick, ganz ähnlich
Figur 307, B. 15*3, H. 7-1. — Mehrere grössere Stücke eines feinen Kettchengehänges
aus Bronze, dessen einzelne Kettchen durch ein achterförmig gewundenes Drahtgeflecht,
welches in kleine Spiralscheibchen endet, verbunden sind. — Eine scheibenförmige, mit
drei Würfelaugen ornamentirte Bernsteinperle (Figur 578), D. 2*7. — Vier ähnliche
flache, aber un verzierte Bernsteinperlen bis 3*4 D.
Fig. 577.
Bronzene Mittel -La T^ne- Fibel ('/j)
ans Grab 519.
Fig. 578. Bemstein-
perle (Vi)
aus Grab 620.
531 rt. Skeletgrab. (T. 30.) Freiliegend. Richtung nicht constatirt; keine Bei-
gaben.
531b. Urnengrab. (T. 70.) Unter dem Skelcte 521a traf man eine freistehende
Thonurne mit Leichenbrand und folgenden Beigaben: Eine Nähnadel aus Bronze
(Figur 579), L. 6*2. — Eine Früh -La Teno -Fibel aus Bronze (Figur 580), deren Fuss
und Dorn fehlen, L. 6, Br. 3*5, H. 1*7. — Ein Fingerring aus Bronze (Figur 581). Der-
selbe besteht aus einem glatten gegossenen Reifen von 23 D. und 04 Br.
Fig. 680.
Bronzene Früh -La Tene- Fibel
C/s)
Fig. 579. Bronzene
Nähnadel (Va)
aus Grab 521.
Fig. 581.
Bronzener Fingerring
(Vi)
Fig. 682.
Bronzenes Spiral-
röhrcheu (•/«)
aus Grab 524.
533. Mitte eines Leichenbrandplatzes von etwa 3 M. D., welcher mit grösseren
Steinplatten gepflastert war.
533. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurne stand frei in der Erde. Der Leichen-
brand enthielt eine Certosatibel aus Bronze, woran Dorn und Spirale fehlen.
534. Skeletgrab. (T. 50.) Freiliegend, nordsüdlich, mit dem Kopfe im Süden.
Neben dem Kopfe: Ein geschlossener, glatter Bronzering, auf einer Seite flach, auf
der anderen convex, D. 5-9. — Zwei Spiralröhrchcn aus Bronze (Figur 582).
— Neun Bernsteinperlen verschiedener Grösse bis 2*5 D. und das Fragment einer
solchen Perle.
535. Urnengrab. (T. 50.) Die freistehende Thonurne enthielt nur den
Lciohcnbmnd.
Radimskj^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
179
536. Urnengrab. (T. 60.) Die Thonurnc war unbedeckt. Im Leichenbrand eine
kleine zweispiralige Bronzefibel (Figur 583). Auf ihrem gestreckten Drahtbügel ist eine
mittlere scheibenförmige und zwei seitliche rundliche Bernsteinperlen aufgesteckt, L. 7*3,
Br. 2-9, H. 2-8.
Fig. 683.
Bronzene zweispiralige Fibel mit Bemsteinperleu ('/g'
aus Grab 526.
537. Urnengrab. (T. 50.) Die unbedeckte Thonurnc enthielt im Leichenbrand:
Zwei Eisenfragraente. — Eine ganze, abgeflacht walzige Bernsteinperle und drei solche
Perlenfragmente. — Einen gelblich grünen Glasgefilssscherben.
538. Urnengrab. (T. 50.) Die Thonurnc stand frei in der Erde; im Leichen-
brand: Ein Eisenfragment. — Das Fragment eines unverzierten Gürtelbleches aus
Bronze.
Zerstreute Funde.
Ausser den angeflihrten Grabbeigaben sind in Jezerine auch verschiedene andere
Funde gemacht worden. Dieselben wurden theils während der Grabung frei in der
Erde liegend angetroffen, theils gelegentlich eines durch Regenwetter bewirkten theil-
weisen Abrutschens der Ortsbrust aus den betreffenden Gräbern herausgerissen, ohne
dass man mit Sicherheit hätte bestimmen können, welchem Grabe sie angehören, theils
wurden sie bei der Nachlese in der bereits umgegrabenen Erde gewonnen.
Zunächst sind hier drei schöne römische oder
griechische ThongefUsse anzuführen, welche aus
frei in der Erde gefundenen Scherben zusammen-
gesetzt werden konnten, und zwar:
1. Ein Becher (Skyphos) (Figur 584), licht-
gelb, auf der Drehscheibe erzeugt, mit protilirtem
hohlem Fusse. Knapp unter dem Rande stehen
zwei horizontale, weit vorgreifende Henkel von
flachrundem Querschnitte. Unter den Henkeln
und am untersten Bauchende läuft je ein schmales
und an der grössten Bauchweitung ein breiteres
Band herum, jedes durch zwei parallele Striche
begrenzt. Die ganze Bauchwand zwischen diesen
Bändeim ist vertical gerippt. Die Basis des Fusses,
die Bauchwände sammt dem Rande, die Henkel
und die ganze Innenseite sind mit schwarzer
Farbe überstrichen. Am Rande läuft ober und unter den Henkeln je ein roth gemalter
Strich herum, und ebenso ist das breitere Mittelband mit einer Reihe schwarzer Punkte
auf rothem Grunde bemalt. H. 16'5, D. 11, m. 11, b. 6, hd. 16*5, hf. 3.
12*
Fig. 684. Thönerner Skyphos (Vs)-
180
I. Archäologie und Geschichte.
2. Eine Vase (Krater), lichtgelb, auf der Scheibe gedreht, mit profilirtem hohlem
Fasse (Figur 585). Der Hals ist vom Bauche deutlich abgesetzt, der Rand ausgebogen.
Fig. 585. ThöiitTiicj Hi'iiki*lva.se (^/s).
Fig. 580. Thnncrnor «kyphos (Vs)-
Vom oberen Bauclitheile bis zum Rande reichen zwei Doppelstäbchen. Der ganze
Bauch ist vertical gerippt und dieses Ornament an der grössten Bauchweitung durch
ein rechteckiges, von zwei horizontalen Strichen begrenztes glattes Feld unterbrochen.
RHilimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka.
181
Unter dem Rande laufen zwei parallele Striche herum. Die Vase ist vom Fusse
aufwärts und innen schwarz angestrichen. H. 22, D. 10, m. 17*6, h. 13, b. 6*6,
hd. 12, hf. 4.
3. Ein grosser Becher (Skyphos) (Figur 586), lichtgelb, mit glattem niederem
Fusse, auf der Drehscheibe erzeugt. Unter dem Rande stehen horizontal zwei etwas
nach aufwärts gerichtete breite Henkel von rundem Querschnitte. Ueber dem Fusse
läuft ein schwarzer Strich herum, über demselben ist der ganze Bauch, Hals und Rand,
wie auch die Innenseite schwarz angestrichen. H. 23-5, D. 22, m. 22-5, b. 112, hf. 1-7.
Femer wurden frei in der Erde die Scherben eines einhenkeligen Thonkruges
gefunden, aus welchen das ganze Ge&ss restaurirt werden konnte. Es ist schwärzlich-
braun, der Hals vom Bauche kaum merklich abgesetzt, der Rand schmal umgelegt und
der verticale Henkel von flachrundlichem Querschnitte zwischen Hals und Bauch auf-
gesetzt. H. 12-5, D. 13, m. 8-3, h. 73, b. 6-5, hd. 45.
1^
Fig. 587.
Eiserner
Nagel CU).
Fig. 689.
Silbernes
Zierblecli
Fig. 58H. I^ronzcner Armring ('■'/a).
Fig. 590.
Fig. 5»1.
Silberne Perle
Ucrnstoinperle
(V.)-
(V.)-
An sonstigen Funden sind anzuführen: Ein längliches Eisenfragment mit zurück-
gerolltem Kopfe und rechteckigem Querschnitte, wahrscheinlich ein Nagel (Figur 587).
— Eine einschneidige Messerklinge mit einem Theile des Heftes. Die Klinge ist ohne
die (fehlende) Spitze 123 1. und in der Mitte 2*6 br. — Eine eiserne Messerspitze und
vier Eisenfragmente, wovon zwei zu dem Bügel einer Fibel gehören könnten. — Ein
massiver, off*ener, unverzierter Bronzearmring (Figur 588) von elliptischer Form. D. 7
und 5*7. — P2in offener elliptischer Bronzering (gleich Figur 78). D. 3*6 und 2-6. —
Ein kleines Spiralarmband aus schmalem Bronzebleche mit vier Windungen und zurück-
gerolltem Ende. D. 4-1. — Ein Spiralrölirchen aus Bronze. — Verschiedene Bronze-
fragmente, darunter Bruchtheilc einer Fibel. — Ein rundes getriebenes Zierblech aus
Silber (Figur 589) mit angehängtem Kingelchen. D. 1*5. — Eine getriebene gerippte Silber-
blechperle mit Spuren einstiger Vergoldung (Figur 590). D. 21, L. 2*7. — Eine gerippte
Bernsteinperle (wie Figur 58). D. 2*3. — Zwei ganze scheibenförmige Bernsteinperlen
(Figur 591), dann Bruchstücke mehrerer Bernsteinperlen und eines grösseren Bernstein-
scheibchens. — Ein gepresster Armring (Taf. V, Figur 1) aus Hcht weingelbem Glase,
an der Innenseite befindet sich eine eingebrannte lichtgelbe Einlage. Seine lichte Weite
beträgt 7*7, die Br. 2-1. Am äusseren Umfange befinden sich zwei kleinere seitliche
und ein grösserer Mittelwulst, so dass die Glasstärke in der Mitte 1*1 erreicht.^) —
Eine grössere und eine kleinere blaue Glasperle und zwei Fragmente von Glasperlen.
Aus den Skeletgräbern 38, G9, 101, 114, 414, 431, 434, 447 und 457 wurden
ziemlich gut erhaltene oder restaurirbare Schädel gewonnen, deren Messung und Be-
schreibung Primararzt Dr. Leopold Glück übernommen hat.
>) Vgl. Altertb. uns. heidnischen Vorzeit, Bd. II, Heft IX, Taf. 3, Figur 8.
182
I. Archäologie und Geschichte.
Schliesslich bringen wir noch die Abbildungen zweier Inschriftsteine aus der
Grabung des Jahres 1890, welche die Herren Kovaöevi6 und Mirkovi6*) nicht ganz
richtig gelesen haben, sowie einer sculpirten Grabdeckplatte, ebenfalls aus der Grabung
des Jahres 1890.
1. Auf dem Rande einer runden Kalkmergelplatte von 171 Cm. D. und 12 Cm.
Dicke (Figur 592), welche in zwei Stücke gebrochen ist, erscheint ein Delphin und
neben demselben die Inschrift:
Fig. 592 (V,o).
IVLIA(e) . . . (lu)LINlGRrVXOR(i).
2. Auf der Stirnfläche einer zweiten rechteckigen Platte, welche in der Mitte
stärker, an beiden Seiten dünner ist (Figur 593), steht zwischen zwei Rosetten die
Inschrift:
VS • DEN
XC • H • E • S •
US • Den . . .
[vix • aun] • XC • h (ic) • e (st) • s (itus.) «)
3. Die Grabdeckplatte Figur
594 ist nur in einem Fragmente
erhallten, dessen Rand mit einem
Ornamentbande geziert ist. Inner-
halb desselben ist die Gestalt eines
Kriegers, welcher in der rechten
Hand eine Lanze und auf dem
Kopfe einen Helm mit sehr grossem
Busche trägt, eingemeisselt.**^)
») Vgl. diese Mitth., Bd. I, S. 191.
^) K. Patsch hat diese beiden Steine
in den Arch. epigr. Mitth. 1893, S. 85 f. ver-
^iffentlicht, als ihren Fnndort jedoch irrthüin-
lich Gata bei Hihac angegeben.
») Vgl. diese Mitth., I, S. 191, Anm. 1.
Wir sahen das Original, eines der merk-
würdigsten FundstUcke von Jezerine, erst
während dos Druckes dieser Arbeit (August
1894) im Landesmuseum zu Sarajevo. Die
nebenstehende Abbildung ist in einigen Ein-
zelheiten ungenau; wir bringen daher weiter
unten (Notizen) Beschreibung und correcte
Abbildung dieses Steines. D. R.
Fig. 694 (•/»:
Radiinsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. lo3
3. Die Bestattnngsarten.
Wie in vielen anderen prähistorischen Begräbnissstätten waren auch in Jezerine
zwei Bestattungsarten nebeneinander in Uebung: Brandbestattung und Leichenbestattung.
A. Die Brandbestattung.
Bei der Brandbestattung wurde der Körper des Verblichenen in der Regel auf
einem hiezu bestimmten Brandplatze, deren bei den Punkten 163, 181, 224, 512 und
522 fünf gefunden wurden, verbrannt. (Siehe den Plan der Nekropole Taf. II.) Nur
in drei Fällen (bei den Gräbern 20, 26 und 39) wurde constatirt, dass die Verbrennung
der Leichen an der Stelle des Grabes selbst erfolgt ist.
Nach der Verbrennung wurden die calcinirten Knochenüberreste gesammelt, von
den übriggebliebenen Kohlenstückchen sorgfältig gesondert und, meist mit etwas Asche
gemischt, in einer Grube von 30 bis 150 Gm. — nur einmal (Grab X) erscheint eine
solche von 200 Cm. — Tiefe beigesetzt.
Die Brandreste wurden in einer Anzahl von Fällen auf die freie Erde nieder-
gelegt und dann stets mit einer Platte entweder aus festem Kalksteine oder häufiger
aus mildem Tertiärmergel überdeckt. Die Steinplatten sind in den meisten Fällen
unregelmässig, zuweilen aber zugearbeitet und dann entweder rund von 50 bis 171 Cm.
Durchmesser oder rechteckig in Dimensionen bis 150 Cm. L. und 90 Cm. Br. (Grab 80).
In den jüngeren Gräbern sind diese rechteckigen Steinplatten häufig in der Weise zu-
gearbeitet, dass der Rand der Längsseiten dünner, die Mitte jedoch stärker gehalten
ist und die Platten eine flache Dachforra, ähnlich wie die römischen Sarkophagdeckel
besitzen. Die kurzen Seiten bilden dann Giebel, deren einer zuweilen eine lateinische
Inschrift (Grab 65, 68, 73 und 119) oder eine eingeritzte einfache Zeichnung (Grab 80)
trägt. In der Regel sind die Platten unmittelbar auf den Leichenbrand gelegt, manch-
mal auf Steine, mit welchen die Brandreste umstellt wurden (Grab 13, 21, 98 und 144).
In drei Fällen (Grab 321, 325 und 342) ist aus vier bis sechs Steinplatten eine Kiste
um die Brandreste herum errichtet und mit der Steinplatte überdeckt.
Eine zweite Art der Leichenbrandbestattung ist jene in Urnen von Thon oder Stein.
Die Thonumen wurden meist in die blosse Erde gestellt und blieben häufig unbedeckt.
Nur in einzelnen Fällen (Grab 18) wurde die Urne auf eine Steinplatte gestellt, sehr
oft dagegen mit einer unregelmässigen (seltener mit einer bearbeiteten) Steinplatte über-
deckt. Bei den Gräbern 26 und 60 lagen auf der Thonume zwei Steinplatten über-
einander. Bei anderen Gräbern stand die Thonume in einer Thonschüssel (24, 290
und Xn) oder war mit einer Thonschüssel (Figur 107) bedeckt (12, 49, 62, 348, 389
und 493). Auf der Thonurne des Grabes 359 fand man zwei Thonschüsseln überein-
ander und in dem Grabe 361 über der Deckschüssel noch eine unregelmässige Stein-
platte. In den Gräbern 277, 341 und 488 stand die Urne in einer Thonschüssel und
war mit einer zweiten Thonschüssel bedeckt (Figur 325). In den Gräbern 376 und 393
war die Thonurne mit Steinplatten umstellt und diese Kiste mit einer Steinplatte
überdeckt.
Ausser den Thonumen kamen auch Steinurnen vor, welche wohl sämmtlich der
späteren Zeit des Bestandes unserer Nekropole angehören. Dieselben sind in den
Gräbern 240, 370 und 400 von cylindrischer Form, 35 bis 62 Cm. hoch, 50—62 Cm.
weit und immer mit einem runden Steindeckcl versehen. In einem Falle (Grab 332)
war die Steinurne rechteckig, von der Form einer Steinkiste. Die Brandreste waren
184 I. Archäologie und Geschichte.
entweder unmittelbar in der Steinurne untergebracht, oder es war in die Steinurne eine
Thonurne eingesetzt, welche die Brandreste enthielt (Grab 240, Figur 281).
Die Thonurnen der Brandgräber besitzen in der Regel bedeutende Dimensionen.
Die grösste derselben (Grab 169) ist 66 Cm. hoch, doch kamen ausnahmsweise auch
ganz kleine Leichenbrandurnen vor, so bei dem Grabe 35 eine mit 17 Cm. und bei
dem Grabe 152 eine mit 15 Cm. Höhe. In einem Falle (Grab 59) standen unmittelbar
neben der grossen Brandume zwei kleine Henkelkrüge, welche drei Gefksse sämmtlich
mit dem Leichenbrande gefüllt waren.
Auf den in der Urne gesammelten Leichenbrand wurden, wenn überhaupt Bei-
gaben vorkamen, die kleinen Beigefässe aus Thon und die sonstigen Beigaben gelegt,
welche jedoch bei dem OefFnen der Gräber meist im Leichenbrande angetroffen wurden,
was als eine Folge der Setzungen des Deckmateriales und der Zerdrückung der Urnen
anzusehen ist.
Die Beigefässe (Ceremoniengefksse), kleine ein- oder zweihenkelige Krüge, Töpf-
chen, Schalen, Becher und Näpfchen waren, so weit man dies in einzelnen Fällen noch
beobachten konnte, immer leer, und die sonstigen Beigaben lagen neben denselben.
Mit Ausnahme der Urne des Grabes 190, worin zwei Thonkrüge vorkamen, enthielt
eine Urne nicht mehr als ein einziges Beigefkss.
Eiserne Beigaben kamen wiederholt ausserhalb der Urne vor. So war bei dem
Grabe 237 das gebrochene Eisenscliwert aussen um die Thonurne gelegt, bei den
Gräbern 50 und 62 lag je ein Eisenmesser auf der Deckschüssel der Urne, bei dem
Grabe 400 ein eisernes Schwert und ein Haumesser, sowie einige Eisenfragmente auf
dem Steindeckel der Steinurne und bei dem Grabe 348 ein Eisenmesser und eine
eiserne La Tfene- Fibel auf der Deckschüssel der Thonurne. Bei dem Grabe 394 kam
es vor, dass auch Bronze- und Bernsteinschmuck ausserhalb der Urne auf der steinernen
Deckplatte vorgefunden wurde.
Schliesslich darf nochmals erwähnt werden, dass in zwei Fällen (Grab 193 und
316) in den Thonurnen auf den calcinirten Brandresten ein unverbrannter Schädel
gefunden wurde, und dass daher, wenn auch sehr selten, in Jezerine die partielle Ver-
brennung der Leichen geübt worden zu sein scheint.
B. Die Leichenbestattnng.
Bei der Leichenbestattung wurde der Verblichene stets ohne Unterlage in die
Grube von 30 bis 160 Cm. Tiefe gelegt. Die in der erstangeführten geringen Tiefe
angetroffenen Gräber lagen zur Zeit der Bestattung möglicherweise tiefer. Nur dreimal
(Gräber 118, 127 a und 127 &) lagen bei dem Schädel kleine Steinplatten, welche als
Kopfunterlage der Leichen gedeutet werden können. Die Skelete waren auch seitlich
frei und unbedeckt mit der einzigen Ausnahme des Grabes 385, wo das Skelet mit
Steinplatten rechteckig umgeben und diese Kiste mit einer grösseren Steinplatte be-
deckt war.
Die gewöhnliche Lage der immer ausgestreckten Skelete war die Rückenlage
und, soweit sich dies bei dem meist sehr schlechten Erhaltungszustande der Skelete
beurtheilen liess, mit beiderseits neben dem Körper ausgestreckten Armen. In den
fünf Gräbern 76, 77, 89, 114 und 116 wurde Bauchlage der Skelete beobachtet; zwei
davon lagen mit dem Kopfe im Norden, zwei im Westen, eines im Osten. Nur eines
derselben war ohne Beigaben, während die übrigen sämmtlich Bronzebeigaben, zwei
auch Glas- und Bernsteinschmuck bcsassen. Man kann daher nicht behaupten, dass
Radimsk]^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. löO
dieselben ärmer ausgestattet gewesen wären als die übrigen, und ebenso kann aus den
Beigaben kein Schluss darauf gezogen werden, dass diese Skelete bei ihrer abnormen
Lage ausschliesslich dem einen oder dem anderen Geschlechte angehört hätten.
Die Richtung der Skelete war eine verschiedene, und zwar lagen:
160 oder 751 % ^^^ dem Kopfe im Norden,
26 „ 12-2 o/o „
r)
n
„ Osten,
15 » 7-0 7o r,
n
7)
„ Süden,
1 « 3-3 7o „
n
n
„ Westen,
3 „ 1-4 o/o „
n
rt
„ Nordwesten,
1 „ 0-5»/o „
n
n
„ Südwesten,
1 . 0-5 «/o „
n
y)
„ Südosten
bei 12 Skeleten blieb die
Lage unbestimmt,
Snmme 225.
Diese Unregelmässigkeit in der Richtung der Skelete scheint in der Hallstätter
Zeit grösser gewesen zu sein als in der späteren La T&ne-Zeit. Denn von den
Skeleten, bei welchen typische Beigaben der Hallstatt-Periode angetroffen wurden, lagen:
7 oder 43*7% ™it dem Kopfe im Norden,
3 „ 18-8 7o „ „ „ „ Osten,
3 „ 18-8 Vo „ „ , „ Westen,
2 „ 12-5 «/o „ „ „ „ Süden,
1 „ 6-2% „ „ „ „ Südosten.
Im Allgemeinen war die nordstidliche Richtung mit dem Kopfe im Norden die
Regel. Die von dieser Regel abweichenden Skelete unterscheiden sich jedoch durch
ihre Beigaben nicht von den anderen. Sie sind weder reicher noch ärmer, und es
finden sich bei ihnen auch Beigaben, welche theils auf Männer-, theils auf Frauengräber
schliessen lassen. Weder der höhere oder geringere Stand, noch auch das Geschlecht
scheint daher einen Einfluss auf die Richtung der Skelete gehabt zu haben. Nur bei
den 15 Skeleten mit dem Kopfe im Süden ist kein einziges ohne Beigaben, und 11
davon fand man auch mit Bronzekettchen, Bernstein- und Glasschmuck, zwei sogar
(Grab 118 und 434) recht reich ausgestattet. Wenn dies kein Zufall ist, dann könnte
man schliessen, dass die nordsüdliche Richtung mit dem Kopfe im Süden bei reicheren
Frauen in der Uebung war.
Oberhalb des Kopfes stand häufig, neben dem Kopfe seltener ein BeigefUss aus
Thon oder Bronze, welche aber immer leer angetroffen wurden. Die Thongefilsse waren
ein- oder zweihenkelige Krüge, Töpfchen, Becher und Schalen, die BronzegefHsse kleine
zweihenkelige Töpfchen (Figur 278 und 404). In der Regel war nur ein Beigeftlss
vorhanden und auf die freie Erde gestellt. Nur bei dem Grabe 174 kamen ein kleiner
Krug und ein Henkelbecher, dann bei dem Grabe 205 zwei kleine Krüge vor. Bei
dem Grabe 38 stand der Thonkrug auf einer Steinplatte und war mit einer gleichen
Platte bedeckt.
Wo Metall-, Bernstein, Glas- oder Beinbeigaben vorkamen, lagen sie zumeist
neben dem Kopfe des Skeletes. Nur die nadellosen halbkreisförmigen Bogenfibeln, sowie
die feinen Bronzekettchen und Perlen lagen häufig beim Halse, Armringe und Spiral-
armbänder an den Armknochen und die Fussriuge immer an den Fusskuochen. Im
Grabe 100 wurde eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze bei den Füssen
des Skeletes angetroffen, was übrigens auch durch einen Zufall verursacht sein kann.
186
I. Archäologie und Geschichte.
Die Skelete lagen in der Regel einzeln^ nur in den Gräbern 111, 121 and 431
lagen je zwei Skelete unmittelbar nebeneinander, im letzteren Grabe ein kleines neben
einem grossen. Da das letztere zwei Ohrringe und mehrere Bernsteinperlen hatte,
ist dieses Grab vielleicht als die Ruhestätte einer Mutter mit ihrem Kinde aufzufassen.
Im Grabe 477 6 kamen sogar drei Skelete ohne Beigaben unter einem Brandgrabe
knapp nebeneinander und im Grabe 127 zwei Skelete übereinander, ebenfalls ohne
Beigaben, vor.
Wirft man einen Blick auf die Karte der Nekropole von Jezerine, so sieht man,
dass die Gräber ohne Ordnung die Fläche bald mehr, bald weniger dicht bedecken.
Ebenso sind Brand- und Skeletgräber untereinander gemischt, und ihre horizontale
Vertheilung gibt keinen Anhaltspunkt daflir, welche Bestattungsart die ältere, welche
die jüngere gewesen sei. Ebenso lässt uns ihre gegenseitige verticale Stellung über
diese Frage im Unklaren, denn in den Gräbern 34, 60, 118, 136, 195, 199, 214,
259, 393 und 477 liegen die Skelete unter Urnengräbern, dagegen in den Gräbern
108, 302, 476 und 521 über Urnengräbem.
Nach dem Zeugniss der Funde wurde die Nekropole jedenfalls durch mehrere
Jahrhunderte benützt, und wenn man die Fibeln, als jene Beigaben, welche die sicherste
Zeitbestimmung zulassen, in Betracht zieht, so ergibt sich die folgende Tabelle:
Periode
Einzeln
Zusammen 1
Brandgr&ber
Skeletgräber
Brandgr&bcr
Skeletgräber |
Anzahl
•/.
Anzalil
"U
Anzahl
•/.
Anzahl
%
Fibeln der mittleren Hallstattzeit .
2
18-2
9
81-8
—
—
Fibeln der Spät-Hallstattzeit . . .
3
130
20
87-0
5
14-7
29
85-3
Früh -La T6ne- Fibeln
6
33-3
12
66-6
—
—
—
—
Mittel -La Tfcne- Fibeln
29
69-0
13
310
—
—
—
—
Spat- La Tfcne-Fibeln
5
83-3
1
16-7
—
—
—
—
Zwcispiralige Fibeln
17
58-6
12
41-4
57
600
38
400
FrUhrömische Provinzialfibeln . .
22
95-7
1
4-3
—
— -
—
—
Römische Fibeln
4
80-0
1
200
26
92-9
2
7-1
Diese Tabelle zeigt ganz deutlich, dass die Leichenbestattung in der ältesten Zeit
des Bestandes der Nekropole mit 8o'3®/o eine gegen die Brandbestattung weitaus vor-
herrschende war, in der La Tene- Periode mit 40 7o bereits seltener geübt wurde als
die Brandbestattung und zur Zeit der römischen Herrschaft mit 71 7o ^^^ mehr als
Ausnahme vorkam.
Wenn man ferner die Gräber mit sicheren Funden der Römerzeit, wie z. B. das
Brandgrab 339 mit dem gedrehten Henkelkruge (Figur 390), das Brandgrab X mit dem
Inschriftbecher (Figur 50), die Brandgräber 370 und 502 mit römischen Schnallen und
die Brandgräber 65, 68, 73 und 119 mit ihren lateinischen Inschriften in Anschlag
Radimskj^. Die Nekropole von Jezoriiie in Pritoka.
187
bringt, so erscheint wohl die Behauptung zulässig, es sei die Leichenbestattung in der
römischen Zeit nahezu ganz verschwanden.
Im Allgemeinen kann man somit die Skeletgräber von Jezerinc ftir die älteren,
die Umengi'äber dagegen für die jüngeren erklären.
Wie schon erwähnt, sind in Jezerine 328 Brandgräber und 225 Skeletgi-äber ge-
öffnet worden. Lässt man nun die Thongefilsse ganz ausser Acht, so ergibt sich in
Bezug auf die Dotirung der Gräber mit Beigaben die nachstehende Tabelle:
Bestattungsart
Gräber 1
mit Beigaben
ohne Beigaben |
Anzahl
7o
Anzahl
•'•
Brandcrräber '. . .
1
193 1 08-8
135 41-2 1
SkeletffTäber
202
89-8
23
10-2
Stimine . .
395
71-4
158
28-6
Verhältnissmässig waren daher die Skeletgräber viel häufiger mit Beigaben aus-
gestattet als die Brandgräber, dagegen darf nicht tibersehen werden, dass die reichsten
Gräber, z. B. 278 und 393, Brandgräber waren, und dass die zu jener Zeit gewiss sehr
kostbaren Silberbeigaben nahezu ausschliesslich in Brand gräbern angetroffen wurden.
Der sociale Rang oder das Vermögen scheinen demnach keinen besonderen Einfluss auf
die Wahl der Bestattungsart geübt zu haben.
In Bezug auf die Art der Beigaben wäre anzuführen, dass die Eisenschwerter
ausschliesslich in Brandgräbern, die Eisensporen dagegen vorwiegend in Skeletgräbern
vorkamen und die eisernen Haumesser (Kurzschwerter) auf beide Bestattungsarten
gleichmässig vertheilt sind.
Ferner wurden vorwiegend in Brandgräbern Nähnadeln, Ziernadeln und Glas-
schmuck, dagegen vorwiegend in Skeletgräbern Ohrringe, Armringe und Bronzekettchen
als Halsschmuck, endlich der Bernsteinsclimuck bei beiden nahezu in gleichen Mengen
angetroffen. Im Allgemeinen war demnach auch das Geschlecht für die Wahl der einen
oder der anderen Bestattungsart nicht massgebend.
i. Die Funde.
Bevor ich zur Besprechung der eigentlichen Grabbeigaben, der Waffen, Schmuck-
sachen und kleinen Gebrauchsgegenstände schreite, will ich Einiges über die Thon-
gefilsse von Jezerine, welche in sehr grosser Zahl vorliegen, erwähnen. Hier unter-
scheiden wir zunächst die handgeformten Gcfasse, welche die grosse Masse bilden, und
die auf der schnell rotircnden Töpferscheibe erzeugten Gefilsse, welche selten vorkamen
und zum Theile gewiss importirte römische oder griechische Waare sind.
Unter den Freihandgefässen kommen grössere und kleinere Urnen, Krüge,
Schüsseln, Schalen, Becher, Näpfe und Töpfchen vor. Die grossen Urnen waren nur
in den seltensten Fällen ganz erhalten, und auch die meisten kleineren Gefilsse und
Krüge fand man zerdrückt vor. Doch gelang es, eine grössere Menge derselben zu
loö I. Archäologie und Geschichte.
restauriren, so dass bisher an handgeformten ganzen und restaurirten Geftlssen vor-
handen sind:
Urnen 82 Stücke
Krüge 77 „
Schüsseln 9 „
Schalen 17 „
Becher 6 „
Töpfchen 1 „
Näpfe 2 „
Zusammen 194 Gefässe.
Das Materiale der Freihandgefilsse ist ein grober, ungeschlemmter, oft sandiger
und mit Kalkkörnchen oder Glimmerblättchen durchsetzter Lehm. Sie sind schwach
gebrannt, und oft bemerkt man im Querbruche an beiden Aussenseiten besser gebrannte
rothe Partien, während in der Mitte ein roh gebliebener grauer Streifen sichtbar ist.
Diese Umstände sind auch Schuld, dass die Gefässe so leicht zerdrückt und in vielen
Fällen stark zersetzt wurden, was ihre Restaurirung sehr mühsam gestaltet und häufig
ganz unmöglich macht.
1. Die Urnen, welche ausschliesslich zur Aufnahme der Brandreste gedient haben,
haben verschiedene Formen und Dimensionen, so dass unter den restaurirten Stücken
nicht zwei zu finden sind, welche einander ganz gleich wären. Doch lassen sich
darunter mehrere Typen unterscheiden, und zwar:
a) Bauchige Urnen mit breit umgelegtem Rande („Halsurnen", der alte
Villanova-Typus Italiens in seiner jüngeren nordischen Ausbildung). Die grösste der-
selben und überhaupt das grösste in Jezerine gefundene ThongefUss (Figur 207) besitzt
eine Höhe von 66 Cm. und einen Durchmesser von 55 Cm. Der Boden dieser Urnen
ist relativ klein (Figur 84), immer eben, und aus demselben entwickelt sich mit einem
Fig. 695. Thöuenics GefH^sbriiclistiick (Va).
Fig. 596. Tlifmernes (lofässhrm-hstiick (V2).
scharfen Rande der breit ausladende Bauch. Nur in wenigen Fällen schiebt sich
zwischen Boden und Bauch ein ganz niederer Fuss ein (Figur 202 und 204). Der Hals
ist vom Bauche entweder gar nicht abgesetzt (Figur 205 und 207) oder durch eine
flache Rille davon geschieden. Nur in seltenen Fällen läuft zwischen Bauch und Hals
ein scharfer, glatter Rundwulst herum (Figur 489). Die häufigste Verzierung dieser
Urnenform, wenn überhaupt eine solche vorkommt, besteht in horizontalen Ansätzen,
welche diametral zu zweien zwischen dem Halse und dem Bauche angebracht sind.
Diese Ansätze sind entweder glatt (Figur 202) oder an den beiden Enden mit kleinen
Hörnchen geziert (Figur 207 und 595). In seltenen Fällen kommt auf den Ansätzen
auch in der Mitte je ein drittes Heimchen vor (Figur 84 und 596). In einem einzigen
Radimsk^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. 189
Falle sind zwischen diesen horizontalen Ansätzen zwei halbkreisförmige, mit der Rundung
nach unten gekehrte Ansätze angebracht (Figur 157). In einem anderen Falle schliessen
sich an die untere Fläche der horizontalen glatten Ansätze je drei bogenförmige, gegen
rechts gerichtete Rippen an (Figur 234). Bei einer Urne (Figur 405) stehen auf der
grössten Bauchweitung zwei kreuzförmige Ansätze.
Henkel finden sich bei den bauchigen Urnen nur sehr selten und stehen dann zu
zweien entweder horizontal (Figur 68) oder vertical (Figur 535).
Sonst hat diese Form keine Verzierungen mit Ausnahme der Urne Figur 597,
welche mit zwei horizontalen Henkeln und zwischen diesen auf der einen Seite mit
einem horizontalen Bande punktirter Dreiecke, auf der anderen mit drei parallelen
Punktreihen geziert ist (Grab 40). Es ist dies überhaupt das einzige Thongeföss,
welches mit einer punktirten Ornamentirung versehen war.
Fig. 597. Zwcilionkolige Thonunie.
Einige dieser Urnen (Figur 202, 204, 205) sind ganz mit einer schwarzen glän-
zenden Fimissfarbe überstrichen. Andere, wie die Urnen der Gräber 173 und 177,
zeigen noch deutliche Spuren eines solchen Anstriches.
AuiFallend ist, dass die meisten bauchigen Urnen ohne Beigaben waren oder nur
geringe und nicht charakteristische Beigaben enthielten. Nur die Urne des Grabes 44
enthielt eine nadellose halbkreisförmige Bogenfibel aus Bronze, welches Stück dem
Ausgange der Hallstattzeit und dem Anfange der La T^ne-Zeit angehören dürfte; in den
Urnen der Gräber 275 und 352 fand man Mittel -La Tfene- Fibeln aus Bronze, in der
Urne des Grabes 348 eine eiserne Fibel und in der Urne des Grabes 57 eine früh-
römische Provinzialfibel.
190
I. Archäologie und Geschichte.
Diese Umenform scheint sich demnach durch die ganze Dauer der Begräbnissstätte
von Jezerine im Gebrauche erhalten zu haben.
b) Ballonförmige Urnen (Figur 128, 145, 160) mit engem Halse und schmal
umgebogenem Rande. Von dieser Form konnten nur vier Stücke restaurirt werden. Drei
derselben besitzen je einen verticalen Henkel, eine (Figur 128) ist un verziert, die
anderen drei am oberen Bauchtheile mit eingeritzten Dreiecken, deren Flächen durch
schiefe Striche ausgefüllt sind, ornamentirt. Keine einzige davon enthielt eine Beigabe,
wir besitzen sonach keinen Anhalt zu ihrer annähernden Altersbestimmung, doch glaube
ich, dass man sie nur als eine Abart der bauchigen Halsumen auffassen kann.
Fig. 598. Thöuerncs Gefassbnichstück (»/«)•
Fig. 599. Thöncrnes GefHssbruchstück (VO-
Fig. 600. Thöncrno8 Gefässbnichstück (»/,).
c) Topfförmige Urnen, welche eine viel grössere Mannigfaltigkeit aufweisen.
Sie nähern sich zuweilen mehr der Form eines modernen Kochtopfes (Figur 495 und
529), zuweilen mehr der Form der bauchigen Urnen (Figur 67, 442 und 424), nur dass
ihnen stets der lange Hals und der breit umgelegte Rand fehlen. Dazwischen kommen
einige Mittelformen vor.
Ornamentirung fehlt meist; wo sie aber vorhanden ist, besteht sie aus horizontalen
glatten oder gehörnten Ansätzen (Figur 359 und 442), an welche sich zuweilen bogen-
förmige Rippen anschliessen (Figur 419, dann Figur 598 — 600), aus runden Buckeln
(Figur 479 und 540, dann Figur 396), aus herumlaufenden seichten Rillen (Figur 419)
Radimsk]^. Die Nekropole von Jeserine in Pritoka. 191
und aus glatten oder gekerbten, einfachen oder doppelten RundwUlsten (B^gur 411,
dann 171, 258, 533). Es ist auch nur eine Unie dieser Art (Figur 495) vorgekommen,
welche mit zwei Henkeln versehen ist.
Die topffbrmigen Urnen sind die am häufigsten vorkommenden. Die einfachsten
Formen derselben (Figur 72, 102, 381, 410) scheinen auch die jüngsten zu sein, weil
darin mehrmals römische Fibeln vorgekommen sind.
2. Die Krüge wurden fast ausnahmslos als BeigefUsse sowohl in Brand- als auch
in Skeletgräbem benützt. Sie sind sämmtlich mit je. einem oder zwei ausnahmslos
verticalen Henkeln versehen, doch ist die Zahl der zweihenkeligen grösser. Ihre Höhe
schwankt von 9-5—20. Der Boden ist immer eben und nur selten durch einen sehr
km*zen Fuss von dem Bauchtheile getrennt. Der Hals ist vom Bauche merklich ab-
gesetzt oder geht allmälig in den letzteren über, der Rand ist umgelegt oder wenigstens
stark ausgebogen. Die Henkel besitzen in der Regel einen flachrundhchen Querschnitt
und sind gewöhnlich glatt. In seltenen Fällen verlaufen über die Mitte der Henkel
Längsrillen (Figur 222), oder es sitzen am Scheitel oder unterhalb desselben kleine,
buckeiförmige Ansätze (Figur 113, 118, 257).
Als weitere Verzierung kommt am oberen Bauchtheile bei den Urnen Figur 86,
370, 379, 517 je eine Reihe von eingeritzten Dreiecken, ferner die häufigere Bemalung
des Randes, Halses und Bauches mit schwarzen oder wenigstens dunklen Linien vor.
Solche bemalte Krüge (Figur 117, 160 bis, 193, 195, 237, 247, 272, 366) sind immer gelb-
braun oder gelbroth.
Solche bemalte Krüge kamen nur im Grabe 213 mit einer älteren Haüstätter und
im Grabe 38 mit einer Spät-Hallstätter Fibel, dagegen mit nadellosen, halbkreisförmigen
Bogenfibeln in den Gräbern 38, 162 und 499, mit einer geknickten Ziernadel im
Grabe 141, mit einer Früh-La Tfene -Fibel im Grabe 161, mit einer Mittel-La Tfene-Fibel
im Grabe 384 und mit einer zweispiraligen Fibel im Grabe 394 vor. Ich glaube daher,
dass wir diese bemalten Thongefttese in die La Tfene- Periode setzen können.
3. Die Schüsseln. Diese wurden entweder zur Bedeckung oder als Untersätze
der grossen Brandurnen verwendet und sind stets dunkelgrau, dunkelbraun oder
schwärzlich. Ihr Durchmesser variirt von 21 — 35 Cm., ihre Höhe von 6*7 — 13*5 Cm.
Der Boden ist entweder eben oder schwach concav, die Bauchwände gerade oder ge-
schweift aufsteigend und in der Regel vom Rande nicht abgesetzt. Nur die Deckschüssel
(Figur 69) zeigt einen von der Wandung scharf abgesetzten Rand. Zuweilen besitzen
die Schüsseln einen niederen Fuss (Figur 77), der Rand ist breit umgelegt (Figur 69),
aufrechtstehend (Figur 106) oder nach Innen gebogen (Figur 107) und geht dann
öfters in einen Wulst aus (Figur 77).
Mit Ausnahme einer Schüssel, welche einen veiiiicalen Henkel (Figur 106) und
diesem gegenüber einen kleinen klauenförmigen Buckel besitzt, sind diese Gefässe
henkellos. In der Regel sind die Schüsseln unverziert, und nur einmal (Figur 69 b)
zeigt die Innenfläche des Bodens ein flaches Grübchen und um dasselbe herum drei
flache concentrische Rillen, ein anderes Mal der Rand einen kleinen buckeiförmigen
Ansatz.
4. Becher kamen wiederholt als Bcigefössc vor und sind entweder henkellos oder
mit je einem (oft über den Rand des Geftlsses emporstehenden) Henkel versehen. Diese
Gefkssc sind roh gearbeitet und selten verziert. Wo Verziening vorhanden, ist sie
ärmlich und beschränkt sich auf einen horizontalen Ansatz (Figur 170) oder auf runde
Buckel (Figur 216 und 194) an der Bauchwand, oder auf rohe Kerben am Rande
(Figur 216) oder endlich auf börnchenartige Ansätze am Henkel (Figur 170 und 216).
192
I. Archäologie und Geschichte.
5. Die Schälchen, Näpfe und Töpfchen (Figur 49, 149, 221, 289, 409, 467,
536, 559, 562) sind theils henkellos, theils ein- oder zweihenkelig, meist roh gearbeitet
und immer unverziert. Sie wurden ebenfalls als Beigefiisse verwendet.
Es erübrigt nur noch, einige ornamentirte Thonscherben von Freihandgefässen an-
zuführen, welche theils zu Gefiissen gehören, die nicht restaurirbar waren, theils ver-
streut in der Erde gefunden wurden. Figur 001 zeigt den Bauchscherben einer topfförraigen
Urne mit einer aus Relieflinien primitiv nachgebildeten Thierfigur, Figur 602 einen
Scherben mit einer aufgesetzten Spinilseheibe, Figur 003 einen solchen mit gemalter
schwarzer Zickzacklinie, Figur 004 den Randsclicrben einer topffönnigen Urne, deren
Hals mit schwach ausgebogenom Rande von der Bauchwand durch eine seichte Rille
Fig. 602.
ThOnenies GefassbruchstUck
Fig. 601. Thniionics ücfä«sbruchstüi-k (^/g).
Fig. 603.
Thönernes Gefässbruchstück,
bemalt (»/«)•
abgesetzt ist. Von dieser Rille laufen drei flach bogenförmige Rippen schief nach ab-
wärts. Figur 605 ist das Randstück eines Gefässes mit Ausgussschnabel, ^) Figur 606
ein Scherben mit roh gekerbtem Rande, Figur 595 ein horizontaler Urnenansatz mit
zwei und Figur 596 ein solcher mit drei Hörnchen. Figur 146 ist ein Bauchscherben
der Brandurne des Grabes 93 mit einer reicheren Dreieckverzierung, Figur 607 ein
runder buckeiförmiger Ansatz, Figur 608 zeigt die unter einem abgebrochenen Henkel
angebrachte Verzierung aus vier bogenförmigen Rippen.
• Verschiedene Henkelformen zeigen die Figuren 609 — 615; vgl. auch Figur 365 von
der Urne des Grabes 309, einen Henkel, der am Scheitel mit einer concaven Scheibe
geziert und darunter mit schwarzen Strichen bemalt ist. Dieses Gefäss war die
einzige grössere Brandurne, welche Spuren einer Bemalung mit dunklen Strichen beob-
achten Hess.
») Vgl. Makljenovac, diese Mitth., Bd. I, S. 2G8 f., 23.
Kadiinsky. Die Nekropole vou Jezeriue in Pritoka.
193
Die Keramik der La Tene-Periodc, welcher doch die grosse Masse dieser Gefässe
angehört, zeigt gegen die Töpferei der Uallstaitzeit einen Rückschritt, wie schon in
verschiedenen La Tenezeitlichen Grabfeldern beobachtet worden ist. Dieser Rückschritt
betrifft sowohl die Form, als auch die Behandlung und Verzierung der ThongefUsse,
denn vergleichen wir die GefUsse von Jezerine mit jenen aus den Grabhügeln der
Fig. G06.
Thönerues Getässbruchstüek (*/j).
Fig. 604.
Thönerues Gefässbrucbstüek (*/,).
Fig. 607.
Thöiieriics Gera8.sfragiiient
mit Buckel (Vs)-
Fig. 605. Thöuernes Gefiissbruchstück
mit durchbohrtem »Sclmabel (V-i)-
Fig. 608.
Thönerues Gefässfragmeut {^j.^)-
Hallstatt- Periode von Wies und Maria Rast in Steiermark/) so vermissen wir vor
Allem die schönen langhalsigen Urnen mit ihrem gerippten Bauchwulste und den
mannigfaltigsten Ornamenten, die reich verzierten und mitunter schön geglätteten Schalen
mit hohem Fusse oder mit ornamcntirtcn, hoch aufstrebenden Bandhenkeln, dann die
glänzende Graphitining und lebhaft carmoisinrothe Bemalung dieser Gefässe.
») Mitth. d. A. G., 1885, Bd. XV, S. 117 *f. und Taf. VIII—XII. — Atlas Taf. XL.
Band m. 13
194
I. Archäologie und Oeschichte.
Die Ornamentirung der Thongeftsse von Jezerinc erscheint als eine sehr nüchterne,
denn sie beschränkt sich, wo sie überhaupt vorhanden ist, auf einzelne Buckel oder
Ansätze, rohe Henkel, seichte Killen, glatte oder gekerbte Rundwülste, gerade oder
't
jU
Fig. 613.
Thönerner Henkel (V«)-
/ -gvÄ .-:-*^?'^J3KBr
Fig. 610.
Fig. 611.
T^Si^
Thöneruer Henkel
ThOnerner Henkel
Fig. 609. Thöncrnes
Henkelbruchstück (Vs)
ilTTfi^
Fig. 612.
Thönernes Bruchstück mit Henkel (Vx).
Fig. 614.
Thönenier Henkel (Va).
Figur 615.
Thönemer Henkel (Vj).
bogenförmige Rippen und auf eingeritzte und nur in einem Falle punktirte Dreieckreihen.
Glättung und Graphitirung der Oberfläche kam überhaupt nicht vor, und nur vier der
grösseren Urnen zeigten sich mit einer schwarzglänzenden Firnissfarbe angestrichen.
Dagegen ist bei den Krügen die verschiedenartige Bemalung mit schwarzen Strichen
Radimsky. Die Nekropole von Jeserine in Pritoka. 195
eine Eigentliümlichkeit unserer Thongofässe. Es ist sehr zu bedauern, dass im nahen
Prozor bei Otoöac in Croatien, dessen Nekropole mit jener von Jezerine ziemlich gleich-
alterig ist, so wenig Thongeftlsse *) gesammelt oder wenigstens publicirt worden sind.
Auf der Drehscheibe erzeugte Thongcfässe kamen in Jezerine ziemUch selten
vor und gehören fast durchaus dem Formenkreise römischer oder griechischer Geßtese
an, so dass man schHesscn darf, die Einwohner des Landes haben in der La Tene-
Periode nur aus freier Hand Thongefksse erzeugt, und der Gebrauch der Töpferscheibe
sei ihnen erst durch die Römer bekannt geworden.
Im Ganzen wurden an gedrehten Gefössen gewonnen:
Grosse Urnen 2 Stücke
Krug 1 „
Becher 1 „
Vasen 2 „
Zusammen 6 Stücke.
Fig. 616 Thöncrnes
Bodcnfragmeut (römisch) (^/g).
Fig. 617. Thönernes Bodcnfragmeut (Vü).
Fig. 619. Thrtnemes Boden Fragment
(römisch) (V,).
Fig. 618. Thöneruea
Bodenfragment (römisch) (Va).
Mit Ausnahme der topffbrmigen, unverziertcn grauen Urne Figur 448 sind diese
GefUsse sämmtlich aus fein geschlemmtem Thon von gelber oder rother Farbe erzeugt.
Das grösste derselben, eine Urne mit spitzem Fusse (Figur 453), hat eine Höhe von
63 Cm.*) Eine zweite, ebenfalls spitzfüssige, aber viel niedrigere Urne, welche sich
einer anderen in Prozor gefundenen Form nähert,^) ist nur in Sclierbcn erhalten und
hat eine Wandstärke bis zu 28 Mm. Beide GefUsse sind lichtgclblich. Ausserdem
fanden sich Scherben anderer, theils gelblicher, theils röthlicher (römischer) Thongcfässe.
Figur 616-619 zeigen Bodenstücke mit dem typisch römischen Bodenranft, Figur
620 — 622 die meist wulstigen Randstücke solcher Gefässe,
*) Vgl. Prozor, Popia ark., Taf. XXX, Figur 232—237.
«) Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XXIX, Figur 230.
») Vgl. Prozor, Popia ark., Taf. XXIX, Figur 231.
13*
196
I. Archäologie und Gösch ichte.
Wenn wir auch annehmen können, dass diese ThongefUsse römischer Form an
Ort und Stelle erzeugt worden sind, so dürfen wir doch die in Figur 50, 390, 432,
584—580 dargestellten feinen Tliongefasse (vielleicht mit Ausnahme des Henkelkruges
Figur 390) nur für importirte eclit römische oder griechische Waarc ansehen. Die zwei
Randscherben Figur 623 und G24, sowie der Becherfuss Figur 025 gehörten ähn-
lichen Gefässen an.
Fig. G20. Thönernes Kandfragineiit
(Himisch) (Va)-
Fig. 6'21. Thönernes Kandfragincnt
(rOmisch) (^/j).
Fig. 6*22. ThOncrnes
Randfragnicnt (römisch) (Vj).
t'ig- 623. Fig. 625. Thönerner Fig. 024. Thönernes Randfragnient
Thönernes Ilenkeltragment Becherfuss (römisch),
(römisch) (Va). (römisch) (V2). ' ornamentirt und bemalt (V«)-
Die übrigen Beigaben bestehen in Eisen, Bronze, Silber, einem spröden weissen
Metalle, welches ich für Zinn halte, Bernstein, Glas, Bein, Pasta, Stein und Thon.
Wenn wir auch die Fragmente mitzählen, erscheint:
Eisen in 00 Gräbern
Bronze in 331 „
Silber in l) „
Zinn in 3 ,,
Bernstein in 109 ,,
Glas in 71 „
Bein in 17
n
Pasta in 3 „
Stein in 2
Thon (Spinnwirtel) in . . . 2 „
Kadimgkj?. Die Npkropolc von Jozerino in Pritok«.
Art und Menge der Beigaben zeigt die nachstehende Tabelle:
197
In Brand- ' In Skelet- i Zcrstrcutu
Gegenstand
gräbern gräbern | Funde
»Summe
Anzahl
I
Eilen.
Schwerter
Hanmesser (Kurzschwerter) . . . .
Messer
Sporen
Fibeln
Nadcllose halbkreisförmige Bogenfibeln
Armringe
Diverse Ringe
Nagel
Bronze.
Niihnadeln
Pincetten
Hallstatt-Fibelu
Spttt-Hallstatt-Fibeln
Frllh-La T&ne-Fibeln
Mittel-La T6ne-Fibeln
Spttt-La Tine-Fibeln
Zweispiralige Fibeln
FrUhrömischo Provinzialfibeln . . .
Römische Fibeln
Nadellose halbkreisförmige Bogenfibeln
Kettchen und Drahtgehilnge ...
Ziernadeln
Doppelspiralscheiben
Halsringc
Halsketten
Ohrringe
Armringe
Spiralarmbander
Fingerringe
Fussringe
Diverse Ringe
Scheibenringe
Zierscheibchen
Schliessenblechc
Schliessen
Bcschhlgcstllcke
3
1
11
1
2
2
1
1
8
19
2
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29
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12
23
17
9
G
119
14
G
13
23
115
198
I. Archiiologie und (Jeschichte.
In Brand- , In Skclct- Zerstreute li
I
gräbem ■ gräbern
Anzahl
Funde
Rande Knöpfe
Kreuzförmige Knöpfe
Perlen
Anhängsel
Diverse Zier- nnd sonstige Stücke
Spiralröhrchen
Schnallen
Töpfchen
Silber.
La Tfene- Fibeln
Diverse Kettchen
Armringe
Fingerringe .
Diverse Ringeln
Zierbleche nnd Scheibchen . . .
Knöpfe rund
Perlen und Hülsen
Anhangsei
Zinn (?).
Zierscheibchen
Anhängsel
Bernstein.
Zierscheibchen
Perlen
Olas.
Armringe
Emaillirtc Perlen
Blaue Perlen
Gelbe Perlen
Weisse Perlen
Grüne Perlen
Bein.
Perlen und Scheibchen ....
Cylinder, hohl
Homgriffe
8
59
3
11
4
5
2
8
1
3
9
1
661
1
20
1247
141
370
12
12
1
11
21
1
64
I
16
2
1
6
617
39
242
128
3
11
2
1
Summe
1
2
19
80
4
75
5
22
2
4
3
9
1
2
3
0
1
4
9
2
1
7
1281
2
59
1491
269
373
23
14
1
1
Radimskj^. Die Nokropole von Jczerinc in Pritoka.
199
In Brand-
In Skelet- Zerstreute
Gegenstand
gräbern
gräbern j Funde
Summe
Anzahl
Heftbeschlüge
Zähne
3
5
•
4
—
3
9
Pasta.
Rothe Perlen und Scheibchen
22
—
—
22
Stein.
Scheihchen
1
1
—
—
1
1
Fragment
Thon.
Spinnwirtel
2
—
2
Die Eisenartefacte kamen, wie man sieht, relativ selten, und zwar in 66 Gräbern,
somit nur in ll*9^/o der sämmtlichen 553 Gräber vor. Sie sind infolge der geringeren
Widerstandsfilhigkeit des Eisens gegen die Oxydation der Mehrzahl nach nur in Frag-
menten erhalten und bestehen in Waffen, Gebrauchsgegenständen und Schmucksachen.
An Eisenwaffen sind drei einschneidige Schwerter (Figur 151, 274, 468) sämmt-
Hch in Brandgräbern vorgekommen. Ihre Länge ist gering, denn die längste dieser
Klingen erreicht nur 41 Cm. Die Griff beschläge und Scheiden dürften aus Holz, respec-
tive Leder bestanden haben, da keine Spur davon vorgefunden wurde. Sie sind sehr
ähnlich jenen gekrümmten Schwertern aus Hallstatt in Oberösterreich und St. Michael
in Krain, welche Dr. M. Hoernes beschrieben und abgebildet hat.*) In Jezerine
scheint sich diese Schwertform lange erhalten zu haben, denn im Grabe 237 kam eines
davon mit einer Spät-La Tene-Fibel aus Bronze und eines im Grabe 400 vor, dessen
Brandrestc in einer Steiuurne geborgen waren. (Dass die Steinurnen der späteren
Zeit der Nekropole angehören, wurde bereits erwähnt.)
Die Haumesser (Kurzschwerter) (Figur 358 und 470), wovon eines in dem Stein-
urnengrabe 400, das andere in einem Skeletgrabc angetroflfen wurde, unterscheiden sich
von den Schwertern wesentlich nur durch die Kürze der Klinge, welche kaum eine
Länge von 22 Cm. erreicht. Sonstige Eisenwaffen, namentlich Lanzenspitzen, wurden
in Jezerine nicht gefunden.
Unter den Gebrauchsgegenständen sind Eisenmesserklingen am zahlreichsten
(Figur 109, 121, 283, 369, 434, 441, 520, 544). Sie sind alle einschneidig, mit gerader
oder geschweifter Schneide und von verschiedener Grösse. Wie die Tabelle zeigt, wurden
sie häufiger in Brand- als in Skeletgräbern gefunden.
Die Sporen aus Eisen (Figar 553 und 522) sind als Beigaben männlicher Gräber
bei beiden Bestattungsarten, jedoch nur einzeln angetroffen worden. In beiden Fällen
>) Mitth. a. A. G. 1888, Bd. XVIII, S. 230f.; dann Textßgnr 51 nnd Taf. IV, Figur 4.
200 I. Archilologie nnd Oaschichte.
waren keine anderen charakteristischen Beigaben vorhanden, aus welchen ihr Alter
ersichtlich gewesen wäre, doch dürften sie der späteren Zeit von Jezerine angehören.
An Schmucksachen sind Bügel von Eisenfibeln der La Tfene-Zeit (Figur 82,
242, 270, 398, 506), Armringe aus Eisendraht (Figur 111, 438, 449), wahrscheinlich
schon der römischen Zeit angehörig, geschlossene Eisenringe (Figur 271) und ver-
schiedene nicht bestimmbare Fragmente gefunden worden.
In Bezug auf die beiden unter die Grabfunde nicht aufgenommenen Feuerstähle
Figur 83 und 513 bemerke ich, dass Lindenschmit*) zwei ganz ähnliche aus
raerovingischen Gräbern Deutschlands abbildet. Jüngst wurde jedoch ein Feuerstahl
von ganz ähnlicher Form nebst vielen typisch römischen Artefacten in der Ruine eines
römischen Gebäudes in Ilidze bei Sarajevo gefunden, und es ist daher wahrscheinlich,
dass auch unsere zwei Stücke der römischen Zeit angehören.
Ungleich zahlreicher und besser erhalten sind die Beigaben aus Bronze, welche
aus wenigen Geräthen, einzelnen kleinen Henkeltöpfchen und sehr vielen Schmuck-
sachen bestehen.
Unter den Werkzeugen kamen Nähnadeln (Figur 333, 443, 519) als Attribute
weiblicher Grabstätten vorwiegend in Brandgräbern vor. Dasselbe war auch bei den
Pincetten (Figur 143, 209, 227, 243, 259, 284, 361, 460, 491, 550, 567) der Fall.
Solche wurden in den Gräbern 286 und 393 a zusammen mit Nähnadeln, in den Gräbern
171, 195 a, 211 und 244 zusammen mit Ziernadeln, dagegen in dem Grabe 306
zusammen mit einem Eisensporn angetroflfen. Sie müssen daher sowohl von Frauen als
auch von Männern gebraucht worden sein.
Unter den Schmuckgegenständen besitzen für uns die Fibeln die grösste
Wichtigkeit, weil ihre typischen Formen die sichersten Anhaltspunkte für die Alters-
bestimmung und Dauer unserer Nekropole zu liefern vermögen.
Im Ganzen wurden 157 vorwiegend ganze Bronzefibcln gefunden, unter denen
34 der Hallstatt-Periode, 95 der La Tfene-Periode und 28 der römischen Zeit angehören.
Die alte Hallstatt -Form der brillenförmigen Drahtspiralfibel fehlt in Jezerine,
obwohl sie in Prozor vorgekommen ist;*) ebenso ist keine zweischleifige Bogenfibel
gefunden worden.
Die einfachste und wohl auch die älteste unter den Hallstatt-Fibeln von Jezerine
ist die Bogenfibel Figur 174 und 248. Sie besitzt einen relativ gestreckten Draht-
bügel mit einer aufgesteckten Bernsteinperle, eine einseitige Spirale und eine Nadel-
rast, welche nur aus dem hakenförmig umgebogenen Ende des Drahtes besteht.
Die Bogenfibel Figur 423 hat einen kurzen dreieckigen Fuss und eine Doppel-
spiralc, bestehend aus je vier Seitenwindungen und einer unteren Sehne. Bei der
Bogenfibel Figur 81 ist der Fuss ebenfalls dreieckig, und die Spirale besteht nur aus
einer Schleife mit einer Windung, wogegen der Fuss der Fibel Figur 408 verlängert
ist und die einseitige Spirale drei Windungen besitzt. Ebenfalls verlängert ist der
Fuss der schönen flachbogigen Fibel Figur 450, deren Bügel aus vielfach gewun-
denem Drahte und deren einseitige Spirale aus vier Windungen besteht. Bügel aus
vielfach gewundenem Drahte sehen wir noch bei den Fibeln Figur 135, 175, 249.
Ein Prachtstück unter den Fibeln der Hallstattzeit repräsentirt endlich die schwere
Fibel Figur 190, durch deren Besonderheiten der Typus der Armbrust Certosafibel doch
ziemlich deutlich hervorblickt.
') Alterth. uns. heidnischen Vorzeit, Bd. IV, Taf. 40, Fignr 7 und 8.
*) Popis ark., Taf. XVIII, Figur 43 a und h.
Radimsky. Die Nokropole von Jezerine in Pritokn. 201
Zu den Fibeln der späteren Hallstatt-Periode gehört auch das Stück Figur 530,
sowie die beiden besser erhaltenen Stücke Figur 136 und 452, alle drei mit zurück-
gebogenem Fussende, aber noch keine La Tene- Fibeln. Die späte Hallstatt-Periode ist
femer durch 17 Certosafibeln vertreten. Noch jünger als die Certosafibeln düi-fto die
Fibel Figur 91 sein, deren zurückgerolltes Fussende als ein Derivat des Fussknopfes
der Certosafibel aufzufassen ist. Es kamen drei Fibeln dieser Art vor.
Unter den La Tfene-Fibeln finden wir alle drei Tischler'schen Altereformen. Von
Früh-La Tfene-Fibeln (Figur 139, 161, 172, 199, 299, 466, 481, 496, 503, 580) wurden
18 ziemlich verschiedene Stücke gefunden. Einzelne derselben besitzen einen breiten,
dünnen Bügel und eine einseitige Spirale mit wenigen Windungen (Figur 481), andere
einen verdickten, oft rundlichen Bügel mit Doppelspiralcn von je drei bis sechs Windungen
an jeder Seite, deren Sehne zuweilen um den Bügel geschlungen ist (Figur 466). Der
Bügel dieser Fibeln ist in der Regel gleichmässig stark, verbreitert sich aber zuweilen
in seiner Mitte kahnförmig (Figur 580) oder trägt daselbst eine durchbrochene Platte
(Figur 481). Der aufsteigende Fuss ist bei diesen Fibeln entweder mit einem ornamen-
tirten Scheibchen (Figur 199) oder mit verschieden grossen Knöpfen (Figur 139, 161,
503) verziert.
Besonderes Interesse unter den Früh-La Tene-Fibeln verdient die in Figur 454
abgebildete nicht nur wegen der Länge ihrer Spirale, welche beiderseits je 14 Umgänge
besitzt, und wegen ihres reichen Ornaments^ sondern namentlich weil die sternförmig
geordneten Rillen ihrer kahnformigen Bügelplatte deutliche Spuren des Blutemails
aufwreisen, mit welchem sie einst ausgefüllt waren.
Gleichsam einen Uebergang von den Früh- zu den Mittel-La Tfene-Fibeln bildet
die Fibel Figur 299, deren zurückgelegter Fuss zwar auf dem Bügel nicht ganz aufliegt,
aber durch ein loses Bronzeblechringel mit demselben verbunden ist.
Die Mittel-La Tfene-Fibel kam in 42 Exemplaren vor und zeigt in Form und
Verzierung grosse Mannigfaltigkeit. Bügel oder Fuss sind mit je einem oder zwei
Bronzeknöpfen (Figur 291 und 401), mit einem oder zwei Bernsteinknöpfen (Figur 563
und 375) geziert, oder es trägt der Fuss eine Platte, welche mit einer weissen Pasta
ausgefüllt ist (Figur 444 und 455). Die Platte des Fibelfusses (Figur 348) trug das
auf Taf. V, Figur 13 abgebildete Scheibchen aus rother Pasta, welches erst nach der
Zeichnung der Funde an dieselbe angepasst wurde. Ebenso ist das vertiefte kreuz-
förmige Ornament der Fibel Figur 304 auf der convexen Scheibe des Fusses mit
einer weissen Pastaeinlage ausgefüllt.
Die Mittel-La Tene-Fibeln sind immer doppelspiralig, doch wechselt die Länge
der Spiralen sehr stark, und die Zahl der Windungen auf jeder Seite schwankt zwischen
2 und 14 (Figur 472 und 349). Die Sehne läuft entweder an der Aussenseite (Figur 564)
oder an der Unterseite (Figur 577) um die Spirale herum, oder bildet an der Aussen-
seite einen nach aufwärts gerichteten Bogen (Figur 376, 472), oder umschlingt den
Bügel (Figur 420). Eine dieser Fibeln zeigt deutliche Spuren einstiger Vergoldung
(Grab 325, Figur 375).
Von Spät-La Tfene-Fibeln sind nur sechs Exemplare gefunden worden, und es
scheint die Spät-La Tfene-Cultur in Jezerine sehr bald von der römischen verdrängt
worden zu sein. Die Fibeln dieser Zeit besitzen einen mehr flachen, breiten (Figur 110)
oder rundlichen (Figur 275) und zuweilen vom Kopfe steil ansteigenden (Figur 446)
Bügel. Der mehr oder weniger gestreckte Fuss besitzt ein volles, manchmal durch-
bohrtes Nadelhalterblatt und trägt an seinem Ende ein kleines Knöpfchen (Figur 110,
275, 331, 446). Unter diese Fibeln habe ich auch die in Figur 561 abgebildete ein-
202 I. Archäologie und Geschichte.
gereiht, obwohl sie ohne weitere Beigaben vorkam und nnganz ist, so dass ihr Alter
nicht sicher bestimmt werden kann. Schliesslich wäre an dieser Stelle noch die Fibel
Figur 555 anzufahren. Die gleiche Form wurde auch in Prozor^) gefunden.
Zu den Fibeln der La Töne-Periode müssen wir auch noch eine besondere Fibel-
form rechnen, von welcher in Jezerine 29 Exemplare angetroffen wurden und welche
auch in dem verwandten Prozor vorgekommen ist.^) Das Charakteristische dieser
Fibel ist, dass sie sowohl am Kopfende, als auch am Fussende eine Spiralrolle besitzt,
weshalb ich fUr sie den Namen zweispiralige Fibel gewählt habe. In keinem ein-
zigen Falle ist diese Form mit einer Hallstätter Fibel in einem Grabe zusammen
gefanden worden. Dagegen kam sie in den Gräbern 359 und 434 mit je einer Früh-
La Tfene-Fibel, im Grabe 393a mit zwei Früh- und drei Mittel-La Tfene-Fibeln, in den
Gräbern 325 und 403 mit zwei, respective einer Mittel-La Tfene- Fibel und in dem
Grabe 278 mit drei Mittel- und einer Spät-La Tfene-Fibel, sowie mit einer früh-
römischen Provinzialfibel vor. Eine Fibel von diesem Typus (Figur 486) trägt auf
ihrem Bügel blaue, mit weissen Augen emaillirte Glasperlen. Blaue in Weiss emaillirte
Glasperlen gehören aber nach Dr. Tischler^) der La Töne-Periode und der römischen
Kaiserzeit an. Solche Fibeln sind demnach durch die ganze La Tene-Zeit hindurch
im Gebrauche gestanden und scheinen sich bis in die römische Zeit erhalten zu haben.
Ihr Bügel ist immer sehr gestreckt und besteht aus einem Bronzedraht, auf welchem
eine bis acht verschieden grosse Bernsteinperlen aufgesteckt sind. Nur bei einer dieser
Fibeln (Figur 582) besteht der Bügel aus einer Reihe achterförmig gewundener Draht-
schlingcn. Aus den Enden des Drahtbügels entwickeln sich beiderseits die Spiralen.
Dieselben sind entweder einseitig, an einem Ende nach rechts, am andern Ende nach
links gewunden (Figur 328, 386, 542), oder es erscheint am Kopfende eine längere
Doppelspirale und am Fussende eine kurze einseitige Spirale (Figur 568). Bei einem
Stücke (Figur 478) sehen wir dagegen am Kopfende eine Doppelspirale und am Fuss-
ende ein aus zwei Achtem bestehendes Drahtgeschlinge, dessen Ende unten den
Nadelhalter bildet.
In der Regel kommt aber an beiden Enden je eine Doppelspirale vor, welche
zuweilen am Fussende etwas kürzer ist (Figur 282, 504).
In Folge der Geradlinigkeit des Bügels und der Grösse der daran aufgesteckten
Perlen ist der Dorn häufig im Bogen nach unten gekrümmt (Figur 504), oder der
Nadelhalter hat einen besonders langen Steg (Figur 328).
Charakteristisch für diese Fibelform sind die öfter auf den Dorn aufgesteckten
grossen Ziergehänge aus feinen Bronzekettchen, deren Kopfplatte in der Regel mit zwei
Pferdeköpfen geziert ist (Figur 328, 265, 399, 459, 305) und seltener aus einem oma-
mentirten Scheibenringe besteht (Figur 504). An den Bronzekettchen sind dann ent-
weder Anhängsel oder kleine Ringe befestigt.
Von römischen Fibeln sind im Ganzen 28 Exemplare gefunden worden, deren
Mehrzahl (23 Stücke) dem Typus der frührömischen Provinzialfibeln angehört, während
nur fünf andere Formen zeigen. Die Provinzialfibeln von Jezerine sind im Allgemeinen
kleiner und zierlicher als die sonst ähnUche norisch-pannonische Provinzialform, welche
in der Steiermark so häufig angetroffen wird.*) Der Bügel dieser Fibeln ist kräftig,
steigt von der mittelbreiten Doppelspirale steil nach aufwärts und verläuft vom Scheitel
*) Popis ark., Taf. XIX, Figur 77.
«) Ibid., Taf. XX, Fignr 82 und 83.
») Gurina, S. 77.
♦) Vgl. Mitth. d. A. G., 1888, Bd. XVIII, S. 79, Figur 4 und S. 95, Figur 34.
Radimskj^. Die Nekropole von .Tezerinc in Pritoka. 203
entweder flach (Figur 332) oder in mehr oder minder scharfem Bogen (Figm* 73) gegen
das Fassende. An seinem Scheitel ist der Btigel mit einem (Figur 75) oder mit zwei
Knöpfchen (Figur 74) verziert. Das Nadelhalterblatt ist voll (Figur 73) oder mehrmals
durchlocht (Figur 75) oder durchbrochen (Figur 74) und endet immer in ein kleines
Knöpfchen (Figur 100). Die kleinen häkchenförmigen Ansätze (Tischler's „Flügel"
oder die Keime derselben), wie sie auf dem Bügel solcher frührömischen Fibeln z. B.
in Wies in Steiermark^) oder in Gurina*) öfter vorkommen, fehlen den Fibeln von
Jezerine gänzlich.
Von den fünf anderen römischen Fibeln sind zwei (Figur 108 und 116) dadurch
bemerkenswerth, dass die Spirale von einer geschlossenen Hülse umgeben ist. Die
Charnierfibel (Figur 350) mit ihrem dünnen, breiten, von oben gesehen dreieckigen
Bügel und dem schmalen Ringel am Fussende^) ist eine italo-römische Form, welche
am Beginne der Kaiserzeit und auch darnach im ganzen römischen Reiche verbreitet
war. Die Fibel Figur 351 dürfte die jüngste unter allen in Jezerine gefundenen sein
und dem 2. Jahrhundert n. Chr. angehören. Auch diese Form findet sich auf der
Gurina.
Eine Sonderstellung unter den Fibeltypen nimmt eine für Jezerine charakteristische
Form ein, von welcher im Ganzen 54 Exemplare gewonnen wurden (Figur 163, 201,
164, 484, 394, 134, 549, 236, 254, 180, 451, 308). Dieselben sind ohne Zweifel aus
der halbkreisförmigen Hallstätter Bogenfibel abzuleiten und unterscheiden sich von ihr
nur dadurch, dass sie an der Kopfseite keine Spirale, sondern einen einfachen Ring
haben, welcher sich an den Bügel fest anschliesst und in der Achse desselben liegt.
Das andere Ende läuft in eine kurze Rinne aus, deren eine Seite zuweilen mit kreuz-
förmigen, parallelen oder schief gegen einander gestellten Strichen ornamentirt ist
(Figur 201, 236, 308, 451).
Der Bügel ist in der Regel massiv, hoch und kräftig geperlt, seltener dünn mit
schwachen Knoten (Figur 180, 549). Nur ein einziges derartiges Zierstück (Figur 99)
besitzt einen ganz glatten Bügel.
In den Schlussring sind häufig einfache oder Spiralringe (Figur 134, 163, 164)
oder Scheibenringe (Figur 254), dann in einem Falle eine Doppelspiralscheibe (Figur 236)
und in einem anderen Falle ein Ringel mit feinen Bronzekettchen (Figur 394) eingehängt.
Anfangs war ich in Folge der seitlichen Abnützung des Bügels in der Nähe der
Schleife, welche bei einzelnen Stücken deutlich bemerkbar ist, geneigt, dieselben für
Fibeln zu halten, in deren Schleifen eine separate Nadel eingehängt wurde. Dieser
Annahme stand jedoch der Umstand entgegen, dass bei diesen ziemlich häufig vor-
kommenden Fibeln nie auch nur die Spur einer solchen Nadel gefunden wurde, wogegen
abgebrochene Dome anderer und selbst ganz kleiner Fibeln in grösserer Anzahl ge-
hoben worden sind.
Diese Fibeln sind bis auf ein bei den Füssen liegendes Exemplar (Grab 100)
sämmtlich neben dem Kopfe der Skclete * angetroffen worden. Dieser Umstand hätte
zwar an sich keine besondere Bcdeufung, da auch die anderen Beigaben: wie Messer-
klingen, sonstige Fibeln, Pincetten, Knöpfe, diverse Ringe, Gürtelbleche u. dgl. in der Regel
bei den Köpfen der Skelete lagen. Bei unseren Fibeln wurde jedoch sehr häufig be-
obachtet, dass sie unmittelbar am Halse oder in der Halsgegend des Skeletes lagen,
so bei den Gräbern 64, 72, 81, 101, 129, 140, 146, 160, 162 und 179. Häufig bildeten
») Mitth. d. A. G., 1888, Bd. XVIII, S. 96, Figrur 34.
«) Gurina, Taf. VI, Figur 6.
") Vgl. Gurina, Taf. VI, Figur 14.
204 I. Archftolo^ie und Geschichte.
sie die einzige Beigabe der Skelete; in einem Falle wurden sie in Gesellschaft von
feinen Bronzekettchen, in 6 Fällen von Bronzekettchen, Bernstein- nnd Glasperlen nnd
in 7 Fällen von Bernstein- und Glasperlen angetroffen, welche Gegenstände wohl
zweifellos Reste des Halsschmuckes waren. Bei einem Stücke (Figur 394) sind die
feinen Bronzekettchen mittelst Ringen sogar noch an dem Zierstticke befestigt.
Dagegen bildet Ljubi6 aus Prozor^) drei bogenförmige Fibeln ab, welche ganz
wie unsere Zierstücke am Kopfe in einen Ring endigen; in diesen Ring ist die Nadel
eingehängt. Ich möchte daher die Vermuthung aussprechen, dass diese fibelförmigen
Zierstücke ursprünglich als wirkliche Fibeln hergestellt und gebraucht wurden, dass sie
aber in späterer Zeit als Schliessen des Halsschmuckes gedient haben, wobei einerseits
die Schleife mit der Bronze- oder Perlenkette fest verbunden war, wogegen das andere
Ende der Kette oder der Schnur in die lose Rinne des Zierstückes eingehängt und so
am Halse befestigt wurde. Dort, wo sie als einzige Beigabe vorkamen, dürfte nur ein
Halsband von Leder, Bast oder Lein vorhanden gewesen sein.
Zur Altersbestimmung führe ich an, dass solche fibelförmige Zierstücke in den
Gräbern 38, 82 und 134 in Gesellschaft von spät-hallstättischen Fibeln, im Grabe 416
aber mit dem konischen und gerippten Kopfe einer Ziernadel, welche ich f\ir eine
La T&ne-Form halte, zusammen vorgekommen sind. In Folge dessen glaube ich den
Gebrauch dieser eigenthümlichen Zierstücke an den Ausgang der Hallstätter und in
den Anfang der La Tfene- Periode setzen zu sollen. Ferner ist hervorzuheben, dass von
diesen 54 Zierstücken nur ein einziges in einem Brandgrabe, die sämmtlichen übrigen
bei Skeleten angetroffen wurden.
Grössere und kleinere Stücke von feinen Bronzekettchen als Reste des Hals-
schmuckes (Figur 122, 132) kamen in 31 Gräbern vor, von welchen 29 Skeletgräber
und nur 2 Brandgräber waren. Zusammen mit diesen Kettchen sind häufig Benistein-
und Glasperlen angetroffen worden, und öfter waren auch kleine blaue oder gelbe Glas-
perlen zwischen die Glieder solcher Kettchen geschoben (Taf. IH, Figur 3 und 4).
Von Ziernadeln wurden im Ganzen 21 Stücke vorwiegend in Brandgrabcrn
gefunden.
Wenige derselben sind gerade (Figur 159, 267), die meisten eigenthümlich ge-
knickt (Figur 187, 210, 228, 285). Eine ist eine Doppelnadel (Figur 512), wie aus
Rakitno in der Hercegovina, vom Glasinac in Bosnien und aus Prozor in Croatien.-)
Sie ist im Grabe 451 als einzige Beigabe gefunden worden. Die gerade Ziernadcl
Figur 159 zeigt hallstättischen Typus und ist auch zusammen mit einer Hallstätter
Fibel gefunden worden. Ebenso gehört vielleicht die grosse geknickte Nadel Figur 61
der späteren Hallstattzeit an, da ihr breiter flacher Kopf auf eine ältere, die Knickung
dagegen auf eine jüngere Zeit hinweist. Sie kam nur mit einem geschlossenen Bronze-
ringe vor, wie denn überhaupt die Ziernadeln, namentlich jene der Brandgi'äbcr,
in den meisten Fällen allein oder nur mit unbedeutenden anderen Beigaben aufgetreten
sind. Die meisten Ziernadeln haben einen gegen oben konisch verdickten Kopf, welcher
in eine kleine Platte endet (Figur 187, 228, 244) oder einen mehr oder minder con-
vexen Abschluss (Figur 210, 285, 487) findet. Sie sind fast ausnahmslos geknickt und
scheinen sich in Jezerine durch die ganze La Tene-Zeit erhalten zu haben.
1) Popis ark., Taf. XIX, Figur 62-54.
*) Qlasinac und Rakitno: Mitth. d. A. G. 1889, Bd. XIX, S. 145, Fignr 202 und 203. — Diasn
Mitth. Bd. I, S. 95, Figur 36. — Ibid. S. 9C, Figur 137, 139 und 140. — Ibid. S. 123, Fig. 27. - Ibid.
8. 146, Figur 44. — Ibid. S. 177, Figur 12. — Prozor, Popis ark., Taf. XVII, Figur 24.
Radimsky. Die Nokropolc von Jezerine in Pritoka. ^05
/
Eine weitere Form sind kurze einfache Ziernadeln mit zurückgerolltem Kopfe
(Figur 94bi8; 373, 527), wie sie auch in St. Michael und Prozor vorgekommen sind.*)
Solche einfache Formen mögen schon in sehr alter Zeit entstanden sein, sich aber auch
lange erhalten haben, denn in Jezerine wurde eine kleine Nadel dieser Form (Taf. V,
Figur 9), welche eine aufgesteckte Beinperle trägt, in dem Grabe 279 mit zwei Mittel-
La Tfene-Fibeln und zwei römischen Fibeln gefunden.
An Doppelspiralscheiben wurden im Ganzen 8 Stücke, und zwar vorwiegend
in Skeletgräbern angetroffen. Davon sind 5 Stücke kleinere brillenförmige Anhängsel
mit bogenförmigem Mittelstück (Figur 60 und 301). Die übrigen drei, ausschUesslich
in Skeletgräbern gefunden (Figur 307 und 482), haben achterförmige Mittelstücke und
sind mit einem länglichen und an beiden Enden aufgebogenen Blechband unterlegt.
Das Stück Figur 60 zeigt deutliche Abnützungsspuren; das Anhängsel Figur 301
wurde mit einer Früh -La Tene- Fibel und ein zweites ganz gleiches mit zwei Mittel-
La Tfene- Fibeln zusammen gefunden.
Die grossen Doppelspiralen (keine Fibeln) wurden wahrscheinlich als Brustschmuck
verwendet.*) Das grössere Stück (Figur 307) kam in Gesellschaft einer Mittel-La Tfene-
Fibel, das kleinere (Figur 482) in Gesellschaft einer Früh -La Tfcne- Fibel vor. Diese
Doppelspiralen sind demnach in der Früh- wie auch in der Spät-La Tfcne-Zeit im
Gebrauche gestanden. Beide Typen kennen wir auch aus Prozor.®)
Von Halsringen ist nur ein einziges Stück bei einem Skelete vorgekommen
(Figur 59). Dieser Bronzehalsring ist wie gewöhnlich schnurformig gedreht und die
beiden Enden zurückgerollt. Er kam mit dem Figur 60 abgebildeten brillenfiJrmigen
Anhängsel im Grabe Nr. 5 zusammen vor.*)
Von stärkeren Halsketten wurde ebenfalls nur ein Exemplar am Halse eines
Skelctes als einzige Beigabe im Grabe 27 gefunden. Es besteht aus 10 offenen,
massiven elliptischen Ringen, welche durch feine Bronzekettchen mit einander ver-
bunden waren (Figur 78).
An Bronzeohrringen (Figur 154, 155, 158, 294, 306, 392, 558) sind im Ganzen
12 Stücke (mit Ausnahme eines einzigen nur bei Skeleten) angetroffen worden. Sic
lagen in fünf Fällen paarweise, in zwei Fällen einzeln in je einem Grabe. Häufig bilden
sie die einzige Beigabe, und nur der in Figur 306 abgebildete kam mit einem zweiten
gleichen Stücke neben einer charakteristischen Mittel-La T&ne-Fibel vor.
Ihre Grösse ist bedeutend und variirt von 3'7 bis 7*2 Cm., wobei der Querschnitt
immer ein runder ist. Der Verschluss besteht in einem Häkchen, welches in das
zurückgerollte zweite Ende eingreift (Figur 306), oder es ist das eine Ende spitzig und
wurde beim Verschlusse neben dem anderen umgerollten Ende in ein verschiebbares
Spiralröhrchen eingesteckt (Figur 154 und 392). Diese letztere Form dürfte die jüngere
sein und der vorgeschrittenen La Tene-, vielleicht schon der römischen Zeit angehören.
Als Verzierung sind häufig Bernsteinperlen angesteckt.
Bronzearmringe sind öfter gefunden worden^ nämlich 18 lose Ringe, und wenn
man die fünf an römische Fibeln angehängten Armringe (Figur 43 und 44, dann
Figur 351) hinzurechnet, im Ganzen 23 Stücke in 18 Gräbern. Sie wurden häufiger
bei Skeleten als in Brandgräbern, und zwar in der Regel einzeln angetroffen. Paar-
*) St. Michael: Mitth. d. A. G. 1883, Bd. XVIII, Taf. VI, Figur 24. — Prozor, Popis ark.,
Taf. XVII, Figur 22.
•) Vgl. Popis ark., Taf. XV.
*) Popis ark., Taf. XVIII, Figur 49 und 44.
*) Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XVU, Figur 40.
äOo I. Archäologie uud Gc»chicbte.
weise kamen sie nur in den Ökeletgräbcrn 8, 15 und 28 und zu drei Stücken in dem
Brandgrabc V vor. Diese Ringe sind sämmtlich offen, bestehen entweder aus Bronze-
guss, rinnenförmig getriebenem Bleche oder rundem, rhombischem oder auch schnür-
förmig gedrehtem Bronzedrahte.
Von den gegossenen wurde ein Exemplar, dessen verjüngte Enden kaum merklich
übereinandergreifen (Figur 256) mit zwei Certosafibeln zusammen gefunden. Sein Typus
ist hallstättisch, ebenso der des Armringes Figur 588. Hallstlittischen Typus zeigen
auch einige stärker tibergreifende gegossene Armringe. Nachdem jedoch einer (Figur
461) mit 2 Früh- und 3 Mittel-La Tfene-Fibeln, ein anderer (Figur 400) mit zwei
Mittel- La Tfene- Fibeln zusammen gefunden wurde, muss diese Form auch in der
La Tfene-Zeit gebräuchlich gewesen sein.
Die zwei gedrehten Armbänder (Figur 64 und 65) lagen bei einem Skelete zu-
sammen mit dem ebenfalls gedrehten Bronzehalsringe Figur 59 und können eben-
sogut der Hallstatt- als der La Tfene-Periode angehören. Dasselbe gilt von den rinnen-
förmig getriebenen Armringen (Figur 79), von welchen bei zwei Skeleten je ein Paar die
einzige Beigabe bildete. Jedenfalls ist aber in die La T6ne-Periode oder schon in die
römische Zeit das schöne hohle Armband mit Verschluss Figur 334 zu setzen, in dessen
Gesellschaft 4 Mittel-, 1 Spät -La Tene- Fibel und 2 zweispiralige Fibeln, sowie eine
römische Provinzialfibel gefunden worden sind.
Die Drahtarmbänder (Figur 43 und 44, dann Figur 105) lagen in Brandgräbern
zusammen mit römischen Provinzialfibeln und gehören mit ihren verstellbaren Spiral-
verschlussröhrchen auch dem römischen Formenkreise an.^) Dasselbe gilt von den ge-
gossenen Armringen (Figur 351 und 552), von welchen der erstere an einer römischen
Fibel aufgesteckt ist, der andere mit einer römischen Schnalle zusammen vorkam.
Seltener als die Armringe sind Spiralarmbänder aus Bronze, welche in 17 Exem-
plaren vorwiegend bei Skeleten und immer einzeln gefunden wurden.*) Sie sind aus
verschieden breitem Bronzebleche (Figur 313 und 387) oder aus Draht (Figur 393)
angefertigt und in letzterem Falle zuweilen schnurförmig gedreht (Figur 493). Die
Enden sind nur abgerundet (Figur 480) oder zurückgerollt (Figur 313) oder endlich
durch kleine Ringelchen mit den nächsten Umgängen des Armbandes verbunden
(Figur 323). Ihre Form ist entweder cylindrisch (Figur 480) oder konisch (Figur 389),
und die Zahl ihrer Umgänge variirt von 3 bis 20 (Figur 323). Ihre Fonnen sind zu
wenig charakteristisch, als dass man besondere Altersunterschiede wahrnehmen könnte,
und ich führe nur an, dass sie oft die einzige Grabbeigabe bilden, in anderen Fällen
aber mit Früh-La T^ne-Fibeln (Grab 257), mit Mittel-La Tene-Fibeln (Grab 275
und 278), mit Spät-La Tene-Fibeln und römischen Provinzialfibeln (Grab 278), ferner
mit Silber- und Bronzekettchen, Bernstein- und Glasschmuck, sowie mit Nähnadeln und
Ohrringen zusammen gefunden wurden (Grab 77, 144, 278 und 343). Sie scheinen
demnach der ganzen La Tene-Periode angehört und vornehmhch als Frauenschmuck
gedient zu haben.
Noch seltener kamen Fingerringe aus Bronze (im Ganzen 9 Exemplare, immer
einzeln) vor. Sie waren ziemlich gleichmässig auf die Brandgräber und Skelete ver-
theilt, bestehen aas Bronzeblech oder sind gegossen und in ersterem Falle immer offen.
Diese Fingerringe aus Blech (Figur 66, 277, 309, 314, 335), welche wiederholt mit
La Tfene- Fibeln und reichem Bernstein- oder Glasschmucke zusammen angetroffen
*) Vgl. Alterth. der heidnischen Vorzeit, Bd. II, Heft V, Taf. 3, Figur 6 und 8.
«) Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XXVI, Figur 171—173.
Radiiusky. Die Nekropole von Jezeriue in Pritoka. 207
wurden, sind einfache Reifen oder bilden Spiralen bis zu höchstens drei Umgängen.
Die gegossenen Fingerringe (Figur 581, 352, 425) sind dagegen geschlossen und wenig-
stens die zwei letzteren, von denen einer noch die schön geschnittene Glas- oder
Pastaplatte (Figur 4256) trägt, gehören dem römischen Culturkreise an. Auch diese Ringe
kamen in Gesellschaft von vielem Bronze-, Glas- oder Bernsteinschmuck, auch von Näh-
nadeln vor, und es scheint daher, dass die Fingerringe, wenn auch nicht ausschliesslich,
so doch vorwiegend von Frauen getragen worden sind.
Fussringe aus Bronze (Figur 63) sind nur in drei Skeletgräbern, immer paar-
weise angetroffen worden und waren in keinem Falle von anderen charakteristischen
Beigaben begleitet. Sie sind offen, von breitelliptischer Form und massiv gegossen.*)
Lose Bronzeringe lieferte die Grabung in der gi'ossen Zahl von 119 Stücken
sowohl aus Brand- wie aus Skeletgräbern und von 1 bis 11 Stücken in einem Grabe.
Sie sind in der Regel kreisrund und geschlossen oder (seltener) elliptisch und dann
offen. Die kreisrunden besitzen einen Durchmesser von 2*3 bis 7 Cm., eine verschiedene
Breite und sind im Querschnitte einerseits flach, andererseits convex mit scharfer Kante
(Figur 140) oder beiderseits rundlich convex (Figur 286 und 260) oder rautenförmig
(Figur 219). Die Omamentirung besteht in schiefen Stricheln (Figur 140, 219, 402,
488) oder in perlenartigen Knöpfen an der Peripherie (Figur 286, 427, 505). Die
elliptischen Bronzeringe (Figur 80) kamen seltener und, mit Ausnahme des Grabes 27,
wo sie als Glieder einer Halskette auftraten immer einzeln vor. Ihr abgeflacht runder
Querschnitt verjüngt sich gegen die beiden aneinander schliessenden Enden ziemlich
stark; diese Ringe sind immer unverziert.
Scheibenringe sind in der geringen Zahl von 14 Stücken bei beiden Bestattungs-
arten gefunden worden. Sie besitzen Durchmesser von 2*9 bis 6*6 Cm. und sind ent-
weder glatt oder einseitig ornamentirt. Die Omamentirung besteht entweder in ein-
gravirten Würfelaugen (Figur 203 und 233) oder in einem Ornamente wie Figur 85,
oder in Wülsten an den Rändern (Figur 276 und 534). Zuweilen ist der Aussenrand
durch vier rechteckige Ansätze (Figur 214) oder durch angesetzte Perlen verziert
(Figur 310, 317, 363). Einige davon sind marginal durchlocht (Figur 276, 317, 534)
und dürften als Anhängsel gedient haben.
Zierscheibchen wurden im Ganzen nur 6 Stücke, und zwar bei beiden
Bestattungsarten angetroffen. Ihr Durchmesser variirt von 2 bis 5'2 Cm.; sie sind ent-
weder glatt oder in getriebener Arbeit verziert (Figur 500 und 541). Diese Scheib-
chen sind immer in der Mitte durchlocht und dürften als Zierde hauptsächlich an
Gürteln getragen worden sein.
Gürtelbleche (Figur 87, 183, 196, 239, 268, 273, 295, 320, 435, 436, 483,
531, 556) sind ebenfalls sowohl in Brand- als in Skeletgräbern (zusammen in 13 Exem-
plaren) vorgekommen.
Sie sind rechteckig (Figur 196), und das eine Ende zeigt häutig einen Abschluss,
der aus zwei Bögen besteht (Figur 239, 320, 556). Die Ornamentiining besteht, wo
solche vorhanden ist, in einer Kerbung der Längsränder (Figur 239), in gravirten
geraden (Figur 183) oder im Zickzack geführten Linien (Figur 273), oder auch in
einer getriebenen Linienverzierung (Figur 268). Zwei Exemplare sind durchbrochen
gearbeitet, das eine (Figur 87) zeigt an einem Ende zwei Pferdeköpfe und darunter
einen behelmten Krieger mit dem Schwerte in der Hand. Das andere (Figur 483)
hat geschwungene Form und in der Mitte ein kreuzförmiges Ornament.
») Vgl. Halbtatt, S. 72 f.
^v)ö 1. Archäülüg-ie uud Geschichte.
An Schlicssen (Schliesshaken und Ringen, Figur 88, 208, 211, 229, 357, 362,
380) wurden 23 Stücke, vorwiegend in Brandgräbern, angetroffen.^) Es sind recht-
eckige Beschläge, welche mit zwei bis fünf Nieten an dem Gürtel befestigt waren.
Einen dreieckigen Schliesshaken zeigt Figur 501.*)
Viel zahlreicher (in 115 Stücken) sind Beschlägebleche, vorwiegend in Brand-
gi'äbern (von 1 bis zu 38 Stücken in einem Grabe beisammen), gefunden worden. Ihre
Form ist rechteckig oder rund. Die rechteckigen haben zwei bis drei Nieten, sind
entweder durch Kerben an den Längsrändern (Figur 89) verziert oder verschiedenartig
durchbrochen (Figur 141, 184, 230, 231, 290). Die runden wurden mit einer oder
drei Nieten befestigt und sind mit einer Randkerbung (Figur 185) oder mit zwei bis
drei concentrischen Linien (Figur 130 und 288) oder mit Kreisen von Würfelaugen
(Figur 92) ornamentirt.
Bronzeknöpfe waren sowohl in Brand- als in Skeletgräbern anzutreflfen und
sind rund oder kreuzförmig. Von runden (Figur 76, 115, 168, 254, 255, 431, 574)
kamen nur 19 Stücke vor. Sie sind mehr oder weniger convex und glatt (Figur 168
und 245) oder mit centraler Spitze (Figur 255). Eine andere Form ist mit scharfem
Randwulste versehen und in der Mitte concav (Figur 76) oder auch convex (Figur 115).
An kreuzförmigen Knöpfen (Figur 90, 235, 240, 246, 532) fand man 80 Stücke,
darunter im Grabe 476 b drei Doppelknöpfe (Figur 532). Die Anzahl derselben variirte
in je einem Grabe von 1 bis zu 15 Stücken. Ljubi6^) bildet ganz ähnliche Knöpfe
aus Prozor ab. In Jezerine kamen kreuzförmige Knöpfe in den Gräbern 208 und 247
mit Mittel -La Tfene- Fibeln zusammen vor.
Von losen Bronzeperlen (Figur 95, 96, 354) wurden nur 4 Stücke im Durch-
messer von VI — 13 Cm. angetroflfen. Viel öfter (in 75 Stücken) kamen Bronze-
anhängsel, vorwiegend in Skeletgräbern, vor. Die meisten derselben sind hohle,
bullenförmige Anhängsel (Figur 382) von 1*2 — 2 Cm., welche bis zu 21 Stücken in
einem Grabe beisammen lagen und wahrscheinlich als Halsschmuck verwendet waren.
Sie bestehen aus je zwei hemisphärisch getriebenen Bronzescheibchen, welche in der
Mitte durch eine Niete zusammengehalten werden und mit einem Ohr aus schmalem
Bronzebleche zum Anhängen versehen sind. Die anderen Anhängsel zeigen verschiedene
Formen, meist sind sie längUche, tropfenförmige Gebilde (Figur 176, 261, 262, 224,
241, 263, 516), ferner Körbchen (Figur 198 und 534bis), hohle Kegel (Figur 159bis),
mit Knöpfchen besetzte Kugeln (Figur 94), hohle geschlitzte Bommeln (Figur 250) und
dergleichen mehr. Ob das Anhängsel Figur 462 und vielleicht auch jenes Figur 138
als Kopfkratzer gedeutet werden könne, ^) lasse ich dahingestellt. Unter den Anhängseln
im Grabe 281 sind auch drei gestanzte dreieckige Klapperbleche (Figur 353) vor-
gekommen.^)
Als Zierstücke, deren Verwendung mir unklar ist, führe ich das gegossene und
durchbrochene Object Figur 515, dessen Form an einen Nadelkopf von Glasinac
erinnert (s. diese Mitth. Bd. I, S. 96, Figur 138), und das Bronzeblechstück Figur 251
an, dessen dünner Stab an jedem Ende ein rundes, spiralförmig gravirtes Scheibchen trägt.
Spiralröhrchen aus Bronze (Figur 142, 232, 403, 582) sind nicht selten bei
beiderlei Bestattungsarten vorgekommen. Dagegen gehören zwei Bronzeschnallcn
1) Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XXVI, Figur 164—166.
«) Vgl. Hallstatt, Taf. XI, Figur 11 und Prozor, Popi» ark., Taf. XXV, Figur 10.
») Prozor, Popis ark., Taf. XXII, Figur 142.
*) Vgl. Mitth. d. A. G, 1889, Bd. XIX, S. (9), Figur 1—4 und S. (10), Figur 5 und 6.
*) Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XVII, Figur 33 und 34, dann Taf. XXII, Figur 122-130, 144-148.
Radimskj^. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. 209
(Figur 426 und 551) dem Formenkreise der römischen Cultur an. Unter den Bronze-
artefacten sind noch vier Töpfchen (Figur 278 und 404) anzuführen, welche stets
einzeln bei Skeleten gefunden wurden. Sie sind 3*2 — 3*8 Cm. hoch, haben einen
wulstigen, convexen Boden, ovale Mündung mit umgelegtem Rande und sind zweihenkeUg.
Je eines davon kam in Gesellschaft einer Certosafibel, einer Mittel-La Tene-Fibel und
einer zweispiraligen Fibel vor.
Während Gold bis auf Spuren von Vergoldungen gänzlich fehlt, sind Artefacte
aus Silber in nennenswerther Zahl am meisten in den Brandgräbern angetroffen worden.
Im Ganzen haben fünf Brandgräber und vier Skeletgräber Silberfunde geliefert, an
welchen namentlich das Brandgrab 278 besonders reich gewesen ist.
Von Silberfibeln ist eine Früh- und zwei Mittel-La Tfene -Fibeln (letztere
Figur 326 und 327), dann Fragmente von solchen Fibeln (Figur 52 — 54) vorgekommen.
Silberkettchen aus feinem Drahte, zu zweien oder dreien an Ringeln hängend, und
selbst wieder Silberringeln mit aufgesteckten Perlen aus Silber, Glas oder Bernstein,
oder auch mit Anhängseln aus Silber tragend (Figur 336, 337, 340, 372), sind in neun
Exemplaren gefunden worden.^)
Ein Silberarmring (Figur 150) aus einem Brandgrabe besteht aus einem an den
Enden zu Haken umgebogenen Drahte. Zwei Fingerringe aus Silber (Figur 51, 338)
wurden aus zwei Brandgräbern gehoben. Sie sind offen und bilden einfache Blech-
reifchen, deren eines glatt ist, während das zweite eine feine Kerbung zeigt. Unter
den in der Tabelle als diverse Silberringelchen angeführten 3 aus Brandgräbem
stammenden Stücken ist nur Figur 341 bemerkenswerth. In einem grösseren Ringe
hängt ein kleinerer, welcher eine Walze aus rother Schmelzmasse trägt. Die fünf
Zierscheibchen aus Silber, welche theils in Brandgräbern, theils bei Skeleten lagen,
sind sämmtlich getrieben : zwei (Figur 345 und 388) zeigen je ein menschliches Gesicht,
eines (Figur 437) eine menschliche Gestalt, eines (Figur 589) Rosettenform und eines
(Figur 413) nur ein punzirtes Ornament. Sie dürften alle der römischen Zeit angehören.
Ein Silberknopf (Figur 152) wurde in einem Skeletgrabe gefunden. An Silberperlen
(Figur 57, 346, 590) lieferten die Brandgräber 4 Stücke. Sie sind aus Blech getrieben,
verschieden gross und melonenforraig (Figur 57 und 590) oder cylindrisch (Figur 346).
Eine derselben (Figur 590) zeigt deutliche Spuren ursprünglicher Vergoldung. Neun
Silberanhängsel (Figur 339, 342 — 344) sind ausschliesslich in Brandgräbern gefunden
worden und sämmtlich aus getriebenem Bleche gearbeitet. Das grösste derselben
(Figur 339) ist eichelfbrmig mit Spuren einstiger Vergoldung und wahrscheinlich der
Rest eines römischen Ohrringes.*) Das hohle dreieckige Anhängsel Figur 342 ist der
Form nach älter.*) Alle diese Silberfunde müssen wir, sofern sie nicht schon dem
römischen Formenkreise angehören, zu den Funden der La Tfene- Periode rechnen,
worauf auch die mitvorgekommenen charakteristischen Beigaben hindeuten.
Viel seltener als Silberartefacte sind Beigaben aus einem weissen, spröden Metalle,
welches ich für Zinn halte (im Ganzen drei Stück), vorgekommen. Es sind dies das
Fragment eines Zierringes (Figur 414) von flachrundem Querschnitte, dessen äussere
Peripherie mit vier perlenartigen Ansätzen versehen war, dann ein durchbrochener
Scheibenring (Figur 565) und ein Anhängsel in der Form eines menschlichen Fusses
(Figur 476).
*) Vgl. Prozor, Popia ark., Taf. XVII, Figur 30 und 31.
») Vgl. R. G. C. Mus., Taf. XVIII, Figur 1 und 2.
») Vgl. Mitth. d. A. G. 1888, B<1. XVIII, 8. 229 und Taf. UI, Figur 8.
Band HL ^^
210 I. Archäologie nnd Geschichte.
Ungemein reich erwiesen sich sowohl die Brand- als auch die Skeletgräber an
Beigaben aus Bernstein, welcher in 112 Gräbern vertreten war. Es befinden sich
darunter 7 Zierscheibchen (Figur 148, 153, 200), von welchen mehrere eine reiche,
eingravirte Ornamentirung zeigen. Diese besteht in Kreuzen, welche die Mitte der
Scheibchen (Figur 148 und 200) einnehmen, in Würfelaugen, welche durch Tangenten
verbunden sind, in Dreieckreihen, sowie in gegitterten Bändern und Dreieckflächen.
Die grosse Masse der Bemsteinfunde besteht aber in Perlen verschiedenster Form
und Grösse, wovon 1281 Stücke nebst einer Anzahl von Fragmenten vorhanden sind.
Sie sind bis zu 102 Stücken in einem einzigen Grabe (278) gefunden worden und
variiren von 4 bis zu 60 Mm. im D. Der Form nach lassen sich kugelförmige, cylindrische,
kreisrund- oder elliptisch-scheibenförmige, walzenförmige und dreieckige (beilförmige)
Perlen unterscheiden. ^) Die kugelförmigen (Figur 192) sind in einzelnen Fällen gerippt
(Figur 58 und 182), die cylindrischen dagegen, welche überhaupt seltener vorkommen
(Figur 440), immer glatt. Die kreisrund-scheibenförmigen sind an der Peripherie ent-
weder kantig, dick (Figur 225 und 591) oder abgerundet (Figur 266) und zeigen sich
stets in der Mitte, selten auch marginal durchbohrt (Figur 378). Ein Stück dieser
letzteren Ai-t ist mit drei eingravirten Würfelaugen ornamentirt (Figur 578). Eine
andere Form der kreisrunden Scheibenperlen zeigt beiderseits muldenförmige Ver-
tiefungen und meist auch scharfe Peripherie (Figur 46, 155, 156, 570). Die elliptisch-
scheibenförmigen Bernsteinperlen (Figur 498) sind am schmäleren Ende der Breite nach
durchbohrt. Die walzigen Perlen sind entweder rundlich-glatt (Figur 189, 279, 499,
569) oder doppelkonisch geformt und ihrer Länge nach durchbohrt (Figur 133, 576).
Eine einzige Perle dieser Art ist in der Längsmitte mit einem gekerbten Querwulste
verziert (Figur 364). Es kommen übrigens auch walzige Perlen vor, welche an ihrem
dünneren oberen Ende quer durchbohrt sind (Figur 524, 574). Schliesslich ist die
dreieckige oder Beilform (Figur 188, 217, 311, 355) anzuführen. Solche Perlen sind
immer am oberen dünnen Ende quer durchbohrt, zuweilen kantig (Figur 188), oder
auch in der Mitte durchbohrt (Figur 311).
Aus Glas sind ein ganzer Armring und das Fragment eines solchen gefunden
worden. Der erstere (Taf. V, Figur 1) besteht aus einem licht weingelben Glase und
ist an der Aussenseite durch einen abgerundeten, höheren Mittelwulst und zwei kleinere
Seitenwülste ornamentirt.*) Die Innenseite ist mit einer hochgelben eingebrannten Ein-
lage überzogen. Er ist sehr gross, denn die innere Lichte beträgt 7*7, die Breite 21 Cm.
Das Bruchstück (Taf. V, Figur 2) gehört einem viel kleineren blauen Glasringe an,
welcher an der Aussenseite ebenfalls einen höheren mittleren und zwei seitliche Wülste
und eine Breite von nur 8 Mm. besitzt. Keines dieser Stücke ist mit einer charakteri-
stischen Beigabe zusammen vorgekommen, doch gehören zweifellos beide der La Tfene-
Periode an.
Die Mehrzahl der Glasfunde von Jezerine besteht jedoch aus Glasperlen (Taf. III,
Figur 1 — 19, Taf. IV, Figur 1 — 12 und Taf. V, Figur 4—7), wovon im Ganzen
2215 Stücke nebst einer Anzahl von Fragmenten in 66 Gräbern, und zwar sowohl in
Brand- als auch in Skeletgräbern angetroffen wurden. Zwischen den Brandresten des
einen Grabes 278 waren sogar 1063 Stücke Glasperlen verstreut, somit nahezu die
Hälfte aller in Jezerine vorgekommenen Perlen. Grösse und Form der Glasperlen ist
verschieden. Erstere wechselt von 2 Mm. (Taf. HI, Figur 15) bis 23 Mm. (Taf. IV,
1) Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XXIII.
») Vgl. Alterth. uns. heidnischen Vorzeit, Bd. II, Heft IX, Taf. 3, Figur 3.
Radimsky. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. 211
Figur 2). In letzterer Hinsicht herrscht die gewöhnliche plattsphärische Perlenform
mit mehr oder weniger breit-rundlichem Querschnitte weitaus vor (Taf. III, Figur 2),
und nur selten zeigen solche Perlen eine peripherische Kante (Taf. IV, Figur 12).
Daneben finden sich aber auch walzige (Taf. III, Figur 7, 9 und 14, dann Taf. IV,
Figur 11) und cylindrische (Taf. IV, Figur 3) Glasperlen mit centraler Bohrung. Eine
solche besitzt auch die einerseits flache, andererseits hemisphärische Perle (Taf. HI,
Figur 8). Ausserdem wurden rund oder spitzig tropfenförmige (Taf. III, Figur 10 und
Taf. IV, Figur 4), dreieckige (Taf. IV, Figur 5) oder flach viereckige Perlen (Taf. IV,
Figur 6) beobachtet. Eine ganz eigenthümliche, einem Schuh ähnliche Form zeigen die
Perien Taf. V, Figur 4.
Die Farbe der Perlen ist mehr oder weniger intensiv kobaltblau, Chromgelb, wein-
gelb, gelbbraun, weiss, seltener grün und bei einer einzigen Perle taubengrau. Die
weissen Perlen sind an der Innenseite nicht selten versilbert oder vergoldet (Taf. IV,
Figur 7 und 9). 59 zumeist blaue Perlen sind vorwiegend mit weissen (seltener gelben)
Augen, Zickzacklinien, concentrischen Kreisen, Spiralen, Längs- und Querlinien oder
Warzen emailUrt (Taf. HI, Figur 5, 11, 15, 2, 6, 1, 9, 19, 7 und 17). Durch das Auf-
setzen von je vier Warzen erhielten zwei solche Perlen (Taf. HI, Figur 1 und 17) eine
nahezu cubische Gestalt.^)
In acht Gräbern sind Scherben von GlasgefUssen, und zwar blauen (Taf. V,
Figur 3), violetten, grünen, gelbbraunen, weingelben und weissen angetroflfen
worden.
Artefacte aus Bein sind relativ sehr selten, denn sie kamen nur in 19 Gräbern
und immer in geringer Zahl, meist einzeln, vor. Es befinden sich darunter 12 Perlen
von rundhcher (Taf. V, Figur 8), Scheiben-, Cylinder- oder Walzenform (Taf. V,
Figur 12). Femer wurde ein kleiner Scheibenring aus Bein von 3'4 Cm. D. und 5 Mm.
Bohrungsweite, dann ein Beinscheibchen, einerseits flach, andererseits convex (Taf. V,
Figur 10) gefunden. Auch ist der Griff eines Werkzeuges aus Hirschhorn (Figur 554),
Beinbeschläge von Messern (Figur 97), welche in drei Gräbern vorkamen, und ein hohler
Cylinder aus Bein (Figur 298), dessen Zweck mir unklar ist, anzuführen.
Hieher gehören auch neun Thierzähne, wovon sechs durchbohrt und drei nicht
durchbohrt waren. Unter den ersteren befinden sich drei Schweinszähne (Figur 181,
528, 547), ein Bärenzahn (Figur 70), ein Wolfszahn (Figur 502) und ein Fuchszahn
(Figur 407). Die drei undurchbohrten sind Pferdezähne.
In drei Gräbern wurden 23 runde oder wälzchenförmige Perlen aus einer rothen
Masse (Schmelzpasta) (Taf. V, Figur 11, 14 und 15) angetroffen. Aus der gleichen
Masse besteht auch das einerseits rauh flache, andererseits convexe, central durchbohrte
Scheibchen (Taf. V, Figur 13), doch zeigte sich nachträglich, dass dasselbe als Ein-
lage in die Fussscheibe einer Mittel- La Tfene- Fibel (Grab 279) gehört.
An Steinartefacten wurden nur ein doppelt durchbohrtes Scheibchen aus weichem
Tertiärkalkmergel (Figur 422), welches beiderseits rosettenartig ornamentirt ist, und das
konische, mit zwei Einschnitten versehene Fragment aus festem Kalksteine (Figur 385,
wahrscheinlich von einem Steinhammer) gefunden.
Von Thongegenständen sind endlich ausser den Gefässen nur zwei röthliche
Spinnwirtel (Figur 465, 560) vorgekommen.
») Vgl. Prozor, Popis ark., Taf. XXIV und Gurina, Taf. XII, Figur 17.
14»
212 I. Archäologie und Geschichte.
Sehlnssbemerkungen.
Ueberblicken wir das Resultat der Untersuchung von Jezerine, so sehen wir, dass
die grosse Masse der Funde alle drei Stufen der La T&ne-Periode repräsentirt und der
geringere Theil derselben einerseits in die Hallstätter-Periode zurückreicht, andererseits
aber dem Formenkreise der Römerzeit angehört. In Bezug auf die räumliche Ver-
theilung der Gräber aus diesen drei Culturperioden wäre anzuführen, dass die Gräber
mit Hallstattfunden sporadisch über die ganze Mittelfläche der Nekropole vertheilt
sind. Jene mit La Tfene-Funden füllen die Plätze um und zwischen den vorangeführten
mitunter in grosser Dichtigkeit aus, während die jüngsten Gräber mit römischen Funden,
von einzelnen Ausnahmen abgesehen, einen Kranz um die älteren Gräber bilden. Sie
sind besonders dicht im südlichen Theile der Nekropole zusammengedrängt, und nach-
dem gerade in diesem Theile vielfache frühere Grabungen stattgefunden haben, ist
anzunehmen, dass ihre Zahl weit grösser war, als sie durch die letzte systematische
Abgrabung bestimmt werden konnte.
Es sind kaum zehn Jahre, dass wir überhaupt von Begräbnissstätten und
Ansiedlung'fen der La T&ne-Periode in den Ostalpen Kenntniss besitzen, und
noch im Jahre 1883 war man geneigt, anzunehmen, dass die Hallstatt -Cultur in den Ost-
alpen erst durch die römische abgelöst worden, die keltische La Töne -Cultur aber in
diesem Gebiete gar nicht zur Herrschaft gelangt sei.*) Dieser Ansicht hat die Ent-
deckung vieler Fundstätten aus der La T&ne-Zeit in den östhchen Alpen den Boden
entzogen. Es sei mir gestattet, die mir bekannten Localitäten dieser Art, von West nach
Ost vorschreitend, anzuführen.
Tirol. Meclo im Val di Non, südwestHch von Bozen. Hier fand man eine grosse
ummauerte Gräberstätte, in welcher Artefacte aus der Hallstatt- und La Tfene-Periode,
hauptsächlich aber aus der römischen Zeit vorgekommen sind. Unter den Fibeln sind
sowohl Früh- als auch Mittel -La T&ne- Typen. Dagegen fehlen Waffen und Edelmetalle,
und auch Bernstein wird unter den Funden nicht angeführt. Als Bestattungsart wurde
sowohl die Brand- als auch die Leichenbestattung beobachtet.*)
Moritzing bei Bozen^ wo am Fusse des Tschegglberges unter einem grossen
Steine viele Fragmente einer getriebenen, mit figuralen Darstellungen reich geschmückten
Bronzeciste und einer ebensolchen Situla, ein Eisenhelm und drei gerade La Tfcne-
Schwerter gefunden wurden.')
Kärnten. Gurina bei Dellach im oberen Gailthale, eine grössere Ansiedlung,
welche von der Hallstatt- durch die La Tfene-Periode bis ans Ende der römischen
Herrschaft bestand. Die Hauptmasse der Funde ist römisch; Bernstein wurde daselbst
nur in wenigen Bruchstücken gefunden. Früh -La Tfene- Fibeln fehlen vollständig.*)
Küstenland. Idria priBaße unweit der bekannten Hallstatt-Nekropole von Santa
Lucia am Isonzo mit 23 Flachbrandgräbern der La Tene -Periode. Sie enthielten ein
reiches Inventar von Bronzegefässen, Fibeln, Waffen und mannigfachem Hausgeräth
^) Ferd. von Hochstetter, Die neuesten Gräberfunde von Watsch und Margarethen in Krain.
Denkschriften der math.-naturwissenschaftl. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Wien 1883,
Bd. XLVII, S. 202.
«) Mitth. d. A. G. 1886, Bd. XV, S. (100 ff.).
») Atlas, Taf. LXVUI und Mitth. d. A. G. 1891, Bd. XXI. 8. (84).
*) Gurina, Mitth. d. A. G., Bd. XV, S. (102). — Ein La Töne-Eisenschwert ist bei Fr»g gefunden.
Kadimsky- T>ie Nekropole von Jezeriue in Pritoka. islo
ans Eisen, welches theils La-Tene-, theils schon römische Typen zeigt. Frlih-La Tfene-
Fibeln wurden hier nicht gefunden, Bernstein kommt als Fibelverzierung vor.^)
Krain. Gradac in der Wochein. Aus den Resten einer hier gefundenen kelti-
schen Eisenschmelze besitzt das Hofmuseum in Wien eine Mittel- und eine Spät-
La Tfen,e- Fibel aus Eisen, nebst verschiedenen anderen Eisengeräthen. ^)
St. Michael bei Adelsberg ein Wallbau mit mehreren anstossenden Begräbniss-
stätten, einer älteren hallstättischen und einiger jüngeren, in welcher neben Funden
der späteren Hallstattzeit solche der La Tfene-Periode vorkamen. Die jüngeren Nekro-
polen enthielten 145 Flachbrandgräber, 20 — 60 Cm. tiefe und 40 — 70 Cm. breite,
unregelmässig cylindrische Gruben, welche mit Asche, Holzkohle und calcinirten Knochen
geflillt und entweder gar nicht ausgekleidet oder in der unteren Hälfte mit faustgrossen
Steinen ausgelegt waren. Urnen fehlten vollständig. An Beigaben kamen lange, gerade,
zweischneidige und kurze geschweifte, einschneidige Schwerter, dann Lanzen- und
Speerspitzen, sowie Streitäxte aus Eisen, Certosafibeln aus Bronze, Mittel-La Tfene-
Fibeln aus Eisen, Halsringe aus Eisen und Bronze, häufig Glasperlen, aber nur eine
einzige Bernsteinperle vor. Die jüngeren Nekropolen von St. Michael gehören somit
einer Uebergangsstufe an, in welcher Typen der späten Hallstatt-Periode mit jenen der
La Tfene-Zeit zusammen vorkommen.^)
Bei Wallitschendorf im Bezirke Seisenberg wurde 1885 knapp neben den
dortigen römischen Gräbern eine der La Tfene- Periode angehörige Begräbnissstätte
aufgedeckt, deren Funde in geraden langen (gallischen) Schwertern, Lanzenspitzen,
grossen Messern und in Aexten mit horizontalem Schaftloche bestehen. Bernstein fehlt
vollständig.*)
Nassenfuss. Hier finden sich zwischen den Dörfern Slepäek, Heiligenkreuz und
OstroSnik mehrere Nekropolen der Hallstattzeit und in deren Nähe auf einem Hügel-
rücken eine Begräbnissstätte der La T^ne- Periode, letztere ausschliesslich mit Brand-
gräbern ohne Urnen. Die etlichen 20 Gräber, welche daselbst geöflfnet wurden, be-
standen in cylindrischen, im Dolomit ausgehöhlten Gruben von etwa 50 Cm. Tiefe und
25 Cm. Durchmesser. Diese Gruben waren unregelmässig über die Fläche vertheilt,
unten mit calcinirten Knochen, welche aus dem Leichenbrande ausgeklaubt zu sein
scheinen, gefüllt und ohne Beimischung von Holzkohle mit Dolomitsand überschüttet.
An Beigaben fand man doppelt zusammengebogene, lange und gerade Schwerter,
Lanzenspitzen, grosse Messer, Aexte mit horizontalem Schaftloche, gegliederte Bronze-
armringe, Fibeln der Mittel-La Tene- Periode aus Eisen und Bronze, einen ganzen
blauen Glasarmring und mehrere Fragmente von solchen Ringen. Früh -La Tfene -Fibeln
und Bernstein fehlten vollständig.*)
Weisskirchen. Unter einem gefällten Obstbaume kam daselbst ein schöner
gallischer Bronzehelm und eine Mittel-La Tfene- Fibel aus Bronze vor.^)
Eine zweite Reihe La Tfene-zeitlicher Fundorte verlauft etwas nördlicher, und zwar:
») Mitth. d. A. G. 1887, Bd. XVU, S. (10). — 1888, Bd. XVIH, 8. (93) und 1892, Bd. XXII, 8. (10).
«) Mitth. d. A. G. 1888, Bd. XVni, 8. (87).
») M. Hoernes, Mitth. d. A. G. 1888, Bd. XVIII, 8. 217 ff. Dasselbe gilt von einem Theile der
Gräber von Idria bei Bada.
*) Mitth. d. A. G. 1885, Bd. XV, 8. (72).
*) Mitth. d. A. G. 1885, Bd. XV, 8. (71). — Ibid. 1888, Bd. XVHI, 8. (92 ff).
•) Mitth. d. A. G. 1883, Bd. XIII, 8. 210 f.
214 I. Archäologie und Geschichte.
Salzburg. Aus Grossarl im Gerichtsbezirke St. Johann besitzt das Hofmuseum
in Wien La Tfene- Fibeln aus Elisen, Eisenmesserfragmente und eine eiserne Schafscheere,
welche wahrscheinlich einem Skeletgrabe entstammen.*)
Ebenso besitzt das Wiener Hofmuseum einen Theil der typischen La T&ne-
Funde aus den Gräbern vom Dürenberge bei Hallein in Salzburg.
Oberösterreich. Hallstatt. Ein Grab der berühmten Nekropole dieses Ortes
enthielt ein gerades La Tfene- Eisenschwert in einer Ornament- und figurenreichen
Bronzescheide, einen Eisenhelm der La Tfene-Zeit, ein Haumesser und zwei Lanzen-
spitzen aus Eisen, sowie einen Bronzeseiher.^)
Niederosterreich. Zu Kuffarn bei Mautern kam in einem Skeletgrabe eine ge-
triebene Bronzesitula mit reicher figuraler Ornamentirung, ein Bronzelöffel, eine eiserne
Lanzenspitze mit breitem Blatte und ein Eisenmesser vor.*)
Limberg bei Eggenburg, von der Heidenstatt als Einzelfund eine kleine La Tfene-
Fibel aus Bronze.*)
Spillern bei Stockerau. Eine halbe La T&ne-Fibel aus Bronze.^)
Nussdorf bei Wien. Aus einem Skeletgrabe besitzt das Wiener Hofmuseum
zwei La Tfene-zeitliche gerippte Bronzearraringe.^)
Ga infam bei Vöslau. Aus Skeletgräbern ein La T&ne -Fibelbruchstück, zwei
Armringe und ein glatter Halsring aus Bronze, sowie ein Armring aus Eisen.'')
Ungarn. Güns. Aus der Ansiedlung am Veitsberge besitzt das Hofmuseum in
Wien ein Früh -La Tfene- Schwert nebst Fragmenten seiner eisernen Scheide.®)
Aber auch in den südöstlichen Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie
und im Occupationsgebiet sind Fundstätten aus der La Tfene- Periode in grösserer An-
zahl entdeckt worden.
Croatien. Hier ist vor Allem die ausgedehnte und reiche Nekropole auf dem
Berge Vital bei Prozor, etwa 8 Km. östlich von Otoöac, anzuflihren. Dieselbe wurde
bereits im October 1880 entdeckt und seit dieser Zeit jährlich für das National-Museum
in Agram ausgebeutet, üeber die Anzahl der bisher zur Aufdeckung gelangten Gräber
liegen mir keine Daten vor; doch muss dieselbe nach der Massenhaftigkeit der Funde
eine sehr bedeutende sein, und es ist nur zu bedauern, dass eine so ergiebige und
charakteristische Localität, wohl aus Mangel an Geldmitteln, keine systematische Unter-
suchung erfahren hat.
Die Gräber von Prozor sind theils Brand-, theils Skeletgräber, und ihre Funde
reichen aus der Hallstatt- durch die Früh-, Mittel- und Spät-La Tfene-Periode bis in
die römische Zeit hinein. Denn der von Ljubi6 abgebildete eiserne Schlüssel von
1) Mitth. d. A. G. 1888, Bd. XVIU, S. (86).
") Atlas, Taf. LXX und LXXI.
») Mitth. d. A. G. 1891, Bd. XXI, 8. (68 ff.), (78 ff.) und (81 ff.).
*) Mitth. d. A. G. 1889, Bd. XIX, S. 68.
^) Ebenda, S. 68.
«) Ebenda, S. 68.
') Ebenda, S. 66 ff.
«) Mitth. d. A. G. 1890, Bd. XX, S. (12 f). Ueber die lange Reihe anderer La TÄne- Funde ans
Ungarn vgl. Pulszky^s bekannte Arbeit „Denkmäler der Keltenherrschaft in Ungarn" und die letzten
Bände der Archaeologiai ^rtesitö, in welchen unter Anderem die reichen La Töne - Gräberfunde von Oeden-
burg vert^ffentlicht sind.
Radimsk/. Die Nekropole von Jezerine in Pritoka. 215
dort ist ebenso römisch, als die beiden spitzigen Thongefilsse. *) Ob nicht auch einige
der Fibeln römisch sind (z. B. Tafel XXI, Figur 102, mit Charnier?), wage ich bei
der ungenügenden Abbildung derselben nicht zu entscheiden.
Die Nekropole von Prozor hat mit jener von Jezerine ungemein viel gemeinsam,
worauf ich schon oft hinzuweisen hatte. Beide Nekropolen sind ungefähr gleichalterig
und gehören wahrscheinlich einem und demselben Volksstamme an.
Grobnik im Südosten von Fiume, wo in der Einsattlung eines Hügels südlich
von dem Dorfe gemischt und ohne besondere Kennzeichen Artefacte aus der späteren
Hallstatt- und der La Tfene- Periode, so wie auch aus der römischen Zeit ausgegraben
wurden.*) Es finden sich darunter Certosafibeln, Mittel -La Tfene-Fibeln, eine der letzteren
mit schönem grossem Gehänge, wie in Jezerine,*) römische Fibeln, grössere Bronzetöpfe
und Pfannen, Glasgefesse (Flaschen, Becher, Schalen, Thränenfläschchen mit dickem
Boden), Nähnadeln, Ziernadeln, Finger- und Armringe, Halsschmuck, Anhängsel, Spiralen
und 6 Stücke Bemsteinperlen.
Molunj (bei Jaska im Südwesten von Agram an der Bahn gegen Karlstadt), aus
welchem Orte Ljubi6*) Früh- und Mittel -La Töne -Fibeln aus Eisen und Bronze
beschreibt. Diese sollen wie die zwei Mittel-La Tfene-Fibeln von Schleinitz bei
St. Marein in Krain, welche zusammen mit einer grossen geknoteten Hallstattfibel
in einem Tumulua gefunden wurden,^) aus Hügelgräbern stammen, und wenn Ljubid
hier richtig informirt ist, sind dies meines Wissens die ersten Tumuli mit La Tfene-
Funden in Croatien, welche bisher bekannt geworden sind.
Kula in der Gemeinde Osik, Bezirk Gospifc. Aus dieser Ortschaft beschreibt
Ljubi6 eine schön ornamentirte Früh -La Tfene - Armbrustfibel, ^) ohne Angabe der
Fundverhältnisse.
Slavonien. In Mitrovic wurden bei der Aushebung von Gebäudefundamenten
ein gerades La Tfene- Schwert und zwei eiserne Lanzenspitzen gefunden.')
Balmatien. Ljubi6^) beschreibt aus diesem Lande zwei Mittel-La T^ne-Fibeln
ohne Angabe des Fundortes.
Bosnien. Jezerine bei Biha6; unsere Nekropole ist hier nach Lage und Reich-
thum an erster Stelle zu nennen.
Majdan bei Varcar Vakuf. Hier finden sich auf dem isolirten Berge Gradina die
Reste einer prähistorischen Ansiedlung mit den Spuren einer späteren römischen Besiedlung.
Ausser vielen Thongeftlssscherben wurde daselbst eine Früh -La TeneFibeP) gefunden.
In der Nähe der mittelalterlichen Burgruine von Prozor grub Bezirksvorsteher
BrankoviÄ, wahrscheinlich aus Flachgräbem, nebst anderen Bronzen auch eine schöne
Spät-La Tfene-Fibel aus.
Aus einem Tumulus bei Oraäje nächst Tolisa an der Save bildet Ljubi6 eine
Prüh-La Tfcne-Fibel aus Bronze ab.^«)
*) Prozor, Popia ark., Taf. XXIX, Figur 228, 230 und 231.
») Popia ark., S. 152 ff.
») Ibid. Taf. XXXm, Figur 246.
*) Popia ark., 8. 179 und Taf. XXXIV, Figur 316.
») Mitth. d. A. G. 1884, Bd. XIV, S. 49ff., Figur 1 und 2.
«) Popia ark., S. 66 und Taf. IX, Figur 19.
') Mitth. d. A. G. 1890, Bd. XX, S. (10 f.).
«) Popia ark., S. 164 und Taf. XXI, Figur 104.
») Dieae Mitth., Bd. I, 8. 182, Figur 13.
") Popia ark., 8. 97 und Taf. XIV, Figur 91.
^Ib I. Archäologie und Geschichte.
In der prähistorischen Ansiedlung auf dem Debelo brdo, unweit von Sobunar
am nordwestlichen Gehänge des Trebevi6 bei Sarajevo grub Fiala 1893 ausser ver-
schiedenen älteren und jüngeren Funden auch 7 Stücke Mittel- und Spät-La Töne-
Fibeln aus Silber, Bronze und Eisen aus.^)
Hercegovina. Zagradina auf der Hochebene von Rakitno im Bezirke Ljubuäki,
wo in der Ebene südlich unter den Resten der römischen Befestigung öradina Flach-
brandgräber mit Bronzen der Hallstatt-Periode und Bronzefibeln der Mittel- und Spät-
La Tfene- Periode gefunden worden sind.*)
Gorica im Bezirke Ljubuäki, von wo das Landesmuseum 1893 eine schöne
Mittel- La Tfcne- Fibel aus Bronze ohne nähere Angabe der Fundverhältnisse erhalten hat.
In der römischen Ruine Gradina bei Gradac im Posuäje, Bezirk Ljubuäki, hat
Fiala 1893 ausser römischen auch Früh- und Mittel -La Tfene- Fibeln aus Bronze
ausgegraben.'*)
Die Reihe der seit 1880 entdeckten Fundplätze von La Tfene-Objecten in den
angeführten Ländern ist demnach schon eine ziemUch bedeutende und ausgedehnte,
denn sie erstreckt sich vom südlichen Tirol über Kärnten, das Küstenland, Krain,
Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Ungarn und Croatien bis nach Bosnien
und in die Hercegovina.
Flachgräber wie in Jezerine finden wir in Meclo, Idria pri Baöe, St. Michael,
Wallitschendorf, Nassenfuss und Prozor, während in dem croatischen Molunj
und in dem bosnischen OraSje die La Tene- Funde aus Tumulis stammen sollen.
Brand- und Skeletbestattung nebeneinander wie in Jezerine kamen in Meclo und
Prozor vor, wogegen in Idria pri Ba6e, in St. Michael, in Wallitschendorf und
in Nassenfuss nur Brandbestattung geübt wurde. Ueber Meclo, wo Alles durchein-
ander gemischt war und deutliche Spuren einer früheren Zerstörung an sich trug,
wissen wir nichts Näheres. In St. Michael waren die Brandreste in seichten Graben
ohne Urne untergebracht und mit Asche und Holzkohle gemischt, in Wallitschendorf
und Nassenfuss ebenfalls ohne Urnen in Gruben deponirt, doch ist namentlich am
letzteren Orte die Beobachtung gemacht worden, dass die calcinirten Knochenreste aus
dem Leichenbrande sorgfältig ausgesucht und nicht mit Holzkohle gemischt waren.
Ueber Prozor ist mir nichts Näheres bekannt, doch sind auch dort grosse Urnen
und kleine zweihenkelige Beigefässe vorgekommen,*) und aus den vielfachen sonstigen
Aehnlichkeiten der zwei einander so nahe gelegenen Nekropolen können wir schliessen,
dass im Allgemeinen die Brandbestattung in Prozor ganz wie in Jezerine ausgeftlhrt
wurde. Die Tiefe der Skeletgräber wechselt in Prozor von 25 — 200 Cm., in Jezerine
von 30— 160 Cm., in dieser Hinsicht ist also zwischen den beiden Begräbnissstätten kein
besonderer Unterschied vorhanden. In einem Theile der Nekropole von Prozor^) lagen
von 55 Skeleten: mit dem Kopfe im Norden 21, mit dem Kopfe im Nordosten 27, mit
dem Kopfe im Westen 5, mit dem Kopfe im Osten 2. Es ist also auch hier, wie in
Jezerine, die Skeletbestattung mit dem Kopfe im Norden oder wenigstens im Nord-
osten die Regel; sonstige Lagen kamen nur als Ausnahmen vor. Nach dem bereits
^) Glasnik zemaljskog Muzeja, VI, 1894, S. 137, Figur 4 — 9. Der Beriebt über diese Ausgrabung
wird in deutscher Sprache im IV. Bande dieser Mittheilungen erscheinen. D. R.
«) Diese Mitth., Bd. I, S. 177, Figur 16-20.
') Der Bericht über diese Ausgrabung folgt weiter unten in dem yorliegenden Bande. D. R.
*) Popis ark., 148 f. und Taf. XXIX, Figur 230 und 231, dann Taf. XXX, Figur 832 und 333.
») Ibid., S. 150 f. und Taf. XXXII.
Radimsky. Die Nekropolc von Jezcriue in Pritoka. 217
erwähnten Plane eines Theiles der Nekropole von Prozor wäre dort die Rückenlage
der Skelete allgemein gewesen : da aber nur ein kleiner Theil des Grabfeldes abgebildet
ist, kann in einzelnen Fällen, ebenso wie in Jezerine, die Bauchlage vorgekommen sein.
Die Skelete von Prozor lagen theils frei in der Erde, theils waren sie mit einer
Steinschichte bis zu 50 Cm. Stärke überdeckt, welche zu unterst aus kleinen, höher
hinauf aus grösseren Steinen bestand. Aehnliches wurde in Jezerine nicht beobachtet;
dagegen ist an beiden Orten zuweilen in der Nähe des Schädels eine kleine Steinplatte
vorgekommen, welche der Leiche als Kopfkissen gedient haben mag.
Ueber das Zahlenverhältniss zwischen Brand- und Skeletgräbern in Prozor ist
mir nichts bekannt. Aus der geringen Anzahl der von Ljubi6 abgebildeten Thon-
gefitese kann man nicht schliessen, dass Brandgräber dort seltener vorgekommen wären,
weil viele Brandgräber keine Urnen enthalten haben können und bei unsystematischen
Aufgrabungen, wie es jene in Prozor war, nur die gut erhaltenen, d. i. sehr wenige
Thongefässe aufbewahrt werden, blosse Scherben dagegen keine Beachtung finden.
Sicher sind in Prozor grosse Brahdurnen und kleinere gehenkelte Beigefilsse verwendet
worden, so dass auch diesbezüglich eine Aehnlichkeit zwischen Prozor und Jezerine besteht.
Die Grabstätten von Idria pri Baöe, St. Michael, Wallitschendorf und
Nassenfuss waren ziemlich reich an Waffen. Prozor und Jezerine zeigen wieder eine
grosse Aehnlichkeit darin, dass in beiden Nekropolen Waflfen selten, und die langen,
geraden, gallischen Schwerter gar nicht vorkommen.
Unter den La Tene-Fibeln fehlte die Früh-La Tfene-Fibel vollständig in Gurina,
Idria pri Ba6e, St. Michael, Wallitschendorf und Nassenfuss, und es ist daher
möglich, dass die keltische Cultur in Kärnten, Krain und dem Küstenlande später
Eingang gefunden hat, als einerseits westlich im südlichen Tirol, andererseits östlich
in Croatien und Bosnien, da sowohl in Meclo, als auch in Prozor und Jezerine der
Mitte-La Tfene-Fibel die Früh-La Tfene-Fibel mit zurückgebogenem, aber unver-
bundenem Schlussstücke vorangegangen ist.
Silberschmucksachen, namentlich fein geflochtene Kettchen aus Silberdraht sind
den beiden Nekropolen Jezerine und Prozor gemeinsam, wogegen aus keiner der
anderen genannten LocaKtäten derartige Funde bekannt geworden sind. An Glas-
schmuck lieferten Nassenfuss und Jezerine Armbänder, Gurina Arm- und Finger-
ringe; glatte oder emaillirte Glasperlen sind in Gurina, St. Michael, Prozor und
Jezerine gefunden worden.
Die La Tfene-Fundstellen von Meclo, Wallitschendorf und Nassenfuss haben
keinen Berastein geliefert, in St. Michael und Gurina ist nur wenig davon gefunden
worden, wogegen sich die beiden Nekropolen von Prozor und Jezerine besonders
reich an Bernstein gezeigt haben. Dies ist um so auffallender, als die krainischen
Begräbnissstätten aus der Hallstattzeit durchaus nicht arm an Bernstein sind. Es scheint
daher, dass der Bernstein -Handelsweg in der La Töne -Periode weiter gegen Osten
gerückt ist.
SchliessUch erübrigt nur noch, einige Worte über die Entstehungszeit und die
Dauer der Nekropole von Jezerine vorzubringen. Münzen sind nicht gefunden worden.
Die Inschriften aus Jezerine und dem nahen Golubi6 geben uns nur einige barbarische
Namen aus römischer Zeit, unter welchen Tritus, Ursus und Vendeo^) illyrisch sind,
während der wiederholt vorkommende An des*) keltisch zu sein scheint. Damit ist
^) Altitali8che Forschungen von Dr. Carl Pauli, III. Bd., Leipzig 1891, 6. 341, dann 363—365.
') S. Alt-Celtischer Sprachschatz von Alfred Holder, Leipzig 1891, S. 146.
218 I. Archäologie und Geschichte.
uns freilich nicht viel gedient, da hier nahe der Grenze zwischen Dlyricum und Gallia
cisalpina eine illyrische Beyölkerung leicht mit keltischen Elementen durchsetzt sein
konnte. Die Gräberfunde gestatten blos eine ungefähre Altersschätzung. Da unter den
Funden der Hallstattperiode die Certosafibel als herrschende Form erscheint, können
wir die Entstehung unserer Begräbnissstätte ungefilhr um 400 v. Chr. ansetzen. Der
erste Einfall der Kelten in Illyrien erfolgte vor der Mitte des vierten christlichen Jahr-
hundertes,*) und die Bihaier Gegend kann davon immerhin mitbetroffen worden sein.
Sei dem aber so oder so, immer verstehen wir leicht, dass die Zahl der Gräber mit
rein hallstättischen Funden in Jezerine eine relativ so geringe ist, da eben die ältere
Hallstattstufe gänzlich zu fehlen scheint. Auf die Zeit des Aufhörens der Bentltzung
unserer Nekropole lassen ein paar Fundstticke schliessen: die geschnittene Fingerringplatte
Figur 425 5, welche nach dem Urtheile des Herrn Directors Dr. Friedrich Kenner
spätestens in das 2. Jahrhundert n. Chr. zu setzen ist, und die römische Bronzefibel
Figur 351, welche wahrscheinlich dem 2. Jahrhundert n. Chr. angehört. Mit aller
Reserve dürfen wir demnach vermuthen, dass unsere Nekropole etwa von 400 (oder 350)
V. Chr. bis um 100 n. Chr. in Benützung gestanden ist. Ich lasse es dahingestellt, ob
unsere Nekropole dem illyrisch -keltischen Mischvolke der Japuden, wie dies Ljubic*)
für das nahe Prozor nachzuweisen versucht hat, zuzuschreiben sei, und begnüge mich,
zu constatiren, dass in der Gegend von Jezerine die illyrische Hallstattcultur durch
die keltische La Tfene-Cultur abgelöst und diese letztere schliesslich von der welt-
bezwingenden Cxdtur der Römer verdrängt worden ist.
^} Die ROmerherrschaft in Illyrien von S. Zippel, Leipzig 1877, S. 31.
•) Vjeatnik 1885, S. 1 ff.
Der prähistorische Pfahlbau von Ripac bei Bihad.
Vo rläufiger Bericht
von
W. Badimsk]^,
bosD.-herceg. BergbanptmaniL
(Mit 39 Abbildungen im Texte.)
Als ich im Jahre 1891 die Nekropole von Jezerine zum ersten Male besuchte,
führte mich der geistliche Herr Kosta Kovacevi6 aus Pritoka, den Lesern dieser Mit-
theilungen (Bd. I, 1893, S. 189 — 194) als einer der ersten Berichterstatter über die ge-
dachten Begräbnissstätten bekannt, zu einer Stelle gegenüber von öolubi6, an welcher
vor etwa 20 Jahren die Una infolge eines Hochwassers ihren Lauf geändert hatte, worauf
in dem neuen Flussbette eine Menge von Pfählen zum
Vorschein gekommen war. Ich sah daselbst in dem
seichten Wasser längs des Ufers viele Köpfe einge-
rammter Holzpfähle; da aber damals meine Zeit be-
schränkt und bei oberflächlicher Besichtigung zwischen
den Pfählen nichts besonderes zu bemerken war,
beschloss ich später bei etwa sich darbietender Ge-
legenheit die Stelle näher zu untersuchen. Ich setzte
übrigens keine grosse Hoflfnung auf das Resultat dieser
Untersuchung, da ich in Otoka, Brekovica, Biha6
und Knien Vakuf auch die heutigen Anwohner des
Unaflusses noch als „Pfahlbauer" kannte, die ihre Mühlen
an den Katarakten des Flusses, sowie ihre Duöans
(Verkaufsbuden) neben den Brücken mit Vorliebe
mitten im Fluss auf Pfählen aufstellen. Bei den
öfter vorkommenden Aenderungen des Flusslaufes der
Una war somit nicht ausgeschlossen, dass diese Pfähle
einer jüngeren Zeit angehörten.
Im Sommer 1892 kam ich wieder nach Biha6, um die systematische Untersuchung
des Gräberfeldes von Jezerine einzuleiten, und bei dieser Gelegenheit wurden mir von
dem unsere Bestrebungen eifrig unterstützenden Herrn Evidenzgeometer Julius
Grauner verschiedene prähistorische Funde gezeigt, welche aus einem Pfahlbaue
in der Una bei Ripac stammen sollten. Da ich meine Zeit damals der Grabung in
Jezerine widmen musste, ersuchte ich den genannten Herrn, so viele Artefacte als möglich
von jener Localität, welche mit der obenerwähnten zwischen Pritoka und Golubi6 nicht
identisch ist, zu sammeln und mir nähere Mittheilungen über die Fundverhältnisse zu
7» I^OO,
Fig. 1.
Situation des Pfahlbaues von Ripa^.
220
I. Archäologe und Geschichte.
machen. Diesem Ansuchen hat Herr Grauner mit der grössten Bereitwilligkeit ent-
sprochen, überdies eine Skizze der Fundstelle entworfen und mich dadurch in den
Stand gesetzt; nachstehenden vorläufigen Bericht über den ersten in Bosnien constatirten
prähistorischen Pfahlbau zu liefern. Die Funde kamen als Geschenk des Herrn Grauner
in das Landesmuseum zu Sarajevo.
Das Dorf Ripaö liegt etwa 9'5 Km. südöstlich von Biha6 an der Strasse Biha6 —
Petrovac bei einer seeartigen Erweiterung der Una. Die Gebäude der Ortschaft stehen
auf beiden Ufern des Flusses und zum Theile auf einer Insel, auf welcher im Mittel-
alter eine Burg errichtet war, von der noch die bis auf 3 M. Höhe erhaltenen Um-
fassungsmauern und Reste von vier runden Thürmen vorhanden sind. Von den Um-
wohnern wird die Ruine Forkolan grad genannt.
Thongefässc.
Im Jahre 1890 wurde bei Ru'2ni6i unterhalb Ripaö ein Kalktuflfkatarakt, wie solche
im Unaflusse häufig vorkommen, durchbrochen, wodurch bei Ripa6 ein um 1*5 M. tieferer
Wasserstand erzielt und den häufigen Inundationen der Ufergelände ein Ziel gesetzt
wurde. Durch diese Melioration verloren aber die Mühlenbesitzer von Ripaö einen Theil
ihrer Wasserkraft, und um diese wieder zu heben, gingen sie daran, einige trocken-
liegende Katarakte oberhalb ihrer Mühlen zu durchstechen, wobei unter einer stellen-
weise bis 1 M. mächtigen Tufi*schichte der erwähnte Pfahlbau entdeckt wurde.
Die Lage derselben ist aus dem Grundrisse Figur 1 zu entnehmen, a ist die
Insel mit dem „Forkolan grad", 6 die Stelle der jetzt durchgestochenen Katarakte und
c der Pfahlbau, dessen Reste zwischen der grossen Unainsel a und einer kleineren
Insel d liegen, ohne dass man bisher die Ausdehnung derselben zu bestimmen im Stande
wäre. Es scheint, dass wir es in Ripaö mit einem der seltenen alten Flusspfahlbau-
dörfer zu thun haben. Denn nach dem Berichte des Herrn Grauner sind nicht nur die
Pfahlköpfe, sondern an einzelnen Stellen auch die Plattformen, jedoch nur bei sehr niedrigem
Wasserstande, über dem Flussspiegel sichtbar. Der Wasserstand muss daher in alter
Zeit niedriger gewesen sein als heute, und eine Anschwellung des Unawassers bei Ripad
zu einem förmlichen See dürfte damals wohl kaum bestanden haben.
Nach den Profilskizzen des HeiTn Grauner zeigt der Pfahlbaugrund an einer
Stelle oben eine 1*5 M. starke Schichte von Lehm und Erde, darunter etwa 50 Cm.
Flussgerölle und KalktuflF, welche wieder auf einer circa 50 Cm. starken Cuhurschichte
lagern. Unter dieser Culturschichte ist fester Untergrund. An einer zweiten Stelle lag
Radimskj^. Der prähistorische Pfahlbau von Ripaö.
221
Fig. 4 ('/,).
Fiff- 6 (V.)-
Flg. 6 ('/,).
Fig. 7 (V,).
Fig. 8 (V,X
Fig. 9 (•/,).
Fig. 10 (Vs).
Fig. 12 (V,).
Fig. 13 {■/,).
Topfsclicrbeii.
Fig. 11 ('/»)•
232
I. Archäologie und Geschichte.
unter dem bei 50 Cm. starken Kalktuffe die Culturschichte und unter dieser der feste
Flussboden. Die schwarze Cultursehichte besteht aus Holzkohle, Asche und Schlamm;
Die grosse Menge der Holzkohlenstückchen lässt Herrn Grauner vermutheU; dass das
einstige Pfahldorf durch Feuer zu Grunde gegangen sei. Ist diese Annahme richtig,
dann sind von einer systematischen Untersuchung des Pfahlbaues vielleicht reiche Funde
zu erwarten.
Fig. 14 (V,).
Fig. 15 (V,).
Fig. 17 (V«).
Fig. 18 (VO-
Topfscherben.
Fig. 19 (Vs).
Die Pfähle sind unten zugespitzt; sie bestehen ausschliesslich aus Eichenholz von
10 bis 30 Cm. Durchmesser und sind in unregelmässigen Abständen von 0*5 bis 2 M. ein-
gerammt. Auch die an mehreren Stellen noch erhaltenen Plattformen sind aus gespaltenen
Eichenstämmen hergestellt ; nur an zwei Stellen wurde hiezu auch Nadelholz verwendet.
Die Balken der Plattform zeigen stets die gleiche Lage von Südost gegen Nordwest.
Radimsk/. Der prShistorUche Pfahlbau von BipaS.
228
Fig. 27 (»/,).
Topfscherben.
Fig. 28 (V,).
224
I. ArchKologie und Geschichte.
In der Culturschichte, sowie in den unteren Partien des Tuffes kommen zwischen
den PfHhlen massenhaft Thongeftissscherben, Hirschgeweihe, Eberzähne und Thier-
knochen vor. Die ThongefUsse sind ausschliesslich Freihandarbeit; nur zwei davon
sind nahezu ganz erhalten, nämlich ein grauer Topf (Figur 2) mit schwach auswärts
gebogenem Rande und kleinem rundem Henkel (I4'5 Cm. hoch, 12 Cm. Durchmesser)
und ein kegelstutzförmiger Tiegel (Figur 3 a und h) rothbraun, schwach verziert, 18 Cm.
hoch, 11 Cm. Durchmesser. Das Loch im Boden ist nicht ausgebrochen, sondern, wie
die dünnen Ränder beweisen, ausgebrannt. Dieser Umstand, sowie auch die Form des
Gefilsses charakterisiren dasselbe als einen Schmelztiegel, dessen Vorkommen die
Kenntniss des MetaUgusses bei den Pfahlbaubewohnern von Ripa6 voraussetzen würde.
Fig. 29 (V2).
Fig. 30 (>/,).
Fig. 32 (V.).
Fig. 31 (Vo).
Toi»f8clierl)cii.
Fig. 33.
Thoiigc wicht.
Das Material der übrigen Scherben ist mit kleinen Kalksteinkömchen gemengt,
schwach gebrannt und zeigt im Bruche häufig drei Lagen, eine innere schwärzliche
und zwei äussere rothe. Wahrscheinlich sind die Gefässe in der Weise gebrannt
worden, dass man sie mit Feuergluth nicht nur umstellte, sondern auch anfüllte, wo-
durch die beiden Oberflächen stärker gebrannt wurden, während der Kern roh blieb
und die durch Rauchschwärzung verursachte dunkle Färbung beibehielt. Die äussere
Farbe der Scherben ist grau, braun, schwarz, rötlilich oder gelblich. Viele sind mit
starken Kalktuffkrusten überzogen (Figur 4 und 5), ein Zeichen, dass dieselben lange
Zeit im Wasser gelegen sind. Die Böden der Gefässe sind eben und nur bei zwei
Stücken verziert. Der eines röthlichen Gefässes (Figur 6) zeigt nämlich ein vierspeichiges
und der eines gelblichen Gefösses (Figur 7) ein achtspeichiges Rad..
Der Rand der Gefösse ist mehr oder weniger scharf auswärts gebogen (Figur 4, 8, 9, 10
und 11), gerade emporstchend (Figur 12 und 13) oder breit nach aussen umgelegt (Figur 14).
Kadimsky. Der prähistorische Pfahlbau von Ripa^.
225
Die Henkel sind bald horizontal (Figur 5, 15 und 16), bald vertical (Figur 8, 12, 17,
18 und 19) gestellt und häufig so klein, dass man nicht einmal einen Finger durchstecken
kann. Ihr Querschnitt ist gewöhnlich rundlich, doch kommen auch flache breitere
Henkel vor, wie Figur 12 und 18. In der Regel sind sie unverziert; nur der Henkel
Figur 12 hat birnförmige Eindrücke, der Henkel Figur 18 (eine „ansa lunata" gleich
denen von Sobunar) zwei rohe,
ungleich hohe Hörnchen auf dem
Scheitel, und der Henkel Figur 17
ist unten mit drei horizontalen
Streifen aus kurzen, schiefen Stri-
cheln verziert. Statt der Henkel
sind an den Qefässen zuweilen
flach rundliche oder rechteckige
Ansätze (Figur 4 und 20) ange-
bracht.
Sonst aber zeigen sich die
Thongefässe des Ripa^er Pfahl-
baues wenn auch höchst primitiv,
so doch häufiger und reicher ver-
ziert als die der nahen Nekropolc
von Jezerine. Die Ornamcntirung
besteht entweder in zahlreichen
Kerben auf dem Mundsaum (Fi-
gur 11), in Fingernägeleindriicken
auf der unteren Seite des umge-
legten Randes (Figur 14), in ein-
geritzten Umlauf linien (Figur 21)
oder in theils glatten, thcils ver-
schieden gekerbten RundwiÜsten,
welche sich in abwechselnder Höhe
um den Hals oder den Bauch des
GefUsses herumziehen (Figur 9,
10, 13, 22, 23, 24, 25, 26 und
27). Zwischen den horizontal ge-
stellten Henkeln einiger Gefässc
sind bogenförmig aufwärts oder
abwärts gerichtete Wülste angebracht und theils mit Fingernägeleindrücken, theils mit
anderen Einkerbungen verziert (Figur 15 und 16).
Auch eingeritzte Verzierungen sind häufig. Dieselben bestehen bei einem licht-
grauen Gefässe in einer Reihe mit der Spitze nach unten gerichteter Dreiecke, deren
Flächen durch eine gleiche Strichelung ausgefüllt sind (Figur 28). Bei vielen anderen
Scherben bestehen die einzelnen Linien in Reihen kurzer, schief gestellter Kerbstriche,
wie an dem Henkel Figur 17. Diese Strichelchen bilden einfache oder mehrfache Um-
lauflinien, an welche sich Zickzackhnien (Figur 29), gestrichelte Dreiecke (Figur 30) oder
vertical gestellte, parallele Linien (Figur 31) anschliessen. Aehnhche Strichelungen um-
geben in doppeltem Halbkreise den Fuss des Henkels bei dem Scherben Figur 19.
Bei dem Scherben eines kleinen, schwarzgrauen und dünnwandigen, auf der Dreh-
scheibe erzeugten Gefässes (Figur 32) besteht das Ornament in zwei parallelen^ hori-
BftDd HI. 15
Fig. 37. Zierscheibe
aus Kupfer oder Bronze.
1/Z
Fig. 35. Steingewicht.
Fig. 38. Fingerring.
Fig. 36. Keibstein.
226
I. Arcliäologic und Geschichte.
zontalen Strichen, unter welchen eine dreifache Wellenlinie herumläuft. Dieses Fragment
gehört nach Technik und Verzierung einer jüngeren Zeit an, wie auch einige andere
besser gebrannte und scharfkantige, wahrscheinlich mittelalterliche Thongefkssseherben,
welche sich unter der Masse der alten Topfbruchstücke aus Ripad vorfanden.
An Thonartefacten kamen ausserdem ein gebrochenes und
zwei ganze pyramidale Webstuhlgewichte vor. Das grössere
derselben (Figur 33) ist 13 Cm. hoch, 11 Cm. breit, das kleinere
(Figur 34) 10*5 Cm. hoch, 11 Cm. breit. Spinnwirtel wurden
bisher nicht gefunden.
Von Steinarte facten sind nur zwei Stücke eingeschickt
worden, nämlich das 6 Cm. hohe und 7*5 Cm. breite Web-
stuhlgewicht Figur 35 aus lichtgrauem Kalksteine mit Ab-
nützungsspuren über dem Bohrloche und ein Kornquetscher
aus Kalkstein (Figur 36), 5 Cm. hoch, 7 Cm. breit.
Unter den vorliegenden Metallgegenständen befindet
sich eine Zierscheibe aus Kupfer oder zinnarmer Bronze (Fi-
gur 37) von 7 Cm. Durchmesser mit einem Buckel und einem
eingravirten Kreise an der oberen Fläche und mit zwei nieten-
förmigen Stiften an der Unterseite, ferner ein offener Fingerring
(Figur 38) aus Bronze oder Kupfer, quergerippt, 1*8 Cm. Durch-
messer.
Es wurde auch eine grössere Anzahl von Eisengegen-
ständen angetroffen, deren Beziehung zu den vorgenannten
Funden jedoch fraglich scheint. Es befinden sich darunter eine
Sichel, drei Messerklingen, ein Klappmesser, zwei Ringelchen,
ein gewiss viel jüngerer Radsporn mit langem Stege, verschie-
dene Nägel, ein römischer Schlüssel und ein kleines, wahr-
scheinUch mittelalterliches Hufeisen. Das Vorkommen römischer
Gegenstände kann nicht befremden, denn Ripaö war auch in
römischer Zeit, wie die dort gefundenen Falzdachziegel und
antiken Münzen zeigen, besiedelt. Im Mittelalter stand aber
dort die erwähnte Burg; und so sind auch Gegenstände dieser
späteren Zeiten in die Una gelangt.
Von Thierknochen, welche nach dem Berichte G rau-
ne r's in der Culturschichte des Pfahlbaues massenhaft vorkom-
men, wurde leider nichts eingesendet als zwei Schweinshauer
von verschiedener Grösse. Eine Hirschgeweihsprosse (Figur 39)
zeigt an ihrer ganzen Oberfläche die Schnittspuren eines stum-
pfen Instrumentes.
Bei der Geringfügigkeit des bisher vorliegenden Materiales
und dem provisorischen Charakter der Untersuchung lässt sich
ein Urtheil über die Funde und die Fundstelle selbst derzeit
nicht abgeben. Es ist aber eine systematische Aufnahme und Ausbeutung dieser Localität
bereits im Gange, und nebst einer Anzahl schon geborgener Funde sind noch so viele
weitere in Sicht, dass wir in kurzer Frist diese neue Erscheinung unter den archäologi-
schen Typen des Occupationsgebietes sowohl chronologisch als auch nach ihrer sonstigen
Stellung richtig zu bezeichnen hoffen dürfen.
Im
'Mi
SM ,
Fig. 39. Geschnittene
Hirschgeweihsprosse.
Römische Funde im Lasvathale, 1893.
Von
Dr. Öiro Truhelka, und Dr. Carl Patsch,
Cttstoe am bo8n.-heroeg. lAndesmuaeam. Gymnasiallehrer in Sarajevo.
Mit einem Axiliazise*
Die römische Inschrift von Fazli6i von Professor P. Alex. Hoflfer.
(Mit 58 Abbildungen im Texte.)
I. Thell: Die Ausgrabungen.
Von Dr. Öiro Tmhelka.
Der Bericht über die im Laävathale unternommenen Arbeiten mag mit der An-
fbhrong einiger in jüngster Zeit auf dem Ruinenfelde von Zenica gemachten Funde
eingeleitet werden. Durch Herrn Official Czerny in Zenica, der mit grösster Aufmerk-
samkeit alle Vorkommnisse an der genannten Fundstelle verfolgt, wurden dem Landes-
museum mehrere römische Antiken zugeschickt, die bei Feldarbeiten in der Umgebung
der Basilica gefunden wurden. Es sind dies: Eine Bronzemünze des Gallienus (Figur 1).
— Eine kleine Bronzemünze Constantins II. — Eine Thonperle (Figur 2). — Eine römi-
sche Kniefibel aus Bronze (Figur 3). — Ein Ohrring aus Bronze (wahrscheinlich aus
dem frühen Mittelalter). — Ein einfacher eiserner Stechschlüssel (Figur 4). — Ein
spatelfärmiges Bronzeinstrument (Figur 5) und eine längliche Beinplatte mit Einker-
bungen und Löchern am Rande (Figur 6). WerthvoUer als diese Funde ist die von
P. Hoff er im Anhang zu diesem Berichte mitgetheilte Inschrift aus Fazli6i im Bilathal,
welche einen Decurio des Municipium BIST nennt. Diese Inschrift lässt die Annahme
begründet erscheinen, dass man aucli unter dem in den Inschriften von Zenica genannten
Municipium BIS Bistuc zu verstehen habe, und spricht für Dr. Patsch' Vermuthung,
dass auf einem Zenicaner Fragmente der Ortsname in derselben Fassung zu ergänzen
sei.*) Ich möchte glauben, dass das BIS VA des Kosmographen von Ravenna mit Bistue
der Tabula Peut. identisch sei, und dass auch hier, wie so häufig beim Ravennas, eine
Dittographie vorliegt. Der Fundort Faziidi an der Bila, einem Zuflüsse der Laöva,
scheint zu beweisen, dass sich das Municipalgebiet von Bistue (Zenica) mindestens über
den unteren Theil der La§va erstreckte. In diesem Gebiete verliefen die Grabungen
Diese Mittheiluugen I, S. 278.
15*
228
I. Archäologie und Gescliichto.
des Jahres 1893. Zuerst wurde bei Mali Mo§unj, wo schon früher einige Inschrift-
fragmente gefunden worden sind, ein römisches Gebäude blossgelegt. Als diese Arbeit
beendet war, wurden Stichproben in einer beim Bahnbaue unweit von Putiöevo ent-
deckten Fundschichte gemacht und schliessUch bei Varoäluk im oberen LaSvathale die
Ruinen einer frühchristlichen Basilica ausgegraben.
Fig. 2. Thonperlo.
Fig. I. Bronzomünzo dos Oallionus.
Olli
Fig. 3.
Bronzene Kniefibpl.
.0
0.
<f).
'fO)
Ol
Fig. 4. Eiserner Schlüssel. Fig. 5. Brouzc.
Fig. 1—6. Kleine Funde aus den römiselien Ruinen von Zenica (Vi).
l^^g. 6.
Beinpiatte.
Die rasch aufeinander folgenden Entdeckungen frühchristlicher BasiÜken — Zenica,
Varoäluk und eine dritte bei Vitina — sind Zeugnisse der verhältnissmässig frühen
Christianisirung Bosniens und der Hercegovina, und der Umstand, dass die Kirchenruinen
stets in engem Zusammenhange mit anderen römischen Bauwerken stehen, gestattet den
Schluss, dass in diesem Tlicile des römischen Reiches itahschc Cultur und Christenthum
eine Zeit lang Hand in Hand gingen.
Truhelka und Patsch. Rfliuische Funde im La^vathale. 229
1. Mali Moinnj.
Die Ausdehnung des Ruinenfeldes von Mali Mosunj (s. Archäol.-epigraph. Mitth. IV,
1880, S. 201) ist eine ziemlich grosse; dasselbe bildet drei Gruppen. Die erste befindet
sich am rechten LaSvaufer gegenüber der Bilamündung auf den Ackerparcellen des
Stipo Debeljak. Das Terrain bildet hier einen liinglichen Hügel, der an der Flussseite
über steile Felswände abfallt. An der Südseite des Hügels führt ein Saumweg von
Han Divjak zur Ortschaft Veliki Moäunj. Etwa 1 Km. von Divjak entfernt befinden
sich beim Hause des Stipo Debeljak zwei Schutthügel und 100 Schritte westlich von
diesen ein dritter. Jeder dieser Schutthügel schien von römischen Bauwerken herzu-
rühren, und namentlich zwei davon wurden anlilsslich des Kirchenbaues in Vitez zur
Materialgewinnung ausgebeutet.
Die zweite Gruppe befindet sich in den Ackerfeldern der Gemeinde Mali Moäunj,
1 Km. aberhalb der Bilamündung, wo die rechte Thalscite eine breite, von einer „Fale"
genannten Quelle berieselte Ausbuchtung bildet. Sämratlichc Aecker sind hier dicht
mit Ziegelstücken besäet, und durch Sondirungen wurde nachgewiesen, dass das ganze
Terrain von Mauern durchzogen ist, über welchen die Ackerkrume kaum mehr als
30 Cm. stark liegt. Dieser Ort scheint der Mittelpunkt der alten römischen Nieder-
lassung gewesen zu sein. Von hier und von der benachbarten Crkvina stammen mehrere
in Travnik befindliche Inschriftfragmente und eine Anzahl anlässlich der Feldarbeiten
gefundener Kupfermünzen, welche ich bei Sr. Hochwürden P. Hoffer zu sehen Gelegen-
heit hatte.
Da die Ernte noch nicht begonnen war, mussten wir uns mit den erwähnten Son-
dirungen begnügen, wodurch die Umfassungsmauern eines im Innern mit Gussestrich be-
deckten Raumes von circa 400 Quadratmetern blossgelegt wurden. Der Raum schien einem
einfachen Wirthschaftsgebäude anzugehören. Der Gussestrich war auf einer Schichte grosser
Dachfalzziegel aufgetragen. An der Südseite wird dieses Ruinenfeld von einem steilen
Hügel überragt, auf dessen Kuppe man Mauerreste findet. Von hier wurden in das
Gymnasium zu Travnik mehrere romanische Capitälfragmente gebracht, deren Publication
Herr P. Hoffer besorgen wird. Ein ähnliches fand ich im Hause des Nike Gudelj
eingemauert. Es ist sonach zweifellos, dass diese Ruine, der Benennung des Hügels —
Crkvina — entsprechend, thatsächUch von einer christlichen Kirche herrührt. Auf
der Höhe des Crkvinahügels finden sich wohl auch Ziegel vor, aber wir können aus
diesem Umstände allein nicht schliessen, dass dort vorher ein Römerbau stand, da die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass zum Bau der Kirche Materiale aus dem zu
Füssen der Crkvina liegenden Ruinenfelde genommen wurde. Das Vorhandensein einer
frühmittelalterUchen Kirchenruine in grösster Nähe des römischen Ruinenfeldes konnten
wir auch in Zcnica nachweisen und dürfen daraus schliessen, dass die römischen Ver-
waltungscentren mit Vorliebe zum Sitz kirchlicher Behörden erwählt wurden. Zwischen
dem Ruinenfelde unterhalb der Crkvina und der eingangs erwähnten Ruinengruppe
befindet sich ein Hügel, Gradina genannt, über welchen HeiT Berghauptmann W. Ra-
dimsk^ bereits berichtet hat.^)
Zur Ausgrabung wurde einer der drei Schutthügel im Anwesen des Stipo Debeljak
gewählt. Er bedeckte ein Flächenmass von rund 230 Quadratmetern, und da beim Feldbau
auch Klaubsteine aus dem angrenzenden Acker daraufgeschichtet worden waren, hatte
er stellenweise die ansehnliche Höhe von 1*8 M. Nachdem sämmtlicher Schutt entfernt
*) Siehe diese Mittheihingeii, Bd. IL, Ö. 68.
230
I. Archäologrie und Geschichte.
war, lagen die Grundformen eines quadratischen, an einer Ecke mit einem kleinen
Anbaue versehenen Bauwerkes (Figur 7) bloss. Die technische Ausführung desselben war,
da man sich mit dem Material, welches die nächste Umgebung lieferte, begnügt hatte,
eine ziemHch primitive. Die 70 — 80 Cm. starken Mauern, welche stellenweise 1 M. hoch
über dem Estrich erhalten waren, sind aus grösseren Geröllsteinen ausgeführt, welche
der Lagva entnommen und nur auf einer Seite abgekantet wurden. Der Bau war auf
4y,.-..
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I I
V
Fig. 7. Gnindriss eines römischen (tebäiides in Mali MoSuuj.
^- 0*6(1
OSS
Fig. 8. Durchschnitt im Räume E der römischen Kuiue zu Mali MoSunj.
(a und b verschiedenfHrbige Kalkgus.sschichten, c feiner Kies, d grober Kies, e grober Steinschutt,
/ Erdboden).
einer gegen Nordwest abfallenden Böschung aufgeführt, so dass es hier nöthig war, die
Fundamente bedeutend zu vertiefen. Sämmtliche Räumlichkeiten waren mit einem
sorgfältig ausgeführten Estrich versehen, der aus einer 55 Cm. starken lockeren Stein-
schichte und einer 40 Cm. starken Gussschichte bestand (Figur 8). Die letztere war in
den unteren Lagen mit gröberem, in den oberen mit feincrem Kies versetzt. Nach der
verschiedenen von Gelb bis Gelbroth nuancirten Färbung der obersten Schichten zu
Truhelka und Patsch. Römische Funde im Laävathale.
231
Fig. 9. Bruchstück eines verzierton Bausteines
aus Mali Mo§iinj.
schliessen, wurden einige Male Restaurirungen des Kalkgusses vorgenommen. Von den
Wänden war der Kalkverputz gi'össtentheils abgefallen, und nur an einer Stelle fanden
sich Spuren von Wandbemalung : ein weisser Sockelstreifen mit senkrechten rothen
Bändern. Von verzierten Baugliedern wurden zwei kleine Fragmente gefunden: ein
einfaches karniesartiges Sockelprofil aus Mergel und ein mit geschmackvollen Pal-
metten und Echinus verziertes Kyma (Figur 9).
Der Grundriss des Bauwerkes ist
etwas ungewöhnUch und entspricht wohl
eher einem Privatgebäude als einem öffent-
lichen Bauwerk.
Das Gebäude bcsass ftinf Räumlich-
keiten. Der Haupteingang befand sich an
der Südostseite, wo ein 1*80 M. langer,
78 Cm. breiter Schwellenstein aus Mergel
das Thor bezeichnete. Von hier gelangte
man in eine geräumige, 9 M. lange und
nahezu ebenso breite Halle A, Der Boden
dieser Halle war ringsum mit Betonguss
versehen, während in der Mitte auf einer
Fläche von 3 M. im Quadrat der Estrich
fehlte. Hier war das Niveau des Bodens
vielmehr etwas tiefer (circa 25 Cm.) ge-
legen und zeigte nur eine einfache Pfla-
sterung. Diese Anlage der Flur lässt auf
die Construction des Oberbaues und die Verwendung der Halle schliessen. Das tiefer
gelegene Mittelsttick wäre als Impluvium aufzufassen, welches unter freiem Himmel lag
und nur eine einfache Pflasterung hatte, während der mit dem Gussestrich versehene Raum
überdacht war. Diese Anlage entspricht einem der wichtigsten Glieder des römischen
Wohnhauses, dem Atrium, und wenn auch die das Dach sttitzenden Säulen nicht nach-
gewiesen werden konnten, so steht nichts der Annahme entgegen, dass sowohl diese als
auch die Dachconstruction in Holz ausgeführt waren.
An diese Halle schloss sich links im Hintergrunde ein kleineres Gemach B von
4*55 X 4*30 M. Dasselbe war gegen das Atrium zu in seiner ganzen Breite offen und
von demselben nur durch eine 20 Cm. hohe Mauerschwelle geschieden. Dieser Raum
würde dem Tablinum des römischen Wohnhauses entsprechen, obwohl er nicht genau
in der Längsachse liegt wie bei der typischen Form jenes Wohnhauses.
Die übrigen Räumlichkeiten hatten keine Communication mit den erstgenannten.
An der Nordostseite befand sich ein zweiter Eingang, durch welchen man in eine
geräumige, um die Ecke des Atriums herumgeführte Halle C gelangte. Aus dieser
führte eine Thür zu der engen Kammer D, Die Verwendung dieser letzteren Räume
wird wohl unaufgeklärt bleiben; es wurde nichts entdeckt, was über ihre Bestimmung
Aufschluss geben könnte. Beide Räumlichkeiten hatten gleiches Niveau und einen Guss-
estrich. Der Boden der kleinen Kammer war mit einer sehr starken Aschenschichte
bedeckt. In der Halle C fanden sich längs der Südwestwand fünf aus quadratischen
Ziegeln zusammengesetzte Säulchenpaare, wie sie gewöhnlich bei den Suspensurae von
Bädern oder anderen geheizten Räumen, vorkommen. Da aber Heizziegel nur spo-
radisch gefunden wurden, auch diese Säulcnstcllung sich nicht über die ganze Bodenfläche
des Raumes erstreckt und überdies nirgends die Spur eines darauf ruhenden Estrichs
232
I. ArcliKologie und Geschichte.
Fig. 10. ThonnäpfchfU
aus dem Estrich des
Raumes C in Mali Mosunj.
Fig. 11.
Öchi'lK- aus Eisenblecli.
vorkam, dürfen wir in diesem Räume kein Hypocaiistum vermuthen, sondern die er-
wähnten Säulchen etwa als Träger einer längs der Wand hinlaufenden Bank betrachten.
Auch die an der Südwestecke angefügte Kammer von 2-53 : 430 M. Grösse besass
keine Verbindung mit den übrigen Räumlichkeiten. Die Ecke dieses Gemaches wai-,
da man namentlich von hier Material zum
Kirchenbaue in Vitez entnommen hatte, zer-
stört, doch wurde mir versichert, dass hier
mächtige Pfeilerstücke ausgehoben worden
seien, die noch gegenwärtig als Träger die-
nen. Diese Nachricht veranlasste mich, im
Grundriss an der angeblichen Fundstelle den
Eingang einzuzeichnen.
An Fundstücken ergab dieses Gebäude
ausser einer Inschrift mit den Namen eines
T. Fla(vius) Aprio und einer A]ur(elia)
Apronia und eines anderen kleineren Frag-
mentes Bruchstücke von Glas und ThongefHssen (Figur 10), einige Eisennägel, ein
kleines Glöckchen aus Eisenblech (Figur 11) und folgende Münzen:
1. Julia Mammaea (f 235 n. Chr.):
Av.: IVLIA MAMAEA AVGVSTA. Bildnisskopf nach rechts.
Rev.: IVNO AVGVSTAE S C. Juno sitzend, nach links, eine Blume und ein
Wickelkind haltend. Grossbronze. Cohen IV, S. 82, Nr. 4>^.
2. Gallienus (253—268 n. Chr.):
Av.: [GALLjIENVS AV[G. Büste mit Zackenkrone nach rechts.
Rev.: [ORIEN]S AVG. Sonnengott nach links, stehend, mit erhobener
Rechten, in der Linken eine Peitsche haltend. Kleinbronze. Cohen IV,
S. 398, Nr. 372.
3. Diocletianus (284—305 n.Chr.):
Av.: DIOCLETIANVS AVG. Belorbeerter Kopf nach rechts.
Rev.: VICTORIA SARMAT. Vier Soldaten vor einem Stadtthor opfernd.
Silber. Cohen V, S. 385, Nr. 84.
4. Maximianus (305 — 311 n.Chr.):
Av.: IMP C GAL. VAL. MAXIMIAN VS. Kopf nach rechts.
Rev.: GENIO IMPERATORIS P F AVG. Genius mit Patera und FüUhorn.
Mittelbronze. Cohen V, S. 605, Nr. 78.
5. Licinius Pater (307—323 n. Chr.):
Av. : IMP LIC. LICINIVS P F AVG. Kopf nach rechts.
Rev.: lOVI CONSERVATORI. Mittelbronze, sehr schön patinirt. Cohen VI,
S. 61, Nr. 81.
6. Julianus II. Philosoph us (3()0— 363 n. Chr.):
Av.: D. N. IVLIANVS NOB C. Kopf nach rechts.
Rev.: FEL TEMP] REPARATK). Kleinbronze. Cohen VI, S. 366, Nr. 61.
Ausserdem wurden fünf Bronzeniünzen derselben Epoche gefunden, deren nähere
Bestimmung nicht möglich ist, da sie sehr defect sind. Die römische Besiedlung dieses
Punktes reicht demnach bis in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts. Wie schon erwähnt,
Truhelka und Patsch. Römische Funde im Ladvathale.
233
pflegen die Landleute während des Ackerns in der Nähe der Ruinen von Mali Mosunj
Kupfermünzen zu finden und im Jesuitenkloster zu Travnik abzugeben. Dort sah ich
eine ansehnliche Serie derselben mit Julia Mammaea als der ältesten, Crispus als der
jüngsten. Am häufigsten war Maximianus (durch 11 Exemplare) vertreten, das beste
Stück ein Florianus (Cohen V, S. 213, Nr. 24).
Ausserdem wurden die Fragmente eines Reliefs ausgegraben, das einen Mann dar-
stellt, der in der rechten Hand ein Band (Zügel?) hält. Das Bildwerk war ganz zer-
splittert. Es scheint von ei Dem einfach profilirten Rahmen eingefasst gewesen zu sein,
dessen Bruchstücke an derselben Stelle (in der Kammer E) gefunden wurden.
Bei der Durchforschung der nächsten Umgebung des Ruinenfeldes von Mali Moäunj
wurden noch folgende römische Ueberreste entdeckt. Im Hause des Ante Anöi6 in
^lali Moäunj das rechte Eckstück des Tympanons einer Grabstele aus Mergel, das Frag-
ment der Grabschrift eines Crescentius und im Hause des Niko Gudelj das Fragment
eines Reliefs, dessen rechter Theil eine menschliche Gestalt zeigt, während die Mittel-
partien und die linke Seite des Reliefs so abgescheuert sind, dass man keine sicheren
Umrisse erkennt.
2. Pntiöevo.
Von Mali MoSunj begab ich mich mit Dr. Patsch nach Putiöevo (über diesen
Fundort vgl. Archäol.-epigr. Mitth., IV, 1880, S. 198 f.), wo beim Bahnbau in einem
Durchstiche eine Erdschichte mit römischen Funden angetroffen worden war. Da die
Bahnarbeiten an dieser Stelle zum Theile bei Nacht ausgeführt werden mussten. fanden
Fig. 12.
Bronzene La T^ne-Fibel aus Puti^evo.
Fig. 13.
Uronzene Armbnist-Chamierfibel aus Putiöevo.
Fig. 14. Schmuckring aus Brouzoblech (Putiöcvo).
die römischen Fundstücke erst ziemlich spät Beachtung, und als von privater Seite die
Meldung davon nach Sarajevo gelangte, war die Fundschichte bereits durchgegraben.
An Ort und Stelle konnte nur constatirt werden, dass sich die Schichte circa 1*50 M.
tief unter dem Humus befand, eine Mächtigkeit von 10—30 Cm. hatte und stark mit
Kohlen und Schlacke durchsetzt war. Die Fundstelle Hegt am linken Laävaufer an
einer steilen Böschung in der gegenwärtigen Bahnachse, circa 500 Schritte aufwärts
vom Stationsgebäude Dolac. Trotz der erwähnten Schwierigkeiten ist es doch gelungen,
den grössten Theil der Funde für das Landesmuseum zu acquiriren, während ein
geringerer Theil durch Hochw. P. Hoff er einstweilen im katholischen Seminar zu
Travnik deponirt wurde. Im Landesmuseum befinden sich folgende Stücke:
234
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. lö. Fig. 16. Fig. 22.
Fig. 15 — 22. Eiserne Waffen und Werkzeuge aus Puti^evo (*/a).
Fig. 20.
1. Bronzemünze des Maximianus, Coh. V, S. 461, Nr. 164. — 2. Bronzemünze
des Constantinus L, Coh. VI, S. 146, Nr. 369. — 3. Kleine Bronzemünze desselben.
Revers verwischt. — 4. Arrabrust-La Tene-Fibel aus Bronze mit zwei profilirten
Knöpfen am zurückgebogenen Theil des Fusses (Figur 12). — 5. Armbrust-Charnierfibel
mit Zwiebelknöpfen aus Bronze (Figur 13). — 6. Armband (?) aus einem schmalen
Truhe Ika und Patsch. Römische Funde im Lasvathale.
235
Bronzeblechstreifen mit eingravirtem Fischgrätenornamente (Figur 14). — 7. Fussstück
einer römischen Armbrustfibel. — 8. Grosses Eisenmesser mit Querstab an Stelle des
Knaufes, 33 Cm. 1., 4-3 Cm. br. (Figur 15). — 9. Kleineres Eisenmesser, 21 Cm. 1.,
3 Cm. br. (Figur 16). — 10. Eisenmesser, 28 Cm. 1., 4 Cm. br. — 11. Eisenmesser,
24 Cm. L, 3 Cm. br. — 12. Eisenmesser (Fragment), 15 Cm. 1., 3 Cm. br. — 13. Eisen-
f ^ i
Fig. 2.3. Kupfer
mit Eisenkern
(Putifievo)
(circa V«)-
Fig. 28 a.
Thonbecher aus PutiÖevo
Fig. 24. Bemaltes Thongotass aus Putißevo (circa Va)-
Fig. 25.
Bemaltes Thongefa.ss
aus PutiÖevo (*/«)•
Fig. 26.
Thonschale aus Puti(fevo (*/2)
Fig. 27.
Thönernes Henkelgefäss
aus Putidevo (Va)-
messer (Fragment), 12 Cm. L, 2 Cm. br. — 14. Bohleisen, 125 Cm. 1., Schneidefläche
3*7 Cm. br. — 15. Grosses Beil aus Eisen 20*5 Cm. 1., Schneidebreite 53 Cm. (Figur 17).
— 16. Kleines Beil aus Eisen, 13*5 Cm. 1., Schneidebreite 35 Cm. (Figur 18). —
17. Speerspitze, 14 Cm. 1., mit zwei Löchern am unteren Theil des Blattes (Figur 19). —
18. Schafscheere aus Eisen, 27 Cm. 1., in zwei Theile gebrochen (Figur 20). —
19. Kleine Schafscheere, 17*5 Cm. 1. — 20. Fragmente einer Schafscheere. — 21. Stech-
schlüssel aus Eisen, 7-3 Cm. 1. (Figur 21). — 22. Stechschlüssel, 75 Cm. 1. (Figur 22).
^3o I. Archäologie und Gencbichte.
23. Pfcildorn aus Eisen, 10 Cm. 1. (Figur 28). — 24. Prismatisches Objeet aus Kupfer,
10 Cm. L, mit Eisenkern (Figur 23). — 25. Becherförmiges Gefäss aus lichtem Thon
mit weiter Mündung und kräftigem Randwulst, 22-5 Cm. hoch. Das Gefilss zeigt stark
verwischte Spuren von schwarzer Malerei auf weissem Grunde (Figur 24). — 26. Frag-
ment eines stark ausgebauchten, 22 Cm. hohen HenkelgefUsses aus lichtem Thon,
l
Fig. 30. Fig. 28. Fig. 29. ^.^ g^
Fig. 28 — .31. EiHornc Waffen und Workzcngo ans Putidevo (Va)-
ursprüngHch roth überstrichen. — 27. Ein 7*3 Cm. hohes Gefkss aus lichtem Thon, mit
einfachem braunem Ornament (Figur 25). — 28. Kleine Schale ohne Henkel aus weissem
Thon, 7 Cm. hoch (Figur 26). — 29. Kleiner Henkolkrug aus lichtem Thon, mit rother
Farbe überstrichen (Figur 27). — 30. Becher aus lichtem Thon (Figur 28«).
Unter den im Seminar zu Travnik deponirten Fundstücken verdienen Erwähnung:
Eine kleine römische Provinzialfibel aus Bronze. — Ein Beil, Gegenstück zu dem unter
Nr. 15 angeführten. — Eine einfache Pfeilspitze, 8-3 Cm. lang (Figur 29). — Das Frag-
ment einer Schafscheere. — Ein Eisenhammer, 10 Cm. lang (Figur 30). — Ein Frag-
ment (Figur 31). — Drei Werkstücke aus Eisen.
3. Die Basilica von Varoilnk.
Beim Bahnbaue auf der Strecke Laäva-Komar wurde auch im oberen Ladvathale
ein römisches Ruinenfeld entdeckt, das jedoch sorgfilltig untersucht werden konnte,
bevor es dem Baue zum Opfer fallen rausste. Der Zuvorkommenheit des Herrn Ober-
ingenieurs Visata, der uns bei dieser Arbeit hilfreich an die Hand ging, haben wir es
zu danken, dass die Arbeit hier rasch und exact ausgeführt werden konnte. Die Ruinen-
stätte (Figur 32) befindet sich nicht weit von der Gabelung der Strassen Turbe — Bugojno
und Turbe — Karaula in der Bahnachse 1 100 M. oberhalb des Stationsgebäudes von Gornji-
Turbe. Das angrenzende hügelige, zum Theile mit Schutthalden bedeckte Terrain
heisst im Volksmunde Varoöluk, ein Name, der schon für sich allein auf das Vor-
handensein einer alten Niederlassung schliessen lassen würde. Circa 10 Minuten nord-
östlich davon liegt Runi6i, der Fundort des von Dr. Hoernes in den „Archäologisch-
epigraphischen Mittheilungen aus Oesterreich", rV, 1880, S. 201f. pubHcirten römischen
Grabsteines mit metrischer Inschrift.
Truhelka und Patsch. Römisclie Funde im LaSvatLale.
237
Als wir von der neuen Entdeckung erfuhren, waren bereits an zwei Ecken Theile
der äusseren Umfassungsmauer niedergerissen. Es wurde nun die Fortsetzung des
Durchstiches sistirt und das ganze Bauwerk blossgeleg-t.
Das Gebäude, dessen Grund-
riss Figur 33 zeigt, besass eine
Länge von nahezu 40 M. und eine
Breite von 16*65 M. und gibt
sich auf den ersten Blick als früh-
christliche Basilica zu erkennen.
Dieselbe hatte zwei Vorhöfe: an
der Westseite einen die ganze
Breite des Baues einnehmenden
Hof -4, 4'85 M. tiefer, an der
Nordseite einen zweiten geräumi-
gen Hof B, dessen Seitenmauern
auf nahezu 25 M. verfolgt wer-
den können, wo sich ein zweiter
gegenwärtig noch verschütteter
Gebäudecomplex anschloss.
Die eigentliche Kirche ist
durch eine Längswand in zwei
Theile getheilt, wovon der nörd-
liche die Hauptkirche D mit dem
Narthex C enthält. Sie war ein
einschiffiger Bau von 14*30 M.
Länge bei 8*40 M. Breite und
allem Anscheine nach ohne künst-
lerischen Schmuck. Nur in der
um 10 Cm. erhöhten geräumigen
Apsis fand sich im Gussestrich
die Stelle ausgespart, wo die
Sockelplatte des Altars eingesetzt
war. Der Altar wurde nicht in
situ vorgefunden, sondern an der
südlichen Aussenseitc und hatte
die Form eines von vier Säulchen
getragenen Tisches. Die länglich-
rechteckige, von einem profilirten
Rahmen eingefasste Altarplatte
(Figur 34) war aus weissem, schön
polirtem Marmor und ruhte
auf Säulchen von gleichem Mar-
mor mit einfachen Capitälchcn
(Figur 35). Die Basen standen
auf einer einfachen Sockelplatte aus Mergel (Figur 36) in vier zu diesem Zwecke aus-
gemeisselten Löchern. Mit Ausnahme der Sockelplatte waren die Theile zertrümmert.
Der zweite Theil der Basilica enthielt mehrere RäumHchkeiten, und zwar vorerst eine
kleine enge Kapelle F, deren Apsis von der Längsachse etwas nach links abweicht.
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238
I. Archäologe und Geschichte.
Aus diesem Raume^ den wir etwa als Baptisterium auffassen dürfen, gelangte man durch
eine neben der Apsis angebrachte Thtir in eine aussen vorspringende Kammer, welche
wohl als Sacristei diente.
Für die drei vor der Kapelle angereihten Räume H — K fehlen uns Analogien;
sie können als Vorhallen, die lur Weiber oder Katechumenen bestimmt waren, gedient
0
3.
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haben. In technischer Beziehung war der Bau ziemlich einfach hergestellt, die Mauern
bestanden aus nothdürftig behauenen Steinen, der Estrich war einfacher Kalkguss. Nur
in den beiden Apsiden zeichnete sich der Estrich dadurch aus, dass der Gussmasse
farbige Steinchen beigemischt waren. Die Deckenconstruction war wohl in Holz aus-
geführt, denn im Schutte wurde kein Stück entdeckt, das auf Gewölbconstruction und
Truholka und Patsch. UöniiHche Fimde im Lativathale.
239
Fig. 37. Thüulampe.
Fija:. 84 — 42. Au» der Basilica von Varosluk.
Fig. 41.
Eiserner
Schlü.s8el.
Fig. 39. ein Ziegel- oder Schieferdach hätte schliessen lassen. Von beweglichen Fun
Eisennagel. ^^^ nennen wir eine Lampe aus rothem Thon (Figur 37) mit gepresstem
Ornament auf der Oberseite, einen Glasbecher, der am unteren Theile mit
Protuberanzen verziert war (Figur 38), dann Fragmente von typisch-römischen Glas-
gefilssen, Eisennägel (Figur 39 und 40), einen Siechschlüssel aus Eisen (Figur 41), die
Klinge eines Klappmessers (Figur 42) und einen Eisenbolzen.
240 I. Archäologie und Geschichte.
IL Theil: BOmische Inschriften ans dem LaSTathale.
Von Dr. Carl Patsoli.
In der ersten Hälfte des Monats Oetober bereiste ich in Begleitung des Herrn
Custos Dr. Öiro Truhelka das LaSvathal, um die römische Hinterlassenschaft daselbst
zu Studiren. Wir durchzogen das an Naturschönheiten so reiche Thal von der Ein-
mündung des Flusses in die Bosna bis nach Turbet, der ersten Eisenbahnstation jen-
seits von Travnik. Dank der fiirsorglichen Leitung unseres Museums brauchten
wir uns nicht mit dem zu begnügen, was auf Friedhöfen, in Klöstern und Häusern
offen zu Tage lag, wir konnten mit Spitzhacke und Spaten tiefer eindringen und neue
Monumente der Forschung erschliessen. Was die Ausgrabungen in Turbet, Putiöevo
und in Mali Moöunj gebracht haben, darüber berichtet mein Reisegefährte. Ich stelle
hier nur die Inschriften zusammen, die ich während der zwölftägigen Excursion zu
sehen Gelegenheit hatte.
Die Inschriften sind nicht darnach angethan, grösseres Interesse zu erwecken,
es sind — Nr. 1 und vielleicht, wegen der Grösse der Buchstaben, Nr. 13 aus-
genommen — lauter Grabinschriften und noch dazu in solchem Zustande, dass wir
ihren Inhalt eher errathen müssen als klar und deutKch absehen können. Was uns
aber ihr Inhalt versagt, das ersetzt uns zum Theil wenigstens ihre Zahl: sie lehrt, dass
das Laävathal in römischer Zeit gut besiedelt war. Die italische Cultur muss besonders
in Mali MoSunj starke Wurzeln geschlagen haben; hier dürften weitere Ausgrabungen
reichlich lohnen.
Vitez.
Die C. I. L. in, Bd. 80, 81 und 82 publicirten Inschriften konnte ich nicht
finden; nach einer Mittheilung des Herrn Professors P. A. Hoff er in Travnik sind sie
verloren gegangen.^) Vitez besitzt dermalen nur ein römisches Relief, die Hälfte eines
Reiters; die gute Arbeit empfiehlt seine UeberfÜhrung in das Landesmuseum.*)
Mali Moiunj.
Von allen hier zum Vorschein gekommenen Inschriften kann leider der Fundort
nicht mehr genau angegeben werden. Nr. 3 und 12 wurden in einem römischen Hause
gefunden, das wir auf dem Grundstücke des Stipo Debeljak blossgelegt haben. Von
dem Bergrücken, auf dem dieses Haus lag, stammen, wie mir Herr P. Hoff er mit-
theilte, Nr. 4 und 5. Bezüglich Nr. 2 und 10 sind die bei diesen Inschriften gegebenen
Fundnotizen zu vergleichen. Von den übrigen Inschriften (Nr. 1, 6, 7, 8, 9, 11, 13
und 14) kann nur gesagt werden, dass sie von der „Crkvina" oder „Crkviäte" ge-
nannten Localität herrühren.
1. Bruchstück einer Votivara aus Mergel, Kopfgesims zum Theil erhalten; links
unten und rechts gebrochen; Höhe 0*38, Breite 0*265, Dicke 0*115; Zeilen vorgerissen,
Höhe der Buchstaben 0*063; jetzt im Gymnasium zu Travnik (Figur 43).
*) Bezüglich C. I. L. III, 8383 siclie weiter unten.
■) M. Ho er n es sah das Relief noch weit voUstilndiger ; vgl. seine „Alt^irthiimer der Hercegovina
und der südlichen Theile Bosniens, S. 898, Figur 14.
Truhclka und PatAch. R^Smische Funde im La^vathale.
241
Fig. 43.
r^FLA-APRlON
n/R'AP^ONIAJ
Fip. 45.
Veröffentlicht von ('^iro Truhelka, Glasnik II, S. 189, Nr. V, abweichend von
meiner Lesung:
I(ovi)] o(pHmo) m(aximo) f(ulminatori) [Uljpius . . .
In Zeile 1 ist die Abkürzung F mit fulminatori aufgelöst worden,
weil sich in Zenica, also nicht gar weit von Mali MoSunj, eine Widmung
I(ovi) o(ptimo) m(aximo) fulmina(tori) vorfindet (vgl. diese Mitth. I,
S. 276); es ist auch f(ulgaratort) möglich.
In Zeile 2 kann vor Uljpius noch ein Pränomen gestanden haben.
2. Zwei zusammengehörige Bruchstücke aus Mergel, mehrfache Umrahmung oben
und zum Theil auch rechts und links erhalten; Höhe 028, Breite 0*59, Zeilen vorge-
rissen, Höhe der Buchstaben 0055; jetzt in Mali Moäunj im
Hause des Anöi6 in eine Wand eingelassen, war im alten Q M
Hause mit der Inschrift nach Innen verbaut (Figur 44), un- - y^^^ ^^^ ^^^ * ^^
bekannt von welcher Localität: jl,,. ^^
D(i8) M(anibu8) Cresc^ntis ....
2. Zwei zusammengehörige Bruchstücke aus Mergel, auf allen Seiten abgearbeitet,
die Oberfläche etwas abgeschliffen; Höhe 019, Breite 049, Dicke 013; Zeilen vor-
gerissen, Höhe der Buchstaben in Zeile 1 : 0*058, Zeile 2 : 0*055,
jetzt im Landesmuseum (Figur 45).
Es ist ein Grabstein, den eine Aurelia Apronia vermuthlich
ihrem Gatten T. Flavius Aprio errichtet hat. Es lässt sich etwa
folgende Lesung und Ergänzung der Inschrift vorschlagen:
D(i») M(anibu8)] • T. Flafvio) Ajjrionfi marito pientissimo
A]ur(elia) Apronia m[emoriavi posuit.
Aprio ist ein in unserer und in der Nachbarprovinz Mocsia superior bereits wieder-
holt bezeugter Name (C. I. L. III, 2257 Salonae, 8183b unbekannten Fundorts, 1653 Vimi-
nacium). Bekannt sind die weitverbreiteten Lampen mit der Signatur APRIO (C. I. L. III,
6OO85) oder APRIO F (C. I. L. III, U)34„ 6008^). Bemerkenswerth ist, dass hier abermals
ein Mann mit dem Gentilnamen Flavius erscheint. Aus Zenica kennen wir den Stadtrath
von Bistua T. Flavius T. F. Lucius (diese Mitth. I, S. 275, N. 1) und einen Mann ritter-
Hchen Standes T. Flavius Seneca (a. a. O. S. 276, N. 2, vgl. S. 278, N. 9). Darnach wurde
bereits unter der flavischcn Dynastie (69—96 n. Chr.) das Bürgerrecht an einzelne
Einheimische, wie eben an die Vorfahren der angeführten Persönlichkeiten verliehen.
Apronia vertritt hier ebenso die Stelle des Cognomens wie in der Inschrift aus
Salonae C. I. L. III, 2599: Vibiae Aprnniae Maximus neputiae suae p. b, vi.
4. Bruchstück einer Platte aus Mergel, links Rand erhalten, oben, rechts und
unten gebrochen; Höhe 037, Breite 0*475, Dicke 0045; rohe, 005 hohe Buchstaben,
bei denen besonders die Querstriche sehr klein gerathen sind; jetzt
im Gymnasium zu Travnik (Figur 46).
Etwas abweichend veröffentlicht von Ö. Truhelka, Glas-
nik n, S. 188, Nr. 1.
Zeile 1 ist jedenfalls eine Ligatur ^ anzunehmen.
Das Grabdenkmal haben trauernde Elltern ihrem in jugend-
lichem Alter verstorbenen Kinde errichtet; der Name desselben
ist mit dem oberen Theile der Inschrift verloren gegangen.
.... vixijt [a]nn(o8) XII [i Septijmius Bato e[t t Opiajüa parentes eifus] infeli
cissifmi] fecerufnt].
Band m. 16
MVSBATO)
V\ PARENTESei
INFELICIS^
. FECERV/
Fip. 46.
242
I. Archäologie und Geschichte.
Ais Gentilnamen habe ich Septimius angenommen, weil die Barbaren, die das
Bürgerrecht bekamen, in der überwiegenden Zahl der Fälle den Gentilnamen des Kaisers
erhalten; sonst könnte auch an [Decijmius, [Firjmius, [Maxijmius u. s. w. gedacht werden.
Der echtillyrische Name Bato war auch für diese Gegend schon bezeugt: Piator Ba-
tonis (filius) wird auf einem Steine genannt, der in Trijuäa, zwischen Zenica und Janji6i
gefunden wurde (diese Mittheilungen I, S. 282). Dem nichtrömischen Namen des Mannes
entsprechend, habe ich auch einen illyrischen fUr die Frau
vorgeschlagen. Bezüglich Opiava vgl. C. I. L. III, 2900 aus
Corinium; auch [Ingenjua wäre etwa möglich.
5. Bruchstück eines Blockes aus Kalkstein, rechts und
links Rand erhalten, oben und unten gebrochen; Höhe 0*3,
Breite 05, Dicke 0*2; Höhe der Buchstaben in Zeile 2
0062, Zeile 3 0065, Zeile 4 0*056; jetzt im Gymnasium zu
Travnik (Figur 47).
Veröffentlicht von Ö. Truhelka, Glasnik H, S. 188, Nr. 2. Auf der Schriftfläche
sind moderne Kritzeleien.
"C7H N VL L
ANDOO(
FECERVN
FILIAE
Fig. 47.
SIC
Fig. 48.
.... Carul(a)e an(norum) LXXX. fecerun(t) ßliae.
Einer hoch betagten Frau haben Töchter den Grabstein errichtet.
6. Bruchstück einer Platte aus Kalkstein, allseits gebrochen; Höhe 0-115, Breite 0-19,
Dicke 0-07; Zeilen vorgerissen; Höhe der Buchstaben 0-046; jetzt im Gymnasium zu
Travnik (Figur 48).
Veröffentlicht von Ö. Truhelka, Glasnik H, S. 188, Nr. 3 etwas
abweichend von meiner Lesung.
Allem Anscheine nach wird in der ersten Zeile eine Frau, etwa
[lanujaria oder [Anchjaria oder [Pinjaria oder [VJaria mit Namen
genannt; in der zweiten Zeile dürften wir dann an c]oniu[gi denken.
7. Bruchstück aus Kalkstein, unten ein Stück des Randes erhalten, links,
oben und rechts gebrochen; Höhe 0*225, Breite 0*215, Dicke etwa 0-13; Höhe
der Buchstaben in Zeile 2: 0066; jetzt im Gymnasium zu Travnik (Figur 49).
Publicirt etwas abweichend von Ö. Truhelka, Glasnik II, S. 189,
Nr. 4. Der erste Rest in Zeile 1 ist möglicherweise eine Hasta.
Zeile 2 ist vielleicht zu liesen e]t Ploftias oder Plo[tiu8 oder ein ähnlich
anlautender Name wie Ploce, Plocamus u. s. w.
/^\ 8. Bruchstück einer Platte aus Mergel, allseits gebrochen; Höhe 0*085,
/j^/c q^ Breite 0*115, Dicke 0*03; Zeilen vorgerissen; rohe Buchstaben; jetzt im
Gymnasium zu Travnik (Figur 50).
9. Bruchstück aus Mergel, allseits gebrochen; Höhe 0*145, Breite 0*1,
Dicke 0*05; Zeilen vorgerissen; rohe, 004 hohe Buchstaben; jetzt im Gym-
nasium zu Travnik (Figur 51).
Unten scheint noch eine dritte Zeile gestanden zu haben. Vielleicht
stammt dieses Fragment von derselben Inschrift, der das vorhergehende
angehört hat.
10. Bruchstück aus Mergel, links ein Stück des Randes erhalten,
keine Umrahmung; Höhe 0*205, Breite 0*175; Zeilen vorgerissen; Buchstaben-
höhe Zeile 1 und 2: 0048, Zeile 3: 0-052; jetzt in Mali Moäunj im Hause des
Niko Gudelj in eine Mauer eingelassen; unbekannt von welcher Oertlichkeit
(Figur 52).
Fig. 50.
Fig. 51.
Jü
Truhelka und Patsch. R($inUche Funde im LaSvathale. 243
Vor den Buchstaben stand nichts; unten ist eine vierte Zeile durch ^w^-no
eine eingerissene Linie bezeugt. ^^^^^
11. Bruchstück aus Kalkstein, allseits gebrochen; Höhe 0125, Breite 0*2, p^^ gg
Dicke 0*1; jetzt im Gymnasium zu Travnik (Figur 53).
Im O rührt der Punkt von der Spitze des Zirkels her, mit dem man
den Kreis öir das O beschrieb. — Der Buchstabenrest in Zeile 2 ist unsicher.
12. Bruchstück aus Kalkstein, allseits gebrochen; Höhe O'll, Breite Fig. 64.
0-065, Dicke 0*05; Zeilen vorgerissen; jetzt im Landesmuseum (Figur 54).
Zeile 2 vor N allem Anscheine nach ein Interpunctionszeichen.
13. Bruchstück aus Kalkstein, allseits gebrochen; Höhe 0*225, Breite
0-085, Dicke 0'14; Buchstabenhöhe 0*09; jetzt im Gymnasium zu Travnik Fig. 66.
(Figur 55).
14. Bruchstück von dem oberen Rande einer Platte aus Kalkstein; links,
unten und rechts gebrochen; Höhe 014, Breite 0095, Dicke 0048; Buch-
stabenhöhe 006; jetzt im Gymnasium zu Travnik (Figur 56). Fig. 66.
\H]
Poljanioe.
15. In Bosanski prijatelj IV (1870), S. 109 f. wird eine im Jahre 1864 gefundene
Inschrift aus Poljanice, einer ungefähr drei Stunden nordöstlich von Travnik gelegenen
Ortschaft, folgen dermassen mitgetheilt:
Piissimae, ac devotissimae coniugi vivens hoc posuit . . . („dalje se neda öitati").
Ueber den Verbleib derselben konnte ich nichts in Erfahrung bringen.
Fazliöi.
16. Platte aus Mergel, Höhe circa 10, Breite 076, Dicke 021; über dem 0*45
hohen und 0*51 breiten Inschriftfelde war ein Relief, jetzt ist davon nur ein ganz kleiner
Theil rechts erhalten, darauf sind blos die hochbeschuhten Beine (linkes vorgesetzt)
eines stehenden Mannes erkennbar. Höhe der Buchstaben in Zeile 1 und 2: 0*046,
ZeUe 3: 004, Zeile 4 und 5: 0038, Zeile 6: 0036; un-
regelmässige Interpunction. Gefunden auf dem Grund- D M
stücke des Bedir Aganovi6, jetzt im Gymnasium zu Travnik P'AEL^IVSTVS
(Figur 57). 'DC'M ßlST^
Veröffentlicht mit Facsimile von P. A. Hoffer im Glas- E TAELPROCVL A^
nik V, S. 321 (siehe unten Anhang). ^ COM I VX'VIVlSlBl
Zeile 2 DC sicher, keine Ligatur, etwa E). POSVE RVfN
D(i8) M(anihu8). P. Ael(iu8) lustus, d(e)c(urio) m(u' Fig. 57.
nicipii) Bist(uae) , et Ael(ia) Procula coniux vivi sibi
posuerunL Die Inschrift besagt, dass der Stadtrath der Stadt Bistua P. Aelius
Justus und seine Gattin Aelia Procula sich dies Grabmal zu ihren Lebzeiten errichtet
haben.
Dieses Denkmal ist das interessanteste der ganzen hier mitgetheilten Reihe; es
gibt wichtige Aufschlüsse über das Municipium Bistua. Zunächst bestätigt es die von
mir vorgeschlagene Ergänzung des Namensrestes IST der Inschrift in diesen Mit-
theilungen, I, S. 278, N. 8 zu B]ist(ua), so dass an dem antiken Namen des heutigen
Zenica nicht mehr gezweifelt werden kann.
16*
244 I. Archäolopo »nd (»ertt-hichto.
Der Name erscheint bis jetzt auf folgenden Steinen:
1. T. Fl(avio) T. f. Lucio dec. mnu, Bh. Diese Mittheilungen I, S. 275, N. 1.
2 // v[ir(o) inuuic(ij)ii) B]i8i(uat) 8acerd(oti) oder 8acerd(otali) [fprovijn-
c(iae) De[l]maffiae , . . Diese Mittheilungen, I, S. 278, N. 8.
3. Auf unserem Steine: P. Aerius) lustus d(ec.) m. Bist.
4. Können wir, glaube ich, folgende Inschrift für Bistua reclamiren: C. I. L. IH,
8783: D, M, F, Ael(io) Rastoriano, eq(uo) j)(uhlico), decur(ioni), (duuvi)viro et q(uin)-
q(uennalij munic(ipii) [Bisjtuatium, di8[p(unctori) ci]vitat(i8) Naron[en8(ium)] , qftute-
stori) municip(iortim) Azina[tium] ^) Splonistarum Ar [upin forum) f] et Ael[i]ae Pro-
cilifan'ae?] defunct(ae) ann(orum) . . . Albia Crispfina (?) coniugi] incomparafbili et
fijliae infelicissimfae] et 8ibi, O. Hirschfeld sagt: „Fortasse [Bu]tuatium; [Bisjtuatium
proposuit Buli6"; von Butua kennen wir nur eine einzige Inschrift C. I. L. III, 6338:
D, M. 8, Q. Statio P[e]8[t]o, vixit ann. IL mens. IL d. XXIL Q. Stative [Epjerafsjtus
fil.; dagegen wissen wir jetzt, dass in Bistua starkes römisches Leben blühte, dass seine
Söhne auswärts zu hohen Würden gelangten (s. u.); ausserdem haben wir filr Zenica
durch die neue Inschrift Aelier bezeugt und kommen hier auffallend häufig der Name
Procula und dessen Weiterbildungen vor: Flavia Procilla (diese Mittheilungen, I, S. 275),
Aurel. Procula und Aurelia Procilla (Mittheilungen S. 27G, N. 5), Procula (Mittheilungen
S. 277, N. 6) und schliesslich Aelia Procula auf der neuen Inschrift.
Bistua war, wie aus Nr. 1, 3, 4 ersichtlich ist, ein Municipium. Von den Wür-
denträgern der Stadt kennen wir zwei II viri, von denen einer (N. 4) auch quinquen-
nalis wurde, drei Decurionen (N. 1, 3, 4); und allem Anschein nach war der (diese
Mittheilungen, I, S. 276 genannte) Sacerdos urbis Romae auch ein municipaler Priester.
Ist das Letztere richtig, war der Unbekannte in Zenica Priester der Stadt Rom, so ist
damit inschriftüch bezeugt, dass es an der Stelle von Zenica einen Tempel der Roma
gab. Einige Bürger von Zenica haben aber auch ausserhalb ihrer Stadt Aemter und
Würden bekleidet. Einer (oben N. 2) war, wenn ich richtig ergänzt habe, Präsident
des Landtages von Dalmatien; ein zweiter (Mittheilungen I, S. 276, N. 2: T. Flavius
Seneca v(ir) e(gregiu8)] hat als kaiserlicher Beamter gedient; ein dritter (oben Nr. 4)
endlich hat noch in vier anderen Orten Gemeindeämter bekleidet und war römischer
Ritter.
Es ist schon oben darauf hingewiesen worden, dass einzelne Anwohner der
mittleren Bosna und der Laäva bereits unter den Flaviern das römische Bürgerrecht
bekommen haben; nach dem Zeugnisse unseres Steines und der oben unter Nr. 4
wiedergegebenen Inschrift hat auch der Kaiser P. Aelius Hadrianus (117 — 138 n. Chr.)
hier für die Verbreitung der Civität gesorgt. Justus und Rastorianus selbst, oder was
eher anzunehmen sein wird, weil beide bereits römische Beinamen führen, ihre Vor-
fahren sind unter diesem Herrscher römische Bürger geworden. Aber auch unter
Hadrian sind nicht alle nach Bistua Zuständigen dieses Vorrechtes theilhaftig geworden;
ein Theil musste, wie die zahlreichen Aurelii (Mittheilungen I, S. 275, N. 1, 276, N. 3
[Mann und FrauJ, N. 5 [Mann und Frau], S. 277, N. 7 [Mann und Frau]) beweisen,
bis auf Marc Aurel (161 — 180) oder sogar bis zur Constitutio Antonina, d. i. bis zum
Jahre 212, hierauf warten.
Zur Bestimmung der Ausdehnung des Territoriums von Bistua — wenigstens nach
einer Seite hin — gewährt der Stein von Fazli6i einen willkommenen Anhaltspunkt.
Es ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass das Landgut des Stadtraths
») Vgl. J. W. Kubitscht'k, Arcli.-ppigr. Mitth. XV, S. 109tf.
Truhelka und Patseh. Römisch«? Funde im Laävatliale. 245
von Bistua innerhalb des Territoriums dieser Stadt lag; demnach wird Fazli6i noch zu
dem Machtbereich der „Bürgermeister und Rathmannen" von Bistua gehört haben.
Zwischen Zenica und Fazli6i besteht eine Verbindung über Stranjani — Pojska— Brai-
kovi^i — Postinje. Fazliii ist von Zenica etwa 4 Stunden entfernt.
PatiSevo.
1. Die gegenwärtig im Wiener Hofmuseum befindliche Inschrift C. 1. L. III 8383
= 2765, vgl. S. 1035, soll etwa 300 Schritte oberhalb des Bahnkörpers bei 26*2 Km.
gestanden haben, über die an dieser Stelle unternommene Grabung berichtet Herr
Truhelka.
2. C. I. L. HI 8384 = 2766 vermochten auch wir nicht zu finden.
Rnniöi.
C. I. L. in 8385 wurde auf der Besitzung des Ali Efendia Osman Agi6 gefunden
und befindet sich gegenwärtig im Gymnasium in Travnik. Kalkstein, Höhe 1'06, Breite
0*0, Dicke 0*32; Höhe des Inschriftfeldes 0*62, seine Breite 0*425; Zeilen vorgerissen
und eng aneinandergerückt; ungleich hohe (zwischen 0032 und 0*035), mit Farben
ausgezogene Buchstaben.
Die Vergleichung hat fast durchgehends die Lesung von Hoernes bestätigt; so sind
Zeile 5 ADQVE, PVERVM; Zeile 6 PRAECLARA sicher. — Zeile 7 ist die Ligatur
tibersehen worden PATRVOQ^E.
Zum Schlüsse sei es mir gestattet, dem trefi'lichen Hüter der Alterthümer des
Ladvathales, Herrn Professor P. Alexander II off er in Travnik, meinen besten Dank
zu sagen ftir seine stete Hilfsbereitschaft und die so willig ertheilte Erlaubniss, sein
kleines Museum in allen Theilen zu durchstöbern.
Anhang.
Die rSmisehc Inschrift ron FazH<3I.
Von P. Alexander Hoffer
Profe^««r am erzbiachofl. kath. Gjmna.««ium in Travnik.
In FazliÄi an der Bila wurde im Frühjahr 1893 von Be6ir Aganovi6 auf seinem
Grundstücke „Brca" ein römischer Inschriftstein gefunden, der einer sofortigen Bekannt-
machung werth erscheint (Figur 58). Der Stein ist auf einer Seite abgeschlagen und
von der bildlichen Darstellung desselben nur wenig vorhanden. Nachgrabungen an der
Fundstelle hatten keinen weiteren Erfolg, sicher ist also die Platte schon vor längerer
Zeit von ihrem Standorte entfernt worden. Das Bruchstück ist 0"7() M. hoch, O'üO M.
breit und 0-15 stark, das Feld, in welchem sicli die Inschrift befindet, 0*40 M. hoch
und 0*50 M. breit. Die Buchstaben besitzen eine Höhe von 38 — 42 Mm., sind regel-
mässig, schön und tief geschnitten. Auf der oberen Hälfte war eine Manns- und eine
Frauenfigur; man erkennt die männliclien Füsse mit der militärischen Beschuhung und
das lange weibliche Kleid. Diese Reliefs müssen sehr klein gewesen sein.
Ich lese die Inschrift wie folgt: D(ii8) M(anihu8). — P. jEL(iu8) IVSTVS —
D(e) C(uTio) M(unicipii) BIST(iiensi8) — ET j^L(ia) PROCVLA - CONIVX-
VIVI'SIBI— POSVERVNT,
246
I. Archäologfie und Geschichte.
Die Namen Aelius und Aelia liest man häufig auf dalmatinischen Inschriftsteinen,
z. B. Bolletino di archaeol. e storia dalm. Spalato 1891, S. 97, N. 52: P. Ael. Dionisius
et Ael. Glicera filio P. Ael. Victorino, und 1889, S. 12: Aelia Procula.
Fig. 58. Inschrift von Fazlici.
Wichtig wird der Stein durch das M. BIST. Bistue Vetus und Bistue nova
findet man auf der Peutinger'schen Landkarte als auf dem Wege von Salona nach
Syrmium gelegen: Salona XVI. Tilurio XXII. Ad Libros Villi. In Monte Bulsinio VI.
Bistue Vetus XXV. Ad Matricera XX. Bistue Nova XXIIII. Stanecli . . . Argentaria . . .
Ad Drinum XV. Gensis XXX. Sirmium.
In den Kirchenversammlungen zu Salona im Jahre 530 und 532 unterschrieb
sich: „Andreas, episcopus bestoensis ecclesiae"; dieser Bischof forderte damals, dass
ein Theil von seinem Bisthum abgelöst werde, nachdem dasselbe zu gross sei: „atque
ideo quaeso, ut a loco Copella et Arena usque ad has urbes basilicasque, quae in mea
patrocinia continentur, ad proponendum iisdem locum faciatur episcopum pertinere." *)
Auf Inschriften fand man bisher:
1. DEC • C • BIS. in Rogatica. ^)
2. DEC • MUN • BIS • in Zenica. »)
3. Auf unserem Stein: DC • M • BIST :
Nachdem die Kürzung in 1. und 2. nur BIS gibt, dachte Dr. Truhelka an Bisua;
unser Stein besitzt ein ganz klares BIST.
Die römischen Fundorte im Hauptthale der Laäva sind schon seit längerer Zeit
bekannt. Der bedeutendste ist Klein-Moäunj, dann Putiöevo unterhalb Travnik, eine
*) KukuljevicS, Codex diplomaticus regni C. D. S., L, 195—198.
') Hoernes, Alterthümer der Hcrceg., IL, 935. Dr. Carl Patsch, „Bericht über eine Reise in
Bosnien" in Arch.-epigr- Mitth., Bd. XVI, liest RIS.
«) Diese Mitth., I., S. 275, Nr. 1.
Trnhclka und Patsch. Römische Fnnde im Lasvatliale. 247
Stelle unmittelbar ober Travnik und schliesslich eine solche oberhalb öornji Turbet an
der Strasse nach Jajce.
An der Bila, d. h. im Thale unterhalb Gu6ja Gera, Brajkovi6i und Fazli^i, stiess
ich bei näherer Untersuchung^ auf keine römischen Antiquitäten, ausser in Postinja bei
Mali, wo auch eine alte Brücke über die Bila gefuhrt hat; da fand man einige Ziegel
und Münzen. In Poljanice wurde vor circa 20 — 30 Jahren eine Inschriftplatte aus-
geackert. Ziegel habe ich bis Postinje nirgends gesehen und auch von Landleuten
nie über Funde von solchen gehört.
Demnach ist die Meinung begründet, dass von Zenica über Stranjani und Pojska
zur Bila und von da zum Vrbas, vielleicht nach Banjaluka eine römische Strasse
gefuhrt habe. Die Leute sprechen von einer Kalderma (Steinstrasse) in den Wäldern
hoch über der Bila; sie soll nach Vrbanje ftihren, wurde aber nur von Wenigen
wirklich gesehen. Meiner Ansicht nach könnte Bistue Nova in Zenica gesucht werden :
Ad Matricem in Moäunj und Bistue Vetus etwa in Skoplje. Es scheint, dass die
Strasse von Salona nach Syrmium mehr als 160 + 60 (zweimal 30 für zwei nicht
angegebene Entfernungen) = 226 MP zählte, wenn die Entfernung von Salona nach
Servitium 126— 149 MP und eher darüber misst. (Hoernes, Alterth., 11., 921.) Auch
ist bemerkenswerth, dass in der Peutinger'schen Karte Ad Matricem von anderen
Städten unterschieden ist und dennoch der Bischofstuhl im 6. Jahrhundert nicht daselbst,
sondera in Bistua war. Ohne weiter zu rathen, fiihre ich folgende zwei Umstände an:
Erstens: wenn die Uebersetzung des „a loco Copella et Arena" mit „von Kopila und
Vranica" (Klai6, Povjest Bosne, 41) richtig ist, hätten wir den Grenzzug zwischen
dem Bisthum Bistua und dem neugegründeten Bisthum. Bistua und die anderen Städte
verbleiben im Norden und Osten des Gebirges, welches die LaSva und Lepenica vom
Skopljethal trennt. Es ist aber schwer zu denken, dass diese rein slavischen Namen
aus römischen entstanden seien. Zweitens: wenn die Strasse thatsächlich von Salona
nach Mitrovica führte, ist es natürlicher anzunehmen, dass sie sich von Skoplje nach
Ladva und zum Bosnaflusse (nach Zenica oder Visoko) zog; hie und da führt auch
die alte Lastenstrasse weiter zur Drina. Es könnte sich daher die Meinung erhalten,
dass Ad Matricem im Sarajevsko polje gelegen habe; doch ist ein Beweis hiefür in
Denkmälern nicht vorhanden.
Schliesslich war ein Bisten auch am Meere. Geog. Ravenn.: „Narona, Praetorio,
Eisten, Aronia«. (Vgl. Bull. Dalm., 1891, S. 43.)
Die römische Ansiedlung von Majdan bei Varear Vakuf.
Von
W. Badimsky,
bosD.-herceg. Berghaaptmaan.
(Mit 10 Abbildungen im Texte.)
Als ich im Frühjahre 1891 die Grube und Kupferhütte von Sinjako bei Majdan
inspicirte, theilte mir der dortige Bergverwalter Herr Rudolf Slädeöek mit, dass am
linken Ufer des Joäavkabaches im Riede Bar ine gegenüber der Kupferhütte, auf der
sogenannten Crkvina die Grundmauern eines Gebäudes vorkämen, und zeigte mir
zugleich einige dort gefundene typisch römische Thonplatten und Ziegel. Eine Besich-
tigung der Stelle überzeugte mich, dass daselbst die Ruine eines rijmischen Gebäudes
vorhanden sei, dass aber in dem Gestrüppe der Umgebung auch noch weitere Grund-
mauern römischer Bauten vorkämen, und dass am linken Ufer des Joäavkabaches die
Aecker der Umgebung dieser Ruinen in einer Ausdehnung von mindestens zwei Hektaren
mit Fragmenten römischer Mauer-, Dachfalz- und Hohlziegel, sowie mit Eisenschlacken-
stücken überstreut seien. Zugleich wurden mir einige römische Ziegelstücke vorgewiesen,
welche bei dem Baue des Kupferhammers von Sinjako am rechten Ufer der Joäavka
gefunden worden sind, und eine weitere Untersuchung dieses Ufers überzeugte mich,
dass sich die einstige römische Ansiedlung von Majdan auch auf dem rechten Ufer in
einer Länge von mindestens 250 M. von dem Kupferhammer gegen Südosten bis über
Han Vukeli6 hinzog.
Am südöstlichen Ende dieser mit Ziegelfragmenten, Mörtelstücken u. dergl. über-
streuten Fläche tiel mir, etwa 60 M. südöstlich vom Vukeli6-Han, eine bläulich grau-
gefärbte, etwas erhöhte Stelle auf, welche von dem röthlichen Grunde des ringsum
gelegenen Ackers deutlich abstach. Ich fand daselbst das Postament einer Säule von
70 Cm. Länge und herum ausser Ziegeln und Mörtelknollen auch viele Stücke meist
roth bemalten Wandbewurfes. Offenbar ist hier der Pflug auf die Reste eines römischen
Gebäudes gestossen. Da jedoch der Acker bereits mit Mais bepflanzt war und momentan
keine Grabung vorgenommen werden konnte, ersuchte ich die Herren Bergverwaller
Rudolf Slädecek und Hüttenmeister Andreas Torkar, welche mich begleiteten, im
Herbste eine Probegrabung an dieser Stelle vorzunehmen.
Diese Grabung wurde von Herrn Torkar im Spätherbste 1891 durchgeführt,
jedoch bald durch Regenwetter und Schneefalle unterbrochen. Es wurden dabei die
Grundmauern eines römischen Gebäudes aufgedeckt und die halbrunde Apsis an der
Ostseite desselben zum Theile entblösst, worauf wegen weiterer Bebauung des Feldes und
zur Schonung der angetroffenen Wandmalerei die Vertiefung wieder zugeschüttet
wurde.
Radimsky. Die römische Ansiedlung von Majdan.
249
Fifr. 1.
Stiu'co-Fragment mit Waiidiiialerei.
Da nach dem Benchte des Herrn Torkar bei dieser Probegrabung ausser den
Mauerresten verschiedene Architekturstlicke, z. B. ein grosses und ein kleines Säulen-
capitäl, Säulenschaftfragmente u. dergl., dann bemalte Wandbewurfstücke, wie das in
Figur 1 abgebildete, mit Roth auf lichtgelbem Unter-
grunde ausgeführte Mäanderornament gefunden wurden,
welche auf ein grösseres und reicher ausgestattetes Ge-
bäude schliessen Hessen, hat die Landesregierung eine
Aufgrabung des letzteren angeordnet, und ich wurde
zur Einleitung und Ueberwachung dieser Arbeit nach
Majdan beordert. Nach vollendetem Schnitte des Getrei-
des auf dem betreffenden Acker kam ich im August 1 892
nach Majdan, wo sofort unter der persönlichen Leitung
des Herrn Torkar die Grabung in Angriff genommen
und während meiner Anwesenheit zum grössten Theile
durchgeführt wurde. Den westlichen Gebäudetheil grub
sodann Herr Torkar allein auf und lieferte den in
Figur 2 wiedergegebenen, mit dankenswerthor Gcschick-
Uchkeit ausgeführten Plan des ganzen Gebäudes.
Das Gebäude bildete ein von Nordwest gegen Südost gestrecktes Rechteck, dessen
äussere Länge 18-6 M. und dessen Breite K) M. betrug. Der im Westen angebaute
rechteckige Raum G von 8*8 M. lichter Länge und 7() M. lichter Breite, in welchem
sich nur an der Hauptmauer des römischen Gebäudes der Rest einer steinernen Stiege S
mit drei 18 Cm. hohen und 70 Cm. langen Sandsteinstufen vorfand, scheint von einem
späteren Anbau herzurühren, denn seine Mauern sind mit der westlichen Hauptmauer
des Hauses nicht gebunden, die Mauern von 40 Cm. Stärke bedeutend schwächer als
jene des ursprünglichen Baues und auch viel schlechter ausgeführt. Ferner bestand
der Boden dieses Raumes nur aus Lehm, und er verstellte endlich auch den einzigen
Eingang des Gebäudes. In der Mitte der östlichen Steinmauer fand sich eine kreis-
runde Apsis, welche auf 28 M. über die Flucht dieser Mauer vortrat.
Die Anlage des Gebäudes ist, wie der Grundriss zeigt, eine sehr regelmässige
und die Stärke aller Haupt- und Mittelmaucrn mit GO Cm. die gleiche. Nur die kreis-
förmige Mauer der Apsis war schwächer; ihre Stärke betrug 35 Cm. Die erhaltene
Höhe der Mauern war eine sehr verschiedene und richtete sich nach dem ungleichen
Tagterrainsniveau über denselben. So war die östliche Stirnmauer mit der Apsis nur
auf eine Höhe von 20 — 30 Cm., die westliche Stirnmauer und die Mittelmaucrn dagegen
auf 50 — 130 Cm. Höhe über dem inneren Boden erhalten.
Die Mauern bestanden aus gewöhnlichen Bruchsteinen, zwischen welche hie und da
Ziegel und Zicgelfragmente, sehr häufig aber behauene Tuffsteine eingemischt waren.
Namentlich die Thür- und Fenstereinfassungen scheinen aus Kalktuff bestanden zu haben,
wovon unter dem Schutte grosse Mengen aufgefunden wurden. Der Mörtel war kalk-
reich, aber nicht mit Ziegelstückchen gemischt. Alle Innenmauern müssen verputzt
und zum grösseren Theile bemalt gewesen sein, denn hie und da fand man den Ver-
putz noch an den Wänden hängend, sonst aber überall neben den Mauern massenhaft
weissen Gruss, welcher aus dem herabgefallenen und zerbröckelten, häufig bemalten
Wandbewurfe entstanden ist.
Den Boden sämmtlicher Innenräume bildet ein weisser Gussestrich, welcher aus
einer Unterlage von Holzkohlenklein, dann einer mit Mörtel vergossenen Schichte von
BachgeröUe und zu oberst aus einem mit kleinen Steinchen und Tuffstückchen gemischten.
250
I. Archäologie und Oe8chichtc.
oben geglätteten Gussestriche bestand. Mit besonderer Sorgfalt war der Estrich in der Apsis
und dem daran stossenden rechteckigen Vorräume A ausgeführt, wo die unterste Holz-
kohlenschichte 18 Cm., die mittlere Geröllschichte 10-5 Cm. und die oberste Mörtelguss-
schichte 18 Cm. stark war.
ji
O
B
O
«2.
I
Die Fussböden der Räume B, C, D und E standen im gleichen Niveau, wogegen
der Boden des Raumes A um 21 Cm. und jener des Raumes F um die Stärke der
vorliegenden Steinstufe e (19 Cm.) höher war.
Radimsk^. Die römische Ansiedlung von Majdan.
251
Unter dem Schutte innerhalb des
ganzen Gebäudes wurden keine Dach-
ziegelstlicke vorgefunden; das Gebäude
muss daher mit einem anderen Materiale
gedeckt gewesen sein.
Der 2 M. breite Eingang befindet
sich in der Mitte der westlichen Stirn-
mauer. Durch denselben betrat man zuerst
den Raum F von 7 M. Breite und 3*6 M.
Länge, aus welchem links und rechts je
eine 1 M. breite Thüröffnung in die
Räume D^ und D^ führt. Diese letzteren
Räume sind je 88 M. lang und 33 M.
breit.
Weiter führt aus dem Räume F eine
2-4 M. breite Maueröffnung über die Stein-
stufe e in den mittleren, grössten Raum E
des Gebäudes, welcher bei 7 M. Breite
10*4 M. lang ist und offenbar den Haupt-
raum bildete.
Als Abschluss dieses Raumes ist im
Osten eine Apsis angebaut, vor welcher
sich ein erhöhter quadratischer Vorraum
von 4-4 M. Breite und 3 M. Länge be-
findet. Dieser Vorraum der gegen den
Raum E offenen Apsis ist von den Räu-
men Ej B^ und B^ nur durch die 21 Cm.
hohen Steinstufen a getrennt.
An diesen Vorraum schlicsst sich
gegen innen zu ein rechteckiger, auf
einer Unterlage von Bruchsteinen aus ab-
wechselnden Lagen von Tuffquadern und
Ziegeischaaren bestehender Aufbau h von
2-7 M. Länge und 2 M. Breite an, welcher
zum Theile zerstört war und nur an der
stidwesthchen Ecke noch eine Höhe von
60 Cm. besass.
Beiderseits dieses Aufbaues standen
auf quadratischen Steinsockeln die zwei
SäuIenfÜsse c, zu welchen sich auch zuge-
hörige Schaftstücke und die Capitäler unter
der Schuttmasse vorfanden. Offenbar in
späterer Zeit wurden diese Säulenfüsse
quadratisch in roher Weise mit Ziegeln
und Tuffstücken ummauert, wobei die
schön bearbeiteten Seiten der Tuffstücke
häufig nach innen zu gelegt waren. Bei
der Aufdeckung stellten sonach diese
00
bb
252
I. Archäolojrio und Geschichte.
Säulenfüsse quadratische Pfeiler von 1 M. Seitenlange und 60 Cm. Höhe dar, in deren
Mitte die Oberfläche der Sftulenschaftansätze zn sehen war.
Rechts und links von dem Räume A schlössen sich
an den Raum F ohne irgend eine Abtheilung die Seiten-
räunie B^ und B^ mit einer Breite von je b'2 M. und einer
Länge von 3*6 M. an, aus deren jedem wieder eine 1 M.
breite Thüröffnung in die Räume C^ und C^ fllhrt. Diese
letzteren Räume besitzen eine Länge von je 3*8 M. bei
einer Breite von 3*3 M.
An der Innenwand der Apsis, deren Mauerwerk
leider nur in einer sehr geringen Höhe erhalten ist, waren
ringsum noch grössere Stücke der Wandmalerei erhalten,
wovon Figur 3 eine Partie zeigt. Zu unterst läuft ein
Sockelstreif herum, welcher aus drei horizontalen Bändern
besteht. Die beiden äusseren Bänder sind violett, das
mittlere lichtgelb und das obere durch eine horizontale
rothe Linie begrenzt, wie auch die ganze Fläche dieses
Streifens mit verticalen rothen Parallelstreifen bedeckt
ist. lieber dem Sockel befinden sich dunkelgelbe verticale
Streifen, mit rothen Linien und Blattornamenten bedeckt
und beiderseits von rothen Bogenlinien eingefasst. Die
dazwischen liegenden Felder zeigen auflichtgelbem Grunde
unregelmässige Streifen von grauer Farbe.
In dem Räume C^ fand man ein rundes, aus Bruch-
steinen und Ziegeln aufgeführtes Gemäuer von 70 Cm. Höhe
und 190 Cm. Durchmesser. An vier Stellen der Peripherie,
und zwar in gleichen Abständen von einander zeigen sich
Einschnitte, in deren einem ein 8 Cm. starkes Säulchen
(Figur 4) eingemauert war. Da im Schutte des Raumes C^
einige Schäfte, Capitäle und Füsse ganz gleicher Säulchen vor-
kamen, ist wohl anzunehmen, dass auch in jedem der drei
übrigen P^inschnitte ein solches Säulchen gestanden habe.
Der Fuss dieser Säulchen besteht aus einer quadra-
tischen Platte, über welcher zwei cylindrische Wulstringe
angebracht sind, die den glatten Säulenschaft tragen. Das
Capital zeigt zu unterst einen cylindrischen Wulst und
darüber vier spitzig auslaufende glatte Blätter, über welchen
eine quadratische Platte den Abschluss bildet.
Nach seiner ganzen Form halte ich den besprochenen
runden Mauerstock für einen Feuerherd. Sonst ist in dem
ganzen Gebäude keine Spur einer Feuerungsanlage vor-
gefunden worden, und nachdem dasselbe zweifellos Woh-
nungszwecken gedient hat, müssen die verschiedenen
Räume zur Winterszeit durch offene Gluthpfaunen mittels
Holzkohle erwärmt worden sein.
In dem Hause wurden ferner sehr viele Bruchstücke bearbeiteter Steine als:
Capitäle, Basen, Säulen sc) laftfragmente, umrahmte Platten u. dergl. angetroffen, von
welchen ich nur einige bessere Stücke kurz anführen will.
Fig. 4.
Fig. 5. »Sockel,
Steinernes
lJa.sis und Capital
Säulelien
einer 8teinsänle
(Vi»).
(Vi.)-
^r^^"*^
Fig. G. Basis und Capital
einer grossen 8teinsäulc C^jin)
Radiiusky. Die rönusche Atisiedlunpf von Majdaii. 2Ö6
An tragenden Gliedern fand man ausser den bereits genannten das Postament,
ein Schaftstück und das Capital einer grösseren Säule von etwa 18 Cm. Durchmesser
(Figur 5). Das rechteckige Postament von 24 Cm. Scitcnbreite ist an der Vorderseite
mit einem einfach profilirten Rahmen geziert und besitzt an der einen Breitenseite eine
Nuth. Der daran befindliche Säulenfuss besteht aus zwei cyHndrischen Wülsten ohne
Fussplatte. Das Capital bildete vier spitzig auslaufende glatte Blätter über einem cyHn-
drischen Wulste; dasselbe war wohl mit einer rechteckigen Deckplatte abgeschlossen.
Der Schaft, von welchem Bruchstücke vorliegen, war ganz glatt.
Fig. 7. Bruchstück eines Inselirit'tsteiiies.
Von den zwei grossen Säulen im Räume E, welche ebenfalls glatte Schäfte
besassen, ist eine Basis und ein Capital in Figur G abgebildet. Auch dieses Capital
besteht aus vier glatten, spitz zulaufenden Blättern; die gegen die Seitenmitten
etwas eingezogene Deckplatte zeigt sich hier mit je einem abgerundeten Ansätze
verziert.
Der Durchmesser dieser grossen Säulen beträgt 40 Cm., die Seitenbreite der
Fussplatte 61 Cm., die Seifenbreite der Deckplatte am Capital 60 Cm. Wir sehen also
diese eigenthümliche Capitälform auch bei sehr verschiedener Grösse der Säulen con-
sequent angewendet.
Femer nennen wir das in Figur 7 abgebildete Fragment einer Steinplatte, welche
innerhalb eines bogenförmig abschliessenden, profilirten Rahmens deutlich die Buch-
staben O und M zeigt und daher sehr wahrscheinlich das Bruchstück eines Jupiter-
altares darstellt. (lovi). O(ptirao). M(aximo). *)
*) Voraujjgesetzt, dajw die Zeiclnmujjf correct ist, enthielt die erste Zeile des Inschriftfeldes keinen
angemessenen Platz fllr da.s I(ovi) nnd ist auch O(ptimo) nicht zweifellos, so dass D(is) M(anibu8) wahr-
scheinlicher winl. D. Red.
254
I. Archäologie und Geschichte.
Auf dem Scheitel des Bogenrahmens ist eine gebundene Getreide-
garbe dargestellt, neben derselben steht eine männliche Figur in der
Tunica mit übergeworfenem Mantel und einer Weintraube in der Hand.
Neben dieser Figur ist der Rand der Platte durch eine schraubenförmig
kanneürte Säule geziert.
• An Metallfunden ist ein gebrochener Stilus aus Silber (Figur 8)
anzuführen, dessen Griff ziemlich reich profilirt ist und einen auf jeder
Seite mit je einem Buchstaben geschmückten würfelförmigen Knauf trägt.
Die eingeritzten Buchstaben M, R und C sind deutlich erkennbar,
während ich den Buchstaben der vierten Seite nicht zu lesen vermag.
Von Eisengegenständen sind ausser Nägeln und diversen Fragmenten
eine Pflugschar (Figur 9)
von 18'5 Cm. Länge und
13'5 Cm. Breite, dann ein
Pflugmesser (Figur 10) von
41 Cm. Länge und 6*5 Cm.
grösster Breite vorgekom-
men. Beide Formen sind in
römischen Gebäuderuinen
unseres Landes schon wie-
derholt gefunden worden und
in der Sammlung des Lan-
desmuseums in mehreren
Exemplaren vertreten. An
sonstigen Fundstücken sind
Fig. 10. Eisernes
Pflugmesscr.
Fig. 8.
Silberner Stilus.
Fig. 9.
Eiserne Pflugschar.
nur noch verschiedene Glas-
und Thongefässscherben zu
erwähnen.
Wenn nun auch dui'ch die Grabung in Majdan keine besonders kostbaren Funde,
welche wir übrigens in solcher Entfei-nung von der Seeküste bei der Aufdeckung
römischer Hausreste auch kaum erwarten dürfen, erzielt worden sind, so hat sie uns
doch den interessanten Grundriss eines grösseren römischen Provinzialgebäudes geUefert,
und durch die Untersuchungen der Umgebung desselben erscheint der einstige Bestand
einer grösseren römischen Ansiedlung, welche durch eine Befestigung auf der Gradina
von Majdan*) beschützt wurde, zweifellos nachgewiesen.
Wenn wir uns die Frage stellen, welchem Zwecke das in Majdan ausgegrabene
Römerliaus gedient haben mag, so glaube ich dieselbe dahin beantworten zu können,
dass es ein hervorragenderes Wohngebäude der Ansiedlung gewesen ist, da alle Haupt-
theile eines römischen Wohnhauses darin vertreten sind.
Das Gebäude enthielt kein gegen die Gasse zu ofi*enes Vestibulum, sondern wir
treten durch das in der Hauptmauer angebrachte Thor / in die innere Hausflur, das
Ostium b\ welche Anordnung sich übrigens auch bei einzelnen Gebäuden in Pompeji
gefunden hat. Aus diesem Vorhause führt eine breite Maueröflnung, welche wahr-
scheinlich keinen Thürverschluss besass, in das Atrium E^ den mittleren und grössten
Raum, in welchem sich bei Tage das Leben der Familie zumeist abgespielt haben mag.
Es dürfte als Atrium testudinatum ganz gedeckt gewesen sein, da der Boden voU-
*) Diese Mittli., I, S. IbOff.
Radiinsk7- Die römische Ansiedlung' von Majdan. 255
ständig eben mit dem Gussestriche tiberzogen war und keine Spur eines Impluvium
zeigte, in welches bei den in der Mitte offenen Atrien der Römerhäuser das Regen-
wasser von den gegen innen geneigten Dachflächen abgeleitet wurde.
Aber auch ein Atrium displuviatum, bei welchem das Dach nicht nach innen,
sondern nach aussen geneigt war und in seiner Mitte eine rechteckige Lichtöffhung
besass, scheint unser Haus nicht besessen zu haben.
Die Anordnung eines in der Mitte offenen Daches mag überhaupt für das wärmere
Klima Italiens wegen der guten Erleuchtung der inneren Gebäudetheile ganz gut ge-
passt haben, wogegen es sich flir die kalte Winterszeit unserer Gegenden nicht eignete.
Am Ostende des Atriums sehen wir zwischen zwei mächtigen Säulen c den recht-
eckigen Aufbau b und dahinter den erhöhten Raum A, dessen Vordertheil offen und
nur durch die drei Steinstufen a von den umgebenden Räumen getrennt war. Den
Abschluss desselben bildet die kreisförmig ummauerte Apsis, deren Wände mit reicherer
Malerei geschmückt und deren Gussestrich ebenso wie jener zwischen den Steinstufen a
besonders sorgfältig ausgeftihrt war.
Ich glaube daher den Aufbau b als den Unterbau eines Opferaltares und den
Raum A als eine Hauskapelle (Sacellum) deuten zu können, welche Ansicht auch durch
die Auffindung eines Jupiter-Altarsteines in dem Gebäude unterstützt wird.
In den gegen das Atrium offenen Seitenräumen B^ und B^ suche ich die Alae,
welche theils als Empfangs- und Sprechzimmer, theils aber als Räume für grosse Kästen
benützt zu werden pflegten.
Der Raum C\ mit seinem runden Feuerherde dürfte die Küche gewesen sein,
wogegen die Räume C^, D^ und D^ als Schlafzimmer (Cubicula) und als Speisezimmer
(Triclinium) gedient haben mögen.
Wenn die Erleuchtung des Gebäudes nicht durch eine Dachöffnung über dem
Atrium bewirkt war, muss das Gebäude flir diesen Zweck mit Fenstern versehen ge-
wesen sein, über deren Anordnung uns jedoch die nur bis zu einer geringen Höhe
erhaltenen Mauern keinen Aufschluss geben.
Das Vorkommen der eisernen Pflugbestandtheile zwischen dem Schutte des Atriums
deutet schliesslich darauf hin, dass sich die Bewohner dieses Römerhauses auch mit der
Landwirthschaft beschäftigt haben.
Fragen wir, welcher Station an der Römerstrasse von Salona nach Servitium
(Bosn.-Gradiäka) die Gebäuderuinen von Majdan angehört haben, so bietet uns die
Lage des Dorfes äari6i an der Pliva, in welchem Tomaschek^) nach der Aehnlichkeit
des Namens die römische Station Saritte vermuthet, einen Anhaltspunkt. Durch die
in neuerer Zeit erfolgte Auffindung von römischen Gebäuderuinen, Architekturstücken,
Inschriftgrabsteinen und zahlreichen Münzen zwischen Öari<^i und dem nahen Öipovo*)
erhielt diese Vermuthung eine starke Stütze.
Gehen wir von diesem Punkte aus, so finden wir in der Peutinger'schen Tafel
zwischen den Stationen Saritte und Indenea 7 römische Meilen, dann zwischen Indenea
und Baloie 5 römische Meilen verzeichnet. Rechnen wir auf eine römische Meile rund
1-5 Km., somit für die ganze Distanz von Saritte nach Baloie (12 römische Meilen),
18 Km., so entspricht diese Distanz ziemlich genau der Entfernung von §ari6i nach
Majdan, und wir können daher mit einiger Sicherheit in den Ruinen von Majdan Reste
der Römerstation Baloie suchen.
*) Mitth. der k. k. geogr. Gesellschaft Wien, 1880, S. 516.
•) Diese Mitth. H, S. 90 ff.
256 I. Archäologie und Geschichte.
Die Lage der Zwischenstation Indenea, welche in der Pentinger^schen Tafel
durch zwei Thürme besonders hervorgehoben erscheint, ist vorläufig noch unsicher.
Nach der angegebenen Distanz von 5 römischen Meilen oder 7-5 Km. wäre dieselbe
an der Pliva, oberhalb von Jezero, zwischen den Dörfern Öerkazovi6i und Doä6, wahr-
scheinlich am linken Ufer zu suchen. Mir ist bisher nur so viel bekannt, dass in jener
Gegend in dem Riede Gorica schon öfter römische Bronzen ausgeackert worden sind,
und im verflossenen Jahre habe ich von dem Hüttenmeister Herrn Torkar eine schöne
römische Bronzefibel aus dieser Localität für unser Museum erhalten. Hoffentlich wird
es in Kürze auch da geHngen, Gebäudereste der Station Indenea aufzufinden.
Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
Von
Franz Fiala, und
Cnsiosadjnnct am bosn.-heiüeg. LandesmQseQm;
Dr. Carl Patsch,
Gymnasiallehrer in Sarajevo.
(Mit 4 Tafeln und 114 Textabbildungen.)
Inhalt: I. Gradac bei PosnSje. ~ II. Stolac. — HI. LjubuSki und Umgebung.
I. Oradac bei PosnSJe.
Jjas in der nordwestlichen Hercegovina gelegene Becken von PosuSje hat an
seinen Rändern viele Reste römischer Besiedlang aufzuweisen. In der Nähe der Ort-
schaften Gorica, Vinjani, Batin und Gradac sind wiederholt antike Gräber, Inschriften
und Qebäuderuinen constatirt worden. Die grösste und relativ am besten erhaltene
römische Ruine, von der schon Bakula^)
Erwähnung thut, befindet sich auf einem
oberhalb des Pfarrhauses von Gradac anstei-
genden Hügel, der von den Ortsbewohnern
Gradac oder Gradina genannt wird.
Fig. 1. Gmndriss der römischen Befestigung
KuHna bei PosuSje.
Fig. 2. Durchschnitt der Hügel Gradac und Kulina
bei Posuije.
Auf einem vom Gradachügel nur durch einen seichten Thaleinschnitt getrennten
Bergrücken sind die Reste einer römischen Befestigung zu finden. Das Plateau des
Rückens ist von eiförmiger Gestalt und von einer in Mörtel gelegten Mauer umgeben.
Die Mauer, welche stellenweise noch die Höhe von einem Meter erreicht, besteht aus
roh behauenen Bruchsteinen; der Mörtel enthält Ziegelstückchen. Der Längsdurchmesser
der Befestigung beträgt 100 M., der Querdurchmesser 70 M. An der Nordseite finden
sich Spuren eines Einlasses, an der Südseite erhebt sich ein UM. hoher, an der Basis
*) Schematismus topographico-historicus custodiae provincialis et vicariatus apostolici in Hercegovina.
Spalato 1867.
Band m. 17
258
I. Archäologie und Geschichte.
30 M. breiter Erdhügel, welcher auf der Spitze die Reste eines viereckigen Gemäuers
trägt. Dieses besteht aus Bruchsteinmauerwerk und soll nach Aussage einiger Bauern
vor zehn Jahren die Höhe von 2 Metern gehabt haben; heute ragen nur Va Meter hohe
Reste aus dem umgebenden Schutte empor. An der Nordseite dieses Hügels, dort, wo
die Umfassungsmauer darüber hinwegführt, ist ein kleiner, 1 M. breiter Eingang an-
gebracht. Die Befestigungsanlage trägt im Volksmunde den Namen Kulina, wahr-
scheinlich von dem Thurme (Kula), der auf dem Erdhügel gestanden hat. Figur 1 gibt
den Grundriss der Anlage, Figur 2 ein Terrainprofil des Gradac und der Kulina. Aus-
grabungsarbeiten wurden auf der Kulina, bis auf einen kleinen Probeschurf, der nur
einige prähistorische und römische Thongefässfragmente ergab, nicht unternommen.
/'•;v
Fig". 3. Grumlriös und Durchschnitt der Ruine Gradac*.
1 : 1000.
Die Ausgrabungen in der Ruine Gradac wurden vom erstgenannten Verfasser im
Mai 1892 eingeleitet und im April 1893 zu Ende geführt. Die Bauanlage (Figur 3)
bildet ein Viereck von 61 und 75 M. Seitenlänge. Die ursprünglich 3 M. starken, jetzt
ihrer Quaderverkleidung beraubten Mauerfesten springen an der Südwestseite des Baues
beiderseits in einer Entfernung von 17 Metern von den Eckpunkten unter rechtem
Winkel ein und bilden so die 9 M. langen Mauerwangen einer Aufgangstreppe, von
welcher noch 2 M. lange Bruchstücke an Ort und Stelle gefunden wurden. Vor mehreren
Jahren sollen von Bauern zahlreiche, darunter auch einige 5 M. lange Stufenfragraente
weggeschleppt und zum Baue von Häusern verwendet worden sein. Die Südwest-
und Nordwestseite des Baues ist durch mächtige, aus Bruchsteinen aufgemauerte und
mit behauenen Quadern verkleidete Strebepfeiler gestützt. An der Nordwestseite sind
Fiala and Patsch. Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
259
deren sechs und zwar in folgenden Höhendimensionen ausgeführt: a = 2 M., h = 2*5 M.,
c == 3*5 M., d = 6 M., e -= 10 M. und/ = 10 M. Die Breite der Pfeiler variirt zwischen
1 und 2 M.; die E\isslänge ist aus der Planskizze ersichtlich. Auf der Südwestseite
sind vier Strebepfeiler von einer Terrasse aus in gleichen Dimensionen (2-5 M. Höhe,
1 M. Breite und 7*5 M. Fusslänge) aufgemauert. Die erwähnte Terrasse setzt sich auch
auf der Südostseite fort, an der Nordostseite ist sie Culturen zum Opfer gefallen. Bei
den Ausgrabungen im Innern wurden nur an der Nordwestseite Mauerzüge aufgedeckt.
• Die Nordost- und Südostseite wiesen nur den natürüchen, mit spärlicher Grasnarbe be-
kleideten Felsboden auf, welcher nur an wenigen Stellen gegen die Hauptmauer zu
Spuren von Gussmörtel zeigte. In den aufgedeckten Räumen B, C und Z), sowie längs
der ganzen Hauptmauer bei F wurde am Boden circa ^4 M. unter dem Niveau eine
zusammenhängende Gussestrichschichte constatirt. Leider war von den entdeckten Räum-
lichkeiten nur das Grundmauerwerk erhalten.
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^mmmir "
(t^*t^H^frm*i^*rmtm
Fig. 4. Bnich.stüc'k eines Krauzgosiinsos.
Bei der im Plane mit G bezeichneten Stelle wurde ein aus vier rechtwinkelig
zusammenstossenden Platten aufgemauertcr Sockel, ^^ M. im Quadrate und Vg M. hoch
vorgefunden; derselbe war wohl fiir eine Statue bestimmt.
Der architektonische Schmuck der Baulichkeiten war, nach den vorhandenen
Fragmenten zu schliessen, ein bedeutender. Sämmtliche feiner gearbeiteten Stücke sind
aus importirtem Curzolaner Steine, die übrigen aus einheimischem Kalkmergel hergestellt.
Es wurden geborgen:
Säulentrommeln, glatte oder cannelirte,
in circa 10 Bruchstücken. — Ein Viertel
einer aus Pinthe und zwei Trochilcn beste-
henden Säulenbasis mit glatten Ansatzflächen
und Dübellöchern oben und unten, H. ^=
0*15 M., Radius 0*22 (befindet sich in den
Sammlungen des Landesmuseums). — Taf.VI,
Figur 3 (^'5) Fragment der Bekrönung eines
Epistyls, aus Astragalus, lesbischem Kyma
und Abacus bestehend. — Figur 4. Bruch-
stück eines Kranzgesimses mit gut gearbei-
tetem Astragal, Eierstab, feinen Zahnschnitten
und lesbischem Kyma. — Ein Eckstück eines
solchen Gesimses ist auf Taf. VI, Figur 1 (V5)
abgebildet. — Das in Figur 5 (72) abge-
bildete Reliefköpfchen, mit oben glattgestrichenem, unten in Löckchen endigendem
Haare und einem Blatte rückwärts, ferner Figur 10 (Vs) der Taf. VI, Vogel auf ge-
17*
Fig. 5. Koliefköpfcheu {^l^)-
260
I. Archäologie und Gescbiclite.
n
& i> 8 T\ EEF
bundenen Zweigen sitzend, Fig. 5 (Ys) derselben Tafel, Blütenzweig, und die auf Taf. VII
abgebildeten Stücke, Greif, Arabeske, an der ein Vogel pickt, und Arabeskenfragment,
dürften Bruchstücke vom Sculpturenschmuck des Frieses sein. — Ob der auf Taf. VI,
Figur 2 (^/g) abgebildete Delphin, der auf dem Rücken eine dreifach gegliederte Platte
trägt, vom Schmucke des Giebelfeldes herrührt, ist fraglich. — Der auf Taf. VI,
Figur 9 (Yö) abgebildete Adlerkopf, wahrscheinlich zu einem Rumpfe gehörig, der an
derselben Stelle nebst einem Flügelfragment gefunden wurde, wird vermuthlich den
Akroterienschmuck gebildet haben. — Figur 7 und 12 (Ys) der Taf. VI sind vielleicht
als Bruchstücke eines Pilastercapitäls zu deuten. — Für Figur 4, 6 und 8 (Ys) der-
selben Tafel konnte bis jetzt keine Erklärung gefunden werden.
Relativ reich war die Ausbeute an Inschriften. Dieselben wurden zum grossen
Theile in zwei Schutthügeln innerhalb des Gradacgemäuers gefunden, einige jedoch
auch auf den Gehängen des Gradachügels; wahrscheinlich sind sie dorthin verschleppt
oder abgerollt.
I. Figur 6. Vier zusammen gefundene Bruchstücke aus Curzolaner Kalkstein von
der unteren Seite einer Platte; der gleiche Stein, die gleiche Buchstabenhöhe und der
gleiche Abstand (0'031) der letzten Zeile vom unteren Rande lassen sie als zusammen-
gehörig erkennen; keine Umrah-
mung ; rückwärts abgeschlagen.
I. Höhe 014, Breite 0115, Dicke
bei erhaltener rückwärtiger Fläche
0-15. U. Höhe 0-09, Breite 0-09,
Dicke 004. III. Höhe 001, Breite
0045, Dicke 012. IV. Höhe 019,
Breite 0-09, Dicke 0-2. Zu derselben
Inschrift gehört vielleicht auch Nr. V, von demselben Fundorte, gleichem Materiale und
ebenfalls ohne Umrahmung; Höhe 009, Breite 0*2, Dicke 0-06; schön geschnittene,
0-055 hohe Buchstaben. Bei Fragment III, Zeile 2 hat der Rest des T einen späteren
Ansatz nach unten, so dass er der Kopfrundung eines P ähnlich ist. Bei Fragment V
kann man denken an
Apollini] et Difanae
oder auch an die durch C. I. L. IH 1947 (Salonae) bezeugte Verbindung:
I(ovi) o(ptimo) m(aximo) et di(vo) Claudio . . .
Für Zeile 3 könnte man folgende Lesung vorschlagen:
ex te8t]am[en]to r[e8ti]tu[er]unt
Für Zeile 1 etwa: aedicjulfam.
Bei Zeile 2 ist vielleicht eine Ligatur von 0 = 10.000 und L zu erkennen.
Die Inschrift ist wohl eine Bauinschrift, die über dem
Eingange eines wiederhergestellten Heiligthumes einge-
mauert war.
IL Figur 7. Bruchstück von der rechten oberen Ecke
einer Kalksteinplatte; keine Umrahmung, Oberfläche abgerie-
ben; Höhe 0-48, Breite 0*65, Dicke 0-18; schöne Buchstaben,
ihre Grösse in Zeile 1:01, Zeile 2: 008 und in Zeile 3 und 4:
0*07. Am Schlüsse der vierten Zeile scheint nichts zu fehlen.
Fig. 6.
DRVSr
■ILIO CAESAR)
»ONTiF MAXIM)
Fig. 7
Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. III. Band.
FlALA- Patsch : Römische Fundorte in der Hercegovina. Taf. VI.
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Architektonische Bruchstücke aus der Ruine Gradftc (Vr,"».
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Fiala and Patsch. Untersnchnn^en römischer Fundorte in der HercegOYina.
261
Ti. Claudijo Drusi [Germanici] filio
Caesari [Aug(u8to) Oermanicjo pontif(ic%)
maxim(o) [trib(unicia) pote8t(ate) X . .
co(n)8(uli)] V imp(eratori) XXV [patri patriae ....
Oandius war zum fUnften Male Consul im Jahre 51, ohne diese Würde jemals
wieder zu bekleiden: die Inschrift fallt demnach in die Zeit zwischen 51 und 54 n. Chr.
III. Figur 8. Bruchstück von der rechten unteren Ecke einer
Kalksteinplatte, keine Umrahmung, Oberfläche etwas abgerieben;
Höhe 0-48, Breite 043, Dicke 008; Grösse der Buchstaben in
Zeile 1: etwa 009, Zeile 2: 0064, Zeile 3: 0-053. In Zeile 3: folgt
nach PATRI nichts.
pont(ifici) max(imo) tri]b(unicia) pot(e8tate)
/".... i]mp(eratori) XX [co(n)8(uli) . . ,]
patri [patriae].
Fig. 8.
DIV/
:.0M]
Fig. 9.
Ausser dem Charakter der Buchstaben — insbesondere beachte man das oflfene P —
weist auch die hohe Acclamationszahl diese Kaiserinschrift dem ersten Jahrhunderte
zu. Von den Herrschern dieser Zeit kommen in Betracht Augustus, Claudius, Vespa-
sianus und Domitianus; eine bestimmtere Angabe ist unmöglich.
rV. Figur 9. Bruchstück einer Kalksteinplatte, die rückwärts am oberen Rande
eine Profilirung zeigt. Man kann daraus auf eine doppelte Benützung des Steines um so
eher schliessen, als sich über der Inschrift ein 0*13 breites Loch zum
Einlassen eines Balkens befindet; Höhe 0*29, Breite 0*2, Dicke 0*1; Höhe
der Buchstaben Zeile 1: 0-06, ZeUe 2: 0-045.
Divo Antonino e]t divafe Fau8tinae et
imp(eratori) Cae8(ari) M. Aurelio] Comfmodo
Ant(onino) Aug(u8to) Pio ....
V. Figur 10. Bruchstück vom oberen Rande einer umrahmten Kalksteinplatte;
links abgearbeitet, Oberfläche abgerieben; Höhe 032, Breite 023, Dicke 009; Grösse
der guten Buchstaben in Zeile 1: 0055, Zeile 2: 0-045. Ob noch eine dritte
Zeile folgte lässt sich nicht entscheiden.
Zeile 1 : Augu8]tae. Zeile 2 : ? dejditi,
VI. Figur 11. Bruchstück von der unteren Seite einer Platte mit
aufgebogenem Rande, rückwärts glatt, Kalkstein; Höhe 0*29, Breite 027,
Dicke am Rande 0*16, sonst 0-105; Grösse der guten Buchstaben 0-047.
Der Buchstabenrest in Zeile 2 ist nicht sicher. — In Anbetracht dessen,
dass keine weitere Zeile gefolgt zu sein scheint, könnte man für Zeile 2
etwa die Lesung:
devotU8 numini maie]8ta[tique eiu8
in Vorschlag bringen.
Fig. 10.
Fig. 11.
VH. Figur 12. Bruchstück von der rechten Seite einer Platte aus einer dunkel-
grauen Gesteinsart (Eruptivgestein), keine Umrahmung; Höhe 0-18, Breite 0-24, Dicke
0*09; Grösse der schön geschnittenen Buchstaben in Zeile 1: 006, in Zeile 2: 0-05. Die
Buchstabenformen, insbesondere das offene P, weisen die Inschrift der ersten Kaiserzeit
zu. Was die Ergänzung anbelangt, so wird man ausser Lepidus sehr wenige Cognomina
262 I. Archäologie nnd Geschichte.
finden, die für unseren Rest in Zeile 2 passen. Die Ausführung der Inschrift, sowie
die Form des Steines, die darauf schliessen lässt, dass das Fragment an einem öffent-
lichen Baue angebracht war, sprechen daflir, dass Lepidus nicht von
/| Q I niederem Stande gewesen ist,
xDinrV^ Nun nennt Dio 56, 12 einen Marcus Lepidus als Legaten des
^*JiV^ Tiberius im pannonisch-dalmatischen Kriege. Vielleicht dürfen wir ihm
Fig. 12. ^^^ Inschrift zusprechen. Möglicherweise ist aus dem Legaten des Tiberius
wegen seiner Kenntniss des Landes und der Bevölkerung ein legatus
Augusti pro praetore geworden. Die Liste der dalmatinischen Statthalter ist bei Weitem
noch nicht so geschlossen, dass wir das, wie es Liebemam in Verwaltungsgeschichte I,
S. 153 gethan hat, ohne Weiteres leugnen könnten.
M. Aemijlio [M, F, LJepido.
vQ^ VIII. Figur 13. Bruchstück vom unteren Rande einer Platte, mehrfach
jpRAElv umrahmt, Kalkstein; Höhe 012, Breite 017, Dicke 0075; Grösse der Buch-
* Stäben 0*028,
Fig. 13.
? Flavfius .] ■praef(ectu8)
IX. Figur 14. Zwei aneinanderschliessende Bruchstücke vom oberen Rande einer
mehrfach umrahmten Kalksteinplatte; Höhe 0*12, Breite 0*21, Dicke 004; ungleich hohe
(circa 0045) Buchstaben. In Zeile 1 ist dem Spatium zwischen dem ersten
ÖVQl\\V Buchstaben reste und A zufolge ein P anzunehmen. Auf den ersten Blick
\^ÜS>^ ist man versucht, das Bruchstück für den Rest einer Dedicationsinschrift
Fig. 14. an Vespasian zu halten. Dagegen spricht aber die für eine Kaiserinschrift
aus der Zeit Vespasians zu unschöne Schrift; die Buchstaben sind ungleich
hoch, und besonders nachlässig ist das S gebildet. Auffallend ist ferner der grössere
Zwischenraum zwischen A und N oder M. Es wäre folgende Lesung möglich:
Pasia N (oder M . . .)
Bezüglich dieses Gentilnamens vgl. Pasia Prima in C. I. L. HI 2004 (Salonae).
X. Figur 15. Bruchstück vom oberen Rande einer Platte mit primitiver Umrahmung,
Kalkmergel; Höhe 0-09, Breite 014, Dicke 006; ungleiche, circa 0025 hohe Buchstaben.
In Zeile 1 ein undeutlicher Buchstabenrest, am wahrscheinlichsten O. In
»CILIEMl ^^^ zweiten Zeile ist der letzte Buchstabe eher als O oder Q denn als C
^""V^AE--^ 2^ deuten.
f Pro]cili(a)e M[f f ax]im(a)e qfuae ....
XI. Figur 16. Bruchstück einer Platte, allseits gebrochen, Kalkmergel^
ffJ^l^ Oberfläche löcherig; Höhe O'l, Breite 0*11, Dicke O'Oö; Grösse der Buch-
4a/ÄA^ Stäben Zeile 1: 0028, Zeile 2: 0-()3. Wahrscheinlich ein zu Nr. X gehöriges
Fragment.
*'*^- ^^- Zeile 1 . Die beiden Punkte sind vielleicht Interpunctionszeichen,
sicher kein Büchstabenrest.
Zeile 2. f Ingenjua ma[tri ....
XII. Figur 17. Splitter aus Kalkstein, rechts ist der Rand erhalten,
keine Umrahmung; Höhe 016, Breite 011, Dicke 002; Höhe der Buch-
Fig. 17. Stäben 0-037.
Fiala und Patsch. Untersuchungen WJmifJcher Fundorte in der Hercegovina.
263
Xin. Figur 18. Bruchstück von der oberen Seite einer dicken Kalksteinplatte,
keine Umrahmung; Höhe 0*2, Breite 0*24, Dicke ()-145; Grösse der schönen Buch-
staben 0-022.
An anderen Funden hat die Grabung nur wenig geliefert. HICCOEPICADI
An der im Grundrisse mit F bezeichneten Stelle wurden in der \ — -^ -^
den Gussestrich bedeckenden Erdschichte eine bronzene Mittel-
La Tene-Fibel mit knotig verziertem Fusse (Figur 19, 7i);
das Fragment eines grossen bronzenen Messers (Opfermessei's) (Figur 20, \/i), zerknittertes
Bronzeblech und einige eiserne Klammern und Nägel gefunden. Punkt B des Planes
lieferte in gleicher Lagerung einige Fragmente von römischen Thongefiissen und eine
Fig. 18.
Fig. 19. Bronzene Mittel -La T^ne- Fibel (Vi).
Bronzemedaille des Kaisers Nero. Der in Figur 21 (Vi) abgebildete eiserne Fingerring,
welcher in der Ringplatte eine mit Folie unterlegte Paste enthielt, wurde am Grunde
eines grösseren Schutthügels gehoben.
Am Fusse des Gradinahügels stiess man in der nächsten
Nähe des Pfarrhauses auf mehrere total zerstörte Mauerzüge,
die zwar keinen Gebäudegrundriss erkennen Hessen, aber in
der umgebenden Schuttschiehte zahlreiche Funde an Arte-
facten ergaben. Von dieser Stätte aus Hessen sich gegen die
Südwestabdachung des Gradinahügels Spuren einer Wasser-
leitung verfolgen, die stellenweise aus Thonröhren, stellen-
weise aus einem mittels Steinplatten her-
gestellten Canale bestand; der Boden des-
selben war durch Anwendung eines rothen
Cementes (Crvenica) wasserdicht gemacht.
Das bei den Grabungen auf dieser Stätte
sowie in den angrenzenden Aeckern ge-
wonnene Fundmateriale ist folgendes:
Eine bronzene Früh - La T6ne- Fibel mit
schlangenkopfförmigem Fusse, welcher in den
gravirten Verzierungen Spuren eines roth-
braunen Emailfl aufweist (Figur 22, Vi)- — Eine bronzene Mittel -La Tene-Fibel, Nadel
fehlt (Figur 23, Vi)- — Eine römische Scheibenfibel, Nadel im Charnier, die sternförmige
Platte versilbert (Figur 24a und 6, Vi)- — Fragment einer bronzenen Chamierfibel
(Figur 25, Vi). — Bronzene Schmucknadeln (Figur 26, 27 und 28, Vi)- — Silbernes
LöfFelchen (Figur 29, Vi)- — Bronzenes Löffelchcn (Figur 30, Vi)- — Bronzene Stili
(Figur 31 und 32, Vi)- — Massiver bronzener Fingerring (Figur 33, Vi)- — Runder
bronzener Knopf mit eingravirtem Doppelkreuze; in der Gravirung Spuren von
Email (Figur 34, Vi)« — Zierknopf aus Brouzeguss (Figur 35, ^/J. — Ringförmig zu-
Fig. 21.
Eiserner Finger-
ring mit unter-
legter Pasta (Vi).
Fig. 20. Bruchstück
eines Bronzeniessers (*/i).
264
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 23.
Bronzene Mittel -La Töne «Fibel
(V4).
Fig. 24 a. Fig. 246.
Fig. 24 a nnd b. Sternförmige Scheibenfibel
aas versilberter Bronze (Vi)-
Fig. 22.
Bronzene Frtth-La Töne -Fibel
mit emailverziertem Thierkopf (*/i).
Fig. 26. Bronzefibel (Vi).
1
Fig. 26. Fig. 27. Fig. 28.
Fig. 26-28. Bronzenadeln (Vi).
Fig. 29. Silbernes
Löffelchen
(Vi).
Fig. 80.
Bronzenes
Löffelchen (Vi).
Fig. 31 Fig. 32
Bronzene Stili (^/x).
Fiala und Patsch. Untersnchan^en römischer Fundorte in der Hercegovina.
Fig. 33. Bronzener
Fingerring (Vi).
Fig. 34. Bronzoknopf
mit Fnrehenschmelz (*/i)
Fig. 36. Ringförmig
gekrümmte Bronzefibel
(Vi).
Fig. 37.
Bronzenes Kettenglied
Fig. 39. Bronzener
Schiassel (Vi).
Fig. 38. Bronzener Reductionszirkel (^/x).
Fig. 40.
Eiserner Schlüssel
(Vi).
sammengebogenes Chamierfibel - Fragment au8 Bronze (Figur 36, 7i)- — Bronzenes
Kettenglied (Figur 37, ^i)- — Ein bronzener Zirkel (Reductionszirkel), die Schenkel
sind 18 Cm. lang und mit kleinen eingravirten Kreisen und punktirten Linien decorirt,
der Verschluss an der Nabe ist mittelst eines Keiles hergestellt, die Patina ist schön
dunkelgrün und glänzend (Figur 38, VJ. — Bronzener Schlüssel (Figur 39, Vi). — Eiserner
266
I. Archäologfie und Geßchichte.
Stechschlüssel (Figur 40, VJ. — Kleine bronzene Sehraube (?) ^ (Figur 41, 7i)- —
Fragment eines bronzenen Beschlages (Figur 42, \i). — Reifen aus Bronzeblech, mit
Oese (Figur 43, ^/g). — Bronzefragment, unbekannter Bestimmung (Figur 44, Yj). —
Fragment des Armes einer bronzenen Statue (Figur 45, ^4); einige grössere Bronzeklumpen
sowie Stücke massiven Bronzebicches durften von derselben Statue herrühren, da der
Erhaltungszustand dieser Objecte der gleiche ist. — Auf einem 1*5 Mm. starken Stücke
Bronzeblech ist der Buchstabe \ a eingravirt. — Bronzenes Zierstück, gravirt
(Figur 46, Vi)- — Lorbeerblatt \/ aus Bronzeblech getrieben (Figur 47, Yj). —
Rädchen aus Bronzeguss (Figur 48, Vi)- — Eiserne Lanzenspitze von Schilf blattform
A
Fig. 42.
Durchbroclioiies
BcschlSge (Vi)-
Fig. 43. Ikonzcreif {*|r^).
Fig. 41.
Bronze (Vi)-
Fig. 45. JJruchatück
einer Bronzestatuette
Fig. 46.
Bronze (Vi).
Fig. 47. Bronzenes Blatt (*/i).
Fig. 44.
Bronze (Vi)-
Fig. 48.
Bronze (*/i).
(Figur 49, V»)- — Eiserne lorbeerblattformige Lanzenspitze (Figur 50, Va)- — Eiserne
Wurfspeerspitze (Figur 51, Ya)- — Eiserner Bolzen (Pfeil?) (Figur 52. Vi)- — Bronzene
Pfeilspitze, vielleicht prähistorisch (Figur 53, Vi)- — Eiserne Pfeilspitze (Figur 54, Vi)-
— Eiserner, ankerförmiger Schlüssel (Figur 55, ^ g)- — Eiserner Haken (Seilhaken?)
(Figur 56, Va)-
Ein Ringstein aus rother Glaspaste mit erhabenem weiblichem Kopfe, eine Gemme
aus Carneol mit grob eingravirter Hahnfigur, Bruchstücke eiserner Messer, Sicheln und
Scheeren, eiserne Nägel und Klammern, Fragmente von thönernen und gläsernen Gefässen
*) Vgl. da^J Fundstück au» Rakitno in diesen Mitth., Bd. I, 8. 177, Figur 24.
Fiala und Patsch. Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
267
Fig. &0. Eisern L«
Laiiien«pitKc> (^/j).
Fi^.b± Ei^Mu (Vi)-
Fig. 51. Eiserne
Lanzenspitze (*/»)•
Fig. 56. Eisenhaken (*/a)-
Fig. 54.
Eisen (//i)
Fig. 65.
Ei.serner Schlilssel.
Fig. 53.
Bronze (Vi).
268
I. Archäologie und Geschichte.
^^^^^^:*;^■^^^^>.■
sowie zwei thöneme Spinnwirtel bildeten die übrige Ausbeute. Von den römischen
Münzen, deren 35 Stücke gefunden wurden, soll weiter unten gehandelt werden.
Am Nordfusse des Gradachügels wurden auf der Feld-
parcelle des Joso Begi6 die Fundamente eines kleinen
römischen Gebäudes (Figur 57) gefunden. Die Mauern waren
aus viereckig behauenen Bruchsteinen in 0*6 M. Stärke her-
gestellt; Quermauem waren im Hausinneren nicht ersichtlich.
In der Umgebung des Ortes, sowie auch innerhalb der Mauern,
wurden vom Besitzer des Grundes zahlreiche Funde gemacht,
die in den Besitz des Landesmuseums übergingen:
Römische Charnierfibel aus Bronze mit zwei Nadeln;
der Bügel mit kleinen Knoten verziert^) (Figur 58, Yi)- —
Bronzene Schnallen (Figur 59, 60 und 61, Yi)- — Bronzene
silbertauschirte Schnalle oder Schliesse (Figur 62, 7i)- — Bronzene Beschläge (Figur 63
und 64, Y^). — Kopf einer bronzenen Schmucknadel (Figur 65, ^/\), — Bronzener
*^!^^^^?^S!^M^$^
dSo . -
Fig. 57. Gnindriss
eines rOmischen Gebäudes.
Fig. 58. Bronzefibel mit 2 Nadeln
(V.)-
Fig. 62. Bronzeschnalle, mit Silber tauschirt
(V.)-
Tutulus (Figur 66, Vi)- — Zicrstllck aus Bronze (Figur 67, Vj). — Bronzene Hand
habe (Figur 68, »/,). — Bronzener Griff (Figur 69, >/,)• — Eiserne Zange (Figur 70, '/,).
•) Vgl. das sehr Hhnliche Stück aus Hodbina bei Mostar. Diese Mitth., Bd. U, 8. 13, Figur 11.
Fiala und Patsch. Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
269
Fig. 63. BronzebescMäge (^/j).
Fig. 64, Bronzebeschläge (Vi).
Fig. 72. Bronzener Sporn (V2)-
Fig. 71.
Bronzebügel (Vi).
Fig. 67.
Bronze (Vi)-
Fig. 65.
Nadelkopf, Bronze
(Vi).
Fig. 69.
Bronzegriflf
(V.).
Fig. 73.
Eiserner Sporn
(Vs).
Fig. 66.
Tutulus, Bronze
(Vi).
Fig. 68. Bronzene Handhabe (Vi).
Fig. 70.
Eiserne Zange
(V.v
270
I. Archäologie und Geschichte.
— Bronzener Bügel (Tragreif) (Figur 71, ^s)* — Bronzener Sporn; Dorn abgebrochen
(Figur 72,^72)- — Eiserner Stachelsporn (Figur 73, Vs)- — Pferdegebiss aus Eisen (Stange),
vielleicht mittelalterlich (Figur 74, \/j). — Pferdegebisstheil aus Bronze (Figur 75, Va)-
Unter den in der Umgebung
des Gradachügels gefundenen
römischen Münzen sind folgende
Kaiser vertreten: Claudius, Nero,
Trajan, Hadrian, Antoninus Pius,
Alexander Sevcrus, GordianusIIL,
Gallienus, Claudius 11., Aure-
lianus, Constantinus Magnus, Lici-
nius, Constantinus 11., Constans,
Julianus und Gratianus; dieselben
umfassen demnach den Zeitraum
von 41—383 n. Chr. Von Münzen
der römischen Republik wurden
nur zwei Silberdenare der Gens
Cordia ausgegraben. DieGesammt-
zahl der gefundenen Münzen be-
trägt 65, wovon zwei Drittel auf
solche des 4. Jahrhunderts n. Chr.
entfallen.
Auf der Kuppe Rudna kosa,
welche circa 1 Km. nordöstlich vom
Gradach ügel gelegen ist, wurde
von Schatzgräbern ein Skeletgrab
geöffnet. Von den Knochen konnte
nichts mehr geborgen werden,
doch gelang noch die Acquirirung
dreier Ai-tcfacte, welche dasselbe
als prähistorisches Grab er-
kennen lassen. Besonders charak-
teristisch ist die in Figur 76 (7i)
abgebildete bronzene Bogenfibel.
Die breite, mit zwei Knopfan-
sätzen verzierte Fuss platte ist fein
gravirt, die Nadel abgebrochen;
am Bügclende zeigt sich die Spur
einer Reparatur, indem der Ver-
such gemacht wurde, eine zweite
Nadel mittelst einer Niete zu be-
festigen. Ein Anhängsel in Form
eines Pferdes, Bronzeguss (Figur
77, 7i) und eine eiserne Lanzenspitze mit gravirter DüUe (Figur 78, V2) bilden die übrigen
Grabbeigaben. In der Umgebung von Gradac wurden des Oefteren prähistorische
Objecte gefunden. Folgendes davon gelangte in die Sammlungen des Landesmuseums:
Spiralarmring aus Bronzedraht (Figur 79, Ya)- — Armreif aus Bronzeblech (Spät-
La Tene-Form) (Figur 80, ^/^), — Spiralring aus Bronzeblech (Figur 81, 7i)- — Frag-
Fig. 74. Eisernes Pferdegebiss (^/j).
Fig. 75. Pferdegebisstlieil, liroiize (Va)-
Fiala und Patsch. Untersuchung'en römischer Fundorte, in der Hcrcegovina.
271
ment einer mit Lappen versehenen Schliesse aus Bronzeguss, am Scheitel ein drehbares
bronzenes Plättchen (Figur 82, Vs)- — Bronzener Hohlkelt mit Oehr (Figur 83, V^V
Wenn wir die Resultate der Grabungen in Gradae überblicken, so können wir mit
Befriedigung constatiren, dass es gelungen ist, eines der werthvoUsten Objecte der
Fig. 76.
Bronzefibel (hallstättisch) (Vi).
Fig. 77.
Pferdförmiges BronzeanhKngHcl
(V.V
Fig. 79.
Spiralarmring, Bronze (^/g).
Fig. 80.
Annring, Bronze
. Fig. 81.
Kleiner Spiralring,
Bronze (*/i).
Fig. 83.
Hohlkelt, Bronze
Fig. 82.
liroHzcne Ziersclicilie
Fig. 78. Eiserne
Lanzenspitze (Vs)-
römischen Hinterlassenschaft in den occupirten Provinzen zu erschliessen. Es scheint zweifel-
los, dass wir damit eine neue römische Stadt, und zwar den wichtigsten Theil einer solchen,
das Capitol gefunden haben. Die Lage auf einem die Umgebung dominirenden Hügel,
die Form und die Disposition der Ruinen, der reiche, von monumentalen Bauten her-
rührende architektonische Schmuck und die grosse Zahl von Bau- und Ehreninschriften
272
I. Archäologe und Geschichte.
charakterisiren es als solches. Das Capitol wurde noch von einer Befestigang überragt.
Vielleicht können wir in dem Fragmente VIII Flavßus . . . .J praef(ectu8)
den Commandanten einer dort stationirten Gehörte erkennen.
Um Castell und Capitol lagerte sich im Kreise die Stadt; diese muss^ wenn unsere
Zuweisung der Inschrift VII an Aemilius Lepidus richtig ist^ bereits in der frühesten
Kaiserzeit geblüht haben.
Der Aufstellung eines Namens enthalten wir uns Torläufig, da schon die nächsten
Untersuchungen denselben authentisch gewähren können. Tomasch ek^) verlegt Epi-
lentium nach PosuSje^ welches 8 Kilometer von Gradac entfernt ist; dort sind aber
keine römischen Reste vorhanden. Wenn daher der genannte antike Ort in dieser
Gegend zu suchen ist^ so dürfte Gradac am ehesten darauf Anspruch erheben.
II. Stolac.
Anschliessend an die Arbeiten des Jahres 1892*) wurde die nächste Umgebung
des zuletzt ausgegrabenen, auf dem Felde des Pfarrers Don Lazar Lazarevi6 gelegenen
kleinen römischen Wohnhauses zum Felde weiterer Ausgrabungen gewählt. Circa
25 M. südöstlich von der genannten Ruine wurden in einer Tiefe von 06 M. unter
dem Niveau ausgedehnte Züge von rohem Mörtelmauerwerk aufgefunden. Der Zu-
sammenhang dieser Bruchsteinmauern ist aus der Planskizze (Figur 84) ersichtlich.
Fig. 84. Römische Rnino bei Stolac.
Das Gebäude hatte eine Frontlänge von 19-7 M., eine Tiefe von 10 M. und war,
aus den zahlreich vorgefundenen Ziegelstückcn zu schliessen, mit Ziegeln gedeckt.
Nach den vorhandenen Trennungsmauem und Ansätzen von solchen war der Innen-
raum in sechs Abtheilungen geschieden. Das Fehlen von Estrich, sowie von jeder
Spur einer Wandverkleidung, dann die beträchtliche Grösse der Räumlichkeiten sprechen
eher flir die Verwendung als Stall- und Wirthschaftsgebäude als für die zu Wohn-
zwecken. Es wurden darin nur einige eiserne Nägel und zwei kleine Bronzemünzen
des constantinischen Zeitalters gefunden. An der Längsseite des erwähnten Gebäudes,
*) Die vorelavische Topographie der Bosna, Uerccprovina etc.
«) Vgl. diese Mitth., Bd. I, S. 284.
Fiala und Patsch. Untersnchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
273
circa 1*5 M. von der Mauer entfernt, wui'den die Reste einer primitiv angelegten
Wasserleitung (-4 im Plane) aufgedeckt; Figur 85 zeigt einen Querschnitt derselben.
Das zu beiden Seiten führende Mauerwerk ist in einer Stärke von 40 Cm. und in einer
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Clubäude Fig-, 04 (Aj,
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Fig. 86. Zwei r<)misclie Gebäude auf dem Felde der Salko Dizdari(^> bei Stolac.
Höhe von 90 Cm. aus Bruchstein mit Crvenica aufgemauert. Die innere Lichte des
Wasserganges beträgt 40 Cm.; der Boden besteht aus festgestampfter Crvenica, die
Decke bilden grössere Kalksteinplatten, deren Stossfugen mit Mörtel verstrichen waren.
BftDd III.
18
274
I. Archäologie und Geschichte.
Die Wasserleitung begann zweifellos an der etwa 2 Kilometer von Stolac entferoten
Njivicaquelle und versorgte den in der Ebene gelegenen Theil der römischen Stadt mit
Trinkwasser.
Werth vollere Aufschlüsse hat die vom besprochenen Gebäude circa 100 M. nord-
östlich gelegene Feldparcelle des Salko Dizdarid ergeben.
Figur 86 zeigt den Grundriss der zwei an dieser Stelle ausgegrabenen Gebäude,
von denen I ein Wohnhaus, II das zugehörige Wirthschaftsgebäude sammt Hofraum
vorstellt. Um bis an das Niveau des Estrichs zu gelangen, musste eine 2 M. starke
Erdschichte bewältigt werden. Das aufstrebende, aus roh zugehauenen Bruchsteinen
bestehende Mauerwerk war in einer Höhe von 0*9 M. erhalten. Die Disposition der
Räume im Wohnhause war folgende.
Fig. 87. MoHaik im Räume A des Haases I, Fig. 86.
An der Südseite fühi-te ein 0*95 M. breiter Eingang über zwei Sandstein stufen
herab in die Vorflur C, welche mit einem Gussestrich versehen war. Aus dieser ftihrte
ein 1*5 M. breiter Gang, welcher, nach den im Thürsteine beiindHchen Rinnen zu ur-
theilen, durch eine Schieberthür verschliessbar war, in das Gemach A^ welches wegen
seiner besonderen, relativ kostbaren Ausschmückung als das Prunkzimmer des Hauses
anzusprechen ist. Die Wände waren bis zu einer Höhe von 0*7 M. mit massiven, fein
abgeschliflFenen Sandsteinplatten, welche durch starke bronzene Klammern an das Mauer-
werk befestigt waren, verkleidet; über diesem Sockel scheint die Wand, sowie die
Decke, mit einer Art von Marmorgetäfel bedeckt gewesen zu sein, denn es wurden in
dem das Gemach ausfüllenden Schutte nahe an 600 theils rechteckig, theils trapezförmig
zugehauene verschiedenfarbige, geschliffene Marmorstücke aufgefunden. Von Wand-
bewurf oder Wandmalerei war nichts zu entdecken. Die Hauptzierde des Zimmers
bildete das den Boden bedeckende, leider nur zur Hälfte erhaltene Mosaik (Figur 87).
Das Mittelstück und zwei der rautenförmigen Seitenfelder waren gänzlich vernichtet
und nur ein Theil der Bordüre, sowie zwei Seitenfelder intact. Die Bordüre bildet ein
Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. III. Band.
Taf. VIII.
FialA-Patsch : Römische Fundorte in der Hercegovina.
Brustbild einer Frau
aus der rechten Ecke des Mosaiks Fig. 87 (Ve).
Mittheilungen aus Bosnien und der Hercogovina. III. Band.
Taf. IX.
Fiala-Patsch: Römische Fundorte in der Herceffovina.
Brustbild eines Mädchens
aus der linken Ecke des Mosaiks Fig. 87 (^/e).
Fiala und Patsch. Untersuchungen römischer Fundorte in der Herce^ovina.
275
von einem Flechtbande durchlaufener Mäander^ der in den Ecken des Mosaiks Füllungen
von geradlinigen Ornamenten aufweist. Die zwei Seitenfelder enthalten weibliche Brust-
bilder, welche nahezu in natürlicher Grösse ausgeführt sind; und zwar:
Fig. 88. Mosaik im Räume B des Hauses I, Fig. 86.
Taf. VIII (Yß). Brustbild einer älteren Frau, bekleidet mit einer auf der Brust
sichtbaren dunkelvioletten Stola und einer hcllvioletten, über den Kopf gezogenen und
auf der Brust sorgsam übereinander gelegten Palla; um das Haupt ein OHvenkranz.
Taf IX (Ye)- Brustbild eines jungen Mädchens mit langem, über den Nacken herab-
wallendem blondem Lockenhaare, welches ein reicher bunter Blumenkranz ziert, von
dem beiderseits je eine Binde auf die Schulter ftQlt; um den Hals ein Collier.
Der von dem Künstler so sorgfältig durchgeführten DiflFerenzirung der beiden
Frauen im Alter, in der Bekleidung und im Kopfschmucke muss eine ganz bestimmte
Absicht zu Grunde liegen. Die ursprüngliche Vierzahl der Figuren und die charakte-
ristischen Kränze lassen die Intention erkennen: es sollten die vier Jahreszeiten zur
Darstellung gebracht werden. Die ältere, wärmer gekleidete Frau mit dem Olivenkranze
ist die Herbsthore, die jüngere, mit den Kindern des Frühlings geschmückte ist die
Personification dieser Jahreszeit.
18*
276
I. Archäologie und Geschichte.
Die Ausführung des Mosaiks in buntem Steine und Glaspaste ist eine technisch
vollkommene, ja beinahe künstlerische zu nennen. Die je einen Quadratmeter grossen
Bilder wurden unter Ueberwindung bedeutender technischer Schwierigkeiten ohne jegliche
Beschädigung gehoben und den Sammlungen des Landesmuseums einverleibt. Aus dem
soeben beschriebenen Prachtgemache gelangt man durch eine 1 M. breite Thtiröflfhung
in den Raum B, dessen Boden ebenfalls mit einem Mosaik bedeckt war. Dasselbe
(Figur 88), aus mehreren geometrischen Motiven bestehend, in schwarzen und weissen
Steinen ausgeführt, wurde in seinen ganzen Dimensionen, 3*24 Quadratmeter, gehoben
und im Landesmuseum aufgestellt. Die Wände dieses Zimmers waren durch einfache
Malerei, rothe und grüne Felder, sowie Palmettenmotive decorirt. Interessant war der
Umstand, dass der Wandbewurf dieses Raumes deutliche Spuren einer wiederholten
Erneuerung zeigte, indem drei Schichten, jede mit Malerei versehen, an den Wänden
aufeinandergeklebt gefunden wurden. Der im Plane mit D bezeichnete Raum war mit
Gussestrich versehen und wird nach den daselbst vorgefundenen Objecten (zwei Mühl-
steine, Fragmente eines grossen kesselartigen Gefässes aus Kalkstein und zahlreiche
Gefässscherben) die Küche gewesen sein. Der Boden des Gemaches lag um 30 Cm.
höher als in A, B und C; der Eingang scheint aus der Flur C über eine kleine Holzstiege
nach D geführt zu haben. An der einen Wand war ein aus Kalksteinen aufgemauerter
Ausguss, a, angebracht, welcher mit dem an der Nord- und Ostseite des Gebäudes
verlaufenden Abflusscanale in Verbindung stand. In dem Schutte
VERWI VSlJ^ fanden sich Fragmente zweier Säulentrommeln und das Bnichstück
-'>NIOR Fl/'^'^'^ eines Grabsteines (Figur 89). Es stammt von der oberen Seite
^IN*^^ einer Kalksteinplatte mit primitivem Giebel und Eckakroterien
Fig. 89. (rechts abgebrochen); zwischen Giebel und Schrift eine Rosette,
deren Blätter durch vier Striche angedeutet sind; Inschriftfeld
ohne Umrahmung; Höhe 034, Breite 0*35, Dicke 0*09. Zeilen vorgerissen, doch reichen
die rohen Buchstaben (Zeile 1: 0*05, Zeile 2: 0045 hoch) nicht bis an sie heran; Zeilen
hart aneinander.
Verantius iunior fi
Das mit II bezeichnete Gebäude bestand aus den mit Gussestrich versehenen
Räumen E und F und dem ungepflasterten Hofraume H, Sowohl das Wohngebäude
als auch das Wirthschaftsgebäude waren mit Ziegeln gedeckt. Unter den zahllosen
Dachziegelfragmenten wurden auch zwei mit Stempeln versehene gefunden.
Fig. 90.
ZiegelbruchstUck mit Stcmpelinschrift (^g).
Fig. 91.
Ziegelbniclistück mit Stempelinschrift ('/s).
Figur 90. Bruchstück eines Ziegels, allseits gebrochen, roth gebrannt; Höhe Ol;5,
Breite 016, Dicke 0*035; innerhalb einer Eintiefung erhabene, 0*023 hohe Buchstaben:
Q. GJrani Priscfi)
Fiala und Patscli. Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
277
Vgl. C. I. L. ni 32147 aus Curzola. Bis jetzt sind Ziegel dieser Fabrik weit häufiger
im Norden der Adria vorgekommen.
Figur 91. Bruchstück eines Falzziegels, blassroth gebrannt; Höhe 0*4, Breite 0*23,
Dicke am Falz 0*05, sonst 0*023; Schild auf der Falzseite, knapp am unteren Rande;
Höhe des Schildes 0*02, Breite 0085; Höhe der Buchstaben 0015.
Super
Bisher in Dalmatien unbezeugt.
Fig. 94.
Kniefibcl mit doppelter
Nadel,
Bronze (*/i).
Q
Fig. 92. Eiserner
Fingerring (Vi).
Fig. 95. Bronzene Schnalle (*/i).
Fig. 93. Bronzener
Fingerring (Vi).
Fig. 96. Bronzene Schnalle (ViV
Unter den im Qebäudeschutte ausgegrabenen Funden verdienen die Münzen die
erste Erwähnung; es wurden deren 1 silberne und 84 bronzene gefunden. Die Silber-
mtinze ist ein Denar des Geta, die bronzenen gehören den Kaisern Gallienus, Probus,
Maximianus, Constantinus Chlorus, Constantinus H., Constantius, Constans und Valen-
tinianus I. an, reichen demnach bis 375 n. Chr. An anderen Gegenständen wurden ein
278
I. ArchKologfie und Geschichte
eiserner Fingerring (Figur 92, Vi); ein solcher aus Bronze (Figur 93, \/,\ eine bronzene
Kniefibel (Figur 94, VJ, zwei grössere bronzene gravirte Schnallen (Figur 95 und 96, Vi),
eine aus Bronzeblech getriebene Rosette (Figur 97, Vi), ein Fingerring aus blauer Glas-
paste, ein Ringstein aus Glaspaste (brauner Frauenkopf auf blauem Grunde), zwei Glas-
perlen, ein bronzener Knopf (Figur 98, Vi), zwei bronzene Schlüssel (Figur 99 und 100, '/,),
Fig. 108.
Toreo einer Sandsteinfigur (*/«).
Fig. 102.
Bronze (*/i).
Fig. 100.
Fig. 99—100-
Bronzene Schlüssel (*/i).
eine grosse eiserne Pfeilspitze mit langen Widerhaken und abgesetztem Schaftdom
(Figur 101, Vi)? ®in Bronzegeräth unbestimmter Deutung (Figur 102, Vi), eiserne Nägel,
eiserne und bronzene Klammern, Bronzefragmente, Bruchstücke von gläsernen und
irdenen Geftlssen und zwei Glasperlen gefunden.
Durch Herrn Bezirksleiter v. A dam o vi 6 wurde in der Hausmauer eines türkischen
Wohnhauses der Torso einer männUchen, in halber Lebensgrösse ausgeführten Statue
entdeckt und dem Landesmuseum zugewendet. Das Stück soll Vorjahren mit diversen
Fiala und Patsch. Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
279
Bausteinen von dem Riede „Oklade'', der Stätte unserer Ausgrabungen^ in das Haus
gebracht worden sein. Der aus Sandstein gemeisselte Torso (Figur 103) hat eine Höhe
von 0*44 M. und eine Schulterbreite von 0*22 M. Es fehlen der Kopf, die beiden Arme
(links vom Biceps an), Theile der Unterschenkel und die Ftisse; die Brustseite ist links
stark beschädigt, die Rückseite ist sehr roh und flüchtig behandelt, so dass es den
Anschein hat, dass die Statue nur für die Vorderansicht bestimmt war. Die halbnackte
Figur steht auf dem rechten Beine und hat das linke zurückgesetzt; sie ist mit einem
zweifachen Gewände bekleidet. Das eine ruht mit einem Zipfel auf der linken Schulter,
geht in breiter Lage über den Rücken zur rechten Hüfte, hebt sich hier und wurde,
wie es scheint, von der rechten Hand gehalten. Diese ist ausgestreckt zu denken, weil
keine Spur von ihr am Körper sichtbar ist. Das zweite Gewand verhüllt, von der
rechten Hüfte ausgehend, vorne und rückwärts die Beine und fällt an der rechten
Seite, hier eingeschlagen, lang herab. Der linke Arm wurde, wie der Armstumpf und
das Fehlen jeglicher Spur am Körper erkennen lassen, ebenfalls vom Körper entfernt
gehalten. Die Bildung des Körpers ist anatomisch richtig, das Gewand roh und flüchtig
gehalten. Vielleicht lassen die etwas weichen Körperformen und die scheinbar zufilllige,
aber wohl berechnete Enthüllung des Unterleibes und der Brust auf eine Attisdarstellung
schliessen.
In der Mauer des Steueramtes von Stolac befanden sich zwei In-
schriftfragmente, welche in der Stadt selbst gefunden wurden. Jetzt
befinden sich beide Platten im Lapidarium des Landesmuseums.
Die eine (Figur 104) ist das Bruchstück eines Kalksteinblockes, allseits
abgearbeitet. Die Oberfläche ist theilweise abgesplittert; die Höhe beträgt
0*63, die Breite 0*21, die Dicke 0*14 M. Grösse der Buchstaben zwischen
0035 und 004 M.
Zeile 4. Vor und hinter M ist keine Buchstabenspur wahrnehmbar,
die Zeile bestand demnach aus Siglen.
Zeile 5. Die Namen der beiden Consuln standen sammt COS in
einer Zeile, man wird demnach wegen des genügenden Raumes an Con-
sularpaare wie II SILANIS COS (189 n. Chr.), H ASPRIS COS (211
n. Chr.) u. s. w. oder wegen der Rasur vielmehr an Gesammtherrschaften
wie DD NN PHILIPP COS, DD NN DECHS COS u. s. w. denken müssen.
v(otum) 8(olvit) l(iben8)] m(erito) co(n)8(ulihus) [. IJun(ia8).
[L(oco) d(ato)] d(ecurionum) d(ecreto).
Ob Zeile 2 ob [honor(em)] vorzuschlagen wäre, ist zweifelhaft. Trotz der Ver-
stümmelung des Steines, die jener des folgenden völlig gleicht, so dass man bei beiden
die gleiche nachträgliche Verwendung annehmen muss, ist die Inschrift von
Bedeutung für die Erkenntniss der Geschichte von Alt-Stolac. Es wird in ihr
der Gemeinderath genannt; demnach befand sich in Stolac eine Ansied-
lung mit städtischem Charakter.
Figur 105. Bruchstück von der linken Seite eines Kalksteinblockes,
allseitig abgearbeitet, Profilirung der linken Seitenfläche zum Theil erhalten,
Oberfläche stellenweise abgesplittert; Höhe 0*61, Breite 0-2ö, Dicke 0*21;
Grösse der Buchstaben zwischen 004 und 0'045 M.
Zeile 1. Der erste Buchstabenrest unsicher, der zweite A.
Zeile 7. Der Punkt im C scheint eine spätere Verletzung des Steines
zu sein. Fig. io6.
Fig. 104.
280
I. Archäologie und Geschichte.
et . . , Pajpiria [domo] Tingfitano] Ami[a , qCui)
vi]xit a[n(nos) , ? nep(oti)] &or[um ,]
Clemfens ? par(entibu8) et] filio ....
Die gegebene &gänzung schien uns angemessener, als wenn man die Bnchstaben-
complexe in Zeile 2 — 4 für Personennamen halten würde.
Domo und Tingitano (statt des kurzen Stadtnamens) wurde des Raumes wegen
angenommen.
eorfum in Zeile 6 weist auf andere zu Beginne der Inschrift genannte Personen hin.
III. LJobuSkl und Dmgebnng.
Unweit des an der von LjubuSki nach Vitina führenden Strasse gelegenen Ortes
Proboj stiessen Feldarbeiter beim Umgraben eines Tabakfeldes auf Mauerzüge und
fanden hiebei einige kleine Bronzemünzen des Kaisers Constantius I., sowie einige Frag-
mente römischer Glasgefässe. Das Feld liegt noch im Bereiche der Ortschaft Radisi6i,
circa 200 Schritte nordöstlich von der über den Probojer Bach führenden Brücke gegen
die QueUe Probojsko vrelo zu. In der nächsten Nähe der genannten Brücke stehen
v//////Ä^^Z^n^r/my^///////////////////z//A^^^
Fig. 106. Ruine eines rOinischen Gebäudes bei Proboj.
heute noch Pfeiler einer römischen einfachen Bogenbrücke, einige Quadern derselben
sind in die neue Brücke verbaut. Bei der hier vorgenommenen Grabung wurden circa
0*6 M. unter der Oberfläche Reste eines Gebäudes von 31 M. Länge und 11*4 M. Breite
aufgedeckt. Die Mauern bestehen aus in Mörtel gelegten, roh zubehauenen Bruch-
steinen; die Eindeckung war den massenhaft vorhandenen Resten zufolge aus Dach-
ziegeln hergestellt; Mosaik oder Gussestrich waren nicht vorhanden. Die Anlage
(Figur 106) scheint den bedeutenden Dimensionen der Innenräume zufolge eher öffent-
lichen als privaten Zwecken gedient zu haben. Von den beweglichen Funden
verdienen zunächst die Inschriften auf Ziegeln und Verwandtes Erwähnung.
Figur 107. Bruchstück einer Thonröhre, Höhe 0-05, Dicke 0*01 ; auf
demselben nach dem Brennen eingeritzte 0*07 M. hohe Buchstaben. Iul(iu%)
CodCrusT) vgl. C. IL. m 9206 (Salonae): Cod, L(tccii) n(o8tri)?
iVL
COD
Fig. 107.
Fiala und Patsch. Unterauchungen römischer Fundorte in der Hercegovina.
281
Flg. 108. Zicgelbruchstück
mit Steinpeliuschrift (*/»)•
Figur 108. Bruchstück eines Ziegels, allseits abgebrochen, Höhe 0*09, Breite 0*1,
Dicke 0*03. Umrahmung und Buchstaben vertieft, Grösse der letzteren 0*007; Höhe
des Schüdes 0021.
LJ Maltini Abascanti. Vgl. C. I. L. HI 3214^ (Zara). Dieser Stempel ist bis
jetzt so selten, dass die Frage nach dem Ursprungsorte der ihn tragenden Ziegel noch
nicht aufgeworfen wurde; man kann die Fabrik viel-
leicht in das Gebiet von Salonae verlegen, wenigstens
findet sich der Name Maltinius in unserer Provinz nur
hier. C. I. L. HI 2264 (Clissa bei Salonae): D. M.
Camerifae] Heroidfi] def. annforum] XVIII Maltinia
Bonfojsa ßliae infelicissim 2425 (Suöurac) : Mal-
tinia Pud P. Acl, Catandioni marito pientissinw,
con quo vixi annos XXX,
Von hier aus wurden die Fabrikate wie die
der anderen Etablissements nach Norden und Süden
und ins Hinterland verschickt.
Von Münzen wurden im Ganzen 16 Stücke, dar-
unter ein Denar der Sabina, eine Bronzemedaillc Dio-
cletians, eine solche von Maximianus und diverse kleinere Bronzemünzen von Con-
stantin I. und H. gefunden.
Häufig waren Glasscherben, sowohl von GefUssen als auch von flachen Scheiben,
ebenso Thongefilssfragmente. Zwei bronzene Nägel, mehrere grosse Klumpen geschmol-
zener Bronze, zahlreiche eiserne Nägel, Bolzen, Klammern und Beschläge, ein kleiner
runder bronzener Nadelkopf und ein Stück mit getriebenen Ornamenten verzierten
Bronzebleches bilden die übrige Fundmassc.
In der Nähe der Kuinc, sowie bei der etwa 200 Schritte entfernten Quelle wurden
grosse Steinplatten mit sorgföltig cingemeisselten Rinnen gefunden, Reste einer von der
Probojer Quelle zum Gebäude führenden Wasserleitung.
Einen Kilometer östlich von der Probojer Brücke entfernt befinden sich auf einer
mit 256 M. Seehöhe cotirten, Gradina genannten Kuppe des von Ljubuöki nordwestlich
streichenden Gebirgszuges Reste eines römischen Wachthauses (?) ; die Fundamente
sind stellenweise noch gut erhalten, das obere Mauerwerk leider total zerstört. Schatz-
gräber sollen dort vor Jahren eine grössere Anzahl von Silbermünzen des Kaisers
Hadrian gefunden haben. In der Nähe der Probojer Häuser stiess man beim Ackern
an mehreren Stellen auf römische Brandgräber; die Funde (Bronzen und Balsamarien)
wurden von den Bauern achtlos weggeworfen, nur zwei theilweise beschädigte Balsa-
marien konnten für das Landesmuseum erhalten werden.
Auf der südöstlich von der Probojer Brücke gelegenen Wiesenparcelle Dracevica
wurde ein grösserer Complex von römischen Gebäuderuinen constatirt. Das Landvolk
nennt die Stätte „crkva sveti Ru^e". Beim obertiächlichen Durch-
suchen der zahlreichen, von Gebüschen uuiwucherteu Trümmer-
haufen wurden zwei Inschriftsteine und eine Säulentrommel
entdeckt.
Figur 109. Bruchstück eines Säulchens, oben und unten
gebrochen, Kalkstein; Höhe O'IU, Durchmesser 0*16; Höhe der
Buchstaben 0-045.
Zeile 1: Das R in CAESAR ist unsicher.
li^=PCAESA^
D//ITIO-
///ELIAN<
Fig. 109.
Imp(eratori) Caesar (i) D[om]itio [Aurjdiaiio [P(io) F(elici)
282
I. ArchJiologie und Geschichte.
coHvn>
rriAsPEscC
NiVLIVSIVLI/
\PATBM P
Fig. 110.
Die Bestimmung des Säulchens ist nicht recht klar; fUr einen Meilenstein ist der
Durclimesser zu klein.
Figur 110. Quadratische Tafel aus Kalkstein mit einfacher Umrahmung, rechts
und Unks unten abgebrochen; Höhe 0*45, Breite 0'35, Dicke 0135; unregelmässige
Interpunction, ungleich hohe Buchstaben, in Zeile 1: 0*04, in Zeile 2 — 4: 0028,
in Zeile 5—6: 002.
D(i8) [M(anihu8)], Q. lul(io) Verefcundo] (centuinoni) co-
k(orti8) VIII v[ol(untariorum) ? TJitia Spes co[ni(ug%) et QJ
lulitis luliafnus] pat(ri) b(ene) m(erenti) posfuerunt).
Zeile 3: c(ivium) R(omanorum) wurde nicht hinzugefügt,
weil dieses Cognomen bisher auf keinem dalmatinischen Steine
angegeben worden ist.
Zeile 4: Es kann an dem Gentilnamen der Frau nur ein
Buchstabe fehlen; es lässt sich Pitia oder das häufiger vorkom-
mende Titia vorschlagen. Spes als Cognomen kommt auch C. I.
L. III 2841 (Burnum) zweimal vor.
Der Fundort dieses Steines, Dracevica, ist von dem Lager von Bigeste — Humac
nur etwa 20 Minuten entfernt; es wird also anzunehmen sein, dass Julius Verecundus
in Draöevica starb, als seine Cohorte in Bigeste in Garnison lag. Die Stationirung der
cohors VIII vol. in Humac ist bezeugt durch die in nächster Nähe von Draöevica, in
Kutac gefundene Inschrift C. I. L. HI 6365 = 8490, wo zwei Soldaten der Cohorte
genannt werden:
M, Flae. F , , . , miles chotis VIII voL (centuria) Artani Marcelli, Noni Valentis
(centuria) eadem Nonio Volenti benemerenti titulum posu(it) annorum XXX sti. VII,
Die cohors VIH voluntariorum gehört zu den ältesten Bestandtheilen des römi-
schen Auxiliarheeres und war während der ganzen Dauer ihrer Existenz
in unserer Provinz dislocirt. Auf dem benachbarten Ackergrunde
wurde ein bronzenes Köpfchen (GriflF?) (Figur 111, Vi) von Bauern
gefunden.
Am rechten Trebeiatufer bei Humac, circa 1000 Schritte von der
Klostermlihle stromabwärts wurden einige bis dahin unbekannte In-
schriftfragmente gefunden. Am Orte befinden sich Spuren einer römi-
schen Brücke und Reste von Hausruinen. Das Material ist meist in
den die Aecker abgrenzenden Trockenmauem verbaut.
Figur 112. Bruchstück von der rechten unteren Ecke eines
Kalksteinblockes, mehrfach umrahmtes Inschriftfeld, rechte Schmalseite
ebenso profilirt wie die Vorderseite; Höhe 0*43, Breite 0*32, Dicke
0*32; Höhe der schönen regelmässigen Buchstaben 0*04, unter der In-
schrift eine Ol 88 hohe freie Fläche.
In Zeile 2 ist der Buchstabenrest sicher ein L. Die Versin-
terung des Steines lässt in Zeile 2 keine Interpunction erkennen.
Petrjonia [Lucijlla ma[tri p]ient(i88imae)
. LM IV| M y)[q Ergänzung der Namen soll natürlich nur etwas Mögliches
E N 1 ^ bieten, ebenso passen für den Raum, der durch Zeile 3 bestimmt wird,
Tapponia, Pomponia u. s. w., beziehungsweise Catidla, Nigella, Pro-
Fig. 112. cilla etc.
....^Ä,
Fig. 111.
Bronzekilpfchen
(von einem
Griff?) (•/.)■
Fiala und Patsch. Untersuchungen römischer Fundorte in der Hercegovina. 283
Figur 113. Bruchstlick von der oberen Seite einer Kalksteinplatte, das Inschrift-
feld umrahmt; über demselben, wie es scheint, ein Naiskus ftlr die Protomen; Höhe
10-95, Breite 036, Dicke 0-185; Grösse der guten Buchstaben 0045.
L, Fron
Figur 1 14. Bruchstück von der linken Seite einer Kalksteinplatte, linker Rand und
Umrahmung erhalten; Höhe 0-17, Breite 0'24, Dicke Ol; Grösse der Buchstaben 0043.
.... vifxit anJn(o8) T
LrFRO^
Fig. 113. Fig. 114.
Archäologische Tagebuchblätter.
Von
W. Radimskt,
bosD.-berceg. Beigbauptmann.
Fortsetzung.^)
(Mit 33 Abbildungen in Texte.)
Inhalt: 15. Zwei Bronzen aus Capljina. — 16. Die Gradiua von Turbe bei Travnik. — 17. Zwei Bronzen
aus dem Plivagcbiet bei Jajce. — 18. Die prähistorisch-römisclie Befestigung vou Kalesia im Bezirke
Zvomik. — 19. Einige Alterthümer von Gacko in der Hcrcogovina. — 20. Die Kirchenniine auf der
Careva luka bei Ermain in Bosnien. — 21. Ueber einige prähistorische und römische Baureste bei Grahovo
im Bezirke Livno. — 22. Ein Legionsziegel aus KladuSa velika in Bosnien. — 23. Drei Funde aus dem
Bezirke Ljubuäki. — 24. Kolossale Fibel aus Ivanjska bei Banjaluka. — 26. Zwei Funde aus der Gegend
von Bilek.
15. Zwei Bronzen aus Capljina.
Capljina im hercegovinischen Bezirke LjubuSki, an der Mündung des Trebiiat-
thales in das Narentathal gelegen, muss schon in römischer Zeit als eine Station an der
Strasse, welche aus dem Mostarer Felde am rechten Narentaufer durch das Defil6
dieses Flusses über 2itomisli6 mit seiner römischen Burgruine Kozmaj gegen Narona
führte, bestanden haben.*) Dies bezeugen die römischen Ziegelfragmente, namentlich
von Dachfalzziegeln, sowie die römischen Kaisermünzen, welche in Öapljina wiederholt
gefunden worden sind. Aber auch schon in prähistorischer Zeit war das ganze Tre-
bi^atthal besiedelt, und in mehreren Wallbauten und zahlreichen Tumulis, welche letz-
tere wir im ganzen Trebi^atthale verstreut finden, sind uns die Spuren jener vor-
römischen Bevölkerung erhalten. Um jedoch nicht zu weit abzuschweifen, sei nur
erwähnt, dass ich in der Umgebung des Dorfes Trebiiat bei Öapljina allein über hun-
dert Tumuli gezählt habe.
Dass diese Localität auch im Mittelalter nicht verlassen war, beweist uns die
kleine Burgruine „Mala gradina" im Nordosten von Öapljina, von welcher noch ein
6M. langes, 9 M. hohes und 1'5M. dickes Mauerstück erhalten ist. Es ist übrigens
möglich, dass diese Ruine nur ein Wach tthurm der nahen Feste Gabela war. Wilkinson')
») Nr. 1—14 siehe Bd. II, 1894, S. 60—72. Im letzten dieser kleinen Beiträge, S. 71, Z. 15 vou
unten, «teht statt „Kalkstein" unrichtig „Sandstein**. Dieser Druckfehler wird wohl keinen Leser über
(las Hauptniaterial drr sogenannten „Bogumilensteine" getäuscht haben, da die Varietäten des angeffthrteu
Gesteins im Folgenden ausdrücklich als Kalksteinarten bezeichnet sind und von dem viel seltener ver-
wendeten »Sandstein erst weiter unten, S. 72, Z. 6 von oben, die Rede ist.
*) Diese Mitth., Bd. II, 18Ü4, S. 33.
*) Sir J. Gardner Wilkinson, Dalniatien und Montenegro mit einem Ausfluge nach der Hercego-
vina. Bearbeitet vou Lindau. Leipzig 1849, JS. 75.
Radimskj^. Archäologische Tagebuchblütter.
285
erwähnt femer bei Öapljina altbosnische sarkophagförmige Grabsteine, deren schräge
Deckflächen dachziegelartig omamentirt sein sollen. Es ist mir jedoch nicht gelangen,
diese eigenthümlich verzierten Grabsteine wieder aufzufinden.
Als im Jahre 1891 neben dem Bahnhofe von Öapljina die Fundamente der ära-
rischen Tabakmagazine gelegt wurden, stiess man unter der ganzen Fläche des Magazines
Nr. I und einem Theile des Magazines Nr. II in der Tiefe von 1 — 2 M. auf eine Menge
römischer Ziegel und auf Reste von Mauerwerken, zwischen welchen sich auch zwei
Bronzen fanden. Der Bauleiter, Herr Official Ottokar Koderle, war so freundlich, mir
dieselben fUr das Landesmuseum in Sarajevo zu übersenden.
Das eine dieser Stücke (Figur 1) ist ein halbkugelförmi-
ger, etwas zugespitzter Zierknopf von 3 Cm. Durchmesser und
1*5 Cm. Höhe, welcher oben mit drei Doppelkreisen und an der
Peripherie mit länglichen radialen Schlitzen verziert ist. Solche
Bronzebuckel kennen wir von Glasinac
in grösserer Zahl,*) so dass über die
Zeitstellung dieses Fundstückes kein
Zweifel sein kann.
Das zweite Stück (Figur 2) ist
ein kreisrunder Ohrring von 3*5 Cm.
Durchmesser, dessen untere Hälfte
verdickt und mit drei Scheibchen be-
setzt ist, welche an ihrer Peripherie je
eine Reihe von perlenartigen Knöpf-
chen tragen. Zwischen diesen Scheib-
chen ist der verdickte Theil mit vier
glatten Längsrippen und zwischen je
zwei dieser Rippen mit einer Reihe von perlenartigen Knöpfchen omamentirt.
Dieses Fundstück gehört wahrscheinHch dem frühen Mittelalter an, und aufiallend
ist daran nur der Umstand, dass die Verdickung der unteren Hälfte aus vollem Gusse
und nicht aus einem feinen Drahtgebilde besteht, wie dies z. B. bei einem ähnlichen
Ohrringe aus einem altslavischen Grabe von der Thunau bei Gars in Niederösterreich
der Fall ist.
Fig. 2. Bronzener
Ohrring von Capljina
(V.)-
Fig. 1. Bronzener
Zicrbuckel von Capljina
(Vi).
16. Die Gradfna von Turbe bei Trarnik.
Herr Dr. C. Marchesetti erwähnt in der Beschreibung seiner Reise von Spalato
nach Sarajevo*) die Bergkuppe Gradina oberhalb der Ortschaft Turbe und vermuthet
nach der Gestalt, dass dieselbe einen Wallbau trage.'*) Eine nähere Besichtigung des
Berges konnte er jedoch nicht vornehmen. Als mich mein Weg im Sommer 1892 an
Turbe vorbeiführte, bestieg ich die Gradina und kann darüber Nachstehendes mittheilen:
Der genannte Berg, auf dessen Kuppe sich eine sehr sanft gegen Süden abfallende
Fläche von 30—40 M. Breite befindet, erhebt sich steil und mit Gestrüpp dicht
bewachsen am rechten Ufer der Laäva, in der Gemeinde Vlahovi6i. Auf dem Gipfel
des Berges, im Norden der erwähnten Fläche erhebt sich eine längliche, mehrere Meter
») Diese Mitth., Bd. I, 1893, S. 97f., 145—147 und 149—151. Neuerlich hat sieh eine Anzahl
solcher Km'lpfe auch in einem Tumulus von Mosko bei Bilek g^efunden.
«) Diese Mitth., I, 1893, S. 320.
») Glasnik 1891, S. 248.
286
I. Archäologie und Geschichte.
hohe Gromila. Circa 60 M. südlich vom Fusse der Gromila verläuft von Ost gegen
West quer über den Bergrücken ein seichter Graben, an dessen äusserem Rande ein
niederer Wall aus Klaubsteinen auf eine Länge von etwas über 40 M. deutlich erkennbar
ist. Auffallend ist hier der Umstand, dass der Wall dem Graben vorliegt, da bei Wall-
bauten, wenn überhaupt ein Graben vorhanden ist, dieser sich in der Regel an der
Aussenseite des Walles befindet. Südlich von dem Wall und Graben liegt eine ca.
40 M. lange ebene Fläche, worauf das Terrain wieder zur Höhe des dahinter Hegenden
Gebirgszuges emporsteigt. Die Plateaufläche zwischen der Gromila und dem Graben
ist von Schatzgräbern vielfach durchwühlt, und in der aus den Löchern stammenden
P>de fand ich viele Thonscherben von Freihandgefkssen, wie sie auch sonst überall
unter der Waldstreu und dem Waldrasen verborgen waren. Diese Topfscherben gleichen
ganz jenen aus den früher beschriebenen Wallbauten unseres Landes, wie aus Mali
MoSunj bei Vitez^), Majdan bei Varcar Vakuf*) oder Rogofi bei Blaiuj*). Ihre Ober-
fläche ist in der Regel rauh und verwittert und war nui* bei einzelnen Scherben ursprüng-
lich geglättet. Die Farbe ist gewöhnlich aussen lebhaft roth, innen braun, seltener beider-
seits roth oder dunkelbraun. Die Formen der Gefitese sind nicht mehr zu erkennen.
Hieraus ist ersichtlich, dass Marchesetti mit richtigem Blicke diesem Berge das
Vorhandensein einer prähistorischen Fundstelle schon vom Fusse aus angesehen hat.
17. Zwei Bronzen ans dem PI f vagebiet bei Jajee.
Gelegentlich einer Inspicirung der Grube und Hütte in Sinjakovo erhielt ich von
dem dortigen Bergraeister Herrn Franz Syrowatka und von Herrn Hüttenmeister
Andreas Torkar für das Landesmuseum zwei Bronzen, welche hier
kurz beschrieben werden mögen. Die erste ist ein runder Tutulus-
knopf mit Oehr, 1*9 Cm. lang, 2*2 Cm. breit (Figur 3), aus der
prähistorischen Ansiedlung auf der Gradina bei Majdan, von wo wir
bereits eine Früh -La Tfjne- Fibel besitzen.*)
Ein ganz ähnliches Stück bildet Ljubi6 aus der in die LaTfene-
Zeit hineinreichenden Nekropole von Prozor in Croatien ab,*^) und
ein gleicher Knopf, jedoch mit kürzerem Dorne ist auch in der mit
Prozor gleichzeitigen Nekropole von Jezerine bei Biha6 vorgekom-
men.*^) Ferner wurde ein solcher Knopf mit kürzerem Dorne in der
alten Ansiedlung von Sobunar bei Sarajevo gefunden, und drei
ähnliche Stücke besitzt das Landesmuseum aus einem Tumulus von
Varvara bei Prozor in Bosnien, an welchem letzteren Orte sie mit
Schläfenringen zusammen vorkamen und daher möglicherweise einer
jüngeren Zeit angehören.
Das zweite Stück ist eine römische Armbrust -Charnierfibel
mit knieförmigem Bügel, 4-1 Cm. lang, 2-6 Cm. hoch (Figur 4), welche
auf einem Acker im Riede Gorica der Gemeinde Stupna bei Jajce,
am linken Ufer der Pliva, gefunden wurde.
An dem Kopfe dieser Fibel ist nur die innerhalb des Char-
nieres decorativ fortgesetzte Krümmung des Bügels, am Fusse jedoch
>) Diese Mitth., Bd. II, 1994. ö. 67, Figur 13. «) Diese Mitth., Bd. I, 1893. S. 181, Figur 1 — 12.
8) Diese Mitth., Bd. II, S. 50f. *) Diese Mitth., Bd. I, S. 182, Figur 13.
*) Popis ark. odjela nar. zem. muz. u Zagrebu, Bd. I, Taf. XXVII, Figur 187.
«) Siehe oben ö. 113, Figur 255.
Fig. 3. Spitziger
Zierknopf, Bronze,
aus der Gegend von
Jajce (Vi).
Radimskj^. ArchHologische Taji^ebnchblätter.
287
die eigenthtimliche Nadelrast und die zum Schutze gegen die Nadelspitze bestimmte
kleine Ansatzplatte bemerkenswerth.
Ljubi6 bringt*) aus der Umgebung von Jajce,
also aus der Gegend unseres Fundstückes, die schlechte
Abbildung einer ganz ähnlichen Kniefibel und versetzt
sie ohne Scrupel in die Bronzeperiode. Eine ganz gleiche
Fibel und der Fuss einer zweiten solchen wurden 1892,
von einer römischen Nachbestattung herrührend, in einem
Grabhügel bei Citluci (Glasinac) angetroffen.*) Diese ,,. . „ . i ^r • ü, , «
T^., ,n 1 . 1 1 . Tii . 1 *» . r>, ^»ff- '*• Römische Kiiiehbel, Bronze,
Fibelform scheint demnach m Illyricum häuhg im Ge- ^^^^ ^^^ ^^^^^^^ ^^„ j^j,^ ^i,^)
brauche gewesen zu sein.
18. Die prahfstorfseh-rSmisehc Befestigung von Kiilcsla Im Bezirke Zrornfk.
Im Jahre 1891 hat der Gendarmerie -Wachtmeister Tomo Dragißevi(5 der Landes-
regierung die Anzeige erstattet, dass bei dem Dorfe Kalesia srbska der Gemeinde
Pmjavor im Bezirke Zvornik auf einem Felsen Mauerüberreste, Ziegelstücke und
römische Münzen vorkämen. Auf mein Ersuchen hat hierauf der Bergcommissär Herr
Eduard Vorliöek die Localität besichtigt und mir nebst einigen Funden die nach-
stehenden Mittheilungen überbracht.
Etwa eine halbe Stunde nordöstlich von dem Dorfe Kalesia srbska erhebt sich als
eine Vorstufe des Berges Prosjek der Hügel Gradina, welcher nach Ost, Süd und
West isolirt und auch gegen Nord von dem dahinter ansteigenden höheren Gebirge
durch eine Einsattlung getrennt ist. In Ost und West fliessen am Fusse des Hügels
kleine Bächlein herab, welche sich im Süden desselben vereinigen und den Bach Ka-
lesica bilden. Die Kuppe dieses Hügels besteht in Süd und West aus steilen Kalk-
folsen, während in Ost und Nord zwar steile, aber doch zugängliche Gehänge vorhanden
sind. Das Plateau hat eine nordsüdliche Länge von etwa 40 M. bei einer ostwestlichen
Breite von etwa 20 M. und fällt $anft gegen Südost ab. Nur auf der höchsten Stelle
im Norden findet sich eine kleine, ebene Fläche.
Von Wällen findet sich keine Spur, aber an den durch die Natur minder ge-
schützten Rändern des Plateaus im Norden und Osten sind die Grundfesten einer in
festen Kalkmörtel, ohne Beimischung von Ziegelstückchen, gelegten Mauer vorhanden.
Diese bestand aus gewöhnlichen Bruchsteinen: doch fanden sich zwischen dem Schutt
auch bearbeitete Tuffsteine vor. Ziegelfragmente waren nicht vorhanden, und was Herr
Dragiöevi6 dafUr gehalten hatte, waren nur Stücke rothgebrannten Thonmergels.
In dem steil abfallenden Felsen der Südwestseite findet sich ferner eine kleine
Höhle, welche nur von dem Hügelplateau aus zugänglich ist. Der Einschnitt vor
dieser Höhle ist etwa 2 M. lang, und nur ebenso tief ist auch der bedeckte Theil der
Höhle. Der Boden des Vorplatzes sowie der Höhle sind mit Rasen bewachsen, eine
Grabung wurde nicht vorgenommen.
Bei einer oberflächlichen Absuchung des Plateaus fand Herr Vorlicek eine Menge
verstreuter Feuersteinsplitter, wovon zwei Stücke hier (Figur 5 und 6) abgebildet sind,
dann einen SpUtter aus Obsidian, das erste in Bosnien gefundene und wahrscheinlich
in alter Zeit weit hergebrachte Stück dieses vulcanischen Gesteins. Ausserdem war
*) Popis ark. odjela nar. zem. muz. ii Zagrebu, I, j)ag. 97, und Tat*. XIV, Figur 92.
«) Diese Mitth., Bd. I, S. 136, Figiir, 23.
288
I. Archäologie und Geschichte.
m
v^"
der Boden überstreut mit Scherben älterer handgeformter und jüngerer
römischer, auf der Drehscheibe erzeugter Thongefässe; dabei fand sich
auch das wulstige Randstück eines weingelben GlasgefUsses. Von römi-
schen Münzen brachte der genannte Herr nur ein stark angegriflfenes
Kupferstück. Römisch ist auch die in Figur 7 abgebildete eiserne
Pfeil- oder Bolzenspitze, 5*7 Cm. lang, unten
defect, mit pyramidaler Spitze. Aehnliche
römische Pfeilspitzen, welche Linden-
schmit^) aus Mainz abbildet, sind schlanker
und auch ihre Spitzen mehr gestreckt. Da-
gegen entspricht unsere Form bis auf die
bedeutend geringere Länge einer Pfeilspitze
aus dem sogenannten „Waffenloche" in
St. Michael bei Adelsberg in Krain, welche
Dr. M. Hoernes^) für römisch erklärt hat.
Es lässt sich demnach die Vermuthung
aussprechen, dass in Kalesia an der Stelle
einer früheren prähistorischen Ansiedlung
eine kleine römische Befestigung errichtet worden ist, wie ich dies in Bosnien und
der Ilercegovina schon wiederholt con8t«'itiren konnte.
Fig. 7. Eiserne
Pfeilspitze von
der Gradina bei
Kalesia (Vi)-
Fig. 6.
-6. Feuorstcinsplitter
von der
Gradina bei Kalesia (Vi).
19. Einige Altorthfiiiier ron Oaeko In der Hereegorina.
Die Hochebene von Gacko war schon in präliistorischer Zeit stark besiedelt, was
durch den Wallbau über dem Dorfe (iradina im Nordwesten der Stadt, dann durch
die ungemein zahlreichen, alle umliegenden ll<*>hen einnehmenden und auch in der
Ebene selbst, z. B. bei Muliovi<'*i, vorkommenden Tumuli, sowie durch eine bei 00 Cm.
starke, ganz mit prähistorischen Thongefässsclierben erfüllte und offenbar von einer
höher gelegenen Ansiedlung zusammengesehwemmte Schichte neben der Strasse Gacko-
Avtovac hinlänglich verbürgt erseheint. Die letztgenannte Schichte liegt etwa 700 M.
westlich von der Strassenbrücke über die Musica und ist gelegentlich des Strassen-
baues im Jahre 1^S7 entdeckt worden.
In römischer Zeit muss unterhalb der heutigen Stadt eine grössere Ansiedlung
bestanden hal)en, denn beim Bau der orientalisch-orthodoxen Kirche stiess man auf
die in Mr>rtel gelegten Grundmauern eines quadratischen Gebäudes, von welchem nach
verschiedenen Richtungen Mauerzüge ausliefen. Zwischen dorn Schutte dieser Grund-
mauern und um diesell)en herum fanden sich zahlreiche römische Mauer- und Dach-
ziegel, zumeist von lichtgelbcr, sc^ltener von rother Farbe. Von der Kirche gegen
Nordwest, weit über das neu erbaute llotel hinaus, sind die Felder westlich der Strasse
in grösserer Breite ganz überstreut mit römischen Zicgelfragmenten und bearbeiteten
Tuftsteinstücken, und gewiss würde man hier beim Abgraben überall auf römische
Grundmauern stossen. Dass ferner sowohl die ganze Umgebung von Gacko als auch
jene der nahen ÄlilitHrstation Avtovac ziemlich ergiebige Fundorte römischer Münzen
sind, ist seit liingerer Zeit bekannt.
Als ich im Jahre 18S7 Gacko zum ersten Male besuchte, wurde die nach Avtovac
führende Strasse renovirt und behufs Gewinnung von Materjale ein Hügel neben der
*) Alterthümor unserer heidnischen Vorzeit, IM. 1, Heft XI, Taf. 4, Figur 18 und 27.
>) Mitth. d. A. G. in Wien, M. XXlI, 1892, S. (9), Figiir 15, und S. (10;
Radimsk^. Archäologische Tagebuchblätter. 289
bereits erwähnten neuen Kirche abgegraben. Dieser Hügel liel noch in die Fläche
des grösseren altbosnischen Friedhofes/) und durch die Abgrabung wurden zahlreiche
mittelalterliche Gräber aufgedeckt. Die Skelete lagen sämratlich von West nach Ost,
mit dem Kopfe im Westen, und waren mit dachförmig zusammengelegten Mergel-
platten überdeckt, hatten jedoch wie gewöhnlich keine Beigaben.
In einer Tiefe von etwa einem Meter unter diesem mittelalterlichen Begräbniss-
horizonte stiess man jedoch auf zahlreiche andere Skeletgräber, welche entgegen der
Anordnung der Gräber in der höheren Schichte, ohne Ausnahme von Nord gegen Süd,
mit dem Kopfe im Norden lagen.
Durch die Beihilfe des Strassenbauleitera Herrn Ingenieurs Hugo Jedliöka
wurde es mir möglich, mehrere dieser unteren Gräber zu öffnen und aus einem der-
selben ein vollständiges Skelet zu heben, welches später Herr Gustos Josef Szom-
bathy im k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien für unser Landesmuseum prä-
pariren liess.
Die Anordnung dieser tieferen Gräber war durchaus die gleiche. Die Skelete
lagen auf der blossen Erde auf dem Rücken, mit an den Körper geschlossenen Armen.
Keines derselben hatte eine Beigabe. Jedes Skelet war mit einer dachförmigen Stein-
kiste aus je zwei längeren und zwei kürzeren Mergelplatten bedeckt.
Bei dem Grabe, dessen Skelet ich ausheben liess, waren die zwei längeren, dach-
förmig zusammengestellten Platten 180 Cm. lang und 45 Cm. breit. Zu den Füssen
und am Kopfende stand vertical je eine kleinere Mergelplatte, welche die Schmalseiten
des Grabes abschlössen. Die Platte bei den Füssen war etwas zu klein, um die ganze
Oeffnung zu bedecken, und es war ihr daher ein ganzer gelber römischer Mauer-
ziegel von 32 Cm. Länge, 15 Cm. Breite und 6 Cm. Stärke vorgelegt worden, welcher
keine Spur anhaftenden Mörtels, somit einer früheren Vermauerung, trug. Wenn nun
die tiefere Lage dieser letzteren Gräberschichte unzweifelhaft auf eine ältere Zeit
hinweist, so deutet die abweichende Orientirung der Skelete eine weitere, rituelle Ver-
schiedenheit an.*) Bei dem Mangel an Beigaben kann nur der römische Ziegel als
Beweis dienen, dass das betreffende Grab entweder der römischen oder frühmittel-
alterlichen Zeit angehört.
Im Jahre 1892 ist mir durch die Freundlichkeit des Herrn Ingenieurs Luigi
Giorgini für unser Landesmuseum ein interessanter Fund zugekommen, welcher beim
Bau eines Wasserreservoirs in einer Felsenspalte entdeckt worden ist. Der Fundort ist
die Localität Kl ine im Nordwesten der Stadt
Gacko, südlich vom Dorfe Ulinje, am Zu-
sammenflusse der Bäche Vrba und Drumeäina.
Das Fundstück ist ein silberner Ring aus
einem nun zusammengedrückten gestreiften
Bande von 7 Mm. grösster Breite, auf welches
die flach convexe, gravirte Platte von 27 Mm.
Durchmesser aufgesetzt ist (Figur 8).
Herr Regierungsrath Dr. Friedrich Ken- ^ig. 8. «ilbemer Fingerring aus der Gegend
ner, k. und k. Director am kunsthistorischen von Gacko (Vi).
*) M. Hoernes, Sitzungsber. der kaiserl. Akad. d. Wissensch. in Wien 1881, S. 822 f. — Idcra,
Mitth. d. A. G. in Wien 1883, 8. 171, Figur 86. — Asbotli, Bosnien und die Hercegovina, Wien 1887,
S. 814.
*) Aehnlich übereinander liegende Gräber mit verschiedener Richtung der Skelete bei HalinitH im
Bezirke Visoko s. diese Mitth., Bd. I, 1898, S. 60.
Band m. 19
290 I. Archäolog-ic und Gescliichte.
Hofmuseum in Wien, welchem ich den Ring einschickte, war so gütig, darüber das
nachstehende Gutachten abzugeben:
„Der Siiberring ist wohl nur ein Product spätester Zeit des Alterthums und von
ausgesprochen barbarischer Arbeit. Einer thronenden Frau wird von einem Eros, der
liinter dem Throne steht und den Kopf rückwärts geneigt hat, mit einem grossen
Wedel Kühlung zugefächelt. Die Elemente der Vorstellung sind antik, die Ausführung
iUllt in die späteste Zeit des Alterthums."
Vielleicht ist die Zeitstellung dieses Fingerringes dieselbe wie die der unteren
Gräberschicht in Gacko.
30. Die Kirchenriifiie auf der Careya Inka bei Ermaln in Bosnien.
Mit der steigenden Kenntniss des Landes mehren sich auch die Nachrichten über
monumentale Bauten aus dem Mittelalter in Bosnien, und wir kennen bereits die roma-
nischen Klosterkirchen von Ozren bei Gracanica*) und von Dobrunj bei Viäegrad, ^)
mit wertli vollen Wandmalereien, die sculpturenreichen frühmittelalterlichen Kirchen-
ruinen von Dal>ravina bei Vares^) und von Bilimis^e beiZenica,^) letztere ursprüng-
lich ein römischer Bau, dann die ehemalige gothische Kirche St. Antonii in Biha6,^)
gegenwärtig als Fetija Dzamia benützt, und endlich gothische Architekturstücke aus der
Burg von Jajce. ^)
Durch eine freundUche Mittheilung des Forstmeisters Herrn Gustav Zechel aus
Biha6 bin ich in die Lage gesetzt, über eine weitere romanische Kirchenruine im Süd-
westen der Ortschaft Ocigrije, Gemeinde Cvijetni6 veliki des Bezirkes Petrovac, zu
berichten. Auf einer Reise von Knien Vakuf nach Dolnji Unac stiess dieser Herr im
Jahre 1891 am rechten Ufer der Una südlich von der Kloster- und Burgruine Ermain
(oder Rmanj) in dem Kiede Careva luka auf eine Ausgrabung von alten Mauerresten,
welche behufs Gewinnung von Baumateriale durch
einen Sägebesitzer aus dem nahen Croatien eigen-
mächtig eingeleitet worden war und deren sofortige
Einstellung veranlasst wurde. Unter dem ausge-
hobenen Materiale, welches einige Cubikmeter be-
trug und aus Kalkstein- und Tuffstücken bestand,
fand sich eine schön bearbeitete unverzierte Kalk-
steinplatte von 190 Cm. Länge, 100 Cm. Breite
und 22 Cm. Dicke, wahrscheinlich eine Grab-
steinplatte.
,,. c, ivi * 1 • Ausserdem kamen zwei Säulenbasen aus Tuff-
von der Careva luka (Vie)- ^^^^^ ^^^^ welche ungleich gross, aber in der Form
einander ähnlich waren und von welchen die grössere
hier (Figur 0) abgebildet ist. Die Seitenlängen der Unterplatte betragen 37 und 52 Cm.,
der Durchmesser des Säulen Schaftes 20 Cm. Der Fuss der Säule ist durch zwei
Eckblätter ornamentirt.
^) Diese Mittli., Bd. I, ö. 386—401.
*) Diese Mitth., Bd. II, S. 329.
») Ebenda S. 73—86
*) Diese Mitth., Bd. I, S. 272 f.
^) Lopasic. Bihad i BihacJka krajina. Agram 1890, S. 33 f.
<») Diese Mitth., Bd. U, S. 87—90.
Radimskj^. ArchKolo^sche TÄpelmehhlättor.
291
äl. Ueber einige prähistorische und rSmfsche Baureste bei ti^rahoro
im Bezirice Lirno.
Baarath Ballif hat gezeigt, dass aus der Hochebene von Livno, beziehungsweise
aus der Gegend von Glamoe eine römiselie Strasse über Grahovo und Risanovci in
das Unacthal und weiter über das Feld von Petrovae gegen Kljuö und Sanskimost
gcftihrt hat. *) Wir besitzen in der Umgebung von Grahovo nicht nur die erhaltenen
Spuren dieser Strasse, sondern auch die Reste mehrerer römischer Stationen, und aus
derselben Gegend stammen die römischen Münzfunde von Grkovci, Peulije, Grahovo
Fig. 10. Thonriiig (Vs)-
Fig. 12. Thonuäpfcheui^V«)
Fig. 11. Thölieriier
Spinuwirtcl (^j^)-
Fig. 14. Bronzener Holilkelt
Fig. 16. Topfrandstück
mit glattem Bogenwulst
Fiff. 13. Thonbcclipr (r(lmisch)
Fig. 16. Toptramlstück
mit gekerbten Zickzackwulst
und Risanovci. Die Römer fanden aber auch diese Gegend von früher her besiedelt
und haben, wo es ihnen passend erschien, die Wallbauten der älteren Einwohner in
Benützung genommen, wie dies auch in anderen Gegenden sehr häufig geschehen ist.
Der Expositurslciter von Grahovo, Herr Dominik Kova^evi(^', hat im Jahre
1892 dem Landesmuseum aus der dortigen Gegend nebst anderen, meist keramischen
Funden auch zwei Bronzekelte eingesendet und Daten über einige prähistorische und
römische Ansiedlungen der Umgebung von Grahovo mitgetheilt. Dadurch und durch
*) Römische »Stra.s.sen in Bosnien und der Hercegovina, Wien 1893, S. 12 — 16.
19*
odZ I. Archäologie und Geschichte.
meine früheren eigenen Beobachtungen bin ich in die Lage gesetzt, Einiges über die
Alterthümer von Grahovo zur weiteren Kenntniss zu bringen.
Der Hügel im Nordosten von Grahovo oder Are^in brijeg, auf welchem die
orientalisch-orthodoxe Kirche des Ortes erbaut ist, wird Gradina genannt und trägt
einen elliptischen Wallbau, dessen längere, ostwestHche Achse 153 M. und dessen
kürzere nordsüdliche Achse 60 M. misst. Der Eingang ist im Nordwesten; längs des
südlichen Walles ist die Innenfläche von einer langen Reihe von Schanzgräben eingenommen,
welche in den Aufstandsjahren 1876 bis 1878 von den Mohammedanern der Umgebung
ausgehoben worden sind. Im Nordosten der umwallten Fläche steht die neu erbaute
Kirche und mehr gegen die Mitte zu das Grundmauerwerk einer älteren Kirche und
der hölzerne Glockenthurm.
Eine kleine Probegrabung daselbst ergab eine Masse Thonscherben von Freihand-
gef&ssen mit halbkugeligen Buckeln, geraden, an jedem Ende mit einem kleinen
Hörnchen geschmückten, glatten oder hufeisenförmigen, gekerbten Ansätzen, wie sie
z. B. in dem Wallbaue von Kiöin bei Mostar häufig vorkommen.^) Die Henkel sind
bald in horizontaler, bald in verticaler Stellung angebracht. Ausserdem fand sich ein
Ring aus schwärzlichem Thone, mit rundem Querschnitte, wahrscheinlich der Untersatz
für ein Töpfchen (Figur 10) von 6'5 Cm. Durchmesser und ein bikonischer Spinnwirtel
(Figur 11). Daneben wurden Fragmente römischer Ziegel, Stücke ziegelgemischten
Kalkmörtels und Scherben auf der Drehscheibe erzeugter Thongefässe gehoben. Die
prähistorische Gradina von Grahovo war somit auch zur Zeit der römischen Herrschaft
bewohnt. Eine zweite Gradina mit elliptischem Walic liegt etwas weiter im Nordwesten
von Grahovo, östlich vom Dorfe Pe6i. Eine Probegrabung im Innern des Ringwalles
ergab sehr viele Thonscherben von Freihandgefässen, welche mit Buckeln, eingeritzten
Dreiecken u. dgl. geziert sind, dann ein kleines quadratisches ThongefUss (Figur 12)
von dunkelbrauner Färbung, welches sich gegen oben etwas verjüngt (es ist 4*5 Cm.
hoch, unten 4*5 Cm., oben 4 Cm. breit), ferner viele gebrannte Thonklumpen, ein
beschnittenes Hirschgeweihstück und einige Bronzefragmente. Unter den Thonscherben
sind einzelne von auf der Scheibe gedrehten Geftlssen, welche von der nahen römischen
Ansiedlung an der Begovacquelle herstammen mögen.
Die Begovacquelle liegt in der Ebene westlich vom Wege von Gacko gegen
Pe6i. Bei derselben kommen auf einer Fläche von mehreren Tausend Quadratmetern
Grundmauerwerke von Gebäuden vor. Dazwischen sind Fragmente von römischen
Ziegeln und Heizröhren, Gussestrichstücke, Knollen ziegelgemischten Mörtels und
römische Thongefilssfragmente verstreut. Aus den letzteren konnte der henkellose
Becher (Figur 13), 10*6 Cm. Höhe, 11 Cm. Durchmesser, zusammengesetzt werden.
Zweifellos bestand sonach an der Quelle Begovac in römischer Zeit eine grössere Nieder-
lassung.
OestUch von der Begovacquelle und westlich neben dem Wege von KesiAi nach
Maleäevci liegt auf einem Felshügel ein dritter Wallbau „Gradina", welcher aber
nicht näher untersucht wurde. Eine vierte, ebenfalls noch nicht näher untersuchte
Gradina, deren Wall noch wohl erhalten sein soll, befindet sich auf dem Berge Kurozeb
im Prädium Hrsovac, etwa 3*5 Km. WWS. von Grahovo. Aus dieser Gradina stammt
der Bronzekelt Figur 14, 23 Cm. lang, mit hohem, aber flachem Randwulste und einem
gegenwärtig abgebrochenen Oehr.
*) Diese Mitth., Bd. I, S. 24f., 28 und .92.
Radimsk^. Archäologische Tagebuchblätter.
293
Einen fünften und einen sechsten Wallbau linden wir bei Grkovci am Nord-
westende des Öevarovo blato und südöstlich von Grahovo. Der erstere liegt nördlich
von der Ortschaft in 1485 M. Seehöhe, unter dem noch höheren Öatorberge und wird
Babingrad genannt; er ist noch nicht näher untersucht worden. Südlich davon und
näher an Grkovci liegt in etwa 9tX) M. Seehöhe der zweite „Gradina" genannte Wallbau
Fig. 17. Topfbnichstück
mit getupftem BogenwulBt (*/«)
Fig. 20. Bruchstück
eines Drehscheiben-
gefasses (*/,).
Fig. 24. Henkel-
bruchstück eines Thoii*
gefässes (Vs).
Fig. 18. Bodennabel
eines Thougefässes (*/»).
Fig*2H* Ik'iikHIiriirhstiLük
Fig. 19. Thongowicht,
viermal durchbohrt (*/«).
Fig, 25^ Vrrtiiak^r Meükel
(durcbbubrtcr Auäat^)
eineri TboDgüCHasies (*/^),
Fig. 2C. Tlimi^pule (Va)-
Fig. 21.
Bronzener Hohlkeit
mit Aermchen (*/»)•
Fig. 22. Randbnichstück eines flachen Thontellers (Vs)-
mit kreisrundem Walle, auf welchem man die Fundamente einer in Kalkmörtel gelegten
Mauer findet. Durch eine kleine Probegrabung wurde daselbst eine Masse Thon-
scherben von FreihandgefHssen mit flachbreiten und rundlichen, theils vertical, theils
horizontal gestellten Henkeln, mit rundlichen oder rechteckigen Buckeln und mit ge-
raden oder hufeisenförmigen, theils glatten, theils gekerbten Ansätzen (Figur 15 und
16) gewonnen. Als Verzierung kamen auch bogenförmige Wülste mit Fingernägel-
eindrücken (Figur 17), dann gerade Rundwülste mit verschiedener Kerbung vor. Die
Böden der GefUsse sind meist eben, zuweilen aber mit einem Nabel versehen (Figur 18).
294 I. Archäologie und Geschichte.
Gebrannte Thonklumpcn und Wandbewurfstücke, dann zwei Webstuhlgcwichte, von
welchen eines vierfach vertical durchbohrt ist (Figur 19), wurden ebenfalls gefunden.
Dazwischen lagen römische Ziegelfragmente, ziegelgemischte Mörtelstücke und Scherben
auf der Drehscheibe erzeugter, zuweilen an den Aussenseiten gefurchter Gef&sse
(Figur 20).
Unweit von dieser Gradina wurde im Jahre 1892 durch Hirtenknaben der Bronze-
kelt Figur 21, 23 Cm. lang, gefunden. Er ist sehr schlank, mit schmalem Randwulste
und nahezu rechteckiger Düllenöffnung. Statt dem sonst häufig unter dem Randwulste
angebrachten Oehre hat er ungefähr in der Mitte seiner Länge beiderseits je einen,
gegen die halbmondförmige Schneide gerichteten Lappen. Sowohl dieser Hohlkelt, als
der auf Kurozeb gefundene (Figur 14) sind unverziert und unterscheiden sich dadurch
von allen bisher in Bosnien gefundenen ähnlichen Bronzebeilen.
Aus dem Angeführten sehen wir, dass die Gradina von Grkovci ursprünglich
eine prähistorische und später eine römische Wohnstätte gewesen ist.
Ein siebenter, namenloser Wallbau kommt eine Viertelstunde südöstlich von Za-
vogjani in der Gemeinde Tiskovac, am Bache Butiinica vor. Er liegt auf einem
kleinen Hügel und besteht aus einem kreisrunden Wall, innerhalb dessen oberflächlich
grosse Mengen prähistorischer Thonscherben herumliegen. Sie gehören Gefässen ver-
schiedener Form und Grösse an und sind mit glatten und gekerbten Rundwülsten
geziert. Als besondere Formen erwähne ich das Fragment eines sehr dicken, aber
ganz flachen Tellers mit roh gekerbtem Rande (Figur 22) *), dann zwei eigenthümliche,
rechtwinkelig gebogene Henkelfragmente (Figur 23 und 24) und einen rundHchen Henkel
(Figur 25), welcher an beiden finden breit und in der Mitte schmal ist. Eine zwischen
den Scherben gefundene Spule aus Thon ist in Figur 26 abgebildet.
Ausserdem liegen aber auch römische Mauer-, Falzdach- und Hohlziegel; sowie
Fragmente von römischen Heizröhren, herum, und es ist somit auch hier an der Stelle
einer früheren prähistorischen Ansiedlung ein römischer Wohnplatz entstanden.
22. Ein Legionszfogel aus KladnSa relika in Bosnien.
Nordöstlich von der schönen Burgruine Kladuäa velika liegen am linken Ufer
des KladuSnicabaches, etwa 80 M. östlich von dem Hause des Miliöevi6, die Grund-
mauern eines langgestreckten Gebäudes, welche Cr k vi na genannt werden, und in
welchen Lopasi^^) die Ruine einer Kirche des heiligen Martin und eines Pfarrhauses
vermuthet. Ich zweifle nun durchaus nicht, dass in oder bei der namhaften Burg
KladuSa im Mittelalter eine christliche Kirche des genannten Heiligen bestand, welche
übrigens auch urkundlich bezeugt ist; aber die lange Form des ausgedehnten Grund-
mauerwerkes entspricht weder einer Kirche, noch einem Privathause. Zudem findet
man sowohl in der Ruine, als auch in deren Umgebung eine Menge verstreuter römischer
Ziegel, welche darauf hindeuten, dass an dieser Stelle ein antikes Gebäude gestanden
habe. Als im Jahre 1891 der Ingenieur Herr Hugo Jedliöka in KladuSa mit der
*) Ucber dieso dicken Thoiiplattcn mit iiicdprom getupftem Hände, die ich filr Backpfannen filr fladen-
f?Jrmigcs Brot halten machte, sowie über einigte andere der vorrömischen Periode in den altiUyrischeu
Ländern dies- und jenseits der Adria eigenthümliche Thongefässformen, die in Rad im sky's Berichten öfter
erwähnt werden, vgl. Mitth. d. prähist. Comm. d. kaiscrl. Akad. d. Wissensch., Bd. 1, Nr. 3, Wien 1893, S. 98
und Mitth. d. Anthr. Ges. Wien, XXIV, 1894, 8. 172. Der Red.
«) Bihae i Bihat'ka krajina, Agram 1890, S. 177 ff.
Radimsky. Archäologische Tagebuchblätter.
295
Leitung einer Bananlage beschäftigt war,
fand er unter den Ziegeifragmenten der
Crkvina eines mit dem Stempel Legio
XIIII gemina (Figur 27). Diese Crkvina
war also wahrscheinlich ein römisches
Militärbauwerk, und zugleich ersehen
wir aus diesem Funde, dass wenigstens
eine Abtheilung der vierzehnten Legion,
deren Ziegelstempel namentlich im Ge-
biete von Leibnitz (Flavium Solvense)
in Steiermark häufig angetroflFen werden,
in unserer Gegend stationirt war. Rö-
mische Ziegel werden übrigens auch in
den Aeckern unmittelbar am Ostfusse
des Burgberges von Kladuäa veUka
häufig gefunden, und Herr Jedlicka
hat mir auch von dieser zweiten Localität die ganze Längsseite einer besonders stark
gerippten römischen Heizröhre übergeben.
Fig. 27. Ziegelbruchstiurk mit Legionsstempel
aus Kladusa velika (*/V).
3S. Drei Funde ams dem Bezirke LjnbnSkl.
Der Schullehror von Posuäje, Herr Nikola Bariöi6, hat an unser Landesmuseum
vor Kurzem zwei Bronzen und eine eiserne Pfeilspitze aus dem Bezirke Ljubuski in
der Hercegovina, leider ohne nähere Angabe der Fund Verhältnisse, ein-
gesendet. Eine der Bronzen ist eine schmale Speerspitze aus Tihaljina
im oberen Trebi^atthale (Figur 28), 10*5 Cm. lang, 1*7 Cm. breit. Sie ist
mit einer dunkelgrünen Patina überzogen; die Spitze wurde von dem
Fig. 29.
Bronzene Mittel -La Tene- Fibel
aus Gorica ('/s)-
Finder zugeschliffen. Die flache Mittelrippe verbreitert
sich in der Mitte der Länge und endet dann gegen oben
in eine Spitze.
Das zweite Stück ist eine zweiknöpfige Armbrust-
Mittel -La Tene- Fibel aus Gorica, einem Dorfe nahe an
der dalmatinischen Grenze bei Imotski (Figur 29), 9*5 Cm.
lang. Eine ganz ähnliche Mittel- La Tone -Fibel stammt
aus Zagradina auf der Hochebene von Rakitno.M
Die eiserne Pfeilspitze mit Widerhaken (Figur 30), 8*1 Cm. lang.
Fig. 30.
Eiserne Pfeil-
spitze
ans Posusje
' Fijr. 28.
Hronzciie
Laiizeuspitzc
aus Tihaljina
wurde bei
PosuSje gefunden und könnte ebensogut römisch als frühmittelalterlich sein. Es ist übcr-
») Diese Mitth., Bd. I, S. 177, Figur 16.
296
I. Archäologie und Go8i*'hichte.
haupt schwer, derartige Gegenstände, wenn sie vereinzelt vorkommen, sicher zu
datiren. In dem sogenannten „Waffenloche" von St. Michael bei Adelsberg in Krain
kamen ganz ähnliche Pfeilspitzen zusammen mit sehr vielen römischen WaflFen vor,*)
während Lindenschmit ähnliche Pfeilspitzen aus dem römischen Pfahlbaue im Rhein
am Dimeser Orte bei Mainz *) und aus fränkischen Gräbern in der Rheinpfalz *) abbildet.
Da wir aber eine grössere römische Ansiedlung in Gradac bei PosuSje kennen und
eine römische Strasse an PosuSje vorbei gegen Trebistovo führte, dürfte es zulässig
sein, unsere Pfeilspitze als eine „sagitta hamata" der römischen Zeit zuzuweisen.
24. Kolossale Fibel aus Ivanjska bei Banjaluka.
Die Fibel Figur 31 wurde bei Ivanjska im Bezirke Banjaluka bei dem Aus-
heben eines Mühlgrabens am linken Ufer des Luöicabaches, etwa 20 Minuten oberhalb
der dortigen Manganerzgrube, frei in der Erde liegend gefunden und kam als Geschenk
des Herrn Siegmund Deutsch, Bergmeisters in Sinjakovo, in das bosn.-herceg. Landes-
museum. Kopfschlinge und Nadel fehlen, die hohe dreieckige Fussplatte ist abge-
brochen, aber erhalten. Das Stück
ist eine einschleifige Bogenfibel der
ersten Eisenzeit, von griechischem
Typus, 32 Cm. lang, 18 Cm. hoch.
Die mit eingravirten Zickzacklinien
und drei Reihen getriebener Buckel-
chen verzierte Fussplatte ist 9*4 Cm.
hoch, 14 Cm. breit. Der Bügel zeigt
über der Schleife einen flach -rund-
lichen Querschnitt und ist nahe der
Scheitelhöhe, sowie oberhalb des
Fusses mit zwei Knöpfen geziert.
Zwischen diesen Knöpfen ist er auf
1*3 Cm. verbreitert und gerippt.
Es ist dies die grösste Fibel, welche bisher in Bosnien gefunden wurde, denn
das sonst sehr ähnliche Exemplar aus Sokolac (Glasinac)*) ist nur 19 Cm. lang
und 12-5 Cm. hoch. Eine in der Form und Verzierung der Fussplatte mit unserem
Stück noch mehr übereinstimmende Fibel wurde in einer Höhle an der Korana bei
Dreinik, südöstlich von Sluin in Croatien, somit nahe an der Grenze Bosniens, speciell
des Bezirkes Bihac, gefunden.*) Die Fibel von Dreinik ist zwar noch um 1 Cm.
länger als jene von Ivanjska, denn sie misst in der Länge 33 Cm., dagegen ist sie bei
ihrer Bügelhöhe von 165 Cm. um l'öCm. niedriger ab die letztere.
25. Zwei Fände aus der Gegend von Bllek.
Die eiserne Lanzenspitze (Figur 32) ist bei dem Dorfe Hatelj im Bezirke Stolac
von dem Bauern Risto Kunduöina in einem nahe bei seinem Hause gelegenen Felde
Fig. 31. Colossale Bronzefibel aus Ivanjska (V4).
») Mitth. d. A. G. in Wien 1892, Bd. XXII, S. (9), Figur 18 und 20.
*) Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, Bd. II, Heft VIII, Taf. 4, Figur 9.
3) Ebenda Bd. II, Heft IX, Taf. 5, Figur 7.
*) Diese Mitth., Bd. I, S. 86, Figur 71.
**) Popis ark. odjela nar. zem. muz. u Zagrebu, I, S. 70 und Tab. X, Figur 31. — Montelius,
Spännen fr&n bronsUldem, S. 18, Figur 12.
Kadimsk^. Archäologische Tagebuchhlätter.
297
m
f
«
Fig. 33.
Bronzene
Doppelnadel aus
Mileöi (Vi).
i^li^l
^k
m
aasgeackert worden und bis auf die fehlende Spitze sehr gut erhalten,
26'5 Cm. lang, wovon 15*5 Cm. auf das Blatt, 1 1 Cm. auf die DüUe
entfallen. Das Blatt hat eine kaum merkliche Rippe und ist 4*7 Cm.
breit. Die DüUe ist längsgerieft und endet in einem wulstförmigen
Rand. Oberhalb dieses Randwulstes erscheinen die charakteristischen,
einer kurzen Parirstange ähnlichen Querstäbe, nach
deren Vorhandensein wir dieses Fundstück auf Grund
zahlreicher Analogien in die Völkerwanderungszeit ver-
setzen müssen. Nach den Angaben des Einsenders
ist die Fundstelle in grösserer Ausdehnung mit römi-
schen Ziegelfragmenten (namentlich vqp Falzdachzie-
geln) überstreut. Ferner fanden sich bei der Cantine
des Vukmanovi6, sowie bei der Kirche in Hatelj zahl-
reiche römische Falzdach- und Hohlziegel und bei der
genannten Cantine auch ein römischer Architekturstein.
Es muss somit in dem heutigen Dorfe Hatelj am
Hordrande des Dabar polje eine römische Ortschaft
bestanden haben.
Das zweite Fundstück ist eine kleine Doppelnadel
aus Bronze (Figur 33), welche nebst vielen Bruch-
stücken von Freihandgefkssen in dem Wallbaue Mala
Qradina, östlich von dem Dorfe Mile6i in der Kata-
stralgemeinde Vranjska des Bezirkes Bilek gefunden
wurde. Der Kopf besteht aus einem schief nach ab-
wärts gerichteten Bügel aus rundem Bronzedraht, wel-
cher beiderseits je drei Windungen bildet und dann in die zwei Nadeln ausläuft. Bei
der Vereinzelung dieses Fundstückes dürfen wir zweifeln, ob wir dasselbe der Uallstatt-
oder der La Tfene- Periode zuweisen sollen. Ein Gegenstück zu diesem Object ist,
wenigstens in Bosnien und der Hercegovina, bisher noch nicht gefunden worden.
Fig. 32. Eiserne
Lanzenspitze
von Hatelj (Vs)-
Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen
Balkanländer.
Von
Dr. Ludwig von ThaUöczy,
k. uud k. Rt^ieruDgsrath und Archivsdirector.
(Mit 1 Tafel und 8 Abbildungen im Texte.)
Inhalt. I. Ein Beitrag zur Biographie des Mladen Subic, Banus von Bosnien. — II. Genealogisch-
Biographisches aus dem XIV. Jahrhundert (Maria Herzogin von Bosnien, Gräfin von Helfcnstein. --
Katharina. — Danica). — III. Zwei Reliquiarien der Genialilin des Sandalj Hranic in Zara. — IV. Zur
Geschichte der Despotenfamilio Brankovic. — V. Beiträge zur Kenntniss der Bogomilenlehre.
L Ein Beitrag znr Biographie des Mladeii Snbli^, Banii8 tou Bosnien.
/iwei Bane aus dem Geschlechte der Subic regierten in dem westlichen und süd-
westlichen Theile des heutigen Bosnien: Paul und Mladen. Dire Herrschaft dauerte
länger als zwei Jahrzehnte, von 1298 bis 1322.
Paul, der berühmte Ban Dalmatiens und Croatiens, war bis zu seinem im Jahre 1312
erfolgten Tode die leitende Persönlichkeit der dalmatinisch-croatischen Aristokratie. Als
solcher spielte er die Rolle eines Vorkämpfers des Hauses Anjou. Er nannte sich in
seinen Urkunden „Banus Croatic Dalraatie et dominus Bosne" (am 7. April 1299 —
Ljubiil^, Listine, I, p. 190). Am 11. August 1300 nennt er sich nur „Banus Croatiae"
(Staats-Archiv in Wien); 1301, gegeben zu Scardona: „Paulus Banus Croatorum", 1304
zu Spalato: „Paulus Banus Croatorum", 1305 zu Scardona: „Paulus Banus Croatorum
et totius Bosne dominus" (die Urkunden in unserer Sammlung). Bei Lucius: De regno
Dalm. etc., lib. IV, cap. XHI ist eine von Pfingsten 1302 datirte Urkunde publicirt, in
welcher sich „Mladinus" (Mladen) den erstgeborenen Sohn Pauls und „Banus Boznensis"
nennt.^) In den übrigen Urkunden (Ljubi6 I, 139, 305; Kukuljevi6, Iura Regni
Croatiae, I, 491 nach dem Originale in Arbe) ist Paul Subi6 immer als Banus Croatiens
und Herr Bosniens benannt. Sein Sohn, der ihm 1312 in dem Besitze und der Würde
des Banates folgte, nennt sich in den Urkunden „Croatiae et Bosniae Banus".
Solche Titulaturen waren im Mittelalter zwar oft nur schematische, pompöse
Formeln der betreffenden Kanzlisten, in unserem Falle jedoch stimmen sie mit der that-
sächlichen Machtsphäre dieses Geschlechtes überein.
Die Familie Subi6 von Brebir liat während eines Vierteljahrhunderts ihre
Herrschaft ausgeübt. Die Art dieser Herrschaft kann man nicht besser charakterisiren
*) An eil comeii und dominus totius tcrr» Hlm (Urkunde 1304).
Thalloczy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 299
als mit den Worten des scharfsinnigen Lucius (lib. IV, 201), der dieselbe eine „domi-
natio arbitraria" nennt. Die Subi6 besassen eine eigenmächtige, thatsächliche Macht-
vollkommenheit über croatisches und bosnisches Territorium. Die Wurzel ihrer Macht
war zwar die ungarische Banalwürde, welche sie aber in der Zeit der Thronzwistig-
keiten nach dem Aussterben der ArpAden mit grosser Energie zu einer erblichen zu
gestalten trachteten. Und dies gelang dem Vater Mladens, dem grossen Paul. Paul
Subi6 anerkannte zwar als Banus Croatiens die Lehenshoheit der ungarischen Krone,
aber über Bosnien, d. h. über jene Theile, welche er thatsächlich besass, übte er das
freie Dominium aus, und zwar mit thatsächlicher SouverainetÄt, da die ungarische
Hoheit gleichsam latent war und nur soweit zum Ausdruck kam, als er dieselbe aner-
kannte. Diese Anerkennung der ungarischen Hoheit geschah in der Weise, dass er,
wie bemerkt, der erste Paladin der neapolitanischen Anjous war, welche es mit der
staatsrechtlichen Cohäsion der dalmato-croatischen Theile schon darum nicht genau
nehmen konnten, weil sie nicht intra dominium waren. Es dauerte lange Zeit, bis Carl
Robert von Anjou sich in Ungarn befestigte und die dalmatinischen Angelegenheiten
schärfer ins Auge fassen konnte. Bis zum Jahre 1312 hatte Carl Robert in Ungarn
selbst Vieles zu schUchten und den Entseheidungskampf mit seinem Hauptwidersacher,
Matthäus Chdk, auszufechten. Während dieser Zeit erweiterten Paul und Mladen ihren
Besitz und erlangten, allerdings nur unter venezianischer Oberherrschaft, die sehr ein-
flussreiche und unmittelbare Schutzherrschaft über die Küstenstädte. Als im Jahre 1310
Mladen sich in Zara festsetzte, fing er an, sich Fürst von Dalmatien zu nennen („titulo
Principis Dalmatiae uti cepisset", Lucius 58) und Venedigs Einfluss soviel als möglich
von* sich fernzuhalten. Als aber der Zwist Zaras und Venedigs geschlichtet war,
und der alte und sehr vorsichtige Paul im Jahre 1312 starb, blieb Mladen nichts übrig,
als sich mit der Republik freundschaftlich wieder auszusöhnen.
Zehn Jahre dauerte die Banalregierung Mladens. Schritt für Schritt suchte er
im Vereine mit seinen Brüdern Georg, ^) Paul,*) Gregor^) und Martin die ganze Küste
seiner Familie zinsbar zu machen; fiir seine eigene Person erwarb er Zara und das
Chulmische Land,*) wo schon sein Vater die serborascischen Herrscher entweder ver-
trieben oder zum Gehorsam gezwungen hatte. Alles in Allem genommen, gehorchte
beinahe das ganze heutige Bosnien sammt der nordöstlichen Hercegovina seiner Macht,
während in den Küstenstädten seine Brüder unter seiner Aufsicht walteten. Doch war
diese Macht keine einheitliche; in jedem Qebietstheile musste er an die dortigen Be-
sitzer Concessionen machen, Venedigs Einfluss und die Gewohnheiten der Städte achten
und vor König Karl auf der Hut sein. Alle fürchteten ihn, aber er musste sieh auch
vor Allen hüten. Am meisten hatte er von seinen Stammesgenossen, den ihm eben-
bürtigen Magnaten, zu besorgen, die keinen Ihresgleichen auf lange Zeit über sich
duldeten, denn er repräsentirte in ihren Augen kein legitimes oder natürliches souveraines
Element und war im besten Falle nur ein „primus inter pares". Der König Ungarns
musste in seinem eigenen Interesse den Sturz Mladens herbeizuführen suchen, um die
Erblichkeit der Banalwürde zu Fall zu bringen, während die Kurjakovi6e, Baboni6e
und die übrigen Grossen sich vor ihm nicht beugen wollten und nach der von ihm
bekleideten Banal würde strebten. Im Jahre 1322 schlössen die Städte Trau und Se-
benico eine Liga gegen ihn, denn sein Joch wurde unerträglich, wie die Chroniken
*) Comes von Hpalato.
•) ComeH von Trau.
^) Comes von Sebenico.
■•) üeneraÜH dominus totius territorii Chelmensis.
oOO I. Archäologie und Geschichte.
berichten. ^Sein tyrannisches Regime, die scandalösen Freiheiten, die er sich heraus-
nahm, welche ebenso verachtungswlirdig vor den Menschen, wie sträflich vor Gott sind,
müssen gerächt werden. Ehebruch, Jungfrauenschändung, die Brandschatzung der
Klöster, die Verunglimpfung der Kirchen, Beleidigung der Edelleute und Auspressungen
der Unterthanen sind noch die kleineren Ausschreitungen seiner Leute." (Andreis,
Storia della citti, di Trau, MSS. 53a.)
Die drohende Haltung der Städte bewog nun auch seinen Bruder Paul, sich auf die
Seite der Aufständischen zu schlagen (Lucius, M. Mad., cap. XIX, Andreis 53a — 55a).
Der Sturz Mladens erfolgte im Monate Juli 1322; zuerst geschlagen, rief er die Hilfe
Carl Roberts an, wurde aber bei Knin vom Könige in Gewahrsam genommen und fiel,
wie der Chronist sagt, durch Gottes Strafe, der die Mächtigen erniedrigt und die
Niederen erhöht. „Wo ist nun deine Macht, Ban Mladen, der du Aller Erdenkönige
Gewalt verachtetest, wo deine Herrlichkeit, der du Gott und die katholische Kirche
zu ehren dich weigertest, warum hast du Bischöfe, Aebte und Aebtissinnen ordinirt? Wo
dein Stolz, der dir mit den armen Bürgern Dalmatiens und Croatiens im Frieden zu
leben nicht gestattete? Wo ist nun dein Verstand, mit welchem du die Schmeichler
mehr liebtest als die guten Rathgeber? Du pflegtest die Bibel zu lesen und befolgtest nicht
die Worte der Bibel, darum straft dich Gott und nahm dir dein Reich" (Madiusa XVIH).
Mladen Subi6 steht nach den Daten, die wir von ihm besitzen, trotz der grossen
Zeitferne ziemlich deutUch vor uns. Er gehört jener Racc an, welche an der Adria
seit der Römerherrschaft nicht ausgestorben ist; wir sehen in ihm das Product seiner
Zeit und seiner Umgebung: den gewaltthätig ausgreifenden Mann, der keine Schranken
kennt und kein Mittel verachtet, bis er an der Masslosigkeit seiner Bestrebungen
scheitert. Er war kein gewöhnlicher Mensch. Krieger, Diplomat und Herrscher in
einer Person, hatte er seinen Namen weit und breit in Italien, Ungarn und bei seinen
näheren Nachbarn bekannt gemacht. Seine Stellung als Schirmherr der venetianisch-
dalmatinischen Städte brachte es mit sich, dass er mitten im Getriebe des politischen
Lebens Italiens stand und den östlichen Flügel der Guelfenpartci bildete. Schon sein
Vater stand mit Papst Clemens auf gutem Fusse, und es wurde ihm, so wie Mladen,*)
Vieles nachgesehen (Reg. Clem. papae V.). Trotzdem die politische Haltung des Bans,
der aber in den Augen der italienischen Städte als „Princeps" galt, von den Weisungen
Venedigs beeinflusst wurde, hatte er diplomatische Vertreter seiner Macht. So im Jahre
1318 Girolamo de Ancona (Verci, Storia Trevigiana, VIII, 103), 1320 Guilielmo de Ver-
gnano (Varignana).*) Dieser Guilielmo Varignana (Vergnano) war sein Leibarzt und
Vertrauter, den er am 7. Jänner 1320, als Sebenico gegen ihn auftrat, zur Schlichtung
des Streites und, um die Freundschaft der Republik bittend, nach Venedig sandte.
Doch Venedig stellte sich in seiner Antwort auf die Seite der dalmatinischen Städte
und rieth dem Banus, er solle sich mit den Bürgern Sebenicos in Freundschaft aus-
gleichen. Die Republik sagte: „Venedig wllnsche und strebe seit altersher und auch
jetzt, dass die Meeresküsten von Dalmatien in ihrer Freiheit verblieben, und dass sie
gegen ihren eigenen Willen schon um des Gemeinwohles und des Friedens des ganzen
Gebietes halber von keinem Herrn occupirt und zum Dienstgefolge gezwungen
würden."»)
*) Bezeichnend für seinen religiösen Eifer und sein Wohlwollen gegenüber den Franziskanern ist
die Bulle Johanns vom 25. Juni 1320. — Simo Ljubic, Listine, I, S. 311.
*) Sime Ljubic, Listine, I, S. 305.
«) 1320, 14. Febr. Listine, I, S. 307,
Fig. 1. Mladen
Subic und Vari-
gnana (Initial
einer Münchener
Handschrift
des letzteren).
Thalloczy. Bnu-hstücke a. d. Grsi-h. d. uordw. Balkanländcr. 301
In unserem Materialc fanden wir einige Aufzeichnun-
gen über diesen „Vergnano", welche im Zusammenhange mit
der oben citirten Charakteristik der Madius'schen Chronik dem
Lebensbilde Mladens einen interessanten Zug verleiht.
Quilielmo Varignana war der Sohn des berühmten Arztes
Bartholomäus Varignana, der 1 3 1 8 — 1319 als Professor der Mcdicin
an der Universität zu Bologna wirkte. Sein Sohn Wilhelm wurde
mit Mladen Subi^ bekannt, hielt sich gegen das Ende der Herr-
schaft desselben bei diesem auf und kehrte dann nach Italien
zurück, wo er im Jahre 1330 in Bologna starb. Ban Mladen über-
trug ihm nicht nur das Amt seines Leibarztes, sondern auch das
eines diplomatischen Berathers. Die Geschichte der scholastischen
Medicin rechnet diesen Subii'schen Leibarzt zu den bekannte-
sten Vertretern der genannten Richtung.*) Während sich aber
sein Vater mehr als Theoretiker hervorthat, war unser Wilhelm auch Praktiker.
Uns sind drei Werke bekannt, welche von dem Letzteren herrühren:
Ad omnium interiorum et cxteriorum partium morbos remediorum praesidia et ratio
utendi. Basileae 1531.
Secreta sublimia medicinac ad varios curandos morbos. Basileae 1596 u. 1597.
Opera medica de curandis morbis universalibuB. Basileae, 4", 1545; 8®, 1595 et 8®,
Lugdunii 1560.
Diese Werke enthalten meist Definitionen und dialektische Erörterungen der
Grundbegriffe der Physiologie, Pathologie und Therapie, dagegen nur sehr wenig
Beobachtung und thatsächliche Mittheilung.
Der vollständige Titel des an zweiter Stelle genannten Werkes ist
folgender:
Secreta Medicinac Guilelmi Varignanac medici consumatissimi ad varios curandos
morbos veriss. auctoritatibus illustrata; nonnullis flosculis in studiosorum gratiam additis
nunc ä Casparo Bauhino ad plurium exemplariorum collationem, ab infinitis mendis
castigata, et obscuriorum vocabulorum explicatione, notisque marginalibus illustrata. Basileae
per Sebastianum Henricpctri.
Magnifico Nobilissimo Joanni Paulo a Rvost Archiducis Ferdinandi consiliario et
Archipraesidi Thannensi prvdcntiss. literatiss. et Literatorum favtori summo Casparus
BauhinuB Anatomie, et Botanic. Basil. Ord. Observan. Monum. offert.
In der Vorrede, welche vom 2. December 1596 datirt ist, das heisst an
jenem Tage, als der Verfasser im Jahre 1319 in Genua sein Werk beendete,
bespricht der Herausgeber dieses Werk.
Wilhelm Varignana, einer der ausgezeichnetsten Aerzte seines Jahrhun-
derts, so sagt Bauhinus,*) verfasstc sein Werk theils aus den Schriften der
>) H. Haas er, Geschichte der Medicin, Jena 1875, S. 701.
*) Hier folgt die „Praefatio Casp. Bavhini". Gvilclmi Varignan9 medici seculo 8uo
praestantisflimi Secreta medica, partim ex praestantissimoriim auctorum scriptis, partim ex patris
8ui Bartholomaci observatiouibus, partim propriis experimentis in opusculum jussu Maladini
Domini sai ante annos duccntoH scptuaginta Septem cougesta, tibi Nobilis Praeses offcrimus.
Plurimis namque, Secreta h(;cce expetentibus, a Typographo rogati, vt haec perlegeremiw et ab
infinitis erroribus vindicata publici juris faceremus, 8an6 publici boni causa denegare minima
debuimus, quare vt ruri inter infinitas molestias Practicas reficeremur, succisiuis horis leg^mus,
relegimns, cnm tribns exemplaribns contulimus et ea quae in postremo exemplari ob non rect^ intellectum
anctorem vel mutata vel transposita vel omissa fuerc, ad auctoris antiquissimum et primum exemplar
re8titnimu8. Vocabula artis phirima obscura, vno alterove verbo explicavimus, margini adiecimus. At auctori
propositum fuit Syluam remediorum, maximö facile {>arabilium et quac vbique fcrö (habita inprimis
öOiS I. Arohäolofi^e und Geschichte».
besten Fachschriftsteller, theils nach den Erfahrungen seines Vaters und seinen eigenen
Experimenten. Er verfasste dies Werk auf Geheiss seines Herrn, des Banus Maladin
(Mladin), vor 277 Jahren.
Er empfiehlt nun das Werk dem Rathe des Erzherzogs Ferdinand (nachmaligen
Kaisers Ferdinand IL) Johann Paul Ruost.*) Das Werk cursirte in vielfachen Copien
und wurde von Vielen benutzt, so dass der Buchdrucker auf eine Herausgabe und
correcte Edition drang. Bauhinus benutzte drei Abschriften, suchte den vielfach ver-
drehten Sinn herzustellen, emendirte die schon veralteten Ausdrücke und versah das
Werk mit Marginalnoten.
Im Laufe unserer Studien kamen uns einzelne Manuscriptfragmente dieses von
Bauhinus edirten Werkes öfters in die Hände;*) wir wurden aber erst dann darauf
aufmerksam, als wir die Dedication des Bauhinus lasen. In der Münchener Reichs-
bibliothek fanden wir nun eine interessante, aus dem 15. Jahrhunderte (1444) stam-
mende Handschrift Varignana*s.
Der Codex (lat. nro. 26G4Ü) in mit rothem Leder überzogenem Holzdeckel mit
Schnallen und Eckbuckelu ist 155 Ctm. lang, 25 Ctm. breit und zählt 98 doppelspaltig
beschriebene Folioblätter. Das erste Blatt enthält die Dedication, deren Initiale C
rainiirt ist. Wir fügen die Abbildung in Figur 1 bei.
Die Minirung ist primitiv, die guirlandonartige Bordüre grün, roth, blau, gelb,
lila bemalt; im Initial selbst sehen wir auf dem Throne eine mit purpurner Toga
bekleidete bartlose Gestalt in grünen Aermeln, mit rother Kopfbedeckung, ganz in der
Tracht der venezianischen Patricicr, welcher ein mit violettem Talar bekleideter Mann
in knieender Haltung ein Werk zu überreichen scheint. Der venezianische Patricier
ist ohne Zweifel der Banus Mladen Subi6, der Graf von Brebir, der als Bürger von
Venedig sich in Dalmatien gewiss so kleidete, und dem der Leibarzt sein Werk
darreicht. •
Wir lassen nun die Einleitung, beziehungsweise Dedication,^) in paläographisch
genauer Abschrift folgen; sie lautet:
Cunctis militaribus accinto uirtutibus nee minus intcllectualium diadeinate
coronato magnifico domino suo semper doinino Mladino Croathorum et Bosne bano
generalique do mino tocius territorii Chelraensis*) eins subiectus animo Guillelmns
de Varegnana qualis^) profcssor in artibus et scientia medicine.
Quod omnes bomines secundum pbilosopbiam methapbysice primo naturaliter inclinent ad
scire tanqaam perfectibile in ultimani perfectionem *) ipsius eo quod scientia hominis est perfectio,
ut et idem testatur et Auerroys primo de anima et Auicebron in libro fontis uite et Alga^el et
Macrobius et Tulius in paradoxis et Seneca in locis plerisque et Gallienus septimo terapeutice et
paupenim ratioue) etiam absque Pharmacopoliis haberi posjäuut, quarc dignus Über qui ä, practicis Icgatur
et rolegatur. Hunc vero quautulumcunque laborem tibi Nobiliss. Praeses, merito dicaraus, cum euin,
dum tibi ante paucos menses, ob adversara valetudinem adessemus, legere ceperimus, quo tempore singu-
larem tuam humanitatem et erga literatos (vt literati solent) beiievoleutiani experti sumus. Haecergö si
et qualiscunque erga T. N. obseruauti^ nota, hocque perpetuum mouumentum extet, quod ut pro tuo
eaudore aequi conuulaä et nos porro tuo fauore complectaris, rogamus.
Basilcae Anno salutis noatrae 1596. 2. Decembris, qua die ab ips*o auctore opuseulum boe Jauu?
anno 1319 fuit absolutum.
*) Familie Khost von Eysenhart 1729 Kitterstaud, 1739 Grafenstand. Gem. Finanzardiiv F. Urk. 22.
«) Wiener HofbibUotbek, Cod. lat. 2300, no. 6, 45 a— 67 a.
**) In der Edition 1596 fehlerhaft gedruckt.
*) Orig. Chelin.
*) Orig. qualifl qlis.
®) Orig. pfectione.
Thall<Sczy. Bnichstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanllinder. 303
Auicenna^) sexto de naturalibus et breuiter phiiosophantes quicumque consumato effectn uestra copiosa
sapientia manifestant. Qua admiror non modicam ymmo stupidus quasi fio animaduertens etenim circa
quanta ciuilia sollicita prudentia ac utraque fortitudine continuo uigillatis ignoro, qualiter culmine
litterarum tantarum uester perficitur intellectus, que diuinitus magisquam humanitus puto fore. Hec
quidem igitur delectationis ^ forte causa, que in ea est proprie inludantis aut cciam utilitatis propric
et nostrorum iritans merito uos comouit, ut condescendere complacuerit mihi uestro precipere, quod
gracia mihi fuit in ueneranda ciuitate Jadre et loco sancti Grisogoni, ut opusculum uobis sanatiuum
constituam comprehendens, que precipua apud famosos antiquos circa genera egritudinum sint laudata.
Quodque equidem animo suscepi libenti. Set considerans secundum G(allienum), quod simplices inedi-
cine uellotiores existunt in opere quam composite propter ipsarum substanciam a natura exucede ^) colegi
ex dictis GK&Uieni) et libris duodecim de simplici medicina et Diascoridis, Auicenne,^) Serapionis, Mesue
et Basis, Ysaac et plurium aliorum non omnia, set in quibus non solum concordes set aliis precoUaudant,
que quidem cum nominauero multa immiscebo eorum, quorum mira uirtus scienciam medicinalem trans-
cendit et quorum operatio a sola fortuna existit specifica, quorum ueritatem licet ab expertis assumpta
cxistant, qui uoluerit experiatur pro libido. Magis enim gratia perfectionis operis et exercicii iiendi in
eis suscepta. Verum quia iuxta Mesue gaudet quilibet in expertis addam experta simplicia et compositi
Sampaterna quam propria, ut opus dilucidetur ex eis. Et uel iure acquisita^) quam puto beniuolentie
nostre gratia causam babeam me ad alia transferendi et ut utraque uita polleam presenti quidem, ut sit
michi in senio cum potencia cxercitandi libros defeccrit in arte baculus senectutis et in postens eterna
memoria cum ipsorum profectu iuxta G(allienum) dicentcm et aly uidentcs dicta Aristotilis et Piatonis
eorum reminiscimur ac si essent presentes et Ptolomeum, non fuit mortuus, qui sapientiam uiui-
ficanit et iuxta Dydascolum sapiens non sibi set aliis natus est. At quia opus hoc post uitam uestram
et meam poterit diuulgari et opera medicinalia licet at rectum sint posita, tarnen quedam nociua
necessario sepe tanguntur in eis, quibus praue utens potcst opcriari ad malum. Legcntem ex nunc
obsecro, ut nee quicquid operetur sinistre. Quod si (^uis operari prcsumperit dicnm cum Amcch in suo ^*)
prohemio de uenenis: ueniat ignis et sulfur^) de celo et specie procellarum, ([ui possint ipsum facere
de sub urbanis Sodome et Gomore. Ob hoc igitur eciam ne ydiotc confidentes in ipso dimittant prin-
cipia artis et scientie, que sunt fundamcutum in opere, ut in pluribus nequc signa egritudinum ponam
neque causas distinguam nequc auxilia. Set tamquam uobis et intelligentibus aliis scribeus illa uestre
et intelligencium prudcncie derelinquam. Dcum igitur cunctorum bonorum primum motorem in exor-
dium inuoco, ut felicitetur hoc opus iuxta me sue dicentcm principiet deus opcra tua et felicitabit ea et
illud pitagoricum.
Die Einleitung als solche bietet nichts Denkwürdiges, doch die Dedication, in
welcher Meister Varignana Mladen einen mit kriegerischen Tugenden, aber auch mit
Geistesgaben reichlich ausgestatteten Herrn nennt, der Umstand, dass der Banus ihn
zu dem Werke aneiferte, und dass dieser grosse Herr zu Anfang des 14. Jahrhunderts
die Bibel las: all dies zeigt uns den Banus als eine beachtcnswerthe Culturerscheinung
in Dalmatien und dem bosnischen Binnenlande.
IL €reiiealogiseh-BiograpliiscliC8 aus dem XIY. Jahrhundert.
(Maria, Herzogin von Bosnien, Gräfin von Helfenstein. — Katharina. —
Danica.)
Die Feststellung der genealogischen Verhältnisse bildet die schwerste Aufgabe in
der bosnischen Geschichtsforschung. Die Chroniken enthalten nur einzelne Bruch-
stücke contemporärer Aufzeichnungen, wobei die Zeitangabe sehr oft fillschlich gedeutet
wird, und höchst selten stehen uns Urkunden zur Verfügung, deren genealogische
Daten man mit den Chroniken in Einklang bringen könnte.
*) Orig. terapetice z Auic. ') Orig. delectonis.
*) Anstatt: exucide, Nebenform von exsucide.
*) 8. N. 1. ») Orig. acqsita. ») Orig. »ui. ') Orig. fulfur.
304 1. ArcIiHoIogio und Geschichte.
In neuerer Zeit befasste sich Dr. Moriz Wertner mit südslavischen genealogischen
Fragen und publicirte das Ergebniss seiner Studien in der Zeitschrift des Wiener
genealogischen Vereines „Adler",*) dann im Berliner „Herold" und in der Budapester
„Ungarischen Revue". Wertner ist ein fleissiger, verdienstvoller Forscher, der aber
unkritisch verfilhrt und dessen Darbietungen nicht immer hinlängUch Gesichertes bringen.
Vorsichtiger geht auf dem gleichen Wege unser gelehrter Mitarbeiter Archimandrit
Ilarion Ruvarac zu Werke,*) dessen Beweisführung stets kritisch, klar und oft durch
das negative Resultat belehrend ist.
Es sei nun gestattet, dass wir auch unsererseits Einiges zur Genealogie histo-
rischer Persönlichkeiten Bosniens beibringen.
Oswald Gabelkover, herzoglich württembergischer Leibarzt und Historiograph
(geb. 1539), schrieb im 16. Jahrhunderte die Geschichte des berühmten schwäbischen
Grafengeschlechtes derer von Helfenstein. Er war ein fleissiger Forscher, führte eine
gute Feder, arbeitete nach Quellen und befliss sich auch eines gewissen Grades von
Kritik. Natürlich mangelte es ihm oft an zureichenden Behelfen, und wo es nicht
anders ging, da schreckte er vor kühnen Combinationen nicht zurück. Das Manuscript
fand nicht genug Subscribenten und blieb ungedruckt. Ein Exemplar desselben, im
k. württembergischen Staatsarchive zu Stuttgart, benutzte Dr. H. F. Kerler zu seiner
Geschichte der Grafen von Helfenstein, welche im Jahre 1840 in Ulm erschien. An-
geregt durch die Mittheilungen Kerler's, forschten wir im Stuttgarter Staatsarchive nach
den Originalquellen und erzielten dabei eine beträchtliche Ausbeute. Doch (wird der
Leser fragen) wie kam dieses schwäbische Grafengeschlecht in Beziehung zur Ge-
schichte Bosniens? Durch eine Heirat zwischen dem Grafen Ulrich von Helfenstein
und Maria, einer Herzogin von Bosnien.
Das Geschlecht der Grafen von Helfenstein herrschte zwischen dem Neckar und
der Donau im Herzen des Schwabenlandcs. Seit dem 9. Jahrhunderte finden wir die
Angehörigen der Familie erwähnt, welche ihren Namen von der Burg Helfenstein führte,
die sich über der Stadt Geisslingen erhob. In der Mitte des 14. Jahrhunderts stand
die FamiUe auf der Höhe ihrer Macht ; denn die beiden Ulriche von Helfenstein spielen
bedeutende Rollen in den Geschicken ihrer Heimat. Ulrich der Aeltere, in den genea-
logischen Stammtafeln als der X. angeführt, war der Sohn Johanns von Helfenstein;
Ulrich der Jüngere, der XL, war der Sohn Ulrichs IX. Die beiden Ulriche von Helfen-
stein waren Landvögte (Schutzherren) über die Städte in Oberschwaben, ^) später wurde
Ulrich dem Aelteren auch die Reichsvogtei über Elsass und Oberschwaben über-
tragen, wie er denn ein besonderer Günstling des Kaisers Karl IV. gewesen zu sein
scheint. Dieser Ulrich X., der Aeltere, war mit der bosnischen Herzogin Maria ver-
heiratet.
Gabelkover, der erste Chronist der Helfensteiner, schreibt darüber in seiner
Chronik*) Folgendes:
^) Erächien auch ungarisch unter dem Titel: A közöpkori delszlav uralkodök geuealogiai törtenete.
TemeMvÄr 1891. („Die genealogische Geschichte der mittelalterlichen südslavischen Herrscher.**)
*) S. diese Mitth., Bd. II, ö. 103—172 und 173—178.
•) Seit 1349. Btthmor, Regosta Impcrii (Karl IV.) 1020.
*) Handschrift, Fol., Nr. 48 c, S. 301, Zeile 10 von unten. — »cito 303, Zeile 6 von unten. Im
St.-A. zu Stuttgart.
Thalloczy. Bruchstücke aus der GesAichte der nordwerttlichen Balkanländcr.^ 305
„König Ludwig von Ungarn heiratet nach dem Tode seiner ersten kinderlosen
Gattin, Frau Margarethe/) Tochter Karls IV., im Jahre 1353 Elisabeth, ältere Tochter
Herzog Stephans von Bosna (welchem Etliche auch den Königstitel gebeU; weil Bosnien
vor vielen Jahren ein Königreich gewesen). Elisabeth hatte noch eine Schwester
namens Maria,*) die im Frauengemache der Königin von Ungarn aufwuchs. Mit
ihrem Schwager kam sie dann an den Hof Kaiser Karls IV., blieb dort vielleicht bei
dessen Gattin Anna, Tochter Herzogs Bolko von Schweidnitz, oder wurde vielleicht
noch vor der Heimkehr König Ludwigs von Ungarn dem Grafen Ulrich von Hclfen-
stein versprochen. Aus ihrer Grabschrift erhellt nur, dass sie mit König Ludwig
heraufgekommen war. Sie hatte eine stattliche Mitgift, nämlich 10.000 fl. ung., was
zur selbigen Zeit wohl so viel oder mehr war, als jetzt 100.000 sein möchten.
„Aus der Ehe entsprossen viele Kinder, aber diese Heirat war nicht von Segen
begleitet, wie gewöhnlich bei ungleichen Ehen der Fall ist. Maria wollte auch ihre
Töchter stattlich aussteuern. Das ging wohl zu Lebzeiten des Gemahls, der beim
Kaiser in hohem Ansehen stand. Nach seinem Tode jedoch ergaben sich viele Schulden.
Es muss viel Glück dabei sein, wenn man über seinen Stand heiraten will."
Diese Darstellung Gabelkover's enthält drei Elemente: a) Facta, die der Autor
nach Quellen und Aufzeichnungen wiedergibt; b) Corabinationen; c) Citate von zwei
Belegen (Morgengabe der Herzogin und Grabschrift derselben). Kerler folgt ganz
getreulich der Auffassung Gabelkover's und paraphrasirt nur seine Angaben (S. 53).
Wenn man das erste Element des Gabelkover'schen Berichtes ins Auge fasst, so
zeigt sich, dass die Daretellung nicht präcis ist. König Ludwigs I. von Ungarn erste
Gemahlin war Margarctha, die erstgeborene Tochter Kaiser Karls IV., mit welcher er
im Jahre 1338 verlobt wurde, und die im Jahre 1345 als seine Gemahlin bezeichnet
wird.*) Margaretha starb im Jahre 1349, in welchem ihr Vater, der ein Jahr vorher
Witwer geworden war, in zweiter VAio Anna, die Tochter Rudolfs von der Pfalz, hei-
ratete. Doch auch diese Ehe des nunmehr römischen Königs Karl IV. war nicht von
langer Dauer, denn am 2. Februar 1353 starb auch diese Frau. Jetzt waren Beide,
Schwiegervater und Schwiegersohn, Witwer.
An dem Hofe König Ludwigs in Ofen lebten unter Aufsicht seiner gestrengen
Mutter, der Königin -Witwe Elisabeth von Polen, mehrere Prinzessinnen. Darunter war
Anna, die Tochter des im Jahre 1343 verstorbenen Herzogs Heinrich von Schweidnitz
und Jauer, und der Prinzessin Katharina. "*) Prinzessin Anna galt als einzige Erbin
beider genannten unabhängigen llerzogthümer, da ihr Oheim Bolko II. keine Kinder
hatte. Als nun Karl IV. Witwer wurde, hielt er in Ofen um die Hand der vierzehn-
jährigen Prinzessin Anna, welche im Jahre 1350 mit seinem frühzeitig verstorbenen
Sohne Wenzel verlobt gewesen war, an. An diesem Hofe lebte gleichzeitig mit Anna
die (wie die Zeitgenossen melden) reizende bosnische Prinzessin Elisabeth, Tochter
des Bans Steplian Kotromanovic, die mit dem königlichen Hause mehrfach ver-
wandt war.
»),Geb. 1335 tWu 24. Mai, f li^-i^- ^^'^^ i^^« GeiuabUii des Königs.
*) GabolkovtT schreibt S. 314 seiner Handschrift: „(irat* Ulrich von llelfeusteiifs (ieuiahlin ist eine
Frau Maria, llerzofr Ludvvijjs von Hosna und Krau Anna, Herzojjin von Reussen, Tcichter gewesen/
Offenbar ein Irrtbuni, da nach (ta!)elkovcr Maria die Schwester der Elisabeth Kotromanovic? sein soll.
Uebrigens kommen wir darauf zurück,
') P/>r Antal: Nagy Lajos (Ludwij? der (Irosse), 8. 36.
*) Dr. E. Werunsky behauptet in seiner Geschichte Kaiser Karls IV'., J5d. II, *-*, 8.348—351, d?ws
Katharina, die Mutter d<T Prinztssin Anna, eine Seliwester Ludwijrs von Ungarn gewesen sei (V).
hxnd III. -'>
306 I. Archäologie ttud Geschichte.
Folgende Tafeln mtfclien diese Grade ersichtlicher:
i Carl Martell | Carl Robert
Stephan V.
König von Ungarn^
t 1272
Maria
Karl II. Anjou
Ludwig I.
Katharina, verin. | Elisabeth j Stephan Kotroraano- j Elisabeth, Gemahlin
Stephan Dragu- \ Stephan Kotroman I. < vid. Gem. Elisabeth ^ Ludwira
tin
t ca. 1312—1316
von Ciijavien |
Elasimir
von Cujavien
t 1268
Leszek Czarny
t 1288
Grifyna, eine Toch-
ter Rostislavs ,Dax
Bosniae* nnd Annas,
Tochter König B^las
IV. von Ungarn
Ferner :
Kasimir
Ziemomysl f ^"^^^
(Elisabeth
Carl Robert von
König von Polen ^ Ungarn
\ Kasimir der Grosse
Elisabeth, Gemahl
Stephan Kotro-
manoTiö
Wladislav Biary
Ludwig I.
Elisabeth von Bos-
nien
Elisabeth
Ludwig I. von Un-
garn
(Nach Szujski.)
Wie diese Tabellen zeigen, herrschte nahe Verwandtschaft zwischen der Tochter
des bosnischen Bans und dem Könige Ludwig einerseits, anderseits aber zwischen
seiner Mutter und ihrer Schwiegertochter, der jungen Prinzessin. Zugleich ist er-
sichtlich, dass Elisabeth Kotroman ovi6 dem Könige wenn auch nicht an Macht und
Glanz, so doch an Geblüt nicht unebenbüii;ig war, denn in ihren Adern floss ebensoviel
Ärpädenblut wie in denen Ludwigs.
Als nun Karl IV. um die Hand Annas, der Gespielin und Verwandten ^) Elisabeths
von Bosnien, anhielt, besprach er sich am 10. März 1353 in Wien mit König Ludwig
und Herzog Albrecht von Oesterrcich (Regesta Imperii 1544a), und nachdem auch
König Kasimir und Annas Onkel Bolko (Boleslav) eingewilligt hatten, wurde am 27. Mai
1353 in Ofen*) die Hochzeit gefeiert.
Um diese Zeit geschah auch die Verbindung Ludwigs von Ungarn und der
bosnischen Prinzessin Elisabeth. Wie schon bemerkt, konnte die bosnische Prinzessin
nicht als unebcnbürtig betrachtet werden. Doch scheint es ausser Zweifel, dass hier
eine Liebesheirat stattfand. Dies beweist ein päpstliches Schreiben Innocenz VI. vom
31. August an die Bischöfe von Agram und Neutra.-'^)
Der Papst schreibt: König Ludwig von Ungarn und die edle Frau Elisabeth,
Tochter Stephans, des Fürsten von Bosnien (Ducis Bosniae), obzwar sie von ihrem
verwandtschaftlichen Verhältnisse im vierten Grade wussten, schlössen „aus gewissen
Ursachen" (ex certis causis) die Heirat dennoch ab. Dieselben wandten sich um
Nachsicht dieses Hindernisses an den Papst, da eine solche Heirat sonst die Excom-
munication zur Folge hätte. Nachdem aber durch die Auflösung dieser Heirat grosses
') Anna von Schweidnitz stammte aus der untcrschlosischcn Linie dor Piastcn.
') Wcrunsky, op. et loco cit.
^) Dieses Schreiben wird demnächst gednickt werden.
Thall(5czy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 307
Aergemiss (gravia scandala) verursacht würde, beauftragt der Papst einen oder den
anderen der genannten Bischöfe, dass sie den König und seine Frau von der Excom-
munication, der sie anheimgefallen seien, absolviren sollen. Sie (die königlichen Gatten)
sollten unter Eid geloben, derlei nicht mehr zu begehen und Busse zu thun. Sie sollten
nach ihrer Einsicht nun, abgesehen vom verwandtschaftlichen Verhältnisse, die Ehe
von Neuem schliessen, und die Kinder dieser Ehe sollten als legitime gelten. Sie sollen
auch während zweier Jahre den Kirchen je 50 Mark Silber spenden.
Welche „gewisse Ursachen" den ritterlichen König, ohne vorher den Dispens des
Papstes eingeholt zu haben, zur sofortigen Eheschliessung bewogen, wissen wir nicht.
Gewiss ist es, dass Ludwig seiner Gattin bis zu seinem Lebensende in Liebe und Treue
ergeben war. Es müssen jedenfalls sehr gewichtige Momente gewesen sein, dass die
stolze Mutter Ludwigs, die ehrgeizige Polin, diese Heirat zuliess.
Wir wollen die Frage, woher die FamiUe Kotroman stamme, hier nicht erörtern
und erwähnen nur das historisch beglaubigte Factum, dass Stephan Kotroman I., der
Vater des Begründers des Banates Bosnien, eine Tochter Stephan Dragutins mit Kamen
Elisabeth zur Frau hatte.
Die Familie Kotroman gehört zu denjenigen Geschlechtern, über deren Herkunft
seit jeher Legenden im Umlauf waren. Im Sommer 1892 erschien eine Notiz in den
dalmatinischen Zeitungen, dass der Pfarrer von Vrlike in Dalmatien, Peter Stani6,
die Urkunden der in Potravlje lebenden Familie Kotroinanovi6 durchforscht und
constatirt habe, dass diese Familie von der alten bosnischen Königsfamilie abstamme.
Die königliche Familie solle aber von einem „Conto Joanni" abstammen, einem Deut-
schen, dessen Familie in Pressburg sesshaft gewesen sei.
Wir hatten schon im Jahre 1889 Gelegenheit, uns über diese Familienurkunden
zu informiren, welche sich bei dem älteren Kotromanovi6, Marko (es leben nämlich zwei
Brüder) befindet. Die uns übergebene Beschreibung umfasst in neun Punkten alle
Urkunden, beziehungsweise Materialien, welche die Familie besitzt, nämlich:
1. Auszug aus den Adelsregistern der Republik Venedig (Anerkennung des Adels
der Familie Kotromanovi6, notariell beglaubigt).
2. Auszug aus den Taufmatriken von Potravlje.
3. Stammbaum der Kotromanovi^i 1780.
4. Stammbaum der Kotromano vi6i 1779.
5. Wappen der Kotromanovi6i (gekrönter schreitender Löwe im Blasen und als
Helmzier).
6. Libro dei nobili signori de Cotromani abitanti in Potravlje dal 1695 al pre-
sente anno 1785 (enthaltend Atteste), 60 Seiten.
7. Druckwerk: Epitome vetustatum Bosnensis provinciae von Philippus Occhievja,
gedruckt Ancona 1776. Ex typografia Petri Pauli Ferri. 130 Seiten.
8. Descrizione genealogica. dell' Albero gen. della nob"™' illustr"* famiglia dei
signori conti di Cotromani con la dechiarazione della stemma dei regno Bosnia che
la qualifica e distingue etc. . . . dal anno 806 sive 1785 (letztere Zahl später hinzugesetzt),
112 Seiten, mit mehreren Wappen in Farben, Decreten König Stephans, Attesten etc.
und einem Stammbaume (scheint Original).
9. Copie vom Jahre 1781, 165 Seiten.
All dieses Material stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert und weist auf
dalmatinische Provenienz, und zwar auf jene Epoche, in welcher Tomko Marnavich
und seine Zeitgenossen mit vieler Phantasie Wahres mit Falschem vermengten. Das
sub 5 angeführte Wappen zeigt, dass als Vorlage ein Ragusaner Wappenbuch diente,
20*
308
I. Archäologie und Geöchiclitc.
wovon eine neuere Compilation in Fojnica aufbewahrt wird. Diese daimato-ragueäische
Heraldik stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ob in dem Convolute 8
— wie unser Gewährsmann berichtet — Originale vorhanden sind, können wir nicht
entscheiden, doch scheint es nicht der Fall zu sein, da die Notiz von der deutschen
Abkunft des Stammvaters sehr jener Stelle ähnelt, welche Mauro Orbini im Jahre 1601
nach chronistischen Ueberlieferungen (S. 350) mittheilt. *)
Klar ist, dass wir die Kotromane in den genealogischen Connexen der Familien
der ungarischen Arpdden, der Rostislavi^e von Hali6, der Subi6e und der Ncmanjiden
suchen müssen. Die einzelnen Fäden müssen bis zum Jahre 1240 zuiückreichen, und
es spielen in dieser Frage die Könige Bela IV. und Stephan V. eine bedeutende Rolle.
Küiiig
Bela IV.
1235—1270
Koiiig Stephau Y.,
1270—1272
Geiiiahliu Elisabeth
von Kamanien, Dii-
ciflsa de Bcsna bis
1289.
Auiia,
Gemahl Rostishiv,
t 1263, Fürst der
Maßva, Verweser des
oberbosn.-ung. Ter-
ritoriums Soli und
üsora, dem wieder
Bane als Capitäne
vorstanden ; nach der
Margarethenlegende
im J. 1274 Gattin
eines deutschen Für-
sten.')
Carl Harten
Elisabeth,
Gemahl Steplinii
Kotromau I.
Carl Robert
Stephau Kotroman IL
Maria,
Gemahl Carl 11. von
Sicilien
Ladlslaus IV.
1272—1290
Katharina,
Gemahl Stephan
Dragutin.
Kuulguude,
Gemahl Knnig Otto-
kar von Böhmen
GrIfOiia (Agrippina)
lebt 1800, Gemahl
Ledek d. Schwarze
von Polen (f 1289)
M\a, Dux d4 Macho
et Bozu», getödtet
I(Desceudenz unbekannt; Tvrtko I. nennt
sich Stephan Mircea Mytzes Michael (? !)
im Jahre 1376.)
Diese Tabelle enthält eine Reihe ungelöster Fragen. Die alten Chronisten lösten
solche Fragen sehr leicht, indem sie die Traditionen von einander abschrieben und als Facta
declarirten. Doch auch jene Epoche, in welcher das urkundliche Material zum Durch-
bruch kommt, bietet nicht mindere Schwierigkeiten, denn es fehlt der Zusammenhang
zwischen den einzelnen beglaubigten Daten; es sind lose Kettenringe, welche man
nicht aneinanderfügen kann.
Ueber die Verbindung Ludwigs von Ungarn mit Elisabeth Kotromanovie schreibt
Christian Engel (Gesch. Bosniens und Serviens, S. 286), dass die Heirat am 20. Juni
1353 stattgefunden habe und dieses Datum nehmen auch die neueren Historiker an.
') Nach Kuhns Todo Hess der K«nig von Ungarn Bosnien durch Kotroman erobern, „Cotromanno
todcsco, huomo famoso neW armi". Sehern Orbini's ganze Darstellung zeigt, dass er melirere solche Chro-
niken benutzte, welche, höchstens im 15. Jahrhunderte zusammengestellt, die Traditionen unchronologisch
zusammenwarfen.
*) Wahrscheinlich ein Irrthum, wenn Anna nicht vielleicht ein zweites Mal vermÄhlt war („Anna
Herzogin aus Keussen (V)", in der obcitirten Stelle Gabelkover's.
Thalloczy. Kruch.stücke aus <ler Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. B09
König Ludwig, in dessen Balkanpolitik sein nunmehriger Schwiegervater Stephan
Kotromanovi6 IL eine hervorragende Rolle spielte, erwies demselben vielfache Ehren-
bezeigungen. Obwohl Stephan nur Banus eines staatsrechtlich nicht selbstständigen
Landes (Bosnien) war, wurde er „Dux", und es ist mogHch, dass er am Hofe auch ab
und zu „König" titulirt wurde. Die Heirat seiner Tochter mit dem Könige erhöhte auch
seine Stellung. Deshalb ist in alten Chroniken von einem Königreich Bosnien schon
vor dem Jahre 1376 die Rede.*)
Wenn wir nun das Gesagte zusammenfassen, stehen zwei P^'acta ausser Zweifel:
1. dass der römische König und nachmahge Kaiser Karl IV. die — wenn Werunsky
Recht hat — Cousine König Ludwigs von Ungarn, Prinzessin Anna von Schweidnitz
am 27. Mai 1353 heiratete, und 2, dass die Heirat König Ludwigs mit Elisabeth
Kotromanovi6 um die Mitte desselben Jahres stattfand.
H.
Das zweite Element der Gabelkover'schen Schilderung ist eine Combination,
welche der Autor (da ihm keine Urkunden zur Verfügung standen) aufstellen musste,
um seine Geschichte zusammenhängend zu gestalten. Er glaubt,^) dass Graf Ulrich
von Helfenstein seine Frau nicht vor 1354 und nicht lange darnach zur Gemahlin
nehmen konnte. Denn König Ludwig — so meint der Chronist — heiratete die
Schwester der Gräfin, und da er erst 1353 Witwer wurde, kann dies vor Ende 1353
kaum geschehen sein. Wir glauben nach den obigen Ausfuhrungen uns nicht näher
auf die Entkräftung dieser Combination einlassen zu müssen. Das dritte Element der
angezogenen Darstellung weist auf zwei Schriftstücke: auf das Verzeichniss der Morgen-
gabe und auf die Grabschrift der Maria von Hclfenstein. Diese nehmen wir als authen-
tisch an und kommen noch darauf zurück.
Nach dieser Feststellung wollen wir die auf die Persönlichkeit der Grätin Maria
von Helfenstein bezüglichen Momente zusammenfassen.
Es steht ausser Zweifel, dass eine Gräfin von Helfenstein, die Gemahlin
Ulrichs des Aelteren, eine Herzogin von Bosnien war und aus Ungarn nach
Schwaben verheiratet wurde. Dies beweisen authentische Urkunden, in welchen die
Gräfin immer als Herzogin von Bosnien (Wessen) angeführt wird.
König Ludwig I. von Ungarn sagt nämlich in einer am 20. April 1352 zu Ofen
ausgestellten Urkunde, in welcher er alle von den Mattersdorfer (Nagy-Mdrton) Grafen
während dreier Jahre gewaltsam weggenommenen Güter den beiden Grafen Nicolaus
zurückzuerstatten befiehlt, ihre Verdienste aufzählend: „Dominam Mariam sororem
domini Stephani ducis Boznensis proximam nostram carissimam domino Helsencerio
federe matrimoniali copulatam, ad civitatem Pazzowyc prenotatam honestis baronibus
regni nostri eidem proxime nostre comitantibus suo nuplui sociandam transmisimus."^)
*) „Bosnien wurde zur Zeit und auf Geheis8 König Ludwigs sowie das übrige Illyricum von Stephan
Duroviua (Tvrtko) verwaltet, den König Ludwig KOnig von Bosnien nannte, als er Dorovius' schöne
Tochter — zu ihr in Liebe entbrannt — heiratete und zur Königin erkor, damit es nicht scheine, dass
ein König so grossen Namens eine gewöhnliche Frau, die Tochter eines gewöhnlichen Mannes, der niclit
König sei, zur Frau genommen liabc." Engel, 8. 286. (,'odex 8677 (bist. prof. 341) Copie einer Chronik
aus dem 16. Jahrhunderte. Hier werden offenbar zwei Ereignisse vorwechselt, das Königthum Tvrtko's
und die Heirat Ludwigs. Doch das Factum der Liebesheirat findet auch hier seine Bestätigung.
«) MS., Fol. Nr. 48, S. 307 und 309.
') Codex dipl. Hung. Andegavensis, V., p. 677. Fejc^r, Cod. Dipl. IX, 2, 139 schreibt „Holsenn-
eero**, in einer zweiten Urkunde Ludwigs, ausgestellt seeundo die festi Pasclie 1353 H'^ejer, 1. e. 218)
^^^ I. Arcliäülog'io und Gem'Iiii-Iitr.
Nach diesem Passus begleiteten die beiden Grafen Nicolaus „Maria, die Schwester
Stephans, des Fürsten von Bosnien, die liebe Verwandte", nach Passau, die, mit dem
Herrn Helfenstein (im Texte schlecht geschrieben) verlobt, zur Hochzeit ging. Dies
geschah vor dem 26. April 1352. Nun fragt es sich, wer diese Maria ist?
Wertner sagt mit Recht, dass Kerler nach Gabelkover diese Maria irrig als die
Schwester Elisabeths, der GemahHn König Ludwigs von Ungarn, demnach als eine
Tochter Stephan Kotromanovid' bezeichne, während in der obcitirten Urkunde Maria
als soror des Dux erscheint. Im Mittelalter wurden die verwandtschaftlichen Grade
zwar häufig mit heute nicht gebräuchlichen Worten ausgedrückt, aber so weit ging
diese Ungenauigkeit nie, dass man soror schrieb und filia verstand.*)
Wir müssen noch Einiges über diese Frage einschalten, da Herr Ruvarac sich
in diesen „Mittheilungen", Bd. H, S. 177 f auch mit der Frage beschäftigte, ob Elisa-
beth die einzige Tochter Stephans II. Kotromanovi6 war? Nach Mauro Orbini hatte
Stephan Kotromanovi6 II. nur eine einzige (figliola unica) Tochter, die bei der Er-
zählung des bosnischen Feldzuges des Kaisers DuSan (also circa 1349- 1350) erwähnt
wird: „che alF hora era donzella"; sie war also damals schon erwachsen (S. 265.
Regno degU Slavi). Du Fresne (Ulyricum vetus et novum) spricht von Elisabeth als
von der Erstgeborenen (S. 119) und gibt ihr zur Schwester die Draga, welche bei
Paulus de Paulo erwähnt wird. Paulus de Paulo sagt nämlich, dass „Dominica Elisa-
betha regina Ungariae senior, Domina Maria, regina junior, et Domina soror Draga,
soror sua"^) in Jadra waren. Diese Draga wurde nun, wie unser geehrter Mitarbeiter
Ruvarac in diesen „Mittheilungen"*) auseinandersetzte, irrthüralich für die Schwester der
Königin-Mutter Elisabeth, der Witwe Ludwigs I. angesehen. Sie war die Schwester
der Königin Maria von Ungarn, die zweite Tochter Ludwigs L, die schöne Hedwig,
später Gemahlin Jagielos von Polen. Diesen Passus hat die ungarische Historiographie
immer correct gedeutet, da man ja wusste, dass die Zaratiner nicht nur den Königinnen
Elisabeth und Maria „reglbus et dominabus", sondern, „da es dem Allmächtigen so
gefiel, dem K()nig Ludwig keine Manneserben zu bcscheercn", auch seiner Tochter
Hedwig den Eid der Treue leisteten (Lucius, pag. 251).
Doch eben unser gelehrter Freund, der in seiner citirten Abhandlung auch Orbini
als Beweis anführt, um Elisabeth Kotromanovi6 von einer Schwester Draga zu befreien,
erfreute uns 1. c. S. 173 ff. mit seiner Abhandlung über „Katharina, die Tochter Tvrtkos",
in welcher er der bisherigen Auffassung,^) dass die Gemahlin Hermanns I. von CiUi
(1332/4 bis 1385 III/21) die Tochter des Bans Stephan Tvrtko I. (später Königs)
gewesen sei, entgegentrat. Dagegen bcscheert er der EHsabeth Kotromanovid eine
andere Schwester Katharina.
Gleiche Zweifel wie dem Ruvarac waren dem kritischen Genealogen des Geschlechtes
der Grafen von Cilli, dem Jesuiten Erasmus Fröhlich schon im Jahre 1755 aufgestiegen
(Genealogia Sounekiorum Comitum Celejae, p. 73 — 75). Er sagt eben, dass die Frau
„Domina Maria Domino de llelphstayr tradita". Im Codex Audegavcnsi» Icseu wir daä Regest dieser
Urkunde, wo „soror" als „Tochter" Stephans (Istvan boszniai herczeg leanya) tibersetzt wird. Wir über-
zeugten uns, dass der im Texte citirte Passus correct copirt ist — auch Fej6r schrieb es so — daher
beging der Kegistrant den Fehler.
*) Um nur einige Beispiele anzuführen, wurden die Frauen der von Tisch und Bett geschiedenen
GeistHchen soror es genannt, ebenso die Nonnen und solche, welche ein frommes Leben führten. Schwester
nannte ein König im Allgemeinen die Frau eines anderen KOnigs oder Fürsten u. s. w.
') Memoriale Pauli de Paulo, Lucius, p. 423.
») Bd. II, 8. 164 ff.
*) Aschbach, 273; Klaiö, Bosna, 11,268; Krones, Die Freien v.Sauneck etc., Graz 1883: Hacki etc.
ThalhU-zy. Bruclistüeke au8 der Geschifhte der nordwestlichen Balkauläudcr. 311
Hermanns von Cilli nirgends ausdrücklich als die Tochter Stephan Tvrtko's erwähnt
werde; aus den Urkunden ist nur das bestimmt zu entnehmen^ dass sie Katharina hiess
(Urkunde 1377, 139(5), dass Hermanns I. von Cilli Sohn, Hermann IL, von Stephan
Tvrtko n. Verwandter genannt wird (Urkunde 1427) und dass in der Cillier Chronik
zum Jahre 1362 Folgendes zu lesen ist: „Do das alles, was oben bemelt ist, geschach,*)
do gab König Ludwig von Hungarn sein mumen,*) frauen Catharinen, die ein rechter
erb was zu dem königkreich Wossen, dem obgeschriebenen graff Herman zu einer
eelichen gemahl."
Fröhlich, der sehr gut von Katharina, der Schwester Stephan Kotroman's, wusste,
glaubte sich so helfen zu können, dass er Katharina zur Braut des Neffen des Andreas
von Chlm machte, ihr dann aber Hermann Cilli zum Manne gab, oder „kann man
unter Chelm nicht Celej verstehen V" meint er. Uebrigens „ist es auch möglich, dass
Catharina die Tochter Stephans U. war, darüber sagen aber unsere Schriftsteller nichts".
Wir führten Fröhlich nur darum an, um zu beweisen, dass die Combination unseres
Freundes Ruvarac schon eine Antecedenz besitzt, nur dass Ruvarac diese Hypo-
these dadurch plausibler macht, dass er die Heiraten Stephans U. anfuhrt. Der
Ausdruck der Cillier Chronik „rechter erb" spreche daflir, dass wir es hier mit einer
Descendenz Stephans II. zu thun hätten. Dennoch und trotz aller Wahrscheinlichkeit
kann man Mauro Orbin i's Passus nicht kurz abfertigen; der bosnische Feldzug Duäans
ist ei-wiesen (1341)), warum sollte die präcise Angabo „unica figlia" nicht wahr sein?
Doch — und wiewohl noch mehr Gcgengrlinde anzuführen wären — glauben wir die
Hypothese Ruvarac als Hypothese unter diejenigen registriren zu müssen, welche Be-
achtung verdienen. Unsererseits verweisen wir auf den beachtungs würdigen Umstand,
dass König Ludwig I. vier Töchter hatte, und zwar: Maria, geb. 1365, f 1365; Katha-
rina, geb. 1365, t 1376; Maria, geb. 1370, f 1395; Hedwig, geb. 1371, f 1399. Es
ist gewiss kein Zufall, dass die Töchter Maria und Katharina heissen; diese Namen
stimmen mit jenen der beiden Verwandten des Königs und der Königin: der Maria von
Helfenstein und der Katharina von Cilli, denn ebenso wie Maria wurde Katharina vom
Hofe aus verheiratet, und es war im Mittelalter Sitte, den Kindern Namen von lieben
Verwandten zu geben.
Nach dieser langen Abschweifung kehren wir zu der Frage zurück, wer die bos-
nische Herzogin Maria gewesen sei. Zunächst deuten wir soror Stephani ducis
als Schwester des Schwiegervaters Ludwigs, als Tochter Stephan Kotroman's I.')
Stephan Kotroman L, der Gemahl Elisabeths, der Tochter Stephan Dra-
gutin's, war ohne Zweifel ein Theilfürst (conte) von seines Schwiegervaters Gnaden.
Sein Todesjahr lässt sich nicht genau bestimmen; nach Mauro Orbini starb er im Jahre
1310. Er hinterliess drei Söhne: Stephan, Ninoslav und Vladislav. Zwischen Bosnien
und Rascien bildete die Drina die Grenze. Stephan der Erstgeborene konnte die
Herrschaft nach seinem Vater nicht erlangen und ging mit seiner Mutter Elisabeth nach
Ragusa. Eine Schwester hiess Danica und ging nach Rom, Miroslav (Ninoslav) und Vla-
dislav nach Croatien. So berichtet der oft citirte und bekannte Compilator Mauro Orbini.
1) Nttmlich im Jahre 1362.
■) Muhme: der Mutter oder des Vater» Schwester (Base), auch eine weibliche Person, welche mit
einer andern Geschwisterkind ist, jede nahe Seitenverwandte (Adelung). Der Bruder Hermanns I., Ul-
rich n. von Cilli, war an den Feldzilgen Ludwiprs in Bo«nien und Rascien 1369 rtthnilichst betheil igrt.
%^ter Suchen wir t's Werke aus dem 14. Jahrhundert.
') Stephan Kotroman I., \ Stephan bau II.
Gem. Elisabeth. f Maria.
ÖIä I. Arcliäolog'io niul (Jcscliichto.
Diese Erzählung hängt mit einer vielleicht aus derselben Quelle stammenden
Notiz des Chronisten Luccari (Annali di Rausa) zusammen.^) Luecari's Quelle ent-
hält trotz evidenter Irrthümer, wie z. B. dass Elisabeth, die Mutter Stephans, eine
polnische Prinzessin gewesen sei, während sie seine Gemahlin war, werthvoUe Finger-
zeige, aus welcher die Geschichte der Familie ganz deutlich herstellbar ist. Nach dem
Tode Stephan Kotroman's erhoben sich die Vasallen, gegen die Witwe. Es muss eine
verzweifelte Flucht gewesen sein, da zwei kleine Söhne, Inoslav und Vladislav, nach
Agrara, beziehungsweise Medvedgrad flohen, während sich die Mutter mit dem erst-
geborenen Stephan nach Ragusa flüchtete. Die Flüchtlinge wurden königlich auf-
genommen, der Jüngling (fanciullo) im Latein unterrichtet und seine Restitution nach
Bosnien, wenn sich die Wirren legen würden, als politisches Ziel ins Auge gefasst.
Man Hess auch die Bilder der Witwe „Regina" und Stephans malen. Diese Ereignisse
müssen vor 1322 geschehen sein, denn am 23. November^) wird eine Gesandtschaft
von Ragusa nach Bosnien geschickt, wo Stephan schon als Bau regiert. Am 6. April
1314^) wird von der „Ankunft" des Bans und von seiner „Verpflegung", femer von
seinem Quartiere gesprochen. Es ist aber nur im Allgemeinen vom „Banus" die Rede;
dass dieser neue, von Mladen Subi6 bestellte Regent und Ban gerade Stephan II.
gewesen sei (wie Klai6 behauptet) ist nur Hypothese. Es kann hier wohl vom Banus
Bosniens die Rede sein, aber dass dieser Passus mit Luccari's citirter Erzählung
zusammenhängt, können wir nicht behaupten. Wir glauben eher, dass Stephans Flucht
— wenn Orbini's Quelle nicht irrt — um 1310 geschah und derselbe im Jahre 1314
schon in Bosnien installirt war.
Nach alldem taucht nun die Frage auf, ob Stephau Kotroman I. Töchter hatte,
welche die Schwestern Stephans 11. waren. Von einer Tochter wissen wir, aber diese
hiess nicht Danica — wie Orbini behauptet — sondern Katharina, deren Söhne, die
Neffen Stephans IL, im Jahre 1347 erwähnt werden; sie hicssen Vladislav und BogiSa
Nikoli(f', ihr Vater war, wie Ruvarac und Klai6 bewiesen haben, der Ncfte des Chulmer
Herzogs Andreas, Nicola.'*)
Ueber diese Danica können wir nur behaupten, dass sie bestimmt keine Tochter
Stephan Kotroman's I. gewesen sei.
In der Kirche Santa Maria Minerva zu Rom stand an der Epistelseite des Haupt-
altars das Grabmal jener „Diana Illyrica", von welcher Orbini, Du Fresnc und Ruvarac
schrieben, die beiden ersten behauptend, dass sie die Tochter Stephan Kotroman's I.
gewesen sei. Die Aufschrift lautete, wie Bischof Dr. Fraknoi zu eruiren die Güte
*) II, 45: „Mori apprcsso Stefano Cotromaii Conto di Bosna et soUevati i liaruni et il popitlo da
artiticij di Vuk Vilich et da Ciubraii BudLsagUch al nome d'antica liceuza la siia famiglia tu levata dal
])(>8sesso et iiirno eletti al goveriio li piu nobili. Vudislaii, e Costantino o come altri lo domandano, Mi-
roAlaii figliuoli di Coiite Stefano, facendo loro scorta MIadien Hartich, sc ne fugrgirono in Sagrob ot in
Medvied et Stefano, ch'cra primopfouito, cou Elisabetha 8ua niadre, figliuola di Casimir, Duca di Gnes-
covia Polaco, guidati da cousigli di Priboie Kopcich et da Ostoia Cositcrich (come rifcriscc Emanuelo
Clironista del Duca llaruoie [diese Chronik niüsste gefunden werden; der Chronist lebte im lö. Jahr-
hunderte, und als Zeitgenossen Chrvojas müssen ihm gerade die Localdaten zur Verfügung gestanden
sein]) si salvarouo in Rausa. I magistrati gli alloggiarouo et gli riempirono di tutti gli ornementi no-
cessarii, non pure alla pompa ciuile, ma regia, et posero ancor cura di allevar il fanciullo nelle lottere
Latine, fino che cassati poi li rumori in Hosna, cio procurando il Senato, Stefano fu restituito nel suo
stato. Per teuere viva la memoria di questa fauiiglia la signoria fece cavare da uno valente Maestro il
ritratto della Regina, et di Stefano, che stavano pronti et in atto vivent**.
*) Monum. Ragusina, I, 72.
^} Ibid., p. 41.
*) Ibid., p. 259.
Tliallofzy. liruchstürke aus der GoschicUte clor uordwcstliehcn Balkanländor. 616
hatte: Hie iacet Diana lilyrica, que vixit annos XXV meiises XI dies VII. Obiit vero
die XXVIII. Septembris hora XIII. anno MCCCCXHI. B. C. H. M. Cara(V) Diana.^)
Auß dieser Grabsclirift wird es klar, dass Diana-Danica in ihrem Todesjahre
circa drei Wochen weniger als 2(5 Jahre alt, also im Jahre 1387 geboren war. Daher
kann diese Diana-Danica nicht die Schwester des ßanus Stephan Kotromanovic ge-
wesen sein. Diese Danica gab unseren Chronisten Anlass zu den grössten Verwirrungen.
Sie lebt bei Orbini und natürlich auch bei Du Frcsne ein Jahrhundert früher. Der
gelehrte Ruvarac hat Recht, wenn er sagt, dass Ban Stephan keine Tochter Namens
Danica hatte, aber darin irrt er, dass er glaubt, die Grabschrift der Diana lUyrica
stamme aus dem lü. oder 17. Jahrhunderte. Das Wort „lUyricum, lUyricus" ist nicht
an die Gründung des CoUegium lUyricum zu Rom gebunden und erscheint schon
anfangs des 15. Jahrhunderts in Gebrauch. Dass diese Danica eine bosnische Königs-
tochter gewesen sei, kann aus der Grabschrift nicht bewiesen werden. Im Jahre 1387
lebten aus dem Hause Kotroman: Tvrtko I., der König, und sein Bruder Stephan Da-
biäa. Es ist fraglich, ob der zweite Bruder Tvrtko's, Stephan Vuk (Vlki6), welcher
im Jahre 1368, nach Ragusa flüchtend, den katliolischen Glauben annahm, im Jahre
1387 noch lebte, und wenn dies auch der Fall war, ob Danica seine Tochter war.
Stephan Dabiäa, der Nachfolger Tvrtko's, hatte eine Tochter Stana, deren Name leicht
in Diana latinisirt werden konnte, doch, obzwar chronologisch kein Hindcrniss obwaltet,
können wir diese in Chlm begüterte Stana ohne urkundlichen Beweis nicht in Rom
sterben lassen. Schliesslich begnügen wir uns damit, dass Orbini diese traditionelle
„Diana-Danica" in die Genealogie einfügte; wir aber können wenigstens so viel be-
stätigen, dass die Grabschrift wirklich aus dem 15. Jahrhunderte stammt.
Nach der im Codex Andcgavensis V. edirton obcitirten Urkunde soll man Maria
Helfenstein also für eine dritte Schwester Ban Stephans 11. halten? Soror bedeutet
im mittelalterlichen Latein, wie wir früher erwähnten, nicht nur die leibliche Schwester,
sondern auch eine Blutsverwandte entfernteren Grades. Wäre Maria die leibliche
Schwester des Bans Stephan gewesen, so wäre sie im Jahre 1352 (zumindest) schon
40 Jahre alt gewesen, und da die Grätin im Jahre 1405 starb, so hätte sie ein Alter
von 93 Jahren erreicht. Dies ist zwar möglich, aber nicht wahrscheinlich in einem
Zeitalter, wo die Mädchen in der Regel frühzeitig an den Mann gebracht wurden. Es
scheint demnach, dass Maria keine leibliche Schwester Stephans war.
Nehmen wir also an, dass Maria eine anderweitige Verwandte Stephans gewesen
sei. Wertuer glaubt die Sache dadurch ins Reine bringen zu können, dass er Maria
als die Tochter Vladislav's, des Bruders Stephans Kotromanovic IL, demnach als eine
Schwester Tvrtko's 1. (und Cousine Steplums) bezeichnet. Von Vladislav wissen wir aber,
nach Kukuljevii^*, dass er Helene Subic als seine Gemahlin circa 1338/39 heimführte.
Maria als Erstgeborene wäre dann um das Jahr 1352 circa 13 — 14 Jahre alt gewesen.
Da haben wir eine zweite Mögüchkeit, die auch nicht bewiesen ist; das Lebensalter
scheint uns, abgesehen von dem Umstände, dass Wertner keine weiteren Belege auf-
weisen kann, vielleicht doch zu gering zu sein. Es ist auch eine dritte Hypothese möglich.
Stephan Kotroman, der Vater des Stephan Kotromanovic, muss nämlich nicht der einzige
Sprosse seines Geschlechtes gewesen sein, er kann einen Bruder oder Vetter gehabt
haben, dessen Namen wir nicht kennen, und dessen Tochter dann Maria, die spätere
Gräfin von Helfenstein gewesen wäre. Denn dass Maria eine Kotromanovi6 war,
beweist jene Stelle der Urkunde, in welcher König Ludwig die Prinzessin auch als
*) Das Grabmal war schon im 16. Jahrlmiidcrtp nicht mehr sichtbar; Bischof Fr aknoi schrieb «licso
Notiz au» dem alten Todtcnbiichc heraus.
314 I. Archäologie, und Goscliichto.
seine Verwandte anführt. An einer Urkunde im württembergischen Staatsarchive ist ihr
Siegel, welches wir (Figur 2) hier mittheilen, gut erhalten geblieben. Die stehende
Frauenfigur hält in der (heraldisch betrachtet) rechten Hand das Wappen der Helfen-
stein: den auf einem Dreihügel einwärtsschreitenden Elephanten;
in der linken Hand sieht man ein Wappen mit einem Adler, der
^3^^^rr«#2fc ^^^ einköpfig zu sein scheint; der rechtsgewandte Kopf ist mit
^^1#' ^\^ft einer dreizackigen Krone gekrönt. Ob es der polnische oder der
kaiserliche Adler sei, ist schwer zu entscheiden. Aus dem Siegel-
wappen, dessen Umschrift „Sigillum Mariae comitissae de Helfen-
stain" ist, erfährt man nichts Näheres über die PersönHchkeit
Marions. Zu den möglichen Combinationen rechnen wir noch,
dass Maria eine Schwägerin Stephans H. war. Wir begnügen
Fig. 2. Siegel der Grätiii m^s, diese Möglichkeiten angeführt zu haben; mit Sicherheit diese
Maria von Helfei.«tcin, p ^^ ^^ ^j^j ^j^, ^j^j^^ j^^ Stande, SO lange uns keine
Herzogin von Bosnien. , t» • • i xr i*.
(Aus dem weiteren Beweismittel zur Verfügung stehen.
Stuttgarter Staatsarchiv.) Gewiss ist aber erstens, dass König Ludwig von Ungarn es
war, der seine Verwandte mit reicher Morgengabe ausstattete,
und zweitens, dass die Gräfin von Helfenstein in Ofen am Hofe erzogen wurde, bezie-
hungsweise sich dort aufhielt und mit der königlichen Familie auch fernerhin in
Berührung blieb.
lU.
Es ist unmöglich zu bestimmen, wie diese Heirat zu Stande kam. Die Gabelkover-
Kerler'schc Combination, dass sich Ulrich von Hclfenstein und die Prinzessin bei Ge-
legenheit der Heirat Karls IV. in Ofen kennen gelernt hätten, ist nicht stichhältig,
da ja ihre Ehe früher geschlossen wurde. Ulrich von Helfenstein, als Vertrauensmann
Karls IV., hatte aber gewiss Gelegenheit, am Hofe zu Ofen zu verkehren; wir erinnern
nur an den Todesfall Margarethas, der jungen Königin, im Jahre 1349, bei welcher
Gelegenheit der Helfcnsteiner nach Ungarn gekommen sein kann.
Die bosnische Prinzessin wird als Braut ins ferne Schwabenland geführt. Fürstlich
war die Ausstattung, welche sie ihrem Gemahl mitbrachte. Die Morgengabe wurde auf
10.000 ungarische Goldgulden geschätzt, und Gabelkover bemerkt, dass zu seiner Zeit
(im 16. Jahrhunderte) diese Summe 100.000 Gulden gleichkäme*) (fol. 195). Die Aus-
steuer bestand in seidenem Bettzeug; es beweist dies die Prachtliebe des Ofner Hofes
(denn Ludwig Hess den Trousseau anfertigen), und dass man diese Gegenstände auch
als Werthobjecte betrachtete. Matratzen, Kissen, Betttücher waren aus Seide und
Hermelin; dann wird die Gai'derobe aufgezählt: 14 Mäntel (6 aus Hermelin, 4 aus buntem
Pelz, 4 aus Taffet), 3 Pelzröcke, 11 Unterröcke, 2 Wämser, 5 Hemden, Bade-
und Kopftücher, dann 6 Kopfbunde und 2 Haarschnüre aus Seide, die Krone,
dann Tafelgeschirr (Löffel und Messer aus Silber, golden ist nur das Spielbrett), dann
Wagen-Reiseobjecte. Im Ganzen finden wir 186 Gegenstände, und zwar:
I. Bettzeug 38 Stücke
n. Kleidungsstücke 49 „
III. Kopfputz 20 „
rV. Tischgeräthe 72 „
V. Spielbrett 1 „
VI. Reiseobjecte 6 „
186 Stücke
*) Heute köuutcn wir den vieniudzwanzigfacheii Wertli dafür annehmen.
Tliall(Sczy. Bruch.stiu'ke aus der Geächicbto der iiurdwcstlicheti Dalkanläiidcr.
315
Die Specification der einzelnen Gegenstände lautet:
,Nota. Folgendes Hausgeräth hat meine
2 seidene Betttticher, 6 seidene Tücher,
die dazu gehören;
Ein seidener Vorhang (Bettvorhang?);
6 seidene Matratzen und 4 dazu gehörige
Leintücher, 6 seidene Kopfkissen;
4 seidene Kissen;
1 Betttuch von Hermelin und 2 dazu ge-
hörige Kissen;
2 seidene gefütterte Steppdecken;
2 Leintücher;
4 Teppiche;
2 „senlach" (V Decken übers Ganze, Cou-
vertdecken?);
6 Hermelinmäntel;
4 Mäntel aus Veli (bunter Pelz);
4 Mäntel aus Zendel (eine Art Taffet);
3 Pelzröcke;
7 „Facken" (? Kleider);
11 Unterröcke;
2 Wämser;
5 Hemden;
2 Badtücher;
2
1
2
11
4
2
16
3
4
4
4
8
9
5
2
4
junge Frau aus Ungarn mitgebracht:
Kopftücher ;
Schleier ;
goldene Krone oder 1 1 goldene Kronen
(1 Herzogskrone und 11 als Aufputz);
Berliner Schappel (Kappen, Bund um
den Kopf);
seidene Haarschnürc;
goldenes Spielbrett (Damenbrett?);
silberne Becken;
silberne Schüsseln;
silberne Näpfe mit Füssen;
Kannen ;
Trinkgeschirre ;
silberne Teller;
Löffel;
Tischmesser ;
Tischtücher, genäht, und
Handtücher und „fos^. (? Haupthaar);
Tischtücher und
Handtücher ;
Wagentücher ;
Wagenkissen." ^)
Was den ferneren Lebenslauf der bosnischen Prinzessin betrifft, so ist ihr Geschick
innig mit jenem ihres Gemahls verbunden. *)
Als Frau Maria und Herzogin von Bosna spielt sie privatrechtlich die ihr
gebührende Rolle. Obzwar nun die Urkunden, die sie mit ^ ausstellte, mehr für die
deutschen Verhältnisse Interesse haben, führen wir sie doch der Vollständigkeit halber
kurz an.
I. 1354. 28. März. Uh'ich der Aeltere und Ulrich der Jüngere zu Helfenstein erklären, dass
Frau Maria, die Gattin desErstcren, das Dorf „Irmboltzweiler" erlöste. (Originalurkunde in Stuttgart.)
IL 1365. 17. Deceinber. Maria, Herzogin von Bosna, (Gattin des Grafen Ulrich von
Helfenstein, schliesst Waffenstillstand mit dem Abt Konrad von Elchingen') bis 2. Februar 1366.
(Originalurkunde in Stuttgart.)
III. Sine dato, vor 1371. Eine Schenkung des Grafen Ulrich von Helfenstein mit Bewilligung
seiner Gemahlin, Frau Maria, geb. Herzogin von Bosna, an die Kirche zu Deckiugen. (Gabelkover's
MS., Fol. 48c, S. 305.)
IV. 1371. Ulrich, Graf von Helfcnstein, versetzt seiner Gemahlin, geb. Herzogin von Bossen,
Frohnhof zu Steinkirchen. (Gabelkover's MS., Fol. 48c, S. 309.)
V. 1371. 30. Mai. Graf Ulrich von Helfenstein verschreibt die Morgengabe und Heimsteuer
seiner Gemahlin Maria, Herzogin von Bossen, auf sein Gut zu Bcrunstadt. (Originalurkunde in Stuttgart.)
VI. 1372. 15. Juni. Die Witwe des .Grafen Ulrich des Landvogtes, Frau Maria, geb. Herzogin
von Bosna, spricht die Gebrüder Egloff und Erhart von Falkenstein wegen Ermordung ihres Gemahls
los und ledig. (Gabelkover's MS., Fol. 48c, S. 314.)
^) Auszug aus Gabelkover's HeUeusteiuiächer Chroulk, MS., Fol. Nr. 48c, S. 617b.
") Vgl. Gabelkover im Stuttgarter Staatsarchive, Fol. 191—203, 224—226, 240, 672-577.
■) Alte Rcichsabtei in Bairisch-Schwaben, nahe bei Ulm.
31b I. Ari'hXolo^ie und (loschichte.
VII. Graf Konrad von Uelfenstein verweist am 23. October 137ä seiner Mutter, Maria, einer
geb. Herzogin zu Bosna, ihre Heiinsteuer und Morgengabe um 15.000 fl. Gold auf Burg Ueberkingen.
(^Gabelkovers's MS., Fol. 48a, S. 336; der Consens der Herzogin am 13. Dccembcr 1392 in
einem Transsumpt 1466 im Stuttgarter Archiv.)
VIII. 1392. 22. Februar. Maria, Herzogin zu Bosna, gründet eine Pfründe am Urbansaltar
zu Anfhausen. (Seh mid 'sehe Manuscriptsammlnng Nr. 26. 1393, Archiv zu Stuttgart.)
Maria von Helfenstein erscheint, soweit uns darüber urkundliche Belege zur Ver-
fügung stehen, als treue Gattin und gute Christin. Das grösste Unglück widerfuhr ihr
im Jahre 1372.
Ihr Gatte Graf Uh'ich der Aeltere, der, wie die Gunstbezeigungen und Schen-
kungen des Kaisers beweisen, bei demselben in hoher Gnade stand, führte als Land-
vogt das Regiment über die Städte und vertheidigte diese gegen die Uebergriffe der
mächtigen Ritter und auch gegen seinen Schwager Eberliard, den Grafen von Württem-
berg. Als er am 12. Februar des Jahres 1372 vom Hoflager des Pfalzgrafen heimritt,
wurde er von seinen und der schwäbischen Städte Feinden (Hans von KUngenbcrg,
Heinrich von Neipperg und Ulrich von Sternenfels) gefangen, zuerst nach Zabergau,
dann in die Burg Ramstein des Erhart von Falkeustein ^) geschleppt, wo man ihn am
f). Mai mit durchschnittenem Halse im Bette todt auffand.^)
Die Gräfin -Witwe hatte sechs Kinder; wir wissen nicht, ob dies, wie Gabel-
kover meint, alle ihre eigenen Kinder waren, oder ob vielleicht Ulrich von Helfen-
stein schon vor ihr eine Gattin hatte. ^) Urkundlich treten ihre Söhne Konrad und
Friedrich im Jahre 1373 handelnd und verfügend auf Wenn das ihre leiblichen Söhne
waren, dann standen sie im 20. bis 21. Lebensjahre. Gabelkover erwähnt die Namen
*) Vom Morde von der Witwe losgczählt. S. obeu Urkunde VI.
«) Reg. Irap. 542a. Gabelkover, Fol. 48c, ö. 203.
•) Eiu ScliriftHtüek (Gabelkover 619), über dessen wahrscheinlich testamentarischen Zweck sich
schwer etwa8 Bestimmtes sagen lässt, sei hier mitgetheilt der culturhistorischen Bedeutung wegen, und
weil es einzelne Gegenstände aus dem llcirat«giite der Prinzessin betrifft:
Item. Meine Frau (Gräfin Maria) hat gegeben zum Seelenhcilc 300 Ä5 für eine Messe.
Item der (Frau) von „Lainberg" 100 ft>
„ in das Kloster 60 ^
„ nach Königsbronn (Württemberg, Jaxtkreis bei Heidenheim), „Ahausen** (V Anfhausen?
bei Geisslingen), Herbrechtingen (Ober-Jaxtkreis, Heidenhelm) ^Q ft
Item nach Medlingon (? Bair.-Schwaben bei Lauingen?), Mödingen (bei Dillingcn?), Uespring
(Württemberg, Donaukreis, Blaubeuern).
Item der (Frau) von Altingen (Wrtl)g., Jaxtkreis) 10 U und einen braunen Mantel mit
einer Feder; einen Fingerring (10^^); Item der (Frau) von Scharenstetten (Württemberg, Donau-
kreis bei Blaubeuern) einen Fingerring, einen Schleier, eine silberne Kapsel.
Item Ulrich dem Halden 10 //
„ dem H. Schneider 10/55
„ dem Gyselin B /(^
„ H. Snider 10 /^^
„ Giessmer ^ tt
„ Haiben 3 /Z
„ nach Kingingen (Wrtbg., Donaukreis, Blaul)euern) . . . . lU /^, ein Messgewand.
„ St. Peter (wo?) 10/^
„ nach Asch (bei Blaubeuern) 6 /^ , ein Messgewand.
„ nach Türkheim (Wrtbg., Donankreis, Geisslingen) .... bU, ein Messgewand.
„ in das Kloster St. Niklas (wo?) bft
Summe 600 /Jf
Item dem Fräulein (Tochter?) die goldene Knme, einen schworen Pelzoberroek und silbernen (iürtel,
die Hälfte der Perlen und einen Umhang.
Thalloczy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 317
ihrer Kinder: Ludwig, Konrad, Friedrich, Ulrich, Hans und Wilhelm, dann drei Töchter:
Agnes, Beatrix und Maria. ^)
König Ludwig von Ungarn und seine Gemahlin bethätigten ihre verwandtschaft-
liche Gesinnung auch gegenüber der Witwe. Ludwig von Helfenstein, ^) ein Sohn der
Prinzessin (der erstgebor ne?), scheint schon früh an den Hof von Ofen gekommen zu
sein und wurde von Ludwig sehr freundHch aufgenommen. Als im Jahre 1381 der
Patriarchenstuhl von Aquileja zu besetzen war, verwendeten sich (am 18. April d. J.)
sowohl der König wie die Königin sehr warm bei den Friauler Ständen, der Stadt
Udine und dem Papste Urban für ihren Heben Verwandten.^) Doch zum Patriarchen
wurde Philipp von Alen9on bestellt, und Ludwig erhielt dann im Jahre 1382 die reiche
Metropohe, das Erzbisthum von Kalocsa, welches er bis zu seinem Tode (1391)
innehatte.*)
Es ist zu bedauern, dass über die Verbindungen der Helfenstein mit Ungarn
sonst keine Nachrichten übriggeblieben sind, und dass wir von der Familiengeschichte
nur Weniges und auch dies nur durch Gabelkover beglaubigt wissen.
Wir schliessen diese Skizze mit der Grabinschrift der Herzogin, welche in Ueber-
kingen^) noch im 17. Jahrhundert zu lesen war, jetzt aber gänzlich verwittert ist.
Sie erscheint darin als eine tugendhafte, fromme Wirthin, eine brave Gattin, gute
Mutter, mildthätig gegen Arme, gastfrei, mit einem Worte als eine treue Seele, welche
das ewige Leben verdient hatte.
Die Lischrift lautet:
Eine Fürstin hier begraben liegt, ' Da man zählte 13 hundert Jahr
Die Tugenden pflegte jederzeit, ! Und 72 fürwahr.
Mit Namen Maria. Die Fürstin aller Ehren reich
Milde wohnte bei ihr, '. Befleissigte sich mit Tugenden.
Dieser vergass sie nie.
Sie war von Ungarn gesandt.
Der gerechte König Ludwig, der
Die Herzogin von Bosnien
Mit Reich thum her nach Schwaben bracht,
Erlaucht und aller Sitte eingedenk.
Dem alten von Helfenstein
Ulrich; doch dieser ward ermordet.
Auf ihrem freigebigen Tische
War den Dürftigen das Mal bereitet,
Sie hielt ein ansehnliches Hofgesinde,
Air ihre Diener waren geschwinde.
Zu bringen süssen Wein und Speise,
Die Armen gaben ihr den Preis.
Die ehrsame Fürstin und Matrone
War für alle Priester eine Krone,
Item das SilbcrgeKcliirr dem rcofiereiidoii Grafen l)is anf zwei Casscii und zwei Becken.
„ meiner alten Fran einen goldenen Becher, einen Si'hleier, ein goldenes SpMnj^lein (kleine Spange).
„ der Vögtin (Frau des Vogtes) einen Sclüeier, einen Ring.
„ der (Frau) v. Berg einen Fingerring, einen gefiaderten ♦) Becher.
„ nach Kaishaim (? Bair.-Schwaben bei Ü«»nauwr»rth) einen Mantel, einen Teppich.
„ wo meine Fran (begra])en) liegt, einen braunen Rock, den Goldmantel, den rothen seidenen Mantel.
„ den vorbenannten Kirchen ftlr Me.sj^gewnnder den grünen Mantel, den gesengten Pelzmantel;
aus den seidenen Leintüchern soll man Al])en (Prie«terkleid) machen. (Gabelko ver's MS., Fol. 48c, S. 619.)
*) „an einen Ungarn verheiratet". Kerler, 1. c. 69.
') Gabelkover meint, dieser Ludwig sei nach seinem Grossvater Ludwig von Bosnien benannt
und mit Rücksicht auf die verschuldeten Güter der vielen Brüder nach Ungarn geschickt worden, wo er
nun ein stattliches Haus führen und seine Schwe.ster Maria verheiraten konnte. S. 384.
•) Copien.sammlung der ungarischen Akademie zu Budapest, 100 — 103.
*) Steph. Katona, Uistoria metropol. Colocensis, I, 392 — 393.
') Heute Pfarrdorf im Donaukreis, Bezirk Gei.sslingen an der Fils.
♦) Flader oder Maserung sind dir Zeichnung und Fleckon des (längs-) geschnittenen Holzes; also ein Holzbecher.
318 I. ArchMologie und Geschichte.
Die sie wohl im Herzen bedachte.
Das ist oft an ihnen kund geworden.
Darum, Ihr werthen Priester alle,
Betet, dass ihre Seele mit Jubelschalle
Auffahren möge die Himmelsstrasse
Der verleihe ihr ewiges Leben.
Sie starb an einem Freitage
Nach dem Tag S** Marci, wie ich sage,
Als man schrieb 14 hundert Jahr
Und drei; das ist gar offenbar,
Und komme auch in die Hierarchie, \ Da endete ihr Leben auf Erden
Da man Gott auf seinem Throne sieht. | Am flinftenKalend des April (1403, 28. März).
Das Wappen von Bosnien ist ein gelber Schild mit einem rothen Strich^) und
auf dem Helm eine Krone mit einem Pfauenschwanz.
„Und die Herzogin ist Graff Ulrichs, Graff Friedrichs und Graff Ludwigs Gebrüder
Ahnfrau gewesen." (Auszug aus der Gabclkover'schen und Rauscher'schen Collection,
Rep. Graf v. Helfenstein, Büschel X. Gedicht. Württembergisches Staatsarchiv.*)
.Im Anhange stellen wir die oben erwähnten genealogischen Combinationen in
tabellarischer Form zusammen.
IIL Zwei Bellquiarlen der GcmahHn des SandalJ Hranli^ in Zara.
Die dalmatinische Küste mit ihren im Mittelalter so blühenden Städten ist die
reichste Fundgrube für Quellen der bosnischen Culturgeschichte.
Bosnien war zwar kein Centrum einer eigenen nationalen Cultur, aber die Sonne
der grossen italienischen Blüthezeit beschien auch unser Land. Die neulateinischen
Communitäten Dalmatiens: Zara, Sebenico, Trau, Spalato und besonders Ragusa sind
die Punkte, von wo aus die reichen und vornehmen Personen des bosnischen und her-
cegovinischen Binnengebietes Alles, was zur Verschönerang des damaligen Lebens ge-
hörte, bezogen.
Das reiche culturhistorische Material, welches das Archiv der Republik Ragusa
bewahrt (sowohl das politische, wie das in dieser Hinsicht noch reichhaltigere Tribunal-
archiv), fand in Prof. Dr. C. Jireöek seinen unermüdlichen Bearbeiter, dessen Publi-
cationen erst den Grundstein zu einer urkundlich beglaubigten Culturgeschichte dieses
Gebietes bilden werden. Auch die bisherigen Arbeiten der dalmatinischen Localforscher
verdienen volle Beachtung. Die archivalischen Schätze Zaras und der übrigen Städte
wie der Inseln werden noch den nächsten Generationen Aufgaben stellen. Wir würden
es für wünschenswerth erachten, wenn für Dalmatien ein wissenschaftlich organisirtes
Centralarchiv errichtet würde. Aus der Urquelle dalmatinischer und bosnischer Ge-
schichte, dem venetianischen Staatsarchive, wurde von vielen Gelehrten geschöpft, aber
auch dieser Born ist bei Weitem noch nicht erschöpft. So bietet sich dem Forscher
ein reiches Feld, und wir hoffen, dass in baldiger Zukunft einheimische wissenschaft-
liche Kräfte sich an diesen lohnenden Arbeiten betheiligen werden.
Doch die Archive enthalten nur Pergamente und Acten. Daneben besitzt aber
die Culturgeschichte in den arcliäologischen Denkmälern ihre beweiskräftigsten Docu-
mente. Ganz Dalmatien ist ja ein steinernes Archiv mit seinen Kirchen und Palästen,
an denen auch unsere bosnischen Meister lernten, um ihre Kunst dann im Lande zu
verwerthen. Aber nicht nur die Architektur, sondern auch die Goldschmiedekunst und
alle Zweige der Kunstindustrie erlebten damals eine Blüthezeit.
*) Diese Aufzcichnuiip: beweist uns, dass die bosnischen Farben schon zu Kotromanovid' Zeit roth
und prelb waren.
^) Das Geschlecht der Grafen Helfeustein starl) im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts aus.
Thallöczy. BruchätUcke aus der Geschichte der nordwestlichen BalkanlKnder.
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320 I. Archäolop^ie und Geschichte.
Die k. k. Centralcommission für Kunst und historisclie Denkmale in Wien richtet
seit ihrem Bestände ein besonderes Augenmerk auf Dalmatien, und Hofrath Prof. Dr. von
Eitelberger war es, der mit seinem gediegenen Werke: „Die Kunstdenkmäler Dal-
matiens" auf den Keichthum und die hohe kunsthistorisclie Bedeutung des Küstenlandes
aufmerksam machte. Neben Eitelberger ist es Herr Baurath Professor A. Hauser,
welcher sich auf diesem Gebiete, besonders mit seinen Studien über den Dom in Spalato,
Verdienste erwarb. Ungarischersei ts schrieb Prof. Dr. Josef Hampel im „Ungarischen
archäologischen Anzeiger" eine gediegene Studie über die dalmatinische Goldschmiede-
kunst. Aber alle diese Studien sind entweder Detailforschungen, welche nur einzelne
Objecto betreffen, oder, wie auch Eitelberger' s Werk, eine mehr descriptive Dar-
stellung der Denkmäler. Wir müssen bei dieser Gelegenheit das neueste, enthusiastisch
geschriebene Werk des Engländers Jackson*) erwähnen, der mit seltener Ausdauer
Alles mit eigenen Augen sah, als trefflicher Zeichner und Architekt sein Werk prächtig
illustrirte und nach unserer Ansicht das anziehendste Buch über Dalmatien geliefert hat.
Nach dieser Abschweifung beschäftigen wir uns mit einigen Bosnien betreffenden
Reliquien in Zara, welche Stadt schon seit dem 13. Jahrhundert mit Bosnien in engem
Contacte stand.
Schon Lorenzo Fondra's Werk (Istoria dclla insigne reliquia di san Simeone
Profeta, che si venera in Zara, geschrieben im 17. Jahrhundert von G. Ferrari Cupilli
bei Gelegenheit der feierlichen Eröffnung der Area Simeonis, publicirt 1855) enthält
werthvoUe Fingerzeige zur bosnischen Geschichte. Im I. Capitel gibt Fondra ein
Inventar der damals in Zara befindlichen Reliquien. Seite 11 finden wir unter den
Reliquien der Kathcdralkirche (S. Anastasia):
Reliquie di S. Marti no, in un quadro coperto d'argeiito, con iscrizioue: Paulus, Martinus
et Mladenuß Croatiae Presides S. C. P. fieri jusserunt, Donatus vero Britanicus canonicus, et
Crysogonus Nassius procuratores fabricae vetustate dcformatuiii, Jo. Robobelli Antistitis consensu, in
melius constitueruut, anno 149G.
Reliquie di 8. Daniele profeta, inserto in tabella d'argento con Ic iinmagini de' ss. Pietro e Paolo,
e di s. Daniele, con inscrizione: Paulus Banus Croatorum mc fecit fieri ad honorem ßs. Petri et
Pauli et s. Danielis proplietae.
Beide, ursprünglich aus dem 14. Jahrhunderte, aus dem Besitze der Grafen in
Bribir stammende Objecte, welche im 17. Jahrhundertc noch in Zara gewesen sind,
fehlen heute. Wahrscheinlich wurden die Reliquien aus den im Laufe der Zeit defect
gewordenen Behältern herausgenommen und diese ausser Gebrauch gestellt. Aber schon
die Thatsache, dass die Grafen von Bribir ihren christlichen Sinn durch die Anfertigung
von Reliquiarien kundthatcn, beweist, dass im 14. Jahrhundert dieses auch in Bosnien
dominirende Geschlecht gegen den Bogomilismus Stellung genommen hatte.
Die bedeutendste Reliquie Zaras ist der grosse, beinahe 2 M. lange, vergoldete,
mit Reliefs verzierte Silberschrank des heil. Simeon, welchen Königin EHsabeth von
Ungarn, die Tochter Stephan Kotromanovi6', im Jahre 1380 durch den Goldschmied
Franz von Mailand anfertigen liess.^) Durch die hochherzige Erlaubniss des Herrn
Erzbischofs in Zara, Gregor Rajcevic, und der k. k. (ycntralcommission in Wien
*) Jackson T. G., Daliiiatia, tlu' Quariicro and Istria vvith (.'cttijriu' in M(»ntoni'gro and the Island
of (Jrado, I— 111, Oxford 1887.
*} Kurz besclirirbon bei Jacksuii, 1,8. 314—320. Derselbe gibt eine brillante Abbildmip der vorderen
Favade. — Häuser p^ibt nach einer niclit e))en vorzüpfliclion photograplüschen Aufnahme in dem Werke:
^Die «sterreichisch-ungarische Monarchie in AVort und Bild" eine Ansicht und beschreibt das Denkmal
ganz kurz. — Anton Por's illustrirte Biographie Ludwig des Grossen (ungarisch, Budapest 1892) enthält
zwei Aufnahmen der Keliquie; diese sind zwar etwas besser, aber dennoch nicht exaet.
Thall6czy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer.
321
gelang es uns im Vereine mit dem Director des Kunstindustriemnseums in Budapest,
Eugen Radisich, und Prof. Herpka, eine vollständig getreue galvanoplastische Copie
dieses in seiner Art einzigen Objectes herzustellen, auf Grund
deren nun dieses Meisterwerk auch ausserhalb Zaras gründlich
beschrieben und geschichtlich gewürdigt werden kann. Wir
werden nicht ermangeln, die Ergebnisse unserer hierauf be-
züglichen Studien in diesen „Mittheilungen" vorzulegen.
Während unseres Aufenthaltes in Zara hatten wir Ge-
legenheit, in die Schätze der berühmten Nonnenkirche S. Maria
Einsicht zu nehmen. Unter diesen befinden sich zwei ganz
gleiche Reliquienbehälter in Form eines Armes, beide 0'57 M.
hoch (vgl. Figur 3).
Das eine Reliquiarium enthält die Reliquien der Heiligen
Andreas und Matthäus, das andere die des heil. Simon und
der heil. Anastasia. Beide sind von vergoldetem Silber, ganz
glatt, den mit getriebenem Rankenwerk verzierten Streifen
ausgenommen, welcher oberhalb des Untersatzes an der Vorder-
und Hinterfläche der Reliquiare sichtbar ist. Vorne sehen wir
die kleine Thür, durch welche die mit einer Krystallplatte be-
deckten ReHquien sichtbar sind. Die Thür bildet ein läng-
liches Viereck und ist aus Silber; dieselbe war einst emaillirt,
heute sehen wir nur mehr die Spuren an den Aufschriften
und im Hintergrunde des Wappens, sowie im Wappen selbst,
welches uns den Doppelquerbalken zeigt. Die Farben des
Emails waren ein durchsichtiges Dunkelblau, Grün, Dunkelgelb.
Technisch gehört die Arbeit dem ömail translucide sur relief
an, welches im 15. Jahrhunderte in Italien stark in Mode
war. An der Thüreinfassung ist auf beiden Behältern folgende
Aufschrift angebracht:
Fig. 3. Reliquiarium der
Gemalin des Sandalj
Hranid (im Nonnenkloster-
schatze zu Zara) (^/s).
Momente [ Do [ Famule \ tue [ Katarina \ consrte^) [ potenti [ viro [ Dno \ Sendalio^) [
voievo [ de [ Bosne \
Beide ReHquiarien sind interessante Belege zur bosnischen Geschichte. Die
Spenderin Katharina war die Frau des berühmten Vojvoden Sandalj Hrani6, des
Rivalen Hrvoje's. Katharina war eine Tochter Vuk Hrvatini6', eines Bruders Hrvoje's
und seiner Gemahlin Anna, daher eine Nichte des berühmten Herzogs von Spalato.
Katharina war 1398—1411 verheiratet, dies ergibt eine sichere Zeitbestimmung für
das Reliquiar und auch einen Beweis, dass die Hrvatini6e nicht insgesammt Bogo-
milen waren. Es ist übrigens kaum anzunehmen, dass sich die vornehmen bosnischen
Frauen mit der bogomilischen Auffassung der Ehe je abgefunden haben, besonders
diejenigen, welche an der Küste Dalmatiens städtische Cultur und Erziehung genossen
hatten.
Wir hoffen, dass die Erforschung mittelalterlicher Denkmäler in Dalmatien
noch mehr und flir die bosnische Culturgeschichte bedeutenderes Material zu Tage
fördern wird.
^) Beim anderen (S. Simconc): consorte.
') Beim anderen: Sandalio.
Band III.
21
322 I. Archäologie nnd Geschichte.
lY. Zur Geschichte der Despotenfamilie BrankoYiC*.
Georg Brankovi6 ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte
der Balkanhalbinsel. Nicht mit dem Schwerte, nicht mit sonstigen Gewaltmitteln,
sondern allein durch seine Klugheit gelang es ihm, sich unter den misslichsten Ver-
hältnissen bis ans Lebensende im Besitze seines Landes zu erhalten. Es ist keine
üebertreibung, wenn wir den alten Georg Brankovi6 zu den grössten Diplomaten aller
Zeiten rechnen, mindestens aber für den genialsten Staatsmann des Serbenvolkes halten.
Sein Lebenslauf ist noch nicht ganz ins Klare gestellt, denn wenn auch Öedomil
Mijatovi6' Werk: ^ecnoT 'Bypa^ BpaHKOBHh, rocno^ap CpÖHMa (zwei Bände) ein sehr
schön geschriebenes und lesenswlirdiges Buch ist, so kann man doch nicht umhin, die
Mangelhaftigkeit der Quellen, die manchmal zu subjective Auffassung und besonders
auch den Umstand zu beklagen, dass der ausgezeichnete Schriftsteller — wiewohl er
als Politiker dazu eine ganz ausnehmende Befähigung besitzt — die internationalen
Beziehungen nicht immer richtig beurtheilt. Man braucht Brankovid nicht reinzu-
waschen, seine Schlauheit, Wortbrüchigkeit und all seine Charakterschwächen nicht
wegzuleugnen; denn er war trotz dieser Fehler ein bedeutender Mann, dessen Wirken
nicht nur bei seiner Nation, sondern auch bei den ferneren und näheren Nachbarvölkern
in frischem Gedächtniss blieb. Dies rührt auch daher, dass die kleinen Dynasten auf
der ganzen Halbinsel, die theilweise ihre Unabhängigkeit einbüssten, theilweise sich
bedroht sahen, in gegenseitigen Familienbündnissen ihr Heil und die Verstärkung ihrer
Herrschaft suchten. Das Hauptziel ihrer Bestrebungen war ja doch immer die Erhal-
tung des eigenen Stammes, der Glanz und Reichthum ihres Hauses. Diese zwar natür-
liche, aber jedes principielle Zusammengehen, jedwede Unterordnung ausschliessende
Politik musste der mächtig aufschiessenden türkischen Macht die Wege ebnen.
Während das osmanische Reich mit concentrirter Kraft und einheitlich vorging,
fühlten sich die christlichen Nationen nur von Fall zu Fall solidarisch. Einerseits sehen
wir ungarische, deutsche, serbische, croatische, bosnische, albanesische, italienische,
polnische, griechische und walachische Familien in inniger, durch die Verschiedenheit
der römischen, orthodoxen und auch patarenischen Confession nicht gestörter Verwandt-
schaft, welche trotz nationaler und staatlicher Gegensätze dennoch zu Stande kam.
Andererseits aber bedurfte es nur eines kleinen Anstosses, und das Conglomerat zerfiel
sogleich in seine Elemente. Im Hause Osman kommen auch FamiHenzwistigkeiten vor,
aber es siegt schliessUch immer das Grundprincip der türkischen Politik, der Eroberungs-
krieg, die Expansion. Doch hiezu kommen noch andere Motive.
Schon mehrere, besonders die neueren Schriftsteller wiesen darauf hin, dass es
um die Solidarität der Christen gegen die Mohammedaner vor der Eroberung der ganzen
Balkanhalbinsel durch die Türken nicht so bestellt war, als man es nach den Revindications-
kriegen und Aufständen und dem später entwickelten VolksgefUhl sich vorstellen könnte.
Bevor der Sultan Constantinopel bezwang, wurde er von den Christen nicht als Erzfeind
aufgefasst, er war in den Augen der Balkanfüi'sten ein werthvoUer Verbündeter in ihren
Zwistigkeiten. Sehr oft geschah es, dass man den osmanischen Feind zum eigenen
Schaden unterschätzte. Erst dann, als man zur Einsicht gelangte, dass der Mohammeda-
nismus in seiner disciplinirten moralischen Gewalt und das türkische Heer in seiner
einheitlichen Organisation die Kraft besitze, systematisch vorzudringen und Alles zu
zertrümmern, entstand die Reaction, erst dann drang das Papstthum, welches aber auch
nicht immer die Reinheit des christlichen Gedankens hoch zu halten im Stande war,
mit seiner Devise: „dem Kampfe des Kreuzes gegen den Halbmond" durch.
Thallöczy. Bruchstücke aus der Gescliiclite der nordwestlichen Balkanländer. 323
Dann aber war es zu spät, denn die osmanische Macht fUgte sich bald in das
europäische Staatensystem und bildete einen Factor der europäischen Politik^ mit
welchem jede Macht rechnen musste.
Die denkwürdige Schlacht bei Kossovo im Jahre 1389 wird immer als Endpunkt des
alten serbischen Staatslebens bezeichnet. Dies ist eine falsche Vorstellung, die eine grosse
Ungerechtigkeit enthält, denn das serbische Despotat behauptete sich bis zum Jahre 1459,
und die völlige Zertrümmerung der serbischen Volkselemente gelang erst nach dem
Falle Belgrads (1521). Und femer spielen noch nach dieser Schlacht Stephan Lazarevii
und Georg Brankovic eine denkwürdige Rolle in der Geschichte der Balkanhalbinsel.
Und was sehen wir nach der Schlacht? Etwa den unauslöschlichen Hass der gefallenen
Dynastie und der serbischen Nation gegen die Osmanen?
Wir sehen, dass die Tochter Lazars, des gefallenen Fürsten, Miljeva (Oliveria) in
Sultan Bajazid's I. Harem kam, und 13 Jahre nach jener denkwürdigen Niederlage
kämpfen serbische Streiter auf das heldenmüthigste auf der Wahlstatt von Angora
(1402) für den Sultan, den Sohn des Vemichters der serbischen Unabhängigkeit.
Gyorgye Brankovi6, der Nachfolger Stephan Lazarevi6', findet sich mit den Umständen
auch zurecht, und Mara, seine Tochter, kommt in den Harem des Sultans Murad H.
Einerseits die Zwangslage, andererseits die damals natürliche staatliche Äuperiorität der
Osmanen zwangen die BalkanfUrsten dazu, sich dem Rahmen der türkischen Politik
anzupassen. Gyorgye Brankovi6 versuchte es mit einer bewunderungswürdigen Schmieg-
samkeit, sich gegenüber der türkischen Uebermacht zu halten, hatte aber gegenüber
Ungarn, der damals militärisch und staatlich dominirenden Nachbarmacht, eine ungünstige
Position, da er verwandtschaftlich mit jener Partei liirt war, welche mit dem aufstrebenden
Hause Johann Hunyady's auf dem Kriegsfusse stand. Und Johann Hunyady hatte
die Mehrheit des Volkes und die öffentliche Meinung für sich, er repräsentirte das
christliche Heldenthum, während Brankovi6 vermöge seiner Stellung als Opportunist
erschien.
Wir wollen einige Streiflichter auf diese Epoche werfen, in welcher die ungarische,
bosnische, serbische, walachische und osmanische Geschichte mit einander in so inniger
Beziehung stehen.
I.
Die Politik der Familie Brankovi6 wurde von zwei ausschlaggebenden Motiven
geleitet. In erster Reihe beeinflussten die jeweilige Haltung des alten Despoten Georg I.
die Machtverhältnisse der dominirenden militärischen Staaten, der Türkei und Ungarns.
In zweiter Linie bestimmte seine Frontveränderung immer die Haltung jener Sippe, deren
Mitglied er war.
Georg Brankovi6 hat keine neue politische Richtung verfolgt. Als nach dem Tode
Du^n's und nach dem Untergange seines Reiches das durch eine starke Faust zusammen-
geschweisste Conglomerat in seine Bestandtheile zerfiel, blieb nur ein Mittel, um
wenigstens das individuelle Dasein der einzelnen Territorien weiter fristen zu helfen:
der Weg des Compromisses. Denn sonst waren Land und Familie verloren.
Die osmanische Eroberung auf der Balkanhalbinsel im 14. und 15. Jahrhundert
gleicht einem Sturmwind, der durch den Hochwald saust. Mächtige Stammcomplexe
fallen durch die Gewalt des Orkans, aber einzelne geschützte Streifen in den Niederungen
bleiben unversehrt. Die Nemanjiden gehen unter, das rasch emporgekommene Geschlecht
VlkaSins zerstob. Des Letzteren Sohn, Marko Kraljevi6, lebt zwar in Lied und Sage
fort, aber Wenige werden wissen, dass sein Sohn Mitraäko (Demeter) in den Jahren
21*
324
I. ArchAologie und Geschichte.
1404 und 1407 Obergespan im Zarander Comitat und Schlosshauptmann der Feste Vilägos
in Ungarn war ^) und ein treuer Unterthan König Sigismunds von Ungarn gewesen ist.
Dann kamen die Hrebljanovi6i ans Ruder, der Held Lazar und sein Sohn Stephan Lazarevi6.*)
Diesem tüchtigen öeschlechte war kein langes Dasein beschieden, und trotz aller
Bedrückung und Hindernisse kommt der Sohn des Rivalen Stephans Lazarevi6, des Vuk
Brankovi6, der spätere Despot Georg, zur Herrschaft.
Schon die Familienverbindungen des Knezen Lazar stellen uns in einzelnen Namen
die Situation seiner Herrschaft vor. Seine Tochter Mara heiratet den mächtigen Herrn
Vuk Brankovi6, Helene in erster Ehe den Georg Stra6imirovi6 in der Primorje, in
zweiter den Dynasten der späteren Hercegovina, Sandalj Hrani6, eine Tochter den
mächtigsten Oligarchen Ungarns, den späteren Palatin Nicolaus Garay, eine Tochter
Despina hatte einen SiSmaniden zum Gemahl, und nach Lazars Tode kam die Oliveria
oder Miljeva, wie schon erwähnt, in den Harem des Sohnes jenes Sultans, der ihren
Vater besiegt hatte. In diesen Heiraten ist die Politik des Hauses zu erkennen. Und
seine poUtischen Interessen hielt sich auch Stephan Lazarevi6 vor Augen, als er nach
dem Tode seines Vaters sich und sein Haus durch Anschmiegen an den Sohn des
Siegers, an Bajazid, rettete. Dies hinderte ihn aber keineswegs, ein Mittel zu ergreifen,
um dem Sultan nicht ganz hilflos gegenüber zu stehen. Ein solches Mittel erblickte er in
der Anlehnung an das damals so mächtige Donaureich, an Ungarn. Diese Doppel-
stellung brachte es mit sich, dass Serbien, besser gesagt dessen Herrscher von zwei
Staaten abhing, was in den inneren Zwistigkeiten des Herrscherhauses seinen Ausdruck
fand. Stephan Lazarevid* natürlicher Feind war Vuk Brankovi6, sein Schwager, der
angebliche Verräther in der Kossovoer Schlacht. Nach Ruvarac' Ausführungen') ist
CS nicht nothwendig, viel Worte über diese Andichtung zu verlieren; es sei nur erwähnt,
dass Vuk Brankovi6 im Jahre 1389 dem Könige Sigismund zugethan war und ihm vor
der Schlacht auf dem Kossovopolje Anträge, gewiss die Unterwerfung Rasciens betreffend,
stellte.*) Bei diesen Stammeszwistigkeiten treten trotz aller Versöhnungen immer wieder
die einander entgegengesetzten Richtungen der Hrebljanovi6i und Brankovi6i hervor.
Steht der Despot auf türkischer Seite, so finden wir seinen Bruder oder Schwager
gewiss auf der ungarischen, und umgekehrt, wenn Stephan treu zu Sigismund hält, ver-
leumden ihn seine Grossen beim Sultan.
^) Archiv der Familie K411ay Im Budapester Natioualmuseum.
') Hrebljanovic Pribac
Lazar
t 27. Juni 1389
Gem. Milica, Tochter des Knez Vlatko
Stephan
Iiazarevic
Knez, 1 1427
Gem. Maria
Kantaknzena
Vuk Dobrovoj
t 1410 jung
gestorben
Mara
Gem. Vuk
Brankovid
Gyorgye
Brankovid
Helena
1. Gem. Georg
Stradimirovid,
2. Gem. Sandalj
Hranid
Bespina
heiratet einen
Siimaniden
in Bulgarien
N. Garay
1387/88
(Helene
bei ung.
Geschichts-
schreibern)
Miljeva
Oliveria,
Gem. Ba-
jazid I.
1389/90
(Ruvarac.)
') 0 Kiicay Aasapy. Y Hobom Ca^y 1888. (Ucber Fürst Lazar, Neusatz 1888.)
*) Diplomatarium Ragusauum, S. 113; 1389, 7. Juli.
Thalloczy. Bruchstücke ans der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 32o
Trotz der Familienzwiste, trotz der Schwäche seiner Hilfsmittel nnd der politischen
Zwitterstellung, hatte Stephan Lazarevii verhältnissmässig grosse Erfolge aufzuweisen.
Bis zur Schlacht bei Angora hielt er treu zu Bajazid, doch von 1403 an verfolgte er
die Politik der freien Hand. Nicht als ob er es auf die Abschüttelung der türkischen
Oberherrschaft abgesehen gehabt hätte; Stephan wollte im Laufe des türkischen Thronfolge-
streites (zwischen den Söhnen Bajazid's) nur die Herstellung der alten Grenzen Serbiens
erreichen. Im Jahre 1403 erhielt er vom Kaiser in Byzanz deu Titel eines Despoten.
Dieser Titel hat nach unserer Meinung keine staatsrechtliche Bedeutung, denn der
christliche Kaiser von Byzanz war längst nicht mehr der Souzerän Serbiens, konnte
daher dem Stephan kein factisches Despotat zuerkennen, zumal ja Stephan durch des
Sultans Anerkennung und Machtspruch thatsächlicher Herrscher seines Volkes war. Es
ist dieser Act die formelle, auf christlich -byzantinischer Grundlage erfolgte Erhebung
Stephan Lazarevi6' in die Reihen der fürstlichen Personen, mit welcher seine Superio-
rität in seinem Volke gegenüber den anderen Familien entschieden wurde. Bis zu
diesem Zeitpunkte war er nur primus iiiter pares, und die Familie Brankovi6 hielt sich
um nichts schlechter als die Hrebljanovidi; von nun an aber war das Fürstenthum,
die Despotie, der Familie Stephans zuerkannt. Doch die factische Macht des Despoten
hing vom Sultan ab. In dieser Zeit wandte sich der Despot, um der türkischen Ueber-
macht gegenüber ein Gegengewicht zu haben, an König Sigismund von Ungarn und
erkannte diesen als seinen Lehensherrn an,*) und dieses Verhältniss dauerte bis zum
Lebensende Stephan Lazarevi6', der aus dieser Neugestaltung seiner Position mehr-
fachen Nutzen zog. Denn er erhielt im Jahre 1411 von Sigismund die Bergwerke in
Ostbosnien als unmittelbares Lehen, und Srbenica bereicherte ihn und seine Nachfolger.
Doch auch in Ungarn selbst verlieh Sigismund viele Besitzungen an seinen Getreuen
(fideli nostro). So die Stadt Szatmär-N(5meti sammt allen Einkünften, deren Verwalter
Stephan Remete war (18. Februar 1417). 2) Er hatte auch so viele Besitzungen im
Torontdler Comitat, dass er einen eigenen Vicegespan für dieselben bestellte (3. März
14 17). 3)
Seine Besitzungen in Ungarn Hess er von gebomen Ungarn verwalten, wozu er
nach ungarischem Rechte auch verpflichtet war. Sein Szatmär-N^metier Verwalter, der
genannte Stephan Remete, fungirte als sein bevollmächtigter Schatzmeister, der in allen
Rechtsangelegenheiten nach ungarischem Tavernicalrecht verfügte.*) Ausser Szatmär
war noch die Bergwerkstadt Nagy-Bänya im Besitz des Despoten,^) und seine Leute
wurden von den Würdenträgern des Reiches in allen Angelegenheiten unterstützt.*')
Stephan Lazarevi6' Regierung, wenn auch durch Ränke und Zwistigkeiten getrübt,
conservirte vielfach die Kraft des Landes, und als er am 19. Juni 1427 starb, hinter-
liess er seinem Nachfolger ein wenn auch nicht unabhängiges, so doch immerhin ansehn-
liches Gebiet. Ein Jahr vor seinem Tode (1426) vereinbarte Stephan mit König
Sigismund das staatsrechtliche Verhältniss Serbiens zu Ungarn in dem oft besprochenen
Vertrage von Totis (Tata, Komorner Comitat), laut welchem dem kinderlosen Fürsten
sein Neffe Georg Brankovi6 als Despot folgte.
*) „Stephanum ducem Rassiae se subjecissc." — Citat bei Engel, Gesch. von Servien und Bos-
nien, S. 255.
'} Archiv der Familie KAllay im Budapester Nationalmuseum.
') Ibidem.
*) KÄllay'sches Archiv, 28. October 1417.
^) Ibid.
•) Ibid.
326 I. Archäologie and Geschichte.
IL
Der Staatsvertrag von Totis (Tata) zwischen Sigismund, König von Ungarn, und
dem Despoten Stephan Lazarevid bildet einen epochalen Act in der Geschichte des
nunmehrigen Despotats, Regnum Rasciae (Raitzenland, Räczorszäg) genannt.
Zum ersten Male wurde dieser Vertrag aus einer Copie, welche sich in einem
Stylbuche des Graner Primatialkanzlers Sebastian Lisztius befindet (1553), vom ver-
dienstvollen Johann Christian von Engel in der „Geschichte Serviens und Bosniens"
(S. 170 — 172) publicirt. Der Codex hatte die alte Nummer 156 unter den privatrecht-
lichen und nicht, wie Engel irrthümlich bemerkt, unter den historischen Manuscripten
der Wiener Hofbibliothek, jetzt trägt das Manuscript die Nummer 8471. Sebastian
Lisztius scheint sein Stylbuch entweder aus gleichzeitigen oder späteren Copien, die
als Muster für den Kanzleigebrauch verwendet wurden, zusammengestellt zu haben.
Denn hätte er das Original benützt, so mtisste dieses in irgend einem Wiener oder
Budapester Archive vorhanden sein. Uebrigens hielt man diesen Vertrag fiir so wichtig,
dass auch Faustus Veranöid (Verantius), der NeflFe des Cardinais Anton, eine Copie
anfertigte, welche sich im Budapester Staatsarchive befindet. Diese Copie publicirte
Fejör im Codex Diplomaticus X, 6, S. 809 — 813. Auch ' Ladislaus v. Szalay ver-
öffentlichte in seiner Geschichte der serbischen Colonien in Ungarn^) den Text der
Urkunde.
Diese Publicationen standen den Historikern zur Verfugung, die nun auch, auf
die ungenauen Angaben ungarischer Chronisten wie Thuröczy, Bonfini, Istvänffy
Rücksicht nehmend, den Act nicht immer dem Inhalte entsprechend behandelten. Unter
neueren ungarischen Geschichtsforschern bespricht Friedrich Pesty in seiner werthvollen
Abhandlung über die Besitzverhältnisse Georg Brankovi6'^) dies Thema kritisch und
sachlich, doch sah er sich die Landkarte nicht immer genau an. Mijatovi6 behandelt
die Urkunde nach Engel, '^) während Milan Dimitrijevic, Professor in Karlovic, in
seiner Studie: „Gyurgye Brankovi6 (Smederevac), Despot der Serben" (S. 21 — 22) diesen
Act erörtert.'*)
Wir wollen nun ein kurzes R^sume über den Inhalt dieser staatsrechtlich so
wichtigen Urkunde geben. Von vorneherein bemerken wir nochmals, dass wir es zwar
nur mit einer Copie zu thun haben, aber die Authenticität der ganzen Angelegenheit
wird durch gleichzeitige Facta bestätigt, und nicht ein einziger Umstand spricht gegen
den thatsächlich ins Leben getretenen Vertrag, wie auch der Styl und die Fassung, trotz
der in manchen Phrasen abweichenden Texte, ^) den Formen damaliger Urkunden voll-
kommen entsprechen. Zur näheren Datirung führen wir den Umstand an,^) dass sich
König Sigismund im Jahre 1426 vom 8. Mai bis 6. Juni in Totis (Tata) aufhielt,
weshalb die Urkunde in diesem Zeiträume ausgestellt sein muss.
*) A magyarorszÄgi szerb telepek etc., S. 119 — 122.
•) Brankovics György rÄcz dcszpota birtokvi.szonyai Mag^yarorsz/igban ds a räcz dcszpota czim, Buda-
pest 1877, S. 4-6.
^) AeciiOT 'Bypa^ BpaHKOBHt, 8. 43—44.
*) Dimitrijevid irrt nur in dem, dass er diese Urkunde für einen Brief König Sigismunds hält,
CS ist die Copie des Vertrages, die Engel zwar fehlerhaft publicirt, woran jedoch Lisztius die Schuld trägt.
*) Die bedeutendsten Abweichungen im Texte Engel's und Fejör's sind: 1. Fejör schreibt: per
universos et quoslibet barones maiestati nostrae etc. iuramentum praestare facit. — Engel: per universoa
etc. barones suos etc.; dann ist bei Fejör eine Zeile, Galambocz (Golubac) betreffend, ausgelassen.
•) Pesty 1. c.
Thalloczy. Bruchstücke ans der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 327
Der Vertragt) bestimmt Folgendes:
1426. Schenkung des Königreichs Rascien durch Kaiser Sigismund.
I. Wir Sigismund etc. thun kund etc. Unser getreuer, der hochangesehene Stephan,
Despot von Rascien, in weiser Berücksichtigung und in sorgfältiger Erwägung, dass
das Königreich Rascien mit allen seinen Rechten und Zubehör uns und unserm heiligen
Diadem und unserm genannten Königreich Ungarn immer und von Altersher unter-
worfen war und ist und zu Recht und Eigenthum unserer Majestät und der geheiligten
Krone und der obgenannten unserer Königreiche unmittelbar gehört habe und auch
gegenwärtig gehöre, und von dem Wunsche beseelt, dass dieses Reich von Rascien im
Laufe der Zeit nicht in fremde Hände gelange, hat durch alle seine Barone insgesammt
unserer Majestät, wie auch den Prälaten, Baronen und Edlen unseres ungarischen
Reiches den Eid der Treue und des Gehorsams gegen uns, unsere geheiligte Krone,
wie auch gegen unsere Nachfolger auf dem Throne von Ungarn, wie auch den vor-
genannten Prälaten, Baronen und Edlen unseres Reiches und dem Reiche selbst geleistet.
„IL Zudem erreichte er von unserer Majestät auf sein inständiges Bitten die Auf-
nahme unseres getreuen, des hochedlen Georgs, Sohnes des Wlk, Sohnes des Brankovi6,
als seines Enkels in die Gemeinschaft und den Stand der genannten Barone eben dieses
unseres Königreiches Ungarn.
„In Berücksichtigung nun der obgenannten Umstände, dann aber nach fleissiger
Erwägung der treu erwiesenen gehorsamen Dienste und der Hingebung des Despoten
Stephan, durch welche er in allen unseren und des Königreiches Ungarn schweren,
sowohl günstigen als ungünstigen Unternehmungen Vermögen und Person und alle seine
und der Seinigen Güter zu Lob und Ehre unserer Grösse den Zufällen des Glücks mit
höchster Ausdauer, Wachsamkeit und unermüdlicher Sorgfalt und Eifer ausgesetzt und
uns ihm unter dem Wechsel von Zeit und Ort in Hinsicht unserer Grösse zu Dank
verpflichtet hat;
III. nicht weniger auch den an uns oben gestellten Bitten des Despoten Stephan
zugeneigt und den Vortheil und Nutzen des Despoten Stephan der Freude vorziehend,
welche wir an der Regierung und Leitung eben des Königreiches Rascien haben könnten,
und willens, aus besonderem kais. Wohlwollen dem Despoten Stephan im Königreiche
Rascien selbst aus seinem Blute einen Nachfolger zu bestimmen, setzen wir nach reif-
licher Ueberlegung, in vollem Bewusstsein unserer Majestät und ausserdem nach reif-
licher Berathung mit unseren Baronen und Prälaten eben diesen Georg, Sohn des Wlk,
und seine männlichen, legitim erzeugten Erben und solche, die in Zukunft erzeugt
würden, zu Nachfolgern eben dieses Despoten Stephan im Königreiche Rascien ein, im
Falle der erwähnte Despot Stephan ohne männliche Erben absterben sollte.
„IV. Dieses genannte Königreich Rascien, alle seine Rechte und Gerechtigkeiten,
mit Ausnahme und Ausschluss des Castells Thysnicza^) und seiner Zubehör, welche es
im Districte Ozach^) hat, ebenso des Castells Zackel*) mit seiner Zubehör, welche es
im District Polanz hat, in welchem Districte einst Herr Ilervoja die Castelle Brodar und
Zomzed^) erbauen liess, ebenso der einstigen Länder und Districte von Dragisa und
Halap, bei dem vorgenannten Castell Zackel, welche aus Mangel von Nachkommen
*) Um jede willkürliche Fassung zu vermeiden, geben wir den punktativ zusammengestellten
. genauen Text in getreuer Uebersetzung.
") Tresnjica oder Leänica. ■) U2ice. *) Sokol. *) Niclit zu eruiren.
328 I. Archäologie und Geschichte.
unserer Majestät zufielen, ebenso des Gas teils Mach o^) und seiner Zubehör, von dem das
Machover Banat den Namen führt, ebenso des Landes und des einst Radislav, dem
Sohne des Chasta gehörigen Districts, welches auf ähnliche Weise ^) an unsere königliche
Majestät heimfiel, ebenso des Districts, Byzwa^) genannt, in welchem sonst ein Castell
sich befand, ebenso der Bezirke und Districte Felsewabna und Alsowabna*) genannt,
ebenso des Districts, genannt Radio,^) bei Ab na, ebenso des Districts, genannt
Neprizon,^) ebenso des Districts, genannt Lygz,') bei und ^eben demselben District
Nepriczon, ebenso des Districts, genannt Rabas,®) ebenso des Districts, genannt
Colubara,^) ebenso des Castells, genannt Belazena,^^) mit all seiner Zubehör, dann
des Districts Üb, ebenso des Districts, genannt Thalmlabemeleke,^*) ebenso des
Castells Nandoralba mit all seiner Zubehör, ebenso des Castells Calambaz (Golubac)
mit all seiner Zubehör, auch anderen Castellen, Provinzen, Ländern, Gemeinwesen,
Städten und Villen, welche durch weiland den durchlauchtigsten Fürsten Ludwig,
König von Ungarn, unsern geliebtesten Schwiegervater seligen Angedenkens, und auch
durch Andere zur Zeit bei diesem Königreiche Ungarn besessen wurden.
„Dieses Alles wollen wir sowohl insgesammt und einzeln mit allen Rechten und
Gerechtigkeiten, falls der vorerwähnte Despot Stephan ohne männliche Erben, was fern
bleiben möge, von dieser Welt scheiden sollte, fUr uns, unsere Krone und das erwähnte
Königreich Ungarn für immerdar vorbehalten haben.
„V. Aus besonderer Gnade, so weit wir es können und vermögen, für jetzt und
früher, wie für früher und jetzt haben wir gegeben, geschenkt und übertragen, oder
eigentlich geben, schenken und übertragen wir in der Weise, wie wir den Baronen
unseres Königreiches Ungarn Schenkungen zu machen pflegen, damit sie es selbst und
ihre vorgenannten Erben behalten und besitzen, und zwar so, dass Georg, Sohn des
Wlk, und seine vorgenannten Erben uns, unserer geheiligten königlichen Krone und
unseren Nachfolgern, den Königen von Ungarn, immer treu und gehorsam seien und
unseren Befehlen und denen unserer Nachfolger ohne Zaudern gehorchen, und dass sie
unsere Majestät und unseren königlichen Hof und den unserer Nachfolger, wie die übrigen
Barone unseres Königreiches Ungarn persönlich besuchen und wie auch Georg selbst
unseren Berathungen beizuwohnen verpflichtet sein sollen ; wir wollen überdies, dass, wenn
und wann bei einer drohenden Gefahr unsere Majestät oder unsere vorerwähnten Nachfolger
den oftgenannten Georg, Sohn des Wlk, oder seine vorerwähnten Erben dazu auffordern
sollten, er selbst oder sie selbst und jeder Beliebige von ihnen in den ihnen und dem ge-
nannten Reiche Rascien benachbarten Theilen mit seiner ganzen Macht und seinen Kriegs-
völkern nach Möglichkeit uns, der Krone und unserem Reiche, so oft es nothwendig und
gelegen sein wird, immer und überall treue Dienste leisten mit der besonderen Bestimmung,
„VI. dass im Falle Georg, Sohn des Wlk, ohne männliche Erben absterben sollte,
dann alles vorerwähnte, ihm durch unsere Majestät Gegebene und Uebertragene wieder
zu unserer Majestät Krone und Reich unversehrt heimfalle, kraft dieser unserer Urkunde,
der unser Secretsiegel angehängt ist.
„Wenn nun diese in der Gestalt vorgebracht sein wird, werden wir sie in die
Form unseres Privilegiums bringen lassen.
„Gegeben in unserer Stadt Tata im Jahre des Herrn 1426."
*) Ma6a Stena, wahrscheinlich im Valjevoer Kreis. *) Ob Mangels an Nachkommen.
*) Bytva. *) Gornji- und Dolnji-Obna. *) Radjcvo — Radjevina.
•) Nepriöava. "*) Ljig, «) Rabas. ») Kolubara. i°) Bela-stena.
**) Tamnava rieka — Tamnava-mcllöke.
Thallöczy. Brudistücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 329
Der Text des Vertrages ist klar und bedarf nicht vieler Worte.
I. Rascien ist der Krone Ungarns rechtlich unterthan gewesen; nnd dies Verhältniss
besteht zu Rechten in dem Zeitpunkte des Vertrages. Der Despot lässt nun von allen
seinen Magnaten den Eid der Treue schwören, durch diesen Act die solidarische ein-
stimmige Annahme und Anerkennung dieses staatsrechtlichen Verhältnisses beweisend.
Er selbst schwört nicht (wie die Geschichtsschreiber annehmen), denn er bewies schon
de facto und durch langjährige Treue seine Zugehörigkeit. Die Wichtigkeit dieses
Actes besteht eben in der einstimmigen Garantie der Treue von Seite der Unterthanen
des Despoten.
II. Die Postulation Gyorgye Brankovid' zum Magnaten von Ungarn hat nicht nur (wie
Dimitrijevi6 behauptet) den Zweck, demselben Gelegenheit zu bieten, auf die Beschlüsse
des Landtages in Ungarn direct einzuwirken. Das ist nur die eine Seite der Magnaten-
stellung. Gyorgye wurde als Baro Regni das Mitglijöd der ungarischen Krone und hatte
damit auch die Verpflichtung übernommen, diese zu vertheidigen, — that er es nicht,
so machte er sich der Treulosigkeit schuldig. Das ist die andere Seite des Reichs-
baronates. Und diese Verpflichtung ist auch im V. Absätze der Urkunde deutlich
präcisirt. Gyorgye übernahm als Despot die Verpflichtung, die ungarische Reichsgrenze
in Rascien und dessen Nachbarländern zu vertheidigen. Diese Länder gehörten daher
im Mittelalter zur Totalität der ungarischen Krone. Das Verhältniss dieser Länder zur
Integrität des ungarischen Gesammtkronbesitzes war ein reales Schutz- und Trutz-
bündniss und kam auch in dem — nennen wir es mit der modernen Bezeichnung —
Wehrgesetze Sigismunds vom Jahre 1433 zum Ausdruck.^)
§. 1 dieses Gesetzes lautet:
„Indem es von altersher als ein Grundgesetz und legaler Brauch des Königreiches
Ungarn gilt, dass ausser jenem Schutz, welchen der König, die Königin, die Kirchen-
forsten und Herren vermöge ihrer respectiven Einkünfte den Staatsgrenzen in aller
möglichen Weise angedeihen zu lassen verpflichtet sind, auch die Gesammtheit der
Edelleute und Besitzer verhalten ist, die Staatsgrenzen gegen jeden Feind und Wider-
sacher im Verbände des Reichsheeres zu vertheidigen;
§. 2. nachdem der König von Ungarn ausser dem Titel des ungarischen König-
reiches noch die Titel folgender Länder, als: Dalmatien, Croatien, Rama,*) Servien,
Galizien, Lodomerien, Cumanien^) und Bulgarien fiihrt, welche Länder seit altersher
Ungarn incorporirt sind, obliegt die Verpflichtung der Vertheidigung ihrer Grenzen dem
König, der Königin, den Prälaten und der Gesammtheit der Edelleute und der Grund-
besitzer."
Die Angliederung dieser Länder an die ungarische Krone ist im Geiste des mittel-
alterlichen Staatsrechtes zu verstehen ; die Incorporation war keine Verschmelzung, und
die Staatseinheit repräsentirte die ungarische Krone.
Indem wir hier von Rascien sprechen, glauben wir annehmen zu dürfen, dass die
angeführten Vertragsstipulationen sub II und V vollständig dem Geiste der damaligen
legalen Auffassung entsprechen.
Die Punkte III und VI betreffen die Thronfolge Gyorgye Brankovi6\ Hiezu
bemerken wir: a) dass das Bestimmungsrecht, wer in Rascien den Thron erben solle,
vom König in Ungarn abhing; b) die Erbfolge wurde auf Gyorgye und seine gesetz-
lichen männlichen Nachkommen beschränkt; c) die Verfügung sub VI, dass, wenn die
^) Kovachicb, Sylloge Decret. App., I, S. 416.
*) Bosnien.
») Wallache!.
330 I. Archäologie und Geschichte.
Familie Brankovi6, welche natürlich nur im Falle des Absterbens der Familie Stephan
Lazarevi6' fUr erbberechtigt erklärt wird, aussterben sollte, Rascien Ungarn anheimfalle,
dient als interessantes Belegstück zur mittelalterlichen staatsrechtlichen Auffassung des
ungarischen Kronbesitzes. Rascien war nämlich privater Besitz der Krone, an
dessen Spitze erblich das Mitglied der heiligen Krone: der rascische Des-
pot, stand. Der Despot bekam als erblichen Besitz, als Familien besitz, das ras-
cische Land (jure possessionis hereditariae) . . . ; starb nun die Familie des Besitzers
aus, so fiel die Besitzung nach dem Aviticitätsrechte (Gesetz 1351) ganz analog dem
Privatbesitze der Krone anheim.
Als Stephan Lazarevi6 diesen Vertragspunkt für sich bindend erklärte, that er
dies — wie bemerkt — immer nur den Fall voraussetzend, dass ihm keine männlichen
Nachkommen beschieden sein würden. Dies wird im IV. Punkte klar und deutlich
constatirt. Während die erwähnten Punctationen principieller Natur sind, bildet dieser
IV. Punkt die Garantie des Vertrages, abgesehen vom Eide der serbischen Magnaten,
zu welchem der König ein materielles Unterpfand als Bekräftigung hinzufügte. Stephan
Lazarevi6' Treue war erwiesen, diejenige Georg Brankovid' musste aber noch erprobt werden.
Einerseits als Pfand der Treue, andererseits aus strategischen Rücksichten verlangte
Sigismund eine ganze Kette von Festungen, welche die miUtärische Grenze, respective
VertheidigungsUnie Ungarns bildeten. Die altungarischen Grenzen fielen nämlich im
Mittelalter nicht mit der Save — Donaulinie zusammen, sondern erstreckten sich tief in
die bosnische Posavina und die serbische Maöva hinein. Heutzutage wird mit Madva
jene Tiefebene bezeichnet, die von der Drina, der grossen Savebiegung von Ra6a bis
Sabac und im Süden von der Cer-planina begrenzt wird. Es lebt noch die Tradition,
dass einst auch diese Planina und die Ebene des Jadar bis Loznica dazugehörte. Der
heutige politische Bezirk Maöva mit dem Hauptorte Bogati6 reicht südlich bis zum
Jadar, so dass auch Leänica dazu gehört, jedoch triflft seine Ostgrenze schon bei Serbisch-
Mitrovic die Save, während der übrige Theil dieser Ebene zu §abac gehört.
Im Mittelalter bildete die uns heute nur dem Namen nach bekannte Festung
Machou (Macsö, Maöva, Madevgrad) den Mittelpunkt') des Gebietes, das unter dem
Namen des Machoer Banates (Banatus Machoviensis) bekannt war, welches aber auch
auf das jenseitige Ufer der Save hinüberreichte und sein politisches Centrum in Szdva-
Szt. Demeter (Demetriusstadt an der Save, Mitrovic) hatte. Das Banat, von Bela IV.
gegründet, bildete Jahrhunderte lang den südlichen WaU Ungarns gegen Serbien, aber
im Laufe der Zeit ging das Gebiet theils verloren, theils besetzte Knez Lazar die
Festungen, theils beliess sie Sigmund bei Lebzeiten Stephan Lazarevi6' diesem Letzteren.
Die Festung Ma6va ging in den Wirren zu Anfang des 14. Jahrhunderts an Uros
Miljutin verloren, doch eroberte Karl Robert dieselbe im Jahre 1319 wieder zurück,
und die ungarischen Truppen drangen bis zum Flusse Üb, bis Valjevo vor.*) Stephan
*) Wir konnten die Lage der alten Festung nicht bestimmen. Auf alten Karten kommen unter
Crna-Bara an der Drina die Namen Drinavar und weiter unten, heiläufig um Leänica, der Name Ujvar
(Novigrad) vor. Unweit davon sind die Madjarski grobovi und Novo Sclo, doch Ma^o fanden wir nicht
Nach dem serbischen Ortslcxikon ist Mana CreHa als Ort im Bezirke Toplica erwähnt, doch auf der
serbischen Landkarte 1 : 75000 nicht auffindbar, und dieser Ort scheint uns nicht identisch mit der histo-
rischen Madvaner Festung.
*) In einer im Jahre 1347 für Stephan Laczkfi ausgestellten Urkunde schreibt König Ludwig L:
„genitor noster contra scismaticos versus Raciam validum habuisset exercitum . . . Stephanus voivoda . . .
ipsam tcrram Raciensem usque caput fluvii Obona penitus destruendo spoliavit.** Nagy, Sopronmegjrei
okmany tAr., I, S. 198. — Codex patrius, I, S. 124. — Aus diesen Schilderungen geht hervor, dass das
„Castrum Macho** eine wichtige Festung um Valjevo herum gewesen sein muss.
Thall6czy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 331
Laczkfi; der Anführer in diesem Kriege, verbrannte auch die Befestigungen, welche
die Serben" in Belgrad anlegten.^) Kaiser Dudan verwüstete das Banat von Madva vor
dem Jahre 1340, wurde aber aus Syrmien vom Banus Dominik Ostfiy zurückgedrängt. *)
Ludwig I., der Grosse, überliess die Vertheidigung der Madvaner Grenzen und Festungen
seinem getreuen Nicolaus von Garay, dem späteren einflussreichen Palatin, der die Tochter
Knez Lazars zur Frau hatte. Nicolaus Garay besass an den Grenzen des Banates als Eigenthum
Festungen und Ländereien und hatte die Verpflichtung, dieselben im Interesse des Reiches
zu vertheidigen. Es ist wahrscheinUch, dass nach dem Feldzuge im Jahre 1359 die
ungarischen Grenzen, beziehungsweise das Maövaner Banat auf Kosten Serbiens erweitert
wurde. Nicolaus Garay verwaltete das Banat vom Jahre 1356 — 1375, dann kam bis
zum Jahre 1380 Johann Horväthy an die Reihe, der nach dem Tode des Königs Ludwig
im Vereine mit Tvrtko und den ungarisch-croatischen Malcontenten den grossen Auf-
stand gegen die Königin -Witwe und Maria von Anjou organisirte. Im Jahre 1384—1385
eroberte Johann und Ladislaus Horvathy das Banat sammt der Festung Bitva, Kulpin
und sammt Belgrad, sie wurden aber zurückgeworfen. Nach der Ermordung des Palatins
Nicolaus Garay (1386) kam sein Sohn Nicolaus II. als Banus nach Maöva und stand
bis 1390 an der Spitze dieses bedrohten Gebietes. In Anbetracht der fortwährenden
Wirren sah sich König Sigismund veranlasst, das ganze Gebiet unmittelbar an die
königliche Armee zu bringen, und tauschte am 10. März 1392 die Festungen Nicolaus
Garay's in der Madva flir die Festungen Güns (Köszeg) und Csesznek ein. ') Aus dieser
wichtigen Urkunde sehen wir, dass das Territorium des Madvaner Banates genau mit
demjenigen übereinstimmt, welches, wie wir später detailliren werden, im Totiser Ver-
trag erwähnt wird. Anfangs des 15. Jahrhunderts jedoch, besonders nach der Schlacht
bei Nikopolis, sank das Prestige der ungarischen Waffen, und erst im Jahre 1411 gelang
es Sigismund, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Dies ist auch daraus ersichtlich,
dass im Jahre 1412 alle Fürsten aus Bosnien und Serbien am Hofe zu Ofen erscheinen,
Stephan Lazarevi6 mit 2000 Pferden,*) wo er denn auch von Sigmund freundlich auf-
genommen und vielfach ausgezeichnet wurde. Im Jahre 1413 fand in der Bäcser
Festung eine Besprechung der ungarischen Reichsbarone mit Stephan Lazarevi6 statt,*)
der dann im Jahre 1423 officiell im internationalen Verkehr als erster ungarischer
Reichsbaron fungirt, ebenso in dem Kesmarker Vertrage König Sigismunds mit Vladislav,
König von Polen, und Vitold, Fürst von Lithwanien. ^) Von dieser Zeit an datirt das
ungetrübte Vertrauen des Königs zum Despoten, der nun in Totis die von ihm besetzten
festen Plätze für den Fall, dass Georg Brankovi6 sein Nachfolger werden sollte, zu
übergeben versprach.
Das Gebiet, welches Georg Brankovii zu übergeben hatte, umfasste jenes, welches
noch zu Zeiten Ludwigs I. die unmittelbare Grenze bildete. Im Norden, wo die Bitva
reka oberhalb Jarak in die Save mündet, bildete eine Festung das Vertheidigungs-
centrum des Bezirkes, dann wird die Festung Thysnitza erwähnt, welche Dimitrijevi6
für das heutige LeSnica oder Loznica hält; wir glauben, es ist dies das heutige Treänjica
an der Drina „in districtu Ozach" in U2ice, gleich darauf wird Sokol erwähnt. Die
Castelle Brodar und Zvonized lagen in der Nähe von Sokol und wurden von Hrvoja
') Ibid., S. 199: „postmodam dum scismatici Raciensea in Nandur Feyruar descendisscnt et ibi
castram constnuissent, idem Stephanus voivoda cum ipsis scismaticis viriliter propugnando ipsum castrum
cremavit quam plures ex ipsis scismaticis captivavit et quamplurcs intcrfecit ex eisdem."
') Codex patrius, II, S. 88. •) Codex patrius, VII, S. 428.
*) Missale glagoliticum Hervojae ducis, S. 78. (Diese Mitth., Bd. II, S. 112 f.)
») Codex patrius, VU, S. 445. «) 1428. Fejer, X, 6, S. 537.
332
I. Archäologie and Geschichte.
Kulpinc
oBolJanic
O
D.TW-la
11. 245. 000
confirtia-
Fig. 4.
Kartenskizze des Banates Macho.
errichtet. Wir finden den Brodader Morast in der Nähe der Savemündung; Zomzn
muss in der Nähe der Maövaner Grenze gewesen sein. Schwerer ist die Lage Sokols
zu bestimmen; Sokole gibt es sehr viele. In Serbien finden wir ein Sokol an der
Valjevaner Linie. Nach dem Wortlaute lag es in contradia Polanz = Poljane, dies
ist im Kreise Dolnja-Tuzla zu finden, auch im Bezirk Graöanica finden wir ein Sokol.
In diesem Falle, der uns wahrscheinlicher dünkt, gingen die Grenzen des Banates auch
über die Drina nach Bosnien hinüber und umfassten das ganze Inundationsgebiet der
Drinamündung mit einem Theile des heutigen Tuzlaner Kreises. Die Grenze nach Ost
läuft fortwährend die Kolubara entlang; wir haben da die Bezirke Felsewabna und
Thallöczy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 333
Alsowabna (Gomja und Dolnja Obna) beim Obnica potok in der Nähe von Valjevo, wo
aucli Radio^ das heutige Radjevo liegt. Gegen Nordost unweit vom Wege Valjevo-Ub
an der Kolubara liegt Nepriöava (Nepryczen), angrenzend der Bezirk Ljig um den
LjigflusS; der oberhalb Nepriöava in die Kolubara fliesst^ hierauf folgt gegen Westen,
um den Berg Rabas herum, der gleichnamige Bezirk, dann das Gebiet des mittleren
Kolubaralaufes, dann die Festung Belaztena, beim heutigen Baljevac jenseits der
Kolubara nach Ost. Es folgt hierauf der District Üb am übflusse, der mit der Tamnava
rieka vereint, unweit der Kolubara in die Save mündet. Das Gebiet (ungarisch
Tamnava-mell^k) zwischen der Tamnava und Kolubara gehörte auch zur Grenze. Als
Hauptort galt in diesem von der Drina nordostwärts gegen die Save an der Obnica,
üb und Kolubara sich ziehenden Gebiete die Festung Maöva.
Wenn wir nun die Orte des Vertrages mit der oberwähnten Tauschurkunde
Sigismunds von 1392 vergleichen, sehen wir, dass Nicolaus Garay Dettosfölde, Bela
ztena, Neprichov, Debrechen, die Districte Kalabar, Lyg, Toplica, Pepelowch, Kalizar,
Tomla (Tamnava), Ragys (Radio), Jezuik, Abna und üb besass, und alle diese kommen
mit Ausnahme von Toplica, Pepelovch, Kalizar, Jezuik und Dettosfölde auch im Ver-
trage vor. Toplica ist ein Nebenfluss der Kolubara, die übrigen Districte waren alle
in nordöstlicher Richtung von Nepriöava an der Kolubara gelegen. So dürfen wir mit
Sicherheit behaupten, dass die Grenze des Banats im Norden am linken Ufer die
Linie Raöa-Mitrovic, dann das Gebiet der Savebeuge mit Kulpin bis Obrenovac, im
Westen die Drinalinie bis Radjevo, aber vielleicht auch in den heutigen Tuzlaner Kreis
Bosniens hinüberreichend, im Süden die Linie Kjupanj — Valjevo, im Osten die Kolubara-
linie bildete. Die hier beigeschlossene Skizze (Figur 4) veranschaulicht die annähernd
bezeichneten Grenzen.
Ausser diesem Cordon wurde die Festung Belgrad und Golubac zur üebergabe
bestimmt. Maöva galt als Banat, doch nach Belgrad war ein Festungscommandant
mit grossem Wirkungskreise bestimmt, der dem Baue nicht untergeordnet sein sollte.
Für Ungarn war diese Bedingung des Vertrages von höchster Wichtigkeit. Der
Schwerpunkt der Vertheidigung gegen die Türken war nach Belgrad verlegt, und nun-
mehr wurde diese Festung zum Angelpunkte des Streites der osmanischen und der
ungarischen Macht, zum wirklichen „eisernen Thore" der Donauebene. Ungarn behaup-
tete es 91 Jahre lang und fing mit den Nordbalkanstaaten die ersten und wuchtigsten
Hiebe des lebenskräftigen osmanischen Elementes auf.
Die Türken erfuhren wahrscheinlich sehr bald von diesem Vertrage, und Sultan
Murad, der Nachfolger des im Jahre 1421 verstorbenen Mohammed, entsendete, wie es
scheint Anfangs des Jahres 1427, Truppen zur Verwüstung Rasciens. Doch waren die
in fortwährenden Kriegen geübten ungarischen Heere unter Johann Maröthy, der in der
Walachei den Vojvoden Radul, einen Günstling des Sultans, angriff, den Türken über-
legen. Aber auch die in Serbien eingedrungenen Osmanen wurden zurückgeschlagen.
Sie belagerten und nahmen die Festung Ravanica (bei Paratjin an einem Nebenflusse
der Morava) ein und verwüsteten weit und breit das Land. Sigmund schickte eine
Truppe unter dem Capitän Nicolaus Bochkay von Rasina-Keresztür gegen die vor-
dringenden Türken. Bochkay nahm die Festung wieder ein, befreite die Gefangenen,
schlug den Feind in die Flucht und machte grosse Beute. ^)
Stephan Lazarevid starb im selben Jahre am 19. Juni zu Srebrnik. Jetzt kam endlich,
hochbetagt an Jahren und reich an Erfahrung, Georg Brankovi6 als Despot ans Ruder.
*) Archiv in Monyorö kerök. 1427, den 19. November, Urkunde des Königs 3381/73 Original.
t5ö4 I. Archäologie und Geschichte.
III.
Der Vertrag von Totis trat gleich nach dem Tode Stephan Lazarevii' in Wirk-
samkeit. Sigismund beeilte sich besonders mit der Besetzung Belgrads^ und wir finden
ihn schon am 10. September 1427 dort Urkunden ausstellend und Verfügungen zur
Vertheidigung treffend. Georg zögerte indess mit der Einhaltung des Vertrages. Wir
verstehen seine Gründe sehr wohl, denn mit der Uebergabe dieser Festungen entblösste
er sein Land von Vertheidigungsraitteln. Er wollte seinerseits gegen die Türken ge-
schützt sein, andererseits aber Alles in statu quo übernehmen. Auch König Sigismund
sah wohl ein, dass Brankovi6, indem er diese Gebiete übergab, ein grosses Opfer brachte
und dafUr eine entsprechende Entschädigung verdiene. Wenn Georg Brankovi6 als
Bannerherr Ungarns seine Festungen abtrat, so musste er dafUr durch entsprechenden
Gutsbesitz in Ungarn dem Reiche thatsächlich sozusagen angegliedert werden. Als
Universalerbe Stephan Lazarevid' trat er auch das beträchtliche ungarländische Erbe
des verstorbenen Despoten an, doch sehen wir ihn bald in dem Besitz eines dasselbe weit
übersteigenden wirklich fürstlichen Vermögens. Von Stephan Lazarevi6 erbte er Szatmär-
Ndmeti sammt Nagy- und Felsö-Bänya, die Stadt Debreczin,^) Tokaj und auch Becse
und Becskerek in Torontäl. Ausser diesen Besitzungen besass er Szolnok, die Festung
Teoöak in Bosnien, Szlankamen, Tiir und Varsäny im Heveser und Szolnoker Comitat,
ferner Böszörm^ny, Tälya (nicht Dalya), Tokaj, Regecz und MunkÄcs, dann die reiche
Besitzung Vilägos mit 110 Dörfern, Erd-Somlyö, Kulpin, Mitrovic, Semlin im Syrmier
Comitat, Vaja und Dragalyolch im Erassöer Comitat und ein Haus in Ofen.*) Alle diese
Besitzungen, mit welchen reiche Einnahmen verbunden waren, erhielt Brankovi6 von
den ungarischen Königen Sigismund, Albert und Ladislaus.
Nach den irrigen Behauptungen ungarischer Chronisten wurde vielfach ange-
nommen, dass Brankovi6 diese Besitzungen als Tausch fllr das dem König überlassene
Gebiet in Rascien bekommen habe. Dies ist nicht stichhältig. Schon Dimitrijevi^')
bemerkte ganz richtig, daös im Vertrage von Totis von einem Tausche keine Rede sei
und Brankovi6 diese Besitzungen als Erbe Lazars angetreten habe. Doch führt Dimi-
trijevi6 beinahe alle Besitzungen Brankovid als Erbgüter an, während die meisten
Schenkungen Sigismunds und Alberts waren. Das Verdienst, dies klar bewiesen zu
haben, gebührt dem oft dtirten Pesty. Doch auch seine Untersuchung weist manche
Lücken auf, und es wäre eine schöne und verdienstliche Arbeit, die Besitzverhältnisse
des Despoten im Einzelnen zu behandeln, denn hier fängt die Geschichte der ungar-
ländischen Serben*) und zugleich die zusammenhängende Entwicklung der orthodoxen
Kirche in Ungarn an.
Wir schreiben keine pragmatische Geschichte des Despoten, uns genügt es, zu
constatiren, dass die aus dem Totiser Vertrage fliessende staatsrechtliche Stellung Georgs
ihn an die Schicksale Ungarns kettete. Durch seine Besitzungen in Ungarn wurde er
thatsächlich ungarischer Magnat, der sich de iure mit den öffentlichen Angelegenheiten
des Reiches beschäftigte. Andererseits aber verwickelten ihn seine materiellen Ver-
hältnisse in die Privatfehden Ungarns, denn er stand nicht ausserhalb der Parteien, und
*) Seine Ordres siehe im KdlUy'schcii Archiv 1431, 23. Februar; 1435, 2. Juui; 1450, 10. August.
Sein Vojcvode in Smederevo hiess Vukosav.
») Pesty, op. cit, S. 15—54.
») Op. cit., S. 38.
*) Wir verweisen hier auf das „Diplomatarium Raczkoviense" von »Stephan Mag dies, welches für
die serbischen Ansiedlungen auf der Insel Csepel werthvolle Beiträge bringt.
Thallöczy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 33o
seine Persönlichkeit war ein integrirender Bestandtheil des damaligen Zeitbildes. Im
selben Masse war er bei den Türken engagirt, als Neffe des Schwagers Bajazids und
als unmittelbarer Nachbar des mächtigsten^ fortwährend anwachsenden Reiches. In
dieser gefährlichen Lage behauptete er sich durch ein Verhalten, das seiner Einsicht
und Schlauheit alle Ehre macht. Durch die rasche Ausnützung aller Umstände trachtete
er sich sowohl in Ungarn wie bei den Türken unentbehrlich zu machen. Bei beiden
Gegnern suchte er feste Berührungspunkte zu finden, die es ihm dann möglich machten,
nach den Umständen in dem einen oder dem andern Hafen zu landen. So geschah
es, dass ihm seine Macht trotz aller Schicksalsschläge erhalten blieb. Seine Politik war
es, die ihn rettete, sein Haus und sein Land aber konnte sie nicht retten.
Um einen richtigen Einblick in die Familienpolitik des Georg Brankovi6 zu er-
halten, theilen wir die Genealogie der Familie Georgs insoferne mit, als dieselbe in
unseren Erörterungen berührt wird. {Siehe Beilage I.)
Es ist von eigenthttmlicher Romantik, dass eine Tochter des Despoten an Ulrich
von CiUi, einen Vertreter des westeuropäischen Einflusses, verheiratet war (am 20. April
1434), während die schöne Mara, als Gattin Sultan Murads, das Bindeglied zwischen
Serben und Türken darstellt. Durch Katharina war der alte Despot nunmehr mit der
mächtigen Fraction der Cilli's verbunden und gewann an allen jenen Familien einen
Rückhalt, die mit diesem mächtigen Geschlechte vereint eine dominirende Stellung in
Ungarn, Böhmen und Oesterreich anstrebten. (Siehe Beilage II, a, b, c.)
Wie die hier vorgelegte Stammtafel zeigt, waren die Cilli's mit den Jagielonen
in Polen, mit den Kotromanovi6 in Bosnien, mit den Grafen von Görz, mit den Garays
und so mittelbar mit den Ujlaky's und, was für sie selbst und ihre angeschwägerten
Familien am werthvoUsten war, durch Barbara Cilli, die Tante Ulrichs, des Brankovi6-
schen Schwiegersohnes, mit dem regierenden Hause, mit den Königen Sigismund, Albert
und Ladislaus V. verwandt. Diese sowohl durch Reichthum als politischen Einfluss
hervorragenden Familien bildeten unter sich eine oft urkundlich festgestellte, oft ohne
solchen Vertrag in Kjaft tretende Liga, deren Zweck die Ausübung der Herrschaft
war. Dieser Zweck war mit der natürlichen Mission des damaligen Ungarn im directen
Widerspruche. Gegen die andringende Türkenherrschaft brauchte Ungarn als leitende
militärische Macht einen energischen Führer, gegen die absolute Macht des Sultans
einen überall durchdringenden Willen. Dieser Wille war in der Person Johann Hunyady's
verkörpert, und er war der Mann, den seine Nation, den die Masse des Volkes empor-
hob, dessen Richtung und Politik mit jener seines Landes übereinstimmte. So wurde
aus Johann Hunyady der christliche nationale Held im Kampfe gegen die Türken und
eine noch bei Lebzeiten von seinen Freunden vergötterte, von seinen Feinden verun-
glimpfte historische Gestalt.
Georg Brankovi6 und seine Verwandten waren auch gute Christen (besonders er
selbst ein eifriger Diener der Kirche), aber ebenso beharrliche Feinde Hunyady's. Es
wäre ungerecht, Johann Hunyady als eine von allem irdischen Makel freie Gestalt
hinzustellen und die Partei Cilli-Brankovic als die in Allem schuldige zu brandmarken.
Aber das Recht der Thatsachen und ihrer Logik stand auf der Seite Hunyady's. Der
Despot war trotz seiner wunderbaren Geschicklichkeit an die Politik seiner Sippe
gebunden, und als ungarischer Magnat theilte er nun alle Vortheile und alle Misserfolge
der oligarchischen Partei, welche diese im Kampfe mit der von Hunyady geführten
Volkspartei erstritt und erlitt.
In dem Kampfe, den Hunyady im Westen mit den Cilli's, im Süden mit dem
Despoten fiihrte, neigte der Erfolg bald auf diese, bald auf jene Seite. Im Ganzen
336
I. Archäolog'ic und Geschichte.
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Band III.
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I, Archäologie und Geschichte.
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Thallöczj. Brachstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 339
genommen blieb Hunyady, trotz der Niederlage bei Varna (1444) und dann auf dem
Kossovopolje (1448), Sieger. Beide hervorragenden Männer hassten sich: Hunyady
strafte die Schwankungen des Despoten mit eiserner Härte, andererseits liess sich
Georg Brankovi6, als er nach der Schlacht auf dem Kossovopolje Hunyady gefangen
nahm, durch seine Erpressung einen unverzeihlichen Fehler zu Schulden kommen.
Nach dieser Episode war keine ehrliche Aussöhnung mehr möglich. Man erkennt den
halsstarrigen, grosssprecherischen Greis an der Art, wie er dem Gewährsmanne des
ungarischen Reichstages, Johann v. Kdllay, dem Obergespan des Szabolcser Comitates,
dem er sonst sehr vertraute, stolz antwortete: er brauche keine Vermittler. Als dann
Hunyady ihn unter Drohungen zur Nachgiebigkeit mahnt, schreibt der Despot am
21. April 1450 von Smederevo aus an Källay, der Johann Hunyady's vollstes Vertrauen
genoss und dessen Sohn Paul ein Spielgenosse des nachmaligen Königs Mathias war,
dass er sich vor Hunyady nicht fürchte und für jedes Huhn einen Menschenkopf ab-
hauen lassen woUe.^) Hunyady hielt Wort und verwüstete Rascien greulich. Erst jetzt
kam eine Verständigung zu Stande, und im Jahre 1351 wurde Mathias, Hunyady's
Sohn, mit Elisabeth von Cilli, der EnkeUn des Despoten, verlobt. So wäre nun auch
Hunyady ein Mitglied jener oligarchischen Familie geworden; doch Elisabeth starb
alsbald, und die Versöhnung blieb leerer Schein.
Nicht glücklicher war die Verbindung der schönen Mara mit Sultan Murad, den
die der vermeinten Schwäche des Sultans grollenden türkischen Fanatiker gegen Bran-
kovi6 aufstachelten. Es ist bekannt, wie Murad seine beiden Schwäger Gregor und
Stephan blenden liess (1439/40), und wie er gegen die Suitana, weil sie keine Kinder
hatte, bald erkaltete. So führte sie bis zu dem im Jahre 1451 erfolgten Tode des
Sultans ein traurig-einsames Leben. Mohammed, der Nachfolger Murads, wollte sie
gar mit einem Sclaven verheiraten, doch um keinen Krieg heraufzubeschwören, schickte
er sie ihrem Vater zurück. Wenngleich aber die Suitana unglücklich war, so bildete
sie doch während ihres ganzen Lebens ein BindegUed zwischen dem Sultan und den
Serben, und Brankovi6 hatte einen grossen Rückhalt am Hofe zu Constantinopel. Der
alte Despot war nicht sentimental. Noch unglücklicher erging es Katharina von Cilli.
In den ersten Jahren ihrer Ehe liebte sie ihr Mann, dann aber unterhielt er in Wien
ein offenkundiges Verhältniss und liess seine Frau im Stich, die im Gebete Trost suchte.
Im Jahre 1456 wurde ihr Gemahl getödtet, und die von Allen verlassene fremde Frau
lebt als Emigrantin fern von ihrer Heimat.
Bevor wir auf die weiteren Schicksale der Despotenfamilie eingehen, müssen wir
noch einiges die Verwandtschaft der CiUi's Betreffende bemerken, da diese Verhältnisse
die Rolle der Witwe Ulrichs von Cilli besser aufklären, und auch für die Geschicke des
Despoten nicht ohne Interesse sind.
V.
Güter und Herrschaft von Cilli waren einstens mit denen von Görz verbunden.
Die Grafschaft Görz lag (mit Ausnahme des Coglio) diesseits des Isonzo, doch besassen
die Grafen von Görz mehrere Lehengüter der Kirche, welche der Territorialhoheit der
Patriarchen von Aquileja unterstanden. Als die Venetianer Friaul eroberten, ging die
Oberherrschaft Aquilejas, aber nur in Betreff der Friauler Güter auf die Republik
^) Anhang I. Am 17. April 1464 schenkte König Mathias dem Paul K&llay and Johann Parlagy
die Märkte Tur und YarsÄny, welche im Besitze des Despoten, aber infolge seiner Untreue an die Krone
zurückgefallen waren. (Familienarchiv.)
22*
340 I. Archäologie und Geschichte.
Venedig über, von welcher auch Graf Heinrich von Görz und sein Bruder im Jahre 1424
mit diesen Gütern und dem Marschallamte von Friaul neu belehnt wurden.
Vom Jahre 1376 — 1454 herrschte der oben erwähnte Graf Heinrich (IV.) in Görz.
Er hatte zwei Frauen. Die erste war eine Tochter des Grafen Hermann II. von GiUi,
also eine Enkelin der Katharina Kotroraanovi6, welche Elisabeth hiess und bald nach
ihrer Vermählung starb. In zweiter Ehe (nach 1426) heiratete er Katharina Garay,
die Palatinstochter aus Ungarn; es fragt sich aber, welchen Garay's Tochter sie war.
Es gab nämlich drei Palatine dieses Namens. Nicolaus von Garay I., der bei der
heldenhaften Vertheidigung der Witwe und Tochter Ludwigs I. von Ungarn ge-
tödtet wurde (1387), kann nicht der Vater gewesen sein. Diesem Nicolaus I. folgte
in der Palatinalwürde sein Sohn Nicolaus H., der einflussreichste Mann in Ungarn
während der langen Regierungsepoche Kaiser und König Sigismunds. Er heiratete als
Banus von Maöva in erster Ehe eine dem Namen nach nicht bekannte Tochter (die
ungarischen Historiker nennen sie Helene) des Fürsten Lazar Hrebeljanovi6 in Serbien,
in zweiter Ehe aber, welche jedenfalls noch vor dem Jahre 1405 geschlossen wurde,
die Schwester der ersten Gattin Heinrichs von Görz und Barbaras, der nachmaligen
Gemahlin Sigismunds; diese Cilli'sche Tochter hiess Anna. So kamen nun die Familien
der Grafen von Görz, die Cillier, die Ujlaky, die KotromanoviA und auch das Haus
Luxemburg-Habsburg zu einander in verwandtschaftliche Verhältnisse.
Nicolaus von Garay's Sohn war der nachmalige mächtige Palatin Ladislaus, der
grösste Widersacher Johann Hunyady's (f 1459). Dieser Ladislaus heiratete Alexandra,
Prinzessin von Teschen. Wir glauben, dass Katharina, die Gemahlin Heinrichs von
Görz, die Schwester Ladislaus' gewesen ist. Ihr Bruder, Ladislaus, wie sie selbst waren
mütterlicherseits CiUi's und die Görzer Grafen, wie die Stammtafel zeigt, auch ihrer-
seits mehrfach mit dieser Familie verwandt. Hiezu gesellte sich die öfters berührte
Verbindung des bosnischen Hauses Kotromanovi6 mit den Cilli's, die Verbindung
Nicolaus Garay's IL mit der Tochter Lazars Hrebeljanoviö, dessen Tochter die Mutter
Georg Brankovi6' war, und dann wieder die Heirat Katharina Brankovi6', der Tochter
des Despoten, mit Ulrich IL von CiUi.
Der schönen Katharina Garay wartete ein trauriges Loos in ihrer Ehe mit dem
Grafen Heinrich von Görz, der an einer hochgradigen Nervenzerrüttung litt.^) Dieser
Ehe entsprossen drei Söhne: Johann, Ludwig und Leonhart, über welche der Schwager
Heinrichs, Ulrich IL von Cilli, vom Jahre 1443 an die Vormundschaft führte. Graf
Ulrich übte als mächtigster Verwandter des Grafen bis zu seinem Tode einen grossen
und bestimmenden Einfluss auf die Geschicke des gräflichen Hauses, da er in Friaul
und Görz selbst grosse Besitzungen hatte. Die Gräfin von Görz,*) mit welcher die
unglückliche Gräfin von Cilli in freundschaftUchem Verkehre stand, ward nach dem
Tode ihres wilden Gemahls von ihrem ältesten Sohne Johann nicht eben gut behandelt,
darum zog sie ihm ihren jüngsten, den Grafen Leonhart, vor, dem sie auch ihre Habe
in Ungarn vermachte.^) Auf dem Grafenstuhle von Görz sass nach dem Tode Johanns
Leonhart, der letzte Herrscher dieses Landes,*) dessen Lebenswandel und schlaffe
Regierung die Wahrheit der Vererbungstheorie zu bestätigen scheinen. Seine erste
Frau war die Tochter Nicolaus Ujlaky's, des Titularkönigs von Bosnien.
*) Aeneas Sylvius, De statu Europae, Cap. XVIII. — Czoernig, Görz, I, 560—662.
») Urkunden 1464, HI/l; 1456, VI/15; 1461, X/17; 1465 IH/Ö; 1471, IV/24; k. u. k. Staatsarchiv
Wien. Sie starb vor 1483. — Czoernig, op. cit., S. 564.
°) Coronini, Tentamen Gen. etc., 138.
*) t 1500; nach ihm kam das Land an Oesterreich.
Thalluczy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 341
Nicolans Ujlaky strebte seit jeher nach dem Besitze Bosniens. Seine Verwandt-
schaft mit den Cilliern, mit den Garay's, dann die Lage seiner Güter ^) — er hatte deren
sehr viele in der Savegegend, in Teo6ak (er nahm auch später den Titel eines Mark-
grafen von Teoöak an) — brachten ihn vielfach in Berührung mit Bosnien. Als Banus
von Maöva und Croatien war er der natürliche Repräsentant des Reiches. König
Mathias besänftigte diesen hartnäckigen und stolzen Widersacher schon zu Anfang seiner
Regierung (1459 — 62) mit dem Versprechen der Anwartschaft auf den bosnischen
Thron, und als das bosnische Königreich fiel, trug Nicolaus Ujlaky nicht wenig zu
dessen theilweiser Rückeroberung bei. Mathias löste sein Versprechen im Jahre 1471
ein, indem er ihn zum Könige von Bosnien erhob ^) und ihm erlaubte, sich in Jajce
krönen zu lassen.
Als König von Bosnien spielte Ujlaky eine passive Rolle, er w^ar mehr Würden-
träger als wirklicher Herrscher, denn die Vertheidigung Jajces, des Hauptpunktes seiner
Herrschaft, geschah durch königliche Truppen. Sein Sohn Laurentius führte bis zum
Jahre 1524 den Titel eines Fürsten von Bosnien.
Ebenso wie man von dem Falle Serbiens nach der Kossovoschlacht nicht sprechen
kann, ohne Stephan Lazarevi6 und den Brankovi6en Unrecht zu thun, blieb auch
Bosnien nach dem Sturze der nationalen Dynastie ein lebendiges Glied im Organismus
des christlichen Staatensystems und gehörte erst seit dem endgiltigen Falle Jajces zum
ottomanischen Reiche. Ueber das Verhältniss Ujlaky's zu seinem Schwiegersohne wissen
wir, dass er ihm in einem vom 19. Juni 1475 datirten Schreiben die wirthschaftlichen
Schäden, welche die Venetianer imd seine eigenen Pfleger verursachten, vor Augen
stellt. Deshalb schrieb er ihm, er solle doch, da er ja keine Kinder habe, nach Ungarn
kommen. Mit dieser Botschaft beauftragte Ujlaky seinen Sachwalter Georg Räcz.*)
Leonhart besass in Ungarn als mütterliches Erbe folgende Güter: Szölös, Simontornya,
Vecse (Väg-Vecse), Arva, Proucha (?), Csesznek, Ujvär, Somlyö, Hygod (?), Pdpa,
Gara (im heutigen Slavonien), Szomsz^dvär (Szuszed).*) Es muss eine arge Wirth-
schaft in Görz geherrscht haben, denn König Nicolaus selbst sah, als er nach Italien
reiste, die Plackereien und Schindereien, welche sich die Leute seines Eidams erlaubten.
Deshalb schickte er den genannten Georg Rdcz in vertraulicher Mission an Phöbus
de la Torre,^) oder wie man ihn deutsch nannte. Turn. Doch dies fruchtete nichts,
der leichtsinnige Graf liess seine Leute weiter schalten und walten, wie es ihnen beliebte.
VI.
Die görzisch-friaulische Verwandtschaft der Cilli's spielte in den späteren Geschicken
der Familie Brankovi6 eine ausschlaggebende Rolle.
Im Jahre 1456/57 waltete ein tragisches Geschick über den Personen, mit
welchen wir uns bisher beschäftigt haben. Johann Hunyady stirbt, Ulrich von Cilli
wird zusammengehauen, bald folgt ihm auf der Richtstätte Ladislaus Hunyady, dann
stirbt der Despot als 9 Ij ähriger Greis, von Hunyady 's Schwager Michael Szilagyi blut-
rächerisch zu Tode gehetzt, der junge König Ladislaus wird vergiftet. Für Ungarn
^) Diese bosnischen Güter erbte er von den Garay's. Siehe das Familienarchiv der Bossdnyis.
*) „ha coronato Re de Bossina lo I Unio Signor Voyvoda Nicolo de Illoch". MakuSev, Mon. slav. mer.,
n, 8. 95. Sehr schade, dass das gewiss interessante Archiv der Ujlaky's gerade in diesem Theile LUcken
aufweist.
') Hof- und Staatsarchiv in Wien. Repert. Austr., Pars II, Fol. 666.
*) Ibid., Fol. 560.
») Coronini, Tentamen, S. 228.
342 I. Archäologe und Geschichte.
kam nach alF diesen Greueln eine neue, glänzende Epoche, das Zeitalter Mathias Corvinus',
des Sohnes des grössten Helden der damaligen Christenheit, des verehrten Janko
Sibinjanin, dessen Ruhm alle christlichen Balkanstämme vereinigte, und der die brüder-
liche Gemeinschaft der verschiedensten Völker im Dienste einer Idee verkörperte. Die
Kraft, welche das Despotat Rascien aufrecht erhalten hatte, schwand mit dem Tode
Gyorgyes (24. December 1457/5. Jänner 1458), und dieser Staat fiel einerseits durch die
Zwistigkeiten in der herrschenden FamiUe, andererseits durch die Wirren in Ungarn, infolge
welcher Smederevo vom späteren bosnischen Könige Stephan TomaSevi6, dem Schwieger-
sohne Lazars II. (dem jüngsten Sohne Gyorgye Brankovi^), im Stiche gelassen und vom
Sultan Mohammed erobert wurde. Wir bemerken aber, dass der Sultan nur den
Brankovi(^ischen Besitz in Rascien und Smederevo eroberte ; Belgrad und die MaÖvaner
Grenze hielt sich wacker. Auch das serbische Volk wurde, solange es einen Hort an
Belgrad hatte, nicht gedrückt, doch der Adel gravitirte nach Ungarn und übersiedelte
dahin. Den Ausschlag hiezu gab die Familie des alten Despoten selbst.
Der älteste Sohn Gyorgyes war Gregor, der mit Stephan, dem zweiten Bruder,
geblendet worden war; der jüngste Sohn war Lazar II. Der alte Despot verfügte über
die Erbfolge, indem er keinen davon ausschloss und seine Frau zur Vorsitzerin des
aus den drei Söhnen bestehenden Rathes bestimmte. Doch Lazar liess alsbald seine
Mutter aus dem Wege räumen und bemächtigte sich der Herrschaft, wie es scheint schon
im Januar 1458.
Gregor Brankovi6 flüchtete nun mit seiner Schwester, der Sultanin -Witwe Mara,
zu Sultan Mohammed, der beide freundlich aufnahm, dem Gregor Alles versprach und
der Suitana in der Nähe des heiligen Berges Athos eine Besitzung zur Nutzniessung
anwies. Gregor, in seinen Hofinungen getäuscht, wurde Mönch in Chilindar und starb
im Jahre 1460. So wurde sein Ausgang bisher erzählt. Er hinterliess von seiner Frau,
deren Namen nicht überliefert ist, einen Sohn, den späteren Vuk. Es ist nicht ganz
ins Reine gebracht, ob Vuk ein legitimer oder illegitimer Sohn war, oder ob Gregor
ausser dem Vuk einen anderen illegitimen Sohn hatte. Wir glauben, dass Vuk ein
rechtmässiger Sprössling des Hauses Brankovi6 war und als Sohn Gregors der erste
in Ungarn residirende Despot und rascische Bannerherr wurde.
Nach Gregors Flucht brach der Krieg aus; Lazar starb, bevor die türkischen
Truppen Rascien besetzten. Die Witwe Lazars, Helene, aus dem Hause der Paläologen *)
versuchte alle möglichen Mittel, um den Besitz des Landes zu retten. Sie schenkte
das Land dem Papste als Lehen.
Die päpstliche Curie war damals in Ungarn durch einen sehr geschickten und
wirklich christlich denkenden Legaten, den Cardinal di Sant' Angelo, Johann Carvajal,
vertreten, an den sich schon Georg Brankovi6 aus Becse, wo er sich aus Furcht vor
dem herannahenden Türkenheere vor der Belagerung Belgrads (1456) aufhielt, mit
vollstem Vertrauen gewendet hatte.*)
Der verdienstvolle Historiker Dr. Wilhelm Fraknöi, der das Wirken und die
Mission CarvajaFs in Ungarn beschrieb, glaubt, dass schon der Despot Gyorgye Brankovi6
in seinem Testamente Serbien dem heiligen Stuhle empfohlen habe. Er begründet dies
mit einem Briefe des Papstes (vom 15. März 1458), in welchem dieser schreibt: Der
Despot, der ohne Erben starb, vermachte seine Länder durch den Cardinal dem heiligen
*) Ob sie nicht eine Frang-ipani war? denn wir fanden eine Notiz, dass die Tochter des Bartholomäus
Frangepan, Helene, die Gattin Lazars 11. gewesen sei.
") Makusev, Mon. Slav. merid., II, 110.
Thall6czy. Bruchstficke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 343
Stuhle (Raynald, X, 145). Bis jetzt wussten wir es so, dass diese Schenkung von der
Witwe Lazars IL, des jüngsten Sohnes des Despoten, erfolgte ; doch schreibt der Papst
in diesem Briefe ausdrücklich: Despotus, andererseits aber entspricht der Brief des
Papstes nicht den Thatsachen, denn Georg Brankovi6 starb nicht ohne Erben, während
Lazar wirklich keine männlichen Erben hatte. Bedenklich ist nur Eines. Wenn nämlich
Helene als Witwe nach dem Tode Lazars, der kaum vor Ende Februar erfolgte,
Serbien dem Papste antrug, so ist es kaum möglich, dass der Papst schon am
15. März 1458 darüber verfügt haben kann.^ Wir halten es aber für unglaubwürdig,
dass der alte, dem orthodoxen Glauben so treu ergebene Despot Gyorgye dem Papste
das Land angeboten habe. Um die Eifersucht Ungarns zu dämpfen, erwirkte Carvajal,
dass Serbien unter den Doppelschutz des Papstes und Ungarns gestellt werde. Er
führte auch den Kreuzzug nach Serbien, aber bald darauf verliess er das Land.
König Mathias, im Jahre 1458 auf den Thron Ungarns gelangt, musste sich seine
internationale Anerkennung erst erkämpfen; so kam's, dass Serbien ohne ungarische
Hilfe blieb. Hiezu gesellte sich noch das Auftreten Michael Szilägyi's, des Oheims
Mathias Corvin's, als serbischen Thronprätendenten.
Der zweite, blinde Sohn Gyorgye's, Stephan, der während Lazars Usurpation in
Serbien geblieben ist, scheint Szilägyi's Partisan gewesen zu sein. Der BUnde beredete
auch die Witwe Lazars, und es wurden mehrfach Unterhandlungen eingeleitet. Szildgyi
versprach den Brankovi6'schen Familienmitgliedern einen Theil der Hunyady'schen
Güter, doch protestirte seine Schwester, die Witwe Johann Hunyady's, dagegen.
Rasciens Despotat ging trotz aller Bewerbungen Szilagyi's an Stephan Tomasevifi
über, und zwar laut Beschluss des ungarischen Reichstages zu Szegedin (6. Januar 1459);
doch flihrte auch diese Verfügung zu keinem günstigen Resultate, denn mit dem Falle
Smederevos ging Alles verloren.
König Mathias konnte diesen Schlag nicht rächen, weil sein Rivale, Kaiser Friedrich,
von der alten Anti-Hunyady'schen Partei, den Garay's und Ujlaky's, gegen ihn aus-
gespielt wurde. Mit diesen verband sich auch Michael Szilägyi gegen seinen NeflFen,
dem er ja auf den Thron geholfen hatte. Mathias besänftigte ihn zwar, doch verschwor
er sich im Laufe des Jahres 1459 nochmals gegen den König, der ihn hierauf gefangen-
nehmen und im Schlosse Vildgos einsperren Hess.*)
Als SziUgyi's Unternehmen fehlschlag, brachte der blinde Stephan viele Flücht-
linge nach Serbien herüber, wohl mit der Absicht, wenn die Türken vertrieben würden,
sich im rascischen Erbe wieder festzusetzen. Engel bemerkt auch, dass ihn „die
Seinigen in Ungarn als Despot von Serwien anerkannten".') Dies ist eine überflüssige
Bemerkung, denn Stephan war ja de iure „Despotus Rasciae",*) und seine Anerkennung
hing in erster Reihe vom Könige ab, der aber diesem blinden Prätendenten keine Hilfe
angedeihen liess. Er soU auch die Türken haben angreifen wollen, aber dies sei ihm
misslungen, da ihn die eigenen Landsleute aus Furcht im Stiche Hessen. Das ist wieder
eine Hypothese des Historikers Brankovi6.'*)
*) Fraknöi V., Carvajal JÄnos bibornok MagyarorszAgi követs^gei 1448—1461. (Die Legationen des
Cardinais Johann Carvajal in Ungarn 1448-1461.) 1889, S. 54—55.
*) SzilAgyi wurde später aus seiner Haft entlassen, und da ihm Mathias nach dem Falle Smederevos
das serbische Despotat versprach, betrieb er eifrig die Rückeroberung Serbiens, wurde aber bei Smederevo
nach tapferer Gegenwehr gefangen genommen, nach Constantinopel gebracht und dort enthauptet.
») Op. cit., S. 416.
*) Als sein Bruder Gregor noch lebte, nannte er sich „rocno^Hu" (Gospodin). Mi kl o sich, Nr. 81.
*) Engel, ibid.
844 I. Archilologie und Gescluclite.
Der Krieg entblösste die Familie alsbald von allen Geldmitteln. Georg Brankovi6
hatte seinerzeit für seine Söhne in Ragusa, dessen Privilegien er im Vereine mit ihnen
bestätigte/) eine Summe deponirt, die aber schon am 14. December 1457 vollständig
von den drei Brüdern behoben wurde.*) Stephan hatte nach Smederevos Fall keine
Fonds, um sich und seine Leute zu erhalten, und wendete sich nun an seine Schwester
Katharina, die Witwe des reichen Grafen Ulrich von Cilli. Diese Frau lebte keineswegs
in glücklichen Verhältnissen. Seit der gehamischte Ritter beim Leichenbegängnisse
des ermordeten letzten Cilliers, dessen Panier zerbrechend, dreimal ausgerufen hatte :
„Heute Grafen von CilU und nimmermehr", betrachteten seine Ritter, Pfleger und
Diener sich selbst als die Nutzniesser seines fürstlichen Besitzes, und jeder wollte aus
dem Vermögen der klagenden Wittib, „der edl fürstin frau Katharina", Vortheil ziehen.
So schreibt, der historischen Wahrheit entsprechend, die Cillier Chronik.')
Die Witwe stand nun in den Kämpfen, welche um das Cillier Erbe entbrannten,
hilflos da. Jan Vitovec, der mächtige Krainer Hauptmann, der als armer böhmischer Edel-
knecht mit drei Pferden seine Laufbahn angefangen und es nun so weit gebracht
hatte, erntete den grössten Erfolg, und als König Ladislaus von Ungarn (1457) starb,
nahm Katharina das Angebot Kaiser Friedrichs an, der ihr das Schloss Gurkfeld mit
einem Jahresgehalte von 2000 Pfund anwies, wofür sie alle deutsche Besitzungen ihres
Mannes dem Kaiser überliess. Die weitläufigen croatischen Besitzungen, welche bis
zur Save reichten, verkaufte die Witwe an Vitovec und behielt nur Gurkfeld; dann
ging sie nach Ragusa (Cap. 43).
Hier wurde sie von ihrem blinden Bruder Stephan aufgesucht, den sie unterstützte.
Um das Jahr 1461 scheint auch er geheiratet zu haben; seine Frau war Angelina,
die Schwägerin Skanderbeg's und Tochter des Georgios Arianita Comnenus Thopia
Golem, eines KathoUken. Die Heirat geschah in Skutari. Unter Skanderbeg's Schutz
lebte der blinde Despot einige Jahre, doch gar bald musste er sich vor der steten
Türkengefahr flüchten. Um sich und seiner Familie Leben zu sichern, ging er vielleicht
zuerst zu den Verwandten seiner Frau nach ApuHen,^) dann aber nach Friaul zu
seiner Schwester Katharina, über deren Friauler Beziehungen wir ausführlicher berichten.
vn.
Wir fanden im k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive einen Briefwechsel zwischen
dem Sultan Mehmed, Leonhart, dem Grafen von Görz, Katharina Brankovi6 und der
Despina Angelina, der Witwe des erwähnten Despoten Stephan, beziehungsweise zwischen
ihren Unterhändlern, welcher für die Beziehungen der in Rede stehenden Persönlich-
keiten viel Interessantes und Lehrreiches bietet.
Den Gegenstand dieses Briefwechsels bildet der Ankauf des Schlosses Belgrad
(Belgrado italienisch), in Friaul. Das Schloss,^) welches in der Nähe des österreichisch-
italienischen Grenzortes Cormons noch heute in seinen Ruinen sichtbar ist, war der
Mittelpunkt grösserer Besitzungen, welche die Grafen von Görz innehatten. Es lag
in einem Gebiete, wo sich rhäto - romanische, slavische, deutsche und neulateinische
Elemente zu einem Völkergemisch vermengten, imd schon der Name deutet auf
») Im Jahre 1445. Miklosich, Nr. 350, 351, 352.
«) Ibid., Nr. 379—381.
») Cap. 83—34.
*) Dufresne.
'^) Südwestlich, etwa 28 Km. vou Udine, am Tagliamento.
Thallöczy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 345
slavischen Ursprung. Die mittelalterlichen Besitzer waren jedoch meistens Deutsche,
die zwar zum Wälschthum hinneigten, doch vermöge ihrer Stellung und Abstammung
in den Bereich deutschen Reichslebens gehören. Das Volk gegen die Küste hin war
durch den venetianischen Einfluss italianisirt, nur gegen den Karst zu, auf dem Lande,
findet sich das slovenische Element. Die Grafen von Görz betrachteten diese Ritter-
güter und Burgen sammt den Hörigen als eine Art beweglichen Capitals, welches sie
als Mitgift ihren Töchtern anwiesen. So erhielt Euphemia, die Tochter des Grafen
Meinhard VII., die einen Grafen Nicolaus von Zengg (Frangipani ?) heiratete, die
Schlösser Belgrado und Castelnuovo in Friaul zur Mitgift. Bald aber fcamen diese
Besitzungen als Elrbe wieder an die Grafen von Görz, und zwar an Leonhart, den Sohn
Katharina Garay's, einen, wie wir wissen, nahen Verwandten der Witwe des Grafen
von CSlli.
Doch um das Jahr 1465 stellte Graf Leonhart, mit Einwilligung der Republik als
Lehensherrin, das Castell Belgrado der Gräfin zur Verfügung.^) Damals hatte die
Gräfin noch Geld, und sie kaufte im Vereine mit ihrem blinden Bruder das Schloss vom
Grafen. Allein schon im Jahre 1472 kamen sowohl die Witwe wie der Despot Stephan
in missliche Verhältnisse,^) und Leonhart fand sich bewogen, das Kaufgeld zurück-
zugeben, doch unter der Form, dass er das Schloss als Pfand zur Nutzniessung über-
liess und die Republik ersuchte, den Despoten vor allen Unannehmlichkeiten zu schützen.*)
Aber dem blinden Manne, der Vater von drei Kindern war, muss es recht schlecht
ergangen sein, denn die Republik gab am 23. August 1473 ihrem Statthalter zu Friaul
den Auftrag, dem Despoten, welcher seit 30. December 1435 Patricier von Venedig
war (Cronaca del Sanudo), 25 Dacaten als Unterstützung auszuzahlen.*) Im Jahre 1476
fand sich der Doge bewogen, der Despotenfamilie ftir drei Jahre eine monatliche Unter-
stützung von 10 Ducaten anzuweisen.*) In diesem Jahre empfiehlt der arme Despot
seine Gemahlin, seine beiden Söhne Georg imd Johann und seine Tochter Mara der
Republik in Ragusa. ^)
Im Jahre 1477 starb der Despot und Hess seine Familie in grossem Elend zurück.'')
Die Republik benahm sich den Hinterbliebenen gegenüber sehr edelmüthig. Der Friauler
Statthalter wurde angewiesen, sie vor den Gewaltthätigkeiten ihrer Nachbarn zu be-
schützen.®) Die Witwe ernannte nun mit Einwilligung des Dogen Giorgio Mocenigo
zum Castellan des Schlosses Detalmo di Cergnen.^) Der armen Frau muss es aber
sehr schlecht ergangen sein; ihre Unterthanen wurden von den Nachbarn verfolgt und
die Versicherungen der Republik scheinen nur auf dem Papiere geblieben zu sein. Als
dann die Verhetzungen der Nachbarcastellanc das Leben der Witwe verbitterten,
schickte zwar die Republik Söldner ins Schloss, was aber der Witwe ^^) nicht eben
genehm war. Ihre Schwägerin, Katharina von Cilli, zog, dem Rufe ihrer Schwester,
der Sultanin Mara folgend, und ihrer Schwägerin Belgrado überlassend, nach Jeievo in
*) Volumi Dncali dei Luogotenenti del Friviouli. Archi di Statu in Vcnezia.
*) Er urgirte in Ungarn seine ausstehenden Forderungen, doch, wie es scheint, vergebens. Buda-
pester Staatsarchiv.
>) Ibid., 1473, 24. Januar.
<) Ibid.
») Ibid.
•) 1476, 1. October. Miklosich, Nr. 442.
') Archi vio di Udine.
«) Ibid., 26. August 1477, 22. August 1478.
•) Ibid., 1477, 9. Februar, 1478, 30. Januar.
") 8. October 1478.
346 I. Archäologie und Geschichte.
Macedonien. In diesen misslichen Verhältnissen und dem Rathe der Gräfin -Witw<
folgend, versuchte die Despotin noch ein Mittel, ihrer Familie aufzuhelfen. Sie reiste
zu Ende des Jahres 1478 nach Wien, um bei Kaiser Friedrich Hilfe zu erbitten; ihr<
beiden Söhne nahm sie mit, ihre Tochter Mara blieb in Belgrado zurück, denn si|
dachte baldigst zurückzukehi^en.^) Kaiser Friedrich hatte Mitleid mit der Familie uni
verpfilndete ihr am 9. October 1479 das Schloss Weittersfeld, woflir ihm die Famil^
ewige Treue gelobte.*) Von dieser Zeit an blieb die Despotin in Deutschland, beziehungj
weise unter dem Schutze des Kaisers. Ihre Tochter Mara heirathete später (wie mal
berichtet im Jahre 1485) den Markgrafen Bonifaz III. von Montferrat.*) Mara scheiij
ihrer Mutter und den Brüdern nicht nach Deutschland gefolgt zu sein; wahrscheinlid
hatten Verwandte sie unter ihre Obhut genommen. ,
Während es der Familie des blinden Despoten so erging, lebte die vielgeprüfl
Witwe Ulrichs von Cilli ebenfalls nicht in glänzenden Verhältnissen bei ihrer Schweste
in der Türkei. Von einem geregelten Lebensunterhalte konnte keine Rede sein. D<
Sultan befahl zwar seinen Leuten, die beiden Frauen zu unterstützen, aber seine Befeh
wurden von den Hofleuten zu deren eigenem Nutzen ausgebeutet. Am Hofe zu Coi
stantinopel spielte das Geld immer eine leitende Rolle, und die kleinen Herrscher, welcl
sich unter osmanischen Schutz stellten, hatten schweren Stand gegenüber den Ränke
des Hofpersonales.
Die Witwe Cilli's, von allen Mitteln entblösst und auch von ihrem treuen Gesin<
in Mitleidenschaft gezogen, entäusserte sich langsam alF ihrer Habe. Nun besass 9
noch das Schloss Belgrado in Friaul, das heisst als auslösbares Pfand von ihrem Neffe
Leonhart, dem Grafen von Görz. Als aber ihre Schwägerin Angelina, die Witwe ihn
Bruders Stephan, die mit ihren zwei Kindern ganz mittellos dastand, sich an sie wendet
überliess sie dieser das Schloss. Die Gräfin, welche alle auf diesen Besitz bezügliche
Rechtsbriefe bei sich hatte, hatte sich in ihrer Noth entschlossen, das Schloss del
Grafen Leonhart zur Einlösung wieder um den Preis von 5400 venetianischen Goli
ducaten zurückzuerstatten. Sie wandte sich an den Beg der Hercegovina, den zu
mohammedanischen Glauben übergetretenen Stephan Kosaöa, jetzt Ahmed genannt, (d*
durch seinen in Venedig lebenden Bruder Vlatko von der Kauflust des Görzer Graft
Kunde bekommen hatte), und schickte ihre Rechtsbriefe an den damaligen Gouverneu
den Sandiakbeg Ajas nach Bosnien, mit der Weisung, dass man dem Grafen von Görz d
Briefe ausliefern solle, wenn er die genannte Summe erlege. Zugleich betraute sie ein^
Juden, namens Simon, der dieses Geschäft als ihr Anwalt vermitteln sollte.
Sultan Mehmed erhielt von dieser Angelegenheit Kenntniss und liess am 5. F
bruar 1480 zu Constantinopel an den Grafen von Görz einen deutschen Brief schreib^
in welchem er ihm die ganze Angelegenheit warm empfahl und zugleich bedeutete, da
er auch der Herrschaft (Signoria) in Venedig geschrieben habe, damit sie als Lehenshen
diese Sachen am besten abwickeln helfe. Wir theilen diesen so interessanten Brief hi
in Facsimile (s. Tafel X) mit, als Beleg dafür, dass sich der Sultan als Kaiser d
Ostens nicht nur der türkischen und arabischen oder, wie bekannt, der griechische
») Ibid., 1479, 22. December.
*) AnhaDg II. Wir glauben, dass hier das von Gurk in Kärnten zwei Stunden entfernte Weitte
feld gemeint ist.
•) Dnfresne, S. 71, nennt sie irrthümlich Angelina. Wie falsch die Notizen bei D uf res ne oft sii
beweist auch der Umstand, dass er, diese Angelina betreflFend, aus der Turiner kgl. Bibliothek S. 489 i
Mauuscriptes B. Sangiorgio citirt, während das Manuscript nur 248 Folioseiten hat.
Thallöczy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 347
slavischen und italienischen, sondern, wenn es so sein musste, auch der deutschen
Sprache bediente.^)
Der Jude Simon übermittelte nun die Botschaft an den Görzer Grafen und begab
sich nach Venedig. Dieser Makler wollte, wie es scheint, den Verkauf auf alle Fälle
bewirken und fasste seine Mission so auf, als ob die Gräfin das Schloss zwar in erster
Linie dem Grafen, dann aber Jedermann zum Verkaufe anbiete. Auch glaubte er
damit auf den Grafen eine Pression ausüben zu können, dass er ihm sagen dürfe: die
Signoria sehe es lieber, wenn Friauler Güter in venetianische Hände kämen. Graf
Leonhart kam selbst nach Venedig, er wollte sich Gut und Schloss ansehen, aber auch
die Geldfrage gab ihm genug nachzudenken. Da er nie Geld hatte, scheint er auf den
Gedanken gekommen zu sein, die Colonisten (Kmeten) von Belgrado sollten sich auf
ihre Kosten zu seinen Gunsten selbst auslösen.*)
Die Signoria von Venedig, speciell der Doge Johannes Mocenigo hatte jedoch,
als man mit der Angelegenheit ernst an sie herantrat, unter Reservation des Feudal-
rechtes gegen den Ankauf durch den Grafen nichts einzuwenden.^)
In dieser Angelegenheit erscheinen als Vertraute des Grafen von Görz Wolfgang
von Darenberg und sein Güterdirector Hans Sbaben von Toblach, Verweser zu Görz
und auf dem Karst, während die Signoria ihren Friauler Generalstatthalter Hemmo in
Udine mit der Durchführung betraute. Als der Bote des Sultans, Simon der Jude,
sah, dass der Graf, der sich doch durch Vermittlung des Kosaöa als Käufer Belgrados
angeboten hatte, keine ernsten Anstalten treffe, Hess er ihn um eine bestimmte Antwort
bitten, ob er das Schloss kaufe oder nicht.**)
Dem Grafen schien der Kaufschilling zu hoch zu sein, er schrieb daher der Gräfin
von Cilli und dem Sultan und vereinbarte mit dem Juden, dass dieser den an die
Gräfin gerichteten Brief — die Gräfin wohnte acht Tagreisen westlich von Constan-
tinopel — früher abgebe. Der Jude erbot sich auch, als Fürsprecher beim Sultan
günstigere Bedingungen zu erwirken.^)
In seiner Antwort an den Sultan betonte der Graf, dass er zwar dem Kosaöa
gegenüber den Wunsch ausgesprochen habe, Belgrado zurückzunehmen, aber nur um
die Hälfte der in Rede stehenden Summe, wie sich die Gräfin gewiss entsinnen werde.
Das Schloss sei bauföUig, unschön, das Land verwüstet, wie es der Jude selbst bestä-
tigen könne. Der Sultan möge ihm nicht hinderlich sein, wieder in den Besitz seines
Erbes zu gelangen. Der Kern des langen Schreibens war der, dass er 2500 Ducaten
offerire.^) Diesen Brief sandte er in Abschrift mit den freundschaftlichsten Ver-
sicherungen an die Gräfin und glaubte nun sicher zu sein, dass Simon in seinem
Interesse interveniren würde.')
*) Die ganze Verhandlung in 39 Stücken im k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive. Die Copien
selbst überlassen wir dem Specialisten auf dem Gebiete der friaulischen Geschichte Dr. Vinccnzo Joppi,
der das ganze, freilich am meisten für Friaul interessante Material im „Archeografo Triestino" veröffent-
lichen wird. Wir citiren in unserer Abhandlung immer die Nummer des betreffenden Stückes. Der Brief
des Sultans ist sub Nr. 1 und 2 (eine gleichzeitige Copie). Der Brief folgt in wortgetreuer Abschrift im
Anhang HI.
«) Nr. 12, 13. 5. April, 12. Mai.
") Nummer fehlt. 1480, 14. Juni.
<) Nr. 6. 1480, 17. Juni.
») Nr. 17. 1480, 4. Juli.
«) Nr. 11 . . . .XXVI, Luncz.
') Nr. 8.
348 I. Archäologie und Geschichte.
Doch schon erfuhr von dem Kaufgeschäfte auch die damalige thatsächliche Besitzerin
des Schlosses Belgrado, die Witwe des Despoten, Angelina, deren Schlosshauptmann
Georg Grebeljanovi6 Belgrado verwaltete. Frau Angelina hielt sich damals am kaiserlichen
Hofe zu Wien auf und hatte sich in ihrer Armuth — wie wir sahen mit Erfolg — an
den Kaiser gewendet. Sie trug dem Kaiser vor, dass ihre Schwägerin, die Witwe
Ulrichs von Cilli, das Schloss Belgrado, welches sie als Pfand vom Görzer Grafen
Leonhart besitze, vollständig ihr tibergeben und sie auch bevollmächtigt habe, im Falle
Leonhart das Schloss auslösen sollte, das Geld für sich in Empfang zu nehmen. Der
Kaiser sah sich nun veranlasst, dem Görzer Grafen die Armuth der Despotin Angelina
vor Augen zu halten und ihn zu bewegen, dass er das Schloss um die Verpfändungs-
summe unmittelbar von der Despotin -Witwe ablöse.
Ausser dieser warmen Anempfehlung wandte sich Angelina an demselben Tage')
durch zwei accreditirte Boten persönlich an den Grafen und bat ihn, dem edlen Herrn
Georg „Rebellionowidik" (Grebeljanovi6) und einem Mönche (ihrem Caplan) Glauben
zu schenken.
Als Graf Leonhart diese Briefe erhalten und sich mit den Boten, beziehungsweise
Bevollmächtigten der Despotin berathen hatte, schrieb er von seiner Luntzer (Lienz)
Residenz aus^) an die Gräfin einen sehr liebenswürdigen Brief, in welchem er sie seines
Wohlwollens und seiner Freundschaft versichert. Angelina, die Despotin, scheint um
die Geldnoth der Gräfin von Cilli gewusst zu haben, denn auf ihre Veranlassung
sandte Graf Leonhart durch ihren Caplan Marco 240 Ducaten, und als Sicherstellung
gab der Schlosshauptmann Angelinas, der genannte Georg Grebeljanovi6, dem Grafen
von Görz eine Mühle in Belgrado zum Pfände. In Belgrado wie in ganz Friaul
herrschten damals traurige Zustände; die Einfälle der Türken (1479) und die Ver-
wüstungen der venetianischen Söldner hatten auch das Schloss Belgrado in eine Ruine,
die Felder in Wüsteneien verwandelt. Leonhart bat daher die Witwe, diese Ange-
legenheit zur allgemeinen Zufriedenheit zu schlichten.^)
Inzwischen aber meldeten sich, als man in Venedig von der Botschaft des Sultans
erfuhr, beim Juden mehrere Käufer. Der gewandte Makler Hess nun durch den gräf-
lichen Schreiber Peter Rafael dem Grafen Leonhart versichern, dass er seinen Vortheil
wahren wolle. Er rieth ihm, dem Sultan Mehmed einen unterthänigen Brief zu schreiben
und ihm vorzuspiegeln, dass er das Schloss Belgrado nur der Witwe Cilli zu lieb in
Pfand gegeben, aber im Geheimen mit ihr es so abgemacht habe, dass er bei der Aus-
lösung nur die Hälfte der Summe erlegen solle; es wäre ja jetzt bei dem Verfall des
Gutes nicht einmal diese Hälfte werth, dann werde der Sultan gewiss etwas von der
Summe nachlassen. Der Graf solle auch die Gräfin von Cilli so informiren, und er,
Simon, werde schon alles Weitere besorgen. Doch solle sich der Graf beeilen, sonst
müsse er, wenn auch mit schwerem Herzen, Anderen den Kauf offen halten. Die
„Satzbriefe", betreffend die Pfandlegung Belgrados, befanden sich, wie der Sultan schrieb,
beim Sandiakbeg in Bosnien.*)
Es kamen die Weihnachten des Jahres 1480, und der Jude konnte noch immer
nicht von Venedig abreisen, da sich die Signoria noch nicht entschlossen hatte, wie sie
dem Sultan antworten wolle. Die Sachlage wurde noch dadurch erschwert, dass die
*) Wien, am 30. October 1480, Nr. 22. Das Schreiben des Kaisers Nr. 29.
«) Nr. 13. 1483, 23. November.
•) Nr. 37. Die Bestätigung, dass Graf Leonhart die 240 Ducaten erlegte. Bericht des Grafen darüber
an die Despotin Nr. 15.
<) Nr. 28. 1480, sine die.
Thalloczy- Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. 349
Despotin Angelina von ihrer Schwägerin einen Nutzniessungsbrief in Händen hatte ^)
und diesen nur unter der Bedingung dem Grafen Leonhart zur Verfügung stellen
wollte, dass er das Schloss auslöse. Nur so entschloss sich auch der Graf zur Ab-
sendung der vorher erwähnten Summe von 240 Ducaten.*)
Doch während sich die Verhandlungen so in die Länge zogen, horte Johann von
Coloreto,^) dass Belgrado vom Herrn Polo Dulfin um 3200 Ducaten erstanden worden
sei. Es war dies zwar nur ein Gerücht, aber die Signoria in Venedig rüstete mit Eifer
zur Vernichtung der „ungläubigen Hunde*'. Wie man sieht, blieben Christen und Türken
einander in Schimpfworten nichts schuldig. Besonders in Venedig herrschte eine feind-
selige Stimmung, da der Brand der von den Türken angezündeten friaulischen Dörfer
noch kaum gelöscht war.
Das Gerücht vom Ankaufe des Schlosses Belgrado bewahrheitete sich alsbald. Die
Leute des Grafen von Görz geriethen ausser sich ob der unehrlichen Haltung der
Signoria. Der Kalugyer Marko ritt nach Wien, um der Despotin den Verkauf des
Schlosses zu melden und die Intervention des römischen Kaisers anzurufen. Alles rieth
dem Grafen, die 3200 Ducaten zu erlegen, damit das Schloss ja nicht aus seiner Hand
käme.*) Der Castellan (Pfleger) der Despotin, Georg Grebeljanovid, wollte das ihm
anvertraute Schloss nur dem Grafen übergeben.^)
Nun schickte der Graf seinen Schreiber Peter Rafael nach Venedig.^) Als der
Jude Simon das Schloss verkauft hatte, ohne sich weiter um den Grafen zu beküm-
mern, reiste er zur Gräfin, um ihre Zustimmung zu erwirken. Die Signoria in Venedig
war jetzt in einer peinlichen Lage. Für den Grafen in Görz und die Despotin Angelina
legte sich der Kaiser in Wien ins Mittel, während für die Gräfin von Cilli der Sultan,
vor dem Venedig grosse Furcht hatte, eintrat. Die Signoria entschied daher, die
Sache gehe sie nichts an, der Graf solle sich helfen, wie er könne. Zugleich riethen
dem Grafen seine Leute, er solle sich einfach des Schlosses bemächtigen, mit der De-
spotin Anglina vergleichen und so intra dominium die Rückkehr des Juden abwarten.
Auf diese Weise hätte er sich auch des Schutzes des römischen Kaisers vergewissert.
Diesen Rath befolgte Leonhart. Am 21. März 1481 wandte er sich an den Kaiser
Friedrich, erbat sich dessen Schutz') und stellte an die Despotin den Antrag, ihn das
Schloss ablösen zu lassen. Die Despotin willigte ein, indem sie dem Grafen ihre Noth
und Kümmerniss darlegte, und begehrte die Summe von 1500 Gulden als Ablösung;®)
vielleicht dachte sie nur die Hälfte in Anspruch nehmen zu dürfen, da doch ihre
Schwägerin die rechtmässige Besitzerin sei. Auch der Kaiser schenkte der Bitte des
Grafen Gehör. Er schrieb jetzt in ganz entschiedenem Tone an den Dogen Mocenigo,®)
„dass er das Vorgehen des Juden Simon nicht für rechtlich halte, und dass nur der
Graf Leonhart berechtigt sei, das Schloss von der Gräfin -Witwe abzulösen. Die Signoria
solle daher, bis der Jude zum Empfange des Geldes wieder zurückkomme, das Geschäft
für ungiltig erklären; sie sei sonst auch für Alles verantwortlich. Gleichzeitig sandte
») Nr. 26. 1481, 4. Januar.
») Nr. 19. 1481, 5. Januar.
») Nr. 32. 1481, 9. Februar.
*) Nr. 7. 1481, 11. Februar; Nr. 24. 1481, 14. Februar.
») Nr. 26. 1481, 18. Februar.
•) Nr. 18. 1481, 10. März.
') Nr. 83.
«) Nr. 30. 1481, 1. April.
•) Nr. 14. 1481, 7. April.
OOO I. Archäologie und Geschichte.
der Graf seine Vertrauten Peter Rafael und Wolfgang Darenberger an die Signoria
um im Sinne der kaiserlichen Antwort seine Interessen zu vertreten, und liess durch-
blicken, dass er auch den Gewaltweg nicht scheue.^) Ebenso wurde der Castellan Georg
Grebeljanovi6 verständigt und ihm mitgetheilt, dass der Graf sich mit der Despotin, da
diese im Rechte sei, auseinandersetzen werde; deshalb solle er das Schloss nur dem
Grafen übergeben.*)
Wolfgang von Darenberg konnte dem Grafen alsbald die günstige Nachricht mit-
theilen,^) dass der Jude das Schloss nur mit dem Vorbehalte verkauft habe, dass es
dem Grafen bis zum künftigen Georgstage freistehen solle, das Gut abzulösen. Der
Graf solle daher schleunigst das Geld auftreiben, sonst sei er seines Rechtes verlustig.
Da nun die Despotin den Pfandbrief besitze, habe er die Signoria davon unterrichtet,
dass der Graf einzig und allein mit dieser verhandeln werde. Diesen Brief Daren-
berg's brachte ein Serbe, der in Belgrado unter Grebeljanovi6' Commando stand, zu
Hanns Schwab von Toblach, der denselben dem Grafen schickte. Im gleichen Sinne
äusserte sich Peter Rafael, der dem Juden Gerechtigkeit widerfahren lässt und zum
Vergleiche mit der Despotin räth.*) Schwab meinte, man müsse mit Grebeljanovi6
reden, diesen zur Uebergabe bewegen oder das Geld in Venedig erlegen.*) Bevor aber
die Angelegenheit mit Angeüna nicht geordnet war, wollte Graf Leonhart nichtk unter-
nehmen.^)
Zu Venedig wurde nun die Angelegenheit im Rathe verhandelt. Man hat viel
darüber gesprochen. Es hiess, die Gräfin von Cilli habe das Schloss, welches sie vom
Grafen von Görz in Pfand genommen, nur zur Nutzniessung dem Despoten gegeben,
darum fordere jetzt der Türke, in dessen Gewalt sie sich befinde, das Geld, und der
Jude komme es abzuholen. Man müsse daher den Juden abwarten und seine Er-
widerung anhören. Der Graf solle sich dann entscheiden ; das Geld gönnen die Venetianer
lieber der Despotin als den Türken.') So lautete die aufschiebende Antwort.
Die Gräfin von Cilli erhielt von der ganzen Verhandlung — man muss nur die
damaligen Communicationsverhältnisse in Betracht ziehen — nur sehr spät Kunde. Erst
im Juni (am 17.) 1481 langten ihre Briefe, beziehungsweise Antworten an ihren Capian
in Venedig, Nastasi, ein, von dem dieselben ein Diener Katharinas aus der Türkei zu
Wilhelm Darenberg brachte. Sie schrieb dem Grafen, der in Lunz weilte, dem Castellan
von Castelnuovo, Strassauer (Strassoldo), aber Alles in serbischer Sprache. Darenberg
fand in ganz Friaul keinen Menschen, der diese Schrift hätte lesen können, er musste
daher in Venedig die deutsche Uebersetzung und Abschrift machen lassen.®) In ihrem
an den Grafen gerichteten Schreiben^) beklagt sich die Gräfin, wie man sie um ihr
Schloss bringen wolle. Sie betrachte ja den Grafen, den sie seit seinen Kindesjahren
kenne, wie ihren Sohn. Er wisse ja und es thue ihr wohl, dass es ihn gerührt habe,
als er vernommen, wie sie schlecht gehalten, gemartert und geschlagen werde. Er
habe nicht wohl daran gethan, dem Kaiser zu schreiben, denn dadurch falle sie einem
») Nr. 36. 1481, April.
«) Nr. 31a, 1481, 18. April.
•) Nr. 31a. 1481, April sine die.
*) Nr. 10. 1481, sine die.
*) Nr. 31c. 1481, 14. April.
•) Nr. 35. 1481, 3. Mai.
») Nr. 21. 1481, 3. Mai.
«) Nr. 34. 1481, 17. Juni.
») Nr. 16. 1480, 16. November.
Thall6czy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer. ool
noch schlechteren Loose anheim. Es wäre besser gewesen, wenn er durch den Boten
mündlich geantwortet hätte, wie sie es jetzt durch ihren Caplan Nastasi thue. Doch
wisse sie, dass der Oraf dies Alles nur auf den Rath Anderer gethan und ihr seine
Anhänghchkeit gewiss bewahrt habe. Sie habe ihrer Schwägerin Angelina den Brief
betreffs des Schlosses nur geliehen, ihr (der Gräfin) Wunsch sei nur, dass, wenn der
Graf das Schloss auslösen wolle, die Hälfte der Summe ihrer Schwägerin und den
Kindern, die andere Hälfte ihr zukomme, aber — und dies ist das Charakteristische —
nur in ihre Hände. Der Graf solle daher ihren Theil entweder durch einen sicheren
Boten schicken oder ihn bei Nastasi erlegen. Denn sie wolle fort aus der Türkei und
da ihr der Kaiser freigestellt habe, wohin immer zu ziehen, werde sie seine (des Grafen)
Güte in Anspruch nehmen und zu ihm kommen, um dort ihre Augen zu schliessen.
Doch es kamen keine guten Nachrichten aus Venedig. Wolfgang Darenberg
hörte, dass der Jude Belgrado schon verkauft habe. Der Signoria wurden zwar Vor-
stellungen gemacht, sie solle nicht gegen des römischen Kaisers Willen handeln. Diese
zögerte und betheuerte, nichts gegen den Kaiser unternehmen zu wollen, aber man
müsse rasch und energisch auftreten.^) Man solle daher Belgrado in wehrhaften Zu-
stand setzen und von Görz aus armiren.*)
Bei diesem Stande der Verhandlungen endet das urkundliche Materiale in dem
Convolute des Staatsarchivs zu Wien. Inzwischen (3. Mai 1481) starb Sultan Mehmed
der Eroberer, und ihm folgte Bajazed H., der die beiden Witwen Sultanin Mara und
Katharina, Gräfin von Cilli, besser behandelt zu haben scheint.
üeber das Weitere berichtet Czoernig in seiner „Geschichte von Görz" (I, 565),
dass Graf Leonhart Belgrado im Jahre 1494 um 3000 Ducaten verkauft, dann aber
wieder eingelöst habe.
Wir wissen aber, dass die Gräfin -Witwe von CiUi Belgrado, da sich kein reeller
Käufer meldete, dem Matteo Spandino, „Cavaliere e conte palatino", dem Gemahl einer
ihrer Cousinen schenkte.^) Doch scheint das Besitzrecht Belgrados nicht ins Reine
gebracht worden zu sein, denn Leonhart, der sich mit den zwei Frauen verglich, ver-
kaufte Belgrado dem Venezianer Zacharias Vendramin mit Vorbehalt des Rückkaufes
innerhalb fünf Jahren.*) Alle diese Acte wurden im Jahre 1497 durch die Cession der
friaulischen Güter von Seite Leonharts an Kaiser Maximihan aufgehoben,*) der im
Jahre 1499 die Freiheiten Belgrados bestätigte.^) Im Jahre 1506 wurde Belgrado,
Castelnuovo und Cormons dem Constantin Acominates, dem vertriebenen Fürsten von
Macedonien, den schon Friedrich HI. (1489, 17. Juli) dem Papste empfohlen') hatte,
verliehen.®) Aber zwei Jahre später erklärte sich Belgrado für Venedig,*) und der
Herzog von Sachsen verlieh das Gut dem Girolamo Savorgnano (25. August 1515),
») Nr. 28. 1481, 30. Juni.
•) Nr. 31b. 1481 sine die.
') Capitnlararchiv in Udine, Vol. IX. Dieser Spandino wird ein Verwandter des Alexins Span oder
Spandino gewesen sein, der die Schwester Katharinas heiratete.
*) Er befand sich in fortwährender Geldnoth. 1494, V/1, m/26, VI/ 10; 1496, X/18. Staatsarchiv
in Wien.
*) Czoernig, op. cit.
•) Archivio di Stato, Venedig. 1499 wurde Belgrado für ein Guthaben von 66.000 fl. Friedrich
Herzog von Sachsen verschrieben.
^) Ibid., Commemoriali.
•) Ibid.
•) Notariatsarchiv Udine.
30ä I. Archäologie und Goschichte.
dem Sieger bei Osopo, wo Christoph Frangipani geschlagen worden war. ^) Die Familie
Savorgnano besass diese Festung Belgrado, welche mit dem berühmten Donau-Belgrad
gleichen Namen hatte und mit den Geschicken der Despotenfamilie so innig verknüpft
war, bis zum Jahre 1799.
Wir verweilten vielleicht zu ausführlich bei diesen Verhältnissen, aber wir sahen
auch, dass die Geschichte der Brankovi6'schen Nachkommenschaft dadurch viele neue
Züge gewinnt.
vm.
Die beiden unglücklichen Töchter des Georg Brankovi6 lebten während der
geschilderten Ereignisse zurückgezogen in Je2evo in Macedonien. Einen Beweis ihrer
Rechtgläubigkeit gibt uns die Thatsache, dass Katharina es bei ihrem streng katholischen
Gemahl noch als junge Frau durchgesetzt hatte, dass ihre Mädchen in der orthodoxen
Lehre erzogen wurden.
Von ihrer Schwester, der Sultanin Mara, wissen wir, dass sie mit Ragusa auf
freundschaftlichstem Fusse stand.*) Im Jahre 1479 verfügte sie (Suitana cara Amurata,
carica Mara) von ihrem Witwensitze in Je2evo, dass die Ragusäer den Tribut von
1000 Hyperpern den Athosklöstern Chilandar und S. Paul entrichten sollten. (Miklo-
sich, op. cit., 445; bei Miklosich steht in der Jahreszahl der Druckfehler 1497 statt
1479.) Die Republik Ragusa, welche schon unter des alten Despoten Georg Regierung
eine Art Staatsbank Serbiens bildete, wo der Despot seine FamiUengelder hinterlegte,
bewahrte ihr Wohlwollen getreuHch allen Mitghedern der Familie, und jedes war ihr
nur Dank schuldig.
Die beiden Schwestern, denen das Schicksal ein so wechselvolles Loos beschieden
hatte, schieden mit der Ruhe frommer Seelen fern von ihrer Heimat aus dem Leben. *)
Ihre Schwägerin, die Despotin Angelina, sah nach so vielem Ungemach noch
bessere Tage. Im Jalire 1481 finden wir sie in Wien,*) von wo sie wahrscheinlich
durch die Vermittlung des von König Mathias wegen seiner Tapferkeit zum Despoten
von Rascien bestellten Vuk Zmaj Brankovi6, der kinderlos war, nach Ungarn berufen
wurde. Bald sehen wir sie mit ihren beiden Söhnen in Ungarn.
Im Jahre 1481 wurden auch die Verhältnisse der Serben, die sich unter ungari-
schen Schutz begeben hatten, geregelt. Die Gesetzartikel III und IV vom Jahre 1481
gewähren den Raitzen (Rasciani, wie sie damals genannt wurden) einen in einem so
ausgesprochen römisch-katholischen Staate, wie damals Ungarn war, beinahe unerhörten
Schutz der Religion. ^) Dies verdankten die Serben ihrer opferwilligen Betheiligung an
*) Collection Joppi.
«) Miklosich, Mon. Serb., Nr. 436, 455—467.
*) Das Datum ihres Todestages kennen wir nicht. Katharina lebte noch im Jahre 1487; die letzte
Urknnde der Sultanin ist vom 17. September 1487 datirt. lieber die letzten Lebensjahre berichten Raid
und Pejaöevic. S. Archiv za povj. jug. Zagreb., III, S. 46,
*) In der Pressburger Martinskirche befand sich eine von der Despina Angelina St. Johann dem
Almosenspender geopferte Votivtafel in kirchenslavischer Sprache. Heute befindet sich die Inschrift nicht
mehr dort. Die Reliquien St. Johannes des Almosenspenders kamen unter Mathias aus Constantinopel
nach Ofen und von dort nach Mariathal bei Pressburg. Nach Pressburg selbst brachte man sie im Jahre
1536 und setzte sie in einer prachtvollen Kapelle des Domes bei. (Mittheilung des Herrn Dr. Ortvay.)
Die Despina weihte diese Inschrift dem Heiligen gewiss zum Danke nach ihrer Rückkehr.
*) Selbst der Bischof von Fünf kirchen verfügte, dass die orthodoxen Einwohner des Valkoer Comi-
tates nur successive den Zehnten bezahlen sollen: 1466 6 Denare, 1467 8 Denare und erst von 1468 an
12 Denare. Budapester Stadtarchiv, N.-R.-A., 1526/6.
Thalloczy. BnichstUcko ans der Geschichte der norilwestlichen BalkanlHnclor. 3t)3
den Kriegen Mathias Corvin's und besonders der tapferen Haltung des Vuk Brankovid,
der sich in allen Unternehmungen des Königs heldenraüthig bewährte.
Die Despotin Angelina Hess sich mit ihren beiden Söhnen in Syrmien nieder,
dessen südlicher Theil damals schon von Serben (Raitzen) bewohnt war. Hier lebte
sie als fromme Frau in Kupinnik (Kulpin), und von hier sind ihre Schenkungsurkunden
an die Athosklöster und an das berühmte Kloster Kruäedol in Syrmien datirt.^) Sie
starb im Jahre 1500 und wird als Heilige, „Mutter Angelina", verehrt.
Vuk Brankovi6, dessen Despotentitel im Jahre 147 1 von Mathias bestätigt wurde,
war als Despot einer der ersten Bannerherren des ungarischen Reiches. Seine Treue
wurde durch grosse Schenkungen belohnt. Der König verlieh ihm im Jahre 1478^)
Komogoyna (Komogovina), Gradiska, Gradysa, Ozelsko, Bribrownycza, Gradya, Oresia,
Zelcze, Ztermina im Agraraer Comitate. Diese Besitzungen hatten dem Johann Frailikovi6
gehört, der den Edelmann Georg Deäkovi6 erschlagen hatte und deshalb seiner Güter
verlustig erklärt worden war. Ausser diesen Besitzungen besass aber Despot Vuk die
umfangreiche Domäne Feyrkö^) (Belastena, Weissenstein) im Kreutzer Comitate mit 92
Ortschafken, welche theilweise auch im Agraraer Comitate lagen. König Mathias willigte
mit Rücksicht auf die grossen Verdienste Vuks aucli in die Schenkung ein, welche
Vuk, da er keine Kinder hatte, seiner Frau Barbara, gebornen Frangepan, machte.*)
Im Jahre 1486 war der Despot nicht mehr am Leben, und seine Frau heiratete in
zweiter Ehe Johann Berislavi6 von Grabarja.^)
Die Besitzung Vuks: Berekszö (Bersakovo) schenkte König Mathias nach dem
Tode Vuks den beiden Söhnen des verstorbenen blinden Stephan: Georg und Jovan.
In dieser Schenkung wird Georg „illustris princeps" und Jovan „Des-
potus" genannt. Pesty^) folgert aus dieser Titulatur, getreu nach
Engel, dass Georg, der im Kupinniker Kloster Mönch geworden, dem
Despotentitel entsagt habe; doch ist dem nicht so. Beide führten den
Titel, doch war Georg als Erstgeborener der rechtmässige Bannerherr.
Als solcher unterzeichnete er am 7. März 1492 den Frieden von
Pressburg zwischen Maximilian und König Wladislaus.'') Auf der Ver-
tragsurkunde erscheint er an zehnter Stelle zwischen dem Tavernicus ^ ^ ^^' '. .
und dem Oberst-Thürhüter, damit wurde seiner Stellung im Sinne des Georg Braukovic',
Totiser (Tataer) Vertrages Rechnung getragen. Auch sein Siegel beweist 1492 (Original im
dies (Figur 5). Wir sehen den zweiköpfigen byzantinischen Doppel- ^' "• ^- Haus-,
adler, als Zeichen des Despotats, den Löwen, das Wappen der Bran- ^''^" """^ ^***^"
7 rr Archiv zu Wien )
kovi6e, und links das ungarische Wappen mit dem Balken.®) Nach dem
*) Miklosich, op. cit. 1495, 3. November; 1496, 4. Mai; 1499, 23. Juli; Nr. 462, 463, 465. —
TpH xpHCOByAe y XHAan^apy, Glasnik XXV.
*) Budapester Staats-Archiv, N.-R.-A. 571, Nr. 21. Den Besitz trat er im Jahre 1482 an. Ibid.
N.-R.-A. 571/6, 649/12.
') Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Belastena um Baljevac im heutigen Serbien an
der Kolubara.
*) Ibid. 649/11, 19. Die Familie Frangipani war mit den Brankovi(5en mehrfach verschwägert.
Barbara Frangipani war eine Tochter Sigismund Frangipani's und der Helene, höchst wahrscheinlich
einer Tochter des alten Despoten, die als Witwe in Fey^rkew (Bela.stcna) im Kreutzer Comitat ihr
Testament machte. November 1489. In unserer Copiensammlung.
*) Istvanffy lässt Vuk (Lupus) noch im Jahre 1494 (Historia 24b) leben, er versveehselt ihn mit Jovan.
•) Pesty, op. cit., 61.
') F. Firnhaber, Beiträge zur Geschichte Ungarns, 135.
*) Das Wappensiegel ist gänzlich verschieden von dem in Figur 6 mitgetheilten. Eine Erklärung
dieser Verschiedenheit wissen wir nicht zu geben.
Baud III. 23
354 I. ArchKologle und Geschichte.
Gesetzartikel 22 vom Jahre 1498 musste der Despot 1000 Berittene ins Feld stellen.
Die beiden Brüder spielten aber keine grosse Rolle in der Geschichte Ungarns ; ^) Jovan,
der die Tochter Stephan Jaksity's zur Frau hatte^ starb am 10. December 1503 und
hatte eine Tochter Maria, Gattin des Ferdinand Frangipani. Georg, der Bischof Maxim,
war ein bedeutender und hochgeachter Kirchenflirst, mit ihm starb (1516) die Familie
Brankovid im Mannesstamme aus.
Als die Familie Brankovi6 ausgestorben war, hörte das Despotat im Sinne des
Vertrages vom Jahre 142(5 auf; denn nach Punkt VI desselben — wenn wir diesen
Punkt auch als internationalen bindend betrachten — fiel Rascien unmittelbar an die
Krone Ungarns zurück. Das Object war aber mit der Eroberung Rasciens durch die
Türken verloren gegangen. König Wladislaus IL verlieh den Titel eines Despotus
Regni Rasciae, einerseits um die persönliche Ambition der hervorragenden serbischen
Exdynasten zu befriedigen, andererseits im Interesse der Krone, um den Revindications-
gedanken aufrecht zu erhalten, nach dem Aussterben des Mannesstammes der Brankovi^c
dem mit dieser Familie verschwägerten Geschlechte Berislavi6.
Franz Berislavi6 heiratete, wie schon erwähnt, die Witwe des Vuk Brankovi6
und erhielt mit ihr das Nutzniessungsrecht eines Theiles der Vuk'schen Güter. Doch
verbanden sich in der Folge die Gatten mit den Türken gegen den König, weshalb
Wladislaus am 15. Januar 1496 beide ihrer Güter verlustig erklärte.*) Später aber
kehrte Berislavid wieder zum Könige zurück, und in den Jahren 1499, 1501 und 1503
steht er an der Spitze des Banates von Jaice, des ungarischen Grenzcapitanates auf
bosnischem Gebiete. Der Bruder dieses Franz Berislavi6 war Johann Berislavic von
Grabarja, dem das Despotat übertragen wurde. ^)
Aus den Jahren 1503 bis 1526 wird von den Persönlichkeiten des serbisch-
rascischen Despotates viel Unklares erzählt. A. Stojackovi6*) schreibt, dass dem
Jovan Brankovi6 im Despotate Helene, seine Frau, gefolgt sei, diese habe dann den
Stephan Siljanovi6 zum Despoten erhoben; nach diesem soll Stephan Berislavic De-
spotus gewesen sein. Stoja6kovi6' Buch benützte auch der ungarische Geschichtsschreiber
der Donauflottillen Eugen Szentkldray.^) Doch alle diese Combinationen beruhen auf
Irrthümern.
Als Jovan Brankovic starb, blieb seine Witwe Helene hilflos und ohne Stütze
zurück. Sie soll nun Stephan Siljanovid zum Despoten bestellt haben, „weil sie Belgrad
gegen die Türken nicht vertheidigen könne", schreibt Herr Szentkläray. Doch erstlich
vertheidigte nicht der Despot Belgrad, sondern der Banus des Festungsgebietes, und
zweitens konnte Helene nicht einen Despoten bestellen, denn dieser wurde vom Könige
ernannt. Stephan Siljanovi6 war Anführer der Donauflottille, eine Art militärischer
Befehlshaber der raitzischen königlichen Truppen, kurz gesagt ein Vojvode, aber kein
Despot. Jovan Brankovi6' Nachfolger in der Despotenwürde war Johann Berislavi6
*) Siehe Engel, Raic etc.
«) Anhang IV.
') Dass diese Bcrislavide mit dem Prior von Vrana BartholomÄus Berislavid und Peter Berislaviö,
dem berühmten Bischof von Veszprim, verwandt waren, ist zwar wahrscheinlich, doch nicht bewiesen. Die
Despoten Berislavid waren orthodoxen Glaubens, während die Obgenannton strenge Katholiken gewooen
sind. Tomko Marnavic, der wackere Compilator (Vita Petri Berislavi, Mon. Hung, Hist. Script., III,
222 — 223), behauptet, dass die Berislavidc alle aus Bosnien stammen. Dies ist wahr, aber seine genea-
logische Zusammenstellung wimmelt von Fehlem.
*) Hepie »HBoia uapo^a cpöcKon.. y Beiy 1849, S. 12.
*) A dunai hajöhadak törtenete, S. 76, 77.
Thall<)czy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkaulander. 355
de Grabarja, Gemahlin des Letzteren war Helene. Als Despotus regni Rasciae erscheint
Johann Berislavid im vollen Besitze der Brankovi6'schen Güter in Syrmien unter den
Bannerherren des Reiches und unterschrieb als solcher auch das Gesetz vom Jahre 1505,
durch welches die ungarischen Stände sich verpflichteten, nach dem Tode Vladislavs
keinen Fremden zum Könige zu wählen.*) Johann Berislavi6 soll nach Verancsics im
Jahre 1521,*) gerade als Belgrad von den Türken eingenommen wurde, gestorben sein.
Doch besitzen wir eine Urkunde, welche schon im Jahre 1520 von dem verstorbenen
Despoten Johann und seinem Sohne Stephan, dem actuellen Despoten von Rascien,
spricht.')
Stephan Berislavi6 überlebte die Katastrophe von Mohäcz im Jahre 1526, schloss
sich dann dem Hause Habsburg an und nahm mit Paul Bakity an der Befreiung
Wiens von den Türken im Jahre 1529 theil. Aber nicht er, sondern der tapfere
Vojvode Paul Bakity übernahm die Führerrolle über die raitzischen Kriegsvölker. Nach
dem Tode Stephans (circa 1530) erlosch das Geschlecht der Berislavice. Doch schon
zu seinen Lebzeiten wurde die, wenn auch nominelle, doch staatlich anerkannte Stellung
Stephans als Despoten durch das Auftreten des falschen „Czar Jovan", des „schwarzen
Mannes" in den Hintergrund gedrängt.
Der Gegenkönig Ferdinands, Johann Zdpolya, bestellte, den habsburgischen De-
spoten Stephan absetzend, den tapferen Radi6-Bo2i6 zum Despoten,*) und jener Theil der
Serben, welcher in Ostungarn den Zäpoljas und später den siebenbürgischen Fürsten
treu blieb, spielt im 16. und 17. Jahrhundert eine bedeutende Rolle, welche mit der
inneren Entwicklungsgeschichte Ungarns aufs Engste zusammenhängt.
Alle diese Einzelheiten beweisen, dass das mit Ungarn staatsrechtlich verbundene
Despotat Rascien bis zum Aussterben der Familie Brankovi6 eine erbrechtlich fest-
gesetzte Basis hatte, und dass, da die Besitzungen der Despoten in Syrmien und die
Einwanderung serbischer Colonisten dieser Familie ein materielles Gewicht verliehen,
auch die Despotenwürde eine historische Bedeutung hatte.
Nach der Schlacht bei Mohäcz und der Eroberung Syrmiens verlor das angesiedelte
raitzische Element seinen Rückhalt, und das Despotat verlor sich wie so viele andere
Organe des damaligen Staatslebens; das Aussterben der Familie Brankovi6 entkleidete
die Würde des Despotates auch ihres internationalen Charakters, Dies fiihlte auch der
im Jahre 1688 mit seinen Ansprüchen hervortretende Pseudo-Brankovi6, der dann
gleich die „Correctur" der Genealogie der Brankoviöe vornahm.^)
Wir sind ans Ende unserer zwanglosen Studie gelangt, welche nur dazu beitragen
soll, den Weg durch das Gestrüppe der historischen Ueberlieferung zu ebnen und in
chaotisch vorliegendes Material an einigen Punkten Ordnung zu bringen.
*) Staatsarchiv Wien.
') Verancsics, Monumeuta Hiing. Scriptorcs, III, 15.
•) Anhang V. Wir publiciren diese für die Geschichte und die Besitzvorhältnisse Syrmiens so
werthvoUe Urkunde, deren Ergebnisse wir anderwärts besprechen werden, aus dem Baron Revay'schcn
Familienarchive.
*) Bcstallungsdiplom im Budapester Staatsarchiv.
*) Siehe: Aüxam BpaHKOBHhH, Tlayin TaAOUH. Y Hobom Ca^y, 1^^^.
23*
/"
3o6 I. Archäologie und Go«cliiclite.
Anhang.
I.
1450, 21. April.
Georgius dei gracia regni Kachie despotus ac dominus Albanie etc.
Egregie vir, fidelis nobis dilecte. Noveritis nos intimata vestra nobis transmissa
ad plenuni intellexisse, de hoc auteni; quod nobis scribitis, quod dominus Gubemator
super nos iam in sede regnicolarum ob causam captivacionis per nos eidem illate sen-
tenciam explesset seu excepisset, de vobis tediose audiendo admiramur, quod quam-
obrem vos coram predictis regnicolis eidem tunc non contradixistis, cum tamen vos
bene nostis, quomodo nos super omnibus eidem tunc illatis ab eisdem regnicolis literas
expeditorias habuimus, immo et de presenti habemus, quod quicquid eo tunc eidem intuli-
mus, luste ac debite fecimus. Quod autem nos avizatis admonendo quodamodo, quod
cum eodem pacis tranquille fedus inire deberemus, quasdam scilicet nobis minas iu-
gerendo in eo, quod ipse ad has partes nostras cum gentibus bellicosis, bohemis scilicet
et polonis, ac aliis nacionibus condescendisset, obhoc, puta, quod si nobiscum pacem
tranquillam habere valuerit, bene quidem, sin autem, tunc in regno nostro damna ac
devastaciones et spoliaciones aliquas facere pretenderet, quod dictum vestrum minime
aut penitus nichil nos perterruit, quia si ipse in dicto regno nostro dampna aliqua seu
devastaciones fecerit, scire a certo potestis, quod nos non solum pro maioribus dampnis
nostris, verum pocius eciam pro quolibet uno pullo nostri regni caput unius hominis,
quod carius existit, habere valebimus. Scriptum in Zenderew feria S** proxima ante
festum beati Georgii martyris anno domini etc. L™^-
Egregio viro Johanni Lewkws dicto de Kallo nobis grato et dilecto Dr.
(Original-PapierschrcLben mit den Spuren eines Siegels im Aroliive der Familie Kallay im Huda-
pester Nationalmuscum.)
IL
1479, 9. October.
Jörg et Hanns fratres Steffani qtiondam despoti de Syrfey (Servia) filii eorumque
mater Angela fidem praestant tamquam possessores castri Weitiersfeld, quod Fridericus
Caesar eis pignus dederit.
Wir Jörg und Hanns gebrüder weilent Steffans dispoten aus der Syrfey stin und
Angela ir mueter bekennen fUr uns und unser erben, als der allerdurleUchtigist fürst
und herr her Fridrich Römischer kaiser zu allen zeiten merer des reichs zu Hungern
Dalmacien Croacien etc. künig herzog zu Österreich, zu Steir etc. unser allergnedigister
herr uns seiner kaiserlichen gnaden gesloss Weittersfeld mit allen seinen nützen reünten
Zinsen glilten und zugehörungen unz auf seiner gnaden verrer gescheft und bevclhen
In phlegweis ingeben und inzuhaben bevolhen hat, daz wir darauf seinen kaiserlichen
gnaden bei unsern trewn und eren gelobt und versprochen haben wissentlich in kraft
des briefs, dasselb gesloss von den berlirten seinen nützen und reünten trewlich und
aufrichticlich in nutz haben zu behütten und zu bewarn. Und seinen kaiserlichen
gnaden oder, ob sein gnad nicht wer, dem durleüchtigen fürsten und herrn hern
Maximilian erzherzogen zu Osterreich, zu Burgundi zu Brabandt, graven zu Flanndern
und zu Tyrol etc. Seiner kaiserlichen gnaden sun und, ob der auch nicht wer, darnach
Tlialloczy. Bruchstilcke aus der Geschichte der nordwestlichen HalkanUinder.
357
irr gnaden erben mit demselben gesloss getrew gehorsam und gewertig zu sein irgnad
und die im die si darzü schaffen darin und daraus und darinn enthalten zu lassen zu
allen irr gnaden notdürften wider meniclich doch auf iiT gnaden selbskost, zerung und
darlegen. Wir süUen und wellen auch von demselben gesloss an irr gnaden sunder
gescheft willen und wissen kainn krieg anfahen, üben noch treiben noch des den unsern
gestatten, Auch irr gnaden leut und holden zu demselben gesloss gehörende über die
gewöndlichen zins dienst robot und in ander wege wider altz herkömen nicht dringen
noch beswern noch des iemands anderm ze tuon gestatten sunder in gwaltz und
unrechtens vor sein, unz an ir gnad und irr gnaden herrlichkait und gerechtigkait zu
dem berürten gesloss gehörende niemands davon entziehen lassen und derselbs auch
nicht entziehen suender die dabei vesticlich handhaben und halten. Und wann sein
kaiserliche gnad oder ob sein gnad nicht wer, der obbemelt seiner gnaden suon, herzog
Maximilian und ob der auch nicht wer irr gnaden erben das berürt ir gesloss Weitters-
feld brieflich oder under äugen an uns ervordern, so süllen und wellen wir des an all
waigrung und ausszüg abtreten und irn gnaden oder wem si das bevelhen, dasselb ir gesloss
mit sambt dem zeug urbarregistern und anderm so darzuo gehöret überantwurten,
sölhs auch mit den unsern ob wir mit tod abgiengen oder gefangen würden, voran ze
tuon bestellen. Teten wir aber des nicht und ir gnad des schaden nemen desselben
Schadens Süllen und mügen sich ir gnad zu uns und unsern erben von aim auf den
andern unverschaidenlich halten und von uns und unserr hab und guot bekömen an
meniclichs irruong ungeverlich. Des zu urkund geben wir seinen kaiserlichen gnaden
den brief besigelten mit unsern obgenannten gebrüder und irr mueter iedes anhanguonden
insigl. Darzuo haben wir mit fleis gebeten den wolgebornen herrn Schaffriden grave
zu Leyningen, daz er sein insigl zu zeugnüss der saeh auch an den brief gehangen hat,
im und seinen erben an schaden, under die bemelten insigl wir uns unverschaidenlich
für uns und all unser erben verpinden alles stetzuhalden, daz an dem brief geschriben
steet. Der geben ist am sambstag nach sand Frannciscen tag, nach Cristi gebürde
MCCCCLXXIX.
Original, Pergament mit drei Siegeln (Figur 6 — 8) in dem k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive zu
Wien. Innerösterreich.
Fig. 6. Siegel.
Umschrift: + ICnAHHI. rWMIh.
Wappenbild ein Stierkopf, Helmzierde
2 Uömer, Durchmesser 3*5 Cm.
Fig. 7. Siegel.
Umnchrift: + | GnOAHHh löflHh.
Wappenbild wie Fig. 6,
Durchmesser 37 Cm.
Fig. 8. Siegel.
Umschrift: + AGCcnoTHUd) fllTeAHHfl,
Durchmesser 3'9 Cm.
358 I. ArcliUologie iiud Geschiclite.
III.
1480, 8. Februar.
Suitanus Turcarum Mehemet Comiti Goritiae in negotio Castri Belgrado
Foroyuliensis.
Wir Mehemett von dem gesiechte Ottmann etc, keyser, dir, hochgebom herm
herrn Lenhardt graff zcu Gorttz thun wissen, das der edel und fest Kossacher uns
hir vnderrichtet hott, das du das sloss Belgratt in Freyoll gelegen mit seiner zuhorung
von der durchlauchten furstinne fraw Katherynne graffinne zcu Ciel widder umb koflFen
wellest umb fumf Thawsend und fier hundert Venedische gülden ducaten; dorumbzo^)
hab wir die brieff der vorscreben fraw vom dem selbien*) vorgenanten sloss Belgratt
itczund geschicket Ayasbey unserem Schansacbey in Bossen, zo du ym wirst lossen geben
die obengescreben fumftawsendt und fier hundert ducaten, das her^) dier widderumb
gebe vnd antworte zulch vorgenante brieffe, also wir aUir zachen den obengenanten
Kossacher wol vnderrichtet haben. Auch zo habe wir der Hirschafft zcu Venedige
geschreben in gewere des selbien slosses und alle gerechtikeidt dich zcu setczen vnd
behulfen sein in zulchen zachen dir aufs beste. Geben zcu Constantinopelle noch euwir
jor zall M^CCCC^LXXX** anno, Nona ffebruarii, nostro sub signo.
Original im k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive zu Wien. Görz. Vgl. Taf. X.
IV.
In Castro Walpo, 1496, 15. Januar.
Wladislaus rex Thomae Agriensi episcopo eiusdemque nepotibtis dat quctsdam posseis-
siones Barbarae demptas consorti Francisci Berizlo de Graborya,
Wladislaus rex Hungariae etc. Thomae episcopo Agriensi, summo et secretario
cancellario propter servitiorum merita castrum Feyerkew in Crisiensi ac districtum
Thewtoservyna necnon castella Komogoyna in Zagrabiensi ac Dolaczky vocata in de
Orbaz comitatibus existentia, „quae alias illustris condam Wok despoti Rasciae praefuisse
sed per mortem et defectum seminis eiusdem iamdudum ad sacram dicti regni nostri
Hungariae coronam consequenterque coUationem regiam devoluta, verum per serenissi-
mum principem condam dominum Mathiam similiter regem Hungariae et Bohemiae etc.
praedecessorera nostrae clarae memoriae post eiusdem Wok despoti obitum, generosae
dominae Barbarae relictae eiusdem despoti nunc vero consorti egregii Francisci Berizlo
de Graborya sub certis pactis et conditionibus inscripta et deputata fuisse et quac
tandem ex eo, quod idem Franciscus a certo iam tempore praecipue vero, quo
eadem doraina Barbara sibi nubsisset, continuam conversationem et practicam conti-
nuumque tractatum et commercium cum Thurcis nostris et huius regni universaeque
christianitatis hostibus habere cepisset" et immemor fidei ac regi et dominio sacraeque
coronae iurciurando praestitae unacum eadem domina Barbara et liberis suis ad Thorcos
defecisse eisdemquc adhaesisse et huic facinori eiusdem Francisci ipsa iam domina
Barbara consensisse eundemque maritum suum secuta esse dicitur. Per hanc perpetuam
infidelitatem bona eorum omnia ad sacram coronam rite et legittime devoluta esse
dinoscentes bona praedicta supradicto episcopo Thomae et per eum egregiis Valentino,
*) ^ so. — ') sie. — •^) -=:^pr.
Thall6czy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Baikauländer. 359
Petro, Johanni et Paulo Erdewdy nepotibus et alteri Valentino patrueli cum omnibus
pertinentiis dat^ donat et confert.
Datum in Castro Walpo, feria sexta proxima ante festum b. Priscae virginis,
anno domini MCCCCXCVI.
Originale chart. cum trihus pendontihus sigillis; in archivo C. Erdödy Lad, 28, fasc. 5, no. 6.
Ludovicus donationem [Budae Sab. proximo post festum Beate prisce virg. 1517, ianuar 24] transscribi
curat. Lad. 28, fasc. 5, no. 18.
1520, 24. JuH.
Capituluvi ecclesiae de Kew Stephano de Bathor palatino rescribü de introductione
quadam violenter prohibita per Johannem Tholyg familiärem Elenae despoti relictae
Rasdae et filii eiusdem contra Laurentium de Wylak comitem et Franciscum de Rewa
insurgentem,
Spectabili et magnifico domino Stephano de Bathor regni Hungariae palatino et
iudici Comanorum ac comiti Themesiensi etc., amico eorum gratiosissimo capitulum
ecclesiae de Kew debitum honoris incrementum. Vestra noverit magnificentia, nos literas
eiusdem vestrae magnificentiae adiudicatorias modum et formam suae iudiciariae deli-
berationis super facto cuiusdam possesionariae restatutionis in se denotantes, pro parte
illustris domini comitis Laurentii de Wylak ducis Boznae iudicis curiae regiae maiestatis
necnon egregii Francisci de Rewa, contra et adversus generosam dominam Elenam
relictam illustris quondam domini Johannis Beryzlo de örabaria, alias regni Rasciae
despoti et illustrem dominum Stephanum filium eiusdem similiter dicti regni Rasciae
despotum Budae quadragesimo die octavarum festi b. Georgii martiris proxime
praeteriti celebratarum confectas et emanatas nobisque amicabiliter loquentes et directas,^)
honore, quo decuit percepisse et iuxta earundem continentiam, nos amicabilibus petitio-
nibus vestrae magnificentiae in omnibus annuentes et obtemperare cupientes, uti tenemur
unacum nobili Ambrosio de Chernelhaza homine eiusdem vestrae magnificentiae de curia
regia per eandem vestram magnificentiam ad id specialiter transmisso nostrum hominem
videlicet honorabilem magistrum Lucam de Czegled socium et concanonicum nostrum,
ad ea, quae in dictis literis ipsius vestrae magnificentiae adiudicatoriis continentur
fideliter exequentes, nostro pro testimonio fide dignum duximus destinandum. Qui
tandem exinde ad nos reversi nobis sub iuraraento in decreto huius regni Hungariae
expresso concorditer retulerunt eo modo, quod ipsi feria tertia proxima post festum
divisionis apostolorum proxime praeteritum ad facies metales possessionis Rewa vocatae
in comitatu Sirimiensi existentis et habitae per praefatos dominum ducem Laurentium
ac Franciscum de Rewa actorum modo et ordine in praescriptis literis vestrae magni-
ficentiae adiudicatoriis denotatis iure mediante reobtentis, accedentibus vicinis et com-
metaneis eiusdem universis et praesertim nobilibus Petro Wezelkowyth de Drag alias
de Myhalowcz, Sthepko Yoczko et Demetrio Sylygh de Kemend, Jowan filio Hie
Sylygh de eadem Kemend, altero Jowan Yzwpowyth dicto de Dyos, Maurylowyth filio
Thodor de eadem Dyos necnon providis Jowan Konyawyth reverendissimi domini Gregorii
de Frangapanibus, Colocensis et Bachiensis ecclesiarum canonice unitarum archiepiscopi
in Kalocz, Sthepan Jakobowyth, Paulo Kapozthas, et Jowan Bayth, reverendi domini
Johannis Orzag de Gwth, episcopi ecclesiae Sirimiensis in Zenthgergyet, possessionatis,
^) Diese Besitzungen gehörten alle zu Zava Szt. Demeter, dem beutigen Mitrovic.
360 I. Archäologie und Geschichte.
item Georgio Keneez nobilium, Francisci et Christophen Thonna de Paska in portionibus
ipsorum possessionariis, in possessione Hangod vocata commorantes in eorundem domi-
norum suoram nominibus et personis, aliisque qaampluribus inibi legitime convocatis et
eisdem praesentibus accessissent, dumque praefatus homo vestrae magnificentiae dicto
nostro testimonio praesente die in eodem primo et ante omnia eandem totalem possessionem
Rcwa siraulcum cunctis suis utilitatibus et pertinentiis quibusUbet ad eandem de iure et
ab antiquo spectantes et pertinere debentes, memoratis domino coniiti Laurcntio duci
Boznae, iudici curiac regiae maiestatis et Francisco de Rewa actoribus iuxta adiudi-
cationem iudiciariamque commissionem magnificentiae vestrae vigoreque literarum eiusdem
adiudicatoriarum iure ipsis incumbente perpetuo possidendam pariter et habendam,
contradictionem praefatorum dominae Elenae despotiscae et domini Stephani despoti in
causam alterum et aliorum quorumlibet praevia ratione non obstante restatuere voluissent,
HC ibidem etiam ad faciesque possessionum Brezthacz, Kerezthwr, Zolnok, Bekenyew,
Bankowcz, Pettrowcz, Asswagh, Krakwdyncz, Pwthrakowcz, Dersyncz, Zytharowcz,
Kerczthecz, Zeraia, Gyargyoucz, Hramythyncz, Wydakowcz, Komarowcz, Akal, Wladicze,
Arky, Sewcza, Dremlyan, Blasemcz, Jasenye, Thernyacz et Lwbenycze vocatarum
accedere easdemque modo simili simulcum cunctis ipsarum utilitatibus et pertinentiis
quibuslibet ad easdem de iure et ab antiquo spectantibus et pertinere debentibus similiter
eisdem domino comiti Laurentio duci Boznae iudici curiae regiae maiestatis ei Francisco
de Rewa actoribus iure ipsis ut praefertur in dictis literis vestrae magnificentiae declarato
attinentibus perpetuo possidendas pariter et habendas consimiliter contradictione prae-
fatorum dominae Elenae despotiscae et domini Stephani despoti in causam actorum et
aliorum quorumlibet praevia ratione non obstante restatuere volle narrassent^ extunc
nobilis Johannes Tholyg Jowan dictus de Ireg, familiaris dictorum dominae Elenae et
domini Stephani despoti filii eiusdem, evaginato ense atque gladio nudo et extenso
eosdem vestrae magnificentiae et nostrum homines a restatutione tam praescriptae
possessionis Rewa quam etiam aliarum praescriptarum omnium possessionum in eisdem
literis adiudicatoriis contentarum repulisset, et praemissam iudiciariam deliberationem
ipsius vestrae magnificentiae iuxta contenta praescriptarum literarum suarum adiudica-
toriarum nullibi exequi permisisset, seriem itaque huius modi executionis ad octavas
festi b. Michaelis archangeli nunc venturi ad fassionem dictorum vestrae magnificentiae
et nostri hominum eidem vestrae magnificentiae suo modo duximus rescribendum.
Datum VIII. die diei repulsionis prenotatae, anno domini MDXX.
Papyro, sigillo.
A tergo;
Pro illustri domino comite Laurentio de Wylak, duce Boznae iudici curiae regiae
maiestatis necnon Francisco de Rewa contra et adversus generosam dominam Elenam
relictam illustris quondam domini Johannis Beryzlo de Grabaria alias regni Rasciae
despoti et illustrem dominum Stephanum filium eiusdem similiter dicti regni Rasciae
despotum super quadam possessionaria restatutione per vestrnm et nostrum homines
modo intrascripto factae memoriaiis et series ut fuit expedienda ad octavas festi
b. Michaelis archangeli nunc venturi legittimo perducenda est rescripta.
y. Beiträge zur Kenntniss der Bogomllenlehre.
Die eigenthümlichste Erscheinung in der Geschichte Bosniens ist der Bogomilismus.
Das mittelalterliche Geistesleben dieses Landes erschöpft sich fast ganz in der Ent-
stehung und Ausbreitung dieser Lehre und in den Kämpfen gegen dieselbe. Vom
Tlialloezy. Bruclistttcke au» der Geschichte der uordwestlicheu Balkanläuder. obl
Beginne des bosnischen Banates^ vom Banc Kulin bis zum Falle des Königthums gibt
es kein Blatt der bosnischen Geschichte, auf welchem nicht die Spuren dieses ölaubens-
bekenntnisses zu finden wären.
Es ist daher von grösster Wichtigkeit, Alles, was sich auf das Wesen dieser in
vielen Punkten so dunklen Religion, wie auf die äusseren Schicksale und die inter-
nationalen Beziehungen derselben bezieht, zu sammeln.
Namhafte Verdienste haben sich in dieser Hinsicht der croatische Geschichts-
schreiber Raöki und der Serbe Petranovi6 erworben, viel Lehrreiches thcilten russische
und bulgarische Schriftsteller mit, auch Miklosich, Jireöek und Jagi6, Hasden und
Andere veröffentlichten werth volle Beiträge; doch werden wir vielleicht nie über alle
hier in Betracht kommenden Punkte vöUige Klarheit gewinnen.
Es ist kaum je eine Opposition im Schoosse der christhchen Religion so energisch
bekämpft worden, wie das Bogomilenthum, und doch musste Aeneas Sylvius, der
spätere Papst Pius II., gestehen, dass alles Wirken und alle Mittel der römischen Curie
gegen diese „schlechten Menschen", die sich selbst „gute Christen" nannten^^) nichts
genützt hätten.
Wir bringen hier zwei unedirte Beiträge aus den Codices graec. der Wiener Hof-
bibliothek sammt Uebersetzung, welche auf die Lehren dieser Religion schätzbare Streif-
lichter werfen. Auf diese Stücke, für deren correcte Mittheilung wir den Herren Hofrath
Prof. Dr. W. v. Hartel, Director der k. k. Hof bibliothek, und Dr. Kozak unseren wärmsten
Dank abstatten, sind wir zuerst durch Dr. Christomanos, gew. Lehrer der griechischen
Sprache Ihrer Majestät der Kaiserin, aufmerksam gemacht worden.
Cod. theol. graec. CCCVI, fol. 32 b und -JO sqq.
JIsQi Tfjg ßhxacpriiiov yial 7tokv€idoi>g oiQiaecjg twv d&scDv MaaaaXiavwv, r&v xai 0ovöai'
tG)v mal noyoi.ilXwv YMXov^viav^ v,al EixtTÖv xat ^Ev&ovaiaaxiav %ai ^Eyxqattx&v nal
MaQXiojviaTCüv,
Ceremoniell der Abschwörung der Irrlehre und Conversion bei Bogomilen.
Tovg ä7cd ffjg (ivaagag aigeasiog töv IloyofjtlXwv tjj äyiunarri rov Qeov fisydlrj ixuHrjaitf
7tQog€Qxo^€vovg &Tc6 Mavixalaiv xat airovg xaTayoi^evovg %al %Ei^ovag tovtwv Swag, XQ'^
TtQogdixea&at oirvwg:
Denjenigen, welcher wohl mit Anhängern dieser Secte Umgang und Gemeinschaft
gepflogen, sogar gemeinsame Mahlzeiten eingenommen, aber noch nicht deren Zauber-
beschwörung über sich hat ergehen lassen*) und dem Bösen ^) in den vvyLzsQLvatg aivibv
damovKbÖBai xBksvalg gehuldigt, sowie Christum geleugnet hat, TCQoadex^öd'aL avxdv aal
Ttoisty ^arrixov^Bvov, Und zwar indem er sich reinigt und durch 40 Tage mit unbe-
decktem Haupte I (fol. 33') vor dem Taufbecken stehend*) betet und ävad^BiiaTiCovta
tä xG)v IloyofiiXwy xsqxiXaia, elra %al iv XißiXXtfi iyygdifcag tavra iyt&iaOat; wonach ihm
die IXaatT^Qioi edx(Xh insbesondere die auf die Renegaten bezügliche evxi]^) zu Theil
werden sollen; auch seien ihm sofort zä itXQCxvra fivacrjqia^) zu reichen, und kann alles
dies auch durch einen einfachen Ttvev^KmuLdg vorgenommen werden. Derjenige aber,
welcher ixeovoTQißrjaev ini xfj rotavvrj oiqeGBi yuxi zijv iTtüfddv vTtiartj xat xdv Ttovrjqöv
^) Aeneas Sylvius, De Europa, cap. XVIII.
') fjLT^nta TT\v int^öv na^vra, — ^) xoa^ox^drTjv^ weiter unten novriQÖv. — *) xolviißrj&Qa. —
*) TJiv inl Twv äJioaTarijadvzmv yQatfittaccv. — •) lä ä^gavia xal C(^onoui tov Xqiütou fiv(nr^t.a.
362
I. Arcliäologie uud Geschichte.
nQogsxvvrjaev^ wird wohl als Katechumene zugelassen, wobei er ebenfalls die „Capitel"
seines Irrglaubens mündlich und schriftlich zu verdammen hat, ^) muss aber durch volle
zwei TsaaaQanoatai in der Kirche betend sich reinigen und wird trotzdem nie rffi
XQloewg xae rov äyiov iiiqov lij rwv d'siwv äyiaa^icccixiv theilhaftig, sondern er werde einem
hervorragenden Kloster^) überantwortet, welches er durch sein ganzes Leben nie ver-
lassen darf, sei von jeder Gemeinschaft mit den anderen Mönchen ferngehalten, um
diese nicht mit seiner Ketzerei anzustecken, faste und thue Buse^) nach Anordnung
des Vorstehers des Stiftes. Und wenn er mit glühender Seele*) sich den heiligen
Bildern wieder zuwendet, so sei ihm, wenn er dem Tode nahe, die Wohlthat der d^dmv
&ytaa^aTO}v nicht vorenthalten, wohl aber im Falle er h xfi aigiaBt ivriyßxai. Und auch
nach dreijährigem Aufenthalte im Kloster könne dem mit reinem Herzen und auf-
richtiger Reue zum Herrn Wiederkehrenden, wenn dies allgemein bezeugt wird, diese
Wohlthat ö) zu Theil werden.
Der Wortlaut der Verdammung der Irrlehre^) ist folgender (nach der Salbung
des Kopfes des Conversen durch den Priester vor dem Taufbecken):
0 deXva^ 6 &it6 Tfjg ßXaafrjiiov xat
7tokv€idof;g algiaecog rwv äd'icjv Maaaaha-
yöv, Ifcoi üoyoiiikiav üti^qov jtQOoeqxdiisvog
%fl äyiff Tof) Qeov fisydXrj iyty.Xr]al(ji, o£x tx
Ttvog ßiag ^ dvdynvjg, oidi äTtd dölov Hj xmo-
HQicfstog, dXX^ i^ SXrjg t^i^x^g xcft nagdlag xa-
&aQag xai ddöXov^ rdv XQiaTÖv dyaTtwar^g
Tial rijv aircov tcIctiv, zijy naqovaav tyyqaq>ov
XißeXXiTiijv dacpdXeiav not(a Ttqdg i^iäg rotg
narrjXfjtägj d dsTva xal 6 detva, xat dt* ifUüv
Ttqdg rdv äyiarvcerov ijii&v dsairc&vrjv xai ot-
%ovfiBviiidv TtatQidQX'rjyy Tobg d-ehyg xal Is-
QOig %av6vag %al Toi>g (fiXetaeßslg vöfiovg,
xa&cDg dTjXcD^astaL. Kai yäg /.isrä tijv i^r^-
yr](TLv Tfjg imod'eaewg ilQxovvat: Tavra oiy
dvad^a^icaiaag du otKclov (lov aTÖficxrog in
i:ixXrjCfl(f Qßov ^isydXi], Idov xori did tod Ttaq-
övTog (,10V XißeXXov iyygdqxjjg dvad'i^iccra yia&-
VTtoßdXXo) Tt&oi xoig rg aaraviTifj atgiasi t&v
MaaaaXtavwv ijroL ^Evd'OvaiaaTwv xat ^Enev-
XtT&v xal fifiraQT7]f(€voig'^) nai ToTg rä avtd
(pQOvovaij Xkyiüv oVnog:
Tlavqiff TW dqxrjycp tfjg twiv MaaaaXia-
vwv iJTOi udvKOTteTQiav&v xoft Oovvdaiaxwv
%al IloyogiiXtov aiQeaetag, t(^ XqiGTdv iav-
Ich (N. N.), der ich von der gottes-
lästerlichen und vielgestaltigen Häresie der
gottlosen Massalianer oder Bogomilen heute
mich zuwende zur heiligen grossen Gottes-
kirche nicht infolge von Gewalt oder Zwang,
noch auch aus Trug oder Verstellung, son-
dern aus ganzer Seele und reinem, auf-
richtigem, Christum und seinen Glauben
liebendem Herzen, gebe hiemit die bestimmte
schriftliche Erklärung ab vor euch, Kate-
cheten, N. N. und N. N., und durch euch
vor unserem heiligsten Herrn und öku-
menischen Patriarchen, vor den göttlichen
und heiligen Canones und den frommen
Satzungen, wie gesagt werden wird. Und
nun nach der Erklärung des Vorhabens
beginnen sie: Nachdem ich nun dies ver-
dammt habe durch meinen eigenen Mund
vor der grossen Kirche Gottes, spreche ich
auch durch meine vorliegende schriftliche
Erklärung das Anathema aus über alle, die
sich durch die teuflische Häresie der Massa-
lianer oder Enthusiasten und der Epeuchiten
versündigt haben, und über die, welche
dieser Gesinnung sind, indem ich Folgendes
erkläre :
Dem Petros, dem Stifter der Häresie
der Massalianer oder Lykopetrianer und
Fundaiaten und Bogomilen, der sich selbst
*) Tov^ dvctd'(fiaTtafioi}g xal töv XCßiXXov. — •) ae.uviüo rtvC mQnpaviZ. — *) ^yjooipayHjat- xal
yovvxhTeirai. — *) ix C(oi!)ff7}g ifwx'fjs. — **) tov &ktov fii&Qov xal twv äyKcafidrvoy. — •} äva^ffiarttTfAdg.
') Wühl für xad^rifiaqxrifiivots.
Thalloczy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanlnnder.
363
xov drtoKaXecavra^) xai fiatä d-ivatov äva-
diä TOirro lisxcDvoixaa&evTa^^) Sri li&oig di-
Tuxltog diä zäq äTcaiqcvq airoü fiayyavsiag
nuxl %ä iivaaqä e^a 7unax(oad'eig, ineaxsTo
jU£Td tQBiq iiiiiQaq roig TtovfjQOig airod avfi-
^varaig ävaan^traad-av ' nat nqoiMx^iiivoig
airvoXg r(p ßdsXvQtp a&vov Xavip&vff ^erä TQctg
^fiigag &g X{>xog iv aittf dai^iwv iq>dcvrj rod
atoQOv r&v Xidtixv i^eQXÖfisvog dnf&d-ena!
Tvxiyt^ T<^ TOVTov (Tvfifjiia'rj] xal yux&rj-
Tg, TÖ^) xat hiQag (lir ^eiag YQacpäg dia-
vor de Sftav %d xarä Mcnd'aXov eiayyiXiov^
aal niaag rag Ttegl @sov xal TtoTQdg, iti
de xai tvsqI tov äylov nyevficerog ^i^asig sig
rdv Ttvsvfunixdv aitof)'^) ftctriga TtaQSQfujvsv-
aavta, xai dfkff %^ rov 0eoi; Sö^av Ttqög
xobg ryg ßdeXvQäg ctizov ai^asfog äQXfffobg
fue^eXxicavTay — ävA&sfux!
Jadöf] xai 2dßß(f xai lAdeXcpei^ xai
^EQ^t^ xai Svfis&vi xai rotg äXXotg, oi zdv
Idv Tfjg Toia&crig alQ^aewg i^sfieaayvo, xai
Tovg iyQOixmeQOvg z&v äv&QÜTtwv, äySgag vs
xai ywaixag i^aftavi^aapvBg nqdg tö %^g &7tw-
Xelag^) xar ianaoav ßdqad'QOVy — &v&&Biia\
Bovd^, %(f TsQsßlvd'(f, Tff dida<TxdX(p
MdvfjTog tov ßQaxfiavog, xai roTg d(odexa
fiaihjraig airov, lAsd'^ &v tijv neqaida yfjy
öieQx^f^^^og äftoatöXovg aivobg ixdXeaeVy —
äyd&sfial Totg rs xiaaccqaiv airoC ßißXiotg^
S}v %d juiv eiayyiXioy eXsye, td d' ÜXXo r(bv
fivavTjQlwVy %d i'iUo xdv ^aavQÖv, xai tö
ereqov x&v xsfaXalwv, zip dva'&ifiaTi xa&-
VTroßdXXw!
^Efj,n:edaxXet, ^ dtdaaxdh^ ixg^oaxo elg
rä T&v 'EHjJvwy do^dteiv re xai d^^xsisiv^
— dvdd-Bna!
Kovßqixtf T(f doyvQfüvijro}'^) airov olxhrj
xai ficr^T/rg, T(f xai lijv ßialav iTtoaxdyra
ixöoQdv TOV Ttava&Xlov aivov axrjvovg hnd
rov ßaaiXiiog üeQC&yy — ävd&sfux!
*) lies: dnoxal^aavti. — •) Cod.: dvaOTTJata&e, — •)lies: /LLijotvofiaa&^vTi.
avTov. — •) dnoXtfag. — ') dQyVQmviri^?
Christos nannte und nach seinem Tode aul-
znerstehen versprach^ und der auch des-
halb Lykopetros genannt wurde, weil er,
wegen seiner unredlichen Zaubereien und
abscheulichen Thaten in gerechter Weise
mit Steinen überschüttet, seinen schänd-
lichen Genossen versprach, nach drei Tagen
wieder aufzuerstehen, und als sie bei seinen
stinkenden Ueberresten sassen, sich nach
drei Tagen ein Dämon in Gestalt eines
Wolfes, aus dem Steinhaufen herauskom-
mend, zeigte, — Anathema!
Dem Tychikos, seinem Genossen und
Schüler, der auch einen Theil der göttlichen
Schriften fklschte und falsch erklärte, ins-
besonders das ganze Evangelium des Mat-
thäus, und alle die Aussprüche über Gott
den Vater und über den heiligen Geist auf
seinen geistigen Vater deutete und so den
Ruhm Gottes auf die Stifter seiner schänd-
lichen Häresie übertrug, — Anathema!
Dem Dadoes, Sabbas, Adelpheios, Her-
mes und Simeon und den Anderen, die das
Gift dieser Häresie ausspieen und die minder-
erfahrenen Leute, Männer und Frauen,
durch Betrug in den Abgrund des Ver-
derbens zogen, — Anathema!
Dem Budas, dem Terebinthus, dem
Lehrer des Brahmanen Manes und seinen
zwölf Schülern, mit denen er das persische
Land durchzog und sie Apostel nannte, —
Anathema! Seine vier Bücher, von denen
er das eine das Evangelium nannte, das
andere das Buch der Mysterien, das dritte
den Schatz und das vierte das Buch der
Capitel (Hauptpunkte), überantworte ich
dem Anathema!
Dem Empedokles, den er zum Lehrer
hatte, um die Lehrmeinungen der Hellenen
zu glauben und zur Geltung zu bringen, —
Anathema!
Dem Kubrikos, seinem gekauften Scla-
ven und Schüler, der auf Befehl des Perser-
königs von seinem unseligen Leib gewalt-
sam die Haut abziehen liess, — Anathema!
*) lies; Ttp. — «) Cod.:
364
ArcliKoloß'ie uiul (icscliichte.
TlavXfp T<J> in Safioa&Viov nqoidqtf Tfjg
^sydlfig l^vrioxetag, öfioxQÖvq) ysyov&cL Md-
vTjTog, Kai Uv&qianov xfßiXdv ehai rdv Kvqiov
ylvagi^avta,^) xai dvo qfiaetg Sir]Qr]fiiv(og
%at äxoivioyi^cjg ixomag nqdg iavrägy xal
äXka i&i^ua dvaq>r]fii^aavTiy — ävdd'Sfia!
Dem Paulus aus Samosata^ dem Vor-
stand von Gross -An tiochien, dem Zeitge-
nossen des Manes, der thörichter Weise
behauptete, der Herr sei ein blosser Mensch
und die zwei Naturen verhielten sich zu
einander getrennt und unvereinbar, und
anderweitige Gotteslästerungen vorbrachte,
— Anathema!
Denjenigen, die da behaupten, dass
ausser der heiligen lebenspendenden Drei-
faltigkeit, d. h. Gott dem Vater, Gott dem
Sohne, dem fleischgewordenen Worte, un-
serem Herrn Jesus Christus und dem heil.
Geiste, es noch eine zweite (andere) Drei-
heit gibt oder eine tibergeordnete Kraft,
die in dem obersten der sieben Himmel
ihren Sitz habe entsprechend dem ekel-
haften (schändlichen) und bei ihnen ge-
fälschten Gesichte des Jesaias, — Anathema!
Denjenigen, die da behaupten, dass den
der heil. Taufe Gewürdigten kein Nutzen
zu Theil werde, und dass nur das eifrige
Gebet den innewohnenden und mit dem
menschlichen Wesen vereinigten Dämon
vertreibe, denn jeder der Geborenen erbe
von seinem Stammvater wie die Natur so
auch die Dienstbarkeit gegenüber den Dä-
monen, und wenn diese durch eifriges Ge-
bet ausgetrieben werden, entfernt sich übri-
gens der ihnen zukommende dämonische
Geist ohne gesehen und wahrgenommen zu
werden, und seine wirkliche Anwesenheit
verräth er, indem er zeigt, dass der Körper
zwar von der inneren leidenden Erregung
erlöst, die Seele aber von ihrer Neigung
zu dem Schlechten schliesshch befreit werde
und weiter nicht mehr bedürfe weder des den
Leib quälenden Fastens noch der Lehre,
welche Seele und Geist ablenkt von jeder
schlechten That und verrückten Gedanken;
dass man nicht blos von solchen hässlichen
(unmoralischen) Leiden befreit wird, sondern
auch deutlich die Zukunft voraussieht und die
heil. Dreifaltigkeit mit eigenen Augen wahr-
nimmt und der Lehre von Gott und den heil.
I Mysterien gewürdigt wird, — Anathema!
*) Cod. sie; lies: (flvnQtfaavTixi. s.w. — *) Cod.: inixad'rifi^vio. — ') unrichtig filr: ävaia^i^fog. —
*) ^ (paviQwvH. — ^) Uiirielitig für: lomöy. — ®) Für: xal rtQaxkvofiivmv ivd^vfu^aiiav.
ToTg Xiyovai nXijv t^g &yiag ^(aaQx^^^g
TQiidog, ijyovv toü Qsov xai üaxqdg xal
aaQX(o9^€vTog Xöyov xat *^Yiov rov Geov, zoi)
Kvqiov fjfiojv ^hfiov Xqiatod, xat rov nav-
ayiov Tlvei^arog kxiqav %ivä elvai rqidda, }/
xai VTtsqTMifiivtjv i^ovaiav rijv T(jf iTteqrdxtp
rtüv Ijträ oiqavMV imxa&rjfiivrjv^) xavä rijv
ftdslvqäv %al xpBvdsniyqaffov naq airtolg
^Haatov Sqamv, — ävd&€(.iaf
ToTg liyovai firjdefiiav wq>ilsiav nolg
d^LOVfi€voig rov ^slov ßamia^iaTog iyyivsa-
d^ai, i.i6vr]v di Tijv üTtovöaiav €vx^^ '^^^ evoi-
xoy %al avvovai(b^i€vov öaiiiova dTtsXavvsiv,
ekuetv ydq exatXTOv rwv Tinrofievwv ix roü
nqondxoqog üansq rijv cpvaiv, oVtcd Sfj xal
rijv r(av daifiövmv dovXelav, &v xmd xfjg anov-
dalag ^x^9 ihxvvo^ievioy inicpoiza loindv tö
xoT airoi'g dai^oviGideg Ttvev^ia äoqdzvjg xal
ala &7]Ta}g^) xal zijv olxsiav naqovaiav qtavB-
qdnrsi^) arniaXvov rd ^ikv üMfia nfß iiiTta-
^ovg xin^aswg iXevd'eqova&ai, rijv di ^vyr^
Tfjg inl rä x^iQ(o Tqofcfjg reXeov äTcaXdrrsa-
&ai, xal fifjxhi dela^ai Xotwdv^) fii^s vt]-
arelag, TCie^ovatjg rd a&iia, ^rjve SidaaxaUag^
XaXivovar^g röv vodv xal rijv xpvx^ ditb Ttdatjg
iveqysiag Ttovrjqöig reqarevoiuvoig^) xal ivdv-
firiasüßg * oi ^lövov de rwy roiovriov alaxioratv
7ta&wv äTtaXlarrsad-ai, dXXd xal rä niXXoi'ra
(xaq>wg TtqoßXeneiv, ri]v äylav rqidda dq)&aX-
IJLOcpavwg ^ewqeiv, xal d-eoXoylag xal ^eicov
fivarrjqiiov d^tova^at, — dyd&s^a!
ThalKiczv. Bruclistiicke aus der Gpscliichto der nordwostlu'hnn Balkanländer.
365
Toui TtaQSiaiyovai, irsQäg yqaq>äq naqä
rag ircd rou äylov ITvei^arog iyupiavfi^eiüagy
xal naqä ttov äyi(ov ttotSqwv ijiuy naqado-
^eiaag, — dvd&sfia!
Totg rag TtaQado&slaag fj^ilv Bi%&g ts
xat iiivipdlag, ttqwvov ftiy Ttaqä z(av d-eiwv
inoaTÖhov — TcXtjQOvaSai ydq cpvjOi iv nveo-
^oTiy Xalof}vT€g kavroXg xfjaXfiobg xal i^fivovg
xal ^däg TtvevficcTLKag — ertsna di xal na-
d'S^fjg naqä t&v d'eiioy aal ficmaqiioy tijg
h,%krjaiaq Ttariqwv xal di8aa%6hav roXg oiv
Tctirag niaag üg ßavToXoylag dvarqiTtovat
xat diaßdlXovaiv, iv äq'/fj öi r§g änd Qeov
diaardaswg iiövov td ITörreq ijfi&v rd iv rolg
oiqavoTg (jicrä ifjg Big yfjv naraidiasciyg ix-
naideiovat itoma^aiy Svsv rfjg roD deoTto-
tixoü Cfjfielov r^ nqoowiKf CTavqixfjg Ixtv-
Ttfaasiog^ Ttqogxiaewg fiev, äg roC» deOTcdrov
ij^i&v ^Ifjooü Xqiaroü rijv roiavzrjv sixijv
Ttaqadörcog, rfj d' dXrjd'elif emxXi^asi rov
ßdeXvqod aix&v narqdg Tof^ aaravä ' tovtov
Xdqiv xat rijv aravqixijv {rrjfj^lwaiv drtoßdX-
Xovrav xat tö naqä Xibv d^siiov qxooTifjqov xat
Tvjg ixxXrjaiag xa^ytjr&v Ttqoare&iv äxqo-
TeXevTaTov irtiqxovfj^ elg dö^av Tfjg äylag
xat öfioovalov xat ddiaiqhov rqtddog, rd, Sti
aov ioTiv ij ßaaiXsla xat j} dvvafiig xat ij
dö§a Toü Jlarqdg xat tov ^Yioii xat roC äyiav
IIvevfittTog, oiSi dxo^aai dv8%ovtav ' ToXg oiv
oVtu} xat q>qovovat xat diddaxovaiv, — dvd-
&s(ia!
Totg Xfyovaiv, &g 6 iv Kvqltp ydfiog
xat ^ fi€t& Qedv xqamcpayia ßdaXvxTd elai
x(f Qeip xat diä tovto äfiq>ÖT€qa dvavqinov-
atVy — dvdd^B^a!
Totg tag iv ixxXrjolaig avvd^eig ßdsXvr-
TOfuroig xat iv Idid^ovat rÖTtoig Ttqoaxadrj"
fiivoig xat dtddaxovai, Ttqocpdaei fiiv ijavxiag
Xdqiv, Tj d'dXi]S'ei<f int tö rd Tfjg ßeßi^Xov
air&v d'qrjoxslag dvs^eXsyxra (iivBLv xat ddi-
dyvioray Hv" oVttog iv naqaßvata) rdv SXov
löv Tfjg avt&v alqiaewg roig irt air&v nXa-
vtj&sTaiv ixxiioffi ' Tovtoig näaiv Uxqi reXovg
Tfjg TOiavzrjg TtXdvr^g \ (fol. 34^) i^^hovaiv,
— ävd&Bfiaf
Denjenigen, welche andere Schriften
einführen entgegen den vom heil. Geist ge-
offenharten (inspirirten) und von den heil.
I Vätern uns tiberiieferten, — Anathema!
j Denjenigen, welche die uns zuerst von
I den heil. Aposteln überlieferten Gebeje und
' Lobgesänge, — denn die Schrift sagt, sie
I seien im Geiste erfüllt, indem sie unter ein-
i ander Psalmen, Hymnen und geistliche Oden
I redeten und hierauf der Reihe nach von den
heiligen und seligen Vätern und Lehrern
der Kirche, — denjenigen nun, die alles
dieses als eitles Geschwätz widerlegen und
verleumden, dafür aber lehren im Anfange
des Abfalles von Gott nur das „Vater unser,
der Du bist im Himmel" mit einer Ver-
beugung zur Erde zu beten, ohne das Ab-
bild des Kreuzeszeichens des Herrn auf
dem Antlitze, unter dem Vorwande, dass
unser Herr, Jesus Christus, dieses Gebet als
so beschaffenes überliefert habe, in Wahr-
heit aber um hiedurch anzurufen ihren ab-
scheulichen Vater, den Satanas; die deswegen
auch die Bezeichnung mit dem Kreuze ver-
werfen und die von den heil. Leuchten und
Lehrern der Kirche zum Ruhme der heili-
gen und dem Wesen nach gleichen, untrenn-
baren Dreifaltigkeit hinzugefügte Schluss-
formel, nämlich: „Dein ist das Reich und
die Macht und der Ruhm, des Vaters, des
Sohnes und des heil. Geistes" — nicht ein-
mal zu hören vermögen, denjenigen also, die
so gesinnt sind und lehren, — Anathema!
Denjenigen, die sagen, dass die im
Herrn (geschlossene) Ehe und das von Gott
(gestattete) Fleischessen vor Gott abscheu-
lich sind und die deshalb beides umstürzen,
— Anathema!
Denjenigen, die die Zusammenkünfte
in den Kirchen verabscheuen und sich auf
(in) abgesonderten Orten lagern und lehren,
angeblieh der Ruhe wegen, in Wahrheit
aber, damit ihr unreiner (unheiliger) Gottes-
dienst unausgeforscht und unbekannt bleibe,
damit sie so im Verborgenen das ganze Gift
ihrer Häresie den von ihnen Verführten
mittheilen, Allen diesen, die bis ans Ende
in diesem Irrtliume verharren, — Anathema!
366
I. Arohaologio und Geschichte.
ToTg rctg etg dö^av Qsov TC&Qado&elaag
"^fiTv Tcagä r&v äyliov äfrocrtölcov ixTikr^aiag
oUoöo(ui(j^ai, ä}g egya xeiq&v diaßaXXovaiy
'Aal xoTOinrjtT^Qia daifiövwv eivac ravtag lA-
yovai, %al oikwg bd(^ ßadl^ovatv dKolov&iog,
%ai xipf xQv d'Biayv xal Uq&v eUövov (XSTtrijv
ävatXT'^Xaxnv, %ai zijv rovriov zigiijv xal Ttqoa-
•avvriaiv dvargeftovaiVj &g SXcog dieq)&aQfi^voig
Tolg ajtBvdovaiv in dparQOjrfj Tfjg zov
KvQiov -Kai &eoü xat SiorfJQog '^(,i&v ^Ir^aof)
Xqkttov didaanaXiag, rjv rotg äyiotg ainov
(.la^rjraTg iverelkcxTO, Üare robg stg aördv
niGTsvoycag ßajtrljCeiv slg rd Hvo^ia to€
noTQÖg Tuxi rod ^Yiov xat xov äyiov Ilvev-
fioTog, xat iäv fiij rtg ysvvrj&fj du VdaTog
xal TtvevfiaTogy oi (xi) eta^X&rj etg rijv ßaai-
Isiav Tov Qeov ' ToTg oiv nqdg radra Tt&vxa
rvcplcjTTOvaL ycai iftd Ttjg ive^ovarjg iv ai-
Tolg aavavixfjg ivegyeiag ToXfiioai cpXvaQetv,
TÖ Sytov ßa/TTKTfia ijdwQ eivai \piXdv, 6)g e^o)
ytal rfjg Ttiarscjg fiiitov oiai yial xijg inxXrjaiag
xal äXXoTQioig^) xa^arta^ Qsov, — ävd^s^ia!
Totg dnoXov&wg tujv xoiovtiov Xr^qrjud-
xü)v xal naqa(pQOvri^idx(j}v xal xöv xlfuov xal
tiportoidv axavQÖv (povqxav drroxaXovai xal
xd üyiov ßditxia^a iidcjQ xpiXdv, (irjxe äq)€(nv
exsiv dfiaQXiwv, ^irjfVB ix Tvvsvfiarog, xoXg xs
xoi>g kavxG)v ßdeXvxxotg ^ivaxag xd tpsvdofxo-
vdxov^) oxq^a ^sxaficpii^ovai xcri xoiavxrjv
xtjvixavxa Tioiovfievoig xax" aixcov xijv iiti-
xXrjdip, fi&XXov de xöv Xiov ipvx&v xal ao)-
^drü)v adxwr xataTtovxta^idv^ — dvdd'efia!
ToTg XeyovüiVy &g xal ij fuxdXrppig xov
xifilov (Tibfiaxog xal aX^iaxog xov Kvqiov ijfjUov
*Ir](rod Xqioxov üqxov q>iXov xal oXvov iaxlv
fiexdXr/iptg, &g xal did xovxo xoig ix Xatx&v
fiSxaßXrj&ivxag (lexä xgocpijv Ttqogiqxea&at
xal fjLBxaXafAßdveiv vTcoxQiaevüg x^Q*-^ ^^l ^ov
Xavd'dveiv TtaqayyiXXovai^ xotg ö' ix ngeg-
ßvxiqtov iiexaßXrjd'ivxag aivä q)ay6vxag, xal
Denjenigen, die die Erbauung der zum
Kuhme Gottes uns von den heil. Aposteln
iibergebenen Kirchen als Menschenwerk ver-
leumden und sagen, dass dieselben Wohn-
stätten der bösen Geister sind, und dem-
entsprechend weiter gehen und die ehrende
Aufstellung der göttlichen und heiligen Bilder
und die Werthhaltung und Verehrung der-
selben abschaffen, als ganz und gar ver-
derbte und verfaulte Glieder, — Anathema !
Denjenigen, die sich bestreben, die
Weisung unseres Herrn und Gottes und
Erlösers Jesus Christus, die er seinen heili-
gen Schülern aufgetragen hat, umzustürzen,
nämUch die an Ihn Glaubenden im Namen
des Vaters und des Sohnes und des heil.
Geistes zu taufen, und wenn einer durch
Wasser und Geist nicht wiedergeboren
wird, er nicht eingehen wird in das Reich
Gottes; denen, die gegenüber allem diesem
blind sind und infolge der in ihnen wir-
kenden satanischen Kraft zu sagen wagen,
die heilige Taufe sei blosses Wasser wie für
diejenigen, die ausserhalb unseres Glaubens
und der Kirche stehen und überhaupt Gott
nicht angehören, — Anathema!
Denjenigen, die infolge solchen Ge-
schwätzes und solcher verrückter Ideen
auch das geschätzte und lebenspendende
Kreuz Galgen nennen und die heilige Taufe
blosses Wasser und behaupten, sie habe
keinen Nachlass der Sünden, noch sei sie
vom heil. Geiste, indem sie ihre abscheu-
lichen Eingeweihten mit dem Gewände des
falschen Mönches bekleiden und die dann
ihnen einen solchen Beinamen geben, mehr
aber ihre Seelen und Leiber zu Grunde
richten, — Anathema!
Denjenigen, die behaupten, dass das
Theilhaftigwerden (der Empfang) des hoch-
heiligen Leibes und Blutes unseres Herrn,
Jesu Christi, ein blosser Empfang des
Brotes und Weines sei, wie sie auch des-
halb den aus den Laien Bekehrten anrathen
zu ihrem Genüsse hinzugehen und theilzu-
nehmen, um sich zu verstellen und ver-
*) Cod.: äiloTQlövs. — ') Cod.: xj/svdo^ovdxovg.
ThallcSczv. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlidien Balkanländer.
367
rä Tfjg d^eiag xai yQiniijg UQOVQyiag irtitB"
XsTv iniTQiitovOi tbg q>av8Q(ag dvtixQi<^''^oig,
TtBy airov Xqiaroi) TtoXirag iavrovg dvofAa-
Totg In dvaTQon^ rfjg SXtjg etg Qsdv
Ttlaxetog xai HXka iiev Ttovr^ä totg bit ai- 1
r&v ä'S'Xltog TeXovfävoig rslovai, xat dvrt
piiv Tof; d-elov xal iegov i^qyv(n^(iaTog, d j
naQä TOd dsort&vov Xgtatov naQEX&ßofisv '
inl Tfj Tov äyiov nveifwxog fwariy^fj ifi- j
nvsvasi^ ifiTtrvovai toTg in airwv relov- '
^ivoig ifiTtTvafioTa, &v ycal otHol elatv ä^toi, i
%al rairä totg in air&y zeXovfxivoig aitot \
noiovaiv, 8 xard tQv daifiövwv fj^iBig noi-
OV^V ' 7tQ0(T€Ti Xat VdoTl fi€flia<TIX€V(() &7td
TUxTwd'Sv S(og ilvw diä Gndyyijav ävaxQiovinv,
in ävoTQon^ rov r« &yiov ßanzh^urvog xat
TOV &elov Ilysvfiatog q>(aTiaTt.xijg naqovalagy
Totg ivd'OvOL&üi ycal di& rtvcDv c&g do-
mstv iTfUfJTaoetav riväg &€(OQiag inoxQivofii-
voig ÖQffv I (fol. 35*) 7UXI diä xoixojv äna-
Tfo^yoig, Kai zovg iq>ekaaziQOvg i^anav^v
neiQta^voig, — ävA&efia!
ToXg rijv äTUxrdlrjmov xal iveiMpQaüTOv
qmaiv änqöaiTOv xat dvecpinrov, xatakTjnfijy
xat elvai xat Isyovat xat didäaxovoL ' xat
Tobg d'eansaiovg naregag xat didaaxdXovg
xat q>w<nfjQag rfjg dgd'odö^ov fj^iG^v ixxXrj-
aiag, oXtiveg äxardXfjTtTov elvai Tavrrjv edi-
da^av^ äreXetg ehai qxxaxovai xat elg tbXbi-
ÖTf]ta fiij q>^a(ravrag, sig i)v airot q)d'aaai
fjLV'^sioyraij xaTa(pXvaQod(nv^ — ävdd'Sfiaf
Totg rd ^jTÖv, 8 negt zfjg ävwtdtrjg
d'slag oiaiag 6 ^iiyag iv ^eoXoyl<f Fqriyöqiog
iv r^ neqt ysva&Xlaßv tov Xqiazov X6y(p iv-
eyqatp€j naqeirjyovfiivoig ivoi^mg xat i(ia&(bgy
td q>daxovj v(f fiövq) axiayqaq>o{>fi€d'a, xat
%ovTo Xiav dfivdq&g xat fierqlcag, oix ix zßv
xaz aitdv, dXX^ ix zQv nsqi airdv, xat äXXtp^
SXXwg,^) zd iih i% z&v xax aifzdvy ix z<bv
borgen zu bleiben, jenen aber, welche aus
dem Stande der Geistlichen bekehrt wurden,
gestatten, nachdem sie dieselben (Wein und
Brot) genossen, sogar die heilige und frucht-
bare Opferhandlung zu verrichten, offenbar
als Antichristen, wenngleich sie selbst sich
Christi Bürger nennen, — Anathema!
Denjenigen, die, um den ganzen Glau-
ben an Gott zu vernichten, auch anderes
Schlechte den von ihnen unselig Einge-
weihten mittheilen und statt des göttlichen
und lieiHgen Anhauchens, das wir vom
Herrn Christus zum Zwecke der geheim-
nissvollen Mittheilung des heiligen Geistes
überkommen haben, den Speichel den von
ihnen Eingeweihten ausspucken, dessen sie
auch würdig sind, und den von ihnen Ein-
geweihten dasselbe anthun, was wir gegen-
über den bösen Geistern machen; die ausser-
dem mit beflecktem Wasser von unten bis
oben mit Schwämmen die Reinigung vor-
nehmen, um zu nichte zu machen die heilige
Taufe und die erleuchtende Anwesenheit
des göttlichen Geistes, — Anathema!
Den Enthusiastischen und Jenen, welche
durch gewisse Ekstasen, wie es scheint, ge-
wisse Erscheinungen zu sehen heucheln und
dadurch sich täuschen lassen und einfachere
Leute zu täuschen versuchen, — Anathema!
Denjenigen, die die unbegreifliche und
unaussprechliche Natur, die unnahbare und
unerreichbare, begreiflich nennen und lehren,
wie auch behaupten, dass die heiligen Väter
und Lehrer und Leuchten unserer ortho-
doxen Kirche, die selbe als unbegreiflich
gelehrt haben, unvollkommen und nicht
bis zu dem Grade der Vollkommenheit ge-
kommen sind, zu dem sie angeblich ge-
kommen seien, — Anathema!
Denjenigen, die den Ausspruch, den
über das höchste göttliche Wesen der in
der Theologie grosse Grigorius in der Rede
auf das Geburtsfest Christi niedergeschrie-
ben hat, in unvernünftiger und thörichter
Weise falsch erklären, den Satz nämlich:
nur mit dem Verstand schafi'en wir uns
ein Bild und dies in sehr undeutHcher und
1) Cod.: ällriV&Uviq.
368
T. Archäoloj^ie und Geschichte.
yLTiafidtojv vooiai, aal oItcü ßhxaqftjfiovai aal
KTiOfxa rdv &edv Xeyovai, zd de ix x&v neQi
aircdv, i^ airfjg rfjg ^elag bqitopihoiq^ xai
ofkwg h'dyovav xaTaXtjTtTijv t^p dnMxxdkißTtTov
xai {mBQOvaiov ovalav xal oi (iaXXov äxata-
vÖTjTOv TovTTjv vM^ovai xat änocpatvofiivoig
xai ä/td pi6v(üv yywQi^OfjLSVfjv rwv ixrdg xal
neql aötiiv, — drd&s^ia!
Toig ala&ijrwg rd Travdyiov TLvev^a
liv9€vO(jihoig ÖQ^Vy xat diä rovro tsgarevO'
fisvoig etg rrjv d-eiav q^vaiv iavrovg ifiai-
q>&fjvaiy xal dvTL(p9eyyo^iivoig xfi ^slijc yQaq>fj
Tg Xayovatj, &€dv oidelg iwQa'AS ttcottot«, —
dvdd-eiia!
ToTg h xfi xoiXiq tovto ala&rjrwg irto-
dix^ü^ai doyiiaTiCovoi xal hyxov iv rovr<f
7tda%BiVy iniarfi xaig ädivovaaig xal iyxi^ioai
ywai^l xal rd Ttgoipr^rixäv ^/tdv naQacp&ei-
qovGi rd (pdaxovy diä rdv q>6ßov uov iv yaazql
iXdßofiev xal wdivfjaafisv xal ixexo^v Ttvev^a
OfatriQioVy 8 ixvriaa^iev ijtl %f^g yTJg, xal TTQog
TTjy iavTwv dvatodiav^) Tfjv iqiirpfdav iistd-
yovaiVy — dvdd'Sfia!
ToTg G^axaGiv xal iv&ovaiaafidv jtaqeia-
dyovaty xal Tijv ^ikv BT^axaaiv äjtocpaivofiivoig
ivsqysta&ai Ttaqä Xqiaxov did rod äyiov
IlyeviMXTog, rdv di ivd-ovaiaaiidv naqd rov
dylov IlvBv^aTog did to€ Xqiaxov, xal diat-
qoüGiv daaßwg rdv Xqiazdv änd tov Tlvei}-
fiOTOg, xal SXXr^v fiiv ivigyeiav r{p Xqiaxip
didovatv, hiqav de r^ &yl(f IIvBVfiaTiy xal
oi iiiav dvva^iv i] i^ovaiav xfi ^ii^ &e6TrjTt
Tcqoaaqfiö^ovaiv , dXXä diaipoqdv iveqyei&v '
xdv Tavvaig q^qevoßXaßüg TtaqaXrjqovaiv üg
d^drsqov ind &at€qov avveqyela&ai zb xal
ßoifjd^Bia^ai Big xfjv otxBiav ireqyBiav, xal
inittelmässiger Weise, nicht aus dem, was
ihm zukommt, sondern aus dem, was um
dasselbe ist, und welche (das göttliche
Wesen) sich bald so, bald so denken, das
eine Mal nach dem ihm Zukommenden,
das ist nach seinen Schöpfungen, und den
Gott „Schöpfung" nennen und so Blasphemie
treiben, das andere Mal nach dem, was um
dasselbe ist, auf Grund des Sichtbaren de-
finiren, und so das unsinnliche und tiber-
irdische Wesen als sinnlich wahrnehmbar
darstellen und nicht vielmehr unsinnlich
nennen und erklären und als erkennbar
einzig aus dem, was ausser demselben und
um dasselbe ist, — Anathema!
Denjenigen, welche den heiligen Geist
wahrnehmbar zu sehen erklären und des-
halb lügnerisch prahlen, dass sie sich in
die göttliche Natur verwandeln und der
heil. Schrift damit widersprechen, welche
sagt: Gott hat Niemand jemals gesehen, —
Anathema!
Denjenigen, welche ihn (den heil. Geist)
im Mutterleibe wahrnehmbar zu empfangen
lehren und dabei sein Gewicht zu fühlen
(erklären), wie kreissende und schwangere
Weiber, und welche das Wort des Pro-
pheten falsch auslegen, der da sagt: In
der Furcht vor dir empfingen wir und
waren schwanger und gebaren den sehg-
machenden Geist, welchen wir zur Welt
brachten, und welche nach ihrer üblen Aus-
dünstung den Sinn entstellen, — Anathema!
Jenen, welche Ekstase und Enthusias-
mus einführen und darstellen, dass die
Ekstase von Christus durch den heil. Geist,
der Enthusiasmus aber von dem heil. Geist
durch Christus bewirkt werde, und welche
ketzerisch Christus vom heil. Geiste trennen
und eine andere Kraft Christus, eine andere
aber dem heil. Geiste geben und nicht ein
und dieselbe Kraft und Wirkung der einen
Gottheit zuerkennen, sondern vielmehr eine
Verschiedenheit der Wirkungen, und welche
dabei thöricht schwatzen, dass das eine von
dem, das andere von jenem bewirkt werde
M Cod.: SsäT (6vao6{av).
Thalloczy. BrnchstUcke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer.
369
Ttaiväg IdiÖTfjTag Ttaqä rag ind x&v d'Boad-
q>(ov ftaxiqfav irti Tfjg äyiag TQiddog iin^e-
(pwvriiiivag do^d^ovaiv &g iaeßfag mai yoovai
nat liyovaiv xal ßXaaqnjiuag Tunä Qaov igev-
yoftivoig, — dyad^sfiaf
Tolg %ijv d'Biav xal IsQ&y YQacpfjVy ri^v
TS TtaXai&v xal zijv vi(xv h x^^U ^ ^i^hivi
lid^ov %d elvaL ex^iv liyovaLj xat fitjöev tt
(xxpiXiiAov ^ TCQog tpvxij^ tt 'Kiqdog inextfja-
d'Oi, fJLÖva de tä ftaQ* ccdr&v diöaaxöfieva
Ttal 7rofßa(Jt|(fol. 35**) döfisva dvrjaupÖQa zvy-
x6aßBiyy — ävdd'€fiaf
Totg wnatpevdofievoig %<av d'Boadcpfav
dnoaröXiar, üg fiij kn IlvBv^iaxog äyiov, äXV
ix xoiXiag xrjQv^dvrcjv rd aiayyihovj iavrovg
öi q>6a%ovaiv Ix zivog d'BKneqag üipetog iivBia-
d'ai rä änö^Tjray Sziva 6 d'BOTticiog IlavXog
ijxovcTBy, 8 oifx i^dv XaXijaac ävd'Qumf^ ' crf-
Toi)g TcrfJra Blöivat aal HyBiv xai %6bg itaq
aiyt&v fivovfiivovg did&aneiv^ xal rag otxBiag
ifißQOvrtjaiag xal ftaQaftXtj^lag (.isiCovag tQv
^eoxrj^(oy inoar6Xo}v Xoyi^ofiivoig • xal
xarä TovTO ixBivfov kavtobg irtBQTid'Bttnv üg
xal iidvovg ouJ^ofievovg toü fcavrdg xöcfiov
dTtolXv^voVy — dyd&Bfia!
Totg Xeyovatv üg bI ^irj ztg i^ aizov zov
KvQiov ala9nfp:G)g dTttavo^ivov zotg äfiaQzd-
vovaiv dxovarj zd „dq>€(ovzai aoi ai &(iaQ-
ziai^y oix SXXcjg^) iazl övvazdv äq>BaLV
ä^aQZiwv XaßBiVj — dvdd'B^f
Totg XrjQOdai zoi>g xaz* airtohg t&vzag
TtQ&va /li^v i^ dvd'Q(b7t(üy Big dyyiXcjv ^era-
^iBißBO&ai q>v<nv^ cl^' oVztog slg dqxayyeXiav
xal fiszenBtza xazä nqoxon^Vy ^ ^iBzdßaatv
Zfbv dq>^ hiqwv Big SzBQtty XBQOvßsifi xal
2BQaq>Bifi yivBa&ai, xal zBXBvzatov d'BOvgy &
und Unterstützung empfange für seine
eigene Bethätigung^ und welche neue Eigen-
schaften im Gegensatze zu den von den
gottgelehrten Vätern über die heil. Drei-
einigkeit ausgesprochenen ketzerisch lehren
und denken und sagen und ihre Blasphe-
mien gegen Gott ausspeien, — Anathema!
Denjenigen, die behaupten, dass die
göttliche und heil. Schrift des alten und
neuen Testamentes in Papier und Tinte
allein besitze, was giltig ist, und dass nichts
etwas nütze oder irgend einen Vortheil für
die Seele besitze, sondern allein das von
jenen (Schriften) Gelehrte und Ueberlieferte
nützlich sei, — Anathema!
Denjenigen, welche gegen die gottge-
lehrten Apostel lügnerisch behaupten, dass
diese nicht aus dem heil. Geiste, sondern
aus ihrem Inneren das Evangelium ver-
kündeten, die aber behaupten, dass sie
selbst durch ein göttliches Gesicht in die
Geheimnisse eingeweiht seien, welche der
göttliche Paulus vernommen hatte, welche
dem Menschen zu verkünden nicht erlaubt
ist, dass sie also diese wissen und sagen
und den von ihnen Eingeweihten über-
liefern und welche ihre eigenen Betäubun-
gen und Verwirrungen für grösser halten,
als die gottverkündenden Apostel, und
welche infolge dessen sich selbst über
jene stellen, als ob sie allein gerettet wür-
den, während die ganze Welt zu Grunde
geht, — Anathema!
Denjenigen, welche behaupten, dass,
wenn nicht irgend einer von dem Herrn
selbst, der den Sündern sichtbar erschien,
das Wort vernommen hat: „Dir sind deine
Sünden vergeben", es unmöglich ist, auf
andere Weise Vergebung der Sünden zu
erlangen, — Anathema!
Denjenigen, welche schwatzen, dass
die mit ihnen Lebenden zuerst aus Men-
schen in die Natur von Engeln verwandelt
werden, hernach auf diese Weise in die
Natur von Erzengeln u. s. w. im Fortschritt
und Uebergang von dem einen zum anderen
^) Cod.: Ol) xdXXog.
Band III.
24
370
I. Archäologie nnd Geschichte.
Tfjg ävoiag ij ä^ovolaq^ xat TtaQaxQfOfih^Oig
oix eari ytal iiot hplarov Ttdvregy TcävreC&sv
noXvd'stav BlaA/ovaiVy — ävAd'e^l
Cherubim und Seraphim werden und Bchliess-
lieh Götter (o über diesen Unverstand und
die Thorheit) und welche das göttliche
Wort missbrauchen; welches sagt: „Ich habe
es behauptet; nicht ihr alle seid Qötter und
Söhne des höchsten Gottes," und welche
infolge dessen Polytheismus einfdhren, —
Anathema!
Denjenigen, welche sich infolge alles
dessen als erleuchtet bezeichnen, die An-
deren aber im Glauben verdunkelt nennen,
weil sie nicht in dieselben Lehren und An-
sichten eingeweiht sind, — Anathema!
Nachdem ich nun in der Kirche Gottes
die ganze Häresie der Manichäer feierlich
verdammt. Einiges aber schriftlich abge-
schworen habe, gebe ich die Versicherung
und verwünsche mich schriftlich, dass, wenn
ich von dem heutigen Tage ab irgend ein-
mal zu einer Zeit mit irgend einem der
Bogomilen, sei es ein Mönch oder eine
Nonne, oder eine weltliche Person dieser
Art, im Umgänge beim Speisen oder Trinken
oder beim feierlichen Gebete oder in der
heiligen Kirche Gottes getroffen werde, oder
mir nachgewiesen wird, dass ich irgend eine
bogomilische Schandthat sehen lasse, dass
ich nicht blos jeder kirchlichen Hilfe be-
raubt werde, sondern auch, vor die staat-
lichen Richter gestellt, ohne Erbarmen jeg-
licher Strafe theilhaftig werde und während
meines Lebens beständig Verbannung erleide.
Cod. Theolog. graec. XL, fol. 250 b — 251 b.
^'EXeyX^Q ^^^ ^Qioifißog r^g ßXaaqfqiiov Kai TtoXvsidovg aiQeaswg röv ä&^wv MaaaaXuxvoJy
Tßv Kai OovvdaiT&v y.al Boyofxilwv xaXovixivwv , xal EixixGiv Kai ^Evd^ovaiaaxwv Kai
^EyKQaTTjrojv Kai MaQKicjviazwv.
Der äva&e^aria^g hier ist gleichlautend mit dem im Cod. Theolog. graec. CCCVI,
fol. 32'' — 35**, doch nur bis: ^qxoriaTiKV^g nagovalag, ävd&efia^ (vgl. fol. 34** EndeX
Darauf folgt (fol. 251»' v. 23 sqq.):
ToTg diä zadta %& rcdvra iavrovg fiiv
Tceqxariafiivovg KaXoCaty rovg de maretjg
iaKOTKTfiivovg KaTOvofid^ovtnv , Sri fiij rä
airv&v ifivij&rjtTav xal döyfiara Kai öidd-
Y flava, — äpd&efia!
Oikijg oiy in hcKhfiaicf Qeod Tt&aav
rijv t{üv Mavixalmv aXQBOiv &Qia(ißsvTVK{jjg
dva^Sfiarlirag, rivd de i^Ofwadiievog iyygd-
q)(agy daq)aU^Ofjtai xal hßelXiKwg ineQ&fiai
ifiavTÖv,^) d)g iär ijtd %i]g dsiJQO sbQS&Cj
Ttote KaiQ(f 1] XQ^^V ^^^ tivog %(bv Iloyo-
liiliov, fiovaxov tvxöp Hj fxovaxfjg ^ Koaf.uKod
TOiovTortqönwg TtqoaÜTtOfVy awofiilwvy i] aw-
TQdyycjv Vj GVfiTtivtav }) GXTrjfiariK&g awevxd-
jievog Karä tdg äyiag rod &80v iKKXtjaiag,
Vi aiXo TL Ttoyo/iikiKÖv ivdeiKvvfievog xa-
KoifQpjfia Kai iXeyx^j p^^ fiövov Ttdarjg hiKhf}-
(TiaariKfjg äTto^evodfiai^) ßotj^eiag, dXXä xal
xoXg noXiTiKotg diKaaraig TtagaTtSfiTtöfievog
davfiTtad'&g ndarjg Ttoivfjg irtBidwog yhiofiai
Kai Katd %dv ßiov eloKOfiiCöfievogy öirpfeKsT
i^OQUf TCaQanefiTtwfuxi.
"OXoig ToTg aiQeriKotgy dvdd'saa! IloXXä
rä errj twv ßaaiXewv! Tov dq&o5<^ov fjii&v
ßacnXiwg TtoXXä rä evfjf Tod dQ&oöö^ov ijjuöv
ßaatXiwg rod IIOQCpvQoyewi^ov TioXXd rd erij!
^0 Osdg q>vXd^oi^) rd Kqdzog ait&v! '0 Oedg
Tijv ßaciXslav adrCjv elQtjvevaot!^) Oiqdvia
ßaaiXev Toi)g imyelovg qrbXa^ov! Toi) dyuo-
AUen diesen Häretikern Anathema!
Lange mögen unsere Könige leben! Unser
orthodoxer König möge lange leben! Unser
orthodoxer König Porphyrogennetes möge
lange leben! Gott möge die Kraft der-
selben beschützen! Gott möge ihrer Herr-
schaft Frieden erhalten! Himmlischer Gott,
*) Cod.: ineQiarta ifiavrä. — ') lies: dno^evdtfiai,. — ') Cod.: (pvXd^H. — *) Cod.: ü^ipff^att.
Thallöczy. Bruchstücke aus der Geschichte der nordwestlichen Balkanländer.
371
T&rov xat olnoviisviTcaü IlaxQiäqxov TioXlä
rä ezfj! Tavra r^g TtovtjQäg daeßelag t&
aniqiKna! Tavxa rfjg dd-stag rov novrjQOfj
Saravä zä ßXaati^fMXTa! ^Hfutg di 6 tov
XqhttoC hxdg d i^aiQBtog, rwv d'slwv aal
ärtoGTohxßy diSay^drwv nat %(bv TtavQixwv
öXatf/ixwg ixibfied-a Ttagadöuecjv (pBvyovrsg
8Xt] xpvyifi ^^ fivaagä Tfjg äaeßeiag diddyixara
xat nö^^ü) rfjg airöv dle&Qiag yivöfispoi
^QTjaiislag^ 0€^ di %a^aq(x>g hxTgevovtegj z(^
hf TQidÖL 7tQ0C(bmjv fjyow^) bTtoatdaecDv
YviOQi^Ofiivfp xal asßoiMevtp, ^ 1} dö^a xat
rd nt^drog elg zovg alwvag t&v atfbnov, dfii^ !
schütze ihre Unterthanen! Der allerheiUgste
und ökumenische Patriarch möge lange
leben! Das ist der Samen der verruchten
Ketzerei! Das ist die Blüthe der Gottlosig-
keit des verruchten Satans! Wir aber, das
auserwählte Volk Christi, wollen mit ganzer
Seele festhalten an den göttlichen und apo-
stoHschen Lehren und den Ueberlieferungen
der Väter, indem wir aus ganzer Seele mei-
den die verruchten Lehren der Ketzerei und
fern bleiben dem verderbhchen Gottesdienste
derselben, Gott aber rein dienend, dem in
der Dreiheit der Personen oder Hypostasen
erkannten und verehrten^ dem Ruhm und
Kraft ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen 1
*) iXiovv, für ttjt; besser: ijyovv.
24*
Zwei bosnische Königinnen.
Von
Hilarion Ruvarac,
Archimandrit.
a) Katharina, die Torletzte KSnlgln Bosniens.
ivönigin Katharina, die Witwe des vorletzten bosnischen Königs Thomas Ostoji6,
starb in Rom am 25. October 1478 und wurde in der Kirche „Ära coeli" zur letzten
Ruhe bestattet; wonach auf ihrem Grabe ein Denkmal mit folgender Inschrift errichtet
wurde:
KarapHNH k^mahi^h socaHCKoA,
GTHRdHa x^PU^r'^ o(Tk) cBfTora Gaai,
o(Tk) nopOA^ Gahhi h K^t^f i^apa GTHnaHa pofHH,
ToAiaina Kpa/ia socaHkCKora ;KfHH,
Koa ;khbh roAHHa 50 h 4.
H npHAiHH^ ^ Phai^ Ha AHTa rocnoAHa 1478 ahto
Ha 25 ^HA OKTOBpa. GnoAiHHaKk Hf nncMOMk nocraBAfHk.
(Miklosich, Mon. serb., p. 519.)
„Der bosnischen Königin Katharina, Tochter des Stephan, Herzogs vom heiligen
Sabbas und der Helene aus dem Hause des Kaisers Stephan, des bosnischen Königs
Thomas Gattin, welche 54 Jahre lebte und am 25. October 1478 in Rom starb, wurde
dieses (geschriebene) Denkmal errichtet."
Keine einzige unserer alten Inschriften wurde so oft wie diese publicirt und
republicirt, über keine sonstige Inschrift wurde so viel geschrieben und verhandelt wie
über diese. Fachgelehrte haben ganze Commentare über dieselbe geschrieben, wie
solche zu alten griechischen und lateinischen Inschriften publicirt zu werden pflegen.
Und wollte irgend wer nach dem Beispiele der kritischen Und gründlichen Deutschen
alle Bücher und Schriften, in denen seit dem Jahre 1550 die auf der Grabplatte der
bosnischen Königin Katharina befindliche Inschrift commentirt worden ist, nur erwähnen,
so müsste er ein Buch niederschreiben. Ich habe vor etwa 20 Jahren den Entschluss
gefasst, dies zu unternehmen, und schrieb aus der Bibliothek des Lambeccius, aus
Assemann's Calendarium, aus Mayern's Spicilegium und aus dem Specimen des
Katanöi6 die betreffenden Stellen heraus. Auch notirte ich, was darüber Du Fresne
gesagt, was Schimek gedeutet und was der durch P. J. Safafik und Franz Miklosich
citirte Engel geschrieben hat u. s. w. Schliesslich gab ich aber diese wenngleich
gelehrte, so doch wenig nützliche Arbeit auf, und heute will ich von dem ganzen vor
20 Jahren angelegten Apparat nichts mehr wissen.
Ruvarac. Zwei bosnische Königinnen. 373
Weshalb soll ich überhaupt der alten Schriftsteller gedenken, da sie doch trotz
ihrer Gelehrsamkeit und Belesenheit von Katharina und ihrem Stamme nicht so viel
wussten wie wir heute. Denn wenn es ihnen auch bekannt war, wer der Vater, Gross-
vater und Urgrossvater in der väterlichen Linie Katharinas gewesen, so wussten sie
doch nicht (denn dies war auch ihrem Gewährsmann Orbini unbekannt), welcher
Famihe Katharinas Mutter entstammte, dass nämlich Helene, die Mutter Katharinas, eine
Tochter Balsas (HI.), des Herrschers von Zeta gewesen ,ist, und dass dieser BalSa
ein Sohn des Georg Stratimirovi6-BalSi6 und der Helene, einer Tochter des serbischen
Fürsten Lazar war, endlich, dass die Familie des Fürsten Lazar und der Fürstin Milica
einerseits und die Familie der Bal§i6i von Zeta andererseits im Verwandtschaftsverhält-
nisse zu dem Hause des Kaisers Stephan gestanden sind.
Heute fragt es sich nicht mehr, und ist es auch nicht mehr zweifelhaft, wie und
wodurch das Haus des Herzogs Stephan mit dem Hause des serbischen Kaisers Stephan
verwandt war. Gegenwärtig muss man sich nur fragen — weil dies eben noch
zweifelhaft ist — ob auf der Grabplatte der Königin Katharina wirklich geschrieben
steht, dass Katharina eine Tochter der Helene war und von der Familie des Kaisers
Stephan abstammte, denn heute und schon seit vielen Jahren existirt in der erwähnten
Kirche in Rom keine bosnische Inschrift, beziehungsweise jene Grabplatte, auf der sich
diese Inschrift befand, und heute kann keiner der dortigen Fratres sagen, wohin die
Grabplatte, auf der sich nach Erzählungen diese Inschrift befunden haben soll,
gekommen sein mag, und was mit ihr geschehen ist.
Doch ich will die neuesten Schriftsteller, die das der bosnischen Königin Katharina
in der Kirche zu Rom errichtete Grabdenkmal erwähnen, hier auflFÜhren.
Crn6i6 (im Rad jugoslav. akademije, Heft 79, Agram 1886) macht, indem er
auf S. 18 das am 30. October 1478 verfasste Testament „der unglücklichen, guten
bosnischen Königin Katharina" erwähnt, unter 1 die Bemerkung, die Königin sei flinf
Tage nach der Testamentserrichtung gestorben und, wie sie dies angeordnet habe, in
der Marienkirche „Ära coeli" bestattet worden. Dort befinde sich am ersten rechtsseitigen
Pfeiler beim grossen Altar ihr Grabdenkmal, das ist ein Stein, der ihre Gestalt mit
den beim Kopfe eingemeisselten „beiden Wappen" und unterhalb des Bildnisses folgende
Inschrift zeige:
D. 0. M.
Catharinae Reginae Bosnensi
Stephani Ducis Santi (sie) Sabbae Sorori,
Et (sie) Genere Helene. Et Domo Principis
Stephani Natae Thomae Regis Bosnae
Uxori. Quantum vixit Annorum LHI
Et obdormivit Romae. Anno domini
MCCCCLXXVIII. Die XXV. Oteobris (sie)
Monumentum ipsius Scriptis positum.
Er bemerkt, es sei sonach klar, dass jenes: „KaTapHHH Kpa.^HD;H ßocancKOJ, CTHnane
Xepi^era oa (sie) cBCTora Caee, o^ nopo/i,a Je.aHHe h Kyhe Aapa CTHnana poenH" u. s. w. aus
dieser lateinischen Inschrift übersetzt sei.
Herr Raöki weiss über diese Grabplatte etwas mehr zu sagen. Indem er nämlich
die beiden Wappenbilder am Grabdenkmale der Königin Katharina erwähnt, schreibt
er im „Rad", Heft 101, S. 155 Folgendes:
374 I. Archäologie und Geschichte.
„Auf das Pflaster, unter dem die Ueberreste Katharinas ruhten, war eine Grab-
platte gelegt, auf der die Königin in langer Kleidung, mit dem langen Königsmantel
umhüllt, dargestellt war. Im Jahre 1590, ab im Presbyterium Reparaturen durch-
geführt wurden, ist diese Grabplatte gleichzeitig mit der Grabplatte des Cardinais
Ludwig Aliberti gehoben und in den nächsten Pfeiler des Kh'chenschiflfes eingemauert
worden. Damals verschwand die zugehörige slavische Inschrifbtafel, welche Grab-
inschriften in cyrillischen und lateinischen Schriftzeichen enthielt, und es blieb blos die
in lateinischer Sprache abgefasste Inschrift erhalten."
Ganz anders berichtet aber Herr Johann v. Asböth in seinem Werke „Bosnien
und die Herzegowina, Wien 1888". Asböth war in Rom, er sah mit eigenen Augen
dieses Grabdenkmal und las persönlich die unter dem Bildnisse der Königin angebrachte,
sehr gut erhaltene lateinische Inschrift, die folgenden Text hat: „Catharinae Reginae
Bosnensi, Stephani Ducis Sancti Sabbae Sorori. Et genere Helene et Domo Principis
Stephani natae" .... und „Quantum vixit" u. s. w.
Was soll man aber sagen und denken, wenn man weiss, dass Königin Katharina
nicht die Schwester (Soror), sondern die Tochter des Herzogs Stephan war? Folgt
daraus nicht, dass die bis heute erhalten gebliebene lateinische Inschrift schon wegen
des einen Wortes „Soror" nicht authentisch und nicht jenes Original sein kann, aus
dem die oben erwähnte slavische Inschrift übersetzt worden ist? Und wird nicht bei
Bedachtnahme auf diese lateinische Inschrift der Glaube an die Authenticität jener
bosnisch-slavischen Inschrift, von der gesagt wird, sie wäre einst auf dem Grabe der
Königin Katharina gelegen, und die von Miklosich in den „Srpski spomenici" (ser-
bische Denkmäler) publicirt wurde, erschüttert? Aber von wo mag Miklosich diese
bosnische Inschrift abgeschrieben haben? Er schreibt über die Quelle Folgendes:
„Inscriptio in ,Ara Coeli^ Romae. Gio. Battista Palatino, Libro, nel quaP s' insegna
a scriver ogni sorte lettera. Roma 1550. Compendio del gran volume dell' arte del
bene et leggiadramente scrivere tutte le sorti di lottere e caratteri, Venetia 1588. Ex
hoc fönte omnes habent, qui hanc inscriptionem ediderunt: Bohori6, Mauro Orbini,
Cevapovics, Pejacsevics etc."
Da also der Glaube in die Authenticität dieser Inschrift erschüttert ist, so will
ich sowohl die lateinische, als auch die bosnisch-slavische Inschrift vorläufig bei Seite
lassen und nur die Angabe, dass die Königin in ihrem 54. Lebensjahre, und zwar im
Jahre 1478 in Rom gestorben, dass sie sonach im Jahre 1424 geboren sei, in Betracht
ziehen. Baläa HI., der letzte Herrscher in Zeta aus dem Hause der Baläi6i, starb im
Jahre 1421. In einer venetianischen Urkunde wird Bal§a noch am 28. April 1421 als
am Leben befindlich bezeichnet, in einer Urkunde vom 3. Juli 1421 wird er aber als
gestorben angeführt (Ljubi6, Mon. VIII, 89 und 94), wonach angenommen werden
kann, dass er nach dem 28. April und vor dem 3. Juli 1421 starb. Nach Balia
verblieb kein männliches Kind, aber mehrere Töchter. Diese weilten im Hause
unter der Vormundschaft des bosnischen Grossvojvoden Sandalj, beziehungsweise seiner
zweiten oder dritten Gemahlin Helene, einer Tochter des Fürsten Lazar und der Mutter
eben dieses BalSa III. („Cum sit [Sandalj] cum dictis dominis [dem Despoten Stephan Laza-
revi6 und dessen Neffen Georg Vukovi6] affinitate stricte conjunctus [weil die Schwester
Stephans und Tante Georgs, die erwähnte Helene, Gattin des Sandalj war] et habeat
in gubernum filias condam domini Balsae" heisst es in der Urkunde vom 3. September 1425
im „Glasnik srp. uö." Nr. XHI, 234.)
Die älteste Tochter Bal§as IH. und eine Enkelin der Helene, Namens Helene,
gaben Sandalj und Helene dem Stephan, einem Neffen Sandaljs und dem späteren
Ruvarac. Zwei bosnische Königinnen. 375
Herzog Stephan^ beiläufig im Jahre 1423 zur Gattin^ und diese Helene gebar dem
Stephan im Jahre 1424 die Tochter Katharina, die spätere bosnische Königin.
Sandalj, der Grossvojvode des Landes Bosnien, starb am 15. August 1435, seine
Witwe Helene, die Tochter des Fürsten Lazar, zu Ende des Jahres 1442. In ihrem
am 25. November 1442 in Goröani in der Zeta abgefassten, von der Hand ihres
Beichtvaters, des Nicander von Jerusalem, geschriebenen Testamente bedenkt sie ihre
Enkelin, die Fürstin Helene (Gattin des Herzogs Stephan), dann das Fräulein Katharina,
ihre Urenkelin und Tochter des Herzogs Stephan, und ihre Enkelin Theodor a. Bezüglich
des Namens Theodora (Todora) sagt Dani6i6 in seinem „Rjeönik iz srpskih starina":
„Gattin des Herzogs Radosav Pavlovi6 1439 — 1442. Sie war eine Verwandte der
Helene Sandalj, die sie 1442 als ihre Enkelin bezeichnet, scheint eine Tochter der
Katalene, welche eine Verwandte derselben Helene war, zu sein. Miklosich 415,
Puci6 Nr. 121." — Ferner unter dem Schlagworte „RkHOy^HUd": „nepticula, wo es
aber passt, kann dies Wort auch proneptis (Urenkelin) bedeuten, cf. Todora." Ich glaube
jedoch, dass die „Enkelin Todora" der Helene Sandalj auf keinen Fall eine Tochter
Katharinas (Katalena) sein konnte, da diese im Jahre 1442, als Helene Sandalj ihr
Testament schrieb, noch ein unreifes Mädchen war und erst 1445 — 1446 heiratete.
Dieselbe Helene, Tochter des Fürsten Lazar, hat testamentarisch verfügt, was
sie von ihren Besitzungen und ihren Geldern dem Herzog Stephan, ihrem sündenlosen
Sohne, seiner Frau — ihrer Tochter — und den Kindern dieser Beiden (dem Fürsten
Vladislav, dem Fürsten Vlatko und dem Fräulein Katharina (dieser: die kleinen Arm-
bänder und eine „lutea" Gold), dann ihrer Schwester Despina vermache. Als Testaments-
vollstrecker und Fürsorger und Kirchenväter ihrer neuen Kirche in Gorica in der Zeta
bestimmte sie gleichzeitig „ihre Enkelin, die Frau Herzogin Helene, und deren Erst-
geborenen, den Fürsten Vladislav." — Stephan, der jüngste Sohn des Herzogs Stephan,
wird im Testamente der Helene Sandalj nicht erwähnt, weil er 1442 noch nicht auf
der Welt war. Diesen Stephan scheint überhaupt nicht die Enkelin der Helene, sondern
die zweite Gattin Herzog Stephans, die Herzogin Barbara, zur Welt gebracht zu
haben.
Vladislav und Vlatko, die Söhne des Vojvoden Stephan und Brüder Katharinas,
hatten am 18. September 1438 das 14. Lebensjahr noch nicht erreicht, sie konnten also
ihre Antheile aus dem Vermächtnisse des Vojvoden Sandalj, des Onkels ihres Vaters
Stephan (Miklosich, Mon. serb., 394) nicht in Empfang nehmen. Diese Söhne des
Stephan bestätigen aber bereits am 7. Mai 1440: Fürst Vladislav und Fürst Vlatko haben
von der Commune Ragusa alle Depots und die Ueberreste derselben, die der erlauchte
Grossvojvode Sandalj für sie dort erlegte, übernommen (Miklosich, Mon. serb., p. 403).
Vladislav und Vlatko hatten also zwischen dem 18. September 1438 und dem 7. Mai 1440
ihr 14. Lebensjahr bereits überschritten, und wir wollen annehmen, dass dies bei Vladislav
am 1. Mai 1439, bei Vlatko am 1. Mai 1440 eingetreten war. Sonach wäre Vladislav
im Jahre 1425, Vlatko im Jahre 1426 zur Welt gekommen, und dann könnte gefolgert
werden, dass Katharina 1424 geboren wurde und demnach das erste Kind des Fürsten,
später Vojvoden und zuletzt Herzogs Stephan, von der Helene, Toöhter Balsas III. ge-
wesen sei.
Zu Ende 1443 starb der bosnische König Tvrtko IL Tvrtkovi6, worauf Thomas
Ostojifi, ein uneheHcher Sohn des einstigen Königs Ostoja, König von Bosnien wurde;
dieser nennt seinen Vorgänger Tvrtko H. „seinen Onkel". Vor seiner Erhebung auf
den Thron lebte Thomas als Patarene in vollster Abgeschiedenheit. Er war damals
schon verheiratet und hatte von seiner aus niederen Kreisen stammenden Gattin, die,
376
I. Archäologie und Geschichte.
wie gesagt wird, Vojaöa hiess, einen Sohn Namens Stephan^ der seinem Vater auf dem
bosnischen Königsstnhle folgte.
Zur Festigung der Stellung des Thomas Ostojic auf dem Königsthrone trug der
berühmte ungarische Fürst Johann Hunyady, ein Beirath des jungen ungarischen Königs
LadislauS; der den Thomas im Jahre 1444 in der bosnischen Königswürde anerkannte
und bestätigte, Vieles bei. Thomas näherte sich aber auch dem päpstlichen Stuhle,
wo er erklärte und daraufhin dem Papste auch Beweise dafür erbrachte, dass er sich
vom patarenischen Irrglauben, in dem er geboren wurde, abgewendet und den römischen
Glauben angenommen habe. Gleichzeitig bat er den Papst um Hilfe in seiner Noth;
er berichtete nämlich, dass wegen seiner unehelichen Geburt, wie auch deshalb,
weil seinen Königsthron eine aus niederen Kreisen stammende Gattin theile, die bosnischen
Grossen ihm nicht zugethan seien. Papst Eugen IV. leistete dem Könige (s. Theiner,
Mon. Slav. merid. I, S. 388, vgl. Klai6', Geschichte Bosniens, S. 287 und weiter)
wirklich seine Hilfe.
Nachdem mit päpstlicher Bewilligung — so schreibt Klai6 — die Ehe des Königs
Thomas mit Vojaöa als ungiltig getrennt worden war, hielt er Umschau nach einer
Gattin, die ihrer Familie nach würdig wäre, die königliche Krone zu tragen. Es ist
nicht bekannt, ob ihn Schönheit bezauberte oder staatsmännische Erwägungen leiteten,
als er um die Hand der jungen Katharina, der Tochter des Grossvojvoden Stephan
Vuköi6, seines undankbaren Unterthanen und entschiedenen Gegners, anhielt. Stephan
gab ihm gerne sein Kind, und so wurde Katharina, nachdem sie die patarenische Irr-
lehre abgeschworen und den römischen Glauben angenommen hatte, Königin von
Bosnien.
Orbini sagt auf S. 368 ganz einfach: „11 quäle (Re Tomasc) si marito con
Catharina, figluola di Stefano Cassacia (Kosaöa), Duca di S. Sabba", er sagt aber
nirgends, dass Katharina eine besondere Schönheit oder so schön gewesen wäre, dass
sie hiedurch zu bezaubern vermocht hätte; auch sagt er nicht, dass Stei)han, der
Grossvojvode des bosnischen Landes, seine Tochter Katharina gerne dem König Thomas
zur Gattin gegeben habe; endlich sagt er auch nirgends, dass sich Katharina, als sie
bosnische Königin wurde, vom Patarenenthum losgesagt und die römisch katholische
Religion angenommen habe. Und doch verstand es Orbini, seine Werke auszuschmücken,
wenn er dies eben thun wollte, und es kann sein, dass er darin selbst Herrn Klai6
überlegen war. Trotz alldem sagt aber Orbini, ohne in die Klai6'schen Epitheta und
Zuthaten zu verfallen, doch nur, dass König Thomas Katharina, die Tochter des
Stephan Kosa6a, Herzogs vom heiligen Sabbas, geheiratet habe. Ausser Orbini imd
Fra Andrija Kaöi6 erwähnt Niemand die Hochzeit des Königs Thomas; der letztere
mit poetischen Floskeln in seinem Liedc „Die Hochzeit des bosnischen Königs Stipan
Kristi6":
„Ca KaAa je äuk^ n KpÖaim,
Cjia«iia EocHa uiiTemKa ApaKana,
If CA KaA je paßna THrapiija,
^ajMai^HJa h c h>om EyjirapMJa,
Ilucy jiHnmn CBaTH caKyiijBeHH,
Hn HJieMnhH jhiiuih cacTaiiJLeiiH,
IUto cy ciiaTH Kpajta öocancKora
IIo HMOHy KpiiuiTHlia CTHiiana
M H>eroBc JiHiie sapyuiiime
^iijeBoJKe Kare Xcpi^eroiiKe — .
Zu deutsch etwa:
Seit bestehet Lika und Krbava
Und das edle schöne Land der Bosna;
Seit das eb'ne Ungarland bestehet,
Dalmaticn und Bulgariens Grenzen,
Kam kein schön' rer Hochzeitszug zusammen,
Gab's in ihm nicht schön're Edelleute
Als beim Hochzeitszug vom Bosnakönig,
Der den Namen Kristic Stephan führte
Und zur Gattin Katharina wählte,
Wohl die schönste Maid des Herzogslandes
I
j
Ruvarac. Zwei bosnische Königinnen. 377
JlHiia iiepua Xepi^era ÜTHnaiia Eine Tochter Stephans, des Herzogs.
CjraBHa ca^a KaTapHHa SBana, Ihre Hülle ist in Kom bestattet,
Koje THJio y Phmjt npHÖHßa, Ihre Seele ruhet sanft in Frieden.
A Äyinima y MHpy noiHBa."
Damit will ich aber weder die Schönheit Katharinas in Abrede stellen, noch
behaupten, Herzog Stephan, der weder vor noch nach der Hochzeit dem König Thomas
besonders gut gesinnt war (was dieser in gleicher Weise erwiderte), hätte sein Töchterlein
nur ungern zur Gattin gegeben. Aber die Angabe des Herrn Klai6, „Katharina hätte,
als sie Königin wurde, die patarenische Irrlehre abgeschworen und den römischen
Glauben angenommen", kann ich so ohne Weiteres nicht hinnehmen.
Bal§a in. war ein Orthodoxer, und auch seine Tochter wurde im Geiste der orien-
talisch-orthodoxen Kirche erzogen. Gewiss hat sie, als sie sich mit dem Fürsten Stephan,
dem NeflFen Sandaljs, verehelichte, die Religion nicht gewechselt; auch hätte hiezu ihre
Grossmutter Helene, die Gattin Sandaljs und Tochter des Fürsten Lazar, sicherlich
niemals ihre EinwilUgung gegeben. Hätte schliesslich, so muss man sich fragen, die
Gattin Sandaljs, Helene, am Todtenbette diese ihre Enkelin, die Vojvodin Helene, zur
Fürsorgerin der von ihr erbauten neuen Kirche in Gorica bestellt, wenn diese Vojvodin
Helene damals (im Jahre 1442) Patarenin gewesen wäre? Ist es weiters denkbar, dass
Helene, die Tochter des selig vorstorbenen Fürsten Lazar, in dem von der Hand des
greisen Priesters Nicander aus Jerusalem geschriebenen Testamente ihrer Urenkelin,
„dem Fräulein Katharina", der späteren bosnischen Königin, „kleine Armbänder und
eine Lutea Gold" vermacht haben würde, wenn Katharina sich zur patarenischen Irr-
lehre bekannt hätte?
Ja selbst der bosnische König Thomas hat bis zum Jahre 1457 die Taufe nicht
erbalten, wenngleich er schon 1444 als Christ (Katholik) angesehen wui*de; getauft
wurde er erst im Sommer 1457 durch den päpstlichen Legaten Cardinal Johann Carvajal,
wie dies Aeneus Sylvius (der spätere Papst Pius H.) in seinem im Jahre 1458
beendeten Werke „Europa" auf Grund des vom genannten Legaten erstatteten Berichtes
ausdrücklich meldet. (S. diese „Mittheilungen", Band H, 1894, S. 333.)
Herzog Stephan theilte in einem oflFenen Briefe vom 19. Juli 1453 mit, er habe
seinen Verwandten jewede Uebertretung und jeden Anschlag verziehen, insbesondere
verzeihe er Helene und seinem Sohne, dem Fürsten Vladislav, dann allen Adeligen und
Edelleuten und den Bewohnern aller Classen aus der humska zemlja (dem Lande Hura),
die von ihm als Anhänger der Frau Helene und des Fürsten Vladislav abgefallen seien.
(Miklosich, Mon. serb., p. 457 — 463.) Ueber diesen Zwist gibt zuverlässige Auskunft
die aus dem X. Bande der „GodiSnjice" (Annalen) abgedruckte tüchtige Abhandlung des
Ljubomir Jovanovi6 „Batovanje Hercega Stjepana s Dubrovnikom 1451—1454." (Die
Kriege des Herzogs Stephan mit Ragusa 1451 — 1454).
Helene, die erste Frau des Herzogs Stephan, eine Tochter BalSas III. und Mutter
der bosnischen Königin Katharina, starb zu Ende 1453, und schon am 22. Januar 1454
war es in Venedig bekannt, dass Herzog Stephan „defuncta uxore sua, querit contra-
here matrimonium cum uxore olim bani Petri pro habendo in manibus suis Clissam et
aha bona filiorum dicti quondam bani Petri" (Ljubi6, Mon. X, 25; cf. Ljubi6,
Relationes Venetae I, 5). Des Weiteren werden in demselben X. Bande der Ljubi6'schen
„Monumenta" erwähnt: unter dem 15. und 21. November 1453 „nuptiae a parentela,
secuta inter dominum despotum Rassie et ducem Stefanum" — und „nuptiae filii d.
Stephani, ducis Sancti Sabe", — ferner unterm 31. December 1453 „nuptiae ducis
378 I. Archäologie und Goschicbto.
Stefani" und ebenso unterm 21. Jänner 1454. Von dieser Ehe des Sohnes des Stephan,
höchst wahrscheinlich des Vladislav, und der Ehe des Stephan selbst kann und will
ich an dieser Stelle nicht verhandeln, denn hier soll ja nur über das verhandelt werden,
was die Tochter Stephans, die bosnische Königin Katharina, betrifft.
König Thomas starb am 10. Juli 1461, und Katharina wurde in ihrem 37. Lebens-
jahre Witwe; sie blieb mit ihren beiden Kindern, dem Sohne Sigismund und der
Tochter Katharina, in Bosnien. Aus Liebe zu seiner Tochter, der verwitweten bosnischen
Königin, versöhnte sich Herzog Stephan mit Thomas' Nachfolger, dem Stiefsohne der
Katharina, dem bosnischen König Stephan Toma§evi6. (Ljubi6, Mon. X, 1892 und
Klai6, Greschichte Bosniens, S. 325.)
Es kam das Jahr 1463, aus welchem kroatische Chronisten berichten: „tada mahomet
car turski vze Bosnu i vze Stipana i ^ikmunta, sini TomaSa krala bosanskoga miseca
iuna." (Zu deutsch: „Da eroberte der türkische Sultan Mehmed Bosnien und nahm
gefangen Stephan und Sigismund, die Söhne des bosnischen Königs Thomas, im Monate
Juni.") (Archiv IV, 34 und 38.) Ein serbischer Chronist meldet aber aus demselben
Jahre: Boeßa (xo^h) Aap MexMCA npea (npcKo) Ap^^^Y ^a Bocny h yxBaTH KpsJba CTe^ana,
3eTa AecnoTa ^aaapa h täblby ny OTceie a öpaxa ny h cecTpy nopo6H. — „Da zog
Sultan Mechmed über die Drina nach Bosnien und nahm den König Stephan,
den Schwiegersohn des Despoten Lazar, gefangen und Hess ihm den Kopf abhauen,
seinen Bruder und seine Schwester aber nahm er gefangen." (Nach Stojanovid,
„Srpski Ijetopisi", S. 96.) Der serbische Chronist nennt nicht die Namen der in
Gefangenschaft gerathenen zwei Geschwister des letzten bosnischen Königs Stephan
(sie waren seine Geschwister nur nach dem Vater, dem König Thomas), die kroatischen
Chronisten wissen aber nur den Namen des Bruders, nicht jenen der Schwester zu
nennen. Aus dem Testamente der Königin Katharina erfahren wir jedoch, dass ihr im
Jahre 1463 gefangen genommener Sohn Sigismund und ihre Tochter Katharina hiess.
Aus einem in Rom am 23. Juli 1470 geschriebenen Briefe entnehmen wir, dass dieser
Sigismund damals, d. i. 1470, 14 Jahre, die gefangen genommene Tochter Katharina
aber 10 Jahre alt war; hiernach wurde der Erstere 1456, Katharina aber 1460 geboren.
Aus diesem und anderen von römischen Cardinälen geschriebenen Empfehlungsschreiben,
wie auch aus einem Briefe der Königin Katharina, welchen sie an den Dogen von
Mailand Galeazzo Maria Sforza richtete und dahin durch ihren Gesandten abschickte,
erfahren wir, dass die Königin, sobald sie erfuhr, dass ihre Kinder noch nicht zum
mohammedanischen Glauben übergetreten seien, sich entschloss, zum Sultan zu gehen
und ihre Kinder auszulösen. Zu diesem Zwecke bat sie auch den genannten itaÜe-
nischen Herzog, indem sie ihn an das Freundschaftsverhältniss zwischen ihrem Vater,
dem Herzog Stephan, und seinem Vater Franz Sforza erinnerte, er möge ihr mit Geld-
mitteln zu Hilfe kommen, damit sie ihre Kinder aus der türkischen Gefangenschaft
befreien könne. (Vide Mon. Hungariae historica, Mdtyas Kiräly koräböl, H, 177 — 184.)
Am 11. Februar 1474 schrieb Königin Katharina neuerlich an den genannten
Mailänder Herzog und sendete ihm ihren Brief aus Rom durch den Abt Peter Diforte
und ihren Verwandten Radi6, doch wozu dies geschah, wird im Briefe nicht gesagt.
(Siehe dasselbe Werk S. 264.)
Königin Katharina hat ihre Kinder, den Sohn Sigismund und die Tochter Katharina,
aus der türkischen Gefangenschaft nicht befreit, und als sich im Jahre 1478 der Augen-
blick näherte, dass sie diese Welt mit einer andern vertauschen sollte, da bestimmte
sie in ihrem Testamente .... Doch ich muss zunächst vom Testamente ihres Vaters,
des Herzogs Stephan, welches derselbe einen Tag vor seinem Tode (f 22. Mai 1466)
Ruvarac. Zwei bosnische Königinnen. ol9
von der Hand Davids, des Metropoliten von Milefievo, seines Hansgenossen, nieder-
schreiben Hess, sprechen, damit wir sehen, ob Herzog Stephan auf dem Todtenbette
und im letzten Augenblicke seines Lebens sich seiner vielleicht einzigen Tochter, der
verwitweten bosnischen Königin Katharina, erinnerte.
Herzog Stephan hat sich, als er sein Testament machte, vor Allem des Heiles
seiner Seele erinnert, weshalb er zum Lobe und zum Dienste Gottes aus seinem Ver-
mögen 10.000 Goldducaten stiftete. Dann gedenkt er seines Sohnes, des Fürsten Vlatko,
seines Sohnes, des Fürsten Stephan, und seiner Gattin Cäcilia und sagt, was er jedem
derselben besonders vermache, und endlich bestimmt er, dass das ganze übrige Ver-
mögen zu gleichen Theilen zu vertheilen sei zwischen seine drei Söhne Vladislav, Vlatko
und Stephan. Seine Tochter, die verwitwete arme bosnische Königin Katharina, die
damals zu Rom von der Gnade des heiligen römischen Stuhles lebte, bedenkt Herzog
Stephan gar nicht, ja er erwähnt ihrer in seinem Testamente überhaupt nicht, als ob
sie nicht auf der Welt und am Leben gewesen wäre. Wer könnte heute wissen imd
sagen, weshalb der sterbende Vater seiner einzigen Tochter nicht gedachte, und weshalb
er sie in seinem Testamente gar nicht erwähnt?
Mit Recht dürfen wir Katharina vom Stamme der Kosaöa eine arme, unglückliche
Königin nennen, wenn wir bedenken, was sie Alles erleben und erdulden musste, dass
nämlich am 10. Juli 1461 ihr Gatte König Thomas — wie erzählt wird — vom eigenen
Bruder und vom eigenen Sohne aus seiner Ehe mit einer Patarenin ermordet wurde,
dass die Türken, als sie 1463 die bosnischen Städte eroberten, ihren Sohn und ihre
Tochter gefangen nahmen, und dass endlich ihr Vater auf seinem Todtenbette im
Jahre 1466 ihrer gar nicht gedachte!
Sie aber, als sie in Rom fünf Tage vor ihrem Tode das Testament aufstellte,
erinnerte sich in demselben des Sohnes ihres Bruders Vladislav und bestimmte, dass
jener silberbeschlagene Säbel, den sie ihrem im Jahre 1463 von den Türken gefangen
genommenen, nach Constantinopel geschleppten und seither zum Islam übergetretenen
Sohne Sigismund zugedacht hatte, ihrem NeflFen, dem Fürsten Baoäa zufallen solle,
insoferne Sigismund nicht zum Christenthume zurückkehre. (Theiner, Mon. Slav.
Mer. I, S. 510.)
„Schwer erkrankt — schreibt V. Klaic auf S. 340 — verfasste Königin Katharina
am 20. October 1478 ihren letzten Willen, in welchem sie den römischen Stuhl zum
Nachfolger im Königreich Bosnien bestimmte. Kurz darauf, am 25. October 1478,
starb Königin Katharina. Auf ihrem Grabdenkmal in der Kirche „Ära coeH" liest man
noch heute: Der bosnischen Königin Katharina, Tochter des Herzogs Stephan vom
heiligen Sabbas und der Helene aus dem Hause des Kaisers Stephan, Gattin des bos-
nischen Königs Thomas, welche 54 Jahre lebte und in Rom am 25. October im Jahre
des Herrn 1478 starb, wurde dies Denkmal errichtet. "^
Herr Klai6 war nicht in Rom, und doch sagt er, man lese dies noch heute auf
dem Grabdenkmal dieser Königin. Herr Raöki und Herr Johann Asböth, welche in
Rom waren und mit ihren leibhaften Augen das Denkmal besichtigten, sagen aber
übereinstimmend, dass diese slavisch-bosnische Inschrift heute dort nicht existire. Der
Erste bemerkt noch, dass dieselbe Inschrift seit Langem schon, und zwar bereits seit 1590,
nicht mehr vorhanden sei, der Zweite glaubt aber, dass sie überhaupt niemals existirte
und dass die ganze Inschrift ein Falsificat sei. Und kann die lateinische Inschrift, die
factisch besteht und heute noch zu lesen ist und in der es heisst, dass Katharina „soror"
des Herzogs Stephan gewesen sei, und in welcher die seltsamen Worte „et" und wieder
„et", dann „quantum vixit" und „monumentum ipsius scriptis positum" vorkommen —
380 I. Archäologie und Gosdiichte.
Anderes aussagen als etwas dem Obigen Aehnliches? Ich frage übrigens nur, denn
ich halte mich nicht für berufen, diese Frage zu lösen.
Bosnische Forscher aber sollten das Studium derselben in die Hand nehmen und
eine Entscheidung darüber herbeiführen, wie es sich mit jener seltsamen Inschrift in
der Kirche „Ära coeli" verhält.^)
b) Maria, die letzte Königin Bosniens.
In der Geschichte Bosniens, welche Herr V. Klaic „nach den besten Quellen"
schrieb und 1882 in Agram herausgab und die auch in deutscher Uebersetzung
(Leipzig 1885) erschienen ist, wird gesagt, dass der bosnische König Thomas einen
noch nicht verheirateten erwachsenen Sohn Namens Stephan gehabt, während der
serbische Despot Lazar aus seiner Ehe mit Helene Paläologa eine einzige Tochter
Helena (JelaÖa) besessen habe, und dass noch zu Lebzeiten des Lazar (f 20. Januar 1458)
die Ehe zwischen dem bosnischen Thronfolger und der Despotentochter Helena derart
vereinbart worden sei, dass nach dem Ableben des Despoten dem Kronprinzen Stephan
nicht blos das östliche Bosnien, sondern auch die Despotengewalt in Serbien zufallen
solle (S. 314). Weiter wird S. 315 gesagt, dass am 1. April 1459 der bosnische Kron-
prinz und Despot von Serbien Stephan Tomaäevi6 seine Verlobte Helena geheiratet
habe. Endlich heisst es auf S. 325, dass derselbe Stephan in den ersten November-
tagen 1461 zum bosnischen König mit jener Krone gekrönt worden sei, die ihm Papst
Pius H. durch seine Gesandten überschickt, und dass zu derselben Zeit oder
etwas später die Königin Helena den Namen Maria erhalten habe.
Mit Klai6 in Agram stimmt in der Hauptsache Stojan Novakovi6 in Belgrad
überein. (Siehe seine Abhandlung „Die letzten Brankovi6i", in den Annalen der
Matica srpska 1886, Bd. 146, S. 18 — 42.) Letzterer sagt in seiner neuesten aus dem
174. Bande der Annalen der „Matica srpska" abgedruckten Abhandlung auf S. 18 auch,
dass die Despotin Helena mit Lazar keine männlichen Kinder, sondern nur eine Tochter
gehabt, und dass die Despotin es so einzurichten verstanden habe, dass ihre einzige
Tochter an Stephan Tomaäevi6, den Sohn des bosnischen Königs Stephan Tomaä, ver-
heiratet worden sei. Wahr ist, dass schon Bonfinius, der in den letzten Regierungs-
jahren Königs Mathias (f 1490) und in den ersten Regierungsjahren des Königs
Ladislaus II. die Geschichte Ungarns schrieb, dort sagt, dass „Lazarus" (der jüngste Sohn
des Despoten Georg), „qui Regno successit, unam tan tum filiam genuit, quam Stephanus
Bossoniensium rex uxorem duxit." (Dec. IH, lib. X, S. 534.) Aber aus anderen zu-
verlässigeren historischen Quellen weiss man, dass nach dem Despoten drei Töchter
verblieben, welche die Witwe desselben und Mutter dieser Kinder, Despotin Helena,
.^^ verheiratete, und zwar die älteste an den erwähnten bosnischen Thronfolger, die beiden
M;ii'tia an anderen^ von denen hier jiicht die Rede sein soll, an Andere. Wahr ist aber auch,
Uton'if ^9 TocÄ«, dass in serbischen Chroniken geschrieben steht: „Im Jahre 1459 verheiratete die
fttat ^^•^C^f^- Despotin Helena ihre Tochter Helena an den Fürsten Stephan, den Sohn des bosnischen
1^?-*^^**^'» Königs Thomas." Ferner unter dem Jahre 1463: „Zog Sultan Mehmed über die Drina
^%i^x\m^ ^V%«\ *) lieber den g o j3^ e n w ä rt i g e n Standort des Grabsteines sei bemerkt, dass derselbe weder, wie R a ^ ki
4CS 4ka ^ W ^' ^' ^^^^^^^^y *" einen rtcilcr des Kirchenschiffes, noch, wie Asboth (S. 457 der deutschen Ausgabe)
5' 'angibt, „in einen Pfeiler unter der Kanzel" eingemauert ist. Er befindet sich vielmehr an der linken
rückwärtigen, dem Hochaltar zugekehrten Wand des sogenannten Triumphbogens oberhalb einer Kanzel,
wie ich mich 1892 nicht ohne Mühe in der fast ganz mit Grabsteinen gepflasterten und ausgekleideten
Kirche überzeugt habe. Der Red.
Ruvarac. Zwei bosnische Königinnen. 3ol
nach Bosnien und nahm den König Stephan, den Schwiegersohn des Despoten Lazar,
gefangen, seine Gattin aber, Namens Despotin Jelaöa (Helena), eine Tochter Lazars,
rettete sich mit ihren Schätzen durch die Flucht nach Ungarn." („Bojeßa i;ap Mcxmca
npe3 (npeKo) ApviBj na Bochj h yxBaTH Kpa^a CTJeiiana, aexa AecnoTa Aaaapa" — „h Td
30BHiua A^cnoTHivi Uaaha ji^kUiTH AdaapiBd cick ccrcTBOV skA^CTk Ha ovrp'k ck
pH3HHl^llO CBOIIO.''
Es ist aber offenkundig, dass die serbischen Chronisten einen Fehler begingen,
indem sie Jelaöa (Helena), die Tochter Lazars, die an den bosnischen Thronfolger und
(seit 1461) König Stephan verehelicht war, mit ihrer Mutter Helena, welche 1463 den
Titel Despotin führte, verwechselten. Aus anderen besseren und zuverlässigeren Quellen
weiss man auch, dass die älteste Tochter des Despoten Lazar, die spätere und letzte
bosnische Königin, von ihrer Geburt an den Namen Maria führte, und dass sie nicht
erst später, als ihr Gatte zum bosnischen Könige gekrönt wurde, diesen Namen an-
genommen habe.
Im Jahre 1891 erschien in Temesvdr das Werk des Dr. Moriz Wertner: „A köz^p
kori D^lszldv Uralkodök genealogiai törtenete." Was hier auf S. 107 — 125 in unga-
rischer Sprache von den Brankovi6i erzählt wird, hat derselbe Autor ein Jahr vorher
in deutscher Sprache in der „Ungarischen Revue" 1890, S. 426 — 443 unter dem Titel
„Die fürstlichen Brankovics" publicirt. Wertner sucht zu zeigen, dass der letzte
serbische Despot nicht eine einzige Tochter — wie Klai6 und Novakovi6 behaupten —
oder wie Andere glauben drei, sondern vier Töchter besass, und zwar:
a) Helena (Jelaßa), die am I.April 1459 an den bosnischen Thronfolger Stephan
verheiratet wurde, im November 1461 den Namen Maria annahm xmd 1466 in Ungarn starb;
b) Irene (Jerina), verheiratet an Johann, einen Sohn Georgs Castriota (Skenderbeg);
c) Emilie (Milica), verheiratet an den Despoten Leonhard IH., einen Sohn des
Grafen Carl H., Herrn von Zante aus dem Hause Toko;
d) Margarethe (Margita). „Diese hätten wir — bemerkt Moriz Wertner —
als erste in der Reihe anfilhren sollen. Sie wird in der uns schon bekannten Urkunde
ddo. 7. August 1451 Szendrö, ausdrücklich als Margaretha, Tochter Lazars, Enkelin des
Fürsten Georg genannt. Sie ist wahrscheinlich damals das älteste Kind Lazars ge-
wesen und dürfte, da wir keine ferneren Nachrichten von ihr haben, frühzeitig und
un vermählt gestorben sein."
Dem ist jedoch nicht so, sondern etwas Anderes ist richtig. Die erwähnte, in
Smederevo am 7. August 1451 ausgestellte Urkunde findet sich bei Graf Teleki:
Hunyadiak kora Magyarorszdgon, Bd. X, S. 308. In diesem Vertrage, der zwischen
dem Despoten Georg und seinem Hause einerseits und Johann Hunyady, damals
Gouverneur des Königreiches Ungarn, und dessen Hause andererseits durch Ver-
mittlung der ungarischen Magnaten geschlossen wurde, verpflichtet sich Despot Georg
„personaliter per se ac pro inclitis et generosis dominabus Catherina, consorte illustris
principis domini Ulrici Cilie, Orthemburge et Zagorie comitis, ac Margaretha vocatis
filiabus suis, nee non puellis Elizabet filie ejusdem comitis Ulrici et Margaretha appel-
lata filia illustris Lazari, filii sui, neptibus scilicet suis, — onera eorundem ac aliorum
quorumlibet, quos presens negotium et ea que subnotantur quomodolibet concerneret
— recipiendo coram nobis constitutus, presentibus etiam et audientibus generosa domina
ferina (Jerina) vocata consorte nee non illustribus dominis Gregorio, Stephane et prefato
Lazaro, filiis ejusdem domini Georgii dezpoti." Der serbische Despot Georg schliesst
den Vertrag mit den ungarischen Magnaten, die nach Smederevo gekommen waren,
um den Despoten mit Johann Hunyady, dem Gouverneur des Königreiches Ungarn, zu
382 I. ArcMologie und Geschichte.
versöhnen. Hiebei waren anwesend und mit dem Vertragsabschlüsse einverstanden : seine
Gattin Irene (Jerina) und seine Söhne Gregor, Stephan und Lazar. Gleichzeitig vertritt
der Despot Georg als Familienoberhaupt die abwesenden und jene Familienangehörigen,
die sich selbst zu vertreten nicht vermögen, und zwar: seine beiden Töchter Katharina,
Gattin Ulrichs, Grafen von Cilli, und Maria, die gewesene Sultanin, die aber in dieser
Urkunde fälschlich als Margaretha (Margita) bezeichnet wird; seine Enkelinnen:
Elisabeth, Tochter der genannten Katharina, Gräfin von CiUi, und Maria (die ebenfalls
fälschlich Margaretha genannt wird), eine Tochter seines Sohnes Lazar, die zur Zeit,
als der Vertrag geschlossen wurde, allein am Leben war, da die anderen Töchter Lazars
erst nach dem Jahre 1451 zur Welt kamen. Und diese Maria oder Margaretha, wie
sie ftllschlich in der Urkunde genannt ist, wurde später bosnische Königin.
Dass aber der Name Maria mit Margaretha verwechselt wurde, kann man aus
dem VI. Bande der „Starine" (Alterthümer) entnehmen, wo Herr Ra6ki Urkunden
über die Beziehungen der Republik Ragusa zu Bosnien und zur Türkei im Jahre des
Sturzes des bosnischen Königreiches publicirte, und wo auf S. 9 zu lesen ist: Am
9. Juli 1463 wurde beschlossen: „de dando libertatem d. Rectori et suo minori consilio
respondendi regine Marc scribendo sibi, quod possit venire ad aliquam ex insulis nostris**
und S. 15: „Marra, regina di Bosna, moglie di Stefano si ridusse a Ragusa", dann
endlich auf S. 13: „Margarita, regina di Bosna perso il regno e il marito".
Die letzte bosnische Königin hiess also von ihrer Geburt an Maria und wechselte
als Königin weder die Religion noch den Namen. In welchem Jahre wurde sie aber
geboren?
Unsere Chroniken und der zeitgenössische Du Fresne schreiben übereinstim-
mend, dass Helena, Tochter des Despoten Thomas Paläologos, aus Morea im Jahre
1446 nach Serbien gebracht und dort am 27. December Lazar, dem jüngsten Sohne
des Despoten Georg, angetraut wurde. Als erstes Kind Lazars kann Maria im
October 1447 zur Welt gekommen sein, sie wäre sonach am 1. April 1459, als sie in
Smederevo mit dem bosnischen Thronfolger und (durch die Gnade des ungarischen
Königs Mathias) Despoten von Serbien Stephan Tomasevid getraut wurde, erst im
12. Lebensjahre gestanden und hätte 1463, als sie den Gatten und das Königreich
verlor, noch nicht volle sechzehn Jahre gehabt. Auf S. 339 seiner Geschichte Bosniens
schreibt Herr Klai6: „Der sechzigjährige Mufti zog hierauf sein Schwert und hieb
dem bosnischen Könige den Kopf ab. So endete der letzte bosnische König. Seine
Gattin Maria floh angesichts der von den Türken drohenden Gefahr nach Kroatien, wo
sie vom Banus Paul Speranöi6, einem entschiedenen Gegner ihres Gatten, beraubt
wurde. Aus Kroatien begab sie sich in das damals venetianische Spalato, wo sie noch im
December im St. Stephanskloster in der Nähe der Stadtmauern verweilte. Später verliess
sie Spalato und zog nach Ungarn, wo sie der Tod ereilte. Nach Klai6 schreibt
dasselbe der oben ei'wähnte Moriz Wertner. Aber schon vor Klai6 haben alle jene,
welche die bosnische Geschichte nach Orbini (vgl. S. 376 seines Werkes) schrieben,
das Gleiche behauptet, d. h., dass Maria, nachdem sie sich aus der Gefangenschaft
des kroatischen Banus befreit, schliesslich in Ungarn Aufenthalt genommen habe und
dort gestorben sei. Slavoljub Boänjak (Fra Ivan Juki6), der im Jahre 1851 in Agram
die „Geographie und Geschichte Bosniens" (Zemljop. i povj. Bosne) herausgab, weiss aber
auch noch, in welchem Orte und Jahre, an welchem Tage und an welcher Krankheit
die letzte bosnische Königin gestorben sei; er schreibt nämlich auf S. 127: „Maria
entfloh aus dem Geftlngniss und begab sich nun zu ihrer Mutter nach Ungarn, wo sie
zu Pressburg im Jahre 1466, am 20. Juni an gebrochenem Herzen starb."
Ruvarac. Zwei bosnische KOni^nnen. 383
Woher mag dies Fra Juki 6 wissen? Selbst hat er darüber keinen Aufschluss
gegeben ; er mag dies aber wie immer erfahren haben^ so ist es doch nicht wahr, dass
Königin Maria schliesslich in Ungarn Aufenthalt genommen habe und dort gestorben
sei, vielmehr steht fest, dass sie ihre letzten Lebensjahre ganz wo anders verlebte und
dort auch vom Tode ereilt wurde.
In der von Herrn Professor Jagi6 in seiner Abhandlung: „Ein Beitrag zur ser-
bischen Annalistik" publicirten Chronik heisst es auf S. 98 unter 6984 = 1476: „h KpdAHU^a,
Ad3dpiBd Kt^H onaAc rocno^v KdHTdKvaHHV" y u^dpd h oav^^ ^ ^^P " noy^H lo", was
jemand wie folgt übersetzte: Et Regina, despotae Lazari filia, accusavit dominam Canta-
cuzenam czaro, et czarus eam tonsit (Archiv HI, 23).
Jene Königin, welche die Frau Cantacuzena beim Kaiser angeklagt hatte, war
keine andere als die gewesene bosnische Königin Maria, und jene angeklagte Cantacuzena
war ihre Tante (die Schwester ihres Vaters) Namens Catharina, die gewesene Gräfin
von Cilli. Der Kaiser aber, bei dem die Anklage vorgebracht wurde, war der türkische
Kaiser Mehmed 11. Welche Strafe aber der Sultan über die von der Königin Maria
angeklagte Cantacuzena verhängte, ob er befahl, dass sie ihres Kopfhaares beraubt
werde, oder ob er sie foltern Hess, dies ist in der Chronik nicht genau gesagt. In dem
von Carl Hopf in dem Werke „Chroniques Gröco-Romaines", Berlin 1873, heraus-
gegebenen Tractat: „Tratte della casa d'Ottomano e come passö in Europa, e della
ruina dell' imperio de Constantinopoli etc., per Theodore Spandolitio gentilhuomo greco,
e la donö a me Don Constantino Mosachi nel 1535" wird auf S. 333 gesagt: „il re
Stefano de Bosna haveva per moglie una figliola de Lazaro de Servia, nominata Maria . . .
am sopravenendo Mahumet li fece tagliar la testa, non servandoli quelle ch' Tavea
promesso il suo Belerbei" (Mahmud Angjelovi6) „e fece pigliare la Regina e la donola
al suo cortegiano, lo quäle la tolse per moglie".
Engel („Geschichte von Servien und Bosnien", S. 424) citirt aus der Handschrift
des Kallimachus in der kaiserlichen Hofbibliothek zu Wien unter dem Titel „Elisabethae
reginae Institutio pueri sui" folgende Anekdote von der bosnischen Königin Maria:
„Maria Bossinae regina, quae nunc Constantinopoli apud Turcarum regem
degit, interrogata quid est, quod rusticorum infantes . . . etc."
In der vom Tübinger Professor Martin Crusius („Turcograeciae libri VIII")
publicirten, durch ihn aus dem Griechischen in die lateinische Sprache übersetzten
politischen Geschichte Constantinopels vom Jahre 1391 — 1578, die auch der Bonner
Edition der byzantinischen Historiker einverleibt wurde (Bonnae 1849), wird auf S. 33
dieser letzteren Ausgabe erwähnt, dass der aus seinem Staate vertriebene Despot von
Morea, Thomas Paläologos, nach Rom geflüchtet und dort auch gestorben sei mit Hinter-
lassung zweier Söhne und zweier Töchter, von denen eine an den serbischen Herrscher
verheiratet war (die Despotin Helena), während die zweite nach seinem Tode an einen
moskowitischen Grossfürsten vermalt wurde. Dort heisst es weiter: „habuit (Thomas)
et neptem, quam Mechemet, Bosnae regno et omni circumjacente regione potitus,
accepit, occiso ipso etiam rege. Hanc vero reginam {ttjv de liQaXir^av) Constantinopolira
deportavit, eique victum quotidianum praebendum ad omnes dies vitae ipsius curavit.
Cum autem eadem domina (ugalirta) amitam ibi haberet, Mariam nomine (im griechischen
Text heisst es, dass diese Frau Maria eine Schwester des Vaters der Königin, also
ihre Tante, gewesen), quae sultani Murati uxor fuerat et sultani Mechmet noverca erat,
assignavit hie ei multa loca, juxta Serras, unde alimenta haberet nempe Ezobam (dies
ist das in serbischen Urkunden erwähnte Jeievo bei Seres) et finitimum agram omnem.
Ita vixit cum potestate haec regina usque ad finem vitae suae."
384 I. Archäologie und Geschichte.
Weiters wird gesagt, der jüngere Sohn des Despoten Thoraas Namens Manojlo
(Emanuel) sei aus Rom entflohen und zum Kaiser gekommen; hierauf wird geschildert, wie
er von der Gnade des Sultans lebte, wo er starb und wo er bestattet wurde, und zum Schlüsse
wird bezüglich der Königin Maria gesagt: „pari modo etiam ipsius ex sorore neptis (d. i.
Emanuels Nichte) illa, quam diximus regina {^ ycQaXiT^a) haud multo post fato functa
est." (Vgl. hierüber Hopf in der Encyklopädie von Ersch & Gruber, Bd. 86, S. 132.)
Hinsichtlich der Angaben des Theodor Spandugino und jener des Schreibers der
politischen Geschichte Constantinopels habe ich blos zu bemerken, dass Sultan Mehmed II.
im Jahre 1463 die Königin Maria nicht gefangen nahm und mit sich nach Constanti-
nopel führte, und dass er sie auch nicht einem seiner Hofbediensteten vermählt habe.
Sie begab sich vielmehr aus freiem Antriebe nach dem Jahre 1466 aus dem Westen
unter den Schutz des Sultans Mehmed II. und lebte in Jeievo bei Seres in Macedonien
gemeinsam mit ihren Tanten, der Kaiserin Maria und der Cantacuzena, bis zu ihrem
nach dem Jahre 1476 erfolgten Tode.
Ueber das Leben der Kaiserin Maria in JeJevo hat eben jetzt Herr Stojan
Novakovi6 eine Abhandlung unter dem Titel „Kaiserin Maria, historische Skizze aus
dem 15. Jahrhundert" ausgearbeitet, welche in den Annalen der „Matica srpska"
erschienen ist. In dieser Abhandlung thut Novakovi6 auch der Schwester Marias,
der Katharina (Cantacuzena), einstigen Gräfin von Cilli, Erwähnung. Er nennt aber
die Nichte derselben, die bosnische Königin Maria, in dieser Abhandlung gar nicht,
vielleicht deshalb, weil die Königin 1476 die Cantacuzena beim Sultan verklagte.
Am 14. September 1487 starb die Kaiserin Maria in Jeievo und wurde im Kloster
der Gottesmutter in Koänica bei Kovale zur Ruhe bestattet; die Cantacuzena wurde
aber in Konca, oberhalb Strumica, beerdigt. In welchem Jahre die bosnische Königin
Maria starb und wo sie bestattet worden ist, dies vermag ich jedoch nicht anzugeben.
Aber mit dem Geständniss meiner Unkenntniss will ich diese Abhandlung über
die bosnische Königin Maria doch nicht abschliessen, vielmehr will ich versuchen, diese
Unwissenheit durch einige Bemerkungen und Richtigstellungen möglichst zu vertuschen.
Wie ich schon erwähnte, sagt Professor Klai6, dass noch zu Lebzeiten
des Despoten Lazar die Heirat des bosnischen Thronfolgers Stephan mit
der Despotentochter Helena vereinbart worden sei. Den Beweis für diese Angabe
bleibt Herr Klai6 schuldig. Aus dem Briefe Königs Thomas vom 1. Mai 1459, gerichtet an
den Mailänder Herzog Franz Sforza (Mon. ungar. historica, Mdtyäs Kirdly KorÄböl I, 49)
und speciell aus jener Stelle, wo König Thomas dem Herzog schreibt: „qualiter usque
adventum ipsius nostri Oratoris ex Italia quendam tractatum matrimonialem cum
heredibus Illustris Principis quondam Lazari Despoti Rassie inceperamus
— würde ich schliessen, dass die Verhandlungen wegen Verehelichung der Tochter
des Despoten Lazar an den bosnischen Thronfolger erst nach dem Tode dieses
Despoten, und zwar mit seiner Witwe und dem Despoten Stephan, Lazars Bruder,
begonnen hatten.
In der bereits erwähnten, in den Annalen der „Matica srpska", Bd. 146, publicirten
Abhandlung erwähnt Herr Novakovi6 S. 16 folgende Chroniknotizen: „Im Jahre
1455 fiel Peter Kovaöevi6 unter den Mauern von Srebrenica in Bosnien von der Hand
des Demetrius (Dmitar) Radojevic am 5. (oder 6.) Mai. — Im Jahre 1456 kämpfte
(vojeva) Vukosav Govjedini6 am 21. Juni. — Im Jahre 1457 am 8. Jänner kämpfte
(vojeva) Dmitar Radojevi6." Nun schliesst Novakovi6 Folgendes: „Aus den letzteren
Notizen erhellt, wie zufolge der letzten Misserfolge, der Gefangennahme des Mihail
Szilagyi (Svilojevi6) und der Krankheit des Despoten Georg bosnischerseits wiederholt
tt
Knvarac. Zwei bosnische K^Jniginncn. 385
Versuche nnternomraen wurden, sowohl Srebenica als andere feste Plätze, die die ser-
bischen Despoten in Bosnien besassen, zurückzuerobern. Den Sommer vor dem Tode
des Despoten Georg wiederholten sich diese Kämpfe. Sie setzten sich bis
in die ersten Tage der Regierung des Despoten Lazar fort, denn der Kampf,
den Dmitar Radojevi6 am 8. Jänner 1457, also zwei Wochen nach dem Ab-
leben des Despoten Georg, zu bestehen hatte, bezieht sich eigentlich noch
auf diesen. Man weiss zwar nicht, wie dieser Kampf endete, allein aus einem im
Mailänder Archiv verwahrten Briefe vom 22. Februar 1458 ersieht man, dass die Bosnier
Srebrenica und die übrigen Vesten in jener Gegend erst 1458, nach dem Tode des
Despoten Lazar, also zwischen dem 20. Jänner und 22. Februar 1458 erobert haben.
Dies bedeutet sonach, dass damals, zu Anfang des Jahres 1457, Dmitar Radojevi6 diese
Plätze gehalten hat, und dass sie bis zum Tode Lazars in serbischen Händen blieben.
„Gegenüber dieser Klarheit** — so fährt Herr Novakovi6 fort — „muss Dasjenige,
was der neueste Historiker Bosniens, Herr V. Klai6" (hier citirt Novakovid die
Stelle S. 311 — 313, welche auch ich zu Anfang angeführt habe) „über jene Begebenheiten
schreibt, als unrichtig erscheinen. Hiernach waren die Kämpfe des Dmitar Radojevi6,
die nach dem Gesagten den Zweck hatten, Srebenica zu vertheidigen, die veranlassende
Ursache zur Aufnahme der Verhandlungen wegen jener Heirat. Diese Verhandlungen
hatten zur Folge, dass Gregor und Stephan von der Nachfolge ausgeschlossen wurden
und damit der Despotenstuhl der Brankovi6e unzweifelhaft mit einem grossen Theile
ihrer Besitzungen aus den Händen der Brankovide in jene einer ganz anderen Familie
überging, und zwar blos deshalb, weil der damalige Despot Lazar keine männlichen
Kinder besass. Und nachdem diese Verhandlungen schon in den ersten
Monaten des Jahres 1457 begonnen haben müssen . . ." etc. etc.
Alle diese Ausführungen bringen absolut keinerlei Licht in die Sache, sondern
beruhen auf falscher Lesung jener Chroniknotizen. In der Szechenyi'schen Chronik
(in Öafafik's Pamatky, S. 79) heisst es nicht: „Bk aIcto 1456 B06Ba Boy'KOCiiB
roBiLAHHHKk JY'HHa 21", sondern es heisst dort, dass am 21. Juni der Vojvode Vukosav
Govjedini6 starb {„fi^A ci ji CKOHMao BOJfBOA^")- Weiters heisst es nicht: „no TOM
(6965 = 1457) ri€HBapa 8. B06Ba /^/Uirrap Pa^oiCRMMk", sondern es steht dort geschrieben,
dass am 24. December 1456 der Herr Despot Georg starb, und dass daraufhin am
8. JUnner auch der Vojvode Dmitar Radojevic gestorben sei (skonöao se vojevoda).
Von einem Kampfe der Serben mit den Bosniaken wird in den Chroniken auch nicht
ein Wort erwähnt. Ich weiss, was Herrn Novakovi6 hiezu verleitete, und wer eigentlich
die Schuld trägt, dass er an jenen beiden Stellen „vojeva" statt „vojevoda" las. Hier
will ich jedoch den Schuldigen nicht nennen, sondern blos sagen, dass gegenwärtig
selbst Ljubomir Stojanovi6 in seiner Ausgabe jener Chroniken an beiden erwähnten
Stellen „vojevoda" statt „vojeva" eingesetzt hat. (Vgl. Spomenici srpske kralj. aka-
demije, HI, S. 134.) Dann noch etwas: was wäre denn das für ein eigenthümlicher Kampf
gewesen, der an einem Tage durchgeführt und beendet worden wäre? „Im Jahre 1456
den 21. Juni kämpfte Vukosav Govjedini6." Wer war denn dieser Govjedini6 und gegen
wen kämpfte er? Aus solchen Notizen vermag man nichts Positives herauszubekommen,
am allerwenigsten aber das, was Herr Novakovi6 concludirte, dass nämlich Despot
Lazar bereits 1457 darüber nachgedacht, gegrübelt und verhandelt habe, wie die Des-
potengewalt auf eine ganz fremde Familie übergehen werde, und zwar blos deshalb,
weil Lazar 1457 kein männliches Kind besass. Durfte denn Despot Lazar im Jahre 1457
nicht mehr hoflfen, dass ihm seine Gattin Helena, die damals kaum 24 Jahre alt war,
vielleicht doch noch einen Erben schenken werde?
Bond III. 25
386 I. Archäologie und Geschichte.
Ich bin also der Meinung, dass Despot Lazar mit dem bosnischen Königshofe
überhaupt keinerlei Verhandlung wegen der Eheschliessung zwischen seiner Tochter
Maria und dem bosnischen Thronerben pflog, sondern dass diese Verhandlungen erst
seine Witwe, die heiTschstichtige Griechin Helene Paläologa, aufnahm in der HoflFnung,
dass sie durch diese Heirat sich die Gewalt in dem noch nicht eroberten Theile Serbiens
erhalten werde. Wie irrte sie sich aber!
Und diese Despotin Helena hat thatsächlich ihre Tochter Maria an den bosnischen
Thronfolger Stephan verheiratet. Die Brautleute schlössen den Bund fürs Leben am
Thomassonntag den 1. April 1459. Gleichzeitig wurde der bosnische Thronfolger, den
der ungarische König Mathias jzum serbischen Despoten bestimmt und der am Mitt-
woch in der Charwoche, den 21. März desselben Jahres, die Staatsoberhoheit bereits
übernommen hatte, in Smederevo als serbischer Despot proclamirt.
Und wie lange behielt dieser bosnische Thronfolger und serbische Despot und
Schwiegersohn der Despotin Helena Smederevo und Dasjenige, was bei Smederevo
noch gebheben war, in seiner Gewalt? Nicht einmal volle drei Monate!
Der Chronist der Szechenyi schreibt: „Im Jahre 1463 zog Sultan Mehmed gegen
Bosnien und nahm König Stephan, den Schwiegersohn des Despoten Lazar, gefangen.
Er übergab dem Sultan Smederevo . . ." etc. Dies heisst, Sultan Mehmed habe den
bosnischen König Stephan, der eine Tochter des Despoten Lazar zur Gattin hatte und
der dem Sultan Smederevo übergab, gefangen genommen. Nach derselben Chronik
bekam aber der Sultan Smederevo schon am 20. Juni 1459 in seine Hände.
In der kurzen kroatischen Chronik des Fra Ivan Tomani6, welche im IX. Bande
des Archivs der siidslavischen Akademie erschienen ist, heisst es : „Anno Domini 1459
rex Thomas Bosne obtinuit castrum Zmiderevo a Thurcis in pasce et ibidem dedit
Turcis." Entweder ist der Text verwischt und unklar, oder Fra Tomani6 verstand
nicht, was er in einer älteren Handschrift vorfand, denn im Jahre 1459 hat König
Thomas Smederevo nicht von den Türken erhalten, sondern sein Sohn erhielt es, und
nicht von den Türken, sondern von den Ungarn, beziehungsweise von der unga-
rischen Besatzung.
Was soll aber jenes „pasce" bedeuten? Wollte er nicht etwa „in pace" sagen,
so mag er vielleicht an das Paschahfest (Ostern) gedacht haben; denn auch König
Thomas sagt in seinem Briefe an den Mailänder Herzog vom 1. Mai 1459, in dem er
ihm die Verehelichung des Thronfolgers und dass dieser die Herrschaft in Serbien
übernommen habe, anzeigt: „Stephanus filius noster carissimus in octava Pasche Domini
accepit in uxorem filiam prefati quondam Despoti Lazari et totum ejus dominium in
Hungaria et Rascia, quod Turci nondum occupaverant, obtinuit, Despotus que factus
est per Ser. Principem Dominum regem Hungariae, concordi voluntate omnium Rascia-
norum etc." Wichtig ist, dass auch der kroatische Chronist besagt, der bosnische König
habe Smederevo den Türken übergeben („dedit Turcis").
In den kurzen türkischen Chroniken, welche Hanns Löwenklau mit seinen
Commentaren in deutscher und lateinischer Uebersetzung 1595 herausgab, schreibt er
S. 26: „Nach dem ist er (Sultan Muchamet) vor Semendre gezogen. Der König aus
Bossna hat ime Semendre willig auflfgegeben (sponte sua Semendriae deditionem fecit)
im Jar 863" (1459).
Also sowohl nach serbischen und kroatischen, als auch nach türkischen Chroniken
übergab Sm.ederevo willig dem Sultan Mehmed- Chan der letzte bosnische König und
damalige serbische Despot von Königs Mathias Gnaden im Jahre 1459.
Ruvarac. Zwei bosnische Königinnen. 387
Aber nicht blos christliche und türkische Chroniken, sondern auch viele Zeit-
genossen sagen dasselbe und etwas noch Böseres. Papst Pius IL schreibt in der Ant-
wort, die er an seinen Legaten, den Cardinal Sancti Angeli am 30. Juli 1459 richtet:
„de amissione Szenderö (Smederevo) et perfidia Regis Bosne, atqae de progressu Turco-
rum summam moestitiam cepimus." Wie muss aber erst König Mathias in Zorn gerathen
sein über den Thronfolger und den König von Bosnien, als ihm die Kunde kam, dass
der Thronfolger, welchem König Mathias das feste Smederevo übergeben hatte, damit
er es schütze und vertheidige, diese Festung den Türken willig ausgeliefert habe!
26*
Zur Entstehung von Farlati's „Illyricum Sacrum".
Von
Dr. Moriz Faber,
k. und k. Archivsconcipist in Wien.
Jm Winter 1888 — 1889 weilte ich mit Unterstützung des hohen k. u. k. Reichs-
finanzministeriums in Dalmatien zu dem speciellen Zwecke, den in der Familienbibliothek
der Grafen Fanfogna-Garagnin befindlichen Farlati'schen Nachlass einzusehen und
das darin, sowie überhaupt in den Fanfogna'schen oder in sonstigen dalmatinischen Biblio-
theken und Archiven etwa enthaltene Material mit besonderer Berücksichtigung der
Geschichte Bosniens und der Hercegovina zu verwerthen.
Was nun zunächt den ersten Punkt, die sogenannten Farlati 'sehen Schriften
betrifft, so ist dem von mir mit A bezeichneten Codex ein Schreiben Coleti's, des
literarischen Erben Farlati's, vom 17. November 1776 an den damaligen (vorletzten) Erz-
bischof von Spalato, Grafen Garagnin, vorgeheftet, worin jener diese Codices dem Grafen
mit der Bemerkung dedicirt, dass er sie bei gelegentlicher Durchsicht des Farlati'schen
Nachlasses gefunden habe. Von dem genannten Erzbischof ging der Besitz an seine
Nichte, den letzten Sprossen des gräflichen Geschlechtes Garagnin über, welche den
Grafen Antonio Fanfogna aus Zara heiratete. Als sie 1873 starb, kam, wie die
gesammte Garagnin'sche Erbschaft, auch die ganze Bibliothek an die jetzigen Grafen
Fanfogna-Garagnin.
Die Farlati'schen Codices könnte man in zwei Gruppen zerlegen:
A, 1. „Spalatensia, Sibenicensia, Aemonensia, Arbensia, Catharensia, Jadrensia,
Corcyrensia, Melitensia, Nonensia, Ragusina et Hungarica VII."
Diese Ginippe enthält zumeist notariell bestätigte Abschriften, selten Originale, von
Urkunden aller Art, die von den betreffenden Copisten Rice put i zugesendet wurden,
aber ohne Ordnung irgend welcher Art, in summa also die Schriftstücke, die den Ver-
fassern des Illyricum Sacrum als Quellen vorgelegen haben.
B. Die Codices:
2. „Bosnensia, Delmitana et Cninensia VI".
3. „Salonitana ac Spalatensia sacra X".
4. „Traguriensia ecclesiastica et civilia".
5. „Pharansia et Sibenicensia III".
6. „Acta nonnuUorum Sanctoram in Dalmatia V".
7. „Salonitana ac Spalatensia varia VIII".
8. „Episcopi Maccarschenses et Nonenses".
9. „Spalatensia IX".
^ ' / „Georgius I." (Erzbischof von Spalato).
Faber. Zur Entstehung von Farlati^s „Illyricum Sacrum". 389
Diese enthalten zum geringen Theile Quellenmaterial; aber es finden sich über alle in
den Titeln genannten Materien fragmentarische Versuche der Darstellung ihrer Geschichte
in den Hauptztlgen, historische Essays, in italienischer Sprache, in allen Codices von einer
und derselben Hand geschrieben, desgleichen am Rande Nachträge in sehr flüchtiger,
mit der ersteren congruenter Schrift und anhangend in allen neun Codices Notizen,
Quellencitate zu einzelnen Facten oder Jahren, auch in der gleichen Schrift theils in
lateinischer, theils in italienischer Sprache. Ein zwölfter „Farlati'scher" oder Coleti'scher
Codex, der uns nicht direct interessirt, handelt von der Jesuitenfrage des vorigen Jahr-
hunderts und enthält hierüber einige handschriftliche und gedruckte Abhandlungen.
Ganz separirt von den vorgenannten Manuscripten (respective Drucken) befinden
sich in der Fanfogna'schen Familienbibliothek unter einer titellosen Papierdecke allerlei
Schriftstücke, auch ein Original, saec. XIV. oder XV. (letzteres die Localgeschichte von
Trau betreffend); darunter auch ein kleines Buch (Manuscript) in Quart: „Diverse
notizie dello stato della Christianitä ne' Regni della Bosna, di Servia e di Bulgaria.
Baccolte da me Matteo Gondola, in occasione della mia Ambasceria alla Porta per
r Ecc™* RepubbUca di Ragusa, anno . . . ." (das Jahr fehlt). Diesem letzteren Schriftstücke
nach, das den grossen, regelmässigen Typus der Hand Coleti's aufweist, dürfte diese
kleine Collection ebenfalls zur grossen Sammlung Farlati's gehören.
Ist nun die vorliegende Sammlung thatsächlich diejenige, deren sich Farlati bei
Abfassung seines Illyricum Sacrum bedient hat, so entsteht die Frage: „Wer ist der
Verfasser der oberwähnten Essays, und in welchem Verhältnisse überhaupt stehen die
vorliegenden Schriften zu Farlati's kolossaler Arbeit?"
Da können wir nun anknüpfen an die Vorrede zu Tom. I. Illyricum Sacrum:
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts studirte ein Venetiäner Jesuit, P. Philippe
Riceputi, an der Wiener theologischen Facultät. Damals gerade hatte sich dem Wiener
Hofe durch die Ereignisse im Oriente ein grosses Feld für politische und religiöse
Thätigkeit auf der Balkanhalbinsel eröfluet. Gleichzeitig fanden auch glückliche Kriege
der Venetiäner zu Lande in Dalmatien und zur See im griechischen Archipelagus statt.
Alle diese auch den Papst (Innocenz XL) höchst interessirenden Ereignisse erweckten
in dem jungen P. Philippe die Idee, im Interesse der katholischen Kirche in den Balkan-
ländern ein grosses historisches Werk, umfassend die civile und kirchliche Geschichte
der Gebiete der alten römischen Provinz Illyrium, also hauptsächlich der Südslaven, in
italienischer Sprache zu schreiben. Der rührige Jesuit machte alsbald auch allerlei Vor-
arbeiten und bereiste, mit Empfehlungen reichlich ausgestattet, wiederholt das venetia-
nische Dalmatien. Dem Papste gefiel der Plan ausserordentlich. Er berief P. Riceputi
nach Rom und stellte ihm die curialen Archive, die Vatican- und Propaganda-Bibliothek
u. s. w. zur Disposition. Da indess P. Philippe das Fieberklima Roms nicht vertrug,
so übersiedelte er mit Genehmigung des Papstes nach ungeßlhr zwei Jahren nach Padua.
Es mochte auch der Signoria, da Padua zu ihrem Gebiete gehörte, ganz willkommen
sein, dass das Werk unter ihrer nationalen und zugleich streng katholischen Aegide
gedieh. Padua blieb nun auch der Sitz der Redaction des zu gewärtigenden grossen
Werkes, das in Venedig, also auch unter venetianischer Censur, in der Druckerei Riceputi
(S. Molsi) erscheinen soUte.
Das Material wuchs Riceputi bei seinem Sammelfleisse in einer Weise an, wie er
es nicht vorausgesehen hatte. Er starb, und es war noch nicht ein Bogen gedruckt.
Mit Erlaubniss und unter der Aegide Venedigs setzte der Gehilfe Riceputi's in den
letzten Jahren, P. Daniele Farlati Soc. Jesu, das Werk fort. Dem staunenswerthen
Fleisse dieses Mannes haben wir das bekannte Illyricum Sacrum zu verdanken. Doch
390 I. Archäologio und Geschichte.
war ihm alsbald nach Uebernahme der Redaction klar geworden, dass nach dem bis-
herigen Plane nicht fortgefahren werden könne. Die Aufgabe wurde daher auf die
religiöse Seite, das heisst auf die illyrische Kirchengeschichte beschränkt. Es wurde
für die ganze katholische Welt bestimmt und sollte daher in lateinischer Sprache ab-
gefasst werden. Was die kritische Seite des Werkes anbelangt, so waren weder
Riceputi noch Farlati ihrer Aufgabe gewachsen. Noch mehr als bei Riceputi macht
sich bei Farlati der auf die Spitze getriebene schwülstige Stil und die ungemein breite
und geistlose Darstellung mit ihren fortwährenden Wiederholungen geltend. So reichten
ihre Schriften in keiner Weise an das classische Werk Jo. Lucius' von Trau hinan,
der durch seinen Verkehr mit den Bollandisten die damals denkbar beste kritische Schulung
erhalten hatte. Nur der riesige Sammelfleiss Riceputi's und Farlati's gab für die
Folge dem lUyricum Sacrum seinen Werth. Sechs dicke Grossfoliobände hat Farlati
edirt, und doch konnte er das Werk nicht vollenden. Sein Nachfolger wurde Coleti,
ebenfalls Soc. Jesu, der den siebenten Band herausgab und sich an die Umarbeitung
des Ganzen gemacht zu haben scheint (vgl. unten), wovon er aber nichts veröflfentlichte,
da auch ihn früher der Tod ereilte.
Die Handschrift Coleti's ist aus dem citirten Briefe an Erzbischof Garagnin
bekannt. Sie hat grosse, feste, regelmässige Züge.
Eine zweite sehr feine und kleine, stellenweise schwer leserliche Schrift tritt selten
und nur bei Ergänzungen und Correcturen auf, und nur einmal hat sie auch eine längere
Notiz gebracht. Nun stehen im Codex A zu einer Copie der Urkunde lUyricum Sacrum
Tom. V, S. 247, Sp. 1 links oben am Rande und unter dem Texte Bemerkungen von
dieser Hand, welche sich in der gleichen Stellung wörtlich auch im Drucke loc. cit.
finden. Man dürfte also diese Hand Farlati zuweisen können.
Die dritte Hand, die auch bei Correcturen erscheint und welche die gedachten
Essays geschrieben hat, muss also die Riceputi's sein. Wiederholt hat Riceputi
selbst copirt, und zwar in einer grossen, leserlichen Schrift. Die Geschichtsfragmente
sind mit einer kleineren, flüchtigeren Schrift geschrieben, welcher Charakter noch mehr
bei Nachträgen, Randbemerkungen, Citaten etc. hervortritt. Bei jeder dieser Geschichten
findet sich aber stets noch eine lange Reihe von bunt durcheinander gewürfelten Notizen
und Citaten angehängt oder vorausgestellt. Diese sind vollends gerade nur hingeworfen
und fast unleserlich, so dass der ursprüngliche Charakter der Reinschrift der Copien
kaum wiedererkannt werden kann.
Die fraglichen Essays sind also das von Riceputi entworfene Gerippe, auf dem
dieser seine künftige grosse Arbeit aufbauen wollte. Sie sind auf Grund einer viel
geringeren Quellen- und Literaturkunde, als dies bei Farlati's Ausgabe der Fall ist,
entworfen und enthalten sehr Weniges vom lUyricum Sacrum inhaltlich Abweichendes.
Abweichungen betreffen fast nur Jahreszahlen, die Farlati rectificirt hat. Die Essays
reichen auch durchwegs nur bis zum Anfang, nicht ans Ende des vorigen Jahrhundei*ts,
ein neuer Beweis für die Annahme, dass Riceputi der Verfasser ist.
Was die der Sammlung einverleibten sonstigen Schriftstücke betrifft, so geben die-
selben einigen Einblick in die Art und Weise, wie Riceputi sein Material gesammelt
hat. Zuerst unternahm Riceputi, mit Empfehlungsbriefen bestens ausgestattet, seine
Reisen. Allerorten wirbt er Mitarbeiter und Copisten. Meist sind es Geistliche, an
einem Orte gleich vier bis fünf. Selten hat er selbst copirt.
Diese Copien werden an Ort und Stelle notariell bestätigt. Weniger häufig finden
sich Originale. Die Arbeit der Copisten geschieht in der Weise, dass einer gleich eine
grössere Partie auf einmal einschickt, und da, wie gesagt, an einem Orte mehrere
Faber. Zur Entstehung von Farlatrs „lUyricuin Sacrum". 391
Copisten sich finden, so kommt Vieles wiederholt vor. Weitaus der grösste Theil ist
gedruckt, findet sich aber einmal etwas Ungedrucktes, so ist nie zu yergessen, dass
man es mit einer zweifelhaften Abschrift zu thun hat, deren „Original" selbst häufig
aus dritter, vierter Hand stammt. Um für die Richtigkeit der Copie einige Gewähr
zu haben, scheint sich Kiceputi um mehrere Copien eines und desselben Stückes
bemüht zu haben.
Farlati scheint die ganze Sammlung wohl benützt zu haben. Allerdings kommt
hie und da ein nichtedirtes Stück vor; aber man kann es mit seiner geringen Wichtig-
keit erklären. Auffälliger ist, wenn eine kleine, ganz interessante Spalatiner Privat-
urkunde, saec. XIII., sich im Original in Codex A findet, aber an betreffender Stelle,
lUyricum Sacrum, Tom. HI, fehlt, während ein ganz analoges, fast gleichzeitiges Stück
im Illyricum Sacrum gedruckt erscheint. Es ist möglich, dass das Stück von Riceputi
nachträglich eingeheftet wurde.
Um auf die Codices selbst in ihrer jetzigen Gestalt zu kommen, so sind sie
sämmtlich in weissen Pappendeckel gebunden, geordnet im Grossen nach den Bisthümern,
innerhalb derselben aber ohne jegliche Ordnung. Die Folge ist, dass keine durch-
laufende Foliirung oder Paginirung stattgefunden hat, während umfangreichere Stücke
meist foliirt oder paginirt sind. Ein zur Wiederauffindung der Stelle geeignetes Citat
aus einem Codex ist daher ausgeschlossen. Diese Heftung scheint bereits durch Riceputi
geschehen zu sein, da die Titel der Codices, die sich auf dem Rüst, dem Vorderdeckel
und ersten Blatte derselben, meist abweichend von einander, finden, Riceputi's Schrift
aufweisen. Doch ist möglich, dass die Heftung später geschehen, oder dass eine
Umheftung stattgefunden hat, denn es finden sich wiederholt ältere abweichende Titel
durchstrichen.
Die vorliegenden Codices bilden nur einen sehr kleinen Theil der grossen Sammlung.
Ein sehr grosser Elench befindet sich in der Gymnasialbibliothek von Zara, den aber
Referent nicht einsehen konnte, da er ausgeliehen war. Auch die Traüriner Familie
De Nutrizio soll Farlati'sche Hinterlassenschaft besitzen, doch war es nicht möglich,
Zutritt zu erhalten.
Was nun den Codex Band 2 betrifft, so ist derselbe auf den Rücken von der
Hand Riceputi's mit „Bosnensia Delmitana et Cninensia VI." bezeichnet, auf
dem Titelblatt desgleichen mit: „Bosnensia sacra et prophana".
Auch hier sind verschiedene, umfangreiche und kurze Stücke von ungleichem
Format zusammengebunden.
Den Anhang macht ein Bogen von kleinem Format. Auf diesem findet sich zuerst
folgender Bischofskatalog von Bosnien (Riceputi):
Episcopi Bosinenses, qui quondam Crecovacenses, nunc et Dia-
conenses dicti.
1. Viadislaus primus episcopus Bosinensis florebat an. 1141.
2. Micouanus sedebat anno 1150.
3. Radagastus sedebat anno 1191.
4. B. Joannes Teutonicus Magister Generalis ord. Predicatorum florebat anno 1238.
5. Annus florebat anno 1245.
6. Joannes Friburgensis florebat anno 1253.
7. Andreas Vngarus florebat anno 1280.
8. Benedictus Vngarus florebat anno 1309.
392 I. Archäologie und Geschichte.
9. Petrus Vngarus florebat anno 1314.
10. Peregrinus e Saxonia florebat anno 1346.
11. Petrus IL Bosnensis florebat anno 1350 — 1367.
12. Georgius sedebat anno 1383.
13. Jo. Tomcus ord. Min. florebat circa annum 1402.
14. Antonius Bogilouich \ j^t^ ,t^ .....
^K ^, , T» , • 1 I ord. ö. l^rancisci episcopi simul Bosnenses 14ö4.
15. Stephanus Kadouich J r r
16. Antonius Polus de Mattheis florebat anno 1473.
17. Donatus k Turri sedebat anno 1516.
18. Michael Queserius sedebat anno 1519.
19. Georgius Palion^us sedebat anno 1526.
20. Daniel Vocalius sedebat anno 1555.
21. Nicolaus Vygronouich Administrator Bosnensis anno 1565.
22. Franciscus ord. S. Francisci sedebat 1588.
23. Joannes Semeca florebat anno 1590. ord. Predicatorum.
24. Franciscus Ballich ord. S. Francisci sedebat 1610.
25. N. N. consecratus Spalathi anno 1626.
26. Jo. Tomco Marnavichius electus 1631.
27. Paulus Possilouich ord. S. Francisci electus 1642.
28. Jo. Hieronymus de S? Petronilla sedebat anno 1644 ord. S. Francisci.
29. Marianus Marauich sedebat anno 1645.
30. Nicolaus Plumbeus ord. S. Francisci sedebat anno 1670.
31 Bernauich ord. S. Francisci obiit 1704.
32. Georgius Patacich
33. . . . Bacich . . .
Auf der letzten Seite unten steht von gleicher Hand :
Bosina.
ca. 1306. Resignante Guiccardo fit Adm. Benedictus Suaciensis.
1308. Benedicto facto Archiepiscopo Rag. fit Episcopus Petrus.
1312. Mladinus Banus Bosine.
1313. Franciscus Canonicus Bosinensis.
1320. Sarraium.
1327. Domenicani in Bosina. Franciscani.
1324. Banus Bosine Stephanus.
1338. Predicatio in Bosina.
1315. Petrus Episcopus Bosinensis fit sub an. 1338.
1334. Mandatum Episcopi Bosinensis.
1334. Laurentius de Canon. Bosn. fit Episcopus Bos. per ob. Episcopi Petri. Ser.
Es folgt ein Heft, bezeichnet: f. 181 — 182. Enthält Nachrichten zur Geschichte
Bosniens aus den Jahren 1222—1476 mit entsprechenden Citaten. So:
Zum Jahre 1222: über die Sendung des Colocensis antistes als apostolischer Legat
durch Honorius JH. etc., ohne Citat.
Bemerkungen zu 1233: über die „Bosine Conuersio" mit Citat: „Sigismundus
Feovarius de rebus Hungariae Provinciae Sacri ordinis Predicatorum"* pars 3, lib. 4, p. 464.
Desgleichen zu 1460 1. c, p. 496.
Card. Jo. Stoic: — „Refert Joan. Plodius legisse se apud nonnuUos authores eundem
Joannem cuiusdem ecclesie Patriarcham fuisse", pars 3, lib. 1, p. 432.
Faber. Zur Entstehung von Farlatrs „Ulyricum Sacrum". 393
B. Jo. de Dominici: Erzbischof von Ragusa^ von Gregor XII. zum Cardinal gemacht
und als Legat zu König Sigismund geschickt „ut apparet ex litteris ab ipso Cardinale
Budae datis anno 3. Pont, eiusdem Gregorii, hoc est anno Christi 1409. Deinde
C. V. Sigismundum Feovarium'*, p. 399 etc.
Zu (XXXn. MM. Fratri Domenicani) steht die Bemerkung Malpheus' zum
Jahre 1250, dass Fr. Paulus Hungarus als Märtyrer von den „pagani" verbrannt worden
sei. — Antonius Senensis berichtet in Chronico v. 1240 — 1250, dass 32 Fratres in
Bosnien und Dalmatien von den Türken ertränkt worden seien.
Ueber andere Märtyrer Leander. Sendung des Erzbischofs von Calosea auf
Befehl des Papstes zur Bekämpfung der Häretiker in Bosnien und Dalmatien. Er
richtet nichts aus und übergibt die Provinz den Dominikanern 1222. Sigismundus
Feovarius, pars 1, lib. 1, p. 65, „B. Gregorius Spalat. Vngriorum Antistes efFectus".
Einführung des Predigerordens in Dalmatien 1217 durch Frater Gregorius, einen Dal-
matiner, Genossen des heiligen Dominicus, der zuerst in Spalato oder Salona in diesem
Jahre unter den Anspielen des Erzbischofs Vgrinus Hungari von Spalato Convente
gründete, nach Maluonda und Plodius. Er th eilte die Provinz ein. 1476 wurde wegen
der Menge der Convente die dalmatinische Provinz von der ungarischen getrennt;
pars 1, lib. 3, p. 67.
Ueber den Florentiner Cardinal Beatus Joannes Dominici, Erzbischof von Kagusa.
Lebensnotizen nach Feovari, 1. c. S. 156 — 213.
Schliesslich folgen verschiedene Notizen aus den Jahren 1238 — 1310, die sämmtlich
nichts Neues bringen. Papstbriefe und Feovari sind die Hauptquellen.
Folgt ein Bogen, auf dem in grosser Schrift, vermuthlich auch dem Riceputi
angehörig, ein Abriss aus der Geschichte Bosniens. Auf der Rückseite des leeren, mit
dem vorgenannten correspondirenden Blattes:
„Finis regni Bozinensis, obseruanda diuersitatis annorum ratio: Stephani regis
excoriati calamitas: Matthias Vngariae rex Bozinam recipit et Muchametem fama sola
fugat. Couazda ex Jo. Leunc. Pand. Hist. Türe."
Auf der ersten Seite steht rechts oben am Rande: „Hist. Byz. Jo. XXI. p. 340."
Letztere Zahl ist durchstrichen, ebenso die 2: 6 und erst 3: 123 stehengelassen.
Folgt nttn in sehr kleiner, fast unleserlicher Schrift: „Copia estratta dagli Annali
della Provincia di Bosna Argentina", oben rechts von der Hand Riceputi's „Episcopi
Bosinenses ex Ord. diui Francisci 148." Es gibt die Annalen von den ersten acht
Bischöfen von Bosnien wieder.
Dieselben „Annalen" kehren fast wörtlich in den Schriftstücken des Fra Luca
Vladimirovich wieder, die sich im Codex I finden. Es dürfte sich um das gleiche
Stück, nur in etwas veränderter Redaction, handeln.
Die nun folgenden Folien 230 und 231 sind durch das Versehen des Hefters
hiehergerathen, während sie an den Schluss der folgenden fragmentarischen Geschichte
des Bisthums Bosnien gehören, fol. 186 — 229. Diese Arbeit erscheint natürlich ganz
in dem gleichen Lichte wie die übrigen Essays. Es ist darin nichts enthalten, was
nicht im Ulyricum Sacrum, bei Jo. Lucius und selbst im Giardino Serafico (Viridarium
Seraficum), welches Buch Riceputi mit Vorliebe benützt, viel besser und genauer
behandelt würde. Höchstens wäre zu erwähnen, dass mehr der Ursprung des bosnischen
Bisthums aus der alten Kirche von Cressevo betont ist, als es bei Farlati der Fall
ist, und die bosnische Diöcese geradezu als Bisthum Cressevo bezeichnet wird. Das
oben Gesagte gilt in gleicher Weise auch über die folgenden Bisthumsgeschichten von
Knin in Delminium (Duvno, Dumno).
394 I- Archäologie und Goschichte.
Im Codex 9 findet sich eingelegt ein kleines Heft in Octav, saec. XVIII. :
„A Laude di Dio M. D. Li alli 12 Febbjs a Novegrade.
„Qui de sotto scriueremo le consuetudini che son State del Paese di Croatia commin-
ciando a Trina fino a Nona, le quali consuetudini hanno amministrato i Noni, Aui et
Proaui et noi dopo di loro. Et . . . ." Am Schlüsse heisst es:
„Joannes de Morea traduxit. Gio. Maria Benvenuti Canc*° Pretorio ha fatto copiare
dal volume dei Processi civili deir Illmo s* Antonio Klavagier fu Conte in Zara a. c. 143."
Das Opusculura dürfte wohl eine von venetianischen Behörden veranlasste Zusammen-
stellung Südslavischen Gewohnheitsrechtes, wie es sich in Dalmatien herausgebildet hat,
sein. Trina wird wohl das albanesische Flüsschen Drin sein und nicht etwa den west-
lichen Grenzfluss Drina bedeuten. Ersteres war die Südgrenze venetianischen Ein-
flusses. Wie weit wirklich uraltes slavisches Recht vorliegt, muss die Kritik zeigen.
Leider ist das auch sprachlich interessante Werk, wie es vorliegt, nur die Copie einer
Uebersetzung.
Was die Bibliothek der Familie Fanfogna-Garagnin betrifft, so enthält sie ausser
den männiglich bekannten Werken über südslavische, ungarische und venetianische
Geschichte ganz interessante Stücke. Leider befindet sich die gesammte Bibliothek in
einem Zustande totaler Unordnung, wodurch die Uebersicht wesentlich erschwert wird.
Es existirt allerdings ein ganz modemer, geschriebener Katalog aus dem Anfange oder
der Mitte des Jahrhunderts, aber er ist höchst unvollständig, und manches darin Ver-
zeichnete ist nicht mehr zu finden.
Von den Manuscripten nehmen die altslavische Handschrift S. Gregors und der
Prachtcodex Thoraas' Spalatensis den ersten Platz ein. Letzterer enthält ausserdem
Mica Madius Historia de Barbazanis und die sogenannte Tabula Acutheis. Für Thomas
hat der Codex seit der Auffindung des viel älteren Spalatiner Codex nur mehr sub-
sidiären Werth. Volle Würdigung würde er noch nach der kunsthistorischen Seite hin
verdienen wegen seiner sehr interessanten Miniaturen und Initialen in gothischem Stile.
Er wird erwähnt bei Eitelberger: „Die Kunstdenkmäler Dalmatiens" und ist unter
Kaiser Sigismund geschrieben.
Unter den Druckwerken bilden die beiden Stampen saec. XV., Coriolanus Cepio und
Epistolae S. Cypriani (letzteres aus der ganz separirten geistlichen Bibliothek des oft-
citirten Erzbischofs Grafen Garagnin) den grössten Schatz.
Erwähnenswerth ist noch das seltene Buch von Bomman Gianantonio: Storia civile
cd ecclesiastica della Dalmazia, Croazia e Bosna. Tomi 2. Venedig 1775. In zwei
Exemplaren.
In Spalato gelang es dem Verfasser, durch die Güte des dortigen Domcapitulars und
Domarchivars, Herrn Devich, einen leider nur zu kurzen Einblick in das gerade in
der Umordnung befindliche Capitulararchiv zu gewinnen. Es enthält höchst bemerkens-
werthe Stücke:
I. Vor Allem Ist da des höchst werthvollen Evangeliars zu gedenken. Der Schrift
nach dürfte es Ende saec. VII. oder Anfang VIII. zu setzen sein. Da nun die Neu-
gründung der Metropolitie Salona in Spalato in die letzten zwei bis drei Decennien saec. VII.
ftlllt, so wird es unter einem der ersten Erzbischöfe von Spalato geschrieben worden sein.
Möglicherweise hat es der erste Erzbischof, Johannes von Ravenna, aus Italien bereits
mitgebracht. Auch seinem Zwecke nach ist es sehr interessant, indem es das Evan-
gelium war, auf das die Suffragane ihrem Metropoliten den Treueid leisteten. Solche
Eide finden sich an verschiedenen Stellen sammt Unterschrift von den betreffenden
Suffraganen eigenhändig eingetragen, aber durchwegs saec. XL unter Erzbischof
Faber. Zur Entstellung vou Farlati's „lUyricum Sacrum". 395
Laurentius. Die Suffragane, Prodanus von Nova etc., sind sämmtlich zur Genüge
bekannt.
II. Ueberans wichtig ist auch die leider unvollständige Handschrift Thomas' von
Spalato. Der Schrift nach dürfte sie noch ins saec. XIII. gehören und ist, wenn nicht
Autograph des Autors (1200 — 1268), so jedenfalls aus erster Hand aus diesem geschöpft.
Auf jeden Fall wäre sie zur Grundlage einer wünschenswerthen neuen Ausgabe dieses
Schriftstellers zu machen.')
Auf der Rückreise von Dalmatien berührte ich auch Venedig, um eventuell
Material zur Entstehungsgeschichte des lUyricum Sacrum Farlati's zu sammeln:
Es fand sich indess nur:
A, Im königlichen Staatsarchiv:
I. Zu Tom. HI. :
1. Die Approbation des Inquisitore generale del sacro Officio di Venezia
(ausgefülltes Blankett) vom 13. April 1763 (Nr. 1022).
2. Desgleichen vom Pubblico Revisore vom 27. August 1763.
II. Zu Tom. VI.:
1. Inquis. gener. approb. etc. vom 20. November 1777, Nr. 1183.
2. vom Pubbl. Revisore, 7. December 1777.
3. vom Prior dell' Universitk de' Libraj e Stampatori, 10. December 1777.
B. In der Marcianischen Bibliothek unvollständiges Exemplar des Illyricum Sacrum,
das deswegen interessant ist, weil es sehr bedeutende eigenhändige Nachträge
und Correcturen Coleti's enthält und das Werk in dieser Fassung nicht mehr
zum Druck gelangte.
*) Wie wir hörten, sollte dieser Codex vom (seither verstorbenen) Domherrn I. Ra£ki in Agram
verijffentlicht werden.
Einige Worte über bosnische Inschriften auf Grabsteinen/)
Von
Dr. Vatroslav Jagiö,
k. k. Uufrath und Uulversitat* rrofessor in Wien.
xiinsichtlich der Entdeckung inschriftlicher Denkmäler kann auf Bosnien und die
Hercegovina der Satz angewendet werden: „Die, welche die Letzten waren, werden
die Ersten sein", denn es gibt kein slavischcs Land, in welchem in neuerer Zeit so
viele slavische Inschriften aufgefunden worden wären als in Bosnien und der Herce-
govina. Positiv kann ich es zwar nicht behaupten, ich glaube aber, dass auch in an-
deren Südslavischen Ländern, z. B. in Serbien, genug Inschriften vorhanden sind ; allein
zu Tage gefördert wurde von keiner Seite so viel, als eben in dem genannten Gebiete.
Es gibt aber in der Geschichte Bosniens keine wichtigere Frage, als die des Bogumilen-
thums, und nach der Ansicht vieler moderner Historiker sind die alten Grabsteine
(„Ste6ci") mit dem Bogumilenthum eng verknüpft. Auf diesen Grabsteinen kommen
natürlich auch Inschriften vor, und Historiker und Archäologen freuten sich über diese
in der HoflFnung, dass ihnen dieselben neue Quellen zur Erklärung des Bogumilenthums
erschliessen würden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird diese Erwartung nicht in Er-
füllung gehen. Trotzdem aber brauchen wir es nicht zu bedauern, dass die epigraphischen
Denkmäler Bosniens die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben 5 denn diese alten cy-
rillischen Inschriften bleiben jedenfalls — ob mit oder ohne das Bogumilenthum —
was die Zukunft entscheiden wird — eine sehr bemerkenswerthe Erscheinung in dem
Leben unseres Volkes in diesen Gegenden.
Ich verfolge schon seit Jahren genau jeden neuen Beitrag zur altbosnischen Epi-
graphik. Ohne zu behaupten, dass mir Alles, was Einheimische und Ausländer darüber
geschrieben haben, bekannt geworden sei, glaube ich das Wichtigste zu kennen: Die
Publicationen : in Kukuljevi6's ehemaligem „Archiv", die späteren im Ragnsaner „Slo-
vinac", im „Viestnik" des Agramer Museums, im Belgrader „Starinar", denen sich in
neuerer Zeit auch der „Glasnik" des Landes - Museums in Sarajevo zugesellt hat.
Ebenso sind mir die Arbeiten von Hoernes und Asböth sehr gut bekannt. Es ist
nicht wenig, was in diesen Pubhcationen enthalten ist, aber mit Bedauern muss ich
constatiren, dass sich mit jedem Jahre blos die Anzahl der Inschriften vermehrt hat, dass
es aber Niemandem einfiel, darnach zu fragen, wie dieses kostbare Gut im Druck wieder-
gegeben wird, und was für einen Werth die bisher geübte Art der Mittheilung und Aus-
legung dieser epigraphischen Alterthümer habe. Erst im „Glasnik" des Museums in Sara-
') Die folgende Abhandlung wurde schon 1889 geschrieben und bezieht sich daher vorwiegend auf
Inschrifttexte, welche ziemlich unkritisch und ungenau im „Vicstnik" der archnol. Gesellschaft zu Agram
abgedruckt sind.
Jagi6. Einige Worte über bosnische Inschriften auf Grabsteinen. 397
jevo scheint man der exacten Reproduetion der Inschriften die nöthige Aufmerksamkeit
zuwenden zu wollen. Die Bedaction dieser Zeitschrift hat zuerst den richtigen Weg ein-
geschlagen^ indem sie sich angelegen sein liess, jede Inschrift in getreuer Abbildung nach
dem Originale wiederzugeben. Der Wunsch, die gedachte Redaction auf diesem richtigen
guten Wege zu bestärken, hat mich hauptsächlich zu dieser Studie veranlasst. Vor Allem ist
unumgängUch nothwendig, dass die Inschriften nicht mit Cursivbuchstaben abgeschrieben,
sondern genau abgezeichnet, und ausserdem mechanisch copirt werden Das hiezu
dienende Abklatschpapier wird auf den vorher abgewaschfenen Stein über die Inschrift
gelegt, mit einem Schwämme benetzt, und hierauf mit einer Bürste in alle Schriftzüge
und anderen Vertiefungen der Fläche hineingedrückt und geklatscht ; dann wartet man,
bis das Papier trocknet, und die Copie ist fertig. Sie lässt sich rollen und kann, wenn
sie nicht nass wird, von Archäologen und Paläographen viele Jahre an Stelle der Ori-
ginale benützt werden. Ich möchte den Redactionen unserer archäologischen Zeitschriften
rathen, um endlich einmal mit der Hederlichen Art der Inschriften-Publication zu brechen,
blosse Abschriften, wenn ihnen die Original-Copien nicht beiliegen, ganz einfach unbe-
rücksichtigt zu lassen, d. h. nicht zu publiciren, denn zu was dienen solche Texte,
denen jede Beglaubigung fehlt?
Damit mir Niemand zu grosse Strenge vorwerfe und säge, dass ich auf einmal
zu viel verlange, sei daran erinnert, dass unsere Epigraphik erst im Entstehen begriffen
ist, und dass sie nicht mit der griechischen oder römischen verglichen werden kann.
Dort ist schon über alles Mögliche soviel Licht verbreitet worden, dass auch die ein-
fachste Abschrift in kundigen Händen alsbald die richtige Auffassung erfährt. Allein,
mit welchen Mitteln sollen wir die unrichtig publicirten slavischen Inschriften richtig-
stellen? Wir können ja kaum die gewöhnlichen Handschriften lesen; ihre nach Ort und
Zeit verschiedenen Eigenthümlichkeiten sind ein Gegenstand des Specialstudiums we-
niger Philologen. Wer gibt uns Auskunft über die Beziehungen der Steinschrift zur
Schrift auf Pergament oder Papier, wenn der Charakter der epigraphischen Denkmäler
nicht in getreuen Facsimiles dargestellt wird ?
Von den bis jetzt gedruckten cyrillischen Inschriften habe ich nur eine Gruppe,
die der bosnisch-hercegovinischen Inschriften auf Grabsteinen hier ausgewählt und werde,
so weit es mir möglich ist, vor Allem ihre Eigenthümlichkeiten und sodann einige der
groben Fehler in den bisherigen Texten besprechen.
Es gibt Etwas, das allen cyrillischen Inschriften auf bosnischen Grabsteinen als
einer Gruppe geraeinsam ist, und sie von anderen slavischen Inschriften unterscheidet,
als wenn sie Kinder eines Vaters wären.
1. In ihnen herrscht die schöne Volkssprache mit einem ausgesprochen örtlichen
Colorit: so las ich im Agramer „Viestnik" Bd. IX. p. 111: liiABEfrOiUk, S Ljuhegom
nach südlicher Aussprache für s Ljuhegom, Wenn angenommen werden darf, dass die Stelle
ibid. X. 74. correct gedruckt ist, so hätten wir sogar SmicMf (nach südlicher Aussprache
ufjeöe oder uSjeöe statt usijece): die Inschrift stammt aus der Hercegovina. Grössten-
theils sind diese Inschriften „ikavisch" geschrieben, das heisst, der Buchstabe iL ist mit
dem Buchstaben m verwechselt, z. B. in: HI. 98. CTHnaHS, 8 TO spH/Uf, V. 117. cTHnaua,
BHAHrk, ib. 120. 8 TOH HpH/Uf, VI. 28. ovcHMf, 86. a chmi, Vn. 76. sacHMf, IX. 13. BHAHrk,
X. 61. RHpHO, u. s. w. Ich glaube, dass XI. 44. B'kpH'k^fk richtig y^virnih^ gelesen
werden muss. Auch ist es mir wahrscheinlich, dass in: V. 117. Or^knaHk als Stipan
in V. 120 HckMi als isiöe und in VI. 28. und VII. 20. ckni als sUe zu lesen ist. Es
gibt aber auch südliche Formen wie : VI. 29. ScHfKOX'K.
398 I. Arc-hftolog^ie und Oeschichte.
Bemerkenswerth ist, dass die Sprache dieser Inschriften den Dual auch im Zeit-
worte benützt. Die Unkenntniss dieses Umstandes hat den Herausgeber von XI. 10.
verleitet, nocTaHH er aha HiMW KAMiHh b Epara, zu lesen; hätte er richtig gesehen, so
würde er die Inschrift gelesen haben: nocTasHCTa Ha Hf/Uk Ka/Uf Hk R E(iaTa, weil nocraRHCTa
den Dual zu K Epara bildet. Ebenso hat der Dual den Herausgeber von IX. 13. irre-
geführt. Er las, wie folgt: a no CTasH cta EHAHrk b c hamh AOEpaxk h npHEHAO; (a
po stavi 8ta hilig v 8 nami Lobrat i Pribilo), was ganz unverständlich ist. Ohne auch
nur einen Buchstaben zu verändern, erhalten wir, wenn dieselben nach den Regeln der
Grammatik und bei richtiger Auffassung des Gedankens zusammengestellt werden, nach-
stehenden Text : a nocTasHCTa EHAHrk * & * cfia MHAOEpaxk h npHEHAO (a postavista [Dual]
hilig dva sina: Milobrat i Pribilo),
2. Diese Inschriften sind aber nicht nur in reiner und volksthümlicher Sprache
geschrieben, sondern es werden auch die cyrillischen Buchstaben in ihrer bosnischen
Bedeutung gebraucht, d. h., die Orthographie dieser Inschriften ist die bosnische und mit
jener übereinstimmend, die wir in den bosnischen goldenen Bullen, in Urkunden und
Büchern von den ältesten Zeiten bis in das XVI. und XVII. Jahrhundert hinein finden.
Als Beispiel hieflir diene der Buchstabe % welcher gleichbedeutend ist mit dem ge-
wöhnlichen serbischen u, z. B. in III. 18. cf aro A^HTpH'k, ib. 98. ocroic KpaAk, 'k CAik
EHAk, KAKOBk caMk 'k ; VII. 75. MpH'k (Marija), IX. 12. 42.74: ^H'^Kk, ib. 42. Kpk-
CTHiLHCKS, XI. 44. PaA^lc. Neben einem zweiten Selbstlaute kann iL den Buchstaben j
bedeuten z. B. in: VIII. 37 na CRO'kwH (lies svojoj), X. 61. rocno'ka (gospoja oder
rocnofta d. h. gospogja, aber das Erstere dürfte richtiger sein). Bei allen Fällen, in denen
das u, wie in VIII. 14, IX. 13. vorkommt, bezweifle ich, dass dieser Buchstabe im
Originale sich wirklich findet. Wie es in den bosnischen Inschriften keine u gibt,
gibt es auch keine I6, sondern man schreibt ganz einfach % z. B. in: V. 117. BOfROA^,
VII. 19. cpf, CBO«, VII. 99. fAOMk (lies jeZom), HHHOf, IX. 12. 73. jy^AV^t u. s. w. Selbst
der Buchstabe lo wird selten gebraucht, und dies auch nur im Beginn eines Woi-tes
oder nach einem Selbstlaute; gewöhnlich schreibt man 8, so: III. 98. KpaAS (kralju),
M0a8 bac {inolju va«), ib. VI. 29. VII. 20. Dennoch wurde es in : HI. 98. ocTOio u. s. w.
angewendet.
In der bosnischen Cyrillica ist auch der Buchstabe ft sehr wichtig. Anfangs ent-
sprach er dem heutigen ^, erst später, um das XIV. Jahrhundert, begann man ihn
zu schreiben für das heutige h (6), und so geschah es, dass dasselbe Zeichen A
durch einige Jahrhunderte zwei Buchstaben ausdruckte: h (6) und ^ (gj). In den bos-
nischen Inschriften bedeutete ft regelmässig das heutige h (6) z. B. : III. 98. MHAOUif-
BHftk, BH ftfTf EHTH, V. 117. nfT(K odcr p)0BhA8 , EOraUlHAk, ib. 120. BAATKOBH^k,
pa^Hftk, pAAOcaAHAk, IX. 40. TkKO ftf ch EHAHrk norSsHTH, ib. 41 . bacocbhAa, ib. 74.
TKO ftf CH EHAHrk rSsHTH. Es unterliegt keinem Zweifel, dass auch die Inschrift im
IX. 13. nicht gut abgelesen ist, BHftf Tf EHk th KaKO u (?), sie bedeutet gewiss nicht
ffVidje te bi ti kako ja^, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach dasselbe wie in III. 98.
BH ÄITI EHTH KAKO "k. Als ^ kommt ft VII. 76. in dem Worte ftSpcHOBa, und vielleicht
noch IX. 76. im Worte BAAAfBHft^ vor, wie dies im „Glasnik" I. 76. richtig gedeutet
worden ist. Ich für meine Person würde das im X. 52. vorkommende AipkAnftk als
Mrgji6 lesen (siehe Wörterbuch des Dani6i6).
Es ist auch zu erwähnen, dass die Volkssprache in diesen Inschriften den Buch-
staben kl nicht gebraucht, sondern es wird überall conform der Aussprache das H ge-
schrieben, z. B. CHHk, (anstatt des kirchlichen ckiHk.). Dagegen wird das k den Conso-
nanten regelmässig nachgesetzt, z. B. in: III. 18. nOTpkAk, npOKAfTk, oi^Alk, cfiOMk,
Jagi<^. Einige Worto ttber bosnische Inschriften auf Grabsteinen. 399
CTHMk AX^^^^ ib* 3^- ^Cf^^X"^) KpAilk, HA CROMk nAC/UCHHTO/Uk, V. 20. S AjSBfdEA^^ BH)fk,
VII. 19. rpOKk, pa^ocaKk, IX. 40. cpATk, SNSKk. Sobald man dies weisS; ist die Frage
überflüssig, wie das in IX. 42 (vgl. XI. 49) vorkommende nHcaSk gelesen werden soll; statt
des S muss nämlich, selbst wenn wir es mit einem Fehler des Steinmetzen zu thun
haben, ein )f gesetzt werden, da die beiden Buchstaben B und ^ ^^^^ leicht zu ver-
wechseln sind. Schwerer ist es aber, bei dem Mangel einer genauen Copie zu ent-
scheiden, ob das in X. 53. vorkommende cakpaHHk in cA^fAHH)^ richtig zu stellen wäre,
weil es möglich ist, dass in diesem Worte schon damals das ^ 0^) nicht ausgesprochen
wurde, und der Steinmetz fbr das, was er zu hören glaubte, das k gesetzt hat? Der
Buchstabe k kommt öfters auch in der Mitte eines Wortes vor, obwohl ich hieiUr den
Grund nicht anzugeben vermag. Es ist bekannt, dass es in einigen Handschriften spä-
teren Datums häufig üblich war, zwischen je zwei Consonanten den Buchstaben k zu
schreiben, obwohl derselbe nicht am Platze war. Ebenso thaten es auch einige Stein-
metzen, z. B. in X. 50. ha nkAC/UCHHTOH sc/UkAH, IX. 40. SiMWAH. Es gibt aber auch
ernster zu nehmende Fälle, wo das k gerade in der Mitte des Wortes hinter dem Selbst-
laute steht, warum das geschah, kann ich momentan nicht sagen.
3. Die Inschriften auf den Grabsteinen bilden auch inhaltlich ein Ganzes, denn
sie sind sämmtlich so verfasst, als wenn sie sich gegenseitig als Muster gedient hätten.
Man sieht daraus, dass die Tradition einer epigraphischen Schule vorhanden war; von
wem diese aber beeinflusst war, will ich hier nicht untersuchen und begnüge mich mit
der blossen Constatirung der Thatsache.
a) Eine solche Inschrift beginnt gewöhnlich mit den Worten: ci (oder CHi) ai^kh
(hier liegt) vergleiche: V. 81. 117. 118. 120, VI. 28. {a a Amn) 29, VII. 20. 48. 76. 77.
Vm. 37. 38, IX. 12. 13. 39. 40. 52. 73. 111, X. 50. 52. 72. 73. 74. 75, XI. 8. 9. 10,
XL 47. 49.0
Schon aus den angeführten Stellen im „ Viestnik" des Agramer Museums kann ersehen
werden, dass beinahe drei Viertel der bis jetzt bekannten Inschriften den gleichen An-
fang haben. Weniger gebräuchlich war es, dass vor die Worte ci achch oder A Ci a«;kh
die Anrufung der heiligen Dreifaltigkeit oder das Kreuzzeichen gesetzt wurde; dies
scheint nur auf den grossen Inschriften der Fall gewesen zu sein. Die Formel lautet:
RA HMC oi^A H CHHA (odcr cüa) h CRnVo (odcr CTArO, CRITOra) fifix^j ^^^^' ^- ^^' ^^f
VIII. 14 [ctpa], IX. 9 (Rk HMi CRfTOrA), XI. 74. 76 (Rk hmc; die Einen lesen critapo die
andern CRrrora). Fehlerhaft dürfte sein VII. 19. ro ham: und bezweifle ich auch, ob
dort das CRCTOrk richtig ist. Wenn in X. 61. die Lesart A^X^ CRfTOrA correct wäre,
so würde dies an die lateinische Wortfolge: „Spiritus sancti" erinnern. Aber so hat
es Pater Marti6 gelesen, während Vr6evi6 und Götting die gewöhnliche Wortfolge
gebrauchen, nämlich: CRCTOra A^)C^- Ich möchte glauben, dass es auch auf dem Steine
so steht. Von der gewöhnlichen Form wird in VII. 19. abgewichen, und zwar lautet es
dort: RA HAif KOra hcSca. (Steht das wirklich so auf dem Steine?)
In den Inschriften einer anderen Gattung, der kirchenslavischen, zeigt sich sofort
eine Abweichung von dem gewöhnlichen Eingang cc ai^kh, oder A cc ac;kh, diese be-
ginnen nämlich laut III. 57. und IX. 75. mit Bji^i ai^htä, in V. 116. und 117. auf 3
Inschriften 3A'k noHHRAiTk, in X. 53. wieder auf 2 Inschriften a^i noHHRACTk. Die
Inschrift IX. 11. a CCH nosHRA, wenn sie auch in der Volkssprache verfasst ist, gehört
doch in die Kategorie der orientalisch-orthodoxen Inschriften. Ebenso die Inschrift VI.
*) Einige Inschriften von Podrinje auf serbischer Seite sind herausgegeben worden von Herrn M.
6. Milicevid in „Kneäevina Srbija" I. 526., vgl. „Starinar" H. 68.
/
400 I. Archäologie und Geschiclite.
75. Nur ein einziges Mal fand ich statt ci a(;kh das obahc aijkh (in IX. 51 abgedruckt
aus dem Agramer Archiv), was wahrscheinlich etwas Neueres gegenüber dem Alten vor-
stellen soll.
b) Nach den Worten cc achch folgt regelmässig der Name desjenigen, welcher
unter dem Grabsteine ruht, hie und da mit lobenden Zusätzen, z. B. V. 117. CHC Af^KH
AOcpH PaAOf, VI. 48. a cc ac^kh A^spA baa^hka 6phha, ib. a cc a(;kh A^^pH iohakk,
ib. 76. A cc AC^KH A^KpA 3KCHA Otana ; — ein Todter lobt sich selbst gar folgender-
massen : S toh KpHMC haheoah ai^^kk S t^^9^^^\ EH}(k. (V. 20.)
Wenn auch nicht immer, so kommt es doch häufig vor, dass neben dem Namen
des Todten auch angeführt wird, dass die Erde, wo er liegt, sein Eigenthum, Erbe,
oder Gut sei, was in folgender Art angegeben erscheint, und zwar in: V. 81. ha croh
BAUJTHHH (dasselbe kommt auch in V. 117. vor), VIII. 37. ha CKO*koH ha nACA^CHHTOH
(3CAIAH oder baujthhh, denn es wird sub VU. 19. gelesen: ha cbivc(h) iiacmchhtoh
eaujthhh), IX. 39. HA CBOAH (jedenfalls cbooh oder cbwh oder cboch) 3CAiw\h haca/ic-
hhto(h), ib. 40. HA ckivh scAikAH HACAiCHHTOH — Vgl. cbcnso IX. 52, 73. X. 50. HA nkAC-
aichhtoh cboh scAikAH, Itl. 98. und X. 75. ha cboaik nACMCHHTOMk. Die Inschrift X.
60,61. wird verschieden gelesen, der Eine liest: cbccmS scamhiutB iiACAiCHHTOAik, der
Andere : CBOC scAiA'kHiiJC hacaichhto, der Dritte : ha crohoh 3CAIAH ha nACA/\CHHTOH. Diese
dritte Lesart scheint der Wahrheit am nächsten zu kommen, weil auch auf anderen In-
schriften so geschrieben ist. Vgl. z. B. „Glasnik" 11. 78. ha (cboho)h 3CAMH ha iiaca^chhtoh.
Das Wort scaiahujtc habe ich, so weit ich micli erinnere, noch auf keiner Inschrift gelesen.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass auch die verstümmelte Inschrift IX. 113. statt
der sinnlosen Worte hIa coboh zu lesen ist ha ckohoh oder ha ckivh, weil gleich darauf
die Worte 3CA/w\h hacaichhtoh folgen.
Es kommt selten vor, dass der Todte, welcher im Grabe liegt, von seinem Namen
in der ersten Person spricht, z. B. III. 98. h Acro)^ ha cbomk nACAiCHHTOAik, VII. 77.
wba(h) Acro^i^ HA CKIVH nACAic(HH)TOH (wahrscheinlich : 3CMAH oder baüjthhh). In X. 73.
kommt folgende Inschrift vor: nonHCA)^k acpao h bcac to aih c ac^kath; in dieser
Fassung ist sie für Jedermann unverständlich — die gleiche Buchstabenanzahl belassend,
würde ich lesen ob^h CA/Uk mtm^ h bcac to aih c ac?kath.
c) Es ist üblich, dass die Inschrift auch angibt, wer dem Begrabenen den Grabstein
gewidmet habe; auch diesbezüglich existiren besondere Formeln als Zeichen der in-
nern Zusammengehörigkeit dieser Inschriftengattung. Vor Allem erscheint das Wort
BHAHrk gebräuchlich, welches schon in der altserbischen Sprache „Zeichen" (signum)
bedeutet, hier aber kann man es direct mit monumentum (Denkmal) übersetzen.
Das Wort SHAHPk wird auf den alten Grabsteinen sehr häufig gebraucht, z. B. in
„Starinar" V. 86. auf zwei Inschriften aus Bosnien, im Agramer „Viestnik" V. 81. CH
BHAH(rk) nOCTAKH, in VIII. 14. A nOCTARH Ck B'kA'krk, IX. 13. A nOCTARHCTA BHAHrk,
ib. 40. TkKO ftc CH SHAHPk HOf^EHTH, nof^CH TA sofk ; IX. 73. uud 74. kommt dieses
Wort in zwei Inschriften vor; ib. 74. nocTAKHUJC SHAHPk f^ chhokc, X. 61. CH BHAHPk
nocTABH rocno^ k^kocaka, ib. 72. a hoctabh B*kA*krk aaath tp^/vhcara ; XI. 49. (das-
selbe im „Glasnik" II. 79.) ha HCAik EpATH*k BiiA'krk (das Zeitwort hoctarhüjc stand
voran, ist aber unleserlich geworden.^)
Nicht selten wird statt des Wortes BHAHfk das Wort kaa^h (Stein) gebraucht;
auch vom kaaih sagt man, dass ihn der oder der j,po8tavio^^ (aufgestellt — errichtet —
*) Dem Hauptworte bilig entspricht das Zeitwort (a mrtva) pobili£i („Glasnik" I. 76.), das bedeutet
dem Todten errichtete das Denkmal.
Jagiö. Einige Worte über bosnische Inschriften auf Grabsteinen. 401
gewidmet) hat; — statt poatavio sagt man lieber „uBJekao^ (ausgehauen). Obwohl die
Form KaMH correct nur als Nominativ gebraucht werden kann, schreibt man sie auf
den Inschriften auch im Accusativ, z. B. V. 117. a ci KAiUH (das Zeitwort ist ausgelassen)
Ha BSki^^ Ha ncT(K oder p)oKHftS; ib. 118. (nocxaBH ch K)aMH, VI. 28. a c*kHc rpBßai^k
KaMH, ib. a Bchsc Ka/UH AiaTH paAHcaea, ib. 86. a chhc Ka/ii(H) ; VII. 19. kommt in der
undeutlich wiedergegebenen Inschrift : a CHWf KaMH (das Andere ist unverständlich) vor ;
ib. a a Ka^iH CTasaa (wirklich so ?) na cfsf , ib. 48. a cc cksc rpSeai^k Kaa^H na r^kujB,
XI. 10. nocraBHcra Ha hcaik Ka/UCHK. Wenn auf diese Art auch bewiesen ist, dass man
auf alten Grabsteinen häufig „postavi^ oder „postaviSe kami^^ schrieb, so hätte der
Herausgeber von IX. 113. doch begreifen können, dass seine Lesart „postavüe kamig
sni^' nicht richtig sein kann. Ohne die Buchstaben zu verändern, und bloss wenn sie
zusammengestellt werden, wie es sich gehört, lautet die Inschrift: nocTaBHUif KaMH f* cfiH
(d. h. den Stein stellten 3 Söhne auf). In der alten Sprache ist es nämlich nicht
nöthig, dass neben der Zahl „trV' (drei) das Hauptwort in der Zweizahl steht; vgl.
IX. 74. ^t CHHOBI".
Derjenige, der im Grabe liegt, sagt manchmal in der Inschrift von sich in der
ersten Person, dass er sich selbst den Stein zu seinen Lebzeiten usjekao (ausgehauen)
hat, z. B. VI. 29: obh (KaAin) ^CHCKO)(k Ha ci 3a ^KHBCra; oder er nennt den Namen
desjenigen, der den „bilig na nj postavio'^ (das Zeichen — Denkmal — auf ihn auf-
gestellt) oder „naHnio'^ (gemacht hat), z. B. V. 117. ch BHAHrk nocTaBH na Mi epaTk
AiOH BO(B0>\a ncTapb, VII. 77. ivbo aih naMHHH OraHf /uaHKa (die letzten zwei Worte
sind nicht verlässlich), V. 117. a mhhho mh otpoctk KOBask (das Wort oxrocTk ist nicht
verlässlich).
Neben den Zeitwörtern nocTaBHTH oder SchAh kommt auch öfters der Ausdruck
HHcaxH vor. Wahrscheinlich wollte man damit direct auf die Worte der Inschrift hin-
weisen ; nur weiss ich nicht, ob der Verfasser der Inschrift damit sich selbst verherrlicht
hat, in der Art, wie heutzutage die Stempelschneider ihren Namen auf den Medaillen
verewigen, oder ob sich dieses Wort nicht auf denjenigen bezieht, welcher das Denkmal
errichten lioss. In nachfolgenden Beispielen kommt das Zeitwort nncaTH vor, in V. 117.
a c€ KAMH a cc HHca BOAaujHHk soraiuH^k, VII. 19, a cc nHca pa^H^k pa^\o-
caAH^k, und gleich darauf wird noch gesagt „a cn«*ii"; VII. 76. ist die Inschrift nicht
zuverlässig, weil neben dem Worte 3acHHf noch das Wort HHiUi vorkommt, obwohl
hier nicht die Form HHiuc sondern HHca zu gewärtigen wäre; aber wenn man sagen
konnte ckni (die Beispiele hiefür sind bereits früher angeführt), warum sollte man dies
auch für hhujc nicht gelten lassen ? Vgl. auch VII. 48. nnuji ci MOpa^k und auch dort :
OHiuc AHKk (?) cc AiopaAi^; dies Alles ist aber nicht verlässlich. Im „CTapHHap" I. 72.
kommt eine schlecht wiedergegebene hercegovinische Inschrift vor, welche mit den
Worten beginnt : a ci hhujc pa^OHi^a; im „Cxap." V. 86. spricht eine bosnische Inschrift
folgendermassen : Ci ac^KH HBank a nnca AiH}(aak. In der Inschrift IX. 42., welche nicht
vollständig sein dürfte, steht : a cc nnca)^ (so lese ich es statt nncaSk) AH*kKk H'kroc ; hier
nennt sich Schreiber geradezu „dijakom*^ (diaconus, Kanzellist), aber die ganze Inschrift
ist nicht verständlich, und macht den Eindruck, als wenn sie gar nicht von einem Grabe
herrühren würde, weil nirgends gesagt wird, wer da begraben liegt, oder wer sich den
Stein setzen liess. (Diese Inschrift ist theilweise verbessert in XI. 49. wiedergegeben.)
Vgl. noch : XL 8. sanHca hbko ocpa^OBH^k (ist nicht verlässlich), ib. 10. a cc nHca
(das weitere verstümmelt), übrigens ist in dieser Inschrift schon früher gesagt worden,
wer den Stein gesetzt hat. In XL 47. heisst es, dass ein gewisser Radoje Kovaö „8rkHC
H HHca^, ib. 46. steht eine Inschrift, wo Radoje Kovaö das „Scknc" nicht anführt, es
Band III. 26
402 I. Archäologie und Geschichte.
heisst auch nicht, dass er HHca, aber jedenfalls hat er auch die Worte geschrieben.
In XI. 49. (auch im „Glasnik^ II. 78.) liest der Herausgeber 8c*kK0 H nHcao ra bho
TAji,h^ obwohl in dem vom „Glasnik" wiedergegebenen Facsimile das Wort 8c*kK0 (in
dieser Form wäre es ganz ungebräuchlich) nicht gelesen werden kann; desto leichter
liest man in der letzten Zeile : a nHca ra npcpaAi^. In IX. 40. steht gar : a nocraRH
HHCMo cHHk mroRk HaH/uaaAHH spaTOAk.
Auch in jener Inschrift, welche zuletzt der „Glasnik" in III. 23.-24. so schön
veröffentlicht hat (und welche allerdings auf keinem Grabstein steht), liest man: C€
HHCa paSk fi}KHH u. s. w.
Jene bemerkenswerthe Inschrift, welche Asböth transscribirt in „Bosznia ^s Her-
czegovina" (Budapest 1887) I. 236. veröffentlicht hat, ist besser wiedergegeben im
„Glasnik** I. 74., aber auch hier ist es nicht möglich. Alles zu lesen. Ich muss jedoch
bemerken, dass es nicht richtig ist „anaHk ScHMf KaMH^ so zu erklären, als wenn von
einem Ajan die Rede wäre, sondern man lese mit Asb6th a HaHk 8cHS€ KaMH HiroBk
RO€B0A^ MHOrOlUk.
4. Statt der am Schlüsse von Grabinschriften gewöhnlichen Formel „R'ksHa ca^S
naMiT" (so X. 53. auf 2 orientalisch-orthodoxen Inschriften) kommen auf den bosnischen
Grabsteinen öfters sehr bemerkenswerthe Phrasen, sogenannte diverbia vor, z. B. III. 98.
MoaS Rack, H( HacTY'naHTf Ha Mi. 'k ca^k SHAk KaKORH ictc rh, rh Aitc bhth KaxoRk
caaik "k; IX. 13. in der ziemlich schlecht verfassten Inschrift dürfte es richtig ungefähr
so lauten: „RH ftfTi bhth KaKO "k, a 'k aft0pa)^k bhth KaKO h ch^; X. 52. sagt derjenige,
welcher das Denkmal errichtet hat: BH)^k ^hromS pa^k a aipkTRa ca)fpaHH)fk; X. 61. ist
die Lesart nicht sicher, weil man nicht sagen kann, ob die „rocno'ka R^KOcaRa^^
welche dem Fürsten Badi6 ein Denkmal setzt, von sich selbst in der dritten Person
spricht, ,,KOHa aiS ?khr^ RHpno cat^Hcaiuf h MfrvE» mS hocaSsrh^, oder ob sich der
Todte folgendermassen selbst lobt: }KHrB a%H R'kpHO caS^aiUf h aipTRS aiH hocaS^kh.
In IV. 29. bittet der Verstorbene wie in III. 98. HC aiohtc aih KOCTHk (sie?) npt
TpicaTH.
Schon oben sind zwar Beispiele angegeben für die Formel des Fluches über den-
jenigen, welcher sich unterstehen sollte, den »bilig^ zu zerstören. In derselben Weise
heisst es in einer Inschrift, welche nicht gerade ein Grabstein war III. 19. (auch
„Glasnik^ III. 23.): tko bh to norpkAk a^ ( npOKACTk (Oi^iai h cfioa/ik h cfiaik AX^^^-
Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
Von
Dr. Ciro Truhelka
Custos am bosn.-berceg. Laudasmuseum.
(Mit 1 Tafel und 108 Abbildungen im Texte.)
1. Einleitung.
Jcjs gibt wohl wenige Länder, welche eine so bestimmte Gattung von alten Denk-
mälern in solcher Menge und in so wenig veränderlicher Gestalt aufweisen, wie es in
Bosnien und der Hercegovina bei den mittelalterlichen Grabdenkmälern der Fall ist.
Das Volk nennt diese Grabdenkmäler „Mramorovi", „Steöci" oder „Maöeti".
Man kann in den genannten Ländern kaum einige Stunden zurücklegen, ohne auf
eines oder auf eine ganze Reihe dieser riesigen Monolithen zu stossen, welche das Volk
einst aus den Felsen herausgemeisselt und unter Zuhilfenahme primitivster technischer
Beförderungsmittel mit unsäglicher Mühe auf die Kuppe irgend eines Hügels geschafft
hat, um damit auf dem Grabe seiner Verstorbenen ein bleibendes Merkzeichen zu errichten.
So hat das Volk mit der Zeit an manchen Stellen bei 400 und mehr solcher Denkmäler
aneinandergereiht und auf diese Art ausgedehnte Nekropolen geschaffen, welche uns
vermöge ihrer Grossartigkeit die Grösse des Todtencultus einer vergangenen primitiven
Cultur vergegenwärtigen (Figur 2 und 3). Der Umstand, dass man in der Nähe solcher
Nekropolen selten Häuser oder Städteruinen antrifft, hat das heutige Volk zu der Annahme
bewogen, dass diese Denkmäler in uralten Zeiten entstanden seien, als noch wilde Thiere
das Land durchzogen und selbst die Leichen nicht verschonten. Die Menschen, damals
noch von Riesengestalt, wälzten auf die Gräber ihrer Angehörigen
diese Steinkolosse, um die Leichen vor raublustigen Bestien zu
beschützen. Das Volk nennt diese Grabstätten häufig „grßko
greblje** (griechische Friedhöfe), womit es ihr hohes Alter an-
deuten will, denn nach dem bosnischen Volksglauben waren die
ältesten Bewohner des Landes Griechen. Von den zahlreichen
Sagen, welche sich in verschiedenen Gegenden an dieses oder jenes
Grabdenkmal knüpfen, sei hier nur einer Erwähnung gethan.
Auf dem Eminovacko polje bei 2upanjac befindet sich
ein sehr grosser sarkophagförmiger Stein, 1-5 M. hoch, 2 M.
lang. Die rohe Sculptur der einen Seite zeigt unter einem
Baume sitzend ein jugendliches Paar, das von einem Dritten,
zu Pferde, überrascht wird. Die Volksphantasie fabelt, dass in dieser Gegend in grauer
Vorzeit zwei feindliche Riesen gehaust hätten. Die Schwester des einen verliebte sich
in seinen Gegner, und als ihr Bruder bemerkte, dass seine Schwester Zuneigung zu seinem
Todfeinde hege, forderte er diesen zum Zweikampfe heraus. Der Bruder Wieb auf dem
Kampfplatze und wurde auch dort bestattet. Die Schwester brachte „spinnend und
B^agelieder singend" auf ihrem Kopfe den Stein und schmückte damit das Grab (Figur 1).
26*
:>^
Fig. 1. Stiniseite des Grab-
mals im Eminovadko polje
(Bez. 2upanjac).
404
I. Archäologie und Geschichte.
Ein anderes beliebtes Sagenmotiv, welches mit manchen dieser Nekropolen in
Zusammenhang gebracht wird, lässt diese als Hochzeitsgräber — Svatovsko greblje —
erscheinen, indem berichtet wird, dass dort ein ganzer Hochzeitszag von einem ver-
schmähten Bewerber erwartet und niedergemetzelt wurde.
Solche Sagen liefern uns den Beweis, dass sich das Volk über die Entstehung
seiner charakteristischesten Denkmäler, welche es tiberall vor Augen hat, aus der
Tradition keine Rechenschaft zu geben weiss. Mag auch in Liedern und Sagen die
Ueberlieferung historischer Kämpfe noch erhalten sein — an die wirklichen Zeugen
aus dem Mittelalter knüpft sie nicht mehr an.
Fig. 2. Nekropole bei Dejdidi (Bez. Sarajevo).
Die Continuität der mittelalterlichen Tradition ist unterbrochen, die Erinnerung an
die einstige Selbstständigkeit ist entschwunden, und man findet in Bosnien selten eine
verlässliche Volkstradition aus dieser Zeit.
Wie ich bereits erwähnt habe, nennt das Volk diese Denkmale: „Mramorovi".
„Steöci" und „Maäeti". Die erstere Bezeichnung ist mehr allgemein und bezieht sich auf
das Material, aus welchem die Denkmäler angefertigt sind. Das Wort Mramor (Marmor)
gilt in Bosnien zur Bezeichnung von weissem, widerstandsfähigem Kalkstein, wie ihn
die Tertiärformation des Landes fast allerorten darbietet. Dieses Material wurde zu
Grabsteinen selbst dort angewendet, wo es sich in der nächsten Umgebung nicht vor-
findet und erst aus grösserer Entfernung beschaflft werden musste, wie beispielsweise
in einzelnen Gegenden an der Drina, wohin das Material aus Serbien gebracht wurde.
Grabsteine aus anderem Materiale werden nur selten angetroffen.
Die Bezeichnung „Steöci" (von Stajati = stehen) gilt für aufrechtstehende, tumba-
oder sarkophagformige Grabmale, während die dritte, „Maäet", besonders im westlichen
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
405
Bosnien gebräuchlich, türkischen Ursprungs und vom Worte Meähed, nach der Volks-
aussprache auch Medit, abgeleitet ist. Das Wort bezeichnet eigentlich das Grabmal
eines für den Glauben gefallenen Helden.
Auf den Denkmälern selbst heissen die Steine |c4/v\H; IC <1 M 6 N b (= Stein) oder
BHAHTb (= Zeichen) oder zusammen |c<1M6Nb BHAHTb (= Steinzeichen).
Wie erwähnt, hält das Volk jene Steine, die durch Verwitterung ein besonders
altes Ansehen erhalten haben, für „griechisch", einige scheinbar jüngere nennt es
„Kaursko*) greblje" (Gräber der Gjaurs) oder auch „Magjarsko greblje" (Magyaren-
gräber), wodurch deren Entstehung in die Zeit der ungarisch-türkischen Kriege zu Ende
des 15. Jahrhunderts versetzt wird.
Fig. 3. Nekropole im Praöko polje (Bez. Sarajevo).
Diese Denkmäler können wir als charakteristisch bosnische betrachten.
Das Wort „bosnisch" gebrauche ich hier im historischen Sinne, denn soweit
einst die Herrschaft der bosnischen Könige gereicht hat, trifft man allenthalben diese
Denkmäler an. Das Gebiet, über welches sie sich erstrecken, umfasst die südöstliche
Hälfte Bosniens und die ganze Hercegovina. Nach Erhebungen Heinrich von Sterneck's
(1877) kommen diese Denkmäler auch in Montenegro vor, während F. Kanitz
eine Reihe solcher am rechten Ufer der Drina gefunden hat.*) Das Verbreitungsgebiet
dieser Denkmäler erstreckt sich bis Albanien im Süden und bis auf das Kosovo polje
(Amselfeld) im Osten. Die Hauptmasse derselben liegt aber in Bosnien.
Am zahlreichsten sind sie im Bezirke Vlasenica, wo deren bisher 6325 gezählt
wurden, dann in der Hercegovina, wo sich rund 22.000 befinden. Bezeichnend ist es,
*) Das "Wort „Kaurin**, obwohl von dem Schimpfworte „Gyaur" abgeleitet, gilt nicht als solches,
sondern im Gegensatze zum Worte „Raja** als Bezeichnung der nicht unter ottomanischer Herrschaft
stehenden Christen.
*) Festschrift der anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1889, S. 47—53.
406
I. Archäologie und Geschichte.
dass in jenen Gebieten, welche einst von Bosnien politisch unabhängig waren und zu
Kroatien gehörten, diese Denkmalform selten ist und in den 14 Bezirken der beiden
Kreise Banjaluka und Biha6 im ganzen nur 706 gezählt wurden.
Bei der grossen Zahl solcher Denkmäler ist es ganz erklärlich, dass Jeder, welcher
Bosnien schildert, auch dieser Grabsteine gedenken muss.
Im Folgenden gebe ich die Beobachtungen, welche ich anlässlich meiner häufigen
Reisen in Bosnien und der Hercegovina gemacht habe. Ist das Bild auch noch weit
von der Vollkommenheit entfernt, so liegt es mehr an der Grösse und Mannigfaltigkeit
der Aufgabe, die ein Lebensalter erfordern würde, als an dem guten Willen des
Verfassers.
II. Die Formen der Denkmäler.
Fig. 4. Denkmal in KoSatica.
Die Blüthezeit der altbosnischen Denkmäler umfasst das 14. Jahrhundert und reicht
im 15. bis zur Eroberung des Landes durch die Osmanen. In dieser sozusagen „classi-
schen" Epoche finden wir nur drei Formen vorherrschend : die Platte, die Tumba und
die Sarkophagform. Alle davon abweichenden Formen sind jtlnger oder entspre-
chen anderen Einflüssen als jenen, unter welchen die grossen alten Nekropolen ent-
standen sind.
Die Form der Grabplatte ist so allgemein verbreitet und bietet so wenig charak-
teristische Merkmale, dass sie zu besonderen Betrachtungen keinen Anlass gibt. Sie
ist bald schmäler, bald breiter. Sehr häufig ruht sie
auf einem entsprechenden Sockel, der in der Regel
mit ihr aus dem gleichen Felsstücke gehauen ist
(Figur 4),
Mit dem Namen „Tumba" bezeichnen wir
einen länglichen, hohen Würfel, welcher fast aus-
nahmslos auf einer Sockelplatte ruht. Diese ist ent-
weder aus einem Stückt mit dem Würfel oder separat gemeisselt, in welchem Falle zur
grösseren Stabilität in der Mitte der Platte eine Vertiefung ausgehauen ist, in welche
der Stein eingesetzt wurde. Die Langseiten der Tumba sind entweder parallel (Figur 5)
oder überhängend, so dass das Denk-
mal oben breiter ist und die Stirn- und
Rückseite die Form eines Paralleloids
bildet (Figur 6).
Eine dritte Form zeigen jene Grab-
steine, die oben nicht flach, sondern
dachförmig gebildet sind. Der First
ist entweder gerade oder, wie häufig
in der Hercegovina, sanft gewölbt.
Diese den römischen Sarkophagen (bis
auf die First- und Eckakroterien) ähn-
lichen, gewöhnlich auf einer Sockel-
platte ruhenden Denksteine haben
äusserlich die Gestalt eines Hauses, und eine aus mehreren solchen Grabmälern beste-
hende Nekropole bringt beim entfernten Beschauer nicht selten den Eindruck einer
Ortschaft hervor. Dass beim Entstehen dieser Denkmalform in der That das Haus als
Fig. 5. Turaba von Prijevor (Bilck).
Fig. 6. Tumba
von Prijevor
(Bilek).
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
407
Vorbild galt, ersehen wir daraus, dass die äussere Decoration nicht selten architek-
tonische Motive aufweist. Obwohl äusserlich den römischen Sarkophagen ähnlich, unter-
scheidet sie sich von jenen wesentlich dadurch, dass der Leichnam nicht im Steine
selbst, sondern unter demselben in der Erde oder in einer ausgemauerten Gruft bei-
gesetzt wurde. Der Sarkophag ist also nicht Sarg, sondern blos Denkmal. Ob sich
diese Denkmalform aus der römischen entwickelt hat, ist schwer zu entscheiden.
Mitunter bezeichnet auch ein einziges Grabmal ein Doppel-
grab; in solchen Fällen ist dies äusserlich in der Weise kennt- X"^ •
Uch gemacht, dass die Tumba oder der Sarkophag verdoppelt
erscheinen. Ein solches Denkmal von Kriievi6i bei Olovo
reproduciren wir in Figur 7.
Am Schlüsse der Periode, in welcher die altbosnischen
Monolithen entstanden, kamen ausser den angeführten typischen ^ y^
Formen noch einige andere auf. Die häufigste Form ist die des ll{ S
Kreuzes, welches in verschiedener Gestaltung auftritt. Eine r-i'^'V'^
andere Form ist der Steinpfeiler (Figur 8), nicht selten dem k^*/,**^''^
Fig. 7. Denkmal von Kriievidi.
Fig. 8.
Säule in Eovaöine
(Popovo polje).
Fig. 9. Grabmal des Mahmut
BrankovicS in Brankovic'i.
osmanischen „NiSan" oder „Baälik" mit allen seinen decorat iven Beigaben nachgebildet.
Letztere bestehen hauptsächlich aus Schwert, Streitkolben, Pfeil und Bogen und halb-
kugelförmigen Protuberanzen.
Ein interessantes Denkmal reproduciren wir in Figur 9. Es ist das Denkmal
des Mahmut Brankovi6 in Brankovi6i bei Rogatica.
Hier befindet sich eine ansehnliche Nekropole, zumeist aus Tumben und Sarko-
phagen bestehend, und obwohl alle Bestatteten Verwandte Mahmuts waren, so be-
erdigte man den von seinem Stammglauben Abgefallenen wohl „auf seinem Erbe in
Petrovo polje", wie es in der Inschrift heisst, jedoch weit abseits von den Gräbern
seiner Vorfahren. Und selbst der Steinmetz ruft nicht dem Dahingeschiedenen, sondern
sich selbst einen Segenswunsch zu: A<1 6 5A<l(ro)COD6N<1 PXIC<1 |C0H<1
CH6\/6 H nHC<1. („Gesegnet sei die Hand, die es meisselte und schrieb."
Vgl. unten S. 438.)
408
I. Archäologie und Geschichte.
in. Die Ornamente.
a) Architektonische und Pflanzenornamente.
Neben der Form ist auch die Ornamentik dieser Denkmäler eine durchaus eigen-
thümliche, und der Forscher wird hier viele interessante Daten finden, welche ein
Streiflicht auf die Culturverhältnisse des Mittelalters werfen.
Ich muss hier hervorheben, dass diese Denkmäler im Allgemeinen mit Sculp-
turen verziert sind. Wenn ich sage, dass man unter dreissig Denkmälern erst eines
mit Ornamenten findet — und diese Zahl entnehme ich einer ziemlich genau geführten
Statistik — so werde ich nicht um viel fehlgehen, und doch zählen auch diese scul-
pirten Denkmäler nach Tausenden. Unter denselben können wir drei Arten unter-
scheiden. In der ersten ist das decorative Motiv ein architektonisches, in der
zweiten ein rein ornamentales, in der dritten ein figurales.
Fig. 10. Denkmal in Plana (Bilek).
Fig. 11. Denkmal in Rudine (Bilek).
Das gebräuchlichste architektonische Motiv ist die Arkade: eine durch Bögen
verbundene Säulenreihe, welche rings um den Stein läuft. Aber auch dieses Motiv
kommt nur stilisirt vor. Die Säulen sind nicht plastisch rund, sondern flach gemeisselt,
hie und da aber auch nur in Contourlinien ausgeführt und wirken dann als Flach-
ornament.
Ein interessantes Beispiel zeigt uns das Denkmal bei Plana nächst Bilek (Figur 10),
wo die Säulen deutlich ausgedrückt sind und ein Capital besitzen, auf welches sich der
Bogen stützt. Als Mittelglied zwischen der Arkadenreihe und dem Gebälk dient ein
geschnürter Stab, während der Gesimsbalken mit einer Reihe von Rosetten ver-
ziert ist.
Aus Figur 10, 11 und 32 kann man entnehmen, wie sich dieses romanische
Motiv mehr oder weniger verändert hat. Auf dem Grabstein Figur 11, welcher sich auf
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
409
dem Plateau des kleinen Thaies von Rudine nächst Bilek befindet, sind die Säulenkapitäle
weggeblieben, während auf dem Grabsteine von Stari Slano (Figur 32) nur die Um-
risse der Säulen eingemeisselt sind. Dass dieses Motiv in Wirklichkeit die Arkade
darstellen soll, beweist uns am besten ein zweites, an dieser Stelle befindliches Denk-
mal, dessen Sculptur eine offene Arkade mit drei Bögen und unter jedem eine männ-
liche und eine weibliche Gestalt zeigt, wie sie sich zum Reigen die Hände reichen.
Die Inschrift, welche sich auf der Dachseite des Denkmals befindet, reproduciren
wir weiter unten.
Architektonische Motive finden wir nur
als Decoration aufrechtstehender Sarkophage
oder Tumben, niemals an Grabplatten, wo es
auch gar nicht am Platze wäre. Mir ist nur
ein einziges anders geformtes Denkmal, auf
welchem sich das obige Motiv findet, bekannt.
Das Denkmal (Figur 12) befindet sich in Pri-
jevor bei Bilek, unweit des vorerwähnten Fried-
hofes. In der Form sehr unbeholfen und unklar,
kann dasselbe weder als ein Kreuz, noch als
^ »^^ 1>'>V,11I,J|'
Fig. 13. Denkmal in Medjurijecje.
Fig. 12. Denkmal in Prijevor (Bilek).
Säule aufgefasst werden. Es gehört zu jener Art von Denkmälern, deren Bedeutung
ungemein schwer zu bestimmen ist, da sich wohl auch der Bildhauer selbst kaum
bewusst war, was er eigentlich darzustellen dachte. Diese Säule ist auf der Vorderseite
mit zwei Arkaden omamentirt.
Mit architektonischen Motiven verzierte altbosnische Grabsteine kommen in grosser
Anzahl in der südlichen Hercegovina besonders häufig in den Bezirken Trebinje,
Popovo polje und Bilek vor. Wie aber diese Motive hieher gelangt sind, wird ein
Blick auf das kaum eine Tagereise entfernte Ragusa erklären. Die mit Arkaden ge-
schmückten Höfe und Fagaden der Patricier- Paläste waren die Vorbilder zur Aus-
schmückung der Grabmäler der einstigen bosnischen Feudalherren. Das Grabmal
betrachteten diese aber als zweites Heim; wir finden diesen Gedanken ausdrücklich
auf dem Grabmale des Milutin Marojevic in Carevac (bei Glamoö) ausgesprochen,
und da ist es naheliegend, dass dieses zweite Heim möglichst ausgeschmückt wurde.
Es wurde bereits erwähnt, dass man diese Art von Grabsteinen sonst nur in der
Hercegovina findet; aus Bosnien könnte ich nur einen einzigen anführen. In Me-
410
I. Archäologie und Geschichte.
djurijeöje, dem einstigen Sitze des Herzogs Stephan, unweit von der imposanten
Burg Samobor, steht zwischen Denkmälern anderen Stiles ein altbosnischer Grabstein
dieser Form (Figur 13).
Die Bögen und Säulen sind hier nicht so gedrängt wie bei den hercegovinischen,
sondern stehen breit auseinander, und das mit Rosetten verzierte Kranzgesimse ist durch
ein breites, linear verziertes Band von der Arkadenreihe getrennt.
Von rein ornamentalen Motiven sind in erster Linie die Pflanzenornamente
zu erwähnen, welche häufig am oberen Gesimse der architektonisch verzierten alt-
bosnischen Grabsteine als fortlaufende Ranken oder als Reihen von Rosetten angebracht
sind. Letzteres Motiv besteht aus Kreislinien und zeigt eine Blume mit sechs Blättern,
deren Umrisse einfach mit dem Zirkel eingeritzt sind.
a)
fO
cj
Koiuiicx. I
Fig. 14. Motive aus Dolnji Bakici (a, b)
und KoSutica (c).
Fig. 15. Grabstein in Krüevidi.
Fig. 16. Aus Mala Gostilja.
Ein gleich häufiges Motiv ist der geschnürte Stab, womit gewöhnlich grössere
decorative Partien von einander getrennt werden. Man findet ihn sowohl an Grab-
platten als auch an Sarkophagen und Tumben angebracht. Die mitgetheilten Illustra-
tionen dürften die Art der Anwendung dieses Motives genügend veranschaulichen.
Neben diesen primitiven Elementen finden wir eine Reihe von Motiven, die wir
auf zwei Grundformen zurückführen können: auf die Spirale und die Ranke.
Die Spirale war besonders im eigentlichen Bosnien ein beliebtes Motiv; sie
kommt einfach und paarweise vor oder an einem wellenförmig fortlaufenden Bande
welches sich um das Denkmal windet, und von welchem in regelmässigen Abständen
Spiralen ausgehen.
Während wir fast bei allen anderen Motiven fremde Einflüsse nachweisen können,
haben wir es hier mit Arbeiten zu thun, die ihre Entstehung weder der Nachahmung
classischer Formen, noch den damals lebenden Motiven des romanischen oder byzan-
tinischen Stiles zu verdanken haben.
Das eigentliche Bosnien verwendet nur wenige lineare Motive (Figur 14 — 16),
während wir in der Hercegovina, welche Ragusa und der westlichen Cultur näher
stand, eine künstlerisch mehr vorgeschrittene Ausstattung finden.
Trahelka. Die bosnischen Grabdenkmäler dos Mittelalters.
411
Auch hier ist das vorherrschende Motiv die Ranke, aber daran entfalten sich
Blätter. Das beliebteste Motiv ist das Dreiblatt (Figur 17, 18, 23, 48).
Die interessantesten Denkmäler dieser Art fand ich im Popovo polje bei 2 ak ovo.
Hier befindet sich eine grosse Nekropole von etlichen achtzig Gräbern, zumeist Grab-
platten, die von Rankenbordtiren eingefasst sind.
Fig. 17.
Motiv aus 2akoyo.
Fig. 18.
Motiv aus 2akovo.
Fig. 19.
Motiv aus Begovada.
Ein oft vorkommendes Pflanzenornament zeigt eine ziemlich verstümmelte, in Be-
govaßa bei Livno befindliche Grabplatte (Figur 19). Dieses Motiv stellt eine Lilie
dar. Die Lilie spielt sowohl in der Geschichte Bos-
niens als auch der angrenzenden Länder als Wappen-
zier des Hauses Anjou eine hervorragende Rolle. Im
Wappen zu Jajce bildet sie den Schmuck der vom
Papste dem Könige Stephan TomaSevi6 tibersendeten
Krone. Die Lilie finden wir im Wappen der bos-
nischen Könige aus der Familie Kristi6 und auf allen
bosnischen Königsmtinzen. ^^&- ^O- Motiv aus GeruSa bei 2ljebovi.
Das Motiv an der Grabplatte bei GeruSa (Figur 20) zeigt schon orientalischen
Einfluss; wir finden dasselbe öfters und in schönerer Ausführung an den Gefkssen der
bosnischen Kupferindustrie.
b) Heraldische Ornamente.
In der Reihe der decorativen Motive, welche zur Ornamentirung der mittelalter-
lichen Denkmäler herangezogen wurden, werden wir gewisse heraldische Motive
sehr häufig vertreten sehen, und es entsteht hier die Frage, ob diese Motive rein de-
corativ oder in heraldischem Sinne aufzufassen sind, ob sie nur als Ornament oder als
Wappen der Verstorbenen gelten sollen. Sehr oft — z. B. in der Nekropole von
2akovo — finden wir an den Grabplatten oder Sarkophagen ein Schwert und darüber
einen Schild ohne jedwede weitere Bezeichnung eingemeisselt. Li diesem Falle steht
es wohl ausser Zweifel, dass dies kein Wappen, durch welches man den Adel des
Verstorbenen bezeichnete, sondern nur eine Waffentrophäe darstellen soll, die das Grab-
mal eines Kriegers schmückt. (Vergleiche Figur 21 — 24).
Es kommt aber auch eine ganze Reihe von Schilden vor, in denen sich heral-
dische Motive befinden. Das häufigste ist der Balken, welcher bald einzeln (Figur 25),
412
I. ArchKologio und Geschichte.
bald gepaart, in einem Falle (Figur 26) durch ein Wellenomament verziert, diagonal
über den Schild gelegt ist. Daneben kommen nicht selten noch andere Motive vor,
zumeist der Halbmond, Sterne*) und mehr oder minder verzierte Rosetten (Figur 27).
^^^
':/,/'/'
A
f I
^ -
>
-'
^ '
Fig. 21 und 22.
Grabsteine in 2akovo. 23
^M^^'
?;^^^-'
-*.rT, — — ' Fig. 25. Denkmal in Prijcvor.
Fig. 23. Grabstein in 2akovo.
Fig. 24. Motiv
aus Tihaljina.
Fig. 26.
Motiv aus Cerin.
Fig. 27. Motive aus Kaloperovac (A), Keraensko (B), Gnojnica (C),
Malo polje (D), Bivolje brdo (E).
Diese Schilde könnten wir ohnewciters flir Adelswappcn gelten lassen, aber die-
selben Motive wiederholen sich zu häufig in derselben Reihenfolge, als dass sie als
Familienwappen gelten könnten. Aber auch ein Blick auf andere historische Denkmal-
formen lässt es zweifelhaft erscheinen, dass in den erwähnten Darstellungen Adels-
wappen vorliegen. Betrachten wir die sphragistischen Denkmäler der vornehmsten
bosnischen Geschlechter, so werden wir auch hier nur selten und verhältnissmässig
spät ein vollkommen heraldisch ausgebildetes Wappen finden. In den meisten Fällen
sehen wir darauf einzelne Buchstaben oder Monogramme. So begnügt sich einer der
mächtigsten Vojvoden Bosniens, Sandalj Hranic aus dem Hause Kosaöa, auf seinem
Siegel mit den Anfangsbuchstaben seines Namens C4 Seine Brüder Vuk und Vukac
*) Halbmond und Stern als heraldisches Zeichen k($nntcn zu dem Glauben veranlassen, dass hier
osmanisfhcr Einfluss obwalte. Es sei aber daran erinnert, dass die Osmanen sich dieses byzantinische
Symbol erst nach der Eroberung von Constautinopel angeeignet haben.
Truhelka. Die bosnisclien Grabdenkmäler des Mittelalters. 413'
benutzen gleichfalls nur Initiale B|C und DK mit der Umschrift n€\/<1Tb DXlcOQb +,^)
und selbst der Sohn Vukac', Stephan Vuköi6, bosnischer Grossvojvode, führt auch
m
noch als Herzog von Sanct Sava im Siegel das Monogramm C(pAf dessen sich auch
seine Söhne Vlatko und Vladislav bedienen.*) Derselbe Vladislav benützte sogar
das Siegel seines Grossvaters Vuk mit dem Monogramme DK und der Umschrift:
CH n6\/<1T • lcN67<1 DXlc<1.*) Vom Grossvojvoden Stephan ist nur ein Siegel be-
kannt, wo ein Wappenschild — der schreitende Löwe — vorkommt,*) und dieses
stellt das Wappen dar, welches Stephan als venezianischer Patricier zu führen be-
rechtigt war, welches nach seinem Tode seine Erben führten, und das auch der vene-
zianische Zweig dieser Familie, Cossazza, beibehielt. Auch der Vojvode Radi6 San-
kovi6 führt im Siegel nur einen Buchstaben '^^) und die Umschrift: Fl 6 \/<1 T IC N €7 4
Allerdings sind zwei Siegel bosnischer Magnaten vorhanden, wo eigentliche Wappen-
bilder vorkommen, das eine des Knez von Hum, Andreas, vom Jahre 1240, das
andere des Knez Juraj Vukosali6 vom Jahre 1418; beide aber stellen den Adler,
das Wappenbild des serbischen Kaiserreiches, dar. Der Adler fungirt jedocli hier als
Staatswappen und hatte die Bestimmung, die Abhängigkeit der genannten Fürsten
von Serbien zu documentiren.
Unter den bosnischen Magnatenfamilien ist nur eine bekannt, die eine Serie von
Siegelabdrücken hinterlassen hat, welche stets das gleiche Motiv darstellen. Es ist die
der Pavlovi6e, das Wappenbild aber dem Ragusaner mit Hinweglassung des heiligen
Blasius genau nachgebildet: ein Stadtthor von drei crenellirten Thürmen überragt.
Und auch dieses Wappen war kein bosnisches, sondern ein von Bagusa verliehenes
oder entlehntes, denn wir finden es von dem Momente an angewendet, wo Radoslav
Pavlovi6 zum Senator der Stadt Ragusa ernannt wurde (15. Febr. 1423). Bekannt ist
es auf Urkunden Radoslavs vom 5. October 1432, Ivaniä' vom 29. September 1442
und der Söhne Radoslavs, Peter und Nicola, vom 15. Juli 1454.
Bevor wir in dieser Frage weitergehen, müssen wir ein heraldisches Denkmal
erwähnen, welches unstreitig das wichtigste bisher bekannte im Occupationsgebiete ist.
Es befindet sich auf der Stirnseite eines grossen sarkophagförmigen Grabmals zwischen
Kreäevo und Pazari6 bei Toplik (Zabrdje).
Das von einem einfach ornamentirten ininden Rahmen medaillonartig einge-
schlossene Wappenschild zeigt einen leeren Schild und darüber einen Wolfskopf. Ueber
dem Medaillon ist der Beginn der weiter unten mitgetheilten Inschrift eingemeisselt :
Ce "?A<1/v\eN€ |CN€7^ — P<1A0e DeAHlcOr<1 |cN€7^ 50C<1NC|cor<1 etc.,
„Das ist das Zeichen des Fürsten Radoje, des Grossfürsten von Bosnien
." Dieser Radoje ist mit dem 2upan Radoje identisch, und das Denkmal rührt aus
der Zeit vor 1400 her. Das Wort 7A<1/A€N€ (Abzeichen) ist wohl nicht anders auf-
zufassen als unser „Wappen", aber die Schildfläche ist leer.
Ein anderes diesem verwandtes Denkmal befindet sich im Walde unweit Olovo
bei der Ortschaft Dolnji Baki6i (Figur 28). Es ist ein vierkantiger 2*5 M. über den
Erdboden hervorragender Steinobelisk, dessen Spitze pyramidenförmig gebildet ist und
von einer Steinkugel bekrönt wird.
*) Auf der Urkunde vom 24. Juni 1419.
•) Urkunden vom 6. Mai 1440, 19. Juli 1453 und andere.
•) 15. August 1461.
*) 10. October 1435. *) 1899.
s:^~>^
^SLIp
Dieses Denkmal ist reichlich
mit Verzierungen ausgestattet. Die
Verzierung der Kantenlinien ist in
Form von geflochtenen Strängen aus-
geführt, während ähnlich gearbeitete
Querstreifen jede der vier Säulen-
seiten in drei Felder theilen. Sowohl
das obere wie auch das untere Feld
sind mit ,,S"-fi)rmigen Spiralorna-
menten verziert, zwischen welchen
eine oder zwei Rosen angebracht sind.
Das Wappenbild ist in einem
Mittelfelde angebracht, und besteht
aus einem Schilde und einem Thier-
bilde darüber. Letzteres ist ziem-
lich undeutlich ausgeprägt. Der Kopf
scheint einem Eber anzugehören,
denn das Gebiss ist mit einem
grossen Eckzahne ausgestattet. Der
Körper, welcher nur Vorderfiisse
aufweist, ist sehr kurz und gekrümmt,
und es dürfte dem Künstler beim Ent-
werfen derselben irgend ein drachen-
artiges Geschöpf vorgeschwebt haben.
Ueber dem Thierstücke ist noch eine
sechsblätterige Rosette angebracht.
Auch bei diesem Denkmale ist
die Schildfläche leer, es fehlt also
dasjenige Merkmal, wodurch das
Wappen zum eigentlichen Familien-
abzeichen wird. In allen angeführten
Fällen fanden wir demnach kein
einziges bosnisches Wappen, das
wir als Familienabzeichen betrachten dürften, und wenn wir noch berücksichtigen, dass
zu jener Zeit der Begrifi" der Familie in Bosnien überhaupt noch nicht in dem Sinne ausge-
bildet war, wie ihn die Genealogie und Heraldik in anderen Ländern auffasst, so werden
wir es begreiflich finden, dass Familienwappen nicht aufkamen. Letztere Ansicht folgern
wir aus der Thatsache, dass in Bosnien bis in das 15. Jahrhundert Familiennamen
gar nicht gebräuchlich waren, sondern als Zuname stets das Patronymikon galt.
Nehmen wir als Beispiel eines der wichtigsten Geschlechter und verfolgen wir es durch
einige Generationen. Der Sohn des Vojvoden Radin Jablanovi6 war Paul Radinovi6,
dessen Sohn war IvaniS Pavloviö, dieser hinterliess seinen Kindern den Namen
Ivaniäevi6, und so ging es bei allen Geschlechtern bis in die neueste Zeit. Viele solche
Beispiele sind in den unten mitzutheilenden Inschriften zu finden. Wenn wir trotzdem
in der Literatur von bosnischen Familien der Pavloviöe, Sankoviöe, Kristine u. s. w.
hören, so entspricht das nicht der alten Praxis, sondern ist ein Nothbehelf der ein-
schlägigen Literatur. Erst nach dem Falle Bosniens nahmen die geflüchteten Ge-
schlechter, dem im Auslande herrschenden Brauche entsprechend, Familiennamen an.
Fig. 28.
StcinobcUsk mit heraldischem Motiv
aus Dolnji Bakici.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
415
Waren die auf den mittelalterlichen Grabmälern eingemeisselten Wappenbilder
sonach keine Familienwappen, so können wir ihre Entstehung und Anwendung nur
in der Weise erklären, dass sie ursprünglich als Sinnbilder von Kriegern galten, später
aber als Abzeichen von AdeHgen (Vlastela) angewendet wurden.
Aber auch die auf den Grabdenkmälern abgebildeten Waffen
kennzeichnen den verspäteten Entwicklungsgang. Dies gilt na-
mentlich von den Schwertern, die im 14. und 15. Jahrhunderte
Formen zeigen, welche wir sonst gewohnt sind, in die Zeit der
Kreuzzilge zu versetzen. Am häufigsten werden Langschwerter
angebracht, die nur mit beiden Händen wirksam gehandhabt wer-
den konnten.
Ein solches Originalschwert wurde amKupres unter einer
Grabplatte gefunden und wird im Museum als eines der seltensten
Stücke aufbewahrt (Figur 29).
Wie diese Form auf verschiedenen Denkmälern abgeändert
wurde, ersehen wir am besten aus einigen Beispielen, welche wir
auf bosnischen und hercegovinischen Grabdenkmälern finden
(Figur 30).
c) Figurale Darstellungen.
Die an Sarkophagen angebrachten figuralen Sculpturen sind
technisch primitiv ausgeführt im Flachrelief, ohne jedwedes Ge-
fühl für die Schönheit der Darstellung, ohne plastischen Sinn,
formell sehr unbeholfen und auch in der Zeichnung unrichtig. Nicht
selten sind die Gestalten so fra-
tzenhaft misslungen, dass man im
ersten Augenblicke in Verlegen-
heit ist, zu entscheiden, ob sie
einen Menschen oder sonst ein
Geschöpf darstellen sollen.
Mögen diese primitiven Pro-
ducte der bosnischen Sculptoren
dem Kunstforscher noch so wenig
Stoff bieten, dem Culturhistoriker
sind sie unschätzbar, denn ausser
den wenigen Inschriften sind sie
eines der verlässlichsten Hilfs-
mittel zur Kenntniss des Le-
bens des bosnischen Volkes im
Mittelalter.
Abgesehen von beabsichtigter Porträtdarstellung, die jedoch in der Ausführung
selbst den gelindesten Anforderungen, die man an eine solche stellt, nicht entsprechen,
werden zumeist Scenen zur Darstellung gebracht, die aus dem täglichen Leben ge-
griffen sind. Häufig finden wir das Bild eines reitenden Jägers (Figur 33), der Rehe,
Bären, Ebei: oder Hirsche jagt. Die Hirschjagden sind ein Beweis, dass zu jener Zeit
der Hirsch, welcher gegenwärtig in ganz Bosnien nicht mehr anzutreffen ist, ein in
den Wäldern oft gesehenes Wild war. Der Jäger ist entweder allein oder in Be-
gleitung seiner Meute und seiner Jagdgehilfen oder einer ganzen Schaar von Treibern
-rdl
tll
. *' !• AM ^ >.«^
Fig. 30.
Schwortformen auf Grabdenk-
mälern.
Fig. 29.
Schwert aus einem Grabe
bei Kupreä.
416
I. Archäologie und Geschichte
dargestellt; die WaflFen aber, deren er sich bedient, sind das Schwert oder ein Dolch,
die Lanze und der Bogen mit dem Pfeile. Eine solche Jagd führt uns ein sehr grosses
Denkmal bei Öerin ungemein interessant vor: der Jäger erwartet mit gespanntem
Bogen den Hirschen, den ihm der Hund gestellt, während sich ein Jagdfalke mit dem
Schnabel auf dem Rücken des Wildes festhaut. ^) Die schöne Sitte der Falkenjagd,
welche sich bis auf die Gegenwart erhalten hat,*) findet hier auf einem mittelalterlichen
Denkmale eine zwar äusserst schlechte, aber immerhin ver-
Nfc. ^ ständliche Darstellung.
S r^\ r S ?^ \ ^ f*'*\ ^H l^ < ■■'"*: W
IMüilM
me! I
Fig. 31. „Kolo" auf einem
Denkmal in 2itomi6li6.
Fig. 33. „Kolo** und Ilirschjagd auf einem
Denkmal in Gacko.
Fig. 34. Stirnseite
des Denkmals Figur 33.
Fig. 32. Grabstein in Stari Slano.
In der berühmten Nekropole von Ledinac (nächst Siroki brieg) ist die Hirsch-
jagd auf zwei Denkmälern dargestellt. Auf beiden erscheint der Jäger zu Pferde und
bedient sich der Lanze als Waffe.^) Auf einem dritten Denkmale sehen wir eine Bären-
*) Hoernes, Altcrthümer der Herccgovina, S.-A., S. 3S, Fig. 4.
2) Vergl. Hörmann: „Die Falkenbeize", diese Mitth., Bd. U, S. 501.
8) Hoernes, 1. c, S. 66, Figur 20. 21.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
417
jagd dargestellt; der berittene Jäger schwingt, um das vom Hunde gestellte Wild zu
erlegen, mit beiden Händen die Lanze. (Hoernes, 1. c., S. 67, Fig. 22.)
Einen anderen Zug aus dem Leben der bosnischen Bojaren zeigt uns ein in der
Nekropole bei Borja, nächst Tihaljina, befindliches Denkmal. Zwei berittene, mit
Lanzen bewaffnete Ritter halten einander gegenüber, zwei Pagen stehen zwischen
ihnen, und das schaulustige Volk bildet einen Kreis um die Kämpfer. Dies ist die
primitive Darstellung eines Tumieres.
Ä^^^^^®^
In
Fig. 35. „Kolo** auf einem Denkmal von Nekuk.
Noch häufiger als diese ritterlichen finden wir idyllische Scenen, die dem Volks-
charakter der Slaven näher liegen. Hier sehen wir die Jugend paarweise im Reigen
(Kolo), zu dem sie sich die Hände gereicht hat (Figur 31, 32). Auf einem Denkmale in
Gacko können wir auch den Reigenflihrer sehen (Figur 33).
pp'^\:?yf
Fig. 36. Porträtfigur des Vojvodensohnes
Radoje in Vojvodina bei Stolac.
Fig. 37. Skulptur des Meisters
Grubaö in Boljuni.
Auf einem Grabmale in Nekuk bei Stolac (Figur 35) finden wir eine ganze
Familie im Reigen dargestellt. Das flache Relief enthält drei männliche und fünf
weibliche Gestalten in allen Altersabstufungen und an dem rechten Rande noch zwei
ganz kleine Kinder.
Band m. 27
418 I. Archäologie und Gescliichtc.
Den Einfluss der westlichen Cultur können wir auch dort constatiren, wo der Kitter
hoch zu Ros3 und vor ihm ein Trabant, eine Fahne tragend, dargestellt ist. Solche
Denkmäler fand ich bei Varoäluk (Bezirk Rogatica) und bei Gostilja (Bezirk Viäegrad).
Die an „Sarkophagen" angebrachten Skizzen sind technisch zu gering und zu
oberflächlich ausgeführt, als dass sie uns die Tracht und Bekleidung des damaligen
Adels genau darstellen könnten. Wenn wir sie aber etwas näher ansehen, so werden
wir auch hier wenigstens einige allgemeine Anhaltspunkte finden.
An den Denkmälern Figur 32, 33 sehen wir die Männer mit engen Bein-
kleidern und einem bis zum Schenkel reichenden, oben knapp anschliessenden, unten
faltenreichen Rocke bekleidet, der nicht selten, wie in der Vojvodina bei Stolac, mit
Verschnürungen verziert war. Ausser einem Beispiele aus dieser Nekropole (Figur 36)
reproduciren wir ein Porträtrelief aus Boljuni (Figur 37), welches einen mit Schwert
und Schild bewehrten Krieger in kurzem Waffenrock darstellt. Die Frauengestalten, die,
wie es scheint, auch die Kunst zu Hilfe nahmen, um eine schlankere Büste zu erzielen,
hatten als Bekleidung einen langen, bis zur Erde reichenden faltenreichen Rock. Ver-
gleichen wir diese Costüme mit denen in italienischen Miniaturen des 14. Jahrhunderts,
so werden wir dort in der engen Gugeltracht der Männer und der weiten Schlepp-
kleidung der Frauen die Vorbilder erkennen. Diese Tracht kam ohne Zweifel aus
Italien über Ragusa, welche Stadt seit ihrer Entstehung in Allem und Jedem, in Kunst
und Politik, in Wissenschaft und geselligem Leben, die Culturelemente aufgenommen hat,
die in Italien ihren Ursprung hatten und sich über das ganze cultivirte Europa jener Zeit
verbreiteten.
IV. Der Todtenenltiis.
Die mit solcher Naivetät auf den Denkmälern geschilderten Episoden aus dem
Volksleben gewinnen ein höheres Interesse, wenn man sie vom vergleichenden Stand-
punkte betrachtet. Die Grabdenkmäler der meisten Völker enthalten, insoferne sie figural
verziert sind, gewöhnlich Allegorien oder Symbole des unerbittlichen Todes, welcher
alles Lebende vernichtet und die Seele in eine neue, ungewisse, höchstens durch die
Phantasie mehr oder minder lebhaft ausgemalte Welt hinüberführt. Die Anzahl solcher
Allegorien war bei den classischen Völkern — aber auch bei den christlichen —
eine sehr grosse, und wir bemerken, dass sie überall die rehgiöse Anschauung über
das Dasein nach dem Tode zum Ausdrucke bringen. An den bosnischen Denkmälern
finden wir keine einzige symbolische oder allegorische Andeutung in dieser Richtung.
Hier wird nur das Leben in seinen lebhaftesten und fröhlichsten Momenten — Jagden,
Turniere, Tänze — dargestellt, und wenn wir die an Grabdenkmälern angebrachten In-
schriften lesen, so finden wir wieder nur Begebenheiten aus dem Leben, aber niemals
Wehklagen über den Verstorbenen, welchen der unerbittliche Tod dahingerafft hat.
Deutet das nicht auf Anschauungen über den Tod, welche den Empfindungen und
Begriffen der westlichen Cultur ganz entgegengesetzt sind?
Unter den Inschriften finden wir einige charakteristische Epigramme, welche mit
der christlichen Tradition in gar keinem Zusammenhange stehen, so das folgende:
;,0A<1Pb lAHHCA t Db m/v\<1VH H 6JCm<1DH M^S^APO H NOQX V<1Cb",
dessen Sinn beiläufig folgender war: „Das Grabmal beschrieb ich im Dunkeln und
verliess klug selbst ein neues (mir angebotenes) Amt."
Gewiss hat sich der Verstorbene das Grabmal („odar") bei Lebzeiten bereitet; dieses
Leben war ihm, wie er selbst angibt, düster, finster, und als er es ,, verliess", d. i. als
er starb, meinte er klug gehandelt zu haben.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters,
419
Schon diese wenigen Worte enthüllen das ganze Glaubensbekenntniss einer Seete,
welcher das Leben zur Last und sündhaft, der Tod aber erst die Pforte war, die durch-
schritten werden musste, um in ein besseres Dasein zu gelangen.
Der Tod ist Jedem willkommen. Milutin Marojeviö, am Carevac (Bezirk
Glamoö) bestattet, betrachtet das Grab als sein Haus, einem Anderen ist das Grab
ein Bett („lieto" Nekuk). Radoslav Valahovi6 in Nekuk bei Stolac erwartet
ausdrücklich vom Tode die Erlösung, indem er an seinem Denkmale schreiben lässt:
„M€ Cn4C€ C4M4 €P€ A€r(o)Xb N4 CDOH nA€/v\€NHmOH 54*
LumHNH" (n^^^ wurde erlöst, als ich mich auf meinem Erbgute [zur Ruhe] legte").
An einem anderen Denkmale wird das Grab 0AMHP<1V4 (Ruhestätte) genannt und
beigefügt, sie sei weich und sanft (M4IC4, 5A<ir4).
Jede dieser Phrasen zeigt uns, wie sehr die Pietät für Verstorbene entwickelt
war, und insbesondere, wenn dem Todten das kategorische Verlangen „ODAH€P
XOÄ€ 0D€ icOCmH" („Hier wollen diese Knochen ruhen!") oder gar „|cA€mb
H nPO|cA€mb micO Ä€ lcP€mH X M€!" („Verdammt und abermals ver-
dammt sei, wer mich berührt!") in den Mund gelegt wird.
Als in der Literatur die ersten Nachrichten über altbosnische Denkmäler auf-
tauchten, wm'den sie für Denkmäler der bosnischen Bogumilen erklärt. Eines der wich-
tigsten Argumente für diese Annahme wurde aus der Betrachtung des Verbreitungs-
gebietes dieser Denkmalform, welches dem des Bogumilenthums entspricht, deducirt.
Namentlich galt der Umstand als massgebend, dass diese Denkmalform im nördlichen
Bosnien fast gänzlich fehlt. Dieses Fehlen können wir aber dadurch erklären, dass
jene Gebiete zu Beginn des Bildungsprocesses, dessen Resultat ein einheithcher bos-
nischer Staat war, nicht zu Bosnien, sondern zu Kroatien, oder, wie dies im officiellen
Sprachgebrauch genannt wurde, zum „Herzogthum Slavonien" gehörten. Für jene An-
nahme war sodann der Umstand massgebend, dass man an diesen Denkmälern nirgends
ein Kreuzzeichen entdecken konnte. In neuerer Zeit hat diese Theorie Gegner ge-
funden, welche unsere Denkmäler für orientalisch-orthodoxe erklärten, ja man hat selbst
die Behauptung aufgestellt, dass die „bosnische Volkskirche", unter welcher man bisher
nur die bogumilische verstanden hat, nicht diese, sondern die orientalisch-orthodoxe
gewesen sei.
Unsere Aufgabe ist es nicht, diese
Fragen hier zu behandeln, aber wir
müssen sie, soferne sie Bezug auf un-
sere Denkmäler haben, berühren. Vor
Allem ist anzuführen, dass die Ansicht,
dass an unseren in neuerer Zeit allge-
mein als „Bogumilengräber" be-
zeichneten Grabsteinen das Kreuz-
zeichen nicht vorkommt, eine irrige ist.
In Bosnien treffen wir oft Nekropolen,
wo ein Steinkreuz neben dem anderen
steht und überdies an einem jeden
derselben noch andere fünf, sechs und
mehr Kreuzchen sculpirt sind. Zwei
solche charakteristische Exemplare, welche sich in Spasovina bei Gor. Vrtoce be-.
finden, bilden wir hier unter Figur 38 und 39 ab. Diese Kreuze stehen aber in
keinem Zusammenhange mit mittelalterlichen Denkmälern.
27*
Fig. 38. Modernes
Grabkreuz von Spa>;ovina
(Gornje Vrto?e).
Fig. 39. Modernes
Grabkreuz von Spanovina
(Gornje Vrtode).
420 I. Archäologie und Qeschichte.
Hievon tiberzeugt uns das Datum, welches wir an vielen angebracht finden, z. B.
das Jahr 44) N = 1750 an einem Kreuze in Spasovina (Figur 40). Wenn wir an vielen
auch noch den stereotypen Anfang der Inschrift "^A^
M ^^tf f^ A€5KH CM€P€NH P<15b („Hier ruht der ergebene
•/•l Ti i^ ( t^ Diener [Gottes]") etc. etc. vorfinden, so wissen wir sofort,
^ ^^ ^ ^*®^ ^^^ ®^°® griechisch-orthodoxe Begräbnissstätte vor uns
* ^ ^ haben.i)
Fig. 40. Jahreszahl auf einem j^in Zwischenraum von zwei bis drei Jahrhunderten
trennt diese Friedhöfe von den altbosnischen Grabsteinen.
Wir finden hie und da aber auch an den reckenhaften Grabdenkmälern des Mittelalters
ein Kreuz angebracht, und es kommen etliche Inschriften vor, welche mit dem Kreuz-
zeichen oder den Wörtern: Dt\ HM€ 6jM<1 H CHN<1 H CD6T0M AX<1 (»Im
Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes") beginnen.
Wenn das Kreuzzeichen als ornamentales Motiv vorkommt, ist es auf eine eigen-
thümliche Weise ausgestattet und weicht von den kirchlichen Traditionen ab. Den
Beweis, dass solche Kreuze nicht als Symbole aufzufassen sind, liefert die Nekropole
von Milavidi in Dabar polje. Dort gleicht das Kreuz auf einigen Grabsteinen einer
menschlichen Gestalt mit ausgebreiteten Armen. Auf einer der Grabplatten ist der
Kopf deutlich ausgeprägt, der Körper in ein wallendes Gewand mit breiten Aermeln
gehüllt, die Füsse sind als solche charakterisirt. Auf einem anderen Denkmale fehlen
bereits am Kopfe die Details, und die Brust der Gestalt ist durch einen Latz geschmückt.
Dasselbe Motiv wiederholt sich einige Male, mehr oder minder abweichend, bis daraus
die einfache Kreuzgestalt wird (Figur 41 — 45).
Denkmäler mit ausgesprochener Kreuzdarstellung sind übrigens so selten, dass
es nicht zu verwundem ist, wenn sie übersehen werden.
Nach annähernder Berechnung dürfte auf 30 Grabsteine ohne Kreuzzeichen etwa
einer mit einem eingemeisselten Kreuze kommen, man kann aber auch viele Nekro-
polen mit 200 oder mehr Grabdenkmälern ohne ein einziges Kreuzzeichen finden.
Die Thatsache, dass man das Kreuzzeichen an Grabsteinen vorfand, hat Viele zu dem
Urtheile veranlasst, diese Gräber für griechisch-orientalischen und nicht für bogumi-
lischen Ursprunges zu halten, weil die Bogumilen angeblich das Kxeuzzeichen verab-
scheuten. Wir besitzen aber keinen unwiderleglichen Beweis dafür, dass die Bogumilen
das Kreuzzeichen verabscheuten, und dass ihnen ihr Dogma dasselbe ausdrücklich ver-
boten hätte. Haben doch die Inquisitoren selbst, welche — sei es von katholischer
oder griechisch-orientalischer Seite — die Processe gegen die Bogumilen flihrten, das
bogumilische Glaubensbekenntniss verlässlich nicht definiren können und ihnen einmal
dies, das andere Mal jenes in die Schuhe geschoben, ja sie wussten nicht einmal den
richtigen Namen der Secte; denn bald werden die Häretiker als Patarener, bald als
Katharer, Manichäer und nur in den seltensten Fällen mit dem richtigen Namen als
Bogumilen bezeichnet. Verlässlich ist uns nur bekannt, dass die Bogumilen die Cere-
monien des Christen thums nicht übten ; aber dass sie das Kreuz als sündhaft betrachtet
hätten, dafür haben wir nur die einseitige Zeugenschaft der Inquisitoren.
^) In Spasovina befinden sich neben demselben Friedhofe fünf niedrige Säulen. Auf einer steht die In-
schrift: ,6JD€ CTXnM€ ^A<1PH: l€IC<1Nb M0P<1V<1:"?4 no/v\€Nb MPlCOQNH :
N6IC^ C€ "^H^^^'** (nl^iese Säulen hat eingeschlagen : Zekan Moraöa : zum Andenken an die
Kirche : man soll es wissen.**) Auf diesen Säulen soll der Volkstradition nach die Platte eines Altares
gelegen haben.
Trnhelka. Die bosuischen Grabdeukmäler des Mittelalters.
421
Wer Gelegenheit hatte, in Bosnien und der Hereegovina mit dem Volke zu ver-
kehren, hat sich gewiss überzeugt, dass selten ein Volk seine Religionsvorschriften so ge-
Fig. 41.
Fig. 42.
Fig. 43. Fig. 44.
Fig. 4 t — 45. Grabsteine von Milaviöi in Dabar polje.
Fig. 45.
wissenhaft erflillt wie dieses. Schon beim Erwachen bekreuzt sich der Bosnjake, ohne
Kreuz geht er nie zur Ruhe, und selbst in fröhlicher Gesellschaft, wenn ihm der Wein
422 I. Archäologie und Geschichte.
ZU Kopfe gestiegen ist, und wenn er Jemandem zutrinkt, vergisst er nie, sich dabei zu
bekreuzen. Wer würde nun glauben, dass es einst eine Zeit gegeben habe, in welcher
von solchen Christen dreissig auf dem Sterbebette das Kreuz verleugnet hätten,
während es nur einer an seinem Grabe hätte anbringen wollen. Ich halte daflir, dass
man weder aus dem Fehlen, noch aus dem vereinzelten Vorkommen des Kreuzes
Schlüsse ziehen dürfe.
Wie wir den Todtencultus in den Denkmälern versinnlicht sehen, ist er weder
als Ausfluss des einen, noch des anderen Glaubens, sondern als Ausfluss jener Vor-
stellungen zu betrachten, welche das Volk aus seinen Traditionen geschöpft und heraus-
gebildet hat. Dies gilt nicht nur für jene ferne Zeit, deren Zeugen die Nekropolen
sind, sondern selbst für die jüngste Zeit. Hat doch heute noch der Todtencultus in
Bosnien nur insoferne mit dem religiösen Brauche Berührung, als vom Geistlichen die
Einsegnung vorgenommen wird; alle anderen Ceremonien, welche vor und nach
derselben gebräuchlich sind, verrichtet das Volk selbst nach althergebrachtem
Brauche.
Das war in noch grösserem Massstabe im Mittelalter der Fall, und so können unsere
Grabsteine nicht als Denkmäler dieser oder jener Religion aufgefasst werden, sondern
als dem bosnischen Volke eigen thümliche Monumente, an denen sowohl Bogumilen,
als auch Katholiken und Griechisch-Orthodoxe gleichen Antheil hatten. Darin werden
wir noch bestärkt, wenn wir die Liste der auf den Denkmälern inschriftlich genannten
historischen Persönlichkeiten durchmustern und darin Vertreter aller Religionen finden.
y. Meisternamen.
Dass bei dem Aufschwünge, dessen sich das Steinmetzgewerbe, nach den zahl-
losen Denkmälern zu schliessen, in Bosnien erfreute, die Meister ihren Stolz darein
setzten, zu möglichst gutem Rufe zu gelangen, ist begreiflich, und es ist bereits eine
kleine Serie von Denkmälern bekannt geworden,, welche mit Meisterinschriften ver-
sehen sind.
Diese werden gewöhnlich am Ende des Textes angefiigt und sind zumeist ganz
einfach oder sprechen zum Schlüsse noch einen Segenswunsch aus, wie es jener anonyme
Meister der Inschrift von Brankoviöi gethan, welcher da sagt: A4 6 5A<l(ro)cO'
D6N4 ?^\CA icot CH€\/€ H HHCA („Gesegnet die Hand, die es meisscltc
und verzierte"), oder der Meister Grubaö in Boljuni, welcher zu Gott fleht, „ihn
seiner Gnade theilhaft werden zu lassen". (MOAX C€ 5 0*6 no/v\HA^H M€
MHAOCTH LUD€.)
Aus diesen Meisterinschriften erfahren wir zunächst einige technische Ausdrücke,
die sich auf die Herstellung der Denkmäler beziehen.
Für den Begriff „meisseln" finden wir das Wort sjeci (c€ ^C"t\/€, CH\/€:
dieses „schnitt"), während sich der Ausdruck C€ nHUJ€ („dieses schrieb") sowohl
auf die Inschrift, als auch auf die Ornamente bezieht. Das Ornament selbst heisst
AH leb (lik, „das Bild"). Der Meister selbst nennt sich |cOo<l\/b (kovaö, „Schmied").
Der älteste bekannte Steinmetz ist der Schreiber der berühmten Inschrift von
DreÄnica, aus der Zeit des Banus Tvrtko, dessen Name Dmitrija war. Einer der
interessantesten dieser Meister war aber Grubaö, dessen Werke wir namentlich in
der Umgebung von Stolac finden. Er liebt auf seinen Werken mythische Figuren
anzubringen, deren Erklärung gegenwärtig schwierig ist, die aber einst den volks-
thümlichen Vorstellungen über sagenhafte Wesen entsprachen. Proben von Sculpturen,
Trulielka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
423
die mit seiner Unterschrift versehen sind, oder die ihm zuzuschreiben sind, reproduciren
wir in den Figuren 37 und 46. Grubaö' Name begegnet uns in Opliöiö, Dolnji Hrasno,
Lastva und in Boljuni, wo er zweimal seinen Namen hinzuschrieb, und wo die von
Obrad aus Pop ovo angefertigte Grabplatte,
die einen Grubaö nennt, möglicherweise sein
Grab bezeichnet. Grubaß wirkte nach der
Inschrift von Opliöi6 um die Mitte des 15.
Jahrhunderts.
Meister Grubaö scheint übrigens in Bol-
juni Schule gemacht zu haben, denn in der
dortigen Nekropole finden wir eine beträcht-
liche Anzahl von sculpirten Grabmälem gleichen
Stils, wovon einzelne andere Meistemamen
aufweisen. Der hervorragendste ist Semorad
(Figur 47), der zweimal genannt wird und in
der Darstellung sagenhafter Thierbilder Gru-
ba6 verwandt ist. Von ihm rührt auch eine
Darstellung des Kolotanzes her. Neben diesem
wird noch Obrad, Petko Vuk6i6, Zelija,
welcher ein Denkmal ausmeisselte, während es Ratko verzierte, und der „kovaö"
Kr i 116 genannt. Letzteren finden wir auch auf dem Denkmale von Nekuk genannt.
Fig. 46. Grabstein in Boljuni
mit der Meistersig^atur „Grubaö".
••-ik<<rVcty€^i^ Aoeuftp^v
Fig. 47. Grabstein in Boljuni
mit der Meistersignatur „Semorad"
Fig. 48. Platte mit Meisterinschrift
von 2akovo.
Eine der schönsten Nekropolen ist die von 2akovo im Popovo polje, die sich
wie die von Boljuni dadurch auszeichnet, dass in den Sculpturen der Denkmäler
ein einheitlicher Stil vorherrscht, was wir wohl dadurch erklären dürfen, dass diese
424 I. Archäologie und Geschichte.
Schöpfungen von einer Hand herrühren oder doch unter dem Einflüsse eines Meisters
entstanden^ sind. Das vorherrschende decorative Motiv ist hier eine breite Rankenbor-
düre, welche die Grabplatte umzieht und gewöhnlich ein Wappenbild einschliesst. Den
Namen des Meisters finden wir hier zweimal genannt. Es ist der ^Kovaö" Radoje
(Figur 48).
Auch in der an omamentalen und figuralen Sculpturen reichen Nekropole in der
„Vojvodina" an der Radimnja bei Stolac finden wir zwei Meistemamen: Ratko
Brativoji6 und Bolaäin Boga6i6.
Der Meister Jvko Obadovid hat bei Stari Slano zwei Denkmäler hinterlassen,
wovon das eine figural, das andere ornamental verziert ist. Beide sind auch mit
Inschriften versehen.
Bekannt sind ferner noch folgende Meister: Ogost Kova($ in Vlahovi6i bei
Lubinje, Prerad (Voj)novi6 bei Han ÖorSulid (Dolnja Tuzla), Veseoko Kuku-
lamovi6, der Fertiger der Inschrift von Staro selo, und Grubaö in Janji6i, der
jedoch keinesfalls mit dem von Boljuni identisch ist.
In späterer Zeit nennen sich diese volksthümlichen Künstler auch Dijak's (Schüler),
eine Bezeichnung, die man von den bei bosnischen Magnaten und Königen als Secre-
täre angestellten Dijak's oder aber von den Djak's, wie bis in die neueste Zeit die
Amanuenses oder Gehilfen von griechisch-orthodoxen Geistlichen heissen, ableiten könnte.
In Peljavsko groblje bei Zvornik nennt sich ein Vukadin Dijak, in Zaseok
bei Dolnja Tuzla Drag oje Dijak.
Oft wird auch der Name des Denkmalspenders erwähnt, aber dann heisst es ge-
wöhnlich nicht „;iC"tV€", sondern einfach z.B. „C"tV€ |c<1/v\H M<irnH P<1AH*
CAHA^ (Diesen Stein hat die Mutter Radisava aufgestellt [Opliöi6i]); oder „nocm<lDH
NA M6 5P<imb /AOH DOe D0A<1 n6m<1Pb" (Mein Bruder, Vojvode Peter,
hat mir dieses errichtet [Radimnja bei Stolac]).
Niemand vermag zu sagen, welch' ein, vielleicht recht schöner nationaler Kunst-
stil sich im Laufe der Zeit aus jenen primitiven Versuchen entwickelt hätte, wenn
nicht vom Jahre 1463 an Einflüsse sich geltend gemacht hätten, welche diese Kunst-
fertigkeit im Keime erstickten.
a0.4r^
^..>
Fig. 49. Denkmal von Vlagjevina bei Rogatica.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters. 425
VI. Die Inschriften.
Unter den zahllosen Denkmälern sind nur sehr wenige durch Inschriften aus-
gezeichnet. Die bisher bekannten zählen kaum etwas über hundert. Viele derselben
wurden bereits im „Vjestnik hrv. arkeol. druitva" in Agram reproducirt. So ver-
dienstlich es war, dass dort überhaupt auf diese epigraphischen Denkmäler hingewiesen
wurde, so mangelhaft sind die Reproductionen ; namentlich ist bei allen dort wieder-
gegebenen Inschriften dem Charakter der Schrift nicht genügend Rechnung getragen
und dadurch das wichtigste äusserliche Merkmal derselben ausser Acht gelassen worden.
Viele dieser Inschriften sind auch, obwohl ihre Entzifferung gerade keine besonderen
Schwierigkeiten bot, falsch gelesen worden. Um die folgenden Mittheilungen von über-
flüssiger Wiedergabe freizuhalten, berufe ich mich nur bei wichtigen Inschriften auf die
Publicationen des „Vjestnik^ und weise hier im Allgemeinen darauf hin.
Aber auch meine eigenen Reproductionen werden nicht frei von Vorwürfen bleiben.
Man wird sie bemängeln, weil eine Menge ziffermässiger Angaben fehlt, als da sind:
Länge, Breite, Höhe des Denkmals, Länge, Breite, Höhe der Columnen, Spatien und
Lettern, und weil auf manche philologische Einzelheit nicht gehörig hingewiesen
wurde. Mir war es vor Allem darum zu thun, die Inschriften textlich möglichst genau
zu reproduciren, um in erster Linie dem Culturhistoriker und sodann auch dem Phi-
lologen ein ihm vorläufig genügendes Material vorzulegen.
Ausser Grabinschriften theile ich auch einige von anderen Denkmälern herrührende
mit, welche das von den ersteren gelieferte Bild vervollständigen mögen.
1. Poljice bei Trebinje.
Der älteste bisher im Occupationsgebiete entdeckte slavische Inschriftstein befindet
sich in Poljice bei Trebinje, wo er als Schwelle in der Ruine einer kleinen Kapelle
vermauert ist. Erwähnt wurde dieses Denkmal schon 1880 von Vröevi6 im „Slo-
vinac" (12, S. 236), und puWicirt wurde es im „Viestnik hrv. arkeol. druÄtva" Bd. IX,
S. 114 in einer Weise, die als Beispiel dafilr dienen kann, mit wie ungenügenden Mitteln
man sich bisher an die Veröffentlichung alter bosnischer Inschriften gewagt hat.
Wir reproduciren deshalb den Text der Inschrift, wie sie vom Gewährsmann
des „Viestnik" gelesen „und nach Berücksichtigung der Zwischenräume zwischen den
einzelnen Buchstaben ergänzt wurde".
1. NA DtVN^ro \C?A/\A DA<1A(HCA4D)
2. A r(P€5b A(<1€ <1P)<1Vb A noPicFo
3. (D<l)CH<1A(b) r(Foprb)
„Dem Grabe des ewigen Königs Vladislav zollte den Harac (die Kopf-
steuer) und Tribut der Vasall Georg."
Das Epitheton des Königs ist aber nicht DtVNH (der Ewige), sondern nP<1D0^
D t» P N H (der Rechtgläubige), wie auf dem Steine deutlich zu lesen; weiter kann zur Zeit
Vladislavs in Europa von der türkischen Kopfsteuer A?A\/ (haraö) noch keine Rede sein,
so wenig wie das germanische Wort „Vasall" in altbosnischen Inschriften zu suchen ist.
Das Wort n O P |c M (portio, tributum) ist schliesslich allem Anscheine nach eine Ver-
stümmlung des noPHlcAOMb (Geburt, Abstammung) der Inschrift.
Auch hat der Berichterstatter versäumt zu bemerken, dass keineswegs die ganze
Inschrift sichtbar ist, sondern zwei Seiten derselben von den Thürpfeilern bedeckt sind;
aber auch der freiligende Theil derselben ist nicht ganz lesbar, da durch das häufige
426 I. Arcliäülogio und Goschichto.
Betreten der Schwelle die mittleren Partien der Inschrift fast ganz zerstört und über-
dies die 4. und 5. Zeile weggemeisselt sind, so dass es kühn wäre^ eine Reconstruirung
des ursprünglichen Textes zu versuchen.
Der Schwellenstein ist gegenwärtig 40 Cm. breit und gegen 180 Cm. lang. Nach-
dem unter den Thürpfeilem die verdeckenden Steine ausgehoben und der Mörtel ent-
fernt worden, sah man die Reste der Inschrift wie folgt:
•»•BkÄfMHr>^Sigti^A/-Jro^^AA4 SA4AKCM
V
^^%^^^y \ä*ä/v
^4 /^«> V^
Fig. 50.
Inschrift von Poljice bei Trebiiije.
+ Ob ANH nP<100DtPN<iro |CP<1A<1 DA<1AHCA<1D<1 RPtCT^IDH
C€ P4[Sb] 5(0)*[H ] Nb4 noPHlCAOMb W^S^R^Nb nPHBHALUb
... H ... <in N . Pb<i no s(o)*h(oh) mhaocth —
AtA N.. H<\ NOV.
„Zur Zeit des rechtgläubigen Königs Vladislav starb der Diener
Gottes seines Stammes, 2upan Pribil von Gottes
Gnaden Djed in "
Wir haben demnach hier blos das Fragment einer Grabschrift, die einst in einen
Monolithen gemeisselt war, welcher zertrümmert und in die Kapelle von Poljice ein-
gemauert wurde. Aus diesem Fragmente erfahren wir, dass die Inschrift zur Zeit des
rechtgläubigen Königs Vladislav verfasst wurde, ob dies aber unter Vladislav I.
(1234—1241) oder unter Vladislav II. (13I6--1323) geschah, bleibt ungewiss.
Der Name des Bestatteten ist Pribil, der, wie wir aus der Phrase flOPHlcAOMb
entnehmen, von vornehmer Geburt, seiner Würde nach aber ^upan war. lieber diesen
Äupan Pribil können wir nur vermuthungsweise aussprechen, dass er der Vater des
Ivahan Pribil o vi 6 von ZavrSje (in der Hercegovina) war, eines Magnaten (vlastelin)
des Banus von Bosnien Stephan, welcher Erstere ebenfalls die Würde eines 2upan be-
kleidete. Er wird im Jahre 1332 bei Mikloäi6, Monum. serb. 102 genannt, und diese
Jahreszahl zum Ausgangspunkt nehmend, könnten wir den Tod seines Vaters Pribil
in die Regierungszeit Vladislav IL (1316 — 1323) verlegen.
2. Dre2anka.
Im Jahre 1887 fand ich anlässlich einer Excursion in die Hercegovina an der
Mündung des Dreiankaflusses in die Narenta eine in einen steilen Felsblock ein-
gemeisselte Inschrift. Der Standort ist am linken Dre^ankaufer bei Zausje, etwa
100 Schritte von dem seither erbauten Stationsgebäude von DreÄanka entfernt. Die In-
schrift befindet sich auf einem nothdürftig geglätteten Theile der Felswand, etwa 2 M.
über dem Boden.*)
*) Vgl. diese „Mittli.", Bd. II, S. 366.
Trubel ka. Die bosnischeu Grabdenkmäler des Mittclaltora. 427
+ D4 HM€ 6JM4 H C(h)N<1 H C(D€)T<iro A(^)X4 <1C€ ADOPb
00€DOA€ M<1C(b)N<1 H N€rODHFo c(H)NX P<1 AOC A(<1)D4 H MHPO-
CA(<1)D<1 C€ nHC<1 ?ASb> 5(o)*H H 'c(D€)T<iro AMHTPHt X ANH
r(ocno)A(H)N<i icp<iA<i xr<iPcicor<i aohlu^ h r(ocno)A(H)H4
5<1N<1 50C<irsLClcor<l TDPbTlc<l TICO SH TO ROTPbAb A<1 € HPO-
lcA€Tb CoM(€)Mb H C(H) NOMb H C(D€)THMb A(X)XOMb
„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Dies
ist die Burg des Vojvoden M(a)san und seiner Söhne Radoslav und Miro-
slav. Dies hat geschrieben der Diener Gottes und des heiligen Demetrius
in den Tagen der Regierung des Herrn ungarischen Königs Ludwig und des
Herrn bosnischen Bans Tvrtko. Wer dieses zerstört, der sei verdammt
vom Vater, vom Sohn und vom heiligen Geist!"
Die spärlichen Reste des in der Inschrift erwähnten Schlosses fand ich neben
dem erwähnten Felsblock, doch ist das Mauerwerk über dem Boden nicht mehr sichtbar,
da sich eine Rodung dort befindet und alles Schuttwerk entfernt wurde, um dem Felsen
Boden abzugewinnen. Nur unter Gestrüpp findet man die letzten Ueberreste des alten
Mauerwerks theilweise erhalten.
Diese Inschrift ist die erste, in welcher die hervorragendste Eigenthümlichkeit der
bosnischen Inschriften, die Ligaturen, zur Anwendung gelangen, worauf ich bereits
in diesen Mitth.. Bd. II, S. 366 hingewiesen habe.
Da die Buchstaben durchwegs correct, obwohl etwas verwischt sind, bietet die
Lesung keine erheblichen Schwierigkeiten. Nur der Name des Vojvoden bedarf einiger
erklärenden Worte. Im Text lautet es in der Genetivform MCNK Jenes dem N an-
gefUgte K müsste dem Genetiv entsprechend föi* 4, folglich MCN<1 zu lesen sein. Da
sich hier drei Consonanten wiederholen, müssen wir annehmen, dass, wie auch bei
den nachfolgenden Namen Radoslavs und Miroslavs, ein Vocal b oder ^ entfallen
ist, so dass der Name MbCN4 oder M<1CN4, im Nominativ aber MbCbNb oder
M^C^Nb (Masant) lautete.
In einer Urkunde des Banus Tvrtko, datirt in Dyaco (Djakovar) 13. Februar 1355,
wird unter den bosnischen Magnaten ein Comes Mastanj Bubanich erwähnt, und ich
halte dafür, dass dieser mit dem inschriftlich genannten Vojvoden Masan identisch ist.^)
Auch das von diesem Namen abgeleitete Patronymikon M^CNOQHÄb oder
MbCTNODHicb ist erhalten.
Ein bosnischer Gutsherr und Knez Priboje Mbstnovi6b wird von 1378 bis 1399
in Urkunden öfters genannt.*)
Da die Inschrift nicht über das Jahr 1367 hinaufreicht, könnte man annehmen,
dass dieser Knez Priboje ein Sohn desselben Vojvoden Masan und Bi*uder Radoslavs
und Miroslavs gewesen sei.
3. Veliöani.
In dem an mittelalterlichen Denkmälern besonders reichen Popovo polje be-
findet sich am rechten Ufer des Trebinjcicaflusses gegenüber dem Kloster Zavala beim
Orte Veliöani eine ziemlich ausgedehnte Nekropole. Die verschiedenartigen Grab-
steine, welche sich dort um eine kleine Kapelle gruppiren, werden von zwei grossen
*) Die Urkunde bei Jireßek, Spomenici, p. 31.
«) Vgl. MikloSic: Mouum. serb. 189, 224, 226, 234, 237. Bei Danißic, Kjecnik p. 100.
428 I. Archäologie und Geschichte.
Monnmenten in der Form schmaler, langer, auf einer Sockelplatte ruhender Tumbe
überragt. Auf einem dieser zwei Steine befindet sich eine Inschrift, welche schon öften
jedoch stets unvollständig und unrichtig publicirt worden ist. Der Iguman des Klostei
in ZavaJa, Hristofor Mihajlovi6, war der Erste, der im „Slovinac" Jahrgang 18i
auf diese Inschrift aufmerksam machte.
Auch im „Viestnik hrv. arkeol. dru^tva" erschien (1866, Seite 14) eine A
Schrift derselben, allerdings mit den üblichen Unrichtigkeiten.
Die Inschrift läuft in vier Zeilen um alle vier Seiten des Grabsteines herum und i
auf die Füllungen eines arkadenartigen Ornamentes, womit der Grabstein verziert i^
vertheilt. Solcher Arkaden gibt es auf beiden Schmalseiten des Grabsteines, nämli(
auf der Stirn- und Rückseite, je zwei, während die Seitenwände je sechs Arkaden zeige]
Ich gebe in Tafel XI die Abbildung dieser Inschrift, welche nach einem für uns<
Landesmuseum hergestellten Gypsabgusse gezeichnet wurde.
Die Inschrift lautet:
+ Db HM€ 6JM4 H .C(H)N<1 H C(D€)T(4)ro A(^)X<1 C€ A€*
?<^S<^ 5(0)*H4 nOAHXP<1NH4 ^ODOMb MHPbCicHMb FOCnOM ?AJ^^\
5K€N<1 n<ir<1N€NbM<1 VHXOAHÄ^I lcbV5NHM<1 A N€DtCT4 5KXn<lh
OP4Tblc4 H CAXr€ A45H*HD4 H T€nbVHhG CTHnic<1 A icbV
*Xn4N4 MHATtN<1 AP<1*HD0hGDHlc<1 A |c<1-^NbM^ C<1NICX C€CTF
A n0CT<1DH Cb Bt (sie!) At (sie!) Tb N€ C(H)Nb A4SH*HDb
50*HcoMb nOMOLUTFo C4Mb CDOHMH A^AbMH A Db ANH FAN
|CP<1A4 TDPbTlc4.
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! Hil
ruht die Dienerin Gottes Polihrania, mit dem weltlichen Namen Fra
Radaöa geheissen, Gattin des Paganenac Öihodi6 und Schwägerin dt
2upan Vratko, und des Beamten (sluga) Dabiiiv und des Hofjunkers (te;
6ija) Stepko, Tochter des i^upan Milhtjen Draiivojevi6 und Schwester d
Hofschatzmeisters (kaznac) Sanko. Diesen Grabstein errichtete mit Gotti
Hilfe ihr Sohn Dabi^iv mit seinen Leuten zur Regierungszeit des Koni
Tvrtko."
Der dritte Buchstabe im Namen PI 4 M N 6 N 4 M ist verwischt und sind nur schwaci
Spuren von demselben wahrnehmbar, die sich aber ergänzen lassen. Ich möchte dort ei
g (r) lesen und würde dann der Name „n4r4N€NbM<1 VHXOAHlc<l" lauten.
Der fremdartig klingende Name Paganenac liesse sich vielleicht mit dem Hi
weise auf Constantin Porphyrogennetus erklären, welcher einen Theil der heutige
Hercegovina „Pagania" und deren Bewohner Paganier nannte. Hiernach hätl
diese Inschrift aus der Zeit des Königs Tvrtko eine über 300 Jahre alte Traditio
bewahrt. |cbV5NHM<1 halte ich für nichts anderes als die Bezeichnung einer Würd
Das Wort ist jedenfalls von ku6a — das Haus, der Hof (ku6evnik [kuöbenik
lcb\/5€NHlcb — der Hofmeister, kußevnica [kuöbenicaj — die Hofmeisterin) abzi
leiten, und würde sonach die gleiche Bedeutung wie „dvoranik" (der Hofmann, Kän
merer) besitzen.
Die Genetivform |cb\/SNHM<1 unserer Inschrift setzt als Nominativform |c b V 5 H
NA^ voraus.
Die Inschrift nennt uns aber auch zwei weitere Würdenträger in der Verwand
Schaft Polihrania's. Der eine ist der T€nbVHM (tepöija) Stipko, der zweit
V
N
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters. 429
der |C4"?N4M (kaznac) Sanko. Das Wort TCflbVHM bezeichnet einen Würden-
träger am Hofe bosnischer Könige, dessen Functionen bisher unbekannt sind.
Das lateinische oder besser gesagt das latinisirte Wort für diese Würde war „te-
pacinius", „tepsius"; in unserer Sprache finden wir es in den Formen „tepizo", ,,tepzo",
„tepicica" *) und schliesslich in dem noch heute üblichen croatischen Worte „tepac".
Vielleicht entspricht dieses Wort dem deutschen „Junker" oder „Knappe".
|c4"^NbM — „kaznac" soll nach Daniöid dem Worte „Hofmann" und dem am
griechischen Hofe üblich gewesenen eivo^xog entsprechen ; nach Du Gange wäre dies der
Camerarius Thesauri Regii Gustos, also königlicher Schatzmeister. In Serbien war
noch vor wenigen Decennien das Wort „kaznac" eine officielle Bezeichnung für „Cassier".
In Bosnien ist unter den Muhammedanern das Wort „hazna" für „Cassa" gebräuchlich.
Der Name dieses Kaznac, der ein Bruder der Verstorbenen war, ist in der In-
schrift nicht deutlich. Dort sieht man nur die Buchstaben C . . H lc ^.
Professor Jireöek, der sich, seit ich diese Inschrift im „Glasnik" veröffentlichte,
damit befasst und im genannten Blatte nach Urkunden Aufschluss über die in der In-
schrift genannten historischen PersönHchkeiten geliefert hat, ergänzt hier C4N(b)lci^
Sanko war der Gründer der Familie Sankovi6i, welche in der Geschichte Bosniens
eine wichtige Rolle spielte. (Siehe den nächstfolgenden Aufsatz.)
Der Name des 2upan Vratko lautet so und nicht etwa Vlatko, wie man anzu-
nehmen geneigt sein könnte. Der Name ist ungewöhnlich, jedoch von QP<1THCA4Qb
abzuleiten. Bekannt sind ein 2upan Vratko, ein Knez Vratko, Amtsherr unter Kaiser
Stephan 1351, und ein Knez Vratko, Vater der Milica (Dani6i6, Rjeönik).
Die Inschrift ist correct in der Cyrillica ohne Anwendung der sonst häufigen Ab-
breviaturen und Ligaturen geschrieben.
Die Buchstaben sind rein und ziemlich schön ausgearbeitet, nur wird für den
Laut f^ (5, neben dem alten |c bereits der neuere Buchstabe ;*; gebraucht.
Die Schriftformen erinnern an jene in der Inschrift am Vidoätak bei Stolac (siehe
unten S. 444) ; auch ist dies der Fall bezüglich der Formel "^OQOMb MHPbCicHMb,
welche dem neulateinischen „alias" entspricht.
4. Milaviöi.
Stirnseite :
Rechte Langseite:
t Rechte Langseite:
ftC«! HVd rk v^ f ^
10
12
5 og«<HV^ Cl»
6.
Rückseite: Linke Langseite:
9 C A ^ X ^
7.
11.
CHMOSi f^oHnoc«>4
Fig. 61. Inschrift von Milavici, Dabar-Polje.
*) Lilek, Ueber die gesellschaftliche und staatliche Einrichtung Bosniens und der Hercegovina im
Mittelalter. Bericht des Obergymnasiums in Sarajevo 1889.
430 I. Archäologie und Geschichte.
t AC€ A€*H 5(0)rbA4Nb X4T€A€QH[;^b P]4AHV4 DO€DOA€
CAi^M ^ AOBPH V4Cb POAHX C€ ^ A(4)5Pt iiAPii*HNH nP4D4
VHN€(;«5b) H i^MPtXb r(OCno)A(H)Nii QtPNO CAii*€(;«5b) 4 C4H
5HA€rb CHNOQ€ MOH n0CT4DHLU€.
„Hier ruht Bogdan Hateljevi6, des Vojvoda Radio Diener. Zur guten
Stunde wurde ich in Dabar geboren, dem Gesinde liess ich Recht wider-
fahren und starb dem Herrn treu dienend; und dieses Denkmal errichteten
meine Söhne."
Die Inschrift befindet sich auf einem hohen sarkophagförmigen Denkmal in der
gegen 300 Grabmäler zählenden Nekropole von Milavi6i im Dabar polje Sie läuft
in drei Zeilen um alle vier Seiten des Grabmals, doch ist die Reihenfolge unregel-
mässig in der mit Ziffern angegebenen Weise durchgeflihrt. Die Unregelmässigkeit geht
so weit, dass der Steinmetz in der ersten Zeile der zweiten Seite beim Namen Hate-
ljevi6 das ;*;b wegen Platzmangel zum Schluss der zweiten Zeile derselben Seite
anfUgte.
Die Inschrift ist wichtig, weil wir in ihr historischen Persönlichkeiten begegnen.
Der in der Inschrift als Herr des Verblichenen genannte Vojvoda Radio ist Radic
Sankovi6, der Sohn jenes kaznac (Schatzmeisters) Sanko, welclien wir in der vor-
citirten Inschrift von Velißani als Bruder der dort bestatteten Polihrania-Rada6a
genannt finden.
Dass hier nur der Name mit Hinweglassung des Patronymikons gebraucht wird,
entspricht dem Gebrauche in mittelalterlichen Urkunden, wo Radic gewöhnlich ohne
seinen Vaternamen genannt wird. Urkundlich finden wir ihn von 1391 bis 1401 genannt.
Vojvoda Radio starb zwischen 1401 und 1404, in welchem Jahre derselbe als ge-
storben erwähnt wird. (Vgl. Daniöi6, Rje^nik.) Sonacli starb Bogdan Hateljevi6
zu Ende des 14. Jahrhunderts. Diesem begegnen wir weiter nirgends, aber der
Name lebt noch heute im Ortsnamen des etwa eine Halbstunde entfernten Hatelji.
Der Geburtsort Bogdans, Dabra, ist das gegenwärtige Dabar polje, zwischen Stolac
und Bilek, wo auch die beiden Ortschaften Hatelji und Milavi6i liegen.
5. Koöerin.
Im Pfarrhofe von KocSerin ist ein Steinobelisk von 1*60 M. Höhe, 45 Cm. Breite
eingemauert, dessen Vorderseite eine historisch und paläographisch wichtige Inschrift
trägt. Dieselbe gedenkt historischer Personen und Begebenheiten, wodurch eine an-
nähernde Datirung ermöglicht wird. In paläographischer Hinsicht ist sie wichtig,
weil sie zu den correctesten der bisher bekannten Inschriften aus der älteren Periode
zählt und uns zur annähernden Bestimmung mancher undatirtcn Inschrift verhelfen kann.
Während die Inschrift vom Dre^ankaflusse spätestens aus dem Jahre 1367
datirt, ist jene aus Koöerin um 50 Jahre jünger und beiläufig um das Jahr 1411
angefertigt worden. Der Charakter der Buchstaben ist der gleiche, ebenso die Technik
der Ligaturen. Wie hier, sind auch dort drei und vier Buchstaben zusammengezogen und
sehr oft die Anfangsbuchstaben eines Wortes mit den Endbuchstaben des vorherigen
verbunden. Interessant ist die consequente Anwendung des Zeichens b, welches zwar
auch in späteren Inschriften vorkommt, doch fehlt bei diesen bereits das Bewusstsein
des ursprünglichen Werthes des Zeichens, so dass dessen Anwendung im Laufe der
Zeit immer un regelmässiger und unbestimmter wird.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler fies Mittelalters. 431
+ B4f^wH4 HC
A6 DICHBTHTli
rWAO VLB ß H^K
IC XHC F^^^Ä ^ H
aiMHCF-M 4^rpyEH
HC ^AAOCrcHHyT
ICB4ÄHCE0CTO1
H'jßochM Hi42frf*e
noÄb \coVEPmH
Fig. 52. Inschrift von Kocerin.
Charakteristisch für unsere und viele andere bosnische Inschriften ist, dass sie im
ikavischen Dialekt verfasst sind. Das Zeichen t> wird nicht wie im Cyrillischen ft\r den
Laut ie, je, sondern für^a (cyrill. M) angewendet; so ist der Name Ostoja OCTOt ge-
schrieben. Auch das € hat eine eigenthümliche Anwendung, indem es im Bedarfsfalle das
|-€ 0^) ersetzt^ was auch in späteren Inschriften fast durchwegs der Fall ist. Der Laut
432 I. Archäologie und Geschichte,
A (<5) der in der Inschrift aus Dreianka noch durch |c ausgedrückt erscheint, hat hier
bereits ein separates Zeichen. Der Buchstabe H> ist einmal verkehrt geschrieben.
Die Inschrift ist sehr gut erhalten und nur die unteren vier Zeilen, welche vielleicht
in die Erde eingesunken waren, etwas corrodirt. Diese Inschrift veröffentlichte bereits
nach einer Abschrift des Fra Grgo Martin der berühmte Gjuro Daniöi6 im „Viestnik
hrv. arkeol. druätva" (Jahrgang 1881, Nr. 4). Wir bringen hier das Facsimile der-
selben nach einem Abklatsche, den der Herr Expositursleiter in Posusje, Martin Gjur-
gjevi6, dem Landesmuseum einsendete. Die Inschrift ist von Daniöi6 bis auf einige
Kleinigkeiten correct entziffert worden.
Sie lautet nach dem auf Seite 431 abgebildeten Facsimile:
+ Q4^v)€ COM4 H CI-N4H CQ6T(4)ro A(X)X4 *M^ C€ A€*H
Qf-r(<l)rsfc> MHA0UJ€DH;«5b CA^*H ßcNX CTKIcN^ HcPA^ T(DPbT)lcii
HcPAii AcßHUJH HCPAHMH FP^BH HcPA4 OCTOH H X TO DIHVI€
AOHA€ H CD4AH C€ OCTOt iCPAb C X€PM€rO|Vfc> H "? BOC-
N(0)(Vb \-N<^ ^FFe nO€ OCTOt TO DPI-M€ M€N€ DhTN^ AOHA€
|C0Nj»VI-N<1 H A€r0X N^ CDOM, H A€M€rsHT0|N4. HOAb lcOV€*
Pl-N0|vi> H MOAii D<1C N6 N<1CTiin4HT€ NcM6 t C(<1)M> BhA> iC^cO
D hecm€ DH f^€T€ BHTHccjcO €C<1M> t
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes Amen.
Hier ruht Viganj Milo§evi6. Er diente dem Banus Stephan und dem König
Tvrtko und dem König Dabiöa und der Königin Gruba und dem König
Ostoja. Und zu dieser Zeit ereignete sich, dass sich König Ostoja mit dem
Herzog und mit Bosnien verfeindete, und dass er gegen die Ungarn zog. Zu
dieser Zeit kam mir, dem Viganj, das Lebensende und wurde ich auf meinem
Adelsgute unter Koöerin bestattet. Ich bitte Euch, tretet nicht auf mich!
Ich war, wie Ihr seid, und Ihr werdet sein wie ich."
Unter Banus Stjepan ist ohne Zweifel Stephan Kotromano vi6 gemeint (f 1353),
weil sein Nachfolger unter dem Namen Tvrtko erwähnt wird. Der Streit mit dem
„Herzog", d. h. mit Hrvoja, dem Grossvojvoden von Bosnien und Herzog von Spa-
lato, infolge dessen Ostoja vom Throne entfernt wurde, ereignete sich gegen 1404.
Es dauerte lange Zeit, bis Ostoja nach der ersten Regierungsperiode Tvrtkos H. wieder
zum Throne gelangte. Hrvoja hielt in jener Zeit zu König Sigismund, welcher in den
Jahren 1410 und 1411 gegen Bosnien zog und den grössten Theil des Landes eroberte;
dem Ostoja verblieb nur das obere Bosnien mit Zahumlje, Trebinje und Po-
drinje. Auf diesen Feldzug bezieht sich vielleicht der Satz: H N4 ^r?€ noi-6
(„und er zog gegen die Ungarn"), denn als Ostoja und Sigismund sich im Jahre
1400 das erste Mal gegenüberstanden, kämpfte Hrvoja an der Seite des Ostoja,
und Sigismund hatte in diesem Feldzuge wenig Glück.
Wie aus den Daten der Inschrift zu entnehmen ist, war Viganj ein Nestor in der
bosnischen Geschichte. Er muss, um aU den genannten bosnischen Herrschern Dienste
leisten zu können, durch 58 Jahre gedient haben und hat sonach die wichtigsten Phasen
der bosnischen Geschichte miterlebt.
6. Zabrdje bei Toplik.
Das bereits oben erwähnte Denkmal von Zabrdje (Figur 53) bei Toplik, zwischen
T ardin und Kresevo, trägt folgende Inschrift (Figur 54):
Trnhelka. Die bosnischen QrabdenkmSIer des Mittelalters.
433
Fig. 53. Grabstein von Zabrdje.
AUU^'T'
Fig. 54. Inschrift von Zabrdje.
h
An der Stirnseite ober dem Wappen : C€ 7A<1M€N€ |CN€"?<1 an der Laog-
seite: P4A0€ D€AHIC0M |CN€7«1 50C4NCICOM 4 nocm^lDH . . CHNb
N€rODb lcN€7b P^IAHVb "? 50)|cH0Mb nOMO;«5H) H CQOHXb DtP'
NtXb <1 CHNOMb NH €ANOMb HNOMb nOMO;«5HH) N€ro C<1Mb
0[N]b.
„Dies ist das Wappen des Knez Radoje, des Grossftirsten von Bosnien^
und es errichtete dasselbe sein Sohn Radio mit Hilfe Gottes, seiner Ge-
treuen, seines Sohnes, und mit keiner fremden Hilfe, sondern er allein,"
Die Identität der beiden hier genannten Persönlichkeiten lässt sich feststellen.
Der Knez Radio Radojevic war ein Magnat des Königs Tvrtko Tvrtkovi6 und
wird unter diesem in einer Urkunde vom 16. August 1420 genannt, womit die durch
Band HI.
28
4d4 I. Archäologrie und Qeschichte.
Sandalj den Ragusanern gemachte Schenkung bestätigt wird (Miklosich, S. 305).
Der Vater desselben, Rad oje, ist uns in seiner Eigenschaft als Grossknez urkundlich
nicht bekannt: wir finden ihn aber in einer Urkunde des Königs Ostoja vom 8. De-
cember 1400 unter den bosnischen Magnaten als 2upan Radoje (Miklosich, S. 20),
welcher anlässlich der Schenkung von Livno an den Vojvoden Hrvoja als Commissär
in jene Äupa gesendet wurde, um die Stimmung der Bevölkerung darüber auszukund-
schaften. Da Radoje hier in einem höheren Range genannt wird, so dürfen wir
daraus schliessen, dass das Denkmal von Zabrdje^) vor 1400 errichtet wurde.
7. Die lASchriften von Vlagjevina.
In südwestlicher Richtung, kaum eine Stunde von Rogatica entfernt, liegt auf
der Höhe der den Kessel von Rogatica einschliessenden Gebirgskette ein kleines schönes
Hochplateau. Der grössere Theil desselben ist kahl, und nur der westlichste Theil
grenzt an ein kleines Wäldchen. Inmitten der Lichtung gegen das Wäldchen zu be-
findet sich ein mittelalterlicher Friedhof (S. Schlussvignette). Die Grabdenkmäler bestehen
aus Steinplatten und tumbenförmigen MonoHthen. Von ersteren sind 28 Stück meist in
Mittelgrösse vorhanden; im Ganzen befinden sich da 32 Grabsteine, unter welchen
7 Stück von enormer Grösse und in Form von länglichen Würfeln mit Sockeln be-
sonders ins Auge fallen.
Sämmtliche Grabsteine sind Monolithen, welche mit dem Sockel aus einem Stücke
gemeisselt wurden. Welche Mühe es gekostet haben mag, bis dieselben ausgehauen
und an diesen Ort gebracht worden sind, kann am leichtesten darnach beurtheilt
werden, dass der grösste Grabstein ohne Sockel höher als ein mittelgrosser Mensch
und dabei 135 Cm. breit und nahezu 2 Meter lang ist. Die übrigen Grabsteine sind
kleiner und haben meist die Form von Sarkophagen. Mehrere unter ihnen sind mit
decorativen Sculpturen verziert, unter welchen die für die Ornamentik der bosnischen
Grabsteine charakteristischen Spiralmotive in verschiedenen Formen vorkommen (vgl.
S. 424, Figur 49).
Interessant ist an diesen Gräbern der Umstand, dass sich die hervorragendsten
auf aus Erde aufgeworfenen Tumulis befinden, welche einer hinter der Entstehungszeit
des Bogumilenfriedhofes in Vlagjevina noch weit zurückliegenden Zeit entstammen.
Von diesen Grabhügeln sind an 20 in eine Reihe gestellt. Dieselben sind ganz
unberührt geblieben, während fast alle Grabsteine umgestürzt oder untergraben sind.
Wie ich vernommen, haben hier kurz nach der Occupation Soldaten nach Schätzen
gegraben, doch konnte ich leider nichts Genaues über die Ausbeute erfahren. In Rogatica
sagte man mir, dass unter einem Grabsteine ein goldener Ring mit einem Amethysten*)
und ein Stück Goldbrocat gefunden worden sei.
Von diesen Grabdenkmälern verdienen die zwei grössten Steine besondere Auf-
merksamkeit, denn auf denselben befinden sich grosse, in altbosnischer Schrift verfasste
Inschriften. Die eine derselben ist von links nach rechts geschrieben, und die Buch-
staben sind so gestellt, als wenn sie der Steinmetz aus dem Spiegel copirt hätte.
Der Anfang der Inschrift ist auf der Westseite, die Fortsetzung auf der südlichen,
der Schluss an der Ostfront; die Nordseite ist ohne Inschrift. — Die Inschrift läuft in drei
Zeilen um alle drei Seiten; nur auf der dritten Seite ist eine vierte Zeile angebracht.
*) Zabrdje ("^^BPbAHhG) finde ich in derselben Urkunde erwähnt.
*) Dieser Ring befand sich lange Zeit im Besitze eines Officiers, der sich ihn, wie ich nachträglich
erfuhr, von einem Mädchen abschwatzen Hess.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters. 435
1.
Stirnseite:
Linke Langseite:
3 H aH7on|>/W>AI»^W)330ToHMdÄHaw »»|>N-»oM)i> 2.
iWvondlM|vH)K02^HH>t<2(A')dLMOT(AjiHM|>^oa^o2J2l ^
Rückseite:
dTMSHHHdiHHJMHHl» 2.
OtOTOOAWMa>»nJ»53H3lHo»ÄO 3.
Fig. 65. Inschrift von Vlagjevina.
Ob HM€ COM4 H CHN<1 H CD€n(T4)ro A(x)X4 4C€ A€*H
DA<1TIC0 QA<1QH;''5b ICOH N€ M0A<1UJ€ NH€AN0r<1 VA0D€|C<1 T<1lC
MOrN<1 <^ C05HA€ MNOrO -?6MA6 <1 A0M4 norH5€ 4 -^4 NHMb
N€OCT4 NH CbN(b) NH 5P4Tb A N<1Nb XCHV€ |C4MH N€rOQb D06*
DOA4 MHOTOLUb C AX*HN4 50)|cHCoMb nOMO^H) H ICN€7<1 n4QA4
MHAOCTOH> ICOH ^lcOn<1 DA<1T|C<1 nOM€NX 5(o)r4.
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Hier ruht
Vlatko Vlavi6, der sich vor keinem Menschen beugte (und sei er) noch so
kräftig. Er bereiste viele Länder und starb zu Hause, und nach ihm blieb
weder ein Sohn noch ein Bruder.
„üen Stein .auf ihm schnitt sein Vojvode Miotoävon Lupine mit Gottes
und des Fürsten Pauls Hilfe, der Vlatko bestattete, Gott anrufend."
Sprachlich interessant in dieser Inschrift ist der Instrumental MHAOCTOFo
statt „milosöu" und das archaische Particip nOM€N^ statt „pomenuv".
Der Satz: |cOH N€M0A4UJ€ NH6ANOr4 VA0D€IC4 T<1lc M0rN4
kann nur in der Weise gedeutet werden, wie wir ihn in der Uebersetzung wieder-
gaben.
Knapp neben der vorerwähnten Tumba steht eine zweite mit folgender Inschrift:
28*
^^b I. Archäologie und Geschichte.
2. Stirnseite:
Rechte Langseite:
R 0 Hl^^noc^^;icH Ji( H B^ <) /v\ PbTMn 0SH/)H)KH6o;kh ' Hf^
5.
8.
10 brkWißHÄ^flfcTftkWl SEHT
Rückseite
9.
Linke Langseite:
7. WCfclCOn4WT4N.jtn/^/V|4TO(V|fe,
Fig. 56. Inschrift von Vlagjeyina.
Der Schreiber dieser Lischriften war gewiss des Lesens unkundig; sonst hätte er
die erste nicht verkehrt geschrieben, und auch die zweite hätte nicht manche Fehler,
die wir gegenwärtig nur dem Sinne nach berichtigen können. Die Zeilen 1 — 9 sind
klar, die weiteren jedoch verworren.
Zeile 7 müsste sinngemäss lauten : 4 C4lcon4Nb € N4 Fl A€M€(MH)TOMb,
der Schlusssatz, Zeile 9 und 10: 4t NH OT M€N6 NHlcOPbO N65H
MPbTbOb NH A4Xb FA ^SHTH
Die Inschrift wäre demnach zu lesen:
t Ob HM€ C0M<1 H C(H)N4 H CD€T0[r4] A(x)X4 . C€ A€*H
D06DOA4 MHcoTOLUb CDOHMb [cjHNOMb CbtniCOMb CDOMX
r(ocno)A(H)NX DA4Tlcii D A4;«5€DH;«5X icONb NOr^, ICOH Mii HO*
CAii*H *HDii 4 MPbTD4 nOBHAH*H BO)|cH[o]Mb [n]OMOÄH> H
|CN€"?4 n4DA4 MHAOCTHH) 4 H C4lcOn<1Nb € N4 n A€M€(NH)TOMb
H nP^IDH D0€Q0A4 MHcoTOLUb H MNOPO coT M0€ PiilC€ N4
76MAH 5H 4[t]NH CoT M€N6*) NHlcOPb N€5H MPbTDb N[H A4Xb]
J^BHTH
i) Für NHICO*^ NHlCOPe
") COT /^€ ligirtj das H über dem folgenden fsj^ ist überflüssig, die zwei Hasten rühren von
einem |S| her.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters. 437
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Hier ruht
Vojvoda MiotoS mit seinem Sohne Stjepko, seinem Herrn Vlatko Vla6evifc
zu Füssen, welcher diesem zu Lebzeiten diente und nach dem Tode mit
Gottes Hilfe und durch die Gnade des FiLrsten Paul (das Denkmal) be-
schrieb, er wurde auf seinem Adelssitze bestattet, und Vojvoda MiotoS
machte es. Und Vieles auf Erden ist von meiner Hand, durch mich aber
ward Niemand todt, noch Hess ich tödten.^
Nur der Anfang und Schluss der Inschrift bezieht sich auf MiotoS, der Kern
aber auf die Errichtung des Grabmals Vlaöevi6', welchen MiotoS, wie es scheint,
besonders verehrte.
MiotoS, weicher auf Via 6 e vi 6' Grabmal einfach berichtet, dass er den Stein
schnitt, wiederholt dies auf dem eigenen Grabe und betont, dass er es mit Gottes Hilfe
und durch die Gnade des Fürsten Paul that und Vla6evic auf dessen Erbsitze bestattete.
Beide Inschriften zeigen die darin genannten Persönlichkeiten in einem Lehens-
verhältniss. Der Lehensherr ist der Knez Paul, welcher mit dem in der bosnischen
Geschichte zu Anfang des 15. Jahrhunderts so berühmt gewordenen Paul Radinovid
identisch ist. Sein nächster Untergebener war Vlatko Vlaöevi6, oder wie er in der
einen Inschrift abgekürzt genannt wird: Vlavid, und dessen Lehensmann war der
Vojvode MiotoS von Luiine. Vla6evi6 oder besser Vlaöevi6 ist das vom Vor-
namen Vlaö^) gebildete Patronymikon. Nach diesem Namen ist auch die Oertlichkeit,
wo sich die beschriebene Nekropole befindet, Lagjevina genannt, indem in der Aus-
sprache das Initial-D ausgelassen wird und das V durch „gj" ersetzt wurde. In diesem
Falle drückt das V nicht, wie so häufig und wie ich es selbst annahm, den Laut „gj"
aus, und der Name lautete correct Vla6evi6. In Urkunden kommt der Name Vla<5evi6
nur einmal vor, und zwar im Jahre 1378, wo ein Tvrtko Vlagievi6, der „Stavilac"
am Hofe des Königs Tvrtko war, genannt wird. MögUch, dass dies ein Verwandter
Vlatkos war. Ueber diesen selbst, obwohl er, wie aus der Inschrift folgt, eine her-
vorragende Persönlichkeit war, da sich ein Vojvode seinen Diener nennt, fehlt jede
Nachricht.
Luiine, der Stammsitz des Vojvoden MiotoS, befindet sich etwa eine Wegstunde
nördlich von Vlagjevina im Bezirke Rogatica.
Beide Inschriften wurden von Asböth in ziemlich ungenauer, dem Charakter der
Sprache und des Textes gar nicht entsprechender Transscription in sein Reisewerk über
Bosnien und die Hercegovina aufgenommen. Eine andere Transscription erschien im
„Viestnik hrv. arkeol. druStva, doch auch diese ist nicht vollkommen genau und ver-
lässlich.
8. Opliöiö.
* <1C€H A€*H lcN€7b P4AHD0H DA4TIC0
DH;«;b X mOH DPHM€ N<1H50AH Mii*b
^ A^5P<4D<1Xb EHXb
„Hier ruht der Knez Radivoj Vlatkovi6. Zu jener Zeit war ich der
beste Mann in Dubrave."
Die Inschrift befindet sich auf der Langseite eines aufrechtstehenden sarkophag-
förmigen Grabmals. Der hier bestattete Knez Radivoj, Sohn des Knez Vlatkovit,
gehörte zu einer der angesehensten Familien im Lande Hum (jetzt Hercegovina).
^) d.i. Blasius. Ein Vlad Vlahoviö wird auf einer Inschrift bei Rad imnj a (Stolac) genannt.
438 I. Archäologie und Geschichte.
Eine hervorragende Rolle spielten die Söhne des Knez Vlatko, an ihrer Spitze
IvaniS, welcher Vojvode von Hura war, dann die Knezen Marko, Äarko, Andrija,
Bratul, Tadija und der inschriftlich genannte Knez Radivoj, als Führer der durch
die UebergrifFe des Herzogs Stjepan Vuk2i6 von St. Saba erbitterten Opposition.
Als der Adel von Hum, angefahrt von dem Vojvoden IvaniS, am 25. März 1452
den Bündnissvertrag mit Ragusa gegen den Herzog schloss, finden wir auch den Knez
Radivoj unter den Contrahenten. Später finden wir ihn noch im Jahre 1458 genannt
(Miklosich, Monum. serb. 451, 454, 480). Während jedoch seine Brüder noch nach der
türkischen Invasion von 1463 genannt werden, begegnen wir ihm selbst nach 1458
nicht mehr, er dürfte demnach um jene Zeit schon todt gewesen sein.
9. BrankoviöL
<i norH5€ N^ so
H> AecnOTODX
A CH 5HA(H)rb
SP^INICOD
Hf{A NA D^O
H B^UJmH
NH
NA n€TPO
D^ nOAX
A4 € 5A4(ro)C
0D€N4 P
^\CA IC
Ot CH€V€
H nHC4
„Und er starb in der Schlacht gegen den Despoten; und dieses Denkmal
des Mahmut Brankovi6 (steht) auf seinem Erbe in Petrovo polje. Gesegnet
sei die Hand, die es meisselte und schrieb."
Die Inschrift befindet sich auf einem Kalksteinobelisken, der 2*20 M. über die
Erde emporragt, rechts daneben ist ein Schwert eingemeisselt, oberhalb eine Thier-
gestalt, die, nach dem gefransten Schweife zu urtheilen, einen Löwen vorstellen soll
(vgl. Fig. 9). Die Familie des Mahmut Brankovid lebt noch heute in der Ortschaft
Brankovi6i, Bezirk Rogatica, wo der Grabstein steht. Dieser Mahmut Brankovi6
dürfte ein Abkömmling der Despotenfamilie Brankovi6 sein, eine Vermuthung, die
auch dadurch gestützt wird, dass das Wappenbild der Brankovi6e ein Löwe war und
wir auf dem Obelisken ein löwenähnliches Thierbild dargestellt sehen.
10. Berkoviöi.
Im Dabar polje, unterhalb des Ortes Berkovidi bei Ljuti-do, befindet sich eine
Nekropolc, Kaursko groblje genannt. Durch ihre Grösse zeichnen sich hier zwei
dachförmig abschliessende Grabsteine aus, deren oberer Rand von einer Rankenbordüre
eingefasst ist. Beide tragen an einer der Langseiten Inschriften. Die eine lautet:
Trubelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters. 439
Fig. 57. Inschrift von Berkovici.
+ 4C€ A€>KH P^IAHoOH o^|cVH;«5b oi^lcM^I nH?iODH;«5<1 CHNb
N<1 CaOMb nA€M€NHmo(Mb) SP<imO/v\b P<1AOC<1aOM
„Hier ruht Radivoj Vuk6i6, des Vukac Pi6ovi6 Sohn, auf seinem Adels-
sitz mit seinem Bruder Radosav."
Die zweite:
^/v4nA^ilA^f'•M Fig. 58.
Inschrift von Berkovici.
<1C6 A€>KH P4AOC4ab aX|cVH;«5b Ü^KM^ nH?i€DH;«;<1 N4 CaOH
A/<1 nA€M(€)/N/H(m)OH
„Hier ruht RadosavB Vuk6i6, des Vukac Pi6evi6 (Sohn), auf seinem
(Erbe), dem edlen."
Die Schrift ist ziemlich gedrängt und undeutlich. Eigenthümlich ist die Anwen-
dung des R flir A (d). Im Worte BP^mOMb ist M zu A deformirt, in D^lcM4 der
zweiten Inschrift für ^ ein b geschrieben. Einzelne Buchstaben sind ganz entfallen.
Die im westlichen Theile des Dabar polje ansässige Familie ist wohl gänzlich ver-
schwunden, doch lebt der Name im Orte Piöevi6i in der Trusina fort, welcher zwei
Stunden nördlich von der Nekropole liegt.
In einer Urkunde aus dem 15. Jahrhunderte wird eine Tochter des Knez Brajilo,
Vladislava mit JJamen genannt, welche sich an IvaniS Pi(5evi6 in Dabar ver-
mählte und dort auch starb (Miklosich, Monum. serb., p. 544). Sie dürfte jedenfalls auch
in der Nekropole von Ljuti-d6 bestattet sein, obwohl ihr Name nicht genannt wird.
11. Hekuk bei Stolac.
Im „Viestnik hrv. arkeol. drui^tva", Bd. VII, S. 19 wurde eine ^ auf einem kreuz-
ß>nnigen Grabsteine am Nekuk bei Stolac stehende Inschrift veröffentlicht. Der Wort-
laut derselben wäre darnach wörtlich folgender:
„Va ime Boga Isusa grob Ivana (8i)e le2i Radosav Valahovi6 me spase
sama ere leg(o)h na svoe pleme (u) i(s)toj ba§t(i)ni (a) se pisa Radi6 Rado-
salid a sieöe 1048 leto kam se Radi6."
„Im Namen Gottes Jesus. Das Grab Ivans. Hier ruht Radosav Valahovi6.
Ich erlöste mich selbst, weil ich mich auf meinen Stamm im selben Erbe
legte. Und dieses schrieb Radi6 Radosali6 und schnitt im 1048. Jahre
diesen Stein Radi6."
So unklar die Transscription ist, wäre der Stein doch höchst interessant, da er
das älteste schriftliche Denkmal in Bosnien und der Hercegovina wäre. Eine genaue
Untersuchung derselben ergab aber, dass dem nicht so ist, und lieferte auch bei diesem
Denkmale den Nachweis, dass der augenscheinlich sinnlose Inhalt der publicirten
440 I. Archäologie und Geschichte.
Inschrift nicht dem Originaltexte entspricht, sondern eine Verballhomung desselben durch
den Herausgeber der im „ Viestnik" erschienenen Reproductionen altbosnischer Inschriften ist.
Die Transscription des „Viestnik" enthält ganz unglaubliche Dinge; so heisst es
schon im Anfang: ;,Va ime Boga Isusa grob Ivana"; weiter aber erfahren wir,
dass dort nicht Johann, sondern ein Radosav Valahovic bestattet ist.
Dass diesen Widersinn nicht der Schreiber der Inschrift verschuldet hat, sondern
der Gewährsmann des „Viestnik", hegt auf der Hand. Ebenso suchte ich auf dem
Originale vergebens nach dem „Va ime Boga Isusa", sondern fand das auf anderen
Inschriften allerdings selten vorkommende, aber beim Volke immerhin gebräuchliche „Va
ime boga i svetoga Jovana" („Im Namen Gottes und des heiligen Johann").
Der Passus: „na svoe pleme u istoj baätini" („auf meinen Stamm auf
diesem Erbe") lautet im Originale kürzerund verständlicher: „na svoj plemenitoj
baätini", d. i. „auf meinem adeligen Erbgute".
Den grössten Fehler beging der Abschreiber am Schlüsse, indem er eine Jahreszahl
zu finden meinte, wo sie gar nicht existirt; er schreibt: „a sieöe 1048 leto kam se
Radi6" („und es schnitt im Jahre 1048 den Stein Radi6"). Hier möchte ich
Jedem, welcher eine altbosnische Inschrift zu entziflfem hat, als Richtschnur empfehlen,
anzunehmen, dass diese immer einen richtigen logischen Text habe. Die alten Bos-
njaken konnten zwar nicht schön schreiben, sie haben aber desto schöner gedacht.
Femer sollte man bei bosnischen Inschriften auf das Suchen nach Jahreszahlen ver-
zichten, denn unter den vielen mir bisher bekannt gewordenen Inschriften aus der bes-
seren Zeit ist mir nur eine von Vidoätak bei Stolac mit einer Jahresangabe bekannt.
Erst im 17. Jahrhundert treten datirte, jedoch in ganz anderem Geiste verfasste Inschriften
auf Es ist mir unerfindlich, woher jene Jahresangabe genommen wurde. Allerdings
befinden sich in der neunzehnten Zeile die Buchstaben MH, welche auch die Zeichen
ftir die Zahl 48 sind, aber wo wurde das Zeichen ftlr die Tausend 4 hergenommen?
Dort lautet der Passus ganz klar und deutlich: 4 CH€\/€ (V) MH A€mo |cO*
Q^Vb lcPHAH/*5b „sieöe mi leto^) kovaö Krili^t", d. i.: „und es schnitt mir
das Ruhebett der Handwerker Krili6". Dass statt „Krili6" -^ „Radi6" gelesen
wurde, ist zwar kein Unglück, aber dass eine Inschrift, die höchstens aus dem 16. Jahr-
hunderte stammt, ins 11. versetzt wird, war ein arger Fehler. Fünf Jahrhunderte än-
derten gewaltig die Formen der Schrift.
Die auf dem in der Skizze (Figur 59) dargestellten 2 M. hohen, aus weissem
Kalkstein angefertigten Kreuze befindliche Inschrift ist sehr gut leserlich und nur
wenig mit weiss schimmernden Flechten bewachsen. Hat sich einmal das Auge an
diesen Belag gewöhnt, so kann die Inschrift unschwer abgelesen werden. Der Sculptor
hat nur hie und da einen Buchstaben ausgelassen, so in der neunten Zeile das O in
der zehnten H nnd in der dreizehnten H, während in der achtzehnten Zeile das V gewiss
überflüssigerweise beigesetzt wurde. Der Name „Radi6" ist nicht, wie der „Viestnik"
will, mit Ä? sondern ganz correct mit V geschrieben. In der Orthographie war der
Sculptor nicht sonderlich fest und hat in der Anwendung der Buchstaben öfters ge-
schwankt. So ist in der zweiten Zeile sein Buchstabe b in der Form recht ungewöhnlich;
zweimal benützte er b statt 4 (in der zweiten und dritten Zeile), zweimal N statt M
(in der siebenten und achten Zeile), statt fl setzte er in der siebenten Zeile r, N finden
wir statt H in der vierten und achtzehnten Zeile, und in der zwanzigsten Zeile ist das
IC ganz eigenthümlich ausgefallen.
') leto = lieto =: le^alo (das Ruhebett, das Grab).
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
441
lesen :
Berücksichtigen wir das Gesagte, so können wir die Inschrift nur folgendermassen
©4 w^ €•
ö=ff^ (^ r & ^""^^
Fig. 69.
Grsbkrenz und Inschrift von Neknk bei Stolac.
44^ I. Archäologie und Gcdcliichte.
oA HM€ SOFA H Ca€morb Ha^N^ C€ A€*H P^AOC^ob a<^.
A4XOoH?;b M€ Cn^Ce C^M^ €P€ A€r0Xb N4 CaOH nA€M€==
/N/HmOH B^LUmHNH C€ HHCA P4AHVb P4AOC4AH?;b H CH€V€
(V) MH A€mo icOo^Vb icPHAH^ib.
„Im Namen Gottes und des heiligen Johann! Hier ruht Radosav Vala-
hovi6. Ich wurde erlöst, als ich mich auf meinem adeligen Erbgute (zur
Ruhe) legte. Dieses schrieb Radi6 Radosalid, und das Ruhebett meisselte
der Kovaö Krili6."
Die Inschrift gibt uns für die Liste der heimischen Sculptoren einen neuen
Namen: Krili6, welcher auch auf einer Platte von Boljuni genannt wird. Aber auch
der Name Valahovi6, ein von Vlaho (Blasius) gebildetes Patronymikon, ist nicht ver-
einzelt, denn wir finden denselben auch bei Radimnja nächst Stolac, wo ein „Vlac
Vlahovi6" genannt wird. (S. Seite 443.)
12. Eadimnja bei Btolac.
Die folgenden Inschriften befinden sich in einer der interessantesten, dem Fremden
am leichtesten zugänglichen Nekropole knapp an der von Mostar nach Stolac führenden
Strasse, etwa 3 Km. von letzterer Stadt entfernt, am Radiranjabache. Der Friedhof
heisst im Volke Vojvodina, und der Name wird inschriftlich gerechtfertigt. Hier sind
nahezu 70 Grabmäler in malerischer Anordnung gruppirt, zumeist tumbenförmige, mit
Sockelplatte versehene Monolithen, worunter einige von hervorragender Grösse. Die
meisten derselben sind mit Sculpturen verziert, und die dabei verwendeten Motive
zeigen Krieger in verschnürter Kleidung, Trophäen, die bekannten Rankenornamentc
und an einigen Exemplaren ein eigenthümlich stiUsirtes Rebenomament mit Trauben,
das in der Umgebung von Stolac häufig angetroffen wird und Zeugniss von vorhan-
dener Weincultur gibt. Mit Inschriften sind nur vier dieser Grabsteine versehen.
^ ^, CN t A^f4HA0^
pHHA#f<H^bftofrao|^C: cm H n<4 v^A^A
n^ tnAf k
Fig. 60. Inschrift von Radimnja bei Stolac.
* CH€ A€*H A05PH P4A0€ CHNb DO€DOA€ CmHn^N^
NA CDOH B^LUHNH NA B^LUNOMXb CH BHAHTb nocm<1DH N<\
M6 5P<imb MOH D0€D0A<1 n^m^Pb
„Hier ruht der gute Radoje, Sohn des Vojvoden Stipan, auf seinem Erbe
auf Batnoge. Dieses Denkmal errichtete mir mein Bruder Vojvode Peter."
Die Inschrift befindet sich auf drei Seiten einer grossen Tumba am oberen Rande
in zwei umlaufenden Zeilen eingemeisselt. Die Stirnseite zeigt einen Mann im Waffen-
rocke, neben diesem einen Schild mit schrägem Balken und ein Schwert. Der Mann
Truhclka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
443
hat die Linke emporgehoben, die Rechte in die Hüfte gestemmt. Ueber derselben ist
Pfeil und Bogen angebracht. (S. Seite 417, Fig. 36.)
Fig. 61. Inschrift von Kadimnja bei Stolac.
* ACe IC4MH N^oJ^lcMJ^ N<in€mODH?;xO ^ CG HHC^ B0A<1-
LUHNb BOMVH^ib.
„Hier (ist) der Stein auf dem Vukac Napetovi6, und dieses schrieb Bo-
laäin Bogaöi6."
Die Inschrift befindet sich auf einer Tumba.
n>Ac| v^
1
rrrumcx.
® (^ i
3 ® ®
KzJ^
Fig. 62. Inschrift von Radimnja bei Stolac.
[C€ A€*]H DA^Vb DA4X0D(h)Ä [A CHV6 |c4]MH P4m|cO BP^LUH^»
DOH?;b.
„Hier ruht Vla6 Vlahovi6 und den Stein schnitt Ratko Brativoid."
In der Inschrift steht zweimal V statt f{.
Die Inschriften 2 und 3 sind bereits im „Viestnik", Bd. V, S. 117 und 118 pu-
blicirt worden, weshalb ich mich auf die Mittheilung der Facsimiles beschränke.
4.
goy(«o §4 fh
Fig. 63. Inschrift von Radimnja bei Stolac.
*) Das Wort wurde auch N^FIGm OoH A^ gelesen, wonach der Sinn der Inschrift wäre:
„Hier wurde der Stein auf Vukac gewälet.**
444 I. Archäologie und Geschichte.
+ AI PcBb B(0)3KH P4A0€ QOXICODH?; CHN00<1Mb DO€D(o)A€
n€rTP4
„Ich, Diener Gottes, Radoje Vukovid, Neffe des Vojvoden Peter."
Wenngleich diese Inschrift mit 4'^b P<1Bb SO*H also mit einer in jener Pe-
riode ungebräuchlichen Fonnel anfängt, so ist sie doch vom gleichen Alter wie die
übrigen von Radimnja. Nehmen wir aber an, dass dieser Radoje etwa der Neffe des
Vojvoden Peter Miloradovi6 war, welcher der Tradition zufolge die Kirche und das
Klloster ^itomisliö gründete, so lässt sich dadurch vielleicht jene kirchliche Formel
erklären.
Die Inschrift befindet sich auf einem kleinen — kaum 90 Cm. hohen — oben
dachförmig gebildeten Grabsteine, und obwohl sie auf einer der Dachflächen angebracht
ist, hat sie doch vorher weder Jemand bemerkt noch abgeschrieben. Selbst Asbith,
welcher doch die Frontansicht dieses Grabsteines auf Seite 112 seines Werkes publicirt
hat, erwähnt nichts von einer Inschrift.
Das Relief stellt einen Jüngling dar, der mit einem bis zu den Knieen reichenden
Dolman bekleidet ist. Den linken Arm hat er in die Hüfte gestemmt, während er
den rechten in die Höhe hebt. Unterhalb des letzteren steht zweimal der Buchstabe
5 und unter dem linken Arm wieder SS. Asböth hat von diesen vier Buchstaben,
deren Sinn auch mir unverständlich ist, nur einen einzigen als solchen erkannt; die
übrigen betrachtet er als Zahlen.
18. Vidoitak.
In der Nähe der in diesen Mitth. Bd. I, S. 296 beschriebenen Ruine eines kleinen
Tempels beiVidoätak befindet sich eine Anzahl alter Grabsteine, die sich theilweise
über das dort befindliche römische Ruinenfeld erstrecken. Darunter ist der denkwür-
digste ein Grabstein in Form einer aufrechtstehenden Platte (1 X l'^O M.), mit fol-
gender, in der cyrillischen Schrift nahestehenden Charakteren ausgeführter Inschrift:
MMfT4iJ.ITt)CT*HCe
At^P^^
Fig. 64. Inschrift von VidoStak.
M(tC€)M4 M^T<1 41 nPtCTcOH C€ FcSA B(o)5|cH4 M(4)PHt
70D(0)|N4. A(t)D(H)M(4) ROn^l AcBH*(H)D4 nOAPJ$*H€ D4 Atm(o)
,SPÄe.
„Im Monate März, am 11., verschied die Dienerin Gottes, Maria genannt,
dieJungfrau des PopenDabiiivPodruÄija im Jahre ^SPAG." Die Jahreszahl ,SPÄe
entspricht dem Jahre 6139 nach Erschaffung der Welt, beziehungsweise dem Jahre
631 nach Christi Geburt, was entschieden ein Fehler des Schreibers ist. Derselbe hat
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Alterthiims. 445
wohl irrthtimlich statt /l = 7000 ,S = 6000 geschrieben und demnach wäre die Inschrift
im Jahre 7139, resp. 1631 verfasst. Möglich, dass jenes ,S statt eines ^A = 1000 ge-
schrieben wurde, und in dem Falle wäre die Jahreszahl 1139 nach Christo. Ich ziehe
erstere Möglichkeit vor, da in letzterem Falle die Bezeichnung D4 AtmO roCflOA^
— „im Jahre des Herrn" zu erwarten wäre, und weil Datirungen in Ziffern auf älteren
bosnischen Inschriften bisher ganz unbekannt sind.
14. Hodovo.
Die Inschrift befindet sich eine halbe Stunde nördlich von der Vojvodina in einer
Nekropole bei Hodovo auf einer 1*20 M. hohen Tumba, und zwar an der Stirnseite
85 Cm. und an der einen Längseite 1*85 Cm. lang.
Der Text lautet an der Stirnseite:
^ C H € « 0 ')Ch&4c^Ji
H roc n o ^ o ff ^^onm
an der Langseite:
\
K»p4Ao>ff.H);Lw IC
€ -^ HCcOemHn ^im/y^Cflm H
Fig. 65. Inschrift von Hodovo.
* <1CH€ A€*H n^alcO P^AOXTH^Jb- C0D[H |c4MH] i^CH€|COXb
NA C€ -^A *HD0m<1. MOAX C€lc€ BP4m[H0] H roCHOAO N€«»
MOHm€ MH icocmH nPtmp€C<imH
„Hier ruht Pavko Radohti6. Diesen Stein schnitt ich für mich zu Leb-
zeiten. Ich bitte Euch Schwestern, Brüder und Herren, rüttelt nicht an
meinen Knochen."
15. Knüievo.
Die Nekropole von Kruäevo liegt zwei Stunden südwestlich von dem genannten
Orte, in einem anmuthigen, von Karsthügeln umschlossenen Thalkessel. Es befinden sich
dort gegen vierzig Grabsteine, vorwiegend Platten, wovon einige mit Sculpturen ver-
ziert sind. Als herrschendes Motiv erscheint hier die Ranke, mitunter auch eine
Trophäe.
Am südlichen Saume des Thalkessels zeigte mir die Bevölkerung Ruinen alter
Wohnstätten, deren es vierzig geben soll, und drei mit Steinplatten gepflasterte Tennen.
446
I. Archäologie und Geschichte.
Einst soll diese Niederlassung Bubregovina geheissen haben, jetzt nennt sie das Volk
Kuline (Ruinen).
Neben der Nekropole, welche in einer regelmässigen Zeile angeordnet ist, befinden
sieh die Ruinen einer kleinen mittelalterlichen Kapelle, 6"55 M. lang, 3*40 M. breit,
mit nach Osten gewendeter Apsis. An die Kapelle stiess eine gewölbte Gruft mit
einer gemauerten Steinbank, welche zwei Skelete enthielt, die von den Bauern beim
Auffinden zerstört, wurden.
Die Nekropole wies drei Inschriften auf. Die wichtigste befindet sich auf einer
schmucklosen Tumba von 2 M. Länge, 090 M. Breite, 0*80 M. Höhe, auf der einen
Langseite eingemeisselt.
1.
«OH f^onor^^ B ^ N4novnn l
Fig. 66. Inschrift von KruSevo.
+ <1C€ A€*H *J$n4Nb K>POe ICOHNO nor(H)B€ (B€) N<\
novm€NO(H) CAJ$*SH 1A Co(or4) r(OCno) A(H)N4 4 nOBHAH*(H)
FA lCN€"?b
„Hier ruht der 2upan Juroje, welcher auf einer Ehrenmission für
seinen Herrn starb, und der Knez setzte ihm das Denkmal.*'
In der zweiten Zeile hat der Sculptor bei norHB€ B€ das B€ überflüssiger-
weise wiederholt.
2.
Fig. 67. Waft'eiibild mit In.schrift von KniSevo.
<1C€ A€*H Qi^lCOC^ob IciiVM^NHc^ mOBH€
„Hier ruht Vukosav, des Ku6raani6 Tobias (Sohn)."
Das C am Anfange der vierten Zeile gehört zweifellos zum vorhergehenden
Worte als Ligatur für |c, welches hier den Laut ?; vertritt.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
447
Die Inschrift befindet sich auf einer grossen Grabplatte, 1*90 M. lang, 1*20 M.
breit, welche von einer Rankenbordüre eingefasst ist und im Felde Schwert und Schild
zeigt. Sie ist auf der Schildfläche selbst angebracht.
3.
Fig. 68. Inschrift von Krufievo.
<1C€H Ae*H P^lAOC^üb P4AHV€oH?;b
„Hier ruht Radosavb Radi6evi6."
Die Inschrift ist auf einer ähnlich decorirten Platte ober dem Schilde angebracht.
16. Boljuni.
Etwa zwei Stunden südlich von Stolac, zwischen Dolnji Hrasno und Stolac
befindet sich in einem Eichenhaine eine Nekropole, meist aus Steinplatten und einigen
Turaben bestehend. Ein grosser Theil dieser Denkmäler ist ornamentirt. Es wechseln
heraldische mit rein ornamentalen Motiven und abenteuerlichen Thiergestalten, und na-
mentlich letztere tragen einen eigenthümlichen localen Styl zur Schau. Zwölf dieser
Denkmäler sind mit Inschriften versehen, die meisten auch mit dem Namen des Werk-
meisters.
1.
Fig. 69. Inschrift von Boljnni.
44ö I. Archäologie und Geschichte.
+ 4C€ A€*H P4AOC<1Db X€P<1lC0DH?;b COoA A€rox N4
CDOcoH nA€M€(NH)mOH coAMHP^IVH H m<1 € M4lc4 BA(<l)r4
„Hier ruht Radosav Herakovid. Ich legte mich hier auf mein edles
Ruhebett, und dieses ist weich und sanft."
Das Wort M<1lc, MA\cA ißt gleichbedeutend mit mek, meka, von mehak, d.i.
weich; dementsprechend ist beim folgenden SAr<1*) ein ^ einzufügen und: SA4r<1
(sanft) zu lesen.
Die Inschrift befindet sich auf einer grossen Platte, die mit einem Zickzack-
ornament eingefasst ist, über einem aus Schild und Schwert bestehenden Emblem.
Fig. 70. Inschrift yon Boljani.
<1C€ A€*H A05PH hON^Ilcb H VO€|c oA^micO oi^|cOoH?i nHLU€
C€/v\0P4A.
„Hier ruht der gute Held und Mensch Vlatko Vukovid. Dies schrieb
Semorad."
Die Inschrift befindet sich auf einem 2 M. hohen Steinkreuze, welches umgestürzt
auf einer Grabplatte in einem Acker von Boljuni liegt.
*) Im „Viestnik'* VII, p. 77 fehlerhaft wiedergegeben. Dort heisst es Herakobid statt X€P4'
lCODH/''ib> die Schiasszeilen: „Ovo mi na^ini Stane maika 1331." (Dies machte mir Mutter Stana
1331.) Der Herausgeber las statt BA(^)F^ die Zahl 1331. Wie er zu dieser Jahreszahl gekommen
ist, bleibt ein Räthsel, denn die Bedeutung der hier vorkommenden Buchstaben als Ziffern ist Q = 2,
/\ = 30, p =3 8, ^ s 1. Daraus aber kann eine Jahreszahl kaum construirt werden. Die angebliche
Zahl müsste AT/\A lauten.
Truhelka. Die bosniBclicn Grabdenkmäler de« Mittelalters. 449
'^ * P H «y 4
H v<i '^H^^
Fig. 71. Inschrift von Boljuni.
4C€ A€5KH AX5HM4 D A4rn|cOaH?;<1 HHiue C€M0P<1A
„Hier ruht L(j)ubica Vlatkovid. (Dies) schrieb Semorad."
Die Inschrift befindet sich auf einer Platte. Unter der ersteren ist ein eidechsen-
artiges Thier mit eingerolltem Schwänze, ferner eine Rosette von 35 Cm. Durchmesser und
ein Halbmond eingemeisselt (siehe oben S. 423, Figur 47).
Fig. 72. Inschrift von Boljuni.
nHLiJ€ AHlcb
C€M0P<1Ab
<1C€ A€*H A0BP4 DA4AHlc<1 ePHN<1 DXICOM^MHÄ
„Das Bild schrieb Seraorad."
„Hier ruht die gute Herrin Jerina Vukocami6."
5.
6 b
Fig. 73. Inschrift von Boljuni.
A) AC€ A€*H SOMD^Mb m^P^Xb BOAJ^NOoHÄb C tMC
Hier ruht Bogavac Tarah Bolunovi^ von Jama."
Band in.
29
450
I. Archäologie und Geschieh to.
Fig. 74.
Inschrift von Boljuni (Rttckseitc des Steines).
B) J$ AC€ CtV€ rPi^B^IVb MOAi^ C€ BO*e ROMHAXH M€
MHAOCmH mD€
„Dieses schnitt Grubaß. Ich bitte Dich, Gott, lass mir Deine Gnade
zu Theil werden."
Der erste Theil der Inschrift befindet sich auf der Stirnseite einer mannshohen
Tumba, vor der Inschrift ist ein Pferd, hinter diesem eine Raubthiergestalt eingemeisselt;
der zweite Theil steht auf der Rückseite der Tumba, wo ober der Inschrift ein Baum
eingemeisselt ist, an dessen Stamm ein nicht näher bestimmbares Thier angebunden ist,
darüber sieht man eine fliegende Eidechse, welche vermuthlich einen Drachen vor-
stellen soll. Die Zeichnung wurde oben S. 423 Figur 46 mitgetheilt.
Die Langsciten enthalten in stilisirter Darstellung flach eingemeisselte Figuren
beim Kolotanz. Die eine Composition zeigt fünf, die zweite nur drei Figuren, wovon
die erste, der „Kolovodja" (Tanzftihrer), ein Schwert in der Hand trägt.
will
6. 4C€ CtV6 rPi^54V(b) IC4MH NA o^lCLUX 1A n€mb FAN<\
„Diesen Stein schnitt Grubaö für Vukäa um der fünf Wunden (Christi)
en."
Die Inschrift ist über einer männUchen Gestalt, welche mit beiden Händen
einen runden Schild emporhebt, verkehrt eingemeisselt. Das Denkmal ist eine Platte
von 1-60 X 0-90 M. Siehe oben S. 417, Figur 37.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
451
Fig. 75. Inschrift von Boljiini.
t C€ nHC4 COBP^lAb n(0)n0DA<1N<1 CblNb N4 rpj^B^vx
„Dieses schrieb Obrad, Sohn des Popovljaners auf Grubaß."
'"^ ., ^ ^ Jj |CP]HAHÄ ICOD^IV CHV€
4 ^ Ü<J %# t „(Dies meisselte (Kr)ili6, der Schmied."
ffOB^ I^Cr*VV j)^^ g^^^^^ Krilid finden wir als Meister
Fig. 76. Inschrift von Boljuni. ^^s Denkmals von Nekuk, oben S. 439 f.
9- J ^ <ic€ Ae*H n€m4P oj^io
^ ^^^^'I^^Hn ^ir^4 Po ^ "^^^ ^ cHV€ n€mico n^
. J iP ff A * ^Hier ruht Petar Vuköi6,
^€ O •^ T ^ / T '^ 4 und Petko meisselte es dem
Pia-. 77, TiiRf.hriff. vmi Rnlhini BrudCF."
Fig. 77. Inschrift von Boljuni.
10.
^oßp<| *f
H UJ ^ P
Fig. 78. Inschrift von Boljuni.
29*
452
I. Archäologie und Geschiclito.
C€ A€*H A05P<1 *€N<1 Cm4N4 ÄJ$P€N0dHM4 CH€V€ l€AHt>
nHLU€ P^micO
„Hier ruht das gute Weib, Stana Gjurenovica. Zelija schnitt es, Ratko
schrieb es."
Der Name des Sculptors Ratko wurde wegen Platzmangel am oberen Rande der
Inschriftplatte verkehrt angebracht (auf unserer Zeichnung fehlt er).
11.
Fig. 79. Grabstein von Boljuni.
1. <1C€ A€*H P4AHV 2. dA<1AHC4AHÄ 4. <^ CHV€ |c<1MH
com 3. A^ BO*e mH M 5. noMQ-^H
„Hier ruht Radio Vladisali6, und den Stein schnitt (sein) Vater. Gott,
sei Du ihm gnädig!'^
Die Folge der Zeilen ist unrichtig, indem der zweiten die vierte, dieser die dritte
folgt, der Schluss aber wegen Platzmangel an der Seite angebracht wurde.
Die Grabplatte, 1*30 X 2*0 M. gross, ist mit Rankenbordüre verziert und trägt im
Felde einen Schild mit fünf Rosetten darauf und einem Schwert darunter.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters. 4ÖO
12 m
NOdooH ^ A
Fig. 80. Inschrift von Boljuni.
<1C€ A€5KH €PHN4 Ho|cOdHM<1
„Hier ruht Jerina Ivkovica."
17. Lastva.
(Siehe auch unten S. 457.)
Stirnseite :
i^f f'^psic HP 4^H ^OH
Rechte Langseite :
Rückseite :
6. Og H
Fig. 81. Inschrift von Lastva.
Diese Inschrift wurde im „Viestnik hrv. arkeol. dru2tva" Bd. IX, S. 13 vom
Originale vollkommen abweichend wie folgt veröflfentlicht :
+ „Ase leii Radivoe Jadradi6 dobri junak bih jednoß ev gadjaj ti mi te
vidje te bi ti kako ja, a ja mora biti kako i ti."
(„Hier ruht Radivoe Jadraäi6. Ein guter Held war ich einst: nun rathe
mir und sieh': Du warst, wie ich, und ich werde sein müssen, wie du bist.")
Vergleichen wir diese Lesart mit dem Originale (Figur 81), so finden wir, dass
dort der Vorname des Todten P^IAHDOH, Radivoj und nicht Radivoe, der
Vatemame AP4LUVH?; — DraS6i6, ein Patronymikon von DraSko — und nicht
Jadra§i6 lautet. Die folgenden Worte lauten ganz klar: AOBPH K>N<1lc AP^-
*HNOM 0?;6D0[Mb] «ein guter Held mit des Vaters Gesinde", wobei die
letzten zwei Buchstaben zu ergänzen sind.
Die erste Zeile auf der dritten Seite ist unklar, da der Stein am Schlüsse abge-
scheuert ist. Man sieht nur die Buchstaben M^J^IH mH M . . . •; worauf dann in
der zweiten Zeile der ersten Seite HT6 die Schlusssilben dieses Satzes bilden.
Diese Lücke in der Lesung müssen wir oflfen lassen, da es schwer sein dürfte
tmter den verschiedenen Möglichkeiten die richtige herauszufinden.
Auch der Schlusspassus wurde im „Viestnik" unrichtig wiedergegeben und nicht
wie es ganz deutlich zu lesen ist: DH A€T^ BHmH lc<1lcO t^ <1 t N€MOrJ$
5HTH IC4IC0 DH
454 I. Archäologie und Geschichte.
Die Inschrift wäre demnach zu lesen:
<1C€ A€*H P4AHD0H AP<1LUVHÄ A05PH H>N4lc APJ^^HNOMb
OÄ€D[om] r<^AAH mH M[H HT€ DH Ä€T€ BHmH ic^llcO
t <1 t N€ MOrj^ 5HTH ic^lcO DH
„Hier ruht Radivoj Drasöi6, ein dem väterlichen Gesinde guter Held.
Rathe mir .... ihr werdet sein, was ich bin, und ich kann das nicht werden,
was ihr seid!"
18. 2upa bei Tkelica.
An der vom Divinsattel nach Plana führenden Strasse bei ^upa nicht ferne
von der Ortschaft Tkelica erhebt sich knapp neben der Strasse ein schmales, fast
2 M. hohes tumbenförmiges, auf einer Sockelplatte ruhendes Grabmal. Dasselbe ist
auf beiden Langseiten mit einer in flachem Relief ausgeführten Arkadenstellung verziert
und der obere Rand auf allen vier Seiten von einer 20 Cm. breiten Rankenbordüre
j. eingefasst. Die nach Osten gekehrte Stirn-
^^^l'A^I ^H Nß)4N Seite des Grabmals trägt folgende zehnzeiUge
O^'» ^ ^ S H X r i "7 "^^^ ^^**^ ^^"^^ MPbV(H)Äb
^ . *HD0m4 coDH lc<1MH nocm^DH
<i4 AAHir^04m4 ^H XPHium<lDH;«;(?) [h] A€rox m
^^ ? H UJ m^ g H >C nOAODHNX mico AH ?;€ J^.^emH
A^ i^O ^ gV ^®/Ä0 ^"^ ^ nPO|cA€m
^HP^'^f^CiO^a Ml „Hier ruht Ivan Mröi6. Ich sorgte
^ ^^ ** gut während meiner Lebenszeit. Die-
A4 y^ ^ ^'^M /^<A ^^^ Stein setzte Hriätavi6, und ich
/£. r^ B> /i^ legte mich auf (meine) Hälfte. Wer
|fenif@<4A^rni dies (d. i. den Grabstein) entwenden
Fig. 82. Inschrift von 2upa. sollte, sei verflucht."
Die sechste Zeile ist undeutlich und würde den Sinn nur dann nicht stören, wenn
wir dort den Namen des Donators vermuthen, dieser — XPHLiJrn<lDH?\ — ist
allerdings ungewöhnlich. Die Phrase N<1 flOAODHNÄ bezieht sich zweifellos auf
eine Erbtheilung, also auf die von Ivan Mröi6 ererbte Hälfte des väterlichen Besitzes.
19. Podgradinje.
Fig. 83. Grabmal von Podgradinje.
1.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
Stirnseite:
455
'^' J/J'
fi^
f
'^
^ 9^ ^
Rückseite.
I<f^m§^
Fig. 84. Inschrift auf dem Steinkreuz von Podgradinje.
4Ö6
l. Archäolog'ie und (ieschichte.
ACe A€*H oi^lcb * CHNb ICNG^^ COBP4A4 C€CmpOMb €AOMb
H no|c4M€N[OD]<l FA M4TH <1N4 lcA€m H nPO|CA€mb m|cO Ä€
lcP€mH J^ M6
„Hier ruht Vuk, Sohn des Knezen Obrad mit seiner Schwester Jela
(Helena), und es setzte ihm den Stein die Mutter Anna. Verdammt und ver-
flucht, wer mich anrührt!"
Die Inschrift befindet sich auf einem 1*60 M. hohen, 0*55 M. breiten und 0*22 M.
starken Steinkreuze neben der griechisch-orthodoxen Kirche in Podgradinje, wo noch
90 andere Grabmäler sich befinden.
Eines dieser Grabmäler, ein Sarkophag, trägt folgende Inschrift:
Fig. 85.
<1C€ (A€)*H NHNOe A^ROaVHÄb CHNOM MPtROM
„Hier ruht Ninoje Lupovci6 mit dem Sohne Criep."
20. Derani.
TiOH
hH
Fig. 86. Inschrift von Derani.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters. 457
<1C6 A65K6 X6P<1lCb NA CoOH 54LUHNH N4 nA6M6NHmOH
„Hier legte sich Herak auf seinem Erbe, dem edlen."
Die Inschrift befindet sich auf einer in dichtem Buschwerke auf dem Acker des
Mato Öutala in Blatskido bei Derani versteckten Platte. Neben der Platte liegt ein
einfach verziertes Steinkreuz, welches zu den grössten in der Hercegovina befind-
lichen zählt.
21. Laitva.
Fig. 87. Inschrift von Lastva.
t 4C6 A€5KH DA^micO SP4NblC00H;*ib C(b) m^NOPOQ^ H D6V6
CHNOMb r(oc)noA S(orb) M6A4Nb nocm<lOH me ic oA^imicK
AOA6.
„Hier ruht Vlatko Brankovi6 von Tanorov und mehr mit seinem Sohne.
Gott, der Herr, setzte diesem die Frist, und er kam zu Vlatko."
Die Inschrift befindet sich auf einer circa 1*8 M. langen Tumba in vier an
der einen Langseite angebrachten Arkadenfeldern. Im „Viestnik" Bd. IX, S. 12
ist sie fehlerhaft veröffentlicht, namentlich die zweite Seite ist falsch gelesen worden:
„Stanorova i seöe sinom G(rubac) i ovdje medan postaviäe k Vlatku dode"
(„. ..Stanorova und es schnitt mit dem Sohne Grubac. Hier stellten sie ihm
das Ziel, und er kam zu Vlatko."
Das C vor rn4NOpOD<1 hat dieselbe Bedeutung wie vor dem Namen des Voj-
voden MiotoS von Lupine in der Inschrift bei Vladjevina, es vertritt das deutsche
Adelsprädicat „von". H D6V6 (und mehr) ist die bei Titulaturen so häufig vor-
kommende Abkürzung = etc.
22. Veliöani.
In derselben Nekropole von Veliöani, wo sich die oben S. 427 ff. mitgethcilte
grosse historische Inschrift befindet, ist auf einem Grabsteine Folgendes zu lesen:
458
1. Archäolugie und Geschichte.
Fig. 88. Inschrift von Veli^aui.
t <1C€ A€*H P4?;b r<1AHNH;«i N4 CüOtcoH N1 nA€M€ =
NHmOH
+ Hier ruht Ra6 Galini6 auf seinem adeligen (Erbe).
Der Name Ra6 ist sonst unbekannt, aber das von ihm abgeleitete Patronymikon
Ragjevi6 kommt urkundlich 1413 vor, wo ein Pribislav Ragijevi6 (nPH5HCA<1D
P<iri-€DHlCb) genannt wird (Puci6, Spomenici, S. 117). In der Inschrift wird in
CDOHcoH das H (j) ungewöhnlicherweise mit t (= M, ja) ausgedrückt.
23. Arapi.
In Arapi, Gemeinde Slijep6i6i, Bezirk Mostar, befindet sich eine gemauerte,
von einer mächtigen Steinplatte überdeckte Gruft. Die Platte ist mit einer breiten
Rankenbordüre eingefasst und wird von einem 208 M. hohen, mit Buckeln verzierten
Steinkreuze überragt. Auf diesem Kreuze spricht eine vierseitige Inschrift von dem
traurigen Schicksale des Verblichenen.
IS.
11.5.
4. 5^ —• >
I
I
4
j, « Ä e^^© ^
kern y : ^o f
m.s.
IV. 5.
Fig. 88. Denkmal von Arapi.
Fig". 89. lusclirift an dem Denkmal von Arapi.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters. 459
<1C6 nHLue NA icPbCmx \o?t>A A4 6 IN^mH Co^lcOMi^ V0==
oHiCK H>P4H Hü(4)N0DH;*i ic^lcO Cm€lcOXb BA^FO H LU N^FA HO'
FHSOXb A IC4MH i$CHV€ P<1AHVb icOo^Vb
„Hier ist es am Kreuze des Georg geschrieben, jedermann zu Wissen:
wie ich Georg Ivanovic Schätze erwarb und deshalb zu Grunde ging, und
den Stein meisselte Radio der Schmied.
Die Inschrift enthält manche Eigenthümlichkeit, wovon besonders die Art hervor-
gehoben sei, wie der Steinmetz das H> in 60P4H (für H>P4H) und das t O'a) i^^
€0Pb4 zum Ausdrucke bringt.
24. BunnazL
Fig. 90. Inschrift von Burmazi.
<1C6 A6*H ;«iXP€Nb nxiciuH;*ib
„Hier ruht Gjuren PukSi6."
Die Inschrift befindet sich auf einem umgestürzten „Ste6ak". Der Name Gjuren
ist etwas ungewöhnlich, doch begegnen wir nicht weit davon in Boljuni einer Gjureno-
vica, d. i. einer Frau Gjuren's.
2.
Fig. 91. Inschrift von Burmazi.
AC€ iCPCmb MHAKT4 MP<1P0D4MH;*i[l]
„Dies ist das Kreuz Milut's Mrarovaci6."
Der Zuname ist ungewöhnlich, doch ist die Ligatur Z. 4 nicht anders zu lesen als
MFA' Möglich, dass hier eine Ableitung von Marovlah, Morovlah, Morlacco vorliegt.
460 I. Archäolog^io und Gesclui-htc.
25. Popovo polje.
1. 2.
Fig. 92, Inschrift von Kapti.
nHC4 MH CHNb P4A06.
„(Dies) schrieb mein Sohn Radoje."
1. Diese kurze Inschrift las ich
auf einem Grabsteine beim OrteRapti
in Popovo polje. gOP^ P^^ nOMOIH M n[PH]A€
„Gott der Herr helfe, dass er hinüber-
kommt."
2. Diese merkwürdige Inschrift fand ich auf einer rohen Steinsäule am rechten Ufer
des Trebinjßicaflusses, am Wege von Zavala nach Grmljani. Wie ich erfuhr,
befand sich am anderen Ufer ein gleicher Stein. Derselbe sollte bei den periodischen
Ueberschwemmungen dieses Flusses die Fürth, welche sich dort befand, markiren.
3. Eine andere Inschrift, die mit 3.
diesem bald mächtigen, bald ver-
schwindenden Flusse im Zusammen-
hange steht, fand ich beim Orte
^akovo, etwa 300 Schritte vom
rechten Ufer entfernt, in den natür-
lichen Felsen eingemeisselt. Sie ist
roh ausgeführt und schwer zu ent-
ziffern. Ich las Folgendes:
Fig. 93.
Stcinsftule an der Trebinjöica.
üHAH VA0D6V6 HOC-
A€ANH (Hi^m €) 0-1(a)€
5A<imo A0A<11H[A0] 18-13.
„Mensch, sieh: das letzte
Mal ist der See bis hieher ge-
stiegen 1813."
Fig. 94. Felsinschrift von 2akovo.
Die Stelle befindet sich mindestens 15 M. über dem normalen Wasserspiegel.
Truhe Ika. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
461
26. Poljice.
P 4 r% ^H m ^
Fig. 95. Denkmal und Inschrift von Poljice.
. AC€ A€5KH NHlcOA^üXLU P4rOAH;*ib
„Hier ruht Nikolaus Ragoli6."
Die Inschrift befindet sich auf einem eigenthümlich stilisirten Kreuz. Sie ist breit
eingemeisselt und schwer zu entziflFern. Der letzte Buchstabe in der zweiten Zeile
wird wohl ein LU sein, die beiden letzten ;*ibj oder auch, da die Inschrift mit einem
Punkte beginnt, f{.
Die Namensform NHlcOA^oj^LU ist ungewöhnlich und lehnt sich an die Form
A<1^LLJ, A4DXLU an, wie der ungarische König Ludwig I. in Bosnien allgemein und
speciell in der Inschrift an der Dreianka (oben S. 462) genannt wird. Der Name
Ragoli6 dürfte aus Dragoli6 corrumpirt sein.
27. Sreda (Viiodica planina).
ti4n o c( 0
H p ^ Cp ^
^ b Ao
Fig. 96. Inschrift von Sreda
4C6 A€*H N<inO|cON H P15P€Nb
üi$|cH?ib AOAHNOoH;*ib
„Hier ruht endlich auch Rabren
Vuki6 Dolinovi6."
Die Inschrift befindet sich auf einem
hohen kreuzförmigen Steinpfeiler in der Vi-
so^ica planina bei Sreda. Eine Abschrift
derselben erhielt ich von Herrn Dr. Günther
V.Beck, einen Abklatsch später vom Bezirks-
amte in Konjica.
462
2.
I. Archäologie und Geschichte.
28. 2akoTO.
(Popovo polje) siehe oben S. 423 f.
X
'S ®
X
X
Fig. 97. Inschrift von 2akoYO.
* 4CH(6) A€*H A05PHA0 5054Nb H BP^m MX OHMNb H
CHNb HD4NHLU€Mb H COQO A€r0CM0 N1 C(D)0H 51LUHN0H
„Hier ruht Dobrilo Boban und dessen Bruder Vigan und Sohn mit
IvaniS. Und hier legten wir uns auf unser Erbe."
Der Name Boban lebt noch im Ortsnamen Boban i in der südlichen Hercegovina.
Am Schlüsse kann beim Satze N<1 COH 54UJHN0H, wo wir in C OH ein D
(cd oh) einfügten, das Wort N«! COH, die archaische Form fUr N<1 mOH («auf
diesem") sein, ähnlich wie CH durchaus für das spätere „taj" (dieser) angewendet wird.
Der Grabstein ist eine Platte von 1'90 X 1'20 M., von einer Rankenbordüre ein-
gefasst, welche ein im Felde flach eingemeisseltes Schwert mit Schild und die darüber
verkehrt angebrachte Inschrift einschliesst.
In derselben Nekropole, deren Denkmäler zumeist aus ornamentirten Grabplatten
bestehen (vgl. oben S. 411, Fig. 17, 18; S. 412, Fig. 21—23), fand ich folgende Meister-
inschriften vor:
Truhelka. Die bosniRchen Orabdenkmäler de« Mittelalters.
463
2.
^Ci'. ^ttV-Hn Hik'. ^4a •*-'<«KK^^
Fig. 98. Inschrift von 2akoyo.
AC€ : i^CtVe : H RHC^ : P4A0€ : icODIVb
„Dieses meisselte und verzierte Radoje, der Schmied."
3. Auf zwei nebeneinander liegenden Platten an den Stirnseiten vertheilt die
bereits oben S. 423, Figur 48 abgebildete Inschrift:
+ 4C€ XCtV€ P4A0€ IC0D4V — 6JD4H co5<1 : |C4M€N4
„Diese beiden Steine meisselte Radoje, der Schmied."
29. Han Pobrdnica.
Eine Viertelstunde von der Nekropole bei Vidoätak (o. S. 444) an der nach Mostar
führenden Strasse steht beim Han Pobrdnica ein 1 M. hohes Kreuz mit folgender
Inschrift:
Sj ^«
Fig. 99. Kreuz mit Inschrift von Han Pobrdnica.
t 4C€ N€|C4 C€ INA €P€ ^5H n^LU|c4 DP€LU|cX 50P0DH*
VH;*i4 . A4 C^ |CA€m€ LU€ P^lc€ |C0€ 5H MqoH nPHmXPHA€
„Es sei hier verkündet, dass Vreäko Boroviöi6 mit einem Gewehr er-
schossen wurde. Verflucht die Hände, die Dieses umstürzen sollten!"
464
I. ArchXologie und Geschichte.
30. Stari Slano.
1.
+ C t A.f«^Mc^rPM A
Fig. 100. Inschrift von Stari-Slano.
+ C€ A€*H A05PHA0 503|cH;*ilcODH;*ib C 5P4mO/Ab P4A0€Mb
H CHNODM€Mb nA4DM€Mb <\ HHC^ HOlcO coS4AOOH;«ib
„Hier ruht Dobrilo BoÄi6kovi6 mit seinem Bruder Radoje und seinem
Neffen Plavac, und es schrieb dies Ivko Obadovifi."
Die Inschrift befindet sich auf dem oben S. 416, Figur 32 abgebildeten Grabmale,
welches mit einem stilisirten ^Kolo^ geschmückt ist.
2.
Fig. 101. Inschrift von Stari-Slano.
t 4C€ A€*H A05PHA0 HPHSH AODH;*ib CHNODM€M LU AX*
5€mOMb.
„Hier ruht Dobrilo PribiIovi6 mit seinem Neffen Ljubeta."
Beide Inschriften liegen wenige Schritte vom Wasser entfernt am linken Ufer der
Trebinjöica bei Stari Slano. Die Grabsteine sind tumbenformig, die Inschrift auf
der Deckplatte angebracht.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
465
31. Preöko polje.
Am Nordabhang der Treskavica planina befindet sich bei Preöko polje eine
grosse Nekropole, welche nahezu hundert Denkmäler enthält.
Nur eines darunter, eine Platte von 2 M. Länge, 1 M. Breite, 70 Cm. Höhe, ist
mit einer Inschrift versehen.
Der Text derselben ist auf der Oberseite der Platte in der Weise angebracht,
dass die Reihenfolge von unten nach oben geht, während auf einer der Langseiten die
Meistersignatur angebracht ist.
■■^ n r^ ^ ***** » * ® 1"°« »6 »tts5 t*
Fig. 102. Denkmal von Preöko polje.
C€ A6*H H04Nb NA CDOH 1€MAH SP<1THt H APX*l-fslO
5|c<1AHT€ M€ t<1 CbMb SHAb tiCO OH A DH ?i6T€ 5HTH
IC40 H t
Fig. 103. Denkmal von Preöko polje.
C€ CHV€ P4AH;*ib
„Hier ruht Ivan auf seinem Grunde. Brüder und Gesinde, beweint
mich. Ich war euch gleich, und ihr werdet sein wie ich. Dieses schnitt
Radic.«
Bond ITI. 30
466
I. Archäologie und Gc8chichto.
Die Inschrift erinnert an die Textirung derjenigen von Staro selo, wo wir
auch die Phrase finden: MOAX BP^THFo H CTPHN6 H N6DHCT€ nPH=
CTXnHT€ H *4AHT6 M6 („Ich bitte euch Brüder, Tanten und Schwä-
gerinnen, tretet heran und beweint mich!")
Sehr häufig ist auf mittelalterlichen Grabmälem auch der Sclilussgedanke der
Inschrift enthalten: t CbMb BHAb |C4|C0 DH A DH ;*i€T€ 5HTH lc<10
H tj so in Koöerin, Staro selo und an vielen anderen Orten.
Die Deckplatte des Grabsteines ist mit eigenthllmlichen einfach eingravirten Orna
menten verziert. Die fünf ornamentalen Figuren stellen wohl ebensoviel stilisirte
menschliche Gestalten vor, drei davon mit flehend emporgehobenen Händen.
Die Sculpturen der Seitenfläche sollen Schwerter und Schilde darstellen. Links
ist ein Schwert mit herabgebogener Parirstange abgebildet, rechts fehlt die Parirstange,
und die Klinge ist sehr breit. Hier wird der Schild als solcher durch einen darauf befind-
lichen Halbmond gekennzeichnet.
32. Preijenica.
Fig. 104. Grabstein von Presjenica.
Auf einem Otijeäevo genannten Hügel, welcher sich am rechten Ufer der Pre-
sjenica (Gem. Presjenica, Bez. Sarajevo) nicht weit von „Rustanbegs Konak" be-
findet, steht auf einer Sockelplatte ein sarkophagähnlicher Grabstein von 1*70 M.Länge,
100 M. Breite und 1*25 M. Höhe. Die Sockelplatte, mit dem Stein aus einem Stück
Felsen gehauen, ist 2*40 M. lang, 1*70 M. breit und 0*70 M. stark.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
467
Der obere Sand des Grabmals ist auf allen vier Seiten von einer 20 Cm. breiten,
mit Kleeblättern besetzten Rankenbordiire eingefasst.
Auf der Nordseite ist eine Inschrift eingemeisselt, und zwar die erste Zeile an
der Kante über der Ranke, die drei folgenden unterhalb derselben. Leider ist das
Denkmal auf dieser Seite gerade in der Mitte der Bordüre gesprengt und weist eine
30 Cm. breite Lücke auf, so dass die Inschrift hier fragmentarisch ist. Ebenso ist am
Beginn der Zeilen ein Stück ausgebrochen.
Die erste Zeile lautet:
A€ . . .H XP€A
MNore
die folgenden:
^ ' Fig. 105.
Inschrift von Presjenica.
[C€] A€MH XP€A[1 ] MNOr€ ]7l€MA€ C05HA€Xb H
[AjOMOMb AO;«iOXb [H n]ovm€NO nocm^Xb H N[<1] CDcoH 54lu-
mHco(H) [A€]roxb
„Hier ruht Hrelja Ich bereiste viele Länder und kam nach
Hause, ward geehrt und legte mich auf mein Erbe."
Die Inschrift erinnert an die von Vlagjevina, wo auch über den Verstorbenen
berichtet wird: co5HA€ MAOr€ 1€MA€ A A0M4 norH5€ A l^A
NHMb N€ 0Cm4 NH CHNb NH BPimb.
Fig. 106. Geometrische Figur auf dem Grabstein
von Presjenica.
Die Stirnseite des Grabmals trägt noch das ornamentale Motiv Figur 106, in
dem wir unschwer ein Hakenkreuz (Crux ansata) in complicirter Ausgestaltung erkennen.
Bisher sind nur zwei von Dr. Hoernes (Alterthümer der Hercegovina I, S. 75 [Zajmiste
bei Siroki brieg] und II, S. 24 [Crnica bei Gacko]) beschriebene mittelalterliche Denk-
mäler bekannt geworden, auf welchen Hakenkreuze vorkommen.
30*
468
I. Archäologie niid Gpschiclite.
33. Jolanica (Bez. ^upanjsc).
Fig. 107. Bauinschrift von JoSanica.
CODO /v\AH/s/HM€ [icj^HH Oi^HV H VXPO 5HAH?i H HOlcPH
riDPO XVXIC4A0 CO CHM€ 051P1 IcpMT
„Diese Mühle kaufte Vuiö und Georg Bili6 von Simo Obar, und Gavro
Uöukalo deckte sie ein, 1543."
Diese Bauinschrift ist auf der Schmalseite einer 1*98 M. langen, TO M. breiten
Kalksteinplatte, welche möglicherweise als Thürschwelle diente , eingemeisselt. Die
Bildung coQO MAHNHM€ entspricht einer in Bosnien häufigen, aus Bescheidenheit
angewendeten Diminutivbildung, wie ovo ku6ice, ovo klanice (dieses Häuschen, dieser
kleine Stall) und ist hier nicht etwa coQO MAHNHLUmG (dieser Mühlplatz) zu
lesen, da ein solcher wohl nicht eingedeckt wird.
Fig. 108. Das GrKbertcld von Vladjevina (siehe oben S. 434).
Trubel ka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
469
Index.
1. Könige.
Dabida von BoBnien 431.
Gruba, Königin von Bosnien 431.
Loiö (Ludwig) von Ungarn 427.
Ostoja von Bosnien 431, 434.
Tvrtko von Bosnien 428, 431.
Vladislav IL von Serbien 425, 426.
2. Bane.
Stephan (Kotromanovic IL) 431.
Tvrtko (später König) 427.
3. Vojvoden.
Masan 427.
Miotod 435,436.
Petar 426, 442, 443.
Badiö 430.
Stipan 442.
4. Supane.
Pribil 426.
Vratko 429.
Miltjen DraÄivojevic 430.
Juroje 446.
5. Kneze.
Anonymer Knez (KruJevo) 446.
Obrad 455.
Radid 413, 429.
Eadivoj Vlatkovic 437.
Rad oje, Grossknez 433.
6. Kaznao (Schatzmeister).
Sanko 428, 430.
7. Despot.
(Georg Brankovic) 438.
8. Meiiternamen.
Bolaöin Bogaöic 424, 443.
Dmitrija 422, 427.
Dragoje Dijak 424.
Grubaö 417, 422, 450, 451.
Grubaö von Janjici 422, 423.
Krilic 423, 440, 441, 451.
Obrad 423.
Petko Vukßic 451.
Prerad (Voj)novic 424.
Radoje 423, 424, 463.
Ratko Brativojic 443.
Semorad 423, 448, 449.
Veseoko Kukulamovic 424.
Vukadin Dijak 424.
Zekan Moraca 420.
Zelija 423, 452.
9. Hamen- nnd Sachregister.
Ana, Frau de« Knez Obrad 455.
Andreas, Knez von Hum 416.
Andrija Vlatkovic Knez 438.
Anonymer Sculptor 438.
Arapi Ort im Bezirke Mostar 458.
<1C6 (ase) = dieses 450, 459.
<JC6 = hier 435, 439, 447, 449, 451, 452,
453, 455, 457, 462, 463.
<1C€H = hier 437, 447.
<^CH6 =hier 445.
«l-^l^ = ich 443.
Bakici, Dolnji, Ort bei Olovo 410, 414.
BaSlik, Kopfstein, Steinsäule 407.
5<lLUmHN4 = das Erbe, das Erbland 442,
462, 467.
470
I. Archäologie und Geschichte.
54lumHN<1 nA6M6NHm<1, das edle
Erbe 453, 456.
S^UUmHNOH, Locativ für S^UUmHNH
462.
Batnoge, Erbe des Badoje, Sohn des Vojvoden
Stephan 442.
Begovaßa bei Livno 411.
Berkovici 438.
Bili6, Gjuro und Vuic 468.
S HAH Tb, das Zeichen 438, 442.
Blato, der periodische See des TrebinjÖicaflusses
460.
Boban Dobrilo 462.
Bobani, Ort im Popovo polje 462.
Bogavac Bolunovic 449.
Bogdan Hateljevic 429.
Bogumilen 419.
Boladin BogaÖic, Steinmetz 424, 443.
Boljuni, Ortschaft im Bezirke Stolac 418, 422,
423, 447.
Bolunovid 449.
Borja bei Tihaljina 417.
Boroviöic Vresko 463.
Bosna 431.
Bo2i6kovic Dobrilo und Kadoje 464.
Brailo, Knez 439.
Brankoyiö Mahmut 438.
Brankovic Vlatko 457.
Brankovici, Ort im Bezirke Kogatica 407, 422.
Bratiyojic Batko, Steinmetz 424.
Bratul Vlatkovic, Knez 438.
Burmazi, Ort im Bezirke Stolac 459.
Bubregovina, Buinenfeld bei KruSevo 446.
Carevac 419.
Criep, Sohn des Ninoe Lupovßi6 456.
Cerin 412, 416.
Öihodi6 Paganenac 428.
Dabar oder Dabra 429, 439.
Dabiäa, König von Bosnien 431.
Dabiiiv, Sluga 428.
DabiÄiv Podruiija, Pop 444.
Dejöici 404.
Despot (Georg) 438.
Dijak 424.
At> A» ein Würdenträger der bosnischen Kirche,
ob ein solcher in der Inschrift von Poljice
gemeint wird, ist zweifelhaft 426.
Dmitrija, Steinmetz 422, 427.
AOBPHhON^lCb, „ein guter Held« 452,
453.
A0SP4 *6N<1, »ein gutes Weib" 452.
A05P4 DA4AHIC4, „eine gute Hausfrau"
449.
Dobrilo Boban 462.
Dobrilo Bo2iÖkovic 464.
Dobrilo Pribilovic 464.
Dolinovic 461.
AOMOMb, Dativ für A0M4, nach Hause
467.
Dragojc Dijak, Steinmetz 424.
Drai9^i6 Radivoj 454.
Drei^anka 426.
APX*HN4 = das Gesinde 429, 454, 465.
Dubrave, ein Waldstrich zwischen Domanovic
und Stolac 437.
Eminova^ko polje 403.
Furthinschrift des Blato im Popovo polje 460.
Gacko 416, 417.
Galiniü Rac 468.
Gavro U^ukalo 468.
Gcruäa 411.
Gjuren Pukäic 459.
Gjurenovica Stana 452.
Gjuro Bili6 467.
Gostilja bei Vifiegrad 410, 418.
Greblje, gröko 403.
— svatovsko 404.
— kaursko, madiarsko 405.
Gruba, Königin von Bosnien 431.
Grubaö, Sculptor 417, 422, 450, 451.
— dessen vermuthliches Grab in Boljuni
451.
Hateljevi6 Bogdan 429, 430.
Hatelji im Dabar polje 430.
Han Pobrdnica bei Stolac 463.
Herak 453, 456.
Herakovi6 Radosav 447.
Herzog (Hrvoja) 431.
Hodovo, Bezirk Stolac 445.
Hrvoja, Herzog 432.
Hrelja 467.
Hriötaviö 454.
Truhelka. Die bosnischen Grabdenkmäler des Mittelalters.
471
Jama, Ortachaft 449.
Jela, Tochter des Knez Obrad 455.
Jerina Ivkovica 453.
Jerina Yukocamic 449.
Josanica 467.
Juraj Iv(a)novic 468.
Juraj VukoBalic 413.
Juroe, 2upan 446.
Ivan 465.
Ivan MrÖio 454.
Ivan Set. 441.
Ivaniä Picevic 439.
Ivaniö Vignjevic 462.
Ivanid, Vojvode von Hum 438.
Iv(a)novi6 Jnraj 458.
H D€V€ = et caetera 457.
Ivko Obadovi^, Sculptor 464.
Ivkovica Jerina 453.
IC4MH, der Stein 443, 445, 459.
Kaursko greblje 403.
Knez als Sculptor 446.
Knez, veliki bosanski 433.
Ko6erin 430, 431.
lCONbVHN4, das Ende 431.
KoHutica 406.
ICOD4V, Sculptor, eigentlich der Schmied 422
und öfters.
Kovaöine 407.
Krilic Kovaß, Sculptor 423, 440, 441, 451.
Kriievici bei Olovo 407, 410.
iCPCmb, das Kreuz 459.
Krusievo bei Stolac 445.
Kuline bei KruÄevo 446.
Kukulamovic, Veseoko, Sculptor 424.
Kuömanic Vukosav 446.
Kupris 415.
Lagjevina oder Vlagjevina 437.
Lastva 453, 457.
Ledinac bei Siroki brieg 416.
AH€rnO, das Bett 419.
AH leb, das Bild 422.
Ljnbeta 464.
Ljnti dd 439.
Loifi (Ludwig, König von Ungarn) 427.
LupovÖic Ninoje 456.
Lu2ine 435.
M4|Cb> mehak = weich 447.
Mahmut Brankovic 407, 438.
Mari ja, Tochter des Pop Dabiiiv 444.
Marko Vlatkovic, Knez 438.
Marojeviü Milutin 419.
Masan, Vojvode 427.
Mastanj Bubanic Comes 427.
Ma£et, türk. Grabstein 403, 404.
M € A <1 N b , Grenze, Ende 457.
Medjurjeöje bei Samobor 409, 410.
Milavici in Dabar polje 420, 429, 430.
Milodevi6 Viganj 431.
Milut Mrarovacic 459.
Miotos von Lupine, Vojvode 435, 436.
Miroslav Masnovic 427.
Moraöa Zekan, Sculptor 420.
Mramor, Stein 403, 404.
Mrarovacic Milut 459.
Mräi6 Ivan 454.
Napetovic, Vukac 443.
NA COH = NA CDOH oder auch NA mOH.
Nekuk bei Stolac 417, 439.
Nikolavut^ Ragolic 461.
Ninoje LupovÖi6 456.
Obadovic Ivko, Sculptor 424.
Obar Simo 467.
Obrad, Knez 455.
Obrad, Sculptor 423.
Ogost Kovaß, Sculptor 424, 451.
OpliÖic 423, 437.
Ostoja, König von Bosnien 431, 434.
CODO = hier 462.
Pagancnac Cihodic 428.
Pavao (Paul) Radinovic, Knez 435.
Pavlovi6 Ivanid 413.
— Eadoslav 413.
Pegelinschrift des Blato im Popovo polje 460.
Peljavsko groblje 424.
Petar Miloradovic 444.
Petar, Vojvode (derselbe), 426, 442, 443.
Petar VukÖio 451.
Petko Vuköic 451.
Petrovo polje 438.
Pi6evi6 Ivaniö 439.
Picevic Vukac 439.
, Plana bei Bilek 408.
472
I. Archäologie und Geschichte
Plavac 464.
nA€M€NHmO 431, 436, 439.
nA€M€NHm<1 5<lLumHN<1 441.
nA€M€NHm<1 (sc. 5<lLUmHN4) 458.
nA€MeNHm<1 CJAMHP<1V<1, edles
Ruhebett 447.
Polihrania l^adaöa 428.
Poljice 425, 461.
nOA05HN<1, das halbe Erbe 454.
nOPHlCAO, der Stamm 425.
PreÖko polje, Bezirk Sarajevo 405, 465.
Presjenica 466,
Pribil, 2upan 426.
Pribilovic Dobrilo 464.
Pribilovic Ivahan 426.
Pribisav Ragijevic 458.
Priboje Masnovic, Knez 427.
Prievor bei Bilek 406, 409, 412.
Pukfiic Gjuren 459.
n X LU IC <1 , das Gewehr 463.
Rabren Vukic Dolinovi6 461.
Ra6 Galinic 458.
Rada^a (Polihrania) 428.
Radio Kovaö 458, 465.
Radio Radojevic, Knez 433.
Radio Radosalic 441.
Radio Sankovi6, Knez und Vojvode 413, 429.
Radio Vladisalic 452.
Radio Vojvoda 430.
Radißevi6 Radosav 447.
Radin Jablanoyi6 414.
Radisava 424.
Radivoj Draä£i6 454.
Radivoj Vlatkovic, Knez 437.
Radivoj VukÖi6 439.
Radohtic Vlatko 445.
Radoje BoÄiökovic 464.
Radoje, Kovaö 424, 463.
Radoje, Grossknez von Bosnien 433.
Radoje, Sohn des Vojvoden Stephan 417, 442.
Radoje der Sohn, Sculptor 460.
Radoje Vukovic 443.
Radoje 2upan 434.
Radosalic Radio 441.
Radosav Herakovic 447.
Radosav Masnovic 427.
Radosav RadiÖevic 447.
Radosav Valahovic 441.
Radosav Vuköic 439.
Ragievic Pribisav 458.
Ragolic Nikolavuä 461.
Ratko Brativojic, Sculptor 443.
Ratko, Sculptor 452.
Rudine, Bezirk Bilek 408.
Sandalj 412, 434.
Sanko, Schatzmeister (Kaznac) 430.
C€ = dieses 433, 441, 451, 465.
C e = <1 C € = hier 431, 435, 436, 452, 464, 465.
C 6 |C <1 = Schwester 445.
Semorad, Sculptor 423, 448, 449.
CH, dieses 438, NA COH für N4 mOH =
auf dieser 462.
CH€, hier 442.
Simo Obar 468.
Slano, Stari 409, 416, 464.
Spasovina 419, 420.
Sreda in der VisoÖica Planina 461.
Stana Gjurenovica 460.
Stecak 403.
Stephan, Banus von Bosnien 431.
Stephan VukÖic, Grossvojvode von Bosnien, später
Herzog von St. Sava 413, 438.
Stephan Vojvode 442.
Stepko, tep^ija 428.
Stjepko, Sohn des Vojvoden Miotod 436.
Svastica (Cruz ansata) 467.
Cb = von 449, 457.
Tadija Vlatkovi6, Knez 438.
Tanorov, Prädicat 457.
Trusina 439.
Tvrtko, Banus von Bosnien 427.
Tvrtko', König von Bosnien 431.
Tvrtko II., König von Bosnien 433.
Tvrtko Vlagievic, „Stavilac" des Königs Tvrtko
437.
U6ukalo, Gavro 468.
ügri (die Ungarn) 431.
Valahovi6 Radosav 441.
VaroSluk bei Rogatica 418.
Velißani 427, 457.
Vidoätak 444.
Truhelka. Die bosnischen GrabdenkmHler des Mittelalters.
473
Yiganj Boban 462.
Yiganj Milosevic 431.
Vlaö = Vlaho = Blasius 437.
Vlaö Vlahovic 443.
Vladisalic Radio 452.
Vladislav II., König von Serbien 425, 426.
Vladislav, Sohn des Herzogs Stephan 413.
Vladislava, Tochter des Knez Brailo 439.
Vlagjevina 424, 434.
Vlahovici 424.
Vlatko Brankovic 457.
Vlatko, Knez 438.
Vlatko, Sohn des Herzogs Stephan 413.
Vlatko Radohtic 445.
Vlatko Vlavic oder Vlagjevic 435, 436.
Vlatko Vlatkovic 448.
Vlatko vi ca Ljubica 448.
Vlavic, Vlagjevi6 siehe Vlatko.
Vojvodina, Nekropole bei Stolac 418, 424.
Vojnovic Prerad, Sculptor 424.
Vratko, Knez und 2upan 429.
Vreäko Boroviöi6 463.
Vuid Bilio 468.
Vuk Hranic, Knez 413.
Vuk, Sohn des Knez Obrad 455.
Vukac Hrani6, Knez 413.
Vukac Napetovi6 443.
Vukac Pi6ovic 439.
Vukadin Dijak, Sculptor 424.
Vuk^ic Badivoj und Radosav 439.
Vukßic Petar 451.
VukÖid Petko, Sculptor 423.
Vuki6 Rabren 461.
Vukocamic Jeriua 449.
Vnkosav Kuömanic 446.
Vukovic Radoje 443.
Vukäa 450.
Zabrdje 432.
Zakovo 411, 412, 423, 460, 462.
ZauSje bei Dre^nica 426.
Zavala im Popovo polje 428.
Zelija, Sculptor 423, 452.
"?eMA<1 = Erbe 465.
"?A<1M€N€ = Zeichen (Wappen) 413,433.
"^OB(0)Mb = genannt 444.
"lOBOMb MHPbCicHMb = vulgo 429.
2arko Vlatkovi6, Knez 438.
2itomiBli6 416, 444.
2upa bei Tkelica 454.
Die Edelleute von Hum auf der Inschrift in Velicani.
Von
Dr. Constantin Jireöek,
k. k. Universitäts-Professor in Wien.
Im „Glasnik" des bosn.-herceg. LandesmuseumB 1892, S. 215 (vgl. diese Mitth.
oben S. 428 und Taf. XI), hat Herr Dr. Öiro Truhelka ein Facsimile sammt Be-
schreibung jener Inschrift publicirt, welche sich auf einem Grabdenkmal beim Dorfc
Velißani im Popovo polje, unweit des Klosters Zavala, befindet. Die Inschrift war
bisher nur aus einer im Ragusaner „Slovinac" 1880, S. 397 erschienenen, wenig
verständlichen Abschrifl bekannt. Die verlässliche Wiedergabe dieses sehr wichtigen
Denkmals habe ich mit grosser Freude begrüsst. An demselben ist nicht blos der
Umstand wichtig, dass es genau datirt ist: Qb ANH rocnOAHN<1 \C?A/\A
TDPbTlc<1 („in den Tagen des Herrn Königs Tvrtko"), also zwischen 1377 und
1391, nämlich zwischen dem Herbste des Jahres 1377, in welchem der bosnische
Banus Tvrtko den königlichen Titel annahm (s. das Sclireiben im „Spomenik srpske
kraljevske akademije" [Denkmäler der königl. serb. Akademie] XI, 37), und dem
Monat März des Jahres 1391, in welchem dieser König starb. In dieser Inschrift
finden sich zwar keine griechischen Worte, wie es im „Slovinac" seinerzeit hiess: wir
finden in ihr auch keine Spur von Erinnerungen an das alte Paganien und die Pa-
ganen des Kaisers Constantinus Porphyrogennetos, was Hr. Dr. Truhelka annehmen
zu sollen glaubte. Unsere Freude hat andere Ursachen. Von jenen acht Personen, deren
Namen ausser jenem des Königs Tvrtko genannt sind, sind uns nämlich sieben als
Mitglieder hervorragender Adelsfamilien im Lande Hum und Trebinje sehr gut be-
kannt, denn es wird ihrer in der Zeit von 1332 — 1399 öfter in den Büchern der Ra-
gusaner Archive gedacht. Fünf davon sind aus dem Stamme der Uihori6i oder, wie
er noch genannt wurde, der Drugovi6i, die anderen drei aus dem Hause des Miltjen
Dra4ivojevi6, welches später Sankovi6i hiess. Was wir bisher nicht wussten, aber
aus dieser Inschrift nunmehr erfahren, ist die genealogische Verbindung zwischen diesen
Personen.
Der Schreiber der Vorlage, nach welcher der Steinmetz diese Inschrift meisselte,
hat die Buchstaben V (ö) und ;*; (6) verwechselt, was auch andere Schreiber hercegovi-
nischer Urkunden thaten. Er schreibt „\/HXOPHÄ<l" und gleich nebenan „ |c X V b*
fsjHM<l", „icbVH" (so erscheint es im Facsimile), auch setzt er ein |c in dem Namen
„ AP<15KHD0€DHIc<1". Der Schreiber desselben Dabiiiv Cihori6, welcher seiner
Mutter diesen Grabstein errichtete, hat in einem im „Spomenik" (den Denkmälern)
Jire^ek. Die Edelleute von Hum auf der Inschrift in Veliöani. 475
XI, 39, publicirten Document überall V statt A geschrieben: coribVHNH, VH
XOPHVb, nA<1V<1TH. Fürdie Formel „"^ODOMb" vgl.: „<1-^b P<15b 50*H
ICOCT^^NAHNb VbTbMb <1 "^OBOMb DOHCHAb rP<1/v\<1THlCb", ferner:
nPe-?DHT€PH> recjPFHho A "^OBOMb HOnoX P<1A0CA<1B0y in dem
Epilog einer Handschrift vom J. 1279 („ölasnik" der serb. gelehrten Gesellschaft XX, 245).
Wo Dr. Truhelka „5|c€N<1 n<1MN6NbM<l" gelesen hat, dort muss — worüber
nach dem Facsimile kein Zweifel, sein kann — *(oy)n4N<1 N€NbM4 gelesen
werden. Im Worte VHXOPH;*;^ (Herr Truhelka hat VHXOAH;*;^ gelesen) wird
der Buchstabe P auf dem Steine wohl in geneigter Lage ebenso wie im Worte M H P b -
CIcHMb ausgeführt sein. Das Wort |CXVbNHM4 (statt icXl'JbNHM^) — nxor
— ist aus dem Dani^i6'schen Wörterbuche und dem Schreiben, welches im Jahre
1440 in Trebinje geschrieben und im „Spomenik" XI, 82 publicirt wurde, bekannt;
das X ist verwischt, hingegen b im Facsimile genau sichtbar. N€Dt>CT4 bedeutet
hier „uxor fratris", wie bei Puci6 H, 119: PeVGNX ^NXXAX, MOH> NGDtCTX
4 ICX;*;NHMX r^or^ SFATA (1462). Die Form CbNicX ist aus Urkunden be-
kannt, aber am Grabsteine wird stehen oder hätte wenigstens gesetzt werden sollen
CNbicX (Herr Truhelka hat CNHIcX gesetzt), wie dieser Mann in einer Auf-
zeichnung vom Jahre 1364 auch thatsächlich als5|cxn<1Nb CNbicO geschrieben wird.
(„Spomenik" XI, 33.) Wir lesen die ganze Inschrift wie folgt:
* Qb H/A6 CJM<1 H CHN<1 H CD€T*iro AXX<1. C6 Ae*H
?<^S<^ 50*H4 nOAHXP4NH4, "^OBO/Ab MHPbCicHMb FOCnOM
P<^A<1V*1, ^oynANA N€NbM*1 VHXOPH;«;^ icXVbNHM^I H N€Bt>CT<1
*Xn*1N<1 QP<1Tblc4 H CAXr€ A<15H*HB;4 H T€nbVHh€ CTHnic«1,
A icbVH *Xn4N<1 MHAbTt>N<1 AP*1*HB0€BHIC<1 <1 ic^^-^NbMX
CNbicX C€CTP4. A n0CT<1BH Cb BtAtTb N€ CHNb A<15H*HBb
Cb 50*HCO/v\b no/v\OLU,HH> C<1/v\b CBOH/AH AXAbMH, A Bb ANH
rocnOAHN<1 \CFA/\A TBPTblc<1.
„f Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Hier
ruht die Dienerin Gottes Polihrania, in der Welt genannt Frau Radaöa,
des 2upans Nenac Öihori6 Hausfrau, und Schwägerin des ^upans Vratko,
des Sluga (eine Art Beamte) Dabiiiv und des Tepöija Stipko, Tochter des
2upan Miltjen Dra2ivojevi6 und Schwester des Kämmerers S(a)nko. Es
setzte dieses Denkmal ihr Sohn Dabiiiv, mit Gottes Hilfe allein mit seinen
Leuten, in den Tagen des Herrn Königs Tvrtko."
In dem Gebiete zwischen der Narenta und der Bucht von Cattaro waren die Ci-
hori6i im 14. Jahrhundert eine der hervorragenden Familien. Da die vier Brüder,
deren Namen auf diesem Grabstein zu lesen sind, nämlich : Nenac, Vratko, Dabiziv und
Stjepko in den damaligen Aufzeichnungen Öihori6i, aber auch Drugovi6i (illi de Dru-
gouich) genannt werden, so können wir nicht zweifeln, dass Drugovi6i der zweite
und wie man sieht der ältere Name eines und desselben Hauses war. Irgend ein älteres
Glied dieses Hauses hiess mit dem Vornamen Drug, welcher Name im 13. und 14. Jahr-
hundert im Ktistenlande (Primorien) gar nicht selten war : Drugus (in Ragusa), von dem
Drugoe, Drusinna, Druginna (Druzina), Drusco (DruSko) abgeleitet wurden. Hingegen
war dieser Vorname in den inneren Gebieten wohl nur wenig gebräuchlich, und wir
finden ihn auch im Wörterbuch des Daniöi6 nicht (nur im Anhang werden Drugovi6,
Druietiö erwähnt); er findet sich auch nicht in den Gedenkbtichern, welche Nova-
47b X. Archäolog^ie und Geschichte.
kovi6 („Glasnik srpskog uöenog drufitva", 32. Band) und Lj. Stojanovi6 („Spomenik^
III) herausgegeben haben. Nach dem Jahre 1356 verlieren sich die Spuren des Namens
der Drugovici, und wir finden seither blos Öihori6i erwähnt. Es ist nicht sicher, ob
Radoje Drugovi6, Edehnann des bosnischen Banus Mathäus Ninoslav und Zeuge der
Vereinbarung mit den Ragusanern vom Jahre 1249 (Mon. serb. 33), zu diesem
Hause gehört. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts erscheint ein Hlap Drugovi6 von
Nevesinje; am 10. September 1305 ist vor den Kichtern in Ragusa ein „Clap Dru-
gouich de Neuesingna" (sie) gegen den Ragusaner NaljeSko Sorento klagbar aufgetreten
(Div. Canc. 1305). Später wird ein Gradoje Öihori6 (Gradoe Gichurich) mit seinen
Leuten im Jahre 1335 in Kotezi im Popovo polje erwähnt (Div. Canc. 1334). Nachher
finden wir bereits jene Öihori6i, die in der Inschrift von Veli&mi genannt werden.
Der 2upan Nenac (vgl. die Namen Nenko, Nenoje, NeniSa) wird in den Jahren
1336 — 1375 als Nachbar der Ragusaner im Popovo polje erwähnt. Die Ragusaner
hatten im Jahre 1336 mit den Leuten der Drugovi6i (homines de Drugouich) bei dem
Flusse im Popovo (apud flumen in Papoa) und bei Onogoöt (Niksid) verschiedene Zwi-
stigkeiten; die Herren dieser Leute waren „Stepco Drugouich et Neneg eins frater"
(Div. Canc. 1334). Im Jahre 1356 hatten die Ragusaner eine Zusammenkunft mit
Neneg Cicurich („Monumenta Ragusina" II, 165). Ferner wird erwähnt: im Jahre
1362 durfte Nenac zur Zeit des Krieges Wein aus Ston (Stagno) ausführen; — 1363
liest man von einem Morde, „homicidium, quod fecerunt homines Neneg"; — 1364
schreiben die Ragusaner dem 2upan Sanko, von dem wir weiter unten sprechen
werden, und beklagen sich „supra Neneg" wegen der in Zaton (Malfo) verursachten
Schäden; — 1366 und 1370 werden wieder ein „homo Nene9 de Pappoa" und ein
„homo Nene9 Qycurich" genannt. Schliesslich hat im Jahre 1375, am 18. August,
Nene9 Qicurich in Ragusa von dem Patricier Jakob Menöeti6 sein Deposit zurück-
erhalten, nämlich: runde goldene Ohrgehänge „slavischer Form" (es gab auch Ohrge-
hänge „lateinischer" Form), mit Saphiren, Rubinen und Perlen, „unum par cercellorum
auri rotundorum sclauicorum cum lapidibus preciosis, videlicet zaffiris et balassis inter-
positis et margaritis grossis interpositis in circuytu ipsorum" (Div. Canc. 1376). Wer
Anderer hat aber diese Ohrgehänge, von denen sich zufällig die Nachricht erhalten hat,
getragen, als die Hausfrau des ^upan Nenac, welche unter dem Grabdenkmal in
Veli&ini ruht.
Frau Radaöa (vom männlichen Namen Radac abgeleitet) wird sonst nirgends
erwähnt. Polihranija ist ein Klostername; es gibt mehrere Heilige dieses Namens
(noXvxQÖnog 23., 24. Februar, 30. Juli, 7. October).
2upan Vratko wird blos einmal genannt: „Vracticus Drugouich et homines sui"
haben sich im Jahre 1335 in Trebinje die Ziegen und einen Ochsen eines Ragusaner
Patriciers aus dem Hause SorkoÖevi6 angeeignet (Div. Canc. 1334). Auf einer Grab-
steinplatte in Kloster des heil. Nikolaus in Toplica (Kuräumlija) geschieht des „NH*
IC0A4 4 "lOBOMb QP^ITICO, CHN VHXOPHK^ QP<1TIc<1" (d. i. Nikolaus
mit dem weltlichen Namen Vratko, Sohn des Öihori6 Vratko), welcher im Jahre 1349
starb, Erwähnung; ich weiss jedoch nicht, inwieweit die Abschrift dieser Inschrift
im „Glasnik" der serbischen gelehrten Gesellschaft, Band 56, S. 359 verlässlich ist.
Sluga Dabiiiv, von dem wir Nachrichten aus den Jahren 1334 — 1349 besitzen,
ist derselbe C/K^FA A<1BH*HDb Beamter des serbischen Königs in Trebinje, dessen
Name in der Urkunde Stephan DuSan's, ausgefertigt im October 1345 bei Ser (Mon.
serb. 117) vorkommt; er ist aber auch derselbe, der im Ragusaner „Liber reformationum"
Jiref ck. Die Edelleute von Hum auf der Inschrift in Velidani. 477
1363 erwähnt wird, wo es heisst, dass im Jahre 1343 Comes Marcus Mauroceno mit
dem kleinen Rath und mit vielen Aeltesten in die itupsL ^movnica (Brenno) gekommen
sei, um gemeinsam mit ihm die Marken der an der Grenze gelegenen Grundstücke des
Ragusaners Sorento zu besichtigen : „ad uidendum confines Rusci de Sorento cum Da-
biseo sluga". Von ihm wird das erste Mal erwähnt, dass im Jahre 1334 Dabiseus
Drugouich in Brskovo dem Ragusaner Milo§ Hlapovifc ein Pferd im Werthe von 30 Perper
abgenommen habe (Div. Canc. 1334). Im „Liber reformationum" wird in den Jahren
1343 — 1345 sehr oft von Schäden gesprochen, welche seine Trebinjaner den Ragasanern
in der 2upa i&rnovnica zugefügt haben; einmal wird er 1344 Dabiseo Drugouich (Mon.
Rag. I, 162, bei einem Gerichtstag oder „stanak"), das zweite Mal 1345 Dabiseo Ci-
curich (ibid. I, 176) genannt.
Der Tepöija Stipko wird in den Jahren 1334 — 1369 ungefähr zwanzigmal
genannt. Stepecus Drugouich kam im Jahre 1334 als Abgesandter Stephan Du-
§ans, damals noch Königs, nach Ragusa und übergab dem Fürsten ein Schreiben mit
der Bestätigung, dass Dumonja MenöetiiS mit seinen Brüdern die königlichen ZöUe ver-
waltet und Alles bezahlt habe (Puci6 II, S. 13, Nr. 14, siehe aber auch die Berich-
tigungen im „Spomenik" XI, 100). Die Leute des Stepechi Drugouich werden
im Jahre 1335 in Trebinje, 1336 seine und seines Bruders Nenac Leute in OnogoSt
erwähnt. Im Jahre 1356 heisst man ihn Stiepchus Drugouich (Div. Canc. 1349) und
Stepcus Qicurich (Mon. Rag. 11, 152). In den Jahren 1360 — 1362 wohnte er im „mercatum
Narenti", in Drieva (jetzt Gabella) an der Narentamündung. Im J. 1361 leistete er den
Ra^sanem Beistand im Kriege mit Fürst Vojslav, und es haben ihm die Ragusaner nicht
nur den freien Eintritt in die Stadt erlaubt, nachdem sie ihm und seinen Leuten vor-
her Alles verziehen hatten, was zu verzeihen war, sondern sie empfahlen ihn auch
dem dalmatinischen Banus, mit dem er an der Narenta einige Zerwürfnisse gehabt zu
haben scheint (Gel eich und Thallöczy, Diplomatarium relationum reipublicae Ra-
gusanae cum regno Hungariae, p. 26). Am 17. März 1365 waren Stiepcho Cigurich
und sein Sohn V.ukac (Volcheg) in Ragusa Zeugen, als die Ragusaner den Abgesandten
des albanesischen Fürsten Blasius Matarango 500 Ducaten ftir Getreide zahlten
(Bruchstücke des Buches Div. Canc. 1364 — 1365, eingenäht in Div. Canc. 1435). Zu-
letzt liest man die Namen des Stjepko und seiner Söhne Vukac und Cvjetko (^uetcus)
am 8. Februar 1369 (Liber deb. 1365—1369).
Der Sohn des Nenac und der Radaöa, i&upan Dabiiiv oder DabiÄiv Nen6i6
(Dabissiuus Cichorich, Cicorich, Zicorich oder Dabissiuus Nengich) wird in den Jahren
1383 — 1399 als Nachbar der Ragusaner im Popovo polje und als Herr jener Leute
genannt, die zeitweise dasjenige sich anzueignen pflegten, was ihnen bei den Nachbarn
oder bei den reisenden Kaufleuten gefiel. Im December 1383 gaben ihm die Ragu-
saner das Wort, dass er behufs Begleichung der erwähnten Vorftllle in die Stadt
kommen dürfe; dies wiederholte sich im März und Juni 1384, bis endlich im Februar
1385 ein „concordium" geschlossen wurde (Lib. Ref.). Auf diese Angelegenheiten be-
zieht sich jenes nicht datirte Schreiben des Dabii^iv Cihori6, welches von mir im ;,Spo-
menik" XI, 39 publicirt wurde und in dem er den Ragusanern seine ergebene Ehr-
furcht als „aufrichtiger Diener" entbietet und sich mit den Worten : „bei mir und meinen
Leuten ist kein böser Vorsatz" zu entschuldigen versucht, wobei er noch bemerkt,
dass er nicht zahlungsfähig sei und bittet: „Wollet mich nicht von Euch abweisen."
Zuletzt wird 3KXn<1N A<15H*HDb VHXOPHlcb im Jahre 1399 als Zeuge in
jenem Diplom genannt, mit dem der Vojvode Radio Sankovi6 den Ragusanern das
Dorf Lisac abtrat (Mon. serb. 243).
478 I. Archäologie und Geschichte.
Ausserdem werden in Angelegenheiten, die den Verkauf eines Pferdes betreffen, ein
Miroslav Öihori6 im Jahre 1356 in der Nachbarschaft von Sumet (Zonchetto) und
ein Dobroslav Bratoslavi6, Neffe des Öihori6 (nepos Cichorich) im Jahre 1347 er-
wähnt. Im 15. Jahrhundert fanden wir in den Gerichtsbüchern einige kleinere Leute,
die wohl schwerlich die Abkömmlinge dieses Hauses sein dürften, wenngleich sie Dru-
govi6i und Öihori6i hiessen. Im Jahre 1424 hatte „Radouag Drugouich de Dabar de
villa vocata Dobrouoieua" einige Mühe, um zu beweisen, dass sein Pferd wirklich sein
Eigen sei. Die Katunari (Hirtenälteste) Brüder Bjeloje, Nikola und Pokrajac Chichurich,
irgendwo aus der Nachbarschaft des Dorfes Topola im Küstenlande, hatten im Jahre
1406 wegen eines Mordes und Vuk Vuöihni6 Öihori6 im Jahre 1411 wegen eines
Raubes zu thun. Balduin Öihori6 hat im Jahre 1423 einen Ragusaner am Popovo
unterhalb Övaljina ausgeraubt. Es ist jedenfalls interessant, dass in den Wappen-
sammlungen der alten südslavischen Adelsfamilien auch die Öihori6i nicht vergessen
sind (NovakoviÄ in der „Godisnjica" [Jahrbuch] VI, 93).
Das zweite Haus, aus welchem Frau Radafia abstammt, ist in der Geschichte
dieser Gebiete jedenfalls viel bekannter.
Der 2upan Miltjen Draiivojevi6 wird das erste Mal im Jahre 1332 gele-
gentlich der Vereinbarungen des bosnischen Banus Stjepan mit Ragusa erwähnt (Mon.
serb. 102). Damals stand er unzweifelhaft auf der Seite der Bosnier. Aber schon
im Jahre 1334 geht er mit dem serbischen König und wird als Nachbar der Ragu-
saner bezeichnet (Mon. Rag. H, 366. 369). Im Jahre 1335 haben Miltjen und sein
Sohn Sanko in Onogoät (NikSifc) einige Thiere und andere Handelswaaren einem Men-
öeti6 weggenommen (Div. Canc. 1334). Im Juli 1336 zogen Rugerius und Miltjen,
„homines nunc domini regis", mit einigen ihrer Reiter beim Kloster St. Jakob in Vis-
njica vor Ragusa vorbei, und es hat der Prior des Klosters Namens Nikolaus später
bei Gericht Klage geführt, dass diese Leute den Obst- und Weingarten des Klosters
geplündert hätten. Aus dieser Zeit stammt auch der von den ^upanen Miltjen und
„RuÄir" an Ragusa gerichtete Brief (Puci6 H, 15) über einen Gerichtstag auf
Obod in Konavlje. Im selben Jahre haben einige Ragusaner, welche ihr Vieh von
der Mündung der Narenta in die Stadt trieben, darüber Beschwerde geführt, dass sie
der „Milten Drasoeuich" (sie) in der ^abska (Sapsca), welche Äupa also von Miltjen
verwaltet wurde, ausgeplündert habe (Div., dasselbe Buch). Das letzte Mal wird von
der Zusammenkunft mit Miltjen Drasiuoeuich im November 1343 wegen des Silbers im
Werthe von 72 Perper, welches der Comes Foscarini (1341 — 1342) den Leuten des
Miltjen in Ragusa abnehmen liess, gesprochen (Div. Canc. 1342 — 1345).
Aus der Regierungsperiode der serbischen Kaiser Stephan Dudan und Uro5, zu deren
Herrschaft Trebinje gehörte, ist uns der Sohn des Miltjen, Namens Sanko, gut bekannt
als Nachbar von Ragusa in Küstenland von Slano und in Popovo, welche Gebiete da-
mals schon dem Banus von Bosnien unterthan waren. Sein Name wird, wie es auch
Daniöi6 in seinem Wörterbuche notirt, verschiedenartig geschrieben: CbNicO, CNbicO,
CnICO, C<1NblcO, lateinisch: Senco, Semcho; dessen Nachkommen C<1NblcODHAH
(Mon. serb. 217), aber auch Semchouichi. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass zu jener
Zeit in diesen Gebieten statt b auch 6 gesprochen wurde, welches nach und nach durch
das jüngere ^ ersetzt worden ist (vgl. z. B. alle Personen- und Ortsnamen auf -bMb> ^^
lateinischen Urkunden auf -ey). Sanko wird mit seinem Vater das erste Mal im
Jahre 1335 genannt. Später lebte er in Slano, Popovo und in Dabar, welch letzterer Ort
im Jahre 1368 als sein Eigentbum bezeichnet wird; dass auch Nevesinje sein Eigen
war (Jakob Luccari, Annali di Ragusa, 1605, p. 61, 77 nennt den Sanko und seinen
Jire^ek. Die Edclleutc von Hum auf der Inschrift in Veli^ani. 479
Sohn Radio „conte de Neuesigna"), ist wohl wahrscheinlich, wir finden jedoch in den
erhaltenen Urkunden aus jener Zeit keinen ausdrücklichen Beweis hiefiir. Im Jahre 1348
wurde Sanko Ehrenbürger von Ragusa (Mon. Rag. II, 48). Im November 1367 fiel
er vom Banus Tvrtko ab, um sich dem 2upan Nikola Altomanovi6 anzuschliessen,
aber bereits zu Anfang des Jahres 1368 haben ihm die Ragusaner zu öfteren Malen
den Rath ertheilt, von diesem Bund abzulassen. (Siehe meine Abhandlung über Kaiser
UroS und König Vukafiin in der „Zeitschrift [Öasopis] des böhmischen Museums"
1886, S. 256.) Noch am 13. Mai 1367 (Div. Canc. 1362) wird er als ^upan (9up-
panus) bezeichnet, aber bereits am 6. Juli desselben Jahres (Div. Canc. 1366) wird
er „kaznac" (casne9), welche Würde sicherlich eine höhere als jene des 2upan war,
genannt. Es ist uns die Reihenfolge der serbischen und bosnischen Titulaturen zu
wenig bekannt, wichtig ist jedoch jene Stelle der goldenen Bulle von Deöani aus dem
Jahre 1330, wo nach den Bischöfen und Igumanen (Aebten) die Mitglieder des serbischen
Reichstages (zbora srpske zemlje) wie folgt aufgezählt werden: H lc<1"^NbM€ H
T€nbVHHe H DOheDOAbl H CAOXrbl H CT^IDHAbMe (Mon. serb. 99;
Die goldene Bulle von Deöane, „Glasnik srp. uöen. druätva", II. Serie, 12. Band, S. 65).
Im Ragusaner Territorium war der ^kaznac^ schon im 14. Jahrhundert nichts Anderes als
der Vorsteher von Dörfern, die in „kaznaöine" vereinigt waren (im 13. Jahrhundert scheint
„kaznac'^ dem lateinischen „camerarius" gleichbedeutend gewesen zu sein); eine allgemein
bekannte Erscheinung ist es, dass die Bedeutung amtlicher Titel und der Namen von
Geldmünzen im Laufe der Zeiten sich immer verringert. Der Kaznac Sanko befand
sich noch im Juli 1370 am Leben; als bereits gestorben wird er das erste Mal im No-
vember des Jahres 1372 bezeichnet. Der Name seiner Gattin war Radosava (Mon.
serb. 220), seine Kinder aber die aus der bosnischen Geschichte zu Ende des
14. Jahrhunderts bekannten Sankovi6i, die Brüder 2upan Bijeljak und der
Vojvode Radi<^, der zeitweise auch Radida oder Radoslav genannt wird (seine
Gattin hiess Gojslava), und deren Schwester Draga, über welche Hilarion Ruvarac
in diesen „Mitth." Bd. II, S. 163 ff. geschrieben hat.
Sanko hatte einen Bruder Namens Grad oje. Im Jahre 1362 gerieth dieser in die
Gefangenschaft des dalmatinischen Banus und wurde mit Hilfe der Ragusaner aus der
Haft losgekauft. Er wird in der Zeit von 1371 — 1373 als Herr von Nevesinje und der
Trusina bezeichnet. Seine Gattin hiess Kujaöa. Zum letzten Male wird er als Oheim
des Bijeljak und Radio im Diplome vom Jahre 1391 (Mon. serb. 219) genannt. Dort
stehen gleich hinter ihm Budelja (im Jahre 1396 erhielt Budeya Semchouich von den
Ragusanern ein Geschenk) und Sanöin als 5P<1Tbt> (Bruder oder Vetter) des Bijeljak
und des Radio eingetragen; man sieht hieraus, dass dies die Söhne des 2upan Gra-
doje waren.
Nachstehend folgt die genealogische Tafel der Edelleute, deren Namen auf der
Inschrift von Velicani zu lesen sind.
I. Clhorli5i (DrugovlCi).
^ ■
^upan Nenac Vratko, DabiÄiv Stjepko
1336—1375 Äiipan 1335 Sliiga 1335—1349 Topöija 1334—1369
Gattin desselben Kadatl^a ^
I Vukac Cvijetko
Zupan Dabi^iv 1365—1369 1369
1383—1399
480
I. Archäologie und Geschichte.
II. SankoYli^i.
Miltjen Dra2ivojevi6, Äupan 1332—1343.
2upan Sanko
später Kaznac 1335—1370
dessen Gattin Radosava
^upan Gradoje
1362—1391
dessen Gattin Kuja^a
Kadaöa
ihr Gatte 2upan Ncnac
(vidi I)
Budelja
1391—1396
Sanöin
1381
^upan Bijeljak
1371—1392
Vojvoda Radi6 Draga
dessen Gattin Gojslava ' 1391
1379—1404
Zum Schlüsse ist auch etwas über den Ort, wo dieser Grabstein liegt, zu sagen.
Den Namen Veliöani fanden wir in den Urkunden des Mittelalters nicht; dagegen
ist dort verzeichnet, dass im Popovo ein Dorf Velika vas (Vellicha uas 1388)
oder Velja vas (im Jahre 1466), welchen Namen wir in der Statistik der gegen-
wärtigen Ortschaften nicht finden, liege. Dass aber dieses Dorf in der Nähe von Za-
vala, welche Localität schon im Jahre 1372 (Räuber aus Papoa de ^aualla, Lamen-
tationes de foris 1370) genannt wird, gelegen war, ersieht man aus einer Aufzeichnung
vom Jahre 1436: „homines comitis Gregoreuich (Nikoli6) de villa de Sauala et
Velichi Uast (sie)" haben im Dorfe Mravinjac auf ragusanischem Territorium eine
Kuh gestohlen (Lam. de foris 1436). Des Klosters Zavala geschieht in den Büchern
des Ragusaner Archivs aus jener Zeit keine Erwähnung.
Epigraphische Denkmäler aus dem Mittelalter.
Von
Constantin Hörmann,
bosn.-beroeg. Regierungsrath und Museumsdirector in Sarajevo.
(Mit 29 Abbildungen im Texte.)
Inhalt: 1. Das Grabdenkmal des Fürsten Batid bei Kopoäid im Bezirke Visoko. — 2. Inschrift aus
Staro-selo bei Jajce. — 3. Inschrift beim Han Öor&uli<S im Bezirke Tuzla. — 4. Inschriften aus dem Bezirke
Ljubinje [a) Vlahoviöi, b) Miljanovi<?i, c) Premilovopolje]. — 6. Inschriften aus Kalesija und Vlasenica.
1. Das Grabdenkmal des Fflrsten Btitl6 bei KopogiiJ im Bezirke Visoko.
Unweit des Dorfes Kopoäi6, in der Einsattlung zwischen den Bergen Krst
(1148 M.) und Kicelj (1037 M.), befindet sich unter zehn mittelalterlichen Grabdenk-
mälern ein sarkophagähnlicher Stein, dessen Inschrift verkündet, dass unter ihm
„Bati6, von Gottes und des erlauchten Herrn Königs Tvrtko Gnaden Fürst von Bosnien"
r/jyjTTT^rzy???
yy.^y^Ah
Fig. 1. Seitenansicht.
Fig. 2. Stirnseite.
Grabdenkmal des Fürsten Batic bei Koposic (Bezirk Visoko).
ruhe. Der Sarkophag ist mit dem plattenförmigen Sockel aus einem Stück marmor-
artigen Kalksteines gemeisselt. Form und Masse dieses Denkmals, das gegenwärtig
nicht mehr aufrecht steht, zeigen Figur 1 und 2. Da in unserem Volke leider der
Glaube verbreitet ist, dass unter derartigen alten Grabsteinen Schätze vergraben sind,
darf es nicht tiberraschen, dass auch dieses Denkmal vor mehreren Jahren durch
Dorfbewohner aus der Umgebung umgestürzt und die darunter befindliche Gruft durch-
wühlt wurde. Ob sie hiebei ausser den Ueberresten des Verblichenen irgend Etwas
fanden, lässt sich jetzt nicht mehr ermitteln, denn nach gehaltener Umfrage will von
Band IlL
81
482
I. Archäologie nnd Geschichte.
dem Frevel Niemand etwas wissen oder davon auch nur gehört haben. Es ist ein
wahres Glück, dass die Schatzgräber den Ste6ak (Grabstein) selbst unberührt Hessen,
welchem Umstände wir es allein zu verdanken haben, dass die Inschrift erhalten blieb.
Fig. 3. Ansicht des (umgestürzten) Grabsteines Fig. 1 — 2 nach einer photographischen Aufnahme.
Das Grabdenkmal des Fürsten Bati6 erreichen wir, wenn wir den P^lsssteig ver-
folgen, der bei Han Ljubina von der Montanbahn Vogo§6a-Öevljanovi6 abzweigend
in nordwestUcher Richtung ins Dorf Solakovi6 und von da über das Bächlein
Zonjik (einen Zufluss der Misoda) zum Orte Koposit führt. Figur 3 stellt die
gegenwärtige Lage des Grabsteines dar, während in Figur 4 das nach einem im
Ho r mann. Epigraphische Denkmäler aas dem Mittelalter.
4d3
Landesmuseam ausgestellten Gipsabgasse ausgeführte
Facsimile der Inschrift gegeben ist. Dieselbe wurde
schon einige Male^ jedoch immer fehlerhaft, publicirt,
weil die Autoren dieser Publicationen keine Ab-
klatsche anfertigten, sondern niederschrieben, was
sie zu sehen vermeinten. Nur so lässt es sich er-
klären, dass nicht nur einzelne Worte fabch wieder
gegeben, sondern ganze Zeilen vertauscht oder völlig
weggelassen worden sind.
Mein. verehrter Freund Fra Qrgo Marti6 war
meines Wissens der Erste, der in der längst einge-
gangenen Zeitschrift „Danica^ im Jahre 1852 diese
Inschrift veröflfentlichte. Nach seiner nicht zeilen-
weise gegebenen Lesung trüge der Stein die Inschrift :
+ BA HM€ 0M<1 H CHN4 H AXX<1
CD€T0r<1 <1MN. C6 A€*H lcN€1 B^^TH;«;
MHAOCTIX 503KHOM H CA4DN0r<1 FOC^
nOAHN4 \CFA/\A TDPTIC^I |CN€1 N<1A
BOC^INCICHM OHCOICHM NA CDOMX
"?€MAHLUTX nA6M€NHT0M. P<1"?B0AH
C€ NA AX50IC0M H Ic NtMX M€AHIc
AOHA€. CH BHAHT noCT^IDH FOC-
nOM DiilC0C<1D<1 IC0H<1 MX *HDii DHPNO
CAX*<1liJ€ H MPTOX MX nOCAX*H.
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des
Geistes, des heiligen, Amen. Hier ruht Fürst Bati6,
von Gottes und des erlauchten Herrn Königs Tvrtko
Gnaden Fürst von Bosnisch- Visoko, auf seinem ade-
ligen Gute. Er erkrankte in Duboko, und es kam
zu ihm ein Arzt. Dieses Denkmal errichtete Frau
Vukosava, die ihm zu seinen Lebzeiten und auch
nach seinem Tode eine treue Stütze war."
Später publicirten die Inschrift der „Slovinac"
(in. Jahrgang, Nr. 9, S. 179); Johann v. Asböth
in seinem Werke „Bosnien und die Hercegovina",
Wien 1888, S. 95, und Ingenieur Götting in den
„Mittheilungen der Anthropolog. Gesellschaft", Wien,
XVn., 1887 (Sitzungsberichte), S. 55.
Auch diese Publicationen sind fehlerhaft; die
hauptsächlichsten Unrichtigkeiten sind folgende :
a) Bati6 wird als „knez nad bosanskim Visokim"
(Fürst von Bosnisch-Visoko) bezeichnet; b) es wird
gesagt, dass zu ihm, als er erkrankte, ein Arzt
(Asböth sagt „Ijeönik") nach Duboko gekommen
sei; c) von Allen wird die Gattin des Batic „Vuko-
sava" genannt.
w o L0^3 S
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43
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I
60
31*
484 I. Archäologie und Geschichte.
Wie Fig. 4 zeigt, lautet aber die Inschrift:
+ Va ime otca i sina i svet(o)ga d(u)ha aminb. Se leii knezii 6ati6L na svoe
zemli na plemenitoj, milostiju B(())iioraL i slavnoga g(o8)p(o)d(i)na krala TvrBtka knezb
bosaniiski. Na Visokomb sc pobolihi», na Duboku mc mednb doide. Si biligfc postavi
gospoja Vukava s moimi dobrimi. — J^^ivu mi vjerno sluiaäe i mrtvu mi poslu^i.
„+ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes,
Amen! Hier ruht auf seinem adeligen Gut Fürst Bati6, von Gottes und des
erlauchten Herrn Königs Tvrtko Gnaden bosnischer Fürst. In Visoko
erkrankte ich, in Duboko ereilte mich der Tod. Dies Denkmal setzte Fran
Vukava mit meinen Getreuen. Zur Zeit meines Lebens und auch nach
meinem Tode war sie mir eine treue Stütze!"
In der zweiten Zeile beging der Schreiber im Worte FNAN^I einen Fehler,
denn er hätte nach r das Zeichen fl und nicht N setzen müssen. Derartige Fehler
finden sich übrigens öfter in unseren altbosnischen Inschriften. Einige Schwierigkeit
bereitet auch der Satz NA AXBOIcii M€ M€ANb AOHA€. Hier wird der
Ort (Duboko), in dem Fürst Batic starb, genannt.
Nordöstlich von KopoSid, genau in nördlicher Richtung von Öevljanovi6, liegt that-
sächlich ein Bergeinschnitt, Duboko^) genannt, den das Bächlein Duboki durchfliesst.
Weil aber in der Inschrift die Satzbildung: NA DHCOlcOMb CG nOBOAHXb
angewendet wird, so möchte man in der Fortsetzung die Form N4 AXBOlCOMb
und nicht das ungewöhnliche N4 A^50|c^ erwarten. Die bosnisch-hercegovinische
Bevölkerung wendet zwar oft - hie und da auch entgegen den Regeln der Gram-
matik — das Beiwort in der unbestimmten Form an, und so könnte vielleicht die In-
consequenz erklärt werden, dass der Schreiber auf den Namen Duboko die substan-
tivische Declination anwendete, während er Visoko nach Art der bestimmten Beiwörter
mit „Visokomb" dedinirte. Dieser Erklärung steht der Umstand, dass in der Inschrift
altslavische Formen vorliegen, nicht im Wege, da die Sprache derselben im Ganzen
doch den bosnischen Charakter aufweist. Es fragt sich aber, was wohl der Ausdruck:
M€ANb zu bedeuten habe. Weiter oben (Seite 457) ist eine Inschrift aus Lastva
publicirt, in der das Wort M€A4Nb in der Bedeutung „Ende, Grenze des Lebens^
vorkommt. Deshalb glaube ich, dass auch in der Inschrift des Bati6 das Wort
M€ ANb Tjdas Lebensende, die Lebensgrenze" bedeutet, wie wir ja auch auf einigen
Grabdenkmälern das denselben Begriff ausdrückende Wort |C0NMHN<1 finden. Wenn
wir noch statt des Dativs (raene) die Accusativform „me" voraussetzen, so würde ich
den erwähnten Satz als gleichbedeutend mit: „u Duboku mene kraj dogje" („in Du-
boko ereilte mich das Ende") deuten. Auch in der erwähnten Inschrift aus Lastva
steht im Dativ „mene" statt „meni".
Man könnte übrigens annehmen, dass der Sculptor eigentlich NA AXBOlcOMb
M€ ANb AOHAG einmeisseln, also sagen wollte: „in Duboko kam mir (dem
Bati6) das Lebensende". Für das Verständniss des ganzen Satzes wäre diese Erklärung
allerdings die zutreffendere, denn dann wäre in ganz bestimmter Weise ausgedrückt, dass
Fürst Bati6 in Visoko erkrankte, und dass ihn in Duboko der Tod ereilte.
Im Worte roCflOt ist das Schriftzeiclien t> eine original bosnische und sehr
alte Form. Der Name Vukava findet sich in zwei Urkunden,^) welche die Republik
*) Es kannte iminerbin sein, dass die alte Form dieses Einschuittes Duboka (nom. fem.) war, und
dass sonach in der Inschrift das Wort Duboku den Accusativ statt des richtigeren Ablativs gibt.
') Medo Pucic, Serbische Denkmiiler (OnoweiiHUH cp^tCKii) vom Jahre 1393—1423. Belgrad,
Bd. I, S. 56 und 91.
Ho r manu. Epigraphische Denkmäler aus dem Mittelalter. 485
Ragusa einer gewissen DAblc<1B4 (Vlkava) ausgestellt hat. Die erste Urkunde trägt
das Datum vom Juni 1404, in der zweiten heisst es, dass „von der regierenden Stadt
Ragusa, deren Oberhaupt, den Patriciern und der Gemeinde der ehrsamen Frau Vlkava
(coAb DA4AiiULi,4ro FFAJKA Aii5POBNHlc4, |cN6-?4, DA<1CT€A€ H
CO Ab onicHNG n0VT6N0H rocnoPH DAblc^lDH) auf Treue und Glauben
zugesichert wird, dass sie, wenn sie von irgend welchem Ungemach betroflfen werden
sollte, jederzeit nach Ragusa kommen und von dort nach eigenem Gutdünken wohin
immer sich wegbegeben könne". Diese Urkunde trägt das Datum 8. November 1407
(m'M4 NOHeMDP'iM H ANb X AXBPODNHlc^ AtTO MXH^); beide
Urkunden fallen also in die Regierungszeit des Königs Tvrtko II. (1404 — 1408, dann
1421 — 1443). In diese Zeit möchte ich auch das Grabdenkmal des Fürsten Batid ver-
legen. Viele Urkunden aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erwähnen eines
bosnischen Fürsten Bati6-Mirkovi6, eines getreuen Anhängers und hervorragenden Rath-
gebers des Königs Tvrtko II. Dieser Batic-Mirkovi6 hat mit anderen bosnisclien Edlen
als Zeuge einen Friedensvertrag unterzeichnet, den König Tvrtko IL am 24. Juni 1405
mit der Republik Ragusa im Orte „Beli seliöte in Trstivnica" schloss.^) Seinen
Namen finden wir auch auf dem Diplome, mit welchem König Stephan Ostoji6 in
Zvedaj am 5. März 1419 die alten Privilegien der genannten Republik bestätigt.*)
Doch erscheint Bati6-Mirkovi6 schon am 16. August 1420 in der Burg Pod-Visoko*)
wieder an der Seite Tvrtkos IL, der bereits im nächstfolgenden Jahre zum zweiten
Male den bosnischen Königsthron einnimmt.
Ob jener Bati6, mit dessen Grabdenkmal wir uns beschäftigten, mit dem eben ge-
nannten Bati6-Mirkovi6 identisch ist, und ob unser Bati6 die Würde eines „bosnischen
Fürsten" durch die Gnade König Tvrtkos I. (1353—1391) oder dessen Sohnes König
Tvrtko II. erhalten hat, darüber geben uns weder die Inschrift, noch die Urkunden
aus der Zeit der bosnischen Herrscher verlässliche Aufschlüsse. Sie können uns auch
darüber nicht aufklären, ob jene Frau Vlkava, die mit den Patriciern und der Ge-
meinde von Ragusa unterhandelte, dieselbe Person ist wie Frau Vukava, von welcher
unsere Inschrift besagt, dass sie ihrem Gatten bei seinen Lebzeiten wie auch nach
seinem Tode eine treue Stütze war. Der Frauenname „Vukava" hat sich bis zum
heutigen Tage erhalten; denn wie die Dorfbewohner von Kopo§i6 angeben, lebt im
benachbarten Dorfe Oöevje eine christliche Bäuerin, welche in der Taufe den Namen
Vukava erhielt.
2. Inschrift ans Staro selo bei J%Jee.
Am westlichen Ende von Staro selo (einem kleinen Dorfe von 33 Häusern mit
zumeist muhammedanischen Bewohnern) im Bezirke Jajce, liegt ein alter Friedhof mit
einer grossen Anzahl Sarkophag- und plattenförmiger Grabdenkmäler. Dieser Fried-
hof, dessen Bild wir (Figur 5) beifügen, liegt auf der sanft abfallenden westlichen
Seite eines Hügels und gehört nach Anzahl und Schönheit der Grabsteine zu den inter-
essanteren mittelalterlichen Nekropolen Bosniens und der Hercegovina. Diesmal wollen
wir zwei Grabsteine schildern, welche besondere Beachtung verdienen und an Grösse
alle übrigen überragen. Beide ruhen auf kolossalen Steinplatten. Auf dem kleineren
(Figur 6) ist an der Südseite in einem Rahmen mit wellenförmigen Linien das Bildniss
*) Fr. Miklosich, Moiiumenta scrbica, Wien 1888, 8. 253—256.
«) Ibidem, S. 282.
») Ibidem, 8. 304-306.
486
I. Arch&ologie and (beschichte.
Fig. 6. Ansicht der alten Gräberstätte von Staro selo bei Jajce.
fyiv^' ^■r^%^/^;^^;^f i^; "^
Fig. 7. Durchschnitt der Gruft und des Grabmals des Radojica Bilid
in Staro selo bei Jajce.
Fig. 6. Sculpirter Grabstein von Staro selo bei Jajce, in zwei Ansichten.
HOrmann. Epigraphische Denkmäler ans dem Mittelalter. 487
eines Reiters oder einer Reiterin zu sehen; ein Mann (in der rechten unteren Ecke
des Bildes) scheint das Pferd zu führen, während hinter demselben ein Mann mit einem
Hut auf dem Kopfe schreitet. Die Figuren sind ziemlich flach aus dem Stein gehauen
und stark abgescheuert. Die östliche Seite des Steines zeigt ein Kreuz in einem
Zickzackrahmen. Die Steinplatte, auf welcher der Grabstein ruht, ist auf die blosse
Erde gelegt, da sich unterhalb des Denkmals keine Gruft befindet.
Das zweite Grab besteht aus einer gemauerten Gruft, wie dies der Durchschnitt
Figur 7 veranschaulicht. Es ist mit einer Steinplatte geschlossen ; auf dieser liegt eine
Steinschichte und auf der letzteren eine 35 Cm. dicke Platte, auf welcher der Grabstein
ruht. Die Gruft ist 190 Cm. lang, 105 Cm. breit und 103 Cm. hoch. Nach der Breite
derselben möchte man vermuthen, dass darin zwei Verstorbene beerdigt gewesen seien.
Der Zugang zur Gruft (bei K) ist in Form einer Thür gemauert und durfte einst mit
einer Steinplatte verschlossen gewesen sein, während er jetzt von Erde verdeckt ist.
Auf der Südseite ist eine Inschrift, von welcher im Herbste 1890 Herr Oberingenieur
SvobodafÜr das Landesmuseum einen guten Abklatsch (darnach Fig. 8) angefertigt hat.
Die Gruft ist schon dreimal geöflnet worden. Das erste Mal wie es scheint bei
b schon vor sehr langer Zeit. Diese OeflFnung wurde mit unregelmässig geschlichteten
Steinen wieder geschlossen. Das zweite Mal öffnete man sie bei K. Auch in neuester
Zeit versuchte man sie zu öffnen, zu welchem Zwecke man die Mauer bei C durchbrach.
Im Volke hat sich über dieses Grab folgende Tradition erhalten. Vor etwa
60 Jahren soll in das Dorf Staro selo ein Fremder (Dalmatiner) gekommen sein,
welcher nach der Angabe in einem alten Schriftstücke diese Grabstätte suchte. Der
Fremde öffnete mit dem Kmeten Stojo Öutilo das Grab — vielleicht von der Nordseite
— und soll in demselben bei 70 Oka Silberbarren gefunden haben. Er versprach dem
Stojo Öutilo, dieselben zu veräussern und den Erlös mit ihm ehrlich zu theilen, ging
und kehrte nicht wieder.
Man sagt, dass einst in einer Kluft dieses Grabsteines ein goldenes Ohrgehänge
gefunden worden sei. Dies brachte den Eigenthümer des an den Friedhof grenzenden
Grundes, einen gewissen Vajzovi6 aga aus Dolnji Vakuf, auf den Gedanken, dass der
Stein hohl und in der Höhlung Gold verborgen sei. Er entschloss sich daher, den
Stein zu zerschlagen, und schlug ein Stück von der Westecke ab. Als er sich jedoch
überzeugt hatte, dass der Stein nicht hohl sei, verzichtete er auf die weitere Zer-
störung desselben. Todor Boraja, welcher gegenwärtig auf dem an den Friedhof an-
grenzenden Grundstücke als Kmet sesshaft ist, verwendete die Gruft durch mehrere
Jahre zum Aufbewahren von Kartoffeln. Als man ihn aber darauf aufmerksam machte,
dass einst Todte hier geruht hätten, gab er, vielleicht aus Pietät, eher aus Furcht, die
Verwendung des Raumes zu solchen Zwecken auf.
Unser hochverehrter Mitarbeiter, Herr Universitätsprofessor Hofrath Dr. V. Jagi6
in Wien, dem wir eine Photographie der Inschrift zusendeten, war so freundlich, uns
seine Ansicht über die letztere in Folgendem mitzutheilen : „Die Inschrift ist im All-
gemeinen gewiss sehr wichtig und sicherlich, relativ genommen, auch sehr alt. Ich
wage es aber nicht, mich in Combinationen über die Zeit ihrer Entstehung einzulassen ;
nur beiläufig möchte ich sie in das 15. bis 16. Jahrhundert setzen. Eingehendere local-
geschichtliche Studien könnten uns Fingerzeige geben, um Näheres hierüber zu consta-
tiren. Im Einzelnen muss ich sagen, dass im Worte co M <1 oberhalb des co kein Zeichen
sichtbar ist; da aber dieser Buchstabe etwas kleiner ist als die übrigen, so möchte
ich folgern, dass ursprünglich die Absicht bestand, diesen Querstrich darüberzusetzen.
Nach 4M€Nb (in welchem Worte ich Nb nicht klar zu sehen vermag, speciell vermag
488
I. Archüologie nnd Geschichte.
Hör mann. Epigraphische Denkmäler aus dem Mittelalter. 489
ich nicht wahrzunehmen, ob das b mit N verbunden oder von diesem Buchstaben ge-
trennt ist) wäre der leere Eitum für zwei Buchstaben zu gross, und ich glaube, dass
hier C€ € zu lesen sei, sonach C€ € |C4MH P^A0HM4 BHAHA^.
„Hiemit wäre der erste Satz abgeschlossen. Es ist möglich, dass ich mich täusche,
aber nach der Photographie möchte ich behaupten, dass klar und deutlich |c <1 M H (die
Buchstaben 4, M, H in Ligatur) und nicht jc^lMN auf dem Steine stehe. Der Quer-
strich im letzten Buchstaben ist allerdings nicht horizontal sondern etwas nach rechts
geneigt; keineswegs ist aber die Neigung eine so scharfe wie im gewöhnlichen N. Wenn
wir aber hier ein N annehmen wollen, so müssten wir nach demselben das b suchen
(dessen Anwendung einen Beleg dafUr bietet, dass dieser Grabstein älter ist als das
17. Jahrhundert); von diesem b kann ich aber auch nicht die kleinste Spur finden.
„Die zweite, dritte und vierte Zeile sind sonst ganz klar, nur muss auf den Schluss
der dritten Zeile geachtet werden, denn es kann dort CH lc<1MH nicht stehen. Hier
empfiehlt sich ganz besonders die Form ic^MNb (als Accusativ von \cAMH), welche
der richtigen Declination der alten Sprache vollkommen entspricht. Es ist wohl richtig,
dass auch jc^MH als Accusativ stehen könnte; es fragt sich nur, was auf dem Stein
in WirkUchkeit eingemeisselt ist. In der {\inften Zeile glaube ich auf der Photo-
graphie FNb (alle drei Buchstaben verbunden) zu sehen.
„Ziemlich genau ist in der siebenten Zeile N€nonHP<1HT€ M€ sichtbar.
„In der achten Zeile nehme ich an dem M (im Worte C€Mb) eine Schlinge wahr,
die das 4 in Verbindung mit M bedeuten würde, und wir erhielten hiedurch die Form
€C4Mb, welche sprachlich jener Zeitepoche vollkommen entsprechen würde.
„Die letzte Zeile vermag ich mit Sicherheit nicht zu entzifiern, doch glaube ich,
dass dort entweder <1 riHC^I, oder A C€ riHC^I oder aber C€ riHC^I steht.
Femer steht dort 0|cO (nicht OQO) in dem Eigennamen D€C€0|cO. Wenn ich
auch momentan keine Behelfe zur Hand habe, so möchte ich doch sagen, dass es einen
solchen Eigennamen geben könne. Das letzte Wort bin ich genau zu lesen nicht im
Stande. Ist dort icOlcX oder ICXICX? Oberhalb des O kann ich den Haken v nicht
sicher wahrnehmen. Nach diesem folgt A<1M0DHAb, wodurch wir den Zunamen
icXlciiA^MODHAb erhalten".
Demnach würde diese Grabinschrift in Transscription lauten:
D HM€ CJM4 H CHN^ H CD€TOr^ A(X)X4 4M6Nb. C€ 6
IC4MH P^AOHM^ 5HAHÄ4. MHAOCTHH> 50)KH0Mb H C HO-
M0;«;HH> P0A4 MOr^ H^HA^Xb MNOrOM^CNX FPOBNHMX H no==
CT4DHXb CH lc<1M(6)Nb NA FPOBNHMH M06H H XrOTOQHXb
CH DHVNH AOMb 1,A )KHD0T4 CDOeP^; 4|C0 X0?;€ r(OCno-
AHN)b 5(0)rb C€5H H APXFX MOGM^. MOAX 5P4THH> H
CTPHN6 H N€DHCT€: nPHCTXnHTG H *4AHT€ M€ H NGnO^»
nHP<1HT6 M€ N0MM4. GPG f{€T€ 5HTH DH Ic^lcOQb eCMb t,
<1 t N^A}i 5HTH, IC4IC0DH €CTe DH! (A Ce) HHC^I D€C€0|cO
ICXlcXA^MODHÄb
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen.
Dies ist der Grabstein des Radojica Bili6. Durch die Gnade Gottes und
mit Hilfe meines Stammes habe ich bei Lebzeiten diese vielverehrte Gruft
erbaut und auf ihr diesen Stein gesetzt und dieses Haus der Ewigkeit —
so es der Wille des Herrn und Gottes ist — für mich und meine Gefährtin
490 I. Archftologie und Qeschichte.
vorbereitet. Ich bitte Euch, Brüder, Tanten und Schwägerinnen: kommt
und betrauert mich, tretet mich aber nicht mit den Füssen! Denn ihr
werdet sein wie ich, ich aber kann nicht wieder werden, was ihr seid!
Dies schrieb Veseoko*) Kukulamovi6."
3« Inschrift beim Han Öoräulli^ Im Bezirke Tuzla.
Diese bosnische Inschrift befindet sich neben der Strasse, welche aus Dolnja
Tuzla nach Zvomik führt, unweit des Dorfes Öaklovica beim Han CorSuIi6 in der
Nähe des 80. Kilometers. Als die Leitung des Landesmuseums in Jahre 1888 von
diesem Denkmal Kenntniss erhielt, wurde dasselbe photographisch (darnach Figur 9)
aufgenommen. Die Inschrift steht auf der einen Seite des grossen Kalksteinmonumentes
und enthält ftinf Zeilen. Die Buchstaben sind ziemlich ungeschickt ausgeführt. Obwohl
die Inschrift eine besondere Wichtigkeit nicht besitzt, sei sie hier mitgetheilt, weil
man infolge fehlerhafter Lesung der ersten Zeile zu dem Schlüsse gelangt ist, dass
dieser Inschriftstein das Grab eines Mitgliedes der serbischen Familie Brankoyi6 be-
decke.
ÄHHc-ÄrA npft»4^4» <5 ^#»Vill!It'^•'••
^ t>^ OB M V t
Fig. 9. Inschrift auf einem Grabsteine bei Han Ooriulid (Bezirk Tuzla).
In Figur 9 sieht man am oberen Rande des Steines zwei Brüche aus neuerer
Zeit. Hiedurch wurde die erste Zeile arg beschädigt und gegen den Schluss un-
leserlich. Auch weiter im Texte befinden sich zwei grosse Löcher, welche durch Erosion
entstanden sind.
Herr Vid Vuleti6-Vukasovi6, dem wir eine Photographie der Inschrift sen-
deten, las dieselbe folgendermassen :
+ C€ A€)KH 5P4HIC0 5€NIcOD(H;«; NA CQOHOH) 1€MAH N4
nA€M€NHTOH TOH (n0CT<1DHLU€) NA N€Mb 5P4THt StAt^Tb
MHAOBP^Tb H MHAbicO H CHNb TO (x)ct»lcO A HHC^IO FA 5HO
T<1Ab AHt(lcb) M4THt(?) NODHVb
„Hier liegt Braiko Benkovi6 auf eigenem, edlem Grund und Boden. Dieses
Denkmal errichteten die Brüder Milobrat und Miljko und der Sohn. Dies meisselte
und schrieb der damalige Schüler Matija Noviö.**
Die erste Zeile hat Herr Vuleti6-Vuka80vi6 nach dem Beispiele anderer alt-
bosnischer Grabsteine ergänzt; in der zweiten Zeile liest der Genannte nach dem Worte
„plemenitoj^ nochmals die Silbe toi und fasst sie wahrscheinlich gleich dem des
1) = Veselko.
HOrmann. EpigraphiBche Denkmäler ans dem Mittelalter. 491
Wortes „ovo" auf. Wir müssen aber hervorheben, dass in den bosnischen Inschriften als
Demonstrativpronomen gewöhnlich das altslavische Wort „si", „sij" oder „s'" dient. Statt
der Silbe „toi" haben wir den Buchstaben b gelesen, der weitere Text ist abgebrochen.
Es ist möglich, dass dieser Buchstabe der Anfang des Wortes „baStina" war, da
in vielen bosnischen Inschriften die Worte „plemenita bastina" vorkommen. Im
Deutschen entspricht dies dem Worte „Adelssitz". Nach dem Worte „plemenitoj ba-
§tini" kann „postaviSe" gestanden haben, da dies der Raum zulässt.
In der dritten Zeile lasen wir statt „Milobratb" „Mirbrat". Wir bemerken,
dass in den alten bosnischen Inschriften der Buchstabe o (u) in den mit „Mil" zu-
sammengesetzten Namen durch b ersetzt wird. So wird geschrieben MHAbTtNb
(Milutin), MHAbAP<1*b (MilodraÄ), also auch MHAbBP^Tb statt Milobrat.
In der vierten Zeile fanden wir die zwei letzten Wörter TO XCtlcO nicht.
Das letzte Wort ist durch Corrosion zerstört; uns gelang nur das Lesen der Buch-
staben n^DlcO. Zwischen diese Buchstaben lässt sich nur Weniges einfügen, und
wenn schon ergänzt werden soll, so glauben wir nicht fehlzugehen, wenn wir den
Buchstaben A einsetzen; auf diese Art bekommen wir den Namen „Pavko".
Nachdem in der Inschrift die Namen der Brüder des Verstorbenen genannt
werden, so glauben wir, dass nicht die Absicht vorlag, den Namen des Sohnes des
Verstorbenen zu verschweigen. Wir glauben nicht, dass der Verfasser der Inschrift
die Worte TO ^Ct»icO und 4 nHC4 nebeneinander stellen wollte; dies wäre ein
Pleonasmus, weil in den altbosnischen Inschriften die Ausdrücke „usijeöe" und „napisa"
oder „pisa", die dem lateinischen „sculpsit" entsprechen, synonym sind.
In der fünften Zeile haben wir den ganzen Passus zwischen den Worten : „a
pisao ga" bis „novi6" nicht gefunden. Wir entziflferten nur den Taufnamen
des Verfassers nP.€P<1Ab (Prerad), und die zwei letzten Silben des Zunamens
.... novit. Die ersten Silben des Zunamens sind verlöscht, in den Erosionen sieht
man nur drei ziemlich undeutliche Buchstaben HD^H = . Möglicherweise lautete der
Zuname „Vojnovi6" oder „Äivojnovi6". Der Zuname Novi6 stünde in eclatantem
Gegensatz zu den unveränderlichen Grundsätzen, nach welchen in diesen Gegenden
die Zunamen gebildet wurden. Bei den Südslaven entstanden alle Namen, die auf
„vi6" endigen, vom besitzanzeigenden Substantivum, und das Substantiv war der Tauf-
name des Vaters (wie dies noch gegenwärtig in Russland üblich ist) oder des Ur-
grossvaters (wie dies bei den Serben und Kroaten gebräuchlich ist). So entstand vom
Taufnamen Vojno — Voj novit, von Konstantin — Konstantinovi6, von Jovan — Jova-
novit etc. Wir glauben demnach, dass der Name des Verfassers unserer Inschrift ver-
stümmelt ist und wenigstens aus drei Silben bestand.
Aus den angeführten Gründen könnte man die Inschrift etwa folgendermassen lesen :
* C€^) A€)KH 5P4HICO 5€N|cOD(H;«; N4 CDOHOH) 16MAH, N^
nA€M€NHTOH 5(<1UJTHNH. n0CT4DHLU€) NA N€Mb 5P<1THt> St-
Atr*) MHAbSP4Tb H MHAbicO H CHN n(<l)DlcO, A HHC^I FA
nP€P4A (DOH?)NODHVb
*) C € ^-~- ovdje, hier.
*) 5 "t A "t F = biljeg. Im Altbosnischen ist dieses Wort mit Spomenik (Denkmal) gleichbedeutend.
Der Buchstabe "^ wird in altbosnischen Inschriften verschieden angewendet. Oft ersetzt er das ie. Je;
öfters muss er aber auch als ja gelesen werden, z.B. im Worte BP^mHt (Brüder). In dieser Inschrift
dürfte im Worte 5 "t A "t F das erste "t, ein Fehler des Sculptors Prerad sein ; wir glauben, dass es sich
vom sprachlichen Gesichtspunkte hier nicht rechtfertigen lässt.
I. Archäologie und Geschichte.
„Hier liegt Brajko Benkov(i6) auf dem eigenen Boden, dem adeligen
Grundbesitz. Das Denkmal errichteten die Brllder Milbbratb und Milbko
und der Sohn P(a)vko, und dies schrieb Prerad (Voj-)novi6."
4. Inschriften ans dem Bezirke LJnblnJe (sfidllche Hcrcegoyina).
Die Mittheilungen über die im Nachstehenden beschriebenen Denkmäler wurden
mir von Herrn Mathias Bijeli6, derzeit Kanzlei-OfUcial in Sarajevo, zugesendet.
a) Vlahovi^i.
Im Dorfe Vlahovi6, circa 3 Stunden von Ljubinje, befindet sich eine uralte orien-
talisch-orthodoxe Kirche mit zwei Gräbern, wovon das eine vor dem Altar, das andere
beim Eingange in die Kirche liegt. Beide sind mit grossen Platten gedeckt, auf welchen
sich gut leserliche Inschriften befinden.
1. Die Platte vor dem Altar (Figur 10) zeigt die Inschrift:
ri+4<6A6*HI<(?t
■^
^ *
A
%y :'■■■" i-fl.
^ ^.
«V
/' . ^ ■ ^ '-, , . Uli, <c
1/'
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^ ^
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jV^' 4^\.
i
Fig. 10. Inschrift auf einer Gruftplatte vor dem Altar der orientalisch-orthodoxen Kirche
in Vlahovici (Bezirk Ljuhinje).
+ ^ CG A€)KH lcN€7b DA^Ab BHGAHÄb X CDOcoH MPblcQH
X CDGTOMb A474PX. VAODt>V€ T4IC0 A4 NH6CH nP0|cA6Tb, N€*
THIC4H X M6.
„Hier ruhet Fürst Vla6 Bieli6 in seiner eigenen St. Lazarus-Kirche.
O Mensch, taste mich nicht an, auf dass du nicht verdammt seiest!"
Die Platte ist 1*90 M. lang und 1*21 M. breit. Das Kirchweihfest dieser Kirche
wurde bis zum letzten Aufstande am Tage der Auferstehung des heiligen Lazarus
gefeiert und damals auf den 27. Juni (Vidovdan) verlegt.
HOrmann. Epigraphische Denkmäler aus ^ dem Mittelalter. 4"d
2. Die Inschrift auf der Platte beim Eingange in die Kirche (Figur 11) lautet:
I II
//*
ili:
■'*'l...
';-=ii'
,^'-;i'"
Fig. 11. Inschrift auf der Grabplatte beim Eingange der orientalisch-orthodoxen Kirche
in Vlahovidi (Bezirk Ljubinjc).
* 4 CG A€*H DXlcOC4Db D0€D0A4 DA4;«;6DH?;b CMOMb(?) APX=^
rOD4Xb APX^HNOMb. H l^FHBOXb N4 P(4?)7MHPNOH ICP4HN6 C0(?)
MOM rocnOAHN^. H AONeCOLU€ M€ APX>KHN4 NA CDOX HAG-
M6NHTX 54LUHNX. H A4 6 nPOlcAGTb TIcO A€ X M€ T4ICNXTH.
„Hier ruhet Vukosav Vojevoda Vla6evi6 in Gemeinschaft mit seinen
gefallenen Kriegsgenossen. An dfer strittigen Grenze meines Herrn bin
ich gefallen, und es brachten mich meine Kameraden auf mein adeliges
Gut. Verdammt sei, der mich antastet!"
Die Platte ist 2*14 M. lang und 1-90 M. breit. Die Dicke der Steine 1. und 2.
kann ohne Aufgraben der Erde nicht festgestellt werden; die Leute erzählten mir
jedoch, dass sie die Erde um die beiden Steinplatten, als sie die Kirche nach dem
letzten Aufstande frisch pflasterten, circa 35 Cm. tief aufgruben und dennoch die un-
tere Kante nicht bioslegten. Die Platte auf dem Grabe des Vukosav zeigt viele Hieb-
spuren; diese wurden vor circa 30 — 40 Jahren mit Hammerschlägen gemacht, weil
die Platte derart schlüpfrig war, dass Mancher während der Regenzeit darauf aus-
rutschte und fiel. Zu diesem Gewaltmittel entschlossen sich die Leute hauptsächlich des-
halb, weil allgemein geglaubt wurde, dass die beim Fall auf diese Platte erhaltenen
Verletzungen unheilbar seien.
Die Kirche, in der sich beide Gräber befinden, wurde theils durch den Vla6,
theils durch den Vukosav aufgeführt. Der durch den Vla6 aufgeführte Theil beträgt
sammt dem Altare 7*73, der des Vukosav 4*64 M. Länge. Man glaubt nämlich noch
heute an der Kirche zu erkennen, wo der eine Theil aufhört und der andere anfängt.
494 I. ArchKologie und Geschichte.
Der Pfarrer Lazar Sarenac, der mubammedanische Ortsftlteste Mahmud Ze6o und
der christliche Ortsälteste Ö6epan Öoli6, wie auch noch mehrere Andere erzählen, dass
ein Diener den im Gefechte tödtlich verwundeten Vukosav von Kampfplatze bis nach
Vlahovi6 bis zur sogenannten Ploöa gebracht habe. Hier befahl Vukosav dem Diener,
er solle zu seiner Frau, der „Vojvotkinja", gehen und von ihr Geld flir Kriegszwecke
verlangen, ohne ihr jedoch zu sagen, dass ihr Gatte tödtlich verwundet sei. Als der
Diener das Geld gebracht, habe ihm Vukosav befohlen, die Kirche seines Vaters
Vla6 um so viel zu verlängern, als sein und seiner gefallenen Kameraden Grab
Platz einnehmen würde, und ihn hier sammt seinen Kameraden zu begraben. Nachdem
er diesen Willen kundgegeben, sei Vukosav verschieden.
Die Zeit, in welcher dies geschah, lässt sich schwer feststellen. Es heisst im
Volksmunde, dass Vla6 mit seinen Brüdern Eade und Vuk zu jener Zeit aus Serbien
in die Hercegovina eingewandert sei, als die Feudalherren unter einander Krieg führten;
dies sei nach dem Falle des serbischen Kaiserreiches in der Schlacht auf dem Amsel-
felde geschehen. Nach der Inschrift auf der Grabplatte des Vukosav kann wohl ange-
nommen werden, dass Vukosav ein Sohn des Vla6 gewesen sei und sich deshalb Vla-
6evi6 genannt habe.
Nach weiteren Angaben der Leute sei Vla6 mit seinen Brüdern Rade und Vuk
auf den Berg gekommen, welcher heute Radimlja genannt wird, und von welchem
das jetzige Dorf Vlahovi6 und die ganze näher gelegene Umgebung übersehen werden
kann. Als sie die ganze Gegend überblickt und diese ihnen gefallen hatte, beschlossen
sie, sich hier niederzulassen. Jeder siedelte sich an einem anderen Orte an, und so
bekam der Ort des Vla6 den Namen Vlahovi6, jener des Rade Radi6 und jener des
Vuk Vukovicü*. Diese drei Dörfer sind circa eine Stunde von einander entfernt und
bilden gegenwärtig, jedes für sich, eine eigene Mahala (Häusergruppe), gehören aber
zusammen zur Gemeinde Vlahovi6. Den Nachkommen des Vla6 entsprossen die Fa-
milien Kneievi6 und Zeöi6, welche letzteren sich zum muhammedanischen Glauben
bekennen. Zcko, ein Enkel des Vla6, soll infolge einer Zwistigkeit mit seinen Brüdern
zum Islam übergetreten sein. Beide Geschlechter leben noch gegenwärtig in der Ma-
hala Vlahovi6. Dem Geschlechte des Rade entspross die Familie Dangubi6i, jenem des
Vuk die Familie Öoli6, welche noch heutzutage, die crstere in Radi6i, die letztere in
Vukovi6, leben.
Es ist bemerkenswerth, dass die Inschriften auf beiden Grabstcinplatten durch so
viele Jahrhunderte unversehrt geblieben sind, obwohl die Kirche im letzten Aufstande
gänzlich verwüstet und bis auf die Mauern zerstört wurde. Wenngleich die Familie
Zeöic dem muhammedanischen Glauben anhängt, hat sie doch ein wachsames Augen-
merk auf diese beiden Gräber und bezeigt ihnen heute noch pietätvolle Ehrerbietung.
Ausser diesen zwei Gräbern befinden sich noch mehrere grössere und kleinere
Grabsteine theils auf dem gegenwärtigen Kirchhof, grösstentheils aber ausserhalb des-
selben. Auf der Platte eines dieser Gräber, knapp rechts neben dem Eingang in den
Kirchhof, war eine grössere Inschrift vorhanden, von welcher jedoch gegenwärtig blos
die Worte ^ C€ A€*H DXlc^lMb D^AHNHÄ (»hier ruht Vukac Vulini6")
leserlich sind. Auf einem anderen Grabsteine ist die Figur eines Menschen, auf dessen
Schultern je eine Taube sitzt, eingemeisselt. Wieder auf einem anderen Grabsteine be-
findet sich die Figur eines Reiters, welcher in der rechten Hand die Zügel, in der
linken Hand einen Pfeil hält. Vor dem Pferde sieht man die Figur eines zweiten
Menschen, welcher das Pferd mit der linken Hand am Zügel iUhrt und in der Rechten
eine lange Lanze hält.
HOrmann. Epigraphische Denkmäler aus dem Mittelalter.
495
¥) KljanoTiöi.
Unweit von Ljubinje im Dorfe Miljanovi6i befindet sich ein grosses Steinkreuz
(Figur 12); es ist 3*40 Cm. hocb^ die Kreuzarme 1*60 Cm. lang. Auf der Vorderseite
desselben sind kreuzweise ftinf sehr primitive Rosetten und zwischen diesen eine In-
schrift, auf dem rechten Arme aber eine Hand, die nach einem Schwerte greift, ein-
gemeisselt. Die Inschrift (Figur 13) lautet:
^CH6 A6*H n0XD<1AHMH H>N<1lcb P4AHXN4 H CH6 XCH€V€
CHN MX DXlcOC<1Db. («Hier ruht der berühmte Held Radihna, und diesen
Grabstein setzte ihm sein Sohn Vukosav.")
toi a®x>o4a
^fi
Fig. 13.
Inschrift des Steinkreuzes Fig. 12.
Fig. 12. Steinkreuz
im Dorfe MiljanoviiSi
(Bezirk Ljubinje).
Das Volk erzählt, dass dieser Radihna aus dem Dorfe Duboßice, welches von
Ljubinje */4 Stunden entfernt ist, gebürtig gewesen und im Kampfe mit den Venetianern
auf dem Platze, wo dieses Kreuz steht, gefallen sei. Das Kreuz ist im Jahre 1883
infolge eines Erdbebens umgestürzt und lag auf dem Boden, bis es durch das Bestreben
des Pfarrers Sava Simi6 wieder aufgerichtet wurde. Hiebei Hess der Pfarrer noch
folgende Aufschrift darauf setzen: „Wanderer! Du bist aus Staub und wirst zu Staub.
Dieses Kreuz fiel infolge eines Erdbebens im Jahre 1883 zu Boden und wurde von
Sava Simi6 und dem Volke im Jahre 1890 wieder aufgerichtet."
c) Premilovopolje.
In Premilovopolje, welches von
Ljubinje nahezu zwei Stunden entfernt
ist und zur Gemeinde Glegjevac gehört,
liegt ein alter Friedhof mit vielen Grab-
denkmälern in Form flacher Platten
und grosser Sarkophage. Der grösste
Theil dieser Grabsteine hat weder In-
schriften noch Ornamente. Viele der
sarkophagförmigen Grabsteine sind um-
gestürzt und beschädigt, die Platten
bedeckt meist eine ziemlich dicke Erd-
schichte. Leider haben Menschenhände
viele dieser Denkmäler beschädigt.
'-1- >,;
- ■i-i ^ .',1 ,Wti?h-L-
Ik'.'g^i^^'^r;
Fig. 14. Grabstein des Radosav Dudic und seines Sohnes
Cvjetko in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje).
496
I. Archäologie und Geschichte.
Die Bevölkerung aus der Umgebung pflegte, wenn sie Steine flir ihre Bauten brauchte,
irgend ein Monument von diesem Friedhofe wegzuführen; andere wurden, weil die
Bewohner der nächsten Dörfer unter ihnen Silber oder Gold suchten, zerschlagen.
Immerhin ist es aber gelungen, in diesem Friedhofe noch einige Grabdenkmäler mit
Inschriften und Ornamenten aufzufinden.
Fig. 15. Grabstein in Premilovopolje
(Bezirk Ljubinje).
^^
--^M^%^'
Fig. 16. Umgestürztes Grabmal des Pavao Radovic
in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje).
Fig. 17. Grabstein in Premilovopolje
(Bezirk Ljubinje).
^fl^S;-
Fig. 18. Grabstein in Premilovopolje (Bezirk Ljubinje).
1. Auf dem Grabstein Figur 14 befindet sich die Inschrift: AC€: A€)|<H P4-
AOC^Db AXVHÄb CHNOMb MDtmjcOMb. («Hier ruht Radosav Duöi6
mit dem Sohne Cvjetko.") Der Stein hat 1*25 M. Länge, 0*55 M. Breite und
1-30 M. Höhe.
2. Das Denkmal Figar 15 ist aus einem Stücke gearbeitet, die Platte 3'10 M.
lang, 1*46 breit; der obere Thcil 1*10 hoch, 190 lang und 0'85 M. breit. Die Bewohner
von Glegjevac schreiben diesem Grabstein übernatürliche Eigenschaften zu und erzählen,
dass ein gewisser Marko Herbez, der sich mit Schatzgräberei befasste, vor 40 bis
50 Jahren am Vorabende des Festes „Maria Verkündigung" sich auf den Grabstein nieder-
gelegt habe, um von hier zu erspähen, wo sich eine blaue Flamme, als Zeichen einer
Stelle, wo Geld verborgen sei, zeigen würde. Kaum hatte sich Herbez niedergelegt,
als sich ein grosser Sturmwind erhob, der ihn auf einen anderen, gegen 50 Aräin ent-
fernten Grabstein so heftig hinüberwarf, dass Herbez sich schwer verletzte und daran
nach wenigen Tagen starb. Seit jener Zeit geht das Volk nur mit geheimem Grauen
an jenem Grabstein vorbei.
Hermann. Epigraphischc Denkmäler aus dem Mittelalter.
497
3. Der umgestörzte Grabstein Figur 16 ist 2*00 M. hoch, 1*45 breit und 036 dick.
Die Inschrift lautet: AC€ A€)KH n^o^O P4A0aH;«ib. („Hier ruht Pavao
Radovi^.")
Fig. 19. Grabplatte iu Premilovopolje (Bezirk Ljubinje).
Fig. 20.
Grabkreuz des KaSkoja
in Premilovopolje
(Bezirk Ljubinje).
^b^^r-*^^'i^:^t;
Fig. 21. Grabstein des Poznan Goranic in Premilovopolje
(Bezirk Ljubinje).
4.-6. Die Bilder 17 und 18 zeigen uns zwei Grabsteine mit liguralen Ornamenten.
Der erste ist 1*26 M. hoch, 1'35 M. breit und 0*65 M. dick; der andere misst in der Höhe
1*90 M., in der Länge 118 M. und in der Dicke 0*75 M. Beide sind ohne Inschriften.
Das Volk erzählt, dass der erstere Stein das Grab eines Mädchens, welches sich als ge-
schickte Tänzerin ausgezeichnet habe, bedecke. Figur 19 ist eine Platte mit Halbmond
und Stern und mit Ornamenten um den Rand.
Fig. 22. Inschrift auf einer Grabplatte in Premilovopolje
(Bezirk Ljubinje).
Band III.
32
498 I. Arcliäologie und Geschichte.
7. Das Kreuz Figur 20 ragt 27 1 M. aus der Erde und ist ü-äO M. dick. Die auf
ihm befindliche Inschrift lautet: <1C€ A€)KH P4UJ|cOM. (y^Hier ruht Raäkoja."^
Das Grab ist von vier Seiten mit behauenen Steinen umfriedet und in zwei Flächen ge-
theilt; die eine derselben ist 4M., die zweite 50 Cm. lang, in der Breite hat die erste
2*50 M., die zweite 40 Cm.
8. Auf der Platte Figur 21 sehen wir oben Halbmond und Stern, an der Seite die
Inschrift: ACH€ Ae*H flO^N^N FOP^INHÄb. („Hier ruht Poznan Gorani6.")
Unter der Inschrift befindet sich in der Mitte die Figur eines Pferdes und rechts und
hnks zwei menschliche Gestalten, von denen die grössere eine Art Krone auf dem
Kopfe trägt.
9. Die Inschrift Figur 22 ist in das Fundament der Mauer eingebaut, womit SeHm
Premilovac seinen Acker umzäunt hat. Sie lautet: AC^ A€*H CmHnicO P^IAO-
C4AHÄ. 50*€ A^oNO mH C4Mb AGMO H o6A€^) mH MH €
A6)K4mH. („Hier ruht Stipko Radosali6. O Gott, vor Langem habe ich
mich niedergelegt, und muss noch lange hier liegen.") Die Platte ist 2 M. lang,
1*40 M. breit und 55 Cm. dick.
5. Inschriften ans Kalesija und Ylasenica.
Die nachstehenden Mittheilungen verdanken wir dem Eifer des um die Auffindung
ethnographischer und archäologischer Merkwürdigkeiten verdienten Gendarmerie- Wacht-
meisters Tomo Dragiccvic!*. Einige Bemerkungen zu denselben hat Professor Vid Vu-
leti6-Vukasovi(!* in Curzola beigesteuert.
a) Kalesija und Zaseok.
'u'± tN^ c o o 6 H^ €/vv^.H .H «^ n A e^^^
eK<|'^H'^H/\ymH
Fig. 23. Inschrift auf dein Grabsteine des Dabiiiv Draskovie bei Dubuiea
in der Nähe des Dorfes Srpska Kalesija.
1. (Fig. 23.) + AC€ A€*H A<15H*Hüb') AP^LUlcODHÄb^) N4 CooeH
7€MAH NA nAM€NHmoH. \cAJ\A XmeXb nOBHmH*), m^A^I H
*) O^A6 gleieh dugo, lange.
«) Für A45H*HDb vgl. „Korjeui" (Wurzeln) von Gj.Danicic; S. 149 BblTH Tilr Da-bi-iiv.
'*) In diesem Eigennamen ist das O, weil verwischt, nicht sicher festzustellen, der Buchstabe Q ist
nur .sehwach erkennbar.
*) Von i»o = pobiti, d. ist von BblTH 5 vgl. „Korjeni", 8. 149.
Hermann. Epigrapliische Denkmäler aus dem Mittelalter.
499
Ai^UJH. 4 HHCA NHIC0A4 AP<irOA6oHÄb
„Hier ruhtDabi^iv Draäkovi6 auf seinem adeligen Gute. Als ich siegen
wollte, da starb ich. Den Stein setzte mir Milutin Kabloviö aus Goduäa,
und (dies) schrieb Nikola Dragoljevi6."
t
is
4^*^/^^
Fig. 24. Inschrift auf einer Grabstele bei Dubnica
in der Nähe des Dorfes Srpska Kalesija.
2. (Figur 24.) ce Ae)KHmb AP^FbMb'O mHXbMHAHmb icbAH
XbmtXb^) BHmH mb FH*) NeSHXb
„Hier ruht Dragoc Tihmilit (Tihmiliö). Wo ich sein wollte, dort war
ich nicht." (Oder auch: „Wo ich siegen wollte, dort siegte ich nicht.")
Die Inschriften 1 und 2 befinden sich im Friedhofe bei Dubnica, im Dorfe
Srpska Kalesija (Brki6i) im Bezirke Zvornik.
*) Vgl. „Korjeni**, S. 236, unter „kabao** (koba); hiernach könnte der Name auch ^Kobilovic" lauten.
Im Lexikon des Gj. Daniele^ über serbische literarische Alterthümer sind diese beiden Familiennamen
nicht enthalten.
') AP^irbM ist Dragoc. Vgl. „Korjeni- auf S. 110.
'*) mHXbMHAHmb ist von TtXOMHAb abgeleitet. Vgl. „Korjeni-, S. 100, sub „utjeha«*
(Trost), „tjeäiti" (trösten) u. s. w.
*) mbPH = TbFbl = tada (damals), d. i. TbFA^I oder T<irA<^ (TbA). Vgl. Lexikon
des Gj. Daniele, 8. 332.
32*
500
I. ArchKolo(i:ic und Geschichte.
Nr. 1 Steht auf einem sarkophagförmigcn Denkmal mit einer Untcrplatte aus
weichem Kalkstein. Ersteres ist 150 Cm. lang, 60 Cm. br., 65 Cm. hoch, die Platte
20 Cm. hoch. Der Stein liegt vom Süden gegen Norden ; auf der Ostseite ist eine
Hand eingemeisselt ; auf der Westseite befindet sich die Inschrift,
welche eine Länge von 1*35 M. und eine Höhe von 46 Cm. hat.
Nr. 2 steht auf einem Pfeiler 20 Schritte sUdHch von Nr. 1.
Er ist aus einer Kalksteinart, die man hierorts „Siga" nennt;
seine Höhe beträgt 130 Cm., die Dicke 56 Cm. Die Inschrift hat
I ^ . .^«^^ w eine Höhe von 84 Cm. und eine Breite von 52 Cm. Unter diesem
0
liat Jemand nacli Schätzen gesucht, dadurch ist der Stein
\
Fig. 25. Stirnseite eines
Grabsteines bei Dubnica
in der Nähe des Dorfes
Srpska Kalesija.
S^rkli>>»/ cineH
'^^/ftii* Y Af^ umgefallen und dürfte binnen kurzer Zeit ganz mit Erde bedeckt sein.
L^'^-5l^ J Zehn Schritte östlich davon sieht man eine umgestürzte
Steinplatte, welche mit Ornamenten geschmückt ist (Fig. 25).
Umher sind noch fünf sarkophagfiirmige Grabsteine ohne Inschrift;
auf zweien sieht man das plastisch ausgeführte Kreuzzeichen, auf
dem dritten ist ein Schwert eingemeisselt. Zwanzig Schritte davon
entfernt stand eine „Gromila" (Tumulus), welche im Jahre 1884 von
Vid Gentulii, als er dort nach Schätzen suchte, umgegraben wurde. Er fand darin ein
irdenes GefUss, welches er, in der Meinung, dass es den Schatz enthalte, in Stücke schlug.
Hier sei aus demselben Bezirk (Zvornik) die nachstehende Inschrift (Figur 2(S)
mitgetheilt :
I .<1C< aCkh- b'$4t
> vv^j^^AOCßHY.b-
/ ¥
f$nU<4?t:i^1p9C^^^^^^
Fig. 26. Inschrift auf einer Grabsiele bei Zaseok.
4C€ A€>KH SP4t^) mDPbAOeOHVb^) N4 "^eMAH mX)KAH^) <\
nOCm<1DH N4 N€Mb lc<1M€Nb nPtXbLUtNb^ P^AOC^AHVb n<1^
*) 5P<^t vgl. Branko. (Siehe Gj. Danicic, Lexikon, I. Theil, 8. 09, dann „Korjeni**, S. 139.)
Brajo oder Braja wurde au.s dem alten Namen Bratoslav gebildet.
*) TDPAOeDH;^b von TDPAO€ (vgl.Danicic, Lexikon, IIL Theil, S. 281).
') mX)KAH vom Worte TO^^KAb bedeutet „fremde Erde". Vgl. N4 7€MAH TOJi*'
AOH ('Siehe Danidid, Lexikon, IIL Theil, 8. 328.)
*) Für nPtXbmtNb vgl. „Korjeni-, 8. 286, mit flPt-
Hör manu. Epig^rapliischc Denkmäler aus dem Mittelalter.
501
Cmop^icb MX H CJ-^PblcO*) CHNb MX A05PH *HDb H XMPt> A
C6 HHCA AP^roe AHticb
„Hier ruht Braja Tvrdojevic auf fremder Erde. Den Grabstein haben
ihm gesetzt Prehtjen Radosali6, sein Stiefsohn, und Äarko, sein guter, schon
gestorbener Sohn. Dies schrieb Dragojc der Diak.^
Die Inschrift befindet sich im Orte Zaseok auf den sogenannten „Posteljine" im
Bezirke Zvornik, Kreis Tuzla, auf einem Grabsteine, der als Pfeiler gestaltet ist. Dieses
Denkmal ist aus Kalkstein und auf drei Seiten flach behauen, die gegen Westen ge-
kehrte vierte Seite ist etwas ausgewölbt. Die Höhe beträgt von der Erdoberfläche
135 Cm., die Breite 75 Cm., die Dicke 50 Cm. Die Inschrift ist auf der Ostseite
eingemeisselt. In der Nähe liegen noch vier sarkophagfürmige Grabsteine, doch zeigt
keiner derselben eine Inschrift oder Ornamente.
b) Vlasenica.
Im Bezirke Vlasenica befinden sich viele altbosnische Grabmäler, die oft mit
verschiedenen Zeichen verziert sind, aber nur selten Inschriften besitzen. Im Dorfe
Mrsici, zwei Stunden nördHch von Vlasenica, liegt auf einem Hügel neben dem Hause
des Daut Durakovi6 ein solcher Friedhof mit neun Grabmälern. Von diesen sind sieben
sarkophagformig, zwei als Platten gestaltet. Auf einem der Sarkophage befindet sich
die Inschrift Figur 27.
Auf der Stirn- und Rückseite ist je eine LiÜe eingemeisselt (Figur 28).
Fig. 27. Inschrift auf oinom sarkoplian^ftlrniigon Grabstcino in MrSici
(Bezirk Vla.scnica).
+ 4Ce A€*H AHD^Mb "^A^T^IPb H CDOHOMb *€NOMb MH^
AOCTHH> 5(0)*H0Mb 1,A MOP^ *HD0T4 ICOMX
rOAH CA^*HXb CAX)KHXb MX HP^IDO DtPNO XH
„Hier ruhen Divac Zlatar und sein Weib mit Gottes
Gnade. Wem ich zu Lebzeiten diente, dem diente ich recht
und treu."
Die Inschrift ist von Interesse, weil sie von einem Gold-
arbeiter (Zlatar) meldet. Es ist eine Seltenheit, dass in unseren
mittelalterlichen Inschriften der Beruf eines Verstorbenen bezeich- ^»g-^^- Stirnseite
net wird, z. B. „Kovac" (der Schmied, welcher sich aber meist Divac in MrSici
^) 60"^PblCO violleicht fälschlieh .statt )K<1PblC0 (vßfl. DaniÖic, Lexikon, I. Theil, S. 331, und
^Korjeni", S. 71. — In liosnien und Hercejrovina sin«! noch heute 2arkovici bekannt.
502
I. Archäologie und Geschichte.
als Verfertiger des Qrabmals nennt). "^A^T^Pb ist aber auch der
Geldmünzer, denn Daniöi6 (Rjecnik I, S. 379) citirt: <l|cO N^ITG
"lA^T^Pb oy rP^AX IC0D6 AHN^PG BG-^b DOAHG
M^P6D6, A^ C€ "lA^T^Pb H*A€*€ A FP^Ab A4
riA^ITH PAOBOy, VTO Peve M4Pb. „Wenn ein Münzer in der
Stadt ohne Bewilligung des Kaisers Dinars prägt, so ist der Münzer
auszupeitschen, die Stadt aber hat die Busse, welche der Kaiser be-
stimmt, zu zahlen."
Nördlich neben diesem Grabe liegt ein kleinerer, ebenfalls
sarkophagförmiger Grabstein, der auf der Westseite gleichfalls eine
Lilie zeigt (Fig. 29). Wir möchten vermuthen, dass dieser Grabstein das Denkmal
der Gattin des Divac Zlatar sei.
Fig. 29.
Stirnseite eines
Grabsteines
in MrSit^i.
Eine apokryphe Inschrift des Herzogs Stephan
an der Kirche zu Gorazda.
Von
Dr. Giro Truhelka,
Custos am bosn.-berceg. Lnndosmuseum.
(M i t 1 Abbildung i ni Text c.)
riincr der hervorragendsten Momente im Leben des Herzogs Stephan Vuköi6 war
es ohne Zweifel, als er, der frühere bosnische Grossvojvode, sich den Titel „Herzog
von Santo Sava" beilegen konnte. Es ist daher zu verwundern, dass die Geschichte
hierüber keine bestimmten Daten enthält, und dass es zweifelhaft ist, wann und durch
wen Herzog Stephan diesen Titel erhielt. Zum ersten Male wird Stephan als: „hercegh
sancti Sabbae" in einem Schriftstücke vom 24. Juni 144G genannt. Dieses Document
wird vom Ka^'i6 in seinem Buche „Razgovor ugodni naroda slovinskog" mitgetheilt,^)
aus welchem auch Farlati die Angabe in sein grosses Werk über lUyricum herüber-
genommen hat.*)
Raöki hat die Echtheit dieses Schriftstückes bezweifelt und begründet sein Be-
denken mit dem Hinweise auf verschiedene darin vorkommende Anachronismen^) und
andere Unrichtigkeiten. Wenn dieses Schriftstück aber auch nicht gefiilscht, sondern
nur die mangelhafte Abschrift eines verloren gegangenen Originales wäre, so würde
den Urheber desselben doch auch der Vorwurf treffen, dass er dem Vojvoden Stephan
bereits 1446 den Titel eines „Herzogs" beilegt, während in allen bisher bekannten Ur-
kunden Stephan sich bis zum Jahre 1448 stets nur den Titel eines Grossvojvoden von
Bosnien beilegt und erst von 1448 an schreibt: „Mi gospodin Stjepan bo^jom miloscu
herceg od svetog Save, gospodar humski i primorski i veliki vojevoda rusaga bosan-
skoga, knjez drinski etc." (Wir Herr Stephan von Gottes Gnaden Herzog vom
heiligen Sava, Herr zu Hum und im Küstenlande und Grossvojvode Bos-
niens, Fürst des Drinagebietes u. s. w.)
Aus allen bisher bekannten Urkunden, obwohl keine auf die Ernennung selbst
Bezug hat, können wir demnach den sicheren Schluss ziehen, dass Stephan nicht
vor dem Jahre 1448 Herzog war.
In venezianischen Urkunden wird er selbst nach 1448 noch nicht Herzog genannt.
In einer Urkunde vom 7. April 1449^) heisst er einfach „Comes Stephanus de Bosnia",
V) Wien 1886, I, S. 141.
') niyricum sacnim IV, 68.
*) Bogumili i Patarcni im „Rad" der sUcLslav. Akademie, Bd. VIII, 155.
*) Safarik, Denkschriften CDLXI.
504 I. Archäologe und Geschichte.
ebenso in einer Urkunde vom 21. Mai 1451, also zwei Jahre später; erst in einem vom
nächstfolgenden Tage datirten Schriftstücke finden wir den Titel: 7,Dux Stephanns
niagnus vay voda • . ." ^) Eine zweite offene Frage ist die, wer dem Stephan den Titel
„Herzog von Santo Sava" verliehen hat.
Klaie sagt in seiner Geschichte Bosniens, dass er den Titel vom römisch-deutschen
Kaiser Friedricli III. erhalten habe, wälirend Fra Juki£ annimmt, dass er ihn von
Friedrich IV. bekommen. Beide folgen hier wohl den Angaben Orbini's, welcher selbst
die Quelle, aus der er diese Nachricht hatte, verschweigt.
Wenn Herzog Stephan auch eine der angesehensten Persönlichkeiten im Nord-
w^estcn der Balkanhalbinsel war, so trat er mit dem römisch-deutschen Kaiser doch nie in
ein so nahes Verhältniss, dass dieser Veranlassung gehabt hätte, ihn mit dem Herzogs-
hute zu belehnen. Die Bestrebungen Stephan's berührten sich nie mit den Interessen
des heiligen römischen Reiches, und wenn er auch in den diplomatischen Kreisen der Re-
pubhk Venedig, bei der päpstlichen Curie, bei der Pforte und am Hofe des bosnischen
Königs als eine der ersten Personen galt, so dürfte am Hofe des deutschen Kaisers
wohl kaum Jemand um seinen Namen gewusst haben.
Unter den Urkunden des venezianischen Archives befindet sich eine Notiz vom
7. April 1449, woraus zu entnehmen ist, dass die Gesandten des bosnischen Königs
Thoraas, der um diese Zeit mit Stephan Krieg führte, dem venezianischen Rathe mit-
theilten, dass sich ihr gemeinsamer Feind, der bosnische Grossvojvode Stephan Vukä6,
um die Gunst des Königs von Aragon ien bewerbe, um durch Letzteren das Herzog-
thum Spalato zu erlangen. ^)
Dies wäre eine Andeutung der bevorstehenden Herzogswürde, aber auch diese
Notiz ist nicht geeignet, Licht in die Frage zu bringen. Denn Stephan führt bereits
1448 den Titel „Herzog des heiligen Sava", und ob er überhaupt nach dem Herzog-
thume Spalato gestrebt hat, kann Niemand sagen. Auch ist es zweifellos, dass den
Herzog damals dringendere Gedanken beschäftigten als das Erlangen jenes Herzog-
thums. Die Veranlassung, welche die bosnischen Abgesandten zu jenen Aeusserungen
hatten, erscheint jedoch einleuchtend, w^enn man die politischen Beziehungen Bosniens
zu Venedig in Erwägung zieht. Der König von Aragonien war der Republik Ve-
nedig stets ein Dorn im Auge, und die Einverleibung von Spalato war lange das Ziel
der Bestrebungen der Republik, welche zuerst diese Stadt und hiernach das ganze
dalmatinische Küstenland zu annectiren trachtete. Der bosnische König Stephan Thomas
hatte zu öfteren Malen in Venedig Hilfe gegen den übermächtigen Herzog Stephan
suchen müssen. Venedig aber weigerte sich, in offene Fehde zu einem Manne zu treten,
der ihr bei Erreichung ihrer Wünsche bezüglich Spalato von grossem Nutzen sein
konnte. Der König hoffte daher, indem er den Herzog als Nebenbuhler der Republik,
der im Geheimen mit ihren Feinden pactirc, hinstellen Hess, die Republik zum Bunde
gegen Stephan zu bewegen. Der Rath von Venedig glaubte aber das Märchen nicht
und Hess sich von den Abgesandten des Königs Thomas nicht bereden, diesen in seinen
feindschgen Absichten gegen Stephan behilflich zu sein.
Nur eimal finden wir in einem venezianischen Tagesberichte unter 1449 folgende
Bemerkung, welche sich dircct auf die Ernennung Stephans zum Herzog bezieht: „Si
1) Safafik, Deiikschritten CDLXXIV.
') SccTcta coiisil. ropat XVIII, 82: . . . Qnod spcftabilibus, oratoribns domini regis Bosnie, qui . . .
diciuit ]>refatnin sorenissinium roofoin . , . nobis donotari facere, iiuod comcs Stefanus de Bosnia smis et
iioster iiiiinicus (jnorit so crcari faooro per regem Ar;igonum duccm Spaleti. (Glasnik Srpskog ucenog
driiÄtva 144.^
Truhelka. Inschrift des Herzogs Stephan au der ^Kirche zu Gorazda. 505
osserva, che il conte Steffano possiede terre in confine di Cattaro, Ragusa
e Spalato, e che era eretico, ma che gli fu spedito TAmbasciator Grade-
nigo, il guale lo ridusse in seno alla chiesa, onde ebbe del papa il titolo di
dnca di S. Sava". ^) Durch diese Nachricht wird der Ursprung des Titels „Herzog
von Santo Sava" mit den damals in Bosnien an der Tagesordnung befindlichen kirch-
lichen Wirren in Verbindung gebracht. Auch erscheint es von vorneherein glaubwürdig,
dass Stephan vom Papste, der einst dem Tvrtko I. die Königskrone gesandt, den
Herzogstitel erhalten habe.
Wir müssen hier den Standpunkt, welchen Herzog Stephan in religiösen Fragen
einnahm, in Kurzem beleuchten und folgen dabei hauptsächlich dem auf eingehenden
Quellenstudien beruhenden Werke Racki's über die Bogumilen.
Herzog Stephan war ein kluger Diplomat, der in Allem seinen persönlichen Vor-
theil wahrzunehmen wusste, zugleich, wie sein Vorgänger Sandalj Hrani6, einer der
angesehensten Bogumilen, der die Anhilnger der nationalen bosnischen Kirche beschützte,
als sie auf Anregung des Papstes von den bosnischen Königen verfolgt wurden. Die
Bogumilen bildeten zu jener Zeit in Süd-Bosnien die überwiegende Majorität, und Stephan
hatte sich unter ihnen als ihr Beschützer treu ergebene Anhänger erworben, welche
seinen persönlichen Bestrebungen allen Vorschub leisteten. Ihm war sehr oft Gelegenheit
geboten, seinen Glauben zu ändern, doch hielten ihn stets politische Interessen hievon
zurück; denn die Bogumilen schienen ihm viel verlässlichere Bundesgenossen zu sein
als der ferne in Rom weilende Papst oder die schwachen bosnischen Könige jenseits
der Narenta. Dies hinderte ihn jedoch nicht, öfters mit dem Papste zu verhandeln,
welcher bestrebt war, ihn für sich zu gewinnen und durch ihn die widerspenstigen
Bogumilen zu bezwingen. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass er wenigstens für kurze
Zeit seinen Glauben abgeschworen. Ob er dies in der Hoffnung that, sich durch den An-
schluss an Rom dem Einflüsse der Pforte zu entziehen, steht dahin; sicher ist, dass ihn dazu
eher der in einem Herzogshute bestehende Lohn als religiöse Ueberzeugung bewogen hat.
Die Verhandlungen in dieser Angelegenheit lassen sich in Folgendem kurz wieder-
geben.*) Als der Inquisitor Jakob de Marchi, der bereits einmal wegen ungeziemenden
Verhaltens Bosnien hatte verlassen müssen, 1435 auf Einladung des Königs Tvrtko II.
nach Bosnien kam, versuchte er die Bekehrung Stephans, der eben damals das Erbe
Sandaljs angetreten hatte.') Dieser Versuch glückte zwar nicht, doch trat Stephan in
weitere Unterhandlungen mit dem Papste, und einem Schreiben Nicolaus' V. entnehmen
wir, dass Stephan dessen Vorgänger Papst Eugenius gebeten habe, ihm behufs seiner
Bekehrung einen Prälaten zu schicken.^) Auf diese Bitte sandte der Papst 1439 den
Bischof von Brazza Thomas nach Hum'') und Bosnien als Legaten,^) in der Er-
wartung, dass diesem gelingen dürfte, was dem Inquisitor Jakob nicht geglückt war;
doch im Herbste desselben Jahres beklagte sich der Papst, dass Thomas seiner Mission
nicht gewachsen sei.^) Der päpstliche Legat verliess Hum und setzte sein Wirken
*) Cominissiono» et rolationos Vcnotac in Ljubic' Moiium. I, 3.
') Vgl. Kadki, ßogumili i Patareni.
») Fejor, Cwlcx diplom. X, VII, 792.
*) Der Brief ist geschrieben 1. Februar 1448 . . ., »Steplianus vojvoda .... ad prefatnni Eugenium
oratores suos miserit, ac prelatum aliquem ad se dimittcndum pro causa reductionis hujusmodi postula-
verit. Abschrift in Reynald's Annalen.
*) Hum, Huniska zenilja ist die BeKeichnung für die heutige südliche Hercegovina.
•) Farlati, Illyricum sacrum IV, 256.
') Tu quem ad cum (8tej>hanum) remisimus .... eoquo tarnen ... ad erron*s hujusmodi deponondos
compellcre potuisti . . . . Farlati Illyricum sacrum IV, 156.
006 I. Archäologie und Goschichtp.
am Hofe des Königs Stephan fort, wo ei' mehr vom Glücke begünstigt war. Das An-
sehen, welches der König gonoss, war kein besonders hohes. Seine ganze Regierung
hatte bis dahin keine rühmliche That hervorgebracht, und zudem war er an ein Weib
von niederer Herkunft gebunden, was ihn in den Augen der stolzen bosnischen Ma-
gnaten herabsetzte. Er hatte sich, selbst Bogumile, mit Vojaöa nach Bogumilenart
ohne kirchliche Ceremonien vermlihlt, und nach alt hergebrachter Sitte war er ver-
pflichtet, das Weib so lange zu behalten, als sie ihm treu und ergeben war und er
an ihr keinen Fehler aussetzen konnte.
Stephan Thomas wünschte, um seine Geltung zu vergrössern, sich mit der Tochter
eines der angesehensten bosnischen Magnaten zu vermählen, doch bei aller Achtsamkeit
gelang es ihm nicht, an Vojaca auch nur den geringsten Makel zu entdecken, der
ihm vor dem Volke als Rechtfertigung ihrer Verstossung hätte dienen können. In
dieser Bedrängniss wendete er sich an den Papst, dessen Gunst er dadurch gewann,
dass er seinem Glauben abtrünnig ward und es zuliess, dass die Bogumilen in Bosnien
verfolgt wurden.^) Die Flüchtlinge nahm Herzog Stephan in seinem Lande gastlich
auf und gewährte ihnen Schutz und Unterkunft. Um den König für seinen Eifer zu
belohnen, erklärte nun Papst Eugenius seine erste, nach Bogumilenbrauch geschlossene
Ehe fiir co ipso ungiltig,^) und König Thomas, von Vqjaßa befreit, bewarb sich um
Katharina, die Tochter des angesehensten Grossen seines Königreiches, des Herzogs
Stephan.
Im Jahre 1446 vermählte er sich mit dieser, welche zum Katholicismus übergetreten
war; bei dieser Gelegenheit fand auch eine Aussöhnung zwischen Stephan und dem
königlichen Hofe statt, und in demselben Jahre finden wir den Herzog Stephan nach
langer Zeit zum ersten Male am Hofe des bosnischen Königs.^)
Für die katholische Propaganda war dies ein schöner Erfolg, und der Papst hoffte
bestimmt, nach der Tochter auch den Vater bekehren zu können. Stephan Vuköic selbst
schien zum Uebertritte entschlossen zu sein, denn als Nicolaus V. den päpstlichen Stuhl
einnahm, schickte er 1447*) an denselben Abgesandte zur Huldigung, und der Papst
seinerseits sandte den Bischof Thomas als Legaten nach Hum.*) Bisehof Thoraas war
dieses Mal glückUcher; denn Stephan versprach dem Papste „obedientiam verbalem",*)
und der Bischof kehrte im Herbste nach Rom zurück, um dem Papste über seinen
Erfolg zu berichten. Zu Anfang des nächsten Jahres, am 1. Februar, sandte der
Papst den Bischof abermals nach Bosnien, und um ihm den Erfolg zu sichern, er-
mächtigte er ihn, den Stephan und den Johannes Pavlovi6 mit dem Banne zu belegen,
*) Quod (rex) pornifiosam Pataronorum gontoin ex omni ditione siia oxpulcrat. Tli einer, Monnm.
slav. merid. II, 352.
') Im Schreiben an König Thomas motivirt Papst Engenius diese Entscheidung: Oblate nobis pro
parte tua petitionis series continebat, qwod dudnm ante tui ad cnlmen rcgium assumptionem cnpiens
inimicos et invidos ortnm tnum ocnltari nt sie faciUus que imniinebant pericula evitares, quamdam ex
infimo genere mnlicrem etiam ad carnis copulani tibi associasti cique iuxta morem patriae, quod si tibi
bona et fidelis esset, ac bene faceret, cum ipsa matrimonium contrahcres promisisti. cum antem .... dilecti
lilii barones regni tui Bi)sne ij>sani propter infimum ejus originis statum in reginam habere dedignantur . .
Theiner, 1. c, I. 388.
') Thomas Stephanus, rex Bosnic illustris, ac ejus uxor quoscunque Patarenorum heresis deponentes
errores ac veritatis luinen recognoscentes quod mater omnium et magistra sancta romana cccleaia tenet.
(Aus dem Briefe des Papstes Nicolaus V. vom 1. Juli 1451. Monum. hungar. II, 202.)
*) Nicolaus bestieg den päpstlichen Stuhl am 6. März 1447.
6) Theiner 1. c. 11, 236.
«) Siehe Rad VIII, 1.55.
Truhelka. Inschrift des Herzogs Stephan an der Kirche zu Gorazda. 507
falls sie sich weigern sollten, zur katholischen Kirche überzutreten, sowie sie ihrer Güter
für verlustig zu erklären und diese an die katholischen Edelleute Bosniens zu vertheilen.^)
Stephan erschrak vielleicht nicht so sehr vor dem päpstlichen Banne, als ihm der
zweite Theil der Vollmacht des Legaten gefährlich schien. Er wusste recht gut, dass
es in Bosnien genug Herren gebe, welche kaum den Augenblick erwarten konnten,
ihn von der stolzen Höhe und Macht, zu der er sich erhoben hatte, zu stürzen und
seine Ländereien usurpiren. Diese Furcht und die Hoffnung, wenn er auch nur schein-
bar dem Papste gehorchen würde, daraus Nutzen zu ziehen, bewogen ihn, von seiner
Hartnäckigkeit abzulassen, und als ihm auch der Gesandte Venedigs zuredete, trat er
zur katholischen Kirche über. Die Belohnung hiefür war nach dem bereits angeführten
venezianischen Berichte der Herzogshut.
Der neue Herzog war aber zwar dem Bogumilenthum, doch nicht den Bogumilen
fibtrünnig geworden, denn als Bischof Thomas von Hum nach Bosnien ging und 1450
den König Stephan Thomas zur Vertreibung der Bogumilen bewog, da nahm er die
Flüchtlinge auf und gab ihnen Unterstand. Er that dies um so lieber, als er um diese
Zeit mit Ragusa Krieg führte und Anhänger und Streiter zu diesem Kriege benöthigte.*)
Dieser Krieg war der Anlass, dass der Papst mit Stephan wieder zu unterhandeln be-
gann. Die Ragusaner beschwerten sich, dass Herzog Stephan sie angegriffen habe, ohne
ihnen den Krieg zu erklären, und bemerkten hiebei, dass er ein hartnäckiger Bogu-
mile sei.
1452 sandte Papst Nicolaus V. seinen Legaten Pagamini, Bischof von Dulcigno,
zu Stephan. Pagamini beredete diesen, wenigstens scheinbar dem Papste zu gehorchen,
worauf Stephan wieder seine Abgesandten nach Rom schickte.^) Dom Papste war daran
gelegen, in Bosnien Frieden herzustellen; denn die unausgesetzten Kämpfe hinderten
die Ausbreitung der religiösen Propaganda. Deshalb sandte er abermals den Legaten
Thomas, damit dieser die Ragusaner und den Herzog zum Frieden bewege. Es war
ein Verdienst des Papstes, dass 1453 und 14.54 der Friede zu Stande kam, doch mehr
erreichte er nicht. Herzog Stephan blieb auch weiterhin dem Glauben seiner Väter
treu und setzte auf der Friedensurkunde (1453) mit seinem Sohne Vladimir die Be-
merkung bei: „. . . . und hiefür setzen wir Zeugen und Bckenner unseres Glaubens:
den Aeltesten Bosniens und mit ihm zwölf angesehene Christen".*) Bei dieser Gele-
genheit verlieh der Herzog dem Aeltesten (Djed) der bosnischen Kirche und seinen
zwölf Beisitzern (Strqjnici) richterliche Gewalt in allen Familien-Streitftlllen , welche
künftig in der Familie des Herzogs selbst entstehen sollten.
Alle weiteren Versuche des Papstes, den Herzog wieder in den Schooss der katho-
Uschen Kirche zurückzuführen, bUeben erfolglos. Der Herzog beschützte auch weiter-
hin die flüchtigen Bogumilen , welche von der katholischen Strömung am Hofe des
bosnischen Königs Verfolgungen erlitten.
*) Schriftstück in Rrynahr.s Annalcn, Jahr 1449, Nr. 9.
*) Bischof Thomas schreibt in seinem Briefe vom 19. Februar 1451 : „Duci Stepliano de non reci-
pienclis Patarenis mandatum, quod suades, per litteras et oratores nostra.«* diligentissime fecimns nee qaocies
occa.s.sio fucrit obmittimus; atque utinam moniciones nostra.s ita semper, sicut salutares et promte fuerit
nbicnnque profutnra.s co^oscamus. Ap. Theiner, Mon. II, 359, vgl. Rad VIII, 159.
') Cum autem nuper nobilis rex Sto}>hanus, Dux sancti Sabbae ac comes Duimensis .... quosdam
ad nos destinaverat oratores ac nuntios, ex quonim relationibus non solum inter prefatum ducem et di-
lectos filios rectorem et consilium dictr civitatis (scill. Ragusii) concordiam et pacem subsequi operemus,
(Aus dem Briefe Nicolaus V. Pagamini. Mitgetheilt von Th einer II, 263—265.)
*) Miklosich, Monum., 461.
508 I. ArchHologic und Geschichte.
Als Papst Pius II. den Stuhl Petri einnalim, versuchte auch er den Bogumilcn
dadurch beizukommen, dass er ihnen den Unterstand zu entziehen trachtete, den sie in
Herzog Stephan's Landen gefunden hatten. 1460 schickte er auf Anrathen der Cardi-
näle den Legaten Johannes zum Herzog mit dem Verbote weiterer Aufnahme von An-
hängern der verworfenen Bogumilensecte ; doch erfolglos. Die politischen Ereignisse
lenkten die Aufmerksamkeit von dieser rehgiösen Frage ab; denn eine gi'össere Gefahr
drohte dem Christcnthume von Seite der Osmanlis; und so starb Herzog Stephan als
Bogumile.
Im Widerspruche zu diesen Thatsachen steht die ober dem Thore der orthodoxen
Kirche im Vororte Sopotnica bei Gorazda angebrachte Inschrift (siehe die nachstehende
Figur). Dieselbe lautet wörtlich:
Apokryphe Bauinschrift an der Kirche zu Gorazda.
+ Vh Ijeto gospoda 6954 Azi, rabh Hristu bogu gospodini> hercegi» Stefan vtzdvigoh
hramb sjatago Velikomucenika Hristova Georgija mole jemu da pomolit se o mnje
grieänom vladice moemu Hristu.
+ Im Jahre des Herrn 6954. Ich, Sclave des Gottes Christi, Herr Herzog
Stephan erbaute den Tempel des heiligen Grossmärtyrers Cliristi Georgius
und bat ihn, er möge für mich SUnder bei meinem Gebieter Christo Für-
sprache thun.
Das Jahr 6954 nach alter Zeitrechnung entspricht dem Jahre 1446 nach Christo;
die Inschrift widerspricht somit der historischen Thatsache, dass Stephan Vuköi^» erst
zwei Jahre später den Herzogstitel annahm. Ferner soll nach dieser Inschrift Herzog
Stephan eine orientalisch -orthodoxe Kirche erbaut haben, während wir doch wissen, dass
er der Bogumilensecte angehörte, auf kurze Zeit zwar zur katholischen Kirche über-
trat, dann aber wieder zur bosnischen Volkskirche zurückkehrte; er hatte weder
als Bogumile noch als Katholik Ursache, eine orientalisch-orthodoxe Kirche zu erbauen.
Die genannte Inschrift ist somit aus inneren Gründen als Fälschung anzusehen,
aber auch der Charakter der Schrift weist darauf hin. Die Inschrift ist in rein kirchen-
slavischen Lettern mit allen dieser Schriftart eigenthümlichen künstHchcn Abbreviaturen
und Ligaturen geschrieben. Es ist dieselbe Schrift, welche wir als Kopfschrift in ser-
bischen Urkunden vom 13. Jahrhunderte an finden. In Bosnien ist sie bisher nicht
so früh nachgewiesen worden. Erst gegen das Ende des 16. Jahrhundertes finden
wir sie in Kloster- oder Kirchenschriften, wie in Ozren oder Zitomisli6, doch dahin
gelangte sie, wie andere Dinge, durch die aus Serbien erfolgten Auswanderungen.
Alle bosnischen Schriftdenkmale des 15. Jalirhundcrts sind ausnahmslos in der viel
einfacheren volksthümlichen Bosancica verfasst; und man sollte doch annehmen, dass
gerade Stephan Vukci6, HeiT der Ilerccgovina, wo die altbosnischen Inschriften am
häufigsten vorkommen, diese Schrift gewählt hätte.
Aber auch zugegeben, dass ^Herzog" Stephan eine Veranlassung gehabt habe,
sich der kirchenslavischen Schrift zu bedienen, so ist die Inschrift wieder viel zu
Truhe Ika. Inschrift des Herzogs Stephan an der Kirche zu Gorazda. 509
primitiv, zu flüchtig geschrieben und zu unschön verziert, als dass wir sie gerade in
die Bliithezeit der kirchenslavischen Schrift und in die Bliithezeit der Macht des „Her-
zogs" setzen dürften.
Auffällig ist auch, dass sich Stephan schlechtweg „Herzog" nennt, während das
Prädicat „vom heiligen Sava" fehlt. Es existirt nahezu kein nach dem Jahre 1448
geschriebenes Schriftstück des Herzogs, in welchem dieses Prädicat neben dem Titel
fehlen würde, und dieser würde es in einer so bedeutsamen Inschrift sicherlich nicht
weggelassen haben.
Uebrigens steht die Inschrifl auch im Gegensätze zur Tradition jener Kirche.
Die Hauptkirche, eine kleine Kapelle in Form einer Krypta, ist nicht dem heiligen
Georg, sondern der Mutter Gottes geweiht, und erst die Inschrift dürfte Veranlassung
gewesen sein, dass man den vorderen Thcil der Kirche entgegen dem orthodoxen Brauche
dem heiligen Georg weihte. In katholischen Kirchen sind sehr oft einzelne Altäre und
einzelne Theile der Kirche verschiedenen Heiligen geweiht; beiden Orthodoxen besteht
jedoch dieser Brauch nicht, und zwar schon deshalb, weil jede Kirche nur einen ein-
zigen, hinter dem Ikonostas aufgestellten Altar enthält.
Wann die apokryphe Inschrift entstanden ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit
sagen. Vielleicht ist sie gegen Ende des 16. Jahrhunderts, vielleicht aber auch erst
im 18. oder 19. Jahrhundert aufgestellt worden. Jedenfalls ist sie viel später an-
gebracht worden, als dies der Text der Inschrift glauben machen will. Der Grund
zu ihrer Aufstellung war vielleicht folgender. Das Ansehen, welches Herzog Stephan so-
wohl bei Lebzeiten als nach seinem Tode, später namentlich auch in den Augen der
hcrccgovinisclien Muhammedancr genoss, war ebenso gross wie jenes des Helden Skender-
beg bei den arnautischen Türken. Sein Name war in der Hercegovina viel genannt,
und das Andenken des Herzogs Stephan ist gerade unter der muhammedanischen Bevöl-
kening der Hercegovina bis heute treu bewahrt geblieben. Noch lange nach dem
Tode des Herzogs haben die Türken das von ihnen eroberte Gebiet von Hum „des
Herzog's Land" (Hercegovina) genannt, und nicht nur in diesem Namen allein lebt
die Erinnerung an diesen Mann noch heute fort.
Das Ansehen des Herzogs, des Beschützers der Bogumilen, war so gross, dass
kaum ein Türke ein Werk seiner Hand zerstört hätte. Darin erblickten die Christen,
indem sie den Herzog als den Erbauer der Kirche in Gorazda bezeichneten, die sichere
Gewähr dafür, dass kein Türke seine Hand daran legen würde. Der Name des Her-
zogs sollte das Paladium der Kirche sein, und er hat sie auch thatsächlich beschirmt,
so dass dieses Gotteshaus an der Drina, wo sich das muhammedanische Element am
stärksten ausbreitete, Jahrhundertc lang unberührt blieb und sich im 18. Jahrhunderte
daneben ein berühmtes Kloster befinden konnte, dessen Mönche sich auch mit der Buch-
druckerei befassten.
B. Notizen.
(Mit 1 Tafel und GS AbbildunKen im Texte.)
Inhalt: Dr. Ciro Truhelka. Prähistorische Brouzen aus dem Bezirke Prozor. (Mit Fig. 1 — 14.)
— Dr. Ciro Truhelka. Steinkisten-Tumuli in der Hercegovina. (Mit Fig. 15—27.) — Dr. M. Hoemes.
Vorrömischer Grabstein von Jezerine. (Mit Tafel XII.) — Franz Fiala. Archäologische Notizen. (Mit
Fig. 28 — 55.) — Dr. Ciro Truhelka. Aufdeckung einer römischen Ruine in Vitina, Herccgovina. (Mit
Fig. 56—61.) — Dr. Carl Fatsoh. Zwei römi.sche Ziegelbruchstücke. — Dr. Ciro Truhelka. Eine
Abraxasgemme. (Mit Fig. 62.) — F. Alexander Hoffer, lieber die Lage einiger in der Urkunde König
Sigismunds vom Jahre 1426 erwähnter Ortschaften.
Dr. Ciro Truhelka. Prähistorische Bronzen aus dem Bezirke Prozor. (Mit Figur 1 — 14.)
— Das Landesmuseum besitzt einige Bronzen und andere kleine Gegenstände aus dem Prozorer Be-
zirke, die bereits 1885, also einige Jahre vor der Gründung unseres Museums aufgefunden wurden.
Obgleich verlässliche Nachrichten über die Fundumstände fehlen, sind sie an und für sich wichtig
genug, um veröfFentlicht zu werden.
Fig. 1. Doppelspirale aus Bronzedraht (^/t,).
Es sind dies folgende Objecte (die Nummern derselben entsprechen den Figurenzahlen) :
1. Eine grosse Doppelspirale, aus dickem Bronzedraht in der Weise gewunden, dass die Enden
desselben zwei aus sechzehn Spiral Wendungen bestehende Disken bilden, zwischen welchen sich ein
röhrenförmiges Mittelstück befindet.
2. Das Gegenstück der vorigen Brillcnspirale, welches in der Mitte gebrochen ist. — Beide Stücke
gehören zu den grössten dieser Art und haben eine Länge von 32*2 Cm., während die Disken im
Durchmesser 13*6 Cm. haben. Die Art der Verwendung dieser Riesenzierstücke ist fraglich.
3. Bronzener Hohlcelt mit Oehr. Beiderseits ist an der wulstartig verstärkten Düllenmündung
ein V-förmiges Ornament angebracht. Das Beil ist 10 Cm. lang und an der Schneide 5*5 Cm. breit.
Volkskunde.
511
Fig. 2. Doppelspirale aus Bronzedralit (^/^V
Fig. 3.
Bronzener Holilcelt
Fig. 4.
Spät -La Töne -Fibel
o
Fig. 7.
Bronzener Armring
Fig. U'.
Bronzene Spiral feder
Fig. 11.
Tlionpyraniidc
Fig. 5. Bruclistiick einer
Spät -La Tone -Fibel
(Bronze, '^j^,).
Fig. 8.
TlKUierne Spule {^U).
Fig. 9. Thonwirtel (*/d).
^BBSS!B!SSSSS&
Fig. C.
Spiral rolle au8 Bronze-
draht (Vö).
Fig. 10. Thonwirtel (Vö)-
Fig. 13.
Fig. 14.
Bronzenes
Bronzenes
Löffelchen
Löffelchen
(%).
von Kolunic
C/n)-
512
I. Archäologie und Geschichte.
Alle drei Gegenstände wurden zufolge freundlicher Mittheilung des Herrn Brankovic, der im
Jahre 1885 Bezirks Vorsteher in Prozor war, in einer Schlucht oberhalb Ponir bei Prozor von Osman-
aga Zajmovic gefunden.
4. Eine Fibel der späteren La T6ne-Periode mit starkem, bandartig geripptem Bügel, 7*7 Cm.
lang. Die Nadel dieses mit schöner malachitgrüner Patina überzogenen Stückes ist abgebrochen.
5. Bruchstück einer aus Bronzedraht gewundenen Fibel, deren Bügel mit Draht umsponnen
war; obwohl ein Theil des Bügels und Fusses fehlt, lässt sich auch diese Fibel der Spät -La Tene-
Periode zuschreiben.
6. Spiralhülse aus flachem Bronzedraht (Saltaleone).
7. Ein kleines Armband aus Bronzedraht mit offenen Enden.
8. Eine Thonspule, 4 Cm. Durchmesser.
9 und 10. Zwei Thonwirtel, einseitig konisch geformt.
11. Prismatisches Senkgewicht aus rothgebranntem Thon, viereckig, ausgehöhlt.
12. Spiralfeder aus Bronzedraht, ähnlich jenen, die heute zur Polsterung von Stühlen verwendet
werden.
13. Ein beschädigter BronzelöfFel, 15*5 Cm. lang, mit profilirtem Knopf am Stielende.
Als Fundort der letzteren Gegenstände (4. — 13.) wurde mir von Herrn Brankovic die Um-
gebung der Burgruine von Prozor angegeben. Es braucht wohl nicht betont zu werden, dass sie mit
diesem Bauwerke in keinerlei Zusammenhang stehen.
14. Einen ähnlichen Bronzelöflel wie Nr. 12 erhielt das Landesmuseum aus Kolunic.
Dr. Ciro Tmhelka. Steinkisten-Tumuli in der Hercegovina. (Mit Figur 15 — 27.)
Gleich Bosnien ist auch die Hercegovina reich an vorhistorischen Denkmälern. Grabhügel und Ring-
wälle findet man ebenso häufig da und dort; dennoch lässt sich bereits in der Anlage eine Verschieden-
heit bemerken. Während die Grabhügel am Glasinac und in Bosnien überhaupt klein und niedrig sind,
wachsen sie in der Hercegovina zu Riesendimensionen an.
Fig. 15. Grabhüj^el bei Brocaiiac.
Bisher wurden nur wenige derselben systematisch durchgegraben, obgleich viele von ihnen
das Material zu Strassenbautcn liefern mussten. Bei solcher Gelegenheit wurde auch niemals ein
Gegenstand aufgefunden, der auf das Alter der Gräber einen Schluss gestattet hätte. In der südlichen
Hercegovina wurden wohl einzelne dieser Tumuli alsbald nach der Occupation von Dr. von Luschan
im Auftrage der prähistorischen Commission der kais. Akademie der Wissenschaften untersucht; sie
lieferten aber fast nur kraniologisches Material, welches derzeit im k. k. natui'historischen Hofmuseum
aufbewahrt wird.*)
») öitziuigsbcr. der kais. Akad. der Wissonsch., Bd. LXXXII, 1. 1880, S. 428 ff.
Notizen
513
Fig. 16. Steinkiste im Tumulus I bei Brocauac.
Fig. 17. Die Steinkiste Figur 16
von oben.
»^
Flg 18. Steinkisten-TiimuluH
^11 rjradac (1:375).
Fig. 19. Steinkif^lengräber im Tumulus Fig. 18.
Band III.
33
Ol4 I. Arcliäolog'ie und Geschichte.
Die aus Klaubsteinen aufgeführten Hügelgräber messen an der Sohle nicht selten 30 -40 M.
im Durchmesser bei einer Höhe von 4 — 5 M., und solche von circa 20 M. Durchmesser, welche auf
dem Glasinac zu den seltenen gerechnet werden, sind in der Hercegovina zu den kleinen zu zählen.
Diese hercegovinischen Begräbnissstätten erstrecken sich, obgleich sie nicht so dicht stehen wie
auf dem Glasinac, von Glamoc bis nach Montenegro, von der Narenta und den Vrbasquellen bis zum
Meere. Nach der Grösse deraelben zu urthcilen, sind sie nicht Einzelgräber, was auch die Unter-
suchung bestätigt.
Einst waren diese Denkmäler, welche heute unregelmässige Steinhaufen bilden, nach einer
festen Kegel erbaut, und zwischen Hutovo und Gradac bei Neum fand iCih ein solches, welches seine
ursprüngliche Form bis heute erhalten hat. Zur Rechten des Weges, ungefähr in der Hälfte desselben
befindet sich diese Grabstätte in der Ebene. Der Durchmesser beträgt 30 M., die Höhe 4*5 M. Der
Sockel des Grabhügels bildet eine circa 2 M. hohe, aus riesigen Steinblöcken aufgeführte Ring-
mauer. Der von ihr umschlossene Raum ist mit Steinmaterial ausgefüllt, welcher sich hügelförmig
emporwölbt.
Aber auch die innere Construction dieser Grabstätten ist verschieden von derjenigen auf dem
Glasinac. Die darin bestatteten Leichen wurden nicht auf die nackte Erde, sondern in einen aus
sehr grossen unbehauenen Platten gebildeten Sarg gelegt, dessen Deckel eine ähnliche Platte bildet.
Auf einer Excursion nach Gradac bei Neum versuchte ich eine der Grabstätten in der Nekro-
pole von Bro^anac oberhalb Gradac zu erschliessen. Zu diesem Versuche wählte ich den grössten in
Figur 15 mit I bezeichneten Grabhügel, und das Glück wollte, dass ich knapp an dem Westrande auf
eine Steinkiste stiess (Figur 1 6 und 1 7). Diese hatte an den Langseiten zwei Platten von 1 M. Länge
und 90 Cm. Höhe, an den Schmalseiten zwei Platten von GO Cm. Breite und 90 Cm. Höhe. In einem
so kurzen Sarge konnte der Todte nicht liegen, sondern musste sitzend oder zusammengedrückt be-
graben worden sein. Ausser einem Häufchen morscher Knochen war nichts vorhanden als Erde und
feiner Kies.
Circa 500 Schritte von dieser Nekropole entfernt, in der Richtung gegen Gradac, fand ich einen
Grabhügel, dessen Steine grösstentheils abgetragen und in die Strasse verbaut sind. Ich Hess auch
den Rest abtragen und fand eine in die Erde gesenkte Kiste noch unversehrt. Sie war etwas kleiner
als die ebenbeschriebene, sonst aber derselben vollkommen gleich, auch bezüglich des Inhaltes.
Einen dritten Hügel untersuchte ich in Gradac, an der nordwestlichen Seite der Ebene. Derselbe
war kleiner, im Durchmesser 15 M., in der Höhe 1*5 M. messend, und an der nordöstlichen Seite
waren nebeneinander zwei Grabstätten augereiht. Diese waren länglich, 1*80 M. lang, 45 Cm. breit,
statt von Platten von einer Steinsetzung eingefasst und mit mehreren Plattenstücken und Steinen
bedeckt (Figur 18 und 19). Der Todte lag darin auf dem Rücken; doch auch hier fand sich ausser
Skeletresten nichts vor. Der einzige Gegenstand, welchen ich für das Museum mitnehmen konnte, war
ein ziemlich erhaltener Schädel aus einer dieser Grabstätten.
In einer zweiten Nekropole, am Radimnjabache bei Stolac, nördlich von der nach Mostar
führenden Strasse, liess ich vier Tumuli aufgraben; drei davon hatten 12 — 15 M., der vierte 25 M.
Durchmesser bei einer Höhe von 3 M. In den kleineren Grabhügeln lag je ein Skelet am UrbodcL
von West (wo das Haupt) nach Ost orientirt. Zwei derselben enthielten ausser der Leiche gar nichts,
im dritten fand ich Bruchstücke von zwei Gefässen, die in der Ausführung noch roher waren als die
ordinärsten Gebrauchsgefässe von Glasinac oder Zlatiäte. Der grosse Grabhügel enthielt, wie die
Grabhügel von Bro<5anac, eine Steinkiste und die in derselben gebetteten Gebeine, ohne Beigaben, aber
es zeigte sich, dass er zu einer verhältnissmässig jungen Nachl)C8tattung verwendet war.
Dieses Grab war ein Skeletgrab und lag circa 1 M. unter der Oberfläche des Hügels 1*80 M.
über dem Urbodeu. Neben dem Todten wurden folgende Gegenstände gefunden:
1. Zwei Armbänder aus Bronzeblech (Figur 20 und 21), verziert mit Buckeln und dieselben
tangential verbindenden und umschliessenden Punktreihen; Figur 22 zeigt eines dieser Bänder in ab-
gerolltem Zustande.
2. Drei Bogenfibeln (Figur 23 — 25) mit breitem Fuss, dessen Fläche mit eingravirtcn
tangential verbundenen Ki'eisen verziert ist. Das andere Bügelende ist gleichfalls etwas abgeplattet
und die Nadel an einer Niete beweglich befestigt.
Diese Charnierfibeln der llallstatt-Periode bilden eine neue Form unter den prähistorischen
Typen Bosniens und der Hercegovina. Wenn sie auch auf den ersten Blick an verwandte Formen
von Glasinac erinnern, unterscheiden sie sich davon doch wesentlich dadurch, dass dort Nadel und
Bügel immer aus einem Stück sind, während hier eine eigenthümlich plumpe Charnierconstruction
angebracht ist.
Notizen.
515
Fig. 20. Fig. 21.
Fig. 20 und 21. Schmuckringe aus Bronzeblech mit getriebenem Ornament (*/i).
Fig. 22. Schmuckring aus Bronzeblech mit getriebenem Ornament (aufgerollt, */i).
Fig. 27.
Bruchstück eines Armringes
aus schwarzem Glase (*/i).
Fig. 23. Bronzene Bogenfibel mit viereckiger
Fussplatte, palmettenförmigem Kopf
und angenieteter Nadel ('/i).
Fig. 25. Bronzene Bogenfibol Fig. 24. y\^ 26
mit viereckigem Fusse und angenieteter Bronzene Bogentibel mit viereckiger Fussplattc Doppelnadel
(jetzt fehlender) Nadel (Vi)- und angenieteter Nadel (Vi). (Bronze Vi)-
Fig. 20 — 27. Nachbestattungsfuude aus einem Tumulus an der Radimnja bei Stolac.
33*
516 I. Archäologie und Geschichte.
3. Doppelnadel aus Bronzedraht mit wellenförmigem Kopfe (Figur 2G).
4. Das Fragment eines Armbandes aus schwarzer Glaspaste (Figur 27).
Die Nachbestattung in jenem Grabhügel stammt demnach aus jener Zeit, als die Hallsatt-Cultur
in diesen Gegenden der La T<^ne-Cultur zu unterliegen begann. Der Fund selbst steht in keinem
Zusammenhange mit der Steinkammer, neben welcher der grosse Grabhügel erbaut war, und so bietet
uns auch dieser Fund keinen Anhaltspunkt für die zeitliche Bestimmung der Bteinkistengräber in der
Hercegovina.
Dr. M. HoerneB. VorrömischerGrabstein von Jezerine. (MitTaf.XII.) Mit den folgenden
Zeilen begleiten wir die heliographischc Wiedergabe eines fragmentirten Grabsteines von Jezerine,
welcher bereits oben, S. 182, Fig. 594, in einer dem kunstgeschichtlichen Werthe dieses Denkmals
nicht ganz entsprechenden Zeichnung abgebildet ist.
Das Bruchstück ist die linke obere Ecke einer Platte aus porösem Kalkstein, Höhe 0*49,
Breite 0'40, Dicke 0*10. Die ursprüngliche Gestalt und Grösse des Steines ist unbestimmbar; da er
aber doch wahrscheinlich als senkrecht aufgestellte Grabstele gedient hat, dürfen wir annehmen, dass
er ein längliches Rechteck von grösserer Höhe als Breite bildete, welches vielleicht einen Sockel be-
sass und an der Vorderseite einen oberen, mit Figuren gezierten, und einen unteren, die Inschrift tra-
genden Abschnitt erkennen Hess. In diesem Falle wäre uns etwa die linke obere Hälfte, circa Y^ des
Monuments, erhalten. Entscheidende Partien sind ganz verloren; ausserdem ist, abgesehen von der
Zeratörung des grösseren Theiles der linken Kandeinfassung, die schlechte Erhaltung der unteren Hälfte
des Restes der figuralen Darstellung zu beklagen, deren Oberfläche bis zur Unkenntlichkeit des Ver-
laufes der Linien abgestossen ist.
Der omamentale wie der figürliche Schmuck des Steines ist durch eingegrabene Linien auf der
ebenen Fläche hervorgebracht, zeigt also, was bei einem doch so jungen Werke gewiss auffallend er-
scheinen muss, noch nicht einmal die primitive Relieftechnik der mykenischen und bolognesischen
Grabstelen, bei welcher Ornament und Figuren sich zu einer einzigen, gleichmässig über dem Grunde
ausgesparten Fläche erheben. Zunächst sei die mangelhafte Ausführung des umrahmenden Flecht-
bandcs bemerkt, dessen Curven derart in die Einfassungslinien übergehen, dass statt zweier sich kreu-
zenden Bänder eine Reihe rvj förmiger Figuren entsteht. Das obere, 7 Cm. breite Ornamentband
liegt in der Fläche des Bildfeldes, das linksseitige, 11 Cm. breite, auf einer 2*5 Cm. über das Bildfeld
vorspringenden Randleiste. Auf beiden Seiten ist der Mittelpunkt der vom Flechtband eingeschlossenen
Kreise deutlich angegeben.
Der Rest des Bildes lässt mit vollkommener Deutlichkeit den Oberkörper einer im Profil nach
rechts gewendeten behelmten männlichen Figur erkennen. Der Helm ist eine einfache hemisphärische
Haube mit einem durch drei parallele Linien ausgedrückten Bügel für den hohen, im Nacken tief hinab-
fallenden Busch. Vom Kopfe ist die rückwärtige und untere Begrenzung, das Auge (ein kleiner Kreis)
und die obere Hälfte des Gesichtsprofils wohl erhalten, vom übrigen Körper die Brust und Unterleibs-
linie, die halbe Rückenlinie und der nackt aus dem Gewände hervortretende rechte Arm. Alles
Uebrigc ist mehr oder weniger unsicher. In der unteren Gesichtshälfte, vor dem Halse, im Nacken und
auf dem Oberarm sieht man Spuren von Hieben mit einem eisernen Werkzeug, welche mit der Dar-
stellung nichts zu thun haben. Eine lange und tiefe Hiebspur geht von rechts unten nach links oben
und endet in der Helmkappe.
Leicht auf diese Figur zu beziehen ist die vertical stehende Lanze, welche wahrscheinlich von
der linken Hand des Kriegers gehalten zu denken ist, sowie ein undeutlicher, unten nach rechts ge-
krümmter Gegenstand, welchen derselbe in der rechten Hand hält. Ausserdem erscheinen rechts neben
der Lanze zwei leicht gekrümmte puuktirte Streifen, deren Deutung, wenn überhaupt möglich, nur aus
der Erklärung des ganzen Bildwerkes gewonnen werden kann. Diese ist durch den fragmentarischen
Zustand der Darstellung sehr erschwert ; immerhin dürfte es aber erlaubt sein, das Folgende wenig-
stens als Vermuthung auszusprechen.
Von der Schulter der Figur läuft unter dem Oberarm, dann parallel mit dem Unterleibscontour
eine krumme Linie herab, welche kaum anders als für die vordere Umrisslinie der Rücklehne eines Stuhles
zu erklären sein wird. Man erkennt auch die rückwärtige und die untere Begrenzung dieser Lehne,
demnach wäre die Figur sitzend zu denken. Der Gegenstand, welchen sie in der Rechten hält, ist sicher
nicht etwa die Lanze, denn er krümmt sich unten nach rechts, und das obere Ende der Lanze erscheint
zudem links neben dem vorderen Ende des Helmbusches, d. h. von demselben zum Theile verdeckt.
Dieser Gegenstand ist möglicherweise der hohe Henkel eines Trinkgefässes (Kantharos), dessen verti-
cale Bauchstreifen rechts neben dem krummen Henkelende deutlich erkennbar sind. Ist eine sitzende
und zechende Figur dargestellt, dann möchten sich die rechts neben der Lanze befindlichen punktirten,
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Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. III. Band.
HOERNES: Vorrömischer Grabstein von Jezerine.
Tafel Y\l.
J.BiCCningBr Wien hcla imp.
Notizen. 517
leicht gekrümmten Streifen als Zweige erklären lassen, wie sie in baccfaischen Scenen der archaischen
Kunst (schwarzfigurigen griechischen Vasenbildem) so häufig neben Trinkern (in Händen gehalten,
aus Bechern oder aus dem Boden hervorgehend oder blos als FüUschmuck im Felde) erscheinen. Dem-
nach wäre in diesem Bilde der Verstorbene gleichsam als heroisirte Figur mit den Abzeichen seiner
irdischen Tugenden der Freuden des ewigen Lebens theilhaftig dargestellt.
Sicherer als diese Annahme, aber dieselbe zum Theil unterstützend, ist die Stil Verwandtschaft un-
seres Fragmentes mit den barbarischen Darstellungen auf bronzenen Gürtclblechen und Situlen der
venetischen Culturzone und eines bis zur oberen Donau reichenden Verbreitungsgebietes. Auf solchen
Gürtelplatten finden wir nach griechischen Mustern (vgl. z. B. die getriebenen Bronzereliefs von
Olympia, IV., Furtwängler Taf. XXXIX, Fig. 699—702, Dodoua, Carapanos Taf. XVI, Fig. 2
und 3, den Bronzeschild von Caere, Grifi, mon. di Cere ant., Taf. XI, Fig. 3, oder die Bronzeciste
aus der Certosa bei Bologna, Zannoni Taf. LXXX, Fig. 1 und 2, an der auch das auf den Situlen
häufig wiederkehrende Bogenmuster erscheint) das Flechtband als Randeinfassung in Watsch (Mitth.
der Anthrop. Gesellschaft Wien, XIV, Taf. IV) und St. Marein (ebenda XXIV, Taf. III, Fig. 1).
Die Helmhaube mit hohem, rückwärts tief hinabfallendem Busch erscheint auf den Gärtelplatten und
Situlen von Kriegern getragen oder als Preisstück zwischen Faustkämpfem aufgestellt; wir sehen sie
aber auch auf dem Kopfe einer beim Festschmause sitzenden Figur, Situla von St. Marein im Museum
Laibach (schlecht abgebildet Argo 1893, Nr. 6, Taf. III, links zweite Zone von oben. Auf derselben
Situla [1. c. Mitte, dritte Zone von oben] sind zwei punktirte, leicht gekrümmte Streifen im Felde über
einem schreitenden Thiere angebracht).
Die wenigen herkömmlichen Dai*stellungen, welche sich auf den Situlen mit geringen Variationen
stets wiederholen, habe ich in den „Verhandlungen der XLII. Philologenversammhmg" S. 300 bis
309 einer vergleichenden Betrachtung unterzogen. Wer diese Darstellungen kennt, weiss, wie ge-
läufig den Bildnern derselben das Schema der im Lehnstuhl sitzenden, ein Trinkgefäss haltenden oder
entgegennehmenden Figur gewesen ist. Ich erinnere an die Situlen von Este-Ben venuti (Not. d. Scavi
1882, Taf. VI, Fig. 1 A\ von Watsch (Mitth. der Anthrop. Gesellschaft XIII, Taf. XX, Fig. 2), von
Kuffarn (ebenda XXI, Taf. IX), von Welzelach (Beiträge zur Anthropologie von Tirol, Innsbruck 1894,
Taf. VI). An stilistischen Details sind es z. B. die alterthümlich plumpe Bildung von Brust und Rücken,
Form und Haltung des unnatürlich kleinen Armes, die nirgends so ähnlich wiederkehren wie in den
genannten Bronzeblecharbeiten. ^) Versuchen wir aus dem Bilden'orrath der letzteren eine Idee von dem
verlorenen Theile unserer Sculptur zu gewinnen, so erscheint es möglich, dass vor dem sitzenden gewaff-
neten Zecher eine nach links st-ehende Frauengestalt mit einem Eingussgefäss oder eine zweite ebenfalls
nach rechts gewendete Sitzfigur dargestellt war. Denkbar wäre auch ein männlicher Schenke, wie auf der
Situla von Kuffarn, oder Anderes. Für die untere Partie des Steines, auf welcher links eine haken-
kreuzförmige Liniengruppe sichtbar ist, fehlt uns jeder Anhaltspunkt zu irgend einer Annahme.
Unser Bruchstück fällt im grossen Ganzen in dieselbe Culturperiode wie die venetischen Situlen
und Gürtelbleche (Ende der Hallst-attzeit — Früh - La Teno - Stufe *) und liegt auch gar nicht weit
ausserhalb des bekannten Verbreitungsgebietes dieser oberitalischen Arbeiten. Ersteres bezeugt,
obwohl wir das Stück (s. o. S. 182 und Bd. I, S. 191) nicht aus einem näher bestimmbaren Grabe
besitzen, weniger die Fundstelle, als der oben betonte stilistische Zusammenhang mit den venetischen
Situlen und Gärtelblechen. Es ist von einer gewissen culturgeschichtlichen Bedeutung, da es uns lehrt,
dass die Kunst, welche man bisher nach den Situlen benannte, und deren Genesis nach Ort und Zeit erst
seit wenigen Jahren etwas genauer bekannt ist, auch in Stein ausgeübt wurde.^) Dadurch gewinnt
das Problem dieser 'alterthümlichen barbarischen Mischkunst erhöhtes Interesse. Die Sculptur von
Jezerine kann nicht das Product eines vereinzelten Einfalles sein, Figuren dieses Stiles auf den Stein
*) Brunn' s Charakteristik der Situlenkunst (Griech. Kunstgcsch. S. 83 f.) ist vielleicht zu allgemein,
da sie nahezu auf jeden primitiven Stil anwendbar scheint, und gewiss zu günstig, da sie bloss von der
Certosa-Situle ausgeht und alle übrigen Werke dieses Genres unberücksichtigt lässt.
') Die Grabsteine mit römischen Inschriften von Jezerine zeigen in ihren spärlichen ornamentalen
und figuralen Zuthaten keine Spur dieses Stiles.
») Auf die von Benndorf (Mitth. der Anthr. Ges. Wien XIV, 1884, 'S. [44] und darnach von
Brunn (Abth. der phil. Cl. der kgl. bayr. Akademie der Wissensch. XVIII, 1886—1888, S. 171) betonten
Analogien mit der Sedia Corsini (Mon deir Inst. XI, 9) soll hier nur beiläufig hingewiesen werden, weil
dieses Werk stilistisch einer anderen Kunststufe und räumlich einem anderen Gebiete angehört. Die
tektonische Gestalt desselben kann übrigens mit unserem Bildwerk, wenn meine Vermuthnng über das-
selbe richtig ist, leicht in Zusammenhang gebracht werden.
518 1. ArchKologie nnd Qcschichte.
zu übertragen. Auch ist sie doch wohl kein Uebcrrest italischen Importes nach den Ländern jenseits
der oberen Adria. Solche Arbeiten werden öfter ausgeführt worden sein, — vielleicht gelingt es, wie
bei den Situlen, nach und nach mehrere Beispiele davon zu gewinnen — und sie dürften nicht allzu-
weit von ihren Fundstellen entstanden zu denken sein. Bewährt sich diese Verniuthung, dann dürfte
man nicht mehr blos an durch den Handel bewirkte Ausstrahlungen von einem oder mehreren Fabriks-
orten des östlichen OberitHlien denken; es wären tiefere Beziehungen wenigstens zwischen solchen
Arbeiten in Stein und dem Boden, in dem sie gefunden werden, anzunehmen.
In dem oben citirtcn Vortrage „über die Situla von Watsch und die verwandten Denkmäler**
habe ich es unterhissen, die Aufzählung bemerkenswerther Ansichten über die Genesis der Situlenkunst
auch durch die Wiedergabe der Ansichten Brunns (I.e. S. 170 — 172 und Griechische Kunstgeschichte
I, S. 81 ff.), zu welchen sich kürzlich auch S. Reinach (le bouclier d*Achille et les situles celto-illy-
riennes S. 218 — 228 in Bertrand und Keinach, les Geltes dans les vall^es du Po et du Danube,
Paris 1894 = Nos origines II.) bekannt hat, zu vermehren. Der Stein von Jezerine gibt mir einen
nicht bloss äusserlichen Anlass darauf zurückzukommen. Brunn hält die Situlenkunst für einen
Nebenschössling, der an der Peripherie der griechisch-italischen Culturwelt aus einer uralten St-ammes-
gemeinschaft hervorgegangen sei und dort noch sehr spät ein Sonderdasein weiterführe. Zwischen dem
homerischen Achilleusschild, der uns eine verwandte Kunststufe im Centrum des Culturkreises zeigt,
und den Situlen liege vielleicht ein halbes Jahrtausend, „während eine diesen Zeitraum überbrückende
Vorgeschichte für die Kunst dieser letzteren bisher so gut wie gar nicht, höchstens in durchaus unzu-
länglichen Vorstufen existirt." Wenn nun der Stein von Jezerine vielleicht auch kein Baustein zu
dieser Vorgeschichte der Situlenkunst genannt werden kann, so spricht Material und Fundort doch zu
Gunsten des Gedankens, durch welchen Brunn die Hauptschwierigkeit, d. i. die Annahme einer
Jahrhunderte langen Dauer einer gewissen Culturstufe, wesentlich gemildert ßndet. Es ist dies die
wiederholt ausgesprochene Idee einer langsamen Verschiebung der archaischen nordgriechischen Cultur
durch Illyrien nach Oberitalien, welche hier eine, freilich noch nicht sehr starke Stütze findet. Dann
bliebe für die Situlen allerdings nur mehr die Rolle von Vei*fallsproducten eines Stils von byzantini-
scher Langlebigkeit. Die Entwicklung der Ansichten über den Achilleusschild einerseits (vgl. jetzt
Reichel über homer. Waffen, Wien 1894) und die Situlen andererseits drängt auch, wenn ich recht
sehe, dahin, diesen Bronzegefässen keine höhere kunstgeschichtliche Bedeutung beizumessen, als den
phönikischen Silbei*schalen. Wenn jetzt stAtt der letzteren die ersteren zur Vergleichung mit der
Schildbeschreibung herangezogen werden, so ist das kaum mehr als Modesache^ und vielleicht ist man
nach dem, was ich in dem genannten Vortrage gezeigt zu haben glaube, ebenso berechtigt, von
„elenden illyrischen Situlen und Gürtelblechen" zu reden, wie man von „elenden phönikischen Bild-
schalen'' gesprochen hat. Eine zu wenig betonte Hauptsache bleibt immer, dass die Entstehungszeit
des Achilleusschildes eine Periode hervorragender Gusstechnik und weniger entwickelter Schmiedearbeit
war, während die folgenden Perioden nach dem Zeugniss ihrer Waffen, Geräthe und Gefässe durch die
hohe Entwicklung der Schmiedetechnik ausgezeichnet sind. Wegen ihrer vorzüglichen Technik haben
auch die phönikischen Silberschalen wie die illyrischen Situlen die bekannte weite Verbreitung gefunden.
Franz Fiala. Archäologische Notizen. (Mit Figur 28 — 55.) — 1. Ein Prähistorisches
Kupf erger äth. Kupferne Geräthe gehören zu den seltensten prähistorischen Funden im Occupa-
tionsgebiete. Das Landesmuseum besass deren bis vor Kurzem nur zwei Stücke;*) ein drittes, in der
Nähe einer Wallburg nächst der Ortschaft Kosovara im Zvorniker Bezirke gefundenes Exemplar wurde
vom Bezirkswachtmeister Dragißevic eingesendet. Nach der Classification von Osborne*) wäre
dasselbe dem Formenkreise der „geschwungenen Schmaläxte" zuzuzählen. Die Länge beträgt
11*8 Cm., die Schneidebreite 4*8 Cm. und die Höhe des Axthelmes 3*5 Cm. Das Object ist mit
schöner malachitgrüner Patina überzogen und zeigt an der Schneide starke Gebrauchsspuren. Figur 28
gibt zwei Ansichten davon in halber natürlicher Grösse. Ein ähnliches Stück aus Pakrac in Kroatien
ist im Grazer Museum und diverse Analoga im Budapester Nationalmuseum, sowie in der prähisto-
rischen Sammlung des Wiener Hofmuseums vorhanden.
2. Römische Funde aus Trnovo. Im Dorfe Dcjoici, zur Expositur Tmovo gehörig, fand
der Bauer Ibro De die gelegentlich der Fundirung eines Stalles eine silberne römische Fibel und das
Fragment einer eisernen Messerklinge. Die Fibel (Figur 29, ^ j) wiegt 23 Yg Gramm und gehört in
die Classe der sogenannten „Armbrust-Charnieriibeln". Der Querbalken ist hohl, sechskantig, Nadel
*) Aus dem Bozirk Tesanj im nördlichen Bo.snicn, siehe diese Mittheil. Bd. I, S. 316, Fig. 2, S. 317. Fig. 3.
*) Osborne, Das Boil, Dresden 1887.
Notizen.
Ö19
Fig. 28. Knpferaxt aus Kosovaj^a
(Bez. Zvornik, »/»)•
Fig. 29. »Silberne römische Annbrnst-ChanucHibel
aus Dejöi('-i (Vi).
Fig. 30.
Bruchstück eines römischen
Eisenmessers
aus Dej«5i<?i (Vi).
Fig. 31.
Fig. 32.
Fig. 31 und 32. Römische Thonlampen aus Sovidi {^j^).
520 I. Archäologie und Geschichte.
und Charnier fehlen, Fuss und Bügel sind mit Gravirungen decorirt. Das Messerfragment (Figur 30, ^/g)
rührt von einer einschneidigen dolchartigen Waffe her, wie sie öfters unter römischen Funden im
Occupationsgebicte angetroffen wurde. Weitere Nachforschungen an der Fundstätte wurden bis jetzt
noch nicht gepflogen.
3. Römische Grablampen aus Sovici. Unweit der Ortschaft Sovici, im Bezirke Ljubu^ski
(Hercegovina) wurden bei Feldarbeiten zwei römische Thonlampcn nebst einigen Gefässfragmenten
ausgegraben. Ob diese Objecte zu einem Grabfunde gehören oder einem durch Zufall entstandenen
Depot zuzuschreiben sind, konnte nicht mehr cruirt werden. Der Oelbehälter (infundibulum) ist bei
beiden Lampen kreisrund; der Schnabel mit einer Oeffnung für den Docht versehen (monolychnis) ;
Henkel sind nicht vorhanden. Die Oberfläche des Oelbehälters zeigt bei der einen Lampe (Figur 31,
V4) ^'6 Reliefdarstellung einer antiken Theatermaske, der Boden innerhalb dreier concentrischer
Kreise die Inschrift FORTIS. Bei der zweiten Lampe (Figur 32, ^1^) ist die Oberfläche des Oel-
pppcpp
behälters unverziert, der Boden desselben enthält innerhalb eines Ringes die Inschrift ^^
Beide Inschriften wurden oft an römischen Lampen aus England, Frankreich, Deutschland und
der römischen Provinz Illyricum gefunden. ^)
4. Römischer Grabfund aus Ljubuski. In diesen „Mittheilungen", Bd. I, S. 323, hat der
Verfasser eines römischen Grabfundes Erwähnung gethan, welcher in der Nähe von Ljubuski, an der
Strasse nach Hraslani gemacht wurde. Auf demselben Temtorium wurde im Sommer 1892, leider
durch unkundige Hände, ein Grabfund gehoben, dessen im Besitze des Landesmuseums befindliches
Inventar hier in Kürze mitgetheilt werden soll. Fig. 33 — 54 geben wir die Abbildungen sämmtlicher
Objecte in ^/^ natürlicher Grösse. Figur 33 : Handspiegel aus Bronzeguss mit fünf concentischen gra-
virten Kreisen decorirt, spiegelglatt polirt und schwarz patinirt. Figur 34 : Charnierfibel aus Bronze, grau-
grün patinirt. Figur 35 : Bügel aus Bronze, mit Spuren eines ehemals daran befestigten eisernen Gegen-
standes. Figur 3ß: Bügel einer bronzenen Charnierfibel. Figur 37: Bronzenes, an einem Ende spatel-
formiges, am anderen Ende kolbig verdicktes Geräth. Figur 38: Fragment eines ähnlichen bronzenen
Geräthes. Figuren 39 und 40: Beinerne Griffel. Figur 41: Bronzener Ring (Beschlag). Figur 42:
Bronzener Ring, braun patinirt. Figur 43 — 47: Thränenfläschchen. Figur 48: Perle aus blauem
Glasfluss, melonenförmig gerippt. Figur 49 : Perle aus dunkelgrüner Paste mit gelben Zonen. Figur 50
und 51 : Perlen aus grüner Pasta, gerippt. Figur 52 : Perle aus bouteillengrünem Glase. Figur 53 :
Kappenförmiger Beschlag aus Bronze. Figur 54: Geschmolzener Glastropfen.
Nach den Objecten und deren Erhaltung zu schliessen, haben wir es mit einem Frauengrabe,
und zwar mit einer Brandbestattung zu thun.
5. Rotimlja. Aus dieser circa 13 Km. nordwestlich von Stolac gelegenen Ortschaft, in welcher
schon wiederholt römische Münzen, Waffen und Inschriften gefunden wurden, erhielt das Landes-
museum als Geschenk des Herrn Bezirkslciters Ad am o vi c eine silberne römische Fibel von einer
Form, wie sie zum ersten Male aus dem Occupationsgebicte vorliegt. Es ist dies eine Charnierfibel,
deren Bügel die Form einer sitzenden Taube hat; in den Augenhöhlen des Vogelkopfes, die tief ein-
gebohrt sind, scheint entweder farbiges Email oder ein Paar Perlen eingesetzt gewesen zu sein. Das
Gewicht beträgt b^/^ Gramm. Solche Fibeln sind in Italien und Westeuropa sehr oft gefunden worden
und in einzelnen Exemplaren auch aus England und Dänemark bekannt.
G. Eine neue römische Wegroute. In der von Ph. Ballif publicirten römischen Strassen-
karte von Bosnien und der Hercegovina^) ist eine in Gradac bei PosuSje (Epilentium) einmündende
Strasse, die von y^upanjac über Rakitno führt, angegeben, es fehlt aber die directe Verbindung mit
der von Runovici (Ad Novas) nach LjubuSki (Bigeste) führenden Hauptlinie. Gelegentlich zweier
Reisen nach Gradac habe ich mir die üeberzeugung verschafft, dass ein solcher alter verbindender
Seitenweg in folgender Richtung cxistirt hat. Von Gradac führt derselbe durch Marindolac über
Roskopolje immer in schwach südöstlicher Richtung zuletzt in einem sehr steilen Abstiege zur Ru^icka
Prispa, von wo aus die weitere Verbindung mit der längs des Tihaljinaflusses führenden Haupt-
route noch festzustellen wäre. Höchst wahrscheinlich sind Samograd und Nezdravica Richtpunkte
dieser Linie. Der angegebene, vom heutigen schlechten Reitpfade sehr oft gekreuzte Weg zeigt eine
Durchschnittsbreite von l'ft M. und weist auch stellenweise Spuren einer aus grossen Steinplatten be-
standenen Pflasterung auf, die von dem Aussehen einer „Kaldrma" ganz verschieden ist. In Marindolac
') S. Birch, History of Anoiont Pottcry, London 1878.
*) Ph. Ballif, llnmischo Strassen in Bosnien und der Hercegovina, Wim 1893.
Notizen.
521
Fig. 34.
FrilhrOmiache Cliarnierfibol
ans Bronze (^/j).
Fig. 35.
Bronzener Bügel (Vs)-
Fig. 36.
Fibelbügel ans Bronze (*/»)•
Fig. 33. Bronzener Handspiegel (^/j).
Fig. 39.
Bruchstück
eines beinernen
GriflFels (V,).
O
Fig. 42. Bronzering (^s).
Fig. 40.
Bruchstück
eines beinenien
Griffels (Vs).
Fig. 41.
Bronzener
Beschlagring
(V»)-
I
Fig. 37. Fig. 3«.
Bronzener Spatel Bronzegeräth,
mit kolbigem stabffJrmig (*/s).
Knauf (Vs).
Fig. 45.
Glasfiäschchen,
kolbig, mit aus-
geschnittenem
Munflsaum(V2).
t
Fig. 54.
Glastropfen
(V.)-
Fig. 43. Glasfläschchon, kugelig
mit abgebrochenem Halse (7a).
^ ^
Fig. 46.
Glasfläsehchcn,
kolbig (^a).
Fig. 48.
Gerippte blaue
Gla.sperle
Fig. 44. Gla!<f)!i.sclichen,
kolbiR (■/,).
^^
Fig. 50 und 51. Gerippte
grüne Glasperlen (^/j).
^
Fig. 49.
Dunkelgrüne Fig. 47. Glas- Fig. 52.
Perle mitgelben fläschchenmit Gerippte
Emailstreifen schiefem Hals grüne Glas-
(V«). (V.). porle CU),
Fig. 33—54. Römischer Grabfund von Ljubuski.
Fig. 53.
Kappen-
tVjrmiger
Bronzebe-
schlaff (•/,).
522
I. ArcliHologrio und Oe»chic]itc.
und Rodkopolje wurden einige Male römische Münzen fi^efunden, und in Rotikopolje bestand eine
uralte, wahrscheinlich römische Cisteme, die in neuerer Zeit renovirt wurde.
7. Befestigtes römisches Lager in Struge. Zwischen den im Bezirke LjubuAki gelegenen
Ortschaften Öapljina und Struge finden sich auf einem am linken Narentaufer gelegenen, am Ostab-
hange von einem schmalen Wassergraben urazogenen Hügel ausgedehnte Ruinen, die im Volksmunde
den Namen „Mogorelo'' führen. Zahlreiche Schatzsagen, sowie die Erzählung von einem Kloster,
welches hier abgebrannt sei und dessen Brand viele Tage gedauert habe, knüpfen sich an diese Statte.
Eine nähere Untersuchung der Anlage ergab, dass wir es mit einem römischen befestigten Lager zu
thun haben. Eine Probegrabung, die sich blos auf die Freilegung einiger Mauerzüge behufs Her-
stellung einer provisorischen Planskizze (Figur 55) beschränkte, ergab Folgendes: Die Mauern sind
aus viereckig behauenen Quadern mit Zuhilfenahme eines mit Ziegel Stückchen vermischten Mörtels
aufgeführt. Die Länge des Castrums beträgt circa 91*5 M., die Breite 73*5 M.; die Ecken waren von
Fig. 65. Gnindriss des befestigten römischen Lagers bei Struge (Hercegovina).
zwei runden und zwei viereckigen, im Fundamentmauerwerke gut ersichtlichen Thürmen flankirt. In
der Mitte der Süd- und der Westfront, sowie im Innern des Lagerraumes befand sich je ein Thurm.
Der des Innenraumes, T\ hatte eine Art von Kellergeschoss, welches mit den anderen Etagen durch
eine Treppe verbunden war. Es wurde ferner ein Theil eines Abzugcanales, c, aufgedeckt; derselbe
ist in Stein gemauert und mit Ziegeln gewölbt. Bis auf eine kleine Bronzemünze Gonstantin des
Grossen, einige Fragmente von römischen Thongefässen, römische Ziegeln und eine mit omamentirten
Sculpturen versehene Steinplatte wurden keine Funde gemacht, da das Innere der Veste noch keiner
genaueren Durchsuchung unterzogen werden konnte.
Dr. Ciro Tmhelka. Aufdeckung einer römischen Ruine in Vitina (Hercegovina).
(Mit Figur 56 — 61.) — Es dürften zwei Decennien verflossen sein, dass der in Vitina (Bezirk
Ljubuski) begüterte Bürgermeister von Sarajevo Herr Mehmedbeg Kapeta novic an dem erstge-
nannten Orte Ausgrabungen vornehmen Hess, wobei einige Mosaikfragmente blossgelegt wurden. Es
war dies nur ein kleiner Versuch, dessen Ergebnisse seither wieder verschüttet wurden. ^)
Im Frühjahre 1893 besuchte ich Vitina in der Absicht, die Trümmer des betreffenden Bau-
werkes blosszulegen.
*) Ueber ältere römische Funde in Vitina und Veljaci vergl. Archäolog. - epigr. Mitth. IV, 1880,
S. 41 f. D, R,
Notizen.
523
Der Punkt befindet sich 1'5 Km. oberhalb Vitina zwischen der nach Imoteki führenden Strasse
und dem Mladefluss, nicht weit von der im Jahre 1863 erbauten Steiubrilcke, die hier über den
Flnss führt. Hier sind die Aecker in einer Ausdehnung von mehr als 500 M. längs der Strasse mit
Baufnigmenten und Zicgelstücken durchsetzt, und grössere Klaubsteinhalden längs der Grenzlinien
beweisen zur Genüge, dass der Boden die Ruinen alter Wohnstätten birgt. Durch eifriges Bearbeiten
der Felder wurden allerdings die Mauerreste bis in eine Tiefe von 1 M. zerstört, aber trotzdem ist
das Gebiet als Ruinenfeld leicht erkenntlich. Das Letztere erstreckt sich auf das andere Ufer des
Mladcfiusses, und am zahlreichsten fand ich Spuren von Bauresten in dem an das Kapellchen St. P2lias
von Veljaci am Mladefluss angelegten Friedhofe.
Hier befinden sich die beiden Inschriftfragmente C. I. L. III, Nr. 8496 und 8504 und die
allerdings verwitterte schriftlose Grabstele, welche der Kapelle als Thürsturz dient. Obwohl um diese
Fig. 56. Römische Ruine in Vitina.
Kapelle und die daneben liegende Kfrchenruine römische Ornamente am häufigsten vorkamen, konnte
an eine Ausgrabung, welcher der gegenwärtige Friedhof hätte zum Opfer fallen müssen, nicht gedacht
werden. Ich Hess deshalb auf der Ackerparcelle des Ivan Tambur, am jenseitigen (linken) Mlade-
ufer das Erdreich neben jenem Bauwerke biossiegen, wo einst die erwähnten Mosaikfragmente ge-
funden worden sind.
Die Mauern desselben ragten nur an einigen Stellen 50 — 60 Cm. über das ursprüngliche
Estrichniveau ennpor; an manchen Stellen waren sie kaum sichtbar, an einigen bereits ganz aus-
gehoben, so dass die ursprüngliche Grundform an diesen Punkten nur vermuthungs weise reconstruirt
werden konnte.
Das Bauwerk hatte einen nahezu quadratischen Grundriss mit vier Räumlichkeiten (Figur 56).
Den Zugang bezeichnen zwei an der Südwestseite befindliche Mauern, welche um 1*80 M. hervor-
ragen und das Vestibulum A bildeten. Von hieraus gelangte man in einen 7 M. langen und 6" 85 M.
breiten Saal 7?, dessen schwebender Estrich von einer doppelten Quermauer und kleinen, aus runden
Ziegelscheiben gebildeten Säulchen getragen wurde. Diese Säulchen wurden an zwei Stellen noch in
situ gefunden, während sie, sowie der Estrich darüber, im übrigen Räume zerstört waren.
Diese Anlage bildete das Hypocaustum und war bestimmt, durch unterirdische Heizung den
Raum während der rauheren Jahreszeit zu erwärmen.
524
I. Archäologie und Geschichte.
An diesen Saal schloss sich nordöstlich eine längliche Halle C\ während die Nordwestseite ein
grösseres (D) und ein kleineres Zimmer (E) einnahmen. Drei dieser Räumlichkeiten hatten einen
Gussestrich, ein einfaches, mit Ziegelsplittern versetztes „Pavimentum testaceum", und das kleine Zim-
Fig. 58.
Bronzeknopf aus
Vitina (Vi).
Fig. 67. Schnallenring (Hronze)
aus Vitina (^/i).
Fig. 60. R/imische Ruine hei Borasi
und Sockolplattc
aus der Apsis derselben.
\
Fig. 59. Ziegel fragraent mit Legions-
stempel aus Vitina.
Fig. 61. Pfeiler (Altarfuss)
aus der Ruine von Borasi.
mer £ wies noch Reste eines einfachen, aus weissen und grauen Stiften zusammengesetzten Mosaikes
auf. Es ist dies das Mosaik, welches vor Decennien entdeckt, leider aber auch gänzlich zerstört wurde. An
der Nordecke schloss sich an dieses Wohngebäude ein geräumiger Woi (F) von 9 X 10 M. Grösse an.
An beweglichen Funden enthielt das Wohngebäude: Eine Bronzemedaille Germanien s'
(Cohen I, 138, Nr. 4), geprägt 18 n. Chr. — Eine Bronzemünze der Faustina (Cohen II, 600,
Notizen. 525
Nr. 206). — Eine Silbermünze des Septimius Sevcrus, geprägt 200 n. Chr. (Cohen III, 266,
Nr. 280). — Eine kleine Bronzemünze des Valens (Cohen VI 420, Nr. 72) und drei Bronzemünzen
mit verwischter Legende, wovon die eine der Zeit Vespasians, die andere der Gordians, die
dritte der des Valens angehören dürfte.
Femer wurde hier der in Figur 57 abgebildete Schnallenring aus Bronze und der Buckelkopf
Figur 58 gefunden.
Das bemerkenswcrtheste Fundstück ist das Fragment eines Stempelzicgcls (Figur 59). Wir
lesen darauf LEG ' IRI * 1» womit nur die Legio IV. Flavia (felix) gemeint sein kann. Lcgionsstempel
auf Ziegeln sind im Occupationsgebiete grosse Seltenheiten. Bi^er sind nur Stempel der VIII. und
XII II. Legion bekannt geworden.
Während diese letzteren Stempel im Garnisonsgebiete der beiden Legionen gefunden wurden,
ist das Vorkommen eines Stempels der IUI. Legion in der Hercegovina schwer zu erklären. Das
Garnisonsgebiet dieser Legion war nach Münzen und Inschriften MoesiaSuperior, wo besonders in
der Umgebung von Belgrad und Semendna zahlreiche Inschriften derselben gefunden wurden, welche
verschiedene active Functionäre dieser Legion nennen. Singidunum selbst war Sitz der Präfectur
dieser Legion (C. I. L. III, p. 265), auch dort wurden zahlreiche Ziegcistempel derselben gefunden
(C. I. L. III, Nr. 6326 und 8276). Auf dalmatischen Inschriften finden wir auch wohl Soldaten dieser
Legion, jedoch selten genannt (u. a. C. I. L. 2004, 2021); auch sind es nicht mehr active Militärs,
sondern Veteranen, die sich Salona zum Kuhesitz ausgewählt hatten, und wir dürfen keinesfalls aus
diesen Inschriften schliessen, die Legion habe jemals in Dalmatien gestanden. An einen Import von
Ziegeln aus Mösien ist schon in Anbetracht der grossen Entfernung nicht zu denken, und überdies
wissen wir, dass diese Gebiete des römischen Dalmatien ihren Bedarf an Ziegeln, wenn sie ihn nicht
selbst bestritten, aus Italien bezogen.
Als von Vitina stammend wurde mir vom Herrn Strassenmeister Vincenz Mehr in Ljubuäki
noch eine Silberdrachme von Dyrrhacliium übergeben A. : K T 11 T ü a R. : A V P i a | M T N | T A (vergl.
Mionnet, S. III, 338, 188. Eckhel, I, 100, 41).
Während einer Excursion fand ich am Fusse des von einer prähistorischen Ausiedlung ^) be-
krönten Utvicahügels, etwa 4 Km. nördlich von Vitina, in der Ortschaft Boras i Ruinen eines kleineren
Bauwerkes, die ich ebenfalls blosslegcn liess. Zahllose, gut gefertigte und gebrannte Dachfalzziegel
verriethen einen Bau aus römischer Zeit, die Grundform aber eine frühchristliche Kapelle von 8*2 M.
Länge und 5-70 M. Breite (Figur 60).
Die Kapelle war ein einfaches Gemach, in dessen Hintergrund sich eine geräumige Apsis be-
fand. Die Stelle, wo der Altar stand, bezeichnete eine längliche Sockelplatte A aus Sundstein , in
welcher fünf Vertiefungen für die Füsse des Altartisches eingemeisseit waren. Ein Pfeilerchen, das
dem Altar als Fuss gedient haben mag, wurde noch vorgefunden und ist in Figur 61 abgebildet.^
Längs der Apsiswand lief eine aus Stein gemauerte Bank. Ein in der linken Ecke neben der
Apsis eingelassener massiver Steinblock diente als Ambone. Der Eingang befand sich an der Nord-
seite. Dachconstructiou und Fussboden (einfaches Opus tcstaccum) beweisen, dass hier eine römische
Anlage vorliegt, und sprechen für die frühe Christi an isirung dieses Gebietes.
In Folge verschiedener Excursionen kann ich im Bezirke Ljubuäki noch an andeien Stellen
römische Ruinenfelder nachweisen, die bisher in der Literatur nicht angeführt sind:
Utvica, auf dem Anwesen des Mijo Boras und M. Soldo (Ziegel- und Schutthalden).
Zupnica („Crkvina") bei Klobuk (ein ausgedehntes Ruinenfeld, wo ich oberflächlich die Mauer-
grate eines 10 X ^^ ^* grossen Gebäudes verfolgen konnte).
Drinovci, zwischen Tihaljina und Ru^ici (eine römische „Gradina'').
Ru^ici, im Felde des Knezen Mikulic unweit von der Kirche (ein römisches Ruinenfeld).
Klobuk, 2 Km. westlich vom Berge Klobuk, auf dem Anwesen des Bauers Cutuk (die im
Buschwerk versteckte Ruine eines römischen Bauwerkes von circa 200 Quadratmetern Flächenraum,
dessen Mauerreste ich genau verfolgen konnte). In den angrenzenden Aeckem habe ich folgende
Münzen aufgelesen: Kleine Brouzemünze des Gallienus. — Kleine Bronzemünze des Claudius II.
Gothicus (Cohen V, 587, Nr. 46). — Bronzemünze des Carus: A.: IMP.CARVS P F AVG
R.: PAX EXERCIT I — PXXI (Cohen V, 324, Nr. 61).
') Im Mittelalter stand dort ein Wartthurra, des8en Rainen noch kenntlich sind.
') Aehnliche Altarformen habe ich bisher in Zenica und VaroSluk gefunden.
526 I. Archäologie und Geschichte.
Od^aci unter der Probojquelle (Ziegel- und Mauerreste. Während des Ackerns werden hier
öfters Münzen gefunden).
Goljeyici (römisches Ruinenfeld).
Ba^ine njive (Gemeinde Tihaljiua), 2 Km. östlich von der mittelalterlichen Burg Muko6grad
(nebeneinander die Ruinen eines kleineren und eines grösseren Bauwerkes. In beiden ist das Mauer-
werk über 1 M. hoch sichtbar, in der kleineren die Wcstecke noch 2*5 M. hoch erhalten). *)
Dr. Carl Patsch. Zwei römische Ziegelbruchstücke. — Vor Kurzem wurden der Sammlung
römischer Ziegel des Landesmuseums zwei Bruchstücke einverleibt, die, so unansehnlich sie auf den
ersten Blick erscheinen, dennoch für die Aufhellung der römischen Vergangenheit unserer Länder von
nicht gering zu schätzender Bedeutung sind.
1. Ziegelstempel der legio IUI Flavia felix aus Vitina bei Ljubutiki. Bruchstück
eines Falzziegels, mit Sand und Quarzkörnern gemischter Thon, blass gebrannt; oben, rechts und
unten gebrochen; Höhe 0*25, Breite 0'16, Dicke am Falz 0'07, sonst 0*035; innerhalb einer auf der
Seite, wo der Falz vorspringt, befindlichen rechtwinkeligen Vertiefung (Schild, Höhe 0*019, Breite
0*077) erhabene Buchstaben, ihre Höhe 0*013; gefunden in einem römischen Gebäude in Vitina. *)
(LEG*lil|si^i\
Unter den drei Legionen, die für die Zuweisung in Betracht kommen können, der legio IUI
Maci'donica, Seythica und //// Flavia felix, haben wir uns, glaube ich, nach dem Buchstabenreste für
die letztgenannte zu entscheiden. Ob der Stempel auch das Cognomen f{dix) enthielt, vermag ich
dem Ziegel nicht zu entnehmen.
leg{io) IUI F(lavia) [ff(elix)]
Durch diesen Ziegel erfahren wir zum ersten Male mit völliger Sicherheit, dass die sonst in
Singidunura - Belgrad stationirte Legion zum Mindesten durch eine Vexillation eine Zeitlang im
exercitus von Dalmatien vertreten war. — G. Wolff hat in seiner trefflichen Untersuchung „Die
römischen Ziegeleien von Nied bei Höchst a. M. und ihre Stempel** ^) mit Recht wieder darauf hin-
gewiesen, dass man nicht ohneweiters berechtigt ist, aus dem Vorkommen von Ziegeln einer Militär-
abtheilung auf deren Station irung an dem betreifenden Orte zu schliessen, da erwiesenermassen ein
Truppentheil auch andere Abtheilungen mit Baumaterial versorgt hat. Diese folgenreiche Wahrneh-
mung wird bei uns in Illyricum, insbesondere bei der B^eststellung der Donaubesatzungeu, wo die
Ziegel leicht versendet werden konnten, nicht ausser Acht zu lassen sein; hier werden wir vielleicht
ähnlich wie in Nied bei Höchst a. M. nach einer „Ceutralstätte für Militärziegelfabrikation'' zu suchen
haben, von der aus andere an dem Grenzstrome gelegene Garnisonsorte versehen worden sind.*) Bei
unserem Ziegel indess ist es doch wohl sicher, dass er an Ort und Stelle von einer Abtheilung der
vierten Legion gebrannt worden ist; denn bei der grossen Entfernung und den hohen Transportkosten
scheint es völlig ausgeschlossen, dass die genannte Legion von Belgrad aus Militärabtheilungcn in
Vitina, also in einem beinahe an der Küste der Adria gelegenen Orte, mit Ziegeln versorgt habe,
oder dass umgekehrt für sie in Vitina Ziegel fabricirt und ihr nach Belgrad zugeschickt worden seien.
Die bisherigen Nachrichten über die Icfjio IUI Flavia Hessen nicht erkennen, dass dieses Regi-
ment auch in unserer Provinz vertreten war. Es sind wohl vier Inschriften von ihm angehörigen Sol-
daten in Dalmatien zum Vorschein gekommen, aber zwei: C. I. L. III, 2864 (Nedinum) und 2029
(Salonae) gehören Männern an, die früher einmal, im Beginne ihrer Carriere bei dem Regimente ge-
dient hatten, und C. I. L. III 2004 nennt einen vet(eranu8) leg(ioniis) IUI F(laviat) /(elicis)^ Vetera-
nen brauchen sich aber nach ihrer Verabschiedung nicht in der Nähe ihrer Abtheilung niederzulassen.
^) Vielleicht identisch mit dem Bauwerk, welches P. Bakula dort kennt: „In Basine njivo (Barbarae
canipi) eccle»ia S. Nico lau dicta extabat.*' D. Red.
*) Vgl. (3. Truhelka's Mittheilung in der unmittelbar vorangehenden Notiz, wo in Figur 59 ein
gutes Facsimile des Stempel» gegeben ist.
») Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, IV. Bd. (1893), S. 325 f.
^) Einen werthvoUeu Beitrag zur Beantwortung dieser Frage hätte F. Kanitz leisten können,
wenn er in seinen „Römischen Studien in Serbien" (Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften in Wien 1892) genauere Angaben über die in den serbischen Donaucastellen gefundenen Stempel
gemacht hätte.
Notizen. 527
Nur die Grabschrift C. III 2021 (Salonae): M. Eutunius Victor AequiUnae Tertiae coiutigi et L, Mario
Fortunato fratri mtl. leg. IUI F. f. H. s. 8. mit der Angabe eines im Dienste verstorbenen Soldaten
dieser Legion enthielt eine Andeutung; aber hier wäre der Einwand möglich gewesen, der Soldat
könne während seines Urlaubes in der Hauptstadt Dalmatiens vom Tode ereilt worden sein.
Jetzt, da wir durch unseren Ziegel wissen, dass die vierte Legion ein Contingent zu den dalma-
tinischen Truppen gestellt hat, können wir mit einiger Sicherheit vermuthen, dass Fortunatus zu dem-
selben gehört hat.
Leider enthalten weder Inschrift noch Ziegel etwas, wodurch eine genauere Zeitbestimmung er-
möglicht würde. Der Terminus post quem ist die Errichtung der Legion durch Vespasian an Stelle der
aufgelösten legio IUI Macedaiüca. Da in der Inschrift beide Männer noch alle drei Namen führen
und unter den drei Gentilnamen die in der späteren Zeit so häufigen Kaisergen tilicia gar nicht ver-
treten sind, so darf man annehmen, dass die Inschrift der älteren Kaiserzeit (etwa bis zu den Anto-
ninen) angehört. Auch der Anlass dieser Verstärkung der dalmatinischen Truppen entzieht sich
unserer Kenntniss.
Ich habe angenommen, dass nicht die ganze vierte Legion, sondern nur ein Detachement in
Dalmatien gewesen ist, weil seit dem Abmärsche der legio XI Claudia pia fidelis nach Germania su-
perior im Jahre 70 n. Chr. nie wieder eine volle Legion in Dalmatien stand. ^) Dass dies auf dem
Ziegel nicht ersichtlich gemacht wird, ist nicht auffallend. ^)
Der Gamisonsort dieser Abtheilung kann nach dem, was wir über den Bezirk Ljubuski wissen^
nicht zweifelhaft sein ; etwa anderthalb Stunden südlich von Vitina, dem Fundorte des Ziegels, be-
findet sich bei Humac das in römischer Zeit stets besetzte Bigeste, ^) von hier aus wurde das Gebäude
bei Vitina erbaut.
2. Ziegelstempel der legio XIV gemina Martia victrix aus Velika Kladuda im Be-
zirke Gazin. Bruchstück, ringsum gebrochen, rückwärts stark abgeschlagen^ mit Sand gemischter
Thon; Höhe 0*16, Breite 0*11, Dicke 0*023 ; innerhalb eines oblongen, rechtwinkeligen, 0*076 breiten
Schildes, dessen unterer Rand nicht ausgeprägt ist, erhabene Buchstaben, ihre Höhe 0*02; gefunden
in Velika Kladusa am linken Ufer des Baches Kladu^nica auf der „Crkvina" genannten Ruinenstätte
mitten unter anderen römischen Ziegeln.^)
\LXIIIIC|
Auf diesem Ziegel fehlen die Ehrenbeinamen Martia victrix, die sich die Legion in Britannien
erworben hatte. Mommsen ist C. I. L. III, S. 582 geneigt, solche einfachere Stempel für älter zu
halten als die, welche den vollen Namen bieten; Wolf f scheint mir in der oben angeführten Schrift
S. 267 mit Recht daran zu erinnern, dass das Fehlen der Cognomina kein Kriterium für die zeitliche
Fixiruug abgeben könne.
l(egio) XI III g(emina)
Der Ziegel ist in gleicher Weise wie der vorhergehende lehrreich, indem wir ersehen, dass ein
Detachement der vierzehnten Legion eine Zeitlang in Bosnien lag. Da, soviel wir bis jetzt wissen, in
Velika Kladuöa oder in dessen Umgebung keine andere Truppenabtheilung stationirt war, werden
die Vierzehner für eigene Bauten die Ziegel in Kladuöa fabricirt haben.
Da Kladusa in der Nähe der bis jetzt angenommenen Grenze zwischen Pannonien und Dalma-
tien liegt, ist die Frage zu stellen, ob der alte Ort in dieser oder in jener Provinz gelegen habe.
Militärinschriften sind, wie neuestens die Untersuchung A. v. Domaszewski's^) über die Grenzen
zwischen Dalmatien und Obcrmösicn bestätigt hat, für die Beantwortung solcher Fragen von be-
sonderer Wichtigkeit. In Dalmatien war wohl die Legion im Jahre 68, aber nur ganz kurz; sie war
hieher von Nero aus Britannien wegen des Krieges gegen die Albaner commandirt worden, aber
gleich nach dem Tode dieses Kaisers ging sie nach Italien hinüber und kehrte unter Vitellius wieder
nach England zurück. ^) Dass sie während jenes vorübergehenden Aufenthaltes, eigentlich nur Durch-
*) Vgl. namentlich Mommsen, C. L L. HI, S. 280.
*) Vgl. z. B. die Stempel der legio VIII Äugtista in Asseria und in Humac C. I. L. 111, 10 181 1 und j.
») Vgl. diese „Mittheilungen«, Bd. 1, 8. 33?.
*) Veröfi'entlicht mit Facsimile von W. Radimsky, oben S. 295, Figur 27.
») Archäolog.-epigr. Mittheilungen XHI, S. 129 ff.; vgl. O. Hirschfeld, C. L L. HI, S. p. 1474.
•) Tacitus, Hiflt. 2. 11. 32. 43. 54. 66. 86. Vgl. Mommsen, C. L L. HI, S. 280.
528
I. Archäologe und Geschichte.
marschcB gebaut habe, ist kaum denkbar. Ferner enthält von den daluiatinischen Inschriften, die sie
erwähnen, keine einen Beweis dafür, dass sie später noch einmal nach Dalmatien gekommen sei. ^)
Dagegen gehörte sie seit dem Beginne des zweiten Säculums *) jahrhundertelang zum Heere von Pan-
nonia superior, wo sie — auch im Süden der Provinz, z. B. in Siscia — zahlreiche Stein- und Ziegel-
inschriften hinterlassen hat. Da nun auch aus anderen Gründen ^) ungefähr in der Gegend des Fund-
ortes des obenbeschriebenen Ziegels die Grenze zwischen Pannonicn und Dalmatien angenommen
werden muss, werden wir die Ansicht aufstellen dürfen, der Ziegel der vierzehnten Legion sei nach
Velika KladuAa gekommen, weil dieser Ort noch im Bereich des commandirenden Generals von Pan-
nonin superior, dem die genannte Legion unterstand, lag.
Ist dieses richtig, so haben wir wenigstens an einer Stelle die Grenze zwischen Pannonien und
Dalmatien näher bestimmt. In welcher Unklarheit wir bis jetzt über die langen pannoniseh-dalmati-
schen Confinien sind, zeigt der gerade verlaufende Grenzstrich auf der Kiepert'schen Karte IV im
C. I. L. III. Wir werden nun die Grenze zum Mindesten in die Breite von Velika KladuSa weiter
nach Süden schieben. Bis jetzt war Ad fines zwischen Glina (südwestlich von Siscia) und Topusko,
nordöstlich von KladuÄa, verlegt worden. ^)
Im Anhange möchte ich noch einmal auf den von mir in den „ Archäolog.-epigr. Mittheilungen ",
XVI, S. 88 publicirten Ziegelstempel der legio VIII Augusta zurückkommen. Er ist identisch mit dem
C. I. L. III, 6435 und 10181^ wiedergegebenen und stammt nicht, wie mir im Jahre 1891 mitge-
theilt wurde, aus Zupanjac, sondern, wie es richtig im C. I. L. III heisst, von Grad^ine bei Humac.
lieber diese Localität vgl. M. Hoernes, Archäolog.-epigr. Mittheilungen IV, S. 40 und meine Be-
merkungen in diesen „Mittheilungen'', I, S. 332.
Wie wichtig Stempelvergleichungen werden können, hat G. Wolff gezeigt.
Dr. Ciro Truhelka. Eine Abraxasgemme. (Mit Figur 62.) — Unter Abraxasgemmen versteht
man eine ziemlich grosse Anzahl geschnittener Steine, die weder technisch noch inhaltlich dem classi-
schen Alterthume angehören, obwohl sie in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung zurück-
reichen. Den Namen haben sie von dem mystischen Worte Abraxas oder Abrasax, das stets darauf
vorkommt.
Fig. 62. Abraxas-Gemme aus 8rpski-Vülari bei Prijedor.
Die figurale Darstellung dieser Gemmen ist gewöhnlicli sehr grotesk, zeigt aber vorherrschend
einen Typus: einen männlichen Oberkörper mit einem Hahnkopf und ausgebreiteten Händen, die eine
Peitsche und eine Schlange oder ähnliche Attribute halten •, die unteren Extremitäten laufen in die
Gestalt einer Schlange aus.
*) C. I. L. lll, 2066 uöinit einen cetcramut; 2915 rührt von einem Familieugrabe her; 1780. 1911.
2015. 8431. 8435. 10050 machen Unterofficiere (hentficiarii coiisuIarU und einen comnierUarienaus coiutdari»)
namhaft, die dem Statthalter von Ualmatien von Paniwnia mperhr aus zugewiesen wurden, vgl. Mommsen
C. 1. L. III, S. 283; Ballif-Patsch, Strassen, 1 S. 57 ff.-, 2029 und 2035 sind Centurioneu gesetzt worden,
die früher einmal bei der vierzehnten Legion gedient hatte«, aber in Salonae als Uauptloute der leg. II
Traiana, beziehungsweise der kg. XI Claudia gestorben sind. Entsprechendes gilt von dem vir c/armiwm^
der Inschrift n. 2830.
^) Genau lässt sich die Zeit der Ankunft der Legion aus Gevniania mperior in Pannonien nicht be-
stimmen; sicher ist, dass sie am Ende des ersten Jahrhunderts in Germania mperior und unter Hadrian
in Pannonien war. Vgl. Mommsen, C. I. L. lU, S. 482. 550; J. W. Kubitschek und S. Frankfurter,
Führer durch Carnuntum, S. 17. G. Wolf f a. a. O., S. 333.
») Mommsen, C. L L. UI, S. 496.
*) Vgl. die Karte von Kiepert und Mommsen 's Auseinandersetzung im C. I. L. lU, S. 496.
Notizen. 529
Eine solche Gemme ans grauem, braun- und gelbgebändertem Achat besitzt das Landesmuseum.
Dieselbe wurde von einem Bauer auf seinem Ackerfelde in Srpski Volari bei Prijedor gefunden und
vom Forstverwalter Karl Kralowetz dem Landesmuseum geschenkweise überlassen. Die ovale, im
Durchmesser 29 und 25 Mm. messende Gemme ist auf beiden Seiten geschnitten. Die Abraxasgestalt
besteht aus einem Torso mit Schlangenfüssen. Der Rumpf trägt einen doppelten Hundskopf, der von
einem Federbusch gekrönt ist und somit an ägyptische Götterbilder erinnert, während die beiden dem
Rumpfe angefügten Händepaare die (asiatischen Religionsanschauungen entsprechende) Tendenz, die
Gottheit bildlich durch Vervielfältigung einzelner Glieder darzustellen, zeigen. Das obere Händepaar
hält je eine Schlange und einen Dreizack, das untere einen Dolch und eine Schlange. Unter der Ge-
stalt befindet sich eine herzförmige Schale und ein Doppelkranz.
Die Rückseite der Gemme trägt folgende Inschrift: lACJCA BAU GICTRA HA ABRA CA2.
Das erste Wort lACJ ist identisch mit Jehovah; das folgende lautet, wenn wir statt des corrumpirten
€ ein G setzen, SABAOTH. In dem nun folgenden Worte dürfte jenes im zweiten fehlende „T" aus-
zuschalten sein, und wir lesen es „ICPAMiL'*, während das Schlusswort „ABPACAX" lautet. Wir
können die Inschrift demnach lesen: JAO SABAOTH ISRAEL ABRASAX".
Solche Abraxasgemmen erhielten sich bis ins späte Mittelalter und wurden namentlich von
Mystikern und Alchymtsten als wunderkräftige Anmiete gepriesen.
P. Alezander Hoffer. lieber die Lage einiger in der Urkunde Königs Sigismunds vom
Jahre 1426 erwähnter Ortschaften. (Vgl. o. S. 326 ff.) — Da zur Aufhellung der dunklen und
verwickelten Geschichte und alten Geographie Bosniens auch der geringste Beitrag von Werth sein
kann, so dürften auch meine nachstehenden Bemerkungen nicht überflüssig sein.
Als König Sigismund dem Stephan Lazarevic die Bestätigung zum Despoten des Königreiches
Rascien ertheilte, bezeichnete er mehrere Ortschaften an der West- und Nordgrenze, die nach dem
Ableben des Despoten dem Könige wieder anheimfallen sollten. Als solche werden aufgezählt: die
Burg „Thysnicza" und ihr Gebiet; „Ozach" ; die Burg „Zachel" im Gebiete „Polanzu*, in dem
seinerzeit Fürst Hrvoja die Burgen „Brodar" und „Zomzed** erbaute-, die Ländereien der einstigen
Feudalherren Dragiäa und Halap bei der Burg Zachcl, deren Besitzer bereits ausgestorben waren; die
Burg und das Banat „Macho** und andere.
Bei Untersuchungen über die Lage dieser Localitäten dürfen jene Ortschaften nicht aus dem
Auge verloren werden, die der Despot im Besitze oder auf irgendwelche Weise sich angeeignet hatte.
Demnach kommen hier ausser Betracht das Banat Usora und die in demselben gelegenen Ortschaften,
ferner die Burg Bosnisch -Soko nächst Gra^anica. Im Kriege, der von Sigismund 1410 gegen die
Bosnier geführt wurde, eroberte er den nordöstlichen Theil Bosniens, d. i. das Banat Usora und das
östliche Bosnien bis gegen Srebrenica. Die Burg Srebrenica verlieh er 1411 dem serbischen Despoten,
die übrigen Burgen verschenkte er an seine Anhänger oder trat sie denselben ab. ^)
Wenn wir nun die in jener Urkunde erwähnten Ortschaften suchen,- so kommen wir be-
züglich der Burg Thysnicza und des Gebietes von Ozach zu der Vcrmuthung, dass dieses Ozach oder
Ozaö mit Osac, Osat identisch sei. Osat ist ein aus mehreren Ortschaften bestehendes Gebiet unweit
von Srebrenica, im Districte von Osat lag zur türkischen Zeit selbst die Burg Srebrenica. ^)
Hadji Chalfa^) schreibt: „Der Kadiluk (Bezirk) Ossad nächst Valjevo , 23 Tagreisen von Con-
stantinopel entfernt, ist von den Bezirken Uzica, Viäegrad und Srebrenica umschlossen; der zweit«
Name dieses Bezirkes lautet: öaliin-Iuvassi" (Falkennest, dies wäre Soko in Serbien).
Wo die Stadt Thysnicza = Tisnica lag, vermag ich nicht anzugeben; doch weiss ich, dass es meist
ohne Nutzen ist, die Lage alter Burgen nach den jetzt bestehenden Ortnamen zu suchen, da die
Burgen der alten Feudalherren ihre besonderen Namen hatten. Hat nun die Yolkstraditiou diese nicht
bewahrt, oder sind die Namen den Gelehrten nicht bekannt, so werden die Letzteren nur von Ver-
muthung zu Vcrmuthung geleitet. Ich fand einen Ort, dessen Name an Tidnica erinnert, in dem Ge-
biete „Tisaöka", welches nach dem Gebiete Teoßak aufgezählt wird, und in welchem Stephan Rat-
kovic, Logothet beim serbischen Despoten und später beim bosnischen König, im Jahre 1458 das
Dorf Sarebire besass. ^)
*) Const. Jirecek, Handelsstrassen etc., S. 39, 50 und 117. — V.Klaiö, Geschichte Bosniens, S. 242 ff.
— Monumeuta 23, auch Acta Bosnensia, S. 91 ff. und insbesondere Nr. 559, S. 102.
*) Jukid, Zeraljopis i povjest. Bosna, 8. 41. — Ami BouS, Itin^raires II, S. 275.
^) Rumeli und Bosna, übersetzt von Hammer, 1812, S. 173.
*) Diplom des Königs Thomas im „Rad jag. akadeffllje** I, 157.
Band III. 34
530 I. Archäologie und Geschichte.
Zachel ^■- Sokol, Brodar und Zomzed (Szoinszcd, Sußjed) ßind an anderen Orten bezüglich
ihrer Lage schon bekannt geworden, das Gebiet oder der District Poljanac ist nicht schwer aufzu-
finden. 8oko war eine sehr feste Burg, aufgebaut auf einem steil abfallenden Felsblock, weshalb
auch die türkische Bezeichnung dieser Burg als „Falkeuhorst*' recht glücklich gewählt erseheint. Sie
liegt in Serbien etwa zwei Stunden nördlich von Zvornik, am Flusse GraÖanica am Südhange des
Ro^nagebirges.^) „Poljane", so schreibt Mili^evic, ^ist ein seinem Umfange nach etwas grosserer
Ort als Jagodina und liegt zwischen Postijenje und Krupanj etwa l^/^ Stunden nordwestlich von
Sokol entfernt. Ich erwähne diesen Ort deshalb, weil es sehr wahrscheinlich ist, dass wir es hier
mit jenem Gebiete Poljane zu thun haben, auf welches die Ungarn nach dem Tode des Despoten
Stephau Visoki Anspräche erhoben.** *) Im Jahre 1410 — so sagt eine Ragusaner Urkunde — er-
oberte das ungarische Heer „Vranduk, Sotto Visocki, Bobovac, Srebernich, Chuzlath, Brodarum.
Sussieth cum mercato Srebernice'' . ^) Nachdem Kuälat oder Kudlat an der Mündung des Jadar in die
Drinacja liegt, so muss im dortigen Umkreise auch Brodar und Susjed gelegen haben. Eine Burg Brodar
lag auf oder unterhalb eines Gebirges, welches Bujak hiess, denn es schreibt Ivaniä Pavlovic im
Jahre 1442 : „Am Gebirge, am Bujak, gegenüber unserer Burg Brodar."^) Thatsächlich existirt auch
heute ein Dorf Bujakovici in der Gemeinde Srebrenica, doch gibt es auch ein Gebirge Bujak an der
Mündung des Limflusses, es kann also die Burg des Pavlovic auch dort sich befunden haben. Wap
aber die Burg Susjed betrifft, so erscheint es höchst wahrscheinlich, dass darunter jene Burg gemeint
ist, die im Vertrage zwischen Ungarn und der Türkei 1503 und 1519 als dem Sultan gehörig
bezeichnet wird und die südlich von Usora lag. Sie wird genannt bei Theiner Zuzed, bei Hammer
Zwled, bei Schimek Zvied. Dass Brodar und Susjed von Hrvoja erbaut wnirden, besagt jene Urkunde
des Königs Sigismund, da es dort heisst: er hätte angeregt, dass in den Kriegen 1406, 1407, 1410
diese Burgen erbaut oder befestigt würden.
An der Drina lagen auch die Besitzungen der Familie Diniöic; jeuer Dragi.sa, den die Urkunde
König Sigismunds ei'wähnt, wird der Zupan Dragisa DiniÖic sein, der in bosnischen Urkunden aus
den Jahren 1400, 1420 und 1421 genannt wird und der im Jahre 1424 in Srebrenica residirte. ^)
Halap ist aber sicherlich jener Johann „de Halap**, der im Jahre 1415 mit mehreren anderen unga-
rischen Magnaten in die türkische oder bosnische Gefangenschaft fiel, mit ungeheuren Geldopfem
sich loskaufte und vom Könige Sigismund für treue Dienste besonders hervorragend belohnt wurde. ^)
Wo die Burg und das Banat Maßva, das Gebiet Byrwa = Bitva und die sonstigen Orte lagen,
dies wurde im Aufsatz des Herrn v. Thalloczy S. 232 f. genügend erörtert.
Wie aus meinen Darlegungen hervorgeht, hält sich die Urkunde König Sigismunds — was
übrigens in gleichen Fällen auch sonst gewöhnlich geschieht — an eine gewisse Reihenfolge, die, von
Südwest beginnend, nach Norden und dann nach Osten geht. Damit wird aber unsere Ansicht nur
noch mehr bekräftigt. Wir werden also die Situationsangabeu in der Abhandlung v. Thalloczy's
(oben 1. c.) wie folgt ergänzen: Srebrenica, von dieser Burg gegen Nord das Gebiet von Osat,
in demselbeu TiAnica, wieder etwas weiter in nördlicher Richtung Brodar und Susjed, am
gegenüberliegenden Drinaufer Soko und das Poljanacgebiet zwischen Soko und Osat.
*) Mili<5evid, Srbija, p. 524.
") Ebenda, p. 553, dann „Otadibina", Belgrad, U, 198.
^) Const. Jirecek, Handelsstra.ssen etc., S. 117.
*) Miklosich, Monum. serb., p. 414.
*) Vgl. Daniöic -Miklosich, Öpomenik srpske kralj. akademije, II, 75.
*) Vgl. Acta Büsnensia, dann Monumenta bist. Slav. illustr. 23, Nr. 566, p. 102; Nr. 670, p. 126.
IL THEIL.
VOLKSKUNDK
34*
A. Berichte und Abhandlungen.
Südslavische Volksschauspiele primitivster Art.
Von
Dr. Lazar Kostic.
Wenn ich auch noch nie in alten Culturschichten herumwühlte oder in alten
Urkunden blätterte, so habe ich mich dafür in den Kreisen des Volkes herumgetrieben,
blickte in die verschlossensten Falten der Volksseele und las dieses bisher noch nie zu
Ende gelesene „lebende Buch"; aus diesem Buche gebe ich hier einige Zeilen. Ich
will erzählen von Theaterauflführungen des Volkes, von dem in der Volksseele be-
stehenden Triebe zur Veranstaltung von Schaustellungen, Theatervorstellungen und son-
stigen AuflTÜhrungen.
Ich denke nicht an das katholische „Passionsspiel" und den orthodoxen „Vcrtep"
(Krippenspiel). Auch will ich nicht von dem „nationalen Komiker" Gjorgje Babi6 reden,
obgleich dieser begabte Mime noch am ehesten in den Rahmen meiner Mittheilung
passen würde. Nein, nichts davon, sondern ich spreche von Schaustellungen, die aus
dem Volke hervorgegangen sind und von gemeinen ungcschulten Leuten, die nie
ein modernes Theater sahen, aufgeführt werden.
Ich vermuthete stets, dass in unserem Volke Spuren einer urwüchsigen dramatischen
Kunst vorhanden sein müssten ; wusste ich doch, dass kein europäischer Stamm in seiner
Volkspoesie ein so reiches, zu dramatischer Behandlung geeignetes Material besitze wie
der unsrige. Ahnungen, die mich beschlichen, sagten mir, dass der erste Keim dra-
matischen Lebens vielleicht in den aus heidnischer Vorzeit auf uns gekommenen Volks-
gebräuchen zu suchen sei. Es will mir scheinen, dass die Koleda's, Kraljica's, Lada's
und Dodola's *) denselben Ursprung haben, den die Philologen dem antiken Drama und
anderen Schaustellungen des griechischen und orientalischen Alterthums zuschreiben.
Unter den heute noch vorhandenen Volksgebräuchen konnte ich nur in den Posko-
öica's (Sprungtänzen) Belege für meine Vermuthungen finden ; diese haben zwar keinen
ausgesprochen dramatischen Charakter, immerhin aber eine redende Form. Ueberall
wo das Volk lebhafteren Temperamentes ist, werden die Verhältnisse zwischen Tänzer
und Tänzerin, zeitweise aber auch die Begebenheiten des Dorfes im Kolo (Reigentanz)
ebenso verhandelt, wie in grossen Städten auf der Bühne die Vorfälle des höheren gesell-
schaftlichen Lebens zur Darstellung gelangen. Gewöhnlich geschieht dies in der Form des
*) Alte VolksgebrMuche der Sildflaven, aus heidnischer Vorzeit stammend.
534 II. Volkskunde.
Gespräches, der Scherzfrage und Scherzantwort; fast nie wird dieser Scherz übel ge-
nommen, weil, wie Vuk Karad2i6 sagt, im Kolo der Scherz von Niemandem als Schande
oder Schimpf anfgefasst wird. Immerhin kann es aber vorkommen, dass ein zu spitziger
Scherz mit dem Messer beantwortet wird; dies ist dann eine „Tanzbeute'^ (Igraöka pla^ka).
Solchen Gedanken nachhängend kam ich nach Cetinje, wo mich der Fürst von
Montenegro aufforderte, die Zeitschrift „Glas Crnogorca" zu redigiren. Ich fühlte mich
darüber glücklich, zunächst wegen der mir widerfahrenen Ehre, dann aber auch deshalb,
weil sich mir dadurch Gelegenheit bot, die Gebräuche jenes Volkes kennen zu lernen ;
hiebei gab ich mich der HoflFnung hin, dasjenige zu finden, was ich suchte. Endlich
kam mir zu böser Stunde ein Brief aus Cuce zu," von dem ein Bruchstück im „Glas Crno-
gorca" vom 2. Februar 1891 als Correspondcnz ddo. Cuce 25. Januar, gefertigt von
Marko T. Perovi6-Cuca publicirt worden ist.
In dieser Correspondcnz findet sich folgende Stelle: „Wir Veljo Cuce (Gross-
Cuce) feiern das Fest Johannes des Täufers als unseres Patrons. Unsere Johannes-
karawane zog um Getränke zum Meere; auf dem Heimwege überfiel sie aber in Gra-
hovo ein Schneesturm, der die ganze aus etwa 50 Männern bestehende Gesellschaft
zwang, sich in einen Haufen zu sammeln. An der Spitze gingen nun, um den Weg
zu bahnen, die kräftigsten Leute. Am Wasserweihfeste kamen sie endlich singend und
guter Dinge, das Getränke tragend, heim; der Sturm wüthete aber in bisheriger
Heftigkeit weiter. Der Johannestag, zu dem die geladenen Gäste aus ferner gelegenen
Orten wegen der Schneeverwehungen nicht hatten kommen können, wurde mit den
wenigen aus der Nähe eingelangten Freunden in fröhlicher Weise gefeiert, Abends hiess
es aber ,Alle zum Kolo.' Ich hofife Sie nicht zu ermüden, wenn ich Ihnen Einiges
über diesen unseren Kolo berichte. Getanzt wurde der montenegrinische ,Orao* und
der Kolo von Zeta, schliesslich schlössen wir den Reigen zum ,Dj er djidije'. Männer
und Weiber schliessen den Kreis, singen aber nicht, sondern drehen sich blos. Ein
Mann nimmt nun einen Öibuk, wirft die Struka (Plaid) über seinen Kopf und hüpft
auf dem linken Fussc um den Kreis herum.' Ein Weib mit dem Cibuk in der Hand
hüpft auf gleiche Weise im Innern des Kolo, und nun singen beide im Wechselgesang:
Er: Lieblixjh Mädchen, lieblich Herzchen, lieb', o liebe mich, lieb', o liebe mich!
Sie: Lieber Knabe, böser Knabe, dich erhör' ich nicht, dich erhör' ich nicht!
Er: Lang sind meine Haar' am Kopfe, lieb', o liebe mich, Herzchen, liebe mich!
Sie: Meine Haare sind noch länger, dich nicht liebe ich, dich erhör' ich nicht!
Er: Schöne schwarze Augen hab' ich, lieb', o liebe mich, schön Herzelein mein!
Sie: Meine Augen sind noch schwärzer, dich erhör' ich nicht, dich erhör ich nicht!
Er: Lang sind meine schlanken Hände, lieb', o liebe mich, schön Herzelein mein!
Sie: Meine aber sind noch länger, dich erhör' ich nicht, dich erhör ich nicht!
Er: Honigsüss sind meine Lippen, nehmen will ich dich, nehmen will ich dich!
Sie: Noch viel süsser sind die meinen, dich nicht nehme ich, dich nicht nehme ich!
Er: LiebUch Mädchen, liebUch Herzchen, rauben werd' ich dich, rauben werd' ich dich!
Sie: Lieber Knabe, böser Knabe, furcht' vor dir mich nicht, furcht' vor dir mich nicht!
(Djer-djevojko, djer-du§ice, daj mi se, daj! Daj mi se, daj!
Djer-djeti6u, djer-djidijo, ne dam ti se ja! Ne dam ti se ja!
U mene je duga kosa, daj mi se daj ! Djer-duSice, daj !
A u mene i Jos dulja, ne dam ti se ja! Ne dam ti se ja!
ü mene su crne oöi, daj mi se, daj! Djer-djevojko, daj!
U mene su i joä crnje, ne dam ti se ja! Ne dam ti se ja!
Kost id. Südslavische Volksschauspiele primitivster Art. 535
U mcne su duge ruke, daj mi se daj! Djer-duiice, daj!
A u mene i joä dulje^ ne dam ti se ja! Ne dam ti se ja!
U mene sn medna usta, uze6u te ja! Uze6u te ja!
A moja SU jos mednija, ne 6u tebe ja! Ne ^u tebe ja!
Djer-djevojko, djer-dnäice, grabidu te ja! Grabi6u te ja!
Djer-djeti6u, djer-djidijo, ne bojim se ja! Ne bojim se ja!)
„Der herumhiipfeiide Mann trachtet durch die Reihe der Kolotänzer durchzubrechen
und die darin hüpfende Frau zu fangen, die Tänzer bemühen sich dies zu verhindern,
die Frau aber sieht zu, dass sie nicht gefangen wird. Briclit er doch ein, so ist die
Frau bestrebt, auszubrechen; gelingt es ihm aber, sie zu fangen, so ist das Spiel zu Ende.
„Ein zweites Spiel war ,Paun^ (das Pfauspiel). Der ,Pfau' steht mitten im
Kolo, der Reigen tanzt um ihn und singt: ,Meinen Pfau schmerzt sehr das Köpfchen, ach
armer Pfau.^ (Pauna mi glava boli, oj! paune mqj!) Der ,Pfau^ legt hiebei die
Hände auf seinen Kopf und ilchzt. Der Reigen sini^t llhnlich weiter, wobei er stets
einen anderen Theil des Körpers erwähnt. Der den Pfau Darstellende muss hiebei
den betreffenden Körpertheil anfassen und ächzen. Endlich singt der Reigen:
,FHegen will der Pfau ins Weite, ach du mein Pfau!
Wo willst du dich niederlassen, ach du mein Pfau?'
(Paun leti, da poleti, oj paune moj!
Na öija 6e§ krila pasti, oj paune moj!V)
„Das dritte Spiel war ,Igra s vratilom' (Webehaspelspielj. Eine Haspel wird
wie ein Mensch bekleidet, ein Mann aber maskirt sich mit alten Kleidern und Lumpen,
nimmt einen Prügel zur Hand und sucht weinend und heulend den Mörder seines
Bruders. Die bekleidete Haspel wird nun gebracht. In ihr erkennt jener Mann den
Mörder, vor dem er zunächst entsetzt zurückweicht, um auf ihn mit dem Gewehr zu
schiessen. Dann packt er ihn energisch an, ringt mit ihm, um ihn endlich zu über-
wältigen und niederzumachen. Schliesslich verkauft er die Kleider seines ermordeten
Bruders, die er dem Mörder abgenommen.
„Zum Schlüsse kam das Spiel ,Baba i djed' (Matrone und Greis). Der Greis
nimmt Abschied, um entfernte Freunde zu besuchen, und übergibt seine greise Gattin
den Dorfbewohnern mit der Bitte, auf sie zu achten. Bald kehrt er aber zurück, um
sich zu überzeugen, dass die Matrone einen Fehltritt begangen habe. Das Dorfgericht
versöhnt sie jedoch, und wieder zieht der Greis seiner Wege, aber der Satan lässt
dem Weibe keine Ruhe, und sie geht dem Alten nach, was diesen bestimmt, wieder
umzukehren. Nun beginnt er mit der Alten zu tanzen, geht wieder, kehrt aber neuer-
lich zurück, um die Matrone abermals bei einem Fehltritt zu ertappen. Nun geht der
Zank los, wobei es der Alten gelingt, den Greis zu beruhigen. Schliesslich sucht der
Alte seinem Weibe Ungeziefer am Kopfe, und damit endet das Spiel.
„So sind unsere Versammlungen und Spiele beschaffen, von denen wir um nichts
weniger zufrieden nach Hause ziehen als die Stadtbewohner von ihren Theatervor-
stellungen. . . . ^
Von diesem Berichte erschienen im „Glas Crnogorca" nur die ersten Zeilen bis
zu den Worten: „Alle zum Kolo'^. Das üebrige hat die Censur inhibirt. Ich bat den
Gensor, mir den Grund der Inhibirung anzugeben. „Wozu soll dies?" sagte er. „Es
sind ja Dummheiten. Taugt dergleichen für ernste Leute und noch dazu für das Amts-
blatt eines Staates?'*
536 n. Yolkukunde.
Wer fragt in Cetinje darnach, wie die Cuee, und mögen sie auch die „Grossen"
(Zuname des Stammes) sein, ihre Abende verbringen? Immerhin ist es erfreulich, dass
in jenem Lande so tüchtige und urtheilsftlhige Volkslehrer wie jener Marko T. Perovi6-
Cuca und der Schriftsteller J. F. Ivaniöevi<i, ebenfalls Lehrer in Cuca im Dorfe
TreSnjevo, vorhanden sind. Ich würde unseren Maticas, den serbischen und kroatischen,
empfehlen — auch den Akademien wäre es nicht abträglich — genaue Anleitungen
für das Sammeln aller möglichen Geistesproducte des Volkes auszuarbeiten und hierauf
alle filhigen Leute aufzufordern, diese Arbeit zu besorgen. Solche Männer wie jene
Cuca's würden sich dazu besonders eignen.
Nach dem Einlangen jenes Briefes hielt ich in verschiedenen Theilen Montenegros
Umfrage, ob auch dort solche Volksschaustellungen vorkämen. Vojvoda Marko Mil-
janov erzählte mir, dass auch der Stamm der Kuöi seinen Carneval durch ähnliche
Unterhaltungen würze. Die besten Spassmacher verkleiden sich in allerlei Häute,
Fetzen und Lumpen und führen dann verschiedene Spässe und Episoden auf, wobei
sie so viel Humor entwickeln, dass jeder Zuhörer über ihre Spässe herzlich lachen
müsse. Auch der Vojvode Gjuro Gero vi 6 theilte mir mit, dass das Volk in seiner
Heimat, in der Tuäina, derartige Winterbelustigungen habe. „Es kommt vor," sagt er,
„dass über Vereinbarung ganzer Dörfer die jungen Männer Pferde besteigen und
sich in zwei Lager theilen. Die einen sind Türken, die nach Mekka pilgern, die
anderen Räuber, die die Pilger überfallen und berauben wollen. Die Bühne bildet
das ganze Thal mit den umliegenden Bergen und Schluchten, die Zuschauer besteigen
die Bergkuppen, um von oben herab alle Evolutionen dieser AuflFuhrung zu beobachten.
Dies sah ich selbst; mein Vater könnte Ihnen aber noch viel mehr über solche Spiele
und Unterhaltungen des Volkes erzählen." Gerade zu dieser Zeit befand sich der
alte Novica Gero vi 6 in Getinje, leider war er etwas unwohl, und ich musste deshalb
mein beabsichtigtes Interview hinausschieben. Kaum war er genesen, so zog ich von
Cetinje ab. Sehr dankbar wäre ich Jedem, der den alten Novica bestimmen würde,
ihm von diesen volksthüralichen „Dummheiten" zu erzählen, und der mir dann das
Aufgezeichnete zusenden wollte. Novica ist aber, wie es mir scheinen will, an die
80 Jahre alt. Gott möge ihn erhalten; über viele Jahre hat er aber nicht mehr zu ver-
fügen, weshalb Eile Noth thut.
Ich war der Meinung, dass das Erwähnte die erste Kunde von solchen Gebräuchen
unseres Volkes bilde. Erst später fand ich im Neusatzer „Javor", Nummer 16 vom
Jahre 1890 einen Artikel „Einige Volksspiele aus Bosnien" vom Lehrer Vasilije
Kondi6 aus Prijedor. In diesem interessanten Aufsatz heisst es:
„Jedes Spiel bildet ein harmonisches Ganze wie ein wirkliches Theaterstück; jedes
braucht verständige Darsteller, die es so vorzutragen wissen, wie es das Spiel selbst
fordert. Ich habe nur jene Spiele notiii;, die zur Winterszeit beim „Sijelo" aufgeführt
werden, und die bald für immer verschwinden dürften, als ob sie nie bestanden hätten,
denn schon jetzt werden sie nur mehr selten gespielt. An eister Stelle verdient das
Spiel „Had^ija" Erwähnung. Dasselbe ist höchst interessant, nur muss es gut dar-
gestellt werden. Einige verständige Männer werden zu Darstellern gewählt. Die
Hauptrolle ist jene des Hadzija, der zur Kaba (dem Grabe des Propheten) zieht und die
Had^inica, d. i. seine Frau, mit zwei Söhnen, denen der Volksmund zwei hässliche
Namen beilegt, zu Hause zurücklässt. Er bestellt an seiner Statt einen ehrlichen Mann
als Vormund, dessen Aufgabe es sein soll, bis zu seiner Rückkehr von der Pilgerreise
auf sein Hab und Gut sorgsam zu achten.
Kosti(^. Stidslavische Volksschauspiele primitivster Art. 537
„Der Vormund schwört, er werde Alles treu besorgen und bewachen, geradeso, als
ob es sich um sein eigenes Vermögen handeln würde. Der Had^ija rüstet sich und
zieht ab. Vor ihm schreiten zwei Sofias (Schüler der Theologie) und verrichten das
übliche Gebet;, die versammelten Kinder, in Paaren schreitend, rufen dazwischen Amin.
Nach dem Abgange des Zuges tritt eine Ruhepause ein. Nach einiger Zeit vergisst
man im Gespräche ganz auf den Had^ija. Auf einmal stürzt ein Tatar (Eilbote) herein
und ruft: ,Hier kommt der HadÄija! Hier ist er.' Der Eilbote wird weggejagt mit
den Worten: ,Du lügst, der HadÄija ist todt.' Zum zweiten Male kommt der Bote,
doch wird er wieder weggejagt, endlich kommt er zum dritten Male, und nach ihm
schreitet der Hadiija ins Zimmer in derselben Begleitung wie bei der Abreise. Seine
Söhne stürzen ihm zu Füssen und küssen dieselben, fragen dann, wie es ihm auf seiner
langen und beschwerlichen Reise ergangen und ob er ohne Ungemach und Beschwer-
nisse durchgekommen sei. Nachdem der Had^ija Alle begrüsst, fragt er den Vormund,
wie es im Hause stehe. Zum Scheine erzählt ihm der Vormund mit traurigem Tone
eine Reihe von Unglücksfällen, die sich, einer härter als der andere, seit seinem Abgange
ereignet hätten; Alles habe sich verändert, er hätte nicht gedacht, der Bote eines so
argen Schicksals und so böser Nachrichten sein zu müssen.
„Nenne endlich einmal mein Unglück und mein Leid!" schreit der Hadzija mit tiefen
Seufzern. Nun berichtet der Vormund: ,Im Laufe der Jahre seit deiner Abreise ver-
folgte uns ein Unglück nach dem andern. Das erste Jahr brannte dein Haus ab.
Kurze Zeit hierauf verendete deine Kuh sammt dem Kalb.' (Während der Erzählung
seufzt der Had^ija fortwährend und schlägt mit der Hand aufs Knie.) ,Dann kam der
Wolf und frass die Stute sammt dem Fohlen.'
„Höre auf, um Gotteswillen!" ruft der Hadiija. ,Warte nur, lieber HadÄija, bis ich
Alles berichtet habe. Du warst so lange abwesend; uns kamen aber viele Nachrichten
zu, dass du gestorben. Die Zeit eilt schnell. Deine Söhne wurden volljährig („puno-
Ijetani"), verkauften darnach dein ganzes Gut und verzehrten das erhaltene Geld;
schUesslich verkauften sie auch die HadÄinica.' ,Her mein Pferd!' schreit der Had2ija,
indem er aufspringt, als ob ihn die Tarantel gestochen hätte, ,ich ziehe in die weite
Welt, um mein Unglück nicht sehen zu müssen.'
„Die Anwesenden trachten den Erregten zurückzuhalten und mit allen erdenklichen
Mitteln zu beruhigen, hinterrücks lächeln sie über ihn, ohne auf seine tiefe Trauer und
Niedergeschlagenheit Rücksicht zu nehmen. Während dieser Scene hat ein junger Spass-
vogel eine Schachtel Stiefelwichse vorbereitet, mit der er die sich Herumstossenden an-
schwärzt. Bald wird man dieses Schabernacks inne. Alles eilt zur Thür und das Spiel endet.
„Ich will nicht sagen, dass im Laufe der Zeit von diesem Spiel nicht Manches
entfallen. Anderes wieder hinzugekommen sei, was in dasselbe vielleicht gar nicht passt.
Wie man aber sieht, gibt es darin gesunden Humor . . ."
So viel hat Vasilije Kondi6 aus Prijedor aufgezeichnet. Wer nationale Geistes-
producte zu beurtheilen vermag, der wird sicherlich erkennen, dass alles Bisherige ge-
treu wiedergegeben ist, obgleich mir ein Wort auffiel, welches der Berichterstatter kaum
aus dem Volksmunde gehört hat. Nie hörte ich, dass das Volk das Wort „puno-
Ijetan" (volljährig; in dem Satze „deine Söhne wurden volljährig") gebrauche; jener
Darsteller könnte das Wort aber immerhin von einem Beamten oder anderen belesenen
Manne gehört haben. Auf Reinheit und Treue im Niederschreiben der Volksausdrücke
mögen die Sammler besonders achten.
Das bosnische Beispiel ist nicht nur deshalb, weil es das erste ist, sondern auch
nach seinem Inhalte höchst bemerkenswerth. In ihm sind nämlich auch die Gespräche
538 n. Volkskunde.
der Volksdarsteller enthalten. Die montenegrinischen Beispiele sind ziemlich dramatisch
und stehen, insbesonders das Webehaspelspiel, welches einen verständigen Darsteller
erfordert, um die Zuhörer zu befriedigen, kaum dem Prijedorer nach. Dort haben wir
es aber — wenigstens nach den Schilderungen des Correspondenten — mit einer
stummen Darstellung, einer Pantomime zu thun, wenngleich gesagt wird, dass der
Darsteller weinend den Mörder seines Bruders sucht. Im Spiel „Matrone und Greis"
kann es ohne Gespräch nicht abgehen, heisst es doch, dass das „Dorfgericht die Strei-
tenden versöhnt", dann „dass sie zuerst zu streiten anfangen, das Weib aber schliesslich
den Greis mit Worten beruhigt" u. s. w. Mit Rücksicht hierauf müssen wir es be-
dauern, dass der Correspondent aus f^uca auch nicht ein Wort aus diesem Spiele
notirte. Der Sammler hat nicht zu beurtheilen, ob es sich lohne, die Worte nieder-
zuschreiben; seine Aufgabe ist. Alles zu notiren, was er hört. Der bosnische Sammler
hat seine Aufgabe besser aufgofasst als sein montenegrinischer College, und ich würde
Jedermann den Ratli ertlieilen, das bosnische Beispiel zu belierzigen oder vielmehr sich
noch genauer an das Original anzuschliessen. In dieser Hinsicht könnte der schrift-
kundige Cuca seinen Bericht ergänzen. Sobald wieder die langen Winterabende ein-
treten, die Schneestürme um den Johannestag herum jene un übersteigbaren Felsen in
dichten Schnee hüllen und die Menschen zwingen, sich gleich allen anderen Lebewesen
enger an einander zu scimiiegen, dann möge es heissen : „Alle zum Kolo". Und findet
sich ein Schriftkundiger in einer solchen Gnippe, so möge er mit Benützung der
Beschreibung des Marko T. Perovic auch noch jedes Wort aufzeichnen, das bei diesen
Spielen gehört wird. . . .
Unser Prijedorer hat anscheinend Gründe gehabt, zu sagen, „dass diese Spiele
binnen kurzer Zeit in Vergessenheit gerathen würden, als ob sie nie bestanden hätten,
denn schon jetzt werden sie bei uns höchst selten aufgeführt". Ich kann nicht glauben,
dass sich diese Volksspiele nur in Prijedor erhalten haben. Ist es denkbar, dass nur
in Prijedor das Volk seine Winterabende derart verbringt? Sollte nirgends sonst in
Bosnien und der Hercegovina das Volk auf den Gedanken verfallen, seine freie Zeit
an Winterabenden in so trefflicher Weise zu würzen? Ich hoffe, dass es gelingen
wird, derlei Volksgebräuche auch anderswo zu notiren und vielleicht noch abgerun-
deter und vollständiger als das „Hadi^ijaspiel", von dem Kondi6 meint, „dass von ihm
in den verflossenen Zeitläufen Manches verwischt und Manches, was nicht hineinpasse,
hinzugegeben worden sei". Es fehlt ganz offenbar die Lösung des Knotens, die Pointe
des ganzen Spieles, die gegen das Ende einer solchen Vorstellung leicht der Ausartung
in burleske Improvisationen zum Opfer fällt. Bei der nächsten Wiederholung oder der
Aufführung an irgend einem anderen Orte kann man sie aber kennen lernen.
Die Volksbehandlung der ToUwuth in Bosnien
und der Hercegovina.
Von
Dr. Leopold Glück,
Primärarzt am bosn.-herceg. Landesspitale in Sarajevo.
fechon der Name „bis, bijes", mit dem das Volk gewöhnlich die Wuth bezeichnet,
deutet darauf hin, dass man dieser Krankheit einen übernatürlichen Ursprung zuschreibt,
denn das Wort „bijes", welches nach Linde aus dem Thrakischen herzuleiten ist, be-
deutet in allen slavischen Idiomen ursprünglich „der Böse, der Teufel". Es ist leicht
begreiflich, dass der Volksglaube die Entstehung eines so schweren Leidens, das durch
den Biss eines wuthkranken Thieres verursacht wird, dem unmittelbaren Einflüsse eines
dem Menschen feindlichen Principes zuschreibt. Ich habe bereits mehrfach ^) Ge-
legenheit gehabt, darauf hinzuweisen, dass das Volk häufig die Krankheit mit der
Krankheitsursache identificirt und beiden gleiche Namen gibt. Hier haben wir wieder
ein Beispiel dieser Identificirung, indem das durch den „bijes" verursachte Leiden
„bijes" genannt wird.
Von „bijes" abgeleitet sind die nicht selten gebrauchten Krankheitsnamen „bjesno6a,
bjesnilo". Anderen, sozusagen aus dem Wesen der Krankheit abgeleiteten Ursprungs
ist das Wort „pomama^*, durch welches dasselbe Leiden bezeichnet wird. Die Geistes-
störung („pomama") ist nämhch eine nahezu constante Erscheinung der vorgeschrittenen
Wuth, eine Erscheinung, die das Krankheitsbild beherrscht. Es ist bekannt, dass in
der Volkspathologie nicht selten die Krankheitsnamen von einzelnen besonders hervor-
ragenden Erscheinungen hergeleitet werden. Wie z. B. die Lungenentzündung schlecht-
weg „sandÄija", Seitenstechen genannt wird, so heisst die ToUwuth auch „pomama".
Bei der grossen Anzahl herrenloser Hunde, welche, wie im Oriente überhaupt,
bis vor wenigen Jahren auch in Bosnien und der Hercegovina vorhanden war, ist
es nur natürlich, dass die Wuth recht häufig zur Beobachtung gelangte, und dass
jahraus jahrein eine stattHche Anzahl von Menschen der Wasserscheu zum Opfer fiel.
Die schrecklichen Folgen des Bisses eines wüthenden Thieres waren selbstver-
ständHch allenthalben bekannt, und Jeder, der das Unglück hatte, eine derartige Ver-
letzung zu erleiden, suchte beim nächsten Volksarzte rasche Hilfe.
Es ist ein alter Erfalirungssatz der Medicin, dass die Zahl der Medicamente,
welche bei einem Leiden anempfohlen werden, proportionell mit der Unsicherheit des
erzielten Erfolges wächst. Da nun die Wasserscheu zu jenen Krankheiten gehört.
') Siehe diese Mitth. Bd. II, S. 392 S.
540 II. Volkäkunde.
denen gegenüber die Volksmediein ohnmächtig dasteht, so ist es klar, dass ihre Therapie
eine nur allzureiche ist. Nahezu jeder Volkspraktiker hatte ein Qeheimniss gegen die
Lyssa, jeder rühmte das seine als unfehlbares Specificum, und jeder wies mit Stolz auf
eine Reihe unleugbarer Erfolge hin. Die Misserfolge wurden entweder verschwiegen
oder damit entschuldigt, dass der Kranke zu spät in die Behandlung gekommen sei;
„übrigens ist der Arzt kein Gott, und wem es bestimmt ist zu sterben, dem hilft auch
die beste Medicin nichts".
Doch wie kann man die Erfolge der Volksärztc auf dem Gebiete der Lyssa-
behandlung erklären? Es ist bekannt, dass das Volk hierzulande sehr häufig herrenlose
hungrige Hunde, die in ein fremdes Gebiet kommen, aus Furcht, dass sie wüthend
sein könnten, durch Stein würfe und Prügel aus der Nähe der Häuser zu vertreiben
sucht. Wenn nun ein solches von Ort zu Ort gehetztes ausgehungertes Thier zufällig
einen Menschen beisst, so betrachtet man es als wüthend, und der Gebissene eilt zum
nächsten Volksarzt, der sein erprobtes Heilmittel in Anwendung bringt. Da nun aber
der Hund nicht wüthend war, so treten bei dem Gebissenen selbstverständlich keine
Erscheinungen der Wasserscheu auf. Nach der Meinung des angeblich Geretteten
und seiner Nachbarschaft hat zweifellos das gebrauchte Mittel geholfen.
Es ist ferner statistisch nachgewiesen, dass von den durch wüthende Thiere ge-
bissenen Menschen ein recht grosser Percentsatz auch ohne Behandlung von der
Wasserscheu verschont bleibt. Dieser Umstand trägt nun auch nicht wenig zur Ver-
mehrung der Erfolge bei. Einen an Wasserscheu wirklich Erkrankten hat bis jetzt
weder ein gelehrter Arzt noch ein Volksarzt curirt.
Das bosnische Volk nimmt als Thatsache an, dass bei jedem von einem wüthenden
Thiere gebissenen Menschen vor Allem die Adern unter der Zunge anschwellen und
dass sich daselbst weisse Bläschen bilden. Da diese Erscheinungen untrügliche Zeichen
der beginnenden Krankheit sind, so ist es nothwendig, sie thunlichst schnell zu be-
seitigen; dem Gebissenen wird daher in allen Fällen und vor jeder anderen Medication
die Ader unter der Zunge geschlitzt und die Bläschen eröffnet. Im ausfliessenden
Blute sollen sich kleine Hunde (stenad) oder auch nur Hundehaare (pasja slaka) vor-
finden. Durch die Entfernung dieser Hündchen oder Haare, welche offenbar die Krank-
heitswesen bilden, beabsichtigt man die Krankheit im Keime zu ersticken.
Diese grob materialistische Meinung von der Krankheitsursache wirft ein eigen-
thümliches Licht auf die Anschauung des Volkes über die pathologischen Vorgänge im
Organismus. Jedenfalls scheint dasselbe, wenigstens bei der Wasserscheu, eine dunkle
Ahnung davon zu haben, dass die Infection auf einem Eindringen lebender Wesen in
den Organismus beruht.
Die Meinung von dem Hervorschiessen der Bläschen unter der Zunge bei der
Lyssa theilen mit der Bevölkerung Bosniens unter Anderen auch die Polen. Dr. Udziela
sagt nämlich in seiner Schrift „Medicin und medicinischer Aberglaube des polnischen
Volkes": „Bei einem mit Wasserscheu behafteten Menschen sollen unter der Zunge
Bläschen auftreten, die man Hündchen nennt."
Ein besonders wirksames Mittel gegen den Ausbruch der Lyssa ist folgende
Formel, die man auf die Rinde eines frisch gebackenen Brotes (somun) schreibt und
dem Gebissenen in noch warmem Zustande verabreicht. Es ist dies eine ungenaue
und theilweise veränderte Version der bekannten Satorformel, welche seit jeher als Heil-,
respective Schutzmittel gegen die Tollwuth und andere Krankheiten nicht nur am
Balkan, sondern nahezu in ganz Europa in Verwendung stand.
Gl tick. Die Volksbebandlang der ToUwnth in Bosnien nnd der Hercegovins.
541
LU
A
T
0
P
A
A
P
E
n
n
T
0
E
T
P
A
A
P
0
Auf den Ursprung, die Bedeutung und Verbreitung dieser mystischen Formel,
welche richtig lautet:
SATOR
AREPO
TENET
OPERA
R O T A S
haben die in den Achtzigerjahren in der „Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Eth-
nologie und Urgeschichte" von A. Treichel eingeleiteten Discussionen einiges Licht
geworfen. Treichel fasst sie als einen lateinischen Spruch auf und übersetzt sie:
„Der Säemann Arepo hält mit Mühe diq Räder."
Marchese P. Franco meint, dass die Formel anagrammatisch geschrieben sei, und
löst sie in folgender Weise auf: PATER ORO TE PEREAT SATAN ROSO (von „rodere"
nagen). Endlich fasst Dr. Kolber die Satorformel als sogenanntes Tetragrammaton
auf, welches folgenden lateinischen Sinnspruch, eine uralte Mönchsregel der Benedictiner,
enthalten soll:
SAT ORARE
PÜTEN(ter) et OPERA(re)
(rati)O oder auch (religi)O T(u)A S(it).
Die Formel hätte somit die Bedeutung:
Viel beten.
Und kräftig arbeiten.
Das sei deine Lebensweise (oder Religion).
Diese drei Lösungsversuche der Satorformel bringen sie mit der lateinischen
Sprache in Zusammenhang; doch betonte bereits Bastian, dass auf den lateinischen
Klang der Worte nicht viel zu geben sei, da sie trotzdem einen anderen Ursprung
haben könnten. Rabe übersetzt sie aus dem Neukeltischen in folgender Weise:
SATOR — Saothar — Schmerzen
AREPO — araba — wegen
TENET — ten neath — Brandwunde
OPER — 0 bear — Speerwunde
A — vom
ROTAS — rod deas — gewandtem Wurf.
Demnach wäre die Satorformel ursprünglich ein Amulet gegen Brand- und Speer-
wunden, welches erst nachträglich als Schutz- und Heilmittel gegen alle möglichen
Krankheiten und Zufälle gebraucht worden sei.
542
II. Volkskunde.
Ganz anderer Meinung als die bisher Genannten ist Dr. Gjorgjevi6, der sie
als ein in Serbien gebrauchtes Heihnittel gegen Kopfschmerz in seiner „Narodna me-
dicina kod Srba" anführt. Dieser Autor glaubt nämlich, dass die einzelnen Worte der
Formel Namen unreiner Geistfer sind.
Schon mit Rücksicht auf die UnUbersetzbarkeit des Wortes AREPO, welches
wohl kaum ein lateinischer Eigenname ist, scheint der Tr ei che I 'sehe Lösungsversuch
der Satorformel nicht ganz glücklich zu sein; noch weniger gelungen sind die Deutungs-
versuche Franco's und Kolber*s, weil nach ihrer Auflassung diese Formel jüngeren
Ursprungs sein müsste, als sie, nach ihrer grossen Verbreitung zu urtheilen, wirklich
ist. Der Erklärungsversuch Gjorgjeviö' dürfte wohl eher eine Vermuthung als eine
Lösung genannt werden, weil Geister dieses Namens nirgends vorkommen. Meiner
Ansicht nach scheint die von Rabe angegebene Lösung noch die grösste Wahrschein-
lichkeit für sich zu haben, da sie sowohl bezüglich der Bedeutung als auch des Ur-
sprunges der Formel den vcrhältnissmässig am meisten befriedigenden Aufschluss gibt.O
Ausser der Satorformel werden meines Wissens in Bosnien noch zwei andere
als Schutz- und Heilmittel gebraucht. Die eine, welche in den drei ersten Worten:
ATONA.^A, TOAIRETO und MAREPOTO zweifellos Anklänge an die Satorformel
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A 1 A ' ^ ^
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enthält, wurde bereits von Dr. Truhelka in diesen Mittheilungen (Bd. II, S. 378)
veröfifentHcht; die zweite wurde mir von Derviäbeg Cengi6 in Borja mitgetheilt, die-
selbe lautet:
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9
^) Diese Ansicht möchteu wir nicht vertreten. Ganz kürzlich hat übrigens Prof. Dr. Fr. v. Wieser
in der Zeitschrift des Fcrdinandeums, Innsbruck 1804, Bd. 3ö, Ö. 521. die Satorformel auf einem quadratisch
abgetheilten Felde als Kecept „contra morsum canis rabidi" aus einer Papierhandschrift „libellus
variarum medicinarum" des XV. Jahrh. (einst in der Bibliothek des Schlosses Annaberg im Vinstgau, jetzt
im Tiroler Landesrauscuni'^ nachfje wiesen. D. R.
Glück. Die Volksbehandlung der Tollwuth in Bosnien und der Hercegovina.
543
Derviäbeg sagte mir, dass dies altbosnische Scliriftzeichen seien, welche folgender-
massen zu lesen wären:
T
F
F
T
0
B
Z
D
P
S
B
G
0
F
ojo
0
B
F FF
F
Dr. Truhelka, dem ich die Formel üerviäbegs zeigte, meint, dass darin neben
einigen altbosnischen Buclistaben auch arabische und überdies manche ihm ganz
unbekannte Schriftzeichen vorkämen. Nach seiner Ansicht wäre die Formel in folgen-
der Weise zu schreiben:
m
4>
b
A
A
^
m b
1 i s
4>
0 ■?
n|r
0
4>
0
0 0
b
«P , 4> 4> 1 «t» 1
Diese Formel wird ebenso wie die zwei vorher erwähnten auf eine Brotrinde
geschrieben und dem Gebissenen zum Essen gegeben. Der Arzt hat aber hicbei dreimal
nacheinander und in einem Athem Folgendes zu sprechen:
„Dura kudura — dui'a zavista
Dura kudura — dura zahrza!
Dura kudura."
Weder über die Bedeutung des „Zapis", noch über die der „Basma" konnte mir
Derviäbeg näheren Aufschluss geben. Meines Wissens sind nur die Worte „zaviäta"
und „zahrza" slavisch, das „dura kudura" gehört einem mir unbekannten Idiome an.
Möglich ist, dass damit eines jener fabelhaften in der Volksphantasie lebenden Thiere
gemeint ist, welche zugleich heulen und wiehern können, und das durch die Besprcchungs-
formel vertrieben wird.
Als weiteres Schutzmittel gegen den Ausbruch der Wasserscheu empfiehlt man,
den Hund, welcher einen Menschen gebissen hat, ehethunlichst zu erschlagen und zu
zweitheilen; die beiden Hälften der Thierleiche werden sodann so weit von einander
auf die Erde gelegt, dass ein Mensch zwischen ihnen, ohne sie zu berühren, hindurch-
schreiten kann. Der Gebissene geht dreimal mit geschlossenen Augen zwischen den
Thierhälften durch und kann dann hoffen, von der Krankheit verschont zu bleiben.
Das Verschlucken einer spanischen Fliege (bjesna buba) ist ein in ganz Bosnien
gerühmtes Voibeugungsmittel gegen den Ausbruch der Tollwuth.
544 II. Volkskunde.
Die Bisswunden werden entweder mit heisser Asche gebrannt oder mit Schnaps,
Menschenharn oder Essig gewaschen und hierauf mit gespaltenen weissen Fisolen be-
deckt. Die letzteren müssen so lange auf den Wunden belassen werden, bis sie von
selbst abfallen. Das Vertrauen auf die Wirkung dieses Deckmittels ist so gross, dass
der Arzt nicht selten bei dem Versuche, die Fisolen behufs Untersuchung der Wunde
zu entfernen, auf den entschiedenen Widerstand des Verletzten stösst.
Alle bisher angeführten yolksmedicinischen Massnahmen müssen, wenn man den
Gebissenen vor der schweren und unheilbaren Erkrankung schützen will, in den ersten
24 Stunden nach der Verletzung zur Anwendung gebracht werden; später gebraucht
sind sie meist erfolglos.
Bezüglich der weiteren, sowohl zur äusseren als zur inneren Behandlung der Ge-
bissenen und Lyssakranken verwendeten Volksmittel verweise ich auf die folgenden Aus-
züge aus mehreren handschriftlichen Receptbüchern bosnischer Franziskaner. Der sach-
kundige Leser wird hieraus entnehmen, dass diese Receptbücher keine Excerpte aus
„medicinischen" Werken oder Abhandlungen, selbst nicht aus solchen älteren Datums,
sondern nach Form und Inhalt unverfälschte Producte der Volksseele sind, Producte,
welche von den Franziskanern aller Wahrscheinlichkeit nach aus den Angaben
der Volksärzte zum Gebrauche für ihre eigenen Patienten gesammelt wurden. Dass
der Einfluss der wenigen studirten Aerzte unter den Franziskanern, auf das raedi-
cinische Vorgehen ihrer Ordensbrüder ein sehr geringer war, zeigt wohl zur Genüge
folgendes Beispiel. Fra Matthias Nikoli6, welcher Doctor der Medicin war, schreibt
in seinem handschriftlichen Büchlein „Fragmenta mcdica" aus dem Jahre 1835: „Li-
karija protiva pomami, bisu. Protiva pomami ncima laghshe stvari nego datti
pitti po jedan gran tri puta na dan, illi svaki drughi saat, akoje se jurve pomamio,
praha od lista Bella-Donna zvane Bun".*) Von den anderen handschriftlichen Recept-
büchern der Franziskaner, über die ich verfüge, ist nur ein einziges, und zwar das des
Fra Cbristi6evi6, um ein Jahr früher geschrieben, als das des Dr. Fra Nikolic, alle
übrigen sind aus den Vierzigerjahren, und doch empfiehlt keiner von ihnen die Bella-
donna als Antilyssicum. Dass meine Ansicht bezüglich des Ursprunges der in Rede
stehenden Receptbücher richtig ist, beweist übrigens auch der Titel eines derselben,
welches ich der besonderen Freundlichkeit des hochwürdigen Fra Grgo Marti 6 ver-
danke. Der Titel dieses Heftes lautet: „Bosanski Doma6i L6kar iliti Prostopu6ke
Lökarije, skupljene za slu^bu L. M. H. 184()." Der ungenannte Verfasser hat somit „Die
Heilmittel des Volkes", keineswegs aber Rcccpte aus medicinischen Werken gesammelt.
Schliesslich will ich noch ausdrücklich erwähnen, dass ich in den dreizehn Jahren,
welche ich in Bosnien bisher verbracht habe, mehrfach Gelegenheit hatte, von wüthenden
Thieren, meistens Hunden, gebissene Personen zu sehen, welche von Volksärzten durch-
wegs mit den Mitteln behandelt wurden, welche die Franziskaner in ihren Recept-
büchern anfuhren,
Fra Chri8ti6evi6 schreibt in seinem von mir bereits an anderer Stelle genannten
„Libellus medicinalis novus":
Bisan Pas, kada ujide:
1. Iztuci Simena od Öiöka, i podaj u vodi popiti. Ako je naklana Xivina: A
tichesh zaliti Xivinu istim kako gori.
*) Dieses Heftcheu, sowie eines des Fra Luka Dropulic aus dem Jahre 1844, betitelt: „Lik od Bisa",
und ein von „L. M. H." im Jahre 1845 geschriebenes Buch: „Bosanski Domaci Lokar iliti Prostopucke
Lckarie" hat mir unser allverehrter Dichter Fra Grgo Martic zukommen lassen, wofür ich ihm hiemit
bestens danke.
Glück. Die Yolksbehandlutig der Tollwuth in Bosnien und der Hercegovina. 545
2. Iztuci Bieloga Luka, i Rutte trave, Solli zajedno, i privi na ranu.
3. Uzmi Luka Czarglenoga, i trave Rutte, Sirketa, imedda, Svari sve dokse sve
nezgusne, pakchesh ono ua Shtogod saliti, i priviti.
Kada neznash, daje Bisan: A ti uzmi kraa, i zaiuo9i u onu Ranu, nekase natopi
karvi, pak podaj drugomu Psu oni kruh, ako nektit bude jisti totje bisan oni, koiteje
uklo. Tada uzmi Biloga Luka, i Rutte trave, iztuczi sve zajedno, i privi.
(„Wenn ein toller Hund beisst:
„l. Zerstosse Klettensamen und gib ihn mit Wasser zu trinken. Ist ein Hausthier
gebissen, giesse ihm das Gleiche ein.
„2. Zerstosse Knoblauch mit Rautenkraut und Salz und verbinde damit die Wunde.
„3. Nimm Zwiebel, Raute, Essig und Honig, lass Alles zusammen bis zur Con-
sistenz kochen, schütte es dann auf Etwas und verbinde damit die Wunde.
„Bist du nicht sicher, ob der Hund toll ist, so tränke ein Stückchen Brot mit dem
Blute der Wunde und gib es einem anderen Hunde zu fressen; verschmäht er es, so
war der Hund, welcher dich gebissen hat, toll. Dann nimm Knoblauch und Raute,
zerstosse sie und verbinde damit die Wunde.")
Eine Art Monographie über die Behandlung der Tollwuth bildet das Heft des
Fra Dropuli6, geschrieben 1844 in Fojnica. Es ist betitelt: „Nauk za davati lik
od nauyitelja Lalicha nasasht i na ozdravljenje Ijudih i Xivinah od Mamena psa
naklati." Da das Heftchen nicht uninteressant ist, so will ich es hier unverkürzt im
Originaltext wiedergeben und jedem der fünf Capitel die deutsche üebersetzung beifügen.
Kao jedini i pravi Lik od Gospod. Lalicha kazati zadarxi se u korrenju trave
Zvane latinski Oeniiana Cruciata (nashki moxese rechi: Sär9anik krixati ol kakoju
zovu ovdan, Sär9anik mali, Zubska trava, Krixatica), od kojese trave ispisanje travsko
po Linne pisoocza travskog ovdi pridruxuje.
Neghinnuchi dugh razdiljen u Xilicze Korren, daje stabarike okrughle, pravne,
naxutkaste, s mloggo listja nakichene. Listje je njezino oshtruljato na na9in ma99a,
na värhu märve stärmu zakovar9eno, glatko, do tri pärsta duggo, jedno pram drugghim
uz stabariku stojeche, i ghlede gornjegh i donjegh na na9in krixa (naprkarstice) od
kolincza do kolincza inotrech stoje, ne u daleko razmaknuta; i k' varhu u sublixe se
nahode, i ko u Kitticzu se kuppe. I u gomjim listichim zadärxese czvitichi okko koji
czvitticha oppet razte listje ko i ostalo pomanje razdiljuche czvitove, i sridnji czvit
falli. Kutticza u 9emmu sjemme stoji prili9noje zvoncu kratka, imma ko shilke 9etvero,
s' dva vecha s' pram sobbom upored stojecha zvana zuba. Siemenke duguljaste, shuplje,
naghnute, s' dvora modre boje, a iznutra xutkaste, s' mra9nim boczam provigene
(punctis). S' dvoranja koshuljicha siemenki naiazi razpukla na 5ro Bärcicha obi9ajno
9eteri (filamenta),
Owa trava czvatte u KoUovozu i Rujnu. Nalazise raste po shummam planinskim
i izpasishchima i od dva pedlja u visinu neraste imannja budde. Kod nas ovdi u Kre-
shevu, najvisheje imma u krajevim njiva i livoda, kud nezalazi plug, ni kossa. A mi-
stimice u ogradgju, u Franashkinoj bash9i, pod kuchom unjivvi, i Orashk. Gospodin
Laiich korren ovdi spomenute travvicze na slidechi na9in izpisuje. Korrenje blizu
koligh pärst debbeo, i od ozgora na veche strana razcipljen, koja dvojenja shtoje starii
korren vechmase opaxaju. Duljina svegga korrena jest od tri do shest pallacza —
Band III. 86
546 IL Volkskunde.
pärsta — bojja bielkasto-xuta a nekki sasviem biela. Mirruh imma dosti sillovit, akko
i ne märzak; ovvije korren gorak, i kadase xvaje mloggu slinnu i balle iztierava i vnge
nadvor olti kuppi za izpljuvat. Ashtogodje vechi korren i krnpnii toje za lika kripkii.
(„Das einzige und wahre Heilmittel gegen die Tollwuth enthält, wie Herr Lali6
sagt, die Wurzel der Pflanze, deren lateinischer Name Gentiana Cruciata ist (in unserer
Sprache Sröanik kriiSati oder auch Sröanik mali, Zubska trava, Eriiatica genannt), und
dessen Beschreibung wir nach dem Botaniker Linn^ hier anfügen.
„Die perennirende, lange und in Zweige getheilte Wurzel liefert runde, gerade,
gelbliche, mit vielen Blättern gezierte Stengel. Die Blätter sind schwertförmig, an der
etwas steilen Spitze gekrümmt, glatt, bis zu drei Finger lang, in der Weise gegenüber-
gestellt, dass sie sowohl mit den oberen als unteren von Knoten zu Knoten Kreuze
bilden. Gegen die Spitze des Stengels zu stehen sie immer dichter und bilden dort einen
Strauss. Neben den oberen Blättern befinden sich die Blüthen von Blättern umgeben,
welche den übrigen ähnlich, jedoch kleiner sind und die Blüthen von einander trennen.
Die mittlere Blüthe fehlt. Die Fruchthülse ist glockenförmig, kurz, läuft in vier gegen-
überstehende Zacken aus, von denen zwei, die sogenannten Zähne, grösser sind. Die
Samenkörner sind länglich, hohl, gebogen, aussen blau, innen gelblich und dunkel
punktirt. Die äussere Samenhülle ist in fünf Theile gespalten und trägt vier StaubfUden.
„Diese Pflanze blüht im August und September. Sie kommt in Gebirgswäldern
und auf Haiden vor und wird nie über zwei Spannen hoch. Bei uns in KreSevo
kommt sie am häufigsten an Feld- und Wiesensäumen vor, wo weder geackert noch
gemäht wird, und stellenweise im Zaune des Franziskanergartens und des Ackers neben
dem Hause. Herr Lali6 beschreibt die Wurzel der erwähnten Pflanze in folgender
Weise. Die Wurzel ist nahezu fingerdick, oben mehrfach gespalten; je älter die Wurzel
ist, um so breiter sind die Spalten. Die Wurzel ist 3 — 6 Zoll lang, gelblichweiss, einige
sogar ganz weiss. Der Geruch ist ziemlich scharf, wenn auch nicht unangenehm; die
Wurzel schmeckt bitter, gekaut verursacht sie Speichelfluss und veranlasst zum Spucken.
Je grösser und dicker die Wurzel, desto heilkräftiger ist sie.*')
Postupanje kadse parva Zlamenja od bolestl ukaxu.
Akkose kod jednog 90vika naklatog, od mamena psa, ukaxe nepodnosivost vodde
(Hydrophobia) u ti mah neka muse prighleda donja strana jezika, i inoxese podpazit
kakko Gospodin Laiich govori, dassumu xille naduhlese, i napele (venae raniae).
Istinaje da i u zdravvi Ijudi one xille podpazujuse, ka^oti vezi i kripkesu, alli posli
neggojije ujelo mameno xivin9e vechmase nadmuh i ukaxese na njima ko mushicia
glava biljeghi czarni na vishe mista osobito pri kraju k' varhu jezika."
U ovakim okolooshtinam jest slidechi na9in postupanja u likovima. Brez svakko
razmishghlivanja naduhte xille immaju otvorit, olti: kärv pushtit. Shto najboljese na
slidechi nagin moxxe opremit. Nek bonik izplazi jezik, a nekmu onni koi che kärv
pushchat uffati jezik isti meggju razcipljeno därvo, i na drugom kraju pritegbne i
bärdu zakovärciv jezik s' jednim leshterom iz obbedviju xilah naduti kärv pusti. I
kakoseje ovvo izvärshilo, odma nekse jezik oprosti i u usta pushchi, a kärv sama nek
te99e donle dogodicse sama nezaustavi. Isto pärvo, iza ovoga pärvu mirru likarie
bonik nek uzme, kojase na sledechi na9in spravlja.
Od korrenja gorri spomenutog' i izpisatoga nekse uzmu dramma 4. ol 6. (megjuto
ovva mirra imase upravljati spram godinam i snagom t. j. kakkoje tko starii i ja59i
Glück. Die Volksbehandlung der ToUwuth in Bosnien und der Herccgovina. 547
alse vishe nesmie primaknuti). Nekse na sitno izrixe, u awan metne, tu9e prmlijnch
marve vodde, i ghniette dokse neugini ko poritka kascha. I buduch da u ovva parva
doba od bolesti josh neima gär9eva velliki, nit obi9ajna märskocha vodde — netärp-
Ijivost vodde — brez sillovanja bonik i sam obbi§aje spravljenu nzet likariu. Kakko
u ovomu blagomn stanjn bollesti, takko i kad bndde u najvechem svom jeku, olti stanju
likse za devet dana za sebbicze imma, i to n jutru na schesärcze, vazda davat.
Uista dobba immase s' rannom postupat na slidechi na^/m:
Akko je josh od uklanja ranna otvorena — freshka — immase s' Rosmarinskom
rakiom (pripekom) izaprat, i za ovvoga odma sa slidechim mellemom zavit. Uzmese
dva isseta mliva ozimigna Raxeva ne od Shenicze, vech bash ozimicze, od kojese slama
u samare tärpa^ u Bosni reknu rax, a jedno isse liepo istu9eni boba smrekovi, i kolik
obboga pripeke rakie, ol bar pärvina, uli u ovo mlivo raxeno i iztugene bobe, dasse
U9ini ko jedno tisto (al akkosu vellike i poghiblive i duboke ranne moxese svegga
uzet pojednako). Akkolije pako jar ranna od nklanja zarasla^ immase najpri otvorit,
i 9innit da kärv iz nje poge, pak ondan izaprat s' Rosmarinskom pripekom i zavit
mallo pria spomenutim tistom. Rosmarinska rakia pripeka na sljedechise na9in spravlja.
Uztärghnuse uz czvit värshike od Rozmarina, i metnuse u boczu daje samo trettina
ostane prazna^ ovn praznochu valja donalit pripekom ol pärvinom rakie — grozda se
pripisuje, takko da puna bocza budde, zatvorise dobro imetnese u vruche mjesto da
stoji za 50 saata.
K' ovvomu kadase procziedi priulijese na svako po littre, ol metne, po jedan dram
Kamphore. NB, Buduch da u nas Rozmarina neima, owo shtose pripisuje laghlje
gotovo kupit iz Saraeva od Echima, pod imenom Spiritus Rosmarini rectificatissimus
np. drama 5. 6. i. t. d. 9uwt od nevolje.
(Verfahren bei den ersten Krankheitssymptomen.
„Zeigt sich bei einem von einem tollen Hunde gebissenen Menschen Wasserscheu
(Hydrophobie), so besichtige man sofort die untere Seite der Zunge, und man wird,
wie Herr Lali6 bemerkt, wahrnehmen, dass die Adern daselbst geschwollen und auf-
gedunsen sind (venae raniae). Auch bei Gesunden sind wohl jene Adern sichtbar,
aber nach dem Bisse des tollen Thieres treten sie mehr hervor, und es zeigen sich
mückenkopfgrosse schwarze Punkte an verschiedenen Stellen und namentlich am Rande
gegen die Zungenspitze.
„Unter diesen Umstanden soll man folgendes Heilverfahren anwenden. Ohne
Zaudern sind die geschwollenen Adern zu öffnen, um das Blut abzulassen, was am
besten auf diese Weise geschieht: Der Kranke soll die Zunge herausstrecken, und der,
welcher den Aderlass vollziehen will, fasse sie zwischen einen Holzspalt, ziehe sie gegen
sich, hebe sie empor und eröffne die geschwollenen Adern mit einem .... (?) Ist dies
vollzogen, lasse man die Zunge sofort los und stille die Blutung nicht, sondern warte
bis sie von selbst steht. Hierauf nehme der Kranke die erste Dosis des Heilmittels,
welches folgen dermassen bereitet wird.
„Von der früher genannten und beschriebenen Wurzel nehme man 4 bis 6 Dramme
(dieses Mass ist den Jahren und Kräften anzupassen, d. h. nach dem Alter und der
Kraft des Kranken, doch darf man nicht mehr nehmen). Man zerschneide sie klein,
gebe sie in den Mörser, zerstosse sie unter Wasserzusatz und knete sie, bis ein weicher
Brei daraus wird. Da in den ersten Stadien der Krankheit noch keine starken Krämpfe
noch ausgeprägte Wasserscheu auftreten, nimmt der Kranke gewöhnlich die Arznei
freiwillig. Sowie in diesem Anfangsstadium, soll man auch bei der grössten Entwicklung
der Krankheit durch neun Tage morgens auf nüchternen Magen die Arznei eingeben.
35»
548 II. Volkskunde.
„Gleichzeitig hat man die Wunde wie folgt zu behandeln. Ist die Wunde nach
dem Bisse noch offen (frisch), muss man sie mit Rosmarinbranntwein auswaschen und
sofort mit folgender Salbe verbinden. Man nimmt zwei Theile Frlihkornmehl, nicht
Weizen, sondern wirkliches Frtthkorn, dessen Stroh zur Polsterung der Tragsättel ver-
wendet wird und das in Bosnien ,BAi,^ heisst, und einen Theil fein zerstossener Wach-
holderbeeren und beiden gleich viel Doppelbranntwein oder wenigstens solchen vom ersten
Abfluss, gebe in diesen das Mehl und die zerstossenen Körner, dass ein Teig daraus
wird (sind aber die Wunden gross und gefährlich, kann man von jedem zu gleichen
Theilen nehmen).
„Ist aber die Bisswunde vernarbt, muss sie vorher geöffnet werden, damit das
Blut aus ihr abfliesse, und muss dann mit Rosmarinbranntwein ausgewaschen und mit
dem erwähnten Teige verbunden werden. Der Rosmarinbranntwein wird in folgender
Weise bereitet:
„Zur Blüthezeit nimmt man die Spitzen des Rosmarins und gibt sie in eine Flasche,
sodass nur ein Drittel frei bleibt; diesen leeren Raum fülle man mit Doppelbranntwein
oder mit dem ersten Abfluss vom Treberbranntwein, so dass die Flasche voll wird.
Man verkorke sie gut und lasse sie 50 Stunden in der Wärme stehen. Wenn dies filtrirt
wird, gibt man auf je Y2 Litra 1 Dramm Kampher. NB. Da bei uns kein Rosmarin
vorkommt, ist es besser, das Vorgeschriebene in Sarajevo bei einem Arzte zu kaufen,
unter dem Namen Spiiitus Rosmarini rectißcatissimus etwa 5, 6 u. s. w. Dramme, und
für den Nothfall aufzubewahren. **)
„Postupanje s' bonikom u komnse sasviem ukazuje nepodnosivost vodde.
U ovvom stanju posli neggosu boniczi svezani takko da ni tkomu ne mogu naudit,
spravljeni, koje gorri re9eno, lik; samo shtosse sad imma metnut osam drama, daje-
muse. Nuh! kadkadse a ginnimise priyesto, dessi: da bonici neche da uz'mu lik, onda
imajuga dva jaka Qovika uffatit i s' jednim därvenim klincom zakhlishenim ko kadse
därva cziepaju otvoritmu usta i zalitga likom i damu laghlje budde i da pria proxdre,
immase boniku stisnut nos, i därxat dok ne proxdre. Nuh! dabbi hotiuch bonik iz-
baczio olti izpljuvo lik u ti mah immamuse mirra ponovit, olti oppet dat. — iterare
sadanji Uly vis: oppetovati. Megjuto i ovvose imma znat, da ponavljanje lika, svako
tri saata moxese uginit.
Akko posli ovvoga ponovitog lika uzimanja bonik joshse nebbi use povratio
(praesens redditus vel non) i *) bolja i hoche da kolje, tadda s' opazom vellikim
immamuse jeddan 9itav korren u usta uvalit, i obbiyaju ga svesärdno grizkat, i värlobi
probitaQUOse uyinilo, kadbiga onnako izgrixena proxdro. I dokse razeberru i use dogju,
immaimse kärv pustit izpod jezika, i kad pristane tech kärv, immamuse dat, u koise
dessi, mesne gorbe, nikoliko kashika, ol shtogodir priligno.
Ranne uklanja na nagin gorri spomenuti sa sviem vidajuse — tractantur.
Posli neggosu bonici — pomamenici — yorbu jelli obigaju i voddu pitti neukazujuch,
daimje märska, i obi9aje na nji napast san duboki i pospavaju po 8 — 10 saata: i kad
vech dovlen dogju dobbroje — veliko — uffanje daim neche nishta bit t. j. neche umriet.
U vrieme njiova spavanja ukaxeimse u ustima biela pljunka, ko od jaja bilancze
providna, koja se raztexe, i gvärsto se prilipila uz usta, kojase imma izpljuvat. Meg-
gjuto kod koji bonika nije bila izishla bolja na velliki mah, neobi9aje bit ni ovvake sorte
od pljunke — balah.
^) Unleserlich.
Glück. Die Volksbchandlung der Tollwuth in Bosnien und der ITercegovina. 549
S' vellikom pomljom immase nastojat okko bonika, da spomenuti pljnvaku izpljuje,
jerje värlo koristno i probita^no daju izbaczi. Ova pljnnka ossobito uz parva tri danah
podpaxase, i to najvishe uz vrieme spavanja, ol mirovanja njiova, i immase vellika
pomlja stavvit dasse izbaczi, a ossobito onda, kadbise imao lik datti. Kojji akkoje uzzeo,
posli do dva saata immase boniku pokugit doru9ak, koji moxxe bit kava oUi mesna 90rba.
Akko posli devet danah postupanja likova u pomamenicim neopaxase vishe biljeg
od p^mame olti nepodnosivosti vodde, vech kakva drugga slabbost i nemmoch onda
nekse vidk po na^inim, kojise buddu viddit dassu probita9ni nemochima.
(„Behandlung des Kranken mit allen Anzeichen der Wasserscheu.
^In diesem Stadium gibt man den Kranken, welche gefesselt sind, damit sie Nie-
mandem schaden können, das oben erwähnte Mittel, doch gibt man jetzt 8 Dramme. Mit-
unter, und wie ich glaube sehr häutig, kommt es vor, dass der Kranke das Mittel nicht
nehmen will; in diesem Falle sollen ihn zwei starke Leute halten, ihm mit einem keilförmig
gestalteten Stückchen Holz den Mund öffnen und die Arznei einflössen; damit er sie
aber leichter und schneller schlucke, halte man ihm die Nase so lange zu, bis er das
Mittel verschluckt. Sollte der Patient trotzdem die Arznei auswerfen oder ausspucken,
so wiederhole man dasselbe Mass sofort. Uebrigens muss man wissen, dass man die
Arznei alle drei Stunden wiederholen kann.
„Sollte nach wiederholter Verabfolgung der Arznei der Kranke noch nicht zu sich
kommen (praesens redditus vel non) und ....*) bessern und er will noch beissen,
hat man ihm mit grosser Vorsicht eine ganze Wurzel in den Mund zu stecken, und sie
(die Kranken) pflegen diese tüchtig zu beissen, und es wäre gut, wenn sie sie so zer-
kaut schlucken würden. Und wenn sie zum Bewusstsein gelangen, so soll man ihnen
unter der Zunge zur Ader lassen, und wenn die Blutung steht, gebe man ihnen, wenn
möglich, einige Löffel Fleischbrühe oder dergleichen.
„Die Bisswunden werden in der oben beschriebenen Weise verbunden (tractantur).
Nachdem die Kranken — die Tollen — die Suppe genossen, pflegen sie auch ohne
Scheu Wasser zu trinken und dann in einen tiefen 8 bis 10 Stunden dauernden Schlaf
zu verfallen. Koramt es so weit, so ist es gut, und es ist grosse Hoflnung vorhanden,
dass ihnen Nichts sein wird, d. h. sie werden nicht sterben.
„Ln Schlafe zeigt sich am Munde weisser Schaum, durchsichtig wie Eierklar, zäh,
welcher am Munde festklebt, und der ausgespuckt werden muss. Uebiigens pflegt bei
Kranken, bei denen das Leiden nicht besonders stark entwickelt war, kein solcher
kSpeichelfluss sich einzustellen. Man muss eifrig trachten, dass der Kranke diesen
Speichel ausspuckt, weil es sehr nützlich und vortheilhaft ist, wenn das geschieht. Dieser
Speichel zeigt sich namentlich in den ersten drei Tagen gewöhnlich während des Schlafes
oder der Ruhe, und man sorge sehr, dass er entfernt wird, besonders vor der Verab-
reichung der Arznei. Wenn er diese genommen hat, gebe man ihm nach zwei Stunden
ein Frühstück, Kaffee oder Fleischsuppe.
„Zeigt sich nach achttägiger Behandlung bei dem Tollkranken kein Zeichen von
Tollwuth oder Wasserscheu, sondern eine andere Schwäche oder Krankheit, so ver-
abreiche man ihm Mittel, die dieser abhelfen."
IV^
Vafin postupanja u razli^itim dogogjajim.
a) Akkobi takko mu9na bila pomama, dabbise posli triju dana postupanja u li-
kovma josh podpazila zlamenja od nepodnosivosti vodde — hydrophobia — onda za sprav-
*) Im Originale unleserlich.
650 II. Volkskunde.
Ijenja lika^ neimase uzeti naravna vodda^ neggo kojachese dolli pod brojom V-im ukazat:
takkoger p&ti dän postupanja liki, immase pomameniczim xille pod jezikom otvorit,
shtoje tadda josh vechma potribito, akko pärvi put poshchate kärvi malloje otoyilose.
b) Akko nebbi od sebbe sami pomamenici moghli izichi nadvor, tadda trechi dkn
postupanja u Likovma^ imma imse dat shtoche bar triput protirat na izod istinito
— laxa.
c) Akkobise u vrime postupanja i liyenja dessilo, da na pomamenike na{>anne
dotle yellika nemoch, i slabost^ da mloggbi od njih ni progovorit nemoggu: Tadda,
gorri spomenutom Rosmarinskom pripekom immajuse mazat; po: 9^11u, Shiji, vratu,
pärsima i steghnima; kakko takoger immajimse dat popit u vodde 9ashiczi, jedno po
dramma iste pripeke Rosmarinske. Spomenuti mjesta mazanje, akkose viddi daje po-
triba moxese oppet ponovit, al davat pit nesmiese.
(Behandlung bei verschiedenen Anlässen.
„aj Sollte die ToUwnth so arg sein, dass sich nach dreitägiger Behandlung noch
Anzeichen von Wasserscheu (Hydrophobie) zeigen, so nehme man zur Bereitung der
Arznei nicht gewöhnliches Wasser, sondern jenes, das unter Nr. V beschrieben wird; auch
soll man den Tollen am fünften Behandlungstage die Adern unter der Zunge öffnen, was
dann umso erforderlicher ist, wenn beim ersten Aderlass wenig Blut ausgeflossen ist.
„6) Sollten die Tollen keinen Stuhl haben, gebe man ihnen am dritten Behandlungs-
tag ein Abführmittel.
jjc) Sollte es während der Behandlung geschehen, dass die Patienten von grosser
Schwäche und Abspannung befallen werden, so dass sie nicht sprechen können, so reibe
man ihnen mit dem erwähnten Rosmarinbranntwein die Stirne, den Nacken, Hals,
Brust und Schenkel, auch gebe man ihnen in einem Glas Wasser etwa ^/^ Dramm des
Rosmarinbranntweins zu trinken. Die erwähnten Einreibungen können im Bedarfsfalle
wiederholt werden, doch darf man ein zweites Mal nicht zu trinken geben.")
Va9in li9iti Mamene zivine.
Najpri kolikoje moghuche immase oprat sve xivin9e bir je bilo naklato, i od
bkla kurtarisat. Tad nikoliko vodde — do 3 — 4 okke u sudu bakrenu nekalajsanu
immase varit samo priko p6 saata i skinuta s' vatre stajat u istomu sudu za 12 saata;
iza ovvoga immase uzeti korrenja gorri spomenutog — krixaticze — dramma 32. sitno
izrizat sa solju i ovvom bakrenom voddom, imma xivin9etu davatse. Shtosse imma pro-
slidit za devvet danah zasebbicze i to sve u jutru. Kakko takoger ranna od uklanja,
akkoje josh freshka i nijese zatvorila, immase s' Rosmarinskom pripekom poprat, i
s' raxnim i smrekovim gorri kazatim listom obavit. Akkolije pako jur zarasla immase
otvorit i onda mazat i zavijat.
(„Verfahren tolle Thiere zu heilen.
„Vorerst wasche man den ganzen Körper des Thieres in der kürzesten Frist, nach-
dem es gebissen wurde, und trachte, dass es miste. Sodann koche man in einem un-
verzinnten Kupferkessel etwas Wasser, 3 — 4 Oka, durch eine halbe Stunde, stelle es
ab und lasse es im selben Gefäss 12 Stunden stehen. Hierauf nehme man 32 Dramm
der obenerwähnten Gentianawurzel, welche mit Salz fein verhackt, und gebe sie in
jenem Kupferwasser dem Thiere zu trinken. Dieses Verfahren soll durch neun Tage
jeden Morgen wiederholt werden. Ebenso soll die Bisswunde, solange sie noch frisch
und offen ist, mit Rosmarinbranntwein gewaschen und mit der oben erwähnten Kom-
Glück. Die Volksbehandlung der Tollwuth in Bosnien und der Hercegovina. 551
und Wachholdersalbe verbunden werden. Ist sie schon vernarbt, öffne nwin sie, schmiere
sie ein und verbinde sie.")
Im „Bosanski Domaii L^kar" vom Jahre 1845 werden gegen die Tollwuth
folgende Mittel empfohlen:
1. Kad mamen pas ujede pritisni ranu gazetom ili drugom bakrenom jasprom
za 24 ure razbi jajah na mladu maslu ili zejtinu, privi i derii do iste dobi, zatim ovoäti
tanku kerpicu, koju ceä öesto gröjati pram vatrom i prilagati k' rani.
2. Luka b^loga stuci sa sir6etom privi i neodvijaj dok nezaraste.
3. Cei'venog luka pomdäaj s' mesom i sircetom privij. Iztuci s' listjem trave par-
cevine pak privijaj, a kuvak iste pij . . . dobro je koju 6aäu sir6eta piti.
(„1. Wenn ein toller Hund beisst, lege durch 24 Stunden eine ,Gazetta^ oder
eine andere Kupfermünze darauf, zerrühre Eier auf Butter oder Oel, verbinde damit
und lasse es ebensolange; dann tränke einen Lappen in Wachs, erwärme ihn öfters
beim Feuer und lege ihn auf die Wunde. '
„2. Zerstosse Knoblauch mit Essig, verbinde und löse (den Verband) nicht, bis die
Wunde heilt.
„3. Vermische Zwiebel mit Fleisch und Essig und mache daraus einen Verband.
Zerstosse Blätter vom Bocksbart (Tragopogon pratense) und verbinde, koche sie und
trinke ... ein Glas Essig zu trinken ist gut.")
Schliesslich sei mir noch gestattet, eine kleine Sammlung hierher gehöriger Rath-
schläge eines ungenannten Franziskaners aus dem Jahre 1847 anzuführen:
Od Bisa: 1^. Uzmi tichia lastavichia, saxexiga, i U9ini u prah, i pi u voddi.
2^. Czargleni luk s' meddom ji, i isto priviaj na rannu, nikoliko puta. 3^. Odma kadte
ujide shtomu drago bisno, uzmi dobra sircheta i istuczi jednu glaviczu biloga luka,
izaxmi sook u sirche i sonim ispiraj rannu. Posli toga uzmi graha biloga razczipi, pak
onnim poUom rannu pokri i neodvijaj dok same neodpanu makar stale po godine.
4*^. Najdi korrin od trave alisma plantago isuschi U9ini u prah i onim prahom posipaj
kruh zape9en shenicom i pomazavshiga maslom daji nikoliko dana bolesniku, kojie po-
bisnio. Owa trava moxese davat i xivinam od svake varste. Ovva imase brat u
kollovozu. 5°. Zakogli patku isto9i kärv i daji pit bolesnomu. 6^. Dokte ujide, nama
U9ini lushiu i perri rannu.
(„Gegen Tollwuth: 1^. Nimm eine Schwalbe, verbrenne sie, mach' ein Pulver
daraus und trinke es in Wasser. 2°. Iss Zwiebel mit Honig und lege sie auch einige Male
auf die Wunde. 3®. So wie dich etwas Wüthendes beisst, nimm guten Essig, zerstosse
eine Knoblauchzehe, presse den Saft in den Essig und wasche damit die Wunde.
Damach spalte eine weisse Bohne, bedecke mit einer Hälfte die Wunde und löse den
Verband so lange nicht, bis sie abfeilt, und sollte es ein Jahr dauern. 4°. Nimm die
Wurzel von Alisma plantago y zerstosse sie zu Pulver, bestreue mit diesem Pulver
ein Weizenbrot und gib es mit Schmalz bestrichen durch einige Tage dem Wuthkranken.
Diese Pflanze kann auch Thieren jeder Art verabreicht werden. Man pflückt sie im
August. 5**. Schlachte eine Ente, fange das Blut auf und gib es dem Kranken zu
trinken. 6". So wie du gebissen wirst, mache eine Lauge an und wasche damit die
Wunde.")
Ethnographische Varia.
Von
Sadik Effendi Ugljen,
Scheriatsrichter in Prozor.
Inhalt: 1. Der Umzug der „Caraicc** in Jajce. — 2. Aehnliche Fest^bräuche der Muhaiumcdancr
im Bezirke Prozor. — 3. «Die Heilung der „Strava".
1. Der Umzug der „Öaraice^^ in Jajee.
in Jajce pflegen sich schon einige Tage vor dem orientalisch orthodoxen Weih-
nachtsfeste muhammedanische Jünglinge zu versammeln und zu verabreden, wo sie
sich am Vorabend (Akäam) des Weihnachtsfestes zusammenfinden würden, um den
^^Öaraice" genannten Brauch zu begehen. Nach dem Abendessen des genannten Vor-
tages begibt sich Jeder an den Ort des Stelldicheins. Hier wählen sie aus ihrer Mitte
Einen zum StareSina (Aeltesten), der sie leitet und anführt; diesen nennen sie dann
„Did" (Greis). Es war dies einst die Bezeichnung des patarenischen Kirchenältesten
in der Hercegovina. Der Did verkleidet sich sodann, macht sich einen langen Bart
aus Wolle oder Hanf, schwärzt das Gesicht mit Kohle und zieht ein entsprechendes
Gewand an.
Hierauf wählen sie einen Zweiten und nennen diesen „Cura" (Mädchen). Der-
selbe muss weibliche Kleidung, also die üblichen Dimlije, Jederma, Anterija anlegen,
bekommt den Gürtel, die Kappe und zum Bedecken die Jemenija. Diese Gesellschaft
nun nennt man „Caraice".
Etwa eine Stunde nach dem Akäam, sobald die Dämmerung anbricht, verlassen
die „Öaraice" mit dem „Did" und der „Cura" an der Spitze ihren Versammlungsort
und gehen von einem muhammedanischen Hause zum anderen. Bei jedem klopfen sie
mit einem Stabe an die Thür und rufen den Besitzer mit Namen, er möge heraus-
kommen und ihnen etwas schenken. Wenn sie keine Gabe erhalten, beginnen sie so
arg zu schimpfen und zu lärmen, als sie nur können. HiefÜr sind besondere Regeln.
Die Bitte lautet ungefähr folgendermassen: „Izidi Hasane i udijeli nam §to god; Bog
ti udijelio, napredak ti u svaöem bio" u. s. w. („Komm', Hassan, und gib uns etwas, Gott
wird dir's lohnen und dich in Allem fördern etc.") Wenn sich der Hauswirth nicht
zeigt, beginnen sie, wie erwähnt, aufs Aergste zu schimpfen. Die Freunde, die mich
darüber unterrichteten, theilten mir keines der Schimpfworte mit und sagten nur, die-
selben wären gar zu stark. In der Regel eilt der Hauswirth, sobald er die „Öaraice"
kommen sieht, sofort zur Hausthür und gibt ihnen irgend eine Gabe, da er es vorzieht,
Frieden mit ihnen zu halten.
Ugljen. Ethiiographisclie Varia. ^ 553
Wenn die „Caraice" in dieser Weise alle Häuser besucht haben^ kehren sie zu
ihrem Versammlungsorte zurück; Did und Cura haben ihr Geschäft beendet. Nun
nehmen sie die Vertheilung der gesammelten Gaben vor; dies geschieht zu gleichen
Theilen, nur Did und Cura erhalten etwas mehr.
Dieser Brauch erhielt sich bis auf den heutigen Tag in einer Mahala (Vorstadt)
von Jajce auf dem rechten Vrbasufer, sowie in der Umgebung von Jajce. Greise
wussten mir zu berichten, dass der Brauch auch in manchen Ortschaften der Herce-
govina üblich sei, dort aber ziemliche Abweichungen aufweise. In der Hercegovina
nennt man diese Leute nicht „Caraice", sondern „Oöice"; auch sind es dort nicht
ganze Gesellschaften, sondern einzelne Männer, doch dürfen auch diese ungehindert
über jeden schimpfen, der ihnen nichts gibt.
Es wäre noch die Frage aufzuwerfen, woher dieser Brauch stammt?
Nach meiner Meinung ist derselbe von den Patarenen ausgegangen. (? D. R.) Wir
wissen, dass die Anhänger dieser Lehre geschworene Feinde der alten christlichen Con-
fessionen waren. Sie thaten den Bekennern der letzteren Alles an, was sie nur konnten,
besonders als sie noch die Uebermacht hatten. Ursprünglich wird der „6araice"-Umzug
eine Art Brandschatzung der Andersgläubigen durch die herrschenden Bogumilen ge-
wesen sein. An Stelle härterer Behandlung trat dann etwa im Laufe der Zeit die er-
wähnte mündliche Ungebühr. Darauf leitet die Wahl des Tages vor einem der grössten
christlichen Kirchenfeste. Sie Hessen sich gleichsam die ungestörte Feier des letzteren
durch eine Geldsteuer abkaufen. Immerhin bleibt es bei diesem Erklärungsversuche
fraglich, warum die muhammedanischen „Öaraice" sich später und gegenwärtig nur
mehr an ihre eigenen Glaubensgenossen wenden. Man kann das als eine Abschwächung
deuten, durch welche dieser Brauch in glattere Bahnen gelenkt wurde; aber man sieht
zugleich, dass die Sache noch lange nicht genügend aufgeklärt ist.
2. lehnllclie Festgebranelie der Muhammedaner Im Bezirke Prozor.
Auch im Dorfe Duge (Bezirk Prozor), wo ausschliesslich Muhammedaner, die Begs
Dugaliä, Nachkommen des berühmten Pascha Dugalija wohnen, konnte ich den „Ca-
raice"-Gebrauch mit dem Did (Greis) und der Cura (Mädchen) an der Spitze consta-
tiren. Zwischen den „Öaraice" in Duge und jenen im Bezirke Jajce besteht aber
insoferne ein Unterschied, als der Umzug der „Öaraice" von Haus zu Haus und das Ab-
sammeln von Gaben in Duge am Vorabende des katholischen und nicht des ortho-
doxen Weihnachtstages stattfindet, und dass hier die „Öaraice" nicht blos die muham-
medanischen, sondern auch katholische Familien aufsuchen. Es verdient übrigens erwähnt
zu werden, dass die hiesigen Katholiken den Besuch der „Öaraice" und das Einsammeln
von Gaben durch dieselben nicht gerne sehen.
Den „Caraice" ähnelt ein anderer Volksgebrauch, die „Trubaljke" (d. i. Posaunen-
umzug), der sich im Dorfe Kopci6i erhalten hat. Im alten Coraitat Rama, zwei Stunden
vom Städtchen Prozor, hegt am linken Ufer des Ramafiusses in einer mit Naturschön-
heiten reich ausgestatteten Gegend das genannte Dorf. Mit geringen Ausnahmen be-
wohnen dasselbe Muhammedaner, die Begs Kopdi6i, Abkömndinge jenes Beg Kopöi6,
der vor Jahrhunderten auf seinem Pferde Sditonja das Gebiet Duvno umritt, weil ihm
nach der Volkstradition einer der Sultane versprochen hatte, er werde ihn mit einem
so grossen Stücke Land belehnen, als er an einem Tage zu Pferde umreiten würde.
Das Volk nennt diesen Beg sehr oft, namentlich dann, wenn es Jemanden, der planlos
herumzieht, bezeichnen will, denn dann sagt es von dem Betreffenden: „Objahao kao
554 II. Volkskunde
Kopöi6 Duvno'' (d. i. „er reitet wie KopÄi6 um Duvno"). Zwei bis drei Kilometer nord-
östlich vom Dorfe Kopöi6i liegt das Grabdenkmal (Turbe) jenes Begs Kopöi6, und noch
heutzutage wallfahrten seine Nachkommen dahin. Das Dorf Kopöi6i besteht aus
80 Häusern mit 460 Einwohnern, von denen 120 Katholiken, die anderen aber Muham-
medaner (ausschliesslich Begs Kopdi6i) sind. ^Letztere besitzen eine Moschee mit
gemauertem Minaret. Am Abhänge unterhalb des Dorfes liegt ein altes Haus, von dem
die Begs erzählen, hier sei der Ahar (die Herberge) ihres Ahnherrn gewesen, in dem
er jedem Wanderer gastliche Aufnahme und Bewirthung gewährt habe. Die westliche
Mauer des jetzigen Hauses soll noch ein Ueberrest jenes alten Ahars sein. Auch die
Nachkommen halten die Gastfreundschaft in hohen Ehren, und in diesem ihren Hause
kann auch jetzt jeder Fremde ein Unterkommen finden.
An den Vorabenden der beiden St. Georgstage, welche von der Bevölkerung
aller Confessionen hierzulande gleich festlich begangen werden, versammelt sich an
einem vorher bestimmten Platze eine grössere Zahl von Muhammedanem. Jeder der
Theilnehmer bringt eine Posaune mit, die er sich zum Vorabend des kleinen Georgs-
tages aus Weiden- und zu dem des grossen Georgstages aus Haselnussrinde einen bis
zwei Tage vorher angefertigt hat. Zumeist betheiligen sich an dem Umzüge jüngere
Leute, sehr oft aber findet man in demselben auch bärtige Männer. Aus jedem Hause
soll zumindest ein Familienmitglied theilnehmen. Einer wird zum Anführer gewählt
und muss die grösste Posaune haben. Nun findet der Aufbruch statt. An der Spitze
des Zuges geht der Anführer, ihm folgen die Uebrigen entweder einer nach dem an-
dern, oder in einer ungeordneten Gruppe. Zuerst stösst der Anführer in die Posaune,
seinem Beispiele folgen alsbald die übrigen Theilnehmer. Diese volksthümliche Musik
— wenn man sie so nennen kann — macht einen eigenthümlichen Eindruck. Der durch
die Posaunen verursachte Lärm wiederhallt in der ganzen Umgebung. Den Posaunen-
bläsern schliesst sich fortwährend jauchzend eine Schaar Kinder an. Eine bestimmte
Melodie ist nicht zu unterscheiden. Aus einer grösseren Entfernung könnte das Ganze
für Musik gehalten werden, denn die Posaunen lassen je nach ihrer Grösse ver-
schiedene Töne erschallen. An dem Umzüge betheiligen sich gewöhnlich 80 — 100
Personen.
Die Procession hält vor jedem Hofe eines muhammedanischen Hauses und producirt
sich hier durch einige Minuten. Ueberall kommt ihnen der Hausherr an der Spitze
des gesammten Hausgesindes entgegen, und Alle lauschen dem eigenthümlichen Concert.
Wenn im Dorfe ein Weib lebt, das im Gerüche der Hexerei steht (eine „Sihirbazica"),
wird der Umgang bei ihrem Hause begonnen. Ist dies nicht der Fall, so besuchen
die Musikanten die Häuser der Reihe nach.
Nach gänzlicher Beendigung der Procession begeben sich alle Theilnehmer nach
dem ursprünglichen Versammlungsorte zurück. Sodann beginnt ein besonderer Auf-
tritt, Die ganze Versammlung stellt sich im Kreise um den Führer auf, und jeder
Einzelne holt mit seiner Posaune zum Schlage aus. Den ersten Schlag fuhrt der Leiter,
dessen Posaune dabei in Stücke geht, von denen jedes einen der Theilnehmer triflft.
Dem Beispiele folgen die Uebrigen, es entsteht eine lustige Schlägerei. Die Posaunen
schmettern auf die Köpfe und andere Körpertheile unter lautem Gelächter Aller, und
das dauert so lange, bis die letzte Posaune in Stücke gegangen. Ist dies geschehen,
begeben sich alle Theilnehmer hochbefriedigt nach Hause.
Das Volk glaubt, dass das beschriebene Exercitium, am Rüsttage von Georgi in
der angegebenen Weise durchgeführt, den Hexen die Geschäfte verderbe. Jeder Theil-
nehmer hält sich ein volles Jahr hindurch gegen jedweden Hexenzauber für gefeit und
Ugljcn. Ethnographische Varia. o55
ist überzeugt, dass weder seiner PersoB, noch seinen Hausgenossen und seiner Habe
bis zum nächsten Georgitage durch Hexerei Schaden zugefügt werden könne.
Dieser Gebrauch besteht ausser in Kopöi6i blos noch im Dorfe Duge unter den
dortigen Begfamilien der Dugali6i, wird jedoch im letzteren Orte nicht mit solcher
Feierlichkeit geübt. Früher fand der Umzug auch im Städtchen Prozor statt ; dort ist
er jedoch seit einigen Jahren abgekommen.
3. Die Heilung der „Straya'^^)
Das Blei dient bei uns in Bosnien und der Hercegovina als ausgezeichnetes Heil-
mittel gegen das Entsetzen oder Erschrecken („strava"). Diese Krankheit befällt be-
sonders Kinder, wenn sie etwas Ungewöhnliches plötzlich erblicken, oder wenn sie scherz-
weise geschreckt werden, was leider bei uns oft vorkommt. Manchmal wird dies In-
schreckensetzen wieder als Mittel gegen ein anderes Uebel betrachtet, z. B. wenn das
Kind weinerlicher Natur ist. In solchen Fällen pflegen die Eltern oder andere Haus-
genossen, statt das Elind auf freundliche Weise zu beruhigen, dasselbe in Furcht und
Schrecken zu versetzen. Die Zeichen des Entsetzens sind dann an dem Kinde leicht wahr-
zunehmen; denn es geberdet sich wie geistesabwesend, wird kreideweiss, die Augen
fallen ihm ein, werden gläsern u. s. w.
Wenn nun das „Entsetzen" so ein jugendliches Herz befällt, so wird es die
Krankheit bis zum Tode nicht los, wofern ihm nicht baldige Hilfe und Heilung zu Theil
wird. Noch mehr zu verwundem ist, was mir ein Greis erzählte, dass nämlich, wenn
das Entsetzen im Menschen wieder auflebt (oiivjeti), auch dessen Todesstunde ge-
kommen sei. Das Entsetzen lebt aber dann wieder auf, wenn das Uebel vernachlässigt
wird und veraltet.
Kommt ein Fall von „Strava" vor, so wird das erschrockene Kind sofort zu
einem Weibe geführt, welches es „vergiessen" muss. Von dem Weibe, welches dies
besorgt, wird kein besonderes Wissen verlangt, es genügt, wenn sie bei Jemandem das
„Vergiessen" (salijevanje) mit Erfolg angewendet hat.
Zunächst nimmt das Weib einen hiezu bestimmten eisernen Löffel zur Hand;
auf denselben legt sie 2 — 3 Gewehrkugeln, besonders solche, die schon abgeschossen
wurden; sind solche nicht zu haben, so können auch andere genommen werden, sie
müssen aber dann auf einem Stein plattgeschlagen werden, was niemals unterlassen
werden darf. Dann hält das Weib den Löffel mit den Bleikugeln ins Feuer, neben
dem sie sitzt, und hat das geschreckte Kind neben sich. Zugleich hat sie in der Nähe
ein Glas reines Wasser (öile vode).*)
Ist das Blei geschmolzen, nimmt sie den Löffel in die rechte Hand, das Glas mit
dem Wasser in die linke, hebt beides über den Kopf des geschreckten Kindes und
giesst das zerschmolzene Blei rasch in das volle Wasserglas. Dann wartet sie ein
wenig, bis sich das Blei im Wasser abgekühlt hat, worauf sie es aus demselben heraus-
nimmt. Was nun die Ursache des Entsetzens beim Kinde gewesen, dessen getreue
Form hat das Blei im Wasser angenommen, sei es ein Thier oder was immer für ein
Gegenstand. Gewöhnlich sind es Thiere, welche in dem Bleiguss zu sehen sind. Sobald
das Weib die Form erblickt, gibt sie die Ursache des Schreckens bekannt.
») Vgl. diese Mitth. n, S. 406 f.
*) Cila voda, wörtlich „frisches Wasser", ist jenes, welches aus einer Quelle abfliesst und nicht ver-
unreinigt ist.
556 IL Volkskunde.
Es genügt nicht; den Kranken nur einmal zu „vergiessen^^ sondern es muss dreimal
geschehen. Das erste Mal „vergiesst** man, wie schon erwähnt, über dem Kopfe, das
zweite Mal über den Hüften und das dritte Mal über den Füssen. Wenn das Blei
bei allen drei Vergiessungen die gleiche Form zeigt, so kann man als gewiss annehmen,
dass das Uebel vollkommen behoben wird; auch wenn es zweimal in gleicher Form
erscheint, wird es noch als Vorzeichen betrachtet, dass die Krankheit geheilt wird,
wofern man nur darnach eine gewisse Verrichtung vornimmt.
Es muss nämlich das Blei sammt dem Wasser im Glase unter das Hausdach ge-
bracht werden. Dort nimmt das Weib das Blei aus dem Wasser, schüttet letzteres auf
das Dach und f&ngt das herabfliessende mit dem Glase auf ^ das wiederholt sie dreimal.
Mit dem zum dritten Male aufgefangenen Wasser wäscht sie sodann dem Entsetzten
das Antlitz und gibt ihm davon auch Einiges zu trinken. Ist all' das geschehen, so
nimmt sie aus dem Glase den Bleiguss, den man nun „salitak^ nennt, wickelt den-
selben nebst einigen Kreuzern, deren Anzahl aber stets ungerade sein muss, in einen
Fetzen und gibt diesen Jemandem, der ihn zum nächsten Kreuzwege trägt und dort
weglegt. Wehe nun demjenigen, der dann des Weges geht, den Fetzen aufhebt und
die Geldstücke einsteckt, denn man sagt, er habe mit dem Gelde auch das Uebel an
sich genommen, (was aber Andere verneinen).
Sei dem nun, wie ihm wolle, filr sicher wird gehalten, dass das „Vergiessen"
ein besonderes Heilmittel gegen die „Strava" und ihre Folgen ist, und dass jedes Kind
geheilt wird, welches man auf die angegebene Weise „vergiesst". Das „Vergiessen"
bewährt sich jedoch nur dann, wenn es bald nach dem Erschrecken angewendet wird.
Geschieht dies nicht und gilt das Uebel bereits als eingewurzelt, dann muss mit dem
Kranken noch eine besondere und einigermassen schwierige Procedur ausgeführt,
es müssen ihm die sogenannten „Kraänice" genommen werden.
Dieses Verfahren wird namentlich bei jenen Kranken angewendet, bei denen die
„Strava" sich besonders schmerzhaft äussert, oder bei denen sie wieder aufgelebt ist.
Ein Solcher ist leicht zu erkennen, denn er macht den Eindruck eines Todtkranken.
Manchmal werden die „KraSnice" (Körperlängenmasse) gleich nach dem „Vergiessen", ge-
wöhnlich aber erst einige Zeit nach demselben, wenn Letzteres nichts genützt hat, ab-
gemessen. Hiebei wird folgendermassen verfahren:
Der Kranke legt sich mit dem Gesichte zur Erde nieder und streckt die Hände
und die FUsse so weit aus, als er kann. Jenes Weib, welches die „Kraänice** abmessen
soll, hockt bei seinem Kopfe, ein zweites Weib bei seinen Füssen. Nun nimmt das
erstere einen Knäuel Zwirn in die Hand und reicht das Fadenende dem zweiten Weibe,
welches zu Füssen des Kranken hockt. Jetzt messen sie die Körperlänge vom Kopf-
scheitel bis zur Ferse und die Klafterbreite von den Fingerspitzen der einen Hand
zu denen der anderen ab. Stimmen diese beiden Masse überein, d. i. wenn auch nicht
die geringste DiflFerenz zwischen beiden besteht, so erblickt man darin ein gutes Vor-
zeichen, das heisst man glaubt, der Kranke leide nicht in hohem Grade am Entsetzen.
Wenn aber beide Masse auch nur um ein Kleines differiren, so ist es nicht zweifelhaft,
dass der Kranke an der „Strava" leidet, denn ein Mensch, der von dieser Krankheit
nicht befallen ist, muss unbedingt gleiche Masse haben.
Bei ungleichen Massen nimmt das Weib, welches die Procedur ausführt, die mit-
gebrachte Kleie in die Hand, bestreut mit derselben den Kranken und fragt ihn:
„Bist du bereit, lieber Kleie zu essen, als das Entsetzen weiter zu tragen?" Der Kranke
antwortet: „Lieber will ich Kleie essen, als die ,Strava^ weiter tragen." Nun nimmt
das Weib eine Handvoll Asche, streut diese über den Kranken und spricht zu ihm:
Ugljen. Ethnographische Varia. 557
„Bist du bereit, lieber Asche zu essen, als das Entsetzen weiter zu tragen?" worauf
der Kranke antwortet: „Lieber will ich Asche essen, als die ,Strava^ weiter tragen."
Endlich streut das Weib mitgebrachtes Stroh über den Kranken und fragt ihn: „Willst
du lieber Stroh beissen, als die ,Strava^ weiter zu tragen?" Der Kranke antwortet hier-
auf: „Lieber will ich Stroh beissen, als die ,Strava' weiter tragen." (Wörtlich: Ali
voliä mekinje zobati^ ali stravu nositi? — Volim mekinje zobati, nego stravu nositi. —
Ali voliS lug zobati, ali stravu nositi? — Volim lug zobati, nego stravu nositi. — Ali
voliä slamu gristi, ali stravu nositi? — Volim slamu gristi, nego stravu nositi.)
Nachdem dies geschehen, kehrt das Weib die über den Kranken gestreute Kleie
und Asche, dann das Stroh mit einem Besen auf einen Haufen zusammen, nimmt hier-
auf eine Scheere zur Hand und zerschneidet den Besen und das Stroh in ganz kleine
Stückchen, mischt Alles gut durcheinander und bindet es in einen Fetzen, der dann
Jemandem übergeben wird, damit er dieses Bündel irgendwohin weglegt.
Damit ist die Procedur beendet und der Betreffende vom Entsetzen geheilt, wie
wenn ihm von Gott dieses Leiden nie zugedacht gewesen wäre. Das „Vergiessen"
steht im ganzen Lande im Gebrauche, während nach mehreren mir befreundeten Ge-
währsmännern das Messen der Körperlänge und der Klafterbreite in Bosnien nicht vor-
kommen soll. Noch möchte ich bemerken, dass die orthodoxen Bewohner in der Um-
gebung von Mostar diese Heilmittel nicht benützen, während die Bekenner der übrigen
Confessionen in der Stadt und auf dem Dorfe dieselben auch gegenwärtig anwenden.
Wie unser Volk denkt.
Von
Stephan R. Deliö,
Schulleiter in Gacko.
Inhalt: 1) Der „Oganj'' (Fieberausschlag) und seine Heilang. — 2. Ein Besach in der Teufelsgrotte.
3. Allerlei Vorhersagungen.
1. Der 9,0gaiij^^ (Fieberaasschlag) und seine Hellung.
(Aus Gacko.)
Wodurch Fieberausschläge entstehen, woher sie kommen, vermag ich nicht zu
sagen, denn es war mir bisher nicht möglich, aus dem Volksmunde zu erfahren, was
hierüber geglaubt wird. So viel konnte ich aber erfahren, dass das Volk mit „Oganj"
(Fieberausschlag, wörtlich „Hitze") jene Krankheit bezeichnet, die sich beim Menschen,
besonders bei Säuglingen, in der Form lichter Blasen im Gesichte zeigt. Später ver-
harschen diese Blasen, und der Mensch bleibt durch Narben verunstaltet.
Ich hatte Gelegenheit, diese Krankheit zu beobachten, doch will ich von einer
Beschreibung ihres Verlaufes absehen, da ich sonst zu weitläufig werden müsste. Ich
will nur erzählen, wie das Volk in Gacko diese Krankheit heilt, das heisst, wie es den
„Oganj" aus dem kranken Körper heraustreibt.
Der Säugling meiner Tante wurde krank. Als sie schon bei zwei Aerzten er-
folglos Hilfe gesucht hatte, wurde ihr von den Nachbarinnen auseinandergesetzt, das
Kind leide am „Oganj", und dieser müsse herausgezogen werden. Sie solle nur zum
Zigeuner (dem Schmiede) gehen; wenn es wirklich „Oganj" sei, so werde dieser es
sofort genau wissen. Bestürmt von den Weibern, eilt sie zu ihrem Manne, um ihn zu
bestimmen, dass er den Avdo (so hiess der Zigeunerschraied) aufsuche. Sagt ja doch
das Sprichwort: „Unglück und Elend verleiten den Menschen zu Allem" (Muka i
nevolja na svaäta natjera), so war es auch bei meiner Tante.
Wirklich ging der Mann zum Avdo, und dieser gab ihm den Auftrag, sogleich
Feuerschwamm, ein Stück grünen Tuches, neun Zweigspitzen vom Brombeerstrauch,
die Rinde vom Granatstrauch, ein Stück Lindenholz und frische Butter zu bringen.
Mit vieler Mühe wurde dies zusammengebracht, und wieder zog der Mann zum Avdo.
Nun nahm dieser den Hammer und ein kaltes Eisenstück zur Hand, dem Vater
aber reichte er ein Stück Schwamm. Das Eisenstück legte er auf den Ambos, dem
Vater des Kindes gebot er, den Schwamm nahe beim Eisenstück zu halten. Kaum
hatte Avdo zwei kräftige Hammerschläge auf das Eisenstück geführt (wobei er etwas
murmelte), da — welches Wunder! — sprang ein Funke aus dem Eisen, und der
Schwamm fing Feuer.
Del iß. Wie unser Volk denkt. 559
Die daneben stehende Zlatka, Tochter des Avdo, begann nun zu schreien: „Welches
Glück! welches Glück! das Kind hat den Oganj, es wird gesunden." (A, blago, blago!
Oganj je, oganjl Dijete 6e ozdraviti!) Noch lauter schrie aber Avdo, indem er den
Funken im Schwämme durch Blasen anfachte: „Schnell einen Fetzen, schnell einen
Fetzen!" Zlatka brachte schnell ein funkelnagelneues Stück Bez (Baumwollwebestoff)
und sagte: „Hier hast du ein neues Stück, ist doch Savka (= Elisabeth, die Mutter
des Kindes) unsere Freundin." (Evo ti nove, Savka je naäa). Schnell hüllte Avdo
den Zündschwamm in den Bez und fing aus Leibeskräften zu blasen an, bis sich
eüdlich das Ganze entzündete. Das brennende Bündel legte er nun auf ein Blech und
schlichtete über demselben die schon vorher vom Lindenholze abgeschnittenen Spähne,
dann die Granatrinde und die neun Zweigspitzen vom Brombeerstrauche und endlich
jenes grüne Tuch. Als Alles verbrannt war, verrieb er recht sorgsam die Asche und
schüttete sie in ein Glas, worin er sie mit der frischen Butter gut vermengte. Nachdem
er dies fertiggebracht hatte, sprach er zum Vater des Kindes: „Hier hast du dieses
Glas. Nun suche ein altes Weib und lass von demselben mit der im Glase befindlichen
Salbe in der ersten Abenddämmerung mit dem Federwisch von einer Henne unter der
Dachtraufe das Kind bestreichen. Die Striche soll das Weib von oben nach unten
ziehen. Die Einreibung soll in gleicher Weise insgesammt dreimal an drei aufeinander
folgenden Abenden vorgenommen werden. Ich hoffe zu Gott, dass das Kind genesen
wird."
Das Kind wurde nach der Anweisung des Avdo gesalbt. Es sah aus, wie ein
Araber; wie sollte dies nicht der Fall gewesen sein, da Butter und Asche angewendet
wurden? Man konnte es kaum abwaschen, da die Asche in das wunde Gesicht einge-
drungen war. Mit Hilfe von Seife und lauem Wasser begannen jedoch die Krusten der
Wunden sich abzuschuppen und abzufallen. Bald darauf begannen die Wunden zu
heilen, und Jedermann glaubte fest, das Kind wäre wirklich am „Oganj" krank gewesen,
da sich ja sonst der Feuerschwamm nicht entzündet hätte und die Wunden nicht geheilt
wären. Ich erzählte, ohne sichtbaren Eindruck zu machen, dass wohl nur die frische Butter
die heilbringende Wirkung ausgeübt habe, nicht aber Avdo's Hammer und der von
ihm erzeugte Kohlenstaub. So wird in Gacko der „Oganj" bekämpft und geheilt.
Noch will ich bemerken, dass es zwei Arten dieser Krankheit gibt, nämlich den
„hölzernen" (drveni) und den „eisernen (gvozdeni) Oganj".
Der hölzerne könne, so wird behauptet, schwerer geheilt werden, obgleich er gut-
artiger sei, da sich die Wunden schneller schliessen. Andere wieder behaupten, der
„eiserne Oganj" sei schwerer zu bekämpfen, doch sei er andererseits gutartiger als
der „hölzerne". Wie wieder Andere behaupten, sei es die Hauptsache, zu constatiren,
ob das Kind vom „hölzernen" oder vom eisernen „Oganj" befallen sei. Dies wird wohl
das Wichtigste sein, und bei einem Kinde wird der „drveni", beim anderen wieder der
„gvozdeni Oganj" leichter behoben werden können.
Wer nicht am „Oganj", sondern an einem anderen Ausschlag leidet, dem wird er
auch nicht vertrieben werden können, und wenn den ganzen Tag oder ein volles Jahr
lang in der Schmiede herumgehämmert wird.
Zur Heilung des „hölzernen Oganj" wird weiches, gewöhnlich Lindenholz ver-
wendet. Ein Holzstab wird an beiden Enden zugespitzt und in das in einem Hart-
holzklotz ausgestemmte Loch gesteckt. Nun wird der Holzstab mit einem Riemen
umwunden und mit demselben in schnelle Drehung versetzt. Ist der Kranke vom
„Oganj" befallen, so wird sich der Holzstab an seiner Spitze entzünden, im Gegentheile
gewiss nicht Der vom entzündeten Holzstabende gewonnene Kohlenstaub wird mit
560 n. Volkskunde.
frischer Butter vermengt und mit dieser Salbe der Kranke genau so bestrichen wie
beim „eisernen Oganj".
Oben habe ich über den „Oganj" des Kindes meiner Tante erzählt. Dasselbe
Kind hatte aber auch kranke Augen und Ohren. Der Ausschlag verging zwar, die
anderen zwei Krankheiten blieben aber ungeheilt. Da gab es viel Mühe und Leid, denn
sobald das Kind Reissen im Kopfe bekam, konnte man es wegen seines Gewimmers
und Schreiens im Hause nicht aushalten.
Eines Tages kam die greise Singja^ um sich nach dem Befinden des Kindes zu
erkundigen, wobei sie bemerkte: „Meine Savka! ob dir nicht irgend wer zu jener
Zeit, als du mit diesem Kinde schwanger warst, gewahrsagt hat?" (Savka bona! da ti
nije ko u kuöi bajao, dok si s njem djetetom teäka bila?I) — „Ja bei Gott, so wird
es sein," entgegnete Savka, und fing nun an zu erzählen, wie damals in ihrer An-
wesenheit ein Weib einem Einwohner von Kruäevica gewahrsagt habe. Kaum war
sie mit ihrer Erzählung zu Ende, als die alte Singja anhub: „Siehst du! jenes herzlose
Weib hat in dieses Kind, als es noch in deinem Leibe war, die Poganica (bösartige,
ekelerregende Krankheit) verpflanzt. Ihr war wenig an dir und deinem Kinde ge-
legen, sie wollte diese Krankheit von irgend Jemandem abtreiben und auf einen Anderen
übertragen. Der Knabe möge nur gesund werden und jenem bösen Weibe seine
Uebelthat vergelten. So ist es und nicht anders, meine Savka. Doch weisst du, was
jetzt zu thun ist? Nimm Knoblauch und Oel und sende beides ^urch irgend Jemand
nach Stepen zur Frau des Miliöevi6 (eine Wahrsagerin), sie möge das Gesendete be-
sprechen (beschwören). Dann salbe das Kind mit dem Oel, in dem der Knoblauch
liegt, und tröpfle es ihm auch ins Ohr. Du wirst dich bei meiner Seele überzeugen,
dass dem Kinde nichts Anderes fehlt."
Also das Kind war auch noch verhext, und zwar seit der Zeit, als es im Mutter-
leibe ruhte, als es von diesem irdischen Jammerthale noch keine Ahnung hatte.
Armes Kind!
Das Beschwören (bajanje) sah ich in Trebinje, wo der Bauer Spasoje Grkavac
aus dem Dorfe Grkavci des Bezirkes Trebinje als der beste Beschwörer gilt. Derselbe
ist auch ein „zduha" (ein von Geistern Befallener); solche Leute gibt es in Trebinje
genug. Spasoje scheint aber als „zduha" einen besonderen Ruf zu geniessen; darüber
will ich vielleicht später einmal berichten, jetzt will ich nur bemerken, dass das „ba-
janje" als schwer zu erlernende Kunst gilt. Die Procedur hiebei ist eine so geheimniss-
volle, dass der Zuschauer fast an eine übernatürliche Kraft zu glauben versucht
wird. Denkt nur an das Hervorbrechen der Thränen und das nicht zu bewältigende
Gähnen! Doch für jetzt sei es genug.
3. Ein Besuch in der Teufelsgrotte.
(Aus Trebinje.)
Viele Märchen erzählt sich das Volk von den Teufeln. Solche Erzählungen könnte
man zu Hunderten aus dem Volksmunde aufzeichnen. Wie sich der Teufel in alles
Mögliche zu verwandeln und in Alles einzumengen weiss, so sind auch die Erzählungen
von ihm in die verschiedensten Gestalten gekleidet und vielfach ausgeschmückt. Ich
erinnere mich aus meiner Kinderzeit, als mich die Eltern zum „Sijelo" (abendliche
Zusammenkunft) mitfilhrten, dass Erzählungen vom Teufel bis tief in die Nacht hinein
ausschliesslich den Gesprächsstoff bildeten. Jetzt sind sie nicht mehr so zahlreich, aber
auch die Sijelo's werden heutzutage nicht so oft gehalten wie einst. Aeltere Leute
Delid. Wie unser Volk denkt. 561
wollen es beschwören, sie hätten mit ihren leibhaftigen, gesunden Augen Teufel ge-
sehen; bei ihnen wären sie zum Nachtmahl gewesen, mit ihnen hätten sie Spiele aus-
geführt. Deshalb darf es uns nicht wundern, wenn alte Leute mit wahrem Feuer-
eifer Märchen von Teufeln erzählen, und dass ihnen solche Geschichten wahren Qenuss
bereiten, wenn nur die Zuhörerschaft eine recht zahlreiche ist.
Eine solche Erzählung, die ich aus dem Munde meiner Tante Savka aufzeichnete,
will ich hier mittheilen. Sie sagte mir, es habe ihr ihre Grossmutter — also meine
Urgrossmutter — erzählt, der Teufel könne sich verwandeln in was er wolle, unter
Anderm auch in jene garstige Kröte („babetina"), die nach eingetretener Abenddäm-
merung auf den Wegen herumhüpft.
Es war zur Zeit des Ramazans. Die muhammedanischen Frauen gingen zu einem
Sijelo. Es waren dies die Frauen der Dizdarevi6i aus dem Orte Gradina. Sie gingen
zur Stadt (Trebinje) und nahmen unsere Grossmutter mit sich. Auf dem Wege ver-
hielten sich die Frauen ruhig, nur einem jungen Weibchen Hess der Teufel keine Ruhe.
In ihrem Uebermuthe schlug sie die Anderen, lachte aus vollem Halse und stiess bald
die eine, bald die andere an. Da plötzlich hüpft eine Kröte über den Weg. Die junge
Frau stiess auch die Kröte, welche unförmig aufgebläht war, und sagte zur Schwieger-
mutter, indem sie sie an der Feredia (dem Mantel) zupfte: „Mama, Mama! Sieh diese
Kröte, wie sie hochschwanger ist." (Neno, neno, bona! Vidi ove babetine, kako je
trudna!) Die Schwiegermutter erwiderte der jungen Frau: „Geh zum Teufel sammt
der Kröte, du Uebermuth". Das junge Weib wendete sich nun zur Kröte mit den
Worten: „Hörst du, Kröte! Wenn du gebären wirst, rufe mich zum Entbindungsfeste."
(Cujeä, babo, bona! Kad rodis, zovni mi na babine!).
Einige Zeit war nach diesem Vorfalle vergangen, als kurz vor Mitternacht der
Hof vor dem Hause der Dizdarevi6i im hellsten Lichte erglänzte. Da gab es Gesang,
Spiel und Musik. Die Teufel waren um das junge Weib gekommen ; einige derselben
blieben im Hofe, die übrigen schlichen sich in ihr Schlafzimmer, erweckten sie aus dem
Schlafe und forderten sie auf, jener Kröte Hebammendienste zu leisten, wie sie es in
jener Kamazannacht versprochen. Schreck und Entsetzen erfasste das junge Weib,
denn sie konnte es nicht fassen, dass sie Hebamme bei der Kröte sein und mit den
Teufeln zu ihr wandern solle; sie bat daher, man möge ihr dies erlassen. Allein die
Teufel wollten hievon nichts hören und forderten sie neuerlich auf, ihnen zu folgen.
Als sie nun zu ihr sagten, sie möge die Augen schliessen, was sie sofort that, fand
sie sich im Augenblicke in einer Höhle mitten unter Teufeln.
Grosser Gott! die ganze Höhle war gefüllt mit Teufeln und Teufelinnen. Die von
den Teufelinnen umgebene Kröte liegt in Geburtswehen. „Kaum hatten sie mich er-
bUckt" — so erzählte später das junge Weib — „als sie fröhlich ausriefen: Da ist
die Hebamme!" Schnell machten sie ihr Platz. Sie setzte sich nieder, die Teufelinnen
fingen aber an zu singen:
„Wenn ein Mädchen wird geboren —
Weh' der Hebamme!
Wird jedoch ein Knab' geboren,
. Heil der Hebamme''.
(Ako se rodi fensko dijete —
kuku babici!
Ako ae rodi mudko dijete —
blago babici!)
B«od III. 36
662 n. VolkBkunde.
Das arme junge Weib wollte vor Entsetzen fast vergehen. Zum Glücke kam ein
männliches Kind zur Welt, und alle Teufelinnen jubelten: „Heil der Hebamme, Heil
der Hebamme !" Wer war nun glücklicher als das junge Weib, welches die Teufel in
Stücke zerrissen hätten, wenn ein weibliches Kind zur Welt gekommen wäre. Sie band
dem Neugeborenen den Nabel ab, wusch ihn und wickelte ihn in Windeln. Jetzt begann
ein fröhliches Fest mit Spiel und Tanz. Da gab es Brot und Essen jeder Art. Es
gab schwarzes, grünes, gelbes, rothes Brot; es wird musicirt, gesungen und getanzt.
Dem jungen Weibe wird zugesprochen, doch etwas zu essen. Sie betrachtet das
Brot und fragt: „Sagt mir um Gottes Willen, was ist dies für ein schwarzes Brot?"
„Dies Brot ist aus jenem Getreide, welches ihr Menschen beim Säen (durch Flüche)
dem Teufel übergebt. Wir kommen, sammeln das Getreide, euch aber bleibt die Erde
zum Essen," erwiderten die Teufel.
„Und jenes grüne Brot?" frug die Frau. „Dies ist von jenem Getreide, welches,
aus der Erde hervorgesprossen, auf dem Acker grünend, von euch durch Flüche dem
Teufel zugesprochen wird. Wir kommen dann, heben das Getreide vom Felde, euch
aber bleibt das Gras zum Essen übrig," sagten die Teufel.
„Und jenes gelbe?" — „Dies ist vom reifen Getreide. Ihr kommt zum Schnitt
und überliefert uns das reife Getreide durch euere Flüche. Wir nehmen und tragen
es weg, euch aber bleibt das leere Stroh. Ihr esset also Stroh. "^)
Als die Frau die Teufel so ausgefragt hatte, blieb ihr nichts Anderes übrig, als
zu essen. Sie nahm einen Löffel zur Hand und fing an zu essen. Bald war sie von
reichgekleideten Teufeliniien umgeben; eine derselben nahm bei ihr Platz. Sie war
mit einer lang herabwallenden Sammt-Anterija (Oberkleid) bekleidet. Die junge Frau
blickt starr auf dieses Geschöpf und denkt: „Um Gottes Willen, ist dies nicht das Kleid
meiner Schwiegermutter? Ja, bei Gott, es ist jenes Kleid! Aber ich will es bezeichnen,
und sobald ich nach Hause zurückkehre, will ich sehen, was an der Sache ist." Schnell
griff sie mit der Hand in die Halva (eine süsse Mehlspeise) und drückte einen Finger
der fetten Hand auf die Antcrija der neben ihr sitzenden Teufelin, wovon am Kleide ein
linsenförmiger Fleck zurückblieb. Als sich Alle gesättigt hatten, wollte die junge Frau
aufbrechen, doch Hessen die Teufel dies nicht zu, sie behielten sie noch mehrere Tage,
während welcher Zeit sie in der Höhle unzählige Opanken (mehrere Pferdelasten
voll) zu Gesiclit bekam. Sie frug, woher so viele Opanken kämen? Die Teufel ant-
worteten ihr: „Alle diese Opanken zerrissen wir während unserer Nachstellungen, um
die Menschen für uns zu gewinnen."
Endlich erklärten die Teufel in einer Nacht der jungen Frau, sie möge sich nun
zur Rückkehr bereithalten. Die Schürze füllten sie ihr mit den Schalen vom Sa-
ramsak (Knoblauch) und sprachen zu ihr: „Wenn du zu Hause bist, wirf diese Schalen
hinter die Thür". Wieder schloss die junge Frau die Augen, und als sie dieselben
öffnete, befand sie sich in ihrem Zimmer. Sie warf die Schalen hinter die Thür und
sah zu ihrem Erstaunen, wie sich diese in Ducaten verwandelten. Ohne das Gold
weiter zu beacliten, eilt sie zur Schwiegermutter und richtet an diese die Frage: „Ich
beschwöre dich bei Gott, sage mir wahrheitsgetreu, wo war an dem und dem Tage
deine Antcrija?" — „In der Truhe," antwortet die Alte. Nun erzählt die junge Frau,
was sich mit ihr zugetragen habe, und dass sie die Antcrija an einer Teufelin gesehen
und an der und der Stelle mit der von der Halva fett gewordenen Hand bezeichnet
*) Wovon das rothe Brot erzeugt wird, konnte ich nicht erfahren. Meine Tante meinte, sie könne
sich daran nicht erinnern.
De lief. Wie unser Volk denkt. 563
habe. „Gehen wir nun" — sprach sie weiter — „zu deiner Truhe und sehen wir nach,
ob es wirklich deine Anterija war." Die Schwiegermutter nahm die Schlüssel und
üflFnete ihre Truhe, da fand sich an der Anterija der Fettfleck.
Dies ist die Geschichte von den Teufeln, die verflucht sein mögen!
S. Allerlei Yorhersaguiigen.
Oft wird es vorkommen, dass die eben getraute junge Frau, kaum ins Haus ihres
Mannes gebracht, irgend eine Speise ohne Wissen der Hausgenossen an sich nimmt,
um sie zu essen. Will es nun der Zufall, dass irgend ein Familienmitglied, sagen wir
beispielsweise die Schwiegermutter, in diesem Momente ins Zimmer tritt, so wird die
junge Frau sogleich ihr Gesicht mit den Handflächen verdecken oder die beiden Hände
vor dem Gesicht kreuzen. Dies thut sie aus Scham, ertappt zu sein, ohne zu ahnen, was
daraus entstehen wird. Ist nämlich die junge Frau guter Hoflnung, so wird ihr Kindlein
im Gesichte an der Stelle, wo die Mutter die Hände auflegte, ein Mal erhalten. Wo
immer die Hand das Gesicht bedeckte, dort wird das Kindlein ein rosenrothes Mal
genau von der Grosse der Hand bekommen, und dieses bleibt ihm für seine Lebenszeit
unverwischbar.
Sieht eine schwangere Frau ein Schaf schlachten und hört das Röcheln des Thieres,
so wird ihr Kindlein gewiss ein Schnarcher sein. Deshalb ist es nach dem Volksglauben
sicher, dass die Mutter eines Menschen, der schnarcht, zu jener Zeit, als sie ihn unter
dem Herzen trug, der Abschlachtung eines Schafes beigewohnt habe.
Wenn die schwangere Frau eine Feuersbrunst erblickt, so wird ihr Kind mit
Geschwüren bedeckt zur Welt kommen. Sein ganzer Körper wird voller Wunden sein.
Wird ein neugebornes Kind zum ersten Male von einer zanksüchtigen Frau, der
man nichts recht machen kann, gesäugt, so wird auch das Kind während seines ganzen
Lebens streitsüchtiger und weinerlicher Natur sein und alles Mögliche fordern — nie wird
es sich zufrieden geben. Solch' ein Kind ist im Kindesalter recht böse, eine wahre Plage.
Ebenso böse bleibt das Kind, wenn es von einer Zigeunerin gesäugt wurde. Des-
halb sagt man auch zu einem mit der ganzen Welt unzufriedenen Menschen: „Du be-
nimmst dich, als ob dich eine Zigeunerin gesäugt hätte." (K'o da te ciganka zadojila.)
Wenn ein Kind mit der Haube (u koäuljici) zur Welt kommt, so soll es mit der-
selben an den beiden Wangen abgerieben werden, dann wird es stets rothwangig sein.
Wenn sich deine Kinder nicht aufziehen lassen und nach der Reihe hinsterben,
so nimm beim Begräbnisse eines derselben die Wiege mit auf den Friedhof und lass
sie am Grabe zurück oder zertrümmere sie dort. Dann bleiben deine künftigen
Kinder am Leben. ^)
Hast du keine Kinder, so nimm sieben Zweigspitzen einer Buche. Diese Spitzen
musst du nüchternen Magens am St. Georgstage früh Morgens essen, dann wirst du
Kinder bekommen.
*) Dieser Brauch kommt zumeist imBezirkeViSegrad vor. Dort finden sich auf Friedhöfen eine
Menge Wiegen, insbesondere im südwestlichen Theile des Bezirkes an den Friedhöfen neben der Drina.
30*
564 II. Volkskunde.
Wenn du an Appetitlosigkeit leidest, so stiehl einer Zigeunerin aus ihrer Tasche
ein Stück Brot und iss es auf. Dann kommt dir gewiss die Lust zum Essen, du wirst
Alles mit Heisshunger verspeisen.
Wenn du zu einem Requiem (o zadufinieama), bei welchem die Trauernden fiir
das Seelenheil des Gestorbenen Kerzen anzttnden, in die Kirche gehst, so trachte eine
solche Kerze aus der Kirche wegzutragen; dies darf aber Niemand bemerken. Auch
darf die Kerze auf keinen Fall deine eigene, sie muss eine fremde sein. Diese Kerze
verwahre in deiner Truhe. Schwillt irgend eine Stelle deines Körpers — wovor dich
Gott bewahren möge — an, so musst du mit dem angebrannten Kerzentheile die
schmerzhafte Stelle bestreichen, und du wirst sogleich gesund werden.*)
Will ein Mädchen erfahren, wann es heiraten wird, so soll sie am Vorabende
des St. Georgstages im Garten drei Löcher ausheben. Am nächsten Morgen muss sie
sehr früh die Löcher besichtigen und nachsehen, ob sich in einem derselben irgend ein
lebendes Geschöpf (ein Käfer o. dgl.) befindet. Ist im ersten Loche ein Thier, so heiratet
sie noch in demselben Jahre. Findet sie das Thier im zweiten Loche, so wird sie im
zweiten, ist es aber im dritten Loche, dann wird sie im dritten Jahre Hochzeit halten.
Hat ein Mädchen zwei Verehrer und ist im Ungewissen darüber, welcher von
beiden sie mehr liebt, so möge sie am Vortage des St. Georgstages zwei Zwiebelpflanzen
gleich hoch beschneiden und jede derselben einem ihrer Verehrer zudenken. Welche
dieser beiden Pflanzen am nächsten Morgen höhere Blätter hat, jener Bursche liebt
sie mehr. .
Wenn ein Mädchen wissen will, von welcher Seite ihr zukünftiger Gatte kommen
wird, so möge sie am Vortage des St. Georgstages eine Brennessel aus der Erde reissen,
diese im Garten pflanzen und gut begiessen. Am nächsten Morgen soll sie nun die
Brennessel besichtigen: auf welche Seite sie ihre Blätter hinneigt, nach jener Seite
wird sie verheiratet werden.
Dasselbe kann ein Mädchen erfahren, wenn es am Vorabend des St. Georgstages
den Herd abkehrt. Sie möge die Asche in das umgekehrte Sieb hineinschütten und
nun hinter sich auf den Herd streuen. Hiebei möge sie sich einen Ort, nach dem sie
verheiratet zu werden hofft, denken. Am nächsten Morgen findet sie in der Asche
eine Furche, durch die irgend ein Käfer gekrochen. Nach der Richtung dieser Furche
wird sie heiraten. _
Wenn du Jemanden liebst, dieser aber deiner nicht achtet, so ziehe aus den Hosen
(ga6a, Männertracht) oder den Dimlijas (Frauenbeinkleidern) das Band (ußkur) heraus
und zerschneide dasselbe in zwei Theile. Eine der beiden Hälften des Hosenbandes
strecke nun auf der einen, die andere auf der anderen Seite jenes Weges aus, den der
(oder die) von dir Geliebte zu passiren pflegt. Nun must du trachten, dass er zwischen den
*) Hiebei wird die schmerzhafte SteUe dreimal mit dem angebrannten Dochte betupft, wobei etwas
gesprochen wird. Dann wird die betreffende Stelle mit dem Safte aus einer Tabakspfeife bestrichen. Mir
selbst wurde einmal eine Geschwulst so behandelt, und sie verschwand bald darauf; vielleicht bewirkte der
Tabaksaft die Heilung.
Delic. Wie unser Volk denkt. 565
beiden Hosenbandtheilen durchgeht. Sobald dies geschehen, nimm die Theile gleich
weg, verbinde sie wieder in ein Ganzes, ziehe sie in die Hosen ein und binde diese
wieder zusammen. So haben wir die betreffende Person an uns gebunden. Sie ist uns
nun ganz sicher, mag es ein Mann oder ein Weib sein.
Wenn ein Jüngling ein Mädchen oder dieses einen jungen Mann an sich ziehen
will. Du musst eine Fledermaus einfangen und diese mit einer Geldmünze (Dinar)
abschlachten. Nun wirst du ihr mit einer neuen Spindel den Bauch aufschlitzen. Durch
diese Oeffhung ziehst du einen Goldfaden hinduroh, mit dem du die ganze Fledermaus
umwinden wirst. Nun sieh durch die Oeffnung im Körper der Fledermaus auf ein Mädchen
und sprich hiebei: „Gott gebe es, dass ebenso wie diese Fledermaus blind herumflog,
auch du dich in mich bis zur Blindheit verschauest." *) In derselben Weise spricht
auch das Mädchen, welches einen Jüngling für sich gewinnen will.
Die Fledermaus kann aber auch in eine Pantiäpanja (spanisches Brot, eine be-
liebte Mehlspeise) oder in sonst eine Bäckerei eingebacken werden, und diese Speise
wird dann jener Person gesendet, deren Liebe gewonnen werden soll.
Dieselbe Wirkung wird durch das Einbacken von Eselshim in Kuchen oder son-
stige Speisen erzielt. Hiedurch erklärt es sich, weshalb man von einem Verliebten
sagt: „Ja man sieht, dass sie (das Mädchen) ihm £selshii*n zum Verspeisen gegeben."
(E, dala mu je magareieg mozga).
Wenn es dir möglich ist, drei Haare vom Kopfe eines Mädchens zu stehlen, ohne
dass sie es bemerkt, so trage die ausgezogenen Haare auf ein muhammedanisches Grab.
Beim dort befindlichen Kopfstein ibasluk) vergrabe die drei Haare ziemlich seicht in
die Erde. Vorher umwinde die Haare mit Goldßlden und sprich dabei: „Gott
gebe, dass sowie dieses Grab um Niemand sonst weiss als um den Todten und um
Gott, das Mädchen (hier nenne ihren Namen) auch nur um Gott und um mich
wissen möge."
*) Hieraus sieht man, dass das Volk fest glaubt, dass die Fledermaus blind sei. Sonst würde es ja
nicht so sprechen.
Erzählungen im Han und Anderes,
Von
Johann Zovko,
Lehrer in Gornji-Vakuf.
Inhalt: 1. Die Entstehung der kriechenden Pflanzen. — 2. Das trockene Wa.sser und das nasse Feuer. —
3. Wie Hund und Katze über den jüngsten Tag hinaus Feinde sind. — 4. Der D2aba-Brauch. — ö. Die
Prtenjaäi (Fleisch Verächter). — 6. Der „Ero" beim Pferdehandcl. — 7. Wie unser Bauer Entfernungen schKtzt.
Weil der Regen in vollen Strömen niederrauscht, so dass es Jedermann unmöglich
ist, das gastliche Dach des Hans zu verlassen, so will ich euch etwas erzählen, damit
wir uns die Zeit möglichst angenehm verkürzen. Was ich weiss, das will ich nicht
verschweigen, denn ich denke mir, es sei nicht gut, wenn wir in gedrückter Stimmung
schweigend herumsitzen gerade so, als ob wir eine Unschlittkerze geschluckt hätten,
oder als ob uns aus offenen Augen Schneeflocken übers Gesicht herniederfielen. Doch
was soll ich eigentlich erzählen? — Ich will euch sagen, wie der Kürbis, die Melone
und ähnliche Gewächse zu kriechenden Pflanzen wurden. Daran ist jene Kürbisart
schuld, die wir Sakazlija nennen.
^ Ich beginne also in der Voraussetzung, dass mein Beispiel euere Zungen lösen
und jeder Einzelne erzählen wird, was er und wie er es eben versteht. Ich mache
es aber zur Bedingung, dass jeder von euch ohne Ziererei im Erzählen fortfiihrt, ohne
erst viel darüber nachzudenken, was ihm gut oder minderwerthig dünkt. Also ich
fange an.
1. Die Eiitstehniig der kriechenden Pflanzen.
Einst wuchs jedes Gewächs in die Höhe, und es gab damals keine Pflanze, die
kriechend am Erdboden li erumschlich. Aber lass nur den Hahn sich auf den Zimmer-
balken setzen, er steigt gewiss zum Dachfirst empor. So strebte auch der Kürbis nach
Höherem wie das Oel im Wasserglase. Zahlreich war er in seiner Familie wie die
rundlichen und länglichen Glasperlen an der Schnur, und es fiel ihm nicht schwer,
sich in die Höhe emporzuranken. So wuchs er immer höher und höher, über die
Wolken hinaus bis unter das Himmelsgewölbe, bis es fast nicht mehr höher ging.
Von oben herab hub er nun dummes Zeug zu reden an. Da wollte es der Zufall,
dass drei Pilger vorüberzogen. Wer dieselben waren? Wer weiss darauf Antwort
zu geben? Immerhin waren sie gute, fromme Leute. Denn wären sie nicht gut ge-
wesen, so hätte sich gewiss nicht ereignet, was eben geschehen ist. Welch' ein Zufall,
dass sie gerade zu dieser Stelle ihre Schritte lenkten! Sie bemerkten den Kürbis, wie
er sich in seinem Stolze erhöhte und hochmüthig aufblähte und wurden darob unwillig.
Einer der Pilger fragte die Anderen: „Was sollen wir mit ihm thun? Statt dass er Gott
Zovko. Erzähluiifi^en im Hau und Anderes. 567
Dank sagt för das, was er besitzt, überhebt er sich in seinem Hochmuthe. Sollen
wir ihn nicht verfluchen?" Der zweite Pilger war mit diesem Vorschlage einverstanden,
der dritte erwiderte aber: „Nein, auf keinen Fall. Weshalb sollten wir dies thun?
Wir wollen vielmehr darum beten, dass sowohl beim Kürbis als auch bei anderen
Pflanzen, die gleich ihm rasch wachsen, die Frucht unverhftltnissraässig gross und reich
werden möge. Dies wird — ihr werdet es sehen — sowohl für diese Pflanzen als auch
für die Menschen weit segenbringender sein." — Dem stimmten die Beiden Anderen bei,
und alle Drei beteten : „Der gerechte, gute und barmherzige Gott möge es fugen, dass
du stolzer Kürbis unter der Last deiner Früchte dich herabneigest. Dies sei von Vor-
theil und Glück dir und Anderen!" (Da bog da, aktihala naredno te se od rod i pod
rodom zabilc i prebile. Od bohta i hajira bile i sebi i drugora!) Sie hatten ihr Gebet
noch nicht beendet, als die bisher kleinen Früchte erschrecklich anwuchsen, und unter
ihrer Last jene Schäfte, die zur Höhe strebten, sich zur Erde herabneigten.
Hätten die frommen Pilger den Kürbis verflucht, so wäre hieraus für Niemand
Nutzen entsprungen. Immer ist es das Beste, im Glück und Unglück mit Ueberlegung
und Mässigung zu handeln. Wendest du Güte an, so wird es auch dir zum Guten
ausschlagen; das Böse wird auch dir Böses einbringen. So ist es heute und so war es
jederzeit. So wird es immer und für jeden sein; sagt doch das Sprichwort: „Wie
du mir, so ich dir" (Zajmi6 — vratiö).
2. Das trockene Wasser und das nasse Feuer.
Wäre der Antichrist etwas, oder würde es nach seinem Willen gehen, er würde
das jüngste Gericht lieber heute als morgen haben. Er könnte es übrigens ohne be-
sondere Mühe erzielen, wenn es ihm gelänge, trockenes Wasser und nasses Feuer
(suha voda i mokra vatra) zusammenzubringen. Deshalb ist er Tag und Nacht bestrebt,
es zu Stande zu bringen und nähert deshalb das trockene Wasser und das nasse Feuer
einander immer mehr. Und während er das anstrebt, wird die Welt immer gottloser
und schlimmer. Kurz vor dem jüngsten Tage wird man vor lauter Bosheit und Schlech-
tigkeit gar nicht leben können. Aber was will der Gehörnte? Er kann nicht anders,
als wie ihm der Herrgott befohlen, er kann das Wasser und das Feuer nur in so und
so viel Zeit zusammenbringen. Dass es einmal geschieht, darüber ist kein Wort zu
verlieren, denn Gott gab ihm diese Macht, und gegen den göttlichen Willen vermag
Niemand etwas. Sei es, wie es will, nur das wolle Gott niclit geben, dass es zur Ver-
dammniss der Seele führt. Auch seine Macht wird nicht ewig währen, wie noch keine
von ewiger Dauer war.
8. Wie Hund und Katze Ober den Jtingsten Tag hinaus Feinde sind.
Beim jüngsten Gerichte wird sich Alles gegen den Menschen erheben, um ihn
anzuklagen fiir das, was er verschuldet oder auch nicht verschuldet hat: allein diese
Feindschaft wird nicht länger andauern als eine Viertelstunde. Wehe, wenn es anders
wäre! Nur Wenige würden in diesem Falle selig werden. Zuerst wird sich die Katze
erheben, selbstverständlich nur gegen diejenige, die ihre grösste Gönnerin und Wohl-
thäterin gewesen, gegen die Hausfrau. Würde sie in ihren Anklagen nicht unterbrochen,
so würde es der Hausfrau übel ergehen, denn die Katze wüsste durch ihre List Alle
auf ihre Seite zu bringen. Schlimm wäre die Frau dann angeschrieben. Was der Katze
nur einfallen wird: Alles wird sie vorbringen, ohne darauf zu sehen, ob es recht oder
568 II. Volkskunde.
unrecht ist, die verschiedensten Verleumdungen: wie sie von der Hausfrau aufs Un-
barmherzigste geschlagen, wie sie verfolgt worden, wie sie in ihrem Hause tödtliche Unbill
und Hunger zu ertragen gehabt. Gegen diese Lügen der Katze wird sich der Hund erheben;
er wird die Katze beschimpfen und das Recht verfechten : „Wie kannst du so etwas sagen"
— wird der Hund abwehrend vorbringen — ,, während ich, der ich vor der Thiir auf
dasjenige, was Andere übriggelassen, gewartet und mich mit nackten Knochen begnügt
habe, mich nicht beklage und bekennen muss, dass ich satt gewesen bin. Wie ist es
also erst dir ergangen, die du immer in der Nähe der Schüssel beim Tische gehockt
hast? Schämst du dich nicht, jetzt auch noch zu klagen. Wenn es noch wahr wäre,
was du sprichst. . . ." Dann wird die Katze ihn anschnauben : „Ja, so ist's, wie du
sagst! Du kennst ja nicht einmal dein Leid und deine Pein, wie solltest du jene von
Anderen kennen? Wie mir gewesen, weisst du nicht und brauchst du auch nicht zu
wissen. Du hnst auf dich selbst Acht zu geben! Um mich brauchst du dich nicht zu
kümmern. Jeder möge vor seiner Thtir kehren, ich mische mich auch nicht in fremde
Angelegenheiten. Ueberdies kannst du auch leicht reden. Du hast weder so gelitten,
noch dich so abgequält wie ich. Dir haben sie Knochen zum Benagen vor die Thür
geworfen, mich aber haben sie unter dem Tische nicht einmal bemerkt."
„Und wer ist Schuld, wenn sie dich nicht bemerkt haben?" widerlegt sie der
Hund. „Dir stand es wahrlich nicht zu, dass du beim Tische lungerst wie eine räudige
Ziege. Auch du solltest vor der Thür stehen. Niemand wehrte es dir, wie auch nicht
mir. Aber du hast höher hinaus wollen, und dein Hochmuth konnte es nicht ertragen,
vor der Thür zu stehen. Dein Name müsste ja damit verschwinden."
„Geh*, geh', du Narr," sagt darauf die Katze. „Wer wird mit dir noch reden.
Du bist ein wahrer Niemand, dem es nur um Streit und um nichts Anderes zu thun
ist. Wer wird mit einem Taugenichts bis ans Ende gehen. Dir könnten viele Zigeuner
nicht beikommen, umsoweniger ich."
Hierauf wird diese Streitfrage entschieden. Die Hausfrau wird als gerechtfertigt
anerkannt, und die Katze muss sich zurückziehen, weil sie Unrecht hat. Aber die er-
bitterte Feindschaft und der Hass zwischen ihr und dem Hunde wird noch über den
jüngsten Tag hinaus bestehen.
4. Der y^D^aba^^-Braneh.
Es gibt kaum einen älteren Kafed/ija in Bosnien, besonders in kleineren Orten,
der nicht zu erzählen wüsste von diesem Brauch. Der sogenannte „Dzaba"-Brauch
besteht darin, dass der betreffende Kafedzija, wenn bei einem seiner täglichen Gäste
irgend ein fröhlicher Vorfall, z. B. Heirat, Geburt o. dgl. stattfindet, mit einem
vollen, grossen Ibrik (einer türkischen Kaffeekanne) von einem der Stammgäste zum
anderen wandert und, jedem in den Findian (die kleine Kaffeetasse) einschenkend,
ruft: „D^aba!" „Diaba!"^) Wer von seinen Gästen einen eigenen Findian gebraucht,
dem giesst er in denselben den Kaffee, ohne jedoch den Ruf zu unterlassen. Fragt man
ihn, warum er die „Dzaba" vertheile, so antwortet er: es heiratet der und der, oder
diesem oder jenem ist ein Kind geboren u. s. w. Man darf natürlich nicht meinen,
dass der Kafed/ija die Kosten dieses Gratiskaffees bestreitet; derjenige, zu dessen Feier
die Vertheilung stattfindet, pflegt ihn immer durch ein entsprechendes Geschenk zu
entschädigen.
*) D2aba = umsonst, unentgeltlich.
Zovko. Erzählungen im Han und Anderes. 5b9
5. Die „PrtenJaSI" (Flelschverüchter).
In der Gegend von Rama bis nach Gornji Vakuf und Fojnica bewahrt der heu-
tige Wortschatz die Erinnerung an gewisse „Prtenjaäi". Worauf diese Bezeichnung
zielt, erhellt am besten aus dem Folgenden. Wenn Jemand bei Festmälern oder ähn-
lichen Anlässen das Fleisch und sonstige schwerere Speisen verschmäht und sich vege-
tabilischer Kost zuwendet, trotzdem ihm von allen Seiten bis zum Ueberdrusse zuge-
sprochen wird, doch Fleisch zu essen, so muss er oft den Vorwurf hören: „Du bist
gerade so wie die einstigen Prtenjaäi." EÜnen ßolchen Vorwurf musste ich mir selbst
einmal gefallen lassen, und da fragte ich mich, ob das Wort nicht mit dem alten Bogu-
milenthum in irgendwelchem Zusammenhange stehe. Es heisst ja, dass die alten Bos-
niaken und Hercegovcen als eifrige Patarener das Fleischessen filr Sünde hielten. Die
Selbstvervollkommnung bedingte bei ihnen eine vegetarianische Lebensweise. Es würde
sich verlohnen, zu untersuchen, ob dieser Zusammenhang wirklich besteht, und ob die
Bogumilen einst den Spottnamen „Prtenjaäi" geführt haben.
6. Der 99Ero^^ beim Pferdeliandel.
Zwischen den Bosniern und den Hercegovcen gilt beim Pferdehandel seit jeher
der Grundsatz, dass Einer den Andern übervortheilen darf. Hat der Bosnier ein dämpfiges
oder lungenkrankes Pferd, so versucht er es auf jede Art an den Hercegovcen zu
verhandeln. Und man sehe und staune! „Ero" (Spottname des Hercegovcen) kauft
gern solche Pferde, obwohl er deren Fehler genau kennt. Man muss zwar anerkennen,
dass der Bosnier sich aufs Beste bemüht, sein Pferd als gesund zu verkaufen, doch
ohne Erfolg; er muss es als krank, wie es thatsächlich ist, verkaufen. Für den Bosnier
ist es werthlos, und „Ero" kauft es doch, denn er braucht es. Wenn er es nicht
nöthig hätte, würde er es auch nicht kaufen, denn wenn man „Ero" auch Vieles nach-
sagt, im Pferdehandel geht er sicher wie selten Einer. Er wird das Pferd auscuriren
und wieder herstellen, dass man es gar nicht wieder erkennt. Seine Hercegovina, be-
sonders die Gegend von Rakitno und Duvno, ist für die Pferde ein wahres Madeira
oder Nizza. Die dämpfigsten Pferde werden da gesund und wieder hergestellt, wozu
die Weide und die Luft das Meiste beitragen. Aber nach unfehlbarer Erfahrung darf
ein so curirtes Pferd nicht mehr zurück nach Bosnien, denn es würde sofort wieder
krank werden, sondern es muss auch fernerhin in der Hercegovina verbleiben, wenn
der „Ero" nicht vorzieht, es doch Jemandem ausser seinem Steinlande anzuhängen.
7. Wie unser Bauer Entfernungen sehätzt.
Gott und die Gottesmutter sollen euch in ihren gnädigen Schutz nehmen, wenn
ihr irgendwohin zu reisen habt und nicht wisset, wie weit es bis zu dem Zielpunkte
ist. Kaum könnt ihr erwarten, dass euch irgend ein Bauer begegnet, der euch das zu
sagen weiss. Wenn es Wegzeiger gäbe, so ginge es leicht, aber wo wollt ihr solche in
der steinigen Gegend finden, und zu was wären dieselben auch da, wenn der Bauer
von Kilometern so viel versteht wie der Esel vom Geschriebenen. Und sollen Weg-
weiser nur euretwegen errichtet werden, die ihr nur das erste und zugleich das letzte
Mal da passirt? Man wusste ja gar nicht, dass euch ein guter Wind dahei-wehen würde,
sonst hätte man schon irgend eine Art und Weise ausfindig gemacht, die euch befrie-
digen würde. Sei dem wie es wolle, ihr streckt die Zunge vor Ermüdung heraus, und
570 II. Volkflknnde.
wenn sich hiczu noch die Sommerhitze oder die Bora oder die strenge Winterkälte
gesellt, so könnt ihr kaum erwarten, den ersten Besten, den ihr begegnet, zu fragen,
wie weit es noch dahin ist, wohin ihr so sehnsüchtig zu kommen wünscht, als würde euch
dort schon gekochter Pilav erwarten. Schliesslich begegnet ihr doch Jemanden und
fragt ihn nach der Entfernung. „Solange eine Cigarette reicht" (Joä cigar duhana),
lautet die Antwort. Wäret ihr auch kein eifriger Raucher, ihr würdet euch doch be-
eilen, eine zu drehen und anzuzünden, um endlich zu erfahren, wie lange ihr noch zu
wandern habt.
Aber o weh! Wäre die CigarettQ stangenlang, ihr würdet sie ausrauchen, ohne
ans Ziel zu kommen. Begegnet ihr dann einem Zweiten und fragt den, so wird auch
der das Gleiche antworten, ebenso ein Dritter.
Sagt euch Jemand, es ist nicht einmal so weit, dass man eine Pfeife Tabak aus-
rauchen könnte (Nema joä, kolik lula duhana, §to bi ispuSio), so dürft ihr überzeugt
sein, dass euch die Fusssohlen aufspringen, wenn ihr nicht gewohnt seid, zu Fuss zu
gehen; so weit ist es.
Fragt ihr, ob es noch weit? — und das weiss der Bauer — so wird er euch sagen:
„Nur noch einen guten Athemzug weit." — Dann ist aber das Beste, dass ihr euch
bei Zeiten um ein Nachtquartier umseht. Ist der Ort nahe, um den ihr gefragt, so
wird man euch antworten: „Nur noch einige Büchsenschüsse entfernt; nur gleich um
die Ecke, und ihr werdet zur Stelle sein", oder „Gleich hinter jenem Felde". In diesem
Falle könnt ihr getrost die Schuhe wieder anziehen, denn es heisst noch weiterwandern.
Und noch auf vielerlei Art wird man euch die Entfernung und Zeit bemessen, bevor
ihr beim Ziele ankommt.
Dies sind die üblichsten Zeitmasse, und unser wandernder Bauer kennt den Werth
dieser Ausdrücke so genau, dass ihn die Autwort befriedigt, auch wenn Zwei, die er
in ziemlichen Abständen begegnet, sagen: „Eine Cigarette" oder „eine Pfeife Tabak weit."
Er ärgert sich über derlei Antworten nicht, sie sind ihm alltäglich, denn er versteht
sie und weiss seine Bcreclinung darnach anzustellen. Damit ist er zufriedengestellt.
Alles ist ja Gewohnheit; und es handelt sich nur darum, dass man sie kennt und mit
ihr rechnet.
B. Notizen.
(Mit fünf Abbildungen im Texte.)
Inhalt: Const. Hormann. Ein alter Holzmnhur. (Mit Fig. 1.) ~ Fr. Fiala. Figurale Schnitzerei
an dem Blashom eines Dudelsackes. (Mit Fig. 2 und 3.) — Em. Iiilek. Die Erzeugung , lebendigen"
Feuers in Bosnien und der Hercegovina. (Mit Fig. 4 und 5.) — Luka Qrgjic Bjelokosic. Nichts vom
Teufel holen la-ssen! — Toma A. Bratic. Die Herzogsciuellc und die Gricchenburg. — Nik. Barisic.
Tihaljina in der Hercegovina. — Feter Mirkovic. Das Grab des Alaj Bcg.
Const. Hörmann. Ein alter Holzmuhnr. (Mit Figur 1.) — Der allgemein geachtete Hodi^a
Murat BaSic aus Jakir im Bezirke GlamoÖ besitzt einen sehr alten, aus Holz geschnitzten Muhur
(Stampiglie), der nach seiner Angabe vor mehreren Jahrhunderten in den Besitz eines seiner Vorfahren
gelangte und seither von Generation zu Generation vererbt wurde, bis ihn endlich Hodia Murat aus
der Hinterlassenschaft seines Vaters erhielt. In der Familie der BaMci wurde dieser Muhur wegen
der in ihm enthaltenen frommen Sprüche jederzeit besonders verehrt, und andere Muhammedaner
pflegten von demselben Abdrücke zu nehmen, um sie als eine Art Amulet („Hamajlija'*) zu benützen.
Auch heutzutage lassen sich fromme Muhammedaner vom Hodia Murat solche Abdrücke anfertigen,
denen übernatürliche Kräfte in allen Lagen des menschlichen Lebens zugeschrieben werden.
Die Bfldiei zählen zu den ältesten Familien im Bezirke Glamo«^, und die männlichen Mitglieder
derselben wurden immer als wahre Helden gefeiert. Ihren Namen hat auch das Volkslied bis auf den
heutigen Tag in ehrender Weise aufbewahrt. Im muhammedanischen Friedhof bei Jakir wird am
Grabe eines Badic ein nach seinen Grössen Verhältnissen ungewöhnlicher Grabstein („Nisan") gezeigt, und
das Volk erzählt sich, der dort Bestattete, über dcsscq Leben jedoch nichts Näheres bekannt ist, sei
einst ein grosser Held gewesen.
Durch Vermittlung des Herrn Peter Todorovic, Bezirks Vorstehers in Glamo^., gelangte der
Holzmuhur ins Landesmuseum, und hier wurde von demselben ein Gypsabguss, nach welchem Figur 1
in halber natürlicher Grösse angefertigt ist, genommen. Das Holz des Muhurs ist eine Buchsart, die
hierzulande nicht wächst. Wenngleich der Muhur durch 368 Jahre zu Abdrücken verwendet wurde,
erhielt er sich doch so gut, dass es möglich ist, fast alle eingeschnitzten frommen Sprüche zu lesen.
Die Spitze zeigt die Worte: Hu v eil ah u Elmustafa (d. i. Gott, Mustafa); das Mittelstück in
kreisrundem Medaillon: El mulku lillahi Muhammedun resulullahi Ali velijullahi (Gott ist
Eigenthümer der ganzen Welt, Muhammed Gottes Prophet, Ali ^) Gottes Liebling).
Um diesen Mittelkreis reihen sich zwölf kleinere kreisrunde Medaillons mit folgenden Sprüchen :
Ve-salli ala alijjil murteda (O Gott! spende alles Gute dem Ali, der Dir wohlgefällt);
Ve-salli alel Husejnil mugjteba (O Gott! spende alles Gute dem vorzüglichen Husein);^
Ve-salli ala Hasani-äehidi(0 Gott! spende alles Gute dem Blutzeugen Hassan);')
Ve-salli ala zulfikari*) hajdari (0 Gott! verleihe Kraft dem Schwerte Hajdars, oder dem
Schwerte des Löwen Ali);
*) Ali war einer der vier Rathgeber des Propheten Muhammed (diese Rathgeber sind der Reihe
nach Bekir, Osman, Omor und Ali).
•) Husein, Sohn des Ali von seiner Gattin, einer Tochter des Propheten Muhammed.
') Hasan, der zweite Sohn Alis und Neffe des Propheten.
^) Zulfikar, Name des Schwertes des Ali.
572 II. Volkskunde.
Ve-salli ala Kjazimi Musa (O CtoU! spende alles Gute dem Musa Kjazim); ^)
Ve-salli ala-el-alijji Muhammedin (OGott! spende alles Gute dem erhabenen Muhamined);
Ve-salli ala-el-alijji Ali (0 Gott! spende alles Gute dem erhabenen Ali);
Ve-salli ala Muhammedini-1 mehdijji (0 Gott! spende alles Gute dem Muhammed, der
das Volk ins Paradies leitet);
Ve-salli ala hajdari-1 gazi (0 Gott! spende alles Gute dem Gazi Hajdar, d. i. dem sieg-
haften Löwen Ali).
Die Schriften der übrigen drei Medaillons konnten, weil einige Zeichen beschädigt sind, nicht
entziffert werden.
Fig. 1. Altfer Holzmuhur (V2)-
An der untersten Stelle des Muhurs ist die Jahreszahl ^rr (932 nach der Hedira), die dem Jahre
1525 n. Chr. entspricht, eingravirt. Der Muhur wurde sonach kaum 58 Jahre nach dem Sturze des
bosnischen Königreiches und genau zu jener Zeit angefertigt, als der berühmte Gazi Husref Beg lebte,
der als bosnischer Gouverneur (Vali) Bedeutendes für das Aufblühen der kurz vor ihm begründeten
Stadt Sarajevo leistete und dessen hauptsächlichste Stiftung, die „Begova D^amija** (Adels-Moschee),
an Grösse und Schönheit alle Baudenkmäler Bosniens und der Hercegovina aus dem 16. Jahrhundert
weit überragt.
Es kann nicht zweifelhaft sein, dass der Muhur des Hod^a Ba^ic kein heimisches Erzeugniss,
sondern von Auswärts ins Land gebracht ist, worauf sowohl die Holzart, als auch die auf ihm vor-
kommenden Sprüche hinweisen. Die besondere Verehrung, die in diesen Sprüchen Ali, dem Stifter
der Secte der Schiiten, gezollt wird, führt auf den Gedanken, dass wir es hier mit einem persischen
Erzeugniss zu thun haben, denn Persien war immer der Mittelpunkt der erwähnten Secte, die in
Bosnien und der Hercegovina niemals Anhänger hatte.
Fr. Fiala. Figurale Schnitzerei an dem Blashorn eines Dudelsackes. (Mit Figur
2 und 3.) — Holzschnitzereien gehören in Bosnien-Hercegovina als Gegenstände primitiver Haus-
industrie keineswegs zu den Seltenheiten. Zur Zeit des Viehauftriebes in das Hochgebirge, sowie an
^) Musa Kjazim war einer der ersten Anhänger des Propheten Mnhammed.
Notizen.
573
langen Winterabenden verfertigen die Gebirgsbaucrn mancherlei einfachen Haiisrath, welchen sie mit
vei-schiedenartigen Schnitzereien verzieren. Becher, Löffel, Kannen, Truhen, Spinnrocken und andere
Gegenstände werden da füi-s Haus geschaffen, aber selten zu Markte gebracht, weil sie der Bauer zu-
meist für den eigenen Bedarf herstellt. ^) Es haben sich wohl bis jetzt einige talentirte Holzschnitzer
gefunden, die hie und da ihre Arbeiten, welche getrost mit ähnlichen Erzeugnissen aus den öster-
reichischen Alpenländern concurriren können, zum Verkaufe bringen^ doch sind deren nur wenige.
Ein sehr altes und interessantes Stück sogenannter Rindenschnitzerei wurde dem Landesmuseum
durch den Herrn k. u. k. Hauptmann v. Krajöevic in Rogatica zum Geschenke gemacht.
Fig. 2 nnd 3.
Hiilüoriu» Seliallpft'ift- t'luüs Dinh^lsarkc s m\i Sohnitznrcicu
;i\i^ tk m iiHrdlicUeu Bosuifii.
Das Object, die Schallpfeife eines Dudelsackes, wurde von dem genannten Herrn in Nordbosnien
acquirirt. Die breite Schallöffnung ist mit einem Kranz von fünf einfachen Schildern, deren jedes zur
Hälfte mit dunkelbrauner Rinde gefüllt ist, decorirt; dieser Kranz ist unten durch eine V4 Cm. breite
Bordüre abgeschlossen, an welche sich beiderseits figurale Darstellungen von Jagdscenen anschliessen.
Die eine Seite, Figur 2, stellt eine Hasenjagd dar. Der mit einer Armbrust (?) bewaffnete Jäger zielt
auf den von drei Jagdhunden verfolgten Hasen-, im Costüme des Schützen fällt die eigenthümliche
hutartige Kopfbedeckung und der mit Schnüren besetzte Rock auf. Hund und Hase sind recht natür-
lich ausgeführt, während die Bäume nur schematisch behandelt erscheinen. Den Abschluss dieser
Scene bildet ein 1 Cm. breiter, bandartiger Streifen, auf welchen dann ein lichteres Feld mit der Dar-
stellung eines Fuchsen, der von einem Jagdhunde gehetzt wird, folgt. Ein Vg Cm. breites Band mit
einem aus fünf Schildchen bestehenden Kranze bildet den Uebergang zum Mundstücke.
Auf der anderen Seite, Figur 3, ist im ersten Felde ebenfalls eine Hasenjagd dargestellt; das
zweite längere Feld zeigt eine undeutlich gravirte Thierfigur, die von einem Jagdhunde verfolgt wird.
Das fliehende Thier scheucht einen Vogel (Rebhuhn?) auf, der mit gestrecktem Halse und geöffnetem
Schnabel emporfliegt. Der Rücken der Pfeife ist mit einem der Länge nach verlaufenden, im Felde mit
schrägen Querstreifen und an den Seiten mit einem Palmettenmotive verzierten Bande decorirt.
Ob wir es hier mit einer wirklich sehr alten, etwa noch aus dem Mittelalter stammenden Arbeit
zu thun haben, oder ob der einer jüngeren Zeit angehörigo Verfertiger ältere Vorbilder vor Augen
hatte, ist nicht mit Sicherheit auszunehmen. Doch kann nach dem Erhaltungszustande des Objectes
ein Alter von mindestens 100 Jahren angenommen werden.
') Einen hölzernen Lebnstuhl mit geschnitzten Händen und Füssen aus Mokro (Hercegovina) haben
wir in einem Aufeatz über „Holzgerätlie und Holzbau in Bosnien", Mitth. der ADthrop» Gosellsch. Wien,
Xn, 1882, 8. 88 ff., Figur 5, veröffentlicht. D. R.
574
II. Volkskunde.
Em. Lilek. Erzeugung ^lebendigen" Feuers in Bosnien und der Hercegovina. (Mit
Figuren 4 und 5.) — Die ursprüngliche Feuerbereitung geschah bekanntlich entweder durch An-
einanderreihen zweier Hölzer oder durch Drehung eines zugespitzten Holzstabes in der Vertiefung
einer hölzernen Unterlage. Auf diese Weise verfahren noch heutzutage viele Naturvölker, ') denen
eine andere Art der Feuerzündung überhaupt unbekannt ist, aber auch einige Culturvölker, denen
bessere Feuerzeuge keineswegs mehr fremd sind. Diese bedienen sich der alten Erzeugungsweise, wenn
sie, wie man in Bosnien -Hercegovina zu sagen pflegt, ein reines, heiliges oder „lebendiges" Feuer
(^iva vatra) zu haben wünschen.
In Jablanica (Hercegovina) werden nach dem Berichte des Gymnasialschülers Sudljic zwei
trockene Pfähle von Kornelkirschenholz in der Entfernung von 20 — 30 Cm. derart fest in die Erde
eingeschlagen, dass sie mit einer Länge von ungefähr 40 — 50 Cm. herausstehen. Auf der inneren
Seite dieser Pfähle sind je drei übereinanderstehende Löcher zur Aufnahme einer circa 20 — 30 Cm.
langen, zugespitzten Winde (Welle, Querstock) aus trockenem Kornelkirschenholz ausgebohrt. Damit
die in die Erde eingeschlagenen Pfähle beim Drehen der Winde nicht gelockert werden, verbindet man
sie oberhalb der Winde mit einem Seile, das von einem Manne, der seinen Fuss gegen einen der
Pfähle stemmt, festgehalten wird. Auch um die Winde wird ein Seil gewickelt. An den Enden dieses
Fig. 4. Apparat zur Gewinnung „lebendigen" Feuers
in Jablanica.
Fig. 5. Feuerzeug „Cekrk** ans Dolac
bei »Sarajevo.
letzteren Seiles ziehen abwechselnd nach entgegengesetzter Richtung zwei Männer, welche auf der Erde
derart einander gegenübersitzen, dass sie dieFüsse gegen einander stemmen. Während nun die Beiden
diese Winde rasch drehen, bringt ein Dritter in einer Feuerzange oder einem gespaltenen Holzstück
knapp in die Nähe einer der Bohrlöcher, in denen die Winde sich dreht, einen Feuerschwamm, um
ihn da anzuzünden. Ist dieser Versuch dreimal misslungen, so stehen sie von ihrem Vorhaben mit
dem Bemerken ab, „es sei nicht bestimmt, dass das Feuer heilkräftig werde" (,;da uije sugjeno, da
bude lijek").
In Figur 4 zeigen A und B die Hände derer, welche die Winde drehen; die Hand bei C
schützt die Pfähle vor Verrückung, (was sonst auch ein angestemmter Fuss bewirkt). Bei D wird das
Feuer genommen. / — 7 sind die verticalen Pfähle, // die Winde, /// das Seil ober derselben und
IV das Drehseil.
In Dolac bei Sarajevo wird das wilde Feuer nach der Erzählung des Gymnasialschülers
Popovic auf folgende Art gemacht. Aus gewöhnlichem Holz wird ein kleiner Block (a in Figur 5)
zugehauen. In diesen werden zwei circa 40 — 50 Cm. lange Pflöcke von Lindenholz (^, b) fest ein-
gedreht und in diese Pflöcke ein circa 20 — 30 Cm. langer Querstock (c), ebenfalls aus Lindenholz,
eingesteckt. Um den Querstock wird ein Riemen (d) gelegt. Wer nun das lebendige Feuer erzeugen
*) Abbildungen davon an vielen Stellen, bei Hoernes: „Die Urgeschichte des Menschen*'
und Tylor: „Einleitung in das Studium der Anthropologie und Civilisation", S. 311.
S. 126,
Notizen. 675
will, mu88 diese Vorrichtung („öekrk") an eine Mauer stellen, sich mit den Füssen an den Block fest an-
stemmen und dann mit dem Riemen die Winde so lauge drehen, bis sie sich entzündet. Ist dies ge-
schehen, so wird ein Feuerschwamm daran angezündet und Winde und Pflöcke gespalten, um das
wilde Feuer damit zu speisen.
In Gacko wil'd nach dem Berichte des Gymnasialschülers Grgjic das Nothfeuer mit Hilfe von
Eisen erzeugt. £s wird nämlich ein Stück Eisen genommen, auf einen Ambos gelegt und so lange ge-
hämmert, bis an den sprühenden Funken ein Feuerschwamm entzündet werden kann. Das lebendige
Feuer wird zu Heilzwecken erzeugt. Hat nämlich Jemand Wunden oder Geschwüre, so werden die-
selben mit Asche vom Nothfeuer besti'eut. (Vgl. o. S. 559.) Gymnasialschüler Popovi6 erzählte mir
vom Erfolge eines solchen Heilvei^fahrens.
In Gacko wird Folgendes geglaubt. Sieht eine schwangere Frau eine Feuersbrunst, so wird ihr
Kind entweder mit einem rothen Hautausschlag geboren werden oder ihn später, spätestens bis zum
20. Lebensjahre bekommen. Gegen diesen Ausschlag kann nur das „lebendige** Feuer helfen. In
einem solchen Falle wird der am „lebendigen" Feuer entzündete Schwamm zu Asche verbrannt, diese
ins Wasser geschüttet und so dem Kinde zum Trinken gereicht.
Nach der Volksmeinung lässt sich das lebendige Feuer am Besten im Kuhmist aufbewahren.
Dort wird es vom Erzeuger conservirt und in Bedarfsfällen theuer (um 1, 2 und mehr Gulden) verkauft.
Lnka Orgjiö Bjelokosic. „Nichts vom Teufel holen lassen!" („Ne predaji ninta cavolu!")
(Nach mündlicher Mittheilung des Emin Imamovic in Busovaßa.) — Es war irgendwo in einer kleinen
Stadt, da lebte noch unlängst ein gewisser Hod^a. Er wusste Alles, auch was der Kaiser zum Nacht-
mahl isst. Und wenn er Jemandem ein Amulet gab, so war das sichere Hilfe. Einst erkrankte die
Frau des Kadija in jener Stadt, nicht an einer gewöhnlichen Krankheit, wie andere Menschen, sondern
es war Derjenige in sie gefahren, der immer tausend und eine Tagreise von uns entfernt sein möge:
sie war verrückt geworden. Was man ihr auch zum Essen darreichte, Alles warf sie zu Boden und
trat es mit Füssen. Der arme Kadija hat mit ihr tausend schwere Nöthen. Er bezahlt Amulete ohne
Zahl bei Hod2as, Popen und Franziskanern, Alles umsonst. Da besann er sich und ging zu jenem
Hod^a und bat ihn um ein wirksames Amulet. Der gelehrte Mann willfahrte seinem Wunsche, und
als er ihm die Zauberachrift überreichte, sagte er: „Nimm dies Amulet, thu* es in ein gespaltenes Holz-
scheit, geh' dann auf die" . . er nannte eine gewisse Brücke, „und warte. Dort werden alle Sojtani
(Teufel) vorbeikommen mit ihrem Kaiser an der Spitze. Wenn dieser Dich bemerkt, wird er fragen
was Du dort suchst? Du sprich jedoch kein Wort, sondern warte, bis er Dir das Amulet selbst aus
der Hand nimmt. Wenn das geschehen und sonst Alles vorüber ist, dann geh* schnurstracks nach
Hause."
Der Kadija that, wie ihm geheissen. Er nahm das Amulet und begab sich damit in stockfinsterer
Nacht auf die ihm bezeichnete Brücke. Er hatte sich kaum aufgestellt, als — dass Gott erbarme! —
ein ganzes Heer herangerückt kam mit Pauken und Trompeten, Reitern und Geschützen und weiss
Gott mit noch welchen Dingen. An der Spitze ritt, ganz in gediegenes Gold gekleidet, der Kaiser der
Teufel. Der Kadija erschrak bei diesem Anblicke und zitterte wie eine Weidenruthe im Winde, aber
er konnte sich nicht helfen. Zum Davonlaufen hatte er keinen Raum, so blieb er denn ruhig stehen
und wartete ab, was mit ihm geschehen werde. Da trat der Kaiser an ihn heran und fragte: „Was
suchst Du hier, Menschenkind V** Schon hatte der Kadija den Mund aufgethan, um zu antworten, als
ihm trotz seiner Angst noch rechtzeitig die Warnung des Hod^a in den Sinn kam. Er blieb deshalb
stumm wie ein Steinblock. Der Kaiser wiederholte seine Frage ein zweites und ein drittes Mal, aber
der Kadija prcsste die Zähne zusammen und stand wie ein Klotz. Da trat endlich der Kaiser an ihn
heran, nahm das Amulet aus dem Holzscheite und las die darauf befindliche Schrift. Als er mit dem
Lesen fertig war, wandte er sich an seine Untergebenen und rief: „Wer von Euch ist dem Weibe
dieses Mannes in den Leib gefahren?" — „Ich nicht !^ rief Einer. — „Ich auch nicht!" erscholl es
im Chore ringsum. — „Ist vielleicht Einer von Euch nicht da?" — „Einer konnte nicht mitkommen,
er ist lahm!" — „Bringt ihn augenblicklich hieher!** Noch war der Befehl nicht vollends ausgespro-
chen, als eine Rotte Teufel ihren lahmen Kameraden daliergetragen brachte. „Du Lahmer," fuhr der
Kaiser diesen an, „bist Du dem Weibe dieses Menschen in den Leib gefahren!" — «Ja!" — „Und
weshalb denn?" — „Es war eine Nachbarin zu ihr gekommen und bat sie, ihr ein Stückchen Butter
zu leihen. Das Weib jedoch sagte: ,Habe keine, liebe Schwester, der Teufel hat sie geholt.* Da
nahm ich die Butter, als ob sie mir gehörte. Ich dachte : Wenn ich jetzt noch etwas Mehl und Honig
dazu hätte, könnte ich mir eine prächtige Halva bereiten. Da bat die Nachbarin das Weib des Kadija
um ein wenig Honig. — ,Auch den hat der Teufel geholt!* — Da nahm ich denn auch den Honig.
— Zuletzt kam eine Bettlerin und bat um etwas Mehl. ,Der Teufel hat's!*, rief das Weib. ,Soeben
576 II. Volkskunde.
habo ich zur Mühle geschickt/ Nun nahm ich wirklich das Mehl, stahl dem Weibe einen Kessel und
begann unter ihrem eigenen Dache eine Halva zu bereiten. Kaum hatte diese zu sieden begonnen, so
kam das Weib und verunreinigte mir den Kessel. Da versetzte ich ihr Eins, damit sie sich an mich
erinnere." — „Du hast im Allem recht gethan,** sprach der Kaiser, „nur darin nicht, dass Du den
Kessel gestohlen hast, das war ein Unrecht, für welche^ Du am Galgen büssen wirst.** Er hatte noch
nicht recht ausgesprochen, als der lahme Teufel auch schon baumelte. Der Kaiser schrieb dann Etwas
auf das Amulet, steckte dasselbe in das Holzscheit, und als der Kadija sich umwandte, war Alles ver-
schwunden. Indessen war der Morgen angebrochen, und der Kadija machte sich auf den Heimw^.
Zu Hause war sein Weib mittlerweile ruhig geworden und eingeschlafen. Als sie erwachte, war sie
frisch und gesund. Alsbald ging der Kadija auf die Brücke, wo er sein nächtliches Abenteuer er-
lebt, um zu sehen, ob er Spuren davon erblicken würde. Aber er fand nichts als eine aufgehängte
todte Maus.
Tema A. Bratiö. Die Herzogsquelle und die Griechenburg. — 1. Auf der Sti-asse von
Nevesinje nach Gacko, ungefähr 2 Km. von Fojnica, erregt eine sehr schöne, von einem Hain be-
schattete Quelle die Aufmerksamkeit des Wanderers. Vom Volke wird sie die Herzogs quelle (»Her-
cegovo vrelo") genannt, weil nach einer Tradition Herzog Stjepan an dieser Stelle Sommeraufenthalt zu
nehmen pflegte. Auf meine Frage, wie das möglich gewesen sei, da nichts daraufhinweist, dass in
der Nähe ein Wohnhaus gestanden habe, s«gte man mir, seine Burg habe auf der Gradina oberhalb
Fojnica gestanden, und an der Quelle habe er nur tagsüber geweilt. Auf der Gradina finden sich in
der That Mauerüberreste und Spuren einstiger Wege. Doch muss dort eher eine Veste gewesen sein
als ein Sommerschloss, denn das Gebäude stand auf einer steilen Anhöhe und in einer steinigen Oede.
Die Quelle war einst auf allen Seiten mit schön behauenen Platten eingefasst, jetzt ist diese Einfas-
sung theils zerstört, theils verschüttet. Unmittelbar dahinter befindet sich eine aus Stein gehauene
Bank, deren Lehne die Umrisse eines ei ugc meisselten Säbels zeigt. Ein Bauer schlug ein Stück von
der Bank ab, da er darin Geld suchte. Das Volk erzählt nämlich, unter der Bank befinde sich
sehr viel Geld, aber Niemand dürfe es ausgraben. Deshalb sei auch jener Vorwitzige, der ein Stück
der Bank abschlug, sogleich von einem Leiden befallen worden, das seinen Tod herbeigeführt habe.
Gegenwärtig ist die Bank bis nahe zur Sitzplatte in den Boden gesunken, aber Leute, welche sie
früher gesehen, sagen, dass auch die Fussplatte Verzierungen zeige. Ueber der Quelle wölbt sich der
Hain; vor ihr liegt eine kleine Wiese, die „Herceglija" genannt wird. Das Quell wasser ist auch
während der grössten Sommerhitze eiskalt. Der Ort ist ein sommerliches Ausflugsziel der Bevölkerung
von Fojnica.
Zwischen der Herzogsquelle und der Gradina liegt die Ruine einer kleinen Kirche, vor deren
Thor sich ein Grabstein mit Inschrift befindet, unter welchem der letzte Priester der Kirche ruhen soll.
In der Ruine wurde vor einigen Jahren ein sternförmiger Zierat aus Metall mit einem Topas
aufgefunden. Auf einem Strahl des Sternes steht eingravirt: npHUJAA 3BHf3A^, CTA RpjfS HA'k^i
B^ OTpOHa und zwar mit Buchstaben, wie sie sich auf alten Steindenkmälern finden. Für das Alter
der Inschrift zeugt das Wort „priAad", welches heute „prihcd" lauten würde. Auf einem anderen
Strahl steht der Name des Spenders, sowie noch Anderes, woran ich mich nicht mehr erinnere. Ich
habe das Sternchen mehrmals in der Hand gehabt und auch die Inschrift getreu copirt«, die Copie
gerieth jedoch in Verlust.
2. Zwischen den Ortschaften Dubljevic und Slivlje liegt auf einer kleinen Anhöhe eine Ruine,
welche das Volk „Griechen bürg** (Grcki grad) nennt. Dieselbe dehnt sich über eine grössere Fläche
aus, als eine Veste in Anspruch zu nehmen pflegte, auch sieht man noch Spuren von Gassen. Diese
Ruine ist wohl römischen Ursprungs, denn es finden sich Ueberreste von Ziegeln und zerschlagenen
auf der Drehscheibe angefertigten Töpfen. Ich grub au zwei bis drei Stellen, wo der meist« Schutt
lag, fand aber nichts von einiger Bedeutung.
Unterhalb der Anhöhe befindet sich eine grosse Höhle, von welcher das Volk sagt, es sei eine
alte Schmelzhütte gewesen. Im Jahre 1889 fand da ein Bauer eine Silbermünze von der Grösse eines
Kreuzerstückes, auf der ich nur die Buchstaben MAX . . . entzifiem konnte.
Ausser anderen Gegenständen, die gelegentlich in dieser Ruine gefunden worden sind, kenne
ich einen weissen Stein von der Grösse der Steine in den „Mai^oji" genannten Ringen. Darauf ist eine
menschliche Figur mit Kaipak und erhobenem Schwert dargestellt. Ich hätte den Stein gerne gekauft,
allein der Besitzer wollte nicht darauf eingehen, da er glaubt, er sei ein Talisman und könne bei säu-
genden Müttern grösseren Milchreich thum hervorbringen.
Notizen. 577
Nik. Bariii6. Tihaljina in der Herccgovina. — Tihaljina, eine Ortschaft von circa 180
HftnBern mit römisch-katholischer Bevölkerung, liegt unterhalb des Dorfes Ru^ici, etwa vier Stunden
von Posudje entfernt. Es gehört zum Bezirke LjubuSki im Kreise Mostar und zählt bei 2000 Ein-
wohner. Diese leben einzig von der Landwirthschaft, besitzen zumeist eigenen Boden, der aber nicht
besonders fruchtbar ist. Das Wasser quillt aus reinem Fels hervor, die Nahrung ist ganz einfach
und besteht hauptsächlich aus Maisbrod, Kraut, Kartoffeln und Milchspeisen; nur die reicheren essen
hie und da Fleisch.
Am Jakäinicabach, der die Umgebung bewässert, schlagen die Nachtigallen, das Trillern der
Lerche und das Girren der Turteltauben verkünden den Preis der schönen Bekija, ^) dieses wenig be-
suchten Winkels der steinigen Hercegovina.
Die Ortschaft ist namentlich wegen der Menge riesiger Grabsteine aus dem Mittelalter be-
merkenswcrth, welche links und rechts von der Strasse nach LjubuAki liegen. Einige derselben sind
mit dem lateinischen Kreuz oder dem Doppclkreuz geziert, andere mit Figuren zu Pferd, die den Säbel
in der Faust halten, wieder andere mit den Halbmond und der Sonne, auf einem Steine sieht man
einen vom Bogen abschnellenden Pfeil.
Am rechten Ufer des Flässchens Nezdravica liegen auf einer Bergkuppe Ruinen eines ansehn-
lichen Bauwerkes, die vom Volke „OmkaÄovci" genannt werden. Nordöstlich gegenüber der Ruine,
westlich von der Strasse befinden sich zwei „Crkvine" genannte Aecker, auf welchen zwölf kolossale
Grabsteine liegen, die das Volk „Grßko groblje** (Griechenfriedhof) nennt.
Ferner fallen dem Besucher durch ihre Zahl wie durch ihre Grösse die prähistorischen Gral>-
hfigel von Tihaljina auf, deren ich circa zwanzig zählte. Ueber ihr Entstehen berichtet die Ueberliefe-
rang nur wenig. Die Dorfbewohner führen die Griechen auch als Erbauer dieser Grabhügel an-,
andere erzählen, dass vor Zeiten in dieser Gegend Zauberer gelebt hätten, welche durch ihre Unthaten
weitum Schrecken verbreiteten. Als die letzteren unerträglich geworden waren und es keine andere
Hilfe gab, erhob sich das ganze Volk gegen die Bösewichter, und wo nur einer derselben eingefangen
wurde, steinigte man ihn, bis sich über ihm ein grosser Steiuhügel erhob. Man wälzte ungeheuere
Felsblöcke herbei, damit die Zauberer nicht wieder aufstehen könnten. Ausserdem warf auch jeder
Vorübei^ehende einen Stein auf die Hügel, die so zu ihrer jetzigen Grösse anwuchsen.*)
In der Mitte der Ortschaft, circa ^/^ Stunde von der Strasse entfernt, liegt der See Mila5,
welcher mit den Sümpfen des Imotsko poije in Dalmatien in unterirdischer Verbindung steht. Dies
schliesst man daraus, dass der See erheblich steigt, wenn sich über das Imotsko polje starke Regen
ergiesscn.
Ueber diesen See weiss die Tradition Folgendes zu berichten. Es ist ungefähr 90 Jahre her,
dass Anica, das Weib des Cvjetko Boras, welche ihren Mann hasste, beschloss, sich seiner durch Mord
zu entledigen. Eines Morgens erzählte sie ihm: Lieber Mann, heute Nachts erschien mir im Traum ein
Engel und sagte: Gehe zum Milassee, dort wirst du herrenloses Vieh finden. Der Mann wollte indess nichts
davon hören. Am nächsten Morgen erzählte sie ihm wieder von der Erscheinung, worauf er sich doch zum
Gange dahin entschloss. Beide gingen zusammen zum See, Cvjetko mit dem Gewehre bewaffnet. Dort
angekommen, zeigt sie ihm einen Stein, der sich oberhalb des Sees befand. Cvjetko erklimmt den Stein
und neigt sich über den See, um nach der Stelle zu sehen, wohin sie gezeigt; da springt sie hinzu,
stösst ihn mit einer Hand in den See hinab und eutreisst ihm mit der anderen das Gewehr.
^) „Bekija" nennen die Bewohner den oberen Theil des Bezirkes Ljabuäki, im Geg^ensatze zu
„Nahija**, dem unteren Theil des Bozikes.
') Aehnliches berichtet Dr. Truhelka im „Glasnik*' des Laudesmuseums, III, 1801, S. 321 f. vom
Glasinac. Er schreibt: „Abseits von der Strasse, die von Glasinac nach Vlaseuica führt, eine schwache
halbe Stunde vom Uan Pijeäak, knapp am Wege nach Podgora befindet sich ein riesiger mit Steinen und
trockenem Reisig bedeckter Grabhügel. Von diesem Grabhügel weiss das Volk eine Erzählung und
überdies knüpft es einen Brauch aus altersgrauer Zeit daran. Erstere behauptet, es sei dort, wo sich
heute der Grabhügel erhebt, der Hinterhalt des mächtigen Räubers Ulak gewesen, welcher den Reisenden
auflauerte, um sie zu martern und zu tödten. Dieses Unwesen dauerte so lauge, bis Ulak endlich einen
Rivalen fand, welcher ihn im Kampfe überwand und lödtete und seinen Leichnam an jener Stelle mit
Steinen verschüttete. Seither heisst die Stelle das Grab Ulak's, und jeder Reisende, welcher vorüber-
geht, wirft auf das Grab des Räubers einen Stein, einen Ast oder einen Klotz. Wenn sich ein ziemlich
grosser Reisighaufeu auf dem Grabe gesammelt hat, zünden ihn die Schafhirteu, den Räuber verfluchend,
an, und »o wurde der ganze Hügel nach und naeh mit Kohle und Asche bedeckt. Als ich dort vorbei-
ging, traf ich, obwohl die Hirten erst kürzlich das Reisig verbrannt hatten, doch schon wieder einen
ziemlich grossen Haufen von Reisig an und überzeugte mich mit eigenen Augen, wie jedermann, der vor-
beiging, einen Stein oder Ast auf das Grab warf.'*
Band lU. 37
57H 11. Volkskunde. Notizen.
Obwohl Cvjetko kopfüber in den See fiel, sank er nicht unter, es gelang ihm sogar, sich auf
den Stein zu retten, von dem ihn sein ungetreues Weib herabgestürzt. Dieses fürchtete die Bache
des Mannes und versuchte ihn mit dem Gewehre wieder hinabzustossen, was ihr aber nicht gelang.
Als sich nun Cvjetko auf den Stein hinaufschwang, flüchtete die Ungetreue zu ihrem ehebrecherischen
Geliebten, einem Dalmatiner, der sie an einer bestimmten Stelle erwartete. Die Unthat wurde bald
bekannt und dem Gerichte angezeigt, aber der Mann leugnete hochherzig, und so entging das Weih
der verdienten Strafe.
Peter Mirkoviö. Das Grab desAlajBeg. — In dem unweit von Bihac gelegenen Dorfe
Grmutia befindet sich auf dem Berge ^Gladno brdo'' (Hungerberg) eine Grabstätte mit einem Grab-
stein ohne Inschrift. Hier ruhen nach der Volkssage die Gebeine des Alaj Beg, und das Volk weiss
auch zu erzählen, wie dieser gestorben sei. Einst zog ein Vezir mit Heeresmacht durchs Land und
kam auf seinem Zuge auch an diesen Ort und schlug hier sein Nachtlager auf. Einer seiner Unter-
abtheilungs - Commandunten , ein Alaj Bqq, nahm einem Weibe eine Bruthenne mit Gewalt ab,
schlachtete und verspeiste dieselbe. Das arme Weib eilte zum Vezir und führte ob dieses Unrechtes
Klage mit den Worten: „Erhabener Vezir! Verzeihe mir, dass ich mit einer Klage vor Dein Antlitz
trete. Dein Alaj Beg hat neun der Meinen zu Waisen gemacht, denn er tödtete ihre Mutter. Jetzt
habe ich im Hause neun Waisen, die um ihre Mutter jammern und klagen." Ohne weiterer Nach-
frage berief der Vezir den Alaj Beg vor sich und Hess ihm augenblicklich den Kopf abschlagen. So
wurde wegen einer Bruthenne, die neun Küchlein hatte, ein Mensch getodtet.
III. THEIL.
NATURWISSENSCHAFT.
37*
Beiträge zur Phänologie der Hereegovina
nebst einer kurzen Anleitung zur Vornahme phänologischer
Beobachtungen.
Von
Dr. Justin KarliAski,
Kreisant in Konjica.
Die meteorologischen Einflüsse^ wie Wärme, Regen und Wind, üben auf die
Pflanzenwelt eines Landstriches einen unverkennbaren Einfluss. Die Lebensäusserungen
der Pflanzen, wie Keimung, Blatt, Bltithe und Frucht, hängen von den oberwähnten
Factoren innigst ab, und wenn man durch Aufzeichnungen über Temperatur, Nieder-
schlag und Wind das KHma eines Landstriches zu ergründen sucht, ist es sehr er-
spriesslich, Aufzeichnungen über den Einfluss des Klimas auf die Pflanzenwelt zu
machen.
Die Aufzeichnungen über das Auftreten von Blättern, Blüthen, Früchten und Ent-
laubung bei den Pflanzen eines Landstriches oder die sogenannten phänologischen Be-
obachtungen geben den Aufschluss über die Epochen, in welchen diese Vorgänge im
Pflanzenleben einer Gegend vor sich gehen; im Verein mit den Aufzeichnungen über
die meteorologischen Einflüsse vervollständigen sie das Bild, welches wir unter dem
Namen des Klimas zusammenfassen und andererseits geben sie uns Aufschluss über
die Eigenart eines jeden Jahres, so wie sie sich uns in den Vorgängen der Pflanzen-
welt abspiegelt.
Die Vornahme von phänologischen Notizen bietet für Niemand Schwierigkeiten.
Guter Wille und Genauigkeit sind die einzigen Erfordernisse dazu.
Man beschränke sich bei dergleichen Aufzeichnungen auf das Notiren des Auf-
tretens der ersten ausgebreiteten Blätter, der ersten entfalteten Blüthe, der ersten
reifen Frucht, der ersten verfärbten Blätter bei den Pflanzen der nächsten Umgebung,
berücksichtige jedes Jahr die gleichen Pflanzen, und die mühelose und für die Wissen-
schaft nicht unwichtige Arbeit ist vollendet. Wenn man sich noch vor Augen hält,
dass die Blüthen einer Haselnuss oder Birke erst dann vollkommen sind und auf-
gezeichnet werden dürfen, wenn sie beim Berühren abstauben, dass die Frucht einer
Kastanie oder Wallnuss erst dann reif ist, wenn sich die grüne Hülle von selbst öffnet,
dass die Frucht einer Birne oder eines Apfels erst beim Auftreten der schwarzen Kerne
als reif bezeichnet werden darf, so möchten die botanischen Kenntnisse eines einzelnen
Beobachters vollständig genügen. Man möge sich auf die einfachsten, bekanntesten,
nächstliegenden Pflanzen beschränken, und wo die Aufzeichnungen über die Vorgänge
im Leben desselben Baumes oder Strauches aus irgend welchen Gründen nicht zu
582 ni. Naturwissenschaft.
ermöglichen sind, wolle man bei den Aufzeichnungen des folgenden Jahres sich mög-
lichst auf die in gleicher Lage befindlichen beschränken, da bekanntermassen die son-
nige oder schattige Lage auf die Blüthezeit und Fruchttragung nicht ohne Einfluss
bleibt. Bei den Obstbäumen wolle man sich auf ausgewachsene unveredelte (nicht
oculirte) Sorten beschränken, da es unter der Anzahl von Obstbaumsorten bekannter-
massen spät- und frühblühende gibt, und bei den Getreidesorten ist die Angabe, ob es
sich um Winter- oder Frühjahrssaat handelt, gänzlich unerlässlich.
Die vorliegenden Notizen beschränken sich auf Pflanzen, die Jedermann bekannt
und geläufig sind, bei denen die Lebensäusserungen Niemandem Schwierigkeiten bieten
werden. Die Vornahme ähnlicher Aufzeichnungen womöglich zugleich mit der Vor-
nahme von meteorologischen Beobachtungen würde einefi schätzenswerthen Beitrag zur
Erforschung unseres Landes bieten.
In der nebenstehenden Tabelle habe ich die phäuologischen Beobachtungen aus
Stola c (südliche Hercegovina) und Eonjica (nördliche Hercegovina) aus den Jahren
1889 — 1892 zusammengestellt, und der Leser kann sich sehr leicht sein Urtheil über
die Unterschiede in der Zeit des Auftretens der Lebensäusserungen gleicher Pflanzen
in diesen zwei Ortschaften bilden. Selbstverständlich gewinnen dergleichen Beobach-
tungen erst bei jahrelangem Fortsetzen derselben an Werth und können wissenschaftlich
verwerthbare Beiträge zur Klimatologie des Landes bilden.
Karliiiski. Beiträge zur Phänologie der Uerceg^vina.
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Die Vjetrenica- Höhle bei Zavala.
Von
Josef Vavrovic,
k. und k. Oberlieutenaut.
(Mit 1 Tafel und 6 Abbildungen im Texte.)
Das Gebiet der Hercegovina ist, als der Karstformation angehörig, besonders
reich an Höhlen, die entweder zu irgend einer Zeit als Wohn- oder Zufluchtsstätten ge-
dient haben oder auch blos vom geognostischen Standpunkte aus studirt zu werden
verdienen. Einige derselben sind bereits in Radimsk^s Buch „Die prähistorischen
Fundstätten" S. 81 erwähnt, wo auch (S. 77 ff.) eine kurze Anleitung zu Höhlenunter-
suchungen gegeben ist. Ueber Höhlenforschungen in Bosnien berichtet Fiala in diesen
„Mittheilungen" I, S. 29 ff. Die Höhle, mit der wir uns hier beschäftigen wollen, die
Vjetrenica-peiina im Bezirke Ljubinje, zunächst des alten Klosters Zavala, ist am an-
gegebenen Orte S. 353 — 360 von Hristifor Mihajlovi6 beschrieben worden, doch hat
diese Arbeit einer exacten Darstellung jenes Objectes nur unwesentlich vorgegriffen.
Die Vjetrenica -pe6ina liegt an der westlichen Thalwand des Popovopolje, und
zwar dort, wo dasselbe sich gegen Zavala einbuchtet. Die absolute Höbe des Ein-
ganges beträgt 295 M. und die Höhe über der Thalsohle circa 53 M. Sie erstreckt
sich in die Abhänge der Klisura hinein, und ihr Lauf ist bis circa 80 M. ein aus-
gesprochen südlicher; von da ab zieht sie sich in mannigfachen Windungen circa 120 bis
160 M. südöstlich, um dann in südsüdwestlicher Richtung fortzusjtreichen (s. den Grund-
riss auf Tafel XHI). Ihre Länge beträgt (bis zu dem noch erreichbaren Ende) 585 M.
Die Höhenverhältnisse variiren sehr stark, stellenweise erweitert sie sich domartig, um
sich dann wieder so zu schliessen, dass es kaum möglich ist, durchzudringen.
Den Eingang der Vjetrenica überragt dachartig eine Felsplatte, unter der man
3 M. zurücklegen muss, um an den Eingang zu gelangen. Schon circa 4 — 5 M. vor
der Höhle empfindet man eine bedeutend niedrigere Temperatur, welche sich am
Eingange selbst noch bedeutend vermindert. Nachdem ich am 14. Juni abseits in der
Höhe der Höhle eine Temperatur von 24^ R. gemessen hatte, sank das Thermometer
am Eingange auf 8 ® R.
Eine intensive, boraartige Luftströmung wehte aus der Höhle heraus und erschwerte
das Eindringen in den engen, circa 5 M. langen, röhrenartigen Eingangsstollen.
Eine Fackel oder selbst ein gut verwahrtes Licht würde hier erlöschen; es muss
dieser kurze Theil entweder tastend passirt werden, oder man lässt, wie ich später that,
einen vertrauten Mann zuerst hineingehen und aus dem erweiterten Räume, wo volle
Windstille herrscht, entgegenleuchten.
Uittheilnngen aus Bosa
Taf. XIII.
Vavrovid. Die Vjetrenica-Höhle bei Zavala. 587
Nun befindet man sich unter einem flachen Gewölbe, welches wie der ganze Aufbau
des Gebirges aus Kalksteinschichten gebildet ist. Der Boden ist hier mit Schlamm
und weicher Erde bedeckt. Es strömt nämlich zu Beginn der Regenperiode das Wasser
von aussen in diesen Theil der Höhle und macht ihn so unzugänglich ^ während die
übrigen Theile bis auf das Tropfwasser, welches sich in flachen Tropfsteinbecken
sammelt, frei bleiben. Diese Behauptung stützt sich darauf, dass ich im weiteren
Räume Fussspuren, Brandstellen und Ueberreste von Mahlzeiten fand, welche, wie mir
bekannt war, aus dem vergangenen Jahre stammten.
Aus diesem Räume gelangt man durch das zweite Thor (2) in einen kleineren,
mit Schutt von herabgestürzten Steinen bedeckten Raum, der sich bald zum dritten
Thore schliesst.
Dieses Thor (Kapia, 3) ist tunnelartig gewölbt und aus Tropfstein gebildet oder
richtiger mit Tropfstein von schmutziggelber Farbe überglast. Seine Höhe beträgt
2*4 M., seine Breite am Boden 1*6 M. und in der Mitte der Höhe circa 2*3 M.
Nach Passirung dieses dritten Thores öffnet sich ein massig bis zu 3 M. an-
steigender Raum (AT), die Kreuzstelle („RaskrS6e") genannt.
Hier theilt sich die Höhle und sendet einen Arm genau in westlicher Richtung
55 M. weit in den Berg. Die Höhe dieses Theiles variirt zwischen 2*2 und 2*4 M.
Es ist dies der interessanteste Theil der ganzen Höhle.
In diesem Räume, genannt „Mlin", beobachtet man die schon von Mihajlovi6
geschilderten Schallphänomene. Bei 6 hört man deutlich das Geklapper einer Mühle.
Bei 6^ glaubt man eine grosse Trommel zu vernehmen, die heftigen Schläge folgen
sich ziemlich rasch, ich zählte 130 in der Minute. Diese Stelle nennt man „Bubanj"
oder Trommel. Wenn man bei 7 näher an die Wand tritt, glaubt man den Mühlstein
reiben zu hören. Diese Stelle heisst „2rvanj" (Mühlstein). Eine Luftbewegung kann
in diesem Theile nicht constatirt werden.
Hier findet man Brandstellen, wo gekocht und gebraten wurde, und zahlreiche
Ueberreste von Mahlzeiten zeigen, dass dies der Lieblingsplatz früherer Besucher war.
Von da an zeigt sich vornehmlich die Tropfsteinbildung. Während die Höhlen-
decke schön geschlichteten Kalkstein aufweist, sind die unteren Theile der Wände und
der Boden zum grössten Theile mit Tropfstein überzogen, der von dem blendendsten
Weiss allmälig in ein schmutziges Gelb übergeht und an manchen Stellen mit einer
leichten Schlamnischichte überzogen ist.
An vielen Punkten der Höhle findet man herabgestürzte Blöcke, die das Fort-
kommen bedeutend erschweren.
Bei 9 trifft man das erste Mal Wasser an, es ist dies der sogenannte kleine See
(„Malo jezero"). Er hat eine Länge von circa 15 M. und eine Breite von circa 8 M. und
führt blosses Tropfwasser, welches sich auf dem erodirten und mit einer Sinterschichte
überzogenen Boden gesammelt hat. Stellenweise )'agen die Tropfsteinkanten über das
15—20 Cm. tiefe Wasser hervor, und das Ganze gewinnt das Ansehen, als ob man
mehrere flache Becken aneinander geschoben hätte.
Nun kommt man durch einen schmalen Gang zu den sogenannten Vierteln
(„Cejreci"). Es sind dies von der Decke herabhängende flache, graue Tropfsteine, die
bei etwas Phantasie mit zum Räuchern aufgehängten Keulen und Lammvierteln ver-
glichen werden können und davon ihren Namen haben. Hier befinden sich auch noch
zwei Tümpel, welche, wie der vorbeschriebene, nur Tropfwasser in Tropfsteinbecken ent-
halten. Bei 11 sieht man die kleine Kanzel („Predikaonica"), unter der sich wieder
ein Tümpel der schon beschriebenen Art befindet.
588
in. Naturwissenschaft.
Eine schöne Tropfsteinbildung sind die Kirehenleuchter „Öirjaei" (Figur 1). Auf
einem 1 M. hohen, mit Tropfstein vollkommen überkrusteten Hügel stehen mächtige
Tropfsteinsäulen von kleinen umgeben; mir machten sie eher den Eindruck eines
Grabhügels, auf dem gi'osse und kleine türkische Grabsteine stehen.
Nun verengt sich die Höhle bei constant ansteigendem Grunde und öffnet sich
wieder domartig bei einem vom schönsten Weiss in Rosa und Braun übergehenden
Tropfsteingebilde (^.9).
In diesem Thcile der Höhle befindet sich bei lö die „Govomica" oder grosse Kanzel,
mit dünnen Tropfsteinschichten überzogene, von der Decke herabgestürzte Felsmassen.
Die „Pjati" {14) (Figur 2) sind schüsselartige Tropfsteine, welche eng aneinander-
schliessend einen Raum von circa 16 M. Länge und 6 M. Breite bedecken, und deren
Ränder über das Wasser hervorragen. Eine ebensolche Formation ist bei 16 j doch hat
sie bis jetzt keinen Namen, wie überhaupt von hier an Bezeichnungen fehlen.
4l60
♦^56
Fig. 1. Die „Öirjaci" (Kirehenleuchter), Stalagmiten
in der Vjetrenica-Höhle.
Fig. 2. Die „Pjati" (Schüs.seln), Tropfstein-
beckon in der Vjetrenica-H«hle.
Bei 17 ragt vom Boden bis zur Decke ein mit Tropfstein überglaster Pfeiler, der
so stark und breit ist, dass die beiden Seitengänge nur mit Mühe zu passiren sind.
Ueberhaupt ist das Vordringen von den „Pjati" an ein sehr beschwerliches, und die
weiteren Theile bieten fast nichts Interessantes mehr.
Bei IS und 19 sind wieder Teller- oder Schüsselcomplexe, welche, wie alle früheren,
mit völlig klarem, grünlich, oft gelblich scheinendem Wasser gefüllt sind.
Hier ist das Fortkommen schon sehr schwer. Die Engen der Wände und das
herabgestürzte schlüpfrige Gestein treten hindernd in den Weg.
Bei 20 theilt sich die Höhle und sendet einen ansteigenden hornförmigen Arm von
circa 20 M. Länge nach Osten.
Die Höhle wird immer enger, erweitert sich stellenweise, ohne aber grössere Räume
zu bilden, und ist im Allgemeinen röhrenartig. Bei 21 und 22 sind unbedeutende
Tümpel.
Von 23 an ist das Weiterkommen ohne besondere Vorkehrungen unmöglich.
Hier schliesst sich der Raum so enge und ist mit Wasser derart gefüllt, dass man in
tiefgebückter Stellung eine vielleicht viele Meter hinge Röhre im Wasser passiren müsste.
Vavrovi<5. Die Vjetrenica-Höhle bei Zavala.
589
Bis zu diesem Punkte ist die Höhle gerade gemessen 585 M. lang ; mit den Krüm-
mungen beträgt ihre Länge etwas über 700 M.
Der Boden ist zumeist mit einer dünnen Tropfsteinschichte bedeckt und mit
schlammigem Sedimente überzogen; stellenweise, wo wohl in jüngster Zeit Einstürze
der Decke stattgefunden haben, liegen die blossen Kalksteinblöcke zu Tage. An der
Decke findet man viele schöne Stalaktiten (vgl. Figur 3—5). Dazwischen erscheint die
von Ost gegen West abfallende Schichtenlagerung und auch einige einsturzdrohende
Stellen.
Alle gerade in den bestgelegenen Theilen vorgenommenen Grabungen ergaben ein
negatives Resultat, so dass vermuthet werden darf, dass die Vjetrenica niemals Menschen
oder Thieren als ständiger Aufenthalt gedient hat.
Das verwitterte Relief vor dem Eingänge stammt aus dem Mittelalter, die Brand-
stellen im Innern rühren von Hirten und anderen Besuchern her, die im heissen Sommer
dort Labung suchten.
rfo^
Fig. 3. Herzförmige Stalaktiten
in der Vjetrenica-Hßhle.
Fig. 4. Fig. 5.
Fig. 4 und 5. Stalaktiten in der Vjetrenica-Höhle.
Um den Vorraum des Einganges sind alte Mauerfundamente deutlich erkennbar,
der Eingang scheint von einem Gebäude, vermuthlich einer ehemaligen Dependenz
des Klosters Zavala umgeben gewesen zu sein.
Die in dieser Ruine angestellten Grabungen ergaben den Fund einiger Münzen:
Circa 10 Cm. tief lag ein Ragusaner Denar: Av.: SALVS TVTA und die Christus-
gestalt in der Mandorla, den Segen spendend. Rev.: S . BLASIVS . RAGVSII 1666.
Etwa 25 Cm. tiefer fand ich in einer Mauerecke unter Schutt eine Bronzemünze.
Av.:IMP.AVRELIANVS.P.F.AVG. Rev.: RESTITVT(OR) ORBIS. (Vgl. Cohen
V, p. 146, Nr. 167.)
In einer Tiefe von circa 50 Cm. fand ich an zwei circa 2 M. von einander gele-
genen Stellen: 1. eine Silbermünze der Julia Domna. Av.: IVLIA AVGVSTA Rev.:
IVNO (vgl. Cohen III, p. 337, Nr. 44); 2. eine Bronzemünze Constantins IL, welche
sehr abgenützt ist und im Revers die häufig gebrauchte Umschrift: „Gloria exer-
citus" zeigt.
Knapp vor dem Eingange fand ich in einer Tiefe von circa 20 Cm. eine kupferne
Denkmünze, die auf der Aversseite die Symbole der Kreuzigung mit der Umschrift:
XPS . FACT . EST . PRO . NOB . OBEDVSQ . AD, auf der Reversseite die Kreuzabnahme
mit der Umschrift : MORS . MEA . VITA zeigt. Von diesen fünf Münzen machen nur
die des Aurelianus und der Julia Domna den Eindruck, dass sie längere Zeit im Erd-
reich gelegen sind.
Der Meerschaum aus der Ljubid planina bei Prnjavor.
Von
Dr. M. KiSpatiö,
üniverBit&is-ProfeflSor in Agram.
Jüis gab eine Zeit, wo der bosnische Meerschaum sich eines guten Rufes erfreute,
und wo derselbe auch wissenschaftlich bekannt war; es kam aber wieder eine Zeit,
wo man sich anschickte, denselben aus der Reihe bosnischer Mineralschätze zu löschen.
Heute schon sagt man, es sei Magnesit und werde nur ortsweise in Bosnien als Meer-
schaum verwendet. Allein man hat in diesem Falle Unrecht, denn dass der bosnische
Meerschaum thatsächlich echter Meerschaum ist, soll im Folgenden bewiesen werden.
Im Jahre 1892 ging mein langgehegter Wunsch, die Serpentine Nordbosniens näher
kennen zu lernen, in Erfüllung. Hiezu war mir die südslavische Akademie in Agram und
in ausserordentlicher Weise Se. Excellenz Herr Minister B. v. Källay behilflich, der
mir durch Mitgabe einer offenen Ordre alle Wege öflfnete und mich mit vielen För-
derern der Landescultur in Berührung brachte. Es ist mir deshalb eine angenehme
Pflicht, ihm hiemit öffentlich meinen Dank zu sagen.
Nachdem ich zunächst einige interessantere Oertlichkeiten im nahen Kroatien be-
sucht, wo älteres krystallinisches Gestein auf der Oberfläche erscheint, ging ich bei
Novi nach Bosnien über und beging der Reihe nach Pastirjevo, Kozara, Prisjeka,
Skakavica, Uzlomac, Borja und schliesslich Borja planina. Die Resultate meiner Unter-
suchungen werde ich bei einer anderen Gelegenheit publiciren, da es sich als noth-
wendig herausstellen könnte, dass ich vorher auch die zweite, grössere Hälfte der Ser-
pentinzone begehe, wozu ich im Jahre 1892 nicht kam, und dass ich hiezu mehr Zeit
benöthige, als ich der ersten Hälfte gewidmet habe. Hier wünsche ich nur meine Unter-
suchungen über den Meerschaum aus der Ljubi6 planina mitzutheilen und hieran einige
allgemeine Bemerkungen über die Serpentine anzuknüpfen.
In der Literatur wie auch im Handel war der bosnische Meerschaum aus der
Ljubi6 planina schon von altersher bekannt ; und dass derselbe auch in technischer Be-
ziehung einen guten Ruf besass, davon zeugt am besten der Umstand, dass Wiener
Händler ihn durch lange Zeit zur Erzeugung von Rauchrequisiten kauften. Diese kun-
digen und erfahrenen Händler erkannten in dem bosnischen Urproducte guten Meer-
schaum, und es dachte nicht einmal Jemand daran, dass es nöthig wäre, dessen che-
mische Zusammensetzung zu bestimmen.
Als im Jahre 1879 Mitglieder der Wiener geologischen Reichsanstalt behufs geo-
logischer Untersuchungen in Bosnien und der Hercegovina weilten, kam ihnen auch
der bosnische Meerschaum in die Hände. Dr. Emil Tietze beging jenen Theil Nord-
bosniens, in welchem sich die Ljubi6 planina befindet, und berichtete in dem Werke,
das er im Verein mit seinen CoUegen über die geologischen Verhältnisse Bosniens und
der Hercegovina^) lieferte, über das Vorkommen und die Natur des Meerschaums.
^) Grundlinien der Geologie von Bosnien-Hercegovina, Wien 1880.
KiSpatiö. Der Meerschaum aus der Ljubiö planina bei Prnjavor. 591
Die Ljubi6 planina besteht^ wie Tietze schreibt, aus öabbro und Serpentin. Der
ganze Rücken des Ljubi^gebirges und alle seine höheren Kuppen bestehen aus Qabbro,
in welchem grosse Lagen von Bronzit und Diallag sichtbar sind, während sich der
Serpentin nur an den Gebirgshängen vorfindet. Und dieser Serpentin sei aus dem
Grunde bemerkenswerth, weil er mit einem „Zersetzungsproducte des Magnesits
vorkommt, welches hier in Bosnien als Meerschaum benützt wird". Eine
solche Fundstätte sah Tietze bei Ej'emna an dem Nordgelände der Ljubi6 planina.
Hier fand er oben zerstreut Serpentin, an manchen Orten auch etwas Gabbro. »Der
Magnesit selbst" — so nennt Tietze den Meerschaum — erscheint ungleichmässig
vertheilt auf einer grossen Fläche; er findet sich auf allen Ausläufern und in allen
Schluchten vor, und an vielen Stellen bemerkt man, dass ihn die Menschen hier ge-
graben haben. Eine „ähnHche" Fundstätte erwähnt Tietze bei der Ortschaft Reljevac.
Den Meerschaum von Kremna übergab Tietze behufs chemischer Untersuchung an
John, den Vorstand des chemischen Laboratoriums an der geologischen Keichsanstalt.
John hat dem Anscheine nach mit demselben nicht die vollkommene quantitative Ana-
lyse vorgenommen, sondern begnügte sich mit einigen Versuchen, da ihn dieselben
bereits überzeugten, dass das, was er zur Untersuchung erhalten, kein Meerschaum
sei. John stellte, wie Tietze angibt, fest, der „sogenannte Meerschaum" von Kremna
bestehe hauptsächlich aus Magnesiumcarbonat und enthalte nur 5 — 87o Kieselsäure.
Voraus schickt John, dass dieser Magnesit etwas Magnesiumhydrosilicat (also Meer-
schaum) enthalte. Besonders wird hervorgehoben, dass dieser Magnesit „kreide-" oder
„schneeweiss" gewesen, und dass er auch Spuren von Kalk zeigte. Trotz diesem im
Ganzen ungünstigen Resultate der chemischen Untersuchung spricht Tietze dabei doch
die Hoffnung aus, dass in dem grossen Räume dieses Vorkommens wohl auch eine
werthvollere Abart gefunden werden dürfte, welche mehr Silicat enthält. Es scheint
daher, dass das, was Tietze zur Untersuchung nach Wien brachte, gewöhnUcher Mag-
nesit gewesen ist, der neben echtem Meerschaum reichlich vorkonunt, und dass er
selbst zufällig ein Mineral mit dem anderen verwechselt haben dürfte.
B. Walter, der eine bedeutende Arbeit über den Mineralreichthum Bosniens
schrieb,^) hatte keinen Grund, die Ausführungen Tietze's zu bezweifeln, deshalb darf es
nicht wundernehmen, wenn er in der erwähnten Arbeit sagt, dass in der Umgebung von
Prnjavor der Magnesit als „bosnischer Meerschaum" Verwendung finde, und dass die
Bosnjaken mit „grosser Pietät" aus Pfeifen von diesem Meerschaume rauchen.
Doch W. Radimsk^, Berghauptmann in Sarajevo, Hess sich dadurch nicht
beirren, sondern studirte aufmerksam einige der wichtigeren Eigenschaften des bos-
nischen Meerschaums, und aus den Resultaten, die er im „Glasnik zem. muzeja",
Bd. I, 1889, p. 88 („Serpentini Bosne i njihovi utvori, osobito i stiva" ; dasselbe
deutsch in den „Mittheilungen der Section flir Naturkunde des Oesterr. Touristen-
Clubs", 1892, Nr. 2) gegeben hat, geht klar hervor, dass der Autor überzeugt ist,
der bosnische Meerschaum habe mit Magnesit nichts zu thun. Radimskj^ führt alle
Hauptfundstätten des Meerschaums in der Ljubi6 planina an und erwähnt ausdrücklich,
dass die Wiener Händler den Meerschaum von Braneä6i als ausgezeichnete Waare
lobten und ihn jenem von Kremna vorzogen. Radimskj^ hatte nur Meerschaum von
Brane§6i in Händen, er sagt uns daher auch natürlich nicht, ob es irgendwelchen
Unterschied zwischen diesem und jenem Meerschaum gebe, der in der Umgebung
von Kremna gewonnen wird. Die Untersuchungen, die er mit dem Meerschaum
*) Beitrag zur Kenntniss der Erzlagerstätten Bosniens, Sarajevo 1887, S. 215.
592 III. Naturwissenschaft.
vorgenommen, sind vollkommen zuverlässig. Dieser Meerschaum klebt stark an der
Zunge, saugt rasch Wasser ein, zeigt eine verschiedene Dichte und Gewicht, schäumt
nicht in Säuren auf, auch nicht in Wärme, nur die Flüssigkeit wird in letzterem
Falle Flocken enthalten. Eine Sorte Meerschaum hatte nach Radimsky die
Dichte 0*47, die Härte l'O, während eine zweite die Dichte von 0*95 und die Härte 2-5
zeigte. Wird diese zweite Sorte nassgemacht, so filUt ihre Härte sofort unter 2-0.
Diese Untersuchungen bedürfen nur noch der chemischen Analyse, um zu beweisen,
dass der bosnische Meerschaum thatsächlich echter Meerschaum ist.
In den Publicationen der geologischen Reichsanstalt theilte in neuerer Zeit M.
Tscherne*) einige Analysen des bosnischen Meerschaums mit. Ueber das Stück,
welches er zur Untersuchung erhalten, erwähnt derselbe, dass es vom Fusse der Ljubi6
planina gegen Prnjavor zu stamme. Die gelblichbraune Substanz dieses Meerschaums
war durch webt mit Adern eines grünlichen Minerals, an welchem sich stellenweise
Pseudomorphosen des Olivin erkennen Hessen. Im Meerschaum gab es auch noch ein-
geschlossene Lagen von Bronzit, und an manchen Stellen war der Meerschaum von einer
Magnesitrinde überzogen. Der ganzen Beschreibung nach war dies nicht so reiner
Meerschaum, wie er dort gegraben und zu Pfeifen etc. verarbeitet wird. Nach der
Analyse T scher ne 's gab es bei diesem Stücke:
Verlust bis 100» .... -- 9-11 7o
Verlust beim Glühen . . . = 11-38 7^
SiO, = 47-23 7o
MgO = 24-55 7o
FeO = 7-20 7o
99-477o
Nachdem er von dem Stücke die reine weisse Substanz, welche dem anatolischen
Meerschaum glich, ausgeschieden, ergab die Analyse, dass dieselbe bestehe aus:
COg = 2-30 7o
Verlust durch Glühen . . = 16-96 % nach Abschlag der COj
freie SiO, = 4-22 7^
gebundene Si O^ . . . . = 46-20 %
MgO = 23-90 7o
FeO = 6-13 7o
99-71 7o
wonach auch dieses „reine" Material aus einem Gemenge von Meerschaum mit Ma-
gnesit und Opal bestehen würde.
Ein zweites Stück, welches Tscherne zur Analyse erhielt, war einigermassen
dem Magnesit ähnlich, den John analysirte. Dieses Stück lieferte fUr seine Bestand-
theile folgende Verhältnisszahlen:
CO, = 26-427o
SiO, = 30-47 7o
MgO = 34-53 7o
FcgOg = 0-90 7o
H^O, = 7-61 7o
99-93 7o
) Meerschaum von Bosnien und von Mähren, Verhandl. der k. k. geol. Beichsanstalt, 1892, Nr. 2, S. 100.
Kiäpatie. Der Meerschaum aus der Ljubid planina bei Prnjavor. 593
Auch dieses Stück bestand daher aus einem Gemenge von Meerschaum und Ma-
gnesit mit ein wenig Opal, nur dass in diesem das Silicat weit mehr überwog wie in
dem von John untersuchten. Während meines Aufenthaltes in Prnjavor waren die
Fundstätten des Meerschaums bei Kremna unzugänglich. Wahrscheinlich infolge un-
geschickten Untergrabens und Schürfens ist der ganze Hang eingestürzt, so dass man
nicht bis zum Meerschaum gelangen konnte. Dies that mir um so mehr leid, als sich
die Angaben Tietze's gerade auf den Meerschaum von Kremna beziehen. Ich bin in-
dessen überzeugt, dass ich auch dort nichts Anderes gefunden hätte als bei Braneädi.
Der Ort BraneS^i liegt auf niedrigen Anhöhen, welche zur Ljubi6 planina reichen. Auf
dem Wege gegen den Ried Reljevac, wo am meisten Meerschaum gegraben wird, kann
man sich leicht überzeugen, dass diese Anhöhen aus einem Materiale bestehen, welches
aus der Ljubid planina stammt. Aus der Erde tritt da nämlich eine ansehnliche Menge
feineren und gröberen krystallinischen Qesteinschotters zu Tage, und darin sind am
interessantesten die Stücke schönen schwarzen Amphibolits, der ohne Zweifel zugleich
mit dem Serpentinschotter aus der Ljubid planina hieher gelangte. Die Fundstätte
von Reljevac selbst befindet sich in angeschwemmtem Materiale. Auf den Stücken von
Meerschaum und Magnesit, welche da gefunden werden, sieht man anhaftende Ser-
pentinschotterstücke Auf dem steilen Abliange, der gegen den Bach zu abßillt, findet
man niedrige und flache Gruben, welche die Bauern bei dem Suchen von Meerschaum
ausgegraben haben. Gräbt man in diesen Gruben nach, so findet man leicht schöne
Stücke Meerschaum und dabei regelmässig auch Stücke Magnesits. Der Meerschaum
wie der Magnesit haben die Form ganz unrcgelmässiger Klumpen, und ein Mineral ist
von dem anderen leicht zu unterscheiden. Die Bauern selbst haben, nachdem sie eines
dieser Minerale in die Hand genommen, mir sofort zu sagen gewusst, ob es Meerschaum
sei oder nicht. Der aus der Erde herausgegrabene Meerschaum ist sehr feucht und
lässt sich leicht mit dem Fingernagel ritzen, wie er auch eine mattweisse Farbe be-
sitzt, während der Magnesit hart ist, dem Kratzen widersteht und eine reine, kreide-
weisse Farbe zeigt. Dieser Magnesit ist kein reines Magnesiumcarbonat, denn wenn
man denselben in Salzsäure auflöst, bleibt in der Flüssigkeit eine ziemliche Menge von
Kieselsäure in Gestalt leichter Flocken zurück. Er entspricht also vollkommen jenem,
den Tietzc durch John untersuchen liess. Auch dieses Mineral kennt das Volk der
nahen Umgebung ganz gut, doch würde es Niemandem einfallen, darnach zu graben
und es als Meerschaum zu verarbeiten, und zwar nicht nur deshalb, weil es Meerschaum
besitzt, sondern hauptsächlich deswegen, weil sich der Magnesit zur Verarbeitung für
Rauchrequisiten nicht eignet. Eine solche Waare würden die Wiener Handelsleute
bestimmt nicht kaufen. Wie ich schon bemerkt habe, kenne ich den Meerschaum von
Kremna nicht, bin aber fest davon überzeugt, dass es dort gerade solchen Meerschaum
gibt wie bei Braneäci, wenn auch irgendwelcher unwesentlicher Unterschied in der
Farbe und Grösse der Klumpen bestehen sollte.
Die Meerschaumklumpen von Reljevac sind oft an der Oberfläche mit einer
rothen Rinde überzogen, welche viel Eisen enthält, und unter welcher trockener,
weisser, gelblich angehauchter Meerschaum vorkommt. In warmer Salzsäui'c schäumt
der Meerschaum nicht im Mindesten, wie dies schon Radi msky bemerkte, und dies
ist ein Beweis, dass er keine Carbonate enthält. In der Säure zersetzt sich der
Meerschaum, indem er weisse Flocken von Kieselsäure ausscheidet. Meerschaum,
der anscheinend ganz trocken war, enthielt noch 14%, (^richtiger 14*287üj hygro-
skopisches Wasser. Diese starke Ilygroskopic zwang mich auch, beim Abwägen sehr
rasch zu verfahren und jedes Abwägen neuerlich getrockneter Substanz mehrmals
Band m. 38
594 III. NÄturwissenschaft.
vorzunehmen, denn während man sie auf die Wage legte, änderte sie bereits auch ihr
Gewicht.
Die quantitative Analyse, die ich mit dem Meerschaum vornahm, wurde nach be-
kannten Methoden im chemischen Laboratorium der kgl. Oberrealschule in Agram
durcligeführt. Den Wassergehalt bestimmte ich durch Glühen bei einer Probe, aus
welcher ich das hygroskopische Wasser durch längeres Erwärmen bis auf 110° entfernt
hatte, während ich die anderen Bestandtheile mit Hilfe einer zweiten Probe feststellte,
die durch Salzsäure zersetzt wurde. Um das Eisen sicherer zu bestimmen, habe ich
dasselbe separat in einer dritten Probe durch Titration mit Kaliumhypermanganat er-
mittelt und erhielt genau dieselbe Ziffer. Die specielle Untersuchung auf Kohlensäure
und Kalk ergab ein ganz negatives Resultat. Die Analyse lieferte mir das folgende
Ergebniss in Procenten:
SiOj = 61-09
MgO = 25-87
FcjOa = 2-59
H,0 . . . . . = 10-47
zusammen 100*02
Wir haben es daher unzweifelhaft mit echtem Meerschaum zu thun, dessen Ana-
lyse ergibt, dass er ein Magnesium-Hydrosilicat sei. Der Ersatz von Magnesium durch
nicht nennenswerthe Mengen Eisen ist ganz gewöhnlich und ändert weder die minera-
logische Individualität des Meerschaums, noch dessen technischen Werth. Die Analyse
spricht so klar, dass wir es mit keinem Magnesit zu thun haben, dass es überflüssig
erscheint, hierüber weiter Worte zu verlieren.
Mit unserer Analyse stimmen vollkommen überein die folgenden Analysen des
kleinasiatischen Meerschaums (I. Analyse von Lychnell, II. von Scheerer und Richter,
in. von Schultze), sowie jenes aus Griechenland (IV. von Scheerer):
BesUndtheile I. U. II[. IV.
CO, — 0-67 — 0-56
SiO, 60-87 61-33 60-01 61-30
Mg O 27-80 28-28 26-78 2839
FeO 009 009 — 0-08
HjO n-29 9-82 12-62 9-74
lOO-Oö 10019 99-41 10007
Die Bildung des Meerschaums ist eng verknüpft mit der Entstehung des Ser-
pentins. Heute ist bekannt, dass Serpentin kein primäres Gestein ist. In den unge-
heuren Serpentingebirgen, welche Bosnien durchziehen, gibt es relativ sehr wenig Ser-
pentin. Gewöhnlich besteht nur der äussere Rindenüberzug aus Serpentin, die ganze
übrige innere Masse aus anderem Gestein. Wo immer die Bäche das Gestein tiefer
aushöhlten, da sieht man überall frisches Gestein, das nicht aus Serpentin besteht, aber
welches mit der Zeit sich zu Serpentin umbilden wird. Dieses Gestein, aus welchem
der bosnische Serpentin entstand und noch immer entsteht, nennt man in der Wissen-
schaft „Peridotit". Aus diesem bildet sich durch Einflüsse der Luft, der Feuchte und
der Kohlensäure Serpentin und mit ihm geradezu immer auch Magnesit; als drittes,
jedoch seltenes Verwitterungsproduct gesellt sich hiezu noch der Meerschaum.
Die Ljubi6 planina besteht zum grössten Theile aus Serpentin (beziehungsweise
aus Peridotit, der an der Oberfläche zu Serpentin geworden) und nicht aus Gabbro,
Kifipatid. Der Meerschaum aus der Ljubic planina bei Prnjayor. 595
wie Tietze angibt. Gabbro ist da ganz nebensächlich, und die chemische Zersetzung,
welche den Peridotit in Serpentin umbildete, schuf hier neben dem Magnesit noch den
Meerschaum. Oefters hört und liest man, der Serpentin sei aus Gabbro entstanden,
das ist jedoch falsch. Gabbro findet sich allerdings sehr oft neben verschiedenem Ser-
pentin, und ähnlich auch in Bosnien, aber aus demselben ist nie echter Serpentin ent-
standen; der Verwitterungsprocess des Gabbro ist ganz anderer Natur. Es sei mir ge-
stattet, hier noch eine Frage zu berühren. Im AUgemeincD wird gedacht und behauptet,
dass die bosnischen Serpentine als Eruptivgesteine ungefähr in der Kreideformation zur
Oberfläche durchbrachen. Die eruptive Natur insbesondere der bosnischen Serpentine
hat noch Niemand nachgewiesen, und dennoch wird daran geglaubt, wogegen Niemand
glauben will, dass die bosnischen Serpentine zugleich mit Gabbro krystallinischer
Schiefer sind, obwohl es hieflir auch einige Beweise gibt. Radimsk^ und Walter
wissen zu berichten, wie der Serpentin stellenweise regelrechte Schieferform zeigt, und
ich werde in dieser Hinsicht neue und glaubwürdige Beweise erbringen. Neben Ser-
pentin findet sich in Bosnien auch anderes Schiefergestein vor. Die AmphiboUte, welche
Bittner bei Viäegrad fand, haben seinen Glauben in die eruptive Natur des Serpentins
einigermassen erschüttert, hätte er jedoch Gabbro in der Kozara planina und die Amphi-
boUte um Öelinac und die Ljubi6 planina gesehen, dann dürfte er meine Ueberzeugung
theilen, dass der bosnische Serpentin kein Eruptivgestein ist.
38*
Materialien zur Fleehtenflora Bosniens und der Hereegovina.
Von
Dr. Alex. Zahlbruckner,
k. u. k. As.-«istent am naturlnstori.schen Hofmuseum in Wien.
feeit dem Erscheinen meines „Prodromus einer Flechtenflora Bosniens und der
Hereegovina" (Annalen des k. k. naturhistor. Hofrauseums in Wien, Bd. V, 1890,
S. 20 — 48 ^) erhielt ich neuerdings mehrere, wenn auch zumeist nur kleinere FlecLten-
coUectionen aus Bosnien und der Hereegovina zur Bestimmung. Die Aufzählung der
in diesen Sammlungen enthaltenen Arten im Vereine mit jenen Angaben, welche sich
über die Flechtenflora unseres Gebietes in der Literatur vorfinden, übergebe ich hiemit
als Materialien zu einer Lichenenflora Bosniens und der Hereegovina der Oefifentlichkeit.
Folgende Collectionen bilden die Grundlage dieses Beitrages:
1. Ich habe bereits in meinem „Prodromus" auf die Reise und Sammelthätigkeit
des verstorbenen Lichenologen H. Lojka in Bosnien und der Hereegovina hingewiesen.
Damals standen mir jedoch nur jene wenigen Angaben seiner Ausbeute zu Gebote,
welche theils in der Literatur (Ny landen Addenda nova ad Liehen ographiam euro-
paeam Cont. XLVU in Flora, 1885, p. 128 — 136), theils in Exsiccatenwerken (Lojka,
Lichenotheca universalis) veröfi^entücht wurden. Heute aber bin ich in der Lage, alle
Arten, welche von Lojka gesammelt wurden, in das nachfolgende Verzeichniss auf-
zunehmen, da die Collection Lojka's sich derzeit im Besitze der botanischen Abthei-
lung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien befindet. Alle Arten dieser
Sammlung fand ich durchwegs correct determinirt, von wem aber diese Bestimmungen
herrühren, konnte ich mit Sicherheit nicht eruiren, glaube jedoch, dass sie von Herrn
Dr. W. Nylander in Paris, der auch die neuen Arten der Ausbeute Lojka's beschrieb,
durchgeführt wurden.
2. Die Flechten, welche Herr Gustos Dr. G. v. Beck auf seiner dritten Reise
nach Bosnien aufsammelte. Herr Gustos v. Beck berichtet über diese seine Reise in
den „Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien" (Bd. VHI, 1893, Notizen
S. 65 — 66). Diesem Berichte möchte ich nur beifügen, dass sich der Ausflug von
Fojnica bei Kiseljak auf den Matorac (1939 M.) in lichenologischer Beziehung als
besonders dankbar erwies. Die alten Voralpenwälder dieses Berges sind nicht nur
reich an Kryptogamen überhaupt, sie bergen auch zahlreiche, darunter viele seltene
und interessante Flechten. Ich möchte diejenigen Forscher, die gesonnen sind, in
Bosnien Flechten zu sammeln, auf diesen Punkt besonders aufmerksam machen.
3. Eine fernere FlechtencoUection erhielt ich von Herrn P. Er. Brandis aus der
Umgebung Traynik 8. In seinem „Beitrage zur Flora von Travnik" (vgl. weiter unten)
*) Der Kürze halber citire ich im Folgendon statt des ganzen Titels nur „A. Zahlbr. Prodr."
Zahlbrnckner. Materialien zur Fleehtenflora Bosniens und der Hercegovina. 597
führt P. Brandis auch eine Reihe von Lichenen an, welche ihm von Herrn Hora
bestimmt wurden. Die mir zugekommene Sendung erhielt auch eine grosse Anzahl
der bereits an jenem Orte angeführten Arten; ich bezeichne diese in meinem Ver-
zeichniss mit einem Ausrufungszeichen.
4. HeiT M. Schwartz, Gastwirth in Fojnica bei Kiseljak, sammelt im Auf-
trage des Herrn Gustos v. Beck für die botanische Abtheilung des k. k. naturhistori-
schen Hofmuseums in Wien Pflanzen in der Umgebung seines Domicils. Was sich in
seinen Sendungen an Flechten — es sind dies hauptsilclilich Straucli- und Blattflechten —
vorfand, habe icli meiner Aufzählung eingefügt.
5. Einige wenige Flechten erhielt ich auch von Herrn K. Maly jun., welche von
ihm bei Dolnja-Tu^la gesammelt wurden.
Dem Literatur-Verzeichnisse über die Flechtenflora Bosniens und der Herce-
govina (vgl. A. Zahlbr., Prodr., S. 22) ist anzufügen:
Brandis, E., Botanische Beiträge zur Flora von Travnik (Jahreshefte des natur-
wissensch. Vereines des Trencsiner Gomitates 1890/91, S. 49—78).
Hofmann, F., Beitrag zur Kenntniss der Flora von Bosnien (Oesterr. Botan.
Zeitschrift XXXH, 1882, S. 259).
Nylander, AV. Addenda nova ad Lichenographiam europaeam. Cont. XLVH
(Flora 1887, S. 129-136).
Durch diesen Beitrag wird die Anzahl der für Bosnien und die Hercegovina
bekannten Flechtengattungen um 11, diejenige der Arten um 73 vermehrt; so sind
demnach für dieses Gebiet bekannt 71 Gattungen mit 288 Arten. Neu wird von mir
in diesem Beitrage beschrieben: Rhizocarpon bosniacum n. sp. und Ij)haria pulmo-
nacea (Hffm.) Nyl. var. isidiosa n. var.
Schliesslich sei es mir gestattet, an dieser Stelle den Herren Gustos v. Beck,
P. E. Brandis und K. Maly jun. für die freundliche Ueberlassung ihrer Flechten-
sammlungen meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
Classe I. Archllichenes Th. Fries.
Fam- Usneacei.
Usnea Ach.
TJsiiea barbata var. florida (L.) Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 22.
Bosnien: um Travnik (P. Brandis)
— var. hlrta*) E. Fries, Lichgr. Europ. 1831, p. 18. Liehen hirhcs Linn^, Flora Suec.
1745, Nr. 989; Hora apud Brandis in Jahreshefte Ver. Trencsin 1891, p. 78.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
— var. dasypoga (Ach.) Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 23.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
— »rticulatft Hoffm., Deutschi. Flora, H. Theil f. d. Jahr 1795, p. 133; Körb., Syst.
Lieh. Germ., p. 4. Liehen articulatus Linne, Spec. Plant. 1753, p. 1156.
Hercegovina: an Buchen auf der Borasnica bei Konjica (Lojka).
— ecratina Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 619a; Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 4.
Usnea barbata var. ceratina Schaer., Spicil. X, 1840, p. 505; Nyl., Synops. I,
p. 268.
^) Die fett gedruckten Arten, respective Varietäten sind in meinem Prodromus nicht verzeichnet.
598 III. Naturwissenschaft.
Bosnien: In einer Form mit rundlichen bleichen Soredien an den Enden der
mehr weniger glatten Aestchen; bei Fojnica (M. Schwartz),
Usnea plicata Hoffm., Deutschi. Flora II. 1795, p/ 132; Ach., L. ü. 1810, p. 132; Nyl.
in Flora 1875, p. 103. Liehen plicatus Linnö, Flora Suec. 1745, Nr. 084.
Bosnien: um Fojnica (M. Schwartz).
Aleetoria Th, Fries.
Alectorla sarmeiitosa Ach., L. U. 1810, p. 595. Stzbgr. in Ann. k. k. naturhist.
Hofinus. in Wien, Bd. VII, 1892, p. 123. Liehen sarmeniosus Ach. in Vet.
Akad. Ilandl. 1795, p. 212.
Hercegovina: an Buchen auf der Boraänica bei Konjica (Lojka).
— iiiiplcxa var. eana Nyl. apud. Norrlin. Stzbgr. in Ann. k. k. naturhist. Hofmus.
in Wien, Bd. VII, 1892, p. 131. Aleetoria jubata var. cana Ach., Lichgr.
Univ. 1810, p. 593.
Bosnien: an Buchen bei Fojnica (h M. Schwartz).
— prolixa (Ach.) Nyl. vgl. Stzbgr. in Ann. k. k. naturhist. Hofmus. in Wien, Bd. VII,
1892, p. 127. Aleetoria jubata var. prolixa Ach. — A. Zahlbr., Prodr.,
p. 23.
Bosnien: Fojnica bei Kiscljak (M. Schwartz). — Hercegovina: an Buchen
auf der Prenj-Bjelaänica (Lojka).
Evertiia Ach.
Evernia prunastri (L.) Ach. — A. Zahlbr., Prodr., p. 23.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis). — Hercegovina: an Buchen auf der
Boraänica bei Konjica (Lojka).
— diyaricata Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 441, tab. X, fig. 244; Nyl., Synops. I,
p. 285; Th. Fries, Lichgr. Scand. I, p. 30. Liehen divaricatiis Linn6,
Syst. Nat. 1767, p. 713.
Hercegovina: an Buchen auf der Boraänica bei Konjica (Lojka).
RamaUna Ach.
Ramailna callcaris E. Fries, Suec, p. 72; Nyl. in Bull. Soc. Linn. de Normandie,
2* s^rie, Tom. IV, 1870, p. 33. Liehen caliearis Linn^, Spec. Plant. (1753)
p. 1146.
Hercegovina: an Buchen auf der Boraänica bei Konjica (Lojka).
— farlnacea Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 606; Nyl., Ramal. 1870, p. 34; Stzbgr.
in Jahresber. der naturf. Ges. Graubtlndens, Neue Folge XXXIV, 1891,
p. 92. Liehen farinacev^ Linn^, Flora Suec. 1745, p. 957.
Bosnien: in auflFallend langen Exemplaren (Thallus 12 — 15 Cm. lang) an Buchen
bei Fojnica (M. Schwartz).
— fraxinea Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 602. RamaUna caliearis a. fraxinea (L.)
Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 23.
Bosnien: an Buchen bei Fojnica (M. Schwartz). — Hercegovina: an Buchen
auf der Boraänica bei Konjica (Lojka).
— var. caitcariformis Nyl., Ramal. 1870, p. 38. Stzbgr. in Jahresber. der naturf.
Ges. Graubündens, Neue Folge XXXIV, 1891, p. 92.
Bosnien: an Buchen bei Fojnica (M. Schwartz).
Zahlbrnckner. Materialien znr Flechtenflora Bosniens und der Hercegovina. 599
Ramalina populina Wainio in Medd. Soc. pro fauna et flora fennica XIV, 1888,
p. 21. Liehen populinus Ehrh., PL Crypt. Dec. XXVIU, Nr. 276 (1793).
Ramalina calicaris ß. fastigiata (Pers.) Fries. A. Zahlbr., Prodr., p. 23.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis); an Buchen bei Fojnica (M. Schwartz).
— pollinarla Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 608. Liehen pollinarius Westr. in Vet.
Akad. Handl. XVI, 1794, p. 56.
Hercegovina: an Buchen auf der BoraSnica bei Konjica (Lojka).
— dilacerata Hoffm., Herb. viv. 1825, p. 451; Wainio in Medd. Soc. pro fauna et
flora fennica XIV, 1888, p. 14 et 21. Ramalina miniiseula Nyl., Recogn.
Ramal., 1870, p. 66. Stzbgr., Europ. Ramal. 1891, p. 116.
Hercegovina: an Tannenrinden auf der BoraSnica bei Konjica (Lojka).
Farn, Cladoniacei.
Cladanta.
Cladonia ranglformis Hoffm., Deutschi. Flora II, 1795, p. 114; Wainio, Monogr.
Ciadon. I, 1887, p. 357 ubi syn.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
— carneola Fries, Lichgr. Europ. 1831, p. 233 (a); Nyl, Seand. 1861, p. 54; Körb.,
Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 25. Cenomyee earneola Fries, Sched. critic. 1824,
p. 23.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
— flmbriata Fries, Lichgr. Europ. 1831, p. 222. Liehen fimbriatm Linne, Spec.
Plant. 1753, p. 1162.
Bosnien: im Karsttrichter am VlaSi6 bei Travnik (P. Brandis).
— oehroehlora Flk., Comm. Clad. 1828, p. 75; Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 24.
Cladonia eornuia var. oehroehlora Nyl., Synops. I, 1860, p. 198.
Hercegovina: an alten Tannenstriinken auf der Boraänica bei Konjica (Lojka).
— pyxidata ß. Poeillum Fr. — A. Zahlbr., Prodr., p. 24.
Bosnien: über Moosen im Krunovathale auf der Ostseite des VlaSi6 (P.
Brandis!).
— cariosa Sprngl, Syst. Veget. IV, 1827, p. 272; Th. Fries. Lichgr. Scand. I, 1871,
p. 90. Liehen eariosus Ach., Prodr. 1798, p. 198.
Bosnien: an der Poststrasse bei Turbe westlich von Travnik (P. Brandis!).
— fureata Schrad. — A. Zahlbr., Prodr., p. 24.
— var. racemosa Flk., Clad. Comm. 1828, p. 152; Wainio, Monogr. Clad. I, 1887,
p. 323. Cladonia racemosa Hoffm., Deutschi. Flora II, 1795, p. 144.
Bosnien: auf der Erde und zwischen Moosen bei Fojnica (M. Schwartz).
— endiviaefolia Fries., Lichgr. Europ. 1831, p. 212; Nyl., Synops., p. 189; Körb.,
Par., p. 9. Liehen endiviaefolius Dicks.f Crypt. Brit. III, 1793, p. 17.
Hercegovina: auf dolomithältiger Erde über dem Friedhofe von Konjica
I^Lojka).
Fam. Peltideacei.
I^eltidea.
Pelttdea venosa Ach., Meth. 1803, p. 282. Liehen venosus Linnö, Spec. Plant. (1753),
p. 1148.
600 in. Naturwissenschaft.
Bosnien: auf der Erde im Krunovathale auf der Ostseite des VlaSi6 und
auf dem Vlasi^^-Plateau (P. Brandis!).
Lobaria.
Lobaria pulmonacea (Hoffm.) Nyl. — A. Zahlbr., Prodr., p. 24.
Bosnien: bei Banjaluka (Hoffmann), Travnik (P. Brandis!). — Herce-
govina: an Buchen auf der Prenj-Bjelasnica (Lojka).
— var. papillaris A. Zahlbr. Stieta pulmonacea var. papillaris Del., Hist. d. Lieh.
genre Stieta 1822, p. 144, tab. XVII, fig. 63; Nyl., Synops. I, 1860, p. 352.
Bosnien: an Sclilehengebüsch der Bergabhänge südlich von Dolnje-Tuzla
(K. Mal;;-)-
— var. isldlosa nov. var.
Thallus suprn praesertivi versus warginem in costis dense isidiis cylin-
draceis thallo concolorihus vel fuscsscentibus obsitus. Differt a varietnt^
priori isidiis cylindricis in costis sedentibus,
Bosnien: im Voralpenwalde der Oäjecenica bei Petrovac (Beck).
— linita Wainio in Act. Soc. pro fauna et flora fennica, vol. VII, 1890, p. 194, notul.
Stieta linita Ach., Synops. 1814, p. 234; Nyl., Synops. I, 1860, p. 353.
Hercegovina: an Buchen auf der Prenj-Bjelasnica (Lojka).
— ampUssima Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 25.
Bosnien: an Buchen auf der Grmie planina bei Bihaö (circa 1000 M.)
(Beck). — Hercegovina: an Kastanienstilmmen bei Ivan Karaula (Lojka),
an Buchen auf der Borasnica bei Konjica und Prenj-Bjelaänica (Lojka).
Cetraria (Ach.) Th, Fries.
Cetraria islandica (L.) Ach. — A. Zahlbr., Prodr., p. 25.
Bosnien: auf der Vranica planina (M. Schwartz).
— islandica var, crispa Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 513; Nyl., Synops. I, p. 299;
Th. Fries., Lichgr. Scand. I, p. 98; Hepp, Flecht. Europ., Nr. 170.
Bosnien: zwischen Moosen auf dem Matorac-Kamm bei Fojnica (M.
Schwartz).
— glauca Ach. — A. Zahlbr., Prodr., p. 25.
— var. fallax Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 509; Th. Fries, Lichgr. Scand. I, 1871,
p. 106. Liehen fallax ^Y Gh., Spicil Fl. Gott. 1778, p. 245. Cetraria fallax
Ach., Meth. 1803; Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 47.
Bosnien: mit Früchten (Sporen 5-5 — 7 X 3'5 fi) an alten Buchen bei Fojnica
j (M. Schwartz).
Parfuelia (Ach.) DNotrs.
Parnielia caperata (L.) Ach. — A. Zahlbr., Prodr., p. 26.
Bosnien: beim Castell von Travnik (P. Brandis) und auf Junipems bei
Tuzla (Lojka).
— physodes Ach., Meth. 1803, p. 250. Liehen physodes Linn^, Spec. Plant. 1753,
p. 1144.
Hercegovina: an Tannenrinden auf der Borasnica bei Konjica (Lojka).
— saxatilis Fr., Lichgr. Europ. 1831, p. 61; Nyl., Scand. 1861, p. 99. Liehen saxatilis
Linne, Spec. Plant. 1753, p. 1142. Imbriearia saxatilis Körb., Syst.
Lieh. Germ. 1855, p. 72.
Zahlbrackner. Materialien zur Flacht enflora Bosniens und der Hercegovina. 601
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis!); an Baumstämmen bei Fojnica (M.
Schwartz).
Parmelia fiirfuracea L. (Ach.) — A. Zahlbr., Prodr., p. 25.
Bosnien: an Baumstämmen bei Fojnica (M. Schwartz); auf der Javorina
planina (Fiala).
— fuliginosa Nyl. in Flora 1868, p. 346, 1869, p. 289 et 1878, p. 247. Parmelia
olivacea var. fuliginosa Fr. — A. Zahlbr., Prodr., p. 26.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
— suhaurifera Nyl. in Flora 1873, p. 22. Parmelia olivacea var. fuliginosa f. sub-
aurifera Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 26.
Bosnien: an Schlehen südlich von Dolnja Tuzla (leg. Mal^ jun.).
Physcia (Fr.) Th. Fries.
Physcia ciliaris (L.) D. C. — A. Zahlbr., Prodr., p. 26.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis). — Ilercegovina: an Buchen auf der
BoraSnica (Lojka).
— speclosa Nyl., Prodr. Lieh. GaUiae et Alg. in Act. Soc. Linn. Bordeaux XXI, 1856,
p. 307; Synops. I, 1860, p. 416; Th. Fries, Lichgr. Scand. I, 1871, p. 134.
Liehen speciosvs Wulf, in Jacqu. Collect. III, 1798, p. 119, tab. VII. Par-
melia speciosa Ach., Meth. 1803, p. 198; Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 89.
Hercegovina: an Eichenstämmen auf der Prenj-Bjelasnica (Lojka).
— pulverulenta (Schreb.) Nyl. — A. Zahlbr., Prodr., p. 26.
Hercegovina: an Buchen auf der Boraänica (Lojka).
— TCimsta Nyl., Synops. I, p. 421. Parmelia venusta Ach., Meth. 1803, p. 211,
tab. VIII, fig. 5.
Hercegovina: an Buchen auf der Prenj-Bjelaänica (Lojka).
— obscura (Fries) Nyl. — Zahlbr., Prodr., p. 27.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
— stellaris var. aipolia (Ach.) Nyl. — A. Zahlbr., Prodr., p. 26.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
— var. tenella (Scop.) Nyl. Physeia stellaris ß, adscendes f. tenella Th. Fr. — A.
Zahlbr., Prodr., p. 20.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
— dimidiata Nyl. apud Hue Add. 1886, p. 52. Parmelia dimidiata Arn., L. exs.,
Nr. 272. Physeia alhinea var. dimidiata Nyl. in Flora 1872, p. 426.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
— trlbacla Nyl. in Flora 1874, p. 307 et 1881, p. 537. Lecanora tribacia Ach.,
L. U. 1810, p. 415.
Bosnien: an San dsteinf eisen des Schlossberges bei Vranduk (Lojka).
— astroldea Nyl, Synops. I, 1860, p. 426. Parmelia astroidea Clement., Essaio
1807, p. 302; E. Fries, Lichgr. Europ. 1831, p. 81. Parmelia Clementiana
Turn, in Trans. Linn. Soc. London, Bd. IX, p. 146, tab. XIII, fig. 1.
Hercegovina: an Crataegus über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
— caesia (Hoffm.) Nyl. — A. Zahlbr., Prodr., p, 26.
Bosnien: i3ei Travnik (P. Brandis!).
o02 Hl. NaturwissenBühaft.
Xantharia Stzbgr.
Xanthoria parietina (L.) Th. Fr. — A. Zahlbr.; Prodr., p. 27.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis!); an Weidenstämmen bei Tuzla (Lojka).
— eoiicolor Th. Fries, Lichgr. Scand. I, 1871, p. 147. Liehen concolor Dicks.,
Crypt. Brit. III (1793), p. 18. Lecanora laciniosa Nyl. in Flora 1881,
p. 444. Parmelia parietina e. laciniosa Duf. apud Fries, Lichgr. Europ.
1831, p. 73. Candelaria concolor Hora in Jahresber. Ver. Trencsin 1891,
p. 78.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis). — Hercegovina: an Buchen auf der
Bjelaänica (Lojka).
Farn. Lecanoracei,
Calaplaca Th. Fries.
Sect. Gasparrinia Th. Fries.
Caloplaca elegans (Link) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 27.
Bosnien: an Kalkfelsen bei Travnik (P. Brandis!).
— callopisma (Ach.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 27.
Hercegovina: an Dolomit im Mllhlbache bei Ronjica (Lojka).
— Heppiana (Müll. Arg.). — A. Zahlbr., Prodr., p. 27.
Hercegovina: an Dolomit über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
— cirrochroa (Ach.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 28.
Bosnien: häufig an Ralkfelsen um Travnik, doch zumeist steril (P. Brandis).
Sect. Eucaloplaca Th. Fries.
Caloplaca Agardhiana (Mass.) Flagey. — A. Zahlbr., Prodr., p. 28.
Bosnien: auf Ealkfelsen bei Vranduk (Lojka).
— ceHna (Ehrh.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 28.
Hercegovina: auf Rhamnus auf der BoraSnica (Lojka).
— baematites Th. Fries, Lichgr. Scand. I, 1871, p. 175. Lecanora haematites Chaub.
in St. Amand, Flora Agen. 1821, p. 492. Parmelia cerina y. haematites
Fr., Lichgr. Europ., 1831, p. 169. Callopisma haematites Körb., Par. 1865,
p. 64,
Bosnien: auf Juniperus bei Tuzla (Lojka).
— pyracea (Ach.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 29.
Bosnien: um Travnik (P. Brandis).
— erythrocarpia (Ach.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 29.
Hercegovina: an Kalkfelsen ober Konjica (Lojka).
— vitellina (Ehrh.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 29.
Hercegovina: auf einem sAten Polyporus auf der Prenj-BjelaSnica (Lojka).
Minodina Stzbgr.
Rinodlna ocellata Th. Fries, Lichgr. Scand. H, 1874, p. 204. Liehen ocellatus Ach.,
Prodr. 1798, p. 61. Lecanora ocellata Nyl. in Flora 1872, p. 428. Mische-
blastia lecanorina Mass., Ricerch. 1852, p. 41, fig. 70.
Hercegovina: an Dolomit über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
Zahlbrnckner. Materialien zur Flechtenflora Bosniens und der Hercegovlna. 603
Kinodina Zwaekhiana Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 126. Lecanora Zwachhiana
Krphbr. in Flora 1854, p. 145; Nyl. in Flora 1881, p. 530.
Hercegovina: an Dolomitfelsen im Mühlbache bei Konjica (Lojka).
— budensls A. Zahlbr. Lecanora hudenah Nyl. in Flora 1881, p. 529.
Hercegovina: an Dolomit über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
Nylander gibt a. o. O. folgende Diagnose dieser Art:
„Thallus olivaceuSy tenuis^ inaequalis^ ar eolato-diffr actus y crassit circiter
0'2 mmj ambitu non effiguratus; apothecia badiofusca latit, 0'5 mm vel
minora, margine thallino integro cineto, demum eonvexula margine thallino
excluso; sporae 8-nae dilute obacuratae, oblongae^ l-septata^, 14 — 22 X 4 — ff /u,
epithedum fuscescens e clavis paraphysum gracileacentium, Jodo gelatina
hymenialis coerulescens, dein fulvescens. — Est speciea facie accedena ad
li. Zwackhianam (Krphbr,)^ a qua diatinguitur jam aporia ohlongia (in
/?. Zwaekhiana aunt ellipaoideaey 14 — 15 X 8 — 10 ^). Sterigmata 2-,
darticulata, articulis non ticrgidia, apermatia baeilliformia S'5 X 0'5 — 0'6 fi,^
Diese Flechte wurde von Lojka zuerst bei Budapest in Ungarn
gefunden.
Lecanora Th. Fries.
Set. Plaeodivm Th. Fries.
Lecanora lentlgera Ach., L. U. 1810, p. 423; Th. Fries, Lichgr. Scand. I, 1871,
p. 220. Liehen lentigerua Web., Spicil. 1778, p. 192. Paoroma lentigerum
Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 119. Squamaria lentigera Nyl., Scand.
1861, p. 130.
Hercegovina: auf Erde unter Konjica (Lojka).
— craaaa (Huds.) Ach. — A. Zahlbr., Prodr., p. 30.
Hercegovina: an Dolomit über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
Sect. Eulecanora Th. Fries.
Lecanora palleacena Schaer. — A. Zahlbr., Prodr., p. 31.
Bosnien: auf Prunua bei Tuzla (Lojka). — Hercegovina: an Buchen auf
der Prenj-Bjelaänica (Lojka).
— tartarea Ach., L. U. 1810, p. 409; Nyl., Scand. 1861, p. 157; Th. Fries, Lichgr.
Scand. I, 1871, p. 233. Liehen tartareua Linn^, Sp. PL 1753, p. 1141.
Oehroleehia tartarea Körb., Syst. Lieh. Germ., 1855, p. 150.
Hercegovina: an Buchen auf der Prenj-BjelaSnica (Lojka).
— atra Ach., L. U. 1810, p. 344; Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 139; Nyl,
Scand. 1861, p. 170; Th. Fries, Lichgr. Scand. I, 1871, p. 237. Liehen
ater Huds., Flora Angl. 1778, p. 530.
Bosnien: an Juniperua bei Tuzla (Lojka).
— atrynea Nyl. in Flora 1872, p. 250. — Lecanora aubfuaea ^., atrynea Ach. L. U.
1810, p. 395; Nyl, Scand. 1861, p. 161.
Bosnien: an Schiefer in den Voralpenwäldem des Matorac bei Fojnica (Beck).
— snbearnea Ach. in Vet. Ak. Handl. 1810, p. 74; Lichgr. Univ. 1810, p. 365;
Arn. in Flora 1870, p. 214; Nyl. in Flora 1873, p. 69. Liehen aubcameua
Sw. in Vet. Akad. Handl. 1791, p. 126. Parmelia aordida b. aubcarnea
E. Fries, Lichgr. Eur. 1831, p. 179. Lecanora aordida ß, aubcarnea Th.
o04 III. Naturwisflenschaft.
Fries, Lichgr. Arct. 1860, p. 115; NyL, Lieh. Scand. 1861, p. 159; Th. Fries,
Lichgr. Scand. I, 1871, p. 246; Exsicc; Anzi, Etnir., 19!
Bosnien: auf Schiefer in den VoralpenwHldcrn des Matorac bei Fojnica (Beck).
Lecanora dispersa (Pers.) Flk. — A. Zahlbr., Prodr., p. 32.
Bosnien: an Kalkfelsen bei Travnik (P. Brandis).
Sect. Aspicilia Th. Fries.
Lecanora yerrucosa Laur. teste NyL, Lieh. Scand. 1861, p. 156; Th. Fries, Licbgr.
Scand. I, 1871, p. 27»3. Ureeolaria verrucosa Ach., Lichgr. Univ. 1810,
p. 339. Exsicc: Ilepp, Fl. Euroj)., Nr. 193!
Bosnien: auf abgestorbenen Alpenpflanzen auf der Osjecenica bei Petrovac
(Beck).
— calcarea var. contorta (Flk.) Th. Fi'ies. — A. Zahlbr., Prodr., p. 32.
Bosnien: an Kalkfelsen beiVranduk (Lojka). — Ilercegovina: an Dolomit
über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
— pavlrneiitaus Nyl. in Flora 1874, p. 310.
Hercegovina: auf Scliiefer im Bache bei Ivan Karaula (Lojka).
Ich wiederhole hier die Diagnose Nyl an der 's, welche bisher nur in der
„Flora" gedruckt wurde:
„Thallus alhido-cinerasrens vel pallido-civerascens, laemgatus, sat isnuis
(crassit. O'ij mm vel feimior), areolato-diffrartuSj determinatus ; apothecia caesio-
jyruinosa, innata, anguloso-difformia^ plana (lat, 04 — OS mm) ; sporae
S'Uaej ellipsoideae, 22 — 27 X 14 — 21 jt«, paraphyses gracilescentes, Jodo ge-
latina kymenialis vinose fulvescens. Spermatia 6 — 7 X 0*7 fi/^
— ccraeca Zwackh., Exsicc. Nr. 940, A. Aspicilia ceracea Arn. in Flora 1859,
p. 149 et 1884, p. 409. Aspicilia epnlotica y. ceracea Körb., Par. 1865,
p. 101.
— Prevostii (Fr.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 33.
Hercegovina: an Dolomit im Muhlbachc bei Konjica (Lojka).
— slmllls A. Zahlbr. Pinacisca similis Mass., Neagenea Lieh. 1854, p. 5; Körb.,
Par. 1865, p. 108. Aspicilia similis Anzi, Lieh. Langob., Nr. 80! Lecanora
cameopallens Nyl. in Flora 1873, p. 292 et 1874, p. 318.
Hercegovina: an Dolomit im Thale hinter Konjica (Lojka).
— Cantiana A. Zahlbr. Manzonia (lantiana Garov. in Mem. Soc. Ital. di Sc. nat.,
tom. n, Nr. 8 (1866), p. 4, tab. I, fig. 1, ubi etiam synonyma. Lecanora
coerulea (Nyl.) — A. Zahlbr., Prodr., p. 33. Lecanora coerulea f. Cantiana
Nyl. apud Stzbgr., Lieh. Helv. 1882, p. 384.
Bosnien: auf Kalkfelsen auf der Spitze der Osjetienica bei Petrovac (Beck).
Lecania Th. Fries.
Lecania cyrtella (Ach.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 33.
Hercegovina: Siuf Ehamnus auf der Borasnica (Lojka), r\x{ einQm Polyporiis
auf der Prenj-Bjelaänica (Lojka).
— proteiformls Flagey, Fl. Lieh, de Franche-Comte II, 1882, p. 311. Biatorina
proteiformis Mass., Schedul. critic, vol. IV (1856), p. 92; Exsicc. Nr. 144!
Körb., Par. 1865, p. 139.
Hercegovina: an Schiefer im Bache bei Ivan Karaula (Lojka) und an
Dolomit im Mühlbache bei Konjica (Lojka).
Zahlbruckncr. Materialien zur Flechtenflora Bosniens und der Hercegorina. 605
Icmadophila Treyis.
Icmadophila ericetonim Wainio in Medd. Soc. pro fauna et flora fennica XIV, 1888,
p. 10. Liehen ericetorum Linne, Spec. Plant. 1753, p. 1141. Icmadophila
aeruginosa Trevis. — A. Zahlbr., Prodr., p. 33.
Bosnien: auf morschem Holz im subalpinen Hoehwalde des Schiefergebirges bei
Maöak (P. Brandis!); auf morschem Holz in den subalpinen Wäldern des
Matorac bei Fojnica (Beck).
Eggerth reclamirt in „Schedae ad florara exsiccatam Austro-Hungaricam"
IV, 1886, p. 99 den Speciesnamen „ericetorum L/^ für „Baeomyces roseu-s^^;
es kann jedoch nach dem von Wainio a. o. O. Gesagten fernerhin keinem
Zweifel unterliegen, dass Linn^ unter seinem Liehen ericetorum obige Pflanze
verstand, und dass sie die Linnö'sche Speciesbezeichnung zu tragen habe.
T>iplosehistes
Norm., Conatus redact. gener. 1853, p. 232. — A. Zahlbr. in Hedwigia 1892, p. 34.
Urceolaria Ach. (1798) non Molino (1782).
Diploschistes scruposus Norm, in Magaz. Naturvidensk. VII, 1853, p. 232 cfr.
A. Zahlbr. in Hedwigia, XXXI, 1892, p. 34. Urceolaria seruposa Ach. —
A. Zahlbr., Prodr., p. 34.
Bosnien: auf Thonschiefer auf der Vilenica südlich von Travnik (Beck);
an Sandstein bei Vranduk (Lojka).
— var. albissimus A. Zahlbr. Urceolaria seruppsa var. alhissima Ach., Meth. 1803,
p. 147; Th. Fries, Lichgr. Scand. I, 1871, p. 303. Urceolaria gypaacea
Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 338, tab. VI, fig. 2.
Bosnien: auf Schiefer im Engthale der Stadt Travnik (P. Brandis!).
^ertusaria D. C.
Pertusaria communis D. C. — A. Zahlbr., Prodr., p. 34.
Hercegovina: an Buchen auf der Prenj-BjelaSnica (Lojka).
— laetea Nyl. in Flora 1881, p. 539; Arn. in Flora 1884, p. 421.
Bosnien: an Glimmerschieferfelsen in der Region der subalpinen Wälder auf
dem Matorac bei Fojnica (Beck).
Varicellaria Nyl.
Yaricellaria rhodocarpa Th. Fries, Lieh. Scand. exsicc. Nr. 73 (1865), Lichgr. Scand. I,
1871, p. 323." Pertusaria rhodocarpa Kijrh,^ Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 384.
Hercegovina: an Tannenrinden auf der Boraänica bei Konjica (Lojka).
Farn. Lecideacei Th. Fries.
Sphyridium FItw.
Sphyridinm byssoldes Th. Fries, Lieh. Arct. 1860, p. 177; Körb., Par. 1865,
p. 246. Liehen hyssoides Linno, Manlissa I, 1767, p. 133. Baeomyces rufus
Wnbg., Läpp., p. 449; Nyl., Scand., p. 48. Sphyridium fungiforme Korb.,
Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 273.
Bosnien: an Steinen in den Voralpenwäldern des Matorac bei Fojnica (^Beck).
606 III. Naturwissenschaft.
Baeamyces (Pers.) Fries.
Biieomyees roscns Pers. in Ust. Ann. 1794, p. 19; Körb., Syst. Lieh. Genn. 1855,
p. 274; Nyl, Lieh. Scand. 1861, p. 48; Th. Fries, Lichgr. Scand. II, 1874,
p. 329. — A. Zahlbr. in Hedwigia 1892, p. 35.
Bosnien: auf der nackten Erde südlich von Dolnja-Tuzla (1. K. Mal^).
Tantnia Tb. Fries.
Toninia aromatica (Sm.) Mass. — A. Zahlbr., Prodr., p. 35.
Hercegovina: an Dolomitfelsen über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
— syneomlsta Th. Fries, Lichgr. Scand. 1874, p 335. Lecidea sabuletorum ß. syn-
comista Flk. in Berl. Mag. 1803, p. 310.
Hercegovina: auf der Erde auf der Prenj planina (Lojka).
— Candida (Web.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 35.
Hercegovina: an Dolomit über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
Bacidia Th. Fries.
Baddia rubella a. luteola Th. Fries, Lichgr. Scand. H, 1874, p. 345. Liehen luteolus
Schrad., Spicil. 1794, p. 85. Lecidea luteola Ach., Meth. 1803, p. 60;
Nyl, Scand. 1861, p. 209.
Hercegovina: an Buchen auf der Prenj-BjelaSnica (Lojka).
— albescens Zwckh. — A. Zahlbr., Prodr., p. 35.
Hercegovina: auf einem alten Polyporus auf der Prenj-BjelaSnica (Lojka).
— (s. Seolieiosporum) umbrina ß. turgida Fries, Lichgr. Scand. H, 1874, p. 365.
Scoliciosporum turgidum Kbr., Par. 1865, p. 241. Scoliciospwum umbrinum
f. turgidum Arn. in Flora 1871, p. 51. T^ecidea pelidniza Nyl. in Flora
1874, p. 318.
Bosnien: auf Sandstein auf der Kriva Glava bei Novi (Beck).
Bilimbia DNtrs.
Bilimiia hypnophila (Ach.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 36.
Bosnien: über Moosen bei Travnik (P. Brandis).
Blastenia Tb. Fries.
Blastenia ochracea (Schaer.) — A. Zahlbr., Prodr., p. 36.
Hercegovina: an Dolomit im Mühlbache bei Konjica (Lojka); an Kalk auf
der Prenj planina (Lojka).
— dipbyodes A. Zahlbr., Lecanora diphyodes Nyl. in Flora 1872, p. 353.
Hercegovina: an Schiefer im Bache bei Ivan Karaula (Lojka).
Biatorella Tb. Fries.
Biatorella pruinosa (Sm.) Mudd. — A. Zahlbr., Prodr., p. 36.
Bosnien: auf Sandstein bei Tuzla (Lojka). — Hercegovina: an Dolomit-
felsen über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
Zahlb ruckner. Materialien zur Flechtenflora Bosniens und der Hercegovina. 607
Lecidea Th. Fries.
Sect. Psora Tli. Fries.
Lecidea lurida (Sw.) Ach. — A. Zahlbr., Prodr., p. 37.
Bosnien: auf kalkhaltiger Erde in der Thalenge unter der Stadt Travnik
(P. Brandisl). — Hercegovina: an Dolomit unter Konjica (Lojka).
— dedpiens (Ehrh.) Ach. — A. Zahlbr., Prodr, p. 37.
Hercegovina: an Kalk auf der Prenj planina (Lojka).
Sect. Biatora Th. Fries.
Lecidea rupestria Ach.
— var. incruatans Schaer. — A. Zahlbr.^ Prodr., p. 37.
Bosnien: an Kalkfelsen der Osjeöenica bei Petrovac (Beck).
— var. calva Ach. — A. Zahlbr., Prodr., p. 37.
Bosnien: an Kalkfelsen auf der Spitze der Osjeßenica (Beck), an Kalkfelsen
bei Vranduk (Lojka).
— var. inci^ustans (D. C.) Schaer. — A. Zahlbr., Prodr., p. 37.
Hercegovina: an Kalkfelsen auf der Prenj planina (Lojka).
— coarctata Nyl. — A. Zahlbr., Prodr., p. 37.
Bosnien: auf Sandstein auf der Lisina bei Varcar Vakuf (Beck).
— coarctHtH var. elaclsta Nyl, Prodr., 1857, p. 112; Th. Fries, Lieh. Arct. 1860,
p. 190, et Lichgr. Scand. H, 1874, p. 447. Parmelia elacista Ach., Meth.
1803, p. 159, tab. IV, fig. 4.
Bosnien: auf Sandstein bei Lisina bei Varcar Vakuf (Beck).
— immersa Körb. — A. Zahlbr., Prodr., p. 37.
Bosnien: an Kalkfelsen auf der Spitze der Osjeöenica bei Petrovac circa
1900 M. (Beck).
— Berengerlana Th. Fries, Lichgr. Scand. U, 1874, p. 433. Biatora Berengeriana
Mass., Ric. suU' aut. 1852, p. 128, fig. 254.
Hercegovina: auf kalkhaltiger Erde auf der Prenj planina (Lojka).
— vernalis Ach., Meth., p. 68 (a); Th. Fries, Lichgr. Scand. H, 1874, p. 427. Lichefi
vemalis Linn^, Syst. Nat. IH, 1768, p. 234.
Hercegovina: über Moosen auf Tannenrindo auf der BoraSnica (Lojka).
Sect. Eulecidea Th. Fries.
Lecidea enteroleuca (Ach.) Nyl. — A. Zahlbr., Prodr., p. 38.
Bosnien: an Steinen auf der Kriva Glava bei Novi (Beck).
— parasema var. latypeai Nyl., Lieh. Scand. 1861, p. 217. Lecidea latypea Ach.,
Meth. Suppl. 1803, p. 10. Jjecidea elaeochroma a, latypea Th. Fries, Lichgr.
Scand. H, 1874, p. 543. Exsicc: Hepp., Flora Europ., Nr. 133!
Bosnien: auf Thpn schiefer auf der Vilenica südlich von Travnik (Beck);
an Sandstein bei Vranduk (Lojka).
Catillaria Th. Fries.
Catillaria Erhartiana Th. Fries, Lichgr. Scand. II, 1874, p. 570. Liehen Ehrhartianus
Ach., Prodr. 1794, p. 73; Biatm^a Ehrhartiana Körb., Syst. Lieh. Germ.
1855, p. 205.
60o m. Katurwissenscbaft.
Hercegovina: an Tannenrinden auf der Boraänica bei Konjica (Lojka).
Catillaria globulosa (Flk.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 39.
Bosnien: an Buchenholz in den Voralpenwäldem desMatorac bei Fojnica(Beck.)
— Laurerl Hepp. in Arn., Exsicc., Nr. 353(1867); Th. Fries, Lichgr. Scand. (1874),
p. 582.
Hercegovina: an Buchen auf der BoraSnica bei Konjica (Lojka).
Buellia Th. Fries.
Sect. Catolechia Th. Fries, Lichgr. Scand. I, 1874, p. 586.
Bnellia eaneseens DNotrs. in Giorn. Bot. Ital, Anno 11, Parte 1, tora. 1, 184(5,
p. 197. Liehen eaneseens Dicks., PI. Crypt. I, 1785, p. 10. Leeidea eanes-
eens Ach., Meth, 1803, p. 84. Diploicia eaneseens Körb., Syst. Lieh. Germ.
1855, p. 174.
Bosnien: an Sandstein auf dem Schlossberge von Vranduk (Lojka).
— epigaea Tuckm., Gener. Lieh. 1872, p. 185; Th. Fries, Lichgr. Scand. 1874,
p. 587. Liehen epigaeus Pers. in üsteri Annal. VIT, 1794, p. 25. Catoleehia
epigaea Th. Fries, Gener. heterolich. 1861, p. 80; Hora apud Brandis in
Jahresber. naturwiss. Ver. Trencsin XIII— XIV (1891), p. 78.
Bosnien: auf kalkhaltiger Erde bei Travnik (P. Brandis).
Sect. Eubuellia Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 225.
Buellia parasenna var. discifoiinis (Fr.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 39.
Hercegovina: an Buchen und an Fohrenauf derBoraSnicabeiKonjica(Lojka).
— lygaeodes Kbrh, in Verh. zool.-bot. Ges., Wien, Bd. XVII, 1867, p. 705, wurde von
mir in Prodr. p. 39 irrthümlich als Buellia lygaea citirt; der Speciesnamen
ist in obiger Weise richtigzustellen.
Rhi»ocar2}mi Th. Fries.
Sect. Catocarpon Arn. in Flora 1871, p. 147.
Rhlzoearpon chloiiophilnm Th. Fries, Lichgr. Scand. II, 1874, p. 612. Rhizoearpon
geographieum d. alpieolum Korb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 2(?3 non Leeidea
atrovirens ß. alpieola Wahlb., Flora Lappon. 1812, p. 474.
Bosnien: an Sandstein auf dem Kamme der Vranica planina gegen die Tikva
(circa 1800—1900 M.) (I. Beck). Diese Flechte bedeckt hier in Gesellschaft
des Rhizoearpon geographieum D. C. in grosser Menge die herumliegenden
Blöcke und verleiht denselben eine von Weitem sichtbare gelbe Färbung.
— COnerctnm A. Zahlbr., Catillaria eonereta Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 232
et Par. 1805, p. 194. Catoexirpas eoner etus Arn. in Flora 1871, p. 148 et
1884, p. 591; Ilora apud Brandis in Jahresber. naturwiss. Ver. Trencsin
1890/91, p. 78.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis).
Sect. Eurhizoearpon Stzbgr.
Rhizoearpon geographieum D.O. — A. Zahlbr., Prodr., p. 39.
Bosnien: auf dem Kamme der Vranica planina in der f. eontiguum Körb.
(Beck), auf Thonschiefer auf der Vilenica südlich von Travnik (Beck),
Z ah Ib ruckner. Materialien zur Flechtenflora Bosniens und der Hercegovina. 609
in der Lisina bei Varcar Vakuf(Beck). — Hercegovina: auf Serpentin-
schiefer ober Konjica (Lojka).
Bhlzoearpon Tlridlatrnm Körb., Syst. Lieh. Genn. 1855, p. 262. Lecidea viridiatra
Flk. t. Flotow in Litt, ad Körb. (vgl. 1. s. c.)
Bosnien: an Sandstein bei Vranduk (Lojka).
— dütinctum Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 39.
Bosnien: auf Thonschiefer auf der Vilenicia südlich von Travnik (Beck).
— bosniacnm A. Zahlbr., nov. sp.
Thalhis tenuis, tartareus, ochraceo-cinerascens^ tenuiter areolato-
diffractuSy areolis contigtiis parvis^ planis, hypothallo indistincto; hyphae
non amylaceae. Apothecta parva, circa O'O mm in diam,^ adpressa^
nigra saepe cinereo-suffusay primum concaviuscula dein plana vel leviter
convexiuscula, margine proprio tenui obtuso demumfere evanescente. Sporae
in ascia obovoideis S-nae^ hyalinae^ demum murali-divisae ellipsoideae
vel ellipsoideo-oblongae^ 21 — 24 X 9 — 11 fi obtusiusculae. Pycnoconidia
non visa.
Crusta reagentiis solutis non tingitur. Areolae thalli polygonae^ ple-
rumque 0'5 mm in diam., versus ambitum minores. Gonidia globosa, adulta
7 — 8(1 in diam. Excipuliim carbonaceum, Hypotheclum fusciim v.
fusco-nigrum, Parapkyses gelatinoso-conglutinatae^ tenues, ramosae, apice
olivaceo-fuligineae, NO^ non mutantur, Hymenium 38 — 42 fi altum^ J,
primum violascit, dein intense coerulescit. Asci 83 — 35 X 11 — 12 fi. Sporae
normaliter horizontaliter 4 — o-septatae et longitudinaliter i-, rarius 2'Sep'
tataey solum emortuae dilutae olivaceo-fuscae,
Species e stirpe Rh. obscuratl Th, Fries, Lichgr. Scand. 1874, p. 628,
thallo ochraceo-cinerascente, areolato-diffracto, contiguo areolis planis et apo-
theciis parvis bene distinguenda,
Bosnia: ad saxa schistosa in sylva subalpina montis Matorac prope
Fojnica, alt. c. 1600 m (Beck).
— calcareum var. Weisii Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 39.
Bosnien: an Kalkfelsen auf der Spitze der Oäjeßenica bei Petrovac circa
1900 M. (Beck). — Hercegovina: an Kalkfelsen auf der Prenj planina
(Lojka).
— calcareum var. excentrlcnm A. Zahlbr. — Lecidea petraea ß, excentrica Ach.,
Meth. 1803, p. 37. Lecidea excentrica Nyl., Lieh. Scand. 1861, p. 234.
Bosnien: an Sandstein bei Vranduk (Lojka^.
— postninum Th. Fries, Lichgr. Scand. H, 1874, p. 634. Lecidea postuma Nyl. in
Flora 1868, p. 345.
Hercegovina: an Serpentinschiefer ober Konjica (Lojka).
Xylographa Fries. Flor. Scand. 1835, p. 344.
Xylo^rapha spilomatica Th. Fries, Lichgr. Scand. H, 1874, p. 639. Rehm in
ßabhorst., Krypt.-FL, Bd. I, 3. Abth., Heft 30, 1888, p. 154. Agyrium
spilomaticum Anzi, Symb. 1864, p. 20; Exsicc: Anzi, Lieh. Langob.
Nr. 385!
Bosnien: auf morschem Tannenholz in den subalpinen Wäldern des Matorac
bei Fojnica (Beck).
Band m. 39
610 III. Naturwisgenschaft.
Farn. Caliciei-
Calicium DNotrs.
Callcinm parletinum Ach. in Vet. Akad. Handl. 1816, p. 260, tab. VIII, fig. 1;
Nyl., Synops. I, p. 158.
Bosnien: an morschen Fichten Strünken im subalpinen Walde des Matorac bei
Fojnica (Beck).
— saliclnum Pers. in Ust., N. Ann. d. Bot. I, St. 1794, p. 20, tab. III, fig. 3. —
Calicium trachelinum Ach., Meth. 1803, p. 91; Nyl., Synops. I, p. 154;
Exsicc: Hepp, Flecht. Eur. 160, 763!
Bosnien: an alten Tannenstrünken in den subalpinen Wäldern des Matorac
bei Fojnica (Beck).
Chaenotheca Th. Fries.
Chaenotheca phaeocephala Th. Fries, Lieh. Arct. 1860, p. 251. Liehen pkaeocephahts
Turn, in Act. Soc. Linn. VIII, 1807, p. 260, tab. VI, fig. 1. Calicium
phaeocephalnm Turn, et Borr., Lieh. Brit. 1839, p. 145; Nyl., Synops. I,
p. 147. Cypkelium phaeocephalnm Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 317.
Bosnien: an Tannen im Voralpenwalde des Matorac bei Fojnica (Beck).
Coniocybe Ach.
Coniocybe pallida Fr. — A. Zahlbr., Prodr., p. 40.
Hercegovina: auf Buchen auf der Prenj BjelaSnica (Lojka).
Farn. Endocarpei Blbg. et Forss.
Dermatocarpon miniaUcm (L.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 40.
Bosnien: an Kalkfelsen bei Travnik (P. Brandis).
— var. compUcatum (Sw.) Th. Fries. — A. Zahlbr., Prodr., p. 41.
Hercegovina: an Kalkfelsen auf der Prenj planina (Lojka).
— var. papillosnm Müll. Arg. in Bull. Soc. Murithienne X., 1881, p. 58. Endocarpon
miniatum f. papillosum Anzi, Catal. 1860, p. 102.
Bosnien: an den steilen Abhängen des Vlaäi6 zwischen Travnik und Buko-
vica (P. Brandis!).
— monstrosum (Ach.) — A. Zahlbr., Prodr., p. 41.
Bosnien: auf Kalkfelsen der ßuine Sokolac bei Bihaß (Beck). — Herce-
govina: an Dolomit über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
Polyblastia Lönnr.
Polyblastla deminnta Arn. in Flora 1861, p. 264 und 1885, p. 152; Hora apud Brandis
in Jahresber. naturwiss. Ver. Trencsin 1891, p. 78.
Bosnien: an Kalkfelsen bei Travnik (P. Brandis).
Verrucaria Mass.
Verrncarla latebrosa Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 349; Par. 1865, p. 377.
Hercegovina: an Schiefer im Bache bei Ivan Karaula (Lojka).
Zahlbruckner. Materialien zur Flechtenflora Bosniens and der Hercegovina. 611
Verrucaria pui'purascens var. Hoffmanni Körb. — A. Zahlbr.; Prodr., p. 41.
Bosnien: auf Kalkfelsen der Raine Sokolac bei Bihad (Beck). — Herce-
govina: an Kalkfelsen auf der Prenj planina (Lojka).
— nipestris Schrad. — A. Zahlbr., Prodr., p. 42.
Bosnien: an Kalkfelsen bei Vranduk (Lojka).
— muralls Ach., Metb. 1803, p. 115; Nyl., Lieh. Scand. 1861, p. 275.
Bosnien: auf Kalkschiefer bei Vranduk (Lojka in Zwackh, Lieh, exsicc.
Nr. 994).
Classe IL ScleroUcheneS Th. Fries.
Farn. Gyalectacei ßlbg. et Forss.
Gyalecta Th. Fries.
Gyalecta exanthemica (Sm.) Fr. — A. Zahlbr., Prodr., p. 43.
Bosnien: an Kalkfelsen bei Vranduk (Lojka). — Hercegovina: an Kalk-
felsen auf der Prenj-BjelaSnica (Lojka).
— protuberans (Ach.) Anzi. — A. Zahlbr., Prodr., p. 43.
Bosnien: auf Kalkstein in der Lisina bei Varcar Vakuf (Beck).
— cupularis (Ehrh.) Fr. — A. Zahlbr., Prodr., p. 43.
Bosnien: auf Kalktuff Hum bei Jajce (Beck) und auf Kalksteinen Lisina
(Beck). — Hercegovina: auf Dolomit über dem Friedhofe von Konjica
(Lojka).
Jandspis Th. Fries.
Jonaspis melanocarpa (Krphbr.) Arn. — A. Zahlbr., Prodr., p. 43.
Bosnien: an Kalkfelsen bei Travnik (P. Brandis!).
Thelotrema Mass. ßic. 1852, p. 142.
Thelotrema lepadinnm Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 312, tab. VI, fig. 1 ; Körb.,
Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 330.
Bosnien: auf allen Tannen und Buchen im Voralpenwalde der Osjeöanica bei
Petrovac, circa 1200 M. (Beck).
Fam. Graphidacei Blbg. et Forss.
Lecanactis KSrb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 257.
Leeanaetls premnea Tuckm., Synops., N. Am. Lieh. H, 1888, p. 114. Lecidea
premnea Ach., L. U. 1810, p. 173; Nyl., Scand. 1861, p. 241. Pragmopora (?)
premnea Körb., Par. 1865, p. 280; Exsicc: Hepp, Fl. Eur. Nr. 514!
Bosnien: auf Sandsteinfelsen bei Vranduk (Lojka).
— abietina Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 276; Par. 1865, p. 247. Lecidea
abietina Ach., L. U. 1810, p. 188; Nyl., Scand. 1861, p. 241. Exsicc: Hepp,
Fl. Eur. Nr. 767!
Bosnien: auf der Rinde sehr alter Tannen im Voralpenwalde des Osjeöenica
bei Petrovac (Beck).
39*
612 m. Naturwissenschaft.
Opegrapha Norm.
Opegrapha ynlgata Ach., Prodr. 1798, p. 21; Nyl., Lieh. Scand. 1861, p. 255 et in
Flora 1860, p. 297.
Hercegovina: an Buchen auf der Prenj-Bjelaänica (Lojka).
Farn. Pyrenulacei Th. Fr.
Segestria (Fr.)
Segestria chlorotica var. maenlaris A. Zahlbr. Verrucaria maculariaW aUr,, Comp. Fl.
Germ., Pars I, 1831, p. 301; Schaer., Enum. 1850, p. 213. Sagedia macu-
Zaris Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 363; Exsicc.: Anzi, Lieh. Langob. 244!
Bosnien: auf der Siäa planina bei Kluö circa 700 M. (Beck).
— faginea A. Zahlbr. in Verb, zool.-bot. Ges. Wien 1891, p. 782. Sagedia
faginea Schaer., Enum. 1850, p. 208. Segestrella illinata Kövh.^ Par. 1865,
p. 325.
Hercegovina: am Grunde alter Buchen auf der Boraänica bei Konjica
(Lojka).
Pyrenula (Ach.)
Pyrenula nitida Ach., Synops. 1814, p. 125; Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 359;
Hepp, Fl. Eur. Nr. 467! Sphaeria nitida Weig., Observ. 1772, p. 45, tab. 11,
fig. 14. Verrucaria nitida Schrad. in Journ. für die Bot., 1. Stück, 1801
(Göttingen 1802), p. 79.
Bosnien: auf Buchen auf der Kriva Glava nördlich von Novi (Beck), auf
Buchen bei Tuzla (Lojka), auf alten Buchen im Voralpenwalde der 0§je-
öenica bei Petrovac (Beck). — Hercegovina: an Buchen auf der
Boraänica bei Konjica (Lojka).
— glabrata Mass., Ricerch. suir auton. 1852, p. 162. Verrucaria glabrata Ach., Synops.
1814, p. 91. Exsicc: Hepp, Fl. Eur. Nr. 227!
Bosnien: auf Buchen auf der Kriva Glava nördlich von Novi (Beck).
Microthelia (KSrb.)
Mlcrothella micula Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 373. Verrucaria micula Fw.
in Litt, ad Körb. (cfr. 1. s. c.). Exsicc: Hepp, Fl. Eur. Nr. 108!
Bosnien: auf der Rinde von Acer opulifolium auf der Javorica in der Grmiö
planina (Beck).
Classe IIL PhyCOllcheiies Th. Fries.
Farn. Peltigeracei Th. Fries.
Nephrmniutn NyL
Nephromium laevigatum (Ach.) Nyl. — A. Zahlbr., Prodr., p. 45.
Bosnien: um Travnik (P. Brandis).
— tomentosum Nyl. — A. Zahlbr., Prodr., p. 45.
Bosnien: an bemoosten Baumstrünken im Krunovathale an der Ostseite des
Vla§i6, circa 1000—1300 M. (P. Brandis!), an Buchen im Hochwalde gegen
die Alpe Goräovica bei Travnik (P. Brandis!).
r
Zahl b ruckner. Materialien zur Flechtenflora Bosniens und der Hercegovina. 613
Nephromlum tomentosam var. helyeticum Nyl. in M^m. Soc. d. sc nat. de Cher-
bourg V, 1857, p. 101; Synops. I, 1860, p. 319. Nephroma Helvetica Ach.,
L. U. 1810, p. 523. Nephromium helveticum Nyl. in Flora 1865, p. 428.
Hercegovina: an Buchen auf der Prenj Bjeladnica (Lojka).
JPeltigera Nyl.
Peltigera canina (L.) Hoflftn. — A. Zahlbr., Prodr., p. 45.
Bosnien: beiTravnik(P.Brandi8!) auf dem Schlossberge bei Vranduk (Lojka).
— eanlna f. nlorrhlza Hepp, Fl. Eur. Nr. 575 (1860); Arn. in Flora 1884,
p. 234.
Bosnien: zwischen Moosen bei Fojnica (M. Schwartz).
— rufescens Hoffm., Deutschi. Flora II (1795), p. 107; Nyl, Synops. I, 1860, p. 324.
Liehen caninua ß, rufescens Weiss, Cryptog. Flora Göttingen, 1870, p. 79.
Bosnien: um Travnik (P. Brandis!), bei Banjaluka (Hoffmann).
— polydactyla (Neck.) Hoffm. — A. Zahlbr., Prodr., p. 45.
Bosnien: bei Travnik (P. Brandis!), bei Fojnica (M. Schwartz).
— horizontalis (L.) HofFm. — A. Zahlbr., Prodr., p. 45.
Bosnien: zwischen Moosen bei Fojnica (M. Schwartz).
Farn. Stictacei Th. Fries.
SHcta (Sehreb.)
StictH scrobieulata Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 453; Nyl, SjTiops. I, p. 353.
Liehen serobiculatus Scop., Fl. Carneol., p. 384.
Hercegovina: auf der Prenj-BjelaSnica (Lojka).
Farn. Pannariacei Th. Fries.
Pannaria (Del.)
Pannaria plumbea Del. — A. Zahlbr., Prodr., p. 46.
Hercegovina: an Kastanienstämmen bei Ivan Earaula (Lojka), an Buchen
auf der Bjelaänica (Lojka).
— ruMginosa Del. in Dict. Class. XIII, p. 20, Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855,
p. 105; Nyl., Synops. 11, p. 29. Liehen rubiginosus Thunbg., Prodr., Cap.
p. 176; Exsicc: Hepp, Fl. Eur. Nr. 606!
Hercegovina: an Buchen auf der Prenj-BjelaSnica (Lojka).
JParmeliella Mftll. Arg.
Parmeliella triptophylla Müll. Arg. in M^m. de la Soc. Phys. et Hist. nat. de Genfeve,
tom. XVI, 1862, p. .36. Pannularia triptophylla Stzbgr. in Jahresber. St.
Gallischen naturwiss. Ges. 1880/81, p. 336. Pannaria triptophylla Mass. —
A. Zahlbr., Prodr., p. 46.
Hercegovina: auf der Prenj-Bjelaänica (Lojka).
Lecotheciu^n Trevis.
Leeothecium eorallinoides Trevis. — A. Zahlbr., Prodr., p. 46.
Bosnien: auf Sandstein bei Tuzla (Lojka).
614 m. Naturwissenschaft. **
Farn. CoUemacei Th. Fries.
JPterygium Nyl.
Pteryglum eentrifngiiin Nyl. in Bull. Soc. Bot. France, tom. I, 1854, p. 328;
Synops. I, p. 92, tab. II, fig. 11—15.
Bosnien: an Kalkfelsen bei Vranduk (Lojka).
Collema (Hoflhi.)
Sect. I. Eucollema.
Collema callopismum Mass., Miscell. liehen. 1856, p. 23; Nyl, Synops. I, p. 113,
tab. III, fig. 6.
Hercegovina: an Dolomitfelsen über dem Friedhofe bei Konjica (Lojka).
— melaenum Ach., Lichgr. Univ. 1810, p. 636; Nyl., Synops., p. 108.
Bosnien: an Kalkfelsen bei Travnik (P. Brandis!). — Hercegovina: auf
Dolomit bei Konjica (Lojka).
Sect. II. Synechohlastus (Trevis).
Collema nigrescens Ach. — A. Zahlbr., Prodr., p. 47.
Hercegovina: an Buchen auf der Prenj-BjelaSnica (Lojka).
— flaccidum Ach., Synops. 1814, p. 322; Nyl., Synops. I, p. 107. Synechoblastus
flaccidus Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 413, Hora apud Brandis in
Jahresber. naturwiss. Ver. Trencsin XIII— XIV, 1891, p. 78.
Bosnien: um Travnik fructificirend (P. Brandis).
Leptogium (Fr.)
Leptogium satiirninnm Nyl., Synops. I, 1860, p. 127 et Flora 1860, p. 545. Liehen
satuminus Dicks., PI. Crypt. Brit. II, 1790, p. 21, tab. VI, fig. 8. Mallotium
tomentosum Körb., Syst. Lieh. Germ. 1855, p. 416. Mallotium satuminum
Hora apud Brandis in Jahresber. naturwiss. Ver. Trencsin 1890/91, p. 78.
Bosnien: an alten Baumstämmen bei Travnik (P. Brandis). — Hercego-
vina: an Buchen auf der Bjelaänica bei Konjica (Lojka).
Classe IV. Gloeolichenes Th. Fries.
Fam. Omphalariei Forss.
Ancma nummularlum Nyl. in Flora 1879, p. 354; Forss., Gloeolich. 1885, p. 93.
Collema nummularium Du f. in Herb.
Hercegovina: an Dolomit über dem Friedhofe von Konjica (Lojka).
Adnotationes ad Floram Bosnae et Hercegovinae.
Scripsit
Franc. Fiala.
Jl lantae, quae hac ennmeratione continentnr, omnes fere ab auctore plantas scru-
tante per Bosnam et Hercegovinam coUectae sunt. Unam partem huius collectionis
cnstos 0. Reiser e regione Bosnae septemtrionali misit. Loca, ubi plantas inveni^
pleraque plantarum peritis adhuc non satis nota sunt; qua de causa in adnotatione
species regionis novae stellula (*) significavi. Locis Bosnensibus littera B. addita est,
locis Hercegovinae littera H.
In re constituenda secutus sum opus Nymannii „Conspectus Florae Europae".
Domino Dri. A. de Degen Pestini et domino Dri. Velenovsky Pragae, qui nonnullas
species haud faciles detenninaverunt, hoc loco auctor gratias agit
Thalictrum aquilegifolium L. — In silvaticis montis Bjelaänica-Korßa, B, et Velei, H.
Ranunculus Thora L. var. scutatus W. et K. — In saxosis montis Velei. H.
Ranunculus arvensis L. — In agris circa Stolac, Caplina et Ljubudki. H.
Ranunculus velutinus Ten. — In pratis circa Stolac et Domanovi6. H.
Ranunculus sardous Cr. — In humidis circa Ljubuäki et Vitina. H.
Ranunculus ophioglossifolius Vill. — In paludosis prope Vitina. H.
Hellehorus multifidus Vis. — In saxosis montis Snije^nica et Radovan prope PosuSje. H.
Trollius europaeus L. In pratis montis Ivan. B.
Aconitum bosniacum G. Beck. — In silvaticis montis Romanja planina circa Vraii6i. B.
Actaea spicata L. — In silvaticis montis BjelaSnica-Koröa. B.
Nymphaea alba L. — In paludosis Bara prope Dolnji Svilaj. B.
Nuphar luteum Sm. — In paludosis Bara prope Dolnji Svilaj. B.
Arabis hirsuta Scop. — In rupestribus montis Yelei et Podvele2. H.
Arabis verna Br. — In saxosis prope Stolac. H.
Arabis alpina L. forma denudata G. Beck. — In silvaticis montis Bjelaänica-Koröa. B.
Roripa lippicensis Reichb. — In pratis circa Stolac, Öaplina, Ljubuäki et Gradac. H.
Cardamine impatiens L. — In silvaticis montis Ivan planina. B.
Hesperis Visiani Fournier = H, glutinosa Vis. — In saxosis prope Mostar et Stolac. H.
Alyssum montanum L. — In saxosis montis Podvelei prope Mostar et Radovan prope
PosuSje. H.
Alyssum edentulum W. K. — In saxosis prope viam inter Han Dervent et Mokro. B.
Biscutella cichoriifolia Lois. — Inter dumeta prope Stolac. H.
Bunias Erucago L. — In valle fluminis Bregava prope Stolac. H.
Myagrum perfoliatum L. — In ruderatis prope Tasov6i6. H.
Helianthemum Fumana Mill. — In saxosis circa Tihaljina. H.
616 ni. NatnrwiAftenscbaft.
Viola acotophylla Jord. — Inter duiueta circa Had2i6i. B.
Viola biflora L. — In rupestribus raontis Vran planina. B.
Viola silvatica Fr. var. — In monte Yelei planina circa Mostar. H.
Polygala major Jacq. — In pratis subalpinis montis Ivan planina. B.
Viscaria vulgaris Rochl. — In pratis prope Pod Romanija. B.
Silene Sendtneri Boiss. — In pascuis Glasinac. B.
Lychnis flos cuculi Lam. — In pratis prope Dreinica. H.
Saponaria Vaccaria L. — In agris circa Sovi6i et Posuäje. H.
Dianthüs sanguineus Vis. — In pratis circa Rakitno. H.
Linum gallicum L. — In saxosis prope LjubuSki. H.
Linum flavum L. — In pascuis Glasinac. B.
Hypericum barbatum Jacq. — In pratis montis Ivan planina et in pascuis Glasinac. B.
Acer Heldreichii Orph. — In silvaticis montis Kiek planina. B.
Acer Monspessulanum L. — Inter dumeta prope LjubuSki, Vitina, Ruii6i et Tihaljina. H.
Geranium phaeum L. — In silvaticis circa Mostar et Rakitno. H.
Haplophyllum patavinum Juss. — In saxosis prope Citluci, LjubuSki et Vitina. H.
Kuta divaricata Ten. — In rupestribus montis Ergut prope Stolac. H.
Paliurus australis G. — Ad sepes prope Ljubuski, Ruii6i et Sovi6i. H.
Genista radiata Scop. — In saxosis montis Ljubuäa planina. B.
Genista aristata Fr. — In saxosis montis Radovan prope Posuäje. H.
Genista sagittalis L. — In montis Mala Ljubuäa planina et in pascuis Glasinac. B.
* Glycyrhiza echinaia L. — Ad ripas fluminum Savac et Drinae prope Bröka, §epak;
Raöa et Bijelina. B.
Medicago proatrafa Jacq. — In pratis saxosis prope Rakitno. H.
Medicago marginata Willd. — In saxosis prope Ljubuäki et Radi^iidi. H.
Trigonella foenum graecum L. — In incultis prope Ljubuäki. H.
Trifolium nigrescens Vis. — In arenosis circa Caplina. H.
Trifolium dalmaticum Vis. — In pascuis prope Ljubuäki, Humac et Crveni grm. H.
Dorycnium herbaceum Vill. — In pratis circa DreÄnica. H.
Arthrolobium scorpioides D. C. — Inter segetes prope Ljubuäki, Sovi6i et Posuäje. H.
Scorpiurus subvillosa Li. — In lapidosis circa Ljubuäki. H.
Colutea arborescens L. — In sepibus ad Ljubuäki, Vitina et Sovi6i. H.
Astragalus Wulfenii K. — In pratis siccis prope Vitina, Radiäiöi et Ljubuäki. H.
Onobrychis Visiani Bost. — In pratis montis Radovan circa Posuäje. H.
Lathyrus sativus L. I
Lathyrus Cicer L. \
Lathyrus erectus Lg. ^^ ^^'*'^^^ ^P''^^^« graminosis circa Stolac. H.
Lathyrus sphaericus Retz. |
Orobus niger L. — In silvaticis montis Radovan et SnijeiSnica circa Posuäje. H.
Orobus variegatus Ten. — Inter dumeta circa Han Begov. B.
Orobus pannonicus Jacq. — In pratis circa Rakitno. H.
Vicia grandiflora Sep. — In silvis circa Stolac et Domanovi<f^ II.
Vicia angustifolia Reichb. — In pratis circa Stolac. II.
Potentilla pilosa W. — In monte Kiek planina. B.
Pyrus amygdaliforvns Vill. — Prope Sovidi. H.
Sorbus aucuparia L. — In silva „Dubrava" prope Domanovi6. H.
Aronia rotundifolia P. — In monte Vran planina. B.
* Afomordica Elaterium L. — In incultis prope Ljubuäki. H.
Fiala. Adnotationes ad Floram Bosnae et Hercegovlnae. 617
Bryonia alba L. — Ad sepes prope Ljubuäki. H.
Sedum atratum L. — In saxosis montis Vran planina. B.
Ferulago silvatica Rehb. — In silvaticis prope PosuSje et Gradac. H.
Peucedanum Oreosclinum Mch. — In pascuis Glasinae. B.
Oenanthe Pellandrium Lam. — In paludosis Bara prope Dolnji Svilaj. B.
Scandia Pecten Veneria L. — In campestribus, ruderatis et ad vias prope Ljubuäki,
Sovi6i et Posuäje. H.
Eryngium Palmatum Boiss. — In silvaticis prope Parizevi^i (Glasinae). B.
Sanicula europaea L. — In silvaticis prope Han Begov. B.
Qalium purpureum L. — In graminosis siccis et glareosis prope Rogatica, Pod Romanja
et Maravi6i. B.
* Valerianella truncata Betk. — In saxosis circa TasovöiA et Stolac. H.
Achillea vireacena Fenzl. — In pratis siccis prope Dreinica. H.
Solidago Virgaurea L. — In pratis alpinis montis Övrstnica planina. H.
Inula Candida Cass. — In collinis saxosis circa Dreinica, LjubuSki et Jovi6i. H.
Xeranthemum cylindriaceum S. S. — In saxosis prope MaraviAi et Rusanovidi. B.
Campanula paiula L. — In pratis siccis et in pascuis Glasinae. B.
* Campanula Portenachlagiana R. S. — In fissuris rupium et ad muros prope Ljubuäki,
Vitina et Klobuk. H.
* Podanthum caneacena W. K. — In pratis et in pascuis Glasinae. B.
Specularia apeculum D. C. — Inter segetes prope Stolac.
* Erica arborea L. — Prope Neum. H.
* Villaraia nymphoidea Vent. — In paludosis prope Dolnji Svilaj. B.
Onoama Viaiani Clem. — In saxosis montis Ljubuäa planina. B.
Scrophularia laciniata W. K. — In saxosis montis Vran planina. B.
Digitalia laevigata W. K. — Prope Uvac. B.
Veronica multißda Jacq. — In pratis saxosis circa Ljubuäki. H.
Trixago latifolia Rehb. — In pratis paludosis prope DomanoviA. H.
Pedicularia paluatria L. — In paludosis „Buäko Blato". B.
Salvia amplexicaulia Lam. — In pratis graminosis prope Pod Romanja et Eula. B.
Salvia clandeatina L. — In graminosis saxosis circa Stolac, Domanovi6, Tasovöi6 et
Öapljina. H.
Scutellaria galericulata L. — Ad rivum „Nuga Jezero" prope Drinovci et in silvis
prope Sovi6i. H.
Prunella grandiflora Jacq. — In pratis prope Uvac. B.
Sideritia romana L. — In saxosis prope Ljubuäki, Öaplina, Studenci et Crveni grm. H.
Nepeta pannonica L. — In pratis saxosis prope Pari4evi6i (Glasinae). B.
Thymua Vandaaii Vel. in flora bulgarica. — In graminosis saxosis circa Sarajevo
(Starigrad). B.
Thymua Dalmaticua Freyn. — In collinis et graminosis circa Domanovi6. H.
Primula Kitaibeliana Schott. — In monte Veliki Vran. B.
Primula intricata Gren. et Godr. — Velei planina prope Mostar. H.
Plantago carinata Schrad. — In saxosis montis Vran planina et Ljubuäa planina. B.
Laurua nobilia L. — In insula Cinavica in lacu Hutovo Blato. H.
Euphorbia Wulfenii Hpe. — In fissuris rupium circa Ljubuäki, Vitina et Tihaljina. H.
Euphorbia capitulata Schott. — In monte Velei planina. H.
Urtica pilulifera L. — In incultis prope Stolac et Ljubuäki. H.
Quercua conferta Kit. — In silva „Dubrava" prope Sovi6i. H.
618 in. NatnrwiBBenschaft.
Quercus Cerris L. — Circa Stolac, Ljubuäki, Domanovi6 et Tihaljina. H.
Quercus Hex L. — Prope Stolac et Tihaljina. H.
Ostrya carpinifolia L. — In silvis circa Stolac et LjabuSki.
Carpinus duinensis Scop. — In silvis et duraetis prope Domanovii, Stolac et Ljubufiki. H.
Juniperus Sabina L. — In monte ÖvrSnica planina (Stari Klanac). H.
* Stratiotes alo'ides L. — In paludosis prope Dolnji Svilaj. B.
Butomus umbellatuB L. — Duvno polje. B.
Sagittaria sagittaefolia L. — In paludosis prope Dolnji Svilaj. B.
Potamogeton lucens L. — In agris prope Dolnji Svilaj. B.
Orchis purpurea Huds. — In silvis circa Uvac. B.
Orchis tridentata Scop. — In pratis circa Ruäßi. H.
Orchis palustris Jacq. — In pratis humidis circa Vitina, H., et in paludosis „Buäko
Blato", B.
Orchis coriophora L. — In pratis humidis circa Uvac. B.
* Orchis fragrans Pollm. — In pratis prope Öitluci. H.
Gymnadenia conopsea Br. — In silvis circa Uvac. B.
Limodarum abortivum Sw. — In silva „Dubrava" prope Sovi6i. H.
Hermodactylus tuberosus Slsb. — In saxosis prope LjubuSki. H.
* Crocus Visianicus Herb. = C, Pallasii Vis. — In pratis prope LjubuSki. H.
Crocus Vilmae Fiala. — In monte Mala LjubuSa. B.
Crocus albiflorus W. K. — In monte Mala Ljubuäa. B.
Narcissus radiiflorus Slsb. — In pratis circa PosuSje et Rakitno. H.
Sternbergia lutea Ker. — In cultis prope Ljubuäki. H.
Ruscus aculeatus L. — In insula Öinavica in lacu „Hutovo Blato". H.
Aphodelus albus W. — In saxosis circa Rakitno et Gradac. H.
Lilium carniolicum Bernh. — In monte Hod^a prope Praöa. H.
Fritillaria tenella M. B. — In monte Velei planina. H.
Fritillaria neglecta Pari. — In monte Velei planina. H.
Colchicum Bertolonii Stev. — In graminosis circa Stolac. H.
* Omithogalum excapum Ten. — In pratis siccis circa Stolac, Domanovi6 et Ljubuäki. H.
Veratrum Lobelianum Bernh. — In pratis montis BjelaSnica-Koröa. B.
Luzula albida D. C. — In silvis circa Han Begöv. B.
Carex tomentosa L. — In pratis humidis montis Vu6ia luka prope Sarajevo. B.
Cyperus glomeratus L. — Ad ripas circa Bröka et Ra6a. B.
Pkleum echinatum Host. — Ad vias prope Stolac. H.
Älopecurvs agrestis L. — In arenosis prope Capljina. H.
Alopecurus utriculatus P. — In arenosis prope Capljina. H.
Stipa pennata L. — In valie Dugo polje sub monte ÖvrSnica. H.
Lolium temulentum L. — Inter segetes prope Ljubuäki. H.
Bromus sterilis L. — In arenosis circa Caplina. H.
Poa bulbosa L. — In pratis subalpinis montis Mala Ljubuäa. B.
"^ Salvinia natans L. — In aquis stagnantibus prope Dolnji Svilaj. B.
Eine neue Pflanzenart Bosniens.
Von
Franz Fiala,
Custos-AdjuDct am boen.-heroeg. Landesmuseum.
(Mit einer Tafel).
(jTelegentlich einer im Juni 1892 anternommenen botanischen Excursion sammelte
ich auf der Kiek planina, einem an der Grenze der Bezirke von Sarajevo und Foßa
gelegenen, 1740 M. hohen Gebirgsstocke, in der Seehöhe von 1650 M. eine Veronica-
Art, welche mir durch ihren eigenthümlichen Habitus auffiel. Ich vermuthete anfangs
eine blosse Standortsvarietät von Veronica Teucrium L. Genauere Untersuchungen,
bei denen mich die Herren Dr. Günther v. Beck in Wien und insbesondere Dr. J.
Velenovsk^ in Prag unterstützten, ergaben, dass wir es hier mit einer neuen Form,
wo nicht mit einer neuen Art zu thun haben. Der Stengel unserer Pflanze ist dünner
und niedriger als bei F. Teucrium und V. crinita Kit., die Behaarung gleicht der von
V, crinita; die Blüthentraube ist lockerer als bei der letztgenannten Species, wie auch
die kürzeren Blüthen stielchen und die cyanenblauen, zugespitzten Zipfel der Blumen-
krone ein unterscheidendes Merkmal abgeben. Die Blätter weichen von denen der V,
crinita, die sich diesbezüglich nur wenig von V, Teucrium unterscheidet, bedeutend ab.
Die Zähne stehen auf dem zurückgekrümmten Blattrande sehr dicht nebeneinander,
sind viel länger als bei F. crinita und an der Spitze abgestumpft. Die Blätter von
F. crinita sind wenigstens doppelt so gross, an der Basis abgestutzt oder breit reiflfbrmig,
dreieckig sitzend, zugespitzt oder stumpf, aber regelmässig gegen die Spitze verdünnt
und nicht breit abgerundet; die Blattzähne sind selten doppelt, immer kürzer, in der
Anzahl geringer und zugespitzter. Die neue Pflanze wird in Folgendem als Veronica
crinita, forma bosniaca des Autors beschrieben, weil ihm zur Begründung einer neuen
Art die nothwendig zu untersuchenden reifen Früchte mangeln.
Veronica erinita Kit. forma F. bosniaca F. Fiala.
Perennis, tota molliter densiuscule pilosa, caulibus e ha^i prostrata erectis folioais
simplicibus foliis summis oblongo linearibus , iis infra racemos oblonge lanceolatis
basi ovata vel fere obtenuata renilibus obtusis, mediis oblongo ellipticis, basi apiceque
late rotundatis inferioribus ellipticis brevissime pedicellatis omnibus profunde dense
duplicato dentatis, dentibus obtusissimis, margine revoluto, racemis folia longe super-
antibus densifloris, bracteis tenuiter pedicellatis, calicis glabri vel parce birtuli laconiis
tenuiter linearibus valde inaequalibus, corollae magnae cyaneae lacinis ovatis obtusis
vel acutiv^culis calicem superantibus.
620 m. Naturwissenschaft.
Sjpecies ad affinitatem V. Teucrii L. praecipueque V. crinitae Kit. spectans, sed
ab utraque valde diacedens notis constantibuB.
Caulis est gracilior et humilior ac in speciebus memoratis, indumentum V, cri-
nitae, racemus laxior ac in hac specie posteriore, ubi etiam pedicelli breviores et co-
rollae coeruleae laciniae acutae praestant.
Color nostrae speciei novae pulcherrime cyaneus. Calix similis ei V. crinitae
itemque Capsula quoad superficies fructi non maturi discernenda est
Primo iiituitu insignia sunt folia speciei nostrae, quibus eximie aberrat a V. cri-
nita, cuius folia non valde differunt a V. Teucrio. Dentes densi mdrgine revoluto
sunt multo longiores apice obtusissimo.
Folia V, crinitae sunt saltem duplo maiora e basi truncata vel late ovata sessili
triangulari ovatis acutis vel obtusis sed semper antice attenuatis nee late rotundatis,
dentibus raro duplicatis, brevioribus pav^ioribus acutioribusque.
Habitat in calcareis montis „Klekplanina^, Flor, Junio,
Tafel XIV zeigt in Figur 1 ein blühendes Stämmchen unserer Pflanze, in Figur 2
einen Zweig mit theilweise abgeblühten Trauben, in Figur 3 den Kelch, in Figur 4
den Fruchtknoten und in Figur 5 die Blumenkrone; Figur 3 bis 5 zeigen die be-
treffenden Objecte in starker Vergrösserung.
Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. III. Band.
FiALA: Eine neue Pflanzenart Bosniens.
Taf. XIV.
Vevonica crinita Kit. forma V, boaniaca F. Fiala.
Ein entomologischer Ausflug in die Umgebung von Sarajevo.
Von
Victor Apfelbeck,
Custofi'AdjuDCt am bosn.-herceg. Landesmuseum.
Dieser Atifsatz hat nicht den Zweck, die Coleopterenfauna der Gegend von
Sarajevo erschöpfend zu behandeln; ich will nur die interessanteren oder charakteri-
stischen Arten herausgreifen und die übrigen Käfer nur in Gattungen oder gar nur in
Familien erwähnen. Es ist mir hiebei mehr darum zu thun, auf den Laien und Natur-
freund anregend zu wirken und flir das Sammeln und Beobachten der Insecten, speciell
der Käfer, Interesse zu wecken, weshalb ich einige Sammel-Methoden genauer bespreche.
Folgen wir Ende April oder Anfangs Mai der Strasse längs des Miljacka-Ufers
flussaufwärts. An einer Stelle, wo das Flussbett breiter ist und das Wasser grössere
trockene Plätze frei lässt, machen wir Halt. Der feine, nasse, lehmige Sand unmittelbar
beim Wasser birgt im Innern eine Menge von Käfern, die durch Treten und Aufwühlen
des nassen Sandes bald zum Vorschein gebracht werden: Omophron limhatum, Dys-
chiriua-, Heterocerua- und Limnichus-ArieTi, viele kleine Staphyliniden, wie z. B. die
winzig kleinen Thinobius-Arteii. An feuchten, lehmigen Stellen des Flussbettes und
des Ufers — besonders im Schatten von Weiden und Erlengebüschen — leben viele
kleine Käferarten wie: Pelochares versicolor, Bryaxis-^ Phytohius-, Phaedon- und Pack-
nephorus-Arten^ mehrere Arten der Bembidiitae (Bemhidion, Tachypus und Elaphrus) ;
von Sfaphylinidae besonders Stenus-, Paederus-, Tachyusa- und Falagria-Arten, darunter
auch die seltene Falagria laevigata Epp. — Wenn man diese Thiere beobachten und
sammeln will, muss man eich allerdings entschliessen, sich an solchen feuchten, lehmig-
sandigen Uferstellen niederzusetzen oder noch besser niederzulegen. Man wird dann
staunen, was flir ein reges Thierleben hier auf der kleinen Fläche etwa eines Quadrat-
meters herrscht, und wie die heterogensten Arten von Käfern sich da zusammenfinden,
theils träge, kaum bemerkbar sich bewegend, wie die kleinen, oft ganz in Sand und
Lehm gehüllten Georyasus-Arien, andere wieder geschäftig sich herumtummelnd. Unter
Steinen am Rande des Wassers häufig: Potamimcs substriatus, Parnus atriatopunctatua,
Bembidion ruficorne, decorum, tricolor und ustulatum, mehrere der kleinen Tachys-
Arten und Perileptus areolatus. Das frische Laub der Weiden- und Erlengebüsche
am Ufer ist belebt von einer Menge Halticiden, Chrysomeliden, Curculioniden und Ma-
lacodermen (darunter auch nicht selten seine Varietät der Rhagonycha Milleri), die wir
dadurch erbeuten, dass wir einen aufgespannten Regenschirm unter die Gebüsche
halten und auf diese mit einem Spazierstocke einige Male tüchtig klopfen. — An
einer lehmigen, nassen Stelle nahe der Strasse finden wir in Mehrzahl das seltene Bem-
bidion brunnicorne Dej., Agonum antennarium u. A. Beim Schweizerhaus „Da-Riva"
biegen wir links ein und verfolgen den Moädanicabach. An der Unterseite rauher.
622 in. Naturwissenschaft.
vom Wasser übersplilter Steine im Bache selbst leben meist in grosser Anzahl, oft in
Gesellschaften von gegen 100 Stück, mehrere Elmis- und Hydraena-Arten gesellig
untereinander. Diese kleinen, meist dunkelgefUrbten Käfer klammern sich mit ihren
scharfen Krallen fest an rauhe Steine, so dass das Wasser sie nicht wegzuspülen vermag.
Auch das oft an den im Wasser liegenden Steinen haftende Moos ist meist sehr be-
völkert von diesen Käfern. Man ftlngt die Elmiden und Hydraenen sehr leicht, indem
man sie mit einem in Weingeist befeuchteten kleinen Pinsel von den Steinen ablöst.
Längs des Weges finden wir unter Steinen zahlreiche Käfer aus den verschiedensten
Familien, unter Anderen : Procruates coriaceus var. subrugoaus, Carabus Parreyssi var.
Gatter eri (selten), C convexus var. dilatatuSj Molops simplex und alpestris^ Otyor-
rhynchus Emiliae Apfelb. u. A. Ein ganz besonderes Augenmerk widmen wir den unter
Steinen lebenden Ameisencolonien , denn da finden sich mehrere Arten von sehr
interessanten Käfern, sogenannte Formicophilen (Ameisenfreunde), welche meist als Schma-
rotzer bei den Ameisen leben, unter ihnen herumlaufend und ihnen im Aussehen, in
der Färbung und Bewegung gewissermassen ähnlich, z. B. die interessanten Atenxeles-
Arten, und zwar Atemeies paradoxus und emarginatus^ welche hier nicht selten sind.
Den augenlosen, merkwürdigen Claviger teataceus finden wir in Gärten oder auf Wiesen,
in — den Maulwurfshügeln ähnlichen — mit Gras überwachsenen Colonien der gelben
Gartenameise. Auch ein Exemplar des bisher nur aus Griechenland bekannten
Chennium Kieaenwetteri wird unter einem Steine in Gesellschaft gelber Ameisen er-
beutet. — Am Wege selbst finden wir herumkriechend: Timarcha coinnthia, violaceo-
nigra und laevigata,^) hie und da eine Chrysomela Findeli und den von mir vor zwei
Jahren (bei Sarajevo) entdeckten Thorectes Brancaiki Apfelb. In den grünen Stengeln
einer Wolfsmilchart (Euphorbia) treflfen wir meist paarweise Thamnurgua varipes,
eine wenig bekannte Borkenkäferart. Er frisst das Mark der Pflanze aus, und seine
Anwesenheit ist nicht leicht zu erkennen, da die Pflanze trotzdem ganz frisch und
gesund aussieht : nur an der Spitze des Stengels bemerkt man bei genauer Untersuchung
ein Loch und Excrementenreste. Um das Thier zu bekommen, muss man die Pflanze
der Länge nach langsam durchschneiden. Bei einem kleinen Sumpfe, in welchem
verschiedene Wasserpflanzen stehen, machen wir wieder Halt, da uns dieser reiche
Ausbeute verspricht. Nach einigen Zügen mit dem Wassernetze ^) über die in, respec-
tive unter dem Wasser stehenden Pflanzen untersuchen wir den Inhalt des Netzes.
Wir finden da eine Menge von grösseren und kleineren Wasserkäfem, besonders:
Cnemidotua caeaua, Haliplua Heydeni, Hyphydrua ferrugineua, Bidesaua minimua, No-
terua claviconiia, Laccophilua hyalinua und obacuriLa, Platambua maculatua, Hybius
fuliginoaua, Agabua bipuatulatua und Dytiscua marginalia; von Hydrophiliden haupt-
sächlich Helephorua, Hydrochua- und Ochthebius-Arten', von Curculioniden Lixiia para-
plecticuSy Hylobiua fatuua, den kleinen Tanyaphyrua Lemnae (auf WasserHnsen) und
Bagoua- Arten] von Chrysomeliden: mehrere Donocia- Arten. Diese schön metallischgrün,
blau oder roth gefärbten, flüchtigen Blattkäfer (Chryaomelidae) sitzen auf Wasser-
pflanzen oft in grosser Zahl. Sie haben im Habitus, besonders infolge ihrer langen
Fühler viel AehnUchkeit mit manchen Bockkäfern (Longicornes) und werden von An-
fängern und Laien meist dafür gehalten. Das unter Gebüsch liegende alte, faule Laub,
Moos u. dgl. wird in das Insectensieb geworfen und durchgesiebt. In Ermanglung
*) Timarcha pratensis kommt in Bosnien nicht Yor, wohl aber sehr häufig in der Hercegovina, wo
sie die T, violaceomgra vertritt.
^ Das Wassemetz ist ganz so gebaut wie ein Schmetterlingsnetz, aber im Ganzen viel stärker.
Der Sack wird am besten aus Canevasstoff hergestellt, weil Organtin, Musselin u. dgl. zu schnell reiset.
Apfelbeck. Ein entomologischer Ausflug in die Umgebung von Sarajevo. 623
eines Siebes wirft man einzelne Partien dieser Laub- und Humusschichte auf ein
weisses Tuch oder auch in den aufgespannten Regenschirm und durchsucht den Inhalt.
Es finden sich da Insecten der verschiedensten Ordnungen und Familien. Von Cole-
optera seien erwähnt: Tomoderus dalmatinuSj Scydmaenus tricavulus, Schlosseri und
andere, Trimium puncticeps, Cephenium montenegrinum , Laena Hopffgarteni , Ba-
thyseia hoBnica, verschiedene Bythinus- Arten, Otiorrhynchus multicostatus, Homodes
gyrosicollis, Stereua costatus, Adexius scrobipennis, der seltene Erirrhinus aterrimus,
mehrere AcalUs-Kvien etc. etc. Gute Ausbeute liefern auch die Gebtische an den
Hängen; welche zumeist aus Fraxinus ornus (Blumenesche), Eichen, Feldahorn, Weiss-
und Hopfenbuchen, wilden Obstsorten und Crataegus (Weissdorn) bestehen.
Durch Abklopfen derselben mit Stock und Scbirm — wie ich früher geschildert
— erbeutet man unter Anderen viele Curcxdionidae, z. B. Otiorrhynchus pulverulentus
var. 07mi Apfelb.^ Ot Heydeni, Ot. hisulcatus, Ot. mastix (auf Fraxinus ornus), verschie-
dene Phyllobius-, Polydrusus-, Balaninus- und Magdalis- Arien, Anthonomus redicularius
(auf Crataegus), Bradyhatus Creutzeri und subfasciatus (auf Ahornblüthen), Rhynchites
giganteus (auf blühenden Birnbäumen); von Chrysomelidae unter Anderen den seltenen
Cryptocephalus villosus (auf Eichen), Galleruca crataegi, verschiedene Formen der
Orsodacna lineola (auf Crataegus) und diverse Lupei'us- Arten (besonders auf Hasel-
gesträuch); von Cerambycidae (Bockkäfer): Gaurotes virginea, Acmalops collaris, Corto-
dera humeralis (selten), Grammoptera ustulata und ruficornis, Calymus angulatus, Cal-
lidium rufipeSj Clytus arietis, Anaglyptus mysticus und die var. hieroglyphicus, Ce-
rambyx Scopolii; von anderen Familien besonders : Attalus dalmatinus, Danacaea mar-
ginata und serbica(?); Stenomax lanipes, Osphya bipunctata, Sparedrus testaceus, Is-
chnomera coerulea und sanguinicollis, verschiedene Elateriden wie z. B. Elater sinuatus
und elegantuluSy Megapenthes lugens etc., von Staphylinidae mehrere Omalium- und
Anthobium- Arten,
Kleine Wiesen und die niederen Pflanzen zwischen den Gebüschen liefern uns
artenreiche Ausbeute an den verschiedensten Käfern, besonders kleinen Rüsslern und
Blattkäfern, Malacodermen etc., wenn man mit dem Streifsack (Streifnetz) ^) über die
Pflanzen hinwegftlhrt.
*) Ganz wie ein Schmetterlingsnetz, aber stärker und der Sack aus Leinwand anstatt Mousselin.
Monographische Bearbeitung der zwölfstreifigen
Otiorrhynchm -Arien (Dodecastichm Strl.)
Von
Victor Apfelbeck,
Custos-Adjunct am k^su.-herceg. Landes^museum.
(Mit zwei Tafeln.)
In Dr. Stierlin's „Bestimraungtabellen der europäischen Coleopteren, IX. Cur-
culionidae"^) erscheinen die Arten des Subgenus Dodecastichus mit folgenden Eigen-
schaften: „Flügeldecken mit (je) 12 bis 13 Streifen, die ersten zwei Geisselglieder der
Fühler stets gleich lang, Halsschild und Flügeldecken gekörnt oder runzelig-gekörnt,
meist anliegend behaart und gelblich bestäubt."
Das Vorkommen der Dodecastichen erstreckt sich über ein verhältnissmässig ge-
ringes Gebiet. Ihre nördlichste Verbreitung ist mit Böhmen, Schlesien und Ober-Ungarn
(inßatus und geniculatus) , die westlichste mit Tirol, Baiern (gemculatiis) und Würtem-
berg (maatix?)^ die östlichste mit Siebenbürgen, die südlichste Grenze bisher mit der
Südspitze von Dalmatien und Neapel (dalmatinus) bezeichnet.
Die Formen des turgidua, conaentaneus und dalmatinus sind als mediterrane, die
Verwandten des obsoletus und dolomitae als alpine, hingegen die Verwandten des pul-
verulentus und geniculatus als montane oder der Ebene angehörige, im Süden fehlende
Formen zu betrachten. Die eigentliche Heimat der Dodecastichen ist zwischen dem
46. und 43. Breitegrad und dem 14. und 19. Längengrad zu suchen. Nur wenige Arten
gehen über dieses Gebiet hinaus, hingegen kommen fast alle Arten darin vor, besonders
wenn wir Bosnien als das Centrum betrachten, da diesem Theile des Gebietes ausser-
dem noch einige Arten als endemisch angehören. Meine zwöli^^^r^g® Sammelthätigkeit
in den südlichen Theilen der Monarchie, speciell in Kroatien, Dalmatien und im
Occupationsgebiete (sechs Jahre) und eine specielle Vorliebe, die ich den Otiorrhynchen
entgegenbrachte, ermöglichten es mir, ein derartig reiches Material von dieser Gattung,
speciell den Dodecastichen, zusammenzubringen, wie es sonst Niemand auch nur annähernd
besitzt. Theils dieses reichhaltige Material aus den verschiedensten Gegenden und Höhen,
grösstentheils aus dem Centrum der Dodecastichenheimat, theils das ganze, sehr be-
deutende Material des k. k. Hofmuseums in Wien, des kgl. ungar. Nationalmuseums in
Budapest, des Museo civico in Genua, sowie zahlreicher grosser, typenreicher Privat-
sammlungen (Dr. von Heyden, Dr. G. Kraatz u. A.) setzten mich in Stand, die Arten
dieses Subgenus genau studiren zu können.
*) S. Mittheilungen der Schweiz, entomolog. Gesellschaft, Bd. 6, 1883, Schaffhausen.
Apfel heck. Mouogfraphie der zwölfstreifigeii (Hiorrhi/nchutt-Aricu. OäÖ
Die ungemein ^^rosse Vai'iabilität der Otiorrhynchen, specicU der Dodccastichcn
tritt erst an der Hand eines sehr reichhaltigen Materiales aus verschiedenen Gegenden
und Hohen vollkommen zu Tage. Es wird daher sehr erkUirlich sein, wenn ich im
Folgenden einige Arten, welche bisher infolge mangelhaften Materiales getrennt waren,
die jedoch bei einer grösseren Individuenreihe aus verschiedenen Localitäteu stufen-
weise in einander übergehen, zusammengezogen habe, und zwar: dulcis mit turcjiduSj
lauri mit dalmatinus und pruinosus mit mastia: Die Bc^gründungen hiefiir folgen
später bei der Einzelabhandlung jeder Art. Andererseits war es vorauszusehen, dass
nach Erschliessung eines bisher ganz unbekannten Faunengebietes, welches noch dazu
als Uebergangsgebiet von der mitteleuropäischen zur südeuropäischen Fauna einerseits,
wie von der mediterranen zur Balkanfauna andererseits reich an endemischen Formen
ist, neue Arten zu den bekannten dazukommen.
Es sind dies: Dodecasticktis vraueiisis m., ReÄscri m., tipeiseri m., aitrosignattis m.
und moldovensis m. Endlich habe ich dem D. tiirgidus Grm., welchen Dr. Stierlin
mit Unrecht als Varietät zu pruinosus Grm. stellt, wieder zu seiner Selbstständigkeit
als Art verhelfen.
Meine Untersuchungen ergaben nachstehende Resultate.
a) Der Kopf.
Derselbe ist bei einer und derselben Art wenig variabel. Der Bau des Rüssels
bietet sehr gute Anhaltspunkte zu Arttrennungen. So ist der Rüssel bei den Verwandten
des contractus (dolomitne, aurosujnatus etc.) vom Kopf nicht abgesetzt (Taf. XV,
Fig. 4), sondern die Seiten des Kopfes laufen in geraden Linien nach vorne con-
vergirend in den Rüssel aus, wodurch die schmälste Stelle des Rüssels an der
Spitze (vor Erweiterung zu den Pterygien) zu liegen kommt, während bei den Ver-
wandten des pulverulenius und genu-ulatus der Rüssel an der Basis bedeutend schmäler
als der Kopf ist und die Seiten des Rüssels bis zur Mitte parallel verlaufen und gegen
die Spitze divergiren, wodurch die schmälste Stelle des Rüssels in der Mitte
desselben entsteht. Auch für die tunjiduS'V ovmaw ist der vom Kopf nicht abgesetzte
— meist sehr kurze und dicke — Rüssel charakteristisch.
Hingegen bietet der Rüssel im Uebrigen keine besonderen Anhaltspunkte. Die
Länge des Rüssels ist besonders bei den pitlveruhntns- und mastixY ovinan variabel;
ebenso ist die Kielung bei derselben Art in der Stärke nicht constant, sowie auch die
beiden Längsfurclien b<ald deutlicher, bald undeutlicher erscheinen.*)
Vollständig unverwendbar zu Arttrennungon ijst der Bau der Fühlerfurche, d. h.
deren kürzere oder längere Ausdehnung gegen das Auge zu, worauf Dr. Stierlin
so viel Werth legt. Die Folge davon ist, dass er z. B. in seiner Bestimmungstabelle
der europäischen Otiorrhynchen den (). ohsitns Gyll. und den scahripennis Gyll., welche
einer Art angehören und sich nur durch die Farbe der Beine unterscheiden, specifisch
trennt und sogar den 0, Apfelbecki Strl., der sich von 0. fraxini Germ, nur durch die
dichtere und lebhaftere Beschuppung unterscheidet, anstatt mit diesem, in seiner Be-
schreibung mit 0. leptidopterus in Vergleich zieht und zu lepidopterus stellt, also in die
32. Rotte („Fühlerfurche nicht nach hinten verlängert") anstiitt in die 25. Rotte
(„Fühlerfurche nach hinten verlängert").^)
*) Nur bei iif\fiatu8 siud die meist dcutUchcrcu Läugsfurcheii gcgeuUber ijeniculattut cini^ermasäeii
charakteristisch.
■) S. Mittheilungcii der Schweiz, entomolog. Gesellschaft, Bd. 7, Heft 10.
Band IH. 40
626 III. Naturwissenschaft.
Die Prominenz der Augen ist wegen ihrer Variabilität bei einer und derselben Art
zu speciiischen Trennungen unbrauchbar. Das stärkere oder schwächere Heraustreten
der Augen, ihre Wölbung und ihre Grösse dürfte vielleicht auch auf die mehr oder
minder vollkommene Maturität des Thieres zurückzuführen sein. Die Grösse des Augen-
durchmessers und die dadurch bedingte Breite der Stirne ist jedenfalls belanglos.
Stierlin unterscheidet den dolomitae Kiesw. von geniculatus Germ, durch die Breite
der Stirne im Vergleiche zum Augendurchmesser und die Zähnung der Vorderschienen.
Nachdem diese Zähnung auch sehr variabel ist, fiele dann der dolomitae mit genicu-
latus zusammen, während derselbe sich doch von jenem als eine sehr gute Art abhebt
(durch den Bau des Kopfes etc.) und nicht in die Gruppe des geniculatuSy sondern in
die des contracttis gehört.
b) Der Prothoraz.
Derselbe ist bei allen Arten — nach sorgfältigen Zirkelmessungen — breiter als
lang, nur bei 0. Heydeni und dalmatinns ist er meist so lange als breit, ja wird bis-
weilen bei ersterem selbst etwas länger als breit. Mit Ausnalime von diesen zwei
Arten, für welche besonders für Heydeni — der lange Halsschild neben anderen
Merkmalen charakteristisch ist, bieten die Halsschilddimensionen keine Anhaltspunkte
zu Arttrennungen. Die Sculptur des Halsschildes ist sehr variabel bezüglich der Dichte,
weniger in der Grösse der Körner, welche z. B. bei pulverulentus und dalmatinus stets
gröber sind als bei mastix und turgidus. Bei letzterem ist der Halsschild meist nur
an den Seiten gekörnt, hingegen auf der Scheibe, besonders gegen den Vorderrand zu
punktirt oder runzelig-punktirt. Bei den cfo" ist der Halsschild meist kräftiger und
gewölbter (besonders bei dalmatinus).
c) Die Flägeldecken.
Die Wölbung derselben ist im Allgemeinen variabel, bei den 9 § meist viel
schwächer, oft sind selbe sogar auf der Mitte depress und gewölbt bei derselben Art.
Charakteristisch scheint mir die Wölbung nur für pulverulentus im Vergleiche zu dal-
matinus. Bei pulcertdentus sind die Flügeldecken von der Wurzel aus bis zur Spitze
fast in einem gleichmässigen Bogen gewölbt und fallen daher schräg zur Spitze ab,
während bei dalmatinus die Wölbung zuerst mit einem sehr flachen Bogen beginnt und
dann zur Spitze steil, beim 9 senkrecht abfällt.*)
Die Breite der Flügeldecken ist im Allgemeinen sehr variabel und bietet keine
Anhaltspunkte; hingegen ist die Breite combinirt mit der Länge der Decken für einige
Arten (geniculatus und inßatus) charakteristisch. Die Decken dieser beiden Arten
sind im Vergleich zur Breite stets viel kürzer als bei den übrigen Arten, wodurch ihre
Gestalt breit- oder kurz-eiförmig ist, während alle anderen Arten mehr oder mindor
länghch-ciförniig sind.
Die Verengung der Flügeldecken an den Seiten zur Spitze ist ebenfalls
bei den meisten Arten variabel, bietet jedoch einen brauchbaren Behelf zur Unter-
scheidung einiger Arten. Während sich z. B. die Flügeldecken bei pulverulentus im
Allgemeinen gleichmässig und allmälig zur Spitze verengen, laufen diese bei dalma-
tinus (besonders beim ^^) nach der Erweiterung ein Stück fast parallel und verengen
^) Stierlin sagt in seiuer Bestimniung^stabcUe p. 20 von p7*/üer?i^ifw* ganz richtig: „hinten schräg
abfallend**, hingegen auf p. 21 vun dabnatinvn: „hinton nicht «onkrccht abfanend", während gerade bei
dalmatlnwf der steile, scnkreclite Abfall charakteristisch ist.
Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. in. Band.
Apfelbeck: Dodecaatlckus Strl.
Taf. XV.
Fiff. 1 I
> jmlveiiilentiM (olytra).
j, 3 Heydeni (elytra).
" > vuistix — ^/jrttino#»ij?-Sculptur (elytra).
Fig. 6 turgid^uf — rfw/ciÄ-Sculptur (elytra).
„ 7 turtjidti^ (^ [tXhxB. poster.)-
„ 8 maatlx ~ pruinoswi (^ (^tibia poster.V
„ i) turgidu8 var. hrevipes q (tibia
poster.).
Apfelbeck. Mono^aphie der asvvölfstreifigen Otionynchus- Arien. 627
Sich dann plötzlich zur Spitze. Dasselbe gilt vom geniculatus und aurosignatus. Ab-
norme Q 9 des Letzteren werden mitunter fast so breit und kurz wie die 9 2 von
gentculatuSy doch verengen sich die Flügeldecken bei geniculatus ähnlich wie bei pul-
verulenius, hingegen bei aurosignatus entsprechend dem dalmatinus.
Die Kielung der Flügeldecken, besonders der c?c5^, welche durch die Compri-
mirung derselben an den Seiten entsteht, ist wohl bei manchen Arten viel stärker als
bei anderen, ja fehlt sogar — z. B. den turgidus -Formen — ganz, ist jedoch zur
Trennung von kritischen Arten gerade nicht zu brauchen. So trennt Stierlin z. B.
in seiner Bestimmungstabelle den pulverulentus vom dalmatinus sehr leicht durch die
Gegensätze: „1 Flügeldecken beim cf hinten mit ziemlich scharfem Seitenkiel" (pul-
verulentus) und „r Flügeldecken beim cT nicht oder undeutlich gekielt" (hiezu dalma-
tinus). Nun ist pulverulentus wohl im Allgemeinen stark gekielt, hingegen dalma-
tinus schwach gekielt; doch sali ich ausgesprochene dalmatinus (aus Süddalmatien, wo
der pulverulentus ganz fehlt und eben durch den dalmatinus, welcher ausgesprochenes
Küstenthier ist, ersetzt wird), welche ebenso stark gekielt sind wie normale pulverulentus.
Es ist somit die Trennung gerade dieser kritischen Art (des dalmatinus) durch die
Kielung der Flügeldecken nicht sicher.
Die Spitzen der Flügeldecken sind bei allen Arten ziemlich gleichmässig ge-
meinsam zugerundet, nur bei consentaneiis sind dieselben einzeln zugespitzt und die
Spitzen — besonders beim 9 — mehr oder minder deutlich vorgezogen.
Die Sculptur der Flügeldecken. Obwohl diese im Allgemeinen in Stärke und
Dichte variirt, bietet der Charakter der Sculptur sichere speeitische Merkmale. Die
Sculptur aller Dodecastichen ist mehr oder minder grobkörnig oder grob -runzelig-körnig.*)
Eine Ausnahme hievon machen nur die mastix- und turgidus-YoYmen und 0. Ileydeni,
Die mastix -Formen sind sehr fein und dicht gekörnt oder wenig-runzeUg-gekörnt,*)
und die gröbsten mastix sind stets viel feiner und dichter gekörnt als die feinsten pulveru-
lentus- oder andere Formen; Heydeni ist sehr fein zerstreut gekörnt, zwischen den
Körnern punktirt oder nochmals äusserst fein gekörnt.^) Bei den turgidus-
Formen erscheinen die Körner in dichte, feine Quer runzeln aufgelöst,**) welcher
Sculpturausdruck für die turgidus-Formen sehr charakteristisch ist^) und allein schon
zur specifischen Trennung des turgidus von den mastix-Formen (pridnosus etc.) be-
rechtigt. Nur an der Basis und gegen die Spitze der Flügeldecken zu zeigen sich
noch sehr feine Körner.
Es zeigen auch einige andere Arten die Neigung, die Körner in Runzeln aufzu-
lösen, doch stets nur theilweise und zu groben, unregelmässig zwischen den Kör-
nern vertheilten Runzeln, wie z. B. bei dolomitae und aurosignatus, für welche diese
Unregelmässigkeit und Ungleichheit der Sculptur sehr charakteristisch ist im Gegen-
satze zu contractus und obsoletus, deren Sculptur sehr glcichmässigen Charakter trägt.
Bei der hochalpinen Varietät vlasuljensis des aurosignatus erscheinen die groben
Körner mitunter vollkommen abgeflacht, so dass die Flügeldecken fast fein gerunzelt
erscheinen, doch lassen die Runzeln mindestens durch ihre Form ihr Entstehen aus
groben Körnern noch deutlich erkennen.
1) S. Taf. XV, Fig. I und 2.
«) S. Taf. XV, Fig. 4 und 6.
») S. Taf. XV, Fig. 3.
*) S. Taf. XV, Fig. 6.
^) S. Germar, Reise nach Dalmaticn und in das Gebiet von Ragusa, p. 236.
40*
H2H III. NatnrwiHsoiisdiaft.
Die Punktstreiren der Flügeldecken — stets zwölf bis drcizclm auf jeder Decke
— sind bei derselben Art in Breite und Tiefe sehr verschieden. So finden sich aus
einer und derselben Localität injiatus mit sehr feinen Punktstreifen und solche (beson-
ders cTcT), bei denen die Streifen so breit sind als die Zwischenräume. Germar
schreibt von seinem 0. pruinosus: ^Flügeldecken sehr undeutlich, kaum durch das
Glas bemerkbar gestreift", was bei vielen pruinosus wohl zutrifft, doch bei vielen
anderen derselben Localitilt entstammenden und sonst ganz übereinstimmenden Stücken
wieder nicht. Bei der hochalpinen Varietät des consentanens (var. dryadis mihi) sind
nur elf Streifen deutlich wahrnehmbar. Bei der ebenfalls hochalpinen Varietät des auro-
signatus m. (var. vlasidjensis m.) sind die Punktstreifen meist gar nicht mehr erkennbar,
während der typische aurosignatus zwölf deutliche Streifen besitzt. Ebenso ist die
Wölbung der Zwischenräume mitunter sehr verschieden; meist ist dieselbe sehr
gering, doch finden sich unter den turgidus-ütiXcken von Bilek solche mit auffallend
stark gewölbten Zwischenräumen, besonders 99, während die zugehörigen cTcT vom
typischen iurgidus durch ihre auffallend geringe Grösse, schmale Gestalt etc. abweichen
(var. hilekensis m.).
Die Fühler sind in ihrer Länge ziemlich variabel; bei allen Arten ist das erste
und. zweite Geisselglicd gleich lang; die äusseren Geisselgliedcr sind bei den meisten
Arten länger als breit. Charakteristisch für manche Arten werden die Fühler erst
durch die Kürze und Gedrungenheit der äusseren Geisselgliedcr (5, 0 und 7), sobald
selbe nämlich kugelig oder nahezu kugelig sind, wie l)ei ohsoletus^ Reiseri, vranensis
etc. Thatsache ist, dass Formen, die in der Ebene und im Mittelgebirge gestreckte
Fühler haben, sobald sie in der alpinen Region (^ oberhalb der Baumgrenze) sich
finden, viel gedrungenere Fühler aufweisen. So hat sowohl der typische geniculatus
als auch die subalpinen Formen desselben (var. Ganglbaueri und var. Eppeh-
heimi m.) gestreckte Fühlei*, die äusseren Geisselgliedcr sind bedeutend länger als breit;
bei der var. herbiphagus m. jedoch, die sonst noch ausgesprochener geniculatus ist,
und die in der alpinen Region auf Alpenpflanzen lebt (Treskavicagebirge bei Sarajevo),
sind die Fühler schon viel kürzer und gedrungener, die äusseren Geisselgliedcr (5, 6, 7)
nur mehr sehr wenig, beim 9 kaum, länger als breit. Dasselbe gilt von aurosignatus m.
und dessen hochalpiner Form var. vlasuljansis m. Von der Meeresküste stammende
Heydeni haben sehr dünne, langgestreckte Fühler, mit sehr langen äusseren Geissei-
gliedern, hingegen haben die Stücke aus den Gebirgen bei Sarajevo sehr kurze Fühler,
deren äussere Geisseiglieder nur wenig länger als breit sind.
Die Beine scheinen mir in einzelnen Theilcn sichere Anhaltspunkte zur Trennung
einiger Arten zu bieten. Wenn auch die Länge der Taröcnglieder bei derselben Art
nicht immer ganz constant ist, so ist die Kürze und Breite des zweiten Tarsengliedes,
speciell dessen quere Stellung beim ö' ein sicheres Trennungsmerkmal für einige Arten.
Weniger constant ist die Länge der Schienen, ihre Krümmung und ihre Rauhigkeiten
(Zähnchen, Warzen) auf der Innenseite. Die meisten Formen des turgidus haben beim
cT die Schienen im oberen Theile innen sehr stark verdickt durch zahnartige, warzige
Auswüchse (s. Taf. XV, Fig. 7), doch ist auch diese Auszeichnung variabel. Vielleicht
ist selbe bei im Frühjahre zur Entwicklung kommenden Individuen stärker, hingegen
bei Herbstthieren schwächer. Diese Auszeichnung der Schienen beim cT ist besonders
stark bei der var. dulcis und var. velebiticus. Dem mastix und dessen Varietät
pruinosus fehlt sie.^) Die Länge der Schienen ist ziemlich constant; nur bei der var.
^) S. Taf. XV, Fig. 8.
Äpfel heck. Monographie der zwölfstreifigen Otiorrkt/nckus- Arten. 629
brevipes des turgidus sind die Schienen viel kürzer und auch stärker gebogen;*) auch
fehlt ihnen die geschilderte Verdickung, und wäre unter dem brevipes eine eigene Art
zu vermuthen, umsomehr als auch die ovale, schmale Körperform des brevipes gegen-
über der breiten, hinten stark zugespitzten turgidus -Form, dafür spräche. Doch sind
diese Merkmale bei den Dodecastichen so variabel, dass ich mich nicht entschliessen
konnte, den brevipes als selbstständige Art aufzustellen.
Die Verdickung der Schenkel beim cf bietet bei den Dodecastichen keine Anhalts-
punkte; ebensowenig die Farbe der Beine, welche von Hellroth durch alle Nuancen von
Braun bis ganz Schwarz variirt. Stierlin kennt z. B. keinen schwarzbeinigen pulveru-
lentus und geniculatus, ebenso keine rothbeinigen dalmatmus'^ von letzteren behauptet
er, dass selbe immature Stücke wären, und beschreibt rotlibeinige, stark ausgebauchte
dalmatinus als lauri.
Das Abdomen des cf ist bei allen Dodecastichen der Länge nach tief eingedrückt,
anscheinend zum Zwecke der Copula, weil durch den Eindruck des männlichen Ab-
domens eine leichtere Anschmiegung an die gewölbte Oberseite des 9 statthat. Bei
mehreren Arten (pulverulentus^ mastix, obsoletus u. A.) ist das Analsegment mit einer
runden, mehr oder minder tiefen Grube versehen, während es bei anderen Arten eben ist.
Diese Auszeichnung des cT bietet, wenn sie auch bei derselben Art bald schwächer,
bald stärker ist, immerhin eine Handhabe zu specifischen Trennungen. Die Behaarung
des Analsegmentes beim cT ist bei mehreren Arten sehr charakteristisch und bisher
von den Autoren übersehen worden. So haben manche Arten das Analsegment kahl,
manche ziemlich kurz und gleichmässig behaart, bei anderen wieder ist es an der
Spitze mit langen Haarbüscheln geziert (Verwandte des contractns).
Die Behaarung und Beschuppung der Oberseite ist mitunter sehr variabel. Die
Behaarung — resp. das Toment — ist bei pulverulentus besonders variirend, manchmal
sehr gleichmässig, dann wieder sehr ungleichmässig, sich zu Flecken zusammenziehend
(ab. conspurcatus). Bei mastix kommt mitunter eine doppelfärbige Behaarung vor,
und zwar grau, hie und da gemischt mit gelblichen Flecken. Die turgidus -Yowaen
zeichnen sich gegenüber den mastix-Yovmen durch die meist wenig dichte, aber sehr
regelmässige, fast gereihte gelbliche Behaarung aus, während die Behaarung der mastix-
Fonnen filzartiger und unregelmässiger ist. Für den i>. lieiseri und Speiseri ist die
äusserst feine, kurze und spärliche, staubartige Behaarung charakteristisch. Ebenso
ist die Metallescenz der Schuppenhaare für einige Arten, wie geniculatus^ aurosignatus
und contractus sehr eigenthümlich, und lässt sich dadurch z. B. geniculatus von oft
ähnlichen inflatus stets sicher trennen.
Der Penis der Dodecastichen bietet in seiner bei allen Arten gleichen Gestaltung
keinen Behelf zu Arttrennungen.
Schliesslich will ich noch erwähnen, dass in den Sammlungen die Dodecastichvs-
Arten — wie ich mich mehrfach überzeugt habe — zum grossen Theile falsch bestimmt
sind. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, durch die folgende Bearbeitung in dieser
äusserst schwierigen Gruppe der Otiorrhynchen Ordnung zu schaffen und die sichere
Bestimmung der Dodecastichen zu ermöglichen, zu welcher Annahme mich die grosse
Sorgfalt und die strengste Gewissenhaftigkeit, welche ich auf die Arbeit verwendet
habe, sowie die eigene Sicherheit im Bestimmen der Arten, die ich mir dabei errang,
berechtigen.
1) S. Taf. XV, Fig. 9.
630 III. Naturwissenschaft.
Einer angenehmen Pflicht entledige ich mich, indem ich hier allen jenen Herren
meinen wärmsten Dank sage, die durch liebenswürdige Einsendung von Vergleichs-
material oder schriftliche Mittheilungen meine Arbeit förderten, speciell meinem lieben,
hochverehrten Freunde und CoUegen HeiTU Ludwig Ganglbauer — Wien, ferner den
Herren: Dr. Bielz — Hermannstadt, Dr. Brancsik — Trencsin, E. Graf Brandis —
Travnik, A. Carret — Chartreux, Dr. Chyzer — Budapest, K. Daniel — München,
J. Daniel — Ingolstadt, J. von Friwalsky — Budapest, Dr. R. Gestro— Genua, Dr.
von Hey den — Bockenheim, J. Kaufmann — Wien, Dr. G. Kraatz — Berlin, Prof.
L. von M^hely — Kronstadt, E. Merkl — N^met-Bogsdn, J. B. Novak— Zara, Dr. Petri
— Schässburg, Dr. Puton — Remiremont, J. B. Renaud — Lyon, E. Reitter — Paskau,
Dr. Schilsky — Berlin, Dr. Schreiber — Görz, A. Viertl — Fünfkirchen und J.Weise
— Berlin. Ganz besonders danke ich auch Herrn Dr. G. Stierlin in Schaffhausen,
der sich um die Kcnntniss der Otiorrhynchen, namentlich durch seine „Revision der
europäischen OtiorrhynchuS'Arieu^ sehr verdient gemacht hat, fiir die Mühe, die er
sich mit der Determination des äusserst schwierigen bosnischen Dodecastichenmateriales
gegeben hat. Leider konnte ich derselben zum grösseren Theile nicht beistimmen, was
mich schliesslich veranlasste, die ganze Gruppe der Dodecastichen selbst eingehend zu
Studiren und umzuarbeiten.
Benutzte Literatur.
Schönherr, Synonymia insectorum. Genera et species Curculionidum.
Olivier, Entomologie ou histoire naturelle des insectes.
Germar, Reise nach Dalmatien und in das Gebiet von Ragusa.
Stierlin, Revision der europäischen Otiorrhynchus- Arten,
Stierlin, Bestimmungstabelle der europäischen Coleopteren, IX. Curculionidae
Seidlitz, Die Otiorrhynchiden s. str. nach den morphologischen Verwandtschafts-
verhältnissen ihres Hautskelets etc.
Seidlitz, Fauna trän ssy 1 van ica.
Redtenbachcr, Fauna Austriaca. H. Auflage.
Schilsky, Systematisches Verzeichniss der Käfer Deutschland« etc.
von Heyden, Reitter und Weise, Catalogus Coleopterorum Europae, Caucasi et
Armeniae rossicae, ed. 1891.
Brancsik, Die Käfer der Steiermark.
Ormay, Supplementa faunae coleopterorum in Transsylvania.
Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien.
Deutsche entomologische Zeitschrift. XXV, XXIX.
Jahrbuch des naturhistor. Landesmuseums von Kärnten, Bd. XVIII, 1886.
Müller, Terminologia cntomologica.
Bcstimmnngstabelle L
1 Flügeldecken fein gekörnt oder fein gerunzelt 2
— Flügeldecken grob gekörnt oder grob gerunzelt 3
2 Fühler gestreckt Heydeni, mastix, turgidus
— Fühler gedrungen Reiseri, vranensis sp. nov.
3 Behaarung der Flügeldecken metallisch 4
— Behaarung der Flügeldecken nicht metallisch 5
4 Rüssel ausgeschweift verengt (schmälste Stelle des Rüssels in der
Mitte), Analsegment des cT kurz behaart geniculatus
Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. III. Band.
Apfelbeck: Dodecastichus Strl.
Taf. XVI.
Fig. 1 genicuLatua (Rüsseltypus).
„ 2 , (Fühlertypus).
„3 1 cT (tarsu.s poster.).
Fig. 4 auroftiffnabia (Rüsseltypus).
« 5 „ (Fühler).
„6 » cT (tarsus poster.).
s<v
Apfelbeck. Monographie der zwölfstreifigen Otiorrhynchus' Arteu. 631
Rüssel geradlinig (schmälste Stelle an der Spitze vor Erweiterung zu
den Pterygien), Analsegment des cT lang behaart, mit goldgelben
Haarbüscheln . coniractus^ aurosignatus sp. nov.
Flügeldecken beim c? oval, beim 9 kurz- oval infiatus
Flügeldecken beim cT länglich-oval, beim $ oval 6
Rüsselbasis {ahy) deutlich schmäler als der Hinterkopf {cd), Rüssel
ziemlich gleichbreit pulverulentus, dalmatinus
Rüsselbasis (a'6')*) sehr wenig schmäler als der Hinterkopf (c^d'\
Rüssel an der Spitze (vor Erweiterung zu den Pterygien) am
schmälsten, gleichmässig nach vorne sich verschmälernd 7
Flügeldecken an der Spitze einzeln ausgezogen consentaneus
Flügeldecken an der Spitze gemeinsam abgerundet 8
Analsegment des cT ohne Grube Speiseri sp. nov., dolomitae
Analsegment des cf mit Grube obsoletus, moldovensis sp, nov.
Bestimm iingstabelle II.
Halsschild und Flügeldecken grob gekörnt oder grob runzelig gekörnt ... 5
Halsschild und Flügeldecken sehr fein und dicht gekörnt oder die
Flügeldecken fein gerunzelt 2
Halsschild fein, aber nicht dicht gekörnt, Flügeldecken sehr fein
zerstreut gekörnt, zwischen den Körnern dicht und fein punktirt
oder nochmals äusserst fein gekörnt Heydeni Strl.
Fühler dünn, langgestreckt, die äusseren Geisselglieder deutlich länger
als breit 3
Fühler kürzer, kräftiger, gedrungen, die äusseren Geisselglieder kaum
merkbar länger als breit, beim 9 fast kugelig; zweites Tarscnglied
des cT quer 4
Rüssel länger, schmäler, vom Kopf deutUch abgesetzt, daher an der
Basis merklich schmäler als der Hinterkopf (unmittelbar am Augen-
rande gemessen); Toment länger und ungleichmässiger, die Ober-
seite dadurch mattgrau erscheinend; Flügcldeckensculptur körnig,
nicht oder nur stellenweise etwas runzelig mastix Oliv.
Rüssel kürzer, breit, vom Kopfe undeutlich abgesetzt, daher an der
Basis kaum merklich schmäler als der Hinterkopf (unmittelbar am
Augenrande gemessen); Toment sehr kurz und gleichmässig, fast
gereiht, die Oberseite dadurch glänzender und schwarz oder pech-
braun erscheinend; Flügeldeckensculptur oben nicht körnig, sondern
dicht und fein quer-runzelig, nur an der Basis und gegen die
Spitze sehr fein körnig turgidus Germ.
Körper gestreckt, die Flügeldecken des (f wenig ausgebaucht und
zur Spitze allmälig verengt, Analsegment des cT fast eben; Toment
dicht und gleichmässig, die Oberseite mattgrau erscheinend
sp. nov. Reiseri Apfelb.
Körper gedrungen, die Flügeldecken des d* seitlich viel stärker aus-
gebaucht und zur Spitze stärker verengt; Analsegment des cT mit deut-
>) S. Taf. XVI, Fig. 1.
«) S. Taf. XVI, Fig. 4.
632 III. Naturwissenschaft.
lieber, grosser, seichter Grube; Toment sehr spärlich, staubartig,
die Oberseite dadurch tiefschwarz und glänzend erscheinend;
Fühler noch kürzer und gedrungener, die äusseren Geisselglieder
nicht länger als breit sp. nov. vranensis Apfelb.
5 Rüsselbasis (nb)^) bedeutend schmäler als die Breite (cd)^) des
Hinterkopfes; Rüssel daher vom Kopfe deutlich abgesetzt 6
— Rüsselbasis (a'b')^) sehr wenig schmäler als die Breite (c'd')*) des
Hinterkopfes; Rüssel daher vom Kopfe selir undeutlich abgesetzt .... 9
6 Flügeldecken beim cT eiförmig, beim 9 breit-eiförmig 7
— Flügeldecken in beiden Geschlechtern länglich-eiförmig') 8
7 Rüssel meist mit zwei deutlichen Längsfurchen, Haarflecken (Toment)
grau, gclblicligrau oder bräunlich, nicht metallisch . . inßatua Schönh.
— Rüssel meist nicht oder undeutlich gefurcht, Haarflecken (Toment)
grünlich- oder gelblichgrün-goldig, unter der Loupe stets deutlich
metallisch geniculatas Germ.
8 Flügeldecken beim cP meist stärker hinter der Mitte zusammen-
gedrückt (deutlicher gekielt), in beiden Geschlechtern zur Spitze
schräg abfallend pulverulentua Germ.
— Flügeldecken beim cf schwächer hinter der Mitte zusammengedrückt
(undeutlicher gekielt), viel steiler, beim 9 senkrecht abfallend
dalmatinus Gyllh.
9 Analsegment des d eben, ohne Grube 10
— Analsegment des cT mit deutlicher Grube oder an der Spitze tief quer
eingedrückt 14
10 Flügeldecken in beiden Geschlechtern an der Spitze gemeinsam ab-
gerundet, die Spitze nicht vorgezogen, Flügeldecken beim cT nicht
oder sehr undeutlich gekielt, Fühler gedrungen 11
— Flügeldecken spitze besonders beim 9 sehr deutlich vorgezogen; Flügel-
decken beim d meist deutlich gekielt, Fühler gestreckt consentaneus Schönh.
11 Sculptur sehr gleichmässig 12
— Sculptur sehr ungleichmässig 13
12 Toment grau, nicht metallisch, zweites Tarsenglied des cT quer, Fühler
dick, gedrungen, Analsegment des cT dicht gelblichgrau behaart
sp. nov. Speiseri Apfelb.
— Toment grünlichgrau, mehr minder stark metallisch, zweites Tarsen-
glied des d nicht quer, länger als breit, Fühler schwächer, ge-
streckter, Analsegment des cT an der Spitze mit langen, gold-
gelben Haarbüscheln contractus Hampe
13 Toment gelblich- oder grünlichgrau, nicht metallisch, Tarsen schmäler,
zweites Tarsenglied beim d schwach quer, kaum breiter als lang,
d Analsegment bebüschelt dolomitae Kiesenw.
— Toment sehr stark metallisch, Tarsen breiter, zweites Tarsenglied des
o" deutlich quer, merklich breiter als lang, d Analsegment be-
büschelt sp. nov. aurosignatus Apfelb.
1) S. Taf. XVI, Fiir. 1.
2) S. Tat*. XVI, Fiff. 4.
^) Heim 9 '^"'^^ *^>^ FlüjreldcH'kcn hol allen Dodeeastichen breiter al» beim rj\ sind aber nnr bei
injiatus und ffciüadatm broit-oiförniijr, hv\ allen anderen Arten mehr minder länorlieh-eifiJrmig.
Apfelbeck. Monographie der zwölfstreifigen Otiorrhynchus'Arteii. boO
14 Analsegment des cT mit mehr minder tiefer Grube und kaum oder
sehr kurz behaart obsoletus Strl.
— Analsegment des cT an der Spitze tief und quer eingedrückt und
lang behaart, an der Spitze beiderseits mit Haarbüscheln
sp. nov. Moldovensis Apfelb.
Beschreibung der Dodecastichus -Arten.
A. Verwandte des Heydeni Strl.
Halsschild und Flügeldecken fein gekörnt oder fein quergerunzclt.
1. JO. Heydmii Strl.
Oblongo-ovatuSy piceiLS vel rufopiceuSy griaeo- vel flavo-tomentosus, capite lato, crasso;
rostro capite paulo longiore, apicem versus vix angustato, carinato, plus minusve evi-
denter hicanaliculato ; prothorace elongato latitudine paulo longiore^ subtiliter disperseque
granulato, elytris pone medium in cT valde compressis, punctatostriatis, interstitiis
subtilissime confertimque punctatis et subtilissime disperseque granulatis, tomento
griseo vel flavo confertim inaequaliterque (plus minusve) macidatim condensato varie-
gatis; antennis gracilibus, funiculi articulis externioribus latitudine evidenter longioribus.
cf segmento anali non impresso,
9 elytris latioribus, pone medium minus compressis.
Long. G-ö—lO-O Mm.
Sti erlin, Revision der europiUsclien Otiorrhynchut-krien, p. 39.
Stierlin, Bestimmunj^stabellen der europäischen Coleopteren. IX. Curculionidae, p. 20.
Seidlitz, Fauna transsylvanica, p. 615.
Länglich-eiförmig, pechbraun, mit mehr oder minder deutlichem Stiche ins Röthliche,
Kopf breit und dick, Rüssel wenig länger als der Kopf, zur Spitze kaum verschmälert,
gekielt, mit zwei deutlichen Furchen; Halsschild meist sehr lang, meist etwas länger
als breit (aber ausnahmsweise auch etwas breiter als lang), mehr oder minder dicht und un-
regelmässig, fein gekörnt, Flügeldecken ziemlich dicht, meist unregelmässig — etwas
fleckig — mit gelben oder gelblichgrauen Haaren bekleidet, hinter der Mitte (gegen die
Spitze) süirk zusammengedrückt, mit deutlichen, massig tiefen Punktstreifen, die Zwischen-
räume mit sehr zerstreuten, äusserst feinen Körnern sehr dicht und fein punktirt
oder nochmals äusserst fein gekörnt.
cT Analsegment nicht eingedrückt.
$ Flügeldecken breiter, hinter der Mitte weniger zusammengedrückt.
Länge 6-5— 100 Mm.
In Istrien, Dalmatien, Kroatien, Ungarn (?) (Seidlitz), Hercegovina und Bosnien
auf Gesträuch. Fehlt der alpinen Region. Bei Sarajevo auf Fraxinus ornus^ aber selten.
Eine leicht kenntliche Art. Cliaraktcristisch durch die zerstreuten feinen
Körner der dicht punktirten oder nochmals feinst gekörnten Flügeldecken. Die Länge
der Fühler ist sehr variabel. Stücke aus der Hercegovina von der Meeresküste bei
Neum haben sehr gestreckte Füliler, während die P^ühler der Sarajevoer Stücke viel
kürzer sind; doch sind die äusseren Geisseiglieder stets länger als breit.
Diese Art hat von allen Dodecastichen weitaus das längste Halsschild; es ist die
einzige Art, bei welcher (nach Zirkel messungen) das Halsschild factisch länger als
breit wird. Jedoch gibt es auch (abnormale) lleydeni, bei denen das Halsschild etwas
634 III. Naturwisücnschaft.
breiter als lang oder so lang als breit ist. Die Halsschilddimensionen täuschen das
Auge sehr, und nur durch exacte Zirkelmessungen bekommt man das richtige Ver-
hältniss der Länge zur grössten Breite.
Von 0. dulcis unterscheidet ihn Stierlin (Revision, p. 39) durch viel schlankere
Fühler. Ich habe ausgesprochene Heydeni vor mir, deren Fühler um nichts länger
sind als die typischer dulcis. Von diesen ist Heydeni durch die Sculptur der Flügel-
decken und des Halsschildes leicht zu unterscheiden. Bei dulcis sind die Flügeldecken
oberseits sehr fein und dicht quer gerunzelt, nur an den Seiten gekörnt, das Halsschild
ist bei dulcis auf der Scheibe nicht gekörnt, sondern sehr fein runzeligpunktirt.
Von mastix und dessen übrigen Varietäten unterscheidet er sich hauptsächlich
durch die auf den Flügeldecken sehr zerstreuten Könier, welche bei jenen dicht
gedrängt sind.
i. I). mastix Oliv.
Typus: Oblongo-ovatus, niger, griseo- vel flavo-tomentosus; rostro capite longiore,
apicem versus angustatOj carinato; prothorace subconvexOj suhtiliter confertimque granu-
lato; elytris tomento griseo vel flavo inaequaliter vestitisj laterihus antice fortiter
dilatatis, pone medium compressisy apicem versus valde angustatis, apice conjunctim
rotundatis, punctato»triatis , interstitiis confertissime subtilissimeque granulatis
vel parce riigoso-granulatis ; antennis pireis vel rufopiceiSj gracilihus, funiculi articulis
externioribus latitudine evidenter longioribus; pedibus rufis vel rufopiceis, geniculis
nigris vel pedibtcs nigris. Long. 7'0 — lO'O mm.
cf segmento anali obsolete vel vix foveolato, tibiis subdenticnlatis.
9 elytris latioribus, pone medium minus compressis, rostro breviore^ anteiinis
brevioribus.
OHvier, Histoirc naturelle des Insectes. Coleopt, Tom. V, p. 376, Nr. 447, Taf. 25, Fig. 351.
Sch«nhcrr, Synonymia insectorum II, p. 569, 31 und VII, p. 275, 44.
Rcdtenbacher, Fauna austriaca, 3. Aufl., II, p. 208.
Küster, Käfer Eur. XI, 57.
Bach, Käferfauna, p. 272, 4.
Stierlin, Revision der europäischen Otiorrhynchus -Arien, p. 42 — 44.
Stierlin, BestimmungstabcUo der europäischen Coleopteren. IX, Curculionidae, p. 22.
Synon.: Ciircuiio prtti7wsuji, Gormar, Reise nach Dalmatien und in das Gebiet von Ra-
giisa, p. 257.
Otireulio ffcafßricollht, Ger mar, ib., p. 259.
Aberrationes: a) pruinosus Germ, major, elytris subtilissime punetatostriatis,
pedibus robustioribus, tibiis in cf fortius denticulatis.
b) scabricollis Genn. angustior, subtilius granulatus.
Typische Form: Länglich-eiförmig, schwarz, mit grauem oder gelblichem, un-
gleichmässigem, mitunter zu Flecken gedrängtem Toment; Rüssel massig breit, etwas
länger und deutlich schmäler als der Kopf, von diesem daher deutlich abgesetzt, gegen
die Spitze alhnälig verengt, gekielt, schwach gefurcht; Prothorax massig dicht und
fein gekörnt, schwach gewölbt, an den Seiten ziemlich stark (beim d" stärker) er-
weitert; Flügeldecken an den Seiten ziemlich stark ausgebaucht und zur Spitze (be-
sonders beim r/) schnell verengt, mit meist deutUchen Punktstreifen, die Zwischen-
räume sehr fein und dicht gekörnt, zwischen den Körnern mitunter etwas
runzelig; Fühler dünn, gestreckt, die äusseren Geisselglieder stets deutlich länger als
breit; Beine roth- oder pechbraun mit schwarzen Knieen oder ganz schwarz. Länge:
7.0_10-0 Mm.
Apfel b eck. Monographie der zwOlfistrelfigen Otiorrhynchua-Arten. 635
cf Analsegment schwach eingedrückt^ mit sehr seichter, oft undeutlicher Grube.
Schienen schwach gezähnelt.
9 Flügeldecken breiter, mehr oval, hinter der Mitte weniger compress und zur
Spitze allmäliger verengt.
Verbreitung: In Oesterreich (Wechselgebiet, Ganglbauer) besonders im süd-
lichen Theile (Görz) (ah, pruinosus) und Ungani (Fünfkirchen, Viertl); im südlichen
Dalmatien und Hercegovina schon fehlend und dort durch turgidiLS -Formen ersetzt.
Fehlt in der alpinen Region.
Aberrationen: a) pruinosus Germ. Grösser, Punktstreifen meist feiner, Beine
kräftiger und beim cf die Schenkel etwas dicker, Schienen des cT stärker gezähnelt.
b) scabricollis Germ. Schmäler, Sculptur feiner.
D, inastix ist von allen Dodecastichen durch die fein und dicht gekörnten
Flügeldecken und Halsschild leicht zu unterscheiden und höchstens mit dem ebenfalls
fein gekörnten D. Heydeni zu verwechseln, welcher sich jedoch von den mastix-ForaiGn
durch längeren Prothorax und die zerstreut gekörnten Flügeldecken etc. unterscheidet.
3. D. turgidus &erm.
Forma typica: Oblongo-ovatus, niger vel piceuSy suhpuhescens ; rostro latOj capite
non longiore, apicem versus paulatim aequaliterque suhangustato ; protkorace laterihus
suhtiliter granulato, supra suhrugoso-punctato ; elytris laterihus antice sat dilatatiSy
pone medium compressis, apicem versus valde angustatis^ punctatostriatis, interstitiis
confertissime subtilissimeque aequaliter transversim-rugosiSy tomsnto flava
hrevissimo valde aequaliter vestitis; antennis gracilihv^y funiculi articulis externioribus
latitudine evidenter longiorihus; pedibus nigris vel piceis. Long. 80 — ll'O mm,
Croatia merid,, Dalmatia, Hercegovina,
cf tibiis posticis basin versus tuberculoso-dilatatis et fortiter denticulatis, segmento
anali subfoveolato,
Ger mar, Reiße nach Dalmatien und in das Gebiet von Ragusa, p. 236 (CurcuLio tnrgidtu).
Schönherr, Synonymia insectorum, II, p. 569, 32 und VII, p. 277, 46.
Stierlin, Revision der europäischen 0/w;*rÄywcÄtt*-Arten, p. 40. 41.
Stierlin, Bestimmungstabelle der europäischen Coleopteren. IX, CurcuUonidae, p. 12 (var. turgidus).
Aberrationes: a) Elytris lateribus magis dilatatis, ventricosis; pedibus rufo-
piceis y genuibus obscurioribus : dulcis Germ.
b) Rostro paulo longiore; elytris rugosis et parce sub-granulatis : velebiticus Apfelb.
Varietät es: c) elytris lateribus parum dilatatis, apicem versus paulatim angu-
statis; pedibus brevioribuSy tibiis multo brevioribuSy incurvis, basin versus non tuber-
culoso-dilatatis: brevipes Apfelb.
d) minor, angustior^ elytris lateribus parum dilatatis, apicem versus subangustatis ;
^ elytrorum interstitiis subconvexis. Long, (f: 7'0, ^ : 8'0 — 8' 5 mm.: bilekensis Ki^kWi,
Typische Form: Länglich-eiförmig, schwarz oder pechbraun; Rüssel sehr
breit und kurz, vom Kopfe nicht abgesetzt und nicht länger als dieser; Pro-
thorax an den Seiten fein gekörnt, oben und vorne meist etwas runzelig punktirt:
Flügeldecken an den Seiten ziemlich stark ausgebaucht und dann schnell zur Spitze
verengt, mit feinen Punktstreifen und dicht und fein quergerunzelten Zwischen-
räumen; Toment gelblichgrau, sehr kurz und gleichmässig, so dass die Oberseite
seidenglänzend erscheint; Fühler schlank,^) zierlich, Beine dunkel. Länge: 80 — 11*0 Mm.
*) Individuen aus der alpinen Region (vom VelcägebirgebeiMostar) haben kürzere, gedrungenere Fühler.
636 III. Naturwhs.seii8chaft.
cT Hinterschienen gegen die Basis beulenartig verdickt und stärker gezähneit
(s. Taf. XV; Fig. 7), Analsegment mit seichter, oft undeutlicher Grube.
Südliches Kroatien (Velebit), Dalraatien, Hercegovina. Geht auch' hoch ins Gebirge
bis in die alpine Region (Velez, Volujak).
Aberrationen: a) Flügeldecken sehr stark bauchig erweitert, Beine rothbraun
mit dunkleren Knieen. (Besonders unter den Stücken von Zara): dulcis Germ.
b) Rüssel etwas länger, Tomcnt dichter und länger (die Oberseite dadurch matter),
Flügeldecken zwischen den Runzeln hie und da sehr fein gekörnt: velebiticus K^kXb.
(Besonders unter Stücken vom Velebitgebirge in Südkroatien und Ljubuäa-Planina,
Hercegovina).
Localvarietäten: c) Flügeldecken seitlich sehr wenig ausgebaucht und gegen
die Spitze allmälig verengt; Beine kürzer, besonders die Hinterschienen des cT
viel kürzer als bei gleichgrossen typischen fwr^i du« Stücken, stärker gebogen und
beim cT gegen die Basis zu nicht beulenartig verdickt; bi'evipes Apfelb. (s. Taf. XV,
Fig. 9). .
Hercegovina.
d) Kleiner, das cf viel schlanker, die Flügeldecken sehr wenig ausgebaucht, beim
9 die Zwischenräume der Flügeldecken mehr oder minder erhaben. Länge: 7*0 Mm.
((/), 8-0 — 8-5 Mm. (9): bih^kensis AfMh.
Bei Bilek (Hercegovina).
Die hcrgidiis -Formen sind von allen Dodecasticlien durch die dicht und fein
quergerunzelten Flügeldecken leicht zu unterscheiden. Germar hat in seiner Be-
schreibung des turgidus und dulcis^) dieses charakteristische Merkmal ausdrücklich
hervorgehoben und sagt bei diesen von den Flügeldecken „subrugosis, schwach ge-
narbt", hingegen von pruinosus und scahricollis ganz richtig: „die Deckschilde sehr
fein gekörnt". Die Formen mit gerunzelten Flügeldecken (turgidus, dulcis etc.)
haben gegenüber denjenigen mit gekörnten Flügeldecken (mastix, pruinosus) einen
kürzeren, dickeren, vom Kopfe weniger abgesetzten Rüssel und stets eine sehr gleich-
massig vertheilte, kürzere und minder dichte Behaarung, wodurch die Oberseite glän-
zender erscheint. Obwohl die Sculptur der Dodecastichen im Allgemeinen sehr variabel
ist, so berechtigt die bei den turgidas-Yovmen charakteristisch ausgeprägte Sculptur
nach dem Gesagten doch zur Trennung dieser von den mastlx-pruinosus-Y ovmen.
4. Retseri Apfclb. sp. nov.
OblongO'Ovatus, niger, pubeacens; rostro lato, capiU viv longiore et paulo angustiore,
apicem versus paulatim angustato, carinatOj vix canalieulato ; prothorace longitudine
paulo latiorey lateribus j)arifm dilatato, confertim stcbtilissimeque granulato; elytris
lateribus parum dilatatiSj apicem versus paulatim angustatis, apice conjunctim rotun-
datisy pube cinerea confertissime aequalissimeque vestitis, punctatostriatis, inter-
stitiis confertim s ubtilissimeque granulatis ; antennis mediocribus, sat robustis, rufis,
funictdi articidis externioribus latitudine rix longioribus, subglobosis;
pedibus rufis, geuicnlis nigris, tibiis 2^osticis subdenticulatis. Long. 7'0 — O'O mm.
(S tarsorum articulo secundo transrerso, segmento anali plano^ non foveolato.
9 elytris lateribus magis dilatatis, rostro latiore et paulo breviore.
In alpibus Ihrcegoxnnae, Crrstnica planina.
*) (tcriTiar, Koise nach Dalniaticn und in das Gebiet, von Rag^u.sa, p. 236 — 239.
Apfolbock. MonojDcraphie der zwöli'stroiiigen Ollorrhynchuh-AriQM. 637
Länglich-eiförmig, schwarz, die ganze Oberseite gleichmässig und dicht fein
grau behaart; Rüssel breit, wenig schmäler und kaum länger als der Kopf, von diesem
kaum abgesetzt, zur Spitze allmälig verengt, schwach gekielt und kaum gefurcht;
Prothorax schmal, wenig breiter als lang, an den Seiten sehr wenig erweitert, dicht
und sehr fein gekörnt; Flügeldecken beim d" sehr schmal, an den Seiten wenig
ausgebaucht und allmälig zur Spitze verengt, fein p unk tirt-gest reift, die Zwischenräume
äusserst fein, dicht und gleichmässig gekörnt, mit sehr kurzen grauen Haaren
sehr dicht und gleichmässig bekleidet; Fühler massig lang, ziemlich kräftig, roth-
braun, die äusseren Geisseiglieder sehr wenig oder kaum länger als breit; Beine
rothbraun mit schwarzen Knieen, Tarsen kurz. Länge: 70 — 90 Mm.
cT zweites Tarsenglicd quer; Analsegment eben, ohne Grube, Hinterschienen
schwach gezähnelt.
9 Flügeldecken breiter, seitlich stärker ausgebaucht und daher hinten mehr zu-
gespitzt, Rüssel breiter und etwas kürzer.
Diese sehr interessante Art wurde von Herrn Gustos O. Reiser aus der Cvrstnica
planina (Hercegovina) in mehreren Exemplaren mitgebracht, wo dieselbe in der alpinen
Region unter Steinen lebt.
Einem D. masüx im Habitus am ähnlichsten, jedoch (besonders der c/') viel
schlanker, unterscheidet er sich von diesem durch den kürzeren, breiteren, vom Kopfe
weniger abgesetzten Rüssi^l, schlankere Gestalt, kürzere und dickere Fühler, kürzere
Tarsen — beim <S queres zweites Tarsenglicd — , das vollkommen gleichmässig ver-
theille Toment und das ebene Analsegment des cT.
Von den Tunjidus-Y ovmaw ist er leicht durch die dicht gekörnten Flügeldecken,
die kürzeren, dickeren Fühler und Tarsen, besonders die kurzen äusseren Geisseiglieder
und das quere zweite Tarsenglicd des o", sowie das seitlich weniger erweiterte Halsschild,
dichteres Toment und einfache, schwach gezähnelte Schienen des d" zu unterscheiden.
Von den Ohsoleitis 'Yormo^n ist er leicht durch die äusserst fein und gleich-
mässig gekörnten Flügeldecken und Halsschild, kürzeren Rüssel etc. zu trennen. Er
stellt ein natürliches Bindeglied zwischen den Mastix- und Turgidus-¥ov\\\(in dar, hat
was^iaj-ähnlichc Sculptur, den Kopfbau und das gleichmässig vertheilte Toment hingegen
mit den Turgidus-Vovvci^n gemein, hebt sich von beiden jedoch durch die kurzen,
dickeren Fühler und Tarsen und das schmale Halsschild gut ab.
5. 1>. vranensls Apfelb. sp. iiov.
Oblongo'OvatuSy nigerj fere niidas; rostro lato, hrevi, capite paulo angustiore
et vix longiore, apicem versus paulatim angustato, carinato, vix canaliculato ; pro-
thorace lateribus suhtiliter confertimque granulato^ stipra confertim rugoso-punctatOy
subconvexoy lateribus sat dilatato, latitudine evidenter breviore; elytris lateribus
sat dilatatisy apicem versus subito angustatis, apice conjunctim rotundatis, punctato-
striatiSj interstitiis subtilissime confertissimeque riigosis^ parce granulatis, pube
flava brevissima pulverulenta parce vestitis; antennis rufopiceisj brevibuSy funi-
culi articulis externioribus latitudine vix longioribus, subglobosis; pedibus rufls
vel rufojnceis, geniculis nigris. Long, 7/> — 8'0 mm,
cT tarsorum articulo secundo transversa, segmento anali foveolatOy tibiis posticis
subdenticulatis,
2 rostro latiore brevioreque, elytris latioribus, apicem versus paulatim angustatis.
In alpibus Bosniae merid,; Vran planina. Alpine Form.
638 ni. Naturwissenschaft.
Im Habitus kleinen, abgeriebenen mastix^ turgidus und obsoletus ähnlich, unter-
scheidet er sich von mastix durch den kurzen, breiten Rüssel, die fein runzeligen
Flügeldecken, das oben runzelig punktirte Haisschild, den Bau der Fühler und Tarsen;
von turgiduB, dem er in der Sculptur und im Rüssel bau sehr nahe kommt, durch den
Bau der Fühler, Tarsen und des Analsegmentes (beim cf); von obsoletus durch die
feine Sculptur und von allen drei Arten durch die spärliche, staubartige Behaarung.
B. Verwandte des inflatus.
Halsschild und Flügeldecken grob gekörnt oder grob runzelig-gekörnt, Körper
kurz- oder breit-eiförmig, Analsegment des cT kurz oder massig lang behaart.
6. D. inßtUus SchOnh.
OvatuSy niger, parce tenuiter griseo- vel flavo-tomentoaua ; rostro capite dimidio
fere longiore et multo angustiore, apicem versus non angustato, carinato,
evidenter bicanaliculato; prothorace maxima latitudine paulo hreoiore, lateribus
modice dilatato, confertim rudeque granulato; elytris brevibus^ breviter-ovatis,
pone medium sat compressis, lateribus antice (in cT minus, in 9 magis) rotundato-
ampliatis, apicem versus mox angustatis, plus minusve profunde punctatostriatisy inter-
siitiis confertim rudeque granulatis vel rugoso-granulatis; antennis gracilibus,
funiculi articulis externioribus latitudine evidenter longioribus, pedibus nigris.
(f segmento anali obsolete foveolato; tibiis anticis subdenticulatis.
9 elytris multo latioribus, pone medium minus compressis; prothorace lateHbus
antice minus dilatato; rostro breviore.
Long. 60 — ll'O mm,
Schönhcrr, Synonymia insectonim 11, p. 566. 27 (O. infiaius DM.).
Bach, Käferfauna, p. 274. 10.
Sti erlin, Revision der europäischen Otioi-rhyrichtts- ATtcn, p. 37.
Kodtcnbacher, Fauna austriaca, 3. Aufl., II, p. 215.
Sti erlin, Bestimmungstabellc der europäischen Coleoptercn, IX, Curculionidae, p. 19.
Synon.: O. aalehvoma Schönh. VII, p. 299. 88.
ScidlitK, Fauna transsylvanica, p. 616.
a) major, latior et robustior, elytroinim striis subtilioribus, pedibus nigris vel
rufopiceis, I^ong, Ü'O — lO'O mm, : ab. picipennis Strl.
b) rufopiceus vel castaneus, pedibus itifis, geniculis nigris. Long, 60 — 8'5 mm,:
ab. salebrosus Schönh.
c) multo major, prothorace lateribus valde dilatato, latitudine multo breviore,
subtilius granulato, pedibus nigris, robustioribus, femoribus valde incrassatis. Long,
ll'O Mm.: yar. florentinus mihi.
Italia,
D, inflatus Schönh. Kurz-eiförmig, grau oder gelblichgrau behaart; Kopf massig
breit; Rüssel schmal, bedeutend schmäler als der Kopf und an der Basis kaum
breiter als vor der Spitze, um die Hälfte länger als der Kopf, ziemlich stark
gekielt, oben mit ziemlich scharfen Scitenkanten, wodurch zwei deutliche, massig
tiefe Furchen entstehen; Halsschild an den Seiten massig gerundet-erweitert, etwas
breiter als lang, oben dicht und grob gekörnt; Flügeldecken beim c? eiförmig oder
kurz-eiförmig, beim Q breit-eiförmig, mit grauem oder gelblichem, theilweise zu
Flecken gedrängtem, nie metallischem Tomente, welches mitunter jedoch fast ganz
fehlt, in beiden Geschlechtern ziemlich steil abfallend, beim cf hinter der Mitte stark
Apfelbeck. Monographie der zwölfstreifig-en Otiorrhynchus- Arten. Dö9
zusammengedrückt, ihre Spitze gemeinsam zugerundet und nicht vorgezogen, die
Sculptur sehr veränderlich, bei normalen Stücken mit tiefen, groben Punktstreifen und
ziemlich dicht und grobrunzelig-gekörnten Zwischenräumen; Fühler massig lang,
die äusseren GeisselgUeder stets länger als breit; Beine der Stammform schwarz.
d Analsegment kurz behaart, sehr schwach eingedrückt, Vorderschienen sehr
schwach gezähnelt.
9 Flügeldecken breiter, hinter der Mitte weniger compress; Halsschild seitlich
weniger erweitert, Rüssel kürzer.
Länge: 60 — 110 Mm.
In Oesterreich, besonders Steiermark, Krain bis Dalmatien (?); Ungarn (besonders
nördliches), Schlesien, Kroatien, nördliches und mittleres Bosnien, Serbien (Zebe,
Getschmann), Italien (nördliches); Tirol.
Fehlt im südlichen Bosnien und Hercegovina.^) Lebt in der Ebene und im
Mittelgebirge auf Gesträuch. Fehlt der alpinen Region.
Leicht kenntlich durch die kurzen, beim 9 breit- eiförmigen Flügeldecken; nur
ganz abgeriebene Stücke wären mit gemcidatus zu verwechseln, von dem sich inßatus
jedoch durch viel dichter gekörntes Halsschild, deutlich gefurchten Rüssel und die beim
cf sehr schwach gezühneltcn Vorderschienen unterscheidet. Frische, gut erhaltene inflatus
sind von geiiiculatiis sofort durch die nicht metallische Behaarung zu unterscheiden.
Er variirt:
a) Grösser, im Ganzen breiter und kräftiger. Punktstreifen feiner, Beine schwarz
oder röthlich-pechbraun. Länge: 9*0 — 100 Mm.: ab. picipennis Strl.
Besonders unter den InßatusStücken aus Krain, Istrien und Norditalien (Cormons).
b) Röthlich-pechbraun oder kastanienbraun, Beine rothbraun mit schwarzen Knieen.
Länge: 60 — 8*5 Mm.: ab. salebrosus Schönh.
Meist in nördlicheren Gegenden.
c) Fast doppelt so gross als normale inflatus, Halsschild seitlich sehr stark
erweitert, bedeutend breiter als lang, feiner gekörnt, Beine schwarz, sehr kräftig,
Schenkel stark verdickt. Länge 11*0 Mm.: yslt. florentinus.
Bei Florenz. Von Dr. Gestro in Genua erhalten.
Diese Form des inflatus kommt dem D. consentaneiis, besonders dessen var. crivos-
cianuSj sehr nahe, ist von denselben durch die kürzeren, an der Spitze gemeinsam abge-
rundeten, nicht vorgezogenen Flügeldecken, kürzere Fühler, stark behaartes, seicht,
aber deutlich eingedrücktes Analsegment des c/, längeres zweites Tarsenglied und kürzere
Schienen verschieden.
7. 1>. yeniculatuH Goriii.
OvatuSj^) nigeVj squamulis viridi-vel aureo-met alles centibus^) vestitv^; rostro
capite dimidio fere longiore et mitlto angustiore, ajricem versus vix angustato,
*) Eine sehr schlanke, feiner sculptirte Form von der Färbung der Aberration »alefjj'ostts kommt bei
Dervent im uördlicbcu Bosnien vor. Stücke aus Travnik (Contral-Bosuicn) sind sehr grob sculpirt und
stehen zwischen der typischen Form und der ab. naleörosiMy kommen aber ersterer näher.
') Stierlin sagt in seiner „Kovisiou der europäischen O^to/v/tyncAfw-Arten", p. 36, 37 in der Diagnose
von O. ffeiiiculattift und O. ivjiahis ganz richtig „ovatus"; in seiner Bestimmungstabellc stellt er jedoch nur
i7\fiatu» unter „Flügeldecken kurz-eiförmig'*, den geniadatiM aber — unrichtig — zu „Flügeldecken
länglich- eiförmig".
*) Germar nennt in seiner Beschreibung des getüculattLs („Reise nach Dalmatien und in das Gebiet
von Kagusa", p. 240) die Behaarung der Flügeldecken „gelblichgrün", womit er wohl zugleich auch die
Metallesccnz ausdrückt, da die grünen Schuppen bei entsprechender Vergrösserung eben metallisch erscheinen.
Ö40 III. Naturwis8eii»chaft.
carinaiOj vix canaliculato; prothorace nuwima latitudine paulo breviore, sat rüde non
confertim granulato; elytris brevibus, in d" ovatis, in 9 breviter-ovatis, lateribus
antice valde rotundato-ampliatis, apicem versus mox angustatisy pone medium (in d)
valde compressisj non profunde punctatostriatis, intsrstitiis inaeqaaliter sat confertim
granulatisj maculis evidenter viridi- vel aureo-metallescentibus vestitis; antennis gra-
cilibnSj ficnicuU articulis eaternioribus latitudine multo longioinbv^; pedibus rußs^
geniculis nigris,
cf segmento anali fovea lata painim profunda impresso, breviter crinitOy tibiis
anticis evidenter denticulatis.
9 elytris latioribus, pone medium minus compressis, prothorace lateribus antice
minus dilatato.
Long, 70—100 mm,
Gcrmar, Reise nach Dalmatieu und in das Gebiet von Ragusa, p. 240. 287 (Cwxulio genicuUitut).
Sch»uherr, Synonymia insectorum II, p. ÖGD. 34 und VII, p. 277. 48.
Kedtenbachcr, Fauna austriaca, 3. Aufl., II, p. 208.
Bach, Käferfauna, p. 273.
Stiorliu, Revision der europäischen Otiorrhyujchtu-kri^w^ p. 36. 7.
Stlerlin, Bcstimmunpfstabelle der europäischen Coleoptercn. IX, Curculionidae, p. 21.
äeidlitz, Fauna transsylvanica, p. 610.
Aberrationes et varietatcs:
a) minor y angustior, cT tibiis anticis subtilius denticulatis: ab. capellae.
Croatitty Bosnia,
b) maculis aureis confertissime vestitus, <S tibiis anticis subtilius denticulatis:
var. Ganglbaueri,
Bosnia merid,
c) tomento obscuriore sub-metallescente vestitus, pedibus nigris vel rufopiceis,
rostro latiore: var. Eppelsheimi,
Bosnia merid,
d) antennis brevioribus, funiculi articulis extemioribus latitudine paulo (d) vel
vix ((^) longioribuSy tomento cuprco vel auro-cupreo, valde metallescente, pedibus nigris
vel rufopiceis geniculisque nigris: var. herbiphagus.
In alpibus Bosniae merid, (Treskavica).
Typus: Kopf und Rüssel wie bei inßatus, Rüssel jedoch oben fast eben, kaum
gefurcht, Halsscliild meist zerstreuter gekörnt, Flügeldecken meist etwas länger, beim
d" zugcspitzt-ciförmig, beim v kurz- oder breit-eiförmig, weniger eckig, schneller
zur Spitze verengt, meist feiner und zerstreuter gekörnt, mit gelb- oder graugrünen
oder goldgrünen, stets metallischen Ilaarflecken; Fühler wie bei inßatus; Beine
rothbraun mit dunklen Knicen.
d Analscgment kurz (an der Spitze länger) behaart, schwach eingedrückt,
Vorderschienen stark gczähnelt.
2 Flügeldecken breiter, Rüssel kürzer.
Länge: 70—100 Mm.
In Oesterreich -Ungarn, Baiern, Bosnien, Serbien. In der Ebene und im Mittel-
gebirge auf Gesträuch und Nadelholz verbreitet; in Südbosnien geht er bis in die
alpine Region (var. herbiphagus).
Er variirt:
a) Kleiner, schmäler. Vorderschienen des d schwächer gezähnelt: ab. capellae mihi.
In Kroatien (Capeila) und Bosnien.
Apfelbeck. Monogrraphie der zwölfstreifigen Otiorrhi/nchus- Arten. 641
b) Haarflecken viel lebhafter goldgi'lin, sehr dicht und stark ineinander-
fliessend, so dass die schwarze Färbung der Flügeldecken meist fast ganz ver-
schwindet (bei frischen Stücken), Vorderschienen des c? schwächer gezähnelt, Beine
wie bei der Stammform: y&r. Gangib aueri mihi.
Subalpin in der oberen Waldregion der südbosnischen Hochgebirge, besonders
auf blühendem Rhamnus alpinus (BjelaSnica planina).
c) Toment weniger lebhaft, bräunlich, erst unter der Loupe lebhaft metallisch,
ähnlich wie bei der Stammform, die Flecken aber rundlicher, Rüssel etwas breiter,
Beine einfarbig schwarz (sehr selten röthlich): war, Epp eis heimi mihi.
Subalpin; in der unteren und mittleren Waldregion der südbosnischen Hochgebirge
auf Gesträuch und Nadelholz.
d) Fühler kürzer und gedrungener, die äusseren Qeisselglieder beim cT wenig,
beim 9 kaum länger als breit; Toment kupfriggoldig, stark metallisch; Beine schwarz
oder rothbraun mit schwarzen Knieen: var. herbiphagus mihi.
Alpine Form. Auf Alpenpflanzen oberhalb der Baumgrenze in der Treskavica
planina bei Sarajevo.
C. Verwandte des pulverulentus.
Halsschild und Flügeldecken grob gekörnt oder grob runzelig-gekörnt,
Körper länglich-eiförmig; Analsegment des d" unbehaart oder massig lang
behaart.
8. iy. pulverulentus Germ.
Oblongo-ovatus, niger^ griseo-vel flavo-tomentosus ; rostro angusto, elongato, capite
dimidio longiore, carinatOj apicem versus vix angustato; prothorace brem, max%ma
latitudine evidenter breviore, lateribus antice sat dilatato^ subtiliter, rüde, plus minusve
confertim granulato, supra subconvexo; elytris aequaliter convexis, ad apicem
oblique decidentibuSj obsolete punctatostriatis, interstitiis rüde plus minusve con-
fertim granulatis vel rugoso-granulatis, pone medium valde compressis, apice con-
junctim sub-truncatis, non productis; antennis gracilibus, funiculi articulis extemioribus
elongatisj latitudine sat longioribus; pedibus rußs, geniculis nigris; tibiis intus denti-
culatis.
cT segmento anali favea lata parum profunda impresso.
9 elytris latioribus, prothorace angustiore lateribus minus dilatatOj rostro latiore
et paulo breviore.
Long. 9'0 — 11-5 mm.
Germar, Insect. Spec. I, p. 352. 485.
Gcrmar, ib., p. 353. 486. O. interatUialia (Meg.).
SchWnherr, Synonymia insectorum II, p. 570. 35 und VU, p. 279. 50 {O. periacelU Schöiih.).
Schönherr, ib. II, p. 559. 14. O. pulvendenius.
Dejean, Catal. Coleopt., p. 90. Pachygaater pubeacens.
Küster, Käfer Eur. XXVIII, p. 76.
Stierlin, Revision der europäischen OtiorrhynchtLS'ktien.
Redteubacher, Fauna austriaca, 3. Aufl., p. 215.
Stierlin, Bestiminungstabelle der europäischen Coloopteren. IX, Chirculionidae, p. 20.
Seidlitz, Fauna transsylvanica, p. 616.
Band m. 4I
642 III. Naturwissenschaft.
Aberrationes et varietates:
a) minor, elytris hremorihua: ab. jperiÄCeZf« Schönh.
h) pedihuB rufopiceis vel nigris: ab. adumbratus Dej.
c) elytris tomento maculatim condensato variegatis: ab. conspurcatu 8 Germ.
d) prothorace lateribus valde dilatato: ab. Hopffgarteni Strl.
e) rostro multo breviore et latiore, capite paulo langiore; elytris nitidis, nudis
vel tomento subtilissimo, maculatim condensato variegatis: var. rumicis mihi.
In alpibus Transsylvaniae et Bulgariae (Kodscha-Balkan),
f) Rostro latiore; prothorace magno, robjisto, longiore, latitudine vix bre-
viore, convexiore; elytris fort ins, ina^qualiter rugoso-granulatis ; pedibus nigris: var.
orni mihi.
Bosnia merid.
Normale Form: Länglich-eiförmig; Kopf und Rüssel schmal; Rüssel um die
Hälfte länger als der Kopf, an der Basis kaum breiter als vor der Spitze,
am schmälsten in der Mitte; Halsschild kurz, bedeutend breiter als lang, im vorderen
Drittel an den Seiten stark erweitert, oben wenig gewölbt, ziemlich grob, aber wenig
dicht, an den Seiten sehr zerstreut gekörnt; Flügeldecken von der Wurzel bis zur
Spitze in einem gleichmässigen Bogen allmälig und schräg abfallend, von der
Wurzel an massig erweitert und bald wieder sehr gleichmässig zur Spitze sich ver-
engend, ziemlich grob und dicht gekörnt, die Punktstreifen meist deutlich, mehr
minder grob und tief; Fühler lang, dünn, die äusseren Geisseiglieder gestreckt, be-
deutend länger als breit; Beine rothbraun mit schwarzen Knieen; Behaarung meist
gleichmässig, grau oder gelblichgrau, nicht metallisch.
Länge: 9-0— 11-5 Mm.
In Niederösterreich (Wechselgebiet, Petzen), den österreichischen Alpenländern
bis Tirol (Rosenhauer); Istrien, Kroatien und auf den kroatischen Inseln (Veglia,
Reitter), Dalmatien (Knin, Spalato), Ungarn, Banat, Siebenbürgen, Rumänien (?),
Serbien (Zebe) und Bosnien.
Hauptsächlich in Krain, Kroatien (Fiumaner Comitat), nördliches Dalmatien;
äusserste Grenze nach Norden Oesterreich, nach Osten Siebenbürgen, nach Süden
Centraldalmatien (Spalato) und nach Westen Tirol. Das Vorkommen des ptilverulentus
in Frankreich (nach Stierlin) erscheint fraglich. Mehrere französische Entomologen,
bei denen ich hierüber anfragte, bezweifeln das Vorkommen desselben in Frankreich.
Er lebt auf Gesträuchem und gehört der Ebene, dem Mittelgebirge und der sub-
alpinen Region an. Aus der hochalpinen Region sind mir noch keine Stücke unter-
gekommen. Solche vom Hochschwab (ex Coli. Kaufmann), die mir vorliegen, ent
stammen sicher noch der subalpinen Region, umsomehr als sie von der typischen Form
nicht abweichen. Höher und bis in die alpine Region aufsteigend und auch in der
Lebensweise abweichend ist nur die var. rumicis mihi. Dieselbe lebt nach Professor von
Mehely auf dem Alpenampfer in den Siebenbürger Alpen. Es wurde mir dieses Thier
von demselben als contractus in mehreren Exemplaren eingesendet.
D. pulverulentus ist mit dalmatinus und obsoletus nahe verwandt und auch mit
grob sculptirten pruinosus leicht zu verwechseln. Ich habe von dieser schwierigen Art
über 500 Stücke aus den verschiedensten Localitäten untersucht und gelangte zu nach-
stehendem Resultate.
Die typischen pulverulentus sind in Kroatien in der Gegend von Lokve, Fu2ine
etc. (Fiumaner Comitat) am meisten vertreten, doch finden sich dort auch alle Aber-
Apfelbeck. Monographie der zwOlfstreifigen Otio)'rky7ichtU'A.rteii. 643
rationen (periscelis, Hopffgarteni, adumbratus, conspti/rcatus). Typische pulverulentus
sind jedoch im ganzen bezeichneten Gebiete vertreten. Die Exemplare aus Nieder-
österreich (Wechselgebiet, Petzen) zeichnen sich durch besonders langen, schmalen
Rüssel und grobe Sculptur aus. Stücke aus dem Banat (Mehadia, Moldowa) haben
meist dunkelbraune Beine, längeren Thorax und neigen mehr zu fleckigem Toment;
sie gehören meist der ab. adumbratus Strl. an. Ausgesprochene ab. conspurcatus finden
sich besonders in Siebenbürgen und zeichnen sich ausserdem noch durch grobe, quer-
runzelige Sculptur der Flügeldecken aus. Auf der Insel Veglia (Kroatien) und bei
Knin (Norddalmatien) sammelte E. Reitter pulvertilentus, welche sich schon sehr dem
dahnatinus nähern und sich von diesem nur durch den Bau der Flügeldecken unter-
scheiden lassen. Qanz schwarzbeinige Stücke finden sich nur in südlicheren Gegenden,
besonders bei Fiume, in Istrien, Kroatien, Bosnien und Dalmatien.
Als extremste Formen des pulverulentus sind zu betrachten:
Var. rumicis m., durch den kurzen Rüssel und gedrungenere Fühler zum obsoletus
überführend und var. omi zum dalmatinus übergehend.
In den Sammlungen finden sich unter pulverulentus häufig dalmatinus, obsoletus,
pruinosus und selbst geniculatus.
Pulverulentus unterscheidet sich hauptsächlich:
a) Von dalmatinus durch die von der Wurzel bis zur Spitze gleichmässiger ge-
wölbten, schneller (d. h. bald nach der Erweiterung) zur Spitze verengten und —
besonders beim $ — schräg abfallenden Flügeldecken und durch die meist gröbere,
ungleichmässigere, dichtere Sculptur.
Bei typischen Stücken ist der Rüssel bedeutend schmäler und das Halsschild
kürzer als bei dalmatinus.
b) Von obsoletus durch den zur Spitze kaum verengten Rüssel und durch die
gestreckten Fühler, deren äussere Geisselglieder stets deutlich länger als breit sind, und
kürzere Tarsen, besonders nicht queres zweites Tarsenglied des cT, seitlich weniger
compresse Flügeldecken etc.
c) Von mastix et varietates (besonders von der ihm mitunter ähnlichen ab. pruinosus)
durch längeren Rüssel und die viel gröbere, weniger dichte und minder gleichmässige
Sculptur und kürzeres Halsschild. Auch sind die pruinosus g 9 kürzer und plumper.
d) Von geniculatus durch längere (länglich -eiförmige) Flügeldecken und das
Toment, welches bei diesem immer, bei pulverulentus nie metallisch ist.
Uebersicht der Aberrationen und Varietäten des pulverulentus.
a) Kleiner, besonders kürzer: ab. |) er i^ceZi« Schönh.
b) Beine dunkler, röthlich- pechbraun, dunkelbraun bis schwarz: ab. adum-
bratus Dej.
c) Behaarung der Flügeldecken zu Flecken gedrängt: ab. conspurcatus Germ.
d) Thorax seitlich stärker erweitert: ab. Hopffgarteni Strl.
e) Rüssel viel kürzer und breiter, sehr wenig länger als der Kopf; Flügel-
decken glänzend, mit spärlichem, sehr zartem, zu Flecken gedrängtem grauen Toment
oder ganz kahl: Fühler etwas gedrungener und dicker: var. rumicis mihi.
f) Rüssel etwas breiter; Halsschild sehr kräftig entwickelt, länger, kaum kürzer
als breit, gewölbter, mit groben, abgeflachten, ziemlich dicht gedrängten Körnern;
Flügeldecken sehr ungleichmässig, grob, querrunzelig-gekörnt, die Punktstreifen
theil weise undeutlich, durch die groben Querrunzeln gedeckt; Beine und Fühler ganz
schwarz: var. omi mihi.
41»
644 III. NaturwisseiiHchaft.
Auf blühendem Fraxinus omics (Blumenesche) bei Sarajevo. Diese Form des
pulverulentus sieht dem D, dalmatinus bereits täuschend ähnlich^ ist von ihm jedoch
leicht durch die gröber, unregelmässiger und stark in die Quere gerunzelten, schneller
zur Spitze verengten Flügeldecken zu unterscheiden.
9. !>• dalmatinus Gyllh.
OhlongO'OvatuSj niger, parce cinerea -tomentosus; rostro capite dimidio fere
longiorey carinatOy apicem versus non angustato; prothorace maxima latitudine paulo
vel vix breviore^ confertim rudeque granulatOy laieribus modice dilatatOy supra convexo;
elytris haud profunde punctato-striatis y interstitiis subremote ricdeque granulatis vel
sub-rugosogranulatiSy lateribus antice sat rotundato-ampliatis et paulatim ad apicem
angustatiSy pone medium sub-compressisj inaequaliter (ad basim mimis ad apicem plus)
convexisy ad apicem praerupte decidentibus ; antennis longisy gracilibuSy funiculi
articulis extei*nioribus latiUtdine multo longioribus; pedibus nigris,
cT segmento anali late et obsoleto foveolato,
9 elytris multo latioribuSy lateinbus valde rotundato-ampliatis , minus conve^s;
rostro latiore brevioreque; prothorace lateribus minus dilatato.
Long, fJ'O — 140 mm.
Schönherr, Synonymia insectonim II, p. 559. 13.
8 ti erlin, Revision der europäischen OiiorrÄyncAtt*- Arten, p. 33. 4.
Kedtenbachcr, Fauna austriaca, 3. Aufl., p. 215.
Sti erlin, Bcstimmungstabellon der europäischen Coleopteren. IX, Curculiouidae, p. 21.
Synon. : O. lauri (Dahl). Stierlin, Revision der europäischen Otiorrhynchtitt- Arieiij j). 35.
Synon.: D. lauri Strl. Stierlin, Bestimmungstabellen der europäischen Coleopteren. IX. Cur-
culionidae, p. 20.
Aberrationes et varietates:
a) pedibus rufopiceisy prothorace minore, elytris in 9 magis ventricoso-dilatatis:
ab. lauri Strl.
b) rostro multo breviore, pedibus rubropiceis, geniculis nigris; elytris tomento
maculatim condensato vestitis: yslt. vel ezianus Aftelh.
In alpibus Hercegovinae; Velei planina.
Typische Form: Länglich eiförmig; Rüssel fast um die Hälfte länger als der
Kopf, gekielt, schwach gefurcht, zur Spitze nicht verschmälert, in der Mitte am
breitesten; Halsschild wenig oder kaum kürzer als breit, seitlich wenig erweitert,
ziemlich stark gewölbt, massig grob, auch an den Seiten dicht gekörnt; Flügeldecken
vorne an den Seiten rasch gerundet erweitert, fast bis zur Mitte gerade und dann
ziemlich schnell zur Spitze verengt, von der Wurzel aus oben sehr schwach gewölbt,
zur Spitze plötzlich steil abfallend; Sculptur der Flügeldecken wie bei pulverulentuSy
aber gleichmässiger, besonders die Punktstreifen deutlicher, seicht und fein, aber
nicht durch die Sculptur verwischt; Toment fein, wenig dicht, aber gleichmässig, grau;
Fühler sehr lang, gestreckt, die äusseren Geisselglieder bedeutend länger als breit;
Beine schwarz.
d^ Analsegment eingedrückt, mit grosser, seichter, meist länglicher Grube.
2 Flügeldecken meist sehr stark bauchig erweitert, weniger gewölbt, mitunter
fast flach, zur Spitze sehr steil, meist senkrecht abfallend; Halsschild meist flacher,
an den Seiten weniger erweitert; Rüssel kürzer.
Länge: 9-0— 140 Mm.
In Italien, Dalmatien und Hercegovina.
Apfelbeck. Monographie der zwOlfstreifigen Otiorrhyuchta-krien. 645
Er variirt:
a) Beine rothbraun, Halssehild kleiner (besonders beim 9), Flügeldecken beim
9 sehr stark bauchig erweitert: ab. lauri Strl.
b) Rüssel bedeutend kürzer, Beine rothbraun mit schwarzen Knieen, Toment
der Flügeldecken mehr zu Flecken gedrängt: var. velezianus Apfelb.
Alpine Form. Am Vele^gebirge bei Mostar (Hercegovina) unter Steinen.
D. dalmatintts ist eine schwierige Art, scheint mir aber von ptilverulenttcs doch
specifisch verschieden zu sein. Die Pulverulentus-EKemplsiTe von der Insel Veglia,
Spalato und Sarajevo gehen fast vollständig in den dalmatinus über und lassen sich
von diesem meist nur durch die gleichmässiger gewölbten und zur Spitze viel weniger
steil abfallenden Flügeldecken unterscheiden. Der typische dalmatinus kommt nur im
mittleren und südlichen Dalmatien, Hercegovina und Italien vor. Die nördlichsten
Stücke kenne ich von Spalato. Nach Stierlin („Revision etc.", p. 34) soll er auch in
Tirol, Illyrien und Rumelien vorkommen; alle mir von diesen Ländern vorliegenden
hier in Frage kommenden Stücke sind jedoch Puherulentus-YoraiQii^ meist mit dunklen
oder schwarzen Beinen.
Unter meinem grossen dalmatinischen und hercegovinischen jDaZma^int^« Materialc
finden sich Stücke mit beim 9 besonders kurzen, resp. sehr stark bauchig erweiterten
Flügeldecken und mitunter auch etwas kleinerem, schmälerem, weniger gewölbtem
Halsschild. Auf diese Stücke passt die Beschreibung des 2>. lauri Strl. mit Ausnahme
der Bemerkung Stierlin's („Revision etc.", p. 35): „dem 9 des 0. consentaneus ähn-
lich", die mir unverständlich ist und sich höchstens auf die auch bei consentaneus (9)
meist ziemlich stark bauchig erweiterten Flügeldecken und das (beim 9) schmale, an den
Seiten wenig erweiterte Halsschild beziehen kann. Es finden sich unter den dalmati-
nisch-hercegovinischen Stücken alle Uebergänge vom typischen dalmatinus zum lauri
Strl., und letzterer kann nicht einmal als locale Form (Varietät) angesehen werden.
Die mir vorliegenden, von Dr. Stierlin als lauri bestimmten Exemplare aus
Neapel und Ragusa (ex Coli, von Heyden) stimmen mit typischen dalmatinus
vollkommen überein. Ebenso sind die Stücke des k. k. Hofmuseums und des kgl.
ungarischen Nationalmuseums und andere von Stierlin als lauri bezeichnete Exem-
plare aus verschiedenen Privatsammlungen (Dr. Kraatz etc.) mehr minder typische
dalmatinus. In der „Revision der europäischen Otiorrhynchus-Arien^ nennt Stierlin
den 0. lauri und dalmatinus: „oblongo-ovatus", den 0. inßatus: „ovatus", stellt aber
in seiner Bcstimmungstabelle den lauri und inßatus zu: „Flügeldecken kurz -eiförmig"
und den dalmatinus zu: „Flügeldecken länglich- eiförmig"! Aus seinen Beschreibungen
des dalmatinus und Zaim („Revision etc.", p. 33 und 35) ist auf keinen brauchbaren
Unterschied zu kommen. Er sagt bei dalmatinus (p. 33 Zeile 10 von unten) vom Hals-
schild: „etwas länger als breit"; etwas später wieder (p. 33 letzte Zeile und p. 34
erste Zeile): „Halsschild fast länger als breit, seitlich schwach erweitert"; bei lauri:
(p. 35 in der Diagnose) „thorace latitudine paulo longiore, lateribus parum rotundato".
Es liegt also auch im Halsschildbau kein Unterschied zwischen beiden.
Vom Abdomen des dalmatinus cf sagt Stierlin: „subtus impressus, segmento anali
late sed obsolete longitudinaliter canahculato"; bei lauri: „subtus parum impressus,
segmento anali ,punctato'", im deutschen Text: Afterglied fein „nadelrissig", und
widerspricht sich auch hier, denn „punctatus" und „nadelrissig" ist immerhin zweierlei.
Die Tiefe des Eindruckes des Analsegmentes ist bei einer und derselben Art der Dode-
castichen variabel; der Eindruck bei dalmatinus ist schwach, oft sehr undeutlich, das
646 III. Naturwissenschaft.
Analsegment selbst bald stärker, bald schwächer punktirt, mitunter etwas runzelig,
worauf sich wohl das „nadelrissig" bei lanri beziehen mag.
Der Abfall der Flügeldecken ist bei dalmaiinus sehr steil, beim Q meist senk-
recht, es stimmt also ddlmatinus in dieser Hinsicht auch mit der iawrt-Beschreibung
wie in allen übrigen Punkten. Die Ausbauchung der Flügeldecken ist bei den Dode-
castichen — besonders beim 9 — sehr variabel und als Speciescharakter nur secundär
verwendbar. — In der „Bestimmungstabelle der europäischen Coleopteren. IX, Curcu-
lionidae" sagt Stierlin von den Flügeldecken des daZwa* in«»: „hinten nicht senkrecht
abfallend", während der steile, beim J meist senkrechte Abfall der Flügeldecken
gerade für den dalmaiinus — gegenüber dem pulverulentus — charakteristisch ist.
10. D. consentaneus SehSnh.
Oblangato-ovat2i8, niger griseo- vel flavo-tomentosus ;^) capite crasso, lato; rostro crasso^
capiie vix vel paulo longiore et nonnihil angustiorey apicem versus paulatim angustatOy
carinatOj utrinqae canaliculato ; prothorace latitudine plus minusve breviore, lateribus
sat rotundato-ampliatOj supra convexOy sat crebre obtuseque granulato; elytris lateribus
sub-dilatatiSy pone medium com^yressisy apice nonnihil — in 9 magis — productisy
parum profunde punctatostriatiSy interstitiis subtiliter subremote granulatis vel rugoso-
granulatisj tomento einer eo vel flavo maculatim condensato variegatis; antennis longis^
rufopiceiSy funiculi articulis externioribus latitudine evidenter longioribus; pedibu^ elon-
gatisj validis, rufopiceis^ femoribus incrassatis, tibiis tarsisque obscurioribus^ nigropiceis,
c? Segmente anali non impresso^ fere nudo.
9 elytris latioribus, apice plus productis, prothorace angustiore, lateribus minus
dilatato.
Long. 9'0 — ll'ö mm.
Schönherr: Synonymia insectorum VII, p. 278. 49. O, coTwentaneus (Parreyss).
Stierlin, Revision der europäischen Otlorrhynchus-Arieiiy p. 34. 5.
Stierlin, Bestimnuingstahelle der europäischen Coleopteren. IX, Curciilionidao, p. 20 (D. con-
6entaneu8 Boh.).
Variationes:
a) capite rostroque angustiore; rostro capite dimidio fere longiore, apicem versus
paulo angvCstato; prothorace lateribus magis rotundato-ampliato ; elytrorum tomento minus
maculatim-condensato: var. crivoscianus mihi.
Dalmatia merid, (Crivoscia), Montenegro.
b) minor y graciliorj rostro longiore, apicem versus magis angustato; prothorace
angustiore, lateribus m^inus dilatato, minus convexo; elytris tomento cinereo aequaliter
confertimque vestitis; antennis brevioribus, funiculi articulis extemioribus latitudine
paulo longioribus; pedibus subtilioribus, rufis, geniculis nigris, femoribus parum in-
crassatis. Long. 7'5 — 9'0 mm.: var. dryadi« mihi.
In monte Volujdk (Bosnia merid.).
c) minor, capite rostroque angustiore; rostro breoi, capite vix longiore; pro-
thorace subtilius, confertissime granulato; elytris inaequaliter, parce rugu-
lo so- granulatis; pedibus tenuioribus, rufis, geniculis nigris. Long. 8'5 — 9^0 mm.: var.
preslicensis mihi.
In monte Preslica planina, Hercegovina.
*) Die Angabe ^oli vaceo-nebulosiis" in den Diagnosen Schönherr's und Stierlin's deutet auf
eine grünliche, resp. metallische Färbung wie bei geniculatua, welchen Germar auch „olivaceo-nebu-
losns" nennt; das Toment von conaetvtaneua hat jedoch keine Spur von grüner Färbung oder Metallescenz.
Apfelbeck. Monographie der zwölfstreifigen Othrrkynchtu-ATtGn. 647
Länglich-eiformig, schwarz oder röthlich pechbraun, grau oder gelblichgrau tomen-
tirt; Kopf breit und dick, Rüssel dick, sehr breit, kaum schmäler und kaum länger
als der Kopf, gegen die Spitze gleichmässig verschmälert, gekielt und beiderseits ge-
furcht; Halsschild kürzer als breit, an den Seiten massig gerundet -erweitert, oben
ziemlich gewölbt, dicht und ziemlich grob gekörnt; Flügeldecken an den Seiten wenig
erweitert, beim cT hinter der Mitte ziemlich stark zusammengedrückt, an der Spitze
einzeln zugespitzt, die Spitzen etwas — beim 9 mehr — vorgezogen, mit wenig
tiefen Punktstreifen, die Zwischenräume beim cT zum Theile etwas erhöht und unregel-
mässig, ziemlich fein und etwas zerstreut gekörnt, mitunter theilweise runzelig-gekörnt,
mit zu Fleken gedrängtem grauem oder gelblichgrauem Tomente; Fühler röthlich-
pechbraun, lang, die äusseren Geisselglieder länger als breit; Beine röthlich pechbraun
bis schwarzbraun, mit meist dunkleren Schienen und Tarsen, lang, kräftig, mit ziemlich
stark verdickten Schenkeln.
d* Analsegment nicht eingedrückt, kaum behaart.
9 Flügeldecken breiter, an der Spitze mehr vorgezogen; Halsschild schmäler, an
den Seiten weniger erweitert.
Länge: 90— 11-5 Mm.
In Dalmatien, Hercegovina und Italien.
Er variirt:
a) Kopf und Rüssel schmäler; Rüssel fast um die Hälfte länger als der
Kopf, gegen die Spitze weniger verengt; Halsschild an den Seiten stärker erweitert;
Toment der Flügeldecken weniger zu Flecken gedrängt: var. crivoscianus mihi.
In der KrivoS6ie bei Crkvice (Brancsik), in Montenegro (Reitter),
b) Kleiner, Rüssel länger, gegen die Spitze mehr verengt; Halsschild schmäler,
an den Seiten weniger erweitert, flacher; Flügeldecken mit dichtem, gleichmässigem,
zartem, nicht zu Flecken gedrängtem Tomente; Fühler bedeutend kürzer, die
äusseren GeisselgUeder sehr wenig länger als breit; Beine schwächer, rothbraun mit
schwarzen Knieen, Schenkel wenig verdickt; Punktstreifen der Flügeldecken gegen
den Seitenrand zu theilweise fehlend (besonders der vierte Punktstreifen — vom Seiten-
rande aus — fehlend oder nur angedeutet. Länge: 7*5 — 9*0 Mm, var. dryadis.
Wurde von mir auf der Höhe des Volujak (Südbosnien, an der montenegrinischen
Grenze) auf Di^yas octopetala zahlreich gesammelt. Hochalpine Form.
c) Kleiner, Rüssel und Kopf schmäler; Rüssel sehr kurz, kaum länger als der
Kopf; Halsschild viel feiner und sehr dicht gekörnt; Beine zarter, rothbraun mit
schwarzen Knieen; Flügeldecken unregel massiger, zum Theile grob querrunzelig-
gekörnt; Toment wie bei der Stammform. Länge: 8'0 — 9*0 Mm.: var. preslicensis.
Auf der Preslica planina an der bosnisch -hercegovinischen Grenze auf jungen
Buchen. Subalpine Form.
Diese Varietät des consentaneus sieht der Stammform sehr wenig ähnlich und
erinnert habituell und in der Sculptur der Flügeldecken mehr an dolomitae, mit dem
sie jedoch sonst keine Verwandtschaft hat. Sie unterscheidet sich von dolomitae durch
die langen, gestreckten Fühler, den Bau von Kopf und Rüssel, das sehr dicht und
fein gekörnte Halsschild; ferner ist bei dolomitae cT das Analsegment an der Spitze
lang behaart, das zweite Tarsenglied breiter als lang und die Flügeldecken nicht ein-
zeln zugespitzt und nicht vorgezogen.
D. consentaneua hat in der Gestalt etwas Aehnlichkeit mit geniculatus und inflatua*^
er unterscheidet sich von beiden durch längere (länglich-eiförmige) Flügeldecken und
den viel breiteren Kopf und breiten Rüssel, gegenüber geniculatus auch durch das
648 in. NaturwirtRenHchaft.
nichtmetallischc Toment. Er ist den grossen Varietäten des inflatus (var. ßorentimis
und ab. picipenniH) oft täuschend ähnlich — besonders die schmalrüsslige var. crivo-
scianus — doch stets länglicher und durch die einzeln zugespitzten, etwas vor-
gezogenen Flügeldecken sehr ausgezeichnet und mit keiner anderen Art zu
verwechseln. — Ob die var. dryadis nicht vielleicht doch selbstständige Art ist, ist
mir nicht ganz klar. Bei der fast unbegrenzten Variabilität der Dodecastichen und der
verschiedenartigen Lebensweise, der meridionalen und verticalen Ausbreitung einer und
derselben Art ist jedoch kaum anzunehmen, dass dryadis von consentanevs specifisch
verschieden sei.
!!• D. Speiseri sp. nor.
Oblongo-ovatuSy nigropicensy puhe brevissima^ cinerea inaequaliter parce vestitus;
rostro latOj crnsso, capite vix angustiore sed dimidio fere longiorSy apicem versus
vix angustatOj carinato^ vix canaliculatOj pterygiis parum dilatatis; prothorace convexo,
rüde confertimque granulatOy latitudine breviorej lateribics modice dilatato; elytris parum
profunde punctatostriatis , interstitiis aequaliter, confertim rudeque granulatis, pone
medium subcompressiSj apice conjunctim aciiminatis^ non productis; antennis piceis vel
rufopiceisy brevibits, funiculi articulis extemioribus latitudine parum longioribus;
2)edibu8 rufis vel rufopiceis^ geniculis nigris.
c? segmento anali crinitOy fovea magna parum profunda impresso, tarsorum arti-
culo secundo transverso, longitudine evidenter latiore, tibiis subtilissime denticulatis.
9 elytris paulo latioribus, subdepressis, rostro latiore brevioreque.
Long, 9'0 — ll'O mm.
In alpibus Hercegovinae meridionalis (Volujak, Morine planina).
Länglich-eiförmig, dunkel pechbraun oder schwärzlich, sehr kurz, ungleich-
massig und zerstreut, grau, staubartig behaart; Bussel breit, dick, kaum schmäler,
aber fast um die Hälfte länger als der Kopf, gegen die Spitze kaum verschmälert, ge-
kielt, kaum gefurcht, mit sehr wenig erweiterten Pterygien; Halsschild gewölbt, ziemlich
grob und dicht gekörnt, breiter als lang, an den Seiten massig erweitert; Flügel-
decken mit wenig tiefen Punktstreifen, Zwischenräume ziemHch grob und dicht ge-
körnt, hinter der Mitte massig zusammengedrückt, an der Spitze gemeinsam zugespitzt,
nicht vorgezogen; Fühler pechbraun oder röthlich pechbraun, ziemlich dick und kurz,
die äusseren Geisselglieder wenig länger als breit; Beine rothbraun mit dunklen Knieen.
cT Analsegment behaart, mit grosser, seichter Grube, zweites Tarsenglied quer,
bedeutend breiter als lang; Schienen sehr schwach gezähnelt.
9 Flügeldecken etwas breiter, flacher, Rüssel breiter und kürzer.
Länge: 90—110 Mm.
Dem D, consentaneiis in der Gestalt ähnlich, aber plumper, besonders die 99;
von diesem durch die fast staubartige, äusserst feine und spärliche, aber nicht fleckige
Behaarung der Flügeldecken, durch die viel kürzeren, an der Basis etwas verbreiterten
Schienen, das kurze, quere zweite Tarsenglied, das beim cT eingedrückte, kurz,
aber dicht behaarte Analsegment und die an der Spitze gemeinsam abgerundeten,
nicht vorgezogenen Flügeldecken etc. leicht zu unterscheiden.
Auch rothbeinigen dalmatinus nicht unähnlich, doch hat dalmatinus viel längere,
dünnere Fühler, schmäleren Kopf und Rüssel, längere und dünnere Schienen, schmälere
Tarsen, viel dichteres und längeres Toment etc.
Wurde von mir auf der Höhe des Volujak (2300 M.) an der bosnisch -montene-
grinischen Grenze 1890 entdeckt und 1891 auch von Professor J. Speiser, dem ich
Ap feil) eck. Monographie der zwölfistrelügen Otioi^hyTichus-ArtQn. 649
diese Art freundschaftlichst dedicire, auf der Morine planina (Hercegovina) in einem
(9) Exemplare gesammelt. Sie lebt unter Steinen in der Nähe von Schneefeldern und
scheint sehr selten zu sein. Während ich gelegentlich eines sechstägigen Aufenthaltes
auf der Höhe des Volujak andere Otiorrhynchu8'ATten in Menge sammelte, fand ich
von dieser Art nur einige Stücke.
12. I). obsoletus (Hiller) Strl.
Oblongus vel oblongo-ovatuSy niger, griseo- vel flavo-tomentoaus; rostro capite paulo
longim^e, apicem versus evidenter angustato, carinato, vix canaliculato; prothorace
brevi, lato, latitudine evidenter hreviore, convexo, lateribus sat rotundato-ampliato^ con-
fertim rudeqiie granulato; elytris punctatostriatisy interstitiis rüde rugoso-granulatisj
pone medium subcompressisy apice conjunctim rotundatis; antennis brevibus^ funiculi
articulis externioribus latitudine non longioribus; pedibus brevibus^ tarsorum arti-
culo secundo brevi ^ longitudine breviore, transversa^ rufisj geniculis nigris,
cT segmento anali plus minusve foveolato.
y elytris paulo latioribuSy lateribus plus dilatatis; rostro latiore et breviore.
Long, 8'0 — 9'0 mm.
Stierlin, Revision der europäischen OWorrÄync/it«- Arten, p. 31. 2. 0. ohaotetw M^iW.
Redtenbachcr, Fauna austriaca, 3. Aufl., p. 215. O. ohsclatus Strl.
Stierlin, Basti mmangstabelle der europäischen Coleopteren. IX, Curculionidae, p. 21. Z>. ohso-
leim Strl.
Varietates et aberrationes:
a) antennis longioribus j funiculi articulis ea'temioribus latitudine paulo lon-
gioribus; tomento densiore; pedibus rufopiceis, femoribus plus minusve nigris: var.
versipellis mihi.
In monte Klekovaöa, Bosnia,
b) omnino niger, nitidior, vix vel subtilissime tomentosus, fere nudus; rudius
granulatuSy elytris multo profundius rudiusqus punctatostriatis ; antennis pedibusque
nigris (rarissime tibiis femoribusque parce rufopiceis): var. aethiops mihi.
In monte Vranica (Bosnia) et in montibus Hungariae merid, (Karansebes) ,
c) major y robustior; nigery confertissime valde aequaliter cinerea -tomentosus;
subtilius granulatus; prothorace convexiore longioreque; antennis pedibusque nigerrimis;
elytris (imprimis in 9J multo latioribuSy lateribus ma^s rotundato-ampliatis : var.
vicinus mihi.
Long, 10'0—11'Oy lat 4'0—5'0 mm.
In alpibus Bosniae merid. (Bjelasnica planina, Treskavica planina, Visocica).
d) minor, confertim inaequaliterque cinereo-tomentosus ; prothorace angustiore et
minus convexo; antennis nigris, gracilioribus, funiculi articulis externioribus latitudine
yaulo longioribus, pedibus nigris: var. bulgaricus mihi.
In alpibus Bulgariae (Vito^a planina) prope Sofia.
Typus: Länglich-eiförmig; schwarz; grau oder gelblichgrau tomentirt; Rüssel
deutlich länger als der Kopf, gegen die Spitze sehr deutlich und gleiclimässig
verschmälert, gekielt, kaum gefurcht; Halsschild kurz, merklich kürzer als breit, an
den Seiten stark gerundet-erweitert, massig gewölbt, dicht und ziemlich grob gekörnt;
Flügeldecken mit deutlichen Punktstreifen, die Zwischenräume massig grob, aber dicht
— etwas runzelig — gekörnt, hinter der Mitte massig zusammengedrückt, an der
Spitze gemeinsam abgerundet; Fühler kurz, die äusseren Geisseiglieder nicht
länger als breit; Beine kurz, rothbraun, mit schwarzen Knieen.
650 III. Naturwissenschaft.
cf Analsegment eingedrückt, mit meist deutlicher, wenig tiefer, grosser, runder
Grube; zweites Tarsenglied quer, deutlich breiter als lang.
9 Flügeldecken breiter, an den Seiten stärker ausgebaucht; Rüssel etwas kürzer.
Länge: 80—90 Mm.
In den österreichischen Alpenländern, alpin unter Steinen.
Eine gut begrenzte Art. Er ist kleinen pulverulentus und dalmatinus ähnlieh,
unterscheidet sich von beiden jedoch durch den zur Spitze deutlich und gleich-
massig verschmälerten Rüssel, kurze, gedrungene Fühler, deren äussere Geissei-
glieder nicht (oder sehr selten ein wenig) länger als breit sind, kürzere Beine, beson-
ders kurze Schienen, breitere Tarsen und beim cP deutlich queres zweites Tarsenglied. Von
contractus Hampe durch die gleichmässig tomentirten, nicht gefleckten Flügeldecken,
kürzere Schienen und Tarsen etc. verschieden.
Er variirt:
a) Fühler länger, die äusseren Geisselglieder etwas länger als breit; Flügeldecken
viel stärker und dichter tomentirt; Beine röthlich pechbraun, mit mehr oder weniger
geschwärzten Schenkeln: var. versipellis mihi.
Auf der Klekovaöa-Planina (Bosnien) unter Steinen. (Alpin.)
b) Tiefschwarz, glänzender, kaum tomentirt; gröber sculpirt, mit viel tieferen
und breiteren Punktstreifen, (die mitunter breiter sind als die Zwischenräume); Beine
und Fühler tiefschwarz; 9 meist viel plumper als typische obaoletus - ^ g y mit seitlich
sehr stark bauchig erweiterten, steiler abfallenden Flügeldecken: var. aethiops mihi.
Auf der Vranica planina (Bosnien), alpin, unter Steinen und auf der Höhe der
Karansebeser Gebirge (E. Merkl), ebenso.
c) Viel grösser und plumper; sehr dicht und gleichmässig hellgrau tomentirt,
ziemlich fein gekörnt, Flügeldecken — besonders beim 9 — stark bauchig erweitert;
Fühler und Beine schwarz: var. vicinus mihi.
Länge: 100— ll'O Mm., Breite: 40— 50 Mm.
Auf der Bjelasnica, Treskavica und Visoöica planina, alpin, unter Steinen.
Der Stammform schon ganz unähnlich, sieht diese Form des obsoletus dem pul-
verulentus var. omi und dalmatinus täuschend ähnlich, unterscheidet sich von beiden
jedoch durch den zur Spitze deutlich und gleichmässig verschmälerten Rüssel,
kürzere Fühler, kürzere Schienen und Tarsen.
d) Kleiner, dicht, aber ungleichmässig fleckig, hellgrau tomentirt, grob gekörnt;
Fühler schlanker, die äusseren Geisselglieder etwas länger als breit, Beine schwarz,
Halsschild schmäler, weniger gewölbt: var. hulgaricus mihi.
Auf der Vitoäa planina bei Sofia an der Baumgrenze auf niederen Tannen von
mir in mehreren Exemplaren gesammelt.
D. Verwandte des contractus.
Halsschild und Flügeldecken grob gekörnt oder grob runzelig-gekörnt,
Körper länglich -eiförmig (oder höchstens beim 9 eiförmig), AnaUegment
des cf an der Spitze lang behaart, mit meist goldgelben, nach innen ge-
krümmten Haarbüscheln, welche sich auch in absteigender Grösse (Länge)
auf der Mitte der hinteren Abdominalsegmente zeigen.
13. D. contracttis Hampe.
Oblongo-ovatus, niger; rostro capite paulo longiore, apicem versus evidenter
aequaliterque angustato, carinato; prothorace latitudine paulo breviore^ subconvexo,
Apfelbeck. Monographie der zwölfstreifigen Otiorrhifnchus- Arten. 651
confertim rudeque granulato; elytris plus minusve profuiide punctatostriatis, interstitiis
aeqtialiter confertimque rüde granulatis vel rugoso-granulatiSy pone medium subcompressisy
apice conjunctim rotundatis, parce maculis plus minusve metalles centibus obsolete
vestitis; antennis brevibuSy funiculi articulis externioribus latitudine paulo longiori-
bus; pedibus rufis, geniculis obscurioHbus vel nigris. Long, 8 0 — 9'0 mm.
cT segmento anali non impresso y apice fasciculato.
2 elytris latioribuSy lateribus magis ampliatis; prothorace angustiore; rostro bre-
viore; antennis bremoribus, funiculi articulis externioribus latitudine vix longioribus.
Transsylvania.
Stierlin, Revision der europäischen Otiorrhynch\is-A.rieny p. 32. 3.
^$tie^lin, Bestimmungstabelle der europäischen Coleopteren. IX, Curculionidae, p. 21.
Länglich-eiförmig, schwarz; Rüssel wenig länger als der Kopf, zur Spitze deut-
lich und gleichmässig verschmälert, gekielt, schwach oder nicht gefurcht; Hals-
schild etwas kürzer als breit, an den Seiten wenig erweitert, schwach convex, dicht
und ziemlich grob gekörnt; Flügeldecken mit mehr oder minder tiefen Punktstreifen und
gleichmässig und dicht gekörnten, mitunter etwas gerunzelten Zwischenräumen,
hinter der Mitte wenig compress, gemeinsam zugespitzt-abgerundet, mit sehr zerstreuten
grauen, grünlichen oder goldgrünen, mehr oder minder deutlich metallischen Haar-
flecken: Fühler kurz, die äusseren Geisselglieder wenig länger als breit; Beine roth-
braun mit dunkleren oder schwarzen Knieen.
c? Analsegment nicht eingedrückt, an der Spitze lang goldgelb behaart (be-
büschelt).
9 Flügeldecken breiter, an den Seiten stärker erweitert; Halsschild schmäler; Rüssel
kürzer; Fühler kürzer; die äusseren Geisselglieder kaum oder nicht länger als breit.
Länge: 80— 90 Mm.
In Siebenbürgen in Tannenwäldern (Fuss).
Dem jD. obsoletus nahe verwandt, von ihm durch die metallisch gefleckten
Flügeldecken, längeren Fühler, Schienen und Tarsen und das lang behaarte Anal-
segment des cT verschieden.
Die mir vorliegenden typischen Stücke des contractus (ex Coli. Fussi) haben
sämmtlich mehr oder minder deutHch metallische Flecken auf den Flügeldecken, einige
sogar goldgrüne. Dr. Stierlin erwähnt in seiner „Revision der europäischen Otior-
rhynchuS'Arten^ (p. 32) nichts von dieser Metallescenz, sagt vielmehr: „elytris obsolete
cinereo-maculatis".
Ich habe auch solche Stücke verglichen, doch Hess sich auch bei diesen — be-
sonders nach erfolgter Reinigung mit Benzin — unter der Loupe die Metallescenz,
wenn auch schwach, doch deutlich wahrnehmen.
Dr. Stierlin sagt in der Diagnose des contractus vom Halsschild: „latitudine
paulo longiore", was entschieden falsch ist. Bei allen Dodecastichen ist der Halsschild
breiter als lang, und nur bei Heydeni und selten bei dalmatinus wird derselbe höch-
stens so lang als breit. Bei contractus ist er deutlich etwas kürzer als breit.
Diese Art scheint sehr selten zu sein. Die meisten Thiere, die ich als contractus
aus Siebenbürgen erhielt, waren D. pulverulentus ab. conspurcatus oder pulverulentus
var. rumicis mihi.
14. D, dolomitae Eieseuw.
Oblo7igO'Ovatus, niger, ginseo- vel ßavo-tomentosus; capite lato; rostro lato, capite
vix angustiore et paulo longiorey apicem versus evidenter aequaliterque an gu-
stat Oy carinato; prothorace latitudine breviore^ lateribus sat dilatato, supra subconvexo,
III. NatarwiHBciiflchaft.
lateribus i'ude granulato et confertim crinitOj dorso rugoso-punctatOj imdo; elytrls
lateribus parum rotundato-ampliatisy pone medium compressis, sat profunde striato-
punctatisy interstitiis plus minu»ve contexis, valde inaequaliter; j)arce confertim
Tudeque rugoso-granulatis^ nitidis, maculis griseis vel cinereo-viridibus non vel vix
metallescentibus plus minusve confertim vestitis; antennis nigro- vel rtifapiceisy brevibus^
funiculi articulis externioribus non (^) vel paulo (d") longioribus; pedibus bre-
mbus, rufis vel rufopiceis^ geniculis obscurioribus.
J" segmento anali non impresso y apice fasciculato, tarsorum articulo secundo
longitudine nonnihil latiore^ subtransverso, tibiis sub-denticulatis.
2 elytris latioHbus; rostro paulo breinore latioreque.
Long. 8'0 — 90 mm.
In alpibus Tirolis,
Stierlln, Bestimmun^stahcllc der ouropäisclien Colpopteron. IX, Curcnlionidao, p. 21.
Sti erlin, Mittheilungen der Schweiz, entomolog. GesollKchaft-
Länglich-eiförmig, schwarz, grau, gelblichgran oder grünlichgrau tomentirt, Toment
nicht oder kaum metallisch; Kopf breit; Rüssel an der Basis kaum schmäler als
der Kopf und sehr wenig länger als dieser, zur Spitze deutlich und gleich-
massig verengt, gekielt; Halsschild breiter als lang, an den Seiten ziemlich stark
erweitert, oben kaum gewölbt, an den Seiten gekörnt und stark behaart, auf der
Scheibe nackt und grob runzelig-punktirt ; Flügeldecken an den Seiten wenig erweitert,
wenig breiter als der Halsschild, hinter der Mitte ziemlich stark zusammengedrückt,
mit tiefen Punktstreifen, die Zwischenräume theilweise mehr oder minder gewölbt, sehr
ungleichmässig, theilweise dicht und grob runzelig-gekörnt, mit gelblich oder grünlich-
grauen, kaum oder nicht metallischen Haarflecken ziemlich dicht bekleidet; Fühler
kurz, gedrungen, die äusseren Geisselglieder nicht (9) oder sehr wenig (cf) länger
als breit; Beine roth oder röthlich pechbraun mit dunklen Knieen.
cT Analscgment nicht eingedrückt, an der Spitze mit langen, goldgelben
Haarbüscheln, zweites Tarsenglied etwas breiter als lang, schwach quer. Schienen
sehr schwach gezähnelt.
$ Flügeldecken breiter, Rüssel etwas kürzer und breiter.
Länge: 8-0— 9*0 Mm.
In den Tiroler Alpen.
Stierlin stellt den D. dolomitae in seiner „Bestimmungstabelle der europäischen
Coleopteren. IX, Curculionidae", p. 21, ganz richtig unter „Flügeldecken länglich-
eiförmig", aber ganz unrichtig zu geniculatus,^) von dem er ihn nur durch: „Stirne
merklich breiter als der Durchmesser eines Auges, Vorderschienen innen nicht ge-
zähnelt^ unterscheidet. Diese beiden Unterschiede sind zu einer specifischen Trennung
nicht verwerthbar, da sie variabel sind. D. dolomitae ist mit geniculatus kaum ver-
wandt und unterscheidet sich von ihm ausser den auch beim $ länglich-eiförmigen
(höchstens eiförmig, nie aber breit- eiförmig wie geniculattis 9) — bedeutend schmä-
leren — Flügeldecken noch durch den breiten Kopf, an der Basis sehr breiten,
vom Kopfe nicht abgesetzten, kurzen, zur Spitze deuthch und gleichmässig
verengten Rüssel, kürzere und dickere Fühler, viel gröbere und ungleichmässigere,
zum Theile grob-runzelige Sculptur der Flügeldecken und ganz besonders durch das
langbebüschelte Analsegment des cT.
Von Z). contractus unterscheidet sich dolomitae durch die ungleichmässigc Sculptur
des Halsschildcs und der Flügeldecken, breitere, quere Tarsen, grössere und dichter
*) Oeniculaius gehört wie inflatua zu „Flügeldecken kurz-eiförmig".
Apfelbeck. Monographie der zwttlfstreifigen Otiorrhynchus-Arten. böo
gedrängte, ineinanderfliessende Haarfleeken und viel schwächere, kaum bemerkbare
Metallescenz derselben.
15. !>• aurosignattis mihi sp. nor.
Oblongo-ovattts, nigery capite lato; rostro brevij capite paulo longiorey apicem
versus evidenter aequaliterque angustato, caHnatOj supra piano; prothorace lati-
tudine bi'eciore, confertim rmäeque granulatOy dorso rugoso-granulato vel riigosopunctatOy
lateribus modice rotundatoampliatOy subconvexo; elytris lateribxis parum dilatatis, sub-
til iter punctatostriatisy interstitiis inaequaliter parum confertim, rudeque rugoso-
granulatis, maculis au reis vel viridi-aureis confertim vestitisy apice conjunctim
rotundatis; antennis mediocHbus, piceis vel i'ufopiceiSy funiculi articulis extemioribus
latitudine paulo longioribus; pedibus i'ufis, geniculis nigris.
Long. 80 — ll'O mm.
d* segmento anali non impresso y apice fasciculato; tarsorum articulo secundo
trän SV er so, latitudine evidenter breviore.
9 elytris latior^bus, ovatis, lateribus magis rotundato-ampliatis; rostro breviore;
prothorace paulo angustiore.
Aberrationes et varietates:
a) pedibus obscuHoi-ibus vel nigris: ab. obscuripes mihi.
b) elytris subtilissime vel non punctatostriatis, rugoso-granulatis, granis depla-
natis, obsolet iSy maculis cupreis valde metallescentibtis obsolete vestitis vel fere nudis;
antennis brevioribus, funiculi articulis extemioribus subglobosis, latitudine
non longioribus; prothorace latioi-e, lateribus fortius rotundato-ampliato : var. vlasul-
jensis mihi.
In alpibus ad fines Montenegri ed Ilercegavinae (Volujak, Vlasulja, Morine planina).
c) prothorace fortius granulato; rostro paulo longiore; elytrorum maciclis minus
metallescentibus : var. rhodopensis mihi.
In alpibus Bulgariae merid.; Rhodo-pe (Demir-kapu) ; VitoSa planina,
LängKch-eiförmig, schwarz, ziemlich glänzend; Kopf breit, Rüssel kurz, wenig
oder kaum länger als der Kopf, zur Spitze deutlich und gleichmässig ver-
schmälert, gekielt, oben eben (nicht gefurcht); Halsschild breiter als lang, dicht ge-
körnt, auf der Scheibe, besonders gegen den Vorderrand zu, runzelig -gekörnt oder
runzelig-punktirt, an den Seiten massig erweitert, oben wenig gewölbt; Flügeldecken
beim c^ an den Seiten sehr wenig ausgebaucht, mit feinen Punktstreifen, die
Zwischenräume ungleichmässig und wenig dicht runzelig-gekörnt, mit hellgrünen
oder goldgrünen, stark metallischen Haarflecken dicht bekleidet, an der Spitze ge-
meinsam abgerundet; Fühler massig lang, pechbraun oder röthlich, die äusseren Qeisscl-
glieder wenig länger als breit; Beine rothbraun mit schwarzen Knieen.
Länge: 80— 11-0 Mm.
cT Analsegment nicht eingedrückt, an der Spitze mit goldgelben Haar-
büscheln, zweites Tarsenglied quer, bedeutend breiter als lang.
2 Flügeldecken breiter, eiförmig, seitlich stärker ausgebaucht; Rüssel kürzer,
Halsschild etwas schmäler.
In der mittleren Waldregion der südbosnischen Gebirge auf Nadelholz sehr
häufig und weit verbreitet.
Er variirt:
a) Beine dunkler oder ganz schwarz: ab. obscuripes mihi.
654 ni. Naturwissenschaft.
b) Flügeldecken ohne oder mit sehr feinen Punktstreifen, Zwischenräume verloschen
runzelig-gekörnt, die Körner ganz abgeflacht, meist nur Spuren davon; mit kupfrigen,
stark metallischen, sehr zerstreuten Haai-flecken oder fast nackt; Fühler viel kürzer
und gedrungener, die äusseren Geisselglieder nicht länger als breit, fast kugelig;
Halsschild breiter, an den Seiten stärker gerundet-erweitert: var. vlasuljensis mihi.
Auf der Höhe des Vojulak und der Vlasulja an der bosnisch-montenegrinischen
Grenze unter Steinen. Hochalpine Form.
Die alpinen Stücke von der Visoöica planina (Hercegovina) vermitteln einen Ueber
gang von der typischen Form zur var. vlasuljensis.
c) Halsschild gröber gekörnt, Rüssel etwas länger, Haarflecken der Flügeldecken
schwächer metallisch: var. rhodopensis mihi.
Im Rhodopegebirge bei Demir-Kapu und auf der VitoSa planina bei Sofia von mir
auf Nadelholz in mehreren Stücken gesammelt.
Der typische aurosignatus ist dem D. contractus etwas ähnlich, unterscheidet sich
von ihm aber durch die viel unregelmässigere Sculptur, die hellgrünen dichten Haar-
flecken und die breiteren Tarsen, besonders das quere zweite Tarsenglied des cT.
Am nächsten verwandt ist er mit dolomitae Kiesenw., von dem er sich nur durch
die hellgrünen oder goldgrünen, stark metallischen, rundlichen, wenig oder nicht
ineinanderfliessenden Haarflecken, längere Fühler und breitere Tarsen (beim <S queres
zweites TarsengUed) unterscheidet.
Von geniculatus ist er durch die längliche Gestalt, kürzere und gedrungenere
Fühler, breitere Tarsen und den Kopf- und Rüsselbau sehr verschieden. (S. Taf. XVI,
links: geniculatus 1, 2, 3; rechts: aurosignatus 4, 5. 6.)
16. 1>. Moldovensis mihi sp. nor.
OblongO'OvatuSy niger, parce cinereo-tomentosus ; rostro carinaiOy piano, capits paulo
longiore, ajncem versus (in (^) evidenter angustato; prothorace rüde confertimque granu-
lato, lateHhus modice dilatato, subconvexo, latitudine hreviore; elytris sat profunde
punctatostriatis, interstitiis inaequaliter confertimque rude-granulatis, lateribus parum
rotundato-ampliatis, pone medium sat compressis, tomento cinereo maculatim sub-conden-
sato variegatis; antennis mediocribus, nonnihil inci*assatiSj funiculi articulis extemioribus
latitudine paulo longioribus; pedibus rufis, geniculis nigris.
Long. 9'5 mm,
cT subtus impressuSy segmento anali apice profunde transversim canaliculato,
fasciculato; tarsorum artictilo secundo transverso,
9 elytHs paulo latioribus, lateribus magis rotundatoampliatis, pone medium minus
compressis; rostro apicem versus minus angustato.
Moldova, Hungaria merid, (a dorn. E. Merkl communicatus).
Länglich-eiförmig, schwarz, spärlich grau behaart; Rüssel gekielt, nicht gefurcht,
etwas länger als der Kopf, gegen die Spitze beim cf deutlich und gleichmässig ver-
schmälert; Halsschild grob und ziemlich dicht gekörnt, an den Seiten massig erweitert,
schwach gewölbt, breiter als lang; Flügeldecken an den Seiten wenig ausgebaucht,
beim cf hinter der Mitte seitlich stark zusammengedrückt, mit ziemlich tiefen Punkt-
streifen, die Zwischenräume grob und dicht gekörnt, mit mehr oder minder dichten, grauen
oder gelbUchgrauen Haarflecken; Fühler von mittlerer Länge, etwas verdickt, die
äusseren Geisselgheder etwas länger als breit; Beine rothbraun mit schwarzen Knieen.
Länge: 9'5 Mm.
Apfelbeck. Monographie der zwölfstreifigen Otiorrhynchua-Arien. 655
cT Analsegment an der Spitze tief^ quer eingedrückt und lang behaart; zweites
Tarsenglied deutlich quer.
9 Flügeldecken etwas breiter, etwas mehr ausgebaucht, hinter der Mitte weniger
compress; Rüssel gegen die Spitze weniger verschmälert.
Von Herrn E. Merkl bei Moldowa (Südungarn) gesammelt.
Er ist dem D. ohsoletus nahe verwandt, unterscheidet sich von ihm jedoch durch
das an der Spitze quer und tief eingedrückte, lang behaarte Analsegment des cT,
gefleckte Flügeldecken und längere Fühler; von D. contractvs durch den Bau des
Analsegmentes, das quere zweite Tarsenglied und nicht metallische Flecken der Flügel-
decken; von pulverulentus — dem er sehr ähnlich sieht — durch Bau des Rüssels,
des Analsegmentes, die queren zweiten Tarsenglieder, viel kürzere, gedrungenere Fühler.
A-nhang".
Systematische Uebersicht der Dodecastichen mit Angabe ilirer
Verbreitung.
1. Heydeni Strl. Istria, Croatia, Bosnia, Hercegovina, Dalmatia. 0 (ora maritima) —
600 M.
2. mastix Oliv. Austria inf., Styria, Hungaria, Carniolia, Carinthia, Istria, Croatia.
Montes med.
ah. pruino8U8 Germ,
ab. scabricollis Germ.
3. turgidus Germ. Dalmatia, Hercegovina, Bosnia occ, Croatia merid. 0 — 1800 M.
ab. dulcis Germ.
ab. velebiticus Apfelb.
var. brevipes Apfelb. Hercegovina.
var. bilekensis Apfelb. Hercegovina (Bilek).
4. Reiseri Apfelb. Alpes Hercegov. centr. 1800—2000 M.
5. vranensis Apfelb. Alpes Hercegov. centr. 1800—2000 M.
6. inüatus Schönh. Silesia, Hungaria, Bohemia, Moravia, Tirolis (?), Illyria, Croatia,
Bosnia bor., Carniolia, Carinthia, Styria. Montes med.
ah, picipennis Strl.
ab. 8alebro8U8 Schönh.
yB,r. florentinus Apfelb. Italia bor.
7. geniculatus Germ. Silesia (?), Moravia, Bohemia, Austria inf. et sup., Bavaria,
Tirolis, Styria, Hungaria, Croatia, Bosnia bor. et occ.
ab. capellae Apfelb.
YBT.Ganglbaueri Apfelb. Bosnia merid. 1000 — 1600 M.
YBLr. EppeUheimi Apfelb. Bosnia merid. 1600 — 1700 M.
var herbiphagu8 Apfelb. Alpes Bosniae merid. 1800 M.
656 III. Naturwissenschaft.
8. pulverulcDtus Germ. Austria inf., Styria, Carinthia, Carniolia, Tirolis (?), Illyria,
Istria, Croatia, Dalmatia bor., Hungaria, Bosnia, Bulgaria.
ah. periscelis Schönh.
ab. adumbratus Dej.
ab. Hopffgarteni StrL
var. orni Apfelb. Bosnia merid. 500 — 1000 M.
var. rumicis Apfelb. Transsylvaniae alpes. 1800 M.
9. dalmatiDus Gyllh. Dalmatia centr. et merid., Hereegovina, Montenegro, Italia.
0—500 M.
ab. lauri Strl.
var. velezianus Apfelb. Alpes Hercegov. 1800 — 2000 AI.
10. coDsentaneus Schönh. Dalmatia, Hereegovina, Montenegro, Italia. 0 — 300 M.
var. crivo8cianu8 Apfelb. Dalmatia merid. 1000 — 1600 M.
var. dryadis Apfelb. Alpes Hercegov. et Montenegro 2000 M.
var. preslicensis Apfelb. Montes Hercegov. 300 — 1 200 M.
11. Speiseri Apfelb. Alpes Hercegov. et Montenegri. 1700 — 2200 M.
12. contractus Hampe. Transsylvaniae alpes (in regione subalpina).
13. dolomitae Kiesenw. Alpes Tirolis.
14. aurosignatus Apfelb. Bosnia merid. et or. 1000 — 1600 M.
ab. obsciiripes Apfelb.
var. vlasuljensis Apfelb. Alpes Hercegov. et Montenegri. 2300 M.
var. rhodopensis Apfelb. Alpes Bulgariae. 2000 M.
15. obsoletus (Miller) Strl. Alpes Austriae, Carinthiae, Carnioliae.
var. versipellis Apfelb. Alpes Bosniae occ. 1800 — 1900 M.
var. aethiops Apfelb. Alpes Bosniae merid. et Hungariae merid. (Karan-
sebes). 1800— 2000 M.
var. vicinus Apfelb. Alpes Bosniae merid. 1800 — 2000 M.
var. hulgaricus Apfelb. Alpes Bulgariae. 2000 M.
16. Moldovensis Apfelb. Hungaria merid. (Moldova).
Vogelleben am Utovo Blato.
Von
Dr. Curt Floericke.
Nur wenige Tage hindurch war es mir vergönnt, an dem durch die temperament-
vollen Schilderangen Hans v. Ka dich 's den Ornithologen schon bekannt gewordenen
Utovo Blato zu verweilen, aber diese Tage werden stets zu den schönsten und unver-
gesslichsten meines Lebens zählen, weil sie den nordischen Fremdling eine Vogelwelt
von ungeahnter Formenfülle, von nahezu tropischer Farbenpracht schauen Hessen, weil
sie ihn bekannt machten mit mancher noch nie lebend gesehenen Art, mit ihrer Stimme
und ihren Bewegungen, mit ihrer Nistweise und mit ihren Charaktereigenschaften.
Jeder Tag bot seine neuen Reize und Ueberraschungen, an jedem Tage schien sich
der Formen- und Individuenreichthum dieses ornithologischen Dorados noch zu vermehren,
und es that mir deshalb doppelt leid, durch die Umstände gezwungen, so bald schon
wieder von demselben scheiden zu müssen. Wie verklärt stehen jetzt in der Erin-
nerung jene weihevollen Stunden vor mir, wo das entzückte Auge mit immer neuem
Vergnügen dem rasenden Fluge des Alpenseglers oder dem schleichenden Gange der
Seiden- und Rallenreiher folgte, wo es sich weidete an der bunten und doch so un-
endlich zarten Farbenpracht der Bienenfresser oder an den unvergleichlichen Taucher-
künsten der Zwergscharben, wo die langgedehnten Schlangenlinien der Ibisse unter
dem südlich blauen Himmel einherzogen und die silberschimmernden Gestalten der
Edel- und Löffelreiher ihre Farbennuancen in das lebensvolle Bild hereinspielen Hessen.
Schon der Weg von unserem einfachen Gasthause in Dra6evo bis zum eigentlichen
Sumpfe bot gewöhnlich Gelegenheit zu anziehenden Naturbeobachtungen, denn gerade
hier tummelten sich Bienenfresser und Alpen segler mit Vorliebe in hoher Luft, und
in dem niedrigen Dorngestrüpp zu beiden Seiten der Chaussee Hess die niedliche Sylvia
suhalpina ihren anmuthenden Gesang erschallen, dabei auf kurze Augenblicke ihre
schön gefärbte Brust zeigend oder wohl ganz frei aaf den höchsten Spitzen des Juden-
doms sich wiegend, um gleich darauf wieder in dem undurchdringlichen Dickicht zu
verschwinden, wo nur bisweilen eine kaum merkliche Bewegung der zartgrünen jungen
Blätter ihr verstecktes Dasein verräth. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft treibt
der eben so einfach wie anmuthig gezeichnete Ohrensteinschmätzer sein anziehendes
Wesen, singt in aufrecht steiler Stellung sein anöpruchsloses Lied in die kühle Morgenluft,
stelzt das Schwänzchen, jagt hinter einem vorüberlaufenden Käfer her, macht ein
paar zierliche Verbeugungen und eilt dann in charakteristischem hüpfendem Fluge
davon, um an einer anderen Stelle das gleiche Spiel zu wiederholen. Unter solcherlei
Wahrnehmungen gelangen wir an die den Abfluss des Utovo-Blato bildende, zu beiden
Seiten meist von dornigem Gestrüpp umsäumte Krupa, wo bereits unser von der sen-
Band III. 42
658 III. Naturwissenschaft.
gcnden Sonne des Südens rothbraun gebrannter hercegovinischer Ruderer mit seinem
kleinen, leichten, flachen Kahn auf uns wartet.
Lautlos gleitet das schwanke Fahrzeug über den ruhigen Wasserspiegel. Sumpf-
und Landschildkröten sonnen sich am Ufer, Aeskulapnattern haben sich daneben knäuel-
weise um die Weidenzweige gewickelt, und die dreistreifige Varietät der Ringelnatter
schwimmt mit Staunens werther Gewandtheit und züngelnd erhobenem Köpfchen durch
die Flutheu. Turtel- und Felsentauben beleben das Gebtisch, auf dessen Spitzen Grau-
ammern und rothrUckige Würger sitzen, während aus lauschig grünem Versteck die
leiernden Strophen der Dorngrasmücke oder das bunte Kauderwelsch des Teichrohr-
sängers hervortönen. Allmälig verändert sich das Landschaftsbild; die Krupa nimmt
immer mehr Sumpfcharakter an, sie beginnt sich zu verflachen und in eine Unzahl
seichter Arme zu theilen, welche zahllose schilf- und binsenbewachsene Inseln und Insel-
chen bilden. Das ist das rechte Terrain für die verschiedenen Reiherarten, welche hier
mühelos die ausgiebigste Nahrung finden. Ueberall sieht man deshalb ihre geduckt
umherschleichenden oder in lächerlich steifer Pfahlstellung träge der Ruhe und Ver-
dauung pflegenden, aber dabei doch scharf und misstrauisch die Umgebung mustern-
den Gestalten. Da sind als die schönsten von Allen die wunderbar silberweissen
Seidenreiher mit den zarten, zerschlissenen Schmuckfedern; weniger scheu als sie
zeigen sich die auf den Rücken mit Rothgelb überhauchten und allenthalben sehr zahl-
reich vorhandenen Rallenreiher; Purpur- und Fischreiher haben nicht das Anmuthige
ihrer kleineren Verwandten, sondern im Gegen theil ti'eten die vielen hässlichen und
widerwärtigen Seiten der Reihernatur bei ihnen stärker hervor. Die Hoffnung, auf
dem Utovo Blato eine Reihercolonie in voller Thätigkeit zu Gesichte zu bekommen,
hat mich leider getäuscht. Die in ihrem Brutgeschäft ohnehin höchst launischen und
unberechenbaren Vögel wurden sowohl durch die heuer abnorm verspätete Entwicklung
der ganzen Natur, als auch insbesondere durch die von böswilliger Hand angelegten
und fast ununterbrochen wüthenden Schilf- und Rohrbrände auf dem Blato verhindert,
während meines dortigen Aufenthaltes zum Nisten zu schreiten. Da, wo die Ufer
freie, von Pflanzenwuchs entblösste Lehm- oder Schlammstellen zeigen, treff'en wir die
verschiedenen Arten der Wasserläufer, die sich mit wohltönendem Pfeifen vor uns er-
heben, in eleganten Flugschwenkungen dicht über dem Wasserspiegel dahinstreichen
und durch ihre lauten Wamungsrufe bald auch alles übrige Wassergeflügel in Aufruhr
bringen. Aengstlich ziehen sich die Sumpf-, Teich- und Wasserhühner in das schützende
Röhricht zurück, aus dem nur ihre rauhen Rufe noch hervortönen, so recht die pas-
senden Stimmen für dieses eigenartige, wilde, einsame Sumpfgemälde. Sonst ist es
ziemlich still im Rohr, an dessen Stengeln die Rohrdrossel mit staunenswerther Geschick-
lichkeit geschäftig hin und her eilt, ab und zu ihr „Karre, karre, karra, kiet, kiet,
kiet" in die heisse, vom glühenden Sonnenlicht durchzitterte und von unzählbaren
schädlichen Miasmen geschwängerte Sumpf luft hinausschmetternd. Mühsam windet sich
der Kahn durch die engen und vielfach verschlungenen oder sich kreuzenden Kanäle
zwischen den hohen Rohrbeständen, und wir sind froh, wenn sich die Wasserstrasse
endlich wieder verbreitert und zart begrünte Weiden das ewige Einerlei von Rohr sehr
angenehm unterbrechen, während gleichzeitig Schilf und Seggengras sich wieder mehr in
den Vordergrund drängen. Hier finden wir wieder zwei neue, für die Fauna der Occu-
pationsländer charakteristische und durch ihr verstecktes Leben und Treiben für den
Naturforscher besonders interessante Gestalten aus der Vogelwelt: den Cetti- und den
Tamarisken-Rohrsänger. Der von A. v. Homeyer so treffend „aufflackernd" genannte
Gesang des Ersteren ist unserem Ohre die schönste Musik, und der Letztgenannte ge-
Floericke. Vogelleben am Utovo BUto. 659
hört heutzutage bei den Omithologen geradezu zu den „Modevögeln", weshalb jede
Beobachtung über ihn von besonderem Werthe ist. Mehr und mehr gerathen wir jetzt
in offenes Fahrwasser, auf dem die Blasshühner in grossen Schaaren zwischen den
breiten Blättern der Teichrosen ihrer Nahrung nachgehen, sich aber schon ausser Schuss-
weite erheben und durch unbeholfenes Flattern die nächste Deckung zu erreichen
suchen. Der Sumpf wird zum See, und seine kräuselnden Wellen schlagen plätschernd
auf den Bug des leichten und bald bedenklich auf und nieder schwankenden Nachens.
Haubentaucher werden sichtbar; ihre auf dünnem Halse hoch erhobenen spitzen Köpfe
mit der charakteristischen Halskrause ragen über den Wasserspiegel empor, um gleich
darauf blitzschnell unter demselben zu verschwinden und dann an einer weit entfernten
Stelle von Neuem wieder zum Vorschein zu kommen. Möven schaukeln sich auf der
beweglichen Fluth oder umspielen gaukelnd und mit hässlichem Geschrei unser Fahr-
zeug; es ist Laras Michahellesi, welche sich nur durch ihre gelben Ruder von der ge-
wöhnlichen Silbermöve unterscheidet. Auch schwarze und weissflügelige Seeschwalben
lassen sich blicken. Die für uns bei Weitem anziehendste Erscheinung aber ist der
kleine Kormoran oder die Zwergscharbe. In kleinen Gesellschaften ziehen diese von
mir bis dahin noch nie in freier Natur beobachteten Vögel ununterbrochen von dem
Fisch- zum Brutplatze und umgekehrt. Das Flugbild ist dabei ein ausserordentlich
bezeichnendes und mit dem keines anderen Vogels zu verwechselndes: man glaubt ein
eilig dahinschnurrendes schwarzes Kreuz vor sich zu sehen. Infolge der wirklich be-
wundern swerthen Geschicklichkeit meines Ruderers und der schützenden Weiden-
sträucher kam ich unbemerkt an den Fischplatz der Scharben heran. Da sassen die
glänzend schwarzen Vögel auf einem alten Baumstumpf in malerischen Gruppen und
in allen möglichen Stellungen, Emsig nestelten die Einen im Gefieder, welches An-
dere einzuölen tüchtig sich bemühten, während wieder Andere eifrig dem anscheinend sehr
lohnenden Fischfange oblagen. Aber bald hat uns einer der aufmerksamen Gesellen
erspäht, und brausend erhebt sich die erschreckte Schaar, um an einem gesicherteren
Platze wieder einzufallen. Ich lasse den Kahn ins Schilf schieben und mit grünen
Weidenzweigen verblenden. Und in der That gelingt mein Plan, auf diese Weise die
scheuen Vögel aus nächster Nähe genauer zu beobachten und ihr eigenartiges Wesen
nach Herzenslust zu studiren, auf das Beste. Erst kommen einzelne angeflogen,
schiessen dicht über dem Wasserspiegel dahin, schlagen dann klatschend auf denselben
auf, tauchen sofort und geben sich mit erneutem Eifer der Fischjagd hin, dabei aber
immer wieder misstrauisch um sich schauend. AUmälig mehrt sich ihre Zahl, einzelne fussen
wieder auf den knorrigen Stämmen, und so habe ich bald wieder das alte Bild vor
mir, diesmal aber unmittelbar vor meinem Versteck, in frappanter Lebendigkeit, jede
einzelne Bewegung deutlich und unverkennbar. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch
noch eine besondere List der Zwergscharben constatiren. Wurde nämlich auf den
niedrig dahinstreichenden Kormoran ein Fehlschuss abgegeben, so Hess sich derselbe
urplötzlich aufs Wasser fallen und verschwand blitzschnell unter demselben, so dass
der mit dieser Verstellungskunst unbekannte Schütze glauben musste, er habe den
Vogel getroffen. Die Zwergscharbe war auch von all den grösseren Sumpf- und Wasser-
vögeln der einzige, von dem ich wenigstens einige angefangene Gelege zu finden ver-
mochte. Es war auf einer unvergesslich schönen Blatofahrt am 1. Mai, als wir durch
die in langen Zügen hin und wieder fliegenden Kormorane auf das Vorhandensein
der Colonie aufmerksam gemacht wurden. Rasch waren die Ruderer verständigt, und
in beschleunigtem Tempo ging es in der durch die Vögel selbst angedeuteten Richtung
vorwärts. Immer mehr füllte sich die Luft mit fliegenden Kormoranen, und in gleichem
660 III. Naturwi88en8chaft.
Masse stieg unsere Erwartung. Jetzt schlug unendliches Stimmengewirr an unser Ohr,
vielfältig verworrenes Geschwätz und Gekrakel^ dazu brausende Flügelscblflge, das
Brechen und Knacken dürrer Aeste^ das Aufklatschen der Scharben aufs Wasser: eine
wilde^ eigenartige Musik^ die unser Omithologenblut in heisse Wallung bringt und das
Herz bis in den Hals hinauf schlagen lässt. Mit unendlicher Mühe treiben unsere
braven Hercegovcen die Kähne vorwärts, bald mit den Stossruder den morastigen
Grund suchend, bald mit den Händen sich an dem scharf schneidenden Rohr und
Schilf oder den dürren Weiden entlang ziehend, bald wieder aussteigend und den
Nachen durch einen wahren Urwald von moderndem Pflanzenwuchs vorwärts schiebend.
So geht es immer weiter hinein in diese Sumpfwildniss, mitten durch das wild ver-
schlungene Wurzelwerk alter, abgestorbener Bäume, durch das üppig grüne Blätter-
dach ihres jungen Nachwuchses, durch ein Wirrniss von moderndem Rohr und allerlei
Pflanzeuresten. Jetzt aber heisst es; Bis hieher tmd nicht weiter. Wir verlassen Alle
die Kähne und suchen zu Fusse nach der Colonie vorzudringen, ohne in unserem Eifer
auf die zahllosen Schwierigkeiten und Hindernisse zu achten, die sich uns Schritt für
Schritt immer wieder entgegenstellen. Da: ein Brausen und Sausen, ein Knacken und
Brechen, ein Krakeln und Knurren — und in Nu ist die Luft rings erfüllt von den
fliegenden schwarzen Kreuzen: die Colonie hat sich erhoben. Meist ausser Schuss-
weite kreisen die geängstigten Vögel über uns, zwischen ihnen auch einzelne Purpur-
und Rallenreiher. Wohin das Auge sieht, trifft es auf ihre herrlichen Gestalten, das
Ohr hört nichts als ihr Krächzen und Rufen, der penetrante Geruch der auf den alten
Bäumen abgelagerten kalkigen Excremente dringt bis zu uns, kurz, die Vögel haben
unsere Sinne, unsere Aufmerksamkeit, unser Denken und Fühlen gänzlich in Anspruch
genommen. In Mannshöhe und etwas darüber befinden sich die verhältnissmässig kleinen,
aus dürren Zweigen lose erbauten und mit dem weissen Koth meist über und über be-
spritzten Nester, von denen aber erst die wenigsten je ein, in den seltensten Fällen je
zwei Eier enthielten. War also auch in dieser Hinsicht unsere Mühe nicht recht be-
lohnt, so entschädigte uns doch der herrliche Anblick des Vogellebens um und über
uns reichlich für alle ausgestandenen Strapazen. Die sich schon bedenklich dem Hori-
zonte zuneigende Sonne mahnte bald gebieterisch zum Aufbruch.
Auch der Heimweg über die spiegelblanke, schilfumsäumte, von wunderbar be-
leuchteten Bergen umgürtete, durch die untergehende Sonne mit zartem Gold und Rosa
übergossene und von Enten und Blasshühnern malerisch belebte Wasserfläche war un-
endlich schön und reich an unvergesslichen Reizen, an dem wehmüthigen Zauber melan-
cholischen Naturgenusses. Selbst unser rauher Fährmann mochte Aehnliches empfinden,
denn unwillkürlich Hess er die klagenden Heldenlieder seines Volkes ertönen. Und
während die hercegovinischen Weisen binausschallen über das zitternde Rohr und die
im Hauche eines lauen Abendwindes erbebenden Schilfwiesen, eilen unsere eigenen Ge-
danken auf den Flügeln der aufgeregten Phantasie weit fort aus der wildromantischen
Hercegovina, hinweg über ihre vogelreichen Sümpfe und öden Steinwüsten zu der
lieben, fernen deutschen Heimat, zu ihren schönen, jetzt vom Knaben Lenz zu so
keuscher Pracht wachgeküssten Wäldern, und von den Anstrengungen des Tages er-
schöpft, schlummern wir unwillkürlich hinüber ins Land der Träume, das uns gar
traute Bilder aus der Heimat vorzaubert, bis der leise Stoss des am Ufer auflaufenden
Kahnes uns in die Wirklichkeit zurückruft.
I
3 2044 019 347 434
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THE.BORROWER WILL BE CHARGED
AN OVERDUE FEE IFTHIS BOOK IS NOT
RETURNED TO THE UBRARY ON OR
BEFORE THE LAST DATE STAMPED
BELOW. NON-RECEIPT OF OVERDUE
NÖTIGES DOES NOT EXEMPT THE
BÄRROWER FROM OVERDUE FEES.
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