WOCHENSCHRIFT
DES
VEREINES ZUR BEFÖRDERINO DES fiARTENBÄllES IN DEN RÖM«L1CH PREISSISCHEN STAATEN
FÜR
GÄRTNEREI i\D PFlAlVZENKriVDE.
Kedigirt
von
ileni Genoral-Sekietair des Vereines,
Professor Dr. KARL KOCH.
VII. Jahrgang.
BERLIN.
VERLAG VON KARL WIEGANDT.
1864.
AU/
0.. oo
r&AD-EÄir^
Wochenschrift v
0£>
yvTrr
des
Vereines zur Beförderung des Garteiibanes in den Königl. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
i*rofessoi" I>r. Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No.1.
Berlin, den 9. Januar
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Inhalt: Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. I. — Ferdinand F intelmann, Königl. Oberhofgärtner zu Charlot-
tenburg bei Berlin. — Weitere Nachrichten über die zu Gera im Freien blühende Victoria regia. Briefliche Mit-
theiluug von Theodor Remy. — Die Sibirische Körbelrühe. Vom Kunst- und Handel.sgärtuer Krüger in Lübbenau.
Allerlei
ans der Gärtnerei und Pflanzenkunde.
I.
Recht gern entsprechen wir dem uns ausge-
sprochenen Wunsche, In kürzeren Zwischenräumen
über das, was in der Gärtnerei und Pflanzenkunde
im Allgemeinen vorgeht, Mittheilungen zu machen.
Es vei-steht sich von selbst, dass hierbei nicht von
ausführlichen Abhandlungen und Bearbeitungen die
Rede sein kann; es gilt nur, auf interessante Ge-
genstände, mögen diese in anderen Zeitschriften
niedergelegt sein oder auf irgend eine andere Weise
zu unserer Kenntniss kommen, die Aufmerksamkeit
zu lenken. Dass bei dieser neuen Einrichtung die
Wochenschrift mannigfaltiger wird, unterliegt kei-
nem Zweifel, wenn auch andererseits wiederum nicht
zu leugnen ist, dass dadurch Raum für Original-
Artikel verloren geht.
In diesen Original - Artikeln lag bisher der
Schwerpunkt der Wochenschrift. Sie wurden von
anderen Zeitschriften vielfach benutzt und erhielten
vor Allem im Auslande auf eine Weise Anerken-
nung, die uns um so mehr zur besonderen Ehre
gereichte, als grade in der Wissenschaft oder Praxis
anerkannte Männer sich die Mühe nicht verdriessen
Hessen, den einen oder andern unserer Artikel durch
Uebersetzung ihren Landsleuten ebenfalls zugänglich
zu machen.
Diesen Schwerpunkt halten wir trotz der neuen
Einrichtung auch ferner fest, zumal viele unserer Ab-
handlungen, so wie die Mittheilungen über Ausstel-
lungeu und über neue Einführungen, Berichtigungen
In der Nomenklatur enthalten, wie keine andere,
weder gärtnerische noch botanische Zeitschrift des
In- und Auslandes sie besitzt, anderntheils aber
abgescldosseue Monographien von Pflanzengruppen
geben.
Auch diese Monographien möchten einen beson-
deren Wertli haben, als sie zum Theil lebendem
Material zu Grunde liegen, welches entweder im
botanischen Garten Berlins zur Verfügung stand
oder durch Vorsteher anderer dergleichen Institute
von Bedeutung und durch Besitzer grösserer Han-
delsgärtnereicn freundlichst zur Verfügung gestellt
wurde.
Wir können, glauben wir, dieses Allerlei nicht
besser beginnen, als mit der Besprechung der Hooi-
breuk' sehen künstlichen Befruchtung, welche seit
einigen 3Ionaten Fachmänner, also Landwirthe und
Gärtner, nicht allein, sondern auch Laien in An-
spruch nimmt. Wenn es sich in der That bewahr-
heiten sollte, was Hooibrenk behauptet, dass wir
bei dieser künstlichen Befruchtung von Obst und
Getreide ein Drittel, ja selbst die Hälfte mehr Er-
trag erhalten, so wäre freilich sehr viel gewonnen.
Wir bezweifeln jedoch um so mehr diese Erfolge,
als Hooibrenk bei seinen vergleichenden Experi-
menten, wozu ihm der Kaiser Louis Napoleon
die nöthigen Aecker zur Verfügung stellte, keines-
wegs die Gewissenhaftigkeit an den Tag gelegt hat,
welche man verlangen kann. Dieser Vorwurf triff"t
zum Theil auch die kaiserliche Kommission, welche
das Gutachten gegeben hat. Es wäre deren erste
Pflicht gewesen, sich zu vergewiBsern, ob die Bo-
den- und sonstigen Verhältnisse der Aecker, welche
zu den Hooibrenk 'sehen Versuchen zur Verfü-
gung gestellt wurden, wirklich bei beiderlei Ver-
suchen sich gleich verhielten. Sie mussten ferner
den Zustand des Getreides, kurz bevor die künst-
liche Befruchtung vorgenommen wurde, genau un-
tersuchen. So erfahren wir aber leider erst am
Schluss ihrer Beurtheilung, dass allerdings die Bo-
den-Verhältnisse auf dem Theile der Aecker, wo die
künstliche Befruchtung vorgenommen worden, gün-
stiger waren, als da, wo mau diese nicht gemacht.
Mit diesem nachträglichen Geständniss verliert aber
die ganze, wenn auch sonst noch so gewissenhafte
Beurtheilung der kaiserlichen Kommission ihr Fun-
dament. Diese Ungleichheit der Aecker erklärt auch
Manches, was Hooibrenk und die Kommission zu
ihren Gunsten deuten.
Die Hooibrenk'sche künstliche Befruchtung
beruht auf zwei allerdings ganz richtigen Beobach-
tungen. Das Uebertragen des Blumenstaubes auf
die Narbe und die dadurch ermöglichte Befruch-
tung der Eichen im i ruchtknoten geschieht am
besten an sonnenhellen Tagen und hauptsächlich
(bei manchen Pflanzen wohl ausschliesslich) durch
Insekten, welche von einer Blume zur andern flie-
gen, um Honig und Wachs zu entnehmen. Dabei
kommen diese kleinen Thierchen mit den Staub-
beuteln in Berührung, aus denen oft Blumenstaub
an den meist haarigen Füssen hängen bleibt imd
damit weiter auf die Narbe des Fruchtknotens ge-
bracht wird, indem das Insekt sich bemüht, mit
dem Rüssel auf den Grund der Blüthe, wo in der
Regel Honig abgeschieden wird, zu gelangen. Man
hat ferner (analog im Thierreiche) in der Pflanzen-
welt die Erfahrung gemacht, dass bei einer Blüthe
fremder Blumenstaub leichter befruchtet, als der
eigene. Hooibrenk verlangt daher, dass in der
Zeit, wo die Staubbeutel sich öflhen, die blühenden
Pflanzen durch darüber gezogene Leinen bewegt
werden, damit der Blumenstaub aus seinem Ver-
schluss leichter herausfallen und auch ferner ste-
henden Blüthen zukommen könne. Bei Pfirsichen,
welche man an Spalieren zieht, soll man den Blu-
menstaub selbst mit den Fingern auf die Narben
tragen.
Was zunächst dieses Uebertragen mit der Hand
anbelangt, so möchte Hooibrenk wohl eine solche
Arbeit etwas unterschätzen. Wenn eiu Spalier nur
einige Hunderte von Blüthen besitzt, so bedarf die-
ses doch stets einer verhältnissmässig langen Zeit.
Will man ferner nicht Blüthen abbrechen, so muss
es vorsichtig und demnach auch langsam geschehen.
Unserer Ansicht nach thäte man besser, einen Bienen-
stock in der nächsten Nähe zu haben und das Ge-
schäft der Uebertragung den Bienen zu überlassen.
Jeder intelligente Gärtner weiss dieses auch und
öffnet bei Treibereien, sobald es gegen Mittag warm
und sonnenhell ist, seine Fenster auch deshalb, um
Bienen einzulassen. Für Erdbeerzucht ist dieses
besonders wichtig und gibt Erfolge.
Auch die Befruchtung durch Bewegen der
Zweige von Obstgehölzen vermittelst darüber ge-
zogener Leinen möchte nicht ohne Gefahren für
die Blüthen sein. Hooibrenk bringt an den Lei-
neu noch Fraugen an , deren Spitzen mit Honig
bestricheu werden sollen. Er hat nämlich die im
Allgemeinen richtige Beobachtung gemacht, dass
die Narben eine süsse ( wohl häufiger nur schlei-
mige) Flüssigkeit absondern, durch die der Blumen-
staub leichter festgehalten wird. Werden nuu die
Narben noch künstlich mit Honig bestrichen, so
bleiben die Blumenstaubkörner um so leichter hän-
gen. Wenn aber einmal Honig an den Frangen
ist, so werden auch Blätter und Blüthentheile da-
mit bestrichen und halten ebenfalls Blumenstaub
fest, abgesehen davon, dass an den Frangen selbst
der letztere kleben bleibt. Uns scheint demnach
der Honig mehr eiu Hinderniss zu sein; durch den
Honig grade möchte leicht weniger Blumenstaub
auf die Narbe kommen.
Bei dem Getreide vei-hält es sich etwas anders.
Zunächst würde ein einmaliges Ueberziehen mit
einer Leine nicht viel helfen, da nicht alle Blüthen
auf einmal sich entwickeln. Die unteren und mitt-
leren Blüthen, sowohl der Aehre, als der Aehrchen,
entfalten sich zuerst; dann geht es stufenweise wei-
ter, so dass die ganze Befruchtung, selbst bei ste-
tem sonnenhellen Wetter, mehre Tage dauert. Fer-
ner ist der Bau der fedrigen Narben von dem der
Obstpflanzen und anderer Gewächse verschieden. So-
viel uns bekannt ist, fehlen auch noch genaue Beob-
achtungen über die Art und Weise, wie die Pollen-
(Blumeustaub-)Schläuche bei den Gräsern durch die
Narben in das Innere des Fruchtknotens eindringen.
Honig oder irgend eine Flüssigkeit haben wir auf
der Narbe nie beobachtet. Die Aeste oder Haare
der Narben sind keineswegs grade fortlaufend, son-
dern der Länge nach gekerbt; wahrscheinlich drin-
gen demnach die Pollenschläuche an der Basis der
Kerbzähne ein.
Hooibrenk behauptet ferner, dass durch seine
künstliche Befruchtung nicht allein eiu grösserer
Körner-, sondern auch ein grösserer Stroh -Ertrag
erzielt werde. Das letztere widerspricht aller Erfah-
rung, so wie aller wissenschaftlichen Kenntniss und
beweist nur, da wirklich die kaiserliche Kommission
bei dem Getreide, wo mau die künstliche Befruch-
tung vorgenommen hatte, einen ■ grösseren Stroh-
Ertrag vorfand, dass sie versäumt hatte, vor der-
selben eine Vei-gleichiuig der vorhaudeiieu Getreide-
pflanzen anzustellen; sie würde dann gefunden ha-
ben, dass in Folge des besseren Bodens (den sie
zugibt) auch diese schon vor der Befruchtung kräf-
tiger waren. Ein so praktischer Gärtner, als Hooi-
brenk ohne Zweifel ist, musste wissen, dass eine
Getreidepflanze zur Zeit der Blüthe aus gleichem
Grunde schwerer ist, wie das Holz im Herbste, als
später, weil die von der Pflanze bis dahin aufge-
häuften Nahrungsstofie zur Bildung des Samens
(beim Holze zur Ausbildung der Knospen) noch
nicht verbraucht sind. Bei Weizen, Eoggen und
Gerste tritt ausserdem noch der abnorme Zustand
ein, dass das Gewicht der Körner eben so viel,
wenn nicht mehr, als das der ganzen übrigen
Pflanze beträgt. Etwas Aehnliches findet sich bei
keiner anderen Kultur- oder gar wilden Pflanze
vor, so viel wir wenigstens wissen. Nach der Be-
fruchtung wird keine Getreidepflanze schwerer, son-
dern, indem die in ihr aufgehäuften Nahrungsstoffe
zur Bildung des Samens verwendet werden, leichter.
Dass übrigens die Hooibrenk'sche künstliche
Befruchtung in China schon längst bekannt ist und
noch jetzt zur Ausführung kommt, kann seine Ver-
dienste nicht beeinträchtigen. Auf jeden Fall bringt
das Verfahren uns den Vortheil, dass man der Be-
fruchtung der Gräser mehr Aufmerksamkeit zuwen-
det und überhaupt zum Nachdenken und zu ratio-
neller Behandlung angeregt wird.
In Nord -Amerika wendet man sich neuer-
dings der Wein- und Erdbeer zu cht mit grösse-
rer Aufmerksamkeit zu. Bekanntlich wollen unsere
E-ebeusortcn jenseits des Oceans nicht recht gedei-
hen; wenigstens erhält man einen schlechtei-en Wein
davon. Um desto mehr haben die einheimischen
Reben in der neuesten Zeit daselbst Erträge gege-
ben. Vor Allem ist es die Delawara-Traube, welche
in der neuesten Zeit empfohlen wird. Diese Traube
unterscheidet sich wesentlich von den übrigen ame-
rikanischen Sorten durch dünne Schalen , so dass
man selbst geneigt ist, zumal man sie bis jetzt nir-
gends wild gefunden hat, sie für einen Abkömmling
unserer Vitis vinifera zu halten. Wahrscheinlich ist
sie aber eine Abart der Vitis cordifolia Mchx. Es
wäre wohl der Mühe werth, diese Delawara-Traube
auch bei uns zu kultiviren und Versuche damit an-
zustellen.
Die Erdbeerzucht nimmt von Jahr zu Jahr
in Nord - Amerika mehr zu. Das Streben nach
neuen und edleren Sorten ist noch grösser, als bei
uns. So wurde eine neue Sorte, welche nach dem
bekannten Panzerschiffe den Namen ,little Monitor"
(kleiner Monitor) erhielt, von dem Züchter an einen
Wiederverkäufer für die nicht kleine Summe von
3000 Dollars verkauft. Der grösste Konsum an
Erdbeeren soll in den Städten Boston, Neuyork,
Cincinnati und Philadelphia sein, wo jährlich gegen
100,000 Büschel auf den Markt kommen. Der Er-
lös allein in Neuyork beträgt 200,000 Dollars.
Auf einem Acker Landes werden in der Regel, je
nach der Behandlung, 100 bis 250 Büschel Erd-
beeren gezogen, was im günstigsten Falle eine Ein-
nahme von 800 (nach Abzug der Kosten von 600)
Dollars gibt. Darnach kann man berechnen, wie
viel Land in der Nähe der genannten Städte allein
zur Anzucht von Erdbeeren verwendet wird.
Der Krieg des Nordens und Südens in den
Vei-ein. Staaten hat auf die Verbreitung einer Kul-
turpflanze grossen Einfluss ausgeübt, auf die des
Zucker-Sorgho 's China's und Süd-Afrika's. Es
mag auffallend erscheinen, dass ein und dieselbe
Pflanze in 2 so weit von einander gelegenen Län-
dern Kulturpflanze ist, — der Lnphi Süd-Afrika's
(Imphee der Engländer) unterscheidet sich nämlich
fast gar nicht von dem Zucker-Sorgho des nördli-
chen China's. — sobald man aber weiss, dass der
gemeine Sorgho (Sorghum vulgare), gewöhnlich
bei uns Aegyptische Hirse genannt, eine in den
wärmern Ländern Asien's und Afrika's sehr weit
verbreitete Kulturpflanze darstellt und nach und
nach eine Menge von Formen und Spielarten, zu
denen auch der chinesische Zucker-Sorgho und der
südafrikanische Lnphi gehört, gebildet hat, so er-
klärt sich wohl dieses hinlänghch. Anbau-Versuche
im botanischen Garten in Berlin haben auch dar-
gethan, dass der chinesische Zucker-Sorgho eben-
falls nichts weiter ist, als die längst bekannte Aegyp-
tische Hirse mit schwarzen Körnern, welche Ar-
duino schon als Holcus nigerrimns, Römer
und Schultes später als Sorghum nigrum be-
schrieben haben. Der Name Sorghum glycy-
chyluni, den Passerini der chinesischen Form
zum Unterschied von dem Linn^' sehen Holcus
saccharatus (Sorghum saccharatum Mnch) mit gelb-
lichen Körnern gegeben, fällt demnach von selbst.
Wie mit dem Kriege des Nordens der Ver-
einigten Staaten mit dem Süden den Bewohnern
des ersteren auch der wohlfeile Zucker des letztern
abgeschnitten wurde, wendete man dem zur Zucker-
bereitung empfohlenen Zucker-Sorgho grosse Sorg-
falt zu. Mit jedem Jahre erhielt man bei besserer
Kenntniss der Kultur auch glänzendere Resultate.
In den Staaten Ohio und Illinois wird die Kultur
bereits im Grossen getrieben, so dass in Ohio al-
lein im Jahre 1860 für 6^- Million Dollars Zucker
und Syrup erhalten wurden. Ein Gutsbesitzer, mit
Namen J. H. Smith im Staate Illinois hat über
den Erti'ag bei grossen Kulturen, wo natürlich die
Sorgfalt nicht in der Weise, wie im Kleinen, da-
rauf verwendet werden kann, Mittheilungen ge-
1*
macht. Daniach erhielt er im Durchschnitt von
dem auf einem Acker gebauten Zucker -Sorgho
nicht weniger als über 1 500 Pfund krystallinischen
Zucker und 115 Gallonen Molasse, was ihm eine
Einnahme voii gegen 200, nach Abzug der 50
Dollars Kosten von gegen 150 Dollars einbrachte.
Dazu kommt noph, dass der Rückstand gutes Vieh-
futter gibt*).
Bei uns sind bisher alle Versuche auf Zucker-
Gewinnung missglückt, während der Ertrag als
Futter für das Vieh glänzend ausfiel. Leider wur-
den aber die Samen selten, meist gar nicht reif,
weshalb auch der Anbau wieder aufgegeben wurde.
Es wäre jedoch aber die Frage, ob nicht vom
Neuen Versuche, wobei man freilich den Samen aus
Amerika bezöge, anzustellen wären! Jenseits des
Oceans baut man in Breitengraden, die mit den
unsrigen hinsichtlich des Klima's ziemlich überein-
stimmen, noch den Zucker-Sorgho mit grossem Er-
folge. Wir erlauben uns, namentlich Gutsbesitzer,
darauf aufmerksam zu machen.
In England werden die Abfälle bei der Ver-
arbeitung der Cocosnuss-Schalen, so wie die kurzen
Fasern auf der Anssenseite der letzteren unter die
Erde der Blumentöpfe gemischt, wodurch man
grosse Resultate erhält. Es existirt in London eiue
grosse Fabrik (Patent Cocoa Fibre Company, King-
ston-on-Thames), in der dergleichen Abfälle in un-
geheuren Mengen gewonnen werden. Ein Sack
von gegen 84 englischen Pfunden wird in London
mit 1 Sh. 6 d. (' Thlr) bezahlt, während grössere
Mengen, 10 Säcke z. B. für 14, 50 hingegen für
60 Sh. (zu 10 Sgr.) verkauft werden. Es möchte
wohl interessant sein, auch bei uns Versuche da-
mit anzustellen. Vor Torf und Lauberde, anstatt
deren die Abfälle benutzt werden sollen, haben
diese hauptsächlich deshalb einen Vorzug, weil kei-
nerlei Würmer oder Pilze auf ihnen haften; es gilt
dieses namentlich dann, wenn sie eine Zeit lang
trocken gelegen haben. Bewährt haben sie sich
vor Allem bei Blumenzwiebeln jeder Art, haupt-
sächlich in Verbindung mit Lehm, ferner bei Far-
nen — ein 2 Fuss**) hohes Exemplar von Pteris ar-
gyraea erhielt in 8 Monaten in einem Topfe, halb
mit Lehmerde und halb mit bezeichneten Abfällen
*) Der nordamerikanische Acre ist dem englischen gleich,
wonach dieser etwas mehr als IV von der Fläche der Magde-
burger Morgen enthält. Dieser verhält sich nämlich, wie 1 ; 1,585.
Der Büschel (Bushel) ist der 8. Theil eines Quarters und dieser ent-
hält fast 5 J preussischen Scheffel (5,290 : 1). Die Gallone umfasst
fast 4 preussische Quart, indem dieses sich wie 1 : 3,968 ver-
hält. Endlich beträgt der nordamerikanische Thaler oder Dol-
lar: 1 Thlr 13 Sgr. i Pf.
**) Der englische Fuss ist etw.as kleiner, als der rheiulän-
dische und preussische, welcher sich zu jenem, wie 1 : 0,9711
verhält.
gefüllt, eine Höhe von 6.| und einen Durchmesser
von 5 Fuss, — bei allerhand Blumen des Warm-
hauses, wie bei Gloxinien , Begonien , weiter bei
Blüthensträuchern, vor Allem bei Haiden, Azaleen,
Rhododendren, Citrus. Kamellien etc. Allerhand
Stecklinge sollen ebenfalls vorzüglich darin wach-
sen. Der bekannte Gemüse - und Obstzüchter
Rivers hat die Abfälle endlich auch bei seinen
Gemüse-Kulturen mit Erfolg angewendet. Die kur-
zen Fasern der Cocosnuss-Schalen haben sich eben-
falls, zur Hälfte mit Sphagnum-Moos, bei der Orchi-
deen-Kultur ausgezeichnet bewiesen, nicht weniger
auch auf dem Boden eines Topfes, um eine bessere
Drainage herbeizuführen.
Der Nutzen der Abfälle und Fasern lässt sich
einigermassen durch die grosse Porosität, welche
sie der Erde geben, so wie nicht weniger durch
den Widerstand gegen Fäulniss, obwohl die Ober-
fläche dabei doch stets etwas Nahrungsstofl' ab-
gibt, erklären. Nach Mittheilungen des Obergärt-
ners Reinecke verhält sich sogenannte verbrannte
Lohe, wie sie nach Lj bis 2 Jahren aus Ananas-
beeten hervorgeht, auf gleiche Weise. Ebenfalls
hat derselbe, vorzüglich bei allen Blumenzwiebeln,
überraschende Erfolge mit deren Anwendung ge-
habt. Wir werden später uns erlauben, nach den
Mittheilungen des genannten Obergärtners eine An-
leitung zur Benutzung dieser Lohe zu geben.
Wir haben im vor. Jahrg. der Wochenschr. (S.
346) eine Marantacee, welche wir der Freundlich-
keit des Direktors Linden in Brüssel verdankten,
unter dem Namen Calathea picturata bekannt
gemacht. Dieselbe Pflanze ist nun wieder von Le-
maire im Novemberhefte der Illustration horticole
als Maranta van den Heckei veröffentHcht.
Ueber die Pflanze steht uns ein Brief von dem
Reisenden Wallis, dem wir die Entdeckung der
Pflanze verdanken, aus Brasilien zu Gebote. Dar-
nach wächst Calathea picturata an einem der
grössten von Süden einfallenden Nebenflusse des
Amazonenstromes, an dem Purus, und zwar in einer
Gegend, bis wohin bis jetzt, nach unseren Nach-
richten, noch kein Sammler gekommen. Leider
wurden genanntem Reisenden von dem Schiffe, auf
dem sich seine Sammlungen befanden, diese zum
grössten Theile von einem anderen Sammler ge-
stohlen. Es ist dieses eine Erfahrung, die wir an-
deren Sammlern sehr an das Herz legen, bei ihren
Versendungen möglichst vorsichtig zu sein. Oefter
schon sind uns dergleichen Klagen zu Ohren ge-
kommen. Wallis selbst hatte ebenfalls schon zwei
Mal das Unglück, dass Pflanzen, und zwar das
eine Mal Orchideen und das andere Mal bunt-
blättrige Kaladien, ihm auf diese Weise entwendet
wurden.
Seitdem der Gärtner Domiuy die ersten Blend-
linge von Orchideen vor einigen Jahren erzog, ist
nun auch auf Kreuzungen in der Familie dieser
interessanten Pflanzen mehr Aufmerksamkeit ver-
wendet worden. So ist neuerdings erst wieder ein
Blendling zwischen einer Cattleya und einer Laelia
erzogen worden und unter dem Namen Cattleya
Exoniensis in den Handel gekommen. Aber auch
in anderer Hinsicht ist Interesse für die Orchideen
entstanden, indem man in Frankreich und England
ihre Kultur im Freien versuchte. In Berlin hat
man dieses bereits vor mehrern Jahren, und zwar
auch mit Erfolg, gethan; um so mehr ist es zu
bedauern, dass die Versuche bei uns wieder aufge-
geben sind. Viele brasilianische Orchideen, welche
bei uns warm kultivii-t werden, wachsen im Vater-
lande im Gebirge zum Theil bei einer sehr niedri-
gen Temperatur. Es ist dieses z.B. bei der Catt-
leya Mossiae der Fall, welche in den Gebirgen
Brasiliens noch da wächst, wo die Temperatur beim
Aufgange der Sonne während der wärmeren Jahres-
zeit nur 9| Grad E. beträgt.
In England existirt jetzt ein Exemplar der
ohnlängst in der Wochenschrift bespi'ochenen Eu-
charis amazonica von enormer Grösse und be-
sonderer Schönheit; die Blätter haben bei |- Fuss
Breite eine Länge von 2^ Fuss, die Pflanze selbst
besitzt dagegen einen Dnrchmesser von 4i Fuss.
Nicht weniger als 22 Blüthenstengel von 2^ bis
3 Fuss Höhe sind vorhanden. Sollten die Angaben
wirklich nicht übertrieben sein?
Ferner wird mitgetheilt, dass das auch in un-
seren Kulturen befindliche Farn: Dicksonia an-
tarctica, in seinem Vaterlande Neuseeland ganz
gewöhnlich mehre Kronen besitzt. Mau hat Exem-
plare gesehen mit 17 und selbst mit 19 Kronen.
Dass ein solches Farn noch einen ganz anderen
Anblick gewährt, als die gewöhnlichen mit einer
Krone, kann man sich denken. Auch morphologisch
sind Farne mit mehrern Kronen interessant.
Auf der Westküste Amerika's wachsen be-
kanntlich die grössten Bäume. In dieser Hinsicht
ist z. B. der Mammuthbaum, Sequoja (Wellingto-
nia) gigantea viel besprochen worden. Es dürfte
interessant sein, auch andere auf der Westküste
Nordamerika' s, aber nördlicher, wachsende Koniferen,
die in unserer Kultur sind, ebenfalls in ihren Grös-
sen-Verhältnissen kennen zu lernen. So wird Thuja
gigantea am Fraser-Fluss gegen 20U Fuss hoch
und ihr Stamm besitzt noch 6 Fuss hoch einen
Umfang von 26f Fuss, Abies Douglasii dagegen
wird oft 250 Fuss hoch und ihr Stamm erreicht
einen Durchmesser von 10 Fuss. Von Abies
Menziesii sind Stämme von 25 bis 30 Fuss Um-
fang und 200 Fuss Höhe keine Seltenheit.
Nachdem die Unhaltbarkeit der Parthenoge-
nesis (d. h. Samenbildung ohne Befruchtung) bei
uns in der Pflanzenwelt nachgewiesen ist, bringt
man jenseits des Kanales wiederum eine Pflanze,
und zwar Xanthoxylon alatum, welche nur in
I einem weiblichen Exemplare in Kultur sich befin-
I det und doch keimungsfähigen Samen hervorbrin-
1 gen soll. Trotz aller genauen Untersuchungen, wie
man diese wenigstens vorgiebt, möchten schliesslich
doch auch hier Staubgefässe gefunden werden.
Nachdem die beiden unglücklichen Keisen-
deu in Afrika, Dr. Steudner und v. Beurmann,
der eine dem Klima, der andere der Bosheit der
dortigen Bewohner erlegen sind, ist bereits wieder-
um ein Gelehrter nach Afrika aufgebi'ochen. Dr.
Schweinfur th, aus Riga gebürtig, später aber
längere Zeit wieder in Berhn lebend, ist von da am
17. December abgereist. Er will sich zunächst in
Unter- Aegypten einigermassen akklimatisiren und
während dieser Zeit auch den Sinai besuchen. Wie
Dr. Steudner, so ist Dr. Schweinfurth vorzugs-
weise Botaniker. Wollen wir hoff'en, dass er glück-
licher ist als seine Vorgänger.
Auch Freiherr v. d. Decken bereitet sich
zu einer 2. Reise nach Afrika voi', um seine ange-
fangenen Studien und Untersuchungen in Mosam-
bique und von da landeinwärts fortzusetzen. Um mit
mehr Erfolg zu reisen, lässt er .sich jetzt in Ham-
burg ein Dampfschiff' von 120 Fuss Länge bauen,
■was auseinander genommen werden kann, um im
Innern transportirt werden zu können. Da er zu
seinem persönlichen Schutze auch die nöthige Mann-
schaft mitnimmt, so ist Aussicht, dass — in sofern
nicht Krankheiten Hindernisse in den Weg legen
— er mehr Erfolge haben wird, als manche seiner
Vorgänger.
Es wird ferner auch die Leser der Wochen-
schrift interessiren, dass der Hannoveraner Mann,
der in diesem Jahre glücklich aus West- Afrika
nach England zurückgekehrt war, sich verheurathet
hat und mit seiner jungen Frau bereits am 26.
November wiederum nach Ost-Indien gereist ist, um
am Abhänge des Himalaya, in Dardschiling (Dar-
jeeling), die dort angelegten Anpflanzungen von
Chinarinden- Bäumen zu beaufsichtigen.
Es sind uns Anzeigen in Betreff" neuer oder
veränderter Firmen von Handelsgärtnereien zugegan-
gen, die wir hiermit zur Kenntniss bringen:
a. Wilhelm Bahlsen in Erfurt hat in Prag
bei seinem Bruder Ernst Bahlsen, Inhaber eines
Waaren- Kommissions -Geschäftes, eine Kommandite
seiner Handelsgärtnerei errichtet, von der alle bei
ihm verkäuflichen Pflanzen und Sämereien ebenfalls
zu beziehen sind.
b. Th. Boettner in Greussen (Thüringen) hat
6
sich mit seinem Bruder Hermann associirt, und
wird von nun an die Firma , Gebrüder Boctt-
ner" sein.
c. Die bisherige Firma Koppe & Ender in
Königsberg hat sich getrennt und bestehen dafür
jetzt 2 Handelsgärtnereien, die eine von H. Koppe
und die andere von S. Ender.
An Pflanzen - Verzeichnissen sind bei uns eben
eingegangen :
a. Ueber Gemüse-, Feld-, Gras-, Wald- und
Blumen-Sämereien von Gebrüder Dippe in Qued-
linburg. Sehr reich an Samen von Gemüsen und
Florbluraen. Von ersteren machen wir auf die
neue weisse Riesen-Erbse aufmerksam, welche
die ertragreichste aller Feld-Erbsen, nicht empfind-
lich gegen Witterungswechsel, frühzeitig reifen und
zum Trocknen sowohl, wie zu frischem Gemüse,
geeignet sein soll.
b. Wilh. Bahlsen in Erfurt: ein Verzeichniss
über Gemüse-, Feld-, Oekonomie-, Gras- und Blu-
men-Samen, ein Pflanzen-Verzeichniss (nebst einem
Nachtrage), ein Special- Verzeichniss seiner Rosen
und eine besondere Ankündigung der von uns in
No. 48 des letzten Jahrganges besprochenen Dah-
lia imperialis, welche derselbe von Ortgies in
Zürich in ihrer ganzen Auflage käuflich übernom-
men hat.
c. Ernst Metz in Hochheim bei Erfurt, der
sich bekanntlich nur mit Rosenzucht beschäftigt: ein
Verzeichniss der neuesten und neueren Rosen.
d. Articles de plein air, disponibles chez L.
Jakob Mako y & Co. in Lüttich. Unter den Neu-
heiten darin' machen wir auf die baumartigen Päo-
nien, auf die japanischen Chrysanthemen und auf
das neue Ziergras Gynerium conspicuum, ein
Gegenstück zum Pampasgrase, aufmerksam. Die
Rispe hängt bei dieser Art über.
e. Wilh. Krampen in Rosskotheu bei Essen
a. d. Ruhr: ein Verzeichniss der Gemüse-, Gras-,
Oekonomie- und Blumen -Samen, ein Verzeichniss
der Zierbäume und -Gesträuche, Rosen, Stauden,
Topfpflanzen, Obstbäume u. s. w. und ein Preis-
Verzeichniss für Handelsgärtner, meist Obst- und
andere Gehölze enthaltend.
f. Ofi"erte von Christian Deegen in Köstritz
bei Gera über Portulak-Röschen, Digitalis, Georgi-
nen, Petunien, Violen (Stiefmütterchen), Aurikeln
und Stockmalven.
g. Preis- Verzeichniss der Blase witzer Baum-
schulen bei Dresden von E. R. Arnold, Obst-
und Ziergehölze in reichlicher Auswahl enthaltend.
h. Preis-Verzeiehniss echten vorzüglichen Ulmer
Samen-Spargels von J. G. Meyer in Ulm.
Ferdinand Fuitelniann,
Hönigl. Oberhofgitrtiier zu Gharlotteiibarg bei Berlin.
Einer alten Gärtnei'familie angehörend, wurde
er am ,30. Januar 1774 zu Charlottenburg geboren
und starb daselbst, nahe 90 Jahre alt, am 24. De-
zember vorigen Jahres. Sein Vater verwaltete hier
den schon vor mehr denn 50 Jahren eingegangenen
Königl. Obst- u. Gemüsegarten, der zu Friedrichs 11.
Zeiten blühete, man dürfte wohl sagen, glänzte.
Die sogenannten Lehrjahre machte der Verewigte
im Orangengarten zu Charlottenburg, dem heutigen
Schlossgarten, durch, der zu jener Zeit durch neue
Aulagen vergrössert wurde, so dass der Greis noch
zu den Wipfeln der Bäume aufschauen konnte, bei
deren Pflanzung er als Jüngling beschäftigt gewe-
sen war. Er wurde nach beendigter Lehrzeit bald
für tüchtig befunden, die Stelle eines Gärtners beim
Fürsten Radziwil zu Czernewice in Polen auszu-
füllen, verheirathete sich dort, verliess aber später
den Dienst, da er auf Empfehlung des wohlwollen-
den Fürsten Gärtner beim Fürstbischof von Erme-
land zu Oliva bei Danzig wurde. Dort verblieb er
bis zu seinem 29. oder 30. Lebensjahre und kehrte
dann, mit Aussicht auf eine nächste Versorgung in
Königlichem Dienste, zu seinem Vater zurück, als
dessen erster Gehülfe wirkend.
Im Jahre 1806 erhielt F. Fiutelmann die
Königl. Hofgärtncrstelle auf der Pfaueninsel. In
den ersten Jahren seiner Thätigkeit hier, durch die
Zeitverhältnisse gehemmt, konnte er nicht anders,
als durch persönlichen Fleiss in sorglicher Pflege
weniger Bluraengruppen, Ausführung kleiner Pflan-
zungen und Obstzucht, besonders an Erdterrassen,
die Aufmerksamkeit seines Chefs wach erhalten.
Trauben und Pfirsichen wurden an Spalieren in
schräger Lage in entsprechendem geringem paral-
lelem Abstände von den dahinter befindlichen Bö-
schungen erzogen; Erdbeeren reiften auf aus Feld-
steinen und Moos gebildeten Stufen so früh, als im
Freien möglich. Diese sehr mühsame, aber loh-
nende Kulturmethode hat keine weitere Verbreitung
gefunden.
Ein besseres Schicksal hat ein anderer Gedanke
gehabt, der noch fortlebt und auf der Pfaueninsel
zuerst, und zwar schon um 1810, thatsächlich aus-
geführt wurde. Um diese Zeit nämlich wurde die
Kastellanschaft mit der Hofgärtnerstelle vereint;
Fiutelmann bekam damit die Meierei-Verwaltung
und zugleich mehr Arbeitskräfte, auch seine Woh-
nung in der Nähe des Schlosses. Eine neue Saum-
pflanzung in der Umgebung desselben wurde aus
Feigen und wohlriechenden Brombeeren (Rubus
odoratus) gebildet, die Ufer an der Ueberfahrt mit
grossen Feldsteinen gegen Beschädigung gewahrt,
dazwischen aber die gemeine Pestilenzwurz (Peta-
sites vulgaris) gepflanzt, nicht nur, um die Steine
zu verdecken, sondern auch um mit ihren Blättern zu
prangen. Dahinter reckten Onopordon und Del-
phinium sich empor. Unausgesetzt hat F. Fintel-
m a n n die Blattpflanzen im Auge gehabt und be-
halten: 1817 waren schon Ricinus, Zea, Arundo
Donax, Heracleum asperum u. dergl. in Verwendung
und 1823 oder 24 prangten die ersten Canna's auf
erwärmter Unterlage als Gruppen im Freien, in-
mitten des reichen Blumenschmuckes des Gartens.
Von jener Zeit ab haben Blattpflanzen sich Bahn
gebrochen, so weit Gärten gepflegt werden.
Während der Zeit seines Aufenthaltes auf der
Pfaueninsel hat der Verewigte sich auch mit An-
lagen von Gärten auf Landgütern beschäftigt. Als
gemeinsamen Charakter zeigten sie einfache Schwin-
gungen der Wege, geschlossene buchtige Gruppen,
frei davor und auf grösseren Rasenplätzen Einzel-
bäume, in der Nähe der Wohnung reiche Blumen-
säume, auch einfache kurvische Figuren. Gern ver-
wies er die hochstämmigen Obstbäume aus dem
Gemüsegarten und vereinte sie zu einer Schmuck-
gruppe im Parke, der, wenn er gross genug, sicher
einen Hain gab und, wenn möglich, auf einem lang-
gereckten seitlichen Theil eine Nadelholzpflanzung
für das Ergehen im Winter. Er war nicht nur
ein sauberer Pflanzenzeichner, sondern auch treuer
Blumenmaler in Oel- und Wasserfarben.
Ein hervortretender Gegenstand, den F. F in-
te Im an n ferner künstlerisch ausbildete, war das
Verarbeiten von Immortellen und Moosen, von Laub-
werk und Blumen zu Namenszügen, Kränzen, Guir-
landen, Emblemen und zum Aufbau von niedlichen
Blumensitzen bis zu Ehrenpforten. Die grosseste,
von ihm gebaute war gleichsam ein Siegestempel,
von einer Ausmessung, dass ein mächtiger Acht-
spänner darin Halt gemacht hat und Hunderte von
Zuhörern der Begrüssung des Hauptes der Sieges-
göttin, die jetzt wieder auf dem Brandenburger
Thore steht und damals von Paris zurück kam, s:e-
lauscht haben.
Unter den gepflegten Blumen der Pfaueninsel
waren Hortensien, mächtige Büsche mit 300 und
mehr Blumendolden auf einem Strauche, rothe und
himmelblaue, dann hochstämmige Rosen (den Stolz
bildeten die 15—20 Fuss hohen) und endlich Geor-
ginen (Dahlien), die gepflegtesten. In diesen kul-
minirte die Pfaueninsel 1825; denn erst von da
ab konnten die englischen Georginen mit den hie-
sigen in Bewerbung treten. Die etwa 60 hoch-
stämmigen Rosen, welche hier bis 1821 eine viel-
bewunderte Gruppe bildeten, wurden Veranlassung,
dass Se. Majestät der König, Friedrich Wilhelm HL,
die weitberühmte Beehr'sche Rosen-Sammlung in
Berlin (1822) ankaufen und hierher versetzen Hess.
Aber nicht nur Blumen und Blattpflanzen, so wie
Obst, hatte der fleissige, unermüdliche Gärtner ge-
pflegt, nein, auch den Rasen sammtig grünen ge-
macht, Gehölze und Hauspflanzen nach Zahl und
Art gemehrt, Zwetschen und Kirschen bis zu un-
übertroffener Vollkommenheit durch Treiberei zu
frühester Reife gebracht. Kurz, der Garten war
berühmt geworden und die Person des Gärtners
erfreute sich eines solchen Vertrauens, dass der
Königliche Herr den Antrag des Intendanten der
Königl. Gärten, eine in Paris 1830 verkäuflich ge-
wordene Palmen -Sammlung hierher zu versetzen,
genehmigte und den Bau des grossen Glashauses
befahl, das heut noch steht.
Im Jahre 1834 wurde F. Fintelmann nach
Charlottenburg versetzt. Die Zeit des üppigen
Wachsens der Königl. Gärten, die nicht unmittel-
bar bei Potsdam liegen, war ihrem Ende nahe, und
so sind denn die letzten 25 Lebensjahre des einst
durch sein Schaffen berühmten Gärtners still im
Erhalten und Schmücken dahin gegangen; nur die
Liebenswürdigkeit seiner Person, sein reger Geist
sind geblieben bis an sein Ende, aber auch die Le-
bendigkeit seiner thätigeu Theilnahme für den Gar-
tenbau-Verein, zu dessen Mitbegründern er gehörte.
Keine Fest- Ausstellung hat der Verein gefeiert, zu
deren Schmuck F. Fintelmann nicht beigetragen
hätte.
Weitere Nachrichten
Über die zu Gera im Freien blühende
Victoria regia.
Briefliche Mittheilung von Theodor Remy*].
Bald nach Ihrer Anwesenheit hierselbst hatten
wir das Vergnügen, ein Exemplar Ihrer Wochen-
schrift (Seite 281) zu empfangen, worin Sie unsern
Viktoria-Pflanzen einen Artikel widmeten und dabei
unserer in so schmeichelhafter Art erwähnten, dass
wir uns gedrungen fühlen, wenn auch etwas ver-
spätet, Ihnen unsern aufrichtigen Dank dafür noch
auszusprechen.
Zugleich kommen wir Ihrem Wunsche nach,
Ihnen mitzutheilen, wie sich unsere Wasserpflanzen
bis jetzt verhalten haben.
Die beiden Viktoria's haben bis heute nicht aufge-
hört, ihre Schuldigkeit zu thun ; es sind über 40 Blü-
*) Wir glauben, dass der Inhalt des schon am 8. Novem-
ber geschriebenen Briefes interessant genug ist, veröffentlicht
zu Vferden. Da sehr viele Fabriken vorhanden sind, wo war-
mes Wasser in Fülle zur Verfügung steht, so möchte das Ver-
fahren hier und da weitere Nachahmung finden.
Die Redaktion.
then zur Perfektion gekommen. Nur in der zweiten
Hälfte des Monats August trat eine 14-tägige bis
3-wöchentliche Pause ein, nach welcher diejenige
Pflanze, welche der Oberfläche des Wassers am
nächsten steht, wieder angefangen hat, Knospen zu
treiben, die aber nicht mehr die frühere Grösse er-
reicht haben. Beide Pflanzen haben nicht aufge-
hört, neue Blätter zu treiben; nur sind solche im
Herbste ebenfalls kleiner und unvollkommener ge-
blieben.
Die Frostperiode, welche gegen das Ende des
Monats Oktober eingetreten ist, hat den Viktoria-
Pflanzen keinen Schaden zugefügt, während die
Blätter des Nelumbium dagegen, welche über dem
Wasserspiegel hervorragten, bei einer Temperatur
von 4 Grad Kälte erfroren sind.
Mit Anfang November haben wir das Bassin
mit Brettern gedeckt und diese Decke mit einigen
Fenstern versehen. Die letzte Blüthenknospe steht
nunmehr seit 3 Tagen vollständig ausgebildet über
dem Wasserspiegel; es scheint aber nicht, dass sie
die Kraft besitzt, sich zu entfalten, und wird, gleich
ihrer Vorgängerin, nicht zur Perfektion kommen,
und zwar wahrscheinlich wegen Mangel an Sonne.
Der ausgefallene diesjährige Samen ist seit 2
Monaten in 20 bis 30 Exemplaren aufgegangen,
und einzelne Blätter haben bereits die Grösse von
4 bis 5 Zoll Durchmesser erreicht. Wir hofien
einen grossen Theil dieser jungen Pflanzen durch
den Winter zu bringen.
Da uns Wasser im Ueberfluss zu Gebote steht,
80 beabsichtigen wir noch im Laufe des Herbstes
ein zweites und grösseres Bassin anzulegen, um
der Kultur von schönen Wasserpflanzen eine grös-
sere Ausdehnung zu geben.
Von unserem vorjährigem Samen hatten wir
einige Körner nach der Königl. Hütte in Mühlho-
ven am Rhein bei Koblenz geliefert, welches Eta-
blissement ebenfalls eine grosse Masse Wasser von
26 bis 30 Grad zur Verfügung hat.
Zwei Pflanzen in einem Fass, von 3 Fuss Durch-
messer und mit sehr magerem Boden (Rheinletten) ge-
füllt, kamen zur Perfektion, brachten aber nur Blätter
von 4 Fuss Durchmesser. Demungeachtet gelangten
vom 12. bis 19. Oktober, wo die Temperatur zwi-
schen 5 und 15 Grad schwankte, 3 kleine Blüthen
von 6 Zoll Durchmesser zur Entfaltung, und zwar
ebenfalls ohne allen Schutz.
Aus diesen verschiedenen Erfolgen geht her-
vor, dass auch bei weniger günstigen Bedingungen
diese tropische Riesenpflanze bei uns gedeiht. Die
Hauptnothwendigkeit bleibt aber immer eine Was-
ser-Temperatur von 25 Grad Wärme.
Die Sibirische Körbelrübe.
Vom Kunst- und Handelsgärtner Krüger in Lübbenau.
Da bis jetzt immer noch Gärtner sich bemü-
hen, die Sibirische Körbelrübe als unbrauchbares
Gemüse aus unsern Kulturen zu verdrängen, so
möchte es gut sein, auf ihre Vorzüge etwas mehr
aufmerksam zu machen. Ich hatte mir erlaubt, dem
Vereine zur Beförderung des Gartenbaues zu seiner
433. Versammlung am 25. November beide Sorten
Körbelrüben zur Begutachtung zu übersenden und
kann mich in dieser Hinsicht auf das Referat in der
Wochenschrift (S. 386) berufen.
Seit 5 Jahren kultivire ich die Sibirische Kör-
belrübe und habe gefunden, dass sie in der Kultur
lange nicht so eigensinnig ist, wie unsere alte Kör-
bekübe, denn sie gedeihet, selbst in Sandboden, wo
die andere nicht recht fortkommen will. Auch be-
sitzt sie den sehr grossen Vorzug, dass sie selbst
noch im Februar und März gesäet werden kann,
während es bei der andern nur bis zum Januar ge-
schehen darf. In gutem Boden erreicht die Sibiri-
sche Körbelrübe eine bedeutende Grösse, wie die
andere nie erhält. Wird sie zu zeitig im August und
September in der Küche gebraucht, so ist der Ge-
schmack etwas herbe; allein vom Oktober an bis
in die Wintermonate haben die Rüben einen so
angenehmen Geschmack, wie die gewöhnliche nur
irgend haben kann.
Die Kultur der Sibirischen Körbelrübe ist im
Allgemeinen der der gewöhnlichen gleich; nur ge-
schieht das Einerndten der Rüben einen Monat spä-
ter. Soll sich die Rübe recht lange wohlschmek-
kend halten, so muss man im Aufbewahrungsorte
die Rüben mit etwas Sand untermengen, wo sie
bis zum Frühjahr gut bleiben*).
*) Von beiden Körbelrüben sind Samen sowohl, als Buben,
letztere die Metze zu 15 Sgr. in Lübbenau zu beziehen.
Raucher- Apparate
zur Vertilgung der schädlichen Insekten und Blatt-
läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak
und Insektenpulver zu räuchern, die grossen zu
34 Thlr, die kleineren zu 2| Thir pro Stück, sind
wieder vorräthig, und werden auf Bestellung nach
allen Gegenden verschickt, von
J. Berger,
Klempnermeister,
Leipzigerstr. 92 in Berlin.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
KommandanteD-StrasEe No. 68.
Druck der C. Fe ist er 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-PlsU No. i.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Köni§;l. Frenssischen Staaten
für
Ciärtiierei imd Pflanzenkunde«
Redakteur :
Professor- Di-. Klarlliiloch,
General-Sekretair des Vereines.
No.2.
Berlin, den 16. Januar
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichiscüeu Post - Vereines.
Inhalt; 434. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 3. Januar. — Programm zur Preisbewer'bung für
das 42. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des Garteubaues in den Königl. Preussischen Staaten zu Berlin, am
19. Juni 1864. — Die chinesische Wucherblume oder Chrysanthemum indiciim. — Astrapaea Wallichii Ker.
434. Versaiuiulnng
des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues,
am 3. Januar.
Nachdem der Entwurf eines Prograuniies für
die Fest-Ausstellung von dem Vorsitzenden des da-
mit beauftragten Ausschusses, Reutier Danneel,
vorgetragen und unverändert angenommen war,
theilte der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungsrath
Knerk, den am 24. Dezember erfolgten Tod des
Oberhofgärtuers F. Fintelmann in Charlottenburg
mit und forderte die Anwesenden auf, zum Anden-
ken eines Mannes, der so viel und so grosse Ver-
dienste um die Gärtuerei gehabt, sicii zu erheben.
Professor Koch berichtete über die vorläufi-
gen Schritte, welche er wegen einer etwaigen Ver-
einigung der 5. Versammlung deutscher Pomologen,
Obst- und Gemüsezüchter und des 2. internationalen
pomologischen Kongresses gethan. Die Schwierig-
keit der Vereinigung liege in der Sprache. Sollen
Verhandlungen stattfinden, wo mehre Völker, die
verschiedene Sprachen reden, theiluehmen, so müsse
eine Sprache gebraucht werden, die den Meisten
verständlich sei. Dass dieses die französische sei,
unterliege keinem Zweifel. Da die Vereinigung aber
nur in der gemeinschaftlichen Ausstellung stattfin-
den könne und beide Versammlungen neben einan-
der, und jede für sich, tagen müssen, zumal, so
sehr die Interessen beider sich auch nahe stehen,
eine jede zum Theil noch andere Zwecke verfolgt,
so möchte es am gerathcnsten sein, wenn die Ver-
sammlung deutscher Pomologen am Vormittage in
deutscher Sprache tage und der internationale po-
mologische Kongress des Nachmittags in französi-
scher Sprache oder umgekehrt stattfinde.
Wenn man von Seiten der Belgier und Fran-
zosen wünsche, dass eine Stadt am Rheine gewählt
werden möge, so müsse man auch hierin nachkom-
men, denn der Rhein könne auch ton Seiten der
Holländer, Engländer und Schweizer leichter be-
sucht werden, als Gegenden inmitten Deutschlands
oder gar im Osten. Da man übrigens in Görlitz
schon den Wunsch ausgesprochen, dass die 5. Ver-
sammlung in Württemberg stattfinde, so komme
man damit der Forderung der Belgier und Fran-
zosen schon einigermassen entgegen.
Professor Koch theilte zu gleicher Zeit mit,
dass von Seiten der F^döration des sociöt^s d'hor-
ticulture in Namur dem Vereine zur Beförderung
des Gartenbaues in Berlin das freundliche Aner-
bieten von Pfropfreisern aller in Belgien kultivirten
Obstsorten, namentlich der neueren, gemacht wor-
den sei. Schon im vorigen Frühjahre habe man
von dem bekannten Pomologen Gr^goire Nelis
in Jodoigne eine Reihe Pfropfreiser vorzüglicher
Birnsorten der neuesten Zeit erhalten und zur Ver-
theilung gebracht. Man müsse der Föderation für
die Gelegenheit, mit dem Besten an Obst, was Bel-
gien besitze, bekannt zu werden, sehr dankbar sein
und werde der Vorstand nicht unterlassen, den Dank
noch speziell auszusprechen. Zunächst bringe man
aber das Anerbieten zur weiteren Kenntniss und
fordere demnach alle diejenigen auf, welche von
dem Anerbieten Gebrauch machen wollen, sich.
10
schriftlieh bis Ende März an das General -Seki-eta-
riat zu wenden, damit dann in Namur die nöthi-
gen Schritte gethan werden können.
lieber die neuereu Obstsorten findet man in
dem von dem Vereine vertheilten Berichte über
den internationalen Kongress in Namur (s. auch
den vorigen Jahrg. der Wochenschrift S. 193), so
wie in der vom deutschen Pomologen-Vereine heraus-
gegebenen Ausgabe von Baltet's Auswahl von Bir-
nen Belehrung.
Obergärtuer Reinecke im Garten des Geh.
Oberhofbuchdrnckers v. Decker übergab eine aus
verrotteter Lohe in Auanasbeeten hervorgegangene
Erde, zugleich mit einem Topfe junger Pflanzen
des Hippeastrum Heuser ianum, in dieser er-
zögen. Seit etwa 4 Jahren benutze er diese Lohe,
hauptsächlich um sämmliche Zwiebelgewächse hinein
zu pflanzen. Er könne sie zu diesem Zwecke nicht
genug empfehlen, indem ihr Gedeihen darin ein
ausserordentliches sei und in keiner andern ihm be-
kannten Erdsorte auf gleiche Weise stattfinde. Da
er die Auanasbeete in dem ihm anvertrauten Gar-
ten mit Gerberlohe erwärme, diese aber alle zwei
Jahre erneuert werde, so sei er stets im Besitze
eines bedeutenden Quantums dieser vortrefflichen
Erde. Bemerken müsse er jedoch hierbei, dass
diese Lohe -Erde nur sehr massig feucht gehalten
■werden dürfe ; nur erst, wenn die Zwiebeln die Erde
tüchtig durchwurzelt haben, kann mehr gegossen
•werden. Seit den letzten 4 Jahren habe er, ohne
auch irgend welche Beimischung, in dieser Erde
folgende Blumenzwiebeln kultivirt: Amaryllis- (incl.
Hippeastrum-) Arten, Hymenocallis - Arten; ferner
Crinum's , Tazetten , Hyacinthen , Tulpen und
Crocus's.
Pi'of. Dr. Schnltz-Schultzenstein sprach
hierauf seine Fi'eude aus, dass man endlich bei der
Pflanzenkultur sich eines Stoffes bediene, auf den
er schon vor 10 Jahren hingewiesen. Man habe
damals seine Vorschläge nicht beachtet und so kä-
men sie jetzt zur Geltung. Allerdings sei von ihm
damals die Lohe nicht in der Weise, wie es jetzt
der Obergärtner Rein ecke thue, zur Benutzung
vorgeschlagen, sondern er habe Lohbrühe und zwar,
da diese allein zu sauer sei und demnach schädlich
wirke, in einer Verdünnung mit Wasser (auf einen
12 — 14 Quart enthaltenden Eimer Wasser 1 Quart
Lohbrühe) empfohlen. Die Gerberlohe enthalte näm-
lich einen ausgezeichneten Nahi'ungsstoff" in der Ger-
bersäure (Acidum scytodepsicum), die schliesslich
doch nichts weiter sei, als eine veränderte Essig-
oder Milchsäure. Aus dieser werde Sauerstoff" frei
und keineswegs, wie man gewöhnlich annehme, durch
Zersetzung der Kohlensäure der Luft. Die ganze
Lehre der Lufternährung sei falsch, da die Pflanze
ihre ganze Nahrung, auch den Kohlenstoff", nur aus
dem Boden entnehme.
Professor Dr. Koch gab zwar die Nahrungs-
fähigkeit der Lohe zu, glaubte aber die Gründe,
warum die Pflanzen in dieser verrotteten Erde be-
sonders gedeihen, ganz wo anders suchen zu müs-
sen, nämlich in den physikalischen Eigenschaften
einer solchen porösen Erde, als die verrottete Lohe
darstelle. Auf das Thema: Luft- oder Boden-Nah-
rung wolle er heute nicht eingehen, da dieses zu
weit führen würde, für eine Debatte auch, weil da-
zu gemachte Erfahrungen, durch direkte Versuche
und Experimente hervorgegangen, gehören, sich
nicht eigne; er glaube aber doch, dass Luftnahrung
durch die heutige Pflanzen- Physiologie sowohl, als
auch durch die Agrikultur- Chemie, wohl ziejnlich
sicher nachgewiesen sei. Man bediene sich übri-
gens in England jetzt aus gleichen Gründen der
Abfälle, welche bei der Bearbeitung der Cocosnuss-
Schalen ziulickbleiben. Da er hierüber bereits sich
in der ersten Nummer der Wochenschrift, welche
eben ausgegeben sei, ausgesprochen, so wolle er
dahin verweisen.
Apotheken -Besitzer Augustin gab zu, dass
Palmensamen in einer solchen Loherde vorzüglich
keime und in den ersten beiden Jahren treibe; dann
sei diese aber schädlich und die Wurzeln bekämen
braune Spitzen. Was die Nahruugsfähigkeit der
Lohe anbelange, so bedürften Blumenzwiebeln, in
denen alle Organe bereits vorgebildet seien, gar
keine Nahrungsstoff"q, sondern nur Wasser und Luft,
um die in den Zwiebeln bereits aufgehäufte Nah-
rung zur Verwendung zu bringen. In der Nah-
rungsfähigkeit der Lohe könne demnach das gute
Gedeihen der Blumenzwiebeln nicht liegen. In
England habe er übrigens bei Orchideen nicht Co-
cosnussschalen-Abfälle, sondern Fasern der Lodoicea-
Nuss angewendet gesehen.
Auch Inspektor Bouche trat den Ansichten
Augustin's in Betreff der Lohe-Erde bei. Der
Haide-Erde, welche sie ersetzen solle, werde sie
hinsichtlich der Nahruugsfähigkeit nie gleichkommen,
gleich dem Torfe sei sie aber gut, um die Erde
porös und damit der Luft zugänglicher zu machen.
Diese Porosität sei bei den Orchideen besonders
wichtig. Der bekannte Orchideenzüchter Stange,
der bei dem Konsul Schiller in Hamburg viele
Jahre dessen Orchideen-Sammlung in vortrefflichem
Zustande erhielt, habe sich aus gleichen Gründen
der erhabenen Rasenbatzen von Carex- Arten auf
feuchten Wiesen bedient. Schwere Erde passe nicht
für Kulturen, wie er schon früher, als er auf der
Pfaueninsel gewesen, nachgewiesen. Bis dahin habe
man sich dort für Pelargonien n. s. w. schwerer
Erde bedient; seitdem er daselbst leichte Torf- Ab-
11
fälle unter diese gemischt, seien ganz andere Ee-
siiltate daraus hervorgegangen.
Es wurde gewünscht, dass mit dieser Loherde
weitere Versuche angestellt würden. Da nach Pro-
fessor Koch die Cocosnuss - Schalen - Abfälle mit
leichter Mühe und ohne grosse Kosten aus Eng-
land zu beziehen seien, so war Obergärtner Kraus
Im Garten des Kittergutsbesitzers Mor. E eichen -
heim bereit, dergleichen ebenfalls kommen zu las-
sen und damit Versuche anzustellen.
Obergärtner Boese machte auf Jäger 's illu-
strirtes allgemeines Gartenbuch, was eben in Leip-
zig bei Otto Spamer erschienen ist, aufmerksam.
Bekanntlich sei Hofgärtner Jäger in Eiseuach in
allen Theilen der Gärtnerei gleich tüchtig bewan-
dert. Er habe hier auf 34 Bogen, ziemlich eng,
aber doch deutlich gedruckt, alles mitgetheilt, was
er sonst in verschiedenen Werken herausgegeben.
Eine grosse Anzahl von Illustrationen erläutern den
Sinn und trage zum bessern Verständniss bei. Aus-
führliche Abhandlungen dürfe man freilich nicht
suchen, dergleichen seien auch nach seinen Meinun-
gen unnütz, da man doch niclits Vollständiges ge-
ben könne. Bei dem Durchblättern habe er auch
bemerkt, dass der Verfasser 2 Theile der Gärtnerei
mit Vorliebe behandelt: sie seien auch grade diese,
von denen er wisse, dass sich der Hofgärtner Jä-
ger praktisch am Meisten damit beschäftigt habe,
nämlich die bildende Gartenkunst und der Obstbau.
Die Schluss- Abtheilung über Anlage von Gärten
sei besonders Dilettanten zu empfehlen. Für diese
und Liebhaber von Pflanzen und Blumen, haupt-
sächlicli für Gartenbesitzer, sei das Buch denn auch
hauptsächlich geschrieben. Diesen könne er es auch
nur empfehlen und wünsche er überhaupt dem
Buche eine grössere Verbreitung.
Professor Koch empfahl 2 in französischer
Sprache geschriebene Büclier. Heut' zu Tage, wo
auch die Gärtnerei bei allen Kultur- ^'ölkern sich
gleicher Anerkennung erfreut, müsse man wissen,
was auch bei den Nachbarn in dieser Hinsicht ge-
schehe. Die Franzosen hätten aber von jeher grade
darin viel geleistet und wären uns sogar in Man-
chem, namentlich in der Obstzucht, ein Äluster, dem
wir nachstreben müssten. Li der Gärtnerei gebe
es aber, wie in allen Gewerken und Künsten, tech-
nische Ausdrücke, die nur der verstehe, welcher
lange Zeit in Frankreich gelebt habe. In Wörter-
büchern suche man sie vergebens. Diesem Uebel-
stande habe Carrifere, Chef der Baumschulen im
Jardin des plantes, durch seine Encyclopödie horti-
cole abgeliolfen, ein Werk, was er daher empfehle.
Das 2. Buch führe den Titel: Les tleurs de
pleine terre, verfasst von Vilmorin- Andrieux &
Co. in Paris. Genannte Firma sei die grösste Han-
delsgärtnerei in Paris, die schon sehr ' lauge bestehe
und sich — was nicht zu übersehen sei — in der
langen Zeit nach allen Eichtungen hin eines guten
Eufes erfreue. Das Buch sei natürlich nicht zu-
sammengetragen, sondern stehe auf eigenen Füssen.
Erfahrung habe allein geleitet. Da Professor Dr.
Koch wünschte, dass auch ein Fachmann sein Ur-
theil darüber abgebe, wurde Obergärtner Kraus
beauftragt, in der nächsten Versammlung darüber
zu berichten.
Obergärtner Kraus übergab Verzeichnisse der
in dem Garten des Eittergutsbesitzers Mor. Eei-
ehenheim kultivirten Orchideen. Aus diesen er-
sehe man, dass es eine Auswahl des schönsten,
was in dieser Familie vorhanden, enthalte; aus dieser
Ursache habe das Verzeichniss besonders für Lieb-
haber grossen Werth.
Der Universitätsgärtner Sauer hatte eine Eeihe
von Niesswurz- (Helleborus-) Arten in Blüthe ausge-
stellt, welche wiederum, wie früher (s. 3. Jahrg. S.
41), die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich
zogen. Seitdem hatte derselbe noch mehr Kreu-
zungs-Versuche gemacht, welche zum Theil eben-
falls erfreuliche Eesultate herbeigeführt hatten. Aus-
ser den früher genannten weissblühenden Sorten:
H. olympicus, antiquorum und guttatus, war
dieses Mal auch abchasicus vertreten. Sowohl
Privatgärten, als auch Handelsgärtnereien sind diese
Niesswurz-Arten zu empfehlen, da sie zum Treiben
sich sehr eignen und grade zu einer Zeit blühen,
wo man im Allgemeinen wenig blühende Pflanzen
besitzt. Von Seiten der Preisrichter wurde ihnen
auch wegen der guten Kultur der Monatspreiss zu-
gesprochen.
Professor Koch legte ein blühendes Exem-
plar des erst vor Kurzem direkt eingeführten Hip-
peastrum Heuserianum Karst, vor, was Ober-
särtner Eelnecke im Garten des Geh. Oberhof-
Buchdruckers v. Decker erzogen hatte. An Schön-
heit übertrifft diese Pflanze noch das H. aulicum,
was unter den Namen von H. robustum später
von Neuem beschi-ieben wurde und meist auch noch
in den Gärten kultivirt wird. Ob H. Heuseria-
i num wirklich eine Art oder nicht vielmehr eine
Abart des H. aulicum, vielleicht die Form, welche
, als glaucescens unterschieden wurde, oder •wahr-
scheinlicher noch H. Organen se Hook., was wir
ebenfalls nur für eine Abart halten, ist, müssen
weitere Untersuchungen lehren. Da bereits Aus-
saaten gemacht sind, möchte es sich in Kurzem
herausstellen. Auf jeden Fall ist H. Heuserianum
eine sehr zu empfehlende Pflanze, auf die wir des-
halb besonders aufmerksam macheu wollen.
Kunst- und Handelsgärtuer Feist (MüUerstr.
117) legte eine Anzahl Aepfel und Haselnüsse vor,
2*
12
welche erstere von Seiten einiger anwesenden Pomo-
logen für Winter-Quitten-Aepfel*) erklärt wurden.
Dieselben hatten einen weinsäuerlichen, angenehmen
Geschmack und auch ein gutes Aussehen, so dass
sie sich zum Tafelobst sehr gut eignen. Da der
Baum reichlich trägt und auch meist alljährlich,
so verdient er alle Beachtung. Hübsche Stämm-
chen sind bereits bei Feist zu haben.
Professor Koch sprach über die Wandelbar-
keit des Birnbaumes und seiner Früchte, über die
der Pariser Akademiker und Direktor des botani-
schen Gartens in Paris, Decaisne, einen Vortrag
in der Akademie der Wissenschaften daselbst ge-
halten hatte. Decaisne sieht alle unsere Birnen-
Sorten als aus einer einzigen Art entstanden an
und hatte zu diesem Zwecke vor 10 Jahren Aus-
saaten von den verschiedensten Birnen-Sorten ge-
macht. Professor Koch nimmt dagegen zwei ur-
sprüngliche Arten an, von denen die eine im Oriente
wild wächst und in Südeuropa unter mehrern For-
men verwildert vorkommt, die andere aus China
stammt. Da Eeferent später über diesen Gegen-
stand ausführlich sprechen wird, so verweisen wir
für jetzt dahin.
Professor Koch legte die ersten Probe -Ab-
drücke der von der Direktion des schweizerischen
landwirthschaftlichen Central- Vereines herauszuge-
benden schweizerischen Pomologie vor. Es sei sehr
erfreulich, dass der Gedanke, den der Verein zur
Beförderung des Gartenbaues vor 10 Jahren durch
die erste Pomologen-Versammlung in Ausführung
gebracht, nicht allein in Deutschland bereits Früchte
getragen, auch im Auslande suche man auf gleiche
Weise zunächst von dem vorhandenen Obste sich
Kenntniss zu verschaffen und auf weiteren Anbau
von Obst hinzuwirken. In der Schweiz habe, wie
man sehe, der landwirthschaftliche Central- Verein
die Angelegenheit in die Hand genommen. Auch
in Eussland wende man ihm grössere Aufmerksam-
keit zu. Bereits habe Dr. Kegel, der Direktor
des botanischen Gartens in Petersburg, in dem
Schlusshefte der von ihm herausgegebenen Garten-
flor, ein Verzeichiiiss aller in Russland kultivirten
Kernobst-Sorten, leider nur mit russischen Namen,
veröffentlicht. Um pomologlsche Studien zu machen,
befinde sich eben auch ein Gelehrter aus Moskau hier.
*) Oberförster Selimidt in Forsthaus Ulumberg erklart
besagten Apfel für den Englischen Qui tten- Ajifel, der
schon 1826 als Quince-Apple nach dem Kontinente kam. Der
Baum zeichnet sich durch völlig- bcwollte Sommertriebe aus.
Mit DörelTs grosser (»oldrei nette, so wie wahrschein-
lich fnich mit Cornelis' früher gelber Herbst-Rei-
nette, möchte er identisch sein Die Haselnüsse waren die
sogenannten Dreieckigen Zellernüsse, leicht an den
braunen Streifen auf der Schale zu erkennen. Es ist eine
■vorzügliche, sehr zu empfehlende Frucht.
Programm zm" Preisbewerbung
für das 42. Jahrosfest
bfs Strfinfs jur 3ötfür^trung öcs (Sartfnbnura in btn
.ftönigl. ^rcu^ifrf)ttt .Staaten ju jÖrrlin,
am 10. Juni 1864.
AUgemeine Bedingungen.
1. Zur Preisbewerbung sind Gärtner und Garten-
Liebhaber des In- und Auslandes berechtigt,
sie seien Mitglieder des Vereines oder nicht.
2. Ausser Pflanzen, abgeschnittenen Blumen, Ge-
müsen und Obst sind auch Garten- Verzierun-
gen, Sämereien, künstlicher Dünger und sonst
auf Gärtnerei Bezug habende Gegenstände zu-
lässig.
3. Die Gegenstände der Preisbewerbung verblei-
ben das Eigenthum der Besitzer.
4. Die deutlich zu etiquettirenden Pflanzen und
sonstigen Ausstellungs- Gegenstände sind, von
einem doppelten Verzeichnisse begleitet, mit
Namen und Wohnung des Ausstellers versehen,
bis zum 17., spätestens aber bis zum 18. Juni
Mittags einzuliefern. Nur Früchte, Gemüse
und abgeschnittene Blumen werden noch am
ersten Ausstellungstage bis 7 Uhr Morgens an-
genommen. Eine gleiche Ausnahme soll noch
für einzelne, besonders empfindliche Pflan-
zen, wenn solche am Tage vorher angemeldet
sind, gestattet werden. Die Entscheidung, ob
solche Pflanzen bei der Vertheilung der Preise
konkurriren können, hängt von dem Ermessen
der Preisrichter ab.
5. Es ist selbstverständlich, dass die auszustellen-
den Töpfe und Pflanzen rein und sauber sein
müssen, wenn der Eindruck ein gefälliger sein
soll.
6. Die Aussteller haben in den Verzeichnissen
ausdrücklich anzugeben, um welche Kategorie
der Preise des Programmes sie sich mit den
eingesendeten Gegenständen bewerben, welches
von den Ordnern auf Verlangen verabfolgt
wird. Dagegen Handelnde haben es sich selbst
beizumessen, wenn ihre Gegenstände nicht die
gewünschte oder gar keine Berücksichtigung
bei den Preisrichtern finden.
7. Das Arrangement für die Ausstellung über-
nehmen die vom Vorstande ernannten Ordner,
welche allein berechtigt sind, die eingelieferten
Gegenstände anzunehmen, den dazu erforderli-
chen Baum anzuweisen und den Empfang in
dem Duplikate der Verzeichnisse zu bescheini-
gen. Die Aufstellung der Ausstellungs-Gegen-
stände kann Jeder an dem mit den Ordnern
zu vereinbarenden Platz selbst übernehmen oder
auch den Ordnern überlassen.
13
8. Alle Ehilleferungen müssen bis zum Schlüsse
iler Ausstellung, am zweiten Tage Abends,
ausgestellt bleiben; doch können Früchte und
die laut ad 4. als besonders empfindlich aner-
kannten Pflanzen auf besonderes Verlangen
bereits am Abende des ersten Tages zurück-
genommen werden.
9. Die Zurücknahme der Pflanzen beginnt am
21. Juni, Morgens 7 Uhr. Ausnahmen hiervon
sind nur unter Kücksprache mit den Ordnern
zu gestatten,
10. Das Preisrichteramt besteht aus 9 Mitgliedern,
von denen schon 5 beschlussfähig sind; dieje-
nigen Herren, die Aussteller sind, bleiben von
der Wahl zum Preisrichteramt ausgeschlossen.
11. Die Preisrichter erkennen auf Geldpreise und
. Diplome. Die gekrönten Gegenstände werden
nach Abfassung des Urtheils durch den Vor-
sitzenden des Preisrichter- Amtes in Gemein-
schaft mit den Ordnern bezeichnet, die letzte-
ren werden ausserdem die Namen sämmtlicher
Aussteller anheften. Der Beschluss wird in
der Versammlung durch den Vorsitzenden des
Preisrichter- Amtes mitgetheilt.
12. Die nicht zuerkannten Preise werden den
Preisrichtern zu anderweitiger Verfügung ge-
stellt.
13. Die Räume, in welchen die Ausstellung statt-
findet und die Namen der Ordner, sowie der
Preisrichter, werden später bekannt gemacht.
I*reis- Aufgaben.
A. Link's Preis.
1. Für eine ausgezeichnete Leistung in
der Gärtnerei 20 Thlr.
B. (Iruppiruiigeii.
2. Für die schönste Gruppe Schau-
pflanzen in mindestens 12 Exem-
plaren ein Preis von 10 „
3. Für die schönste Gruppe Markt-
pflanzen in mindestens 12 Exem-
plaren ein Preis von 10 n
4 — 7. Für die beste Gruppe von Markt-
pflanzen, entweder in einer oder meh-
rern Arten, 4 Preise zu 5 Thlr, zu-
sammen 20 ,
C. SchaiipHanzeii.
8. Für die beste Kulturpflanze ein Preis
von 10 n
9 — 15. Für die bestkultivirten Schau-
pflanzen, 7 Preise zu 5 Thlr, zu-
sammen 35 „
Latus 105 Thlr.
Transport 105 Thlr.
D, Neue Einfübiungeu.
16 — 17. Für Pflanzen, welche hier zum
ersten Male ausgestellt werden und
welche so weit ausgebildet sein müs-
sen, ■ dass ihre Eigenschaften erkenn-
bar und eine grössere Verbreitung als
Zier- oder Nutzpflanzen voraussetzen
lassen, 2 Preise zu 5 Thlr, zusammen 10 ^
E, Abgeschnittene Blumen.
18. Für abgeschnittene Sortimentsblumen
oder Bouquets ein Preis von . . 5 jj
¥. Obst und (iemüse.
19. Für das schönste Obst ein Preis von 5 „
20. Für das beste Gemüse ein Preis von 5 „
a. Zur Verfügung der Preisrichter.
21 — 24. Vier Preise zu 5 Thlr, zusammen 20 „
Summa 150 Thlr.
U. Ehren - Diplome.
25 — 31. Sechs Ehrendiplome, ebenfalls zur Verfü-
gung der Preisrichter.
Berlin, den 3. Januar 1864.
W. Qanntfl. 3ul. Urinedif. % iSaurr. 1|ti)bfr.
CT. äSoudje. W. Sonntag. Ol. fadinfr. i. ^tlattljifu.
^arrbt.
j0ic d)inc|'i|'d)c ll5ud)erblume
oder
('hi'y^aiithemuiu iiidiciini.
Wir haben bereits mehrmals die chinesische
Wucherblume in der Wochenschrift besprochen,
auch einen kurzen Abriss über die Geschichte ihrer
Einführung gegeben (2. Jahrg. S. 124), wir haben
ferner berichtet, in welchem Ansehen sie bei den
Engländern steht und mit welcher Aufmerksamkeit
sie jenseits des Kanales behandelt wird (2. Jahrg.
S. 142); und doch kommen wir jetzt von Neuem
auf sie zurück. Die Liebe zu ihr fängt auch bei
uns an, grösser zu werden, hat aber immer noch
nicht den Grad erreicht, den sie in Anspruch zu
nehmen berufen ist. Die frühzeitig blühenden Pora-
ponen, über deren Kultur wir ebenfalls schon vor
3 Jahren (3. Jahrg. S. 150) gesprochen, sind im
Freien für den Spätsommer, hauptsächlich wegen
der Mannigfaltigkeit in der Farbe der Blumen, eine
14
der besten Äkquisitionen. Wir saheu sie noch wäh-
rend des vorigen Sommers mit grossem Vergnügen
im Neuen Garten bei Potsdam in der Nähe des
Marmor-Palais.
Seit unserer eigenen geschichtlichen Auseinan-
dersetzung haben wir auch Gelegenheit gehabt, die
mit ausserordentlichem Fleisse ausgearbeitete, wenn
auch schon ältere Monographie über Chrysanthe-
mum indicum von J. G. Ruppreclit kennen zu
lernen. Aus ihr erlauben wir uns noch Einiges
nachzutragen und ausserdem die Geschichte der
chinesischen Wucherblume, welche in unserer frü-
heren Abhandlung sich nur bis zum Schluss der
zwanziger Jahre erstreckte, bis auf die neueste Zeit,
wenn auch natürlich nur in derselben Kürze, wie
dort, fortzusetzen.
Während der traurigen Kriegeszeit im ersten
Jahrzehend, so wie in der ersten Hälfte des zwei-
ten in diesem Jahrhunderte, waren natürlich auf
dem Festlande alle friedlichen Werke, und so auch
die schöne Garteukunst, in den Hintergrund getre-
ten. Nur jenseits des Kanals, in dem durch seine
Lage glückHchen England, wurde jedoch die letz-
tere fortwährend, wenigstens einigermassen, gepflegt.
Nach den Freiheitskriegen verbreitete sich die Liebe
für die chinesische Wucherblume auch alsbald nach
dem Festlande. Weimars kunstsinniger Grossherzog
Karl August war es auch wiederum (wie bei den
Georginen), welcher die ersten 6 Sorten, wie es
scheint, nach dem damals berühmten Belvedere ver-
pflanzte. Von hier aus wurde sie mit freigebiger
Hand weiter verbreitet.
Mit den Jahren vermehrte sich die Zahl der
Sorten, so dass bereits 1821 deren in Berlin 10,
in Leipzig aber deren 12 kultivirt wurden. Die
Zahl der in England vorhandenen Sorten betrug
1822, wie wir in unserer früheren Abhandlung mit-
getheilt haben, nur 14, 1824 vrurden dagegen
durch die überaus thätigc Gartenbau - Gesellschaft
in London, welche 2 Mal besondere Gärtner deshalb
nach China sendete, noch 15 neue dazu eingeführt.
Wenn daher der Pariser Gärtner Noisette in dem-
selben .Jahre in England nur 27 Sorten sah, so
müssen alsbald 2 wiederum zu Grunde gegangen
sein. Noisette brachte diese 27 Sorten nach
Frankreich und machte ihre Namen ein Jahr darauf
in den Nouvelles du bon Jardinier, aber sehr ver-
stümmelt, bekannt. Das korrekte Verzeichniss er-
schien erst 1830.
Die Zahl der Sorten nahm auch in Deutsch-
land zu. In den 20ger Jahren erfreute sich, neben
dem in Belvedere bei Weimar, der Garten in Karls-
ruhe wegen seines Inhaltes eines grossen Rufes.
Eine Reihe von Fürsten liebten daselbst Pflanzen
und Blumen und verwandten grosse Summen auf
deren Erhaltung. Aus dem Verzeichnisse, was der
damahge Garten-Inspektor Hart weg, Vater des be-
kannten amerikanischen Reisenden und jetzigen
Garten-Inspektors in Schwetzingen bei Heidelberg,
verfasste, ersehen wir, dass im Jahre 182.5 nicht
weniger als 24 verschiedene Sorten chinesischer
Wucherblumen in Karlsruhe kultivirt wurden.
Im botanischen Garten zu Hamburg finden
wir dagegen nach dem damals herausgegebenen
Verzeichnisse nur 23, bei Booth & Söhne aber
in Flottbeck bei Hamburg im Jahre 1827 wieder-
um 25 Sorten, die sänimtlich mit den englischen
Benennungen aufgezeichnet werden. Cels, der be-
kannte Pariser Gärtner, der so viel Verdienste um
Einführung neuer Pflanzen sich erworben hat, bot
im Jahre 1830 sogar schon 38 Sorten an; unter
ihnen befanden sich 5 ganz neue Sorten. In Eng-
land war unterdess, wiederum durch direkte Ein-
führungen, die Zahl auf 49 gestiegen.
Eine neue Aera für die Vervollkommnung der
chinesischen Wucherblumen oder Chrysanthemen be-
gann mit dem Jahre 1836 oder 1837, wo die Han-
delsgärtner Chandler in Vauxhall in der Graf-
schaft Surrey von der Insel Yersey, einer der nor-
mannischen Inseln im Kanal, Samen, den man dort
erhalten, erhielten und diesen aussäcten. Es kam
eine Reihe schöner Formen hervor, welche lange
Zeit bewundert wurden. Auf gleiche Weise bezog
der Handelsg. Salter in Hammersmith (Middlesex)
keimfähigen Samen aus Süd -Frankreich und erzog
ebenfalls alljährig eine Anzahl neuer Sorten, von
denen Viele sich des Beifalls erfreuten. Seitdem
lernte man auch an andern Orten Samen erziehen,
um mit dessen Hülfe neue Sorten sich zu verschaf-
fen. Damit stieg die Liebe zu diesen Blumen.
Auch aus dem Vaterlande wurden neue Sorten
bezogen. Eine solche war das im Jahre 1846 di-
rekt aus China eingeführte Massliebchen von Tschu-
San (Chusan-Daisy) eine Sorte mit ausserordentlich
kleinen Blüthenkörbchen, die nur die Grösse derer
der Massliebchen besasseu und Ursache der Benen-
nung waren. Sie wurde benutzt, um andere Sor-
ten mit kleinen" Blüthenkörbchen zu erziehen. Mit
der Zeit mehrte sich auch deren Zahl und es ent-
stand auf diese Weise eine besondere Grupj)e chi-
nesischer Wucherblumen, die mau zum PTnterschiede
von den übrigen mit dem Namen der Pomponen
belegte. War es hier die Kleinheit, und zwar in
den Blüthenkörbchen nicht allein, sondern auch in
der ganzen Pflanze, wonach man jetzt strebte, so
suchte man grade umgekehrt bei den Sorten der
anderen Gruppe möglichst grosse Blüthenkörbchen
zu erzielen.
Aber nicht allein durch direkte Einführungen,
so wie durch Samen, wurden neue Sorten erzielt.
15
Es kam nämlich vor, dass bei einer Sorte plötz-
lich ein Zweig ein Blütheukörbchen hervorbrachte,
dessen einzelne Blüthchen eine andere Farbe be-
sassen. War diese von besonderer Schönheit und
auch das Blüthenkörbchen besonders gut gebaut, so
wurde der Zweig zu Stecklingen benutzt, um damit
ebenfalls eine neue Sorte zu erhalten. Es scheint
sogar bestimmte Sorten zu geben, die in dieser
Weise sich wiederholten und Mutterpflanzen von
mehrern neuen Sorten wurden. So wird in Gar-
dener's Chronicle (pag. 1107), dem wir diese Mit-
theilungen entnehmen, berichtet, dass eine bekannte
Sorte mit zart-fleischfarbenen Blüthenkörbchen, wel-
che von Salt er gezüchtet ist und den Namen Kö-
nigin von England (Queen of England) führt, auf
diese Weise die Mutter mehrer, zum Theil in der
Farbe sehr verschiedener Sorten geworden ist. Zu-
erst wurde eine rosa-farbige, dann eine gelbe Sorte
erzogen; diese letztere ist als Goldene Königin von
England (Golden Queen of England) bekannt.
Noch später ging auch eine weisse Sorte aus ihr
hervor. Sonderbarer Weise wurden auch Sorten
mit bunten Blattern aus der , Königin von England"
erzogen.
In gleicher Hinsicht sind in England die Sor-
ten: Christine und Julie Grisi bekannt. Unter den
Pomponen hat Cedo nulli, mit weissen Blüthenkörb-
chen, unbedingt eine der schönsten, die gleiche
Eigenschaft. Von ihr hat man eine Sorte mit gold-
gelben und eine mit lilafarbigen Blüthenkörbchen
erzogen.
Sonderbar, dass es bis jetzt ebenfalls noch nicht
gelungen ist, eine blau-blühende chinesische Wucher-
blume zu erziehen, so oft man auch wiederholt ver-
suchte, dergleichen blaue Georginen zu gewinnen.
Ausserdem sind, freilich mit Ausnahme der schwar-
zen, die aber im ganzen Pflanzenreiche überhaupt
nicht vertreten ist, alle Farben und deren Nüanci-
rungen in den Blüthenkörbchen der chinesischen
Wucherblumen zu finden, vom schneeigen Weiss
durch Rosa bis zu dem tiefsten Purpur und Violett
und von der blassen Schwefelfarbe durch das präch-
tige Goldgelb ])is zum dunkelsten Orange.
Die Zahl der Sorten ist in der neuesten Zeit
sehr gewachsen, sowohl die der grossblumigen, als
die der Pomponen. Die Handelsgärtnerei von Sal-
ter in Hammersmith ist es vorzüglich, aus der in
der neuesten Zeit die meisten und schönsten Sorten
hervorgehen. Die Zahl derselben, welche Salter
jetzt in Kultur besitzt, beträgt gegen 2000; allein
in diesem Jahre hat er 400 herangezogen. Dass
unter ihnen manche vorzügliche Blume sich befin-
det, wird erzählt; bei einer solchen Menge möch-
ten sich aber auch viele schlechte Sorten und sol-
che, die anderen sehr nahe stehen, befinden.
Wie gross die Liebhaberei für chinesische
Wucherblumen in England ist, ersieht man daraus,
dass es nicht weniger als 7 Vereine gibt, welche
nur damit sich befassen, Ausstellungen in's Leben
zu rufen und dadurch der Pflanze und vor Allem
der Blume eine grössere Vollkommenheit zu geben.
Fast in allen grössern Stadttheilen Londons befin-
det sich einer dergleichen Vereine. Diese 7 Chry-
santhemum-Vereine sind: South -Metropolitan -ama-
teur- Chrysanthemum-, South - Eastern- Chrysanthe-
mum-, East-London-Chrysanthemum-, Stoke Newing-
ton Chrysanthemum-, Tower Hamlets Chrysanthe-
mum-, Packham and Hatcham Chrysanthemum- und
Norwood- Chrysanthemum -Society. Ausserdem fin-
den aber noch Ausstellungen allein von Chrysan-
themen, wie z. B. von der Londoner Gartenbau-
Gesellschaft, statt.
Die Extreme berühren sich auch bei der Lieb-
haberei der Chrysanthemen. Man will entweder,
wie angedeutet, recht grosse oder recht kleine Blü-
thenkörbchen (resp. Blumen). Während bei uns
die ersteren höchstens mit 2 und 3 Zoll im Durch-
messer gezogen werden und selbst schon zu den
Seltenheiten gehören, waren auf der Herbst-Ausstel-
lung der Londoner Gartenbau-Gesellschaft Exemplare
vorhanden mit Blüthenkörbchen von 5, 6 und selbst
6^ Zoll Durchmesser. Um diese heranzuziehen,
wird allerdings die Pflanze wahrhaft maltraitirt;
man nimmt ihr alle Seitenzweige imd richtet da-
mit die ganze Aufmerksamkeit auf ein oder auf
zwei Blüthenkörbchen an der Spitze.
Bisher war die Päonien-Form bei den gross-
blühenden Sorten sehr beliebt; jetzt ist das Stre-
ben darauf gerichtet, die Blüthchen möglichst breit
zu erhalten (Broad-pctaled Chrysanthemum). Ent-
weder sind dann diese aucli ziemlich lang und
nach der Mitte zu gekrümmt, oder sie erscheinen
kurz und steif, ähnlich, wie man sie jetzt von den
Georginen verlangt. Die erste, welche in dieser
Richtung sich entwickelte, hatte den Namen Du-
pont de l'Eure erhalten ; nach ihr wird nun auch
die Gruppe ebenso genannt. Zu dieser gehören
eine Reihe von Sorten, wo die Blüthenkörbchen
zweifarbig sind. Von diesen letztern werden durch
Gardener's Chronicle (p. 1156 des vorigen Jahr-
ganges) genannt: Joshua Dix: gelb in der Mitte
und purpurroth gegen den Rand; Saumarez: braun-
roth vorn und goldgelb auf dem Rücken; Sir G.
Bowyer: rosa-purpur vorn, weit heller auf dem
Rücken. Einfarbig sind: Mrs. Edward Miles feurig-
gelb: Jardin des plantes heller als die vorige Sorte;
Lord Clyde im tiefsten Karmoisin. Von den übri-
gen Sorten mit breiten Blüthchen nennen wir:
Princess of Wales, vielleicht noch schöner als die
beliebte Queen of England, und von weisser Farbe,
16
gegen den Rand hin aber in Rosa übergehend;
Prince Alfred: rosa-purpur, auf dem Rücken heller
und in's Silberfarbige scheinend; Lady Slade: hell-
rosa-lila; General Bainbrigge: amberfarbig; Jupiter:
roth-brauu mit goldfarbigen Puukteu; Venus: zart-
lila.
Von den Anemonen -blüthigen empfehlen wir
unter den neuesten : Empress (die Kaiserin) : pfir-
sichfarbig; St. Margaret: gelb; Mrs Pethers: hell-
lila-pfirsichfarben. Unter den Pomponen hat end-
lich vor x\llem die Ranunkel-blüthige Lizzy-Holmes
allgemeinen Beifall erhalten; diesen verdient aber
ebenfalls: Sanguineum von der prächtigsten blut-
rothen Farbe, und Sam Slick: rosa-amarant mit
bronzegelben Spitzen.
Astrapaea Wallichii Ker.
Wir haben schon oft darauf hiugewiesen, dass
wir manche ältere Pflanze jetzt über dem vielen
Neuen vernachlässigen und dabei Unrecht thuu.
Dem Liebhaber kann es doch nicht darauf ankom-
men, immer nur das Neueste, sondern vielmehr
stets, wo möglich, das Schönste zu haben. Unter
den Pflanzen, die hier im botanischen Garten in
Blüthe stehen und bereits seit 1820 in Kultur sind,
machen wir auf Astrapaea Wallichii Ker auf-
merksam. Es ist dieses eine baumartige Malvacee
mit schönen grossen Blättern, zwischen denen an
dünnen Stielen die kopfförmigen Blüthenstände her-
imterhängeu. Mau kann sich in der That nichts
Schöneres denken, als einen solchen Baum mit sei-
nen ausgebreiteten Aesteu und den grossen, mehre
Zoll im Durchmesser enthaltenden Blüthenköpfen
von schöner, rother Farbe, welche letztere zur Zeit
der Entfaltung noch durch die goldgelben Staub-
beutel unterbrochen wird. Freilich braucht der
Baum Raum, um sich entfalten zu können. Da er
aber einen hübschen Stamm bildet und die Krone
nicht zu dicht wächst, so können unter ihm auch
noch andere Pflanzen stehen. Am besten nimmt
er sich wohl in freien Grund gepflanzt aus, wenn
man allerhand durch schönes Grün und durch Blü-
thenflor sich auszeichnende Pflanzen ringsherum an-
bringt, so dass er mit diesen eine Gruppe für sich
ausmacht. Der Baum gehört übrigens in's Warm-
haus.
Der ältere de Caudolle hat unsere Garten-
pflanze unter dem Namen Astrapaea penduli-
flora unterschieden, mit Unrecht, denn sie weicht
von der auf Madagaskar wachsenden Art keines-
wegs ab. In den englischen Gärten kultivirte man
früher auch eine Art als A. tiliaefolia, die aber
nirgends beschrieben, sondern von Sweet nur ge-
nannt ist und wahrscheinlich eben so wenig spezi-
fisch unterschieden werden kann.
Die Pflanze vermehrt sich übrigens durch Steck-
linge, die mau im Laufe des Sommers macht, sehr
leicht. Zu beobachten ist dabei jedoch , dass man
den Sand, in dem der Steckling steht, so wenig
wie möglich begiesst, weil ^oust die Schnittfläche
leicht schwarz wird.
Durch den Ankauf des Bestandes in der Han-
delsgärtnerei von J. G. Kluge in Sorau durch
Eduard Seidel in Grünberg geht erstere ein.
Was an Obstgeliölzen vorhanden, wird nach zu-
letzt genanntem Orte übergeführt, dagegen sollen
die übrigen Bestände an Rosen, Strauchzeug, Blu-
men u. s. w. im Frühjahr zum Verkauf kommen.
Liebhaber, die darauf reflektiren , werden ersucht,
sich direkt deshalb an Eduard Seidel in Grün-
berg zu wenden und die sehr billigen Bedingungen
entgegenzunehmen. Auch sind einige hundert Ana-
nas-Pflanzen, welche im nächsten Sommer Früchte
bringen, billig zu verkaufen.
Wir erlauben uns auf die Rosenkulturen von
C. Coers in Lünen (Prov. Westphalen) aufmerk-
sam zu machen. Aus der reichen, gegen 2000 Va-
rietäten enthaltenden Mutterpflanzen-Saunnlung wird
das Vorzüglichste und Neueste in ausgedehnte-
ster Weise, hauptsächlich auf Hochstämmen, ver-
mehrt, deren Schönheit, Ausdauer und kräftiges
Wachsthum bereits ihren Ruf gesichert haben. Ka-
taloge' werden auf gefälliges Verlangen franco ein-
gesendet.
Räiiclier-Apparate
zur Vertilgung der schädHchen Lisekten und Blatt-
läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak
und Lisektenpulver zu räuchern, die grossen zu
ä^ Thlr, die kleineren zu 2| Thlr pro Stück, sind
wieder vorräthig, und werden auf Bestellung nach
allen Gegenden verschickt, von
Klenipnermeister,
Leipzigerstr. 1)2 in Berlin.
Verlag von Karl Wlegaudt in Berlin,
Kommaudanten-Ötrassc No. 62,
Druck der C. Feist er'schen Buchdruckerei in Berlin,
Zielen-Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderung des (lartenbaues in den Köiii^I. Prenssischen Staaten
für
Ciärtnerei und Pflanzenkunde«
■ Redakteur :
P*i-ofessoi" I>r. Karl I-Üocli,
General-Sekretair des Vereines.
No.3.
Berlin, den 23. Januar
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Illoalt; lieber Rittcrsteruc odtr Hippeastrum, insbesondere über H. Hcuseriauum Karst, und procerum Duch. — Ueber Düngung
mit Meersalz. Von Hob itz- Vater, Mitglied im Couseil des Ärrondissement von Lyon. Nebst einer Bemerkung des
Dr. Filly. — ■ Ankündigung einer Gärtner- Lehranstalt in Kütheu (Herzogtbum Anhalt) in der Kunst- und Handels-
gärtnerei von G. Goschke. — Karl Bor eher. s' Anleitung zur Vervollkommnung des Obstljaues im nördlichen und
mittleren Deutseliland.
Sonntag, den 31. Januar 1864, mittags ^13 ihr, iinilet im Englischen Hanse (Iflolirenstrasse INo. 49) eine Versammlung
des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
üobci-
Rittersterne oder Hippeastruin,
insbesondere über
H. Heuserianum Karst, und procerum Duch.
Zu Eude des vorigen Jahres blühten in einem
der Gewächshäuser des Geh. Oberhofbuchdruckers
V. Decker in Berhn in reichlicher Menge Zwie-
beln einer Ritterstern -Art, welche direkt aus Bra-
silien eingeführt waren. Schon ein Jahr früher
wurde vom Obergärtner daselbst, Reinecke, die
erste blühende Pflanze in der Januar -Sitzung des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaues ausge-
stellt. Professor Karsten, der bekannte columbi-
sche Reisende, hat diese einer näheren Prüfung
unterworfen und in ihr den Typus einer neuen
Art, der er den Namen ihres Entdeckers gab und
daher Hippeastrum Heuserianum nannte, ge-
funden.
Es ist nicht zu leugnen, dass die erste blühende
Pflanze des vorigen Winters, so schön sie auch
war, doch keineswegs in einer solchen Vollkom-
menheit sich entwickelt hatte, als es bei den mei-
sten Exemplaren, welche am Ende des vorigen Jah-
res zur Blüthe gekommen, der Fall war. Der mehr
glockenförmige Bau der grösseren Blume und auch
das Feuer der rothen Farbe sprachen zu Gunsten
der letzteren. Durch die Einführung der Pflanze
hat imsere Blumenflor einen erfreulichen Zuwachs
erhalten.
Ein noch interessanterer Ritterstern, der in der
neuesten Zeit eingeführt wurde, ist Hippeastrum
procerum. Die Farbe der Blume und das eigent-
liche Wachsthum der ganzen Pflanze ist so abwei-
chend von den übrigen Arten dieses Geschlechtes,
dass H. procerum gewiss die Aufmerksamkeit der
Liebhaber nicht weniger, als der Botaniker in An-
spruch zu nehmen berufen ist. Mau denke sich
einen Ritterstern oder eine Auiaryllis, ähnlich den
Musa- Arten, durch Ineinanderschliessen der verlän-
gerten Blattscheiden, einen Schein -Stamm von 2|-
Fuss Höhe bildend, dazu nun ein fusshoher Schaft
mit 4 — 12 schönen grossen Blüthen von zartem
Lila, und man wird eingestehen, dass wir bis jetzt
noch nichts Aebnliches in unseren Gewächshäusern
haben. Wir besitzen nur einige Crinum's, welche
ebenfalls einen solchen Schein-Stamm, aber keines-
wegs von solcher Höhe, bilden, aber am Ende des
Schaftes weisse oder röthliche Blüthen tragen. Wir
begreifen es, dass der Entdecker dieser schönen und
zugleich mteressanten Pflanze diese zu Ehren der
Kaiserin von Brasilien: Amaryllis Imp^ratrice
de Brasil nannte, während Duchartre ihr An-
fangs den Namen Amaryllis gigantea, den aber
schon eine andere Art besitzt, gab.
18
Die Einführung des H. Heuserianum ii. pro-
cerum soll uns Gelegenheit geben, über die Rit-
tersterne oder Hippeastriim-Arten (Aniaiyllis,
wie man sie im gewöhnlichen Leben nennt) über-
Jaaupt ^u sprechen und durch eine geschichtliche
jimd botanische Auseinandersetzung noch mehr In-
teresse für diese schönen Blumen zu erwecken.
H i p p e a s t r u m , wörtlich aus dem Griechischen
übersetzt „Ritterstern", ist ein erst im Jahre 1821
von dem bekannten Amaryllldeenkenner Herbert
aus Arten der Linu^' sehen Amaryllis gebildetes
Genus. Ursache zur Benennung gab die im Grunde
der meist rothea Blume befindliche Zeichnung von
in der Regel gelbhch-grüner Farbe, welche erstere
mit einem Rittersterne verglichen wurde. Schon
Alton (^der Vater) in Kew hatte im Jahre 1789
eine dazugehörige Art Amaryllis equestris ge-
nannt, ein Umstand, der zunächst Veranlassung zur
Herbert 'sehen Benennung Hippeastrum gege-
ben haben mag.
Das Genus Amaryllis, wie es Linne bereits
schon im Jahre 1735 in seiner ersten Ausgabe des
Systema naturae aufgestellt und später näher be-
zeichnet hatte, enthält eine Reihe verschiedenarti-
ger Lilien mit unterständigem Fruchtknoten (Ama-
ryllideae), von denen einige, wie A. sarniensis,
der von ihm gegebenen Diagnose geradezu wider-
sprechen. Der Botaniker und Pflanzen -Liebhaber
Herbert, welcher mit grosser Liebe und behufs
wissenschaftlicher Untersuchungen alle Arten ihm
zugänglicher Amaryllideen kultivirte, hatte deshalb
sehr recht, wenn er aus dem alten Genus Ama-
ryllis nicht weniger als 10 Genera bildete.
Duchartre glaubt, dass die Trennung des
Linnc^'schen Geschlechtes Amaryllis, wie es Her-
bert angibt, nicht gerechtfertigt sei und dass mau
daher besser tbäte, dasselbe in der Linn^'schen
Ausdehnung zu geben. Dann müssten aber noch
eine ganze Reihe anderer Genera damit vereinigt
werden, die in allen Charakteren viel mehr mit A.
Belladonna und anderen übereinstimmen, als z. B.
Amaryllis sarniensis und formosissima. Wäre das
Merkmal in Betreff des hohlen Stengels allein vor-
handeu, so würden wir auch weniger Gewicht da-
rauf legen, so hängt es aber genau mit der Be-
schaffenheit des Samens zusammen. Dass Herbert
im Allgemeinen zu viel Genera gebildet hat, damit
stimmen wir vollständig mit Duchartre überein.
Derselbe gelehrte Redakteur des Journals der
Pariser Gartenbau-Gesellschaft glaubt die Amaryllis
in 2 Gruppen bringen zu können, je nachdem der
Blüthenschaft an der Seite oder aus der Mitte her-
vorkommt. So viel wir dergleichen Pflanzen unter-
sucht haben, ist der Blüthenstand stets seitenstän-
dig; wir möchten behaupten, dass es nicht nur hier.
sondern überhaupt bei allen Amaryllideen der Fall
ist. Bei Zwiebelpflanzen kommt nur dann ein ter-
minaler Blüthenstand hervor, wenn die Zwiebel zer-
lallt, wie bei Tulpen u. s. \v. Wohl kann es aber
j der Fall sein, dass der Schaft aus dem Winkel
' eines obersten Blattes , wie bei den H^yaeinthen,
herauskommt und die Spitze der Achse eine Knospe
trägt, die so lange ruht, als die Pflanze blüht und
Samen trägt. Dann erst wird der Blüthenstand
abgeworfen und die Endknospe wächst weiter. Nä-
heres darüber findet man in unserer Abhandlung
über Lilienpflanzen und Zwiebelbildung in der Lin-
naea (22. Band, S. 213, tab. 2).
Was nun wiederum den Namen Amaryllis
anbelangt, so bezeichnet er bekanntlich ursprüng-
lich bei den Griechen eine schöne Nymphe. Die
Griechen liebten es, schöne Blumen durch Ver-
wandlung schöner I\[enschen entstehen zu lassen.
So wurden die schönen Jünglinge Adonis, Narcis-
sus und Hyacinthus in Blumen verwandelt. Linn^
trug bekanntlich die Namen von mythologischen
Personen ebenfalls gern in die Pflanzenwelt über,
denn ausser Amaryllis sind von ihm und später
auch von Anderen deren noch eine ganze Reihe
in der systematischen Botanik eingeführt worden.
Linn^'s Lehrer und Vorgänger, Tournefort, ge-
brauchte anstatt Amaryllis die Bezeichnung Li-
lionarcissus, um damit auszudrücken, dass die
Blume die Form einer Lilie habe, der Fruchtkno-
ten aber, wie bei Narcissus, unterständig sei.
Zur Bezeichnung aller Lilien mit 6 Staubge-
fässen vmd unterständigem Fruchtknoten, also der
ganzen Familie, hat Robert Brown (im Jahre
1810) zuerst sich der Benennung Amaryllideae
bedient. Jussieu führt sie dagegen unter seinen
Narcissi auf.
Die Amaryllideen bilden 4 ziendich natürliche
Gruppen, von denen die mit beblättertem Stengel,
die Alströmerien nebst den Verwandten, im äus-
seren Erscheinen sich weit mehr den echten Lilien
anschliessen. Die allermeisten von ihnen besitzen
knollige Wurzelgebilde, anstatt der Zwiebeln. Die
3 anderen Gruppen (die Agaveen und Verwandte
schliessen wir aus) haben nur wurzelständige Blät-
ter, zwischen denen der ein- und mehrblüthige, so
wie blattlose Stengel (Schaft) in der Regel hervor-
kommt. Diese Blätter sind meist etwas fleischig,
oft riemen- oder linienförmig und dann (ausser der
Spitze) ziemlich gleich-breit, oder sie verschmälern
sich nach beiden Enden, bisweilen sogar einen deut-
lichen Stiel bildend. In der Regel zeichnen sich
die Arten eines und desselben Geschlechtes durch
eine bestimmte Form der Blätter aus. So findet
man bei den Arten der Genera Phaedranassa, Eu-
charis, Eucrosia, Callipsyche, Griffinia, Pentlandia,
19
Leperiza, CoUauia, Eurycles und Calliphuria nur ge-
stielte Blätter, bei Hymenocallis aber gestielte und
ungesticlte, bei allen übrigen endlich nur unge-
stielte. Sehr viele Amaryllideen, besonders die ka-
pischen, ruhen eine Zeit lang, d. h. gärtnerisch aus-
gedrückt, sie ziehen ein und müssen in der Zeit
trocken erhalten werden. Ein Theil, besonders der
brasilianischeu, welche an feuchten Stellen in Ur-
wäldern wachsen, haben aber keine unterbrochene
Vegetation.
Die Amaryllideen besitzen meist grosse, schöne
Blumen, deren 6 Blätter mehr oder weniger ver-
wachsen sind. Nur wenige, wie unsere Schnee-
glöckchen und Märzenblumen, so wie die Arten der
Geschlechter Nerine und Sprekelia, zeichnen sich
dagegen durch eine 6 -blättrige Blume aus. Hier
stehen auch die Staubgefässe auf dem Fruchtkno-
ten, welche sonst den Blumen- Abschnitten ange-
wachsen erscheinen. Bisweilen sind die Staubfäden
durch eine Haut mit einander verbunden und bil-
den innerhalb der Blume, wie l)ei den Paucratien,
einen Kranz (Corona), oder dieser ist, wie bei den
Narcisseu, unabhängig davon vorhanden. Die Frucht
ist eine in den allermeisten Fällen aufspringende
Kapsel, sehr selten eine Beere. Die Samen bilden
in jedem der 3 Fächer 2 Reihen und sind entwe-
der in sehr grossen Mengen und breitgedrückt vor-
handen, oder mehr oder weniger rundlich, eiförmig
und eckig, endlich bald mehr fleischig, bald mehr
mehlig.
Diese 3 Gruppen lassen sich auch einigermassen
pflanzen-geographlsch festhalten und tragen deshalb
um so mehr das Gepräge der Natürlichkeit.
1. Die Narcisseen sind nur auf die Alte
Welt und zwar hauptsächlich auf Europa, Nord-
Afrika und den Orient beschränkt. Obwohl die Blü-
then meist eine geringere Grösse haben, so sind doch
fast alle hierher gehörigen Arten bei uns beliebte
Pflanzen, die im Freien aushalten. Fast ohne Aus-
nahme haben die Blätter der Narcisseen eine schmale,
linienförmige Gestalt und sind etwas fleischig. Die
Blüthen sind glockenförmig oder bei dem Vorhan-
densein eines Kranzes mehr oder weniger flach und
haben meist hohle Schafte. Die weisse und gelbe
Farbe herrscht bei ihnen vor. Die in grösserer
Anzahl vorhandenen, nicht breitgedrückten Samen
sind mehlig.
2. Die Hippeastreen kommeil im tropischen
Amerika, hauptsächlich -in Brasilien, und in Süd-
Afrika vor. Ihr Blüthenstengel ist ohne Ausnahme
hohl, während bei der Blume die rotlie Farbe vor-
herrscht. Zahlreiche, mehr oder weniger oft sehr
flach zusammengedrückte Samen werden von der
Kapsel eingeschlossen.
3. Die Crineen wachsen In beiden Hemisphä-
ren, zum geringen Theil in Ostasien, Ostindien imd
Neuholland, wo die Amaryllideen sonst weniger ver-
treten sind, in grösster Zahl aber in Südafrika und
dem tropischen Amerika. Sie haben sämratlich einen
festen (nicht hohlen) Stengel und bei den grossen
Blüthen herrscht die weisse und, aber weniger, die
rothe Farbe vor. Bei einer grossen Anzahl von ,,
Arten sind die Staubfäden durch eine Haut verbun-
den (Pancratieen) ; alle haben nicht zusammenge-
drückte, bisweilen fleischige Samen (Crineen Im
letzteren Falle).
Auch die Amaryllideen geben ein Beispiel, wie
sehr die Kenntuiss der Pflanzen überhaupt seit
Linn^'s Zeit zugenommen. In dem Codex Lln-
naeanus werden acht Genera mit 47 Arten aufge-
führt. Während jetzt die Zahl der ersteren 64 ist,
von denen freilich manclie kaum beibehalten werden
dürften, beträgt die Zahl der letzteren hingegen
nahe 700. Von diesen möchte jedoch ein grosser
Theil ebenfalls nur Abarten darstellen.
Wir kommen speziell zu Hippeastrum. Von
den jetzt bekannten 24 Arten dieses Genus kannte
Linne nur das H. Regln ae, was er noch als
eine Amaryllls betrachtet. Als solche finden wir,
wie oben bereits angedeutet, die verschiedensten
Pflanzen. Man hat Arten der Linue'schen Ama-
ryllls unter den Narcisseen, wie unter den Hippea-
streen und Crineen.
Das Genus Hippeastrum oder Rittersteru ge-
hört in die Abtheilung der Hippeastreen , deren
grosse, schief- (nicht aufrecht) abstehende und etwas
unregelmässige Blüthen zu 2 und mehr am Ende
des Schaftes befindlich sind und bei meist kurzer
Röhre eine anfangs trichterförmige Gestalt besitzen.
Im Grunde der meist rothen Blume und zwar im
Innern zeigt sich eine andere Färbung in der be-
reits erwähnten Form eines Rittersternes; nach dem
obern Ende der Abschnitte ist ausserdem aber, un-
abhängig von den Staubfäden, oft noch ein aus
kurzen und oft gewimperten Schüppchen bestehen-
der Ring oder ein aus 6 kleinen und fleischigen
Blättchen bestehender Kranz (Corona) vorhanden.
Die Staubfäden selbst stehen mit dem Griflel nicht
grade empor, sondern liegen dem untersten In der
Regel schmälern Blumen -Abschnitte auf. Im ober-
sten Thelle wiederum aufsteigend.
1. H. solandrifollum Herb. Dieser Ritter-
stern Ist leicht an der sehr langen trichterförmigen
und ziemlich regelmässigen Blume von grünlich-
gelblicher Farbe zu erkennen. Diese besitzt eine
gewisse Aehnlichkeit mit denjenigen von japanesischen
Lilien. Streifen, wenn solche vorhanden, befinden
sich auf der Aussenseite. In der Regel trägt der
Schaft 3 und 4 Blüthen, welche nach abwärts ge-
neigt sind.
3*
20
Eingeführt wurde sie im Jahre 1820. Vater-
land sind Brasilien und die Guiana.
2. H. vi t tat um Herb. (Amaryllis vittata l'Her.)
Die ursprüngliche Art wird als sehr wohlriechend
geschildert und zeichnet sich ausserdem durch eine
weisse Blume aus, von der jeder Abschnitt gekräu-
selt und von 2 rosafarbigen oder rothen Längs-
streifen durchzogen erscheint. Abweichend von den
übrigen Ritterstern- Arten ist auch, dass nur die
inneren Abschnitte zu einer offenen, d. h. nicht durch
Schüppchen oder Blättchen geschlossenen Röhre ver-
wachsen sind, die äusseren aber von den Rändern
bis au die Basis frei erscheinen; nichts desto weni-
ger legen sich diese mit den inneren zu einer ziem-
lich langen Röhre zusammen. Der Schaft trägt in
der Regel 3 und 4 Blüthen.
Eingeführt wurde die Art schon im Jahre 17G9
und zwar, wie es scheint, von Südafrika aus, wohin
sie wohl erst von Brasilien gebracht wurde. Ob-
wohl das tropische Amerika das eigentliche Vater-
land ist und die Pflanze auch dort in wildem Zu-
stande beobachtet wurde, glaubte man docli lange
Zeit, dass H. vittatum auch in Südafrika vorkomme
und kultivirte sie deshalb im Kalthause. Sie ist
es, welche mit H. Regln ae schon im vorigen Jahr-
hunderte sehr beliebt, auch deshalb in den Gärten
ziemlich verbreitet war und von der man eine Reihe
von Blendlingen erzog. Diese Liebhaberei hat sich
bis in die neueste Zeit erhalten. Die Blendlinge
werden wir bei den Arten, mit denen sie gezüch-
tet wurden, erwähnen, wollen jedoch hier wenig-
stens derjenigen gedenken, welche mit dem bereits
erwähnten H. solandrifolium gezüchtet wurden.
3. H. Rcginae Herb. Gleicht im äusseren
Ansehen allerdings dem H. vittatum, welches nach
der Ansicht Goven's und anderer Engländer auch
nur eine konstant gewordene Abart sein soll, was
doch schliesslich zu bezweifeln wäre. Sie ist schon
sehr lange in Kultur und soll bereits im Jahre 1728
in dem Garten des Engländers Fairchild geblüht
haben. Die Blume gefiel damals so allgemein, dass
der Botaniker James Douglas, dem wir auch
eine kleine Schrift über die Guernsey-Lilie (Nerine
sarniensis) verdanken, eine Brochure darüber schrieb
und die Pflanze Lilium Reginae nannte. Dieses
bestimmte auch Linn^, sie als Amaryllis Re-
ginae zu bezeichnen.
Der meist nur 2blüthige Schaft ist kurz und
hat kaum die Länge der mehr aufreclit abstehen-
den Blätter. Es ist dieses ein Merkmal, woran sie
leicht zu erkennen ist. In der Regel sind nur 2
Blüthen vorhanden, die weniger nach abwärts ge-
richtet sind, sondern mehr horizontal stehen, so dass
man ihr gegenüber in die Oeflnung sehen kann.
Da mau dieses gärtnerisch verlangt, so wurde sie
auch hauptsächlich zu Züchtungen neuer Formen
benutzt. Die Farbe der kurz trichterförmigen
Blume ist ein schönes Roth, was durch einen grün-
lich-weissen Stern im Schlünde unterbrochen wird.
Die Blumenröhre ist sehr kurz und wird durch
einen gewimperten Kranz geschlossen.
Seit dem vorigen Jahrhunderte schon hat man
mit H. Reginae sowohl, als auch mit H. vittatum,
Aussaat-Versuche gemacht und damit eine ganze
Reihe schöner Formen erzielt. Nicht weniger sind.
Kreuzungen mit beiden Arten angestellt. Der äl-
teste Blendling ist von einem LThrentabrikanten in
Prescot bei Liverpool, Johnson mit Namen, erzo-
gen. Die Geschichte seiner Entstehung ist etwas
unklar. Nach Shepherd (im Anfange dieses Jahr-
hunderts Kurator der Universität in Liverpool) hat
Johnson im Jahre 1798 die Narbe eines Hippea-
strum vittatum mit dem Blumenstaub der Sprekelia
(Amaryllis) formosissima befruchtet. Von den dar-
aus hervorgegangenen Pflanzen erhielten ein gewis-
ser Shepherd (der Kurator?) in der Nähe von
Liverpool und die bekannte Handelsgärtnerei Lee
in Hammersmith einige Exemplare, pjins von die-
sen blühte 1802 bei ersterem, der weitere Züch-
tungs -Versuche mit der Pflanze und mit H. vitta-
tum, so wie mit H. Reginae, anstellte und auch
Resultate erhielt. Alle die daraus hervorgegangenen
Pflanzen kamen später als A. Johnsoni in den
Handel und zeichneten sich dadurch aus, dass je-
der Abschnitt der rothen Blume in der Mitte mit
einem weissen Streifen versehen war.
Später bezweifelte man die Blendlings- Natur
der Amaryllis Johnsoni, da vollkommen ähnliche
Pflanzen direkt aus Brasilien bezogen wurden mid
auch unter dem Namen A. brasiliensis in den
Handel kamen (s. Red. Lil. tab. 469). In der 2.
Häli"te des 2. Jahrzehntes wurden besonders von
Engländern, von denen wir den bekannten Amaryl-
lideenkenner Herbert in Spoftorth, Sir Jam. Rob.
Goven in Highclere und Colvill in Kingsroad bei
London nennen, neue Züchtungs- Versuche mit H.
vittata und Reginae angestellt, welche ziemlich
gleiche Resultate hervorriefen, so dass kein Zweifel
mehr an der Entstehung der A. Johnsoni sein kann
(s. Transact. of the hortic. soc. T. IV, p. 498). Auch
in Italien hat schon 1817 Baron Melazzo in Palermo
dergleichen Versuche auf gleiche Weise angestellt und
seine Resultate bekannt gemacht (Giorn. d. sc. litt,
et art. d. Sic. No. 24). Eine ausgezeichnete Form
wurde zu Ehren Gravina's, Fürsten von Lascaro,
Amaryllis Gravinae genannt. Diese Form be-
sitzt ebenfalls rothe Blumen, aber die einzelnen Ab-
schnitte von einer ziemlich breiten weissen Binde
durchzogen. Die schönste Form, welche Sir Go-
ven in England erzog, wurde dagegen zu Ehren
21
eines andern Blumenfreundes, des Lords Carnar-
von, Carnarvoni (bei de Candolle: A. Car-
narvonia in pl. rar. du jard. de Gen. t. 9) ge-
nannt, Loddiges bildete sie auch als Amaryllis
spectabilis ab (bot. Gab. t. 159j. Aber auch mit
diesem Blendlinge, also mit der A. Johnson!, und mit
vittata, wurden Kreuzungen angestellt, welche von
Herbert als A. in versa und veuosa bezeichnet
wurden. Ueberhaupt ist A. Johnsoni, wie wir spä-
ter noch mehrmals sehen werden, benutzt, um auch
mit noch anderen Arten Kreuzungen anzustellen.
In der neueren Zeit finden sich sogar Formen
vor, wo die weisse Blume, wie bei dem echten H.
vittatum, auf jedem Abschnitte 2 rothe Liingsstrei-
fen besitzt, aber hinsichtlich der kurzen Röhre und
überhaupt des ganzen Baues vielmehr mit H. Re-
ginae übereinstimmt. Auch fehlt der Geruch ganz
und gar und ebenso ist der t^chlund der Blumen-
röhre geschlossen. Wir sind deshalb geneigt, diese
Form, trotz der Farbe, doch mehr zu H. Reginae,
als zu H. vittatum gehörend zu betrachten.
4. H. ambiguum Herb. (Amaryllis ambigua
Sweet). Eine ganz eigenthümliche Art, welche
auch zu einer ungewöhnlichen Zeit, näiuhch im
Spätherbste blüht, und nicht ordentlich einzieht. Be-
kanntlich ist das Erstere auch mit H. aulicum der
Fall. Der Schaft trägt mehre Blüthen, welche
keineswegs wie bei H. vittatum, mit dem die
Pflanze sonst aber am Meisten übereinstimmt, über-
hängen und mit der Oeflnung der Blume nach unten
sehen. Die weisse Blume ist ziemlich lang und
jeder Abschnitt durch 2 rothe Längsstreifen ge-
zeichnet. Die Oeflfnung der kurzen Röhre wird
durch Wimperblättchen geschlossen. Vaterland sind
Brasilien und Peru , in sofern die aus Brasilien
stammende Pflanze nicht vielmehr zu H. vittatum
gehört. Im botanischen Garten zu Berlin hat
man Kreuzungsversuche mit H. aulicum gemacht,
welche günstige Resultate gegeben haben.
ö. H. breviflorum Herb. (Amarylhs brevi-
flora Sweet). Viele (bis 6) weisse Blüthen stehen
ziendich aufrecht oder doch wenigstens nicht übei--
hängend auf dem langen Schafte und zeichnen sich
durch einen gelben Mittelstreifen aus, dem zur Seite
und ziemlich parallel mehr oder weniger zusammen-
geflossene rothe Linien sich hinziehen. Am Ende
der kurzen Röhre befindet sieh ein Kranz gewim-
perter Blättchen. Vaterland ist Buenos Ayres, wo-
her die Pflanze im Jahre 1836 eingeführt wurde.
Leider scheint die sehr hübsche Art sich nicht
mehr in den Gärten vorzufinden; wir haben sie
wenigstens nicht lebend gesehen.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber Düngung mit Meersalz.
Von H 0 I.) i t z- Viiter, Mitglied im Coii.seil des Arrondi.ssement
von Lyon. ^
Nebst einer Bemerkung des Dr. Filly.
Ich habe den Artikel in der 10. Nummer vom
7. März 1863 Ihrer schätzbaren Wochenschrift ge-
lesen, worin Sie in Ihrer Horticultur- Gesellschaft
eine Notiz, die Benutzung des Meersalzes als Dün-
gung betreflend, mittheilen. Ich sage Ihnen für
diese Aufmerksamkeit meinen besten Dank, glaube
aber im Interesse der Sache Sie freundlichst ersu-
chen zu dürfen, noch einige Ergänzungen hinzuzu-
fügen, damit die etwa angestellten Versuche nicht
grade das Gegentheil von dem thun, was eigentlich
bezweckt werden soll.
Pjs sind bereits 5 Jahre verflossen, als ich die
ersten Versuche über die Wirkung des Salzes als
Düngung auf meiner Besitzung anstellte. Da diese
sehr günstig ausfielen, entschloss ich mich, solche
in unserer Hortikultur - Gesellschaft zur weiteren
Kenntniss zu bringen, und wurden dieselben auch
in dem Bulletin derselben vom Jahre 1861 (p. 129)
veröff'entlicht. Seitdem habe ich meine Versuche
weiter fortgesetzt und stets befriedigende Resultate
erhalten.
Es ist wohl ziemlich allgemein anerkannt, dass
der Stallmist immer die beste Düngung für jede
Art von Boden ist und bleibt; doch ist auch hier
wiederum nicht aller Stallmist in der Wirkung
gleich. Es herrscht z. B. ein grosser Unterschied
zwischen der Wirkung von Kuh- oder Rindermist
und zwischen der von Pferdemist; der erste passt
sehr gut für leichten, sandigen, auch warmen Bo-
den, letzterer hingegen ist mehr für thonigen oder
kalten Boden geeignet. Doch darüber brauche ich
nichts zu sagen; es ist das A-B-C des ganzen Feld-
baues, besonders in Deutschland und in England,
wo man im Allgemeinen bereits weiter vorwärts
gekommen ist, als bei uns. Doch darf man auch
niclit andere Düngungsmittel verwerfen, zumal einige
derselben bisweilen selbst einen Vorzug haben kön-
nen. So hat der Stallmist z. B. für entfernte Aecker
wegen des Transportes seine Schwierigkeiten.
Dasselbe gilt von den Aeckern im Gebirge.
Wo schlechte Wege sind, kann der Mist nur schwer
hingefahren werden. Hier möchte ich Salz, und
zwar das wohlfeilere ^feersalz, in Anwendung ge-
bracht haben, weil es nur in sehr massiger Quan-
tität angewendet und daher leicht auf den oft un-
ebenen Aeckern ausgestreut werden kann. Aber
auch in Ebenen ist das Salz bisweilen von Vor-
theil. Grade deshalb, weil ich die Ueberzeugung
habe, dass es auf dem Sandboden Berlin's und des
ganzen nordöstlichen Preussens Anwendung ver-
22
dient, habe ich mir erlaubt, diese Zeilen an Sie
zu richten. Der Preis des Meersalzes, welches bei
uns von 6\ bis 7 Franc (1 Thlr 15 bis 26 Sgr.)
für 1 Zoll- Centner oder 50 Kilo kostet, möchte
bei ihnen kaum höher sein.
Um gleich die Fälle anzudeuten, wo niemals
das Meersalz als Düngung angewendet werden darf,
so bemerke ich, dass auf thonigem, lehmigem und
nassem Boden es nie in Gebrauch genommen wer-
den darf; ebenso nicht für die Pflanzen, die einen
sauern Saft haben, also nicht für die Kultur des
Sauerampfers. Dagegen vermag ich es nicht genug
zu empfehlen, wenn der Boden leicht, trocken, stei-
nig oder sandig ist, welches letztere z. B. in der
Gegend Berlin's der Fall. Das Meersalz wird stets,
sowohl in den Gärten als auf den Feldern, den
besten Erfolg geben.
Nach meiner Ansicht äussert sich die Wirkung
des Salzes auf folgende Weise :
1. Es bedingt eine langsame Gahre.
2. Es vertreibt Unkräuter und Insekten.
3. Es ist ein direktes Nahrungsmittel für die
Pflanzen.
4. Es ist aber auch zugleich für die Aufnahme
derselben ein Reizmittel.
5. Es scheint ein Präservativ-Mittel gegen die
Einflüsse der plötzlichen Temperatur -Wechsel zu
sein.
6. Es erhält den Boden stets feucht.
Die Anwendung ist nach der Natur der Pflan-
zen verschieden. Beim Getreide habe ich Erfolge
gesehen: 14 Tage vor der Aussaat, im Augenblicke
der Aussaat, wenn es aufgegangen ist und im
März. Die Wirkung war in der Weise, dass kei-
neswegs die Vegetation befördert wurde imd die
Pflanzen ein besseres Ausehen erhielten, sondern
dass die Aehren grösser und voller, die Körner
schwerer erschienen. Auf die Hektare (fast 4 Mor-
gen) sind .30 Kilogramme (60 Pfd) nothwendig.
Bei Mohr- und Rothen Rüben wenden die Eng-
länder mit Erfolg eine Mischung von Salz und
Russ in gleichen Verhältnissen an. Man macht
davon kleine Haufen von gegen 15 Kilo (30 Pfd)
und bedeckt diese mit Erde, um sie nach ohnge-
fähr 8 Tagen aiiszustreuen. Nachdem mau den
Boden 3 Mal umgegraben oder umgepflügt hat, säet
man. Die Erfolge sind ungemein. Die Quantität
ist dieselbe.
Bei Luzerne und Klee muss das Salz im März,
bei letzterem auch im April angewendet werden.
Dasselbe gilt von Wiesen. Bei letzteren muss das
Doppelte von dem, was man bei Klee und Luzerne
braucht, also 60 Kilo (120 Pfund), aufgestreut
werden.
Am Ende dieses Monats*) könnten Sie schon
Salz (ein halbes Pfund auf 12 bis 16 Quadratfuss
und auf einer doppelten Fläche, wenn Ihr Boden
nicht sehr trocken ist) auf einen Theil ihrer Spar-
gel-Anpflanzungen streuen lassen; Sie würden dann
im Frühjahre sehen, dass der Spargel schöner und
besser im Geschraacke ist und auch in grösserer
Menge erhalten wird. Ich habe vor 4 Jahren 500
Spargelpflanzen legen lassen, ohne dass eine einzige
zurückgeblieben wäre. Jedes Jahr habe ich auf
die Anpflanzung 80 Kilo (160 Pfund Zollgewicht)
Salz, und zwar die eine Hälfte im März und die
andere Hälfte im November, ausstreuen lassen.
Gemüse sowohl als Blumen , besonders Rosen-
stöcke, Fuchsien, Orangenbäume sogar, die ich auf
diese Weise mit Salz behandelte, sind nicht allein
kraftvoller geworden, ihre Blüthen haben auch
ein viel schöneres Ansehen erhalten, als bei den
Exemplaren, wo nicht gedüngt wurde.
Wenn man die Kartoffeln 5 — 6 Stunden lang
vor der Saat in gesalzenem Wasser liegen lässt,
so ist man sicher, ganz gesunde Kartofleln zu
erndten. Seit 5 Jahren habe ich so verfahren und
obschon, besonders während der zwei letzten Jahre,
die Kartofleln in unserer Gegend massenweise ver-
faulten, so sind dieselben, und zwar 20 verschiedene
Sorten, bei mir sämmtlich gesund geblieben. Ich
habe sogar noch dabei die Erfahrung gemacht, dass
ich 8 — 15 Tage (je nach der Sorte) früher erndtete,
als da, wo der Acker mit Stallmist behandelt war.
Bei grossen Kulturen ist es, und zwar für alle
Gewächse, am besten, wenn man auf jeden Karren
Stalldünger ungefähr 30 — 50 Pfund Meersalz etli-
che Wochen vor dessen Gebrauche einmischt und
diese Mischung auf den Acker bringt. Ich könnte
Ihnen noch Manches von Interesse und was nur
die Details betrifft, hinzufügen, wenn Sie es wünsch-
ten; ich wollte jedoch für jetzt nur anregen. Es
würde mich freuen, wenn von Seiten Ihres Vereines
ebenfalls Versuche angestellt werden sollten und
diese dann zur öffentlichen Kenntniss kämen.
Erlauben Sie mir, schliesslich noch einige Worte
über Kartofleln zu sagen. Wie Sie wissen, ist es
gut, von Zeit zu Zeit mit den Kartoffeln zu wech-
seln. Die beste Sorte wird, wenn man sie lange
Zeit in derselben Gegend anbaut, allmählig schlech-
ter und kann selbst ganz degeneriren. Ich baue
nun seit einigen Jahren mehre Sorten, die sich bei
mir besonders bewährt haben. Die Knollen sind
sehr ergiebig, schmecken prächtig und reifen 8 bis
15 Tage früher, als die anderen. Sollten Sie Pro-
ben von diesen 3 Sorten wünschen, so stelle ich
sie Ihnen gern zur Verfügung und bitte ich nur,
*) Diese Mittbeilung war bereits im Oktober eingesendet,
konnte leider aber erst jetzt zur Veröffentlichung gelangen.
23
darüber zu bestimmen. Von diesen 3 Sorten ist
die beste unter allen Caillaud, die anderen führen
die Namen: Keveil, Jaunc precoce d'Auvergne.
Aber auch ausserdem sende ich Ihnen sehr gern
von den übrigen von mir erprobten Sorten, was
Sie wünschen. Ich habe schliesslich bei den 25 Sor-
ten, welche ich anbaue, die Erfahrung gemacht, dass
die länglichen und langen (Gruppe der Vitelote oder
Rate) immer die frühesten sind. Ich erlaube mir
deshalb noch aus dieser Gruppe auf folgende Sor-
ten aufmerksam zu machen: Hardy Vitelote, Eainne-
ville, Herincq, la G^n^reuse de Chatillon und la
Grosse rate de la Belgique.
Itemerkiiiig tlcs Dr. Filly.
Es sei mir erlaubt, dieser dankenswerthen Mit-
theilung Einiges hinzuzufügen. Zunächst möchte
ich bemerken, dass das Seesalz, was neben dem
Kochsalz nur Magnesia imd sehr wenig Kali ent-
hält, nicht als Dünger im eigentlichen Sinne des
Wortes betrachtet werden kann. Kochsalz oder
Chlornatrium' bedürfen nur wenige Pflanzen, zu
denen allerdings grossentheils die Gemüse, insbe-
sondere der Spargel, gehören, in etwas grösserer
Menge, während es aber auch umgekehrt für viele
andere Pflanzen grade als Gift wirkt, wenn der
Boden zu viel davon enthält. Dagegen ist das
Kochsalz unbedingt ein wichtiges Mittel, die im
Boden enthaltenen Pflanzen-Nährmittel aufzuschlies-
sen und für die Aufnahme durch die Pflanzen zu-
gänglich zu machen; es ist dieses ein Einfluss, dem
auch der Stallmist einen nicht unbedeutenden Theil
seiner Wirksamkeit verdankt. Grade in sehr trok-
kenem Boden kann das Salz diese Wirkung in hö-
herem Grade haben, als der Stallmist, weil dieser
in diesem Falle sich nicht leicht genug zersetzt
und die aufschliessenden Stoffe, nämlich die Ammo-
niaksalze, leicht an die Luft abgiebt.
Wenn wir demnach unsern Lesern nochmals
Vorsicht beim Gebrauche des Kochsalzes anrathen,
so geschieht dies nicht in der Absicht, die Beobach-
tungen unsers geehrten Korrespondenten zu bezwei-
feln; wir halten es im Gegentlieil für höchst wün-
schenswerth , dass vergleichende Versuche Seitens
unserer Gärtner und Landwirthe angestellt werden.
Die Redaktion wird gewiss gern bereit sein, die
etwa erzielten Resultate zu veröflentlichen.*)
*) Auch die Redaktion empfiehlt Vorsicht, da, wie auch
der Verfasser richtig bemerkt, SaJz (aber in grösseren Mengen
angewendet) Unkräuter vertilgt. Gegen Schachtelhahn oder
Duwok (Equisetum arvense) ist es fast das einzige Mittel, was
einigermassen hilft. Uebrigens bedient man sich in Hinterpom-
mern des vom Meere an's Land geworfenen Tanges, wahr-
scheinlich aus demselben Grunde , mit grossem Erfolge zur
Düngung.
Aiikiiii(lig;iiiig;
einer (Särtner-fcijrdnftiilt in 'ßöll)eit (5)rr?of|tl}inn ;.Xnl)alt)
in ber ^unjt- unb '^iinbclsgartnevcf von <&. (f)ö|'d)ke.
Nachdem von Sr. Hoheit dem Herzoge von
Anhalt uns Beiden, den Kunst- und Handelsgärtnern
G. Göschke und L. Schröter die höchste Ge-
nehmigung ertheilt worden ist, eine Gärtner-Lehr-
anstalt am hiesigen Platze in's Leben zu rufen, so
zeigen wir dies mit dem Bemerken ergebenst an,
dass dieselbe am L April d. J. eröffnet wird und
bereits von jetzt an Anmeldungen zur Aufnahme
entgegengenommen werden. Nachstehender Prospec-
tus wird nähere Auskunft darüber geben.
der dlärtiicr-Lehraiistalt zu Kötlicii (Ucrzogthum Anhalt) in
der Kunst- und llaudelsgartnerci von ti, V ö s c h k e.
1) Die Oberaufsicht der Anstalt steht laut Verfü-
gung d. d. Dessau den 2L December 1863
unter Herzoglicher Regierung, Abtheiluug des
Innern.
2) Die Zöglinge werden praktisch, wie theoretisch,
ausgebildet.
3) Das praktische LTnterrichtsweseu betreibt alle
der Gärtnerei zugehörenden Arbeiten, als Blu-
men- und Pflanzenzucht, Gemüse- und Obst-
bau, Samenbau, Treiberei, Gehölz- und Obst-
baumschulen u. s. w.
4) Das theoretische Unterrichtswesen wird alle
Zweige der Gartenkunst, als: Baumzucht, Ge-
müsebau, Blumenzucht, Pomologie, Treiberei u.
Samenbau in's Auge fassen und damit das
Landschafts-, Pflanzen- und Planzelchneu, die
Botanik, Mathematik und Chemie, so wie die
neueren und älteren Sprachen, verbinden, so
weit dieselben zum Verständniss der Pflanzen-
namen nothwendig sind. Das Rechnungswesen
soll gleichfalls so weit gelehrt werden, als zur
Begründung eines eigenen gärtnerischen Un-
ternehmens nöthig ist. Auch wird die Lehre
von der Gartenanlage betrieben werden. —
Die Stenographie kann auf Verlangen beson-
ders gelehrt werden, so wie für Ausländer die
deutsche Sprache.
5) Der Zögling, dessen Anmeldung bei der Di-
rektion unter Beifügung eines genügenden
Zeugnisses über Führung und Kenntnisse we-
nigstens 4 Wochen vorher geschehen muss,
hat 3 Jahre zu lernen, nach welcher Zeit der-
selbe ein Examen zu bestehen hat und dem-
nach ein Attest seiner Führung, seinem Fleisse
und seinen Kenntnissen gemäss erhält.
6) Das Honorar für Unterricht, Wohnung und
24
Beköstigung beträgt jährlich insgesammt 120
Thaler und ist in vierteljährlichen Raten im
Voraus zu entiichten.
7) Der Zögling hat sein Bett und seine Wäsche
mitzubringen und für deren Reinhaltung zu
sorgen: im Falle, dass er bei zu weiter Ent-
fernung das Bett nicht mitbringt, hat er dafür
jährlich 10 Thlr pränumerando zu zahlen.
S^ Eine Ferienzelt findet im August und zu
Weihnachten statt.
9) Die Anstalt ist auch bereit, gelernte Gärtner
zu ihrer weitern Ausbildung auf einige Zeit
aufzunehmen, und ist Uebereiukunft darüber
mit der Direktion zu treflen.
Briefe sind franko zu richten:
„An die Direktion der Gärtner-Lehranstalt zu
Köthen (Herzogthum Anhalt)."
Karl BorclnTs'
Anleitung zur Vervollkommnung des Obstbaues im
nördlichen und mittleren Deutschland.
Wir gestehen, dass wir vorliegendes Handbuch
mit einigen Erwartungen in die Hand nahmen; wir
freuen uns jetzt, aussprechen zu dürfen, dass wir
nicht getäuscht sind. Der Verfasser ist uns seit 10
Jahren, als uns die erste deutsche Pomologen-Ver-
sammlung zusammenführte, bekannt; seinem eifrigen
Streben sind wir seitdem mit Aufmerksamkeit ge-
folgt. Wir konnten um so mehr Erfolge beobach-
ten, als er seinen eigenen Weg, unbekümmert um
Andere, wandelte und dem einen Ziele, nur gutes
Obst zu verbreiten, zusteuerte. Wir haben vor
einigen Jahren die Obstplautage in Herrenhausen
auch kennen gelernt und uns mit den Ansichten
des Verfassers vertraut gemacht.
Hannover hat das Glück, jetzt 2 Männer zu
besitzen, die um den Obstbau, so wie um die Po-
mologie, sehr grosse Verdienste haben. Superin-
tendent Oberdieck in Jeinsen hat die Pomologie
in der Wissenschaft eingeführt, dem Hofgartenmeister
Borchers gehört dagegen das Verdienst, mit Nach-
druck auf die Sorten hingewiesen zu haben, welche
in unseren nordischen Gegenden gedeihen ; dazu
kommt, dass Hannover ausserdem noch eine Baum-
schule, die von Schiebler & Sohn in Celle, be-
sitzt, durch die gute Sorten in bester Qualität
über das ganze Land verbreitet werden.
Der Verfasser will nur Obst, was zugleich auch
in unseren nordischen Klimaten gedeiht, verbreitet
haben. Die Liste der von ihm empfohlenen Aepfel
und Birnen ist daher auch zuverlässig. Sie enthält
nur 50 Namen von jeder der beiden genannten
Obstarten; von letzteren nennt er allerdings noch
27, meist später erst bei uns eingeführte Sorten,
als beachtenswert!!. Die Zahl der empfohlenen Pflau-
men beträgt 30, die der Kirschen 32, die der Apri-
kosen 9, die der Pfirsiche 16 u. s. w. Auch dem
Beeren-Obste wird die nöthige Rechnung getragen.
Eben so kurz und bündig findet man in dieser An-
leitung die Behandlung der Obstbäume, die Verwen-
dung des Obstes u. s. w. Wir können schHesslich
daher nichts weiter thun, als das Buch, namentlich
dem Laien, der Anpflanzungen machen will, ange-
legentlichst zu empfehlen imd ihm ausserdem im
Interesse der Sache eine möglichst grosse Verbrei-
tung wünschen.
Aiifforderniig.
Das General- Sekretariat des Vereines
zur Beförderung des Gartenbaues ersucht
alle diejenigen, welche Pfropfreiser der neueren
und neuesten Birnen und Aepfel wünschen, die
uns von Seiten des Vorstandes der F^d^ration des
societ^s d'horticulture en Belgique in Namur freund-
lichst zur Verfügung gestellt werden, sich baldigst
zu melden, damit unsererseits die uöthigen Schritte V'^
geschehen können. Der Vorstand des Vereines
wird sich dann eine Freude machen, die gewünsch-
ten Pfropfreiser den betreffenden Liebhabern als-
bald, wie sie übergeben ^sind, zur Vertheilung zu
bringen.
Erkläriiiig.
In Betreff' der von Herrn F. C. Heinemann
in seinem letzten Verzeichnisse gebrachten — ganz
isolirt stehenden — „besondern Erklärung" über
die Dahlia imperialis, im Gegensatz zu den durch
die Herren E. Otto, E. Ortgies, K. Koch, E.
Fürst U.S.W, gebrachten Empfehlungen dieser Pflanze
überlasse ich es jedem unbefangenen Leser, den
Grundzug dieser Erklärung nach Gebühr zu beur-
theilen; ich verzichte darauf diesem Herrn sachge-
mäss zu antworten.
Erfurt, im Januar 1864.
"W. Bahlser»,
Kunst- und Haudelsgärtner.
Verlag von Karl Wiegaudt in Berlin,
Kommaudanten-Straase No. 62.
Druck der C. Fe is ter'scben Buchdruckerei in Berlin,
Zielen PlaU No. 2.
Wochenschrift
Veremes ziir Befördeniiis; des Gartenbaues in den Könis:!. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde*
Redakteur :
Pi'ofessov I)!:*. I^arl Koch.
General-Sekretair des Vereines.
No.4.
Berlin, den 30. Januar
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug- durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. II. — Ueber Rittersterne oder Hippeastrum, insbesondere über' H. Heu-
seriauum Karst, und procerum Ducli.
Sonntag, »Icu 31. Januar, Mittags i|2 Uhr, findet im Euglisclien Hause (Nolircustrassc >o. 49) eine Versammlung
des Vereines zur Refürilcrung tles Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
Allerlei
aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde.
II.
Durch die Vermittehuig des Londoner Garteu-
bau-Vereiues hat sich ein eigenthümliclicr Tausch-
Verein gebildet, wo man sich Photographien von
schönen Bäumen gegenseitig mittheilt. England ist
bekanntlich reich au schönen Bäumen; es cxistirt
daselbst auch bereits ein Buch mit Abbildungen,
iu welchem die schönsten Bäume Grossbritanniens
dargestellt sind. Schöne Bäume haben für den
Laudschaftsgärtner, wie für den Landschai'tsmaler,
gleich grossen Werth, daher gewiss beiden eine
Sammlung nur Vortheile bringen kann. Auch in
Deutschland gibt es so viele schöne und interes-
Bante Bäume, von denen es wünschenswerth wäre,
eine bildliche Darstellung zu besitzen. Wir fordern
deshalb Besitzer von solchen Bäumen auch bei uns
auf, Photographien von dergleichen aufzunehmen
und sich dann durch Austausch in den Be.sitz einer
Sammlung zu setzen. Die Redaktion ist gern be-
reit, die Vermittelung zu übernehmen, da sie sich
doch auch der Hoffnung hingeben kann, damit eben-
falls Gelegenheit zur Anlegung einer Sammlung zu
erhalten.
Es ist sehr erfreulich, dass Gärtner-Bildungs-
Anstalteu und Mustergärten iu der neuesten Zeit
im Zunehmen begriflen sind. Auf die Gärtner-
Lehranstalt in Kötiien liabcn wir in voriger Num-
mer aufmerksam gemacht. In Klosterneuburg bei
Wien gedeiht die erst vor 4 Jahren gegründete
Wein- und Obstbauschule unter der vortrefflichen
Leitung ihres Direktors, des Freiherrn von Babo.
Es hegen uns Berichte vor, die iu uns den Wunsch
rege machen, dass auch in anderen Ländern der-
gleichen Institute eiugericlitet werden möchten. In
Betreif der Einrichtung verweisen wir auf das, was
wir schon im vorigen Jahre in der Wochenschrift
(S. 189) gesagt haben, und fügen uur noch hinzu,
dass der Hopfenbau neuerdings ebenfalls zu den
Lehr- und Versuchsgegenständen gezogen ist. Wel-
chen Ertrag ein rationeller Hopfenbau auch im
nordöstlichen Deutschland gibt, ersehen wir aus
den jährlichen Berichten des Banquiers Flatau
in Berlin, der sich grosse ^'erdienste um den Ho-
pfeubau erworben hat und dessen Anpflanzungen
iu Neutomj'sl (Provinz Posen) musterhaft genannt
werden können.
Eben haben wir auch einen Bericht über die
Landesbaumschule in Braunschweig erhalten. Braun-
schweig ist das erste und einzige Land, was nach
den Vorschriften von Oberdieck und Lucas in
dem von beiden Pomologeu verfassten Werkchen
über diesen Gegenstand einen pomologischeu Gar-
ten in's Leben gerufen hat. Vielleicht sind wir
bald im Stande, ausführlich darüber zu berichten.
26
Jedes Land sollte ein solches Institut besitzen, was
aber nur der Staat selbst in die Hand nehmen kann.
Im Königreich Hannover hat sich bereits eine
Aktien-Gesellschaft gebildet, die sich die Aufgabe
gestellt, eine Muster -Anpflanzung und grosse
Baumschule zur Hebung des Obstbaues an-
zulegen. So wird immer mehr der gewichtigen
Obstkultur die Stelle angewiesen, die sie neben
oder mit der Landwirthschaft einzunehmen berufen
ist. Keine Ausstellungen haben in den letzten 10
Jahren wohl einen solchen Einfluss an den Tag
gelegt, als die vom Vereine zur Beförderung des
Gartenbaues in Berlin in's Leben gerufenen, welche
zugleich mit Versammlungen deutscher Pomologen
verbunden waren. Eis gilt dieses ganz besonders auch
von der letzten, in den Oktobertagen des vorigen
Jahres stattgefundenen 4. Versanmilung und Ausstel-
lung. Und doch spricht sich Inspektor Lucas in
Reutlingen , der selbst bisher die thäthigste Theil-
nahme zeigte und dessen Institut erst in Folge die-
ser Versammlungen entstand, gegen den Nutzen der
letzten aus, so sehr er sich auch dieses Mal nach
verschiedenen Seiten hin dokumentirt hat.
Bei Edinburgh in dem Garten von Dalmeny
hat man einen eigenthümlicheu Blendling zwischen
dem Brüsseler Sprossenkohl und dem gewöhnlichen
Kopfkohl (dem Kraute in Mitteldeutschland) erzo-
gen. Im Wachsthum gleicht er dem ersteren und
besitzt, wie dieser, einen Fuss- hohen Stengel, an
denen die bekannten Röschen sich entwickeln; am
Ende des Stengels befindet sich aber ebenfalls eine
geschlossene Knospe von ziemlichem Umfange in
der Form eines kleinen Kohlkopfes.
In dem berühmten Garten des Herzogs von
Northuniberlaud zu Sion blüht dieselbe Cocospalme,
über die wir bereits im ö. Jahrgange der Wochen-
sehi-ift (S. 96) berichtet haben, zum zweiten Male;
man hat Hoffnung, dass sie jetzt nun wenigstens
eine Frucht zur Reife bringen wird. Der intelli-
gente Gärtner Smith daselbst hat nämlich gefun-
den, dass die weiblichen BlUthen, so lange nicht
irgend ein Reizmittel (ein Insekt, vielleicht auch
direkter Sonnenschein) dazu kommt, sich nicht ent-
falten (entgegengesetzt den Angaben einiger eng-
lischer Botaniker), sondern geschlossen bleiben. Man
ist deshalb gezwungen, trotz der Mengen von Blu-
menstaub, künstlich zu befruchten. Obergärtner
Smith hat dieses gethan und der Fruchtknoten
schwillt bereits immer mehr an.
Im Lokale der Gartenbau- Gesellschaft in Lon-
don ist jetzt ein Blüthenstand der Musa Caven-
dishii zu sehen, der 5 Fuss im Umfange und 3
Fuss Länge mit einem Gewichte von gegen 86
Pfund besitzt. Die Pflanze wurde erst im Septem-
ber 1862, ziemlich klein, aus Westindien bezogen.
Seit einigen Jahren hat man sich in England
mit Vorliebe den Tafel-Aufsätzen und sogenannten
Jardiuiferen zugewendet , um hierin etwas Vorzüg-
liches zu leisten. Blumenschmuck auf der Tafel
kann durch nichts Anderes ersetzt werden; er passt
namenllich zu den feinen Toiletten der Damen und
belebt gleichsam zwischen den sonstigen Aufstellun-
gen von Konfitüren, Kompots u. s. w. So lange
Gastmähler gegeben wurden, so lange sind auch
Blumen dabei in Anwendung gekommen. Es ist
aber keineswegs gleichgültig, wie diese augebracht
sind; sie müssen immer zu den Gästen, welche
vorhanden sind, in einer gewissen Harmonie stehen.
Aber grade hierin wird so häufig gefehlt. Die
Bouquets, so schön sie auch zum Theil gebunden
sein mögen, sind oft so massig, daSs Gegenüber-
sitzende sich nicht sehen können, dass überhaupt
viel zu viel gedeckt wird und die grade auf einer
Tafel nöthige Leichtigkeit fehlt. Was von Bou-
quets gesagt ist, gilt auch von den Blumenkörben,
die man hier und da bisweilen statt dieser gebraucht.
Die so überaus thätige Gartenbau- Gesellschaft in
London hat sich neuerdings dieser Sache angenom-
men und mehrmals schon einen Konkurs ausge-
schrieben, wo die besseren Leistungen der Art mit
zum Theil nicht unbedeutenden Preisen gekrönt
wurden.
Den ersten Preis erhielt ein Fabrikant in Bel-
gien, March mit Namen. Sein Bestreben ging
dahin, den Tafel -Aufsätzen eine gewisse Leichtig-
keit zu geben und sie namentlich so einzurichten,
dass sie nicht hinderlich sind, dass Gegenübersit-
zende sich gegenseitig sehen und eine Unterhaltung
führen können. Zu diesem Zwecke fertigte er ein
Gestell aus Glas oder bisweilen aus Porzellan in
der W^eise au, dass eine hohle Säule von der nö-
thigen Höhe aus der Mitte einer flachen Schale
sich erhebt und oben eine andere, aber verhältniss-
niässig kleinere trägt. Dieses Gestell hat dadurch
vor andern einen Vorzug, dass es nicht schwer ist.
In der Mitte von beiden Schalen bringt man
von plastischem Thon, wie man diesen bei jedem
Bildhauer, auch schon bei Töpfern, findet, eine kon-
vexe Erhöhung von gegen 4 Zoll Höhe an und
umgibt diese in der Weise zur Hälfte mit Sand,
dass der übrige Boden der Schale bis zum Rande
bedeckt ist. Auf gleiche Weise, den Thonberg
jedoch etwas niedriger, bedeckt man die obere
Schale, belegt diese aber auch ausserdem noch mit
frischem Moose. In den Thon, so wie in den Sand,
werden die angewendeten Blätter und Blumen, so
wie die Zweige, und was man sonst bedarf, ge-
steckt.
Die Ausschmückung des Aufsatzes bleibt dem
Schönheits- Gefühle des Verfertigers, der nach den
27
ihm zu Gebote stehenden Hülfsmitteln arrangiren
muss, überlassen. Fabrikant March hat in der
Belgique horticole, und zwar in den beiden letzten
Doppelheften des vorigen Jahrganges, einige Muster-
Darstellungen gegeben, die in der That seinem Ge-
schmacke Ehre machen.
In den gegebenen Modellen sind z. B. in der
untern Schale gefiederte Farnblätter in der Weise
gesteckt, dass diese flach über den Rand der unteren
Schale herüberragen; dann kommen Zweige mit
Blumen oder Blütheustengel, um die Säule herum
sind Maiblumen mit den Blättern angebracht. Die
Säule selbst ist von einer Liane umwunden. Von
der obern Schale hängen wiederum feingefiederte
Blätter, etwa Frauenhaar (Adiantum) über, auch
wohl mehr herab. Man könnte dafür auch Sommer-
Epheu (Seuecio mikanioides), Gundermann (Gle-
choma hederaceum), indische Erdbeeren u. s. w.
herunterhängen lassen. Die Mitte wird wiederum
durch Maiblumen oder diesen ähnliche Pflanzen
ausgeschmückt. Auch Rosen oder Kamellien (frei-
lich mit den Zweigen) würden passend sein.
Hübsch mag es sich ebenfalls ausnehmen, wenn
auf der untern oder obern Schale Weintrauben,
aber mit den Blättern, geschmackvoll aufgelegt wer-
den. Um die Säule herum könnte man vielleicht
Zweige der klein- und buntblättrigen Vitis elegans
(heterophylla fol. eleg). ziehen. Anstatt der über-
hängenden Farnblätter dienen auch grosse Wein-
blätter, an deren Basis die Trauben ausgebreitet
würden; auch grosse Epheublätter ringsherum ge-
legt und an der Basis mit schönen Aepfeln und
Birnen bedeckt, möchten sich gut ausnehmen. Die-
sen anschliessend, wäre auch die Blumenflor einzu-
richten. Es sind dieses alles Beispiele, die man
sich nur zur Richtschnur nehmen soll. Eigene Er-
findung ist aber massgebend. Diese lässt sich aber
nicht vorschreiben, sondern höchstens durch Uebung
zur höheren Vollkommenheit bringen.
Rosen, niedergehakt, blühen bekanntlich weit
üppiger. Solche Beete, wie wir sie am Schönsten
in dem Garten des Fabrikanten Gilka, (früher
Rentier Bier,) vom dortigen Obergärtner Horne-
mann eingerichtet gesehen haben, bieten zur Zeit
der vollsten Blüthe einen seltenen Genuss. Wir
finden eben in dem Januarhefte des Florist und
Pomologist eine kleine Abhandlung über diesen Ge-
genstand, die auch verdient, im weiteren Kreise be-
kannt zu werden. Man nimmt am besten wurzel-
echte Zwergrosen von gesundem, kräftigem Anse-
hen. Die Einpflanzung geschieht im ersten Früh-
jahre, wie es die Witterung erlaubt, also im April.
Alle minder starken Schossen werden ohne Weite-
res weggeschnitten, während man die kräftigen
Triebe auf einige Zoll zurückschneidet und vorsich-
tig einhakt. Zahlreiche kräftige Schossen kommen
alsbald empor, welche im Verlaufe des Sommers
nicht blühen und für das nächste Jahr das Material
zum Blühen liefern, während dieses grade von Sei-
ten der schwächern im Herbste der Fall ist. Alles
alte Holz wird weggeschnitten, und sobald die er-
wähnten 4 bis 8 Fuss hohen Triebe ihre Blätter
verloren haben , bindet man jene , ähnlich wie man
es mit den Himbeeren macht, zusammen und ver-
sieht sie mit einem Stocke, damit sie durch den
Wind weniger zu leiden haben. Im nächsten Früh-
jahre beginnt man von Neuem, wie oben angegeben.
Durch die mehrjährige Anwesenheit des Hanno-
veraners Mann im tropischen Westasien Ist die
Kenntniss der daselbst wachsenden Palmen sehr
erweitert worden. Der bekannte Palmen -Kenner
W^endland in Herrenhausen hat deren Bestim-
mung übernommen. Bis dahin kannte man nur 5
Arten Im tropischen West-Afrika: Elaeis guinecnsis,
Phoenix splnosa, Calamus (Ancistrophyllum) secun-
diflorus, Raphia vinifera und Borassus Aethiopum.
Aus der Gruppe der Calameen hat Mann allein
10 neue Arten entdeckt, welche Wendland In
4 Genera brachte: Calamus decretus, Lacco
Sperma laeve und opacum, Eremospatha
Hookeri, cuspidata und macrocarpa, Ouco-
calamus Mannl, so wie Raphia Gaertneri,
longiflora und Hookeri. Arecineen kannte man
bis dahin noch gar nicht in West-Afrika; die bei-
den, welche Mann entdeckte, sind so eigenthüm-
lich, dass Wendland 2 Genera daraus bildete:
Podococcus (mit gestieltem Fruchtknoten) und
Phytelephantopsis (ein etwas lauger Name).
Von den beiden letzten Palmen gehört die eine
in die Abtheilung der Cocoinae, die andere in die
der Borasslnae.
Interessant sind die Angaben über die Gewin-
nung des Palmöls von der Oelpalme (Elaeis gui-
necnsis). In den letzten 3 Jahren wurden nicht
weniger als 130,.381 Tonnen Oei mit einem Werthe
von 5,605,913 Pfund Sterling in England einge-
führt. Nächstdem ist die Wein-Palme und haupt-
sächlich Raphia Hookeri in West-Afrika ein sehr
nützlicher Baum. Man erhält den dazu nöthigen
Saft durch Einschnitte in die Blüthenstände, bevor
diese sich entfalten.
Bekanntlich wurde von Seiten der Engländer
schon seit längerer Zeit auf den Anbau des Thee-
strauches in den nördlichen gebirgigen Gegenden
Ostindiens grosse Aufmerksamkeit verwendet. Man
hat solche Erfolge gehabt, dass man in Ostindien
bereits eben so viel Thee gewinnt, als aus China
ausgeführt wird. Es scheint jedoch, als wenn der
ostindische Thee zum grossen Theil in Ostindien
selbst verbraucht würde und die Ausfuhr noch keine
28
sehr bedeutenden Dimensionen erreicht hätte. Im |
Durchschnitt gewinnt man auf 1 englischen Acker
(fast 1| Morgen) beinahe 100 Zollpfund. In der
Provinz Kumaon werden allein 350,000,000, im
westlichen Gurwhal 18,000,000 und in Dehra-Doon
10,000,000, überhaupt in ganz Ostindien 930 Mil-
lionen (engl.) Pfund gewonnen.
Es ist jetzt ein Werk von Dr. Mohr in Ko-
blenz erschienen: der Weinstock und der Wein,
auf das wir Alle, welche Weinbau treiben oder
sich dafür interessiren, aufmerksam machen wollen.
Uns interessirte es um so mehr, als wir schon seit
längerer Zeit nach einer Erklärung suchten, warum
die Weinrebe vorzugsweise steinige , ja selbst fel-
sige Orte Hebt, um zu gedeihen. Wir verweisen
in dieser Hinsieht die Leser der Wochenschrift auf
unsere P^rinnerungen einer Keise nach dem Rhein
(voriger Jahrgang, S. 198), wo wir diesen Gegen-
stand ebenfalls zur Sprache brachten.
Der Verfasser genannten Buches gibt uns eini-
germassen Aufschluss und erklärt auch, warum in
vielen Gegenden der Ebene, wo früher starker
Weinbau getrieben wurde, dieser nach und nach
eingestellt ist. Wir wissen jetzt wohl zur Genüge
— wenn auch immer noch selbst Naturforscher aus
der alten naturphilosophischen Schule existiren, wel-
che den Kopf schütteln — dass die Stoffe, und
besonders die mineralischen, welche in den Kultur-
pflanzen befindHch sind, dem Boden entnommen wer-
den und diesem verloren gehen, in sofern sie nicht
auf irgend eine Weise, z. B. durch den Dünger,
wieder zu Gute kommen oder durch andere Mittel
ersetzt werden. Es muss nothwendigerweise, wenn
dieselbe Pflanze längere Zeit auf einem und dem-
selben Boden kultivirt wird, für dieselbe eine Ver-
armung des Bodens entstehen, wenn auch nur zeit-
weilig. Sie kann aber im Verlaufe mehrer Jahre,
sobald man andere Pflanzen, die vorzugsweise an-
dere mineralische Stoße bedürfen, darauf kultivirt,
gemildert und ganz aufgehoben werden. Durch
die anderen Pflanzen wird nämlich das frühere
Verhältniss der ursprünglichen Stofte einigermassen
wieder hergestellt und der Boden damit relativ zur
ersten Kulturpflanze von Neuem fruchtbar. Fast
alle Gesteine, und demnach auch die daraus ent-
standene Erde, enthalten mehr oder weniger alle
Bestandtheile, welche die Pflanzen brauchen.
Der Wein enthält an minera''ochen Bestand-
theilen vorzugsweise Kali in Form des Weinsteines;
Kali ist aber ein mineralischer Körper, der grade
in unserer Acker-, und noch weniger in Humus-
Erde, weil vielfach durch die Kultur entzogen, oft
mehr oder weniger fehlt. Unsere Ebenen erhalten
nur selten Gesteine, die dem Acker zum Verwit-
tern und Freiwerden des Kali zugeführt werden,
und müssen demnach für die Kultur der Weinrebe,
die viel Kali verlangt, wo nicht wenig Kali durch
den verkauften Wein entführt und spärlich durch
Düngung wieder ersetzt wird, allmählig untauglich
werden. Wohl mit Recht sieht der Verfasser die-
ses für einen Grund an, dass der Weinbau in vie-
len Gegenden der Ebenen allmählig eingestellt wer-
den musste.
Was anders ist es in niedrigen Gebirgen und
in Hügelland, wo immer durch Regen oder durch
Umgraben neue Gesteine zugeführt werden, deren
Oberfläche fortwährend verwittert und damit die 2
bis 4 Procent Kali abgeben kann. Der Verfasser
genannten Buches sagt, dass ein Weinberg in der
Regel mehr Aehnlichkeit mit einem Steinbruche,
als mit einer Pflanzung, habe. In der ebenen Pfalz
düngt man deshalb die Felder mit Basalt. In Hoch-
heim hält man einen bläulichen Letten, auf dem
Johannisbcrg einen rothen Thon für die besten
Lagen und bringt beide, wenn man sie wo anders
findet, gern in die Weingärten. Es wäre doch in-
teressant, zu erfahren, wie sich der Gehalt des
Lettens und des Thones an Kali gegen den anderen
Boden, resp. gegen die anderen Gesteine, verhielte.
Im botanischen Garten zu Berlin stand eben
eine Carlndovica r otundifolia, wohl das erste
Mal in Europa, in Blüthe. Alle Carludovicen sind
schöne Blattpflanzen für Warmhäuser. In Handels-
gärtnereien sind sie noch selten, doch sind deren
in der Danneel'schen Handelsgärtnerei zu Berlin
und bei Geitner in Planitz bei Zwickau zu ha-
ben. Vielleicht wird uns nächstens Gelegenheit,
ausführlich über sie zu sprechen.
Wir haben uns die Aufgabe gestellt, in dem
Allerlei auch die uns zugegangenen Samen- und
Pflanzen - Verzeichnisse zu besprechen. Es kann
hier natürlich nur von solchen die Rede sein, wo
die Handelsgärtnereien eine Bedeutung bereits er-
langt haben. Es sind uns, seitdem wir in der ersten
Nummer der Wochenschrift einige besprochen, eine
so grosse Anzahl aus den verschiedensten Gegen-
den Deutschlands zugegangen, dass wir die Aus-
wahl noch mehr beschränken müssen , um den da-
für bestimmten Raum nicht' zu überschreiten.
Aus Erfurt, der gärtnerischen Metropole Deutsch-
lands, liegen uns wiederum einige Verzeichnisse vor,
die vor Allem verdienen, besprochen zu werden.
Sie sind von älteren Firmen, welche sich in der zum
Theil langen Zeit der Existenz ihren Ruf nnge-
schwächt nicht allein erhalten, sondern ihr Geschäft
auch zum Theil sehr bedeutend erhölit haben. Es
gilt dieses auch :
a) von der Jühlke' sehen Gärtnerei, mit der
früheren Firma Karl Appelius. In dem Preis-
Verzeichnisse für 1864 der Samenhandlung, Kunst-
29
und Handelsgärtnerei sind die Gemüse- und Blu-
men-Sämereien vor Allen vertreten. Bekanntlich
gehen dergleichen von Erfurt über ganz Europa
bis jenseits des Oceans. Wir finden dieses Mal
iinter dem Gemüse weniger Neues, worüber wir
uns freuen; denn in der Regel und mit sehr weni-
gen Ausnahmen ist das Neue schlecht oder doch
wenigstens nicht besser, als was wir haben. Da-
gegen sind alle bewährten Sorten reichlich vertre-
ten. TTnter den Blumen spielen Astern und Lev-
kojen, wie in allen Erfurter Verzeichnissen, eine
Hauptrolle. Eine hübsche Auswahl der besseren
Georginen gibt ausserdem das Verzeichniss am
Schlüsse.
b) Friedrich Adolph Haage jun. heisst
immer noch die Firma der ältesten und gleich ge-
diegenen Handelsgärtnerei in Erfurt, obgleich der
Chef jetzt wohl das älteste Mitglied der Erfurter
Gärtnersehaft sein möchte und bereits auch der äl-
teste Sohn die oberste Leitung übernommen hat.
Das uns vorliegende Verzeichniss der für Erfurt
vorzugsweise vielseitigen Gärtnerei enthält Gemüse-,
Feld-, Wald- und Blumen -Sämereien. Li Betreff
der letzteren machen wir auf die Neuheiten auf-
merksam; grade hierin hat Fr. A. Haagc jun. in
den letzten Jahren manches Gute in den Handel
gebracht.
c) Franz Anton Haage ist eine andere be-
währte Firma in Erfurt, die in der Neuzucht vor-
trefflichen Gemüses Manches geleistet hat und daher
Beachtung verdient. Auf den meisten Ausstellun-
gen zeichnete sich das Gemüse von Franz An-
ton Haage vor Allem aus. Wir verweisen auf
den Bericht der in Görlitz zur Zeil der dortigen
Pomologen-Versammlung ausgestellten Gemüse. Doch
findet man auch gute Blumen - Sämereien in der
Gärtnerei.
d) Die Firma von Chr. Gust. Möhring in
Arnstadt ist ebenfalls schon eine ältere und nicht
weniger bewährte. Das Verzeichniss schliesst sich
hinsichtlich seines Inhaltes denen der meisten Erfur-
ter an. Blumen- und Gemüse-Sämereien treten in
den Vordergrund. Hinsichtlich der Vervollkomm-
nung der Florblumen hat die Gärtnerei Manches
geleistet, worüber wir bisweilen früher in der Wo-
chenschrift gesprochen haben. Wit besonderer Lieb-
haberei wird die Topfnelken-Kultur getrieben. Das
reichhaltige V^erzeichniss der Sorten liegt uns eben-
falls vor.
e) Den Erfurter Verzeichnissen schliesst sich in
Hinsicht der Sämereien das von Adolph Demm-
1er in Berlin an. Die Gärtnerei erfreut sich, na-
mentlich im östlichen Deutschland, schon lange
eines besonderen Rufes. Seitdem ausserhalb Berlin's
von dem Besitzer noch ein nicht unbedeutendes
Grundstück erworben ist, hat sich die eigene An-
zucht von Sämereien vermehrt.
f) J. Sieckmann in Köstriz bei Gera hat
uns seinen 26. Jahrgang des Preis- Verzeichnisses
der Georginen und Rosen zugesendet. Es sind in
Betreff der ersteren zum allergrössten Theil eigene
Züchtungen; hierin hat sich Sieckmann auch im
Auslande einen Ruf gesichert. Die Zahl der Geor-
ginen, die jetzt erst in den Handel kommen, ist
nicht gering; ihre Namen sind zum Theil den her-
vorragenden Männern des preussischen Abgeordne-
tenhauses entlehnt.
g) In der Handelsgärtnerei von Ernst We-
sten ins in Hildesheira wurde schon von dem frü-
heren Besitzer besondere Sorgfalt auf die Erzie-
hung von Georginen verwendet. Das Preis-Ver-
zeichniss auserwählter Georginen liegt uns vor.
Ausserdem werden hauptsächlich allerhand Obstge-
hölze und Erdbeeren in Massen daselbst herange-
zogen.
h) Der Hauptkatalog der standesherrlichen
Baumschulen in Muskau. Bei der immer mehr
sich steigernden Liebe zu Gehölzen und deren
Verwendung zu Anlagen haben Baumschulen mit
sicheren Synonymen grossen Werth; die Muskauer
Baumschulen stehen deshalb in ganz Europa als
unübertroffen dar. Dankenswerth ist es, dass von
Seiten des Vorstehers, Park -Inspektor Petzold,
die Verwendung der Gehölze angegeben ist. Dabei
ist auch auf den Herbstschmuek Rücksicht genom-
men, was, so viel wir wissen, in keinem andern
Verzeichnisse der Fall ist. So heisst es bei den
Ueberschriften z. B. H. Gehölze mit zierenden
Früchten; 1. roth, 2. gelbfrüchtig u. s. w. oder L.
Gehölze mit schöner Herbstfärbung, a. roth- und
dunkelfarbige u. s. w.
i) Rud. Abel & Co. ist eine bedeutende Han-
delsgärtnerei in Wien, deren Preis-Verzeichniss uns
vorliegt. Der Inhalt des letzteren umfasst zuerst
Sämereien aller Art, so von Gemüsen, von land-
wirthschaftlichen und technischen Pflanzen, von Flor-
bUimcn und Stauden, ferner von verschiedenen Ge-
wächshaus-Pflanzen und von allerhand Gehölzen,
dann folgt eine Aufzählung von Topfgewächsen,
auch von neuen Einführungen und endlich von den
beliebtesten Blüthensträuchern.
k) Preis-Courant der Samenhandlung und Han-
delsgärtnerei von Heinrich Maurer in Jena.
Dieses Verzeichniss des bekannten Beereuzüchters
schliesst sich hinsichtlich seines Inhaltes ebenfalls
denen der meisten Erfurter an und enthält dem-
nach hauptsächlich Gemtise- und Blumen-Sämereien
in bester Auswahl, ausserdem noch Topfpflanzen,
Stauden, Rosen und Gehölze.
1) Seit vielen Jahren beschäftigt sich Direktor
30
a. D. Fr. Fürer in Stuttgart mit der Anzucht und
mit der Vervollkommnung des Beereuobstes, anfangs
aus Liebhaberei; jetzt hat er ein stelbständiges Ge-
schäft gegründet, dem eine nicht unbedeutcnte Samm-
lung zur Verfügung steht. Es ist vor Kurzem
auch ein beschreibender Katalog und eine Preis-
liste der besten Beerenpflanzen, ausserdem aber
auch eine dankenswerthe Anleitung zur Kultur des
Beerenobstes in Gärten ausgegeben.
m) Bei dieser Gelegenheit machen wir auch auf
das Verzeichniss der Obst- und Zierbäume, so wie
Beeren- und Ziersträucher der Gräflich-Schwe-
rin'schen Baumschule zu Tamsel bei Küstrin
aufmerksam. Sie steht unter der Leitung des tüch-
tigen Pomologen Silex.
n) Preisliste vom Herbste 1863 von C. Schulz
in Hanau. Wenn man Spezialitäten betreibt, so wird
gewöhnlich auch etwas geleistet. Es ist dieses hier
in Betreö' der Azaleen der Fall, in deren An- und
Neuzueht C. Schulz bereits Vorzügliches geleistet
hat. Wir verweisen auf unseren Bericht der Main-
zer Ausstellung .im vorigen Jahre (S. 147). Aus
der Preisliste ersehen wir übrigens, dass in genann-
ter Handelsgärtnerei auch Aniaryllis herangezogen
werden.
o) Verzeichniss der im Schlossgarten zu
Tetschen kultivirten und verkäuflichen Pflanzen.
Nach dem plötzlichen Tode des im weiteren Kreise
bekannten Schlossgärtners Josst hat ein Verwand-
ter desselben, Edmund Lagler, die Oberleitung
übernommen. Wie früher, sind Orchideen und
einige Blüthensträucher, wie Kamellien, Azaleen
und Rhododendren in reichlichster und schönster
Auswahl vorhanden. Die Sammlung der Orchi-
deen ist eine der bedeutendsten, welche in Europa
existirt.
p") Etablissement horticole de Joseph
Baumann ä Gand. Blüthensträucher, hauptsächlich
Kamellien, Azaleen und Rliododendren finden wir
hauptsächlich in dem vor uns liegenden Verzeich-
nisse, ausserdem Obstgehölzc aller Art, besonders
als Formenbäume, in deren Heranziehung Bau-
mann eine besondere Fertigkeit besitzt.
q) Catalogue de P. et E. Transon fr^res a
Orleans pour 186'/^ Sehr reich an Obstgehölzen
aller Art, welche (besonders die Formenbäume) zu
massigen Preisen angeboten werden. Besonders ist
die Auswahl von Birnen und Aepfeln gross; unter
den ersteren befinden sieh auch die besseren neue-
reu Sorten. Eine hübsche Auswahl bieten eben-
falls die hier aufgezählten Ziergehölze. Sonderbar,
dass unter diesen das Pampasgras (Gyneriura ar-
genteum) ebenfalls mit begriflen wird.
lieber
Rittersterne oder Hippeastrum,
insbesondere über
H. Heuserianum Karst, und procerum DucL
(Fortsetzung.)
C. H. reticulatum Herb. (Amaryllis reticu-
lata l'Hen). Der französische Botaniker l'Heritier
fand diese Art während seiner Anwesenheit in Eng-
land und bildete sie in seinem Sertum anglicum
(t. 14) ab. Die Einführung aus Brasilien geschah
deshalb wohl in den 80ger Jahren. Schon an den
dunkelen, elliptischen Blättern, welche sich nach der
Basis zu verschmälern und rinnenförmig erscheinen,
erkennt man die Pflanze. Am Ende des zusam-
mengedrückten Schaftes befinden sich meist mehr
als 2 mit der Oeftnung abwärts geneigte Blüthen
von ziemlich langer, allmählig aber sich erweitern-
der Eöhi-e und von mehr hautartiger Konsistenz.
Ihre Farbe ist roth, wird aber durch ein dunkleres
Adernetz unterbrochen, ein Umstand, der Ursache
zur Benennung gab. Am Ende der Blumenröhre
befinden sich weder Wimpern noch Blättchen. Aus-
gezeichnet ist ausserdem die Art, dass die Samen
weit weniger zusammengedrückt, fast mehr rund-
lich und in geringerer Anzahl vorhanden sind. Die-
ser letztere Umstand bestimmte den Amaryllideen-
kenner Herbert, ein eigenes Genus daraus zu
machen, was er zu Ehren des Prinzen Leopold von
Koburg, jetzigem Könige von Belgien, Coburgia
nannte, und noch einige andere, sonst aber sehr
verschiedene Arten damit zu vereinigen. Später
trennte er die letzteren wieder davon und änderte
für H. reticulatum den Genus-Namen in Leopol-
dia um.
Es existirt fast eben so lange von dieser sehr
zu empfehlenden Art eine Form, wo die Blätter
mit einem schönen, weissen Längsstreifen versehen
sind. Man hat sie, weil sie durch Aussaat konstant
zu bleiben scheint, hier und da als eine eigene Art
mit dem Beinamen striatifolia bezeichnet. Bis-
weilen sind auch noch die Blätter unten bräunlich;
zu dieser Form gehört Amaryllis principis Salm-D.
Ausserdem cxistiren aber noch eine Reihe von For-
men, die in der Blüthe abweichen und zum Theil
aus Kreuzungen mit anderen Rittersternon entstan-
den sind. Von ihnen nennen wir zunächst nur die,
welche mit bereits beschriebenen Arten erzielt wur-
den. Die Blendlinge von H. reticulatum mit vit-
tatum führten bei Herbert die Namen Amaryl-
lis pulchra und magnifica, wähi-end die mit
Reginae als A. formosa, gloriosa und con-
cinna bezeichnet werden, die mit Johnsoni end-
lich die Namen Sweetii, Colvillii und prae-
clara erhalten haben.
31
7. H. equestre Herb. (Amaryllis equestre
Hort. Kevv.) besitzt einen unten etwas zusammen-
gedrückten Schaft, der die zieiiilich aufrecht-stehen-
den, aber erst nach der Blüthe crsclieinenden Blät-
ter an Länge weit übertrifft. Gewöhnlich sind nur
2, bisweilen auch 3 Blüthen von rother Farbe vor-
handen, die sich durch eine sehr dünne Röhre und
einen dann plötzlich sich sehr erweiternden oberen
Theil auszeichnen und mit der Oeffnung nach un-
ten sehen. Der Stern im Grunde der Blume läuft
weniger in grossen Strahlen längs der einzelnen
Abschnitte aus, als dass er vielmehr am Rande ge-
franst erscheint. Die Textur ist auch hautartiger,
wie bei H. reticulatuni. Der Griflel ragt aus ihr
nicht hervor und die Samen gleichen denen der
übrigen Arten.
Wahrscheinlich wurde diese in Westiudien, Me-
xiko und in Columbien, wohl auch in der Guiana
wachsende Art schon lange in Holland kultivirt;
aber auch in England war sie schon Im Anlange
des vorigen Jahrhundertes in Kultur. Sie ist es
eigentlich, welche wegen ihrer Schönheit zuerst
den Namen Belladonna (s. Herrn, parad. p. et 1. 194)
erhielt, und nicht, wie Liniii^ meint: A. Reginae,
eine Art, w'elche nur in Brasilien vorzukommen
scheint. Linne trug den Namen Belladonna spä-
ter als Art-Namen auf eine andere, am Gap wach-
sende Art über. Dass das Merian'sche Lilium ru-
bicundum ( Mer. ins. surin. t. 22) hierher gehört,
möchte man bezweifeln, da die Abbildung viel eher
einer Sprekclia ähnelt. Dagegen muss A. brasi-
liensis Andr. (bot. rep. t. 358) als Synonym von
H. equestre, und nicht von H. Reginae, beti-achtet
werden.
Von H. equestre hatte man in England auch
eine halb -gefüllte Form, welche als Amaryllis
pulcherrima in den Handel kam. Wir haben
sie nicht gesehen, auch in der neuesten Zeit nichts
mehr von ihr gehört, daher sie wohl wieder ver-
loren gegangen zu sein scheint. Aber ausserdem
hat man nocli eine Reihe von Formen und Blend-
lingen. Die Abart, welche im botanical Register
(tab. 234) als major abgebildet ist, halten wir schon
der mennigrothen Farbe halber für einen Blendling
mit irgend einer der Formen von H. bulbulosum,
in sofern sie nicht ganz und gar dazu gehört. Am
bekanntesten sind die Blendlinge mit II. Reginae, wel-
che die Namen Amaryllis intermixta und in-
termedia erhalten haben, während der mit H. vit-
tatum Amaryllis splendens genannt wurde.
8. H. oecidentale Roeni. (Amaryllis Bella-
donna Swartz). Eine zweifelhafte Art Westiudiens
und der Guiana, welche H. equestre Herb, oder
miniatum am nächsten zu stehen seheint, vielleicht
sogar zu dem letzteren gehört, aber grössere Dimen-
sionen besitzt. Die dicklichen und riemenförmigen
Blätter erreichen eine Länge von 2 und 3 Fuss
und am Ende des eben so holien Schaftes befinden
sich 3 bis 5 überhängende, ziemlich grosse Blüthen
von zinnoberrother Farbe, die im Schlünde durch
einen grünlich-gelben Stern unterbrochen ist. Die
Blume wird zwar G-blättrlg angegeben, aber doch
eine besondere Röhre angenommen , welche am
obern Ende mit 6 gewimperten Blättchen versehen
ist. Die 3 äusseren und breiteren Blumenabschnitte
schlagen sich schon in der Mitte zurück.
9. H. styl OS um Herb. (Amaryllis niarannen-
sis Gawl. in bot. Reg. t. 719) ist eine noch keines-
wegs feststehende Art; sie scheint uns vielmehr ein
Blendling von H. Reginae und H. equestre zu
sein. Mit dem ersteren hat sie den Bau der, aber
stets kleineren Blüthe überein, die Farbe ist je-
doch heller. Der Stern ist sehr klein und strahlt
fast gar nicht. Ein Wimperkranz schliesst die
Oeffnung der Blumenröhre. Ausgezeichnet ist die
Pflanze durch den aus der Blume weit herausra-
geuden Griffel, der auch Veranlassung zur Benen-
nung gab. Ob sie noch in Kultur ist, wissen wir
nicht. Auch von ihr sind Blendlinge mit A. John-
son! erzogen, welche unter dem Namen A. lugu-
bris und tristis in den Handel kamen. Die mit
H. solandriflorum heisseu A. Herberti.
10. H. miniatum Herb. (Amaryllis miniata
R. et P.) steht wohl dem H. Reginae am nächsten
und hat einen kurzen Schaft, so wie 2 — 4 über-
hängende und rothe Blumen mit kurzer Röhre,
welche durch 6 gewimperte Blättchen geschlossen
ist. Die ziemlich gleich-langen und gleich-geform-
ten Abschnitte neigen sich glockenförmig zusam-
men. Der Stern scheint klein zu sein und die
Pflanze In sofern eine Aehnlichkeit mit H. stylo-
sum zu haben. Die schmalen Blätter stehen ziem-
lich aufrecht. Eigenthümlich ist die weisse Zwie-
bel, welche durchschnitten in der Luft eine mennig-
rothe Farbe erhält. Dieser Umstand, und nicht die
Farbe der Blume, hat wohl Ursache zur Benennung
gegeben. Verschieden davon ist Amaryllis mi-
niata (bot. Mag. tab. 1943), welche eine Form des
H. bulbulosum bildet. H. miniatum Herb, ist wohl
nie in Kultur gewesen und wächst in Peru.
Ob Hippeast rum Martianum Roem. sich
unterscheidet, lässt sich aus der Beschreibung (R.
et S. syst, vcget. VII, p. 815 adnot.) nicht ersehen;
die Pflanze wird deshalb für immer eine unbe-
stimmte Art bleiben.
11. H. bulbulosum Herb. Unter diesem Na-
men hat Herbert eine Anzahl von Rittersternen
zu einer einzigen Art vereinigt, die sämmtlich darin
übereinstimmen, dass bei überhängender Blume der
oberste Abschnitt mehr oder weniger zurückge-
32
krümmt ist, dass die Blätter alsbald übergebogen
sind und dass die junge Zwiebelbrut kurze Stiele
besitzt (d. h. am Ende kurzer Stolonen befiudlicli
ist). Das letzte Merkmal kommt allerdings häufig,
aber nicht immer vor und hat H. bulbulosum mit
der vorigen Pflanze gemein. Es hängt dieser Um-
stand jedoch von der Kultur ab. Vollständig sitzende
junge Zwiebeln sind ebenfalls keine seltene Erschei-
nung. Interessant ist, dass bei hierher gehörigen
Formen die Farbe der Zwiebel weiss, selbst hier
und da noch mennigroth-punktirt angegeben wird.
Sollte demnach nicht II. miniatum Herb, ebenfalls
hierher gehören? Im Uebrigen hat H. bulbulosum
hinsichtlich der Blüthe am meisten mit H. equestre
Aehnlichkeit und besitzt, wie dieses, eine längere
Blumenröhre, aber einen Stern mit sechs Haupt-
strahlen. Die Wimperblättchen fehlen in der Re-
gel oder sind nur schwach vorhanden. Die Farbe
der BlUthe ist gewöhnlich kein reines, sondern viel-
mehr ein Mennig- oder Zicgelroth. In dieser Hinsieht
ist wiederum eine Aehnlichkeit mit IL miniatum vor-
handen. H. pulvcrulcntum, mit dem Herbert die
Art vereinigt, unterscheidet sich wesentlich durch
die Form der Zwiebel und durch die blaugrüne
Farbe der länger bleibenden Blätter.
Als Abarten werden als hierher gehörig aufge-
führt:
a. Rutil um (Amaryllis rutila Gawl.) trägt am
Ende des meist etwas zusammengedrückten
Schaftes in der Regel nur 2 mennigrothe Blü-
then, deren grünlich-gelber Stern im Schlünde
in 6 lange Strahlen ausläuft;
b. Fulgidum (Amaryllis fulgida bot. Reg.j ist in
den meisten Fällen mehr als zweiblüthig und
hat einen stielrundcn Schaft. Die Farbe der
grösseren Blume erseheint zwar ebenfalls men-
nigroth, aber feuriger und von dunkleren Ner-
ven unterbrochen. Ausgezeichnet ist die ver-
hältnissmässig lange Blumenröhre ;
c. Crocatum (Amaryllis crocata Gawl.j besitzt
stets mehre, länger als gewöhnlich gestielte
Blüthen von fast safrangelber Farbe und von
dunkleren Längsstreifen durchzogen. Die Blu-
menröhre ist weniger lang.
Diese 3 Abarten wurden zu Ende des zweiten
Jahrzehendes und im Anfange des dritten von diesem
Jahrhunderte unmittelbar aus Brasilien eingeführt
und sind vielfach benutzt worden, um unter einan-
der und mit anderen Rittersternen Kreuzungs-Ver-
suche anzustellen, die dann schliesslich auch zu Re-
sultaten führten. Da immer fort Aussaat- Versuche
gemacht werden und die Liebhaberei fortdauert, so
hat sieh die Zahl der Formen sehr vermehrt. Wir
nennen hier nur die wichtigsten, welche in Eng-
land eine Zeit lang Aufsehen erregten und Beifall
fanden. So wurden Blendlinge mit IL vittatum
erzeugt und erhielten die Namen: Amaryllis
sanguinea und inclyta, mit H. Johnson! hin-
gegen entstanden die Blendlinge: A. Brookesii,
angusta und spathacea, mit H. pulverulen-
tum aber: A. major und Cooperi, mit IL Re-
ginae endlich A. ardens. Auch eine halbgefüllte
Form kam früher in England vor.
lieber H. unguiculatum Herb, lässt sich,
so lange die Pflanze nicht in Kultur ist, nichts sagen;
sie scheint aber eine der Formen des H. bulbulo-
sum zu sein, welche sich durch eine mehr dunkel-
gefärbte Zwiebel und durch an der Basis verschmä-
lerte Blumen-Abschnitte auszeichnet. H. subbar-
batum Herb, hingegen weicht durch kurze und
sehr breite Blätter ab, stimmt aber sonst mit der
zweiten Abart von IL bulbulosum ziemlich überein.
In anderer Hinsicht ähnelt die Pflanze auch dem H.
miniatum Herb, und dem Martianum Roem., so
dass mau geneigt sein könnte, sie als Mittelglied
zwischen diesem und IL bulbulosum Herb, zu be-
trachten. Vielleicht stellen auch IL bulbulosum und
H. miniatum, wie gesagt, wirklich nur Formen einer
Art dar. Wir wären selbst geneigt, die bis jetzt
als H. equestre betrachtete Pflanze des botanieal
Register (tab. 234), wo die grossen Blumen ebenfalls
eine mennigrothe Farbe besitzen, vielmehr als eine
ebenfalls zu H. miniatum gehörige Form anzusehen.
(Fortsetzung folgt.)
In der H an el' sehen Gärtnerei in Magdeburg,
Gr. -Werder Xo. 16, ist eine beträchtliche Anzahl
von grösstentheils aus Samen, im Freien gezoge-
ner Pflanzen, In besonders schönen, starken und
gut bewurzelten Exemplaren zu civlleu Preisen zu
haben.
Auf franco Anfragen ertheilt der Obergärtner
Paul daselbst nähere Auskunft und sind vorzugs-
weise im Freien, ohne Bedeckung ausdau-
ernde Koniferen, in verschiedenen Species und
Grössen vorhanden.
Der Haupt-Katalog No. 29,
alle Glashaus-, Freilaud- und Baumschul-Kulturen
— auf mehr als 100 Seiten compressen Druckes —
behandelnd, ist soeben erschienen und auf gefälli-
ges Verlangen franko und gratis zu beziehen durch
Gr. Greitnei''s Garten-Etablissement's
zu Planitz bei Zwickau in Sachsen.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
Kommandanten->Strasse No. 62.
Druck der C. Feis ter'schen Buchdruckerei In Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines znr Beförderung; des G.artenbaues in den Königl. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenhunde«
Redakteur :
P*rofessor II>r- Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No.5.
Berlin, den 6. Februar
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
luhalt; 435. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Garteubaues, am 3t. Januar. — Ueber Rittersterue oder Hippea-
strum, insbesondere über H. Heuserianum Karst, und procerum Duch. (Schluss). — A. Murray's Kiefern und Tannen
Japan's. — Anlagen und Verschönerungen.
435. Versammlung
des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues,
am 31. Januar.
Die sehr besuchte Versammlung eröffnete der
Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, mit
der Mittheilung einer Aufforderung der Königlichen
Gartenbau -Gesellschaft Flora in Brüssel, zu der
vom 24. April bis zum 6. Mai stattfindenden und
von der belgischen Regierung besonders unterstütz-
ten allgemeinen Ausstellung ein Mitglied des Ver-
eines zu bezeichnen, was dem Minister des Innern
in Brüssel als Mitglied der Jury zu presentiren
sei, um dann an der Beurtheihing, resp. an dem
Ausspruche der Preisrichter in Brüssel Thcil zu
nehmen. Professor Koch machte auf die Wichtig-
keit dieser Ausstellung aufmerksam, da daselbst
alles Neue, was aus fremden Ländern eingeführt
und was durch die Kunst des Gärtners als etwas
Besonderes herangezogen sei, sich vorfinde und
durch den Ausspruch der Preisrichter einer Beur-
theilung imterworfen werde. Dadurch werde zu-
nächst der Verein von dem relativen Werthe der
Neuheiten in Kenntniss gesetzt. Der Verein über-
trug dem Vorstande, diese ehrenvolle Aufforderung
in weitere Berathuug zu ziehen und in der näch-
sten Versammlung die nöthigen Vorschläge zu machen.
Professor Koch legte das erste Heft der Pro-
ceedings (Verhandlungen) der Londoner Gartenbau-
Gesellschaft von diesem Jalire vor. Leider seien
die Verbindungen unseres Vereines mit dem Lon-
doner, SU lebhaft sie auch früher gewesen, in den
letzten Jahren unterbrochen gewesen. Wahrschein-
lich seien die mehre Jahre hindurch dauernden
Uebersiedehuigen des Gesellschafts- Gartens nach
Süd -Kensington, grade auf die entgegengesetzte
Seite Londons, Ursache der Unterbrechung gewe-
sen. Er habe das Glück gehabt, den jetzigen Se-
kretär des Londoner Gartenbau-Vereines, Murray,
bei vei'schiedenen Ausstellungen zu begegnen und
näher kennen zu lernen und deshalb die Gelegen-
heit erfasst, die früheren Verbindungen wiederum
anzuknüpfen zu versuchen. Mit der grössten Be-
reitwilligkeit sei man ihm entgegengekommen und
so hoffe er, dass diese erneute Verbindung zum
Heil und Segen der gesammten Gartenkunst aus-
fallen möge.
Die oben erwähnten Proceedings seien von der
grössten Wichtigkeit, da in ihm auch die Aus-
sprüche des Blumen- und des Frucht-Ausschusses,
besonders über die neuesten in England eingeführ-
ten Pflanzen und gezüchteten Blumen und Früchte,
enthalten seien, und man demnach den relativen
Wertb derselben erfahre. Es wäre wohl zu wün-
schen, dass auch bei uns ähnliche Einrichtungen
vorhanden, wie sie leider wohl für immer zu den
frommen Wünschen gehören. Alle deutschen Gar-
tenbau-Vereine sollten in ihren Kreisen über die
zuerst bei ihnen eingeführten Neuigkeiten ein Ur-
theil abgeben. Es würde dadurch manche Täu-
schung erspart.
In Paris wird jetzt in den Anlagen eine Pflanze,
Montanoa heracleifolia, als Blattpflanze empfoh-
len, die wahrscheinlich später durch französische
34
und belgische Gärtner auch nach Deutschland ge-
bracht werde. Er wolle jedoch darauf aufmerksam
machen, dass sie unsere Uhdea piunatifida dar-
stelle. Da am Schlüsse des vorigen Jahres ein
Exemplar derselben im botanischen Garten geblüht
und reife Früchte gebracht, so habe er die Gele-
genheit erfasst, um die Pflanze näher zu untersu-
chen. Das Resultat sei gewesen, dass Brongniart,
der ersteren Namen ohne Beschreibung gegeben,
Recht gehabt, die Pflanze in das Genus Montanoa
zu bringen. Das, wie es scheint, Brongniart
unbekannte und noch von Kunth aufgestellte Ge-
nus Uhdea muss demnach eingezogen und die
Pflanze Montanoa pinnatifida genannt werden.
Inspektor Bouchd übergab eine Abhandlung
über die Benutzung der Lohe, welche in einer der
nächsten Nummern der Wochenschrift abgedruckt
werden wird.
Murray, Sekretär der Londoner Gartenbau-
Gesellschaft, hatte den General-Sekretär um einige
Pfund Samen der Teltower Rübe und um eben
so viel Erde, wo sie kultivirt wird, ersucht. Pro-
fessor Koch hatte sich direkt nach Teltow ge-
wendet, war aber bis jetzt ohne Antwort geblieben;
aus dieser Ursache ersuche er einen anwesenden
Gärtner, ihn in der Ausführung des Wunsches zu
unterstützen. Kunst- u. Haudelsgärtner Demmler,
der grade in dem Verkaufe von Teltower Rüben-
Samen grosse Geschäfte macht , übernahm es, und
wird demnach die Sendung, wie das Wetter etwas
gelinder sich zeigt, nach London abgehen. Es sei
sehr interessant, später zu erfahren, welche Resultate
man erhalten. In Paris habe man früher ebenfalls
dergleichen Kultur- Versuche mit der Teltower Rübe
angestellt, ohne zum Ziele gelangt zu sein. Dage-
gen sei eine ähnliche Rübe, die von Freneuse,
entstanden, welche grösser als die Teltower und
vielleicht auch zarter sei, aber nicht das feine
Aroma enthalte. Auch die Rübe von Freneuse
scheine an ihre Lokalität bei Paris gebunden zu
sein, denn au anderen Orten gedeihe sie nicht oder
gehe wenigstens in einigen Jahren zurück.
Professor Koch übergab Samen der früher
mehrfach von ihm empfohlenen Sommer -Endivie
aus Kassel, woraus unzweifelhaft hervorging, dass
diese als Spargel -Surrogat empfohlene Pflanze gar
keine Endivie, sondern den bekannten Römischen
oder Bindesalat darstelle, von dem auch eine Sorte
hauptsächlich in Frankreich sehr viel als Surrogat
des Spargels angebaut werde. Hofgärtner Jäger
in Eisenach habe eine Abhandlung darüber einge-
sendet, welche alsbald in der Wochenschrift abge-
druckt werden wird.
Professor Koch theilte mit, dass im König-
reiche Hannover eine Aktien- Gesellschaft in's Le-
ben zu treten im Begrifl' stände, um durch Grün-
dung eines ponKilogischen Gartens und einer damit
zusammenhängenden Baumschule, durch -welche gute
und in unserem nordischen Klima gedeihende Obst-
sorten verbreitet werden sollen, den Obstbau zu
fördern und zu heben. Es sollen 2000 Aktien zu
10 Thaler ausgegeben werden. Alle, die sich da-
für interessiren , werden ersucht, den 4. Februar
in Göttingen sich einzufinden, um einen pomolo-
gischen Verein für das Königreich Hannover zu
gründen.
Auf gleiche Weise machte Prof. Koch Mitthei-
langen über den pomologischen Garten in Braun-
schweig, den ersten und einzigen in ganz Deutsch-
land, der nach den Vorschriften der von Ober-
dieck und Lucas vor einigen Jahren gedruckten
Anleitung eingerichtet wurde. Da seine Einrich-
tung von allgemeinem Interesse sein dürfte, wird
diese in einer der nächsten Nummern der Wochen-
schrift zur nähern Kenntniss der Leser gebracht
werden.
Weiter berichtete derselbe über die ferner über-
gebenen Mittheilungen über den Zustand des Obst-
baues in den verschiedenen deutschen Ländern in
Folge des ersten Paragraphen in dem Programme
zur 4. allgemeinen Versammlung deutscher Pomo-
logen. Vorzügliche Arbeiten dieser Art seien von
Seiten des Gartenbau-Vereines in Kassel und des
■bekannten Pomologen Lehrer Breiier in D'horn
bei Düren eingegangen.
Professor K o c h berichtete dann über eine neue
Apfelsorte, welche in den Baumschulen von Schie-
bler & Sohn in Celle gezüchtet wurde und des-
halb vom Superintendenten Oberdieck den Na-
men Schiebler's Taubenapfel erhalten hatte.
Derselbe übertrifft noch den bekannten weissen Win-
ter-Taubenapfel an Geschmack imd gutem Ausse-
hen. Es ist demnach eine Tafelfrucht ersten Ran-
ges und vom Ende Dezember bis Ostern essbar.
Da der Baum gute Hochstämme gibt und in allen,
selbst Winden ausgesetzten Lagen dankbar trägt,
so ist er sehr zu empfehlen. Kräftige Bäumchen
von 4 und 5 Fuss Höhe, zu Pyramiden und Hoch-
stämmen geeignet, Verden zu li Thlr abgegeben.
Der Lehrer an der landwirthschaftlichen Aka-
demie in Moskau, Nedzielsky, hielt einen längern
Vortrag über pomologische Zeichnungen und deren
Werth. Derselbe befindet sich seit dem vorigen
Herbste im Auftrage der russischen Regierung hier,
um einestheils den Obstbau im Auslande kenneu
zu lernen, auderntheils von den besseren Sorten
daselbst Kenntniss zu nehmen, damit späterhin
durch eine Vergleichung mit den in Russland ge-
bauten Sorten eine Uebereinstimmung in der No-
menklatur des Obstes hergestellt werden könne.
35
Da derselbe speziell an den General-Sekretär, Pro-
fessor Koch, gewiesen war, so hielt letzterer es
auch im Interesse des Vereines für seine Pflicht,
dem Nedzielsky nicht allein das reiche Material
der Bibliothek des Vereines zur Beförderung des
Gartenbaues, sondern auch die vom verstorbenen
General -Lieutenant v. Pochhammer eigenhändig
angefertigten Zeichnungen von Kernobst zur Ver-
fügung zu stellen.
In dieser grossen Sammlung von gegen 1000
Abbildungen fand Nedzielsky einen solchen Schatz
zu seinen ferneren pomologischen Studien, dass er
eich entschlossen hat, auch den nächsten Sommer
noch in Berlin zu bleiben und von da Ausflüge
nach den bekannteren und besseren Baumschulen
zu machen. Die Pochhammer' sehen Sammlungen
haben dadurch einen grossen Werth, dass die mit
Farben treu angelegte Zeichnung durch eine vor-
zügliche Beschreibung unterstützt wird. Da jeder
Zeichnung auch der Ort beigefügt ist, woher die
Sorte bezogen wurde, so kann man in den meisten
Fällen, wo man sich weiter Raths erholen will, die-
selbe Sorte wieder beziehen.
Nedzielsky bedauert, dass eine solche Samm-
lung bis jetzt nicht veröffentlicht sei, da selbige
vuistreitig das Vorzüglichste enthalte, was er bis
jetzt angefertigt gesehen habe. Er forderte deshalb
den Verein im Interesse der pomologischen Wissen-
schaft dringend auf, das Werk eines so tüchtigen
Pomologen der Oefi"entlichkeit zu übergeben. Um
sein Urtheil durch Vergleichungen zu bekräftigen,
legte er verschiedene pomologische Werke vor.
Das schlechteste sei das „deutsche Obstkabinet",
was in Jena angeblich von einem pomologischen
Verein herausgegeben werde und weder wissen-
schaftlich, noch sonst gebraucht werden könnte.
Eine Vergleichung einer beliebigen Abbildung mit
der Frucht selbst oder mit einer Pochhammer-
Bcheu Zeichnung bekräftigte die Aussage. Aber
selbst bessere pomologische Werke, wie die Kern-
obstsorten Württembergs von Lucas und auch
das Album de Pomologie entsprächen trotz der
Versicherungen der Natürlichkeit nicht den Anfor-
derungen und gäben oft nur hübsche Bilder, die
wohl einen Laien, nicht aber einen Mann der Wis-
Benschaft, befriedigen könnten.
Völlig unbrauchbar seien in den meisten Fäl-
len die Durchschnitte, was hauptsächlich darin sei-
nen Grund habe, dass man, namentlich die Längs-
Durchschnitte, planlos mache. Wolle man aber
Vergleichungen anstellen, so müsse jeder Durch-
schnitt nach einem bestimmten Prinzipe gemacht
werden. Man sei überhaupt im Allgemeinen nicht
genug wissenschaftlich bei den Abbildungen sowohl,
als bei den Beschreibungen, verfahren; ohne wissen-
schaftliche Grundlage gehe es aber auch in der Po-
mologie nicht. Nothwendig sei es in diesem Falle,
dass ein Fach der Frucht genau in der Mitte durch-
geschnitten werde. Geschehe dieses durchaus, so
habe man stets gleiche Durchschnitte vor sich und
könne die von verschiedenen Früchten auch ratio-
nell mit einander vergleichen. Wissenschaftlich sei
bekannt, dass die einzelnen Blüthenquirle in der
Stellung mit einander abwechseln ; die Kelchblätter
wechseln mit den Ki'onblättern, diese mit den Staub-
gefässen und diese wiederum mit den Fruchtblättern,
resp. mit den Fächern ab. Schneidet man nun so,
dass man ein Kelchblatt in 2 gleiche Theile zerlegt,
so werde das Fach des Kernhauses mitten durch-
schnitten. Habe man an den einzelnen Früchten,
besonders den Aepfeln, in der Nähe des Kelches
Erhöhungen, wie im ausgebildetsten Zustande beim
Kalvill, so könne man auch diese zur Richtschnur
nehmen. Wie wenig man sich aber der Natürlich-
keit bei Abbildungen befleissige, sehe man daran,
dass selbst in besseren Werken der Kelch, der nie aus
mehr denn 5 Blättern bestehe, gar nicht selten 6-,
7-, 9- und selbst 10-blättrig angegeben werde. Was
solle man nun zu dergleichen Leichtfertigkeiten sa-
gen? und welches Zutrauen könne man zu dem
Uebrigen haben?
Da die Längs-Durchschnitte besonders wichtig
seien, in sofern sie rationell gemacht und getreu
ausgeführt würden, so erlaube er sich in Betreff
des letzteren Umstandes noch eine Anleitung zu
geben und dieser dann eine Bitte hinzuzufügen.
Sobald man einen guten Durchschnitt, gleichviel ob
Längs- oder Quer - Durchschnitt, angefertigt, so
nimmt man irgend ein Stück Farbe, am besten
Zinnober, und streicht diese auf der Durchschnitts-
fläche auf. Bei Längs-Durchschnitten löst man die
Scheidewände zuvor etwas mit dem Messer, damit
deren Grenzen deutlicher hervortreten. Hierauf
nimmt man ein Blatt Papier und drückt auf die-
sem die mit Zinnober gefärbte Fläche auf; so er-
hält man alsbald ein durchaus getreues, wenn auch
etwas rohes Bild, wo nicht allein das Kernhaus
deutlich angegeben ist, auch die Nervenbündel im
Fleische und hauptsächlich die Röhre zwischen dem
Kernhause und dem Kelche sind dargestellt. Grade
diese Röhre ist zur Unterscheidung einzelner Sor-
ten ungemein wichtig, obwohl leider bei allen Ab-
bildungen gar kein Werth darauf gelegt ist. Von
nicht minder grossem Gewichte sind die Vertiefun-
gen, in denen der Stiel und der Kelch befindlich
sind. Will man die rohe Zeichnung sauber und
nett haben, so trägt man die Konturen vermittelst
eines, am Liebsten ebenfalls zinnoberrothen Copier-
Papleres auf ein anderes Papier über und führt die
innere Zeichnung mit der Hand und dem Pinsel aus.
6«
36
Er erlaube sich mm an Pomologen und Gärt-
ner, so wie an Alle, die noch gutes Obst haben, die
ergebenste Bitte, dergleichen Durchschnitte mit Zin-
nober auf diese Weise anzufertigen und selbige ent-
weder ihm direkt oder durch Vennittehnig des Ge-
neral-Sekretärs, Professor Koch, mit Angabe des
Namens und wo möglich auch des Ortes, wo das
Obst gewachsen, zuzusenden. Die letztere Angabe ist
deshalb wünschenswerth, um nachträglich vielleicht
noch die eine oder andere Erläuterung zu erhalten
oder auch später den Baum kennen zu lernen.
Dr. Schmidtmann in Bünde (Westphalen)
hatte brieflich Mittheilungen über seine Versuche,
Blendlinge von einander entfernter stehenden Arten
künstlich hervorzurufen, gemacht. Nachdem er viele
Jahre hindurch resultatlos experimentirt habe, sei
es ihm endhch gelungen, einen Blendling der Pae-
onia Moutan mit Nymphaea alba zu erziehen. Er
hoffe schon im nächsten Jahre Blüthen zu erhalten
und werde sie dann zur Verfügung stellen. Nach
Professor Koch seien alle Versuche, ferner stehende
Pflanzen zu befruchten, bisher vollständig misslun-
gen; er selbst habe in dieser Hinsicht vielfach ex-
perimentirt und endlich gefunden, dass nur bei sehr
nahe stehenden Pflanzen, die vielleicht nicht einmal
spezifisch verschieden seien, sondern nur scheinbar
Arten darstellen, eine Kreuzung ermöglicht werden
könne. Durch Naudin's weitläufige und gewis-
senhafte Versuche mit Gurken, Melonen und Kür-
bissen habe sich bestimmt herausgestellt, dass, so
sehr auch diese 3 Cucurbitaceen an und für sich
zu Formen-Veränderungen geneigt seien, doch keine
mit der andern eine Kreuzung eingehe. Alle An-
gaben von Blendlingen zwischen Melone und Gurke
oder Kürbis beruhten auf falschen Beobachtungen.
Auch Decaisne's Versuche bestätigen diese Be-
hauptung.
Es sei aber eine andere Frage, ob man nicht
durch Reizungen der Narbe bei der Ausbildung
des betreffenden Samens in sofern eine Aenderung
in demselben hervorrufen könne, dass auch die
daraus hervorgehende Pflanze in ihrer Entwicke-
lung Modifikationen darbiete, die, wenn sie bedeu-
tend seien, zu der Annahme führen könnten, et-
was ganz Anderes vor sich zu haben. Bei den
Versuchen künstlicher Befruchtungen geschehen stets
Reize, schon durch die Entwickelung fremder Pol-
lenschläuche auf der Narbe, die dann bei der spä-
tem natürhchen Befruchtung vielleicht Einfluss auf
die Entwickelung ausüben. In diesem Falle hätte
man es aber mit keinem Blendlinge, sondern nur mit
einer Form, einer Abart zu thun. Eine grosse
Menge sogenannter Blendlinge seien gewiss nichts
weiter, als charakteristische Formen und Abarten
der Mutterpflanze. Es betreffe dieses hauptsächlich
die massenweise im wilden Zustande auftretenden
Blendlinge von Verbascum, Cirsium, Salix u. s. w.
Es wäre wohl zu wünschen, dass Physiologen die-
sem Umstände mehr Aufmerksamkeit zuwendeten,
als es bis jetzt geschehen.
Inspektor Bouch^ legte die Abbildungen zweier
baumartiger Päonien und des Lamprococcus Lau-
ren ti an us C. Koch vor, welche jetzt durch die
Laurentius'sche Gärtnerei in den Handel kom-
men und auch Empfehlung verdienen, und machte
ausserdem auf das Verzeichuiss neuer Pflanzen, was
eben ausgegeben, aufmerksam. Auf gleiche Weise
empfahl Professor Koch auch die neuen gefüllten
Fuchsien mit zweifarbigen Blumenblättern, die durch
Crousse in Nancy jetzt in den Handel kommen.
Nicht minder verdienen die grossblühenden Penste-
mons derselben französischen Haudelsgärtnerei Be-
achtung.
Professor Koch legte eine Abbildung des in-
teressanten Hippeastrum (Amaryllis) procerum,
was, ähnlich manchen Crinum's, einen falschen Sten-
gel bilde, vor und empfahl die Pflanze, namentlich
den Liebhabern von Zwiebelpflanzen. Dieselbe ist
bereits bei Laurentius in Leipzig für 16 Thaler
zu beziehen.
Professor Braun sprach über die Doppelge-
staltigkeit der Blüthen (Dimorphismus) in einem
längeren Vortrage, der für sich in einer der näch-
sten Nummern der Wochenschrift mitgetheilt wer-
den wird.
Obergärtner Kraus berichtete über Vilmorin's
eben erschienenes Werk: les fleurs de pleine terre,
und empfahl dasselbe. Auf gleiche Weise legte
Professor Koch: Borchers Anleitung zur Ver-
vollkommnung des Obstes vor, über das er bereits
in der Wochenschrift gesprochen, so wie ein Werk
über den Landbau in Niederländisch -Indien, was
ihm durch die Vermittelung von Witte, Hortula-
nus im botanischen Garten zu Leiden, von dem
Verfasser W. L. de Sturler übersendet worden
war und über das er Näheres mitzutheileu sich vor-
behalte. Dieses sei auch mit einem dritten Buche:
die Kiefern und Tannen Japans, was er der Freund-
lichkeit des Verfassers, des Sekretärs der Londoner
Gartenbau-Gesellschaft, Andr. Murray, verdanke,
der Fall.
Die Fabrik und das Depot neuer Erfindungen
von Spei er in Berlin (Leipzigerstrasse No. 134)
zeigte an, dass sie eine reiche Auswahl von Park-
und Garten-Möbeln besitze. Namentlich mache sie
auf ihre schmiedeeisernen, zusammenlegbaren Möbeln
mit Spiralfeder - Bespannung aufmerksam, sowohl
Stühle der verschiedensten Art, wie Bänke und
Tische; ferner habe sie Korallen-Möbel, wie solche
bisher noch nicht geführt wurden und von beson-
37
derer Schönheit vorräthig. Endlich theile sie auch
mit, dass sie Gartenzäune von Draht, wie solche
mit Erfolg in England und Süd-Amerika angewen-
det werden, ebenfalls anfertige-
Die Besitzer der chemischen Fabrik von Vor-
ster & Grünberg in Stassfurt empfahlen ihren
Kalidünger (zu 12,|' Sgr.), so wie das Dünge-Salz
(zu 74: Sgr.) auch Gärtnern zur Benutzung.
Inspektor Bouch^ übergab Verzeichnisse von
allerhand Blumen- und Gemüse -Sämereien, welche
im vorigen Jahre im Versuchsgarten des Vereines
herangezogen wurden und nun unter die Mitglieder
vertheilt werden sollen. Er ersuche darauf Reflek-
tirende, sich, höchstens bis zu dem 20. Februar, bei
dein General-Sekretariate zu melden. Daselbst wer-
den auch die Verzeichnisse auf schriftliches Ersuchen
zur Einsicht und beliebigen Auswahl zugesendet.
Ueber
Rittersterne oder Hippeastriim,
insbesondere über
H. Heuserianum Karst, und procerum Duch.
(SchlusB.)
12. H. barbatum Herb, ist auf Linnö's
Amarvllis dubia (Amoen. VIII, 254) gegründet
und soll sich durch eine Blume mit grüner, nicht
kurzer Röhre und mit weissen Abschnitten aus-
zeichnen. Der Stern hat eine grüne Farbe. Sonst
ist die Pflanze nicht weiter bekannt und wird eben-
falls zweifelhaft bleiben.
13. H. glaucescens Herb. (Amaryllis glau-
cescens Mart.) existirt nicht in den Gärten, weshalb
über die spezifische Natur der Art wiederum kein
bestimmtes Urtheil abgegeben werden kann. Hin-
sichtlich der Blüthenform scheint die Pflanze dem
H. Reginae oder stylosum am nächsten zu stehen.
Wie bei diesen beiden ist die Blumenröhre nur
kurz und am oberen Ende mit Wimperblättchen
versehen. Die rothen Abschnitte neigen sich trich-
terförmig zusammen und die Oeffnung der Blüthe
steht nach abwärts. Abweichend ist die blaugrüne
Farbe der halb zurückgeschlagenen und schmalen
Blätter und des wenig höheren Schaftes. Diese
Art wurde von Martins in Brasilien entdeckt.
14. H. pulverulentum Herb. (Amaryllis pul-
verulenta Lodd. bot. cab. 484, A. acuminata Ker)
schliesst sich durch die blaugrüne Färbung der ver-
hältnissmässig sehr langen und sehr bald absterben-
den Blätter der vorigen an, weicht aber ausserdem
wesentlich durch die Form der Blume ab, deren 3
obere, etwas rautenförmige Abschnitte sich in eine
lange, am obern Ende wellenförmige Spitze ver-
schmälern. Ihre Farbe ist schön roth, wird aber
durch dunklere Nerven und im Schlünde der Blume
durch einen grünlich-gelben Stern unterbrochen.
Wimperblättchen fehlen ganz und gar. Ausgezeich-
net ist die rundliche und von oben' nach unten et-
was zusammengedrückte Zwiebel, wie diese keine
andere Art des Genus Hippeastrum besitzt. Lei-
der setzt die Pflanze nur schwierig junge Brut an,
ein Umstand, den man schon vor 30 und 40 Jah
ren beobachtet hat und der wahrscheinlich Ursache
wurde, dass diese Art wiederum aus unseren Gär-
ten verschwunden zu sein scheint; Vaterland ist
Buenos - Ayres. Auch von H. pulverulentum hat
man mit anderen Arten Kreuzungen versucht, die
unter besonderen Namen in den Handel gekommen
sind. So führen die Blendlinge aus der Züchtung
mit Johnsoni den Namen Amaryllis Beatrum
und inconstans, mit Reginae den Namen A. au-
rantiaca und spuria, mit reticulata den Namen
A. Goveni, mit solandrifolia den Namen Hay-
lockii.
15. H. bahiense Roem. (Amaryllis bahiense
DC.) wurde zwar aus Bahia direkt eingeführt,
möchte aber doch eine Form des H. bulbulosum,
wenn nicht ein Blendling genannter Pflanze mit
H. Johnsoni oder Reginae sein und zeichnet sich
durch eine prächtige zinnoberrothe Farbe mit weis-
sem Sterne aus.
16. H. pronum C. Koch. Diese aus Caracas
direkt dem botanischen Garten in Berlin mitgetheilte
Art hat sehr schmale, rinnenformige Blätter mit
weissem durchsichtigen Rande, wie diese wohl kei-
nem anderen Rittersterne zukommen. Sie haben die
Länge eines Fusses und mehr, stehen ab und be-^
sitzen eine blaugrüne Farbe, wie auch der fast dop-
pelt so lange, 2-blüthige Schaft. Mehr, als es bei
irgend einem andern Rittersterne der Fall, ist die
Richtung der mennig-farbenen Blüthe nach abwärts,
wobei jedoch der oberste und kürzere Abschnitt fast
ganz zurückgeschlagen erscheint. Auf gleiche Weise
ist dieses bei den beiden nächsten (rechts und links),
wenn auch weniger, der Fall, so dass man doch
leicht in die Oefliiung der Blume sehen und den
schwachen grünlichen Stern bemerken kann. Die
länglichen Abschnitte sind übrigens ziemlich gleich
geformt, am Rande, besonders in der obern Hälfte,
wellenförmig und in eine lange Spitze ausgezogen.
17. H. stenopetalum A. Dietr. Diese vor 11
Jahren von Warszewicz direkt aus dem Norden
Peru's eingeführte Art möchte dem H. miniatum
einerseits und einigen Formen des H. bulbulosum
andernseits am nächsten stehen. Die Blätter hat
sie mit H. bulbulosum gemein, sterben aber später
ab, wie bei H. pulverulentum. Nur 2 Blüthen er-
scheinen am Ende des Schaftes in horizontaler
Richtung und haben eine mennigrothe Farbe. Die
38
zolllange Blumenröhre ist inwendig nackt und die
6 Blumen-Abschnitte, von denen die 3 äussern nur
etwas breiter sind, neigen sich trichterförmig zu-
sammen und sind ziemlich regelmässig gestellt. Da-
durch unterscheidet diese Art sich von den früher
genannten Arten, wo namentlich der oberste Ab-
schnitt grösser und etwas zurückgeschlagen ist.
Der Stern besteht aus 6 weisslich-grüuen Streifen,
welche sich längs der Abschnitte in deren Mitte
hinziehen.
18. H. Warszewiczianum A. Dietr. schliesst
sich hinsichtlich der ziemlich regfelmässigen Krone
der vorigen Art an. Eigcuthümlich sind die sehr
langen (bis 3^ Fuss) Blätter mit unterhalb stark
hervortretender Eippe. Nach A. Dietrich sollen
sie nicht absterben, sondern bleibend sein, was je-
doch bei den im botanischen Garten in Berlin ge-
zogenen Exemplaren nicht der Fall ist. Am Ende
des nur wenig kürzern , und zusammengedrückten
Schaftes befinden sich auf kurzen Stielen 2 auf-
recht-abstehende Blüthen mit sehr kurzer, so wie
nackter Köhre und mit glocken- trichterförmig -zu-
sammengelegten Abschnitten von rother Farbe. Der
grünlich-weisse Stern ist sehr gross und zieht sich
weit nach oben. Entdeckt wurde diese Ende De-
cember blühende Art in Bolivien 1852 durch den
bekannten Reisenden v. Warszewlcz und dem
Fabrikbesitzer Nauen in Berlin zuerst mltgetheilt,
wo sie dessen damaliger Obergärtner Gireoud,
wie auch die vorige Art, alsbald in Blüthe brachte.
19. H. procerum Duch. Dieser durch einen
Handelsgärtner in Petropolis bei Rio de Janeiro in
Brasilien, Binot mit Namen, erst vor 2 Jahren
nach Paris gesendete Ritterstern, ist so eigenthüm-
lich, dass man geneigt sein könnte, ihn für gar
keine Art dieses Geschlechtes zu halten. Uns steht
zwar nur die Abbildung im Journal der Pariser
Gartenbau -Gesellschaft und die damit verbundene
Beschreibung des Redakteurs, Professor Duchartre,
zu Gebote, beide sind aber so genau, dass sie kaum
noch etwas zu wünschen übrig lassen. Wir machen
Handelsgärtner sowohl, wie Liebhaber auf diese in-
teressante Neuheit aufmerksam, welche zu gleicher
Zeit im Garten des Luxembourg, dem Rivifere vor-
steht, und in dem der Mad. Furtado in Rocquen-
court bei Versailles blühte. Bereits soll auch ein
Handelsgärtner in Bordeaux Samen erhalten haben,
während van Geert in Gent dergleichen erwartete.
Am Nächsten scheint die Art dem oben be-
schriebenen H. Warszewiczianum zu stehen und
zwar namentlich darin, dass die Blätter sehr lang
und die äussern Blumen-Abschnitte am obern Ende
mit einer verdickten kapuzeuförmigen Spitze verse-
hen sind. Das Merkwürdigste, was sich nur bei eini-
gen Crinum's wiederholt, ist, dass die Blätter mit
langen Scheiden nicht allein die Zwiebel, sondern
ausserdem auch sich in der Weise gegenseitig um-
fassen, dass sie, wie z. B. bei den Musa- Arten,
einen falschen Stengel von 2 — 2^ Fuss Höhe bil-
den. Bei den untern stirbt die rlemenförmige ei-
gentliche Blattfläche ab, so dass eben nur die lange
Scheide bleibt, bei den obern hingegen hängt die
erstere über, so dass diese mit ihrer Spitze bis fast
zur Erde reicht. Diese obersten Blätter besitzen
demnach mit ihrer gleich langen Scheide oft eine
Länge von 5 Fuss. Beide Flächen des herabhän-
genden Theiles der Blätter sind mit parallelen
Längsstreifen versehen, und was ebenfalls eine Ei-
genthümlichkeit ist, auf beiden Flächen vollkommen
gleichgefärbt und organisirt.
Mitten aus dem scheinbaren Stengel erhebt sich
noch bis zu 1 Fuss Länge der zusammengedrückte
Schaft und trägt am obern Ende eine Dolde von
4 meist horizontal abstehenden Blüthen von zarter
Lilafarbe. So viel wurden nämlich in der Kultur
beobachtet, während Binot deren im Vaterlande
bis 12 beobachtet haben will. Die Blüthen besitzen
eine sehr kurze Röhre, deren oberes Ende weder
fleischige Schüppchen, noch Wimperu besitzt, wäh-
rend die länglich -spathelförmigen Abschnitte sich
trichterförmig zusammenlegen. Die Oeffnung der
Blume hat einen Dui'chmesaer von gegen 5 Zoll,
während die Länge der ganzen Blüthe bis 6 und
7 Zoll beträgt. Von der fleischigen und kapuzeu-
förmigen Spitze am Ende der äussern Blumen-Ab-
schnitte ist schon gesprochen. Eine besondere
Zeichnung als Stern im Innern der Blume ist nicht
vorhanden. Staubgefässe und Stempel haben die
Gestalt derer, wie sie in dem ganzen Genus vor-
kommen. Es betrifft dieses auch die Eichen, resp.
die Samen, welche breitgedrückt sind und über
einander • liegen.
20. H. aulicuni Herb. (Amaryllis aullca Gawl.)
wurde zwar schon 1816 aus Brasilien eingeführt,
scheint aber, wenigstens bei uns, trotz seiner Schön-
heit und trotz seiner sonst zu empfehlenden Eigen-
schaften wiederum verloren gegangen zu sein, bis
es vom Berliner botanischen Garten aus (seit 1848)
von Neuem als Amaryllis Blumenauana und als
Hippeastrum robustura A. Dietr., von Erfurt
aus als Amarj^llis Tettaui in den Handel kam.
Es ist eine der schönsten Zwiebelgewächse, welche
wir aus Brasihen erhalten haben. Einen grossen
Werth erhält die Pflanze noch dadurch, dass sie
im Herbste blüht und zwar in der Regel mit den
ziemlich aufrecht stehenden Blättern.
Meist nur 2 Blüthen befinden sich am Ende
des die Blätter nur wenig überragenden Schaftes
und haben eine feurlg-rothe Farbe. Sie stehen nur
im Anfange aufrecht und biegen sich dann, gleich
39
den meisten übrigen Eittersternen, über. Die kurze,
dickliche und aussen grünliche Blumenröhre wird
durch einen Kranz von 6 fleischigen Blätteben ge-
schlossen. Von da beginnt ein hellgrüner Stern,
dessen breite Strahlen sich in den länglichen, An-
fangs mehr glockenförmig -zusammengeneigten, spä-
ter aber mehr oder weniger auseinander- stehenden
Abschnitten verlieren. Ihren Beinamen „aulicum,
d. h. hoftahige," erhielt sie wegen ihrer Schönheit,
weil sie gleichsam befähigt wäre, am Hofe der Für-
sten und Könige sich zu präsentiren.
Man hat von ihr 3 Formen, eine mit schmalen
und zwei mit breiten Blumenabschnitten. Eine der
letzteren ist, wie gesagt, erst neuerdings eingeführt und
erhielt von Dr. A. Dietrich in der von ihm und
Otto herausgegebenen allgemeinen Gartenzeitung
(18. Jahrg. S. 41) den Namen Amaryllis robu-
sta. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie die
Blätter länger behält, während diese bei den beiden
anderen Abarten (steno- und platypetalum) bald ab-
sterben und die Pflanze meist ohne Blätter blüht.
Auch mit H. aulicum hat man Kreuzungs-
Versuche mit anderen Rittersternen angestellt, so
mit Johnson i und reticulatum. Die daraus
hervorgegangenen Rittersternc sind als Amaryllis
Lindleyi, Staffordiae, Cartoni und Lindseyi
in den Handel gekommen.
21. H. organense Hook, steht dem H. auli-
cum gewiss sehr nahe, unterscheidet sich aber durch
die blaugrünen Blätter und den ebenso gefärbten
Schaft, so wie durch die Zeichnung der mehr glok-
keuförmigen Blume, indem der grüne Stern noch
grössere Dimensionen auf den Blumenabschnitten
einnimmt. Auch ist der fleischige Kranz kürzer
und etwas bewimpert. Es ist wohl keine Frage,
dass die mit dem Beinamen glaucophyllum be-
legte und im botanical Magazine (tab. 298.3) abge-
bildete Abart des H. aulicum, welche Seubert in
Karlsruhe unter dem Namen Amaryllis Gard-
neri in der Flora brasiliensis als eigene Art be-
schreibt, hierher gehört. In Kultur ist diese Art,
so viel wir wissen, nicht.
22. H. Heuserianum Karst, steht einestheils
dem H. organense, anderntheils dem H. aulicum
ausserordentlich nahe, so dass es schwer ist, durch-
greifende botanische Merkmale zu ihrer Unterschei-
dung hinzustellen. Wie bei der zuerst genannten
Art ist die Blume weniger unregelmässig, sondern
mehr glockenförmig zusammengeneigt, auch erscheint
der Kranz am Ende der kurzen Röhre nicht so be-
deutend, dagegen etwas bewimpert. Wenn die Blüthe
hierin mit H. organense übereinstimmt, so weicht
sie wiederum dadurch ab, dass der grüne Stern noch
weniger als bei H. aulicum hervortritt. Die läng-
lichen Blumenabschnitte haben zum Theil eine Breite
von 2 Zoll und darüber und sind in Grösse und
Gestalt einander ziemlich gleich. Durch die präch-
tige rothe Färbung der Blume erhält die Pflanze
einen grossen Werth. In vegetativer Hinsicht zeich-
net sich H. Heuserianum noch dadurch aus, dass
sie eine bestimmte Ruhezeit (vom Juni bis Anfang
Dezember) besitzt, was bei 2 Formen des H. auli-
cum ebenfalls, bei H. robustum jedoch nicht der
Fall ist, und dass ihre Blüthen genau in der zwei-
ten Hälfte des Dezember erscheinen, wo bereits die
Form des H. aulicum, welche den IS amen robustum
führt, grade verblüht hat. Ob das Merkmal, wo-
nach der aus der Basis der Zwiebel mehr hervor-
kommende Blüthenschaft nicht grade in die Höbe
geht, sondern etwas seitwärts absteht, konstant ist,
kann man erst später sehen.
Da Obergärtner Reinecke bereits Aussaaten
gemacht und auch schon zahh-eiche Pflanzen erhal-
ten hat, so wird man sich bald überzeugen können,
in wiefern die hier gegebenen Unterscheidungs-
Merkmale konstant sind und diese damit die Selb-
ständigkeit der Art begründen. In Betreff des H.
organense, was sonst allerdings in der Form und
auch in der Grösse der Blüthen sehr nahe steht,
muss man Original-Exemplare zur Hand haben und
möchte nur Hook er selbst die Frage entscheiden
können. Abweichend ist die Farbe der Blätter, die
hier kein Blau-, sondern grade ein dunkles Saft-
grün darstellt.
H. Heuserianum wurde vor einigen Jahren
von einem Schweizer, Heuser mit Namen, der sich
jetzt in Südamerika befindet, in Brasilien entdeckt
und an Professor Karsten in Berlin mitgetheilt.
23. H. calyptratum Herb. (Amaryllis calyp-
trata Gawl.). An der gelblich-grünen, ziemlich gros-
sen Blume leicht zu erkennen. Sie wurde von
Schott als Amaryllis fulvovirens, von dem
altern Morren hingegen (Ann. d'agric. et de bot.
III, t. 148) als A. unguiculata Mart., die, wie
wir gesehen haben, eine ganz andere Pflanze dar-
stellt, beschrieben. Eingeführt hat man die Pflanze
bereits im Jahre 181G und zwar direkt aus ihrem
Vaterlande Brasilien.
Im AVachsthume ähnelt sie dem H. aulicum,
besitzt aber noch längere Blätter, die eine schwache,
gitterfönnige Aderung auf der Oberfläche zeigen.
Wenig kürzer ist der Schaft, der an seinem obern
Ende in der Regel nur 2 später überhängende
Blüthen von mehr trichterförmiger Gestalt besitzt.
Ein ganzrandiger Kranz schliesst die kurze Blumen-
rohre. Von den länglichen, am Rande wellenförmi-
gen Blumenabschnitten schlagen sich die 3 äusseren
und breiteren am obern Ende nach aussen.
24. H. psittacinum Herb. (Amaryllis psitta-
cina Gawl.) hat ebenfalls grüne Blüthen, die aber
40
auaserdem eineu rothen Band und, vou da ausge-
hend, aber auch unabhängig davon, rothe Streifen
besitzen. Man möchte geneigt sein, die Art für
einen Blendhng von H. calyptratum und auli-
cum zu halten; doch ist sie im Jahre 1816 direkt
aus BrasiHen eingeführt worden. Am nächsten steht
sie dem H. calyptratum, besitzt aber die Blume
selbst noch glockenförmiger und weniger unrcgel-
mässig; auch sind die ziemlich breiten und längli-
chen Blumenabschnitte nur am obern Theile wel-
lenförmig. Der Kranz am Ende der Röhre ist sehr
kurz und demnach weit unbedeutender, als bei H.
calyptratum und aulicura.
A. Mnrray's
Kiefern und Tannen Japan's.
Die beiden letzten Botaniker, welche von Eng-
land aus das ostasiatische Inselreich besuchten, For-
tune und Veitch, haben das dort gefundene Ma-
terial an Kiefern und Tannen dem jetzigen Sekre-
tär der Londoner Gartenbau-Gesellschaft, A. Mur-
ray, behufs wissenschaftlicher Untersuchungen und
spezifischer Feststellungen zur Verfügung gestellt.
Niemand mochte auch mehr dazu berufen sein, als
Murray, der sich schon seit längerer Zeit mit Vor-
liebe mit Koniferen überhaupt beschäftigt hat. Ja-
panische Koniferen wurden auch von Siebold in
Europa eingeführt, so dass die Zahl derselben, wel-
che wir jetzt in den Gärten haben, nicht gering ist.
Es kann nicht unsere Aufgabe sein, ausführlich
zu berichten, wir haben nur die Absicht, auf das
in englischer Sprache geschriebene Werkchen auf-
merksam zu machen. Genaue Zeichnungen von cha-
rakteristischen Theilen, als Zapfen, Brakteen, Sa-
men, Blättern u. s. w., welche gleich dem Texte bei-
gedruckt sind, erleichtern das Verständniss ungemein.
Auf diese Weise finden wir abgehandelt:
1. Von Kiefern (Pinus im neueren Sinne):
Piuus Koraiensis S. et Z., parviflora S. et Z.,
Bungeana Zucc., Massoniana Lariib. (rubraSieb.),
densiflora S. et Z. (japonica Ant.)
2. Von Tannen (Abies): Abies Vcitchii Ldl.,
Fortuuei Murr. (Jezoensis Faxt, et Aut.), firma
S. et Z. (homoleijis S. et Z., bifida S. et Z., Web-
biana Lindl.), Alcocquiana Liiidl., microsperma
Lindl., Jezoensis S. et Z., polita S. et Z., Tsu-
ga S. et Z., Kaempferi Lindl. (Pseudolarix Kacm-
pferi Gord.)
3. Von Lärchen: Larix leptolepis S. et Z.
(japonica Carr.), japonica Murr.
4. Von Schirmtannen: Sciadopitys verti-
cillata.
5. Von Cuuninghamien: Cunninghamia si-
nensis R. Br.
Anlagen und Verschönerungen.
Der Kunst- und Landschaftsgärtner Joh. Flach
hat viele Jahre hindurch im In- und Auslande sich
mit Verschönerungen und neuen Anlagen von Gär-
ten, Parks u. s. w. beschäftigt und allenthalben sich
die volle Zufriedenheit der Herren Grundbesitzer
erworben. Es stehen ihm die glänzendsten Zeug-
nisse deshalb zu Gebote. Derselbe hat sich nun
in seiner Heimath: Stetten in Hohenzollern-
Hechingen, als Kunst- und Handelsgärtner nie-
dergelassen und wird daselbst hauptsächlich sich
mit der Anzucht von Obst- und Ziergehölzen, so
wie mit Roseuzucht und Hopfenbau beschäftigen.
Wir machen deshalb Liebhaber und vor Allem
Gutsbesitzer auf diese neue Handelsgärtnerei um
so mehr aufmerksam, als ein Bedürfniss nicht al-
lein in Hohenzollern, sondern auch im südliehen
Württemberg vorhanden ist. Ganz besonders em-
pfehlen wir aber den Kunst- und Landschaftsgärt-
ner Joh. Flach allen denen, welche ihre Gär-
ten verschönern oder neu anlegen, überhaupt
welche in ihrer Nähe grössere und kleinere
Anlagen gemacht haben wollen, es ihm anzuver-
trauen, da wir nicht zweifeln, dass er zur vollen
Zufriedenheit und im besten Geschmacke Alles aus-
führen wird. Er bietet sich auch bei grösseren
Entfernungen von seinem Wohnorte an, wenn ihm
die nöthigen Materialien dazu geliefert werden,
Pläne zu entwerfen und diese zur Einsicht ein-
zusenden, resp. auch später auszuführen, imd
ersucht uur, in portofreien Briefen sich an ihn zu
wenden.
Soeben erschienen und durch jede Buchhand-
lung zu bezichen:
Haupt- Verzeicliniss
über Samen und Pflanzen für 1864
von Haage & Schmidt in Erfurt,
gr. 8., broch. 5 Sgr.; auf sfaikem Papier und geb.
10 Sgr., in Kommission bei F. A. Brockhans in
Leipzig.
Verlag von Karl Wiegaridt in Berlin,
Kommaudanlcu-Strassc Ko. C2.
Dnick der C. Foistcr'schen Buclidrucltcrei in Berlin,
Ziclcu-Platz No. 'i.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderung des (i.arteiibaues in den Köiiii;!. Prenssisclien Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
I*i'ofessoi- I>r. Karl Ivoch,
General-Sekretair des Vereines.
Ho. 6.
Berlin, den 13. Februar
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Tlilr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Mittheihmgen über Inhalt und Einrichtungen der Gewächshäuser des Kgl. botanisehen Gartens der Universität Breslau.
Von Dr. H. R. Goeppert, Direktor des Gartens. — Ueber die sogenannten Sommer-Endivien. Vom Hofgärtner Jäger
in Eisenach. — Hör auinow' Prodromus Mouographiae Scitamincarum. — Ueber Maiblumen-Treiberei. Von P. Sorauer.
Mitglieder des Vereines verlangen lii.sweileii Nummern der Wochenschrift mit dem Bemerken, sei
bige nicht erhalten zu haben. Sollte wirklich einmal aus Versehen eine Nummer nicht zugesendet oder
verloren gegangen sein, so wird freundlichst ersucht, sich albald, spätestens aber binnen 3 Wochen zu
melden, da später nicht mit Sicherheit auf Ersatz gerechnet werden kann.
Mittheilungeii
über Inhalt und Einrichtungen der
Gewächshäuser des Königl. botanischen
Gartens der Universität Breslau.
Von Dr. H. R. Goeppert, Direktor des Gartens.
Meinem Wunsche, grössere und den gesteiger-
ten Anforderungen der Zeit mehr entsprechende
Gewächshäuser zu erhalten, ist nun auf eine, unse-
ren Verhältnissen angemessene Weise genügt wor-
den. Durch die mit dem grösstcii Danke anzuer-
kennende Fürsorge unseres königl. Ministeriums
der geistlichen, Unterrichts- und Medici-
nal- An gelegenli ei te n haben wir nicht nur mit-
telst erheblicher Veränderungen der bereits vorhan-
denen Gewächshäuser, sondern auch durch Neubau-
ten unseren hiesigen Bedürfnissen ganz entspre-
chende Räumlichkeiten gewonnen, welche es gestat-
ten, auch hierin, wie im Bereiche des ganzen Gar-
tens, die Gewächse nacli natürlichen Grup-
pen und Familien anzuordnen und damit auch
die Aufstellung pharmakologischer und botanischer
Produkte (Blüthen, Früchte etc.) nach Art und
Inhalt eines botanischen Museums*) zu ver-
*) Diese Sammlung besteht getrennt von dem von mir im
Jahre 1857 beschriebenen hiesigen botanischen Museum, wel-
ches ebenfalls pharmakologische Sammlungen enthält, davon
sich übrigens ausser diesen beiden noch vier zur Benutzung
unserer Studirenden hier befinden.
binden, wie es in iiluilicher Art, zur Seite der be-
treffenden Mutterpflanze, noch nirgends exi-
stirt. Die Zahl der einzehien, während des Som-
mers im ganzen Garten an den geeigneten Orten
auf die angegebene Weise aufgestellten Gegen-
stände beläuft sich nahe an 1000, welche, obschon
sich der Besuch im vorigen .Jahre auf 24 — 25,000
Personen steigerte, dennoch keine Beschädigungen
erlitten haben. Es ist nun nicht meine Absicht,
hier auf die nähere Beschreibung der technischen
Verhältnisse der Gewächshäuser einzugehen, sondern
nur die oben erwähnten, im Interesse des Unter-
richts und allgemeiner Anschauung getroffenen Ein-
richtungen zu schildern, die vielleicht Nachahmung
verdienen, da man iiiren Nutzen wohl kaum be-
zweifeln möchte, wenn sie auch freilich wohl, wie
mir nicht entgeht, no<h vielfacher Verbesserungen
fähig sind.
Das grösste, (No. I.), wurde durch den gänz-
Hchen Umbau des ältesten Hauses gewonnen. Es
besteht aus 3, meistens aus Eisen und Glas kon
struirten Abtheilungen: A. Der Mittelbau, das so-
genannte Palmenhaus, ist 44 Fuss lang, 40 Fuss
tief und 43 Fuss hoch, jeder der beiden Seitenflü
gel, B. und C, die zu Tepidarien und Frigidarien
dienen, sind 37 Fuss lang, 32 Fuss tief und 30
Fuss hoch. 1700 Ctr. Eisen und 3500 Quadrat-
fuss i Zoll dickes Spiegelglas, ungefähr 18,000
Quadratzoll Scheibenglas wurden im Ganzen dazu
verwendet. Die Baukosten betrugen 25,000 Rthlr.
Die Art der Einrichtung ergiebt sich aus folgen-
den tabellarischen Uebersichten A. B. und C.:
Eing
ang.
<«
J3
O
o
tn
Kraut-, strauch-
<!
und baumartige
. OJ
Farne.
c =«
ijj <u
a K->
tc o
^-
Eingang.
Fruclitbäume
nebst deren
FriicUten in
Gläsern,
ofiicinelle und
teclmiscb wich-
tige Gewächse
jener Zonen
nebst deren
Produkten.
Gewächshaus No. I.
A. Mittelbau (Palmenhans).
Für die Flora der subtropischen, tropischen und Aequatorial-Zone.
Pa n daneae.
Vegetationsform des tropischen
Afrika's.
Blüthen, Früchte und Produkte
derselben.
Farne.
Laurineae, Malvaceae,
Artocarpeac etc.
Laubbäume der Tropen.
Gramineen u. Bananen (Pisang).
Hauptvegetationsformen der
Tropen.
Produkte derselben.
Hauptvegetationsform der Tropen nebst deren Blüthen, Früchten
und Produkten in 'Gläsern. '
Palmen.
Ampelideae, Bignoniaceae, Solaneae,
Schling-
en)
o
a
Palmen.
Pothos-
Gewächse oder
Aroideae.
Haupt-
vegetationsform
der Tropen,
besonders
Amerika'».
O
Ausgang.
Officinelle
und technisch
wichtige
Gewächse
jener Zonen.
£. i
a p:
Pflanzen.
Malpighiaceae, Jasmineae, Acanthaceae etc.
Pandanus furcatus, utilissimus, Cocos coronata, Strelitzia augusta, Angiopteri.s evecta, Cinnamomum nitidum, eucalyptoides von
der Höhe von 20 — 26 Fuss und zu den grössten E.xemplaren dieser Abtheilung, aus welcher ich noch unter andern erwähne:
Cocos nucifera, lapidea, Hyphaene thebaiea, Sagus Rumphii, Elaeis guinensis, Wallichia caryotoides, Phytelephas macrocarpa,
microcarpa, Condaniinea corymbosa, ein 2 Fuss hoher Knollstamm von Testudin.aria etc.
B. Flügcl-Abtheiliiiig (sogeiiaiiiitcs Caphaiis).
Für die Flora der wärmeren gemässigten und subtropischen Zonen beider Hemisphären.
Liliaceae, Aloineae, Agaveae, Bromeliaceae, Dasylirieae.
Vegetationsformen des subtropischen Afrika's und Amrrika's,
Chinesische
und
Japanische
Flora.
Araliaceae.
Formen der subtropischen
Zone.
Chinesische und
Japanische Pflanzen.
Flora
Proteaceae.
Fruchtbäuuje,
der wärmeren,
Vegetationsform des
officinelle u. technisch
gemässigten und
Cap'.s und subtropi-
wichtige Pflanzen
subtropischen Zone,
sche XeuhoUands.
obiger Zonen.
im Ganzen durch
400 Arten vertreten.
Allgemeine
Pelargonien, Hermannieae,
Crassulaceae.
Vegetationsform des südlichen Europa's.
S
a
Capische Flora.
Malvaceae, Leguminosae.
Ericeae.
Haupt-
Pfianzenform
des C'aji's
und
subtropische
Neuholland's.
3
m
Officinelle
2i
und technisch
wichtige
t.%
Pflanzen.
O p
^ P
r^ ^
"^ w
c- c
n '■ö
!ß S"
o
O ^
p CT
•XS p
c.
FIngel-AbtIieilung
(Neuholländcr-Hiiiis).
Für die Flora der wärmeren gemässigten und zum Theil subtropischen Zone.
V
a
i
X
Casuarinae.
•
Flora Xciiliollands,
besonders in grösseren E.xemplaren sämmtliche Familien.
Leguminosae, Myrtaceae etc.
von 15—25 Fnss Höhe.
Coniferen in
ihren
verschiedenen
Abtheilungen :
Abietineae,
Taxineae,
Podocarpeae,
Cnpressineae,
Gnetaceae.
Auaerwählte
Repräsentanten
der Früchte
in Gläsern.
CO
o
b;
b'
Ol?
6
tr'
Ol
C6
n
3
(n
"-1
s
Oi
B
Flora Conifereu
* Neuseelands. beider Hemisphären.
Eingang.
3
u
:;-3
c
Ä
<
Kennedya etc. Schling-
Gewächse.
Während des Sommers, (von Mitte Mai bis
Endo September) befinden sich die Pflanzen der
Abtheilungen B. und C und die des nun folgen-
den Gewächshauses No. Tl. sämmtlich im Freien,
sowie auch ein kleiner Theil von No. I. A., um alle
Hauptpflanzen Formen der Erde auch unter freiem
Himmel zu Demonstrationen in noch mehr geeigne-
ter Weise darstellen zu können.
Gewächshaus No. Tl.
(83 Fuss lang, 17 Fuss tief und 12 Fuss hoch.)
Flora
wärmerer gemässigter
Zonen.
a. Nördliche Halbkugel:
Europa, Asien u. Nord-Amerika.
b. Südliche Halbkugel:
südliches Australien,
Tasmannien und Chili.
Flora
der subtropischen
Zone.
a. Nördliche Halbkugel:
Madeira,
Kanarische Inseln,
Nord-Afrika,
Florida
h. sudliche Halbkugel:
Cap,
Neu-Südwales in Australien,
Iia Plata-Länder.
Officinelle und technisch wichtige
Pflanzen
jener Zonen.
Eingang.
Gewächse zur im Sommer im Freien befindlichen systematischen Aufstellung
(der Schola botanica).
Cap-Zwiebeln.
Das Gewächshaus No. III. ist das ältere, grosse,
warme Haus, in welchem die Pflanzen nun nach
Uebersiedeluug der grösseren Exemplare nach No. I.
Abth. A. geräumiger und übersichtlicher arrangirt
werden konnten. Ausserdem ist noch ein Hörsaal
nebst Bibliothek u. s. w. für Studirende vorhanden.
Gewächshaus No. III.
Für Flora der tropischen, Aequatorial- und zum Theil subtropischen Zone (84 Fuas laug, 23 Fusa tief u. hoch, 16 Fnss mittl. H.)
Bromeliaceae.
Ananas-artige Gewächse.
Vegetationsformen der Tropen.
C a c t e a e,
eigenthümlich dem
tropischen und
subtropischen Amerika.
L i 1 i a e e a e ,
besonders Dracaeneen,
subtrop. Vegetations-
form beider
Hemisphären.
.Scitamineae,
Vegetationsform,
insbesondere Asiens.
C y c a d e a e ,
subtropische und
tropisdie
Veget.itionsform
beider Hemisphären.
Officinclle und
technisch wichtige
Pflanzen
jener Zonen.
Verschiedene Gewächse,
Familien jener Zonen.
Von Cycadeen. zum Theil Exemplare ansehnlicher Grösse, sind vorhanden : Cycas revoluta, ein 6 Fuss hohes weibliches E.\emplar,
welches im Jahre 1854 eine grosse Anzahl keiniloser Früchte trug und sich nun anschickt, diehotom zu werden, ß. inermis Miq.,
C. prolifera Sieb., C. Rumphii M., circinalis L., Stangeria paradoxa Th. M., Macrozamia spiralis Miq., eriolepis, Encephalartos hor-
ridus Lehm., E. horridus, ß. latifrons, E. Altensteinii L., Dioon edule Ldl., Ceratozamia Miqueliana, longifolia M., mexicana
Brongn., Zamia Skinneri Warsx., muricata und ß. picta, Ijoddigesü Miq., integrifolia Ait., P'ischeri Miq., Ghiesbrechtii, angustis-
sima M., Catakidozamia Mackayi (Austral.), Zamiae species. — Von Di-acaeueeu führe ich nur an: das grösste bekannte E.xemplar der
Dracaena Draco im Gegensatze zu der iu Gärten gewöhnlichen Dracaena Boerhaavii Teuore mit schlaffen, herabhängenden Blättern.
An diese grös.seren Häuser schlie.sst sich uuu
ein kleineres, theils zur Vermehrung, theils zur
Autnahrae der zarteren tropischen, insbesondere oi'fi-
zinellen Pflanzen neu erbautes Haus von 70 Fuss
Länge, 16 — 26 Fuss Breite und 12 Fuss Höhe, an,
in welchem sich au 200 in Gläsern eingeschlossene
Gegenstände oben angegebener Beschaffenheit ne-
ben den Mutterpflanzen befinden, von denen wir nur
einige hier anführen wollen, wie 7 offizinelie Pipe-
raceen, Antiaris saccidora und to.xicaria, Castilloa
elastica, Coccoloba uvit'era, l.ü offizineile Laurineen,
15 Cinchoneen, Sapota Mülleri Lindl. , Myristica
Bicuiba Mart., 12 Clu.siaceen , Erythroxylon Coca,
Bursera gumniifera, Simaruba excelsa, Galipea Cus-
paria, Lecythis Ollaria, Melaleuca Leucadendron,
Caryophyllus aromaticus, Diptcrix, Myroxylon Pe-
reira Kl., Haematoxylon campechianum, Hynienaea
stilbocarpa, Andira inermis etc. Sänimtliche Kul-
turen stehen unter der bewährten Leitung des Kö-
nigl. Garten-Inspektors Nees von Esenbeck.
Näheres über unser Institut und dessen Gewächse,
welchem ersteren ich seit dem Jahre 1852 vorstehe,
enthalten die folgenden, über dasselbe überhaujit je-
mals erschienenen Schriften und Abliandlungen.
1. Vom Prof. Dr. L. C. Treviranus, von
1817-1830 Direktor des Gartens: 1. de Del-
phinio et Aquilegia observat. Vratisi. 1 81 7 c. tab. IL i derselben unter Angabe ihrer systematischen Stel-
2, Alii species quutquot in horto botanico Vra- lung, ihres Gebrauches und Vaterlandes. Görlitz
ben über Nutzen und Gebrauch vorhandener Pflan-
zen, 20 Jahre vor Erscheinen der gewöhnlich als
den ersten Führer dieser Art genannten Beschrei-
bung des Gartens von Kew von J. W. Hook er).
2. Einige Nachrichten über den botanischen
Garten der Universität Breslau , in dieser Zeit-
schrift 1854, H. 17, 4 S.
3. Ueber den botanisch. Garten der Universität
Breslau und die botanischen Unterrichtsmittel des-
selben im Pharnuirceiitisclien Centralblatt, 1855.
4. Ueber die in unsern Gärten kultivirteu Hex- Ar-
ten mit 1 Taf. in Eegel's Gartenflora 1854S.311-327.
5. Beiträge zur Kenntniss der Dracäneen. Bres-
lau 1854, gr. 4., 18 S. mit 3 Foliotafeln.
6. Ueber botanische Museen, insbesondere das
bei der Universität Breslau. Görlitz bei Heyn, (Re-
nier) 1857, (J8 S. 8.
7. Der Königl. botanische Garten der Univer-
sität Breslau 1857. Görlitz, ebendaselbst, 8.,
96 y., mit Plan und Lithographien.
8. Ueber ein im hiesigen Königl. botanischen
Garten zur Erläuterung der Steinkohlen-Formation
errichtetes Profil. Breslau 1856, mit 1 Lithographie.
9. Die offizineilen und technisch wichtigen Pflan-
zen unserer Gärten , insbesondere des botanischen
Gartens in Breslau. Eine gedrängte Uebersicht
tisl. coluntur 1822.
3. Horti botanici Vratisi. plantarum vel novarum
vel minus cognitarum manipulus c. tab. III. 1824.
N. Acta Acad. C. Leopold. Carol. V. XIII, p. L
4. Nachricht vom botanischen Garten der Uni-
versität Breslau 1828 in einer von Melchior u.
Knie verfassten Beschreibung von Breslau.
IL Vom Prof. Dr. C. G. Nees v. Esen-
beck, Direktor des Gartens von 1830—1851:
Genera et species Asterearum Vratisi. 1832.
III. Von dem Verfasser dieses Aufsatzes:
1. Beschreibung des botanischen Gartens der
Universität Breslau 1830, nebst einem Plan, 90
S. 8. (Enthält unter andern auf 30 Seiten zum
erstenmale in einer solchen Schrift spezielle Anga-
1858, (Remer) 114 S., 8.
10. Zugänge und Vermehrungen des botanischen
Gartens. In den Verhandlungen der schleslschen Ge-
sellschaft des Jahres 1857.
11. Der K. botan. Garten der Universität Bres-
lau in tbrstbotanischer Hinsicht, IG S., Breslau 18G0.
12. Ueber die Droguen- Aufstellung im botani-
schen Garten der Universität Breslau 1859, in
Bley's xVrchiv der Phannacie 1859.
13. Die offizinellen Gewächse europäischer bo-
tanischer Gärten, insbesondere des botanischen Gar-
tens in Breslau, 37 S., 1863, (Mai 1863, in dem
vorher genaimten Archiv). Vollständige Aufzählung
der bis jetzt eingeführten offizinellen Pflanzen und
Hindeutung auf die noch fehlenden.
45
lieber
die sogeiianiiteii Sommer -Endivien.
Vom Hofgürtuer Jäger in Eisenacli.
Der Herausgeber dieser Blätter lernte im vori-
gen Jahre in Kassel ein neues Gemüse kennen,
welches ihm als eine besondere Art von Endivien
bezeichnet wurde; derselbe erwähnte dieses bereits au
verschiedenen Stellen der Wochenschrift. Die Le-
ser, welche diese sogenannten Endivien nicht genau
kennen, könnten leicht davon einen falschen Begriff
bekommen und zu misslungenen Versuchen veran-
lasst werden , weshalb ich , da ich dieses Gemüse
seit 18 Jahren kultivire und geniesse, genaue Aus-
kunft geben kann. Ich kann auch mit Bestimmt-
heit die in einer der letzten »Sitzungen des Garten-
bau-Vereines von einem Mitgliede ausgesprochene
Befürchtung, ob dieses Gemüse überall gedeihe,
gründlich beseitigen, indem ich mit Bestimmtheit
erkläre, dass es überall und in jedem Boden ge-
deiht, wo Lattichsalat fortkonnnt, was bekanntlich
überall der Fall ist.
Zuerst will ich diesem Gemüse die rechte Stel-
lung im Systeme anweisen. Die sogenannte Som-
mer-Endivie von Kassel ist keineswegs eine Endivie
(Cichorium), sondern ein wirklicher Lattich, entwe-
der eine Spielart der Lactuca sativa oder die kul-
tivirte Form von Lactuca angustana All. oder der
L. Scaiiola L. , der Bindsalat und romanische Sa-
lat, Spargelsalat der deutschen Kataloge, der Ro-
maine der Franzosen, Cos Lettuce der Engländer.
Die in Kassel und ganz Hessen besonders kulti-
virte Sorte, dort unter dem Namen ^Kasseler
Strünke oder Strunksalat" bekannt, ist nicht
verschieden von unter andern Namen gehenden
gelben Sorten. Ich bezog früher meinen Samen
direkt von Kassel, fand aber, dass die Pariser gelbe
und die Sachsenhäuser Sommer - Endivie diesel-
ben Strünke liefern. Uebrigehs führen mehre Er-
furter und Quedlinburger Samenhandlungen diese
Sorte unter dem Namen , Kasseler gelbe Sommer-
Endivie". Zugleich wird aber auch in Kassel und
der Umgegend die rothblättrige Sorte, die Ro-
maine rouge der Franzosen, zu gleichem Zwecke,
jedoch seltener gezogen. Die Stengel davon sind
dick und zart, aber niedriger und nicht so ausgie-
big, so dass ich jedenfalls zu der gelben Sorte
rathe. Die punktirte Sorte (römischer bunter Fo-
rellensalat) ist ebenfalls zu gebrauchen, wie jeder
zarte Salatstengel, derselbe ist jedoch dünn und
wird leicht zu hart. Am unbrauchbarsten ist die
in den Katalogen als Spargelsalat oder Lactuca
angustana aufgeführte Sorte, welche fast der wil-
den Pflanze gleicht. Diese dürfte von den Sanien-
händlern gar nicht mehr geführt werden, und man
sollte den Namen Spargelsalat bei Sommer-Endivien
und Bindsalat hinzufügen, diese aber nicht mehr
bei Endivien, sondern bei Lattich aufführen.
Die Kultur ist sehr einfach. Mau säet den
Samen wie Salatsamen zu verschiedenen Zeiten,
für die Haupterndte zum Einmachen im Juni, und
pflanzt 14 Fuss weit. Ich lasse ihn immer zwischen
den Reihen von Sellerie und Salatrüben pflanzen,
ebenso an die äussern Stauden der Gurkenbeete.
Je weicher die Düngung, desto stärker und zarter
sind die Strünke. Will mau Salat davon geniessen,
so benutzt man die gebleichten Blätter, was in Ita-
lien oder Frankreich allgemein und in Süd-Deutsch-
land nicht ungewöhnlich ist, wenn es im hohen
Sommer an Kopfsalat fehlt. In diesem Zustande
und noch bei treibendem Stengel kocht man die
Blätter als Gemüse, was jedoch nicht sehr beliebt
ist. Die Stengel werden geerndtet, wenn sie unge-
gefähr noch einmal so hoch wie die Blätter der
geschlossenen Stauden sind, jedenfalls bevor sich
an den Spitzen die Blüthenknospen zeigen. Hat
man zu viele auf einmal, welche nicht benutzt wer-
den können , so kann man sie entblättert mehre
Wochen im Keller aufheben, oder man schlägt sie
mit Wurzeln ein. Das Ausmachen der Stengel
geht am besten, wenn man den Strunk tief anfasst
und über den Wurzeln abdreht. Die Stengel wer-
den geschält und , so weit sie zart sind, schräg in
Scheiben durchschnitten (ungefähr wie Gurken zu
Salat, aber stärker) und mit Rahrasauce zubereitet,
wobei Muskate oder Petersilie selir angenehm ist.
Man kann aber auch längliche Streifen schneiden.
Beim Einmachen verfährt man, wie bei den Boh-
nen , schüttet aber das Gemüse in ein Säckchen
und beschwert dieses, damit die Brühe darüber
steht. Solehe eingemachte Strünke bilden das
leichteste, angenehmste Wintergemüsc, wenn man
sie zu behandeln versteht. Sie haben nur eine
unangenehme Eigenschaft, nämlich, dass sie vor
und bei dem Kochen widerwärtig riechen. Man
muss sie auch vorher öfter in heissem Wasser wäs-
sern und beim Kochen schäumen. Dieser schlechte
Geruch kommt von dem Schleim, mit dem die
Strünke umgeben sind, und es ist jedenfalls ein
Mangel bei dem Einmachen, dass man diesen Schleim
noch nicht zu beseitigen weiss.
Ich habe schon viel für die Einführung dieses
Gemüses gethan und geschrieben, zuerst 1847 in
der „Agronomischen Zeitung", später in anderen
Blättern. Genaue Kultur-Angaben finden sich in
meinem , Gemüsegärtner, Bd. II, S. 58 der 2. Auf-
lage", im „Katechismus der Nntzgärtnerei", 2. Auf-
lage S. 37, im neuen „Illustrirten Gartenbuch, S. 290.
46
Horaiiiiiow'
Prodroniiis Itlonogrnpluac Scitainiiicariiin.
Schon längere Zeit liegt uns dieses Werk vor,
was eine wichtige Familie behandelt; es wird aber
keineswegs zu spät sein, wenn wir noch jetzt in
der Wochenschrift darauf aufmerksam machen und
es hauptsächlich Botanikern und Freunden von
Blattpflanzen, als welche letztere alle Scitamineen
benutzt werden können, empfehlen. Monographien
sind für die heutige »Systematik sehr wichtig; selbst,
wenn sie weniger auf eigenen laugjährigen For-
schungen und Untersuchungen beruhen sollten, als
dass sie vielmehr eine genaue Zusammenstellung
alles dessen, was darüber erschienen, enthalten. Mit
Monograpliicn sind bestimmte Grundlagen gegeben,
auf deneri man weiter bauen kann. Beschreibungen
neuer Pflanzen haben nur hier einen Werth.
Bei all' den Pflanzengruppen, wo eine gute
Monographie noch zu den frommen Wünschen ge-
hört, helfen Beschreibungen neuer Arten, und wenn
diese noch so lang und noch so umständlich sind,
sehr wenig, tragen sogar oft noch zur Verwirrung
bei. Es wird Jedermann zugeben, dass die Auf-
stellung einer neuen Art auch im letzteren Falle
nur dann möglich ist, wenn dabei wenigstens das
dazu nöthige Material möglichst zu Gebote steht,
um sich zuvor Einsicht zu verschaffen. Dazu ge-
hört aber Ausdauer und Zeit, die sich die wenig-
sten Botaniker, welche neue Pflanzen aus verschie-
denen Gruppen und Geschlechtern aufstellen, geben.
Vorliegende Monographie ist in lateinischer
Sprache geschrieben und besteht aus einem 12 Bo
gen enthaltenden Folio -Band, dem noch 4 Folio-
Tafeln zugegeben sind. Mit vielem Fleisse sind
von dem Verfasser die Herbarien in Petersburg,
Paris, London und Leiden durchgesehen, und ist
die sehr zerstreute Literatur durchstudirt. Auch
einige lebende Pflanzen sind sjieziellcn Untersu-
chungen unterworfen worden. Nebenbei hat der
Verfasser in dem genamiten W^erke auch den Or-
chideen, mit denen er sich ebenfalls schon seit ge-
raumer Zeit beschäftigt, und den Burmanniaceon, so
wie den Monokotylen überhaupt einige Aufmerk-
samkeit zugewendet.
Der Verfasser sieht mit Recht die Scitamineen
als etwas Abgeschlossenes und Geizes, als nur eine
Familie an, worin wir ihm vollständig beistimmen,
und theilt sie in 4 CoLorten oder Gruppen: Maran-
taceen, Cannacccn, Amomecn und Museen. Verge-
bens suchen wir aber etwas über den Namen Sci-
tamineae zu erfahren. Wir finden nämlich das
Wort weder bei den Lateinern des Alterthumes,
noch bei denen des Mittelalters, und wissen daher
auch nicht, woher es Ijinnc? eigentlich entnommen
bat und welcher Autor des spätem Lateines es ge-
braucht hat. Von diesem erfahren wir nichts wei-
ter, als dass es ein Vocabulum antiquum, svnony-
mon aromatum sei, also so viel als Gewürzpflanzen
bedeute. Wenn aber auch nicht Scitamen, so
kommt doch Scitamentum, d. h. Leckerbissen, schon
bei Plautus vor. Sollte Scitamineae vielleicht ein
Versehen für Scitamenta oder Scitamentaceae sein?
In Betrefi' der Marantaceen schliesst sich der
Verfasser den Ansichten Körnicke's an, der ent-
gegengesetzt der Darlegung von Willdenow und
Roscoe das Genus Phrynium nur für Arten der
Alten Welt in Anwendung gebracht haben will,
dagegen nur amerikanische Arten unter Calathea
vereinigt. Wir haben zuerst wohl, wenn auch nur
in einer vorläufigen Arbeit, die Marantaceen, wel-
che in Gärten kultivirt werden und hinsichtlich der
Benennung sehr schwankend sind, einer Kritik un-
terworfen und natürliche Zusammenstellungen ver-
sucht. Auf sie hat Professor Kör nicke in Wal-
dau bei Königsberg in Pr. sich wesentlich gestützt,
wenn er auch hinsichtlich der Aufstellung der Ge-
nera, wie gesagt, einer anderen Ansicht huldigt.
Körnicke, und nach ihm Horaninow, legen
den grössten W'erth auf die Zusanmiensetzung der
Blüthe; leider haben beide aber versäumt, zuvor
genaue Entwickelungs- Geschichten zu machen, um
eine feste! Grundlage zu haben. Grade bei einer
so unregelmässigen und in der Eutwickelung Schwan-
kungen unterworfenen Blüthe, als die der Maranta-
ceen darstellt, kam es vor Allem darauf an, sich
über die ursprüngliche Anlage der einzelnen Blü-
thentheile Gewissheit zu verscliati'en. Nach unserer
Ansicht ist ausserdem aber die Blüthe an und für
sich, besonders bei den Monokotylen, meist gar
nicht massgebend, um auf sie allein die Genera
festzustellen. Wer die Blüthen so vieler Maranta-
ceen, wie wir uns wohl rühmen dürfen, untersucht
hat, wird sich wohl auch überzeugt haben, wie
verschieden sich hier die einzelnen Blüthcntheilc
oft bei sehr nah verwandten Arten entwickeln.
W^ollte man alle Abweichungen in der Blüthe
gleich als Grund zur Bildung eines Genus benut-
zen, so hätten die beiden genannten Botaniker selbst
noch weit mehr Genera bilden müssen , als sie ge-
than. Wir weisen in dieser Hinsicht auf die Be-
schreibung einiger neuen Arten, welche wir im vo-
rigen Jahrgange der Wochenschrift (Seite 345) ver-
öffentlichten, hin.
Sogenannte künstliche Genera haben nur ge-
ringen, bisweilen auch gar keinen wissenschaftlichen
Werth und verdanken ihren T'^rsprung zum Tlieil
mehr der Bequemlichkeit der betrefi'enden Botani-
ker, als gründlichen Studien. Es ist leichter, ir-
gend ein Merkmal in der Blüthe oder in der
47
Frucht aufzufassen und darauf ein Genus zu grün-
den, als vielleicht jahrelange Beobachtungen und
nach allen Richtungen liin umfassende Untersuchun-
gen anzustellen und dann erst nach Vergleichung
mit möglichst grossem Jlatcrial das Genus zu be-
gründen. Wir bezweifeln, dass man nach den Ge-
schlechtern, wie sie Körn icke und Horaninow
aufgestellt haben, Arten ohne Blüthen einigermassen
richtig unterbringt, während die Genera, wie wir
in unserer vorläufigen Arbeit angedeutet, in der
Natur der ganzen Pflanze begründet liegen und
sich dahin gehörige Arten einigermassen auch ohne
Blüthen einreihen lassen.
Doch mag dem sein, wie ihm wolle. Die Ho-
raninow'sche Monographie der Scitamineen gibt
bis auf die heutige Zeit eine Vollständigkeit, wie
selbige für jeden, der Pflanzen aus der Familie un-
tersuchen und wissenschaftlich feststellen will, noth-
wendig ist. Wir hätten nur gewünscht, dass bei
den Bezeichnungen der Organe mehr Rücksicht
auf die gebräuchlicheren Namen genommen wäre.
Der Ausdruck Amalthaea z. B. möchte Wenigen
geläutig sein. Wir haben überhaupt in der bota-
nischen Wissenschaft eine viel zu reiche Termino-
logie und in ihr einen unnützen Ballast, mit dem
unsere lernbegierige Jugend auf eine Weise ge-
plagt wird, dass sie oft allen Muth verliert, in die
Wissenschaft weiter einzudringen. Hätten die Ver-
fertiger von dergleichen neuen Termen lieber Ent-
wickelungs-Gcschichten der betrefi"enden Organe ge-
macht, so würden sie meist von selbst gefunden
haben, dass ihre neuen Namen unnütz sind.
Die Zahl der Marantaceen beträgt 121, welche
in ü Genera getheilt sind. Wir bemerken, dass
unsere Thalia zum grossen Theil mit Maranta ver-
einigt ist. Die 87 Cannaceen, (ohne die unbeschrie-
benen Garten-Arten) sind in 4 sehr ungleiche Ge-
nera vertheilt. C. iridiflora ist zum Typus eines
besondern Genus: Achirida, erhoben. Die von uns
in der Beiliner Allgemeinen Gartenzeitung vom
Jahre 1858 beschriebenen Arten n'md übersehen. C.
Anuaei ist vom Züchter selbst als eine Spielart
der C. nepalensis, die zufällig aufgegangen, betrach-
tet worden. Die Z'ahl der Amoraeeu beträgt 235
in 25 Geschlechtern. Alpinia magnifica und einige
noch verwandte Arten haben nach Horaninow
den Typus eines besonderen Genus, was Nicolaja
genannt wird. Museen endlich sind 55 und zwar
in 6 Geschlechtern beschrieben. Musa Ensete Gm.
ist zum besondern Genus erhoben und nach ihrem
Entdecker Bruce beschrieben.
Von den 4 grossen Tafeln nicht kolorirter Ab-
bildungen enthält die erste eine Darstellung der
prächtigen Nicolaja magnifica, auf der zweiten
hingegen ist Achirida iridiflora abgebildet.
Auf den beiden andern sind Analysen der verschie-
denen Genera, zum Theil der Arbeit von Kör-
nicke entlehnt, die zur Erleichterung des Nach-
schlagens und Bestimniens einer Art beitragen. Ei-
gentlich sollten allen solchen Monographien derglei-
chen Analysen beigefügt sein.
Ucber Maiblumen-Treiberei.
Von Paul S o r a u e r.
Seit Weihnachten zeigen sich in den Schau-
fenstern unserer Blumenläden, neben Hyazinthen
und Tulpen, neben Syringa und Azalea, die Mai-
blumen in ihrem frischen, saftigen Grün. Wer die
erstaunliche Menge davon sieht, die seit dieser Zeit
täglich die Berliner Blumenhallen füllen, der wird
leicht einsehen, dass einige Gärtnereien ein ebenso
grosses Umsatzkapital in Maiblumen haben, wie
unsere bekanntesten Zwiebelzüchter in Blumenzwie-
beln. Jeder, der sich mit Maiblumen Treiberei be-
schäftigt hat, weiss, dass diese Kultur bedeutend
schwieriger ist, als Hyazinthen- und Blumenzwiebel-
Treiberei, d. h. dass sie bedeutend mehr Aufmerk-
samkeit erfordert. Ein kleines Versehen in der
Temperatur während einer einzigen Nacht verdirbt
die ganze Menge der zum Treiben aufgestellten
Töpfe; und es giebt fast keinen Gärtner, selbst in
den Etablissements, die Jahre lang diesen Artikel
in Masse kultiviren, der nicht in dieser Beziehung
schon sehr traurige Erfahrungen gemacht hätte.
Ein Besuch, den wir bei Chon^ (^B"'rankfurter
Thor) gemacht, gibt uns Veranlassung, einige No-
tizen über die dort befolgte Kultur-Methode zu ver-
öffentlichen. Vorausgeschickt sei nur, dass diese
Gärtnerei ihr Renommö zum Theil den schönen
]\Iaiblumen verdankt, die sie liefert und dass ihr
jährlicher Umsatz in diesem einzigen Artikel sich
auf nahe an 1000 Thlr beläuft. Man wird sieh
einen Begriff machen können von der Anzahl
Keime, die dort herangezogen werden, wenn man
3 volle Morgen einzig und allein mit Maiblumen
bestellt sieht. Dass die Gärtnerei zu dieser Kul-
tur ein eigenes Haus hat, versteht sich von selbst.
Wer sich aber ein nach den besten Regeln aufge-
führtes Glashaus darunter denkt, irrt sich sehr; es
ist eines jener ganz niedrigen Erdhäuser mit Blei-
fenstern, das aussen und innen mit Mist verpackt,
mit Töpfen vollgepfropft, kaum so hoch ist, dass
man aufrecht darin stehen kann. Für die Handels-
gärtnerei ist dies auch vollständig nebensächlich,
wenn sie nur schöne Pflanzen damit erzielt, und dies
geschieht hier.
48
Nachdem die Keime im Spätherbste herausge-
nommen lind in der Nähe des Hauses eingeschla-
gen worden sind, werden so viel geputzt, als man
zum ersten Aufsetzen braucht. Mit dem Putzen
zugleich geschieht das Sortiren der ein- und schwa-
chen zweijährigen Keime, die bald zurückgelegt
werden, uin im ersten Frühjahr, sobald der Boden
offen ist, von Neuem gepflanzt zu werden. Hat
man im Herbste noch Zeit, so macht man es eben-
so vortheilhaft im Herbste. Die geputzten blüh-
baren Keime, die durch ihre Dicke sogleich erkenn-
bar sind, werden nun zu 8, 10 und 12 in einen
Topf mit gut durchlassendem Boden gepflanzt. Ob
der Boden kräftig oder nicht kräftig ist, bleibt sich
vollständig gleich, denn die Pflanze macht nie neue
Wurzeln und lebt nur von sich selbst. Durchlas-
send muss der Boden sein, daher kann man eben
so vortheilhaft in dieser Beziehung Sand uder Moos
anwenden. Man thut es nur darum weniger, weil
die Gefahr des Austrocknens um so näher bei die-
sem Materiale liegt. Die Hauptsache bei der gan-
zen Treiberei ist: sobald die Töpfe aufgestellt
sind, eine Temperatur ohne Ausnahme Tag
und Nacht von 25 — 30" zu geben. Es ist
ein Versehen, die Töpfe vorbei- bei gelinder Wärme
antreiben zu wollen, denn dies gilt nur von Pflan-
zen, die eine Wurzejthätigkeit cutwickeln. Inner-
halb 3 Wochen muss der Keim blühen; die Blu-
men, welche später kommen, werden schon schwach
und gelb.
Man kann in diesen 21 Tagen der Entwicke-
lung 3 Perioden unterscheiden. Erstens die, in der
das Leben im Keime geweckt wird. In dieser Zeit
stehen die Töpfe am wärmsten dicht über dem Ka-
nal, aber ganz und gar in Sand oder Moos einge-
senkt und mit Moos bedeckt. Wenn in dieser Pe-
riode das Moos nur ein einziges Mal trocken wird,
so ist in der Regel schon der Erfolg ein ungünsti-
ger. Sobald die Keime sieh verlängern und sich
aufschliessen, werden sie dem Lichte näher gestellt,
die Wärme muss aber stets dieselbe bleiben, eben-
so wie das Spritzen und Dämpfen. In der 3. Pe-
riode werden sie don Lichte so nahe wie möglich
gebracht und allmählig abgehärtet. Vor trockener
Wärme aber hüte man sich sehr und denke auch
nicht daran, mit I^euerung zu sparen. Je näher
man aber der natürlichen Entwickelungszeit der
Maiblume kommt, desto weniger wird man Wärme
brauchen.
StcIIangs- Gesuch.
Ein in allen Branchen seines Fachs erfahrener,
mit guten Attesten und besten Empfehlungen ver-
sehener Gärtner, verheirathet, mit wenig Familie,
sucht zum 1. April d. J. eine seinen Kenntnissen
und seinen bescheidenen Anforderungen entspre-
chende Stellung.
Nähere Auskunft ertheilt gern das General-Se-
kretariat des Vereines zur Beförderung des Gar-
tenbaues.
Raucher-Apparate
zur Vertilgung der schädhchen Insekten und Blatt-
läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak
und Insektenpulver zu räuchern, die grossen zu
3^ Thlr, die kleineren zu 2^ Thlr pro Stück, sind
wieder vorräthig, und werden auf Bestellung nach
allen Gegenden verschickt, von
J. Berger,
Klempnermeister,
Leipzigerstr. 92 in Berlin.
Die Sanieiihaiidliiiig
von Unterzeichnetem empflehlt beste Gemüse-,
Garten-, Feld-, Wald-, Luststräucher- und
Blumen-Samen, Pracht-Georginen, Warm-
u. Kalthaus-, so wie Schlingpflanzen, Land-
und Topfrosen, Kartoffeln. Weine und an-
dere Pflanzen, veredelte Obstbäume und Wildlinge
u. hohe Maulbeerbäume mit Krone. Besonders em
pfiehlt sie Zucker-Fabriken besten, selbst gebauten
weissen Zucker-Runkelrüben-, Cichoi-ien-Fabri-
ken beste, kui'ze, dicke und lange glatte Cicho-
rien-Samen, den Oekouomen und Laiidwirthen
grosse, ertragreiche Futter-Runkelrüben, Mais,
Riesen- und andere Mohrrüben - Sorten, Ge-
treide-Gattungen und Grasarten unter Ver-
sicherung prompter, reellster Bedienung zu geeigne-
ten Aufträgen mit dem ergebensten Bemerken, dass
die reichhaltigen Kataloge von der Handlung auf
frankirte Einforderung gratis verabreicht werden.
Quedlinburg, im .Tanuar 1864.
Köuigl. Oberamtmann Martin Grashoff,
Kunst- und Haudelsgärtner.
Verlag von Karl Wiej;;iti d t in üi'rlin,
Kommanri;intf;n S)ii-a.,h,^ No. fi^.
Druck der C. F e i st t* r 'scheu Buchdruckorei in Rerlin,
Zietin-Platz No. ä.
Wochenschrift
'des
Vereines zur Beföideniiig; des <■ arten baues in den Köiiigl. Preussisclien Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
JPi-ot*essoi- I3r. Karl K^och,
General-Sekretair des Vereines.
No.7.
Berlin, den 20. Februar
1864.
Preis des Jahrganges 5J^ Tlilr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Illll.llt: Dr. Livingstoue. — Der Pomologische Garten zu Braunschweig. Vom Medizinalrathe Dr. Engelbrecht. — Ueber
veiTottete Gerberlohe als Erde zur Pflanzen -Kultur. Vom Königl. Garten - Inspektor C. Bouch(5 zu Berlin. — Ueber
Doppelgestaltigkeit in den Blütheu (Dimorphismus). Vom Prof. Dr. Braun. — Botauical Magazine. 1863. 2. Hälfte.
Sonntag, den 28. Februar, Mittags \12 Uhr, findet im Englischen Hause (Itlohrenstrasse No. 49) eine Versammlung
des Vereines zur Bel'örderuiig des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
Dr. liivingstone.
Wiederum hat Afrika ein Opfer verlangt. Kaum
haben wir die Gewissheit erhalten, dass v. Beur-
manu auf dem Wege naeh W^adai ermordet wurde,
so bringt von Neuem jetzt eine Nachricht die si-
chere Kunde, dass Dr. Livingstoue, einer der
külinsten Reisenden, am Njassa-See im südöstlichen
Afrika mit seinen Gefährten erschlagen ist. Dr. Li-
vingstone hatte sich bekanntlich die Aufgabe ge-
stellt, von dem Süden Afrika's aus nach dem In-
nern genannten Welttheiles vorzudringen. Zu die-
sem Zwecke hatte er bereits im Jahre 1852 eine
Reise von der Kap - Kolonie nordwärts nach der
Westküste und nach Loanda, von da aber quer
dui'ch nach der Ostküste unternommen und glück-
lich durchgeführt. Manche Länder, von denen wir
früher nichts gcvvusst, wurden durch ihn bekannt.
Seine Entdeckungen .sind in einem grösseren
Werke niedergelegt und zur öÖentlichen Kenntniss
gekommen. Durch eine populäre und wohlfeile Be-
arbeitung wurde dasselbe auch dem grösseren Pu-
blikum zugänglich.
Die Reise machte natürlich grosses Aufsehen.
Als er 1856 nach England zurückgekehrt war,
wurde er mit allen Hülfsmitteln versehen, um 1857
von der Südwestküste Afrika's und zwar den Zambesi
aufwärts von Neuem vorzudringen. Alle seine Ver-
suche missglückten jedoch und er kam nur bis zum
Nyassa-See.
Livingstoue war zwar ursprünglich Missio-
när, wurde aber später zum Konsul ernannt. In
seinem Gefolge hatte er aber auch einen Botaniker,
Dr. Kirk mit Namen, durch den hauptsächlich
Sammlungen getrockneter Pflanzen und auch ver-
schiedene Sämereien nach England kamen. Ueber
einige daraus hervorgegangene Pflanzen haben wir
in der Wochenschrift bereits berichtet. Leider ist
dieses im Ganzen doch sehr wenig, denn das Meiste
ist theils auf der Reise, theils auf dem Transporte
nach der Küste verloren gegangen. Die Schwie-
rigkeiten, die dergleichen Reisen für Sammlungen
machen, können nur die begreifen, die im Innern
fremder Welttheile gereist sind. Wollen wir hof-
fen, dass jetzt doch Einiges gerettet ist und es
nicht geht, wie bei dem Nachlasse der ebenfalls,
aber in oder auf dem Wege nach Wadai ermor-
deten Reisenden Vogel und v. Beurmann.
Am See Nyassa wurde vor einem Jahre der
deutsche Missionär Röscher ebenfalls ermordet.
Derselbe hatte zu den dort wohnenden wilden Völ-
kern die Reise allein unternommen. In einem frü-
heren Briefe des Dr. Kirk vom 24. Dezember 1861
werden besonders die Marimba's als ein zwar fei-
ges, doch verrätherisches Volk, die alle Fremden
tödten, geschildert. Livingstoue unternahm des-
halb mit einer gewafFneten Macht von gegen 100
Mann seine Reise nach dem Nyassa-See, vermochte
aber ebenfalls nichts auszurichten und scheint nicht
einmal auf die Westseite desselben gekommeu zu sein.
50
Die englische Regierung, welche nicht weiter
80 grosse Summen zur Unterhaltung einer nicht zu
Resultaten führenden Expedition hergeben wollte,
rief im vorigen Sommer den Dr. Livingstone
zurück. Schon der Anfang der Rückreise muss
ausserordentlich schwierig gewesen sein , denn die
Reisenden mussten wegen Katarakten ihre Boote
zurücklassen und weiter wandern. Lange (seit dem
Juli) hatte man keine Nachricht erhalten. Erst aus
einem Briefe vom 21. Dezember des vorigen Jahres
erfuhr man, dass Livingstone wahrscheinlich mit
seiner ganzen Begleitung erschlagen sei. Diese
Nachricht kam bereits vor 3 Wochen auch hierher
nach Berlin. Leider haben nun vor einigen Tagen
wiederum eingegangene Briefe den Tod des Dr.
Livingstone nebst seiner ganzen Begleitung be-
stätigt.
Der
Pomologische (larteii xii Itrauiischweig.
Vom Medizinalr.athu Dr. Ku gelb reo ht.
Die Anlage unserer neuen Landesbaumschule
datirt vom Anfange des Jahres 1862. Die ältere
Baumschule bestand seit etwa 30 Jahren, war theils
ausgenutzt, so dass die Bäume nicht mehr gut ge-
diehen, theils zu klein, theils hatte sie keine, den
Fortschritten der Pomologie entsprechende Muster-
pflanzung. Unsere Regierung hat deshalb ein Stück
Land von 43 Braunschweigischen Morgen*) zur An-
lage einer neuen Baumschule und Musterpflanzung
hergegeben, und 7000 Thaler für eine neue Gärt-
nerwohnung, in welcher sich auch ein Ausstellungs-
Zimmer für Obst von 30 Fuss Länge und 20 Fuss
Breite befinden wird.
Das Land haben wir in drei Theile getheilt.
Ein Theil von etwa 20 Morgen ist für die Erzie-
hung von Hochstämmen bestimmt. Dieser ist auf
die herkömmliche Weise in 10 Schläge getheilt. In
6 — 7 Jahren werden die Bäume erzogen und ge-
düngt. Jedes Jahr wird ein Schlag gepflanzt, resp.
zum Verkaufe ausgehoben, was etwa jährlich 10,000
bis 11,000 Stämme gibt. Wir haben bis dahin,
dass etwa die Anfrage es anders verlangt, die
Hälfte für Aepfel, i für Birnen, k für Kirschen,
s für Pflaumen u. dgl. bestimmt. Bei dem Ver-
kaufe gedenken wir die üblichen Preise der Han-
delsgärtner unserer Gegend einzuhalten, um ihnen
nicht eine lästige Konkurrenz zu machen. Einen
grossen Theil unserer Bäume benutzt die Regierung
selbst zur Bepflanzung der Landes-Heerstrassen. Die
Sorten, welche wir ziehen, sind so ausgewählt, dass
*) Der Braunschweigiscbe Feldniorgen ist etwas Heiner als
der Preussische. Dieser verhält sich zu jenem, wie 1 :-0,9798.
sie zum grössten Theil sich für ganz freie Lage
eignen, wie auch unsere Baumschule eine ganz freie
Lage hat; auch ist die Einrichtung so getrofi"en,
dass die Baumschule erforderhchen Falles wandern
kann, wie man das häufig z. B. in Belgien findet.
Ein anderer Theil des Feldes von drei Morgen
Grösse ist für die Saaten und erste Anzucht der
Wildlinge, ferner für eine kleine Zwerg -Muster-
Pflanzung bestimmt. Dieser letzte Theil ist gegen
Ost und Nord durch eine Planke geschützt und
dient dazu, die Kulturen der verschiedenen Formen
und der Zwergbäumchen zu zeigen. Auch ist ein
Theil, dessen Grösse noch nicht feststeht, zur Kultur
der zartern Aepfel und namentlich der Birnen auf
Pyi-amiden bestimmt.
Den Rest des Landes, etwa 20 Morgen, nimmt
die Musterpflanzung ein. Die Hochstämme haben
eine Entfernung von 30 Fuss. Sie sind angeordnet
in 35 Reihen, davon jede 18 Stämme fasst. 10
Stämme kommen auf die Aepfel, 5 auf die Birnen,
3 auf Kirschen und Pflaumen. Vorläufig, d. h.
vielleicht auf 18 Jahre, kommt zwischen je zwei
Stämme ein Zwergstannn und in dem Verband ein
Sortenbaum; ausserdem wird jede Reihe der Hoch-
stämme mit Cordons eingefasst, z. B.:
L IL IIL IV. V. VI. VII.
1 t t t
t
t
t
t
#
a * A 0 * 0 *
0
* 0
«
0 *
2 t t t
.t
t
t
t
b * B 0 » 0 » «
«
0
* «
«
0 *
I
t
t
t
I
NB. t Hoelistamiii.
* Zwergpyramide mit einer Sorte.
" Zwergsortenbäume mit 4 — 6 Sorten.
- Cordons. Zwischen je 2 Cordons liegt ein kleiner
Weg ausser den grossen Hauptwegen.
Auf diese Weise können wir die anerkannt
werthvollen Sorten auf je einen Hochstamm brin-
gen, so fern sie sich dafür eignen, oder auf einen
Zwergstamm, wenn sie sich darauf besser passen.
Alle noch zweifelhaften Sorten bringen wir vorläu-
fig auf die Sorten-Pyramiden. Ferner haben wir
Gelegenheit, eine grosse Menge schöner oder zarter
Sorten auf Cordons zu prüfen und ausgezeichnete
Früchte darauf zu ziehen. Die Cordons werden
etwa 6000 bis 8000 Stämme zählen und vielleicht
2 Meilen lang sein.
Die Gruppirung der Sorten geschieht möglichst
nach der Aehnlichkeit, bei den Aepfcln hauptsäch-
lich nach Diel-Lucas, bei den Birnen entscheidet
51
zunächst die Form, dann das Fleisch, endlich die
Färbung oder Berostung; die Kirschen werden nach
Truchsess, die Pflaumen nach Liegel geordnet.
Es kann bedenklich erscheinen, bei den Früch-
ten, namentlich bei den Birnen, eine Pflanzung in
systematische Ordnung zu bringen , und manche
Pomologen würden eine Pflanzung nach dem a ß,
oder nach der Zeitigung vorziehen. Ich glaube
aber, dass es möglich ist, die Früchte nach der
Aehnlichkeit zu gruppireu , vnid es lässt sich die
Zeitigung dabei auch berücksichtigen. Die erste
Reihe der Aepfel (I.) enthält z. B. die 5 weissen
Kalvillen, so kommt auf die erste Stelle dieser
Reihe (No. 1) der zuerst zeitigende, z. B. der
Weisse Sommer-Kalvill, auf die zweite Bonggart's
Kalvill, auf die dritte König Wilhelm's Apfel etc.
bis endlich auf No. 10 der zuletzt zeitigende Weisse
Winter -Kalvill. Diese Art der Pflanzung wird
mindestens die Uebersicht über die vorhandenen
Sorten erleichtern.
Obgleich unsere neue Landes -Baumschule sehr
wahrscheinlich das darauf verwendete Anlagekapital
ganz gut verzinsen wird, so hat doch unsere Re-
gierung dabei M'esentlich nur beabsichtigt, den Obst-
bau im Lande zu heben. Sie hat es erkannt, dass
durch eine für jedes Verhältniss geeignete Auswahl
der Obstsorten die Bodenrente unseres Landes ge-
steigert wird, und will durch die Laudes-Baumschule
dazu die Gelegenheit geben. Sie selbst geht bei
der Bepflanzung der Landstrassen mit gutem Bei-
spiele voran. Die gute Absicht der Regierung
wird auch allgemein anerkannt, und wirkt schon
sichtbar auf das Land ein. Es werden jetzt schon
nur weit bessere und passendere Sorten gepflanzt,
als früher. Das rege Interesse für diesen Zweig
der Landwirthschaft zeigt sich auch schon dadurch,
dass sich jetzt in unserem Vereine für Land- und
Forstwirthschaft eine Sektion für Obstbau gebildet
hat. Man hat auch eine Sektion für Gemüsebau
und Blumenzucht in's Leben gerufen.
Es ist sehr zu wünschen, dass auch in andern
Ländern, namentlich in Preussen, einige Muster-
pflanzungeu angelegt werden , da nur durch derar-
tige Anlagen die Kenntniss des werthvollsten Obstes
allgemein werden kann. Solche Anstalten sind nicht
kostspielig, erhalten sich meistens selbst, und tragen
doch sehr viel zur Hebung des Obstbaues bei, wie
sich schon jetzt bei uns deutlich zeigt. Hätten
die Regierungen nur eine deutliche Ansicht davon,
dass auch der Obstbau die Bodenrente vermehrt,
und dass die richtige Auswahl der Sorten für jede
Gegend und jedes Verhältniss so wichtig ist und
leicht mehr als doppelte Erträge liefert, so würden
eie gewiss alle diesen Zweig der Landwirthschaft
ebenso unterstützen, wie das jetzt die unsrige thut.
Ueber
verrottete Gerberlohe als Erde zur
Pflaiizeii-Kiiltiir.
Vom Königl. Garten-Inspektor C. Bouclie zu Berlin.
Schon in den Jahren zwischen 182.') und 1827
wurde meine Aufmerksamkeit auf die verrottete
Lohe, als zum Pflanzen tauglich, geführt, indem zu
jener Zeit in dem Garten meines Onkels in der Blu-
menstrasse 11 die alte, in den Lohbeeten nicht mehr
brauchbare Lohe zur Ausfüllung von Beeten, auf
denen Warmhauspflanzen während des Sommers im
Freien aufgestellt werden sollten, benutzt wurde.
Da die alte Lohe im Fi-eien immer eine etwas hö-
here Temperatur hat, als imser Sandboden, so wuch-
sen die mit den Töpfen darin eingesenkten Pflan-
zen nicht nur sehr gut, sondern pflegten auch sehr
viele recht gesunde Wurzeln durch die Topföfinun-
gen hindurch in die Lohe zu treiben, wodurch ich
mich überzeugte, das die alte LoJie nicht so nutz-
los sei, wie man sie in der Regel betrachtete.
Pflanzen absichtlich darin zu ziehen, versäumte ich.
Später, im Jahre 1842, pflanzte ich auf Veranlas-
sung des Königl. Hofgärtners G. Fintelmann auf
der Pfaueninsel bei Potsdam Rosen in Loherde,
d. h. mit Sand vermischt, die zum Erstaunen über-
aus kräftige Triebe machten und reichlich blüheten;
besonders schien diese Erde den ISToisette-Rosen, wie
überhaupt allen, die einen sehr kräftigen Wuchs
haben, zuzusagen.
Vor etwa fünf Jahren glaubte ich in der alten
Loherde ein Surrogat für die sich immer mehr ver-
mindernde Torfmoorerde, die man hier allgemein
für Eriken, Azaleen, Neuholländer u. dgl. anwen-
det, gefunden zu haben, und Hess zum Versuch
mehre härtere Eriken, Melaleuca und Lcptosper-
mum darin pflanzen, die auch anfänglich recht
reichlich gesunde Wurzeln darin machten, aber im
zweiten Jahre gelb wurden, weil sie wahrscheinlich
nicht sorgsam genug begossen waren, denn wie
Obergärtner Rein ecke in der Sitzung am 3. Ja-
nuar d. J. bemerkte, habe auch ich nicht nur bei
den Rosen, sondern auch bei den andern Pflanzen
gefunden, dass die Loherde langsamer als andere
austrocknet und daher vorsichtiger begossen werden
muss. Einen besseren Erfolg hatte ich bei Anwen-
dung der Loherde, wenn ich sie zum 3. Theile mit
feinen Brocken unseres gewöhnlichen schwarzen Tor-
fes vermischte und angemessen Sand hinzusetzte.
Vorzugsweise wachsen in dieser Erde die meisten
strauchartigen Aroideen, z. B. Philodendron, Syn-
gonium, Dieftenbachia, Monstera, Scindapsus und
Anthurium, ferner Ficus stipularis, überhaupt solche
"7 *
52
Tropenpflanzen, die sich an der Basis von Baum-
stämmen anzusiedeln pflegen , weil sie dort eine
Menge halbverwester Holzreste finden. Dass alte
Lohe den Wurzeln nicht nachtheilig ist, dürfte da-
durch erwiesen sein, dass eine Menge von Pflanzen
als Stecklinge zwischen andern Pflanzen auf die
Oberfläche der Lohbeete unserer Warmhäuser ge-
steckt, sehr bald recht gesunde Wurzeln treiben,
worüber ich schon früher meine Erfahrungen in
den Verhandlungen des Vereines mitgetheilt habe.
Ist auch nun die alte Lohe nicht allgemein als
Pflanzenerde zu empfehlen, so ist sie doch sehr
gut zur Ausfüllung der Gruben solcher Beete zu
benutzen, auf denen im Sommer Warmhauspflanzen
im Freien aufgestellt werden sollen, weil sie ein
nicht so guter Wärmeleiter als Sandboden ist, und
sich während der Nacht und beim Eintritt kühle-
rer Witterung etwas wärmer erhält. Ich stelle
schon seit vielen Jahren die Begonien, mit Aus-
nahme der ganz warmen Arten, von Mitte Juni bis
Mitte August an einer recht schattigen Stelle in's
Freie auf ein Beet, welches 10 bis 12 Zoll tief
mit alter Lohe zum Einsenken der Töpfe angefüllt
ist, wo sie prächtig gedeihen und fast den ganzen
Sommer hindurch blühen; in dem einen Jahre
reichte der Raum des Beetes nicht aus und es
wurde ein Theil der Pflanzen auf ein dicht dane-
ben liegendes, aber nicht mit Lohe bedecktes Beet
aufgestellt; diese wuchsen nicht nur auiTallend
schlechter, sondern welkten beim Eintritt kühleren
Wetters und liessen viele Blätter fallen.
Da zartere Pflanzen auf festen, schweren Bo-
den oft nicht nach Wunsch gedeihen wollen, so ist,
um diesem Uebelstande abzuhelfen, die Vermischung
des Bodens mit Lohe ein ganz vorzügliches Mittel,
der Boden wird dadurch poröser, empfänglicher für
die Aufnahme von Wärme und geeigneter, diese
demselben länger zu erhalten; durch die Porosität
des Bodens wird nicht nur die Einwirkung der
atmosphärischen Luft leichter, sondern es findet
auch ein häufigeres Austrocknen statt. Durch die
Vermischung des schweren Bodens mit groben ve-
getabilischen Stoffen entstehen in demselben eine
Menge kleiner Lücken, die von den Wurzeln be-
gierig aufgesucht werden, weil sich in diesen eine
feuchte, mit Ammoniak -Gasen geschwängerte Luft
findet, aus der die Pflanzen eine Menge Nahrung
aufnehmen können. lieber die Anwendbarkeit der
Loherde habe ich Mittheilungen gemacht in dem
bei Breitkopf & Härtel in Leipzig 1858 erschie-
nenen Hauslexikon, Bd. 2, pag. 595, und Bd. 4,
pag. 630.
Ueber
Doppelgestaltigkeit in den Blüthen
(Dittiorphismus).
Vom Professor Dr. Braun.
Die Doppelgestaltigkeit (Dimorphismus) der
Blüthen mancher zwitterblüthigen Gewächse ist zwar
schon früher bekannt, aber erst in der jüngsten Zeit
in ihrer wahren Bedeutung erfasst worden. Dieselbe
tritt in zwei verschiedenen Weisen auf. In dem
einen Falle sind die beiderlei, meist diöcisch ver-
theilten , Blüthen von vollkommener Ausbildung,
beide z. B. mit Blumenkrone versehen, unterschei-
den sich aber in den relativen Längen- und Grössen-
Verhältnissen der Befruchtungsorgane, indem bei
den einen die Griftel länger, dagegen die Staubge-
fässe kürzer, bei den anderen umgekehrt die Staub-
gefässe länger und die Griffel kürzer sind, wess-
halb man die zwei Formen gewöhnlich als die
langgrifflige und kurzgrifflige unterscheidet.
So z. B. bei wahrscheinlich allen Primiila- Arten,
bei vielen Linum- Arten (grandiflorum, pe-
renne, nicht bei usitatissimum), bei Lytrum Sa-
licaria, vielen lippenblüthigen Pflanzen (Mentha,
Thymus, Salvia pratensis). Die von Darwin
mit mehrern Linum- und Primula- Arten angestellten
umsichtigen Experimente, welche kürzlich von Dr.
Hildebrand in Bonn theils wiederholt, theils mo-
dificirt worden sind, haben zu dem merkwürdigen
Ergebniss geführt, dass jede der beiden Formen,
sowohl die langgriftlige, als die kurzgrifflige, wenn
sie mit dem eigenen Blüthenstaub befruchtet wer-
den, entweder gar keine oder doch nur eine sehr
geringe Zahl von Samen erzeugen ; dagegen mit
dem Blüthenstaube der andern Form (künstlich oder
durch Vermittelung der Insekten) befruchtet, reich-
lich Samen tragen. Aus den Samen jeder der bei-
den Formen erwachsen ungefähr in gleicher Zahl
Exemplare der einen und der anderen Form. Es
erklärt sich daraus die Erscheinung, warum z. B.
ein isolirt gezogenes Exemplar von Linum grandi-
florum, ob es gleich mit empfänglichen Narben ver-
sehen ist und einen wohlgebildeten Blüthenstaub
enthält, doch keinen Samen ansetzt. In anderer
Weise tritt ein Dimoi'phismus der Blüthen ein bei
solchen Pflanzen, welche gewöhnlich auf demselben
Stock, gleichzeitig oder in einer bestimmten Auf-
einanderfolge, theils ausgebildete und ansehnliche,
theils anscheinend verkümmerte Blüthen tragen.
Diese letzteren haben entweder gar keine oder
eine sehr verkünunerte Blumenkroue und öffnen
sich meist nicht oder nur unvollkommen. In eini-
gen Fällen befinden sich diese verkümmerten Blü-
then selbst unter der Erde oder bohren sich in
dieselbe ein, wie bei Vicia amphicarpa, Arachis
53
hypogaea. Die anscheinend ausgebildeteren Blü-
then sind in vielen Fällen unfruchtbar, wie z. B.
bei Viola mirabilis, während die scheinbar ver-
kümmerten in allen Fällen fruchtbar sind. Hugo
von Mehl hat durch Untersuchung derselben an
Viola, Oxalis Acetosella, Inipatiens noli me
tangere, Specularia perfoliata nachgewiesen,
dass hier die Befruchtung innerhalb der geschlosse-
nen Blüthenknospe in der Art vor sich geht, dass
die (oft nur in geringerer Zahl vorhandenen) Pol-
lenkörner, ohne die Staubbeutel früher zu
verlassen, ihre Schläuche nach den Narben aus-
senden. Es findet also hier eine Einrichtung statt,
welche im Gegensatz der zuerst erwähnten Art des
Dimorphismus nicht auf Kreuzung, sondern wesent-
lich auf Selbstbefruchtung berechnet ist.
Botanical JNagaziiie.
1863. 2. Hälfte.
Wiederum ist eine interessante Cycadee in
Neuhollaud, und zwar auf der Südseite der gros-
sen Insel, entdeckt woi'den. Sie zeichnet sich durch
doppeltgefiederte Blätter aus, so dass ihr erster Ent-
decker, Allan Cunningham, der sie bereits 1819
fand, leider aber nur ein Blatt einsendete, sie für eine
Aroidee hielt; eher hätte man sie für eine Marattia
halten können. Obwohl die Pflanze sonst, auch
hinsichtlich des männlichen Kätzchens, mit dem me-
xikanischen Genus Zamia übereinstimmt, so hat
doch Hook er in den doppeltgefiederten Blättern
Grund gefunden, aus ihr ein besonderes Genus zu
bilden und dieses mit der Zustimmung des Direk-
tors vom botanischen Garten in Brisbane, Walter
Hill, der sie von Neuem in Queensland fand und
die erste lebende Pflanze nach England sendete, zu
Ehren des dortigen Gouverneurs, George F. Bo-
wen zu nennen. Diese neue Cycadee heisst dem-
nach Bowenia spectabilis (tab. 5398).
Aus der Reihe holziger Warmhauspflanzen
nennen wir zuerst Adenium obesum A. DG.
(tab. 5418), eine mehr interessante als schöne Apo-
cynee der arabischen Wüste. Sie wui'de schon von
Forskahl als Nerium obesum beschrieben und
befand sich seit dem Jahre 1846 im Garten der
Londoner Gartenbau- Gesellschaft. Von Aden aus
wurden 1862 und 1863 ebenfalls Pflanzen nach
Kew gesendet. Es ist ein sparriger Strauch mit
dicken und gedrehten Aesten, an denen sich kurze
Zweige mit dicklichen, unten wolligen Blättern von
eirundlicher Gestalt, befinden. Aus ihrer Mitte
kommen mehre ziemlich grosse Blüthen von hell-
rother Farbe, welche denen des Oleanders nicht
unähnlich sind, heraus.
Gardenia octomera Hook. (tab. 5410) wurde
von Gustav Mann auf Fernando Po, einer Insel
am Ausflusse des Niger, entdeckt. Sie bildet einen
niedrigen Strauch, ganz und gar mit kurzer Behaa-
rung bedeckt. Die zu 3 einen Quirl bildenden Blät-
ter sind eirund-länglich und in eine Spitze gezogen.
Aus ihrem Winkel entspringt eine sehr lange, grün-
liche Blüthe mit 8 breitlänglichen Abschnitten. Da
die Pflanze schon bei einer Höhe von 2 und .'!
Fuss blüht, möchte sie wohl zu empfehlen sein.
Miconia pulverulenta R. et P. (tab. 5411).
Wenn wir nicht sehr irren, ist diese Melastömatee
dieselbe Pflanze, welche in verschiedenen Gärten
als Melastoma und Miconia leuconeura vor-
handen ist. Sie wächst in Peru, wo sie schon von
den ersten Floristen genannten Landes, Ruiz und
Pavon, beschrieben wurde. Ausgezeichnet ist sie
durch ihre grossen, schönen, sammetartigen Blätter
von breitlänglich lanzettförmiger Gestalt, welche in
der Mitte von einem silberfarbigen Längsnerven
durchzogen sind. Die unscheinbaren Blüthen bil-
den eine Rispe.
Dipteracanthus affinis N. v. E. (tab. 5414)
wurde von Henderson aus Brasilien eingeführt
und zeichnet sich durch seine schönen, scharlach-
rothen Blüthen, welche einzeln aus dem Winkel
der länglich -elliptischen und unbehaarten Blätter
hervorkommen und eine trichterförmige Gestalt ha-
ben, aus. Sie bildet ein Gegenstück zu D. spe-
ciosus, welche die schönsten blauen Blüthen be-
sitzt und schon früher im botanical Magazine (tab.
4494) abgebildet wurde.
Meyenia Vogeliaua Benth. (tab. 5289) ist
eine zweite Acanthacee von der Westküste Afrika's,
welche der unglückliche Botaniker Vogel entdeckte,
doch aber erst durch Gust. Mann in England ein-
geführt wurde. Sie besitzt schöne blaue Blüthen
mit gelbem Schlünde und ähnelt der bekannten M.
erecta.
Eine dritte Acanthacee ist Eranthemum tu-
berculatum Hook. fil. (tab. 5405), welche durch
die Gärtnerei von Veitch eingeführt wurde. Das
Vaterland ist nicht bekannt. Die Pflanze bildet
einen ästigen Strauch, der über und über mit
Warzen besetzt erscheint und deshalb seinen Na-
men erhielt. Die kleinen, ziemlich gehäuften und
einander gegeuübei'stehenden Blätter sind ungestielt;
aus ihrem Winkel entspringen die mit einer langen
i Röhre versehenen Blüthen einzeln. Der Strauch
bietet in Blüthe einen hübschen Anblick dar.
Rhododendron Batemanni Booth ist eine
von den Bhutan'schen Alpenrosen mit grossen, läng-
lichen, lederartigen und unten rostfarbenen Blättern
und mit prächtigen rothen Blüthen, welche eine
dichte kopfförmige Dolde bilden. Sie steht wohl
54
am Nächsten dem Eh. campanulatam und gehört
mit diesem in die Gruppe unseres Rh. maximum.
Es ist nicht zu leugnen, dass diese Alpenrose an
Schönheit den ausgezeichnetsten Formen unserer
Gärten nicht nachsteht und daher empfohlen wer-
den kann.
Fugosia cuneiformis Benth. (tab. 5413) ist
ein im Ansehen der Blüthen den Hibiscus- Arten
nahe stehender Blüthenstrauch Neuhollands und der
angrenzenden kleineren Inseln. Im botanischen Gar-
ten zu Berlin wird F. hakeaefolia Hook. (bot.
mag. t. 4261), eine sehr ähnliche Art, im Kalthause
kultivirt und im Sommer in's Freie gebracht, wo
sie alsbald anfängt, ihre grossen, weissen Blüthen
mit rother Mitte und rothem Staubgefässbündel zu
entwickeln. Wir können sie mit F. cuneiformis nur
empfehlen. Bei zuletzt genannter Pflanze sind die
etwas fleischigen Blätter sehr schmal-elliptisch und
wie die ganze Pflanze unbehaart.
Hibiscus Huegelii Eudl. ist nach Bentham
jetzt der anzunehmende Name für 5 Pflanzen, wel-
che als Arten aufgeführt sind; von diesen sind in
den Gärten H. Wrayae Lindl. und gross ula-
riaefolius Miq. bekannt. Im botan. Magazme (t.
5406) ist jetzt eine G. Form mit dem Beinamen
„quinquevulnerus" abgebildet, wo an der Basis
der ziemlich grossen, hellrothen oder mehr violetten
Blumenblätter ein blutrother Flecken vorhanden ist.
Die Pflanze ist, wie die meisten ähnlichen, behaart
und mit tief 5-lappigen Blättern besetzt. Vaterland
ist Neuholland.
Sphacralcea acerifolia T. et Gr. (tab. 5404)
ist ebenfalls ein zu empfehlender weicher Strauch
von l^i bis 2 Fuss Höhe und einer geringen Ver-
ästelung. Die rosafarbenen, über 1 Zoll im Durch-
messer enthaltenden Blüthen bilden ziemlich dicht
gedrängte und gipfelständige Aehren, bei der nur
gegen die Basis hin Blätter vorhanden sind. Diese
haben die ansehnliche Grösse von 2 und 3 Zoll und
besitzen 5 nicht tief eingeschnittene Lappen. Va-
terland ist Columbien auf der Nordwestküste Ame-
rika's. Das Genus Sphaeralcea steht den strauchi-
gen Malven sehr nahe und unterscheidet sich nur
durch 2- und 3-samige und 2-klappige Früchtchen.
Ceropegia Bowkeri Harv. (tab. 5437) ist
wiederum eine mehr botanisch-interessante, den Lieb-
habern zu empfehlende Pflanze aus der Familie der
Asklepiadeen. Aus einem rundlich zusammenge-
drücktem Knollen wachsen meist mehre nicht wei-
ter zertheilte Stengel von kaum 1 Fuss Höhe mit
sehr schmalen 2- — 3 Zoll langen Blättern empor.
Aus dem Winkel der obern kommen einzelne Blü-
then von grünlich -gelblicher Farbe hervor. Am
Ende der unten bauchigen Röhre beflnden sich
schmal-längliche und zurückgeschlagene Abschnitte,
deren Ränder gewimpert sind. Die Pflanze stammt
aus Südafrika und wurde von Bowker entdeckt.
Lewisia rediviva Pursh (tab. 5395), so be-
nannt, weil die Pflanze, selbst wenn sie mehre
Jahre in den Herbarien gelegen hat, immer wieder
treibt, so wie sie in Erde gesetzt wird. Es ist
eine sehr hübsche Portulacee aus Nordwestamerika.
Die fleischigen und fast stielrunden Blätter bilden
eine Rosette, aus deren Mitte mehre kurzgestielte
Blüthen hervorkommen. Diese haben, gleich denen
der Mesembrianthemen, zahlreiche längliche Blumen-
blätter von schöner rother Farbe. Die Pflanze ist
sehr zu empfehlen.
Wenig blumistischen W^erth hat dagegen eine
andere Dickpflanze, Crassula rosularis Haw.
(tab. .5393), aus Südafrika. Sie wächst ähnlich den
Hauswurz -Arten, hat eine kriechende Wurzel und
bildet kurze Stolonen mit Rosetten dicker und flei-
schiger Blätter am Ende. Aus deren W^inkeln
kommen mehre Blüthenstengel hervor, deren kurze
und eine doldentraubige Rispe tragenden Aeste ge-
genüberstehen. Die gelblichen Blüthen sind un-
scheinlich, stehen aber gedrängt.
Stauranthera grandifolia Benth. ist eine
ostindische Cyrtandraccc im Ansehen eines Strepto-
carpus hinsichtlich der Blüthen und der grossen
Blätter, die aber keineswegs wurzelständig sind,
sondern im Gegentheil die Basis der Aeste stützen.
Obwohl die Pflanze kaum einen Fuss hoch wird,
besitzen die ausserdem etwas fleischigen und durch-
aus unbehaarten Blätter oft die Länge von 10 Zoll.
Aus dem Winkel der obersten entspringen die di-
chotomen Stiele mit den ziemlich einen Zoll ent-
haltenden weissen und violetten Blüthen, die eini-
germassen an die der Paulownia impcrialis erinnern.
Calceolaria punctata Vahl (t.5392) schliesst
sich der bekannten Jovellana violacea an , mit der
sie auch nur eine Abtheilung von Calceolaria bil-
det. Mit dieser hat sie breit- und kurzröhrige, so
wie zweilippige Blüthen von hellvioletter Farbe,
welche eine aufrechte und ziemlich reiche Rispe
bilden. Die gegenüberstehenden Rlätter haben eine
eiförmige Gestalt und sind am Rande doppelt ge-
sägt.
Ophelia umbellata Wight (t. 5397) ist eine
ostindische Gentianee vom Ansehen einer Swertie
oder eines Enzian's aus der Abtheilung der G. ger-
manica Willd. und stellt eine aufrechte und ästige
Staude mit endständigen, eine arme Dolde bilden-
den weissen und blaugestreiften Blüthen dar. Wir
bezweifeln, dass die Pflanze bei dem Liebhaber Ge-
fallen finden wird.
Zu den Senecionen, welche, den Kleinien ähn-
lich, schmale und dicke Blätter von graugrüner
Farbe haben und Südafrika eigenthümHch sind, ge-
55
hört auch Senecio pyraraidatus DC. (tab. 5396).
Da derselbe an der Spitze des Stengels in einer
Art verlängerten Strausses, wie es bei den meisten
Ligularieu, welche ebenfalls nur eine Abtheilung
von Senecio bilden, der Fall ist, sehr grosse gelbe
Blüthenkörbchen besitzt, so ist er besonders Lieb-
habern von Dickpflanzen, aber auch sonst jedem
Blumenfreund zu empfehlen.
Lignlaria Hodgsoni Hook. (tab. 5417). Der
Konsul Plodgson entdeckte die Art auf der japa-
nischen Insel Jeddo und füJirte dieselbe in England
ein. Gleich dem vorigen Senecio ist sie zu em-
pfehlen. Ihre noch grösseren Blüthen sind mehr
doldentraubig gestellt. Aus der Mitte grosser herz-
förmig-rundlicher Blätter mit ausgeschweift-gelapp-
tem Rande erhebt sich, mit allmählig an Grösse ab-
nehmenden anderen Blättern besetzt, ein bis 3 Fuss
hoher Stengel von fleischiger Konsistenz.
Homoianthus viscosus DC. (tab. 5401) ist
ein blaublUhender Körbchenblüthler aus der Unter-
Familie der Nassauviaceen, welcher in Chili wild
wächst und von Veitch eingeführt wurde. Die
Pflanze besitzt eine entfernte Aehnlichkeit mit unse-
rer bekannten Catananche coerulea und bildet einen
einfachen mit schmalen, elliptisch - spathelförmigen
Blättern besetzten Stengel, der oben doldentraubig
sich theilt und an der Spitze der Aeste mit einem
Blüthenkörbchen endigt. Die ganze Pflanze ist
rauhhaarig.
Webbia pinifolia DC. (tab. 5412) ist eine
sehr hübsche und wohl zu empfehlende, südafrika-
nische Pflanze, im Ansehen sich den Stevien an-
schhessend. Wie hier, bilden die kleinen, dunkel-
lilafarbigen Blüthenkörbchen eine umfassende und
sehr zusammengesetzte Doldentraube. Der einfache
Stengel ist grau, noch mehr aber die Unterfläche
der schmalen und ziemlich dichtgedrängten Blätter.
Silene Elisabethae Jan. (tab. 5400) ist eine
der hübschesten Alpenpflanzen, welche nördlich vom
Comersee wächst und sehr empfohlen werden kann.
Am nächsten steht sie der Silene Pumilio, hat aber
schönere und grössere Blüthen von hellrother Farbe.
Wie genannte Art wächst sie aber auch gedrängt
und bleibt stets niedrig.
Wir wenden uns einigen Monokotylen zu. Auf
der 5402. Tafel ist Musa vittata van H. abgebil-
det worden. Wie wir es früher bereits in unserer
Monographie des Genus Musa ausgesprochen haben,
so betrachtet sie auch Hook er als eine Form der
M. Sapientum L,
Als Heliconia aurantiaca brachte A. Ver-
schaffelt in Gent eine Art dieses Geschlechtes in
den Handel, welche Hooker jetzt auf der 5416.
Tafel als H. brachyspatha abgebildet hat. Sie ge-
hört zu den kleineren Arten, die kaum höher als
3 Fuss werden und eine Spanne lange Blätter von
1^ Zoll Durchmesser besitzen. Aus den obersten
der letzteren kommt der kurze Schaft mit 4 oder
5 orange-gefärbten, nach dem P]nde zu kleiner wer-
denden Blumenscheiden. Die unterste der letzte-
ren ist stets leer, die anderen umgeben dagegen
2 oder 3 weisse Blüthen. Vaterland ist wahrschein-
Hch Süd-Amerika.
Anchomanes Hookeri nennt Sehott die
zuerst als Caladium petiolatum im botanicai
Magazine (tab. 3728) abgebildete Aroidee. Neuer-
dings hat Gustav Mann eine ähnliche Pflanze aus
dem westlichen Afrika eingesendet, welche Hooker
nur für eine heller- und grösser-blühende Abart hält
und auf der 5394. Tafel abgebildet hat. Aus einer
knolligen Wurzel kommt im Mai der mit Stacheln be-
setzte Schaft von gegen 2 Fuss Länge hervor und trägt
am Ende eine eben so lange, kahnförmige Blumen-
scheide von grünlich-bräunlicher Farbe. Die Frucht-
knoten am untern Theile des Kolbens haben eine
violette, die Staubgefässe eine weisse Farbe. Wie
die Blüthe abstirbt, erscheint das einzige doppelt-
gedreite Blatt auf schlanken, ebenfalls mit Stacheln
besetztem Stiele von 2 bis 3 Fuss Höhe.
Ornithogalum capitatum Hook. (tab. 5388)
wächst im Innern der Kap-Kolonie und sieht wegen
des kopfförmigen Blüthenstandes einer Lauch -Art
viel ähnlicher. Die schmalen, riemenförmigen Blät-
ter sind gekielt; nicht aus ihrer Mitte, sondern seit-
lich kommt der 6 — 8 Zoll hohe Schaft mit den am
Ende zu einem Kopfe zusammengedrängten Blüthen
hervor. Diese sind oben oder innen weiss, unten
oder aussen roth. Liebhabern ist diese Zwiebel-
pflanze nicht zu empfehlen.
Es bleiben endlich noch 7 Orchideen übrig.
Nephelaphyllum (nicht Nephalophyllum, yirie oft
geschrieben ist) scapigerum Hook. (tab. 5390)
wurde von Low & Söhne in Clapton aus Bor-
neo eingeführt. Es unterscheidet sich in mehrfa-
cher Hinsicht von den anderen Arten des Ge-
schlechtes. Aus einer kriechenden Wurzel kommen
die eirundlängUchen und 3 — 4 Zoll langen Blätter
auf violetten Stielen, die aber zum grossen Theil
von hell-ocherfarbigen Scheiden eingeschlossen sind,
hervor, zwischen denen die von gleichgefärbten, aber
kleineren Scheiden eingeschlossenen Blüthenstiele sich
befinden. Die meist 4 grossen Blüthen haben 1 Zoll
Durchmesser. Während die gelblich-grünen Blumen-
blätter ausserdem 3 braune Längsstreifen besitzen,
ist die weisse und am oberen Theile gelbe Lippe
mit blutrothen Flecken versehen. Auch ist ein kur-
zer, konischer Sporn vorhanden.
Microstylis discolor Lindl. (tab. 5403) sa-
hen wir bereits vor 2 Jahren (Wochenschr. 5. Jahrg.
S. 340) in Belgien. Sie gehört zu den kleineren
56
Orchideen mit bunten, hier braunen, aber hellgrün-
unisäumtcu Blättern, welche den kurzen Stengel
scheideuartig umgeben. Dieser endigt mit einer
Aehre gelber, bei dem Verblühen roth werdender
Blüthen. Sie ist bis jetzt nur auf Ceylon gefunden
worden.
Eria obesa Lindl. (tab. 5391) wurde bereits
von Wallich entdeckt und gehört zu den kleine-
ren Arten. Aus den gegen 3 Zoll langen Schein-
knolleu kommen mehre mit dicklichen, kleinen und
eirundlänghchen Blättern besetzte, kurze Stengel,
welche mit weissen Blüthen in doldentraubiger Stel-
lung endigen und bis 4 Zoll Länge besitzen, her-
vor. Ausgezeichnet ist der behaarte Fruchtknoten.
Die beiden Blätter an der Spitze der Scheiuknol-
len sind elliptisch und erscheinen nicht mit den
Blüthen.
Das letztere ist bei Eria myristiformis Ho(5k.
(tab. 5415) nicht der Fall, so genannt, weil die
rundlich-länglichen Scheinknollen lange bleiben und
die Farbe der Muskatnüsse annehmen. Die weissen
Blüthen bilden hier kurzgestielte Aehren, die weit
kürzer, als die eine Spanne langen, elliptischen
Blätter sind. Vaterland ist ebenfalls Ostindien. Zu
empfehlen ist die Art grade nicht.
Hübscher sind die Burlingtonien, von denen !
eine Abart der B. decora Lem. auf der 5419. Ta- j
fei des botanical Magazine abgebildet ist. Die weis-
sen Blumenblätter sind hier mit grösseren und klei- j
nereu blutrothen Flecken versehen, während die
grosse, breite und tiefeingekerbte Lippe eine rein
weisse Farbe besitzt und weit aus der Blüthe her-
ausragt. Die kreisrunden Seheinknollen sind in
dieser Abart auch sehr zusammengedrückt und die
fleischigen Blätter laufen in eine Spitze aus.
Catasetum cernuum Rchb. fil. (tab. 5399)
liat seinen Namen von den überhängenden grossen
Blüthen und wui-de bereits früher von Liudley
als Myanthus cernuus beschrieben und später
auch (bot. reg. t. 1720) abgebildet. Die grünen
Blumenblätter auf wagerecht - abstehenden Frucht-
knoten sind mit braunen Punkten und Flecken
dicht besetzt und neigen sich glockenförmig zu-
sammen. Catasetum trifidum Hook. (bot. Ma-
gazine tab. 3262) ist nur eine Abart mit breitei-er
Griffelsäule. Die Pflanze wächst in 15rasilien.
Sarcopodium psi ttacogl ossum Rchb. fll.
(tab. 5408) ist eine eigenthümliche, kriechende Art,
wo die rundlich - eiförmigen und in eine Art Netz
eingeschlossenen Scheinknollen wie aneinander ge-
reiht erscheinen. Während am oberu Ende breit-
längliche, lederartige Blätter einzeln aus den Schein-
knoUeu und mit einem Stiel versehen hervorkommen,
entspringen die zweiblüthigeu Stiele aus der Basis
derer, die in der Mitte befindlich sind. Die gelben
Blumenblätter sind mit rothen Längsstreifen, die
Lippe hingegen mit ebenso gefärbten grossen Flek-
ken versehen. Vaterland ist Ostindien.
Für fiärtiicr und (larteiifreiinde.
im Verlage von Ferdinand Enke in Erlangen
erscheint und kann durch alle Buchhandlungen be-
zogen werden:
Garteuflora. Allgemeine Monatsschrift für
deutsche, russische und schweizerische Garten- und
Blumenkunde und Organ des Russischen Gartenbau-
Vereines in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vie-
ler Botaniker und Gärtner Deutschlands, ßusslands
und der Schweiz, herausgegeben und redigirt von
Dr. E. Regel, H. Jäger, Fr. Francke, C. Beu-
cht und E. Ortgies. 13. Jahrgang 1864. 12
Hefte. Lex. 8. Mit illuminirten und schwarzen
Abbildungen 4 Thlr oder 7 Fl., mit schwarzen Ab-
bildungen 2 Thlr oder 3| Fl.
So eben erhielt ich aus dem Vaterlande frischen
Samen von
I>i'acaeTia I>i*aco L.
in vorzüglicher Qualität und ofterire denselben zu
folgenden Preisen:
1 Zollpfund 24 Thlr. — Sgr.
1 Loth 1 „ — „
100 Korn 1 , 10 „
Auch sind über den Betrieb meiner Anstalt die
Samen- und Pflanzen-Verzeichnisse für 1864 erschie-
nen und werden auf gefäUiges Verlangen franko ver-
abfolgt.
Erfurt, Im Februar 1864.
Perd. Jählke,
Königl. Garten - Inspektor und
Kunst- u. Handelsgärtner.
Pflanzen-Katalog.
Unser reichhaltiges Lager über
Pflanzen für das freie Land, über Laubhölzer, Sträu-
cher, Koniferen, Obstbäume und Fruchtsorten, so wie
über Flor- und Modeblumen, Azaleen und Kamellien
liegt nun zum Versand bereit und wird auf fran-
kirte Aufforderung franko und unentgeltlich von
uns versendet.
Laurentius'sche Gärtnerei zu Leipzig.
Yerliig von Karl Wiegaudt in BenJiu,
Kommandanteu-Strasse No. 6ü.
Druck der C. Feister 'scheu Buchdruckerei in Berlin,
Zieteo-Platj No. 2.
Wochenselirifit
des
Vereines zur Beförderung des (.artenb.aiies in den Königl. Prenssisclien Staaten
für
Ciärtiierei und Pflaiizenkunde«
Redakteur :
I*i*oiessoi' Dr. Kai'l Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No.8.
Berlin, den 27. Februar
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: .loh. H. Ebermanu. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. III. — lieber einige Weisstannen. — Borsig's
Amarvllis-Flor. — Schiebler's Taubenapfel (Oberdieck).
Soiiiilaf;, den 28. Fcbrnar, Mittags ^^12 Ihr, tinilet im Englischen Hanse (Hlohrenstiasse No. 49) eine Versammlung
des Vereines iiir Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten ülitglicdcr eingeladen werden.
Job. H. Ebermann.
Wir haben iiuläugst (in der 1. Nummer der
Wochenschrift) den Tod des Nestors der deutschen
Ilofgärtnerei, des Oberhofgärtners Ferd. Fintel-
niann, berichtet; jetzt liegt uns die traurige Pflicht
ob, von dem Tode vielleicht des ältesten Handels-
gärtners, des einen Besitzers der Firma J. L. Sehie-
bler und Sohn in Celle zu sprechen. Job. H.
Eber mann starb im 77. Jahre nach kurzem Kran-
kenlager an Altersschwäche. Wir erinnern uns gern
des Tages, wo wir vor 3 Jahren den damals noch
ziendich rüstigen Greis mitten in den gärtnerischen
Beschäftigungen seiner Baumschule thätig fanden.
Er war der Pflegesohn Joh. Ludw. Schiebler's,
des Gründers besagter Firma, und erlernte unter
Anleitung des damaligen Hofgärtners Richter in
Mirow, einem Städtchen in Mecklenburg -Strelitz,
im Jahre 1803 die Gärtnerei. Im Jahre 1817
trat Joh. H. Ebermann als Theilnehmer des Ge-
schäftes ein imd verwaltete es nach dem Tode sei-
nes Pflegevaters im Februar 1833 allein. Doch
schon nach 3 Jahren hatte die Gärtnerei einen
solchen Aufschwung genouiinen, dass er seinen
Sohn Louis Ebermann als Theilnehmer aufnahm.
Gemeinschaftlich mit diesem verwaltete er es noch
13 Jahre, also bis zum Jahre 1849, wo er es an
diesen seinen Sohn völlig abtrat.
Die Handelsgärtnerei von Sc hiebler u. Sohn
hat bereits für Norddeutschland seit langer Zeit
eine grosse Bedeutung, so dass es wohl von Inter-
esse sein dürfte, über sie noch einige Mittheilun-
gen zu machen. Der Gründer derselben, Johann
Ludwig Schiebler, wurde im Jahre 1751 in
Spandau, wo sein Vater Förster war, geboren.
Wegen seiner grossen Liebe zur Gärtnerei brachte
ihn sein Vater schon früh zum damaligen Hofgärt-
ner Zopff in Monbijou (Berlin) in die Lehre. Nach-
dem er einige Jahre als Gehülfe konditionirt hatte,
lernte Prinz Ernst von Mecklenburg - Strelitz, der
Bruder von Charlotte, nachlierigen Gemahlin des Kö-
nigs Georg IIL von Grossbritannien*), ihn kennen,
nahm ihn mit sich nach Celle, wo er Kommandant
war, und übertrug ihm die Aufsicht luid Leitung
seines Gartens.
Der Prinz Ernst sendete seineu Gärtner, wel-
cher den Titel „Gartenmeister" erhielt, später nach
England, um die dortigen Gärten und Anlagen ken-
nen zu lernen; von da ging dieser nach Frankreich
und auch nach Holland. Zurückgekehrt erhielt er
den Auftrag, einen Garten in englischem Gesebmacke
anzulegen. Joh. Ludwig Schiebler entledigte
sich zur vollen Zufriedenheit seines Herrn der
schwierigen Aufgabe. Die Anlagen erhielten einen
solchen Beifall, dass selbst Hirschfeld eine Be-
schreibung derselben in seiner Theorie der Garten-
kunst (Bd. 3, S. 248) aufnahm.
*) Nach dieser nannte der bekannte englische Botaniker
Banks bekanntlich die Strelitzia Reginae.
58
Als der Prinz Celle verliess, wurde er von dem
damaligen Direktor der Kgl. Haunover'sChen Land-
wirthschafts-Gesellschatt aufgefordert, einem grossen
Bedürfnisse im Lande abzuhelfen und eine Handels-
gärtnerel zu gründen. Ausserdem noch durch sei-
nen Freund, den berühmten Laudwirth Thaer, er-
muthigt, wurde dieselbe auch im Jahre 1775 in's
Leben gerufen. Nebenbei blieb er inmier noch so
lange, als der Prinz den Garten besass, Administra-
tor desselben. Die Hauptsache war Anfangs An-
bau von Pflanzen behufs des Samenhandels. Später
erwarb sich Schiebler in dem 2 Stunden entfernten
Eicklingen ein Grundstück, um auf demselben eine
Baumschule anzulegen. Ausser der Königlichen in
Herrenhausen existirte damals keine andere in Han-
nover. Die Bäume gediehen hier anfänglich ganz
ausgezeichnet und die neue Baumschule erfreute
sich bald eines grossen Rufes. Da kam der strenge
Winter im Jahre 1790 und fast Alles erfror in ihr.
Es blieb dem Besitzer nichts weiter übrig, als
von vorn wieder anzufangen. Da er bereits in der
Nähe seines Wohnortes ein Stück Land nach dem
andern angekauft hatte, so zog er vor, weil die
Baumschule doch einmal von Neuem angelegt wer-
den musste, diese mit der übrigen Gärtnerei zu ver-
binden. Diese nahm damit einen Flächen -Umfang
von 28 Morgen 34 Ruthen ein*). In diesem Um-
fange ist sie geblieben bis zum Jahre 1848. In
Folge des neuen Jagdgesetzes wurde fast alles Wild
getilgt und man konnte es wagen, Baumschulen auch
ohne Umfriedigung einzurichten. Diese wurden des-
halb über angrenzendes Feld, was uuterdess erwor-
ben war, hinaus vergrössert, so dass die, welche
nur Clbstgeholze lieferten, 35 Morgen und 85 Q.-R.
enthielten. Ausserdem aber nahmen die Weinschule
1 Morgen 3 Q.-R. und die Wilde Baumzucht, mit
Einschluss der Allee -Bäume, noch 2G Morgen 72
Q.-R. ein.
Durch einen Tausch mit der Königl. Domänen-
kammer ist die Handelsgärtnerei im Jahre 1852
noch in den Besitz eines 109 Morgen und 89 Q.-R.
umfassenden Grundstückes, was nur 20 Minuten
entfernt und hart an der Eisenbahn liegt, gelangt.
Da es mit Nadel- und Laubholz bestanden, musste
dieses erst ausgerodet werden. Darüber vergingen
natürlich einige Jahre, ehe der Boden rein und
zur Aufnahme von Gehölzen aller Art befähigt
wurde; das Grundstück ist demnach erst nach und
nach in Kultur genommen. Da es eine selir gute
Lage besitzt, nach Süden zu etwas abschüssig, und
verschiedene Bodenarten in ihm vorhanden sind, so
gedeihen alle Gehölze vortrefflich. Wir haben uns
selbst vor einigen Jahren davon überzeugt. Die
Obststämmchen werden sämmtlich so gekräftigt, dass
sie ohne Pfahl den grössten Winden Trotz bieten
können. Zwischen den einzelnen Pflanzungen herrscht
zu jeder Zeit — wir waren Ende August daselbst
— grosse Sauberkeit, so dass man nirgends Un-
kraut, wie man es leider in nicht wenig Baum-
schulen findet, sieht.
Im Jahre 1859 erhielt die Familie Ebermann
von Seiten der Regierung die Erlaubniss, den Fa-
milien-Namen Schiebler führen zu dürfen; so sind
wiederum Schiebler Besitzer der Handelsgärtnerei.
Im Jahre 1860 trat der älteste Sohn, Heinrich
Schiebler, obwohl erst 20 Jahre alt, als Mitar-
beiter in das Geschäft ein. Der jetzige Besitzer,
Louis Eberman n - Schiebler, zählt bereits 51
Jahre.
*) Der Hannoversche Morgen hat 120 Q. -Rutheu und ver-
hält sich zum Preussiischen wie 1.0265 : 1,0000.
Alk^rlei
aus der (lärtiierei und Pflauzeukuude.
in.
In Edinburgh ist am 9. Januar ein Veteran
unter den Gärtnern gestorben. Charles Mc In-
tosh, durch mehre gärtnerische Schriften, beson-
ders durch sein neuestes Buch: »the book of the
garden" vortheilhaft bekannt, war anfangs Gärtner
des Königs der Belgier, und zwar noch in Clare-
mont, später in Laeken bei Brüssel bis zum Jahre
1838, w'o er in die Dienste des Herzogs von
Buccleueh kam und den berühmten Garten in Dal-
keith verwaltete. Vor einigen Jahren trat er auch hier
zurück, um sich allein der bildenden Gartenkunst,
der Landsc-haftsgärtnerei, zu widmen.
Unter den Ausstellungen, welche in diesem
Frühjahre stattfinden, mag wohl die in Brüssel
die bedeutendste sein. Sie findet in den Tagen
vom 24. April bis zum G. Mai in dem Ausstellungs-
Gebäude der schönen Künste statt und wird mit
besonderer Unterstützung der Königlichen Regie-
rung von der Gartenbau-Gesellschaft Flora geleitet.
Wir machen besonders Haudelsgärtner, aber auch
Liebhaber, darauf aufmerksam, die ersteren, es nicht
zu versäumen, sich zu betheiligen, die letzteren, sie
zu besuchen. Nicht weniger als 153 Bewerbungen
sind ausgeschrieben und jeder 2 Medaillen, und
zwar von Gold und vergoldet, oder in Silber, we-
niger in Bronze zur Verfügung gestellt. Eine nach-
zuahmende Einrichtung, die übrigens auch an an-
deren Orten besteht, ist, dass bei einzelnen Bewer-
bungen Haudelsgärtner und Liebhaber nur unter
sich konkurriren. Ein Preisrichter-Amt, vom Mini-
59
ster des Innern ernannt und erwählt aus der Zalil der
bedeutenderen Botaniker und Gärtner Europa's wird
sich dem schwierigen Amte dqr Zusprechung unter-
ziehen. Zu bemerken ist noch, dass Se. Majestät
der König der Belgier ausserdem eine Medaille für
den Ausländer und eine für den Inländer, welcher
zur Verherrlichung der Ausstellung am meisten bei-
getragen, in Aussicht gestellt hat.
Da alle Gruppen von Pflanzen, welche irgend
ein gärtnerisches oder auch ein botanisches Interesse
haben, vertreten sind, so ist die Ausstellung gewiss
sehr lehrreich. Es betrifi't dieses vor Allem solche
Pflanzengruppen, wo eine richtige Nomenklatur nur
dann möglich ist, wenn man ausgebildete Exemplare
vor sich hat und die durchaus nöthigen Vergleichun-
gen in der Vegetation während der verschiedenen Sta-
dien machen kann. Es ist dieses z. B. mit den Arten
aus der Gruppe der baumartigen Lilien : der Aga-
veen, Yucceen und Dracäneen, Pflanzen, die ausser-
dem nocb sehr beliebt sind, der Fall. Es wäre
wohl eine würdige Aufgabe der Gesellschaft Flora
bei einer solchen Ausstellung gewesen, nicht allein
zur Einsendung grösserer Sammlungen aufzufordern,
sondern auch Botaniker einzuladen, um die Gele-
genheit zu benutzen, sich über die Nomenklatur zu
einigen. Nicht weniger gilt es von anderen Grup-
pen , wie von den Marantaceen , Aroideen , Brome-
liaceen, da dieses alles Pflanzen sind, die lebend
untersucht werden müssen, weil Herbarien fast gar
keinen oder doch meist nur geringen Aufschluss
geben können.
Liebhaber machen wir auch auf die Bewerbun-
gen, welche offizineile und sonstige nützliche Pflan-
zen, so wie Fruchtbäume, betrefi'en, aufmerksam.
Nicht weniger dürften die neuen Einführungen,
■welche vorhanden, das Interesse der Botaniker,
Liebhaber und Gärtner in Anspruch nehmen. Nir-
gends sind, wie wir uns überzeugt haben, die
neuen Einführungen in so grosser Anzahl vorhan-
den , wie in Belgien. 7 Bewerbungen mit 2 gol-
den en, mit 4 vergol4eten und zugleich eingefassten,
mit f) vergoldeten und mit 3 silbernen (zusammen
also 14) Medaillen sind dazu ausgesetzt.
Das Frühjahr ist die Zeit, wo die meisten Aus-
stellungen stattfinden; alle zu nennen, würde zu
weit führen ; ich beschränke mich deshalb nur auf
die grösseren. So findet vom 12. bis 17. März eine
in Paris, am 3. April eine von Seiten des Vereines j
zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin, vom i
22. bis 26. April eine von Seiten der Gartenbau- j
Gesellschaft in Wien und eine vom 3. bis 6. Mai
von Seiten des Garten- und Blumenbau -Vereines
in Hamburg statt. In Wien baut man jetzt in
einer der schönsten Lagen ein Ausstellungshaus, :
dessen Kosten nicht weniger als 350,000 Fl. be- 1
tragen werden. Im Jahre 1865 soll es durch eine
grosse Ausstellung eröffnet werden.
Es ist erfreulich, wie die Zahl der Gartenbau-
Vereine jährlich zunimmt. In Frankfurt a. d. 0.
und in Lübben (^Niederlausitz) sind in diesen Ta-
gen ebenfalls Männer zusammengetreten, um einen
Gartenbau -Verein in's Leben zu rufen. Die Zahl
der sämmtlichen Gartenbau-Vereine in Deutschland
beträgt 89. Davon kommen nicht weniger als fast
die Hälfte allein, nämhch 40, auf Preussen, nur 6
auf Deutsch- (1 auf Nicht-Deutsch-)Oesterreich, 7
auf Bayern. 9 dagegen auf das Königreich Sachsen,
2 auf Hannover und ebensoviel auf das Grossherzog-
thuni Hessen, 2 auf Sachsen-Koburg-Gotha und 2
auf Frankfurt a. M., 4 dagegen auf Hamburg, 3
auf Sachsen-Weimar und ebenso viel auf Sachsen-
Meiningen, je einer auf das Kurfürstenthum Hessen,
auf Luxemburg, Mecklenburg -Schwerin, Holstein,
Braunschweig, Saehsen-Altenburg, Anhalt, Schwarz-
burg und Bremen.
Auffallend ist es, dass in Württemberg, einem
Lande, wo Obstbau blüht und wo auch die Gärt-
nerei auf einer hohen Stufe steht, kein Gartenbau-
Verein existirt. Vor raehrern Jahren siechte einer
in Stuttgart mehr, als dass er Lebenskraft zeigte.
Versuche einer Verbindung der Gärtnergehülfen da-
selbst, welche anfangs Früchte zu bringen schien,
sind ebenfalls wieder — wie man uns niittheilte —
gescheitert. Stuttgart besitzt tüchtige, intelligente
Gärtner: man müsste denken, auch Liebhaber, denn
die Königlichen Gärten und Anlagen erfreuen sich
mit Recht einer grossen Anerkennung. Es wäre
wirklich Interessant zu wissen, warum die Grün-
dung eines Gartenbau- Vereines in Stuttgart nicht
möglich ist?
Auch in Baden und Nassau existircn keine Gar-
tenbau-Vereine. Von dem in Baden-Baden, der vo-
rigen Sommer in's Leben gerufen sein sollte, haben
wir nichts wieder vernommen. In beiden Ländern
geschieht dagegen von Seiten der Fürsten ungemein
viel. In Karlsruhe hat Garten -Inspektor Meyer
um die Gartenkunst grosse Verdienste; dem berühm-
ten Garten in Schwetzingen bei Heidelberg steht
der bekannte Reisende Hartweg, der neuerdings
mit Vorliebe auch dem Obstbau sich widmet, vor.
Von Wiesbaden und Bieberich, wo der geniale Gar-
ten-Direktor Thelemann waltet, haben wir mehr-
mals gesprochen.
Dagegen wird in diesen Tagen in Hannover
ein pomologischer Verein in's Leben treten. In der
Versammlung derer, die sich dafür interessiren und
am 4. Februar zusammentraten (s. No. 4 der Wo-
chenschrift, S. 26) ist beschlossen worden, von dem
Aktien-Unternehmen abzustehen, dagegen als Verein
für die Verbreitung guten Obstes und für die Be-
60
pflanzung der Wege, so wie unbenutzt liegender
Gemeinde-Grundstücke Sorge zu tragen.
Mit der zunehmenden Liebe zu Pflanzen und
Blumen, so wie mit dem Interesse für den Obst-
bau und für Verschönerung im Allgemeinen neh-
men auch die darauf bezüglichen Schriften zu.
Wir haben oft Gelegenheit gehabt, über das eine
oder andere darauf bezügliche Werk ims auszu-
sprechen. Wenn trotzdem jetzt eine gärtnerische
Zeitschrift: die neue Blumenzeitung, gewöhnlich un-
ter dem Namen „der Weissenseer" bekannt, einge-
gangen ist, so darf dieses nicht auffallen. Gärtne-
rische Zeitschriften, die nichts Neues bringen, son-
dern nur mit anderen Worten d^is wiedergeben,
was schon hundert Mal gesagt ist, haben wir im-
mer noch zu viel.
In Nancy gibt Ingelrest jetzt im Zuschnitte
unserer Wochenschrift ein gärtnerisches Journal
heraus, nachdem er schon vor einigen Jahren un-
seren Gartenkalender nachahmte. Ausser dem In-
gelrest'schen Annuaire wird auch in nächster Zeit
von Seiten des Horticulteur francjais in Paris noch
ein anderes Annuaire d'horticulture erscheinen. Eben
hat die Redaktion gedruckte Aufforderungen an die
Handelsgärtnereien des In- und Auslandes versen-
det, um ihre Firmen mit Angabe dessen, was haupt-
sächlich kultivirt wird, zur Anfertigung eines mög-
lichst-vollständigen Verzeichnisses der Handelsgärt-
nereien einzusenden. Bekanntlich hat nicht allein
dieser von uns bereits vor 8 Jahren zuerst — na-
türlich deshalb unter grossen Schwierigkeiten und
Mühen — durchgeführte Gedanke auch von Seiten
des Erfurter Buchhändlers Otto eine Nachahmung
gefunden ; es ist dieses auch in Betreß' des in un-
serem Gartenkalender enthalteneu Post-Tarifs der
Fall.
Eben ist ein Brief des Reisenden Seil, der sich
jetzt in Ceutral-Amerika, zunächst in Costa-Rica be-
findet, eingetroffen und uns zur Verfügung gestellt
worden. Bekanntlich gehen seine Sendungen nach
Düren an den Kommerzienrath Schöller, der die
Reise wesentlich unterstützt. Obergärtner Esser
daselbst hat den Auftrag, die guten Pflanzen zu
vermehren und auf Sell's Rechnung in den Han-
del zu bringen. Unter den Neuigkeiten befinden
sich dieses Mal: Warszewiczella pulcherrima,
eine der schönsten Orchideen, Blake a camelli-
flora, eine Melastomatee, und Siphocanipylos
corymbiflorus, eine strauchige Lobeliacee. Drei
andere schöne Melastomateen wurden in der Nähe
von Cartago, der alten Hauptstadt des Landes, ge-
sammelt. Eben daher sind .| — 2 Fuss hohe Stämme
der Zamia Skinneri, 1 — 3 Fuss hohe Stämme des
Cibotium princeps, ausserdem verschiedenerlei Pal-
mensamen, besonders von Bactris subglobosus, Syn-
echanthus sarapiguensis, einer Geonoma u. s. w. an-
gekommen und stehen Liebhabern zur Verfügung.
Ausserdem theilt Obergärtner Esser mit, dass
er noch einige reizende Palmen aus Java, Sumatra
und von den ^lolukken erhalten, so einen Calamus,
ähnlich dem C. micranthus, aber mit braunrothen
Stacheln über und über besetzt, selbst auf der
Oberfläche der Blätter; ferner Livistona altissima,
Pholidoearpus Jhur, einer Livistona sehr ähnlich,
eine Iguanura von den Molukken u. s. w. Ausser-
dem macht Obergärtner Esser auf einen schmal-
blättrigen Pandanus aus Sumatra, auf Musa macro-
carpa, auf einige Microstyhs- und Anecochilus-Arten
u. s. w. aufmerksam. Von allen diesen Pflanzen
sind Exemplare abgebbar.
Wir erhalten eben von einem Mitgliede der Ge-
neral-Staaten in den Niederlanden: de Jonge van
Ellemet auf Oostkapelle bei Middelburg auf der
Insel Seeland unter Andei-em die interessante Nach-
richt, dass im vorigen Jahre bei ihm ein Exemplar
des Pampasgrases (Gynerium argenteum) nicht we-
niger als 76 Blüthenstengel getrieben habe. Es
möchte wohl dieses das grösste Exemplar gewesen
sein, was je in Europa geblüht hat. Was muss
dieses für einen imposanten Anblick dargeboten
haben! Wir bemerken hierbei, dass de Jonge
van Ellemet eine der grössten Sammlungen von
Cactus und ähnlichen Pflanzen, besonders aber auch
von Agaveen besitzt, und gern Verzeichnisse ande-
rer Sammlungen erhält, um die seinige zu vervoll-
ständigen.
Wie sehr die Londoner Gartenbau-Ge-
sellschaft bemüht ist, alle Theile, besonders die
Luxus-Gärtnerei, zu fördern und dadurch wiederum
auf den Wohlstand des Gärtners einzuwirken, da-
von gibt sie wiederum Beispiele. So hat sie jetzt
eine Konkurrenz für Bouquet-Halter eröffnet. Es
ist nicht zu leugnen, dass wir in dieser Hinsicht
ausserordentlich wenig gesehen haben, was unseren
Beifall hatte. Wollen wir hofl'en, dass die Konkur-
renz zu geschmackvollen Erjjndungen Gelegenheit
gibt!
Weiter will dieselbe Gartenbau-Gesellschaft in
ihrem Garten in Süd-Kensington besondere Plätze
Handelsgärtnern zur Verfügung stellen, damit diese
nach bestimmten Plänen mit Blumen-Parkets u. s. w.
geschmückt werden. Die daselbst angewendeten
Pflanzen müssen alle Monate erneuert und die An-
lagen den Sonnner hindurch in sauberster Ordnung
erhalten werden. Diejenigen Handelsgärtnereien,
welche sich hier eines allgemeinen Beifalls erfreuen,
erhalten am Schlüsse der guten Jahreszeit ein Certi-
ficat. Auf gleiche Weise sollen andere Stellen im
Garten benutzt werden, um Handelsgärtnereien Ge-
legenheit zu geben, Beispiele von niedrigen Hecken,
61
80 wie von Schirm- und Schutz-Pflanzungen vorzu-
führen. Nach Verlauf von 2 Jahren erlialten die
Gärtner, welche das Beste in dieser Hinsicht gelie-
fert, ebenfalls Certificate.
In Frankreich und zwar in Vcsoul macht Hu-
delot mit einer besonderen Sorte von Augensteck-
lingen der Weinrebe Aufsehen. Diese unterschei-
den sich von den gewöhnlichen nur durch die ge-
ringe Menge Holz um das Auge (2 Linien ohuge-
fähr ringsherum bleiben stehen) und durch ihre Cy-
linderform. Dergleichen ausgeschnittene 7\.ugen kön-
nen mit leichter Mühe zu 10,000 Stück in Blech-
schachteln von 1 Kubikfuss Inhalt weithin versen-
det werden. Sie werden in Erde gelegt, oder wie
man jenseits des Rheines sagt, gesäet; nach 1^
Jahren kann man schon die erste, wenn auch noch
schwache Erndte haben.
Anstatt die Weintrauben zur Weinbereitung
auszutreten oder auszupressen, hat man jetzt auch
Versuche gemacht, sich dabei der Centrifugal-Ma-
schine zu bedienen. Nach denen , die man im vo-
rigen Herbste in Stuttgart machte, floss von etwa
40 Pfund Trauben der Saft in 4 bis 5 Minuten ab.
70 Pfund Riessling lieferten 44| Pfund Wein und
25| Pfund Treber, 7 Pfund Gutedel 5(J Pfund Wein
und 23 Pfund Treber, 76 Pfund Elbling 58 Pfund
Wein und 18 Pfund Treber und 90.^ Pfund Sylva-
ner 08^ Pfund Wein und 18 Pfund Treber, im
Durchschnitt also geben die Trauben 72 Procent
Wein und 28 Procent Treber.
Von Trient aus ist durch einen gewissen Mor-
purgo ein neues Mittel gegen die Weinkrankheit,
was den Namen Anticryptogam führt, zu 20 Xr.
österr. W. das Fläschchen in den Handel gekommen.
Dasselbe enthält Schwefelleber mit etwas Zucker.
Schwefelblumen wirken jedoch sicherer und sind be-
deutend wohlfeiler.
Aus der Zahl der uns zugeschickten Verzeich-
nisse von Pflanzen, Obstgehölzen, Sämereien u. s. w.
erwähnen wir folgende:
a. Das Verzeichniss von Gemüse-, Gras-, Feld-,
Wald- und Blumen-Sämereien von Ernst Benary
in Erfurt ist ausserordentlich reich und um so mehr
zu empfehlen, als selbige sehr gewissenhaft gesam-
melt werden. Wenn schon die Gemüse neben den
guten alten Sorten auch die besseren der Neuzeit
enthalten, so hat sich der Besitzer ausserdem in
Betreff der Blumen-Sämereien einen besonderen Ruf
erworben. Manche neue Florblume ist aus der Be-
nary'sehen Gärtnerei hervorgegangen; wir machen
in dieser Hinsicht auf die China-, Kaiser- und Hed-
dewig'schen Nelken aufmerksam.
Ausserdem erscheint jetzt von E. Benary all-
jährlich in der bequemern Oktav-Form ein reiches
Pflanzen-Verzeichniss, in dem allerhand Florblumen
des Kalt- und Warmhauses und Blüthensträucher
(Rosen inbegriffen) eine Rolle spielen. Nächstdem
sind Koniferen, hübsche Stauden u. s. w. vertreten,
b. Auch ein Verzeichniss über Sämereien,
Knollen, Pflanzen u. s. w. von Moschkowitz &
Söhne (früher Moschkowitz & Siegling) in Erfurt
ist wieder erschienen. Es schliesst sich den frühe- ,
ren an Reichhaltigkeit an. Die jetzigen Besitzer
sind stets bemüht, ihren frühern Ruf zu behaupten,
c. Seit vorigem Jahre ist in Erfurt auch ein
Verein von Fachmännern und Dilettanten
behufs Erziehung und Verbreitung erprobter Samen
und Pflanzen zusammengetreten (Geschäfts -Bureau
Karthaus No. 42 f.), der, wie man sieht, dieses Mal
ausser Samen auch Pflanzen, ja sogar selbst einige
Sträucher und Obstgehölze offerirt.
d. Das Verzeichniss über Gemüse-, Blumen-
und Holz-Samen, nebst einem Anhange von Topf-
pflanzen von Job. Gottl. Ausfeld, sehHesst sich
im Allgemeinen den bekannteren Erfurter Verzeich-
nissen an und bietet reichliche Auswahl von Ge-
müse- und Blumen-, so wie Gehölz- und ökonomi-
schen Sämereien dar; ausserdem werden Sortimente
von Blüthensträuchern , Florblumen u. s. w. ange-
boten.
e. Preisverzeichniss von Gemüse-, Feld-, Gras-,
Wald- und Blumen -Sämereien von Karl Benda
in Berlin. Zum ersten Male sehen wir von der
Benda 'sehen Gärtnerei, die früher sieh besonders
durch Pflanzenhandel, vor Allem durch neue Ein-
führungen, eines guten Rufes erfreute, ein Samen-
Verzeichniss in der Art der Erfurter und machen
wir darauf aufmerksam.
f. Das Verzeichniss von Gemüse-, Feld- imd
Blumen-Samen, Kartoffeln, Zwiebeln, Glashaus- und
Freiland-Pflanzen von Karl Krüger in Lübbenau
schliesst sich den bekannteren Erfurtern an. Die
Samen sind mit Sorgfalt selbst erzogen und ver-
dienen deshalb Beachtung. Ausserdem machen wir
auf das hübsche Stauden-Sortiment aufmerksam,
g. Sämereien von Ernst und v. Spreckel-
sen (J. G. Booth & Co. Nachfolger) in Hamburg.
Die grösste Samenhandlung In Deutschland, welche
mit allen civilisirten Ländern in Verbindung steht.
Den Ruf, dessen die Handlung seit der langen Zeit
ihres Bestehens sich erfreut, hat sie sich auch zu
erhalten bestrebt. An Gemüse- und Blumen-Säme-
reien ist die grösste Auswahl vorhanden.
h. Das Preisverzeichniss der Samenhandlung
von J. Jo SS mann enthält hauptsächlich Sämereien
von Gemüsen und ökonomischen Pflanzen. Wir
machen besonders auf die empfohlenen Futterkräu-
ter und Getreidearten aufmerksam.
i. Prix-Couraut de graines de Louis van
Houtte k Gand. Er enthält alle Sorten von Flor-
62
bluraen und Sommergewachsen, ausserdem aber eine
reichliche Auswahl von Sämereien von Gewächs-
hauspflanzen, Zwiebelgewächsen, von allerhand Zier-
gehölzen, schliesslich auch von Gemüsen. Bekannt-
lich ist das Garten-Etablissement von L. v. Houtte
nicht allein das grossartigste auf dem ganzen Kon-
tinent, sondern auch das, was alle Zweige der Gärt-
nerei ziemlich gleichartig umfasst und sich in jeg-
licher Hinsicht grosse Verdienste erworben hat.
k. Extrait g^n(5ral des Catalogues de Vilmo-
rin-Andrieux & Co. a Paris. Der Name ist die
Firma eines der grössten Samen - Etablissements,
■welche existiren und in der laugen Zeit ihres Be-
stehens ihren Ruf sich erhalten haben. In dem
Verzeichnisse sind hauptsächlich Sämereien von Ge-
müsen und Florblumen enthalten. Mit grosser Ge-
wissenhaftigkeit werden neue Gemüse und Florblu-
men auf einem besoudern Versuchsfelde probirt und
die Resultate alljährlich in einem besonderen Schrift-
chen bekannt gemacht. Wir haben früher mehr-
mals Gelegenheit genommen, über diese vortheilhaft
uns auszusprechen.
Neben diesem Extrait ist auch ein Supplement
aux Catalogues ou Liste des Nouveautds erschienen,
der, wie der Titel sagt, nur die Neuigkeiten aus
der gesammtcn Gärtnerei (mit Ausnahme der soge-
nannten neuen Einführungen für die Gewächshäu-
ser) enthält.
1. Preisverzeichniss der W. Lauche'schen Han-
delsgärtnerei in Potsdam. Neuheiten und Auszug.
Eine Auswahl neurer und zu empfehlender Pflanzen
des Kalt- und Warmhauses, worauf wir Liebhaber
aufmerksam machen. Besonders reich vertreten sind
die Aroideen und die buntblättrigen Pflanzen des
freien Landes. W^. Lauche möchte von letzteren
die grösste Sammlung haben.
m. Etablissement horticole de H. Laurentius
a Leipsic. Nur neue und neuere Pflanzen des
Warm- und Kalthauses und unter den letzteren
auch Blüthensträucher. Ohne Zweifel eine in jeder
Hinsicht interessante Auswahl, auf die wir Liebha-
ber hinweisen wollen.
n. Plantes nouvelles de Crousse k Nancy.
Einer der bedeutendsten Züchter von Florblumen
in Frankreich ist unbedingt Crousse in Nancy;
besonders sind es Fuchsien, Geranium zonale, Pent-
stemon's, Petunien, Verben en, Phlox decussata und
Pyrethrum roseum, von denen wiederum eine grosse
Reihe neuer Formen in den Handel gebi-acht wird.
o. Neue Florblumen von Franz Hock & Sohn
in Mainz. Was Nancy in Frankreich an Neuigkei-
ten Hefert, geschieht in Deutschland durch Mainz.
Unser Bericht der vorjährigen grösseren Ausstel-
lung in genannter Stadt (s. vorig. Jahrg. der Wo-
chenschrift S. 137) gibt Näheres hierüber. Auch
bei Franz Hock & Sohn werden Phlox decus-
sata, Petunien, Fuchsien und ScarletPelargonien in
selbst gezüchteten Sorten angeboten.
p. James Booth & Söhne, Eigcnthümer der
Flottbecker Baumschulen bei Hamburg, 1<S64. Mit
Baumschulen wurde in der 2. Hälfte des vorigen
Jahrhundertes die bekannte Handelsgärtnerci ge-
gründet; bald aber umfasste sie alle Zweige der
Gärtuerei. Jetzt hat sie sich, nachdem der gross-
artige Sameuhaudel unter eigener Firma ein selb-
ständiges Geschäft geworden, wiederum auf die
Baumschulen beschränkt. In dieser Hinsicht leistet
sie aber Ausgezeichnetes. Die Gehölz -Sammlung
mag wohl die vollständigste in Deutschland sein
und überhaupt zu den grössten Europa's gehören.
Es ist ganz unnöthig, ein so renommirtes (ieschäft
noch besonders empfehlen zu. wollen.
q. Preisverzeichniss der Kunst- und Handels-
gärtnerei von L. Vogel in Lahr (Grossherzogthum
Baden). Obstbaumschulen und Ziergehölze sind be-
sonders in guter Auswahl vertreten; nächstdem schei-
nen Rosen und Päonien mit besonderer Liebe
kultivirt zu werden, ausserdem Florblumen. Em-
den Südwesten Ist diese Handelsgärtnerei von Be-
deutung.
Heber einige Weisstaiiiieii.
Murray, der jetzige Sekretär der Londoner
Gartenbau -Gesellschaft, hat im vorigen Jahre ein
Heft über die Synonyme verschiedener Koniferen
herausgegeben, in dem die neuesten griechischen
und nordwest- amerikanischen Tannen einer Kritik
unterworfen werden. Da erstere bei uns vielfach
verbreitet sind und dabei, wie es scheint, manche
Verwechslungen vorkommen, die letzteren hingegen
meist noch nicht bei uns eingeführt wurden, hof-
fentlich aber auch bald zu uns gelangen werden,
möchte es gut sein, einen so tüchtigen Kouiferen-
kenner, als Murray ist, darüber zu vernehmen.
Was zunächst nun die griechischen Weisstan-
nen anbelangt, so hält Murray» Abies Apolli-
nis Lk für eine gute Art, welche zwischen der
gewöhnlichen Weisstanne und der A. cephalonica
Endl. steht, während A. panachaica Heldr. nur
eine Abart der A. cephalonica, A. Reginae
Ameliae der A. Apollinis Lk. darstellt. Wir
möchten Murray beistimmen und darin auch einen
Grund erbhcken, dass man in einigen Gärten wirk-
lich aus Samen der A. panachaica ebenfalls
Exemplare der A. cephalonica erhalten hat.
Wir haben in unseren Beiträgen zu einer Flora
des Orientes (Linn. XXII, p. 295) eine Weisstanne
als Pinus heterophylla bekannt gemacht; es scheint
63
fast, als weun diese mit Abies Reginae Aineliae zu-
sammengehörte, denn die doppelt geformten Nadeln
kommen auch hier oft vor. Bekanntlich hat A.
Reginae Ameliae die EigenthüniHchkeit (aber auch
bisweilen A. cephalonica) , dass, wenn ihr Stamm
abgehauen wird, die Seitenknospen, welche sich nun
entwickeln, ähnlich dem Stamme sich ausbilden, al-
so nicht die Natur der Aeste annehmen. Die Na-
deln der ersten jüngeren Triebe sind in der Regel
stumpfer, als die der älteren Zweige.
Durch Murray erhalten wir ferner Kenntniss
von einer neuen Schierlingstanne, die lange Zeit
mit der Sitcha-Schierlingstanne (Abies Mertensiana
Liudl.) verwechselt wurde. Sie wächst im Oregon-
Gebirge und ist nach dem verstorbenen Prinz -Ge-
mahl Abies Albertiana genannt worden. We-
senthch verschieden von dem der zuerst genannten
Art ist der Zapfen, der eine mehr längliche (nicht
rundhch-eirundliche) Form besitzt. Da A. Alber-
tiana bereits im Handel ist, machen wir Liebha-
ber darauf aufmerksam. Eine Abbildung, wo die
dichtgedrängten Aeste zum Theil der Erde auflie-
gen oder an der Spitze überhängen, gibt einen Be-
griff von der Schönheit des Baumes.
Mit zwei Namen ziemlich zu gleicher Zeit, als
A. Hookeriana Murr, und als A. Wllliamsoni
Newb. kam eine Rothtanne in den Handel. Der
letztere Name wurde zu Ehren des Chefs einer
Expedition durch Kalifornien und Oregon nach dem
grossen Ocean im Jahre 1855 gegeben. Man war
geneigt, die Rotbtanue auch mit A. Pattoniana
Jeflr., die ebenfalls auf der Westseite Nordamerika's
wächst, zu verbinden. Nach Murray unterscheidet
sich aber letztere sehr leicht durch doppelt so lange,
gegen die Spitze hin gezähnelte Nadeln. Von A.
trigoua Lew. et Gl. ist sie sicher auch verschieden.
Ferner erhalten wir über kalifornische Weiss-
tannen durch Murray nähere Einsicht, worüber
wir dem Verfasser grossen Dank wissen. Wir er-
sehen zunächst, dass dabei grosse Verwirrung, na-
mentlich in Betrefl' der Abies grandis und ama-
bilis, herrscht, dass die gegebenen Abbildungen
zum Theil, und besonders die von Loudou, nicht
korrekt sind, dass letzterer sogar beide Arten mit
einander verwechselt hat. Der Raum erlaubt uns
leider nicht, näher darauf einzugehen; bei dem
grossen Literesse aber, welches diese Weisstannen
in unseren Gärten einnehmen, dürfte es doch gut
sein, hier wenigstens die Resultate von Murray's
Untersuchungen mitzutheilen.
Abies grandis wird in den Gärten meist
als A. ainabilis kultivirt, umgekehrt A. amabilis
als A. grandis. Die letztere ähnelt im Habitus
weit mehr der A. Nordmanniana, als der A. ama-
bilis. Auf der obern Seite der tief eingekerbten
und dichter stehenden Nadeln sind, wie bei A. ama-
bilis, keine Stomata, dagegen ist aber der Zapfen
mehr als noch einmal so gross, wie bei eben ge-
nannter Art, und die Brakteen laufen in eine Spitze
aus, während diese bei A. amabilis oben breit sind
und in dem ziemlich tiefen Einschnitte noch eine
herausragende Spitze haben.
Aehnlich ist A. lasiocarpa Hook., deren Na-
deln mit einer Spitze endigen und auf der Ober-
fläche mit Stomata versehen sind. Die Zapfen er-
reichen hier nicht ganz die Grösse derer von A.
grandis und haben Brakteen, wo der gezähnelte
obere Theil in eine lange Spitze ausläuft.
1862 ist von Low eine 4. Art aus Kalifornien
eingeführt worden und hat von Gordon den Na-
men A. Lowiana erhalten. Die Nadeln sind dop-
pelt länger, als bei den 3 eben besprochenen Ar-
ten und stehen auf jeder Seite eim-eihig, wie bei
A. amabilis, endigen dagegen mit einer Spitze.
Eine 5. Art ist von Lobb in Kalifornien ent-
deckt und hat von Murray den Namen Abies
magnifica erhalten. Der Zapfen besitzt hinsicht-
lich der Grösse und Form Aehnlichkeit mit dem
von A. grandis, die Blätter haben aber ein andres
Ansehen. Während sie an den älteren Zweigen
viereckig, gekrümmt und klein erscheinen, sind sie
an den jüngeren lang und dünn.
Endlich hat Murray eine 6. Art als A. bifo-
lia beschrieben. Der Name bezieht sich auf die
Verschiedenheit der Blätter an den altern und Jün-
gern Zweigen. Während die Blätter an den er-
steren denen der vorigen Art gleichen und in eine
scharfe Spitze auslaufen, sind sie am Ende der
jüngeren Triebe abgerundet. Der purpur- violette
Zapfen ist 3 Mal kleiner, als bei A. magnifica.
B o X' s i g- ' s ^^mar*;yllis-I^loi'.
Wir haben bereits vor (j Jahren auf die schöne
Sammlung von Amaryllis aufmerksam gemacht, wel-
che sich in dem Borsig'schen Garten befindet (s.
1. Jahrg. d. Wochenschr. S. 73). Seitdem hat sich
der Obergärtner Gacrdt noch weiter bemüht, das
Schönste, was sich irgend wo im Handel, ganz
besonders bei unseren beiden Amaryllis -Züchtern,
Hoff mann und Priem, befindet, zu akqueriren
und dadurch die Sammlung auf eine Weise ver-
vollständigt und vermehrt, wie man wohl kaum
irgend wo eine gleiche antreÖen möchte. Wir
erlauben uns deshalb alle die, welche sich für die
reizenden Blumen iiiteressiren, aufzufordern, die Gele-
genheit zu ergreifen, den Borsig'schen Garten an
den für den Besuch bestimmten Tagen: Dienstag
und Freitag, In Augenschein zu nehmen.
Scilicbler's Taiibenjipfcl (Oberdieek).
Ea ist ein gewagtoä Uuternehmeu, der grossen Anzahl guter, werlhvoUer und verbreiteter
Obstsorten, besonders deu Acpfeln, eine neue Frucht hinzuzufügen , die , lohnend im Anbau,
zugleich im Stande ist, eine erfolgreiche Konkurrenz mit den älteren, allgemein beliebten
.Sorten aufzunehmen. Von Sommer-, Herbst- und frühem Winter-Obst haben wir eine reiche
Auswahl. Spärlicher hingegen ist die Tafel gemeiniglich in den Monaten Februar, März und
April mit gutem Obste versehen, und für diese Zeit eine feine, wohlschmeckende Frucht ge-
wiss willkommen. In jener Periode aber zeitigt der Apfel , dessen Abbildung nebenstehend
gegeben. Es ist eine von uns gewonnene Kernfrucht, die wir nach mehrjähriger Prüfung
dem Handel übergeben und zuver.sichtlich empfehlen können.
Die Frucht von birnähulichcr Fonn hat eine feine, anfänglich grünliche, später citronen-
gelbe Farbe , die nur sehr selten auf der Sonnenseite einen leichten Anflug von Röthe zeigt.
Das Fleisch ist schneeweiss, sehr fein, zart und saftig, durch eine erhabene, angenehme und
würzige Weinsäure gehoben. Im Geschmack übertrifft er den Weissen Winter-Taubenapfel
(Pigeon blanc) und wird durchaus nicht so stippig als dieser. Die Früchte sitzen stets zu
mehrern (meistens drei) zusammen. Der Banm wächst ziemlich stark, bildet eine breite
Krone mit kandelabevförmigen Aestcn von etwas verworrenem Ansehen, gibt gute Hoch-
stämme, gedeiht in einer freien, allen Winden ausgesetzten Lage vortrefflich und trägt sehr
dankbar.
Superintendent Oberdieek in Jeinsen, der der Frucht obigen Namen gab, schrieb uns
im Jahre 1860: ,,Schr interessant aber ist der weisse, schafsnasenförmige Apfel, den Sie mir
als einen Ihrer Sämlinge mitsandten, eine wirklich feine, zarte Tafelfrucht, die im Geschmack
dem Weissen Winter-Taubeuapfel sehr nahe steht, ja noch übertrifft."
Wir offeriren kräftige, auf Wildling veredelte Bäumeben von 1 — ^ Fuss Höhe , zu Pyra-
miden und Hochstämmen geeignet, das Stück 1 Thlr. 10 Sgr.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
Kommandanten-Strasse No. 68.
Druck der C. Feister 'sehen Buclidruckerei in Berlin,
Zieten-Plats No ä.
Wochenschrift
des
Vereines znr Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
Professor Dr. Karl K.ocli,
General-Sekretair des Vereines.
No.9.
Berlin, den 5. März
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines. v.-^
Inhalt: Berufung eines internationalen Kongresses für Gartenbau, in Verbindung mit einer allgemeinen Ausstellung, nach Brüssel
für die Tage des 24., 25. und 26. April 1864. — Die neuen Sommergewachse des Freilandes. — Neue Varietäten der
Gurke (Cucumis sativum L.). Ihre Kennzeichen, Kultur, Eigenschaften und Benutzung. Von J. G. Meyer, Handels-
gärtner in Ulm.
Berufuno-
ciiit's internationiilcn Kongrt^sscs für Oart^nbaii
ihux'h den
Bund der vereinigten belgischen Gartenbau- Vereine
nach Bi'vissel
für die Tage des 24., 25. und 26. April lft64,
in Verbindung
mit der ailg;ciiiciiieii, alle Kwcigc iler (lärtiierei betrcfTeiDleii
welche mit Unterstützung der belgischen Kegicrung zu gleicher
Zeit von der Kgl. Gesellschaft ,, Flora" veranstaltet wird.
Der Kongress wird Sonntag den 24. April um
3 Uhr im Palais Ducal zu Brüssel eröftnet.
Der Bund ladet speziell zum Kongres.se ein:
1. iSäinmtliclie Abgeordnete der Gartenbau- Ver-
eine Belgiens und des Auslandes.
2. Die Mitglieder von Akademien, botanischen
nn3 -anderen gelehrten Vereinen.
3. Die Professoren der Botanik, die Direktoren
und Inspektoren der botanischen Gärten.
4. Die Direktoren und Redakteure von botani-
schen und gärtnerischen Zeitschriften.
5. Die Mitglieder des Preisrichteramtes der ,,A11-
genieinen Ausstellung", so wie alle ]3otaniker und
Gärtner des In- und Auslandes, welche sich als
Theilnehiner an der Diskussion über eine der im
Progrannne des Kongresses vorgelegten Fragen ein-
schreiben werden.
Dem Bunde bleibt für die Organisation des
Kongresses nur eine kurze Zeit. Trotzdem erfreut
er sich bereits der Zustimmung und der freundlichen
Unterstützung der in der Botanik und im .Garten-
bau hervorragenden Männer Europa's; erhofft, dass
die Präsidenten und Sekretäre der gelehrten, bota-
nischen und Gartenbau -Gesellschaften, so wie die
Redakteure von Zeitschriften, indem sie die Elinla-
dung zur Kenntniss der Mitglieder bringen , den
Bund unterstützen. Er fordert ausserdem alle Die-
jenigen auf, welche am Kongresse Theil zu nehmen
Willens sind, so bald wie möglich, mindestens aber
vor dem 15. April, dem General-Sekretär Eduard
Morren in Lüttich ihren Entschluss zur Kenntniss
zu bringen und wo möglich auch gleich die Fra-
gen des Programms anzugeben, au denen sie haupt-
sächlich Theil zu nehmen gedenken.
Diejenigen Personen, die zu rechter Zeit ihre
Theilnahme anzeigen, erhalten besondere Karten
als Mitglieder des Kongresses zugesendet, mit wel-
chen sie wahrscheinlich auf allen Eisenbahnen
Belgien's, Frankreich's, Deutschland's und Holland'«
für Hin- und Rückfahrt eine Ermässigung des Fahr-
preises bis auf die Hälfte erhalten werden. Zu die-
sem Zwecke ist der Bund bereits bei der Regierung
eingekommen, bei den verschiedenen Eisenbahn-Ver-
waltungen des Auslandes die nöthigen Schritte zu
tluin. Näheres hierüber wird alsbald bekannt ge-
macht werden. Das Preisrichteramt dei' Allgemei-
nen Ausstellung wird schon Sonnabend den 23.
April zusanunentreten, die Ausstellung selbst wird
aber am 24. April Vormittags eröffnet. Der Kon-
gress hält an demselben Tage seine erste Sitzung,
in der die Konstituirung und die W^ahl der ver-
schiedenen Abtheilungeu erfolgen. Die eigentlichen
66
Verhandlungen beginnen erst am 25. April und wer-
den am 20. fortgesetzt, und zwar in der Weise, wie
der Kongress selbst bcstinnnt.
Die dem Kongresse unterbreiteten Fragen be-
treffen gleichzeitig Botanik und Gartenbau, Wissen-
schaft und Kunst. Sie sind wichtig und allgemein
interessant; die ilehrzahl von ihnen ist auch bereits
schon früher lebhaft besprochen worden. Säuimtliehe
Fragen besitzen Seiten, welche eine eingehende Dis-
kussion verlangen und nur dadurch gefördert, so
wie einer endlichen Lösung entgegengefUhrt wer-
den können, dass die Wissenschaft ihre Resultate
und die Praxis ihre Erfahrung durch gegenseitige
Mittheilungen einer Art Kontrole unterwirft. Die
Fragen sind so allgemein wie möglich hingestellt,
um dem Redner auch nicht im Geringsten in der
Art und Weise seiner Auffassung Fesseln anzulegen ;
die meisten von ihnen können sogar von verschie-
denen Gesichtspunkten aus betrachtet werden.
Prof^raiiiui «los Kongresses.
I. Akklimatisation und Naturalisation der Pflan-
zen.
II. Hybridation, Kreuzung und künstliche Befruch-
tung im Allgemeinen. Kennzeichen der Blend-
linge, ihre Unfruchtbarkeit, ihre Vielgestaltig-
keit ; Aufbewahrung des Polleus u. s. w.
III. Theorie über die Abänderung der Art oder
über den Ursprung der Abarten und Formen.
— Theorie von van Mons, Vilmorin und
Anderen. — Reform bei den Benennungen
der Varietäten.
IV. Ueber die dynamische Seite der Pflanzen und
über die periodischen Erscheinungen in der
Pflanzenwelt. — Einfluss der Temperatur auf
Keimen, Blatt - Entwickelung, Blüthe- und
Fruchtbildung der Pflanzen. — Ueber das
Vorrücken der Blüthezeit (durch Treiben),
so wie über das Verlegen derselben auf eine
andere Zeit, über Remontiren u. s. w.
V. Pflanzen-Ernährung, Betheiligung der Atmo-
sphäre, Einfluss des Stickstoffes, des Ammo-
niak's, der Phosphate. Theorie der Dün-
gung u. s. w.
VI. Pflanzliche Aesthetik. Ueber das Schöne bei
den einfachen und gefüllten Blüthen. Har-
monie der Farben.
VII. Färbung der Pflanzen. Ueber Bildung bun-
ter Blätter oder Panachirung und über Dop-
pelgestaltigkeit (Dimorphismus). Pflanzt sich
die Panachirung durch Samen fort und theilt
sie sich durch Veredlung weiter mit (est-elle
contagieuse par la grefte)'?
VIII. Geschichte des Gartenbaues. — Historische
Ueberliefcrungen, Biographien, Erforschungen
(Explorations), Reisen, Einführungen, Berich-
tigungen.
IX. Feuchtigkeit, Wasser; werden diese direkt
durch die Blätter absorbirt '?
X. Pathologie [ Krankheitslehre ) der Pflanzen,
die Krankheiten und ihre Hoilndttcl.
XI. Insekten und andere schädliche Thiere; ihre
Vertreibung.
XII. Gartenbaukunde; der gegenwärtige Styl.
Keineswegs soll damit anderen Fragen, welche
ausserdem ]\Iitglieder des Kongresses stellen sollten,
vorgcgrifleu werden.
Die Verhandlungen werden steuographirt, voll-
ständig in dem Berichte des Bundes der vereinigten
Gartenbau- Vereine Belgien's abgedruckt und allen
Theiluehmern an dem Kongresse mitgetheilt.
Belgien, frei und gastlich, fühlt sich glücklich,
auf seinem Boden die Intelligenzen und wer sonst
ein höheres Gefühl für das Schöne und Wahre in
seiner Brust trägt, von allen seinen Nachbarn, von
Deutschland, von Frankreich, von Grossbritanuien
und von Holland in brüderlicher Eintracht vereint
zu sehen.
Belgien ist bereits die klassische Erde der Kon-
gresse geworden. Sein Gartenbau, welcher mit dem
der reichsten Völker wetteifert, ladet alle Diejeni-
gen, welche für die Kenntniss der Pflanzen ein In-
teresse haben, ein, sich am kommenden 24. April
freundlichst einfinden zu wollen.
Für den Bund der vereinigten Gartenbau -Vereine:
Der vorbereitende Aiissehuss.
F. de Cannard d'Hamale,
Senator, Präsident der Kg!. (iartenbau-Ucsellschal't zu Mecliehi,
Vice-Präsident des Bundes, Präsident.
V. van den Hecke-de-Lambeke,
Präsident der Kgl. Acker- und Gartenliau-Gesellsoliaft in Gent,
Vioe-Präsident.
Ronnberg,
Chef der Abtheilung für Acl^erbau im Ministerium des Innern,
von Seiten der Regierung abgeordnet.
J. Linden,
Direktor im Kgl. Zoologischen Garten zu Brüssel, zugleich für
die Verwaltung von Seiten der Kgl. Gesellschaft ,, Flora"
abgeordnet.
F. Kegeljan,
Sekretär der Kgl. Gartenbau-Gesellschaft zu Namur,
Schatzmeister und Sekretär.
Ed. Morren,
Professor der Botanik au der Universität Lüttich,
General-Sekretär.
67
Die
neuen Sommergewachse des Freilaiides.
Wir wollen auch dieses Mal unsere Ansicht
über die neueren Pflanzen und Blumen, welche
unseren Gärten von Seiten der Handelsgiirtner em-
pfohlen sindj anssprcchen. Viele von ihnen haben
wir gesehen, manche aber auch nicht; wir können
in diesem Falle demnach nur mittheilen, was nns
zugekommen. Wenn wir auch einige ältere Blumen
anschliessen, so geschieht es des Interesses halber
und weil sie bei den frülieren Beurtheilungen nicht
aufgeführt wurden.
1. Anagallis grandiflora sanguinea und
linifolia werden 2 Formen der A. grandiflora ge-
nannt. Die A. grandiflora der heutigen Gärten ist
aber verschieden von der frühern, welche Andrews
(bot. Eep. t. 367) unter diesem Namen abgebildet
hat und sonst als A. fruticosa Vent. in den Gärten
vorkommt. Diese blüht mennigroth, hat ein blut-
rothes Auge und ist immer mehr oder weniger
strauchartig. Ursprünglich blaublühende Anagallis-
Arten existiren in Süd-Europa und Nord-Afrika, wo
auch die vorige vorkommt, zweierlei: eine breit-
und eine schmalblättrige (A. latifolia L. und li-
nifolia L.), welche beide sich zwar meist als ein-
jährige Pflanzen verhalten, aber auch den Winter
hindurch dauern können. In den Gärten kommt
die erstere, welche ebenfalls ursprünglich ein blut
rothes Auge besitzt, als A. Monclli und grandi-
flora vor. Von ihr hat man jetzt eine Form mit
durchaus blutrothen Blumen, welche die oben ge-
nannte A. sanguinea darstellt. A. linifolia L.,
früher als A. Monelli in den Gärten, besitzt durch-
aus blaue Blumen.
2. Artemisia annua L. ist im Oriente und
in Sibirien ein bekanntes Unkraut, was einigermas-
scn an unser Unkraut: Sisymbrium Sophia, er-
innert. Mit den schönen, mehrfach gefiederten Blät-
tern nehmen sich jung beide Pflanzen recht hübsch
aus; es wird aber Niemanden einfallen, die letztere
als Zierpflanze anzubauen.
3. Solche Vollkommenheit auch unsere China-
Astern (Callistephus oder Aster chinensis) erlangt
haben, so ist mau doch fortwährend bemüht, noch
schönere Blumen zu erziehen. Eine ganz neue
Form ist uns zwar nicht bekannt, wohl aber hat
man von den neueren und bereits vielfach verbrei-
teten Sorten in den Blumen Farben erzielt, die man
bisher noch nicht besass. Es würde zu weit füh-
ren, wollten wir hier speziell eingehen. Wir erlau-
ben uns aber mit den Engländern zu fragen, über-
treibt man es doch nicht? Die Nüancirungen der
Farben sind bisweilen so unbedeutend, dass der
Geübtere sich schwer durchfindet. Selbst die 20
bis 29 Sorten, welche in den Verzeichnissen nam-
haft gemacht werden, charakterisiren sich zum Theil
sehr wenig; von diesen gibt es aber zusammen
wiederum 227 bis 281 Farben-Nüancirungcn. Dass
alle diese wirklich in den grösseren Ilandelsgärtne-
reien kultivirt werden, davon haben wir uns über-
zeugt; welcher Liebhaber kauft sie aber sämmtlich?
Wir wollen bemerken , dass die Erfurter Ku-
gelastern von einem Gärtner in Burgund als etwas
Neues unter dem Namen ßeine-Marguerite tete
de saule, von Vil morin-Andrieux in Paris
hingegen als Reine - Marguerite ä rameaux
ötal^s in den Handel gekommen sind.
4. Baeria chrysostonia F. et 51. passt sehr
gut zu Einfassungen und stellt nette Pflanzen von
kaum Fusshöhe mit langgestielten Blüthenkörbchen
dar. Dieser Körbcheuträger, (Couiposita), befand
sich übrigens schon früher in den Gärten. Vater-
land ist Nordwest- Amerika. Das Genus Baeria ist
neuerdings eingezogen und die Pflanze heisst jetzt
Burrielia chrjsostöma T. et Gr.
5. Boisduvalia Douglasii Spach (Oenothera
densiflora Ldl.), ist eine Onagrariacee, die ebenfalls auf
der Nordwestküste Amerika's wächst, von Seiten
der Liebhaber aber gar keine Beachtung verdient.
6. Calllrrhoe (nicht Callyrrhoea) verticil-
lata der Gärten ist C. involucrata A. Gr. (Malva
involucrata T. and Gr.\ wie wir schon früher ver-
mutheten (5. Jahrg. d. Wochenschr. S. 395). Sie
hat doppelt so grosse Blüthen, als die schon be-
kanntere C. pedata und ist dieser daher vorzuziehen.
7. Unter dem Namen Celosia atrosangui-
nea hat van Houtte aus Japan eine Form unse-
res Hahnenkammes (Celosia cristata L.) eingeführt,
wo auch Stengel und Blätter, ähnlich wie bei Ama-
rantus bicolor, eine schöne dunkelrothe Farbe ha-
ben. Auf jeden Fall ist sie zu empfehlen. Unter
dem Namen Celosia pyramidalis werden in den
Gärten eine Reihe von Formen der C. argentea
L., von der C. margaritacea L. nur eine breitblät-
trige Abart ist, kultivirt. Neuerdings wird eine als
purp Urea und eine als alba empfohlen, welche
erstere dicht gedrängte, purpurrothe, die andere da-
gegen blendend-weisse Blüthenstände besitzt.
8. Von dem alten Garten-Chrysanthemum
(Chr. coronarium L., jetzt Pinardia coronaria Cass.)
hat man auch eine Zwergforni, welche von Paris
aus als Chi-ysanthfeme des jardins jaune double nain
verbreitet wurde und als Chr. coronarium compac-
tum nanuni in deutschen Verzeichnissen sich befin-
det, empfohlen. Sie wächst sehr buschig und blüht
reichlich.
9. Coleus scutellarloides Miqu. var. atro-
purpureus hat grünlich - braune Färbung; doch
sind die Blätter grün -umrandet. Sie ist auch als
9*
68
C. 5feetii uiul C. Meetianus in den Handel ge-
kommen. Sie stellt (lern Coleus V erschaft'eltii
an Schönheit nach und scheint auch im freien
Lande empfindlicher gegen Witterungs-Verhältnisse
zu sein. Auf jeden Fall bleibt sie aber doch als
Blattpflanze eine Akquisition (s. übrigens im vor.
Jahrg. .S. 308).
10. Datura cochin cli inensis, auch als atru-
violacea plenissima in den Verzeichnissen, soll
von dem Dr. Weber aus Hinter-Indien einge-
führt worden sein, stellt wahrscheinlich aber eine
gefüllte Form der D. Nilhnmmata Dun., welche
in der Kegel mit der D. fastuosa L. verwechselt
wird , dar. Sie wird noch höher als unsere be-
kannte I>. fastuosa, von der sie sich durch völlig
ganzrandige Blätter unterscheidet.
11. Dianthus Heddewigii und laciniatiis.
Von diesen haben wir zuletzt im vorigen Jahr-
gange (Seite 52) gesprochen. Dort erwähnten wir
einen D. Heddewigii hybridus, den die Gebrü-
der Dippe in Quedlinburg gezogen hatten; auch
Benary in Erfurt hat eine eigene Abtheilung
von Formen unter diesem Namen bekannt gemacht.
Diese besitzen einen kräftigen Habitus mit vielen
aufrechten, zwar starken, aber doch zierlichen Blü-
thenstlelen. Besonders reizend ist die dunkelroth-
gefüllte. Von der Kaisernelke haben wir ferner
eine gedrängt -wachsende mit dem Beinamen com-
pacta. Auf Schmuckbeeteu mit Arabesken -artigen
Zeichnungen und zu Einfassimgen verdienen die
chinesischen Zwerg- oder Miniatur- Nelken Beach-
tung, zumal auch hier schöne Formen vorhanden
sind. Schliesslich machen wir auf die dicht ge-
füllte Form (plenissirans) des Dianthus Gardne-
rianus Hort, aufmerksam, zumal sie wohlriechend
ist. In dem Januarhefte der Illustration horticole
ist ferner ein Dianthus concinnatus Leni. abg:e-
bildet, den Jacob-Makoy in Lüttich direkt aus
Japan bezogen hat. Obwohl er als ausdauernd an-
gegeben wird, zweifeln wir doch nicht daran, dass
er nur eine Form der D. Heddewigii, und zwar
der Abart laciniatus, mit noch mehr geschlitzten
und grösseren Blüthen darstellt. Auch D. Hedde-
wigii überwintert. (Ueber die Geschichte dieser
interessanten Art siehe übrigens den 2. Jahrgaiig
der Wochenschrift S. 313).
12. Eben US pinnata Desf ist ein Schmet-
tcrlingsblüthler aus der Abtheilung der Esparsett-
pflauzeti (lledysareae) mit silbergranen, gefiederten
Blättern und eilänglichen , rothen Aehren, die an
mehre Klecarten erinnern. Vaterland ist der Orient.
Wir bezweifeln, dass die Pflanze grossen Beifall
finden wird.
13. Als Echium crcticum wird eine Natter-
zunge mit schönen rothen Blüthen empfohlen; wir
vermnthen, dass die Pallas'sche Pflanze d. N., das
Echium rubrum Jacq., darunter zu verstehen ist.
Wie unsere gemeine Natterzunge, Echium vulgare,
welche übrigens eine unserer schönsten Feklpflanzen
darstellt, ist auch die genannte mehr 2-, als 1-jäh-
rig. Das echte E. creticum L. ist minder schön
und blüht zwar ebenfalls roth , die Farbe ist aber
mehr, besonders beim Verblühen, ins Violette über-
gehend.
14. Erythraea raniosissima Pers. (pulchella
Fr.) stellt ein hübsches, fast durch ganz Deutsch-
land auf feuchten Wiesen und Aeckern wachsendes
Pflänzchen aus der Familie der Gentianeen dar und
ist als kleines Tausendgüldenkraut hinlänglich bekannt.
lö. Eutoca Ortgiesiana Heer ist ebenfalls
ein nettes und in reichlicher Fülle blühendes Pflänz-
chen, dessen Einführung aus Mexiko wir Rözl
verdanken. Dieser hielt sie für eine Nemophila,
mit der die Blüthen auch Aehnlichkeit besitzen.
Wie bei dieser scheint die Farbe der letztern zu
wechseln, denn im botanischen Garten zu Zürich
erhielt man weisse und braungezeichnete, so wie
ganz braune Blüthen und mit weissem Auge. Die
Pflanze ist im 10. Bande von Hegel's Gartenflor
auf der 337. Tafel abgebildet.
16. Gaillardia Drummondii DC. ist als G.
bicolor Lam. und picta Hort, (nee Don) bekannter,
muss aber den Namen G. pulchella Foug. führen.
Sie ist ein Sommergewächs, wodurch sie sich von
der echten picta Don (in Sweet fl. gard. 2. ser.
tab. 267) und von G. aristata Pursh., welche beide
sich ebenfalls in unseren Gärten befinden, aber
Stauden und selbst halbstrauchig sind, unterscheidet.
Lange schon ist G. Drummondii in Kultur, und
zwar in einer Anzahl von Formen, die alle mehr
und weniger zu empfehlen sind. Zu denen, welche
wir früher, zuletzt im vorigen Jahrgange der Wo-
chenschrift, empfohlen haben (Seite 62), fügen wir
noch eine hinzu, wo die Strahlenblüthchen weiss,
die Scheibenblüthchen hingegen citronfarbig sind,
und eine, wo die gelben Strahlenblüthchen einen
weissen Rand haben. Letztere kommt als G. mar-
ginata vor. Die neuesten Sorten: Josephus und
Bosselaari kennen wir nicht; letztere soll dun-
kelroth blühen und grossblumig sein. Zu empfeh-
len ist ferner die bereits bekannte Zwergform Gail-
lardia Drummondii nana.
17. Gilia laciniata R. et P. existirte schon
länger in botanischen Gärten und verdient durch-
aus nicht empfohlen zu werden, da sie an Schön-
heit sowohl der G. triculor Benth., als der G. mul-
ticaulis Benth. (achilleaefolia Lindl.) nachsteht. Der
letztern ähnelt sie am Meisten, besitzt aber dop-
pelt kleinere Blüthen. Vaterland ist Chili, während
die beiden genannten in Kaliforniem wild wachsen.
69
18. Die Godetien, welche früher mit den
hauptsächlich gelbblühendeu Oenotheren vereinigt
waren, haben zum Theil schöne, grosse, weisse oder
zartrosafarbige BlUthen, die an der Basis der Blu-
menblätter sich aber meistens durch einen dunkel-
rothen Flecken auszeichnen. Sie finden sich schon
lange in den Verzeichnissen der Handelsgärtner vor,
wollen aber beim Liebhaber nicht recht Eingang
finden. Ursache mögen die grosse Vergänglichkeit
der Blüthen und der steife Bau der ganzen Pflanze
sein. Schon im vorigen Jahre wurde eine unter
dem Namen der Braut (the bride, s. vor. Jahrg.
S. 51) empfohlen; jetzt werden 2 andere Formen,
von denen die eine: G. rubicunda splendens, sich
durch leuchtendere Farben, die andere: G. roseo-
alba Tom Thumb) durch niedrigeren, gedrängten
Wuchs auszeichnet, empfohlen (s. 1. Jahrg. S. 66).
19. Guizotia Scliimperi C H. Schultz-Bip.
stellt der bekannten, ursprünglich wohl nur in Abys-
sinien, in Ostindien aber allgemein kultivirten Oel-
frucht, G. olcifera, die ebenfalls früher bei uns als
solche nicht allein, sondern auch als Zierpflanze em-
pfohlen wurde, sehr nahe. Sie hat als letztere gar
keinen Werth, als erstere aber in unseren Klimaten
sich nicht bewährt.l
20. Hedysärum capitatum Desf. aus Nord-
Afrika wurde schon früher empfohlen, befindet sich
auch noch in botanischen Gärten , wird aber trotz
der hübschen rothen Blüthenköpfchen sich nicht
lange Zeit in den Gärten erhalten.
21. Auf gleiche Weise haben wir im vorigen
Jahrgange (S. 51) auf eine Sonnenblume unter dem
Namen Helianthus macrophyllus giganteus
aufmerksam gemacht. Die grossen Blätter schlagen
sich an dem 18 Fuss (V) hohen Stengel, der nur
mit einem einzigen grossen Blüthenkörbchen endigt,
zurück. Leider soll diese aus Algerien stammende
Pflanze bei uns nur selten zur Blüthe kommen,
weshalb die ähnliche Abart H. an n uns uniflorus,
von der man eine Foi'm mit Schwefel- imd eine mit
goldgelben Blüthenkörbchen besitzt, den Vorzug-
verdient. Was neuerdings als Helianthus cali-
fornicus insignis aus Belgien in den Handel ge-
kommen ist, scheint die Form zu sein, welche die
Engländer als greencentred, Otto in Hamburg
aber als Helianthus centroehlorus bekannt ge-
macht haben. Von dem echten H. ealifornicus,
wo die mittelsten Blüthchen stets eine gelblich-
grüne Farbe besitzen, unterscheidet sich genannte
Form nur durch lebhaftere Farbe.
22. Hibiscus hispidus Mill. war ebenfalls
früher schon einmal in den Gärten und zwar meist
unter dem Namen H. Humboldtii. Die Art ge-
hört zu der Gruppe des H. Trionum L. und in
die Nähe des früher schon erwähnten H. calisurus
(calizureus, s. Wochenschr. 1. Jahrg. S. 67). Wahr-
scheinlich ist sie identisch mit H. Thunbergii
Hort. Auch diese Pflanze möchte keinen dauern-
den Werth behalten.
23. Hunnemannia fumarioides Sweet ist
eine Papaveracee vom Ansehen einer Fumaria, aber
mit gelben, bald abfallenden Blüthen, ähnlich den
Eschscholtzien. Sie war schon früher in den Gär-
ten und stammt aus Mexiko.
24. Von Kaulfussia amelloides Nees (Cha-
rieis Neesii Cass.) existirt jetzt eine sehr dunkel-
blühende Form mit der Bezeichnung „atroviolacea",
die Beachtung verdient. Früher (1. Jahrg. S. 47)
haben wir auf eine rosenroth -blühende Form auf-
merksam gemacht.
25. Die Levcojen haben, wie die Astern, eine
grosse Vervollkommnung erhalten. Die Zahl der
Formen beläuft sich, wenn wir uns nur auf die
einjährige Matthiola (Cheiranthus) annua Sweet
beschränken, bereits auf 18: diese sind wiederum
zusammen in 210 Farben vertreten. Dazu kommen
noch 2 Sorten Kaiser- und 3 Sorten eigentliche
Winter -Levkojen: Matthiola (Cheiranthus) incana
R.Br., welche zusammen in 52 Farben vertreten sind.
26. Obwohl wir wiederholt gerügt haben, dass
Lobelia erinoides gar nicht in unsern Gärten
vorkommt und dass man dafür L. bicölor kulti-
virt, sehen wir immer noch den ersteren falschen
Namen in den Verzeichnissen grade einiger renom-
mirterer Gärtnereien. Dass aber L. bicolor Sims
ebenfalls nichts weiter ist, als die alte L. Erinus
L., haben wir ebenfalls schon ausgesprochen. Man
könnte höchstens mit L. bicolor alle die Formen
bezeichnen, welche ein weisses oder gelbliches Auge
haben. Von der Kristall-Palast-Lobelic, (die nichts
weiter darstellt als Lobelia speciosa, d. h. die Form,
wo die schönen und grossen blauen Blüthen ein
grosses weisses Auge haben) hat man wieder eine
mehr gedrängt wachsende Form erhalten, die jetzt
in England allgemein zu Einfassungen, namentlich
am Krystallpalast von Sydenham, benutzt wird und
den Namen L. Paxtoniana hat. Unter diesem
Namen führt man in Belgien aber wiederum die
echte Lobelia marmorata, welche Vilmorin-
Andrieux et Co. in Paris eingeführt haben und
welche bläulich -weisse Blumen mit breitem, tief-
blauem Rande besitzt. Was man jetzt als Lobe-
lia grandiflora stellata in den Handel gebracht
hat, ist ebenfalls eine L. speeiosa; bei der echten
L. grandiflora sind die ganzen Pflanzen etwas
bräunlich und das Auge in den blauen Blumen hat
noch bläuliche Punkte. Lobelia Erinus kerme-
sina hat mehr kupfer-, als karmoisinrothe Blumen.
Lobelia Cracoviense ist eine blassblühcnde Form.
(Fortsetzung folgt.)
70
Neue Varietäten der Gurke
(Cucumis satirus L.)
3l)rf ^fnnjttdjrn, l^ultur, (Piticn|'d)aftfn unb ^mubung.
Von J. G. Meyer, Handelsgärtuer in irim.
TJlmer grüne halblange sehr frühe volltragende Gurke.
Früchte niittelgross, 5 — 9 Zoll lang, ziemlich
dick, grün und warzig, der gewöhnlichen mittel-
langeu Landgurke ähnlich, unterscheidet sich aber
von dieser durch ihre sehr frühzeitige, sehr reich-
liche, bis zum Spätherbste andauernde Fruchtbarkeit,
da sie, mit der gewöhnlichen mittellangen Gurke
zugleich angebaut, ihre Früchte 14 Tage früher,
als diese, bringt und an Ertrag dieselbe wohl 3 — 4
Mal übertrifft. Vorzügliche frühe Treib- und Land-
gurke, von uns erzogen.
Neue belgische Treibgurke.
Früchte ziemlich gross, grün; sie erreichen die
Grösse der gewöhnlichen Schlangengurke. Vorzüg-
lich schöne Treibgurke, im Freien angebaut, ist sie
jedoch nicht früher, wie die Schlangengurke.
Schlangengurke von Athen.
Früchte 12 — 16 Zoll lang, glatt und dunkel-
grün mit viel feinem und recht schmackhaftem
Fleische, früh und sehr reichlich tragend. Sie setzt
schon frühzeitig, noch als sehr kleine Pflanze, im
Mistbeet, wie im Freien, Früchte an. Vorzüg-
liche Treib- und Lands-urke.
Frühe Gurke aus Grusien.
Früchte raittellang, grün; sehr früh und reich-
lich tragend, zum Anbau auf freien Gartenbeeten
in mehr rauher Lage oder iu nördlichen Gegenden
vorzüglich geeignet.
Empereur of Romain.
Früchte gegen 1^- Fuss lang, dick, grün und
sehr wohlschmeckend. Gute Treibgurke, eignet sich
auch für den Anbau im Freien, gibt aber daselbst
nur wenig Samen.
Brasiliaaische Treibgurke.
Früchte gleich der vorigen, nur weniger dick,
trägt im Mistbeet, wie im freien Lande, sehr reich-
lich.
Neue grünbleibende chinesische Gurke.
Früchte 1|-— 2 Fuss lang, ziemlich dick, dun-
kelgrün, mit weisslichem, feinem, faserlosem, sehr
schmackhaftem Fleische. Tragt früh und sehr reich-
lich. Vorzügliche Landgurke.
Neue blassgrüne chinesische Gurke.
Früchte 1^ — 2 Fuss lang, ziemlich dick, blass-
grün, sehr fleischig, ziemlich früh und sehr reich-
lich tragend. Vorzügliche Landgurke.
Arnstädter Riesengurke.
Früchte 2 Fuss lang und länger, ziemlich dick,
weiss und glatt, aber mit mehr wässrigem Fleische.
Sehr reichlich tragend, setzt in solcher Menge an,
dass die Früchte wirklich übereinander liegen und
wird besonders in Mistbeeten sehr schön.
Gurke aus der Mongolei.
Früchte gegen 2 Fuss lang und länger, dunkel-
grün, etwas gebogen, am Stiel zugespitzt, sehr flei-
schig und von angenehmem Geschmacke; trägt be-
sonders in Mistbeeten sehr grosse Früchte. Wohl
die schönste der grünen Gurken.
Kultur, Eigenschaften, Benutzung.
Die Gurken gedeihen am besten auf gut ge-
trocknetem, mürbem, leichtem und fettem Garten-
boden in recht sonniger und geschützter Lage. Die
Gartenbeete, auf welchem im Frühlinge Gurken an-
gebaut werden, müssen schon vor dem Winter gut
und tief gegraben sein und bis zum Frühlinge rauh
liegen. Während dieser Zeit breitet man eine reich-
liche Düngung von frischem Pferdemist über das
Land, was im kommenden Frühjahre wiederholt gut
und tief gegraben und mit der Harke (Rechen) ge-
ebnet wird.
Die Kultur dieser Pflanze findet auf eine sehr
verschiedene Weise statt; die gewöhnlichste und
einfachste ist diejenige, nach welcher, je nach der
Witterung, im Ausgange des April, im Monat Mai,
in der Mitte eines 4 Fuss breiten Gartenbeetes
nach ausgespannter Pflanzschnur eine 1 Zoll tiefe
Furche gezogen wird, in welche die Gurkenkerne,
6 — 8 Zoll von einander entfernt, eingelegt und so-
dann mit der ausgeworfenen Erde mittelst einer
Harke bedeckt werden. Verwendet man zu der
Anzucht der Gurke breite Gartenbeete, wie dies
bei den Gemüsegärtnern der Fall ist, so legt man
die Samenkörner in mehrern, je 2 Fuss von einan-
der entfernten Eeihen. Von den aufgekeimten
Pflanzen lässt man auf 1^ — 2 Fuss Entfernung
nur eine, die stärkste Pflanze stehen, behackt diese,
so lange es irgend möglich ist, zu mehrern Ma-
len und hält sie von Unkraut rein. Um die mehr
breiten Gartenbeete legt man an den Wegen und
an allen Seiten um das Beet eine Reihe Zwerg-
bolinen; die Ranken der Gurken bleiben dadurch
mehr auf den Beeten und wachsen nicht so häufig
in die Wege, wo sie oft abgetreten werden. Auf
71
diesen Beeten können sodann in Mitte von je 2
Guikenreihen, 1 — 2 Reihen früher Kopfsalat einge-
pflanzt werden, welcher schon zeitig abgeerndtet
wird, damit die Gurken später den zu ihrem Wachs-
thume nöthigen Raum erhalten. — Will man auf
schwererem Boden, wie in neu kultivirten Gärten,
oder auf Ackerfeldern, Gurken erziehen , so wirft
man mit einem Spaten nach einer ausgespannten
Pflanzschnur, auf je 2 Fuss Entfernung, einen Spa-
tenstich tiefe und ebenso breite Löcher aus, füllt
diese mit leichter und kräftiger Erde und legt die
Samen, oder pflanzt die jungen in Töpfen erzoge-
nen Gurkenpflanzen darauf. Später schneidet man
die schwächeren Pflanzen aus, so dass auf jedem
ausgefüllten Loche eine, höchstens 2 der stärksten
Pflanzen stehen bleiben. — ■ Um sehr frühe Land-
gurken zu erziehen, füllt man im Anfang oder zu
Mitte des Monats März kleine, 2,'' bis 3 Zoll hohe
und ebenso breite Blumentöpfe mit lockerer, leich-
ter Erde, legt in diese 2 — 3 Gurkenkerne vertheilt
und näher an den Rand der Töpfe, stellt diese
in ein halb warmes Mistbeet, das fleissig gelüftet
wird, an der längeren oberen Seite hart an das
Brett und hält sie massig feucht. Sind die Gur-
kenpflanzen 3 — -4 Zoll hoch herangewachsen, so
verpflanzt man sie auf eine Entfernung von 2 Fuss
auf die Gartenbeete, oder in die gemachten, mit
lockerer Erde ausgefüllten Gruben und lässt künf-
tig nur eine, höchstens 2 der stärksten Pflanzen
auf der gegebenen Entfernung stehen. Ist die
Witterung zu dieser Zeit diesem Auspflanzen, weil
es noch rauh und kalt ist, ungünstig, so verpflanzt
man die Gurkenpflanzen je einzeln in besondere
Töpfe und hält sie noch so lange in Mistbeeten mit
Fenster oder auch nur mit Strohdecken und Laden
bedeckt, bis eine günstige Witterung ihr Auspflan-
zen gestattet.
Gurken an Spalieren. Die Gurken lassen
sich auch recht gut an Spalieren erziehen und brin-
gen daselbst besonders schöne und grosse Früchte.
An einer sonnigen Mauer errichtet man sich aus
Stäben, Reiten oder Eisendraht ein Geländer, pflanzt
die Gurken auf eine der oben erwähnten Methoden
2 Fuss von einander entfernt an dasselbe und hef-
tet die Ranken nach ihrem fortschreitenden Wachs-
thume, ohne aber diese Rauken zu verdrehen oder
zu beschädigen, an das Spalier. Oder man schlägt
an allen vier Seiten und auch in der Mitte eines
mehr schmalen Beetes Pfähle in die Erde fest, dass
sie 1 Fuss hoch über dem Beete stehen. Auf
diese Pfähle nagelt man ein aus dünnen Stäben
oder Reifen gefertigtes Gitter, zieht die jungen
Rauken der Gurken durch die Zwischenräume des-
selben und heftet sie nach ihrem fortschreitenden
Wachsthume mit Bast über dem Gitter an.
Treiben der Gurken. In der Mitte oder am
Ausgange des Januar und im Anfange des Februar
errichtet man , sobald man sich die hierzu er-
forderlichen Gurkenpflänzchen in Töpfen erzogen
und dieselben, nachdem sie 1 — L^ Zoll hoch heran-
gewachsen sind, in andere Töpfe umgepflanzt hat,
ein ziemlich warmes, die Wärme anhaltendes Mist-
beet. Die Düngerlage muss in demselben aber
ziemlich hoch und zu der Erzeugung einer länger
andauernden Wärme mit i Laub vei-mischt werden.
Auf diese Düngerlage bringt man eine 6 — 8 Zoll
hohe Schicht Mistbeeterde mit etwas Sand ver-
mengt. Nachdem nun diese Endlage gehörig er-
wärmt und das Beet abgedampft ist, setzt man
von den in Töpfen angezogenen Gurkenpflanzen
durch ein vorsichtiges Austopfen, ohne ihre Wur-
zeln zu beschädigen, etwa 3 — 4 Pflanzen unter ein
Fenster imd diese bis zu ihren Samenlappen je
unter die Mitte einer Glasscheibe. Werden später
die Pflanzen begossen, so muss dies nur bei heite-
rer Witterung und mit lauwarmen Wasser gesche-
hen. Später schneidet man die Triebe der Gurken-
pflanzen über dem 5.- — 6. Auge ab, hakt den Trieb
mittelst Häkchen aus Reisig nieder und leitet die
sich später entwickelnden Seitenranken durch Nie-
derhaken so, dass sie sich möglichst gleichförmig über
das ganze Beet verbreiten. In der Folge lässt
man sie ruhig fortwachsen und hakt sie nur noch
an jenen Stellen nieder, wo sie sich gegen die
Fenster emporrichten. Gelüftet wird reichlich, so
wie dies die Witterung möglich macht; besonders
zur Zeit des Ansetzens der Früchte wollen sie
luftig, aber auch warm, gehalten sein. Man ver-
säume daher die Erneuerung der Umschläge nicht,
sobald dies nöthig wird. — Zu einer spätem Gur-
kentreiberei genügen meist halbwarme Mistbeete, wel-
che aber am zweckmässigsten so tief angelegt wer-
den, dass die Erde in dem Älistbeete' mit den diesen
Kasten umgebenden Gartenbeeten gleich hoch liegt.
Die Gurkenpflanzen werden auf dieselbe Weise in
Töpfen angezogen und eingepflanzt; man lässt sie aber,
ohne ihre Triebe zu verkürzen, ungestört fortwaeh-
sen. Gestattet ihnen später der Mistbeetkasten nicht
mehr den zu ihrem Wachsthume erforderlichen Raum,
so nimmt man den Kasten stückweise aus einander
und lässt die Ranken auf dem Gartenbeete sich
verbreiten.
Unser 1864" Preis- Verzeichniss ist erschienen
und wird auf frankirte Anforderungen gratis und
postfrei eingesandt.
Celle in Hannover, im Januar 1864.
J. L. Schiebler k Sohn,
Königl. Hof-Sameiihandlung und
Baumschulen.
72
Wir zeigen hiermit ergebenst an, dass wir um
beigesetzte Preise oflFeriren :
Apfelstämme von 6 — 8 Fuss Höhe, 100 Stück
25—30 Thlr.
Aepfel- und Birn-Wildlinge, 3-jährig ver-
pflanzte, sehr schön, mit Wurzeln reichlich
versehen, 1000 Stück 12 Thlr.
Kirsch -Wildlinge für Strassen und Baumschulen,
von 4—8 Fuss 10 Zoll hoch, 100 Stück
2—2}^ u. 3| Thlr.
Ostheimer Weichsel, verpflanzte, 100 Stück
6 Thlr.
Kosen-Sämlinge, 1 -jährig, 1000 Stück . 3^ Thlr.
j, 2-jährig, verpflanzte, 1000 Stück
8 Thlr.
Waldstämme, 100 Stück von 1,| Thlr au bis 3 Thlr.
Rüthtaune, verpflanzte, S-jährig, 1000 Stück
3—4 Thlr.
Linden zu Alleen von 6^12 Fuss Stammhöhe,
100 Stück von 6 — 12 Thlr.
Sträucher: die neuesten Weigelen, Spiräeu, Deut-
zien etc., 1 — 4 Fuss hoch, 100 Stück 4 Thlr.
Viola matronalis fl. albo pleno, 100 Stück 4 Thlr.
Eiesen-Spargel, 2 — 3-jährig, 100 Stück 15 — 25Sgr.
Levkojen-Samen (Topf-Samen, extra), 30 Sorten ä
1 Loth 25 Thlr.
Desgleichen, 30 Sorten ä 1 Prise . . 1 Thlr.
Desgleichen, gemischt a Loth .... 20 Sgr.
Astern in den schönsten Päonien-Sorten, Pyramiden
etc., 30 Sorten ä 1 Loth ... 20 Thlr.
Ahorn und Eschen von 8 — 9 Fuss Höhe zu An-
lagen und Unterlagen ä 100 Stück . 6 Thlr.
Hersfeld (Kurfürstenthum Hessen) im Februar.
Gr. R-udolpli.
Die Gewerbe- Vereins -Baumschule zu
Görlitz ofi'erirt zu billigen, bei grösseren Parthien
zu ermässigteu Preisen 500 Stück Gehölze etc. zu
Park - Anlagen. Kataloge werden auf Verlangen
franco zugesendet.
Preis - Verzeichnisse über meine sehr reichhal-
tigen Sortimente der neuesten und schönsten:
Uimer Gemüse-, Feld- und Bliiuiensamen etc.
stehen franko zu Diensten.
J. <i. illeyer,
Haudelsgärtner in Ulm.
Spanische Sämereien.
Es sind dem Vereine Blumen- und Gemüse-
Sämereien, welche Madame Schütze (Victoria-H6-
tel in Berlin unter den Linden) auf ihrer Reise in
Spanien gesammelt hat, durch deren Freundlichkeit
zur Verfügung gestellt worden, um Anbau- Versuche
damit anzustellen. Auch Mitgliedern, welche sich
dafür interessiren, steht noch etwas davon zu Ge-
bote, wenn sie sich binnen 8 Tagen an den Herrn
Inspektor Bouch^ im botanischen Garten wenden
und sich bereit erklären, im Herbste darüber Be-
richt zu erstatten.
Pflanzen-Katalog.
Unser reichhaltiges Lager über
Pflanzen für das freie Land, über Laubhölzer, Sträu-
cher, Koniferen, Obstbäume und Fruchtsorten, so wie
über Flor- und Modeblumen, Azaleen und Kamellien
liegt nun zum Versand bereit und wird auf frau-
kirte Aufforderung franko und unentgeltlich von
uns versendet.
Laureatius'sche Gärtnerei zu Leipzig.
In der herrschaftlichen Gärtnerei auf dem Do-
minium Kropstedt bei W^itteuberg (Provinz Sachsen)
sind c. 300 Stück starke, gut-durchwiuterte Auanas-
Fruchtpflanzen, desgleichen Folgepflanzeu und Kin-
del, alle in Töpfen und gut ausgewachsen, pi-eis-
würdig abzugeben.
Kropstedt bei Wittenberg,
am 25. Februar 1864.
Gr. IXicliei-,
Gärtner.
Raucher - Apparate
zur Vertilgung der schädlichen Insekten und Blatt-
läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak
und Insektenpulver zu räuchern, die grossen zu
3^ Thlr, die kleiueren zu 2<^- Thlr pro Stück, sind
wieder vorräthig, und werden auf Bestellung nach
allen Gegenden verschickt, von
J. Bevger,
Klempnermeister,
Leipzigerstr. 92 in Berlin.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
KommaQdanteu-;Stra&de No. SS-
Druck der C. Feiste r 'sehen Buclidruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. i.
Wochenschrift
des
Vereines ziir ßeförderniig des (larteiibaues in den Königl. Preussischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
P*i"ofessoi" I>r. Karl Koch.,
General-Sekretair des Vereines.
No. 10.
Berlin, den 12. März
1864.
Prei.s des Jahrganges 5^ Tlilr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post -Vereines.
Inhalt: 436. Versammlu.ng des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. Februar. — Einige Blattpflanzen-Gruppen im
Freien. Vom Rosengärtner Herger in Köstritz. — Die neuen Sommergewächse des Freilandes. (Fortsetzung.) — Die
Wonderful-Erbse. Von H. Schiebler in Celle.
436. Vcr^aiuiuliiii;^
des Vereines zur Beförderung des Ciartenbaaes,
am 28. Februar.
Der Vorsitzeude, Geh. Ober-Regieruugsrath
Knerk, theilte mit, dass der Vorstand beschlossen,
einen Vertreter des Vereines zu der in den Tagen
vom 24. April bis 6. Mai in Brüssel stattfindenden
allgemeinen Pflanzen - Ausstellung zu senden und
dass Se. Excellenz, der Minister der laudwirthschat't-
lichen Angelegenheiten, zu diesem Zwecke dem Ver-
eine eine iSumme bereits überwiesen habe. Er er-
laube sich deshalb den General-Hekretär, Professor
Koch, um so mehr dazu vorzuschlagen, als der-
selbe mit den dortigen Verhältnissen genau vertraut
sei. Es würde aber überhaupt gut sein, wenn aus-
serdem noch Mitglieder des Vereines, und nament-
lich die, welche ebenfalls eine Einladung erhalten,
die Ausstellung besuchen und an (ien Zusprechuu-
gan der Preise Theil nehmen. Bei der Bedeutung,
welche der Berliner Verein nicht allein in Deutseh-
laud, sondern auch im Auslände einnehme, müsse
er bei allen Gelegenheiten würdig vertreten sein.
Nicht minder möchte eine Betheiligung an der
Ausstellung im Interesse des Vereines und der Ber-
liner Gärtnerei liegen. Manche Berliner Kulturen, er
wolle nur an die Blattpflanzen und mehre Blüthen-
sträucher erinnern, erfreuten sich überall eines gu-
ten Rufes. Auch nach Professor Koch müsse Ber-
lin die günstige Gelegenheit ergreifen, um dem
Auslande zu zeigen, auf welchem Standpunkte seine
Gärtnerei stände. Grade diese Ausstellung in Brüs-
sel, an der wahrscheinlich alle bedeutenderen Gärt-
nereien Europa's Antheil nehmen, sei geeignet, einen
Wettkampf anzunehmen, aus dem Berlin vielleicht
gekrönt hervorgehe. Allerdings stehe Berlin wegen
seiner grossen Entfernung von Brüssel, nicht weni-
ger aber auch wegen seines Ende April immer noch
rauhen Klinia's, gegen andere günstiger gelegene
Orte im Nachtheil; es hänge selbst die Betheili-
gung überhaupt noch vom Wetter ab.
Eine Theilnahme Einzelner möchte seiner Mei-
nung nach nicht ratlisam sein, weil dann sehr sorg-
fältige Einpackungen stattfinden müssen und auch
der Trausport bedeutende Summen beansprucht;
wohl aber müsste der Verein als solcher die An-
gelegenheit in die Hand nehmen und eine allge-
meinere Betheiligung veranlassen. Damit die Pflan-
zen auf dem langen Transpurte gegen Beschädigung
gesichert werden, sei es vor Allem nothwendig,
einen ganzen Eisenbahnwagen zu miethen und zu
veranlassen, dass dieser ohne Aufenthalt selbst über
die belgische Grenze nach Brüssel gehen könne.
Gärtner müssten hier das Einsetzen in den Wagen,
resp. die Verpackung übernehmen. Es muss auch
Sorge getragen werden, dass selbst weniger empfind-
liche Pflanzen gegen die, durch Schütteln des Wa-
gens während der Fahrt unvermeidlichen Reibungen,
durch Vorkehrungen möglichst geschützt werden.
Sei dieses nicht möglich, könne man nicht einen
ganzen Wagen zur Verfügung bekommen, so sei
es besser, sich gar nicht zu betheiligen. Damit die
Angelegenheit reiflich überlegt werde, bitte er den
10
74
Vorsitzenden, einen Ausschuss zu erwählen. Es
wurden demnach
Geh. Eegierungsrath Hey der,
Inspektor Bouchd,
Universitätsgärtner Sauer,
Reutier Dauneel,
Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu,
Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann,
Kunst- und Handelsgärtuer Lackner,
Obergärtner Gaerdt,
Obergärtner Boese und
Obergärtner Kraus
ersucht, unter dem Vorsitze des General-Sekretärs
zusammenzutreten und in der nächsten Sitzung dar-
über Mittheilungen, resp. Vorschläge zu machen.
Ausserdem ernanute der Vorsitzende den
Kunst- und Handelsgärtuer Späth
zum Ordner bei der am 3. April stattfindenden
Frühjahrs-Ausstellung, welche dieses Mal nicht im
EngHscheu Hause, sondern in der Aula der Kö-
niglichen Thierarzneischule stattfinden wird,
zu Preisrichtern hingegen:
Hofbuchdrucker Hänel in Magdeburg,
Kunst- und Handelsgärtner Lieb ig in Dresden,
Kunst- und Haudelsg. Ferd. Haage in Erfurt,
Hofgärtner Brasch in Monbijou und
Obergärtner Gaerdt in Moabit.
Der Sekretär der Gesellschaft der Garten-
freunde, Dr. Müller, zeigte an, dass die Ausstel-
lung derselben am 2L März stattfinde und legte
die betreffenden Programme vor.
Inspektor Bon che berichtete über die ausge-
stellten Pflanzen, welche aus 4 Gärten eingeliefert
waren. Kommerzienrath Danuenberger hatte
durch seinen Obei-gärtner Langguth eine Schau-
pflanze des Leucopogon Cunniughami von
seltener Schönheit, Eeutier Danneel aber durch
seinen Obergärtner Pasewaldt ebenfalls eine präch-
tige Schaupflanze, Azalea Exquisite, ausgestellt.
Der ersteren wurde später von Seiten der Preis-
richter der Monatspreis zuerkannt. Beide Schau-
pflanzen besassen einen kurzen Stamm, auf dem
sich eine kugelförmige Krone bei dem Leucopogon
von 3, bei der Azalea von 3}^ Fuss befand. Der
Topf beider enthielt nur den Durchmesser von 13
Zoll. Zum ersten Male sah man, von Seiten des
Obergärtners Kraus im Garten des Ritterguts-
besitzers Mor. Reichenheira ausgestellt, blühende
Exemplare der beiden Formen der reizenden Pha-
laenopsls Schilleriana neben einander (s. vorig.
Jahrgang S. 331) und vermochte demnach deren
Werth zu beurtheilen. In den Blüthen fand sich
bei beiden Formen ein geringer Unterschied vor;
diese waren bei der einen, aber vielleicht nur zu-
fällig, etwas grösser. Auch selbst die Art der Zeich-
nung auf den Blättern möchte mehr von der Kul-
tur und sonstigen Zufälligkeiten abhängen. Wir
haben bereits früher Porte'sche Exemplare gesehen,
wo die Blätter ebenfalls dieselbe Zeichnung besas-
sen, wie die der Pflanzen, welche durch Schiller
eingeführt wurden. Ein Blatt der ersteren hatte
hier sogar z-ur Hälfte zebraartige Zeichnung, wäh-
rend die andere mit unregelmässigen Flecken ver-
sehen war. Ausserdem verdankte man noch dem
Obergärtner Kraus ein blühendes Dendrobium
Fytchiauum, was bisher bei uns noch nicht be-
kannt war. Die Art gehört nicht zu den schöneren.
Obergärtner Boese aus dem Garten des Kom-
merzienrathes Leonor Reichenheim übergab da-
gegen einen Blüthenzweig von der Abart des Den-
drobium nobile, welche mit Recht den Beinamen
pulcherrimum, d. i. das schönste, führt. Diese
Abart kann Orchideen-Liebhabern gar nicht genug
empfohlen werden. Ausserdem legte Obergärtner
Boese einen reichlich mit rothen Früchten besetz-
ten Zweig der Eugenia australis vor, um auch in
dieser Hinsicht auf die Schönheit des Strauches auf-
merksam zu machen. Zwar wurde, namentlich vom
Inspektor Bouch^, behauptet, dass solche Frucht-
fülle keineswegs eine Seltenheit und bei älteren
Pflanzen ganz gewöhnlich sei, während Professor
Koch dagegen mittheilte, auf seinen vielen Wan-
derungen in den Gärten die Eugenia australis
wohl häufig in reichlicher Blüthe und später dann
auch mit Früchten besetzt gesehen zu haben, aber
in letzterer Hinsicht doch nie in solcher Fülle und
Ueppigkeit; die Pflanze, welche diesen Zweig ge-
Hefert, möchte deshalb doch wohl eine besondere
Sorgfalt in der Behandlung erfahren haben. Nach
Obergärtner Boese stammt der Zweig von keinem
alten, sondern grade von einem jungen Exemplare,
was, ziemlich frei und dem besten Lichte ausge-
setzt, in einem Kalthause gestanden hatte.
Kunst- und Handelsgärtner A. Verschaffelt
in Gent hatte dem Professor Koch das Blatt eines
Gymnostachyum Verschaffeltii eingesendet,
was sich durch eine prächtige netzförmige Aderuug
von goldgelber Farbe auf der Oberfläche der Blät-
ter auszeichnete, während die Unterfläche eine hell-
grüne Farbe besass, so dass dieses einer ganz
anderen Pflanze anzugehören schien. Diese Form,
die demnach als „aureo-reticulatum" bezeichnet
werden müsste, verdient allen Pflanzen-Liebhabern
empfohlen zu werden und möchte selbst noch vor
der Hauptart den Vorzug haben.
Weiter wurde durch Professor Koch eine vom
Direktor Linden in Brüssel schon fi'üher ihm mit-
getheilte Wasserpflanze nebst der betreffenden Ab-
bildung vorgelegt. Es war Pacourina edulis
Aubl., ein in der Cayenne wachsender Körbchen-
75
träger aus der Unterfamilie der Vernoiiiaceen. Wir
sahen sie zuerst vor nun 2 Jahren im Viktoria-
Bassin des Direktor's Linden, wo sie zwisciien
verschiedenen Nyniphäen und Kaladien mit ihren
rothen Blüthenkörbchen, welche dicht am Stengel
und zwar den ziemlich grossen und elliptischen
Blättern gegenüber sitzen, prangte. Es kommt
noch dazu, dass die grünen Hüllblättchen mit einem
breiten, weissen Rande versehen sind, was dem
Blüthenkörbchen schon vor der Entwickelung ein
hübsches Ansehen verleihet. Wir empfehlen des-
halb die Pflanze, zumal sie ausserdem noch da-
durch Interesse darbietet, dass der Blüthenboden
der Körbchen, ähnlich also wie bei den Artischok-
ken, im Vaterlande gegessen wird; hier und da
geniesst man auch die ganze Pflanze als Gemüse.
Wegen dieser Benutzung hat die Pflanze auch deu
Art-Namen „edulis d. h. essbar" erhalten.
Endlich übergab Professor Koch ein grosses
Tablean mit verschiedenen neuern Blumen , was
ihm der Inspektor Jühlke in Erfurt übersendet
hatte, und machte auf die darauf abgebildeten
Frühlings-Astern aufmerksam. So will nämlich
Jühlke die neuesten Formen der Mutterpflanze
des Persischen Insektenpulvers, die kaukasische
Wucherblume (Pyrethrum roseum und carneum),
genannt haben, weil die Blüthenkörbchen die Ge-
stalt unserer gewöhnlichen Garten- oder China-
Astern annehmen und schon zeitig im Frühjahre
blühen. Der Name Frühlings-Aster wäre allerdings
bezeichnend, wenn man nur nicht damit Verwir-
rung in der Nomenklatur hervorbrächte und die
Pflanzen wirkhch für Astern hielt, was sie doch
nicht sind. Doch abgesehen davon verdienen sie
alle und jede Beachtung. Inspektor Jühlke hat
sich grosse Verdienste inu ihre Vervollkommnung
erworben; er ist der Einzige in Deutschland, der
solche Resultate erlangt hat.
Auf dem Jühlke' sehen Tableau ist auch Di-
centra Cucullaria DC, eine zwar alte, aber
leider in der neuesten Zeit verschollene Fumariacee
aus Nordamerika ebenfalls dargestellt. Auch diese
Staude ist zu empfehlen. Es wurde aufmerksam
gemacht, dass die durch einen Druckfehler entstan-
dene Schreibart Dicljtra, die man gar noch hier
rmd da in Dielytra verbalhornisirt habe, trotz
mehrfacher Bemühungen , die man sich gegeben,
leider in den Verzeichnissen der meisten Handels-
gärtner immer noch vorfinde. Man sieht, wie schwie-
rig es ist, einen falschen Namen, wenn er sich
einmal eingenistet, zu verdrängen. Die Pflanze
habe den Namen Dicentra, d. i. Doppelsporn, er-
halten, weil die Blume nicht einen, wie die ver-
wandten Pflanzen, sondern zwei Sporne besitze.
^ Der Obergärtuer Paul im Garten des Hof-
Buchdruckers Hänel in Magdeburg hatte eine
Calosanthes coccinea, mit rothen Fasern dicht be-
setzt, eingesendet. Nach Professor Koch seien
diese Fasern Luftwurzeln, welche sich in feuchter
Luft dann bilden, wenn die Bewurzelung und dar-
nach auch die Ernährung der Pflanze schlecht ist.
Man sieht übrigens diese Erscheininig gar nicht
selten; bei andern Crassulaceen, namentlich bei Cras-
sula tetragona, kommt sie ebenfalls, und zwar in fast
noch grösserer Menge, vor; die Luftwurzeln haben ■
aber hier nicht diese schöne Farbe.
Der Vorsitzende, Geh. Ober - Regierungsrath
Knerk, übergab Sämereien aus Spanien, welche
Frau Marie Schütz, die Gattin von dem Besitzer
des Viktoria -Hotel unter den Linden, von einer
Reise daher mitgebracht hatte. Nach dem Wunsche
der freundlichen Geberin sollen zunächst der Ver-
ein selbst und die 4 landwirthschaftUchen Akade-
mien in Poppeisdorf, Eldena, Proskau und Waldau
davon erhalten, um Anbau -Versuche anzustellen,
während der Rest an solche Mitglieder, welche sich
dafür interessiren, mit der Bedingung, dass darü-
ber Bericht erstattet werde, vertheilt werden sollte.
Der Vorsitzende im Ausschüsse für Etat und
Rechnunglegung, Geheimer Regierungsrath Hey der,
legte den Etat für 1864, wie ihn der Ausschuss
unter Zuziehung des Schatzmeisters und des Gene-
ral-Sekretärs in einer am 2G. v. M. stattgefundenen
Sitzung berathen habe, vor. Derselbe wurde un-
verändert angenommen. Daran knüpfte Professor
Koch einige Mittheilungen über die Mittel, welche
dem Gartenbau -Vereine in London zu Gebote ste-
hen. Es sei zwar nicht zu leugnen, dass man mit
solchen Mitteln auch etwas anfangen könne; man
müsse aber auch dem Londoner Gartenbau-Vereine
Gerechtigkeit widei'fahren lassen, dass er zur He-
bung und zur Förderung der Gärtnerei und zur
grössern Verbreitung der Liebe zu Pflanzen und
Blumen ungemein viel thue, dass er sich in dieser
Hinsicht seit der Zeit seines Bestehens sehr grosse
Verdienste um den Fortschritt erworben habe. In
Allem gehe er mit gutem Beispiele voran; nach
allen Seiten hin stelle er Preisaufgaben, deren Bei-
spielsweise erst unlängst in dem Allerlei (Seite 60)
gedacht sei, unterhalte Reisende in fremden Län-
dern u. s. w. Eine nachahmungswei'the Einrichtung
der Londoner Gartenbau-Gesellschaft seien die bei-
den Ausschüsse zur Beurtheilung neuer Pflanzen,
Florblumeu und Früchte (Floral u. Fruit-Comitt^e),
da Pflanzen-Liebhabern dadurch manche Täuschung
erspart und mancher Charlatanerie entgegengewirkt
werde. Alles, was in England Neues an Pflanzen und
Blumen erscheint, wird der Beurtheilung vorgelegt,
diese selbst aber in den monatlich 2 Mal erschei-
nenden Proceedings (Verbandlungen) abgedruckt.
10*
76
Dieser Einrichtung stehen allerdings bei uns man-
cherlei Schwierigkeiten entgegen, weil in Deutsch-
land alles weitläufiger ist und die verschiedenen
Volks-Stämme, wenn auch nicht mehr so wie frü-
her, so doch immer noch mit einander rivalisiren.
Eine Centralisation, wie sie in England stattfindet,
wird bei uns nie Wurzel fassen.
Der Kunst- und Handelsgärtner Martin Mül-
ler in Strasburg a. Rh., Mitglied des Vereines,
hatte eine Reihe den Obstbau betreflende Aufsätze
zur Mittheilung und dann zum Druck in der Wo-
chenschrift dem General -Sekretär übergeben. Da
selbige aus der Feder eines intelligenten und zu-
<;;leich praktischen Gärtners geflossen, so besitzen sie
gewiss, namentlich für den Laien, grossen Werth.
Martin Müller hat seit raehrern Jahren schon
lebhaften Antheil an den Bestrebungen des Verei-
nes, ganz besonders, was den Obstbau betrifft, ge-
nommen und ihn auch bei den grossen Pomologen-
Versammlungen unterstützt. Aber auch um den
Obstbau in Deutsehland selbst hat genannter Baum-
schul-Besitzer, wie schon früher mitgetheilt wurde,
sich Verdienste erworben. Seine Formenbäume ha-
ben bei uns allgemeine Anerkennung gefunden. Die
grossartigste Anlage, welche er in Deutschland in's
Leben gerufen, befindet sich bei Kalbe a. S., nicht
weit von der Eisenbahn, welche von Leipzig nach
Magdeburg führt. Professor Koch machte deshalb
besonders Gutsbesitzer, welche auch feineres Obst
heranziehen wollen, auf die Formen-, besonders
Spalier- und Pyramidenbäume des Kunst- u. Han-
delsgärtners Martin Müller in Strasburg a. Rh.
aufmerksam.
Von Seiten des Gartenbau -Vereines in
R atibor wurde ein Bericht von dem Jahre 1863
vorgelegt, der von der Thätigkeit und dem Gedei-
hen desselben Zeugniss ablegte. In den Versamm-
lungen wurden allerhand bezügliche Vorträge ge-
halten, wo besonders die beiden Sekretäre, Lehrer
Oppler und Kunst- und Handelsgärtner Arlt, sich
ausgezeichnet haben. Der Verein erstreckt sich be-
reits über 6 Kreise und sucht auch durch einen
Lesezirkel, in dem gärtnerische Zeitschriften und Bü-
cher regelmässig den auswärtigen Mitgliedern zu-
gehen, zu wirken.
Der General -Sekretär theilte mit, dass de
Jonghe van Ellemet, Mitglied der Geueralstaa-
ten in den Niederlanden, auf seinem Landsitz Oost-
kapelle bei Middelburg auf der Insel Seeland unter
Anderem auch eine reiche Sammlung von allerhand
Dickpflanzen, besonders von Cacteen und Agaveen,
besitze und gern mit Liebhabern in Verbindung
trete. Er ersucht deshalb alle diejenigen , welche
sich für diese Pflanzen interessiren und ebenfalls
grössere Sammlungen haben , ihre Verzeichnisse
nach Oostkapelle bei Middelburg zu senden. Zu
gleicher Zeit übergab de Jonge van Ellemct
einen Bericht über die am 5. und 6. November
vorigen .Jahres stattgefundene Pflanzen-, Obst- und
Gemüse-Ausstellung in Middelburg. Dieselbe war
dieses Mal an Pflanzen weniger reich besetzt, doch
fanden sich einige hübsche Sammlungen von Kalt-
hauspflanzen und Begonien vor. Auch abgeschnit-
tene Georginen waren trotz der späten Jahreszeit
noch vorhanden. Von Gemüsen sah man haupt-
sächlich eine ziemlich grosse und reiche Sammlung.
Desto mehr waren das Kernobst, Aepfel und Bir-
nen, vertreten. Es ist zu bedauern, dass kein deut-
scher Pomologe die Gelegenheit benutzen konnte,
von dem besseren holländischen Obste Kenntniss zu
nehmen.
So sehr auch in den früheren Jahren die Nie-
derlande sich durch poniologische Werke auszeich-
neten, PO war doch in geuanntem Lande, so viel
wir wissen, in der neuesten Zeit die Pomologie
mehr oder weniger vernachlässigt worden. Um so
erfreulicher ist es nun, dass der pomologische
Verein in Boskoop, von dessen Thätigkeit wir
mehrmals zu berichten Gelegenheit gehabt haben,
im Begriflfe steht, ebenfalls eine Beschreibung der
in den Niederlanden angebauten Obstsorten mit
Abbildungen in buntem Farbendruck herauszugeben,
und deshalb mit dem Buchhändler J. B. Wolters
in Groningen Verhandlungen angeknüpft hat. Eben
deshalb hat er mit grossem Interesse die in den
letzten Versammlungen unseres Vereines stattgefun-,
denen Mittheilungen des russischen Pomologen Ned-
zielsky, ganz besonders in Betrefl' der regelrech-
ten Durchschnitte, in der Wochenschrift, gelesen.
Der Rosengärtner Herger in Köstritz bei
Gera machte über seine Rosen-Anpflanzungen Mit-
theilungen und legte ein Verzeichuiss derjenigen
neueren Sorten vor, welche er am Meisten empfeh-
len könne. Diesem sich anschliessend legte Pro-
fessor Koch das neueste Heft der van Houtte'-
schen Flore des Serres, in dem eine kleinere An-
zahl der besseren neueren Rosen abgebildet ist,
vor. Von diesen letzteren erregte die Rose Ber-
nard Palissy, welche von Margottin erst im
vorigen Jahre in den Handel gegeben ist, deshalb
die Aufmerksamkeit der Anwesenden, weil in ihr
5 Centra, eigentlich 5 Rosen, welche von grösseren
Blumenblättern eingeschlossen und damit zu einer
einzigen Blume vereinigt wurden, vorhanden waren.
Inspektor Bouche übergab einen Bericht der
auf dem Versuchsfelde des Vereines stattgefuu denen
Kulturversuche und machte über einige der neuern
Florblumen, besonders über Lychnis Sieboldii,
Mittheilungen. Der Bericht wird später in der
Wochenschrift gedruckt werden.
77
Der General- Sekretär übergab wiederum ein
Heft von Wörmann's Garten - Ingenieur (s.
vor. Jahrg. S. 364) und empfahl dasselbe um so
mehr, als es einen sehr wichtigen Theil der gärt-
nerischen Technik: die Kanal- und Ofen-Heizungen,
ausserdem aber die Gärtner- Wohnungen enthält.
Die Feuerungen sind in doppelter Hinsicht wichtig,
weil sie, ordentlich angelegt, einmal bedeutende
Ersparnisse geben und dann auch den Pflanzen zu-
träghch sind. Selbst der beste Gärtner kann bei
schlechten Heizungen keine ordentlichen Pflanzen
lieranziehen.
Der Maschinenbauer Siegrist (Neu Schöneberg
No. 5) hatte einen aus Eisenblech angefertigten
Blumentisch mit Springbrunnen ausgestellt. Der-
selbe besass die gewöhnliche Höhe von 3^ Fuss bei
2^ Fuss obern Durchmesser. Aus der Mitte der
obern Schale brachte eine feine Röhre den Strahl
von Wasser, was in einem kurzen, dicht darunter
befindlichen CyHnder vorhanden war, hervor, wäh-
rend es nach einem zweiten, unten am Boden an-
gebrachten Oylinder ablief Ist das Was.ser nach
olmgefähr 2 Stunden aus dem oberen Cylinder ab-
und in den unteren eingelaufen, kann man es dem
letzteren wiederum auf eine bequeme Weise ent-
nehmen und den ersteren von Neuem füllen, damit
das Wasserspiel von vorn beginnt. Der Blumen-
tisch kostet in dieser Grösse 20 Thaler. Es ist
nicht zu leugnen, dass in Zimmern , wo man viele
Pflanzen pflegt, ein kleines Wasserspiel zur Ver-
schönerung beiträgt.
Einige Biattpflaiizeii-Clnippen im Freien.
Voll] Ruseugärtner Herger in Köstritz
Im vierten Jahrgange der Wochenschrift (Seite
188) ist in einer besonderen Abhandlung über
Köstritz und seine 3 Handelsgärtnereien auch eini-
ger Blattpflanzen -Gruppen gedacht, welche sich
vor bald nun 4 Jahren in meinem Rosengarten be-
fanden; gestatten Sie mir, auch jetzt einiger zu ge-
denken, wenn sie auch nur Modifikationen der frü-
heren sind. Ich bin zwar Handelsgärtner, sehe
aber darauf, dass mein ganzer Garten ästhetischen
Ansprüchen nachkommt, und bemühe mich, beson-
ders in der nächsten Nähe meiner Wohnung, mir
den Aufenthalt daselbst angenehm zu machen. Der
Handelsgärtner sollte es doch nie versäumen , in
der geschmackvollen Behandlung seines Gartens
Liebhabern voranzugehen. Es mag dieses in grös-
seren Städten, wo man mit dem Räume wegen des
hohen Preises, den dort Grund und Boden besitzt,
seine Schwierigkeiten haben und zum Theil gar
nicht ausführbar sein, im Kleineren lässt es sich
immer ausführen, wenn man nur den guten Willen
hat. Es kommen während der besseren Jahreszeit
sehr viel Blumen-Liebhaber aus der Ferne zu mir,
um meine grossen Anlagen in Augenschein zu
nehmen; es freut mich dann, wenn diese auch au
meinen sonstigen Anlagen, und vor Allem an mei-
nen Gruppen, Gefallen haben.
Eine solche Gruppe von 16 Fuss Durchmesser
befand sich in einiger Entfernung vom Wohnhause
und wurdt vom Hauptwege ringsum eingeschlossen.
In der Mitte erhoben sich einige 20 Triebe des
Klarinettenrohres (Arundo Donax) bis zu einer
Höhe von 14 und 15 Fuss. Darum gruppirteu
sich in 1| füssiger Entfernung von einander 12
Stück Canna discolor, welche im Hochsommer be-
reits eine Höhe von 8 bis 9 Fuss besassen. Einen
weiteren Kranz bildeten wiederum 12 Stück bunt-
blättriges Klarinettenrohr von niedrigem Wüchse,
zwischen denen 12 üppig gewachsene Scharlach-
Lobelien und 24 Stück Coleus Verschaffeltii in ge-
höriger Abwechslung angebracht waren. Um die-
sen Kranz befand sich nun eine gut gehaltene
Buchsbaum-Einfassung.
Der Kontrast des grossen grünen Klarinetteu-
rohres zu den braunen Canna's, so wie der feurig-
scharlachi-othen Lpbelien zu den blendend-weissen
Bändern des genannten Rohres in dritter Linie
und dieser wiederum zu der tiefviolettbraunen und
sammetartigen Färbung des Coleus war in der
That reizend. Dazu kam, dass die ganze Gruppe
von Ueppigkeit strotzte und bis zum Herbste kein
beschädigtes Blatt gesehen wurde. Das buntblät-
trige Klarinettenrohr war zuletzt, wahrscheinlich in
Folge des üppigen Wachsthumes, ganz weiss ge-
worden.
Eine andere viel kleinere, den Mittelpunkt
eines ebenfalls 16 Fuss im Durchmesser enthalten-
den Rasenstückes einnehmende Gruppe nahm sicli
ebenfalls gut aus. In der Mitte stand hier recht
starkes buntblättriges Klarinettenrohr, welches von
12 Stück der dunkelsten Lobelien (L. Salterii) ein-
gefasst wurde. L^m diese hatte ich einen dichten
Kranz von niedrig-gehaltenen Perillen, die ich des-
halb in kleine Töpfe eingesetzt hatte und von Zeit
zu Zeit, um das Durchwachsen zu verhindern, her-
umdrehte, angebracht, worauf schliesslich ein zwei-
ter, fussbreiter Kranz von Cerastium Biebersteiuü
DC. (tomentosum der Gärtner, nicht L.) folgte.
Die silbergraue Farbe des letztern kontrastirte zu
dem Grünbraun und Braun der Perillen auf wun-
derbare Weise, so dass die ganze Zusammenstellung
allgemeinen Beifall hatte.
78
Die
neuen Soiiiiuergewäehse des Freilandes.
(Fortsetzung.)
27. Wir haben über die jährigen Lupinen
im 4. Jahrgange der Wochenschritt (S. 256) eine
ausführliche Abhandlung gegeben, auf die wir zu-
nächst zurückweisen wollen. In dem letzten Jahre
sind wiederum, besonders durch Carter et Co. in
London, einige neue Formen in den Handel gekom-
men. Wir bemerken zunächst, dass der echte Lu-
piuus Hartwegi Lindl. nicht mehr in den Gärten
vorzukommen scheint. Was man unter diesem Na-
men noch fortwährend in den Verzeichnissen führt,
ist L. clegans Humb., welcher früher auch als L.
pubescens, guatemalensis und Moritzianus
kultivirt wurde. Vielleicht gehört selbst L. venu-
stus und Dunetti der Gärten ebenfalls hierher
und nicht zu L. pulchellus Sweet; beide zeich-
nen sich allerdings durch ihr dunkelcs Laub aus.
Lupinus nigrescens (s. vorig. Jahrg., Seite 52)
scheint dieselbe Form zu sein, welche auch als L.
Dunetti atroviolaceus in den Handel gekommen
ist. Während diese dunkelfarbige Blüthen besitzt,
zeichnet sich L. hybridus albo-coccineus duixh
hellere aus. Beide Formen neben und unter einan-
der gepflanzt, bilden gewiss eine hübsche Gruppe,
weshalb wir darauf aufmerksam machen. Es unter-
liegt keinem Zweifel, dass alle diese Formen Blend-
linge sind, an denen auch L. mutabilis Sweet
Antheil genommen hat. L. mutabilis versicölor
kommt jetzt auch als variecölor vor. Sollte L.
veuustus tricülor etwas anders sein, als der alte
L. tricolor elegans? Von Belgien aus wird ein
L. Hartwegi persicus mit eigenthümlicher Blu-
menfärbung empfohlen. Wie kommt aber diese Lu-
pine, deren Stamm-Eltern in Kolumbien und in Me-
xiko wachsen, nach Persien?
28. Machaeranthera tanacetifolia N. v. E.
stammt aus Mexiko, von woher sie Alex. v. Hum-
boldt zuerst unter dem Namen Aster tanacetifo-
Hus bekannt machte. Es ist ein hübsches Pflänzchen,
was sich, ähnlich den einjährigen Lobelien, von
unten verästelt und eine Menge Blütheukörbchen
mit weissem Strahle hervorbringt. Deshalb ist es
zu Einfassungen, aber auch auf Schmuckbeeten, zu
empfehlen. In der Kultur verhält es sich einjährig,
obwohl es in botanischen Werken als Staude au-
gegeben wird.
29. Malope malacoides ist eine südeuropäi-
sche Malvacee, die der bekannten Malope trifida
Cav. sehr ähnlieh aussieht und sich nur durch mehr
längliche und ungetheilte Blätter auszeichnet. In
den botanischen Gärten wird sie lange schon kul-
tivirt; an Schönheit steht sie der erwähnten nach.
In den Verzeichnissen wird die Blume rosaroth-ge-
streift und mit rothem Kelche angegeben, was bei
der wilden Pflanze nicht der Fall ist.
30. Malva bryoniaefolia wird als niedriges
Sommergewächs mit kleinen eingeschnittenen Blät-
tern und niedlichen rosenrothen Blumen zu Einfas-
sungen und niedrigen Gruppen empfohlen. Aus"
dieser Angabe möchte hervorgehen, dass es nicht
die richtige Pflanze d. N. ist. M. bryoniaefolia
stammt nämlich aus Südafrika und ähnelt der be-
kannten Malva fragrans oder Creeana. Wie
aber letztere, und namentlich auch die verwandte
M. mini ata Cav., in Frankreich im Sommer auf
ähnliche Weise, wie hier von der M. bryoniaefolia
gesagt wird, Anwendung findet, so möchte mögli-
cher Weise auch Malva bryoniaefolia in einem
günstigen Klima ebenfalls zu Einfassungen im freien
Lande benutzt werden können. Ob aber bei uns?
3L Matthiola tricuspidata R. Br. wächst
in den Mittelmeerländern, so wie im Oriente, und
ist zwar unserer Levkoje nahe verwandt, verdient
aber gärtnerischer Seits gar keine Beachtung.
32. Mesembrianthemum nodiflorum L.
wird ebenfalls empfohlen, warum? begreift man
nicht. Wer die Pflanze einmal kultivirt hat, thut
es sicher nicht zum zweiten Male. Die weissen
Blumenblätter sind so klein, dass man sie kaum
deutlich sieht.
33. Mlmulus cupreus Veitch hat zu man-
cherlei Neuzüchtungen Veranlassung gegeben. An
mehrern Orten Deutschlands, Frankreichs und Eng-
lands hat mau Kreuzungen, namentlich mit M.
quinquevulnerus, gemacht und besonders mit letzte-
rem hübsche getigerte Formen erhalten. Benary
In Erfurt und Deegen in Köstritz bei Gera sind
bei uns am Glücklichsten gewesen. Noch ist es
aber nicht gelungen, bestimmte Zeichnungen bei
den Aussaaten festzuhalten. Bei uns führen diese
Formen zusammen den Namen M. cupreus hy-
bridus, in Belgien heissen sie M. cupreus mul-
timaculatus, sonst Im Auslande M. pardinus
und tigrioides. Die Blüthen ähneln in dieser
Färbung denen der Nemophila atomaria.
34. Von dem Garten-Mohn mit Päonien-ar-
tigen Blüthen (Papaver paeoniflorum) hat man jetzt
eine Zwergform, welche zu empfehlen ist.
35. Die Nemophllen sind bekanntlich kleine
nette Pflänzchen, welche wegen ihrer BlütheufüUe
auf Schmuckbeeten einen geeigneten Platz finden.
Als N. discoidalis elegans punctata besitzt
man eine Form mit chokoladenfarbigen und marmo-
rlrten Blüthen, wo der Rand aber ebenfalls weiss
ist. N. auriculaeflora haben wir nicht gesehen.
Die Form mit panaehlrten Blättern (N. maculata
fol. var.) Ist nichtssagend. Mit ihr ist aber nicht
79
zu verwechseln: Nemophila insignis ä fleur
blanc panache mit weissen und blau gestreiften
Blumen.
36. Ocimum carnosum Lk et 0. wurde
vom botanischen Garten in Berlin aus vor fast 3
Jahrzehenden eingeführt, verschwand aber nach und
nach wieder aus den Gärten. Neuerdings ist es
wiederum, wir wissen nicht woher, in den Handel
gekommen. Ob die Pflanze jetzt nun bei dem
Liebhaber sich behaupten wird, bezweifeln wir. Die
Art zeichnet sich übrigens durch eine schwärzlich-
braune Färbung, so wie durch dickliche Blätter,
aus und steht dem O. sanctum L. am Nächsten,
ist vielleicht nicht einmal verschieden.
37. Oenothera micrantha Hörn, gehört jetzt
in das von Fischer und Meyer aufgestellte Ge-
nus Sphaerostigma. Alle dazu gehörigen Arten
werden die Aufmerksamkeit des Liebhabers nicht
lange fesseln, ö. micranthum. jedoch am Aller-
wenigsten.
38. Würde Jemand unsere wilden Hauhe-
cheln (Ononis repens L. und spinosa) als Garten-
pflanzen empfehlen, so könnte er gewiss bald die
Ueberzeugung erhalten, dass diese an Schönheit
manche unserer Gartenpflanzen übertreffen; wie
man aber die kleine O. filicaulis Salzm., welche
in Spanien und Nordafrika wild wächst, für eine
Zierpflanze ausgeben kann, begreift man nicht. Es
ist ein würdiges Seitenstück der früher auch em-
pfohlenen 0. pubescens, die aber trotzdem noch
in einigen Verzeichnissen fortgeführt wird. Nicht
mehr Beachtung verdient auch die südeuropäische
O. variegata L.
39. Dagegen möchte wohl Orobus atropur-
pureus Desf., eine nordafrikanische Erve, auch von
Seiten der Liebhaber, Aufmerksamkeit verdienen.
Er war früher auch als O. Fisch er i Sweet in den
Gärten (s. 1. Jahrg. der Wochenschr. S. 95).
40. Es kann nicht in unserer Absicht liegen,
alle die Petunien, welche man neuerdings aus
Samen erzogen und welche als etwas Besonderes
aufgeführt wurden , namentlich aufzuführen , aber
doch wollen wir einige der besseren nennen, die
zugleich in der Aussaat konstant bleiben. Petu-
nie Gloire de Segrez wächst buschig und hat
zart-rosafarbige Blüthen mit weissem Auge; Pe-
tunia hybrida picturata baut sich ebenfalls
buschig, bleibt aber stets niedrig und besitzt dun-
kel-karminrothe und weiss-marmorirte Blumen; Pe-
tunia mirabilis ist nichts weiter, als die alte P.
phoenizea.
41. Von Phlox Drummondii hat man in den
beiden letzten Jahren eine Reihe sehr hübscher For-
men gezogen. Von der Phlox Luise Grell haben
wir bereits im vorigen Jahrgange der Wochenschrift
gesprochen. Eine zweite zu empfehlende Form,
welche ebenfalls Fr. A. Haage jun. in Erfurt ge-
zogen, ist chamois-rosa und hält sich konstant. Phl.
Dr. maxima stellata zeichnet sich durch grosse
Blumen aus, welche eine rosenrothe Farbe, von
einem weissen Auge unterbrochen, besitzen. Neu
sind sonst Wilhelm I. mit karmoisinrother, aber
weissgestreifter Blume; diese ist bei Princess
royal purpurviolett und weiss-gestreift, bei Black
Warrior purpurroth. Bei New-marbred (von
den Franzosen Imp^ratrice Eug^nie genannt)
ist die Blume verschiedenfarbig, stets aber mar-
morirt.
42. Als Pinardia Roxburghii kultivirt man
eine Pflanze in Frankreich, welche keineswegs die
echte von L es sing sogenannte Pflanze ist, sondern
Madaroglossa Douglasii C. Koch (Oxyura
chrysanthemoides F. et M.).
43. Wir haben bereits Im vorigen Jahrgange
der Wochenschrift (S. 53) der grossblüthigen Ab-
art der Rhodanthe Manglesli gedacht; von die-
ser ist jetzt wiederum eine Form erschienen, wo
die Strahlenblüthchen eine blentlend- weisse Farbe
haben.
44. Ueber Ricinus- Formen haben wir Im 1.
Jahrgange der Wochenschrift (S. 102) berichtet.
Es Ist nicht zu leugnen, dass besonders die grossen
Formen mit röthlichen oder bräunlichen Blättern
In einer grösseren Blattpflanzen- Gruppe sich sehr
gut ausnehmen; leider ai'ten sie nur zu rasch aus
und gehen in eine der Urformen zurück (s. 4.
Jahrg. d. Wochenschr. S. 287). Neuerdings wird
wegen der riesigen Grösse eine Form unter dem
Namen Ricinus borbonicus arboreus gerühmt;
grade mehr gedrängt wächst dagegen Ricinus
purpureus compactus.
45. Roemeria hybrida DC. schliesst sich
den Eschscholtzlen an, mit denen sie In die Familie
der Papaveraceen gehört, und besitzt violette, rasch
abfallende Blüthen. Liebhaber möchten wohl nicht
lange von ihrer Schönheit eingenommen sein.
46. Salvia Hormlnum L., ein südeuropäischer
Salbei, war früher wegen der schönen rothen, vio-
letten und blauen Deckblätter In den Gärten sehr
behebt, findet sich auch noch hier und da vor.
Neuerdings hat man auch Formen erzogen, wo die
Deckblätter rosafarbig oder weiss sind.
47. Von Saponarla calabrica Guss., die
Immer noch unter dem falschen Garten -Namen S.
multlflora In den deutschen, nicht in den besse-
ren französischen Verzeichnissen aufgeführt wird,
hat man jetzt auch eine Form mit fleischfarbenen
Blüthen mit weissem Rande als Saponarla mar-
glnata.
(SchlusB folgt.)
80
Die Woiiderful- Erbse.
Von H. S c li i e b 1 e r in Celle.
Bereits im vorigen Jahrgänge der Wochenschrift
(vgl. p. 72) berichteten wir über vier ueue Erbsen-
t'ormen, die, jeu.seits des Kanals erzogen, sich auch
bei uns bald Freunde erworben hatten. Sie ge-
hörten gleich den oben genannten zu den runzli-
gen Mark -Erbsen, die in BetreH' der Feinheit, des
(rescliniacks, des Zuckergehaltes und langer Ver-
brauchsdauer bisher vou keiner unserer mannig-
faltigen Erbsensorten übertroflen wurden. — Sind
auch für Frühkultur die Sorten der sogenannten
Mai - Erbsen unentbehrlich , da die Mark - Erbsen
einer längern Entwickelungs- Periode bedürfen, so
gibt man doch den letzteren für Spätkultur ziemlich
allgemein seit geraumer Zeit den Vorzug. Die
alte bekannte gelbe Wachs -Erbse und verwandte
Sorten sind bereits fast gänzlich in Vergessenheit
gerathen. Doch auch für die sogenannten Folger-
Erbsen oder mittelfrühen, wohin die treffliche Dick-
son's Favorite, die Bishops-, Schabel- Erbse und
eine Menge anderer gehören, treten mehr und mehr
in die neueren Züchtungen der Mark-Erbsen ein.
ISiiedrigerer Wuchs, Zuträglichkeit und eine frühere
Reife als die älteren Mark-Erbensorten empfehlen
sie besonders.
Hierher ist auch die, wenn wir nicht irren, von
Turner gezüchtete „Wonderful" zu zählen, die
iiiren Namen und die ihr gewordene Empfehlung
bei uns vollkommen gerechtfertigt hat.
Die Erbse wird gegen o Fuss hoch, bestaudet
sich sehr stark bei kräftigem Wüchse und bringt
eine Menge Hülsen , deren jede 7 — 9 grosse Erb-
sen enthält. — Es ist eine sehr dankbar tragende,
weisse Erbse von vortrefflichem Geschmacke, die,
wir zweifeln nicht daran , jedem Liebhaber guter
Gemüse willkommen sein wird. —
Etüde de M. Vernieiilen,
notaire il Bruxelles,
nie des Boiteux 16.
Le notaire Vermeuleu vendra publiquement,
les 27, 28 et 29 avril 18(54, k onze heures pr^-
cises du matin, en la maison, rue de Brabant, u.
224, ä Schaerbeck lez ßruxelles, sous la direction
de M. Ambroise Verschaffelt, horticulteur ä Gand
(Bclgifjue) :
La belle et riche coUection d'Agaves, Yucca
et Bonapa rtea et genres analogues, ddlaiss^e par
M. Edmond-Pierre- Jean-Joseph Vander Vinneu , en
son vivaut propri^taire et amateur distingu^, audit
Schaerbeck.
Les plantes seront ä voir deux jours avant la
vente, depuis dix heures du matin jusqu'ä quatre
heures de relev^e.
Le catalogue se distribue :
A Bruxelles,
A Paris,
A Amsterdam,
A Gand,
A Berhn,
A Leipzig,
A Londres,
A St Petersbourg,
en la maison mortuaire, rue de
Brabant 224;
en r^tude du notaire, rue de Boi-
teux 16;
chez MM Muquardt,hbraire, place
Royal ;
„ » -A- Goin, libraire, rue
des Ecoles S2;
„ „ Sybranni, libraire;
„ „ Ambroise Verschaffelt,
horticulteur;
„ „ Muquardt,libraire, place
d' Arm es;
„ „ leprofesseurKarlKoch;
„ „ Muquardt, libraire;
„ „ Silberrad and son, 5,
Harp lane, great to-
wer Street;
„ „ Jacques Issakoff, li-
braire.
Rosenireiuiden
empfiehlt Unterzeichneter zu bevorstehender Früh-
jahrspflanzung ans seinen grossen Rosenschulen
hodistämmige üosen
von ganz vorzüglicher QuaHtät, in allen Grössen
und in den prachtvollsten altern, neuem und neue-
sten Sorten. Die bei weitem über 2000 Varietäten
zählende Sanmilung enthält das Werthvollste und
Neueste, was bisher im herrhchen Bereiche der
Rose erschien. Ueber 200 Sorten Moos-, gegen
1000 Sorten Bourbon- und Remontant- Rosen und
unter diesen allein über 100 Sorten aus der nur
tief-dunkele, leuchtend und feurig-farbene Rosen ent-
haltenden Prunkgruppe der Rosomenen. Verzeich-
nisse werden auf frankirtes gefälliges Verlangen
franko ertheiit.
Köstritz, im Fürstenthum Reuss, 1864.
J. Ernst Herger,
Rosengärtner.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
EommaodautCQ-ätra&Be No. 63.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdmckerei in Berlin,
Zieten-Flau No. !.
Wochenschrift
des
Vereines znr ßeförderiiiis; des (üarteiibaoes in den Könisl. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
I*i*ofessor Dr. Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 11.
Berlin, den 19. März
1864.
Preis des Jahrganges 5j Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Der Stand des Obstbaues im Kanton Zürich. Vom Semiuarlehrer J. M. Kohler in Küssuacht. — - Auswahl von Rosen,
Vom Eoseugärtner Herger in Köstritz. — Die neuen Sommergewachse des Freilandes. (Schluss.)
Sonntag, den 3. .April, Frühjahr$-.4usstellung in der grossen .\ula der Hönigl. Tiiierarzneisehule (Louisenstr. No. 56).
Die Versammlung der lÜltglicder tindet an demselben Tage, Nachmittags 3 I hr, im Englischen Hause (jflohrenstr. No. 49)
statt, worauf (um 3 Uhr) ein gemeinschaftliches Itlittagsessen erfolgt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
Der
Stand des Obstbaues im Kanton Zürich.
Vom Seminark'lirer J. M. Kohler in Kü.ssnacht.
Briefliche Mittlieilung.
Ihrem Wunsche gemäss erhalten Sie hiermit
einen, allerdings kurzen Bericht über den Stand und
Gang des Obstbaues im Kanton Zürich. Ich be-
nutze diesen Anlass um so lieber, da das etwas
inivollstiindige Verzeichniss , welches unserer nach
Görlitz entsendeten Sammlung beilag, es mir zur
Pflicht macht, das Versäumte nachzuholen.
Der Kanton Zürich, 74,8 Schweizer Quadrat-
Stunden oder 31,30 Quadrat -Meilen gross, ist ein
an Obst reiches Gebiet. Es wird vorherrschend
Kernobst gebaut , doch auch Steinobst in ansehn-
licher Menge. Schalenobst verschwindet mehr und
mehr, und es sind in den letzten 30 Jahren die
meisten der ziemlich zahlreichen , mächtigen Wall-
nussbäume gefallen. In derselben Zeit sind auch
die meisten der gewaltigen Kirschbäume in der
Ebene (niedere Lagen) verschwunden, und finden
sich gegenwärtig nur in höheren Lageii noch in
grösserer Zahl.
Da unsere Berge nur wenig die absolute Höhe
von 3000 Fuss überschreiten, und sich sonach nur
1800 Fuss über unsere niedrigsten Thalgelände er-
heben, so gedeiht überall das Obst; denn es steigt
der Pfirsich- und Aprikosenbaum bis zu 1800 Fuss
ü. M., der Wallnuss- und der Zwetschenbaum bis
2500 Fuss, das Kernobst bis 3000 Fuss, die Pflaume
und Kirsche bis 3500 Fuss ü. M. in der nördlichen
Schweiz. An einigen Orten dehnen sich schöne
Baumpflanzungen über alles Land — Weinberge
ausgenommen — fast gleichmässig aus, so dass
wahre Obstbaumwaldungen entstehen, in denen rie-
sige, gross wie Eichen gewachsene Birn-, Kirsch-
und Aepfelbäume gar nicht selten sind. Hier sieht
man so recht, dass unser Boden und Klima diesen
Gewächsen trefl'lich zusagen. Die mächtigsten der-
artigen Obstwaldungen finden sich um den Zürich-,
Greifen-, Pfäffiker-See; es ist auch allerorts That-
sache, dass die nördlichen Abhänge der jene Seen
umkränzenden Höhenzüge den Obstbäumen besser
-zusagen, als die Sudgehänge. In andern Gegenden,
besonders da, wo der eigentliche Ackerbau zu
Hause ist, wird der Obstbau in weniger ausgedehn-
tem Maasse betrieben, und bleibt meist auf grös-
sere oder kleinere Bauragärten beim Hause, oder
auch auf besondere Obstplantagen, auf sogenannte
Almenden, beschränkt. Baumpflanzungen längs der
Strassen, wie solche in Württemberg und auch in
einzelnen Kantonen der Schweiz vorkommen, exi-
stiren bei uns nicht.
Je nach der Gegend wird auch der Obstbau
mit mehr oder minder Sachkenntniss, mit mehr
oder weniger Pflege betrieben. Tüchtige Land-
wirthe düngen jedes Jahr ihre Bäume, ja selbst
wiederholt, indem vielorts nach jedem Grasschnitt
gegüllt wird, denn ,wo ein Baum in der Wiese
steht, wird der Boden doppelt in Anspruch genom-
men ; er bedarf daher um so mehr des Ersatzes
durch Düngung." Das ist die Ansicht unserer Bauern,
ohne Liebig studirt zu haben; und das glauben
11
82
sie nicht blos, sie thun darnach. An eben diesen
Orten werden die Bäume je zu 3 Jahren umge-
lichtet, welches Geschäft meist im Vorwinter ent-
weder vom Baiimbesitzer selbst, oder von den so-
genannten , Baumerbauern" mit Hülfe des , Hack-
messers" für das hierbei abfallende Holz ausgeführt
wird. Für dieses Baumbeschneiden haben wir keine
eigentlich gelernten Baumschneider; es sind die be-
treffenden Leute aber doch meist nicht ungeschickt,
und indem sie darauf sehen , zu starke Dickichte
zu lichten, ferner eine möglichst ebenmässige Krone
heranzubilden oder zu bewahren, so fällt die Sache
in der Regel nicht übel aus.
Es gibt wohl keine Ortschaft, die nicht eine
Anzahl eigenthümlicher Obst-Sorten besässe. In den
einen Gegenden sind die Birnbäume zahlreicher, in
andern die Aepfelbäume; hier wird neben dem
Wirthschaftsobst noch viel und trefttiches Tafelobst
gezogen , während anderwärts fast ausschliesslich
Wirthschaftsobst vorkommt.
Wie gross übrigens die Anzahl der Obst-
bäume im Kanton Zürich sei, und wie gross der
Ertrag an Obst, könnte ich nicht einmal annähernd
angeben. Doch mögen einzelne Beispiele einen
Masstab zur Beurtheilung dieser Frage abgeben.
Der Kanton Thurgau, etwa halb so gross, wie
der Kanton Zürich (17, 90 Quadrat-Meilen) hat etwa
160,164 Juchart ä 40,000 Quadrat-Fuss Kulturland,
auf welchem Obstbäume stehen. Hiervon entfallen
88,603 Juch. auf Ackerland und 61,561 Juch. auf
W^iesen. Da dieser Kanton gegenwärtig 877,610
Obstbäume zählt, so finden wir pro 1 Juch. = ö<'
Bäume; auf die Einwohner vertheilt pro 1 Kopf
beinahe 10 Bäume. Diese sämmtliehen Obstbäume
repräsentiren ein Kapital von nahezu 44 Mill. Franc
und werfen durchschnittlich pro Jahr einen Ertrags
von e. 2 Mill. Franc ab.
Der kleine Kanton Baselland (7,(;5 Quadrat-
Meilen) zählt 410,599 Bäume, nämlich:
148,734 Aepfel-,
59,990 BIrn-,
54,271 Zwetschen-,
4,068 Pflaumen-,
131,800 Kirschen-,
1 1,716 Nussbäume.
Hier kommen auf jeden Einwohner 8 Bäume,
und da der durchschnittliche Ertrag pro 1 Jahr
auf 1,230,000 Franc geschätzt wird, so kommen
davon 24 Franc auf je 1 Einwohner und 3 Franc
je auf einen Baum.
Vom Kanton Zürich führe ich die grosse See-
gemeinde Wadenschweil an, in welcher man im
Herbste 1862 den Obstertrag zu 270,000 Sester
Birnen = 16,560 Saum Most, imd 160,000 Sester
Aepfel = 7530 Saum Most rechnete. Es ist frei-
lich das Jahr 1862 am genannten Orte, mit Aus-
nahme einiger Gegenden in Berg, ein an Obst sehr
reiches gewesen. Rechnen wir den Saum (100
Maass, 1 Maass = 3 Pfd) Most nur zu 10 Franc,
so erhalten wir einen Ertrag von den Bäumen
einer einzigen Gemeinde im Betrag von 238,900
Franc. Das mit Obstbäumen besetzte Land mag
sich um 3000 Juch. belaufen.
Aus meiner nächsten Umgebung, von Küss-
nacht, wo Bäume nur auf W^iesen gezogen werden,
führe ich schliesslich noch ein Beispiel an. Einer
meiner Freunde zählt auf seinem 9 Juchart betra-
genden Wieslande 180 Bäume, (Aepfel und Birnen),
von denen 155 Stück tragbar, 25 weitere Stück
noch nicht tragfähig sind. f]s kommen also hier
durchschnittlich 2000 Quadrat-Fuss auf jeden Hoch-
stamm, während bei andern hiesigen Baumpflanzun-
gen nur 1500 Quadrat-Fuss auf den Baum entfal-
len. Li guten Obstjahren gewinnt mein Freund
72 Saum ^lost und 80 Tansen a 4 Sester Koch-
und Tafelobst. Das Mostobst besteht hier am See
meistens in Birnen.
Der grösste Theil unseres Obstes wird in Most
(Cider) verwandelt, wozu die Leute hier zu Lande
schon wegen der Weinbereitung ganz gut einge-
richtet sind. Viel Obst wird roh und gekocht ge-
gessen, ein bedeutendes Quantum gedörrt (gebacken).
Eigene Einrichtungen zum Dörren sind nur selten;
in Folge der hohen Holzpreise vermindert sich
diese wenig rentable Zubereitung. Die Trestern
des gemosteten Obstes geben Branntwein, und die
ausgenutzten Trestern werden geformt, getrocknet
und als Brennmaterial verwendet. Ein nicht unbe-
deutendes Quantum Obst wird gleich im Herbst
nach Deutschland ausgeführt, und zwar in letzter
Zeit nicht mehr allein in die obstarmen Gegenden
Oberschwabens, sondern selbst hinunter an den
Rhein, wie z. B. letztvergangenen Herbst nach
Frankfurt a. JI.
Es bleibt mir noch übrig, Ihnen mitzutheilen,
was seit einer Reihe von Jahren geschehen Ist
und was gegenwärtig geschieht, um die für uns so
wichtige Obstkultur immer mehr zu heben und noch
allgemeiner zu verbreiten. Der landwlrthschaftliche
Kantonalverein ordnete seit einer Reihe von Jahren
landwlrthschaftliche Ausstellungen an, in denen das
Obst stets eine wichtige Stelle einnahm. Die hohe
Regierung des Kantons setzte den Vorstand des
laudwirthschaftllchen Vereins in den Stand, den
besten, schönsten und belehrendsten Sortimenten
angemessene Prämien zu ertheilen. Zugleich wur-
den die meist sehr bedeutenden und schönen Obst-
Ausstellungen benutzt, um die verbreitetsten und
besten Sorten unseres Ländchens kennen zu lernen.
Inspektor Lucas aus Reutlingen war zu dem Ende
I
i
83
2 Mal bei imsera Ausstellungen, und durch iliu,
wie durch einheimische Kenner, wurden mögliclist
viele einzelne Sortimente bestimmt, so dass man-
chen Orts die richtigen Namen nun bekannt sein
können.
Hierbei niuss freiUch zugegeben werden , dass
diese Bestimmungen sich stets nur auf eine Min-
derzahl der ausgestellten Obstsorten erstreckten,
auf diejenigen nämlich, die aucli anderwärts viel-
fach vorkommen und als systematisch beschriebene
Obstsorten bezeichnet werden können. Für die
andern lokalen Sorten sammelte man die zu deren
näheren Kenntniss nöthigen Materialien, musste sich
aber dabei vielfach überzeugen, dass man es in
den meisten Fällen nur mit Sorten geringeren Ran-
ges zu tliun habe, mit Kernobst-Sorten, welche nir-
gends über die engen Grenzen ihrer Entstehung
hinaus sich verbreiteten.
Unmittelbar nach einer solchen Ausstellung,
(im Jahre 1855), bearbeitete der damahge Ober-
gärtner des botanischen Gartens in Zürich, Dr.
Eegel, die Mehrzahl der ausgestellt gewesenen
(226) Aepfelsortcn. Diese Schrift gab noch gleich-
zeitig Belehrung über die Kultur der hochstämmi-
gen Obstbäume für das Feld und den Obstgarten.
Da selbe allen Mitghedeni <les landwirthschaftlichen
Vereins gratis ausgetheilt wurde, so trug das treff-
lich gescluicbene und systematisch gut durchge-
fülirte Büchlein nicht wenig dazu bei, Obstsortcn-
Kenntniss zu verbreiten, und einer guten Baum-
Behandlung auf die rechte Bahn zu helfen. Der
laudwirthschaftliche Verein schaffte nun auch die
nöthigen Hülfsmittel zum Studium der Pomologie,
als: Bücher, Abbildungen, geformte Früchte herbei.
Die Sammlung Arnoldi's in Gotha, eine gegen
200 der besten französischen Birnen enthaltende
Sammlung von Alexandrini wurde angeschafft, und
ebenso Decaisne's Jardin fruitier. Um aber auch
mit den heimischen Sorten genauer bekannt zu
werden, um die bestehenden Sorten gleichsam zu
fixiren und ihr Vergessenwerden zu hindern, wurde
eine Sammlung schön und treu gemalter Früchte
angelegt, die gegenwärtig auf 430 Blätter: 142
Birnen und 288 Aepfel angewachsen ist und fort-
während vermehrt wird.
Die zahlreichen Gemeinde- und Bezirks -Ver-
eine, welche als Sektionen des landwirthschaftlichen
Central -Vereins anzusehen sind, entwickelten eine
recht rege Thätigkeit auf dem Felde der Obstkul-
tur und der Obstbenutzung. In ihren Versamm-
lungen bildet dieser Stoff einen ständigen Artikel,
und manche von Gemeinden oder Bezirken veran-
stalteten Obst-Ausstellungen brachten vielfache Be-
lehrung in Betreff der Sorten u. dgl. m.
Manche dieser Vereine, wie auch viele Priva-
ten bezeugten ihr neu erwachtes Interesse für die-
sen Zweig der Landwirthschaft durch Bezug von
Edelreisern und Beschaffung von jungen Bäumen
wohl empfohlener Sorten. Mehre unserer einhei-
mischen Baumschulen, von Privaten unternommen,
erweiterten sich von Jahr zu Jahr, ohne im Stand
zu sein, allen, sich fort und fort vermehrenden Be-
stellungen nachkommen zu können. Dieser Um-
stand, so wie die Erfahrung, dass der Besteller
von den einheimischen, wie von den fremden Baum-
züchtern und Händlern nicht immer mit der ver-
langten Sorte bedient wurde, machte vielfach den
Wunsch rege, Gemeinde - Baumschulen anzulegen
und den Baumgärtnern zugleich diejenigen Sorten
namhaft zu machen, welche in grösster Masse nach-
gezogen werden sollten. Um diesem Wunsche ge-
recht zu werden, erhielt ich den Auftrag, die Ihnen
bei diesem Anlasse zugekommene kleine Schrift
auszuarbeiten. Auch diese Schrift kommt, wie die-
jenige von Regel, gratis in die Hände aller Mit-
glieder unseres landwirthschaftlichen Vereins, und
wird hoffentlich dazu beitragen, werthlose Sorten
durch bessere zu ersetzen.
Als eine Besserung In dieser Richtung darf
auch der erst kürzlich gefasste Beschluss angesehen
werden, nach welchem künftig auf dem Areal un-
serer landwirthschafthchen Schule, auf dem Strick-
hof bei Zürich, eine Baumschule angelegt und nach
welchem diesem Zweige der landwirthschaftlichen
Thätigkeit fortan eine erhölite, der Wichtigkeit des
Gegenstandes angemessene Aufmerksamkeit gewid-
met werden soll. — Im Schullehrer - Seminar zu
Küssnacht bei Zürich besteht seit Jahren eine
kleine Obstbaumsehule; auch ein nicht unbedeutendes
Sortiment des vorzüglichsten Kernobstes ist da vor-
handen, wodurch den hier studirenden jungen Leu-
ten Gelegenheit geboten wird, alle wichtigeren Hand-
grifie der Obstbaumzucht praktisch zu erlernen und
sich mit einer Anzahl der vorzüglichsten Sorten
durch eigene Anschauung bekannt zu machen. Den
Mitgliedern des Lehrerstandes ist mit diesem Sor-
timente auch die Gelegenheit gegeben, die von ihm
gewünschten Sorten durch Bezug von Reisern und
selbst von Bäumen gratis zu erhalten. Als eine
Frucht dieser Einrichtung mag auch die Erschei-
nung zu deuten sein, dass es vielfach Mitglieder
unseres Lehrerstandes sind, die in den Gemeinde- und
Bezirksvereinen anregend und belehrend auftreten.
Endlich erwähne ich hier noch zum Schlüsse
unserer kantonalen Leistungen, der Vergabung von
2500 Franc zur Förderung pomologischer Zwecke
durch den Oberrichter Stock er in Zürich, der im
Leben ein Freund und Kenner des Obstbaues war,
so auch im Tode noch ein Förderer seiner Lieb-
lingsbeschäftigung bleiben wollte.
11*
84
Aehnliche Bestrebungen, wie sie so eben für
Hebung der Obstkultur im Kanton Zürich sich
kund geben, wurden seither auch in der übrigen
Schweiz rege. Und eine Frucht dieses Bestrebens
ist das poraologische Biklerwerk, von welchem ich
Ihnen in Görlitz eine Probe vorzulegen die Ehre
hatte. Die Direktion des landwirthscliaftlichen Ver-
eines der Schweiz gibt dieses Obstbilderwerk her-
aus, wie sie denn auch eine Bearbeitung der Schwei-
zer Obstbau-Statistik eingeleitet hat.
Dieses sei in Kürze mein Bericht über den
Züricher Obstbau, womit ich mich, freilich etwas
spät, aber aus Ihnen mitgetheilten Gründen, meines
Versprechens Ihnen gegenüber erledigt zu haben
hoffe. Uebrigens bin ich auch ferner zu weiterer
von Ihnen gewünschten Auskunft und Naehweisung
in Sachen gerne bereit.
Auswahl von Kosen.
Vom Rosengärtner Herger in Köstritz.
Bei der immer zunehmenden Liebe zu Rosen
und bei der grossen Zahl von Sorten, welche all-
jährlich eingeführt werden, dürfte es wohl Liebha-
bern von Interesse sehi, zu erfahren, welche am
Meisten lohnen. Ein Artikel im vorigen Jahrgang
der W^ochenschrift (S. 101) lehrt uns nur die Sor-
ten kennen, welche seit November 1862 bis zum
Frühjahre 1863 eingeführt wurden; und doch be-
trägt die Zahl nicht weniger als 82. Dass nicht
alle Sorten gleich schön und zu empfehlen sind,
kann man sich denken. Man nuiss bedauern, dass
die französischen Rosenzüchtcr gar nicht selten
neue Sorten nicht allein in den Handel bringen,
sondern auch empfehlen, die es gar nicht verdie-
nen und deshalb oft schon in wenigen Jahren wie-
derum aus den Verzeichnissen verschwunden sind.
P^ür das Jahr 1864 ist wiederum die kaum
minder grosse Zahl von 77 Sorten augekündigt,
nämlich :
3 remontircudc Moos -Rosen: Cl^meuce
Robert, Madame l^egrand und Sophie de Marsilly.
3 Thee-Rosen: Jaune d'or, Lays und Sou-
venir de Mademoiselle Jenny Pertet.
10 Bourbon-Rosen: Bernadotte, Cellue Go-
nod, Heroine de Vaucluse, Mad. de Stella, Madame
Dor^, Mad. Clotilde Perrault, Mad. Dubost, Mad.
Josöphiue Guyet, Reine de Castille, R^v^rend H.
Dombrain.
61 Remontanten: Abb^e Reynaud, Alpaide
de Rotalier, Alphonse Baiin, Amiral de Lapeyrouse,
Arl^s Dufour, Baronne Pelletan de Kinkelin, Be-
noit Cornet, Bernard Palissy, Centifolia rosca, Char-
lemague, Claude Million, Coquette de St. Marceau,
Duc d'Arcout, Docteur Vingtrinier, Eugene Verdier,
Gabriel de Perronny, George Paul, George Prince,
George Simon, Gloire du Sacr^-coeur, H. Lauren-
tius, Jean Touvais, John Nesmith, Joseph Durrand,
Joseph Fiala, La Duchesse de Morny, La Reine
de la Pape, Le G^ant, Le Mont d'or, Leopold
Hausburg, Louis van Houtte, Louise Damaizm,
Mad. Canrobert, Mad. Derreul Douvill6, Mad. Du-
camp, Mad. Maker, Mad. Malherbe, Mad. Soupert,
Mad. Victor Verdier, Madem. Lobry, Mar^chal Can-
robert, Mar^chal Forey, Mar^chal Suchet von Guil-
lot fils, Mar^chal Suchet von Damaizin, Marie Bau-
mann, ^larquise de Briges, Mexico, Michel Ange,
Mr. Andre Vilnat, Paul Delamailleray, Pavillon de
Pregny, Pierre Notting, Puebla, Richard Lenoir,
Seuateur Reveil, Simon Oppenheim, Souvenir du
Marechal Serrurier, Triomphe de Villecresnes, Vi-
comtesse Duglas und Vice l'empereur.
Ausserdem möchten hier und da, besonders von
England aus, noch neue Sorten in den Handel ge-
bracht worden sein, von denen wir keine Kunde
erhalten haben. Natürlich lässt sich über diese
kein Urtheil abgeben, so lange man sie noch nicht
gesehen und verglichen hat; ich behalte mir vor,
vielleicht später einmal darüber zu berichten und
gebe für jetzt nur die Liste von denjenigen, die
ich mit gutem Gewissen empfehlen kann.
1. Unter den gewöhnlichen Remontanten sind
zu nennen:
1. Belle de Massifs zeichnet sich durch sel-
tenen Reichthum von Blumen aus, die in Dolden-
trauben erscheinen. Die Blume gleicht in ihrer
Bildung einer Anemone und ihre Farbe ist ein
leuchtendes Roth.
2. Comtesse Cecilie de Chabrillon trägt
sehr grosse und volle Blumen von prächtigem und
feurigem Rosa; doch haben die Blumenblätter auf
der Rückseite einen Silberschein.
3. Enfant de France besitzt eiue sehr zarte
Fleischfarbe mit dunkeler Mitte. Bei einer bedeu-
tenden Grösse und einem vollendeten Bau ist sie
auch dicht gefüllt.
4. Inip^ratrice Maria Alexandrina hat
nur eine mittlere Grösse, ist aber ebenfalls gut ge-
baut. Die Farbe ist weiss.
5. Lady Emilie Peel blüht wiederum weiss,
die Blumenblätter haben aber einen karminrothen
Rand. Die Blume ist nur mittelgross.
6. Laurent Descourt blüht reich und voll,
ist auch gut gebaut. Die Farbe erseheint als sani-
metner Purpur, auf der Rückseite der Blumenblät-
ter aber mit glänzend - rosafarbigem Widerschein
versehen.
7. La Tour de Crouy: fleischfarben mit At-
85
lasweiss. Die Blurae ist sehr gross und dicht ge-
füllt.
8. Louise Darzeiid blüht in Dolden. Die
weisse Blume erscheint zwar klein, aber voll und
gut gebaut.
y. Madame BoU hat dagegen wiederum eine
grosse und dicht gefüllte Blume von ganz eigen-
thüiiiliohem Baue und von brillanter Fleischfarbe.
Auch die lieiaubung macht hier besonderen Effekt.
10. Madame Bautin: wiederum sehr gross,
aber von kirschrother Farbe.
11. Madame Charles Wood. Die grosse
Blume besitzt eine rothe Farbe von besonderer
Schönheit.
12. Madame Julie Daran blüht dagegen sei-
denglänzend-zinnoberroth, ist ziemlich gross und voll,
so wie rund gebaut.
13. Madame Pierson: leuchtend-roth mit sil-
berfarbenem Widerschein. Bei dichter Fülle hat
die Blume einen geschlossenen runden Bau.
14. Monte Christo: dunkelscharlach - karmin
mit schwarzbraunem Öammet und feurigem Wider-
schein im Innern. Die Blume ist sehr dicht ge-
füllt und hat einen vollendeten Bau.
1.0. Pr ine esse Alice: leuchtend-rosa mit weis-
sem Schein. Der Bau der grossen Blume ist mehr
schalenförmig, trotzdem aber voll.
16. Professor Koch blüht voll und hat einen
schönen kugelförmigen Bau. Die Farbe ist kirsch-
roth mit dunkelkarmin.
17. Reine des Violettes hat dagegen sehr
flache, obwohl dicht gefüllte Blumen von purpur-
violetter, in der Mitte aber hellrother Farbe. Eine
der ausgezeichnetsten Sorten, die zugleich fast ohne
alle Dornen ist.
18. Soeur des Auges. Hier geht die helle
Fleischfarbe fast in Weiss über. Die Blume ist
gross und sehr gefüllt.
19. Souvenir du Comte de Cavour hat
eine violett-rothe Farbe und einen eigenthümlichen
flachen Bau.
20. Victor Verdi er blüht wiederum leuchtend-
rosa mit hellkarmin schattirt. Die Blume ist sehr
gut lind elegant gebaut.
II. Aus der Reihe der neuerdings als beson-
dere Gruppe unterschiedenen Rosomenen verdie-
nen Beachtung:
21. Abd-el-Kader von dunkeler und samraet-
artiger Purpurfarbe, welche nach der Mitte zu aber
heller wird. Die Blume ist gross und voll.
22. Alfred de Rougemont hat eine karmoi-
sinpurpurbraune Farbe mit feurigem Widerschein
und violettem Sammet. Die Blume ist noch grös-
ser und eine der schönsten, die wir kultiviren.
23. Alphonse Damaizin: leuchtend Scharlach,
aber die Blumenblätter mit dunkelerem Rande. Sie
blüht in Dolden und ist sehr gefüllt.
24. Archevfeque de Paris ist wiederum schön
gebaut und hat eine sammetartige, dunkel violette
Farbe mit feurigem Widerschein.
25. Baron Adolph de Rothschild: leuch-
tend feuerroth , die Blumenblätter haben aber oft
weisse Spitzen.
26. Charles Leffebre hat sehr grosse und
dicht gefüllte Blumen von einem eigenthümlichen
Bau. Ihre Farbe ist ausser der purpurfarbigen
Mitte scharlachroth.
27. Deuil de priuce Albert ist eine der
dunkelsten Sorten von fast schwarz-karmoisinrother
Farbe, die aber in der Mitte sich in ein feuriges
Roth umwandelt. Die Blume ist sehr gefüllt und
hat einen vollendeten Bau.
28. Docteur Bretonneau besitzt grosse und
dicht gefüllte Blumen von sammetartigem Roth, wel-
ches hell- und dunkelpurpur nüancirt erscheint.
29. Duc de Cazes blüht wiederum feurig-
dunkelscharlachroth mit purpurviolettem, also in's
Bläuliche schimmernden Sammet. Die dicht ge-
füllte Bhnne besitzt einen schönen, gewölbten Bau.
30. Duc de Rolian hat hingegen eine feurig-
rothe, in's Zinnoberfarbige übergehende Farbe; die
Blume ist ziemlich gross.
31. Eug^nie Appert hat vielmehr eine schar-
lacli-karmoisinrothe und ebenfalls sammetartige Farbe.
Die Blume ist sehr gross.
32. Fran(jois Arago: sammet - amarantroth,
voll und gut gebaut.
33. Fran<;ois Lach arme: hellkarmin. Die
Blume hat nur eine mittelmässige Grösse und ist
rund und voll gebaut.
34. General Washington besitzt eine leuch-
tend-scharlachrothe Farbe bei sehr grosser und dicht
gefüllter Blüthe.
35. Gloire de Santenay zeichnet sich eben-
falls durch eine grosse und volle Blume aus, die
eine leuchtend-purpurrothe Farbe besitzt.
36. Louis XIV. blüht nicht weniger feurig,
aber scharlach-karmoisin und sammetartig. Der Bau
ist rund und geschlossen.
37. Maurice Bernardin: hell-zinnoberroth.
Die grossen und vollen Blumen blühen in Dolden.
38. Murillo hat wiederum dunkele Blumen
und zwar sammetartig, purpurbraun mit Karmin und
Violett.
39. Prince Camille de Rohan blüht auch
dunkel, mehr blutroth, und hat sehr grosse Blumen.
40. Souvenir de Charles Montault: feu-
rigscharlach und von becherartigem Bau.
41. Souvenir de Lady Cordelay ähnelt
86
der vorigen in der Farbe, ist aber weniger feurig
und hat einen anderen Bau.
42- Triomphe d'Amiens. Wiederum eine
dunkele Rose, deren sammetartiges Schwarzpurpur-
violett feuerroth schattirt ist. Der Bau ist flach.
43. Vainqueur de Goliath: leuchtend-roth.
Die sehr grosse Blume hat einen eigcnthümlicheu
Bau und ist voll.
III. Bourbon-Rosen:
44. Baronne de Noirmont besitzt einen gu-
ten Bau, ist ziemlich gross und hat eine lebhafte
Rosa-Farbe.
45. Catherine Guillot blüht dagegen piu--
purrosa und ähnelt sonst der vorigen.
46. Emotion blüht glänzend hellrosa und ist
eine der schönsten aus der Zahl der helleren Sorten.
47. Louise Margottin: seidenartig -rosa mit
heller Schattirung. Die Blume ist ziemlich gross.
48. Monsieur de Linier es hat wiederum ein
leuchtendes Feuerroth. Der schöne volle Bau ist
flach.
Die
iiencn Soinincrgewächse des Freilandes.
(Schluss.)
48. Auch von Scabiosa atropu rpurea Dsf.
hat man mehre Formen, welche unser Interesse in
Anspruch nehmen, gezogen. Zu empfehlen sind
vor Allem die Zwergformeu Vilmorin's, von denen
man bereits Pflanzen mit Blüthenkürbchen von pur-
purvioletter, karminrother, rosafarbener und weisser
Farbe besitzt. Allgemein gefällt auch die Form mit
mennigrothen Blüthenkörbchen (miniata).
49. Der schon längst in den Gärten befindliche
Senecio elegans L. vom Vorgebirge der guten
Hofliuing kommt jetzt ebenfalls wiederum mehr in
Aufnahme. Beachtung verdienen die 5 Zwergformen,
welche Möhring in Arnstadt gezüchtet hat, mit
weisser, purpurfarbiger, dunkelrosafarbiger, blass-
kupferrother und kupferrother Farbe. Hauptsäch-
lich sind sie zu Einfassungen und auf Schmuck-
beeten zu empfehlen.
5U. Unter den Silenen verdient SilenePseudo-
Atocion Desf. am meisten Beachtung, nächstdcm
aber S. r übe IIa L., von welcher letzteren man
auch eine weissblühende Form jetzt in Kultur be-
sitzt. "Wie die beliebte S. pendula L., passen beide
zu Einfassungen und auf Schmuckbeeteu. Auch S. re-
gia Sweet, welche schon früher einmal in den Gär-
ten sich vorfand, wird wieder empfohlen. Ueber die
verschiedenen, in den Gärten kultivirten Arten haben
wir übrigens bereits im 1. Jahrgange der Wochen-
schrift (S. 110) ausführlich gesprochen.
51. Aus dem Genus Solanum haben wir eine
Reihe hübscher Blattpflanzen, über die wir früher
schon ausführlich (3. Jahrg. d. Wochenschr. S. 281)
gesprochen haben; wir kommen jetzt zu anderen,
wo die Früchte einen gärtnerischen Werth haben.
Benary in Erfurt hatte bei Gelegenheit der gros-
sen Obst-Ausstellung in Görlitz im vorigen Herbste
eine Anzahl in Töpfenausgestcllt, auf die wir wie-
derholt aufmerksam machen wollen. Nimmt man
noch die schönfrüchtigen Sorten des nahe verwand-
ten Spanischen Pfeflers (Capsicum) dazu, so kann
man sich damit ein Material zu Ausschmückungen
von Terrassen, Baikonen, Treppen u. s. w. verschaf-
fen, wie es ausserdem nicht leicht geboten wird.
Aus dem Genus Solanum hat man schon seit
längerer Zeit die Tomaten oder Liebesäpfel geschie-
den und aus ihnen unter dem Namen Lycoper-
sicum ein selbständiges Geschlecht gebildet. Die
Tomaten werden bekanntlich in Italien, Frankreich
u. s. w. vielfach als Gemüse und zu anderen Spei-
sen benutzt ; hier empfehlen wir jedoch besonders
die kleinfrüchtigen Sorten zur Benutzung in ästhe-
tischer Hinsicht. Benary führt in seinem neuesten
Verzeichnisse 6 Sorten auf, deren Samen um we-
nige Groschen zu beziehen sind. Im Jahrgange
1861 der Revue horticole befindet sich zu Seite 30
eine Tafel Abbildungen, wo auch die 6 Benary-
schen Sorten dargestellt wurden und ein treues Bild
ihrer Schönheit geben. Eigenthümlich gestaltet sind
die birnförmigen (Tomate poire), die wir bei
Benary nicht gesehen haben, sich aber durch leb-
hafte Scharlachfarbe auszeichnen.
Zu den echten Solanum- Arten gehören die so-
genannten Eierpflanzen, die Arten des Subgenus
Melongena, welche, was namentlich die einjähri-
gen anbelangt, ohne Ausnahme wegen ihrer schö-
nen Früchte Beachtung verdienen. In früheren
Zeiten wurden die Eierpflanzen viel mehr kultivirt,
als jetzt; man sah sie nicht selten in Mittel-Deutsch-
land vor den Fenstern der Bürger in kleineren
Städten, ja selbst auf dem Lande. Benary führt
ebenfalls in seinem Verzeichnisse G Sorten, resp.
Arten auf. Betrachten wir sie etwas näher, so ver-
mögen wir 3 Gruppen zu unterscheiden, denen viel-
leicht ursprünglich auch nur 3 Arten zu Grunde
liegen: S. aethiopicum L., Melongena L. und
Sodomaeum L. Die erste Gruppe, in der S.
aethiopicum L. als Norm zu betrachten Ist, hat auf-
rechte, grüne Stengel und meist grüne Belaubuug
und bringt, den gewöhnlichen Tomaten ähnlich,
mehr oder weniger rundliche und mit Längsfurchen
versehene Früchte mit 2 oder 3 Fächern hervor,
die meist eine gelbe Farbe haben. Die bläulich-
violette oder weisse Krone ist weit tiefer getheilt,
als es sonst bei Solanum der Fall ist.
87
Aus dieser Gruppe sind 2 Arten (resp. Abarten)
in unseren Gärten , die auch empfohlen zu werden
verdienen. Die eine wurde von Frankreich aus als
Aubergine a fruit ecarlate, dann als Solanum te-
xanum, später als S. Gilo Raddi in den Handel
gebracht. Zuerst sclieint sie aber schon in Neapel
als S. Pseudo-Melongena Ten. kultivirt worden
zu sein. Sie bildet meist mehre aufrechte Stengel
mit wohlgefälligen, buchtig -fiederspaltigen Blättern
und unscheinlichen Blüthen; dagegen zeichnen sieh
die rundlich-länglichen und mit 6 Längsfurchen ver-
sehenen Früchte, die meist zu 2 und 3 aus dem
Winkel herabhängen, durch eine prächtige Schar-
lachfarbe aus. Vaterland ist Brasilien.
Das echte S. texanum Dun. scheint ein Blend-
ling mit einer Art der nächsten Gruppe, etwa mit
S. ovigeruni Dun., zu sein und besitzt den Habi-
tus der zuletzt genannten Pflanze, auch die grün-
lich-braune Farbe, die Früchte aber von S. aethi-
opicum L. Diese sind nämlich von oben nach
unten zusammengedrückt und besitzen bei einer
gelben Farbe 6 bis 10 Längsfurchen und eben so
viel Fächer. Li der Flore des Serres (tab. 1398)
findet sich eine sehr gute Abbildung davon.
S. Zuccagnianum Dun. ist die. dritte zu die-
ser Gruppe gehörige Art. Sie zeichnet sich durch
weit kleinere Früchte, die mit schwachen Längs-
furchen versehen sind, aus. Die Farbe ist Anfangs
grün, mit dunkelen, fast schwarzen Längsflecken
versehen; später wird sie roth. Nicht mit Unrecht
vergleicht man in den Verzeichnissen diese Art mit
S. Pseudo-Capsicum L. oder S. Capsicastrum Lk.
Die zweite Gruppe einjähriger Fruchtpflanzen
des Genus Solanum bilden die echten Eierpflan-
zen oder Melongenen, bisweilen ziemlich hohe
Pflanzen von mattdunkler oder braungrüner Farbe,
mit eirunden oder eirund - länglichen Blättern,
die sehr häufig auf der Mittelrippe und auf den
Hauptästen , wie am Stengel, ziemlich starke Sta-
cheln besitzen. Es gibt Formen, wo diese, roth oder
gelb, in grosser Menge und wieder dergleichen, wo
fast gar keine vorhanden sind. Die Blumen -Ab-
schnitte gehen nicht so tief, wie bei denen der vo-
rigen Abtlieilung und die grossen, häufiger längli-
chen, als rundlichen Früchte besitzen keine Fur-
chen, im Linern aber mehr als 2 und 3 Fächer.
Von den beiden Arten: Solanum esculentum
Dun. (in den Verzeichnissen meist als S. vescum)
und oviferurn Dun. ist die letztere meist nur mit
wenig Stacheln besetzt und die Samen befinden
sich in einer Art Fruchtfleisch, während die erste
oft sehr stachlich erscheint und Fruchtfleisch
nicht vorhanden ist. Farbe und Form ist bei bei-
den Arten sehr wechselnd.
Zu der dritten Gruppe gehört S. Sodomaeum
L., eine ursprüngUch mehrjährige Art, die sich aber
auch einjährig behandeln lässt. Sie besitzt einen
diffusen Stengel und ist über und über mit Sta-
cheln besetzt. Die in die Länge gezogenen Blät-
ter sind buchtig-fiederspaltig und die gelben, rund-
lichen Früchte haben meist die Grösse einer Wall-
nuss.
Diesen Melongenen schliesst sich einigermassen
S. Asteroites Jacq. an, eine Art, welche bereits
zu Anfang dieses Jahrhundertes in den Gärten kul-
tivirt wurde und später wiederum verschwand. Die
Pflanze bildet ebenfalls einen aufrechten Stengel
bis 4 Fuss Höhe mit eirund- lanzettförmigen und
buchtigen Blättern, die auf beiden Seiten mit stern-
förmigen Haaren besetzt sind und deren Mittelrip}ie
oft mit dem einen oder andern Stachel bewaffiiet
ist. Nur vor der Entfaltung hängen die Blüthen
über. Die zweifächerige und orangenfarbige Frucht
von der Grösse einer kleinen Kirsche hat an der
Basis den grösser gewordenen Kelch.
Endlich wird noch aus dem Genus Solanum
eine einjährige Pflanze unter dem Namen S. hete-
rogonum empfohlen, dem wir keineswegs beistim-
men können. Es ist dieses nämlich ein Verwandter
unseres gewöhnlichen schwarzen Nachtschattens mit
fast doppelt grössern Früchten. Der eigentliche
Name ist S. pterocaulon Dun. Wie S. nigrum
L. bei uns ein lästiges Unkraut ist, so stellt S. pte-
rocaulon Dun. dieses in den meisten wärmeren
Ländern dar. Mehr Hesse sich noch S. erythro-
carpum E. Mey. mit orangenfarbigen Früchten,
das ebenfalls verwandt ist und als Zierpflanze in
den Verzeichnissen aufgeführt wird, empfehlen. Es
soll diese Art aber eine Staude sein. Sie wächst in
der Guiana wild. Wir kennen sie gar nicht.
.52. Ueber Spraguea umbellata Torr., wel-
che schon seit einigen Jahren in England einge-
führt, aber erst jetzt bei uns in die Verzeichnisse
der Handelsgärtner gekommen ist, können wir nur
das wiederholen, was wir bereits früher (3. Jahrg.
d. Wochenschr. S. 18) gesagt haben. Es ist eine
fleischige Portulacee aus Nordwest- Amerika, die
wohl nicht lange die Aufmerksamkeit der Liebhaber
auf sich ziehen wird.
53. Tagetes signata Barth var. puniila
verdient ihre Empfehlung und nimmt sich in klei-
nen Gruppen, so wie zu Einfassungen und auf
Schmuckbeeten sehr gut aus. Uebrigens haben
wir diese Form schon im vorigen Jahrgange (S.
53) besprochen.
54. In der Vervollkommnung unserer Stiefmüt-
terchen oder der Viola maxima ist man in der neue-
sten Zeit wiederum vorwärts gekommen und hat
man bereits in einzelnen Fällen eine Beständigkeit
in den Aussaaten erzielt. Aufsehen macht die
88
Mohrenkönigin des Dr. Faust (nigra pura), da
bis jetzt so dunkel keine Form existirte. Beifall
haben sonst — und sind auch noch ziemlich neu
die geränderten und gestreiften Sorten (mar-
ginata und striata). Eine Form mit röthlich-
kupferbraunen, dabei marmorirten Blumen hat den
Namen Viola picturata erhalten. Die Formen,
wo die Blumen die Gestalt derer der Aurikel oder
derer der Pelargonien haben (au riculaeflora und
pelargoniflora), sind zwar nicht mehr neu, stets
aber zu empfehlen.
Roseiifreiiiideii
empfiehlt Unterzeichneter zu bevorstehender Früh-
jahrspflauzung aus seinen grossen Rosenschulen
hioclisttiimiiLige üosen
von ganz vorzüglicher Qualität, in allen Grössen
und in den prachtvollsten altern, neuern und neue-
sten Sorten. Die bei weitem über 2000 Varietäten
zählende Sammlung enthält das Werthvollste und
Neueste, was bisher im herrhchen Bereiche der
Rose erschien. lieber 200 Sorten Moos-, gegen
1000 Sorten Bourbon- und Remontant- Rosen und
unter diesen allein über 100 Sorten aus der nur
tief-dunkele, leuchtend und feurigfarbene Rosen ent-
haltenden Prunkgruppe der Rosomenen. Verzeich-
nisse werden auf frankirtes gefälliges Verlangen
franko ertheilt.
Köstritz, im Fürstenthum Reuss, 1864.
J. Ernst Herger,
Roseiigiirtuer.
Für fiärtiier.
Meine hierselbst belegene Besitzung, bestehend
in einem Garten und Gartenland, mit edlen Obst-
bäumen und Wein -Beständen, von c. 9^ Morgen
Fläche, will ich, nebst den dazu gehörenden 2
Wohnhäusern, 1 Treibhaus, Frühbeeten, Stallungen,
Scheune, Schuppen u. s. w. unter vortheilhaften Be-
dingungen, wegen erfolgten Tod meines Mannes,
aus freier Hand sofort verkaufen.
Reflektanten ersuche ich, sich ohne Einmischung
eines Dritten portofrei an mich zu wenden.
Frankfurt a. d. Oder.
Johanna Ritschi,
Oderstrasse 48.
Etnde de M. Vermeuleii,
notaire ä Bruxelles,
ruedes Boiteux 16.
Le notaire Vermeulen vendra publiqueraent,
les 27, 28 et 29 avril 1864, ä onze heures pr4-
cises du matin, en la maison, rue de Brabant, n.
224, ä Schaerbeck lez Bruxelles, sous la direction
de M. Ambroise VersehaflPelt, horticulteur ä Gand
(Belgique) :
La belle et riebe coUection d'Agaves, Yucca
et Bonapartea et genres analogues, d^laiss^e par
M. Edmond-Pierre-Jean- Joseph Van der Vinnen, en
son vivant proprietaire et amateur distingu^, audit
Schaerbeck.
Les plantes seront ä voir deux jours avant la
vente, depuis dix heures du matin jusqu'ä quatre
heures de relev^e.
Le catalogue se distribue:
A Bruxelles, en la maison mortuaire, rue de
Brabant 224;
^ en r^tude du notaire, rue de Boi-
teux 16 ;
^ ehez MM Muquardt,libraire, place
Roval:
A Paris,
n
■n
A. Goin, libraire, rue
des Ecoles 82;
A Amsterdam,
■n
n
Sybranni, libraire ;
A Gand,
»
n
Ambroise Verschaflelt,
horticulteur;
»
■n
■n
Muquai-dt,libraire, place
d' Armes;
A Berlin,
n
7)
le professeur Karl Koch ;
A Leipzig,
!5
■n
Muquardt, libraire;
A Londres,
i>
V
Silberrad and son, 5,
Harp lane, great to-
wer Street;
A St Petersbourg,
•n
n
Jacques Issakofl', li-
braire.
Etahlis.seiueiit horticoie
ile Louis van Houtte ii (laud.
Eben ist No. 102 des Catalogue de plantes et
de plein air erschienen und bringt, wie gewöhnlich,
ein reichliches Verzeichniss der Kulturen in dem
Garten -Etablissement von Louis van Houtte in
Gent. Dasselbe umfasst nicht weniger als 118
ziemlich gedrängt-gedruckte Oktavseiten. Wir ma-
chen darauf aufmerksam. Liebhaber erhalten auf
portofreie Anfrage den Catalogue franco zugesendet.
Verlag von Karl Wiegaudt in Berliu,
Kommandantcn-Strasse No. 62.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buehdruckerei in Berliu,
Zieten-PIatz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines znr Beförderung des Gartenbanes in den Königl. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
Ir*i"o<essor I>r. Karl rvoch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 12.
Berlin, den 26. März
1864.
Preis des Jahrganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Inhalt: Alocasia Veitchii C Kooh und Lowii Hook. — Bericht über den Betrieb des Versuchsfeldes des Vereines zur Beförde-
rung des Gartenbaues und die darauf erzielten Re.sultate des Jahres 1863. Vom Inspektor des Königl. botauischen
Gartens C. B o u c h e. — Der Park zu Monceau. Von A. Stelzner, Handelsgärtner in Gent in Belgien.
Souiitag, den 3. April, Fruhjahrs-Ausstcllinig in der grossen Aula der Königl. Thierarzneiscbule (Louisenstr. N«. 5C).
Die Versammlung der Mitglieder findet an demselben Tage, !\achniittags 2 lüir, im Englischen Hause (Itlohrenstr. No. 49)
statt, worauf (um 3 Uhr) ein gemeinschaftliches Dlittagsessen erfolgt, wozu die geehrten Dlitglieder eingeladen werden.
Alocasia Veitchii €. Koch n. Lowii Hook.
Während der grossen Ausstellung in Gent vor
2 Jahren sahen wir zuerst Alocasia Veitchii, im
vorigen Jahre hingegen in Mainz Alocasia Lo-
wii. Beide waren als Kaladien ausgestellt; wir
erklärten beide jedoch, alsbald wir sie sahen, für
Alocasieu. Hooker hatte im vorigen Frühjahre
Gelegenheit A. Lowii in Blüthe zu sehen und ge-
nau zu untersuchen; er überzeugte sich ebenfalls da-
von und bildete die Pflanze im botauieal Magazine
(tab. 5376) als solche ab. Später (vor. Jahrgang
der Wochenschrift S. 332) hielten wir möglicher
Weise beide Pflanzen für Formen einer und der-
selben Art; dass es aber nicht so ist, haben uns
schöne und vollkommen ausgewachsene Exemplare
im Garten des Kommerzienrathes Leonor Rei-
ehenheira belehrt. Sie haben uns auch Gelegen-
heit gegeben, vergleichende Untersuchungen anzu-
stellen und eine sichere Diagnose aufzustellen. Wenn
wir früher, bevor wir A. Veitchii lebendig sahen,
diese für identisch mit A. cuprea hielten (s. 4.
Jahrgang der Wochenschrift S. 140), so beruht
dieses ebenfalls auf einem Irrthuni, den wir hier-
mit berichtigen.
Beide Alocasien gehören unbedingt zu den schön-
sten Blattpflanzen des Warmhauses und bilden ein
würdiges Gegenstück zur Alocasia cuprea C.
Koch (metallica Hook., nicht Schott). Da auch
diese im Besitze des Kommerzienrathes Reichen-
heim sich befindet und der dortige Obergärtner
Boese sie bereits ebenfalls zu einem stattHchen
Exemplare herangezogen hat, so empfehlen wir
Pflanzen -Liebhabern um so mehr den Besuch der
dortigen Gewächshäuser, als auch mehre schöne Or-
chideen, unter Anderem die Abart des Deudro-
bium m acro j)hy llum , welche als Dayanüm
neuerdings in den Handel gekommen ist und zum
ersten Male bei uns die herrlichen und grossen
Blüthen entfaltet hat, in Blüthe stehen.
Beide Alocasien stammen aus Borueo. A. Veit-
chii hat der Reisende und Sammler von Veitch
& Söhne, Thom. Lobb, entdeckt und vor 5 oder
6 Jahren nach England gesendet; die Einführung
der andern ist erst vor einigen Jahren durch Low
& Co. in Clapton geschehen. Die letztere scheint
leichter zu blühen, denn nachdem, wie bereits er-
wähnt, Hook er nach einer blühenden Pflanze die
oben schon citirte Abbildung gemacht hat, befand sie
sich jetzt wiederum im Garten des Kommerzienrathes
Reichenheim in Blüthe. So viel wir wissen, hat
A. Veitchii, obwohl viel länger bei uns in Kultur,
noch nicht geblüht.
Beide Pflanzen bilden keinen Stengel, aber auch
keine Knollen, sondern haben an der Basis eine
schwache, zwiebelartige Anschwellung, daher sie
wohl keine sehr lange Dauer haben. Die Zahl
der Blätter, welche sie besitzt, ist gering und be-
12
90
trägt in der Regel nur 3. Zwischen den Blattrand-
scheiden der obersten kommen meist 2 Blüthen
hervor, welche von häutigen röthlichen Scheiden
umgeben sind. Alocasia cuprea macht dagegen
einen Stengel mit kurzen Internodien, steht aber
weniger aufrecht, als dass sie sich als Epiphyt an
Baumstämmen vermittelst der Luftwurzeln anhält.
Die echte A. metallica Schott macht Knollen
und ähnelt in dieser Hinsicht den Xanthosomen ;
auch ist ihre Blattbildung eine andere, so dass sie
gar nicht so leicht verwechselt werden kann. Die er-
sten 3 Alocasien haben Blätter mit rothbrauner Unter-
fläche und einen, eine Linie breiten weissen Rand,
weshalb sie auch in dieser Hinsicht eine eigene
Gruppe darstellen.
1. Alocasia cuprea C. Koch. Der Stengel
ist kurzgliedrig und kletternd; dielederartigen und
schildförmigen Blätter haben eine breit - längliche
Gestalt und sind am obeni Ende ziemlich abge-
rundet, am untern hingegen befindet sich, weil die
beiden Ohren bis über 2 Drittel verwachsen sind,
nur ein seichter Einschnitt. Die Oberfläche besitzt
eine fast metallisch -glänzende, dunkelgrüne Farbe,
die untere hingegen ist braunroth.
2.- Alocasia Veitchii C. Koch hat keinen
Stengel, indem die Basis nur etwas zwiebelartig
erscheint. Die mehr pergamentartigen, weit härte-
ren und schildförmigen Blätter haben eine lanzett-
pfeilförmige Gestalt, laufen also am obern Ende in
eine Spitze aus, am untern hingegen stehen die
langen Ohren, welche nur zum Drittel an der Ba-
sis verwachsen sind, grade aus. Die helle grüne
Farbe der Oberfläche wird an der Mittelrippe und
an den Hauptästen, von denen 2 sich in den Ohren
befinden, sowie gegen 2 Linien auf beiden Seiten der-
selben in der Fläche durch eine grauweisse Silber-
farbe unterbrochen. Auch die mehr eingesenkten
Adern, welche vom Rande aus in mehrern Bogen
mit den Hauptästen sich verbinden oder auch bis fast
zur Mittelrippe hinab steigen, haben eine, aber
schwächere Silberfarbe. Die Unterfläche ist braun-
roth. Die Länge des Blattes beträgt bei einer
Breite von 5 Zoll an der Basis 14 Zoll, während
die unten 2| Zoll breiten Ohren 5 Zoll lang sind.
Der Blattstiel ist dunkelgrün marmorirt und be-
sitzt eine Länge von 15 Zoll.
3. Alocasia Lowii Hook. Stengel wie bei
der vorigen Art. Die Blätter stehen in Konsistenz
und Form zwischen den beiden vorigen und laufen
nach oben weniger lanzettförmig zu; ihr Breiten-
Durchmesser beträgt auch 7, der der Länge hingegen
15 Zoll, wälirend die kürzern und breitern Ohren
eine Länge und Breite von .'3 Zoll besitzen. Die
smaragdgrüne Oberfläche hat eine mehr weisse und
breitere Mittelrippc mit 9 eben so gefärbten Haupt-
ästen. Dasselbe gilt von dem mehr als eine Linie
breiten Rande. Die Adern hingegen liegen etwas
erhaben und haben keine besondere Färbung; auch
die Art ibrer Verzweigung ist eine andere. Li der
Mitte zwischen 2 Hauptästen gehen, über 1 Linie
von einander entfernt, 2 Hauptadern schlangenför-
mig nach der Mittelrippe und schicken Zweige nach
deren Hauptästen. Der 17 Zoll lange Blattstiel ist
hell und nur sehr schwach am untern Theile mar-
morirt.
Bericht
Über den Betrieb des Versuchsfeldes
bts13crfinfsjur?3fförbcruii9 brs ©artfnbaufs
und die darauf erzielten Resultate des
Jahres 1863.
Vom Inspektor des Königl. botaiiisclien Gartens C. B o u c h ^.
Der Sommer des vorigen Jahres war bekannt-
lich nicht zu den warmen zu rechnen, sondern ge-
hörte zu den ungewöhnlich kühlen, welche für die
Kultur vieler, mehr Wärme liebender Pflanzen kei-
neswegs als günstig zu betrachten war, weshalb
denn auch allenthalben Gurken, Bohnen und Mais
im Freien schlecht gediehen; in den meisten Gär-
ten starben die Gurken schon vor der Blüthezeit
ab, ja sogar die in Mistbeeten stehenden blieben
in Folge des kühlen Frühlingswetters schwach und
lieferten nur geringe und kurze Erndten. Der Mais
: schritt in seinem Wachsthum sehr laugsam fort,
i blühte erst spät und trug wenig reifen Samen.
Bohnen gediehen nur kümmerlich, nahmen je nach-
dem die Witterung warm oder kalt war, bald eine
gelbUche, bald eine grüne Farbe des Laubes au
; und reiften erst spät. Die Kühlarten wurden an-
fänglich durch Maden in den Wurzeln und später
! durch Blattläuse sehr heimgesucht, jedoch erholten
! sie sich Mitte des Sommers und bildeten sich vom
Juli bis Herbst wider Erwarten gut aus, nur hiel-
ten sich die Kopfkolilarten nicht lange, weil die
j Witterung zu unbeständig war und grosse Wärme
mit plötzlicher Kühle abwecliseltcn; bei dem kühlen
Wetter bildeten sich die Köpfe gut und fest aus,
platzten oder faulten aber bei der darauf folgenden
grossen Wärme bald , so dass eine Vergleichung
der in Erfurt empfohlenen Kohlarten mit den in
Berlin vorzugsweise kultivirten, welche zu diesem
Zwecke auf dem Versuchsfclde neben einander an-
gebaut waren, fast erfolglos blieb.
Gemüse, deren Knollen oder Wurzeln man be-
nutzt, gediehen hingegen sehr gut, ebenso auch
Erbsen, die sich fast überall in besonderer Ueppig-
keit und Fruchtbarkeit fanden.
91
Die von dem Versuchsfelde nach Görlitz zur
Ausstellung gesandten Gemüse wurden dort von
den Preisrichtern für die am besten kultivirten er-
klärt.
Grosse Schwierigkeiten boten viele einjährige
Zier-Pflanzen, denen es an Wärme fehlte, weshalb
sie sich laugsam entwickelten und spät Samen an-
setzten, jedoch ist von den meisten soviel geerndtet,
dass reichlich an die Mitglieder vertheilt werden
kann.
Von einjährigen Pflanzen waren die neuen Va-
rietäten der Viola tricolor maxinia, deren Zucht
man dem Kunst- u. Handelsgärtner Schwan ecke
in Oschersleben verdankt, in besonderer Ueppigkeit
gediehen, hatten grosse Blumen und ein höchst
mannichfaches Farbenspiel ; noch mehr aber nahmen
die auf dem Versuchsfelde gezogenen Abarten der
Lychnis Haageana, die hinsichtlich der Farben von
hellmennigfarben bis in blutroth abänderten, die
Aufniei-ksrmkeit der Sachkenner in Anspruch. Auch
einige hübsche neue Formen von Astern sind ge-
züchtet worden.
Da es der Raum des Versuchsfeldes gestattet,
so ist ein Theil desselben für Beerenobst eingerich-
tet und sind fm vorigen Jahre zunächst 25 Sorten
Erdbeeren, von denen im Herbste wird vertheilt
werden können, angeschafft worden.
Wir lassen hierauf den Bericht über die ein-
zelnen angebauten Pflanzen folgen :
I. Gemüse und ökonomische Gewächse.
a. Gemüse.
1. Erbse, Bischoffs-, war ausgeartet, denn
statt ihrer gewöhnlichen Höhe von 1^ Fuss, wurde
sie mehr als 3 Fuss hoch.
2. Erbse, Queen of Dwarfs, zeigte sich als
eine volltragende, mittelfrühe, mit mittellangen Hül-
sen versehene, des Anbaues werthe Sorte.
3. Erbse, Victoria-, grosse neue engli-
sche, hatte einen üppigen Wuchs, trug spärlich,
nur mittellange, mittelfrühe Hülsen; daher nicht zu
empfehlen.
4. Erbse, Alliance white Dwarf, erreichte
eine Höhe von 3 Fuss, trug schwach. Hülsen mit-
tellang: nicht des Anbaues werth.
5. Erbse, Prinz Albert. Sie bewies sich
als eine frühe, reichtragende Sorte, mit zwar nur
mittellangen, aber vollen Hülsen; ganz besonders
zu empfehlen.
6. Erbse, Veitch's Perfection, ist 3 Fuss
hoch, trägt spärlich und spät, ist aber vielleicht in
andern Bodenarten ertragreicher.
7. Erbse, Neue Zucker-, gelbhülsige
Wachsschwert-, zeigte sich in diesem Jahre als
eine starkwüchsige, spärlich tragende, 8 Fuss hohe
Sorte, mit zwar sehr zarten, gelben Hülsen, ohne
Faden.
Ausserdem bewährten sich nach wiederholtem
Anbaue ganz besonders Eugenien Mark-, Dille-
stones early prolific-, Harrissons Ruhm-, Mumien-
Erbse und Erbse des TIebei-flusses.
8. Staudenbohne, 8 Fuss hohe weisshül-
sige Zucker-, war mittelfrüh, als Schnittbohne
der Empfehlung werth.
Ü. Staudenbohne, Hundert für eine, ist
eine sehr empfehlenswerthe Sorte, die besonders
gut als getrocknete Frucht sich verwerthen lässt.
10. Staudenbohne, Tausend für eine, ist
eine vorzügliche Brechbohne, welche trotz der un-
günstigen Witterung vom Sommer bis spät in den
Herbst hinein immer junge Bohnen lieferte, wes-
halb sie einen grossen Werth zum grünen, als ge-
trockneten Gemüseverbrauch gewährt.
11. Staudenbohne, chinesische weiss-
hülsige, zeichnete sich auch in diesem Jahre als
eine der frühsten und unempfindlichsten Sorten, so-
wie durch reichliches Tragen, aus.
12. Moos-Endivien. Diese Art unterscheidet
sich von anderen durch dichteren, krauseren Wuchs
und lieferte gebleichte, sehr zarte Blätter, des An-
baues werth.
13. Endivie Escariol-, ist gleichfalls zu
empfehlen. Sie ist von üppigem Wuchs, mit brei-
ten, wenn gebleicht, zarten fleischigen Blättern.
14. Spinat, grösster gelber Schweizer-,
eine vorzügliche Sorte mit dicken, runden, zarten
Blättern, ist aber mit dem „zarten Spinat" aus Sa-
voyen identisch.
15. Gurke, schneeweisse Riesen-, Schlan-
gen-, ist ganz vorzüglich und reichlich tragend,
scheint sich aber vorzugsweise nur für Mistbeet-
Kultur zu qualificiren.
16. Gurke, chinesische, trug im letzten
Jahre nur spärlich, kaum mittellange Früchte, be-
darf also noch weiterer Prüfung.
17. Kopfkohl, neuer Imperial. Obwohl die
mittelgrossen, spitzen Köpfe nicht sehr fest sind, so
hat dieser Kohl dennoch einen gewissen Werth,
in sofern er sehr früh ist.
18. Kopfkohl, Drumhead, bekundete sich
als eine sehr frühe Sorte mit platten, festen Köpfen,
empfehlenswerth als gute frühe Art.
19. Kopfkohl, Nonpareil, unterschied sich
vom Kopfkohl Imperial nicht.
20. Kopfkohl, früher, Enfield-, zeigte sich
ebenfalls nicht verschieden vom Kopfkohl Imperial.
21. Kopfkohl, mittelgrosser Erfurter,
Herbst-, nicht verschieden vom Kopfkohl: Erfur-
ter grosser, weisser; ist aber des Anbaues werth.
22. Kopfkohl, Berg-Rheinfelder, bewährte
12*
92
sich auch in diesem Jahre als eine Sorte zum so-
fortigen Verbrauch oder zum Füttern des Viehes,
da sie sehr grosse Köpfe bildet, welche aber locker
und grob-nervig sind; zur Aufbewahrung für den
Winter eignet er sich nicht.
23. Kopfkohl, blutrother, Erfurter -Sa-
lat-, eine niedrige Sorte mit mittelgrossen, aber
festen, feinen Köpfen, die ganz besonders empfeh-
lenswerth ist.
Ausserdem wurden wiederholt angebaut und als
bewährt und vorzüglich befunden:
1. Kopfkohl, grosser Berliner weisser;
2. Kopfkohl, grosser Braunschweiger weisser;
3. Kopfkohl, grosser Holländischer rother.
24. Winterkraut, Graichens neues, unter-
schied sich nicht von dem gelben Butterkohl, des-
sen gelb gebleichte Herzblätter die Verwendung
des Wirsingkohls haben und dessen Werth dadurch
erhöht wird, dass er den Winter im Freien aushält.
25. Wirsingkohl-Sorten waren keine neuen
eingegangen und wurden nur ältere Sorten zur
wiederholten Prüfung angebaut, unter denen sich
wieder folgende als ganz vorzüglich bewährten:
1. Wirsing, gelber Blumenthaler,
2. „ Capischer, feingekrauster grüner,
3. j Erfurter Winter-,
4. „ Ulmer früher,
5. , de Vertus,
ß. y, grosser Berliner.
26. Palmenkohl, ist eine Grünkohlart, deren
Blattsubstanz nur schmal, aber kraus ist, welche
nach dem Abstreifen wie Grünkohl gekocht wird.
Des eigenthümlichen, 3 — 4 Fuss hohen Wuchses
halber eignet sich diese Sorte auch zur Dekoration
von Herbstbeeten, besonders im Vereine mit den
verschiedenen Abarten des Plümage - Kohls, der
ebenfalls gebaut wurde.
27. Kohlrabi, Berliner Bastard-, eine frühe
Kohlrabi von vorzüglicher Zartheit, welche beson-
ders empfohlen zu werden verdient.
28. Grünkohl, hoher krauser Eiesen-,
wird besser zum Füttern, (Abblatten), als für die
Küche verwendet werden können; ist für nördliche
Gegend nicht zu empfehlen, weil er nicht vom
Schnee bedeckt wird und daher erfriert.
29. Kohlrüben, gelbe Schmalz-, als zart
und wohlschmeckend zu empfehlen.
30. Mohrrüben wurden verschiedene ältere
Sorten versucht, wovon sich nachstehende am vor-
züglichsten bewährten:
1. Mohrrübe, Braunschweiger,
2. y, halblange dunkelrothe Frankfurt.,
3. j grüiiköpfige Altringhara,
4. „ lange rothe Berliner,
5- r kurze holländische.
6. ganz kurze Treibkarote.
31. Petersilge, Wurzel-, lange Erfurter
späte, und Berliner lange weisse waren nicht
von einander zu unterscheiden , aber beide ganz
vorzüglich und empfehleuswerth.
32. Bete, selected Dwarf, bewies sich von
Neuem als eine gute Einmacherübe.
33. Porre, dicker Brabanter, und Porr^
von Musselburgh, erwiesen sich als zarte, flei-
schige Sorten und verdienen besonders empfohlen
zu werden.
34. Pastinak, neuer Imperial, lieferte sehr
grossen Ertrag und kann als Viehfutter nicht ge-
nug empfohlen werden.
35. Puffbohne, neue Johnson's, so wie
Puffbohne, neue Tocker, zeigten sich als
äusserst ertragreich und gut, daher zu empfehlen.
36. Von den in diesem .Jahre angebauten Sa-
latsorten erwiesen sich als die vorzüglichsten:
1. Salat, sizilianischer, eine Soi-te, die zwar
keine festen Köpfe bildet, und daher grün bleibt,
die Blätter sind aber bis kurz vor Bildung des
Blüthenstengels überaus zart und haben nicht den
bittern, milchigen Geschmack vieler anderer Sorten.
2. Salat, Perpignaner,
Doppelkopf,
gelber Dresdner,
gelber asiatischer,
Topfs Forellen-Vollblut-,
Eier- (zum Treiben),
Sachsenhäuser Binde-; etwa 8 Tage
vor dem Gebrauch müssen die Blätter zusammen
gebunden werden, damit die Innern bleichen, welche
sehr fleischig und wohlschmeckend sind.
b. Oekonomische Gewäschse.
1. Tabak, Havanna-, und
Tabak, Goundy zeigten sich als vorzüg-
lich ertragreiche Sorten und sind ganz besonders
zu empfehlen.
2. Kartoffel, Schnippiner, ist eine mittel-
frühe Speise - Kartoffel. ,*- Pfd Aussaat lieferte 22
Pfund Ertrag.
3. Kartoffel, Heidelberger, ebenfalls eine
mittelfrühe Sorte für die Küche. Von \ Pfd Aus-
saat wurden 30 Pfd Ertrag gewonnen.
4. Kartoffel, Voigtländer rothe Zwie-
bel-, ist ebenfalls mittelfrüh und zum Speisen gut.
\ Pfd Aussaat gab 25 Pfd Ertrag.
5. Kartoffel des Ueberflusses ist eine
späte. Die Erndte von ^ Pfd. Aussaat lieferte 25
Pfund Ertrag.
6. Runkelrüben erwiesen sich von denen in
diesem Jahre angebauten als die besten :
3.
»
4.
V
5.
r>
6.
n
7.
•n
8.
n
93
„ vcithc Riesen-Flaschen-,
„ lange duiikelrothe,
„ lange gelbe Flaschen-,
I. Runkelrübe, lange rothe Riesen -Pfahl-,
2.
3.
4.
5. „ neue weisse plattrunde.
7. Schirmraps. Die im Herbst hiervon ge-
machte Aussaat eri'ror bei dem ersten Frost; die
Im Frühjahr geschehene kam bis November nicht
zur Blüthe, scheint demnach für frischen Sandbo-
den nicht geeignet zu sein.
8. Mais, grosser weisser aus Cheefoo
zeigte sich in diesem Jahre ebenfalls als mittel-
frühe Sorte von nicht hohem Wuchs, kleinen Kol-
ben und kleinen gelblich -weissen Körnern, die sich
besonders zu Hühnerfutter eignen.
9. Mais, Mary Island, erwies sich gleichfalls
in diesem Jahre wieder als spätere Sorte von mitt-
lerem Wuchs und grossen Kolben, ist aber nur in
günstigen Jahren ertragreich.
10. Mais, 40-tägiger, ist von niedrigem
Wüchse mit mittelgrossen Kolben; er reift sehr
früh.
II. Mais, gelber früher Baden'scher ist
ganz niedrig und hat sehr kleine Kolben; er passt
daher nicht zum Grünfutter, wie er auch nicht we-
gen des Ertrags der Körner Empfehlung verdient.
12. Mais, King Philipp, verdient auch dies
Jahr wieder als eine ertragreiche Sorte erwähnt zu
werden.
13. Mais, kleiner Perl-, eine ertragreiche
mittelhohe Sorte, deren Körner sehr klein sind und
ein vorzügliches Futter für Federvieh liefern; am
besten reift sie auf mehr trocknem, als feuchtem
Sandboden.
14. Mais, kleiner weisser und rother
Perl-, eignen sich beide nicht für unser Klima, in-
dem sie nicht zur Reife gelangen.
15. Mais, grosser rother, eine mittelfrühe,
ganz vorzügliche Art, die beachtet zu werden wohl
verdient.
16. Mais, Baden'scher, ist ebenfalls als ganz
vorzügliche Sorte zu betrachten. Der Wuchs ist
nicht hoch; sie liefert schöne, lange, frühreifende
Kolben und ist daher sehr zu empfehlen.
17. Mais, egyptischer, ist starkwüchsig, ge-
langte nicht zur Reife.
18. Mais, weisser Baden'scher ist identisch
mit dem weissen ungarischen, welcher sich als eine
mittelfrühe, sehr ertragreiche Sorte bewährt hat.
II. Zierpflanzen.
1. Aster chinensis, Zwerg-Turban- oder
Schachbrett-, ist eine sehr interessante dunkel-
karmoisin mit weiss gestreifte Sorte von compaktem
Wuchs.
2. Aster chinensis, Zwerg-, chrysanthe-
mumblüthlge, in 2 Farben, entspricht allen An-
forderungen einer schönen Aster und kann daher
ganz besonders empfohlen werden.
3. Aster chinensis, Viktoria-, ist eine
Zwerg - Bouquet - Aster und ihrer Vollkommenheit
wegen besonders empfehlenswerth*).
4. Aster chinensis, gefüllte ranunkel-
blüthige in" 8 Farben, sind wegen ihres hohen,
etwas sparrigen Wuchses und ihrer kleinen Blumen
mit grossen gelben Sternen nicht zu empfehlen.
5. Aster chinensis, neue Rosen-, in 12
Farben , gehören zu den päonienblüthigen Astern
und zeichnen sich durch grosse Vollkommenheit aus.
6. Aster chinensis, grossblumige Kugel-
Pyramiden-, in ß Farben, unterschied sich von
den neuen Rosen-Astern nicht und scheinen beson-
ders vervollkommnete päonienblüthige Astern zu
sein.
7. Levkojen, frühblühende Herbst-, (Chei-
rarnthus aunuus autumnalis praecox), in 8
Farben, blühten zwar später, sind aber von den
grossblumigen englischen Sommer- Levkojen nicht
wesentlich verschieden.
8. Balsaminen, gefüllte Rosen-, in 12
Farben, waren ganz vorzüglich, aber von den Rie-
sen-Kamellien-Balsaminen kaum zu unterscheiden.
9. Nemesia compacta ist eine gedrängtere
Form der N. versicolor mit rosenrothen Blumen,
die jedoch nur im warmen, lockeren Boden gedeiht.
10. Heliauthus macrophyllus giganteus
erreichte eine Höhe von 10 Fuss, kam aber trotz
des günstigen Herbstwetters nicht zur Blüthe.
11. Tagetes signata pumila ist mehr inte-
ressant als schön und wird keinen blumistischen
Werth erlangen.
12. Calliopsis cardaminaefolia hybrida
atrosanguinea steht der C. bicolor marmorata
weit nach und verdient in blumistischer Hinsicht
keine Beachtung.
13. Gaillardia picta, neue weiss-bordirte,
war nichts weniger als weiss-bordirt und unterschied
sich durchaus nicht von G. picta.
14. Scabiosa atropurpurea major, eine
ausnehmend grosse Varietät, der Beachtung zu em-
pfehlen.
15. Tropaeolum Tom-Thumb white unter-
schied sich nur von T. Tom-Thumb durch eine
blassere Farbe, weshalb letztere den Vorzug vor
der ersten verdient.
16. Godetia the Bride ist eine vorzüglich
*) Nicht mit der Dippe'schen Aster, welclie zuerst als
Viktoria-Aster in den Handel kam , zu verwechseln. Siehe 5.
Jahrgang S 826.
Die Redaktion.
94
grossblühende Varietät von zarter Färbuug uud
empfehlenswerth.
17. Convolvuliis tricolor subcoeruleus,
so wie C. tricolor fl. pl. uml C. tricolor fl.
albo pl. sind Varietäten, welche wenig konstant
bleiben und dem C. tricolor spleudens bei weitem
nachstehen.
18. Henecio elegans nanus coeruleus fl. pl.
entspricht dem Namen nicht, denn ist? es auch eine
gute Zwergtbrm, so ist die Farbe der Blumen noch
nicht rein genug.
19. Seuecio subelegans carneus fl. pl. ist
eine empfehlenswerthe Varietät.
20. Lobelia erinoides hybrida graudi-
flora superba, eine grossblumige, dunkelblaue,
sehr schöne Varietät.
21. Amarantus melancholicus var. ru-
ber ist eine hübsche Blattpflanze, welche sich haupt-
sächlich zur Topfkultur und zum Auspflanzen auf
warme (Iruppen eignet.
22. Nolana paradoxa violacea*) eine mehr
in's Violette übergehende Varietät; des niedrigen
Wuchses wegen für kleine Gruppen geeignet.
23. Nemophila discoidalis marmorata
kann sehr empfohlen werden.
24. Dianthus chinensis pumilus fl. pl. ist
eine ganz niedrige, vorzügliche Varietät, die sich
besonders auf kleinen Rasenplätzen verwenden lässt,
und ist eben so interessant, als schön.
25. Ipomoea purpurea tricolor ist eine
spätblühende, schön gezeichnete Sorte und der Em-
pfehlung werth.
Vertheilung von Sämereien und Pflanzen an die
Mitglieder des Vereines.
a. Sämereien sind abgegeben :
Blumen-Samen . . . 4099 Portionen,
Gemüse-Samen . . 441 „
Oekonomische Samen 228 _
Zusammen 4768 Portionen.
b. Pflanzen zur Bepflanznng von IMunienbeeten und Gruppen :
als Georginen, Pentstemon, Viola tricolor maxima,
Verbencn, Malven, Fuchsien u. s. w. wurden ver-
theilt IC.SB Stück.
c. PHanzen-Verk)Osungen.
Mit Ausnahme weniger Versammlungen wurden
in den meisten derselben nach dem Schlüsse der
Sitzung blühende Topfgewächse unter die anwe-
senden Mitglieder vcrloost, so dass für diesen Zweck
im Ganzen 672 Stück vertheilt wurden.
Da der Verein kein Gewächshaus besitzt, so
können nur Pflanzen , welche im Laufe des Som-
mers in Mistbeeten oder im Freien stehend anzu-
ziehen sind, oder getriebene Zwiebelgewächse und
Stauden zur Verloosung gestellt werden, wobei
denn zuweilen ein Mangel an Mannigfaltigkeit der
Arten und Sorten und Seltenheit missfälhg bemerkt
wurde, ein Vorwurf, der aber nicht der Leitung
des Versuchsfeldes zur Last gelegt werden kann,
sondern dem Mangel an Mitteln zur Herstellung
geeigneter Räumlichkeiten und zur Anschaff"ung sel-
tener Pflanzen beigemessen werden muss.
*) Ist Nolana tenella Lindl. Die Red.
Der Park zu Monceau.
Von A. Stelzner, Haudelsgärtner in Gent in Belgien.
Mit Freuden begrüsse ich jedes Jahr die Win-
terabende, die mir als Gärtner einige Mussestunden
geben, um die im Laufe des Jahres erhaltenen Ein-
drücke und Erfahrungen den Lesern der verschie-
denen Gartenschriften mittheilen zu können.
Im Monat Juli hatte ich bei einem Ausfluge
nach Paris Gelegenheit, die subtropischen Pflanzun-
gen oben genannten Parkes zu bewundern. Es
war mir doppelt interessant, denselben kennen zu
lernen, da er einestheils noch neu und wenig be-
kannt ist, anderntheils aber, wie mir einige Pariser
Kollegen versicherten, sicli durch seine herrlichen
Gruppen ursprünglich dem warmen Süden ange-
höriger Pflanzen vortheilhaft auszeichnen sollte.
Es ist dieses aber auch ein so anziehender Umstand,
nachdem in unserem nördlichen Klima durch viel-
seitig gemachte Versuche festgestellt ist, dass man
zu Sommer-Gruppen im freien Lande manche schöne
und namentlich in dekorativer Hinsicht brauchbare
Pflanzen, die man früher nur in Töpfen und in
Gewächshäusern zu kultiviren gewohnt war, in An-
wendung bringen kann. Bekanntlich gehört dem
Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in Ber-
lin das Verdienst, zuerst in dieser Hinsicht ange-
regt zu haben. In Berlin und Potsdam sind die
ersten tropischen und subtropischen Blattpflanzen
während der besseren Jahreszeit im Freien ausge-
pflanzt worden.
Es hat mich nicht gereut, die Promenade nach
Monceau gemacht zu haben, denn meine durch die
Erzählungen gesteigerten Erwartungen wurden noch
übertroflen. Der Park von Monceau ist ohne Zwei-
fel der reichhaltigste in dieser Beziehung im gan-
zen nördlichen und mittlem Europa, wenigstens
von denen, die ich bis jetzt zu sehen Gelegenheit
gehabt habe. Umgekehrt habe ich von dem so
viel besprochenen und berühmten Bois de Boulogne
und von dem Tuilerien- Garten in dieser Hinsicht
mehr erwartet.
95
Der Park von Moncean befindet sich in der
Nähe des Triumphbogens der Chainps Elys^es und
ist im Allgemeinen in englischem Styl gehalten.
Ein sehr zierliches Gitter umschliesst ihn. Da zwei
sehr breite und grade Cliauss(5en in entgegenge-
setzter Richtung den Park durchschneiden, so sind
4 Haupteingänge, welche elegante Thore haben,
vorhanden; man kaim demnach von jeder Seite aus
eintreten. An diesen Eingängen finden sich Ra-
batten vor, die mit Veronica, Chrysanthemen, Schar-
lach-Geranien bepflanzt, aber von kleinblumigen,
karniinfarbigen und niedrig gehaltenen Petunien
eingefasst sind.
Eine üppige Gruppe der grünen grossblättrigen
Alocasia macrorrhiza fesselte zuerst meine Aufmerk-
samkeit; dann kam eine andere aus Begonia Presto-
niensis bestehend, welche mit ihren grossen, schö-
nen und rothen Blüthen wahrhaft Efi'ekt machte.
Es folgten alsdann Gruppen von Begonia macro-
phylla und B. ricinifolia, die durch ihre verschiede-
nen Blattformen den angenehmen Eindruck Erhöh-
ten. Solanum laciniatum, dazwischen blühende Exem-
plare der Jiisticia violacea und von Coleus Ver-
schafi'eltii eingefasst, war ebenfalls mit bestem Er-
folge zu einer Zusammenstellung benutzt. In der
Nähe befand sich auch eine reizende Wasserpartie,
von einem Säulengang, der mit Epheu zierlich um-
wunden war, umgeben. Eine kleine Insel hob na-
türlich vortheilhaft das ganze Bild. Fernere Grup-
pen von Hortensien, Begonia tomentosa mit ihren
grossen dichtbehaarten Blättern, von Musa paradi-
siaca mit blühenden Fuchsien untermischt, so wie
von Begonia fuchsioides in voller Blüthe, nahmen
weiterhin meine Blicke in Anspruch. Es schien
mir manchmal, als wenn die sonst überall aufge-
gebene B. fuchsioides die Frage an mich richtete:
„Warum hat man mich nicht auch anderwärts auf
diese Weise verwendet, anstatt mich in enge Töpfe,
in denen ich nun einmal nicht gedeihe, zu pressen
und dann ganz und gar zu vergessen?"
Einen herrlichen Anblick gewährte ferner auf
einem Beete Solanum marginatum, was sonst dicht
mit Lobelia raniosa bepflanzt war. Auf dem blauen
Teppiche hatten die silberfarbigen, im Metallgianze
schimmernden und mit Stacheln auf der Oberfläche
besetzten Blätter ein geisterähnliches Ansehen. An
einer andern Gruppe von Aucuba japonica, zwischen
der grossblättrige Exemplare des Panicum sulcatum
standen und welche beide von niedrigen und später
in dem schönsten Roth der Früchte prangender
Cotoneaster buxifolia eingefasst waren, vorbei, ge-
langte ich auf eine steinerne Brücke, von der wie-
derum aus sich herrliche Aussichten nach verschie-
denen Seiten des Gartens eröffneten. Grossartig
war der Blick auf den kunstvollen Triumphbogen,
der Jjekanntlich auf der Höhe der Cbamps Elys^es
steht und von hier aus nur eine geringe Entfer-
nung besass.
Balsaminen mit Colocasia violacea gruppirt,
Rhododendren und Agapanthus umbellatus, eine
Musengruppe von Tussilago Farfara fol. var. ein-
gefasst, ferner Bosquets von grossblumigen Pelar-
gonien oder von buntblättrigen Scharlach -Geranien
umgeben, waren nicht von geringem Effekte. Eben
so Zusammenstellungen von Fuchsia raacrantha und
Verbesine verbascifolia, welche ausserdem auf einem
Beete, mit der reizenden Nierembergia intermedia
dicht bedeckt, sich befanden, so wie herrliche
Ficus- und Erythrinen- Gruppen von Dianthus si-
nensis eingefasst, Hibiscus sinensis mit den herrli-
chen grossen Blumen und von Lantanen bekränzt.
Besonders gefiel mir- eine Zusammenstellung von
Coleus Verschafl'eltii, die von Cerastium Bieberstei-
nii umgeben war, so wie eine andere Musengruppe,
deren einzelne Pflanzen sich wie aus einem reizen-
den Teppich von Tradescantia zebrina erhoben.
Wiederum war diese buntblättrige, in Deutschland
nirgends im Freien verwendete pflanze benutzt,
um eine Einfassung bei einer Gruppe von Wigan-
dia Caracassana zu bilden. Um grössere Strauch-
und selbst Baumpartien bildeten Funkia ovata oder
verschiedenblühende Fuchsien einen Kranz. Auch
Gruppen von Cordyline congesta, von Colocasia
antiquorum und von Cosmophylhun cacalioides, zwi-
schen denen Exemplare von Salvia argentea stan-
den, waren vorhanden.
Auf einem freien Rasenstücke nahm sich ein
Pandanus odoratissimus um so prächtiger aus, als
man die Stelle, wo er eingepflanzt war, mit gross-
blumigem Portulak dicht besetzt hatte; nicht we-
niger eine Zusammenstellung von niedrigem bunt-
blättrigen Acer Negundo und Perilla Nankinensis,
die beide von Heliotropien umgeben waren , eben
so baumartige Päonien, zwischen denen blühende
Fuchsien sich befanden, zumal wiederum Lantanen
einen Kranz darum bildeten. Auch die von mir
früher schon besprochene und empfohlene Aralia
papvrifera, welche mit ihren imposanten Blättern,
die wohl den Eindruck einer Palme in unserem
nördlichen Klima machen dürften, auf einem Beete
Anwendung gefunden hatte, was Tradescantia ze-
brina bedeckte. Ebenbürtig war ein Beet mit
buntblättrigen Hortensien besetzt und von Lobelien
eingefasst, so wie ein anderes von dunkellaubiger
Farbe, Prunus lusitanica und mit Cuphea eminens
eingefasst. In einem Bosquet bildete eine präch-
tige Cedrus Deodara den Mittelpunkt, während ein
Gürtel von Amarantus sanguineus, Ageratum me-
xicanum, Scharlach- Geranien, Phygelius capensis
und Veronica sich herum zog.
96
Auf dem grossen Rasenplätze standen hin und
wieder edele Pflanzen in schönen Exemplaren, so
Chamaerops humilis, Phoenix sylvestris, Livistona
chinensis, Dioon edule, ferner Yukken, Musa Caveu-
disbii und Aralia nyraphaefolia, und ge\\öbnlich
von Tradescantia zebrina oder von grossblumigem
Portulak umgeben. An vielen Bäumen hatte man,
um die graue Rinde zu beleben, die dazu nicht
genug zu empfehlende sibirische Zaunwinde Caly-
stegia dahurica, mit den schönen gefüllten und ro-
safarbigen Blüthen, benutzt, hin und wieder auch
ringsum Lobelien angepflanzt.
Durch einen tief gelegeneu Weg, auf beiden
Seiten von hohen Bäumen und dichten Sträuchern
beschattet, und zwischen schmalen Rabatten mit
Pauicum plicatum, Campanula carpathica, Funkien,
Buxus, Balsaminen und Gentiana acaulis bepflanzt,
gelangt man wiederum iu's Freie, wo zunächst
Gruppen von ]^Iagnolien, zwischen denen Pyrami-
den - und Kugel - Astern einen schönen Blüthen-
schmuck bildeten, um sie herum dagegen niedrige
Tagetes sich befand, vorhanden sind. Bald steht
man vor dem Grottenberge, an dessen Fusse eine
Gruppe von leuchtenden Gazanieu die Augen wahr-
haft blendete. Die Grotte selbst enthält Stalaktiten
in wohlgefälliger Anordnung. In ihr eingetreten,
thut sich eine neue Welt auf. Die Augen, bisher
von Blunienpracht und freudigem Blattgrün gefes-
selt, ruhen aus und nehmen andere Eindrücke auf,
um sie unserer geistigen Sphäre zur Verfügung zu
stellen.
Der Berg war auf der einen Seite mit Rhodo-
dendron- und Azalea pontica - Gruppen bepflanzt,
die durch Tropaeolum, Amarantus sauguineus und
grossblumige Pelargonien eingefasst wurden , auf
der andern dagegen waren Felsen nachgebildet,
auf denen wiederum Epheu, Vinca, Elaeagnus, Au-
cuba, Evonymus, Balsaraineu, Lytrum u. s. w. eine
passende Stelle gefunden hatten.
Schliesslich nenne ich nur noch einige, beson-
ders in die Augen fallenden Gruppen: von Curculigo
recurvata und Boehmeria argentea auf einem Beete
mit grossLlumigem Portulak dicht bepflanzt, von
Hex mit Calceolaria floribunda eingefasst, vuu Cor-
dyline congesta, um die wiederum ein Kranz der
r(nzendcn himmelblauen Brachvcome ibcridifolia sich
herumzog, von Coleus Verschaffeltii , umgeben von
einem Gürtel buntblättriger Geranien, vuu bunten
Georginen, umfasst von Lobelien. In jeder Itn-
sicht befriedigt, verHess ich endlich den schönen
Park und rathe allen denen, welche nach Paris
kommen, es nicht zu versäumen, sich einen gleichen
Genuss zu verschaflen.
Etiide de M. Verraeulen,
notaire ä Bruxelles,
rue des Boiteux 16.
Le notaire Vermeulen vendra publiquement,
les 27, 28. et 29. avril 1864, ä onze heures pr^-
cises du matin, en la maison, rue de Brabant, n.
224, a Schaerbeck lez Bruxelles, sous la direction
de M. Ambroise Verschaffelt, horticulteur ä Gand
(Belgique) :
La belle et riche coUection d'Agaves, Yucca
et Bonapartea et genres analogues, d<51aiss^e par
M. Edmoud-Pierre- Jean- Joseph Van der Vinnen, en
son vivant propri(?taire et amateur distingu^, audit
Schaerbeck.
Les plantes seront ä voir deux jours avant la
vente, depuis dix heures du matin jusqua quatre
heures de relev^e.
Le catalogue se distribue:
A Bruxelles, en la maison mortuaire, rue de
Brabant 224;
^ en r^tude du notaire, rue de Boi-
teux 1 ti ;
„ chez MM Muquardt,libraire, place
Royal ;
A Paris, „ » -^- Goin, llbraire, rue
des Ecüles H2;
A Amsterdam, „ „ Sybranni, libraire;
A Gand, „ „ Ambroise Verschatfelt,
horticulteur;
„ j) 55 Muquardtjllbraire, place
d' Armes;
A Berlin, „ „ leprofesseurKarlKoch ;
A Leipzig, , „ Muquardt, libraire;
A Londres, „ „ Silberrad and son, 5,
Harp lane, great to-
wer street;
A St Petersbourg, „ „ Jacques Issakoft', li-
braire.
Etablisscilieiit Iioitieole
de Louis ran H o u 1 1 e h Oaiid.
Eben ist No. 102 des Catalogue de plantes et
de plein air erschienen und bringt, wie gewöhnlich,
ein reichliches Vcrzeichniss der Kulturen in dem
Garten-Etablissement von L. van Houtte in Gent.
Verkauf einer Gärtnerei.
Meine hier in der allerbesten Lage befindliche
Gärtnerei bin ich Willens mit sämmtlichen Gebäu-
den, Glashaus, Mistbeeten u. s. w. bei massiger An-
zahlung zu verkaufen.
S targar d in Pommern.
A. Ilaiiiicmaiiii, Kunstgärtner.
Verlag vou Karl Wiogandt in Berliu,
Komniaudanten-.Strasse No. 62.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
Woehensclirift
des
Vereines zur ßeförderniig; des Oarteiibaoes in den Königl. Preossischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
I*rofessoi- Dr. Karl Kocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 13.
Berlin, den 2. April
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post -Vereines.
Inhalt: Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IV.
Besitzer Mart. Müller in Strasburg a. Rh.
Drahtgeliinder für Spalierbäume, Wein u. dergl. Vom Baumschul-
Sountag, den 3. April, Frühjahrs-Ausstellung in der grossen Aula der Königl. Thierarzneischule (louisenstr. No. 56).
Die Versammlung der Mitglieder (indet an demselben Tage, Nachmittags 2 Dhr, im Englischen Hause (Mohrenstr. No. 49)
statt, worauf (um 3 Uhr) ein gemeinschaftliches Itlittagsessen erfolgt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
Allerlei
ans der Gärtnerei niid Pflanzenkunde.
IV.
Eine der grossartigsten Pflanzen -Ausstellungen,
wenn nicht die grossartigste, findet, wie wir schon
berichtet haben, vom 24. April bis 6. Mai in Brüs-
sel statt. Nach uns zugegangenen näheren Nach-
richten wird die Betheiligung auch von Frankreich
und England sehr gross sein. Die Anmeldungen
sind so zahlreich eingegangen, dass der dazu be-
stimmte Ausstellungsraum von 3000 Quadratmetern
(3 Meter sind gegen 10 Fuss oder 1 Meter = 3,1862
Fuss) keineswegs ausreicht und man sich gezwun-
gen gesehen hat, noch einen Anbau von 2500 Qua-
dratmeter anzufertigen. Vor Allem macht Gent
alle Anstrengungen , um seinen alten Ruf zu be-
haupten. Wer, Liebhaber oder Gärtner, Zeit und
Muse, freilich auch die nöthigen Mittel besitzt, ver-
säume ja nicht, nach Brüssel zu gehen und eine
Ausstellung zu sehen, wie sie wahrscheinhcli nicht
sobald wieder geboten sein dürfte.
Auch der damit verbundene Kongress von Bo-
tanikern und Gärtnern wird sehr besucht werden.
Abgesehen von den persönlichen Bekanntschaften,
die bei solchen Gelegenheiten gemacht werden und
sehr hoch in der Waagschale wiegen, wird schon
durch die Ausstellung ausserordentlich viel geboten;
die gestellten Fragen, welche freilich nur zum ge-
geringen Theil zur Erledigung kommen möchten,
sind von der grössten Wichtigkeit für die Praxi«
und für die Wissenschaft. Wir machen besonders
darauf aufmerksam, dass gewisse Pflanzen, wie
Agaveen, Bromeliaceen , Aroideen u. s. w., die in
getrocknetem Zustande fast gar nicht wissenschaft-
lich bestimmt werden können, in grösster und reich-
lichster Auswahl geboten werden möchten, und Bo-
taniker damit eine Gelegenheit erhalten, an lebeu-
.den Pflanzen genauere Studien zu machen. Aus-
serdem könnte man sich über die Namen noch
mancher anderer Pflanzen verständigen und dadurch
dem immer mehr sich steigernden Wirrwarr eiuiger-
massen Schranken setzen. So viel uns privatim
mitgetheilt ist, werden aus Deutschland ausser dem
Redakteur der Woclienschrift, Professor Goeppert
in Breslau und Professor Reichenbach jun. in
Hamburg kommen; aus Russland geht der Direk-
tor des botanischen Gartens in Petersburg, Dr.
Regel nach Brüssel; aus England werden anwe-
send sein: Th. Moore, Hogg und Murray, aus
Frankreich: Brongniart, Duchartre, Barral,
F^e, Lecoq, Planchon, Graf von Lambertye,
Martins u. s. w., aus Italien: Santo Garovaglio,
aus der Schweiz de Candolle.
Dass aus Deutschland eine rege Betheiligung
bei der Ausstellung stattfindet, bezweifeln wir; es
thut uns leid, da wir überzeugt gind, dass deutsche
Kulturen jenseits des Rheines Anerkennung gefun-
13
98
ilen hätten. Wenn Belgier, Franzosen und Eng-
länder in Manchem uns voraus sind, so würden wir
doch wieder in andern Zweigen der Gärtnerei bei
den Ausländern die Aufmerksamkeit auf uns len-
ken. Deutsche Erzeugnisse haben sonst, selbst bei
den grossen Weltausstellungen in London und Pa-
ris, hauptsächlich wegen ihrer Wohlfeilheit die Auf-
merksamkeit auf sich gezogen. Berlin könnte z. B.
mit den Massen seiner Ficus, Erica's u. s. w., Dres-
den mit den Kamellien, Azaleen u. s. w., Mainz
auch mit seineu selbstgezüchteten Blütheusträuchern
auf dem ausländischen Markte erscheinen. Wenn
die Industriellen schon längst eingesehen haben,
wie wichtig dergleichen Konkurrenzen für deu Auf-
schwung des einen oder andern Industrie-Zweiges
sich bewiesen haben und wie grosse Vortheile de-
nen, welche sich mit noch so grossen Opfern be-
theiligen, werden, so haben doch im Allgemeinen
die deutschen Gärtner die Wichtigkeit noch keines-
wegs hinlänglich erkannt und bleiben leider theil-
nahmlos selbst da, wo es das Geschäft und die
Ehre erheischt hätte.
Zu derselben Zeit findet auch, wie wir schon
angezeigt haben, eine grosse Ausstellung in Wien
statt. Schade, dass deshalb von dort kein Botani-
ker, an denen die Kaiserstadt grade für die Syste-
matik sehr tüchtige Kräfte besitzt, nach Brüssel
geht; doch hören wir, dass der Kunst- und Han-
delsgärtner Abel der Einladung nach Brüssel Folge
leisten wird. Die Wiener Gartenbau - Gesellschaft
macht seit einigen Jahren ungemeine Anstrengun-
gen; ihre Ausstellungen werden von Jahr zu Jahr
grossartiger. Gärtner und Liebhaber beeifern sich,
zu dem Glänze derselben beizutragen. Ausser den
84 Medaillen, welche für die Frühjahrs-Ausstellung
im April bereits bewilligt sind, sind ausserdem noch
von Privaten 100 Dukaten als Preise gestellt worden.
Das neue Ausstellungs-Gebäude, welches mit
einem Kosten- Aufwände von 350,000 Fl. erbaut
wird, schreitet vorwärts und wird wahrscheinlich
schon im Herbste fertig werden. Die Gesellschaft
hat jedoch beschlossen, erst im nächsten Frühjahre
die Eröffnung, und zwar durch Se. Majestät den
Kaiser, geschehen zu lassen. Zu gleicher Zeit soll
dann eine Ausstellung veranstaltet werden, welche
wahrscheinlich eine der brillantesten werden wird;
die je in W^ien gewesen sind. Wir machen des-
halb schon jetzt Liebhaber und Gärtner darauf
aufmerksam.
Wir kommen auf eine dritte Ausstellung zu
sprechen, welche vom 26. bis 28. Juni in Stettin
durch den dortigen Gartenbau -Verein veranstaltet
wird. Vermag diese auch in keinerlei Weise mit
der Brüsseler zu wetteifern, so haben wir doch be-
reits im vorigen Herbste schon gesehen, was man
bei gutem Willen und einiger Energie vermag.
Wie man aus dem Berichte über die erste Pflan-
zen-Ausstelsung im vorigen Herbste zu Stettin (s.
vor. Jahrg. der Wochenschr. S. 296) ersehen kann,
gehörte diese zu den bessern, welche in Deutsch-
land gewesen. Wir wollen demnach auch bei die-
ser bevorstehenden zweiten Stettiner Ausstellung
wünschen, dass auch von auswärts rege Betheili-
gung stattfinde, damit die Anstrengungen und Mü-
hen der Unternehmer einigermassen eine Belohnung
darin finden.
Wir haben über den Akkliniatisations- Garten
in Algier durch den Gärtner Langguth Nachrich-
ten erhalten, die auch ein allgemeines Interesse be-
sitzen und deshalb werth sind, hier mitgetheilt zu
werden. Es mag wenige Institute der Art geben,
welche eine so glückliche Lage haben , als das in
Algier; wir wüssten etwa nur Melbourne auf Neu-
holland zu nennen, wo bekanntlich unser so über-
aus thätiger Landsmann Ferd. Müller Vorsteher
ist. Gleich dem botanischen Garten in Melbourne
befindet sich auch der Akklimatisations- Garten in
Algier in einem erfreulichen Zustande. Eine Menge
von Pflanzen , die wir ängstlich in unseren Ge-
wächshäusern gegen die rauhen Witterungs-Verhält-
nisse schützen müssen, stehen in Algier im Freien
und geben einen Begriff" von ihren natürlichen Zu-
ständen. Es betriff't dieses selbst Palmen.
So sieht man Cocos reflexa fortwährend mit
geöffneten Blüthen-Scheiden und mit reifen Früch-
ten. Besonders schön sind die Gruppen von Cy-
cadeen ; es gilt dieses hauptsächlich von den süd-
afrikanischen, welche auch reichlich vertreten sind,
^lan hat daselbst noch eine andere Zamia picta,
welche der Z. Fischeri näher steht; die des bota-
nischen Gartens in Berlin gehört zur Z. muricata.
Bananen gibt es in grösster Auswahl der Sorten.
Es ist doch ein schöner Blick, diese herrlichen
Blattpflanzen mit den schweren herabhängenden
Kolben zu sehen! besonders gilt dieses von Musa
Ensete, welche man bereits zu einer Allee benutzt
hat. Obwohl erst vor einem Jahre angepflanzt,
besitzen die einzelnen Exemplare doch schon an
der Basis einen Staunn-Durchmesser von 1 Fuss.
Ganz eigen thündicli sieht es aus, dass neben
allen diesen tropischen und subtropischen Pflanzen
wieder unsere Obstsorten: Aepfel, Birnen, Pflau-
men, Aprikosen und Pfirsiche, Platz gefunden haben
und ebenfalls reichlich tragen. Es ist dieses ein
ganz eigenthümlicher Anblick. Dazu kommen noch
die Felsenparthien mit allerhand Alpinen. So be-
merkt man die verschiedenartigsten Gruppen neben
einander; Alles gedeiht unter demselben Klima.
Und doch fällt in Algler das Thermometer bis-
weilen ziemlich tief, wenn auch die niedrige Tem-
99
pcratur nicht lange anliält. In den ersten Tagen
des Januar war es so kalt, dass in ungünstigen
Lagen sogar Eis gewesen sein soll. Und doch
hatten selbst Bananen dabei nicht gelitten. Ende
Februar war die Wärme übrigens wieder bis 1 8
Grad im Schatten gestiegen. Dazu kommen nun
noch fürchterliche Regengüsse, wie man sie nur
selten bei uns sieht, und erhalten die Luft stets
feucht.
Auch die Redaktion der Hamburger Garten-
uiid Blumenzeitung hat ernstlich gegen die Beschul-
digungen des Handelsgärtners Heineman u in Er-
furt, welche dieser wegen der Dahlia imperialis
gegen die Redaktionen einiger gärtnerischer Zeit-
schriften erhoben, Verwahrung eingelegt, so dass wir
es schliesslich ebenfalls für unsere Pflicht halten,
uns dem vom Inspektor Otto und Anderen Ausge-
sprochenen vollständig anzuschliessen. Jedermann, der
unseren Artikel über Georginen (s. vor. Jahrg. S.
377) gelesen, wird hier viel mehr eine wissen-
schaftliche Abhandlung finden, die belehren soll,
als auch nur die geringsten (Spuren einer Lobhu-
delei, wie Heinemann meint. Wir bezweifeln
übrigens, dass dieser unsere Abliandlung gelesen
hat und wüssten auch gar nicht, wie ein Mann,
der öffentlich in Mainz aussprach, dass er nur die
Gärtner, welche keinen Professor, also keine Wis-
senschaft bedürften, leben lasse, dazu käme. In
Betreff der Lobhudeleien möchten wir Heinemann
nur an seine eigenen Verzeichnisse erinnern und
einfach fragen, ob diese denn so ganz frei sind?
Wir erwähnen nur das gar sehr angepriesene Sec-
chium edule, was von ihm auch auf die anziehendste
Weise für die Kultur im Freien empfohlen wurde.
C)b wohl Heinemann die Pflanze je im Freien
kultivirt hat? Es müsste dieses eigentlich der Fall
sein, da er die im Vaterlande höchstens 2 bis 3
Zoll im Duichmesser enthaltenden Früchte von der
Grösse eines Kinderkopfes angibt.
Wir haben schon in dem Berichte über die
Görlitzei' Ausstellung der Lederstreifen zum An-
binden von Etiketten gedacht. Wir kommen jetzt
hier auf diese zurück, wo der Frühling vor der
Thüre ist, nach dem Kalender bereits begonnen
hat, und im Freien allerhand Anpflanzungen von
Gehölzen gemacht werden, deren Namen man gern
reserviren möchte. Jedermann weiss, wie das Eti-
ketten-Anbinden besonders die Baumschul -Besitzer
Jahre lang bereits beschäftigt hat. Geht die Eti-
kette verloren, so weiss man in der Regel auch
den Namen des Gehölzes nicht mehr, verwechselt
diesen wohl auch mit einem andern, und die Verwir-
rung in der Nomenklatur ist fertig. Um so grös-
ser wird sie aber, je mehr Etiketten verloren ge-
gangen sind. Man hat Bindfaden und Eisendraht,
beide verschiedentlich präparirt, selbst den theuern
Kupferdraht dazu genommen ; alle diese Bindemittel
erwiesen sich aber für die Dauer nicht. Aus die-
ser Ursache ergreifen wir jetzt gern die Gelegen-
heit, um auf eigeuds dazu präparirte Lederstreifen
aufmerksam zu macheu, welche von TIi. Klemm
in Pfullingen zu beziehen sind. Je nach der
Länge kosten 1000 Stück 7 Zoll lang 2 Thlr 17
Sgr., 8 Zoll laug 3 Thlr 4 Sgr., 17 Zoll lang 4
Thaler und 19 Zoll lang 5 Thlr 5 Sgr.
In Frankreich befleissigt man sich inuner mehr
der Obstbaumzucht und überhaupt der Gartenkunst;
es wäre wohl zu wünschen, dass dergleiclien Ein-
richtungen auch in andei-n Ländern beständen. Es
ist gar nicht zu leugnen, dass man jenseits des
Rheines für Bodenkultur ungemein viel thut und
dadurch den Wohlstand der Bewohner hebt. Bald
sind es die Gartenbau -Gesellschaften, welche die
Angelegenheit in die Hand nehmen, bald die Pre-
fekten. Es werden besondere Sachverständige, Pro-
fessoren, bezahlt, welche öffentliche Vorlesungen in
den Hauptstädten der Departements halten und
selbst auf dem Laude herumziehen, um durch be-
lehrende Vorträge das Interesse und das Verstand-
niss für Obstkultur u. s. w. zu fördern. Etwas
Aehnliches haben wir bei uns nur in der Rhein-
provinz, wo der überaus thätige landwirthschaft-
liche Central-Verein in Bonn die Sache leitet, aber
auch in Württemberg. Möchte man bei uns doch
diese vortreft'liche Einrichtung in Frankreich beher-
zigen uud einzuführen suchen! Leider fehlen un-
seren deutschen Gartenbau- Vereinen in der Regel
die Mittel, da sie gar zu wenig unterstützt werden
und reichere Leute sich in der Regel von ihnen
fern halten, während diese grade in England,
Frankreich und selbst in Oestreich das Meiste da-
bei thun.
Der berühmte Reisende Fortune hat in Gar-
deners Chronicle einen Brief über die öffentlichen
Gärten in China veröftentlicht, der manches Inte-
ressante enthält. Sonderbar, dass die Chinesen,
welche man sich bei uns nicht ohne Zopf denken
kann, grade in Betreff der ästhetischen Gärtnerei
mehr natürlichen Geschmack au den Tag gelegt
haben, als oft unsere kunstverständigen Europäer.
Oeffentliche Anlagen spielen in ganz China eine
grosse Rolle und werden allgemein respektirt; es
gilt dieses selbst von dem Obste, was dazwischen
sich vorfindet. Während man bei uns in Deutsch-
land, besonders in kleinereu Orten, allerhand An-
schläge findet, durcli die das Publikum auf die
Strafen aufmerksam gemacht wird, welche bevor-
stehen, wenn Jemand eine Blume oder einen Zweig
pflückt, so steht in China auf den vorhandenen
.Anschlägen höchstens, dass die öffentlichen Anlagen
13*
100
zum Vergnügen des Publikums vorhanden sind.
Und trotzdem geschehen Ucbertretungen in China
nur höchst selten oder gar nicht, während diese in
kleineren Orten in Deutschland keineswegs zu den
Seltenheiten gehören! Es kommt selbst vor, dass
man in China dem Publikum erlaubt, reife Früchte
in den Anlagen zu pflücken und zu geniessen.
Die Ursache dieser Heilighaltung öffentlicher
Anlagen in China liegt einestheils in der Gewohn-
heit, anderntheils aber grade darin, dass man gar
keine Strafen auf Uebertretungsfälle setzt. Wir
haben auch in Deutschland gesehen, dass da, wo
bei öffentlichen Anlagen die härtesten Strafen folg-
ten, auch am Meisten übertreten wurde. ^lan muss
die Menschen gewöhnen, dass sie das, was zu
ihrem Vergnügen vorhanden ist, gleichsam als ihr
Eigenthum betrachten, an dem sie Freude haben,
und man wird finden, dass auch der gemeine Mann
öffentliche Anlagen achtet.
Wir gehen zu den Verzeichnissen der Han-
delsgärtner über, welche uns zugekommen sind:
a. Catalogue de plantcs de serres et de
plein air de Louis van Houtte ä Gand No.
102. Wenn eine Handelsgärtnerei bereits 102 Ver-
zeichnisse herausgegeben hat, wie die van Houtte'-
sche, so hat sie gewiss eine Bedeutung. Es unter-
liegt wohl keinem Zweifel, dass sie in ihrer Ge-
sammtheit die grösste des Festlandes, vielleicht auch
Englands, ist, wenn auch andere Handelsgärtnereien
in einzelnen Zweigen einen grösseren Umfang ha-
ben sollten. In No. IH haben wir auf die Säme-
reien aufmerksam gemacht, hier werden Gewächs-
haus-Pflanzen in reichlichster Auswahl angeboten.
b. Preisverzeichniss von Topf- und Landpflan-
zen des Danneel'schen Gartens zu Berlin. Es
enthält eine Auswahl des Neuesten und Besten,
was die Gärtnerei jetzt besitzt. Blüthensträucher
in wohlgezogenen Exemplaren haben in früheren
Zeiten den Danneel'schen Garten berühmt ge-
macht; jetzt sind es vielmehr Neuigkeiten, haupt-
sächlich des Warmhauses, Blatt- und buiitblättrigc
Pflanzen, welche von hier weit und breit, auch
über die Grenzen des deutschen Vaterlandes, ge-
sendet werden.
c. Preisverzeichniss der Kunst- und Handels-
gärtnerei von Karl Benda enthält ebenfalls Ge-
wächshaus-Pflanzen, besonders eine Auswahl des
Neuesten und Schönsten, auch in Betrefl" der Blü-
thensträucher. Das Vcrzeichniss der Sämereien ha-
ben wir früher (S. (51) besprochen.
d. Hauptpreiscourant über Warm-, Kalthaus-,
Freiland -Pflanzen und Baumschul- Artikel von G.
(reitner in Planitz bei Zwickau. Bekanntlich be-
finden sich die Geitn er 'sehen Gewächshäuser über
unterirdischen Steinkohlenbränden und haben des-
halb von jeher die Aufmerksamkeit auf sich gezo-
gen. Die Gärtnerei hat das Verdienst, zuerst auf
Rechtschreibung der Namen grossen Werth gelegt
zu haben. Sie enthielt früher hauptsächlich Ge-
wächshauspflanzen, unter diesen auch viele medizi-
nisch-technische Pflanzen, jetzt hat sie sich aber
wohl auf alle Zweige der Gärtnerei ausgedehnt und
führt namentlich auch eine grosse Anzahl von Stau-
den und Ziergehölzen auf.
e. Ergänzung und Preisveränderung der Preis-
listen von Stelzner & Meyer in Gent. Das
Vcrzeichniss enthält nur das Neueste und Schönste,
nebst anderen Pflanzen, deren Preise sich bedeu-
tend vermindert haben. Auch dieses Etablissement hat
sich ausgedehnt ; ausser Warm- und Kalthaus-Pflan-
zen, die früher mit Vorliebe gezogen wurden, wird
jetzt besonders noch den besseren Blüthensträuchern
und Florblumen Rechnung getragen.
f. Verzeichniss für 18G4 über Stauden, Rosen
und Topfpflanzen der Handelsgärtnerei von Jühlke.
31. Jahrgang. Ueber diese Gärtnerei haben wir frü-
her schon gesprochen (S. 28). Gewächshauspflanzen
sind nur in geringerer Anzahl vorhanden, doch
fehlen natürlich nicht unsere beliebten Blüthen-
sträucher. Die Auswahl der Rosen ist gut. Nächst-
dem macheu wir auf die Nelken aufmerksam, von
denen eine vorzügliche Sammlung vorhanden ist.
Beachtung verdient endlich das Stauden -Sortiment.
g. Preis-Courant von Soupert & Notting in
Luxemburg. Rosen spielen hier natürlich eine
llauptrolle. Bekanntlich bildet genannte Gärtnerei
in Betreff" der Rosen eine Art Vermittlung zwischen
den Franzosen und Deutschen. Sie führt haupt-
sächlich uns jährlich zu, was jenseits der deutschen
Grenzen Schönes herangezogen wird. Doch finden
wir dieses Mal auch einige Blüthensträucher und
Florblnmen in dem Verzeichnisse aufgezeichnet.
h. Nachtrags -Verzeichniss zur Rosensammlung
von J. Ernst H erger zu Köstritz bei Gera. Nur
Rosen, diese aber in vorzüglicher Kultur und Aus-
wahl. Wo man sich nur mit einem Gegenstande
der Gärtnerei beschäftigt, kann man auch etwas
leisten. Das ist hier der Fall.
i. Anhang zu dem frühern Haupt-Pflanzenver-
zeichniss der Gebrüder Mardner in Mainz. Die
Besitzer dieser Handelsgärtnerei haben sich grosse
Verdienste um die Neuzucht von Blüthensträuchern
erworben und uns Deutsche damit fast zuerst vom
Auslande unabhängig gemacht. Die Mardner'-
schen Azaleen gehören zu den besten , die über-
haupt in den Handel kommen. Das vorliegende
Verzeichniss entliält nur Neuigkeiten aus der Zahl
der Blüthensträucher und Florblumen.
k. Cultures de V. Lemoine ä Nancy. In
Frankreich werden bekanntlich am meisten neue
101
Florblumen gezüchtet: in erster Reihe steht stets in
dieser Hinsicht Nancy in Lotharingen, und hier hat
schon seit langer Zeit V. Lemoine besonderen
Ruf. Dieses Mal sind 3 Tafeln bunter Abbildungen
ilem Verzeichnisse beigegeben. Wir haben schon
früher die gefüllten Potentillen genannter Gärtnerei
bewundert, die jetzt in den Handel gebrachten
übertreflen aber die frühern au Schönheit. Eine
andere Tafel enthält Formen der Bouvardia leiantha,
die wir ihrer Blüthenfülle halber empfehlen, so wie
einige Fuchsien; die dritte endlich die schneeweisse
Form der gewöhnlichen Weigela und die gefüllte
Clematis erecta.
1. Catälogue g^neral des phmtes disponibles par
Crousse ä. Nancy. Ein zweites Verzeichniss ge-
nannter Gärtnerei (s. S. 62), was Gewächshaus-
pflanzen, besonders Neuigkeiten, beliebte Stauden
und Ziergehölze des freien Landes, Blattpflanzen,
vor Allem ein reiches Sortiment der neuesten
Canna-Formen , endlich aber beliebte Blüthensträu-
cher und Florbhunen enthält.
m. Verzeichniss über FItirblumen, Dekorations-
pflanzen u. s. w. von Fr. A. Haage jun. in Erfurt
wurde zwar schon länger ausgegeben, ist aber aus
Versehen bis jetzt übergangen, daher wir es nach-
träglich noch erwähnen. Von all' dem Schönen,
was hier an Blütliensträuchern und Florblumen ge-
boten wird und worin es an Vollständigkeit keinem
andern nachsteht, verdienen die Pelargonien in
erster Linie genannt zu werden. Die Gärtnerei
von Fr. A. Haage jun. in Erfurt möchte die
gröfste und ausgesuchteste Sammlung in Deutsch-
land haben.
n. Georginen-Verzeichniss der Handelsgärtnerei
von J. Reiten bach in Flicken bei Gumbinnen.
Es enthält eine hübsche Auswahl dieser beliebten
Blumen , worauf wir besonders die Bewohner von
Preussen und Posen, so wie der russischen Ostsee-
Provinzen, aufmerksam machen.
o. Cultures speciales pour la production de
graines dans l'^tablissement de Ch. Huber frferes
Ä Co. ä Hyfercs. Ein Vemeichniss, was namentlich
Handelsgärtnern zur Beachtung empfohlen werden
kann , da es eine Reihe interessanter Neuigkeiten
enthält. Es thut uns leid, das Verzeichniss erst
jetzt erhalten und nicht zu unserer Abhandlung
über neuere Sommergewachse benutzt zu haben.
Sonderbar, dass unter den neuen Ziergräsern auch
Setaria viridis und glauca, welche bei uns zu
den unangenehmsten Unkräutern , besonders auf
Aeckern, gehören, so wie Poa trivialis, eins un-
serer gemeinsten Wiesengräser, befindlich sind.
p. William Bryce & Co., Samen-Bericht und
Preis-Courant in Glasgow. Auch auf diese Firma
machen wir Handelsgärtner aufmerksam, da beson-
ders Samen von Gräsern, Rüben und Turnipscn in
grösseren Mengen und in vorzüglicher Qualität
durch diese Firma bezogen werden können.
(j. Verzeichniss von Samen und Pflanzen von
C. Schi ekler in Stuttgart. In Betreft' der erstc-
ren schliesst es sich denen der bekannteren Erfur-
ter an und kann für Süd -Deutschland besonders
empfohlen werden. Ausserdem wird in dem Ver-
zeichnisse noch eine hübsche Auswahl von Warm-
und Kalthauspflanzen angeboten, unter denen auch
die beliebten Blüthensträucher und Florblumen be-
findlich sind. Ebenso werden Gehölze aufgeführt.
Den Schluss bildet die Abbildung der neuerdings
sehr empfohlenen neuen Stuttgarter Butterbirn.
r. Preis -Verzeichniss der Samenhandlung von
Metz & Co. in Berlin enthält hauptsächlich land-
wirthschaftUche Gegenstände, diese aber in vorzüg-
licher Auswahl und trotzdem in reichlichen Sorti-
menten; ausserdem Gemüse- und Blumen-Sämereien,
so wie deren von Ziergehölzen und Obstbäumen;
endlich Blumenzwiebeln und Knollen.
s. Catälogue des graines d'arbres et d'arbustes
de Vilm orin-Andrieux & Co. Dieses Verzeich-
niss ist nicht allein Liebhabern, auch Handelsgärt-
nern zu empfehlen. So viel wir wissen, enthält es
die reichste Auswahl von Samen - Koniferen , von
Schmuck- und Ziergehölzen; es sind dabei zum Theil
die seltensten Arten vertreten. Nächstdem ist auch
ein Catälogue des grains de plantes, arbustes etc.
d'orangerie et de serre ausgegeben, in dem man
Sämereien von verschiedensten Warm- und Kalt-
hauspflanzen findet. Besonders reich sind hier die
neuholländischen Akazien vertreten.
t. Kunst- und Handelsgärtnerei von Martin
Müller in Strasburg a. Rh. Weniger ein Ver-
zeichniss, als eine Anzeige, dass Formen- und an-
dere Obstbäume in reichlichster Auswahl bei ihm zu
beziehen sind und dass 'Ihirv Jeune in Paris eine
Niederlage von seinem verzinkten Draht errichtet
hat. M. Müller empfiehlt mit Recht Drahtgeläuder
für Spalierbäume, für Wein, für Einzäunung von
Parks u. dergl.
u. Pflanzen-Verzeichniss der Baumschule zu
Reinbeck in Holstein. Der Besitzer James
Bahnsen ofterirt seine Obstsorten, zwar in gerin-
gerer Zahl, in desto besserer Auswahl aber, so dass
besonders im Norden Deutschlands wohnende Lieb-
haber darauf aufmerksam zu machen sind. Ausser-
dem findet man in dem Verzeichnisse Alleebäume,
Ziergehölze und Rosen, auch Georginen und einige
Gewächshauspflanzen.
V. Preisverzeichniss von Topf- und Freilaud-
Pflanzen und Nelken - Verzeichniss von Gustav
Heubner in Plauen. Hier sieht man, wie nach
und nach Liebe zu Pflanzen und Blumen sich stei-
102
gert. G. Heubner trieb Anfangs aus Liebhaberei
Nelken- und Aurikelzucht; seine ausgesuchten Samm-
lungen wurden bald allgemein bekannt. Eine Flor-
blume nach der andern zog er allmählig in den
Bereich seiner Kulturen, und so haben wir jetzt
auch ein Verzeiehüiss der von ihm ausgebotenen
Blüthensträucher und Florblumen erhalten.
Dralitgeläiider
für iSpalicrbäumr, lUctii u. iicrgl.
Vom Baurasclml-Besitzer Mart. Müller in Strasburg a. Rh.
(Nebst einer Beilage mit Zeichnungen.)
Da Holz und Handarbeit von Jahr zu Jahr
theurer werden, so war man schon lange darauf be-
dacht, die Holzgeländer zu ersetzen und zwar durch
ölaterial, was dauerhafter ist (und demnach auch
wohlfeiler) und weniger Arbeit, sowohl zur ersten
Einrichtung, als auch für den weiteren Unterhalt,
in Anspruch nimmt. Das beste Ersatz - Material
bleibt aber Draht und zwar nicht allein, um die
Lattengeländer an den Mauern zu ersetzen, sondern
auch statt der Rebpfähle in den Weinbergen, welche
bekanntlich sehr thcuer sind. Im Jahre 1846, als
ich mich noch im botanischen Garten in Strasburg
befand, nahm ich ein altes Lattengeländer, was sich
au meiner AYohnung befand und bereits halb zer-
fault war, hinweg und ersetzte es durch ein ande-
res von Draht. Dieses Geländer kam mir weit bil-
liger, als wenn ich das alte hätte ausbessern lassen.
Die Drahtgeländer sind jetzt durch die beque-
men Drahtspanner (Raidesseur) , welche von Col-
lignon in Ancy erfunden und von Thiry in Pa-
ris verbessert sind, leichte r herzustellen, so dass sich
Jedermann mit Hülfe dieses Instrumentes die Ge-
länder ohne weitere Mühe selbst anfertigen kann.
Ehe ich jedoch von den Vortheilen der Drahtge-
ländcr weiter spreche, will ich die Nachtheile der
Holzgeländer etwas näher ins Auge fassen.
Die beiden Haupt- Nachtheile sind, dass die
Holzgeländer gegen die, welche ich von Draht em-
ptehle, 3 mehr in der Anlage kosten und trotzdem
schon nach einigen Jahren Reparaturen nöthig
machen. Haben diese einmal angefangen, so finden
sich dann beinahe jedes Jahr neue ein. Es gibt
immer Theile, welche mehr oder weniger angefault
sind und beim Schneiden der daran befindlichen
Obstgehölze erst hervortreten. Nächstdem sind be-
sonders schon einige Zeit gebrauchte Latten der
Aufenthalt von einer Reihe schädHchen Ungeziefers,
während des Winters sowohl, als auch im Sommer.
Welchen Schaden diese Insekten, namentlich Ohren-
würmer, Schnecken, Graue Spinne und andere ma-
chen, wird Jedermann zur Genüge beobachtet ha-
ben, wenn er Spaliere zu pflegen hat.
Die Spaliergeländer von Draht haben dagegen
diesen Nachtheil gar nicht und ihre Einrichtung
kostet viel weniger. Von Reparaturen scheint in
den ersten 30 — 40 Jahren nicht die Rede zu sein.
Was also die Dauer anbelangt, so habe ich eben
ein Beispiel gegeben; ich will aber noch einige hin-
zufügen. Im Jahre 1849 legte ich ein zweites
bei dem Divisions - General Reibele auf seinem
Landgute in der Ruprechtsau an. Es befand sich
an einer Mauer von 600 Fuss Länge und 10 Fuss
Höhe und war für Pfirsiche und Aprikosen be-
stimmt. Ein zweites für Weinreben nach der Tho-
mery 'sehen Methode hatte daselbst nur 300 Fuss
Länge und war 8 Fuss hoch. Diese beiden Ge-
länder befinden sich heute noch in demselben guten
Zustande, als am Tage nach ihrer Einrichtung. Es
kommt noch dazu, dass mir damals der verzinkte
Draht, der, wie ich gleich zeigen werde, weit mehr
Vortheile bietet, auch unbekannt war und ich mich
noch des gewöhnlichen Drahtes No. 14 erste Qua-
lität bediente. Ich habe mit ihm nichts weiter ge-
macht, als dass ich ihn, nachdem er fest angemacht
war, mit rother Eisenfarbe bestrich. Heute ver-
wende ich keinen gewöhnlichen Draht mehr, son-
dern nehme galvanisirten, d. h. verzinkten. Dieser
ist bequemer zu verarbeiten, schöner und, was die
Hauptsache ist, auch dauerhafter.
Neuerdings habe ich in dem erst angelegten
Obstgarten des Amtsrathes Fischer in Kalbe a. d.
S., im Regierungsbezirk Magdeburg, nicht weniger
als 21,942 Quadratfuss Drahtgeländer an 10 und
12 Fuss hohe Mauern anbringen lassen. Diese
sind für Pfirsiche, Aprikosen, Birnen, Kirschen,
Pflaumen und Wein bestimmt; ausserdem sind aber
noch 3600 Quadratfuss für Freiland -Spaliere (so-
genannte Contre-espaHers) hinzugefügt. An die-
sen Geländern befinden sich alle möglichen For-
men : Palraetten mit schieflaufenden und mit hori-
zontalen Aesten, Candelaber- und Leier-Formen,
Cordons horizontales und obliques u. s. w. Ein jun-
ger Gärtner, Konrad Wohlgemuth, ist beson-
ders für diese Obstzucht vorhanden.
Es dürfte den Ijcsern der W^ochenschrift doch
von Interesse sein, die Zahl der Obstgehölze mit
Angabe ihrer Formen zu kennen. Jeder Stamm
ist mit seinem Namen auf Zink geschlagen verse-
hen; die Zahl der Sorten ist sehr gross, natürlich
sind aber bewährte Früchte am meisten vertreten.
440 Aepfel und Birnen-Pyramiden,
736 Birnen, spindelförmige,
181 Palmetten von Pfirsichen, Aprikosen, Birnen,
Kirschen, Aepfel und Pflaumen,
103
386 Cordons obliques von Birnen, Aepfeln und
Pflaumen,
200 Cordons für Aepfel und Birnen,
150 Zwerg-Bäume, Aepfel (Kesselform),
90 hochstämmige Birnen (Kesselform),
90 hochstämmige Aepfel (Kesselform),
1000 Wein.
Da der Amtsrath Fischer keine Kosten scheut,
um das beste Material anzuschaffen, alles auch aut
das zweckmässigste eingerichtet ist, so unterliegt es
keinem Zweifel, dass sein Garten prosperiren wird.
Da er ferner durch mich im Herbste 1862 nur starke
und gut gezogene Bäume bezog, so hatte er auch
die Freude, dass nicht wenige davon das erste
Jahr blühten und so schöne Früchte trugen, dass
sie bei einer Ausstellung im Späthherbste des vori-
gen Jahres zu Magdeburg einen Preis davontrugen.
Obst-Liebhaber machen wir auf diese Obstan-
pflanzungen um so mehr aufmerksam, da der Amts-
rath Fischer mit grosser Freundlichkeit die Be-
sichtigung gestattet und gewiss auch gern nähere
Auskunft gibt. Man kann auch erst einen rechten
Begrifl' von der Bedeutung des feineren Obstbaues
erhalten, wenn man solche grossartige Anlagen sieht.
Es kommt noch dazu, dass auch der Blumen-
freund seine Rechnung findet. Amtsrath Fischer
besitzt in seinen prachtvollen Treibhäusex-n eine
grosse Reihe der schönsten und besten Pflanzen.
Nach dieser Abschweifung komme ich jetzt auf
die Drathgeländer zurück, um mit deren Errich-
tung weiter vertraut zu machen. Für Aprikosen,
Pfirsiclie, Birnen, Aepfel, Kirschen, Pflaumen und
dergl., ganz gleich, welche Formen die Spalier-Ge-
hölze haben, werden sie, wie folgt, eingerichtet:
An einer Mauer, mit beliebiger Länge von 100,
200, 400 und 600 Fuss, selbst noch länger, befe-
stigt man an jedem Ende in senkrechter Linie
(Figur C. a.) eichene Stückchen Holz, 1 bis 1^
Zoll dick und von einer Länge von 5 bis G Zoll,
Eins über das Andere und in einer Entfernung von
4 Zoll für Pfirsiche und Aprikosen, und 9 Zoll für
Birnen, Aepfel, Pflaumen, Kirschen. Auf gleiche
Weise schlägt man in der ganzen Länge der Mauer,
an einem Ende angefangen, alle 10 bis 12 Fuss,
(Figur C. b.) wiederum in senkrechter Linie und
in derselben Entfernung ebenso viele Stückchen
Holz von gegen 1 Zoll Dicke und 3 bis 4 Zoll
Länge ein, so dass diese noch f, Zoll herausstehen.
Anstatt dieser kann man sich auch einer Latte
von eichenem Holze, welche eine Dicke von 1 Zoll
hat, bedienen. Am besten befestigt man diese mit
3 eisernen Haken.
Ist dieses geschehen, so schlägt man an beiden
Enden in jedes Stück Holz einen starken eisernen
Nagel, der extra dazu gemacht ist, in der Weise
ein, dass er 1 Zoll herausteht, in die übrigen in
Reihen über einander stehenden Stückchen Holz,
(resp. in die diese ersetzenden Latten) dagegen
kommen Häkchen, welche dazu dienen, den Draht
zu tragen und diesem demnach mehr Festigkeit zu
geben.
Etwas länger, als die Mauer oder das freiste-
hende Spalier beträgt, schneidet mau die Stücken
Draht in der Zahl, wie man sie braucht, ab, imd
geht an das Spannen. Hat mau den Collignon'-
schen Drahtspanner, so wird dieser in der Mitte
der Länge angebracht. Man beginnt die Linien
von oben oder von unten. An einem Nagel, der
in die Holzpflöcke an den Enden eingeschlagen ist,
befestigt man das eine Ende der Drahtlinie und
zieht diese, nach dem andern Ende sich bewegend,
nach sich. Da wo Haken eingeschlagen sind, wird
der Draht aufgelegt, bis man zur Mitte und dem-
nach zu dem Drahtspanner kommt, um ihn durch
dessen S Löcher zu stecken. Ist das geschehen,
so zieht man den Draht weiter, stets wo man auf
eine Reihe Haken kommt, daselbst auflegend. An
dem betreffenden Nagel der äussersteu Reihe von
Holz- Pflöcken, wo also die Mauer aufhört oder das
freistehende Spalier aufhören soll, wird das andere
Ende der Drahtlinie befestigt. Sind diese sämmt-
lich auf gleiche Weise gezogen, so geht man nach
der Mitte der Mauer oder des freistehenden Spaliers
zu dem Drahtspanner, nimmt den Schlüssel und
taugt an, die innere Walze herum zu drehen, so
lange, bis jede Drahtlinie hinlänglich fest angezo-
gen ist. Macht es sich später nothwendig, dass
noch schärfer angezogen wird, so kann man es
thun, selbst wenn aucli schon die Spalier-Bäume
daran gebunden sind.
Der Drahtspanner von Thiry (Fig. G. b.)
befindet sich an dem einen Ende der Mauer, resji.
des freistehenden Spaliers, in sofern diese nur eine
Länge bis 300 Fuss besitzen; sind sie jedoch län-
ger, so muss der Drahtspanner ebenfalls in der
Mitte angebracht werden.
Das Verfahren ist hier im letzteren Falle fol-
gendes: Man befestigt von der Drahtlinie ein Stück
von gegen 4 Fuss Länge an den Drahtspanner
durch das Loch, wo die 2 Theile des Drahtspan-
ners zusannnen kommen, (Fig. G. a.) und dreht es
mehre Mal um sich selbst herum (wie die Abbil-
dung zeigt). Das Ende der Drahtlinie wird dage-
gen an einem, am Ende der Mauer sich befindli-
chen Nagel augemacht; dass der Draht stets dem
betreffenden Haken aufgelegt wird, versteht sich
von selbst. Ziemlich gleich macht man es mit der
andern Seite. Man befestigt den Draht ebenfalls
wiederum an den Drahtspanner und zwar steckt
man ihn durch das Loch c. (Fig. G.) bis zu dem
104
Loche b., was sich an der Walze befindet und
dreht diese 2 mal herum.
Hierauf nimmt mau deu Draht und geht mit
ihm nach dem andern Ende der Mauer, resp. des
freistehenden Spaliers. Wenn man zu einem Ha-
ken kommt, wird er aufgelegt. Am Ende ange-
langt, dreht mau den Draht noch einmal scharf
an und wickelt ihn dann um den betreffenden Na-
gel herum, so dass er sich nicht wieder losmachen
kann. Ist dieses geschehen, so geht man zum
Drahtspanner zurück, nimmt den Schlüssel und
dreht die Walze so lange herum, bis die Drähte
rechts und links gehörig angespannt sind.
Dieses Verfahren bleibt sich ganz gleich, mag
die Form des Obstgehölzes sein, wie sie will. Auf
beifolgender Anlage sieht man verschiedene For-
men, auf die ich demnach hiermit verweisen will.
Da der Draht an den jungen Trieben, wenn
diese zu fest angebunden sind, leicht in die Einde
einschneidet, was natürlich sehr nachtheilig sein
kann, so benutze ich bei der Heranbildung junger
Bäumcheu schöne, grade Ruthen (Gerten) beson-
ders von Haselstauden oder auch von anderen stark
treibenden Gehölzen und binde diese an dem Draht
in derselben Richtung, als das Spaliergehölz besitzt,
au. Es kann dieses vor oder nach dem Pflanzen
desselben geschehen. An diesen Ruthen befestige
ich nun meine jungen Triebe den ganzen Sommer
hindurch und vermeide damit die möglichen Nach-
theile, welche entstanden wären, wenn an dem
Drahte selbst gebunden worden wäre.
Für eiufaehe freistehende Spaliere, (Fig. H.),
bedient man sich einer etwas starken Stange, wel-
che in das Loch, was das Spalier aufnimmt, ge-
steckt wird. Am obern Ende werden 2 Löcher
(a) zur Aufnahme von Draht gemacht und dieser
in schräger Richtung nach unten gezogen, um da-
selbst an Pflöcken (b) von Eichenholz, welche man
vorher eingeschlagen hat, befestigt zu werden. Der
Draht wird nur umwickelt und durch tieferes Ein-
schlagen der Pflöcke schärfer gespannt.
Im Anfange der jugendlichen Pflanzung wer-
den die Pfähle ziemlich nahe der Stange, resp. des
Übstgehölzes eingeschlagen. Je grösser und brei-
ter aber diese werden, um so entfernter kommen
nothwendiger Weise auch die Pflöcke von ihnen
zu stehen. Um deu Aesten eine regelrechte Rich-
tung zu geben, werden ebenfalls Haselrutheu an-
gebunden. Auch diese ändern mit der Zeit ihre
Richtung. Während die Aeste im Anfange nur
wenig vom Stamme abstehen, werden sie mit jedem
Jahre tiefer gebunden, bis sie zuletzt eine wage-
rechte Richtung haben.
Auf diese einzeln stehende Spaliere mache ich
besonders aufmerksam. Sie sind sehr zweckmässig
und verursachen sehr wenig Kosten. Es kommt noch
dazu, dass sie hübsch aussehen, Sonne und Luft
von allen Seiten dazu kommen und auch stets eine
reichliche Erndte geschmackvoller Früchte geben*).
*) Es unterliegt keinem Zweifel, daäs die Drahtgeliindei
die hölzernen vollständig ersetzen , bedeutend wohlfeiler sind
und weit länger dauern. Beispiele' längerer Dauer hat uns der
Baumschul-Besitzer Müller selbst vorgeführt. Es ist aber die
Frage, ob nicht der einfache Eisendraht, mit irgend einem Fir-
nisse überzogen, wie er sich im botanischen Garten in Stras-
burg bewährt hat, dem verzinkten vorzuziehen ist? Man will
nämlich wissen, dass nach einigen Jahren das von Zink um-
schlossene Ei.5en, da hier "2 elektrolytische Metalle vorliegen,
mürbe geworden ist und der Draht natürlich damit unbrauch-
bar wird. Noch ist das Verzinken des Eisendrahtes nicht lange
im Gebrauch ; es wäre aber wünsehenswerth, dass Erfahrungen
bekannt gemacht würden, damit man bei der Anlegung von
Drahtgeländern wüsste, welchem Eisendrahte, dem mit einer
Art Firniss überzogenen, oder dem verzinkten man den Vor-
zug geben soll? Wir sind gern bereit, in der Wochenschrift
Mittheilungen darüber aufzunehmen.
Wir bemerken nur noch, dass Gärtner bei uns meinen,
wenn sie Eisendraht einige Zeit in einer Lösung von weissem
oder Zinkvitriol liegen lassen, dieser ordentlich verzinkt würde.
Das ist durchaus unrichtig. Solcher präparirter Eisendraht
taugt nichts. Soll Eisendraht gleichmässig von Zink überzo-
gen und damit brauchbar werden, so muss die Zubereitung im
Grossen und auf heissem Wege geschehen.
Die Redaktion.
Verkauf einer Gärtnerei.
Meine hier in der allerbesten Lage befindliche
Gärtnerei bin ich Willens mit sämmtlicheu Gebäu-
den, Glashaus, Mistbeeten u. s. w. bei massiger An-
zahlung zu verkaufen.
S targar d in Pommern.
A. UaiinemanD, Kunstgärtner.
Die Lau reutius' sehe Gärtnerei zu Leipzig
wird ihren
GewächsliaHK|iflanzen-hatalog,
welcher viele Neuheiten darbietet, in Kurzem
ausgeben, worauf wir aufmerksam machen.
I
Etablissement hortieole
de Louis van Uoutte it Vand.
Eben ist No. 102 des Catalogue de plantes et
de plein air erschienen und bringt, wie gewöhnlich,
ein reichliches Verzeichuiss der Kulturen in dem
Garten-Etablissement von L. van Houtte in Gent.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
KomraandantüQ-Strafase No. G2.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdnickerei in Berlin,
Zieten Flau No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderniis; des Clarteiibaaes in den Könisl. Preassischen Staaten
No. 14.
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
P*rotessoi' II>r. Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
Berlin, den 9. April
1864.
Preis des Jahrganges SJJ^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch tVanco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; 4.S7. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 3. April. — Das Pflanzen der Obstbäume Von
Mart. Müller in Strasburg a. Rh. — lieber sogenannte Garten-Namen. Von Dr. P. Ascherson. — Der Charlata-
uisnnis in dur Gärtnerei. Vom Abbe von Beaumont.
4.37. Vcrsamniliing
des Vereines zur Befönleriing des Gartenbaues,
am 3. Ajiril.
Am tSonntage den o. April fand die Frülijalirfi-
Ausstelliing statt, wo der Jahresbeitrag Sr. Majestät
des König.s, des erhabenen Protektors des Vereines,
zur Vertheihing kam; Verhandlungen fanden deshalb
nicht statt. Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungs-
rath Knerk, sprach zunächst seine Freude über die
reiche Betheiligung bei der Ausstellung aus, welche
sich in dem dieses Mal gegebenen Räume, in der
grossen Aula der Königl. Thierarzneischnle, vorzüg-
lich ausnähme. Die einzelnen J'fianzen hätten da,
wo sie nicht so dicht ständen, ein ganz anderes
Ansehen, und die Mitglieder könnten sie, wo hin-
länglich Platz vorhanden, ungehindert und ruhig
schauen. Er fühle sich verpflichtet, im Namen des
Vereines den Ausstellern, dem, der das schwierige
Amt eines Ordners übernommen, dem Kunst- und
Handelsgärtner Späth, und endlich den Preisrich-
tern, die zum Theil aus weiter Ferne gekommen,
den Dank hiermit auszusprechen und ersuche die
Anwesenden von ihren Plätzen sich zu erheben.
Der Vorsitzende brachte nochmals die Brüsse-
ler Ausstellung zur Sprache. Er bedaure es, dass
die weite Entfernung und das ungünstige kalte
Wetter die hiesigen Gärtner abhalte, sich zu be-
theihgen. Grade diese jetzige Frühjahrs-Ausstellung
lege Zcuguiss ab, dass unsere Kulturen wohl auch
im Auslande Anerkennung gefunden hätten. Er
hoffe, dass die Betheiligung dagegen am Kongresse
eine um desto grössere sein werde.
Der General-Sekrekär, Professor Koch, theiltc
mit, dass er einen Bericht über die gärtnerischen
Zustände Preussens ausgearbeitet luid denselben dem
dazu ernannten Ausschusse vorgelegt habe. Da er
die Zustimmung erhalten, werde derselbe in diesen Ta-
gen an Se. Excellenz, den Minister der landwirthschaft-
lichen Angelegenheiten, abgegeben werden. Eine
Arbeit, wo auch nicht die geringste Vorarbeit vor-
handen, habe seine Schwierigkeit, ganz besonders
aber in diesem Falle. Mit Zahlen zu beginnen,
wie man im Vereine und ausserdem die Absicht ge-
habt, sei unstatthaft und führe nicht zum Ziele.
Das sei bei dem hier tagenden statistischen Kon-
gresse im vorigen Herbste ebenfalls ausgesprochen
worden.
Es handle sich zunächst nur um Allgemeines,
damit der Bericht eine Einsicht in die Bedeutung
der Gärtnerei und dann speciell in die des preussi-
schen Staates gebe. Dazu müssten aber Prinzi-
pien gewonnen werden, nach denen man konsequent
verfahren müsse. Er sei zwar in allen Provinzen
des preussischen Staates mehr oder weniger bekannt,
doch aber habe er ausserdem den Beistand vieler
Sachverständiger in Anspruch genommen. Wie er
früher schon berichtet, seien von Seiten einiger
Gartenbau -Vereine und einzelner Privat- Personen
vorzügliche Arbeiten eingegangen. Er werde einige
derselben im Verlaufe der Zeit in der Wochenschrift
noch zur weitern Kenntniss bringen.
Da nun bereits eine Vorlage vorhanden, lasse
sich leichter weiter arbeiten, so dass der Bericht
allmählig besser, genauer und specieller, damit aber
auch brauchbarer werde. Er wünsche nur, dass
14
106
ihm dazu ferner recht viele Mittheiliingen gemacht
werden möchten. Den Bericht habe er in 2 Theile
zerlegt, indem er im ersten versucht, den Stand-
punkt der heutigen Gärtnerei mit allen ihren Zwei-
gen klar darzutliuu, im zweiten hingegen den Zu-
stand der verschiedenen Zweige und des Ganzen
in den einzelnen Provinzen näher anzugeben. Mit
Recht, glaube er, habe er auf die ästhetische Seite
der Gärtnerei, auf die bildende Gartenkuust oder
Landschaftsgärtnerei, ebenfalls einen grossen Werth,
namenthch als Bildungsmittcl, gelegt, und ebenso
die Ausbildung und die Stellung der Gärtner einer
ausführlichen Auseinandersetzung unterworfen.
Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungsratli
Knerk, machte die Mittheilung, dass einer unserer
tüchtigsten Gärtner, der Inspektor Schock in
Wörlitz, am 1. Mai sein 50-jähriges Jubiläum feiere.
Der General-Sekretär legte ein Blatt Abbildun-
gen eiserner Garten- und anderer Möbel aus der
Fabrik von Carl Rexer in Stuttgart (Hauptstädter-
Strasse 93) vor und machte auf deren Eleganz und
Leichtigkeit aufmerksam. Allen denen, welche im
Postbezirke von Berlin wohnen oder die Wochen-
schrift durch Bnchhandlungeu erhalten, wird ein
Exemplar der Abbildungen in dieser Nummer bei-
gelegt werden. Wer ausserdem eins wünscht, er-
hält es auf Franko-Briefe franko durch die Fabrik
zugesendet.
Schliesslich wurde der Vorsitzende im Preis-
richter-Amte, Hofbuchdrucher Hänel aus Magde-
burg, aufgefordert, den Ausspruch der Preisrichter
mitzutheilen.
Verhandelt Berlin, den 3. April 1864
in btr groljfit .Aula bcr fiönigl. £l)ttravjncird)ulf.
Nach am Sonnabend Abend vorhergegangener
genauer Berichtigung der aufgestellten Pflanzen und
anderer Gegenstände wurden nach Mehrheitsbeschluss
und laut Programm vom 29. November vorigen Jah-
res folgende Preise zu 1 Friedrichsd'or, aus dem Jah-
resbeiträge Sr. Majestät des Königs, des erhabenen
Protektors des Vereines, entnommen, zugesprochen:
I- GJ-elclpveise.
A. für Schaupflanzeu.
Preise No. 1 — 6
für einzelne, ungewöhnlich reich- und schönblühende Pflanzen.
1. Der Vanda suavis des Rittergutsbesitzers Mo-
ritz Reichenheim (Obergärtner Kraus),
2. der Hovea Celsii des Kommerzieurathes L.
Reicjienheim (Obergärtner Boese),
3. der Azalea carminata des Kommerzieurathes
L. Reichen heim (Obergärtner Boese),
4. der Epaeris Vicomtesse Hill des Kommer-
zieurathes Kricheldorf in Magdeburg (Obergärt-
ner Schliche),
5. der Azalea indica alba des Rentiers Dau-
neel (Obergärtner Pasewaldt),
6. der Chorizema ilicifolium des Kommerzien-
rathes Dannenbcrger (Obergärtner Lang guth).
Preise No. 7 — 9
für Zusanimeiistellungen von mindestens 3 verschiedenen
Arten, Abarten oder Blendlingen.
7. Der Zusammenstellung von Eriostemoii sca-
ber, intennedius und cuspidatus des Kommerzieu-
rathes Dannenbergor (Obergärtner Langguth),
8. der Zusammenstellung von Dendrobium no-
bile, Seleuipedium caudatuni und Cypripedium hir-
sutissimum des Kommerzieurathes Reicheuheim
(Obergärtner Boese),
9. dem Sortimente von Alpenrosen (Rhododen-
dren) des Kunst- und Handelsgärtners Lackner.
l'reis No. 10
für eine Aufstellung von mindestens 12 Exemplaren von
Zwiebel- oder Knollen-Gewächsen.
10. Dem Sortimente von Hyazinthen des Kunst-
und Haudelsgärtners Späth.
B. Neue Einführungen.
Preise No. 11—13
für Pflanzen, welche zum ersten Male ausgestellt und so weit
ausgebildet sind, dass ihre Eigenschaften erkannt werden kön-
nen und eine grössere Verbreitung als Zier- und Nutzpflanzen
voraussetzen lassen.
11. Der Cryptomeria elegans, der Retinospora
pisifera und obtusa, sowie der Liboeedrus tetragona
und der Thuja falcata des Kommerzieurathes L.
Reichenheim (Obergärtner Boese),
12. fällt aus,
13. fällt aus.
('. Eii^cue Züchtung.
Preis No 14.
14. Den Rhododendren: Jakob Friedrich Seidel
und Göthe des Kunst- und Handelsgärtners Seidel
in Dresden.
D. Treibereien.
Preise No. 15—17.
15. Den 10 Rosen (Louise Odier) des Kunst-
und Handelsgärtners Christoph,
16. der Aufstellung von getriebenen Sträucheru
des Universitätsgärtners Sauer,
17. fällt aus.
107
E. Zur Verfügung der Preisrichter.
Preise No. 18 — 20 und die 3 ausgefallenen Preise.
18. Dendrobium aggregatum des Rittergutsbe-
sitzers Moritz Reichenheiiu (Oberg. Kraus),
19. der Zusammenstellung von 5 Azaleen: Ba-
ron Hügel, Napoleon, Beaute de l'Europe, Rosae-
flora alba und Susanna, des Rentiers Danneel
(Obergärtner Pasewaldti,
20. der Zusanimenstt'liiing von 3 Farnen: As-
plenium Belangen, Adiantuni cuncatum, Selaginella
Lyallii des Universitätsgärtners Sauer,
21. der Zusammenstellung von 3 Cyclamen des
Stadtrathes Soltmann (Obergärtner Körner),
-~22. dem Rhododendren-Sortiment des Kunst- u.
Handelsgärtners Späth,
23. der gemischten Gruppe des Königl. botani-
schen Gartens (Inspektor Bouchö).
II. Ehi-en-üiplome-
Preise Mo. 24— .31.
Von den hier erwähnten Pflanzen verdienten
mehre Geldpreise und nur die beschränkten Mittel,
die den Preisrichtern zur Verfügung standen, ver-
anlassten die lobenswertlien Anerkennungen durch
Diplome :
24. der Zusammenstellung von Azalea ModMe
und Etendard de Flandre, so wie der Aznlea pa-
piUonacca des Rittergutsbesitzers M. Reichenheim
(Obergärtner K r aus),
25. der Zusammenstellung von Alpenpflanzen
des Hotgärtners Morsch in Charlottenhof,
26. den 10 Amaryllis-Sämhngen des Kunst- und
Handelsgärtners Hoff man n,
27. dem Cinerarien- Sortimente des Kommerzien-
rathes M. Reichenheim (Obergärtner Boese),
28. der Aralia Sieboldii des Königl. botanischen
Gartens (Inspektor Bouch^),
29. dem Rhododendron Caniille de Rohan des
Kunst- und Handelsgärtners Lackuer,
30. der Coelogyne ocellata des Kommerzien-
rathes L. Reichen beim (Obergärtner Boese);
31. den 3 Aepfeln (Pepiu monstrueux, gezüch-
tet an Cordon) des Rentiers Vieri ng.
^as ^rciörid)tframt bcr /rül)jat)re-^u9|itllun9
vom 3. April 1864.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
Hand,
Vorsitzender.
daerdt Emil Liebig. Ferdinand llaage. L. Drasch.
Das Pflanzen der Obstbäume.
Von Mart. Müller in Strasburg a. Rh.,
Baumschul-Bcsit7,er u. Handelsgärtner.
Leider kommt es nicht selten vor, dass Grund-
Besitzer Obst-Anpflanzungen, sei es im Grossen,
sei es im Kleinen, durch Gärtner machen lassen,
die kaum einen Begriff von dem , was sie thun
sollen, besitzen. Anstatt mit den Bäumen, welche
sie pflanzen wollen, vorsichtig und schonend umzu-
gehen, misshandeln sie diese. Indem sie die Wur-
zeln beschädigen oder sie in Löcher bringen, bei
deren Anlegung man auf die Beschaffenheit des
Terrains keine Rücksicht genommen hat, oder end-
lich schneiden sie auf grade wohl, ohne auch nur
im Geringsten dabei zu denken. Aus dieser Ur-
sache glaube ich allen denen, welche Obstplantagen
sich anlegen lassen, einen Dienst zu erweisen,
wenn ich versuche, ihnen einige Belehrungen zu
geben, und zwar über das Terrain, was den ver-
schiedenen Obstsorten am Besten zusagt, über die
Grösse der Löcher, über die Vorbereitung des Bo-
dens, über die Entfernungen, welche die verschie-
denen Formenbäume haben müssen, über die beste
Pflanzzeit u. s. w.
I, Vom Boden,
Ich habe die Beobachtung gemacht, dass Stein-
Obst weniger schwierig ist, als Kernobst, was stets,
um zu gedeihen, einen substantiellen (nahrhaften)
Boden verlangt, während jenes sich mit einer leich-
tern Erde, sei diese kalkiger oder sandiger Natur,
begnügt. Wenn die Oberfläche des Bodens, worin
man Anpflanzungen machen will, auch gut zu sein
scheint, so versäume man doch nie, genau sich zu
informiren, wie tief der gute Boden geht und wie
der Untergrund beschaft'en ist. Damit Kernobst,
was auf Wildling veredelt ist, gedeihe, muss der
fruchtbare Obergrund wenigstens die Dicke eines
Meters (3 Fuss) haben; Aepfelbäume auf Johannis-
oder Paradiesstamm, so wie Birnbäume auf Quitte
veredelt, gedeihen noch bei geringerer Tiefe, Stein-
obst bedarf sogar noch weniger und wächst bei |
Meter (1^ Fuss) fruchtbarer Erde noch ganz vor-
züglich.
I • Der beste Untergrund ist der sandige oder
i kiesige, weil er das Wasser durchlässt. Am schlech-
testen ist lehmiger, thoniger oder überhaupt fester
Boden, denn hier stauet sich das Wasser und in
Folge dessen leiden die Wurzeln.
Im letzteren Falle muss man die Bäume in
weniger tiefe Löcher bringen, denn, wenn in die-
sem Falle das Terrain nicht abhängig ist, befinden
sich die unteren Wurzeln sehr bald in stagniren-
der Feuchtigkeit, die sie nicht vertragen, kränkeln
14*
108
alsbald und der Baum geht zu Grunde. Will mau
durchaus Bäume an Stellen bringen, wo bereits an-
dere gestanden haben, so kann es nur geschehen,
wenn der Obergruud sehr gut ist und das Loch
mit diesem allein ausgefüllt wird, während die Erde
des Loches selbst zum Füllen der Stelle, wo der
Obergrund weggenommen wurde, benutzt werden
kann.
Im Allgemeinen ist die oberste Schicht Erde
stets besser, als eine tiefer liegende, und man thut
deshalb auch gut, selbst in dem Falle, wo kein
alter Baimi ersetzt wird, das Loch mit Erde des
Obergrundes zu füllen.
II. Von den Löchern oder Gräben.
Wenn der C)bergrund von guter Beschaflenheit
ist und auf einem nicht weniger guten Untergrunde
ruht, so macht man viereckige Ijöcher von 1-^ Me-
ter Durchmesser und 1 Meter Tiefe, (also 4^ Fuss
breit und 3 Fuss tief); besser ist es, wenn sie noch
grösser gemacht werden. Umgekehrt kann man
bei vorzüglichem und gut durchlassendem Terrain
die Löcher auch nur 0,60 Meter breit und 0,70
Meter tief machen, wenn man nur den Grund des
Loches mit einer Hacke auflockert.
Besitzt das Terrain nur gute Erde von einer
geringern Schicht als 1 Meter und der Untergrund
ist ausserdem fest oder thonig, so müssen die
Löcher an und für sich oberflächlicher gemacht
werden, dagegen aber um ä breiter, damit die
Wurzeln Gelegenheit haben, sich mehr horizontal
auszubreiten, anstatt in die Tiefe zu gehen. Um
diesen eine mehr horizontale Richtung zu geben,
thut man auch gut, die Pfahlwurzeln einzuschneiden
und sie zu krümmen, oder man legt Bretterstück-
chen von 0,08 bis 0,10 Meter (3 bis 4 Zoll) Dicke
auf den Boden des Loches, um so das Tiefergehen
der Pfahlwurzeln künstlich zu verhindern.
Macht man eine grössere Anlage, so kann man
anstatt einzelner Löcher auch Gräben von 1-|- bis
2 Meter Breite und 1 Meter Tiefe anlegen, wobei
man die bessere obere Schicht der Erde auf die
eine Seite, die untere auf die andere wirft. Beim
Pflanzen bringt man wiederum die erstere nach
unten, die letztere hingegen oben auf. Dieses Ver-
fahren kommt zwar etwas höher zu stehen, belohnt
sich aber bald; die Bäume erhalten eine bessere
Vegetation und tragen reichlicher.
Hat man einen schlechten Boden, so muss die-
ser nothwendiger Weise ersetzt werden. Man nimmt
am Besten eine gute Ackererde, mischt diese mit
Rasenstücken oder ausgeworfenem Schlamme, auch
wohl mit Strassen -Kehricht, lässt alles sich recht
zersetzen und vermischt das Gemenge dann mit
gewöhnlicher Erde. Von dieser Zusammensetzung
habe ich stets die besten Erfolge gehabt. Auch
der Schlamm aus Gräben, die sich auf beiden Sei-
ten der Chausseen und Wege hinziehen, in Haufen
gesetzt, wo er sich gehörig zersetzen kann, ist
nicht weniger zuträglich.
Dünger beim Pflanzen der Bäume, so sehr
auch von vielen Seiten dagegen gesprochen wird,
habe ich stets, namentlich bei schlechtem Boden,
mit Erfolg angewendet. Man muss dabei nur die
Vorsicht haben, dass die Wurzeln nicht direkt mit
dem Dünger in Berührung kommen. Bei einer
leichten Erde nehme ich Kuhdünger am Liebsten,
bei schwerem Boden hingegen Pferdemist und zwar
diesen schon so sehr als möglich zersetzt.
Bei strengem und kaltem Boden thuen auch
Schutt und sonstige Bau-Abfälle, welche viel Kalk
..der Gyps enthalten, ausgezeichnete Dienste.
Bringt man Zwergbäunie oder Pyramiden in
Klumps in Lustgärten, so thut man gut, das ganze
Terrain für die ersteren bis zu 0,60 Meter Tiefe
zu lockern, für die letztern aber bis zu 1 Meter.
III. Von der Pflanzung.
Li erster Linie steht die Entfernung, welche
man den verschiedenen Obstsorten und Formen-
bäumen geben raus«. Leider hat man bei uns die
Gewohnheit, die Bäujjie viel zu nahe bei einander
zu bringen. Li den Obstgärten beeinträchtigen sie
sich gegenseitig an Luft und an Nahrung; man
sieht in diesem Falle nur verkrüppelte und kranke
Bäume. Obstbäume auf Wildling veredelt und mit
Hochstamm, gleichviel Birn- oder Aepfelbäume,
müssen auf einem guten Boden 10 bis 12 Meter
Entfernung haben, auf einem mittelmässigen hinge-
gen nur 8 Meter; Kirschen auf Vogel- (Wald-)
Kirsche veredelt, brauchen ebenfalls 8 bis 10 Meter,
Birnen auf Quitte, Pflaumen, Kirsche auf Weichsel
und Aprikose 6 bis 8 Meter Entfernung, Pyrami-
den von Bii-nen auf Wildling, von Kirschen, von
Aepfeln auf Johannisstamm 4 Meter, Pyramiden von
Birnen auf Quitte und von Pflaumen 3 Meter, Py-
ramiden von Aepfel auf Paradiesstamm endlich so-
gar nur Lj' bis 2 Meter.
Was die Pfirsiche an Spalieren betrifl't, so
müssen diese, wenn auf Mandel veredelt, einen Ab-
stand von 6 bis 8, auf Pflaume hingegen nur von
6 Meter haben. Dasselbe gilt von den Aprikosen.
Kirschen, Birnen, Aepfel in Palmetten- oder Fächer-
form sind 6 bis 8 Meter von einander zu pflanzen.
Die übrigen Formenbäume, wie Pfirsiche und
Birnen cordons obliques, Birnen in Spindelform
oder Cordons, Aepfel in cordou horizontale, simple
und double, variiren hinsichtlich ihrer Entfernungen;
109
davon werde ich ausführlicher sprechen, wenn ich
speciell zu den Formenbäunien komme.
Sind die Entfernung-en abgesteckt und die Lö-
cher oder Gräben zur Aufnahme bereit, so nimmt
man die zu pflanzenden Bäume, stutzt die Enden
der Wurzehi mit einem scharfen Messer und nimmt
alle beschädigten Theile weg. Je weniger man die
Wurzeln verkürzt, um so besser ist es, denn das
Erholen eines Baumes, so wie sein Gedeihen hängt
viel von der Länge und der Menge der Wurzeln
ab. Hat man ein Gefäss bei der Hand, gross ge-
nug, um die Wurzeln des zu pflanzenden Baumes
zu fassen und gefüllt mit Wasser, in dem man
Kuhkoth aufgelöst hat, so thut mau gut, die Wur-
zeln des Baumes, bevor man ihn pflanzt, eine Zeit
laug darin liegen zu lassen. Ich empfehle dieses
. Verfahren hauptsächlich bei späten Pflanzungen, so
wie wenn diese in einer trocknen Jahreszeit ge-
macht werden müssen.
Zum Pflanzen gehören 2 Personen; die eine
setzt den Baum ein und legt die Wurzeln gut aus-
einander, die andere lässt zwischen diese mit seinem
Spaten lockere Erde laufen. Man kann auch einen
Korb und selbst mehr Dünger -Erde dicht um die
Wurzeln bringen, was diesen sehr gut thun würde.
Hat man auf diese Weise hinlänglich Erde aufge-
worfen, dass sich der Baum von selbst hält, so
fasst man diesen an seinem untern Ende und schüt-
telt ihn leise, damit zwischen alle Wurzeln Erde
kommt und kein leerer Raum bleibt. Nun erst
füllt man die Löcher ganz und gar, indem man
die Erde leicht andrückt, sobald diese leichter Na-
tur ist. Man darf dieses aber ja nicht thun, wenn
sie etwas fest und feucht ist.
Von grösster Wichtigkeit ist, dass die Bäume
nicht zu tief gepflanzt werden. Die Veredlungs-
stelle muss 8 bis 10 Centimeter (3 — 4 Zoll) über
der Oberfläche des Bodens sich befinden, sobald
der Boden etwas schwer und feucht ist, sobald er
aber leicht und trocken erscheint, kann sie dicht
über der Oberfläche sein, mit Ausnahme der Stämm-
chen, welche auf Wildling veredelt sind, wo die
Veredelungsstelle stets weiter oben sein muss.
Nicht minder wichtig ist beim Pflanzen zu
wissen, dass der Boden allmählig etwas einfällt und
dass man darauf Rücksicht nimmt, indem man das
Stämmchen etwas höher pflanzt. Die Bäumchen
etwas herauszuziehen, indem man' sie am Stamme
fasst, wie man leider nur zu gewöhnlich thut, ist
eine der grössten Unsitten, wobei Wurzeln gar zu
leicht beschädigt werden. Nicht weniger schädHch
ist, wenn man Bäumchen nachträgUch eine grade
Llichtung geben will.
Ich wiederhole es nochmals, dass in kaltem
und feuchtem Boden, aber auch wenn dieser schwer
und lehmig ist, die Veredlungsstelle möglichst weit
über der Oberfläche des Bodens sein muss. Je
oberflächlicher die starken Thau - W^urzeln liegen,
selbst wenn sie nur schwach mit Erde bedeckt sind,
um so besser ist es, denn die Bäume tragen um
so reichlicher und die Früchte sind um so wohl-
schmeckender.
Leider hat sich bei uns die Gewohnheit einge-
schlichen, den Bäumchen beim Pflanzen überhaupt
eine zu grosse Tiefe zu geben, ohne dabei sich um
die Veredlungsstelle zu bekümmern, ob diese 10
und 20 Centimeter tiefer oder höher steht. Darin
liegt aber oft der Grund, dass die Bäume sehr oft
eine schlechte Vegetation machen und dass die
Blätter schon in der Mitte des Sommers anfangen,
gelb zu werden.
Im ersten Jahre nach der Pflanzung, nament-
lich bei trockner Witterung, ist es von der gröss-
ten Wichtigkeit, im Frühjahre die Stämmchen mit
einer Mischung von Lehm und Kuhkoth zu bestrei-
chen und auf dem Boden ringsum eine Bedeckung
anzubringen, um dadurch dem schnellen Austrock-
nen der Erde ein Hinderniss entgegen zu setzen.
Diese Bedeckung kann aus kurzstrohigem Mist, aus
Moos, Laub u. s. w. bestehen. Ist es zu gleicher
Zeit noch sehr warm, so ist eine solche Decke für
die oberflächlich liegenden Wurzeln um so noth-
wendiger.
Begiessungen dürfen nur gegen Abend stattfin-
den und zwar erst nach Sonnenuntergänge.
Im Norden, wo die Anpflanzungen weit im
Herbste geschehen, ist es ebenfalls gut, gleich dar-
nach eine Decke zu geben , die dick genug sein
muss, um die Wurzeln gegen etwaige Kälte zu
schützen. •
IV. Pflanzzeit.
Man kann mit dem Pflanzen beginnen, sobald
die Vegetation im Herbste aufgehört hat und da-
mit fortfahren bis zum Frühjahr, wo die Bäume
anfangen auszuschlagen, in sofern Kälte und star-
ker Regen es nicht verhindert. Ich wiederhole
es, dass man in trocknem und leichtem Boden zei-
tig, in strengem, kaltem und feuchtem hingegen
möglichst spät pflanzt. Ich ziehe Herbstanpflan-
zungen vor, weil in diesem Falle die W^urzeln
meist noch Gelegenheit haben, Haarwurzeln zu
bilden. Kommt dann das Frühjahr, dann braucht
es nicht erst zu geschehen und der Baum tritt
alsbald in Vegetation.
110
Tebcr sogenannte Garten-Namen.
Von Dr. P. Ascher son,
Assistenten am Köniffl. botanischen Garten zu Berlin.
Es wird jedem Botaniker, welcher sich mit der
Untersuchung von Gartenpflanzen beschäftigt, häu-
fig der Fall vorgekommen sein, dass ein sogenann-
ter Garten Name ihm Zeit und Mühe ko.'itete, bis
er sich überzeugte, dass demselben keine wissen-
schaftliche Berechtigung zukonnue oder wohl gar
auf eine falsche Fährte bei Unterbringung der
Pflanze führte. In gegenwärtiger Zeit wächst die-
ser Uebelstand immer mehr, da zahlreiche, gross-
artige Gärtnerei-Etablissements, welche jährlich viele
Pflanzen aus fremden Welttheilen einführen, um sie
in den Handel bringen zu können, ihrer Waare ein
Etikett, d. h. einen botanischen Namen, mitgeben
zu müssen glauben. Die Chefs dieser Etablisse-
ments behalten bei ihrem grossartigen Geschäfts-
kreise selten Zeit genug, um den Fortschritten der
beschreibenden Botanik folgen zu können. Es ge-
schieht daher nicht selten, dass sie bei der Taufe
ihrer Pflanzen dieselben einer unrichtigen Gattung
oder selbst Familie (bei Blattpflanzen leicht erklär-
lich und oft genug geschehen) anreihen; sie beden-
ken dabei nicht, dass sie die Wissenschaft mit einem
neuen SynonA-m belasten, v,-elches die gewissenhaf-
ten ]\Ionugraphen für alle Ewigkeit mitführen müs-
sen. Dazu kommt noch, dass die eingeführten
Pflanzen gar nicht immer wirklich neu, sondern
oft schon längst unter anderen , richtigeren Namen
beschrieben sind. Aber auch im günstigsten Falle,
dass die Pflanze noch unbeschrieben und richtig
untergebracht sei, so gelangt der Garten - Name
doch nur ausnahmsweise in der Wissenschaft zur
Annahme, anf welche er auch, da er stets ohne
botanische Charakteristik ausgegeben wird , kein
Recht hat. Am schlimmsten ist es jedenfalls, wie
mein verehrter P'reund, Professor Koch, mit Recht
bemerkt, wenn die Pflanze, statt mit einem neuen
Namen getauft zu werden, auf oberflächliche Lite-
ratur-Studien hin mit Namen einer schon bekann-
ten Art bezeichnet wird, mit der sie oft eben auch
den Namen gemein hat. Alle diese Uebelstände
lassen sich meiner Ansicht nach auf eine sehr ein-
fache Art beseitigen, und möchte ich meinen des-
fallsigen Vorschlag besonders der Erwägung des in
Brüssel im April d. J. bevorstehenden internationa-
len Gartenbau -Kongresses anheimstellen; derselbe
besteht darin, das.s künftig neue in den Handel
gebrachte Pflanzen, falls ihre systematische Stel
lung nicht durch gewissenhafte Untersuchung eines
kompetenten Botanikers ermittelt ist, nicht mit
einem lateinischen, sondern mit einem franzö-
sischen Namen bezeichnet werden. Die Ausfüh-
rung dieses Vorschlages sollte meiner Ansicht nach
wohl nicht den geringsten Schwierigkeiten unter-
liegen, da die französische Sprache an internationa-
ler Cieltung der lateinischen mindestens nicht nach-
steht und ihre Kenntniss wohl bei allen Gärtnern,
welclie sich überhaupt mit Einführungen beschäf-
tigen, vorausgesetzt werden darf. An Präcision
und also an Zweckmässigkeit für's Geschäft wür-
den die französichen Namen den lateinischen Na-
men nicht nachstehen, da der Gattungs-Name mit
dem lateinischen in der Regel identisch sein würde,
der Species-Name würde in praxi vermuthlich sich
statt der oft wenig bezeichnenden Adjektiva ähn-
lich der schon jetzt für die Sorten formenreicher
Arten, wie z. B. Rosen, Kamellien etc. gebräuch-
lichen, gestalten, welche nach Personen oder ganz
nach Phantasie gebildet werden; ich sehe z. B.
nicht ein, weshalb Montanoa pied-de-liövre nicht
eben so graciös sein sollte, als Montanoa nioUissima,
es würde dagegen den Synonymen - Ballast nich<
vermehren. Ich hofte, dass namentlich die Vorste-
her der grossen Etablissements in England und
Belgien, denen die botanische Wissenschaft schon
so viel Förderung verdankt, diesen Vorschlag in
Erwägung ziehen werden, welcher, ohne sie irgend
eines Vortheils zu berauben, die Wissenschaft von
grossen Unbequemlichkeiten entlastet; gehen sie
voran, so dürften die übrigen sicher bald folgen.
Der
Cliarlatanismus in der («ärtnerei.
Vom Abbe voll Beaumont*).
Wenn es irgend etwas im Pflanzenhandel giebt,
wogegen man sich nie genug in Acht nehmen
kann und wo der Vorsichtigste bisweilen zu Schan-
den wird, so ist es der heute mehr als je sich gel-
tend machende Charlatanismus. Damit hat natür-
lich das in der jetzigen Zeit vollkommen gerecht-
fertigte Verfahren der Handelsgärtner, ihre Pflan-
zen bestmöglichst zur Kenntniss der Liebhaber zu
bringen, gar nichts zu thun. Der Charlatanismus
fängt erst an , sobald die Lobpreisungen in gar
keinem Verhältnisse zur Waare selbst mehr stehen.
Leider ist man beim Pflanzenkaufe gar zu oft den
Schlingen, welche man unserm guten Glauben stellt,
ausgesetzt, luid glücklich ist noch der, der sie zur
rechten Zeit bemerkt.
Wenn wir das Verzeichniss eines unserer re-
nommirtesten Züchter in die Hand nehmen, so fin-
*) Es ist der Redaktion diese bereits in den Annalen des
Comice borticolo de Maine et Loire in französischer Sprache
abgedruckte Abhandlung mit der Bitte um Aufnahme zuge-
kommen, der wir sehr gern nachkommen.
111
den wir entweder Namen von schönem Klange oder
grade selir bizarr, die man häufig dem Lateinischen
oder Griechischen entlehnt hat und die Niemand
versteht, zumal sie in der Regel mit der Pflanze
kaum einen Zusammenhang haben, oder wir sehen
den Namen eines Tages -Helden zur Bezeichnung
der einen oder andern Neuigkeit. Nicht zufrieden
damit, muss auch noch der Name mit grösseren
Buchstaben gedruckt werden, um auch dadurch die
Augen des Liebhabers zu blenden. Eine Beschrei-
bung in der Weise: „eine ganz ausserordentliche
Pflanze, von kräftigem Wüchse, reichblühend, ganz
neue Farbe, Form und Haltung vollkommen, eine
Blume von ganz ungewöhnlicher Grösse, Blattwerk
von seltener Eleganz" folgt oft.
Die bildliche Darstellung der bereits so markir-
ten Neuheit maciit bisweilen die Täuschung voll-
ständig. Noch nicht zufrieden damit, es kommt
hinter der Beschreibung in der Regel noch die Be-
merkung, ja recht frühzeitig zu bestellen , ehe der
Vorrath vergriffen ist. Dabei schlägt man die
grosse Trommel von einem Ende P>uropa's bis zum
andern. Durch alle Zeitschriften, gärtnerischen und
anch oft politischen Inhaltes, werden Bekanntma-
chungen erlassen. Gelingt es auf diese Weise,
etwa tausend Exemplare abzusetzen, so hat man,
wie es heisst, „ein Geschäft" gemacht, und die
Komödie ist zu Ende. Ich frage, was kommt aus
dieser Art und Weise „Geschäfte zu machen" her-
aus? Man wird 4 und 5 Mal unter 10 Fällen, um
nicht mehr zu sagen, bitter — denn es greift in
den Beutel — ■ getäuscht und hört schliesslich zu
kaufen auf. Das allgemeine Vertrauen, was grade
im Pflanzenhandel so nothwendig ist, wird gestört.
Umgekehrt würden bei reellem Verkaufe die
Bestellungen sich von Jahr zu Jahr gemehrt haben.
Um Gotteswillen seied daher strenger in der Wahl
Eurer angepriesenen Neuheiten, nuiss man fortwäh-
rend den Züchtern zurufen. Ihr überschwemmt
den Markt mit Pflanzen, die grade zu unwürdig
sind, in unsern Gärten und Gewächshäusern eine
Stelle einzunehmen, oder die doch wenigstens in
ähnlichen Formen schon seit Jahren kultivirt wer-
den. Hütet Euch, durch Versprechungen, die Ihr
nicht halten könnt, den Käufern Sand in die Augen
zu streuen; Ihr gewinnt vielleicht für den Augen-
blick, möchtet aber später die Nachwehen fühlen.
Ihr bedenkt nicht, dass sich gar Viele durch die
Furcht, wieder getäuscht zu werden, von neuen
Bestellungen abhalten lassen.
Viele würden sich freuen, gute Neuheiten zu
erwerben, wenn sie von Seiten des Züchters die
( jrewissheit einer reellen Bedienung hätten ; sie wür-
den sich beeilen, Bestellungen zu machen. So zie-
hen sie aber vor, so lange sie in Ungewissheit sind
und den positiven Werth der Neuheit nicht kennen,
abzuwarten und halten mit ihren Ankäufen zurück.
Ist ihre Liebe nicht sehr gross, so stellen sie über-
haupt die Ankäufe ein.
Aber ich setze den Fall voraus, der Züchter
hat wirkhch auf diese Weise eine genügende Au-
zald Käufer für seine Neuheit gefunden. Was
kommt dabei heraus? Für den Wiederverkäufer
wird, wenn die Neuheit ohne Werth ist, es stets
ein Verlust sein. Er beeilt sich, die Neuheit, ohne
sie weiter zu kennen, als durch die ihm zugekom-
mene Anzeige, zu verkaufen. Damit wird er na-
türlich seinen Kunden verantwortlich. Er erhält
Vorwürfe; wenn diese sich wiederholt nöthig ma-
chen, könnte auch der Fall eintreten, dass der
Kunde seine Einkäufe einstellt. Will der Wieder-
verkäufer warten, bis er selbst sich von dem
Werthc überzeugt hat, so erwächst ihm wieder ein
Verlust, da die Neuheiten dann schon geringere
Preise haben.
Bei dem Liebhaber kommen noch andere Uebel-
stände dazu. Er wird vielleicht weniger noch be-
dauern, sein Geld schlecht angewendet zu haben,
obgleich auch dieser Umstand Niemanden gleich-
gültig ist, als vielmehr darüber verdriesslich sein,
dass er so viele Mühe, so viele Sorgfalt für die
Kultur einer Neuheit vergeudet hat, die er schliess-
lich wegwirft. Wer kennt nicht die Erwartungen,
welche man hegt, bis man endlich die Pflanze in
Blüthe oder Frucht sieht, die Aufmerksamkeit, mit
der man ihr weiteres Wachsthum verfolgt, wie man
täglich mehrmals nach ihr sieht, bis der Augenblick
ihrer vollständigen Entwicklung gekommen ist. Und
welchen Eindruck hinterlässt es, wenn der Liebha-
ber nun plötzlich anstatt einer schönen Blume oder
einer wohlschmeckenden Frucht ein ganz gewöhn-
liches Produkt erhält.
Noch ungünstiger stellt es sich für den grösse-
ren Grundbesitzer heraus, da die ihm gewordenen
Täuschungen auch nachhaltiger sind, mögen seine
Anpflanzungen dem Nützlichen oder dem Schönen
gelten. Anpflanzungen können ihre Reize nur ent-
falten und Effekt machen, wenn alle ihre Theile
gleich üppig wachsen und sich gegenseitig entspre-
chen. Geschieht dieses nicht, so entsteht eine Dys-
harmonie, welche der Anpflanzung nachtheilig ist.
Bei Einzel -Exemplaren kann man erst nach meh-
rern Jahren ein Urtheil haben. Entspricht nun der
Baum in seinem Wachsthume nicht den Verheissun-
gen, so ist er meist auch zu den Umgebungen, auf
die er berechnet war, nicht passend; er muss ent-
fernt und durch etwas Anderes ersetzt werden.
Dabei verliert man nicht allein Geld, auch Zeit.
Möchten doch die Gärtner den Charlatanismus
und mit ihm die übermässigen Anpreisungen ver-
112
meiden! Dass sie es einsehen möchten, wie es ihr
eigenes Interesse, ihre PJhre verlangt! Man täuscht
das Publikum nicht umsonst, zuletzt fallen doch
dergleichen Unredlichkeiten auf den zurück, von
dem sie ausgegangen sind. Man könnte wohl Bei-
spiele aufführen. Vor Allem ist es aber nothwen-
dig, dass alle Gartenbau -Gesellschaften sich verei-
nigten, um dem Charlatanismus mit Entschiedenheit
entgegenzutreten, mag er kommen, von woher er
wolle, und sich zeigen in einer Form, wie sie auch
sei. Man würde damit Jedem einen Dienst erwei-
sen; dem Wiederverkäufer, also dem Handelsgärt-
ner, der sich gezwungen sieht, mit dem Strome zu
schwimmen und in Betreff der Neuheiten auf dem
Niveau zu bleiben, dem Liebhaber, der damit sei-
ner Neigung ungestört fiöhnen kann , ohne zu
fürchten, getäuscht zu werden, endlich auch dem
Züchter selbst. Eben deshalb müsste der letztere
grade am Meisten in der Auswahl seiner Neuheiten
mit grosser Gewissenhaftigkeit verfahren; er würde
dann auch etwas darbieten, was frei von allem Ta-
del wäre, er würde empfehlen können, ohne je
Lügen gestraft zu werden.
Mein Katalog für das Jahr 1864 ist erschie-
nen und enthält reiclie und mit besonderer iSorgfalt
ausgewählte Sortimente von Warm- und Kalt-
haus-Pflanzen,
^jaUeti, jSamtUten, l^l)oiioi)cnbrfn w. f. w.
Derselbe wird auf gefälliges Verlangen franco
versandt.
L- L. Liebig,
Kunst- und Handelsgärtner in
Dresden.
Verkauf einer Gärtnerei.
Meine hier in der allerbesten Lage befindliche
Gärtnerei bin ich Willens mit sämmtlichen Gebäu-
den, Glashaus, Mistbeeten u. s. w. bei massiger An-
zahlung zu verkaufen.
Stargard in Pommern.
A. Uaunciuaiiii, Kunstgärtner.
Eine Samenhandlung, namentlich Samenbauge-
schäft, in einer an der Eisenbahn belegenen Resi-
denz-Stadt Nord-Deutschlands, welche, zufolge der
ausgedehntesten Kundschaft, eine lange Reihe von
Jahren mit dem besten Erfolge betrieben ist, soll
mit sämmtlichen Wohn- und Wirthschafts-Gebäuden,
Inventar, zum Fortbetriebc erforderlichen Samen-
pflanzen, auch nach Bedarf und Wunsch Lände-
reien u. s. w. unter den günstigsten Bedingungen
aus der Hand verkauft werden.
Die Annahme kann sofort geschehen, auch
bis zu Ostern 1865 ausgesetzt werden.
Reflektirende erfahren das Nähere beim Gärt-
nerei-Besitzer Ad. Demmler in Berlin, Waldemar-
Strasse No. 27.
Unterzeichneter erlaubt sich, unter Bezugnahme
auf beiHegenden Prospectus sein grosses Magazin
in Schmied- und gusseisernen Patent-Gartenmöbeln,
Gartenzäunen, Hof- und Garten-Thoren, Blumen-
tischen, feinen und ordinairen Bettstellen, Feder-
Matratzen, (an Dauerhaftigkeit und Elasticität das
bis jetzt Geleistete weit übertreffend), Balkon- und
Grab - Geländern , nach den neuesten Dessins in
Schmied- und Guss- Eisen, Grabkreuzen in jeder
Grösse, Caf^- und Restaui-ations-Einrichtungen, als
schwarze und weisse Schieferplatten, desgleichen in
Marmor, Tischfüsse in verschiedenen Sorten, Gar-
derobe-Ständer, die so beliebten Wiener Holzsessel,
Pavillons, Gewächshäuser, Glasdächer, Volieren, ge-
strickte und gewobene Draht-Geflechte in Empfeh-
lung zu bringen und zugleich die Anzeige damit
zu verbinden, dass er jede in dieses Fach einschla-
gende Bestellung aufs prompteste und billigste aus-
zuführen im Stande ist.
Stuttgart.
Carl R-exer,
Fabrikant.
Die Laureutius'sche Gärtnerei zu Leipzig
wird ihren
Gewäclishaiisitflanzcn-Katalog,
welcher viele Neuheiten darbietet, in Kurzem
ausgeben, worauf wir aufmerksam machen.
Etablissciiieiit hortieole
de Louis ran iluutte ii (iaiid.
Eben ist No. 102 des „Catalogues de plantes
des serres et de plein air" erschienen und bringt, wie
gewöhnlich, ein reichliches Verzeichniss der Kul-
turen in dem Garten- Etablissement von L. van
Houtte in Gent.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
KommandantcnStrasse No. 62.
Druck der C. Fei.ster 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
ZieteQ.Platz No.
Wochenschrift
des
Vereines znr Beförderuiis; des Garteiibanes in den Könis;!. Preussischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
Professor I>r. Klai'l Ivodij
General-Sekretair des Vereines.
No. 15.
Berlin, den 16. April
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post -Vereines.
Inhalt: Die Frühjahrs-Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am S.April. — Vilmorin Andrieux' Fleurs
de pleine terre. Vom Obergärtner Kraus. — Die Birnen der Federatiou des soci^t^s d'horticulture en Belgique. —
Die neuesten Seidel'schen Alpenrosen oder Rhododendren.
Sonntag den 24. April wird der botanisch -gärtnerisclie Kengress in Brüssel, und zwar um 3 Uhr im Palais ducal,
eröffnet. An demselben Tage beginnt auch die grosse Ausstellung daselbst.
Die -frfifjjttfjrs = .^U)>|lc(riin(j
des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues,
am 3. April.
Jahre lang hatten die Frülijahrs-Ausstelliingen
des Vereines in zwei kleineren schmalen Siilen des
Englischen Hauses stattgefunden, obwohl weder die
Beleuchtung vortheilhaft, noch für die Besucher ge-
nügender Kaum vorhanden war. Das grosse Berlin
besitzt zwar umfassende Bäume in Menge, keine
passenden aber für Blumen- und Pflanzen-Ausstel-
lungen. Sind doch selbst Bäume zu Ausstellungen
von Bildern luid anderen Kunstgegenständen kaum
in entsprechender Weise vorhanden! Das Bedürfniss
darnach hat sich mit jedem Jahre mehr herausge-
stellt. Der Plan, ein Ausstellungshaus zu bauen, ist
lange vorhanden ; er scheiterte hauptsächlich bisher
an den enormen Preisen, welche Bauplätze in der
Stadt besitzen. Neuerdings scheint jedoch mehr
Aussicht vorhanden zu sein, dass endlich ein Aus-
stellungshaus zu Stande kommt.
Die Pflanzen- und Blumen Ausstellung des Ver-
eines fand dieses Mal in der grossen Aula der Kö-
niglichen Thierarzneischule (Louisenstr. 56) und in
einem angrenzenden Zimmer statt. Die Aula selbst
bildet ein längliches Viereck, was durch grosse
Fenster auf der einen Seite Licht erhält. Diese
waren zur unteren Hälfte bedeckt, so dass direktes
Sonnenlieht nicht die Pflanzen unmittelbar beleuch-
tete. Breite Tafeln führten rings an den Wänden
herum und trugen die ausgestellten Pflanzen. Aus-
serdem waren 2 runde Tische in der Mitte ange-
bracht. Die Pflanzen selbst standen entfernter, als
es gewöhnlich der Fall war, und konnten bequem
beschaut werden. Absichtlich war ausserdem jede
Ausschmückung vermieden, um den W^erth der ein-
zelnen Pflanzen nicht zu beeinträchtigen.
Die Frühjahrs - Ausstellung des Vereines hat
keinen ornamentalen Zweck; der Total -Eindruck,
wie er in der Sommer-Ausstellung vorhanden sein
soll, ist hier Nebensache. Jede einzelne Pflanze
soll hier zur Geltung kommen, da sie In Konkur-
renz tritt. Diese Geltendmachung würde aber nicht
möglich sein, wenn ausserdem Ausschmückungen
stattfänden. Schaupflanzen, selbst in kleineren Grup-
pen zusammengestellt, neue Einführungen und Züch-
tungen müssen für sich betrachtet werden und ver-
mögen nur in diesem Falle ihren Einfluss auszuüben.
Doch war auch eine grössere Gruppe vorhanden,
welche die Giebelwand rechts von dem Eingange
deckte. Dem botanischen Garten, bekanntlich einem
der leichsten und grössten Institute, stehen bestän-
dig eine Menge von Pflanzen zu Gebote, welche
bleibenden ästhetischen Werth haben und von ihm
aus nicht selten auch in die Gärten der Lieb-
haber und Handelsgärtner verbreitet werden. Um
seinen Keichthuni in dieser Hinsicht zu zeigen, war
durch den Inspektor Bouch^ die erwähnte Gruppe
zusammengestellt.
Die Zahl der Pflanzen in derselben betrug 65.
Unter ihnen nennen wir das noch seltene Hippea-
struni stenopetalum, ein Helicbrysum aus Neuholland,
von dem man den Samen durch die Novara-Expe-
dition erhalten hatte, Habrothamnus Hartwegi, Eupa-
15
114
torium riparium, die ebeiiialls noch wenig verbrei-
tete Bromeliacee: Nidularium Scheremitejewii, was
häufig mit Bromelia Caroliiiae verwechselt wird,
ferner die reizende Vriesia psittacina, das breit- und
buntblättrige Gras Pharus vittatus, mehre neuhol-
ländische Akazien, wie hastulata, graveolens, lani-
gera, lanuginosa u. s. w., so wie kapische und neu-
holländische Halden, welche letztere in den Samm-
lungen immer seltener werden, so schön sie auch
sind. Wir nennen Erica pisoides, imbecilla, ignescens,
RegeUaua, coriifolia, sparsa, Pluckenetii und versi-
color als die interessanteren.
Die übrigen Pflanzen bestanden aus Choroze-
men, Goodien und einigen anderen Schmetterlings-
blüthlern Neuhollands, aus Polygala's, Eriostemon's,
Diosnieen u. s. w. Doch wollen wir nicht versäu-
men , auch auf die echte Niesswurz der Alten,
Helleborus antiquorum, aufmerksam zu machen.
Von Seiten des botanischen Gartens waren auch
einige Schaupflanzen und neue Einführungen aus-
gestellt worden, und zwar von den letzteren : Cry-
ptomeria elegans, die aber kaum ihren Beinamen
verdienen dürfte, und Thujopsis laetevirens. Eine
solche stattliche Pflanze, als das Himanthophyllum
miniatum darstellte, möchte wohl selten auf einer
Ausstellung gewesen sein. Gesnera Houtteana nahm
sich ebenfalls mit ihren feurig-scharlachrothen Blü-
then, welche gleichsam von smaragdgrünen Blättern
getragen wurden, vorzüglich aus, während Fatsia
japonica (Aralia Sieboldii der Gärten) von 4 Fuss
Höhe und 3 Fuss Durchmesser eine seltene Blatt-
fülle zeigte.
Der Gruppe des botanischen Gartens gegenüber
auf der andern Giebelseite hatte der Universitäts-
gärtner Sauer verschiedene Pflanzen ausgestellt.
Wiederum sah man einige Blendlinge, welche mit
Helleborus abchasicus und guttatus gemacht worden
waren. Wir wiederholen, was wir früher schon
ausgesprochen, dass diese sonst im Freien so ziem-
lich aushaltenden Niesswurz-Arten mit ihren Blend-
lingen ein Gewinn für unsere Gewächshäuser sind,
da sie sich sehr leicht treiben lassen.
Auch 6 getriebene Blüthensträucher vom Uni-
versitätsgärtner Sauer fanden sich vor. Von ihnen
war Spiraea Cantonensis, welche Lindley wieder
als Sp. Keevesii beschrieben hat, in einem buschi-
gen, grossen Exemplare und über und über mit
Blüthen bedeckt, besonders schön. Zum ersten
-Male sahen wir ferner in Blüthe Prunus triloba mit
gefüllten, rosafarbigen Blüthen und vom Ansehen
einer gefüllten Pfirsiche. Vor dieser zeichnet sie
sich dadurch vortheilhaft aus, dass schon kleine
Pflänzchen von kaum 4 bis 1 Fuss Höhe mit Blü-
then dicht besetzt sind. Dass dieser Blüthenstrauch
wegen mehrer Pistille in der Blüthe nicht zu einem
stelbständigen Genus erhoben werden kann, davon
vermochte man sich leicht zu überzeugen, da mehre
Blüthen nur ein Pistill einschlössen. Das Genus
Amygdalopsis niuss demnach wieder eingezogen
werden. Als Schaupflanzen waren ausser einer
Telline Atleyana noch 2 Farne und 3 Selaginellen
von ziemlichem Umfange vorhanden. Sie befanden
sich auf aus Holzstämmen angefertigten Ständern
und nahmen sich um so vortheilhafter aus, als eine
Gruppe von 12 getriebenen Rosen (Louise Odier)
auf dem Boden darum standen. Kunst- und Han-
delsgärtner Christoph (am Boxhagen er Weg vor
dem Frankfurter Thore) hatte diese zur Verfügung
gestellt. Sie waren sänimtlich dicht mit Blüthen
besetzt und hatten mit dem Laube ein frisches und
freundliches Ansehen, wie die Rosen nicht besser
-zur eigentlichen Flor im freien Grunde besitzen
können.
Mitten im Saale standen, wie schon gesagt, 2
runde Tische, welche hauptsächlich Orchideen in
seltener Schönheit und Blüthenfülle enthielten. Der
Obergärtner Boese aus dem Garten des Kommer-
zienrathes Leonor Reichenheim hatte die Tische
geschmückt.
Gegenüber an der hintern Wand hatte dagegen
der Obergärtner Kraus aus dem Garten des Rit-
tergutsbesitzers Moritz Reichenheim eine wie-
derum zum Theil aus Orchideen bestehende Gruppe
ausgestellt, die ebenfalls nur Ausgezeichnetes ent-
hielt. Alle die, welche die Freude hatten, die Aus-
stellung in Augenschein zu nehmen, fühlen sich ge-
wiss zu besonderem Danke verpflichtet, dass die
Gebrüder Reichen heim das Schönste aus ihren
Gewächshäusern zur Verfügung stellten, so dass
auch Andere sich daran freuen konnten.
Die Zahl der Pflanzen aus dem Garten des
Kommerzienrathes Reichenheim betrug nicht we-
niger als 38, von denen jede Berücksichtigung ver-
diente. Von den 14 Orchideen zeichneten sich 2
durch seltene Blüthenfülle aus. Ein Gewinn der
neueren Zeit ist es, dass die Blüthen bei den mei-
sten Arten jetzt mit den Blättern erseheinen und
dass demnach die mannigfaltige Farbenpracht der
verschieden gestalteten Blüthen durch das dunkele
Grün der Blätter noch mehr gehoben wird. Tricho-
pilia suavis hatte nicht weniger als 28 oftene Blü-
then, die in einem Kranze ringsum sich zogen und
durch Schönlieit in der Färbung, wie durch feinen
Wohlgeruch, sich auszeichneten. Coelogyne ocellata
besass dagegen 14 Blüthentrauben, von denen jede
wiederum aus 14 — 16 Blütlien bestand. Die weiss-
blühende und ihre Traube senkrecht in die Höhe
sendende Calanthe veratrifolia war umgeben von
dem sonderbaren Selenipedium caudatnm, dessen
fadenförmige Blumenblätter lang herunterhingen.
115
von dem diclitbehaarten Fraueusclnih (Cypripediuni
hirsutissimum), von der bunten Vanda tricolor var.
flavescens und dem Epidendron aurantiacum, dessen
dichtblüthige Traube eine prächtige dunkele Oran-
genfarbo besass. Ausserdem sab man noch von
Orchideen : Deudrobium WalHchianum, Brassia Co-
vani, Oncidium pictum und Epidendron Stamfordia-
'nuni, so wie ceratistes. Als (rruppc waren zusam-
mengestellt: Vanda triculor formosa, Aerides War-
nen und Uendrobium Dalhousianum.
Aus dem Garten des Rittergutsbesitzers Moritz
E. eiche nh ei m fanden sich zwar nur 4 Orchideen
vor, eine jedoch in der seltensten Kultur-Vollkom-
menheit und Grösse: Vanda suavis, aus 3 dicht-
beblätterten Stengeln bestehend, von beinahe 6 Fuss
Höhe. Nicht weniger als 7 Bliithentrauben, von
denen jede wiederum 12 und 13 BlUthen besass,
kamen aus den W^inkeln der freudig-grünen Blätter
hervor. Wenn auch nicht in dieser Weise, so wa-
ren die 3 anderen Orchideen : Lycaste Harrisouii
alba, Deudrobium aggregatum majus und lituiflorum,
ebenfalls wahre Bchaupflanzen.
Wenden wir uns der Gruppe von Azaleen zu,
welche Obergärtner Kraus aus dem Garten des
Rittergutsbesitzers M. Reichenheim zusammenge-
stellt hatte: 9 Bäumchen in der konvexen Schirm-
form, eins wie das andere, mit einem Durchmesser
von 27 Zoll auf 14 Zoll hohem Stamme und in
einem Topfe von nur 8 Zoll Breiten -Durchmesser.
Wir machen besonders auf das kleine Gefäss, worin
die Pflanzen sich befanden, aufmerksam. Unter ihnen
sah man: Prinz Albert, Goethe, vittata, Gern, magni-
fica, Roi Leopold und Gloire de Belgicjue. Ausser-
dem waren aber noch 7 grössere Exemplare vor-
handen, von denen A. papilionacea besonders die
Aufmerksamkeit der Schauenden auf sich zog.
Azaleen waren überhaupt auch dieses Mal in
seltener Schönheit und Kultur-Volikommenlieit vor-
handen; Ober- und Handelsgärtner wetteiferten die-
ses Mal mit einander. Am reichlichsten hatte Ober-
gärtner A. Pasewaldt aus dem Danneel'schen
Garten beigesteuert. Seit vielen Jahren sind wir
gewöhnt, von ihm nur Gutes und Vorzügliches zu
sehen. 3 Exemplare (Beaut^ de l'Europe, rosae-
flora alba und Susanne) waren zu einer Gruppe
zusammengestellt, während Baron Hügel, Napolöon
und alba grandiflora, jede für sich, konkurrirten.
Die erste befand sich in einem IG Zoll breiten Ge-
fässe und besass, bei einer Stannnhölie von 2 Fuss,
eine runde Krone von 38 Zoll Durchmesser. Bei
A. Napoleon betrug dieser sogar beinahe 5 Fuss,
und doch hatte der Topf nur einen Breitendurch-
niesser von 17 Zoll, während der Stamm eine Höhe
von 29 Zoll besass. Azalea alba grandiflora end-
lich befand sich in einem gleich weiten Topfe mit
einer Stammhöhe von 24 Fuss, während die ziem-
lich runde Krone 52 Zoll hoch inid 48 Zoll breit
war. Als neu hatte Obergärtner Pasewaldt da-
gegen A. Präsident Humann und Loreley, beide
deutsche Produkte, zur Verfügung gestellt. Beide
sind auch zu empfehlen.
Auch ans dem Garten des Kaufmanns Lieber-
mann, dem der Bruder des Obergärtiiers Pase-
waldt im Danneel' scheu Garten jetzt vorsteht,
sah man 2 Azaleen, würdige Seitenstücke der be-
reits genannten. Azalea Blutheana hatte bei einer
Stammhöhe von 2 Fuss einen Kronen-Durchmesser
von 38 Zoll. Kleiner, aber reizend, war A. Ive-
rvana.
Nächstdem hatte der Obergärtner Eggebrecht
aus dem Banquier-Wagner 'sehen Garten 2 Aza-
leen ausgestellt. Bei der A. Susanne waren die
schönen rotlien Blüthen säinmtlich gleich-gross ent-
wickelt, so dass die Pflanze in ihrer Gesammtheit
einen besonders angenehmen Eindruck machte. Es
galt dieses nicht weniger von der A. Herzog von
Wellington.
AVeiter verdankte man dem Kunst- und Han-
delsgärtner Jul. Kunze in Charlottenburg 2 Aza-
leen, welche er selbst aus Samen gezogen hatte.
Ferner hatte Kunst- und Handelsgärtner Priem
(Frankfurter Chaussee) einen Sämling ohne Namen
aufgestellt. Audi die A. Roi Lc^opold, in Form
eines niedrigen Kronenbaumes, die der Obergärt
ner Körner aus dem Stadtrath-Soltm an n ' sehen
Garten erzogen, verdiente Anerkennung.
Schliesslich erwähnen wir noch 4 Azaleen aus
dem Garten des Konnnerzienrathes L. Reichen -
heim, die zu einer Gruppe zusammengestellt wa-
ren. Azalea alba hatte eine Stammhöhe von 60
Zoll und eine Krone mit einem Durchmesser von
56 Zoll. In der That reizend waren die 3 ande-
ren : Mod&ie, Roi de Portugal und Goethe.
Wenden wir uns den verwandten Alpenrosen
zu. Zum ersten Male hatte der Kunst- und Han-
delsgärtner Seidel in Dresden eine umfassende
Gruppe aufgestellt, von der über die Hälfte eigene
Züchtung, • zum Theil von besonderer Schönheit,
war. Das Etablissement ist eins der ältesten und
bedeutendsten, nicht allein in Dresden, sondern
überhaupt, und hat sich in der langen Zeit seines
Bestehens den guten Ruf erhalten. Vielleicht wird
uns später einmal Gelegenheit, ausführlieh darüber,
so wie über die übrigen Handelsgärtnereien Dres-
den's, zu sprechen.
Rhododendren bilden jetzt einen gesuchten Han-
delsartikel, auch in Berlin. Die Anzucht ist sehr
bedeutend. Eine Reihe von Handelsgärtnern ma-
chen jetzt nicht unbedeutende Geschäfte damit. Zu
ihnen gehören vor Allem: Karl Lackner, K. L.
15*
116
Friebel und Späth. Die Exemplare waren Pflan-
zen, wie sie gewöhnlich hier zum Verkauf kommen,
aber auch jeder Ausstellung zur Zierde dienen kön-
nen. Durch gute Zucht zeichneu sich bekanntlich
überhaupt die Berliner Marktpflanzen aus und fin-
den weit und breit Anerkennung. Liebhaber machen
wir deshalb besonders darauf aufmerksam. Karl
Lackner hatte ausserdem noch eine Alpenrose als
Schaupflanze ausgestellt, die ebenfalls ihre verdiente
Anerkennung fand. Es war Rh. Prinz Camille Ro-
han. Die Pflanze befand sich in einem 10 Zoll
breiten Gefässe und besass bei einer Stammhöhe
von 2 Fuss eine Krone vou 42 Zoll Querdm-ch-
messer.
Eine kleine Gruppe, aus Eriocnema aenea, En-
kianthus quinqueflorus und Dillwynla Henchmanni
bestehend, hatte der Obergärtner Boese aus dem
Komnierzienrath- Reichen heim 'sehen Garten aus-
gestellt ; besonders die beiden ersteren fanden wegen
ihrer Schönheit Beifall. Auch eine andere Gruppe,
aus neuen oder doch ziemlich neuen Koniferen be-
stehend, war aus demselben Garten vorhanden. Wir
nennen von ihnen die beiden Lebensbäume: Thuja
Vervaeneana und falcata, Retinospora pisifera und
obtusa, Arthrotaxis imbricata und Cryptomeria ele-
gans.
Von sonstigen Schaupflanzen hatten die Kom-
merzienräthe Dannenberger hier und Krichel-
dorf in Magdeburg durch ihre Obergärtner Lang-
guth und Schlie Vorzügliches geliefert. Dem
letztern verdankte man 2 neuholländisclie Haiden
(Epacris) von einem solchen gedrängtem Wüchse
und von einer solchen Blüthenfülle, wie wir sie, bei
uns in Berlin wenigstens, noch in keiner Ausstel-
lung gesehen. Bekanntlich gehen bei dieser Art
Pflanzen die Zweige gewöhnlich schnurstraks in
die Höhe und sind oft in der Regel nur an ihrer
Basis bis zur Mitte mit Blüthen besetzt; hier er-
streckten sich diese aber bis in die Spitze und
hatten überhaupt keine übermässige Länge. Es
waren Epacris fulgens mit einem Durchmesser von
29 und einer Höhe von 40 Zoll und E. Vicomtesse
Hill mit einer Breite und einer Höhe von über
30 Zoll. Beide befanden sicli in Töpfen von ziem-
lich 12 Zoll Durchmesser.
Die Schaupflanzen des Kommerzienrathcs Dan-
nenberger bestanden aus 3 Eriostemon's und 1 Cho-
rizema ilicifolium, alle 4 in fast kugeliger Form
gezogen und in seltener Blüthenfülle. Das letztere
befand sich in einem 14-zölligen Topfe und hatte
bei einer Höhe von 3i, einen Durchmesser von 4
Fuss. Von den 3 Eriostemon's hatte E. scaber, bei
einer Höhe von 20, einen Durchmesser von 34 Zoll,
E. cuspidatus, bei einer Höhe von 30, einen Durch-
messer von 40 Zoll und E. intermedius, bei einer
Höhe von 24^^, einen Durchmesser von 30 Zoll.
Bei der ersten war der Topf 10-, bei der zweiten
12- und bei der dritten 14-zöllig.
Auch die bekannte Deutzia gracilis war zu einer
stattlichen Schaupflanze, die eben deshalb die Blicke
der Schauenden auf sich zog, durch den Obergärtner
Kraus im Garten des Rittergutsbesitzers Reichen-
heim herangezogen.
Nicht weniger waren die Alpen -Veilchen des
Stadtrathes Soltmann und die Sammlung von
Wandelblunien (Cinerarien) des Kommerzienrathcs
Reichenheim Schaupflanzen im eigentlichen Sinne
des Wortes. Die letzteren hätten nur noch 8 bis
14 Tage Zeit zur weiteren Entfaltung der Blüthen
haben sollen, um in ihrer grössten Schönheit zu
erscheinen. Sämmtliche Pflanzen besassen einen ge-
drängten Wuchs und verästelten sich von der Ba-
sis aus, so dass die einzelnen Exemplare eine eirund-
liche Gestalt besassen.
Die Alpenveilchen wurden in 3 Formen des Cy-
clamen persicum, weiss-, rosa- und roth-blühend, re-
presentirt. Wir hatten schon im vorigen Frühjahre
ziemlich um dieselbe Zeit, dergleichen Schaupflanzen,
ebenfalls vom Obergärtner Körner im Soltmann'-
schen Garten herangezogen, gesehen, welche schon
damals unsere Bewunderung erregten. Die jetzigen
übertrafen aber die vorjährigen noch an gesundem
und kräftigem Ansehen, so wie an Blüthenfülle.
Wir wenden uns einigen Neuheiten zu. In die-
sen hat sich seit mehrern Jahren schon der Ober-
gärtner Pascwaldt im Garten des Rentiers Dan-
neel ausgezeichnet. Ihm verdanken wir hauptsäch-
lich die rasche Einfülirung aller Pflanzen von Be-
deutung, welche in Belgien, Frankreich und zum
Theil in England in den Handel kommen, aber
auch, indem diese alsbald vermehrt werden, die
rasche Verbreitung. Einige von den dieses Mal
ausgestellten Pflanzen hatten wir bereits schon im
vorigen Jahre gesehen. Wir nennen von den 12
hier befindlichen Arten als besonders empfehlens-
werth: Miconia argyroneura, Sphaerogyne latifolia,
Ligeria barbata (Tapeiuotes Carolinae), Gymnosta-
chyum Verschaft'eltii, Cordyline Terminalis stricta
und siamensis, Abutilon sti'iatum fol. var. und Li-
gularia Kaempferi fol. arg. marg.
Auch Kunst- u. Handelsgärtner Priem (Frank-
furter Chaussee No. 7) hatte sich mit einer Samm-
lung zu empfelilender, zum Theil noch neuerer
Pflanzen betheiligt. Von den 12 Pflanzen machen
wir auf die reizende Camellia Queen Victoria und
auf eine niedliche Zwerg- Form der gewöhnlichen
Gai-tenprimel (Primula acaulis fl. pl. rubro) aufmerk-
sam. Obwohl (in Berlin wenigstens, ausserhalb fast
gar nicht) bekannt, erwähnen wir die Abart der
Erica mediterranea, welche den Beinamen Boucheana
117
erhalten hat, und ebenso die bereits von nns mehr-
mals schon empfohlene Franciscea eximia. Doch
verdient auch die nette Ijiliacee Triteleia uniflora
Beachtung.
Zum ersten Mal sah man auch das neuerdings
von Frankreich aus eingeführte gefüllte Veilchen,
welches nach seinem Züchter den Namen Viola
Brandyana erhalten hat. Die Blüthen haben eine
helle Farbe und einen zarten, verhältnissmässig
schwachen Geruch. Auf jeden Fall ist es zu em-
pfehlen. Kunst- und Handelsgärtner Lauche an
der Wildparkstation bei Potsdam hatte es ausgestellt.
Hofgärtner Morsch in Charlottenhof hatte wie-
derum eine Sammlung von Alpenpflanzen ausgestellt,
die allgemein gefiel. Man begi-eift nicht, warum
von Seiten der Pflanzen-Liebhaber so wenig Wertli
auf diese, sich gar nicht so schwer treibenden Pflan-
zen gelegt wird. Daneben befanden sich noch blü-
hende Exemplare der bereits besprochenen Prunus
triloba und des schon zu Anfange dieses Jahrhun-
dertes als Amygdalus pumila bekannten, neuerdings
wiederum unter dem Namen Prunus sinensis einge-
führten Blüthenstrauches, und zwar mit gefüllter
weisser Blüthe. Von den Alpenpflanzen machen
wir auf die japanesischen Epimedien, auf 3 Primeln
(emarginata, erosa und denticulata), auf Draba aizoi-
des, Gentiana verna und Orchis pallens aufmerksam.
Wir kommen schliesslich zu den Zwiebel- Ge-
wächsen. Hyazinthen werden bekanntlich in Berlin
in grössten Mengen herangezogen. Nächst Haarlem
hat Berlin den meisten Ruf und den grössten Ab-
satz. 3 unserer besten Zwiebelzüchter: die Kunst-
imd Handelsgärtner E. de la Croix (Laugestr. 26),
K. L. Friebel (Kop])ensti-. 21) und Späth (Köp-
nickerstr. 148) hatten grössere Sammliuigen einge-
sendet. Hier sah man in der That das Schönste,
was Berlin in dieser Hinsicht liefert, zumal alle 3
Sammlungen durch gute Kultur der einzelnen Exem-
plare sich auszeichneten. Wir umgehen unseren
Ausspruch, wc^-lcher der drei Sammlungen der Preis
zuzusprechen sei? es ist dieses Sache der Preisrich-
ter. Wir müssen aber gestehen, dass wir selbst
zu keinem Resultate gelangten , dagegen stets die
Sammlung für die schönste hielten, vor <lcr wir
grade standen und wo demnach die Eindrücke am
frischesten waren.
Nächst Hyazinthen zeichnet sich Berlin auch
durch Züchtungen von Rittersternen (Hippeastren)
oder, wie man sie im gewöhnlichen Leben nemit,
von Amaryllis aus. Von den beiden bekannten
inid von uns früher schon so oft genannten Züch-
tern, den Kunst- und Haudelsgärtnern Priem und
Hoffmann, hatte der letztere eine Gruppe von
guter Auswahl zusammengestellt. Es waren 10 ver-
schiedene Formen, alle in schönster Färbung, regel-
rechtem Bau und zum Theil von ziemlich grosser
Blume. Die schönste von allen war unstreitig die
Amaryllis Anna Koch; doch verdienen auch andere,
die vorhanden waren, Empfehlung. Es gilt dieses
namentlich von Amaryllis Augusta, Brascjiii und
vittata Emihe.
Schliesslich gedenken wir einer Amaryllidee,
welche der Zimmermeister Vogel ausgestellt hatte
und welche früher viel häufiger kultivirt wurde. Es
war Vallota purpnrea. Möchte doch diese reizende
und in der Behandlung keineswegs schwierige Scliön-
lilie wiederum mehr Beachtung finden! Die Zwie-
beln waren direkt von Südafrika unter dem Na-
men Georgslilie eingeführt worden.
Auch Obst war vorhanden und zwar einige
Exemplare des schönen und grossen Pepin mon-
streux. Rentier Viering hatte sie am 2-jährigen
Kordon in seinem Garten gezogen.
Ferner waren Garten -Instrumente und Garten-
Möbel ausgestellt. Die ersteren gehörten dem In-
strumentenmacher Heyne (Leipzigerstrasse 41) und
bestanden aus einer Auswahl, wie sie eben der
Gärtner braucht: Garten- imd Okuhr-Messer, aller-
hand Scheeren u. s. w. Seit langer Zelt erfreut
sich derselbe eines guten Rufes durch die Güte
und Brauchbarkeit seiner Instrumente.
Die Garten -Möbel bestanden meist aus Draht
und leichtem, elegantem Eisen und zeichneten sich
hauptsächlich dm-ch ihre Elasticität aus. Eben des-
halb verdienten sie alle Beachtung und Empfehlung.
Wir haben früher schon Gelegenheit gehabt, ihrer
rühmend zu gedenken und wiederholen es hiermit.
Die Fabrik und das Depot neuer Erfindungen von
elastischen Betten, Matratzen und anderen Gegen-
ständen von S. Speier (Leipzigenstrasse 134) hatte
sie geliefert.
Man bedauerte, dass die Ausstellung nur einen
Tag währte und hätte gar sehr gewünscht, am
andern Tage noch einmal des Genusses sich er-
freuen zu können. Das mag den Besuchern ange-
nehm sein, nicht aber den Besitzern der vorhande-
nen Pflanzen, welche au und für sich schon Opfer
brachten, dass sie selbige zur Verfügung stellten.
Man mag bei einer Ausstellung noch so sorgsam
verfahren, die Pflanzen leiden doch mehr oder we-
niger; manche gehen sogar später zu Grunde oder
gebrauchen eine lange Zeit, ehe sie sich wieder er-
holen. Es verdienen demnach die Besitzer der
ausgestellten Pflanzen allen Dank von Seiten des
Vereines, aber auch von Seiten aller derer, welche
die Ausstellung besucht haben ; nicht weniger wird
sich aber auch Jedermann dem Kunst- und Han-
delsgärtner Späth verpflichtet fühlen, der das müh-
same Werk eines Ordners übernommen und zur
Zufriedenheit AUer ausgeführt hatte.
118
Yilmorin-.ViuIriciix'
Fleurs de pleiiie terre.
Xom Obergärtiier Kraus.
Mit Freuden wird jeder Blumenfreund, dem
ein Stückchen Land zu Gebote steht, ein Buch
begrüsseu, was von einem Praktiker, dem Besitzer
des bekannten Etablissements Vilmorin-Andrieux &
Co. ifl Paris, verfasst wurde. Allerdings ist es in
französischer Sprache geschrieben ; heut' zu Tage
haben aber wolil alle die, welche auf Bildung An-
spruch machen wollen , es so weit gebracht, dass,
wenn sie auch nicht französisch zu sprechen ver-
stehen, sie doch ein so leicht geschriebenes Buch,
wie das vorliegende , ohne grosse Mühe lesen
können , um sich cinigermassen Belehrung zu ver-
schaffen. Allerdings muss ein zweiter Umstand be-
rücksichtigt werden , dass nämlich das Buch zu-
nächst für Frankreich geschrieben ist, wo weit
günstigere Verhältnisse obwalten. Bei einiger Sach-
kenntniss lässt sich aber auch dieses schliesslich in
Berücksichtigung ziehen.
Die Einleitung ist sehr kurz; sie behandelt
die Aussaaten und Vermehrung und gibt einige Re-
geln über Kultur. Erläuternde Holzschnitte, im
Texte eingedruckt, erleichtern das Verständniss.
Die Aufzählung der Sommergewächse und der
im Freien aushaltenden krautartigen Pflanzen, der
Stauden und Zwiebelgewächse, ist in alphabetischer
Eeihe gegeben. Die Etymologie ist gleich bei dem
Kamen hinzugefügt. Beschreibung und Behandlung
sind vollkommen und genau. Die Namen sind la-
teinisch (wie sie in der Systematik gebräuchlich
sind,) und französisch gegeben. Wie man sich den-
ken kann, nimmt dieser erste Abschnitt den bei wei-
tem grössten Theil des Buches ein.
Der zweite Abschnitt behandelt Specialitäten, die
für den Blumenfreund am nützlichsten und noth-
wendigsten sind. Es beginnt eine Abhandlung über
die Pflanzen, deren Samen im Herbste ausgesäct
werden kann, um dadurch im Frühjahr Zeit zu gewin-
nen. Nun folgen Auswahlen aus der grossen Zahl
der Sommer- und zweijährigen Gewächse, der Stau-
den und Zwiebelgewächse im Allgemeinen , worauf
Zusammenstellungen von Pflanzen für Einfassungen,
Ton Schlingpflanzen, von Dekorations- und Wasser-
pflanzen, von wohlriechenden Pflanzen, von Farnen,
von Gräsern u. s. w. kommen. Auch zur Bepflan-
zung der Felsen, Grotten u. s. w. ist eine grosse
Zahl von dazu passenden Pflanzen aufgeführt.
Die Folge von Pflanzen nach der Blüthezeit
ist gewiss Jedermann willkommen. Man erfährt
auf diese Weise, welche Blumen in jedem Monate
sich entfalten. Allerdings muss man für das nord-
deutsche Klima in Betreff' der ersten Monate 14
Tage bis 3 W^ochen Zeit hinzufügen; für die spä-
tem Monate hat es sich ausgeglichen. Die Zusam-
menstellung der Pflanzen nach den Farben, wie sie
auf den Blumenparterren am zweckmässigsteu ver-
wandt werden können, um Efl'ekt hervorzubringen,
ist lehrreich.
Das, was über Landschaftsgärtnerei gesagt, ist
mit Bedacht und Geschmack dargestellt. Auf die
trefflichen Zeichnungen über kleinere Anlagen und
grössere Parks, so wie auf die Angaben über Be-
pflanzuug derselben durch Verwendung der Bäume,
Sträucher und Blumen machen wir besonders auf-
merksam.
Die Kultur des Rasens und die Mittel zur gu-
ten Erhaltung desselben sind passend angegeben.
Mit Vorsicht und Erfahrung geschrieben, bietet
dieses nützliche Werk, namentlich Blumeuliebhabeni
und jungen Gärtnern, viel Belehi'endes und empfehle
ich es daher der grössten Verbreitung.
Die Itiriieii
der Federalion des societes d'hnriirultnre cn Belsiqiie.
Der Vorstand des Bundes der Garteubau-Vereine
Belgiens liatte diu-ch den Setretär Kegeljan in
Namur Pfropfreiser zur Verfügung gestellt; es wurde
deshalb eine Aufforderung in No. 3 der Wochen-
sclirift erlassen, dass, wer Antheil au der Verthei-
lung haben woUte, sich melden sollte. In Folge
dessen hat sich auch eine so grosse Anzahl von
Liebhabern gefunden, dass 2 Sachverständige vier
Tage lang beschäftigt waren, um deren Wünschen
nachzukommen. In diesen Tagen werden die Pa-
kete abgesendet. Die einzelnen Reiser sind mit
Nummern versehen, welche denen entsprechen, die
hier in beifolgender Liste die Namen der Birnen
nälier bezeichnen. Auf diese Weise sind die in
Belgien gangbarsten und besten Sorten in den ver-
schiedensten Gegenden Deutschlands eingeführt, und
zwar unter den in Belgien gangbaren Namen. Es
liegt nun den deutschen Pomologen ob, nach einigen
Jahren Vergleiche mit unseren, zum Theil ebenfalls
aus Beltrien und Frankreich einfrcführten Sorten zu
et ~
macheu und dann damit eine bestimmte Synonymic
festzustellen.
Der Vorstand des Vereines zur Beförderung des
Gartenbaues in Berlin hält es aber für seine Pflicht,
zugleich im Namen derer, welche Pfi-opfreiser er-
halten haben, dem Vorstande des Bundes der bel-
gischen Gartenbau-Vereine, hauptsächlich aber dem
Sekretär Kcgeljan, den verbindlichsten Dank aus-
zusprechen.
119
11,
12,
14,
17
24,
26
27
28
29,
37,
38.
41,
42
45,
49,
52.
55.
56,
57,
58.
59.
60,
64,
65
67
68
69
71
72
73,
Liste der Belgischen
Prince Albert. 75.
Passe Colmar.
Pater noster. 76.
Duchesse d'Aiigou- 77.
16me.
BeiuT^d'Aiigleterre. 80.
Comte de Flaiidre. 90.
Beiirre d'Harden- 91.
pont. 92.
Bouvier, Bourge- 93.
mestre. 94.
Doyenn^ Goubault. 95.
La juive. 96.
Beurre de Likjoii 99.
(Beurr^ gris d'hiver 100.
iiouveau).
Beurr^ de Ranse 102.
(Bon Chr^tien de
Eansc). 107.
Orplieliued'Enghien. 109.
Bergamotte Sageret.
Foudaiite de Noel 110.
(Belle apr^s Noel). 117.
Beurre Diel.
Reine des poires. 126.
Bezi d'Esperen. 127.
Colmar d'Aremberg. 128.
Doyenn^ d'hiver
nouveau. 129.
Bon cbrötien Na-
poleon. 130.
Z^phirine Gr^goii-e. 133.
Nouveau Poiteau. 134.
Calebasse de Nerck- 139.
man (ou Carafou). 140.
Nouvelle Fulvie.
Bon clir^tien Wil- 143.
Harn. 147.
Alexandrine Douil- 154.
lard. 156.
Pqire de Tongres.
Madame Dix. 159.
Commissaire Del- 165.
motte. 178.
BeuiTe Öix.
Elisa d'Heyst. 181.
Beurrö Sterkmans. 188.
Poire Pr^vost. 202.
Figue d'Alencjon. 215.
Doyen Dllleu. ' 217.
Charlotte de Brou-
wer. 219.
Josephine de Ma-
lines. 221.
Birnen.
Comtesse della
Failie.
Bein-r^ Giffart.
L^on Ledere van
Mens.
Rousselet Aelens.
Seckle pear.
Duo de Bordeaux.
Beurr^ d'Esquermes.
Jean de Witte.
Soldat laboureur.
Bezi de Morttigny.
Heifeue Gregoire.
Poire des chasseurs.
Conseiller de la
cour.
Bonne Louise d'A-
vranches.
Cumberland.
Beurre de Merode
(Double Philippe).
Beurr^ de Guernsey.
Triomphe de Jo-
doigne.
Tigr^e de Janvier.
St. Michel crotte.
Rousselet van der
Wecken.
Rousselet Comtesse
de Lcnnay.
Rousselet de Reims.
Duchesse de Mars.
Alexandre Bivort.
Iris Gregoire.
Bergamotte Cra-
sanne.
Columbia.
St. Germain.
Bem-r^ gris.
Bergamotte Espe-
ren.
General Dutillieul.
Beurre Clairgeau.
25""' anniversaire
de Leopold L
Leon Gregoire.
Colmar de l'Haute.
Nee plus Menris.
Vineuse Esperen.
Deiices de Loven-
joul.
Souvenir de la reine
des Beiges.
Charles Frederick X.
222.
223.
224.
225.
226.
227.
228.
229.
230.
233.
234.
236.
238.
241.
243,
244.
246.
247.
248.
250.
251.
Jules de Liron
d'Airoles.
Castelline.
Eugfene Gerard.
La Gerardine.
Dellces d'Harden-
pont.
Surpasse Meuris.
Beurr^ superfin.
Colmar Nelis.
Anna Nelis.
Emile Minot.
Marie Louise van
Mons.
Docteur Nelis.
Beurr^ d'avoine.
J. B. de Diest.
Monseigneur Sibour.
Barbe Nelis.
Soldat Bouvier.
Doyenn(5 de Comice.
Copercher (? Ko-
pertsche, d. i. Lie-
gel's Winterbntter-
birn).
Alexandre Lambre.
Dumon Dumortier.
255. Beurr^ de F^vrler.
256. Madame Verte.
260. Madame Elisa.
261. Marie Louise Dii-
quesne.
262. Beurr^ de Wetteren.
263. Pape Crasamie
(Boisbunel).
264. Colmar de Sully.
272. Theodore van Mons.
276. G^nöral Tottieben.
278. Beurr^ Bosc.
279. Seigneur Esperen.
300. Beurr^ d'Amanlis.
301. Docteur Capron.
302. Docteur Lentier.
303. Bergamotte For-
tun^e.
304. Pape Colmar mus-
qu^ d'Esperen.
315. Docteur Trousseau.
316. Duo d'Orl^ans.
79. Poire de Cur^.
Beurr^ Delfosse.
50. Beurr^ Cullens.
6. Auguste Royer.
Die
neuesten Seidel'schen Alpenrosen oder
Rhododendren.
In dem Berichte über die Frühjahrs-Ausstellung
haben wir auch der Seidel'schen Alpenrosen er-
wähnt, welche eben in den Handel kommen. Da
sie Beifall fanden,- so glauben wir im Interesse der
Pflanzen -Liebhaber zu handeln, wenn wir näheie
Mittheilungen über sie machen und namentlich ihre
Farben angeben. Die mit einem f bezeichneten
sind besonders schön und reichbliihend.
f 1. Rhododendron Jakob Friedrich Sei-
del (Seidel), lebhaft purpur mit vieler schwarzer
Zeichnung und hervortretenden weissen Staubfäden.
Ein rundblumiger, grosser, sehr vollkommener Stutz.
t 2. Rhododendron Julius Heibig (Seidel),
neuroth mit dunkelorange Zeichnung und sehr gros-
sem Stutz.
f 3. Rhododendron Professor Koch (Sei-
del),^ leuchtend kannoisin, weisse Staubfäden und
schwarzrothe Zeichnung.
f 4. Rhododendron Marie von Woedtke
(Seidel), zaites Rosa, nach innen weiss, dunkel-
kirschrothe Zeichnung imd guter Stutz.
120
t 5. Rhododendron Emil Liebig (Seidel),
dunkelkarinin mit schwarzer Zeichnung, gross und
rundblumig.
6. Ehododendron Caecilie (Seidel), lila mit
dunkler Einfassung, strohgelber Zeichnung und auf-
fallend grosser Blume.
7. Rhododendron picturatura (Seidel), blass-
rosa, fast weiss, mit vieler Karmin-Zeichnung.
8. Rhododendron Emmy (Seidel), Hla mit
weiss gestreift, lebliafte Karmin -Zeichnung; ähnelt
Etoile de Flandre.
9. Rliododendron Dr. Hoffmanu (Seidel),
violettroth mit braungelber Zeichnung, sehr gross-
blumig.
10. Rhododendron multiflorum perfectum
(Seidel), rosa mit gelbem Spiegel, gedrängter Stutz
und sehr reichblühend.
Wir fügen noch hinzu, dass der Kunst- und
Handelsgärtner Seidel in Dresden schon früher die
Anzucht schöner Formen der Alpenrosen mit Glück
versucht hat. Von dergleichen älteren Züchtungen
waren in der Ausstellung 2 Formen, die wir eben-
falls empfehlen können, nämlicli:
1. Rhododendron Goethe, dunkelkarminroth,
nach innen heller, mit weissen Staubfäden.
2. Rhododendron Reine Elisabeth, lebhaft
karmiu mit dunkeler Zeichnung. Diesen beiden fü-
gen wir noch eine Form liinzu, welche zwar der
Engländer Standish gezüchtet, Seidel aber in
den Handel gebracht hat:
3. John Standish, scharlachi-oth mit schwar-
zer Zeichnung.
An die Ulitglieder des Vereines.
Von dem Versuchsfelde des Vereines können
noch Stecklinge, resp. Pflanzen an Mitglieder ab-
gegeben werden. Wir ersuchen deshalb alle die,
welche an der Vertheilung Antheil nehmen wollen,
sich an den Inspektor Bouch^ im botanischen
Garten zu wenden. Demnach sind bis Ende April
zu haben: Stach elbeer- Sträuc her und Viola
tricolor maxima, von Mitte Mai ab hingegen:
Verbenen, Scarle t-Pelargonien, Pcntstemon's
imd andere Pflanzen zum Auspflanzen auf Gruppen.
Eine Samenhandlung, namentlich Samenbauge-
schäft, in einer an der Eisenbahn belegenen Resi-
denz-Stadt Nord-Deutschlands, welche, zufolge der
ausgedehntesten Kundschaft, eine lange Reihe von
Jahren mit dem besten Erfolge betrieben wurde, soll
mit sämmtlichen Wohn- und Wirthscbafts-Gebäuden,
Inventar, zum Fortbetriebe erforderlichen Samen-
pflanzen, auch nach Bedarf und Wunsch Lände-
reien u. s. w. unter den günstigsten Bedingungen
aus der Hand verkauft werden.
Die Annahme kann sofort geschehen, auch
bis zu Ostern 18(35 ausgesetzt werden.
Reflektirende erfahren das Nähere beim Gärt-
nerei-Besitzer Ad. Demmler in Berlin, W^aldemar-
Strasse No. 27.
(fiiipfefjfciisiDcrtfjc IJerfttgsnrti&pf
von Hermann Mendelssohn in Leipzig.
B. Aucrswald, 5otaiiifd)t linterlialtungtn jum ^trflänb-
ni^ brr l)rimatl)Ud)rn ß[oxa. Vollständiges Lehr-
buch der Botanik in neuer praktischer Dar-
stellungsweise. Mit 50 Tafeln und 432 in den
Text gedruckten Abbildinigen. Zweite, wesent-
lich umgearbeitete und vermehrte Auflage.
Preis der Ausgabe mit scliwarzen Tafeln:
geheftet 2 Thlr 15 Ngi".
gebunden 2 „ 25 „
Desgleichen mit h albkolorirten Tafeln:
geheftet 3 Thlr 15 Ngi".
gebunden 3 „ 27 ,
Desgleichen mit kolorirten Tafeln:
geheftet 5 Thlr — Ngr.
gebunden mit Goldschnitt .5 „ lö „
Moritz Millkonim, Doktor und Professor an der
Königlich Sächsischen Akademie zu Tharand,
^üljrrr tn'a lUidj brr btutfct)tn ^flanjtii. Eine
leicht verständliche Anweisung, die in Deutsch-
land wildwacliseuden und häufig angebauten
Getasspflanzen leicht und sicher zu bestimmen.
Mit 7 lithogr. Tafeln und 645 Holzschnitten
nach Zeicluunigen des Verfassers. Preis eleg.
geh. 3 Thlr, geb. mit cliarakteristischem Gold-
drucke 3 Thlr. 10 Ngr.
Raucher - Apparate
zur Vertilgung der schädlichen Insekten und Blatt-
läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak
und Insektenpulver zu räuchern, die grossen zu
3^ Thlr, die kleineren zu 24 Thlr pro Stück, sind
wieder vorräthig und werden auf Bestellung nach
allen Gegenden verschickt von
J- P?ei*ger,
Klempnermeister,
Leipzigerstr. 92 in Berlin.
Verlag von Karl VViegaudt in Berli;
Koraraandanten-Strasse No. 62.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
zielen Platz No.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderung; des Oartenbanes in den König). Preussisclien Staaten
für
Ciärtiierei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
I*i'ofessor I>r- Xvarl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 16.
Berlin, den 23. April
1864.
Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Einiges über die Ernährung der Pflanzen und über das Düngen. Von Dr. C. Filly. — Die Kultur der Aepfel-Kordons.
Vom Baumschulbesitzer Müller in Strasburg. — Die Pflanzen- u. Blumen-Ausstellung der Gesellschaft der Gartenfreunde.
Einiges
Über die Eruähiung der Pflanzen
und
Über das Püngen.
Von Dr. C. Filly.
In der 435. Versammlung des Vereines zur
Beförderung des Gartenbaues wurde auch ein Preis-
Kourant der Fabrik von Vorster & Grünberg
in Stassfurth über ihre Düngesalze mitgetheilt. Es
möge mir gestattet sein, in Anknüpfung an jene
Mittheilung den verehrlichen Lesern ein Bild
über den heutigen Stand der Düngerlehre und
über den Gebrauch der Ilülfsdüngemittel zu ent-
werfen, und zwar nicht von dem einseitigen Stand-
punkte dieser oder jener Theorie, dieser oder jener
vorgefassten Meinung; denn leider sind die sogenann-
ten Tlieorien oft Nichts weiter, als Meinungen, die
wissenschaftlich und praktisch jeder thatsächlichen
Grundlage entbehren. Auch kann es nicht meine
Absicht sein, den praktischen Gärtnern Vorschriften
und Rezepte geben zu wollen, nach denen sie ihre
Kulturen in Betreff der Düngung einzurichten ha-
ben; es soll vielmehr nur versucht werden, diejeni-
gen Gesichtspunkte den Lesern vorzuführen, die
sie nach dem, was wir heute über die Ernährung
der Pflanzen wissen, bei ihren Kulturen zu beobach-
ten haben, wenn sie nicht kostspielige und nutzlose
Versuche anstellen wollen ; denn es ist nicht zu
leugnen, dass es eine Art sogenannter praktischer
Leute giebt, die, indem sie angeblich ihre Erfah-
rung nur der Praxis verdanken, zu allerhand kost-
baren Versuchen verleiten, die man von vorn her-
ein unterlassen würde, wenn man sich der theore-
tischen Bedingungen des Pflanzenlebens klar be-
wusst wäre.
Bevor ich mich zum Düngen und zu den
Düngemitteln wende, müssen wir uns zunächst da-
über zu verständigen suchen, was wir unter Leben
und Ernährung der Pflanze verstehen.
Die Pflanze lebt, heisst nichts Anderes, als es
vollziehen sich in ihrem Innern eine Reihe von
Thütigkeiten, deren Endziel darauf hinausläuft, ihr
Geschlecht zu erhalten; mit anderen Worten, durch
Erzeugung von Samen oder von Trieben sich zu
vermehren, weil ohne diese ununterbrochene Ver-
mehrung die ganze Pflanzenwelt bald den Thieren,
die in letzter Instanz auf die Pflanzenwelt ange-
wiesen sind, zum Opfer fallen würde; dies würde
aber auch den Untergang des Thierreiches und der
Menschheit zur nothwendigen Folge haben.
Damit die oben genannten Thätigkeiteu in
der Pflanze vor sich gehen und ihren geregelten
Verlauf nehmen können, bedarf sie der Ernäh-
rung, das heisst, sie bedarf eines bestimmten Stand-
ortes und einer bestimmten Reihe von Stofi^en,
die in das Innere der Pflanze aufgenommen und
zu den verschiedenen Organen umgebildet werden.
Je nachdem dieser Standort das feste Land, das
Wasser oder andere Pflanzen oder Thiere sind,
unterscheidet man nicht nur Land-, W^asser- und
Schmarotzer -Pflanzen, sondern die Art der Ernäh-
rung, die Aufnahme und die Art der Nährstoffe
16
122
ist auch eine mehr oder weniger ver.'^chieilene iiiui
vom Staudorte bedingte, ein Umstand, der, wie mir
seheinen will, nicht immer scharf genug in's Auge
gefasst wird, woher es denn auch kommt, dass
man gar zu oft geneigt ist, die Erscheinungen,
die man bei einer dieser Abtheilungen gemacht hat,
ohne Weiteres auf alle Pflanzen zu übertragen und
dann daraus Schlüsse für das gesammte Pflanzen-
reich zu ziehen. Wenn aber auch nicht zu ver-
kennen i-t, dass diese allgemeinen Schlüsse oft voll-
kommen richtig sind, so kann doch andererseits
auch nicht geleugnet werden , dass sie nicht selten
gänzlich Falsches für die eine Abtheilung enthalten,
während sie für die andere wahr sind.
Da wir es nun in der Praxis, sei es in der
Gärtnerei, sei es in der Landwirthschaft, fast nur
mit Land-, oder besser Bodenpflanzen, — zu den-
selben rechne ich auch diejenigen Wasserpflanzen,
deren Wurzeln einen festen Boden verlangen —
zu tiiun haben, so soll das Folgende sich auch nur
auf diese Art von Pflanzen beziehen.
Was zunächst den Boden betrift't, so muss
derselbe je nach der Ait der Pflanzen eine beson-
dere Beschaffenheit, besondere physikalische Eigen-
schaften haben, wenn die Pflanzen gut darauf ge-
deihen sollen. Während die einen Pflanzen nur
auf einem steifen Thon- oder Mergelboden, oft
sogar ohne, jede Spur von Humus, am besten fort-
kommen — jedes Handbuch der liotanik nennt
uns solche Pflanzen — verlangen andere einen
zwar lockern, aber auch noch hunuisfreien Boden,
während wieder andere nur in einem solchen Bo-
den — und dazu gehören viele unserer Kul-
turpflanzen — ihre Lebensbedingungen flnden, der
reich am Humus, d. li. reich an verwesenden
Pflanzenresten ist. Diese Ansprüche, welche die
Pflanzen in so versehiedcner Art an die physikali-
sche Konstitntion des Bodens machen, stehen offen-
bar in einem innigen Zusammenhange mit ihrer
Organisation und mit den Stoffen, welche die Pflan-
zen in grösserer oder geringerer ]\Ienge als Kali-
rnng aufnehmen, da von der physikalischen Beschaf-
fenheit auch der Gehalt des Bodens an Nährstoffen
bedingt ist. So hat z. B. der Sand, wie er in der
Nähe von Berlin nicht allzu selten anzutreffen ist,
nur in höchst geringem Grade die Eigenschaft,
Alkalien und Stickstoffverbindungen (Ammoniak u.
Salpetersäure) festzuhalten, wogegen Phosphorver-
bindnngen weniger leicht durch das Regenwasser
ausgewaschen werden. Hier gedeihen die Lupinen
am besten, da sie nur geringer Mengen von Alka-
lien bedüifen, ihren Stickstoff und Kohlenstoff' aber
vermöge der reichen Blattentwicklung in genügen-
der Menge aus der sie umgebenden atmosphärischen
Luft entnehmen. Bringen wir die gelben Lupinen auf
reichern, besonders mergelhaltigen Boden, so ist ihre
Entwicklung eine bei weitem weniger günstige, ja
auf letztem! gehen die Pflanzen sogar ein, wenn
der Jlergelgehalt ein einigermassen hoher ist. Der
Sandboden vermag ferner nicht, den Wasserdampf
der Atmosphäre in grosser Menge zu verdichten,
— was der Humusboden im höchsten Grade kann,
— durum gedeihen auf dem kahlen Boden nur
stdche Pflanzen, welche ihn in Folge ihres dichten
Laubes derartig beschatten, dass einerseits weniger
Feuchtigkeit des Bodens verdunsten und anderer-
seits auch mehr Wasserdampf verdichtet werden
kann, weil der Boden unter der dichten Laub-
decke kühler bleibt.
Es sind dies Alles nur Andeutungen über den
Einfiuss, welchen die physikalische Beschaffenheit des
Bodens auf die Kultur übt, da der Eaunt es nicht
gestattet, hier näher auf diese Verhältnisse cinzu-
I gehen. Es genügt aber, um den Lesern erkennen
zu lassen, wie die verschiedenen Arbeiten, welche
wir mit dem Kulturboden vornehmen , zum Theil
den Zweck haben, die physikalische Beschaffenheit
des Bodens zu verändern.
Die Zimmer, die wir bewohnen, die Kleider,
die wir tragen, mögen aber auch noch so zweck-
entsprechend wie möglich sein, wir werden den-
noch nicht leben können, wenn wir unscrm Körper
nicht regelmässig gewisi-e Stoffe einverleiben, wenn
wir, mit andern Worten, nicht essen und trinken.
Ganz ebenso verhält es sich mit den Pflanzen;
von den physikalischen Eigenschaften des Bo-
dens kann die Pflanze nicht leben, der Boden
muss auch ganz bestimmte ehemische Eigenschaf-
ten besitzen, er nuiss ganz bestimmte Stoffe in einer
solchen Form enthalten, dass sie, von den Pflanzen
aufgenommen, denselben als Nahrung dienen können.
Die Stoffe , welche in dem Organismus der
Pflanzen eingeführt werden, kann man in 2 Grup-
pen theileu : in die sogenannten organischen Stoffe,
Stickstoff', Kohlenstoff", Wasserstoff" und Sauerstoff"
— un<l in die mineralischen Stoff'e — Phosphor-
säure, Schwefelsäure, Kieselsäure, Kali, Natron,
Kalkerue, Magnesia, Eisenoxyd und Thonerde. Von
der Kieselsäure ist es noch nicht mit Bestimmtheit
ausgemaclit, ob sie ein nothwendiges Bedürfniss
der Pflanzen ist; dagegen scheinen einige derselben,
z. B. der Buchweizen, nacli den Versuchen, welche
in Chemnitz angestellt sind, des Chlors zu bedür-
fen. Ferner weiss man noch nicht genau, ob das
Natron in allen Fällen ganz durch Kali ersetzt
werden kann, und andererseits scheinen einzelne
Pflanzen noch andere Alkalien zu ihrem Gedeihen
nöthig zu haben; mit Bestimmtheit ist durch die
Schönen Versuche des Fürsten v. Salm-Ho rst mar
nachgewiesen, dass die Gerste ohne Lithion, ein
123
weit, aber in ausserordentlich geringen Mengen ver-
breitetes All^ali, niclit gedeiht; die Knnkeh'iihen
verlangen walirscheinlicli im Boden das erst kürz-
lich von Jinnsen entdeckte Rubidium, und selbst
Arsenik dürfte sich als notlivvendigcr Stoff, wenn
auch nicht für alle, so doch für viele Pflanzen her-
ausstellen; auch Arsenik ist in den Ackererden viel
verbreiteter, als man früher glaubte.
Es ist hier nicht der Ort, alle die zahlreichen
und oft recht absurden Thenrien anzuführen, di(^
darüber zu Tage getreten sind, in welcher Form
alle genannten Stoffe in die Pflanzen gelangen; es
kann hier nur von dem die Rede sein, was die
Wissenschaft auf Grund zahlreicher Thatsachen als
unwiderleglich gelehrt hat. Es kann hier insbeson-
dere nicht davon die Rede sein, was in jüngster
Zeit wieder mit grosser Emphase von einem ver-
lorenen Posten aus über die ]5edeutnng des Humus
für die Pflanzen -Ernährung geschrieben ist; dass
die Pflanzen nämlich nur von Humusgebilden leben
und dass die Flüsse, die Quellen und die andern
Wasser den Pflanzen innner neue Mengen Humus
— die Flüsse scheinen auch bergauf zu fliessen —
zuführen; bei der Richtigkeit dieser Lehre würde
es um die Zukunft der Erde sehr schlecht bestellt
sein, da jene Humusstotf'e, indem sie dui'ch den
Pflanzen- und Thicrleib wandern, täglich in unge-
heuren Quantitäten in K(ihlensäure, Annnoniak, Sal-
petersäure und Wasser, alles nicht Hunuisstoffe,
zerlegt werden; die Folge wäre die fortdauernde
Verminderung an Humusstoffen bis endlich Nichts
mehr übrig bliebe, als vielleicht die Vertheidi-
ger dieser Ansicht, indem sie sich etwas Humus
reservirt hätten. Dazu käme noch der andere
Umstand, dass die Luft schon heute in Folge der
dauernden Erzeugung von Kohlensäure so reich
daran sein niüsstc, dass ein thierisches Leben in
das Reich der Unmöglichkeiten gehörte, wenn eben
nicht die Natur dafür gesorgt hätte, dass im Kreis-
lauf des Erdenlebens ein Glied, nämlich die Pflan-
zenwelt, mit der Eigenschaft begabt wäre, die Koh-
lensäure fort und fort der Luft zu entziehen und
dieselbe in Verbindung mit andern Stoffen in orga-
nische Materie zu verwandeln. Direkt widersprechen
aber dieser Humusesserci seitens der Pflanzen die
zahlreichen Vegetations -Versuche, welche bewiesen
haben, dass einzelne Pflanzen im reinsten Sande
und im humusfreiesten Wasser wachsen, blühen und
zahlreiche Früchte bringen können, wenn man ihnen
nur Lutt und die nöthigcn minenilischen Salze zur
Verfügung stellt. Es giebt allerdings Leute, welche
diese Thatsachen in ihren gelehrten Elaboraten ver-
schweigen, sei es, dass sie dieselben nicht kennen,
sei es, dass sie ihnen nicht in den Kram passen.
Der Kohlenstoff, der Hauptbestandtheil des
festen Gerippes der Pflanzen, wird ihnen aus der
Luft mit iler Kohlensäure zugeführt, wie dies zahl-
reiche \'ersuche, die Jeder selbst anzustellen im
Stande sein dürfte, dargethan ist. Es soll hiermit
dii^ Möglichkeit nicht bestritten werden, dass die
Pflanzen durch die Wurzeln auch andere kohlen-
stoft'haltige Materien aufneiunen köiniten; doch ist
dies noch durch keinen einzigen Versuch positiv
bewiesen ; was bis jetzt als Beweis dafür angeführt
worden ist, gehört in das Reich der Phantasien.
Es soll ferner nicht bestritten werden, dass auch
aus dem Boden durch die Wurzeln Kohlensäure
aufgenommen wird. Jedenfalls hat die Kohlensäure
im Boden eine sehr hohe Bedeutung als Lösungs-
mittel für die Salze, welche die Pflanzen nicht un-
gelöst aufzunehmen vermögen, und in dieser Hin-
sicht hat auch der Humus eine grosse Wichtigkeit
als Quelle immer neuer Kohlensäurebildung.
Den Stickstoff erhalten die Pflanzen aus dem
Ammoniak und der Salpetersäuie, welche beiden
Stoffe überall, sowohl in der Luft, als im Boden
verbreitet sind; jedoch giebt es viele Pflanzen, die,
wie die Leguminosen, jene Stofle fast allein aus
der Luft zu beziehen scheinen, und die den ]5oden
sogar an Stickstofi' bereichern; hierin liegt z. B.
die grosse Bedeutung der Lupinen als Vorfrucht
für Roggen. Die Stickstoffveriiindungcn im Boden
und im Humus sind aber auch insofern von Wichtig-
keit, als sie die im Boiien enthaltenen Salze löslich
und damit assimilirbar machen.
Den Wasserstoff kann die Pflanze sowohl
aus den Ammoniakverbindungen als aus dem Was-
ser beziehen; Ammoniak besteht nämlich aus Stick-
stoft' und Wasserstoff', Salpetersäure aus Stickstofi'
und Sauerstoff, Wasser aus Wasserstoff und Sauer-
stoff und endlich Kohlensäure aus Kohlensiofl' und
Sauerstoft".
I Woher der Sauerstoff in die Pflanze kommt,
j ist nach dem Mitgetheilten unscljwer zu errathen:
es kommt noch dazu, dass auch die mineralischen
StofiV, welche in den Pflanzenleib eingehen, wohl
nur SauerstoflVerbindungcn sind.
Fragen wir noch, woher die Luft die Kohlen-
säure, das Ammoniak, die Saljietersäure immer
1 wieder erhalte, so genügt es, darauf hinzuweisen,
dass diese Substanzen die Produkte der täglich auf
der Erde vor' sich gehenden Athmungs-, Verbren-
j nungs- und Fäulniss-J-*rozesse sind, dass sie also so
lange fort und fort an die Luft abgegeben wer-
den, so lange Thiere und Pflanzen auf Erden leben ;
(Schönbein's Versuche haben bewiesen, dass bei
jeder Verdunstung von Wasser in der Luft sich sal-
pertersaiu'es Ammoniak bildet, das dann hölier oxydirt
wird;) es folgt umgekehrt daraus, dass es so lange —
die übrigen Bedingungen als vorhanden vorausgesetzt
16*
124
— Pflanzen- und daher auch Thierleben auf Erden
geben wird, wie jene Stofle vorhanden sind. Es
ist dies freilich ein Kreislauf, aber kein Zirkel-
schluss, wie wohl behauptet worden, weil es eben
kein Schluss, sondern eine Thatsache ist.
Es folgt aus dem bisher Gesagten, dass, wenn
vom Pflanzenbau die Rede ist, es wesentlich unsere
Sorge sein nuiss, zu erforschen, welche Eigenschaf-
ten der Boden besitzt und welche Stofl'o er enthält,
die zur Ernährung der Pflanzen nothwendig sind;
es folgt daraus ferner, dass diese Stofle wesentlich
unorganischer Natur, wesentlich Salze sind, auf die
wir unsere Aufmerksamkeit zu richten haben, da
die sogenannten organischen Elemente dem Boden
in reicher Menge aus der Luft zugeführt werden,
wenn schon nicht behauptet werden soll, dass nicht
eine anderweite Zufuhr dieser Stofl'o bei gewissen
Kulturen vom günstigsten Einfluss itt, während
aber auch auf der andern Seite eine zu grosse
Menge organischer Reste bei gewissen Pflanzen von
grösstem Nachtheil sein kann ; ja , es giebt sogar
solche Pflanzen, die auf ganz humusfreiem Boden
vortreff'lich gedeihen ; es darf hier nur au die Flech-
ten erinnert werden, welche sich auf dem nackten
Felsen ansiedeln.
Die fruchtbare Erde unserer Wälder, Wiesen
und Aecker ist stets das Zersetzungs-Produkt sol-
cher Gesteine, welche alle diejenigen mineralischen
Stoffe in grösserer oder geringerer Menge enthal-
ten, die nachweislich die Pflanzen im Boden vor-
finden müssen, wenn sie darauf wachsen sollen;
fehlt auch nur einer dieser Stoffe, z. B. die Phos-
phorsäure, so kann keine Pflanze auf einem solchen
Boden wachsen, ein Fall, der darum so selten ein-
tritt, weil derartige Mineralien die weiteste und all-
gemeinste Verbreitung auf Erden haben.
Im Laufe der Zeit und unter der Einwirkung
der Atmosphäre, sc wie der Zcrsetzungs- Produkte
von Pflanzen- und Thierleichen, werden die im Bo-
den sich vorfindenden Gesteintrümmer immer weiter
zersetzt, es wird immer mehr Pflanzennahrung ver-
fügbar. Wird keine Ernte von dem Boden ge-
wonnen, sondern verwesen die Pflanzen an Ort und
Stelle, so wird der Boden immer fruchtbarer, weil
die Summe der verfügbaren oder löshchen Nah-
rungsstofTe eine stets grössere wird, wozu sich noch
eine immer sich steigernde Menge von Hunius-
stoft'en, d. h. Kohlenstoft'- Verbindungen, gesellt, die
durch ihre chemische und physikalische Wirkung
den Boden zugleich geeignet machen, auch andere
Pflanzen zu tragen, als bisher darauf gewachsen
sind.
Ganz anders verhiilt es sich aber mit unserem
Kulturboden. Wir bauen auf demselben nicht nur
Pflanzen, welche er freiwillig trägt, sondern wir
bauen mit Hülfe künstlicher Bearbeitung und ver-
schiedener Düngmittel auch solche Pflanzen, welche
er freiwillig gar nicht oder doch nur kümmerlich
erzeugen würde. Dazu kommt, dass wir die Pflan-
zen nicht auf dem Boden, wo sie gewachsen, ver-
wesen lassen, sondern wir nehmen die Pflanze weg,
theilweise, um sie nach auswärts zu verkaufen und
für den Erlös andere Bedürfnisse einzutauschen.
Mit diesen Pflanzen werden dem Boden offenbar
mineralische Bestandtheile entzogen; wird alljährlich
mehr fortgenommen, als im Laufe des Jahres durch
Verwitterung ersetzt wird, so muss doch wohl eine
Erschöpfung an diesen Stoffen eintreten : selbst in
dem Falle wird dieselbe einmal eintreten müssen,
dass die Verwitterung jährlich reichlich neue Quan-
titäten löslich macht; denn die Menge der zersetz-
baren Mineralien ist auf einem beschränkten Stück
Erde von kulturfähiger Tiefe ohne Frage eine be-
schränkte. Die Stoffe gehen zwar nicht verloren,
aber wir führen sie durch den Verkauf und Ver-
brauch der auf dem betreffenden Acker gezoge-
nen Pflanzen auf andere Stellen. Wenn aber die
nöthigsten Nährstoffe der Pflanzen verschwinden,
selbst auch nur einer derselben, so muss Pl^nfrucht-
barkeit eintreten. Wie viele Jahre oder Jahrtau-
sende auf dem einen oder dem andern Boden eine
derartige Kultur dauern kann, ist eine Frage, deren
Lösung hier nicht versucht werden soll.
Dass eine Erschöpfung möglich ist, ist allen
Landwirthen längst bekannt; sie düngen deshalb
mit den Abgängen iiu-es Haushaltes und mit den
Exkrementen iiirer Haustliiere, nicht allein, um dem
Boden bestimmte^ für die Kultur günstige physika-
lische Eigenschaften zu geben, sondern auch darum,
um die entzogenen Stoße zu ersetzen, wenn sie
auch oft darüber unklar sind, ob die organischen
oder die mineralischen Stofle im Miste das wirk-
same Prinzip sind. Es sei mir deshalb gestattet,
mit wenigen Worten auf die Wirkung des Stall-
mistes einzugehen.
Der Stallmist wirkt erstens rein mechanisch, er
macht den Boden porös und geeignet, leicht von
den Pflanzenwurzeln durchdrungen zu werden; zwei-
tens entsteht in Folge der Verwesung der sogenannte
Humus, der im hohen Grade die Eigenschaft be-
sitzt, Feuchtigkeit und Gase — besonders Ammo-
niakverbindungen — zu verdichten; drittens wirken
die Zersetzungsprodukte des Mistes — Kohlensäure,
Ammoniak, Salpetersäure, Humussäuren etc. — auf-
lösend auf die im Boden befindlichen Mineralien;
viertens führt er dem Boden einen Theil der mine-
ralischen Stofle wieder zu, die demselben mit den
Pflanzen entnommen waren. Dies dürften die Haupt-
punkte bei der Wirkung des Stallmistes sein, doch ha-
ben wir es hier nur mit dem letzten derselben zu thun.
125
Es ist einleuchtend, dass, wenn wir einen Theil
der auf einem Boden gewachsenen Pflanzen nach
auswärts verliaufen, nur einen Theil aber in unserm
Haushalte selbst verbrauchen und an unser Vieh
verfüttern, dass also dann mit dem Miste nur ein
Theil der dem Boden entnommenen Mine-
ralstoffe demselben wieder ersetzt wird,
ein Theil, der noch dadurch verringert wird, wenn
wir das auf dem Gute erzogene und gemästete Vieh
verkaufen. Schlimmer ist es noch bei dem Gärt-
ner, der eigenthch fast seine ganze Ernte verkauft.
Es folgt daraus, dass, wenn der Boden nicht an
Fruchtbarkeit verlieren soll, es nothweudig ist, noch
andere Düngestüffe zu kaufen oder sonst zu erwer-
ben und so dem Boden den Verlust zu erstatten.
Auf den ersten Blick könnte es scheinen, dass
es unter allen Umständen am besten sei, mehr
Stallmist zu beschaffen, der ja der vollkommenste
Dünger ist. Doch erleidet eine solche Annahme
bedeutende Einschränkungen. Die Natur, unser
bester Lehrmeister, zeigt uns, dass auf dem einen
Boden die eine, auf dem andern Boden die andere
Pflanze am besten gedeiht, dass aber auf natür-
Hchen Pflanzen - Teppichen stets verschiedene
Pflanzen neben einander wachsen. Zur Er-
klärung dieser Thatsache liegt es am nächsten, an-
zunehmen, dass die einen Pflanzen mehr von diesem,
die andern mehr von jenem mineralischen Stoffe
aufnehmen — wie dies zahlreiche Analysen ver-
schiedener Pflanzen auch hinreichend bewiesen ha-
ben, — so dass die verschiedenen Pflanzen neben
einander ein Gleichgewicht in der Entnahme der
verschiedenen Nälirstoff'e herstellen. Bei unseren
Kulturen bauen wir aber auf einem Felde immer
nur eine Pflanze, nur bei den Mengesaaten machen
wir eine Ausnahme; wir wissen auch, dass dieselbe
Pflanze nicht lange hintereinander auf demselben
Boden gedeiht, weil, wie wir heute annehmen
müssen, durch die stärkere Entnahme des einen
oder des anderen oder zweier Stoff'e ein Miss-
verhältniss unter den Nährstoff"en im Boden ent-
steht; zu bestreiten ist übrigens nicht, dass auch
die physikalischen Eigenschaften des Bodens dabei
verändert werden und wirksam sind. Ich erinnere
nur an die Klagen der Gärtner, welche sich mit
der Hyazinthenkultur beschäftigen, dass nach einer
Reihe von Jaliren die Hyazinthen auf demselben
Boden nicht mehr gedeihen, wenn auch noch so
^;tark gedüngt wird, aber wohl verstanden, mit
Mist, da die Gärtner in der Kegel noch selten
Hülfsdünger anwenden, sondern sich meist des
Pferdemistes aus ihren Mistbeeten bedienen. Es
liegt hier sehr nahe, anzunehmen, dass die Hyazin-
then dem Boden besonders einen oder zwei Stoff'e
entziehen, dass daher ein der Hyazinthenkultur un-
günstiges Mischungsverhältniss der einzelnen mine-
ralischen Stoffe im Boden entsteht. Vergleichende
Versuche mit verschiedenen Hülfsdüngern, gestützt
auf chemische Analysen, sind vielleicht im Stande,
den Gärtnern die Mittel an die Hand zu geben,
der Hyazinthenmüdigkeit abzuhelfen. Ich erinnere
ferner an die allbekannte Erbsenmüdigkeit, Klee-
müdigkeit und Rübenmüdigkeit des Bodens, und
will in Bezug auf letztere nur noch der Thatsache
aus der Praxis erwähnen, dass man, gestützt auf
die Erfahrung, dass die Rüben dem Boden beson-
ders grosse Mengen von Kali und Phosphorsäure
entziehen, mit dem besten Erfolge auf rübenmüdem
Boden Kalisalze und phosphorsäure - haltige Sub-
stanzen anwendet zum Düngen, dass man dagegen
kranke Rüben erntet, wenn man zu reichlich mit
Stallmist düngt. Möglicli ist es jedoch auch, dass
die Veränderung der physikalischen Eigenschaften
des Bodens die Rübenmüdigkeit, Hyazinthenmüdig-
keit etc. ganz oder zum Tlieil verschuldet.
Ohne dass man sich dessen bewusst war, wie
eine einseitige Erschöpfung des Bodens an dem
einen oder dem andern Stofte den Boden für ge-
wisse Pflanzen unfruchtbar mache, wie dies früher
bei der Dreifelder-Wirthschaft geschah, wo man Ge-
treide auf Getreide bauete, führte man die Frucht-
wechsel-Wirthschaft mit Hackfrucht- und Futterbau
ein, um so die Fruchtbarkeit zu erhalten. Dieser
Wechsel der Früchte bewirkte unter Anderm denn
auch, dass dem Boden nicht einseitig Stoffe entzo-
gen wurden und hatte die besten Erfolge. Nach-
dem aber die Chemie, die erst Ende vorigen Jahr-
hundertes angefangen hatte, eine Wissenschaft und
auf festen Grundlagen aufgebaut zu werden, auch
die Bodenkunde und die Pflanzen - Physiologie in
das • Gebiet ihrer Untersuchungen gezogen hatte,
da war es erst möglich, sich auf Grund von That-
sachen eine umfassendere Ansicht von den Ursa-
chen zu bilden, welche die Fruchtwechsel- Wirth-
schaft zu so günstigen Erfolgen, als sie in der
That hatte, geführt haben, während man sich vor-
her ihre Wirkungen durch allerhand Hypothesen,
die oft recht sonderbar waren, zu erklären suchte.
Wir erinnern in dieser Beziehung nur an die Lehre
von den Exkrementen gewisser Pflanzen, welche
es, wie man glaubte, verhinderen, dass andere
neben und nach ihnen gedeihen.
Die erweiterte Erkenntniss hat denn dazu ge-
führt, auf Grund von Analysen, die uns lehrten,
welche Stoffe dem Boden mit der einen oder der
andern Pflanze vorzugsweise entzogen werden, die
so entzogenen Stoffe durch sogenannte Hülfsdünger
oder Beidünger, auch künstliche Dünger genannt,
zu ersetzen. Mit Hülfe solcher Dünger, für einen
bestimmten Zweck richtig gewählt, ist es z. B. La-
126
wes in England gelungen, 22 Jahre mit gleichen
oder sogar steigenden Erträgen auf demselben Bo-
den dieselbe Getreideart zu kultivircn, Versuche,
die noch weiter fortgesetzt werden und aller Wahr-
scheinlichkeit dahin führen, beliebig lange jede mög-
liche Frucht auf demselben Boden zu kultivireu,
wenn anders die jjhvsikalische Veränderung des
Bodens nicht eine »Schranke zieht. Man kann
die Hülfsdünger in zwei Hauptgruppen theilen;
nämlich in solche, welche wesentlich auf die im
Boden enthaltenen Mineralien eine aufschliessende
Wirkung ausüben und nebenbei dem Boden den
einen oder andern Nahiungsstofi" zuführen, und
in solche, welche den Boden hauptsächlich an ge-
wissen Stoffen bereichern. Ersteie sind wesentlich
stickstoffhaltige Substanzen, wie Peruguano, Chili-
salpeter, Ammurjiaksalze und zum Theil Fischguano;
sie geben in der ersten Zeit sehr reichliche Ernten, !
führen aber in der Regel eine um so schnellere
Erschöpfung herbei, als sie das Bodenkapital schnel-
ler verfügbar machen. Zur zweiten Abtheilung, den
Boden bereichernden ITülfsdüngeiii, gehören beson-
ders Knochenmehl, J^akerguano. die verschiedenen
phosphorhaltigen Mineralien, Kalisalze, Lehm, Mer-
gel n. s. w. Doch darf man nicht glauben, dass
zwischen beiden Arten von Hülfsdüngern sich eine
bestimmte Grenze ziehen lässt, denn auch die erste
Gruppe bereichert den Boden, aber nur an Stick-
stoff, während die zweite Gruppe dem Boden sol-
che Stoffe zuführt, die am meisten mit den Pro-
duktea desselben ausgeführt werden, die daher von
anders woher ersetzt werden müssen.
Fassen wir jetzt das Gesagte noch einmal kurz
zusammen, so folgt daraus, dass es in unserm In-
teresse liegt, reichlich mit allen denjenigen Stoffen
zu düngen, die wir dem Boden entziehen, in d-em
einen Falle mit möglichst grossen Mengen Stall-
mist, in dem andern mit diesem und solchen Hülfs-
düngern, die nachweislich einen Verlust d«s Bodens
ersetzen. Es folgt daraus ferner, dass jede Nicht-
benutzung von düngenden Stoffen, jede Vernach-
lässigung derselben eine Verschwendung ist. Für
die Gärtner, die in der Begel ihre Ernten, wie
schon gesagt, fast vollständig verkaufen, ist es dop-
pelte Pflicht, reichlich und richtig zu düngen, als
sie dem Boden am meisten und oft den einen oder
den andern Stoff in vorwiegendem blasse entziehen.
Kommen wir noch einmal auf die Kultur der
Hyazinthenzwiebeln zurück, so ist es höchst wahr-
scheinlich, dass diese den Boden besonders an Kali
aussaugen; sollte dies der Fall sein, wie Analvsen
nnd vergleichende Düngungs-Versuche ergeben wür-
den, so würden billige Kalisalze Abhülfe gewähren.
Zu diesen Kalisalzen gehört aber das sogenannte
Stassfurther Abraumsalz, das in der im Eingange
dieses Artikels erwähnten Anzeige zum Verkauf
angeboten wird, ein Düngmittel, das sich in den
rübenbauenden Gegenden der Provinz Sachsen der
allgemeinsten Anwendung erfreut, und das die Na-
tur inis in einem gewaltigen Lager bei Stassfurth
zur Verfügung stellt. Wiederholt muss hier aber
werden, dass es nicht Zweck und Absicht dieser
Zeilen ist, Rezepte zu geben nnd etwa Universal-
dünger zu empfehlen. Universaldünger giebt es
nicht, sondern Jeder muss seinen Boden untersuchen
und kann nur durch Versuche finden, welche
Düngemittel für diesen oder jenen Boden gerade die
passendsten sind. Aus diesem Grunde haben alle
Düngungsversuche einen mehr oder weniger lokalen
Werth; es ist daher der grösste Fehler, aus der
Wirkung eines Düngmittels, die auf einem Boden
beobachtet worden ist, auf den Erfolg auf einem
andern mit Sicherheit schliessen zu wollen. Ich
erinnere z. B. nur an die zahlreichen Versuche mit
Bakergnano, der an einem Orte die bedeutendste
Steigerung der lu'träge bewirkt hat, anderwärts da-
gegen ganz erfolglos geblieben ist. Es kann daher
auch wenig nützen , wenn sogenannte Düugungs-
Versuche auf einem Versuchsfelde angestellt wer-
den, wenn damit nicht eine genaue LTntersuchnng
des bezüglichen Bodens Hand in Hand geht. Wer
aber auf seinem eigenen Boden Düngungs-Versuclie
anstellen will, der sollte dabei stets die Wage be-
nutzen , da blosse Schätzungen nach dem äusseren
Ansehen oft zu den grössten Täuschungen Veran-
lassung geben. Zu den kalireichen Düngern gehö-
ren ausserdem Holzasche, gewisse Mergel und Thon
etc. Als Phosphordünger sind besonders zu empfeh-
len Knochenmehl, Bakerguano und als recht schnell-
wirkend das sogenannte Bakerguano-Superphosphat,
mit Schwefelsäure löslich gemachter Bakerguano,
welcher IS — 20 pCt. Phosphorsäure enthält und die
Phosphorsäure zu einem sehr billigen Preise liefert;
auch das Superphosphat, aus Sombrero- Phosphorit,
welches Dr. Cohn in Martiniquefelde bei Moabit
bei Berlin fabrizirt, ist sehr empfehlenswerth. Das
Mineral, aus dem es bereitet wird, findet sich auf
einer kleinen Insel des westindischen Archipels
und kommt erst seit kurzer Zeit in den Handel.
Endlich will ich es nicht unterlassen, wiederholt auf
den Werth der menschhchen Exkremente als Dün-
ger hinzuweisen, ein Werth, der in den meisten
Fällen bei uns noch verkannt wird.
Mein Wunsch ist, dass es mir gelungen sein
möchte, so weit es in meinen Kräften steht, die
geehrten Leser auf die Wichtigkeit der Dünger-
frage auch für die Gärtner hinzulenken und darzu-
thun, dass diese Frage keine so einfache ist, die
sich mit Glauben und Meinen lösen Hesse.
127
Die
Kultur der Aepfel-Kordoiis.
Vom Baiimsclmlbesitzur Müller in Strasburg.
(Hierzu die No. 13 beiliepemlen Zeichnungen.)
Die Kordons sind unbedingt die einfachste und
zvveckmässigste Form für Aepfelbäumchcn, um rasch
schöne und grosse Früciite zu erziehen. Dazu kommt,
dass sie selir leicht zu untcrlialten sind und selbst
in kleineren Gärten angebracht werden können. Mau
kann sich daselbst sogar eine Sammlung anlegen.
Es ist mir zwar schon oft der Einwand ge-
macht worden, dass die Obstgehölze, welche dieser
Form unterworfen sind, wahrscheinlich nur kurze
Zeit dauern. Darauf erwidere ich, dass ich schon
seit 11 Jahien Kordons besitze, welche sogar zu-
fällig drei Jlal verpflanzt worden waren , trotzdem
aber noch völlig gesund sich zeigten und fortwäh-
rend schöne Früchte hervorbrachten.
Hauptsache ist, dass diese Form an verschiede-
nen Stellen des Gartens angewandt werden kann,
wo sonst keine andere anzubringen ist. Den
grössten Vortheil bieten sie auf Rabatten dar, um
als Einfassungen zu dienen. Es kann dieses auf
Rabatten vor einer Mauer sein, an der Spalierbäume
gepflanzt sind. Nicht weniger nehmen sich die Kor-
dons auf den Rabatten an den Hauptwegen aus,
auf denen in der Mitte vielleicht Pyramiden stehen.
Man kann es auch so einrichten, dass vorn auf der
Rabatte, Aepfel-^ hinten hingegen, parallel -laufend,
Birn -Kordons angebracht sind. Man kann auch
doppelte Reihen Kordons anlegen. In diesem Falle
macht man es so, dass der erste Kordon, wie ge-
wöhnlich, 12 — 15 Zoll von der Erde entfernt ist,
der zweite hingegen 9 Zoll über dem ersten steht,
so dass keiner den andern hinsichtlich der Luft
und des Lichtes beeinträchtigt.
Das Pflanzen der Kordons geschieht, wie folgt:
Pflanzt man sie auf Rabatten, so muss diese 20 bis
24 Zoll tief und 2 — 3 Fnss breit rigolt werden,
und zwar in der Weise, dass immer die obere Erde
unten hinkommt, die untere hingegen oben auf.
Sollte die letztere zu schlecht sein, so muss sie
ganz entfernt und durch andere gute wo anders her
ersetzt werden. Ist dieses geschehen und die Ober-
fläche wieder geebnet, so wird der Draht, an wel-
chem die Kordons angebunden werden, gezogen
und fest gemacht. Dazu gräbt man an jedem Ende
der Linie, wo man die Kord(jns anbringen will, ein
Loch von 2 Fuss Tiefe, nimmt einen etwas schwe-
ren Stein, umwickelt diesen mehre Male mit Draht
(f. Zeichnung B. Fig. a.), an dem man gleich eine
<lazu bereitete Hafte von stärkerem Draht (Fig. B.
c.) fest macht und senkt ihn in das Loch, worauf
dieses wieder zugemacht und festgetreten wird. Die
Hafte muss senkretht in der Erde stehen, so dass
nur ein Theil herausragt. Sind beide Steine an
beiden Enden der für die Kordons bestimmten Linie
befestigt, so schlägt man auf der einen Seite der
Steine einen Pfahl von gegen 18 Zoll Länge schief
in die Erde (s. B. b.j; damit der Draht durch die
eigene Schwere sich nicht senken kann, wird ferner
alle 15 Fnss ein senkrechter Pfahl in die Erde ge-
schlagen, auf dem der Draht ruhet.
Sind diese Vorbereitungen geschehen, so nimmt
man verzinkten oder unverzinkten Draht No. 14
oder 15, befestigt ihn an der Hafte, bringt ihn auf
dem schiefen Pfahle an und geht mit ihm dem an-
deren Ende der Kordonlinie, alle 15 Fuss ihn auf
deni graden Pfahl auflegend, zu, um ihn daselbst
über den davor befindlichen Pfahl hinweg an der
anderen Hafte anzubringen. Nun setzt man den
Drahtspanner genau über der Stelle, wo der erste
schiefe Pfahl in die Erde geht, ein. Wie ich es früher
in meiner Abhandlung über Dralitgeländer beschrie-
ben (s. S. 103), wird der Anfang des langen Drah-
tes durch die Löcher b und c. des Drahtspaiiners ge-
steckt und die Walze mit dem Schlüssel so lange her-
umgedreht, bis die gehörige Spannung erreicht ist.
Was ich früher schon gesagt habe, gilt auch
hier. Ist die Kordonlinie über 300 Fuss lang, so
wird der Drahtspanner in der Mitte derselben an-
gebracht. Ist dieser an seiner Stelle, so beginnt das
Pflanzen. Die einfachen Kordons (s. Fig. B.) wer-
den 4^ — 5 Fuss von einander gebracht. Wenn es
möglich ist, so bringt man die Spitze des Kordons
nach der Morgen- oder Mittagseite hin an. Wer-
den zwei Reihen Kordons hinter einander gepflanzt,
so lichtet man es so ein, dass die Stämmclien bei-
der Reihen miteinander abwechseln (s. Fig. J.).
Je nachdem man das iniverästclte Stämmchen
nur nach einer Seite hin horizuntal legt oder oieses
an der Spitze sich in zwei gleich starke Aeste theilt
und diese nach entgegengesetzten Richtungen hori-
zontal längs des Drahtes ausgebreitet werden, unter-
scheidet man den einfachen oder doppelten Kordon
(Fig. B. u. E.). Die letzteren müssen natürlich eine
grössere Entfernung (6 — 7 Fuss) haben. H.iupt-
saehe ist bei- diesem Kordon, dass die Veredelnngs-
stelle sich immer über der Erde befindet. Hat man
diese Vorsieht nicht getroffien, so kommt es sehr
häufig bei Aepfeln vor, dass der in der Erde be-
findliche Theil Wurzeln schlägt. Damit treibt das
Stämmchen zwar sehr üppig, trägt aber keine Früchte.
Pflanzt man schon gebildete Bäume, so wird der
letztjährige Trieb ungefähr auf die Hälfte zurüek-
geschnitten. Pflanzt man aber nocii ungebildete, so
wird nur ungefähr der dritte Theil weggeschhitten.
Das Umbiegen geschieht er.-t im Frühjahre, wenn
der Saft schon in dem Stänunchcn ist. Grund dazu
128
ist, dass dieses sich leichter biegen lässt. — Den
Sommer hindurch beginnt das Abkneipen oder Piu-
ciren der Nebentriebe auf 3 — 4 Augen. Der Haupt-
trieb wird natürlich nie abgekneipt und nur sehr
locker angebunden, damit der Saft ungestört bis
iii die Spitze gehen kann.
Jedes Jahr wird der Haupttrieb je nach seiner
Stärke, 4 — 6, auch 8 Zoll verlängert. Nach eini-
gen Jahren, wenn die Spitze von einem Baume die
Rückseite des nächsten berührt, so kann dieselbe
an diesem ablaktirt werden. Es versteht sich, dass
dieses Abiaktiren nur bei einfachen Kordons zweck-
mässig ist, weil der Saft von jedem Baume eine
und dieselbe Richtung hat. Man hat dadurch den
Vortheil, dass, wenn ein Stämmchen schwach und
das andere stark treibt, das erstere durch den Saft
des letzteren wesentlich in seiner Vegetation unter-
stützt wird, ohne dass die Qualität der Früchte da-
durch auch nur im Geringsten geändert wird. Diese
Formenbäume kann ich nicht genug empfehlen.
Birnen-Kordons werden ziemlich auf dieselbe
Weise erzogen, nur muss die Entfernung der ein-
zelnen Stämmchen zwei Drittel mehr betragen.
Die
Pflanzen- luid ßlunicn-AnsstcllHng
btr (StCrUfcljaft bcr (§arttnfrrunbr.
Am 20. bis 21. März d. J. fand die Frühjahrs-
Blumen -Ausstellung der Gesellschaft der Garten-
freunde Berlins wieder in den beiden vorderen Sä-
len des Hotel Arnim (unter den Linden No. 44)
statt, und hatten die Aufstellung derselben 2 Mit-
glieder des Vereines, die Obergärtiier Eggebrecht
und Hornemann, übernommen. Die Betheihgung
an der Ausstellung, sowohl von Seiten der Ausstel-
ler, als auch der Besuchenden, war diesmal eine
um so grössere, da ausser den gewöhnlichen Ein-
trittskarten, die imeutgeldlich vertheilt waren, auch
noch Eintrittskarten zu 5 Sgr. an der Kasse, zur
Unterstützung der in Schleswig-Holstein verwunde-
ten Krieger und der Hinterbliebenen derselben ver-
kauft wurden.
Die Tage der Ausstellung wurden durch gün-
stiges Wetter zwar unterstützt, doch erlaubte die
noch etwas winterliche Temperatm- den Transport
grösserer tropischer Orchideen noch nicht, weshalb
dieser schwankende Geist leider nur in kleineren,
wenn auch schon blühenden Exemplaren vertreten
war.
Im Ganzen und Grossen bildeten den Hauptpunkt
der Ausstellung Azaleen, Rhododendron, Hyazinthen,
Amaryllideen, schön blühende Rosen, die mit Cy-
clamen, Eriken, Farnkräutern und grösseren schö-
nen Blattpflanzen untermischt waren, und die durch
Fülle der Blüthen oder auch durch geschmackvolle
Anordnung dem Auge einen freudigen und wohl-
thuenden Blick gewährten.
Prämiirt wurden eine Pflanzengi-uppe der Kunst-
und Handelsgärtner Chou^ und Friebel, die Ro-
sen des Kunstgärtners J. George, die Hyazinthen
der Kunst- und Handelsgärtner Christoph, Frie-
bel und Mewes, die Amaryllideen des Kunst- und
Handelsgärtners Hoffmann, die Orchideen des
Kunst- u. Handelsgärtners Allardt. Einige schöne
Schaupfianzen des Banquicr Wagen er (Obergärt-
ner Eggebrecht), des Kaufmanns Gilka (Ober-
gärtner Hornemann) und des Kunst- u. Handels-
gärtners Friebel, sowie eine Blattpflanzen-Gruppe
desselben, und endlich die eingesendeten geschmack-
voll zusammengestellten Terrarien des Kunst- und
Handelsgärtners Ben da. Eine ehrende Anerken-
nung durch die Preisrichter erhielten die Pflanzen
des Kaufmanns Heyl (Obergärtner Bade) und die
Dianella des Kunst- und Handelsgärtners Botz.
Au die Mitglieder des Vereines.
Von dem Versuchsfelde des Vereines können
noch Stecklinge, resp. Pflanzen an Mitglieder ab-
gegeben werden. Wir ersuchen deshalb alle die,
welche an der Vertheilung Antheil nehmen wollen,
sich an den Inspektor B o u c h(5 im botanischen
Garten zu wenden. Demnach sind bis Ende April
zu haben: Stach elbe er- St rauch er und Viola
tricolor maxima, von Mitte Mai ab hingegen:
Verbenen, Scarlet-Pelargonien, Pentstemon's
und andere Pflanzen zum Auspflanzen auf Gruppen.
Räuclier- Apparate
zur Vertilgung der schädlichen Insekten und Blatt-
läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak
und Insektenpulver zu räuchern, die grossen zu
3^ Thlr, die kleineren zu 2i Thlr pro Stück, sind
wieder vorräthig und werden auf Bestellung nach
allen Gegenden verschickt von
Klenipnernieister,
Leipzigerstr. 92 in Berlin.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
Koramandantcn-Strassc No. 62.
Druck der C. F eiste r'. sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zielen. Platz No. 2.
Wochenselirift
des
Vereines zur Beförderung des dlarteiibaues in den König;!. Prenssisclien Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
P*r-ofessor I>v. Karl K^och,
General-Sekretair des Vereines.
No. 17.
Berlin, den 30. April
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Inhalt; Ueber den Zustand des Obstbaues im Herzogthuui Meiningen. Vom Medizinal-Assessor Jahn in Meiningen. — Allerlei
aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. V. — Bericht über die Ausstellung der Sektion des Gartenbau-Vereines in Breslau.
Sonntag, ilcii 8. iflai, Mittags \12 Uhr, tintlet im Englischen Hause (Illuhrenstr. INo. 4*J) eine Versammlung des Ver-
eines zur Betonierung ties Gartenbaues statt, wozu die geelirten lUitglieder eingeladen werden.
Heber den Zustand des Obstbaues
im Herzogthum Meiningen.
Vom Medizinal-Assessor Jahn in Meiuiugcn.
Mit der Obstbauinzuelit sind im Meiiiiiiger Lande
Viele gerne beschäftigt, obgleicli der Erfolg den Er-
wartungen liier und da nicht entspricht. Die mehr-
fach gebirgige Beschafi'enheit desselben bringt es
zwar mit sich, dass an Stellen, die zur Bearbeitung
mit dem Pfluge nicht geeignet sind, viele Obst-
bäume ihren Platz gefunden haben, allein es fehlt
dann häufig an der hinlänglichen Bodentiefe und
es wirken auch zu oft die klimatischen Verhält-
nisse störend ein.
Die Bcliördcü des Landes haben von jeher
ebenfalls ihr Augenmerk auf die Obstj)flanzungen ge-
richtet, und man hat die Zahl der Bäinne stets zu
mehrennnd die Liebe dazu anzuregen gesucht; hiervon
geben mehrfache Verordnungen und Ausschrei-
ben, sowohl der früheren Herzogl. Landcsregierimg,
wie des jetzigen Herzogl. Staatsministeriums Zeug-
niss. So muss z. B. auch jeder Domainenpäcliter
nach Vollendung der Pachtzeit dieselbe Menge von
Obstbäumen überliefern und jährlich eine gewisse
Zahl auf geeignete Plätze neu pflanzen. Es be-
steht ferner seit längeren Jahren die Bestimmung,
dass jeder junge Eliemann 3 Stück Obstbäume in
seiner heimathlichen Flur zu pflanzen hat. Die
Gemeinden sind überall angewiesen. Triften und
Wege mit Obstbäumen zu bepflanzen und zu die-
sem Ende eigene Baumschulen zu unterhalten, die
in früherer Zeit ganz zweckmässig meist von
SchuUehreru gepflegt wurden, zu deren Belehrung,
wie vor 40 bis 50 Jahren, so auch jetzt noch in
dem Landes-Seminare darauf bezüglicher Unterricht
ertheilt wird. Doch auch sonst fehlt es nicht an
Aufmunterung, denn erst noch im vorigen Jahre
wurden in einer öffentlichen Bekanntmachung des
Herzogl. Staatsministcriums diejenigen belobend ge-
nannt, welche sich der Obstbaumzucht im Lande
am thätigsten annahmen, und auf der andern Seite ge-
währen strafgesetzliche Bestimnuingen gegen Baum-
frevel und Beschädigungen den nöthigen Schutz.
Li neuerer Zeit wirken nebenbei in solcher Be-
ziehung mehre im Lande besteheqde Gartenbau-
Vereine, der Verein für Pomologie und Gar-
tenbau in Meiningen und die Gartenbau-
Vereine in Saal fei d und Römhild ebenfalls be-
lehrend und anregend und suchen durch periodische
Ausstellungen die besten Obstsorten dem PubHkuni
anschaulich und durch unentgeltliche Abgabe von
Edelreisern zugänglich zu machen. Der Meinin-
ger Verein besteht am längsten und zwar seit
dem Jahre 1838 und hat sich bestrebt, durch seine
Jahresberichte und anderweitigen Veröft'cntlichungen
über Pflanzung und Wartung der Obstbäume, über
die Einrichtung von Baumschulen und ihre Unter-
haltung, über den Schnitt der Obstbäume, über
die Vertilgung der Eaupen und anderer schädlichen
Lisekten u. s. w., im Betriebe der Baumzucht bessere
Kenntnisse zu verbreiten und nebenbei deren An-
wendung zu lehren, wie z. B. sein Direktor und
ein Mitglied des Vorstandes nach dem Wunsche
der Oberbehörde jungen Leuten vom Lande im Baum-
schulen- und Bainnwärter-Dienste und ein anderes
Vorstands-Mitglied den älteren Knaben der Bürger-
17
130
schule im Veredeln und über das Wachsthiun der
Obstbäume Unterricht ertheilt hat.
Aus diesem Grunde hat sich wohl dieser Verein
auch der besonderen, fast jährlichen Unterstüt-
zung mit einer gewissen Summe aus dem beste-
henden Fonds für Landeskultur und des lan-
desherrlichen Wohlwollens zu erfreuen. Dies
ergibt sich auch daraus, dass S e. Hoheit der
Herzog bereitwilligst vor längerer Zeit schon auf
die vom Vereine erbetene Einrichtung eines grös-
seren Obstgartens zur Aufnahme von Mut-
terbäumen neuer, unter den diesseitigen klimati-
schen Verhältnissen zu erprobender Obstsorten gnä-
digst einging, dass ferner H öchstder selbe ebenso
gerne die Betheiligung der Herzog]. Hof-
gärten im Lande und besonders des Hofgartens
in Meiningen bei Ausstellungen daselbst ge-
stattet, so dass letztere hierdurch meist sehr reich-
haltig ausfielen imd es z. B. auch noch in dem
obstarmen Jahre 1863, unter Antheilnahme der
obengenannten anderen Gartenbau-Vereine im Lande,
mit welchen der ^leiniuger Verein gerne Hand in
Hand geht, gelang, doch noch ein ziemlich ansehn-
liches Obstsortiment nach Görlitz zu bringen. Zu
erwähnen ist ferner, dass S e. Hoheit der Her-
zog zeither regelmässig den von dem Vereine ge-
wünschten, ihm selbst nicht zu ermöglichenden
Ankauf des Arnoldi 'sehen Obstkabinets über-
nahm, auch dass Se. Hoheit der Erbprinz Georg,
welcher in Begleitung Ör. Excel, des Herrn Staats-
Ministers V. Krosigk der Feier des 25-jährigen
Bestehens des Vei-eiues in diesem Jahre beiwohnte,
sich zum Ankaufe eines werth vollen, in der Ver-
einsbibliothek fehlenden Kupferwerkes erbot, und
dass das hohe Herzogl. Staats - Ministerium
dem Vereins-Direktor im Jahre 1862 die Mit-
tel zum Besuche des internationalen Kongresses
in Namur bewilligt hat.
In solcher Weise wird freilich dem Meininger
Vereine sein Wirken und Fortschreiten auf der be-
tretenen Bahn wesentlich erleichtert, allein er be-
darf nach seiner Oertlichkeit auch am meisten der
Unterstützung, indem die Gegend, wie überhaupt
der nördlich ziehende Theil des Wervathales, in
welchem Meiningen liegt, dem Obstbaue am we-
nigsten günstig ist; doch mögen in dem besser
oben im Werragrunde liegenden Theile der Hild-
burghäuser Landschaft aus gleichen Gründen ähn-
liche Verhältnisse herrschen. Das Werrathal bildet
nämlich den tiefsten Einschnitt zwischen dem Rhön-
und ThUringerwald-Gebirge ; ausser den an sich kal-
ten nördliihen Windströmen fliesst noch die an den
Hochgebirgen abgekühlte Luft herab in das Thal
und vermehrt so die Kälte, die im Winter schon
öfter mehr als 20" R. betrug und meist um einige
Grade stärker ist, als sie das Thermometer 2 bis 3
Stunden von uns entfernt auf dem mehr flachen
und selbst auf dem höher gelegenen Lande zeigt.
Unsere Bäume sind deshalb dem Erfrieren sehr häu-
fig ausgesetzt, aber es wirken, wenn sonst dieselben
auch gut durch den Winter kommen, die vielen
Spätfröste noch schädlich, indem sich die Lebens-
kraft des Baumes durch den steten Temperatur-
Wechsel bald erschöpft; denn Mittags 12 bis 15
Grade Wärme und Nachts 5 bis 8 Grade Kälte
sind gegen das Frühjahr hin nichts Seltenes, und
besonders der Wallnussbaum, welcher auf den Hö-
hen unserer Berge gut gedeiht und vielfach ge-
pflanzt wird , kann diesen Temperaturwechsel im
Thalgrunde nicht aushalten.
Unsere Voi fahren haben dies längst ebenso
gefühlt und sind in dem Bestreben, ebenso gute,
aber härtere und dem Klima besser widerstehende
Sorten aufzufinden und den Obstbau einträglich zu
machen, zwar nicht glücklicher gewesen, dafür aber
desto bessere Sortenkenner geworden. Denn schon
100 Jahre vor uns hat Zink, einer der ältesten
deutschen Pomologen, in Meiningen gelebt, ferner
ordnete Pfarrer Heim in Effelder, fast auf der
Höhe des Thüringer Waldes, des Freilierrn von
Truchsess treff"liches Kirschenwerk und ungefähr
um gleiche Zeit mit letzterem haben Andere in
Meiningen mit Christ, Sickler, Diel, auch Truch-
sess eifrig verkehrt, so dass von ihnen schon auf
die jetzigen Zeitgenossen mehrfach gute pomologi-
sche Kenntnisse übergingen, und dass überhaupt in der
Gegend eine grosse Menge von edlen Obstsorten
verbreitet ist. Die Bekanntschaft mit diesen letz-
teren hält die Liebe zum Obstbau doch auch in
Meiningen immer wach, und man lässt nicht nach,
anstatt der in solcher Weise vor der Zeit abgängig
werdenden Obstbäume neue zu pflanzen, um so
mehr, als es daselbst einzelne mehr gegen den
Luftzug geschützte Lagen gibt, und als es auch in
den Zwischenthälern und selbst auf den Höhen der
Berge schon besser ist und besonders ausserhalb
des Werrathales sogar öfter noch gute Ernten ge-
wonnen werden, durch welche sich mehrere, einige
Stunden von Meiningen entfernte Ortschaften, z. B.
Stepfershausen, Seba, Oepfershausen, Sinnershauseu
u. s. w. besonders auszeichnen. Hauptsächlich aber
auf die um die Ortschaften und Häuser herumge-
legenen geschützten Gärten, auf die Anpflan-
zung des Obstbaumes an Mauern und Wände
und auf die mehr niederstämmige Erziehung
des Obstbaumes im Allgemeinen hat der Meininger
Verein in seinem Schriftchen: ,Ueber den länd-
lichen Gartenbau" sich besti-ebt, die Aufmerk-
samkeit wegen des vermehrten und sicheren Ertra-
ges hinzulenken.
131
In den übrigen Tlieilen des Herzogthums gibt
es ebenfalls Gegenden, wo das Obst besser und
sogar recht gut gedeiht, und in welchen deshalb
Obstbäume mit mehr Vortheil gepflanzt werden.
Schon in dem sogenannten Meininger Unter-
lande, in der Gegend von Wernshausen bis Sal-
zungen, wo das Werrathal breiter wird und die
Hochgebirge mehr zurücktreten, steht es mit dem
Obstbau besser, überhaupt ist die fernere, wegen
veränderter Richtung mehr, und sogar um Witzen-
hausen (im Hessischen, bekannt wegen seines be-
deutenden Kirschenbaues,) sehr günstige Beschaffen-
heit bekannt. Doch auch noch aus der Gegend
von Schweina bei Bad Liebenstein, in welcher
nach dem Bestände der dortigen Pflanzungen der
Obstbaum gut gedeiht, sah man auf der letzten
Ausstellung in Meiningen recht schönes imd zum
Theil sehr edles Obst. — In der Ergiebigkeit steht
jedoch die Grafschaft Kamburg oben an. Die
in dortiger Gegend, besonders im Saalthale vielfach
angepflanzten Bäume der Hauszwetsche geben
reichliche Ernten und die Güte der getrockneten
Saalzwetschen (gebackene Pflaumen dort genannt)
ist weithin bekannt, aber auch anderes Obst
wächst dort meist gross und schön und wird mit
den Zwetschen an die sogenannten Oebster, welche
ihre beweglichen Trocken-Darrcn au irgend einem
angemessenen Platze im Freien aufscjilagen, zu ho-
hen Summen verkauft*). — Nächst dieser erfreut
sich die Gegend um Saalfeld günstiger klima-
tischer und Boden -Verhältnisse, der Frühling tritt
meist 14 Tage früher als um Meiningen ein und
gute Obstjahre sind hier häufig; doch hatten in
vorigem Jahre die hochgelegenen Gärten von der
grünen Spaimraupe ebenso viel wie um Meiningen
zu leiden. Ausser der bei Saalfeld ebenfalls viel
gepflanzten Hauszwetsche bilden Birnen (z. B. die
Hopfenbirne, die unter dem Namen Stieglitzbirne
dort am liebsten gepflanzt wird) einen Hauptge-
genstand des Obsthandels, doch gedeihen auch
Aepfel und auf geschütztem Stande sogar Apri-
kosen. In den Ortschaften Unterwirrbach und
Kulm wird auch die Kirschenzucht fleissig betrie-
ben. Die Pfirsiche luid den Wein, welcher mn
Kam bürg noch in wirklichen Weinbergen wächst
und zu Most gekeltert wird, zieht man, in Saalfeld mit
Ausnahme der beiden Dörfer Preilipp und einzel-
ner Orte am Südabhange des ßothen Berges, wo
ebenfalls Weinberge bestehen, nur am Spaliere,
*) Die Grafschaft Oamburg, eine von Preusseu und Sacli-
sen-Weimai- umschlossene Enclave a. d. Saale zwischen Naum-
burg und Jena, Iiat eine weit günstigere Lage, als das übrige
Herzogtlium und besonders an den Bergen zwischen Camburg
und der Weimarischen Grenze südlieh, wo das Dorf Wichmar
sich auszeichnet, wird auch viel Wein gebaut.
Anmerk. d. Red.
indessen brauchen die vor vielen Häusern in Saal-
feld angepflanzten und diese im Sommer sehr zie-
renden, zum Theil sehr alten Reben im Winter
nur mit Stroh umhüllt, nicht niedergelegt zu wer-
den, wie letzteres in Meiningen geschehen muss,
wenn keine Verluste entstehen sollen.
Ferner ist die Umgegend des gegen Meiningen
(welches 900 Fuss über der Meeresfläche liegt) um
50 Fuss höher und freigelegenen Römhild zum
Obstbau gnt geeignet, und besonders liefern das
nahe Dorf Haina und die sich an die beiden
Gleichberge anlehnenden und durch diese gegen
kalte Luftströmungen geschützten Römhilder Berg-
gärten in guten Jahren reichlichen Ertrag. Auch
dies Obst ist schön, zum Theil sind es je-
doch ältere, aus Christ's und noch früherer Zeit
herstammende, jetzt verlassene, dem Namen nach
deshalb unbekannte Sorten; jedoch ist der dortige
Gartenbau- Verein bereits im Besitze der neueren
besseren Früchte, die sich bald weiter verbreiten
werden. In einigen hoch und an einer südlichen
Abdachung des Gleichbergs liegenden Dörfern des
Römhilder Amtsbezirks, z. B. in Sülz dort', gedei-
hen Süsskirschen vortreft'lich und werden in
grosser Menge ausgeführt.
Auch die Gegend von Kranichfeld würde
bei dem Schutze, den sie durch die Berge fast
ringsum geniesst, sich jedenfalls zum Obstbau eig-
nen ; doch ist bis jetzt dort wenig geschehen und
nur mit Bepflanzung der vor etwa 15 Jahien an-
gelegten Fahrstrasse hat man den Anfang gemacht,
an welcher die Bäume recht gut fortkommen.
Angebhch sind dort Felddiebstähle sehr häufig und
verbittern die Gartenlust, doch würden dieselben
bei guter Ortspolizei wohl zu verhüten sein , auch
seltner vorkommen, wenn der Obstbaum erst häu-
figer gepflanzt und so das Obst allgemeiner würde.
Auf den Höhen des Waldes, im sogenann-
ten Alt-Meininger-Oberlande, in den Amtsbezirken
Eisfeld, Sonneberg u. Gräfenthal, sind Sauer-
kirschen und Johannisbeeren fast noch das einzige
Obst, welches, wenn es auch spät reift, doch zu
Kuchen u. s. w. noch gerne gepflanzt wird. Doch
gedeiht der Obstbaum immer noch au geschützten
Stellen in den Thalgründen, oder wo diese in's
flache Land auslaufen, oder er wird an Mauern und
Wänden und in Hausgärten erzogen. Auch die an
der Chaussee von Gräfenthal nach dem Loquitz-
grunde vor etwa 10 bis 15 Jahren gepflanzten
Obstbäume gedeihen sichtbar gut und es war
sehr erfreulich, sie im Herbste 1803 mehr mit
Früchten behangen zu sehen, als letzteres in den
meisten übrigen Gegenden des Landes der Fall war.
Der Verwaltungs-Amtsbezirk Held bürg scheint
nach Bodenbeschaifenheit und mehr südlicher Lage
17*
132
dem von Römhild ähnlich und zum Theil noch
hesser zu sein , doch wird das Klima keineswegs
als mild und besonders die rauhe Luft wird als
ungünstig für die Baumzuoht geschildert, was wohl
auf Spätfrösten beruht. Wirklich sah man in die-
sem Jahre selbst in neueren Pflanzungen eine Menge
abgestorbener oder kranker Stämme, und nur die
Gärten am Heldburger Festungsberge, aus
welchen zu einer früheren Ausstellung in Meinin-
gen recht schönes Obst geliefert wurde, schie-
nen sich wegen des vom Berge gewährten Schutzes
besser zu befinden. Doch kann auch die anhaltende
Trockenheit des Bodens in niehrern zeitherigen Som-
mern verderblich auf die dortigen Pflanzen gewirkt
haben, denn auch anderwärts ging eine Menge schö-
ner Obstbäume aus dieser Ursache zu Grunde.
Allerlei
aus der (lärtuerei und Pflauzeiikuiide.
V.
Die Besetzung der Stelle des verstorbenen
Ober-Hofgärtners Ferd. Fintelmann in Charlot-
tenburg hat eine Reihe von Veränderungen in dem
Personale der Königlichen Hofgärtner hervorgeru-
fen. Hofgärtner Karl Fintelmann, bisher am
Neuen Palais bei Potsdam, ist nach Charlottenburg
übergesiedelt; an seine Stelle ist bereits der Hof-
gärtner Emil SeUo getreten, der bisher die Ver-
waltung und Aufsieht in den neuen Anlagen bei
der neuen Orangerie, am Pfiugstberge u. s. w. hatte.
Dieser wird durch den Hofgärtner Kühne, bisher
in Paretz, einem Königliehen Lustschlosse an der
Havel, ersetzt, wo endlich der bisherige Oberge-
hülfe im Reviere des Neuen Palais, Wilke, die
Verwaltung und Leitung erhalten hat.
Auch der Garten -Lispektor Hering, der be-
kanntlich 1 G Jahre lang in Kaiserlich - Russischen
Diensten bei Petersburg angestellt war und seit
mehrern Jahren in Berlin als Privatmann lebte, ist
wiederum in Königliche Dienste getreten und zum
Hofgärtner an dem Königlichen Schlosse Benrath,
wo jetzt der Fürst von Hohenzollern residirt, er-
nannt. Hering ist unbedingt einer der genialsten
Gartenkünstler, der seine ersten Schulen unter dem Für-
sten Pückler- Muskau und unter Lenne gemacht hat.
Auch in Kassel sind Veränderungen vorgekom-
men. Der Hof- Garten -Direktor Hentze hat sich
in Ruhestand versetzen lassen, und dir bisherige
Hofgärtner Senn holz auf Wilhelmsliöhe ist an
seine Stelle gekonnneu. Es sei uns erlaubt, diese Ge-
legenheit zu ergreifen, um einige Worte über einen
Mann zu sagen, der sieh gleich grosse Verdienste
lim Praxis und um Wissenschaft erworben hat.
Wilhelm Hentze wurde am 14. September 1793
geboren und befindet sich demnach jetzt im 71.
Lebensjahre. Sein Vater war der 1 824 in Wil-
helmsthal bei Kassel verstorbene Hofgärtner Karl
Hentze. Dieser hat wesentlich bei der Ausfüh-
rung der gi-ossartigen Park-Anlagen des Lustschlos-
ses Weissenstein , der jetzigen Wilhelmsliöhe, iu
den 80ger und UOger Jahren beigetragen und
wurde nach der Vertreibung der Franzosen von
dem damaligen Kurfürsten nach dem Lustschlosse
Wilhelmsthal versetzt, um die dortigen französi-
schen Anlagen in englische umzuwandeln.
Der Vater Hentze, selbst ein tüchtiger Prak-
tiker und hauptsäcliHch Landscliaftsgärtner, gab
dem Sohne nicht allein eine vorzügliche Erziehung,
sondern verstand auch dessen Liebe zu Pflanzen
und Blumen nach allen Richtungen zu fördern.
Bei dem Vater seines Nachfolgers, der Hofgärtner
auf Wilhelmshöhe war, kam der Sohn Wilhelm
Hentze in die Lehre und hatte hier Gelegenheit,
nicht allein praktisch sicli auszubilden, sondern auch
in dem nahen Kassel weitere Studien zu machen.
Später kehrte er zu seinem \'ater zurück, wurde
aber alsbald, da er die französische Sprache geläu-
fig redete, von dem damaligen Ober-Inspektor Lan-
glais, der kein Deutseh verstand, in dessen Bureau
berufen.
Nach der Restauration (1814) wurden ihm die
Anlagen des Bades Plofgeismar überti'agen. Der
Kurfürst Wilhelm IL berief ihn jedoch schon im
Jahre 1822 nach Kassel zurück und ernannte ihn
zum Kontroleur über sänimtliche Hofgärten. Der
reizende Augarten wurde seiner specielleii Aufsicht
anvertraut. Nachdem er hier zur vollen Zufrieden-
heit des Kurfürsten Friedrich W'ilhelin I. die bei-
den wüsten Inseln, die Schwanen-lnsel und Sieben-
berge, in landschaftliche Verbindung mit dem übri-
gen Park gebracht hatte, wurde er im Jahre 1834
zum Hof- Garten -Direktor ernannt, als welcher er
bis Anfang dieses Jahres verblieb, um von nun an
seinen wissenschaftlichen Arbeiten allein zu leben.
Wilh. Hentze ist uns seit mehrern Jahren
schon befreundet; dendrfdogische Studien führten
uns zusammen. Bei allen monographischen Bear-
beitungen von im Freien ausdauernden CJehölzen
unterstützte er uns auf das freundlichste und stellte
uns selbst sein ganzes fleissig gesammeltes und in-
struktives Material zur Verfügung. Mit Vorliebe
hat er von jeher (lendrologischen Studien obgele-
gen. Wahrscheinlich hat der Professor Mönch,
dem wir bekanntlich ein Verzeichniss ausländischer
Bäume und Sträucher des Lustschlosses W^eissenstein,
also der jetzigen Wilhelnir^höhe, verdanken, die in
ihm schon liegende Neigung noch sehr gestärkt.
Leider hat Mönch die aufgeführten Gehölze kei-
133
iieswegs so scharf cliarakterisirt, dass man sie jetzt
noch mit Genauigkeit herausfinden kann. Eben
deslialb müssen wir Wilhelm Hentze besonders
dankbar sein , da?s er liier und da noch nach vor-
handenen Exemplaren die Identität nachzuweisen
im Stande ist. Noch neuerdings hat er einige Lin-
den Mönch's als grosse stattliche Bäume in einer
All^e aufgefunden.
Ausser Linden sind es die Eichen und Birken,
an denen Hentze Studien gemacht hat, also 2
Geschlechter, deren Arten in der Unterscheidung
sehr viele Schwierigkeiten darbieten. Er hat sich
den Dank gewiss aller Botaniker, vor Allem der
Dendrologen erworben, dass er die Gehölze, welche
im Freien aushalten, in möglichst vollständiger An-
zahl allmählig im Aiipark angepflanzt hat, welche
bereits zum Thcil zu stattlichen Bäumen herange-
wachsen sind. Bei solchen Exemplaren allein las-
sen sich gute Diagnosen machen. Wir machen Bo-
taniker, welche nach Kassel kommen, deshalb auf
den Aupark besmiders aufmerksam.
Am 1. Mai feiert der Garten-Lispektor Sc hoch
in Wörlitz bei Dessau sein fünfzigjähriges Jubiläum.
Man gestatte es uns, auch über diesen Mann, der
um die Gärtnerei ebenfalls grosse Verdienste sich er-
worben, einige Worte zu sagen. Wie W. Hentze, so
gehört auch Gottlieb Ludwig Schoch einer
alten Gärtnerfamilie an. Sein Vater und sein Ur-
grossvater standen bereits den Wörlitzer Anlagen
vor, die in früherer Zeit ausserordentlich besucht
wurden und bekanntlicli auch Jean Paul Frie-
drich Richter Stoft' zu einer seiner eigenthüm-
lichsten Bearbeitungen Veranlassung gaben. Gross-
vater mütterlicher Seits war der bekannte Hof-
gärtner Eyserbeck in Wörlitz, später im Luisium
bei Dessau, zu dem er auch in die Lehre kam.
Dessen Sohn, was für die Bewohner Berlin's und
Potsdam's von Interesse sein dürfte , legte den
Neuen Garten bei zuletzt genannter Stadt an.
Gottlieb Ludwig Schoch wurde am 2G. Fe-
bruar 1794 in Wörlitz geboren. Seine weitere Aus-
bildung erhielt er in Friedrichsfeldc bei Berlin, spä-
ter in Charlottenburg, in welchem letzteren Orte
der damalige Hofgärtner Steiner einen besonders
anregenden Einfluss auf ihn hatte. Von hier aus
wurde er schon vom Fürsten Leopold Friedrich
Franz zu Anhalt nach Wörlitz berufen, um seinen
Vater, dem man die Anlegung des sogenannten
Schoch'schen Gartens jenseits des See's verdankt,
daselbst zu unterstützen, und im Jahre 1814 fest
angestellt. Doch nur 2 Jahre blieb er hier, da er
181G die Aufsicht des Parkes im Luisium über-
nahm. 10 Jahre hatte er diesem rühmlichst vor-
gestanden, als sein Vater starb und er an dessen
Stelle als Herzoglicher Hofgärtiier trat. In den
30ger Jahren wurde er zum Garten-Inspektor er-
nannt, als welcher er bis auf den heutigen Tag in
seltener Geistes- und Körperfrische fungirt hat.
Mag es ihm vergönnt sein, noch lange hier zu
wirken und zu schauen; die Liebe und Achtung
aller, die ihn kennen, hat er sich erworben und erhal-
ten. Mit Befriedigung kann er rückwärts blicken.
Wer aber in die Nähe von Wörlitz, das in
kurzer Zeit von Dessau oder Koswig erreicht wer-
den kann, kommt, versäume nicht, Anlagen in Augen-
schein zu nehmen, welche in der 2. Hälfte des vo-
rigen Jahrhunderts weit und breit berühmt waren
und noch jetzt durch ihre Eigenthümlichkeiten,
hauptsächlich aber durch wunderschöne Bäume, be-
sonders amerikanische, sich auszeichnen. Wörlitz,
die W^ilhelmshöhe und Harbke bei Helmstädt waren
die 3 grösseren Anlagen im Norden Deutschlands,
wo zuerst grössere Mengen von amerikanischen Ge-
hölzen in Anwendung kamen. In dieser Hinsicht
haben die 3 genannten Oi'te auch eine geschicht-
liche Bedeutung.
Gottlob Ludwig Schoch besitzt 3 Söhne
und 1 Tochter. Der älteste Sohn ist jetzt Hof-
gärtner in Dessau und den Lesern der Wochen-
schrift bereits durch mehre Abhandlungen hinläng-
lich bekannt. Der zweite Sohn hatte in Russland
das Unglück, beide Füsse zu erfrieren und damit
auch zu verlieren. Er starb vor einigen Jahren.
Der dritte Sohn ist in der herzoglichen Kanzlei
angestellt.
Ueber den pomologisclien Verein für das Kö-
nigreich Hannover können wir weiter Erfreuliches
berichten. Der Verein hat sich in seiner ersten
Versammlung, welche am 4. Februar in Göttingen
stattfand, konstituirt, einen provisorischen Vorstand
gewählt und diesen beauftragt, Statuten zu entwer-
fen und diese in der nächsten Versammlung zin-
Beschlussnahme vorzulegen. Sie liegen bereits vor
und lassen uns einen Blick in die Zukunft des Vereines
thun. Mau bezweckt, ganz Hannover in den Bereich
seiner Thätigkeit zu ziehen und hat das Land zu
diesem Ende in bestimmte pomologische Distrikte
getheilt. Es können nicht allein Einzelne eintreten,
auch ganze Dörfer und Gartenbau- Vereine. He-
bung der Gartenkunde im Allgemeinen luid Obst-
baumkultin- im Speziellen ist der Zweck. Dem
Vorstande ist es überlassen, die treffenden Massre-
geln zu nehmen. Zur Heranbildung praktischer
Gärtner und zur Anschaffung der nöthigen Pflan-
zen , besonders aber der passenden Obstsorten, so
wie zur Feststellung der Prinzipien einer rationellen
Kultur sollen Institute, Musterwirthschaften, Baum-
schulen u. s. w. gegründet werden. Die hierzu nö-
thigen Geldmittel gedenkt man durch Aktien her-
beizuschaffen ; kein Mitglied ist jedoch verpflichtet,
134.
Aktien zu nehmen. Die nächste Versammlung wird
in dem Bahnhofe zu Nordstammen stattfinden. Un-
ser Nestor der deutschen Pomologie, Superintendent
Oberdieck, hat sich bereit erklärt, einen \'ortrag
über die Wichtigkeit des Unternehmens zu halten.
Die deutschen Pomologeu- Versammlungen be-
sitzen das Verdienst, dem Obstbaue seine heutige
Stellung verschaft't zu haben; sie haben angeregt
und vor Allem eine geregelte Nomenklatur herbei-
sreführt. Das vermochten die süddeutschen Wan-
der - Versammlungen während ihres zehnjährigen
Bestehens nicht, hauptsächlich weil ihnen das nö-
thige Material fehlte, wie es nur dergleichen mit
den Versammlungen verbundene grossartige Aus-
stellungen schaffen können. Nun ist es auch an
der Zeit, dass in allen deutschen Landen sich po-
niologische Vereine bilden , welche beim Obstbau
den speziellen Verhältnissen Kechnung zu tragen
und nur in ihrem Kreise zu wirken suchen. Da-
bei können immer die grossen Versammlungen fort-
dauern, um für weitere Rektifikationen neues Ma-
terial zu verschaftcn, aber auch ferner anregend zu
wirken.
In Frankreich, wo der Obstbau von jeher mehr
in Aufnahme, als bei uns war, versuchte man zu
centraHsiren. Seit 1856 kamen daselbst pomologi-
sche Kongresse jährlich zusammen, die aber, anstatt
von unten auf Hand anzulegen und zunächst eine
Kenntniss des Obstbaues des eigenen Landes zu
erlangen, nur die neueren Sorten beurtheilten und
eine Art Areopag bilden wollten , dem Jedermann
gehorchen sollte. Während die deutschen, alle 3
Jahre wiederkehrenden pomologischen Versammlun-
gen jedes Mal nach eiuer derselben an Bedeutung
gewonnen, nahm in Frankreich das Interesse für
die pomologischen Kongresse allmählig ab. Früher
wurden die Mitglieder des Ausschusses aus den
verschiedensten Gegenden Frankreichs gewählt, seit
dem letzten Kongresse in Lyon besteht er nur aus
Mitgliedern eben genannter Stadt. Die pomologi-
schen Kongresse für ganz Frankreich fangen dem-
nach an, sich zu überleben, während in den ein-
zelnen Provinzen Versammlungen mit Ausstellungen
in's Leben gerufen werden.
Wie wir schon früher erwähnt haben, wird der
Obstbau von der Eegierung nicht allein, sondern
auch von den verschiedenen Gartenbau- und land-
wirthschaftlichen Vereinen wesentlich unterstützt. Die
Zahl der Dej)artements, wo Vorlesungen darüber ge-
halten werden, niunnt zu. In Montpellier hält Hor-
toles Vorlesungen über Behandlung der Bäume,
der Präfekt des Departements der Aube hat mehre
Sachverständige veranlasst, in verschiedenen Kanto-
nen Vorlesungen zu halten, in Bordeaux ist es
Georges, der jeden Sonnabend vor einem gefüllten
Auditorium die Vorlesungen über Behandlung der
Fruchtbäume hält. Seit 15 Jahren geschieht ein
Gleiches in Bourg unter dem Patronat der dorti-
gen Gartenbau-Gesellschaft. Carrier hat eine Ein-
gabe an die Regierung der Haut-Saöne gemacht,
dass Sachverständige in alle Kantone gesendet wer-
den möchten, um Unterricht im Baumschnitt zu
geben.
Der erste internationale pomologische Kongress,
der vor 1^ Jahren in Namur stattfand, hat eben-
falls Früchte getragen. Der Präsident der Garten-
bau-Akademie in Gent, Baumann, einer der intel-
ligentesten Obstzüchter, hat eben eine pomologi-
sche Gesellschaft in's Leben gerufen mit einem
Versuchsgarten, wo Demonstrationen gehalten wer-
den und wo eine Vertheilung von Obstbäumen,
Pfropfreisern und Früchten stattfindet. Etwas Aehn-
liches fand schon länger in Antwerpen statt.
In Kew, in dem berühmten und grössten bota-
nischen Garten, hat man eine geregelte Gartenbau-
Schule errichtet, die mit Lairecht manche Angriffe
erfahren hat. Man bedenke, dass der Gärtner heut'
zu Tage ein anderer ist, als vor 10 und mehr
Jahren, wo er mehr einen Handwerker darstellte
und auch zuuftmässig arbeitete. Die neue Anstalt
in Kew rechtfertigt sich, und zwar um so mehr,
als bedeutende Hülfsmittel daselbst geboten werden.
In Bordeaux beabsichtigt nuin , einen Akklima-
tisationsgarten anzulegen und hat zu diesem Zwecke
die Domaine Cutler bei Caud^rau im Weichbilde
der Stadt Bordeaux erworben. Damit, so heisst es
in einem uns übersandten Schreiben, das neu zu
gründende Institut den Erwartungen der Bewohner
Bordeaux' und namenthch den Interessen der Ak-
tionäre entspricht, aber auch der Wissenschaft und
Kunst Rechnung trägt, soll eine Konkurrenz eröft'-
net werden. Dem Schreiben sind 2 Pläne beige-
fügt, von denen der eine ein Bild von dem jetzi-
gen Zustande der Domaine gibt, der andere aber
sein Verhältniss zur Umgebung und zur Stadt Bor-
deaux darstellt. Sollten in Deutschland Bewerber
sich melden wollen, so würde das Bureau (foss^s
du Chapeau-Rouge No. 52 k Bordeaux) gewiss das
Programm zur Kenntnissnahme übersenden. Es sind
2 Preise, einer zu löUO und einer zu 500 Fr. aus-
gesetzt. Damit die Jury möglichst unpartheiisch
verfahren kann, dürfen die Bewerber bei Einsen-
dung ihrer Pläne nicht ihre Namen nennen, son-
dern diese müssen in einem versiegelten Kouverte,
mit der nöthigen Devise versehen, enthalten sein.
Von Frankreich aus wird neuerdings Bromus
Schraderi als Futtergras empfohlen; es ist uns
auch eine darauf bezügliche Brochure zugesendet
worden. Damit man nicht glaubt, etwas Neues zu
erhalten, machen wir bekaunt, dass dieses Gras
135
unter dem Namen Ceratochloa australis schon
längst bei uns in Kultur ist. Es ist ein chileni-
sches Gras, das seit langer Zeit in den botanischen
Gärten kultivirt wurde und, weil es sich leicht
durch Samen vermehrt, auch noch fortwährend kul-
tivirt wird. In den Berichten neuerer Nutzpflanzen
von Metz & Co. in Berlin, ist es vielfach bespro-
chen und im Allgemeinen zum Anbau empfohlen.
Das Verdienst, es zuerst als Futtergras in Anwen-
dung gebracht zu haben, gehört dem Hofgärtner
Fintelmann auf der Pfaueninsel bei Potsdam. In
neuerer Zeit wird es im Anhaltischen viel gebaut
und von da aus weiter verbreitet. Wir haben es
bei Kötlien im vorigen Jahre auf einem Felde des
Lehrers Thor mann in grösster Ueppigkeit gese-
hen. Von diesem kann auch Samen bezogen wer-
den. Wir haben das Gras hier in einer gärtneri-
schen Zeitschrift besprochen, weil es sich auch bei
Bouquets, und namentlich bei denen, welche aus
Immortellen bestehen, gut verwenden lässt und in
dieser Hinsicht der Uniola latifolia, der Briza ma-
xima u. s. w. anzureihen ist.
Wir haben schon mehrmals die Gelegenheit
wahrgenommen, um über die Bestrebungen, nach
dem Innern Afrika's vorzudringen, zu berichten,
da dortige Entdeckungen auch das Interesse des
Botanikers und Gärtners in Anspruch nehmen müs-
sen. Pflanzen aus jenen Gegenden kultiviren wir
noch in geringer Anzahl. Dass aber grade Afrika
manche interessante Pflanze besitzt, haben wir
neuerdings an der Welwitschia gesehen (s. vorigen
Jahrg. S. 289). Nachdem die deutsche Expedition
sich im Sande verlaufen hat und der Botaniker
Steudner sein Streben, vorwärts zu dringen, mit
dem Tode büssen musste, hatte bekanntlich eine
reiche Holländerin, Madame Tinne, von ihrer
Tochter und Schwester begleitet, den Entscliluss
gefasst, nach dem Innern Afrika's vorzudringen.
Herr von Heuglin, der frühere Führer der
deutschen Expedition, wurde von ihr gewonnen. In
zahlreicher Begleitung und unter dem Schutze
einer kleineu Armee, welche sie selbst organisirt
hatte, versuchte sie durch die Gegenden, wo der
unglückliche Steudner dem mörderischen Klima
erlegen, vorzudringen. Nicht allein die dortigen
Menschen, auch die Boden- Verhältnisse und vor
Allem das Klima setzten ihr die grössten Hinder-
nisse entgegen. Doch keine Gefahren scheuend,
blieb sie ihrem Vorsatze treu. Da kommt leider
jetzt das Gerücht, dass sie sammt ihrer Begleitung
erschlagen sei. Wollen wir wünschen und hofien,
dass das Gerücht sich nicht bestätigt.
Wie wir früher berichtet, ist von Berlin aus
der Botaniker Schweinfurt nach den Nilländern
abgereist; möchte derselbe mit mehr Glück sein
Ziel erreichen. Bis jetzt sind die besten Nachrich-
ten über ihn eingelaufen. Die Wissenschaft, aber
auch die Gärtnerei, hat viel von ihm zu erwarten.
In No. 3 der Wochenschrift (S. 21) haben wir
eine Abhandlung eines Lyoners über das Meersalz
gebracht. Bekanntlich wurden schon früher von
Seiten des Landesökonomie -Kollegiums in Berlin
Versuche mit Kochsalz, um die Vegetation der
Kulturpflanzen zu erhöhen, gemacht, das Stassfur-
ther Abraum-Salz, was allerdings aber ausser Koch-
salz noch andere wichtige Nahrungsmittel für die
Pflanzen enthält, hat von Neuem die Aufmerksam-
keit darauf gelenkt. Auch im Süden, und zwar
zunächst in Württemberg, sind ebenfalls Versuche,
zuerst durch Professor Schub ler, angestellt wor-
den. Dort hat sich herausgestellt, dass 30 bis 40
Pfund Kochsalz auf einen Württemberg'schen Mor-
gen*) gebracht, die Erträge der Gerste um 26 Pro-
cent gesteigert haben. Ueberhaupt hat sich die
Wirkung bei genanntem Getreide am meisten ge-
zeigt, am wenigsten bei den Hülsenfrüchten. Ver-
suche in Bayern, durch Liebig veranlasst, haben
ebenfalls Resultate hervorgerufen, während in Eng-
land diese unbedeutend waren. Am meisten sind
sie auf einem sandigen Lehmboden hervorgetreten.
Schon früher ist von uns darauf hingewiesen
worden, dass doch auch von Seiten der Gärtner
und im Kleinen Versuche mit Kochsalz angestellt
werden möchten ; allerdings nur mit der grössten
Vorsicht. Wir geben deshalb den Rath, nur sehr
kleine Mengen anzuwenden. Die Hauptwirkung
des Kochsalzes ist wahrscheinlich nur eine indirekte,
indem es die Zersetzung der Erde im Boden unter-
stützt und damit die Nahrungsmittel aufnehmbar
macht. Eine vorzügliche Eigenschaft desselben ist
ferner noch, dass es fortwährend Feuchtigkeit aus
dem Boden anzieht.
Vom Professor Schacht in Bonn liegen uns
interessante Untersuchungen vor, über die oft auf-
gestellte Frage, wann die Bäume am besten ge-
schlagen werden sollten? Nach ihm ist der beste
Zeitpunkt der December, weil dann das Holz die
grösste Widerstandsfähigkeit besitzt, der Fäulniss
am längsten widersteht und auch am dichtesten ist.
Von lins zugegangenen Verzeichnissen von Han-
delsgärtnereien haben wir dieses Mal nur wenig zu
berichten; die Zeit ihrer Versendung ist vorbei.
a. Etablissement horticole de Ambroise Ver-
schaffelt ;\ Gand. Printemps et 4t6 1864. Neuig-
keiten der bekannten Handelsgärtnereien, grössten-
theils aus Kaladien und überhaupt Aroideen, aus
Palmen und anderen Pflanzen des Warmhauses, aus
Blüthensträuchern, besonders Azaleen und Kamel -
*) Der preussiselie Morgen verhält sich zu dem Württem-
berg'schen, wie 1,0000 : 1,2344.
136
lien, aber auch aus einigen Florblumen bestehend.
Seit wenigen Jahren hat der Besitzer sieh auch
mit der Verbreitung neuer Obstsorten beschäftigt.
Es ist nicht zu leugnen, dass A. Verschaffelt
sich um die Einführung neuer Pflanzen grosse Ver-
dienste erworben hat.
b. Preis -Verzeichniss der Kunst- und Handels-
gärtnerei von Klein in Wiesbaden. Seit einigen
Jahren hat sich diese sehr zum Vortheil ei-weitert.
Anfangs umfasste sie nur die gewöhnlichen Markt-
pflanzen, später bemühte sie sich um die Anzucht
von Blüthcnsträuchern und jetzt züchtet sie nicht
allein letztere selbst, sondern hat auch eine schöne
Sammlung von allerhand Wai-m- und Kalthauspflan-
zen zum Verkaufe.
c. Verzeichniss über Kacteen, Agaven, Aloeen,
Yucca und andere Fettpflanzen von Fr. A. Haage
jun. in Erfurt. Unbedingt eine der grössten und
besten Sannnlungeu, welche in Deutschland und
sonst existiren. Der Besitzer kultivirt diese Pflan-
zen seit sehr langer Zeit schon mit besonderer Vor-
liebe und ist stets bemüht, seine Sammlung zu ver-
vollständigen. Wir machen deshalb besonders Lieb-
haber darauf aufmerksam.
d. Pflanzen-Katalog No. 29 von L. L. Liebig
in Dresden. Er enthält eine gute Auswahl von
W^arm- und Kalthauspflanzeu, welche meist erst in
neuerer Zeit eingeführt wurden, ausserdem Azaleen,
Khododendren und Kamellien. In Betreif der bei-
den ersten Blütheusträucher verdanken wir der Lie-
big'scheu Handelsgärtnerei manches Schöne und
Vorzügliche. Bemerkenswerth ist für den Liebha-
ber, dass nur mehrjährige Veredlungen abgegeben
werden. Besonders nennen wir noch die reizenden
Formen des Lilium lancifolium.
e. Sortini entspflanzen von Carl Schickler ni
Stuttgart (Hirschstrasse 11). Eine reiche Auswahl
der meisten Florblumen und Blütheusträucher wird
liier geboten. Von ihnen maclien wir besonders
auf Georginen, Fuchsien, Petunien, Pelargonien
nnd Verbenen aufmerksam.
f. Ancien etablissement d'horticulture de V.
Verdier pfere, Charles Vcrdior fils succes-
seur (rue du Marehe-aux-Chevaux 32) ä Paris.
Ein Verzeichniss der neuesten Eosen, welche in
Frankreich gezüchtet sind. Mit dem 1. Mai wer-
den sie abgegeben. Es befinden sich darunter 3
Thee-, 6 Bourbonrosen und 57 Reniontanten.
g. Preisverzeiehniss der Baumschulen von Metz
& C. in Berlin. Zum ersten Mal, wenn wir nicht
irren, treten die Besitzer der bekannten Samen-
handlung gl. N. mit einem Verzeichniss von Obst-
und Fruchtsträuchern, von allerlei Allee- Bäumen,
von Schlingpflanzen, von Mooibeetpflaiizen, von al-
lerhand Lust- und Schmuckgehölzen und von Ro-
sen, auf. Wir erlauben uns daher, darauf aufmerk-
sam zu machen.
Aber die Ansstplliing der Sektion des Gartenbau-
Vereines in Breslau,
vom 18. April 1864.
Von Graf v. Ho v erden.
Die Ausstellung fand in der Turnhalle (einer
galerie vitr^e) am Berliner Platze statt. Die Han-
delsgärtner waren ohne Ausnahme fern geblieben ;
auch ein Mitglied des Ausstellungs-Comit^'s fehlte
am ersten Tage; dazu kam, dass am ersten Vor-
mittage an den einzelnen Gruppen die Bezeichnung
unterlassen war, weil erst die Preisrichter ihr Ur-
theil fällen wollten. Dies machte einen üblen
Eindruck, da fast Jedermann wusstc, dass die Aus-
steller sich unter einander genau kannten.
Zu erwähnen sind die Koniferen und eine kohl-
schwarze Hyazinthe (Prinz Albrecht) ans den Gär-
ten des Herzogs v. Ujest, schöne Rliododendren
des Prinzen v. Kurland, Cyclainen des Grafen
v. Burghaus auf Zahse, eine Epacris- Gruppe von
V. W^allenberg - Pachali, ein starkes Exemplar
des Philodendron vom Stadtrath Trewent, hübsche
Cinerarien von v. Kessel auf Oberglauche, ein
blühendes Asarum japonicum des botanischen Gar-
tens zu Breslau, eine Stadtmaniiia Jonghii, wahrhaft
prächtige Azaleenbäume des Rentiers Burghard
und eine in natürlicher Grösse und Farbe künst-
licii dargestellte Blüthc der RaflTlesia Arnoldi R. Br. Je
dankenswerther die von weiter Ferne zugeführteii
Sendungen anzuerkennen sind, desto betrübender
ist es, dass die Ausstellung im Ganzen eine ver
unglückte zu nennen ist.
Ln Verlage von August Hirsch wald in Ber-
lin ist soeben vollständig erschienen und kann durch
alle Buchhandlungen bezogen werden:
flora bfr frouin^ ßrnnhnburö, irr lltmarh uni
ks i)er?05tl)iims JHagkburg.
Zum Gebrauche in Schulen und -auf Exkursio-
nen bearbeitet von Dr. Paul Ascherson. 3 Theile,
brochirt 4 Thlr.
Erste Abtheilung: Aufzählung und Beschreibung
der Phanerogamen und Gefässkryptogamen
der Provinz Brandenburg etc. ... 3 Thlr.
Zweite Abtlieilung: Spezial-Flora von Berlin
18 Sgr.
Dritte Abtheilung: Spezial-Flora von Magdeburg
12 Sgr.
Verlag von Karl Wiegaiidt in Berlin,
KommandaDten Stra.sse No. 62.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buehdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderung des (larteiibanes in den Konigl. Preussischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde*
Redakteur :
I*i'<>tessox" Dr. Karl lüocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 18.
Berlin, den 7. Mai
1864.
Preis des Jahrganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post - Vereines.
Inhalt: Die Gründung des botanischen Gartens der Königl. Universität Greifswald. Festrede, gehalten am 16. Oktober 1864
vom Prof. Dr. J. Munter, Direktor des botanischen Gartens. — Julius Kühn','! Untersuchungen über das Mutter-
korn. — Notizen über Ro.sen. Von K. Achilles, ObergSrtner in Elbeuf.
Sonntag, den 8. lai, Mittags ^12 Uhr, iiuilet im Englischen Hause (ITIohrenstr. No. 49) eine Versammlung des Ver-
eines zur Beförderung des dartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
Die
Gründung des botanischen Gartens
kr jßönigl. Kniücrfität (Srtiföroalb.
gehalten am 16. Oktober 1864 vom Prof. Dr. J. Munter,
Direktor des botanischen Gartens.
(.)effneten sich die Pforten zur Aula dieses
stattlichen Königsbaues oder des ehemaligen colle-
gium Ernestinum, so wollte die Universität entwe-
der von ihrem Hoheitsrechte Gebrauch machen,
und durch Verleihung ihrer Titel und Würden be-
rechtigtes Verdienst anerkennen, oder es geschah,
um Festtage ernster oder freudiger Veranlassung
würdig zu begehen.
Niemals aber, so weit die Jahrbücher dieser
unserer, alten Hochschule Auskunft zu geben ver-
mögen, niemals zuvor war dieser Prunksaal Zeuge
eines festlichen Aktes zur Erinnerung an die Stif-
tung eines Lehrinstitutes. Aber nicht deshalb
etwa, weil sich keine Veranlassung dargeboten
hätte, denn die Universitäts-Bibliothek sowohl, als
das im Februar 1706 gegründete theatrum anato-
micum bestanden und blüheten bereits seit Langem;
sondern oflenbar wohl deshalb nicht, weil der Zei-
ten Noth und Ungunst der solennen Begehung der-
artiger Jubelfeste feindlich oder doch wenigstens
hinderlich entgegentrat.
Ein 48-jähriger, reich gesegneter Friede, den
heute vor einem halben Jahrhunderte unsere Väter
in jener , herrlichen Schlacht" vor Leipzig's Thoren
mit ihrem endlich siegreichen Schwerte zu begrün-
den begannen, ein Friede, der unserm Vaterlandes
ein pericleisches Zeitalter schuf, der für die stei-
genden Anforderungen unseres modernen Lebens
die Scliienenpfade und den Dampfschiffsverkehr er-
öffnete, der den edelsten Wettstreit auf allen Ge-
bieten des Wissens und Könnens herbeiführte, ein
solcher glücklicher und langer Friede musste be-
stehen und die Wege ebnen, auch für diese unsere
pomiu ersehe Hochschule, um das erste Säkular-
stiftungsfest eines ihrer vielgliedrigen Lehr-Listitute,
das P^rinnerungsfest an die vor hundert Jahren
stattgehabte Begründung des botanischen Gar-
tens zu feiern.
Ist es nicht ohne günstige Vorbedeutung, so
dürfte es doch wenigstens gestattet sein, daran zu
erinnern , dass die erste derartige Säkularfeier sich
an die Stiftung des Universitätsgarteiis anknüpft,
jener reichen Kulturstätte für die Gewächse aller
Zonen des Festlandes unserer Erde, aus welcher
nicht nur der Pflanzenforscher und Lehrer allein,
oder etwa nur der Arzt und Apotheker, sondern
auch der Land- und Forstwirth, der Winzer und
Pomolog, der Gärtner und überhaupt ein Jeder
schöpft, dessen Auge und Herz noch Freude findet
an dem Wunderbau der farbenreichen Pflanzenwelt.
Ein Garten war es unzweifelhaft, mit welchem
die Bodenkultur anhob, die Wüste schwand und
„der Mensch sich zum Menschen gesellte"; vom
Garten aus gingen zwar die fort und fort sich
steigernden Ansprüche an Bequemlichkeiten und
Genüsse aller Art; aber mit dem zum Landbau
18
138
erweiterten Garten begann auch die Veredlung und
Ausbildung des sittlichen und intellektuellen Cha-
rakters des Menschengeschlechts. Das geistreiche
Volk der alten Hellenen, der veredelnden Kraft der
Pflanzenkultur eingedenk und bewusst, feierte in
diesem Sinne wohl nur seine eleusi sehen Feste.
Streute, wie es die schöne Sage will, Deme-
ter zuerst die kleine Kornfrucht aus, pflanzte wirk-
lich Dionysos den ersten ßebstock, oder pflegten
zuerst des Asdepios Priester zu Koos Kräuter für
Heilung Suchende, nun wohlan, dann dürfte man
unbedingt diese siimmtlich als die Gründer der
Gärten bcgrüssen; jedenfalls doch findet das Gar-
tenwesen in solchem Thuu seinen Ausgangspunkt
und die Idee des Gartens in einer solchen, wie
auch immer primitiven Ausführung, seinen ersten
realen Ausdruck.
Damit aber aus diesen ersten Anfängen und
selbst aus den später entstandenen Blumen-, Frucht-
und Obstgärten ein medicinischer oder wohl gar
ein botanischer Garten, ein Garten für Unter-
richts- oder Studienzwecke hervorgehen konnte,
musste ein neues und wesentliches Moment hin-
zukommen, nämlich: die Wissenschaft von der
Pflanze, ohne welche ein derartiges Museum und
Laboratorium unverständlich bleibt, ja, streng ge-
nommen, ohne alle Bedeutung ist.
Auf Griechenlands klassischem Boden war es
unbestreitbar zuerst, wo unter dem Schatten der
Piatone, des grossen Aristoteles und seines würdi-
gen Nachfolgers Theophrastos Geistessaat Wurzel
schlug, um bis zur Gegenwart weiter entwickelt,
den Namen einer Wissenschaft im vollsten Sinne
des Worts, den Namen der Botanik zu verdienen.
Leider zu früh sank Griechenlands Stern und
die zu Kampf und Eroberung allzeit bereite Koma
fand weder auf ihrem Forum, noch in ihren Tri-
umpfzügen, nocli im circensischen Spiele Zeit und
Geduld, des attischen Sprösslings zu pflegen, auf
dass er heranwüchse zum schattenden Fruchtbaume.
Freilich erschien die pontische Kirsche auf Lu-
kullus reichbesetzter Tafel zuerst, dem Sextus Pa-
pinius folgte die Pfirsich aus Afrika nach Rom, so-
wie die köstliche syrische Feige zuerst dem Lucius
Vltellius, und die Sorgho-Hirse siedelte sich schon
zu Plinius Zeit auf der römischen Feldmark an;
indessen, so wie diese Akklimatisations-Bestrebun-
gen war es doch wohl nur im allzu subjektiven
Interesse, wenn Antonius Castor in seinem Lust-
garten auch alle die Kräuter erzog, deren er als
Heilmittel in seiner medicinischen Praxis oder an-
geblich auch zur Unterweisung für seine Schüler
bedurfte. Vergebens war es, wenn Galenus for-
derte, „der Arzt müsse alle Pflanzen kennen oder,
wenn dies nicht, so doch die meisten und gebräuch-
lichsten", vergebens vor Allem deshalb, weil er
selbst sowohl, als auch sein vorangegangener pflan-
zenkundiger Kollege Pedanios Dioscorides aus Ana-
zarba, die Pflanzen nur der Heilkunde willen in
Betracht zog und obenein die unumgänglichen Vor-
arbeiten zu einer Morphologie oder nur wenig-
stens einer Terminologie verabsäumte, ohne wel-
che doch die für so leicht erachtete Kunst einer
exakten Pflanzenbeschreibung ganz und gar un-
möglich ist.
War aber das klassische Alterthum nicht im
Stande gewesen, eine Wissenschaft von der
Pflanze zu konstruiren, sich zur Höhe einer wis-
senschaftlichen Botanik empor- und durchzuarbeiten,
und somit weder das Bedürfniss nach dem unent-
behrlichsten Hülfsmittel derselben zu empfinden,
noch viel weniger aber die Bedeutung eines bo-
tanischen Gartens kennen oder würdigen zu
lernen, so kann es durchaus nicht befremden, wenn
nach dem Sturze des römischen Westreichs, unter
dem Krummstabe einer unduldsamen Hierarchie,
jegliche Förderung der Naturwissenschaften im All-
gemeinen und die der Pflanzenkunde insbesondere,
für Jahrhundertc gänzlich unterblieb.
War doch, wie Tertullian sagte: „nach dem
Evangelio alle Forschung fernerhin nicht mehr von
Nöthen"; — ■ ja selbst des Arztes Thim und Wir-
ken, dem unter einem Tiberius und Nero noch
das vielbeneidete Vorrecht der Unentbehrlichkeit zu
Theil gewesen war, erschien fortan überflüssig.
Teufelswerk war es, mit profaner Medicin Krank-
heiten heilen zu wollen; zur Abwehr und Be-
schwichtigung solcher Strafen Gottes bedurfte es
eines ganz andern Heilmittels: des Amuletes mit
Bibelspruch und Kreuz! —
Weit entfernt, sich auf den Standpunkt jener
unbefangenen Naturanschauung der klassischen Zeit
erheben zu können , war daher das christliche Al-
terthum und die Zeit bis tief in das Mittelalter
hinein, unter der allmächtigen Herrschaft solcher
leitenden Ideen, völlig ausser Stande, die Pflege
der Naturwissenschaft zu übernehmen, oder wohl
gar deren Fortbildung zu betreiben.
Die unerquickliche Ruhe, welche in Folge des-
sen Naturwissenschaften und Medicin so lange Zeit
hindurch überlagerte, sie würde vielleicht zur ewi-
gen Nacht geworden sein, wenn nicht die unge-
stümen Bekenner des Islam die längst morschen
Säulen des oströmischen Reichs zertrümmert und
die im Südosten Europas vereinzelt stehenden,
letzten Reste klassischer Bildung nach dem Abend-
lande gedrängt hätten, wo die Liebe zu den Gei-
steswerken doch wenigstens der römischen Vor-
zeit durch Dante, Petrarca und Boccacio inzwischen
angefacht worden war und in den zu Salerno,
139
Paris und an anderen Orten entstandenen mediei-
nischen Schulen sich ein empfänglicher Boden auch
für das griechische Alterthum und dessen Wis-
senschaften vorbereitet hätte. Auf den unter den
Auspicien der Mediceer, Cosinio und Lorenzo, in's
Leben gerufenen Bibliotheken und Universitäten
fanden daher die gelehrten Flüchtlinge des unter-
gehenden byzantinischen Reiches ebenso willkom-
mene Aufnahme, als geeignete Gelegenheit zur
Wiederbelebung der kaum noch gekannten altgrie-
chischen Sprache.
Das Beispiel der Medici's war von den weit-
greifendsten Folgen, nicht etwa nur für Italien und
die romanischen Länder, sondern vornehmlich auch
für Deutschland, wo man bereits anfing, in der För-
derung der Wissenschaften einen höhern Ruhm zu
suchen, als im glänzenden Turnier und siegreichen
Waffengang. Selbst bis an unsern baltischen Strand
hin machte sich die Erregung der Geister jener
Zeit bemerkbar und ergriff Fürst und Volk so tief,
dass, wie der Beweis thatsächlich vor unsern Augen
liegt, unser Rubenow, der grosse Bürgermeister
dieser Stadt, es unternehmen konnte, seinem fürst-
lichen Herrn die Gründung dieser Metropole der
Wissenschaft anzurathen, die uns, in dankbarer An-
erkennung seiner hochherzigen That, auch heute
noch , 400 Jahre nach des Urhebers gewaltsamen
Tode, zu vereintem Streben zusammeufülirt.
In überraschend kurzer Zeit verbreiteten sich
die durch Guttenberg's und Schöffer's ewig denk-
würdige Erfindung dem Verständnisse bereits näher
gerückten Werke des klassischen Alterthums; die
Texte des Dioscorides, Theophrastus, Plinius u. A.
wurden der kritischen Prüfung oder auch wohl
gleichzeitig der Uebersetzung in das Lateinische
unterzogen und gar bald ging man von dieser rein
philologischen Arbeit zur Untersuchung des Sach-
lichen über und fand hierdurcli den Weg wieder
auf, den im 13. Jahrhunderte schon, nur unver-
standen und unbeachtet von seiner Zeit, der edle
Graf von Bollstädt gewandert war.
Bis dahin aber, dass man sich von der irrigen
Voraussetzung -frei machen lernte, dass die Alten
gekannt hätten, was man überhaupt von der Natur
und den Eigenschaften der Pflanzen wissen könne,
bis dahin, dass man in seiner augenblicklichen Um-
gebung nicht mehr nur nach Pflanzen des Diosco-
rides suchte, waren unermessliche Länderstrecken
entdeckt worden; allein deren Pflanzenschätze
blieben unbenutzt und unausgebeutet von der Bo-
tanik jener Zeit, so dass es eines abermaligen gros-
sen Impulses bedurfte, um den von den Itahenern
bereits lässiger betretenen und doch nur allein
sichern Pfad einzuhalten.
Die Reformation der Kirche war es, die.
dem Geistesleben der Deutschen zumal, eine Frische
und eine Kraft verlieh, wie sie in keinem andern
christlichen Lande zuvor zum Durchbruch gekom-
men war. Sie war es, die jene wackern Streiter,
die Väter der Botanik wach rief, welche sich
zwar freudig an den Forschungen der Alten er-
wärmten und die noch jungen Kräfte an denselben
stählten, die sich aber nicht damit begnügten, blind-
lings denselben zu folgen, sondern die, wie es ihre
Vordermänner auch gethan , hinausgingen in die
reiche Erscheinungswelt und unbefangenen Sinnes
aus der Urquelle selbst schöpften. Hieronymus
Bock, Euricius Cordus, Leonhard Fuchs,
Conrad Gesner, Rembert Dodoens, Charles
de l'Ecluse, Johann Thal und die Gebrüder
Bauhin, Johann und Caspar, wohl Alle der
neuen Lehre zugethan, wurden sie zugleich Re
formatoren ihrer eignen Wissenschaft, indem sie
durch Einführung scharf begrenzter termini und
unter gleichzeitiger Benutzung des Holzschnittes
für ihre grossen Werke, die Botanik einer Vollen-
dung entgegenführten, welche nach Jahrhunderten
noch gestattet, ihre fleissigen, durch Wort und
Bild illustrirten Forschungen zu verstehen imd für
die gegenwärtige Wissenschaft zu verwerthen. Dass
die neue Methode der Forschung nicht ohne er-
hebliche Nach- und Einwirkung auf die den Uni-
versitäten ausschliesslich obliegende Lehre sein
und bleiben konnte, war mit Sicherheit vorauszu-
sehen. Die Arzneimittel-Lehre, eine Wissenschaft,
die der medicinischen Fakultät zugehörte, konnte
bei der fast täglich wachsenden Fülle neuer That-
sachen fernerhin nicht mehr in dem gewohnten
Rahmen verbleiben. Die Lehre von der Wirkung
der Heilmittel, die sogenannte lectura simpliciuni
musste nothwendig abgezweigt werden von der
Ostens io simplicium, der Erklärung und De-
monstration der Droguen und deren Abstammung.
Da hierbei nun aber das Pflanzenreich mehr als
ein anderes Naturreich in Betracht kommen musste,
so entstand auf dem natürlichsten Wege das Ver-
langen nach einem Lehrmittel, welches die für den
Vortrag unentbehrlichen Beweisstücke lieferte, das
Verlangen nach einer, mit den Universitäten ver-
bundenen Sammlung lebender Pflanzen, da die
Kunst, getrocknete Pflanzen aufzubewahren, noch
nicht erfunden oder doch nur Geheimniss einiger
Wenigen war.
Auf wiederholtes Andringen Francesco Buo-
nafede's zu Padua entschloss sich endlich und
abermals zuerst wieder der Senat der Republik
Venedig im Jahre 1545 zur Anlegung eines hor-
tus medicus, welcher jedoch nicht zum zweiten
Male, wie jener Erstlingsversuch durch Magister
Gualterus (1333) spurlos verlief, sondern vielmehr
18*
140
zur Folge hatte, dass binuen Kurzem ähnliche In-
stitutionen mit den Universitäten Pisa und Bo-
logna und bereits auch 1577 mit Leiden und
bald darnach mit Heidelberg und Montpellier
verbunden wurden.
Nicht sobald freilich, wie auf diesen grossen
Universitäten der damaligen Zeit erfolgte der Pro-
zess der Loslösung und Abzweigung der Botanik
von ihrem mütterlichen Boden, der Arzneimittel-
Lehre, auch hier in Greifswald. — •
Mit Franz Joel aus Solosch in Ungarn im
Jahre 1559, einem ehemaligen eifrigen Zuhörer
Luther's und Melanchthon's, ward, wie es scheint,
wenigstens doch die Unterweisung in der Pflanzen-
kunde, auch an diese unsere norddeutsche Univer-
sität verpflanzt; ihm, so wie seinen Nachfolgern im
Amte, den Professoren der Medicin, Jacob Sei-
del aus Ohlau und Johann Evert aus Loitz wird
von Scheffel nachgerühmt, dass sie fleissig mit
ihren Zuhörern botanische Excursionen ausge-
führt hätten, was doch nur dann von Werth und
Nutzen sein konnte, wenn damit botanische Erläu-
terungen Hand in Hand gingen. Von einem Schü-
ler Caspar Bauhin's, wie es Evert gewesen war,
der sich, wie sein Vorgänger Seidel, in Basel den
Doktorhut erworben hatte, allerdings sehr glaub-
lich! — Nach Evert indessen, der am 13. Oktober
1630 an einer, von kaiserlichen Soldaten erhalte-
nen schweren Kopfwunde starb, ruhete, so wie
jegliche Wissenschaft, vornehmlich auch die Bota-
nik an hiesiger Universität!
Neunzehn Jahre später erst, nachdem dem wil-
den Treiben eines der längsten und verheerendsten
aller Kriege ein Ende gesetzt war und Lehrer und
Lernende zu den lange verschlossen gebliebenen
Hörsälen zurückkehren konnten, landete der letzte
Spross eines edlen schlesischen Geschlechtes, Frie-
drich Monau an unsern Gestaden, um von Neuem
und fortan für immer, die Botanik an dieser Hoch-
schule heimisch zu machen.
Durch vierzehnjährige Studien vom Jahre 1608
an, auf fast allen deutschen, italienischen und fran-
zösischen Universitäten vorgebildet, in Tübingen
endlich zum Doktor der Medicin promovirt, dann
Physikus und Lehrer an dem Gymnasium zu Kron-
stadt in Siebenbürgen , zur Pestzeit aber Arzt in
Danzig und Thorn, — wohin ihm später, und nur
von der !Magd begleitet, zu Fuss sein treues Weib
nachfolgte; — neun Jahre hindurch Arzt und Do-
cent in Königsberg, endlich durch Vermittelung
seines Jugendfreundes Salvius, des schwedischen
Gesandten in Hamburg, von der Königin Cliristina
zum ausserordentlichen Professor der Medicin in
Greifswald ernannt, langte Monau von Hamburg
aus zu Schiß' über Stralsund am 12. Septbr. 1649
hierselbst an, eröflfnete jedoch erst am 3. März 1650
seine medicinischen, botanischen und linguistischen
Vorträge.
Dieser durch seine chirurgische Schrift: „de
bronchotome" bekannter gewordene Gelehrte, der
während seiner Baseler Studien von Caspar Bauhin
wie der eigene Sohn des Hauses betrachtet und
behandelt worden und tiefer als viele Andere in
den Geist seines berühmten Lehrers eingedrungen
war, förderte dui'ch Erklärung der Caesalpini'schen
und Bauhin'schen Schriften, so wie seine am Mitt-
woch und Sonnabend ausgeführten botanischen Ex-
kursionen das Studium der Botanik so sehr, dass
es doch wohl nur seiner lebendigen Anregung zu
danken ist, dass sich nachweislich wenigstens Einer
seiner Zuhörer für die amabilis scientia begeisterte
und in des Lehrers Fusstapfen tretend, nicht nur
dessen Andenken hoch hielt, sondern auch das gei-
stige Erbe treulich und gemehrt überlieferte.
War auch mit Monau, welcher, arm wie er
gekommen, am 8. November 1659, seiner ihm vor-
angegangenen Gattin nachfolgte*), gleichsam die
Leitung zwichen der Botanik und der hiesigen Uni-
versität zeitweilig abermals unterbrochen, so wurde
dieselbe doch nach acht Jahren wenigstens, durch
die Berufung seines ehemaligen Zuhörers, Cliri-
stoph Helwig, dauernd wieder hergestellt.
Einer alten ärztlichen Familie Anklam's ange-
hörend, in seinem 15. Lebensjahre bereits von
Heune inscribirt, besuchte derselbe zunächst hier
in Greifswald Heune's und Monau 's Vorlesungen
mit dem besten Erfolge und ging, nachdem er
auch Leipzig besucht hatte, 1662 nach Leiden.
Auf diesem Emporium der medicinischen Wissen-
schaften, wo Sylvius, der berühmte Begründer
der chemiatrischen Schule lehrte, disputirte er mit
Glück über den Blutkreislauf und reiste von Hol-
land aus über England und Frankreich nach Ita-
lien, namentlich in Koni weilend, um die im Vati-
kan befindliche Handsclirift des Oribasius zu ver-
gleichen, dessen Bearbeitung er beabsichtigte. —
1665 in Basel angelangt, schloss er sich, wie ein-
stens Monau, der Bauhin'schen Familie innig an,
und erwarb sich daselbst am 9. April 1666 auf
Grund seiner später in Leipzig gedruckt erschiene-
nen bekannten Rede: „de studii botanici no-
bilitate" den wohlverdienten Doktorhut. — ■ Hatte
Helwig schon auf seiner längeren Reise die Bota-
nik unausgesetzt im Auge behalten, so benutzte er
nunmehr, nach absolvirter Pi'omotion die nächsten
*) Seine Ruhestätte fand er in der Jakobikirche unter
dem Steine der philosophisclieu Fakultät. Heune verfasste
auf ihn folgendes Distichuni :
Philologus, simul ac herbaria in arte stupendus,
Cui nuUnm vidit florida Flora parem.
141
beiden Frühlingsmonate zum Studium der i'eichen
Pflauzenschätze der schönen Alpenwelt, wie seine
Herbarien noch heute darthun. — Im Herbste
desselben Jahres nach Anklam endlich zurückge-
kehrt, um fortan dem 7 3 -jährigen Vater in der
medicinischen Praxis zur Seite zu stehen , wurde
er indessen schon nach einem Jahre vom damali-
gen Universitäts-Kanzler, Grafen Gustav Wran-
gel für den zweiten Lehrstuhl der medicinischen
Fakultät berufen, den er jedoch am 20. Oktober
gegen den ersten Lehrstuhl umzutauschen veran-
lasst wurde, weil inzwischen sein Kollege Heune
mit Tode abgegangen war.
Nach Massgabe des Visitations-Recesses vom
16. Mai 16GG zur Ausfühnmg öffentlicher bota-
nischer Exkursionen veranlasst, ward er wäh-
rend derselben gar bald inne, dass auf diesem
Wege allein der botanische Unterricht an hiesi-
ger Universität schwerlich prosperiren könne und
trug darauf an, dass dem mit mehrern anderweiten
Anträgen beauftragten Professor Jakob Henning
im Jahre 1G70 aufgegeben wurde, der Königin
Hedwig Eleonore die Nothwendigkeit der Er-
richtung eines botanischen Gartens darzulegen und
um Einrichtung eines solchen zu bitten.
Dieser erste Antrag auf Gründung eines
Universitätsgartens blieb jedoch, der sehr ungünsti-
gen Kassen- Verhältnisse jener Zeit willen, ebenso
erfolglos, als Helwig's zweiter Versuch im Januar
des Jahres 1679, wo es sich nunmehr darum han-
delte, den Probsteienhof für einen medicinischen
Pflanzengarten dauernd zu gewinnen. — Leider
schied der strebsame, trefi'liche Helwig, eiue wahre
Zierde der Hochschule, vom In- und Auslande
durch wohlverdiente Anerkennungen vielfach aus-
gezeichnet, in seinem 48. Lebensjahre aus seinem
segensreichen Wirkungskreise; zu früh für die Uni-
versität, viel zu früh für die Botanik! — Drei
seiner Söhne widmeten sich seinem mühevollen
ärzthchen Berufe, aber alle drei starben wie der
Vater, in verhältnissmässig Jüngern Jahren, doch
hatten wenigstens zwei derselben mit glücklichem
Erfolge die akademische Laufbahn betreten und
Christoph zumal Gelegenheit gefunden, der Bo-
tanik erheblichen Vorschub zu leisten. Nach im
Jahre 1703 glücklich absolvirter Promotion und
Habilitation (1705), lud er durch sein auch in
weiteren Kreisen bekannt gewordenes Programm
zu den von ihm angekündigten Vorlesungen über
die Flora Greifswald's und die nützliche Verwer-
thung heimischer Gewächse ein, welches betitelt
ist: „de ortu, initio et progressu scientlae
botanicae ejusdera scriptoribus". In dieser
Schrift stellte Christoph Helwig jun. unter An-
derem vielleicht zuerst die Literatur aller bis dahin
errichteten botanischen Gärten zusammen*), wodurch
dieses Programm auch einen anderweit bleibenden
Werth erhielt. Aber wichtiger, als diese Jünglings-
arbeit, wurde die im Dekanatsbuche der medicini-
schen Fakultät niedergelegte schöne Mannesarbeit,
die Geschichte dieser Fakultät, die, weil sie
zugleich die älteste und ausführlichste schriftliche
Urkiuide für die Geschichte der Botanik Pf>m-
merns ist, für diesen Zweig der botanischen Wis-
senschaften von bleibendem Werthe sein dürfte.
Bedauerlicher Weise starb der verdienstvolle
Annalist der medicinischen Fakultät und berufene
Lehrer der Botanik schon in seinem 35. Lebens-
jahre, (am 16. Juli 1714, Nachmittags 2 Uhr).
Nach seinem Heimgänge war die Fakultät zeitwei-
lig ohne offizielle Vertretung, denn sein erster Kol-
lege Stolterfolit hatte die hiesige Professur auf-
gegeben, um das Lübecker Stadtphysikat zu über-
nehmen und sein späterer Kollege, Eberh. Barn-
storff, war am 3. Januar 1712 gestorben; es
musste daher in diesem Ausnahmsfalle das Conci-
lium generale zur Nomination neuer Professoren
schreiten.
Lembke aus Barth erhielt die erste Professur,
wälu-end für die zweite der jüngere Bruder Chri-
stoph Helwig's, Karl, ausersehen war. Allein
auch dieser starb sogar noch vor dem Eintreffen
seines Anstellungs-Patentes, so dass sich Lembke
nach einem andern Kollegen umsehen musste. Von
den durch ihn präsentirten Kandidaten erliielt Jo-
hann Abraham Mayer aus Greifswald, der Sohn
des damaligen General-Superintendenten, am 19. No-
vember 1718 die zweite Professur. Unter Com-
melyn's und Ruysch's Leitung mit der Botanik
vertraut geworden , legte er seine nähere Bekannt-
schaft mit derselben schon in seiner Antrittsrede:
,de praecipuis scriptoribus herbarum virtu-
tes explicantibus" dar, leitete Mittwochs und
Sonnabends in hergebrachter W^eise die botanischen
Exkursionen und gewann, wie Christoph Helwig
seil., die Ueberzeugung, dass ohne Garten es un-
möglich sei, Botanik mit Erfolg zu lehren. Auf
seine Veranlassung wandte sich unterm 29. Dezem-
ber 1723 die medizinische Fakultät an Rektor und
Concilium und beantragte die Gründung eines bo-
tanischen Gartens und „Anuehmung eines hortulani."
Allein ungeachtet Rektor Koppen dem Antrage
alle Unterstützung angedeihen Hess und der Mei-
*) So sind z. B. folgende Zeilen für alle Zeiten geschrie-
ben und der Beachtung werth :
„an etiani ulla scientia ntilior discenda botanica, quae ad
,, media sanitatem conservandi ac restituendi cognoscenda fa-
,,cileque colligenda nos manu quasi amoena ducit? Venite
„modo suavissimi Domini Commilitones, ipsi testes veritatis
„hujus eritis, nee operae, quam in excolendo hoc studio ad-
„hibebitis, vos poenitebit." .-»-•■
142
nung; war, ,dass diese Sache nuumehr ohne Be-
schwerde der Xassa sich werde beschaffen lassen,"
so blieb der überhaupt sehr unfreundliche Kollege,
Professor niath. Papke, bei seiner entgegengesetz-
ten Meinung, die dahin ging, dass, j|Sofern nume-
rus studiosorum medicinae sich wirklich werde ver-
mehrt haben, es an der Zeit sei, eines raedizini-
nischen Gartens zu gedenken." Hierdurch aber
scheiterte der wohlberechtigte Antrag der medizi-
nischen Fakultät, welche in der Einrichtung tüch-
tiger Lehr- Institute ein Förderungsmittel für die
Frequenz unserer Universität zu finden vermeinte.
(Schluss folgt.)
Jnlins Kühn s
Untersuchungen über das Mutterkorn.
Schon lange liegt uns das Schriftchen, was das
erste Heft der Mittheilungen aus dem Laboratorium
und der Versuchsstation des landwirthschaftlichen
Institutes der Universität Halle bildet, vor, ohne
dass wir bisher Zeit und Raum gewinnen konnten,
es zu besprechen. Und doch verdient wohl selten
die Arbeit eines Gelehrten so sehr in weiterem
Kreise bekannt zu werden, als vorliegende. Man
ist gewöhnt, das Mutterkorn sich nur an dem Rog-
gen zu denken; es kommt aber, wie Prof. Munter
in Greifswald richtig bemerkt, wohl bei allen ech-
ten und Halbgräsern vor. "Wenn die Geschichte
seiner Entstehung und sein oft in Massen erschei-
nendes Auftreten für den Landwirth von der grös-
sten Wichtigkeit ist, so hat beides doch auch für
den gebildeten Gärtner und für den Pflanzeulieb-
haber grosses Interesse. Man kultivirt in den Gär-
ten eine Menge Gräser und Halbgräser, wo es mög-
licherweise vorkommen könnte und gewiss auch schon
vorgekommen ist.
Das Mutterkorn muss in der frühern Zeit an
dem Roggen viel häufiger vorgekommen sein, denn
es soll bei uns in Deutschland die sogenannte Krie-
belkrankheit oder Kornstaupe, welche noch heut' zu
Tage, in Schlesien zum Beispiel, beobachtet wurde,
früher aber viel häufiger vorkam, hervorbringen, in
Frankreich hingegen wird es als die Ursache der
Krankheit, welche nach dem Mutterkorn (Ergot)
den Namen Ergotisme führt, angesehen. In den
ältesten Zeiten kannte man dagegen das Mutterkorn
gewiss nicht; erst in der Mitte des 16. Jahrhun-
dertes wird mit Bestimmtheit von ihm gesprochen.
Der Frankfurter Arzt Lonicer scheint der erste
gewesen zu sein, der von ihm spricht.
Ueber das Mutterkorn liegen bereits zahlreiche
Arbeiten vor; die ersten von Bedeutung wurden
schon in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhun-
dertes geschrieben. Die beste verdankt man dem
Franzosen Tillet, dem man später deshalb die
Ehre augethau hat, den Kornbrand- Pilz: Tilletia
zu nennen. Bis auf die neueste Zeit sah man ein-
zelne Zustände der Entwickelung des Mutterkornes
als selbständige Pilze an. So kam es, dass es unter
drei verschiedenen Namen nicht allein beschrieben
wurde, sondern dass es auch im Systeme in drei
ganz verschiedenen Pilz -Familien gesucht werden
musste. Den Zusammenhang der drei Entwicke-
lungs-Zustände verdanken wir dem bekannten Pilz-
forscher Tulasne, während der Verfasser vorlie-
genden Schi-iftchens das Verdienst besitzt, durch
praktische Versuche die Richtigkeit der Tulasne '-
sehen Behauptung nachgewiesen zu haben, so dass
jetzt kein Zweifel mehr übrig bleiben kann.
Das Mutterkorn beginnt nämlich mit einzelnen
Pilzfäden, welche Leveill^ als selbständigen Fa-
denpilz unter dem Namen Spliacelia segetum
beschrieb. Diese Fäden ti-agen an der Spitze Fort-
pflanzungszellen , sogenannte Stvlosporen. Diese
fallen ab, keimen und bilden allmählig ein dichte-
res Fadengewebe, was im Anfange eine übelrie-
chende, zuckerige Flüssigkeit (den Honigthau der
Kornähren) absondert. Später dringt es zwischen
dem Fruchtknoten und der Stelle, wo dieser sitzt,
ein, hebt den Fruchtknoten, der in der Regel da-
bei völlig verkümmert, in die Höhe, breitet sich
immer mehr aus und wird zuletzt ganz dicht. Es
bildet sich darum eine violette Rindenscliicht und
das eigentliche Mutterkorn, was als Bauchpilz unter
dem Namen Sclerotium Glavus beschrieben wurde,
liegt vor.
Dieses fällt ab oder wird mit der ganzen Pflanze
in die Scheuer getragen, um, in sofern die Saat
nicht gereinigt wird, mit den Roggenkörnern wie-
derum auf den Acker zu kommen. Aus ihm bre-
chen im nächsten Frühjahre dicke Fäden mit einem
keulenförmigen Ende hervor, welche Keulen-Sphärien
(Claviceps) darstellen und als solche zu den Kern-
pilzen gehören. Diese bilden unter der Rinde der
Keule in besonderen Röhren Fortpflanzungszellen
(Sporen), mit denen wiederum die Vegetation des
Mutterkornes in Formen von den Anfangs näher
bezeichneten Fäden auf der Oberfläche des Frucht-
knotens beginnt. In der Regel entladen sich die
Keulen-Sphärien ihrer Sporen während der Blüthe-
zeit des Roggens und die Ansteckung geschieht
demnach nur gar zu leicht.
Mittel gegen das Mutterkorn gibt es bis jetzt
leider nicht. Das Beste ist, es zu verbrennen oder
tief in die Erde zu graben. Man werfe es aber ja
nicht auf den Düngerhaufen, wie es bisweilen ge-
143
schiebt, weil es dann grade wieder auf den Acker
gebracht wird. Da die Fortpflanzungszellen, die
Sporen, nicht, wie bei dem Kornbrande, an den
Roggenkörnern kleben, sondern erst später sich
entwickeln, hilft alles Beizen, was bei jenem so
vorzügliche Dienste leistet, hier gar nichts.
Notizen über Rosen.
Von Karl Achilles, Obergärtner in Elbeuf.
In der bunten Reihenfolge der getriebenen
Sträucher machen die Rosen den Schluss und nach
dem bei der grossen Konkurrenz sich immer mehr
Geltung verschaffenden Gesetze der Arbeitstheilung
kommen mit jedem neuen Artikel auch neue Gärt-
nereien an die Reihe, Geschäfte zu machen. Dass
in solchen Gärtnereien eine einfache Kulturmethode
für diese eine Pflanzengattung zu finden sein wird
und von dorther zuerst praktische Vortheile zu er-
warten sind und dass auch die Anwendung einer be-
kannten Methode dort die beste Garantie für deren
NützHchkeit darbietet, ist leicht einzusehen. Damit
mag die nachfolgende Notiz gerechtfertigt sein,
die sich zur Aufgabe stellt, von Neuem auf eine
Veredelungs-Methode, die durchaus nicht neu, aber
wenig angewandt und doch sehr praktisch ist, hin-
zuweisen, und deren Erfolge wir unlängst in einer
Rosengärtnerei zu sehen Gelegenheit hatten.
Das Etablissement, von dem wir sprechen, hat
füglich Anrecht auf den obigen Titel einer Rosen-
gärtnerei, indem es in 5 Häusern nichts Anderes
hat, als Rosen und fast täghch 12 — 18 Dutzend
Knospen liefert. Der grösste Theil der Pflanzen
steht im freien Grunde seit vergangenem Frühjahre
und erst im Herbste sind die Quartiere überbaut
worden. Dabei sind sämmtliche Pflanzen in drei
Schläge getheilt; der erste, der nur Hochstämme
von Geant des batailles, G^n^ral Jaqueminot und
Louise Odier enthält, steht in den ersten beiden
Häusern, die durch einen Kanal an der Hinterwand
geheizt werden. Nachdem auch auf diese Häuser
erst die Fenster aufgelegt wurden, als die Rosen
bereits einen kleinen Frost erhalten hatten, wurde
gegen Weihnachten mit ganz schwachem Heizen
begonnen und dann allmählig fortgefahren, je mehr
man auf das zunehmende Sonnenlicht rechnen konnte.
In diese Abtheilung kamen auch die jungen Rosen-
Kopulanten, von denen die ersten bereits seit 14
Tagen blühen , während die übrigen Hochstämme
schon seit März Blumen liefern. Der zweite Schlag
fängt jetzt an zu blühen, und es ist entzückend, zu
sehen, wie ein Beet von Miss Bosanquet über und
über mit Knospen bedeckt ist. Auch Gloire de
Dijon und die alte gelbe Thea Safrano ist vertre-
ten. Von Rosomenen finden wir ausser den oben-
genannten noch Prince noir, Empereur de Maroc,
Ornement des jardins. Die dritte und grösste Ab-
theilung, die ein mit Hochstämmen bepflanztes Dop-
pelbeet von 75 Fuss Länge überdacht, hat gar keinen
Heizapparat und ist lediglich auf die Sonne ange-
wiesen ; sie enthält unsere alten gangbaren Remou-
tants in sehr kräftigen Stämmen, deren Triebe, jetzt
6 — 8 Zoll lang, die Knospen durchfühlen lassen.
Dass natürlich die wärmeren Abtheilungen benutzt
werden, die Pflanzen, von denen man Frühjahrs-
stecklinge machen will, anzutreiben und die kälte-
ren zum Ueberwintern von Kalthaus- oder zarten
Freilandpflanzen, ist selbstverständlich. — Während
auf jede Blume in den ersten beiden Abtheilungen
gezählt wird, nimmt man hier aus der dritten das
brauchbarste Holz zu Stecklingen für die wurzel-
echten, die während des Sommers im Freien, aber
immer in Töpfen, kultivirt werden und schon näch-
stes Frühjahr theilweise wiederum Verkaufspflanzen
liefern. Allein nicht blos die wurzelechten, aus
Stecklingen gezogenen Pflanzen liefern dieses Kon-
tingent für die Topfkultur, sondern auch ganz nie-
dere Veredelungen , die freilich nur eine Aushülfe
sind für verunglückte Hochstämme, die aber mei-
stentheils bessere Büsche geben, als die Stecklinge.
Jedermann weiss, dass die Winter- Veredelung im
Hause fast ganz abhängig ist von den L^nterlageu
und dass überall einige Kopulanteu verunglücken.
Diese, im Verein mit den zu schwachen LTnterlagen
werden nun okulirt mit Holz, der Wurzel so nahe
wie möglich, indem man 2 Augen einander fast
gegenüber einsetzt, und sobald das Auge eines kräf-
tigen Edelreises darauf gesetzt wird, sieht man nach
14 Tagen schon die Veredelung spitzen. Nur trage
man Sorge, bald nach dem Einsetzen des Auges
die Ränder der Berührungsflächen mit kaltflüssigem
Baumwachs zu verstreichen. Die Verwerthung der
krüppelhaftesten Unterlagen, die geringen Umstände
beim Aufbewahren der Veredelungen, bis diese an-
gewachsen (sie wachsen in jedem feucht- warmen
Hause, nicht gar zu fern dem Lichte) und der
schnelle und sichere Erfolg empfehlen diese Me-
thode als eine der allerbesteu.
Dass diese Art Veredelung auch im Sommer
viel schneller und sicherer ist, als die Okulation
mit dem ausgebrochenen Auge, dass man ferner
weit weniger an die Beschaffenheit der Unterlage
gebunden ist, als da, wo man die Rinde zu lösen
genöthigt ist, dies sind Umstände, die sie zu einer
bevorzugten machen und sie jedenfalls berufen er-
scheinen lassen, auch bei anderen Pflanzengattungen
die bis jetzt angewandten Veredelungs-Methoden theil-
weise zu verdrängen.
144
Die
Deutfcle ijagef = Uprlif^ermigs = .gefcffrc^oft
für (iiärtnereien
ju Berlin
übernimmt auch iu diesem Jahre Versicherun-
gen gegen Hagelschäden, an:
1. Fensterscheiben in Wohn- und Gewächs-
häusern und Mistbeetfenstern,
2. Gewächsen unter Fensterscheiben in Mist-
beeten, Treibhäusern, so wie im Freien,
3. Wein- und Obst-Erndten,
zu den billigsten Prämien.
Diese auf Gegenseitigkeit gegründete Gesell-
schaft hat seit der langen Zeit ihres Bestehens sich
das Vertrauen ihrer Mitglieder im vollen Masse ei--
worben. Unterstützt von den bedeutendsten Fach-
männern stellt sie die Hagelschäden in gewissen-
hafter Weise fest und zahlt sie zum vollen
Betrage aus.
Mit alleiniger Ausnahme des Jahres 1849 hat
die Anstalt ihren fünfjährigen Mitgliedern alljähr-
lich namhafte Dividenden und so auch für
das verflossene Jahr 18G3
22^ pro Cent Dividende
wieder gewährt.
lu dem entsprechenden Masse hat auch ihr Re-
servefonds zugenommen, dessen zeitige Höhe die
ausreichendste Garantie bietet.
Die E i g e n t h ü m e r von Wohn- und Fa-
brik-Gebäuden, welche grossen Theils bisher
diesen Versicherungszweig noch ausser Acht gelas-
sen, werden hiermit besonders eingeladen, die Fen-
sterscheiben ihrer Grundstücke zur Versiche-
rung zu bringen.
Die grosse Zweckmässigkeit gerade dieser Ai't
der Versicherung ist durch die vielen Schäden,
welche in den letzten Jahren an Fensterscheiben
vorgekommen, hinlänglich erwiesen und es wird
nur des Hinweises hierauf und auf die äusserst
niedrige Prämie bedürfen, ■ — welche in keinem
Verhältnisse zu dem Verluste steht, den ein Hagel-
schaden vei-ursachen würde, um die Eigenthümer
von Wohn- und Fabrikgebäuden zum Eintritt in
die Gesellschaft zu veranlassen.
Ebenso laden wir die Eigenthümer und
Pächter grosser und kleiner Gärten, von
Treibhäusern, Obst-Plantagen, Weinbergen
etc., von denen eine grosse Zahl inteOigenter Män-
ner zur Gesellschaft bereits gehört, hiermit ein, ihre
Gewächse und Fensterscheiben bei uns zu
versichern.
Für sie ist dies Institut um so wichtiger, als
gerade ihre Erzeugnisse durch Hagel am empfind-
lichsten leiden und ihren darin angelegten, oft be-
deutenden Kapitalien durch dasselbe ein sicherer
Schutz gewährt ist.
Königliche und städtische Behörden,
Kirchen- Vorstände und der intelligentere
Theil gewerblicher, so wie Privatbesitzer
und Pächter solcher Gärten etc., haben die
segensreiche Wirksamkeit der Anstalt bereits seit
langen Jahren durch ihre rege Theilnahme als Mit-
glieder der Gesellschaft anerkannt.
Je lebhafter die Betheiligung der Anstalt sich
zuwendet, je allgemeiner und umfangreicher die
Versicherungen, um so höher werden die Dividen-
den und dadurch um so niedriger die Prämien sich
stellen, während in gleicher Weise das Vermögen
der Gesellschaft, der Reservefonds und damit die
Garantie , welche die Anstalt schon jetzt gewährt,
sich noch mehr vergrössem und den Anforderungen
des betheiligten Publikums iu jeder Beziehung ent-
sprechen werden.
Nicht allein bei der Direktion in Berlin,
deren Bureaii
Aunen-Strasse Ne. 46, eine Treppe hoch,
sind die Gesellschafts-Statuten, Versicherungs- For-
mulare etc. zu Anträgen entgegen zu nehmen und
werden die Policen ertheilt, sondern findet dasselbe
auch bei den General-Agenten der Anstalt statt.
Diese sind:
1. Herr T. W. Kr am er in Breslau,
2. , F. Schönemann in Danzig,
3. „ J. A. Zobel in Görlitz,
4. „ Friedr. Wilh. Dalchow in Halle a. S.,
5. „ Adolf Less in Königsberg i. Pr.,
6. „ F. Kirchhof in Leipzig,
7. „ Ferd. Weyl in Posen,
welche Herren iu ihren einzelnen Rayons Spezial-
Agenturen zur Annahme von Versicherungen er-
richtet haben, die sie In ihren Bezirksblättern sei-
ner Zeit namhaft machen werden.
Berlin, den 1. März 1864.
Der Direktor: IVIai^x.
Raucher- Apparate
zur Vertilgung der schädlichen Insekten und Blatt-
läuse in den Treibhäusern und Beeten, mit Tabak
und Insektenpulver zu räuchern, die grossen zu
34 Thlr, die kleineren zu 2^ Thlr pro Stück, sind
wieder vorräthig und werden auf Bestellung nach
allen Gegenden verschickt von
Klempnermeister,
Leipzigerstr. 92 in Berlin.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
KommaQdanten-Strasse No. 62.
Druck der C. Feister 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zioten-Platz No. 3.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderung des (■<irteiibaiies in den Köni^l. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
I* vofessoi- II>r- K a, r 1 Iv och,
General-Sekretair des Vereines.
No. 19.
Berlin, den 14. Mai 1864.
Preis des Jahrganges 5j[ Thlr.,
sowohl bei Bezug dnrch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post- Vereines.
1
Inhalt: Die internationale Ausstellung von Pflanzen, Blumen und anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24.
April bis 1. Mai in Brüssel. — Die Gründung des botanischen Gartens der Königl. Universität Greifswald. Festrede,
gehalten am 16. Oktober 1863 vom Prof Dr. J. Munter, Direktor des botanischen Gartens. (Sehluss). — Comte
Leonce de Lambertje: Le fraisier, sa botanique, son histolre, sa culture. — Blühende Palmen des Berl. bot. Gartens.
Die
internationale Ausstellung
von ^flanjtn, jßlumen unb anbcrtn (ßfgenllänbrit
brr ®ärtnrrci
in den Tagen vom 24. .\pril bis 1. Mai
in Brüssel.
Internationale Versamminngen nnd internatio-
nale Ausstellungen anderer Art haben seit wenigen
Jahren bereits stattgefunden; sie trugen wesentlich
dazu bei, dass die verschiedenen Völker, so feind-
lich sie einander auch frülier gegenüber standen,
«ich versöhnten und zu edlerem Streben, zu edle-
ren Wettkämjtfen sich die Hände boten. Die In-
dustrie hat den Reigen der internationalen Ausstel-
lungen eröffnet, nachdem die Versammlungen deut-
scher Naturforscher und Aerzte schon vorher auch
Nicht-Deutsche bei ihren Berathungen gehabt und
gezeigt hatte, dass die Wissenschaft das Gemein-
gut aller Menschen sei. Auch die Landwirthschaft
hat bereits ihre Versammlungen allgemeiner gehal-
ten; es haben internationale Ausstellungen laud-
wirthschaftlicher Erzeugnisse und Gegenstände statt-
gefunden.
Am 24. April wurde in Brüssel eine internatio-
nale Ausstellung von Pflanzen und Blumen eröffnet.
Es traten auch Männer der Wissenschaft und der
Praxis zu gleicher Zeit zu einem internationalen
Kongresse zusammen, letztere, um ihre Erfahrungen
dem Urtheile der ersteren zu unterbreiten, erstere,
um ihre Forschungen in den Geheimnissen der Na-
tur der Beurtheilung der letzteren zu unterwerfen,
in wie weit diese zum Wohle der Menschen aus-
gebeutet und verwendet werden könnten. Pflanzeu-
und Blumenkultur sind mehr als alle andere Be-
schäftigungen von dem Frieden abhängig, sie ver-
langen die Versöhnung der Menschen, wie die
Pflanzen und Blumen selbst durch ihre harmoni-
schen Verbindungen der Formen und Farben mit
einander sich versöhnen und keine Misstöne auf-
kommen lassen. Pflanzen und Blumen sind die
Zeichen des Friedens und man hat vor Allem die
hehre Palme sprüchwörtlich gewählt als Zeichen
der Versöhnung zweier bis dahin feindlich einander
gegenüber stehender Völker.
Belgien, das neuti-ale Lsnd Europa's, dessen
Unabhängigkeit feierlich garantirt ist, hat in den
Tagen vom 24. April bis 1. Mai den Völkern des
zivilisirten Europa's die Friedenspalme gereicht; es
waren aus allen Ländern fast ^Männer der Wissen-
schaft und der Praxis gekommen; von den liebli-
chen Ufern transpyrenäischer Flüsse bis hin zu den
kühleren Gefilden Rnsslands, von den jetzigen Wohn-
sitzen der echt-germanischen Gothen im Norden bis
zu den Vertretern des Lateinerthumes im Süden wa-
ren Vertreter erschienen. Wenn auch die weiten
Entfernungen einiger Länder nicht gestatteten. Pflan-
zen und Blumen nach Brüssel zur Ausstellung zu
senden, so nahmen doch Repräsentanten aller Län-
der an den Verhandlungen des Kongresses Antheil
und werden, zurückgekehrt, Zeugniss ablegen von
dem hohen Stande, auf dem sich die heutige Gärt-
nerei in Europa befindet.
19
148
weiblichen Figur, die wohl eine Viktoria Jarstelleii
sollte, aus und setzten sich bis zu dem obern
Bande des Rahmens der seitlich befiudjiclien Spie-
gel, die zum Theil durch Pflanzen verdeckt waren,
fort. Auf diesen waren wiederum Blattpflanzen,
niedrigere Palmen, Farne, Aroideen u. s. w. ange-
bracht, so dass das Ganze an tropische, mit Wäl-
dern bedeckte Gebirge einigermassen erinnern konnte.
Es kam noch dazu, dass grade rechts und links von
den Spiegeln Gruppen von grösseren Blattpflanzen
aufgestellt und zum Theil vorgerückt waren. Fächer-
und andere Palmen, Cycadeen, Pandaneen, baumar-
tige Scitamiiieen, Dracäneen u. s. w. führten in vor-
züglich kultivirten Exemplaren tropische Vegetation
vor die Augen.
In dem Anbau befanden sich ähnhche Gruppen
von Blattpflanzen und Blüthensträuchei-n. Von den
letzteren waren die Rhododendren, von den ersteren
die Koniferen, Yukken und Agaven vorherrschend.
Auch die buntblättrigen Pflanzen, und zwar sowohl
die krautartigen, als diu holzigen, hatten hier haupt-
sächlich Platz gefunden. Ganz besonders nahmen
sich die buntblättrigen Gehölze des freien Landes,
welche in Töpfen angetrieben waren, aus; ebenso
erregte eine Sammlung von einigen 30, meist bunt-
blättrigen Epheu - Sorten die Aufmerksamkeit der
Schauenden. Nicht weniger galt dieses von den
neueren, ebenfalls meist buntblätti'igen Pflanzen, be-
sonders Japans, deren Einführung man dem be-
kannten Reisenden v. Siebold zum Theil verdankt.
Ausserdem waren aber von diesem noch allerhand
mit dem Pflanzenreiche in Beziehung stehende Ge-
genstände, so die Knorpelalgen, welche zu den ess-
baren Schwalbennestern den hauptsächlichsten Be-
standthcil geben, vegetabilisches Wachs, verschiedene
Matten, Stricke u. s. w. ausgestellt.
Pomona hatte in diesem Anbau neben Flora
ihre Produkte ebenfalls ausgebreitet. Man fand hier
unter Anderem Kernobst zum Theil noch in solcher
Schönheit, dass man glauben konnte, es sei eben
dem Baume entnommen. Aber auch Erdbeeren und
reife Trauben , beide getrieben luul von vorzügli-
chem Aussehen, fesselten diejenigen, welche die
Ausstellung besuchten.
Die Gartengeräthe und Instrumente hatten zum
grossen Theil auf einem freien Platze vor dem Aus-
stellungshause ihre Aufstellung gefunden. Da sah
man Zelte, Lauben, allerhand Garten-Möbels, Draht-
geländer, Hacken, Schaufeln, auch grosse und kleine
Blumen-Stellagen, letztere zum Theil sehr elegant
und mit einem diesen entspreciienden Preise. Ganz
besonders zog die Aufmerksamkeit das Spiralfeder-
Gestell für die Kultur der Weinreben auf sich.
Unkundige hielten es für ein grossartiges Matratzen-
Gestell für Riesen einer vergangenen Zeit.
Zwischen allen diesen Gegenständen des mensch-
lichen Fleisses waren ebenfalls schöne Pflanzen auf-
gestellt, um ihren Zusamnieidiang mit diesen darzu-
thun. Da sah man denn prächtige Bäume von
Orangen, von Lorbeer u. s. w., Exemplare der in
Belgien allgemein beliebten und auch sehr zu em-
pfehlenden Grevillea longifolia, zum Theil in wirk-
lich riesiger Grösse. Auch war ein Theil des freien
Platzes von dem Präsidenten der Acadeniie d'hor-
ticulture et d'arboriculture in Gent in Anspruch
genommen, um seine Muster- Formbäume unseres
Obstes aufzustellen. Blühende Rhododendren des
Freilandes in vorzüglich kultivirten Exemplaren,
sämmtUch in einer Grösse und in derselben Form,
schlössen den ebenbesagten Raum ab und waren
von demselben Gärtner (Joseph Baumann in Gent)
herangezogen.
So haben wir denn versucht, im Allgemeinen
ein Bild von einer Ausstellung zu geben, welche
wohl die grossartigste und gelungenste sein mag,
welche bis jetzt stattgefunden hat. Bevor wir je-
doch zu dem Speziellen übergehen, möchte es gut
sein, zuvor luich Einiges über ihre Entstehung und
Durchführung mitzuthelleu. Die Initiative ging von
der Königlichen Gesellschaft Flora in Brüssel aus;
mit grosser Bereitwilligkeit unterstützte aber die
belgische Regierung ein L'nternehmen, was bereits
jetzt schon Früchte getragen hat. Am 20. Januar
d. J. trat der dirigende Ausschuss unter dem Vor-
sitze des Senators Grafen von Ribeaucourt, und
der Theilnahme des Chefs der Ackerbau-Abtheilung
im Ministerium des Innern, A. Ronnberg, in's
Leben. Als Mitglieder fungirten ausserdem: Harry,
Bürgermeister in Laeken, Linden, Ehren-Direktor
des zoologischen Gartens in Brüssel, van den
Ouwelant, Präsident der Gartenbau -Gesellschaft
in Laeken und Mottin, Anwalt in Brüssel.
Erst später wurde von Seiten des Bundes der
vereinigten Gartenbau - Vereine Belgiens die Idee
eines mit der Ausstellung zu verbindenden Kon-
gresses für Botaniker und Gärtner aufgenommen
und auch durchgeführt. In der 9. Nummer der
Wochenschi'ift iiaben wir bereits das Programm in
deutscher Sprache wiedergegeben. Es ist nicht zu
leugnen, dass grade diese Vereinigung beigetragen
hat, dem Ganzen einen höhern Glanz zu verleihen.
Eine nicht geringe Anzahl der ausgezeichnetsten
Botaniker aus fast allen Ländern Europa's hatte
sich eingefunden. Wir nennen nur die Namen
Brongniart, Leco(|, Planchon, Fee, Santo
Garivaglio, Thomas Moore, Murray, Munter,
Regel, Fenzl, Hoffmann und Reichenbach.
Als Preisrichter waren Sachverständige aus der
Nähe und Ferne gekonrmen. Die Regierung selbst
hatte sich auf den Vorschlag der Gesellschaft Flora
149
die Ernemuiiig vorbehalten. Die Zahl der Preis-
richter betrug nicht weniger als 12G. Um rasclier
die Preissprechung zu Ende zu führen, wurden 6
Sektionen gebildet, von denen eine jede eine be-
stimmte Anzahl von Bewerbungen zu beurtheilen über-
nahm. Bei der Fülle der zu beurtheilenden Gegen-
stände darf es nicht auffallen, dass einzelne Sektionen
von früh Morgens 1 ü Uhr bis Abends 5 Uhr mit der
Beurtheilung und Preissprechung beschäftigt waren.
Die Verkündigung der Urtheile der Preisriciiter ge-
schah am letzten Tage der Ausstellung, am I.Mai, in
dem grossen Saale des Palais ducale. Se. Maje-
stät der König Leopold geruhten dem feierli-
chen Akte beizuwohnen und zu gleicher Zeit
einige in, der Wissenschaft oder in der Praxis her-
von-agende Männer durch Se. Excellenz, den Mi-
nister des Innern, zu Rittern des Leopold -Ordens
zu ernennen.
(Forlsetziinff folgt.)
Die
<i!rüiidiiiig des botanischen («artens
bfr ;ßönigl. Wniocrrität Orrifstoali.
.fpfircöe,
gehalten am 16. Oktober 1863 vom Prof. Dr. J. Munter,
Direktor des botanischen Gartens.
(Schlwss.)
A b r a h a m Mayer' .s Lehrthätigkeit endete am
1. März 1726 nach achtjähriger Dauer mit seinem
41. Lebensjahre. Der unterm 24. September 1726
in seine Stelle berufene und am 29. Juni 1727 re-
cipirte Dr. Christian Stephan Scheffel aus
Meldorp gewährte einen in jeder Beziehung wün-
schenswerthen Ersatz. Die zahlreichen Dissertatio-
nen und Programme dieses durch seine „Vitae
professorum medicinae" rühmlichst bekannten
Gelehrten sind zwar vorwiegend medizinischen In-
halts, allein die im Jahre l731 publizirte Abhand-
lung: „de seminibus plantar um eorumque
morte ac germination e" bekundet nicht allein,
dass er sich unter Boerhaave in Leiden mit Er-
folg der Botanik zugewandt hatte, sondern auch,
dass ihm die Fortentwickelung seiner Lieblingswis-
senschaft am Herzen lag, die er mit Lust und Liebe
lehrte und um derentwillen er alle diejenigen Pflan-
zen in seinem Privatgarten pflegte, deren er zu sei-
nen botanischen Vorträgen bedurfte. Ein Zeitge-
nosse Linnii's, im innigsten Verkehr mit dem Va-
terlande des Begründers des Sexualsystems und
rlurchdrungen von der Bedeutung und Nothwendig-
keit eines Gartens für den Lehrer der Botanik,
fand sich Scheffel ebenfalls gemahnt, die bisher
erfolglosen Anträge auf Giündung eines solchen zu
erneuern. Allein die der Fakultät gewordeneu Be-
scheide, sowohl im Jahre 1736 als 1738, schlössen
mit dem fast gleichlautenden und niclit mehr über-
rasciienden Refrain: „weil die cassa academica jetzt
nicht bei Vermögen, ein so kostbares Werk zu
übernehmen, es vor der Hand mit dem horto sein
Bewenden und einen Anstand haben müsse."
Sich in weiteren vergebenen Anträgen zu er-
schöpfen, war einem solclien Argumente gegenüber
vollkommen überflüssig. Schweren Herzens re-
signirte Scheffel, so wie Helwig, Gerdessen
u. A. vor ihm, auf die Erfüllung seines sehnlichsten
Wunsches, trat Indessen derselben in sofern wenig-
stens wieder näher, als bei Errichtung des Univer-
sitätsgebäudes (1750j der mlttlei'e der drei Gärten,
welche sich südwärts vom Neubau befanden, von
A. Mayer zu einem botanischen Garten de-
signlrt worden war. Leider nur erlebte Schef-
fel den Tag nicht mehr, an welchem diese seine
ersehnte ScJiöpfung ins Leben trat! — Um aber
doch nicht alier Hülfe baar zu sein, kaufte er aus
der Nachlassenschaft der Familie Helwig das 1633
von Monau begründete, durch die Helwig's we-
sentlich gemehrte und durch Karl Helwig nach
dem Tournefortschen Systeme angeordnete Her-
barium, fügte seine eigenen Saminlungen hinzu und
vermachte, wie aus seiner Biographie Christoph
Helwig's hervorgeht, jene interessante Pflanzen-
sammlung „dem zukünftigen botani sehen Gar-
ten zu Greifswald." *) Mit Zustinniumg des ge-
genwärtigen Bibliotheks- Vorstandes ist der Wunsch
des Legatars vor zwei Jahren endlicli In Erfüllung
gegangen !
Mit Scheffel's Tode schliesst der von 1559
mit Joel beginnende erste Zeitraum der Ge-
schichte der Botanik in Pommern. — Nach
Scheffel gehört die Botanik zwar noch ressort-
mäs.slg der medizinischen Fakultät zu , wird aber
faktisch und zuerst hierorts von einem Angehörigen
der philosophischen Fakultät vorgetragen. Mit
Scheffel endet aber auch die Periode resultatloser
Anträge auf Gründung eines botanischen Gartens,
dessen Unentbelirlichkeit Seitens der medizini-
schen Fakultät zur Genüge dargethau und bereits
aucli In jenem denkwürdigen Visitatlons - Recesse
vom 20. Mai 1702, § 16, anerkannt war, welclien
Karl XII. In seinem Hauptquartiere vor Warscliau
eigenhändig unterzeichnet hatte.
Die seitdem fort und fort gewachsene An-
zahl mehr oder weniger gut eingerichteter botani-
scher Gärten , die EiTiclitung und Verbindung
*) Futuro borte uiedico Gryphiswaldensi , de quo ador-
nando summa tandem spes affulget, aimis vitae meis finitis
destiuatum. Scheffel, Vitae Professorum (Chr. Helwigü) p. 195.
150
landwirthschaftliclier Lehrstühle mit den Universi-
täten Halle und Frankfurt a. d. ü., so wie die
immer mehr und mehr zur Verhreitung und Gel-
tung kommenden Lehren Joachim Jung's und
Kay 's, endlich aher ilic zahlreicher werdenden bo-
tanischen Reisen nach dem Oriente durch Tourne-
fort und nach überseeischen jiflanzenreicheu Län-
dern diu-ch andere Forscher hatten der Botanik
grosse und neue Gebiete zur Entfaltung nützlicher
Wirksamkeit erschlossen, die, wenn dauernd ge-
wonnen und ausgebeutet, dieser Wissenschaft für
lange Zeit die Hegemonie über ihre Schwestern
sichern mussten.
In dem Sohne eines armen schwedischen Land-
geistlichen zu Eäshult, Karl Liun^, ward der Bo-
tanik der Mann gegeljen, der ihr vermöge seiner
eisernen Beharrlichkeit und seines glühenden Eifers
diese Suprematie erringen half; der es verstand, für
jede der zahllosen, fast proteusartigen Gestaltungen
der Pflanzenwelt einen für alle Zeit sicher gestell-
ten Ausdruck zu finden, den (diaotisch und massen-
haft sich darbietenden „geformten Stoff" lichtvoll
anzuordnen und somit seine Wissenschaft von Grimd
aus zu reformiren.
Es konnte nicht fehlen, dass, so wie einst Pa-
dua, Basel und Leiden, nunmehr Upsala, — der
Sitz jenes nordischen Genie's, — der Centralpunkt
wurde, nach welchem wissbegierige Jünglinge ström-
ten und von welchem aus sie, kenutnissi eicher, in
alle Welttheile auszogen, um für ihren bewunderten
Lehrer neue unsterbliche Lorbeeren zu pflücken.
Auch nach Greifswald lenkte der letztern Einer
seine Schritte, tlieils um das botanisch noch so we-
nig gekannte „schwedische Pommern" zu durchfor-
schen, theils um sein Glück zu suchen — und — ■
es in der That zu finden: Samuel Gustav
Wileke, ein Kandidat der Theologie aus Schwe-
den. Nachdem derselbe im Jahre 176^ unter Pe-
ter Ahlwardt's Decanate die licentia legendi im
Schoosse der philosophischen Fakultät erlangt hatte,
durchwanderte der strebsame junge Mann fleissig
die Umgegend dieser Stadt und untersuchte, mit
dem „Systeme" seines grossen Lehrers in der
Hand, die Flora derselben. In kurzer Zeit sam-
melte sich eine Anzahl Zuhörer um ihn und er
wusste diese für die neugestaltete Wissenschaft so
zu gewinnen und an die Wissenschaft zu fesseln,
dass ihm das durch eigene Anstrengung gesam-
melte oder auch wohl auf seine eignen Kosten kul-
tivirte Material gar bald nicht mehr zureichte und
nicht mehr genügte. Aber der Garten von Upsala
stand ihm nicht mehr zur Seite und er beklagte
mit der vollen Frische eines jungen Mannes diesen
Mangel eben so lebendig als tief.
Von der unabweisbaren Nothwendigkeit der Er-
i-ichtung eines botanischen Gartens an hiesiger Uni-
versität auf das Vollkommenste überzeugt und im
Vertrauen auf seine gerechte Sache, wandte er sich
unter dem 7. September 17(33 an den damaligen
Kanzler der Universität, Grafen Axel Löwen,
setzte, auf des Kektors zugesagter Untei-stützung
fussend, unbefangen imd in anspruchsloser Beschei-
denheit die schwierige und bedenkliche Lage des
botanischen Unterrichts auseinander und hatte die
Genugthuung, nicht blos freundliches Gehör,, son-
dern auch ein richtiges Verständniss und die ge-
bührende Würdigung seiner Anträge zu finden.
Unterm 3. Oktober verfügte der Kanzler:
„dass das löbliche Vorhaben der Einrichtung eines
„horti botanici billig die gehörige Unterstü-
„tzung verdiene, dass er den Vorschlägen des
„Magister Wileke seinen Beifall gäbe und wün-
„sche, dass die Universität nicht nur den hinter
„dem akademischen Collegio belegenen und zum
„hortus botanicus bestimmten Platz zu der ab-
„gezielten Einrichtung einräume, sondern ihm
„auch zu dessen Kultur allen nöthigcn Vorschub
„und Beistand leiste, damit diese Anlage je eher
„je lieber zum völligen Stande komme und den
„Studirenden nützlich werde."
Diese dem Rektor A. Wcstphal am G. Okto-
ber in Grcifswald präsentirtc Kanzellariats-Verfügung
veranlasste ihn, unterm 9. Oktober 1763 an das
Concilium academicum ein Umlaufsschreiben erge-
hen zu lassen, welches wörtlich lautet:
„Da man nicht allein seit vielen Jahren damit
„umgegangen, einen hortum medicuni hierselbst
„anzulegen, sondern auch derselbe zu einem be-
„ sondern lustre unsrer Akademie gereichen kann.
,so glaube ich wohl nicht, dass wir Ursache ha
„ben können, uns dem gnädigen Ansinnen Seiner
„Hochgräflichen Excellence entgegen zu legen.
„Und zu welchem noch dieses kommt, dass der
„Herr Magister Wileke seit einem halben Jahre
„die historiam naturalem mit vielem Beifall sei-
„nen Zuhörern gelesen und auch verschiedene
„zu derselben gehörige Pieren drucken lassen;
„theils aber auch die Einrichtung des horti me-
„dici ohn endgeld lieh übernehmen will und
„nichts verlanget, als was zur Bezahlung derer
„Arbeitsleute und einiger Saamen und Pflanzen
„erfordert wird. Es ist anjetzt die höchste Zeit,
„wenn was angefangen werden soll, und ich er-
„ suche ergebenst, zu bestimmen, ob ich die Hände
„dazu bieten soll."
Des Rektors Vorschlag fand im strengsten Sinne
des Wortes unbedingte Anerkennung, jedoch
nicht so ganz unbedingte allseitige Annahme. Pro-
fessor v. Aeminga sprach nämlich den Wunsch aus,
dass das sofortige völlige Zustandekommen, wie
151
es im Eescripte hiess, so lange beanstandet werden
mochte, bis die verbesserten Amts-Intraden einen
gross ern Aufwand gestatteten, während Professor
DUlmert, der bekannte Historiograph Pommerns,
auf längere Erfahrungen gestützt, dringend wünschte,
dass gleich von vornherein die Einrichtung des an-
gestrebten Lehr- Apparates in einer solchen Weise
zur Ausführung käme, dass dadurch allen spätern
Klagen und Vorwürfen vorgebeugt würde. Die
jetzt etwa schlechten Kassen -Umstände könnten
ihn nicht bestimmen, eine kümmerliche Anlage
in's Leben treten zu lassen, liit grösster Bereit-
willigkeit stelle er das bisher von ihm kultivirte,
zum botanischen Garten designirte Terrain zur Ver-
fügung, verzichte auf Restitution aller auch noch
in jüngster Zeit von ihm gebrachten Opfer und
wünsche nur, dass die Arbeiten unverzüglich in
Angriff genommen würden.
Auf diese, im Grunde genommen doch wohl nur
einhelligen Vota gestützt, zog der Rektor das
leider ohne Datum*) gebliebene Conclusum:
„Rector und concilium academicum erkennet die
^rühmliche Vorsorge Seiner hochgräflichen excel-
,lence unseres hochwürdigsten Kanzlers mit un-
„terthänigem Danke und sollen bei dem neu au-
fzulegenden horto medlco unter der Direction
„des Herrn magister Wilcke die nöthigen und
„jetzt möglichen Arbeiten sogleich ihren An-
klang nehmen."
Wilcke aber, von diesem, seinen Wünschen
so überaus fördersamen Beschlüsse wahrsclieinlich
sofort in Kenntniss gesetzt und zu einem Kosten-
Anschläge aufgefordert, überreichte denselben heute
(16. Oktober) vor 100 Jahren mit dem Bemerken,
dass er bestrebt gewesen sei, die erste Anlage des
j,horti botanici" (wie er und der Kanzler das
neue Institut genannt wissen wollten) so wenig kost-
bar als tliunlich, herzustellen, dass aber demunge-
achtet sich die Kosten auf 200 Thlr belaufen wür-
den, die — • „jedoch nicht auf einmal zu be-
zahlen seien." —
Der zustimmende Bescheid muss wohl imver-
züglich eingetroffen sein; denn als Martin Hanke,
welcher seine höhere gärtnerische Ausbildung unter
Linn^'s Direktion im botanischen Garten zu
Upsala erlangt hatte, unterm 29. Dezember 1763
sich um die Stelle eines „hortulanus" bewarb, be-
merkte er in seinem Gesuche, dass er seit einigen
Monaten, ungeachtet der rauhen Witterung, bemüht
gewesen sei, den von der Akademie entworfenen
und ihm zur Ausfüln-ung übergebenen Plan des
botanischen Gartens in soweit zur Ausführung zu
*) Nach einer Notiz von Wilcke in der Vorrede zu sei-
nem Hortus Gryphicus (pag. 12) soll es der 11. Oktober 1763
gewesen sein.
bringen, dass es im Erühjahr 1764 „nur noch der
Bepflanzung mit einheimischen und ausländischen
Arznei- und andern Gewächsen bedürfe." Hanke's
Antrag auf Anstellung fand zwar vorläufig nur pro-
visorische, in zwei Jahren jedoch (29. August 1765)
seine definitive Erledigung. Aber unterm 23. Mai
1764 konnte Wilcke in dem von ihm zusammen-
gestellten und im Druck erschienenen ersten Gar-
ten-Kataloge bereits 1000 vorhandene Pflanzenarten
aufführen und nm Anlegung eines Gewächshauses
bitten.
Durch dieses Mannes energische Thätigkeit also,
so wie andrerseits auch durch den opferwilligen Ge-
meinsinn des damaligen gesammten Concils, welches
sogar einige Jahre später noch, dem Gründer des
Gartens ein Ehrengeschenk nach Altenkirchen, dem
spätern bleibenden Wohnorte desselben, nachsendete,
wurde demnach, ungeachtet der Bedrängnisse des
erst vor wenigen Monden beendeten siebenjährigen
Krieges, in kürzester Frist öin Lehr -Institut in's
Leben gerufen, welches 84 -jährige Vorverhandlun-
gen, Anträge und Rezesse bis dahin vergebens
erstrebt hatten. Mit der Gründung des Gartens
erfolgte nunmehr auch die Trennung der Arznei-
mittellehre von der Botanik für unsere Universi-
tät. Die Arzneimittellehre verblieb — wie billig
und in der Ordnung — bei der medizinischen Fa-
kultät; die Botanik aber, wenngleich dies vorläufig
rezessmässig noch nicht festgestellt war, wurde in
den Schooss der philosophischen Fakultät
verlegt, und von diesem neueren, erhöhteren Stand-
punkte aus ward es ihr möglich, freiem Blickes
sich nach allen Richtungen ihres erweiterten Hori-
zontes hinwenden und eine folgenreiche Thätigkeit
entfalten zu können, wiewohl sie nimmer und bis
zu dieser feierlichen Stunde nicht aufgehört hat, der
treuen Pflegerin, welche sie zwei Jahrhunderte lang
mit mütterlicher Sorgfalt beschirmt und herange-
zogen hatte, der Medizin nämlich, in Dankbar-
keit eingedenk zu sein.
Den Beschluss ihres Concils von 1763 auch
nur einen Augenblick zu bereuen, oder wohl gar
ihn zurückzuziehen, fand die Universität in dem
nunmelir abgeschlossenen vollen Jahrhunderte keine
Veranlassung; wohl aber knüpft sich au das un-
unterbrochen blühende Lehr-Institut manch' schönes
Gedenk- und Erinnerungsblatt. — Männer, wie
Kölpin, Weigel, Otto, Rudolphi, Quistorp,
Ledebour, Hornschuch, Hanke, Langguth,
Creplin u. A. hielten es der Anstrengung eines
Lebens werth, Wilcke' s Schöpfung zu erweitern
und zu verbessern, um sie, ihren Jüngern Schwe-
stern ebenbürtig, der Schwelle eines zweiten Jahr-
hundertes, ihrem heutigen Ehrentage, entgegen zu
führen.
152
Möge, so wie es heute und wie es zur Zeit
der Begründung dieser unserer Linn^'sclieu Schö-
pfting in gleicher Weise geschehen, freundliches
Wohlwollen auch ferner über jener friedlichen
Stätte walten, wo die Pflanzenwelt, selbst iln' ge-
heimstes Sein dem Auge des Wissensdurstigen
enthüllt.
€omte Leoiice de Ijiiinbertye:
Le fraisier, sa liotaiiique, soii hii^toire, sa culture.
Wir haben bereits im vorigen Jalirgange der
Wochenschrift ein Werkchen über Erdbeertreiberei,
was ebenfalls den Grafen Lambertje zum Verfasser
hat, besprochen (S. 376), wir verdanken der Freund-
liclikeit des Verfassers jetzt eine vollständige Mono-
graphie der Erdbeeren unter obigen Titel und ma-
chen deshalb aucli in Deutschland darauf aufmerk-
sam. Der Verfasser ist mehr Gärtner, als Botani-
ker, und hat hinsichtlich der Erdbeerkultur viele
interessante Erfahrungen gesammelt, ausserdem bei
der Bearbeitung auch andere Praktiker zu Rathe
gezogen, so dass er wohl im Stande ist, etwas
Vorzügliches zu geben.
Das Buch zerfällt in 3 Abtheilungen, von denen
die erste das Botanische, die zweite das Geschicht-
liche (die Kultur betreffend) und die dritte die
Kultur selbst umfasst. In Betrefl' der ersten stützt
er sich hauptsächlich auf Gay und auf Elisa Vil-
raorin, welche letztere in dem Jardin frnitier du
Museum die Erdbeeren bekanntlich bearbeitet hat.
Es thut uns leid, dass der Verfasser unsere bereits
1859 in der Wochenschrift veröfTuntlichte Abhand-
lung (S. 216) nicht gekannt hat, da er daselbst
Manches gefunden liätte, was ihm wichtig gewesen
wäre. So hätte er z. B. erfahren, dass die Fraga-
ria nilgerrensis Schlecht, schon früher von Zenker
als F. nilagirica beschrieben worden wäre und dass
auch auf Java eine eigenthümliche Art (Fr. chry-
sautha Zoll, et Mor.) wächst. Dass Fr. Grayana El.
Vilm. wirklich eine selbständige Art ist, bezweifeln
■wir; doch kennen wir sie noch viel zu wenig, um
ein Urtheil darüber abzugeben. Willkommen ist
gewiss das Verzeichniss der 41) Sorten, die der
Verfasser empfiehlt.
Die 2. Abtheilung ist interessant, denn sie ent-
hält das Geschichtliche über die Kultur der Erd-
beeren. Vor dem 16. Jahrhunderte scheint die
Pflanze nicht in Kultur gewesen zu sein. Schade,
dass der Verfasser nicht die deutschen und nieder-
ländischen (so wie belgischen) Väter der Botanik
gekannt zu haben scheint, denn sonst würde er
noch Erläuterndes gefunden haben.
Für uns hat die 3. Abtheilung den grössten
Wertli. Hier finden wir eine Menge Fingerzeige,
um durch die Kultur wohlschmeckendere und im
Ansehen bessere Erdbeeren zu erhalten. Mit Recht
legt der Verfasser den grössten Werth auf die Kul-
tur im Freien und behandelt namentlich in dieser
Hinsicht die bei uns viel zu sehr vernachlässigte
Monats-Erdbeere ziemlich ausführlich. Die Kultur
der amerikanischen Sorten wird allerdings jedoch
stets die Hauptsache bleiben.
In der Erdbeertreiberei sind die Franzosen uns
unbedingt voraus; Hamburg, wo überhaupt alle
Treibereien besser sind, als irgend wo in Deutsch-
land, vielleicht ausgenommen. Eben deshalb empfeh-
len wir diesen Abschnitt den Lesern ganz besonders.
ßlüliende Palnicii
des Berliner botanischen Gartens.
Immer mehr bewährt sich die Einrichtung des
Pahnenhauses im botanischen Garten zu Berlin: die
Pflanzen gedeihen, grünen und blühen, so dass
man wohl, wenn man seitwärts auf einer an den
Glaswänden herumführenden Gallerie steht, den
Begriff" von dem Aussehen eines tropisclicn Urwal-
des erhalten kann. Eben blüht eine grosse Livi-
stonia chinensis (Latania borbonica) von einigen
und 40 Fuss Höhe; auch andere Palmen, wie Ca-
ryota urens, verschiedene Chamädoreen u. s. w. ste-
hen in Biütlie. Dass Gh. Arenbergiana mit ihrem
dicken, dichtgedrängte Beeren von violetter Farbe
tragendem Kolben, ebenso wie Ch. Casperiana, wo
der Kolben mit zum Theil zusammengewachsenen,
aber grünen Beeren besetzt ist, die Typen von
Chamaedorea verschiedener Geschlechter tragen, sieht
man hier. Die kletternde Chamaedorea scandens,
welche ausserdem noch unter verschiedenen Namen:
Ch. desmoncoides, elatior, resinifera kultivirt wird,
blüht fast Jahr aus, Jahr ein. Wie diese und an-
dere Palmen vielfach ändern, so ist es auch mit
Synechanthus fibrosus der Fall. Es werden im
Berliner Palnienhause von letzterer 2 Formen kul-
tivirt, von denen die eine viel schlanker ist, elegan-
tere Blätter besitzt und deshalb leicht für eine ver-
schiedene Pflanze angesehen werden könnte, wenn
die gleichzeitige Untersuchung der Blüthen beider
Formen nicht die geringsten Unterschiede gegeben
hätten.
Verlag vou Karl Wiegaudt in Berliu,
Kommandanten-StrasHe No. 6^.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 3.
Wochenselutft
des
Vereines zur Reförderuiig des (lartenhaues in den Köiiigl. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
Ir*i-<>fessor Dr. K^arl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 20.
Berlin, den 21. Mai
1864.
Preis des Jahrganges 5-J^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Illuillt: 438. Versammlung des Vereines zw Beförderung des Gartenbaues, am 8. Mai. — Die internationale Ausstellung von
Pflanzen , Blumen und anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel.
(Fortsetzung). — R. W. A. Wörmann's Garten-Ingenieur, 1. bis 3. Lieferung.
Sonntag, den 2'J. Mai, .Mittags ^13 Uhr, ßnilet iiu I*a!nicnhausc des botanischen Gartens eine Veisammlnng des Ver-
eines zur Beförderung des (jartcnbaues statt, wozu die geehrten illitglieder eingeladen werden.
438. Versaiiiniliiii«;
des Veroinps zur Beförderung des Gartenbaues,
am 8. Mai.
Da der Vorsitzende verreist und der erste Stell-
vertreter krank war, übernalini der Garten-Inspek-
tor Bon ei) (5 als zweiter Stellvertreter den Vorsitz.
Zuerst wurde ein Ausschuss, bestehend aus den
Herren :
Direktor Dr. August, als Vorsitzenden,
Apothekenbesitzer Augustin,
Stadtältester Baerwald,
Inspektor Bouchö,
Hofgärtner Brasch,
Gasthofbesitzer Dreitzel,
Gasthol' besitzer D u d e r s t a d t ,
Hof'gärtner Hempel,
Thiergarten-Inspektor H e n n i n g,
Fabrikbesitzer Hcnsel,
Kunst- und Handeisgärtner L. Mathieu,
Professor Dr. Peter mann,
Kaufmann Prenss,
Rentier Sonntag,
Rentier Stiemke sen..
Rentier Viering
ernannt, um für das am 19. Juni stattfindende Jah-
resfest die nöthigen Vorbereitungen zu treffen. Ein
zweiter Ausschuss, bestehend aus den Herren:
Geh. Regierungsrath Heyder, als Vorsitzenden,
Obergärtner B o e s e,
Hofgärtner Brasch,
Kunst- und Handelsgärtner Christoph,
Rentier Danneel,
Obergärtner Gaerdt,
Obergärtner Kraus,
Kunst- und Handelsgärtner Lackner,
Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu,
Obergärtner Rein ecke,
Professor Schultz-Schultzenstein und
Kunst- und Handelsgärtner Späth
wurde ersucht, ein Programm für die Frühjahrs-
Ausstellung 1865 zu entwerfen und in der näch-
sten Sitzung vorzulegen.
Inspektor Bouch^ berichtete über die ausge-
stellten Pflanzen, die dieses Mal aus 3 Gärten ein-
geliefert waren. Obergärtner Körner hatte aus
dem Garten des Stadtrathes Soltmann 2 Rhodo-
dendren und 3 Azaleen ausgestellt; die eine war
eine Schaupflanze von vollendeter Schönheit als
Kronenbaum mit 2| Fuss Durchmesser, während
eine andere, deren halbgefüllte Blumen einen regel-
mässigen, fast flachen und runden Bau besassen,
bisher noch nicht in einer Ausstellung gesehen
worden war. Sie führte den Namen: Panline Mard-
ner. Auch das fleischfarbene Rhododendron Jean
Loeks ist zu empfehlen.
Obergärtner Boese hatte aus dem Garten des
Kommerzienrathes Leon. Reichenheim ein hüb-
sches Exemplar der Medinilla magnifica mit 7 gut
entwickelten, lang herunter hängenden Blüthentrau-
ben, ausserdem aber eine Laelia ohne Namen aus-
gestellt, welche sich durch sehr grosse Blüthen und
ganz helle, fast weisse Blumenblätter auszeichnete.
Endlich verdankte man demselben eine Blüthe der
reizenden Orchidee: Paphinia cristata.
20
154
Aiuh ObergärtiKT Kraus aus dein Garten des
Kittergutsbesitzers M. Reichenheim hatte 3 Or-
chideen ausgestellt und unter ihnen das noch neue
und ausserdem auch seltene Aerides Veitihii, so
wie das in der Kultur schwierige Saccolabium cur-
vifolium mit mehrern Blüthentrauben in der diesen
eigenthümlichen rothen Farbe. Endlich verdankte
man ihm ein blühendes Cypripedium Hookerae.
Inspektor Bouch^ legte ein sehr grosses Exem-
plar der sogenannten Jericho-Rose, d. h. der abge-
storbenen und in einem Knäuel zusammengezogenen
Crucitere: Anastatica Hierochuntica, vor. Bekanntlich
behält diese Pflanze auch die Eigenschaft, getrock-
net Wasser anzuziehen, in Folge dessen <Iie ein-
gekrümmten Aeste ihre ursprüngliche flache Stel-
lung wieder einnehmen. Sie wächst in allen wär-
meren Wüsten des Orientes und in Aegypten.
Sonst ist Anastatica Hierochuntica eine sehr uii-
scheinliche Pflanze, welche bei uns im Freien als
Sommergewächs stets klein bleibt und nur wenige
Aeste treibt.
Obergärtner Boese hatte auch (xloxinien in
einigen Töpfen mitgebracht, wo der Kelch dieselbe
weissliche Farbe als die Krone angenommen und
demnach sich eine Art äusserer Blumenkrone gebil-
det hatte. In weniger entwickeltem Zustande hatte
Obergärtner Boese Blumen mit dieser eigenthüm-
lichen Kelchumbildung schon im vorigen Jahre vor-
gelegt. Interessant war die Beständigkeit der Ab-
art, da fast alle aus Samen erzogenen Exemplare die-
selbe Eigenthümlichkeit zeigten. Es ist zu wün-
schen, dass der Besitzer weitere Aussaat- Versuche
macht, um dadurch vielleicht eine Blumen-Form zu
erziehen , die einen noch grösseren ästhetischen
Werth besitzt.
Inspektor Bouche machte auf das Um]>fropfen
alter Bäume aufmerksam. Namentlich in unseren
Gegenden habe man oft Obstbäume, welche schlechte
Früchte bringen. Man stehe mit Recht an, derglei-
chen gesunde Bäume umzuhauen ; durch das Um-
pfropfen könne man aber in kurzer Zeit sich bes-
sere Früchte verschaflen. Er habe in den Annalen
der preussischen Landwirthschaft einen darauf be-
züglichen Artikel geschrieben, auf den er deshalb
aufmerksam machen wolle.
Professor Koch legte eine Medaille vor, wie
sie in Gold bei Gelegenheit der Jubelfeier des um
Botanik und Gärtnerei hochverdienten Geheimeraths
und Professors Dr. von ^lartius in München von
seinen zahlreichen Freunden überreicht worden war.
Da die ganz ungewöhnlichen Witterungs- Ver-
hältnisse des gegenwärtigen Früldings nicht ohne
die nachtheiligsten Folgen für den Betrieb der
(iärtnerei sein können, sondern auch störend und sogar
vernichtend auf die Entwickelung der Pflanzen einwir-
ken müssen, so dürfte es nicht ohne Jsutzen sein, die
erheblichsten Momente der Witterungs-Verhältnisse
dieses Frühlings zu vermerken. Inspektor Bouche
referirte demnach, wie folgt:
, Mitte März zeigte das Thermometer des Mor-
gens G Uhr meistens 4 — 5° Kälte, von da ab nahm
die Wärme so zu, dass wir am 26. Gewitter hat-
ten. Nach diesem kühlte sich das W^etter aber wie-
derum ab; fast der ganze April blieb nicht nur
kalt, sondern es fror des Nachts bisvyeilen ziendich
stark, denn am 29. zeigte das Thermometer um G
I'hr Morgens —U".
Der schöne Mai-Monat hat seinen Ruf bis jetzt
nicht bewährt, denn um C Uhr Morgens zeigte das
Thermometer am 1. — 1" bei Schnee und Regen,
am 4. sogar — 4", am 5. — 2", am 6. — 3", am
7. — 3" und erst heut am 8. blieb bei einer Tem-
peratur von -f- 3° der Nachtfrost aus. Die für die
Vegetation durch die Kälte herbeigeführten Miss-
stände werden durch eine enorme Trockenheit der
Luft und des Erdbodens noch vermehrt, und den
Pflanzen auch fühlbarer."
An dieses anschliessend, hielt Rechnungsrath
Schneider einen längern Vortrag über den Zu-
sammenhang der Planeten -Konstellationen und der
Witterungs -^erhältnisse, wodurch eine Vorausbe-
rechnung der Temperatur möglich wird. Grade in
diesem Jahre lasse sich die Richtigkeit der Berech-
nungen nachweisen, weshalb derselbe hierauf be-
zügliche Mittheilungen machte. Während des bo-
tanisch - gärtnerischen Kongresses in Brüssel hatte
Rechnungsrath Schneider ebenfalls einen Vortrag
über diesen Gegenstand gehalten und eine hierauf
bezügliche Schrift vorgelegt, aus der Jedermann,
der sich dafür besonders intercssirt, die nöthige
Belehrung erhalten kann.
Geh. Regierungsrath Hey der berichtete aus-
führlich über die grosse internationale Ausstellung
von Pflanzen und Blumen in Brüssel, dem Ober-
gärtner Gaerdt und Professor Koch noch Einiges
hinzufügten. Da ein ausführlicher Bericht, in dem
alle die hier gegebenen Notizen beinitzt werden,
in der Wochenschrift gegeben wird und der An-
fang bereits unter der Presse sich befindet, so ver-
weisen wir auf diesen und bemerken nur noch,
dass Dr. Nedzielsk V einige Photographien, welche
von verschiedenen Punkten der Brüsseler Ausstel-
lung genommen waren, zum besseren Verständniss
vorlegte.
Zu gleicher Zeit machte Dr. Nedzielsky noch
auf eine Birn, Poire Basiner, welche von de Jonge
in Brüssel gezüchtet ist, in schönen Exemplaren auf
der Ausstellung vorhanden und von ihm hinsicht-
lich ihres ganz vorzüghchen Geschmackes versucht
worden war, aufmerksam. Nach seiner Meinung
155
verdient die Bini Eeaclitiiug und kann Gruiulbe-
sitzeru nicht genug empfohleu werden, weslialb er
sich erlaubte, Besclireibuiigen dieser Birn zur besse-
ren Kenntnissnahme vorzulegen.
Professor Koch theilte mit, dass nocli vor sei-
ner Abreise von Seiten des Öekietärs des Bundes
der vereinigten Gartenbau -Gesellschaften Belgiens,
Ferd. Kegeljan, wie aus der 15. Nummer der
Wochenschrift zu ersehen ist, die von dort aus ver-
sprochenen Pfropfreiser angekonunen und alsbald
zur Vertheilung gebracht worden wiiren; der freund-
liche Geber habe ihm aber noch ein Verzeichniss
neuerer J^irnen mit Bemerkungen über deren Wertli
niltgetheilt. Mit (j seiner poinologisehen Freunde
war Ferd. Kegeljan seit einigen Jahren mehr-
mals zusannnengekommen, um die Früchte der
neueren Birnen zu versuchen und hatte dann die
Beobachtungen angemerkt. Prof. Koch glaubte,
dass ein solches Verzeichniss für Viele, die sieh
neuerdings mit Pomologie beschäftigten und auch
die besseren Sorten des Auslandes gern haben
möchten, interessant sei; er behalte sich deshalb
vor, in einer der nächsten Nummern der Wochen-
schrift dieses mit den Bemerkungen um so mehr
abzudrucken, als Ferd. Kegeljan sich auch be-
reit erklärt habe, Pfropfreiser der betreuenden Sor-
ten, so weit CS ihm selbst möglich sei, Liebhabern
zur Verfügung zu stellen.
Professor Ko eil liatte während seiner Keise die
Gelegenheit benutzt, Ferd. Kegeljan in Namur
zu besuchen. Derselbe ist ein grosser Pflanzen-
und Blumenfreund, wie bereits auch bei Gelegen-
heit von Berichten früherer Ausstellungen zu erse-
hen ist. Seine schönsten Pflanzen befanden sich
grade in Brüssel und wird Näheres über sie dort
gefunden werden. Obst wird in der Umgegend
von Namur sehr viel gebaut und auch zum Theil
ausgeführt. Iifteressant waren die grossartigen Erd-
beer-Anjjflanzungcn, die auf der einen Seite von sich
längs der Maas hinziehenden Anhöhen in sehr lich-
tem Gehölze sich befinden und alljährlich eine be-
deutende Ausfuhr nach Norden möglich machen.
Ubergärtner Kraus theilte mit, dass die rauhe
Luft leider ihm nicht erlaubt hätte, noch 2 schöne
Orchideen: Aerides virens und Fieldingii, auszustel-
len; er fordere deshalb alle diejenigen, welche sich
für die Orchideen interessiren , auf, die beiden ge-
nannten Arten im Garten des Eittergutsbesitzers
Mor. Reichenheim in Augenschein zu nehmen.
Aerides virens möchte kaum in der Weise (mit 18
herunterhängenden Blüthentrauben) wo anders ge-
sehen Worden sein.
Professor Koch theilte mit, dass während der
Brüsseler Ausstellung auch die Versteigerung der
Agaveen des Rentier's van der Vinnen stattge-
funden habe. Bekanntlich wurde die Sammlung
bei Lobzeiten des Besitzers Niemandem gezeigt;
jetzt gingen die einzelnen Pflanzen nach allen Sei-
ten hin. Das \'erzeichniss ist von Seiten der Re-
daktion in Deutschland verbreitet worden und wird
wohl in die Hände aller derer, welche sich für
diese schönen Pflanzen interessiren, gekommen sein.
Es ist sehr zu bedauern, dass sich nicht ein Lieb-
haber gefunden, der wenigstens von jeder Art ein
Exemplar behalten hat.
Kaum möchte eine -. Samnduug existiren, wo
die Pflanzen sich in so vorzüglichem Zustande be-
finden, als es hier der Fall war. An den Blättern
war auch nicht die geringste Beschädigung zu fin-
den. Dazu kam auch die so bedeutende Grösse der
meisten Exemplare. Eine buntblättrige Agave xj-
lonacantha besass über 3 Fuss lange Blätter, eine
A. schidigera hatte dagegen 1-? Fuss Durchmesser;
ebenso eine A. ^^erschart'eltii.
Hier vermochten Botaniker umfassende Studien
zu machen. Da Aussaaten vielfach gemacht waren,
hatte man auch Gelegenheit zu sehen, wie sehr
einzelne Arten, besonders hinsichtlich der Farbe,
ändern. Um welche Preise übrigens Liebhaber und
Gärtner einzelne Pflanzen gekauft haben, begreift
man bei inis gar nicht; dergleichen wurden mit
7 — 900 Fr. bezahlt. Von Deutschen hat nur Lau-
rentius in Leipzig einige interessante Formen er-
standen.
Endlich wurde vom Inspektor Bouche der
Ausspruch der Preisrichter mitgelheilt:
Verhandelt Berlin den 8. Mai 1864.
Die unterzeichneten Preisrichter kamen nach
langer Berathung über die Preiswürdigkeit der bei
der heutigen Versammlung des Gartenbau-Vereines
ausgestellten Pflanzen dahin überein, dass
den Orchideen des Rittergutsbesitzers Rei-
chen heim (Obergärtner Kraus),
den Orchideen, der Mediuilla und den Glo-
xinien des Kommerzienrathes Reicaen-
heim (Obergärtner Boese),
einen ganz gleichen Werth beizulegen, und dass
keiner von beiden Aufstellungen der Vorzug vor
der andern zu geben sei. Da nun nicht anzuneh-
men, dass es zulässig sein werde, 2 Preise zuzuthei-
len, so Hessen die Preisrichter das Loos entschei-
den, wobei die Prämie den Orchideen des Ober-
gärtners Kraus zufiel.
Die Preisrichter geben die Zulässigkeit der
Form dieser Entscheidung anheim.
V.. g. u.
Ueyder. Reiaecke. Orass.
20"
156
Die internationale Ausstellung;
non |)flanjcn, iSluincn unb anbrrrn ®fgcn|länbrn irr (Gärtnerei
in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai
in Brüssel.
(Fortsetzung.)
Bevor wir mit der speziellen Beschreibuug be-
ginnen, erlauben wir uns einen Plan des Ausstel-
lungs-Gebändes zu übergeben. Der Theil, wie er
bereits für Gegenstände der Kunst benutzt und
demnach schon vorhanden war, ist durch die Buch-
staben A und B bezeichnet, der Anbau hingegen
durch die Buchstaben C und 1). Da, wo Haupt-
gebäude und Anbau zusammenstossen, waren von
ersterem die Wände herausgenommen. G ist der
vor dem Aussteliungs- Gebäude befindliche Eaum.
Pfeile bezeichnen den Eingang daselbst und die
Richtung nach rechts, die man beim Schauen neh-
men musste. In dem obern Winkel des Anbaues
befand sich eine Thür, welche aber imr von Ar-
beitern, und zwar in der frühen Morgenzeit, be
nutzt werden durfte. Der eigentliche Ausgang be-
fand sich neben dem Eingange zu dem Hauptge-
bäude. A war der für Warmhauspflanzen abge-
sperrte Raum. E die Stelle mit den Spiegeln und
der Wasser-Parthie, F hingegen bezeichnet die Ta-
feln, wo das Obst und die frischen Gemüse sich
befanden. In G zogen sich längs des Ausstellungs-
Raumes die Jos. Bau mann 'sehen Formen -Obst-
bäume, eingefasst von Rhododendren, hin. Dicht
am Eingange von aussen befand sich das Buieau.
Die Preise bestanden aus 13 goldenen, 57 ver-
goldeten und in einem Rahmen eingefassten, 106
einfach vergoldeten, 91 silbernen und 36 bronzenen
Medaillen der Gesellschait. Ausserdem hatten aber
noch Se. Majestät der König der Belgier 2 Ehren-
Jledaillen, die Königlichen Hoheiten, der Herzog
und die Herzogin von Brabant, so wie der Graf
/M. /;«. /so. fte.'JJr.rj- .
von Flandern, grosse goldene Madaillen zur Verfü-
gung gestellt, denen später noch 2 Ehren-Medaillen
beigefügt wurden. Bei der Preissprechung wurden
82 Medaillen nicht zugesprochen, wogegen mau
bei andern Aui'gaben, die vorzüglich gelöst waren,
nicht vorhergeseliene Preise, und zwar wiederum in
33 Medaillen bestehend, übermittelte. Die Zahl der
zur Vertheilung gekommenen Medaillen betrug dem-
nach 311.
Die Zahl der Aussteller betrug 202, die zu-
sammen 460 Bewerbungen für die 153 Aufgaben
eingeliefert hatten. Wir wollen nun die Einsen-
dungen etwas näher betrachten und das, was im
Allgemeinen interessiren könnte, zur Kenntnis« brin-
gen. Der spärlich uns zugemessene Rainn erlaubt
uns leider nicht, ausführlich zu berichten: wir wer-
den jedoch im Verlaufe der Zeit noch Fragmente,
soviel ims deren zu sammeln die kurze Zeit unse-
rer Anwesenheit in Brüssel gestattete, in der Wo-
chenschrift geben. Natürlich macht unser Bericht
auf Vollständigkeit, am Allerwenigsten auf Er-
schöpfung des vorhandenen Materiales, keinen An-
spruch. Dazu gehören mehrseitige Kenntnisse, als
uns zu Gebote stehen. Wir können nur das her-
ausheben, was uns selbst am meisten interessirte
Tind worüber uns auch ein Urtheil zustand.
1. Die erste Aufgabe verlangte 75 Schau-
pflanzen in 50 Arten oder Abarten, also P^xem-
plare mit vorzüglicher Kultm-. Es ist dieses eine
Aufgabe, wie man sie gewöhnlich in den Program-
men zu den Ausstellungen findet, wie ihr aber keines-
wegs in der Weise, wie hier, entsprochen wurde. Es
157
galt in der Regel nur der Zahl, nicht der Kultur.
Die Preisrichter begnügten sich meist, wenn die ein-
zelnen Exemplare nur einigermassen den Ansprüchen
genügten und man alle zusammen zu einem harmo-
nischen Ganzen vereinigt hatte. 3 Bewerbungen
waren eingegangen, von denen die eine vom Am-
brosius Verschaffclt in Gent den Sieg davon
trug. Ohne Ausnahme waren die 75 Exemplare
vollendete Schaupflanzen, mit denen man eine Aus-
stellung allein hätte machen können. Selbst in
vinseren grössten Ausstellungen würde man kaum
den fünften Theil finden und vielleicht jeder ein-
zelnen Pflanze ein Preis zusprechen. Um diese
75 Exemplare heranzuziehen, bedurfte es einer un-
endlichen Mühe und einer langen Zeit, die weit
über die zurückgeht, wo die internationale Ausstel-
lung zur öffentlichen Kenntniss kam. Natürlich er-
hielten diese 75 Schaupflanzen den 1. Preis: die
grosse goldene Medaille. Wir werden vielleicht
noch Gelegenheit haben, speziell über die Gruppe
zu berichten.
Die zweite Bewerbung war durch den Handelsg.
de Kost er in Brüssel geschehen; die Sammlung er-
hielt den 2. Preis. Im Hintergrunde befanden sich
hohe Kamellien in Pyramideuform und diesen zur
Seite mächtige Azaleen, unter denen die A. optima
durch ihre Grösse, Kultur und ihren Blüthen-Reich-
thum sich besonders auszeichnete. Sehr schön war
eine Kalmia latifolia, welche wohl die als splendens
in den Handel gekommene Form darstellen möchte,
und eine bengalische Rose mit grossen dunkelblut-
rothen Blüthen. Auch einige Orchideen befanden
sich darunter. Am meisten interessirte uns eine
blühende Beschorneria, welche unter dem Namen
B. yuccoides vorhanden war, aber eine neue noch
nicht beschriebene Art darstellt und von uns als-
bald besprochen werden wird.
Die 3. Bewerbung hatten die Gebrüder Bruy-
lant in Brüssel eingeliefert. Sie ähnelte der vori-
gen und stellte ebenfalls eine zusammenhängende
(iruppedar. Es fanden sich auch hier mehre interessante
Pflanzen darunter; unter ihnen schöne Exemplare
des Hebeclinium macrophyllum und atrorubens, der
Andromeda pulverulenta und der Acacia paradoxa.
Die beiden Eriostemons und Barosnien zeigten eine
besonders gute Kultur.
2. In der 2. Aufgabe waren blühende Pflanzen
in nur 30 Arten oder Abarten und in 50 Exemplaren
vorgeschrieben. Von den 3 Bewerbungen trug die
des Vorsitzenden des Gartenbau-Vereines in Laeken,
van den Ouwelaut, den Sieg davon. Die Exem-
plare waren fast ohne Ausnahme sehr gross; na-
inentlich nahm sich eine Kamellie von 7 Fuss Höhe
und 5 Fuss Breite, mit weissen Blüthen überfüllt
und von rothblühenden Rhododendren umgeben,
reizend aus. Mehr nach vorn befanden sich wiede-
rum weissblühende Eriostemons, umgeben von feuer-
rothen Clerodendren. Clianthus puniceus und Stre-
litzia Reginae trugen ebenfalls zur Verschönerung
des Ganzen bei.
Den 2. Preis erhielt die Gruppe des Handels-
gärtners van Riet in Brüssel. Sie schien noch
mannigfacher, wie die vorige, zu sein. Mimosen,
Francisceeu, Diosmen, grossblühende Daturen, Rho-
dodendren , baumartige Päonien traten besonders^
hervor. Die 3. Bewerbung hatte der Haudelsgärtner
Decraen in St. Gilles ausgestellt. Ein prächtiger
Habrothamnus elegans war hier im Hintergrunde,
umgeben von 7 verschiedenen Azaleen. Ausserdem
fielen blUheude Callistemon's, Epakris und Choro-
zemen hauptsächlich in die Augen. Am meisten in-
teressirte uns wiederum eine blühende Beschorneria,
und zwar die echte yuccoides.
3.U.4. Noch kleinere Gruppen, Blüthenpflan-
zen von 25 Exemplaren und in 15 Arten oder Ab-
arten vertreten, verlangte die 3. und 4. Aufgabe,
(und zwar für Liebhaber und für Handelsgärtner
gesondert). Nur eine Bewerbung, die der Frau
Tertzweil-Boucqu<5 in Gent, war für die erstere
eingegangen und erhielt den 1. Preis. Azaleen,
Rhododendren, Akazien, Correen und Diosmeen bil-
deten die Hauptpflanzen. Unter den Handelsgärt-
nern wurde Dallifere in Gent der erste Preis zu-
gesprochen. Seine Gruppe enthielt bekannte Biü-
thensträucher, von denen wir Gastrolobium Drum-
mondii und Enkeanum, Hexacentris mysorensis,
Goodia latifolia laid Ceanothus papillosus nennen.
Der ältere Rosseeis, Präsident der Gartenbau-Ge-
sellschaft in Löwen, erhielt für seine Gruppe den
2. Preis. Seine Pflanzen waren besonders gut kul-
tivirt und meist auch in grossen Exemplaren vor-
handen; namentlich galt dieses von Erica alba, Ju-
sticia rosea mit 12 Blüthenstengeln, Pultenaea stricta,
Aloe soccotrina und Habrothamnus elegans.
5. In der nächsten Aufgabe wurden 12 Pflan-
zen verlangt, die direkt eingeführt waren und
sich noch nicht im Handel befanden. Bei
der Zusprechung der Preise nahm man es zum
Theil nicht ganz genau, da weder hier, nocli bei
der folgenden Aufgabe immer von Seiten der Aus-
steller entsprochen wurde. Die Handelsgärtnerei von
Veitch in London erhielt den ersten Preis. Hübsch
war eine niedrige Marautacee mit weiss panachir-
teu, länglichen Blättern von den Philippinen. Ohne
Zweifel gehört sie dem Genus Phrynium an. Ueber
sie behalten wir uns das W^ eitere vor, so wie über
die anderen 11 Pflanzen, und bemerken nur, dass
ausserdem Gymnogramme Pearcei, Mai-attia Cooperi,
Retinospora Veitchii und Primula cortusoides amoena
uns am meisten gefielen.
158
Den 2. Preis erhielt die Sammlung von A. Ver-
schaffelt in Gent. Unter den Pflanzen möchte
am meisten Cibotium regale, die eigontiiümliche,
dem Astrocaryiim Borsigianum (Stcphensonia gran-
difolia und anreo-picta der Gärten) selir nahe ste-
hende Palme, welche den vorläufigen Namen Eege-
lia majestica hatte, und Dieffeiibachia spcctabilis mit
verschieden gefleckten Blättern die Anfmcrksaiiikeit
der Liebhaber auf sich gezogen haben.
12 neue und noch nicht im Handel befindliche \
Pflanzen hatte ebenfalls Linden in Brüssel ausge-
stellt. Es ist nicht zu leugnen, dass ausgezeichnete
Arten darunter sich befanden. Es galt dieses na-
mentlich von der Euphorbiacee der Philippinen,
welche den vorläufigen Namen Mappa fastuosa er-
halten hat, ferner von Crescentia Liboniana, von
der bereits von uns zuerst beschriebenen Calathea
picturata, welche übrigens A. Verschaffelt eben-
falls unter dem Namen Maranta van den Heckei
ausgestellt hatte, von der reizenden Kupala ele-
ganlissima und dem Philodendron vom Amazonen-
strome. ,
Auch der bekannte japanische Reisende von
Siebold in Leiden war mit 12 Neuigkeiten er-
schienen , welche sämmtlicli aus Japan eingeführt
waren. Interessant erschienen uns die Htuartia
grandiflora, die neuen Formen der Aucuba jajionica,
die Kirsche mit hängenden Aesten und die beiden
Formen der ßohdea japonica.
6. Die 6. Aufgabe verlangte 25 Pflanzen,
die erst im vorigen Jahre eingeführt wur-
den. 6 Bewerber hatten sich eingefunden. A.
Verschaffelt in Gent erhielt den 1. Preis. Die
4 japanischen Ahorn- Arten, der bereits früher von
uns erwähnte Calamus Impöratrice JMarie, Ficus
Porteana, Zamia Baraquiniana, Cryptomeria elegans
und Chamaeranthemum reticulatum möchten am
meisten Gefallen finden. Unter den 2.Ö Pflanzen
Linden's, der den 2. Preis erhielt, inachen wir auf
Saurauja sarapiquensis, unbedingt die schönste aller
Arten dieses Geschlechtes, auf Stcrculia Blaneoi,
auf das früher von uns schon beschriebene ( 'occocypse-
lum cupreum, auf Adhatoda marmorea und auf die
neue Cycas aus Kaledonien aufmerksam.
Der Handelsgärtner Esser in Düren bei Aachen
hatte ebenfalls eine interessante Sammlung neuer
Pflanzen ausgestellt, die um so mehr Literesse ver-
dienten, als sie meist von ihm selbst eingeführt waren
und zum grössten Tlieil sich noch gar nicht im
Handel befinden. Vor Allem waren Palmen, be-
sonders Calamus - Arten, buntblättrige Orchideen,
einige Araliaceen und Stadtmannien vorhanden,
die gewiss mit der Zeit Gefallen finden werden.
Wir billigen, dass der Besitzer seinen neuen Pflan-
zen keine bestimmte Namen gegeben und sie ein-
fach anstatt eines Art-Namens mit No. L, 2. u. s. w.
bezeichnete. Durch das willkürliche Namengeben
der Pflanzen von Seiten der Gärtner wird viel Ver-
wirrung in der Nomenklatur hervorgerufen.
Unter den 25 neuen Pflanzen von A. v. Geert
in Gent zeichneten sich die Kingia australis, in
einem sehr schönem Exemplare, ferner Dracaena
phrvnioides, Laportea Teysmanniana und Stimulans,
Drosera binata, Jambosa magnifica, Amaryllis pro-
cera, die wir bereits ausführlich besprochen, und
Fagraea imperialis, aus. Auch Jean Vcrschaf-
felt in Gent hatte 25 neue Pflanzen aus dem
Jahre 1863 ausgestellt. Die hübsche Pinanga ma-
culata kennen wir bereits; noch enq)felilenswerther
vielleicht ist Chamaerops multifida aus Afrika stam-
mend. Ausserdeu) nennen wir Pandanus siamensis,
Cliniocandra obovata, die eigenthl'unliclie buntblät-
trige Form des Hibiscus Rosa chinensis, welche
dem Namen F. Coopcri erhalten hat, Aglaonema
commutatum, Buehnieria bifida und Alsophija late-
brosa.
Wiederum war v. Sic buhl mit 25 Pflanzen in
die Schranken getreten. Auch hier handelte es
sich nur um japanische Arten, die wohl zum gros-
sen Thcil unsere Aufmerksamkeit verdienen. Man
sah hier die echte Cleyera japonica, die sich we-
sentlich von der der Gärten (Distylum racemosum)
unterscheidet, ferner die blaiiblüliende llydrangea
Eugeniae, Stauntonia hexaphylla, einige Hex - Ar-
ten, Citrus Daidai, Meistera cernua, Damnacanthus
Indiens mit bunten Blättern u. s. w.
7. Bei der 7. Aufgabe: G neue Pflanzen,
hatten die Preisrichter keinen Preis zugesprochen.
Veitch und A. Versehaffelt hatten sich bewor-
ben. Da wir die Pflanzen schon frülier erwähnt
haben, können wir sie füglich hier übergehen. Eine
niedliche, wenn auch für uns nicht neue Gesne-
riacee, war Sarmienta rei)cn8, von Veitch ausgestellt.
8. Zum ersten llale blühende Pflanzen,
der Zahl nach .'], waren ausgestellt von Veitch
und erhielten dieselben auch den Preis. Ausser
dem schon besprochenen Erantlienium tuberculatum
befand sich hier noch eine weissblühende Primula
eortusoides von besonderer Schönheit, so wie ein
Dracophylluni, dem pungens ähnlich, aber mit wei-
cheren Blättern.
9. Der neunten Aufgabe: eine einzige neue
Pflanze in Blut he, war fünfmal entsprochen
worden. Den 1. Preis erhielt die Prunus Pseudo-
Cerasus, eine halbgefüllte Art, von Siebold ein-
geführt, den zweiten dagegen das schon mehr-
mals von uns genannte reizende Anthurium Scher-
zerianum, was neuerdings Veitch von Wendland
angekauft hat. Nach Mittheilung des Professors Fenzl
in Wien ist die Pflanze übrigens schon früher in
159
Wien eingeführt gewesen; man bat bereits nugar
reifen Samen (birt gewcjiinen, diesen ansgcsäet uiul
junge Pflanzen erbalten. Anssenlem liatten sieh
beworben: A. Verscbaffelt mit einer Auenba ja-
ponica femlna. Es war dieses ein präelitiges Exem-
plar mit ungefärbten , dunkelgrünen Blättern und
dicht mit feurig -rotben Beeren besetzt. Dagegen
verdankte man Jean Verschaffelt ein ausgewach-
senes Exemplar der reizenden Echeveria agavüi-
des, von der wir sehen früher gesprochen haben,
so wie endlieh ein Exemplar der nicht minder schö-
nen Grevillea pteridifolia, welche in der Tluit zart-
laubigen Farnen ähnliche Blätter besitzt.
10. Die 10. Aufgabe verlangte dagegen eine
neue, nicht blühende Pflanze; von 5 Seiten
hatte man liier zu entsprechen versucht. Wiederum
liatte Veitcb eine jMarantacee, die ohne Zweifel,
so reizende Arten wir auch schon kennen , das
Schönste darstellt, was bis jetzt aus dieser Familie
eingeführt wurde. Es ist ein Phryniuni aus Peru,
welchem wir auch zu Ehren des jetzigen Besitzers
den Beinamen Phr. Veitchianum geben wollen. Erst
nächstes Jahr wird die Pflanze, die jetzt den ersten
Preis ei'hielt, in den Handel kommen. Der 2. Preis
wurde A. Verschaffelt für seine Dieffenbachia
Baraquiniana, eine sehr hübsche Art, wo Blattstiele
und der obere Theil des Stammes eine milcbweisse
Farbe haben, zugesjirochen. Nach Schott ist die
Pflanze D. humilis Poepp. Jean Vers chaf feit
hatte ebenfalls mit einer Pflanze, und zwar mit
Chamaerops multifida melanocantha Lem., einer hüb-
schen, walir6cheinlicli niedrig bleibenden Palme sich
beworben, ebenso Bouccjueau, Eigenthünier in Ni-
velles, mit einer noch unbestimmten Pflanze vom
Senegal und endlich Kunst- und Handelsgärtner
Esser in Düren mit einem neuen Campylobotrys.
11. Sämlinge eigener Zucht hatten 1.3 Be-
werber eingeliefert. Den 1. Preis erhielt wiederum
Veitcli für einen sehr schönen Cattleya-Blendling;
ausserdem verdankte man ihm auch 2 interessante
Goodyera- Blendlinge: G. Veitchii und Dominiana.
Der 2. Preis wurde hingegen Parker, Kunst- und
Ilandelsgärtncr in der englischen Grafschaft Surrey,
für einen Rhododendron - Blendling zugesprochen.
Andere Blendlinge genannter Pflanze (Rubis, P^m-
p^reur de Mexique und Roi de Portugal), welche
Ijouis de Smeet in fient geliefert, verdienen eben-
falls, empfohlen zu werden. Von den übrigen hier-
her gehörigen Pflanzen nennen wir noch als beach-
tenswerth: Paeonia arborea alba gigantea von Lau-
rentius in Leipzig, ein buntblättriges Lilium spe-
ciosum, so wie ein buntblättriges Sedum Fabaria
(vielleicht auch Telephium) von Rodigas in Saint-
Trond und eine reizende Camellia: Comte de Flan-
dre, von van Eeckhaute in Gent. Die übrigen
hierher gehörigen Sämlinge waren Azaleen, zum
Tiicil mit schöner Farbe und mit schönem Bau.
(Furtsetzling folgt.)
K. W. A. Wöi'iiiaiiii's
Gartcii-lnjjoiiK'ur, I. bis 3. Lioferiiiig.
Unter diesem Namen erscheint ein Handbuch
der gesammten Technik des Gartenwesens in der
Weise, wie wir nichts Aehnliches besitzen; es füllt
deshalb auch eine Lücke in der Garten -Literatur
aus. Audi aus dieser Ursache heissen wir das
Buch willkommen. Li 2 Versammlungen des Ver-
eines zur Beförderung des Gartenbaues (s. S. 387
des vorigen und S. 77 des jetzigen Jahrganges)
ist bereits auf das Werk vorläuiig aufmerksam ge-
macht und auch empfohlen worden.
Es ist auf 14 Lieferungen berechnet, von denen
eine jede aber als etwas Abgeschlossenes und für
sich Bestehendes betrachtet werden kann, auch als
stelbständige Bearbeitung von der Verlagshandluug
abgegeben wird. Von Seiten dieser ist alles ge-
schehen, um dem Ganzen ein wohlgefälliges Aeussere
zu geben; man muss anerkennen, dass weder Mü-
hen noch Kosten gescheut sind. Papier und Druck
lassen nichts zu wünschen übrig und die dazu ge-
gebenen Abbildungen, zum Theil in gelungenem
Farbendruck, sind sehr sauber ausgeführt. Dazu
kommt ein verhältnissmässig billiger Preis.
Von den 3 uns vorliegenden Lieferungen um-
fasst die erste die Kulturkästen und Mistbeete
und wird von ö Tafeln Abbildungen erläutert. Laien,
denen die Mittel fehlen, kostspielige Gewächshäuser
zu unterhalten, bekommen hier Anweisung, wie sie
sich doch etwas einrichten können, wo sie Manches
mit Vortheil überwintern oder sich den Bedarf an
Beetpflanzen selbst heranziehen. Sie erfahren ferner,
wie man Mistbeete einrichtet, um sich ebenfalls sein
Frühgemüse heranzuziehen. Aber auch alle die,
welche Gewächshäuser besitzen, bedürfen der Kästen
und Mistbeete.
Das Werkchen zerfällt in 2 Abtheilungen, von
denen die erste die Anlegung der Kästen und Mist-
beete, die andere die Kastenbedeckungen enthält.
Speziell einzugehen, erlaubt uns nicht der Raum;
wir könnten doch nichts Ausführliches geben. Eine
genaue Beurtheilung überlassen wir auch Sachver-
ständigeren.
Die 2. Lieferung hat den besonderen Titel: die
Teppichgärten, deren Entwurf und Anlage.
Der neueste Geschmack nähert sich in der Gärt-
nerei wiederum der Zeit Ludwig XIV., ist zum
Theil noch barocker geworden. In der Nähe der
160
Wohnungen mag der Luxus gereclitfertigt sein und
mit den Menschen daselbst in Harmonie stehen; auf
Spatziergängen und zu grösseren Anlagen passt er
sicher nicht. Der Verfasser spricht sich in seinem
Werkchen zunächst über Teppich- Anlagen im All-
gemeinen aus und legt die Prinzipien, nach denen
gehandelt werden muss, daselbst nieder. Hierauf
geht er zu den einzelnen Formen über. Sauber
und nett ausgeführte Zeichnungen erläutern den
Text. Auf diese Weise werden Muster von 25 Ro-
settenteppichen, von 5 Teppichen in symmetrischer
Form, von 4 Kantenteppichstücken, von 8 Teppich-
eckstücken und von ebenso viel Eckteppichen gegeben.
In der 3. Lieferung befinden sich Anleitungen
über Kanal- und Ofenheizungen, so wie über
Trärtnerwohnungen, also über 2 Gegenstände,
die eigentlich nicht zusammenpassen. Wir hätten
lieber gesehen, wenn dagegen die übrigen Heizun-
gen angeschlossen worden wären. Kanalheizuugen
sind überhaupt nur noch in kleineren Orten und
auf dem Lande zu rechtfertigen, wo kleinere Hei-
zungen genügen, zumal sachverständige Leute tür
die andern Heizungen kaum vorhanden sind, und
deshalb Reparaturen derselben nur schwierig ausge-
führt werden können. Eine Anleitung dazu ist
demnacli gerechtfertigt; was hier darüber gesagt 1
ist, versteht man leicht. Blumen-Liebhaber auf dem
Lande möchten im Stande sein, wenn sie sich in-
formirt haben, die nöthigen Kanal- Anlagen selbst '
zu machen.
Die Gärtnerwohnung muss so eingerichtet sein,
dass sie mit der ganzen Anlage im Zusammen-
hange ist. Leider findet man dieses nur selten, im
Gegentheil bringt man auf dem Lande den Gärt-
ner mit dem untergeordneten Personale des Gutes
in Verbindung. Wie man in diesem Falle noch
-verlangen kann, dass das Schöne durch ihn vertre-
ten werden soll, begreift man niclit! Li vorliegen-
der Abhandlung wird zunächst ein einfaches Gärt-
nerhaus geschildert; dann beschreibt der Verfasser
das Gärtnerhaus in Verbindung mit dem Gewächs-
hause. Nicht weniger Beachtung verdienen die 3 fol-
genden Abschnitte: Gärtner- und Beamten-Wohnung
mit der Lage nach Garten und Hof, oder in der Mitte
eines Gartens gelegen und endlich grosses Gärtner-
Wohnhaus. Die dazu gehörigen Zeichnungen er-
leichtern auch hier das Verständniss.
Wir wollen wünschen, dass die anderen Liefe-
rungen etwas rascher nachfolgen, nicht weniger je-
doch, dass sie die nötliige Anerkennung finden.
Wenn auch die einzelnen als etwas Abgeschlossenes
betrachtet werden können, so tritt der Werth doch
erst hervor, wenn das Ganze vollendet ist.
Laiidwii'the, Gärtner und Gartenfreunde.
Verlag vou Ferdinand Enke in Erlangen,
zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes.
Gartenflora. Allgemeine Monatsschrift für deutsche,
russische und schweizerische Garten- und Blumen-
kunde und Organ des russischen Gartenbau-Ver-
eines in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vieler
Botaniker und Gärtner Deutschlands etc. heraus-
gegeben von Dr. E. Regel. Erster bis drei-
zehnter Jahrgang LS 5 2— 1864, h 12 Hefte mit
24 kolorirten und 12 schwarzen Abbildungen in
Farbendruck. Lex. 8. geh. Der Jahrgang 4 Thlr
oder 7 fl. Ausgabe mit schwarzen Abbildungen.
Der Jahrgang 2 Thlr oder 3 fl. 30 kr.
Neycr, J. G., der rationelle Pflanzenbau. 9 Theile.
I. Theil. Die Lehre von der Entwässerung des
Bodens 16 Sgr. oder 54 kr.
n. Theil. Populäre Geometrie und die Guts-
Taxation . . 1 Thlr 18 Sgr. oder 2 fl. 48kr.
HL Theil. Bodenkunde und Düngerlehre
1 Thlr 16 Sgr. oder 2 fl. 36 kr.
IV. u. V. Theil. Die landwirthschaftlichen Nutz-
und Handelspflanzen. 1. und 2. Band
3 Thlr 24 Sgr. oder 6 fl. 44 kr.
VI. Theil. Obst- und Beerenfrüchte
2 Thlr 10 Sgr. oder 4 fl.
VII. Theil. Die Gemüsepflanzen
VIII. Theil. Die bildende Gartenkunst in Ver-
bindung mit der Nutzgärtnerei
1 Thlr 2 Sgr oder 1 fl. 54 kr.
IX. Theil. Die landwirthschaftlichen Obst- und
Waldbäume und Sträucher zur Anlage von
Holz- und Waldbeständen
22 Sgr. oder 1 fl. 16 kr.
Meyer, J. G., der Weinstock, seine rationelle Kul-
tur, Eigenschaften und Benutzung, mit beson-
derer Rücksicht auf die K echt 'sehe Methode
24 Sgr. oder 1 fl. 20 kr.
Otto, Aij der Rosenzüchter oder die Kultur der
Rosen in den Töpfen und im freien Laude, gr.
8. 1858. geh. . 1 Thlr 6 Sgr. oder 1 fl. 56 kr.
Reicliardt, Dr. E., Ackerbauchemie, oder die Che-
mie in ihrer Anwendung auf Agrikultur, gr. 8.
I 1861. geh 3 Thlr 18 Sgr. oder 6 fl.
Wir offeriren
liiliiini auratiim
in starken , blühbaren , so eben aus Japan impor-
tirten Zwiebeln, das Stück zu 5 Thaler pr. Cassa.
Laurentius'sche Gärtnerei
in Leipzig.
Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin,
Kommandanten-Stra-^se N'o. 62.
Druck der C. F eis te r 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
ZietonPlatz No. S.
Wochenschrift
des
Vereines xiir ßeförderiiii^ des (ilarteiibaiies in den Köiiii!;!. Preiissischeii SUaten
für
Ciiärtiierei und Pflaiizeiikiiiide«
Redakteur :
I*rof essoi- I>r. Iv a v 1 Xv o e h ,
General-Sekretair des Vereines.
No. 21.
Berlin, den 28. Mai
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowolil bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post - Vereines.
Inhalt; Overduin und die gärtnerischen Zustände auf VValcheren. — Die internationale Ausstellung von Pflanzen, Blumen und
anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brü.ssel. (Fortsetzung.) —
Sountag, den 29. Mai, Mittags ^13 Uhr, liiiilet im l'almenhause des botanischen Gartens eine Versammlung des Ver-
eines zur Beförderung des Garteubaues statt, woiu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
Overduin
lind die giirtiicrischoii /iiD^täiidr auf Walrlicreii.
Sclun einmal habe ich über eine Ausstellung
Walcheren's, einer der 7 Inseln der niederländischen
Provinz Seeland, berichtet, (5. .Jahrg. S. 331). Es
sei mir erlaubt, noch einmal auf diesen äussersten
Vorposten des germanischen Landes im Westen zu-
rückzukommen; sollte es auch nur deshalb sein,
um einestheils darzuthun, dass der Aufschwung, den
das Gartenwesen in neuerer Zeit genommen, durch
fast alle Gauen von Europa's Kultiirländeru sich
erstreckt und dass auch die entferntesten Gegenden
nicht zurückbleiben, anderiitheils um auch von we-
niger zugänglichen Himmelsstrichen und den gärt-
nerischen Zuständen daselbst Kiuide zu geben. Seit
Eisenbahnen und Dampfschiffe weit auseinander ge-
legene Orte näher gebracht haben , grosse Entfer-
nungen eigentlich gar nicht mehr existiren, möchte
es vielleicht für den einen oder andern Pflanzen-
freund sogar einen besonderen Eeiz haben, einmal
nach einer Gegend zu gehen, die etwas ausser dem
Wege liegt und in der doch etwas Anderes gebo-
ten wird, als man gewöhnlieh sieht.
Selbst eine Reise von Rotterdam nach jMiddel-
burg, der Hauptstadt des niederländischen Seelandes
auf Walcheren, hat ihre Annehmlichkeiten für einen
Bewohner des Binnenlandes, besonders wenn er
die Gelegenheit hat, die Inseln bei Ilochfluth und
dann wiederum bei niederem Wasserstande zu se-
hen. Die Reise geht nicht direkt die Maas aufwärts
in das offene Meer, sondern aufwärts bis Dordrecht,
um hier in den südlichen Arm genannten Flus-
ses einzutreten. Man macht zu Schiffe die nicht
unbedeutenden Umwege, um durch die Berührung
volkreicher Städte einen höheren Ertrag zu gewin-
nen. Schliesslich verlässt man auch den südlichen
Arm der Maas, um in der Scheide die Fahrt nach.
Middelburg fortzusetzen.
Grosse Wasserflächen boten sich auf der Hin-
fahrt hier und da den Augen dar, wenn auch nicht
in der Weise, wie es in Baedeker's Reisehandbuch
heisst, dass die Ufer kaum zu erkennen sind. Auch
möchte nicht leicht noch .Jemand an der breitesten
Stelle, dem Jlollandscli Diep, Seekrankheit bekom-
men. Schwimmende Fässer zeigen dem Schiffahrer
die Richtung seines Weges an, um nicht auf Sand-
bänke zu gerathen. In der Ferne erblickt man die
Inseln mit den Klrchthürmen und sonstigen hohen
Gebäuden. Bisweilen scheint es, als träten diese
selbst unmittelbar aus den Fluthen hervor. Näherte
man sich den Inseln, so erschaute man schöne Al-
leen, welche nach dem Iiniern führen. Man liest
und hört so viel von holländischen Linden; was
Wunder demnach, dass auch ich diese allentlialben
zu sehen glaubte, bis ich mich endlich überzeugte,
dass, wie jenseits des Kanales, in England, nicht
die Linde, sondern die Ulme der allgemein zu Al-
leen benutzte Baum in den Niederlanden ist. Plötz-
lich verengert sich das Wasser: ich würde ge-
glaubt haben, mich auf einem unserer grösseren
Flüsse, auf der Elbe oder auf dem Rheine, zu be-
finden, wenn nicht die eigenthümliche holländische
21
162
Bauart in Dörfern oder Städten mir entgegen ge-
treten wäre.
Wie ganz anders war die Eückfalnt. Es schien,
als wenn sicli die grossen Wasser verlaufen hätten,
denn allenthalben sah man Sandbänke. Eingesetzte
Kiefernbäume bezeichneten ihre Grenzen und stan-
den jetzt auf dem Trocknen, während sie auf dem
Hinwege mit ihren Kronen aus dem Wasser her-
vorgeragt hatten. Wirft man einen Blick auf mi-
sere Keisekarten, so sieht man, wie unrichtig diese
im Allgemeinen sind. Grade in Seeland ist in den
letzten Jahrzehenden sehr viel Land gewonnen.
Kleinere Inseln, die früher durch breite Wasser-
flächen getrennt waren, liegen jetzt dicht neben
einander und sind selbst zum Theil mit einander
verbunden. Das Philippsland ist heut zu Tage auf
der einen Seite vom Festlande nur durch ein
sehr schmales Wasser getrennt, während es auf der
andern (West-)Seite sich ebenfalls sehr vergrös-
sert hat.
Middelburg liegt zwar im Innern der Insel
Walcheren, ein Kanal führt jedoch bis auf den
Marktplatz. Es fand grade eine Ausstellung von
Pflanzen und Blumen in Middelburg statt; so hatte
ich gleich Gelegenheit zu sehen, was auf der Insel
vorhanden ist. Von auswärts war wenig beige-
steuert. Wenn man bedenkt, dass die Insel nur
4 Stunden im Durchmesser besitzt, dass ausser der
Hauptstadt Seelands nur noch der Kriegshafen
Vliessingen auf ihr befindlich ist, so muss man sich
freuen, doch so viel und so mancherlei Pflanzen
und Blumen zu finden, als hier geboten wurde.
Es waren keineswegs etwa nur die gewöhnlichen
Blüthensträucher und Marktblumen, man fand auch
Neuigkeiten, deren Einführung man erst den letz-
teren Jahren verdankt. Kcjnifcren und buntblättrige
Pflanzen scheint man auf Walcheren zu lieben.
Von den ersteren hatten 2 Liebhaber recht hüb-
sche Gruppen zusammengestellt, in denen sich
Exemplare in bester Kultur vorfanden; es waren
dieses vor Allem eine Araucaria Cunninghami glauca
und eine Pinus palustris.
Ausserdem sah ich einige Blüthensträucher, die
auch an andern Orten, wo vielleicht eine grössere
Konkurrenz geboten wird, Anerkennung gefunden
hätten. Es galt dieses namentlich von einer Me-
dicago 'arborea und einer Acacia verticillata, beide
in Pyramidenform. Eine andere Akazie hatte 6
Fuss Höhe und '.j Fugs im Durchmesser. Eine
])rächtige Hex fand ich mit Blättern, welche die l'orm
einer Eiche besassen. Die vorhandenen Cinerarien
standen an Schönheit der Blumen und an guter
Kultur kaum denen in Brüssel nach. Sonst herrschr
ten Kamellien, Ilhododendren und Azaleen vor; auch
Sparmannia africana scheint man auf der Insel zu lieben.
Während meiner fi-ühern Berichterstattung einer
Ausstellung in Middelburg hatte ich auf die fehler-
hafte Nomenklatur aufmerksam zu machen mir er-
laubt; um so mehr musste ich jetzt anerkennen,
dass die Pflanzen im Durchschnitt nicht allein rich-
tig benannt, sondern auch die Namen ohne Fehler
geschrieben waren. Ich bemerke diesen Umstand
um so mehr, als man leider bei uns, ganz beson-
ders aber in Belgien und Frankreich, viel zu we-
nig Sorgfalt auf eine geregelte Rechtschreibung
legt. Anderntheils legt es Zeugniss ab, wie man
sich grade in einem entfernten Lande, als Seeland
ist, Mühe gibt, wissenschaftlichen Anforderungen
nachzukommen.
Während meiner Anweseidieit in Gent vor 2
Jahren hatte ich die Ehre, einen Pflanzen- und Blu-
menliebhaber der Insel W^alcheren, den Gutsbesitzer
de Jonge van Ellemeet, ^Mitglied der General-
staaten, kennen zu lernen; seitdem hatte ich wieder-
holt als Preisrichter bei Pflanzen- und Blumen-Aus-
stellungen mit ihm fungirt. Bei Gelegenheit der
jetzigen Reise nach Brüssel entsprach ich sehr gern
der mehrfach mir ausgesprochenen Einladung, ihn
auf seinem Landsitze Overduin bei Oostkapelle zu
besuchen, um zu gleicher Zeit auch die von Touri-
sten kaum berührte, aber interessante Inselgruppe
kennen zu lernen. De Jonge van P^llemeet ist
nicht allein Pflanzenliebhabe'r, auch Pflanzenkenner.
Seine Sammlung von Cacteen ist vielleicht eine der
grössten und vollständigsten, welche wir in Europa
haben. Auch besitzt er manche Agaveen, die ich
bis dahin nicht lebend gesehen und die mir deshalb
bei meinen Studien über diese Familie von Interesse
sein mussten.
Ausserdem hoft'te ich, nachdem ich in dem
eigentlichen Holland vergebens nach grösseren Gär-
ten und Anlagen in echt holländischem Style ge-
forscht und nur hier und da einzelne Reste gefun-
den hatte, dergleichen auf den mehr isolirt liegen-
den Inseln Seeland's zu sehen. Die Abbildungen
von Lustgehegen, Schlössern un<l Dörfern, welche
sich in dem Werke: de zegepraalende Vecht (d. h.
die triumphirende Vecht) befinden, so wie die der
Herrschaft Middagten im Gelderlandc, herausgege-
ben von van der Laau en Hcnd, hatten mein In-
teresse dafür in Anspruch genonuiien. Doch wie
Alles dem herrschenden Zeitgeistc folgt, so schie-
nen auch die echt holländischen Anlagen schon
längst von Seeland, wenigstens von Walcheren ver-
schwunden zu sein; es kam mir selbst vor, da ich
auch nicht die geringsten Spuren sah, als wenn
selbst dergleichen niemals vorhanden gewesen wä-
ren. Doch ich wurde reichlich durch das entschä-
digt, was mir sonst geboten wurde.
Die Physiognomie der seeländischen Inseln ist
163
von der des eigentlichen Hollands ganz verschieden.
Hier ist es tief gelegenes Moor- und Torfland, was
durch kostspielige Deiche gegen die in der Regel
höher liegenden Fluthen des Meeres geschützt wer-
den muss; die Inseln Seelands — es betrifft dieses
vor Allem Wakhereii — liegen dagegen höher als
das Meer. Ein mit Sand gemischter und schwerer
Lehm bildet einen fruchtbaren Boden, der wohl in
den verwitterten Ilesten thierisilier und pflanzlicher
Stoffe reichliche Nahrung darbieten kann. Während
daher Holland mehr Weideland darbietet und für
Viehzucht geeignet erscheint, will diese auf Wal-
cheren und den übrigen Inseln Seelands gar nicht
gedeihen. Dagegen wächst Weizen ganz vorzüg-
lich und gibt grosse Erträge. Die Wiesen sind
schlecht, da wahrscheinlich der grössere Gehalt an
Salz schon In einer geringen Tiefe den Gräsern
nachtheilig Ist. Man sieht sich deshalb gezwungen,
die Saubohne (VIcia Faba) in den 7-jährigen Tur-
nus der Ackerbevvirthschaftung mit aufzunehmen,
vor Allem um Futter für die Pferde zu haben.
Kopfklee wird zwar zur Ergänzung gebaut, hält
aber nicht lange aus. Wie fruchtbar übrigens der
Boden ist, ersieht man daraus, dass bei dem 7-jäh-
rigen Turnus nur einmal, und zwar gleicli anfangs,
gedüngt wird und trotzdem der Weizen drei Mal
darin vorkonmit. Im letzten Jahre liegt der Acker
in Brache.
Die holländische Kelnllchkelt erstreckt sich auch
auf den Ackerbau. Unkräuter gehören zu den Sel-
teulielten; die natürliche Folge ist, dass der See-
länder Weizen in der Regel auch einen höhern
Preis besitzt. W^ährend meiner Anwesenheit auf
Walcheren (Mitte April) war man damit beschäf-
tigt, den Weizen grade so wie die Hackfrüchte zu
behacken. Es wurde mir zwar erzählt, dass dieses
nur wegen des Unkraixtes, was ich aber bisweilen
trotz des eifrigen Suchens gar nicht fand, geschehe;
mir schien dagegen der Nutzen haupsächllch in der
Lockerung zu liegen, damit die Luft mit ihren näh-
renden Bestandtheilen in den sehr schweren Boden
besser eindringen könne. Die kleinen Pflanzen
standen ziemlich weit auseinander, so dass auch das
Behacken sehr gut vor sich gehen konnte; sie hat-
ten sich deshalb auch weit mehr bestockt, als es
bei uns, wo man leider viel zu dicht säet, der
Fall ist. Trotzdem drillt man den Weizen nicht,
sondern säet Ihn breltvvürfig. Die Bauern haben
sich so an die weitläufige Saat gewöhnt, dass sie
es mit einer Regelmässigkeit thun, als wären die
Körner mit der Hand gelegt.
Die Physiognomie Walcherens weicht, wie be-
reits erwähnt, wesentlich von der Hollands, ab.
Wasserstrassen, auf denen die Kommunikation vor
sich geht, und Dämme, auf denen hier und da eine
Strasse dahinführt, gibt es auf Walcheren nicht;
ebenso sucht man weit hin sich ziehende Weiden
vergebens. Nichts als Ackerland, durch das die
schmalen, meist makadamasirten, in der Nähe der
Städte selbst mit aus Backsteinen bestehenden Trot-
tüirs versehenen Strassen führen, auf beiden Seiten
von Gräben begränzt, über denen Gebüsch steht.
Dieses Gebüsch besteht am Häufigsten aus Esche,
weniger aus Weide oder Ulme, bisweilen auch aus
Acer Negundo, und Ist Schlagholz, was alle 5 bis
7 Jahre gefällt wird. Einzelne hohe Ulmenbäume
ragen heraus oder es ziehen sich sogar kleine Al-
leen nach den Dörfern und nach den Landsitzen.
Gegen das Meer hin und noch vor den Dünen
gibt es auch kleine Wälder, meist aus Elchen be-
stehend, die man wahrscheinlich angelegt hat, um
die heftigen Winde abzuhalten. Die Bäume sind
nicht hoch und ausserordentheh sparrig gewachsen,
so dass der Maler Manches für seine Phantasie
finden würde. Die Insel ist auf diese Weise recht
hübsch bewaldet. Das Sehlagholz bietet eine an-
sehnliche Einnahme für den Grundbesitzer dar und
Q-Ibt den Bewohnern der Insel ihr Brenn -Material.
Torf gibt es gar nicht und wird in geringer Menge
aus Holland eingeführt.
Reizend nehmen sich die meisten Landsitze aus,
welche von Park ähnlichen Anlagen von oft ziem-
lich grosser Ausdehnung umgeben sind. Der prak-
tische Holländer verlangt aber auch hier einen
reellen Nutzen neben dem geistigen Genüsse, des-
halb richtet er die Anlagen so ein , dass ein Theli
derselben wieder aus Schlagholz besteht. Damit
dieses aber das ästhetische Gefühl des Spatzlergän-
gers nicht beeinträchtigt, wird es auf beiden Selten
der Wege und Pfade durch bleibendes Gebüsch,
zum Theil durch Blüthensträucher, gedeckt. • Eben
blühende rothe Johannisbeeren und japanische Quit-
ten nahmen sich sehr gut darin aus. Ihre feurig-
rothen Blumen standen mit dem eben erwachenden
Grün des Laubes in freundlicher Harmonie. Die
japanischen Quitten hatten hier und da eine nicht
unbedeutende Höhe, wie man sie bei uns nur aus-
nahmsweise findet; hier und da wurden sie auch als
Hecken und Zäune benutzt. Im Gebüsch sah ich
dagegen sehr viel die Kirschpflaume (Prunus cera-
sifera), welche hier den Interessanten Namen MI-
rambole besitzt (s. Wochenschrift V, 285).
Einen freundlichen Eindruck macht vor Allem
Overduln, der Landsitz de Jonge's van Elle-
meet. Zwischen niedrigem und hohem Gehölze, in
dem grosse Abwechslung herrscht, führt der Weg
nach dem geräumigen Wohnhause. Ein freier Platz
vor ihm Ist zu einem Thiergarten eingerichtet, in
dem allerhand Thiere, besonders Hirschwild und
Vögel, vor Allem verschiedene Hühner und Enten
21*
164
frei und friedlich sich ueben ciuander bewegen.
Auf deu Seiten befinden sich die eleganteren Ge-
sträuche mit den Räumen für die Gewächshäuser
und die Blumenbeete, die augenblicklich mit Zwie-
belblumen, hauptsächlich mit Tulpen und Narzissen,
bepflanzt waren. Freundlich nahm es sich aus,
dass an den Eändern des Gebüsches, aber auch
hier und da in ihm, Primeln in solcher Menge
standen, dass man glauben konnte, sie wüchsen
ursprünglich und wild hier. Eine Ueberladung, wie
man sie leider gar zu häufig in unseren Anlagen
sieht, fand ich hier eben so wenig, wie barocke
Figuren auf den Beeten. Durchaus herrschte rei-
ner, alt-englischer Geschmack vor.
Ich sagte schon, dass das Gehölz mannigfach
sei. Der Besitzer hat es sich angelegen sein lassen,
nach und nach die verschiedenen Bäume, welche
im Freien aushalten, anzupflanzen. Besonders reich
waren die Kiefern vertreten, weniger die Tannen.
Der Wind mag Ursache sein, dass die letzteren
nicht recht gedeihen wollen, und freistehend bald
zu Grunde gehen oder ein schlechtes Ansehen er-
halten. Um desto kräftiger standen die Laubhölzer
da. Man konnte dendrologische »Studien machen,
wenn man lustwandelte, zumal die einzelnen Arten
bestimmter Genera in der Regel bei einander stan-
den und zu ihrer selbständigen Entwickehmg auch
hinlänglich Raum besassen. Von besonderer Schön-
heit waren die Lebens- und Eibenbäume ( Thuja-
und Taxus-Arten). Eine Taxus pyramidalis, welche
von Siebold bezogen war und direkt aus Japan
stammte, hatte 12 Fuss Höhe und 4* Fuss Breite.
Ich fand keinen Unterschied zwischen ihr und un-
serer Taxus hibernica. Ebenso interessirte mich
ein dichter Klumps aus Kirschlorbeer bestehend,
wie er .in Nord -Europa kaum wo anders vorkom-
men möchte. Er hatte eine eirunde Form und
bei einer Breite von 42, eine Länge von gegen
60 Fuss. Dabei waren die einzelnen Sträucher 14
bis IG Fuss hoch.
De Jonge van Ellemeet liebt und kultivirt,
wie schon gesagt, vor Allem Cacteen und Agaveen.
Für die ersteren hat er sich ein besonderes Ge-
wächshaus erbaut, in dem die Arten eine wissen-
schaftliche Aufstellung erhalten haben. Grade die-
ser Umstand verleiht der Sammlung einen grösseren
Werth. Der Mann der Wissenschaft hat hier Ge-
legenheit, umfassende Studien zu machen, aber
auch der Liebhaber, so wie der Laie, kann sich
belehren. Man sieht alle Gruppen der Reihe nach
vertreten, von den säulenartigen Cereen und rund-
lichen Mamillarien bis zu den [beblätterten Pere-
skien. Da der Besitzer fortwährend bemüht ist,
seine Sammlung zu vervollständigen, so machen
wir alle Cacteen-Liebhaber darauf aufmerksam, mit
ihm in Verbindung zu treten und selbst eine Reise
nach Walcheren nicht zu scheuen. Jedermann, und
vor Allem der Botaniker und Cactuskenner, würde
gewiss, gleich mir, im gastfreundlichen Hause de
Jonge's van Ellemeet gern und willig aufge-
nommen werden, um auch in den Stand gesetzt
zu sein, umfassendere Studien zu machen. Da man
eine ausgesuchte Bibliothek vorfindet und in ihr
auch das, was über Cacteen geschrieben, ziemlich
vollständig vorhanden ist, wird dadurch die Arbeit
erleichtert.
Ueber die Cacteen-Sammlung zu berichten, über-
lasse ich Sachverständigeren; der mir hier gebotene
Raum dürfte auch nicht ausreichen, um es nur an-
nähernd zu thun. Aber doch muss ich Einiges
sagen. Von Leuchtenbergia principis waren mehre
Exemplare vorhanden ; Anhalonium prisniaticura sieht
doch einer Aloe ähnlicher, als einem Cactus. Von
Astrophytum myriostigma war ein so grosses Exem-
plar vorhanden, als ich noch nicht gesehen. Eben
so bot das 14 Zoll im Durchmesser enthaltende
Exemplar der Mamillaria nivea einen hübschen An-
blick dar. Disicocactus biformis hatten wir bisher
noch nicht gesehen, ebenso Epiphyllum latifrons.
Die sonst seltenen Episcien waren hier ziemlich
vollständig vertreten; auch die ruthenförmigen Opun-
tien, die man sonst nicht häufig sieht, so wie die
Rhipsalis- Arten, von denen wir Rh. riboides und
Houlletiana nennen.
Von Agaveen sahen wir ein grosses Exemplar
der Agave xylonacantha mit Blättern von über 2
Fuss Länge; ich bemerke nebenbei, dass von dieser
Art auch buntblättrige Formen in der Weise, wie
es bei Agave picta der Fall ist, gibt. Von dieser
war auch eine schöne Pflanze mit 3 Fuss langen
Blättern vorhanden, ebenso von der äusserst selte-
nen Agave Ellemeetiana, über die -wir später noch
ausfuhrlicher sprechen werden. Ferner machen wir
auf Bescliorneria bracteata rubra aufmerksam, wel-
che im vorigen Jahre geblüht hatte. Nach den
Mittheilungen de Jonge's möchte aber auch diese
Bescliorneria, gleich der B. multiflora, mit der sie
sonst auch grosse Aehnlichkeit besitzt, eine Fur-
craea sein, deren Blüthen eine schöne rothe Farbe
haben sollen. Agave Besseriana, über die ich frü-
her gesprochen (5. Jahrgang S. 198), scheint doch
von A. coccinea verschieden zu sein. Ich sah sie
hier in einem ziemlich grossen Exemplare mit mehr
aufrecht stehenden, dicken Blättern, welche eine
graugrüne Farbe besassen.
Orchideen wurden, und zwar natürlich, in einem
anderen Hause, wo ausserdem noch Warmhaus-,
besonders Blattpflanzen waren, gepflegt. Hier stan-
den einige prächtige Platycerien. Von besonderer
Grösse waren Platycerium alcicorne und Steramaria;.
165
ersteres besass 3 Fuss im Durchmesser. In einem
Kalthause befand sieh dagegen eine Eoupala (Rho-
pala) Coicovadensis von so gedrängtem Wüchse,
als sie früher mir noch nicht vorgekommen war.
Mein freundlicher Wirth war auch bemüht,
mich auf der 4 bis ü Stunden im Durchmesser ent-
haltenden Insel herumzuführen und mit den Eigen-
thümlichkeiten daselbst aucli bekannt zu machen. Es
machte mir Freude, die reinlichen Dörfer mit ihren
bemalten Häusern zu durchwandern und deren sau-
bere Bewohner etwas kennen zu lernen. Es fiel
mir auf, dass die Menschen sämmtlich ein und die-
selbe Körperbildung und eine und dieselbe Phy-
siognomie besassen , als wenn die Insel nur von
einer Familie bewohnt wäre. Dazu auch die über-
einstimmende dunkele Kleidung und der reiche Gold-
schmuck, mit dem sich der weibliche und männliche
Theil selbst mitten in der Ai-beit presentirt. Un-
echten Schmuck gibt es gar nicht; er wird selbst
von dem ärmsten Dienstmädchen verschmäht.
Mit Ausnahme der Nordwestseite ist die ganze
Insel von Dünen umgeben. Diese Dünen sind vom
Winde hergeführte Sandhügel , welche einen zu-
sammenhängenden Zug bilden und bisweilen (wie
es bei Overduin der Fall ist) zwei- und dreifach
neben einander liegen. Ihre Konturen sind zum
Theil gut geschnitten, so dass man sich in der
That nach ihnen höhere Gebirgszüge vorstellen
kann. Es kommt noch dazu, dass schluchtenähn-
liche Einsenkungen vorhanden sind, von deren ein-
schliessenden Höhen sich blendender Flugsand in
die Tiefe hinabzieht; von der Ferne gesehen, erhält
man dadurch einigermassen das Bild von Gletschern.
Die Dünen sind im Allgemeinen bewachsen; krie-
chende Weide und Sanddorn (Hippophae rhamnoi-
des) bilden kurzes Gebüsch, während sonst das Dü-
nengras oder der Helm, wie es im Norden Deutsch-
lands heisst, den losen Sand bindet. Die Bewohner
der den Dünen zunächst liegenden Kulturstriche
sind eifrig bemüht, alle Stellen, wo ein Sturm die
schwache Grasnarbe weggerissen hat, wiederum mit
Helm zu bepflanzen.
Wie oben erwähnt, ist nur die Nordwestküste
zwischen den Dörfern Domburg und Westkapelle
den verheerenden Stürmen, besonders zur Herbst-
Nachtgleiche, ausgesetzt. Damit das Land aber er-
halten wird und die Fluthen nicht so leicht in das
Innere der Insel getrieben werden können, sind mit
ungeheuren Kosten Dämme angelegt, die fortwäh-
rend unterhalten werden müssen. Das Letztere ist
um so schwieriger, als der Schiffsbohrwurm grade
hier in grösserer Menge vorkommt und man sich
gezwungen sieht, die 5 bis 8 Reihen eingeschlage-
ner Pfähle mit breitköpfigen Nägeln dicht zu be-
schlagen, damit die Thlere nicht eindringen können.
Die Stelle, wo der Sturm auch nur den geringsten
Schaden verursacht hat, muss rasch ausgebessert
werden, bevor neues Unheil kommt.
Doch man verzeihe mir diese Abweichung; sie
gehörte aber wohl dazu, um ein Bild von dem Zu-
stande der Insel Walcheren zu geben, deren gärt-
nerische Zustände ich eigentlich nur schildern
wollte.
Die
internationale Ausstelhuig
öon pflanjcn, ^lutnrn unb anberm CStgrn|länkn
brr ®ärtnrrfi
in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai
in IBriissel.
(Fortsetzung.)
12. Um die Aufgabe einer Pflanze, deren
Blüthe wegen ihrer Schönheit besonders
auffällt, hatten sich ebenfalls 11 Bewerber gemel-
det. Den 1. Preis erhielt Aug. van Geert in
Gent für sein Rhododendron Nuttallii. Allgemein
zog auch diese Pflanze die Aufmerksamkeit der
Besucher auf sich. Am Ende eines 5 Fuss hohen
Stammes befanden sich 5 ziemlich horizontal abge-
gehende Aeste, welche an ihrer Spitze 4 — 6 grosse
breitröhrige, fast becherförmige Blüthen von weis-
ser Farbe und umgeben von ebenfalls grossen Blät-
tern trugen. Ein anderes Rhododendron, nämlich
jasminiflorum, von Veitch ausgestellt, trug den 2.
Preis davon. Das Exemplar war zugleich eine
vollendete Schaupflanze von 2i^ Fuss Höhe und 1^
Fuss Durchmesser und ausserdem mit Blüthen, die
in Gestalt, Grösse und Farbe denen echter Jasmin-
Arten gleichen, dicht bedeckt. Schade, dass die
Pflanze auf der Reise mannigfach gelitten hatte. Von
den übrigen nennen wir nur eine Gesneria lateritia,
welche von unten auf vielfticli verästelt war und
deren feuerrothe Blüthen sich im Sammetgrün der
Blätter vorzüglich ausnahmen. Sie gehörte dem
Handelsgärtner Medaer fils in Brüssel; ferner
eine reizende Correa elegans rosea des Notars
Beaucarne zu Eenaeme, eine grosse Acacia Drum-
mondii von A. Versehaffelt in Gent und eine
grosse Acacia coi'data von Jean Verschaffelt in
Gent.
13. Die nächste Aufgabe verlangte Schau -
pflanzen; ihr war vielseitig entsprochen. Den 1.
Preis erhielt Veitch für seine Erica elegans. Wir
haben in dieser Richtung kaum etwas Schöneres
gesehen. Aus dem graugrünen Laube nahm sicTi
die Fülle der Blüthen von dunkeler Rosafarbe rei-
zend aus. Das Exemplar hatte bei einer Höhe von
166
3, einen Durchmesser von 2^ Fuss. Der 2. Preis
wurde Ferd. Kegeljan in Namur für eine 5 Fuss
hohe Campylobotrvs Verschafteltii zugesprochen.
Von übrigen Schaupflanzen nennen wh- noch als
besonders gelungen: eine Chamaecyparis nootkana
(Thujopsis borealis) von Aug. van Geert in Gent,
einen mit einem fast 1|- Zoll Durchmesser enthatlen-
den Stamm versehenen Coleus Verschaifeltii, welcher
eine rundliche Krone von 2| Fuss Durchmesser be-
sass und von dein Obergärtuer bei Mad. Gihoul
in Laeken, van der Pias, ausgestellt war, ein mäch-
tiges Exemplar des Himanthophyllum miniatum von
Sigart - Caj)ouillet in Mous, ein reizendes Oreo-
panax dactvlifolium von Linden in ]5rüssel, das
wir nicht genug Liebhabern von Blattpflanzen für
das Warmhaus empfehlen können , ferner ein vor-
züglich schönes Flxemplar der Livistonia Biroo und
vielleicht das grösste in Europa befindliche Exem-
plar der Tlieophrasta imperialis, beide der Madame
Legrelle d'Hanis in Antwerpen gehörig, eine
blühende grosse Tacca pinnatifida von Laureutius
in Leipzig, eine grosse, über und über blü-
hende Oorrea ventricosa vom Handelsgärtner Glyra
in Utrecht und endlich eine hohe Cordyline lineata,
von der wir noch ausführlich sprechen werden,
vom Handelsgärtner de Beukelaer in Brüssel.
14. Die vierzehnte Aufgabe verlangte 30 Blatt-
pflanzen von ansehnficher Grösse. A. Ver-
schaffelt in Gent erhielt den ersten, Baron Osy
in Antwerpen den 2. Preis. Jedes Exemplar ver-
diente in der Sammlung des ersteren Beachtung,
lind es muss uns leid thun, dass uns so wenig
Kaum zugemessen ist, um speziellere Angaben zu
machen. Wir köinien nur einige Pflanzen nament-
lich aufl'ühren. Schön gewachsene Araukarien, von
denen besonders A. imbricata sich auszeichnete, stan-
den im Hintergrunde; davor erhoben sich elegante
Pincenectieu und einige Palmen, von denen vor
Allem Astrocaryum Borsigianum (Stephensonia gran-
difolia) Beachtung verdiente. Eine echte Cordyline
indivisa (nicht die der Gärten) mit 4 Zoll breiten
nnd 4 Fuss langen, gelbhch- grünen Blättern, eine
grosse Alocasia zebrina, einen im prächtigsten Grün
gleichsam strotzender Pandanns latlssimus, eine an-
sehnliche Agave schidigera, wie wir noch nicht ge-
sehen, und eine grosse Pavetta borbonica wurden
vor Allem bewundert.
Die Sannnlmig des Baron Osy, hauptsächlich
aus baumartigen Lilien bestehend, trat um so mehr
hiirvor, als im Hintergrunde und über sie hervor-
ragend, baumartige Farne, ( Alsophila australis, Cya-
tliea dealbata und raedullaris u. s. w), aufgestellt
waren. Unter den ersteren befand sich eine Dra-
caena umbraculifera mit Blättern von (3 Fuss Länge
und den Stamm von unten bis oben deckend. Es
war ein reizender Anblick. Nächstdem fielen die
4 Dasylirien, vor Allem D. glaucophyllum, in die
Augen. Alles war untadelhaft an ihnen. Da sich
auch Pinceuectien dabei befanden, konnte man es
leicht sehen, wie diese von den vorigen durchaus
nicht generisch zu trennen sind. Auch die 5 Aga-
veen dürfte man nur selten in solchen Exemplaren
sehen. Agave attenuata sah hier ganz anders aus,
stellte sich aber noch schöner den Blicken dar.
Die untern Blätter hatten zum Theil ihre blaugrüne
Farbe verloren.
Die hierher gehörige Sammlung des Handels-
gärtners Bruylandt pBre in Brüssel bestand eben-
falls hauptsächlich aus baumartigen Lilien : Dracä-
nen, Yukken und Agaven.
Hierher gehörte auch eine Sammlung aus dem
botanischen Garten zu Löwen, welche der dortige
Lispektor Sterckmanns ausgestellt hatte, aber,
weil sie einer öß'entlichen Anstalt gehörte, nicht
konkurrirte. In ihr befanden sich einzelne Exem-
plare von solcher Schönheit, wie sie nns noch nicht
vorgekommen waren. Der Stamm einer wohl 8
Fuss hohen Pincenectia glauca hatte an der Basis
eine birnförmige Anschwellung von fast Fnsstärcke
und verschmälerte sich allmählig. Weder er, nocli
die zahkeichen Blätter zeigten auch nur den ge-
ringsten Fehler. Mit einem Worte, die Pflanze war
untadelhaft und von vollendeter Schönheit. Das-
selbe galt von einem Dasylirion jnnceum, aus des-
sen kurzem und auf der korkigen Oberfläche viel-
fach aufgerissenem Stamme die feinen, aber langen
Blätter elegant überhingen. Nächstdem waren eine
Yucca canaliculata, welche auch als ächte Yucca
Parmentieri in Frankreich kultivirt wird, eine Agave
1-iuiuphii vmd xylouacantha, letztere mit 4 Fuss lan-
gen und 5 Zoll breiten Blättern , eine Dracaena
guatcmalensis, ein Anthurinm Augustinum und ein
Chamacrops Hystrix sowohl durch Grösse, als auch
durch Kultur bemerkenswerth.
15. u. 16. Nur 10 Blattpflanzen verlangten
die beiden nächsten Aufgaben. Unter den Liebha-
bern erhielt den ersten Preis der Direktor der
Münze in Brüssel, Allard, den zweiten der Notar
Beaucarne in Eenacme. So schön auch unbe-
dingt die wiederum hauptsächlich aus baumartigen
Lilien bestehenden Pflanzen waren, so standen diese
doch denen der vorigen Bewerbung nach. Unter
den 10 Pflanzen der Mad. Legrelle d'Hanis be-
fand sich eine Fatsia (AraHa) japonica von gegen
7 Fuss Höhe und gleichmässig von unten nach
oben beblättert. Von den Gärtnern erhielt hier
van Biet den 1., und Lubbers, beide in Brüssel,
den 2. Preis.
17 u. 18. Wiederum waren, abgesondert für
Liebhaber und für Gärtner, Preise für 20 Dra-
167
call eil und Pincenef tien ausgesetzt. Mad. Le-
grelle d'Hanis siegte unter den ersteren. Ihre
Sainiulmig verdiente aber aueli in jeder Hinsicht,
besonders durch grosse Exemplare und vorzügliche
Kultur, Beaclitung. Dracaena guatemalensis, i) Fuss
hoch und mit fleischigen, am Rande ganzen IMät-
tern von unten bis oben dicht besetzt, wird wohl,
wie Dracaena Fintelmaniii, Ijcniiea und Ehrenbergii,
welche sämintlich mit ihr einer Art angehören,
nicht eher wissenschaftlich festgestellt werden kön-
nen, bis man sie in Blütlie gesehen hat. Am mei-
sten ähnelt sie im Habitus der Yucca Draconis
und conspicua, welche am Eande scharfe Blätter ha-
ben. Eine Cordyline cannaefolia hatte eine Höhe
von über 10 Fuss. Was unter Dr. mauritiana vor-
handen war, schien eine Dr. fruticosa zu sein, und
Dr. fragrantissima unterschied sicli wesentlich von
der Chaidwoodia fragrantissima Lern., welche be-
kanntlich mit Cordyline spectabilis Ktli identisch ist.
Den 2. Preis erhielt van der Maeleii in Brüs-
sel. Interesse hatten für uns besonders die schön
ausgebildeten Formen der Cordyline superbiens (Dra-
caena indivisa der Gärten).
Unter den Gärtnern erhielt Jean Verschaf-
felt in Gent den 1., und de Beukelaer in Brüs-
sel den 2. Preis. Beide Sammlungen waren ausge-
zeichnet und legten lautes Zeugniss ab, dass ihre
Besitzer sich für diese Familien besonders interes-
siren. Da wir in einer der nächsten Nummern un-
sere über diese Pflanzen gemachten Erfahrungen
und Beobachtungen in einer besonderen Abhand-
lung niederlegen werden, enthalten wir uns alles
Näheren.
19. Die nächste Aufgabe verlangte 25 blü-
hende Orchideen aus den Tropen. Den einzi-
gen ausgesetzten Preis: die grosse goldene Me-
daille, von liu-er Königl. Hoheit der Kronprinzess
zur Verfügung gestellt, wurde dem Direktor Lin-
den zugesprochen. Die iSamnilung hatte, abgese-
hen von den schönen Exemplaren und ihrer guten
Kultur, noch einen besonderen Wertli, dass ihr Be-
sitzer die Pflanzen selbst eingeführt hatte und da-
durch sein Verdienst um die Gärtnerei ein grösse-
res war, als bei andern Ausstellern, welche ihre
ausgestellten Pflanzen zum Theil erst kurz vorher
gekauft hatten. Trotz dieses Umstandes haben aber
auch die letzteren sich Verdienste um die Ausstel-
lung erworben. Unter den Linden 'sehen Orchi-
deen nennen wir Cattleya Ötelzneriana, deren Blü-
then im zartesten, allmählig in weiss übergehenden
Rosa aus.serordcntlich lieblich erschienen, Dendro-
binni macropiiylluin, 3 Fuss hoch, mit sehr grossen
Blüthen von Rosafarbe dicht besetzt, Vanda Cath-
carthii mit hellgelben und braungestrichelten Blü-
then, Zygopetalum rostratum, dessen Blüthen grün-
lich-braune Blumenblätter und eine weisse Lippe
besitzen, Cleisostoma crassitolium, im Wachsthum einem
Aerides gleich, aber die Rispe verästelt sich und
trägt nur sehr kleine Blüthen.
Aber auch der Sammlung von A. Verschaf-
felt in Gent wurde ausnahmsweise noch eine gol-
dene Medaille zugesprochen. Sie enthielt haupt-
sächlich Cvpripedien, Dendrobien, Vanden und Pha-
länopsis- Arten.
20. Nur 15 blühende Orchideen war die
nächste Aufgabe. Ihr war dreifach entsprochen.
Den 1. Preis erhielt Veiteli in London, den 2. der
Notar Beaucarne in Eenaeme. Unter der Samm-
lung des ersteren waren schön oder selten: Odon-
toglossum Pescatorei, Deiidrobium Cambridgeanum
und die beiden Phalacnopsis ; unter der des andern :
Aerides suavissiniuni , Oncidium crispum und die 4
Cypripedien. In der 3., dem Provinzialrath Brys
in Bornholm gehörenden Sammlung gefielen uns
besonders: Schoinburgkia crispa mit ihren gekräu-
selten und braunen Blumenblättern, Cattleva gran-
diflora mit hellrosafarbigen Blumenblättern und pur-
purfarbiger Lippe, so wie die beiden reich blühenden
Exemplare von Aerides maculatum und Epidendron
Stamfordianuni.
21. Für die Aufgabe einer einzigen, beson-
ders schönen und gut kultivirten Orchidee
hatten sich 7 Bewerber eingefunden. Von ihnen
erhielt Veitch in London für sein Cypripedium
villosum von 2^ Fuss Durchmesser und mit 20 Blü-
tlien versehen den ersten, und Mad. de Cannart
d'Hamale in Mecheln den zweiten Preis für ihre
Vanda suavis. Ausserdem hatte Linden noch ein
Dendrobiuni macrophyllum, der Rentier Pirlot in
Lüttich ein Dendrobiuni Dalhousianum, A. Ver-
schaffelt eine Phalaenopsis amabilis und der bo-
tanische Garten in Gent (Inspektor van Hülle)
ein Cypripedium Lowii von besonderer Schönheit
ausgestellt. Letzterer konkurrirte als öft'entliches
Institut nicht.
22. Nicht weniger als 25 bereits herange-
wachsene Palmen, Pandaneen und Cycadeen
war die folgende Aufgabe und doch fanden sich 5
Bewerber vor. A. Verschaffelt wurde der erste
Preis zugesprochen. Bei dem zweiten kamen die
Preisrichter zwischen der Sammlung van der Mae-
len's und Lindeii's in Brüssel nicht zur Entschei-
dung und schlugen deshalb beide zur Krönung vor.
Im Hintergrunde der A. Versehaffelt'schen Samm-
lung erhoben sich Carvota excelsa und Rumphii;
das hier befindliche Exemplar von Thrinax elegans
rechfertigte den Beinamen. Reizend waren Latania
rubra und Stephensonia grandifolia. Unter den Cy-
cadeen stellten Zamia lanuginosa und Lehmanni
prächtige Exemplai-e dar. In der Sammlung von
168
van der Maeleu zeiclnieten sich aus: Sabal glau-
cescens, Ceroxyloii aiidicola, Thriuax barbadeusis
und Elate sylvestris, iu den Linden'schen hinge-
gen: Martinezia Lindeniana. Maximiliaua regia, Cha-
niaedorea glaucitolia, Ceratozaniia Ghiesbrechtii und
die 5 Encephalarteu.
Auch Mad. Legrclle d'IIanis in Antwerpen
war mit einer schönen Sammlung eingetreten, in
der Latania rubra und aurea, Areca rubra und Ver-
sehafi'eltii, Tlirinax elcgaus und Martinezia Lindenii
zu nennen sind. EndlicJi verdiente die Sammlung
von Jacob Jlakoy & Comj). in Lüttich ebenfalls
Beachtung. Die lieiden Calamus- Arten: niontanus
und viminalis, ferner Cocos schizophylla, Piuanga
latisecta, Cocos flexuosa (echt) und Areca Verschaf-
feltii verdienen empfohlen zu werden.
23. n. 24. Wiederum 20 Palmen, Cycadeen
und Cyclantheen verlangten die beiden nächsten
Aufgaben und zwar von Liebhabern und Gärtnern
besonders. Nur von den ersteren waren 2 Samm-
lungen eingesendet. Die des Präsidenten der Genter
Gartenbau-Gesellschaft, van den Hecke de Lem-
beke, erhielt den ersten, die des Präsidenten der
Laekeuer Gartenbau-Gesellschaft, van den Ouve-
lant, den zweiten Preis. Li der Sammlung des
ersteren befanden sich unter Anderem 2 Astrota-
ryen: aureo-pictum (wiederum Astrocarynm Borsi-
gianum oder Stephensonia grandifoHa) und mexica-
uum, so wie 2 Formen der Chamaerops nndtifida
mit schwarzen und gelben Dornen (melanacantha
und xanthacantha) und Zamia caffra var. serrata, in
der des letzteren : Acrocomia sclerocarpa, Areca ru-
bra und Verschati'eltii, so wie Zamia longifolia.
25. Weiter wurden nur Palmen, und zwar
25 an der Zahl, die aber erst in der neue-
sten Zeit eingeführt sein durften, verlangt.
Die Zahl der Bewerber betrug 3. Den ersten Preis
erhielt A. Verschaff elt, den zweiten Linden.
Der Beachtung werth waren in der Sammlung des
ersteren: Chamaerops Ghiesbrechtii, welche bereits
einen o^ Fuss hohen Stamm besass, Latania glau-
eophylla mit brauurothen Stielen, Livistonia Hoo-
geudorpii mit Zoll-langen, an der Basis breiten Sta-
iheln, Oen(jcarpus dealbatus, am Blattstiele wie mit
Kleie überzogen, Zalacca W^ageuerii, welche auch
im Berliner botanischen Garten durch die japanische
Expedition eingeführt wurde, Calamus Verschafteltü
und Wettenia Maynensis, letztere leider noch sehr
klein.
Nicht minder ausgezeichnete Arten waren in
der Linden'schen Sammlung vorhanden. üeno-
carpus minor verspricht viel, daher wir darauf auf-
merksam machen. Dasselbe gilt von den beiden
neuen Calamus. Bei Pinanga caesia kommen die
jungen Blätter rötblich heraus, Calamus de Gabon
möchte von C. Verschafteltü nicht verschieden sein.
Reizend ist Leopoldinia pulchra. Wir nennen auch
die luibestimmte Pritchardia, ferner Mauritia cavana,
Cocos Bonneti und Astrocaryum Diureki. Auch
die beiden noch unbestimmten Calamus-Arten, von
denen die eine aus Assam, die andere von der Li-
sel Fernando Po eingeführt wurde, versprechen viel;
wir machen deshalb Liebhaber darauf aufmerksam.
Auch Aug. van Geert in Gent hatte sich
beworben. Empfehlung verdienten seine 5 Areka's,
von denen wir aurea und Verschafteltü schon ge-
nannt haben, und A. Bauerii, horrida und alba
noch zu nennen sind. Ausserdem führen wir noch
auf: Thrinax Robiniana und gracili^, Chamaerops
Ghiesbrechtii und die echte Corvpha Gebanga. Dass
die Caryota aus Borneo eine neue Art darstellen
möchte, bezweifeln wir; es sind an und für sich
zu viel Arten in dem Genus Caryota gemacht
worden. Die meisten sind kaum Formen der C.
urens, die eine häufig angebaute Kulturpflanze ist.
(Fortsetzung folgt.)
Die Le h nia nn'sche Handelsgärtnerei in Grün-
hof bei Stettin ist durch ^'erkauf in meine Hände
übergegangen und beabsichtige ich, dieselbe einem
zuverlässigen, tüchtigen Gärtner unter annehmbaren
Bedingungen zu verpachten.
Dieselbe besteht aus einem in bestem Kultur-
Zustaude befindlichen, über 3 Morgen grossen Gar-
ten, welcher mit vielen tragbaren Obstbäumen edler
Sorten und mit vielen Spargelbeeten besetzt ist.
Ausserdem sind mehre warme und kalte Gewächs-
häuser vorhanden, mit den neuesten und besten Ge-
wächshauspflanzen gefüllt.
Li der Nähe der Stadt ( rfreut sich dieselbe
einer ausgedehnten und guten Kundschaft. Alles
Nähere auf portofi'eie Anfragen.
Stettin, den 14. Mai 1864.
Julius RoMeder,
Kaufiiianii.
Wir ofterireu
liiliiini aiiratiim
in starken, blühbareu, so eben aus Japan impor-
tirten Zwiebeln, das Stück zu 5 Thaler pr. Cassa.
Laurentius'sche Gärtnerei
in Leipzig.
Verlag vou Karl Wiegandt in Berliu,
Kommandanteu-Stradse No. G2.
Druck der C. F eiste r 'sehen Blichdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz N'o. 2.
Wochenschrift
des
Vercuics zur ßefördcriiiiä: des (i<irteiibaues in den Köiiisi. Freiissischeii Süiateii
für
No. 22.
Ciärtiierei und Pflaiizeiikunde.
Redakteur :
I*rofessoi' Dr. Karl Ivoch,
General-Sekretair des Vereines.
Berlin, den 4. Juni
1864.
Preis des Jahrganges öij Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Inhalt; Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. — Die internationale Ausstellung von Pflanzen, Blumen und anderen
Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel. (Fortsetzung.) —
Dienstag, «len 7. Juni, findet eine Exliuision nach Sanssouci statt. Die Theilnehmer werden ersucht, sich ^13 Ihr
auf dem Potsdamer Bahnhofe eiiiznünden und dieBiilete um den halben Preis vom Cenerai-Sekretär in Empfang zu nehmen.
Allerlei
aus der (lärtiierei und Pflanzenkunde.
VI.
Leider müssen wir dieses Mal mit der traurigen
Nacliriclit beginnen, dass am 29. April der Geh.
Rath V. Flotow in Dresden in seinem 85. Jahre
gestorben ist. Derselbe war einer unserer bedeu-
tendsten Poniologen mit einer seltenen wissenschaft-
lichen Bildung. Eben deshalb haben seine Arbeiten
einen grossen Werth. Er war Ehrenmitglied des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaues und liat
besonders in den früheren Jahren sich lel)haft, na-
mentlich bei der Herausgabe der früheren Verhand-
lungen, betheiligt; später wandte er seine schrift-
stellerische Thätigkeit der Monatsschrift für Pomo-
logie zu, in der seine Aufsätze unbedingt zu den
gediegensten gehören. Wir selbst haben vielfach
in wissenschaftlichem Verkehr mit ihm gestanden.
Am meisten interessirte ihn in den letzten Jahren
die Geschichte unseres Obstes.
Der Hofgärtner Neuner in der Guielma, der
reizenden Villa des Königs von Württemberg bei
Kanstadt, hat seine Stelle niedergelegt und ist durch
den wegen seiner gärtnerischen Schriftstellerei be-
kannten Hofgärtner in Ludwigsburg, Alb. Courtin,
ersetzt worden. Ferner wurde der bisherige Ober-
gehülfe E. Mayer im botanischen Garten in Karls-
ruhe zum Hofgärtner ernannt. Letztcrem verdan-
ken wir die Kenntniss einer rationellen Behandlung
der interessanten Gitterpflanze, Ouvii'andra fenestra-
lis (s. Wochensehr. 4. Jahrg., S. 141).
Der Pariser Moniteur hat uns sehr interessante
Notizen über das Etablissement in Paris gebracht,
wo die für die Verschönerung der kaiserlichen Re-
sidenz nöthigen Pflanzen herangezogen und ver-
mehrt werden. Die Grossartigkeit, mit welcher die
Anzucht betrieben wird, übertrifi't alles, was bisher
zur öffentlichen Kenntniss gekommen ist. Bekanntlich
war es der Kaiser selbst, welcher für die Bewohner
von Paris nicht allein die Nothweudigkeit einer
völligen Umgestaltung der Stadt aus Gesundheits-
Rücksiehten erkannte, sondern auch trotz vielseiti-
ger Anfechtungen von Verschwendungen u. s. w.
in's Leben rief. Es wiederholt sich immer von
Neuem in der Geschichte, dass die gewöhnlichen
Menschen viel zu kurzsichtig sind, um grossartige
Ideen zu begreifen. Dazu gehören oft Jahrhunderte
und eine Nachwelt, die bei der Beurtheilung einer
vergangenen That nicht mehr von damals herrschen-
den Vorurtheilen oder von Gleichgültigkeit beherrscht
wird. In diesem Falle galt es, um einer Million
von Menschen einen gesunderen und angenehmeren
Aufenthalt zu verschaffen, es galt einer Stadt, wel-
che einst wegen ihres Schmutzes und ihrer Uu-
sauberkeit bekannt war und deshalb von den Alten
Lutetia Parisiorum genannt wurde. Noch nicht ist
ein Jahrzehend verflossen; selbst die grössten
Widersacher sind verstummt und haben die grossen
Vortheile der Umgestaltung erkannt. Bekanntlich
sind ganze Strassen und selbst Stadttheile wegge-
rissen worden, um in freundliche Anlagen verwan-
22
170
fielt zu werden. Auch in finanzieller Hinsiclit hat
sich die Umgestaltung gerechtfertigt.
Es wurde vom Kaiser in der Person Alphand's
ein Chef zur administrativen Leitung ernannt, wäh-
rend dem geistreidien Gartenkünstlcr BariUet-
Dechamps die technische Ausführung anvertraut
wurde. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, über
die Verschönerung selbst zu sprechen, — das be-
halten wir uns auf ein anderes Mal vor, wenn wir
damit vertrauter geworden sind, • — • wir wollen nur
die verehrten Leser einen Blick in die Werkstätten
thun lassen, aus denen nicht die Tausende, sondern
die Hunderttausende von Pflanzen und Blumen all-
jährlich herangezogen werden, welche man zur Ver-
schönerung der öffentlichen Anlagen bedarf. Das
Etablissement befindet sich in dem bekannten Bou-
logner Wäldchen, was selbst eine totale Umgestal-
tung erhalten hat, in der Nähe von la Muettc.
Nicht weniger als 24 Gewächshäuser und 3000
Mistbeetfenster sind vorhanden, die zusammen einen
mit Glas bedeckten Flächenraum von mehr als
10,000 □ Meter*) bedecken. Ein Warmhaus für Pal-
men und andere Blattpflanzen an Zahl von 2000
Exemplaren umiasst einen Eaum von 433 Meter.
Ein anderes noch grösseres Gewächshaus von ge-
gen 500 Meter schliesst 250 Kamellienbäume ein,
im Durchschnitt von 2 bis G Meter Höhe. Ein-
zelne Exemplaie geben jährlich 4 bis 50t)0 Blumen.
Gegen 2500 verschiedene Pflanzen von nicht unbe-
deutendem Umfange befinden sich in einem dritten
Hause von 433 Meter Fläche, während man in
einem vierten Hause beinahe 3000 Pflanzen, fast
nur aus Kaniellien, Eukalyptus uudMimosen bestehend,
sämmtlich natürlich in Töpfen, kultivirt. 100 ver-
schiedene Ficus- Arten in vielleicht 2500 Exemplaren
finden während der rauheren Jahreszeit Schutz in
einem Gewächshause von 100 Meter. Ein beson-
deres Haus in Form eines Pavillon (gegen 400
Meter) ist für grosse Araliaceen erbaut. Andere
Eännie schliessen 250() Hibiscus Rosa chinensis,
30(»(l Bananen (Musa- Arten ), 12,000 Begonien,
6000 Aroideeu, grosse Mengen von Pelargonien,
Dracänen u. s. w. ein, während sich wiederum in
anderen die nöthigen Farne, Cineraricn, China-Pri-
meln u. s. w. befinden. Massen von Pflanzen be-
ziehen im Frühjahre ihre Sommerquartiere, um zum
Thcil im Herbste, wann rauhes Wetter eintritt, wie-
derum unter Dach und Fach zu kommen. Was
dieses für Arbeitskräfte in Anspruch nimmt, kann
man sich denken.
Das Vermehrungshaus hat eine Fläche von 2(i()
Meter, besteht aus 5 Abtheilungen und wird durch eine
Wasserheizung mit 1 8 Eeihen Bohren erwärmt. Unter
*) Im Durchschnitt entli.Hlt 1 DMeter 10 DFuss.
700 Glocken können auf einmal gegen 50,000
Stecklinge angewurzelt werden. Da der Irdialt der
Glocken im Verlaufe eines Jahres sehr oft gewech-
selt wird, so kann man sich die Massen Pflanzen,
welche herangezogen werden, denken. Aus diesem
Hause konuncn diese erst in ein anderes, wo sie ab-
gehärtet werden, bevor sie bis zum Gebrauche in
dem betreffenden Hause aufbewahrt werden. In
den 30(M> oben angegebenen Kästen befinden sich
gegen 350,000 Pflanzen. Ausserdem werden im
Winter gegen 200,000 Canna-Knollen in einer Art
unterirdischem Hause von 1500 Meter Fläche auf-
bewahrt. Für 50 Arbeiter ist während der Regen-
tage eine Art Werkstätte vorhanden, wo die Pflan-
zen umgesetzt, die nothwendigen Erdarbeiten vor-
genommen werden u. s. w. Für alle Häuser zu-
sammen sind 22 Apparate für Wasserheizung und aus-
serdem 2 grosse Heizungen mit erwärmter Luft
vorhanden.
Das Bedürfuiss an Pflanzen hat sich neuerdings
in einer Weise gesteigert, dass in Vincennes bereits
noch 5 Hektaren (zu fast 4 Morgen) Land in An-
spruch genommen sind. 5Iehr als 1 Million Sommer-
gewachse und Stauden wurden hier im vorigen
Jahre herangezogen.
Dem Berichte über dieses grossartige Institut
in Paris schliessen wir kurze Mittheilungen über
ein anderes, was jenem an Grossartigkeit keines-
wegs nachsteht, an. Wenn auch schon älter, ver-
dankt es seinen Umfang und den blühenden Zu-
stand einem Manne, dem jetzigen Besitzer, Andr^
Leroy in Angers. Im Anfange des 18. Jahrhun-
dertes wurde in Angers eine Baumschule gegrün-
det, die im Jahre 1780 nicht mehr als 2 Hektaren
(fast 8 Morgen) umfasste. In dieser massigen Aus-
dehnung verblieb sie bis in das 1. Jahrzehend von
diesem Jahrhunderte, wo die Mutter des jetzigen
Besitzers das EtabHssement übernahm und mit
Hülfe eines tüchtigen Geschäftsführers allmählig zu
erweitern suchte. 1820 wurde Andre Lerov in
einem Alter von lU Jahren Besitzer. Die Baum-
schule hatte bereits das doppelte Areal, nämlich
4 Hektaren, von denen die eine Hälfte mit Obst-
bäumen, die andere mit Koniferen und Waldbäumen
bepflanzt war. iVndre Leroy erkannte seine Zeit,
war umsichtig mid thätig und knüpfte nach allen
Seiten hin Verbindungen an. Schon nach Verlauf
von 10 Jahren umfasste das Etablissement ein
Flächen-Areal von 15 Hektaren. 30 Arbeiter ge-
nügten damals noch, um es in Ordnung zu halten
und die laufenden Geschäfte zu besorgen.
Wiederum nach 10 Jahren besass das Etabhs-
sement einen 5 Jlal grösseren Lanfang von 75 Hek-
taren, der selbst nach 7 Jahren, also 1847, bis auf
108 Hektaren gestiegen war. 100 Gärtner, unter
171
ü Obergiirtner (Cuiitre-niaitres) gestellt, fanden Be-
schäftigung. Mit Keclit wird Jedermann über eine
so rasche Vergrösserung erstaunt sein und dieselbe
kaum begreifen können. Trotzdem brachte aber
A.Leroy noch einen Theil des Jahres auf Reisen zu.
In Frankreich hatte bereits die Liebe zur bildenden
Garteukunst Wurzel gefasst, der alte französische
Styl musste allniählig natürlichen Anlagen weiclicn,
wozu A. Leroy selbst wesentlich beitrug. Es wa-
ren aber nicht allein seine vielen Kenntni-se, seine
schöpferische Genialität, welcjie allenthalben in An-
spruch genommen wurden: glüiieiule Liebe für Pflan-
zen und Blumen und die Kunst, im Tlnigange diese
Liebe auf Andere zu übertragen, verbunden mit
einer seltenen Liebenswürdigkeit, förderten wesent-
lich. Den ihm gemachten Anforderungen konnte
er kaum genügen. Im ^'erlaufe von 27 Jahren
hatte er nicht weniger als 1 2<>0 Bläne. für Anla-
gen und Gärten entworfen und zum Theil selbst
ausgeführt. Im die ganze Energie seinem eigenen
Etablissement zuzuwenden, übernahm er vom Jahre
1847 keine Aufträge melir, regte jedoch fortwäh-
rend noch auf gleiche Weise an und ertheilte selbst
auch hier und da geeignete liatiischläge.
Die Revolution von 1 848 rief, wenn auch nur
kurze Zeit, in allen Zweigen der Industrie einen
Stillstand hei^vor. Alles stockte plötzlich. Da wen-
tlete Leroy seine Aufmerksamkeit nach der Neuen
Welt und suchte jenseits des grossen Ocean's seine
Thätigkeit zu entfalten. Er machte, im Anfange
selbst mit den grössten Opfern, alle Anstrengungen,
hatte aber auch schon in der kürzesten Zeit die
Freude, nicht unbedeutende Resultate zu erhalten.
Er sandte einen jungen Mann, BaptisteUes-
portes, den er als Kind angenommen, nach Ame-
rika. 1000 Kisten*) mit Pflanzen aller Art gingen
über den Ocean. Schon bald wurden die Ansprüche
so gross, dass er in Neuyork eine Commandite zu
gründen sich gezwungen sah. Im Jahre 1859 wur-
den nicht weniger als 1,500 Kisten mit einem Ge-
wichte von (J0,000 Kilogrammen (1,200 Centner)
nach Amerika abgesendet. Das Jahr vor Beginn
des dortigen Bürgerkrieges erhielten die Vereinigten
Staaten aus dem Etablissement: 140,000 Pvramiden-
bäume, 300,000 Pflanzen von Paradiesäpfeln, 1 Mil-
lion P.Irnsämlinge, 800,000 Quittenpflanzen, 600,000
Koniferenpflanzen und über 1 Million andere Ge-
jiölze.
Das Etablissement umfasst jetzt 168 Hektaren
mit verschiedenen Bodenarten; allein 110 Hektaren
liefern den Bedarf an Obstgehölzen. Nicht weniger
als 300 Arbeiter sind beschäftigt und stehen unter
*; Eine Kiste hat im Durcliscliiiitt 1 Kuljikmeter Inhalt
und kann 30Ü Pyramiden von Birnen oder 5 — 6000 Samen-
pflanzen einschliessen.
26 Contre-maitres. Von den G , welche allein die
Obstbaumschule unter sich haben, besorgt einer nur
das Kern-, ein zweiter nur das Stein-, ein dritter
nur das Beerenobst u. s. w. Ein Contre-maitre hat
die Aufsicht über die Rosen, welche 3 Hektaren
Land (also 12 Morgen fast) in Anspruch nehmen.
Die Contre-maitres sind für das, was ihnen unter-
geben ist, allein verantwortlich und müssen für je-
den Fehler, für jeden Irrthum einstehen.
Natürlich sind trotz des herrlichen Klimas, des-
sen sich die Umgegend von Angers erfreut, auch
Vorkehrungen getroflen, imi, namentlich jugendli-
chen Pflanzen, gegen ungünstiges Wetter Schutz zu
gewähren. Durch Koppeln oder Hecken (Brise-
vents), aus Lebensbäumen, Cypressen und Lorbeer
hauptsächlich bestehend, sind abgeschlossene Räume
von 6000 Meter Fläche gebildet; Kästen von 2600
Meter nehmen ausserdem zarte Pflanzen auf. Da-
zu kommen noch 2 Pläuser von gegen 1000 Meter
Fläche, in denen die Stecklinge und Veredlungen
sich befinden. Eine wunderschöne Allee von Py-
ramiden-Eichen mit einer Höhe von 12 Meter schützt
ebenfalls gegen heftige Westwinde. Ausserdem exi-
stiren aber andere Alleen bis zu 800 Meter Länge,
wo die verschiedenen Gehölze, welche unter dem
milden Hinnnel von Anjou im Freien gedeihen, an-
gej)flanzt sind und ihr natürliches Wachsthum er-
kennen lassen. Es ist dieses der Theil des Eta-
blissements für dendrologische Studien. Hier sieht
man Exemplare, wie sie sonst nicht geboten wer-
den : Wellingtonien von 6, Abies ceplialouica von
8, Taxodium serapervirens von 18, Cupressus toru-
losa von 10, Pinus australis von 6 Meter Höhe
u. s. w.
Es dürfte von Interesse sein, noch einige Worte
über die Verpackungen und Versendungen zu sa-
gen. Diese geschehen während 8 Monaten, vom
Oktober bis Ende Mai. 150 Menschen sind be-
schäftigt, um die Gehölze herauszunehmen, 100 da-
gegen, um die dadurch entstandenen Löcher wieder
zuzumachen, während 50 die Pflanzen einpacken.
6 Wagen werden dabei in Thätigkeit gesetzt. Die
Kosten für die Versendungen betragen an Kisten
15,000, an Stroh und Heu 5,00» », au Moos 2,500,
an Weiden zum Binden 3,000, au Bindfaden 2,500,
an Körben 10,000 und an Stäben 1,000 Franks.
Den Transport bis auf die nahe Eisenbahn vermit-
teln besondere Fuhrleute (Camionueurs), welche für
100 Kilogrannn (2 Centner) 15 Centimes (gegen
15 Pfennigej erhalten. 8 bis 10 Wagen (Camions),
von denen jeder gegen 2,000 Kilogramme trägt,
sind vom frühen Morgen bis spät Abends unter-
wegs. Auf diese AVeise werden täglich 16,000 bis
24,000 Kilogramm versendet.
Der überaus thätige General-Sekretär des Bun-
22 *■
172
des der vereinigten Gartenbau -Gesellschaften Bel-
gien's, Professor Morren in Lüttich, hat auch in
diesem Jahre eine allgemeine Uebersiclit des Zu-
standes und der Fortschritte der belgischen Gärt-
nerei veröffentlicht. Aus ihr entnehmen wir, dass
jetzt 31 Gartenbau- und botanische Vereine in
Belgien cxistiren, von denen 21 dem Bande beige-
treten sind; von ihnen haben 23 nicht weniger als
33 Ausstellungen in's Leben gerufen. Von diesen
fanden 11 im Frühjahre, 11 im Sommer und 11
im Herbste statt. Auch in Belgien wird die Frage
erörtert, ob es nicht gerathener sei, weniger Aus-
stellungen zu machen und dagegen die Preise zu
erhöhen. Dass die belgischen Gartenbau-Vereine im
Allgemeinen eine grössere Thätigkeit, als die deut-
schen entfalten, hat zwar in den grossen Handels-
gärtnereien haujitsächlich den Grund, im Allgemei-
nen ist aber der Gärtner in Belgien auch mehr ge-
neigt, im Interesse des Ganzen Opfer zu bringen,
da er wohl zu würdigen weiss, welche Vortlieile
ihm die Ausstellungen bringen.
Von Seiten vieler Vereine sucht man durch
passende Vorträge aus allen Zweigen der Gärtnerei,
noch mehr aber durch eine längere Zeit dauernde
Vorlesungen, die Liebe und das Verständiiiss für die
Pflanzen zu erhöhen. Die Regierung unterstützt
zum grossen Theil diese Bestrebungen. Dass eine
besondere Gartenbauschule zu Gent und eine Obst-
bauschule zu Vilvorde besteht, ist bekannt.
Die Zahl der neuen Pflanzen für Belgien gibt
Morren zu IIÜ an. Wir hätten gewünscht, und
es würde auch selbst im Interesse der belgischen
Gärtnerei liegen, dass das Verzeichniss etwas ge-
nauer abgefasst wäre, denn es befinden sich auch
ältere Pflanzen und dieselben Arten unter 2 Namen
darunter. Auf jeden Fall möchte es auch besser
sein, nur die Pflanzen künftig hin aufzunehmen,
welche von Belgien aus eingeführt sind. Es würde
dadurch grade den belgischen Gärtnern, welche di-
rekt einführen, Gerechtigkeit widerfahren.
Sehr erfreulich ist es , wie sehr der Obstbau
immer mehr Freunde sich erwirbt. Dass man in
den Niederlanden damit umgeht, ein vaterländisches
pomologisches Werk herauszugeben, ist unsererseits
gemeldet. Wir können jetzt hinzufügen, dass der
pomologische Verein in Boskoop bereits einen tüch-
tigen Zeichner in der Person von S. Berghuis
gewonnen hat und das Werk demnächst erscheinen
wird. Ein Prospekt ist eben ausgegeben und gibt
das Nähere kund.
Auch in Deutschland bereitet man ein pomolo-
gisches Kupferwerk vor. Der Gutsbesitzer von
Böse auf Ennnaburg bei Laasphe in Westphalen
hatte schon länger die Angelegenheit im deutschen
pomologischeu Vereine angeregt. Sein Vorschlag
ist von Seiten Oberdieck's und Lucas' günstig
begutachtet worden. Er geht nämlich dahin, ein
auf wissenschaftlicher Grundlage basirendes Kupfer-
werk für das Obstbau-treibende Publikum in Deutsch-
land herauszugeben und dazu schon jetzt die Vor-
bereitungen zu beginnen. Es soll mit den Aepfeln,
wo V. Böse die Zahl von 100 für genügend hält,
angefangen, und das Jahr l.STO als das der Her-
ausgabe festgehalten werden. Die beiden Referen-
ten wcdlen die Zahl verdoppelt haben; Lucas
wünscht eine äusserliche Ausstattung, wie sie etwa
in Decaisne's Jardiu fruitier vorhanden ist. Wir
können nur dem ursprünglichen Plane beistimmen.
Es handelt sich um ein Kupferwerk für's Volk,
was auch der weniger Bemittelte sich anschatten
kann, abgesehen davon, dass ein Werk, wie der
Jardin fruitier weit mehr Geld kosten würde, als
dem Pomologeu- Vereine zu Gebote steht. Der-
gleichen W^erke können nur mit Unterstützung des
Staats herausgegeben werden.
W^as die Herausgabe des deutschen Obstwerkes
ferner anbelangt, so nuiss sie in die Hand eines Ein-
zigen gelegt werden. Einheit im Prinzipe und in
der Ausarbeitung ist die Hauptsache. Grade von
Böse scheint uns der Mann, dem ein solches Werk
anvertraut werden könnte: er hat die nöthigen wis-
senschaftlichen Kenntnisse, ist in seiner Zeitverwen-
dung unabhängig und scheuet weder Mühen noch
Opfer, wenn es der Sache gilt. Der Bearbeiter des
Werkes muss nothwendiger Weise allseitig unter-
stützt, es kann auch ein Ausschuss von Seiten des
Poniologen-Vereines dazu ernannt werden, der auf-
merksam macht und Rath ertheilt. Die Abbildun-
gen dürfen aber nur unter den Augen des Bear-
beiters gemacht werden.
Das sehr grosse Material, was bei Gelegenheit
der deutschen Pomologen - Versammlungen zu Ge-
bote stand, hat hauptsächlich, wie Oberdieck mit
Recht sagt, die wissenschaftliche Pomologie auf den
heutigen Standpunkt gebracht und ist nebst der
damit gegebenen Am-egung weit wichtiger gewesen,
als die \'erhandlungen, welche bei dergleichen Ver-
sammlungen bisher stets unvollkommen und unge-
nügend geblieben sind und auch bleiben werden. Die
Früchte haben wir zwar bei den Versamndungen et-
was näher kennen gelernt, die Bäume und deren
Veränderungen durch Boden und Klima, auch durch
Behandlung, müssen aber noch weit mehr studirt
werden, als es bis jetzt der Fall gewesen. Fremde
Beschreibungen des Baumes sind nicht genügend.
Der Bearbeiter eines solchen W^'rkes, muss sie
selbst anfertigen, denunich möglichst viel herum-
reisen und vor Allem die grösseren und besseren
Baumschulen kennen lernen. Reisen kostet aber
viel Geld, und da ist es unserer Ansicht nach Pflicht
173
des Poraologen -Vereines, einen Beitrag für aiisser-
ordentlioiie Ausgaben, für Zeichnen u. s. w. zu ge-
ben. Das Reisen wird durch die Unterstützung
der Mitglieder des ernannten Ausschusses, zumal
wenn diese aus den verschiedensten Gegenden un-
seres Vaterlandes gewählt werden, sehr erleichtert.
Durch diesen müssteu allerdings auch die zu be-
arbeitenden Sorten festgestellt werden. Dass man
dabei nicht penibel ist, wenn man mit der Zeit
z. B. sehen sollte, dass eine Aenderung sich nöthig
macht, versteht sich von selbst, 6 Jahre (bis 1870)
scheinen zwar eine lange Zeit, für das Werk aber, wenn
es wissenschaftlichen Werth haben soll, gewiss keine
zu lange. Wäre man aber dann so weit, so mUsste
immer noch der Staat mit Unterstützung in An-
spruch genommen werden, am einfachsten durch
Subskription einer grösseren Anzahl von Exempla-
ren, wobei man auch den Vortheil hätte, dass das
Werk verbreitet würde. Soll die Ausführung nicht
fabrikmässig — wie es leider bei fast allen pomo-
logischen Kupferwerken mehr oder weniger der
Fall gewesen — und auch nicht nur buchhändle-
risch, — da hier allein der Ertrag, das Verdienst, in's
Auge gefasst wird und Alles wohlfeil hergestellt
werden soll — betrieben werden, so kostet sie sehr
viel Geld. Selbst die Zeichnung einer Frucht könnte
mit einem Thaler noch gar nicht hergestellt werden.
Für solchen Preis würde sie wohl das vorgelegene
Exemplar getreu darstellen; damit hätte man aber
noch keineswegs den Begriff einer bestimmten Sorte
erschöpft. Der Zeichner weiss nicht, worauf es an-
kommt, auch befinden sich nicht immer alle Merk-
male an einer Fruclit genug hervortretend. Eine
gute Zeichnung raüsste csaber unmöglich machen, dass
man der Frucht einer und derselben Sorte von ver-
schiedenen Jahren, wie es manchem sonst tüchtigen
Pomologen leider wiederholt ergangen, auch ver-
schiedene Namen gibt.
Von Pflanzen-Verzeichnissen ist uns dieses Mal
eine geringere Anzahl zugekommen, die aber zum
Theil um desto gewichtiger sind.
a. Katalog von Gewächshauspflanzen der Lau -
r entius'schen Gärtnerei in Leipzig, 18G4. Lieber
das Verzeichniss der neuesten Einführungen haben
wir schon gesprochen; jetzt werden uns alle Pflan-
zen, welche in genannter (iürtnerei kultivirt werden,
der Reihe nach vorgeführt. Die Lauren tius'schen
Gewächshäuser enthalten einen grossen Reichthum
von Pflanzen aller Art, hauptsächlich findet man
aber hier Blattpflanzen des Warmhauses: Orchideen,
Aroidecn, Bronieliaceen, Gesneriaceen, Marantaceen,
Palmen, tropische und zum Menschen in Beziehung
stehende Pflanzen etc. Ausserdem sind auch gleich
grosse Exemplare verschiedener Pflanzen in guter
Kultur vorräthig und zu beziehen.
b. Catalogue de l'etablissement d'introduction de
plantes nouvelles et rares de Gro ene wegen & Co.
ä Amsterdam. Die Gärtnerei ist eine der bedeu-
tendsten in ganz Europa, die grösste der Art in
den Niederlanden. Eine nicht geringe Menge neuer
Pflanzen, besonders aus den niederländischen Ko-
lonien, werden jährlich von ihr eingeführt. Auch
dieses Mal finden wir eine Anzahl derselben, welche
zum Theil auch zur besseren Kenntniss eine bild-
liche Darstellung erhalten haben. Es ist dieses von
Medinilla farinosa, Horsfieldia aculeata, Cystorchis
javanica, Jambosa magnifica und Aglaonema oblon-
gifolia variegata der Fall. Ausserdem nennen wir
von neuen Pflanzen noch: Zesnei'ia hastata (eine
Schlingpflanze aus der Familie der Cucurbitaceen),
Pandanus littoralis, Licuala Oxleyi, Cycas siamensis
und Alsophila latebrosa. Die Zahl der Farne, Oi'-
chideen, der zum Menschen in Beziehung stehenden
und buiitblättrigen Pflanzen u. s. w. gestattet eine
iVuswahl.
c. Etablissement d'horticulture de Louis Roem-
pler ä Nancy. Catalogue et Prix-Courant. 18G4.
Auch hier sind Warmhauspflanzen, besonders Blatt-
pflanzen und neue Einführungen, in grösserer An-
zahl vorhanden, die Hauptmengen bilden aber Blü-
thensträucher und Florblumen, unter ihnen auch
mehre deutschen Ursprunges. Dass neuerdings auch
unsere Züchtungen im Auslande Anerkennung fin-
den, bezeugt die Fortschritte der deutschen Gärt-
nerei. Besonders reich sind in dem Verzeichnisse
Fuchsien, Pelargonien, Lantanen, Verbenen u. s. w.
vertreten.
d. Etablissement horticolc de Jean Verscliaf-
felt, horticulteur ä Gand. Supplement et extrait
pour le printemps et l'^t^ 1864. Eine P^rgänzung
des grösseren Verzeichnisses und deshalb allerlei
Pflanzen enthaltend. Wir machen auf die reiche
Sammlung von Agaven , Yukken und Dracänen
aufmerksam; aber auch Orchideen finden sich in
grösserer Anzahl vor. Koniferen und die neueren
Kamellien, Rhododendren u. s. w. sind ebenfalls zu
nennen. Besonders möchte es aber iiiteressiren,
dass wunderschöne Exemplare von Zamia caftVa,
pungeus, Altensteinii, horrida und Lehmanni in ver-
schiedenen Grössen zu haben sind.
e. Preisverzeichniss von auserlesenen Sorten
Blumenzwiebeln nebst diversen Knollengewächsen
von Gebrüder Eidering in Overveen bei Haarlem.
pjine sehr gute Auswahl mit auch nur massigen
Preisen, weshalb wir schon jetzt Liebhaber von
Hyazinthen, Tulpen u. s. w. darauf aufmerksam
machen.
174
»S
Die
iiiteriiatioiiale Aiisstelliiii^
tion ^flanjcn, Blumen uiiö aniicrrn (6rcjfn|läHiitn
htt därtnerti
in den Tagen vom 24. Ajiril bis 1. Mai
in 13i*iissel.
(Fortsetzung.)
2(j. Nicht weniger als 25 Blattpflanzen des
warmen und teniperirten Hauses (Dikotylen)
wurden in der folgenden Aufgabe verlangt. Lin-
den, dem die Gärtnerei in dieser Hinsicht schon
sehr viel verdankt, wurde der ei'ste, Madame Le-
grelle d'Hanis, welche ebenfalls darin grosse
Verdienste besitzt, der zweite Preis zugesprochen.
Interessant waren dem Botaniker besonders in der
Linden 'seilen Sammlung die 9 Theophrasten, welche
jedoch sämmtlich, mit Ausnahme der Th. pungens
(Jussiaei), zu Clavija gelioren möchten; ausserdem
waren besonders schön: Crescentia macrophylla imd
regalis, Simaruba grandis wegen dichter Belaubuiig,
Hippomane longifolia mit 2 Fuss langen Blättern
und Erytrochiton Hypophvllanthus, letztere echt, da
hier die Blüthen, wie bei einem Ruscus Hypophyl-
lum, auf der Unterfläche blattartiger Gebilde sich
befinden. Die Zahl der Theophrasten wurde durch
andere in der Sammlung der Madame Le grelle
d'Hanis noch ergänzt. Ausserdem zeichneten sich
hier aber noch aus: Ficus Porteana und (V)Aulfa,
Coccoloba Gigas, Gomphia Theoj)hrasta, Cyano-
phyllum speciosum und Medinilla Sieboldii.
27. u. 28. Pandaneen sind jetzt sehr beliebt,
weshalb aucii von iimen, und zwar für Liebhaber
und Gärtner besonders, eine Konkurrenz eröffnet
war. Preise wurden unter den ersteren zugespro-
chen dem Notar Beaucarne in Eenaeme und der
Mad. Legrelle d'Hanis in Antwerpen, unter den
letzteren Linden in Brüssel und A. van Geert
In Gent. Schade, dass die Zeit für inis doch zu
kurz war, um bei dem reichen Material umfassen-
dere Studien bei diesen interessanten Pflanzen zu
machen. Die 5. Sammlung, welche vorhanden war,
gehörte dem Kunst- und Handelsgärtner Esser in
Düren und wurde vielleicht deshalb weniger be-
achtet, weil die Exemplare noch klein waren; sie
enthielt aber einiges sehr Literessante, von dem
ich auf Paudanus gracilis und eine andere Art aus
Sumatra aufmerksam machen will. Pandanus Can-
delabrum mit seiner blaugrüueu Färbung war unter
mehrern Namen vorhanden. Ob P. Blancoi, obwohl
schmalblättriger, verschieden ist, bezweifeln wir,
P. Amherstiae (der Gärten wenigstens) gehört be-
stimmt dazu. In der Linden 'sehen Sammlung be-
fanden sich prächtige Exemplare des Pandanus la-
tissimus und caricosus.
29. Um die Aufgabe von 12 Baumfarnen
hatte nur Ijinden sich beworben, diese aber auch
wohl auf eine höchst anerkennenswerthe Weise ge-
löst. Die Pflanzen trugen hauptsächlich zur \er-
schönerung der ganzen Ausstellung bei. Die Samm-
lung bestand aus 4 Cyatheen: medullaris, funebris,
dealbata und Beyrichiana, 4 Alsophilen: procera,
mexicana, australis inid contaminans, Cibotium prin-
ceps, Dicksonia squarrosa und Balantium antarcti-
cum, so wie Sellowianum.
30. u. 31. Noch um (i Baumfarne wurde
eine Konkurrenz eröffnet, und zwar wiederum für
Liebhaber und für Gärtner besonders. Unter den
Liebhabern bekam die Sammlung von van den
Hecke de Lembeke in Gent, unter den Gärt-
nern nur Linden in Brüssel den Preis. Ausser-
dem liatte sich noch beworben: van den 0 uwe-
lau dt aus Lacken.
32. Für das schönste ]5aumfarn (Cibotium prin-
ceps) erhielt Linden wiederum den ersten, A. Ver-
schaffelt dagegen (für Clyathea dealbata) den zwei-
ten Preis, während das Baumfarn von A. v. Geert
(Cyathea medidlaris) ehrenvoll erwähnt wurde. Zählt
mau die hier vorhandenen Baumfarne zusammen,
so kommt die gar nicht geringe Summe von 33
Exemplaren heraus; ausserdem befanden sich aber
noch in mehrern gemiscliten Sammlungen Exem-
plare. In wie vielen Ausstellungen würde man
sich mit einer weit geringeren Anzahl begnügen?
33. u. 34. Bei 30 ausländischen Farnen wurde
die Aufgabe wiederum getrennt, so dass Liebhaber
und Gärtner nur unter sich konkurrirten. Von den
ersteren hatten sich 4 Bewerber eingefunden, von
denen Mad. Legrelle d'Hanis den ersten und
van den Hecke de Lembeke in Gent den zwei-
ten Preis davon trugen. In beiden Sammlungen
erfreuten sich die l'flanzen einer vorzüglichen Kul-
tur. Benierkenswerth waren für uns : Scolopendrium
viscosura mit grauer' leicht sich ablösender Behaa-
rung, Sc. alatum mit einer Nervatur, die an die
von Polvpodium morbillosum erinnerte, Davallia di-
versifolia mit 4 -fach und fein -gefiederten Blättern,
Nephrolepis undulata, der Pteris serrulata ähnlich,
ferner Aspidium Warszewiczii, Doryopteris Alcyo-
nis und grandis, Acrostichuni grande und alcicnrne.
Aus der zweiten Sammlung führe ich auf: Di-
placiuni Shepherdii und pubescens, Marattia macro-
phylla, Microsorum irreguläre, Dicksonia rubiginosa,
Brainca insignis und Hemitelia horrida. Uebrigens
befanden sich hier , wie in der ersten Sammlung,
auch mehre ]5aumfarne, allerdings noch klein.
Auch der botanische (harten in Brüssel
hatte durch seinen Inspektor Gailly eine ausge-
suchte Sammlung ausländischer Farne zur Verfü-
gung gestellt. Wir sahen hier: Acrostichum callae-
175
folium, Polypodium nigricans, Plilegopteris trichioi-
des, Angiopteris liypoleiiea, Teysmanniana, Wil-
linckli und pruinosa, ferner Lomaria Patersonii,
Aspidium comosum und Oltersia scandens.
Von den beiden Gärtnern erhielt nur Linden
für seine 3U Farne den Preis. Viel Neues und
Schönes befand sich hier: Asplenium Nietneri, Do-
ryoptcris grandis und Alcyonis, Gleichenia micro-
phylla, flabellata und dicarpa, Marattia cicutaria,
Odontosoria aculeata, Polypodium assamicum und
Lomaria nuda.
Aus der Sammlung der Gebrüder "Willems
in Brüssel endlich bemerkten wir unter Anderem:
Coenopteris japonica, Aspidium Sieboldii, Tectaria
coriacea, Llavea cordifolia und Asplenium rhachir-
rhinae.
35. u. 36. Ebenfalls zwischen Liebhabern und
zwischen Gärtnern besonders war eine Bewerbung
eröft'net, welche 12 neue Farne aus fremden
Ländern verlangte. Nur von Seiten der letzteren
war entsprochen worden; Linden in Brüssel er-
hielt den ersten und A. van Geert den zweiten
Preis. Reizend waren in der Sammlung des erste-
ren: Alsophila elegautissima und denticulata, Asple-
nium myriophyllum und sp. von den Pliilippinen,
so wie Lomaria pteropus, welche einen kleinen
Stamm besass, ebenso wie cycadaefolia. Aus der
Sammlung des letzteren nennen wir dagegen: Lo-
maria fluviatilis mit einfach -gefiederten, der Erde
fast flach aufliegenden Blättern, Alsophila van
Geertii, Uicksonia Mac Arthurii, Angiopteris hypo-
leuca und Lastrea patens.
37. u. 38. Der Aufgabe: eine Sammlung von
Ly kopodiaceen, war dagegen nur von Seiten der
Liebhaber entsprochen. Van den Hecke de Lem-
beke erhielt den ersten und Madame Legrelle
d'Hanis den zweiten Preis. Aus 21 Arten bestand
die Sammlung des ersteren : unter ihnen waren besonders
schön: Selaginella Martensii compacta, rubricauhs,
Galeottii und sp. aus Manilla, aus 20 Arten hinge-
gen die der letzteren, wo Selaginella Lyallii, Wal-
lichii, reticulata und stenophylla besonders zu nennen
wären.
39. u. 40. Koupala's (Ehopala's) und Araliaceeu,
obwohl 2 ganz verschiedenen Familien zusammen-
gehörend, stellt man als Blattpflanzen der tempe-
rirten, zum Theil auch der kalten Häuser bei den
Aufgaben gern zusammen. Von Seiten der Lieb-
haber war 3 Mal entsprochen. Baron Osy in Ant-
werpen erhielt den ersten Preis. Nicht weniger als
29 Araliaceeu und 11 Koupala's waren vorhanden.
Besonders verdien'en die Oreopanax- Arten, vor Al-
lem O. peltatum, dactvlifolium und platanifolium,
ausserdem Didymopanax mexicanum, Beachtung.
Mehre Aralien, wie A. Hendersoni, argyraea, for-
mosa und guatemalensis waren uns unbekannt, konn-
ten aber leider keiner näheren Prüfung unterworfen
werden, da es die Zeit nicht gestattete. Von den
Roupalen sind noch wenig verbreitet: R. Caleyi,
glaucophylla und mexicana. Sollte letztere wirklich
eine Art aus Mexiko sein?
Die Gruppe der Mad. Legrelle d'Hanis be-
stand nur aus 22 Arten und wurde besonders ge-
hoben, dass mächtige Exemplare von Palmen und
Cycadeen sich dahinter erhoben. Von den Roupalen
waren Roupala crenata und Liboniana schön gezo-
gen. Aralia cucullata schien uns eine Form der
Fatsia japonica zu sein. Als A. latifolia war eine
reticulata vorhanden, deren lederartige Blätter von
hellgrüner Farbe waren, aber von einem weisslichen
Nerv durchzogen, bei Fuss Länge eine Breite von
fast 3 Zoll besassen. Im botanischen Garten zu
Berlin befinden sich ähnliehe Exemplare der A.
reticulata; diese besitzt eben nur in der ersten Ju-
gend schmale Blätter. Als Aralia van Geertii sahen
wir eine Art, welche wohl ebenfalls dazu gehören
könnte. Möglicher Weise gehört A.reticulatazudem Ge-
nus Botryodendron. Die Legrelle'sche Pflanze
hatte übrigens einen hervortretenden rothen Mittel-
nerv. In Betreft" des Oreopanax peltatum bemer-
ken wir, dass die Blätter erst später schildförmig
werden.
Eine 3. Sammlung genannter Pflanzen hatte
van den Ouwelant in Laeken aufgestellt. Sie
bestand aus 30 Arten und hatte Mehres, was einer
näheren Untersuchung werth gewesen wäre. So
blieben uns Aralia Palmetto und argentea, Sciado-
phyllum van Geertii und Paratropria Standishii un-
bekannt. Reizend waren in der Sammlung 9 Rou-
palen, besonders R. magnifica und complicata.
1 Von Gärtnern hatte sich nur Linden beworben.
Seine Sammlung erhielt den ersten Preis und be-
stand aus 32 Arten, von denen Oreopanax allein
mit 13 Arten vertreten war. Sie sämmtlich sind
empfehlenswerthe Blattpflanzen. Oreopanax dacty-
lifolium hat dadurch noch einen besonderen Werth,
dass die jungen Blätter gelbbraun herauskommen,
0. lanigerum besitzt dagegen feine, aber fast ein-
geschnitten-gesägte Blätter. Die mattgrünen Blätter
der Aralia umbraculifera ähneln deren der Fatsia
japonica, ihre Stiele sind aber von einem grauen
Filze überzogen. Sonst nennen wir noch Oreopa-
nax elegans, gracile und reticulatum. Mit Recht
hat Linden einer schönlaubigen Roupala den Na-
men R. elegautissima gegeben; nächstdem empfeh-
len wir aber auch R. glaucoplivlla.
41. Der Aufgabe einer Sammlung von Schlaucli-
pflanzen oder Nepentheen hatte nur Veitcii
in London entsprochen. Sie bestand aus 8 Arten
imd 2 Formen der Nepenthes Dominiana. Neu
176
waren uns N. vittata majus und eine noch nicht
bestimmte Art aus Borneo.
42 u. 43. Bromeliaceen, die nächste Auf-
gabe, waren in 4 Sammhingen enthalten. Von
Seiten der Gärtner erhielt Linden den Preis.
Aufs Neue raüsseu wir bedauern, das uns hier
dargebotene Material nicht hinlänglich verwerthet
zu haben. Besonderes Interesse bot ein Macro-
chordium dar, was sich wesentlich von den andern
Arten des Geschlechtes unterschied, dass die Wolle
an den Deckblättern fast fehlte. Die Pflanze hatte
sonst das Ansehen der Billbergia pyramidalis. Ihre
schönen gelben Blüthen sind nicht so gedrängt, so
dass sie weit mehr zu empfehlen ist, als die übri-
gen Macrochordien. Wir nennen sie vorläufig Ma-
crochordiimi nudiusculum. Auch das schon längst
in dem Handel befindliche Encholirion Jonghei war
in Blüthe vorhanden. Es gehört jedoch diese Pflanze
mit ihrem von 2 Seiten flachgedrückten Blüthenstand
keineswegs zu Encholirion, sondern möchte viel eher
eine Tillandsia oder eine Vriesia sein. Ein Nidu-
larium ohne Xamcn ist vielleicht neu und steht dem
N. discolor am Nächsten. Seine Herzblätter sind
blass-braunroth und die Pflanze ist deshalb weniger
schön. Die Oberfläche der übrigen Blätter besitzt
eine graugrüne luid opake, die Unterfläclie hinge-
gen eine braune Farbe.
Bemerkenswerth war die Sammlung des Notars
Beaucarne zu Eenaeme. Sie bestand aus 30 Ar-
ten und erhielt unter den Liebhabern den ersten
Preis. Unter den Billbergicn befanden sich 3 neue
Arten, von denen 2 die Namen Beaucarneana und
Legrellei besassen; über ihre Stellung lässt sich
erst entscheiden, wenn' man sie in Blüthe gesehen
hat. Die beiden Pflanzen, welche als Hechtia
Ghiesbrechtii und argentea in Belgien viel vorkom-
men, sind ohne Zweifel Pourretien. Als Pourretia
Glymiana war eine uns unbekannte Art vorhanden.
Au den 5 Guzmannieu konnten wir keine wesent-
lichen Unterschiede von G. tricolor und von Nidu-
larium fulgens finden; die letztere Pflanze kommt
in belgischen Gärten ganz gewöhnlich als Guz-
niannia vor.
Nicht weniger verdiente die Sanmilung von
Bromehaceen der Mad. Legrelle d'Hanis, auch
wegen der vorzüglichen Kultur der Exemplare, 33
an der Zahl, Beachtung. Die interessante Pitcair-
nia tabulaeformis befand sich eben in Blüthe, eine
andere Art mit ganz unbewehrten Blättern, welche
oben glänzend grün, unten weiss bestäubt waren,
hatte den falschen Namen Tillandsia viridiflora.
Schön und von untadelhaftem Ansehen waren die
beiderlei buntblättrigen Ananaspflanzen. Als Bill-
bergia humihs fand sich ein Cryptanthus bivittatus
vor, während die Billbergia sp. Matausa einigerraas-
sen an die früher erwähnte Tillandsia Osyana (s.
5. Jahrg. S. 337) erinnerte.
Endlich war noch eine 4. Sammlung Bromelia-
ceen vorhanden, welche dem Grund -Eigenthüraer
Boucqueau in Nivelles gehörte. Hübsche Exem-
plare, unter denen wir aber nichts Besonderes fanden.
(Fortsetzung folgt.)
Kericlitigiiiig von Dnickfehlerii
in fiod)'5 (Sarlfnkalcnbfr für 1864.
In meiner kleinen Abhandlung: „Die jüngste
Vergangenheit und die nächste Zukunft der Obst-
kunde und des Obstbaues in Deutschland", im
Hülfs- und Schreibkalender für Gärtner
und Gartenfreunde auf das Jahr 1864, die
nach dem Druck durchzulesen ich erst jetzt Zeit
gefunden habe, finde ich einige Durckfehler, deren
Verbesserung ich wünschen muss, weil sie theihveis
den Sinn entstellen oder ihn ganz unverständlich
machen.
II. S. 161, Z. 16 ist zu lesen: oder äussere Ver-
hältnisse.
„ das kann nicht zwei-
felhaft sein.
„ Teutschera Obst-
gärtner.
„ des Buches.
„ entweder mit
Düngung oder
mit Verjüngung.
„ (Obst bau schulen).
„ Terrasse.
„ Grüne Winter-Her-
renbirn.
^ eher moll als weich.
Dr. K. Fickert.
„ „ 16-1; 5, 31 „ „
„ „ 165, „ 23 „ „
171 'M
» »1*3, „15 „ „
„ „173, letzte Z. „
Zur Fest-Ausstellung.
Bei der am 19. d. M. beginnenden Fest- Aus-
stellung in der grossen Aula der Thierarzneischule
hat Frau von Schwanen feld auf Sartowitz bei
Schwetz, geb. Freiin von der Decken, einen Preis
von 10 Thaler für ein Sortiment von Blattpflanzen,
die sich im Zimmer leicht kultiviren lassen, aus-
gesetzt. Wir laden deshalb zur Bewerbung ein
und bringen dieses hiermit um so mehr zur Kunde,
besonders dem Handelsgärtner, als Blattpflanzen
jetzt sehr beliebt sind und häufig im Zimmer ge-
zogen werden. Es gilt hier natürlich nur von sol-
chen , welche in dem Zimmer und unter weibli-
cher Pflege gut gedeihen.
Berlin den 1. Juni 1864.
Der Vorstand
des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
Eommandanten-Strasse No. G2.
Druck der C. Feister 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
ZietenPlatz No. 2.
Woehensehrift
des
Vereines zur Beföiderniig des (ü<artenbaues in den Köiiigl. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
I*rofessoi" ll>r. Karl Kocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 23.
Berlin, den 1 1 . Juni
1864.
Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Inhalt; 439. Versammlung de-s Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 29. Mai. — Ueber Pflanzen-Ernährung, Boden-
Erschöpfung und Boden -Bereicherung. Von Dr. Sc hult z - S cliul t zenstein. — Die internationale Ausstellung von
Pflanzen, Blumen und anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel. (Forts.)
439. Vcrsaiiiinliing
des Vcreiues zur Brfördcriiiig des Giirtcnbaaes,
am 29. Mai.
Da der Vorsitzende noch verreist und die bei-
den Stellvertreter unwohl waren, ühernahm der
Schatzmeister, Rentier Sonntag, den Vorsitz und
ernannte zunächst
den Hofgärtner Brasch
zum Ordner bei der am 19. Juni stattfindenden
Fest-Ausstellung. Dagegen wurden ersucht:
Apothekenbesitzer Augustin, als Vorsitzender,
Kunst- und Handelsgärtner Christoph,
Kunst- und Handelsgärtner Crass,
Hofgärtner Karl Fintelmann in Charlottenburg,
Obergärtner Gaerdt in Moabit,
Hofgärtner Giessler auf Glienecke,
Kunst- uud Handelsgärtner Hoffmann,
Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu,
Obergärtuer Reinecke
bei der Fest -Ausstellung das Amt eines Preisrich-
ters zu übernehmen.
Auch fand die Wahl der verschiedenen Aus-
schüsse statt, wonach ernannt wurden :
1. ^ur btn ^U9fd)u^ für ^b|l, (Scmüff, tiutt- unb
f^anbfbpflaujtn.
1. Kunst- und Handelsgärtner Mathieu,
2. Hofgärtner Karl Fintelmann in Charlot-
tenburg.
3. Kunst- und Handelsgärtner Späth,
4. Baunischulbesitzer Lorberg,
5. Hofgärtner Hcmpel.
II. ßüx hin ^U8fc|)u| für Crjitljung üon jSlumen unb
für (irtibcrti.
1. Garten-Inspektor Bouch^,
2. Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der
Pfaueninsel.
3. Kunst- uud Handelsgärtner De mm 1er,
4. Hofgärtner "Morsch,
5. Universitätsgärtner Sauer.
III. ^ür htn J\,us|'d)u^ für ©tl)öljkunbe unb bilbcnbe
©artcnkunft.
1. Hofgärtuer Meyer in Sanssouci,
2. Thiergarten-Inspektor Henning,
3. Obergärtner Kraus,
4. Rentier Danneel,
5. Obergärtner Boese.
IV. ßüx ben ^usfdjuß jur (Entrorrfung bea (Etats,
Ucoi|ion ber %a^t, bcr ricd)nun9sfül)rung, fo wie
brr ?5iblioll)ck.
1. Gymnasial-Direktor Dr. August,
2. Geh. Regierungsrath Hey der,
3. Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu,
4. Kouimerzieiirath Raveu^,
5. Rechnungsrath Maresch.
Endlich ersuchte der Vorsitzende:
den Geh. Regierungsrath Pehlemann,
den Post-Direktor Siebers,
23
178
den Buchliändler Schneider iiuJ
den Obergärtner Gaerdt
zusammenzutreten, um Vorschläge zur Wahl eines
neuen Vorstandes zu machen und selbige am Jah-
reefest vorzulegen.
Der Vorsitzende, Rentier Sonntag, machte die
traurige Jlittheiliuig, dass am gestrigen Tage, Vor-
mittags 11 Uhr, der wirkliche Geh. Gber-Eegie-
rungsrath Kette plötzlich gestorben sei, und er-
suchte die Anwesenden zum Andenken eines Man-
nes, der so grosse Verdienste um den Staat, zu-
nächst aber auch um den Verein gehabt habe, sich
zu erheben. Hierauf sprachen sowohl der Geh. Re-
gierungsrath Hey der, als auch Professor Koch,
noch einige Worte der grössten Anerkennung für
den Verstorbenen aus, der ein langes, thatenreiches
Leben gehabt. Im August wäre derselbe in das
80. Lebensjahr getreten. Es wurde eine Deputation,
bestehend aus dem
Geh. Ober-Regierungsrath Knerk,
Rentier Sonntag und
Professor Dr. Koch
erwählt, um der Begräbnissfeier beizuwohnen.
Ausgestellt waren nur eine Gruppe blühender
Pflanzen aus dem botanischen Garten und 3 Orchi-
deen, welche der Obergärtner Kraus aus dem Gar-
ten des Rittergutsbesitzers M. Reichen heim ein-
gesendet hatte. Von den letzteren erhielt die schöne
Trichopilia marginata gloxiniaeflora wegen der Fülle
und Schönheit ihrer Blüthen den Monatspreis. Den-
drobium formosum war in einem Exemplare mit 4
grossen, milchweissen Blumen vorhanden, während
Saccolabium Holfordianum zum ersten Male bei uns
blühend gesehen wurde. ' •
Aus der Gruppe des botanischen Gartens wurde
wiederholt auf die reizende Erica Syndriana, so wie
auf E. tubiflora aufmerksam gemacht, da man beide
neuerdings kaum noch in Handelsgärtnereien sieht.
Zu den von Seiten der Liebhaber vernachlässigten
Pflanzen gehören auch bekanntlich die Hymeno-
eallis-Arten, von denen jetzt H. ovata ausgestellt
war. Auch Ceanothus papillosus verdient als Blü-
thenstrauch wegen seines Reiclithumes an Blüthen
und wegen der pi-ächtigen Azurfarbe der letzteren
von Seiten der Liebhaber mehr beachtet zu wer-
den. Endlich möchten auch die strauchartigen
Astern aus Neuholland, welche in das Genus Olea-
ria gehören, wegen ihres leichten und reichen Blü-
hens Beachtung verdienen; es gilt dieses nament-
lich von Olearia quercifolia und ihcifolia, welche in
den botanischen Gärten meist als Eurybien kultivirt
werden.
Der Spritzen-Fabrikant Franke (Münzstr. 10)
hatte einige Handspritzen mit Saugern ausgestellt,
welche sich durch ihre leichte Handhabung empfeh-
len. Noch mehr verdiente das Gestell, um welches
Schläuche, nachdem man sie nicht mehr braucht,
gewickelt werden , die Beachtung der Gärtner und
Gartenbesitzer. Die Schläuche haben deshalb oft
nur eine kurze Dauer, weil sie nicht gut aufbe-
wahrt und gewöhnlich unordentlich zusammengerollt
werden. Auf dergleichen leicht transportabeln Ge-
stellen trocknen sie aber leicht und leiden auch
sonst keinen Schaden.
Professor Koch ersuchte nach dem Schlüsse
der Versammlung ihn in das Sukkulentenhaus zu
begleiten, um eine neue Agave, welche er Ellemee-
tiana genannt habe , in Augenschein zu nehmen.
De Jonge van Ellemeet auf Overduin, von
dessen Gartenanlagen in der letzten Nummer der
Wochenschrift gesprochen worden sei , habe das
Exemplar in der van der A'inne' sehen Auktion
in Brüssel (s. S. 155) erstanden und behufs einer
wissenschaftlichen Bearbeitung der Agaveen dem
hiesigen botanischen Garten als Geschenk übersen-
det. Diese Agave sei sehr interessant, da sie, ob-
wohl im Ansehen den Arten mit fein-dornigen Zäh-
nen am Rande der Blätter, wie der A. micracantha
und Martiana, sehr ähnlich, doch mit der sonst iso-
llrt dastehenden A. attenuata eine besondere Gruppe
ausmache.
Weiter theilte Prof. Koch mit, dass Arundo
conspicua, ein neuseeländisches Schilf, welches
neuerdings von England aus eingeführt wnu'de und
noch schöner als das gewöhnliche Pampasgras (Gy-
nerium argenteum) sein solle, bei dem Hofgärtner
Hermann Sello in Sanssouci bei Potsdam blühe
und dass er deshalb in den Stand gesetzt sei, über
die Pflanze zu berichten. Arundo conspicua stehe
an Schönheit dem Pampasgrase weit nach, da es kei-
neswegs so hübsche Cespites bilde, als dieses. Sie
wachse auch mehr zweizeilig und scheine sich we-
nig zu bestocken. Der Grund möge darin liegen,
dass sie leicht und rasch blühe. Sie sei eine echte
Arundo mit Zwitterblüthen. Ob sie die Pflanze
darstelle, welche Forst er entdeckt und zuerst un-
ter diesen Namen beschrieben habe, könne man
nicht wissen, da keine Originalpflanze mehr vorhan-
den sei und mit der kargen Diagnose des Entdeckers
sich nichts machen lasse.
Inspektor Bouch(5, durch Krankheit gehindert,
selbst der Versammlung beizuwohnen, hatte als Mit-
glied des Kuratorium's für die Königliche Gärtner-
lehr-Anstalt und Landesbaumschule einen Bericht
[ über beide Anstalten übergeben, der in der Wo-
chenschrift abgedruckt werden wird.
Von Seiten des Vorsitzenden des Ausschusses
für die 2. Ausstellung des Stettiner Gartenbau- Ver-
eines, Rentenbank-Buchhalter Kurtz, war eine Auf-
forderung an Gärtner und Gartenbesitzer zur Be-
179
tlieiligung an derselben eingesendet. Die Ausstel-
lung beginnt am 26. und dauert bis zum 28. Juni.
Die betreffenden Programme waren schon früher
vorgelegt worden. Professor Koch unterstützte um
so mehr das Gesuch, als in Stettin die Blumenlieb-
haberei seit einigen Jahren einen erfreulichen Auf-
schwung genommen und man deshalb daselbst ein
dankbares Publikum finde.
Geh. liath und Professor Dr. v. Martins in
München sprach dem Vereine, und zunächst den
Mitgliedern, welche in Gemeinschaft mit vielen an-
deren seiner Verehrer, Freunde und Schüler, sein
Doktor-Jubiläum durch Ueberreichung einer golde-
nen Medaille verherrlicht hätten, seinen Dank aus.
In Bordeaux ist, wie früher mitgetheilt worden,
ein Akklimatisations - Verein in's Leben getreten.
Derselbe hat ein Grundstück erworben, 'um daselbst
einen Versuehsgarten anzulegen, ausserdem es aber
in Anlagen umzuwandeln. Es ist deshalb bereits
vor längerer Zeit eine Bewerbung um einen Plan
ausgeschrieben, nach dem die Anlagen ausgeführt
werden sollen, und ein nicht unbedeutender Preis
dafür ausgesetzt. Der Termin der Einliefcrung ist
vom 1. Juni bis 1. Juli verlängert worden.
Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der Pfauen-
insel hatte eine Deutzia gracilis eingesendet, wo
die Blüthen, wenn auch nicht ganz verkümmert, so
doch viel kleiner und unscheinlich geblieben waren.
Diese Eigenthümlichkeit war schon einmal ihm vor-
gekommen und hatte er die Ursache in der magern
Erde gesucht. In diesem Jahre war sie bei fast
allen Exemplaren vorgekommen. Mangel an Nah-
rung konnte dieses Mal ebenso wenig die Ursache,
als etwa die jetzige herrschende Kälte gewesen
sein, da die Missbildung die in frostfreien Erdgru-
ben überwinterten und jetzt angetriebenen Pflanzen
ebenso betroffen hatte, als die im freien Lande.
Mehre der anwesenden Praktiker, wie die Ober-
gärtner Boese und Kraus, so wie der Kunst-
und Handelsgärtner Lackner, hatten, letzterer
selbst in umfassender Weise, mehrmals diese Er-
scheinung beobachtet. Wenn auch ersterer geneigt
war, dieses Zurückbleiben der Blüthen auf niederer
Entwickelung, der Kälte und dem Mangel an guter
Nahrung zuzusclireiben, so hatte man doch wie-
derum die Missbildung auch bei den günstigsten
Verhältnissen bemerkt. Mangel an Nahrung konnte
auch deshalb nicht Ursache sein, weil die Exem-
plare sonst keineswegs in vegetativer Hinsicht zu-
rückgeblieben waren. Die Erscheinung möchte wohl
einer näheren Untersuchung werth sein, zumal Han-
delsgärtner durch dergleichen Missbildungen erheb-
liche Verluste haben können. Es wurde demnach
ersucht, über alles, was zur Erklärung des Uebels
beitragen könnte, späterhin Mittheilung zu machen.
In England macht jetzt eine Oscillaria in den
Wasserkübeln und Bassins der Warmhäuser da-
durch grosse L^nbequemlichkeiten, als sie so rasch
wächst, dass sie die Kübel bald füllt, und später
auch den W^urzeln der darin befindlichen Pflanzen
sehr schädlich wird. Es ist Oscillaria utriculata
und gehört zu den Arten, welche eine besondere
Scheide bilden, in der sie leben. Nach einer Nach-
richt in dem Gardeners Chronicle besteht sie aus
einem dunkelgrünen Kerne (der eigentlichen Oscilla-
rie) und einer hellgrünen Scheide. Die Vermeh-
rung geschieht so rasch, dass diese selbst mit den
Augen verfolgt werden kann. In wenig Minuten
sind Massen vorhanden und nach 24 Stunden oft
schon das ganze Wasser damit gefüllt. Die Gold-
fische, welche man in England hauptsächlich in
den Bassins unterhält, um das W^asser möglichst
rein zu erhalten, helfen hier ebenso wenig, als alle
übrigen Mittel, welche man dagegen ergriffen hat.
Nach einiger Zeit hört die Vermehrung auf
und es vereinigen sich die Massen zu Fasern und
diese zu hautartigen Schichten, welche oft die Ge-
stalt eines Pilzes annehmen. Endlich erhalten sie
eine schwärzliche Farbe, werden schwerer und sin-
ken unter. Damit gehen eigentlich erst ihre Ver-
wüstungen an, indem die Massen die feinen Wur-
zeln der in dem Kübel oder in dem Bassin befind-
lichen Pflanzen einhüllen und diese unfähig machen,
ihre Funktionen zu erfüllen. Die nothwendige Folge
ist oft der Tod der Wasserpflanze.
Wiederum nach einer längeren oder kürzeren
Zeit zertheilt sich der Faserfilz, die einzelnen Os-
cillarien werden wieder frei, damit leichter und tre-
ten auf die Oberfläche, womit die rasche Vermeh-
rung von Neuem beginnt.
Professor Koch theilte mit, dass in der näch-
sten Zeit in London eine interessante Pflanzen-
Auktion stattfinde, auf die er Liebhaber hiermit
aufmerksam machen wolle. Der bekannte chine-
sische Reisende Fortune habe nämHch die Absicht,
in dem Versteigerungs-Lokale von Steven (Steven's
Auctions-Eoom) zu London eine Reihe seltener und
interessanter Pflanzen, in deren Besitze er geblie-
ben sei, öftentlich zu versteigern. Unter den Pflan-
zen befinden sich fast alle neueren Formen der
Aucuba japonica, ferner Osraanthus ilicifolius, Cle-
matis Standishii, Forsythia Fortunei u. a. m.
Weiter machte Professor Koch auf eine neue
Aufgabe, welche von Seiten des Gartenbau-Vereines
in Paris gestellt sei, aufmerksam, da sie auch ihm
von grosser Wichtigkeit erscheine. Die Aufgabe
betreffe nämlich den Hergang bei der Veredlung
und fasst folgende 3 Punkte in's Auge:
1. Den Einfluss, welchen die Feuchtigkeit, die
Wärme, der Boden, das Licht und die Luft bei
23*
180
der Annahme, das heisst bei der Verwachsung
ausübt.
2. Den Rapport, der zwischen der durchaus
nothweudigen Zeit für die Annahme (Reprise) exi-
stirt, den Grad der Verholzung des Edelreises, die
Natur der Milch-, Harz-Säfte u. s. w.
3. Die Verhältnisse, unter denen die Wurzeln
sich bilden und die Art und Weise ihrer weiteren
Entwickelung.
In der Revue horticole ist eine sehr wichtige
Frage zur Erörterung gekommen. Je mehr näm-
Hch Gärtnerei bei den verschiedenen Kulturvölkern
Eingang findet und Liebe zu Pflanzen und Blumen
zunimmt, um so mehr werden die Bewohner der
verschiedenen Länder ihre Erzeugnisse austauschen
wollen. Dieser Austausch wird aber wesentlich da-
durch gefördert, dass die Benennungen der Pflanzen
Allen verständlich sind. Das kann aber nur dann
der Fall sein , wenn man sich , wie in der Wissen-
schaft der Pflanzen, in der Botanik, für die Namen
auch in der Gärtnerei der lateinischen Sprache be-
dient. In der Revue horticole ist mehr dafür als
dagegen gesprochen worden. Es ist aber nicht zu
leugnen, dass die Ansicht derer, welche für die
Volksnamen sich entscheiden, ebenfalls ihre Berech-
tigung hat. Bei den Gemüsen möchte es seine
grossen Schwierigkeiten haben, mit lateinischen Na-
men durchzukommen. Wie man aus den Berichten
über die Görlitzer Versammlung deutscher Pomolo-
gen, Obst- und Gemüsezüchter ersehen kann, er-
reichte man es nicht einmal, eine regelrechte No-
menklatur für die Gemüse in deutscher Sprache
herauszufinden. Bei den Engländern und Franzosen
herrscht hier die nämliche Verwirrung. In Betrefl"
der Gemüse müsste man demnach zunächst, ebenso
wie bei dem Obste, von einer lateinischen Nomen-
klatur ganz und gar absehen.
Aber selbst bei den Benennungen der Luxus-
Pflanzen und der Blumen möchte der einheimische,
der Volks- Name bisweilen ebenfalls Berechtigung
haben. An wie viele Volks Namen knüpfen sich
nicht interessante Sagen? Wäre es nicht zu be-
dauern, wenn diese Volks-Namen auf einmal durch
unverständliche lateinische Benennungen durchaus
ersetzt werden sollten? Wir beklagen es selbst,
dass eine Menge praktischer Volks-Namen in neue-
rer Zeit seltner gehört werden. Die nüchterne
Prosa nimmt an und für sich in unserem Zeitalter,
wo der kalte Verstand den Sieg über das Herz
fast davon getragen zu haben scheint, überhand.
Die einzelnen Völker mögen daher ihre oft so sinn-
reichen Volks-Namen sich zu erhalten suchen, we-
nigstens im Umgange unter sich.
Nothwendig sind jedoch die lateinischen Namen
allenthalben da, wo es einer wissenschaftlichen und
gärtnerischen Behandlung des Gegenstandes gilt.
In Verzeichnissen von Sämereien und Pflanzen
sollte kein Gärtner sich der einheimischen, sondern
nur der lateinischen Namen bedienen, weil da all-
gemeine Verständlichkeit in den Vordergrund tritt
und diese eben nur dadurch erreicht werden kann.
Viele französische und englische Handelsgärtner,
welche sich in den Verzeichnissen nicht der latei-
nischen Benennungen bedienen, stehen sich dabei
um so mehr im Lichte, als der von ihnen ge-
brauchte Volks-Name vielleicht nicht einmal durch
das ganze Land gebräuchlich ist. Unsere deutschen
Handelsgärtner haben deshalb durch die lateinischen
Namen ihrer Verzeichnisse dieselben praktischer und
brauchbarer angefertigt.
Was von Verzeichnissen verlangt wird, gilt
auch von gäitnerischen Handbüchern. Auch hier
ist es nothwendig, dass die Pflanzen-Namen in la-
teinischer Sprache gegeben werden: es schliesst
dieses keineswegs aus, dass die deutschen Namen
in Parenthese dahinter gesetzt werden. Man kann
bei alphabetischer Aufzählung selbst die letzteren
an der betreffenden Stelle mit aufnehmen, weist
aber hinsichtlich der Beschreibung u. s. w. auf den
lateinischen Namen hin. Damit genügt man auch
den Anforderungen derer, die nur einheimische Na-
men kennen.
llcßcr )J|Taii,^eii = (Eriittfiruiig , Mm -- (ürff^öpfimg
mit) ,Boöeii=3]eraff)ctuiig,
mit ?Sfiirl)iing auf jCitbig's .a.nlid)t kr Jjabtn-^Hsraubiing iurd)
btt moÄcrnc !(ranbiDitlt)('d)i<ft.
Von Dr. S cIj ultz -Schult zeustein.
Berlin, bei J. Springer, 1SG4.
In dieser Schrift sind neue Beobachtungen und
Versuche mitgetheilt und mit den älteren Ansichten
über Pflanzen - Ernährung von Ingenhouss und
Saussure, so wie der Liebig' sehen Mineraltheorie
zusammengestellt, so dass darin ein anschauliches
Bild von dem jetzigen Zustande der Pflanzen-Er-
nährungs-Theorien sich vorfindet.
Die neuen Untersuchungen des Verfassers haben
zur Feststellung folgender Thatsachen geführt:
1. Die seit Ingenhouss verbreitete Ansicht,
dass die Dünger durch Fäulniss sich gänzlich in
gasförmige Stoffe auflösen und diese dann als Pflan-
zen-Nahrung dienen sollten, ist unrichtig, da sich
bei der Düngergälirung nur verhältnissraässig we-
nig Kohlensäure und Annnoniakgas entwickelt, das
Uebrige vielmehr zu einer Magse vermodert, die
als Humus, wie in der Mistbeeterde, zurückbleibt.
Auf demselben Prozess beruht auch die Tort-,
181
Braunkohlen- und Steinkohlen -Bildung, die nicht
entstanden sein könnte, wenn sich alles in Kohlen-
säure auflöste.
2. Dass bei der Humusgäbrung sich fixe Säu-
ren, wie Essig-, Milcii-, Aepfel-Humussäuren bilden,
in denen alle chemischen Elemente der Pflanzen-
Nahrung verbunden enthalten sind, so dass die
Pflanzennahrung eine einheitliche Substanz bilden,
worin Kohlenstoft", Wasserstoft, Stickstoff' und Sauer-
stoflf vereinigt sind; so dass diese Elemente nicht
von verschiedenen Seiten zusammengeholt zu wer-
den brauchen.
3. Dass insbesondere der Stickstoff der Pflan-
zen-Nahrung nicht aus der Luft stammt, sondern
von den massenhaft vermoderten Thierleichen aus
den Klassen der Mollusken, Krustaceen, Arachniden,
Insekten, Würmer herrührt, welche auch in unge-
düngteu Wäldern und Wiesen eine thierische Na-
turdüngung bewirken, wodurch sich die stickstoif-
haltigen Humussäuren bilden. Der Stickstoftgehalt
des Torfs, der Braun- und Steinkohlen stammt aus
derselben Quelle und nicht aus der Luft.
4. Die genannten Bodensäuren mit ihren zu-
sammengesetzten Radikalen werden nach der Ein-
saugung in Weinsäure, Gerbsäure, Gummi, Zucker
umgebildet, welche sich als Bestandtheile der Pflan-
zensäfte finden.
5. Dass daher die sämmtlichen Säfte des Pa-
renchyms von diesen Säuren immer sauer reagiren,
während sie niemals eine Spur von Kohlensäure
enthalten.
G. Dass das Sauerstoffgas, welches die Blätter
im Lichte aushauchen, nicht aus Kohlensäure, son-
dern aus den genannten fixen Säuren stammt, in-
dem man durch Zufuhr von solchen Säuren die
Sauerstofl-Aushauchung der Blätter auf das Zehn-
fache vermehren kann , wobei die Säuren selbst
verschwinden.
7. Dass dabei die Pflanzen immerfort auch im
Lichte zugleich Kohlensäure ausscheiden und die
Luft verderben, wie die Thiere.
8. Dass demnach die Luft nur ein llespirations-
mittel der Pflanzen ist imd keine substantielle Pflan-
zen-Nahrung liefert.
9. Dass demnach die Ingenhouss-Saussure'-
sche, von Lieb ig angenommene Theorie der Luft-
Ernährung unrichtig, vielmehr der Boden allein die
Werkstatt der Zubereitung der Pflanzen-Nahrung ist.
10. Dass das Bodenwasser vorzüglich der Trä-
ger der Pflanzen-Nahrung ist, und dass, wo Pflan-
zen in unfruchtbarem Sande wachsen, diese nur
durch fruchtbares Bodenwasser, nicht aber durch
die Luft ernährt werden.
IL Dass alle mineralischen Aschenbestandtheile
mit Einschluss der Knochenerde in unerschöpfHcher
Menge im Boden und allen Quellwassern enthalten
sind, und die Düngung mit Mineralstoff"en nur von
ganz imtergeordneter, örtlicher Bedeutung für Pflan-
zenkultur sein kann.
12. Dass wir dagegen durch Düngung mit hu-
mösen Substanzen die Leitung der Stofl'bildung in
den Kulturpflanzen überhaupt und des Kohlenstoff-
und Stickstoftgehalts im Besonderen in der Gewalt
haben, ohne uns auf die Luft dabei zu verlassen,
und daher alle jene StoftVeränderungen in Kulurpflan-
zen durch die künstlichen Bodenmischungen in der
Land-, wie Gartenwii-thschaft zu bewirken sind.
Die
internationale Ausstellung
von .^flanjfn, ^luinrn uiib anbcrcn (Segenllänbrn
bcr Gärtnerei
in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai
in 33rü.ssel.
(Fortsetzung.)
Die 44. u. 45. Aufgabe betraf die Aroideen.
3 ausgezeichnete Sammlungen, von denen aber die
der botanischen Gärten in Brüssel und Ant-
werpen, als öffentlichen Instituten gehörig, nicTit
konkurrirteu. W^ertli hatten sie dm-ch die im All-
gemeinen richtige Benennung, die man sonst in Bel-
gien grade nicht bei dieser Familie findet. Die Brüs-
seler Sammlung zeichnete sich ausserdem dui'ch
stattliche, zum Theil selbst riesige Exemplare in
bester Kultur aus, wie man sie kaum wo anders
findet. Ein Anthurium glaucescens hatte 6 Fuss
hohe Blätter, während ein Philodendron crassipes
zur riesigen Schaupflanze herangezogen war. Als
Anthurium palmatum sahen wir A. Ottoniauum.
Von besonderer Schönheit waren ausserdem Anthu-
rium cucullatum, Philodendron bipinnatum, Imbe
und grandifolium, so wie Spathiphyllum Friedrichs-
thalii (nicht Frederickii) und Dieffenbachia humilis
in Blüthe. In der Sammlung des Antwerpener
Gartens war ein Anthurium Hookeri, dessen Blät-
ter 3^ Fuss Länge und 1 Fuss Breite besassen.
Von Seiten der Gärtner war keine Bewerbung
vorhanden.
Die Sammlung der Mad. Legrelle d'Hanis
enthielt wiederum gut kultivirte Exemplare, IG an
der Zahl, weshalb ihr der erste Preis zugesprochen
wurde. Von ihnen zeichneten sich aus: Anthurium
membranuliferum, lucidum, metallicum, unbedingt
wohl eine gute Art, welche aber wegen des kaum
vorhandenen metallischen Glanzes der Blätter iliren
Garten-Namen ändern müsste. lieber sie werden wir
nächstens in einer besonderen Abhandlung sprechen
und die übrigen Arten mit herzförmiger Basis anreihen.
182
Die 46. u. 47. Aufgabe schrieb 35 buntblät-
trige Pflanzen vor. Wiederum war es Madame
Legrelle J'Hanis in Antwerpen, welche den
ersten Preis davontrug. Ihre Sammlung war auch
in jeglicher Hinsicht ausgezeichnet. Neues sahen
wir zwar nicht darunter, aber manches Seltene und
Interessante. Der bei den Neuheiten erwähnte bunt-
blättrige Hibiscus Rosa chinensis war als H. versi-
color vorhanden. Ausserdem führen wir auf: Aglao-
uema commutatum, Rhapis flabelliformis fol. var.,
Chamaerauthemum Beyrichii in Blüthe und mit 7
Zoll langen und 4 Zoll breiten Blättern, welche
einen silberweissen Streifen in der Mitte haben,
Campvlobotrys regalis, Ligeria barbata (Tapeiuotes
Carolinae), Franciscea confertiflora fol. var., Anthu-
rium leuconeurou, Eranthemum rubronerviura, (Gym-
nostachys Verschatleltii) u. s. w.
Den zweiten Preis erhielt van den Hecke de
Lembeke in Gent. Marantaceen waren hier in
grösserer Anzahl vorhanden, ausserdem Eranthemum
leuconeurou, Gossignea borbonica, Echeveria metal-
lica mit keulenförmigen, rosa -grünlichen Blättei'n,
oben 4 Zoll breit, Musa vittata, Piuanga maculata,
Gyinnostachyum Verschaft'eltii in einem besonders
grossen Exemplare. Was als Tillaudsia Caravel-
lana vorhanden und grade in Blüthe sich befand,
möclite sich kaum von Cryptanthus bivittatus unter-
scheiden.
Von Gärtnern hatte nur Linden sich bewor-
ben; ihm wurde auch der erste Preis zugesprochen.
Aphelaiidra Liboniaua fanden wir früher wegen der
schwach hervortretenden Zeichnung auf den Blät-
tern weniger schön, hat sich aber die prächtige,
rothe Aehre entwickelt, dann möchte die Pflanze
kaum etwas zu wünschen übrig lassen. Aglaonema
comrautatiun sahen wir hier in einem grösseren
Exemplare. Die fast lederartigen Blätter sind läng-
lich und mit unregelmässigen silbergrauen Quer-
flecken besetzt. Ecliites melaleuca nimmt sich mit
den auf dunkelgrüner Fläche gelblich-weiss geäder-
ten Blättern sehr gut aus. Besonders schön waren
ausserdem: Sphaerostema marmoi-atum, Heliconia
metaUica, Alocasia zebrina und Phrynium majesti-
cum, wahrscheinlich eine Form des P. ornatum oder
regale, aber mit rascherer Vegetation und weniger
empfindlich.
48. u. 4'J. Die nächste Aufgabe verlangte nur
25 buntblättrige Pflanzen. Wiederum hatten
Mad. Legrelle d'Hanis und van den Hecke
de Lembeke sich beworben und erhielten die
Preise. Unter der Sammlung der ersteren war eine
interessante Aroidee unter dem Namen Dieffen-
bachia humihs in Blüthe; wahrscheinhch stellte sie
aber eine Aglaonema dar, deren eirund-herzförmigen
Blätter von 5 Zoll Länge und 4 Zoll Breite auf
jeder Seite des Mittelnervens weisse, eine Reihe bil-
dende punktähnliche Flecken besassen und auf der
Unterfläche ganz hell waren. Pothos argyraea war
um ein eiförmiges Gestell gezogen, was 2 Fuss im
Durchmesser besass. Dracaena Terminalis pendula
vermögen wir kaum als Abart zu unterscheiden.
Unter den Pflanzen der anderen Sammlung fiel
uns eine Globba nutans foliis vittatis auf. Sonst
nennen wir noch Zamia picta, Yucca quadricolor
u. Maranta variegata. Ausserdem hatte sich aber auch
noch van den Ouwelant in Laeken beworben.
Schön waren in dessen Sammlung die buntblät-
trige Ananas, die verschiedenen Formen der Cor-
dyline Terminalis rosea und Hoya carnosa varie-
gata. Gärtner hatten sich nicht beworben.
50. u. 51. Es schloss sich die Aufgabe für
Marantaceen an. Madame Legrelle d'Hanis
hatte sich sogar mit 2 Sammlungen, beide ausge-
suchte und gut kultivirte Pflanzen enthaltend, be-
woi'ben. Beide wurden gekrönt. Wer eine Mono-
graphie dieser Pflanzen schreiben will, versäume
nicht in den Gewächshäusern genannter Dame Stu-
dien zu machen, wo ihm vorzügliches ^Material ge-
boten wird. 27 Arten, unter denen allein 25 Phry-
nien, waren in beiden Sammlungen vertreten. Lin-
den, der ebenfalls einen Preis erhielt, hatte nur
Phrynien ausgestellt, die er zum grössten Theil
selbst eingeführt hatte. Bekanntlich besitzt Linden
überhaupt um diese' leider in den Zimmern weniger
gedeihenden Blattpflanzen grosse Verdienste.
52. u. 53. Auch Sammlungen von Kaladieu
wurden als Aufgabe gestellt. Ueber diese Pflanzen
haben wir so oft und ausfülirlich gesprochen, dass
wir uns alles Näiieren entliehen können , zumal
nichts Neues sich dabei vorfand. Von den Gärtnern
erhielt Ambr. Verschaff elt, von den Liebhabern
Ferd. Kegeljan den ersten Preis, während der
Mad. Legrelle d'Hanis und A. Lemoinier in
Lille silberne Medaillen zugesprochen wurden.
54. u. 55. Den Kaladien schloss sich eine Auf-
gabe für Alokasien und Kolokasien an. Die
beiden eingegangenen Sammlungen der Mad. Le-
grelle d'Hanis und Lindeu's enthielten die bis
jetzt kultivirten Arten (mit Ausnahme der von mis
beschriebenen und sehr zu empfehlenden Colocasia
euchlora) vollständig und in guter Kultur. Beide
bekamen auch die ersten Preise. LTntcr den Lin-
den'schen Pflanzen befanden sich Alocasia indica
(macrorrhiza) fol. var. und zebrina, ganz besonders
aber Colocasia albo- violacea, in sehr grossen und
trotzdem in untadelhaften Exemplaren. Letztere
ist, wie wir früher schon uns ausgesprochen, eine
Form des Xanthosoma belophyllum, welche von uns
mit dem Beinamen albo -violacea belegt ist. Die
Pflanze bot in der That einen wunderschönen An-
183
blick dar. Die prächtigen, 2^ Fuss langen Blätter
befanden sich auf blaiibereifteii Blattstielen von 3
Fuss Höhe, deren violette und zum Theil weisse
Scheidenränder gegen das übrige Grün einen ange-
nehmen Kontrast bildeten. Auch Alocasia singapo-
rensis schien uns ein interessantes Xantliosoma mit
getigerten Blattstielen zu sein.
56. Buntblättrige Orchideen, die gewöhn- 1
lieh unter dem Namen Anecochilus (Anoectochilus)
begriflen werden, fangen bei uns in Deutschland
an, wiederum seltener zu werden, während sie im
Auslande fortwährend beliebt und viel gesucht sind.
Um die beiden dafür ausgesetzten Preise hatten
sich 5 Bewerber gefunden. Die ausgesetzten Preise
erhielten A. Verschaffelt und Mad. Legrelle
d'Hanis, während A. van Geert in Gent ausser-
dem noch eine silberne Medaille und Laurentius
in Leipzig eine ehrenvolle Erwähnung erhielten.
Ausserdem hatte aber noch der botanische Gar-
ten in Gent duixh seinen Inspektor van Hnlle
eine Sammlung, und zwar die grösste, ausgestellt.
Als öffentliches Institut konnte derselbe jedoch, wie
bereits erwähnt, nicht konkurriren.
57. bis 60. Es kommen 4 Aufgaben für wich-
tige und interessante Pflanzen: einmal für tech-
nisch-medizinische und einmal für tropische
Fruchtpflanzen. Wir enthalten uns darüber zu
berichten, da wir in einer der folgenden Nummern
eine ausführliche Abhandkuig, zu der uns das hier
gebotene reiche Material zur Grundlage dienen
wird, bringen werden. Linden konkurrirte für
beide Aufgaben und erhielt auch für beide Samm-
lungen den ersten Preis, während der zweite für
Nutzpflanzen Japan's von Siebold zugesprochen
wurde. Liebhaber hatten sich gar nicht beworben,
wohl war aber von Seiten des botanischen Gartens
in Gent eine ausgezeichnete, möglichst vollständige
Sammlung ausgestellt worden.
61. u. 62. Begonien werden in Belgien immer
noch gesucht; doch hatte sich nur ein Bewerber
unter den Liebhabern, der Fabrikant Barbanson
in Brüssel, eingefunden, der auch den Preis erhielt.
63. Die Aufgabe für Cacteen war ebenfalls
nur einmal erfüllt, und zwar diu'ch den Bürgermei-
ster Dedeyn in Ninove.
64. u. 65. Von Amaryllis waren 4 ausge-
zeichnete Sammlungen, 2 von Liebhabern und 2
von Gärtnern, vorhanden. Den ersten Preis erhiel-
ten Notar Beaucarne in Eenaemen und Handels-
gärtner Boelens, Vater und Sohn, in Brüssel, den
zweiten hingegen van den Bossche in Gent und
Handelsgärtner van Driessche in Distelbergen bei
Gent. Ueber die AmarylHs wird noch besonders
berichtet werden, ebenso wie über die meisten der
anderen Florblumen und Blüthensträucher.
66. bis 69. Für 50 blühende Kamellien
waren 2 Preise ausgesetzt. Den ersten erhielt van
den Ouwelant in Laeken, den zweiten Jean
Verschaffelt in Gent. Für 25 blühende Ka-
mellien aber 4 Preise, (2 für Liebhaber und 2
für Gärtner). Der erste wurde dem Notar Beau-
carne in Eenaemen und dem Handelsgärtner Dom.
Vervaene pfere in Gent, der zweite dem Grund-
besitzer Carolus in Löwen zugesprochen. Endlich
wurden noch 6 blühende Kamellien, ausgezeich-
net in der Kultur und neu, als Aufgabe gestellt.
Vervaene p&re erhielt den ersten und zweiten
Preis. Ausserdem hatten sich Jean V er schaffeit
in Gent und Carolus in Löwen beworben.
70. bis 74. Für Rhododendren waren 10
Preise bestimmt und zwar 2 für 75 Exemplare von
Rh. arboreum und dessen Blendlingen (Hybriden).
Es war nur 1 Bewerber hier vorhanden : der Ban-
quier Degraet-Bracq in Gent, der auch den er-
sten Preis erhielt. Für eine Sammlung von 50 der-
gleichen Rhododendren waren 4 Preise vorhanden.
Liebhaber hatten sich nicht beworben, dagegen er-
hielt unter den Gärtnern P. Byls in Gent den er-
sten Preis. Desto mehr Bewerber waren für die
Aufgabe von nur 25 dergleichen Rhododendren vor-
handen. Unter den Liebhabern erhielten Bürger-
meister de Neuf in Campenhaut und van den
Ouwelant in Laeken einen ersten Preis, unter
den Gärtnern Jacob Makoy & Co. in Lüttich
und A. Verschaffelt in Gent einen ersten, Coen
in Laeken den zweiten Preis.
Wir wollen aber nicht versäumen, auch auf die
Rhododendren des Freilandes aufmerksam zu
machen, welche Joseph Bau mann in Gent,
ohne zu bewerben, zur Verfügung gestellt hatte.
SämmtlicJie Exemplare hatten die Höhe von 1,^ bis
2 Fuss und eine abgerundete Form und waren
reichlich mit Blüthen übersäet. Wie sehr muss
man bedauern, dass sie bei uns (wenigstens in
Deutschland, in sofern man nicht gut deckt) im freien
Grunde nicht aushalten und wir daher auf diesen
Blüthenschrauck im Freien verzichten müssen.
75. bis 80. Azaleen waren in noch grösserer
Anzahl von Bewerbungen und zum Theil in aus-
gezeichneter Kultur vorhanden, abgesehen, dass eine
nicht geringe Menge in den gemischten Gruppen
sich vorfanden. 12 Medaillen und unter diesen die
grosse des Grafen von Flandern, waren ausgesetzt.
Die letztere erhielt A. Verschaffelt in Gent für
eine Gruppe von 50 Exemplaren, wo in der That
jede einzelne eine vollendete Schaupflanze darstellte.
Ausserdem wurden aber noch den gleichen Ansprü-
chen nachkommenden Sammlungen von Mad. Le-
grelle d'Hanis und van den Hecke de Lem-
beke gleiche Preise zugesprochen. Für Sammlungen
184
von nur 30 Exemplaren erhielten unter den Gärt-
nern van der Meulen den ersten, J. Vervaene
fils, beide in Gent, den zweiten Preis; unter den
Liebhabern van den Ouwelant in Laeken den
zweiten, für Sammlungen von nur 15 Azaleen aber
den ersten Preis. Für diese Aufgabe wurden unter
den Gärtnern der erste Preis wiederum van der
Meulen, der zweite hingegen Bruylant in Brüs-
sel zugesprochen. Endlich war eine Aufgabe für
6 i:eue und zugleich schöne Azaleen ausgestellt.
Unter den 7 Bewerbei-n siegten van der Cruys-
sen und Vervaene pfere in Gent, welcher letzte-
rer aber ausserdem noch für seine 20 neuen Azaleen
eine silberne Medaille erhielt. Schliesslich erwäh-
nen wir noch der 25 Azaleen-Sämlinge, welche ohne
Bewerbung Humann, der Präsident der Gartenbau-
Gesellschaft in Mainz, ausgestellt hatte und die man-
ches Schöne enthielten.
81. Der Aufgabe einer umfassenden Sammlung
von Liliaceen, Amaryllideen und Irideen war nm*
einmal genügt, aber in entsprechender Weise, und
zwar von dem Grundbesitzer van der Linden in
Antwerpen. Die meisten Arten mögen wohl in
Belgien aushalten, nicht aber bei uns, wo doch ein
rauheres Klima herrscht. Trotzdem gibt man bei
uns doch viel zu wenig auf diesen Frühlingsschmuck.
Ixien, Sparaxis- Arten und Vieusseuxien sieht man
bei uns fast gar niclit.
82. u. 83. Wieder folgen baumartige Lilien, und
zwar zunächst eine Aufgabe von 20 Yukken, der
von 2 Liebhabern und von 2 Gärtnern entsprochen
war. Die Sammlungen der beiden letzteren waren
möglichst vollständig und in bester Kultur. Da wir
uns vorgenommen haben, noch speziell darüber zu
berichten, übergehen wir hier alles Nähere und
bemerken um-, dass Jean Verschaffelt in Gent
den ersten, de Beukelaer in Brüssel den zweiten
Preis erhielt, unter den Liebhabern aber van der
Maelen in Brüssel den ersten vuid Mad. Ver hülst
in Stalle sous Uccle den zweiten Preis.
84. u. 85. Audi hinsichtlich der Agaveen
wurde vorzüglich entsprochen. Es waren die Samm-
lungen in einer Vollständigkeit vorhanden, wie man
sie bei ims im botanischen Gai'ten zu Berlin, im
fürstlichen Garten zu Dyck und bei dem General
V. Jacoby, jetzt in Breslau, sieht. Dieselben zwei
Gärtner, welche Vorzüglichstes in Betreff der Yuk-
ken und Dräcäneen geleistet, Jean Ver seh af feit
und de Beukelaer, erliielten auch hier wiederum
die Preise, wäln-end unter den Liebhabern Notar
Beaucarne zu Eenaemen und Mad. Legrelle
d'Hauis die Preise erhielten.
86. bis 91. Seclis verschiedene Aufgaben waren
für Rosen gestellt. 100 Exemplare in 75 Sorten
allen Ansprüchen nachkommend verlangt grosse Vor-
bereitungen; doch war 5 Mal dieser Aufgabe ent-
sprochen. Die Pflanzen besassen eine gute Belau-
bung und die Blumen waren vollkommen entwickelt,
so dass kaum ein Unterschied zwischen ihnen und
den im Freien aufblühenden gefunden werden mochte.
Wer jedoch die in der Ausstellung in Mainz Mitte
April vorigen Jahres gesehen hat, wird letzteren
doch den Vorzug geben müssen. Den ersten Preis
erhielt Peters, Handelsgärtner und vorzugsweise
Blumist in Brüssel, den zweiten dagegen Märest
et fils, Handelsgärtner in Paris, während Medaer
fils als Accessit für gute Kultur noch eine silberne
Medaille zugesprochen erhielt. Ausserdem hatten
sich noch beworben de Kerck und van Assche,
beide in Brüssel.
Der Aufgabe von nur 50 blühenden Rosen
hatte von Seiten der Liebhaber nur van den
Ouwelant entsprochen; er erhielt den zweiten
Preis. Gärtner waren wiederum 5 nachgekommen.
Der erste Preis wurde Renand in Paris zugespro-
chen, der zweite hingegen wiederum Peters in
Brüssel und Gh. et P. Alberdienst in Gent,
während ausserdem Coen in Laeken und van
Assche in Brüssel ausgestellt liatten. Der Auf-
gabe von 25 blühenden Rosen war man ebenfalls
mehr von Seiten der Liebhaber nachgekommen.
Humann in Mainz erhielt den ersten Preis, zumal
es Sämlinge waren, van den Ouwelant hinge-
gen den zweiten. Die beiden anderen Aussteller
waren Tertzweil-Boucqu^ in Gent und Mad.
Verhulst in Stalle. Von Gärtnern hatte nur van
Assche in Brüssel ausgestellt. Endlich verlangte
noch eine Aufgabe 12 neue und zugleich blüliende
Sorten; ihr waren van Assche und de Kerck in
Brüssel nachgekommen, ohne aber einen Preis zu
erhalten.
(Fortsetzung folgt.)
Aiisstelliiiig
Öes StcUiiicr ijarteiiöttihücrciiics.
Mit Bezug auf das Programm für die zweite
vom Stettiner Gartenbau- Vereine hier in den Tagen
vom 26. bis 28. Juni c. zu veranstaltende Aus-
stellung von Pflanzen, Blumen, Gemüse,
Obst etc. bitten wir wiederholt ergebenst, die Aus-
stellung recht zahlreich zu beschicken und die An-
meldungen auch zeitig, bis spätestens den 15. Juni an
imseren Vorsitzenden, Herrn Rentenbank-Buchhalter
Kurtz, einzureichen.
Stettin den 24. Mai 1864.
Das (omite
für die zweite Ausstellung des Stettiner
Gartenbau- Vereines.
Verlag von Karl Wiegaudt iu Berliu,
Eommandanten-Strasse No. 62.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-Flatz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur ßeförderiiiiu; des Gartenbaues in den Könis:!. Preussisclien Staaten
für
No. 24.
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
Professor I>r- Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
Berlin, den 18. Juni
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Inhalt: Bericht über die Königl. Gärtner-Lehranstalt und Landesbaumschule zu Potsdam für das Verwaltungsjahr 18"'/, ,. Von
C. Beuche, Inspektor des Kgl. bot. Gartens. — Beschorneria yuccoides der Gärten. — Die internationale Ausstellung
Ton Pflanzen, Blumen u. anderen Gegenständen der Gärtnerei in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai in Brüssel. (Sehluss.)
Sonntag, den Itl. .Iiini, i\arhinittags 'i lllir, tinilet im Englisi-Iien Hause die Fest-Versaninilung des Vereines zur Be-
förderung des (iartcnbaues statt, worauf das gcnieinscliaftliciie littagsniahl (um 3 llir) erfolgt. Die Fest -Ausstellung
ist in der Hönigliclieu Thierarzneisehule (Louiseustrasse IVo. 56) am 19. und 20. Juni.
Bericht
üßer Ue -Königf. c9ttrtuerfcf)r=ilu)la[t imö £aiil)ßs=
-Kauml'djufß 511 potsöaiii
für bas Uenunltunfi9-<3al)r 18<'764.
Von C. Bouche, Inspektor des Königl. botan. Gartens.
Um mich der ehrenvollen Pflicht, welche mir
durch das Mandat eines Kurators der beiden ge-
nannten Anstalten zugewiesen ist, zu entledigen,
beehre ich mich, den Mitgliedern des Vereines den
Bericht pro l8'''^/e^ hierdm-ch ergcbenst abzustatten.
Beide Anstalten bieten in jeder Hinsicht einen
höchst befriedigenden Zustand und legen ein sehr
günstiges Zcugniss für ihren Leiter, ihre Lehrer
und Verwaltungsbeamte ab.
Am 7. April d. J. fand in Potsdam die Prüfung
der Zöglinge der Königl. Gärtnerlehr- Anstalt statt.
Der Hofgärtner, Prof. Legier, der den Unter-
richt über Chemie, Physik und Mathematik ertheilt,
prüfte die Zöglinge, indem er ihnen Fragen über
die zur Entwickelung der Pflanzen erforderlichen
Faktoren vorlegte, und alsdann auf die chemische
Untersuchung des Wassers überging, um zu ermit-
teln, ob sich Antheile von Eisen, Blei, Kupfer,
Zinn oder dergleichen darin befinden; die zur Er-
mittelung nöthigen Experimente wurden von den
Eleven mit grosser Sicherheit ausgeführt. Auf die-
selbe Weise wurden Fragen über Physik beant-
wortet. Ebenso zeigten auch die Zöglinge vollstän-
dig befriedigende Kenntnisse in der Arithmetik und
Geometrie, indem sie nicht nur arithmetische Auf-
gaben mit Sicherheit berechneten, sondern auch ma-
thematische Figuren mit praktischer Fertigkeit kon-
struirten, Flächen, Körper, Baumhöhen und Nivelle-
ments von Wegen zur Zufriedenheit berechneten.
Der Direktor Baumgart, mit dem botanischen
Unterrichte betraut, hatte über Pflanzenformen unter
Berücksichtigung der natürlichen Verwandtschaft der
Pflanzen vorgetragen. Um seine Schüler nicht mit
Systemkunde, Terminologie und Erklärung der ein-
zelnen Pflanzentheile zu langweilen, hatte er diese
Zweige des botanischen Studiums in sehr geschick-
ter Weise in allgemeine, fast populäre Vorträge
eingekleidet und dabei auch auf die vorweltHchen
Pflanzen hingewiesen. Die Zöglinge hatten daher
nicht nur eine allgemeine Anschauung der Pflan-
zenwelt und deren Leben erhalten, sondern waren
auch im Stande, die einzelnen Theile, als Früchte,
Blumen u. s. w., vollständig zu erklären.
Der Hofgärtner Meyer prüfte die Zöglinge im
Zeichnen von Perspektiven, um Gegenstände nach
den Regeln der Perspektionslehre richtig aufzuneh-
men, was zum Beweise an einer Wandtafel nach
einer gestellten Aufgabe ausgeführt wurde, woraus
sich ergab, dass sich die Schüler befriedigende
Kenntnisse in der Konstruktion des perspektivischen
Grundrisses und der Ansicht erworben hatten. Für
die Fertigkeiten in dem Landschaftszeichnen und
Planzeichnen, entweder durch eigene Aufnahme
eines Terrains, Kopiren von Plänen oder durch das
Entwerfen derselben nach einer bestimmten Aufgabe
24
186
von Seiten des Lehrers sprachen die zur Zufrieden-
heit ausgeführten und dem Kuratorio vorgelegten
Zeichnungen und PUine.
Der Obergärtner Reuter, wek'her den prakti-
schen Unterricht über Gärtnerei zu ertheilen hat,
prüfte die Zöglinge über Baumzucht, Vermehrung
durch Aussaat, Ableger, Stecklinge, Veredelung,
Aufbewahrung der Samen u. s. w., sodann über
Eintheilung der Obstarten, mit besonderer Rück-
sicht auf Aepfcl, ferner über Pflaumen-, Kirschen-
und Erdbeertreiberei, so wie über den Anbau eini-
ger Gemüse. Auch hierbei wurden die Fragen mit
richtigem Verständnisse der Sache beantwortet.
Der Blumenmalcr Kenneb er g legte eine grosse
Zahl von Zeichnungen nach den alhnähligen Fort-
schritten seiner Schüler vor, welche nicht nur aus
Kopien, sondern auch aus wohlgelungenen Zeichnun-
gen nach der Natur bestanden; es war nicht zu
verkennen, dass einzelne Eleven ganz besondere
Anlagen "für das Blumenzeichnen und Malen be-
sassen.
Möchten recht viele der Zöglinge die Wohltha-
ten und den Werth dieser Anstalt und die Bemü-
hungen iin-er Lehrer auch auf ihrer zukünftigen
gärtnerischen Laufbahn zu würdigen wissen.
Die meisten der Zeugnisse von Zöglingen, die
nach beendetem Kursus von der Anstalt entlassen
wurden, führten das Prädikat recht gut, wenige
gut. Nur einem Zöglinge konnte kein Zeugniss
verabfolgt werden, indem seine Fortschritte, und
leider wohl aus eigner Schuld, während zweier
Jahre zu gering gewesen waren.
Bis dahin bestand die L Abtheilung der An-
stalt aus 6, und die 2. Abtheilung ebenfalls aus 6
Zöglingen, dahingegen das Listitut der Routiniers
aus 12 Theilnehmern. An Anmeldungen zur Auf-
nahme junger Gärtner fehlte es nicht, so dass beide
Anstalten auch während des nun schon begonnenen
Betriebsjahres keine Verminderung in der Frequenz
erfahren werden.
Auch das Kassenwesen beider Anstalten befin-
det sich in einem höchst befriedigendem Zustande,
indem sowohl die Gärtnerlehr-Anstalt, wie auch die
Landesbaumschule schon seit Jahren mit Ueber-
schüssen abgeschlossen haben.
Bei der Gärtnerlehr-Anstalt sind diese zwar
nicht bedeutend, aber doch" so, dass man sich ver-
anlasst fühlte, sie dem Staate zur Rückgabe zu
offeriren, womit ich mich jedoch nicht einverstan-
den erklären konnte; ich habe mir erlaubt, einen
Antrag zu stellen, den Uebcrschuss der Lehr-An-
«talt auch fernerhin zu belassen , um daraus ein
Stammkapital für einen, mit dieser Anstalt nahe in
Verbindung stehenden, höchst nützlichen Zweck zu
bilden. Hoffentlich wird das hohe Königl. land-
wirthschaftliche Ministerium, die Nützlichkeit der
Sache erkennend, die Geneigtheit haben, diese Er-
sparnisse der Anstalt gewogentlichst zu belassen
oder die Befürwortung des Antrages zu unterstützen.
Die nicht unbedeutenden Ueberschüsse der Kö-
niglichen Landesbaumschule sind durch die umsich-
tige Verwaltung und aus dem Verkauf von Gehöl-
zen erzielt worden. Die Zinsen des angesammelten
Kapitals hat man dazu verwendet, um die Betriebs-
kosten bestreiten zu können, indem sich die An-
fordcruns:en des Publikums um Gehölze und Obst-
bäume von Jahr zu Jahr gesteigert haben und des-
halb die Kulturstücke nach und nach vergrössert
werden mussten.
Beschoiiici'ia yiiecoides der Gärten.
Seit ohngefähr 7 Jahren befindet sich eine
Agavee unter dem Namen Beschorneria yuccoides
in den Gärten, welche direkt aus Mexiko, wenn
wir nicht irren, durch Rözl eingeführt wurde.
Wir haben von ihr zuerst in der Wochenschrift
(2. Jahrg. S. 336) Kunde gegeben und sie dann
im nächsten Jahrgange, (Seite 63) in unserer Mo-
nographie der Agaveen als besondere Art aufge-
stellt. Seitdem haben wir sie verschiedentlich iii
mehrern Gärten und in grösseren und kleineren
Exemplaren gesehen und die Beobachtung gemacht,
dass unter diesem Namen wohl sogar 2 verschiedene
Beschornerien kultivirt werden mochten. Da wir
aber wussten, wie sehr Agaveen nach ihrem Alter
und nach ihrer Kultur ändern, so wagten wir so
lange keine bestimmte Entscheidung zu geben, als
wir nicht beide neben einander in Blüthe gesehen
und verglichen hätten. Zwar gab in demselben
Jahre (1860), ein halbes Jahr später, als wir B.
yuccoides beschrieben hatten, auch Hooker im
botanical Magazine (tab. 5203, s. auch Wochenschr.
4. Jahrg. S. 44) die Beschreibung und Abbildung
der andern Art, und zwar ebenfalls unter dem Na-
men B. yuccoides. Es war uns jedoch nicht
klar, ob diese zweite Beschorneria yuccoides eine
gute Art oder nur eine Abart darstellte.
Der Herausgeber der botanischen Zeitung, Pro-
fessor V. Schlechtendal in Halle, hatte 3 Jahre
später Gelegenheit, unsere B. yuccoides in Blüthe
zu beobachten und gab in genannter Zeitschrift
eine zwar umfassende, aber zur Unterscheidung
beider Arten doch nicht ausreichende Beschreibung
und eine sehr gute Abbildung eines Blüthenzwei-
ges. Die von Hooker abgebildete Pflanze hält
V. Schlechtendal aber ohne Weiteres für iden-
tisch mit der seinigen; die abweichenden Anga-
187
ben sind nach ihm nur Ungenauigkeiten ; Hookcr hat
aber grade die charakteristisclien Merkmale seiner
Pflanze gut lierausgehoben. Dass wir zuerst, und zwar
ein halbes Jahr vor Hooker, eine Beschorneria
yuccoides aufgestellt haben, erwähnt v. Schlech-
teudal auch nicht mit einem Worte; meine mehr-
fach benutzte und auch zweimal in's Französische
übersetzte Monographie scheint dem Herausgeber
einer botanischen Zeitung, die sonst von Zeit zu
Zeit sehr gute Litteratur- Berichte gibt, demnach
gänzlich unbekannt geblieben zu sein.
Bei Gelegenheit der jetzigen Brüsseler interna-
tionalen Ausstellung von Pflanzen und Blumen hat-
ten wir die Freude, beide als Beschorneria yuccoi-
des beschriebene Arten in Blüthe zu sehen. Eine
genaue Vergleichung Hess uns über die Verschie-
denheit beider gar keinen Zweifel. Es dürfte des-
halb wohl von Interesse sein, hier eine genaue
Diagnose nebst Beschreibung beider zu geben. Da
wir dem Namen Beschorneria yuccoides zuerst
eine wissenschaftliche Bedeutung gaben, so sehen
wir uns auch gezwungen, den Hooker'schen Na-
men umzuändern.
1. B. yuccoides C. Koch, in Wochenschr. 3.
Jahrg., S. 63: Subacaulis; Folia perennantia, subtus
sublaevia, margine scabriuscula, anguste elliptica,
glauca, pergamenea-coriacea; Scapus strictus, viridis,
supra medium horizontaliter-ramosus, Flores bini,
teruive, penduli, distantcs.
Die Pflanze besitzt kein hübsches Ansehen,
zumal die eigenthümliche blaugi'üne Färbung, die
nicht gleich ist und in Streifen erscheint, dasselbe
beeinträchtigt. Die Blätter haben eine Länge von
gegen 2 Fuss und oberhalb der Mitte eine Breite
von gegen 2}; bis 3 Zoll; daselbst schmälert sich
das Blatt auf beiden Seiten fast in grader Linie in
eine Spitze zu, die Ränder erheben sich aber über
die sonstige Fläche, und zwar gegen das obere
Ende so sehr, dass sich eine tiefe Rinne bildet.
Die Oberfläche ist vollständig glatt, die Unterfläche
aber beim Anfühlen sehr schwach rauh, bisweilen
kaum bemerkbar. Auch der Rand ist mit nur sehr
feinen, nicht-sicht-, sondern nur fühlbaren Zähnchen
versehen. Ausserdem sind die Blätter ziemlich steif,
stehen grade ab und haben eine dickhche, lederar-
tige Konsistenz.
Der bisweilen bis 6 Fuss und selbst höher wer-
dende Schaft hat eine grünliche Farbe und besitzt
unten eine Stärke von ^ bis höchstens i ^oll. An
ihm befinden sich röthlich-grünliche und lanzettför-
mige Schuppen-Blätter mit einer Breite von 1^ Zoll,
welche eine weiche Konsistenz haben und sich als-
bald zurückschlagen. Oberhalb der Mitte beginnt
die Verästelung, indem aus den W^inkeln der Deck-
blätter fusslange Aeste in ziemlich horizontaler Rich-
tung abgehen. Nur an den Spitzen erscheinen
diese etwas übergebogen. Sie haben in kurzen
Entfernungen eirund-spitze, kurze Deckblätter, aus
deren Winkeln 2 und 3 grüne, bis zu 2 Zoll lange
Blüthen herunterhängen. Im Uebrigen hat von
Schlechtendal eine so gute Beschreibung gege-
ben, dass wir diese füglich hier übergehen können.
2. B. Dekosteriana C. Koch: Subacaulis; Fo-
lia perennantia, subtus aspera, margine subtiliter
serrulata, elliptica, glauca, coriaceo - crassiuscula;
Scapus ad partem supremam curvatus, coloratus,
superne ramis brevibus, apice recurvatis et floriferis;
Flores bini, approximati. ,
Ist im Allgemeinen grösser und stärker, als die
vorige Art, obwohl der nach oben übergebogene
Schaft in der Regel nicht 5 Fuss Höhe zu errei-
chen scheint. Er ist aber weit dicker und stärker
und zeichnet sich durch eine rothe Färbung aus,
die auch an den weit grösseren schuppenähulichen
Blättern und den Deckblättern mehr oder weniger
erscheint. Selbst die gelblich -grünlichen Blüthen
haben gegen die Basis hin eine gelblich -röthliche
Färbung. Diese stehen gepaart, meist 8, höchstens
10 an der Zahl, am obern Theil der kurzen Aeste
die mit der Spitze des Schaftes überhängen, so
dass die Oeffnung der Blüthe meist nach unten
sieht.
Wie bei der vorigen, haben die Blätter eine
blaugrüne Farbe, wekiie aber noch ungleicher ist
und sich in der Regel in schiefen Streifen kund
gibt. Sie sind im Durchschnitt weit grösser, na-
mentlich breiter; die unteren haben oft in der Mitte
einen Breiten - Durchmesser von 4J- Zoll bei einer
Länge von 3 Fuss und selbst mehr. Ihre Konsi-
stenz ist weit sclilaff'cr, so dass nur die Innern und
schmälern aufrecht stehen, die andern hingegen eine
mehr horizontale Richtung haben. Die Unterfläche
ist rauher, als bei denen der B. yuccoides; ebenso
fühlt sich der Rand wegen seiner scharfen, wenn
auch kaum sichtbaren Zähncheu sehr rauh an. Die
Oberfläche ist dagegen ganz glatt.
Die schuppenähnlichen Blätter des Schaftes ha-
ben bei einer. Breite von 2 Zoll und mehr eine
Länge von 4^ Zoll und sind mehr zurückgebogen,
als zurückgeschlagen, auch aufrecht; es gilt dieses
namentlich auch von den ähnlichen Deckblättern,
aus denen die 4 bis 6 Zoll langen Aeste hervorge-
hen. Die Deckblättchen, in deren Winkeln stets 2
Blüthen entspringen, sind häutig-weiss und durch-
sichtig und haben eine länglich -lanzettförmige Ge-
stalt, so wie die Länge eines Zolles, so dass sie die
Blüthenstiele mehr als das Doppelte überragen.
Die Blüthen sind mit der Spitze des Stieles ge-
gliedert und fallen rasch ab, wenn sie nicht be-
fruchtet werden; sie haben eine Länge von 2 Zoll.
24*
188
Ihre Farbe ist mit Ausiiabme des 9 Linien langen,
durcbaus grünen Fruchtknotens mehr gelblifb-grün,
gegen die Basis hin erscheinen sie gelblich-roth. Beim
Trociinen werden sie sogar schön gelb. Die G Blu-
menblätter, .von denen die 3 äusseren schmäler sind
und die Räuder der 3 Innern decken, bilden eine
Köhre und sind nur au den Spitzen etwas zurück-
geschlagen.
Auf dem Fruchtknoten stehen die 6 Staubge-
tasse, ohne aus der Blume herauszm'agen. Ihre
Fäden ähneln etwas denen, wie sie bei den Fur-
cräen vorkommen, indem sie oberhalb des unteren
Viertel breiter werden, nach aussen einen Winkel
bilden und mit sehr feinen, durchaus aber mit den
blossen Augen nicht sichtbaren Wärzchen bedeckt
sind. Von der Mitte an werden sie wieder schmä-
ler und stehen grade in die Höhe. Der Staubbeu-
tel ist in der Mitte des Rückens befestigt und
schwebend. Von gleicher Länge mit den Staubfä-
den ist der unten Sseitig-pyramidale, in einen Fa-
den auslaufende Griffel mit kleiner, kaum etwas
breiterer Narbe. Der Fruchtknoten enthält in jedem
der 3 Fächer längliche und auatiope Eichen in 2
Reihen. Wir haben die Pflanze zu Ehren des Be-
sitzers der blühenden Pflanze, an der wir unsere
Untersuchungen und Vergleichungen machen konn-
ten, des Kunst- und Handelsgärtners Dekoste r
in Brüssel, genannt.
Wir schliessen hier die dritte und älteste Be-
schornerie an, welche Kunth zur Gründung des
Genus Veranlassung gab.
3. B. tubiflora Kth enum. plant. V, p. 844.
Acaulis; Folia subtus scabriuscula, margine subtili-
ter serrulata, cariuato-caniculata, viridia, molUa; Sca-
pus strictus, simplex, Flores fasciculato-congesti, nu-
tantes.
Eine nur botanisch-wichtige Art, welche wesent-
lich von den beiden genannten Arten sich durch
die grünen Blätter unterscheidet. Da diese zwar
nicht jährlich sich erneuern , doch aber nicht so
lange dauern, als bei den beiden andern, so bilden
sie eine Annäherung zu unserer Tuberose, Polian-
thes Tuberosa L., welche übrigens ebenfalls zu den
Agaveen gerechnet werden muss. Eine Polianthes,
welche v. Martius in München unter dem Namen
P. maculata beschrieben hat, ist sicher, wie auch
schon Kunth vermuthet, eine Agave, welche in
die Nähe von A. virginica L. (nicht Mill.) ge-
bracht werden muss.
Ob Beschorneria als Genus beibehalten werden
kann, ist zweifelhaft, da eigentlich nur die einge-
schlossenen Stäubgefässe unterscheiden.
Die
iiitci'iiatioiialc Aussteliiiiig
von ^flanjcn, i3luincn unJj anlicrcn CStgcnllänbcii
lirr ©ärtncrci
in den Tagen vom 24. April bis 1. Mai
in 13rüssel-
(Schluss.)
92. Es wurden 20 blühende Eriken und Epa-
kris verlangt. Nur Dalliöre in Gent hatte ent-
sprochen und erhielt auch den ersten Preis.
93. Wenigstens 15 blühende Akazien Neu-
hollands waren die nächste Aufgabe. Von den bei-
den Gruppen von Jean Verschaffelt, welcher
allein sich beworben, erhielt eine jede einen Preis.
Sehr hübsche, uns zum Theil unbekannte Arten,
befanden sich darunter. Wir wünschten wohl, dass
diesen Blüthensträucheru von Seiten der Liebhaber
mehr Aufmerksamkeit zugewendet werden möchte.
94. u. 95. Für Blumenzwiebeln waren 2
Aufgaben gesetzt: eine für Hyazinthen, die andere
für Tulpen und Narzissen. Die eigentliche Zeit
zum Treiben war bereits vorüber, doch hatte der
Grund-Eigenthümer van der Linden in Antwer-
pen noch zwei hübsche Sammlungen, die beide auch
den ersten Preis erhielten, ausgestellt.
96. Hex sind wegen der mannigfachen, zum
Theil barocken Form der immergrünen Blätter
fortwährend in Belgien, so wie auch in Deutsch-
land und sonst, beliebt. Der Aufgabe einer Samm-
lung von 25 Arten oder Formen war auch vierfach
entsprochen. Rosseeis ain(5, Garten-Architekt in
Löwen, hatte sogar eine Sammlung von 52 Arten
und Sorten ausgestellt, so dass sie wohl Alles ent-
hielt, was in dieser Hinsicht bekannt ist. Liebha-
ber konnten hier eine Auswahl treffen. Es kam
noch dazu, dass alle Exemplare sich in vorzüglicher
Kultur befanden. Ins gefielen am meisten Hex
ferox mit goldgelb- und weiss panachirten Blättern,
variabilis tricolor, die dunkellaubige I. nigricans,
so wie die freudiggrüne I. elegans, beide mit gold-
gelben Blatträndern, ferner Douningtoniensis und
endlich cornuta. Die Sannnlung erhielt den ersten
Preis.
Geringer an Zahl, aber ausgesucht waren die
Hex des Restaurateurs Douchet in Mecheln, denen
auch der zweite Preis zugesprochen wurde. Das-
selbe galt von der Sammlung von Gaujard, wo
besonders Hex sinensis und rubricaulis fol. aur. var.
und Fortunei, so wie trapezifolia uns neu waren.
Endlich verdiente aber auch die Sammlung von 35
Hex, welche Jean Verschaffelt ausgestellt hatte,
Beachtung. Neu waren uns in ihr: Hex quei'cifolia,
bromeliacea flammea und pyrifolia. Barocke For-
men herrschten sonst in ihr vor.
189
97. u. 98. Die beiden nächsten Aufgaben ver-
langten 25 oder 12 getriebene Pflanzen in
Blüthe. Dem Ilandelsgärtner Medaer fils in
Brüssel verdankte man eine gemischte Sammlung
von 2b Blüthensträuchern; ihr wurde der erste
Preis zugesprochen. 12 Pflanzen hatten die Ge-
brüder Jacqmotte, Negocianten in Brüssel und
Tertz weil-ßoucque in Gent ausgestellt; letzterer
erhielt ebenfalls einen ersten Preis.
99. Orangen, Jlyrten, Granaten, Evonymus und
diesen ähnliche Bäume zu einer Gruppe vereinigt wa-
ren ebenfalls Gegenstand einer Aufgabe. Der Prä-
sident der Gartenbau-Gesellschaft in Laeken, van
den Ouwelant, hatte durch schöne, imposante
Exemplare entsprochen, wie sie jeder Ausstellung
Ehre gemacht hätten. Sie trugen auch hier we-
sentlich zur Ausschmückung bei. Es waren 16
verschiedene Bäume, jeder doppelt vorhanden. Diese
Gruppe erhielt den ersten, die von van Biet in
Brüssel den zweiten Preis. Auch letztere enthielt
nur grosse und kräftige Exemplare.
lüO. bis 102. Für Koniferen waren 3 Aufga-
ben gestellt. Eine verlangte 30 starke, eine andere
nur 20 Exemplare, eine dritte wenigstens 10 neue
Arten. Van den Ouwelant und van Geert
pfere hatten der ersten auf eine Weise entsprochen,
die jede Anerkennung verdiente und diese auch
durch Zusprechung von Preisen erhielt. Exemplare,
wie man in der Samndung des ersteren, besonders
von Thuja aurea, Abies Pinsapo , Araucaria imbri-
cata und Bidwilli sah, erschaut man gewiss selten.
Auch Pinus Russelliana mit sehr langen , schein-
bar geknickten und deshalb abwärts hängenden
Blättern hatten wir in dieser Schönheit noch nicht
gesehen. In der van Geert'schen Sammlung wa-
ren die langnadeligen Kiefern ebenfalls reizend; be-
sonders schön erschienen: Pinus insiguis, ferner die
Weisstanne : Abies bracteata, Cedrus Deodora ro-
busta, Thuja Vervaeneana mid Dammara Brownei,
An Araucaria excelsa fol, var. vermögen wir nichts
Besonderes zu unterscheiden.
Bei der Bewerbung um 20 Koniferen erhielt
Aug. van Geert den ersten und Gaujard in
Gent den zweiten Preis. Lauter Pracht-Exemplare
befanden sich in der Sammlung des ersteren. Arau-
caria imbricata, welche man bei uns sehr selten
gut gewachsen findet, war 12 Fuss hoch und hatte
12 Quirle von nach allen Seiten gleichmässig ent-
wickelten Aesten. Gleich schöne Exemplare haben
wir nur noch bei van Houtte in Gent gesehen.
Eine buntblättrige weisse Ceder (Cupressus thyoi-
des L. oder Chamaecyparis sphaeroidea Spach) bil-
dete eine prächtige Pyramide von 7 Fuss Höhe und
3|: Fuss Durchmesser. Abies Nordmanniana hatte
bei einer Höhe von 6 und einer Breite von 5 Fuss
12 Quirle, so dass man sich von ihrem dichten Wachs-
thume einen Begriff machen kann. Pinus Orizabae
war bereits 4 Fuss hoch bei einem Durchmesser
von 3^ Fuss. Reizend nahmen sich ihre langen
Nadeln aus. In der Gaujard'schen Sammlung
fanden wir in schönen Exemplaren und in ausge-
zeichnetem Zustande: Cupressus Lawsoni, Thuja
Lübbii und gigantea, so wie Ketinospora pisifera
und obtusa. Auch van den Ouwelant hatte sich
hier mit einer Sammlung beworben, in der wir Pi-
nus palustris, Cedrus Deodara pendula und Podo-
carpus neriifolius nennen.
Um die Aufgabe, welche neue Koniferen ver-
langt, hatten sich G Bewerber gefunden. Die Preise
erhielten Veitch in London und Aug. v. Geert
in Gent. In der Sammlung des ersteren waren die
meisten Arten enthalten, welche erst neuerdings,
und zwar durch die genannte Handelsgärtnerei
selbst, eingeführt wurden. Wir empfehlen sie Lieb-
habern ganz besonders. Es würde zu weit führen,
wollten wir über sie so ausführlich sprechen, als
sie es verdienten; wir behalten uns deshalb vor,
später in einer besonderen Abhandlung zu berich-
ten. Viele von ihnen befanden sich auch in der
Sammlung A. van Geert 's, ausserdem waren aber
noch manche andere von grossem Interesse vor-
handen , über die unsererseits ebenfalls noch ge-
sprochen werden wird. Die Zahl der in dieser
Gruppe vorhandenen Arten betrug 39; allerdings
waren einige darunter, die schon längere Zeit in
unseren Gärten sich befanden.
Um dieselbe Aufgabe hatten sich noch bewor-
ben: Louis de Smet in Gent mit 10 Arten, resp.
Formen aus Japan, 2 aus Kalifornien und 2 ande-
ren vom Norden Amerika's. Abies amabilis fol. eleg.
var., so wie Thuja Warreana fol. eleg. var. sind
erst in diesem Jahre eingeführt worden. Cupressus
Lindleyana argentea halten wir für eine Goa-Ceder
(Cupressus glauca), welche auch als C. lusitanica
beschrieben ist und eine grosse Verbreitung selbst
bis nach Amerika erhalten hat. Thuja pygmaea
ist ein hübscher Zwerg des amerikanischen Lebens-
baumes (Thuja occidentalis). Die japanesischen Ko-
niferen übergehen wir.
Dass auch v. Siebold mit Neuigkeiten in die
Schranken treten würde, war vorauszusehen. Es
waren 14 Koniferen, die er selbst eingeführt hat.
Lieber sie werden wir mit den andern speziell
sprechen. Ferner gedenken wir noch der Samm-
lungen von Jean Verschaffelt in Gent und
Krelage in Haarlem. Auch hier waren die neuen
Einführungen aus Japan in grösserer Anzahl vor-
handen.
Schliesslich sei es uns erlaubt, doch auch der
Koniferen von Joseph Bau mann in Gent zu er-
190
■wähnen. Sie bewarben sich um keine der Preise.
Es waren 7 schöne Exemplare der Araucaria iya-
bricata und 5 der WelHngtonia gigantea, von denen
eine mit Frucht. Es ist höchst interessant, dass
dieser grösste Riese unter den Bäumen schon in so
jugendlichem Zustande blüht. Wir haben später
auch die Gärtnerei von Bau mann in Gent besucht
und fanden noch einige Exemplare in Blüthe. Da
diese unscheinlich ist, mag sie häufiger vorkommen,
aber nicht beachtet sein.
103. Gehölze mit bunten Blättern hatten 4 Aus-
steller geliefert. De Smet in Gent erhielt den
ersten und Rosseeis aind in Löwen den zweiten
Preis. Es waren meist im Freien aushaltende Ar-
ten in Töpfe gesetzt und herangetrieben, und zwar
in solcher Kultur, dass man wohl kaum einen Unter-
schied mit denen im freien Lande gewachseneu
hätte herausfinden können. Eben deshalb machen
wir darauf aufmerksam, da dergleichen Geliölze sich
neben getriebenen Blüthensträuchern sehr gut aus-
nehmen würden. Von den beiden andern Samm-
lungen enthielt die des Handelsgärtners de Cock
in Gent hauptsächlich Sträucher, die von van den
Ouwelaut hingegen, diese mit hohem Gehölzen
untermischt.
104. u. 105. Pelargonien in 50 und in 30
Sorten waren die nächsten beiden Aufgaben. Der
sehr ungünstigen Zeit halber war es wohl zuzu-
schreiben, dass für beide nur 1 Bewerber: Madame
Halkin in Brüssel, sich gefunden hatte. Sie er-
hielt den zweiten Preis.
106. u. 107. Desto mehr hatte man den bei-
den nächsten Aufgaben, welche 50 Exemplare des
Pelargonium inquinaus in Blüthe und 30
derselben Art mit bunten Zeichnungen auf
den Blättern verlangten, entsprochen. Für er-
stere erhielt wiederum Mad. Halkin, und zwar
dieses Mal den ersten, Fabrikant Barbanson in
Brüssel hingegen den zweiten Preis. Ausserdem
hatte sich noch der Handelsgärtner Ryckaert in
Brüssel für diese und die nächste Aufgabe bewor-
ben. Die Preise für die letztere erhielten: Dal-
lifere in Gent und de Lobel-Dupont in Loos
bei Lille. Ausserdem hatten noch Cornelissen
in Brüssel und Aug. van Geert sich betheiligt.
108. Um die Aufgabe einer Sammlung von
25 blühenden Petunien hatten sich keine Bewer-
ber gefunden.
109. Verbenen in Blüthe und zwar 30Exera-
plare zu einer Sammlung vereinigt, waren doppelt
vorhanden. Den ersten Preis erhielt Mad. Lemoi-
nier in Lille, den zweiten van der Pias in liaeken.
110. Nur Jean Verschaffelt hatte sich um
die nächste Aufgabe : eine Sammlung von Calceola-
rlen, beworben und erhielt auch den zweiten Preis,
111. Dreifach war der Aufgabe um 30 blü-
hende Cinerarien entsprochen. Die Blüthenkörbchen
waren zwar gross und ihre Farben feurig ; die
Pflanzen waren aber nicht so gedrängt gewachsen,
wie man sie z. B. in Berlin gewöhnlich sieht. Ma-
dame Legrelle d'Hanis erhielt den ersten, No-
tar Ectors in Cureghem den zweiten Preis.
Auch Dudok de Wit in Amsterdam hatte kon-
kurrirt.
112. Stiefmütterchen waren von 3 Seiten
eingesendet worden. Der Gärtner Peraerts in
Brüssel erhielt den ersten, de Smet in Gent den
zweiten Preis.
113. Eine Sammlung von 30 blühenden Stau-
den war die nächste Aufgabe, der aber nur ein-
mal, und zwar durch den Handelsgärtner Medaer
entsprochen worden war. Er erhielt eine vergoldete
Medaille.
114. Buntb lättrige Stauden, u. zwar zu einer
Sammlung von 30 Arten und Abarten vereinigt,
verlangte eine andere Aufgabe. Hier trugen de
Smet und van den Ouwelant den Preis davon.
Die Sammlung des ersteren war recht hübsch und
enthielt zum Thcil Arten , die wir noch nicht gese-
hen, so den buntblättrigen Liebstöckel, Rudbeckia
Neumanni, eine besonders schöne weisse Lilie mit
bunten Blättern. Ausserdem hatten noch Mad. Ver-
hulst in Stalle und der Grundbesitzer d'Avoinc
in Mecheln sich beworben. Bei letzterem waren
besonders die Funkien (6 verschiedene) schön, so
wie Hemerocallis Kwanso.
115. Bei der Aufgabe: 30 Farne des freien
Landes, hatten nur die Handelsgärtner Stelzner
und Meyer in Gent, so wie Mad. Verhulst in
Stalle entsprochen. Die Sammlung der zuerst ge-
nannten Firma war recht hübsch und enthielt be-
sonders Formen mit Hahnenkamm ähnlichen An-
hängseln. Neu war uns Aspidium Frizelliae inter-
ruptum, Blechnum boreale cristatum, Cyrtomium
Fortunei und Lastraca Goldiana. Viele Formen
des Scolopendrium officinarum fanden sich in der
andern Form vor. Stelzner und Meyer erhielten
den ersten und Mad. Verhulst den zweiten Preis.
116. u. 117. Für die beiden nächsten Aufga-
ben: holzige luid krautartige Päonien, hatten
keine Bewerbungen stattgefunden.
118. Auch Anemonen und Ranunkeln wa-
ren nur einmal, und zwar durch van den Ouwe-
lant in Lacken, eingegangen; nur der zweite Preis
wurde zuerkaiuit.
119. Aurikeln verdankte man dem Redakteur
des Floral Magazine, Dombracci in London und
wiederum van den Ouwelant in Laeken. Beiden
wurden Preise zugesprochen.
120. Hinsichtlich der Primeln wurde nur der
191
zweite Preis der allein eingegangenen Sammlung
von van den Ouwelant zugesprochen.
121. Derselbe erjiielt auch den ersten Preis für
abgeschnittene Blumen.
122. Die nächste Aufgabe verlangte 3 Bou-
quets mont^s. Von den 6 Bewerbern wurden
Mad. Dekoste r in Brüssel mit einer vergoldeten
Medaille und einem Geldpreise von 30 Frs, Made-
moiselle Marie Leys in Gent, so wie Mademoi-
selle Leblicq in Brüssel mit einer silbernen Me-
daille und einem Geldpreise von 15 Frs gekrönt,
während Laurent in Paris eine silberne Medaille
zugesprochen bekam.
123. Blumenkörbe und Haar- G am ituren
waren zwar mehrfach vorhanden, aber nur ein Be-
werber, van Riet In Brüssel, derselbe erhielt eine
silberne Medaille.
124. Nachgebildete Früchte hatten Bu-
chelet in Paris und Henrard in Brüssel gelie-
fert; beide wurden gekrönt.
125. Blumen - Tableaux waren von 7 Ein-
sendern vorhanden. Charotte-Duval in Brüssel
und Mad. Ötelzner in Gent erhielten jedoch nur
Preise.
126. Auch der Aufgabe von Gartenplänen,
Entwürfen von Gewächshäusern u. s. w. war
mehrfach entsprochen worden. Wir müssen jedoch
offen bekennen, dass uns von dem, was ausgestellt
war, nur wenig genügte ; in den meisten sprach
sich weder Genie, noch Erfindungsgabe aus. Man
schien auch von Selten der Ausstellungs - Behörde
dieser so ausserordentlich wichtigen und schwierigen
Aufgabe wenig Aufmerksamkeit gewidmet zu haben,
da man nur eine einfach - vergoldete imd eine sil-
berne Medaille v'ertheilt hatte. Die erstere erhielt
der Garten Architekt le Breton in Paris, die an-
dere hingegen der Garteukünstler Grube in Düs-
seldorf.
127. Der Aufgabe für bildliche Darstel-
lungen war man ebenfalls mehrfach nachgekom-
men. Der Lithograph Severeyns in Brüssel er-
hielt den ersten und Tarlier, ebenfalls in Brüssel,
den zweiten Preis.
128. Nur einmal war man dagegen der Auf-
gabe von Statuen für Gärten nachgekommen.
Den Künstlern Schneider und Sohn In Mainz
wurde der zweite Preis zugesprochen.
129. Vasen zum Schmuck der Gärten hatte
man nicht eingesendet.
130. Grundrisse für Gewächshäuser und
Kästen waren zwar eingegangen , die Jury sprach
jedoch keinen Preis zu.
131. Für H ei zungs - App ara t e erhielt nur
de la Croix In Gent eine eiufach-vergoldete Me-
daille.
132. Sehr zahlreich waren G arten- Meubles
und Garten-Ornamente eingegangen. Unter
ihnen befand sich Manches, was weiter empfohlen
zu werden verdiente ; doch der schon zu sehr in
Anspruch genommene Raum erlaubt uns nicht, aus-
führlich darüber zu berichten. Preise erhielten:
Walcker in Paris, Bro ermann In Brüssel und
Lebrun, ebenfalls in Brüssel (Vorstadt Schaer-
beck).
133. Dasselbe galt von den G arten -Instru-
menten und G eräth Schäften. In Betreff der
ersteren erhielt D es bor des in Melun für seine ver-
schiedenen Messer, Sägen u. s. w. den ersten, Hen-
ne q u I n in Troyes für seinen Sekatcur den zwei-
ten Preis, während in Betreff der letzteren den
Hacken , Spaten u. s. w. von F a u v e 1 In Brüssel
der erste, denen von Gauchez, ebenfalls in Brüs-
sel, der zweite Preis zugesprochen wurde.
134. Auch Maschinen für Garten- Arbeiten
waren mannigfacli vorhanden, besonders Mäh - Ma-
schinen. Die von Gauchez erhielt den ersten
und die von Schepdael, ebenfalls in Brüssel,
den zweiten Preis.
135. Welchen Werth man in Belgien auf Spa-
liere legt, sieht man daraus, dass man für Alles,
was deren Anlegung und deren Schutz betrifft,
eine besondere Konkurrenz eröffnet hatte, der auch
vielfach entsprochen war. Folliot in Chabli er-
hielt den ersten und Desfosses ain^ in Vesinet
den zweiten Preis.
136. Für Urnen, Vasen und ähnliche Ge-
genstände hatten sich keine Bewerber eingefunden.
137. Getriebene Trauben, wenigstens von
vorzüglichem Ansehen, waren von mehrern Be-
werbern vorhanden. Der Baron de Wauthier in
Brüssel hatte die besten , weshalb ihm der erste
Preis unter den Liebhabern zugesprochen wurde,
während die Preisrichter den zweiten dem Gärtner
van der Pias bei Mad. Gihoul In Laeken zu-
theilten. Von Gärtnern erhielt den ersten Preis
de Goes In Laeken.
139. Auch vorzügliche Ananas waren vorhan-
den. Der Graf Meeus in Brüssel und der Gärt-
ner'v an der Pias wurden gekrönt.
140. Ferner waren um Erdbeeren mehrfache
Bewerbungen eingegangen. Wiederum van der
Pias und ausserdem der Baron de Vinck 'Dorp
in Brüssel erhielten den Preis.
141. Kernobst vom vorigen Jahre fand
man in vorzüglicher Auswahl noch vor, denn nicht
weniger als 12 hatten hauptsächlich Birnen einge-
sendet. Da es nicht erlaubt war zu kosten, so
lässt sich über den W^erth kein Urthell aussprechen.
Auf jeden Fall machen wir aber Liebhaber auf die
ziemlich grosse Anzahl von Birnen aufmerksam,
192
welche noch in so später Jahreszeit ein gutes Aus-
sehen hatten. Wir empfehlen deshalb besonders
den bekannten Obstzüchter de Jonge in Brüssel,
welcher auch nebst dem Baumschulbesitzer Capei-
nick in Gent den zweiten Preis davon trug. Aus-
serdem erhielten bronzene Medaillen die Baumschul-
besitzer van Raemdonck und Douchet in He-
cheln. Die ersten Preise wurden dagegen Liebha-
bern und zwar dem Grafen de Ribeaucourt in
Brüssel und de Biseau d'Hautevil'le zugesprochen.
142. Auch Formenbäume in Tö;)fen waren
vorhanden. Joseph Bau mann in Gent hatte eine
grosse Anzahl derselben, wie anfangs bereits erwähnt
ist, in vorzüglicher Qualität ausgestellt, ohne sich
aber um einen Preis zu bewerben; die Preisrichter
konnten demnach nur ihre Anerkennung aussprechen;
den ersten Preis dafür erhielten dagegen Jamin
und Durand in Paris.
143. Für getriebenes Gemüse erhielten die
Händler Gebrüder Jacqmotte in Brüssel die gol-
dene Medaille.
144. u. 145. Für Gemüse, wie es die Jah-
reszeit gibt, hatten sich nur Liebhaber beworben.
Wiederum bekamen Jacqmotte und ausserdem
Dudok de Wit Ln Amsterdam die Preise.
146. u. 147. Nur von Liebhabern wurde bei
dem Salat konkurrirt. Der Münzdirektor Allard
imd ebenfalls der Händler Jacqmotte, beide in
Brüssel, erhielten Preise.
148. u. 149. Der vorhandene Spargel Hess
nichts zu wünschen übrig. Dem Thierarzte Pal-
mans in Lokeren wurde unter den Liebhabern eine
silb. Medaille zugesprochen ; ausnahmsweise glaubte
die Jury anstatt der ausgesetzten bronzenen Me-
daille dem Gärtner Lherault in Argenteuil (De-
part. der Seine und Gise) eine vergoldete zuspre-
chen zu müssen.
150. Für Grünkram (Spinat, Petersilie u s.w.)
waren keine Bewerber vorhanden.
151. Ebenso nicht für Wurzelgemüse.
152. Als ein neues Gemüse, was welter
verbreitet zu werden verdient, hatte van
der Straeten in Brüssel Crambe maritima ausge-
stellt. Vavin in Paris sprach man eine bronzene
Medaille zu. Für was? ist nicht gesagt.
153. Die letzte Aufgabe galt den Champi-
gnons: Mortier in Brüssel erhielt den Preis.
Ausserdem waren noch Pflanzen u. s. w. ausge-
stellt worden, die ausserhalb einer Konkurrenz sich
befanden; die Preisrichter glaubten auch über diese
ihr Urtheil abgeben und hier und da Vorschläge
zu Preisen machen zu müssen. Es wurden dem-
nach noch zugesprochen:
I. In Rahmen eingefasste vergoldete Medaillen :
1. Der Sammlung japanischer Ahorn-Arten
V. Siebold' s.
2. Der Sammlung von Farnen, Aroideen u.
Bromeliaceen des bot. Gartens in Brüssel.
3. Der grossen Livistonia Birroo der Mad.
Legrelle d'Hanis in Antwerpen.
4. Den Blattpflanzen des botan. Gartens
in Löwen.
5. Den Anccochilus, so wie den offizinel-
len und überhaupt nützlichen Pflanzen des
botanischen Gartens in Gent.
II. Einfach vergoldete Medaillen:
6. Der Sammlung von Higginsia- (Campylobo-
trys-)Arten der Mad. Legrelle d'Hanis.
7. Den Glaces argent^es zur Ausschmückung
der Wintergärten des Fabrikanten Nyssen sin Brüssel.
S. Der Gloxinien-Sammlung des Gärtners
Medaer fils in Brüssel.
III. Silberne Medaillen :
9. Der Aroideen -Sammlung des botani-
schen Gartens in Antwerpen.
10. Den Rhododendren von van den Ou-
welant in Laeken.
11. Der Cupressus gracilis von Smith,
Handelsgärtner in Toulouse.
12. Den eisernen Dreifüsssen von de la
Croix in Gent.
13. Den Rhododendren des botanischen
G a r t e n s i n M e c h e 1 n.
IV. Bronzene Medaillen :
14. Der Sammlung von 23 Epheu- Sorten
von R o b a r, Handelsgärtner in Lüttich.
V. Ehrenvolle Erwähnungen :
15. Den Rouleaux von Burton in Brüssel.
16. Den Blattpflanzen von Couteaux, Ban-
quier in Brüssel.
17. Den Gartenbänken von Guerette.
Endlich blieben noch die beiden Königs-Me-
daillen für den Aus- und Inländer, der das meiste
Verdienst um die Ausstellung besass, zuzusprechen
übrig. Zu diesem Zwecke traten die Vorsitzenden
der verschiedenen Sektionen der Jury und die Mit-
glieder der Ausstellungs-Komraission zusammen. Als
Ausländer erhielt sie V e i t c h in London. In Bo-
trefl' des Inländers zertheilten sich bei dem Scruti-
nium die Stimmen in der Weise, dass 3, nämlich
Mad. Legrelle d'Hanis, Linden und A. Ver-
schaffelt eine gleiche Anzahl erhielten und
hierauf der Beschluss gefasst wurde, durch das
Loos entscheiden zu lassen. Se. Maj. der König
geruhten jedoch, 3 Medaillen anstatt der einen zur
Verfügung zu stellen, so dass genannte 3 Aussteller
gleiche Anerkennung für ihre Leistungen erhielten.
Verlag von Karl VViegandt in Berlin,
Kommaudanten-Strasse No. G2.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2
Wochenschrift
des
Vereines xiir Betiirderiiiig; des (i!arteiibaue.s in den Kr»uigl. Freussisclien Staaten
für
(i*äi*tiierei und Pflaiizeiikiiiide.
Redakteur :
Pi'olessoi' Dr. Karl Kocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 25.
Berlin, den 25. Juni
1864.
Preis des Jahrgfanges ÖJ^ Thlr., sowohl bei Bezug durcli den Buchliandel. als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -üsterreicliischen Post- Vereines.
Inhalt; 440. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 19. Juni. — Die erste Pflanzen- und Blunien-
Ansstellnng in Frankfurt a. 0. — Die Anthurien mit grossen herzförmigen Blättern. — Ueber den Zustand der Obst-
Kultur in Schlesien. Bericht von Dr. K. Fickert — Eine Entstehung von Bäumen mit hängenden Aesten in Folge
der Veredlung. Vom Hofgärtner Jäger in Eisenach.
440. Vrrsnnniiliing
des Vereines zur Ueforderiiiig des Gartenbaues,
am 19. Juni.
Das Fest der Gründung des Vereines war zum
43. Mal wiedergekehrt und wurde, wie gevvölnilicli,
dureli eine Ausstellung und eine Fest-Versanmilung,
der ein Festmahl folgte, gefeiert. Die Versammlung
fand auch dieses Mal wiederum im Englischen Hause
statt. Es wurden dem Gebrauche gemäss weder
Vorträge gehalten, noch fanden Verhandlungen statt.
Der Vorsitzende berichtete nur über die innern Zu-
stände des Vereines und dessen Beziehungen nach
aussen, die beide erfreulicher Natur waren. Die
Zahl der Mitglieder hatte sich um 13 vermehrt.
Ueber die Königl. Gärtner-Lehranstalt und Landes-
Baumschule hatte der Generaldirektor Lenne Mit-
theilungen eingesendet, welche durch den Vorsitzen-
den, Geh. Ober-Regierungsrath Knerk, zur weite-
ren Kenntniss gelangten.
Hierauf legte der Vorstand sein Amt nieder,
nachdem Gymnasial -Direktor Dr. August, Geh.
Regierungsrath Pehlemann, Kunst- und Handels-
gärtner Hoffmann und Obergärtner Gaerdt mit
den einstweiligen Geschäften betraut worden waren.
Es wurde zunächst zur Wahl eines neuen Vorstan-
des geschritten. Zu diesem Zwecke waren die von
dem hierzu ernannten Ausschusse gemachten Vor-
schläge gedruckt worden. Es gingen aus der Wahl-
urne hervor:
Geh. O.-Regierungsrath Knerk, als Vorsitzender,
Professor Dr. Braun, als 1. Stellvertreter,
Garten-Inspektor Bouch^, als 2. Stellvertreter,
Professor Dr. Koch, als General-Sekretär,
Rentier Sonntag, als Schatzmeister.
Die erste Handlung, welche der neu erwählte
Vorstand vornahm, war, dass der Vorsitzende des
Preisrichter- Amtes , Apotheken - Besitzer A u g u s t i n,
aufgefordert wurde, den Ausspruch der Pjelsrichter
mitzutheilen.
Verhandelt am 19. Juni 1864 in dem Ausstellungs-Lokale.
Es wurde zuerkannt laut Programm vom 3. Ja-
nuar 1864, wie folgt:
I. Die von Sr. Maj. dem Könige huldreichst ver-
liehene goldene Königs-Medaille für die
ausgezeichnete Gesammtleistung in der Gärt-
nerei: dem Obergärtner Boese bei dem Kom-
merzienrath L e o n o r R e i c h e n h e i m.
II. Der Links Preis, (20 Thaler): der Gruppe
blühender Ttrchideen des Rittergutsbesitzers
Moritz Reichenheim (Obergärtner Kraus).
III. Der Frau von Schwanenfeld'sche Preis,
(10 Thaler), für eine Zusammenstellung von
sich für Zimmerkultur am besten eignenden
Blattpflanzen : der Sammlung von Draeäneen
des Rentiers Danneel (Oberg. Pasewaldt).
IV. An sonstigen Geldpreisen:
.4. Für Gru|i|tirungcii.
a. 2Prei.se zu 10 Thalern.
1. Der Preis für die schönste Gruppe Schau-
pflanzen in mindestens 12 Exemplaren fällt aus,
25
194
2. für die schönste Gruppe Marktpflanzen
in mindestens 12 Exemplaren: der Gruppe des
Kunst- und Handelsgärtners C. Clione (an der
Frankfurter Chaussee).
b. 4 Preise zu 5 Tlialern
für Grii]ipeu von Marktpflanzen.
3. Der Blattpflanzen- Gruppe des Kunst- und
Handelsgärtners C. L. Friebel (Koppenstr.),
4. den Pelargonien des Kunst- und Handels-
gärtners C. L. Friebel.
Der 5. u. 0. Preis wurde nicht zugesprochen.
G. Für Sciinu|)flaiizcii.
a. 1 Preis zu 10 Tlialern.
1. Der Laelia purpurata der Frau Geheimräthin
Casper (Obergärtner Haak).
b. 7 Preise zu 5 Thalern.
2. Der Nepenthes phyllamphora des Eitterguts-
besitzers Mor. Reichenheim (Obergärtner Kraus),
3. dem Clerodendron Bettunianum des Rentiers
Danneel (Obergärtner Pasewald t),
4. der Burlingtonia venusta der Frau Geheim-
räthin Casper (Obergärtner Haak),
5. der Selaginella Lyalli des Universitätsgärtners
Saue r,
6. der Achinienes Verschaffeltii des Ritterguts-
besitzers Mor. Reichenheim (Obergärtner Kraus),
7. u. 8. fallen aus.
C, Für neue Eiufüliningcii.
2 Preise zu 5 Tlialern.
1. Der Canna metallica des Kunst- und Han-
delsgärtners Lauche,
2. der 2. Preis fällt aus.
D, Für abgescIiiiiUeiic ßliimeii iiiitl l$uiu|ucts.
1 Preis von 5 Thalorn.
Den Ötlefniütterchen des Kunst- und Handels-
gärtners Schwan ecke in Oschersleben.
E. Für Obst iiiiil (icmüse.
2 Preise zu 5 Tlialern.
1. Der Melone, der Ananas, den Pflaumen und
den 3 Sorten Erdbeeren des Flofgärtners Meyer in
Sanssouci,
2. der Sammlung von Gemüse des Hoflieferan-
ten ßuckardt ((-)bergärtner Müller).
F. Zur Verfügung ilcr Preisrichter.
a. 1 Preis zu 10 Tlialern.
*
1. Den ausgestellten Pflanzen des Kon ig 1.
botanischen Gartens (Inspektor Bouche).
b. 7 Preise zu 5 Thalern.
2. Den Gloxinien des Ritterguts-besitzers Mor.
Reichenheim (Obei-gärtner Kraus),
3. den Gloxinien des Rentiers Danneel (Ober-
gärtner Pasewaldt),
4. der Blattpflanzen - Gruppe des Kunst- und
Handelsgärtners L. Mathieu,
5. der Yucca albo-spica des Professors Dr. K.
Koch,
6. dem Blumentische des Rentiers Danneel
(Obergärtner Pasewaldt),
7. der Lomaria gibba des Königl. botani-
schen Gartens (Inspektor Bouch^),
8. den Rosen des Kunst- und Handelsgärtners
Jänicke mit Rücksicht auf das ungünstige Frühjahr.
(i. Ehrciiiii|ilum.
Den Aepfeln des Kastellans Gette in Freien-
walde.
H. Augustin. Reinecke. P. Christoph. Crass.
L. Mathieu. J. Hoffmann. Gaerdt. Giesler.
C. Fintelmann.
Schliesslich erklärte der Professor Dr. Koch auf
den Geld-Preis zu Gunsten der Kasse des Vereines
zu verzichten.
Die
crllc pdanjcib uiiö .l^fuiupi^iliisftfdung
in Frankfurt a. 0.
Vom 22. bis 24. Mai.
Am Eingange rechts und links des sehr ge-
räumigen Ausstellungspiatzes hatte der Gartenbau-
Verein in Frankfurt Topfgewächse in allen Sorten
aufgestellt. Besonders schöne Kultm-pflanzen, d. h.
ausgesucht schöne Exemplare, wie man solche auf
den Ausstellungen in Berlin zu sehen bekommt,
waren freilich nicht darunter, allein dennoch machte
das Ganze auf den Beschauer einen recht ange-
nehmen Eindruck.
Der Kunst- und Handelsgärtner Bauer hatte
sehr hübsche Azaleen, darunter einen von ihm ge-
züchteten Sämling von besonderer Schönheit, gelie-
fert. Jedenfalls besitzt derselbe in seinem Sämling
keinen geringen Schatz, denn er wird gewiss bei
allen Azaleen - Freunden Aufsehen erregen. Dem
Kunst- und Ilandelsgärtner Lüben dagegen ver-
dankte man eine Sammhing von Calccolarien. Die
Pflanzen zeigten von guter Kultur und waren in
schönen Farben vorhanden.
Die Linau'sche Gärtnerei (Obergärtner Hen-
selmann) hatte ebenfalls sehr hübsche Azaleen,
so wie andere schöne Gewächse ausgestellt. Sie be-
währte durch ihr Ausgestelltes ihren alten guten Ruf.
195
Von besonderer Schönheit waren ilie Viola tri-
color des Kunst- und Handulsgärtners Decker,
eines strebsamen Gärtners. Die Blumen zeigten
den Liebhabern hiesiger Gegend, dass sie nicht weit
haben, sich wirkliili Ansgczeichnetes in dieser Pflan-
zensorte zu verscliati'en.
Ausserdem hatten aus Frankfurt noch ausge-
gestellt: der Obergärtner Teichert und Kunst- und
Handelsgärtner Bück.
Von ausserhalb hatte sich einzig und allein
die Gräflich-Schwerin 'sehe Gärtnerei zu Tamsel
(Schlossgärtr.er Sil ex) an der Ausstellung betheiligt.
Bei der grossen Entfernung war jedoch der Trans-
port der Topfpflanzen mit zu vielen Schwierigkeiten
verknüpft. Es lieferte die genannte Gärtnerei frü-
hes Gemüse mid zwar: 2 Sorten grüne Bohnen,
neue Kartoffeln, 3 Sorten Gurken, 2 Sorten Blu-
menkohl, darunter den Erfurter Zwerg-Blumenkohl,
aber von besonderer Grösse, und ausgezeichneten
Spargel (Riesenspargel, wie viele Beschauer sich
gegenseitig belehrten). Ausserdem waren gegen
100 Früchte der Eeinette Diel ausgestellt, welche
sich so gut erhalten hatten, als kämen sie frisch
vom Baume. Zwei geschmackvoll arrangirte Blu-
menschalen, von dem zweiten Gärtner in Tamsel,
Scherliand, angefertigt, fanden, besonders bei den
Damen, viel Beifall.
Ausserhalb des Zeltes waren von Tamsel 5
Apfel - Spalierbäumchen (Kordons, 2 Reihen über-
einander), 22 Fuss lang und 2 Fuss hoch, so wie
1 Pflaumen -Spalierbaum, 7 Fuss hoch und 5 Fuss
breit, an Spalieren ausgestellt, um dem Publikum
zu zeigen, wie hübsch solches Spalierobst sich aus-
nimmt. Dass die Anpflanzung auch lohnend ist,
zeigten die an den Bäumen reichlich vorhandenen
Blüthen. Die Bäumchen waren 14 Tage vor der
Ausstellung in Kübel gepflanzt, letztere jedoch auf
dem Ausstellungsplatze mit Erde bedeckt. Eine
neben den Bäumchen angebrachte Tafel zeigte, dass
die Bäume Lepfere'sche Kulturen waren.
Es wäre übrigens wohl zu wünschen gewesen,
dass sich von den anderen Gärtnern der Umgegend
eine bessere Theilnahme an der Ausstellung ge-
zeigt hätte.
An Preisen erhielten: Kunst- und Handelsgärt-
ner Lüben und die Gräflich-Schwerin'sche Gärt-
nerei (Schlossgärtner Sil ex) die silberne Medaille,
Obergärtner Henselmann und die Kunst- und
Handelsgärtner Bauer und Decker hingegen die
bronzene.
Die rege Theilnahme des Vorsitzenden und des
Schriftführers vom Gartenbau- Vereine in Frankfurt
an der Ausstellung ist ganz besonders erwähnens-
werth.
Die Aiithiii'ieii
mit gros*i«'ii lu>i'zloruti<,M>ii Kliittt'rii.
Die Liebhaberei für Aroideon mit ausdauernden
Blättern ist im Abnehmen; und doch verdienen
diese Blattpflanzen, besonders für's Zinnner, die
grösste Beachtung. Sie bedürfen nur einer gerin-
gen Pflege und vertragen die trockene Zinnnerluft
selbst da noch , wo sie in tiefem Schatten stehen.
Wir kennen einzelne hierhergehörige Arten, welche
mehre Jahre hindurch sich im Zimmer gehalten
hatten, ohne selbst auch nur in der ganzen Zeit
einmal umgesetzt zu sein. Da man immer Blatt-
pflanzen, welche in den Zimmern aushalten, verlangt,
so sollten die Handelsgärtner doch auch diesem Verlan-
gen mehr Rechnung tragen, als es geschieht, und den
Käufern etwas bieten, was in dieser Hinsicht Em-
pfehlung verdient.
Nicht weniger sind Liebhabern, welche über
Gewächshäuser verfügen können, diese Aroideen
mit leder- oder pergamentartigen Blättern zu em-
pfehlen. An und für sich durch die grossen Flä-
chen von meist freudig-grüner Farbe, welche sie
darbieten, schön, können ihre Reize noch durch
gute Kultur erhöhet werden. Wir liaben bereits
in dem Berichte über die Brüsseler Ausstellung
einiger Sammlungen gedacht (s. S. 181), welche
durch die gute Kultur der Pflanzen sich auszeichneten
und darlegten, welchen ornamentalen Werth diese
Aroideen haben. Wir ergreifen jetzt, wo wir der
Freundlichkeit der Madame Legrelle d'Hanis in
Berchem bei Antwerpen ein .blühendes Exemplar
einer solchen Aroidee verdanken, die Gelegenheit,
um auf eine Gruppe des Genus Aiithuriuni auf-
merksam zu machen, welche vor Allem Zimmer-
pflanzen zu liefern im Stande ist und aus der sich
auch eine nicht geringe Anzahl in Kultur befindet.
Es sind dieses die Antliurien mit grossen, herzför-
migen Blättern.
Zu den Aroideen, welche als Blattpflanzen in
unseren Zimmern dienen können, gehören nament-
lich die Arten der beiden Geschlechter Anthurium
und Philodendron, welche sich von den übrigen
dadurch wesentlich unterscheiden, dass nicht die
Enden der Blattstiele scheidenartig sich entwickeln,
sondern dass sich an der Basis derselben eigen-
thümliche hautartige Scheiden absondern und die
höher liegenden Theile des Stammes, zunächst das
darauf folgende Blatt, eiuschliessen. Aus diesen
beiden Geschlechtern beschreibt Schott nicht we-
niger als 215 Arten, von denen zu Anthurium 180,
zu Philodendron hingegen 135 gehören. Allerdings
möchte bei genauer wissenschaftlicher Untersuchung,
die mehr lebende, als getrocknete Exemplare ins
Auge fasst, diese Zahl sich bedeutend verringern.
25*
196
Diese Aroideen mit den Stipulai-Sclieiden kom-
men nur im tropischen, zum Tlieil auch im subtro-
pischen Amerika vor und leben an Bäumen, sind
daher Epipiivten im eigentlichen Sinne des Wortes.
Dass unter den Anthurien es auch echte Erdpflan-
zen (plantae terrestres) gibt, ähnlich wie bei den
Orchideen, wie Schott behauptet, bezweifeln wir,
wenn auch einzelne Exemplare vielleicht auf dem
humösen Boden der tropischen Urwälder hier und
da zufällig einmal vorkommen mögen. Das Genus
riiilodcudron hat deshalb auch diesen Namen, der
j Baunifreuud" bedeutet, erhalten. Das ebenfalls
griechische Wort „Anthurium" bedeutet dagegen
„BlUthenschwanz" und bezieht sich auf den verlän-
gerten, mehr oder weniger walzenförmigen Blüthen-
stand.
In der äusseren Erscheinung ähneln sich die
Arten beider Geschlechter ungemein, weshalb sie
in den Gärten, selbst auch von den Botanikern,
ganz gewöhnlich mit einander verwechselt werden.
Ein Theil von ihnen ist stammlos, d. h. der Sten-
gel ist so verkürzt, dass zwischen den einzelnen
aufeinander folgenden Blättern tVst kein sichtbarer
Zwischenraum vorhanden ist. Die übrigen Arten
besitzen die Neigung zu klettern und haben des-
halb längere oder kürzere Stengel. Sehr lang wer-
den diese jedoch nicht, am längsten noch bei den
l'hilüdendren. Die Blätter sind verschieden geformt,
dauern mehre Jahre hindurch und sind im Allge-
meinen bei den Philodendren weicher, als bei den
Anthurien, wo sie in der Regel eine pergament-
oder lederartige Konsistenz besitzen. Ihre Gestalt
ist höchst mannigfach; es kommen bei beiden Ge-
schlechtern Arten mit schmalen und umgekehrt mit
sehr bieiten Blättern vor; diese ^ind bald ganzran-
dig, bald mehr eingeschnitten, bald aber auch ge-
fiedert oder fingerförmig. So übereinstimmend die
Arten von Philodendron und Anthurium in den ■
verschiedenen Formen der Blätter erscheinen, so '
sind sie doch durch die Nervatur der letzteren sehr
leicht von einander zu unterscheiden.
Bei Philodendron zieht sich nämlich in den
Blättern eine ]\Iitte]ripj)e vom Blattstiel bis zur
Spitze; von ihr aus gehen zahlreiche Nerven seit-
wärts und dichtgedrängt nach dem Eande, ohne
mit einander sich zu verästeln. Sie laufen sämmt-
lich einander ziemlich parallel. Bei den Arten des ;
Genus Anthurium hingegen verästelt sich die Mittel-
rippe und es gehen auf beiden Seiten Aestc ab, die
!^ieh verzweigen und dann sich wiederum verbin-
den, so dass ein grossmaschiges Adernetz entsteht.
Nach dieser Auseinandersetzung zum besseren
Verstäudniss kommen wir auf die Gruppe der An-
thurien mit grossen, mehr oder weniger an der
Basis herzförmigen Blättern. Alle Arten konunen
darin überein, dass sie einen Stengel bilden, der
sieh mit der einen Seite an dem Stamme eines
Baiunes anlehnt und an demselben emporsteigt.
Oder sie befinden sich in den Winkeln der Haupt-
äste und haben nur einen kurzen Stengel. In bei-
den Fällen kommen viele Luftwurzeln hervor, die
dazu dienen, aus der sie umgebenden feuchten At-
mosphäre Nahrung einzunehmen.
In Schott' s Prodromus Aroidearum sind nicht
weniger als 5G hierher gehörige Arten beschrieben
worden. Schott theilt sie in Arten mit finger-
und in Arten mit fuss- förmigen Nerven in den
Blättern. Diese Eintheilung ist nicht durchzu-
führen, ebenso, wie die 15 ausserdem gegebenen
Gruppen (Greges) sich in der Wirklichkeit in der
angegebenen Weise nicht trennen lassen. Es stehen
hier auch nahe verwandte Arten weit auseinander
und solche, die man auf den ersten Blick unter-
scheiden kann, wiederum bei einander.
In Betrefl" der Arten, welche wir lebend zu
untersuchen Gelegenheit hatten, lassen sich wohl
aber 2 Abtheilungen unterscheiden. In der einen
sind nämlich die Blätter mehr pergamentartig und
I immer, oder doch fast inuncr, mit ihrer Spitze nach
unten gerichtet, in der anderen haben sie dagegen
eine derbere, mehr lederartige Konsistenz und nei-
gen sich mit der Spitze nicht abwärts, sondern ste-
hen grade ab und meist in die Höhe. Bei der
Aufzählung nennen wir nur die Arten, welche in
Kultur befindlich und von uns lebend beobachtet
wurden und beginnen mit denen, welche abwärts
geneigte Blattflächen besitzen.
1. A. metallicum Lind. (Schott prodr. p. 506)
wurde von Linden eingeführt und befand sich in
einem schönen Exeiiiplare in der Sammlung der Ma-
dame Lcgrelle d'Hanis auf der Brüsseler Aus-
stellung. Die Pflanze scheint nur einen kurzen
Stamm zu bilden. Die langen ]51attstiele steigen grade
in die Höhe. Die Oberfläche der Blätter besitzt
bei einer opakhellgrüneu Farbe einen schwachen,
metallischen Schimmer, der Ursache zur Benennung
der Pflanze gewesen ist; die Unterfläclie erscheint
noch heller. Die Konsistenz ist hautartiger und
dünner, als bei den übrigen Arten, und stimmt in
sofern mit A. costatum am meisten überein. Es
gilt dieses auch hinsichtlich der Nervatur und der
Form der Blätter. Diese sind nämlich eirund-herz-
förmig und haben bei einer Länge von 18 eine
Breite (oberhalb der Basis) von 13 Zoll. Die 5
Zoll grossen und abgerundeten Ohren schliessen
einen rundlichen Ausschnitt von über 2 Zoll Durch-
messer ein und werden von 4 an der Basis ver-
bundenen Nerven durclizogcn. Ausserdem nehmen
an der Basis, ausser dem mittlem, no<h 2 Nerven
auf jeder Seite ihren Ursprung. Diese sowohl, als
197
(He zablveidien, parallelen Hauptäste des Mlttelnervs
vereinigen sich nicht zu einem deutlichen Kandner-
ven. Nerven und Adern treten auf der Unterfläche
sehr hervor. •
Der Blüthenstiel hat eine Länge von 1 Fuss,
erreicht also nur die Hälfte des Blattstieles, und
tiägt an der Spitze einen 7 Zoll langen, hellocher-
farbigen Kolben, an dessen Basis eine schnialellip-
tische, flache luid später zurückgeschlagene Blumen-
scheide von gleicher Länge und gelblich -grüner
Farbe vorhanden ist.
2. A. Costa tum C. Koch (Append. des Samen-
Verzeichnisses des Berl. bot. Gart. 1853, p. 6),
steht der vorigen Art nahe. Seine Blätter sind
etwas mehr in die Länge gezogen, besonders im
jugendlichen Zustande. Auch ist die Verwachsung
der 3 und 4 Nerven, welche in die etwas breitern,
dagegen aber kürzern Ohren gehen, weit geringer.
Ein eigentlicher Eandnerv ist auch hier nicht vor-
handen. Den Namen hat die Pflanze von den auf
der Unterfläche ebenfalls stark hervortretenden Ner-
ven, besonders der Mittelrippe. Abweichend ist
von A, metallicum der Kolben mit der Scheide, die
beide eine Länge von gegen (> Zoll besitzen und
in der Regel mit den Spitzen nach unten gerichtet
sind, weil das Ende des Blüthenstieles abwärts ge-
bogen erscheint. Der Kolben hat eine violett-braune,
die schmale Scheide hingegen eine bräunliche Farbe.
Nach Schott soll unser A. costatum mit dem
ein Jahr fast später von ihm (1854) aufgestellten A.
violascens möglicher Weise identisch sein. Die Län-
genverhältnisse der Scheide und des Kolbens wei-
chen aber wesentlich ab.
3. A. ochranthum G. Kocli (Append. des Sa-
men-Verzeichnisses des Berl. bot. Gart. 1853, p. 6),
zeichnet sich durch die sehr langen Blatt- und
Blüthenstiele aus, die bei ausgewachsenen Exem-
plaren 2 Fuss und mehr Länge haben. Die Blatt-
flächen verschmälern sich von der sehr breiten Ba-
sis keineswegs in einem solchen deutlichen Bogen,
wie es bei den beiden vorhergenannten Arten der
Fall ist, sondern laufen mehr dreieckig aus. Auch
die Nervatur ist in sofern eine andere, als die
Aeste des Jlittelnerves entfernter stehen und sich
zu einem deutlichen Eandnerven, der 4 bis 6 Li-
nien vom Rande entfernt ist, vereinigen. Die Blatt-
ohren schliessen einen breiten Ausschnitt ein. Der
schmale, aber ziemlich lange Kolben von ochergel-
ber Farbe steht in einem Winkel ab, ist kurzge-
stielt und besitzt eine ebenso lange, lanzettförmige
Scheide von grünlicher oder gelb-grünlicher Farbe.
4. A. polyrrhizon C.Koch (in Allgem. Berl.
Gartenz. 1857, p. 192) ist sehr leicht an den Luft-
wurzeln zu erkennen, welche sieh so gedrängt, wie
bei keiner andern Art vorfinden, sonst stimmt es
mit dem vorigen und mit A. nympliaefolium darin
überein, dass die jugendlichen Blätter einen bräun-
lich-röthlichen Anflug haben. Seine Gestalt ist herz-
lanzettförmig. Die Nervatur ist in sofern eigent-
thümlieh, als die beiden auf den Seiten des mittle-
ren aus der Basis des Blattes entspringenden Ner-
ven nicht bis in den Rand, sondern diesem entlang
und parallel nach der Spitze des Blattes zu gehen
und alle Hauptäste des Mlttelnervs in sich aufneh-
men. Die Aderung tritt weit weniger, als bei den
übrigen Arten, hervor. Auch hier stehen die Blatt-
ohren weit auseinander. Der Blüthenstiel ist kür-
zer, als der Blattstiel, und trägt an seiner Spitze
eine lanzettförmige, später zurückgeschlagene Scheide
von grüner und einen ebenso langen Kolben von
violett-rötlilicher Farbe.
5. A. rubrinervium Kth (enum. pl. III, p.
78) hat die Nerven und Hauptäste des Mittelner v's
auf der Unterfläehe der Blätter braunröthlich, ein
Umstand, der Link zuerst zur Benennung von
Pothos rubrinervia Veranlassung gab. Die Form
der sehr lang gestielten Blätter besitzt die Art mit
der vorigen gemein, doch sind die Ohren noch län-
ger und mehr divergirend, schliessen deshalb eben-
falls einen ziemlich grossen Ausschnitt ein. Die
Hauptäste des Mittelneivs vereinigen sich zu einem
bis zur Spitze des Blattes reichenden Randnerven.
Die Blüthenstiele sind ebenfalls sehr lang und tra-
gen an der Spitze eine bläulich-röthlich-grüne Scheide
von elliptischer Gestalt und einen ebenso gefärbten,
bisweilen mehr bräunlichen Kolben.
Wahrscheinlich ist, wie Schott meint, Pothos
sagittata, welche vor einem halben Jahrhunderte in
den Gärten kultivirt worden ist, dieselbe Pflanze,
ebenso aber auch Pothos cordata Humboldt's oder
Anthuriuni Huniboldtiauum Kunth's, wie aus einem
noch im Königlichen Herbar zu Berlin befindlichen
Exemplare hervorgeht. A. Humboldtianum Schott's
(prodr. p. 524) gehört dagegen zu unserem A. po-
lyrrhizon.
6. A. nympliaefolium C. Koch et Bouchö
(in Append. des Samen ■ Verz. des Berl. bot. Gart.
1853, p. 6) ist wohl die schönste der hierhergehöri-
gen Arten, hauptsächlich wegen der prächtigen,
herzförniigeirniiden Blätter, welche, wie gesagt, in
der Jugend einen röthlich-bräunlichen Anstrich ha-
ben. Es kommt noch dazu, dass sie ebenfalls ziem-
lich langgestielt sind und sich auch in grösserer
Anzahl an dem etwas mehr aufsteigenden Stengel
befinden. Die Ohren stehen so nahe an einander,
dass sie nur einen sehr schmalen Ausschnitt zwi-
schen sich lassen , ja bisweilen sogar einander be-
decken. Die Hauptäste des Mlttelnervs vereinigen
sich zu einem bis an die Spitze des Blattes rei-
chenden Randnerven. Der Blüthenstiel hat die Länge
198
des Blattstieles und besitzt eine ziemlich breite,
kahnförmige Scheide von grünlich -weisser Farbe,
während diese bei dem kürzeren Kolben mit kur-
zem Stiele braun erscheint.
Aus Belgien wurde diese Art vor einigen Jah-
ren unter dem falschen Namen A. Humboldtianum
in den Handel gebracht; wir haben sie selbst noch
in neuerer Zeit unter diesem Namen gesehen.
7. A. Lindenianum C. Koch (in der Allgeni.
Berl. Gartenz. p. 234) steht au Schönheit der vori-
gen kaum nach und hat auch hinsichtlich der mehr
rundlichen, in der Jugend etwas bräunlichen Blät-
ter eine grosse Aehnlichkeit mit ihr. Diese sind
selbst noch runder, da der Breiten-Durchmesser
kaum weniger als der Längs-Durchmesser beträgt.
Ausgezeichnet ist die Art iiocji dadurch, dass das
Blatt sich plötzlich in eine lanzettförmige Spitze
zusammenzieht. Auch die Ohren stehen weiter
auseinander, so dass sie einen rundlichen, oft mehr
als Zoll breiten Ausschnitt einschhessen. Das:ee:en
ist die Nervatur auch in sofern dieselbe, als die
Hauptäste des Mittelnervs einen Randnerven bilden,
der sich ziemlich um das ganze Blatt herumzieht.
Sehr hübsch nimmt sich die milchweisse, flache und
elliptische Blüthenscbeide, die aufrecht steht und
den ebenfalls welsslichen Kolben an I^änge über-
trifft, aus.
Es bleiben die übrigen hierher gehörigen Arten
zu nennen übrig, deren Blätter eine dickere und
lederartige Konsistenz und keine abwärts geneigte
Stellung besitzen, in sofern sie in unseren Gärten
sich in Kultur befinden; wir fürchten jedoch, dass
es für jetzt zu weit füln-en würde und ziehen des-
Laib vor, diese nur namentlich aufzuführen und sie
mit einigen Bemerkungen zu begleiten.
8. Anthurium grandifolium Kth, was in
den Gärten sehr oft auch als A. macrophyllum
vorkommt, hat die grössten Blätter und passt des-
halb nicht in die Zimmer, wohl aber bleibt es für
Gewächshäuser eine nicht zu übersehende Pflanze.
Kunth hat die Art als A. amplum beschrieben.
Was Endlicher als A. macrophyllum beschrieben,
gehört sicher in die Abtheilung mit pergamentarti-
gen Blättern, ob auch Pothos macrophylla Swartz?
möchte, da ein Original-Exemplar nicht mehr vor-
handen zu sein scheint, schwer zu entscheiden sein.
"Was Schott endHch als macrophyllum (prodr. p.
Ö1(J) beschreibt, ist dagegen
9. unser A. Selloum, welches sich durch lauge,
ziemlich grosse, mehr trockene Blätter, mit deutlich-
herzförmiger Basis auszeichnet und Besitzern von
Gewächshäusern ebenfalls empfohlen werden kann.
10. A. Laucheanum C. Koch scheint sich
vor Allem in den Zimmern gut zu halten und
besitzt Blätter von fleischig-lederartiger Konsistenz.
Diese haben ausserdem eine herzförmig- längHche
Gestalt.
11. Sehr hübsch ist ferner A. Boucheanum
C. Koch wegen der herzförmigen Blätter von 7
Zoll Breite oberhalb der Basis und wegen deren
scliönen, freudig-grünen Farbe. Die Konsistenz ist
zwar ziemlich dick, doch aber auch trocken. In
den Gärten war die Art früher unter dem Namen
A. cartilagineum vorhanden. Leider scheint sie
jetzt seltener geworden zu sein, denn wir haben
sie lange nicht mehr gesehen.
12. Eine noch kleinblättrigere, aber sonst ähnliche
Art ist die, welche wir A. cordatum genannt ha-
ben und leider ebenfalls zu den seltenen gehört.
Sie wurde zuerst in Herrenhausen bei Hannover
kultivirt, wo sie liofi'entlich noch existirt. Die noch
nicht halbfusslangen und genau herzförmigen Blät-
ter stehen auf sehr langen Stielen, wodurch die
Pflanze etwas Graziöses erhält.
13. Endlich nennen wir noch A. cucullatum
C. Koch, ebenfalls eine grossblättrige Art, die we-
niger in die Zimmer, als vielmehr in die Gewächs-
häuser passt. liireu Namen hat sie erhalten, weil
die Basis des Blattes mit den Blattohren sich nach
innen biegt, so dass eine kappenförmige Konkavi-
tät entsteht. An dieser Eigenthümlichkeit ist sie
auch leicht zu erkennen.
üebe
den Zustand der Ohstkiiltur in Schlesien.
des Abg;eurilncteii der Sclilcsisciiuii Gesellschaft, Sektion
für Obst- und Uartciibaii, bri der 4. Versaniinlung
dciitsclier Pumulugeii.
Von Dr. K. Fickert aus Breslau.
Es ist nicht zu leugnen, dass auch in Schlesien
während des letzten Jahrzehents die Obstkultur
einen Aufschwung genommen hat und dass wenig-
stens stellcnwels ein neuer Eifer für dieselbe er-
wacht ist, der bereits Früchte trägt. Doch wenn
wir uns nicht selbst überheben, sondern die Sache
nehmen wollen, wie sie liegt, so müssen wir einge-
stehen, dass unserem Obstbau noch sehr viel fehlt,
um ein wichtiger Faktor der Landeskultur zu sein,
wozu er durch Boden und Klima unserer Provinz
berufen ist. Ja man darf behaupten, dass wir
noch erheblich zurückstehen gegen das, was gegen
Ende des vorigen Jahrhunderts geleistet wurde.
Damals nahm sich die Regierung mit aller Energie
dieses wichtigen Kulturzwciges au und sorgte dafür,
dass die Gemeinden nicht blos Obstbäume anpflan-
199
zen nuissten, sondern dass auch der Landmann
eine Anleitung zum Obstbau erhielt. »Schlesien
hatte 3 Landesbaumschulen, und es wurden
sorgfältig statistische Notizen gesammelt, aus denen
wir noch jetzt den damaligen Bestand an Obst-
bäumen in unserer Provinz, die nachtheiligen Ein-
flüsse strenger Winter, die Vermehrung der An-
])flanzungen u. s. w. ersehen können. Jetzt ist es
Einzelnen oder Vereinen überlassen, den Obstbau
zu fördern, so gut sie wollen und können. Dass
aber auf diesem Wege Einheit und Gleichmässig-
keit nicht erreicht werden kann, ist an sich klar.
Das einzige Institut, welches, wenigstens seiner
Tendenz nach, dem Obstbau in der ganzen Provinz
Schlesien seine Aufmerksamkeit widmet, ist die
Schlesische Gesellschaft, Sektion für Obst- und Gar-
tenbau; aber die ihr zu Gebote stehenden Mittel
itichen nicht aus, die Aufgabe zu lösen.
Schon die Zahl ihrer Mitglieder — noch
nicht 400 — ist für eine Provinz mit mehr als
o Millionen Einwohner viel zu gering, und unter
den Mitgliedern sind wieder nur sehr wenige, deren
Thätigkeit die Zwecke der Sektion wahrhaft fördern.
Die Geldmittel aber, über welche die Sektion ver-
fügen kann , reichen noch weit weniger aus. bo
hat sie sich denn längere Zeit auf die Verthei-
lung von Pfropfreisern an ihre Mitglieder be-
schränken müssen, in den meisten Fällen aber nicht
erfahren können, was aus diesen Reisern geworden
ist. Dass damit nichts Bedeutendes erreicht worden
ist, trotz der grossen Menge der seit fast 15 Jahren
abgegebenen Reiser, macht sich jedem klar, der den
Breslauer oder einen andern Obstmarkt durch-
mustert. Man findet immer iiiu' die Sorten, welche
seit 80 Jahren oder länger bei uns heimisch sind.
Von Obst - Ausstellungen kann man auf die
Obstkultur im Grossen keinen richtigen Schluss
ziehen; denn an ihnen betheiligen sich nur Baum-
schulenbesitzer und Obstliebhaber, welche in iiiren
Gärten Manches besitzen, was nicht verbreitet ist.
Auch Obst-Ausstellungen hat die Sektion als
(in Förderungsmittel der Obstkultur früher in Bres-
lau mehrmals veranstaltet, und es haben sich an
denselben immer diejenigen Mitgheder lebhaft be-
theiligt, welche überhaupt ein Interesse an der
Sache haben; dass aber dies Interesse durch die
Ausstellungen allgemeiner geworden wäre, wage ich
nicht, zu behaupten. Der Besuch derselben, na-
mentlich von Auswärtigen, war verhältnissmässig
gering, und ein Hauptzweck, falsche Benennungen
zu berichtigen, ist nur in wenigen Fällen erreicht
worden, was die Mehrzahl der in Görlitz ausge-
stellten Schlesischen Sortimente beweist. Die Sek-
tion hat daher auch den Weg einzuschlagen ver-
sucht, der allein zum Ziele führen kann. Es musste
eine Baumschule geschaffen werden, die, abgesehen
von allem Gewinn, die empfohlenen Sorten selbst
prüft und jede unter ihrem wahren Namen verbrei-
tet. Es ist auch gelungen , in der Stadt Breslau
selbst, Matthiasstr. 90, einen Garten zu pachten und
dort eine Baumschule anzulegen. Ja die Sektion
hat durch Lucas' Vennittelung einen Gärtner aus
W^ürttemberg kommen lassen, der eine Zeit lang
das pomologische Institut in Reutlingen besucht
hat. Diese Anlage wurde möglich einerseits durch
freiwillige Beiträge von Mitgliedern, andrerseits be-
sonders durch eine jährliche L'nterstützung von 150
Thalern, welche das Königl. Landwirthschaftliche
Ministerium gewährt. Aus dieser Baumschule sind
bereits Copvdanten und Zwergbäume in nicht gerin-
ger Anzahl für einen billigen Preis abgegeben wor-
den. Dass aber eine Fläche von 3 Morgen nur
genügen konnte, um einen Anfang zu machen, war
klar. Es ist daher die Sektion für Obst- und Gar-
tenbau neuerdings mit der Stadt Breslau in Unter-
handlung getreten wegen eines bedeutend grösseren
Grundstückes. Gehngt es, dies zu erwerben und
findet die Sektion die ausserdem noch nöthige Un-
terstützung, so wird sie einen pomologischen
Garten und eine grössere Baumschule anlegen,
auch Baumgärtner und Baumwärter heranzubilden
suchen. Ein pomologisches Institut mit einem
pomologischen Garten ist das sicherste Mit-
tel, die Obstkultur wahrhaft zu fördern.
Dies hat auch Superintendent Oberdieck bei sei-
ner Anwesenheit in Breslau den um ihn versammel-
ten Mitgliedern der Sektion mit beredten Worten
warm an das Herz gelegt.
Fassen wir nun zusammen, was sich über den
Zustand der Obstkultur in Schlesien sagen lässt,
so ist dies etwa Folgendes:
1. In einigen Gegenden hat sich aus früherer
Zeit so viel Obstbau erhalten, dass Obst in grösse-
rer Menge gewonnen und zu Markte gebracht wird.
Dies gilt besonders von Trebnitz und Grünberg.
2. Einzelne Grundbesitzer haben noch aus frü-
herer Zeit schöne Obstpflauzungen, andere haben
solche neuerdings angelegt.
3. Es gibt einige Baumschulen, die den Ruf
der Zuverlässigkeit seit Jahren besitzen, und einige
neuere Anlagen der Art versprechen gute Erfolge.
4. Es haben einzelne Vereine sich bemüht, die
Obstkultur zu heben, und ihre Bemühungen sind
nicht erfolglos geblieben.
5. Das Alles reicht aber für eine Provinz, die
742 Q.-JI. umfasst, weithin nicht aus.
G. Denn erstlich Ist der Obstbau lange nicht
so allgemein verbreitet, wie die Landeskultur es
erfordert; zweitens fehlt es sowohl an der nöthlgen
Sortenkenntniss, wie an der Einsicht In die Behand-
200
hing der Bäume. Auch die Vortlieile der Obst-
benutzung sind wenig bekannt.
7. Um die Obstkultur zu fördern, ist ein po-
mologisches Institut zur Bildung von Baum-
gärtnern und Bauniwärtern, ein pomo logisch er
Garten zur Prüfung der Sorten und eine Pro-
vinzial-Baumschule nöthig, aus welcher die Sor-
ten für einen billigen Preis eclit bezogen werden
können.
Eine Eiitstehiiiig von ßänmen
mit liängcniifu ,-Aclkn in i'oltic ticr Hcrrlilunti.
Vom Hofgärtuer Jäger in Eiseiiach.
In der Baumschule zu Wilhelmsthal bei Eise-
nach lassen wir Salix nigra pendula hochstämmig
auf S. Caprea, die gemeine Sohlvveide, veredeln.
Mangel an gutem Edelholz oder ein anderes Miss-
geschick veranlasste ein Misslingen der Veredlung
bei 12 bis 15 Stämmen. Diese trieben unter der
Pfropfstelle zahlreiche Aeste. Unter diesen waren
4 Exemplare, wo diese neuen Triebe sämmtlich
nach unten wuchsen, so dass sie vollkommen der
schon in den Gärten vorhandenen Trauer-Sohlwcide
(Salix Caprea pendula) glichen. Die übi-igen Exem-
plare hatten sämmtlich aufrechte Triebe.
Dass diese Veränderung nicht in Folge der
Einwirkung des Edelreises vorgegangen ist — wie
ich nicht einmal annehmen würde, wenn die Pfropf-
reiser darauf angewachsen gewesen wären, weil Ich
an keine RückvvLi-kung glaube — versteht sich von
selbst. Sie war also blos eine Folge der Verstüm-
melung des Stammes durch das Pfropfen und- — Zu-
fall, d. h. durch Ursachen bedingt, die wir nicht
kennen.
Ich bringe wohl mit Recht diese Thatsache mit
einer andern in Verbindung, wo auch in Folge
einer misslungenen Veredlung ans einem oberen
Auge des Wildlings ein mit bunten Blättern ver-
sehener Zweig hervorgetrieben hatte. Dass gewalt-
same Eingriffe in den Organismus eines Thieres
ebenfalls oft Abnormitäten hervorrufen, ist wohl
eine Thatsache. Warum sollte es nicht auch bei
den Pflanzen sein? Es muss doch der Umstand
auffallen, dass die meisten Spielarten von Gehölzen
in den Gärten oder Baumschulen entstehen, dass
man ferner dergleichen im Freien ausserordentlich
selten sieht.
In Gärten finden keineswegs die Pflanzen
immer genau die Bedingungen, unter denen sie
normal gedeihen können. Ueberladung mit Nah-
rungstofl'en in Folge des humösen Gartenbodens ist
ebenfalls schon etwas, was auf abnorme Entwicke-
lung einzelner Theile oder des Ganzen hinwirken
kann. Das Messer wird sehr oft angesetzt, um der
ganzen Pflanze eine beliebige, nicht selten abwei-
chende Form zu geben. Es wird Niemand leug-
nen, dass alle Veredlungen einen nicht unbedeu-
tenden Eingriff in das Leben der als Unterlage be-
nutzten Pflanze ausüben können und auch wirklich
ausüben. Ja selbst, dass ein fremder, wenn auch
noch so nah verwandter, aber doch mehr oder we-
niger abweichender Organismus fortwährend Nah-
rung entzieht, aber auch Nahrung, durch seine
Blätter bereitet, zuführt, ist eine abnorme Er-
scheinung.
Es wäre daher wohl der ]\Iühe werth, dass
Gärtner, und hauptsächlich Baumschulbesitzcr, die-
sem Umstände einige Aufmerksamkeit widmeten und
versuchten, der Entstehung abnormer Bildungen,
z. B. der hängenden Zweige, der bunten Blätter
u. s. w. nachzuforschen und sie zum Nutzen und
Frommen der Wissenschaft, aber auch im Interesse
der Gärtnerei selbst, zur Kenntniss zu bringen.
Jjttuöefsgärtucrei noii 'lenii Uerfffjttffcft,
43 nie ile la taveriie, («eiit.
Jean Verschaffelt gibt sich die Ehre, hier-
mit anzuzeigen, dass er so eben eine gi'osse Sendung
von Zamien, Encephalartus u. s. w. direkt vom Vor-
gebii'ge der guten Hoffnung empfangen hat und die
einzelnen Exemplare zu folgenden, gewiss sehr mas-
sigen Preisen offerirt:
Zamia CaftVa, pungens und Altensteini, Stamm-
höhe 1 Fuss 100 Francs.
Desgleichen, Stammhöhe 1 — li F. 125 — 150 Fr.
Desgleichen, Stammhöhe 2— 6"F. . 200— 600 Fr.
Zamia horrida, von 1 — 2 Fuss Stammhöhe
80— 200 Fr.
Zamia Lehmannii, eine prächtige Pflanze mit sehr
schönen blaugrünen Blättern, Stammhöhe 1 Fuss
125 Fr.
Desgleichen, Stammhöhe 1— 1| F. 125— 150Fr.
Desgleichen, Stammhöhe 2—5 F. .300— 600 Fr.
Tamus (Testudinaria) Elephantipes in starken
Exemplaren 15 — 50 Fr.
Desgleichen, sehr stark 200 Fr.
Amaryllls Josephinae von 5 Fr. ab die Zwiebel.
Desgleichen, von 40 Fr. das Dutzend.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
Kommandanten-Strasse No. 62.
Druck der C. Feist er'schen Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
Wochenschrift
Vereines xiir ßeiordeniiig; des (larteiihaiies in den Königl. Preiissischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
JPi-olessor I^r- Karl Xvoch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 26.
Bei'lin, den 2. Juli
1864.
Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post - Vereines.
Inhalt; J^'^ Fest -Ausstellung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, in den Tagen des 19. und 20. Juni. — Ueber
Rosen-Sämlinge. Von Paul Sorauer. — Bericht der 4. Versammlung deutscher Pomologen in Görlitz.
Die .fe|l=iliis|le(riiiig
des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues,
in den Tagen des 10. und 20. Juni.
Laut des in der Versammlung des Vereines
vom 31. Mai vorigen Jahres gefasstcn Beschlusses
sollen die Fest-Aiisstellungen in der Weise ferner-
bin sein, dass alle 3 oder 4 Jahre, je nachdem die
Zeit dazu günstig ist, eine Ausstellung in grösstera
Masstabe stattfindet, während in den dazwischen
liegenden Jahren kleinere in's Leben gerufen wer-
den. Da die Fest-, wie die übrigen Ausstellungen
auch dem Publikum, durch unentgeltliche Ausgabe
von Eintrittskarten, often stehen, so beanspruchen
sie, wie man sich denken kann, die an und für
sich geringen Hulfsmittel des Vereines nicht wenig.
Man musste demnach auf Mittel sinnen, diesem
Uebelstande einigermassen abzuhelfen.
Man hat bekanntlich schon frülier an anderen
Orten das Bedürfniss gefühlt, ähnlich, wie bei den
fndustriellen Erzengnissen, auch bei Pflanzen eine
Art internationaler Ausstellungen in's Leben zu ru-
ieu. Der Garten -Direktor Thelemann in Biebe-
rich war der er.ste, welcher für Deutschland in dem
günstig in der Nähe des Rheines gelegenen herzog-
lichen Garten genannten Ortes vor nun 6 Jahren
eine solche Ausstellung veranstaltete, wo von weit-
her BetheiHgung stattfand. Ln Frühlinge 18G1
wurde sie wiederholt (s. Wochenschr. 4. Jahrg. S.
106). Unter der Leitung des Garten -Inspektors
Meyer kam im nächsten Frühjahre eine gleiche
Ausstellung in Karlsruhe (s. 5. Jahrg. S. 153) und
im vorigen wiederum unter den Auspicien des Gar-
tenbau-Vereines in Mainz eine vierte (s. 6. Jahrg.
S. 137) zu Stande.
Internationale Pflanzen - Ausstellungen fanden
aber schon früher im Auslande statt, so alle 5
Jahre in Gent von Seiten des Gartenbau-Vereines
daselbst. Ueber die letzte derselben, Anfang März
des Jahres 1862, haben wir ebenfalls ausführlich
berichtet (s. 5. Jahrg. S. 81). Aber selbst der
Verein zur Beförderung des Gartenbaues hatte bis-
her seine Ausstellvmgen keineswegs auf Berlin und
Umgegend beschränkt. Man betheihgte sich oft
von weither, selbst aus dem xA.uslande, namentlich
von Gent und Brüssel. Die grossen Kosten der
Ausstellung, erlaubten leider nicht, grosse Preise
auszusetzen. Es waren dieselben geblieben, welche
man in frühern Jahren bei geringereu Ansprüchen
ausgesetzt hatte. Wollte man aber in Berlin nicht
zurückbleiben, so nuisste man weiter daran denken,
den jetzigen Anforderungen auch hinsichtlich der
Preise zu entspreclien. Durch Vereinfachungen
zweier Fest-Ausstellungrcn zu Gunsten einer dritten
so wie durch Entnahme eines Eintrittsgeldes bei
der letzten hoff't man nun die Mittel herbeizuschaf-
fen , auch grössere Preise auszusetzen und damit
den Ansprüchen zu einer internationalen Ausstellung
zu genügen.
Wir wollen damit nicht sagen, dass etwa die
bisherigen Fest - Ausstellungen des Vereines den
26
202
grössern Ausstcllungt-n in Bitberich, Karlsruhe und
Mainz an Inhalt durchaus nachgestanden hätten;
im Gegentheil haben die ersteren stets in mancher
Hinsicht Leistungen aufzuweisen gehabt, wie sie in
keiner der genannten Stiidte vorhanden waren; es
betriift dieses namentlich die Schaupflanzen und die
gute Kultur überhaupt. Selbst die kleinere Aus-
stellung in den Tagen des 19. und 20. Juni hatte
Manches autzuweisen, was in Brüssel bei der gros-
sen Konkurrenz den Sieg davon getragen hätte.
Orchideen in einer Kultur- Vollkommeuheit, wie sie
aus den Gärten der Gebrüder Reichenheim und
der Geh. Medizinalräthill Casper vorhanden waren,
Gloxinien, wie sie die Obergärtner der Komraer-
zienräthin Hennige in Magdeburg, des Rentiers
Danneel und wiederum der Gebrüder Reichen-
heini in Berlin, oder Stiefmütterchen (Pensees),
wie sie der Kunst- und Plandelsgärtner Schwa-
necke in einer Vollkommenheit der Blume ausge-
stellt hatte, suchte man in der internationalen Aus-
stellung zu Brüssel vergebens. Es waren dieses
aber nur Einzelheiten, während die letztere als
Ganzes betrachtet einzig dastand und bis jetzt noch
nicht vorhanden war, sobald auch gar nicht erreicht
werden möchte.
Die jetzige Ausstellung fand, wie die des Früh-
jahres, in der Aula und in einem Nebenzimmer der
Königlichen Thierarzneischule statt. Auf allgemeine
Gruppiruiigen hatte man nach dem Programme ver-
zichtet; doch war das Ganze auf eine Weise arran-
girt, dass man wenigstens im Hauptsaale einen Zu-
saminenhang der einzelnen ausgestellten Gegenstände
erzielt hatte. Wie schwierig dieses den Ordnern
übrigens gewesen sein muss, wird man einsehen,
wenn man weiss, dass leider eine grosse Anzahl der
Aussteller nicht allein eine Anzeige von dem, was
sie bringen wollten, nicht gemacht hatte, sondern auch
noch die Pflanzen selbst erst spät am Nachmittage
brachte. Wollten doch die Aussteller, welche durch
ihre Betheiligung sich gewiss ein Verdienst erwer-
ben, diesen l ebelstand beherzigen und für später-
hin spezielle Anzeigen machen und die Pflanzen
auch früher bringen! Hofgärtuer Brasch in Mon-
bijou und Kunst- und Handelsgärtner Jaiuioch
hatten sich mit grosser Aufopferung den Mühen
der Einrichtung und der Anordnung unterzogen
und wurden noch in technischer Hinsicht durch den
Schatzmeister, Rentier Sonntag, freundlichst unter-
stützt. Diesen dreien sind demnach alle die, welche
die schöne Ausstellung- in Augenschein genommen
haben, vor Allem aber der Verein selbst, zu gros-
sem Danke verpflichtet.
Eine Königsgrujipe in der AVeise, wie sie bei
den früheren Ausstellungen vorhanden war, fehlte
zwar, doch hatte der Inspektor Bouche eine Reihe
schöner Blattpflanzen, hauptsächlich Palmen, aus dem
botanischen Garten zur Verfügung gestellt, um da-
mit an der einen Giebelseite eine schöne Gruppe
zusammenzusetzen, aus der die Büsten des hohen
Protektors des Vereines, Sr. Majestät des
Königs, und die der erlauchten Gemahlin, Ihrer
Maj. der Königin, herausragteii. Aber auch die
andere Giebelseite der Aula hatte Inspektor Bouch€
benutzt, um aus verschiedenen Pflanzen eine hüb-
sche Gruppe zusammenzustellen. Eine dritte Gruppe
•war dagegen auf der Seite. Es befanden sich mehre
Seltenheiten und selbst Neuheiten, die zum ersten
Male ihre Blüthen entfaltet hatten, unter ihnen. Ob
Billbergia Wioti Hort. Mak. wirklich eine selbst-
ständige Art darstellt oder nicht vielmehr zu der
von uns früher bekannt gemachten B. pallescens
gehört, müssen genaue Untersuchungen, die wir
übrigens machen werden, entscheiden. Livistona
rotundifolia ist kleiner als die übrigen Arten und
gedeiht im Zimmer sehr gut, daher wir auf sie
aufmerksam machen wollen. Leider ist sie nur
noch zu hoch im Preise. Die Form der bekannten
Remusatia vivipara (Arum viviparum), wo die
Blätter mehr bräunlich herauskommen und auch
stets einen bräunlichen Anstrich haben, besitzt gut
kultivirt sehr grosse Blätter von 2 Fuss Länge und
1^ Fuss Breite und eignet sich zu ornamentalen
Zwecken. Einen hübschen Blüthenstrauch bildet
Metrosideros rubrifolia mit blutrothen Blüthenstän-
den dicht besetzt. Man muss sich wundern, dass
dieses Gehölz, so wie Melaleuca fulgens, von Seiten
der Gärtner nitht mehr als Marktpflanzen beachtet wer-
den. Beide vermehren sich leicht und sind auch
nicht schwierig in der Kultur. Freycinetia nitida
mit ihren schmalen, fast gra?ähiilichen Blattern war
in einem sehr stattlichen Exemplare vorhanden,
ebenso der buntblättrige Hibiscus Rosa chinensis,
(3 Fuss hoch), der als Hibiscus Cooperi in den
Handel neuerdings gekommen ist und Empfehlung
verdient. Warum die Casuarinen, von denen einige,
z. B. nodifloia, wunderschön sich bauen und im Ha-
bitus sich einigen Cupiessineen, besonders den Fre-
nelen, anschlicsseii, wiederum von Seiten der Gärt-
ner und Liebhaber so wenig Beachtung finden, be-
greift man ebenfalls nicht. So ist auch Saxifraga
pyramidalis, eine sonst im Freien aushaltende Pflanze,
wegen ihres Wachsthumes, indem aus der Rosette
lederartiger Blätter eine grosse Pyramide weisser
Blumen herauskommt, in jeglicher Hinsicht zu em-
pfehlen.
Es wäre wohl interessant, noch auf andere von
Seiten des botanischen Gartens in den 3 Gruppen
ausgestellten Pflanzen aufmerksam zu machen und
zu empfehlen, wenn nicht Zeit und Raum uns zu
beschränkt zugemessen wäre. Doch wollen wir we-
203
uigstens noch nennen : Gonatantlius sannentosus,
Hymenocallis speciosa, deren weisse Blüthen durcli
die ganze Aula einen angenehmen, in der Nähe
aber viel zu starken Geruch verbreiteten , ferner
Thysanotus prolifer, Öpathiphylluni longirostre, Ph-
lodendron Wendlandii, Indigofera mysorensis, Mico-
nia pulverulenta, Stachys corsica, eine kriechende,
den ganzen Topf bedeckende und über und über
blühende Labiate u. s. w.
Auch Hofgärtner Crawack in Bellevue hatte
eine gemischte Gruppe ausgestellt, in der hauptsäch-
lich hübsche Kalthauspflanzen, wie sie vor mehrern
Jahrzehenden in den Gärten sich vorfanden, cut-
halten waren. Die Sammlung erschien um so in-
teressanter, als die meisten Pflanzen jetzt bereits
aus den Gärten der Liebhaber verschwunden sind,
obgleich viele von ihnen an Schönheit manchen
Neuheiten nicht nur keineswegs nicht nachstehen, son-
dern oft noch vorzuziehen sind. Es betrifft dieses be-
sonders mehre Diosmcen, Ericeen und neuhollän-
dische Myrtaceen mit holzigen Früchten, vor Allem
Leptospermen, Baeckien, Melaleucen u. s. w.
Wenn auch nicht zu einer besonderen Gruppe
vereinigt, müssen wir doch auch der zur allgemei-
nen Ausschmückung verwandten Neuholländer des
Hofgärtners B rasch in Monbijou gedenken.
Man hatte bei Abfassung des Programmes einen
grossen Werth auf Marktpflanzen gelegt, um da-
durch Liebhabern eine Gelegenheit zu geben, eine
gute Auswahl zu treffen. Am meisten waren die
Blattpflanzen dabei berücksichtigt worden , zumal
ein Mitglied des Vereines, Frau von Schwaneu-
feld auf Sartowitz bei Schwetz, noch besonders
einen Preis dafür ausgesetzt hatte. 6 Gruppen wa-
ren davon vorhanden, von denen jedoch die eine
auch Blüthenpflanzen enthielt. Es war dieses die
gemischte Gruppe des Kunst- und Handelsgärtners
Chone an der Frankfurter CUaussee. In Berlin
spielen unter den Blattpflanzen die Dracäneen, Yuk-
ken, niedrigen Schirmpalmen ( Latania borbonica)
und Curculigo's eine grosse Rolle. Massenweise
findet man diese 4 Pflanzen auf den Märkten und
in schönerer Kultur in den Blumen-Kellern; viel
gehen sie auch nach auswärts, besonders nach nor-
dischen Hauptstädten, zum Theil auch jenseits des
Eheines. Von Blüthenpflanzen waren Citrus chi-
nensis vorhanden: Exemplare in angenehmen For-
men von 1^ Fuss Durchmesser und dicht mit Blü-
then, zum Theil auch mit Früchten besetzt. Da
ihr Preis im Verhältniss zur Schönheit keineswegs
hoch ist und die Pflanzen, einigermassen mit Auf-
merksamkeit gepflegt, auch im Zimmer aushalten,
so sind sie zu empfehlen. Nächstdem waren Kro-
nenbäumchen der Myrte vorhanden, wie sie eben-
falls in einzelneu Gärtnereien zu Tausenden heran-
gezogen und hauptsächlich auf die ausländischen
Märkte kommen. Man besitzt sie von verschiedener
Grösse; die liier l)efindlichen hatten Stämme von
3 Fuss Höhe und trugen 2 Fuss im Durchmesser
enthaltende Kronen.
Kunst- und Handelsgärtner C. L. Friebel
(Koppenstr. 21) hatte in seiner Gruppe nur Blatt-
pflanzen ausgestellt. Wiederum Dracänen in reich-
licher Anzahl, besonders die schmalblättrigen Cor-
dylinen, ferner die bekannteren Yukken, einige Da-
sylirien und Pincenectien, mit welchen letzteren al-
lerdings, so viel wir wissen, umfassende Beobach-
tungen im Zimmer noch nicht gemacht, die aber
jedenfalls für die trockene Zimmerlnft nicht em-
pfindlich sind, Monstera Lennea, eine der besten
und interessantesten Zimmerpflanzen, die leider wie-
derum anfängt seltner zu werden, endlich niedrige
Schirmpahncn und einige Arten des Geschlechtes
Pandauus, die ebenfalls für Zimmer nicht genug
empfohlen werden können. Die verschiedenen Blatt-
formen und das abwechselnde Grün der Blätter in
der Gruppe boten einen erfreulichen Anblick dar.
Fast nur aus baumartigen Lilien bestehend,
hatte der Kunst- und Handelsgärtner L. Mathieu
eine interessante Gruppe zusammengestellt, welche
auch manche weniger verbreitete und zum Theil
noch theure Arten und Formen in schönen Exem-
plaren enthielt, so die Yucca quadricolor, die Yucca
aloifolia purpurea. Die Dasylirien waren ziemlich
vollständig vorhanden, ebenso so die echten Dracä-
nen und die Cordylinen aus der Abtheilung der C.
superbiens (Dianella australis der Gärten). Endlich
sah man noch Agaveen, besonders des Unterge-
schlechtes Bonapartea, in hübschen und grossen
Exemplaren vorhanden.
Aus dem Renticr-Danneel'schen Garten hatte
Obergäitner Pasewaldt eine Sannnlung von Dra-
cäneen in einer Vollständigkeit aufgestellt, wie wir
sie selbst in Brüssel nicht vereinigt gesehen haben.
Mit sehr wenigen Ausnahmen waren die in Kultur
befindlichen Arten vorhanden. Da sämmtliche Dra-
cäneen als Zimmerpflanzen benutzt werden können
und auch als solche sehr zu empfehlen sind, so
stand den Liebhabern hier eine Auswahl zu Ge-
bote, wie er sie kaum wo anders zu sehen bekommt.
Da wir nächstens eine ausführliche Abhandlung
über die Dracäneen , welche unterirdische Stolonen
machen, also über die Cordylinen, bringen, die an-
deren aber, welche keine Stolonen machen, d. h.
die echten Dracäneen, bereits von uns monogra-
phisch bearbeitet sind (s. Wochenschr. 4. Jahrg. S.
393), so übergehen wir hier alles Spezielle, und
bemerken nur noch, dass sich die echte Dracaena
arborea und die Form der Cordyline rubra, welche
wir mit dem Beinamen Daneelii belegt haben (siehe
26*
204
Wochenschrift 0. Jahrgang, Seite 237), darunter be-
fanden.
Eine Gruppe blühender Marktpflauzeii hatte der
Kunst- und Handelsgärtner Priem (Frankturter
Chaussee 7) ausgestellt. Im Hintergründe stand
eine ziemlich hohe Euphorbia splendens, welche
trotz ihres sparrigen Wuchses zu einer angenehmen
Form herangezogen werden kann. Dass die neu-
holländischen strauchartigen Veronica - Arten und
Formen keineswegs in den Gärten die verdiente
Berücksichtigung erhalten, ist schon an anderer
Stelle gesagt. Neuerdings hat man sich in Frank-
reich viel mit der Anzucht neuer Formen beschäf-
tigt. 2 derselben von besonderer Schönheit waren
in der Priem' sehen Gruppe vorhanden: Impera-
trice Eugenie und Gloire de Lyon. ' Ausserdem
enthielt sie Pimelea decussata, Bouvardia coccinea,
Tecoma jasminoides und einige andere. Endlich be-
fanden sich in ihr noch einige Amaryllis-Formen
eigner Zucht und das interessante Sempervivum
spinosum.
Endlich hatte wiederum C. L. Friebcl Markt-
ptlanzen , und zwar eine Gruppe blühender Pelar-
gonien, zusammengestellt. Auch diese Pflanzen wer-
den in Berlin sehr gesucht und in Menge auf die
Märkte anderer Städte gebracht. In der Kegel
haben die einzelnen Exemplare einen Durchmesser
von 1 bis 11 Fuss und dabei ein buschiges Wachs-
thuni. Reichthum an Blüthen ist eine Hauptsache.
AVir kommen zu 2 (irujjpen, die vor Allem sich
um die goldene Medaille, welche der liulic Protek-
tor des Vereines, Se. Maj. der König, zur Verfü-
gung gestellt hatte, beworben. Demjenigen Gärtner,
welcher die meisten Verdienste um die jetzige Aus-
steilung hatte, aber mit Berücksichtigung seiner Ge-
samlntlei:^tung in der Gärtnerei, sollte sie zugespro-
chen werden. Die Obergärtner der Gebrüder Kei-
clienlieim, Boese tmd Kraus, erfreuen sich seit
vielen' Jahren schon eines besonderen Rufes; die
Gärten des Konimerzienrathes Leonor und des
Rittergutsbesitzers ]\Ioritz Reichenheim werden
viel, auch/ von Fremden, wegen der ausgezeichneten
Kulturen besucht; die Besitzer gestatten mit nicht
genug anzuerkennender Liberalität, dass ihi-e Ober-
gärtner mit dem Schönsten, was sie heranziehen,
stets auch die Ausstellungen des Vereines schmücken.
Hauptsächhch sind es die Orchideen, welche in bei-
den Gärten zu einer seltenen Kultur-Vollkommenheit
gebracht werden. In dem Garten des letzteren
wird sogar diesen Pflanzen vor allen andern der
Vorzug gegeben, weshalb man zu jeder Zeit eine
Auswahl des schönsten aus dieser Familie findet.
Es war keine kleine Aufgabe für die Prcisrieliter
zu entscheiden; lange srli wankte die Wagschale,
bis sie sich endlich entschied.
W'w betrachten zuerst die Orchideen-Gruppe des
Rittergutsbesitzers Mor. Reichen heim. Sie be-
stand aus 13 in voller Gesundheit strotzenden
Exemplaren. Aerides odoratum majus war 3 Fuss
hoch und hatte 8 Blüthentrauben, Aerides odoratum
albuni dagegen IG, die zwischen den dunkelgrünen
Blättern herunterhängen. Hier stand stets eine
Menge der Schauenden dicht gedrängt, denn man
konnte sich nur schwierig von dem Schönen tren-
nen. Ein Aerides Larpentae hatte ebenfalls 8 Trau-
ben und ebenso ein Saceolabium guttatum; eine
jede einzelne Traube besass hier wiederum Fusslänge.
Trichopilia crispa nahm sich mit dem Kranze von
30 opakröthlichen, aber weissumsäumten Blüthen
reizend aus. Cattleya Mossiae Reineckiana hatten
wir noch nicht so schön gesehen.
Die Gruppe des Koramerzienrathes Leonor
Reiehenheim enthielt neben Orchideen auch man-
cherlei Blattpflanzen, besonders Slarantaceen, wo-
durch der Blüthenflor gehoben wurde. Im Hinter-
grunde stand ein Cyanophyllum magnificum von
5 Fuss Höhe, dem zur Seite leichte Cupressineen,
nämlich Cupressus funebris und die Form der Ju-
niperus virginiana, welche unter dem Namen J.
Gossainthanea und Bedfordiana vorkommt, standen.
Vor diesen Pflanzen erhoben sich 3 blühende Van-
den bis zu einer Höhe von 3 Fuss. Von den übri-
gen Orchideen gefielen am meisten: Cattleya labiata
und speciosissima mit grossen, zum Theil purpur-
violetten, zum Theil heilern Blüthen, ferner Aerides
maeulosum, Cypripedium barbatum mit 20 Blüthen,
C. superbiens, Trichopilia crispa mit fast 40 Blü-
then, Brassavola Digbyana, deren schwefelgelbe
Blütlie mit der grossen, ofl'enen und tiefgefransten
Lippe hauptsächlich die Blicke der Laien auf sich
zog. Von den 10 ^laranten zeichneten sich beson-
ders Phrvnium regale, Jugoranum, metallicuni, ar-
gyraeum und variegatuni aus. Wir bemerken, dass
neuerdings die alte Maranta bicolor wiederum als
M. zonata vorkommt. Von den neuesten Begonien
verdienen B. sniaragdina und iniperialis wegen des
prononeirten Grünes der Blätter alle Beachtung als
Blattpflanzen. Endlieh fanden sich noch Alocasia
Veitchii uml einige Achimenes in üppiger Blüthen-
fülle in dieser Gruppe vor. Achimenes Boothii,
Liebmanni und ful{.eiis sind besonders zu empfehlen.
Von den Gruppen wenden wir uns zu den
Schaupflanzen und begegnen hier wiederum zu-
nächst einigen Orchideen von vollendeter Schönheit
und Kultur - A'oUkonunenheit. Frau Geheimräthin
Casper hatte sie dunli ilircn (Jbergärtner Haack
ausgestellt. Eine Laelia ])nrpurata hatte 5 Blüthen-
büschel, jeder mit 4 P>lüthcn und jede Blüthe wie-
derum 7 Zoll im Durchmesser, eine Cattleya Mos-
siae hingegen war mit 3 Blüthenbüsiheln versehen.
205
von denen jeder ?> Blumen von 6 Zoll Dnrclimesser
trug. Ausserdem fanden sieh noeli aus der Familie
der Orchideen Sehaupflanzen vor von: Eriopsis ru-
tidibulbon mit fusslanger Traube, Maxillaria Deppei
mit 2S Blüthen, Cypripedium barbatum majus und
Burlingtonia venusta. Endlich waren noch aus dem
Casper'schen Garten verschiedene buntblättrige Ka-
ladieii, einige Farne und eine Bromelia Carolinae
( nicht Nidularlum Scheremitejewii ) von 4 Fuss
Durclnuesser in seltener Schönheit, wo nicht der
geringste Fehler zu bemerken war, vorhanden.
Auch Obergärtner Kraus aus dem Garten des
Rittergutsbesitzers Mor. Reichen heim hatte auf
der langen Tafel, worauf die Schaupflanzen standen,
und die sich in der Mitte des Saales hinzog, einige
ausgestellt. So eine in reichlichster Fülle blühende
Achimenes Verschaffeltii von 22 Zoll Höhe und 34
Zoll Breite, so wie eine Ne))enthes phyllampliora
mit schmalen und langen Schläuchen dicht besetzt.
Die Pflanze war 4 Fuss hoch und hatte 2 Fuss
Durchmesser.
Grösser war die Anzahl der Schaupflanzen,
welche Obergärtner Boesc' aus dem Garten des
Koininerzienrathes Leon. Reichenh.eim ausgestellt
hatte. Eine blühende Phyllagathis rotundifolia hatte
Blätter von 2 Fuss Länge und 18 Zoll Breite, bei
einer Sphaerogyne latifolia von 4^ Fuss Höhe wa-
ren diese dagegen 28 Zoll lang und 18 Zoll breit.
Das zarte Rosenroth auf der Unterfläche, nament-
lich bei etwas durchgehendem Lichte, macht die
Pflanze zu einem würdigen Seitenstücke des Cyano-
phyllum magnificum. Wenn Dichorisandra vittata
rubra so schön gezogen ist, wie es hier der Fall
war, nimmt sie sich reizend aus. Eine Schale, mit
Samenpflanzen der Sonerila margaritacea gefüllt,
zeigte alle mögliche Formen, die man neuerdings
unterschieden hat.
Aus dem Danneel'schen Garten waren eben-
falls einige Schaupflanzen ausgestellt. Ein hoch-
stännuiges Clerodendron Bethunianum hatte einen
Blüthenstand von 1^ Fuss Höiie und war bereits
seit G Wochen in Biüthe. Eine buntblättrige Ana-
nas wurde wegen ihrer Schönheit allgemein bewun-
dert. Gymnostachvs V'erschaffeltii mit den buntge-
zeichneten Blättern, welche auf der Oberfläche des
Bodens aufliegen, eignet sich sehr gut als Schau-
pflanze. Von dem T^niversitätsgärtiier Sauer waren
dagegen einige Selagincllen von bedeutendem Um-
fange vorhanden. So hatte eine in einer Schale be-
findliche S Lj-alli bei einer Höhe von IT) Zoll einen
Durchmesser von 2^; Fuss. Endlich verdankte man
dem botanischen Garten ebenfalls eine Schau-
pflanze, nämUch Phrynium pulchellum. In dieser
Grösse hat die Pflanze eine grosse Aehnlichkeit
mit Phr. zebrinuni, für das man sie anfangs hielt.
Wir gehen zu den neuen Einführungen über,
die in reichlicher Anzahl vorhanden waren. Da
wir in den Berichten früherer Ausstellungen viel-
fach über diese gesprochen, brauchen wir uns hier
weniger aufzuhalten. Aus dem botanischen Garten
hatte Inspektor Bouch^ deren 13 ausgestellt. Die
ohne nähere Bezeichnung ausgestellte Pallisota war
P. Bartcri Hook.; sie stammt von Fernando Po
und wurde durch den unglücklichen Reisenden
Ackermann an van Houtte in Gent gesendet.
Sarmienta repens ist zwar längst bekannt, aber erst
in den Handel gekommen. Von den übrigen Pflan-
zen nennen wir Dieff'enbachia Baraquiniana, Loma-
ria gibba, Terminalia latifolia, Onrisia coccinea und
Ficus Porteana; dagegen waren aus dem Universi-
tätsgarten ausgestellt worden : Areca Verschaffeltii,
Latania Verschaff'eltii und die interessante Schirm-
tanne : Sciadopitvs verticillata.
Professor Dr. Koch hatte ein bereits schon
stattliches Exemplar der Yucca albo-spica ausgestellt,
die in Belgien wegen ihrer Schönheit und Selten-
heit noch hoch im Preise steht. Auch dem Kunst- und
Handelsgärtner C. L. Friebel verdankte man einige
neue Einführungen, von denen Sedum Sieboldii me-
diopictum allgemein zu werden verdient, zumal
es sich sehr leicht vermehrt. Dasselbe gilt von
Phlox Jladame Legrelle, die bekanntlich Fr. A.
Haage jun. in Erfurt eingeführt hat. Von dem
buntblättrigen Gyneriiun argenteum werden wir
nächstens sprechen. Ausserdem waren noch aus
derselben Gärtnerei 18 neue Pelargonien vorhanden,
von denen Bilboquet, Mons. Meet, Mad. Piecolini,
Professor Koch , Etendart und Baronne de Secus
am meisten zu empfehlen sind. Kunst- und Han-
delsgärtner Priem hatte ebenfalls eine noch wenig
verbreitete Pflanze ausgestellt: Dianthus Verschal'-,
feltii, welche Liebhabern nicht genug empfohlen
werden kann.
Aus der Handclsgärtnerei von Willi. Lauche
an der Wildparkstation bei Potsdam fanden sich 1.3
neue P>inführungen vor. Es waren fast lauter bunt-
blättrige Pflanzen, zum grössten Theil japanischen
Ursprunges, wie Osmanthus ilicifolius, eine der Hex
Aqtiifolium ähnliche Oleacee, F^urya japonica, Pa-
chysandra terminalis, Aucuba picta femina, ausser-
dem Hibiscus chinensis fol. var., mit H. Cooperi
identisch, Miconia argyroneura, Cercis Siliquastrum
fol. var. u. s. w., Canna mctallica: ein in Frankreich
gezüchteter Blendling mit metalHschem Schimmer
auf den Blättern, der empfohlen zu werden verdient.
Dass grösste Kontingent neuer Einführungen
hatte der Obergärtner Pasewaldt aus dem Dan-
neel'schen Garten geliefert. Ligeria barbata (in
den Gärten immer noch unter dem Namen Tapci-
notes (Jarolinae, mit dem es eingeführt wurde) ver-
206
dient mit dem glänzenden, leberfarbigen Blättern
Beachtung. Der buntblättrige, eben erst erwähnte
Hibiscus war hier als H. versicolor vorhanden. Die
meisten andern neuen Einführungen hatten ebenfalls
bunte Blätter. Einige derselben fanden sich auch
in der Lau che 'sehen Sammlung vor. Ausser die-
sen nennen wir: Miconia niarraorata, Abutilon stria-
tum fol. var., Saxifraga Fortunei tricolor, Aglao-
iiema commutatum, Dieffenbachia Baraquiniana,
Eranthemum verbenaceum, ferner als nicht bunt-
blätti-ige: Horsfieldia aculeata, Jambosa rnagnifica,
Cyperus Neesii und Pilogyne natalensis, wie endlich
3 neue Pelargonien: quadricolor, Mr. Pollock und
Louis Mathieu.
Wir kommen zu Sortimenten einiger Florblu-
men, meist in abgeschnittenen Exemplaren. Es
■waren zunächst Gloxinien, welche in drei grossen
Sammlungen sich vorfanden und in Schönheit der
Formen, so wie der Farbe, inid in Grösse nichts zu
■wünschen übrig Hessen. Wir haben dergleichen
■weder bei uns in Deutschland, noch im Auslande
gesehen und berechtigen uns um so mehr, darauf
stolz zu sein, als sie eigener Züchtung waren, der
Samen also hier gewonnen wurde. 2 Sammlungen,
welche Obergärtner Kraus im Garten des Ritter-
gutsbesitzers Reicheuheini und Obergärtner Pa-
sc wal dt im Daniieel 'sehen Garten zur Verfü-
gung gestellt hatten, enthielten die ganzen Pflanzen
in Töpfen, während die dritte, welche der Ober-
gärtner Wiedemann der Frau Kommerzienrätbin
Hennige in Magdeburg ausgestellt hatte, nur aus
abgeschnittenen Blumen bestand. Wir machen Lieb-
Laber um so mehr darauf aufmerksam, als die Sor-
timente der beiden letztern käuflich zu haben sind.
Von Seiten des Obergärtners Wiedemann wurde
uns wenigstens mitgetheilt, dass er das ganze Sor-
timent von 1(3 Sorten in blühbaren starken Knol-
len zu 8 Thaler abgebe.
Weiter war ein Sortiment krautartiger Calceola-
rien und Pelargonien vom Obergärtner Boese aus
dem Garten des Komraerzienrathes Reichenheira
vorhanden. Die Pflanzen waren gedrängt und kurz-
gewachsen und trugen dichte Blüthenstände. Die
Blumen selbst besassen reine P^irbeu und angenehme
Zeichnungen; auch hatten sie eine ansehnliche Grösse.
Ferner verdankte mau dem Obergärtner Boese
ein Sortiment der neuesten Pelargonien in schön
gezogenen Exemplaren. Wir können nicht sagen,
dass in der neuesten Zeit weder im Auslande, noch
im Inlande etwas Besonderes gezüchtet worden
■wäre. Die der früheren haben unbedingt den
Vorzug.
Kunst- imd Ilandelsgärtner Schwan ecke in
Oschersleben hatte wiederum ein Sortiment Stief-
mütterchen oder Pense's ausgestellt. Wer die des
vorigen Jahres gesehen hat, wird gefunden haben,
dass auch hierin ein bedeutender Fortschritt ge-
schehen ist. Die Blumen besassen sämmtlich bei
nicht geringer Grösse einen abgerundeten Bau;
es trat vor Allem das Auge im Centrum gegen
die übrigen Farben hervor. Wir hatten uns frü-
her ausgesprochen, dass der Züchter doch versuchen
möchte, die einzelnen Richtungen durch Aussaat
festzuhalten und auf diese Weise konstante Formen
zu bekommen, wie man es schon länger in Eng-
land mit Erfolg angestellt. Kunst- und Handelsgärt-
ner Schwan ecke hat nun seitdem Versuche ge-
macht, die zu Resultaten geführt haben. So sah
man abgetheilte Gruppen, wo die blauen, andere
wo die bronzirten und wiederum andere, wo die
Pelargonien-blüthigen Stiefmütterchen sich repräsen-
tirteu. Es ■war in der That bisweilen schwer, die
letzteren (in abgeschnittenen Blumen) von denen
wahrer Pelargonien zu unterscheiden. Auf uns
machten die blauen Stiefmütterchen den grössten
Eindruck; alle Nuancirungen vom hellsten bis zum
tiefsten Schwarzblau waren vertreten. Grade aus
dem letzteren trat das Auge um so mehr hervor.
Ausserdem -hatte auch Kunst- und Handelsgärt-
ner Jänicke (Köpnickerstrasse 56) ein Sortiment
Stiefmütterchen ausgestellt, was ebenfalls die Auf
merksamkeit der Anwesenden auf sich zog. Auf
gleiche Weise war dieses mit dem Sortiment abge-
schnittener Rosen aus derselben Handelsgärtnerei
der Fall, unter denen sich alle Sorten in schönen
ausgebildeten Exemplaren vorfanden, welche zu em-
pfehlen sind.
Weiter waren aber noch zwei Sortimente von
Rosen, das eine von einem Liebhaber, Maschinen-
baumeister Pintus in Brandenburg, das andere
von einem Gärtner, Forkert & Sohn in Cliarlot-
teuburg, ausgestellt. Li dem letztern war eine
Auswahl der in den letzten Jahren eingeführten
Sorten enthalten. Unter ihnen sagten : L'enfant
du Mont Carmel, l'Empereur Napoleon, Virginale,
Triomphe d'Angers, Jean Goujon, Beaut(5 fran^aise,
Souvenir de Monceaux, Bellote und Souvenir de la
reine des Beiges am meisten zu. Auch in der
Pintus'schen Sammlung sah man neben alten be-
liebten Rosen einige neuere, so Pauline Lancezeur,
Reine des Violettes, Solfatare, Victor Verdier und
Beaut^ Lyonaise.
Von Päonien fimden sich 2 Sammlungen vor.
Graf V. Schlippenbach auf Arendsee bei Boitzen-
burg in der Uckermark hatte baumartige, Hofgärt-
ner Morsch in Charlottenhof bei Potsdam krautar-
tige aus der Abtheilung der chinesischen (Pateonia
albiflora Pall., fragrans Hort.) ausgestellt.
Bouquets hatte nur der Kunst- und Handels-
gärtner Kluge (Neue Königsstr. 34) geliefert. Es
207
waren leichte Bouquets in angenehmen Formen,
wie wir sie wenigstens den französischen weit vor-
ziehen. Sehr gelungen und ausserordentlich ge-
schmackvoll war die Haargarnirung.
Bevor wir zum Gemüse und zu den Früchten
übergehen, sei uns gestattet, einige Worte über
einen Blumentisch, den Obergärtner Pasewaldt
dekorirt hatte, zu sagen. Derselbe war geflochten,
gegen 2^ Fuss im Durchmesser und befand sich
auf einen 3 Fuss hohen Gestelle. Zwischen Kalk-
tuffstücken befanden sich die einzelnen Pflanzen,
von denen die am Rande befindlichen leicht über-
hingen. Es waren dieses Exemplare von Cissus
velutina, Ficus stipularis, Tradescantia zebrina und
einer hängenden Commelina-Art. In der Mitte und
auf dem Scheitel des Kalktuffliügels befand sich das
niedliche Caladiuni Humboldtii (Argyrites), während
sonst Selaginelien , buntblättrige Eraiithcmums und
Gymnostachys, Lonicera brachypoda mit goldgelber
Netzzeichnung, Frauenhaar und andere diesen ent-
sprechende kleine Pflanzen aiigebraciit waren.
Gemüse und Früchte waren nur in geringerer
Anzahl vorhanden. Letztere liatte Hofgärtner Meyer
in Sanssouci geliefert und bestanden aus einem
Korbe mit Zwetsehen von vorzüglichem Ansehen,
einem Korbe mit Erdbeet:en aus dem Freien, einer
frühen Netzmelone und einer gerippten englischen
Ananas. Aepfel vom vorigen Jahre, die ein sehr
gntes Aussehen nocli besassen, hatten übrigens in
grösserer Menge der Schloss- Kastellan Gette in
Freienwalde und in einigen Exemplaren die Fi-au
Baronin v. d. Knesebeck auf Carwe bei Neu-
ßuppin durch ihren Obergärtner Amann geliefert.
Eine ziemlich vollständige Sammlung der Ge-
niüsesorten, welche mau in Berlin zieht, hatte der
Obergärtner Müller bei dem Kaufmann und Hof-
Lieferanten Buckardt in bester Qualität zur Ver-
fügung gestellt; ganz besonders liess der Blumen-
kohl im Ansehen, aber auch in Zartheit der Blume,
nichts zu wünschen übrig. Berliner Schlangengur-
ken, Kohlrabi, Eiesenspargel, Kartoffeln u. s. w. wa-
ren ebenfalls gut.
Guten Blumenkohl verdankte man auch dem
Obergärtner Amann der Frau Baronin v. d. Kne-
sebeck auf Carwe bei Neuruppin, Riesen-Spargel
hingegen der ausgezeichnetsten Qualität dem Kunst-
und Handelsgärtuer Franz Anton Haage in Er-
furt und Christoph in Berlin. Endlich hatte der
(Jbergärtner Reinecke aus dem Garten des Geh.
Oberhofbuchdruckers v. Decker 4 Stück weisse
Treibgurken von bedeutender Grösse und gutem
Ansehen geliefert.
Schliesslich wollen wir noch auf eine Garten-
Verschönerung aufmerksam machen, welche der Mar-
morwaaren- Fabrikant Barheine ausgestellt hatte.
Es war dieses eine fein und sauber gearbeitete Fon-
taine aus cararischem Marmor und von 8 Fuss Höhe.
Sie liatte 2 Etagen oder Schalen, deren weiteste
Ausdehnung 40 Zoll betrug. Da die Fontaine von
den oben besprochenen Myrten- Bäumchen umstellt
war und ausserdem am Fuss Blätter- und Blütben-
sclimuck besass, so trat sie um so mehr in ihrer
Schönheit hervor. Grade blendend-weisser Marmor
gewinnt durch das freudige Grün der Pflanzen,
wie umgekehrt diese wiederum einen höhern Glanz
durch den Marmor erhalten. Li unseren kleineren
und grösseren Schmuckgärten sollten Marmor- Ver-
zierungen, wie Statuen und Statuetten, ferner Va-
sen , Fontänen u. s. w. nie fehlen. Wir machen
deshalb darauf aufmerksam, dass in der Barheine'-
scheu Fabrik stets eine grosse Auswahl von derglei-
chen vorhanden ist.
leber Rosen-Sämlinge.
Von Paul Öurauer.
Jeder, der Rosen -Aussaaten vornimmt, sucht
entweder Wildlinge für die Schule zu erziehen oder
neue Sorten zu züchten, indem er im letztern Falle
Samen von unseren Gartenblumen verwendet. Je
nach diesem Zwecke wird sich die Behandlung und
der Grad der Aufmerksamkeit richten, die den Säm-
lingen gewidmet wird. Den grossen Massen von
Samen, die bei der Wildlings -Aussaat verwendet
werden, wird man selten eine andere Pflege ange-
deihen lassen können, als das Einquellen der Kör-
ner oder Einschlagen der ganzen Früchte in Kästen
mit Sand während des Winters tider irgend eine
ähnliche Manipulation, die allein zum Zweck hat,
die Samen schneller zum Keimen zu bringen.
Anders dagegen verhält es sich mit der An-
zucht von Rosen-Sämlingen aus gutem Samen. Da
ihre Zahl in der Regel nur klein ist, da sieh daran
so viele Hoffnungen und Spekulationen knüpfen,
von deren Erfüllung der Besitzer einen Aufschwung
seines Geschäftes, eine Verbreitung seines Namens
und Renomm^e's hofft, so ist es leicht erklärlich,
dass alle mögliche Sorgfalt angewendet wird, um
den Sämling su kräftig, aber auch so schnell als
möglich zur Blüthe zu bringen. Dass unter sol-
chen Umständen keine Rede mehr sein kann von
dem sonst üblichen zweijährigen Liegen des Samen-
korns in der Erde, versteht sich von selbst; dass
man aber hier in einer unserer bekanntesten Han-
delsgärtnereien anfängt, Rosen in !) Monaten nach
der Aussaat zum Blühen zu bringen, dürfte doch
Manchen überraschen. Das Verfahren dabei ist
folgendes:
208
Gleich nacli der Reife der Früchte werden die-
selben abgenommen, an der Luft und Sonne eine
Zeit lang gut getrocknet und dann schichtenweis
in einen Topf zwisciien feuchten Sandlagen einge-
legt, wo sie den Winter über verbleiben. Der Topf
wird entweder in ein Warmhaus oder auch in ein
Wohnzimmer gestellt und massig feucht gehalten.
Bei dieser Behandlung treibt der Same, der einige
Wochen nachdem, wo er in den Sand gelegt wor-
den, schon zu schwellen anfängt, gleich in den
ersten Tagen des Frühjahrs die ersten Blättchen.
Nun werden die Samen aus der verfaulten Fru(-ht-
liülle herausgenommen und gleich auf ein warmes
Mistbeet ausgepflanzt, wo sich bei vorsichtiger Pflege
schnell die ersten 4 Blätter entwickeln. Unter „vor-
sichtiger Pflege" ist hier solche gemeint, welche die
Kosenpflänzcheu, wie die jungen Gemüsepflanzen,
behandelt, d. h. das Auffangen jedes Sonnenblickes,
das behutsame Lüften und sehr massige Giessen,
sowie das gute Decken während der Fröste. Die
Sämlinge sind so weich und so leicht zum Faulen
geneigt, dass zu wenig Luft und Licht, ja selbst
schon zu viel Schweiss im Kasten, dieselben am
Grunde schwarz werden lässt, wie die Kohlpflanzcn.
Dass man darnach auch die Erde bemessen muss
und dieselbe ja nicht zu schwer wählen darf, ist
sehr wesentlich dabei. Werden die Tage länger
und die Luft wärmer, so verringert sich durch das
häufige Lüften auch die Gefahr des Faulens; nun
gebe man aber Acht, dass der bekannte Pilz (Erysibe)
sich nicht einstellt. Lüften, feuchte Luft im Kasten
und, wenn die Sonne stark wirkt, die Vermeidung
des zu scharfen direkten Sonnenlichtes durch die
Glasscheiben, sind auch die besten Präventivmittel
dagegen, besonders nehme man sich in Acht bei
Eosomenen und deren Sämlingen, die bekanntlich
am meisten der Krankheit ausgesetzt sind.
Nach dem 4. bis 5. ausgebildeten Blatte tritt
scheinbar ein gewisser Stillstand im Wachsen ein.
Bei dem 6. bis 8. Blatte zeigen sich die ersten
Blumen, vorzüglich bei Sämlingen von leichten
Blühern. Natürlich ist hier von Eemontant-Rosen
und einigen Bourbons nur die Rede. Die frühesteu
Blüher fielen aus Samen von Louise Odier, Auguste
Mie, G^n(^ral Jaqueminot. Die ersten Blumen sind
iiatürhch schwach, lassen aber doch erkennen, ob
etwas von dem Sämlinge zu erwarten ist oder nicht.
Was die Anzucht von Unterlagen aus Samen
betrifft, so verlangt diese zu viel Zeit und ist zu
beschwerlich; es empfiehlt sich dagegen die Ver-
mehrung der Rosa canina durch Stecklinge, und
zwar im krautartigeu Zustande. Dieselben werden
bei Fingerlänge geschnitten und auf ein laues Mist-
beet dicht gesteckt, feucht und schattig gehalten.
Dabei ist die Luft wo möglich ein wenig zu
spannen. Nach 3 Wochen ungefähr muss es sich
entschieden haben , was davon wächst. Dass hin
und wieder grosse Flecken unter diesen Stecklingen
ausfaulen, darf nicht befremden und nicht beängsti-
gen. Die bewurzelten SteckHnge werden dann in
Töpfe gepflanzt, abgehärtet und kommen endlich
in's freie Land. Auf diese Weise kommt man
1 Jahr früher zum veredlungsfähigen Stämmchen,
als durch Samen.
der 4. Versanimliiiig deutscher Poniologen
in ©örlib.
Leider ist der Bericht genannter Versammlung
und der damit verbundenen Ausstellung von Obst,
Gemüse uiul mit diesen zusammenhängenden Ge-
genständen bis jetzt verzögert worden ; derselbe
wird jedoch in der nächsten Zeit erscheinen und
machen wir deshalb schon jetzt darauf aufmerksam.
Derselbe wird allen denen, welche sich als Mitglie-
der der Versammlung eingeschrieben und ihren Bei-
trag bezahlt haben, unentgeldlieh zugeschickt wer-
den. Ausserdem erscheint er aber im Buchhandel
bei Bernh. Friedr. Voigt in W^eimar und ist da-
selbst für den Preis von 1 Thaler zu bezielien.
Gartenbau- und pomologische, so wie landwirth-
schaftliclie Vereine erhalten ihn jedoch, in sofern
sie mehre Exemplare zu gleicher Zeit beziehen und
sich an das General -Sekretariat des Vereines zur
Beförderung des Gartenbaues hier in Berlin wen-
den, um den massigeren Preis von 20 Sgr. Es
wird aber in diesem Falle ersucht, sich recht zeitig
zu melden, damit die dazu nöthigen Exemplare be-
sonders abgezogen werden können.
Der Bericht enthält nach den vorliegenden Pro-
tokollen die Verhandlungen, welche in den Sitzun-
gen stattgefunden haben und bespricht unter Ande-
rem auch einen Theil der neuesten Obstsorten. Bei
dem Literesse, welches seit einigen Jahren für diese
auch bei uns erwacht ist, wird es gewiss gut sein
zu erfahren, welche derselben bei uns sich als vor-
züglich erprn])t haben und welche nicht angebaut zu
werden verdienen. Aber auch hinsichtlich der älte-
ren Obstsorten hat gewiss alles, was von Praktikern
in Görlitz mitgetheilt wurde, für jeden, der sich
mit Obstbau beschäftigt, W^erth.
Verlag vou Karl Wieg au dt in Berlin,
Koraraandanten-Straäse No. G2.
Druck der C. Feister 'scheu Buchdruekerei in Berlin,
ZietenPlatz No. 2.
Woehensehidft
des
Vereines znr Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten
für
Gärtnerei uiicl Pflaiizeiikuiide.
Redakteur :
i*r"ofessoi' I>r-. Kai-1 Kocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 27.
Berlin, den 9. Juli
1864.
Preis des Jahrganges öi Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Inhalt: Aruiulo Kakao Steud. (conspicua Hook. fil.). Ein neues Ziergras aus Neu- Seeland. — Allerlei aus der Gärtnerei und
Pflau/.enkundo. VII. — Die Oscherslebener Stiefmütterchen (Peusee's). Von C. Schwanecke in Oschersleben.
Arundo Kakao Stend.
(oonspiciia Hook. ül.).
(ixn nruca Sicrjvaö auo Ucu-^fclanb.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass viele Gräser
einen nicht unbedeutenden ornamentalen Werth ha-
ben und noch viel zu wenig in den Gärten benutzt
sind. Selbst unter unseren wildwachsenden Arten
befinden sich einige, die mehr berücksichtigt wer-
den sollten. Wir erinnern nur an unser gewöhn-
liches Schilf, an Glyceria spectabilis, an mehre
grössere Rietgräser, die alle wolil nur deshalb noch
keine Anwendung in unseren Gärten gefunden ha-
ben, weil kein Gärtner darauf gekomnien ist, das
Eine oder Andere in seinem Verzeichnisse aufzu-
führen und als etwas Besonderes zu empfehlen.
Hat man doch mit der kleinen niedlichen Gypso-
phila muralis, die in vielen Gegenden auf Aeckern
ein ganz gemeines Unkraut ist, ein recht hübsches
Geschäft gemacht, und verkauft noch den Samen
an solche, die es nicht auf Aeckern wild gesehen
haben.
Die Gräser besitzen einen doppelten ornamen-
talen Werth. Einmal sind es die sclimalen, meist
sehr langen und im eleganten Bogen überhängen-
den Blätter, welche sich gut ausnehmen; dann sind
es aber hauptsächlich die vielverzweigten Blüthen-
stände mit den haarähnlichen Stielen, welche die
länglichen Aehrchen an ihren Enden tragen. Beide,
Blätter und Blüthenstände, verdienen besonders in
Bouquets Verwendung, um schwereren Blumen et-
was Leichteres an die Seite zu stellen. Wir haben
in dieser Hinsicht eine recht hübsche Abhandlung
vom Inspektor Jühlke in Erfurt: ^Ueber Kultur
und Verwendung einiger Gräser zur Verzierung
der Blumenbouquets", auf die wir hiermit aufmerk-
sam machen wollen. Besagte Abhandlung befindet
sich in Karl Kocli's Gartenkalender, Jahrg. 1858,
Seite 36.
Kein Gras hat in der neuesten Zeit eine solche
Anerkennung gefunden, als das sogenaimte Pam-
pasgras, Gynerium argenteum. Wir haben dar-
über, so wie über das damit verwandte Schilf (Phrag-
mites communis) und das Klarinettenrohr (Arundo
Donax) l)ereits ausführlich in einer besonderen Ab-
handlung (s. Wochenschr. 1. Jahrg. S. 385) gespro-
chen, weshalb wir aucii auf diese hinweisen. Es
ist nicht zu leugnen , dass dieses Pampasgras als
Einzelpflanze und etwas hoch angebracht, wo die
Blätter sich recht ausbreiten und entfalten können,
besonders aus der Ferne gesehen, sich reizend aus-
nimmt. Vor Allem geben die Blüthenstände der
weiblichen Pflanze, wenn sie vom Winde hin und
her bewegt werden und die silberglänzenden Woll-
haare an den unteren Spelzen, namentlich bei eben
untergehender Sonne, eine eigenthümliche Beleuch-
tung erhalten, etwas Feenhaftes.
Wir sprechen hier von der weiblichen Pflanze,
da allein diese die Wollhaare in grösserer Menge an
ihren unteren Spelzen besitzt, bei der männlichen
Pflanze sind die Blüthen dagegen nur schwach be-
27
210
haart, so dass der Silberschein nicht geboten wird.
Letztere hat deshalb auch einen geringeren orna-
mentalen Werth. Zum Glück kamen auch anfangs
nur weibliche Pflanzen in den Handel. Männliche
Pflanzen habe ich nur einmal gesehen, und zwar
in dem Garten des Grafen von Arnim zu Boi-
tzenburg in der Uckermark. Diese Wollhaare der
weiblichen Blüthe waren auch Ursache zur Benen-
nung des Genus Gyneriiim, ein Name, der seine
Abstammung aus dem Griechischen hat. Gyne be-
deutet nändich das Weib, hier die weibliche Blüthe,
und eria die W^ollc.
Neuerdings hat mar. einige Formen des Pam-
pasgrases in den Handel gebracht, welche aber kei-
neswegs die Hauptart an Schönheit übertrefl'en,
zum Theil selbst nachstehen; es gilt dieses zunächst
von der männlichen Pflanze, welche sogar einen
besonderen Namen erhalten hat. Ausserdem kommt
es vor, dass die jungen Scliösslinge an der Basis
eine hellviolette Farbe besitzen, welche aber keines-
wegs in der Weise in die Augen fällt, dass die
Pflanze durch sie eine Bedeutung erhielte. Auch
eine Form mit bunten Blättern wird verkauft. Diese
Panachirung ist aber ebenfalls so gering, dass es
in der That nicht lohnt, diese Form sich anzu-
schaflen.
Im vorigen Jahre hat man ein neues Pampas-
gras aus Neu-Seeland unter dem Namen Arund o
conspicua eingeführt, was den Angaben einiger
englischen Handelsgärtner nach das gewöhnliche
noch an Schönheit übertrefl'en soll. Wir haben es
bei dem Hofgärtner H. Sello in Sanssouci in Blüthe
gesehen imd dadurch Gelegenheit gehabt, den wis-
senschaftlichen Namen festzustellen. Das Gras steht
an Schönheit dem echten Pampasgrase weit nach.
Schon dass es zeitig blüht, beweist, dass die ein-
zelnen Triebe sich keineswegs in der Weise be-
stocken, d. h. mit Blättern besetzen, wie es bei
Gynerium argenteum der Fall ist, wo mehre Jahre
vergehen, ehe der Blüthenstengel sich erhebt. Die
weit zahlreicheren Blätter gehen auch hier ringsum,
während sie bei dem neu empfohlenen Pampasgrase
mehr in 2 Reihen stehen. Trotzdem bleibt es aber
immer ein hübsches Gras, was zur Abwechslung
auch einmal in Kultur genommen werden kann.
Dass es sich lange in den Gärten halten wird, be-
zweifeln wir allerdings.
Wir wissen nicht, wer Arundo conspicua
eingeführt hat, vermuthen aber, dass es durch
den Jüngern Hooker direkt aus Neuseeland nach
dem botanischen Garten in Kew gekommen ist.
Sehon Georg Forster hat auf der P^ntdeckungs-
reise mit Cook ein Gras auf Neuseeland gefunden,
was er in dem Prodromus einer Flor der australi-
schen Inseln unter demselben Namen leider so un-
genügend beschrieben hat, dass man wohl kaum
noch im Stande sein wird, die Pflanze mit Be-
stimmtheit herauszufinden. Der jüngere Hooker,
der bekainitlich in den Jahren 1839 bis 1843 die
Entdeckungsreise von James Clark Ross nach
dem Südpole mitmachte und dabei auch Neuseeland
besuchte, hält sein Gras für identisch mit der For-
ster'sehen Pflanze, aber auch mit dem, was früher
schon bei Gelegenheit der d'U rville'schen Ent-
deckungsreise des Schiö'es Astrolabe in den Jahren
182G bis 1829 ebenfalls in Neuseeland aufgefunden
und von Lessoii in Richard's essai d'une Flore
de la Nouvelle Zelande als Arundo australis
beschrieben worden ist. Wir bezweifeln jedoch auch
die Identität des For ster'schen und des Lesson-
schen Grases.
Georg Forster beschreibt seine Arundo
conspicua nämlich einblüthig, weshalb Gmelin
in seinem Svstema naturae sie auch zu Calama-
grostis gebracht hat. Nach der kargen Diagnose
des Grases besitzt ferner die äussere Spelze der
Forster'schen Pflanze eine sehr lange, zurückge-
bogene Granne. Es sind dies 2 Merkmale, die
keineswegs mit der Arundo australis Less., von
der wir eine sehr ausführliche Beschreibung haben,
übereinstimmen. Wohl aber stimmt die Arundo
conspicua der Gärten mit der später entdeckten
Arundo australis auf das Genaueste Uberein, so
dass beide als eine und dieselbe Pflanze betrachtet
werden können.
Der Name Arundo australis müsste dem-
nach eigentlich auf unsere Garteupflanze angewen-
det werden, wenn der Name nicht zuvor schon für
eine andere australische Pflanze von Cavanilles
vergeben wäre. Zwar möchte auch diese Pflanze
für immer eine nicht mehr mit Gewissheit zu be-
stimmende und deshalb am besten ganz zu strei-
chende sein; ihre karge Diagnose ist selbst der Art,
dass sie auch auf Arundo australis, wie auf mehre
andere Gräser passt. Sie wird aber fortwährend
noch aufgeführt, so dass leicht eine Verwechslung
mit ihr entstehen könnte, wollte man den Namen
Arundo australis für sie beibehalten. Steudel
hat deshalb auch die zuerst von Lesson unter
diesem Namen beschriebene Pflanze als Arundo
Kakao veröff'entlicht, ein Name, den das Gra»
nun auch behalten muss. Die Eingebornen nennen
nämlich nach dem Jüngern Hook er das Gras:
„Kakao."
In dem Königlichen Herbar zu Berlin befindet
sich ein Gras, was von dem Jüngern Hooker als
Arundo australis Less. mitgetheilt ist, sich aber we-
sentlich von der echten Pflanze dieses Namens un-
terscheidet. Leider steht daselbst nur eine Blüthen-
rispe zu Gebote. Ohne Zweifel ist eine Verwechs-
211
lixtig vorgekommen, oder wahrsclieinliclier, es sind
zwei verschiedene Gräser gesammelt worden, und
mau hat nur das eine imtersucht. Dieses Gras
des Berliner Herbar's gehört gar nicht zu dem
Genus Arundo, sondern in das neue, bislier nur
aus ostindischen Arten bestehende Genus Amplii-
donax N. v. E.
Bevor wir dieses näiier bezeichnen, sei es uns
erlaubt, die bekannteren Genera aus der Gruppe
der Arundineae etwas näher und schärfer, als es
bisher, ganz besonders in der Steudel'schen Mo-
uographie, geschehen, zu diagiiosiren. Die Arun-
dineeu, d. h. die Schilf- und liohr-Arteu, unterschei-
den sich zunächst von den übrigen Gräsern da-
durch, dass an dem Stiele der einzelnen, entfernt-
stehenden Bliithchen, zum Theil auch an der Basis
und selbst den ganzen Rücken derselben entlang,
sich lange Haare befinden, welche meist nach der
Befruchtung noch länger werden und dann die Spelzen
überragen. Ausserdem sind die Griffel sehr lang
und stehen mit den pinselförmigen Narben aufrecht.
1. Arundo (L.) Trin. ^Donax Beauv.): ller-
maphrodita; Palea inferior ex apice aristata.
2. Phragmites Trin.: Polygama; Flosculus in-
iimus masculus; Palea inferior longe subulata.
3. Gyneriura Humb. et Boiipl.: Dioicum; Pa-
lea inferior in apicem longe subulatum attenuata ;
Flosculi feniinei dorso pilis longls densissime obsita.
4. Amphidonax Nees: Polygamus; Spiculae
raraorum inferlorum masculae, superioruni herma-
phroditae aut femineae; Palea inferior in apicem
longe subulatum attenuata.
Was nun die von dem Jüngern Hooker dem
Berliner Königlichen Herbar mitgetheilte Pflanze
anbelangt, so scheint sie weit grösser, als die ost-
indischen Arten, zu sein. Die grosse Blüthenrispe
ist sehr verästelt und an den fadenförmigen Zwei-
gen stehen die Aehrchen gepaart. Von ihnen ist
das eine gestielt, das andere sitzend, beide sind
meist zweiblüthig. An den unteren Aesten und
Zweigen sind nur männliche, an den oberen hin-
gegen nur weibliche, vielleicht auch Zwitterblütlien
vorhanden. Die beiden Klappen sind schmal-ellip-
tisch und gleichen an Länge den beiden Blüthchen,
von denen das obere ziemlich lang gestielt ist,
das untere dagegen meist unfruchtbar erscheint,
Stiel und Basis der Blüthchen sind mit langen
Haaren besetzt. Die äussern Spelzen endigen mit
einer gleich langen Granne.
Wir nennen das Gras:
Amphidonax australis: Spiculae binae, al-
tera pedicellata, altera sessilis, subbiflorae; Glumae
longitudine flosculorum, anguste ellipticae; Pedicelli
longe lanati; Palea iuferior, in aristam aequilongam
terminans.
Allerlei
aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde.
VII.
Es ist die Zeit der Kongresse. Wir haben Be-
richt erstattet über die mit dem internationalen Kon-
gresse stattgcfnndene Ausstellung von Pflanzen, Blu-
men und anderen gärtnerischen Gegenständen in
Brüssel; eben wird uns mitgetheilt, dass bereits in
Amsterdam ein Ausschuss unter der Ehren -Präsi-
dentschaft des Prinzen von Oranien zusammenge-
treten ist, um Vorbereitungen zu einer grossen Aus-
stellung und einem Kongresse daselbst zu treflen.
Beide sollen bereits im nächsten Frühjahre stattfin-
den. Die Namen des Ausschusses bürgen dafür,
dass -Alles gethan werden wird, dass beide den
Anforderungen entsprechen. Die P^rwartungen sind
heut' zu Tage überhaupt, noch mehr aber durch
das, was in diesem Frühjahre in Brüssel geschehen,
gesteigert. An der Spitze des Ausschusses selbst
stellt der Bürgermeister und der Präsident der Gar-
tenbau-Gesellschaft in Amsterdam; aus der grossen
Zahl von Mitgliedern, die aus dem ganzen Lande
herangezogen sind, nennen wir nur einige dersel-
ben , welche auch im weiteren Kreise der botani-
schen und gärtnerischen Welt bekannt sind, wie
die Professoren Oudcmans in Amsterdam und
Rauwenhoff in Rotterdam, ferner de Jonge van
Ellemeet in Overduln auf Walclieren, Krelage
in Haarlem, Witte in Leiden, W II link, van den
Bosch und Gröne wegen in Amsterdam. Als
Präsident des Kongresses sucht man den Professor
Miquel in Utrecht zu gewinnen, eine Wahl, der
man bei den tiefen Kenntnissen des genannten Gc;
lehrten nur beistimmen kann.
Im nächsten Frühjahre wird aber auch in Wien
eine grosse Ausstellung stattfinden, da das grosse
neue Ausstellungsgebäude daselbst eingeweiht wer-
den Süll. Es wäre wohl zu wünschen, dass beide
Ausstellungen nicht zu gleicher Zeit stattfinden.
Wenn auch weniger eine Beeinträchtigung der
Ausstellungen selbst bei den weiten Entfernungen
von Amsterdam und Wien zu fürchten ist, so
würde es doch möglicher Weise hindern, beide
Orte zu besuchen. Eben deshalb möchten wir die
Ausschüsse in Amsterdam und Wien, welche mit
den Vorbereitungen bei den Ausstellungen beschäf-
tigt sind, ersuchen, gegenseitig Rücksprache zu neh-
men, damit nicht zu gleicher Zeit und auch nicht
zu kurz auf einander beide Ausstellungen sind.
Auch in Erfurt wird im nächsten Jahre der 2.
deutsche Gärtner-Kongress stattfinden, ebenfalls mit
einer grossen Ausstellung verbunden. Beide werden
wahrscheinlich im Spätsommer sein, da grade in
87*
212
dieser Zeit Erfurt mit seinen Florblumeii Mancher-
lei aufzuweisen hätte, was keine andere Stadt dar-
bieten kann. Obgleich hier keine Kollision stattfin-
det, so möchte es doch die Frage sein, ob es nicht
besser wäre, wenn der Erfurter Kongress erst im
Jahre 1866 stattfände. 3 grosse Ausstellungen in
einem Jahre sind zu viel. Bei der günstigen Lage
Erfurts mitten in Deutschland steht selbst eine
grosse Betheiligung auch von auswärts zu erwar-
ten, sobald nur die gehörigen Vorbereitungen und
Bekanntmachungen zeitig stattfinden.
Wir haben etwas aus dem letzten Allerlei zu
berichtigen. Wir waren der Meinung, dass Hof-
gäitner Neuner zu Kannstadt in Königl. Diensten
gestanden; wir sind jetzt dahin berichtigt, dass die
Guielma bei Kannstadt der Pflege des Hofgärtners
Müller anvertraut ist, dass Neuner dagegen bis
jetzt Hofgärtuer in der Kronprinzliclien (jetzt nun
Königlichen) Villa in Berg war, aber niederlegte,
um sich ganz und gar seinen Baumschulen zu wid-
men und die alleinige Leitung des daselbst befind-
lichen Bades zu übernehmen.
Es möchte auch hier von Interesse sein, auf die
Modelle zur Erklärung der natürlichen Familien
aufmerksam zu machen, welche der Apotheker Loh-
meier in Breslau unter der besonderen Anleitung
des als Pflanzenanatom und Mikroskopiker hinläng-
lich bekannten Professor Cohn anfertigt. Das Stu-
dium der natürlichen Familien ist jedem Botaniker
nicht allein, auch jedem Laien, der sich für Pflan-
zen iuteressirt, sehr nothwendig; ohne ihre Kennt-
niss ist überliaupt kein Verständniss möglich. Es
hat dieses aber seine Schwierigkeiten, da hauptsäch-
lich Blüthen- und Frucht -Zustände dabei massge-
bend sind. Diese sind aber nicht immer von allen
Familien, und selbst nicht immer von denjenigen,
die man zur Vergleichung nothwendig hat, zu glei-
cher Zeit vorhanden. Im Winter, wo man sich in
der Regel bei mehr Zeit und Müsse belehren will,
fehlen die blühenden Pflanzen im Freien ganz
und gar.
Diesem Uebelstande hat der Apotheker Loh-
meier dadurch abgeholfen, dass er Modelle anfer-
tigt, welche zum Selbstunterricht und bei dem Be-
lehren benutzt werden können und dadurch es mög-
lich machen, vergleichende Untersuchungen anzu-
stellen. Durch diese Modelle wird es auch Ungeüb-
teren möglich, für den stufenweisen Aufbau der
Vegetationsformeu in den verschiedenen Familien
die sich darstellenden Gesetze zu erkennen und da-
mit den Sinn für Pflanzenkunde zu erhölien. Eine
Sammlung der Lohmeier'schen Modelle ist gegen-
wärtig in einem Auditorium der Breslaucr Univer-
sität aufgestellt. Da es vor Allem auf Kenntuiss
der einheimischen Flor ankommt, so beziehen sich
die bis jetzt dargestellten Modelle auch nur zu-
nächst auf die Familien, welche in Deutschland
vertreten sind. Von 79 Familien sind bereits Mo-
delle angefertigt.
Wir haben in dem letzten Allerlei der grossar-
tigen Etablissements zur Anzucht von Pflanzen Er-
wähnung gethan, welche sich in Paris und Angers
befinden ; es sind neuerdings an anderer Stelle No-
tizen über den grossartigen Samenbau gegeben wor-
den, der sich in Quedlinburg befindet; wir sind im
Stande, dieselben hier und da im Einzelnen noch
zu ergänzen, behalten uns aber vor, später in einem
ausführlichen Berichte diesen Gegenstand zu be-
sprechen. Mit der Zeit, wo die Runkelrübe als
Surrogat des Zuckerrohrs das Bedürfniss hervorrief,
grössere Strecken damit zu bebauen, erhielt der
Quedlinburger Samciibau einen fi'üher nie gehabten
Aufschwung, der besonders in den letzten Jahren
bemerkbar ist. Der Anbau von Runkelrüben, um
Samen heranzuziehen, ist vom Samenbau in Qued-
linburg noch immer der bedeutendste; 1500 Mor-
gen Landes sind allein damit bestanden. Das reicht
aber noch lange nicht aus, der Nachfrage zu genü-
gen, weshalb die Quedlinburger Grosshändler we-
nigstens noch eben so viel Samen von Bauern aus
der Umgegend kaufen, als sie selbst bauen. Nach
den obigen Nachrichten soll sogar der Anbau von
Runkelrüben in der Umgegend von Quedlinburg
5000 Morgen in Anspruch nehmen, was jedoch ge-
wiss, wie manche andere an jener Stelle gegebene
Angabe, übertrieben ist. Da der Centner mit 8
bis 10 Tlialer verkauft wird und der Morgen Lan-
des im Durchschnitt 10 Ceutner Samen liefert, so
gäbe unsere Angabe schon die nette Summe von
240,000 bis 300,000 Thaler.
Der Anbau von Mohrrübensamen nimmt 500
Morgen in Anspruch, ebenso viel ist uöthig, um die Sa-
men für Erbsen zu verschaflen. Für Bohnen und
Zwiebeln sind je im Durchschnitte jährlich 200
Morgen nothwendig, um für diese den verlangten
Samen heranzuziehen. Für Salat sind 100 bis
150 (nach jenen Nachrichten sogar 250), für Gur-
ken 25 bis 30 Morgen nothwendig, für die Kohlar-
ten 100, für Cichorien 25 bis 50 Morgen. Spinat-
samen wird jährlich im Durciischnitt 3000 Centner
gewonnen.
Seit einigen Jahren wendet man sich mit grös-
serer Sorgfalt in Quedlinburg auch auf Erziehung
von Blumen-Sämereien. Wenn der obige Bericht-
erstatter in Quedlinburg allein 50 Morgen mit Re-
seda bestehen lässt, so ist dieses ebenfalls viel zu
hoch gegriffen. Nach unseren wohl zuverlässigen
Nachrichten waren im vorigen Jahre nur 10 Mor-
gen damit bestanden, gewiss schon ein hübsches
Areal für eine einzige Blume. Im Ganzen wurden
213
für Blumen-Sämereien im Jahre 1863 nicht weni-
ger als 200 Morgen Landes in Anspruch genom-
men. Levkojen werden am meisten kultivirt und
nahmen im vorigen Jahre 15 bis 20 Morgen in
Anspruch. Ein Samenhändler allein hatte 6 Mor-
gen damit bestanden und kultivirte ausserdem in
20,000 Töpfen noch, behufs des Samenbaues, Pflan-
zen; ein anderer hingegen hatte dagegen sogar 45,000
Töpfe und 4 Morgen Landes mit Levkojen bepflanzt.
Den Samen, der in Töpfen herangezogen wird, ver-
kauft man viel th eurer.
Einen wunderhübschen Anblick bieten die ver-
schiedenen Astern im Freien dar, da man Sorten
und Farben getrennt baut. Gegen 25 Morgen sind
jährlich damit bestanden. Wenn man bedenkt, dass
allein die kleinen Nemophilen 15, Silene multiflora
ebenfalls 15, Silene pendula 5, die wohlriechenden
Wicken 15 bis 20, Rittersporn 10, dreifarbige
Winden 3, Phlox Drummondii 2 Morgen u. s. w.
behufs des Samenbaues einnehmen, so wird man
gewiss die Zahl von 150 bis 200 Morgen, allein
um feinere Blumen-Sämereien heranzuziehen, nicht
zu gross finden.
Auch technische und Arzneipflanzen werden in
grossen Mengen angebaut. Ein Privatmann hat in
der Nähe von Quedlinburg, wie uns berichtet wurde,
8 Morgen mit schwarzen Malven bestanden. Wäh-
rend der Blüthezeit beschäftigt er 20 Menschen nur
zum Abpflücken der Blumen. Der Anbau von
Thymian soll 70 Morgen, Salbei 10 Morgen ein-
nehmen. Hier werden aber wohl hauptsächlich die
abgeschnittenen Kräuter verkauft.
Dass viele Menschen und Tliiere nöthig sind,
um die Arbeiten zu verrichten, wird man sich den-
ken können. In Akkord arbeiten 1000, ausserhalb
desselben 1500 Menschen. Während der grössern
Arbeitszeit bekommt der Manu die Woche 2, die
Frau 14, und das Kind 1 bis 1| Thaler. Man
pflügt mit Pferden und zum Theil auch mit Och-
sen ziemlich tief, 16 bis 18 Zoll, wozu man stets
4 Pferde nimmt: gegen 500 Morgen werden noch
gegraben. Das Pflügen wird auch in Akkord ge-
geben und der Morgen mit 3 Thaler bezahlt.
Notizen über den Gebrauch von Packleinwand,
Bindfaden, Papier u. s. w. sind gewiss sehr interes-
sant; doch darüber bestimmte Nachrichten zu erhal-
ten, wird ausserordentlich schwer. Im Durchschnitt
werden jährlich 200,000 Verzeichnisse ausgegeben.
Da jedes mehr als 1 , meist 2 und 3 Loth wiegt,
so kann man sich selbst die Zahl der Freimarken
zu 4 Pfennigen berechnen, die jährlich gebraucht
werden und dem Staate eine nicht geringe Ein-
nahme geben.
Es dürfte auch das Interesse der Leser der
Wochenschrift in Anspruch nehmen, zu erfahren,
welche Massen von Rosen in Paris im Winter her-
angezogen werden, um der grossen Nachfrage nach
diesen Blumen zu genügen. Das französische Jour-
nal „Horticulteur francais" gibt darüber Aufschluss.
Mau verkauft im Durchschnitt in genannter Metro-
pole bis in den April für 150,000 Franks. Die
Zahl der Sorten, welche man zu diesem Zwecke
treibt, ist nur gering. Kaum sind es einige imd
20 Sorten, und von diesen sieht man wiederum am
meisten: Du roi, Gen&-al Jaequeminot, Duchesse de
Cambazferes, Auguste Mie, Baronne Prevost, Louise
Perronny, Triomphe de l'exposition, CöHne Dubois,
Madame Bell, Reine d'Angleterre und La Reine.
Ausserdem liebt man die Noisette Lamarque, die
auch bei uns früher viel war, jetzt aber verschwun-
den ist, sehr, ferner die Bourbon-Rosen: Gloire de
Dijon und Souvenir de Mahnaison und endlich die
Theerose Safrano. Später kommen noch Moosro-
pen, namentlich Cristata und Madame Hardy, zum
Vorschein.
Man schützt auch schon im Spätherbste einige
Reich- und Langblüher durch Kästen und Glasfen-
ster, ohne Anwendung von Wärme, gegen Frost
und schneidet so lang als möglich noch Blumen.
Hierher gehören ausser einigen schon genannten,
wie Souvenir de Malmaison und Safrano, noch die
bengalische Rose : Cramoisi superieur, und Mistress
Bosauquet.
Die meisten Menschen sind wohl der Meinung,
dass die Einführung der Kartoff'el eine Wohlthat
ist. Es liegt uns dagegen ein Buch vor, das wir
übrigens ausserdem sehr empfehlen können und
auch bereits empfohlen haben , wo man anderer
Meinung ist und die Einführung, so wie die Ver-
breitung, beklagt. Dieses Buch heisst „die botanischen
Unterhaltungen zum Verständniss der heimathlichen
Flor" und hat den bekannten rmd mit Recht belieb-
ten Schriftsteller Auerswald zum Verfasser. Wie
weit einseitige Betrachtungen führen können, sieht
man hier. Weil die Kartoffel jetzt hauptsächlich
zur Bereitung des Branntweines gebraucht wird und
weil sie nicht ein so gutes Nahrungmittel, als Erb-
sen, Bohnen u. s. w. ist, auch weit wohlfeiler kommt
und deshalb hauptsächlich eine Nahrung der ärmcrn
Menschen darstellt, wird eine Frucht, welche allein
es möglich macht, dass sonst unwirthsame Gegenden
bevölkerter sind, verurtheilt. Wenn es möglich
wäre, Elrbsen und Bohnen allenthalben da zu bauen,
wo noch Kartoffeln wachsen, wenn die ersteren so
ertragreich wären, als die letzteren, so würden diese
gewiss mein- gebaut werden. So sind aber die
Preise von Erbsen und Kartoffeln sehr verschieden.
Wenn früher Hungersnoth eine ganz gewöhnliche
Erscheinung war, so haben die Kartoffeln grade es
gemacht, dass eine Hungersnoth in der Weise, wie
214
früher, gar nicht möglich ist und dass jetzt die Men-
sdien viel gedrängter leben können. Trotz der von
Auerswald angeregten und nicht abzuleugnenden
Nachtheile der Kartofleln nehmen die Bevölkerun-
gen viel mehr zu, als früher, wo man keine Kar-
toffeln kannte. Wenn Missbrauch mit dieser Frucht
getrieben wird, so haben die Menschen Schuld, die
ihn treiben. Menschen, die nur Brot essen, werden
nicht so kräftig als die, welche zu gleicher Zeit
auch Fleischnahrung haben; deshalb wird das Brot
Niemand verdammen. Der Genuss von Branntwein
ist heut' zu Tage weit geringer, als vor 20 und 30
Jahren, wo der Branntwein noch hauptsächlich aus
Roggen gebrannt wurde. Jetzt trinkt man das
allerdings gesündere Bier. Aber auch hier wird
Missbrauch getrieben. Soll deshalb nun auch die
Gerste verpönt werden? Der Branntwein und noch
mehr der Spiritus bildet heut' zu Tage ausserdem
für viele Industriezweige einen so gewichtigen Fak-
tor, dass er gar nicht mehr entbehrt werden kann,
die Kartoffel selbst ist Ursache von einem Wohl-
stande, den man in dieser Weise vor 50 und 100
Jahren gar nicht kannte.
Wir haben früher mehrmals auf die Lockerung
•des Bodens aufmerksam gemacht. Der Zutritt der
Luft zu den untei'irdischen Theilen der Pflanze ist
ebenso nothwcndig, als dass die überirdischen von
ihr umspült werden. Seitdem wir wissen, dass die
Pflanze aus ihrer Umgebung auch ohne Vermitte-
lung des Wassers Stoffe aufnehmen kann, ist dieses
noch wichtiger. Die Luft enthält im trockensten
Zustande bekanntlich noch Wasser, das, an sich zu
nehmen, Pflanzen in gewissen Fällen im Stande
sind. Wüstenpflanzen würden sonst gar nicht exi-
stiren können. Oeftere Lockerung des Bodens er-
setzt in trockenen Jahren das Giessen. Es sind
uns in dieser Hinsicht glänzende Resultate bei den
von uns gemachten Versuchen geworden. Wir
haben wiederholt in trockenen Sommern Ricinus-
pflanzen angebaut, die einen regelmässig begossen,
die anderen dagegen nur behackt; die behackten
Pflanzen waren stets kräftiger. Der Baumschulbe-
sitzer Schamal in Jungbunzlau hat ebenfalls der-
gleichen Versuche im vorigen Sommer angestellt.
Obstsämlinge von beträchtlicher Ausdehnung wurden
zum Theil mehrmals ordentlich behackt und gedie-
hen in schlechtem Sandboden auf eine erfreuliche
Weise, während andere, wo dieses nicht geschah,
zum grossen Theil zu Grunde gingen.
Es sind uns von Hobitz pfere in Lyon wie-
derum über die Erfolge der Kochsalzdüngung, von
denen wir früher in der Wochenschrift bericjitet,
Mittheilungen zugegangen. Darnach unterliegt es
keinem Zweifel, dass Kochsalz, ganz besonders auf
schlechtem Sandboden grosse Wirkung ausübt und
bessere Erträge bei den Ernten gibt. Auch unser
verehrtes Mitglied, Banquier Flatau, dem der
Hopfenbau in Prcussen sehr viel verdankt, stimmt
in einer brieflichen Mittheilung diesem vollständig
bei; nur muss stets die gehörige Vorsicht angewen-
det werden. So oft er Kochsalz bei seinen Hopfen-
Anpflanzungen anwendete, hat er erhöhte Erträge
erhalten. Wir behalten uns vor, ausführlich und
in einer besonderen Abhandlung noch darüber zu
sprechen.
Wir erfahren eben, dass der Kunst- und Han-
delsgärtner Geitner in Planitz bei Zwickau, nach-
dem er sein schönes Exemplar der Livistona olivae-
formis von 24 Fuss Höhe anderweitig verkauft, be-
reits Sorge getragen hat, diese Lücke ebenbürtig
wiederum auszufüllen. Eine gute Gelegenheit bot
ihm der Verkauf des Lihaltes aus dem Pahnenhause
des Legationsrathes Keil in Leipzig dar. Die
schöne Sammlung daselbst ist bereits in den Be-
sitz des Kunst- und Handelsgärtners Geitner
übergegangen. Wir machen deshalb alle Liebhaber
von Palmen darauf aufmerksam, wo möglich zu-
nächst eine Reise nach Planitz bei Zwickau zu
machen und vielleicht dann zu gleicher Zeit die
gehörige Auswahl zu treffen. Das ziemlich geräu-
mige Palmenhaus daselbst enthält unter Anderem
jetzt eine prächtige Phoenix fariuifera mit einem
11 Fuss hohen Stamme und von überhaupt 24 Fuss
Höhe. Es ist ein weibliches Exemplar, was eben
blüht. Schade, dass dem Besitzer kein Blumenstaub
zu Gebote steht, um eine Befruchtung vorzunehmen.
Von anderen Palmen, welche Schönheit oder
sonst Interesse darbieten, nennen wir die Wachs-
und Weinpalme, Klopfstockia cerifera mit prächti-
gen, auf der Unterfläche silberweissen Blättern und
Arenga saccharifera mit 12 Fusa Durchmesser, so
wie Sabal Blackburniana. Wir bemerken zu glei-
cher Zeit, dass in der Geitner'schen Handelsgärt-
nerei auch andere Blattpflanzen des Warmhauses
in ziemlich grosser Auswahl zu haben sind und
maciien vor Allem auf die Cyclantheen aufmerksam.
Diese den Palmen ähnliche Pflanzen haben bei uns
noch viel zu wenig Berücksichtigung erhalten.
Die Parthenogenesis scheint in England von
Neuem Verehrer und Anhänger zu finden, nachdem
bei ims aucli bei der Pflanze, welche bisher als
sicheres Zeichen einer Entstehung von Samen ohne
Befruchtung betrachtet wurde, es nachgewiesen ist,
dass unter den durchaus weiblichen Blüthen biswei-
len Zwitterblüthen vorkommen. In Frankreich gibt
es dagegen ebenfalls noch Botaniker, welche an
der Parthenogenesis festhalten. Wenn Naudin den
Hanf als Beispiel aufl'ührt , so ist es uns stets ge-
lungen, in dem Falle, wo eine weibliche Pflanze
keimfähigen Samen iiervorbrachte, auch männliche
215
Blüthcn nachzuweisen. Bei der Masse von Blumen-
staub. welche eine einzige Bliithe schon darzubieten
im Stande ist, darf es nicht auftallen, wenn selbst
die grössten weiblichen Ilant'pflanzcn bei der An-
wesenheit von nur wenigen niänniichen Blüthen be-
t'ruchtet werden können. Weibliche Exemplare un-
seres gewöhnlichen und des virginischen Wachhol-
ders tragen stets, auch wenn sie isolirt stehen,
keimfähige Samen, weil männliche Blüthen immer,
wenn auch in noch so geringer Anzahl, voi'handen
sind.
Dr. Anderson, Direktor des botanischen Gar-
tens in Kalkutta, hat der Linn^'schen Gesellschaft
in London eine Mittheilung gemacht, wonach Abe-
ria caftVa, eine Sapotacee Sudafrika's, wo männliche
und weibliche Blüthen auf 2 verschiedenen Bäumen
vorhanden sind, sich in einem weiblichen Exemplare
in genanntem Garten befindet und regelmässig keim-
fähige Samen hervorbringt. Auch in England will
Daniel Hanbury, Mitglied der Li nne 'sehen Ge-
sellschaft, wie bereits von uns übrigens schon frü-
her mitgetheilt ist, von einem weiblichen Exemplare
des Xanthoxylon elatum keimfähige Samen erhalten
haben, und hält fortwährend seine Ansicht aufrecht.
Wir glauben, dass trotzdem aber eine Befruchtung
stattgefunden hat und dass beide Botaniker nur
nicht genau untersucht haben. Dergleichen Unter-
suchungen sind gar nicht so leicht, als man zu
glauben geneigt sein könnte. Bei der Coelebogyne
ilicifolia, wo die im Untersuchen gewiegtesten Bo-
taniker Jahre lang umsonst nach Staubgefässen
forschten, hat sich schliesslich doch die Gewissheit
des üftern Vorhandenseins männlicher Organe heraus-
gestellt. Man bedenke, dass in den allermeisten
Fällen das getrennte Geschlecht bei den Ptlanzen
ilurch Verkümmern des einen geschieht, dass dem-
nach auch die vollständige E]ntwickclung der Staub-
gefässe und Pistille in einer Blütlie bei besonders
günstigen Verhältnissen stattfinden kann.
Die Vereinigten Frauendorfer Blätter theilen
uns mit, dass jetzt reisende Pflanzenhändler aus
Paris, Bahne & Co., in München sich befinden
und unter andern Artikeln mit wunderbaren Be-
nennungen nicht weniger als 25 Sorten Johannis-
stauden aus ]tlarokko und als eine vorzügliche
Merkwürdigkeit den Gutedel-Weinstock aus Austra-
lien in 12 verschiedenen Arten feilbieten. In ihrer
Niederlage, Promenadenstr. No. 10, bekommt man
als Muster natürliche Acpfel und Birnen von 4 bis
ö Pfund Gewicht zu sehen, ferner Zwiebel- und
Knollen-tragende Gewächse aus Afrika und Amerika,
welche 4 bis 5 Monate in Blüthe stehen. Wenn
wir nicht sehr irren, möchten es dieselben Pflanzen-
liändler sein, welche vor einigen Jahren in Berlin
vorzügliche Geschäfte machten, seitdem aber nicht
wieder gekommen sind, weil man unterdess bittere
Erfahrungen erhalten. Wir haben früher auch be-
richtet, dass man sich in Paris nicht minder von
dergleichen herumziehenden Pflanzenhändlern täu-
schen liess, indem man von ihnen aus den nahen
Wäldern geholte Pflanzen als fremde aus fernen
Ländern bezogene kaufte. Es kam selbst in Paris
zu einem Prozess, in Folge dessen die Pflanzen-
händler des Betruges überführt und zu Gefängniss-
Strafe verurtheilt wurden. W^ir warnen Jedermann
und geben stets den Rath, bei Gärtnern zu kaufen,
die man kennt und wo man sicher ist, nicht ge-
täuscht zu werden.
SchliessHch gedenken wir noch eines Verlustes,
welchen die Wissenschaft in neuester Zeit erhalten.
Am 6. Mai ist nämlich der Nestor der Botaniker,
Ludolph Christian Treviranus gestorben, ein
Mann, der bis in sein hohes Alter geistig und kör-
perlich frisch war. Früher Professor der Botanik
in Breslau, vertauschte er mit Nees v. Esenbeck,
dem verstorbenen Präsidenten der Leopoldo-Karoli-
nischen Akademie, seine Stelle, und ging nach Bonn,
wo er in grösster Thätigkeit bis in die letzte Zeit gelebt
hat. Obwohl vorzugsweise Physiolog, beschäftigte
er sieh doch in den Jüngern Jahren und dann
wiederum in der letzten Zeit auch mit der Syste-
matik.
Die
OscIicrsIeJjeiicr Sticfiiiütteicheii
(Pt'IISJ'C's).
Von C. Schwan ecke in Oschersleben.
Ihrem Wunsche gemäss theile ich Ihnen nach-
stehende Notizen über meine Kulturen der mit
Recht beliebten Stiefmütterchen mit, und erlaube
mir nochmals, eine Parthie abgeschnittener Blumen
aller Farben zur Kenntnissnahme und eigenen Be-
urtheilung beizulegen.
Mein Grundstück, worauf ich diese Blumen kul-
tivire, liegt unmittelbar an der Eisenbahn in der
Nähe des Bahnhofs von Oschersleben. Der Boden
ist ein kräftiger, humusreicher Lehmboden von 2 bis
3 Fuss, mit ebenso starker Unterlage von reinem
Lehm. Der LTntergrund ist dagegen ein feiner
weisser Sand. In diesem Jahre waren gegen 2
Morgen mit Pflanzen bedeckt. Aus dieser Masse
werden nur die allerschönsten Exemplare zur Sa-
menzucht ausgewählt, und beetweise je nach den
Farben und Formen gepflanzt. Durch diese Mas-
sen-Aussaaten bin ich aliein im Stande, nur ganz
Vorzügliches auswählen zu können und in den
216
Handel zu bringen. Alljährlicli zeigen sich neue
Formen und Farben. Die Sämlingspflanzen geben
immer schönere kräftigere Exemplare, die Anzucht
aus Stecklingen hingegen kann nie das leisten und
wird nur bei einzelnen liervorragenden Exemplaren
angewendet.
Die Hauptaussaat geschieht bei mir von Mitte
Juli bis Mitte August auf kalte und abgetragene
Mistbeete; bei späteren Aussaaten bleiben die Pflan-
zen oft zu klein, um noch zu rechter Zeit verpflanzt
werden zu können. Sobald die Pflanzen gehörig
stark sind, werden sie auf gut gedüngtes Land, je
6 Zoll von einander entfernt, gebracht. Sollten die
Pflanzen von Frost hochgezogen werden , so muss
man sie wieder andrücken. Mit dem Beginne des
Frühjahres fangen die Pflanzen zu blühen an und
bringen alsbald die grössten und vollkommensten
Blumen hervor.
Mit der Zeit haben sich bestimmte Formen und
Farben herangebildet, die bereits aus Samen ziem-
lich konstant hervorgehen.
1. Purpurfarbene und weiss umrandete.
Die Grundfarbe dieser Abtheilung ist ein leb-
haftes Purpur, meist mit weiss gerandet, die Blu-
menblätter sind ausserdem oft geflammt und ge-
tuscht oder marmorirt. Von dieser Sorte erhält
man in der Regel die grössten und vollkommensten
Blumen von meist zirkelrundem Bau und pracht-
voller Zeichnung. Leider verlieren sich im hohen
Sommer und auf ungünstigem Standort die schönen
Schattirungen und Zeichnungen, die Blumen sinken
zu unbedeutenden Erscheinungen herab; mit Ein-
tritt des Herbstes jedoch und beim Erscheinen
von külilerer Witterung stellen sich die frühern Fär-
bungen wieder ein.
2. Purpurfarbige und gelbunirandete. Die
Grundfarbe ist wiederum purpur, aber die Ränder
.sind gelb. Auf den einzelnen Blumenblättern er-
scheinen, wie bei voriger Sorte, Schattirungen, aber
von recht leuchtender Farbe.
3. Die Pelargonienblüthigen gleichen im
Bau und in der Zeichnung vollständig den Phanta-
sie-Pelargonien.
4. Bronze- und aurikelfarbene sind ganz
abweichend von den genannten Sorten. Unter ihnen
findet man die hervorstechendsten und brillantesten
Farben von rosa, kupferrotli, havannahbraun, bronze
bis zum dunkelsten braun. Man könnte alle diese
Farben mit dem Namen Sommerfarben bezeich-
nen, weil weder Trockenheit und Regen, noch un-
günstiger Standort auf die Färbung einwirken. Im
ersten Frühjahre sind die Farben matt; mit der stei-
genden Sonne treten aber die Farben um so mehr
hervor. Die Blumen erreichen indess die Grösse
der vorigen Sorten nicht. Der Bau ist übrigens
in der letzten Zeit bedeutend verbessert worden.
5. Die blauen und bläulichen Sorten ha-
ben sich aus den frühern herausgebildet. Sie be-
sitzen einen kräftigen Wuchs und grosse Blumen
mit grossen Augen. Herzog Wilhelm von
Braunschweig heisst die vollendetste Form.
6. Die himmelblauen Formen zeichnen sich
durch ein sanftes Blau mit allen Abstufungen aus.
Die Mitte ist dunkeler, nach dem Rande zu hinge-
gen wird allmählig die Färbung heller. Diese Sor-
ten bedürfen noch sehr der Verbesserung.
7. Die Sorte mit Ultramarin -Blumen. Das
tiefe Blau bleibt in der neuesten Zeit ebenfalls
ziemlich konstant aus Samen. Auch hier wird die
Färbung nach dem Rande zu beller. Die Blumen
sind ansehnlich gross.
8. Die Blumen mit schwarzer Färbung (Di-.
Faust) lassen noch in Form und Farbe manche
Verbesserung wünschen, bleiben aber eine der inte-
ressantesten Formen.
9. Die rein-weissen und rein-gelben Blu-
men verlaufen noch immer in andere Farben, und
lassen sich aus Samen schwer festhalten.
Von meiner diesjährigen Ernte oft'erire ich
Samen :
I. Nur von Musterblumen gesammelt:
1000 Korn, alle Farben, jede separat . 1 Thaler
500 Korn, , „ „ „ . löSgr.
Die Prise, „ " . " " • ^^gr.
No. 1. purpurfarbene, weiss umrandet, das Lotli
2 Thaler.
No. 2. purpurfarbene, gelb umrandet, das Loth
3 Thaler.
No. 4. bronzene und aurikelfarbige, das Loth
2 Thaler.
No. b. blaue und bläuliche Sorten, das Loth
1 Thaler J5 Sgr.
No. 6. himmelblaue Sorten, das Loth . 20 Sgl-.
No. 7. ultramarinblaue Sorten, das Loth 2 Thaler.
IL Dieselben Farben, doch weniger schön im Bau
und Zeichnung:
Das Loth 8 Sgl-., das Pfund 6 Thaler.
HL Von Pflanzen liefere ich das Dutzend:
1. bester Auswahl zu 15 Sgr.
2. die gewöhnlichen zu 5 Sgr.
Verlag von Karl Wiegaiidt iu Berliu,
KommandantenStrasse Mo. 62.
Druck der C. Feiste r '.sehen Buchdrnekerei in Berlin,
Zielen. Platz No. ä.
Wochenschrift
des
Fereiiies zur Beförderung des (lartenbaiies in den Köiügl. PreiLssischeii Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
P*rofessor Dr. Karl Ivochi,
General-Sekretair des Vereines.
No. 28.
Berlin,
den
16. Juli
1864.
Preis des
Jahrganges
54
Thlr
., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch
des deutseh - österreichischen Post -Vereines.
franco
durch
alle
Post-Anstalten
Inhalt: Van Houtte's
Vereines am 27.
Blumen
und 28.
Zwiebel -
Juni.
Flo
- in Gent.
— Die
Pflanzen- und
BIumen-Auss
tellung
des
Stettiner
Gartenbau-
Van llontte's
ßliiiiu>u-Zni(>lH'l-Floi' in iifnt.
Ein berüliinter Hyazinthen-Züchter, Voorlielm,
der iu der ersten Hälfte des vorigen JahrlmnJertes
in Haarlem lebte und eine Abliaudlung über Hya-
zinthen schrieb, sagt in derselben: „Nun ist noch
übrig, dass ich auch die Ausländer dazu aufmun-
tere. Ich bitte Sie also, Hyazinthen zu ziehen.
Wollen Sie so viel Geduld, als die Holländer ha-
ben, so rathe ich Ihnen, solche aus dem Samen zu
erzielen; Sie werden es ihnen innerhalb weniger
Jahre gleich thun; und so gering auch das Ansehen
eines glücklichen Fortganges hierinnen sein möchte,
so würden doch bald alle Nationen sich im Stande
sehen, einander wechselweis die schönsten Blumen
zu liefern. Ich scheue mich nicht, auch öfl'entlich
zu sagen, es sei allen Europäern eine Schande,
dass sie sich nicht gleich den Holländern alle Ge-
heimnisse der Natur in Ansehung der Blumen zu
entdecken angelegen sein lassen." 100 Jahre und
mehr mussten vorübergehen, ehe auch andere Völ-
ker Theil nahmen an der An- und Neuzucht der
Hyazinthen. Berlin ist es namentlich, was sich da-
rin eines grossen Paifes erfreut und bereits Tüchti-
ges geUefert hat. Als Berliner Zwiebeln werden
alljährlich Hunderttausende nach allen Gauen des
grossen deutschen Vaterlandes entsendet.
Doch auch anderwärts hat man neuerdings an-
gefangen, Blumen-Zwiebeln mit Erfolg heranzuzie-
hen. Während unserer letzten Anwesenheit in Bel-
gien war uns das späte Frühjahr in sofern günstig,
als wir auch die Blumen -Zwiebel -Flor in ihrer
schönsten Pracht in dem van Houtte'schen Eta-
blissement zu Gent sehen konnten. Es unterliegt
keinem Zweifel, dass dieses in seiner Universalität,
in der es alle Kulturen umfasst, das erste in der
Art, nicht allein des Festlandes, sondern ganz Eu-
ropa's und überhaupt der civilisirten Welt darstellt.
Wir haben früher einmal schon die Gelegenheit
wahrgenommen, über das van Houtte'sche Eta-
blissement zu sprechen (s. 5. Jahrg. d. Wochenschr.
S. 22ö), dieses Mal wollen wir nur über einen
Kulturzweig desselben berichten, den wir grade in
seiner schönsten Flor sahen, über die Blumenzwie-
bel-Kultur.
Es kommt uns dabei zu Statten, dass eben das
Verzeichniss der Zwiebelblumen-Pflanzen (Oignons
ä fleurs) daselbst erschienen ist und wir unsere an
Ort und Stelle gemachten Aufzeichnungen mit dem
Inhalte desselben vergleichen können. Es ist nicht
zu leugnen, dass eine Flor von Hyazinthen, Tul-
pen, Narcissen u. s. w., wo grosse Beete mit Blu-
men einer Farbe bepflanzt sind und alle diese Beete
wiederum ein Bild von der Mannigfaltigkeit einer
Art und von dem, was die Kunst des Menschen in
dieser Hinsicht geleistet, geben, den Augen etwas
darzubieten vermögen, was nicht allerwärts geboten
wird. Die wir in Berlin leben, können allerdings
alljährlich beim ersten Erwachen des Frühlings uns
diesen Genuss verschaffen, während Andere, die in
den Provinzen wohnen, sich mit einigen Exemplaren
28
218
in den Gärten und an den Fenstern begnügen
müssen.
Wir haben das Glück gehabt, eine natürliche
Blumen -Zwiebel -Flor im Westen des Kaspischen
Meeres zu schauen, also nicht wie der Mensch sie
hervorgerufen, sondern wie der liebe Gott sie ge-
schaffen. So eine Flor unterscheidet sich wesent-
lich von der unsrigen, wo doch trotz aller blenden-
den Pracht die Kunst des Menschen manchmal zu
sehr entgegentritt; die unverfälschte Natur hatte sich
dagegen in den genannten Gegenden offenbart. Ist
auch das Bunte der Blumen daselbst ebenfalls vor-
herrschend, so fehlt doch nicht das freundliche
Grün, was das Grelle der Farbe erst zum Liebli-
chen umgestaltet. Auch ist nicht die eine Blume
gleich in solchen Massen vorhanden, wie in unsern
Gärten; es wechseln dagegen in grösseren und klei-
neren Gruppen und selbst in einzelnen Exemplaren:
Tulpen, Trauben -Hyazinthen , Narzissen, Scillen,
Puschkinien, Crocus, Zwiebeltragende Iris, Milch-
sterne, Orchis- Arten u. s. w. freundlich mit einan-
der. Auf dem reinen, noch nicht von der Kultur
in Anspruch genommenen Boden der Mutter Erde
breitet sich ein Blumenteppich aus.
Doch wir kehren zur van Houtte'schen Blu-
meu-Zwiebel-Flor zurück. Diese ist mannigfaltiger,
als bei uns in Berhn, da man ausser Hyazinthen
und Tulpen, noch viele andere Arten findet, die
hier, wenigstens im Grossen, nicht kultivirt werden;
ich ei'wähue z. B. die schönen Öjirekelicn (Amaryl-
Us formosissima), Grocus u. s. w. Die einzelnen
Arten der Blumenzwiebeln, wie Hyacinthen, Tul-
pen etc. nahmen im van Houtte'schen Etablisse-
ment bestimmte viereckige Stellen, die meist durch
Schilfwände gegen Winde geschützt waren , ein.
Die Pflanzen besassen ein kräftiges, gesundes An-
sehen, so dass man auch auf die gute Qualität der
Zwiebel schliessen konnte.
Wir haben uns die Sorten angemerkt, die uns
gefielen ; es möchte demnach wohl von Interesse
sein, den Leser der Wochenschrift damit bekannt
zu machen. Es nahet die Zeit, wo man sich mit
Vorrath versieht, theils um für die Zimmer zu trei-
ben, tlieils auch um für die erste Zeit des Früh-
jahres dem Garten einen besonderen Schmuck zu
geben.
A. Wir beginnen mit den Hyazinthen und
bemerken, dass es Sorten gibt, welche stets nur
kleine Zwiebeln besitzen. Wo dieses der Fall ist,
werden wir die Sorten durch einen * bezeichnen,
damit der Liebhaber, wenn er deren erhält, nicht
glaubt, schlechte Zwiebeln bekommen zu haben.
Dagegen machen wir diejenigen Sorten, welche
besonders grosse Zwiebeln machen, durch ein f
kenntlich.
I. Weiss und einfach.
•{- 1. Elfride, die grossen Blumen haben einen
leichten rosafarbigen Reflex und machen auch ein
gi-osses Bouquet.
-[-2. Grand vainqueur besitzt ebenfalls sehr
grosse, aber milch weisse Blumen, dereu Abschnitte
wie bei Lilium Martagon, zurückgebogen sind.
3. Kronprinzess der Niederlande baut
sich sehr gut.
f 4. Mammuth verdient wegen der Grösse
der auch entfernter stehenden Blumen den Namen.
5. Mirandoline: Blume blendend weiss und
weniger gross.
f 6. Montblanc hat auch den Namen Hon-
neur de Hillegora: ebenfalls blendend -weiss und
wunderschön gebaut.
II. Zartfleischfarbeu und einfach.
7. Emmeline: sehr zarte Farbe in geschlosse-
nen Blumen.
f 8. Grandeur ä merveille. Noch zarter in
der Farbe und ebenfalls geschlossen, bildet aber ein
sehr grosses Boucj^uet.
9, Madame van der Hoop: grosse Blume,
weiss, aber mit einem schwachen, fleischfarbigen
Scheine.
t 10. Tubiflorus: reine fleischfarbene, grosse
Blumen, welche sich durch eine ziemlich lange Köhre
auszeichnen.
III. Ro.safai'big und einfach.
11. Agnes: lebhafte Farbe in sehr geschlosse
neu Blumen.
t 12. Graf Eadetzky: sehr grosse Blumen im
lebhaften Rosa bilden ein geschlossenes Bouquet.
13. La dame du lac: zartes Rosa, die Spit-
zen aber hellgrün.
f 14. Madame Hoog: lebhaftes Rosa mit Kar-
minband und weissem Auge.
* 15. Rose pyramidale zeichnet sich durch
den pyramidalen Wuchs des Bouquets aus. Die
rosafarbigen Blumen sind kirschroth gebändert und
weiss nüancirt.
IV. Roth und einfach.
16. Amphion: mit schönem Bau.
f 17. Appelius: hellroth mit geschlossenen
Blumen.
f 18. Circee: Blumen mehr kirschroth, mit
sehr abgerundeten Abschnitten; vorzüglicher Bau.
* 19. Diebitsch Sabalkansky: Ponceau-kar-
min, feurig; Bau der Blume besonders schön.
* 20. Duchess of Richmond blüht sehr
hell, hat selbst einen weissHchen Schein.
21. Madame Hodson: hellroth und karmin
gebändert.
22. Pr ine esse Clotilde: roth und orangefar-
ben nüancirt. Ausgezeichneter Bau.
219
f 23. von Schiller: lebhaftes und helleres
Eoth; vorzüglicher Bau.
V. Amarantfarbig und einfach.
24. L'unique: eine ausgezeichnete Färbung
in's Purpurfarbige übergehend.
25. L'honneur d'Overveen hat sehr grosse
und geschlossene Blumen, amarantfarbig, aber mit
weissem Auge.
VI. Blau oder Lila und einfach.
26. Cialdini. Eine erst neuerdings gezüchtete
Blume von bedeutender Grösse und im herrlich-
sten Blau.
27. Grand lilas besitzt sehr grosse Blumen
und diese gebändert.
f 28. Grande vedette: grosse himmelblaue
Blumen, die etwas entfernt stehen.
■j- 29. Marie. Grosse und geschlossene Blumen
im schönsten Himmelblau.
f 30. Regulus: grosse Blumen, die auch ein
grosses Bouquet bilden. Die Farbe ist blau, unter-
brochen durch dunkelere Bänder.
VII. Dunkelblau und einfach.
t 31. Baron van Thuyl: die prächtigen dun-
kelblauen Blumen stehen geschlossen und besitzen
sehr zurückgebogene Abschnitte.
32. Baron von Humboldt: fast schwarz-
blau.
f 33. Bleu mourant hat besonders schönen
Bau und schöne Färbung von dunkeleren Bändern
durchzogen.
34. Charles Dickens besitzt eine Farbe mehr
ins Violette gehend und dunkel gebändert.
35. General Havelock: sehr grosse Blumen
im dunkelsten, fast schwarzem Blau. Ausgezeich-
net schön.
36. Nimrod: besonders grosse Blume, dunkel-
blau mit violettem Reflex.
f 37. Orondatus: blau und dunkler gebändert,
Blumen auch ziemlich gross.
* 38. Prinz Albrecht: dunkelblau, am Rand
mehr violett.
* 39. Siara: mehr schwarzblau und am Rande
violett. Die Blumen bilden ein geschlossenes
Bouquet.
t 40. Wilhelm I. Wiederum schwarzblau, in's
Violette scheinend.
VIII. Gelb und einfach.
41. H(5roine. Ein schöner Bau in der Blume.
42. Ida: kanariengelb.
43. Koning van Holland: nankinfarbig mit
lachsfarbigen tSpitzen. Die grossen Blumen bilden
ein geschlossenes Bouquet und haben, da ihre Ab-
schnitte elegant zurückgebogen sind, die Form einer
Blume des Türkenbundes (Lilium Martagon).
44. Victor Hugo besitzt eine hellgelbe Farbe.
IX. Weiss und gefüllt.
* 45. Gloria florum suprema. Weiss, aber
mit purpurfarbiger Mitte.
4G. Grand monarque de France: weiss mit
grünen Spitzen; ein vorzüglicher Bau.
f 47. Latour d'Auvergne. Die Blumen be-
sitzen die Form derer des Türkenbundes.
48. Non plus ultra: weiss mit violetten Her-
zen. Die grossen Blumen stehen sehr entfernt.
f 49. Prinz von Waterloo: eine ausgezeich-
nete Blume im Bau.
X. Fleischfarben und gefüllt.
50. Alida Catharina kommt sehr zeitig in
Blüthe. Die Farbe ist seidenartig.
f 51. Anna Maria: sehr zart fleischfarben und
mit grünen Spitzen.
f 52. Bouquet royal. Das Bouquet, wie die
einzelnen Blumen, sind vorzüglich gebaut.
53. Fr^döric le grand: rosalila und nur
halbgefüllt.
54. Grootvorst besitzt ebenfalls eine zarte
Fieischfarbe, und die Spitzen grün, ist aber in der
Mitte der Blume violett.
55. Honneur d'Amsterdam besitzt wiederum
grosse Blumen, welche an ihren Spitzen eine grüne
Farbe haben.
56. Lord Wellington. Ebenfalls eine sehr
grosse Blume von zartester Farbe.
57. Regina Victoria: hat sehr gefüllte Blu-
men in schöner Fleischfarbe.
58. Triomphe de Blandine hat einen schö-
nen Bau.
XI. Roth und gefüllt.
* 59. Belvedere: hellkarmin; Blumen nicht
sehr gross.
f 60. Bouquet tendre: hellroth und von herr-
lichem Bau.
*61. Cochenille (EcHpse): lebhaftes Coche-
nilleroth; kleine Blumen.
62. Enfant de France: purpurviolett und
lachsfarbig nüancirt. Bleibt klein, die Blumen bil-
den aber ein geschlossenes Bouquet. Ausgezeich-
nete Blume.
* 63. General Moore: karminroth; Blume
gut gebaut.
64. Guda bildet ein hübsches pyramidenförmi-
ges Boiujuet. Farbe hellroth, seidenartig.
65. La belle alliance: ausserordentlich ge-
füllt, hellroth mit grünen Spitzen.
* (56. Lady Montague: eine brillante hell-
rothe Farbe.
67. Monsieur Stegerhoek: hellroth.
68. Noble par merite: sehr grosse rothe
Blumen von vollendetem Bau.
28*
220
69. Princesse royale. Eine der schönsten
Blumen, hellroth, in der Mitte weiss.
* 70. Thomas Grey: ganz besonders grosse
Blumen, sehr gefüllt, lebhaft roth.
XII. Blau und gefüllt.
71. Albion blüht spät und in langen Pyrami-
den. Die P^arbe ist ein Dunkelblau mit schieferfar-
bigem Reflex.
f 72. Blocksberg: hellblaue Farbe.
* 7.3. Bouquet pourpre: iudigoblau; Blumen
gut gebaut, aber etwa^ kurz.
74. Comte de St. Priest: blüht ebenfalls sehr
gefüllt. Die Farbe ist ein Hellblau mit Lilareflex.
75. Franziscus primus. Sehr grosse Blumen
von Blau-lilafarbe.
76. Laurens Koster: herrlicher Bau. Blume
blau, aber violett nüancirt.
77. Louis Philippe: hellblau und besonders
grosse Blume.
78. Madame Marmont: zartes Himmelblau in
weiss nüancirt.
79. Morillo hat wiederum sehr grosse Blumen
in hellblauer Farbe.
80. Prince Albert: schwarzblau, sehr gefüllt
und ausgezeichnet gebaut.
* 8L Othello: fast schwarz, die Innern Blätter
nehmen eine mehr violette Farbe an.
82. Shakespeare: hellblau, ebenfalls von vor-
züglichem Bau.
"* 83. Van Speijk: Sehr grosse Blumen, aus-
serordentlich gefüllt und von hellblauer Farbe, aber
violett gebändert.
B. Auch die Zahl der Tulpen hat sich in der
neuesten Zeit sehr vermehrt.
I. Einfache und frühe,
1. Alida Maria: kleine Blume, kirschfarbig,
aber weiss geflammt.
2. Chani«5Ieon: die gefransten Blumenblätter
haben eine weisse Farbe, sind aber roth gestreift
und punktirt.
3. Claremont: hellroth und weiss nüancirt,
besonders grosse Blume.
4. Duc van Thol. Von dieser kleinblumigen
Tulpe haben wir bereits eine Reihe Formen in
weisser, gelber und rother Farbe, einfacii gefärbt
oder gestreift gesehen. Besonders schön sind die
glänzend-röthen, so wie die rothen und gelbgestreiften.
5. Gouden Standaard: gelb u. karmin gestreift.
6. Groot meester van Malta: eine herrliche
Blume, weiss und roth panachirt.
7. Junger gelber Prinz: gelb, im Lmern
leicht braun-gestreift.
8. La belle alliance: cochenillefarbig, Blumen-
blätter gefranst.
9. Le matelas rose: eine grosse und schöne
Blume von Dunkelrosa und seidenartig.
10. MoliSre: eine sehr hübsche Blume von
violetter Farbe.
11. u. 12. Pottebakker, weiss und goldgelb,
im letzteren Falle aber roth gestreift und panachirt.
13. Proserpine: eine grosse und schöne Blume
karmin-lila gefärbt.
14. Roi Pepin: lebhaft rosa und weiss pana-
chirt; vorzügliche Blume.
15. Vermillon brillant: feurige Cochenille-
farbe.
16. Zilberen Standaard (Silber-Fahne): weiss
und karmin - panachirt.
II. Gefüllte Tulpen zum Treiben.
17. Couronne des roses: lebhaftes Dunkel-
rosa, sehr gefüllt.
18. Duke of York: ebenfalls sehr gefüllt,
dunkelroth und gelb umrandet.
19. Duc van Thol double: roth und gelb-
umsäumt.
20. Gloria solis: scharlachfarbig und breit
orange-umrandet.
21. Imperator rubrorum: feurig scharlach-
roth, der Blume einer Päonie nich unähnlich.
22. La candeur: blendend-weiss, aber grün
gestreift; sehr gefüllt.
23. Le Blason: dunkelrosa.
24. Miaules: braun und gelb.
25. Regina rubrorum: roth, goldgelb-pana-
chirt, sehr gefüllt.
29. u. 30. Tournesol: roth und gelb-umran-
det, so wie rein gelb.
III. Gefüllte Tulpen in 's freie Land.
31. Blanc borde pourpre: i-ein weiss und
purpurviolet umrandet.
32. Couronne imperiale: kirschfarbig mit
blauem Reflex und weiss panachirt.
33. Extremite d'or: lebhaft roth mit blauem
Widerschein und goldgelb.
34. Koning der Blau wen: blauviolet.
35. Mariage de ma fille: trägt sich wunder-
schön und ist sehr gefüllt. Weiss und kirschfarbig
geflammt.
36. Overwinnaar: sehr gefüllt, weiss, aber
hellviolctt gestreift und marmorirt.
37. Purpere kroon: dunkelpurpur-kastauien-
farbig.
38. Rex rubrorum: sehr gefüllt, lebhaft
Scharlach.
39. Rose jaunc: gelb, mit grünem Wider-
schein, recht ausgezeichnet.
40. Rouge amarante: blüht sehr spät, hat
aber einen vorzüglichen Bau.
221
C. Schliesslich erlauben wir uns noch einige
Crocus zu empfehlen:
1. Albion: sehr grosse Blumen, violettblau,
weiss gestreift.
2. Amazone: ebenfalls sehr grosse Blume, blau,
lila gestreift und panachirt.
3. Caroline Chisholni: weiss.
4. Duc de Malakoff: hellblau.
5. Grand jaune: gelb.
6. La candeur: blendend weiss.
7. Le majdstueux: gestreift.
8. Miss Niglitingale: sehr grosse Blume,
weiss und geädert, im Grunde violett.
9. Montblanc: weiss.
10. Mungo Park: dunkelbau, am Ende jedes
Blumen-Abschnittes ein weisser Fleck.
11. Non plus ultra: weiss und lila.
12. Omer Pascha: weiss und violett panachirt.
13. Itosa Bonheur: silberweiss, an der Basis
violett.
14. Sir John Franklin: sehr grosse und
spät erscheinende Blume, schwarzblau.
15. V. Schiller: dunkelblau, heller im Grunde,
blüht ungemein reich.
Die
Pflanzen- und ßhinien-Ausstellung
brs 5tcttincr ©arlenbau-lJerdnce
am 27. und 28. Juni.
Wir haben im vorigen Jahre Gelegenheit ge-
habt, die erste Ausstellung von Pflanzen und Blu-
men in Stettin zu sehen und in einem Berichte
(s. vorigen Jahrg. d. Wochenschr. S. 296) darüber
ausführlich zu sprechen; leider war es uns nicht
vergönnt, von der 2. Ausstellung, welche am 27.
Juni eröffnet wurde, selbst Kenntniss zu nehmen.
Es sind uns aber 2 Berichte darüber zugegangen,
die zwar nur im Allgemeinen schildern und keines-
wegs tiefer in die Schätze an Pflanzen und Blumen
eingehen , aber doch genügen, um daraus zu erse-
hen, dass auch diese zweite Ausstellung, trotz der
ungünstigen Witterungs - Verhältnisse, die aber bei
allen in diesem Jahre stattgefundenen Ausstellungen
sich leider Geltung verschafft haben, der ersten
kaum nachgestanden hat. Wir würden ausführlicher
darüber sprechen können, wenn uns auch die Ver-
zeichnisse der eingelieferten Pflanzen und sonstigen
Gegenstände vorgelegen hätten.
Mit Recht hatte man auf das Ganze, neben
dem vielen Einzelnen vor Allem Werth gelegt und
den Stettinern und wer sonst von auswärts die
Ausstellung besucht hat, Beispiele vorgelegt, wie
man etwas gruppirt, um einen Total-Eiudruck zu
haben. Die Kunstgärtner Stertzing und Herr
hatten sich der mühevollen und leider oft undank-
baren Aufgabe unterzogen uud auch verstanden,
Plarmonie hineinzubringen. Das grosse Ausstellungs-
Lokal war durch immergrüne Sträucher, welche eine
Avenue bildeten, in einen Mittelraum und 2 Seiten-
theile geschieden. Im Hintergrunde hatte man aus
Tufi'steinen , welche das entfernte Thüringen gelie-
fert, einen Berg aufgestellt und diesen mit allerhand
Blattpflanzen besetzt. Die Spitze trug einen offenen
Kiosk, dessen Hinterseite ein Spiegel bildete. In
diesem wurden all' die Pflanzen und Blumen, die
ihre Bilder in ihn warfen, wiedergegeben; es schien,
als wenn das Lokal noch weit grösser wäre. Auch
ein Bach hatte in dem Berge seine Quelle, deren
Wasser, anfangs laut über das Kalkgestein hinweg
murmelnd, in der Ebene des übrigen Raumes auf
freilich schmalem Pfade weiterfloss, um sein Ende
in einem grösseren Becken zu finden. Goldfische
bewegten sich munter in ihm und wagten bisweilen
aufwärts der Quelle entgegen zu schwimmen. Um
dem Ganzen noch mehr Natürlichkeit zu geben,
hatte man auch einmal eine entsprechende Brücke
über das Bächlein angebracht.
Wir folgen dem einen Berichte und wagen in
demselben nur hier und da die Angaben über das
Vaterland einzelner Pflanzen zu verändern. Links
ragte aus dem niederen Grün der zum Theil den
Berg bedeckenden Farne ein Riesenkaktus empor,
den Terrassen Mexiko's entstammend, umgeben
am Fusse von blühenden Alpenveilchen, die aber
nicht unseren Alpen entnommen, sondern aus per-
sischen Eltern gezüchtet, durch des Gärtners Fleiss
zu dieser Schönheit und Mannigfaltigkeit erst ge-
bracht waren. Neuseeländer Flachs (Phormium te-
nax) überschattete dagegen mit seinem schilfartigen,
doch ziemlich breiten Blättern auf der andern Seite
den Quell. Stattliche Drachenbäume, der eine mit
den schmalen Blättern (Gordyline superbiens, Dra-
caena indivisa der Gärten) auf Neuseeland wach-
send, der andere aber, dessen breitere Blätter über-
hängen, von jenen Inseln im Nordwesten Afrika's,
die man dereinst die glücklichen nannte, stammend
(Dracaena Draco und zwar die Abart Boerhavii),
streckten schirmend ihre Kronen über eine in der
ganzen Farbengluth der brasilianischen Heimath
prangende Gloxinien-Gruppe. Doch seien wir auch
gerecht, im Vaterlande der Gloxinien hat man noch
nie diese Blumen in solcher Vollkommenheit und
Schönheit gesehen, wie sie jetzt der Fleiss und der
sinnende Geist des Gärtners erst nach vielen Ver-
suchen und Mühen herangezogen und wie sie auch
die Ausstellung den Blicken des Schauenden darbot.
222
In dem hellen Wasser spiegelte sicli unser trau-
liches Vergissmeinuicht mit den blauen Blumen ne-
ben einer hohen Simse aus der Fremde, dem Cj-
perus alternifolius Madagaskar'». In deren Nähe sind
nicht Nord- und Südamerika, sondern Japan und
Mexiko durch die goldfarbige Abart des orientali-
schen Lebensbaumes (Thuja orientalis aurea) und
durch die sonderbar gestaltete Graslilie, welche in
den Gärten den Namen Pincenectia oder Pincenec-
titia erhalten, zu den bekannten Dasylirien aber
gehörend, vertreten. Alocasia mctallica, ein Bewoh-
ner der Urwälder Borneo's, und die nahverwandten
brasilianischen Kaladien, deren roth- und weissge-
fleckten Blätter freundliche Mannigfaltigkeit darbo-
ten, breiteten sich um die hehre Chilitanne (Arau-
caria excelsa) aus, gruppirt auf künstlichem, aber
frischem, wenn auch nicht thauglänzendem, so doch
durch das Spritzen mit Wassertropfen besetztem Rasen.
Alle die Pflanzen mit Blumen geschmückt,
welche erstere wir uns zum Theil schon seit einem
Jahrhundert zu eigen gemacht und welchen letzteren
erst der Gärtner wiederum diese Vollendung gege-
ben, waren in Gruppen zusammengestellt vorhanden
und boten dem Liebhaber eine Auswahl, um auch
seine Gärten, oder wem das Glück nicht so wohl
will, Grund und Boden zu besitzen, wenigstens
seine Zimmer und Fenster zu schmücken. Fuchsien,
Pelargonien, Calceolarien, Hortensien, neuholländi-
sche Reiherbüsche (Metrosideros) u. s. w., wie sie
jetzt in Massen hergezogen, sucht man vergebens
in den Ländern ihrer Heimath. Welche Verände-
rungen sind mit den in diesem Jahrhunderte einge-
führten oder wenigstens doch erst verbreiteten Ge-
orginen in den letzten Jahren hervorgegangen!
Sorten, die man noch vor 10 Jahren hochschätzte,
will man jetzt nicht mehr, und findet sie nur noch
in den Gärten entfernter von der Hauptstadt woh-
nender Bauern. Um diese Jahreszeit hätte man
vor 10 Jahren selbst noch keine Georgine in Blüthe
gesehen.
Levkojen sind seit Jahrhunderten schon in Gär-
ten gezogen, aber ebenfalls keineswegs in solcher
Fülle und Mannigfaltigkeit, wie jetzt. Es waren
auch nur wenige Wo<:hen im Sommer, wo man
sich damals an ihren Blumen erfreute; nun hat man
sie vom Frühjahre bis in den Herbst hinein blü-
hend. Um die Stiefmütterchen in dieser Vollkom-
menheit zu erziehen, nahm man deren, wie sie
wild bei uns und wild im südlichen Sibirien wach-
sen, (Viola tricolor und altaica), Hess sie auf einan-
der einwirken und erzog auf diese Weise allmählig aus
dem Samen Blumen in dieser Vollendung. Dass
auch Rosen nicht fehlten, kann man sich denken.
Es sollte eigentlich kein» Ausstellung sein, wo die
Königin der Blumen nicht wäre.
Als Spätlinge der Jahreszeit waren auch noch
Alpenrosen vorhanden. Unsere Alpen nicht weni-
ger hatten, wenn auch in bescheidener Grösse und
in bescheidener Flor, ihre Representanten gesendet,
als auch die mächtigen Gebirge des Kaukasus und
des Himalaja, von denen das erstere Europa im
Südosten von Asien, das andere im zuletzt genann-
ten Erdtheile das himmlische Reich von den grossen
Besitzungen der Engländer im Süden scheidet.
Schöne Blattpflanzen zu Gruppen vereinigt, oder
als Einzel-Exemplare andere, hauptsächlich kleinere
in allen Farben prangende Blumen beschirmend,
fehlten ebenfalls nicht und trugen im Gegensatz
zu den eben genannten vielfach zu freundlichen
Abwechslungen bei. Vor Allem nahm sich die
schöne Fächerpalme, Livistona chiuensis, welche in
China wild wächst, aber von der Insel Bourbon im
Osten Afrika's nach Europa gebracht wurde und
deshalb zuerst als Latania borbonica beschrieben
ist, reizend aus. Dass auch Nadelhölzer nicht fehl-
ten, kann man sich bei der jetzigen Liebe zu die-
sen Gewächsen wohl denken. Oben an erregte die
Wellingtonie bei allen denen Interesse, welche
wussten, dass die Pflanze in ihrem Vaterlande Ka-
lifornien über 300 Fuss hoch wird und dass man
vor einigen Jahren in London einen Rinden-Cylln-
der von ihr zeigte, der einen solchen Umfang hatte,
dass 20 Paare darin tanzen konnten. Auch Thu-
jopsis borealis war in einem schönen Exemplare
vorhanden. Lange kannte man ihr Vaterland nicht,
bis man jetzt endlich weiss, dass es die Nordwest-
küste Amerika's und besonders die dortliegende In-
sel Nutka Ist und dass sie auch eine schon länger
beschriebene Cypresse darstellt, welche bereits wegen
ihres Vaterlandes den Namen Cupressus uutkanus
erhalten hatte.
Es mag wohl nocli manche interessante Pflanze
vorhanden gewesen sein, die wohl verdient hätte,
genannt zu werden; wir müssen sie aus Mangel
an dem nöthigen Material übergehen. Auch Früchte
und Gemüse waren, wenn auch nicht in reich-
licher Auswahl, so doch in einzelnen schönen Exem-
plaren eingesendet, ebenso Gartenmöbels. Endlich
hatte man zierliche Bouquets gewunden und Blu-
menkörbchen geschmückt.
Schliesslich wünschen wir dem Stettiner Garten-
bau-Vereine auch ferneres Gedeihen, vor Allem aber,
dass sich in ihm stets einige Mitglieder finden, die
sich mit Liebe und Aufopferung des Ganzen beson-
ders annehmen und sich in ihrem Wirken und Schaf-
fen der Unterstützung der andern erfreuen.
Wir haben in dem Berichte nicht die Namen
der Aussteller genannt, die sich durch Einsendung
ihrer Pflanzen u. s. w. den Dank aller derer, die
die Ausstellung In Augenschein nahmen, erworben,
223
wir glaubten aber besser zu entsprechen, wenn wir
diese bei dem Ausspruche der Preisrichter nennen
würden. Wir bemerken dabei, dass wir silberne
und bronzene Medaillen durch s. M. und b. M.,
ehrende Anerkennungen hingegen durch e. A. ab-
kürzen.
Es erhielten demnach:
1. Kaufmann Kressniann (Obergärtner Herr):
für eine Pincenectia s. M. und für einen Pandanus
gramiuifolius e. A.
2. Gebrüder Stertzing: für Blattpflanzen
s. M., blühende Topfgewächse s. M., Fuchsien s. M.,
Rosen in Töpfen s. M., Bouquet s. M., Kranz s. M.,
Blunienkörbchen e. A., Koniferen e. A. und für den
Entwurf zu der Ausstellung s. M.
3. Gebrüder Koch: für Blattpflanzen e. A.,
Farne e. A., buntblättrige Pflanzen e. A., Gloxinien
b.- M., Pelargonien s. M., Scharlach - Pelargonien
6. A., Levkojen e. A., Blumenkohl b. M., Koniferen
s. M., Kaladien s. M.
4. Kunst- u. Handelsgärtner Lorgus in Stral-
sund: für ein Bouquet e. A., Haargarnitur e. A.,
Blunienkörbchen e. A., Koniferen e. A.
5. Kunst- und Handelsgärtner Rohleder: für
Stiefmütterchen e. A., Koniferen e. A.
6. Kunst- und Handelsgärtner Ditmar in Fin-
kenwalde: Fuchsien e. A.
7. Steuerkontroleur Schmidt in Werder: für
Kirschen e. A.
8. Chr. Rudolf in Arnstadt: für Gurken s. M.
9. Zimmermeister Radi off in Stettin: für Spar-
gel e. A.
10. Kunst- und Handelsgärtner Demmler in
Berlin: für Erdbeeren e. A.
11. Kunst- und Handelsgärtner Ho ff mann in
Berlin: für gut gezogene Koniferen e. A.
12. Kunst- und Handelsgärtner Fechner in
Stettin: für abgeschnittene Rosen s. M., Erdbeeren
e. A., Petunien e. A.
13. Kaufmann Lafremoire: für abgeschnittene
Rosen e. A.
14. Schmiede auf Wendorf (Obergärtn. Brö-
cher): für Petunien e. A., eine Fuchsie als Schau-
pflanze e. A., Palmen e. A.
15. Kunst- und Handelsgärtner Henri in Fin-
kenwalde: für Hortensien b. M.
16. Fabrikant Ilnger in Erfurt: für Garten-
möbel b. M.
17. Korbmacher - Meister Hannig in Stettin:
für Korbmöbel e. A.
18. Obergärtner John in Grawitz: für Deko-
rationspflanzen e. A.
19. Ed. Pi et seh mann: für abgeschnittene Ro-
sen e. A.
ijttudefsjjttrtuerei ooii Seiiu ücrff^alfefl,
43 nie de la Caveriie, Cent.
Jean Verschaffelt gibt sich die Ehre, hier-
mit anzuzeigen, dass er so eben eine grosse Sen-
dung von Zamien, Encephalartus u. s. w. direkt vom
Vorgebirge der guten Hoö'nung empfangen hat und
die einzelnen Exemplare zu folgenden, gewiss sehr
massigen Preisen oft'erirt :
Zamia Caffra, pungens und Altensteini, Stamm-
höhe 1 Fuss 100 Franc.
Desgleichen, Stammhöhe 1 — 1|F. 125— 150 Fr.
Desgleichen, Stammhöhe 2—6 F. . 200— 600 Fr.
Zamia horrida, von 1 — 2 Fuss Stammhöhe
80— 200 Fr.
Zamia Lehmanuü, eine prächtige Pflanze mit sehr
schönen blaugrünen Blättern, Stammhöhe 1 Fuss
125 Fr.
Desgleichen, Stammhöhe 1 — 1| F. 125 — 150Fr.
Desgleichen, Stammhöhe 2 — 5 F. . 300 — 600 Fr.
Tamus (Testudinaria) Elephantipes in starken
Exemplaren 15 — 50 Fr.
Desgleichen, sehr stark 200 Fr.
Amaryllis Josephinae, von 5 Fr. ab die Zwiebel.
Desgleichen, von 40 Fr. das Dutzend.
Htut iiibifcl)( ^jalftn.
Präsident Humann (J. V.) wurde auf der in-
ternationalen Ausstellung im März 1863 allgemein
bewundert, in sehr starken Pflanzen . . 15 Fr,
Souvenir du Priuce Albert (J. V.), die
schönste Neuheit, die seit Jahren in den Handel
gekommen Ist 15 Fr.
S^cr^taire Claus in starken Pflanzen . 5 Fr.
Vicomte de Forceville ....•, 8 Fr.
^orl)cer-|)äumf.
Ein sehr grosses Sortiment von guten Lorbeer-
Bäumen mit schönen Stämmen und wohl proportio-
nirten Kronen das Paar von ... 35 Fr. an,
stärkere 50 — 75 Fr.
sehr starke ausgezeichnete Exemplare
200—500 Fr. das Paar.
Der Franc gilt 8 Sgr.; 1 Thlr preuss.: 3 Fr.
75 Centimes. Kataloge des Etablissements werden
zugesendet, wenn man sich franco an dasselbe wendet.
Fai'iistiiiuiiie.
Von mir können Stämme von Cibotiuni prin-
ceps, 1 — 4 Fuss Stammhöhe, so wie Stämme von
einer noch unbestimmten Alsophila, 5 — 10 Fuss
hoch, um sehr massige Preise abgegeben werden.
Düren bei Aachen, im Juli 1864.
Esser, Kunst- und Handelsgärtner.
224
Neiilieitcii.
Wir oflferiren:
Lastraea Standisliii 2Thlr — Sgr.
„ Opacca 1 , 10 „
Zwei schöne harte Farne aus Japan, welche unsere Winter unter leichter Be-
deckung vollständig aushalten.
Öelaginella involvens (S. japonica). Eine der reizendsten Arten dieses beliebten Genus.
Wird walii'scheinlich im Freien Verwendung finden können 1 , 10 ,
Gymnogramme Wetenhalliana. Hübsche Varietät; kompakter Wuchs, Ende der
Wedel straussartig und überall schwefelgelb bepudert — ■ „ 25 ,
Lomaria fluviatilis. Die rundgefiederten Wedel sind lebhaft grün mit silbergrauem An-
flug und schwarz behaart — „ 25 „
Araucaria Rulei. Sehr interessante, neue und seltene Species. Gesunde, hübsche Pflanzen 10 , — ,
Saxifraga Fortunei (?) var. tricolor. Dieser wunderhübsche Steinbrech ist nach un-
serer Ansicht eine Varietät von S. sarmentosa. Wir besitzen die echte S. For-
tunei aus Japan, welche ganz und gar verschieden ist von der vorstehenden,
und nicht bunt 1„15,
Lilium auratum. Starke, blühbare Zwiebeln 5 jj — »
Musa vittata. Schön panachirte, junge Pflanzen 12 „ — ^
(Zwar schon 2-jährige Neuheit, aber zu diesem Preise noch nie oflTerirt).
Coleus marmoratus. Weit hübscher als C. Verschaff"eltii — „ 10 „
Oenocarpus minor. Neu eingeführte schöne Palme, die nur eine massige Höhe er-
reicht, und deren Wedel elegant gefiedert, glänzend dunkelgrün, in der Jugend
aber roth sind. Sehr empfehlenswerth. 2-jährige Samenpflanzen 3 „ — „
6 Stück 12 „ — jj
Dracaena Terminalis rosea var. latifolia. Splendide Varietät der bekannten Species 1 ä 2 „ — ^
Saccolabium Harrissonianum. Die Blumen dieser neu eingeführten Art sind weiss
und von köstlichem Wohlgeruche. Kultivirte Pflanzen 12äl8„ — „
Lamprococcus Laurentianus C. Koch. Eine Besehreibung dieser schönsten Aechmea
findet man in unserem diesjährigen Kataloge No. 28 5 „ 10 ,
Sphaerogyne latifolia. Diese prachtvolle Melastomatee bildet einen würdigen Pendant
zu Cyanophyllum magnificum 4äl0„ — „
Evonymus jap. var tricolor. Die schönste der neu eingeführten Varietäten . . . 1 „ — ^
Prlmula chin. atrorosea flore pleno. Blumen zahlreich, stark gefüllt, leuchtend
dunkelrosa. Ohne allen Zweifel die reizendste Varietät der Species .... 3 „ — ^
und viele andere Neuheiten mehr, z. B. 5 Varietäten von Aucuba japonica, 6 von Evonymus, Eran-
themum rubro-venium, Ficus Cooperii, Grellei und Porteana, Retinospora leptoclada und
pisifera aurea, Thujopsis laetevireus und Standisliii, Dammara liypoleuca etc. etc., sämmtlich
zu billigen Preisen.
In vorbereitender Vermehrung sind unter anderen: Clematis Fortunei und Standishii, Wei-
gelia hört, nivea, von denen wir ebenfalls japanische Originalpflanzen erhalten haben, und welche zum
Heibst in kräftigen Pflanzen geliefert werden können.
Wir erlauben uns schliesslich darauf aufmerksam zu machen, dass Exemplare des weitaus grössten
Theils der in No. 21 — 23 dieser Zeitschrift aufgeführten Neuheiten der jüngst stattgefuudenen Brüsseler
Ausstellung, (bei welcher auch der Eigenthümer des untenstehenden Etablissements die Ehre hatte, als
einer der Preisrichter zu fungiren), schon seit einem und zwei Jahren in unserem Besitze sind, wie aus
unseren Katalogen von 1863 und 1684 ersichtHch ist, und dass überhaupt vegetabilische Neuheiten aller
Art jederzeit ohne grosse Kosten von uns bezogen werden können. Letztere Bemerkung gilt selbstver-
ständlich nur für diejenigen, welche dem vielfach genährten Vorurtheile nicht mehr huldigen, dass neue
Pflanzen gut und preiswürdig nur vom Auslande bezogen werden könnten. —
Leipzig, am 1. Juli 1864.
£aurcutiii!>'|'ffje ijiirtiifrei,
Etablissemeut für neue, und seltene Pflanzen.
Verlag von Karl Wiegami t in Berlin, Druck der C. F'eiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Eommandanten-Strasse No. G2. Zieten-Platz No. 3.
Wochenschrift
des
Vereines ziir Befordernna: des Gartenbanes in den Könii:;!. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
JPi-ofessor I>r. Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 29.
Berlin, den 23. Juli
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; Die zweite internationale Pflanzen- und Blumen-Ausstellung u. s. w. im Anfange des Frühjahres 1865 zu Amsterdam. —
Die Sammlung von Kernobst des Vereines für Pomologie und Gartenbau in Meiningen während der Pomologen- Ver-
sammlung in Görlitz. Bemerkungen vom Medizinal - Assessor Jahn in Meiningen. — E. Petzold und G. Kirch-
ner's Arboretum Muscaviense. — Einige Worte über den Meloueubaum (Carica Papaya L.)
Sonntag , den 31. Juli , Mittags 12^ Uhr, tinilet im l'almenhause des botanischen Gartens eine Versammlung des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten IRitglieder eingeladen werden.
Die zweite
iiiteniationafe Pttiijeib unö .Bfumeibüuslleiruug,
verbunden
mit einem Kongresse von Itotanikern ii. Gürtnern
im ;?lnfan9e brs iIrüt)jal)riB 18G5
zvi Amsterclam.
Es sind bereits von uns Andeutungen in dem
letzten Allerlei (S. 211) gegeben, dass man in den
Niederlanden damit umgebe, eine Ausstellung und
einen Kongrcss in der Weise, wie beide in diesem
Jahre während der Tage vom 24. April bis 1. Mai
in Brüssel stattgefunden, für Amsterdam auszu-
schreiben. Wir haben von Seiten des Sekretariats
des besonders dazu zusammengetretenen vorberei-
tenden Ausschusses in den Niederlanden nähere
Nachrichten darüber erhalten, um dieselben in der
Wochenschrift zu veröffentlichen, damit schon jetzt
die Aufmerksamkeit der Botaniker und Gärtner
nicht weniger, als auch aller Derer, welche sich
für Pflanzenkunde und Gartenbau interessiren, da-
rauf gelenkt werde und von Seiten der ersteren,
in sofern diese Antheil nehmen möchten, ebenfalls
die nöthigen Vorbereitungen getroffen werden.
Es haben bereits mehre Sitzungen des vorbe-
reitenden Ausschusses, der zu diesem Zwecke zu-
sammengetreten ist, stattgefunden. Sämmtliche Gar-
tenbau-Vereine der Niederlande waren durcli Ab-
geordnete vertreten. Am 27. Juni konstituirte man
sich endgültig und beschloss :
1. dass Ende März oder Anfang April 18G5
eine grosse Ausstellung in dem neu erbauten
Palaste für Industrie in Amsterdam stattfinde,
2. dass damit zu gleicher Zeit ein Kongress zur
Berathung wissenschaftlicher und praktischer
Gegenstände verbunden werde.
3. In- und Ausländer sollen zur Theilnahme ein-
geladen werden. Beide können sich um die Auf-
gaben, welche zur Konkun-enz ausgeschrieben
werden, ohne Unterschied bewerben und par-
ticipiren an den dafür ausgesetzten Preisen.
4. Es werden Preisrichter ernannt, welche zu
einer Jury zusammentreten und ihre Aus-
sprüche kund thun.
Ihre Majestät die Königin geruhten, das Pro-
tektorat über Ausstellung und Kongress allergnä-
digst zu übernehmen, während Seine Königliche
Hoheit, der Prinz von Uranien, das Ehren-Prä-
sidium huldreichst annahm. Es wurde auch zur
Entwerfung des Programmes geschritten; in dem-
selben sind nicht weniger als 170 Aufgaben gestellt.
Privatim ist uns ausserdem nocli mitgetheilt —
wir glauben auch diese Privatmittheilung im Inter-
esse des Ganzen zur Kenntniss bringen zu dürfen,
um auf die Grossartigkeit und Wichtigkeit des Un-
ternehmens schon jetzt hinzuweisen — , dass der
Ausstellungsraum so umfassend ist, dass alle ent-
sprechenden Einsendungen angenommen und auch
gut aufgestellt werden können. Der hauptsächlich
dazu bestimmte Saal umfasst nicht weniger als
10,000 Sitzplätze. Dem entsprechend werden auch
2ä
226
die Preise sein. Es sind bereits 13,200 holländ.
Gulden (gegen 8000 Thlr) ausgesetzt, für ]31umen-
zwiebeln allein hat man 3200 Gulden (also fast
2000 Thlr) bestimmt. Die Aufgaben werden alle
Zweige der gesammteu Gärtnerei umfassen. Es
wird ferner in der Weise eingerichtet werden, dass
alle einigermassen wichtigen Kulturen und alle Fa-
milien, Pflauzengruppen oder Florblumen, welche
irgend eine gärtnerische Wichtigkeit haben, ver-
treten sind.
In Betreff des Kongresses wird man ebenfalls
Sorge tragen, dass Männer, die der gewichtigen,
aber auch schwierigen Stellung völlig gewachsen
sind, um die wissenschaftliche und zugleich prak-
tische Bedeutung aufrecht zu halten, an der Spitze
t stehen. Wie es heisst, wird man den Professor
Miquel in Utrecht, einen unserer bedeutendsten
Botaniker, als Präsidenten, den Professor Rauwen-
hoff in Rotterdam hingegen, der sich ebenfalls durch
mehre wissenschaftliche Arbeiten vortheilhaft bekannt
gemacht hat und als Sekretär der Königlichen Ge-
sellschaft zur Belebung des Gartenbaues in den
Niederlanden auch in der praktischen Seite bewan-
dert ist, als Sekretär zu gewinnen suchen.
Das Programm, was bereits in holländischer und
französischer Sprache gedruckt wird, soll uns alsbald
zur weiteren Verbreitung zugestellt werden. Wir
behalten uns demnach vor, später ausführlich dar-
über zu berichten und dasselbe mitzutheilen.
Die Saiiiiiiliiiig von Kernobst
Des IJereiiies für JJomologie uuö >t]ttr(eu6ttH
in IVJeiningeii
während der Pomologen-Versammlung in Görlitz.
Bemerkungen vom Medizinal-Assessor Jahn in Meiningen.*)
Ausgestellt waren 131 Apfel- und G3 Birn-
sorten. Man hatte die Sammlung einer vorausge-
hend in Meiningeu abgehaltenen Ausstellung ent-
nommen, an welcher sich ausser sonstigen Obst-
freunden im Lande die Gartenbau- Vereine in
Saalfeld und Römhild und der mit dem Mei-
ninger Vereine befreundete sogenannte Dilettan-
ten-Verein in Erfurt durch Beiträge betheiligt
hatten. Doch gab es in diesem Jahre im Allge-
meinen in der Gegend wei>ig Obst. Die Früchte
zeichneten sich nicht sowohl durch besondere Grösse,
*) Wir erhielten iliese Xotizen zufällig etwas zu spät,
um sie noch in dem ehen vollendeten Berichte der 4. Versamm-
lung deutscher Pomologeu und Obstzüchter abdrucken zu kön-
nen; da sie nun aber wichtige Beiträge zur Kenntniss des
Obstes liefern, so stehen wir nicht an, sie in der Wochenschrift
abzudrucken und so ebenfalls zm- Kenntniss der vielen Obst-
freunde zu bringen. Anm. der Red.
als durch richtige Namenbestimmung aus. Wir um-
gehen die Aufzählung der einzelnen Sorten und ge-
ben nur Bemerkungen über einige derselben.
a. Aepfel.
Boikenapfel, aus der GJegend von Bremen
stammend, bereits im Illustr. Handbuche der Obst-
kuude beschrieben. Es wird auf die äussere grosse
Aehnlichkeit desselben mit dem Winter -Citronen-
apfel hingedeutet.
Calvin, Eggermont's, von Liegel bezogen.
Er ist nicht verschieden von dem folgenden und
auch die von dem Superintendenten Oberdieck
neu bezogenen Zweige zeigen eine ähnliche Ve-
getation.
Cardinal, Weisser geflammter. Er wird
in Meiningen schon lange gepflanzt und ist als
Haushaltsfrucht sehr geschätzt, zeigt aber mit dem
ebenfalls viel verbreiteten Pleissener Sommer-
Rambour, sowohl in der Frucht, wie im Wüchse
des Baumes, viel I^ebereinstimmung, so dass ich
mit Oberdieck geneigt bin, beide für gleich zu
halten. Die noch bemerkten Differenzen im Ge-
schmack u. s. w. können vom Standorte des Bau-
mes, von der früheren oder späteren Abnahme und
darum verschiedenen Ausreife der Frucht herrühren,
doch müssen beide mit einander noch genauer ver-
glichen werden, ebenso ihre Verwandtschaft zu dem,
in manchen Früchten beiden ähnlichen Rothen
Eckapfel, wie er gleichzeitig hinzugelegt ist. Der
letztere ist zwar in den meisten Früchten stärker
geröthet, doch nimmt der Pleissener Rambour und
der Geflammte weisse Cardinal auf den äussersten
Kronenästen öfters auch diese stärkere Röthe an.
Carpentln (auch Carp entin-Reinette und
Kleiner Lederapfel genannt). Sein Geschmack
zeichnet sich durch eigenthüniliche, pikante Säure
aus, weshalb er, mit Süssäpfeln gemengt, jedenfalls
sehr wohlschmeckenden Apfelwein liefert. Der Baum
wächst stark und ist in guten Jahren auch frucht-
bar, allein er ist in unserer Gegend nicht recht
dauerhaft. Es wurden nicht nur einige früher ge-
pflanzte Standbäume, sondern auch mehrfach junge
Baumschulcnbäume nach harten Wintern am Stamme
brandfleckig und krebsig, weshalb dieser Apfel in
unserer Gegend weniger als in Süddeutschlaud zur
allgemeinen Pflanzung empfohlen werden kann.
Dominiska (Herrenapfel, Götterapfel l.
Kam nach Meiningen durch Liegel, trägt zwar
fleissig, die Frucht wird aber nie so wohlschmek-
kend, als man ihrem Namen nach erwarten könnte,
sondern ist dritten Ranges. Sie erfordert jedenialls
ein wärmeres Klima.
Hossfeld's Gülderling. Nach dem Schrei-
nermeister Hossfeld in Unterkatz, einem fleissigen
227
ObstzUchter, benannt, der diesen Apfel sehr em-
pfiehlt. Schöne, meist grosse, weichfleischige Wirth-
scliaftsfrucht für November und Dezember mit reich-
tragendem, gesundem, starkwachseiidem Baum, der
sich gut eignet, kräftige Stämme davon zu erzie-
hen, um sie später mit anderen feineren Sorten in
die Kronenäste zu veredeln.
Newington-Pepping. Findet sich unter die-
sem Namen, wahrsclieinlich von Liegel bezogen,
im Herzog]. Hofgarten in Meiningen. Dem alten
Nonpareille äusserlich ähnlich, doch etwas kleiner
und weniger gut, auch stärker welkend, verdient
nicht Fortpflanzung.
Reinette, (Grüne) Atlas-. Man mochte sie
in Meiningen längere Zeit für identisch mit der Lo-
tharinger grünen Reinette halten, sie ist jedoch eine
dieser ähnliche, äusserlich recht schöne, doch in der
Güte geringere Fracht.
Reinette, Blut- (Schwärze's). Sie kam
zu uns von Di tt rieh und ist ein schon grosser,
lange dauernder, recht wohlschmeckender Apfel, der
auch wenig oder nicht welkt, aber meist nur stel-
lenweise Röthe annimmt, weshalb er seinem Namen
nicht recht entspricht.
Reinette, Egers rothe. Sie wurde eine
Zeit lang von mir Meininger rothe Reinette
genannt, später nach ihrem Auffinder und Verbrei-
ter, Kunstgärtner Egers zu Jerusalem bei Mei-
ningen, der sie für eine bessere Art des Rothen
Stettiuer ansah. Sie ist eine sehr schöne, oft sehr
grosse, bis zum Frühjahre dauernde und dann recht
gute Frucht, die auch wegen der Tragbarkeit des
Baumes alle Empfehlung verdient.
Reinette, Graue französische. Sie nimmt,
wie die verschieden aussehenden Früchte in unserer
Collection nachweisen, auf verschiedenem Standorte
bald viel, bald wenig Rost und Röthe an und kann
dann leicht für eine ganz andere Frucht gehalten
werden.
Reinette, Landsberger. Wir empfingen die
Pfropfreiser noch vom seligen Burchardt selbst
aus Landsberg. Die Frucht hat sich durch Schön-
heit, Güte und reichliche Tragbarkeit des kräftig-
wachsenden Baumes sehr beliebt gemacht, wenn-
gleich sie nicht grade ersten Ranges ist.
Reinette, Lotharinger grüne. Diel hielt
sie nach seinem systematischen Verzeichnisse S. 21
für die W^ahre Reinette von Canada und eben-
so wohl Liegel, obgleich sie dieser in seinen neuen
Obstsorten II, S. 22 als Rambour von Canada noch-
mals beschrieben hat. Da jedoch unter dem Namen
Reinette de Canada zugleich auch die Pariser Ram-
bour-Reinette geht und die zur Unterscheidung bei-
der gebrauchten Worte „grise" oder „blanche" bald
der einen, bald andern zugetheilt werden, so war
es zuletzt doch am besten, die hier besprochene als
Lotharinger Reinette, wie es im lllustr. Handbuche
geschah, fortzuführen. — So wird z. B. im Berichte
der Soc. von Mons von 1863 über den internatio-
nalen Kongress in Namur- die Lotharinger Reinette
als eine der von letzterem empfohlenen Früchte
unter der einfachen Benennung Reinette de Ca-
nada in Belgien, Reinette von Canada in Deutsch-
land (doch mit dem irrigen Synonym „Röthliche
Reinette") aufgezählt und nach iiir folgend die Pa-
riser Rambour - Reinette als Reinette de Canada
grise. — Im Jardinier fruitier von Eugene For-
ney, Paris 1802, S. 281, dagegen wird als Rei-
nette de Canada blanche (gerippt, mit weisslichen
Fleckchen und starken braunen Punkten, vom No-
vember bis April reifend), wie doch wohl anzuneh-
men ist, die Pariser Rambour-Reinette und als R.
grise de Canada (etwas kleiner als vorige, mehr
regelmässig geformt und stärker plattrund, von län-
gerer Dauer, Januar bis Mai, deshalb mehr ge-
schätzt wie vorige) die Lotharinger beschrieben.
Reinette (Die tzer rothe) Mandel-. Frucht
ersten Ranges, doch sind die bereits gegen deren
vermehrte Anpflanzung von Anderen erhobenen Be-
denken nicht unbegründet, indem der besonders in
der Jugend stark-treibende Baum, wie der der Ana-
nas- und der Röthlichen Reinette, wegen seines po-
rösen Holzes gegen Kälte empfindlich ist und sich
nur für gesciiützte Gärten, aber nicht für freie
Pflanzungen eignet.
Reinette Quarrendon (von Augustin Wil-
helm in Luxemburg bezogen), wird von der gleich-
zeitig mit beigegebenen Goldreinette von Blenheim
nicht verschieden sein.
Reinette, Radauer. Kam von Liegel. Sie
ist der Weissen englischen Winter- Reinette ähnli-
cher als der Orleans - Reinette, mit welcher sie
Schmid berger verglich und es muss diesem des-
halb unter diesem Namen eine andere Frucht vor-
gelegen haben.
Rosmarin- Apfel, Edler weisser. Er fin-
det sich schon lange als Weisser italienischer Ros-
marin-Apfel in Meininger Gärten und ist zwar dem
Diel'schen Apfel dieses Namens ähnlich, aber seine
Farbe ist mehr gelblich, es treten deutliche Kanten
an demselben hervor und besonders im Geschmacke
ist er imgleich besser, weshalb ihm der obige Name
beigelegt worden ist.
Rosmarin-Apfel, Rother. Nur kleine un-
ausgebildete Früchte,' wie sie vorliegen, bringen
auch in den besten Sommern bei uns die direkt vor
etwa 20 Jahren aus Bozen bezogenen Reiser dieses
Apfels, den wir damals in wundervoller Schönheit
von dorther sahen. Wir können auch jetzt, nach
fortgesetzten Anbau - Versuchen , die in unseren
29*
228
Vereins -Verhandlungen von 1848 ausgesprochene
Ansicht von der Unbrauchbarkeit dieser Frucht in
unserem Klima nur bestätigen.
b. Birnen.
Jahn sagt darüber im Eingange Folgendes:
Von Birnen gedeihen im Freien bei uns haupt-
sächlich nur die robusteren laudwirthschaftlichen Ar-
ten; die Bäume der feineren Birnen halten hoch-
stämmig nicht lange aus, sie werden am besten
niederstämmig erzogen, unterliegen aber auch in
dieser Form bald einem oder dem andern kalten
Winter und den öfteren Spätfrösten , wenn ihre
Lebenskraft nicht durch regelmässiges jährliches Be-
schneiden fortwährend angeregt und unterhalten wird.
Manche Arten sind gegen die bei uns obwaltenden
klimatischen Einflüsse (und am meisten wohl gegen
den zu Ende des »Sommers oft bei uns vorkommen-
den schnellen Temperatiu'wechsel) vorzugsweise em-
pfindlich. So können wir z. B. die Graue und
Weisse Herbst-Butterbiru in Meiningen nur am
Spaliere und etwa nur noch in Hausgärten hoch-
stämmig pflanzen, im Freien werden die Früchte
grindig und rissig und alle auf deren Anzucht ver-
wendete Mühe ist vergeblich. Besser verhalten sich
schon viele neueren Tafelbirnen und liefern auch
auf freiem Stande oft hochstämmig noch vollkom-
mene und wohlschmeckende Früclite, aber sie wer-
den doch am besten in Zwerg- oder Pyramidenform
erzogen, z. B.: Capiaumont, Coloma's Herbst-
Butterbirn, Diel's Butterbirn, Holzfarbige
Butterbiru, Napoleon's Butterbirn, Liegel's
Winter-Butterbirn, Winter-Dechantsbirn. j
Gut für die Gegend und selbst für die hoch- '
stämmige freie Pflanzung geeignet sind auch noch
ausser vielen Somnier-Tafelbirnen, wie: Kleine lange
Sommer- Muscateller, Kleine Petersbirn, Leipziger
Rettigbirn, Eömische Sclimalzbirn, Gute Graue,
■Grüne Hoyerswerder , Volltragende Bergamotte,
Punktirter Sommerdorn — letztere ist mehr Herbst- '
frucht, Rothe Bergamotte, Rotlie Dechants- j
bim und allenfalls auch Wildling von Motte,
so dass wir bei den noch vorhandenen vielen Koch-
und Schnitzbirnen doch eine ziemliche Auswahl auch
von für die Gegend passenden Birnen haben, wo-
mit wir uns begnügen könnten, wenn das ^■ erlan-
gen nach anderwärts Empfohlenem uns nicht immer
neue Sorten zubrächte.
Die noch weiter in unserer Sammlung befind-
lichen: Bosc's Flaschen bim, Coloma's Kar-
meliterbirn, Graue Deehantsbirn, Darm-
städter Bergamotte, Erzherzog Karls Win-
tcrbirn, Herbs t - Sylvester, Marie Louise
(Duquesne), Prinzessin Marianne, Regentin,
Winter-Nelis u. Hardenpont's Winter-But-
, terbirn sind ebenfalls vortreffliche Tafelbirnen,
doch (wie die schätzbaren bei ims gern gepflanz-
1 ten Sommerbirnen : Grüne Magdalene, Runde Mund-
netzbirn, Frühe Schweizer-Bergamotte, Stuttgarter
I Geishirtl ) sichtbar schon zärtlicher, aber -zur
freien Pflanzung in Pyramidenform immer noch
besser als Graue und Weisse Herbst - Butterbirn
tauglich.
Ueber andere in der Sammlung vorhandene
Birnen finden sich noch folgende Bemerkungen:
Beurr^ Kennes (Bivort). Einigermassen der
mit ihr zugleich reifenden Capiaumont ähnlich und
ebenso fruchtbar, auch recht wohlschmeckend. Sie
passirt aber schneller, indem sie bald mehlig wird
und steht deshalb im Werthe der Capiaumont nach.
Beurr^ Millet (aus Angers bezogen). Blieb
zwar auf einem Probezweige etwas klein, trug aber
sogleich sehr voll und ist deshalb jedenfalls recht
fruchtbar. Sie wird in den Verzeichnissen als eine
gute Winterbirn sehr empfohlen.
Colmar, Arenbergs. (Wegen ihrer Farbe
und oft ungleichen und beuligen Form auch Kar-
toffel b im genannt). Sie wird zwar bei uns auf
freistehender Pyramide nie so gross, als auf ihrer
Abbildung in den belgischen Annalen, allein in gu-
ten Jahren ganz schmelzend und sehr delicat, auch
trägt der Bainn fleissig und sie kann deshalb em-
'pfohlen werden, wie dies auch von der Versamm-
1 hing in Namur geschah.
i Comperette. Sehr gute, etwas kleine oder
! mittelgrosse Herbst -Butterbirn, die je nach den
j Jahren und nach dem Standorte bald Ende Sep-
I tember, bald auch erst Ende Oktober und später
' zur Reife kommt und bereits unter mehrern Namen,
z. B. Prinz von Ligne, Colmar musquö u. s. w.
wieder erkannt worden ist. Die im Illustr. Hand-
buche ausgesprochene Vermuthung ihrer Identität
mit der von der Versammlung in Nannn- empfoh-
lenen Ananas d'et^. Französischen Ananas-
' birii Dittr., hat sich bestätigt, aber es ist auch
j (nach den aus Zweigen der Soc. van Mons von
mir erzogenen Früchten und der übereinstinanen-
den Vegetation des Baumes) die angeblich oft
schon im August reifende Ananas de Courtray je-
denfalls nicht verschieden, ihre Früclite reiften in
Meiningen 1802 Ende September inul Anfang Ok-
tober. — Auch Decaisne's Poire de Bouchet mit
den Syn. Ananas und Favori musque, die nach
Decaisne Ende August zu reifen anlangt (während
die von ihm citirten Quintinye Mitte August, Noi-
sette Mitte September und Prevost Oktober ange-
ben) ist sicher nur dieselbe Bim.
Crassane, Neue. Die in unserem Sortimente
vorliegende ist die im Illustr. Handb. beschriebene,
von van Mons erzogene, im Oktober u. November
229
zeitigende Surpasse Crassane, bei welcher ich je-
doch auch nach neueren Ernten das ihr von Bivort
gespendete Lob nicht bestätigen kann, denn die alte
Crassane ist viel edler. Auch die Versammlung
in Namur nahm eine Passe Crassane, der als Sy-
nonym Surpasse Crassane hinzugefügt ist, unter die
zu empfehlenden Früchte auf, allein es ist darunter
eine andere im 8. Bande der belgischen Annalen
beschriebene, von Boisbunel erzogene Passe Cras-
sane zu verstehen , die im Februar und März rei-
fen, butterhaft und sehr wohlschmeckend sein soll.
Beide gleichnamigen Früchte müssen also durch
ZufUgung des Namens der Erzieher unterschieden
werden.
Dechant Dillen. Auch diese Frucht empfahl
die Namurer Versammlung, und zwar mit Recht,
denn der Baum wächst kräftig und liefert auch auf
fi-eiem Stande viele und wohlgebildete Früchte. Ein
Theil derselben, um Michaelis geerndtet, wurde bis
Ende Oktober fast ganz schmelzend, länger hän-
gende hielten sich durch November und blieben
etwas festfleischiger, jedoch war der Geschmack
recht angenehm gewürzt und weinig süss.
Dechantsbirn, Lange weisse. Als sehr
fruchtbar schon länger bei uns bekannt; doch sind
die Urtheile über deren Werth verschieden, weil
sie sich ähnlich wie Graue und Weisse Herbst-But-
terbirn verhält und die Früchte im Freien oft ris-
sig und voll schwarzer Flecken werden. Sie ist
jedoch für Hausgärten mit nahrhaftem, leichtem,
nicht zu stark austrocknendem Boden sehr zu em-
pfehlen, indem sie dann reine, fleckenlose, sehr
hübsche Früchte bringt.
i^orellenbirn. Auch diese Birn gedeiht bei
uns weniger gut im Freien, wenigstens werden ihre
Früchte nie so gross und schön, als in Hausgärten
oder zwischen Gebäuden, die dem Baume Schutz
geben, wo sie in gutem Erdreich dann wirklich so
prächtig wird, dass man sie, wie Baltet es in sei-
nem: „Les bonnes Poires" gethaii liat, (der sie übri-
gens mit Lfnrecht nur als halbschmelzend bezeich-
net,) als Zierfrucht empfehlen kann.
Köstliche von Charneu. Von Pap eleu in
Wetteren bezogen unter dem Namen von Duo de
Brabant, wie dies Syn. im Illustr. Handb. bereits '
angegeben ist. Man muss sich wundern, dass diese
Birn, die auch wir in Deutschland schon länger
als eine der besten kennen und welche sich leicht
kenntlich macht, als vermeintlicher van Mons'seher
Sämling von Bouvier 1843 den Namen Duc de
Brabant erhalten und von Bivort unter dieser Be-
nennung und als Desir^e v. Mons 1850, dann etwas
später auch noch als Miel de Waterloo im Album
beschrieben werden konnte, wenn es dieselbe Frucht
ist, von welcher de Jonge sagt, dass sie in Char-
neu (einem Dorfe in der Provinz Lüttich) von einem
Herrn Legipont aufgefunden und so als Poire Le-
gipont in Belgien schon lange bekannt sei. ,
Lange grüne Herbstbirn, Verte longue.
Es liegen die am meisten länglich gewachsenen
Früchte von der diesjährigen Tracht des Baumes
vor, in welcher Form die Frucht selten vorkommt,
aber so besser ihrem Namen entspricht. Sie sieht
so der in Frankreich mehrfach angebauten, von ihr
durch frühere Reife und schnellere Vergänglichkeit
verschiedenen Longue verte ähnlich, die in Deutsch-
land noch wenig bekannt, aber ebenfalls eine recht
schöne und gute Frucht ist. Mit der Langen grü-
nen Herbstbirn ist übrigens der Kleine grüne
Isenibart identisch, wie er mir von mehrern Sei-
ten zugekommen ist.
Mungo Park, v. Mons'seher Sämling, von dem
Oberförster Schmidt benannt. Klein, kreiseiförmig,
stark geröthet, einer auf einem Dorfe bei Meinin-
gen namenlos aufgefundenen Frucht sehr ähnlich,
die für die Korallenrothe Pomeranzenbirn Diel's
angesprochen wurde, diese aber nicht sein kann,
da sie im August reift, während die erwähnten
beiden ähnlichen Birnen sich bis Anfang Oktober
halten.
Schöne Julie (Belle Julie van Mons und
Bivort). Sehr ähnlich auch in der Vegetation der
Guten grauen und ziemlich von gleichem Werthe
mit ihr, allein ungleich später, im Oktober und
November, reif. Leroy in Angers gibt als Sy-
nonym Alexandre Helle (für welche Gaujard, Nach-
folger Papeleu's, ebenfalls van Mons citirt) und bei
Decaisne ist sie Synonym seiner Du Tilloy (St.
Germain du Tilloy des Verzeichnisses des Pariser
Museums von 1824, mit den weiteren Synonymen
St. Germain Dutilleul, St. Germain de graines) und
wird von Decaisne ebenfalls sehr gelobt. Die
Vegetation ist auch ähnlich einer General Dutilleul,
welche Bivort früher schon beschrieb und von
welcher mir Herr Lehrer Breuer Zweige sandte.
Van Marums Schmalzbirn. Zwar nur zwei-
ten Ranges, doch durch reichliche Tragbarkeit auf
Hochstamm wie auf Zwergstamm ausgezeichnet. Sie
macht sich kenntlich durch ihren langen, starken
Stiel. Ihr sehr ähnlich, doch noch weiter damit
zu vergleichen, sind Brüsseler Zuckerbirn und
Georgs frühe Herbst-Butterbirn, auch Metzer
dickstielige Winter-Muskateller, letztere beide
von Liegel abstammend.
Willermoz. Bereits einige Male erzogen au
einer freistehenden, von Leroy bezogenen jungen
Pyramide. Sie ist eine äusserlich schöne, mittel-
grosse Buttei-biru zweiten oder fast ersten Ranges
für Oktober und November.
Wildling von Hery (Französische Küm.
230
melbirn). Der Baum trägt fleissig uud die Früchte
halten sich oft bis Dezember, zeigen aber nur in
günstigen Sommern den ihnen dann eigenen küm-
niel- oder dillartigeu Geschmack.
Würz er (v. Mons). Die Birn dauert oft bis
Dezember u. Januar, wird aber selten ganz schmel-
zend, bleibt auch ziemlich klein und vei'dient nicht
den ersten Rang, in welchen Diel sie gestellt hat.
E. Petzold und G. Kirchners
Arboretum Muscavieiiso.
Wir haben mehrmals Gelegenheit gehabt, über
die Gehölzsammlung in Muskau zu sprechen; es
freut uns, jetzt ein Werk in der Hand zu haben,
was uns nicht allein über die Entstehung und An-
lage, sondern auch über den Inhalt derselben nä-
here Kunde gibt. Die Gehölzsammlung in Muskau
steht einzig in ihrer Art da, nicht etwa allein in
Deutschland, sondern überhaupt in Europa. Mus-
kau hat überall einen sehr guten Klang. Es schuf
bekanntlich daselbst der geniale Fürst Pückler
einen Park, der bisher als Muster dastand und sei-
nes Gleichen nirgends hat. Den Jünger der schö-
nen Gartenkunst hat er ebenso begeistert, als den
Laien, der überhaupt für Natur-Schönheiten einen
Sinn in seiner Brust trägt. Wir haben erst im
vorigen Jahre Gelegenheit gehabt, die Schöpfung
des Meisters zu bewundern und zu sehen, was man
selbst mit unserem geringen einheimischen Material
machen kann. Eben deshalb ist der Muskauer Pai-k
auch naturwüchsiger, als alle andere Anlagen, welche
wir bisher gesehen.
Die Plerrschaft Muskau ist seit mehrern Jahren
schon in den Besitz des Prinzen Friedrich der
Niederlande übergegangen; der Park wird unter
der speziellen Leitung und Beaufsichtigung eines
Schülers des Fürsten Pückler, des jetzigen Park-
Lispektors Petzold, in demselben Geiste fort
erhalten und bleibt wohl zunächst auch ein Muster
für Alle, welche sich mit der bildenden Gartenkunst
beschäftigen. Leider fehlte uns immer noch die
Zeit, aber auch das tiefere Studium, um die Anla-
gen in der Weise, wie es noth wendig wäi-e, schil-
dern zu können. Wli- behalten uiis dieses bis auf
eine günstigere Zeit vor; bis dahin werden wir
wohl auch selbst noch mehr Kenntniss genommen
haben. Für jetzt wenden wir uns einem anderen
Gegenstande Muskau's zu, der auf's Innigste damit
zusammenhängt und als ein Institut des Parks zu
betrachten ist.
Grosse Anlagen verlangen an und für sich Ge-
hölzscliulen. Inspektor Petzold hatte aber für die
Gehölze, welche im Freien verwendet werden kön-
nen, noch ein besonderes Interesse und vergrösserte
mit jedem Jahre die Sammlung, bis endlich in ihm
der Plan reifte, diese so zu erweitern, dass sie mög-
lichst alle Arten, Abarten, Blendlinge und Formen
holzartiger und bei uns im Freien gedeihender Ge-
wächse enthielt. Damit wollte er auch zugleich
ein Mittel in die Hand geben, um der leider meist
verfahrenen Nomenklatur mit Nachdruck entgegen
treten zu können. Mit Baumschulen aller Art, mit
botanischen Gärten setzte er sich deshalb zunächst
in Verbindung, revidirte selbst, so weit es möglich
war und trat ferner mit uns, die wir uns schon seit
vielen Jahren vorzugsweise mit dendrologischen Stu-
dien beschäftigt und bereits auch vorher schon mit
ihm in wissenschaftlichen Angelegenheiten verkehrt
hatten, in nähere Verbindung. Treulich wurde er
ausserdem von seinem Obergärtner, G. Kirchner,
unterstützt.
Fortwährend erhielten wir neue und interessante
Gehölze, mit und ohne Blüthe, von ihm zur nähe-
ren Untersuchung. Wir haben auf diese Weise die
Gehölzsammlung entstehen und sich vergrössern gese-
hen, wir haben Alles, was darin geschah, mit Inte-
resse verfolgt. Inspektor Petzold liatte aber da-
bei noch einen andern Zweck; er wollte mit seinem
Arboretum auch dem Praktiker, dem Landschafts-
gärtner, etwas an die Hand geben, um zu lernen,
wie und in welchen Verbindungen die Gehölze zu
verwenden wären. Wer sollte die MissgriÖe, die häu-
fig in Anlagen gemacht sind, nicht gesehen haben'?
Wie oft sind nicht Gehölze bunt durch einander
gebracht, welche gar nicht zusammengehören. Das
planlose Pflanzen au6 verschiedenen Ländern ent-
stammender Gehölze gibt überhaupt in der Harmo-
nie der Zusammenstellung gar nicht selten Misstöne,
ganz besonders aber in der der Farben und deren
Nüancirungen. Der Gedanke des Park-Inspektors
Petzold, die vorhandenen Gehölze auch pflanzen-
geographisch zu gruppiren, um damit weniger ver-
trauten Gärtnern zu zeigen, was in der freien Na-
tur bei einander wächst und auf einander gewiesen
ist, muss demnach als ein glücklicher betrachtet
werden. Aber auch der Botaniker und der wissen-
schaftHch gebildete Laie hat Gelegenheit, in einer
solchen Aufstellung die Phvsiogiiomien, welche die
Pflanzenwelt in fremden Ländern hervorruft, ken-
nen zu lernen und zu studiren. Die Gehölzsamm-
lung oder das Arboretum von Muskau ist damit
auch in die Reihe wissenschaftlicher Institute ge-
treten.
Bei dem grossen Interesse, was der jetzige
hohe Besitzer von Muskau, Prinz Friedrich der
Niederlande, für wissenschaftliche Bestrebungen
überhaupt, ganz besonders aber für Dendrologie
und für Botanik im Allgemeinen besitzt und bei
231
den Mitteln, die dabei zur Verfügung gestellt wer-
den, wird das Muskauer Arboret von Jahr zu Jahr
eine grössere Bedeutung erhalten. Die Beschreibung
desselben muss uns deshalb willkommen sein ; es
ist das Werk gleichsam als erstes Resultat zu be-
trachten. Wir empfehlen es allen denen, welche
sich für Gehölze, überhaupt für deren Verwendung
in Anlagen oder in wissenschaftlicher Hinsicht in-
teressiren; es wird in ihm ein reichüches Material
zu weiteren Studien geboten.
Streng- wissenschaftliche Ansprüche macht das
Werk allerdings nicht. Die beiden Verfasser sind
Gärtner, Praktiker von Haus aus, und bringen da-
her als solche eine gute Beobachtungsgabe mit, wie
sie leider den Botanikern vom Fache, namentlich
solchen, die mehr in Büchern und in Herbarien
ihre Studien machen, oft fehlt. Die Gehölze bieten
in der Regel bei der wissenschaftlichen Bestimmung
mehr Schwierigkeiten dar, als andere Pflanzen. Es
bedarf zunächst einer läugern Zeit, bevor sie blü-
hen; sie sind zum Theil völlig getrennten Ge-
schlechtes lind ändern ihre Formen gar nicht selten
in den verschiedenen Stadien der Entwickelung, so
dass nur der Eingeweihte sich zurecht findet. Hat
doch einer unserer ausgezeichnetsten Gelehrten der
systematischen Botanik Cupressus-Arten, wie C to-
rulosa, funebris u. a. in 2 Stadien, das eine Mal
mit abstehenden Nadeln, das andere Mal mit kur-
zen, schuppenförmigen Blättern, für 2 spezifisch
verschiedene Arten erklärt und sie selbst in 2 ver-
schiedenen Geschlechtern untergebracht.
Wenn das Arboretum Muscaviense von Petz cid
und Kirchner, wie gesagt, nun auch nicht wissen-
schaftliche Ansprüche macht, so wird es doch auch
ferner für den Botaniker noch vom grossem Werthe
sein, dass dieser dadurch erfährt, welche Gehölze in
Kultur sind, und dass er auch sieht, welche geringe
Bedeutung die meisten In den Verzeichnissen der
Handelsgärtner und Baumschulbesitzer enthaltenen
Namen besitzen. Botanische Gärten sind in der
Regel zu klein, um für dendrologische Studien viel
Material an die Hand zu geben. Der Botaniker
kann in schwierigen Fällen bei dem lebenden Ma-
terial des Muskauer Arboretums sich Raths erholen.
Unentbehrlich ist aber gradezu ein Werk, wie das
vorliegende, dem Landscliaftsgärtner. Mit diesem
wird es ijim erst einigermassen möglich, sich aus
dem Labyrinthe der Namen einestheils herauszufin-
den, anderntheils eine beliebige Auswahl zu treffen.
Speziell einzugehen in das Werk, Ist nicht un-
sere Absicht. Wir billigen, dass bei der Aufzäh-
lung und Beschreibung der einzelnen Arten mit
den Abarten und Formen nicht die alphabetische
Reihenfolge gewälilt wurde, sondern die wissenschaft-
liche, d. h. systematische. Die erstere ist allerdings
die bequemste, aber auch die, welche keine Sicher-
heit gibt, da bei den verschiedenen Benennungen
einer und derselben Pflanze man nicht weiss, wel-
cher sich die Verfasser bedient haben. Es kann ja
auch der Fall vorkommen, dass der Gärtner nur
einen Namen kennt, der grade Synonym ist, und
deshalb die Pflanze gar nicht findet. Alle Syno-
nyme aber auch in der Reihenfolge aufzufüluen
und zurückzuweisen, würde gar nicht selten den
Suchenden Im Stich lassen, zumal auch noch oft
einer und derselbe Name für 2 verschiedene Pflan-
zen gebraucht Ist. Die alphabetische Reihenfolge
hat etwas Geistloses, während mau bei der syste-
matischen gleich auch die nahestehenden Arten ken-
nen lernt. Ein gutes Register, wie es in vorliegen-
dem Werke gegeben ist, ersetzt jede alphabetische
Aufzählung.
Die Verfasser haben bei der Aufzählung unseren
Hortus dendrologlcus zu Grunde gelegt; da dieser
leider nicht beendet Ist und nur die polypetalen
und einen Thell der monopetalen Gehölze enthält,
so Ist später Londons Arboretum benutzt worden.
Um eine Einsicht in die Grösse und Bedeutung
der Gehölzsammlung zu geben, wollen wir nur die
Anzahl der vorhandenen Arten und Abarten einiger
Genera angeben. So sind die Weiden durch 104,
die Birken durch 35, die Eichen durch 145, die
Pappeln durch 125, die Ulmen durch 53, die
Eschen durch 57, die Robinien durch 42, die Mes-
pilus- (u. Crataegus-) Arten durch 90, die Ahorn-
arten durch 48, die Rosskastanien durch 58, die
Linden durch 35 und die Magnolien durch 25 Num-
mern vertreten.
Einige AVorte
über
den illeloiieiibauni (Carica Papaya L.)
Der Reallehrer Kessler in Kassel hat Im vo-
rigen Jahrgange (S. 259) einen interessanten Auf-
; satz über den Melonenbaum gebracht. Es Ist
zu verwundern, dass diese Pflanze, welche vor
mehreni Jahrzehendeu In den Gärten der Liebha-
ber allgemein gefunden wurde, ja selbst schon vor
200 Jahren in J^uropa kultivirt worden zu sein
scheint, jetzt fast ganz und gar aus den Gärten
verschwunden und kaum noch In einigen botani-
schen Instituten zu sehen Ist. Und doch stellt der
Melonenbaum eine Dekorationspflanze dar, welche
weit hübscher Ist, als manche andere, die neuer-
dings eingeführt und mit hohem Gelde bezahlt
wurde. Ist man dann noch In der Kultur so glück-
lich, wie es der Ilofgärtner Imgrund auf der Wil-
232
heimshöhe bei Kassel gewesen, Früchte zu erhalten,
so sollte man meinen, dass die Pflanze auch an In-
teresse gewinne.
Wenigstens in keinem botanischen Garten sollte
der Meloneubaum fehlen, da er Mancherlei darbietet,
was Interesse hat. Zunächst gedenken wir des un-
verästelten, grade emporsteigenden und nur am obern
Theile mit einer Krone grosser Blätter besetzten
Stammes und dann der in jeglicher Hinsicht den
Melonen ähnhchen Früchte, die aber nicht aus einem
unter-, sondern aus einem oberständigen Fruchtkno-
ten hervorgegangen sind. Trotz des oberständigen
Fruchtknotens hat man aber den Melonenbaum im
natürlichen Systeme als Typus einer besonderen
Familie in die nächste Nähe der Cucurbitaceen
{Kürbisträger) gebracht. Wiederum ein Beispiel,
dass ober- und unterständiger Fruchtknoten keines-
wegs immer für das natürliche System eine solche
Bedeutung hat, wie man meist anzunehmen ge-
wöhnt ist.
Dr. Hasskarl in Kleve, der bekanntlich viele
Jahre auf Java lebte und einer der besten Kenner
der tropischen Vegetation ist, hat uns unlängst in
Folge der Kessl er' sehen Abhandlung eine Reihe
von Notizen über den Melonenbauni zugestellt, die
allgemeines Interesse haben und deshalb zum Theil
hier wiedergegeben werden sollen. Sie mögen dazu
dienen, um das Interesse für den Melonenbaum
wiederum etwas mehr zu erhöhen.
Die Pflanze wächst, wie der Name schon sagt,
baumartig und bringt rasch einen ziemlich dicken
und hohen Stamm hervor. In Gewächshäusern sieht
man selbst den Fall, dass Samenpflanzen bereits im
ersten Jahre Blütlien hervorbringen, also schon eine
nicht unbedeutende Höhe und Stärke erhalten ha-
ben müssen. Der Stamm ist allerdings in der Re-
gel einfach , er lässt sich aber sehr leicht , ähnlich
den übrigen einfachen Pflanzen , wie den Theo-
phrasteu, Dracäueen u. s. w., durch Abnahme des
Kopfes ästig machen. Dadurch erhält der Melonen-
baum einen fremden Anblick, der aber ebenfalls
seinen eigenthümlichen Reiz hat. Dr. Hasskarl
theilt uns hierüber mit, dass er auch bisweilen in
der Heimath, die jetzt alle tropischen Länder sind,
verästelt vorkomme. Es ist diese Erscheinung be-
reits schon von älteren Botanikern beobachtet, denn
selbst Dudoens, unter dem Namen Dodonäus
bekannter und der Leibarzt zweier Kaiser (Maxi-
milians II. und Rudolph's II. j, spricht schon in sei-
nem bereits 1554 zum ersten Male erschienenen
Kräuterbuche von Melonenbäunien, welche einen
9 Fuss hohen Stamm und dann noch ebenso hohe,
mit Früchten ganz und gar besetzte Aeste gehabt
haben. Der Hanauer Rumph sagt ausdrücklicji,
dass diese Verästelung keineswegs künstlich zu ge-
schehen pflege, sondern im Alter der Bäume ganz
gewöhnlich sei.
Der Melonenbaum ist ein Fruchtbaum, der aus
seinem ursprünglichen Vaterlande Südamerika, haupt-
sächlich Brasilien (nicht Ostindien, wie hier und da
geglaubt wird), nach und nach in alle tropischen
Länder übergesiedelt wurde und jetzt sich allent-
halben da vorfindet, wo ihm die nöthige Wärme
geboten wird. Nach der Aussage Vieler soll die
Frucht in der That nicht allein einer Melone ähn-
lich aussehen, sondern auch so schmecken, während
sie Hasskarl auf Java keineswegs sehr wohl-
schmeckend gefunden haben will. Es scheint die-
ses mit manchen tropischen Früchten, von denen
bei uns so viel gesprochen wird und von denen
man in der Regel hinsichtlich ihrer Vorzüglichkeit
eine übertriebene Meinung hat, der Fall zu sein;
wir haben wenigstens manche dergleichen gekostet,
die unserem Obste in jeglicher Hinsicht weit nach-
standen. Im Vaterlande und überhaupt in den Tro-
pen werden die Früchte keineswegs so gross, wie
sie auf der Wilhelmshöhe bei Kassel gezogen wur-
den. Ihre Länge beträgt in der Regel 6 bis 7,
ihre Dicke hingegen nur 3 bis 4 Zoll. Blanco
gibt die Früchte allerdings auf den Piiilippinen, wo
sie von vorzüglicher Güte sein sollen, von der
Grösse eines Kinderkopfes an. Darnach müssten
sie auch daselbst eine andere und zwar mehr
rundliche Gestalt haben.
Wir erlauben uns schliesslich , noch auf einen
LImstand aufmerksam zu machen , den uns Dr.
Hasskarl mittheilt. Der Melonenbaum hat näm-
lich Blüthen mit völlig getrenntem Geschlechte, ist
also diöcisch. Dieses getrennte Vorkommen der
Staubgefässe und Stempel in den Blüthen zweier
verschiedener Individuen ist aber nicht in der Na-
tur begründet, sondern geschieht nur durch das
Verkümmern des einen oder anderen Organes. Am
Ende des Blüthenctandes kommt es bisweilen vor,
das3 sich eine Zwitterblüthe entwickelt und diese
auch eine Frucht ausbildet. Auf den Philippinen
scheint es regelmässig vorzukommen, so dass der
bereits genannte Florist Blanco dergleichen Pflan-
zen für eine besondere Art ansah und diese mit
dem Namen Carlca hermaphrodita belegte.
I Eigenthümlich ist es, dass in diesem Falle die
I röhrige Blumenkrone (nach Hasskarl) mit dem
untern unfruchtbaren Theil des Stempels verwächst
und eine Art Stempelfuss (Gynopodium) bildet, der
die 5 Kronenabschnitte und, von diesen eingeschlos-
sen, den rundlichen Fruchtknoten trägt. Hasskarl
beobachtete aber auch Zwitterblüthen, welche die
Form der weiblichen Blüthen, also den Stempelfuss,
nicht besassen. Die Früchte hatten hier aber eine
länglich-walzenförmige Gestalt.
Woehensehrift
des
Vereines zur ßeförderiiiig; des ^«arteiibaues in den Si«hii^l. I^reussischen Staaten
für
Cnärtiierei und Pflai&zeiBkiinde«
Redakteur :
JPi'olessoi' Dl-, lüai'l Koch,
General-Seliietair des Vereiues.
No. 30.
Berlin, den 30. Juli
1864.
Preis
des
Jahrganges
5^
Thl
r., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch
deS deutsch - österreichischen Post- Vereines.
franco
durch
alle Post-Anstalten
Inhalt: Arendsee und die
feinere
Obstzucht
des Grafen v. Schlippenbach. — Wred
0 AV ' S
Gartenfreund.
11
Auflage.
Dienstag, ilüii 2. August, findet eine Evkursiun nacli dem Italtelsberge statt, um die lepere'sciieu .inlagen der
feineren Obstzucht daselbst in Augensrhein zu nehmen. Vier Theii zu nehmen niiuscht, wird ersucht, nach ^13 Uhr sich
auf dem hiesigen Potsdamer Bahnhofe einzufinden und das Killet in Kniiif.ing zu nehmen.
Sonntag, den 31. Juli, Mittags ^12 Uhr, Versammlung des Vereines im l'almeuhause des botanischen Gartens.
Da ich in den er.sten Tagen des
August eine längere Reise nac]i Frank-
reich antrete, hauptsächlich um dendro-
logische Studien zu inaclien, al^er auch
um die Zustände des 01)stbaues im o-e-
nannten Lande kennen zu lernen, so bin
ich natürlich ausser Stande, an mich spe-
ziell gerichtete Briete und Anfragen in
dieser Zeit zu beantworten. Aus dieser
Ursaclie bitte ich, in sofern es nicht sehr
dringend ist, die Absendung derselben
bis in die zweite Hälfte des (Jktoljcr zu
verschieben und mir dann selbst noch zu
verzeihen, wenn die Antwort nicht so rasch
geschieht, als es sein sollte, weil meine
Zeit nach einer so langen Abwesenheit
wolil vielfEich in Anspruch genommen sein
dürfte. Angelegenheiten des Vereines zur
Beförderung des Gartenbaues bitte ich
fortwährend unter meiner Adresse oder
direkt an das General-Sekretariat (Ha-
fenplatz No. 4) zu richten, worauf sie
alsbald erledigt werden.
Berlin den 24. Juh 1.S64.
E. Koch.
ilreutiree
ml öic feinere (Db|l^ud)t bes trafen uon Sd)lippenbad).
Seitdem der Verein zur Beförderung- des Gar-
tenbaues zu Berlin im Jahre 1853 die erste Po-
mologen - Versammlung nach Naumburg a. d. S. be-
rief, hat der Obstbau durch ganz Deutschland nicht
allein , auch im Auslande und selbst in den Län-
dern, wie Belgien und Frankreich, wo er immer
auf einer hohen Stufe stand, einen bedeutenden
Aufschwung genommen. In allen deutsehen Gauen
regte es sich mächtig; selbst im Nordosten Deutsch-
lands, wo bis dahin der Obstbau fast nur von den
reicheren Grundbesitzern und selbst von diesen nicht
mit der nöthigen Sorgfalt betrieben wurde.
Dass aber auch der feinere, wir möchten sagen,
der Luxus-Obstbau, der eigentliche Obstbau für die
reichen Leute, in Nord-Deutschland mehr Liebhaber
gefunden, verdankt man dem Grafen Albert v.
Schlippenbach auf Arendsee bei Prenzlau und
seiner leider zu früh verstorbenen Schwester, der
Gräfin Hahn-Hahn auf Basedow. Vor nun 10
Jahren befanden sich beide in Paris. Sie sahen
daselbst das herrliche Obst, wie sie es bis dahin
bei uns nicht gesehen, und fassten als Obstfreunde
den Entschluss, zunächst an Ort und Stelle mit der
Art imd Weise der Kultur der dortigen ( )bstbäume
sich bekannt zu machen und darin Versuche in der
Heimath auzu.stellen, in wie weit es möglich sei,
dergleichen grosse, schöne und auch im Gescbraacke
vorzügliche Früchte im Nordosten Deutschlands
30
234
ebenfalls heranzuziehen. Beide Geschwister besuch-
ten die besten Obstkulturen in und bei Paris. Am
meisten nahm Montreuil, seit Jahren deshalb schon
berühmt, ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Dort
machten sie auch die Bekanntschaft des Meisters in
der Anzucht feineren Obstes, Alexis Lepfere, wel-
cher mit bekannter Freundhchkeit ihnen auch über
Alles Auskunft gab. Dessen einziger Sohn, ein jun-
ger, mit ganzer Liebe dem Obstbau ergebener Mann,
erbot sich selbst, nach Basedow zu kommen und
nach gleichen Prinzipien, wie man sie in Montreuil
zu Grunde legte, Anlagen zur Erziehung feineren
Obstes daselbst zu machen.
Es war für den Jüngern Lepfere keine geringe
Aufgabe, unter ganz anderen und zwar im Allge-
meinen ungünstigeren Verhältnissen P^twas in's Le-
ben zu rufen, worüber noch gar keine Erfahrung
vorlag, wo im Gegentheil Vorurthelle aller Art ihm
entgegentraten. Strebsam und energisch, wie er
war, scheute er keine Mülien und Arbeiten, um Re-
sultate zu erreichen und damit den Bewohnern des
nördlichen Deutschlands zu zeigen, was man bei
dem richtigen Verständniss und bei der nöthigen
Energie vermag. Auch die Gräfin Hahn- Hahn
und ihr gleichgesinnter Gemahl liessen sich keines-
wegs durch etwaiges Missgeschick abschrecken, im
Gegentheil scheuten sie keine Kosten, um den Jün-
gern Lepfere in Allem kräftig zu unterstützen.
Das Jahr darauf ersuchte Graf Albert von
Schlippenbach den Jüngern Lep^re, auf sei-
nem Landsitze in Arendsee bei Prenzlau in der
Uckermark ebenfalls Anlagen zur Anzucht feinerer
Obstsorten zu machen und die Leitung derselben zu
übernehmen. Arendsee, was zwar eine etwas süd-
lichere Lage, als das im Osten des Grossherzog-
thumes Mecklenburg - Schwerin Hegende Basedow
hat, ist vielleicht noch ungünstiger, da daselbst be-
ständig heftige Winde wehen und im Durchschnitt,
wohl durch die in der Nähe liegenden Sümpfe und
Torflager bedingt, auch ein kälteres Klima herrscht.
Die nöthigen Vorrichtungen wurden rasch herge-
stellt, und selbst noch in grösserem Massstabe, als
in Basedow.
Es war im Jahre 1857, als in Gotha die zweite
Versammlung deutscher Pomologen tagte. Graf v.
Schlippenbach kam mit Lepfere nach genann-
tem Ort; beide nahmen an den Verhandlungen leb-
haften Antlieil. Der letztere hielt sogar Vorträge
über feinere Obstzucht, verbunden mit Demonstra-
tionen an lebenden Fruchtbäumen. Seitdem sind
nun 7 Jahre vergangen und man hat gesehen, dass
auch bei uns die feinere Obstzucht möglich ist; sie
hat sich selbst weiter verbreitet.
Regelmässig kam alle Jahre beim Erwachen des
Früblinges der jüngere Lepfere nach Deutschland,
um die von ihm. in's Leben gerufenen und allmäh-
lig sich mehrenden Anlagen zu überwachen und
fortwährend neue anzulegen. Resultate sind trotz
aller Vorurtheilc und ti-otz aller Hindernisse, die
ungünstiges Klima und sonstige Verhältnisse her-
vorriefen, gewonnen und stehen in der Zukunft
noch mehr in Aussicht. Bereits vor einigen Jahren
hatte auch die für alles Gute und Schöne empfäng-
liche Königin Augusta den Jüngern Lep^re be-
auftragt, ebenfalls Anlagen für feinere Obstzucht
in Sanssouci bei Potsdam zu machen. Ln vorigen
Jahre sind nun auch dergleichen, und zwar in grös-
serem Massstabe, noch auf Allerhöchsten Befehl auf
dem Königlichen Lustschlosse Babelsberg bei Pots-
dam angelegt worden. Li Pommern, in der Mark
und in Schlesien haben auf gleiche Weise reichere
Grundbesitzer vielfach angefangen, nach Lepfere'-
schen Prinzipien und unter dessen Leitung Obst-
Anlagen machen zu lassen; Lepferc ist in diesen
Tagen nach Litthauen, also nach dem änssersten
Nordosten des Preussischen Staates, gegangen, um
auch dort unter noch weit ungünstigeren Verhält-
nissen Anlagen für feinere Obstzucht in's Leben
zu rufen. Wir wünschen aus vollem Herzen, dass
es ihm hier ebenfalls glücken möge.
Wer im Jahre 1860 während der dritten Ver-
sammlung deutscher Pomologen in Berlin die in
Arendsee gezogenen und im Kroll'sclien Lokale aus-
gestellten Früchte gesehen, noch mehr wer Kennt-
nlss von denen genommen, welche von den Grafen
Hahn -Ha hu und Schilp penb ach in Görlitz aus-
gestellt waren, wird wohl nun auch die Ueberzeu-
gung gewonnen haben, dass die Anzucht feineren
Obstes in Deutschland, und selbst im Nordosten des-
selben, möglich Ist. Wir leugnen dabei die grös-
seren Schwierigkeiten keineswegs. Am allerwenig-
sten lässt sich die Behandlung nach der Schablone,
wie sie meist in Büchern vorgezeichnet ist, treiben.
Es ist dieses, wenn auch weniger, selbst in Frank-
reich der Fall. Man muss allenthalben den ob
waltenden Umständen Rechnung tragen und Alles,
was man thut, mit dem Verstände, also rationell,
betreiben. Man hüte sich zunächst, Sorten zu neh-
men, die zarter Natur sind und bei unseren oft har-
ten Wintern, wenn auch grade nicht erfrieren, so
doch leiden. Und sind auch einzelne Theile eines
Spaliers oder einer Pyramide abgefroren oder ent-
sprechen sie nicht mehr den Anforderungen, so muss
der Gärtner wissen, wie er den Schaden auszubes-
sern hat. Selbst grössere Schäden, wie man wäh-
rend eines Winters in Arendsee erfuhr, dürfen nicht
entmuthlgen. Wie man bei der gewöhnlichen Obst-
zucht in einzelnen Jahren Misserndten hat und auch
hier die Bäume leiden können, so muss es natür-
lich mit den zarteren Formenbäumen noch mehr
235
der Fall sein. Im Allgemeinen hat man diese aber
weit mehr in der Gewalt, sie können selbst gegen
ungünstige Witterungs-Verhältnisse, namentlich ge-
gen Frost, mehr geschützt werden. Allerdings be-
dürfen sie einer gi'össeren Sorgfalt und Aufmerk-
samkeit, die aber auch reichlich belohnt wird.
Dass es Leute gibt, welche deshalb der feinern
Obstzucht entgegen sind, weil nur der Reichere
den Genuss davon habe und die erlangten Früchte
nicht auch den Armen zu Gute kommen, begreift
man nicht. Aus gleichen Gründen müsste man die
feineren Wollschafe aus unseren W'irthschafteu ent-
fernen, denn nur die Reichen können feineres Tueh
kaufen. Der Staat gäbe ferner für die Anzucht
edler Pferde umsonst Prämien aus, denn kein Bauer
kann dergleichen Pferde kaufen, kann sie auch gar
nicht gebrauchen. Man verdammt gar oft den Luxus,
bedenkt aber nicht, dass grade dieser den armen
Leuten zu Gute kommt. Man überzeuge sich nur,
wie ^ iele vom Luxus ernährt werden, abgesehen
davon, dass der Reiche Gelegenheit hat, Geld aus-
zugeben, was doch dem Armen auch Vortheil bringt.
Nach diesem, im Allgemeinen über die Einfüh-
rung der feineren Obstzucht bei uns Gesagten, sei
es erlaubt, spezielle Mittheilungen über die in Arend-
see zu machen. Ein Besuch bei dem Grafen von
Schlippenbach vor Kurzem, um von den dorti-
gen Obstanlagen Kenntniss zu nehmen, gibt uns
die Gelegenheit dazu. Arendsee liegt, wie bereits
bemerkt, in der Uckermark, und zwar in der Nähe
der Mecklenburg -Strelitz'schen Grenze und nicht
weit von Prenzlau, wo jetzt die Eisenbahn von Ber-
lin nadi Stralsund vorbeiführt. Das Terrain ist, hier
wenigstens, hügelig, wenn auch nicht bergig. Grü-
nende Felder und üppige Wiesen, so wie Weiden,
wechseln mit kleineren Wäldern oder Hainen ab.
In letzteren liegen in der Regel die Schlösser der
grossen Grundbesitzer, welche, wie im nahen Meck-
lenburg, vorwaltend vorhanden sind. Da es an Was-
ser nicht fehlt, sogar grössere und kleinere Seen
vorhanden sind, f3o gewinnt das im Allgemeinen
fruchtbare Terrain an Abwechslung und Schönheit.
Die Schlösser sind meist in den letzten Jahren
erbaut, und zwar in der Regel in einem Geschmaeke,
wie dieser hauptsächlich in Schottland beliebt ist,
und liegen meist auf Höhen, so däss sie einestheils
oft aus weiter Ferne gesehen werden können, an-
derntheils aber auch selbst schöne Aussicht nach der
Fei'ne darbieten. So gut die Lage der Schlösser
im Allgemeinen gewählt ist und so reizend in der
Regel auch die Umgebungen sind, so viel ferner die
herrlichen Buchen und Eichen, aber auch der son-
stige Laubschmuck darbieten, so vermissen wir doch
leider mehr oder minder die Hand eines Meisters
in der Behandlung des dargebotenen Stoßes. Ein
Fürst Pückler müsste einmal kommen, um den
Bewohnern die schönsten Punkte in der Nähe und
Ferne mehr zur Klarheit zu bringen, um selbst den
weiter liegenden Gehölzen und Bäumen die Kon-
turen zu geben, wie sie am Horizonte am Schön-
sten, am Lieblichsten erscheinen. Ein Lenuö
müsste Bilder mit Rahmen schaffen , damit das
Auge nicht unruhig herumsuchen muss, um einen
Punkt zu finden, auf dem es selbst ruhen und von
dem aus es mit Ruhe die einzelnen Schönheiten
beschauen könnte. Wie leid tbat es uns oft, wenn
wir bei dem Besuche einiger grösserer Grundbe-
sitzer auf ihren Schlössern grade hübsche Bilder,
wie fernliegoide Wasserflächen oder sanfte Hügel-
reiheu im üppigsten Grün durch vorstehende, zak-
kig- gewachsene Bäume oder sonst in der Aussicht
zerrissen vorfanden , wenn man prächtige Rasen-
flächen in eine Menge Theile zerlegt und so zer-
stückelt hatte. Mau hätte manchmal, gleich dem
kunstsinnigen Prinzen Karl von Preussen, die
Scheere nehmen mögen, um dem spähenden Auge
Bahn zu brechen und störende Zweige wegzuneh-
men. Wir möchten in der That den reicheren
Grundbesitzern in der Uckermark rathen , den rei-
zenden Park von Glienicke einmal zu besuchen, um
an ihm ein Beispiel zu nehmen, was man bei gehö-
riger Benutzung des Terrains zu schaffen vermag.
Dncli mau verzeihe uns diese ästhetische Ab-
schweifung, wo wir grade über praktische Gegen-
stände berichten wollten. Es versteht sich von
selbst, dass die Himmelsgegend, von woher ungün-
stige Witterung kommt, also der Norden und der
Nordosten, durch eine Mauer abgesperrt werden
muss und nur die eine Seite derselben, wo den gan-
zen Tag die Sonne ist, benutzt werden kann. So
ist es auch in Arendsee. Die von Osten nach
Westen sich ziehende Mauer hat bei einer Höhe
von 9 Fuss eine Länge von 11(3 Ruthen. Davon
sind 32 Ruthen mit Wein und die übrigen 84 Ru-
theu mit Spalier-Obstbäumen, hauptsächlich mit Pfir-
sichen, bepflanzt. Von den letzteren befinden sich
in vollständig ausgebildeten Exemplaren 45 daselbst.
Ausserdem sind 16 Aprikosen-, 9 Birn-, 6 Kirsch-
und 1 Schwarzes Maulbeer-Spalier vorhanden. Der
unter der untersten Etage der Spalierbäume befind-
liche Raum ist dagegen mit 16 in Cordon gezo-
genen Aepfeln (und zwar dem Weissen Kalvill) be-
pflanzt. Die die Kammern bildenden, rechtwinkehg
von der Hauptmauer gezogenen Quermauern, von
denen 6: 40, 8 dagegen 60 Fuss lang sind, be-
sitzen bei derselben Höhe, wie die Hauptmauer,
eine Gesammtläuge von 60 Ruthen und sind auf
beiden Seiten mit 150 Birn-, 27 Pfirsich-, 15 Pflau-
men-, 14 Aprikosen- und 6 Kirsch -Spalieren be-
pflanzt.
30*
236
Da die Kammern dun-h die sie umgebenden
Mauern eine geschützte Lage haben, welche nur
auf der Mittagsseite offen ist, so sind selbige theils
als Baumschule zur Erziehung junger Öpalierbäume
zum Verkauf und Selbstgebrauch, theils zur An-
zucht von Gemüsen, wie Bohnen, Gurken, Cardy
u. a. m., theils zu Erdbeer-Anpflanzungen benutzt,
2 derselben jedoch haben eine andere Verwendung
erhalten, indem daselbst 30 auf Draht gezogene
Weinstöcke ä la Thomery angepflanzt wurden. Fer-
ner hat man die am meisten gegen starke Winde
geschützt - hegende Kammer zur Aufstellung der
Topfobst- Orangerie benutzt. Es befinden sich in
derselben 55 Pfirsich-, 40 Aprikosen-, 72 Birn-,
15 Apfel-, 12 Pflaumen- und 10 Kirsch-Bäumchen.
Alle sind sie pyramidenförmig gezogen und haben
jetzt durchschnitthch bei einem unteren Durchmes-
ser von 3 eine Höhe von 4 Fuss. Sie stehen in
12 Zoll weiten Töpfen, welche eingegraben und mit
grossen Abzugslöchern versehen sind. Durch diese
dringen während des Sommers die Wurzeln in den
vorher gut präparirten Untergrund. Die Nahrung
in den Töpfen genügt nämlich in der Regel nicht,
um das Wachsthum der ganzen Bäume, so wie die
völlige Ausbildung der Früchte, zu Stande zu brin-
gen. Es gewährt in mannigfacher Hinsicht einen
grossen Genuss, einen solchen in Blüthe stehenden
Baum zu sehen, noch mehr aber, wenn er reife
Früchte trägt. Dergleichen Bäumchen, recht sauber
gereinigt, zieren eine Tafel ungemein; ihre Früchte
laden weit mehr ein, als wenn sie einer noch so
schönen Schale oder aucli dem reizendsten Körb-
chen aufgelegt wären.
Ausser dieser Hauptmauer mit den Contre-Mauern
und den von beiden gebildeten Kammern sind noch
3 besondere Gärtchen oder Abtheilungen vorhan-
den, wo Conti-e-Spaliere angebracht sind. Eins be-
findet sich auf der Südseite vor der Wohnung des
Obergärtners Wünne, ist also auf der Nord- und
Westseite gegen starke Winde durch Wohngebäude
geschützt, besitzt bei einem Flächeninhalt von 42
Quadratruthen die Form eines Rechtecks von 60 Fuss
Länge und enthält 8 Birn- und 7 Apfel -Spaliere,
und zwar die ersteren zu 4, die letzteren nur zu
2 Latten. An jedem Birn - Spaliere stehen 5 in
einfacher Palmettenform gezogene Bäume und ent-
halten ein Sortiment von 40 der edelsten Sorten.
Von den 7 Apfel -SpaHeren hat jedes 18 Bäume
und zwar 2 derselben den Weissen Kalvill, 2 den
Gravensteiner, während die 3 übrigen Spaliere mit
verschiedenen Sorten, und zwar solchen, welche auf
den allgemeinen Versammlungen deutscher Pomo-
logen als bestes Tafelobst empfohlen sind, bepflanzt
wurden. Obgleich alle in Form eines „T" gezo-
genen Apfelbäume erst seit Frühjahr im vierten
Jahre stehen, sind die Mehrzahl derselben doch
schon durch Kopuliren mit einander so verwachsen,
dass ein jedes der Spaliere von Anfang bis Ende
eine ziemlich vollständige doppelte Guirlande bildet.
Die auf 2 Seiten den Garten begrenzenden Ge-
bäude sind dagegen mit Wein bepflanzt, wo der-
selbe an dem nach Süden liegenden ä la Thomery,
an dem nach Osten liegenden nach Kecht'scher
Methode gezogen ist.
Die hintere Seite eines jeden Birn - Spaliers ist
in einer Entfernung von 6 Fuss unter sich mit
hochstämmigen rcniontircnden Rosen bepflanzt, wel-
che durch ihre überragenden, bis in den Spätherbst
reichlich blühenden Kronen einen prachtvollen Blu-
menflor gewähren. Erwähnenswerth in diesem, aus
88 Sorten bestehenden Rosen-Sortimente sind: Mad.
Rivers, G^n^ral Jacqu^minot, Madame R^camier,
Franz L, Senator Vaisse, Kaiser von Marokko und
Trioniphe de Montrouge.
Ein zweiter Garten mit Contre- Spalieren liegt
vor dem W^einhause in Form eines rechtwinkligen
Dreiecks. Er ist auf der Nordwestseite geschützt
durch das 160 Fuss lange Weinhaus und auf der
Ostseite durch die zum Ueberwintern der Topf-
Obstbäume und während des Sommers zum Ver-
gnügen dienende überbaute Kegelbahn. Beide Ge-
bäude sind auf den nördlichen Enden durch eine
Mauer verbunden, welche mit zwei Pfirsichbäumen
bepflanzt ist. Dieser Garten hat 60 Quadratruthen
Flächeninhalt und enthält 67 laufende Ruthen 4-lat-
tiger BirnSpaliere mit 64 in einfacher Palmettenform
gezogenen Bäumen, 61 laufende Ruthen 2-lattiger
Apfel -Spaliere mit 230 in einarmiger CorcTonform
gezogenen Sorten, 20 Ruthen 5 -lattiger Spaliere
mit 6 Kirsch- und 10 Pflaumenbäumen, so wie end-
lich 3| Ruthen 2-lattiger Spaliere mit 16 in ein-
facher Cordonform gezogenen Stachelbeeren.
Die beiden oben erwähnten Mauern des Weiu-
hauses und der Kegelbahn sind mit 36 Birn-, 6
Aepfel-, 8 Kirsch-, 2 Aprikosen-, 2 Pfirsich-Bäumen
und endlicli (die Nordseite) mit 6 Schattenmorellca
bepflanzt. Leider waren fast alle Bäume in diesem
Garten während des Winters von 1860 zu 61 so
weit heruntergefroren, als der Schnee ihnen nicht
eine schützende Decke geboten hatte. Sie trieben
indess wieder diclit über der Erde aus und stehen
jetzt von Neuem im üppigsten Wachsthume, so dasa
viele Birnen schon die vierte Etage gebildet haben,
die Aepfel-Spaliere sogar fast alle vollkommen be-
kleidet sind. Auch sieht man bereits eine Menge
Bäume durch Einlegen ihrer Leittriebe in ihre Nach-
barn mit diesen verwachsen. In physiologischer Hin-
sicht sehr interessant war, dass ein Kirschkordon,
der bereits in seinem Ilauptstamme abgestorben,
mit seiner Spitze aber in dem nächsten völlig ge-
237
Sunden Stamm angeplattet worden war, immer noch
daselbst gi-ünte und weiter vegetirte.
Der dritte und kleinste dieser 3 Gärten in Ge-
stalt eines Rechtecks enthält nur 15 Quadratruthen
Flächeninhalt und ist auf der Ost- und Nordseite
durch eine 8 Ruthen lange Mauer, auf der West-
seite durch Wohngebäude und durch den Stall
eines Gartenarbeiters geschützt.
Die Contre-Spaliere haben in ihm ehie Gesammt-
länge von 38 laufenden Ruthen, wovon die Spaliere
10 Ruthen Länge, ö^' Fuss Höhe haben, aus 8 Lat-
ten bestehen und mit 6 Aprikosen- und 4 Pflaumen-
Bäumen bepflanzt sind. 12 Ruthen 4-lattiger Spa-
liere sind mit 12 in einfacher Palmettenform gezo-
genen Birn-Bäumen und 16 Ruthen 2-lattiger mit
60 Aepfel-Bäumen in einarmiger Kordonforra ge-
zogen, bepflanzt. An den innern Seiten der den
Garten umgebenden Mauer und Gebäude hat man
dagegen vöUig ausgebildete, und zwar 2 Pfirsich-,
G Aprikosen- und 4 Birn -Bäume, an den äusseren
aber auf der Ostseite 4 Bii-n-Bäume und auf der
Nordseite 4 Schattenmorellen angebracht.
Verschaflen wir nun uns nach dieser Auseinan-
dersetzung einen Ueberblick über sämmtliche Spa-
lier- und Contre-Spalier-Obstbäume, so ergiebt sich
die nicht unbedeutende Summe von 76 Pfirsich-,
44 Aprikosen-, 319 Bim-, 498 Aepfel-, 36 Kirsch-,
29 Pflaumen-Bäumen, 16 Stachelbeeren und 1 Maul-
beerbaum, also eine Gesammtsumme von 1019 Spa-
lier-Obststämmen, und zwar ohne die, welche aus-
serdem noch an Viehställen, Gewächshäusern und
anderen Gebäuden angebracht sind.
Der 20 Morgen grosse Obstgarten wurde früher
schon, und zwar bereits vor 23 Jahren, angelegt. Die
sämmtlichen Bäume sind gesund und kräftig, ob-
gleich theilweise die Pflaumen, wie bekannt, in den
meisten Gegenden, so auch hier, in den letzten
Jahren sehr vom Mehlthau gelitten haben. Die
Hälfte der 20 Morgen sind mit Pflaumen (gröss-
tentheils der gewöhnlichen Bauernpflaume), ungefähr
ö Morgen mit Aepfeln, der übrige Thell mit Birnen
und die beiden Seiten der beiden Hauptwege mit
einer Reihe Kirschen bepflanzt. Die Bäume stehen
unter sich in Entfernung nach allen Selten von 21
Fuss und beträgt ihre Anzahl 1112.
Eine kleine Stachelbeer-Anlage von in Pyrami-
denform gezogenen Sträuchern ist noch zu erwäh-
nen, um so mehr, als auf diese Art und Weise
selbige zu ziehen Empfehlung verdient. Durch das
regelmässige, im Frühjahre oder im Herbste vorzu-
nehmende Zurückschneiden, so wie durch das mehre
Male im Sommer wiederholte Einstutzen der Garni-
rungstriebe bis auf 6 oder 8 Augen ist der Strauch
genöthigt, seinen Saft den Früchten, welche nun
näher am Stamme und ganz nahe an den Leittrie-
ben sitzen, reichlicher zuzuführen, als wenn diese
weiter auswärts hängen. Die Früchte werden auf
diese Weise weit grösser und saftreicher. Man ern-
tet von einem solchen Strauche, wenn auch nicht
an Zahl der Früchte, doch an Mass viel mehr, wie
von einem auf die gewöhnliche Weise behandelten
Strauche.
Die Anlage ist 18 Quadratruthen gross. Die
Sträucher stehen unter sich im Quadrat in Entfer-
nungen von 4 Fuss und sind durchschnittlich 3^ Fuss
hoch bei ihrem unteren Durchmesser von 2^ Fuss.
Ihre Anzahl beträgt 168.
Nachdem wir die grossartigen Obst-Anlagen im
Freien beschrieben haben, sei es uns erlaubt, auch
derer in geschlossenen Räumen, aber auch der übri-
gen Gewächshäuser, welche für die Anzucht von
Pflanzen und Blumen bestimmt sind, zu gedenken.
Wir beginnen mit den letzteren.
1. Ein vor drei Jahren gebautes Orangeriehaus
von 78 Fuss Länge und 24 Fuss Tiefe zur Durch-
winterung der 36 Orangenbäume; diese wurden
errösstentheils vor nun 15 Jähen als nackte, nur
veredelte Stämme aus Italien bezogen und haben
jetzt durchschnittlich eine Krone von 3 bis 4 Fuss
Durchmesser. Während des Sommers werden sie
auf den Blumenparterren vor dem gräflichen Schlosse
aufgestellt.
2. Ein Kalthaus, 40 Fuss lang und 21 Fusa
tief, zur Konservirung verschiedener Blüthensträu-
cher, welche im Sommer ebenfalls in's Freie kom-
men. Es sind dieses ausser Azaleen, Rhododendren
und Kamellien noch Polygalen, Pimelien, Chorize-
men, Acacien u. dgl. m. Wir machen dabei auf
ein Interessantes Exemplar der Leucophyta Browuii,
von einem Durchmesser von 2 Fuss bei einer Höhe
von 2^ Fuss, aufmerksam. Sie hatte auf einem
Rasenstücke im Freien eine Anwendung gefunden.
Ihr Silbergrau nahm sich im Gegensatz zu dem
saftigen Grün des Rasens daselbst reizend aus.
3. Ein Warmhaus von derselben Grösse. Darin
befanden sich unter Anderem eine Latania borbo-
nica mit einem Durclimesser von 9 Fuss, ferner
hübschgewachsene Exemplare der Chamaedorea Cas-
periana, der Chamaerops humilis und excelsa, des
Pandanus odoratissimns, der Cordyline superbiens
(Dracaena iudivisa der Gärten), des Cyanophyllum
magnificum und assamicum u. s. w.
Auch Pincenectien, sehr hübsche Farne: Ci-
botium Schiedei, Didymochlaena sinuata, Gymno-
gramme Laucheana, unbedingt das schönste Gold-
farn, u. s. w., nebst einer grossen Sammlung von 22
Schiefblättern oder Begonien und einem beträchtli-
chen Gloxinien-Sortimente, waren vorhanden.
Die beiden letzteren Häuser mit Satteldach sind
erst vor 3 Jahren erbaut. Sie liegen mit dem einen
238
ihrer Giebel nach Süden und stellen eigentlich nur
2 Flügel des Orangeriehauses dar. Mit diesem hän-
gen sie auf dessen Südseite zusammen und sind
daselbst nur durch aus Glaswänden bestehende Flü-
gelthüren getrennt.
4. 2 Ananashäuser von 12 Fuss Länge entlial-
ten 240 IS-monatliche Pflanzen. Es werden hier
kultivirt: Cayenne lisse, Cayenue epiiieuse, Montserre,
Trinit^, Comte de Paris, Princesse de la Eussie und
Nervosa niaxima.
5. Das Pfirsichhaus zum Treiben ist voriges
Jahr erbaut und bepflanzt. Es hat 20 Fuss Länge.
In ihm werden & Spaliere an Draht, darüber aber
3 Weinstöcke ä la Thomery zur Bekleidung der
Hinterwand gezogen.
6. Das Feigenhaus hat 48 Fuss Länge und 24
Fuss Tiefe. In ihm befinden sich jetzt 38 im freien
Grunde stehende Bäume, wovon die vorderen 2
Reihen pyramidenförmig, die hinteren 2 aber hoch-
stämmig sind. Die endlich, welche die Seitenwände
und den untern Theil der Hinterwand bedecken,
befinden sich am Spalier. Der obere Theil der
Hintei'wand ist wiederum mit AVein a la Thomery
bezogen. Wir erinnern uns nicht, irgendwo solche
schöne Feigenbäume, und zwar, was die Vegetation
sowohl betraf, als auch hinsichtlich der Fülle und
des Ansehens der Früchte, gefunden zu haben. Die
sonst so üblichen kahlen Stellen am Stamme und
den Hauptästen waren dadurch vermieden, dass al-
lenthalben oberhalb der Stelle, wo Blätter gesessen
hatten und noch schlafende Augen zu vermuthen
■waren, man Quer-, und dann von diesen seitlich
rechts und links andere Schnitte bis auf den Splint
gemacht hatte. Allenthalben, wo dieses geschehen,
waren die schlafenden Augen noch zur Entwicke-
lung gekommen. Diese Erscheinung ist in physio-
logischer Hinsicht ausserordentlich wichtig, da man
gewöhnlich annimmt, dass nur der in den Blättern
erst assimilirbar gemachte Nahrungssaft befähigt
ist, Neubildungen hervorzurufen. In diesem Falle
muss aber der zur Entwickelung des Auges zum
Triebe nöthige Nahrungssaft hauptsächlich aus der
Erde erst entnommen und durch die Gefässe zuge-
führt sein. Das sogenannte Leitauge beim Okuliren
der Rosen u. s. w. führt ebenfalls dem eingeimpften
Auge direkt aus der Erde Nahrung zu.
7. Ein Weinbaus von 160 Fuss Länge mit 40
Weinstöcken und 6 an der Hinterwaud hochstäm-
mig in einfacher Palmettenform mit 3 Etagen ge-
zogenen Pfirsichbäumen. Zur Ergänzung der mit
den Jahren schwach werdenden Stöcke sind ausser-
halb andere angepflanzt, welche dann unter der ge-
wölbten Vordermauer durch in das Haus geleitet
werden. Der Wein wird nicht getrieben, sondern
nur durch Auflegen der Fenster Ende Februar,
welche dann wiederum im Herbste abgenommen
werden, erhält er einen Vorsprang. Man ist auf
diese Weise auch bei ungünstiger Witterung seiner
vollkommenen Reife gewiss. Natürlich wird im
Winter der Weinstock, als wenn er völlig im
Freien wäre, eingegraben, d. h. so viel als nöthig
mit Erde bedeckt.
Die W^einstöcke haben seit 16 Jahren stets sehr
gut getragen, die Erträge nahmen jedoch in den
letzten Jahren allmählig ab. Der Boden scheint
demnach trotz des Düngens an irgend einem Stoffe
verarmt zu sein. WahrscheinUch fehlt Kali, was
durch die gewöhnlichen Dünger-Sorten meist nur in
unbedeutender Menge zugeführt wird. Es wäre
wohl interessant, den Ursachen nachzuforschen und
zunächst eine chemische Analyse des Bodens zu
machen. Vor Allem möchten wir rathen, kalihaltige
Düngerstoife anzuwenden und dann die Erfolge ab-
zuwarten.
Wir erlauben uns, dabei eines anderen ähnli-
chen Weinhauses zu gedenken, was sich in der
Nähe von Arcndsee, in Boizenburg befindet. Der
dortige Garten-Inspektor Z ander besass in demsel-
ben dreijährige Weinstöcke, die auf eine W^eise mit
Trauben besetzt waren, wie wir es nur selten ge-
sehen. Diese ausserordentliche Fruchtbarkeit schreibt
der Garten-Inspektor Zander der Luftdrainage zu,
welche von ihm eingerichtet ist. Zu diesem Zwecke
hat er sich der gewöhnlichen Drainröhren bedient,
die au beiden Enden des Hauses und in der Mitte
durch senkrecht gestellte Röhren nach aussen mün-
den. Durch diese 3 Mündungen wird beständig
ein lebhafter Luftzug in der Erde unterhalten. Die
Luft, welche von aussen eindringt, ist wärmer, als
die in der Elrde, treibt diese heraus und bringt
ausserdem noch eine Menge Nahrungsstofle mit,
welche von den überall verzweigten Wurzeln auf-
genommen werden. So ist nämlich unsere Ansicht
von der Wirkung dieser Luftdrainage.
8. Ein Vermehrnngshaus von 12 Fuss Länge.
Zur leichteren Beschaffung des Wassers ist vor
2 Jahren auch eine Wasserleitung errichtet, wo
durch Pferdekraft das Wasser in ein auf einem
hochliegenden Punkte im Obstgarten gebautes Bas-
sin aus dem 800 Fuss weit davon in der bedeu-
tenden Parkanlage liegendem Karpfenteiche hinauf
gepumpt wird. Von hier aus kann es in alle Ge-
wächshäuser, so wie ausserdem durch den ganzen
Obst- und Gemüsegarten, geleitet werden.
Sämmtliche Anlagen befinden sich in einem sol-
chen Zustande, wie man immer sieht, wenn der
Besitzer selbst Interesse und Liebe besitzt, wie es
hier im hohen Grade der Fall ist. Graf Albert
V. Schlippenbach bringt einen grossen Theil sei-
ner Zelt in den ihm Heb gewordenen Anlagen zu
239
und ist fortwährend noch bemüht, ausgezeichnete
Sorten von Obst sich zu verschaffen. Man findet
in Arendsee deshalb nicht allein die guten Tafel-
sorten, welche von Seiten der Pomologen während
der 4 Versammlungen empfohlen sind, sondern auch
die, welche Andere als vorzüglicli erprobt haben.
In den letzten beiden Jahren hat Lepfere die Obst-
anlagen nicht beaufsichtigt, weil ihm dazu die Zeit
fehlte. Unter seiner Leitung hatte der Obergärtner
Wünne die Arbeiten ausgeführt. Mit grosser Lie-
benswürdigkeit hatte Lepfere diesen selbst unter-
richtet und ihn nach und nach bei dem feineren
Obstbau in die Geheimnisse der Natur eingeweiht,
so dass Obergärtner Wünne jetzt im Stande ist,
alle Arbeiten selbständig auszuführen. Innig freu-
ten wir uns, zu sehen, wit welcher Liebe der an
Jahren ältere Scliüler fortwährend an seinem Jün-
gern Lehrer hing und nur mit grosser Dankbar-
keit von ihm spracli. Auch Graf v. Schlippen-
bach ist von Dank durchdrungen. Unter solchen
Umständen hoflen und glauben wir, dass die Anla-
gen der feineren Obstzucht im Nordosten unseres
Vaterlandes auch ferner gedeihen und mit der Zeit
noch ganz andere Resvdtate geben werden, als man
bis jetzt erreicht. Die ersten Schwierigkeiten sind
bereits überwunden. Man hat den klimatischen und
Boden- Verhältnissen Rechnung getragen und wird
ferner der Obstbau rationell, nicht niaschinenmässig,
betreiben.
Wredow's Uarteiifteuiid.
11. Auflage.
Von H. Gaerdt luid E. Neide.
Im Jahre 1862 erschien die 10. Auflage und
jetzt nach 2 Jahren liegt bereits die 11. Auflage
vor uns. AVas wir in der Beurtheilung der 10.
Auflage (s. Wochenschr. S. 87) gesagt, ist auch
sonst anerkannt worden. Die Auflage ist noch ra-
scher vergritten, als wir selbst vermutheten. Haben
wir die Kj. Auflage empfohlen, so können wir auch
mit gutem Gewissen die 11. Auflage empfehlen.
Der Gartenbau nimmt immer mehr überhand und
findet selbst in den untersten Schichten des Volkes
Anhänger, am meisten jcdocii bei dem Mittelstande.
Für diesen ist auch das vorhegende Buch geschrieben.
Wesentliche Abänderungen enthält es niclit; wir
können demnach unseren früheren Empfehlungen
nichts Neues hinzufügen. Die Verfasser werden es
uns daher erlauben, wenn wir dagegen für die
nächste Auflage Einiges zur Beherzigung geben;
es betrift't dieses auch mehr die theoretische Seite,
als die praktische. Heut' zu Tage besitzt man im
Allgemeinen, vor Allem der Mittelstand, eine ganz
andere Bildung, als früher; der Gärtner hat eben-
falls seine bedeutsame Stellung begriflen und steht
nicht mehr auf dem alten Standpunkte. Eben des-
halb hätte auch in der neuen Auflage von Wre-
dow's Gartenfreund zunächst auf die theoretlsclie
Einleitung mehr Sorgfalt verwendet werden müssen.
Was da gesagt wird, steht nicht im Einklänge mit
den Fortschritten, welche die Wissenschaft in der
neuesten Zeit gemacht hat; es ist nicht richtig,
nicht wissenschaftlich, mit einem Worte veraltet.
Demnach ist eine ganz neue Verarbeitung nothwen-
dig. Nur einige Beispiele:
Wurzelfasern und Thauwurzeln sind keineswegs
identisch. Um einfache Zellen zu sehen, braucht
man grade kein Mikroskop; man kann sie sehr
häufig mit blossen Augen entscheiden. Stengelver-
ästelungen und Blütlienstiele sind verschiedene Be-
griffe. Stocksprossen sollen dünne langgestreckte
Stengel sein und zu ihnen die Knollen gehören.
Weiter werden Stacheln unausgebildete Aeste ge-
nannt und im Holze (einem Geflechte) soll der
Nahrungssaft aufsteigen u. s. w. Das Leben der
Pflanze und ihre Ernährung ist für den Gärtner
und Laien so ausserordentlich wichtig, dass diesem
ein ganz besonderer Abschnitt hätte gewidmet wer-
den müssen. Wenn gar noch bei einer ausgespro-
chenen Ansicht Lieb ig citirt wird, so müsste man
doch Alles kennen, was dieser geschrieben hat und
nicht nur Brocken aus früherer Zeit.
Die Gärtner scheinen uns vor Allem berufen
zu sein, auf die Wissenschaft der Pflanzen-Ernäli-
rung einen bedeutenden Einfluss auszuüben. Dazu
ist aber allerdings nothwendig, dass sie sich selbst
etwas mehr heranbilden und nicht glauben, dass
sie schon genug wüssten oder gar dass die Wissen-
schaft dummes Zeug sei. Grade aus dem Gärtner-
stande sind in der neuesten Zeit 2 unserer bedeu-
tendsten Botaniker hervorgegangen. Der Gärtner
oreht, wenn wir uns nocli so ausdrücken dürfen,
vielmehr mit dem Leben der Pflanze um; von frü-
hem Morgen bis spät zum Abend beobachtet er
und lauscht der Natur die Geheimnisse ab. Er
sieht auch deshalb in der Praxis weit mehr, als
der Botaniker. Allerdings ist es nothwendig, dass
der Gärtner sich der Sache etwas bewusst ist und
nicht gleich einer Maschine oder nach einer Art
i Instinkt handelt. Wo der Theoretiker in seinem
Studienzimmer etwas gefunden zu haben glaubt, da
muss der Praktiker die Richtigkeit im grossen Le-
ben nachweisen. Der Gärtner soll auch ausserdem
dem Botaniker vorarbeiten und die Wege zeigen,
auf denen am Leichtesten zu forschen ist.
Wir haben schon früher auf einen Umstand in
dem Buche aufmerksam gemacht und glauben im
240
Interesse des Ganzen von Neuem darauf hinzuwei-
sen. Es betrifft dieses die alphabetische Reihen-
folge. Wir gestehen gern zu, dass sie die be-
quemste für den Verfasser und für den Leser ist,
aber auch diejenige, welche häufig im Stiche lässt,
und gar keine Sicherheit gibt. Wo jetzt jede
Pflanze ihre 2, 3, 4 und selbst 10 Namen hat,
kann man unmöglich wissen, welcher in dem Ver-
zeichnisse gewählt ist. In der Regel wird der
Name genommen, der am meisten im Munde der
Leute ist; dieser ist aber in der Regel ein falscher
oder ein sogenannter Gartenname. Würde man,
wie es auch Petzold und Kirchner in ihrem
Arboretum Muskaviense gethan haben, die systema-
tische Reihenfolge nehmen und gäbe ein gutes al-
phabetisches Verzeichniss dazu, so würde auch der
minder Geübte sich rasch lieraustinden und ausser-
dem den Vortheil haben, dass er sich übt und et-
was lernt. Die Herausgeber des Wredow'schen
Gartenfreundes fühlen es selbst, indem sie in Be-
treff der Koniferen, Aroideen, Palmen, Orchideen,
Gesneraceen inkonsequent werden und plötzlich sy-
stematische Zusammenstellungen machen.
Hätten sie dieses beispielsweise auch mit den
Marantaceen so gemacht, so würden sie nicht eine
und dieselbe Pflanze (Phryniuni micans") doppelt
aufgeführt haben und hätten auch nicht Pflanzen,
welche die Wissenschaft einem Genus einreiht, in
3 verschiedene Genera gebracht. Möchten doch
die Herausgeber dieses einmal für die nächste Auf-
lage überlegen!
Die
Haiidclsgüi-tiieiei von Carl Louis Friebel,
koppenstrasse >-j. 15, IG uiiil 21 iii Berlin,
empfiehlt ihr grosses Zwiebellager, als: Hyazinthen,
Tulpen, Crocus, Narzissen, Tazetten, Lilien u. Scilla
sibirica in ausgezeichneter Waare zu den billigsten
Preisen. Verzeichnisse darüber werden portofrei auf
Verlangen zugesendet.
Folgende Pflanzen sind in grosser Quantität
in gesunden Exemplaren abzugeben :
12,000 Exemplare der Livistona chinensis
(Latania borbonica) , das 100: 10 — 12 Thlr,
das 1000: 80—90 Thlr in schönen, kräftigen,
einjährigen Pflanzen, grössere Exemplare zu
1—3 Thlr;
2000 Exemplare der Chamaerops humilis,
einjährig, das 100: 10 Thlr, zweijährige 6 Sg.
das Exemplar, grössere bis 3 Thlr;
1000 Stück Cyclamen le sang d'Arab., das
Dutzend 6 Thlr; eine ausgezeichnete Species,
im Winter haben dieselben 50 — 80 Blüthen
gehabt und es werden nur Knollen 2 — 3 Zoll
stark abgegeben ;
Ficus elastica, das Dutzend 3 — 5 Thlr;
Kamellien, starke Pflanzen und gute Sorten
mit grossen Knospen, das 100: GO — lOOThlr.
Reichhaltiges Sortiment von Palmen, Dra-
caenen, Yucca' s, Panda nen, ferner die neuesten
Fuchsien, frühblühende Chrysanthemen, Pe-
largoiüen, Odier'sche und Scharlach-, englische
und französische, endlich das Schönste, was man
von Phlox decussata besitzt, im Einzelnen, so
wie auch in grösseren Quantitäten zu den soHdesten
Preisen.
Preis-Medaillen
von
London, Hamburg,
Königsberg etc.
(Tifcruc >t|eu)ttff)sl)niircr p.
und
eis-Medailleü
von
London , Hamburg,
Königsberg etc.
JUi|löei't[pii|ler,
sowie alle Gattungen
eisei'nei' Ciai*teninöbel,
buhl um) massiv,
empfiehlt die Fabrik von
Julius Inger in Erfurt
und stehen Zeichnungen und Preiscourant gratis
zu Diensten.
Ueber holländer Blumenzwiebeln, Florblumen-
Neuheiten, Orchideen, 10 — 25 Fuss hoch, Pracht-
Palmen, dergleichen über Engrospreise der Baum-
schul-Artikel, erschien soeben Katalog No. 30 und
liegt neben dem Haupt-Katalog No. 29, welche zu-
sammen 140 Seiten kompressen Druckes umfassen,
zur Versendung an geehrte Interessenten bereit.
(g. (&ntner's ®artcn-€tablt)lfement,
Plauitz, Station Kainsdorf, Sachsen.
Bluiueiizwiebelii.
Unser diesjähriges Verzeichniss der Blumenzwie-
beln No. 103 ist bereits ausgegeben. Wir machen
auf die Reichhaltigkeit aufmerksam und berufen uns
auf die in diesen Blättei-n über unser Etablissement
erschienene Abhandlung (s. No. 28). Auf portofreie
Anfi-age sind wir stets bereit, Verzeichnisse frankirt
zuzusenden.
Gent, im Juli 1864.
. fouis oan ^outtc.
Verlag vou Karl Wiegandt in Berliu,
Eommandanten-Strasse No. 62.
Druck der 0. Feister' sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereuies zur Beförderiiii!:; des (ilarteiibaues in den KiWiisl. Freussischeii Staaten
No. 31.
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur ;
JPi'oiessoi- I>r. Karl Kloch,
Geaeral-Sekretair des Vereines.
Berlin, den 6. August
1864.
Preis des Jahrganges 5,^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel . als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -üsterreicliischeu Post- Vereines.
Inhalt; Drei Blattpflanzen des Warmhauses (Miconia cha^todon Naud., Phylldgathis rotundifolia Bl. und Spaerögyrie latifolia
Naud ). — Revue horticole. Jahrgang 1863. 1864. 1. Hälfte. — Bericht über die Obstzucht in Kurhes,sen. Eingesendet
vom Gartenbau-Verein in Kassel.
Drei ßlattpflanzen des Warmhauses
(Miconia chaetodon Naud., Phyllagathis rotundifolia Bl.
und Sphaerögyne latifolia Naud.).
Während der Fe.st-Ausstellung des Vereines zur
Beförderung des Gartenbaues in den Tagen des 19.
und 20. Juni nahmen 2 Blattjjflanzen: Phyllagathis
rotundifolia Bl. und Sphaerögyne latifolia Naud.,
■wegen ihrer Schönheit die Aufmerksamkeit der ]5e-
suchenden in Anspruch, zumal die erstere zugleich
in Blüthe stand. In denselben Gewächshäusern des
Kommerzienrathes Reichenheim, in denen die
oben genannten Pflanzen gezogen waren, blüht aber
schon seit längerer Zeit noch eine dritte Pflanze
aus der Familie der Melastomateen, welche ebenfalls
unsere Beachtung verdient: Miconia chaetodon Naud.
Diese 3 Pflanzen sind zwar erst seit Kurzem bei
uns eingeführt, den Botanikern aber länger bekannt.
Wir glauben bei Pflanzen Liebhabern und Botani-
kei'n noch mehr Interesse für sie zu erwecken,
wenn wir sie einer nähei-n Beschreibung unterwer-
fen, zumal sie zum Thell keineswegs genügend und
in Uebereinstimmung mit unseren Exemplaren be-
schrieben sind.
Miconia chaetodon Naud. kommt in den Gär-
ten meist als Melastoma und Miconia Lindenii
vor; es ist daher wahrscheinlich, dass unter dem
leteteren Namen durch Linden selbst zweierlei
Pflanzen ausgegeben wurden, von denen die echte
Pflanze dieses Namens sich durch ganzrandige Blät-
ter unterscheidet. Ihre Einführung aus der süd-
amerikanischen Republik Venezuela verdanken wir
dem Direktor Linden in Brüssel. Sie scheint ziem-
lich rasch zu wachsen, wie wohl die meisten Mela-
stomateen, und verästelt sich zeitig. Dadurch dass
die Aeste aber ziemlich wagerecht abstehen, nimmt
die Pflanze viel Raum ein; in kleineren Gewächs-
häusern ist sie demnach nicht zu gebrauchen. Die
Aeste sind rund und dicht mit einzelnen und
grade stehenden Haaren besetzt. Deren Farbe ist
ein schmutziges Ochergelb, was aber nach dem
oberen Ende allmählig in ein freudiges Spahngrün,
eine Farbe, die auch die grossen Blätter besitzen,
übergeht. Eigenthümlicli sind die länglichen und
erhabenen Flecken von brauner Farbe, welche sich
auf der ganzen Epidermis des Hauptstengels und
seiner Aeste befinden.
Die auf 6 Zoll langen und runden Stielen befind-
lichen Blätter stehen, wie bei deu allermeisten Me-
lastomateen, einander gegenüber und haben ausge-
wachsen, bei einer Breite von 10, eine Länge von
gegen 1.5 Zoll. Auf beiden Flächen sind sie mit
einzelnen Haaren ebenfalls dicht besetzt, doch so,
dass die auf der Oberfläche vorherrschend auf klei-
nen Erhabenheiten innerhalb der kleinen Felder,
auf der Unterfläche hingegen grade auf deu Adern,
welche die Felder einschliessen, stehen. Die Ge-
stalt ist eiförmig-schwachherzförmig, so dass an ih-
rer Basis sich 2 abgerundete Ohren von kaum
^ Zoll Durchmesser befinden. Der Rand ei'scheint
unregelmässig gezähnt, doch so, dass von oben da-
rauf gesehen, die Zähne weniger deutlich sind.
31
242
Sehr interessant ist die Nervatur, wenn sie r-ich
auch bei den meisten Melastoniateen auf gleiche
Weise wiederholt. Von der Basis der Blattfläche
entspringen nämlich ausser der Mittelrippe noch auf
jeder Seite 3 und selbst 4 Nerven, die, je mehr sie
nach aussen liegen, auch in einem grössern Bogen
nach aussen gehen und, mit Ausnahme der beiden
innersten an der Spitze sich mit der Mittelripp»
vereinigenden, sich in dem Rande verlieren. Die lau-
gen Felder zwischen je 2 Längsuerveu sind durch
35 bis 40 Queradern wiederum in ebenso viele,
aber nun querliegende kleinere Felder gethcilt. Da-
durch, dass auch diese wiederum dui'ch zwischen
den Hauptadern senkrecht herabfallende Nebenadern
von Neuem in noch kleinere Felder getheilt wer-
den, entsteht ein regelmässiges Netz. Auf der Ober-
fläche des Blattes treten Nerven und Adern nicht
hervor, wohl aber, und zwar auf eine sehr bemerk-
bai-e Weise, auf der Unterfläche. Nach dem Ende
der Aeste zu nehmen die Blätter an Grösse ab.
Der Blüthenstand ist eigenthümlich, so dass er
eine nähere Beschreibung verdient. Er gehört nach
den Ansichten der neueren Botaniker zu den Trug-
dolden und ist gipfelständig. An seiner Basis wird
er von 2 mehr in die Länge gezogenen und klei-
neren Blättern umgeben. Mit diesen abwechselnd
befinden sich dicht über der Insertion auf jeder
Seite zwei übereinander stehende Blüthen, von
denen die untere ganz kurz, die obere mehr als
noch einmal so lang gestielt ist, worauf ein ver-
kürzter Ast mit 5 strahlenförmig von dessen Spitze
ausgehenden Blüthen mit kurzen Stielen folgt. Zwi-
schen diesen beiden Aesten erhebt sich die Achse
des Blüthenstandes weiter und endigt an der Spitze
ebenfalls mit 5 strahlenförmig, aber zu denen der
beiden Aeste in entgegengesetzter Richtung gestell-
ten Blüthen, während an der Basis derselben auf
beiden Seiten und wiederum in derselben Richtung
ebenfalls 2 Blüthen über einander stehen. Auf
diese Weise besteht der ganze Blüthenstand aus
23 Blüthen.
Die Entfaltung der l^- Zoll im Durchmesser
haltenden Blüthen von blendend-weisser Farbe ge-
schieht nicht auf einmal, sondern in der Weise, dass
die Gipfelblüthe zuerst erscheint. Dann kommen
die beiden seitlichen und die Gipfelblütlien der bei-
den Aeste. Sind diese im Abblühen, so entfalten
sich von den beiden an der Basis der beiden Aeste
stehenden Blüthen die oberen, worauf von den bei-
den Aesten die mittleren aufblühen werden. Nun
erst kommen von den beiden Blüthen, welche den
Gipfelast an der Basis begrenzen, die oberen zum
Vorscheii). Sind endlich diese im Abblühen, so ist
die Reihe an den beiden untersten Blüthen des
Gipfelaste?. Es folgen die untersten Blüthen der
seitlichen Aeste und von denen, welche sich an
deren Basis befinden, ebenfalls die untersten. Wie
es scheint, kommen die beiden letzten Blüthen,
nämlich die untersten, welche sich an der Basis des
Gipfclastes befinden, nur selten zur Entwickelung
und schlagen oft schon im Entstehen fehl. Die kur-
zen Blüthenstiele sind am obern und untern Ende
gegliedert und fallen, nachdem die Blüthen (in un-
seren Gewächshäusern) oder die Früchte abgewor-
fen sind, ebenfalls ab.
Einen besonderen Reiz haben die Blüthen noch
dadurch, dass ihre Farbe sich mit dem Verblühen
in eine immer dunkler-werdende Fleischfarbe umän-
dert. Man kann demnach au einem Blüthenstande
alle Nüancirungen des reinsten W^eiss bis zur dun-
kelsten Fleischfarbe finden. Naudin gibt die Blü-
then mit der Fünfzahl an. Wir haben sie nur mit
der doppelten Vierzahl gesehen (s. Ann. d. sc. nat.
3. ser. T. XVI, p. 134).
Der hellgrüne und dicht-behaarte, becherförmige
Kelch von 4 Linien Durchmesser und mit b^ Linie
langer Röhre ist etwas dick und an seinem Rande
mit S borstenförnn'gen, wenig abstehenden Abschnit-
ten versehen. Zwischen diesen zieht sich eine häu-
tige Substanz herum, an deren Basis die 8 in der
Knospe etwas gedrehten, in der ofienen Blume aber
elegant znrückgebogeuen Kronblätter von länglicher
oder umgekehrteirund - schwachspathelförmiger Ge-
stalt und die 16 Staubgefässe entspringen. Die letz-
teren legen sich selbst dem obern Theil der Krone
auf und ihre weissen Fäden gleichen au Länge den
aufrechten, auf der einen Seite runzlichen Beuteln
mit i'osafarbigem Schein. Die letzteren sind meist
am oberen Ende etwas gebogen und öflnen sich
an der Spitze mit einer breiten, runden Oeft'nung.
Der jjvramidenförmige und 4-fächrige Frucht-
knoten trägt am obern Ende eine kurze und gekerbte
Schale, aus der der dicke, nach oben an Umfang
zunehmende und nach unten gebogene GriffVl sei-
nen Ursprung nimmt. Dieser besitzt die Länge
der Staubgefässe, mit denen er eine entgegenge-
setzte Richtung einnimmt und sich dem unteren
Theile der etwas längeren Krone auflegt. Die
breite Narbe bildet eine etwas zusammengedrückte
Halbkugel. Im Fruchtknoten befinden sich an gros-
sen mittelständigen Placenten sehr viele Eichen in
4 Fächern.
W^ir kommen zur zweiten Blattpflanze: Phyl-
lilgathis rotundifolia Bl. Von dieser höchst in-
teressanten Melastomatee besitzen wir eine ausführ-
liche Beschreibung und auch eine ziemlich gute
Abbildung, freilich in einem holländischen Werke,
was nur Wenigen zugänglich sein möchte, (in Kor-
thals' Abhandlungen über die Naturgeschichte der
niederländischen übersee'schen Besitzungen). UebrI-
243
gens hat auch der Handelsgärtner G r o e n e \v e g e n
in Amsterdam, dem wir die Einführung dieser in-
teressanten Pflanze vei-danken, eine Abbildung von
iiu- anfertigen lassen, inn sie zu vertheilen.
Die Pflanze wächst sehr rasch und scheint auch
wegen ihrer leichten Vermehrung eine Handels-
pflanze werden zu wollen. Man muss sich nur
wundern, dass Phyllägathis rotundifolia nicht
schon mehr in den Gärten der Liebhaber sich be-
findet. Obergärtner Boese thcilt uns darüber mit,
dass sie sich deshalb den Begonien anschlicssc. Je-
der Steckling treibe alsbald Wurzeln. Selbst alle
Theile der Blätter sind im Stande, Knospen zu
treiben. Genannter Gärtner hatte ein, einen halben
Zoll im Durchmesser enthaltendes Stück Blatt her-
ausgeschnitten und grade so behandelt, wie man es
mit Begonienblättern zu thun pflegt. Wir machen
um so mehr auf diese Vermehrungsmethode auf-
merksam, als sie noch gar nicht bekannt zu sein
sciieint.
Obwohl Phyllägathis rotundifolia noch
weit grössere Blätter besitzt und diese selbst, wie
wir in der letzten Ausstellung des Vereines gese-
hen haben, eine Länge von 2, und einen Breiten-
Durchmesser von 1<^- Fuss haben können, so nimmt
sie doch einen im Verhältniss geringen Kaum ein.
Sie verästelt sich sehr und besitzt ein gedrängtes
Wachsthum, so dass die gegenüberstehenden Blät-
ter rasch auf einanderfolgen und die Internodien
nur eine geringe Länge haben. Da der Blüthen-
stand gipfelständig ist und schon erscheint, wenn
sich kaum 2 und 3 Blattpaare gebildet haben, so
kommen alsbald aus dem Winkel zweier gegen-
überstehender Blätter die Knospen zur Entwicke-
lung und bringen ebenfalls rasch an der Spitze
wiederum einen Blüthenstand hervor. Bevor sich
die Stengelglieder gehörig gestreckt haben und der
Blüthenstand seine vollständige Entwickelung er-
langt hat, fangen schon wieder Knospen an, in den
Winkeln zweier Blätter sich zu Aesten heranzubil-
den. Durch diese armförmige Verästelung, wobei
das Wachsthum der einzelnen Aeate an der Spitze
durch den Blüthenstand begrenzt wird , erhält die
ganze Pflanze eine gehörige Breite. Während in
der Mitte des Hauptstammes vielleicht der Blüthen-
stand zur Entfaltung gelangt ist, haben in der Regel
schon die neuen Blüthenstände sich angesetzt und
es finden sich selbst die Anlagen zu neuen Aesten
(Achsen dritter Ordnung) mit neuen Blüthenstän-
den an der Spitze vor. So sieht man gewöhnlich
Blüthen in allen Stadien der Entwickelung, ein
Umstand, der gewiss die Pflanze noch besonders
empfielilt. Wahrscheinlich muss sie zur Kultur oft
erneuert werden und wird, je älter sie ist, auch
um so schlechter. Vielleicht geht sie, wenn sie
eine Zeit lang auf die oben angegebene Weise ve-
getirt hat, von selbst zu Grunde. Das mag die
Ursache sein, warum Korthals die Pflanze eine
Staude nennt.
Phyllägathis rotundifolia wurde bereits
von Jack, einem im Dienste der englischen Kom-
pagnie befindlichen Chirurgen, der sich durch mehre
botanische Arbeiten vortheilhaft bekannt gemacht
hat, auf der Liscl Sumatra entdeckt und als Me-
lästoma rotundifolium beschrieben. Ob aber
diese Pflanze und die luiserige wirklich dieselben sind,
scheint uns manchmal zweifelhaft zu sein, da bei
der Jack' sehen die Unterfläche der Blätter mit
rostfarbenen Haaren bedeckt sein soll. Blume,
der zuerst im Jahre 1831 das Genus Phyllägathis
(Flora, 14. Jahrg. S. 507) aufstellte, lässt hingegen
die LTnterfläche durch rostfarbene Pimkte schilfrig
(lepidota) sein. Nach Korthals ist diese aber wie-
derum A'öllig unbehaart. Die uns zu Gebote ste-
hende Pflanze ist jedoch an den Blattstielen, auf der
Unterfläche der Blätter, an den Deckblättern und
zum Theil an den Blüthen mit eigenthümlichen
wasserhellen , kugelrunden und mit einem kurzen
Stiel versehenen Drüschen besetzt, die, so reichlich
sie auch in der Jugend genannter Organe vorhan-
den sind, doch allmählig abfallen. Wir machen auf
die sonderbaren Drüschen , welche an die beim
Hopfen erinnern, besonders Botaniker aufmerksam.
Eine ausführliche Beschreibung, wie wir es bei
der Miconia chaötodon gethan haben, halten wir
für unuöthig, da sie bereits gegeben ist. Wir möch-
ten die Phyllägathis nur noch Pflanzenfreuuden, die
ein Gewächshaus haben, empfehlen, weil die schö-
nen grossen Blätter eine prächtige dunkelgrüne und
zugleich glänzende Oberfläche haben, wie wir die-
selbe sonst nicht häufig bei Pflanzen finden.
Auch des interessanten Blüthenstandes müssen
wir noch ausführlich gedenken, zumal wir ihn bei
unserer Pflanze ebenfalls wiederum anders gefunden
haben, als er sonst angegeben wird. 4 — 6 Zoll er-
hebt sich nämlich der Stengel noch aus dem letz-
ten Blattpaare hervor, bevor der gedrängte Blü-
thenstand mit den violetten Blumen, in denen die
gelben Staubbeutel sich reizend ausnehmen, beginnt.
Genau im Scheitel befinden sich einige 30 kurzge-
stielte Blüthen und werden durch 4 Blüthenköpfe,
welche von grossen Deckblättern eingeschlossen sind,
umgeben. Es sind diese 4 Blüthenköpfe eigentlich
axilläre Blüthenstände, wo nur die zu grösseren
Deckblättern umgewandelten beiden Paare von
Laubblättern rasch auf einander folgen und die
Stengelglieder sich gar nicht entwickelt haben.
Schliesslich bleibt uns noch übrig, die letzte
Blattpflanze zu besprechen. Vor mehrern Jahren
haben wir durch Linden in Brüssel eine Art
31*
244
kennen gelernt, welche mit Recht allgemeines Auf-
sehen machte und hei allen Ausstellungen äev ver-
schiedensten Länder Preise erhielt. Es war dieses
Cvanophyllum magnificum, welches wohl ihren Bei-
namen verdient und früher schou mehrmals von
uns besprochen wurde. Die übrigen Arten dieses
Geschlechtes, welche man später eingeführt hat, von
welchen aber einige nicht dazu gehören möchten,
stehen an Schönheit weit nach.
Dagegen haben wir in den letzten Jahren eine
andere Melastomatee aus der Republik Venezuela
durch Linden erhalten, welche denselben ornamen-
talen Wertli besitzt und Liebliaberu nicht genug
empfohlen werden kann. Wir haben olmlängst die
Sphaerögyne latifolia Naud. in derselben Fest-
Ausstellung des Vereines zur IJeförderung des Gar-
tenbaues, wo auch in gleich stattlicliem Exemplare
Phyllägathis rotundifolia Bl. vorhanden war,
wieder durch den Obergärtner des Kommerzien-
rathes Reichenheim, Boese, ausgestellt gesehen.
Die Blätter hatten eine Länge von 2S, und in der
Mitte einen Breitendurchmesser von 18 Zoll. Die
Pflanze stand leider nicht in Blüthe.
Gleich der Phvlhigathis, der das Genus Sphae-
rögyne nahe steht, wird auch diese Pflanze ein
Kraut genannt. Sphaerögyne latifolia wächst
nicht so gedrängt, als die vorige und scheint in
dieser Hinsicht mehr dem Cyanophyllum zu ähneln.
Wahrscheinlich ist aber die Art und Weise des
Blüheus dieselbe, denn Naud in, dem wir eine
ausführliclie Beschreibung (Ann. d. sc. natur. 3. ser.
T. XV, p. 331) verdanken, besehreibt den Blüthen-
stand gipfelständig und lässt ihn eine mehr oder
weniger gedrängte Rispe, mit wunderschönen rosa-
farbenen Blüthen dicht besetzt, sein.
Sphaerögyne latifolia steht dem Cyano-
phyllum magnificum so nahe, dass weniger Ge-
übte beide Pflanzen leicht mit einander verwechseln
könnten. Die letztere hat aber auf der Oberfläche
der Blätter eine dunklere, etwas sammetartige Farbe,
während sie hier heller erscheint. Während ferner
die Lnterfläche bei Cyanophyllum magnificum
ein violettes Braunroth besitzt, erscheint die Farbe
hier zart-rosaroth. Diese Farbe tritt besonders an-
genehm hervor, wenn man die Pflanze so stellt,
dass die Unterflächen sich den Augen präsentiren
und das Licht etwas durchfällt. Dieser rosenrothe
Schein hat in diesem Falle einen wahrhaft magi-
schen Reiz. Es kommt noch dazu, dass die eigen-
thümliche Nervatur und Adcrung, die sehr ähnlich
der ist, wie wir sie bei Mlconia chaötodon nä-
her bezeichnet haben, deutlicher hervortritt.
Es bleibt uns schliesslich noch übrig, einige
Worte über die Namen der 3 Pflanzen zu sagen.
Miconia wurde zu Ehren eines Barzellonaer Arz-
tes, eines Zeitgenossen Dalechamps', der in der
ersten Hälfte des IG. Jahrhundertes lebte, von Ruiz
und Pavon, den Verfassern einer Flora Perus und
Chili's, genannt. Ueber Phyllägathis sagt Blume,
der den Namen gegeben, nichts. Wahrsclieinlich
verglich er seine Pflanze mit der Agatiiis loranthi-
folia, d. i. Dammara orientalis, einer breitblättrigea
Konifere, und nannte sie Phyllägathis, d. h. wo der
gedrängte, zapfenartige Blüthenstand (agathis, ein
Knäuel) nicht mit schuppenförmigen, sondern mit
blattartigen Organen (phyllou, das Blatt) versehen
ist. Den Namen Sphaerögyne endlich hat Nau-
din gegeben, weil die Narbe (gyne, eigentlich der
ganze Stempel) die Gestalt einer Kugel (sphaera)
besitzt.
Revue horticole.
Jahrfrauj; 1863. 18G4. 1. Hälfte.
Wir sind leider bisher durch die reichlich uns
zur Verfügiuig gestellten Materialien abgehalten wor-
den , Berichte über auswärtige Literatur imd vor
Allem über die in den uns regelmässig zukommen-
den Zeitschriften abgebildeten neueren und zu em-
pfehlenden Pflanzen zu bringen ; wir ergreifen dem-
nach jetzt die Gelegenheit, imi das Versäumte eini-
germassen nachzuholen. Wir beginnen mit der Re-
vue horticole, deren ganzer voriger Jahrgang uns
nebst den in diesem Jahre erschienenen Heften vor-
hegt. Es ist nicht zu leugnen, dass sie eins der
wenigen gärtnerischen Journale ist, welche gut re-
digirt werden. Man findet in ihm reichlichen StoiF
und diesen in angenehmer Abwechslung. Alle Theile
der umfassenden Gärtnerei sind gleichmässig ver-
treten und haben in der Regel eine wissenschaft-
liche Unterlage. Niu- die Nomenklatur lässt Man-
ches zu wünschen übrig. Einige Bearbeiter machen
es sich in der Regel etwas sehr leicht und führen
Pflanzen an, von denen sie annehmen, dass sie neu
sind oder richtige Namen haben. Ob nicht, beson-
ders in der ausländischen Literatur, scjion etwas
darüber veröflentllcht ist, kümmert sie nicht. Da-
durch wird aber die Nomenklatur erschwert. Namen,
welche nur In Verzeichnissen aufgeführt sind, haben
keine Berechtigung. Man hätte bei mehr Sorgfalt
und mehr Kritik manchen Irrthum vermeiden kön-
nen. Manches nicht als etwas Neues gebracht, was
bereits ausführlich an anderen Stellen besprochen
wurde. Wir werden leider auch dieses Mal wie-
derum Gelegenheit haben, dergleichen Oberflächlich-
keiten zu rügen. In einer Zeitschrift, wie die Re-
vue horticole darstellt und an der so tüchtige Män-
ner arbeiten, dürfen dergleichen Dinge nicht vor-
245
kommeD. Wer Artikel darin liefert, muss mit sei-
nem Gegenstände auch vertraut sein nnd vor Allem
seine Literatur kennen.
Der Pomologie und der Obstzucht wird in der
Revue horticole mit Recht besondere Aufmerksam-
keit zugewendet; ihre Bedeutung hat mau endlich
auch bei uns erkannt. Eine Anzahl alter und neuer
Früchte sind darin abgebildet. Wir beginnen mit
den Aepfeln. Da finden wir denn zunächst zu
Seite 271 des Jahrganges 1863 unsere beliebte
Winter-Goldparmäne bildlich dargestellt. Der
Apfel verdient jede Empfehlung und hat auch in
Deutschland bereits länger eine allgemeinere Ver-
breitung gefunden. Zu Seite 231 ist dagegen
Knoop's Rosenapfel abgebildet. Es ist dieses
der platte Rosenapfel, den Christ, Diel und Ditt-
rich schon ausführlich beschrieben haben und der
sich von dem französischen Rosenapfel nur wenig
unterscheidet. Dass er in Frankreich nicht beschrie-
ben ist, mag darin seinen Grund haben, dass die
Franzosen den Aepfeln bis jetzt wenig Aufmerk-
samkeit zuwendeten. Neben diesem ist aber noch
ein Pomme rose de jaune de la Sarthe von
reingelber Farbe dargestellt, der Empfehlung ver-
dient. In Grösse und Form gleicht er dem ge-
wöhnlichen Rosenapfel. Die Zweige werden sehr
lang und hängen, wenn die Früchte reif sind, ge-
wöhnlieh über, was dem Baume ein eigenthümliches
Ansehen gibt. Sonst wächst dieser sehr kräftig und
scheint auch zeitig zu tragen. Einen Vortheil bie-
tet er durch sein spätes Blühen, da dieses selbst in
Paris erst in der ersten Hälfte des Monates Mai
geschieht. Der ziemlich rundliche Apfel hat eine
Höhe von 2i und einen Durchmesser von 3 Zoll.
Seine schöne gelbe Farbe wird durch feine, weisse
Punkte unterbrochen. Er scheint schon längst in
Frankreich, besonders in der Touraine, wo man
ihn Pomme d'argent nennt, und in der Maine, wo
er wiederum Pomme de jaune heisst, kultivirt wor-
den zu sein. Er ist ein Apfel ersten Ranges.
Ein vierter Apfel ist der bekannte Schwarze
Anisapfel, Schwarzer Borsdorfcr, Api noir, der
seines schönen Ansehens halber, zumal stets mehre
Früchte dicht zusammensitzen, bei uns viel in
Töpfen kultivirt wird. Abgebildet ist er zu Seite
11 vom Jahrgang 1864.
Birnen sind 7 bildlich dargestellt und zwar zu-
nächst im Jahrgange 1863: Poire Jules d'Airo-
les. Sie ist eine ausgezeichnete Bntterbirn, deren
Gestalt sich nicht gleich bleibt. Bei einer Länge
von beinahe 34, besitzt sie einen Durchmesser von
3 Zoll. Wenn sie lagerreif ist, was im November
und Dezember geschieht, hat sie ein hübsches An-
sehen, indem die orangenfarbene Oberfläche auf der
einen Seite so dicht mit cochenillfarbigeu Punkten
und kleinen Flecken besetzt ist, dass diese in einan-
der übergehen. Die Birn wurde von L^on Lo-
dere aus Laval schon im Jahre 1836 gezüchtet,
trug aber erst 1852 Früchte. Durch den Baum-
schulbesitzer Hutin in Laval kam sie erst vor
Kurzem in den Handel. AVir besitzen übrigens eine
zweite Frucht d, N., welche in Jodoigne durch H.
Gr^goire gezüchtet wurde.
Poire Beurr^ Jalais (zu Seite 331) wurde
1848 vom Baumschulbesitzer Jalais in Nantes ge-
züchtet und gehört wohl zu den besten Birnen der
Neuzeit. Das Fleisch ist gelblich und hat einen
sehr angenehmen, süsslichen und sehr gewürzhaften
Geschmack. Durchmesser und Höhe betragen 3 Zoll.
Die gelbe Oberfläche ist zum grossen Theil mit
später meist zusammenhängenden und rostfarbenen
Flecken bedeckt. Lagerreif ist die Frucht schon
im Oktober.
Poire Doat (zu Seite 371) ist dagegen mehr
in die Länge gezogen inid besitzt bei einer Länge
von fast 3i, nur einen Durchmesser von 2^ Zoll.
Die gelbgrnue, mit rostfarbenen Punkten besetzte
Oberfläche wird allmählig In der 2. Hälfte des Sep-
tembers goldgelb imd schHesst ein gelbliches Fleisch
von angenehmen aromatischem Geschmacke ein. Soll
der Baimi gut tragen , muss er kurz geschnitten
werden. Eingeführt wurde die Frucht durch den
Gärtner B^teille in Toulouse, der sie von einem
gewissen Doat im Departement Gers erhielt.
Noch länger, nämlich bei einem Durchmesser
von 3| bis 4 Zoll lang, und ebenso gefärbt, als die
vorige, nur mehr grün bleibend, ist Poire Cha-
maret (zu Seite 411). Sie wurde ebenfalls durch
L^on Lodere in Laval gezüchtet und kam durch
dessen Gärtner Hntin, der später die Baumschulen
selbstständig acquerirte, in den Handel. Sie ist im
Oktober essbar und hat ein schmelzendes, von Saft
strotzendes Fleisch.
Poire Chaigneau (zu Seite 31) ähnelt wiede-
rum mehr der Beurre Jalais, da sie bei einer Höhe
von 3, einen Durchmesser von über 3^ Zoll ent-
hält. Sie wurde wiederum von Jalais in Nantes
gezüchtet und steht an Güte dieser nicht nach.
Das schmelzende Fleisch ist aber weisslich und die
Haut besitzt eine grünliche Farbe. Interessant da-
bei ist, dass Jalais zu gleicher Zeit und nur in
einem Zwischenräume von 3 Jahren ziemlich die-
selbe Frucht zwei Mal erzog.
In der 1. Hälfte des Jahrganges 1864 sind ab-
gebildet: Poire Roux Carcas (Seite 91), eine
vorzügliche Beigamotte, welche alle Jahre in reich-
lichstem Masse trägt. Sie hat mittlere Grösse und
schliesst ein saftiges, augenehm schmeckendes und
gelbliches Fleisch ein, während die ganz glatte
Haut eine gelblich-grünliche, hier und da ins Roth-
246
liehe gehende Farbe besitzt. Sie ist eine der vor-
züglichsten kSommert'rüchte.
Poire Fortun^e Boisselot (zu Seite 131)
scheint, da die Früchte ziemlich fest hängen, anch
als Hochstamm eine Zukunft zu haben. Bei 3 Zoll
Durchmesser hat sie eine Höhe von 3ä Zoll. Ihre
dunkelgrüne Oberfläche fühlt sich rauh an und
schliesst ein gelbliches, feines und sehr schmelzen-
des Fleisch von angenehmen Geschmacke ein. Ge-
züchtet wurde sie von Boisselot in Nantes aus
Samen der Glücksbirn (Poire Fortun^e).
In demselben Jahrgange 1864 ist auch eine
Nektarine abgebildet (zu Seite 50), die der oben
erwähnte Baiimschulbesitzer Jalais aus Samen ge-
züchtet hat und deshalb den Namen Brugnou
Jalais erhalten hat. Bei uns liebt mau überhaupt
nicht NektarLnen oder glatte Pfirsiche; wir bezwei-
feln aber auch ausserdem, dass diese besonders gute
Eigenschaften besitzt.
Von Weintrauben finden wir im Jahrgange
1863 abgebildet: Ghasselas panach^ (zu Seite
71), einen gewöhnlichen Gutedel, wo einige Beeren
eine gelbe Farbe haben. Ist diese aber weiss, so
nennt man ihn Ghasselas suisse. Die Sultanieh-
Traube ist Seite 291 beschrieben und abgebildet.
Es ist dieses auch eine bei uns bekannte Traube
mit verhältnissmässig kleineren, gelben Beeren, in
denen keine Kerne entwickelt sind und die sehr
angenehm schmecken. Wir haben sie bisweilen
über Triest aus Griechenland in Form kleiner Ro-
sinen erhalten. In allen grösseren Städten des
Orientes, namentlich in Konstautinopel, werden sie
getrocknet feil geboten. In Kultur haben wir bei
uns diese Traube nicht gesehen.
Als Kaisin Prunella hat man, wie es scheint,
eine uordamerikanische, aus Vitis Labrusca gezogene
Sorte abgebildet. Bekanntlich werden derlei Sorten
in Amerika sehr viel unter den Namen Catawba
und Isabella gezogen, um Wein daraus zu bereiten;
sie haben auch in Deutschland eine Verbreitung
gefunden. Bei uns sind beide nur Tafeltrauben,
welche wegen ihres eigeijthümlichen Moschus- oder
Muskat -Geschmackes von Vielen geliebt werden.
Von vorzüglicher Qualität und ebenfalls mit solchen
grossen Beeren von dunkeler blauer Farbe haben
wir diese Sorten auf der Südküste der Krim gese-
hen. Wegen ihres festen Fleisches halten sich die
nordamerikanischen Sorten abgeschnitten sehr gut
und lange Zeit.
Eaisin gros de Candolle (zu Seite 211 des
Jahrg. 1864) ist eine reichtragende Sorte, wo die
roth-bräunlichen Trauben lange am Stocke hängen
können. Da sie aber keineswegs im Geschmacke
ersten Hanges sind und ausserdem selbst im Klima
von Paris nicht im Freien gedeihen, so verdient
die Sorte für uns in Deutschland gewiss keine Em-
pfehlung.
Von Mortillet befindet sich Seite 448 eine
interessante Abhandlung niit Illustrationen über den
Nussbaum und über seine Kultur im Departement
der Isfere (in der Dauphind), wo man mehre Ab-
arten, theils um Oel daraus zu pressen, theils zum
Genuss kultivirt. Es möchte auch für uns von In-
teresse sein, diese kennen zu lernen. Interessant
ist es, dass grade die Nüsse, welche viel Oel haben,
wenisrer fein im Gesclmiacke sind, während die an-
genehm schmeckenden weniger Oel besitzen. Zur
Bereitung des Oeles dienen: die St. Johanns
Nuss, (Noix St. Jean), so genannt, weil der Baum
sehr spät ausschlägt, inid die Chabert's Nuss.
Diese bei uns nicht bekannte Nuss ist klein und
mehr in die Länge gezogen. Der Baum schlägt
ebenfalls sehr spät aus und trägt ungemein reich.
Zum Essen dient zunächst die Pariser Wallnuss
(Noix Parisienne), welche keineswegs aus der Um-
gegend von Paris stammt und wahrscheinlich des-
halb diesen Namen erhalten hat, weil sie in jegli-
cher Hinsicht vorzüglich ist. Sie ist gross, etwas
länger als breit, oben und unten aber gleich dick.
Franquet's Nuss, vor 60 Jahren durch Fran-
quet in der Nähe von Notre dame de l'Osier ent-
deckt, ist länger und läuft etwas spitz zu. Ma-
yette's Nuss hat stets grosse Höcker in der Nähe
der Naht an der Basis und besitzt oben eine Spitze.
Nüsse zum Oelpressen kultivirt man im Tliale
von Graisivaudan , zum Essen hingegen mehr am
untern Thale der Isfere. Es gibt Dörfer, wo ein-
zelne Bauern für 2 — 3000 Fr. jährlich Nüsse ver-
kaufen. Alle 3 oder 4 Jahre werden die Bäume
vom todten Holze befreit und überhaupt gelichtet.
Die Hauptmärkto zum Verkaufe sind Greuoble und
Voiron. Das Kilogramm ohne Schale und bester
Qualität zum Oel kostet im Durchschnitt 50 Fr.,
während dagegen das Hektoliter Nüsse zum Essen
mit 15 — 16 Frank bezahlt wird. Diese gehen meist
nach Marseille, um zu Wasser weiter verfüln-t zu
werden.
In Paris hat man 2 Mittelformen der gewöhn-
lichen und schwarzen Wallnuss (Juglans regia und
nigra), die viel Interesse darbieten. Baum und
Blätter stimmen mit der erstereu, die Früchte in
der Form, weniger im Innern, mit der letzeren
überein. Bei Juglans intermedia pyriformis
ist die Nuss weniger dick als bei Vilmoreana;
letztere steht also der Juglans nigra in dieser Hin-
sicht näher. Bei beiden Mittelformen sind übrigens
die Blätter im Ganzen etwas kleiner, als bei Ju-
glans regia, stimmen aber sonst überein. Carri^re
hat von ihnen eine Beschreibung gegeben.
(Schluss folgt.)
247
-Bcririjt
über die Obst/iUclit in Kurliesseii.
Eingeseudet vom Garteubau-Vereiu in K.'issel.
Auch bei uns nimmt die Obstbaunizucht leider
noch nicht den Stand ein, welcher ihr gebührt, ob-
gleich nicht verkannt werden darf, dass ihr in man-
chen Gegenden Kurhessens von jeher grosse Auf-
merksamkeit geschenkt worden ist. Der Oekonom
und grössere Landwirth hat sicli im Allgemeinen
weniger damit befasst, als einzelne Liebhaber, Gar-
ten - und kleine Grundbesitzer. Es werden noch
Jahre vergehen müssen, ehe sie allgemein als ein
wirklicher und einträglicher Theil der gesammten
Landwirthschaft angesehen und demgemäss behan-
delt werden wird. Von einer Ausfuhr an Obst
aus Kurhessen kann im Vergleich zu anderen deut-
schen Ländern noch nicht die Rede sein. Es ist
erfreulich, anerkennen zu müssen, dass uns seit
einigen Jahren ein sichtbarer Fortschritt in der
Obstkultur, wie in ganz Deutschland, so auch in
Kurhessen , entgegentritt und es kann nicht ge-
leugnet werden, dass die Anregung dazu von den
Bestrebungen der Gartenbau-Gesellschaften und den
periodischen Versammlungen von Obstbaumzüchtern,
Gartenbaufreunden, Gärtnern u. s. w. hauptsächlich
ausgegangen ist und noch fortwährend ausgeht.
Nicht nur der grösste Theil der Gartenbesitzer in
Kassel, sondern auch viele Liebhaber auf dem Lande
sind bemüht, die empfohlenen besseren Sorten oder
die aus langer Erfahrung als solche bekannten an-
zupflanzen.
Es gibt einzelne Liebhaber, welche sich bedeu-
tende Sortimente neuerer Obstsorten angeschaft't ha-
ben, dieselben prüfen, das Geeignete beibehalten
und durch Abgabe an Freunde u. s. w. zur weite-
ren Verbreitung beitragen; insbesondere hat die
Zucht der Zwergobstbäunichen, die sonst wegen
mangelnder Liebhaberei fast ganz unbeachtet blieb,
in neuerer Zeit grosse Verehrer gefunden. In der
Wahl der anzupflanzenden Obstsorten wii-d allge-
mein mit mehr Vorsicht als früher zu Werke ge-
gangen. Die Gemeinden sind auf Bepflanzung der
Gemeindeplätze, Hüten u. s. w. mit guten Obstbäu-
men bedacht; an den Landstrassen werden die frü-
her leider allzu häufig angepflanzten Pappeln durch
den Obstbaum verdrängt und an den längs der
Eisenbahnen aufgeworfenen Dämmen sind Tausende
von Obstbäumen angepflanzt worden, die schon
theilweise reichhche Ernten gebracht haben.
Handelsgärtner und einzelne Privaten sind be-
müht, schöne Obstbäumchen heran zu ziehen; man
hat schon grosse Quantitäten davon in das Ausland
versandt. Die Kurfürstliche Kommission für
landwirthschaftliche Angelegenheiten ist für Aus-
breitung der Obstbaumzucht auf das Eifrigste be-
sorgt. Dieselbe hat eine grosse Baumschule ange-
legt und sollen die darin gezogenen Bäumchen dem-
nächst im Lande, so viel wir hören, an unbemittelte
Gemeinden unentgeltlich vertheilt werden. Fast alle
Städte und auch viele Dorfgemeinden haben ihre
eigenen Baumschulen, in welchen sie die Bäume,
welche sie zur Bepflanzung der Wege, Triften
u. s. w. brauchen, ziehen lassen. Zu beklagen ist
hierbei, dass die ßaumgäi'tner nicht immer die ge-
hörige Ausbildung haben. Es würde sehr zweck-
mässig sein, wenn die Gemeinden ihre Baumwärter
einige Zeit in der Landesbaumschule unterweisen
Hessen und denselben gute, populär geschriebene
Werke über Obstbaumzucht beschafl'ten. Um zu
zeigen, wie eiuträgHch die Obstbaumzucht für die
Gemeinden ist, lassen wir hier eine Uebersicht über
die Einnahmen , welche den Gemeinden von im
Jahre 1858 auf Gemeinde-Grundstücken ge-
erntetem Obste zugeflossen sind, folgen:
a. |)rooin5 Hifbcrl)cffni.
1. Kreis Kassel, mit Einschluss der Stadt Kassel
4,665 Thlr 23 Sgr. 6Pf.
2. „ Eschwege . . . 1,884 „ 18 , 2 „
3.
4.
„ Fritzlar 1,558 » 24 „
5.
6.
7.
8.
9.
7)
Hofgeismar . . 7,148
Homberg .
5 Melsungen
»
1,477 „ 26 „ 6
1,691
„ Eothenburg . . 1,179
„ Witzenhausen . 2,549
Wolfhagen
« 13 ,
V 25 „
2,239 , -
b. .|)rooiii{ öbcrljfljcii.
10. Kreis Marburg ....
11.
12.
13.
Frankenberg
Kirchhain .
Ziegenhain .
1,939 , 17 „
334 „ 20 „
. 1,735 „ 9 „ 10 ,,
. 1,657 , 26 „ 10 ,
14. Kreis Fulda ....
15. „ Hersfcld . .
16. , Hünfeld . .
541 , 29 „
1,121
201
17.
18.
19.
20.
21.
d. .^Ivouiiu .faitiUi.
Kreis Hanau 1,398
j, Gelnhausen . .
„ Schlüchtern . .
Regier. - Connuissions-
Bezirk Schmalkaldeu
Desgl. Schaumburg .
1,140
456
33
14
19
12
29
25
16
18
Ueberhaupt 35,341 Thlr 1 5 Sgr. 1 1 Pf.
Unerwähnt wollen wir auch nicht lassen, dass
einzelne Orte aus ihren Baumschulen in nicht un-
bedeutender Anzahl Obststämmchen verkaufen.
248
Auf den Schullehrer -Seminarieu ist auch den
Seminaristen Unterricht in der Obstbaumzucht schon
seit Jahren ertheilt worden, indessen scheint dieser
von grosser Erspriesslichkeit nicht gewesen zu sein,
denn es sind nur vereinzelte Fälle bekannt gewor-
den, dass Lehrer in ihrer Gemeinde zur Hebung
des Obstbaues wesentlich beigetragen haben und
von diesen ist kaum anzunehmen, dass sie die
Kenntnisse, welche erforderlich sind, sich auf dem
Seminar angeeignet haben. Auf einem der Semi-
nare wird Unterricht in folgenden Gegenständen
ertheilt :
a. Praktisch.
1. In der Anlage und Behandlung der Sameu-
sehule,
2. im Umpflanzen der Bäumchen und Bäume,
3. im Veredleu: a) im Pfropfen in den Spalt
und in die Rinde, wie im Einsetzen, b) im
Kopuliren, Ankleben und Abiaktiren und
c) im Okuliren auf das treibende und schla-
fende Auge,
4. Beschneiden der Bäume, Verfertigen von
Baumwachs u. s. w.
b. Theoretiscli im Allgemeineu.
1. Ueber die Behandlung des Baumhofs,
2. über die besseren Obstsorten,
3. über Ernten und Aufbewahren des Obstes
4. über dessen Benutzung.
In neuerer Zeit scheint auch in dieser Bezie-
hung von den Behörden die Sache fester in's Auge
gefasst worden zu sein, was daraus hervorgeht, dass
man auf Lehrer, welche in der Obstbaumzucht zu
unterrichten verstehen, Bedacht nehmen will.
Der Garteubau -Verein in Kassel hatte es im
vei-wichenen Frühjahre unternommen, die Obstbäume
in den Gärten um Kassel unter Leitung eines
tüchtigen Obstgärtners schneiden zu lassen, womit
er auch gleichzeitig den Zweck erreichen wollte,
Leute für dies Geschäft heranzubilden. Leider sind
in letzterer Bezieliung schlechte Erfahrungen ge-
macht worden. Das Beschneiden wurde in 71 Gär-
ten ausgeführt.
Derselbe Verein hält nicht allein sehr geeignete
Zeitschriften, welche bei den Vereins-Mitgliedern
zirkuhren, sondern ist auch im Besitz guter Werke
über Obstbau und Obstkuude, und lässt sich das
zur Zeit erscheinende künsthche Obstkabinet von
Arnoldi hefern.
Wird auf dem betretenen Wege richtig fortge-
fahren, so wird auch in Kurhessen der Obstbau
hoffentlich auf die Stufe kommen, welche er ein-
nehmen muss. Das Land wird dadurch nicht allein
verschönert, sondern demselben auch eine reiche
Einnahmequelle eröffnet.
Das Ziel zu erreichen, darnach mögen Behör-
den, Einzelne und Vereine unermüdlich streben.
Preis-Medaillen
von
London , Hamburg,
Königsberg etc.
Kirpriic i|eii)öri)sf)ttiifpr
und
Preis. Medaillen.
von
London , Hamburg,
Königsberg etc.
Jla)löectfeii|ler,
sowie alle Gattungen
eisei-ner Grarternnöhel,
hohl und massiv,
empfiehlt die Fabrik von
Julius llus^cr in Erfurt
und stehen Zeiclmungcn und Preiscourante gratis
zu Diensten.
Die
Haiidelsgärtiierei von ('arl Fjoiüs Friebel,
Ku|)|ieiistrassc N«. 15, 16 iiiiil 21 in Rcrlin,
empfiehlt ihr grosses Zwiebellager, als: Hyazinthen,
Tulpen, Crocus, Narzissen, Tazetten, Lihen u. Scilla
sibirica in ausgezeichneter Waare zu den billigsten
Preisen. Verzeichnisse darüber werden portofrei auf
Verlangen zugesendet.
Folgende Pflanzen sind in grosser Quantität
in gesunden Exemplaren abzugeben:
12,000 Exemplare der Livistona chinensis
(Latania borbonica), das 100: 10— 12Thlr,
das 1000: 80 — 90 Thlr in schönen, kräftigen,
einjährigen Pflanzen, grössere Exemplare zu
1—3 Thlr;
2000 Exemplare der Ghamaerops humilis,
einjährig, das 100: 10 Thlr, zweijährige 6 Sg.
das Exemplar, grössere bis 3 Thlr;
1000 Stück Cyclamen le sang d'Arabe, das
Dutzend 6 Thlr; eine ausgezeichnete Species,
im Winter haben dieselben 50 — 80 Blüthen
gehabt und es werden nur Knollen 2 — 3 Zoll
stark abgegeben ;
Ficus elastica, das Dutzend 3 — 5 Thlr;
Kamellien, starke Pflanzen und gute Sorten
mit grossen Knospen, das 100: 60 — 100 Thlr.
Reichhaltiges Sortiment von Palmen, Dra-
caenen, Yucca' s, Pandanen, ferner die neuesten
Fuchsien, frühblühende Chrysanthemen, Pe-
largonien, Odier'sche und Scharlach-, englische
und französische, endlich das Schönste, was man
von Phlox decussata besitzt, im Einzelnen, so
wie auch in grösseren Quantitäten zu den solidesten
Preisen.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
Kommandanten-Strasse No. G2.
Druck der C. Feister 'scheu Buchdruckerei in Berlin,
Zieten.Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur ßeförderniig; des (üarteiibanes in den Königl. Prenssischen Staaten
für
No. 32.
Ciärtiierei und Pilaiizeiikiinde«
Redakteur :
I*rofessor I>r. Karl K^och,
General-Sekretair des Vereines.
Berlin, den 13. Auffust
1864.
Preis des Jahrganges 5 ^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutseh - österreichischen Post - Vereines.
Inhalt; 441. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 31. Juli. — Alocasia Veitchii C. Koch. — Der
deutsche Pomologen-Verein. Vom Rittergutsbesitzer v. Böse auf Emraaburg bei Laasphe.
441. Vcrsaniiiiluiig
des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues,
am 31. Juli.
Professor Koch legte im Auftrage des Vor-
sitzenden des dazu ernannten Ausschusses, Gehei-
men Regierungsrathes Hey der, welcher durch eine
Dienstreise am Erscheinen verhindert war, den Ent-
wurf zu dem Progiamme für die nächste Frülijahrs-
Ausstellung vor. Während man in dem letzten
Programme die Aufgaben möglichst weit gestellt
hatte, glaubte man jetzt, sie möglichst scharf be-
grenzen zu müssen. Wenn auch die geringen
Preise, über die man disponiren könne, keineswegs
den Gärtner zu einer vorgeschriebenen Kultur be-
stimmen würden, so müsste um so mehr sein Ehr-
und Selbstgefühl in Anspruch genommen werden.
Das Bewusstsein , etwas Tüchtiges geleistet und
unter seinen Kollegen den Sieg davongetragen zu
haben, müsse stärker sein, als lohnender Gewinn.
Durch bestimmte Aufgaben gebe man Gelegenheit
zur Wetteiferung, die gar nicht in der Weise mög-
lich sei, wo eine Aufgabe zu allgemein gehalten
werde. Andrerseits wurde eingewendet, dass es
sich bei unseren Aufgaben liauptsäclilich um den
Grad der Kultur einer Pflanze handle und dass
man dazu keine bestimmte Art zu bezeichnen
brauche. Man müsse bedenken , dass die Zeiten
sich änderten und Pflanzen, welche früher gern ge-
sehen worden, jetzt vielleicht aus der Mode gekom-
men seien. Es sei dieses namentlich mit den Eri-
ken und Leguminosen der Fall, auf die man bei
dem jetzigen Programme ein so grosses Gewicht
lege.
Ferner hatte man in den Programmen der frü-
hern Jahre eine Bestimmung gehabt, wonach jede
Pflanze, welche konkurrire, wenigstens 6 Monate in
dem Besitze des Ausstellers sich befinden müsse.
Diese Bestimmung sei im vorigen Jahre aus den
Programmen gestrichen. Die Majorität des behufs
Entwerfung dieses Programraes ernannten Ausschus-
ses hielt aber diese Bestimmung für sehr nothwen-
dig und schlug deshalb die Aufnahme derselben
wiederum vor. Man glaubte früher, dass sie für
die Ausstellung nachtheilig sei. Es müsse doch ganz
gleichgültig sein, wer eine gut kidtivirte Pflanze
gezogen, wenn sie eben nur vorhanden und als
Beispiel dienen könne. Mancher Gärtner stelle
seine Pflanze nicht aus, weil er fürchte, dass sie
Schaden nehmen und dann nicht mehr verkauft
werden könne. Ein Anderer, der nur den Ehrgeiz
habe, eine ihm gehörige Pflanze, die gekrönt wor-
den sei, ausgestellt zu haben, sehe über diesea
Nachtheil weg. Warum wolle man ihm durch die
Bestimmung wehren, da,s8 er die Pflanze kaufe und
zur Ausstellung bringe? Dadurch dass er sie aus-
stelle, befördere er ebenfalls Gärtnerei und Garten-
kunst, indem er zeige, bis zu welcher Vollkommeu-
heit eine Pflanze durch Kultur gebracht werden
könne. Es handele sich nicht um die Persönlich-
keit, sondern nur um den zu krönenden Gegen-
stand, dem durch Zusprechung sein Recht geschehe.
32
250
Andere hielten diesen Standpunkt nicht für ausrei-
chend. Man wolle nicht den Gegenstand, sondern
den, der ihn zu dieser Vollkommenheit gebracht,
belohnen; man müsse den Gärtner zu ferneren Mü-
hen und weiterer Sorgsamkeit auffordern. So könne
aber, wie es wirklich auch in England oft gesche-
hen sei. Jemand, der über Mittel zu verfügen habe
und ehrgeizig sei, die schönsten Pflanzen kurz vor
einer Ausstellung aufkaufen und sie dann ausstel-
len. Man liabe bei der letzten Brüsseler Ausstel-
lung den Fall gehabt, dass ein Aussteller vorher
ganz England und Frankreich durchreist sei, um
die schönsten und preiswürdigsten Pflanzen aufzu-
kaufen. Was dieser gebracht, war, wie man sich
denken kann, auch in der That vorzüglich; er trug
überall die ersten Preise davon. Man frage sich
aber, ob es nicht für die Anderen, welche mit
Mühen und Sorgen sicli lange Zeit der Pflege eini-
ger Pflanzen gewidmet hatten und jetzt bei der
Preissprechung unterliegen, entmuthigend gewesen
ist, ferner zu Ausstellungen etwas heranzuziehen.
Grade dieser Umstand habe in Belgien und in
England Gelegenheit gegeben, darüber nachzuden-
ken. Es seien bereits im Schosse der Londoner
Gartenbau-Gesellschaft Beratliungen gepflogen und
man gehe damit um, die Bestimmung, dass wenig-
stens Schaupflanzen sich 6 Monate im Besitz des
Ausstellers befinden müssten, ebenfalls im Programme
aufzunehmen.
In BetreflT der Hyazinthen meinte man, dass
ein Preis für diese für Berlin so gewichtigen Pflan-
zen zu wenig sei, anderutheils hielt man es nicht
für gut, wenn man dann eine der anderen Aufga-
ben streichen wolle, um die Mittel lierbeizuschaflen.
Bei diesem Dilemma erklärte der A'orsitzende sich
bereit, aus seinen Mitteln einen zweiten Preis für
Hyazinthen auszusetzen und ersuchte den General-
Sekretär, diesen zweiten Preis in dem alsbald zu
druckenden Programme aufzunehmen.
Der Vorsitzende, Geheimer Ober-Eegierungsrath
Knerk, ernannte einen Ausschuss zur Berathung
eines zweiten Programmes für die gegen den 20.
Juni 18G5 stattfindende Fest -Ausstellung, beste-
hend aus
dem Geh. Reg.-Rath Hey der, als Vorsitzenden,
Apothekenbesitzer A u gu s t i n,
Obergärtner Boese,
Garten-Inspektor Boucliö,
Hofgärtner Brasch,
Kunst- und Handelsgärtner Forkert,
Obergärtner Gacrdt,
Kunst- und Handelsgärtner Hoffmann,
Obergärtner Krau s,
Kunst- und Handelsgärtner Lackner,
Kirnst- und Handelsgärtner L. Mathieu,
Kunst- und Handelsgärtner Ostwald,
Obergärtner Pasewald t,
Obergärtner Ticinecke,
Universitätsgärtner Sauer und
Kunst- und Handelsgärtner Späth.
Inspektor Bouche berichtete über die ausge-
stellten Pflanzen, die dieses Mal aus 4 Gärten vor-
handen waren.
Obergärtner Boese aus dem Garten des Kom-
merzienrathes Reichenlieim hatte 2 Orchideen:
eine noch nicht bestimiBte Laelia, wahrscheinlich
eine Form der La elia elcgans u. Dendrochilum
filiforme, so wie einige sehr hübsche Isolomen,
von denen wir Fontaine und König Max von Bayern
nennen, Obergärtner K raus dagegen aus dem Gar-
ten des Rittergutsbesitzers Reichenheim: DIsa
grandiflora, so wie Cattlcj-a superba (für
Berlin noch neu) und Schule riana ausgestellt.
Von Seiten des botanischen Gartens war ausser
einigen neuen noch eine Gruppe blühender Pflan-
zen vorhanden. Von den erstem verdienten 2, von
denen der in Afrika verunglückte Reisende Dr.
Steudner Samen und Zwiebeln eingesendet hatte,
besondere Beachtung. Die eine Pflanze war ein
noch nicht beschriebener Salbei, der Salvia argen-
tea ähnlich und mit hellen grossen Blüthen, die
andere hingegen ein Grinum, ohne Zweifel Rüp-
pelianum Kth.
Von den übrigen Pflanzen des botanischen Gar-
tens machen wir auf die so sehr gerühmte Bill-
bergia quadricolor aufmerksam, welche lange
Zeit um ziemlich hohen Preis verkauft wurde. Der
Blüthenstand ist aber gegen den ähnlicher Arten
unbedeutend, da die kleinen, rotlien Deckblätter
am Schafte zu wenig hervortreten und die Pflanze
keineswegs empfehlen. Nach Professor Koch ist
sie übrigens keine Billbergia, sondern gehört viel-
mehr zu Portea oder sogar zu Strcptocalyx. Von
Bromeliaceen waren ausserdem nocli Aechmoa ful-
gens mit gelben Blumenblättern und einige Cara-
guaten vorhanden. Sonst nennen wir noch an an-
deren Pflanzen Ligustrum Kellerianum, was
der hiesige botanische Garten vor mehrern Jahren
von dem damaligen Direktor des botanischen Gar-
tens in Monza bei Jlailand, Manetti, erhalten
hatte. Audi war das echte Nerium odorum
Ait., was man jetzt so selten sieht, vorhanden,
ferner hübsch gezogene Exemplare des Cephalo-
tus follicularis und der Dionaea Muscipula.
Endlich möchte nocli auf die mit gelben Blüthen
überfüllte Eütlialis niacropliylla, so wie auf
Statice mucronata aufmerksam zu machen sein.
Grosses Interesse erregten die beiden neuhol-
ländischen Marsileen: Drummondii und Salva-
trix, von denen die letztere besonders dadurch be-
251
kannt geworden ist, weil die Früciite (Nardoo oder
vielmehr Nardii dort genannt) ausserordentlich nahr-
haft sind und eine Zeit laug den Mitgliedern der
Expedition zur Nahrung dienten.
Die Expedition mitten durch Neuholland fand
unter der Leitung des Kapitäns Burke im Jahre
18til statt. Eine Abtheilung derselben, der es ge-
lungen war, durch das ganze Innere bis zur Car-
pentaria hindurch zu dringen , ist auf dem Rück-
wege bis auf einen einzigen Offizier, King mit
Namen, verschmachtet und zu Grunde gegangen.
Dieser King brachte die Nardu- Früchte vom Coo-
per's Kreek mit, wo die Gesellschaft längere Zeit
von denselben gelebt hatte. Die zu Grunde ge-
gangenen ^Htglicder der Expedition waren: Ka-
pitän Burke, Kapitän Wills und der Naturfor-
scher Dr. Becker.
Es wurden ferner durch den Inspektor Bouche
eine Anzahl Sorten von Stachelbeeren, welche vor
mehrern Jahren von Maurer in Jena bezogen
waren, vorgelegt, um Gelegenheit zu geben, sich
selbst von der Güte der Früchte zu überzeugen.
Ferner berichtete Professor Koch über das Sorti-
ment von Erdbeeren, welche der Verein im vorigen
Jahre von dem bekannten Obstzüchter de "Jonghe
in Brüssel bezogen hatte. Im Allgemeinen hatte
man die Beobachtung gemacht, dass mehre Sorten
sehr ins Kraut gingen, dagegen nicht so reich an
Früchten waren. Wo dieses aber nicht der Fall
war, im Gegentheil sich nur kurzgestielte und we-
nige Blätter vorfanden, beobachtete man eine Fülle
ausgezeichneter Früchte. Emjjfohlen zu werden ver-
dienen nach seiner Ansicht und nach vorliegendem
Materiale: Prolific, La constante, La fertile,
Rival-Model, Model, La grosse sucr^e und
vielleicht noch Dr. Koch und Prinz Arthur.
Die so berühmte Sorte Rifleman hatte sich in
dem Versuchsgarten des Vereines weniger ergiebig
gezeigt, ebenso Garibaldi. Die Monats-Erdbeeren
waren noch weniger als mittelmässig. Die Sorten
Gr^goire u. Versailles verdienen selbst gar keine
Beachtung. Da übrigens sehr oft Früchte im er-
sten Jahre noch nicht vollkommen erscheinen, auch
die Lokalität einen grossen Einfluss auf ihre Güte
ausübt, so möchte wohl das oben gegebene Urtheil
noch kein definitives sein. Es wäre wohl zu wün-
schen, dass von Mitgliedern des Vereines ebenfalls
Kultur- Versuche angestellt würden. Da Ende Sep-
tember Pflanzen abzugeben sind, so werden alle
die, welche darauf reflektiren, ersucht, sich zeitig
dazu bei dem Inspektor Bouchö zu melden.
Endlich machte Inspektor Bouch^; Mittheilun-
gen über das Resultat der Aussaaten einiger Sä-
mereien von Gemüsen und Florblumen, welche die
Gattin des Besitzers vom Victoi'ia-Hötel, Schütz,
auf einer Reise in Spanien gesammelt und dem
Vereine zu Kultur- Versuchen übergeben hatte (siehe
diesen Jahrg. S. 75). Inspektor Bouche wird in
einem besonderen Berichte darüber sprechen, auf
den wir demnach jetzt verweisen.
Obergärtner Pasewaldt übergab Gloxinien von
violetter Farbe, die aber durch weisse Längsstreifen
unterbrochen war. Er hatte diese durch Aussaat
erhalten. Damit ist eine Reihe neuer Formen er-
öifnet, welche einigerniassen an Petunien erinnern.
Da die meisten Gloxinien einer grossen Aussaat,
von denen schon viele jetzt im Laube und im Ha-
bitus ein besonderes Aussehen haben, wohl in 14
Tagen blühen werden, so wurden alle die, welche
sich für diese schönen Florblumen interessiren, freund-
lichst ersucht, dieselben im Danneel' sehen Garten
in Augenschein zu nehmen. Nach Professor Koch
unterliege es keinem Zweifel, dass unsere Gloxinien-
züchter selbst vor den englischen und französischen
in der Vollkommenheit der von ihnen erhaltenen
Blumen einen Vorsprung haben.
Prof. Schultz -Schultzenstein legte Som-
brero-Guano vor und machte darüber Mittheilungen.
Dieser in der neuesten Zeit unter dem obigen Na-
men eingeführte Guano kommt in ziemlich grossen
Blöcken von steinharter Konsistenz in dem Handel
vor, die zum Zweck der Anwendung als Düngmit-
tel gepidvert werden müssen. Eine nähere Betrach-
tung der eigen thümlichen, mneren Struktur dieses
Steingebildes zeigt bald, dass es weder, wie der
wirkliche Guano, von Vogel-Exkrementen herrülu-t,
noch ein formloses Steingebilde ist, sondern dass
er das innere Gefüge der Steinkorallen hat, wo es
eine Aehnlichkeit mit den fossilen Korallen, die
man Favositen nennt, zeigt, und mit der Struktur
der lebenden Korallen- Gattungen: Favia, Caryo-
phyllia, Astraea übereinstimmt. Die Korallenstöcke
dieser Gattungen zeigen in ihren Röhren einmal
sternförmig gestellte Längsblätter oder Falten, die
ihnen auch von oben angesehen ein sternförmiges
Ansehen geben; gleichzeitig sind sie der Länge
nach durch Querscheidewände getheilt, wodurch die
Bienenzellenartige Form auf dem Bruch der Ko-
rallenstöcke entsteht. Genau diese innere Struktur
zeigt auch der Sombrei'o-Guano. Dieser verdient
also den Namen Guano eigentlich nicht, weil er
nichts als Korallenkalk ist.
Der Sombrero-Korallenkalk zeigt nun einen Ge-
halt an phosphorsauren Kalk. Nach Versuchen, die
Ref. in dem chemischen Laboratorlo der hiesigen
Thierarzneiscliule angestellt hat, beträgt der Ge-
halt an phosphorsauren Kalk in den Sombrero-Ko-
rallenstöckeu zwischen 4 — 5 Procent. Das Uebrigo,
ca. 95 Procent, Ist kohlensaurer Kalk, ohne weite-
ren Stickstoffgehalt.
32*
252
Es ist nun seit längerer Zeit nicht unbekannt,
dass die Steinkorallenstöeke etwas phosphorsauren
neben dem kohlensauren Kalk enthalten, doch ha-
ben genauere Angaben darüber gefehlt. Das Inte-
resse, was der Sombrero -Kalk neuerdings erregt
hat, in Verbindung mit der Entdeckung, dass die-
ser der Struktur nach nichts als Korallenkalk ist,
bat Ref. veranlasst, über den Gehalt der verschie-
denen Korallenstöcke an phosphorsaurem Kalk neue
Untersuchungen anzustellen. Das Verfahren, was
dabei beobachtet wurde, besteht darin, dass die ver-
schiedenen Korallenstämme in Salzsäure, was unter
starkem Aufbrausen geschieht, aufgelöst und die
neutrale Auflösung dann mit Aetz-Ammoniak prä-
cipitirt wurden, wodurch der phosphorsaure Kalk als
ein gallertartiger Bodensatz sich abscheidet, der
dann durch Filtriren getrennt wird.
Eine Untersuchung von Steinkorallen der ver-
schiedensten Gattungen hat gezeigt, dass es viele
Korallen gibt, die gar keinen phosphorsauren Kalk
enthalten, deren Gerüst vielmehr aus blossem koh-
lensauren Kalk besteht; andere dagegen, in denen
neben dem kohlensauren sich ziemlich viel phosphor-
saurer Kalk befindet.
Zu den Korallen, die keinen phosphorsauren
Kalk enthalten, gehören die sogenannten Punktko-
rallen (Madreporen und Milleporen), deren Polypen :
Dodecoctinien heissen, aus denen besonders der ost-
indische Korallenkalk zu technischen Zwecken ge-
nommen wird.
Dagegen enthalten alle vom Kef. untersuchten
Sternkorallen, deren Polypen: Polyactiuien heissen,
imd die an den amerikanischen Küsten und in
Westiudieu häufig sind, mehr oder weniger phos-
phorsauren Kalk, neben dem kohlensauren Kalk.
Der Gehalt dieses Korallenkalks, zu dem auch der
Sombrero-Guano gehört, an phosphorsaurem Kalk ist
meistens grösser, als bei den Austerschalen und
Krebsschalen. Ueber den Nutzen, den der Sombre-
rokalk als Düngungsmittel hat, behält sich Ref. spä-
ter eine Mittheiluna; vor.
Professor Koch übergab das erste Heft einer
in Holland von Seiten des pomo logischen Ver-
eines in Boskoop bei Gouda herausgegebenen
Ponicjlogie und machte auf die Wichtigkeit genann-
ten Werkes aufmerksam. Es sei sehr gut ausge-
stattet und die Abbildungen Hessen kaum noch et-
was zu wünschen übrig. Der Künstler Berghuis,
der sie angefertigt, habe alle Sorgfalt darauf ver-
wendet, um die Früchte möglichst naturgetreu dar-
zustellen. Obwohl Referent die Absicht habe, aus-
führlich noch darüber zu sprechen, so habe er doch
schon jetzt darauf aufmerksam machen wollen. Es
sei übrigens erfreulich, dass der Obstbau endlich in
allen Ländern zu der Bedeutung komme, welche
er einzunehmen berufen sei. Der Verein zur Be-
förderung des Gartenbaues in Berlin habe das Ver-
dienst, zuerst dazu angeregt und dazu durch seine
pomologischen Versammlungen die Initiative ergrif-
fen zu haben.
Landrath v. Lysniewsky in Sensburg hatte
Mittheilungen über die gärtnerischen Zustände im
äussersten Osten des Preussischen Staates, im Ma-
surenlande, gemacht, die erfreulicher Natur waren.
Man denke sich das Land in der Regel noch als
ein Stück, wenn auch nicht un-, so doch kaum zi-
vilisirter Erde, als eine Art Wildniss, wo, wie auch
selbst ein preussischer Geograph erst vor Kurzem
in seinem Werke ausgesprochen habe, die Menschen
noch zum Theil in Höhlen leben. Und doch sei
auch im Masurenlaude in den letzten Jahren viel
für Kultur und auch für Landschaftsgärtnerei ge-
schehen. Es sei ein schönes Land, was sich durch
reizende Seen und schöne Wälder auszeichne und
wohl auch verdiene, von Reisenden besehen zu
werden. Er habe sich erlaubt, dem General- Sekre-
tär einige Photographien einzusenden, welche von
den künstlerischen Schönheiten wohl Kunde geben
könnten. In der Nähe der Kreisstadt Sensburg be-
finde sich ein grosses Dorf oder eine Art Markt-
flecken, mit Namen Sorquitten, was der Frau von
Mirbach gehöre, wo Natur und Kunst für die
Verschönerung Vieles gethan hätten. Der leider
verstorbene Mann genannter Dame habe sich da-
selbst ein prächtiges Schloss im gothisch-schottischen
Style erbaut und damit einen Park v-erbunden, der
mit manchen anderen , die vielfach besucht werden
und in frequenteren Gegenden sich befinden, wett-
eifern könne.
In Betreff" des Obstbaues sei im Masurenlande
noch Manches zu wünschen übrig. Er habe ihn
in dem landwirthschaftlichen Central - Vereine in
Gumbinnen, auch im Kreis -Vereine von Sensburg,
mehrfach angeregt und dafür zu interessiren ge-
sucht. Er halte es für nothwendig, dass man haupt-
sächlich die Schullehrer dafür zu gewinnen suche
und zu diesem Zwecke kleine Preise aussetze. Lei-
der sei er aber nicht durchgedrungen. Seiner Mei-
nung nach müsse auch von der Regierung etwas
geschehen; vor Allem sei es aber nothwendig, dass
in den Seminarien, wo die Landschullehrer heran-
gezogen würden, auch im Obstbau Unterricht er-
theilt werde.
Der Gymnasial Direktor Dr. August machte
Mittheilungen über die I'cberwiiiterung der Nelken-
senker, der Goldlack- und Löwenniaul-Pflänzchen
im Freien. Man pflanze diese im Herbste in einer
Reihe so nahe als möglich an die Nordseite einer
Buchsbaum-Einfassung der Rabatten, die unbedeckt
bleiben. Dadurch sind sie
253
1") im Winter geschützt gegen die zu heftige
Abkühlung bei heiterem Himmel,
2) behalten sie länger die Schneedecke, welche
sich an der Einfassung, theils vom Winde zusam-
mengetrieben, theils gegen Sonnenstrahlen etwas
geschützt, länger erhält,
3) werden sie im Frühjahr wegen der Beschat-
tung von der Sonne nicht so heftig angegriffen,
was bekanntlich nachtheiliger ist, als Nachtfröste,
endlich 4) sind auch die Nelken, da sie dann
nicht auf einem Beete eng nebeneinander stehen,
der Abnagung durch die Mäuse weniger ausgesetzt.
Bei den oben genannten Pflanzen war ihm die
Ueberwinterung vollständig gelungen, ob es mit
anderen und ähnlichen Pflanzen auch der Fall ist,
muss versucht werden. Manchem Blumen-Liebhaber,
der nur auf die Kultur im freien Garten angewiesen
ist, möchte diese Notiz vielleicht willkommen sein.
Von Seiten des Ministeriums für die landwirth-
schaftlichen 'Angelegenheiten war eine Anzahl von
Extra-Abzügen einer in den Annalen für Landwirth-
schaft abgedruckten Abhandlung über Alexis Le-
pfere's Wirken in norddeutschen Obstgärten zur
Vertheilung übergeben. Da die Anzahl der Exem-
plare nicht so gross war, um allen Mitgliedern zu-
gesendet werden zu können, so wird die Abhand-
lung nur denjenigen mit der W^ochenschrift zukom-
men, wo man besonderes Interesse für feineren
Obstbau voraussetzen kann.
Kunst- und Handelsgärtner Hermann Göthe
in Obergorbitz bei Dresden übergab einige Preis-
Verzeichnisse seiner Obstbaumscbule und theilte mit,
dass er von Seiten der Baden'schen Regierung die
ehrenvolle Aufforderung erhalten, als Lehrer des
Obstbaues und als Garten -Techniker nach Karls-
ruhe zu kommen, und dass er sich bereit erklärt
habe, dahin zu gehen. Seine Baumschulen werden
übrigens unter der Leitung eines tüchtigen Obst-
züchters fortbestehen.
Professor Koch legte den eben erschienenen
Bericht der 4. Versammlung deutscher Pomologen
in Görlitz vor. Derselbe sei bereits an alle Die-
jenigen unentgeltlich und i'ranco zugesendet worden,
welche an den Verhandlungen in Görlitz Theil ge-
nommen und sich zu diesem Zwecke als Mitglied
eingetragen hätten. Ausserdem hätten ihn auch
sämmtliche Vereine erhalten, welche durch Einsen-
dung von Sannnlungen oder durch Absendung von
Abgeordneten sich den Bestrebungen angeschlossen.
In Betreif dieses Berichtes hatte bereits Medi-
zinal-Assessor Jahn in Meiningen wegen der darin
ausgesprochenen Identität der Grünen Tafelbirn mit
der Römischen Schmalzbirn eine andere Ansicht
dem Professor Dr. Koch ausge^iprocllen, die dieser
hier niitzutheilen für nothwendig erachte. Nach As-
sessor Jahn seien nämlich beide Birnen allerdings
sehr ähnlich , aber doch verschieden. Schon die
Vegetation sei bei beiden etwas anders. So sehr
sich auch bei beiden die Blätter glichen, so verhalte
sich doch deren Stellung und Biegung am Baume
anders. Bei den Blättern des Tragholzes der Rö-
mischen Schmalzbirn erschienen die Ränder deutlich
feinwollig, was gegen die dunkelgrüne und glän-
zende Oberfläche sehr in die Augen springe und
bei der Fürstlichen Tafelbirn nicht der Fall sei.
Die Grüne Tafelbirn habe mit Recht ihren Beina-
men, da sie nie so gelb werde, wie die Römische
Schmalzbirn; diese sei auch eine wohlschmeckendere
FrucJit und weiche ebenfalls in der Form etwas
ab; von Diel habe sie deshalb auch den Namen
Trompetenbirn erhalten. Leider sei aber der Baum
nicht sehr tragbar. Er habe noch zu bemerken,
dass er bedaiu'e, über manche interessante Samm-
lung nicht viel gesagt zu haben aus Mangel an
dem nöthigen Material. Manches sei ihm auf seine
Bitte allerdings zugesendet worden, aber zu spät,
nachdem der Bericht bereits gedruckt war.
Oberlehrer Immiscli in Magdeburg hatte früher
einen ausführlichen Bericht über den Obstbau in
der Provinz eingesendet. Da derselbe zur Auf-
nahme in der Wochenschrift zu gross gewesen, sei
er nun in dem Beiblatte zur Magdeburger Zeitung
zur öffentlichen Kcnntniss gekommen und dem Ver-
eine durch den Verfasser zugesendet worden. Pro-
fessor Koch machte hieraus Mittheilungen, welche
später noch als besondere Abhandlung in der Wo-
chenschrift wieder gegeben werden sollen.
Dr. Schmidtmann in Bünde (Kreis Herford
in Westphalen) hatte einige junge Blätter von
Pflanzen, welclie er von dem aus der Befruchtung
einer Nymphaca mit dem Blumenstaube der Paeo-
nia Moutan erhaltenen Samen gezogen, eingesen-
det. Dieselben glichen vollständig denen einer
Nymphäa und glaubte man durchaus nicht, dass
eine wirkliche Befruchtung durch die Baum-Päonie
stattgefunden, sondern diese vermittelst des eigenen
Blumenstaubes hervorgegangen sei. Nach Professor
Koch kämen überhaupt in der Natur luid in Gärten
Blendlinge gar nicht so häufig vor, als man glaube;
in der Regel seien es nur Formen. Die Botaniker
machten es sich in der Regel bequem, indem sie
jede abweichende Form, von der sie nicht recht
wüssten, zu welcher Art sie gehöre, gleich für
einen Blendling erklärten, um damit weitere Unter-
suchungen abzuschneiden.
Schliesslich wurde der Disa grandiflora des
Rittei-gutsbesitzers Reichenheim (Oberg. Kraus)
der Monatspreis zugesprochen.
254
Alocasia Veitchii ('. Koch.
Wir haben bereits in No. 12 der Wochenschrift
die erst seit einigen Jahren eingeführte Alocasia
Veitchii besprochen. Damals hatten wir noch
keine Gelegenheit gehabt, sie in Blüthe zu sehen
und konnten demnach auch nur die Beschreibung
der Blätter geben, um sie von der nah verwandten
Alocasia Lowii Hook, zu unterscheiden. Vor
einigen Wochen schon blühte die letztere unter
der sorgsamen Pflege des Obei'gärtners Boese im
Garten des Kommerzienrathes Leonor Reichen-
heim, und jetzt steht auch die andere in Blüthe.
Die Blüthenstände beider Arten sind, wie die
Blätter, ebenfalls ausserordentlich ähnlich und ent-
wickeln sich unter gleichen Verhältnissen. Aus dem
Winkel eines Blattes, und zwar unmittelbar zwi-
schen den scheidenartigen Rändern des Blattstieles
kommen an der Basis, von mehrern hautartigen
Scheiden umgeben, einige Blüthenstände hervor.
Ihre Stiele haben die Länge eines halben Fusses,
sind von 2 Seiten etwas zusammengedrückt und be-
sitzen eine gelbliuh-grUne, glänzende Farbe, welche
von einer feinen, zebraartigen und dunkelgrünen
Zeichnung unterbrochen ist. Diese Zeichnung fehlt
dem allgemeinen Blüthenstiele bei Alocasia Lowii.
Nach oben verdickt sich der Stiel.
Der Blüthenstand hat nicht ganz 5 Zoll Länge.
Die Bluraenscheide besteht aus 2 Theilen: einem
unteren zusammengerollten von grüner Farbe und
1^ Zoll Länge, imd einem obern kahnförmigen von
3f Zoll Länge und hellocherfarbig. In dem untern
Theile befindet sich der Theil des kürzeren Kol-
bens, welcher die Stempel und die Staminodieu
trägt. Die Stempel besitzen eine grüne Farbe,
sind eirundlich und haben auf einem sehr kurzen
Griffel eine breite, gelbliche, meist vierstrahlige
Narbe. Der Fruchtknoten ist zwar einfächrig, aber
3 oder 4 Leisten gehen von der Wand nach innen,
so dass es wahrscheinlich sein möchte, dass er auch
mehr oder weniger unvollkommen 3- und 4-fächrig
vorkommt. Gegen 8 anatrope und sehr kurz-ge-
stielte Eichen entspringen auf dem Grunde der
Fruchtknotenhöhle und füllen diese bis oben aus.
Der Theil des Kolbens, welcher die Fruchtkno-
ten trägt, verschmälert sich nach oben, so dass er
da, wo die flachen und länglichen Staminodien be-
gmnen, kaum noch den Durchmesser von einigen
Linien besitzt. Am Ende dieses Theiles schnürt
sich auch die Blumenscheide zusammen, deren obe-
rer kahnförniiger Theil damit beginnt. Wie der
Kolben aus der schmalen Oeffnung heraustritt und
damit sichtbar wird, ist er auch wieder breiter.
Der untere Theil trägt zu einem Drittel die zu 3
und 4 auf der Rückenseite verwachsenen und mit
keinem Stiele versehenen Staubbeutel, welche sich
unterhalb des flachen Scheitels mit Löchern öftnen.
Der obere, allmählig sich verschmälernde Theil
des Kolbens ist mit labyrinth-artigen Linien verse-
hen, welche sich beim Trocknen desselben in schmale
Spalten verwandeln. Durch diese wird es deutlich,
dass auch diese labyrinth-artige Zeichnung erst aus
verkümmerten Staubgefässen entstanden ist.
Der deutsche Poiiiologeii-Veieiii.
Vom Kittergutsbesitzer v. B o s c aiif Emniaburg bei Laasphe.
Mehrfach ist in diesen Blättern des deutschen
Pomologen-Vereines Erwähnung geschehen (kürz-
lieh in No. 22 d. Jahrg.) und so möchte es nicht
unpassend sein, im Allgemeinen und im Speziellen
über den Verein, sein Streben und Wirken einige
Bemerkungen auch den Lesern der Wochenschrift
vorzuführen.
Der auf der dritten Versammlung deutscher Po-
mologen, Obst- und Gemüsezüchter vom 1. Oktober
1860 in Berlin gestiftete Verein deutscher Pomo-
logen hat zum Zweck die „Hebung der deutschen
Obstkunde." So engherzig Manchem dieser Zweck
erscheint , so sehr augenfällig findet jeder Zweifler
Aufklärung über die Thätigkeit und den Wirkungs-
kreis des Vereines in dem Organe desselben, in dei-
Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obst-
bau, herausgegeben von Oberdieck und Lukas,
zu deren Mitarbeitern die hervorragendsten MitgUe-
der des Vereines gehören und mit der Zeit wohl
alle gezählt werden können.
Fragen wir, in wiefern der Verein gewirkt und
ob seine Thätigkeit bereits erkannt und anerkannt,
so könnte ganz einfach geantwortet werden , wie
jeder Baumschulen-Katalog, ja der fast eines jeden
Handelsgärtners den Beweis von Resultaten liefert,
welche der Verein bewirkte. Wir wollen iudess
auf das Spezielle eingehen und bemerken, dass der
Verein im allein richtigen Erkennen seines Zweckes
bestrebt ist, durch seine Mitglieder für diesen sei-
nen Zweck zu wirken, zunächst indem er denselben
die Mittel an die Hand gab, denjenigen Standpunkt
einzunehmen, den die poniologische Wissenschaft
heut zu Tage beansprucht. In diesem Erkennen
liegt eben der Grund der Hanptthätigkeit des Ver-
eines, die sich bisher auf seine Mitglieder beschränkte
und hier ist es, wo gewiss nicht ein einziges Mit-
glied ein Gefühl der Täuschung über Hoffnungen
empfinden wird, die es bei dem Eintritt in den
Verein gehegt.
Der Verein gewährte seinen Mitgliedern bereits
zwei Vereinsgaben von anerkanntem Werthe, ein-
mal das Werk: die Lehre vom Obstbau" von Lu-
255
kas und Medikus, und dann das in Frankreich
als klassisch anerkannte Buch von Ch. Baltet in
Troyes: „les bonnes poires" in deutscher Bearbei-
tung. Beide haben sich seitdem eingebürgert und
besondei's das erstere findet sich in den Händen
aller derjenigen Personen, denen es daran gelegen,
einige Kenntnis» des Obstbaues zu erwerben. Ganz
besonders für Gärtner, die in einer Zeit ihre Aus-
bildung erhielten, wo auf Obstbau wenig oder kein
Werth gelegt ward, ist die „Lehre vom Obstbau"
ein wahrer Sehatz — zur Nachhülfe. Eine dritte
Vereinsgabe ist der Vollendung nahe und wird,
wie zu erwarten steht, eine gleich günstige Auf-
nahme linden.
Ist diese Art der Thätigkeit des Vereines
für die Mitglieder desselben eine erspriessliche, so
steht zu verniuthen, dass auch das grössere Publi-
kum dieser Erfolge theilliaftig werde, indem ihm
eben durch die Empfehlung des Vereines Bücher
geboten und bezeichnet werden, die zu den besten
in ihrer Art gehören. So fällt wenigstens die Wahl
bei etwaigem Begehr nicht mehr schwer.
Die Thätigkeit des Vereines wird selbstredend
durch die ihm zu Gebote stehenden Mittel bedingt
und diese sind immerhin noch sehr unbedeutend.
Die Beiträge der Mitglieder — das ist die alleinige
Einnahme; der Etat ist sehr einfach. Die Zahl
der Mitglieder wird in diesem Vereinsjahre, bis zum
1. Oktober 1864 die Zahl von 400 wohl erreichen,
allein was ist diese Zahl gegenüber der Bevölke-
rung Deutschlands? — So lange eben die Einnahme
der Vereinskasse auf die Beiträge der Mitglieder
beschränkt bleibt, bleibt gleichfalls der Wirkungs-
kreis und die Thätigkeit des Vereines selbst eine
beschränkte, weil an Mitteln gehemmt.
lieber die Vermehrung der Mittel des Vereines
ist Manches und von Manchem angedeutet worden.
In der Monatsschrift selbst hat Schreiber dieses be-
reits im Jahre 1861 (S. 36 ft'.) vorgeschlagen,
einen Sc hu tz- Verein in derselben Weise für den
deutschen Pomologen-Verein zu bilden, wie dies an-
derwärts geschieht. Durch einen solchen Verein
wird einmal allen denjenigen Personen, welche an
den Bestrebungen des Vereines nur in sofern be-
theiligt, als sie die materiellen, handgreiflichen Fol-
gen und Resultate des Vereines geniessen, Gele-
genheit gegeben, auch ihrerseits mitzuwirken zur
Erzeugung besseren Obstes für unsere deutschen
Obstmärkte. Und sind denn der Personen in
Deutschland so wenige, die lieber gutes Obst essen,
als schlechtes? — Wenn unter hundert solcher Per-
sOTien je eine dem Vereine und nur mit dem Bei-
trage von einem Thaler beitritt — gewiss, es gäbe
eine sehr bedeutende Einnahme. ■ — Weiter wird
den Vereinen für Gartenbau etc. etc., allen land-
wirthschaftlichen Vereinen etc. ein weiteres Feld
für ihre Betheiligung am deutschen Pomologen-Ver-
eine geboten. Es ist ja der Obstbau, wie überhaupt
der Zweck des Vereines selbst für alle genannten
Vereine kein fremder Gegenstand. Ich sollte mei-
nen, ihr allereigenstes Interesse müsste sie bewegen,
die Bestrebungcu des deutschen Pomologen- Vereines
aufs kräftigste zu luiterstützen und das geschähe
eben durch den Beitritt zum Schutz-Verein. Dem
deutschen Pomologen-Vereine sind zur Zeit mehre
derartige Vereine, wohl über fünfzig und darunter
auch nichtdeutsche, beigetreten, allein nur als ein-
fache Mitglieder. Das ist ein Uebelstand, der nicht
nur zu beklagen, der auch den andern Vereins-
mitghedern gegenüber, einen gewissen Vortheil be-
gründet, der nicht gut zu heissen ist. Während
das Statut des französischen Pomologen-Kongresses
allen beitretenden Vereinen eine Cetisation von 30
Franken als Minimum — also 8 Thaler — aufer-
legt, zahlen die dem deutschen Pomologen-Verein
als Mitglieder beigetretenen Vereine nur den einfa-
chen und von jedem einzelnen Mitgliede beanspruch-
ten Beitrag von einem Thaler. Das ist offenbar
eine Unbilligkeit, da der Verein als solcher und in
der Gesammtheit seiner Mitglieder alle diejenigen
Vortheile geniesst, welche das einzelne Mitglied
durch seinen Beitritt zum Pomologen-Vereine er-
wirbt. Hier erfordert es die Billigkeit, dass die
Vereine, welche als solche dem deutschen Pomolo-
gen-Vereine beitreten, einen höheren Jahresbeitrag
zahlen, als das einfache Mitglied — und zwar durch
den Beitritt zum Schutz-Verein. Der Modalitäten der
Feststellung der Höhe eines solchen Beitrages gibt
es mancherlei, allein empfehlenswerth sind vorzugs-
weise zwei, nämlich: entweder» setzt der deutsche
Pomologen-Verein ein Minimum als Beitrag für den
Beitritt der Vereine, z. B. 4 oder 5 Tlialer — oder
es wird von den beitretenden Vereinen selbst ein
solcher Jahresbeitrag nach Zahl der Vereinsmitglie-
der, nach der Jahreseinnahme etc. normirt. — • Ja
es ist den Vereinen noch ein anderer Weg der Be-
theiligung geöffnet, den wir als einen ausserordent-
lichen bezeichnen wollen und ebenfalls recht drin-
gend empfehlen. Wohl jeder Verein, sei es für
Gartenbau, Landwirthschaft etc. etc., der dem deut-
schen Pomologen-Vereine angehört, hält alljährlich
eine General- oder Hauptversammlung, verbunden
mit einem obligaten Zweckessen.
Das wäre der
passendste Ort, die beste Gelegenheit für eine
Sammlung freiwilh'ger Beiträge zu den Zwecken
des deutschen Pomologen-Vereines und es sind der
einzelnen Punkte gar viele, die namhaft gemacht
werden können, wie z. B. die Monatsschrift, der
Mähringer Jluttergarten, die Diel's- Stiftung, das
Obstwerk etc. etc. etc. — • Ich glaube, es fehlt nur
256
das Beispiel, um auch diese Quelle fliessend zu
machen.
Durch den Schutz -Verein wird endlich auch
allen Regierungen der deutschen Staaten, denen
doch wohl die Hebung des Obstbaues kein fremder
Gegenstand ist oder fortan sein wird, der Weg au-
gedeutet, auf welchem sie die Anerkennung der Be-
strebungen des Vereines au den Tag legen können.
Nehmen wir z. B. für jede Regierung des deutschen
Bundesstaates im Durchschnitt einen Jahresbeitrag
von dreissig Thalern an, so sind durch diese dem
Vereine zugewendcteu Mittel die Zwecke des Ver-
eines wesentlich gefördert. Die einzelnen Staats-
Regierungeu fördern die Bestrebungen des deutschen
Pomologen - Vereines überdies wesentlich auch da-
durch, dass sie die Publikationen desselben, also die
Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obst-
bau und die Vereinsgaben in Parthien nehmen, deren
Vertheilung an öffentliche Anstalten, z. B. Semina-
rien u. s. w., veranlassen und bei bedeutenderen Pu-
blikationen, wie z. B. das deutsche Obstwerk, durch
Subscriptionen sich betheiligen. Das sind Wünsche
mid Hoffnungen, deren Realisirung wohl keiner zu
fernen Zukunft vorbehalten bleiben wird.
Ausserdem ist der deutsche Pomologen - Verein
bestrebt, die von ihm erzielten Resultate in der
Obstkuude durch Herausgabe eines grösseren Obst-
werkes dem Publikum vorzulegen und das ist jenes
Werk, von dem die Wochenschrift (S. 172 d. Jahrg.)
spricht. Es ist das ein Werk, welches nicht die
Forschungen und Ansichten eines Einzelnen geben
soll, sondern welches aus dem gesammten Vereine
hervorgeht. Es soll auch nicht beschränkt werden
auf die Anzahl von 100 Sorten Aepfelu — das
ist blos ein Vorsclilag für den 1. Band — , sondern
soll sich weiter ausdehnen , je nachdem der Verein
es für gut und zweckdienlich hält. Das Werk selbst
soll Deutschland Ehre machen — kein blosses Bil-
derbuch sein. Aber eben deshalb ist es nicht für
Jedermann, namentlich auch des Preises wegen.
Wie soll z. B. der Herrschaftsgärtner bei seinem
oft kärglichen Gehalte, starker Familie u. s. w. im
Stande sein, ein Werk sich anzuschaften, wie z. B.
das von Decaisne? — • selbst der halbe Preis ist
ihm unerschwinglich. Auch das sieht der Vorstand
des deutschen Pomologen -Vereines ein und zieht
diesen Punkt in den Kreis seiner Thätigkeit, indem
er sich die Frage stellt: sollte es nicht möglich
sein, ein Werk herzustellen, das durch seine Billig-
keit und durch solche der Umschauungsweise des
Gärtners angcpasste Abbildungen dem gefühlten Be-
dürfniss Abhülfe gewährte? — Es wird das mög-
lich sein und dann hat der Verein den praktischen
Weg eingeschlagen, allen den Gärtnern beizustehen,
deren Dienstverhältniss etwas von demselben verlangt,
was sie nicht leisten können, weil eben die Herrschaft
Obst verlangt, ihnen aber nicht die Mittel gewährt,
sich über dessen Wahl, Zucht etc. zu belehren, und
das wird manchem Gärtner zu Gute kommen.
Die
4 -KubofpfjTrfjc .Kiin|l= uiiJ) JjauöefsgädRerei
hl Hcrsfcld (Kurlicsseii)
ofFerirt für den Herbst in guter und schöner Waare:
I. Samen.
Apfelkerne, in nur 1864 gesunder keimfähiger Waare,
100 Pfund öOThlr.
Desgleichen, ä Pfund 20Sgr.
Birnkerne, desgleichen in ganz vorzüglicher Waare
(wilde Birn) 100 Pfund .... 65Thlr.
Desgleichen im Einzelnen a Pfund . . 25Sgr.
Bestellungen hierauf müssen frühzeitig gemacht
werden, Versand im Oktober.
Rosensamen zu Wildlingen, reiner Samen, a Pfund
lOSgr.
Desgleichen oder Hagebutten, 100 Pfund 4Thlr.
Weissdorn, 100 Pfund 6Thlr.
Schlehen, 1 Pfund ......... lOSgr.
II. IPflänzlinge.
Apfel- und Birn -Sämlinge, verpflanzte schöne ge-
sunde Waare, 2— 3-jährige, lOOOStück 12Thlr.
(Veredlungsfähige Waare.)
Desgleichen, 1 -jährige zum Pflanzen, lOOOStück
4Thlr. lOSgr.
Kirsch- Wildlinge, süsse, 1 -jährige, 1000 Stück
3Thlr. lOSgr.
Desgleichen, grosse für Strasse und Baumschule
100 Stück SThlr.
Mahaleb-Kirschen, 100 Stück .... 1 Thlr.
Rosen-Sämlinge, sehr schöne verpflanzte, 2 — 3-jäh-
rige, 1000 Stück 6— 10 Thlr.
Desgleichen, unverpflanzte 2-jährige . . 3 Thlr.
Linden zu Unterlagen, 1 — 2 Fuss hoch, lOOOStück
6 Thlr.
Desgleichen zu Alleen, 6 — 10 Fuss hoch, 100 Stück
6 Thlr.
Desgleichen, sehr grosse und starke, 10 — 14 Fus^
hoch, 100 Stück 10— 15 Thlr.
I Proben stehen zu Diensten.
\ Haideerde, sehr gute, 100 Pfund . . 15Sgr.
Moorerde, sehr gute, 100 Pfund . . . 12Sgr.
Zu recht zahlreichen Aufträgen empfiehlt sich
ganz ergebenst *
©. ßutiolpl).
Verlag vou Karl Wieg au dt iu Berliu,
Komraandanten-Stra&se No. 62.
Dnuk der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderuiiff des (lartenbanes in den Könisl. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
I*rolessoi- Dr. Karl Klocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 33.
Berlin, den 20. August
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Programm für die Preisbewerbung bei der Frühjahrs-Ausstelluug des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den
Königl. Preuss. Staaten, am 2. April 1865. — Dr. Paul Ascherson's Flora der Mark Brandenburg. — Revue hor-
ticole. Jahrgang 1863. 1864. 1. Hälfte. — Mittel gegen Ameisen.
Sonntag, den 28. .iiigust, Mittags A13 Uhr, findet im l'alnienhause des botanischen Gartens eine Versammlung des
Vereines zur Beförderung des Garteubanes statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
l*n»gTainiii tiir die Prcisbewerbung
bei der
/rül)jal)rs-5lU9|lrUung bfs l^erfines jur iSrförbrrung
brs (Sadcnbaucs in bfu fiöniol. IJrcul?. Staaten,
am 2. April 1865.
Allgemeine Bedingungen.
1) Die beluit's der Preisbewerbung aufzusteileudeu
Pflanzen müssen, mit Namen versehen, am Tage
vorher in das Lokal der Ausstellung abgeliefert
werden; sie bleiben den Sonntag über bis ü ühr
Abends aufgestellt und sind demnächst bis spä-
testens Montag Mittag wieder abzuholen.
2) Für Transportkosten wird keine Entschädigung
gewährt.
3) Die Pflanzen müssen sich ebenso, wie die Töpfe,
in einem für die Ausstellung geeigneten Zu-
stande befinden ; andernfalls können sie von den
Ordnern zurückgewiesen werden.
4) Das Preisrichteramt wird aus 5 Personen be-
stehen, deren Berufung dem Vorstände des Ver-
eines zusteht, welcher zugleich den Vorsitzen-
den ernennt. Selbst-Aussteller sind ausgeschlos-
sen. Bei etwaiger Stimmengleichheit gibt die
Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag, dem
auch das Recht zusteht, im Falle einer Unvoll-
zähligkeit des Preisrichteramtes andere, vom Vor-
stande nicht ernannte Mitglieder des Vereines
zuzuziehen.
I. ©ellipteife,
welche aus dem Beitrage Sr. Maj. des Königs, des erhabenen
Protektors des Vereines, gewährt werden.
A-Ilgemeine iVeie Ivonliux^i'enz.
A. 'Aiisaiiiinciislrlliiii^ gut kulUvirter Pflanzen.
1) Für (3 Stück reichblühende Eriken in 6 ver-
schiedenen Arten oder Abarten : ein Preis von
2 Friedrichsd'or.
2) Für G Stück reichblübende Leguminosen in 6
verschiedenen Arten oder Abarten: ein Preis
von 2 Friedrichsd'or.
3) Für 6 Stück reichblübende Cyclamen in min-
destens 3 verschiedenen Arten oder Abarten
in vorzüglicher Kultur: ein Preis von 1 Frd'or.
Es wird gewünscht, dass sich auch ein oder
mehre Exemplare von Cyclamen Atkinsii unter den
ausgestellten Pflanzen befinden.
It. SrhaujiHanZfU.
4) Für eine Zusammenstellung von 6 Pflanzen in
mindestens 3 verschiedenen Arten in vorzügli-
cher Kultur: ein Preis von 1 Friedrichsd'or.
5 bis 9) Fünf Preise von je 1 Friedrichsd'or für
einzelne ungewöhnlich reich- und schönblühende
Pflanzen nach der Wahl der Aussteller.
33
258
Die um die Preise zu 1 bis 9 konkurrirenden
Pflanzen müssen sich mindestens seit 6 Monaten
vor der Ausstellung in der Kultur der Aussteller
befunden haben.
C. Neue Einführungen.
10 und 11) Zwei Preise von je 1 Friedrichsd'or
für Pflanzen, welche hier zum ersten Male aus-
gestellt werden und welche so weit ausgebildet
sein müssen, dass ihre Eigenschaften deutlich
erkennbar sind und eine grössere Verbreitung
als Zier- oder Nutzpflanzen voraussetzen lassen.
D. Getriebene IMIanzen.
12) Für eine Aufstellung von getriebenen blühen-
den Gehölzen in mindestens 6 verschiedenen
Arten: 2 Friedrichsd'or.
13) Für eine Aufstellung blühender Hyazinthen in
mindestens 20 Sorten: 1 Friedrichsd'or.
14) Für eine Aufstellung blühender Aniaryllis in
mindestens 8 Sorten: 1 Friedrichsd'or.
15) Für eine Aufstellung blühender Tulpen in
mindestens 12 Sorten: 1 Friedrichsd'or.
16) Für eine Zusammenstellung von mindestens
3 blühenden Exemplaren vei-schiedener Vai-ie-
täten der Paeonia arborescens oder flu- ein
blühendes Exemplar der Cleraatis Fortunei
oder Fortunei Standishii : 1 Friedrichsd'or.
17) Für eine oder mehre Sorten getriebenen Ge-
müses oder in Gefässen gezogenen Obstes
(Himbeeren, Erdbeeren u. dgl.): ein Preis von
1 Friedrichsd'or.
Zusammen 20 Friedrichsd'or.
II. (ßclliprcifc,
welche von Privateu iiusgLsetzt sind:
18) Für eine Aufstellung blühender Hyazinthen in
mindestens 20 Sorten ein Preis, ausgesetzt von
dem Vorsitzenden des Vereines, Geh. Ober-
ßegieruugsrath Knerk: 1 Friedrichsd'or.
In soweit die vorstehenden Preise nicht zuer-
kannt werden sollten, werden dieselben den Preis-
richtern zur Verfügung gestellt behufs der Zuspre-
chuug für andere vorzügliche gärtnerische Erzeug-
nisse, welche sich etwa auf der Ausstellung befin-
den möchten.
III. Sljrcn -Diplome.
Auch steht den Preisrichtern die Zuerkennung
von 5 Ehren-Diplomen für vorzügliche Gegenstände
der Ausstellung frei.
Berlin, den 31. Juli 18ß4.
\h: l*aiil Ascherson's
.ffoni Öcu JliarR .Brauöeiifiurg.
Wie manche Theile der botanischen Wissen-
schaft sind seit wenigen Jahren in ein neues Sta-
dium, man möchte sagen, in das der Wissenschaft-
lichkeit getreten ; so auch die Flora, d. h. die Kennt-
niss der auf einem bestimmten Räume der Erdober-
fläche wachsenden Pflanzen. Man glaubte lange
Zeit, dass es hinlänglich sei, nächst den Diagnosen
nur die Standorte, namentlich der seltenen Arten,
aufzuführen, um den Laien etwas zu bieten, was
das Erkennen der Pflanzen erleichterte. Damit ist
es aber keineswegs heut' zu Tage abgethan. Das
geistlose Auswendiglernen der Pflanzennamen, wo-
nach der für den grössten Botaniker galt, der das
beste Gedächtniss besass, hat der Entwickelung der
botanischen Wissenschaft sehr geschadet und die
heutigen Botaniker zum grossen Theil zu einer an-
dern Einseitigkeit geführt, indem man in dem Stu-
dium der Pflanzenzelle oder des Baues der ganzen
Pflanze jetzt allein die botanische Wissenschaft an-
nehmen will.
Die Pflanzenkenntniss, wo allen Verhältnissen
Rechnung getragen werden muss, ist aber keines-
wegs so geistlos, sondern verlangt bei den grossen
Schwierigkeiten, welche sich oft entgegen stellen,
ein tieferes Eingehen in das Leben der Pflanze;
mau kann erst eine Pflanze ordentlich kennen,
wenn man sie nach allen Seiten hin beobachtet
und den Formenkreis, in dem sie sich bewegt, er-
kannt hat. Dazu gehören aber oft Jahre lange
Beobachtungen im Leben, dazu gehört vor Allem
eine genaue Kenntniss des Bodens, wo sie wächst,
und der klimatischen Verhältnisse, unter denen sie
vorkommt. Das Herbar bietet nur für die, welche
bereits umfassende Studien gemacht haben, einigen
Ersatz und in gewissen Verhältnissen auch Anhalts-
punkte zu weiteren Forschungen dar. Eine Art,
welche nur nach getrockneten Exemplaren aufge-
stellt ist, hat aber einen geringen, stets nur relativen
Werth, während dieser dann erst dauernd wird; sobald
alle Formen einer Pflanze im Leben erkannt sind
und vergleichende Untersuchungen mit den näch-
sten Verwandten, ja mit dem ganzen Genus, statt-
gefunden haben.
Wir vermissen zwar leider die geologische
Grundlage, so wie die Beschreibung der Boden-
Verhältnisse des Territoriums in der uns vorliegen-
den Flor — es wird beides nachträglich verspro-
clien — , doch hat der fleissige Verfasser alle übri-
gen Bedingungen einer guten Flor in einer Weise
erfüllt, dass wir dem endlichen Erscheinen dersel-
ben mit Siiannung entgegensahen. Wir freuen uns
nun, wo sie uns vorliegt, dass wir nicht getäuscht
259
sind. Der Verfasser hat viele Jahre hindurch die-
ser einen Aufgabe unverdrossen und in rastloser
Thätigkeit sich gewidmet und übergibt uns jetzt
eine Flora, wie sie alle sein sollten, aber nur sehr
wenige sind.
L)ie Kenntniss des Vaterlandes, vor Allem die
der heimathlichen Scholle, ist das Erforderniss jedes
gebildeten Menschen. Mit der Kenntniss dessen,
was um ilin kriecht und fliegt, mit der Erforschung
des Bodens und der diesen bedeckenden Pflanzen-
welt lernt er erst seine Heimath lieben und fühlt
sich zu ihr hingezogen. Die Zeit ist wohl auch so
ziemlich vorbei, wo man in den gelehrten Schulen
Alles mehr lernte, als das, was man brauchte, wo
man die kleinsten Dörfer des alten Griechenlands
und Italiens auswendig lernen musste und diese
mehr kannte, als die der nächsten Umgebung, wo
die Lehrer selbst oft grössere Städte des eigenen
Vatei'landes nicht kannten. Unserer Ansieht nach
ist nichts im Stande, den Geist des Kindes so lo-
gisch zu bilden luid seine Denkkraft so zu stei-
gern, als die ISaturgeschichte und vor Allem die
Botanik. Freilich darf man, wie es leider oft ge-
schieht, als Lehrer der Naturgeschichte nicht etwa
solche anstellen, die zu nichts Anderem zu gebrau-
chen sind, sondern umgekehrt grade die befähigte-
ren, welche auch Interesse für ihren Lehrgegeu-
stand haben.
Kenntniss der heimathlichen Flor i.^t aber vor
Allem dem Gärtner und dem Landwirthe uothwen-
dig. Wenn der Erstere diese hat, wird er nicht
so oft in den Fall kommen, ausländische Charlata-
iierien zu glauben und dafür sein gutes Geld aus-
zugeben; wir wollen nur an Sagina pilifera er-
innern, welche als Surrogat unserer Rasen empfoh-
len wurde. Samen der Gypsophila muralis hätte
man sicJier sicli nicht erst aus dem Auslande ver-
sehrieben, wenn man gewusst hätte, dass sie bei
uns hier und da, selbst in grösserer Menge, wild
wäclist. Polygonum aviculare wurde von Süd-
Frankreich aus als Futter für die Seidenraupen,
Ballota nigra als Bienenfutter von Ungarn aus
empfohlen und Landwirthe haben von beiden sich
Samen versehrieben. LTnd doch sind beide Pflanzen
lästige Unkräuter, die allenthalben vorkommen.
Doch nun auch einige Worte über das Buch,
was wir den Gärtnern und Landwirthen, welche in
dem Florgebiete, d. h. der nordostdeutschen Ebene
von der Westgrenze des Regierungsbezirkes Magde-
burg bis nach Posen, und von der Südgrenze Pom-
merns bis nach Schlesien hin wohnen, bestens em-
pfehlen können. Die Flora ist mit einer solchen
Konsequenz und einer solchen Sorgfalt bearbeitet,
dass sie in der That bisweilen an das Pedantische
zu streifen scheint. Fehler in der Schreibart, wie
sie sich leider gar zu sehr bei uns eingenistet ha-
ben und selbst sprachgebräuchlich geworden sind,
wie Pyrus, Dactylis, Anthericum, Amaranthus, Pru-
nella, panicula u. s. w. sind verpönt und verbessert.
Sollte dann aber nicht auch Gynaecandria anstatt
Gynandria zu schreiben sein?
Die Aussprache, und zunächst wo der Ton hegt,
ist immer durch einen Acut angegeben, was um
so nothweudiger sein dürfte, als ganz tüchtige Bo-
taniker hierin sehr nächlässig sind. Der Ballast
von Synonymen, womit mancher Florist sich brüstet,
ist glücklich über Bord geworfen. In Betreft' der Na-
men ist mit eisener Konsequenz die Priorität ver-
folgt, so dass selbst Linn(? einmal koriigirt wurde.
So kommen eine Menge von Namen zum Vorschein,
die man längst vergessen hatte: Sieglingia decum-
bens anstatt Triodia decumbens, Weiugaertneria
canescens anstatt Corynephorus eanescens u. s. w.
Dass im Allgemeinen das Prinzip festgehalten
wird, wonach auch der älteste Artname bleibt, er-
achten auch wir für wünschenswerth; ob er aber
bei altern, schon eingebürgerten Namen durchzufüh-
ren ist, möchte um so mehr bezweifelt werdeu, als
selbst eine grosse Menge Linn^ 'scher Arten dun-
kel sind und bleiben werden , darüber auch ver-
schiedene Ansichten herrschen. Würde mau nicht
besser thun, solche ältere Namen, auch wenn man
später sie - bestimmt erklären könnte, der Genus-
Name sich aber geändert hat, ganz und gar bei
Seite zu lassen? Der Verfasser führt in solchen
Fällen die Namen zweier Autoren auf, den, der die"
Art zuerst aufstellte, und den, der sie zuerst dem
Genus, wohin die Pflanze jetzt gehört, einreihete.
Der erstere Name steht in Parenthese. Sollte es
nicht den Vorzug verdienen, wenn nur der Namen des
einen Autors, und zwar des ersteren, gebraucht würde,
da dieser doch das meiste Verdienst besitzt! So
würde man der Sucht mancher Botaniker, neue
Genera zu machen oder doch wenigstens anzuer-
kennen, nur um ihren Namen hinter dem der
Pflanze zu sehen, mit Erfolg entgegentreten. Bes-
ser wäre es noch, den Namen des Genus, in dem die
Art zuerst beschrieben wurde, in Parenthese zu brin-
gen, wie wir es in unseren Beiträgen des Orientes ge-
than haben, und dann nur den Anfangsbuchstaben
des Autors, z. B. Sisymbriuni officinale (Erysimum) L.
Das Buch ist für den Fachmann und für den
Laien zu gleicher Zeit geschrieben, eine schwierige
Aufgabe, die aber doch luit Erfolg durchgeführt
ist. Der Verfasser legt auf die Art und Weise
des Erscheinens einer Pflanze, auf die sogenannte
Tracht oder den Habitus, mit Recht einen grossen
Werth. In Betreff" des Begriff'es der Art und des
Geschlechtes schlicsst er sich der Ansicht des älte-
ren Koch, des früheren Professors in Erlangen,
33*
260
■wie dieser in seiner deutschen Flora zuerst Anwen-
dung gemacht hat, an; aucli bei den Diagnosen ist
er dem guten Beispiele Koch's gefolgt.
Das Buch ist leider ziemlich dick, zu dick für
ein Buch, was mau auf .Exkursionen mitführen soll.
Unserer Ansicht nach hätte Manches wegbleiben
können, so z. B. die Uebersicht der Blüthenstände,
die Uebersicht des natürliciien Systemes, zumal in
dem Buche selbst eine andere Eeihenfolge beliebt
ist und zwar die, an welche man sich nun einmal
gewöhnt hat und wo man mit den Ranunculaceen
anfängt. Es möchte sogar störend sein, dass in
der Uebersicht der natürlichen Familien die Acera-
ceen und Hippocastanaceen als Abtheilungeu der
Sapindaceae betrachtet werden , während sie im
Texte selbständig auftreten.
Der Verfasser führt ausser den wildwachsenden
und verwilderten Pflanzen noch eine Menge Kultur-
uud Garteupflanzen auf. Die Zahl ist doch wohl
viel zu gross, abgesehen davon, dass selbst seltene
Pflanzen der Gärten, wie Telekia speciosa, aufge-
nommen sind, andere, wie Phlox, (die selbst nicht
selten verwildert vorkommt) fehlen.
Dass der Verfasser zur Bezeichnung der Ord-
nung die Adjektiv-Endung „inae", zur Bezeichnung
der Familien die Adjektiv-Endung „aceae", zur Be-
zeichnung der Unterfamilien die Adjektiv -Endung
joideae" konsequent durchführt, ist sehr zu loben.
Renie Iioiticole.
Jahrgang 1863. 1804. 1. Hälfte.
(.Schluss.)
Wir gehen zu den Gehölzen des freien Landes
über, welche in der Revue horticole abgebildet sind.
Im Jahrgange 1863 ist zunächst eine schwarze Ab-
bildung der Rhus glabra laciniata (Seite 7) gege-
ben; uns ist diese Form nicht bekannt. Sie wurde
direkt aus Amerika durch einen eifrigen Botaniker,
Helias Durand, dem botanischen Garten in Paris
zugesendet, wo sie sich bis jetzt allein befindet.
Bei uns ist die Abart mit rothen Frücliten, welche
Willdenow unter einem besonderen Namen, näm-
lich als Rhus elegans beschrieben hat, beliebt,
aber in Anlagen lange noch nicht so viel augewen-
det, als sie es verdient.
Ein zweiter Sumach ist der japanische Wachs-
baum (Rhus succedauea), über den wir durch
Kämpfer die erste Nachricht erhalten haben. Des-
sen Amoenitates sind übrigens keineswegs, wie es
in der Revue horticole (S. 129) heisst, 1792 er-
schienen, sondern 1712. Der japanische Wachs-
baum ist bereits über 150 Jahre bekannt. Vil-
morin-Andrieux & Co. haben nur das Verdienst,
auf ihn neuerdings wieder aufmerksam gemacht zu
haben, indem sie durch die Vermittclung der vor
einigen Jahren in Europa anwesenden japanischen
Gesandtschaft sich Samen zu verschaflfen wussten
und die daraus gezogenen Pflanzen jetzt in den
Handel brachten. Der Herausgeber des Garten-
Lexikons, Dietrich, erwähnt bei Gelegenheit der
Beschreibung der Rhus succedauea, dass er sie (im
ersten Jahrzehend dieses Jahrhundertes) bereits in
Grossbritannien, namentlich in der Nähe von Edin-
burg, vielfach gesehen. In den botanischen Gärten
kultivirt man den Firnissbaum Japan's (Rhus ver-
niciflua) bisweilen anstatt ihrer. Der Wachsbaum
unterscheidet sich aber sehr leicht durch glänzende
immergrüne Blätter von dem eben genannten.
Wahrscheinlich wird das von diesem Baume
erhaltene Wachs jetzt, wo sich auch Japan unse-
rem Handel aufschliessen muss, mehr eingeführt
werden. Nach den l'ntersuchungen von Cloez
verhält es sich vollkommen iniserem Bienenwachse
gleich; die daraus bereiteten Kerzen unterscheiden
sich in nichts von den gewöhnlichen. Das Wachs
befindet sich in der Fruchtschale in solcher Menge,
dass es darin 48 Prozent ausmacht. Dem Gewichte
nach erhält man aus 100 Pfund Früchten 17 Pfund
Wachs, gewiss eine ansehnliche Menge. Mau muss
sich wundern, dass man in Süd-Frankreich und in
Algerien noch keine Kultur-Versuche gemacht hat.
Unter dem Namen Robinia Pseud-Acacia
Decaisneana hat der Baumschulen-Besitzer Vil-
levielle jeune in Manosque (Basses Alpes) eine
hell- oder fleischroth- blühende Form gezogen, die
wohl die Aufmerksamkeit der Liebhaber und Gar-
tenbesitzer verdient (s. S. 151).
Als Viburnum Keteleßri ist von CarriSre
(S. 269) die einfache Form des seit fast 20 Jahren
durch Fortune eingeführten gefüllten Viburnum
macrocephalum beschrieben und abgebildet worden.
Wie bei unserem Schneeball (V. üpulus roseum
oder flore pleno) sind nämlich bei letzterem alle
Blüthcheii unfruchtbar, während bei der wilden
Form es nur die am Rande des Blüthenstandes sind.
Wir haben früher schon der interessanten For-
men der trefüllten Pfirsiche, welche durch v. Sie-
bold vor mehrern Jahren eingeführt wurde, ge-
dacht und auf sie aufmerksam gemacht (s. 2. Jahr-
gang S. 360 und 3. Jahrgang S. 278). Dieselben
haben wir auch schon mehrfach auf deutschen Aus-
stellungen gesehen. Carrifere hat nun in der Re-
vue horticole (zu Seite 391) die Abbildungen und
Beschreibungen der 4 neu eingeführten Sorten ge-
geben.
EndKch finden wMr im Jahrgange 1864 (zu
Seite 171) eine Fruchttranbe des stumpfblättrigeu
261
Ahorns (Acer Pseudoplatanus), wo die Früchte eine
rothe Farbe haben, abgebildet. Diese merkwürdige
Form wurde durch den Gärtner F er ran d zu Cog-
nac in Orl^annais (Depart. de Charente) wohl zu-
fallig erhalten. Die Abart mit hauptsächlich auf
der Unterfläche rothen Blättern und ebenso gefärb-
ten Blattstielen besitzt ebenfalls nielir oder weniger
braunrothe Früchte, bei dieser Form sind aber (we-
nigstens nach der Abbildung) Blätter und Blatt-
stiele durchaus grün. Es ist nicht zu leugnen, dass
die grossen braunrothen Fruchttrauben mitten in
dem dunklen Grün der Blätter sich sehr gut aus-
nehmen müssen. Wir ergreifen die Gelegenheit,
um wiederholt darauf aufmerksam zu machen, wel-
chen ästhetischen Werth die Fruchtsträucher in den
Anlagen besitzen. Man nimmt viel zu wenig auf
diesen Schmuck Rücksicht.
Von Florblumen sind ebenfalls einige bespro-
chen und abgebildet, so im Jahrgange 18G3 (Seite
10) die nicht genug zu empfehlende Zwergform der
Tagetes sigiiata, die mit ihrem buschigen Wüchse
und mit BlUthen dicht besäet sich reizend, beson-
ders auf Beeten und gruppenweise, ausnimmt. Wir
haben übrigens schon von ihr gesprochen.
Eine der reizendsten Nelken ist die, welche ein
gewisser Flon in Angers, wie es scheint vor län-
gerer Zeit, erzogen hat. Die Mutterpflanze ist
wahrscheinHch ein Blendling unserer gewöhnlichen
und der Karthäuser-Nelke der Gärten (also der
üianthus Caryophyllus und barbatus) gewesen. An
ihr entstand sie zufällig, wurde abgenommen und
weiter verbreitet. Da sie nie Samen trägt, kann
sie nur durch Ableger vermehrt werden. Durch
den Gärtner Pare kam sie ISöri nach Paris, wo
dieser sie im Jahre 1860 bei der damaligen Indu-
strie-Ausstellung in grossen buschigen Exemplaren
zur Kenntiiiss der Liebhaber brachte. Die Pflan-
zen standen dort in der Nähe von ebenfalls ausge-
stellten Hausthiei-en. Nach der Ausstellung entstand
zufällig ein der Wurzel entspringender Ast, der als-
bald eine weisse Blüthe trug. Diesen Ast senkte
Par^ ab und gab der Form den Namen Marie
Parö. Später zeigte sich noch ein Ast mit ge-
streiften Blütlieu, den Par^ ebenfalls abnahm und
als selbständige Form, die er wiederum Emilie
Par^ nannte, zum Verkauf stellte. Die weissblü-
hende Form scheint Henderson mit sich nach
London genommen zu haben, denn sie wurde als-
bald von ihm als Dianthus hybridus multiflo-
rus in den Handel gebracht. Die gewöhnliche,
rothblüheude Form (Oillet Flon) ist dagegen in
Frankreich auch als Dianthus semperflorens
verbreitet.
Die Flon'sche Nelke verdient Beachtung,
denn sie hält sehr gut im Freien aus, blüht reich
und eine lange Zeit. Ihre Blüthen ähneln unseren
gefüllten Gartennelken und haben mit diesen einen
angenehmen, wenn auch nicht so starken Geruch.
Sehr wichtig ist es, dass sie auch für die Winter-
zeit gezogen werden kann. Par^ nimmt zu die-
sem Zwecke im September imd Oktober starke,
blühbare Pflanzen aus dem freien Lande, setzt sie
in Töpfe und bringt sie in ein Kalthaus oder in
einen kalten Kasten. Wie er sie bedarf, werden
sie angetrieben; so hat man sie binnen eines Mo-
nats in Blüthe. Es ist dabei aber wichtig, dass die
Blüthenzweige bereits in der freien Luft sich ent-
wickelt haben. Ist dieses nicht geschehen und ge-
schieht erst während des Ti-eibens, so werden die
Blumen nicht schön und bleiben unvollkommen.
Verschneiden darf man die Flon'schen Nelken nie;
werden die Stöcke zu dicht, so niuss man an den
Wurzeln abnehmen. Vermehrt wird die Sorte durch
junge Brut, welche sich kurz vor der eigentlichen
Blüthezeit, also im Frühjahre, zeigt. Zu jeder an-
deren Jahreszeit gemachte Vermehrung gelingt nicht.
Die Flon'sche Nelke ist jetzt in England, wie
in Frankreich sehr beliebt. Man benutzt sie allge-
mein zu den Blumenparterre's. In Paris sind es
besonders die Handelsgärtner Pel^ fils und Par^,
welche sie im grossartigsteu Massstabe vermehren
und in den Handel bringen.
Nach Vihnorin (les fleurs de pleine terre p.
572) sind Dianthus Maulei und Maule's for-
cin g ebenfalls Formen dieser Flon'schen Nelke,
die nur nicht so reichliche und kleinere Blüthen
besitzen.
Wir haben bereits in der 28. Nummer der Wo-
chenschrift eine Auswahl von Hyazinthen gege-
ben, im Jahrgang 1863 der Revue (Seite 35) fin-
det sich ebenfalls eine solche. Eine Sorte: Rouge
sans pareille ist daselbst auch abgebildet und ver-
dient Empfehlung.
Ferner sind einige neue gefüllte Petunien
mit der enormen Grösse von 5| Zoll (zu Seite 430)
dargestellt. Der Gärtner Converset in Baume-les-
Dames hat sie gezüchtet. Besonders schön ist Ce-
line Dubos mit weissen Blumen. Belle de ter-
reaux blüht dagegen hell-, Paul Joseph dunkel-
violett.
Mit Recht wird auch wiederum auf die zwergi-
gen Formen der Salpiglossen aufmerksam ge-
macht, denn leider kommen diese allmählig wieder in
Vergessenheit. Diese niedrigen Sorten dürfen höch-
stens nur 1 Fuss hoch werden, müssen buschig ge-
wachsen sein und reich blühen. Ein Pariser Gärt-
ner, Loise, säet sie schon Anfang März in's Mist-
beet, pikirt sie, sobald sie 2 — 4 Blätter haben, in
kleine Näpfchen von 2j Zoll Durchmesser und lässt
sie bis Ende April darin, um sie, sobald es geht,
262
in's Freie zu bringen. Hier bilden sie gedrängte,
buschige Pflanzen, die alsbald blülien. Einige hüb-
sche Formen sind zu Seite 470 abgebildet.
Als Dahlia Decaisneana ist eine von Rözl
eingeführte Georgine abgebildet (zu Seite 31 des
Jahrganges 1864), die wir von der alten D. coc-
cinea Cav. durchaus nicht zu unterscheiden vermö-
gen. Echte Exemplare der letzteren finden sich
noch im botanischen Garten zu Berlin vor.
Vilmorin- Andrieux hat im vorigen Jahre
von der kaukasischen Wucherblume (Pyrethrum ro-
seum), der Mutterpflanze unseres persischen Insek-
tenpulvers, eine gefüllte Art von reinstem Bau und
wohlgefälliger Form erzogen, die alle Beachtung
verdient. Sie ist zu Seite 7 1 abgebildet und hat
den Namen Pyrfethre rose double M. Barral
erhalten. Die Farbe ist weniger rosa jedoch, als
vielmehr ein feuriges Roth.
Von der gefüllten Clark ia j)u Ichella haben
wir schon früher gesprochen ; wir wussten aber
nicht, wie wir jetzt aus einem Berichte in der Re-
vue horticole (Seite 150), wo sich auch eine x\b-
bildung vorfindet, ersehen, dass diese interessante
und hübsche Form zu gleicher Zeit in England
und in Paris bei V i 1 m o r i n - A n d r i e u x entstan-
den ist.
Convolvulus altliaeoides L. wird (S. Hl)
empfohlen. Es ist dieses eine unserer Ackerwinde
sehr ähnliche Pflanze, die nicht weniger als Ampel-
pflanze benutzt werden könnte. Sie unterscheidet
sich hauptsächlich durch grössere und gelappte Blät-
ter und vertritt auch in den Ländern des Mittel-
meeres und im Oriente unsere Ackerwiude. Sie ist
daher keineswegs, wie es in der Revue heisst, nur
in Spanien zu Hause.
Cucurbita digitata A. Gray ist ein sehr in-
teressanter ausdauernder Ranker, der in der Nähe
von C. perennis steht, sich aber wesentlich durch
Blätter und Früchte unterscheidet. Die ersteren
sind nändich fingerförmig-geschlitzt und bestehen
aus 5 schmalen, aber trotzdem wiederum einge-
schnitten-gesägten Abschnitten, welche längs des
Mittelnerves und seiner Hauptäste eine weisse Fär-
bung haben. Die Früchte sind rund und haben 3^
Zoll im Durchmesser. Ihre Farbe ist hellgrün,
aber durch dunkelgrüne Marmorirung unterbrochen.
Leider verlangt die Pflanze eine sehr grosse Wärme,
so dass sie selbst in Paris nur einmal und noch
dazu unvollkommene Früchte brachte. Vaterland
sind das südHche Texas und Mexiko.
Die Beschreibung der Pflanze (Seite 131 des
Jahrganges 18<i3) hat Naudin gemacht. Diesem
gelehrten Cucurbitaceen-Kenner verdanken wir auch
noch die Kenntniss einer andern Cucurbitaeee aus
dem liimalaya. Diese hat den Namen Bryonia ery-
throcarpa erhalten und ist eine einjährige Pflanze,
welche nur 1 .^ Fuss emporsteigt. In den Winkeln
der Blätter entwickeln sich 7 oder 8 dicht beisam-
menstehende Früchte von der Grösse einer Kirsche.
Anfangs haben diese eine glänzend -grüne, später
karminrothe Farbe, die durch dunkele Marmorirung
unterbrochen wird. Da sie bereits im botanischen
Garten zu Paris kultivirt wird und Empfehlung
verdient, machen wir Liebhaber darauf aufmerksam.
Pelargonium zonale Eugi^nie M^zard
heisst eine Form, welche der Handelsgärtner M^-
zard in Puteaux (Depart. der Seine) von ihrem
Züchter Rabouillard im Jahre 1861 erhielt und
neuerdings in den Handel gebracht hat. Die Pflanze
wird kaum Fuss hoch und wächst sehr gedrungen.
Die Blüthen bilden dichte Dolden und besitzen eine
helle Zinnoberfarbe, welche nach den Rändern der
Blumenblätter allmählig in weiss übergeht.
Von Blattpflanzen für das freie Land sind 3
Solanum -Arten: Solanum wigandioides, robustum
und crinitum (Jahrg. 1863, S. 329 und 24U und
Jahrg. 1864, S. 50) aufgeführt, Arten, die wir
längst kennen und auch schon in der Wochenschrift
(3. Jahrg. S. 282, 295, 296) besprochen haben.
Wir wundern uns nur, dass der Verfasser der
Abhandlung nicht weiss, dass Solanum wigandi-
oides eine Nicotiana ist. Sie wurde von uns zu-
erst im Jahre 1859 (im 2. Jahrg. S. 33) beschrie-
ben und zwar gleich als Nicotiana (nicht als So-
lanum) wigandioides. Wir wissen nicht, welcher
Handelsgärtner diese Konfusion zuerst gemacht hat.
Auch aus der Famihe der Körbchenträger und
zwar zunächst aus der Abtheiluug der Senecionen
i sind 2 Blattpflanzen besprochen und abgebildet.
Die eine Montauea (nicht Montagnaea) heraclei-
folia Brongn. (Jahrg. 1863, S. 369) ist ebenfalls
ein alter Bekannter und wird noch fortwährend bei
uns viel benutzt. Wir kennen ihn jedoch unter
den Namen IJhdea pinnatifida, unter den Kunth
die Pflanze schon längst beschrieben hat (s. 4. Jahrg.
der Wochenschrift S. 24(J). Allerdings wird das
Genus Uhdea eingezogen werden müssen, wie wir
nächstens aus einer Abhandlung des bekannten
Kenners der Körbchenträger oder Kompositen, Dr.
C. H. Scbulz-Bip. in Deidesheim, ersehen werden.
Die 2. Blattpflanze wird (Jahrg. 1864, S. 149)
als Verbesina pinnatifida aufgeführt. Unter
diesem falschen Namen und auch als V. gigantea
haben auch wir sie in Deutschland gesehen, wäh-
rend sie ausserdem in Frankreich als V. Sartorü
vorkommt. Daraus ersehen wir noch genauer, als
aus der gegebenen Beschreibung und Abbildung,
dass es die Pflanze ist, welche der bekannte Rei-
sende Sartorius in Mexiko gesammelt hat und
von der Samen von Darmstadt aus verbreitet wor-
263
den ist. Die Cavanilles'sche (nicht Lessing'sche)
Verbesina pinnatifida hat gegenüber stehende
Blätter, der Verfasser besagter Abhandlung in der
Kevue horticole lässt aber seine Pflanze abwech-
selnde Blätter haben. Daraus ersieht man wiederum,
dass beide Pflanzen verschieden sind. Der schon
genannte Dr. C. H. Schulz -Bip. erklärt Verbe-
sina pinnatifida der Bevue horticole und unsere
Blattpflanze für Verbesina pinnata Clark und
bringt ausserdem noch seine V. microcephala
dazu. Gleich der Montanea ist auch dieser Körb-
chenträger als Blattpflanze zu empfehlen.
Eucalyptus Globulus Labill. (Jahrg. 1863
S. 46) ist weiter eine Blattpflanze, welche häufig
in den Pariser Anlagen benutzt wird und auch bei
uns Empfehlung verdiente. Auch über sie ist von
uns bereits (5. Jahrg. S. 375) berichtet worden.
Ueber Eüstoma Russelianum (Lisianthus
Russelianus, nicht Russellianus) , was im Jahr-
gange 1863 (S. 51) beschrieben und abgebildet
ist, haben wir ebenfalls im vorigen Jahrgange schon
ausführlich besprochen (S. 276)
Meyenia erecta Benth. (Seite 251) ist eine
hübsche Akanthacee aus dem tropischen Afrika mit
grossen Blumen, welche an der langen Eöhre eine
weisse, am Saume hingegen eine präclitige, dunkel-
violette und im Schlünde endlich eine gelbe Farbe
haben. Wir verdanken ihre Entdeckung dem Rei-
senden Vogel, dem ersten d. N. , der in Afrika
für die Wissenschaft sein Leben einsetzte und die
erste Neger -Expedition begleitete. Die genannte
Pflanze haben wir auf Ausstellungen In Berlin
mehrmals blühend gesehen.
Samen von Crusea coccinca DC. wurde im
Jahre 1861 von Rözl in Mexiko gesammelt und
an Vllmorln- Andrieux & Co. In Paris gesendet.
Die Art hat, ähnlich einer Ixora, lange rothe Blü-
then In einem endständigen Kopfe vereinigt und
gleicht der sclion vor mehr als lUO Jahren kulti-
virten C. rubra Ch. et Schi. (Spermacoce rubra
Jacq.). Gleich den Bouvardlen bildet die Pflanze
einen Halbstraucli und kann auch gleiche Anwen-
dung im Freien finden. Im Winter verstockt sie
leicht und muss deshalb einen trocknen Standpunkt
im temperirten Hause erhalten.
Stokesia cyanea l'Her. (Seite 211) gehört in
tlie Kompositen -Abtheilung der Vernoniaceen und
wächst in dem südlichen Carolina. Sie wurde bereits
hier und da in botanischen Gärten kultivirt, ohne
jedoch trotz Ilu-er schönen, grossen und blauen
Blüthenkörbchen zur Anerkennung zu kommen.
Die Ursache lag hauptsächlich in der bis dahin
schwierigen Vermehrung. Einer der geschicktesten
Pariser Gärtner, Pel^, macht, wie bei Gaillardia,
diese durch Zerschneidung des Wurzelstockes. Es
geschieht dieses im September, worauf die ohngefähr
9 Linien langen Stücke in flachen Schalen mit
Haideerde gefüllt in einen kalten Kasten kommen.
Vor Winter schon treiben sie und werden in kleine
Näpfchen gebracht, um in Kästen überwintert zu
werden. Sobald es im Frühjahre geht, bringt miiii
sie im Halbschatten in's freie Land, wo die Pflan-
zen aber Haideerde mit einem substantiellen Kom-
post bedürfen.
Von Gewächshaus-Pflanzen sind ausserdem in
der 1. Hälfte des Jahrganges 1864 abgebildet und
beschrieben: Columnea scandens Hort. (S. 2.31),
die wir, der Meinung des Verfassers entgegen, doch
für die Linnö'sche Pflanze halten. Wir wissen
nicht, wer sie eingeführt hat, bezweifeln aber trotz-
dem nicht, dass es auch die Pflanze ist, welche Mar tius
unter diesem Namen beschrieben und abgebildet
hat (gen. nov. III, p. 56. t. 256. f. 2.) und ein Sy-
nonym der C. speclosa Presl. (aber nicht WendL)
darstellt. Sie blüht ziemlich reich an der Spitze
der Aeste, und ihre langen, rothen Blüthen ent-
springen aus dem Winkel der Blätter. Sie gehört
in's Warmhaus und vermehrt sich sehr leicht durch
Stecklinge.
Eine interessante Monogi-aphie des Cycadeen-
Genus Encephalartos Lehm, hat Lemaire in
der Revue horticole (S. 191) gegeben, auf die wir
aufmerksam machen wollen. Die beigegebene Tafel
enthält die Darstellung eines weiblichen Zapfens des
E. horridus Lehm, mit den nöthigen Analysen.
Wir kennen bis jetzt 10 Arten dieses interessanten
Geschlechtes und zwar:
I. 3 Arten mit gedrängten, schmalen Blättern:
1. cycadifolius Lehm. (Friderici Guielml Lehm.),
2. pungens Leinn., 3. tridentatus Lehm, (spira-
lis und occidentalis der Gärten).
IL 5 Arten mit grossen, meist ganzrandigen
Blättern: 4. elongatus Lehm., 5. Lehmanni
Ecklou (glauca Hort.), 6. longifollus Lehm., 7.
lanuginosus Lehm, und 8. caffer Miqu. (bra-
chyphyllus Lehm., cycadifolla Otto et Dietr.)
III. 1 Ai't mit gelappt -gezähnten, blau -grünen
Blättern: 9. horridus Lehm. (Zamla muricata und
ferox der Gärten).
IV. 1 Art mit dornig - gezähnten rein - grünen
Blättern: 10. Alteusteinii Lehm. (Zamia glabra
und spinulosa der Gärten).
Schliesslich sind noch einige Doppelgestal-
tungen (Dimorphismen) erwähnt. So nennt
man nämlich die keineswegs selten vorkommende
Erscheinung, dass plötzlich Blätter, aber auch an-
dere Organe hervorkommen, welche eine andere Ge-
stalt besitzen. Ist die Färbung dagegen eine an-
dere, so nennt man diese Erscheinung Dichroismus.
Nicht selten kommen beide Erscheinungen zu glei-
264
eher Zeit vor. Am Häufigsten findet mau sie bei
auffallenden Abarten, wie z. B. bei denen mit ge-
schlitzten oder bunten Blättern, wo plötzlich die
ursprüngliche Gestalt oder Farbe wiederum zum
Vorschein kommt.
So haben wir durch v. Öiebold von der be-
kannten Gardenia radicaus eine buntblättrige
Form, wo zu gleicher Zeit die Blätter am Eande
schwach ausgebuchtet sind. Der botanische Garten
in Paris erhielt ähnliche Pflanzen aus China. Von
diesen ist nun ein Exemplar au einzelnen Zweigen
zurückgegangen, d. h. die Blätter haben ihre m--
sprüngliche Form angenommen (s. Jahrg. 1864 der
Kev. hört., Seite 29).
Dasselbe Zurückgehen ist bei Osmanthus Aqui-
folium Sieb. (Olea ihcifoha der Gärten Frankreichs)
der Fall gewesen, wie mau aus einer bildlichen
Darstellung (zu Seite 70) ersieht. Dieser in China
und Japan häufig vorkommende Strauch ist von
Thunberg, so wie von Loureiro, mit unserer ge-
wöhnlichen Hex Aquifolium, der sie auch sehr
nahe steht und die sie auch in Ostasien ganz und
gar zu vertreten scheint, verwechselt und mit die-
sem Namen in ihren Floren beschrieben worden.
Demnach gehört auch Jlex Loureiroi Steud. hier-
her. Es ist interessant, dass der Strauch hinsicht-
lich der Blätter ebenfalls dieselben Formen zu durch-
laufen scheint, wie unsere Hex Aquifolium L.,
von der er sich übrigens durch gegenüberstehende
Blätter sehr leicht unterscheidet. Wir verdanken
seine Einfülirung sowohl Siebold, der ihn aus Ja-
pan einsendete, als auch Fortune, durch den er
aus China nach England kam.
Carrifere, der Verfasser besagter Abhandlung,
weiss nicht, dass seine Olea ilicifolia zuerst von
Siebold als Osmanthus Aquifolium versandt und
auch in dessen neuestem Catalogue raisoune vom
vorigen Jahre unter diesem Namen (mit 4 Formen)
noch aufgeführt wurde; ebenso wenig ist ihm be-
kannt, dass Zuccarini, der mit Siebold die in
den Abhandlungen der mathematisch -physikalischen
Klasse der Müiichener Akademie (4. Band, 2. Abth.
S. 111 und 3. Abth. S. 125^ befindliche Abhand-
lung über die natürlichen Familien der Flora Ja-
pan's bearbeitete, das sich von Olea in der That
kaum unterscheidende Genus Osmanthus nicht an-
erkennt und daher den Strauch Olea Aquifolium
nennt (3. Abth, S. 166). Carrifere's vorgeschla-
gener Name Osmanthus Fortunei hat demnach
keine Berechtigung und ist Synonym. Wahrscheinlich
ist auch die von ihm beschriebene dimorphe Pflanze
dieselbe, welche Siebold in dem bereits erwähnten
Catalogue raisonn^ uuter der Bezeichnung diver-
sifolius als Abart unterscheidet.
Wir machen übrigens Liebhaber auf diesen In-
teressanten Strauch aufmerksam, da ausser der ge-
nannten Abart, bereits noch 3 Formen sich im Han-
del befinden: eine mit goldgelb-, eine mit silberwelss-
panachirten und eine mit netzförmig-geäderten Blät-
tern (fol. aur. et arg. varieg. et reticul.).
Einen dritten Dimorphismus beschreibt (S. 109)
Carrifere, zugleich bildliche Darstellungen gebend,
von der Weissbuche (Carpinus betulus), wo ge-
wöhnliche Blätter und sidche, wo diese die Form
derer einer Eiche oder Comptonia haben. Erst vor
Kurzem haben wir einen sehr hübsch-gewachsenen
Baum der Art bei dem Grafen v. Schlippenbach
In Arendsee bei Prenzlau gesehen.
Mittel gegen Ameisen.
Zu den schädlichsten Thieren in den Gärten,
aber auch In den Speisekammern und sonst in Häu-
sern, gehören bekanntlich die Ameisen. Auf Basen
nisten sie sich gern ein, zerstören dann die daselbst
wachsenden Gräser und machen von da aus oft
ziemlich weite Gänge, selbst über Wege hinweg,
auf andere Rasen oder auf Beete.
Mittel sind bereits viele vorgeschlagen. Auf
Rasen soll man heisses Wasser nehmen, oder eine
scharfe Lauche, und das Eine oder Andere darauf
glessen. In der Regel verdirbt man damit auch
den Rasen, oder geschieht dieses nicht, so finden
sich auch die Ameisen bald wieder ein. Ein Absud
von Tabaksasche und Tabaksstaub oder von ande-
ren ätzenden Stofl'en hilft nur kurze Zeit. Lyco-
persicum esculentum , an Pfirsich - Spalieren ange-
pflanzt, wurde ebenfalls empfohlen, ohne jedoch
Immer Resultate herbeigeführt zu haben.
Neuerdings sollen 2 Mittel mit Erfolg augewen-
det worden sein. Legt man nämlich einen todtea
Fisch an eine Stelle, wo Ameisen eine Strasse sich
gebahnt haben, so nagen diese ihn wohl Anfangs
au, verlassen aber alsbald den Ort und kommen
nicht wieder. Wahrscheinlich Ist eine dünne Auf-
lösung des weissen Arsenik, der man noch etwas
Zucker zusetzt und die mau In einem kleinen Näpf-
chen In die Nähe von Ameisen setzt, ein wirksa-
meres Mittel. Eiligst geniessen einige etwas davon.
Wie aber die ersten Ameisen todt sind, vei-lassen
alle übrigen den Ort, welcher ihnen Gefahr droht
und kommen nicht wieder. Man kann auf diese
W^else auch ganze Ameisenhaufen verjagen.
Verlag vou Karl Wiegaiidt in Berlin,
Kommaadaatcn Strasse No. 62.
Druck der C. Feister 'sehen Buehdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz Nu. 2.
Wochenschrift
des
Vereines ziir Beförderung des <iarteiibaiies in den Köiiigi. Frenssischen Staaten
für
fwärtiierei iiiid Pflanzenkunde«
Redakteur :
I*i'oiessox- I>r. Xvarl Kocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 34.
Berlin, den 27. August
1864.
Preis des Jahrganges ö^^ Thir., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; Gutachtliches Urtheil über neuere und einige ältere Birnen. — L'Horticulteur fran(;ais. Jahrgang 1863 u. 1864. I.Hälfte.
— Der Niederländische Obstgarten des Pomologischen Vereines in Boskoop bei Gouda. Groningen. J. B. Wolters. 1864.
Sonntag, ileii 28. August, Ulillags i|3 Uhr, findet im l'alniciihanse lies botanischen («artcns eine Versammlung des
Vereines zur Beförderung des (iartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
v^uttt(f)tfiff)es Jlrlljeif
ülier
neuere und einige ältere Birnen.
Von Seiten des Schatzmeisters des Bundes der
Vereinigten Gartenbau- Vereine Belgiens und Mit-
gliedes der Europäischen Gesellschaft für Pomologie,
Ferd. Kegcljau, waren einige Obstfreunde Bel-
giens aufgefordert, von Zeit zu Zeit zusammen zu
treten, um neuere und weniger bekainite Birnen
nach ihrer Güte, hauptsächlich hinsichtlich des Ge-
schmackes, mit ihm zu untersuchen und das erhal-
tene Urtheil niederzuschreiben. Witterungs-Verhält-
nisse haben bekanntlich einen grossen Einfluss, nicht
allein auf die Ausbildung der Früchte, sondern
auch auf den Geschmack derselben ^ eine einmalige
Untersuchung gibt daher keineswegs ein sicheres
Urtheil, weshalb im Verlaufe mehrer Jahre die Un-
tersuchungen wiederholt wurden. Wir sind dem
Vorsitzenden dieser Art von Jury, Ferd. Kegel-
jan, sehr dankbar, dass er uns die erhaltenen Re-
sultate mittheilt und glauben im Interesse aller Obst-
freunde in Deutschland zu handeln, wenn wir die-
selben hier zur weiteren Kenntniss bringen.
Hauptsächlich durch die Bestrebungen des Jün-
gern Lepfere aus Montreuil bei Paris hat die Kul-
tur feinerer Obst?orten bei uns in den letzten Jah-
ren viel Anhänger gefunden; wir haben erst vor
Kurzem uns in einem besonderen Artikel darüber
ausgesprochen. In Belgien und zum Theil auch in
Frankreich findet man in kleineren Städten und in
Dörfern die Wände der Häuser sehr oft mit Obst-
baum-, besonders mit Birnspalieren von bedeutender
Grösse besetzt. In den Gärtchen vor dem Hause
stehen meist auch einige Pyramiden und selbst
Cordon.s, so wie Contre- Spaliere. Aus dem Ver-
kaufe der Früchte erhalten die Eigenthümer nicht
geringe Einnahmen; durch die Behandlung der For-
menbäume wird ihnen aber auch Gelegenheit ge-
boten, ihre müssige Zeit in den Feierstunden, an
Sonn- und Festtagen auf eine angenehme Weise
hinzubringen.
Noch mehr sind wir aber dem Schatzmeister
des Bundes der vereinigten Gartenbau- Vereine Bel-
giens, Ferd. Kegeljan, zu Danke verpflichtet, dass
er auch bereit ist, dem Vereine zur Beförderung
des Gartenbaues zu Berlin Pfropfreiser für seine
Mitglieder, welche mit Obstbau sich beschäftigen,
zur Verfügung zu stellen. Das General-Sekretariat
des Berliner Garteubau-Vereines ist gern bereit, die
Verraittelung zu übernehmen und macht das freund-
liche Anerbieten bekannt. Wer demnach Pfropf-
reiser von Birnsorten, welche im nachfolgenden al-
phabetischen Verzeichnisse aufgeführt sind, zu haben
wünscht, beliebe sich nur an das General -Sekre-
tariat in Berlin mit genauer Bezeichnung derselben
zu wenden. Sobald die Zeit des Versendens, zu
Anfang des nächsten Frühjahres, herangekommen
sein wird , werden dieselben zugeschickt werden.
Es versteht sich von selbst, dass nur soviel ausge-
geben werden kann , in soweit der Vorrath reicht
34
266
und dass, in sofern eine Sorte viel beansprucht
werden sollte, diejenigen Obstfreunde bei der Ver-
tbeilung zunächst berücksichtigt werden, welche
sich zuerst gemeldet haben.
lSfr?cid)nifj itx tirrfuditcn jöirnfortrn.
1. Aglae Gr^goire, 15. Januar 18G4 gut.
2. Alexandre Bivort, 5. Dezember 1859
sehr gut — 22. Januar 1860 sehr gut — 15. De-
zember 18G2 delikat — 11. November 18G3 sehr
gut — 4. Dezember 1863 sehr gut.
3. Alexandre Lambrt^, 1. Dezember 1862
sehr gut — 14. Oktober 1863 sehr gute und sehr
schöne Frucht — 2S. Oktober 1863 delikat — 11.
November 1863 delikat — 4. Dezember 1863
sehr gut.
4. Alexandrine Douillard, 25. September
1859 ziemlich gut — 28. Oktober 1863 ausge-
zeichnet.
5. Amand Bivort, 25. September 1859 gut.
6. Auguste Royer, 15. Oktober 1859 sehr
gut — 14. Oktober 1863 sehr gut — 28. Oktober
1863 ausgezeichnet.
7. Belle excellente, 28. Oktober 1863 aus-
gezeichnet.
8. Belle Fleurusienne, 15. Oktober 1859
nicht gut.
9. Bergamotte Crassane d'hiver, I.Dezem-
ber 1862 sehr gut. ,
10. Bergamotte Esperen, 22. Januar 1859
sehr gut — 15. Januar 1863 sehr gut.
11. Bergamotte Fortun^e, 15. Februar 1862
sehr gut — ■ 20. Februar 1864 noch nicht reif, (die
Frucht hält sich sehr gut, der Baum verlangt aber
ein Spalier auf der Mittagsseite, um recht gute
Früchte zu tragen).
12. Beurr^ Antoinette, 15. Oktober 1859
gut — 14. Oktober 1863 sehr gut — 11. Novem-
ber 1863 sehr gut • — 4. Dezember 1863 sehr gut.
13. Beurrd Bachelier, 31. Oktober 1859
gilt — 11. November 18t33 feines, aber wenig aro-
matisches Fleisch — 4. Dezember 1863 gut.
14. Beurr^ Bennert, 5. Dezember 1859 gut
— 4. Dezember 1863 ausgezeichnet, Spalier nach
Westen oder Osten.
15. Beurr^ Berkmann, 31. Oktober 1859
gellt an — 5. Januar 1862 sehr gut.
16. Beurr^ Bosc, 25. September 1859 gut —
14. Oktober 1860 sehr gut — 2S. Oktober 1863
gut — 19. November 1863 sehr gut, besonders als
Pyramide, nicht als Hochstamm. In der Nähe von
Brüssel auf Sandboden liaben die Früchte besser
geschmeckt, als die aus der Nähe von Namur, wo
Kalkboden ist.
17. Beurre Capiaumont, 15. (Jktober 1859
sehr gut.
IS. Beurr^ Clairgeau, 15. Oktober 1859
ziemlich gut — 14. Oktober 1863 geht an, Frucht
ausgezeichnet schön, aber von mittelmässiger Quali-
tät in der Umgegend von Namur. In Lyon und
im südlichen Frankreich soll die Frucht ausgezeich-
net sein.
19. Beurr^ Golmar, 15. Oktober 1859 gut.
20. Beurr^ Cullen oder Louis Bosc, 15.
Oktober 1859 gut.
21. Beurr^ Cullen de van Mons, 15. Okto-
ber 1859 delikat.
22. Beurre Davoine, 17. November 1862
delikat.
23. Beurr^ Defais, 31. Oktober 1859 schlecht
— 15. Januar 1864 schlecht.
24. Beurre Dclfosse, 5. Dezember 1859 de-
likat — 11. November 1863 sehr gut — 4. De-
zember 1863 sehr gut, sehr fruchtbai-, eignet sich
zur Kultiu' als Hochstamm.
25. Beurre Dellebeque, 14. Oktober 1862 gut.
26. Beurre de Fevrier, 15. Januar 1864
sehr gut.
27. Beurre de Merode, 25. September 1859
gut — 14. Oktober 1861 gut, fruchtbar, eignet
sich zum Hochstamm.
28. Beurre de Nivelles, 15. Januar 1864
geht an.
29. Beurr^ de St. Armand, 15. Oktober
1859 sehr gut — 14. Oktober 1863 sehr gut,
eignet sich zur Kultur als Hochstamm.
30. Beurr^ de Wettereu, 22. Januar 1859
geht an — 5. Januar 1862 ausgezeichnet — 4.
Dezember 1863 geht an.
31. Beurre Drapier, 22. Januar 1859 geht an.
32. Beurre douce Saveur, ö. Januar 1862
mittelmässig.
33. Beurre' Duval, 15. Oktober 1859 gut.
34. Beurre Gens, 25.September 1859 sehr gut.
35. Beurrö Kennes, 25. September 1859
geht an.
36. Beurre de Lu(^on (Beurrö gris d'hiver
nouveau), 17. November 1862 delikat — 5. Januar
1863 sehr gut — 11. November 1863 sehr gut
— 4. Dezember 1863 sehr gut.
37. Beurre Moiret, 22. Oktober 1863 gut.
38. Beurre Six, 15. Oktober 1859 sehr gut
— 5. Dezember 1859 gut ■ — ■ 15. Dezember 1862
gut — 28. Oktober 1 863 gut — 1 1. November 1 863 gut.
39. Beurre Superfin, 25. September 1859
sehr gut.
40. Bezy de Montigny, 15. September 1859
ausgezeichnet, der Geruch der Rousselet aber weit
schmelzender im Geschmack.
267
41. Bezy d'Espereu, 2S. Oktober 1863 ziem-
lieh gut.
42. Bon Chr<^tien William, l.'i. September
185'J gut und pehöu — 20. September ISiJo gut,
Geschmack muskatartig, nur manchmal zu stark
hervortretend.
4;^. Bon Gustave, lö. üezember 18()2 gelit
an — 4. Dezember 1863 seiir gut.
44. Bonne de la Chapelle, 11. November
1863 gut — 14. Dezember 18(')3 gut.
40. Bonne Jouvain, 15. September 1859 sehr
gut, sehr schöne Frucht.
4('). Bouvier Bourgraestre, 17. November
1862 selir gut — 11. November 1863 sehr gut.
47. Calebasse Carafou, 15. Oktober 1859
aussergevvöhnlich gross, aber mittelmässig.
45. Calebasse Princesse Marianne, 14.
Oktober 1863 gut.
49. Calebasse Tongard, 15. Oktober 1859
geht an — 2S. Oktober 1863 gut.
50. Cassante de Mars, 17. November 1862gut.
51. Casteline, 22. Januar 1859 gut — I.De-
zember 1862 delikat — 5. Januar 1863 sehr gut.
52. Catinka, 15. Oktober 1859 geht an.
53. Charles Frederickx, 15. Oktober 1859
sehr gut.
54. Charlotte de Brouwer, 17. November
1862 sehr gut — 14. Oktober 1863 gut.
55. Climen ce, 28. Oktober 1863 gut — 11.
November 1863 sehr gut, (kleine Frucht) — 4.
Dezember 1863 gut.
56. Colniar, (alte), 15. Januar 1864 gut.
57. Colmar Charny, 5. Dezember 1859 ziem-
lich gut.
58. Colmar d'Alost, 2H. Oktober 1863 geht
an — 11. November 1863 ziemlich gut.
59. Colmar d'Arenbcrg, 25. September 1859
gut — 17. Oktober 1863 gut — 28. Oktober 1863
sehr gut.
60. Colniar Deschamps, 11. November 1863
ausgezeichnet.
61. Colmar de Silly, 31. Oktober 1859 gut
— 5. Dezember 1859 sehr gut — 22. Januar 1860
sehr gut — 17. November 1862 sehr gut — I.De-
zember 18(52 ausgezeichnet — 15. Januar 1863
ausgezeichnet — I.Dezember 1863 sehr gut. Aeh-
nelt sehr der Passe Colmar, aber scheint eine Ver-
vollkommnung davon zu sein.
62. Colmar N^lis, 31. Oktober 1859 sehr
gut — 15. Dezember 1862 sehr gut — 11. No-
vember 1863 sehr gut — 4. Dezember 1863 sehr
gut, auch als Hochstamm.
63. Columbia, 17. November 1862 sehr gut.
64. Comte de Flandre, 31. Oktober 1859
.sehr gut — 1. Dezember 1862 sehr gut — 28.
gut
Capron, 31. Oktober 1859 gut
1862 delikat — 15. November
Oktober 1863 gut — 11. November 1863 sehr
gut.
65. Conseiller de la Cour, 15. Oktober 1859
— 28. Oktober 1863 sehr gut.
6(). D Alices de Lovenjoul (oder Jules Bivort),
15. Oktober 1859 sehr gut — 17. November 1862
sehr gut. ^
67. Demaraise, 11. November 1863 gut —
11. Dezember 1863 gut.
68. Des deux soeurs, 15. C)ktober 1859 gut.
69. Dieudonne Anthoine, 28. Oktober 1862
70. Docteur Bouvier, 15. Januar 1864 mit-
telmässig.
71. Doeteui
— 15. Dezember
1863 dehkat.
72. Docteur Trousseau, 31. Oktober 1859
sehr gut — 5. Dezember 1859 sehr gut — 17.
November 1862 delikat — 28. Oktober 1863 gut
— 11. November 1863 sehr gut — 4. Dezember
1863 sehr gut. (Eignet sich zum Hochstamm).
73. Doyenne Crottö, 5. Oktober 1859 (aus-
gesucht) vorzüglich — 10. Oktober 1862 delikat.
74. Doyenn^ Defais, 31. Oktober 1859 gut.
75. Doyenn^ d'hiver, 3. Dezember 1859 sehr
gut — 22. Januar 1860 gut — 17. November
1862 sehr gut — 5. Januar 1863 sehr gut.
76. Doyennd du Comice, 14. Oktober 1863gut.
77. Doyennd Goubault, 5. Januar 1862 gut
— 15. Januar 1863 sehr gut — 15. Februar 1863
sehr gut.
78. Doyen n^ Koux, 5. Oktober 1859 gut —
Oktober 1860 gut.
79. Doyenu»? Sieulle, 17. November 1862
t, (zum Plochstamm" geeignet).
80. Duc d'Orleans, 15. Oktober 1859 gut
— 5. Dezember 1859 sehr gut — 15. Dezember
1862 delikat — 28. Oktober 1863 sehr gut —
15. Januar 1864 sehr gut. Eignet sich zur Kultur
im Grossen.
81. Duchesse de Brabant, 15. Oktober 1859
ziemlich gut — 15. Dezember 1862 sehr gut.
82. Duchesse de Mars, 31. Oktober 1859
delikat — • 11. November 1863 sehr gut — 4. De-
zember 1863 gut, (ausgezeichnete Frucht, wenn sie
nicht zu gewürzliaft wäre).
83. Duchesse Helene d'Orleans, 15. Okto-
ber 1859 sehr gut.
84. Dumon Dumortier, 1. Dezember 1862
sehr gut — 5. Januar 1863 gut.
85. Elise d'Heist, 22. Januar 1859 gut —
5. Januar 1862 sehr gut — 20. Oktober 1863
sehr gut — 11. November 1863 gut, aber steinig
— 15. Januar 1864 gut, aber steinig.
34*
15.
sehr
268
86. Emile d'Heist, 28. Oktober 1863 sehr
gut — 11. November 1863 gut.
87. Emilie Bivort, Ib. Oktober 1859 nicht
sehr gut.
88. Episcopaie, 11. November 1863 geht an.
89. Figue (rAlcn^on, (oder Bonissirae de la
Sarthe), 31. Oktober 1859 gut — 17. November
1862 sehr gut — 1. Dezember 1862 sehr gut —
11. November 1863 dehkat — 4. Dezember 1863
sehr gut.
90. Fondante de Malines, 15. Oktober 1859
geht an — 5. Dezember 1859 gut — 28. Oktober
1863 sehr gut — 11. November 1863 sehr gut.
91. Fondante de Noel, 5. November 1859
delikat — 22. Januar 1860 delikat— 11. Novem-
ber 1863 delikat.
92. Fondante de St. Amand, 14. Oktober
1863 gut.
93. Frau eh man, 28. Oktober 1863 gut —
4. Dezember 1863 schlecht.
94. Fulton, 15. Oktober 1859 gut.
95. Girardin, 22. Januar 1859 geht an.
96. Grand Soleil, 15. Oktober 1859 sehr
gut — 5. Dezember 1859 sehr gut — 28. Okto-
ber 1862 sehr gut — 11. November 1863 sehr gut.
97. Helene Gr^goire, 15. Oktober 1859
sehr gut.
98. Jalousie de Duhamel (Poire de Pucelle),
25. September 1859 gut, (sehr gut zum Kochen).
99. Jalousie de Fontenay Vendu, 25. Sep-
tember 1859 gut.
100. Jaminette, 15. Januar 1864 ziemlich gut.
101. Jean de Witte, 5. Januar 1862 gut.
102. Josephine de Malines, 15. Oktober
1862 sehr gut — 15. Januar 1864 delikat.
103. Iris Grögoire, 15. Dezember 1862 sehr
gut — 11. November 1863 gut — 15. Januar
1864 gut.
104. La Juive, 25. September 1859 ziemlich
gut — 14. Oktober 1861 sehr gut.
105. L6ou Gv6gou-e, 1. Dezember 1862 de-
likat — 15. Dezember 1862 ausgezeichnet — 11.
November 1863 ausgezeichnet — 4. Dezember 1863
geht an.
106. Leopold L, 5. Dezember 1859 gut, aber
etwas steinig — 22. Januar 1859 gut — 17. No-
vember 1862 sehr gut — 1. Dezember 1862 sehr
gut — 4. Dezember 1863 gut.
107. Louis Dupont, 15.0ktober 1859 sehr gut.
108. Louis Gregoire, 15. Oktober 1859 sehr
gut — 5. Dezember 1859 delikat.
109. Louise Bonne de Printemps, 22. Ja-
nuar 1859 gut — 5. Januar 1862 sehr gut.
110. Louise d'Orleans, 15. Oktober 1859
sehr gut.
111. Lucio n Leclerq, 15. Oktober 1859
schlecht.
112. Madame Dix, 31. Oktober 1859 sehr
gut — 5. Dezember 1859 sehr gut — 17. Novem-
ber 1862 sehr gut — 14. Oktober 1863 sehr gut.
113. Jladame Elisa, 17. November 1862 sehr
gut, (sehr fruchtbar) — 1 1. November 1863 sehr gut.
114. Marie Louise Duquesne, 25. Septem-
ber 1859 sehr gut — 14. Oktober 1863 gut.
115. Marie Louise van Mous, 15. Oktober
1859 gut — II. November 1862 gut.
116. Monseigneur Affre, 28. Oktober 1863
ziemlich gut — 11. November 1863 gut.
117. Monseigneur Sibour, 14. Oktober 1863
sehr gut — 28. Oktober 1863 sehr gut.
118. Napoleon Savinien, 4. Dezember 1863
ziemlich gut.
119. Nee plus Meuris, 17. November 1862
sehr gut — 1. Dezember 1862 ausgezeichnet —
15. Dezember 1862 delikat — 24. Oktober 1863
delikat — 11. November 1863 ausgezeichnet (Hoch-
stamm) — 4. Dezember 1863 sehr gut.
120. Neuf maisons, 28. Oktober 1863 geht au.
121. Nouveau Poiteau, 15. Oktober 1859
gut — 28. Oktober 1863 sehr gut.
0. Dezember
1863
1859
delikat — 15.
Oktober 1859
122. Nouvelle Fulvie,
vollkommen — 4. Dezember
Januar 1864 sehr gut.
123. Orange d'hiver, 15.
sehr gut.
124. Orpheline d'Enghien, 11. November
1863 gut — 4. Dezember 1863 sehr gut.
125. 0 Well, I.Dezember 1862 gut.
126. Passe Colniar Fran(,ois, 15. Dezember
1862 sehr gut ^ 5. Januar 1863 delikat. Der
Unterschied zwischen ihr und der Passe Colnuir ist
nicht sehr benierklich.
127. Passe Cohnar musque d'Esperen,
31. Oktober 1859 vollkommen. Der Unterschied
mit der Passe Colmar ist aucli nicht sehr merklich.
128. Passe Crassane de Boisbunel, 15.
Januar 1864 sehr gut.
129. Paternoster, 14. Oktober 1863 gut —
28. Oktober 1863 sehr gut.
130. Petit Oui, 31.0ktober 1859 ziemlich gut.
131. Philippe Goes, 15. Dezember 1862 gut.
132. Poire de Cur^, 4. Dezember 1863ge]itan.
133. Poire d'Orgeat, 14. Oktober 1863
sehr gut.
134.
schlecht.
135.
sehr gut.
136.
sehr gut.
Poire Pomme, 25. September 1859
Poire de Chasseurs, 15. Oktober 1859
Poire de Tongres, 28. Oktober 1863
269
137. Präsent van Mons, 1 I.November 1863
gut, fast sehr gut zu nennen.
138. Prince Albert, 5. Dezember 1859 sehr
gut — lö. Januar 1864 sehr gut.
13i:l. Prhicesse Charlotte, 15. Oktober 1851)
gut — 28. Oktober 1863 sehr gut.
140. Reine des Poires, 17. November 1862
sehr gut.
141. Roi de Rome, 31. Oktober 1859 nicht
sehr gut — 5. Dezember 1859 mittehiiässig.
142. Rousselet Aelens, 17. November 1862
sehr gut.
143. Rousselet Bivort, »31. Oktober 1859
geht an • — 17. November 1862 klein, aber gut.
144. Rousselet Comtcsse de Lennay, 15.
Oktober 1859 sehr gut — 14. Oktober 1863 gut.
145. Rousselet de Reims, 15. September
1859 sehr gut.
146. Rousselet van der Wecken, 17. Novem-
ber 1862 delikat — 28. Oktober 1863 sehr gut.
147. St. Germain Brandes, 23. Januar 1859
gut — 4. Dezember 1863 sehr gut.
148. St. Germain van Mons, 1 1. November
1863 sehr gut.
149. St. Germain Vauquelin, 22. Januar
1859 ohne Aroma — 5. Januar 1862 ziemlich gut.
150. Seigneur (Esperen), 25.September 1859
vollkommen — 28. Oktober 1863 sehr gut.
151. Sheldon, 28. Oktober 1863 ziemlich gut.
152. Souvenir de la Reine des Beiges,
25. September 1859 sehr gut.
153. Souvenir Esperen (Berkmans), 4. De-
zember 1863 sehr gut.
154. Suzette de Bavav, 15. Januar 1864
ziemlicii gut und sehr gut, ziemlich gut, oft sehr
mitteimässig in dem Kalkboden von Namur, sehr
gut dagegen in dem leichten sandigen Terrain von
Brüssel.
155. Sylvanye, 31. Oktober 1859 nicht gut.
156. Theodor van Mons, 15. Dezember 1862
sehr gut (eignet sich zum Hochstamm).
157. Ther^se Kumps, 15. Januar 18()4 nicht
gut.
158. Tigr^e de Jan vier, 17. November 1862
sehr gut.
159. Triomphe de Jodoigne, 11. November
1863 sehr gut — 4. Dezember 1863 geht an.
160. Vau Mons (Leon L&lerq) 28. Oktober
1862 gut.
161. Vineuse Esperen, 15. Oktober 1859
sehr gut — 14. Oktober 1863 delikat im kiesel-
haltigen Boden, aber nur mitteimässig im kalkhal-
tigen Boden.
162. Vingt cinquifeme an niversaire de Leo-
pold I., 15. Oktober 1859 sehr gut.
163. Willermoz, 15. Oktober 1859 mitteimässig.
164. Zephirine Gr^goire, 15. Oktober 1859
sehr gut • — 1. Dezember 1862 ziemlich gut.
L'Horticillteiii' fiaii^^ais.
Jahrgang 1863 ii. 1864. 1. Hälfte.
Es ist bereits eine lange Zeit vergangen, wo
■wir über die in dieser Zeitschrift empfohlenen Pflan-
zen berichteten (s. vor. Jahrg. S. 278). Wir be-
ginnen dieses Mal mit den Gewächshauspflanzen,
welche zunächst im Jahrgange 1863 abgebildet
sind. Solanum jasminoides Paxt. (tab. 3) ist
eine Kletterpflanze, welche Empfehlung verdient.
Sie hat einige Aehnlichkeit mit unserem Bittersüss
(Solanum Dulcamara), klettert aber w-eit mehr.
Im botanischen Garten zu Berlin kommt die Pflanze
regelmässig während der guten Zeit in's Freie an
Spaliere und nimmt sich an diesen mit seinen das
ganze Jahr hindurch reichlich erscheinenden Blü-
then sehr gut aus, zumal diese noch einen ange-
nehmen Gerucji verbreiten.
Auf gleiche Weise wird aucli die ebenfalls hier
empfohlene Biguonia jasminoides Cunniugh.,
(Tecoma jasminoides Lindl.) (tab. 10), im botani-
schen Garten angewendet. Auch sie blüht den
ganzen Sommer hindurch. Man begreift in der
Thal nicht, dass sie und das eben auch besprochene
Solanum jasminoides bis jetzt bei den Liebha-
bern so wenig, eigentlich fast gar keine Beaclitung
gefunden haben. Von Bignonia jasminoides
hat Massire in Tours einige hübsche Formen ge-
zogen, über die wir jedoch bereits im vorigen Jahr-
gange der Wochenschrift (S. 94) gesprochen haben.
Von dem schönen Jochroma grandiflorum
Benth. (tab. 9), einer Solanacce mit grossen blauen
Blumen, haben wir schon früher (5. Jahrg. S. 280)
gesprochen, ebenso von der Bcrberidopsis co-
rallina Hook. (tab. 12) mit korallenrotheu, sonst
denen der Berberis ähnlichen Blütheiistäudeu (s. 6.
Jahrg. 126) und von der wunderschönen Phalae-
nopsis Schilleriana Rchb. jun. (tab. 11), die wir
in 2 Formen kennen gelernt haben (6. Jahrg. Seite
331). Endlich sind auch Higginsia refulgeus
Hook, und Dimorphoteca Barberiae Harv (tab.
7 und 8) schon früher von uns angezeigt worden
(6. Jahrg. S. 129).
Dass Franciscea calycina (tab. 17) eine
gute Abbildung erhalten und auch in Frankreich
empfohlen wird, freut inis, da wir ebenfalls schon
mehrmals auf den Blüthenstrauch aufmerksam ge-
macht haben (6. Jahrg. 116 und 238), ohne dass
man ihn besonders beachtet hätte.
270
Alle Nägelien, die riclitiger wohl mir eine Ab-
theilung des Genus Gesnera bilden, sind schön
und zu empfehlen. Die Art, welche wegen der
Zinnoberfarbe der Blüthen den Namen Gesnera
(Naegelia) zinnabarina erhalten hat und im Jahre
1856 von Linden aus Mexiko eingeführt wurde,
gehört aber zu denen, die auch bereits bei uns
Anerkennung gefunden haben. N'on ihr existirt
jetzt eine Abart mit der Bezcielmung rosea (t. 2),
wo die Blüthen im Allgemeinen eine zartere Auro-
rafarbe besitzen, deren Blumen-Abschnitte aber ro-
sa gefärbt sind. Wie alle Gesneren gehört auch
diese in's Warmhaus und zieht nach dem Verblü-
hen ein. Nach Lescuyer soll man damit allmäh-
lig das Giessen einstellen, bis die Pflanze trocken
ist. So lässt man sie bei teniperirter Wärme den
ganzen Winter hindurch stehen. Erst im Februar
bringt man den Topf wiederum auf ein ^^ armbeet
oder in's Warmhaus und fängt an, die Erde zu be-
feuchten, um damit die Vegetation herauszulocken.
Wie die ersten Keime über der Erde sind, wird
regelmässiger gegossen. Man hüte sich aber vor
dem Zuwenig und mit dem Zuviel. Die Menge
Wasser muss beständig im Verhältniss zur Luft-
wärnie stehen.
Mit dem Augenblicke, wo die Blüthen sich zei-
gen, lässt mau mit dem Giessen etwas nach, wie
sie aber anfangen, sich zu entfalten, wird auch wie-
derum verstärkte Feuchtigkeit nöthig.
Viele Gesneren und auch diese haben die gute
Eigenschaft, dass man sie nach Belieben auch im
Sommer ruhen lassen kann, um sie dann für den
Anfang des Winters anzutreiben. Wie die verwand-
ten Tydäen nehmen sie sich sehr gut aus, wenn
man sie zum Garniren der Orchideen- und anderer
Beete benutzt.
Eine zweite Gesnera ist G. Trianaei (tab. 4),
welche man aber mit einigen anderen Arten als
den Typus eines neuen Geschlechtes betrachtet, dem
man den Namen Isoloma gegeben hat, weil die
Blumen-Abschnitte sämmtlich in trestalt und Grösse
einander ähnlich sind. Genannte Pflanze ist ein
Halbstrauch und wurde von dem bekannten Reisen-
den Triana aus Neugranada eingeführt. Aus den
Winkeln der gegenüberstehenden Blätter kommen
an der Spitze eines gemeinsamen Blüthenstandes 4
gegen 1 Zoll lange und gestielte Blüthen hervor,
deren dunkelorangeufarbig-rothe Blumen eine in
der Mitte bauchige Röhre bilden, während der kleine
umgeschlagene Rand von schöner Rosafarbe 5 seichte
Einschnitte besitzt.
Gloxinien sind 2 Mal besprochen. Die einen
(tab. 16) wurden in den Gewächshäusern von Mä-
rest fils in Grand-Montrouge (Depart. der Seine)
gezüchtet. Die 4 schönsten: 2 mit aufrechten uiid
2 mit hängenden Blumen, sind abgebildet. Die an-
deren (tab. 21) verdienen durch die brillantere Fär-
bung und Zeichnung alle Beachtung und sind von
Cliantin, einem der tüchtigsten Pariser Gärtner,
aus Samen herangezogen. Gabrielle Delessert
lieisst eine Sorte mit kurzer aufrechter Röhre, wo
der Rand mit Ausnahme eines breiten, fein ge-
zeichneten , rosagefärbten Saumes die prächtig-
ste Karmintarbe besitzt, während im Schlünde
eine violette, durch Rosapunkte unterbrochene Fär-
bung entgegentritt. Die andere, Henriette Chan-
tin, ebenfalls mit aufrechter, aber längerer Röhre,
hat an der Basis 4cr ^^ Abschnitte einen grossen
weissen Flecken , der von dem dunkelsten Violett
eingeschlossen ist, während die übrige Färbung hell-
violett erscheint. Bis jetzt sind, so weit wir uns
erinnern, Zeichnungen, welche diese beiden Formen
haben, in der reichen Auswahl von Blumen, welche
wir während der Fest-Ausstellung und sonst in gros-
ser Auswahl gesehen haben, nicht vorgekommen,
doch theilt uns Übergärtner Pasewaldt im Dan-
neel'schen Garten eben mit, dass es ihm ebenfalls
gelungen, die zuletzt erwähnte Zeichnung zu erlial-
ten. Wir machen unsere Gloxinien-Liebhaber auf
beide Formen aufmerksam.
Aiicli Pantoftelblumen oder Calceolarien (tab. 5)
sind zu Ijcnierkcn, da sie durch eine Blendung von
Sorten aus der Gruppe der strauchartigen mit an-
deren aus der der krautartigen von dem Obergärt-
uer der Madame Boulonger in Ghoisy-le-Roi, De-
ligne, gezüchtet wurden. Während die gi-osseu
getigerten oder sonst wunderschön gezeichneten Blu-
men denen der krautartigen Pantoftelblumen ent-
sprechen, ist der Habitus dem der strauchartigen
gleich. Die Pflanzen haben dieselben unten grau-
filzigen Blätter, wie Calceolaria rugosa und sind
auch gegen die AVitteruug nicht so empfindlich.
Es dürfte wohl von Interesse sein, zu erfahren,
wie Deligne die interessanten, von ihm gezüch-
teten Blumen behandelt. Die Samen werden von
Mitte Juli bis Mitte August ausgesäet und zwar in
einer Mischung von 2 Dritteln Haideerde und 1
Drittel verrotteter Laub-Erde und Mist, welche vorher
gesiebt werden müssen. Um diese Mischung noch
hygroskopischer und durchgehender zu machen, so
wird etwas feiner Saud zugestzt. Li die zur Aus-
saat benutzte Schale kommt zuvor noch ungefähr
von Zollstärke eine Lage kurzer Mist oder ausein-
ander gerissene Pferdekrapfen auf den Boden. Die
oben bezeichnete Erdmischung füllt dann den übri-
gen Raum bis zu 1 Zoll Entfernung vom Rande
aus. Die Samen werden leicht angedrückt und mit
einer Spur von Erde überworfen, worauf ein schwa-
ches Spritzen folgt.
Die Schale wird hierauf mit einer Glasscheibe
271
bedeckt iiiul dem Lichte so nahe als möglich in
ein Gewächshaus gestellt, wo man sie jedoch etwas
beschattet. Nach 8 bis 10 'lagen keimen die Sa-
men. Dann wird die Glasscheibe etwas gelüftet,
damit die jungen Pflanzen sich an die Luft des Ge-
wächshauses gewöhnen. Es wird nur in soweit fein
gespritzt, damit die Erde schwach befeuchtet er-
scheint. Wie Trockenheit eintritt, gehen auch die
Pflänzchen zu Grunde. Nach 3 oder 4 Wochen
wird pikirt und zwar in eine Thonschale, welche
eine gleiche Erdmischung enthält.
Wiederum dem Lichte so nah als möglich muss
die mit Pflänzchen besetzte Schale dicht unter das
Fenster gestellt werden. Nur des Abends oder
ganz früh am Morgen darf man W^asser geben.
Bei dieser Behandlung wachsen nun die Pflänzchen
rasch, so dass sie sich alsbald gegenseitig berühren.
Damit ist auch der Moment gegeben, wo man sie
in andere Schalen, und zwar wiederum mit dersel-
ben Erdmischung, überpflanzen muss, natürlich et-
was weiter von einander entfernt. Sobald sie sich
von Neuem gegenseitig berühren, wird, was ge-
wöhnlich in der ersten Hälfte des Oktober geschieht,
zum dritten Male umgepflanzt, und zwar dieses 5Ial
mit dem Ballen und, je nach der Stärke der Pflanze,
einzeln in grössere und kleinere Töpfchen.
So werden sie auf Stellagen an den Fenstern
überwintert, wobei man nicht vergessen darf, sobald
es die Witterung erlaubt, Luft zu geben. Im Fe-
bruar endlich werden die Pflanzen in die Töpfe,
wo sie bleiben, gebracht. Die Erde muss hier mög-
lichst nahrhaft sein; man ninnut obige Mischung
deshalb zu gleichen Theilen. Die Töpfe stellt man
an einen hellen Ort, am besten in einen kalten
Kasten, wo eine so niedrige Temperatur hen-scht,
dass die Pflanzen eben nur frostfrei gehalten
werden. Je nachdem die Sonne Wirkung äus-
sert, muss man beschatten, besonders im März. Man
hüte sich, während der Jlittagszelt zu spritzen. Im
April bringt man die Pflanzen in ein Kalthaus, wo
sie alsbald in reichlichster Fülle blühen werden.
Zum Samen wählt man natürlich die besten
Pflanzen aus, also solche, welche ein gedrängtes
aber kräftiges Wachsthum haben und durch grosse,
abgerundete Blumen mit angenehmer Zeichnung in
die Augen fallen.
Neue Fuchsien (tab. 23) mit weisser Blu-
menkrone sind bekanntlich sehr beliebt. An denen,
welche der Gärtner L'HuiUier in Nancy gezüch-
tet hat und im Horticulteur fran(;ais enipfuhlen
werden, finden wir wenigstens nichts Besonderes, so
schön sie auch sein mögen. Sie sind auch alle
4 einander sehr ähnlich und haben die Namen
Jean Verschaftelt, Nardy frferes, President Bois du-
val und Gustave Zembit.
Von den gefüllten Zinnien, von denen einige
(tab. 24) abgebildet sind, ist unsererseits so oft ge-
sprochen, dass wir nichts mehr zu ihrer Empfeh-
lung zu sagen brauchen.
Die Flon'schen Nelken (tab. 22) sind erst
vor Kurzem von uns empfohlen worden. Wir ha-
ben seitdem ein Exemplar in reichlichster Blüthe
im botanischen Garten zu Berlin gesehen, was uns
in unseren Ansichten nur noch mehr von der Vor-
züglichkeit der Sorte bestärkt hat.
(Schhiss folgt.)
Der I^ipderläiidische Obstgarten
des
poiuologifffjcii llcreines in -^osRoop öci ^mU.
Groningen. .1. B. Wolters. 1804.
Es ist uns das erste Heft eines W^erkes zuge-
sendet worden, was wir mit grossem Vergnügen in
die Hand genommen. Bei dem freundlichen schrift-
lichen Verkehre, der ununterbrochen schon seit meli-
rern Jahren von Seiten des Vereines zur Beförde-
rung des Gartenbaues in Berlin mit dem Vereine
zur Berichtigung und Verbesserung der Obstsorten
in Boskoop bei Gouda stattfindet, waren wir schon
von der Herausgabe eines Werkes, das die Berich-
tigung und Kenntniss des in den Niederlanden ge-
bauten Obstes durch bildliche, möglichst getreue
Darstellungen der einzelnen Sorten beabsichtigt,
unterrichtet. Leber den pomologischen Verein in
Boskoop, so wie über die dort befindlichen Baum-
schulen haben wir in diesen Blättern schon einige
Mal gesprochen. Wer uns gefolgt ist, wird wohl
wissen, wie sehr die dortigen Baumschulbesitzer,
welche, um in Gemeinschaft besser fördern zu kön-
nen, zu einem Vereine zusammengetreten sind, sich
auch bemühen, den heutigen Anforderungen mög-
lichst nachzukommen. Die beiden beschreibenden
Verzeichnisse, welche wir seiner Zeit ebenfalls be-
sprochen haben, geben von den Bestrebungen be-
zeichneten Vereines Kunde. Schritt vor Schritt
geht dieser vorwärts. Unseren deutschen Pomohi-
gen-Versannnhuigen ist er mit lebhaftem Interesse
gefolgt und den dort ausgesprochenen Grund.sätzen
in Betrert" der Nomenklatur huldigt er ebenfalls und
nimmt die Namen an, welche da.selbst als die rich-
tigen anerkannt sind. Die Sammlung niederländi-
schen Obstes, welche im vorigen Herbste in Gör-
litz vorhanden war, hat allgemeine Anerkennung
gefunden.
Mit dem niederländischen Obstgarten hat man
272
Zeugniss abgelegt, dass man in Boskoop es mit der
Berichtigung und Verbesserung des Obstes ernstlich
meint, dass man wissenschaftlich mit den anderen
Obstbau- treibenden Völkern vorwärts gehen und
nicht zurückbleiben will. Eben weil die uns stamm-
verwandten Niederländer hauj)tsäclilich mit uns ge-
ben, hat besagtes Werk für uns Deutsche auch einen
Werth. Wir finden darin neben den dortigen Na-
tionalfrüchten unsere Obstsorten wieder, wir em-
pfehlen das Werk daher um so mehr, als man eine
deutsche Auflage veranstaltet.
Das Werk ist elegant ausgestattet. Jede Liefe-
rung in Gross-Quart, hat einen besonderen Titel
und enthält 8 Früchte auf 4 Tafeln dargestellt. Der
Druck ist sauber gemacht und die Chromolithogra-
phien erscheinen gelungen. Von jeder Frucht ist
eine doppelte Ansicht gegeben, so dass Kelch und
Stiel in ihren Höhlungen und mit ihren oft ver-
schiedengefärbten nächsten Umgebungen deutlich zu
erkennen sind. Ausserdem findet sich noch ein
Längs-Durchschnitt vor. Wir möchten wünschen,
dass diesem in den ferneren Lieferungen noch mehr
Aufmerksamkeit gewidmet wird, als es geschehen,
und dass die Durchschnitte so gemacht werden, wie
sie Dr. Nedzielsky aus Moskau in einer Versamm-
lung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues
in Berlin dargestellt hat (s. Seite 35).
Nicht alle Aepfel haben z. B. 2 Kerne; es gibt
deren, wie wir zuerst und dann der leider nun ver-
storbene Geh. Rath v. Flotow in Dresden nach-
gewiesen haben, welche 3 und mehr, wenn auch
nicht immer alle vollständig zur Ausbildung gelan-
gen, besitzen. Dieser Umstand ist sehr wichtig für
einzelne Gruppen und müsste demnach, wenn auch
nicht immer bei der Abbildung, so doch in der Be-
schreibung berücksichtigt werden. Unsere Pomolo-
gen haben leider dergleichen naturliistorische Merk-
male viel zu wenig berücksichtigt, obwohl sie von
der äussersten Wichtigkeit sind. Relative Merkmale,
wie sie bei der heutigen Beschreibung in der Re-
gel massgebend sind, bleiben stets unsicher und
können nur einen untergeordneten Werth haben.
Beschreibungen liingegen, welche nicht nur einigen
Früchten entnommen sind, sondern aus der Verglei-
chung einer grossen Menge aus verschiedenen Lo-
kalitäten hervorgehen, wo zu gleicher Zeit auf
die Beschatlenbeit des Baumes Rücksicht genommen
ist, haben allein wissenschaftlichen Werth; es wird
noch viel zu viel bei uns euipyrisch getrieben.
Ohne wissenschaftliche Grundlage gibt es aber keine
Pomologie.
Manches ist zwar neuerdings in dieser Hinsicht
angeregt worden. Jahn 's Abhandlung über die
Blätter, so langweilig und pedantisch sie auch vie-
len erschienen, ist und bleibt eine vorzügliche Ar-
beit, von der wir sehnlichst wünschten, dass sie
mehr Nachahmung fände. Weil die Betrachtung
der Frucht allein keiueswo<rs durchaus masssrebend
ist und selbst die tüchtigsten Pomologen in Stich
gelassen hat, so wünschen auch wir, dass bei
der weiteren Hei-ausgabe des niederländischen Obst-
gartens auch auf die Vegetation Rücksicht genom-
men und bildliche Darstellungen von Blättern, Som-
mertrieben etc. gegeben werden möchten. Von den
8 hier mitgetheilten Aepfeln könnten diese nach-
geliefert werden.
Das Werk bringt zuerst Kernobst- Sorten. Es
ist auf 20 Ljeferungen berechnet; die Lieferung
kostet im ]5uchhandel 1 Thaler, für die vorzügliche
Ausstattung gewiss nur ein massiger Preis. Es
würden demnach gegen 200 Früchte geliefert wer-
den. Dass eine gute Auswahl getroffen wird , da-
für spricht die erste Lieferung. Wir wollen dem-
nach wünschen, dass dieses pomologische Werk bei
uns die Anerkennung erhält, welche es verdient.
Abgebildet sind: Die Winter ■ Goldparmäne,
ein Apfel, über dessen Empfehlung wohl nichts
mehr gesagt zu werden braucht; dasselbe gilt von
dem Pariser Rambour oder der Reinette von
Kanada. Ribstou's Pepping befindet sich zwar
nicht unter den 20 von den deutschen Pomologen
ausgewählten Aepfeln, wohl aber ist er von diesen
der Beachtung empfohlen. Lii südlichen Schottland,
so wie im nördUchen England, hauptsächlich aber
in der Grafschaft Yorkshire wird er in grösster Menge
gezogen. Baumann's Reinette gehört ebenfalls
zu den vorzüglichsten Früchten. Reinette iion-
pareil ist bei uns weniger bekannt; doch rühmt
sie im Berichte der 4. Versammlung deutscher Po-
mologen Professor Reisich. Dass die echte Sorte
d. N. dargestellt ist, wird englischer Seits bezwei-
felt. Der Rothe Eiserapfel (Paradijs dubble
Zuren) findet sich in Norddeutschland sehr viel vor
und empfiehlt sich besonders zu Anpflanzungen au
Strassen und wegen seiner langen Dauer als Wirth-
schaftsobst. Ermgaard's Zoete (Ermgaard s Süss-
apfel) ist eine holländische Nationalfrucht, welche
als Wirthscbaftsfrucht empfohlen und in Südholland,
so wie in Oberyssel, viel angebaut wird. Ihre Reif-
zeit beginnt im Januar und dauert bis zum April.
Eine solche Dauer hat sonst kein Süssapfel. End-
lich ist die Landsberger Reinette, eine im Nor-
den Deutschlands sehr beliebte Frucht, bildlich dar-
gestellt.
Verlag vou Karl Wiegandt in Berliu,
Kommandaatcn Strasse No. G2.
Druck der C. Fe iste r 'sehen Buehdruckerei in Berlin,
Zielen-Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Fereiiies zur Beförderiiiia; des fiarteiibanes in den Könis;!. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde*
Redakteur :
IProtessor Dr. Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 35.
Berlin, den 3. September
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; 442. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 28. August. — Neue Pflanzen von Linden in
Brüssel. — L'Horticulteur fran(;ais. Jahrgang 1S63 u. 1864. I.Hälfte. (Schluss). — " Dr. Otto Florenz' Anleitung
zur genauem Kenntniss der schadliclicn Garten-Insekten etc.
442. Versaiiiuiliiiijj
des Vereiups zur Beförderung des Gartenbaues,
am 28. August.
In dem Berichte über die Versammlung am
31. Juli (s. Wochen sehr. S. 24'J) waren die Motive
angegeben und erörtert worden, die die Kommission
für den Entwurf des Programmes der Frühjahrs-Aus-
stellung 18G5 bewogen, den Passus über einen
mindestens 6-monatiichen Besitz der konkurrirenden
Schaupflanzen in das Programm aufzunehmen. Ob-
gleich nun die Gründe in jenem Berichte nicht
unerwähnt geblieben sind, so schien dem Inspektor
Bouchö die endgültige Abstimmung der Versamm-
lung niclit ausführlich genug mitgctheilt, weshalb
er beantragte, in diesem Berichte nachträglich auf-
zunehmen, dass die Versammlung sich für die An-
sicht der Kommission entschieden habe.
Im Anschlüsse an die, in voriger Sitzung ver-
öffentlichten Untersuchungen des Professors Dr.
Schultz - Schultzenstein über den Sombrero-
Guano wies Dr. Filly auf einen Artikel, der sich
im Februarhefte des von Wilda und Krocker re-
digirten „ landwirthschaftlichen Centralblattes für
Deuschland" befindet, hin, in welchem der Gehalt
des Sombrero-Guano (richtiger Sombrero-Phosphorit)
an phosphorsaurem Kalk zwischen 71 — 76 Proc,
statt der in vorerwähnter Untersuchung gefundenen
4 — 5 Proc. beträgt. Eine Diskussion über dieses
interessante Thema musste jedoch bei der Abwe-
senheit des Professors Dr. Schultz-Schultzen-
stein auf spätere Zeit verschoben werden.
Eine ebenso wichtige Frage, wie die oben an-
geregte über Sombrero-Guano und über die künst-
lichen Dünger im Aligemeinen, mit der sich Gar-
ten- und Landbau jetzt so vielfach beschäftigen, wurde
bei dem Berichte des Inspektors Bouche über die
ausgestellten Pflanzen wiederum berüiu-t. Es ist
dies das leider immer mehr anwachsende Kapitel
über Pflanzenkrankheiten, das den Forscher, wie
den Laien zu den ernstesten Betrachtungen und
fleissigsten Untersuchungen ermahnt. Bei wenigen
der zahlreichen Krankheiten unserer Kultur - Ge-
wächse hat die Wissenschaft die erste Ursache,
noch weniger aber ein Mittel dagegen mit Bestimmt-
heit angeben können. Die sehr genauen und schar-
fen Beobachtungen unsrer tüchtigsten Pflanzenphy-
siologen haben den Entwicklungsgang und die Symp-
tome vieler Krankheiten festgestellt, und es hat
auch nicht an Hypothesen über die erste Ur-
sache aller abnormen Erscheinungen gefehlt; allein
der genaue Beweis dafür wird wohl noch lange ein
unerreichtes Ziel der Wissenschaft bleiben. Mit
dieser freilich niclit sehr trostreichen Antwort wird
sich auch Kunst- und Handelsgärtner Krüger in
Lübbenau, eines der thätigsten Mitglieder des Ver-
eines, begnügen müssen ; derselbe hatte einige Exem-
plare kranker Gurk'enpflanzen mit der Bitte einge-
sendet, über' die Ursache der Krankheit und deren
möglichste Verhütung vom Vereine belehrt zu wer-
den. Der Gurkenbau um Lübbenau ist eine der
Haupterwerbsquellen der dortigen Bewohner, und in
guten Jahren werden fast ^ Million Schock Gurken
dort geerntet, ganz abgesehen von den 12 — löCtr.
35
274
Samen, die noch gewonnen werden; man wird sich
daher einen Begrift' machen können von den Be-
sorgnissen, die eine Krankheit, welche drei Viertel
der Ernte vernichtet, erwecken miiss. An den ein-
gesendeten Exemplaren war die Krankheit schon sehr
weit fortgeschritten; Blätter und Stengel ziemlich
abgestorben, die Wurzel aber zum Theil noch ge-
sund. Die für den Augenblick mit der Lupe
angestellten Untersuchungen Hessen weder Pilz-Ve-
getation, noch bedeutende Insekten- Verwüstungen
erkennen. Ein äiinliches Absterben hat in der näch-
sten Umgebung Berhus eine reichliche Gurkenernte
seit 4 Jahren bereits unmöglich gemacht, und Alle,
die diese Erscheinung kannten, wollten auch die
Ursache nicht in den äusserlichen Angi-iften durch
Pilze oder Insekten suchen, sondern in den Wachs-
tliums-Störungen, welche durch die kalten Sommer
derletzten 4 Jahre hervorgebracht wurden. Die Wurzeln
waren nach den Beobachtungen des Inspektors Bou-
chö keineswegs gesund, wie Krüger in seinem
Schreiben behauptete; denn wenn auch die Haupt-
wurzeln unversehrt erschienen, so seien doch die
Saugwurzeln durch Mangel an Bodenwärme zer-
stört. In welchem Grade die Verletzung derselben
Nachtheile für die Pflanzen herbeiführt, wird man-
cher Gärtner hei Palmen, Carludovlca, Pandanus
und ^laranten erfahren haben, wenn er sie aus
einem Warmbeete herausnahm und auch nur 12
Stunden einer geringeren Temperatur aussetzte.
In wie weit ein in dem Augusthefte der Pa-
riser Revue horticole veröffentlichtes Mittel gegen
Gurken- und Melonenkrankheit (la grise) in dem
obigen Falle helfen wird, nuiss ein Versuch lehren.
Dort wurde gleich bei dem Erscheinen der Krank-
heit das öftere Begiessen der Pflanzen mit Wasser
empfohlen , welches lange Zeit in stark getheerten
Tonnen gestanden und den Theergeruch angenom-
men hatte. Aber nicht bei den Gurken allein zeigt
sich der nachtheilige Einfluss des kalten, feuchten
Sommers; am deuthchsten wies ihn Inspektor Bou-
ch^ an den subtropischen Pflanzen nach, wie Sorg-
hum, Canna u. s. w., die wir im freien Lande zu
kultiviren angewiesen sind und von denen dieses
Jahr kein reifer Same zu erlangen sein wird.
Obergärtner Gaerdt war der Ansicht, dass die
Krankheit vielleicht durch Erschöpfung des Bodens
hervorgerufen sei; wenn nämlich Gurken zu lange
hintereinander an einer und derselben Stelle gebaut
würden; er empfiehlt daher, mit den für den Gur-
kenbau bestimmten Stücken einen Wechsel eintre-
ten zu lassen.
Doch um nicht gar zu lange bei diesen trüben
Aussichten zu verweilen, lenkte der Berichterstatter
die Aufmerksamkeit der Versammlung auf eine
Schale reizender Gladiolen - Blüthen, die cbentalls
der Kunst- und Handelsgärtner Krüger in Lüb-
benau gezogen, und unter denen sich einige Blumen
befanden, die dreist mit den guten Erzeugnissen
Belgiens und Frankreichs konkurriren können;
einige Varietäten von Gl. floribundus waren durch
ihr zartes Farbenspiel besonders bestechend. Auch
eine Notiz über Körbelrüben verdankte man dem-
selben Züchter, der die Beobachtung gemacht hatte,
dass ohne Ausnahme diejenigen Körbelrüben, die
im Herbste ausgesäct würden, viel leichter in
Samen schiessen, als die im Frühjahr gesäe-
ten, und dass man daher die letztere Behandlung
durchaus vorziehen müsse; die Metze dieses schmack-
haften (TeniUses kostet von der gewöhnlichen sowie
von der sibirischen 15 Sgr.
Ferner hatte Obergärtner Kraus aus dem Gar-
ten des Rittergutsbesitzers Moritz Reichenheini
einen Aerides quinquevulnerum ausgestellt, wäh-
rend Obergärtner Boese aus dem Garten des Kom-
merzienrathes Reichen heim eine Ampel mit einem
sich in sehr guter Kidtur befindlichen Cissus por-
phyrophylla, eine Tydaea: „Triumph der Tydeen"
und eine abgeschnittene Blüthe von Achimenes Ge-
orgiana vorführte.
An diese Aufstellung schloss sich noch eine
Gruppe von 32 meist blühenden Pflanzen aus den
verschiedensten Familien, welche der botanische
Garten ausgestellt hatte. Von diesen erschienen
besonders empfehlenswerth für die Handelsgärtnerei:
Fuchsia MieUezii, deren kaum 3 Linien grosse,
glänzend -purpurrothe Blüthchcn den Strauch über
und über bedeckten. Dieselbe würde gewiss bald
ein Liebling des Publikums werden , ebenso die
niedliche Lyperia microphylla, die den ganzen
Sommer bis in den Spätherbst hinein ihre lila-vio-
letten Blüthensträusse entfaltet und sich auch zur
Bepflanzung kleiner Sommergruppen eignet, Cea-
nothus thyrsoides mit seinen allerliebsten blauen
Blüthenrispen und Oryganum sipyleum (aegyp-
tiacum) mit rosenrothen Blüthchen im grauen Blät-
terwerk.
Ferner .sind aus der Aufstellung noch zu empfeh-
len: Philesia buxifolia mit recht vollkommeneü
Blüthen und Cephalotus follicularis mit 7 sehr
kräftigen Schläuchen. Nach Angabe des Ausstel-
lers gebe er diesen Pflanzen im ^Vinter einen recht
hellen feuchten Platz im warmen Hause, während
des Sommers aber bringe er sie in's Freie an eine
feuchte schattige Stelle.
Ausserdem zeigte derselbe Actaea foetida
vor und empfahl diese den Bienenzüchtern, weil
die etwa 4 Wochen andauernden Blüthen von Mor-
gens bis Abends überaus zahlreich von Bienen be-
sucht würden; es sei eine im freien Lande aus-
dauernde Staude, die fast in jedem massig feuchten
275
Boden sehr gut gedeihe und sicii ohne Schwierig-
keit durch Zertheiktng und Aussaat reichlich ver-
mehren lasse. Aluus japonica, ein schöner Baum,
dessen Einführung wir dem Regierungsrath Wi-
chura zu verdanken haben, zeichnet sich nament-
lich im Frühjahr durch die jungen rothbraunen
Blätter aus; er ertrug den vorigen AVinter unter
Strohmatten sehr gut und lässt sich leicht durch
Ableger vermehren.
Vitis Sieboldii und aniurensis sind zwei
zu empt'ehlcnde Ranker; die erste Art zeichnet sich
durch kleine sehr zierliche Blätter aus und ist der
nur kurzen Reben halber zur Bekleidung kleinerer
Spaliere sehr geeignet; die zweite Art hingegen
besitzt einen sehr üppigen Wuchs und scheint ziem-
lich grosse, sich gegen den Herbst hin röthlich
färbende Blätter zu machen. Spiraea amurensis
ist ein Strauch mit grossen, denen der Spiraea opu-
lifolia ähnlichen Blättern und gewiss für Strauch-
Anlagen zu empfehlen. Von Indigofera tincto-
ria war ein Exemplar mit Blüthen und Früchten
zur Stelle gebracht, indem vorausgesetzt wurde, dass
manchem der Anwesenden diese Pflanze, welche den
Indigo liefert, noch unbekannt sein dürfte. Unter
Vorzeigung von Exemplaren wurden eigenthümliche
Monstrositäten des Blüthenstandes von Fraxinus
exelsior var. monophylla vorgelegt, welche sich
an einem Baume des botanischen Gartens in Menge
befinden. An den Stengeln entwickeln sieh entwe-
der nur einige oder gar keine Früchte, sondern an
Stelle deren maserartige Verdickungen , die unter-
einander verwachsen; die Ursache derselben ist noch
nicht ermittelt.
Besonderes Interesse gewährten jedoch die Mit-
theilungen, welche Inspektor Bouch^ über eine
Anzahl offizineller Pflanzen machte. Er sagt in
dem darüber eingesandten Berichte:
„Im Frühlinge d. J. wurde in den hiesigen
Zeitungen eine Wunderbohne aus Navaoe (?) in
Nordamerika, das Stück für 2^ Sgr. , ausgeboten
und angepriesen, indem gesagt wurde, dass es eine
perennirende Pflanze sei, welche im zweiten und den
folgenden Jahren sehr reich blühe, auch alljährlich
zwei Erndten in Früchten gebe und die frucht-
barste, nahrhafteste und am feinsten schmeckende
Bohne liefere. Die Samen hatten eine etwas ab-
weichende Form rnd Farbe von unsern bereits bekann-
ten Sorten der Puft'- oder Pferdebohne (Faba vul-
garisj, und da sie perennirend sein sollte, beschloss
ich, sie zu kaufen und anzubauen. Das hier zur
Stelle gebrachte Exemplar liefert aber den Beweis,
dass es eine in keiner Weise von unserer Puffbohne
verschiedene Pflanze ist.
Seit langer Zeit ist neben der blauen Gen-
tiana asclepiadea L., welche schon im Riesengebirge
wild vorkommt, eine weissblühende Abart in den
Gärten bekannt; in diesem Jahre hat sich unter
den hier gezogenen Sämlingen eine Varietät ge-
zeigt, die alle Beachtung der Liebhaber von im
Freien ausdauernden Pflanzen verdient. Ihre Blumen
sind milchweiss, aber in der Mitte der zu einer
Röhre verwachsenen Einschnitte mit einem tief-
blauen Längsstreifen versehen, welcher, von der
Spitze der Kronengipfel beginnend, bis zur Basis
herabläuft; wir wollen sie deshalb Gentiana ascle-
piadea bicolor nennen.
Mit demselben Rechte, wie Plectranthus fru-
ticosus Herit. (Nessel- Geranium), eine am Kap der
guten Hoff"nung heimischePflanze, die seit Anfang d. J.
als ein Mittel gegen Kleidermotten empfohlen und
bei den Handelsgärtnern in grosser Menge begehrt
wurde (das Stück 5- — 15 Sgr.), — indem eine Pflanze,
im Zimmer aufgestellt, die Motten aus wollenen
Stoffen gründlich vertreiben soll — so verdient auch
Teucrium Marum L. (das bekannte Katzenkraut),
eine süd-europäisehe Pflanze, Beachtung, indem es
ein recht probates Mittel gegen epileptische
Krämpfe sein soll. Es wird dem Patienten ent-
weder Thee davon gegeben oder die Pflanze stark
fferieben und zum Einathmen des starken Geruches
unter die Nase gehalten; überhaupt soll ein häufi-
ges Riechen den mit Epilepsie behafteten Personen
sehr dienlieh sein. Dass es ein gutes Mittel gegen
Kopfweh ist, dürfte bekannt, genug sein. Es wäre
daher wünschenswei'th, diese Pflanze möglichst zu
vermehren, um recht viele Versuche bei epilepti-
schen Kranken anstellen zu können. In Berlin be-
sitzt der Kunst- und Handelsgärtner D. Bouchö,
Blumenstr. 70, liinlänglich abgebbare Pflanzen. Es
dürfte nicht schaden, auch Ligusticum Levisti-
cum L. (Liebstöckel) in Erinnerung zu bringen,
weil es ein vorzügliches Mittel gegen Bauch- und
Hautwassersuclit ist. Obgleich nun die Aerzte,
welche bisweilen die trockne Pflanze der Apotheken
verordnen, nicht viel davon wissen wollen, so kann
ich doch versichern, dass die Pflanze vielfach aus
dem hiesigen botanischen Garten verlangt wird und
ihre Anwendung in vielen Fällen die besten Er-
folge, d. h. Genesung der Kranken, zur Folge ge-
habt hat. Im Sommer bedient man sich der fri-
schen Blätter und im Winter der dicken, rübenar-
tigen Wurzeln zin- Bereitung eines Thee's, der be-
sonders auf die Absonderung des Urins wirkt. Auch
bei Thieren, namentlich bei Pferden und Rindvieh,
hat bei Urinverhaltungen die Abkochung der Blät-
ter oder Wurzeln sehr gute Dienste gethan."
Von Bocconia cordata verdanken wir dem Re-
gierungsrath Wichura, welcher sich bei der ost-
asiatlschen Expedition befand, eine interessante Va-
rietät, welche wir Bocconia cordata var. japonica
35*
276
nennen wollen. Sie unterscheidet sich von der
alten durch grössere, tiefer gebuchtete, fast gelappte
Blätter, die auch ein helleres, lebhafteres Grün ha-
ben, ferner durch fast gelblich-weisse Blüthen, wäh-
rend die alte Pflanze wenig ausgebuchtete, bräunlich-
rothe Blätter und röthliche Blüthen besitzt. Die
Varietät hat jedenfalls ein eleganteres Aeussere und
ist daher mit Recht für Rasenplätze als Einzel-
pflanze zu empfehlen.
Lavateramagnifica(Schiiittspahn) ist einemitgros-
seu dunkel-rosenrothen Blumen versehene, sehr hübsche
Landstaude, welclie aber leider keinen Samen an-
setzt, so dass man bei Betrachtinig ihres Wuchses,
der Blätter- und Blüthenform auf die Vermuthung
gerathen kann, einen Bastard der L. thuringiaca
und cannabiua vor sich zu haben.
Convolvulus althaeoides, welcher in der Revue
horticole als Zierpflanze empfohlen ist, wird für
nicht schöner, als unsere Ackerwinde (C. arvensis)
erklärt; der Augenschein beweist aber, dass die
Pflanze nicht nur einen zierlicheren Wuchs, son-
dern auch viel grössere, dunkel-rosenroth gefärbte
Blumen besitzt und daher verdient, in die Reihe
der Zierpflanzen aufgenommen zu werden, um so
mehr, als ihre Stengel zum Winter absterben und
sie mit jedem frostfreien Platze fürlicb nimmt.
Auf Veranlassung der Empfehlung zweier Mit-
tel gegen Ameisen (No. 32 der Wochenschrift) wird
Insektenpulver als wirksames Jlittcl zur Vertilgung
dieser Thiere empfohlen, womit sie sich nicht nur
in trocknen Räumen, sondern auch auf Beeten, Ra-
senplätzen und Mistbeeten leiciit tödten lassen, wenn
man das Pulver bei trockner AVitterung und na-
mentlich bei Sonnenschein auf die von Ameisen
helmgesuchten Stellen streut. Sobald sie mit dem
trocknen Pulver in Berührung kommen, rollen sie
sich zusammen und sterben in kurzer Zeit.
Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regierungsrath
Knerk, legte 2 Briefe des General-Sekretärs, der
sich auf einer wissenschaftlichen Reise in Frankreich
beflndet, vor. Der erste, aus Paris datirt, erzählt,
welchen freudigen, zuvorkommenden Empfang Pro-
fessor Koch überall gefunden, und wie ihm Bota-
niker und Gärtner mit der grössten Bereitwilligkeit
alles Material für seine wissenschaftlichen Arbeiten
zur Verfügung gestellt hätten. Was besonders in-
teressant und für uns beachtenswerth erscheine, sei
die Art und Weise und besonders die Leichtigkeit,
mit der man in Paris namentlich grosse Bäume in
allen Stadien der Entwicklung und zu jeder Jah-
reszeit verpflanze. Der zweite, aus Angers datirte
Brief spricht von der ausserordentlichen Grossartigkeit
und Reichhaltigkeit der Baumschulen von Lero}-,
der ganze Plantagen von Theo- und Kamellien-
pflanzen, die meistens nach Spanien versendet wer-
den, besitzt. Hier, wo so viele Pflanzen, die wir
in Deutschland nur aus der ärmlichen Topfentwick-
lung kennen, im freien Grunde sich schön und na-
turgemäss auswachseu können, hier erkemie man
erst, wie viel unnützen Ballast von Arten die Bo-
tanik manchmal gemacht habe, und wie sehr oft die
einzelnen Arten in einander übergehen. Näheres
über die Reise wird in besondern Artikeln die
Wochenschrift bringen.
Nachdem Inspektor Bouch^ bei der Mittheilung
über einige der eingelaufenen Journale mehre No-
tizen über die Vermehrung der Cycadeen u. s. w.
gemacht, übergab der Vorsitzende das Programm
der Herbst- Ausstellung von Obst, Gemüsen und
Blumen des Hannover'schen Gartenbau- Vereines zu
Hildesheim am 2., 3. und 4. Oktober 1SG4, bei
welcher Jeder, auch Nicht-Mitglieder, konkurriren
könne. Ebenso war ein Programm der Vorlesun-
gen, Demonstrationen und praktischen Uebungen
eingegangen, welche in der Königlichen landwirth-
schaftlichen Akademie zu Proskau im Winterseme-
ster 1SG4 — (j5 gehalten werden. Bei der innigen
Verwandtschaft zwischen Ackerbau und Gärtnerei
und der Uebereinstlmmung, die in den zu beiden
Disciplinien nothwendigen Vorkenntnissen herrscht,
könnte es nur von Nutzen sein, wenn es den Gärt-
nern möglich wäre, solche Akademien zu besuchen.
Schliesslich wurde den Mitgliedern das Verzeich-
niss von Blumen-Zwiebeln imd Knollen-Gewächsen
von Friedrich Adolph Haage jun. in Erfiu-t,
so wie der Samen -Bericht und Preis- Courant von
William Bryce in Glasgow, der meistens land-
wirthschaftliche Sämereien enthält, vorgelegt.
Nene Pflanzen
von Linden in Brüssel.
Das Etablissement von Linden in Brüssel
dürfte von keinem Reisenden, der die schöne Re-
sidenz besucht und nur eiuigermassen Interesse für
Pflanzen besitzt, übersehen werden; es bietet so
viel Interesse nach allen Seiten hin dar, dass es
Niemand unbefriedigt verlassen wird. Die Gewächs-
häuser sind stets mit den neuesten und seltensten
Pflanzen gefüllt luid alle diese befinden sich in
bester Kultur. Es ist eine Freude zu sehen, wie
aus alten Baumstücken Blätter heraustreiben, zwi-
schen denen alsbald ein Stengel sich hervorschiebt;
die selbständige Pflanze ist fertig, um rasch ver-
mehrt zu werden und damit in den Handel zu
kommen. Erfreulich ist es ferner zu sehen, wie
Knollen -Gebilde aller Art in weissem Sande ver-
steckt, Knospen bilden und sich ebenfalls rasch wei-
ter entwickeln.
277
Einer freinuUIchen AiifForJeiung des Besitzers
hesagten Etablissements zu Folge, bei ihm auf mei-
ner Reise nach Frankreich die neuen Pflanzen,
hauptsäclilicli Aroideen und Marantaceen zu sehen,
welche vor Kurzem erst aus den üppigen Tbälern
und von den diese begrenzenden Höhen des Elo
Negro und Eio ]5ranco gekommen waren, beschloss
ich, den kurzen Umweg nach Brüssel zu ma-
chen. Es hat mich nicht gereut; neben dem man-
cherlei Bekannten, was ich erst vor 5 Monaten ge-
sehen, bot sich mir so viel Interessantes dar, dass
ich nicht Stunden, sondern Tage gebraucht hätte,
um nur einigermassen entsprechende Studien zu
machen. Ich habe oft schon über Maugel an Zeit
geklagt, um das mir so reichlich dargebotene Ma-
terial ordentlich benutzen zu können, und ich klage
von Neuem; es sei mir deshalb vergönnt, wenigstens
einige Notizen mitzutheilen und Pflanzenfreunde, so
wie Botaniker auf Einiges aufmerksam zu machen,
was ich dort gesehen.
Ich beginne mit einigen Marantaceen, die mir
für den Augenblick unbekannt wai'cn und nächstens
in den Handel kommen werden. Als Thalia ar-
geutea ist eine Art vorhanden, die kleiner ist, als
die von uns bereits beschriebene Th. argyraea. Sie
scheint nicht so gross zu werden, aber eben so
buschig zu wachsen. Aus der silbergrauen ziem-
lich flachen Oberfläche des Blattes erheben sich auf
jeder Seite des eingedrückten Mittelnervs ziemlich
breite, glänzend -grüne Streifen und geben eine
ganz eigenthümhche Zeichnung. Die Blattstiele,
wie die Unterfläche, sind schön braun gefärbt.
Phrynium densum ähnelt am meisten dem
P. eximium, scheint sich aber doch wesentlich zu
unterscheiden. Der dichte, gedrängte Wuchs hat
Veranlassung zur Benennung gegeben. Die Blatt-
flächen strecken sich anfangs auf kurzen Stielen
grade empor, stehen aber später ziemlich wagerecht
ab, oben sind sie glänzend freudig grün, doch so,
dass auf beiden Seiten des fast flachen helleren
Mittelnervens und einige Linien davon entfernt ein
dunkel gefärbter, ziemlich breiter Streifen von der
Basis nach der Spitze zu sich hinzieht. Die Unterfläche
besitzt dagegen eine hellbiäunliche Farbe und ist
sehr fein und weich behaart. Diese bräunliche Fär-
bung ist besonders bei jungen Blättern, welche eben
hervorkommen, zum Theil selbst ein wenig auf der
Oberfläche, sichtbar.
In die Abtheilung des Phrynium flavescens und
grandiflorum gehört Phrynium brunnescens.
Namentlich jung ist die Unterfläche der Blätter
hellbräunlich, eine Farbe, die zwar gegen das helle
Grün der Oberfläche sehr absticht, aber sich bei
altern Blättern zu verlieren scheint. Auch die
Blattstiele und vor Allem die häutigen Eänder der
Blattstielscheide sind etwas bräunlich gefärbt. Die
Blätter stehen anfangs zweizeilig; später scheinen
sie aber rings herum zu gehen.
Wiederum in dieselbe Abtheilung gehörend ist
Phrynium lineatum; es unterscheidet sich aber da-
durch, dass die in 2 Eeihen stehenden Blätter sich
mit ihren langen Blattstielrändern gegenseitig um-
fassen, so dass, wie bei den Musen, Heliconien
u. s. w. ein falscher Stengel dadurch gebildet wird.
Interessant ist — und das gibt der Pflanze einen
besonderen Werth, — dass längs des Blattstieles
an der Basis der Scheidenränder sich auf beiden
Seiteia braune Streifen herabziehen. Der Bau und
die Farbe der Blätter ähnelt sonst denen von Phr.
lutescens.
Eine dritte, zu derselben Gruppe gehörige Art
ist Phrynium albo-vaginatuni. Form, Fai'be
und Bau der Blätter stimmen mit denen der vori-
gen überein, doch haben die Blattstiele eine ver-
schiedene Länge und zwar in der Weise, dass die
untern natürlich kürzer sind. Ausgezeichnet sind
die grossen, flügelartigen Blattstielränder, welche be-
sonders an der oberen Hälfte abstehen und eine
weisse Farbe besitzen.
Eine sehr hübsche Calathea, ähnlich der C. par-
dina, welche bekannter Massen nvu- eine Form der
C. villosa darstellt, ist Calathea pavonina. Die
bräunliche Zeichnung auf der Oberfläche der Blät-
ter erscheint hier deutlicher und regelmässiger, in-
dem die breiten Flecken weit grösser sind und des-
halb gegen das übrige Grün mehr hervortreten.
Obwohl beide Flächen weich behaart sind, scheint
doch die Oberfläche mehr oder weniger zu glänzen.
Der mit abstehenden Haaren besetzte Blütheustiel
ragt über die Blätter hervor und trägt eine kurze
Aehre, welche in der Regel nur aus 3 Aehrchen
besteht. Diese werden zum grossen Theil von
einem umfassenden Deckblatte, das sich in eine
lange Spitze auszieht, umschlossen. Der unbehaarte
Fruchtknoten trägt 3 grünlich -weisse Kelchblätter
von I Zoll Länge und eine um die Hälfte oder
doch ein Drittel längere, im oberen Theil gebogene
Blumenröhre, welche dieselbe hochgelbe Farbe hat,
wie die l.\ Zoll langen und sehr breiten inneren
Abschnitte. Die 3 äusseren Blumenabschnitte sind
schmal elliptisch und um die Hälfte kürzer.
Ich gehe zu einigen Aroideen über. Da ist
zunächst wiederum eine Form des Caladium bi-
j color, bei der die Mitte der Blätter eine hellpappel-
I grüne Farbe besitzt, welche Farbe sich längs der
Hauptäste des Mittelnervs fortsetzt. Was ihnen
aber einen besonderen Eeiz gibt, sind die unregel-
mässigen Flecken von heller Cochenillefarbe, welche
sich auf der Oberfläche des Blattes zerstreut finden.
Die schlanken Blattstiele sind schwach marmorirt
278
auf grünlich -weisslicher Grundfläche. C spec ta-
bue ist die Art vom Besitzer benannt.
Ein Xantliosoma stand eben in Blüthe. Die
Blätter sind sehr hell und gleichen darin, abgese-
hen davon, dass sie nicht sehildförniig sind, denen
des Caladium paUidum. Uns scheint es eine Form
des X. belopliylhim zu sein, das den Beinamen
„pallidum" ebenfalls verdient und mit X. atrovi-
rens zusammengestellt, einen lebhaften Kontrast
bilden möchte. Da die Pflanze leicht zu blühen
scheint und die Blüthenscheide ziemlieh gross ist,
ausserdem eine blendend weisse Farbe besitzt, so
ist sie um so mehr zu empfehlen.
Pflanzen, einem Staurostigma (Asterostigma
Schott) angehörig und St. zebrinum genannt, waren
vorhanden, welche in der Gestalt den Sauromaten
ähnelten. Die langen Blattstiele haben eine schöne
Zebrazeichnung und siud glatt, was wohl in der
Regel bei diesen Pflanzen der Fall ist. Sie soll
sehr hoch werden und möchte dann einem Saui'o-
matum um so mehr gleichen.
Ganz besonders mache ich aber auf ein Uro-
stigma aufmerksam, da es wohl gleich den Kala-
dien Epoche machen dürfte. Diese Ürostigmaten
haben sämmtlich kurz-pfeilförmige Blätter und un-
terscheiden sich in dieser Hinsicht von den sonst
in der Blüthe ähnlichen Massowieu und Spathiphyl-
len sehr. Die bunte Zeichnung ist in der Regel
netzförmig, indem die Adern eine kupferrothe Fär-
bung haben. Bisweilen erscheinen Flecken von
unregelmässiger Gestalt, bald roth, bald mehr weiss-
lich. Man findet kaum einige Pflanzen , deren
Zeichnung gleich ist.
Es sei schliesslich mir erlaubt, zu bemerken,
dass ausserdem noch mehre Maranten und Aroideen
vorhanden sind, welche zu Hoffnungen berechtigen
und später vielleicht noch von mir näher bezeichnet
werden. Besondere Aufmerksamkeit verdienten aber
noch eine Reihe zum Menschen in Beziehung ste-
hender Pflanzen, wie die Mutterpflanze des Jaca-
randenholzes (Machaerium firmum), des echten Gummi
elasticuni (Siphonia elastica), das von mir bereits
besprochene Physostigma veuenosum, ferner Paulli-
nia sorbilis, die afrikanische Muskatnuss (Monodora
grandiflora), die giftigen Strychnos-Arten (Nux vo-
mica. Curare und toxicaria) Urali u. s. w.
I/Hoi'tkiilteiir fiaii^ais.
Jahrgang 1863 u. 1864. 1. Hiilfte.
(Schluss.)
Vor einiger Zeit wurde auf gefüllte Petunien,
welche der Gärtner Couverset gezüchtet hatte,
wegen ihrer Grösse und Schönheit aufmerksam ge-
macht; wir finden hier (tab. 15) andere, die diesen
in keiner Hinsicht nachstehen und deshalb ebenfalls
empfohlen zu werden verdienen. Züchter ist der
Handelsgärtner Tabar in Sarcelles (Depart. Seine-
et-Oise), welcher seit 15 Jahren schon sich mit der
Vervollkommnung dieser Florblumen beschäftigt und
Erfolge erreicht hat.
Campanumoea japonica (tab, 1) besitzen
wir bereits auch im botanischen Garten; sie ist eine
Kletterpflanze mit einem knolligen Wurzelstocke.
Obwohl sie Mauern , Bretterwände u. s. w. rascli
überzieht, so glauben wir doch nicht, dass die
Pflanze in den Gärten der Liebhaber Eingang fin-
den wird. Siebold hat sie aus Japan eingeführt.
Die glockenförmigen Blumen besitzen keine ange-
nehme Färbung, indem sie ausserhalb blass-lila ge-
färbt, innerhalb hingegen leberfarbig-roth und ge-
ädert erscheinen.
lieber Nolana lanceolata Chois. (tab. ü) ha-
ben wir wiederum im vorigen Jahrgange gesprochen
(S. 127). Sie ist wohl die schönste ihres Geschlech-
tes und zeichnet sich durch grosse blaue Blumen
aus. Trotzdem hat sie aber bis jetzt nicht Eingang
finden wollen.
Auch 2 schöne Rosen sind abgebildet. Rose
Duchesse Medina-Coeli (tab. 18) hat Märest
in Grand-Montrouge gezüchtet. Das Laub besitzt
eine schöne Färbung und die 4 Zoll im Durch-
messer haltenden Blumen haben einen wunderschö-
nen ofl:enen Bau, so wie eine bi-illante feurige Fär-
bung. Es kounncu stets mehre Blüthen am Ende
der Zweige hervor, die nach und nach aufblühen.
Duchesse de Morny ist von dem berühmten Ro-
seuzüchter Eugene Verdier fils ain^ in Paris
gezogen und befindet sich bereits bei uns vielfach
in den Gärten der Liebhaber. Sie ist mehr kuge-
lig gebaut; ihre Farbe ist ein frisches, etwas tiefes
Rosa.
Lonicera flava (tab. 20) ist ein amerikanischer
Jelängerjelieber mit gelben Blüthen, der Em-
pfehlung verdient. Es befinden sich bei vms 3 Ar-
ten mit gelben Blumen iu Kultur, von denen L.
parviflora Lam. mit kleineren Blüthen am we-
nigsten Beachtung verdient. Die beiden anderen,
L. flava Sims und hirsuta Eat. (pubescens Sweet)
stehen sich ziemlich gleich und haben zolllange
Blumen. Die erstere besitzt die Blätter völlig un-
behaart, während sie bei der andern gewimpert und
auf der Unterfläche weichliaarig erscheinen.
Cornus florida L. (tab. 14) war früher ein
beliebter Blüthenstrauch, der leider neuerdings aus
den Gärten und Anlagen ganz inid gar verschwun-
den zu sein scheint, obwohl er an Schönheit man-
chem anderen, der kürzlich eingeführt und em-
pfohlen wird, nicht nachsteht. Es sind übrigens
hier 4 Deckblätter, welche an der Basis eines ge-
279
drängten kurzen Blütlienstandes stehen, eine weisse
Farbe haben und gewöhnlich für Blunienblcätter ge-
halten werden.
Wir gehen zu den Pflanzen über, welche in
der ersten Hälfte des diesjährigen Jahrganges em-
pfohlen sind und beginnen wieder mit den Warm-
hauspflanzen. Poinciettia pulcherrima Grab,
(tab. 8) wird ebenfalls in den Gewächshäusern der
Liebhaber kaum noch gefunden, so schön auch die
Pflanze ist und so sehr sie auch, besonders bei gu-
ter Kultur, Eindruck macht, Sie war früher als
Euphorbia pulcherrima bekannter und findet
sich noch in botanischen Gärten vor. Wie bei
Cornus florida sind es auch hier Deckblätter, wel-
che anstatt der Blumenblätter eine Färbung, und
zwar hier eine femig-rothe, besitzen.
Von Passiflora eoerulea (tab. 1) haben wir
eine Eeihe von Formen in unseren Gewächshäusern;
die reine Art ist aber verschwunden, und doch
verdient sie nicht weniger Beachtung. Mit Recht
hat man daher wiederum auf sie aufmerksam ge-
macht, da sie nicht allein schöne Blüthen hat, son-
dern auch lebhaft gefärbte und sogar essbare
Früchte hervorbringt. Diese haben Manches mit
der Granate überein, so dass die Franzosen sie und
die übrigen Passifloren mit essbaren Früchten Gre-
nadilleu nennen. Ueber 200 Jahre ist die Pflanze
bereits bekannt und seit dem Anfange des vorigen
Jahrhundertes befindet sie sich in unseren Gärten.
In Paris kultivirt man sie im Freien, wenn die
Lage einigermassen geschützt ist; auch bei uns
hatte man früher Versuche damit gemacht, die zu
Resultaten führten. Friert die Pflanze auch einmal
bis zur Wurzel ab, so schlägt sie um so kräftiger
wieder aus. Möchte sie doch wieder bei uns in
Kultur kommen.
Leschenaultia splendens (tab. S) wurde
schon im 2. Jahrgange der Wochenschrift (Seite 2)
empfohlen. Leider ist ihre Kultur nicht so leicht,
und man sieht deshalb die Pflanze in den Gewächs-
häusern der Liebhaber nicht so häufig, als sie es
verdiente. Sie bildet einen kleinen Busch mit klei-
nen linienförmigeu Blättern und ist dicht mit präch-
tigen rothen Blüthen besetzt.
Isotypus rosaeflorus Trien. (tab. 10) haben
wir bei Laurentius in Leipzig gesehen. Die
Pflanze gleicht dem I. onosgroides (Cataleuca rubi-
cunda) sehr, ist aber wegen der grösseren Blüthen-
körbchen, die ebenfalls eine schöne rothe Farbe
haben, vorzuziehen. Sonst zeichnet sie sich auf
gleiche Weise, wie genannte Pflanze durch leich-
ten Bau und durch unten silberweisse Blätter aus.
Sie gehört in die Kompositen-Abtheilung der 3IutI-
siaceen.
Linum trigynum (tab. 9) kommt hin und
wieder wegen seiner grossen Blüthen von gelber
Farbe auch als Linum flavum vor. Sie ist zwar
eine schon längst bekannte Pflanze, die auch viel-
fach in botanischen Gärten kultivirt wurde, bis jetzt
aber in die Gewächshäuser der Liebhaber noch
keinen Eingang gefunden hat. Gelbblühende Pflan-
zen haben wir zwar grade genug, wegen des reich-
lichen Blühens, der leichten Vermehrung und der
nicht schwierigen Kultur könnte sie aber doch ein-
mal eine Stelle darin finden.
Unter dem Namen Gesnera libanensis hat
de Jonghe eine sehr hübsche niedrige Gesneracee
eingeführt, (s. Ann. de Gand II, p. 361 mit einer
Abbildung), die Linden in Santiago auf der Insel
Guba entdeckte, und die seitdem verschiedene Na-
men erhalten hat. In der Flore des serres wurde
sie als Phytidophyllum floribundum Lem. (tab. 178)
abgebildet. Später gründete Decaisne aus ihr das
Genus Herincquia, nach ihm wiederum Hansteiu
das Genus Ophianthe. Neuerdings erkennt sie je-
doch Hansteiu nicht mehr als Genus an und stellt
.sie zu Pontaraphis. Wir haben die Pflanze hin
und wieder gesehen, zu einer allgemeinen Verbi-ei-
timg ist aber Herincquia floribunda Dne nicht
gekommen, obwohl die niedrige Pflanze mit den
prächtigen rothen Blüthen, welche reichlich erschei-
nen und zur Beilegung des Beinamens „floribunda"
Veranlassung gegeben haben, es verdient, und wir
dem Herausgeber des Horticulteur fran^ais Dank
wissen müssen, dass er von Neuem auf diese Pflanze
aufmerksam gemacht hat (tab. 11). Wir haben die
Pflanze auch vor einigen Jahren in einem sehr
schönen Exemplare in einem Zimmer gesehen, wo
sie regelmässig alle Jahre blühte. Möchte dies
doch Nachahmung finden.
Mit dem falschen Namen Stenocarpus Cun-
ninghami ist Stenocarpus sinuatus (tab. 5)
abgebildet. Diese schöne Blattpflanze verdient un-
sere volle Beachtung und ist bereits auch von uns
im 2. Jahrgange (Seite 408) ausführlich beschrie-
ben worden. Wir wollen hier nur darauf aufmerk-
sam machen, dass Agnostus integrifollus der
Gärten kaum eine Form unserer Art, welclie auch
den Namen Agnostus sinuatus von ihrem Ent-
decker Cunningham erhalten hat, darstellt, denn
man findet bisweilen an einem und demselben Exem-
plare Zweige mit gelappten und mit ganzen Blättern.
In der Abhandlung über neuere Schlingpflanzen
(s. vor. Jahrg. S. U2) haben wir bei-eits der weiss-
blühenden Abart der Lapageria rosea erwähnt.
Es ist nicht zu leugnen, dass die echte Form mit
rothen Blüthen den Vorzug verdient; man hat auf
sie mit Recht aufmerksam gemacht (tab. 3). Wir
haben sie mehrmals in Ballonform gezogen gesehen,
wo sich die grossen rothen Blüthen zwischen den
grünen Blättern sehr gut ausnehmen. Lapageria
rosea gehört übrigens zu den liHenartigen Gewäch-
sen, welche sich winden und steht demnach unter
seinen Verwandten eigenthümlich da. Es betrifft
dieses jedoch nur den Habitus, nicht den Blüthen-
und Frnchtbau, der gleich dem der andern ist.
Lilium auratum haben wir ebenfalls im Jahr-
gange 1864 (S. 368) der Wochenschrift schon be-
sprochen. Mit dem Horticulteur, der sie wiederum
abgebildet hat (tab. 7), empfehlen wir sie nochmals.
Im vorigen Jahre blühte sie in Berhn zuerst bei
dem Kunst- und Handelsgärtner Louis Mathieu,
in diesem Jahre haben auch zwei Exemplare des
Kunst- und Handelsgäitners Lauche in Potsdam
reichliche BlUthen gebracht.
Pelargonium Mr. Barre ist ein Sämling des
in dieser Hinsicht ausgezeichneten Gärtners Ba-
bouillard in Paris, der ausserdem noch .3 Sorten,
welche Empfehlung verdienen: Madame Barre, Ma-
dame Gueffier und Mademoiselle Marie M^zard, ge-
züchtet hat. Durch den Jüngern Mezard in ßueil
(Depart. Seinc-et-Oise) sind sie bereits in den Han-
del gekommen. Diese 4 Sorten gehören zu den
Pelargonium zonale und erhielten von Seiten einer
Kommission, welche der Pariser Gartenbau-Verein
zu diesem Zwecke ernannt hatte, die verdiente An-
erkennung.
Endlich werden im Horticulteur noch 2 Früchte
empfohlen. Pruue Mirabelle tardive (tab. 4)
hat die Form einer Mirabelle und die Farbe einer
Reineclaude. Die Frucht ist sehr spät, verdient aber
ausserdem noch alle Beachtung, zumal der kräftige
Baum ausserordentlich reich trägt. Sie führt übri-
gens auch den Namen Prunc ^Mirabelle d'Octobre.
Poire Passe Crassane (tab. 12) ist bereits
durch die jetztigen Verbindungen unserer Obstzüch-
ter mit denen Belgiens und Frankreichs hinlänglich
bekannt geworden und verdient wegen ihres ausser-
ordentlichen Wohlgeschmackes und der sonstigen
Eigenschaften alle Empfehlung. Sie wurde durch
den jüngeren Boisbunel in Ronen gezüchtet und
erhielt auch von Seiten der Pariser Gartenbau -Ge-
sellschaft eine Medaille.
In Betreff des Namens Crassane bemerken
wir noch, dass dieser durchaus bei uns, aber auch
nicht selten in Frankreich, von den tüchtigsten Po-
mologen falsch geschrieben wird. Die Schreibarten
Crassanne (die gewöhnlichste) und Crasanne (wie im
Horticulteur) sind zu verwerfen.
Dr. Otto Florenz"
ntr gcn.üifren Gcnutni^ licr fdiäMidirn ©nrtcii-Snfchtfn,
foiuic i)cr üciuiilirtcftm iHittcl ^u kccn Ufrtilpng.
Unter diesem Titel übergibt der Verfasser, Dr.
Otto Florenz, dem Publikum ein Heftchen, das
er einen nothwendigen Ratligeber für Gärtner,
Obst- und Weinbauer, Forstmänner und Land-
wirthe, sowie für jeden Gartenbesitzer nennt. Wir
halten diesen Titel füi- gerechtfertigt, nicht nur,
wie selbstverständlich ist, in Beziehung auf den
Stoff, sondern auch namentlich in Beziehung auf
die Form, in welcher der Stoff dargeboten wird.
Der Praktiker, sei er Gärtner oder Landwirth. der
täglich mit den Feinden aus dem Insektenreiche
zu thun hat, und den die Berufsgeschäfte abhalten,
umfassende Studien in dicken Lehrbüchern zu ma-
chen, bedarf eines kurzen Leitfadens, der aus der
Masse ihm gleichgültiger Arten nur die schädlichen
behandelt, ihm also die Arbeit des Heraussuchens
erspart. Diesen Leitfaden liefert der Verfasser in
vorliegendem Werkchen, in das er den Leser durch
einen Artikel über Bau und Lebensweise der In-
sekten im Allgemeinen einführt, und von dem er
durch die Betraclitung der nützlichen aber ver-
kannten und verfolgten Thiere, wie des ilaulwurfs,
der verschiedenen Vögel u. s. w. zu der sjjezielleii
Aufzählung und Beschreibung der einzelnen Gat-
tungen übergeht.
Die Eintheilung in Nager und Sauger, die sich
durch ihre Fresswerkzeuge meist auf den ersten
Blick unterscheiden lassen, erleichtern auch dem
Ungeübten das Erkennen der ilim begegnenden
Insekten.
Eine erschöpfende Behandlung des Stoffes fin-
den wir nicht darin ; diese will der Verfasser aber
auch nicht geben, sondern nur einen Auszug des
Nothwendigsten und Wissenswürdigsten, was un-
serer Ansicht nach auch vollständig genügt. Die
Mittel gegen die verschiedenen Insekten sind der
Besehreibung der einzelnen Arten am Ende beige-
fügt, so dass man vermittelst des praktisch einge-
richteten Registers sofort das Gewünschte findet.
Mein neues Verzeichniss über Haarlcmer Blu-
menzwiebeln, Knollen-Gewächse nebst Anhang von
Pflanzen und Samen ist erschienen, und wird auf
gefälliges Verlangen frauco eingesendet.
Erfurt, im August 1864.
Ernst Benary. Samenhandlung, Kunst- und Handelsgärtnerei.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
Kommandanten-Strasse No. 62.
Druck der C. Feister 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflaiizenkmide«
Redakteur :
I*i"oiess!or ür. K a r 1 K och,
General-Sekretair des Vereines.
No. 36.
Berlin, den 10. September
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. VIII. — Illustration horticole. Jahrgang 1863, 2. Hälfte. — Programm
für die Ausstellung von Obst, Gemüsen, Blumen, Pflanzen, Garteu-Pliinen, Garten-Ornamenten und Garten-Geräthschaften,
vom 7 — 10. Oktot)er 1864 etc. in Kassel.
Allerlei
aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde.
VIII.
Beginnen wir wiederum mit Nachrichten über
einige in Botanik und Gärtnerei bekannte Jlänner.
Einer der tüchtigsten belgischen Pomologen, Ka-
vier de Bavay, ist, nur 33 Jahr alt, am 11. Mai
in Vilvorde gestorben und wird von allen, die ihn
gekannt, tief betrauert. Auch in England ist der
Baumschulbesitzer Kirke in Brompton, dem wir
mehre vorzügliche Früchte verdanken , gestorben,
aber bereits im 95. Jahre. Dagegen können wir die
erfi'euliche Mittheilung machen, dass der südost-
afrikanische Eeisende Livingstone, den man, wie
wir früher mitgetheilt haben, von den wilden Völ-
kern am Kyassa-See mit seiner Reisegesellschaft
erschlagen glaubte, glücklich wieder auf der Ost-
küste angekommen ist und bereits in England er-
wartet wird. Wir wollen hoffen, dass seine bota-
nischen Sammlungen erhalten sind und dass er aus
jenen Ländern, von woher wir in unseren Gärtei>
noch keine Pflanzen kultiviren, Sämereien mitge-
bracht hat.
Ein anderer Reisender, Spruce, dem unsere
Gärten neuerdings viele Pflanzen verdanken, ist
von seiner 15-jährigen Reise nach den Ländern des
südlichen Amerika in London, leider aber in einem
sehr angegriffenen Zustande, wieder augekommen.
Wir haben bei den neuen Einführungen oft seiner
gedacht und werden noch manchmal in den späte-
ren Berichten seiner gedenken. Er war es, der im
Jahre 1860 von der englischen Regierung den
Auftrag erhielt, die Mutterpflanze der rothen Chi-
narinde in ihrem Vaterlande, der Republik Ecuador
aufzusuchen, und Pflanzen davon nach den engli-
schen Besitzungen in Ostindien zu senden, damit
daselbst grössere Anpflanzungen gemacht werden
könnten (s. 5. Jahrg. S. 275). Spruce hat, wie
man sich denken kann, in diesem 15-jährigeu Zeit-
räume interessante Touren gemacht; am Längsten
hat er sich in den oberen Gebieten des Amazonen-
stromes, des Rio negro und des Orinoco aufgehal-
ten. Hoffentlich wird die Beschreibung seiner in-
teressanten Reisen bald erscheinen.
Wir thcilen weiter mit, dass der bisherige Ku-
rator des botanischen Gartens in Kew bei London,
John Smith, in Folge einer Erblindung sich ge-
zwungen gesehen hat, seine Stelle niederzulegen.
Ihm verdankt der Garten sehr viel. Mit grosser
Liebe pflegte er besonders Farne und hat auch in
wissenschaftlicher Hinsicht Verdienste um diese Fa-
miUe sich erworben. Sonderbar, dass sein Nach-
folger, der bisher einem der schönsten Privatgärten,
nämlich dem des Herzogs von Northumberland in
Syon house vorstand, ebenfalls John Smith heisst,
ohne weiter mit ihm verwandt zu sein.
Auch Elias Fries in Upsala, einer der tüch-
tigsten Pflanzenkenner und durch zahlreiche Schrif-
ten bekannt, hat seines hohen Alters halber seine
Stelle niedergelegt. An seine Stelle ist Dr. A re-
schon g zum Pi-ofessor und Direktor des botani-
schen Gartens ernannt worden.
36
282
Der Hofgarteumeister Borchers in Herrenhau-
sen bei Plannover ist seiner Verdienste um den
Obstbau halber zum Hotgarten -Insjicktor ernannt
•worden, wahrend der Kunst- und Ilaiidelsgärtner
Göthe in Ober-Gorbitz bei Dresden einem ehren-
vollen Auftrage nach Karlsruhe folgen wird, um
daselbst Unterricht im (Obstbau zu geben und zu
gleicher Zeit als Obstbau- Techniker zu fungiren.
Seine Obstbaumschule in Ober-Gorbitz wird übri-
gens unter der Leitung eines tüchtigen Obergärt-
ners foi'tbestehen.
Ferner hat Dr. Nedzielsky aus Moskau, der
bekanntlich von Seiten der russischen Kegierung
den Auftrag erhalten, die Obstbau-Zustünde in den
Obstbau -treibenden Ländern Europa's kennen zu
lernen, und in den Versammlungen des Vereines
mehrfach pomologische Vorträge gehalten hat, be-
reits eine Rundreise durch Deutschland angetreten.
Derselbe wurde speziell an uns gewiesen, und wir
haben ihn, zumal wir selbst durch einen längeren
Aufenthalt in Eussland mit dessen Zuständen ver-
traut waren, auch jetzt den Weg bezeichnet, wo
er am meisten für seine Zwecke finden wird. Da
er uns versprochen, später von seiner Reise Mit-
theilungen zu machen, um solche in der Wochen-
schrift zur weiteren Kenntniss zu bringen, so düi-fte
es den Lesern derselben vielleicht von Literesse
sein, schon jetzt zu erfahren, wie er seine Reise
einrichten wird.
Dr. Nedzielsky wird zunächst Dresden und
Umgegend besuchen, denn hier wird seit sehr lan-
ger Zeit schon ausgezeichnetes Obst gebaut, und
dann nach Böhmen sich wenden, wo man vielleicht
den Obstbau am grossartigsten betreibt, und wo
ausserdem tüchtige Pomologen, wie Professor Rei-
sich, Freiherr v. Aehrenthal und Gutsbesitzer
Rodt, wohnen. Erfurt mit seinem grossartigen Sa-
menbau und der interessanten Blumenzucht wird
das nächste Ziel seiner Reise sein. Jenseits des
Thüringer Waldes lebt in Meiningen Medizinal-
Assessor Jahn, einer unserer tüchtigsten Pomolo-
gen. Bamberg und Nürnberg mit ihrem grossarti-
gen Gemüsebau, hauptsächlich auch zur Gewinnung
von Samen, sind die nächsten Orte, wo er sich auf-
halten wird. Die landwirthschaftliche Akademie in
Hohenheim bei Stuttgart, so wie das pomologische
Institut des Lispektors Lucas in Reutlingen und
der Gemüsebau in Ulm werden dann das Literesse
unseres Reisenden in Anspruch nehmen.
Dass das glücklich gelegene Baden ihm eben-
falls tür seine Wissenschaft manches Interessante
darbieten wird, kann mau sich denken. Ueber
Darmstadt und Frankfurt wendet er sich hierauf
nach dem Rheingau, wo seit den letzten Jahren
der Weinbau eine seltene Höhe erreicht hat. Durch
die Bestrebungen des Gartenbau-Vereines in Kassel
hat neuerdings der Obstbau auch in Kurhessen
einen erfreulichen Aufschwung genommen, weshalb
Dr. Nedzielsky ebenfalls sich kurze Zeit in Kas-
sel aufhalten wird. Länger möchte er aber im
Hanniiver'schen sich aufhalten, um dessen Obstbau
die bekannten Pomologen, Superintendent Ober-
dieck und Hofgarten - Inspektor Borchers sich
grosse Verdienste erworben haben. Dass in Braun-
schweig der erste pomologische Garten unter spe-
zieller Leitung des Staates besteht, haben wir niit-
getheilt. Die nochmalige Besichtigung desselben
wird den Schlussstein der Reise des Dr. Nedzielsky
in Deutschland machen.
Der Obstbau wird immer mehr Gegenstand der
Erörterungen; man fühlt bei uns, dass man etwas
thun müsse. Aus dem äussersten Osten des Preus-
sischen Staates, aus Litthaucn, und wiederum ans
den Rheinländern kommen Mittheilungen und Fra-
gen inis vielfach zu. Auch in den landwirthschaft-
liehen Vereinen weiss man es, wie wichtig der Obst-
"bau auch für die Landwirthschaft werden müsse;
die grosse Menge begreift es aber immer noch nicht.
Schuld an dieser Vernachlässigung des Obstbaues,
und zwar die meiste, haben unsere Schulen auf
dem Lande. Es werden hierzu in der Regel Leh-
rer herangebildet, welche von den Bedürfnissen der
Menschen, mit denen sie umgehen sollen, wenig
oder gar keine Begrifl'e haben und welche, weil sie
von dem Gewöhnlichsten oft nichts wissen, fremd
bleiben, selbst wenn sie eine wissenschaftliche Grund-
lage haben, oder verbauern, wenn dieses nicht der
Fall ist. Deshalb ist es grade Aufgabe der land-
wirthschaftlichen und der Gartenbau-Vereine, dar-
auf hinzuwirken, dass mehr Liebe zum Obstbau
erweckt wird. Der Vorschlag eines Mitgliedes in
einem landwirthscliaftlichen Vereine im Osten Preus-
sens, geringe Preise für diejenigen kleineren Leute
auf dem Lande, welche den Obstbau ordentlich be-
treiben, auszusetzen, fand leider nicht Zustimmung.
Man hatte dabei hauptsächlich auf die Lehrer Rück-
sicht genommen, zumal diese am Meisten dazu ge-
eignet sind, das Interesse zu erwecken und zu ver-
breiten. Es ist Thatsache, dass die Dörfer, wo die
Lehrer sich mit Gartenbau beschäftigen und haupt-
sächlich Obstbau und Blumenzucht treiben, auch
reinlicher sind, ihre Bewohner dagegen ein sittli-
chei-cs Leben führen. Am Feierabende, an Sonn-
und Festtagen, sieht man in solchen Dörfern junge
und alte Leute in ihren Gärten, wo sie die von
ihnen selbst gepflanzten Bäume und Blumen pfle-
gen. Und kommt man zusammen, so tlieilt man
sich mit, was man gezogen, und ist stolz, wenn es
Anerkennung findet.
Das mochte auch der Grundgedanke bei der
283
Verordnung sein, welche schon im vorigen Jahrhun-
derte in Preussen gegeben wurde, wonacii jedes
Dorf ein Stück Land seinem Lelu'er anweisen muss,
wo dieser Obst- und Gemüse bauen kann, um bei
der nöthigen liebung auch dann im Stande zu sein,
T^nterricht darin zu ertheilen. Wie wenig ist aber
diese lieilsame Verordnung zur Ausführung gekom-
men! Bei dei- jetzigen Grundsteuer - Regulirung
und neuen Vertheikmg von Grund und Boden ist
die Sache von Neuem zur Sjtrache gekommen.
Nicht alleutlialben ist man jedoch durcligedrungen.
Umgekehrt haben aber reichere Grundbesitzer zu
dem, dem Lehrer zu übergebenden Stück Landes
vom eigenen Besitz noch hinzugefügt. Möchte die-
ses doch Anerkennung und auch Nachahmung
finden.
So lange die Lehrer nicht im Gartenbau, und
vor Allem in der Obstzucht, in den Seminarien
Unterricht erlialten, und zwar nicht nur vorschrifts-
gemäss, sondern auf eine Weise, dass Interesse da-
für erweckt wird, also durch sachverständige und
gebildete Männer, so lange wird die Verordnimg
nicht die Wirkung äussern können, welche der, der
sie erliess, erwartete. Li W^estphalen verlaugt man,
dass jede Gemeinde ihre Baumschule besitze. Es
sollen darin die nöthigen Ob^itstämmchen herange-
zogen, aber auch veredelt werden. Der Ijehrer soll
dieses besorgen und der Schul -Inspektor — also
der Geistliche — ihn beaufsichtigen, dass alles or-
dentlich geschieht. Beide haben aber meistens gar
keinen Begriff vom Obstbau und daher auch nicht
vom Veredeln. Wird aber nicht vom Lehrer ver-
edelt, da kommt die Behörde und lässt durch einen
Fremden veredeln. Die Gemeinde hat natürlich die
Kosten zu tragen, was nur zwangsweise geschieht.
Man frage sich selbst, was wird hier aus den Bäu-
men? Gewiss nicht viel.
Dergleichen Missstände finden sich nicht etwa
bei uns in Preussen allein vor; anders wo ist es
gar nicht besser. Selbst in Frankreich, wo man
in den letzten Jaliren von der Regierung aus sehr
viel für den Obstbau gethan hat, wo man befähigte
Männer anstellt oder wenigstens bezahlt, um in den
Provinzen Reisen zu machen und Vorträge über
Obstbau zu halten oder in den grösseren Städten
einen ordentlichen Kursus darüber zu eröffnen, wo
auch Praktiker den Obstbau beaufsichtigen und mit
Rath und That an die Hand gehen, wird ebenfalls
über zu geringe Unterstützung geklagt. Man hat
gesehen, welche bedeutende Summen der Obstbau
in einzelnen Gegenden einbringt und möchte des-
halb dergleichen Vortheile auch anderen Gegenden
zukommen lassen. Carrifere verlangt z. B., dass
jede Schule mit einem Garten verbunden werden
solle, in dem Unterricht gegeben wird, während
Baltet sogar will, dass alle jungen Männer, welche
mit Obstbau sich beschäftigen und darin etwas lei-
sten, vom Militärdienste befreit sein sollen.
W^ir haben Mittheilung über die Versuche der
künstlichen Befruchtung des Getreides nach Hooi-
brenk'scher Methode (s. 1. Jahrg. S. G4) in Vin-
ccnnes bei Paris erhalten, welche sich sehr günstig
darüber aussprechen. Die Versuche im vorigen
Jahre konnten, da sie keinswegs mit der nöthigen
Umsicht gemacht wurden, nicht massgebend sein.
Jetzt hat der Kaiser befohlen, dass die Aussaaten
des Getreides in der Abwesenheit Hooibrenk's iu
der W^eise geschehen, dass ein grosses Areal iu
eine Reihe Parzellen abgetheilt wird, auf denen das
blühende Getreide abwechselnd durch die Schwin-
gungen des gespannten Strickes künstlich befruch-
tet wird, so dass ein Stück Landes, wo man die
Befruchtung der Natur überläs.st, zwischen 2 Stücken
künstlich befruchteten Getreides hegt. Der Unter-
schied soll bereits wenige Wochen nach der Be-
fruchtung bedeutend zu Gunsten des letzteren ge-
wesen sein. Wir werden später uns selbst davon
überzeugen und dann darüber berichten.
Man kneipt jetzt nicht allein die Sommertriebe
beim Obste, man thut es auch beim Brüsseler Spros-
sen oder Rosenkohl. Bekanntlich gibt es Fälle, wo
bei dem besten Willen die kleinen Röschen in den
Winkeln der Blätter nicht erscheinen, wo die Pflanze
mehr, wie der Gärtner sagt, in das Kraut wächst.
Wo dieses der Fall ist, soll man piuciren, d. h. die
Spitze abkneipen. Dadurch wird die Pflanze ge-
zwungen, ihre Nahrungssäfte den Seiten -Knospen
zuzuwenden. Da nun einmal die Anlage zu Rös-
chen vorhanden ist, so entwickeln sich diese auch
und man bekommt deren selbst in Menge.
Es ist eigenthümlich, wie sehr sich die Verhält-
nisse oft ändern. Das südöstliche Persieu — wer
sollte von den Rosengärten in Schiras nichts gehört
haben — und Labore waren dereinst berühmt we-
gen ihrer schönen Rosen. Als dieses noch eine
Wahrheit war, befand mch das Abendland noch zum
Theil in einem Zustande der Barbarei, wo man
noch nicht Blumen pflegte. Und jetzt empfängt
das Land, was wir die Wiege unserer Gesittung
nennen, Gegenstände einer Kultur aus dem Abend-
lande. So sind vor Kurzem Tausende von Rosen
aus Edinburgh nach Labore gesendet, um dort au-
gepflanzt zu werden.
W^ir haben schon früher von der blühenden
Cocospalme des Herzogs von Northumberland in
Syon gesprochen (s. 5. Jahrg. S. 96); wir können
jetzt liinzufügen, dass es dort gelungen ist, auch
reife Früchte zu erhalten. So viel wir wissen, ist
dieses das erste Mal in Europa, wo die Cocos-
palme in Gewächshäusern Früchte getragen hat.
36*
284
Der bekannte Naturforscher Darwin hat in
der Linn^'schen Gesellschaft über die Befruchtung
der Orchideen gesprochen, und weist nach, dass
Orchideenblunien mit dem eigenen Blumenstaube
befruchtet, nur selten reife Früchte ansetzen. Der
Gärtner Scott im botanischen Garten zu Edinburgh
hat in dieser Hinsicht sehr lehrreiche Versuche mit
einigen Oncidien gemacht. 24 Blüthen des Onci-
dium microchilum wurden mit dem eigenen Blu-
menstaube befruchtet und nur bei einer einzigen
bildete sich, und zwar noch dazu eine nicht gute
Kapsel aus. Scott nahm aber den Blumenstaub
von Blüthen eines anderen Exemplares, um 6 an-
dere Blüthen derselben Pflanze zu befruchten. 5
reife Kapseln mit Samen waren die Folge. Von
diesen 5 Kapseln waren 4 ausgezeichnet entwickelt.
Als aber 12 Blüthen derselben Pflanze, wo man den
Blumenstaub entnommen hatte, mit diesem befruchtet
wurden, kam wiederum keine derselben zurEntwicke-
lung. Dagegen brachten S Blüthen eines Exem-
plares des Oncidium ornithorrhynchum mit demsel-
ben Blumenstaube des 0. microchilum befruchtet 3
vollkommen reife Kapseln hervor. Umgekehrt hatte
Scott O. microchilum mit dem Blumenstaube des
0. ornithorrhynchum befruchtet, ohne ein Resultat
zu erhalten. 8 Blüthen des letzteren mit dem eige-
nen Blumenstaube befruchtet, gaben 5 Kapseln, von
denen 4 sich vollkommen entwickelt hatten, während
12 Blüthen mit dem Blumenstaube des O. microchi-
lum befruchtet, kein Resultat gaben.
Ferner erhielt man bei der Befruchtung des
Oncidium divaricatum cupreum mit dem Blumen-
staube des 0. microchilum bei (! Blüthen 3 vollkom-
men entwickelte Kapseln, während der eigene Blu-
menstaub gar keine Wirkung geäussert hatte. Wie-
derum hatte mau aber ziemlich gleiche Resultate
erhalten, wo Blumenstaub von einem anderen Exem-
plare des 0. microchilum, und zwar demselben, was
man zur Befruchtung eines zweiten P]xemplares der-
selben Pflanze oben schon angewendet hatte, zur
Befruchtung des 0. divaricatum cupreum und wo
dieses selbst zur eigenen Befruchtung benutzt war.
Diese Beobachtungen sind von der grössten
Wichtigkeit, da man daraus ersieht, dass zwar die
Pflanzen niännhche und weibliche Organe neben
einander in einer Blüthe haben, dass aber diese
weniger Wirkung auf einander äussern, als da, wo
beide Organe in anderen Blüthen sich befinden.
Darwin hat schon früher bei Pflanzen mit dimor-
phen Blüthen Versuche angestellt, die bekanntlich
zu demselben Resultate führten. Dr. Hildebrandt
in Bonn hat ziemUch gleiche Resultate erhalten.
Es ist in diesen Blättern übrigens schon früher dar-
über gesprochen worden, weshalb wir darauf ver-
weisen wollen (s. Seite 52).
Bei Gelegenheit der Sitzung des Gartenbau -Ver-
eines zu London vom 14. Juni fand zu gleicher
Zeit eine Ausstellung von Pelargonien statt und wur-
den für die besten, aus Samen erzogenen Sorten
Preise vertheilt. Dabei wurde von Seiten des Bo-
tanikers Wilson Saunders ein sehr interessanter
Vortrag über Pelargonien gehalten, auf den wir
vielleicht später einmal zurückkommen. Nach ihm
sind es folgende Arten, die Gärtnern zur weiteren
i Vervollkommung, resp. zur Erzeugung neuer Sor-
ten empfohlen werden:
1. Pelargonium Endlicherianum, eine Art,
die zuerst von Kotschy in Cilicien, von uns etwas
später im Pontischen Gebirge entdeckt wurde, weil
es in günstig gelegenen Stellen im Freien aushal-
ten dürfte.
2. Pelargonium patulum, weil es ungemein
rasch wächst.
3. Pelargonium peltatum, weil die Hufeisen-
Zeichnung auf den Blättern am Schönsten hervor-
tritt.
4. Pelargonium Bowkeri und schizopeta-
lum wegen den grossen, geschlitzten Blumen.
Ein Amerikaner, mit Namen Stagman, hat
nun auf einmal herausgefunden, was die Ursache
der jetzt häufiger als sonst so verheerend auftreten-
den Pflanzenkrankheiten ist, indem die Elektrizität,
wenn sie nicht ausgeglichen ist, dieselben bedingt.
Ist positive Elektrizität vorherrschend vorhanden,
bedingt es die Kartoftelfäule und alle auf Fäulniss
hinauslaufenden Krankheiten, während Uebermass der
negativen sämmtliche Formen des Mehlthaucs und
ähnliche Hautkrankheiten hervorrufen soll.
Wir haben schon früher mitgetheilt, dass man
in England und Belgien Sammlungen von Photo-
graphien in Gestalt oder sonst ausgezeichneter Bäimie
anlegt. In dem Sitzungszimmer des Gartenbau-Ver-
■ eines befindet sich bereits durch die besondere Ver-
i Wendung des überaus thätigen Sekretärs Murray
eine solche, welche hauptsächlich fremdländische
Bäume aus den verschiedenen Parks des Inselrei-
1 ches enthält. Hauptsächlich sind daselbst die Koni-
I feren vertreten, so dass Murray dieselben selbst
zum Gegenstaude einer Vorlesung machen konnte.
Schliesslich theilen wir noch mit. dass von Sei-
ten des botanischen Gartens in Berlin vor niehrern
Jahren einige Exemplare der sogenannten Wasser-
pest, Anacharis Aisinastrum, gezogen wurden,
[ welche bekanntlich die SchiftYahrtskanäle in Eng-
land und Schottland durch ihr ungemein rasches
Wachsthum auf eine Weise überfüllt, dass sie die
Schifttahrt hennnt und man sich gezwungen sah,
mit grossen Kosten die Kanäle zu reinigen. Un-
gläubige, welche dem unscheiulichen Pflänzchcn das,
was man von ihm erzählte, nicht zutrauten, srhciuen
285
es in verschiedene Wässer, z. B. nach Sanssouci
versetzt zu haben. Von hier aus ist es durch Vö-
gel oder sonst durch das abflicssende W^ässer in die
Havel bei Baumgarten brück und bei AVerder ohn-
weit Potsdam gekommen uud hat sich bereits da-
selbst auf eine solche übermässige Weise ver-
mehrt, dass es an einzelnen Stellen, mit Ausnahme
eines schmalen Streifens, die ganze Wasserfläche
bedeckt. Es ist dieses namentlich da der Fall, wo
man nach Werder übersetzt. Wie wir hören, be-
findet sich die Wasserpest bereits auch in einigen
Seen bei Freienwalde. Wir wollen hoffen, dass das
so unschuldig scheinende Pflänzchen nicht weiter
um sich greift und unserer Schifffahrt, vor Allem
aber den Fischereien nicht hemmend entgegentritt.
iUustratiou liorticoie.
Jahrgang 1863, 2. Hälfte.
Von buntblättrigen Pflanzen, welche seit einigen
Jahren sehr gesucht werden, ist zunächst Cupres-
sus Lawsoni Murr, zu nennen. Die Mutterpflanze
stammt bekanntlich aus dem nördUchen Kalifornien
und ist eine der am meisten zu empfehlenden Pflan-
zen für's freie Land. John Waterer in Bagshot
(Grafschaft Surrey) besitzt von ihr bereits 2 bunt-
blättrige Formen, von denen die eine gelbe, die
andere weisse Zweigspitzen besitzt. Die erstere ist
im Handel und von Verschaffelt (tab. 367) ab-
gebildet worden, während die andere noch nicht
ausgegeben zu sein, wenigstens sich noch nicht auf
dem Kontinente zu befinden scheint.
Serissa foetida Comm. fol. aur. marg. ist
schon im vorigen Jahrgange (S. 70) bei Gelegen-
heit einer Abhandlung über buntblättrige Pflanzen
Japan's empfohlen worden; auf gleiche Weise (eben-
daselbst und Seite 291) das hier abgebildete Se-
dum Sieboldil Hort. fol. medio - variegatis
(tab. 373).
Von dem reizenden G ymnostachyum Ver-
schaffeltii (tab. 372) haben wir hubschgezogene
Exemplare gesehen. Wenn die bunte Aderung ge-
gen das sonstige Grün der Blätter absticht und
diese den Boden eines Gefässes oder besser einer
Schale, in der sie sich befindet, dicht überzieht, so
nimmt sie sich am Schönsten aus. Wir haben der-
gleichen Pflanzen in Brüssel gesehen. Neuerdings
hat A. Verschaffelt in Gent eine eigenthümhche
Form erhalten, auf die wir nochmals aufmerksam
machen wollen (s. S. 74).
Scutellaria aurata Benth. (tab. 368) ist eine
gelbblühende Art, wie sie in den wärmeren Län-
dern Ämerika's nur ausnahmsweise wachsen, da
sonst die weit hübscheren Arten mit rothen Blumen
hauptsächlich in der Neuen Welt jenseits des gros-
sen Oceans vorkommen. Verschaffelt hat sie
von seinem Kelsenden Baraquin aus Para, einer
im Süden des Landes liegenden Provinz Brasiliens
erhalten. Die Blüthen besitzen die ansehnTuhe
Länge von fast 1| Zoll und bilden eine weitläufige
Traube. Sonst ist die krautartige Pflanze ziemlich
behaart und besitzt 3^ Zoll lange Blätter von läng-
licher Gestalt.
Tacsonia Vanvolxemii Funck. (tSb. 381)
haben wir zwar schon im 4. Jahrgange (S. 300)
besprochen, wir empfehlen diese Passionsblume mit
den wunderschönen , grossen und rothen Blüthen
aber nochmals um so mehr, als wir sie bei uns
noch gar nicht in den Häusern der Privat- und
botanischen Gärten gesehen haben.
Phrynium van den Heckei Lem. (tab. 38U)
ist, wie wir bei Gelegenheit der Brüsseler Ausstel-
lung schon gesagt haben, mit der von uns zuerst
unter dem Namen Calathea picturata (s. vorig.
Jahrg. S. 346) beschriebenen Marantacee identisch.
Da wir sie auch bei uns in schönen Exemplaren
gesehen, können wir sie empfehlen.
Catasetum trimerochihun Lem. gehört, wo
wir jetzt reizende Orchideen in grösserer Menge in
Kultur haben , zu denen , welche Liebhabern nicht
zu empfehlen sind, obwohl die Pflanze in grösseren
Sammlungen nicht fehlen dürfte. Die Blüthen bil-
den Fusslange Aehren, haben 1 Zoll und mehr im
Durchmesser und besitzen eine braun und gelbe
Farbe. C. trimerochilum wurde von Ghiesbrccht
(wohl aus Mexiko?) eingeführt und blühte im A.
Verschaffelt'schen Etablissement vor nun 3 Jah-
ren zum ersten Mal.
Brahea dulcis Mart. ist eine bei uns bekannte,
aber doch nicht sehr verbreitete Palme aus den ge-
mässigten Hochterrassen Mexiko's, wo bereits eine
nordische ^'egetation beginnt und Kiefern nebst
Eichen in den Wäldern vorherrschen. Sie gehört
demnach zu den Palmen, die keine grosse Wärme
verlangen und am Besten in temperirten Häusern
gedeihen. Sie hat den Beinamen von den süss-
schnieckenden Früchten empfangen. Aber ausser-
dem benutzt man die Palma dulce, wie sie im Va-
terlande heisst, zu mancherlei Zwecken. Die gros-
sen Fächerblätter dienen zum Decken der Pläuser
und aus dem harten Holze macht man Pfosten; man
gebraucht es überhaupt bei dem Bauen.
Eine zweite in der Illustration liorticoie empfoh-
lene Palme ist Areca alba Bory, eine Art der im
Osten Afrika's liegenden Inseln St. Mauritius und
Bourbon, welche dort allgemein wegen ihrer Brauch-
barkeit zu verschiedenen Zwecken angebaut wird.
Blätter und Stamm haben dieselbe Verwendung,
286
wie bei der vorigen, ausserdem geuiesst mau aber
auch die jungen, noch in der Knospe liegenden
Blätter als Palmkohl. Areea alba ist zwar eine
schlanke Palme, die aber doch nur gegen 30 bis
35 Fuss hoch wird. Sie ähnelt den sogenannten
Stelzenpalmen und hat einen glatten, aber gerin-
gelten Stamm, der an seiner Basis nicht selten
7,wiebelartig angeschwollen erseheint. In unseren
Gewächshäusern ist die schöne Palme keineswegs
selten vertreten.
Heclitia Ghiesbrechtil Lern, ist eine inter-
essante Bromeliacee, welche sich jetzt, und zwar
bereits in schönen Exemplaren in Belgien vorfindet
und auch schon bei uns in Deutschland eingeführt
ist. Wir haben sie mehrfach früher bereits erwähnt.
Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die dicken,
etwas fleischigen und dornig-gesägten Blätter dicht
an einem verkürzten Stengel stehen und, ähnlich
mehrern echten Bromelien, sich flach dem Boden
auflegen, also eine Art Rosette bilden, ja selbst bis-
weilen über den Rand des Topfes sich herunterbie-
gen. Oft haben sie eine mehr oder weniger brauu-
röthliche Farbe. Aus den Winkeln der Blätter
kommen in der Regel mehre Blütlienstände hen'or,
deren Stiele mit kleinen, zum Theil schuppenförmi-
gen Blättern besetzt sind. Die Blüthen stehen
dicht gedrängt an kurzen Aesten und sind (nach
Lemaire) durch Verkümmern des Fruchtknotens
zweigeschlechtig geworden. Dies mag wohl die
Ursache sein, warum Lemaire die Pflanze zu
Hechtia gebracht hat. Mit Dasylirion, was eine
echte Dracänee ist, hat sie gar keine Verwandt-
schaft. Wir werden später Gelegenheit haben, aus-
führlich über Hechtia Ghlesbrechtii zu sprechen.
Gloxinia maculata l'Herit. ist eine schon seit
länger denn einem Jahrhunderte aus Südamerika
eingeführte Pflanze, welche sich durch ihre unter-
irdischen, mit Schuppen besetzten Stolonen auszeich-
net und sich schon dadurch wesentlich von den
übrigen Gloxinien unterscheidet. Linn(3 beschi'ieb
sie als Martynia perennis, während man sie heut'
zu Tage als den Typus eines besonderen Geschlech-
tes betrachtet, was von Regel den Namen Sali-
sia erhalten hat; die Art selbst hat genannter Bo-
taniker S. gloxiniaeflora genannt. Von ihr ist
in der Illustration horticole eine besonders schöne
Abart mit der Bezeichnung „insignis" empfohlen
und abgebildet (tab. 384). Es ist auch nicht zu
leugnen, dass die grossen, dicken Blätter mit ihrer
braunrothen Ilnterfläcbe, auf der die gelblichen Ner-
ven und Adern sehr hervortreten, gegen die gipfel-
ständige kurze Aehre mit den ebenfalls grossen hell-
blauen und im Schlünde braungefleckten Blüthen
einen hübschen Gegensatz bilden.
2 Alpenrosen oder Rhododendren sind empfohlen.
Rh. Duc Adolphe de Nassau (tab. 371) ist
auch bei uns mit den tief purpurnen Blumen be-
kannt und beliebt. Wenn wir nicht irren, befand
sie sich vor nun 3 Jahren in Bieberich während
der dortigen grossen Ausstellung. Dies war auch
die Ursache, dass die reizende Alpenrose, von dem
Züchter, A. Verschaffelt in Gent, zu Ehren des
Herzogs Adolph von Nassau benannt wurde.
Auch die 2. Alpenrose, welche zu Ehren des Ba-
ron Osy in Antwerpen ihren Namen erhalten hat,
(tab. 38ß) verdient Anerkennung, wenn sie auch
keineswegs eine brillante Färbung besitzt. Diese
ist nämlich hier weiss, aber zahlreiche dichtgedrängte
Punkte von blutrother Farbe bilden im obern Theile
der Blume eine interessante Zeichnung. Auch diese
Sorte hat A. Verschaffelt gezüchtet.
Auch 2 Kamellien finden sich abgebildet vor.
Bekanntlich hat A. Verschaffelt sein Kamellien-
werk (Iconographie des Gamellias) geschlossen und
gibt jetzt einzelne Abbildungen der interessanteren
neueren Sorten in der Illustration horticole. Ca-
mellia Duchesse de Nassau hat eine sehr grosse
Blume von regelmässigem Dachziegelbau und schöner
Rosafarbe (tab. 37G), während Fanny Sanchioli
eine reinweisse Farbe besitzt. Die Blume ist klei-
ner, hat aber denselben regelmässigen Bau (tab. 382).
Sie stammt aus Italien, während jene im Etablisse-
ment von A. Verschaffelt gezüchtet wurde.
Paeonia Montan prösident Lambinon
(tab. 377) ist eine der schönsten Baum -Päonien,
welche neuerdings gezüchtet sind. Das Verdienst,
sie aus Samen gezogen zu haben, gehört Jacob-
Makoy & Co. in Lüttich, der ausserdem noch eine
zweite ebenfalls zu empfehlende Sorte, Madame
Stuart Low, und zwar ziemlich zu gleicher Zeit,
erhielt. Bei dieser besitzen die Blumen eine helle
Kirschfarbe, die gegen den Rand hin blässer wird
und zuletzt sich fast in weiss umwandelt. Die Blu-
menblätter sind leicht geschlitzt. Bei der zuerst
genannten Abbildung haben die Blumen dagegen
eine reizende Karmoisinfarbe, die aber ebenfalls ge-
gen den Rand der einzelnen Blätter heller wird.
Diese haben nur wenige Einschnitte am obern Ende
oder sind daselbst ganzrandig.
Zwerg- Chrysanthemen haben wir auch bei
uns von besonderer Schönheit gesehen. In der Il-
lustration horticole werden sie von Neuem empfoh-
len, weshalb eine Anzahl der neueren darin abge-
bildet wurde (tab. 370). Sie wachsen im Allgemei-
nen sehr gedrängt und blühen weit reichlicher, auch
länger als die grossblüthigen; zu Einfassungen sind
sie ganz besonders im freien Lande zu empfehlen,
weil die ganze gute Jahreszeit hindurch Blüthen
vorhanden sind. Die hier empfohlenen führen die
Namen: Dernier adieu, Marmonset, Suavita, Hiette
287
Himmer, Louiset Tessier und Cam^I(5on und wur-
den von dem nun bereits verstorbenen Kunst- und
Handelsgiirtner Lebois in Toulouse aus Samen ge-
zogen.
Helenium atropurpureuni Ktli et Bchö
wurde durch den botanischen Garten in Berlin vor
nun fast 20 Jahren eingeführt und hat trotz aller
Empfehlungen in den Gärten keinen Eingang ge-
funden; dergleichen Körbchenträger (Compositae)
haben wir auch grade genug und sind durch die
Coreopsis-Arten am Besten schon vertreten. Zufäl-
lig ist bei einem Lütticher Handelsgärtner, Mawet-
Postula, eine mit etwas grösseren Blütlienkörbchen
versehene Form entstanden (tab. 3'J5), welche wohl
auch nicht mehr Anerkennung finden dürfte.
Diervilla nniltiflora (tab. 383). Die hier
gegebene Abbilduns: nennt Lemaire eine von Sie-
bold unter dem Namen D. floribunda an Amb.
Ver schaffeit verkaufte Art, die allerdings auf
den ersten Blick mit der Abbildung der Pflanze
des letzteren Namens in Siebold's Flora japonica
(tab. 32) wenig gemein zu haben scheint. An der
Spitze kurzer Aeste hängen hier 4 bis 6 schöne
rothe Blüthen elegant über. Diese sind ferner röh-
rig-trichterförmig, ziemlich schmal und haben die
Länge von 1 Zoll. Die langen, rosafarbigen Staub-
gefässe mit -den zuletzt weissen Staubbeuteln ragen
weit heraus. Wir besitzen Siebold 'sehe Original-
Exemplare der Diervilla oder Weigelia flori-
bunda, die ebenfalls aber mit der in der Flora ja-
ponica gegebenen Abbildung nicht sehr überein-
stimmen und uns vermuthen lassen, dass die Abbil-
dung in der Flora japonica nicht getreu ist. Da-
gegen stimmen unsere Siebold'schen Original-Exem-
plare mit der Abbildung in der Illustration horti-
cole so ziendich überein, so dass wir doch glauben,
die hier dargestellte Diervilla niultiflora sei nichts
anders als die echte Diervilla floribunda Sieb. Der
einzige Unterschied zwischen unseren Origiiialpflan-
zen und der Abbildung der Illustration horticole
scheint nur darin zu liegen, dass bei der letzteren
5 Blüthen ziemlich aus dem Ende der kurzen Zweige
ihren Ursprung nehmen, während in dem Original-
Exemplare von Sie bold die Blüthen abwechselnd
an der Spitze stehen und nicht aus einem Punkte
zu entspringen scheinen. Sollte aber die Zeichnung-
ganz richtig sein? Die Pflanze scheint nicht weni-
ger ausdauernd zu sein, als ihre Verwandten, die
Weigelien, Deutzien u. s. w. Sie gedeiht in freier
Luft auf einem kräftigen Gartenboden und wird
ganz ebenso, wie die andern Weigelien vermehrt.
(Schluss folgt.)
Eucalyptus (ilobulus.
Von K. Acliilli's in Elbeuf hei Routu.
Wenn ich diese Pflanze zum Gegenstände einer
Besprechung genommen habe, so bewog mich be-
sonders der Wunsch dazu, neben den vielen Neu-
heiten, die oft einen pehr zweifelhaften Werth ha-
ben, auf ältere gute erprobte Pflanzen hinzuweisen,
die noch gar nicht diejenige Verwendung gefunden
haben, zu der sie berechtigt sind. Eucalyptus
Globulus gehört zu diesen, indem er eine Kasen-
pflanze im wahren Sinne des Wortes darstellt. Die
blaugraue Farbe seiner Stengel und Blätter, der
pyramidale Habitus, sein ausserordentlich schnelles,
I üppiges Wachsthum und endlich die leichte Ver-
j mehrung empfehlen ihn ganz besonders. Die Blät-
! ter sind klein, im üppigsten Zustande kaum hand-
: breit, und der Wuchs ist sehr locker; aber eben
I deshalb wird er immer da zu verwenden sein, wo
j wir sonst ein Gras auf den Easen zu pflanzen
pflegten. Bei meiner letzten Reise in Deutschland
habe ich ihn nirgends als Einzelpflanze angewendet
gesehen ; in Paris und Lyon dagegen schmückt er
seit langer Zeit schon die städtischen Anlagen.
Grade am ersteren Orte ist es, wo wir im zeitigen
Frühjahre Stecklinge von 1 Fuss Höhe ausgepflanzt
sahen und sie im Herbst als Bäume von 10 Fuss
wieder anti-afen.
Die Kultur ist eine der leichtesten und das
Haupterforderniss ist nur, über W^inter im tempe-
rirten Hause stets einige Mutterpflanzen im Topfe
bereit zu haben, um im Januar und Februar gleich
anfangen zu können, Stecklinge zu machen. Die
Stecklinge dürfen durchaus nicht zu weit vom
Lichte entfernt stehen, denn das weiche Holz ist
besonders leicht zum Faulen geneigt. Man wendet
in der Regel eine sandige Haideerde an; Ich nehme
dagegen mit demselben guten Erfolge reinen Sand,
denn ich glaube überhaupt nicht, dass es viel da-
rauf ankommt, ob man Sand, Ei-de, Coaksasche,
Sägespäne und was sonst alles zu Stecklingen em-
jjfohleu worden ist, anwendet, wenn man nur da-
rauf sieht, dass das Material locker genug, um das
Wasser durchzulassen, und frei genug von organi-
schen faulenden Bestandtheilen ist. Sind die Steck-
linge angewachsen, so bringt man dieselben auf
einen warmen Kasten und lässt sie dort, bis die
Jahreszeit bedeutend vorgerückt ist, so dass auch
die Nächte warm sind. In der letzten Zeit des
Aufenthaltes im Kasten gebe man den Pflanzen
Luft, Licht und Wasser im reichlichsten Maasse, so
dass dieselben gleich fortwachsen, wenn sie auf
ihren Platz im Freien kommen. Das Loch im
Rasen enthalte für die Pflanze eine recht lockere
Lauberde und sei sehr weit (bis 3 Fuss), da die
288
düuueii, aber selir zahlreicheu Wurzeln bald das
Terrain nacli allen Seiten durchziehen, um Nahrung
herbeizuführen. Wenn die Zweigspitzen bräunlich
und etwas herabhängend, kantig und spröde werden,
dann kann man sicher sein, dass sich die Pflanze
■wohl befindet und dann beginne man mit Dung-
guss, der oft, aber nicht zu viel auf einmal, gege-
ben werden muss. Der Erfolg belohnt reichlich
alle Mühe. Ich habe in letzter Zeit versucht, im
August Stecklinge zu machen, inu auf diese Weise
kräftigere und grössere Pflanzen im Frühjahr zur
Verfügung zu haben, bin aber trotzdem nicht viel
weiter, als mit Frühjahrs - Stecklingen gekommen,
weil die Pflanzen zwar grösser, aber unten kahler
wurden. Den kahlen Stamm habe ich mit Coleus
Verschafieltii verdeckt, von dem ich alte, ziemlich
hohe Exemplare dicht an den Stamm und kleinere,
bis zum Rasen abfallend, vor diese pflanzte. So
erzielte ich unten einen bunten Kegel, aus dem
oben die graublaue Pyramide des Eucalyptus wun-
derbar schön hei-vorleuchtete.
Frograiiiiii
für die
;?Lu6|leUung uoii 49bft, ©fmüfcn, 43luincii, ^flanjcn,
CSarten-^läneu, (Savtcn-Örnamnitcii unir (Sartcn-
®crätl)|'d)aftcn,
vom 7. I)is 10. Oktoliur 18(;4,
in dem Hannsch'schen Saale und Garten am
Ständeplatz zu Kassel.
Wir verfehlen nicht, dieses Programm im Aus-
zuge mitzutheilen und zugleich einzuladen, dass sich
Liebhaber, besonders aber Handclsgärtner an der Aus-
stellung betheiligen möchten ; denn es ist stets be-
deutend vortheilhafter, einige gute Erzeugnisse aus-
zustellen, als dickleibige Kataloge voll brillanter
Beschreibungen in die Welt zu senden. Wir kön-
nen diese Ausstellung unsern Züchtern um so mehr
empfehlen, als der Verein in Kassel die Kosten der
Hin- und Rücksendung der ausgestellten Gegen-
stände übernimmt, so wie auch den Verkauf der
dazu bestimmten Artikel unentgeltlich vermittelt,
obgleich die Preise für Garten-Erzeugnisse nur an
Kurhessen selbst vertheilt und Nichtkurhesseu nur
auf diejenigen Preise Anspruch machen dürfen, die
auf Garteu-Möbel, Garten-Pläne und Garten-Werk-
zeuge fallen.
Es sind ausgesetzt:
a. 'l l'reisc zu je 20 Thaler.
1. Für das reichhaltigste Sortiment möglichst
richtig benannter Obstfrüchte aller Art,
2. für die reichhaltigste Aufstellung bestkultivir-
ter Gemüse, Kartoffeln, Kürbisse, Zwiebeln u. s. w.
b. 3 Preise zu je 10 Tlialer.
1. Für eine blühende Gruppe aus 25 Gattun-
gen bestehend, (Sommergewächse ausgenommen),
2. für den besten selbstgefertigten Apfel- oder
Birnwein,
3. für die reichhaltigste Aufstellung von gut ge-
trocknetem, eingemachtem und eingekochtem Obste.
c. 12 Preise zu je 5 Thaler.
1. Für das reichhaltigste Sortiment möglichst
ricjitig benannter Aepfel,
2. desgleichen für Birnen,
3. desgleichen für Steinobst,
4. desgl. für bestkultivirte Gemüsekohlarten,
5. desgl. für Rüben-, Wurzel- u. Knollenarten,
6. für das reichhaltigste Sortiment KartolTeln,
7. für die schönste Gruppe blühender Rosen,
in wenigstens 25 Varietäten,
8. für die bestkultivirte Blattpflanzengruppe,
9. für die schönste Gruppe blühender Pelargo-
nien, welche sich durch schöne Färbung der Blu-
men und Blätter auszeichnet,
10. für die besten von dem Einsender selbst
erfundenen Garten-Pläne,
11. für die beste Auswahl nützlicher oder schö-
ner Garten- Geräthe,'
12. für die geschmackvollsten Garten-Ornamente
und Garten-Möbel.
»1. 9 Preise zu je 3 Thaier.
1. Für das reichhaltigste Sortiment von Wein-
und Tafeltrauben,
2. d,esgleichen sonstiger Beerenfrüchte,
3. desgleichen von gut kultivirten Suppenkräu-
tern, Zwiebeln u. s. w.,
4. für das reichhaltigste und schönste Sortiment
blühender Fuchsien, Geranien, Petunien, Verbenen,
5. für das schönste Sortiment abgeschnittener
Rosen,
6. desgleichen für abgeschnittene Georginen,
7. desgleichen für abgeschnittene Astern,
8. für neu eingeführte Pflanzen,
9. für das schönste Bouquet oder den schönsten
Kopfputz aus natürlichen Blumen.
Das ausführliche Programm theilt der Vorsitzende
des Gartenbau-A^ereines, Glässner, in Kassel, mit.
Verlag vou Karl Wiegandt in Berliu,
Kommaudanteu Strasse No. 62.
Druek der C. Feister 'sehen Bucbdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. ri.
Woehensehrift
des
Vereines zur ßefördcriiii;!; des (larteiibanes in den Köni^l. Prenssischeii Staaten
für
Cvärtnerei und Pflanzenkiuide.
Redakteur :
I*i*otessor Dr. Karl li^och,
General-Sekretair des Vereine».
No. 37.
Berlin, den 17. September
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; Die Bauniscluilen von Andre Leroy in Angers. — Ueber die Einführung und Kultur der Torenia plantaginea Benth.
(Ceratostigma plantaginea Höchst.) A^on C. Bouche, Inspektor dos Königl. botanischen Gartens zii Berlin — Illu-
stration horticole. Jahrgang 1864, 1. Hälfte (Schluss.)
Sonntag, den 35. Septcnibcr, Mittags \l'l Uhr, liudet im l'alnieiihanse des botanisrheu (iarteus eine Versammlung
des Vereines zur Beförderung des Uartenbanes statt, wuzu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
Die Baunischnlen
von Andre Leroy in Angers.
Iti'isebcricht.
Vor eiuiger Zeit ist in diesen Blättern (S. 170)
von den grossartigeu Baumschulen in Angers im
•westlichen Frankreich gesprochen worden; es sei
uns um so mehr erlaubt, nochmals auf dieses inte-
ressante Etablissement zurückzukommen, als das
Wenige, was daselbst gesagt wurde, das Interesse
der Leser der Wochenschrift bereits sehr in An-
spruch genommen hat, so dass sogar aus Italien
imd Spanien bei dem Besitzer Anfragen gekommen
sind und man sicii dabei auf das von uns Gesagte
bezog, als auch ferner wir mit Unterstützung un-
serer Regierung in den Stand gesetzt sind, die
Baumschulen in Angers in Augenschein zu nehmen
und demnach als Augenzeuge berichten können.
Auf das gastfreundlichste von dem liebenswürdigen
Besitzer aufgenommen und in Allem unterstützt, was
uns zu unsern Untersuchungen nothwendig ist, ver-
mochten wir bei dem reichen, uns dargebotenen
Material auch behufs der Ausarbeitung einer Natur-
geschichte der in Deutschland aushaltenden Gehölze,
also einer Dendrologie, eine wissenschaftliche Aus-
beute zu finden, wie sie uns an andern nördlicher
gelegenen Orten nicht geboten werden konnte.
Angers, die alte Residenz der Herzöge von
Anjou, die dereinst mehrern Reichen Europa's Herr-
scher gaben, liegt ausserordentlich günstig an der
Maine und nicht weit von deren Zusammenfluss mit
der Loire; jenseits des zuerst genannten Flusses
beginnt die Bretagne, welche bekanntlich von einer
Seite vom grossen Ocean bespült wird. Die Nähe
des Meeres ist auch Ursache eines gleichraässigeren
Klima's, in Folge dessen weder starke Kälte noch
grosse Hitze herrscht. Doch koumien, wie wir im
vorigen Winter auch in Italien gesehen haben,
Fälle vor, wo die Kälte selbst bis 16 Grad steigt,
ohne dass jedoch die Pflanzen sehr leiden. Nebel,
die dem Meere und den vielen Sümpfen in der
Nähe desselben entspringen, führen, von dem vor-
herrschend wehenden Westwinde gebracht, in der
Regel während der wärmern Zeit im Sommer viel
Feuchtigkeit herbei, was um so wichtiger ist, als
die horizontalen Lagen des oft zu Tage gehenden
schwarzen Schiefers, der hier den Grund des Bo-
dens bildet, der Bildung von Quellen keineswegs
günstig sind. Der verwitterte Schiefer ist aber
mit allen der Pflanzenwelt zuträglichen Salzen
reichlich geschwängert, so dass alle Kulturgewächse,
vorzüglich Getreide, Hanf und Wein sehr gut ge-
deihen. In den meisten Gegenden von Anjou hat
man in der Landwirthschaft nur einen dreijährigen
Turnus.
Dieses herrliche Klima ist auch die Ursache,
warum in und bei Angers noch eine Menge Gehölze
im Freien gedeihen, welche in gleichen Breitengra-
den, selbst in F'rankreich, nur spärlich wachsen, bei
uns im Norden Deutschlands hingegen kümmerlich
und selbst gar nicht mehr fortkommen wollen, aus-
ser in Gewächshäusern. Wie wichtig es daher
grade für Jemand sein musste, der sich seit vielen
Jahren schon mit der Naturgeschichte der Gehölze
beschäftigt hat und eben im Begriff" ist, ein Werk
37
2Ö0
darüber zu schreiben, dergleichen Pflanzen in
Blüthe oder Frucht und in starken kräftigen Exem-
plaren untersuchen zu können, wird man einsehen.
Da uns grosse Pflanzen von mehreru einander sehr
ähnlichen Juniperus- und Cupressus-Artcn dargebo-
ten wurden, um Veigleiche anzustellen, vermögen
wir auch ein richtigeres Ürtheil über deren specifi-
sclie Natur abzugeben, als früher.
Um die Leser in das hier dargebotene Material
einigermassen einzuführen, sei es uns erlaubt, zu-
nächst einen Blick in den Garten zu werten, der
auf der eigentlichen Frontseite des Wohnhauses sich
hinzieht und mit einem Theile der Baumschulen
zusammenhängt. Vor dem Hause unmittelbar ist
ein rundes liasenstück, in dessen Mitte in einem er-
höhten, urnenartigen Kübel eine grosse, buntblättrige
Agave, an der Basis von blühenden Scharlach-Pe-
largonien umgeben, steht. Jenseits dieses Rasens
ist der Platz, aufweichen man jetzt grosse Exemplare
von Wellingtonien, Araucaria imbricata, bunte Hex
u. s. w. verpackt, um sie nach entfernteren Theilen
Frankreichs und des Auslandes zu versenden.
Bis zu der ersten grossen Industrie- Ausstellung
in Paris hatte man, wie es bei uns meistens ge-
schieht, Koniferen und andere Gehölze mit aus-
dauernden Blättern im Herbste, weniger im Früh-
jahre, aus der Erde gehoben und versendet. Da-
mals wollte aber der Besitzer der von uns jetzt
beschriebenen Baumschulen sich ebenfalls mit seinen
Erzeugnissen in Paris betlieiligcn und sah sich des-
halb gezwungen, Magnolien mit ausdauernden Blät-
tern, Koniferen u. s. w. aus der Erde herauszuneh-
men, einzupflanzen und nacii Paris zu senden, ver-
steht sich mit der gi-össten Vorsieht. Wider alles
Erwarten hielten sich die genannten Pflanzen nicht
allein, sie gediehen sogar vorzüglich. Seitdem be-
ginnen in Angers Mitte August die Versendungen,
und zwar mit den immergrünen Gehölzen. Es ist
in der That eine Freude, 10 — 15 Fuss hohe Wel-
lingtonien von der schönsten Form, Cedcrn des At-
las und des Himalava, weniger des Libanon, grosse
Cypressen der Nordwestküste Amerika's, prächtige
Araukarien fast in gleicher Höhe, >! bis 10 Fuss
hohe Hex mit bunten Blättern u. s. w. in einen
Korb gepflanzt, die abstehenden Aeste aufwärts ge-
bunden und zum Theil mit Leinwand umgeben,
gleich in grossen Mengen zu sehen, um in die
weite Welt zu wandern und andere Gegenden zu
zieren.
Obwohl die Remisen zum Verpacken, zum Ver-
vielfältigen u. s. w. in der nächsten Nähe sich be-
finden, damit sie auch am besten und am leichte-
sten beaufsichtigt werden können, so ist doch sonst
der Garten in seinem vorderen Theile der ästheti-
schen Gärtnerei gewidmet. Die Baumschulen von
Andrö Leroy erfreuen sich weit und breit grosser
Berühmtheit, und Fremde, welche nach Angers
kommen, werden darauf aufmerksam gemacht. Täg-
lich sieht man daher deren hier lustwandeln. Ra-
senplätze, mit einzelnen schönen fremdländischen
Iläumcn oder mit Blumenbeeten besetzt, meist in
freundlicher Abwechslung, bieten sich dem Auge dar,
hier und da einige Blattpflanzen, unter Anderem
das von uns zuerst beschriebene Cosmophvllum
und ein riesiges Exemplar des Pampasgrases mit
mehr denn hundert Blüthenbüscheln.
Es dürfte doch von Interesse sein, einige der
ausländischen Bäume mit ihren Dimensionen anzu-
geben: Eine Abies cephalonica hat 2G Fuss
Höhe und ist bis unten hin belaubt; dasselbe ist
mit einer Abies Nordmanniana der Fall: eine
herrliche Pyramide, deren Aeste im Gipfel grosse,
aufrecht stehende Zapfen tragen. Nicht weit davon
nimmt sich eine Cedrus Deodora mit ihren blau-
grünen Nadeln und mit den untern, der Erde auf-
liegenden Aesten reizend aus; sie überragt noch die
beiden genannten AVeisstannen. Wiederum tritt
eine Thuja gigantea, nicht weit davon eine Cu-
pressus Lawsoniana den Augen des Beschauers
entgegen, während eine (5 Fuss im Durchmesser
haltende Thuja aurea am Ende eines länglichen
Rasenstückes gepflanzt ist. Eine Cupressus ma-
crocarpa mit weithin gestreckten grünen Aesten
uud Zweigen war uns noch nicht in der Weise vor-
ffekommen. Die Höhe war 19 Fuss bei einer fast
gleichen Breite. Noch höher erschien eine Cun-
ninghaniia sinensis, 26 Fuss hoch. Taxodium
sempervirens hatte fast 2 Fuss Stamm-Durchmes-
ser und der Gipfel überragte weit alle andern Ge-
hölze. Gry p tomer ia jap Olli ca, nur wenig klei-
ner, vermag nicht den grossartigen Eindruck zu ma-
cheu, am allerwenigsten, wenn sie mit Früchten
überladen ist. Auch Dikotylen- Gehölze waren in
stattlichen Exemplaren vorhanden, so eine Stercu-
lia, von fast 27 Fuss Höhe und mit einem Stamm-
Durchmesser von beinahe 1 Fuss. Eine Paulow-
nia mit 1^ Fuss Stamm - Durchmesser hatte in
ihrer breiten und abgerundeten Krone Früchte in
Masse und die Blüthen für das nächste Frühjahr
schon in ziemlicher Menge entwickelt. Eine Kork-
eiche von nicht unbedeutender Stärke rivalisirte
mit einer gleich grossen Maclura aurantiaca,
deren wie eine Wallnuss grosse, leider unbefruchtete
Früchte — weil keine männliche Pflanze vorhanden — in
Menge abflelen. Jlelia Azedarach nimmt sich
als Baum mit ihren grossen gefiederten Blättern
vorzüglich aus. Sideroxylon ligus trifolium, der
nur Sti-auch bleibt, blühte eben in reichlicher Fülle.
Ein Rosskastanieubaum mit gefüllten Blü-
then, den man neuerdings als etwas ganz Neues
291
in Jen Handel gebraclit Iiat, ist liier bereits vor-
handen mit einer Höhe von 40 Fnss und besitzt
einen iStanini-Durelunesser von über 1 \ Fiiss. Ka-
niellien-Sträucher von 13 Fuss Höbe und 10 Fuss
Durciunesser mögen sieh in der Bllithe wunderschön
ausnehmen. Noch eigenthünilielier kamen uns aber
Theept'lanzen (Tliea viridis) im Freien, eben
mit Früchten besetzt, vor. Interessant war fer-
ner die längs einer Mauer im Hcluitze stehende
Sammlung der verächiedenen Myrten und Oel-
bäurae, zwischen denen die reizende Mandovilla
suaveolens mit grossen weissen Biüthen die Mauer
bedeckte. Noch mehr freuten wir uns, den von
uns in den Wäldern des alten Kokhis entdeckten
Epheu mit goldfarbigen Blüthenknospen, (Hcdera
colchica mihi, Eoegueriana der Gärten) in schö-
nen, grossen Exemplaren zu sehen. Ferner war
ein Tlieil der Mauer mit Cotoneaster buxifo-
lius besetzt; seine reichlichen Früchte in der
schönsten Scharlachfarbe nahmen sich reizend aus.
Doch dürfen wir auch nicht versäumen, auf
einem freien Platze dicht am Garten, wo unten die
Eisenbahn nach Paris durchgeht, der im Kranze
ringsherum gepflanzten Exemplare der grossbiühen-
den Magno lia grandiflora zu gedenken, ebenso
einer iiinpj-Iialh di;s G.ii'tens in dt-r iiiinie-sten Rlii-
thenpracht stehenden Poineiana Gilliesii, so wie
einer Yucca recurvata mit einem Stamm-Durch-
messer von T Fuss und alsbald in 3 Aeste getheilt,
von denen ein jeder eine Krone trägt. Da sah
man denn deutlich, wo man ihre Biüthen mit denen
der ^ucca gloriosa vergleichen koinite, dass sie
kaum eine Aliart der letzteren und durchaus keine
selbständige Art darstellt.
Neben diesen Schnuickgärten befinden sich die
Schutzwände für die Vermehrung der zarteren Ge-
hölze. Oypressen und Lebensbäume des Orientes
sind es, die man dazu gcnonniien und mit der
Scheere scharf beschnitten hat. Da findet man
Eichen aus Slexiko, Theegehölze aus China und
Japan, Jujuben und Mastixbäumc des Orientes, an-
dere Gehölze Afrika's und des südlichen Spaniens.
Der von den Schutzwänden eingeschlossene
Raum beträgt nicht weniger als (iOOd Quadrat-
meter. Gewächshäuser, um darin Pflanzen zu kul-
tiviren, sind nicht vorhanden; es ist selbst Grund-
satz des Besitzers, nur solche Gehölze zu kulti-
viren , welche unter dem freilich sehr günstigen
Himmel Angers' gedeihen; wohl aber findet man
Häuser, wo die Vermehrung vorgenommen wird.
Dass diese nicht unbedeutend sein können, obwohl
nur die feineren und zarteren Gehölze hier ihren
Anfang nehmen, begreift man; sie nehmen auch
eine Fläche von über 1000 Quadratmeter ein. Da-
zu kommen nun noch die Kästen, um die jungen
Pflanzen weiter heranzuziehen, mit einem F'lächeu-
Inhalte von wiederum ^(iOO Quadratmeter.
Es folgen die Abtheilungen im freien Lande,
welche mit den zarteren Gehölzen und Blüthen-
sträuehern beginnen , mit den Pflanzen aus (Ostin-
dien, Mexiko, Peru und zum Theil selbst aus Neu-
holland und dem südHehen Afrika. Da sieht man
deiui eine herrliche Sammlung ostindischer Maho-
nien, Photinien und Lagerströniien, peruanische Es-
kallonien in reichlichster Blüthe, ferner Theepflau-
zen, Camellia Sasanqua, Phytolacca arborea, Te-
conia grandiflora mit den grossen, in Trauben ste-
henden Biüthen von Ziegelfarbe , Clerodendron
Bungei, Azara crassifolia, die kalifornische Ungna-
dia, eine keineswegs vielversprechende llosskastanie,
CoUetien mit ihren gefährlichen Dornen, Callicarpa-
Arten, echten Jasmin, Johannisbrod (Ceratonia Si-
liqua), sämmtliche Feigen des südlichen Frankreich,
welche hier schwerer aushalten, eine Sammlung aller
Granaten , auch die kleine Zwergform aus China
und die erst vor einigen Jahren durch Madame
Legrelle d'Hanis in Antwerpen eingeführte und
ihren Namen tragende Sorte. Wir haben diese bei
uns noch nicht gesehen und doch verdient sie alle
Empfehlung. ]Man kann sich in der That nichts
Schöneres denken, als eine solche dichtirefüllte Gra-
natblüthe mit den brennend -scharlachrothen, aber
weissgerändertcn Biüthen. Interessant war uns fer-
ner eine Form, welche Leroy in Spanien gefun-
den hat und wo die die Samen umgebende Fleiseh-
hülle einen .süssen Geschmack besitzt.
Hecken, aus Laurustin bestehend und unter
der Scheere gehalten, schliessen diese Gehölze zum
l^heil ein. Auch von diesem, bei uns leider nur
im Kalthause anslialtenden immergrünen Blüthen-
strauche knltivirt man mehre Sorten, von denen
die mit rundlichen Blättern am meisten Beachtung
verdient, weil sie gegen die Kälte am wenigsten
empfindUch ist. Sonst hat Viburnum rugosum
oder grandiflorum wegen seines grösseren und
dunkelgrüneren Laubes und der grösseren ]51üthen
unbedingt den Vorzug.
Dass unter den (lehölzen des freien Landes
auch die Vukken aufgeführt werden, möchte Man-
chen Wunder nehmen, welcher beispielsweise Yucca
recurvata bei uns im Freien ohne Stamm kennt.
Unter dem milden Himmel Anjou's hebt sich aber
der Stamm und erhält selbst, wie wir Eingangs ge-
zeigt haben, einen nicht unbedeutenden Umfang,
ja verästelt sich auch gern. Dass genannte Pflanze
eine Form mit überhängenden Blättern von Yucca
gloriosa ist, haben wir schon gesagt. Ausserdem
gehören aber noch Pflanzen, hierher, welche wir bei
uns als Yucca plicata, pendula und glauca
kultiviren. Es möchte doch vielleicht von Interesse
37*
292
sien, auch die übrigen Arten kennen zu lernen,
welche in Angers im Freien aushalten; es sind
dieses: Yucca aloifoHa mit allen Formen, Y. fi-
lamentosa, ebenfalls mit allen Formen, Y. stricta
(auch als canaliculata in den Gärten), Y. flaccida
und Y. Treculeana.
Aiisnahmsweise werden allein in Töpfen kulti-
virt und im Winter unter den Schutz eines Ge-
wächshauses gestellt: alle übrigen nicht im Freien
aushaltenden Koniferen, besonders die Podokarpus-
Arten der Neuen Welt. Es geschieht dieses, weil
sich der Besitzer speziell dafür interessirt.
Leider ist das 4S Morgen umfassende Grund-
stück seit einigen Jahren dicht am Hause durch
einen breiten Weg, der von dem Eisenbahnhofe
nach der Stadt führt, in zwei ziemlich gleiche Ab-
theilungen getheilt. Der Weg ist auf beiden Sei-
ten mit amerikanischen Eschen bepflanzt, die, wie
es scheint, sich zu Alleen vorzüglich eignen. Dass
die Eisenbahn, welche nach Paris tührt, auch unter
einem Theile des Gartens hindurchgeht, ist eben-
falls bemei-kt worden. Grade auf dem Tunnel ge-
deihen die immergrünen Gehölze vorzüglich. Längs
der graden W^ege befinden sich die Sammlungen
der verschiedenen Gehölze und der Fruchtbäume.
Sie stehen unter der speziellen Aufsicht des Be-
sitzers, sowie zweier Obergärtner (Contrematti-es)
und dienen tlieils zur Vermehrung, theils aber auch
zur beständigen Kontrolc der Namen.
Die Sammlung der Fruchtbäurae aus der Ab-
theilung der Kernobstsorten ist, abgesehen von der
Reichhaltigkeit der Sorten, auch eine Musterschule
für Jedermann, wenn man sich überzeugen will, wie
Fruchtbäume und vor Allem die Pvramiden zu be-
handeln sind. Hauptsache ist, wie jeder Obstzüch-
ter von selbst weiss, dass Licht und Luft allen
Neubildungen der Pflanzen . also den Knospen im
Frühjahre zur Entwickeluiig der Holz- und Frucht-
triebe und den Blüthen und Früchten im Sommer
und Herbste leicht zutreten können. Wie sehr wird
aber grade hier gefehlt. Man sehe nur bei uns die
Pyramiden, deren Hauptäste oft dicht von Zweigen
umgeben sind, dass kaum ein Sonnenstrahl durch-
dringen kann. Alle Pyramiden haben hier nur .ö
und (3, sehr selten 7 Reihen übereinander stehen-
der Aeste, die unmittelbar die Fruchtzweige tragen.
Dicht an diesen Aesten hängen die Aepfel und
Birnen, welche, da hinlänglich Raum zwischen je
2 Reihen von Aesten vorhanden ist, unmittelbar
von der Sonne beschienen .werden und auch einer
frischen, freien Luft stets ausgesetzt sind.
Die Sammlung der Gehölze bietet sehr viel
Interessantes dar. Da die Zahl derselben sehr
gross ist, so haben sie keineswegs hier Platz genug
gefunden, und es mussten noch andere, in der Nähe
befindliche Baumschulen benutzt werden, um die
Wege daselbst ebenfalls damit zu bepflanzen. Haupt-
sächlich sind es hier die Genera, welche Forst- und
Allee-Bäume enthalten, und welche hier der Reihe
nach gepflanzt sind. Bereits haben wir über 14
Tage dazu gebraucht, um allmählig die einzelnen
Sammlungen durchzugehen; und doch konnte es
nur flüchtig geschehen. Wir können nur bedauern,
dass uns nicht noch Wochen geboten sind, um um-
fassendere Studien hier zu machen. Solche schöne
grosse Exemplare, wie uns vor Allem von den Ko-
niferen geboten wurden, möchten uns wo anders
nicht vorkommen. Da der Besitzer selbst oder
sein Geschäftsführer, Baptiste Desportes, uns
auf unseren Wanderungen oft begleiteten, ausserdem
aber der Obergärtner Pineau, der besonders über
die Nomenklatur zu wachen und die Vermehrung
der Blüthensträucher durch Stecklinge oder durch
Veredeln unter sich hat und uns stets über die ihm
vorgelegten Fragen über den Zustand der Pflanzen
während ihrer verschiedenen Stadien Auskunft gab,
so waren auch unsere alle Tage wiederholten Wan-
derungen Nutzen bringend, und es wurde uns selbst
leicht, eingehende Studien zu machen. Wir füh-
len uns deshalb gegen den Besitzer zu grossem
Danke verpflichtet, um so mehr, als er auch nicht
ängsthch mit seinen Vermehrungsweisen zurückhielt,
wie manche Gärtner bei uns thun, sondern uns
Alles auf das bereitwilligste zeigte und erklärte.
Man wird uns zugeben, dass da, wo die Vermeh-
rungen und die Anzucht so grossartig, wir möch-
ten sagen, fabrikniässig betrieben, auch Schliesslich
die besten Weisen gefunden werden. Der freund-
liche Besitzer sagte uns in seiner Bescheidenheit,
dass diese M'eisen nicht von ihm allein ausgegangen
seien; ei habe viel gereist und zwar stets mit of-
fenen Augen, und in den verschiedenen Baum-
schulen, die er besucht. Manches gefunden, was
ihn eines ]'>esseren belehrt habe. Das habe er
denn jnit nach Hause gebracht und es zunächst
seinem betrett'cnden Obergärtner mitgetheilt, um
davon selbst Anwendung zu machen, oder durch die
ihm untergebenen Leute Anwendung machen zu
lassen.
Wir glauben daher im Interesse der Liebhaber,
aber auch unserer Gärtner zu handeln, wenn wir
hier niittheilen, was wir gesehen. Sollte sich Man-
ches darunter befinden, was wir auch von vorn-
herein nicht bezweifeln, welches schon bekannt ist,
so verzeihe man uns, da wir nur Laie, nicht Gärt-
ner sind. Es möchten sich aber doch ausserdem
unter den Lesern der Wochenschrift noch Manche
befinden, denen es doch ebenfalls unbekannt war.
Die Vermehrung geschieht hier durch Samen,
durch Stecklinge und durch Niederhaken der Zweige
293
in die Erde. Die meisten Pflauzen werden aus Sa-
men gezogen; sie haben den Vorzug, die schönsten
F^xempiare zu geben. Es gilt dieses namentlich von
den Koniferen und vor Allem hier von denen, de-
ren Haiiptstengel eine andere Form hat, als die
Aeste. Und doch gibt es grade auch hier Fälle,
wo es umgekehrt ist, d. h. die veredelten oder
Stecklingspflanzen übertreffen die aus Samen gezo-
genen an Schönheit.
Libocedrus chileiisis sieht, wie man weiss,
jung sehr schön aus, mit dem Alter verlieren sich
aber die Reize. Veredelt man sie auf Thuja orien-
talis, so bleibt sie auch herangewachsen schön und
verändert ihr Ansehen nicht. In der Sammlung der
Cupressineen befinden sich 2 Exemplare von 7 Fuss
Höhe neben einander, das eine veredelt, das andere
aus Samen gezogen : der Unterschied im Ansehen
ist frappant zu Gunsten des ersteren. Dasselbe
gilt von der Thuja gigantea. Sonderbar, dass
die feinern Thuja - Arten sämmtlich auf Thuja
orientalis weit besser wachsen und ein besseres
Ansehen erhalten, als auf der näher stehenden
Thuja occidentalis. Thujopsis dolabrata
hingegen gedeiht am besten auf Libocedrus chi-
lensis.
Bei uns liebt man veredelte Pflanzen der Pinus-,
Abies-, Larix-Arteu nicht; hier geschieht zum Theil
die Vermehrung gar nicht anders ; und bei den Arten,
wo man keinen Samen besitzt hat sich schon nach
5 und (J Jahren die ursprüngliche Seiteuachse in
eine Primärachse umgewandelt, d. h. das aufgesetzte
Reis wächst und nimmt schliesslich das Ansehen
eines aus Samen entstandenen Exeniplares an. Nur
die Abies mit hängenden Zapfen . also die Roth-
Tannen sind schwierig in ihrer Vennehrung, wäh-
rend die mit stehenden Zapfen, also die Weiss-
Tannen, sehr leicht anwachsen. Die Veredlung ist
hier sehr einfach und geschieht auf dieselbe Weise,
wie man es bei uns mit den Azaleen und andern
hartholzigen Blüthensträucheni macht, nämlich durch
das sogenannte Spitzen, indem man einen seitlichen,
ziemlicli tiefen Schnitt in den A\'ildling macht mid das
dazu zugeschnittene Edelreis einsetzt, um beide
Theile dann mit einem Faden in der Lage festzu-
halten. Araukaiien behalten jedoch veredelt oder
als Stecklinge ihre seitlichen Formen und dürfen
nicht so vermehrt werden.
Sonst vermehrt man Tannen, Lärchen u. s. w.
auch durch Niederhacken. Zu diesem Zwecke nimmt
man etwas über die Hälfte gereiftes Holz, sticht
das Messer in der Mitte ein und schneidet schief
nach der einen äussern Seite heraus. Hierauf dreht
man die andere unversehrt gebliebene Hälfte einmal
um die Achse und drückt den Zweig oder den
Ast an dem sich die auf diese Weise behandelten
Zweige befinden, in die Erde. Hier geschieht diese
Operation schon im Juni, bei uns müsste sie wohl
wenigstens einen Monat später gemacht werden, bis
eben das Holz so weit gereift ist, oder man müsste
bei Endzweigen den Theil durchschneiden, der die
verlangten Eigenschaften besitzt. Für die Kann'l-
lien ist es hier den 25. Juni geschehen. Ist das
Holz zu reif, so bildet sich nur schwierig Callus,
ist es aber noch zu weich, so fault es. Eben wur-
den prächtig angewachsene Stecklinge von Larix
Kaempferi und Abies Jezoensis abgenommen
und verpflanzt, die in der That nichts zu wünschen
übrig Hessen. Die zuletzt genannte Pflanze gedeiht
auch vorzüglich auf Abies pectinata; unsere
Fidel- oder Weisstanne ist überhaupt am besten als
Unterlage geeignet, wälirend unsere gewöhnliche
Kiefer für alle amerikanische, 2- und mehrnadeligen
Arten eine gute Unterlage gibt. Junipcrus vir-
giniana ist dagegen, da sie ganz vorzüglich rasch
und gut Wurzeln treibt, die beste Unterlage für
alle feineren Juniperus- und Cupressus-Arten. Alle
Dammara- Arten wachsen sehr gut auf Arauca-
ria imbricata.
Interessant waren die Versuche, welche mit der
Veredlung der Wellingtonia gemacht wurden.
Auf Cryptomeria wollte sie nicht, ebenso wenig
als auf Taxodium sempervirens gedeihen; ganz
vorzüglich kommt sie jedoch auf Taxodium di-
stichum fort. 3 auf genannte 3 Pflanzen veredelte
Wellingtonien Hessen den Unterschied deutlich wahr-
nehmen. Es bestätigte dieses wiederum eine Er-
fahrung, welche A. Leroy im Verlaufe seiner lan-
gen Wirksamkeit so oft gemacht, dass nah ver-
wandte Arten mit immergrünen Blättern auf Un-
terlagen mit abfallenden Blättern vorzüglich gedei-
hen, während die letztern auf Unteidagen der erste-
ren kaum anwachsen. Es würde zu weit führen,
die mancherlei Beispiele hier namentlich aufzuführen.
Es gibt ferner eine kleine Reihe von Pflanzen,
die mit einer grossen Leichtigkeit viele verwandte
Arten annehmen und mit ihnen rasch verwachsen,
während sie selbst von diesen gar nicht angenom-
men werden. Es ist dieses unter den Pomaceen
die Quitte, unter den Oleaceen Fraxinus Ornus
und unter den breitzweigigen Cupressineen Thuja
Orientalis, unter den übrigen Juniperus vir-
giniana. PjS finden sich in Angers auf Fraxinus
Ornus veredelte Exemplare der Syringa Josikaea
imd des Chimonanthus fragrans vor, welche
gegen 20 Jahre alt sind. Kirschlorbeer ist bekannt-
lich nur ein Strauch. Säet man daher Samen da-
von aus, so erhält man auch nur stiauchartige
Exemplare; macht man aber Stecklinge, so bekommt man
mit leichter Mühe einen Baum. Es gilt dieses auch
von andern, besonders immergrünen Sträuchern.
294
Wir könnten leicht noch andere Erfahrungen
anführen, die uns zwar bekannt si^heinen, manchem
Leser der Woclienschrift aber unbekannt sein raöcli-
teu, sehen uns jedoch wegen des knapp zugemesse-
nen Kaumes gezwungen, uns auf das Gesagte zu
beschränken, um aucii für die eigentliche Beschrei-
bung der weitläufigen Baumschulen noch Platz zu
haben. Ich bemerke nur noch, dass seit mehrern
Wochen schon Stecklinge von Gehölzen mit abfal-
lenden Blättern gemacht werden. Unter grossen
Glasglocken sehe ich dagegen Stecklinge von zar-
teren Pflanzen mit immergrünen Blättern. Rosen-
stecklinge ohne Ausnahme macht man alsbald nach der
Blüthe. Ausserdem fängt man auch jetzt hier an,
sich der Manetti-Rose als Unterlage zu bedienen.
Diese hat den sehr grossen Vortheil, dass ihre Steck-
linge ebenso leicht fest, als die der Weide, wachsen
und dabei mit gleicher Raschheit. Was die Ma-
netti-Rose ist, wagen wir noch nicht zu entscheiden,
auf jeden Fall aber eine in Italien wildwachsende
Art. So theilte uns auch Manetti selbst, der frü-
here Direktor des Gartens in Monza bei Mailand,
mit. Was wir bei uns in Berlin als Manetti-Rose
haben, ist eine ganz andere Art.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber
Ueberwiuterung wurde im warmen Hause bei 12
bis 15° und in einem gemässigten bei 8 bis 10"
versucht, wobei sich ergab, dass ein kühlerer Stand-
ort der Pflanze mehr zusagt. Sie ist hier in Erde,
die zu gleichen Theilen aus Laub- und Plaideerde
besteht, recht gut gediehen: im Winter, wo die
meisten der älteren Blätter absterben, bedarf sie
wenig des Begiessens, dahingegen scheint sie im
Sommer gern feucht stehen zu wollen; im Frühling
wurden die Pflanzen einzeln in Töpfe versetzt und
unter Fenster auf ein halbwarmes Mistbeet gestellt,
nach dem Anwachsen aber ganz der freien Luft
und Sonne ausgesetzt.
die Einfiiiiriiiig und Kultur
der
Torenia plantaginea Benth. (Ceratostigma plantaginea
Höchst.).
Von C. Bouche, Iii-spektor des Köuigl. botanischen Gartens
zu Berlin.
Es ist eine überaus zierliche Pflanze, deren
spathelförmige, etwas zugespitzte, fast glatte, am
Rande gewimperte Blätter sich dicht über dem Bo-
den in horizontaler Lage ausbreiten und paarweise
gegenüberstehen ; aus der Mitte der Pflanze erschei-
nen, wie es scheint nach und nach, viele Blumen;
jeder Schaft trägt nur eine derselben und ist 1 bis
1^ Zoll hoch; die Blumen sind blau, das Labellum
dunkelblau mit weiss und hellblau sestreift, und
nach dem Schlünde zu mit zierlicher gelber Zeich-
nung versehen; die Oberlippe ist bedeutend kleiner
und von dunkelblauer Farbe.
Den Samen dieses Pflänzchcns, dessen Habitus
vor der Blüthe an Plantago major erinnert, erhielt
der königl. botanische Garten im vorigen Jahre
von dem leider in Afrika verunglückten Dr. Steud-
ner, welcher ihn am weissen Nil sammelte. Im Juli
erst ausgesäet, keimte er bald sehr reichlich; die
Pflänzchen wurden piquirt und bildeten noch bis
zum Herbste kleine 1 Zoll breite Rosetten; die
Illustration horticole.
Jahrgang 1864, 1. Hälfte.
(Schluss.)
Unter den Pflanzen, welche in der 1. Hälfte
des Jahrganges 1864 abgebildet sind, befindet sich
ein anderer Blütheustrauch, der ebenfalls in hohem
Grade Elmpfehlung verdient. Es ist dieses die ge-
füllte Form der bei uns so sehr beliebten Deutzia
crenata Ttab. .^89\ Der bekannte Reisfinrip in
China, Fortune, hat sie zuerst in England einge-
führt, wo sie die bekannte Handelsgärtnerei von
Standish in Ascot (Grafschaft Berkshire) und Bag-
shot (Grafschaft Surray) in den Handel brachte.
Von Aucuba japonica L., von der wir seit
sehr langer Zeit schon die weibliche Pflanze mit
gefleckten Blättern kannten, haben die Reisenden
v. Siebold und Fortune in den letzten Jahren
eine Reihe von Formen und Abarten in den Han-
del gebracht, welche sämmtlich das Interesse dei-
Liebhaber in Anspruch nehmen. Von der weibli-
chen Pflanze mit ungefleckten Blättern hatte A.
Verschaffelt in der grossen Brüsseler Ausstel-
lung eine stattliche Schaupflanze, mit Beeren dicht
besetzt, ausgestellt, welche mit Recht die Aufmerk-
samkeit der Liebhaber und Blumenfreunde in ho-
hem Grade auf sich zog. Von dieser Schaupflanze
hat jetzt A. Verschaffelt einen Zweig abgebildet
(tab. 399), der wohl im Stande ist, einen Begrifl'
von der Schönheit der Pflanze zu geben. Interes-
sant war es, dass sich an der Pflanze die längli-
chen, denen einer ivornelkirsche (Cornus mascula)
nicht unähnlichen Früchte von prächtiger rother
Farbe und die unscheinlichen braunen Blüthen zu
gleicher Zeit befanden.
Der Kunst- und Handelsgärtner Clement in
Ixelles, einer Vorstadt von Brüssel, hatte bei Ge-
legenheit einer Ausstellung der Linn^'schen Gesell-
schaft in Brüssel einige Fuchsien ausgestellt, wel-
295
che allgemeinen Beilall fanden und auch einen Preis
erhielten. A. Verschat'felt hat ihr Verkaufsrecht
sich erworben und bringt sie eben in den Handel
(tab. 395). 3 von ihnen, Marquis de Bellefont,
Monsieur d'Offoy und grandis, sind gefüllt und
haben grosse rothe Kelchblätter, während die Blu-
menblätter ebenfalls an der Basis roth, aber all-
niählig in blau und lila-blau erscheinen. Der Kelch
bei Mad. Wagner hingegen ist weiss mit grünli-
chen Spitzen, die ebenfalls weissen Kronblätter ha-
ben am Eande jedoch eine rothe, sich allmählig ver-
lierende Zeichnung.
Saxifraga Fortunei var. tricolor der eng-
lischen Gärten (tab. 389) haben wir neuerdings viel
gesehen. Es ist weiter nichts, als die weiss und
roth gezeichnete Form der alten Linne' sehen S.
sarnientosa, welche bereits in der Mitte der zwei-
ten Hälfte des vorigen Jahrhunderts aus ihrem Va-
terlande (Japan und Chinal eingeführt wurde und
als Ampelpflanze vielfach vei-wendet wird. Nichts
desto weniger ist die buntblättrige Abart doch eine
unserer besseren neueren Akquisitionen. Wie der
Name sagt, verdankt man ihre Einführung wieder
dem Reisenden Fortune, in Handel gebracht wurde
sie aber durch den mehrfach genannten englischen
Handelsgärtner S t a n d i s h.
Unter dem Namen Aquilegia spectabilis
hat Lemaire einen Akelei beschrieben (tab. 403),
den wir von A. glandulosa Fisch, nicht zu un-
terscheiden vermögen. Diese ist eine sibirische
Pflanze, welche dort und im Norden China's eine
grosse Verbreitung besitzt. Wahrscheinlich ist sie
aber auch im Hinialaya-Gebi)-ge, welches überhaupt
eine Menge Pflanzen mit dem Altai gemein hat, zu
Hause. Die von dort beschriebenen Arten: A.
Moorkroftiana Wall., pubiflora Wall., kanao-
rensis Jacq., fragrans Bentli. und glauca sind
kaum Formen einer in Farbe und Form der Blu-
menblätter sehr variirenden Art, die identisch ist
mit A. glandulosa, zu der übrigens auch A. ju-
cunda F. et M. (ebenfalls in Sibirien einheimisch)
gehört. Wahrscheinlich kommt dieselbe Pflanze
auch in Persien vor. In Armenien haben wir sie
nicht gesehen, wohl aber in Kleiuasien und im
pontischen Gebirge, woher sie wiederum als A.
olympica Boiss. und A. Wittmanniana (bon.
jard. 1848) beschrieben wurde und in die Gärten
gekommen ist. Daselbst wurde sie übrigens auch
als A. grandifolia, speciosa und bicolor Pers.
(s. Biedenf. Gartenjahrb. II, S. 16) kultivirt.
Dianthus cincinnatus, d. h. die gekräuselte
Nelke hat Lemaire eine perennirende Nelke ge-
nannt, die sich in der Form der Blüthe und im
ganzen Bau kaum von D. Heddewigii laciniatus
unterscheidet. Sie stammt ebenfalls aus Japan, wo-
her sie Makoy & Co. in Lüttich erhalten haben,
und scheint nicht so leicht im Freien zu gedeihen,
als genannte Art. Auch D. Heddewigii und sinen-
sis, von der diese gewiss nur eine Form darstellt,
sind ursprünglich 2-jährig und könnten selbst unter
günstigen Umständen mehrjährig sein. Wir wiesen
überhaupt, dass viele in den wärmeren Ländern
der gemässigten Zone wachsende Stauden im ersten
Jahre blühen und sich demnach bei uns auch als
einjährige Pflanzen verhalten können. Sollte es
demnach nicht auch bei dem D. cincinnatus der
Fall sein?
Wir haben bereits über die Chineser Nelke uns
in einer besonderen Abhandlung ausgesprochen (s. 2.
Jahrg. S. 313) und das Geschichtliche mitgetheilt.
Wir sind jetzt noch mehr der Meinung, dass die
zuerst von Tournefort beschriebene Nelke aus
China, so wie die, welche wiederum im 2. Jahrze-
hend dieses Jahrhundertes als Dianthus japoni-
cus beschrieben wurde, mit dem Dianthus Hed-
dewigii identisch sind.
Kamellien sind wiederum 3 Sorten abgebildet.
C. Ninfa del Tebro wurde in Rom von del
Granda gezüchtet. Sie soll sehr leicht und reich-
lich blühen. Ihre Farbe ist ein frisches Fleischroth
bei regelmässigem, schön ziegeiförmigem Bau (tab.
392), C. Petazzi, welche A. Verschaffelt eben-
falls aus Italien erhalten hat, besitzt dagegen bei
ebenfalls regelmässigem Bau eine hellrothe Farbe,
die jedoch bei den in der Mitte stehenden Blumen-
blättern durch weisse Längsstreifen unterbrochen
ist. C. alba ornatissima zeigt ebenfalls den re-
gelmässigsten Bau und besitzt wie auch der Name
schon sagt, eine blendend-weisse Farbe. Auch sie
hat ihren Ursprung in Italien gehabt.
Schizostylis coccinea Backh. et Harv. (tab.
394) ist eine eigenthünillche Iridee, welche wohl
den Gladiolus- Arten nahesteht. Sie stammt aus dem
Kafterlande, also aus dem südlichen Afrika, und
wurde von Seiten der Handelsgärtnerei Backhouse
& Sohn In York dem botanischen Garten zu Kew
mitgetheilt. Die Wurzel scheint knolliger Natur
zu sein und bringt einen bis 3 Fuss hohen Stengel
mit schmalen, linieuförmigen und mit einem ge-
kielten Mittelnerv versehenen Blättern, die allmäh-
lig kleiner und zuletzt Deckblätter werden, hervor.
Aus den Winkeln der letzteren kommen die gros-
sen, ziemlich regelmässigen Blüthen von rother
Farbe hervor und bilden zu 10 bis 14 eine Aehre.
Stenogastra coneinua Hook, haben wir
schon im 4. Jahrgange der Wochenschrift (S. 230)
angezeigt und auch mitgetheilt, dass sie zuerst von
Hamburg nach England gekommen ist. Von ihr
ist bereits eine Form' durch Veitch in den Handel
gekommen, welche sich durch robusteren Bau und
296
\-iolette Blütlieu von der Hauptart unterscheidet und
den Namen St. multiflora erlialten hat. Dass diese
Form einen Blendhng mit der Mandirola lauata dar-
stellen soll, bezweifeln wir.
Ceropegia Gardneri Thwait. ist eine Schling-
pflanze aus der Familie der Asklepiadeen und von
der Insel Ceylon stammend. Wir haben von ihr
(5. Jahrg. S. 280) ebenfalls schon gesprochen. Die
weissen und braungefleckten Blüthen sind weniger
schön, als vielmehr interessant, und dürften dem
Botaniker mehr als dem Liebhaber gefallen.
Jacaranda digi taliflora Lem. (tab. 393)
kommt in den Gärten meist als Jacaranda Ca-
roba und gloxiniaeflora vor und bildet einen
niedrigen Baum mit grossen doppelt-gefiederten Blät-
tern, deren Fiederblättchen eine breit-elliptische Ge-
stalt besitzen und am Rande grob gesägt sind. Die
bauchig -röhrigen und etwas gekrümmten Blüthen
Laben eine hellviolette Farbe und die bedeutende
Länge von über 3 Zoll bei einem oberen Durch-
messer von 22 Linien. Allerdings mag die Pflanze,
zumal der gipfelständige Blüthenstand 1| Fuss Höhe
besitzt, sehr imponiren und Besitzern von Gewächs-
häusern zu empfehlen sein. Sie stammt aus der
brasilianischen Provinz St. Katharina und wurde
von dem jetzigen Obergärtner daselbst, Fran^ois
Dcvos, entdeckt.
Dieffenbachia Baraquiniana Lam. (t. 387)
soll nach Schott D. humilis Poepp. sein. Wir
bezweifehi es, da wir in Belgien unter diesem Na-
men eine andere Pflanze gesehen haben, welche
mehr mit der Beschreibung genannter Pflanze über-
einstimmte. D. Baraquiniana hat im Gegentheil
weit mehr Aehnlichkeit mit der D. robusta C.
Koch oder Seguine Schott und wächst, wie diese,
zur kräftigen Pflanze rasch heran. Ein wunder-
schönes Exemplar hatte A. Verscliaffelt in Brüs-
sel in der dortigen grossen Ausstellung. Blattstiele
und Nerven besitzen eine milchweisse Farbe, die
sicli aber ausserdem noch durch weisse Längsflecken
auf der Oberfläche der Blätter kund gibt. Entdeckt
wurde die Art in der brasilianischen Provinz Para.
Cattleya elegans Gh. Morr. (tab. 402) ist
eine Laelia, die auch der jüngere 11 eiche nb ach
in Hamburg als solche bezeichnet hat. Sie ist bei
uns hinUhighch bekannt und verdient wegen ihrer
Schönheit ihren Namen. Die grossen, schönen Blü-
then haben, mit Ausnahme der tiefpurpur- violetten
und weissumsäumten Lippe, eine hellviolette Farbe.
Sie wurde schon im Jahre 1847 von der brasiliani-
schen Insel St. Katharina durch den oben genann-
ten Obergärtner Devos bei dem Gründer des A.
Verschaffelt'schen Etablissements und Vater des
jetzigen Besitzers eingeführt.
Iriartea ventricosa Mart. (tab. 4(»0j ist un-
bedingt eine der hübschesten Palmen mit schlankem
Stamme, welcher an der Basis sich vielfach in zur
Erde hinabsteigende Aeste (die emporgehobene Wur-
zel) theilt. Gewöhnlich belegt man deshalb diese
Palmen mit dem Namen der Stelzenpalmen. Weil
oberhalb der Mitte des Stammes eine bauchige Ver-
dickung vorhanden ist, hat sie den Beinamen „ven-
tricosa" erhalten. Entdeckt wurde sie in Brasilien
in dem 2. Jahrzehend dieses Jahrhundertes schon
von den bekannten Reisenden Spix und Martins.
Es bleiben uns schliesslich noch 2 Früchte übi'ig,
welche in der 1. Hälfte des Jahrganges 1864 ab-
gebildet und empfohlen sind. Brugnon Victoria
(tab. 391) wurde von dem bekannten Pomologen
und Obstzüchter in den Obsttreibereien der Köni-
gin Victoi-ia in Sawbrigde worth,R i v e r s, im Jahre 1858
durch eine Befruchtung der Nectarine violette hative
mit der bekannten Stanwick erhalten und erhielt
wegen der ausgezeichneten Eigenschaften den Na-
men Brugnon Victoria. Die Früchte werden sehr
gross und erhalten bei sonst goldgelber Farbe eine
herrliche Röthe.
Beurr^ Spae (tab. 401) ist eine vor ungefähr
10 Jahren von dem Handelsgärtner Spae in Gent
gezüchtete Buttcrbirn von echter Birngestalt und
von der Grösse der Napoleons Butterbirn. Die
Hauptfarbe ist zwar ein Gelb, was aber auf der
Sonnenseite sich mehr oder weniger in tiefes Braun
umwandelt. Ausserdem finden sich aber noch auf
der Oberfläche der Frucht bräunliche Punkte und
graubraune, so wie andere unregelmässige Flecken.
Das sehr saftige, hellgelbe Fleisch ist fein und be-
sitzt einen aromatischen Geschmack. Reifzeit sind
Oktober und November. Der Baum wächst sehr
kräftig und trägt ungemein reichlich. Da er gegen
Witterungs-Einflüsse nicht empfindlich ist, so kann
er auch sehr gut als Hochstamm benutzt werden.
Liliuiu aiinituin Lindl.
Diese von dem Jüngern Veitch aus Japan ein-
geführte Lilie, auf welche schon mehre Male in
diesen Blättern aufmerksam gemacht worden ist,
blüht jetzt wiederum bei dem Kunst- und Handels-
gärtner Louis Mathieu (Neue Grünstr. 36). Der
kräftige Blüthenstiel trägt 18 Bliitben, von denen
8 momentan entfaltet sind. Wir unterlassen daher
nicht, Liebhaber darauf aufmerksam zu machen.
Verlag von Karl Wiegaudt in Berlin,
Kommandanten-StrasBe No. G2.
Druck der C Feiste r '.sehen Buehdnickerei in Berlin,
Zieten-Flatz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Konigl. Prenssischen Staaten
für
fvärtnerei und Pflaiizeiikuiide«
Redakteur :
Fi-olessor Dr. Karl Ivocli,
Gencral-Sekretair des Vereines.
No. 38.
Berlin, den 24. September
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel . als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; Ueber Vermehrung der Encephalartos. Vom Inspektor des Königl. botanischen Gartens zu Berlin, C. Bouch^. —
Wie behandelt mau die Kamellien, um viel Knospen zu erhalten und wie verhindert man deren Abfallen. Vortrag, ge-
halten vom Kunstgärtner Dam mann zu Görlitz. — Die Baumschulen von Andre Lere 3- in Angers. (Schluss.)
Sonntag, ilen 25. Seiitcuiber, .llittags ^13 Ihr, liuilet im l'alnienhausc iles botanischen Gartens eine Versammlung
des Vereines zur Beförilerung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten init;;lieder eingeladen werden.
Ueber
Vermehrung der Encephalartos.
Vom Inspektor des Königl. botanischen Gartens zu Berlin,
C. Bouche.
Dass die Eiiceplialartos-, Zamia-, Ceratozaiiiia-
imd Dipsacozamia-Arten sich durch die Scliuppen,
womit die Stamme bedeckt sind, vermehren lassen,
ist eine längst bekannte Sache, denn schon Fal-
dermann, früherer Obergärtner in St. Petersburg,
theilte in den ersten Jahrgängen der Verhandlungen
des Vereines (3. Band, 7. Lieferung p. 312, 1827)
mit, dass er aus einem bei der grossen Ueber-
schwemmung des Petersburger Gartens im Novem-
ber 1824 zu (.4 runde gegangenen Stamme des
Encephalartos (Zamia) horridus, obgleich das Mark
desselben vollständig ausgefault war, aus den Schup-
pen oder Blattbasen IG bis 20 junge Pflanzen
gezogen habe; auch ich habe schon früher einige
Arten dieser Familie auf diese Weise vermehrt,
ohne zu ahnen, dass sich auch auf andere Weise
die Vermehrung bewirken lässt.
Man gelaugt meistens nur zu Schuppen, welche
zur Vermehrung tauglich sind, wenn zufällig eine
Pflanze durch Fäulniss des Gipfels und des Markes
im Stamme eingeht, denn die Schuppen von einer
gesunden Pflanze zu trennen, ist nicht nur sehr
schwierig, sondern auch nicht ohne Gefahr für diese
selbst ausführbar, weil der Stamm stets grosse Ver-
letzungen erleidet. ;
Eine andere Vermehrungsart dieser Pflanzen, j
die ich durcli Zufall zu entdecken und zu beobach-
ten Gelegenheit hatte, ist ganz gefahrlos an jeder
Pflanze auszuführen, und kann höchstens der Nach-
theil entstellen, dass sie einiger ihrer Blätter be-
raubt wird.
Vor einigen Wochen Hess ich im hiesigen Pal-
menhause einen Encephalartos Alteusteini in ein
grösseres Gefäss setzen, nachdem die Arbeit fast
vollendet war, brach einer der ältesten Wedel ab
und wurde bei Seite geworfen ; als ich mich über-
zeugen wollte, wodurch das Abbrechen desselben
wohl geschehen sein könnte, fand ich, dass der
Wedel an seiner Basis, und zwar an der Stelle, wo
er sich nach dem Absterben von den Stammschup-
pen zu trennen pflegt, von unten her bis zur
Hälfte seines Durchmessers schon vor langer Zeit
eingebrochen, und nur noch durch die obere
Plälfte mit dem Stamme in Verbindung geblieben
war. Da nun in Folge des Bruches die Zuströ-
mung des Saftes eine Störung erlitten hatte , so
hatten sich an der Unterseite der verdickten We-
delbasis drei, einen Zoll lange Wurzeln gebildet.
Ich habe den W^edel sogleich eingepflanzt, auf ein
warmes Beet gestellt und zweifele nicht, dass er
austreiben wird.
Zur weiteren Feststellung dieses Falles sind nun
mehre Wedel dieser Pflanze eingeschnitten; so bald
sich meine Vermuthung, auf diese Weise junge
Pflanzen zu ziehen, bestätigen wird, werde ich mir
erlauben, die Erfolge später mitzutheilen.
38
298
Wie 6pf)ttu})cft iimn die JCaiiiflTien,
um viel kiiospcii zu erhalten iiikI nie rerliiodcrt man
deren Abfallen.
Vortrag, gehalten in der Juui-.Sitzuiig des Gartenbau-Vereines
für die, Oberlausitz vom KunstgUrtiior Dammann zu Görlitz.
Die Kamcllie ist unstreitig eine derjenigen Pflan-
zen, welche in keiner Gärtnerei t'elilen dürften, lei-
der aber scheuen viele die ersten Auslagen für die-
selben, oder kennen den Werth der Pflanzen zu
wenig.
Für Haudelsgärtiiereien ist besonders die Ka-
mellie eine Pflanze, die durchaus nicht fehlen darf;
wenn auch deren Blumen nicht überall zum Bin-
den von Bouquets und Kränzen zu verwenden sind,
so ist der reiche Blüthenflor derselben doch schon
lohnend genug, um sie, wenn auch nur einigermas-
sen, mit Fleiss und Liebe zu behandeln.
Wir sehen oft in Gärtnereien Kamellien, welche
leider iu einem so trostlosen Zustande sich befin-
den , dass weder ein frisches Grün, noch reichliche
Blüthen von denselben zu erwarten sind. Fragen wir
nach der Ursache dieser Erscheinung, so werden
verschiedene Gründe geltend gemacht: einmal liebt
der Besitzer nicht, dass viel Zeit zur Kultur der
Kamellien verwendet werde, anderntheils liegt es
aber auch an dem Gärtner, welcher, wenn ihm auch
noch so wenig Zeit übrig bleibt, dennoch aus Liebe
zu den Pflanzen suchen sollte, mehr Pflege auf
dieselben zu verwenden.
Ich will versuchen, ein Verfahren hier mitzu-
theilen, welches mir stets hübsche Pflanzen und
reichliche Knospen an denselben geliefert hat.
Vor Allem tritt eine sorgfältige Behandlung der
Pflanzen iu den Vordergrund. Ist Jemand im Be-
sitz einer Sammlung Kamellien, welche in der Re-
gel vom Dezember bis April in Blüthe stehen
müssen, so ist die erste Aufgabe, sobald sie ver-
blüht sind, dieselben umzupflanzen: bevor sie wie-
<ler austreiben, damit der neue Trieb nicht durch
das spätere Verpflanzen gestört werde. Die dazu
verwendete Erde besteht aus 1 Theil lehmiger Mist-
beeterde, 2 Theilen Moor- oder Haideerde mit Bei-
mischung des nöthigen Sandes. Nach dem Verpflan-
zen werden die Kamellien etwas in gespannter Luft
gehalten, bis die Wurzeln wieder anfangen zu spit-
zen, bei nur massigem Begiessen, aber reichli-
chem Bespritzen von oben. Fangen die Kamellien
wieder an, mit den jungen Wurzeln durch die neue
Erde zu kommen, so nuiss auch wieder die genü-
gende Lüftung erfolgen.
Bei nur einigem Fleiss und ordentlicher Aufsicht
werden die Kamellien in kurzer Zeit frische Wur-
zeln gemacht haben, so dass sich deren Triebe
kräftig entwickeln können, und die Knospenbildung
zu erwarten steht. Ich habe jederzeit die Kamellien
im Hause ihre Knospen entwickeln lassen und sie
erst Anfang Juli bis Ende August in's Freie ge-
bracht, damit sich die Knospen besser kräftigen.
Ein zu spätes Einräumen in's Haus ist deshalb
nicht rathsam, da wir in unserer Gegend im Spät-
sommer oft Tage langes Regenwetter haben, das,
wenn die Kamellien nicht gedeckt werden können,
sehr nachtheilig auf dieselben wirkt, da es beson-
ders schon um diese Zeit kalte Nächte gibt, die ein
Vergilben der Pflanze zur Folge haben.
Bringt man die Kamellien aus dem Freien wie-
der in die Häuser, so ist vor Allem Sorge zu tra-
gen, dass genügende Lüftung vorhanden sei, um
sie nur nach und nach wieder an die Entziehung
der freien Luft zu gewöhnen. Tritt mit Oktober
und November die rauhere Jahreszeit ein , wo die
Häuser geschlossen werden, auch in solchen zum
Theil schon geheizt werden muss, um frühe Blumen
zu haben, so ist bei dem Heizen die grösste Vor-
sicht nöthig, da mau sich vor Allem sehr hüten
muss, trockene Luft in ein Kamellienhaus zu brin-
gen, welche ebenso schadet, als ein zu starkes
Austrocknen des Wurzelballens, das, wenn es ge-
schieht, eben ein Abfallen der Knospen zur Folge hat.
In vielen Gärtnereien werden die Kamellien den
ganzen Sommer hindurch in Häusern gehalten, wel-
cher Ansicht ich mich nicht anschliessen kann, da
ein Abhärten der Knospen im Freien doch sehr
wesentliche Vortheile gewährt, zumal wo viel Ka-
mellien getrieben werden; bei Pflanzen, die eine
Zeit lang im Freien gestanden haben, werden die
Knospen weit kräftiger und deshalb auch die Blu-
men vollkommener entwickelt.
Die ßaiinischiileii
von Andre Leroy in Angers.
Reisebericht.
(Schluss.)
Wir wollen nun versuchen, eine Schilderung der
Baumschulen selbst zu geben. Man kann sich wohl
denken, dass Zeit nöthig war, um eine Fläche von
168 Hektaren, von denen jede bekanntlich fast 4
Preussische Morgen enthält ( 1 : 3,9,66), kennen zu
lernen. Zunächst wollen wir mit den Sehmuck- und
Alleebäumen, sowie mit den Ziersträuchern begin-
nen. Seitdem man in Paris angefangen hat, gleich
grosse Gehölze zu verpflanzen, und zwar mit augen-
scheinlichem Erfolge, hat man es auch an audei'en
Orten Frankreichs und zwar ebenfalls mit Erfolg
versucht. Wo man jetzt Anlagen machen will,
verlangt man gleich grosse Exemplare (arbres for-
m^s, wie man in Frankreich sagt) und pflanzt diese,
299
wie sie sind, meist ohne sie auch nur im Geringsten
zu verschneiden. Zu diesem Zwecke werden die
bezüglichen Pflanzen in den Baumschulen heraus-
gehoben und in Körbe gesetzt, um alsbald dem
Transport übergeben zu werden. Damit sie weni-
ger Raum einnehmen, werden die Aeste nach oben
gebunden und die ganze Pflanze zum Schutze gegen
die direkten Sonnenstrahlen mit einer Matte von
Bast oder Stroh oder auch mit Packleinwand um-
geben. Da bereits, wie schon gesagt, während un-
serer Anwesenheit in Angers die Versendungen mit
den immergrünen Gehölzen begonnen hatten, so
waren wir selbst Zeuge, wie U) bis 12 und selbst
16 Fuss hohe Deodaren und Wellingtonien, 8 bis
10 Fuss hohe Exemplare der Araucaria imbricata
gleich zu Hunderten verpackt und versendet wur-
den. Ueberhaupt sind es die immergrünen Gehölze,
welche vorherrschend in dieser Weise gepflanzt wer-
den. Dieses Pflanzen grosser Exemplare ist auch
Ursache, warum die Haine und Boskets in den
französischen Anlagen ein anderes Bild geben , als
bei uns. In Frankreich sind es nur Gruppen dicht
bei einander gepflanzter Bäume und Sträucher, von
denen jedes Exemplar mehr oder weniger seine
Selbständigkeit behauptet, bei uns dagegen geht
diese verloren, die Gehölze verwachsen alsbald in-
niger mit einander und geben etwas Ganzes, was
durch seine Konturen, durch seine Bewegungen
imponiren soll. Wir haben die Arbres fornies als
Einzel-Exemplare, wo sie für sich allein zur Gel-
tung kommen.
Es möchte von Interesse sein, von einzelneu
Gehölzen, welche in Massen vorhanden und in Mas-
sen verkauft werden, ausfülu'licher zu sprechen.
Magnolia grandiflora mag wohl in 30,000 bis
40,000 Exemplaren von .S bis lü und 18 Fuss
Höhe vorhanden sein; man darf sich nicht wun-
dern, wenn dieses Gehölz in Baumform nicht we-
niger als beinahe 12 Morgen Fläche einnimmt. Die
Bäume befinden sich sämmtlich in einer Vegetation,
wie man sie kaum besser in den Wäldern des
unteren Mississippi finden mag. Es ist hauptsäch-
lich die Abart, welche man nach einem französi-
schen Admiral aus Nantes, Gallissanifere, genannt
hat, weil man diesem ihre Einführung vor nun 30
Jahren verdankt. Diese Abart wächst rascher und
baut sich sehr schön zu breiter Pyramidenform. Es
kommt noch dazu, dass sie weniger gegen klima-
tische Widerwärtigkeiten empfindlich ist und haupt-
sächlich im Winter besser aushält.
Nächst diesen sind es die Hex, Lorbeer-
bäume und Kirsch-Lorbeersträucher, welche
am meisten verlangt werden, ausserdem aber auch
immergrüne Liguster, Prunus caroliniana,
Erdbeerbäume und einige andere. Da diese
zum Tlieil sehr weit versendet werden, so pflanzt
man sie meist schon vorher in Töpfe oder in Körbe
und bringt sie in der Eegel erst dann zum Ver-
kauf, wenn sie ungefähr 6 Fuss hoch geworden
sind. Auf diese Weise werden jährhch nicht we-
niger als an 1 Million Kilogramme (20,000 Centner)
von dergleichen Pflanzen (allerdings mit Einschluss
der mit Erde gefüllten Gefässe) versendet.
Die Kultur der Deodaren, Wellingtonien
und Araucaria imbricata hat in der neuesten
Zeit ebenfalls einen ungemeinen Aufschwung er-
halten. Allein an letzterer sind gegen 60,000 bis
80,000 Exemplare, an ersterer hingegen an 20,000
bis 25,000, an Wellingtonien aber an 10,000 bis
12,000 Exemplare vorhanden.
Noch grossartiger ist die Anzucht der Alpen-
rosen oder Rhododendren, welche in gegen 200
Sorten kultivirt werden, womit fast 20 Morgen mit
gegen 80,000 bis 100,000 Exemplaren bepflanzt
sind. Diese Alpenrosen befinden sich der vollen
Sonne ausgesetzt und ohne allen Schutz in Haide-
erde. Auf diese Weise gehen sie zwar weniger in
die Höhe, sie verästeln sich aber um desto mehr
und setzen ungemein viel Knospen au. Allerdings
ist es nothwendig, wenn solche heisse und wasser-
lose Sommer, wie der diesjährige, eintreten, sie
täglich 2 bis 4 Stunden lang zu bespritzen.
Auch die Kamcllicnzucht im Freien hat eine
Bedeutung erhalten, da sie bereits einen Raum von
1 Hektare oder 4 Moi-gen einnimmt. Dass man
sie meist durch Niederlegen vermehrt, ist bereits
gesagt. Für Jemand, der diese beliebten Blüthen-
sträucher nur in Gewächshäusern kennt, selbst wenn
er die grossartigen Vermehrungen in Belgien, bei
van Houtte, bei beiden Verschaffelt's u. s. w.,
gesehen hat, macht es einen grossen Eindruck, wenn
man Sträucher, in schönen Pyramiden gezogen, von
18 Fuss Höhe im freien I>aude sieht. Welch' herr-
lichen Anblick muss es erst geben, wenn diese Ka-
mellien in üppigster Blüthenpracht stehen! Es sind
einzelne Exemplare, besonders in der Nähe des
Wohnhauses, vorhanden, welche bereits 30 Jahre
lang an derselben Stelle sich befanden, ohne trotz
der bisweilen eintretenden, wenn auch nur kurze
Zeit dauernden Kälte von selbst 16 Grad R., nur
im Geringsten gelitten zu haben.
Von ausserordentlicher Bedeutung ist in der
neuesten Zeit die Rosenzucht geworden. Ein da-
mit sehr vertrauter Gärtner, Trouillard, dem wir
bereits manche schöne neue Sorte verdanken, steht
derselben als (Joutreniaitre vor und hat einen von
den übrigen Baumschulen abgesonderten Raum. Da
an der Eingangsthür: „Trouillard, Horticulteur" steht,
glaubt man eine selbständige Gärtnerei vor sich zu
haben. Wir haben manche grossartige Rosengärt-
38*
300
nerei gesehen, in dieser Ausdehnung jedoch noch
keine. Leider haben wir vergessen, uns die Grösse
des dazu benutzten Terrains zu notiren. Obwohl
die eigenthche ]51üthenzeit längst vorbei war, fan-
den wir doch grossen Reichthum an blühenden Eoen.
Wie allenthalben in den Baumsehulcn , so herrscht
auch hier eine musterhafte Ordnung. Von Unkraut
sieht man auch nirgends eine Spur, und trotzdem
wird stets noch die Erde gelockert, um der Luft
leichteren Eintritt zu verschaffen. Unter solchen
Umständen darf man sich nicht wundern, nur gute
Stämme zu sehen, die } Zoll im Durchmesser ha-
ben. Wie bei den Obstbäumchen, so standen auch
die Rüseiistämmchen ohne jeden Stock frei und in
ziemlicher Entfernung, so dass keine Pflanze die
andere, weder in der Wurzel, noch in der Krone,
stören konnte. Als Unterlage hatte man bisher nur
Rosa canina benutzt und diese durchaus aus Samen
erzogen. Im 4. Jahre waren sie meist verkaufbar.
Was von den Stämmchen nicht ganz grade und gut
gewachsen ist, wii-d ohne Weiteres weggeworfen.
Seit einigen .fahren wird auch die Manettirose
als Unterlage benutzt. Sie hat den Vorzug, dass
sie ausserordentlich leicht aus Stecklingen wächst
und so auf die rascheste Weise vermehrt werden
kann. Wir haben uns selbst davon überzeugt und
können sie daher in dieser Hinsicht unseren Rosen-
züchtern nicht genug empfehlen. Allerdings muss
erst die Erfahrung gemacht werden, ob sie bei uns
aushält, denn ohne Zweifel ist die Art eine in
Italien wildwachsende Rose. Aus dieser Ursache
haben wir bereits Reiser nach Rerlin in den Gar-
ten des Vereines zur Beförderung des Garteubaues
gesendet, wo Inspektor Bouchö die nöthigen Ver-
suche macheu wird. Was wir bisjetzt als llanetti-
rose in Deutschland gesehen, war eine ganz andere
durch Kultur entstandene Sorte mit nicht sehr ge-
füllten Blüthen. Es mag ungefähr 12 Jahre her
sein, dass diese Rose, wenn wir nicht irren, durch
Rivers in London nach England kam und dort
rasch Ansehen gewann. Dort hat sie Andr^ Le-
roy gefunden und nach Angers gebracht.
Wir haben uns schon früher Mühe gegeben,
den wahren Namen der Art, zu der sie gehört, zu
ergründen unil hatten deshalb vor längerer Zeit an
den damaligen Direktor Manetti in Monza bei
Mailand, wo sie zuerst gefunden und in Anwen-
dung gebracht wurde, geschrieben. Es wurden uns
auch Früchte und Pflanzen dieser nach Manetti :
selbst in der Umgegend von Mailand wildwachsen- j
den Art versprochen; leider erfolgte aber bald da-
rauf in Folge der dortigen Unruhen die Enttarnung
des seitherigen Direktors und so war es uns bisher
nicht möglich, den wahren Namen zu ergründen.
Dass bei so grossem Betriebe die Leroy'schen
Schulen auch grosse Anstrengungen machen müssen,
um die verkauften Pflanzen wiederum durch An-
zucht zu ersetzen, versteht sich von selbst. Man
darf sich deshalb nicht wundern, dass 4U Morgen
nothwendig sind, um Saaten oder sonst neue An-
zucht zu bewerkstelligen. Es ist Grundsatz des
Leroy'schen Etablissements, Alles selbst heranzu-
ziehen und selbst eine Pflanzschule für andere Gärt-
nereien zu sein. Es kann deshalb nicht auffallen,
dass selbst die bedeutendsten Handelsgärtnereien
Frankreichs, wenn sie selbst den Anforderungen
i nicht nachkommen können, ihren Bedarf aus An-
: gers beziehen. P'rotz des fortdauernden Bürger-
krieges in Amerika gehen fortwährend grosse Sen-
dungen dahin ab. Ausserdem werden beträchtliche
Mengen an Forstpflanzen in die verschiedenen De-
partements Frankreichs verkauft, um daselbst dazu
zu dienen, holzlose Gegenden von Neuem zu be-
walden. Bekanntlich hat mau in Frankreich in der
neuesten Zeit eingesehen, welche grossen Nachtheile
I die unverantwortlichen Verwüstungen der Wälder
hervorgebracht haben.
j Bei der Betrachtung des Einzelnen wenden wir
j uus zuerst zu den Koniferen. Unter diesem Namen
' begreifen wir auch die Arten, bei denen nicht Zapfen,
sondern Beeren vorhanden sind, da man sich ein-
mal an diese Benennung gewöhnt hat. Es kommt
häufig in der Wissenschaft und auch im gewöhnli-
chen Leben vor, dass ein Name, der im Anfange
sehr bezeichnend war, mit der Zeit und mit der
Entwickelung der Wissenschaft gar nicht mehr
passend ist, wenn man seine Bedeutung festhält.
Die Sammlung der Koniferen ist ausserordentlich
reich. Da von den meisten Arten bereits grosse
Exemplare, sehr oft in Blüthen- und Fruchtzustand,
vorhanden waren, so vermochte man auch umfas-
sendere Studien in Betreff des relativen Werthes
der in den Gärten kultivirten Arten zu machen,
zumal der freundliche Besitzer uns allenthalben er-
laubte, zur LTutersuchung nicht allein, sondern auch
für das Herbar, die nöthigen Theile abzuschneiden
und letztere sogar zur weiteren Forschung nach
Berlin weiter expedirte. Doch verfehlen wir auch
nicht, dem Direktor des botanischen Gartens, Bo-
reau, hier den verbindlichsten Dank auszusprechen,
dass er uus mit grosser Freundlichkeit während
unserer Anwesenheit die Benutzung seiner Biblio-
thek gestattete.
Ausserordentlich reich waren die Kiefern ver-
treten, nicht allein die Arten, welche bei uns im
Freien fortkommen, auch sänimthche der Mittel-
meerläuder, Kaliforniens und zum Theil Mexikos.
Wie ganz anders boten sich die hier befindlichen
Arten den Blicken dar, als in den engen Räumen
des Gewächshauses. Grade aber die Kiefern haben
301
in ihrem Habitus sichere Merkmale, als sie sonst
allein die Zapfen zu geben vermögen. Jedermann
weiss, wie Pinus maritima und Laricio oft
einander nähern, auch in den Zapfen, so dass beide
Ai-ten ganz gewöhnlich, selbst von Botanikern ver-
wechselt werden. P. Laricio hat aber blendend-
weisse Knospentriebe, P. maritima hingegen röth-
liche. Daran könnten beide Arten selir leicht er-
kannt werden. Von Interesse war Pinus palu-
stris mit einer Höhe von einigen und 20 Fuss;
damit verliert sie allerdings ihre Schönheit und
möchte darin selbst manchen Formen der Meer-
sti-andskiefer nachstehen. Reizend nimmt sich da-
gegen in allen Grössen Pinus insignis aus, eine
Art, welche ihren Beinamen verdient. Pinus Aya-
cahuite, Hartwegii, filifolia, Montezumae,
macrocarpa, Fremontiana, Llaveana u.a.m.
sah ich zum ersten Mal in dieser Grösse im Freien.
Wie ganz anders nahm sich ferner hier Abi es
Morinda mit ihren dicht stehenden Nadeln aus,
als wir sie bei uns im Freien zu sehen gewöhnt
sind. Die japanische, bei uns noch seltene Abies
Jezoensis verdient wegen ihrer Schönheit eben-
falls unsere volle Beachtung. Die schönsten aller
Tannen sind und bleiben aber Abies spectabilis
und Pindrow, welche beide aber doch so ähnlich
aussehen, dass sie nur schwierig zu unterscheiden
sind. Leider hatte nur die erstere Zapfen, um ver-
gleichende Untersuchungen machen zu können. Wie
reizend nahmen sich Exemplare mit aufrecht ste-
henden grossen Zapfen aus! Dasselbe galt auch
von A. Nordmanniana.
Um den Reichthum an hier kultivirten Kiefern
und Tannen erkennen zu lassen, will ich nur noch
bemerken, dass 70 verschiedene Arten und Abarten
der ersteren und 40 der letztern sich in Angers
vorfinden. Manche der Leser dürfte es auch inte-
ressiren, dass ziemhch hohe Flxemplare der Arau-
caria brasiliensis im Freien vorhanden sind.
Auch von Sciadopitys verticillata, der japani-
schen Schirmtanne, welche ohnlängst erst durch
Siebold eingeführt wurde, sah ich Pflanzen, wel-
che bereits einen Begriff von der Schönheit dieser
Konifere geben. Leider möchte sie, wenigstens
bei uns im Norden Deutschlands, nicht im Winter
im Freien aushalten.
Von Cedern und Lärchen sind alle Sorten
und Formen vertreten, welche man bis jetzt in den
Gärten kennt. Die alte bekannte Ceder des Liba-
non ist unbedingt die am wenigsten schöne und
steht namentlich der des Himalaya (Cedrus Deo-
dara) nach. Von dieser besitzt Leroy ö Abarten,
von denen die mit freudig-grünen und die mit blau-
grünen Nadeln besonders schön erscheinen. Beide
Abarten neben einander gepflanzt bieten einen rei-
I zenden Anblick dar. Freilich muss man auch Exem-
plare haben, wie sie in den Baumschulen zu An-
gers geboten werden. Unter den Lärchen verdient
die neue Larix Kaempferi, die man neuerdings
mit LTnrecht als den Tyj)us eines neuen Genus
j betrachtet, Pseudolarix genannt, Beachtung.
Unter den Taxodien, Sequojen und Cryp-
tomerien gibt es manches Schöne, auf das ich
ebenfalls aufmerksam machen will. Cryptomeria
japonica, mit der Form Lobbii, verdient gar
keine Beachtung und ist eine der schlechtesten Ak-
quisitionen, welche mau aus Japan gemacht hat;
doch kultivirt man in Angers eine zweite Form mit
dem Beinamen viridis, die noch eher zu empfeh-
len ist. Dass Glypto streb US heterophy Uns
gar nichts weiter ist, als eine niedrigbleibende und
alsbald zapfenliervorbringende Form des Taxodium
siuense, davon habe ich mich hier hinlänglich über-
zeugt; es fällt demnach nicht allein das Genus,
auch die Art. Wiederum ein Beispiel, wohin es
führt, wenn man Genera nur auf Blüthen- und
Fruchtbau gründen will. Von den beiden Formen
der Sequoja sempervirens verdient die breitblättrige
mehr empfohlen zu werden.
LTnter den Cy pressen waren stattliche Exem-
plare in Blüthe und Frucht vorhanden, so dass
man wohl im Stande war, in Betreff der neueren
seit wenigen Jahren in den Handel gebrachten Ar-
ten wegen ihrer Stellung im Systeme umfassende
Studien zu machen. Nicht weniger als 26 Arten
und Abarten genannten Geschlechtes werden In
Angers im Freien kultivirt, dagegen 41 Wachhol-
der-Formen. Unter den Lebensbäumen des Occi-
dentes verdienen einige Beachtung, welche im äus-
seren Ansehen zu denen des Orientes zu gehören
scheinen und deshalb leicht zu Verwechslungen An-
lass geben können. Es gilt dieses von Thuja as-
plenifolia und sibirica, welche wir bei uns nur nach
kleinen Exemplaren in Töpfen kannten, wo sie
von dem Habitus gar keinen Begriff geben.
Reizend nahmen sich die beiden Cephalo-
taxen aus, da die buschigen Exemplare in der
Regel mit Früchten übersäet waren. Dass Tor-
reya nucifera wahrscheinlich keine Art, sondern
vielmehr ein in Form der Cypressen gebauter Podo-
carpus coriaceus ist, scheint ziemlich sicher zu sein,
zumal bisweilen die unteren Aeste sich wie bei der
zuletzt genannten Pflanze gestalten.
Dass unter den Gehölzen diejenigen mit immer-
grünen Blättern mit Vorliebe gezogen werden, geht
schon aus dem früher Gesagten hervor. Nicht we-
niger als 500 und einige Arten und Abarten so
wie Formen werden kultivirt. Darunter sind noch
keineswegs die baumartigen Magnolien und alle die
Pflanzen, welche man zu denen für Haideboden
302
rechnet, inbegrifFen, denn von den letztern, welche
in dem Verzeichnisse eine besondere Abtheilung
machen, sind ebenfalls 200 Nummern vorhanden.
Unter den ersteren verdienen die II ex- Arten mit
ihren Formen vor Allem berücksichtigt zu werden.
Hier sielit man erst bei baumaitig gezogenen Exem-
plaren von 8 bis IG Fuss Höhe, wie viele der For-
men sich reizend ausnehmen. Die Zahl derselben
beträgt aber auch, einschliesslich der reinen Arten,
nicht weniger als 76. Unter den immergrünen Ge-
hölzen finden sich jedoch mehrfach solche, welche
wir nicht darunter zu suchen gewöhnt sind, obwohl
jnan sie doch sti-eng genommen dazu rechnen müsste:
so unter Anderem die Bambusa-Arten und Yukken.
Wie sehr müssen wir im Nordosten Deutschlands
bedauern, dass beide bei uns im Freien nur zum
Theil und unter den günstigsten Verhältnissen ge-
deihen wollen.
Dass auch die Zahl der Gehölze mit abfallen-
den Blättern sehr bedeutend sein muss, kann man
sich wohl denken. Als baumartig werden über 700,
als strauchartig über 60(1 angegeben. Von gros-
sem Interesse waren mir die Kernobstgehölze
aus Japan, welche neuerdings durch Siebold ein-
geführt sind. Mit Ausnahme der Pirus Toringo,
welche zuerst von uns in den Anualen des Leide-
ner Herbars beschrieben wurde, sind es nur For-
men der P. prunifolia und baccata, welche wir
zum Theil sogar schon früher in den Gärten kul-
tivirten. Die in Südeuropa wild wachsenden Birn-
sorten, welche in schönen Exemplaren sich in der
Sammlung der L er oy 'sehen Baumschulen befanden,
überzeugten uns noch mehr, dass selbige wohl einer
und derselben ursprünglichen Art angehören, wel-
che aus dem Oriente gekommen ist und in Europa
verwilderte. Ob aber nicht noch eine zweite Art
existirt, welche ursprünglich in China zu Hause ist,
möchte noch näher untersucht werden müssen. Dass
Decaisne in seiner Abhandlung über die Species
sagt, aus Samen einer Birn alle bis jetzt kultivir-
ten Formen hinsichtlich der Gestalt der Blätter und
Früchte erhalten zu haben und auch wirklich, wie
wir uns überzeugt haben, erhalten hat, streitet kei-
neswegs gegen die Existenz zweier ursprünglichen
Arten, da wir zur Genüge wissen, dass Blendlinge,
und als solche sind wohl die meisten unserer kul-
tivirten Birnen zu betrachten, bei Aussaaten sehr
oft Exemplare beider Arten, aus denen sie entstan-
den sind, geben. Wir wissen selbst, dass bei Cy-
tisus Adami, ein BlendHng des C. Laburnum und
purpureus, an einem und demselben Zweige Knos-
pen beider Arten oft sich entwickeln.
Eeich ist die Sammlung au Mespilus- (Cratae-
gus-), an Spiraea-, Philadelphus-, Cotoneaster-, Ei-
bes-Arten u. s. w. Sehr hübsch nahmen sich be-
sonders die kleinblättrigen Zwergmispeln fCotoue-
aster) des Himalaya aus, von denen sich jedoch die
Zahl echter Arten auf 2 beschränken möchte. Co-
toneaster denticu latus Humb. ist ein Sorbus,
der in die Nähe von S. Chamaemespiku ge-
bracht werden muss und ein zur Zeit der Frucht-
reife sehr zu empfehlender Strauch ist. Es scheint
fast auch, als wenn einige der von Humboldt in
Amerika entdeckten Arten von Ribes nichts weiter,
als Formen des R. sanguineum seien; es gilt dieses
z. B. von E. malvaefolium. Spätere Untersu-
chungen werden dieses lehren.
Unter den Bäumen nahmen vor AUem die
Eichen unsere Aufmerksamkeit um so mehr in
Anspruch, als sie zum Theil Früchte hatten. Dass
aber auch diese nicht immer sichere Merkmale' ge-
ben, davon hatten wir luis früher schon überzeugt
und überzeugten uns von Neuem jetzt. Was die
amerikanischen Arten anbelangt, so geben hier das
äussere Ansehen und vor Allem die Beschaffenheit
der Rinde und des Stannnes sichere Merkmale.
Aus China war auch die, wie es scheint, noch nicht
beschriebene Eiche vorhanden, auf welcher die
Raupe des Eichenseidenspinners lebt. Wir machen
besonders darauf aufmerksam, als sie sonst, so viel
uns wenigstens bekannt ist, sich nicht in Kultur
befindet.
Bei dieser Gelegenheit sei es uns erlaubt, über
unsere europäischen Eichen mit abfallenden Blättern
einige Worte zu sagen. Vielleicht besitzen wir nur
4 gute Arten, von denen Quere us pe du neu lata
am meisten verbreitet zu sein scheint und auch hin-
sichtlich der Blatt- und Fruchtformen grossen Ver-
änderungen unterworfen ist. In der Nähe von An-
gers sah ich Formen, wo die Früchte fast ebenso
sitzend waren, wie bei Q. sessiliflora; umgekehrt
beobachtete ich früher Bäume der letzteren mit
mehr oder weniger gestielte^i Früchten. Es müssen
noch umfassende Studien, aber nicht in Büchern
und Herbarien, sondern in der freien Natur und
mit Aussaat- Versuchen gemacht werden, ehe es uns
gelingt, diese beiden bestimmt vorhandenen Arten
durch durchgreifende Merkmale zu unterscheiden.
In der Nähe von Angers wächst auch ein einzeln
stehender Baum der Quercus pedunculata mit so
grossen Früchten , d9,ss diese kaum von denen der
nordamerikanischen Quercus macrocarpa zu unter-
scheiden waren. Ferner beobachtete ich in der
Nähe der Küste des Atlantischen Meeres, mitten
in den Wäldern der Meerstrandskiefer, des erst seit
wenigen Jahren entstandenen Seebades Arcachon,
ohnweit Bordeaux, 2 deutlich zu unterscheidende
Eichen, wo die eine schmale und oben abgerundete,
die andere kurze, dicke, oben abgestutzte Früchte
besass.
303
Wir gehen zu den Fruchtbäumen über, wo die
Birnbäume den ersten Eang einnehmen. Jährlich
■werden nicht weniger als 100,000 Pyramiden ver-
kauft. Von diesen sind nicht weniger als i auf
Quitte veredelt. Spalierbäume und Hochstämme
werden im Verhältniss nur sehr wenige herangezo-
gen, da die Nachfrage ausserordentlich gering ist.
Interessant möchte es sein, zu wissen, welche Sor-
ten am meisten verlangt werden? Da ist es denn
merkwürdig, dass es nur 7 Sorten sind, wogegen
der Bedarf an den übrigen Sorten kaum nen-
nenswerth ist; diese 7 Sorten sind: Bon chr^tien
William, Duchesse d'Angoulöme, Doyenne
d'hiver, Bonne Louise d'Avranches, Beurr^
d'Amanlis, Beurr^ Diel und Beurrt^ d'Arem-
berg. Von jeder dieser werden im Durchschnitte
jährlich 20-, je von der einen oder andern biswei-
len sogar 30-, ja 40,000 Exemplare verlangt, wäh-
rend alle übrigen zu höchstens 1000 Exemplaren ab-
gegeben werden.
Aepfelbäume werden fast nur als Hochstämme
verkauft. Zu diesem Zwecke werden die 2 Jahr
alten Wildlinge im August, auch wohl im Juli,
okulirt; was nicht kommt, wird im nächsten Früh-
jahre kopulirt. Ein Mann veredelt in einer Stunde
100 Stämmcheu, während 2 nothwendig sind, um
das Auge zu befestigen. Während es bei uns Sitte
ist, die Seitenzweige an den Stämmchen alsbald
heriinterzuschneiden, um einen graden Stamm her-
anzuziehen, lässt man in Angers die Zweige bis
in den Herbst, ja wenn der Stamm nicht genug
erkräftigt ist, bis in das nächste Jahr stehen. Man
geht von dem richtigen Grundsatz aus, dass die
Blätter an den Zweigen zur Erstäi-kung des Stam-
mes beitragen. Die durch das Abschneiden stär-
kerer Zweige am Stamme entstehenden Wunden
verwachsen sehr bald und sind schon zeitig nicht
mehr sichtbar. Solche herangezogene Stämme ha-
ben im dritten Jahre, wo sie verkauft werden,
3 Fuss über dem Boden einen Umfang von 4^
und 5 Zoll. Viele Tausende, in gehöriger Entfer-
nung, so dass die Kronen sich nicht gegenseitig
im Wachsthume genirten und kerzengrade zu se-
hen, machten auf uns einen sehr erfreulichen Ein-
druck. Im Durchschnitt werden 15,000 Stämme
auf die Hektare, also ungefähr 4000 auf den Mor-
gen, gepflanzt. Dass unter solchen Verhältnissen
von keinem Stab zur Unterstützung der Stämmchen
die Eede sein kann, versteht sich von selbst. Man
sieht auch so sehr darauf, nur gute Stämme in den
Handel zu bringen, dass jährlich nicht weniger als
50,000 Stämme von Aepfeln, Birnen, Pflaumen u.
s. w. heraupgerisseu und verbrannt werden. Und
•doch beträgt der Kostenpreis für den Stamm, mit
jeder beliebigen Sorte veredelt, nur 1 Frank mit
20 Prozent Rabatt für den Wiederverkäufer.
Die Zahl der Sorten Aepfel, welche verlangt
werden, ist grösser, die der einzelnen verkauften
Exemplare um ein Drittel oder auch um die Hälfte
geringer, als bei den Birnen. Viele werden zur
Bereitung von Apfelwein benutzt, der in Frankreich
fast noch mehr als am Rhein und in W^ürttemberg
bereitet wird. Die am häufigsten verlangten Sor-
ten sind: Calville blanc, Reinette d'Angle-
terre, de Canada, franche, de Bretagne, de
Caux, grise und pepin, so wie Pomme d'Api,
Calville rouge, Doux d'argent. Imperial und
Court pendu.
Alle 3 Jahre wird abgeräumt und 2 mal hinter-
einander wird dasselbe Feld benutzt. Darauf kommt
6 Jahre Getreide, um den Acker wiederum für
Obstbaumzucht passend zu machen. Um auf jeden
Fall zuträglichen Boden zu haben, wird einige
Stunden von Angers für die Hochstammzucht übei-
haupt ein thonhaltiger Kalkboden gepachtet, da man
die Erfahrung gemacht hat, dass sowohl Aepfel, als
Pflaumen und Aprikosen auf diesem am besten ge-
deihen. Birnen dagegen wachsen in einem thonig-
kieseligen Boden am besten, als welcher der ver-
witterte Dachschiefer in der nächsten Nähe von
Angers zu betrachten ist.
Während man zu den Hochstämmen der Aepfel
Wildlinge nimmt, so bedient man sich zu der Un-
terlage für Kordon und Strauchform des Paradis-
Apfels und des Daucins. Beide machen bekannt-
lich Ausläufer und haben ein rasches Wachsthum,
dauern aber allerdings nicht so lange. Bei den ge-
nannten beiden Formen kommt es vor Allem dar-
auf an, rasch Resultate zu erzielen, welche mau
auch auf diese Weise erlangt.
Seit einigen Jahren hat auch die Anzucht des
Steinobstes bedeutende Fortschritte gemacht. Den
Pflaumenbaum benutzt man fast allgemein als Un-
terlage für Pfirsiche und Aprikosen. Pflauraen-
stämme hat man im Durchschnitt gegen G0,000,
Aprikosen hingegen gegen 48,000 Stämmchen Vor-
rath. Die Pfirsiche wird nicht als Hochstamm ge-
zogen; von ihnen sind in der Regel gegen 15,000
Exemplare vorhanden. Wildlinge von Aprikosen
haben ein schlechtes Ansehen, tragen aber im
Durchschnitte reichlicher. Da die Pflaumen ebenfalls
zum Theil schlecht wachsen, veredelt man sie dop-
pelt und nimmt eine bekannte gutwachsende Sorte
als Zwischenstamm, dem man eine beliebige gute
Frucht aufsetzt. Auch bei den Kirschen weicht
man in sofern von der gewöhnlichen Weise ab, als
sie nicht in der Nähe der Wurzel, sondern oben an
der Krone veredelt werden. Gute Kirschen haben
nämlich in Angers die Eigenthümlichkeit, dass sie
nie gute Stämme geben.
304
Es kann bei dieser grossartigen Anzucht nicht
auffallen, dass alljährlich auch ein grosses Terrain
in Angriff genommen werden muss, um die nöthi-
gen Unterlagen für die Edelstäuime zu geben. Im
Durchschnitt werden deshalb nicht weniger als 120
Morgen dazu in Angriff genommen und gehörig in
Stand gesetzt.
Ganz besonders ist noch die Ordnung und Rein-
lichkeit hervorzuheben, welche auf den Grundstücken
sich ausspricht. Nirgends sielit man auch nur das
geringste Unkraut, das leider in vielen Baumschu-
len nur zn häufig die Anpflanzungen in hohem
Grade beeinträchtigt. Ausserdem wird aber auch
der Boden einige mal im Jahre gelockert, damit
die atmosphärische Luft um desto besser in den
Boden eindringen kann.
Wenn man sich fragt, auf welche Weise in
doch vcrhältnissmässig kurzer Zeit • — ■ denn, wenn
auch nicht die Gründung, so beginnt doch die Be-
deutung des Etablissements erst seit dem Jahre
1820, wo es der jetzige Besitzer übernahm — es
einen solchen Aufschwung erhalten hat, dass es
einzig iu seiner Art dasteht, so liegt allerdings der
erste Grund in der Intelligenz des letzteren selbst,
dass er vor Allem verstand, wo Bedürfnisse waren,
diese zu seinem Nutzen auszubeuten, und wo sie
nicht vorhanden, selbige hervorzurufen. In seiner
Jugend hatte er einen grossen Einfluss auf die Ent-
wicklung der bildenden Gartenkunst in seinem Va-
terlande; es scheint sogar, dass er den Anfang zu
dem Umschwünge, der sich in den letzten Jahrze-
henden kund gegeben, gemacht. Man sagt, dass er
viele Hunderte von Plänen entworfen inid zum Theil
ausgeführt habe.
Nächstdem sind es aber 2 Dinge, welche ihn
sehr unterstützten : musterhafte Ordnung in den
Baumschulen und Wohlt'eilheit der aus ihnen in
den Handel gebrachten Pflanzen. Er konnte und
musste mit Massen auftreten, um mit Jedem zu
konkurriren. 8 und für den Wiederverkäufer 6
Groschen für jeden Obststamm oder jede Baurarose
bei vorzüglicher Waare, wie man sie selten findet,
ist ein Preis, wie ihn nicht Jeder, der nur in be-
schränktem Maasse heranzieht, liefern kann.
In dem Bewusstsein, nur vorzügliche Waare
geliefert zu haben, verlangt der Besitzer bei jeder
Beschwerde, dass ihm die Gegenstände zurückge-
sendet werden möchten. Ist die Beschwerde ge-
recht gewesen, so hat der betreffende Obergärtuer
oder Contremaitre für den Schaden zu stehen. In
dieser musterhaften Oiganisirung liegt aber endlich
auch ein Grund von der Blüthe des Geschäftes.
26 Obergärtner theilen sich in die Arbeiten; .Teder
ist in dem, was ihm zugewiesen, unabhängig und
disponirt so selbständig über das ihm Untergebene,
als sei es sein Eigenthum. Leroy selbst beküm-
mert sich um das Einzelne nicht im Geringsten;
wo er etwas gegen die Ordnung findet, hält er
sich an den betreffenden Obergärtner, die er frei-
lich, wie auch die übrigen Arbeiter, sehr gut be-
zahlt und überhaupt an sich zu fesseln sucht,
.leder Obergärtner besitzt in seinem Sprengel eine
gute Wohnung. Leroy selbst hat sich das Ganze
vorbehalten; sein Geist regiert, lenkt und gibt neue
Impulse. Kräftig unterstützt wird er von den Ge-
brüdern Baptiste und Henry Des p ort es, die
er sich selbst erst herangebildet.
So blüht und grünt diese Gärtnerei und trägt
weithin ihre Früchte.
Die
moderne Anlage des (Jarteiis am Hanse
nnd der städtischen Villa.
Ein praktisches Ilandbucli für Gartenbesitzer, Bau-Unternehmer,
Architekten unfl Gärtner, erläutert durch 24 l'eiu kolorirte
Gartenpläne nebst Detailzcichnungen, bearbeitet von
IL S. Neumniin,
Köiiigl. Preuss. Hofgartner und Bauführer auf Schloss Albrcchtsber^ bei
Dresden u. s. w.
Von diesem Werke ist uns soeben das erste
Heft zugegangen, das sich von vornherein durch
seine schöne Ausstattung empfiehlt. Wir sahen
demselben um so lieber entgegen, weil es eine
Lücke in der Garten-Literatur ausfüllen hilft, die
freilich erst in der neuern Zeit recht merklich ge-
worden ist. Denn erst in der neuern Zeit ist der
Garten, d. h. der l'Jumengarten aus dem Begriffe
des Luxus-Artikels herausgetreten und Bedürfniss-
Artikel geworden; erst in der neueren Zeit haben
die Kommunen, so wie die einzelnen Besitzer ein-
gesehen, dass Jedermann ein Anrecht habe auf den
Genuss eines Gartens. Und diesem Bedürfnisse
entsprechend sind die vielfachen städtischen Anla-
gen entstanden und von Seiten der Bau-Unterneh-
mer immer mehr das Gesetz befolgt worden, einen
Raum vor dem Hause zur Anlage kleiner Gärten
zu benutzen.
Diesen Bau-Unternehmern tritt nun der Verfas-
ser mit dem reichen Schatze seiner Erfahrungen
zur Seite, indem er zeigt, dass hier zwar das Nütz-
lichkeitsprinzip massgebend ist, und dass das Gärt-
chen sich ganz und gar den Bedürfnissen des Hau-
ses anzupassen hat, dass man aber selbst unter sehr
ungünstigen Verhältnissen dem Schönen Rechnung
tragen kann.
Eine eingehendere Besprechung behalten wir
uns für eine der nächsten Nummern vor.
Verlag von Karl Wiegaudt in Berliu,
KoromaDdantcD Strasse No. G2.
Druck der C. Feiste r 'sehen Buchdruckerei iu Berliu,
ZietenPlatz No. 2.
Woehensehrift
des
Vereines zur Beförderuiisf des (ilartenbanes in den Köni§;l. Prenssischen Staaten
für
Ciärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
Fr-ofessor Dr. Karl Ivocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 39.
Berlin, den 1. October
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel . als auch frauco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Inhalt: 443. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 25. September. — Der Spargelkäfer, der Enger-
ling und der Maulwurf im Spargelbeete. Vortrag, gehalten von Dr. Gockscli in Görlitz. — Paris und seine Anlagen.
Keiseberieht. — Bericht über die vierte Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter in Görlitz.
443. Vcrsaiiiiiiliiiig
des Vereines zur Befönlcriiiig des Gartenbaues,
am 25. September.
Da der Geh. Ober-Kegieniiigsrath Kuerk durch
Unwohlsein verhindert war, zu erscheinen, so über-
nahm Professor Braun den Vorsitz. Das Protokoll
verlas Inspektor Bouch^ an Stelle des noch ab-
wesenden General -Sekretärs. Bei Erwähnung der
von dem Kunst- und Handelsgärtner Krüger iu
Lübbenau der vorigen Versammlung eingesendeten
Gurkeiipflanzeu erklärte der Geh. Regierungsrath
Heyder, dass er die von Krüger gen)aclite Be-
hauptung über das gesunde Verhalten der W^urzel
bei tiefster Krankheit des oberen Theiles der Gur-
kenpflanzen durch die Angaben vieler Erfurter
Gärtner, die über dasselbe Uebel klagten, vollstän-
dig bestätigt gefunden habe.
Darauf eröffnete Professor Braun, dass der
Verein wiederum den Verlust eines seiner treuesten
und ältesten Anhänger zu beklagen habe. Der
herzogliche Garten -Inspektor zu Wörlitz, Gott-
lieb Ludwig Schoch, ist nämlich am 29. August
in einem Alter von 70| Jahren nach einem Leben
voller Thätigkeit, aber auch voller Erfolge, gestor-
ben. Er wurde am 2G. Februar 1794 in Wörlitz
geboren, erlernte die Gärtnerei im Louisium bei
Dessau unter dem Hofgärtner Eyserbeck, ging
dann später in den Königlichen Garten zu Char-
lotteuburg als Gehülfe und von da nach Friedrichs-
felde bei Berlin in den Garten der Fürstin von
Holstein-Bek. Im Jahre 1814 kehrte er nach
W^örlitz zurück, wo er am 1. Mai als Hülfsgärtner
bei seinem Vater angestellt wurde. 1817 kam er
als Hofgärtner nach dem Louisium und 1 826 den
1. September nach Wörlitz, wo er fast volle 38
Jahre als herzoglicher Garten-Inspektor gewirkt und
geschaffen hat. Ihm wurde noch die Freude zu
Theil, am 1. Mai dieses Jahres sein 50-jähriges
Dienstjubiläum zu feiern, wo er von nah und fern
zahlreiche Beweise der Liebe und des Wohlwollens
erhielt. Der regierende Herzog von Anhalt-Dessau,
dem er 47 Jahre hindurch treu gedient, überreichte
ihm an diesem Tage eigenhändig die grosse gol-
dene Medaille für Verdienst und Wissenschaft. Der
Verewigte gehörte dem Vereine als Ehrenmitglied
seit dessen Gründung an und Alle, die ihn ge-
kannt und sein Schöpfen und Wirken im Park zu
Wörlitz gesehen, werden ihm ein treues Andenken
bewahren. Zu seinem Nachfolger ist bereits der
Sohn, der bisher in Dessau gewesen, vom Herzog
ernannt worden, was uns eine Bürgschaft sein kann
für das weitere Gedeihen des herrlichen Wörlitzer
Parkes.
Noch einen anderen Verlust hat die Gärtnerwelt
zu beklagen; der Ehren -Präsident der botanischen
Gesellschaft in Belgien, Jean Kickx, Professor
an der Universität zu Gent, Kitter des Leopold-
Ordens und Mitglied der belgischen Akademie der
Wissenschaften, ist in einem Alter von Gl Jahren
am 1. September verschieden.
39
S06
Noch andere Nachrichten waren vom Auslande
her eingelaufen. 80 hatte der General -Seki-etär,
Professor Koch, wiederum einen längeren Bericht
über die Verschönerungen in den Provinzen Frank-
reichs eingesendet, welcher der Versammlung vor-
gelesen wurde und als besonderer Aufsatz veröffent-
licht werden wird.
Auch das Programm für die Ausstellung, die
im Frühjahre 18G5 in Amsterdam stattfinden wird,
war eingegangen. Dasselbe ist allerdings erst in
holländischer Sprache abgefasst und der Tag der
Eröffnung noch nicht festgesetzt. Einstweilen ist
die Mitte des Monats April als die passendste Zeit
in Aussicht genommen. Die bestiminte Anzeige
der Daten der Eröffnung und des Schlusses wer-
den wohl erst in dem französischen Programme,
das nächstens erscheint, angegeben werden.
Ferner hatte der Verein für Gartenkultur und
Botanik in Köln ein Programm für die vom 2. bis
incl. !>. Oktober stattfindende Ausstellung eingesen-
det. Der Verein hat für bestimmte Bewerbungen,
die in 21 Punkten stattfinden können, 42 bilberne"
und bronzene Medaillen ausgesetzt, ausserdem aber
noch 20 derselben den Preisrichtern zur Verfügung
gestellt.
Auch der schlesische Central- Verein für Gärtner
und Gartenfreunde veranstaltet eine Ausstellung von
Früchten, Gemüsen, Blumen und Pflanzen, über-
haupt allen Garten- und Feld -Erzeugnissen, und
zwar in den Tagen vom 9. bis incl. 11. Oktober.
Fast zu gleicher Zeit (vom 8. bis incl. 10. Oktober)
findet eine Ausstellung in Frankfurt a. 0. von Sei-
ten des dortigen Gartenbau-Vereines statt.
Nachdem Inspektor Boueh^ die Programme
den Mitgliedern mit einer Einladung zur Betheili-
gung vorgelegt, wandte sich derselbe zu einer Be-
sprechung der ausgestellten Pflanzen, von denen
wir erstens aus einer Gruppe blühender Pflanzen
des botanischen Gartens hervorheben: Chaenestes
lanceolata mit schönen scharlachrothen Blumen; Li-
siauthus Russelianus, Aphelandra micans, Lobelia
discolor, welche viele Jahre hindurch aus den Gär-
ten verschwunden zu sein schien und Conradia flo-
ribunda (Gesnera libanensis). Peperomia cJaytonioi-
des Kth et Bch^, welche durch Schomburgk aus
dem englischen Guiana eingeführt wurde, hat eine
Knolle, verliert im Herbste die Blätter und niuss
ziemlich trocken gehalten werden; Dombeya Ery-
throxylon (Melbania Erythroxylon), eine hübsche
Büttnerlacce, die fast das ganze Jahr hindurch,
selbst im "Winter ihre grossen weissen Blüthen ent-
faltet, und ciuilich ein Physurus querceticola in sehr
kräftigem Exemplare. Von Chaenestes lanceolata
bemerkte Referent, dass er sonst die Pflanze im
Warmhause kultivirt habe, wobei sie aber nur sel-
ten und wenig Blüthen entwickelte ; seit einem
Jahre überwintere er sie bei 5 — 8" und stelle sie
im Sommer in's Fi-eie, wo alsdann jeder Steckling
im August und September reichlich blühe. Hin-
sichtlich der Gattung Lisianthus empfahl Inspektor
Bouchi' den Gärtnern sehr, sich die Kultur dieses
Strauches angelegen sein zu lassen, da viele Arten
derselben sich zu Gruppen- , ja zu Marktpflanzen
bestimmt eignen dürften. Obgleich Lisianthus da-
turoides und iraperialis, deren Blumen scharlachroth
inid an den Einschnitten gelblieh sind, schon oft
als Samen in Europa eingeführt worden sind, so
hat es doch nicht gelingen wollen, die daraus ei'-
zogenen Pflanzen bis zur Blüthe zu erhalten. Dies
darf jedoch durchaus nicht abschrecken, diese Kultur
immer wieder aufzunehmen, denn wir haben Bei-
spiele genug von Pflanzen, die viele Jahre hindurch
mit derselben Beharrlichkeit dem Züchter trotzten
und jetzt, da man ihre Kultur kennt, zu unseren
weitverbreitetsten Zierpflanzen gehören.
Vom Versuchsfelde des Vereines waren wiede-
rum Gemüse aus spanischen Sämereien ausgelegt.
Der schon früher vorgezeigte, gesclilitztblättrige
Baumkohl liess noch keine bessern Eigenschaften
als Gemüse wahrnehmen. Auch W^irsingkohl war
von unserm gewöhnlichen nicht zu luiterscheiden;
eine Sorte des Grünkohls dürfte sogar dem unsri-
gen nachstehen, weil seine Blätter zu wenig ge-
kraust sind und wenig entwickelte Blattmasse haben.
Dahingegen ist eine krause Endivien-Sorte sehr zu
empfehlen, indem sie sich durch bedeutende Grösse
und Kräuselung der Blätter auszeichnet und viel-
leicht noch besser, als die Moos-Endivie sein möchte.
Von besonderer Wichtigkeit war eine Aufstel-
lung abgeschnittener Dahlien von Pomp hin in
Friedrichswalde bei Joachimsthal. Dieser Züchter
hatte eine Reihe Blumen von einem ganz eigen-
thümlichen Baue, der die allgemeinste Anerkennung
fand, geliefert. Die Grundform der Blume ist der
Kugelbau in seiner schönsten Vollkommenheit. An- J
statt dass nun aber die einzelnen Stralilenblütlichen 1
eine Kugel aus dicht aneinander gedrängten oflenen
Zellen bilden, war hier der Rand jedes einzelnen
Blüthchens so gefaltet, dass dasselbe wie eine
Schuppe erschien; dadurch erhielt die Blume ein
Ansehen, das wir mit nichts Anderem zu verglei-
chen wissen, als mit der Form der Trüftaud'schen
Päonienaster. Unzweifelhaft verdienen diese Züch-
tungen als ein Fortschritt in der Dahlienkultiu'
allen Liebhabern dieser Gruppe empfohlen zu
werden.
Eine zweite Sammlung von Sämlingen hatte
Hofgärtner Altmann in Gusow bei Selow einge-
sendet; sie enthielt auch mehre sehr schöne Muster-
blumen. Vor Allem zog aber Vanda Lowii (Rhe-
307
nauthera Lowü), die in eiuem 4 Fiiss hohen Exem-
plare vom Obergärtuer ]$oese (^Kümmerzienr. Rei-
cheuheim) ausgestellt war, die Aufmerksamkeit
der Anwesenden auf sich. Zwei Blüthenstiele, jeder
von 1), Fuss Länge, trugen je 25 der eigenthüm-
lichen, bald braunen, bald gelben Blüthen; von
ihnen besitzen jedoch nur die gelben einen zwar
nicht angenehmen, aber doch sehr starken Geruch,
wogegen die brauneu Blüthen in demselben Alter
und demselben Stadium der Eutwickelung ganz ge-
ruchlos bleiben.
Baumschulbesitzer Lorberg übergab eine An-
zahl Zweige mit monströsen Birnen. Der noch
junge Baum hat in diesem Jahre nur monströse
Früchte gebracht, die im Geschmacke ziemlich den
anderen Birnen gleichen, allein in der Gestalt voll-
ständig abweichen. Diese Erscheinung war auch
schon früher bekannt (s. Jahrg. 1863, p. 315), nur
in solcher Allgemeinheit, wie an dem hier erwähn-
ten Beispiele, noch nicht beobachtet worden.
Au die Erklärung dieser Missbildung, die als
die Durchwachsung der Blüthenachse und nochma-
lige Blüthenbildung in einer nicht ganz entwickel-
ten Blüthe zu betrachten seien, sehloss Professor
Braun einige Betrachtungen über die Krankheit,
die vorzugsweise die Delphinium Orientale Gay im
Versuchsgarten befallen, wogegen die daneben ste-
henden D. Ajacis s. ornatum Bouche nur an derjeni-
gen Seite Spuren von der Krankheit zeigten, die den
befallenen D. Orientale zunächst gelegen. Der Mehl-
thau hatte die ganzen Pflanzen überzogen und sie
au ihrer vollständigen Eutwickelung gehindert.
Nur die kleinere Hälfte der Blumen war zur Ent-
faltung gelangt, die übrigen verdarben vor dem
Aufblühen, und an Samen war unter solchen Um-
ständen nicht zu denken.
Der Vortragende gab darauf eine Entwicke-
lungsgeschichte der Pilzgattung Ervsiphe, die den
Mehlthau darstellt, schilderte die dreifache Fort-
pflanzung derselben und gab eine kurze Charakte-
ristik der häufigsten Arten dieser Gattung, über
welche später ausführlicher gesprochen werden soll,
und ging darauf zur Besprechung des viel bestrit-
tenen Thema's der Bastardbilduugen über, indem
er, von den ältesten Beobachtungen Koelreuter's
(1760) ausgehend, eine kurze geschichtliche Ueber-
sicht der wichtigsten Arbeiten über diesen Gegen-
stand gab und besonders die Ergebnisse der neue-
sten Untersuchungen, welche Regieruugsrath Wi-
chura in Breslau über die Bastardbildung der
Weiden angestellt hat und in einer eigenen Schrift
zu publiziren im Begriffe ist, hervorhob. Er sprach
insbesondere über die, wenn auch geschwächte, doch
keineswegs ganz unterdrückte Fruchtbarkeit der
Bastarde und über die darauf beruhende Möglich-
keit der Herstellung komplizirter Bastardformen, in
welchen nicht bloss 2, sondern 3, 4, ja selbst bis
6 verschiedene Arten vereinigt und in ihren Merk-
malen ausgeglichen erscheinen, sowie von der sich
in Verbindung mit der Bastardbildung entwickeln-
den Neigung zur Bildung von Varietäten. Schliess-
lich sprach er den Wunsch aus, dass doch die
Gärtner, die der Bastardbildung so zahlreiche und
schöne Pflanzenformen verdanken, die Stammbäume
aller ihrer Erzeugnisse sorgsam bewahren möchten,
wodurch der Wissenschaft ein grosser Dienst ge-
leistet werde, während ohne sichere Kenutniss der
Entstehung der Bastardformen die grösste Unsicher-
heit und Verwirrung in die systematische Botanik
gebracht würde.
Im Anschluss an die Bemerkung von Professor
Braun machte Inspektor Beucht auf einen Pap-
pelbastard des botanischen Gartens aufmerksam, der
sich zufällig durch eine Befruchtung zwischen Po-
pulus laurifolia und canadensis gebildet und unver-
kennbar die Merkmale beider in sich vereinige. Ob-
gleich Bastarde, wie aus dem oben Angeführten
hervorgehe, sich oft von selbst unter einander be-
fruchteten, so sei dies aber durchaus nicht durch-
gehends bei allen Pflanzen der Fall. Die im bo-
tanischen Garten gezogenen Nymphaeen- Bastarde
z. B. mussten stets künstlich befruchtet werden.
Der Geh. Regierungsrath Heyder legte hierauf
einige Proben von Band- oder Schattenglas aus
der Fabrik von Heckert in Halle vor. Dasselbe
enthält grüne Streifen, wahrscheinlich Chromoxyd,
von 9 — 12 Linien in ebenso breiten Zwischenräu-
men aufgebrannt und ist zu dem Preise von 6 Sgr.
pro Quadratfuss zu haben.
Der Fabrikbesitzer Dr. Julius Cohn auf Mar-
tiniquefelde hatte ein Stück Sombrero -Phosphorit
vorgelegt, und gab mehre Notizen über dessen Ge-
halt an phosphorsaurem Kalk. Der Sombrero-Phos-
phorit ist ein fossiles Phosphat, das seinen Namen
von der Insel Sombrero (eine der kleinen Antillen)
hat und aus einem korallenartigen Gestein besteht,
welches auf bisjetzt noch unbekannte AVeise in
phosphorsauren Kalk metamorphosirt ist. Neben
dem rohen Material hatte der Vortragende auch
noch eine Probe des gemalilenen Phosphorits, so-
wie Pi'oben der sämmtlichen Hauptprodukte seiner
Fabrik vorgelegt, wie: Knochenmehl, schwefelsau-
res Knochenmehl, sauren phosphorsauren Kalk und
Sombrero-Superphosphat.
Das Preisrichteramt bestand diesmal aus dem
Geh. Regierungsrath Heyder, Obergärtner Gaerdt
und Reinecke. Dieselben ertheilten der Rhenan-
tbera Lowü des Kommerzienrathes Reichenheim
(Obergärtner Boese) den Monatspreis.
38'
308
Der
Sp.trgelkäfer, der Engerling nnd der
Maulwurf im Spargel beete.
Zwei Feinde und ein Freund des Spargelbeetes.
Vortrag, gelialten in der Juli-Sitziing; di-s GarfL-iiliau-Vereines
für die Oberlausitz von Dr. Gocksch in Gürlitz.
Der Spargel hat zwei Hauptfeinde aus dem
Thierreiche, die aber durch einen ebenso grossen,
lange verkannten Freund leicht unschädlich gemacht
werden. Diese Feinde des Spargels sind das Spar-
geltahnchen oder Spargelkäfer ( Crioceris Asparagi
und duodecim punctata), welcher seine Eier an die
jungen äussersten Enden der Spargelstengel setzt.
Sobald die Eier ausgekrochen sind, beginnen die
Larven zu nagen, entkleiden den Stengel ringweise,
oft in grosser Ausdehnung, seiner Rinde und die
Folge davon ist dessen Gelbwerdcn und Vertrocknen.
Bei grosser Anzahl kann dieses Insekt oft ganze
Beete, besonders junger Pflanzen, vernichten. Als
Larve auf den Stengel des Spargels kann ihr der
Maulwurf allerdings nichts anhaben. Aber da ich
nach meinen bisherigen Beobachtungen aus dieser,
am Stengel des Spargels sich aufhaltenden Larve,
den Käfer noch nie hervorgeiien sah, vermuthe ich,
dass sie sich auch noch für den Winter in die
Erde eingräbt. Meine allerdings bis jetzt blosse
Muthmassung gründet sich darauf, dass ich schon
öfter und besonders in diesem Jahre im Frühjahr beim
Umgraben der Spargelbeete, unmittelbar um die
alten Stengelstummel, ganze Nester kleiner Larven
gefunden, die natürlich auch nur einem kleinen In-
sekt augehören können; ferner, dass gleich im
zeitigen Frühjahre der Käfer selbst erscheint und
endlich, dass meine Beete früher von diesen Käfern
viel gelitten haben, aber dass icli damit ziemlich
verschont bin, seitdem ich diesen Larvennestern im
Frühjahre sorgfältig nachspüre, sie vernichte oder
auch als Frass der Hauskatze meines Beetes, dem
Maulwurfe, überlasse.
Ein gefährhcherer Feind aber, als der Spargelkä-
fer, ist die Larve des Maikäfers, der Engerling. Für
diesen ist das Spargelbeet die allerbeste Brutstätte.
Lockrer, warmer Boden, düngerreich und frei von
Pflanzenschatten, grade zu der Zeit, wo nach dem
Begattuugsakt der Maikäfer zur Legung seiner Eier
sich in die Erde gräbt, ladet die sonnige Spargel-
beetfläche ganz besonders zu jenem Geschäft ein.
Die Eier werden hier nicht nur ganz besonders
gut ausgebrütet, sondern der junge Engerling fin-
det auch bald in den jetzt im besten Safte stehen-
den zarten Spargelwurzeln die beste und vollste
Nahrung und ist das Beet nach alter Weise ange-
legt, so bietet die unterhalb der Pflanzen in der
Tiefe befindliche Düngerschicht auch noch einen
prächtigen Winter-Aufenthalt. Da nun der Enger-
ling 3 — 4 Jahre bis zu seiner vollkommenen Um-
bildung in den Maikäfer braucht, und der Umkreis
seines Aufenthaltes in der Erde nur ein sehr be-
schränkter sein kann, so kann man annehmen, dass
3 — 4 Generationen in dem Spargelbeete ausgelaufe-
ner Engerlinge, dasselbe die ganze Zeit über auch
nicht verlassen. Als Nahrung giebt es auf einem
gut gehaltenen Spargelbeete keine anderen Pflan-
zen, folglich kann ihm dazu auch nur das zarte,
saftreiche, dem Zuckerschoten -Geschmack ähnliche
Mark der Spargelwurzeln — aber niemals, wie bis-
her Manche glaubten, der harte, holzartige Kopf
selbst, dienen. Und so ist es auch wirklich ; der En-
gerling zernagt nur die zarten Wurzeln und wenn
er soviel, als er kann, verzehrt hat, kriecht er weiter
und fängt bei der zweiten Pflanze an. Ist der grösste
Theil der Wurzeln eines Stockes verletzt , so wird
die äusserste Spitze des Stengels gelb, sie krümmt
sich und stirbt allmählig ganz ab. Ebenso ver-
kümmern die am Spargelkopfe für das nächste Jahr
angesetzten Augentriebe, und das ganze Centrum
des Stockes verfault. Der Stock ist vollständig
eingegangen. AVenn daher auf einem sonst gutge-
haltenen Beete oft unerklärbarer Weise Stöcke ein-
gehen, so lässt sich dies nur als Folge von Enger-
lingfrass erklären, wenn nicht schlechter Stich mit
Verletzung der Köpfe, Unterwasser u. dgl. schuld
sind. Häufen sich die Engerlinge auf einer Spar-
gelplantage an, so können sie eine solche sehr leicht
zerstören.
Dieses Ungeziefer nun grade aus den Spargel-
beeten gänzlich zu vertreiben, halte ich mit ge-
wöhnlichen Mitteln für absolut unmöglich. Im Früh-
jahr wird das Spargelbeet nur sehr oberflächlich
und meist so zeitig mngegraben, ehe der Engerling,
der in der wärmeren Tiefe ja noch Nahrung hat,
an die kältere Oberfläche kommt, um hier aufge-
lesen und vertilgt zu werden. Alle anderen Pflan-
zen, wie Salat, Erdbeeren etc., an deren Wurzeln
ich dieses Thier vermuthe, kann ich leicht ansreis-
sen und durch Nachgraben dasselbe aufsuchen.
Aber beim Spargel geht dies durchaus nicht. Doch
auch hier hat die Natur allein schon weise gesorgt.
Man hege den ^Maulwurf im Spargelbeete und die
beiden erstgenannten Feinde werden bald besiegt
sein. Als nur fleischfressendes Thier sind Enger-
linge sein liebster Frass. Ihnen geht er hauptsäch-
lich nach, wenn er das lockere Spargelbeet auf-
sucht. Aber er frisst ohne Unterschied alles Ge-
würm, was ihm in den Weg kommt, ebenso den
Regenwurm, wie die Larve des Spargelkäfers. Sind
die oben genannten Larvennester die des Spargel-
käfers, so habe ich dieses Jahr bemerkt, dass er
309
seine Gänge im ganz zeitigen Frühjahr hauptisäch-
lich um die alten Stummel herumgräbt, wo jene
sich nur befanden, und ich verdanke, (wofern meine
Beobachtung richtig ist\ nur ihm das Verschwinden
des Spargelkäfers. Dem Spargel selbst, etwa durch
Unterwühlen und Biossiegen der Wurzel, schadet
der Maulwurf durchaus nicht. Im Gegentheil nutzt
er der Pflanzung ganz gewiss noch durch die Auf-
lockerung des Bodens und hauptsächHch durch die
Gänge selbst, die sowohl oberhalb der Wurzelköpfe,
wie unterhalb des Wurzelfilzes in allen Richtungen
hinlaufen, und durch den dazu herbeigefiihrten Luft-
zutritt auch in die Tiefe des Bodens, dessen Frucht-
barkeit gewiss ausserordentlich befördern. Lässt
man die Gänge ungestört, so dass der Maulwurf in
seinem Revier nicht auf Hindernisse stösst, durch
Verschüttung, so verunstaltet er auch nicht das
Beet durch Aufwerfen von Hügeln. Da er auch
im Winter gleich im Spargelbeete selbst in der
wärmeren Tiefe im Dünger unter den Wurzeln ein
gutes Winterlager findet und zugleich auch stets
etwas Nahrung, so verlässt er sein einmal eingerich-
tetes Revier nur höchst selten. In meinem Garten
habe ich die Bemerkung gemacht, dass der Maul-
wurf fast isolirt im Spargelbeete bleibt, höchstens
die Erdbeerbeete besucht, wo er ebenfalls besonders
den Engerlingen nachgeht, und folglich diejenigen
Beete verschont, wo man sein Wühlen nicht gern
sieht.
Paris und seine Anlagen.
Reisebericht.
Seit länger denn einer Woche schon weile ich
in Paris, beschäftigt vom frühesten Morgen bis zur
heranbrechenden Nacht, dessen Sehenswürdigkeiten
kennen zu lernen und trotz der ausserordentlichen
Zuvorkommenheit, mit der man mir allerseits entge-
gen kommt, und trotz der Unterstützung, die man
mir überall gewährt, habe ich doch nur das Haupt-
sächlichste gesehen. Man braucht nur das Pantheon
zu ersteigen, in dessen Nähe icli meine Wohnung
aufgeschlagen, und einen Blick bis zu den ringsum
sich ziehenden Höhen zu werfen, um einestheils den
grossen Umfang, den Paris in neuester Zeit erhalten,
zu ermessen, anderntheils aber auch zu sehen, welch'
grosser Unterschied zwischen Paris und Berlin ist
und dass Berlin doch ein viel freundlicheres Ge-
wand hat. Wenn man von der Kuppel des Berli-
ner Schlosses einen Blick auf die Stadt herabwirft,
so sieht man den Häusern an, dass sie bewohnt
sein müssen; sie besitzen einen dem Auge wohl-
thuenden Anflug, während die schmutzig ochergelbe
Farbe der Pariser Häuser, die mit der Zeit dunkelt
und grauschwarz wird , unangenehm ist und schon
in einiger Entfernung die Häuser den Ruinen ähn-
licher macht, als menschlichen Wohnungen, imd trä-
ten nicht an einzelnen Stellen grüne Flächen und
Bäume entgegen, würde der Anblick von Paris vom
Pantheon herab ein trauriger trotz seiner Grossar-
tigkeit sein. Ich muss allerdings hinzufügen , dass
die bereits hier schon lange anhaltende Trockenheit
und der immerwährende Staub, welcher dem Ber-
liner Nichts nachgibt, ihren l^heil an dem traurigen
Aussehen beigetragen haben mögen.
Der Kaiser hatte alsbald nach dem Antritte
seiner Regierung auf die Verschönerung von Paris
hauptsächlich sein Augenmerk gerichtet, und er hat
diese Stadt nicht bloss schöner, sondern auch ge-
sunder gemacht. Meiner Ansicht nach ist grade
dieses eines seiner grössten Verdienste, welche er
sich erworben. Aber auch nur ein Mann, wie
Louis Napoleon, der stets unbehindert über Al-
les, was entgegentritt,- hinweggeht seinem Ziele
nach, kann so Etwas durchsetzen. Man muss nur
die engen Strassen sehen mit den 5 Etagen hohen
Häusern, in denen gegenüber Wohnende sich oft
die Hände reichen könnten, wie z. B. im lateini-
schen Viertel, wo grade die Jugend, welche sich
für die Wissenschaft ausbilden soll, wohnt, um einen
Begriff von der ungesunden, verpesteten Luft zu
erhalten, die sich in allen solchen Stadtvierteln er-
zeugt. Das Niederreissen ganzer Strassen, um die
sogenannten Boulevards herzustellen, war eine Noth-
wendigkeit bei der immer sich steigernden Bevöl-
kerung. Nicht aber durch sich bevölkert sich Pa-
ris von Jahr zu Jahr mehr, sondern hauptsächlich
nur durch Zuzug von aussen.
Diese Boulevards sind breite, auf beiden Seiten
mit Bäumen bepflanzte Strassen, die sich erst recht
schön ausnehmen werden , wenn diese grösser ge-
worden sind. Sie bestehen fast nur aus Ulmen und
Platanen. Man hat gefunden, dass die letzteren
am besten gedeihen. Sie haben mit ihren schönen
grossen Blättern auch stets ein gutes Aussehen,
was mau keineswegs von den Ulmen sagen kann,
denn bei diesen legt sich zwischen die Falten und
die Haare der Blätter Staub, der ihnen ein graues
Ansehen gibt und der selbst vom Regen nicht
so leicht abgewaschen werden kann. Linden und
Rosskastanien wollen in den Strassen von Paris
nicht gedeihen und gehen bald zu Grunde. Selbst
im botanischen Garten oder in den elysäischen Fel-
dern hatten sie — freilich zum grössten Theil
durch die anhaltende Dürre bedingt — jetzt ein
trauriges Ansehen, denn die Blätter waren meist
vertrocknet und zum Theil schon abgefallen.
Solcher Boulevards existiren schon eine Menge.
Der grösste, welcher sich von dem Garten und den
310
Anlagen des Luxemburg, sowie dem Observatorium
im Süden bis zum Strassburger Eisenbahnhofe im
Norden hinzieht und ziemHcli mitten durch die
Stadt geht, ist der Boulevard von Sebastopol; die
schönsten sind aber die Boulevards der Magdalene,
der Kapuziner und der Italiener, welche mit ihren
Fortsetzungen diesen rechtwinklig schneiden. Da
diese Boulevards in der Mitte meist makadamasirt
sind, so entsteht natürUch ein ungeheurer Staub.
Fortwährend wird deshalb gespritzt und bewässert,
und so hat man grade auf den Boulevards am we-
nigsten vom Staube zu leiden.
Die Zahl der Gärten und Anlagen innerhalb
der Stadt ist sehr gering; Privatgärten gibt es fast
gar nicht. Damit aber auch hier Etwas geschieht,
hat wiederum der Kaiser befohlen, eine Eeihe
ötfeutlicher Plätze, wie sie sich zum Theil an den
Kirchen und ötfentHcheu Bauten befanden, in An-
lagen umzuwandeln und ausserdem in allen Stadt-
tbeilen (Arrondissements) dergleichen herzustellen.
So existiren deren jetzt 45 und werden sämmtlich
in einer seltenen Sauberkeit und Ordnung erhal-
ten. Durch fortwährendes Bespritzen dieser An-
lagen fand ich allenthalben das Laub frisch und
gesund, während man leider bei uns gegen den
August hin in ötientlicheu und Privatgärten beson-
ders Flieder, Philadelphus, Spiräen und andere Blü-
thensträucher in mehr oder weniger vertrocknetem
Zustande findet. Die Summen freilich, welche hier
für das Spritzen und Bewässern überhaupt ausge-
geben werden, sind ganz enorm; es gehört eben
ein kaiserlicher und unbeschränkter Wille dazu.
Diese mehr oder weniger beengten und meist vier-
eckigen Anlagen haben den englischen iSameu der
Squares und besitzen, in sofern sie nicht Plätze an
Kirchen u. s. w. sind, einen bewegten Boden, zum
Theil auch einen Teich.
Nächst den Squares und Boulevards existiren
aber noch mit Bäumen bepflanzte öfientliche Plätze.
Zu diesen gehört auch der botanische Garten, der
Jardin des plantes, welcher ausserdem auch eine
hübsche Sammlung von Thieren besitzt. Die Ge-
wächshäuser, die Staudenquartiere, die Räume für
die Thiere sind für das Publikum durch Vorzei-
gen von Eintrittskarten geött'uct. Dasselbe kann
sich aber der sich schneidenden und zum Theil
von Alleen eingefassten AVege willkürlich zum
Durchgehen und Spatzierengehen bedienen. Eine
hübsche Eini-ichtuug ist, dass in einem Quartiere
die meist in den Gärten ausgesetzten Pflanzen mit
den richtigen Namen bezeichnet sind, damit Jeder-
mann sich unterrichten kann.
Eine Anlage, die zwar weniger wissenschaftli-
chen, aber um so mehr ästhetischen Werth besitzt,
ist der Park von Monceau, der sich auf dem an-
dern Ende der Stadt in der Nähe des grossen
Triumphbogens in der Allee der Königin Hortense
befindet. Da diese Anlage schon länger besteht
und erst in neuerer Zeit auf diese Weise vmige-
wandelt ist, so hat sie vor den andern Squares
in der Nähe den Vorzug, dass sie schon grosse
Bäume besitzt. Ein breiter Fahrweg führt in leich-
ten Krümmungen durch den ganzen sogenannten
Park, der seiner geringen Ausdehnung wegen aber
nur uneigentlich diesen Namen verdient. Die übri-
gen Wege sind nur für Fussgänger eingerichtet
und so angelegt, dass sie, trotz ihrer grossen An-
zahl, keineswegs dem Auge störend ersclieinen.
Eeizende Einzelpflanzen befinden sich auf dem sehr
gut gepflegten sammetartigen Rasen; von diesen
sind besonders crwähnenswerth: eine Araucaria im-
bricata von 21 Fuss Höhe und von gedrängtem
Wüchse und eine Musa Ensete von 9 Fuss Höhe.
Auch einige Gruppen verdienen wohl, erwähnt zu
werden, da ihre Zusammenstellung auch bei uns
zur Nachahmung empfohlen werden muss. Musa
chinensis (Cavendishü), ähnlich der Musa zebrina
mit braungefärbten Blättern, umgeben von bunt-
blättrigen Alyssum maritimum; Alocasia odora und
Cyperus alteruifolius dazwischen gepflanzt; Musa
paradisiaca in schlanken, ziemlich lioheu Exempla-
ren, eiugefasst von Coleus Verschafl'eltii, Solanum
amazonicum und zwischen diesen, den Boden des
Beetes bedeckend, Portulacca grandiflora; prächtig
war die Zusammenstellung von Centaurea candi-
dissima mit blauen Petunien abwechselnd und um-
geben mit einem Kranze von Lobelia Erinus, wäh-
rend ein Kranz von Alyssum maritimum fol. var.
sich um eine Gi-uppe niedriger Ficus elastica zog.
Ferner Solanum crinitum und dazwischen, den Boden
bedeckend, Lobelia Erinus; AVigandia caracassana
und auf dem Boden Sedum carneum fol. var. Co-
' locasia antiquorum umgeben von Dianthus Hedde-
i wigii; Hibiscus rosea sinensis und, den Boden be-
deckend, Tradescantia zebrina. Grosse Gruppen
von Begouia fuchsioides, Prestouiensis, lucida, coc-
cinea, miuiata, discolor und ricinifolia gewährten
einen sehr angenehmen Anblick und sind auch bei
uns zur Anpflanzung zu empfehlen.
Die Mitte des Squares ist durch eine Stalak-
titen-Grotte gebildet, zu welcher man auf einer
Brücke gelangt, die über ein geschmackvoll ge-
zeichnetes W^asser führt. Hedera und Vinca bil-
! den theilweise die äussere Bekleidung der Gruppe
und senden durch die Oeflnungen derselben ihre
Zweige in das Innere.
Ebenso geschmackvoll, wie der Park von Mon-
ceau, sind die elysäischen Felder, die sich von der
andern Seite des Triumphbogens bis zum Place de
la Concorde dahinziehen. Noch weiter die östliche
311
Eichtung fortsetzend, grenzt an diesen Platz, der
am Kaiserfeste (15. August) auch in einen Garten
umgewandelt wird, der Garten der Tuilerien.
An beiden Enden sind Blumenbeete und Anla-
gen im neuesten Geschmacke vorhanden und wer-
den fortwährend mit der grössten Sauberkeit ei-hal-
ten. Sie stehen mit den übrigen dazu gehörigen,
im innern Hofe befindlichen Schmuckbeeten und
Easenplätzen unter der speziellen Aufsicht eines
kaiserlichen Gärtners. Was den übrigen Tuilerien-
Garten anbelangt, so besteht er aus 1(3 grösseren
Quartieren, welche mit grösseren Bäumen bepflanzt
sind und durch einen breiten Weg in 2 Parthicn
zerlegt werden. Hier versammelt sich, besonders
am Abend, sehr viel Publikum und geht spazieren.
Leider war die anhaltende Dürre Ursache gewesen,
dass in diesem Jahre (1864) bereits Mitte August
die Bäume fast entlaubt wai-en und einen traurigen
Anblick darboten.
Auf der andern Seite der Seine, dem Industrie-
Pallaste gegenüber, befindet sich der Invaliden-
platz, wo gewöhnlich an Sonn- und andern Fest-
tagen die Menge sich ebenfalls versammelt, um an
den daselbst befindlichen Belustigungen Antheil zu
nehmen. Es sind zum Theil offene freie Plätze
(wo z. B. am 15. August 2 grosse Theater auf Ko-
sten der Stadt errichtet wurden), zum Theil mit
Reihen von Bäumen besetzte schattige Gänge.
In dem südlichen Theile der Stadt befindet
sich der Garten des Schlosses Luxemburg, dessen
im neueren Style errichtete Anlagen dicht hinter
dem Schlosse beginnen.
Es sind hauptsächlich 4 grosse Felder mit Ra-
sen ausgefüllt und von breiten Rabatten eingeschlos-
sen. In den letztern befinden sich in der Mitte
hochstämmige Rosen mit Malven und Georginen
abwechselnd, während sonst allerhand die Erde völ-
lig deckende und den ganzen Sommer hindurch
reichblühende Stauden, weniger Sommei-gewächse,
vorhanden sind. Es sind dieses dieselben Arten,
welche sich in den Anlagen von Paris so häufig
wiederholen. Mirabilis longiflora und Jalappa, Ar-
gyranthemum frutescens und foeniculaceum, gefüllte
Achillea Ptarmica, IMonarda violacea, Gaura Lind-
heimeri, Helianthus multiflorus, Oenothera frutescens,
Phlox omniflora, Ageratum mexicanum, Pentstemons,
Godetien, Gladiolus und einige wenige andere. Als
Einfassung dienen zum Theil Scharlach-Pelargonien
mit rothen oder rosafarbigen Blumen oder die schon
genannte grossblumige Sorte Gloire de Paris, fer-
ner rothe Petunien, wiederum mit weissen abwech-
selnd u. a. m. In den breiten Wegen stehen Kübel
mit Orangen-, Lorbeer- oder Myrtenbäumen, auch
Oleander. Schöne in Reihen gepflanzte Bäume sind
in dem übrigen, ziemlich weitläufigen Luxemburg-
Garten vorhanden und bieten zu Spaziergängenj
hinlänglich Gelegenheit, zumal auch eine Restaura-
tion für Speisen, besonders aber für Getränke sorgt.
Auch der Garten von Luxemburg hat seinen be-
sonderen kaiserlichen Gärtner.
Die beiden grossen Anlagen, das Boulogner
Wäldchen (Bois de Boulogne) und der Park
von Vincennes liegen ausserhalb der Mauern, das
erstere im Westen, nicht weit von Boulogne und
St. Cloud, der andere hingegen im Osten auf dem
Plateau von Vincennes. Bois de Boulogne ist
zwar eine sehr alte Anlage; in dieser Gestalt er-
weitert und verschönert, existirt es aber erst seit
wenigen Jahren. Bei seiner Anlage sind manche
Fehler gemacht worden; es hat überhaupt der Mei-
ster gefehlt, der dem Ganzen eine Idee zu Grunde
legte. Immerhin bleibt es aber eine grossartige
Schöpfung, die besonders bei den dargebotenen
Terrain-Schwierigkeiten in jeglicher Hinsicht Beach-
tung verdient und eine der grössten Wohlthaten
für Paris darstellt. LTnter der jetzigen sorgsamen
Leitung sucht man allmähhg auch mehr Gedanken
in die einzelnen Theile zu bringen und das Ganze
zu einem wahren Volksgarten umzuschaffen. Was-
ser ist in reichlicher Menge vorhanden, wenn auch
seine Konturen Manches zu wünschen übrig lassen.
Vorzüglich sind die Wege angelegt und werden,
besonders die makadamisirten, mit einer Sorgsam-
keit erhalten, die man in andern dergleichen Anla-
gen nachgeahmt zu sehen wünschte.
Was dem Boulogner Wäldchen einen besonderen
Werth gibt, das sind die seltenen Gehölze in zum
Theil schönen Exemplaren, wie wir sie bei uns in
Deutschland gar nicht sehen. Ganze Boskets, aus
Thea viridis bestehend, immergrüne Magnolien in
Gruppen oder auch allein, Cedern des Atlas, des
Libanon und des Himalaja mit andern südländi-
schen Koniferen abwechselnd , herrliche Exemplare
der Juniperus i-ecurva, deren untere Aeste sich
auf dem Boden hinzustrecken scheinen, Cunningha-
mia glauca und lanceolata von 15 Fuss Höhe, Cy-
pressen aus allen Ländern u. s. w. Von vorzügli-
cher Schönheit macht sich der weissblättrige Ahorn
mit gefiederten Blättern, besonders wenn dunkeles
Laub im Hintergrunde sich befindet; reizend ist
ferner ein grosser Baum der Alnus imperialis.
Ebenso werden die verschiedenen Formen des hier
befindlicheu Bambusrohres, besonders auf den Nord-
deutschen, einen angenehmen Eindruck ausüben.
Diesen genannten Pflanzen könnten leicht noch an-
dere hinzugefügt werden, wenn der spärlich zuge-
messene Raum hier es nur einigermassen erlaubte.
Doch sollen wenigstens noch die Gruppen von Eu-
calyptus Globulus, der 3 Wigandien: ureus, rotun-
difolia und caracassana, der Colocasien und Aloka-
312
sien aufgeführt werden. Ebenso verdient am Ende
des Parkes an der Strasse nach Boulogue der Was-
serfall mit seinen romantisch-gruppirten Felsen, so
wie mit seiner herrlichen Aussicht, alle Beachtung.
Freilich ist es hier nur möglich gewesen, im
Allgemeinen das Hauptsächlichste zu berühren; eine
genauere Schilderung der Anlagen, in der ich auf
die Grössen - Verhältnisse derselben eingehen kann,
sowie eine Beschreibung der Gärtnerei, die alle zur
Ausschmückung sämmthcher Anlagen nöthigen Pflan-
zen zieht und die ihrer Grossartigkeit wegen wohl
ihres Gleichen sucht, muss ich auf spätere Zeit ver-
sparen.
Über die vierte allgemeine Versamniliiii«; deutscher
Poniologen, Obst- uud Gemüsezüchter
in Grörlitz.
Seit einigen Monaten befindet sich dieser Be-
richt in den Händen der Theilnehmer an der Gör-
litzer Versammlinig, und wir können voraussetzen,
dass Jeder denselben gelesen und geprüft liat. Da-
mit wird sich auch ein Jeder überzeugt haben,
welche ausserordentliche Schwierigkeiten bei der
Zusammenstellung desselben zu überwinden waren.
Denn nachd.em diu'ch eine umfassende Korrespon-
denz das Protokoll berichtigt und ergänzt war, be-
stand noch eine Hauptschwierigkeit in der Redaktion
der eingesendeten Berichte, von denen allerdings
manche mit aufopferndem Fleiss und wissenschatt-
licher Sorgfalt ausgearbeitet waren, weshalb wir den
Einsendern derselben zu grossem Danke verpflichtet
sind, andere aber sehr lückenhaft waren und erst
durch vielfaches Nachfragen ergänzt werden muss-
ten. Namenthch diese letztere Schwierigkeit war
auch der Grund für das spätere Erscheinen der
Arbeit, die, schon im Druck, immer noch Berich-
tigungen und Zusätze erfuhr.
Auch jetzt suchen wir wiederum einige Berich-
tigungen nachzutragen, die uns namentlich von Böh-
men aus zugegangen sind. In dem , Berichte der
Abgeordneten der verschiedenen Länder" (pag. 24,
Z. 5) ist augegeben worden, dass der Graf Co-
loma, ein Schwiegersohn des Fürsten Schwar-
zenberg, die Kopert'sche Tafelbirn, die auch
unter dem Namen Liegel's Winter-Butterbirn,
Pastelberger fürstliche Tafelbirn, Coloma's
köstliche Winterbirn u. s. w. bekannt, in Böh-
men kennen gelernt und wahrscheinlich nach Bel-
gien verpflanzt habe. Es ist nun allerdings rich-
tig, dass ein Schwiegersohn des Fürsten Schwar-
zenberg obige Birn nach Belgien gebracht hat
(Hofrath Dr. Ballinger aus Kissingen hat es aus
dem Munde des Fürsten selbst vernonmien), allein
dieser Schwiegersohn ist der Herzog Aremberg.
Nach Geheinu'ath v. Flotow in Dresden ist oben
genannte Birn daselbst als Marcolini's Butterbirn
bekannt.
Ein Irrthum ist ferner dadurch hervorgerufen
worden, dass zwei Listen zu empfehlender Obst-
sorten zu gleicher Zeit dem Sekretariate in Görlitz
abgegeben worden sind und sich unter keiner eine
Unterschrift befand, so dass man nur denken konnte,
beide Listen seien von dem , der sie abgegeben.
Dadurch sind die auf Seite 45 uud 46 gemachten
Mittheilungen, die dem Professor Dr. Reisich aus
Prag zugeschrieben worden sind, zum grössten Theil
dem Gutsbesitzer Rodt in Sterkowitz zu verdanken;
ebenso ist die auf Seite 54, Zeile 20 mit Knight's
large green drying beginnende Reihe Pflaumen,
die sich auf Seite 55 fortsetzt, dem Gutsbesitzer
Rodt zuzuschreiben.
Professor Reisich, der die Berichtigung uns
mittheilt, sagt, dass man die Rodt'schen Angaben
leicht von den seinigen unterscheiden könne, weil
ersterer uebst der Frucht auch noch die Vegetation
des Baumes angibt, während er sicli nur auf die
Angabe der Frucht und die Tragbarkeit beschränkt
habe.
Ueber Amanli's Butterbirn ist (pag. 49) ge-
sagt worden, dass der Name „Amanli" eine Kor-
ruption des Namens Wilhelmiue ist, den die Frucht
zu Ehren der damaligen Königin der Niederlande,
einer preussischen Prinzessin, erhielt. Diese An-
gabe, die, wenn wir nicht irren, von de Jonghe
in Brüssel herrührt, ist unrichtig; denn „Amanlis"
ist der Name des Ortes in Frankreich, wo diese
Birn gezüciitet worden ist.
Seite 148 endlich enthält die Nachricht, dass
der Gartenbau- Verein in Bordeaux eine Sammlung
getrockneter Pflaumen (von einer Sorte wog das
Stück 1 Loth im Durchschnitt) aufgestellt habe.
Der Aussteiler war jedoch der Präsident dieses
Vereines allein, Konsul Michaelsen.
r*uiiica Legi'elli.
Soeben geht uns die Mittheilung zu, dass die
kürzlich (S. 291) empfohlene schöne Granate sich
bei dem Kunst- und Handelsgärtner Priem in Ver-
mehrung befindet und zu 10 — 15 Sgr. abgegeben
werden kann.
Verlag von Karl Wiegaudt in Berlin,
KommandanteD-Strasse No. G2.
Druck der C. F eiste r 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zielen Platz No. 2.
Woehenselirift
des
Vereines zur Beförderuiia; des (larteiibaues in den König:!. Prenssischen Staaten
für
CMärtnerei iiiid PflaiBzeiikuiide.
Redakteur :
JProfessor I>r- Klarl Kl och,
General-Sekretair des Vereines.
No. 40.
Berlin, den 8. Oktober
1864.
Preis des Jahrganges 5i Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; Scutellaria Mociniana Benth. Ein Halbstrauch mit rothen Blüthen. (Mit einer Abbildung.) — Chemische Untersuchungen
über das Wachsthum der Pfliuizt-n im Dunkeln Von Dr. C. Filly. — Der Garten des Baron v. Rothschild in
Boulognc bei Paris. Reiseberielit. — Aus den Pfianzen-Vfrzeioknissen einiger Handelsgärtuereien.
Scutellaria Mociniana llenth.
QEin ^fjalbHiaud) mit nitl)ru ^lülljni.
(Mit einer Abliildung.)
Wir besitzen ein Geschlec.lit Lij)pei]blütliler
oder Labiaten, welelies über die ganze Erde verbreitet
zu sein sjcheint, das Genus Scutellaria oder der
Helmkräuter; nur im tropischen Afrika und von
da nacli der Sudspitze des genannten Erdtheiles
liat man, so viel wir wissen, noch keine Art auf-
gefunden. Es sind meist Kräuter oder Ilalbsträii-
cher, die vorzugsweise die Gebirge mid die Ufer
von kleineren Flüssen, sowie von Bächen und über-
haupt feuchte Orte bewohnen. Doch soll eine
Art, welche Humboldt in Neugranada entdeckte,
auch windend sein. Eine Art, Scutellaria gale-
riculata, breitet sich über die ganze gemässigte
Zone der nördlichen Hemisphäre aus und wächst
sowohl in Europa und Asien, südlich selbst bis
zum mächtigen Gebirge des Himalaja, als auch
jenseits des Oceanes in den Vereinigten Staaten,
sowie in den englischen ]5esitzuugen Nordamerika's ;
von hier gehen einige Arten nach Mexiko und den
Staaten Central- Ameiika's, sowie nach den kiihim-
bischen Republiken, nach Peru und Chili, selbst
auch nach Brasilien; aber auch Neuholland besitzt
einige Arten.
Fast ohne Ausnahme sind die Helmkräuter oder
Scutellarien hübsche Pflanzen, welche die Beachtung
der Gärtner und Blumenliebhaber verdienen und
mehr kultivirt werden müssteu, als es der Fall ist.
Selbst unser bereits erwähntes Helmkraut ist eine
der schönsten wilden Pflanzen, welche wir besitzen;
seine grossen blauen Blüthen nehmen sich zwischen
dem saftigen Grün der Blätter sehr gut aus. ^lan
muss sich wundern, dass es in unseren landschaft-
lichen Anlagen , namentlich an künstlichen Bächen
und kleineren Teichen, nicht zur Anwendung kommt.
Wer Stauden liebt — und deren Zahl ninunt
neuerdings zu — , findet in genanntem Geschlechte
ebenfalls eine Reihe von meistens gelbblühenden
Alten, welche einen Platz in den Gärten verdie-
nen; es kommt noch dazu, dass die Blüthen zum
Theil mehr hervoitreten, weil die oberen Blätter,
in deren Winkeln sie erscheinen, klein und zu
Deckblättern umgewandelt sind. Hier sind die
Blüthen selb. Es gehören hierher: Scutellaria
alpina L., zu der S. lupulina L. nur als Abart
gehören möchte, orientalis L. mit der Abart pin-
natifida und frutieosa Desf. Von den Stau-
den , deren blaue Blüthen in den Winkeln grosser
Blätter sich befinden, können wir vor Allem Scu-
tellaria macrantha Fisch., peregrina L., al-
tissima L., lateriflora L. und japonica Dne
empfehlen.
,Eothblühendc Arten kommen in reiner Farbe
eigentlich nur in Mittel- und Südamerika vor; weder
S. Orientalis L. noch Cohimnac All., welche
beide üljiigens zu empfehlen sind, haben in ihren
l^lüthen ein scharf ausgeprägtes Roth. Solehe Ar-
ten aus den obengenannten Länderstrichen besitzen
wir übrigens schon seit längerer Zeit in Kultur,
40
314
die jedoch, so selir sie es auch verdienen, noch nicht
iillgcniein geworden oder wenigstens doch keine
lange Zeit ^^ieli in der Kidtur erhalten h;iben. Die
ältesten der rotiiblülienden Ilelnikräuter Amerika'«
sind wohl Sc. havannensis Jaeo., purpnras-
cens Svv. und ine am ata Vent., welche nueh im
vorigen oder im Anfange von diesem Jahrhunderte
iu unseren Gärten eingeführt wurden. Von ihnen
hat sich nur, so viel uns bis jetzt bekannt ist, die
letztere in Kultur erhalten. Formen von ihr sind
sogar unter neuen Namen beschrieben worden, wie
iSc. Ventenatii Hook., Hartwegi Benth. und
Tri::iiaei PI. et Lind. Xäclist diesen werden in
unseren Gärten noeli kultivirt: Sc. eoceinea Ktli,
scarlatina PI. et Lind., splendens Lk, Klsch.
und O., Lindeniana DC. und villosa Hook.
Die Zahl dei' rotheii Hehnkriiuter ist uuli'uiii'st
in unseren Gälten durch eine Art vermehrt wor-
den, welche der Reisende Seil neuerdings in Gua-
temala entdeckt liat. Bekanntlich hat Kommerzlen-
rath ychöller in Düren diesem die Mittel an die
Hand gegeben, um hauptsächlich aus Central-Anie-
rika schöne Pflanzen zu sammeln und selbige nach
Deutschland zu schicken. AVir iiaben schon einige
Male Gelegenheit geliabt, von ihm Bericht zu er-
statten. Unter der Zalil der von ihm eingesendeten
Pflanzen befindet sich die Seutellaria Mociniana,
unbedingt die schöns;e ihres Geschlechtes, welche
wir Liebliabern nicht genug empfehlen können.
Bevor wir jedoch zu ilirer J-Seschreibung über-
gehen, sei ('S uns erlaubt, einige geschichtliche No-
tizen über das (lenus Seutellaria vorauszuschicken,
um dadurch zugleich mehr Interesse für die Pflanze
zu erwecken.
Seutellaria gehört, wie schon Anfangs gesagt,
zu den Lippenblüthlern oder Labiaten und bildet
mit einigen wenigen anderen rieschlcchtcrn, wo der
Kelch deutlieh zweilippig ist, die. besondere Gruppe
der Scutellarinecn. Die beiden Lippen des Kelches
sind bei Seutellaria eigenthümlich gebildet, so dass
die Obeilippe einem Visir bei einem Helme ähnlich
aussieht, was auch im Deutschen zu der Benennung
„Helmkraut" Anlass gegeben hat. Diesem entspricht
die Benennung „Cäs^da", welche ein Botaniker in
der 2. Hälfte des l(j. Jalirhuudertes, der neapolita-
nische Arzt Cohimna, zuerst füi- eine Pflanze
dieses (iescddechtes gebrauchte. Andere verglichen
die Oberlippe mit einem Scliiide und nannten un-
sere hier wildwaciisenden Pflanzen Schildkräuler, ein
Name, den der Professur <ier Botanik in Padiia,
L'ortusi, welcher zu derselben Zeit lebte, zuerst
in seinem jetzt selten gewordenen Verzeichnisse der
Pflanzen des unter seiner Leitung stehenden Gar-
tens in Padua gebraucht hat. Währen<l Tourne-
iort sich als Gcschlechtsnanien der Benennung
Cdssida bediente, wählte Linnci die Cortusi'sche
Bezeichnung Seutellaria. Der Name galericu-
lata, den Lobel ebenfalls zu Ende des IG. .Jahr-
luuidertcs gebrauchte, hat dieselbe Bedeutung, da
bei den Eömern Galericulum eine kleine Mütze
heisst.
Beide Namen: „Helm- und Schildkraut," sind
erst L^ebersetzungen der lateinischen Benennungen.
Der eigentliche deutsehe Name für die bei uns
wildwachsende Art Sc. galericulata ist Fieber-
kraut, da die Pflanze früher für ein ausgezeichne-
tes Fiebcrmittid , besonders gegen das dreitägige
Fieber, gehalten wurde. Darauf bezieht sieh auch
der Name Tertianaria, den z. Pi. Johann Bauhin
gebraucht un<l der noch in mehre Sprachen, wie in
die französische, spanische und italienische (Tertia-
iiaire, Tercianaria und 'J'erzanaria j übergegangen ist.
Scutellarien hat Bentham in de Candolle's
Prodromus (12. Theil, S. 412) nicht weniger als
9ü beschrieben. Seitdem sind allerdings noch einige
Arten dazu entdeckt worden. Wir glauben um so
weniger, dass bei weiterer iM'forsihung fremder
Länder deren Anzahl viel grösser werden wird, als
manche der bis jetzt beschriebenen Arten, wie wir
übrigens schon gezeigt haben, sich bei genauerer
L'ntersuchung nicht selbständig erhalten werden.
Betrachten wir nun die Seutellaria Jloci-
niana Benth. etwas näher, so werden wir finden,
dass dieses reizende Helmkraut zwar erst jetzt in
den Handel kommt, ilass es aber den Botanikern,
wenn auch unter anderem Namen, schon länger
bekannt ist. Es v,ar im Jahre 1828, als 2 Ber-
liner, der Botaniker Schiede und der Gärtner
Deppe, eine Keise nach der Neuen Welt, und
zwar zunächst nach Mexiko, antraten, um lebende
und getrocknete Pflanzen nach der Heimath zu
senden. ^^ ir verdanken Beiden eine Menge dei'-
selben, welche noch in unseren (iärten kultivirt
werden. Beide sind nun todt. Dem Botaniker
Schiede war es nicht einmal vergönnt, das ge-
liebte \"aterland wiederzusehen. Auf seinen späte-
ren F(]rs(diungsreiseu kam er auch nach Brasilien,
wollte daselbst über einen Fluss setzen uiul ertrank
darin im Jahre lS3li. Der Gärtner Deppe war
bereits früher zurückgekehrt und gründete in Char-
lottenburg bei Berlin eine Gärtnerei, welche bis zu
dem vor einigen Jahren erfolgten Tode ihres Be-
sitzers wegen der schönen l'flanzen, welche daselbst
kultivirt wurden, viel v(hi Berlin aus besucht wurde.
In der ersten Sammlung getrockneter Pflanzen,
welche beide Beisende nach P)erlin sendeten, befand
sich auch ein Lippenblütlih r, welchen- Chamisso
und V. Seh leehte ndal als eine Perilomia mit
dem Beinamen frutieosa beschrieben (Linn. V, p.
102). Li einer späteren Sannnlung befand sich ein
315
anderer LippeiiblUtliler, welclieii genannte Botaniker
Perilomia cordif oli a (Linn. VI, p. 374) nannten.
Unter diesem Namen wurde sie auch noch später
im Botanical Magazine (tab. 42!)U) abgebildet. Der
Kustos des König). Herbars, Professor Klotzscli,
war es aber, der der zuletzt genannten l^tlauze erst
die richtige Stellung im Systeme auwies nnd sie in
■den mit Link nud Otto gemeinscbaftlicli heraus-
gegebenen Abbilduugen von Pflanzen des botani-
schen Gartens in Berlin (1. Band, t. 1.5, 8. 31j als
Scutellaria splendens beschrieb nnd abbildete. Die
beiden Eeisenden hatten nämlich neben getrockne-
ten Pflanzen auch Samen eingesendet, welche im
genannten Garten ausgesüct wniden. Von hier aus
■wurde sie weiter verbreitet nnd war lange eine
Zierpflanze auch der Berliner Privatgärten.
Schon früher waren 2 Spanier, Mociiio und
Sess^, in Mexiko gewesen nnd hatten Pflanzen
daselbst gesammelt. Als der englische Bolaniker
Bentham in den dreissiger Jahren (1832 — lS3Gj
die Lippenblüthler monographisch bearbeitete, wur-
den ihm auch die dazu gehörigen Pflanzen aus dem
Herbar genannter Pcisendcn zur \'cifügung gestellt.
Unter ihnen fand sich auch P cri hmiia c o r di folia
vor, welche Bentham jedoch alsliald für eine Scu-
tellaria erkannte und sie zu Ehren Mocino's: Sc.
Moeini Ulla (Benth. Lal). j>. 242) nannte. So schön
auch die l'flanze ist und die Ijcachtung der Pflan-
zenfreunde verdient, so hat doch keiner der vielen
Reisenden, welche Jlexiko bereist haben, sie nacii
Europa gebracht. Es war erst der neueren Zeit
vorbehalten, ur.d zwar dem Gbergärtner Esser in
Düren bei Aachen, dieselbe in den Handel zu bringen.
Irren wir aber nicht sehr, so hat der Hofgiirtner
Wendland in Herrenhausen bei Hannover, wel-
cher bekanntlich vor einigen Jahren Central -Ame-
rika besuchte, dieselbe Pflanze in Costariea gesam-
melt nnd nach Deutschland gebracht. Wir sahen
sie vor 2 Jahren bei Gelegenheit der Fest-Ansstel-
Inng des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues
unter dem Namen Scntellai-ia (Jostariea na. Als
solche ist sie nun ebenfalls in dem Botanical Ma-
gazine (^tab. 5439) abgebildet worden.
Scutellaria Mociniana Bentli. bildet einen
mehre Fuss hohen Halljstrauch, in der ^^'eisc, wie
er häuflg auf den Terrassen der amerikanischen
Hochländer gefunden wird. Nur der untere Theil
des Stengels ist etwas behaart und verästelt sich
in der Weise, dass jeder Ast alsbald Pilüthen her-
vorbringt. Es ist eine gute iMgenscliaft der Pflanze,
dass sie gern und willig blüht. Schon die kleinsten
Exemplare entwickeln zeilig Blüthen. Ebenso scheint
die Blüthezeit nicht von der Jahreszeit abhängig
zu sein, denn Gbeigärtncr Esser thcilt uns mit,
dass er sie im Wintei wie im Sonnner blühend ge-
habt habe. i'Ixemi)lare von li; Fuss Höhe nehmen
sich am besten aus.
Eigenthümlich ist die Wurzelbildung der Pflanze,
indem nämlich, ähnlich wie bei Dicentra spectabilis,
fleischige kurze Wurzelstöcke von sehr zerbrechlicher
Natur vorhanden sind. -Man muss sich daher beim
Verpflanzen sehr in Acht nehmen, die Pflanzen
nicht zu beschädigen. Da sie in den höheren Ter-
rassen — der lieisende Seil fand sie an den Ufern
des Sarapirjue-Flnsses — wächst, so bedarf sie bei
uns auch nur einer massigen Temperatur, mau kann
sie sogar im Sommer in's Freie bringen, wenn man
ihr gegen rauhe Witterungs- Einflüsse, aber auch
gegen direktes Sonnenlicht, einigen Schutz ange-
tleihen lässt. Im Winter ist eine Temperatur von
gegen 1(> Grad hinlänglich.
Wie bei allen Lippenblüthlern, so stehen auch
hier die Blätter einander gegenüber. Auf der Ober-
fläche sind sie unbehaart oder auch mit einzelnen
kurzen Haaren besetzt nnd haben daselbst ein freu-
diges Grün, während sie auf der Unterfläche heller
in der Färljung erscheinen. Sie haben eine eirnnd-
längliche, bisweilen auch eine elliptische (Gestalt
imd besitzen einen meist ungleich gesägten Rand.
Die Substanz ist, wie bei den meisten Hehnkräu-
fern, sehr hantartig und dünn. Ihre Grösse ist,
je nach dem ( )rte, wo sie stehen, sehr verschieden.
Kräftige Pflanzen haben am unteren Theile Blätter
Y(in gegen 4 Zoll Länge, während sie am oberen
Theile kaum einen Zoll lang werden und allmählig
in kurze Deckblätter übergehen.
Die wunderschönen, feurig-scharlachrotheu Blü-
then erreichen eine Länge von 1|- Zoll und stehen
am oberen Tlieile des Hauptstengels und der Aeste
einander gegenüber. Sie haben keineswegs, wie
Bentham angibt, eine einseitige Stellung. Sic
bilden in geringerer Zahl ((3 bis 10) eine kurze
Aehre, da sie nur sehr kurz gestielt sind. Die
löhrenförmige, nach oben elegant gebogene und
allmählig sich erweiternde Kronröhre ist nui- am
unteren Theile auf dem Rücken sehr fein behaart.
Die Oberlip|)e steht grade al) und hat einen mitt-
leren nnd zwei seiJiche Abschnitte, die Unterlippe
erscheint dagegen ganzrandig oder kaum ausgeran-
det und ist weit kürzer. Die Staubgcfässe ragen
aus der Röhre hervur imd von ihnen sind die grös-
seren am unteren Theile behaart.
A um erkling. Die hier beigefügte Zeiel)niiiig ist leider
iu Beziehung auf rlie F.irbe ungenau geworrteii. Die eigent-
liche Farbe ist zinnober-orange. Der Preis des Exemplars ist
auf 1 FriedricliJtl'or festgesetzt und die Versendung kann sn-
gleich beginnen. FJei Entnahine von o Exeinplaren vvinl das
4 gratis ertheilt.
40-'
316
t'heiiüsche riUersiicIiiiiigi'n
übfr bao ülad)9tl)uin örr Pflaiufu im tlunliclu.
Von Dr. T. Filly.
Sobald ein Sameiikuni in die feuchte Erde g-e-
legt wird, tritt früher oder später als erste vegeta-
tive Thätigkeit der Keinumgsprozess ein; zuerst tritt
das Würzekhcii zwischen dem Sanienlappeu liervor,
und sjiiiter gehen hiervon die Wurzehi aus; alsdann
erscheint auf der entgegengesetzten Seite das Sten-
gelchen mit dem oder den Sameulappcu, je nach-
dem die Pflanze eine mono- oder polykotyle ist;
zwischen den Samenlappen sind die Anfänge der
ersten Blätter wahrzunehmen. In diesem Entwick-
lungs-Stadium der Pflanze verliert der Samen Koh-
lenstoft", welcher verbrannt wird, indem er sich mit
dem Sauerstoff der Luft, nachdem eine Reihe noch
nicht genau erforschter Zwischenbildungen durch-
laufen i:;t, zu Kohlensäure verbindet, welche luftför-
mig entweicht. Die Kohlensäure besteht nämlich
aus 1 Atom KohleustuÖ' von 6 Gewichts -Einheiten
und 2 Atomen Sauerstoff von 2 mal 8 Gewichts-
Eiidieiten, d. h. mit 22 Grammes ausgehauchter
Kohlensäui-e verliert der Samen 6 Grannnes Koh-
lenstoff.
Bald aber verlängert sich das erste Stengelglied
und Blätter werden hervorgetrieben. Damit sind die
Organe hergestellt, um eine dem Würzelchen ganz
entgegengesetzte Thätigkeit zu beginnen; denn so
bald die Blätter der Einwirkung des Sonnenlichtes
ausgesetzt werden, nehmen sie aus der umgebenden
Luft Kohlenstoff auf, indem sie Kohlensäure zer-
setzen und den Sauerstoff aushauchen, statt wie vor-
her im Stadium des Keiniens Kohlensäure ausge-
haucht wurde. Doch soll mit dem Vorhergehenden
keineswegs gesagt werden, dass die grünen Blätter
nur den Kohlenstoff der Kohlensäure sich aneignen
und den ganzen Sauerstoff aushauchen; dies ist
schon darum nicht möglich, da die nähern Pflan-
zen-Bestandtheile ausser dem Kohlenstoff mit weni-
gen Ausnahmen auch Sauerstoff enthalten. So be-
steht z. B. die Stärke, die nach den schönen Un-
tersuchungen von Sachs in Poppeisdorf in den
Blättern gebildet wird, aus 12 Atomen Kohlenstoff,
10 Atomen Wasserstoff und 10 Atomen Sauerstoff;
freilich könnte der Sauerstoff dem gleichzeitig bei
diesen Vorgängen vorhandenen W^asser seinen Ur-
sprung verdanken. Es ist daher der oben geschil-
derte ^'orgaug nur so aufzufassen, dass nach einer
Reihe von Zwischenbildungen Kohlenstofif' während
der Keimung in Form von Kohlensäure ausgegeben,
später aber aufgenommen und Sauerstofl ausgegeben
wird. Ferner soll noch dai auf aufmerksam gemacht
werden, dass nach den schönen Ver^uchen von
Saussure, Max Schulz, Boussingault und
Andern neben der Kohlensäure bei der Keimung
auch Stickstoff imd W^asserstoff, nach Boussin-
gault auch Kohleuoxyd inid Kohlenwasserstofl" aus-
gehaucht werden.
Li der ersten Periode des Wachsthunis verliert
daher die nocli im Embryonalzustande lebende
Pflanze fort und fort an Gewicht — vorausgesetzt,
dass wir das aufgesogene Wasser in Abzug brin-
gen, — weil ein Theil ihres Kohlenstoffes dui'ch
den Sauerstott" der Luft verbrannt wird. In der
zweiten Periode des Wachsthums, welche mit dem
Erscheinen der Blätter beginnt, vermehrt sich das
Gewicht der Pflanze, weil sie neben andern Stott'eu
besonders auch Kohlenstott" aufninuiit; diese Auf-
nahme von Kohlenstoff ist das Gegeutheil einer
Verbrennung, sie ist eine Reduktion, eine Keuorga-
nisation eiues verbrannten Körpers. Aber diese
Aufnahme findet nur bei der Einwirkung des Lich-
tes statt; in der Dunkeliieit verlieren auch die
Blätter Kohlenstott", wie der Keimling und die Wur-
zel denselben unter allen Linständen verlieren.
Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass es
noch wenige, vielleicht gar nur einen Gelehrten
giebt, welche die Richtigkeit des hier geschilderten
\'oi-ganges, welche die Aufnahme und Zersetzung
der Kuhlensäure bestreiten; doch ist diese Frage
kein Gegenstand des Streites mehr, sondern eine
längst bewiesene Thatsache. Mit der W^aage in
der Hand und mit Hilfe der zuverlässigsten Keagen-
tien sind die Endprodukte, welche bei diesen Vor-
gängen auftreten, bestimmt worden. Wird ein grü-
nes Pflänzchen in einer mit feuchter Kohlensäure
gefüllten Glasglocke dem Sonnenlichte ausgesetzt,
so verschwindet die Kohlensäure vollständig und
Sauerstofi' tritt an ihre Stelle.
Die Pflanze ist während ihres ganzen Lebens
zwei entgegengesetzten Kräften miterworfcn, deren
eine das Bestreben hat, ihr Stoff zu entziehen, de-
ren andere dahin strebt, ihr Stoft' zuzuführen; je
nachdem die eine oder die andere dieser ivräfte
vorwaltet, wird die Stoffmenge der Pflanze vermin-
dert oder vermehrt. Wenn auch nicht Kohlenstoff
allein aufgenonmien und in Pflanzensubstanz ver-
arbeitet wird, so kann doch als äusseres Kennzei-
chen der L'eberlegenheit der aufnehmenden Kraft
die Aushauchung von Sauerstott" betrachtet werden,
während für die L'eberlegenheit der Ausgabe die
Aushauchung von Kohlensäuie sj)richt, wenn auch
nicht Kohlensäure allein abgegeben wird. Je nach
dem Verhältnisse dieser beiden Kräfte zu einander,
welches durch Licht und Wärme wesentlich bedingt
wird, haucht die Pflanze verschiedene Giengen von
Kohlensäure oder Sauerstott' im Uebergewicht aus,
oder beide Gase halten sich das Gleichgewicht. Ein
Ueberwiegen der Kohlensäure bedeutet einen Ver-
317
fall, ein Uebergewielit von Sauerstoff bedeutet ein
Gedeihen und Wachsen, das Gleichgewicht bedeu-
tet einen Stillstand im Organismus der Pflanze.
Beobachtungen haben bewiesen, dass das Gewicht
einer Pflanze, wenn sie an einem schwacherleuchtc-
ten Orte vegetirt, Monate lang dasselbe bleiben
kann.
Was geschieht nun, wenn der Keim eines Sa-
mens sich unter vollständigen Ausschluss des Lich-
tes entwickelt? Eine Reihe sehr interessanter und
gewissenhaft ausgeführter Versuche, welche Bous-
singault neuerdings angestellt und worüber erder
Pariser Akademie der Wissenschaften ausfühidich be-
richtet hat, haben gelehrt:
_üass die Blätter einer solchen Pflanze nie-
„mals als Reduktions-Apparat wirksam sind, d.h.
„niemals Kohlensäure zersetzen, dass die Pflanze
„ununterbrochen so lange Kohlensäui-e ausgiebt,
„als die im Samen enthaltenen Stoffe den hierzu
„nöthigen Kohlenstoff liefern; es hängt mit an-
„dern Worten die Lebensdauer einer im Dun-
„keln erzogenen Pflanze von dem Gewichte die-
„ser Stoffe im Samen ah.''
Li Folgendem sollen die bezüglichen Versuche
den Lesern mitgetheilt werden, wenn sie auch nicht
grade stets praktisches Literesse haben; immer-
hiu ist es wichtig, sich theoretisch über die Erschei-
nungen der Praxis klar zu werden, weil dadurch
auch praktisch manche unangenehmen Täuschungen
vermieden werden können.
1. 10 Erbsen, welche trocken '2.-2A1 Grammes'") wogen, wurden am ö. Mal in einem dunklen Zimmer
zum Keimen ausgelegt. Die Pflänzchen wuchsen sehr schnell in die Höhe, waren schlank und von blass-
gelber Farbe; als sie eine Höhe von 15 Ccntimeter (5,7 Zoll) erreicht hatten, fingen sie an, sich zu
biegen, aber das Wachsthuin schritt dessen ungeachtet fort. Am 1. Juli wurde der Versuch unterbrochen,
weil die eine der Pflanzen welk wurde. Die Stengel waren 1 Meter (oä Fuss) lang.
Kulik'iist. Wasserst. Säuerst. Stickst. Miueralst.
Die Sunn-'ii wogen vor dem Versueh*'') . . '2,237 Ür. und enthielten. l.üJO Gr. 0,i37 Gr 0,897 Gr. 0,094 Gr. O.osa Gr.
Die Pflanzen wogen 1.076 .. ., ,_, Oa73 „ 0,065 ,. 0,397 ,, 0,072 ., 0,0C9 „
Verlust 1,161 Gr. und cntlyelten 0,567 Gr. 0,072 Gr. 0,500 Gr. 0,022 Gr.f) 0,000 Gr.
fordern 0,o625 Gr. Wasserstoff zur W^asserbildung,
die 0,022 Gr. Stickstoff erfordern 0,oo47 Gr. Was-
serstoff zur Ammoniakbildung, so dass noch 0,o720
bis 0,0672 Gr. Wasserstoff bleiben, welche neben
dem verschwundenen Kohlenstofl' auf Kosten des
Sauerstoffs der Luft verbrannt sein werden.
Die während des Waehsthums verscli^vundenen
Stoffe betragen demnach von den ursprünglich im
Samen vorhandenen 52,9 pCt.; der Verlust ist ziem-
lich genau ein solcher, als wenn der Kohlenstoff,
Wasserstoff und Stickstoff in der Form von Koh-
lensäure, Animoniak und Wasser entwichen wären.
Denn die verschwundenen 0,5oo Gr. Sauerstoff er-
2. 4ü W^eizenkörner, von einem Trockengewicht von l,c65 Gr., wurden am 5. Mai im dunklen
Zimmer zum Keimen ausgelegt. Am Abend des 25. Juni hatten die gelblieh-weissen Stengel und Blätter
eine Länge von 2 — 3 Dezimeter (7,5_11,5 Zoll).
Kohlenst. Wasserst. Säuerst. Stickst. Mineralst.
Die Samen wogen 1,665 Gr. und enthielten 0,758 Gr. 0,095 Gr. 0,71S Gr. 0,057 Gr. 0,038 Gr.
Die Pflanzen wogen 0,713 „ „ ,, 0,293 „ 0,043 „ 0,2S2 „ 0,057 „ 0,038 „
Verlust 0,952 Gr. und entliielten 0,565 Gr. 0,052 Gr. 0,436 Gr. 0,ooo Gr. 0,000 Gr.
3. Ein Maiskorn, von einem Trockengewicht von 0,5092 Gr., wurde am 2. Juni im dunklen Zimmer
zum Keimen ausgelegt. Am 22. Juni hatte die sehr bleiche Pflanze eine Länge von 20 Centimeter
(7,5 Zoll). Feucht wog sie 2,26 Gr., bei 110° C. getrocknet 0,290 Gr.
Kohlenst. Wasserst. Säuerst. Stickst. Mineralst.
Der Same wog 0,5292 Gr. und enthielt 0,2354 Gr. 0,0336 Gr. 0,2420 Gr. 0,0086 Gr. 0,oo9« Gr.
Die Pflanze wog 0,290o ,, „ ,, 0,1448 „ 0,oi95 ,, 0,ii60 „ O,0087 ,, 0,oioo „
l'ntersehied 0,2392 Gr. und enthielt 0,0906 Gr. 0,oi4l Gr. 0,12G0 Gr. 0,oooi Gr. 0,ooo4 Gr.
4. Am 2(i. Juni wurden 2 Bohnen, A. und B., in gebrannten und mit destillirtem AVasser ange-
feuchteten Bimstein gepflanzt; A., 1,077 Gr. schwer, getrocknet 0,920 Gr., kam in ein dunkles Zimmer,
dessen Temperatur auf 25 — 30" C. erhalten wurde. Am 22. Juli war der Stengel 44 Centim. (16,8 Zoll)
laug und sein Durchmesser betrug am Grunde 5 Millim. (2,a Linien); die Sanienlappen waren weiss und
runzlich, die sehr entwickelten Wurzeln mit 3 — 3|- Zoll langen Fasern besetzt. Die getrocknete Pflanze
wog 0,566 Gr. Kohlenst. Wasserst. Säuerst. Stickst. Mineralst.
Der Same wog 0,926 Gr. und enthielt 0,4082 (Jr. 0,0563 Gr. 0,3747 Gr. 0,0413 Gr. O.oi.w Gr.
Die Pflanze wog 0,566 ,, „ ,, 0,2484 ., 0,0331 „ 0,1981 ., 0,0408 „ 0,0456 „
Unterschied 0,360 Gr. u. bi^stand in 0,i598 Gr. 0,0232 Gr. 0,1766 Gr. 0,ooo5 Gr. 0,oooi (Jr.
*) 50 Gr. = 3 Loth.
**) Samen sowohl als Pflanzen wurden vor dem Wägen so lange bei 110° C getrocknet, bis sie nichts inelu- verloren.
t) Ein Verlust an Stiekstoft' wiederholte sich bei den anderen Versuchen nicht, was den Schlu.ss gestattet, da.ss der-
selbe hier durch die welk gewordene Pflanze bewirkt ist.
318
Die Bohne B. wog trocken 0,9-22 Gr., blieb al)er am Lichte, wo eine c;leiche Temperatur, wie im
dunklen Zimmer herrschte. Am 22. Juli war die Pflanze 22 Centim. (8,4 Zoll) hoch und trug 8 sciiöne
grüne Blätter; die Samenlappen waren trocken. Bei 110" C. getrocknet wog die Pflanze 1,203 Gr.
KoliliMist. Wasserst. Säuerst. Stlek.st. Mineralst.
Der Same «og 0,'p22 Gr. iiud enthielt U.wsi Gr. 0,o.i60 Gr. 0,3730 Gr. 0,04il Gr. U,0i55 Gr.
Die Pflanze wog I,2ii3 „ „ „ 0,5990 ,, O.otbo „ 0,.-<32l ,, 0,0404 „ 0,0455 „
Unterscliied 0,371 Gr. u. bestand in 0,i9a(i Gr. 0,0200 Gr. 0,1591 Gr. 0,oo07 Gr. 0,0455 Gr.
Lichtes, ist ein Verlust eingetreten. Die vorstehend
Es hat, wie dieser 4. Versuch zeigt, unter dem
alleinigen Einflüsse der Luft, der Feuchtigkeit und
des Lichtes in einem Boden ohne alle organi-
schen Stoffe — die Erde wai' vorher gebrannt
— eine Aufnahme und Verarbeitung von Kohlen-
stoff, Wasserstofl' und Sauerstoff stattgefunden; bei
gleichen Umständen, nur unter Ausschluss des
mitgetheiJten Versuche zeigen also nicht nur, dass
Pflanzen nur bei Gegenwart des Lichtes wachsen,
d. h. an Masse zunehmen können, sondern der Ver-
such 4 zeigt zugleich unwiderlegbar, dass es zum
Wachstlium nicht durchaus nothwendig ist,
dass der Boden organische Stoffe enthalte.
Der
(liirtcii (li's Karnii von Hotli.sfhild
in IJouIujifiie Ijei Paris.
Reisebericht.
Jenseits der Festuugswälle des grossen Paris
liegen im Westen die beiden Städte Boulogne und
St. Cloud. Geht man im Boulogner Holze (Bois
de Boulugiic) vom Akklimatisations - Garten eine
wunderschöne, aus Akazien bestehende Allee ent-
lang nach den berühmten Caseadeii und biegt da-
selbst am Ende des genannten Parkes westlich um,
so kommt man alsbald an einen der schönsten,
wahrscheinlich den schönsten Garten von Paris und
Umgegend. Baron Rothschild wohnt hier im
Frühjahre und hat sich zu diesem Zwecke einen
Aufenthalt geschail'en, um den man ihn wohl be-
neiden könnte. Es bietet der Reichthum grosse
Annehmlichkeiten dar, namentlich für den, der einen
höhern Sinn in seiner Brust trägt und sich nicht
durch materielle Genüsse betäubt.
AVenn die Tage einigermasscn hell und schön
geworden sind, verlässt Rothschild seinen Winter-
sitz in der Stadt, um das reizende Besitzthum in
Boulogne zu beziehen. Hier lebt er in der Nähe
des grossen Paris zurückgezogen. Die Stadt mit
ihrem Geräusche und ihren A'ergnügungcn ist nicht
mehr lür ihn vorhanden ; er pflegt einer idvllischen
Ruhe, um auch diese, wenn allmählig die Sommer-
wärme gekommen, mit dem Aufenthalte in irgend
einem der romantischen Bäder seines früheren Va-
terlandes zu vertauschen. Bald sind es die Bäder
des Taunus, bald die Tyiol's, welche den König
der Börse eine Zeit lang fesseln. Aber auch diese
verlässt er wiederum, sobald die reinen imd helle-
ren Tage des Herbstes kommen, und bezieht scjin
Schloss in Fernere im Südosten von Pari« an der
grossen Strasse nach Jlühlhausen und Basel.
Ich hatte von den Schönheiten beider Besitz-
thümer so viel vernommen, dass auch ich die Ge-
legenheit gern ergriff", der Einladung des einen der
beiden < )bei'gärtner Folge zu leisten, und den Gar-
ten in l^oulogne besuchte. Vielleicht habe ich auf
der Rückreise noch so viel Zeit, um auch den in
Ferrifere zu besuchen. Der Garten in Boulogne
umfasst nicht weniger als 4<,) Hektaren, also etwas
mehr als löti preussische Morgen; er besitzt dem-
nach als Garten einen nicht nnbedoutenden Umfang.
Die Räume zur Erziehung der Pflanzen, der Blu-
men u. s. w. liegen auf der andern Seite der hier
vorbeiführenden Strasse nach St. Cloud. Ziemlich
in der Mitte der Anlagen befindet sich dagegen
das Schloss. Die tüchtigsten Architekten und Gar-
tenkUnstler wurden bei dem Bau und sonst zu
Rathe gezogen und mehr als eine Million soll da-
rauf verwendet worden sein.
Ich habe nicht geglaubt, dass der französische
Geschmack sich auf eine solche Weise mit dem
englischen verbinden lasse, als es hier doch der
Fall ist. Es versieht sich freilich woiil von selbst,
dass bei einem Umfange von 156 Morgen der letz-
tere, wie er in Deutschland zunächst durch Skell
und dann in den beiden Schöpfungen des Fürsten
Pückler- Jlnskan zn Muskau und Branitz seine
Vollendung gefunden hat, von grossen Anlagen, von
einem eigentlichen Parke nicht die Rede sein kann.
Es herrscht die Eleganz dagegen durchaus vor;
inan sieht, dass der (larten der Aufenthalt eines
reichen Mannes ist; in dem, was man sieht, findet
man die glänzende Stellung des Besitzers, die auf
guten Fundamenten ruht, heraus. Man hat sich
nicht in Kleinigkeiten verloren. Alles ist gediegen.
Nur ö Jahre sind verschwunden, seitdem der
Garten mit dem Schlosse vollendet wurde, und doch
hat er das Ansehen von etwas Vollendetem. Das
ist eben auch eine Errungenschaft der neueren Zeit,
von der man sich noch gar nicht genug Rechen-
schaft gegeben hat, dass dergleichen Anlagen nicht
mehr .lahrzchendc bedürfen, bis sie nur einiger-
319
niassen fertig aussehen, sondern sclion in den ersten
Jahren so erscheinen, als hatten sie längere Zeit
bestanden. ]\Ian pflanzt Bäume mit Stämmen, wel-
che i Fuss und mehr im Durehmesser liaben , mit
einer Leichtigkeit, als wären es Sändinge.
In der ganzen Umgegend von Paris wurde an
Gehölzen aut'gekautt, was nur irgend zu haben war.
Wie in der Umgegend von Branitz , dem jetzigen
Sitze des Fürsten von l'üekler-Mnskau, vor
10 und 1'2 Jahren kein Baum fast sieher war, V(in
ihm entfuhrt zu werden, wenn sein Aussehen nur
einigermassen ästhetischen Ansprüchen nachkam, so
wurden auch vom Baron Rothschild vor 4 und
5 Jahren (iärtner nach allen Himmelsgegenden von
Paris ausgesendet, um allerhand schöne Gehölze
aufzusuchen und möglichst auch zu akqueriren.
Man wartete auch oft gar nicht ilcu Ilcrlist oder
den ersten Frühling ab, um mit den Pflanzungen
zu beginnen, sondern pflanzte mitten im Sommer.
Jlan könnte wirklich auch hier sagen „dem Muthi-
gen gehört die Welt'. So wurden mir in Paris Ross-
kastanienbäunie gezeigt, die in diesem Frühjahre
erst versetzt und, mit Blüthen dicht besetzt, zu die-
sem Zwecke mitten durch die Strassen von Paris
gefahren wurden. Wenn jetzt die Bäume grade
auch nicht das kräftigste Ansehen hatten, so zweifle
ich, trotzdem hier ein Monat lang kein Regen ge-
fallen, doch nicht daran, dass sie sich vollständig
erholen und auch gedcilien werden.
Ich habe eben die hier lange Zeit in hohem
Grade herrschende Trockenheit erwähnt; von ihr
merkte man aber in dem Garten des Baron Roth-
schild nichts, denn das Grün konnte nicht schö-
ner, dem Auge ni(dit angenehmer sein. Obwohl
das Besitzthuni in der xsähe der Seine liegt, so
ist der Kalkboden doch im Allgemeinen so trocken,
dass es noch weit grösserer Anstrengungen bedarf,
als in und um Berlin, um die diesen bedeckenden
Pflanzen den Sommer hindurch frisch zu erhalten.
Man giesst und spritzt in Paris aber überhaupt
weit mehr, als bei uns, und verwendet jährlich sehr
bedeutende Sunnncn darauf, so dass diese einen
grossen Theil der Unterhaltungskosten In Anspruch
nehmen.
Im Allgemeinen fand ich dieselben Gehölze,
wie sie im Nordosten Deutschlands bei den Anla-
gen benutzt werden, vor. nur fliehen vermisste ich
in der Weiso verwendet, als sie es verdienen und
hauptsächlich in den Anlagen von Sanssouci, 15a-
belsberg und Glienicke bei Potsdam mit Recht eine
hervorragende Stelle einnelnnen. Pappeln, und vor
Allem die leider bei uns wegen ihres so raschen
Waehsthums so allgemein angebrachten Silberpap-
peln und Espen, scheinen — mit Ausnahme der
italienischen in einigen Alleen — glücklicher \Yeise
in den Anlagen von Paris ganz und gar zu fehlen,
Weiden, Acer Negundo, selbst die Form mit bun-
ten Blättern, und sonstiges Gehölz mit hellerem
Laube ersetzen jene hinlänglich. Der buntblättrige
Acer Negundo ist überhaupt eine Lieblingspflanzf
der Pari.-;er und wird als Einzelpflanze sowohl auf
Rasen, wie in Boskets sehr viel angewendet.
Was den Anlagen des Rot hschild' sehen Gar-
tens in Boulogne aber einen ganz besonderen Werth
gibt, das sind die Magnolien ixnd einige andere grös-
sere Gehölze mit immergrünen, meist glänzenden
Blättern, ferner mancherlei Koniferen, Cedern, Deo-
daren, spanische Tannen (Abies Pinsapo), Welling-
tonieu, Araucarien mit den breiten, stechenden Blät-
tern ( A. imbrieata) und goldfarbiger licbensbaum
(Thuja aurea), die, wie die 3 letzteren, als Einzel-
pflanzen oder, wie die übrigen, in kleineren und
grösseren Gruppen vorhanden waren. Bei dem be-
wegten Terrain, das fast allenthalben geboten wird,
nahmen sich genannte (lehölze reizend aus. Wie
sehr sind doch die Pariser wegen ihres milderen
Klima's zu beneiden! Araucaria imbrieata nimmt
sich hier ganz anders aus, als bei uns, wo sie meist
eine sehr hässliche Pflanze ist; die (i)uirle stehen ge-
drängter, die Aeste verzweigen sich mehr und die
breiten Blätter haben ein freudigeres Grün.
Kleine und grössere Rasenflächen wechselten
mit Hainen verschiedener Grösse und mit lieblichen
Boskets in freundlicher Harmonie ab und boten
dem, der dort wandelte, mannigfache Anblicke dar.
Trotz des Gedrängten, das kleinere Anlagen immer
mehr als grosse haben, herrschte doch im Ganzen
eine grosse Ordnung. Das Auge war nirgends zu
sehr in Anspruch genommen; die Blicke zei-streuten
sich nicht, sondern konnten ruhig umher wandeln
und fanden allenthalben das Bild mit dem Rahmen,
um auf ihm einigermassen zu ruhen. Die I'nruhe
unserer meisten kleineu Anlagen, wo kcii'.e Staffage
geboten wird, jedes Gehölz gleich berechtigt sein
Süll, wo man eigentlich vor all' den oft so schönen
Einzel- Exemplaren nicht einen Total- Eindruck er-
hält, wii, ich möchte sagen, man vor lauter Bäu-
men den Wald nicht sieht, fehlte hier, so sehr
auch das Einzelne berechtigt war und selbst in den
\'ordergrund treten konnte, wie man eben seine
Stellung einnahm.
Natürlich war die Vorderseite des Schlosses
auch die Stelle, wo dem Auge das Meiste geboten
wurde. Hier allein waren auch ausserhalb des
Gaitens liegende Punkte in den Pereieh der Aus-
sieht genommen , um eine Fernsicht zu geben.
Freiere Wiesenplätze durch leichtere Boskets und
kleinere Gruppen unterbrochen, ein in seiner Kon-
tur hübsch geschnittener Teich mit Karpfen besetzt,
welche auf den Ruf ihres Herrn in grosser Menge
320
auf die Oberfläche komiueu, und drüber liinaus •wie-
derum grünen Rasen erblickt man, sicli in ferner
scheinendem Gebüsch verlierend; hinter diesem er-
hebt sicii aber der Mont Valerien, eine der Zwing-
vesten, welche Paris umgeben. Zwei kurze Lauben-
gänge begrenzen auf beiden Seiten die Aussicht.
Nach Paris zu sperrt eine Reihe hoher Paulow-
nien die Aussicht nach dem Boulogner Holze, das
ein breiter Weg von dem Garten scheidet. Es
mag im Frühjahre, wenn die Bäume in voller
Blüthe sind, ein wunderschöner Anblick sein. Vor
den Paulownien befindet sich dichtes Gebüsch aus
allerhand Blüthensträuchern, namentlich Syringen
bestehend, um den Raum zwischen dem Schlosse
lind der Strasse völlig zu schliessen, und Jeder-
mann ist ausserhalb desselben damit die Möglich-
keit genommen, auch nur einigermassen zu schauen,
was im Innern des Gartens ist.
Besagter Raum ist in einen französischen Gar-
ten umgewandelt, den' mau auf einer niedrigen Ter-
rasse vor dem Schlosse leicht überschauen kann.
Die Länge desselben übertrifft die Breite um das
Doppelte. Kleinere Rasenflächen, in deren Mitte
marmorne Bildsäulen zum Theil aufgestellt, sind
von breiten Rabatten eingefasst; noch breiter sind
diese an der Grenze dieser Abtheilung. Rosen im
Durchschnitt von 4 Fuss Höhe, ziemlich einzeln ste-
hend, wechseln mit baumartigen Fuchsien, die in
grösserer Menge mehr nach hinten als in der
Mitte sich befinden. Hinter diesen Blüthensträu-
chern bedeckten hellfarbige Vcrbenen den Boden,
während vorn Pelargonien mit bald scharlach-
gefärbten, bald n)It rosafarbigen Biumenbouquets
dicht besetzt ziemlich die Mitte der Rabatte ein-
nahmen. Vor ihnen zogen sich wiederum Vcrbenen
oder das buntblättrige Alyssum niaritimum der Länge
nach daliin, während ganz niedriger Epheu in einem
schmalen Streifen die Rabatten umsäumte.
Diese französische Abtheilung hatte insofern
etwas bewegten Boden, als ein viereckiges Beet
ziemlich in der Mitte vertieft lag, auf beiden Sei-
ten dagegen sich erhabene, mit blühenden Agera-
tuni mexicannm, und zwar die Form mit hell-lila-
farbigen Blumen, bedeckte Beete in länglicher Form
hinzogen. Diese Massen von Blumen und zwar
mit scharf hervortretenden Farben, die nirgends in
einander übergehen, sondern ziemlich grell einander
gegenüberstehen, haben für den, der an ihren An-
blick nicht gewöhnt ist, etwas Betäubendes. Durch
das in einem flachen Halbmonde sich herumziehende
Grün wird der kräftige Eindruck doch etwas ge-
mildert.
Aus
den Pflaiixcii-Verxek'liiiissen einiger
IlaiHleisgärtnereien.
^^ ir stehen jetzt an der zweiten Hauptepoche,
welche der Pflanzenhandel jährMch durchmacht, an
der Zeit der Herbst- Versendungen. Diese Zeit ist,
wie die erste Periode im Frühjahre, besonders
durch das Erscheinen neuer Pflanzen im Handel
gekennzeichnet und wir wollen aus den uns einge-
sendeten Katalogen auf einige der bemerkenswer-
thesten Artikel aufmerksam machen. Wir beginnen
mit dem Verzeichnisse der neuen Azaleen, welche die
Handelsgärtnerei der Gebrüder Mardner in Mainz
am 15. September dem Handel übergeben hat.
1. Azalea indica striata formosissima (Mardner),
eine weisse, tast zirkelrunde Blume mit karmoisin-
rothen Bändern und Streifen.
2. Azalea ind., Triumph von Mainz (Mardner),
welche in der Form der Az. Roi Leopold gleicht,
aber noch feuriger in der Färbung ist.
3. Azalea ind. Margaretha Louise (Mardner),
weiss mit lila Bändern und Streifen.
4. Azalea ind. Romeo (Fürst), rund gebaute,
kupferrothe Blume mit bläulicher Zeichnung.
Von den 1 8G3er Neuheiten sind besonders her-
vorzuheben: Az. ind. alba ilhistrata plena (Klein),
A. Borsig, (Mardner), Baron v. Mandel (Mardner),
Senator Kessler (M.), PL-nst Benary (M.) und die
von Verschaffelt dem Handel übergebenen Züch-
tungen.
Das Etablissement des „Jardiu de Courcelles"
in Levallois (Seine) empfiehlt durch seinen Leiter,
Varengue, 3 neue Pelargonium zonale, die dort
gezüchtet worden sind:
1. Gloire des Roses (Varengue), mit grosser
Blume im reinsten Roth und weissem Auge. Das
Blatt ist einfach grün ohi>e alle Zeicluning; ein be-
sonderer Vortheil aber besteht darin, dass die Blü-
thendolde bis auf die letzten Blumen geschlossen
bleibt, weil die Pflanze fast gar keinen Samen ansetzt.
2. Triomphe de Courcelles (Var.) ist im Gegen-
satz zur vorigen mit einem sehr schönen hervortre-
tenden Gürtel auf den Blättern geziert. Die grosse
Blume ist zinnober-orangeroth mit weissem Auge;
die Pflanze ist sehr reichblühend mit grossen Dol-
den und niedrigem Wüchse.
3. Constant Huanlt mit einer ausserordentlich
grossen Dolde; die einzelne Blume ist gross und
gut gebaut von glänzendem Gelbroth mit feinen
weissen Streifen ; der Mittelpunkt ist zinnoberroth.
Von den beiden ersten kostet das Stück 3 Fr.,
von der letzteren 2 Fr. und das Dutzend 20 Fr.
Verlag vou Karl Wiegauilt iu Berlin,
Kommandanten-Strasse No. G2.
Druck der C, Feiste r 'scheu Buehdruekerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderniiff des (ilarteiibaues in den Könis;!. Frenssischen Staaten
für
(«artiierei und PflaiüKeiikiinde«
Redakteur :
P»rofessor Dr. Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 41.
Berlin, den 15. Oktober
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Die Verschönerungen in den Provinzen Frankreichs. Reisebericht. — Belgique horticole. Jahrgang 1863, 2. Hälfte.
Jahrgang 1864, 1. Hälfte. — Aus den Pflaiizeu-Verzeichnissen einiger Handelsgjirtnereien. (Fortsetzung.;
Di
üerj'djönenmgm in öcii prooinjcn .frniiRreirijs.
Kciscberirlit.
Aucli hierin ist Paris das Vorbild von Frank-
reich. So sehr man sich in den Provinzen Mühe
gibt, von der Metropole sich zu einanzipiren, so
wenig findet -man daselbst in irgend einem Theile
des öffentlichen Lebens eine Selbständigkeit, einen
eigenen Gang. Alles ist Nachahmung dessen, was
man in Paris thut und nicht tliut. In Paris ist
meist Alles auf Effekt berechnet, grelle Gegensätze
berühren einander, ein freundlicher Uebergang von
Einem zum Andern fehlt; es sind eine Masse Ein-
zelheiten, die alle vielleicht auf Eigenthümlichkeit,
auf Schönheit selbst Anspruch machen können, aber
es fehlt das harmonische Band, das die Einzel-
heiten zu einem Ganzen verknüpft, und man sucht
umsonst nach dem leitenden Gedanken, nach der
Idee, welche sich aussprechen soll und muss.
Trotz alledem bleiben aber die Verschönerungen
von Paris immer etwas Grossartiges, dem man nichts
Aehnliches in ganz Eiu'opa an die Seite setzen kann;
sie sind selbst um so bedeutender, als sie unter den
schwierigsten Verhältnissen unternommen und mit
einer Ausdauer ausgeführt wurden und noch immer
fortgesetzt werden, die unsere Bewunderung in ho-
hem Grade verdient. In dieser Weise fehlt uns
Deutschen im Allgemeinen der Nachdruck; man
schreckt leicht bei uns vor vorhandenen Schwierig-
keiten zurück. Vielleicht ist es aber auch bei uns
wiederum die Vorsicht und die Bedächtigkeit, welche
die grossen Ausgaben scheut. Den Franzosen küm-
mern diese in der Regel nicht; er setzt durch, was
er begonnen, was er einmal angefangen. Wie oft
sieht man dagegen bei uns etwas angefangen und
nicht zu Ende geführt.
Ich beginne mit den Verschönerungen an den
Eisenbahnen. Im Noi-den von Deutschland ist man
darin dem Süden weit vorangeeilt. In der Nähe
der Bahnhöfe findet man sehr oft reizende Anla-
gen, die nicht allein ihren Zwecken entsprechen,
sondern auch zu dem Ganzen in einer gewissen
Harmonie stehen. In den kleineren und mittleren
Städten Deutschlands, an denen die Eisenbahn vorüber
führt, wandert man des Abends und besonders Sonn-
tags gern nach den Stationen und geht in den
Anlagen spazieren. In Frankreich (wir sprechen
aus eigner Kenntniss nur von der nördlichen Hälfte
bis nach Bordeaux und den^ atlantischen Ocean)
hat man ebenfalls an deij Stationen Verschönerun-
gen durch Anpflanzungen angebracht, sie dienen
aber weniger oder wohl eigentlich gar nicht den
Bewohnern der Umgegend zu Spaziergängen und
znm Aufenthalte in der Zeit der Müsse, als viel-
mehr denen, die auf der Eisenbahn dahinfahren,
ein freundliches Bild vorzuführen. An den andern
Zweck, den wir oben angeführt, scheint man
in Frankreich nicht gedacht zu haben. Deshalb
werden die Stationen an der Eisenbahn von den
Franzosen nur besucht, um Jemand zu emjifangeu
oder zu begleiten, keineswegs aber, um für kürzere
41
322
oder längere Zeit daselbst einen Aufenthalt zu neh-
men und vielleicht irgend etwas daselbst zu ge-
niessen. Die Kestaurationcn auf den Bahnhöfen
sind auch gar nicht dazu eingerichtet. Dazu kommt,
dass ziemlich die Hälfte der Eisenbahnzüge soge-
nannte Expresszüge sind, wo mau nur mit der
ersten Klasse fahren kann und wo nur an den
grösseren Stationen augehalten wird. An allen Sta-
tionen halten nur die sogenannten Omnibus mit
allen 3 Klassen an, während die direkten Züge end-
lich die kleineren Stationen überspringen.
Die Anlagen an den Stationen ziehen sieh in
Frankreich in der Regel nur in einer geringen
Breite längs der Eisenbahn hin und bestehen aus
losen Boskets, aus Easenflächen und aus Massivs.
Unter diesem letzteren Namen versteht man eine
10 — 20 und mehr Fuss enthaltende Gruppe einer
und derselben Pflanze, oft noch umgeben von einem
oder raehrern Kränzen von Blumen. Nur bisweilen
und hauptsächlich dann, wenn eine Pflanze nicht
völlig den Boden deckt, ist noch die eine oder an-
dere Zwischenpflanze angebracht.
Diese Massivs bestehen an den Eisenbahnen
hauptsächlich aus Scharlach- und buntblättrigen Pe-
largonien, sowie aus der grossblumigen Sorte: Gloire
de Paris, ferner aus Heliotropien, Petunien und
Astern, weniger Balsaminen. Sonderbar, dass man
Levkojen gar nicht sieht, wahrscheinlich, weil sie
nur eine kurze Flor haben und schon nach weni-
gen Wochen eines Ersatzes bedürfen. Vielleicht wa-
ren sie aber im Frühjahre vorhanden.
Die Zahl der Blattpflanzen, an denen die Ver-
schönerungen von Paris eine so reiche Abwechslung
darbieten, ist an den Eisenbahnstationen nur gering.
Eine Hauptrolle spielt das Blumenrohr (Canna) und
der rothe Ricinus, sowie die zuerst von Berlin aus
verbreitete und von uns Cosmophyllum cacaliaefo-
lium genannte Pflanze. Diese ist so sehr beliebt,
dass sie auch in den südlichen Baumschulen, z. B.
in Angers bei A. Lerov, massenweise herangezo-
gen und zum Anpflanzen in's Freie verkauft und
verwendet wird.
Nächstdem findev» sicii Gruppen von einigen
Blüthensträuchern vor. Hibiscus svriacus, in einer
Menge reizender Formen, spielt mit Rosen, beson-
ders den immerblühenden bengalischen Sorten, sehr
oft auch der Rosa Souvenir de Malmaison, die erste
Rolle. Unser Laurustin bildet mit Spiräcn, Sauer-
dorn, Weissdorn, falschen .Jasmin (Philadclphus) und
einigen wenigen anderen Blüthensträuchern, Gebü-
sche und Hecken, während Erdbeerbaum (Arbu-
tns), gewöhidicher und lusitanischer Kirschlorbeer
und seltner Mahonien die immergrünen Gehölze
bilden.
Als Einzelbaum ist Paulownia imperialis nebst
dem Trompetenbaum (Catalpa syringaefolia ) sehr
beliebt. Bereits war die erstere wiederum mit den
nicht entwickelten Blüthentraubeu dicht besetzt und
verspricht, im nächsten Frülijahre einen reichlichen
Blüthenschnmck zu geben. Nächstdem sind Ahorn,
und zwar nur der stumpfblättrige (Acer Pseudo-
Platanus), die Platane, bisweilen auch die gute Ka-
stanie (Castanea vesca) die Laubbäume, welche man
nebst der Rosskastanie und vielleicht noch den Ul-
men an den Eisenbahnstationen sieht, vorhanden.
Doch dürfen wir auch des buntblättrigen Acer Ne-
gundo um so weniger zu erwähnen vergessen, als
er durch ganz Frankreich auch als Massiv zur
Anwendung kommt und hauptsächlich mit dunklem
Hintergrunde sich auch reizend ausnimmt.
Koniferen sind fast noch mehr in Frankreich,
als bei uns in Deutschland beliebt. Cypressen, die
sonst durch ganz Frankreich eine grosse Verbrei-
timg haben, sieht man au den Eisenbahnen wenig,
desto mehr aber den Lebensbaum des Morgenlan-
des (Biota Orientalis). Eine ungemeine Verbreitung
hat die Ceder des Himalaya oder die Deodare ge-
funden. Es ist gar nicht zu leugnen, dass diese
weit schöner sich baut, als die Ceder des Libanon,
welche man nur sehr selten schön sieht, wie es
z. B. in einem Klosterhofe neben der Kathedrale
von Tours oder in dem Garten eines reichen Grund-
besitzers im Weingaue Mcdoc der Fall war. Die
blaugrüne Farbe des meist in Form einer Pyra-
mide gewachsenen und mit Aesten bis zur Erde
herab besetzten Deodare gibt ihr, namentlich etwas
aus der Ferne gesehen, ein reizendes Ansehen. Be-
sonders gegen Abend bei untergehender Sonne bat
die Ceder des Himalaya etwas Geisterhaftes und
Aetherisches, vorzüglich wenn ein oder mehre starke
Exemplare des Pauipasgrases (Gynerium argenteum)
in der Nähe stehen und ihre Blüthenstengel vom
Winde leicht hin und her bewegt werden. Beide
genannten Pflanzen findet man auch an den Eisen-
bahnstationen ziemlich häufig zusammen. \ on Na-
delhölzern sieht man ausserdem nur noch, aber
ziemlich häufig, die Rothtanne oder Fichte (Abies
excelsa), seltner die Meerstrandskiefer.
Die Anlagen der Provinzialstadt unterscheiden sich
von denen der Metropole dadurch, dass sie kleiner und
im Allffemeinen deslialb oft lieblicher sind. W^ie in
Paris hat man öfientlichc Plätze dazu verwendet
oder durch Ankauf von Grundstücken sie erst neu
hergestellt. In den grösseren Städten hat man so-
gar eine Art beschränkter Volksgäiten geschaffen,
in denen aber immer die französische Eleganz und
der beliebte Farben -Reichthum sich Geltung ver-
schaift haben. Eine der gelungensten Anlagen ist
unstreitig der Jardin des plantes in Bordeaux, zu-
mal hier eine Idee zu Grunde liegt, wenn auch
323
•wiederum den Gesträucli -Partliien die harmoiiisclie
Abrundung fehlt. Sonst wechseln aber diese mit
den reizenden Grasflächen, auf denen einzelne wun-
derschöne Bäume stellen, auf eine wohlthuende Weise
ab. Üeberhaupt ist die ganze Anlage in einer Sau-
berkeit und Ordnung erhalten, die dem Obergärtner
Comme Ehre macht. Für Jemand, der aus dem
Norden kommt und Lagerstroeraien, Deodaren, Wel-
lingtonien, Magnolia grandiflora u. s. w. nur aus den
Gewächsliäusein kennt, macht es einen ungemeinen
Eindruck; da auch Wasser in reichlicher Menge an-
gebracht ist, ja einmal eine Naturbrüeke darüber
führt, so gewinnt das Ganze um so inehr.
Leider stehen Gewächshäuser, jedoch in den
äusseren Konturen sehr hübsch geformt, mitten in
der Anlage und gestatten nicht, das Ganze zu übei'-
schauen. Auch hat man bei diesen Gewächshäusern
mehr Sorgfalt auf die äussere Ausstattung verwen-
det, als auf die innere zweckmässige Einrichtung,
was doch immer bei Gebäuden dieser Art die Haupt-
sache sein sollte. Die AVege sind zwar im Verhält-
niss zum Ganzen etwas zu breit; man muss jedoch
bedenken, dass die Anlage Volksgarten ist, der au
den Abenden sehr viel besucht wird. Tausende
von Drahtstühlen stehen, wie meist auch in den
Anlagen von Paris, auf den Seiten der breiteren
Wege und können gegen eine Zahlung von 10 und
15 Cent, von dem nach Buhe sich sehnenden Spa-
ziergänger benutzt werden.
Mitten im Garten befindet sich die botanische
Schule, fast ganz eingeschlossen von freundlichem
Grün verschiedener Sträucher und demnach nur
theilweise von aussen sichtbar. Wir können diese
Verbindung der Wissenschaft mit der Kunst, des
Schönen mit dem Nützlichen, nur billigen. Der-
gleichen Verbindungen tragen zur Ausbildung des
Geistes und Herzens viel bei. In der botanischen
Schule bezweckt man Verbreitung der Keuntniss
der natürlichen V^erwandtschaften bei den Pflanzen ;
es sind daher die hauptsächlichsten Familien und
Gruppen durch Repräsentanten vertreten. Mit be-
sonderer Vorliebe werden die Kukurbitaceen kulti-
virt. Direktor der Schule und des Jardin des
plantes überhaupt ist Durieu de Maisonneuse,
welcher in früheren Jahren die wissenschaftliche,
von der französichen Eegierung ausgeführte Expe-
dition in Algerien als Botaniker begleitete und sich
überhaupt mannigfache Verdienste um die Wissen-
schaft erworben hat.
Eine zweite städtische Anlage, welche aber erst
im Entstehen ist und viel verspricht, befindet sich
in Angers ziemlich mitten in der Stadt. Sie zeich-
net sich bereits durch einige einzeln stehende Exem-
plare aus, welche man erst in diesem Frühjahre
mitten in der Vegetation , trotz der bedeutenden
Grösse und zum Theil selbst in Blüthe, wie remon-
tirende Kosen, zum Theil auch in Früchten, wie
CephalotaxusFortunei, versetzt hatte und keineswegs,
als wir sie im August sahen, noch Spuren dieser
Eingrifte an sich trugen. Andr^ Leroy, der Be-
sitzer der von uns bereits beschriebenen grossarti-
gen Baunisciiulen , hat das Verdienst gehabt, die
Ausführung zu übernehmen.
Eine hübsche kleine Anlage befindet sich da-
gegen auch in Tours, und zwar in der nächsten
Nähe der Kathedrale. Rasenflächen mit einigen
Massivs, wenig Blüthengesträuch und einige Bäume
stehen hier in mehr freundlicher Harmonie zu ein-
ander, Pelargonien sind auch hier, wie in Paris
und sonst, hauptsächlich vertreten. Man liebt iu
der Regel von diesen entweder feurig -rothe und
rosafarbige Blumen mit dunkelgrünen Blättern oder
buntes Laub und kleine unscheinliche Blumen. Aus-
serdem sind es wiederum Verbenen, Lantanen, Pe-
tunien, Heliotropen, Lobelien und Nierembergien,
welche vorherrschend benutzt werden; als Blüthen-
sträucher liebt man dagegen vor Allem Hibiscus
syriacus, Rosen, J^rythrinen und Fuchsien, während
die Blattpflanzen durch W^igandien, Solanums, Ver-
besinen, Montanoen, Canna's, Colocasien, Xantho-
somen und Ricinus vertreten waren. Nicht grade
ästhetisch nimmt es sich aus, wenn der Boden hier
und da mit trocknem, strohigem Dünger belegt
wird, um das Austrocknen desselben zu verhindern.
Sonderbar, dass man in Frankreich im Allgemeinen
gar nichts darin fand, was das Auge stören könnte
und man sich immer, wenn man seine Verwunde-
rung darüber aussprach, auf den praktischen Nutzen
berief.
Nicht minder reizend nahmen sich in Tours die
beiden kleinen, von einem niedrigen Stakete einge-
schlossenen Gärtcheu auf beiden Seiten der vStatue
des Philosophen Descartes um so mehr aus, als
dicht daneben die breite Loire dahinfliesst und zwi-
schen ihnen eine schöne Brücke über den Fluss
führt.
Auch die Boulevards von Paris sind in den
Städten der Provinz nachgeahmt, nicht weniger die
grossen, nur mit Reihen einzelner Bäume bepflanz-
ten Räume, wie sie namentlich vor den Tuilerien
und in dem Luxemburg - Garten vorhanden sind.
Diese letzteren sind z. B. in Orl(?ans zwischen der
eigentlichen Stadt und dem Bahnhofe von bedeu-
tender Ausdehnung. Es scheint ims oft, dass der
Franzose es vorzieht, unter schattigen Bäumen
zu lustwandeln, als in den schönsten Anlagen.
4P
324
Belgiqiic liordcole.
Jahrgang 1863, 2. Halfto. .lalufrang 1864, I.Hälfte.
Von Florbliimen finden wir in der 2. Hälfte des
vorigen Jahrganges ein grossblüheudes Chrysanthe-
mum unter dem Beinamen Japan ense (tab. 12 zu
S. 225). Der Durchmesser des Blütheiikörbchens
beträgt nicht weniger als 5 Zoll. Die einzelnen,
sehr in die Länge gezogenen Zungenblüthchen ha-
ben entweder durchgängig eine hellrothe Farbe oder
sie sind am Eande breit weiss. Bisweilen sind sie
überhaupt weiss und mit einem oder zwei hellro-
then Streifen versehen. Der China-Reisende For-
tune hat diese Sorte neben mehrern Arten aus
Japan eingeführt und der bekannten Handelsgärt-
nerei von Standish in Bagschot übergeben. Aus-
ser der genannten Sorte verdienen noch Empfeh-
lung: C. sin ense laciniatuni von weisser Farbe,
wo aber die einzelnen Zungenblüthchen geschlitzt
sind, striatum ähnelt dern japonicuai und besitzt
rotli- und weiss -gestreifte Stralilenblüthchen und
grandifloriim mit selir grossen, gelben Blüthen-
körbchen.
Die kaukasischen Insektenpflanzen (Pj-rethrura
carneum und roseum) gehen als Florblumen einer
grösseren Vollkommenheit entgegen, wie wir auch
bereits mehrfach zu berichten Gelegenheit gehabt
haben, ebenso dass der Kunst- und Handelsgärtner
Bedinghaus in Nimy bei Muns die ersten Spiel-
arten in den Handel brachte. Wiederum hat dieser
neue Sorten in den Handel gebracht, welche die
früheren an Schönheit übertreffen (zu S. 321). Es
scheint, als wenn sich hier, wie bei unseren China-
Astern, hauptsächhch 3 Fornicineihcn unterscheiden
liessen, indem nändlch alle Blüthchen zungenföimig
oder alle verlängert - röhrenförmig sind, oder am
Rande befinden sich kurze Zungenblüthchen in
einem Kranze ringsherum gestellt und ausserdem
noch verlängerte und ziemlich tiefgeschlitzte Röh-
renblüthchen. Von den letzteren sind eine weisse,
eine lilafarbene, eine fleischfarbene und eine rothe
in der Belgique horticole abgebildet.
Ausserdem finden wir noch 2 Rosen (zu S. 257
u. 258) abgebildet. Rose Fran9ois Lacharme
ist aus der berühmten Rosenzucht von Charles
\ erdier, dem Jüngern Sohne des verstorbenen und
bekannten Rosenzüchters dieses Namens, und kam
vor 2 Jahren in den Handel. Sie ähnelt der Rose
Jules Margottin und ist schön kugelig gebaut; ihre
Farbe ist aber weit dunkler.
Rose Comtesse Ouwaroff dagegen ist ein
Jahr früher in den Handel gckonmien und blühte
1861 bei ihrem Züchter Margottin in Bourg-la-
Reine bei Paris zum ersten Male. Es ist eine ;
Theerose mit sehr grossen Blumen, welche eine |
helle Fleischfarbe besitzen. Sie hat dadurch noch
einen besonderen Werth , dass die Blumenstiele
ziemlich steif sind und daher die Blumen aufrecht
stehen, nicht überhängen.
In der 1. Hälfte vom Jahrgange 1864 sind an
Florblumen eine Reihe Flamniänder Nelken auf
der ersten Tafel abgebildet. Diese zeichnen sich
bekanntlich durch gestreifte Blumenblätter aus, wo-
durch die ganzen Blumen ein geschecktes oder
bandförmiges Ansehen erhalten. Je nachdem sie
2, 3 oder 4 Farben enthalten, führen sie bekannt-
lich den Namen der 2-, 3- oder 4-farbigen, Bi-,
I Tri- und Quadricoloren ; die beiden letzteren nennt
man wohl auch Bizarre. Der Hauptort, wo sie
noch herangezogen werden, ist Verviers, eine ge-
werbreiche Sadt Belgiens und zwar der Provinz
Lüttich. Man hat daselbst auch eine besondere
Gruppe erzogen, welche als Nelken von Verviers
(Oeillets verviötois), besonders in England, sehr be-
liebt sind und sich durch niedrigen Wuchs , aber
auch durch Fülle der Blüthcn auszeichnen. Da
diese bei uns fast gar nicht bekannt sind, machen
wir auf sie aufmerksam.
Zwei Formen der puntiichen Alpenrose, Rho-
dodendron Princesse de Galles und Comtesse
de Devon, sind (zu S. 127) abgebildet und wer-
den empfohlen. Beide sind englischen Ursprungs.
Die erstere ist von Young in der Milford-Gärtnerei
(Grafschaft Surrey) gezüchtet und zeichnet sich
besonders durch schöne, grosse Blüthen, welche
nur am Rande eine violette Farbe haben und sonst
weiss .sind, aus. Die andere ist in der Gärtuerei
von Lacombe, Prince & Co. in Exeter gezüch-
tet und zeichnet sich durch das zarteste Rosa seiner
Blüthen aus.
Lyehnis Senno Sieb, (zu S. 1G2) wurde von
Siebold aus Japan eingeführt und scheint mit den
anderen ähnlichen, eben daher eingeführten Arten:
grandiflora Jacq., Sieboldii Zucc, sowie mit den
bis jetzt nur aus Sibirien eingeführten L. fulgens
Fisch, zu einer und derselben Art zu gehören. Be-
kanntlich hat man auch bereits eine Form, welche
in Erfurt von Fr. A. Haage Jun. aus L. grandi-
flora und Sieboldii gezüchtet wurde und abwechselnd
weisse und rothe Blumen gibt. Lyehnis Senno
kommt ursprünglich nur feuerroth vor, in der Belgique
horticole ist aber auch eine weiss- und rothgestreifte
Form abgebildet, wie wnr sie übrigens auch sehr
ähnlich bei Aussaaten von der zuletzt genannten
L. Haageana gesehen haben. Vergleicht man übri-
gens die Abbildung in der Belgique horticole mit
der in Siebold's Flora japonica (tab. t. 49), so
glaubt man 2 ganz verschiedene Pflanzen vor sich
zu sehen. Die Blüthen haben in der letztern einen
langen, röhrigeu Kelch und kleinere, geschlitzte
325
IHumenblätter. Leider finden wir immer mehr, dass
die Abbildungen in der Flora japoiiica, so schön
sie auch au^^gestattet sind, doch in der Regel sehr
leichtsinnig angefertigt wurden. Es scheint bisweilen,
als hätte mau nur hübsche Bilder geben wollen.
Von einer naturgetreuen Darstellung ist meist gar
keine Rede.
Clematis Fortunei ist eine unlängst einge-
führte Art aus China, welche die bekannte Han-
delsgärtnerei von Ötandish in Ascot voriges Jahr
in den Handel gebracht hat. Sie hat ausseror-
dentlich grosse Blüthen, welche halb gefüllt und
weiss gefärbt sind. Diese besitzen ausserdem einen
angenehmen Geruch, so dass diese Schlingpflanze
nicht genug empfohlen werden kann. Die Blätter
gleichen denen der Cl. lanuginosa und Cl. florida;
es scheint sogar, als wenn sie eine Form der letz-
teren darstellte. Von dieser ist aber auf derselben
Tafel (zu S. 33) noch eine blaublühende Form ab-
gebildet, welche mehr Aehnlichkeit mit der Cl.
patens (coerulea der Gärten) besitzt und vielleicht
auch mehr zu dieser gehört. Bei dieser Gelegen-
heit machen wir von Neuem darauf aufmerksam,
dass alle die schönen Formen der Cl. florida und
patens bei uns im Freien aushalten, wenn sie nur
einigermassen im Schutze stehen und im Winter
etwas gedeckt werden.
Mutisia Clematis L. fil. (zu S. GS) ist zwar
eine schon längst bekannte Pflanze, aber erst neuer-
dings durch Linden eingeführt (s. 4. Jahrg. der
Wochenschr. S. 15), während wir Veite li die eben-
falls schon besprochene M. decurrens verdanken.
Beide sind sehr zu empfehlende Lianen und haben
grosse Blüthcnkörbchcn von rother Farbe. Erstere
wächst in den Gebirgen Neugranada's, letztere in
Chili.
Auf derselben Tafel ist auch eine Solanacee:
Pionandra fragrans Miers (Solanum fragrans
Hook.), abgebildet. Es ist ein Blüthenstrauch mit
meist gepaarten, selten allein stehenden und etwas
dicklichen Blättern, welche eine glänzende Ober-
fläche, aber eine silberweisse Unterfläche haben.
Die herunterhängenden Trauben haben ziemlich
grosse Blüthen von violetter, später gelber Farbe,
und glockenförmige Gestalt. Entdeckt wurde die
Pflanze bereits von Martins in Brasilien gegen das
Ende des 2. Jahrzehends dieses Jahrhundertes und
ist auch bereits von Sendtner in Martins' Flora
von Brasilien unter dem Namen Cyphomandra fra-
grans beschrieben, ein Name, der auch angenommen
werden muss, weil er älter ist als Pionandra fragrans.
Eingeführt wurde sie erst durch den Reisenden
Tweedie in den dreissiger Jahren; doch ist sie
neuerdings wieder durch Libon, der vor einigen
Jahren leider verstorben ist, ebenfalls entdeckt und
an Linden, den Ehren -Direktor des zoologischen
Gartens in Brüssel, gesendet worden.
Aethionema coridifoli mn DC. (zu S. 161)
ist eine hübsche Crucifere des Libanon, welche
ebenso, wie die anderen in botanischen Gärten ku!-
tivirten Arten: A. sa.xatile R. Br. Buxbaumli DC.
und cristatum DC. , in keiner Sammlung von Al-
penpflanzen fehlen sollten. In iln-em Waehsthunie
hat sie auch eine entfernte Aehnlichkeit mit der
bekannten weissblühenden Lobularia maritima oder
Alyssum niaritimum, nur dass die Blüthen eine
schöne rothe Farbe besitzen. Auch zu Einfassun-
gen kleinerer Beete ist sie sehr passend.
Libonia floribunda C. Koch (zu S. 13) ist
bereits von uns ausführlieh besproclien worden (im
vorigen Jahrg. S. 2G5).
Aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrganges der
Belgique horticole bleiben uns ebenfalls noch einige
Gewächshauspflanzen, welche daselbst empfohlen
wurden, übrig. Phimbago rosea L. ist ein Blü-
thenstrauch, der sich schon seit der Mitte der 2.
Hälfte des vorigen Jahrhundertes in den Gewächs-
häusern befindet und wegen seines Blüthenreichthu-
mes, so wie wegen der nicht schwierigen Behand-
lung früher sehr beliebt war. Es ist zu bedauern,
dass man ihm seit dem letzten Jahrzehend fast gar
keine Beachtung mehr zuwendet. Vielleicht wird
es wiederum mehr der Fall sein, wo von Veitch
eine Abart mit coclienillrothen Blüthen in den Han-
del gekommen ist (zu Seite 226).
Gymnostachys Verschaffeltii (z. S. 328)
haben >vir so häufig schon empfohlen, auch in die-
sem Jahrgange, dass wir zu seiner Erwähnung nichts
mehr hinzuzufügen haben.
Furcraea Bedinghausi C. Koch haben wir
zuerst als eine neue und noch nicht beschriebene
Agave erkannt und bereits auch ausführlich über
sie berichtet (s. vor. Jahrg. S. 233).
Endlich bleibt uns noch eine Sorte von Wein-
trauben zu erwähnen übrig, welche in der 1. Haltte
dieses Jahrganges (zu Seite l'J3) erwähnt und zum
Anbau empfohlen worden ist. Der grosse Mogul
wurde vom Hofgärtner Karl Fintelmann zur
Zeit, wo er noch am Neuen Palais die Weinkultu-
ren beaufsichtigte, aus Samen erzogen. Die 1 rau-
ben haben eine gelblich-grüne Farbe und eine ziem-
liche Grösse; sie reifen im September oder An-
fang Oktober. Der Wuchs des Stockes ist kräftig,
das Holz ist dunkelbraun; die einzelnen Beeren
sind oval, hellgrün, flammig angehaucht und sehr
dünnschaalig. Sie besitzen einen sehr angenehmen
Geschmack.
326
Aus
den Pflanzen -Verzeichnissen einiger
llandelsgärtnereien.
(Fortsetzung.)
Vou den bekanuten Kosenzüclitern ist es be-
sonders Eugene Verdier fils atn^ in Paris (rue
Dunois 3), auf dessen Neuheiten wir besonders auf-
merksam machen wollen. Die meisten sind Erzeug-
nisse des eigenen Etablissements und vor Allem
verdienen wohl die Sämlinge in erster Reihe er-
wähnt zu werden, die im verflossenen Juli eine
silberne Medaille ersten Ranges erhalten haben.
Diese Neuheiten wei'den am ersten November dem
Handel übergeben werden und sind dann zu einem
Preise von 25 Fr. das Stück zu haben.
Remontireiiilc Hvbriilcii.
Auguste Riviferc, ein kräftiger Strauch, der
Blumen von 3 — 3^ Zoll Durchmesser trägt; die
einzelne Blume ist kugelförmig, sehr regelmässig
gebaut von schönem, lebhaften Karminroth; die Un-
terseite der einzelneu Blumenblätter ist bedeutend
blasser und ihre Farbe nimmt nach dem Rande zu
so sehr ab, dass sie fast weiss erscheint.
Comtesse de Paris besitzt ebenfalls einen
kräftigen Wuchs und Blumen von 3^ bis 4 Zoll
Durchmesser von einer weichen, aber dabei lebhaf-
ten Rosafarbe.
Docteur Andry bildet einen sehr kräftigen
Busch und trägt lebhaft dunkelkarminrothe Blumen
von mehr als 4 Zoll Durchmesser; der Bau ist
streng dachziegelförmig und macht die Blumen zu
einer der empfehlendswerthesteu Neuheiten.
General d'Hautpoult ist eine reizende Va-
rietät, da die mittelgrossen feurig -scharlaciirotheu
Blüthen von kugehgem Baue doldentranbig zusam-
menstehen; oft sind noch einige Petalen in der
Mitte der einzelnen Blumen durch einen weissen
Streifen getheilt.
Madame Verschaffclt hat grosse Blumen
von 31 — 4 Zoll Durchmesser in schönem, zartem
Rosenroth; der kräftige Strauch ist fast völlig sta-
chellos.
Rushton Radclyffe, ein kräftig wachsender
Strauch, dessen vollkommen dachziegelförmige Blu-
men einen Durchmesser von fast 4 Zoll haben; das
lebhafte, kräftige Kirschroth der Blume macht diese
Varietät sehr bemerkenswertb.
Souvenir de William Wood hat einige
Aehnlichkeit mit der Varietät „prince Camille de
Rohan", ist aber doch viel dunkler und von be-
deutend grösserem Effekt; der kräftige Strauch
trägt Blumen bis 3^ Zoll Durchmesser von dem
tiefsten Schwarzpurpur, der hier und da in ein
feuriges Roth abschattirt.
Renioiitirenilc nuosrosen.
James Veitch ist ein sehr kräftiger Strauch,
der leicht und oft blüht; die etwas mehr als 3 Zoll
grossen Blüthen bilden starke Doldentrauben. Die
Farbe der Blume ist ein schiefergraues Violett, das
oft von einem feurigrothen Tone unterbrochen wird.
Thecroscii.
Vou denselben ist nur eine Varietät angezeigt
und auch diese ist eigentlich nicht in der Gärtne-
rei selbst gezogen worden, sondern stammt von
einem Gärtner aus dem Süden Frankreichs, der
sie vor mchrern Jahren züchtete und auch schon
ausstellte. Trotz der verschiedenen goldenen Me-
daillen, welche dieser Sämling bereits verdient, ist"
er fast noch gar nicht verbreitet. Dabei soll diese
Rose die beste ihres Geschlechtes sein und durcli
ihr reiches Blühen die Chromatella, Isabelle Gray,
Jean Hardy, Solfatare u. s. w. übertreflen.
Marechal Niel bildet einen sehr kräftigen
Busch mit langen, röthliehen Zweigen; die beson-
ders breiten, welligen und glänzenden Blättchen
bilden zu 3 — ö ein Blatt. Die kugelförmigen Blu-
men, die von sehr angenehmem Geruch und dun-
kelgelber Farbe sind, erreichen eine Höhe von fast
ö Zoll. Diese Vai-ietät wird jedoch nicht einzeln
abgegeben, sondern als Prämie dem Besteller der
oben erwähnten Neuheiten zugetheilt.
Neuheiten, die von anderen Züchtern dem
Handel übergeben worden sind und die zu 15 Fr.
das Stück verkauft werden, sind:
Ardoise du Chalet, eine Remontant-Rose,
deren schieferfarbig -purpurrothe Blüthen, die mit
Violett und Feuerroth nüancirt sind, in Dolden trau-
ben zu 5 — 15 vereinigt stehen.
Charlotte Corday, ebenso wie die vorher-
gehende und die nachfolgenden eine Remontant-
Rose, ist karniinroth mit weisslicher Unterseite der
einzelnen Petalen.
Dunois ist karminroth mit feuerfarbner Schat-
tiruug.
Forster ist ein sehr kräftiger Strauch mit
ponceaurothen, violett-schattirten, streng dachziegel-
förmigen Blumen.
John Keynes liefert seharlachrothe, kastanien-
braun schattirte Blüthen.
L'abondant erhielt ihren Namen wegen der
Fülle lebhaft - rosenx-other Hlumen, deren Petalen
auf der Rückenseite fast silberweiss erscheinen.
La coquette, ein sehr kräftiger, reichlich-
blühender Strauch mit gut gebauten, kugeligen,
kaum mittelgrossen, lebhaft- karmoisiurothen Blu-
327
men, die in Bouquets von 3 bis zu 10 zusammen-
stellen.
Leonie liefert stachelbeerrothe, auf der Un-
terseite lilafarbene Blumen.
William Bull ist eine reizende Varietät von
kugelförmigen« Bau und lebhaft rosenrother Färbung.
Eine nicht remontirende Moosrose endlich: De-
nis Hölye, die sehr reichblühend ist, kann noch
empfohlen werden. Die purpur-violettrothen Blu-
men stehen in Doldentrauben zu 6 — 12 vereinigt.
Ausserdem linden sich in dem Kataloge noch Neu-
heiten von Guillot fils, Gonod, Touvais und
Porten! er fils vor; diese sind aber zum Theil
schon in dem Verzeichnisse von Soupert & Not-
ting in Luxemburg enthalten.
Diese Züchter beschäftigen sich bekanntlich
ganz speziell mit der Kultur der remontirenden
Rosen und aus ihrem reichhaltigen Verzeichnisse
verdienen besonders die letzten Neuheiten, die aller-
dings auch französischen Ursprunges sind, Erwäh-
nung.
Abb6 Berlöze (Guillot tils) bildet einen kräf-
tigen Strauch mit grossen, sehr gefüllten Blumen;
sie ist prächtig kirschroth und geht oft in karnioi-
sinrosa über.
Madame Rousset (Guillot fils) bildet einen
kräftigen Strauch. Blume gross, gefüllt, becherför-
mig, prächtig zartrosa mit silberfarbigem Schimmer.
Souvenir de Bernardin de St. Pierre (Guil-
lot fils): gefüllte, schöne, mittelgrosse Blume von
dachziegelförniigem Bau; ändert leicht von einer
sammetartigen karminrothen Färbung in eine schie-
ferfarbig violette ab.
Besonders bemerkenswert!! dürften jedoch die
Engros- Preise sein, die für Neuheiten von 1863,
18(52, 1861 und den früheren Jahrgängen angege-
ben sind. Das Hundert aus den verschiedenen
Jahrgängen, nach Wahl der Versender, kostet:
Hochstämme 100 Fr. (5U0 St. 250 Fr.), Nieder-
stämme 60 Fr., gleich über der Erde veredelte 50
Fr. (500 St. 225 Fr., 1000 St. 400 Fr.).
Von Rosa seniperfiorens kostet das Hundert 20
Fr. (der Franc zu 8 Sgr. gerechnet).
Von Katalogen über Blumenzwiebeln sind mehre
schon vor längerer Zeit angezeigt, zum Theil auch
diesen Blättern beigelegt worden, wie z. B. aus der
Reihe der Berliner Zwiebelzüchter der Katalog von
L. Späth (Köpnickerstr. 148) und der von C. L.
Friebel (Koppenstr.j Ausserdem liegen uns noch
vor: das Preis- Verzeichniss holländischer Blumen-
zwiebeln von G. Geitner in Planitz, Poststation
Cunersdorf in Sachsen, und das von Vilmorin-
Andrieux c? Comp, in Paris. Dieses, sowie das
Verzeichniss von Eugene Verdier, behandeln im
Verhältniss zu den deutschen Katalogen die Gla-
fliolen mit besonderer Vorliebe und namentlich ist
es wiederum der letzterwähnte Züchter, welcher
mehre Neuheiten dieses Geschlechtes dem Handel
übergeben wird. Wir erwähnen:
Fulton (Souchet), die Blume ist von sehr schö-
nem Bau, zinnoberroth mit sammetartig-schimmern-
der Zeichnung.
Madame Furtado (Souchet), sehr weit geöff-
nete Blume in feinem Rosenroth, das allmählig in
zarte Fleischfarbe übergeht, sehr stark mit Karrain-
roth geflammt, die Aehren sind sehr lang.
Madame de Sövigne (Souchet) ist eine grosse,
klar-kirschrothe Blume, die mit sehr breiten Flecken
und weissen Streifen geziert ist und dadurch eine
besonders frische Färbung erhält.
Meyer beer (Souchet) liefert eine sehr grosse
wohlgebaute Blume von leuchtend-rother Farbe, die
mit aniarant-rothen Flecken versehen und zinnober-
roth geflammt ist.
Von der ersten und dritten kostet das Stück
6 Fr., von den anderen beiden 7 Fr.
Noch ein dritter Artikel wird als Spezialität in
diesem Etablissement kultivirt; es sind die baumar-
tigen Päonien (meistcntheils in Töpfen) und die kraut-
artigen, wovon sehr starke Sortimente vorhanden
sind, von denen Einzelnheiten aber herauszugreifen
hier zu weit führen würde.
Die Besprechung der Beerenobst-Sammlung von
H. Maurer, Hofgärtner in Jena, und des Spezial-
Katalogs von Erdbeeren von Ferdinand Gloede
in Aux Sablons (prfes et par Moret-sur-Loing, Seine
et Marne) mag den Uebergang bilden zu den ei-
gentlichen Baumschul-Katalügen.
Das letzterwähnte Verzeichniss bringt eine ge-
naue Besehreibung und Abbildung von 8 neuen
Erdbeersorten verschiedener belgischer und engli-
scher Züchter, nämlich Fairy Queen (aus dem
königlichen Garten zu Frogmore), La Fertile (de
Jonghe), Globe" (de Jonghe), Janus (Bruant),
John Powell, von derselben Abstammung wie
die erste, Leo nee de Lambertye (de Jonghe),
Modfeie (de Jonghe), Premier (Ruff'et), Presi-
dent Green, Princess of Wales (Knight), la
Robuste, (de Jonghe) und Sir Joseph Paxton
(Bradley). Dieselben Sorten enthält bereits auch
der Katalog von Maurer, der überdies die Pflan-
zen einzeln verkauft, wogegen in dem franzö-
sischen Etablissement nur immer 6 Exemplare von
jeder Sorte auf einmal abgegeben werden.
Allerdings kommt die einzelne Pflanze dann
auch billiger zu stehen.
Bei den Baunischul-Katalogen können wir uns
darum kürzer fassen, weil dieselben Artikel überall
geboten werden und Neuheiten fast gleichzeitig in
den meisten Verzeichnissen erscheinen. So melden
328
■wir aus Berlin's Umgegend das Verzeichniss def
L nndesbaumschiile zu Alt-Geltow und das des
Baumsfliulbesitzers Lorberg. Beide Institute be-
fleissigen sich, statt der vielen Obstsorten nur die
empfelilendswerthesten und besonders die auf den
allgemeinen Pomologen-Versammlungen empfohlenen
zu vermehi-en und in kräftigen Exemplaren stets
vorräthig zu haben. Ausführlicher sind die von
Johann & Franz Schamal in Jungbunzlau in
Böhmen herausgegebenen Kataloge, von denen jetzt
ein Auszug erschienen ist, sowie das Verzeichniss
der abgebbaren Bäume und Sträucher des Pomolo-
gischen Instituts zu Reutlingen (Inspektor Lukas).
Letzteres Verzeichniss enthält in kurzen Notizen
die Angabe der Eeifzeit, die Qualität der Sorten,
indem sie als Tafel- oder AVirthsohaftsobst zu ver-
wenden sind, sowie eine Angabe des Bodens, in
welchem sie besonders gedeihen. Dasselbe System
wendet noch ausführlicher Eduard Le Fort, Be-
sitzer des in Paris erscheinenden Journals „Maison
de Campagne", in dem Kataloge an, den er über
seine Obstbäume heransgiebt. Die ganze Aufzäh-
lung der einzelnen Obstsorten bestellt in einem Re-
gister aus 7 Kolumnen, von denen die erste die Na-
men enthält, die 2. die Güte der Früchte behandelt,
die 3. die hauptsächlichste Form, die 4. die Farbe,
die 5. die Fruchtbarkeit des Baumes, die folgende
die durchschnittliche Grösse und die letzte die Zeit
der Reife anzeigt.
Das ausführlichste Verzeichniss von Obstsorten,
das uns vorliegt, ist das des Medizinal -Assessors
Jahn in Meiningen. Der Name ist in der Gärt-
nerwelt so bekannt, dass wir es nicht nöthig finden,
auf die Garantie, die wir für die Richtigkeit des
Kataloges haben, hinzuweisen, und auf diese Rich-
tigkeit kommt es bei der Angabe der Synonyme,
die hier nebst Reifzeit u. s. w. angegeben sind, doch
am meisten au. Da er Bearbeiter des grössten
Theils der Birnen im ilhistr. Handbuche der Obst-
kunde ist, so ist wohl einzusehen, dass die möglichste
Sorgfalt und Genauigkeit in der Schule des Ver-
fassers herrschen muss. Ein grosser Theil der Kir-
schen stammt aus der bekannten Truc hs ess'scheu
Sammlung, und die Pflaumen- Sammlung enthält
auch das Beste von dem, was Liegel kultivirte.
Die systematische Eintheilung der einzelnen Obst-
sorten ist für die Acpfel das Diel'sche System,
für die Kirschen die Klassifikation des Freiherrn v.
Truchsess, für die Pflaumen das System nach
Liegel. Anschliessend an diese Kataloge ist noch
das Preisverzeichniss derFabrik eingemachter Früchte
von 0. Eichler in Grünberg zu erwähnen. Die
Fabrik liefert gedörrte, eingesottene, in Zucker ein-
gemachte Früchte, Geldes, Syrupe; ferner Früchte
in Gewürz-Essig, endlich Gemüse in Schmalz. Auch
frische Weintrauben, sowie Daueräpfel und Dauer-
birnen sind zu haben.
Der letzte Baumschul-Katalog endlich, der der
standesherrlichen Baumschulen in Muskau O.-L., be-
schäftigt sich weniger mit Obstbäumen, um so ein-
gehender aber mit allen übrigen Bäumen und Sträu-
chern, die ausser den jetzt gebräuchlichen botani-
schen Namen, bei denen der Autor nicht fehlt, auch
die gebräuchlichsten Svnonyme beigefügt erhalten
haben. Dadurch wird dieser Katalog dem Gärtner
ein sehr dienlicher Anhaltepunkt und ein nützlicher
Rathgeber; mehr noch würde er es sein, wenn sich
Notizen über die Familie, sowie über das Vaterland
u. dergl. anschliessen würden. Der Katalog würde
allerdings an Umfang zunehmen und die Ausgaben
der Herstellung grösser werden, aber wir sind fest
überzeugt, dass dem Gärtner, namentlich dem Ge-
hülfen, ein wesentlicher Dienst geleistet würde,
wenn er solch' einen Catalogue raisonnö nachher
für einen geringen Preis im Buciihandel kaufen
könnte. Denn das grosse, ausführliche Werk, das
Arboretum Muskaviense, wird seines hohen Preises
wegen leider nicht diese allgemeine Verbreitung
finden, die es verdient.
Nun sind schliesslich noch etliche Verzeichnisse
zu erwähnen, die ausser Sortimenten von Florblu-
men auch Warm- und Kalthanspflanzen besonders
knltiviren. Das Veizeichniss von A. Verschaffelt
wird sich meist in den Händen unserer Leser be-
finden, wir können also wohl die Einzelnheiten
übergehen und uns zu dem zweiten Verzeichnisse
von A. van Geert (Faubourg d'Anvers in Gent)
wenden. Abgebildet ist die bekannte und beliebte
Cupressus Lawsonii, von der Flxemplare von 6
FusÄ Höhe zu 75 Fr. abgegeben werden; zweitens
Alsophylla excelsa, von der Stämme zu 4, G u.
10 Fus's Höhe zum Preise von 200, 300 nnd 400
Fr. abgegeben werden; ferner die noch neue Agave
Schiedigera, die in starken Exemplaren zu 10 Fr.
das Stück abgegeben wird. Die Gärtnerei über-
gibt diesmal .3 blumistische Nenheiten dem Handel,
nändich:
1. Heliotropium JI. Hamaitre, eine ge-
schätzte, sehr reichblühende V^arietät mit purpurfar-
bigen, sehr wohlriechenden Blüthenbou(|uets, welche
besonders reichlich sich im Winter entwickeln sollen.
2. Heliotropium Fleur de Lifege, ein nied-
licher Zwerg mit sehr gedrängten Bouquets.
3. Geranium zonale 51. Mavet, eine präch-
tige Varietät mit zarten rosafarbenen Blumen, die
in einer sehr grossen Dolde vereinigt ^ind.
Verlag vou Karl Wiegan dt in Berlin,
Kommaudanten-Strasse No. G2.
Druck der C. F eiste r 'sehen Buehdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
Wochenselirift
des
Fereiues zur Beförderung des («arteiilmHes in de» König;!. Prcussischen Staaten
für
fffärtiierei und Pflauzeiikunde«
Redakteur :
IPi'ofessoi* Dr. Karl lilocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 42.
Berlin, den 22. Oktober
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Iv'ov's Ameliorationen zu Piau, in den Haideu (Landes) bei Bordeaux. Reisebericht. — The Florist and Pomologist.
Jahrgang 1863 und Jahrgang 1864, 1. Hälfte. — Die Hybridation und 8ämling.szucht der Rosen Vom K. K. Ober-
förster Rudolph Geschwind. — Ampeln zur Zimmer- Verzierung.
Sonntag, den 30. Oktober, Mittags i|3 Uhr, findet im Englischen Hause (Itlohrenstrasse 49) eine Versammlung
des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues statt, wozu die geehrten Mitglieder eingeladen werden.
Ivoy's Ameliorationen zu l*ian,
in deu ILiidesi (Laiiiies) bt'i Bortit^aiix.
Reisebericht,
In meist westlicher RiclituDg von Bordeaux bis
an den atlantischen Ocean zieht sich ein unfrucht-
barer Landstrich dahin, der In vielen Hinsichten
an die Lüneburger Haide erinnert und wirklich
auch die Haide (les Landes) genannt wird. Seit
länger als einem halben Jahrhunderte hat man sich
bemüht, diese Haidestriclie der Kultur zugänglich
zu machen und jährlich Millionen von Francs darauf
verwendet. Wie zum Theil in der Lüneburger Haide
ist auch diese mit einer oft ganz feine Kieselstück-
chen enthaltenden Moor- und Haidcerde und mit
kieseligem Gerolle mehr oder weniger bedeckt, oder
Sümpfe und Moräste nehmen grössere und kleinere
Strecken ein.
Die Haidekräuter, unsere beiden gewöhnlichen
Calluna vulgaris und Erica Tetralix, ausserdem aber
in grosser Menge Erica scoparia, aus der gewöhn-
lich die Besen angefertigt werden, E. cinerea, cilia-
ris, multiflora und vagans, nebst Llex europaeus und
nanus, Sarothamnus scoparius und Genista tinctoria,
spielen eine Hauptrolle in diesem Landstriche. Die
Meenstrandskiefer mag schon früher einzelne Strecken
eingenommen haben, ist aber jetzt ziemlich allge-
mein verbreitet. Es ist dieser Baum ein sehr ge-
wichtiger, da er, abgesehen von dem guten Holze,
das er liefert, allgemein zur Gewinnung von Fich-
tenharz und Terpenthin benutzt wird und, wie wir
später sehen werden, auch nicht unbedeutende Er-
träge liefert.
Seit einigen Jahren hat der Kaiser Napoleon IIL
in dem eigentlichen Departement des Landes (d. i.
der Haiden) eine Versiichswirthschaft eingerichtet,
welche grade sehr ungünstiges Terrain urbar zu
machen versucht. Diese kaiserliche Farm, Solfe-
rino, liegt an der Eisenbahn zwischen Bordeaux und
Bayonne und ist von beiden Städten ziemlich gleich
entfernt.
Von grossem Interesse ist es, dass der berühmte
Weingau Mcdoe, der sich auf dem linken Ufer der
Gironde, zum geringen Theil auch der Garonne,
hinzieht, ebenfiiUs noch Haide ist oder wenigstens
Haide war und erst durch eine Jahrhunderte lang
fortgesetzte Kultur in den jetzigen Zustand gebracht
wurde. Man erzählte uns bei einem Besuche der
hauptsächlichsten Weinorte von Medoc, dass man
früher die besten Weine auf dem rechten Ufer der
Gironde, besonders in der Nähe der Festung Bloye,
welche durch die Gefangenschaft der Herzogin voa
Berry bekannter geworden ist, gezogen hat, und die
Weinhändler sich früher sträubten, die Weine des
linken Ufers in Kauf zu nehmen. Sie thaten die-
ses nur, wenn ihnen zu gleicher Zeit auch gute
Sorten von dem rechten Ufer überlassen wurden.
Jetzt ist es nun umgekehrt, die feinsten rothen
Bordeaux-Weine: Cliäteau Lafitte, Chäteau Larose
u. s. w. werden nur auf dem linken Ufer gewonnen;
es wächst hier jetzt ein Wein, der von Kennern
zu den vorzüglichsten und edelsten Sorten, welche
42
330
es gibt, gerechnet und um das Dreifache höher
bezahlt wird, als der in früheren Zeiten bevorzugte
Wein auf dem rechten Ufer der Gironde.
Interessant ist die Beobachtung, dass der Boden,
je mehr er groben Kies enthält, also je mehr er
steinig ist, so dass man bisweilen kaum den schwar-
zen Moorboden dazwischen erkennt, einen in der Re-
gel auch um so besseren Wein liefert. Für Wein-
liebhaber bemerken wir noch, dass die weissen Bor-
deaux-Weine, also Sauterue und von diesem wiede-
rum Chätean d'Yquem als der edelste, u. s. w. nur
an der Garonne von der Stadt Bordeaux aufwärts
wachsen.
In den eigentlichen Haidestrichen, aber schon
zu dem Weingaue Medoc gehörig, befindet sich die
Besitzung eines Mannes, Ivoy mit Namen, der
sich um die Verbesserung des Bodens und noch
mehr durch seine Methode, diese herbeizuführen,
sehr grosse Verdienste erworben hat. Die 300 Hek-
taren*) Landes, welche sich bei ihm in vorzüglicher
Kultur befinden, Uefern deshalb jetzt eine bedeu-
tende Rente, während sie vor einigen 30 Jahren
kaum eine nennenswerthe lieferten. Der Werth des
Grundstückes ist dadurch um mehr als um das
Zehnfache gestiegen. Piau liegt obngefähr 2 Mei-
len von Bordeaux entfernt und kann sehr leicht zu
Wagen erreiclit werden. Wer sich für Ameliora-
tionen interessirt, versäume ja nicht, Plan um so
mehr zu besuchen, als sein Besitzer, bereits ein 86-
jähriger Greis, jeden Fremden auf das gastfreund-
lichste empfängt und selbst die nötbigen Aufklärun-
gen gibt. Aber auch Pflanzen- und Gartenfreunde,
sowie Gärtner, finden in Pian sehr viel, da am
Schlosse sich sehr hübsche Anlagen befinden, von
denen wir auch alsbald noch ausführlicher sprechen
werden.
Es ist, wie angedeutet, bereits einige 30 Jahre
her, dass Ivoy das Terrain käuflich an sich brachte
imd auch alsbald mit den Ameliorationen vorwärts
ging. Um den Boden urbar zu machen und vor
Allem ihn von den Wurzeln des verschiedenen, die-
sen nach allen Richtungen hin durchsetzenden Haide-
gesträuches zu befreien, wurde er rigolt. Die Wur-
zeln und Sträucher gaben, alsbald an Ort und Stelle
verbrannt, dem Boden eine vorzügliche Beimischung
guter Salze. Hierauf wurden in Entfernungen von
gegen 30 Fuss 10 Fuss breite und l-\ Fuss tiefe
Gräben gemacht imd die ausgeworfene Erde auf
die dazwischen liegenden Theile, auf die Beete ge-
worfen, so dass diese dadurch eine Erhöhung von
5 bis 6 Zoll erhielten. Die Diß'erenz im Niveau
der Beete und der Gräben betrug demnach 2 Fuss.
Die erstereu selbst wurden wiederum durch 2 mein-
*) Ein Hektare enthält fast 4 Morgen (1 = 3,9166).
oberflächliche, der Länge nach sich hinziehende
Furchen in 3 Abtheilungen gebracht.
Auf diese Beete, wo einestheils bei der grossen
Porosität des Bodens der Luft voller Zutritt ge-
währt wird, anderntheils aber nie Wasser sich an-
sammeln und den Boden sauer machen kann, ge-
schehen nun die Anpflanzungen, welche zweierlei
Art sind. Entweder ist es die Meerstrandskiefer
(Pinus maritima) zur Gewinnung von Harz und
Terpenthin oder es sind Eichen und anderes Ge-
hölz zur Gewinnung von vSchlagholz. Der Besitzer
hat sich in dem Verlaufe seines langen Wirkens
sehr viel Mühe gegeben, ziemlich alle in dem frei-
lich milden Klima von Bordeaux fortkommenden
Bäume anzubauen, um dadurch die Arten heraus-
zufinden, welche am meisten dort gedeihen. Selbst
jetzt noch macht er fortwährend Versuche. Da er
gefunden, dass gewisse Formen unserer Waldbäume
besser gedeihen als andere und demnach auch be-
deutend mehr Erträge liefern, so hat er fast nach
allen Ländern Europas geschrieben, um sich von
dort Sämereien der dortigen Gehölze zu verschaf-
fen ; leider ist man aber keineswegs immer seinen
Aufforderungen in der Weise nachgekommen, wie
es wünschenswerth gewesen wäre.
Was zunächst die Nadelhölzer und vor Allem
die Kiefern anbelangt, so hat sich alsbald heraus-
gestellt, dass eine Form der Meerstrandskiefer, die
in der Nähe von Corte auf Corsica wächst, mehr
gedeiht und ein besseres Ansehen, als die Hauptart
und alle übrigen Kiefern, besitzt. Aus dieser Ur-
sache wird hauptsächlich nur diese, welche in den
Verzeichnissen der Handelsgärtner den Namen Pi-
nus Cortiana besitzt, jetzt vorzüglich benutzt.
Bei 2 nebeneinanderstehenden Beeten, welche mit
beiden Meerstrandskieferu bepflanzt waren, war der
Unterschied im AVachstlium sehr zu bemerken. Von
unserer gewöhnliclien Kiefer ist die Form , welche
in Lievlaud wächst und in den Verzeichnissen der
Handelsgärtner als Pinus Rigensis aufgeführt
wird, die einzige, welche auf den Haiden im Süd-
westen Frankreichs gedeiht. Von ihr sind bereits
ansehnliche Anpflanzungen vorhanden, wo die ein-
zelnen Bäume schon hier und da den Durclimesser
von 1 Fuss und mehr besitzen. Die Kiefer von
Riga kann aber nicht zur Gewinnung von Hars
und Terpenthin benutzt werden.
Was die Harzgewinnung selbst anbelangt, so
möchte die Art und Weise, wie diese geschieht,
doch das Interesse vieler. Leser der Wochenschrift um
so mehr beanspruchen, da sie dem Baume weniger
schadet, als das bei uns übliche Verfahren, wie es na-
mentlich in Thüringen gewöhnlich ist. Man lässt
die Bäume im Durchschnitt 25 Jahre heranwachsen,
ehe man sie benutzt; dann aber dienen sie ebenso
331
lange zur Gewinnung von Harz. Wird es rationell
betrieben, so leidet der Baum in den ersten 10 Jah-
ren nur wenig; sein Waclistlium wird demnach
ebenfalls nur wenig beeinträchtigt, obwolil man im
Durchschnitt jährlich für 1 Fr. rohes Material erhält.
Um dieses zu gewinnen, wird im ersten Jahre an
einer Beite eines gegen 25 Jalire alten Baumes am
Stamme ein Spahu von l.| Fuss Länge und .| Fuss
Breite dicht über der Erde abgehauen. Der Spahn
selbst darf ausser der Rinde vom Splinte nur eine
Schicht Holz von ohngefiihr 4 bis 4?- Linien in der
Mitte besitzen. Ein irdener Topf, am Ende des
Ausschnittes angebracht, nimmt die ausgeflossene
Masse aul und wird ersetzt, wenn er voll ist. Hier
und da macht man zur Aufnahme der ausfliessen-
den Masse Löcher in die Erde, wobei freilich Ver-
luste ebenso stattfinden, als wo man nicht zur rech-
ten Zeit den Topf wechselt und überhaupt beim
Auffangen nicht die nöthige Sorgfalt beobachtet.
Im zweiten Jahre wird oberhalb der ersten
Wegnahme der Rinde und eines geringen Theiles
des Splintes wiederum ebenso viel, also Ij Fuss,
abgenommen. In den nächsten 4 und 5 Jahren
wird auf gleiche Weise alljährlich ein solches Stück
weiter oben abgenommen, so dass nacli G und 7
Jahren die eine Seite des Baumes 9 bis 1 1 Fuss
hoch vom Boden aus von der Rinde völlig ent-
blösst ist. Nun beginnt man im 7. oder 8. Jahre
auf gleiche Weise auf der entgegengesetzten Seite •
und nach einer gleichen Zeitdauer wird eine 3. und
endlich dann auch die 4. Saite entblösst. Schon mit
der Entblössung zweier Seiten wird das Wachsthum
des Baumes sehr beeinträchtigt; beginnt man aber
gar mit der 4. Seite, so ist es kaum noch zu be-
merken.
Zur Anpflanzung des Schlagholzes dienen haupt-
sächlich Eichen. Unsere gewöhnliche Sauer- oder
Stieleiche (Quercus pedunculata), welche als Ge-
büsch und Gestrüpp in den Kieferwäldern der
Haide, besonders in der Nähe des Meeres, vorkommt,
ist sehr gut geeignet; weniger die Q. Tauzin. Q.
sessiliflora sahen wir gar nicht. Dagegen haben
die nordamerikanischen Eichen viel Anwendung ge-
funden und geben auch reichlichen Ertrag. Am
meisten sahen wir Quercus palustris und tinctoria,
ausserdem aber auch falcata, Turneri, rubra, coc-
cinea, macrocarpa und Banisteri, sowie Phellos;
Quercus alba will nicht recht gedeihen. Dasselbe
ist ebenfalls mit unseren meisten Laubhölzern, selbst
mit den bei uns zu ähnlichen Zwecken angepflanz-
ten Ellern, der Fall. Dagegen wucherten ungemein
üppig Laurus Sassafras und mehre Magnolien, be-
sonders Magnolia glauca. Im Durchschnitt wird
das Schlagholz alle 12 bis 15 Jahre gehauen und
gibt dann einen reichlichen Ertrag.
Man hatte auch mit Weinbau angefangen.
Allein was wir hier und unweit des Meeres bei
Arcachon sahen, schien den Erwai-tungen nicht zu
entsprechen. Freilich waren es die ersten Anfänge
und ausserdem hatte auch der Pilz Verheerungen
angerichtet. Da erst die Versuche begonnen und
der Boden Zeit bedarf, um hölieren Kulturen zu-
träglich zu sein, so können Resultate erst nach
Jahren wahrgenommen werden.
SchliessHcli sei es uns gestattet, über die An-
lagen um das Schloss zu Plan einige Worte zu
sagen. Dieses liegt mitten in den Ameliorationen
lind ist auf der Frontseite von einem schönen freien
Rasenplatz, den einige schöne Bäume zieren, auf
der Hinterseite und zum Theil seitlich hingegen
von einem Blumen- und Gemüsegarten begrenzt.
Die Anlagen breiten sich um das vordere Rasen-
stück aus und bestehen fast nur aus ausländischen
Gehölzen. Zunächst kommt man in eine Allee, aus
verschiedeneu Koniferen, hauptsächlich aber aus Ce-
dern bestehend. Hier sieht man deutlich, wie weit
weniger schön die Ceder des Libanon ist, als die
des Himalaya. Er.^tere erinnert in der That manch-
mal an unsere Lärche, die ebenfalls nur selten ein
hübsches Ansehen hat. Dagegen steigt die rasch-
wachsende Ceder des Himalaya kerzengrade in die
Höhe und Ihre unteren Aeste breiten sich, fast auf
der Erde liegend, in horizontaler Richtung weithin
aus, während sie nach oben allmählig an Länge
abnehmen, so dass der Baum schhesslich eine schöne
pyramidale Form erhält. Die Aeste schllessen sich
so dicht aneinander, dass man nirgends durchsehen
kann. Bei der Ceder des Libanon Ist es umge-
kehrt : Stamm imd Aeste treten im Verhältnlss zu
dem Laube viel zu sehr hervor. Letzteres besitzt
auch eine dunkle, opake Farbe, während das freu-
dige Grün der Nadeln der Himalaya -Ceder einen
blauen Schimmer hat.
Nächst den Cedern sind es die Wellingtonien,
die eine gleiche Pyramidenform zeigen und noch
rascher waclisen, als die Ceder des Himalaya. An
Schönheit stehen sie jedoch dieser weit nach. Zum
ersten Male sahen wir an genanntem Baume ziem-
lich grosse Zapfen, die aber noch nicht den Durch-
messer der wilden Pflanze in Kalifornien besasscn.
Es ist eigenthümlich, dass die Wellingtonie, die be-
kanntlich als der höchste Baum der Erde gilt, schon
sehr jung Zapfen bringt. Wir sahen in diesem
Frühjahre bei Bau mann in Gent Exemplare von
kaum ;3 Fuss Höhe, die bereits allerdings nie zur
Entwickelung kommende Zapfeu trugen.
Sequoja sempervirens hatte zum Theil eine
Höhe von 40 und 50 Fuss, während von Taxo-
dium distichum Exemplare vorhanden waren , de-
ren Stämme einen Durchmesser von 3 Fuss besas-
42*
332
sen. Gar wenig hübsch nahireii sich die Crypto-
merien aus, reizend dagegen wiederum die Spanische
Tanne (Abies Pinsapo), von der sänimtliche Exem-
plare in breiten Pyramiden, deren längste Aeste
am Boden begannen, gewachsen waren.
Am Ende dieser aus Koniferen bestehenden
Allee gelangte man in einen Hain von grossblurai-
gen Magnolien. Wenn schon jetzt der Anblick eines
solchen Haines namentlicli den Bewohner des Nor-
dens in Bewunderung versetzen musste, um wie
viel mehr möchte es geschehen, wenn noch die
schönen, grossen xnid weithin duftenden Blumen
vorhanden sind! Die freudig- grünen und glänzen-
den Blätter hatten im Allgemeinen verschiedene
Formen: breit -länglich und schmal - elliptisch ; bei
einigen Bäumen besassen sie ausserdem noch einen
wellenförmigen Rand.
Weiter gelangte man in einen Hain, aus Öassa-
frasholz bestehend. Dieses Gehölz scheint hier sei-
nen Boden gefunden zu haben und wucherte auf
die üppigste Weise. Allenthalben keimen aus dem
Boden noch Ruthen mit dreilappigen Blättern her-
vor. Trat man nun gar in den eigentlichen Wald
ein, so konnte der Mischwald der sidlicheu Staaten
Nordamerika's, Kaliforniens und zum Theil sogar
Mexiko's nicht treuer dargestellt sein. Andere Ma-
gnolien mit abfallendem Laube, wie macroj^hylla,
Umbrella, acuminata und glauca, Hikkory - Nuss-
bäume, wie sie gewiss im Vaterlande nicht viel
höher werden, Juglans amara von besonderer Schön-
heit, mit Früchten überladen, Tulpenbäume von 80
Fuss Höhe, die beiden Amberbäume (Liquidarabar
styraciflua und imberbis), ebenfalls von bedeutender
Höhe. Am reichlichsten war die Sammlung von
Eichen : Quercus tinctoria, rubra, coccinea, palustris,
macrophylla, falcata, aquatica, cinerea, Phellos in
verschiedenen Formen, Turneri mit unseren Arten
gemischt. Dazu nun das immergrüne Gehölz von
Alpenrosen, wo Rhododendron maximum zum Theil
eine Höhe von 30 Fuss besass, und vom Kirsch-
lorbeer aus Lissabon (Prunus lusitanica), ausserdem
aber noch Andromeden, Azaleen, Ceanothus, Com-
ptonia asplenifolia, Magnolia Yulan, Hibiscus syria-
cus, palustris und militaris, ferner Nyssa aquatica,
Virgilia lutea u. a. m., als Lianen dagegen Bignonia
capreolata und Menispermum Cocculus.
Wir haben in Vorstehendem nur angedeutet,
was wir bei einmaliger Durchwanderung gesehen.
Um genau zu berichten, gehörten mehre Tage.
Wir erwähnen jedoch schliesslich noch einer wun-
derschön gewachsenen Araucaria imhricata von 18
Fuss Höhe, welche wir mitten im Walde unter
Meerstrandskiefern plötzlich fanden.
Tlie Florist and Pomologist.
Jabrgaiig ISCS uiirt Jahrgaug 18ü4, 1. Hälfte.
Auch hier sind wir noch über den ganzen vo-
rigen Jahrgang zu berichten schuldig. Ausser Flor-
blumen finden wir im Jahrgange 1863 nur eine
Orchidee: Disa grandiflora (zu S. 105) abge-
bildet und zwar eine wunderschöne Abart mit dem
Beinamen „superba". Wenn sie wirklich den Durch-
messer von 4| Zoll besitzt, wie sie dargestellt ist,
so stellt sie eine der schönsten Orchideen dar,
welche wir kennen. Das eine der grossen Blumen-
blätter, was nach oben steht, ist purpurrot!] gefleckt,
während ausserdem verästelte Streifen von karmoi-
sinrother Farbe sich von der Basis nach der Spitze
zu ziehen. Eine hellere Karmoisinfarbe besitzen die
seitlichen Blumenblätter, aber ohne jede Beimischung.
Diese interessante Form wurde von dem Gärtner
Leach in London ausgestellt und erhielt ein Cer-
tifikat erster Klasse von Seiten des Preisrichter-
Amtes.
Rosen sind 2 abgebildet. Andre Leroy
d'Angers (zu S. 1) ist ein Sämling von G^n^ral
Jacqueminot und wurde von Trouillard in An-
gers gezüchtet. Die Form ist mehr schalenförmig,
ähnlich der Coupe d'Hebö, während die Farbe ein
sehr dunkles Blauroth darstellt. Der Bau ist aus-
gezeichnet schön und die Grösse ansehnlich. Eben
so dunkel, aber feuriger und purpurfarbiger, ist
Mrs William Paul (^zu S. 121), welche wir Vic-
tor Verdier verdanken. Beide genannte Rosen
können nicht genug empfohlen werden.
Pelargonien werden hauptsächlich in Eng-
land herangezogen; drei berühmte Züchter sind die
Gärtner Beck, Foster und Hovle. Von denen,
welche am. meisten im vorigen Jahre Beifall gefun-
den haben, sind einige (zn S. 9) abgebildet, welche
auch empfohlen zu werden verdienen. Regina
formosa (Beck) hat die 3 untersten Blumenblätter
rosa, jedoch mit weisser Basis, während die beiden
oberen purpurlila gefärbt, aber rosa umsäumt sind.
Royal Albert (Hoyle) ist ziemlich gross, hat aber
sonst grosse Aehnlichkeit mit der vorigen Sorte.
Bei Conflagration (Foster) sind die unteren Blu-
menblätter karmoisinroth , die oberen fast schwarz*
violett, mit breitem Karmoisinrande versehen. Belle
of the bal besitzt die unteren Blätter rosa, aber
die dunklen Adern treten deutlich hervor, bei Roy-
alty sind sie dagegen rosa-karmin. Bei beiden ha-
ben wiederum die beiden oberen Blätter eine fast
schwarzviolette Färbung mit Ausnahme des schma-
len, karmoisinrothen Randes.
Von Verbenen haben wir allenthalben in der
neuesten Zeit sehr schöne Sorten erhalten; ihre
Zahl ist bereits so gross, dass man unmöglich alle
333
kultiviren kann. Es ist dieses freilich mehr oder we-
niger mit allen Florblumen, wie Petunien, Fuchsien
u. s. w. der Fall. Die hier (zu S. 25) abgebilde-
ten Sorten verdienen aber unsere Beachtung in
vollem Masse. Lord Leight, von Perkins &
feöhne gezüchtet, hat wunderschöne karmoisin-
scharlachrothc Blumen, bei Lord Craven sind sie
hingegen schön blau gefärbt. Beide Sorten haben
übrigens ein kleines Auge von gelblicher Farbe
was sehr hervortritt. Die letztere verdankt man
übrigens den Gärtuereien von Downie, Laerd
und Laing in Sydenham und Edinburgh.
Dass die Chrysanthemen vor Allem Lieb-
lingsbhunen der Engländer sind, haben wir schon
mehrmals gesagt. Zwei grossblühende Sorten sind
(zu S. 41) abgebildet, welche beide sehr kurze
nach innen gebogene Zungenblüthchen besitzen!
Bei der emen, Lord Talbot, haben sie eine rosa-
hla Farbe mit silberweissen Spitzen, bei Princess
Alesandra hingegen sind sie blaulila, am obern
1 heile hingegen gelb.
Delphinium alopecuroides (zu S. 57) ist
cme bei Wheeler in Warmünster zufällig aufge-
gangene Form eines perennirenden Ritterspornes
mit dicht gefüllten hellblauen Blüthen, wie wir sie
übrigens auch in Köstritz bei Gera bei dem Kunst-
und Handelsgärtner Deegen gesehen haben. So
oft auch schon dergleichen Formen der perenniren-
den Rittersporne empfohlen sind, finden sie doch
bei den Liebhabern keinen Eingang. Aus der Han-
delsgärtnerei von Bull in Chelsey sind neue For-
men der gewöhnlichen Gauklerblume (Mimuhis
luteus), hervorgegangen durch eine Befruchtung
mit der neuen Art, welche Veitch aus Chili er-
hielt und als M. cupreus in den Handel gebracht
hat entstanden, auf die (S. 73) aufmerksam ge-
macht wird. Anstatt der grossen Flecken sind,
hauptsächlich gegen den Rand hin, zahlreiche klei-
nere Flecken oder Punkte entstanden, welche sich
hauptsächlich gegen den Rand hin ausbreiten. Diese
l'orm hat den Namen ,Charm" erhalten; treten
beide Formen etwas zusammen und ist auch die
Grundtarbung dunkler, so ist es die Sorte, welche
den Namen Marvel erhielt. Sparkler heisst sie
I aber, wenn die Punkte zum Theil zu unregelmäs-
sigen, streifenartigen Flecken sich vereinigen.
Auch eine Kamelhe ist unter dem Namen
Charlotte Papudoff beschrieben und abgebildet
(zu S. 89). Sie wurde in Florenz gezüchtet und
^t jetzt durch Veitch in den Handel gekommen.
Die B ume scheint nicht gross zu weiden und be-
sitzt den regelrechten Dachziegelbau. Ihre Farbe
ist roth und weiss, doch so, dass die Mitte durch-
aus eine fleischrothe Färbung besitzt.
Eine seUr hübsche Sorte pontischer Alpenrosen
hat Standish m Ascot (Grafschaft Berkshire) und
inBagshot (Grafschaft Surrey) aus Samen erzogen,
auf welche (S. 137) aufmerksam gemacht wird!
Sie führt den Namen Standish's perfection und
zeichnet sich durch einen kräftigen, buschigen Wuchs
aus. Die Farbe der ziemlich grossen und dicht bei
einander stehenden Blumen ist ein helles Lila was
nach der Mitte zu noch heller und zuletzt ganz
weiss wird.
Da die gefüllte Deutzia crenata (zu S. 153)
und ebenso Clematis Fortunei (zu S. 169) be-
reits schon besprochen sind, so gehen wir zu den-
jenigen Pflanzen über, welche in der 1. Hälfte des
Jahrganges 1864 empfohlen worden sind. Der Jahr-
gang beginnt wiederum mit der Abbildung einer
Camelha, welche den Namen Sarah Frost erhal-
ten hat. Sie soll amerikanischen LTrspi.„„geg g^j^
und gehört ebenfalls zu denen, welche regelrechten
Dachziegelbau besitzen. Ihre Farbe ist ein schö-
nes Karminrosa. Standish hat sie in den Handel
gebracht.
' Im 2. Hefte (zu S. 25) ist Magnolia Lenn^
abgebildet, eine bei uns längst bekannte und Em-
pfehlung verdienende Sorte, welche in Italien (nicht
wie es im Florist heisst, in Deutschland) gezüchtet
wurde und von dem Kunst- und Handelsgärtner
lopt in Erfurt um einen hohen Preis gekauft
worden ist: Sie gehört in die Gruppe der M. pur-
purea und conspicua und zeichnet sich durch grosse
purpurviolette Blumen aus.
Wiederum sind 2 Chrysanthemen (zu S. 49)
empfohlen, welche noch grössere Blüthenkörbchen
haben, als die bereits beschriebenen. Sie gehören
ebenfalls zu der Gruppe der Dupont de l'Eure mit
kurzen, nach innen gebogenen Zungenblüthchen.
Prince Alfred ist weiss, aber die Spitzen haben
eme pfirsichrothe Farbe, während bei Princess of
Wales die Zungenblüthchen rosa-orange gefärbt
sind. Sie sind in der Handelsgärtnerei von Sal-
ter (Hammersmith) in London.
Ueber Lychnis Senno (zu S. 73) ist schon
gesprochen, dagegen wird im 5. Hefte Bomaria
multitlora (zu S. 97) empfohlen. Es ist dieses
eme windende Alströmeria, welche Veitch aus Peru
direkt eingeführt hat. An der Spitze der Aeste
befindet sich eine ziemlich grosse Menge gestielter
Bluthen, die ausserhalb, und zwar am untern Theile
der weiten Röhre, hellroth, am obern Theile gelb
sind. Der wenig umgeschlagene Saum besitzt da-
gegen eine goldgelbe Farbe, welche durch rothe
Punkte unterbrochen wird. Es ist zu bedauern,
dass diese windenden AlstrÖmerien, so schön sie
auch sind, bis jetzt bei uns keinen Beifall gefunden
haben und können wir deshalb nicht umhin, auf sie
aufmerksam zu machen.
534
Endlich wird (zu S. 121) ein prächtiges Pelar-
goniura aus der Gruppe der grossblühcuden Phau-
tasie-Sorten empfohleu. Es führt deu Namen Dia-
dem in jeder Hinsicht mit Recht. Hervorgegan-
gen ist es aus dem Garten des bereits früher er-
wähnten Hoyle in Eeading. Die beiden oberen
Blätter sind sammetartig und purpur-violett gefärbt,
besitzen aber einen schmalen, helleren Saum, die
3 unteren haben, mit Ausnahme eines grossen weis-
sen Fleckens an der Basis, eine hellrothe Farbe.
Wir gehen zu den Früchten über, welche im
Jahrgange 18G3 abgebildet sind. Im Jahrgange
1864 sind keine kolorirten Darstellungen von Früch-
ten vorhanden, dafür ist eine Monographie der Bir-
nen gegeben, worin die einzelnen Sorten nur in Um-
rissen dargestellt sind. Die letzteren übergehen
wir, als uns zu weit führend. Im ersten Hefte des
Jahrganges 1863 ist (zu S. 4) eine Abbildung von
der Pflaume Drap d'orEsperen gegeben, welche
Major Esperen, bekanntlich einer unserer tüch-
tigsten Pomologen in Mecheln, aus Samen gezogen
lind im Jahre 1847 in den Handel gebracht hat.
Der Baum macht eine grosse Pyramide und trägt
ungemein reich. Die unbehaarten und kräftigen
Sommertriebe haben eine röthlich - braune Farbe.
Die Frucht hat bei einer Schwere von 2 Loth eine
kurz-eirunde Gestalt. Ihre Farbe ist goldgelb, aber
unterbrochen von einigen rothen Punkten auf der
Sonnenseite, die ausserdem heller ist. Die dünne
Haut schliesst ein wohlschmeckendes Fleisch von
gelber Farbe und feinem Aroma ein.
Grosse Calebasse, unter dem Namen van
Mavum bekannter, ist im zweiten Hefte (S. 16) ab-
gebildet. Sie ist bei uns ziemlich bekannt und
stellt eine grosse Frucht von echter Calebassen-
Form dar. Es ist eine mehr für das Auge als für
den Geschmack berechnete Frucht, denn sie ist ohne
Aroma und ihr grobes Fleisch ist zwar saftig und
süss, aber nur halb schmelzend. Es ist noch eine
Frucht von van Mons.
Belle Agathe (zu S. 32) heisst eine Spät-
kirsche, welche Thi^ry in Haelen in der Provinz
Limburg erzogen und erst 1852 in den Handel
gebracht hat. Sie reift erst in der zweiten Hälfte
des Septembers und dauert noch den ganzen Ok-
tober hindurch. Eine andere Eigenthümlichkeit ist,
dass kein Vogel sie berührt und die über und über
mit den rothen Kirschen von mittelmässiger Grösse
bedeckten Bäume grade im Spätherbste einen rei-
zenden Anbhck darbieten. Sie gehört zwar zu den
Knorpelkirschen und schliesst ein zuckeriges und
gelbliches Fleisch ein, hat aber einen grossen Stein
und ist sonst von untergeordnetem Werth, wie alle
Spätkirschen.
Canino Grosso Apricot (zu S. 48) stammt
von Canino im Kirchenstaate und wurde von Ri-
vers in England eingeführt. In Italien ist der
Baum gross und stark, was im Norden weniger der
Fall zu sein scheint. Die Frucht ähnelt der Royal
Apricot ungemein, reift aber etwas später.
Eine zweite Biru, welche (zu Seite 64) abge-
bildet ist, führt den Namen Nouvelle Fulvie
imd wurde von Gr^goire in Jodoigne gezüchtet.
Es ist eine ausgezeichnete Birn, welche im Januar
und Februar lagerreif ist. Ihre Form ist zwar
birnförmig, aber sonst sehr unregelmässig geformt
und mit ungleicher Oberfläche. Anfangs ist sie
grün, wird jedoch allmählig mehr oder minder gelb
und bedeckt sich vielfach mit Rost. Das butterige
und zugleich schmelzende Fleisch besitzt eine gelb-
liche Farbe.
1 Die britische Königin birn (British queen)
1 (zu S. 80) wurde von Ingram, dem bekannten
Gärtner in Frogmore aus Samen gezogen und ge-
I hört zu den feinsten und besten Früchten, welche
im Oktober genossen werden können. Sie ist py-
ramidenförmig und besitzt eine glatte und glänzende
Haut von goldgelber Farbe, welche durch kleine
zimmetfarbige Flecken unterbrochen wird. Auf der
j Sonnenseite röthet sie sich mehr oder minder. Das
[ gelblich-weisse Fleisch ist sehr feinkörnig und but-
j terig, zeichnet sich aber sonst noch durch einen
pikanten Geschmack aus.
I Der Winter-Hawthornden-Apfel (zuS.96)
unterscheidet sich wesentlich von dem bekannten
Hawthornden durch den kräftigen Wuchs des Bau-
mes, der nie dem Krebs unterworfen ist, wie es be-
kanntlich leider bei diesem allgemein der Fall ist.
Im Aussehen ähnelt er wiederum diesem und ist
eine der besten und lohnendsten Marktfrüchte, zu-
mal seine Farbe schon einnimmt. Diese ist nämlich
ein schönes Goldgelb, was auf der Sonnenseite sich
iu Roth umwandelt. Er ist von oben nach unten
zusammengedrückt und besitzt auch eine bedeutende
Grösse. Vom Oktober bis zum Februar ist er in
der Küche brauchbar.
Wiederum ist (zu S. 112) eine Birn: Z^phi-
rine Grc^goire, abgebildet. Bei uns findet man
sie bereits hier und da in Kultur. Sie wurde durch
Gr^goire in Jodoigne gezüchtet. Ihre Farbe ist
Anfangs grün, nur durch einzelne Flecken von
brauner Farbe unterbrochen; später wandelt sie sich
in hellgelb um. Die Gestalt ist eiförmig und die
Grösse mittelmässig. Das Fleisch ist ausserordent-
schmelzend imd saftig. Sie wird im Dezember la-
gerreif und dauert bis in den Februar.
Auf der Tafel zu S. 128 sind 2 Birnen abge-
bildet: De Maraise soll noch von van Mons
stammen, wurde aber erst vor 15 Jahren von Pa-
peleu in Gent erst in den Handel gebracht. Sie
335
ist eine ausgezeichnete Biru, welche von Ende Ok-
tober bis Dezember dauert. Sie hat ebenfalls nur
mittlere Grösse und eine kurze Birnform, die glatte
Haut ist goldgelb gefärbt, auf der Sonnenseite aber
von der schönsten Röthe überzogen. Das gelbliche
Fleisch ist sehr saftig und schmelzend, hat auch
einen süssen und aromatischen Geschmack.
Belle Julie heisst die alidere Birn, welche
von van Mons zu Ehren seiner Enkelin so ge-
nannt wurde. Sie ist länger als die vorige, zieht
sich auch am obern Ende etwas in die Länge.
Ihre Farbe ist grünbraun, auf der Sonnenseite nur
schwach röthlich. Auch hier ist das gelbliche Fleisch
sehr saftig und butterig, der Geschmack aber süss
und weinig. Die Keifzeit ist Ende Oktober.
Belle de Septembre (zu S. 144) wird wie-
derum eine Pflaume genannt von ziemlich bedeu-
tender Grösse und eirund -länglicher Gestalt. Nur
eine schwache Furche ist bemerkbar. Sie besitzt
zwar eine rotlie Farbe, wird aber von einem vio-
letten Duft überzogen. Das gelblich- weisse Fleisch
ist ziemlich fest und schmeckt süSs, fast etwas aro-
matisch. Der Stein löst sich nicht gut. Sie reift
Ende September und Anfang Oktober. Der Baum
trägt ungemein reich und hat behaarte Sommer-
triebe. Am schönsten nimmt sich der Baum aus,
wenn er recht niedrig gezogen wird, wozu er aus-
serdem auch Anlage hat. Die Frucht ist besonders
für den Hausgebrauch zu empfehlen, da sie sehr
süss bleibt, was bek.anntlich nicht alle Sorten thun
und einen feinen Geschmack behält; sie ist syno-
nym mit Eeina Nova und Gros Rouge de Sep-
tembre.
Victoria Nectarine (zu S. 160) haben wir
bereits besprochen.
Auf der letzten Tafel (zu S. 172) endlich sind
Erdbeeren abgebildet, darunter eine der vorzüglich-
sten: die Frogmore Late Pine. Wir haben sie
in ihrer Vorzüglichkeit bereits kennen gelernt. Sie
trägt spät und reichlich. Ihre Farbe ist ein fri-
sches Roth und die Früchte liegen ziemlich ober-
flächlich. Sie stammt von der alten späten Elton,
welche schon länger als 40 Jahre bekannt ist und
trotzdem immer noch ihren Rang gegen manche
neue Sorten behauptet. Besonders ist dies noch in
England der Fall. Den einzigen Vorwurf, den man
ihr auch machen kann, ist ihre sehr hervortretende
Säure. Die obige Sorte hat zwar das reiche Blü-
hen, das späte Reifen, aber nicht diese Säure. Das
Fleisch ist ebenfalls roth und hat einen angeneh-
men Ananas-Geschmack. Gezüchtet wurde sie von
dem königlichen Gärtner in Frogmore, Thomas
Ingram.
Die
Hybridation und Sämliiigszacht der
Rosen,
ihre Botanik, Klassifikation und Kultur nach den
Anforderungen der Neuzeit.
Vom K. K. Oberförster Rudolph Geschwind.
Wien 1864.
Unter diesem Titel liegt uns seit Kurzem das
erste Heft eines in 5 -monatlichen Lieferungen er-
scheinenden Werkes vor, das einen erfahrenen Prak-
tiker in der Rosenzucht zum Verfasser hat. Der
Zweck des Buches soll sein, dem deutschen Publi-
kum die durch langjährige Prüfung gefundenen
Resultate über Erziehung neuer Rosen - Varietäten
und Hybriden aus Samen, sowohl im Freilande, als
auch in Glashäusern und Kästen vorzuführen, und,
wie der Verfasser in seiner Vorrede sagt, dem Vor-
urtheile entgegenzutreten, welches leider noch so
allgemein in Deutschland verbreitet ist, dass näm-
lich Frankreich allein mit seinem Klima und mit
seiner Kultur die Befähigung habe, neue Rosen zu
züchten. „Es ist wahr, ruft der Verfasser, die Er-
ziehung neuer Rosen -Varietäten aus Sameu erfor-
dert Zeit, Mühe und Geduld , allein eben nicht
mehr, als die Gewinnung anderer Kulturpflanzen;
haben aber auf Britanniens Boden die Leistungen
des Roseuzüchters William Paul siegreich gegen
alle Zweifel und Bedenken sich Bahn gebrochen,
so steht zu erwarten, dass auch auf dem deutschen
Gebiete Paul's Beispiel ein Sporn zum grösseren
Aufschwünge eines noch in der Kindheit liegenden
Zweiges der Rosenzucht dienen werde." Er ver-
weist ferner auf die Erfolge, die Deutschland in
der Rosenkultur im Allgemeinen , sowie mit den
andern Florblumen, wie Georginen, Nelken, Auri-
keln u. s. w. gehabt und sagt am Schlüsse: »Die
Rose, ebensowohl vom Standpunkte der Botanik
als von jenem der Ilorticultur mit Rücksicht auf
die klimatischen Verhältnisse Deutschlands systema-
tisch und ganz nach den Anforderungen der Jetzt-
zeit zu behandeln, das ist der Plan, nach welchem
die Bearbeitung meines Werkes erfolgte."
Diesem Plane gemäss behandelt das erste Heft
die Botanik, Klassifikation und Kultur der Rose.
In der 1. Klasse wird eine Pflanze genannt, die als
Rosa berberifolia Pall. von vielen andern Autoren
als besondere Gattung aufgestellt worden und als Rho-
dopsis Ledeb., und Hulthemia Dumort. bekannt ist,
die wir allerdings auch nicht am Anfange einer
Rosen-Klassifikation vermutliet hätten.
Die 2. Klasse, Bracteatae, umfasst Rosen, die,
nicht von besonderer Schönheit, mehr für botani-.
336
sehe Gärten passen, wie K. involucrata ßoxburgh,
clinophylla Thory u. s. w. In der 3. Klasse, den
wilden Rosen (Feroces), sind R. lamtschatica, ru-
gosa, ferox Lern. u. a. vereinigt. Die 4. Klasse
behandelt die gclbeu Rosen (Luteae), die durch R.
Eglanteria Linn. und die sogenannte gelbe Centi-
folie (R. sulphurea Ait.) vertreten sind. In der 5.
Klasse, den Zimmetrosen (Cinnamomeae), finden
wir ausser der Zininiet- oder Pfingstrose, R. cinna-
momea Linn., die Boursaultrose (R. alpina Linn.).
Es folgen sodann die bibernell-blättrigen Rosen (Pim-
pinellifüliae), von denen besonders die Pimpinellrose
Aufnahme in unseren Gärten gefunden hat. In der
8. Klasse finden wir die Centifolien mit ihren Un-
terabtheilungen: den wahren Centifolien und den
Damascener-Rosen; zur ersten Abtheihmg gehörig
nennt der Verfasser die Centifolienhybride (R. cen-
tifolia hybrida), die Pompün-Centifulie (R. pompo-
nia DC), die Moosrose (R. Cent, niuscosa Ser.),
die Moosrosenhybride (R. musc. hybrida) und die Re-
montant-Moosrose; als Unterabtheiluugeu der Damas-
cenerrosen finden sicli die einmal blühende Damas-
cenerrose (R. damascena Mill.) und die öfter blü-
hende Damascenerrose (R. bifera Pers., R. centi-
folia bifera Poir.), die unter dem Namen der Mo-
nats-Centifolie, Vierjahreszeiten-Rose oder Kalender-
Rose in unsern Gärten bekannt ist.
Um nun die, einer jeden Klasse beigegebeue
Charakteristik auch dem in der Botanik nicht be-
wanderten Liebhaber verständlich zu machen, geht
eine kurzgefasste Einführung in die physiologischen
und terminologischen Grundzüge voran, deren da-
zu gehörige Abbildungen gewiss nicht verfehlen
werden, dem Verständniss zu Hülfe zu kommen.
Was uns aber besonders gefällt, ist die kurze und
gediegene Kultur-Anweisung, die nebst der Aufzäh-
lung der am meisten verbreiteten Varietäten einer
Gruppe beigefügt ist. Sie gibt in ganz einfacher
und klarer Rede die wesentlichsten Punkte an, wo-
rin die verschiedenen Gruppen in ihren Bedürfnis-
sen zum kräftigen Gedeihen abweichen und gibt
ein Zeugniss dafür, dass wir einen Praktiker zum
Verfasser haben, der uns in seinem Buche Erfah-
rungen und keine Hypothesen bringt. Darum zwei-
feln wir nicht daran, dass das Buch eine allgemeine
Verbreitung ei-langen wird, sowohl in der Gärtner-
welt, als auch besonders unter den zahlreichen Lieb-
habern der Roseuzucht. Der Preis einer jeden Lie-
ferung ist 20 Sgr.
^iiipefii jur 3iiiuiipr=ller5ißriing.
Diese sind, in den mannigfachsten Eormen und
Farben und aus den verschiedensten Materialien
verfertigt, allerdings längst bekannt. Dennoch kom-
men wir heute darauf zurück und führen eine Kon-
struktion vor, die sich im Januarhefte des Florist
and Pomologist abgebildet findet und die durchaus
Empfehlung verdient. Ein Hauptübelstand bei die-
ser Art Zimmer - Verzierung ist die in der Regel
kurze Dauer der in einer Ampel enthaltenen Pflan-
zen, welche meist vertrocknen; denn es ist unver-
meidlich, dass bei dem öftern Begiessen auch Was-
ser auf den Fussboden fällt und somit entweder
einen darunter liegenden Teppich befleckt und ver-
dirbt oder dem gehöhnten Fussboden schadet, und
dass man dalier stets den Ampelpflanzen zu wenig
Wasser gibt. Diesem Uebelstande des Durchtropfens
bei dem reichlichsten Giessen hilft nun das hier
empfohlene Gefäss ab, das eigentlich aus zwei Zink-
gefässen besteht, wovon das erste in einer ganz
beliebigen Form zur Aufnahme der Pflanzen be-
stimmt ist; dasselbe muss aber einen durchlöcherten
Buden haben, um das überflüssige Wasser abziehen
zu lassen. Dieses abfliessende überflüssige Wasser
wird nun in einem zweiten darunter angebrachten
Gefässe, das sich der Gestalt nach dem ersten an-
schliesst, aber unten kegelförmig zuläuft, aufgelan-
gen und vermittelst eines kleinen eleganten Messing-
hahns oder Zapfens zur beliebigen Zeit abgelassen.
Beide Gefässe müssen nun so miteinander harmo-
niren, dass sie zusammen ein gefälliges Ansehen
haben; sie befinden sich beide in einem eleganten
Dralitgeflechte, das oben am Rande des grossen
ersten Zinkkastens befestigt, mit den Schnüren, die
die Ampel tragen, gleichzeitig in Verbindung steht.
Dieser erste Zinkkasten wird nun bepflanzt mit
Ampelpflanzen und etwa solchen kleinen Blattpflan-
zen, die im Zimmer lange aushalten und in der
Mitte stehen in regelmässiger Vertheilung leere
Töpfe, die mit blühenden, schneller vergänglichen
Sachen gefüllt werden. Wiederholen wir schliess-
lich die Hauptsache dieser neuen Einrichtung: ein
das Auge nicht störender zweiter Juckkasteu mit
Abzugsliahn unter dem ersten, der die Pflanzen
enthält.
Auf diese Weise hat man den Vortheil, erstens
den blühenden Pflanzen einen passenden Standort
zu geben, zweitens stets in der Ampel Abwechse-
lung zu haben, ohne drittens befürchten zu müs-
sen, durch das nothweudige reicldiche Giessen irgend
etwas zu beschädigen.
Verlag von Karl Wiegainlt in Berliu.
Komraandant(!U-,Str.asse No. G^.
Druck der C. F eis te r 'sehen Buclidnickerei in Berlin,
Zielen. Platz No. 3.
Woehenselirift
des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Freussisciten Staaten
iür
No. 43.
Ciartnerei und Pflaiizeiikunde.
Redakteur :
I*r-otessor I>r. Karl Klocli,
General-Sekretair des Vereines.
Berlin, den 29. Oktober
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Eine Sitzung des Garteubau-Vereiues in Paris. Keisebericht. — Einige Worte über die Kultur der Sonerila margari-
tacea Lindl. Vom Obergärtner Boese in Berlin. — Bericht über die Erfahrungen in Kurhessen hinsichtlich der in
Naumburg a. d. S., Gotha und Berlin empfohlenen Obstsorten. — Birnen in scliR^naufeuden Cordon's (Cordons obliques).
Vom Baumschulbesitzer Müller in .Strassburg. — Ernst Ender's Index Aroidcarura.
Sonntag, <lcn HO. Oktober, .Mittags ^12 lilir, tintict im Englischen Hause (Mohrenstrasse 40) eine Vcrsamnilung
des Vereines zur Itet'ünlerung des 4iartenbaH.es statt, wozu die geehrten Itlitgliedcr eingeladen werden.
eine Sij^ung
des ttarteiibau- Vereines in Paris.
Keiseberielit.
Es dürfte wolil für die Leser der Wochenschrift
einiges Interesse haben, einmal etwas zu erfahren
aus dem innern Leben des Gartenbau- Vereines der
stolzen Metropole des mächtigen Frankreich. Hier
in Paris konzentrirt sich Alles, auch die Anzucht
von Blumen und Pflanzen, obwohl diese keineswegs
in der eklatanten Weise hervortritt, wie in Bei-lin,
wo die Hauptstrassen mit Blnmenkellern dicht be-
setzt sind.
Sehr gern folgten wir der freundlichen Einla-
dung des zweiten Vice-Präsidenten, der am IL Au-
gust eine Sitzung des Pariser Gartenbau -Vereines
zu leiten hatte, und nahmen an dieser Antheil.
Die Pariser Gartenbau -Gesellschaft gehört zu den
glücklichen, welche ein eigenes Lokal und damit
auch festen Grund und Boden haben. Ihr Ge-
bäude befindet sich mitten in der Stadt (Rue de
Grenellc St. Germain 84) und wird zu gleicher
Zeit auch von der botanischen Gesellschaft für
Frankreich benutzt. Während diese ihre Räume
in den oberen Theilen besitzt, befinden sich die
der Gartenbau-Gesellschaft zu ebener Erde.
Durch einen langen Gang von der ziemlich
engen Strasse aus gelangt man in einen nicht ge-
räumigen Hof, dem entgegengesetzt das grosse
Sitzungslokal sich befindet. Es besteht aus einer
Art Rotonde, der auf beiden Seiten Flügel ange-
legt sind. Das Licht fällt von oben hinein, so dass
für Blumen und Pflanzen eine sehr gute Beleuch-
tung vorhanden ist. Der grüne Tisch befindet sich
auf einer Estrade, der Eingangsthüre gegenüber,
und vor ihm sind Tafeln aufgestellt, um die bei
jeder Sitzung vorhandenen Ausstellungs-Gegenstände
aufzunehmen. Ein schmaler Gang führt zwischen
den beiden Reihen von Sitzen nach vorn und bleibt
immer offen.
Die Sitzung begann nach 2 Uhr und zwar,
wie es sonst auch der Fall ist, als eine öffentliche,
an der auch Damen Antheil nahmen. Diese Oef-
fentlichkeit trägt wesentlich zur Belebung des Gan-
zen bei. Während bei uns in der Regel mehr Lieb-
haber an den Sitzungen Theil nehmen, scheint es
hier umgekehrt der Fall zu sein. Handels- und
Privatgärtner waren hauptsächlich anwesend und
betheiligten sich an den Verhandlungen lebhaft.
Lebhaftigkeit ist überhaupt ein hervorstechender
Zug der Franzosen und that sich auch hier kund.
Da uns die besondere Ehre zu Theil wurde, an
dem Tische des Vorstandes neben dem Präsidenten
Platz zu nehmen , so waren wir ruu so mehr in .
den Stand gesetzt, den Verhandlungen mit mehr
Aufmerksandvcit zu folgen.
Hauptgegenstand der Sitzung war die Verthei-
lung der Medaillen, welche während der letzten
Aussteliur.g von Seiten der Preisrichter zugespro-
chen worden. Es waren goldene, silberne und
4.3
33S
bronzene in reichlicher Anzahl. Der Akt selbst
war feierlich nud geschah erst am Ende der Sit-
zung. Von einem der Sekretäre wurde ein kurzer
Bericht über die Ausstellung und über die haupt-
sächlichsten Leistungen vorgelesen. Die Gärtner,
deren Kulturen gekrönt worden, wurden der Reihe
nach autgeruCen, um die Medaillen in Empfang zu
nehmen. Es ist hier die schöne Sitte, dass die
Medaille von verschiedenen hervorragenden Persön-
Hchkciten, welche gegenwärtig sind, überreicht wird,
was mit einigen Worten der Anerkennung und Auf-
munterung zugleich geschieht. Als Gast wurde auch
uns die Ehre zu Theil, einigen Gärtnern von Ruf
die Medaille zu überreichen. Zu diesen gehörten
unter Anderen die beiden bekannten Rosenzüchter
Eugfene Verdier und Margottin, sowie der be-
kannte Obst-, besonders rfirsichzüchter, Lepere in
Montreuil, der ^'ater des bei uns bekannten Man-
nes gleichen Namens, von dessen Verdiensten wir
so oft gesprochen.
Von den Verhandlungen erlauben wir uns auf
einige aufmerksam zu machen , weil sie auch für
uns Interesse haben. Ein Mitglied, Gille mit Na-
men, hatte ein Grundstück gekauft und ohne Wei-
teres in der Mitte Juli Pflaumenbäume, mit Früch-
ten überladen, hineingepflanzt. Man hatte die Bäume
nicht etwa mit grossen Ballen herausgenommen, son-
dern die Wurzeln waren bloss und frei von Erde
geblieben. Nichts desto weniger waren bei gehö-
riger Sorgfalt und Pflege die Bäume nicht allein
angewachsen, sondern die Früchte waren sogar ge-
reift. Da einige derselben vorlagen, so konnte man
sich von ihrer Grösse und Güte überzeugen.
Auch ein anderes Mitglied, Ranthin de la
Roy, theilte mit, dass er auf gleiche Weise im
vorigen August 100 Formenbäume von Birnen eben-
falls verpflanzt und nur die Vorsicht getroffen, die
Bäume von ihren Blättern zu befreien. Ausserdem
waren aber die eutblössten Wurzeln in eine Ver-
dünnung von Kuhkoth getaucht worden, als man
die Bäume herausgenommen.
Das Verpflanzen der Bäume geschieht über-
haupt in und bei Paris mit einer Leichtigkeit, wie
man es bei uns gar nicht kennt. Man fragt nicht,
ob die Zeit dazu passend ist oder nicht. Ln Früh-
jahre hat mau Rosskastanien in ihrer Blüthe heraus-
genommen und durch die Strassen der Stadt gefah-
ren, um sie an einer bestimmten Stelle zu pflanzen.
In den neuen Anlagen von Vincennes sahen wir
eben verpflanzte Silberpappeln, deren Stämme be-
reits einen Durchmesser von 1 1 Fuss hatten. Nicht
viel minder stark waren einige Stämme von eben
verpflanzten italienischen Pappeln. Wir sahen ferner
Ailantus glandulosa mit einem Stamm -Durchmesser
von 1 Fuss. Unsere gewöhnlichen Akazien von
fast gleicher Stärke hatten eben, nachdem sie vor
5 Wochen verpflanzt waren, wiederum angefangen,
neues Laub zu treiben. Dabei war weiter keine
Vorsicht gebraucht, als dass man gehörige Ballen
gemacht und die Stämme mit Leinwand umbunden
oder sonst auch nur mit Lehm bestrichen hatte.
Von einem Zustutzen der Aeste ist gar keine Rede.
Man lässt den Baum, wie er ist, ohne ihn in seinen
Zweigen auch nur im Geringsten zu beschneiden.
Uns selbst ist in Deutschland nur der Fürst Pück-
ler-Muskau bekannt, der auf gleiche Weise mit-
ten in der Vegetation versetzt und zwar, ohne den
Baum oder Strauch zu verschneiden.
Die Schwierigkeiten des Versetzens waren in
diesem Jahre um so grösser, als deil ganzen .Juli
hindurch, ja selbst im .Juni schon, eine seltene
Trockenheit und Dürre geherrscht hatte. Während
es bei uns im nordöstlichen Deutschland fast täg-
lich, und zwar in der Regel mehr als zweimal,
regnete, war der Himmel durch ganz Frankreich
i;nd Belgien kaum bisweilen etwas bedeckt. Der
häufig mit Eisen versetzte Kalkboden war auf der
Oberfläche ganz mürbe und zu Staub geworden
oder hatte, wo Thon noch vorhanden. Risse er-
halten.
Mit dieser Trockenheit mochte wohl eine Er-
scheinuug zusammenhängen, welche Professor Du-
chartre, der Redakteur der Annalen der Pariser
Gartenbau-Gesellschaft, an einer Weinrebe beobach-
tet hatte. An dem sehr alten Stocke eines W^ein-
geländers waren nämlich in einer Höhe von mehr
als 10 Fu-s Luftwurzeln hervorgekommen. Aehn-
liche Erscheinungen waren auch von anderen Mit-
gliedern, aber nur in Gewächshäusern und nie in
der freien Luft beobachtet worden.
Von grossem Interesse waren für uns die aus-
gestellten Gegenstände, da es meist Florblumen
waren, die wir in dieser Vollkommenheit bei uns
nicht sehen. Vor dem grünen Tische des Bureau's
befanden sich 3 Sammlungen von Gladiolus in aus-
gezeichneter Schönheit. Es war eine Pracht in den
Farben, wie sie in dieser Weise bei uns wohl noch
nicht vorgekommen sind. Die schönste Samndung
hatte Souchet, kaiserlicher Gärtner in Fontaine-
bleau, ausgestellt. Souchet hat grade in der An-
zucht der Gladiolen sich schon lange einen wohl-
begründeten Ruf erworben und erhöht denselben
stets durch neue Sorten, welche er zieht.' In der
Reinheit der Farben und der Harmonie der Töne
zu einander, sowie in der Grösse und im Bau der
Blumen, Hessen sie kaum noch etwas zu wünschen
übrig. Doch nach einer Richtung scheint man in
Frankreich nicht zu streben, die man grade in
Deutschland ins Auge gefasst hat. Die Blütheu
der Gladiolen stehen bekanntlich nur nach einer
339
Seite; flic einzelnen Stengel würden aber noch ein
weit besseres Ansehen haben, wenn ihre Blüthen
ringshcrnm ständen, so dass jeder Blüthenstengel
an lind für sich etwas Vollendetes hätte. In Deuteh-
land ist es Deegen, einer der drei in Köstritz bei
Gera lebenden, um die Anzucht von Florblumen
sehr verdienten Gärtner, welcher seit Jahren dar-
nach strebt, Ciladiolen zu erziehen, bei denen die
Blüthen ringsherum gehen.
jSIächstdeni hatte der bekannte ßosenzüchter,
Eugene Verdi er eine sehr reiche Sammlung von
Hosen ausgestellt, da sie nicht weniger als 60 Sor-
ten entliielt. Es war in der Tliat schwer, hier eine
Auswalil zu treffen. Die neuesten Sorten waren
ganz besonders vertreten. Endlich hatte auch der
Gärtner Loise eine Sammlung ausgestellt, welche
auf Anerkennung Ansj)ruch machte.
Von den übrigen Florblumen zeichnete sich
eine ziemlich grosse Sammlung von gefüllten Zin-
nien ans, welche der Gärtner Chappart ausgestellt
hatte; nicht weniger waren die Petunien des in der
An- und Neuzucht bekannten Gärtners Tabor durch
Grösse, durch Farbe und zum Theil durch Gefüllt-
sein ausgezeichnet. Ausserdem war ein neues Pe-
largoniiim aus der Gruppe der P. zonale mit rosafar-
bigen Blüthen, welche zu einer sehr grossen Dolde
vereinigt waren, und eine neue Sorte des Hibiseus
syriacus mit weissen und breit rosa-gebänderten, ge-
füllten Blüthen vorhanden, die Anerkennung ver-
dienten. Dasselbe war nach deutschen Begriffen mit
den Georginen nicht der Fall. Wie rasch sich oft
die Sachen ändern; vor ungefähr 8 Jahren machte
man sich in dem Journale der Pariser Gartenbau-
Gesellschaft über die deutschen Georginen lustig
und jetzt stehen die deutschen obenan. Derglei-
chen Georginen, wie wir sie jetzt in Paris gesellen,
würden bei uns keine Beachtung finden. In Be-
treff dieser Florblumen scheint man überhaupt noch
zurück zu sein. Die edlen Formen, wie sie neuer-
dings Sieekmann, der zweite der drei Köstritzcr
Gärtner, erzogen, sucht man in Frankreich, wie es
scheint, vergebens.*)
Endlich hatte auch Lepfere in Montreuil, wohl
der Meister in der Pfirsichzucht überhaupt, Pfir-
siche von seltener Grösse und Schönheit ausgestellt,
wie man sie freilich bei uns nicht sieht, ebenso
einige Exemplare der Beurrö d'Amanlis. Ferner
waren von Bördelet Monats - Erdbeeren von be-
sonderer Schönheit vorhanden, die an diesjährigen,
im April ausgepflanzten Ausläufern erzogen waren.
Körbelrüben von so bedeutender Grösse, wie sie
hier ausgelegt waren, sieht man bei uns selten.
*) In der Herbst - Ausstellung zu Paris sahen wir jedoch
ganz vorzügliche Georginen.
einige Worte
(ilicr die
Sil' der Soucriiii inargaritacca Lisedi.
unb brvfu formfii.
Vom Ohergiirtncr Boese in Berlin.
Jeder Besucher der Gärtnerei des Kommerzien-
ratJies L. Reichenheim, deren Leitung mir an-
vertraut, freut sich besonders über das üppige Gedei-
hen der Sonerila's und ich wurde öfter aufgefor-
dert, meine Handgriffe bei deren Kultur mitzuthei-
Icn. Diesem Wunsche will ich hiermit nachkommen.
Die Kultur jeder Pflanze ist leicht, sobald man
durch Erfahrung nur weiss, welche Bedingungen
zu ihrem Wachsthume erforderlich sind. Ein jeder
Gärtner und Pflanzen-Liebhaber wird mir Kecht
geben, indem wir jetzt viele Gewächse spielend
erziehen, welche noch vor nicht einem Jahrzehend
als das Non-plus-ultra von schwieriger Kultur an-
gesehen wurden.
Eine der Hauptbedingungen bei der Kultur der
Sonerila ist die gloichmässige Temperatur, welche
nicht unter -|- 12" R. sinken sollte, und eine feuchte
Luft, jedocli ohne Niederschlag. Besonders im Herbst,
wo noch wenig geheizt wird, hat man die Pflanzen
vor Niederschlag zu schützeuj weil die weichen, saf-
tigen Blätter leicht faulen. An einer Stelle des
Elauses, worin unsere Pflanzen stehen, gehen die
Röhren der Wasserheizung unter dem Wege hin-
durch und dieselben sind mit Eisenblechplatten be-
deckt. Auf diese Platten, welche vorher begossen
werden, damit die Umgebung nicht zu trocken wird,
werden die Sonerila- Näpfe jeden Abend gestellt
und zwar so lange, bis stärker geheizt werden
muss. Des Morgens sind die Pflanzen wieder an
den für sie bestimmten Ort zu stellen. Durch
diese kleine Mühe habe ich sowohl bei den hier
besprochenen, als noch bei anderen weichblättrigen
Pflanzen, wie Eriocnema u. s. w. Verluste verhütet.
Hier und da habe ich freilich die Formen der
S. niargaritacea (und nur von diesen spreche ich
hier) kühler halten, ja sogar während der Sommer-
monate unter einer Glocke an einem schattigen
Orte im Freien kultiviren gesehen; doch fand ich,
dass dieselben sich bei der von mir angegebenen
Kultur kräftiger und normaler entwickelten. Eine
Mischung Von ziemlich sandiger Haideerde mit einem
Drittel Sphagnum-Köpfe, welche man bei dem Rei-
nigen des trockenen Mooses für Orchideen genug
erhält, einigen Holzkohlenstückchen und reinen
Topfscherben sagt ihnen am meisten zu. Ueber-
haupt muss man für möglichste Porosität des Bo-
dens und guten Abzug sorgen. Begossen werden
43*
840
die Pflanzen massig, müssen jedoch gleichmässig
feucht gehalten werden und dürfen während des
stärkeren Wachsthumts nie ganz austrocknen. Die
Vermehrung ist leicht und geschieht durch Samen
und Ableger. Die Samen säet man sofort nach
der Beife, gewöhnlich im Monat Februar. Jlan
füllt kleine flache Näpfe, auf deren Boden vorher
eine starke Lage Abzugsmaterial ausgebreitet wor-
den, mit oben angegebener Jlischung aus, streut
die Samen obenauf, spritzt fein an, deckt eine
Glasglocke darüber und gibt eine Wärme bis zu
-|- 18" R. Nach 14 Tagen erscheinen die jungen
Pflanzen. Jetzt achte man ja darauf, ob sich Stock
(Schimmelbildung) zeigt. Ist dieses der Fall, so
piquire man sofort, da man sonst Gefahr läuft, die
Pflänzchen in kurzer Zeit alle stei-ben zu sehen.
Bei fortschreitendem Wachsthume wiederholt man
das Piquiren nach Bedürfniss.
Es gibt kaum etwas Beizenderes, als Näpfe,
gefüllt mit Sändingen von 1 — 1^: /^oU Höhe, mit
den saftgrünen, weiss -beperlten Blättchen, und ein
solcher Napf war in der letzten Sonmier- Ausstel-
lung des ^'ereiues kein geringer Anziehungspunkt
für die Besucher derselben. Bis zum Herbste sind
übrigens die Samenpflanzen so stark, wie diejeni-
gen, welche auf andere Weise vermehrt wurden.
Interessant war es für mich, aus Samen der S.
superba alle übrigen, als S. splendens, albicans
u. s. w., welche in den Gärten unter besonderen
Namen gehen, zu erhalten. Es ist dies ein Be-
weis, dass alle nur Formen, oder vielmehr Spielarten
sind. Um durch Ableger zu vermehren oder um
sogenannte Kulturpflanzen zu erziehen, pflanzt man
vielleicht im Monat Mai eine oder mehre kräftige
Pflanzen in einen flachen, niclit zu umfangreichen
Napf und hakt sämmtliche Zweige auf den Boden
nieder. In ganz kurzer Zeit sind dieselben ange-
wurzelt. Will man vermehren, so hat man weiter
niciits zLi thun, als die einzelnen Pflanzen abzu-
trennen und in kleine Töpfe zu pflanzen. Beab-
sichtigt man dieses nicht, so lässt man Alles ruhig
stehen und bald werden die niedergehakten Pflan-
zen auch allerseits Seitenzweige treiben, welche
wieder niedergehakt werden. Wird der Napf zu
klein, so setzt man behutsam in einen umfangrei-
cheren um und fährt mit dem Haken bis Ende
September fort. Mitte Oktober werden sicji die
Blüthenknospen zeigen, welche sich gewöhnlich von
Mitte November bis Anfang Dezember entfalten.
Jetzt sind die Pflanzen in ihrer schönsten Pracht,
indem die massenhaft erscheinenden, schön rothsre-
färbten Blüthen die Pflanzen buchstäblich über-
decken und mit dem Laube derselben einen sehr
angenehmen Kontrast bilden. Die Blüthezeit dauert
ungefähr 14 Tage und während derselben niuss
man die abfallenden Blumenblätter sorgfältig ab-
sammeln, indem diese leicht faulen und deshalb die
Blumen selbst, sowie die Blätter, mit anstecken.
Unterlässt man dieses tägliche Absammeln, so hat
man nach der Blüthe kahle, struppige Pflanzen.
Nach dem Abblühen hält man die Pflanzen
ziemlich trocken, da jetzt eine Art Buhezeit für
sie eintritt, bis man dieselben im April aus dem
Topfe nimmt, alle Erde aus den Wurzeln schüttelt
und in die oben angegebene Mischung umpflanzt.
Die Kultur ist also sehr einfach und ist das
Besum^ derselben: flache Gefässe, guter Abzug,
poröse Erdmischung, gleichmässige, jedoch nicht zu
grosse Bodenfeuchtigkeit während des Waehsthums,
gleichmässige Temperatur und feuchte Luft ohne
Niederschlag.
]]eririjt
über dk' Ertahruiigeii in Kiirliesscii,
uamniUid) in öfr llnuiciicnö uon üalTfl,
hiiisiditlicli <!ci' in ileii alls;eui. Yersanimiiiii^cii (leiitsclier
Puiuolo;!;eii, Oltst- iiiiil Uciiiüseziiclitcr zu >aiiiiil)iirs; a. il. 8.,
(iotha II. Itcrliii (IS53, 1857 ii. ISfiO) ciupfulilciieii Obstsorten.
I. 18,')3 in Naumburg- a. d. S. empfohlene 10 Sorten Aept'el.
1. Grav ens teiner. Frucht sehr gut und sehr
beliebt. Baum gesund, wird gross und ist sehr
fruchtbar, darf aber nicht viel beschnitten werden,
weil er sonst bei seinem kräftigen Wüchse den
Krebs bekommt. Wird jetzt allgemein angepflanzt
und ist für alle Oertlichkeiten gut. Für die Tafel
sowohl, als aucii als Wirthschaftsapfel nicht genug
zu empfehlen.
2. Danziger Kantapfel. Frucht gut, trägt
schon in der Baumschule. Alte Bäume sind in der
Umgegend noch nicht anzutreifen, um ein weiteres
Urtheil abgeben zu können.
3. Grosser rliein. Bohuenapfel. Frucht
nicht alle Jahre gut; hängt der Baum voll, so
bleiben die Früchte sehr klein und haben keinen
Werth. Der Baum wächst sehr kräftig, setzt viel
Holz an und erzeugt dadurch eine sehr verworrene
Krone. Dieser Apfel fliidet hier wenige Verehrer
und wird in der neueren Zeit nicht mehr ange-
pflanzt.
4. Luikenapfel. Erst nach der Empfehlung
in Naumburg hier eingeführt. Der jungen Stämm-
chen sind schon viele an Landstrassen augepflanzt.
In der Baumscluile haben die Bäumchen sehr lange,
dünne Triebe und können ohne Pfäiile scliöne
Stämmclicn nicht gezogen werden, welcher U^m-
341
stand Obstbaumschul -Besitzern die Anzucht verlei-
den wird.
5. Rotlier Winter • Taubenapt'el. Frnclit
gut und für die Tafel sehr gesucht. Der Baum
ist sehr verbreitet und gesund. Sehr geeignet für
Gärten und geschützte Lagen, bleibt jedoch nur
ein mlttelniässig grosser Baum. (Pfarrer Jäger:
Der Apfel gut, der Baum jedoch schmächtig und
wird leicht krebsig.)
6. Grosse Kasseler Reinette. Baum ge-
sund und auch zur Anpflanzung an Landstrassen
zu empfehlen. Die Frucht etwas säuerlich, für die
Wirthscliaft gut. Lagerreife gegen Ostern.
7. Pariser Kambour-Reinettc (Reinette von
Canada). Frucht sehr gut. Der Baum trägt gern
und reichlich. \Vuchs gesund; kräftig in der Baum-
schule, wie an älteren Bäumen. Wird mit der Zeit
die Reinetten älterer französischer Abkunft verdrän-
gen, die öfters hier durch Frost leiden.
8. Englische Win ter - Goldparmäne. Die
Frucht ist eine der vorzüglichsten und schönsten;
Baum sehr fruchtbar, wächst in der Baumschule
schön und kräftig; im Alter lässt das Wachsthum
nach. Baum gesund und sehr viel verbreitet an
Strassen und in Gärten.
9. Karmeliter Reinette. Trägt reichlich.
Wuchs kräftig, gesund und verdiei;t allgemeine
Verbreitung. (Im Pfarrgarten zu Heiligenrode be-
fand sich schon vor 50 Jahren ein tragbarer Baum.
Jäger.)
10. Edler Winter-Borsdorfei-. Der bekann-
teste aller Aepfcl und gern gekauft, aber noch sehr
wenig angepflanzt, weil die Bäume erst im hohen
Alter tragbar werden und öfters mehre Jahre hin-
tereinander kein Ob-;t bringen. Wuchs in der Baum-
schule, wie überhaupt, sehr langsam. Dessen un-
geachtet finden sich hier viele alte, gesunde, grosse
Bäume mit ausgebreiteten Kronen.
II. 1853 in Naumburg ii. d. S. umpfulilene 10 Sorten Birnen.
1. WeisscHerbst-Butterbirn (Beurrö blanc).
Auch hier eine sehr verbreitete und beliebte gute
Birn. Baum gesund, wächst gut und ist fast all-
jährlg tragbar.
2. Die Grumkower Winterbirn, stammt
aus Grumkow in Hinterpommern; Frucht gross,
meist unregelmässig gestaltet, grünhch gelb, mit
vielen starken Punkten, von säucrlich-süsscm, ange-
nehmem Geschmack, reift gegen Ende November,
wird aber, wie die meisten Butterbirnen, nach 3
Wdchen teigig. (Der Baum trägt bei mir als Zwerg
auf Quitte sehr reichlich, ist aber gegen starke
Kälte empfindUch und verlangt einen geschützten
Ort. Ich zähle sie zu meinen guten Birnen. Jäger).
3. Capiaumonts Herbst - Butterbirn. Die
Frucht ist sehr gut; der Baum wächst ziemlich
kräftig, wird aber nicht gross, trägt schon als klei-
nes Stämmcheu in der Baumschule sehr reichlich.
Ist sehr zu empfehlen, auch hier schon viel ver-
breitet.
4. Coloma's H erbst-B utterbirn. Die Frucht
ist sehr gut, der Baum gesund und kräftig, bringt
aber wenig Früchte; wird erst völhg aus wachsen
müssen. Ganz alte Bäume finden sich nicht vor.
5. Napoleon's Butterbirn. Allerseits als
eine der vorzüglichsten Birnen anerkannt und schon
sehr verbreitet. Der Baum wird nicht sehr gross
und wächst schwächlich, setzt alle Jahie Frucht-
holz an und bringt auch alijährlich Früchte. Für
geschützte Lagen als Hoch- und Zwergstänime sehr
zu empfehlen. Pyramiden, auf WikUinge veredelt,
sind auf ofienen Plätzen ebensowohl dauerhaft.
6. Forellenbirn. Frucht sehr gut, Baum
gesund und von gutem Wuchs, trägt dankbar. Es
finden sich nur wenige alte Bäume vor, die Sorte
wird jetzt aber viel angepflanzt.
7. Liegel's Winter- Butterbirn (Suprfeme
Coloma). Frucht gut. Baum wächst sehr kräftig,
hat bis jetzt aber sehr wenige Früchte gebracht.
Die Bäume sind noch zu jung und werden erst
ein höheres Alter erreichen müssen.
8. Hardenpont's Winter-Butterbirn. Zu-
erst als Kronprinz Ferdinand hier bekannt geworden.
Eine sehr zu empfehlende, gute Winter-Tafelbiim.
Die Frucht reift nach und nach aus und hält sich
bis März. Ist viel verbreitet. Baum gesund luid
kräftig, verlangt aber einen guten, nicht zu trocknen
Boden, weil sonst die Früchte steinig werden. Hat
hier noch nicht vom Frost gelitten.
9. Der Katzen köpf, eine hier sehr bekannte
und wegen ihrer Haltbarkeit bis zum Mal und noch
länger sehr beliebte Kochbirn. Baum gesund, kräf-
tig und in allen Lagen gut.
10. Die Winter-Gute-Christbirn; nur junge
Bäumchen, bei einzelnen Liebhabern zu finden (1862
nur als Kochbirn zu gebrauchen).
III. 1857 in (iotlia, empfolilene 10 Sorten Ae[il'el.
1. Ananas-Reinette. Grosse Bäume finden
sich hier nicht, ist aber in den letzten Jahren viel-
fach angepflanzt. (Frucht von vortrefflichem Ge-
schmack und haltbar , daher auch zu empfehlen.
G 1 ä s s n e r.)
2. Goldzeugapfel. Für die hiesige Umge-
gend ein sehr bekannter und behebter Wirthschafts-
apfel, auch für die Tafel zu gebrauchen. Der Baum
wächst kräftig und bringt reichlich Früchte, eignet
sich auch zur Anpflanzung an Strassen und öftent-
lichen Plätzen.
342
3. Virgiiiischer Sommerap fei. Ist hier nocb
nicht bekaunt.
4. Prinzenapfel (Nonnenapfel). War bis jetzt
hier unter den Namen: Mönchklos, Paradies- oder
Petersilienapfel bekannt. Ein beliebter, guter Apfel,
besonders von den Landleuten sehr geschätzt.
5. Rother Eiserapfel. Wird hier Bursfelder
genannt. Der Baum wächst sehr kräftig, besonders
gut zur Anpflanzung an Landstrassen geeignet. Die
Früchte lassen sich in kalten Kellern 2 Jahre auf-
bewahren, sind aber nur als Wirthschaftsobst zu
gebrauchen. Auf dem Lande sehr verbreitet. Die
hierbei zugleich mit zur Sprache gekommenen Aepfel:
Pommerscher Krummstiel, W^inter-Citrouenapfel und
der Purpurrothe Winter -Coussinot sind hier nicht
bekannt.
6. Champagner - Rei nette findet sich hier
auch; ist aber nicht als AVirthschafts-, noch weniger
als Tafelapfel zu empfehlen.
7. Englische Spital - Reinette. Ist hier
auch verbreitet; doch bleibt der Apfel grössteutheils
sehr klein und unansehnlich, findet deshalb keine
Liebhaber und hat nur geringe Verbreitung.
8. Koni gl. rother Kurz stiel. Frucht gut,
von grossem Werth für die Tafel; noch sehr we-
nig verbreitet. Wird an Landstrassen den geeigne-
ten Platz finden. Der Baum wächst sehr schwach.
(Blülit spät und wird dadurch leichter tragbar, wel-
ches besonders hervorzuheben ist. Jäger).
9. Orleans-ßeinette; hier unter dem Namen
Peppin Parmaine sehr bekannt. In den Gärten,
auch schon an Landstrassen häufig zu finden. Wird
mit Recht zu den allerbesten TafelfrUchten gezählt.
Der Baum gesund, wächst rasch und wird noch
sehr viel angepflanzt.
10. Harberts Reinette. (Vergl. Beschluss
der Berliner Versammlung). Erst seit einigen Jah-
ren angepflanzt. W^ächst als junger Baum kräftig.
IV. 1857 in Gotha empfohleuc 12 Sorten Birnen.
1. Grüne fürstliche Tafelbirn. Unter die-
sem Namen sind gar verschiedene Sorten hier, wes-
halb kein Urtheil abzugeben steht.
2. Sommer-Dechantsbirn; wird gern moUe
und deshalb nicht gesucht; wenig verbreitet.
3. Gute graue Bim (Beurr^ gris). Hier
unter dem Namen graue Butterbirn bekannt und
sehr beliebt. Eine gute September-Frucht, die sich
14 Tage aufbewahren lässt. Baum gesund, stark
wüehsig; es stehen viel Bäume in den Gärten und
an den Landstrassen. Für die Tafel, wie als Wirth-
schaftsobst gleich gut; es ist in unserer Gegend
keine Herbstbirn aufzufinden, in der sich alle gute
Eigenschaften so vereinigen.
4. Punk tirter Sommerdorn. Nach einer Em-
pfehlung von Kiel aus erst wieder eingcfülirt. Die
Frucht soll gut und sehr dauerhaft sein.
0. Wildling von Motte ist hier wenig be-
kannt.
6. Köstliche von Charneu; Frucht sehr gut,
kann für unsere Gegend niclit genug empfohlen
und angepflanzt werden. Baum gesund, seit 25
Jahren hier eingeführt und hat niemals durch den
Frost gelitten.
7. Regent in. An Pyramiden schöne, grosse
Tafel -Früchte, auch volltragend; als Hochstamm
vielfach verbreitet, jedoch sind noch keine tragbare
Bäume vorhanden.
8. Nelis-Winterbirn. Erst in neuerer Zeit
eingeführt.
9. Win ter-Dechantsbirn; hier die allervor-
züglichste Winter-Tafelbirn, die alijährlich voll trägt.
Baum gesund, wächst aber etwas langsam. Als
Hochstamm ist's am besten, wenn man älteren Bäu-
men die Kronen urapfropft.
10. Bosc's Flaschenbirn. Viel verbreitete,
gute Birn für die Tafel. Von den Hochstämmen
wirft der Wind leicht die Früchte ab. Baum ge-
sund, wird aber niclit sehr gross und hat wenig
Holz. Pyramiden auf Wildlinge gezogen, können
den Schnitt sehr gut vertragen, ohne der Erndte
Eintrag zu thun.
11. Kuhfuss, wird allgemein hier Pfundbiru
genannt. Keine so beliebte Kochbirn, wie der Kat-
zenkopf. Stellt zu entbehren und ist nicht zu em-
pfehlen.
12. Kamper veiuis. Vor einigen Jahren erst
eingeführt, hat jedoch noch nicht getragen. (Eine
Kochbirn nach Jäger).
V. Von den 18fi0 von der zu Berlin stattgehabten 3. Ver-
sammlung deutsclier Pomologcn, Obst- und üemiiseziiehter
zur Berücksichtigung cmpt'oldenen Birnen sind als gut
befunden worden :
1. Herbst-S vi vesterbirn (König von Würt-
temberg), nur als Pyramide auf Wildling.
2. Diel's Butterbirn. Als Hochstamm wie
Pyramide auf W^ildling sehr volltragende gute Ta-
felbirn; sehr zu empfehlen und schon viel verbreitet.
3. Holländische Feigenbirni Der Hoch-
stamm hat etwas sehr lange Aeste; als Pyramide
auf Wildling sehr gut. Früchte am Hochstamm
ebenso gut, als an der Pyramide.
4. Volkmarser Butterbirn soll von dem hes-
sischen Städtchen Vcdkmarsen aus verbreitet worden
sein; der Baum wird gross, wird alt und ist viel
verbreitet.
5. Rothe Dechantsbirn, als Beurr^ rouge
bekannt, als eine der besten Birnen; der Baum
343
wächst langsam, Ist gesund und wird alt. In Gär-
ten und an Strassen viel verbreitet.
VI. Ebenso sind von den zu Burlin empfohlenen Aepfeln
hier als gut befunden:
1. Weisser Astrachan er, verdient sehr viel
angepflanzt zu werden.
2. Rot her Herbstkalvill. Ist ein schon aus
ältesten Zeiten bekannter, guter Apfel und findet
sich in vielen Gärten, wird auch noch sehr viel
angepflanzt.
3. Kaiser Alexander. Ist noch nicht sehr
lange bekannt, aber doch schon hinlänglich verbrei-
tet und verdient als Wirthschaftsapfel grosse Anei--
kennung.
4. Rother Stettiner. Für den Haushalt eine
sehr gute Frucht. Baum gesund und wächst sehr
kräftig.
ilit Kirschen werden die Einwohner zu Kassel
so reichlich von der nicht selir entfernt liegenden
Stadt Witzenhausen versehen, dass dadurch der An-
bau etwas vernachlässigt ist; aber doch alle die bes-
seren Sorten sind, wenn auch vereinzelt, in den Gär-
ten um Kassel anzutreffen.
Die Kirschen an den Bergen zu Witzenhausen
werden auf die Ostheimer Weichsel veredelt, worauf
die frühe Muskateller vorzüglich gedeiht. Nicht allein
nach Kassel, sondern auch nach Göttingen, Hanno-
ver, Brauuschweig und andere Orte werden jähr-
lich sehr bedeutende Quantitäten Kirschen, nicht
nin- aus Witzenhausen, sondern auch aus mehrern,
diesem nahe gelegenen Orten, versandt luid bildet
der Erlös eine bedeutende Einnahmequelle für die
Einwohner, die in manchen Jahren auf 10,000 bis
15,000 Thaler anzuschlagen ist.
Von den zu Berlin empfohlenen Pflaumen sind
hier viele Sorten bekannt, obgleich es doch noch
zu wünschen wäre, dass sich hier ein Liebhaber
fände, der sich allein mit dieser einträglichen Frucht-
gattung, deren Nutzen noch nicht aligemein genug
anerkannt wird, beschäftigte. Unter den vor un-
gefähr 10 Jaliren eingeführten Pflaumen haben sich
die gelbe Herrenpflaume und die Reine Victorie als
delikat und die Bäumchen auch als dankbar tra-
gende erwiesen; dahingegen hat sich die sehr an-
gepriesene Frankfurter Pfirsich-Zwetsche vom An-
fange au als ungeniessbar gezeigt.'^)
*) Es wäre sehr zu wünschen, wenn auch aus anderen
deutschen Ländern Berichte über die von den Versammlungen
dcustcher Pomologen empfohlenen Obstsorten uns zukämen, ixm
veröffentlicht zu werden. Nur dadurch lässt sich schliesslich
ein Urtheil über diese Früchte erhalten.
Die Redaktion.
Birnen in schiet'lanfeiulen Cordon's
(^(^unluiis ultliqiies).
Vom Baumschulbesitzer Müller in Strassburg
Diese Form kann an einer Mauer oder am
Freiland -Spalier gezogen werden (en Contrc-espa-
lier) ; sie ist sehr leicht zu ziehen, trägt schnell
Früchte und erlaubt, gleich den Apfel-Cordon's, in
einem kleinen Raum eine reichhaltige Sammlung
anzulegen.
Die dazu bestimmten Stämmchen werden 18
Zoll von einander gepflanzt, wenn man sie blos
mit einem Ast zieht, und 24 Zoll, sobald man zwei
Aeste zu erhalten wünscht; sie werden gleich den
Pfirsich - Cordon's obliques schief in die Erde ge-
bracht und von Jahr zu Jahr mehr gegen den Bo-
den geneigt, bis sie mit demselben einen Winkel
von 45" bilden. Man nimmt entweder einjährige
Stämme oder gleich ganz gebildete. Von den ein-
jährigen wird beim Schneiden im Frühjahre unge-
fähr der vierte Theil abgeschnitten, bei den gebil-
deten dagegen nur der letztjährige Trieb auf die
Hälfte zurückgeschnitten ; den Sommer hindurch
werden ebenfalls die Nebentriebe auf 3 — 4 Augen
abgekneipt und dieses Verfahren während des gan-
zen Sommers an den jungen Trieben wiederholt,
sobald diese eine Länge von ungefähr (i Zoll er-
reicht haben. An dem Haupttriebe aber wird nichts
gemacht, ausgenommen, wenn mehre Augen sich
am Stamme befinden, die nicht austreiben wollen,
dann kann die Spitze abgekneipt werden, damit
der Saft zurückgeht, um die noch schlafenden Au-
gen austreiben zu machen, wobei man noch durch
einen Querschnitt über jedem Auge nachhelfen muss.
Der Haupttrieb wird von Jahr zu Jahr verlängert
und nachdem der Baum kräftig ist, wird von die-
sem die Hälfte oder auch nur der dritte Theil von
dem letztjährigen Triebe abgeschnitten.
Bei den aus zwei Aesten gebildeten Cordon's
(cordons doubles) wird der Stamm während der
zwei ersten Jahre ganz wie füi; einfache Cordon's
behandelt; im dritten Jahre lässt man unten, ganz
nahe an der Unterlage des Cordon's, auf der obern
Seite ein Auge austreiben, welches man den Som-
mei- hindurch gerade in die Höhe wachsen lässt,
demselben im folgenden Frühjahre aber dieselbe
Richtung gibt, wie dem ersten Theile. In den fol-
genden Jahren werden Im Frühjahre die beiden
Aeste (oder Cordon's) verlängert, bis solche die
Höhe der Mauer erreicht haben.
Da hier eben der Querschnitt über dem Auge
erwähnt ist und derselbe bei Bildung aller Formen-
bäume angewandt werden kann, so beschreibe ich
hier gleich, wie er gemacht werden soll und an
welchen Aesten und Augen er statthaft ist.
344
Diesei" Querschnitt ist von grossem Vortheil für
den Gärtner, indem man durch diesen an den Stel-
len, an welchen man starke Triebe haben will, den
Saft an dessen Augen spannen, dagegen aber dann
an anderen, die zu stark treil^en, den Zutritt des
Saftes zum Theil hindern kann, in die stai-k trei-
benden Aeste zu geheu, da er sich nun vielmehr
auf die schwächeren vertheilen muss.
Die Querschnitte sollten wo möglich gleich bei
dem Schneiden des Baumes gemacht werden, wie
folgt:
In vielen Baumschulen, in denen die jungen
Bäume den Sommer hindurch nicht pincirt werden,
sondern nur in einer gewissen Höhe einige starke
Aeste bekommen und die unteren, wenn die Augen
austreiben sollten, nur ganz schwach bleiben, da ist
der Querschnitt an seinem Platze, ja sogar von der
grössteu Nothwendigkeit, besonders wenn man ge-
zwungen ist, aus solchen Bäumen Pyramiden zu
ziehen, an welchen die unteren Aeste immer stär-
ker sein sollen, als die oberen.
Um also einem Auge oder schwachem Aste
ein kräftigeres Wachsthum zu geben, schneidet man
gleich im Frühjahre beim ersten Schnitt des Bau-
mes einen Einschnitt einige Linien über dem Auge
oder Aste. Der Zweck bei jeder Art des Ein-
schnittes ist, die Rinde wegzunehmen. Wenn nun
auch etwas Holz mit herauskommt, so schadet es
nichts.
Sind die Aeste schon etwas lang und es be-
findet sich ein ganz schwacher Ast dazwischen, so
wird ausser dem Querschnitt über dem letzteren noch
auf der Seite rechts und links ein schiefer Längs-
schnitt gemacht, aber keine Rinde herausgeschnitten,
sondern man fährt blos mit der Spitze vom Messer
durch die Rinde bis auf das Holz; dadurch dehnt
sich die Rinde auseinander und es bildet sich eine
neue Rinde und neue Saftkanäle, durch welche der
Saft leichter durchgeht; dieser Schnitt wird aber
erst gemacht, wenn der Baum im Treiben ist.
Umgekehrt, um das Wachsthum der starken
Aeste aufzuhalten, wird der Querschnitt unter den-
selben gemacht. Reicht dieses noch nicht hin, so
sind liier ebenfalls noch von diesem ausgehende
schiefe Längsschnitte, aber nach oben, angezeigt.*)
*) Der Querschuitt über dem Auge wiril auch gemacht,
wenn nackte Stellen an Aesten oder auch am Haujitstamme
vorhanden sind, um schliesslich noch ein schlafendes und selbst
fast ganz verkommenes Auge zur Ausbildung zu bringen und
auf diese Weise die kahle Stelle belaubt zu machen. Auch
hier macht man zu gleicher Zeit auf beiden Seiten des Auges
oft noch Einschnitte. Die Redaktion.
(ünill (fiiilcr's
Index Aroideai'uni.
Wir erlauben uns auf vorliegende, eben erst
erschienene Schrift alle Botaniker und Gärtner auf-
merksam zu machen. Heut' zu Tage werden all-
jährlich so viele Pflanzen, welche der Handelsgärt-
ner, weil doch, wie er meint, jedes Kind einen
Namen haben muss, mit irgend einem Namen in
den Handel bringt, eingeführt, anderntheils belieben
manche Botaniker die alten Benennungen oft ziem-
lich willkürlich umzuändern, so dass es für den
Mann der Wissenschaft nicht weniger, als für den
Gärtner vom Fache, sowie dem Laien, sehr schwie-
rig ist, sich zurecht zu finden. Ein solches Buch,
wie vorliegendes, muss demnach sehr willkommen
sein, zumal es grade in einer schwierigen Familie,
die sehr viel in Kultur ist, die nöthigen Aufschlüsse
zur richtigen Benennung gibt.
Der Verfasser ist Gärtner und steht einem ziem-
lich grossen Garten mit Gewächshäusern in Russ-
land vor. Es ist länger als 10 Jahre, da er unter
der Leitung des Hofgärtners G. A. Fintelmann
auf der Pfaueninsel bei Potsdam die schwierige Ar-
beit eines Nomenklators begann. Professor Koch
in Berlin stellte ihm das wissenschaftliche Material
zur Verfügung und unterstützte ihn auch sonst auf
alle Weise. Als Gärtner, der zur weiteren Aus-
bildung in verschiedenen Handelsgärtnereien be-
schäftigt war, hatte er Gelegenheit, die gärtneri-
schen Namen der Aroideen kennen zu lernen und
zu berichtigen. Auch Professor Koch theilte ihm
auf das freundlichste alle seine in Betreif der in
den Gürten kultivirten Aroideen gemachten Bemer-
kungen mit. Nicht weniger als 8 Jahre hindurch
wurde das fertige Mannskript mit Nachträgen be-
reichert, so dass es wohl jetzt auf einige Vollstän-
digkeit Anspruch machen dürfte.
Der Lidex ist in alphabetisclier Reihenfolge ein-
gerichtet. Die richtigen Namen haben vorn eine
fortlaufende Nummer und hinten die genaue An-
gabe des Vaterlandes. Darunter befinden sich, etwas
eingerückt, die Synonyme mit kleineren, aber ge-
sperrten Lettern, während die Abarten die gewöhn-
hche kleine Schrift haben. Um die Synonyme der
alphabetischen Reihe gleich zu erkennen, haben diese
ein j vor dem Namen und ein v. (vide) dahinter
mit der richtigen Benennung. Es sind hier die ge-
wöhnlichen Lettern, aber nicht gesperrt, wie bei
den eigentlichen Namen, benutzt. Die Genera bil-
den Ueberschriften.
Verlag von Karl Wiegaudt in Berlin,
Kommandanten-StrasBe No. G2.
Druck der C. Feister 'scheu Buchdruckerei in Berlin,
Zieten-PIaW No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkundei
Redakteur :
Ir*i-ofessor ll>r. Karl Kochi,
General-Sekretair des Vereines.
No. 44. 45. Berlin, den 5. und 12. November 1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch aUe Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post - Vereines.
Inhalt: Die allgemeino Ausstellung von Pflanzen, Blumen und allen mit dem Gartenbau in Verbindung stehenden Gegenständen
zu Amsterdam im Krühlinge 18()ö. — Ein Garten des südwestliehen Frankreichs. — Wörraann's Garten - Ingenieur.
Sonntag, den 37. INurember, .Mittags ^12 Uhr, linilet im Englische» Hause (iTIuhrenstrassc 49) eine Versammlung
des Vereines zur Beförderung des (iarteubaues statt, wozu die geehrten Iflitglieder eingeladen werden.
Die
allgeineiiie Aiisstelhiiig von Pflanzen, Blumen
uiiö Qft'eii mit öeiii cgartcnönu in üeröiniimig llcfjeiibeu c^egenlläiibeii
* zu Amsterdam
im ^rül)linge bra 3al)rra 1865.
Je mehr für die verschiedenen Länder sich Koniuniuikatiunsvvege eröffnen, je häufiger die Völker
Europa's mit einander in Berührung kommen, um so grösser wird das Bedürfniss sein, auch die Erzeug-
nisse des menscbhchen Fleisses und der Intelligenz aus allen Ländern kennen zu lernen. Die Garten-
kultur hat in den letzten Jahren ungemeine Fortschritte gemacht: Pflanzen und Blumen gehören bereits
zu den nothwendigen Luxus-Artikeln, während Früchte und Gemüse von jeher Nahrungsmittel waren.
Nichts ist so sehr geeignet, die Fortschritte, die überhaupt gemacht sind, zur allgemeinen Kenntniss zu
bringen, als Ausstellungen. In allen der Kultur zugänglichen Ländern finden deren statt und üben auf
die weitere Entwickeluug der Industrie, sowie des Land- und Gartenbaues, einen grossen Einfluss aus.
Dieser selbst wird aber um so bedeutender sein, je grösser die Theilnahme ist und je mehr aus ver-
schiedenen Ländern Gegenstände eingeliefert werden.
Wir haben bereits allgemeine Ausstellungen des Gartenbaues in Verbindung mit den allgemeinen
Industrie-Ausstellungen, sowohl in London, als in Paris, gehabt; in Belgien erkannte man aber zuerst die
Noth wendigkeit an, die ersteren unabhängig von den letzteren iu's Leben zu rufen. Die mit einem
botanisch-gärtnerischen Kongresse verbundene erste allgemeine Ausstellung von Pflanzen u. s. w., an der
ausser Belgien sich noch Frankreich, Grossbritannien, die Niederlande und Deutschland betheiligten und
die ausserdem von Repräsentanten fast aller Völker Europa's besucht wurde, fand Ende April in Brüssel
statt, die zweite wird im nächsten Frühjahre in Amsterdam sein und durch Zusammenwirken der ver-
schiedenen Niederländischen Gartenbau-Vereine in's Leben gerufen werden.
In Holland blühte bereits zu Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhundertes der Gartenbau,
während er im übrigen Europa zum grossen Theil noch auf einer niedrigen Stufe seiner Entwickeluug
stand. In Frankreich, Grossbritannien und Deutschland zeichneten sich zwar einzelne Orte durch ihren
Gartenbau aus: so allgemein, wie in den Niederlanden, hatte er sich aber keineswegs daselbst ausge-
44
346
breitet. Wir wollen nur die Verdienste erwähnen, welche die Niederlande sich um die Kultur der
Blumenzwiebeln früher erworben haben und noch fortwährend erwerben. Eben deshalb halten wir es
t'ür unsere Pflicht, schon jetzt auf die bevorstehende Ausstellung im Frühlinge des nächsten Jahres in
Amsterdam aufmerksam zu machen und zwar um so mehr, als von Seiten der Niederländischen Regierung
und der Holländer selbst bereits solche Vorkehrungen getrofien werden, dass die Ausstellung wohl
sicherlich keiner der vorausgegangenen nachstehen wird. Man macht bereits alle Anstrengungen, um
denen, welche im Frühjahre zu diesem Zwecke nach Amsterdam kommen, etwas zu bieten, was sonst
kaum geboten werden dürfte. Eine allgemeine Betheiligung der mit (Gartenbau sich speziell beschäfti-
genden Völker Europa's wird gewiss stattfinden. Eben deshalb liegt es uns Deutschen ob, den übrigen
Völkern nicht nachzustehen. Grade Deutschland hat in einigen Zweigen der Gartenkultnr solche Erfolge
errungen, dass es wohl hierin wenigstens eine Konkurrenz auszuhalttn vermag.
Es kann nicht in unserem Zwecke liegen, Gärtner und Gartenbesitzer auf das, womit sie in Kon-
kurrenz treten könnten, aufmerksam zu machen; es muss dieses Jeder selbst fühlen und auch wissen,
dass er nur mit vorzüglichen Leistungen in die Schranken treten kann. Um so grösser ist dann aber
auch das Bewusstsein, das Verdienst, den Sieg davon getragen zu haben. Deutschland muss es Ehren-
sache sein, wie überhaupt, so auch hier, nicht zurückzustehen. Wir fordern deshalb vor Allem die
deutschen Gartenbau-Vereine auf, die Angelegenheit in die Hand zu nehmen und dafür Sorge zu tragen,
dass im nächsten Frühjahre die deutsche Gärtnerei würdig in Amsterdam vertreten ist. Das alsbald hier
folgende Programm gibt nähere Kunde; gern sind wir aber auch bereit, wo es gewünscht wird, ausser-
dem noch nähere Auskunft zu geben, in sov.eit dieses selbst uns möglich ist. Auch stehen Programme
in deutscher Sprache stets zu Gebote, wenn man deren von uns wünschen sollte.
Wie man aus dem Programme ersieht, sind alle Zweige der gesammten Gärtnerei in demselben
vertreten. Wenn demnach der Gärtner alle Ursache sich zu betheihgen hat, da sein Name und seine
Erzeugnisse bei dem vorauszusetzenden grossen Besuche der Ausstellung von Seiten wohl aller Völker
Europa's bekannter werden, so möchte auch der Liebhaber durch das, was ihm auf der Ausstellung vor-
geführt wird, eine Auswahl für seine speziellen Neigungen finden, überhaupt aber sehen, welche Fort-
schritte die Pflanzenkultur gemacht hat, der Botaniker findet dagegen Gelegenheit, seine Wissenschaft
zu fördern und seine Kenntnisse zu erweitern. Die wichtigsten Familien werden auf der Ausstellung
vertreten sein; was aus fremden Ländern in der neuesten Zeit eingeführt wurde, ist o|ine Zweifel eben-
falls vorhanden und bietet Gelegenheit, umfassendere Studien zu machen, als es nach getrockneten Exem-
plaren geschehen kann.*)
Berlin, den 12. November 1864.
Karl Koch.
*) Leider wurde die deiitsche Ausgabe des Amsterdamer Programmes einestheils durch unsere 12-wüchentliclie Keise
nach Frankreich, anderntheils durch die weite Korrespondenz mit dem .Sekretär des leitenden Ausschusses für die Amsterdamer
Ausstellung wesentlich verzögert; wir hoffen jedoch, dass auch jetzt noch Vorbereitungen mannigfacher Art möglich sind, um
der einen oder andern Aufgabe zu genügen.
353
64. Eine Sammlung von 15 Eriken in Bliithe:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter l'reis; eine grosse silberne Medaille.
65. Eine Sammlung von 100 blühenden Hosen in mindestens 50 Sorten:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Prei.s: eine vergoldete Medaille.
66. Eine Sammlung von 25 hochstämmigen Rosen in Blüthe:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis; eine grosse silberne Medaille.
67. Eine Sannnlung von 25 Strauch-Rosen in Blüthe:
Erster Preis; eine vergoldete Medaille Zweiter Preis; eine grosse silberne Medaille. Dritter Preis; eine silberne Medaille.
68. Eine Samiiduug von 12 neuen Rusen:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis; eine grosse silberne Medaille.
69. Eine Sannnlung von Yucca, Agave, Pincenectia (Beaucarnea), Dasylirium, Dra-
caena, Aloe und anderen ähnlichen Pflanzen in (minde.-tens .30) grossen Exemplaren:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis; eine goldene Medaille.
70. Eine Sammlung von Agaven in mindestens 25 Arten oder Abarten:
Erster Preis; eine goldene Medaille. Zweiter Preis; eine vergoldete Medaille.
71. Eine Sammlung von 25 Koniferen in grossen Exemplaren:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
72. Eine Sammlung von 50 Koniferen in 50 Arten:
Erster Preis; eine goldene Medaille. Zweiter Preis; eine vergoldete Medaille.
73. Eine Sammlung von 12 neuen Koniferen:
Erster Preis ; eine goldene Medaille. Zweiter Preis : eine vergoldete Medaille.
74. Eine Sammlung von 2.5 Proteaceen:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Pi-eis: eine vergoldete Medaille.
75. Eine Sammlung von 20 Berberideen:
Erster Preis; eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis; eine grosse silberne Medaille.
76. Eine Sammlung von 25 Myrtaceen:
Erster Pieis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis; eine grosse silberne Medaille.
77. Eine Sammlung vou 25 Farnen des Kalthauses:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis; eine vergoldete Jledaille.
78. Eine Sammlung von 30 Stechpalmen (Hex):
Erster Preis; eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
79. Eine Sammlung vou 12 Arten von Eichen mit Blättern:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
80. 4 blühende Viburnum Tinus in grossen Exemplaren:
Erster Preis; eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
81. 2 Paar Lorbeerbäume in grossen Exemplaren:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
82. 2 Paar Orangenbäume in grossen Exemplaren und in Blüthe oder mit Früchten:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
83. Eine Sammlung von 25 Orangenbäumen in Blüthe oder mit Früchten:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
84. Eine Sammlung von 10 baumartigen Päonien in Blüthe:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
85. Eine Sammlung von 25 Pelargonium zonale in Blüthe:
Erster Preis; eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
86. Eine Sammlung von 25 Pelargonium zonale mit panachirten Blättern:
Purster Preis: eine gro.sse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
87. Eine Sammlung von 30 blühenden Cinerarien:
Erster Preis ; eine gro.sse silberne Medaille. Zweiter Preis : eine silberne Medaille.
88. Eine Sammlung von 30 blühenden Calceolarien:
Erster Preis: eine gro.sse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
89. Eine Sammlung von 25 Primula chinensis in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
90. Eine Sammlung von 25 Aurikeln in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
45
354
91. Eine Sammlung von 30 Primeln in Blüthe (Primula chinensis und Auricula ausgenommen):
Erster I'rt*is : eine grosse silberne Medaille. Zweiter I'reis: eine silberne Medaille.
92. Eine Sammlung von 25 Stiet'uiüttercb eii (Viola tricolor) in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse silbern»; Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Sfedaille.
93. Eine Sammlung von 25 verschiedenen Veilchen in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
94. Eine Sammlung von 25 Töpfen blühender Eeseda:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
95. Eine Sammlung von 12 blühenden Heliotropien:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
lü. Pflanzen.
jiDitbel- unli üuollfnf|ciiiiid)rc.
96. Eine Sammlung von blühenden Zwiebel- und Knollengewächsen, welche die grösste
Anzahl der betreffenden Geschlechter und Arten uiiit'asseu muss und von jeder Varietät höchstens nur
2 Töpfe enthalten darf (Hyazinthen, frühe und gefüllte Tulpen, sowie Crocus sind ausgeschlossen):
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
97. 'Für Liel>lial>ei-. Eine Sammlung von 25 blühenden Amaryllis:
Erster Preis; eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
98. Für Ilaiidelsgürtner. Eine Sanunlung von 25 blühenden Amaryllis:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
99. Eine Sammlung von 12 blühenden Amaryllis:
Er.ster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
100. Eine Sammlung von 100 blühenden Hyazinthen in eben so viel Sorten, von denen
60 einfach und 40 gefüllt sein müssen*):
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille und 50 Gulden. Zweiter Preis: eine grosse goldene Medaille.
Dritter Preis: eine goldene Medaille. Vierter Preis: eine vergoldete Medaille.
101. Eine Sammlung von 50 Hyazinthen in Blüthe in eben so viel Sorten, von denen
30 einfach und 20 gefüllt sein müssen:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse sillierne Medaille.
102. Eine Sannnlunar von 60 einfachen Hvazinthen in Blüthe in eben so viel Sorten:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille und 25 Gulden. Dritter Preis:
eine goldene Medaille Vierter Preis: eine vergoldete Medaille
103. Eine Samndung von 40 blühenden gefüllten Hyazinthen in eben so viel Sorten:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille und 25 Gulden. Dritter Preis:
eine goldene Medaille. Vierter Preis: eine vergoldete Medaille.
104. 1 neue einfache Hyazinthe in Blüthe von besonderem Werthe, noch nicht im Handel:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
105. 1 neue gefüllte Hyazinthe in Blüthe, von besonderem Werthe, noch nicht im Handel:
Erster Preis : eine goldene Medaille. Zweiter Preis : eine vergoldete Medaille.
106. Eine Sammlung von 100 Töpfen früher einfacher Tulpen (3 Pflanzen in jedem
Topfe) in mindestens 75 Sorten:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
107. Eine Samndung von 50 Töpfen früher einfacher Tulpen in Blüthe (3 Pflanzen in
einem Topfe) in niiisdestens 40 Sorten:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse silberne Medaille.
Vierter Preis : eine silberne Medaille.
*) Die unter No. 100 — 105 verlangten Blumenzwiebeln dürfen nur eine einzige Zwiebel in jedem Topfe enthalten.
355
108. Eine Sammlung von öO Töpfen blüliender gefüllter Tulpen (3 Pflanzen in jedem
Topfe) in mindestens 40 Sorten :
Erster Preis: eine goldene Medaille u. 25 Gulden. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
109. Eine Sammlung von 30 Töpfen blühender gefüllter Tulpen in mindestens 25 Sorten
(3 Pflanzen in jedem Topfe):
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse silberne Medaille.
Vierter Preis: eine silberne Medaille.
110. Eine Sammlung von 20 Sorten später Tulpen (Violetten, Rosen und Bizarren) in Blüthc.
Nur eine Pflanze in jedem Topfe :
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
111. Eine Sammlung von 200 Töpfen blühender Crocus in mindestens 50 Sorten (5 Pflanzen
In jedem Topfe):
Erster Preis: eine o-oldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse silberne Medaille.
Vierter Preis: eine silberne Medaille.
112. Eine Sammlung von 50 Töpfen blühender einfacher und gefüllter Narzissen in
mindestens 25 Sorten:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine gro.sse silberne Medaille.
113. Eine Sammlung von 25 Töpfen mit Tazetten in Blüthe in 25 Sorten:
Erster Preis: eine vero-oldete jMedaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. Dritter Preis: eine silberne Medaille.
114. Eine Sammlung von 25 Töpfen mit Fritillaria Meleagris, pj-renaica und anderen
in Blüthe, in 25 Arten und Sorten (ausgenommen Fritillaria imperialisj:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
115. Eine Sammlung von 20 Kaiserkronen (Fritillaria imperialis) in Blüthe in mindestens
10 Sorten:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille- Zweitfr Preis: eine silberne Medaille.
116. 6 Lilien in Blüthe:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
117. Eine Sammlung von 20 Töpfen blühender Ranunkeln:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille
118. Eine Sammlung von 25 Töpfen blühender gefüllter Anemonen:
Erster Preis: eine gros.se silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
119. Eine Sammlung von 25 Töpfen blühender Anemone hortensis in 25 Sorten:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
120. Eine Sannnlung von 10 blühenden Gladiolen:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
121. Eine Sammlung von 25 blühenden Iris:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
122. Eine Sammlung von ß blühenden Tropaeolum trioolor, azureum, brachyceras und
anderer Arten mit Knollen:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
123. Eine Sammlung von 20 Töpfen blühender Oxalis:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
124. Eine Sammlung von 25 Töpfen blühender Cyclamen:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
125. Eine Sammlung von 50 blühenden Hyazinthen in Gläsern mit Wasser gezogen, und
zwar 35 einfache und 15 gefüllte:
Erster Preis: eine goldene Medaille n. 25 Gulden. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
126. Eine Sammlung von 30 blühenden Hyazinthen in Wassergläsern gezogen, und zwar
20 einfache und 10 gefüllte:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille und 10 Gulden. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis:
eine grosse silberne Medaille.
127. Eine Sammlung von 12 blühenden Zwiebel- oder Knollengewächsen des Warm-
hauses, die neu oder wenigstens doch selten sind:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
45*
556
128. Eine Sammlung von 12 blühenden Zwiebel- oder Knollengewächsen des Kalt-
hauses, die ebenfalls neu oder noch selten sind:
Erster Preis : eine goldene Medaille. Zweiter Preis : eine vergoldete Medaille.
129. Eine Sammlung von 12 blühenden Zwiebel- oder Knollengewächsen des Frei-
landes, die auch neu oder noch selten sind:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille,
IF. ßoiiqucts und sonstige <i!egcnstände
jum öd)mudi uni m Jlerjietunj.
130. 3 Tafel -Blumen stücke.
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
131. 3 T af e Ibouquets:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
132. 1 Tafel schale mit Blumen:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
133. 3 Brautbouquets:
Erster Preis; eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
1 34. 3 B a 1 b o u q u e t s :
Erster Preis: eine goldene SIedaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
135. 3 Phantasie-Bouquets:
Erster Preis : eine goldene Medaille.* Zweiter Preis : eine vergoldete Medaille.
136. 3 Stück Kopfputz für Damen, (aus frischen Blumen zusammengesetzt), von denen einer
für eine Braut berechnet sein muss:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
137. 1 Bouquet zur Verzierung eine Nische oder eines Flures (Treppenhauses):
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
138. Eine Sammlung von Gegenständen, die aus getrockneten Blumen und Immortellen
u. s. w. zusammengesetzt sind:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille
139. 3 Blumentische oder Blumenkörbe mit blühenden Pflanzen:
Erster Preis : eine goldene Medaille. Zweiter PreLs : eine vergoldete Medaille.
140. 3 Blumentische oder Blumenkörbe mit Blattpflanzen:
Erster Preis: eine guldene Medaille. ZweÜer Preis: eine vergoldete Medaille.
141. Eine Samnihmg von Kunst- und Industrie-Gegenständen, die mit blühenden oder
Blattpflanzen geschmückt sind:
Erster Preis : eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis : eine silberne Medaille.
142. Eine Sammlung von Kunst- und Industrie-Gegenständen, die mit hängenden oder
Schlingpflanzen geschmückt sind:
Erster Preis : eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis : eine silberne Medaille. *
143. Eine Sammlung von Kunst- und Industrie-Gegenständen, die mit Hyazinthen, Tulpen
und andern Zwiebel- oder Knollengewächsen geschmückt sind:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
347
cRll'üciiipiue
welche
unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin der Niederlande
lind
mitL'r der Ehren-Präsidentschaft Sr. König-1. Hoheit des Prinzen von Oranien
im FäiilijaSiie des Jiifsres 1S05 stattfiiideii wird,
und zwar
in dem Indostrie-Pafaste zu Amsterdam.
Alle Briefe und Mittlieiluiigcn, welche auf die Ausstellung Bezug haben, müssen an den Herrn
J. H. Krelage in Haarlem, erstem Sekretär des leitenden Ausschusses der allgemeinen Blumen- und
Pflanzen-Ausstellung im Jahre 1865, adressirt werden.
Dieses Programm wird gratis und franko an alle Diejenigen geschickt werden , die sich an den
ersten Sekretär in einem frankirten i5ricfe wenden werden. Wem Programme in niederländischer
oder französischer Sprache genehmer sein solltei', kann diese ebenfalls erhalten.
Yorbeniei'kung.
Die Königliche Niederländische Gesellschaft zur Beförderung des Gartenbaues,
unter dem Protektorate Seiner Majestät des Königs der Niederlande, hat im Verein mit der
Mehrzahl der niederländischen Garten- und Ackerbau-Vereine, sowie der betreffenden Institute, beschlossen,
im Frühlinge des nächsten Jahres 1865 eine allgemeine Ausstellung aller Erzeugnisse des
Gartenbaues, sowie der damit zusammenhängenden Kunst-Gegenstände und Fabrikate
im Industrie-Paläste zu Amsterdam in's Leben zu rufen.
Ihre Majestät die Königin der Niederlande haben geruht, das Protektorat dieser Aus-
stellung anzunehmen, während Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien sich der Ehren-Präsi-
dentschaft des leitenden Ausschusses huldvoll unterzogen hat.
Die hier folgenden Anordnungen werden später noch vervollständigt werden. Gleichzeitig sollen
damit die Tage der Eröffnung und des Schlusses der Ausstellung, die Zeit der Anmeldung, der Einlie-
ferung und des Abholens der Gegenstände und was sonst noch näher zu bestimmen ist, zur weiteren
Kenntniss kommen. In Betreff der Eröffnung wird die Zeit um die Mitte April wahrscheinlich festgehalten
werden.
In Verbindung mit der Ausstellung wird zu gleicher Zeit ein internationaler Kongress von Bo-
tanikern und Gärtnern nach Amsterdam berufen werden.
44*
348
Alle Botanischen, Garten- und Ackerbau-Vereine, sowie dergleichen Institute, sowohl in den Nie-
derlanden, wie im Auslande, werden ersucht, das ihnen alsbald zugesendete Programm so schnell wie
möglich zur Kenntniss ihrer Mitglieder zu bringen, resp. es zu vertheilcn.
Alle Redakteure von Zeitungen oder sonstigen periodischen Schriften werden freundlichst ersucht,
das Programm in ihren Spalten aufzunehmen und überhaupt beizutragen, dass die Kunde von dieser all-
gemeinen Ausstellung so viel und so rasch als möglich zur weiteren Kenntniss gelangt.
Der leitende Ausschuss der Ausstellung besteht aus folgenden Herren:
Mr. J. Messchert van Vollenboven, Bürgermeister von Amsterdam. i
Ihr. Mr. W. M. de Brauw, Präsident des König!. Niederländischen Vereines [ Präsidenten.
zur Beförderung des Gartenbaues. ]
Ihr. Mr. H. Hoeufft van Velsen, Präsident der holländischen Ackerbau -Ge- \
Seilschaft im Amsterdamer Bezirke. f
S. J. Graf von Limbu rg-Stirum, Vice-Präsidcnt der holländischen Ackerbau- 1 ""^ ''•'dienen.
Gesellschaft im Amsterdamer Bezirke. '
Professor Dr. C. A. J. A. Oudemans, Mitglied des leitenden Ausschusses der holländischen
Ackerbau-Gesellschaft im Amsterdamer Bezirke.
Dr. N. W. P. Rauwenhoff, Sekretär des Königl. Niederländischen Vereines zur Beförderung
des Gartenbaues.
J. A. Willink, Wz., Mitglied des leitenden Ausschusses der holländischen Ackerbau- Gesellschaft
im Amsterdamer Bezirke.
[c. Meulman, Mitglied der holländischen Ackerbau-Gesellschaft im Amsterdamer Bezirke.
Ihr. Mr. D. R. Gevers Deynoot, Sekretär der holländischen Ackerbau-Gesellschaft.
Mr. W. C. M. de Jonge van Ellemeet, Mitglied des Verwaltungsrathes des Industrie-Palastes.
Dr. W. C. H. Starin g, Direktions-Mitglied des Industrie-Palastes.
Ihr. H. M. Ram, Mitglied des leitenden Ausschusses der Botanischen und Ackerbau-rJesellschaft
in Utrecht.
W. Hoog, Präsident der Gesellschaft „Flora van Noordwijk."
R. J. A. Kallenberg van den Bosch, Vice-Präsident der Gartenbau-Gesellschaft des Kreises
Breda.
A. N. Bijvoet, Vice-Präsident der Gesellschaft „de Bloem van Kennemerland."
J. C. Groenewegen, Inspektor des botanischen Gartens in Amsterdam.
Mr. H. S. van Lennep, Schatzmeister der holländischen Ackerbau- Gesellschaft J
im Amsterdamer Beznke. (
J. H. Krelage, Präsident der aligemeinen Gesellschaft für die Kultur von |
Zwiebelpflanzen in Haarlem. \ ^^'■'^'" Sekretär.
Ihr. Mr. L. Back er, Sekretär der holländischen Ackerbau-Gesellschaft im Am- j
sterdamer Bezirke. Hülfs-Sekretäre.
H. Witte, Inspektor des botanischen Gartens in Leyden. 1
Aiionliiuiigeii.
Artikel 1. Liebhaber, Kunst- und Handelsgärtner, Künstler und Gewerbtreibendc, welche
zum Gartenbau in irgend einer Bezicliung stehen, ferner Gurten- und Ackerbau-Vereine, sowie dergleichen
Institute in den Niederlanden und im Auslande werden hiermit eingeladen, ihre Erzeugnisse zur Aus-
stellung zu senden und damit Theil an den Bewerbungen zu nehmen.
Artikel 2. Es sind einzelne Bewerbungen ausschliesslich für Liebhaber oder für llandelsgärtner
ausgeschrieben. Wo dieses nicht besonders ausgesprochen ist, kann Jedermann AntJieil nehmen.
Artikel 3. Das Programm enthält besondere Abtheilungen für Pflanzen und Blumen, für
Irüehte und Gemüse, und endlich für in Beziehung zur Gärtnerei stehende Gegenstände der Kunst und
der Industrie.
Artikel 4. Botaniker, Gärtner und Gartenfreunde der Niederlande und des Auslandes werden
aufgefordert, ein internationales Preisrichter- Amt (Jury) zu bilden, um über die eingesendeten
Gegenstände ihr Urtheil abzugeben.
349
Artikel 5. Die Preise werden aus goldenen, vergoldet - silbernen und silbernen Medaillen
von verschiedener Grösse bestehen; der Prägestock wird, nachdem er nur zu diesem Zwecke
gebraucht ist, nach dem feierlichen Akte der Zusprechung und üebergabe zerbrochen.
Artikel 6. Ausstellern, welche Preise erlialten, steht es frei, anstatt der Sledaille auch den ent-
sprechenden Geklwerth in Empfang zu nehmen. Für die grosse goldene Medaille werden 100, für dio
kleine hingegen 50 holländische Gulden ausgezahlt. Ueber den Wertli der vergoldeten, sowie der silberneu
Medaillen wird später Näheres festgesetzt werden.
Artikel 7. Aussteller von Pflanzen, die als neue Einführungen bezelclinet werden, müssen für
diese, ausser dem Namen dieser Pflanzen, auch die Angabe der Zelt ihrer Einführung, des Landes, woher
sie bezogen wurden und des Autors, welcher sie beschrieben hat, genau angeben.
Artikel 8. Ferner müssen die Aussteller von jeder Einsendung genau die Bewerbung angeben,
an der sie damit Theil nehmen wollen.
Artikel 9. Jeder Gegenstand kann nur an einer Bewerbung Theil nehmen.
Artikel 10. Bei den Bewerbungen, wo die Zahl der P.xemplare bestimmt ist, darf nur diese
Zahl ausgestellt werden.
Artikel IL Niemand wird als Liebhaber und Handelsgärtner zugleich zugelassen.
Artikel 12. Alle Pflanzen müssen sorgfältig mit Ihrem botanischen oder gärtnerischen Namen
etiquettirt sein.
Artikel 13. Keine Einsendung wird gekrönt, welche nicht würdig ist, auch den festgesetzten
Preis zu erhalten.
Artikel 14. Die Aussteller dürfen weder ihre Namen, noch Irgend ein Zeichen, was den Be-
sitzer verrathen könnte, bei den Einsendungen anbringen, bevor nicht der Ausspruch der Preisrichter zur
allgemeinen Kenntniss gekommen Ist.
Artikel 15. Der leitende Ausschuss wird zwar mit der grössten Sorgfalt über die ausgestellten
Gegenstände wachen, übernimmt jedoch keine Verantwortlichkeit für irgend einen Verlust oder Schaden,
der nicht durch Ihn selbst geschehen.
Artikel 16. Der leitende Ausschuss behält sich das Recht vor, iu allen den Fällen, die In
diesen Anordnungen nicht vorgesehen sind, zu beschiiessen.
350
BEWERBUNGEN.
I. Pflaiizcii.
ßcuitrbunjcn allgrmcinfr Ixi.
1. Eine Sammlung von 12 neuen Pflanzen (blühend oder nicht blühend), welche durch den
Aussteller selbst in Europa eingeführt sind und sich noch nicht im Handel befinden:
Erster Preis: eine grosse {rolileiie Jledaille und 50 Gulden. Zweiter Preis: eine goldene Medaille und 25 Gulden.
2. Eine Sammlung von 25 neuen Pflanzen (blühend oder nicht blühend), welche nach dem
1. Januar 1864 eingeführt worden sind.:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
3. Eine Sammhmg von (3 neuen Pflanzen (blühend oder nicht blühend), welche durch den
Aussteller selbst in Europa eingeführt worden sind:
Erster Preis: eine goldene Jledaille. Zweiter Preis: eine vergoldete (Vernieil-jMedaille.
4. Eine Sammlung von o neuen Pflanzen, zum ersten Male in BlUthe ausgestellt:
Erster Preis : eine goldene Medaille. Zweiter Preis : eine vergoldete Medaille.
5. Eine blühende Pflanze, neuerdings in Europa eingeführt und nocli nicht im Handel:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
6. Eine nicht blülicndc Pflanze, neuerdings in p]uropa eingeführt und ebenfalls noch nicht
im Handel:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
7. Für Lieblial^ei'- Eine Sammlung von 25 Gewächshauspflanzen in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter I'reis ; eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
^- Fvii' HanKlelsg'fi.rtiiei'. Eine Sannnlung von 25 blühenden Gewächsliaus-
pflanzen:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille^ Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
9. Eine Sammlung von 15 blühenden Gewächshauspflanzen:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
10. Eine blühende Pflanze (ausgenommen Orchideen), welche sich durch gute Kultur aus-
zeichnet :
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
11. Eine nicht blühende Pflanze, welche sich ebenfalls durch gute Kultur auszeichnet:
Er.ster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
12. Eine Sammlung von 20 Blattpflanzen in grossen Exemplaren:
Er.ster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
13. Eine Sammlung von 10 Blattpflanzen in grossen Exemplaren:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
14. Die vollständigste Sammlung von offizinellcn Pflanzen:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
15. Die vollständigste Sammlung von ausländischen Pflanzen grosser Kultur:
Erster Preis : eine goldene Medaille. Zweiter Preis : eine vergoldete Medaille.
16. Eine Sammlung von 20 blühenden Sträuchern des Freilandes mit abfallenden Blättern:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine silberne Medaille.
35'
V. Früchte, (jciuüse und Fruclitbäunie.
144. 3 Tafel-Fruchtstücke:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
145. Eine Sammliuig von Früchten des Jahres 1864:
Er.ster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
146. Eine Sammlung getriebener Früc-hte:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
147. 3 Ananaspflauzen in Frucht:
Er.ster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine silberne Medaille.
148. 6 getriebene Wein t rauben:
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine silberne Medaille.
149. 12 Töpfe getriebener Erdbeeren, die in Töpfen kultivirt sind:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
150. Eine Sammlung getriebenen Gemüses in mindestens 15 Varietäten:
Er.ster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
151. Eine Sammlung von Gemüsen der Jahreszeit:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille
152. Spargel:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
153. Champignons:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
154. Die vollständigste Sammlung von Obstbäumen, welclie nach holländischen Prinzipien
kultivirt und geformt sind, in Töpfen, Kästen oder Körben:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
155. Die vollständigste Sammlung von Obstbäumen, kultivirt und geformt nach ausländischen
Prinzipien, ebenfalls in Töpfen, Kästen oder Körben :
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
156. Eine Sammlung von Fruchtbäumen in Töpfen oder Kästen:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
VI. Die («ärtiieiei betieffciMle (iegeiistiiiide der Kunst uiul Industrie.*)
157. Bihlerwerke von Pflanzen, Blumen und Früchten:
Erster Preis: eine grosse silberne Meilaille. Zweiter Preis: eine sillierne Medaille.
158. .Nachgebildete Früchte:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
159. Zeichnungen und Pläne von Gärten, Gewächshäusern, Wintergärten u. s. w. :
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
160. Bildsäulen zur Ausschmückung von Gärten und Gewächshäusern:
Erster Preis: eine grosse sillierne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
161. Vasen zur Ausschmückung von Gärten und Gewächshäusern:
Erster Preis : eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis : eine silberne Medaille.
162. Gewächshäuser und Kästen in natürlicher Grösse oder in Form von Modellen:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
*) Die Aussteller von Gegenständen dieser Sektion dürfen, so weit sie wollen, den Verkaufspreis angeben und ihn diirch
besondere Etiquette an jeden der Gegenstände vermerken.
358
163. Heizapparate, in natürliclier Grösse oder in Form von Modellen:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine sillierne Jfedrulle.
164. Garten-Möbels:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille
165. Garten-Geräthe:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
166. Garten-Instrumente:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
167. Decken und sonstige Sclnitzmittel für Bäume und für Gewächsluiuscr:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
168. Blumentische u. s. w:
Er.ster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
169. Kästen zum Transport lebender Pflanzen ans den Tropen:
Erster Preis: eine grosse silberne Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
170. Eine Sammlung von dem Gartenbau schädlichen Insekten u. von deren natürlichen Feinden:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille
VII. Aussergewöhiilichc Preise.
171. Für Pflanzen, P^rüchte, Gemüse oder für Gegenstände der Kunst und der In-
dustrie, in sofern sie zum Gartenbau in einer Beziehung stehen und in diesem Programm nicht er-
wähnt sind, aber sieh einer besonderen Anerkennung würdig zeigen, sind folgende Preise zur Dispo-
sition gestellt:
Zwei goldene Medaillen. Vier vergoldete Medaillen. Acht grosse silberne Medaillen. Sechszehn silberne Medaillen.
172. Demjenigen auswärtigen Aussteller, welcher am meisten zur Verherrlichung der Aus-
stellung beigetragen und mindestens an 6 Bewerbungen Theil genommen hat:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
173. Demjenigen niederländischen Aussteller, welcher am meisten zur Verherrlichung der
Ausstellung beigetragen und mindestens an 12 Bewerbungen sich betheiligt hat:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
174. Diejenigen Gärtner von niederländischen Pflanzen- oder Blumen-Liebhabern, denen eine
oder mehre goldene Medaillen zugesprochen sind, haben ein Recht auf eine grosse silberne Medaille.
175. Denjenigen Gärtnern von niederländischen Pflanzen- oder Blumen -Liebhabern, welchen
zwar keine goldene, aber eine oder mehre vergoldete oder silberne Medaillen als erste Preise zugesprochen
■sind, ist das Recht auf eine silberne Medaille zugestanden.
bo festgesetzt und beschlossen in der Sitzung des leitenden Ausschusses in Amsterdam , am
27. Juni 1864.
W. M. de Branw, J. H. Kreiage,
Prji.sideiit. erster Seki'etUr.
>^>e^c
359
Ein Garten des südwestiiclieu Frankreichs.
Wenn auch im Allgeineincn landschaftliche Gär-
ten in Frankreich zu den Seltenheiten gehören nnd
eigentliche Blumengärten, wie wir sie selbst in Dör-
fern und kleineren Städten bei uns ganz gewöhn-
lich finden, noch weniger anzutreifen sind, so gibt
es natürlich auch Ausnahmen. Was aber unter einem
so milden Himmel, wie der Westen Frankreichs, und
besonders im lieblichen Anjon, in gärtnerischer Hin-
sicht zu machen wäre, davon wollen wir jetzt ein
Beispiel geben. Wäre die Liebe zu Blumen und
Pflanzen dort so allgemein, als bei uns, so würde
ganz Anjou ein wahres Paradies sein. Es kommt
noch dazu, dass die Loire mit ihren Nebenflüssen:
Loir, Loiret, Cher und Sarthe reichliches Wasser
bietet und auch die Luft wegen der Nähe des
ileeres mehr Feuchtigkeit besitzt, als in anderen,
nichr im Innern gelegenen Gegenden.
Der Garten, von dem wir sprechen wollen, be-
findet sieh in der Nähe der Leroy' sehen Baum-
schulen bei Angers und enthält fast ausschliesslich
inmiergrüne Gehölze. Welchen Heiz diese besitzen,
haben wir hier erst jetzt recht kennen gelernt. So
sehr sie auch bei uns beliebt sind, so haben sie
doch noch lange nicht die Anwendung gefunden,
welche sie verdienen. Haben wir auch nicht eine
so grosse Anzahl derselben, welche bei uns aus-
halten, so besitzen wir doch deren grade genug,
um Effekt damit hervorzurufen.
besagter Garten bei Angers gehört einem rei-
chen Grundbesitzer, Bernard mit Namen. Er hat
einige Hektaren (gegen 8 — 10 Morgen) Areal und
bildet ein regelmässiges Viereck. Die Mitte nimmt
ein Wasserbassin von entsprechender Grösse und
mit hübschen Konturen ein. Natürlich fehlt auch
hier nicht die Insel mit der Thränenweide und
einigen grossblättrigen Stauden. Dass die Thränen-
weide bei uns so sehr empfindlich gegen Witte-
rungs-Verhältnisse ist und daher sehr oft ihre rei-
zenden Formen zum Theil verliert, ist sehr zu be-
klagen. Die amerikanische Trauerweide (Salix ni-
gra), welche dieselbe bei uns meist vertritt, ersetzt
:^ie noch lange nicht. Aber auch an dem einen
Ende des kleinen Sees befanden sich einige Trauer-
weiden, deren lange Euthen zum Theil die Ober-
fläche des Wassers berührten.
Nicht weit davon befanden sich einige grosse
Exemplare des Pampasgrases und trugen, wie man
sich denken kaim, zur Verschönerung des Ganzen
nicht wenig bei. Ja diese waren es hauptsächlich,
welche des ALends bei untergehender Sonne einen
magischen Reiz verliehen, b'esouders wenn die Strah-
len derselben die blendend • weissen Blüthenrispeu
trafen und diese selbst dann wieder aus der Pur-
purgluth des Horizontes emportauchten. Nicht 2
und 3, ja nicht 10 und 12 Blüthenrispen, wie wir
bei unseren Exemplaren zu finden gewöhnt sind,
sondern 50, 80 und selbst 100 ragten aus den
Massen elegant zurückgebogener Blätter hoch em-
por und wurden von leichtem Winde hin und her
bewegt. Allerhand Wasservögel schwammen auf
dem Wasserspiegel umher und trugen zur Bele-
bung der ganzen Seene nicht wenig bei.
Schöne Rasenflächen, sehr sauber gehalten, um-
gaben das Wasser und wurden ausserdem . durch
wenige Blattpflanzen nebst einigen majestätischen
Bäumen, sowie am Rande hier und da durch lieb-
liche Boskets unterbrocheu. Ein ziemlich breiter
Weg zog sich rings herum und trennte die eben
beschriebene Rasenfläche der grossen Mitte von dem
übrigen nach aussen gelegenen Theile des Gartens.
Damit kein Fremder in sein Inneres schauen kann,
ist derselbe zunächst von einer Bretterwand, mit
Ausnahme der Vorderseite, wo der Eingang ist und
den ein durchbrochenes eisernes Geländer begrenzt,
geschlossen. Bäume, besonders Platanen und Li-
banon-Cedern, ragten im Hintergrunde hoch her-
vor; deren Stämme wurden wiederum auf einer
Seite durch Magnolien mit immergrünen Blättern
und durch Ilimalaya-Cedern gedeckt.
Es war in der That ein wunderschöner An-
blick: diese Magnolien mit ihren freudig-grünen und
glänzenden Blättern und diese Deodaren, wie die
Bewohner des Himalaya ihre Ceder nennen, in blau-
grünem Schmucke des Laubes, über die beide das
Dunkelgrün der Libanon - Ceder und der Platane
emporragte. Dadurch, dass die Ilimalaya-Ceder bis
au die Basis des Stammes ihre horizontalen Aeste
noch besass, diese zum Theil selbst dem Boden auf-
lagen, waren auch wiedernm die Stämme der Ma-
gnolia grandiflora bedeckt.
Der Garten selbst bestand aus einer Schatten-
und einer Lichtseite. Nach Süden zu war der Weg
nämlich auf beiden Seiten von Gebüsch und zu-
sammenhängenden Boskets eingefasst. Je mehr man
sieh der Westseite näherte, wurden die Boskets auf
der Seite der Rasenfläche loser und machten all-
mählig einzeln stehenden Bäumen Platz, bis auch
diese in der Nähe der nach Norden liegenden Licht-
seite verschwanden. Auf diese Weise war die Ein-
lichtung getroffen, dass man im Sommer auch am
Tage spazieren gehen konnte, ohne von der Hitze
der direkten Sonnenstrahlen belästigt zu werden,
während man umgekehrt den Abend auf der Licht-
seite lustwandelte und die Blicke ungehindert weiter
zu schauen im Stande waren.
Betrachten wir die Schattenseite noch etwas
näher. Fast nur immergrünes Gehölz war hier an-
gebracht und stand so dicht, dass man kaum oder
360
gar nicht in das Innere selien konnte. Gegen die
die Grenze bildende Wand hin standen hohe Ahorn-
und einige andere Laubbäume, nur um die Sonne
zu decken. Wenn auch hier das immergrüne Ge-
hölz weit mehr, als es sonst der Fall in Frank-
reich war, ein zusammenhängendes Ganze bildete,
so fanden sich doch namentlich einige buiitblättrige
llex-Excmplare vor, welche als Einzelpflanzen sich
besser ausgenommen hätten.
Am meisten war der portifgiesische Kirschlor-
beer (Prunus lusitanica) vorhanden. Es ist nicht
zu leugnen, dass er sich weit hübscher baut, als
der gewöhnliche, der mit seinen grade stehenden
Aesten und den grossen dicken Blättern stets etwas
Schwerfälliges besitzt. Prunus lusitanica wird da-
her in ganz Fi ankreich mit Recht vorgezogen und
findet sich fast allenthalben vor. Auch als Einzel-
pflanze mit seiner abgerundeten Krone nimmt er
sich sehr gut aus. Wir sahen Bäume, wo der
Stamm selbst 2 Fuss im Durchmesser besass.
Nächstdem hatte der Erdbeerbaum (Arbutus
Unedoj viel Anwendung gefunden. Da er im
Frühlinge dicht mit weissen IMütlientrauben besetzt
ist, die sich später im Hochsommer in erdbeerartige
Früchte verwandeln, so besitzt er einen um so grös-
seren Werth. Auch ilagnolia graudiflora und die
japanische Mispel (Eriobotrya japonica) fanden sich
reichlich vor. Von der ersteren sah man noch ein-
zelne Blüthen, welche ihren angenehmen Duft weit-
hin verbreiteten. Ausserdem führen wir auf: Pho-
tinia serrulata, welche man hier allgemein auf Quitte
veredelt, Buxus balearicus, Laurustin und Phillyreen.
Letztere wachsen zu sparrig und besitzen zn kleine
Blätter, um hinlänglich zu decken, daher sie sich
wohl als Hecken besser ausnehmen.
Noch einige Worte über die Lichtseite des
Gartens. Während die Gehölze auf der Schatten-
seite sich auf beiden Seiten bis dicht an den Weg
ausbreiten, fehlen sie auf der Lichtseite nach innen
zu ganz und gar und werden selbst auf der nach
aussen liegenden Seite des Weges von einer ziem-
lich breiten Rasenfläche eingefasst. Zwischen dieser
und den oben beschriebenen Deodaren und Magno-
lien befand sich noch eine gegen 2 Fuss breite
Rabatte, die mit Blumen in möglichst feurigen Far-
ben besetzt war. Im Hintergrunde der Rabatte
bildete die baumartige Wucherblume der Kanaren
(Argyranthemum frutescens, foeniculaceum u. s. w.)
mit ihren blendend - weissen Blüthen eine Reihe,
dann folgten dunkelblaue Ageratum's, worauf bu-
schig-gewachsene Scharlach-Pelargonien und zuletzt
niedrige buntblättrige Pelargonien (P. Manglesii) die
beiden äussei-sten Reihen bildeten.
AV ö r III a II II ' s (larteii-Iiigeiiieiir.
Von diesem Handbuche der gesammten Technik
des Gartenwesens liegen uns wiederum 3 Hefte vor :
2 aus der 4., und 1 aus der 5. Abtheilung. Wir
haben bereits in der 20. Nummer (Seite 159) die
o ersten Hefte angezeigt. Was wir bereits damals
im Allgemeinen gesagt haben, können wir bei vor-
liegenden Heften nochmals wiederholen. Verfasser
und Verleger sind Hand in Hand gegangen, um
etwas nach jeder Seite hin Befriedigendes zu geben;
so \\ ollen wir nur wünschen, dass auch diese 3 Hefte
die Anerkennung erhalten, welche sie verdienen.
Das 1. und 2. Heft der 4. Abtheilung umfasst
die praktische Mathematik als V orbereitnng
von Feldmessen und wird durch 8 Tafeln Ab-
bildungen erläutert. Das Feldmessen d. h. die ge-
naue Kenntniss der Boden- Verhältnisse eines gege-
benen Terrains muss jeder Anlage vorausgehen;
denniach erhält man hier Belehrung über alles das,
was zum Feldmessen zu wissen nöthig ist ; der Ver-
fasser hat es in S Kapiteln niedergelegt, von denen
2 mehr als allerdings nothwendige Anhänge zu be-
trachten sind, nämhch die Vergleichung des Duode-
zimal-Systemes mit dem Dezimal-Systeme und dar-
aus hervorgehend eine Vergleichung des preussischen
Masses mit dem französischen und englischen. Spe-
ziell einzugehen erlaubt uns nicht der Raum, es
würde auch schwer sein, hier nocli einen Auszug
zu geben.
Das 1. Heft der 5. Abtiieilung behandelt die
Schutz wände und Seh utz liänser. Mit dem letz-
teren Ausdruck will der Verfasser die Konservato-
rien verstanden haben. Ob aber das Wort wirkhch
den Sinn der letzteren ausdrückt, bezweifeln wir,
ebenso möchten wir unter Schutzwändc ebenfalls
etwas Anderes verstanden haben, als der Verfasser,
der unter beiden völlig geschlossene Räume, in
denen die Temperatur selbst bis zu 8° R. fallen
kann , versteht. Schutzwände haben eine Mauer,
an denen, wie bei den Talut- Mauern, im Winter
Fenster vorgestellt werden, damit die darin gezo-
genen Spalierbänrae im Frühjahre früher austreiben
und geschützt sind, während Schutzhäuscr keine
Heizung haben, sondern die Kälte wird im Winter
nur durch Deckungen abgestumpft.
Wir wollen nur wünschen, dass die übrigen
Hefte rasch nachfolgen und demnach in die Hände
derer, welche daraus lernen wollen, kommen. Es
ist grade die Folge für die eben erschienenen drei
Hefte um so gewichtiger, als sie zum Theil den
Inhalt jener ergänzen und damit diese brauchbar
machen.
Verlag vou Karl W i e g a ii d t iii Berlin,
Kommaudanten-StrasBC No. 62.
Druck der C.-Fe ister'sclien Buehdruckerei in Berlin,
Zieten-Platz No. 2.
351
17. Eine Sammlung von 50 Freiland-Stauden in Blüthe:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille. Dritter Preis: eine silberne Medaille.
18. Eine Sammlung von 25 AVarmli auspflanzen mit panachirten, gefleckten, gestreiften und
gefärbten oder überhaupt buntgefärbten Blättern, (Begonien und Kalatlien ausgenommen):
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
19. Eine Sammlung von 35 Kalthauspflanzen, ebenfalls mit panachirten, gefleckten, ge-
sti-eiften oder überhaupt buntgefärbten Blättern:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
20. Eine Sammlung von 50 Freiland-Stauden mit panachirten, gefleckten, gestreiften oder
überhaupt buntgefärbten Blättern:
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine grosse silberne Medaille.
21. Eine Sammlung von 35 Bäumen und Sträuchern des Freilandes mit panachirten
und abfallenden Blättern:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
22. Eine Sammlung von 50 Bäumen und Sträuchern des Freilandes mit immergrünen
Blättern :
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
23. Eine Sammlung von 12 neuen Bäumen un<l Sträucliern des Freilandes mit immer-
grünen Blättern:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
IL Ffliiitzen
oon bcflimmten f.imilifn, ©ffd)lcd)tcrn unb Jldcn.
24. Eine Sammlung von 15 exotischen Orchideen in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille xind 50 Gulden. Zweiter Preis: eine goldene Medaille und 25 Gulden.
25. Eine Sammlung von 10 exotischen Orchideen in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
26. Die schönste exotische Orchidee in Blüthe:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
27. Eine Sammlung von 15 Palmen in grossen Exemplaren:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
28. Eine Sammlung von 6 neuen Palmen:
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine grosse silberne Medaille.
29. Die grösste und schönste Palme:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
30. Eine Sammlung von 6 Cycadeen:
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine grosse silberne Medaille.
31. Eine grosse und schöne Cycadee:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
32. Eine Sammlung von 6 Paudaneen:
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine grosse silberne Medaille.
33. Eine grosse und schöne Panda nee:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
34. Eine Sammlung von 25 Farnen des Warmhauses:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse silberne Medaille.
35. Eine Sammlung von 12 neuen Farnen:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
36. Eine Sammlung von 6 Baumfarnen:
Erster Preis: eine goldene Medaille und 25 Gulden. Zweiter Preis: eine goldene Medaille.
352
37. Eine Sammlung vou 3 Baumfarnen:
Erster Preis; eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
38. Das schönste Baunitarn:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
39. Eine Sammlung von 20 Lycopodiaceen:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
40. Eine Sammlung von 30 Aioideen (Kaladien ausgenommen):
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
41. Eine Sammlung von 20 Kala dien:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
42. Eine Sammlung von 20 Araliaceen:
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine grosse silberne Medaille.
43. Eine Sammlung von 4 Nepenthes:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis; eine vergoldete Medaille.
44. Eine Sammlung von 25 Bromeliaceen:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
45. Eine Sammlung von 20 Marantaceen:
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine gro.sse sillierne Medaille.
46. Eine Sammlung von 10 Anecocliilus (Anaectochilus):
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
47. Eine Sammlung von 30 Begonien:
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine silberne Medaille.
48. Eine Sammlung von 12Apocyneeu:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
49. Eine Sammlung von 20 Eupliorbiaceen:
Erster I'reis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
50. Eine Sauimhing von 50 Oacteen:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille.
51. Füi* Liebliabei*. Eine Sammlung von 25 indischen Azaleen in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
52. Fvlr" Manclelsgärtner. Eine Sammlung vou 25 indischen Azaleen in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
53. Eine Sammlung von 12 neuen indischen Azaleen in Blüthe:
Er.ster Preis- eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
54. Eine Sammlung der Azalea indica, aus Samen erzogen, weder im In-, noch im Auslande
]e ausgestellt, auch noch nicht im Handel:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine silberne Medaille.
55. Ftii- Liebhabei". Eine Sammlung von 25 Rhododendren in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
56. Für Hanclelsg'si i'tner. Eine Sammlung von 25 Khododendren in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
57. Eine Sammlung von G neuen Ehododendren in Blüthe: .
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine gros.se silberne Medaille.
58. Eine Sammlung von 3 Rhododendren vom Himalaya in Blüthe:
Er.ster Preis: eine vergoldete Medaille Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
59. Für Liebhalier. Eine Sammlung von 25 Kamellien in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
60. Für Handeli^g'äi'tnei". Eine Sammlung von 25 Kamellien in Blüthe:
Erster Preis: eine grosse goldene Medaille. Zweiter Preis: eine goldene Medaille. Dritter Preis: eine vergoldete Medaille.
61. Eine Sammlung von 6 neuen Kamellien in Blüthe:
Erster Preis : eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis : eine grosse silberne Medaille.
62. Eine Sammlung von 15 blühenden Akazien:
Erster Preis: eine goldene Medaille. Zweiter Preis: eine vergoldete Medaille. Dritter Preis: eine grosse silberne Medaille.
63. Eine Sammlung von 20 Epacris in Blüthe:
Erster Preis: eine vergoldete Medaille. Zweiter Preis: eine grosse silberne Medaille.
Wochenschrift
Vereines zur Beförderung des (lartenbaiies in den Königl. Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde*
Redakteur :
Professor Dr. Karl K^och,
General-Sekretair des Vereines.
No. 46.
Berlin, den 19. November
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post - Vereines.
Illhall: 444. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 25. Oktober. — Allerlei aus der Gärtnerei und
Pflanzenkunde. IX. — Leopold Mülle r's Beitrage zur Förderung der Obstkultur und Obstkunde in Deutschland.
Souiitai;, ilcii '11. November, mittags ^U Uhr, liiidct im Englischen Hause (Itlohreiistrasse 4*J) eine Versammlung
des Vereines zur Bcförderuug des tiarteiibau.es statt, wozu die geehrteu Illitglieder eiiigeladcii werden.
444. Vcrsanimlung
des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues,
am 25. Oktober.
Der Vorsitzende, Geh. Ober-Regieruugsrath
Knerk, legte den Statuten- Entwurf des Pensions-
Vereines für deutsche Gärtner vor, welchen der erz-
gebirgisehe Gartenbau-Verein in Chemnitz zugleich
mit einer Einladung zur Theilnahme an dem Stif-
tungsfeste und endgültigen Berathung der Statuten
am 31. Oktober eingesendet hatte. Zu einer Be-
schickung war die Zeit zu kurz, da der Gegen-
stand doch erst einer reiflichen Erwägung unterzo-
gen werden musste. Aus dieser Ursache wurde ein
Ausschuss, aus dem Rentier Danneel, dem Kunst-
und Handelsgärtner Lackner und dem Obergärtaer
Boese bestehend, erwählt, welcher die Angelegen-
heit vorberatheu und in der nächsten Sitzung vor-
legen sollte. Zu gleicher Zeit übergab Inspektor
Bouch^ ein Statut des bereits längere Zeit beste-
henden Lokal-Gärtner- Vereins zur gegenseitigen Un-
terstützung für Hauiburg, Altoua und Umgegend
und wünschte, dass dasselbe zu gleicher Zeit mit
in Berathung käme.
Weiter übergab der Vorsitzende eine Anzahl
von Programmen des 2. Kongresses deutscher Gärt-
ner, Botaniker und Gartenfreunde und der damit
verbundenen Ausstellung von Gemüsen und land-
wirthschaftlichen Produkten, Obst, Pflanzen, Blumen,
Geräthschaften u. s. w. in Erfurt im September 1865
und forderte um so mehr zur Theilnahme, resp. zur
Beschickung auf, als es jetzt, wo in gleicher Weise
in andern Ländern grosse Anstrengungen gemacht
-werden, in diesem Frühjahre in Brüssel bereits ge-
macht sind, eine Ehrensache zunächst für Preussen,
aber auch für ganz Deutschland sei, dass Kongress
wie Ausstellung dem Auslande gegenüber würdig
vertreten werden.
Als Vorsitzender des Vereines zur Beförderung
des Gartenbaues in den Königl. Prenssischen Staa-
ten, habe er Sr. Majestät dem Könige, dem erha-
benen Protektor, allerunterthänigst die Bitte unter-
breitet, dieselbe Medaille, welche bereits im hiesigen
Vereine 3 Mal zur Vertheilung gekommen, auch zur
Uebergabc an den Erfurter Gartenbau- Verein aller-
gnädigst bewilligen zu wollen. Durch die Bewilligung
sei von Neuem der Beweis gegeben, wie sehr Se.
Majestät der König den gärtnerischen Bestrebungen
Rechnung trage und selbige anerkenne. Der Geh.
Regierungsrath Hey der fügte diesem hinzu, dass
auch von Seiten der Regierung die Bedeutung des
mit einer Ausstellung verbundenen Kongresses ge-
würdigt werde, da Se. Excellenz, der Minister der
landwirthschaftlichen Angelegenheiten, für den Kon-
gress eine Summe von 1000 Thaler bewilligt und
ausserdem einen besonderen königlichen Kommissar
in seiner Person ernannt habe.
Professor Koch theilte ferner mit, dass die
allgemeine, ebenfalls mit einem Kongresse verbun-
dene Ausstellung in Amsterdam, über die bereits
schon mehrmals in den Versammlungen des Ver-
eines berichtet sei, ebenfalls im nächsten Jahre,
46 •
362
aber schon im April, stattfinden werde. Es sei
dieses demnach eine Frühjahrs-, die Erfurter eine
Herbst-Aussteilung, die beide, ohne sich weiter zu
beeinträchtigen, neben einander gehen könnten. Von
Seiten des leitenden Ausschusses in Amsterdam sei
er ersucht, zunächst das Programm in deutscher
Sprache in der Wochenschrift abzudrucken, über-
haupt für dessen weitere Verbreitung Sorge zu
tragen und für Deutschland die Angelegenheit in
die Hand zu nehmen. Als General -Sekretär des
Vereines habe er geglaubt, so sehr auch seine an
und für sich vielfach in Anspruch genommene Zeit
durch die damit verbundenen Arbeiten noch mehr
verkürzt werde, doch die ehrenvolle Aufforderung
annehmen zu müssen; er werde demnach sich Mühe
geben, dass Alles geschehe, um deutscher Seits eine
möglichst grosse Betheiligung bei der allgemeinen
Ausstellung in Amsterdam herbeizuführen und dass
demnach Deutschland würdig vertreten sei.
Auch von Wien aus, von woher ihm schon
früher eine vertrauliche Mittheilung gemacht, sei
ein Programm und eine Aufforderung zur Betheili-
gung au der dortigen grossen Ausstellung von Pflan-
zen, Obst, Gemüse, Garten-Industi-ie-Gegenständen
u. s. w. an den Tagen vom 22. bis 27. April 1865
eingegangen. Er bedauere, dass diese beiden gros-
sen Ausstellungen in Amsterdam und in Wien so
kurz auf einander folgten, so dass eine Betheiligung
bei beiden mit Pflanzen gar nicht, ein Besuch aber
kaum möglich sei. Und doch müsse man wünschen,
dass für Wien eine grosse Betheiligung, wenigstens
an Besuchern, stattfände. Wien biete schon aus
alter Zeit, ganz besonders für die Landschaftsgärt-
nerei, sehr viel dar; es habe sich auch die Han-
delsgärtnerei in den letzten Jahren daselbst sehr
gehoben. Endlich seien die kaiserlichen und eine
Reihe Privatgärten vorhanden, die wohl verdienten,
dass man von ihnen Kenutniss nehme, damit sie
selbst bei uns bekannter würden, als es jetzt der
Eall sei.
Inspektor Bouche berichtete über die ausge-
stellten Pflanzen, welche, ausser denen zur Verloo-
sung, noch aus 4 Gärten gebracht waren. Aus dem
Garten des Kommerzienrathes Reichenheim hatte
Obergärtner Boese 2 sehr hübsche Orchideen:
Epidendron Sceptrum und Coelogyne maculata, und
ausserdem ein stattliches Exemplar der Alocasia
Veitchii ausgestellt, während man dem Obergärtner
Pasewaldt aus dem Danneel'scheu Garten die
neue Achyranthes VerschafFeltii, welche sich der
Aerva sanguinoleata ansehliesst und dieselbe schöne
braunrothe Färbung besitzt, sowie eine blühende
Tricyrtis hirta verdankte. Ob letztere wirklich von
der . früher häufiger in den Gärten kultivirten T.
pilosa verschieden ist, Hess Professor Koch dahin-
gestellt sein. Auch Kunst- und Handelsgärtner
Lackner hatte ein blühendes Exemplar des Ficus
Cooperi ausgestellt. Endlich waren aus der Louis
Mathieu'schen Gärtnerei Zweige der auch noch
im Herbste reichlich tragenden Jlonats- Himbeere
(quatre -Saison) nebst einem neuerdings von Frank-
reich aus wiederum empfohlenen Futtergras Cerato-
chloa australis oder Bromus Schraderi ausgestellt.
Um die Verbreitung des letzteren hat grade der
Verein sich grosse Verdienste erworben. Zuerst
als Futtergras in Anwendung gebracht hat es der
Hofgärtner G. A. Fintelmann auf der Pfauen-
insel, während der verstorbene Amts-Inspektor Al-
bert in Köthen es zuerst im Grossem anbaute. In
den Jahresberichten der Samenhandlung von Metz
& Co. findet man fortlaufende Berichte über die
Kultur dieses Grases. Auf die Anfrage, ob das
Gras jährig oder eine Staude sei, theilt Professor
Koch mit, dass es hinsichtlich der Dauer mit die-
sem Grase sich grade so verhalte, wie mit vielen
anderen südländischen Pflanzen, dass es im wär-
meren Vaterlande ausdauere, in unseren nordischen
Klimaten aber meist im Winter ausfröre und dem-
nach bei uns am besten als einjährige Pflanze be-
handelt werden müs.ste.
Es war von mehrern Seiten Kernobst ausgelegt
worden. Der Baumschulbesitzer Lorberg forderte
alle die, welche Obstgärten besitzen, auf, in jeder
Versammlung Obst, zu Vergleichungen und um eine
bessere Kenntniss herbeizuführen, auszustellen. Wie
nothwendig dieses sei, sehe man daraus, dass von
verschiedenen Mitgliedern jetzt Gravensteiner aus-
gestellt seien, die zum Theil ein ganz anderes An-
sehen hätten, dass anderntheils auch Aepfel unter
diesem Kamen kultivirt würden, die es nicht seien.
Es wurde demnach mehrseits vorgeschlagen, den be-
reits bestehenden Obstausschuss mehr zu beleben,
indem man ihn auflforderte, an einem Tage vor der
Sitzung des Vereines zusammenzutreten und über
die eingegangenen Obstsorten sich zu verständigen.
Professor Koch unteistützte diesen Antrag und
zeigte um so mehr seine Bereitwilligkeit an, den
Ausschuss an bestimmten Tagen in seiner Wohnung
zu empfangen, da seine Bibliothek und die des Ver-
eines die zur Bestimmung nöthigen Materialien lie-
ferten. Obergärtner Gaerdt hielt überhaupt eine
grössere Belebung der verschiedenen Ausschüsse
für durchaus nothwendig, dem auch sonst noch bei-
gestimmt wurde. Nach dem Geh. Regierung^rath
Hevder habe es hauptsächlich daran gefehlt, dass
in den verschiedenen Ausschüssen kein Vorsitzen-
der bestimmt ernannt sei, der dann die Pflicht habe,
die übrigen Mitglieder zu einer Sitzung zusammen-
zuberufen. Es wurde demnach beschlossen, mit dem
Obstaussehusse alsbald den Anfang zu machen. Da-
363
mit die vorbereitenden Sitzungen noch nutzbringen-
der sind, soll es jedem Mitgliede des Vereines frei-
stehen, an diesen beliebig Antheil zu nehmen.
Kunst- und Handelsgärtner Louis Mathien
tibergab Kohlrabi, wo sich die Pflanze, welche im
zweiten Jahre zur Samengewinnung ausgepflanzt war,
verästelt und sich an jedem Ast die knollige Ver-
dickung wiederholt hatte. Auf diese V^eise waren
Pflanzen mit o und 4 Knollen von beträchtlicher
Grösse vorhanden, während andere sich sehr ver-
ästelt hatten und an jedem Aste mir geringe knol-
lige Anschwellungen besassen. Auch Inspektor Beu-
cht übergab einen Grünkohl mit geschlitzten Blät-
tern, von dem Madame Schütz im Victoria-Hötel
Samen aus Spanien mitgebracht hatte. Im Ge-
sehmacke hatte er sehr untergeordneten Werth.
Derselbe legte auch einige KartofTeln vor, welche
auf dem Versuchsfelde des Vereines gezogen waren
und grosse Erträge gegeben hatten, weshalb er sie
auch empfahl. Von 5 Saatkartoffeln der späten
Friedrichs-Kartofiel hatte er 120, von 0 Stück der
blauen Sechswochenkartoffel 360 , von 3 Stück der
Stettiner Kartoffel 120, von 6 Stück der Frühen
Preis von Ilulland 130 und von 3 Stück der spä-
ten Eunkelrüben-Kartoffel 47 Knollen erhalten. In
jeglicher Hinsicht verdienten die blaue Sechswochen,
und die Stettiner Kartoffel den Vorzug. Ausserdem
nannte Inspektor Bouchö noch als empfehlenswerth :
British queen und die Erfurter frühe runde.
Auch der Ivunst- und Handelsgärtner Krüger
in Lübbenau hatte 3 Sorten Kartoffeln eingesen-
det, wo die Grösse der Knollen die Aufmerksamkeit
der Anwesenden in Anspruch nahm. Die beiden
grössten, eine rothe und eine gelbe, stammten von
den Marmont-Inseln (?) und soll daselbst das Stück
bis 6 Pfund schwer werden, während die vorliegen-
den trotz des sehr ungünstigen Sommers immer
noch eine Schwere von 1{ und 1^ Pfund besassen.
Von 10 Pfund, freilich kleiner Knollen hatte Krü-
ger 200 Pfund, also den 20 fachen Ertrag erhalten.
Eine dritte Kartoffel führte den Namen frühe Lie-
beroser, ist weiss und sehr mehlreich. Da sie eben-
falls einen 20-, ja oO-facheu Ertrag gibt, möchte
sie zu wirthschaftlichen Zwecken zu empfehlen sein.
Endlich legte Professor Koch eine Auswahl
der Kartoffeln vor, welche in Frankreich am mei-
Bteu angebaut werden und daselbst am beliebtesten
sind. Dieselben werden dem Versuchsgarten über-
geben, um sie zu vervielfältigen und dann zm- Ver-
theilnug unter die Mitglieder zu bringen. Derselbe
hatte ferner alle die Pelargonien, besonders aus der
Gruppe der scharlachblüthigen und derer mit bun-
ten Blättern, welche in Paris zu Massivs benutzt
werden, erworben, um selbige auch hier einzuführen.
Er bezweifle gar nicht, dass die meisten schon bei
uns bekannt seien, man kenne sie aber noch nicht
in der Weise, dass sie unempfindlich gegen alle
Witternngs- Verhältnisse, gegen Kälte und Nässe so-
wohl, wie gegen Hitze und direktes Sonnenlicht,
seien; er habe deshalb geglaubt, die Gelegenheit,
wo ihm eine grosse Menge von Stecklingen von
Seiten des Direktors der Pariser Verschönerungen,
Barillet, und des Kaiserlichen Obergärtners im
Luxemburg- Garten, llivi&re, zur Verfügung ge-
stellt worden wären, nicht vorübergehen zu lassen,
und alle die Sorten mit hierher gebracht. Es kön-
nen demnach Mitglieder, in sofern sie sich zeitig
melden, schon jetzt an der Vertheilung Theil neh-
men, oder im nächsten Jahre, wenn Vermehrung
erfolgt ist, darauf Anspruch machen.
Inspektor Beuche übergab eine Reihe von
Herbstblumen und emjjfahl deren Kultur um so
mehr, als dieselben bis spät in den November hin-
ein blühen und nur erst durch den Frost zu Grunde
gehen. Es waren dieses vor Allem mehre Stauden-
Astern, als Fortunei, glabellus, turbinellus, diffusus,
Bostoniensis und Novae Angliae, ferner Rudbeckia
triloba, Hypericum oblongifohum undHeuchera pilosa.
Ferner sprach derselbe über die verschiedeneu
Formen der Eucal^'pten, welche dieselben in den
verschiedenen Altersstufen annehmen. Als Beispiel
legte derselbe Eucalyptus Globulus, der neuer-
dings von Frankreich aus so sehr als Blattpflanze im
freien Grunde und wählend der Sommerzeit empfoh-
len ist, vor. Jung hat dieser breite, an seiner Ba-
sis zusammengewachsene Blätter, die um so schmä-
ler und länger werden, je älter das Exemplar wird.
Als stattlicher Baum hat die Pflanze hingegen Blät-
ter, welche schmal-elliptisch, ja sogar bisv/eilen sichel-
förmig sind und nicht allein nicht an der Basis mehr
paarweiss zusammengewachsen erscheinen, sondern
soear Stiele besitzen und sich in abwechselnder
Stellung befinden. E. longifohus Willd. und falca-
tus der Gärten scheint demnach von E. Globulus
nicht verschieden zu sein.
Endlich sprach Inspektor Bouche über die
Berichte des Bayerischen Gartenbau - Vereines von
18G2 und 18(33 und empfahl diese wegen ihres ge-
diegenen Inhaltes der weiteren Kenntuissnahme.
Der Verein habe unter der Leitung des jetzigen
Vorsitzenden, Geh. Eathes v. Martins, und des
Sekretärs, Hofgärtners Effner, einen sehr erfreu-^
liehen Aufschwung genommen und zeige nach allen
Seiten hin eine grosse Thätigkeit. Die nähere Ver-
bindung und der gegenseitige Schriftentausch könne
für den hiesigen Verein nur Nutzen bringend sein.
Die Aufgabe: Prüfung der neueren Obst- und Ge-
müsesorleu, dem sich der Münchener Verein mit
besonderer Liebe ergeben, sei von der grössten
Wichtigkeit, um allmählig auch in Bayern ein rc-
415
364
geres Streben in diesen beiden Kulturzweigen her-
vorzurufen und nach und nacli die schlechteren
Sorten zu verbannen.
Unter den gediegenen Aufsätzen der Mün-
chener Gartenbau-Verhandlungen befindet sich auch
ein Aufsatz über Regenwürmer, der Beachtung ver-
dient. Ein Baseler Küfermeister hatte in einen Be-
hälter mit Wasser grünes, in Scheite gespaltenes
Eichenholz gelegt und dann das stark schäumende
Wasser auf seine Gartenbeete gegossen. In Folge
davon krochen die Kegenwürmer des Bodens auf
die Oberfläche und starben davon. Später bediente
der Küfermeister sich des AVassers, um aus seinen
Nelkentöpfen die Eegenwürmer heraus zu bekom-
men. Weitere Versuche, wo man Eichenspähne in
ein mit Wasser halb gefülltes Fass warf, dieses
mit Steinen beschwerte und verschloss, um nach
4 AVochen das Wasser zu gleichen Zwecken zu
gebrauchen, lieferte dieselben Resultate. Lässt man
jedoch das Wasser 24 Stunden lang in einer Giess-
kanne stehen, so hat es seine AVirkung verloren.
Mit Recht hob Inspektor Bouche hervor, dass auch
hier Versuche damit anzustellen seien. Man war
sonst geneigt, die Ursache der Wirkung gegen die
Regenwürmer im Gerbstoff zu suchen und glaubte
deshalb, dass Brühe von der Gerberlohe dieselben
Dienste leisten würde. Es wurde auch mitgetheilt,
dass Kunst- und Handelsgärtner Lauche in Pots-
dam seine mit Obstsämlingen bepflanzten Beete mit
Gerberlohe flach bedecke und, seitdem er dieses ge-
than, keine Engerlinge mehr gehabt habe.
Ferner berichtete Professor Koch Einiges über
seine Reise in Frankreich, besonders über den Gar-
ten in Ti-ianon. Hier war es, wo der Gründer des
natürlichen Systemes, Bernhard v. Jussieu, die-
ses praktisch erläuterte. Zu seinen Vorlesungen
kamen die Pariser selbst in Menge, um von ihm
sich belehren zu lassen. Noch aus jener Zeit sind
einige Bäume vorhanden, die er selbst gepflanzt
haben soll. Eine Rothtanne von herrlichem Wüchse
hat bereits jetzt eine Höhe von 100 Fuss. Zum An-
denken nahm Referent einige Zapfen des Baumes
mit sich nach der Heimath. Ausserdem war auch
eine Ceder von 4 Fuss Stamm -Durchmesser und
von einem solchen schönen W^uchse vorhanden, wie
er denselben noch nie gesehen.
Professor Schultz-Schultzenstein gab Er-
läuterungen über den sogenannten Sombrero-Guano,
über den derselbe seine Untersuchungen in der
Versammlung am 31. Juli d. J. (Wochenschrift No.
.32) mitgetheilt hatte. Dagegen waren später in
der Sitzung vom 25. September Einwendungen von
dem Fabrikbesitzer Dr. Colin gemacht worden, die
auf die Behauptung hinausliefen, dass der Sombrero-
Guano nicht, wie Professor Schultz-Schultzen-
stein nachgewiesen, gewöhnlicher Korallenkalk mit
geringem Phosphorsäuregehalt, sondern ein fossiles
Phosphat, Phosphorit oder Knochenerde sei, das auf
eine unbekannte Weise gänzlicii in phosphorsauren
Kalk metamorphosirt wäre. Hierüber gab nun Pro-
fessor Schultz-Schultzenstein eine Autklärung
durch den Augenschein, um die gänzliche Verschie-
denheit des Sombrero-Guano von Phosphorit zu be-
weisen. Phosphorit nämlich und phosphorsaurer Kalk
der Knochen löst sich in Säuren ohne Aufbrausen
auf, wogegen der kohlensaure Kalk beim Auflösen
in Säuren ein starkes Aufbrausen, was von der sich
entwickelnden Kohlensäure herrührt, hervorbringt.
I'rofessor Schu 1 tz-Schultz enstein legte nun zur
Vergleichung in ein mit verdünnter Salzsäure an-
gefülltes Glas ein Stück Phosphorit (Knochenerde),
und in ein zweites mit gleicher Säure angefülltes
Glas Stücke von sogenanntem Sombrero-Guano, mit
der Struktur des Korallenkalks, und es zeigte sich
auf der Stelle der Unterschied, dass der Sombrero-
Kalk unter starkem Aufbraufen von Kohlensäure,
das bis zum gänzlichen Auflösen dauerte, sich in
der Säure löste, wogegen das Knochenstück sich
ohne alles Aufbrausen löste. Hierzu wurden von
Professor Schultz-Schultzenstein noch folgende
Bemerkungen gemacht. Die Sombrero-Insel sei eine
niedi-ige Korallen-Insel Westindiens, die mit einer
dünnen Schicht von Seevogel-Exkrementen (Guano)
bedeckt sei. Der Unterschied dieser Guanodecke
von dem peruanischen Guano bestehe aber darin,
dass es auf den peruanischen Guano- Inseln nicht
regne, der peruanische Guano daher nicht ausge-
waschen sei. Auf der westindischen Sombrero-Insel
indessen, wo es stark regne, werde die dünne Guano-
schicht ausgewaschen, d. h. der stickstoffigen Dün-
gerbestandtiieile beraubt, und es bleibe etwas phos-
phorsaurer Kalk, aus den Fischknochen der Vogel-
j nahrung herrührend, übrig. Somit könne der Som-
brerokalk mit einer kleinen Beimengung von phos-
phorsaurem Kalk versehen sein , der aber in der
Masse des als Sombrero-Guano (besonders von Zim-
mermann in Hamburg) in den Handel gebrachten
Produktes gar nicht in Betracht komme, da diese
Masse allein aus grossen Blöcken von reinem Ko-
rallenkalk bestehe, der dann gepulvert und als
Guano verkauft werde. Dass diese Masse haupt-
sächlich nur aus kohlensaurem Kalk bestehe, lehre
der Augenschein.
Schliesslich wurde der Ausspruch der Preis-
richter mitgetheilt, wonach die Pflanzen aus dem
Garten des Kommerzienrathes Reichenheim (Ober-
gärtner Boese) den Monatspreis erhielten.
365
Allerlei
aus der fiärtnerei und Pflanzenkunde.
IX.
Unsere 12 -wöchentliche Abwesenheit war Ur-
sache, dass lange Zeit keine Berichte über allge-
meinere Gegenstände der Gärtnerei und Pflanzen-
kunde gegeben wurden; selbst jetzt haben wir uns
noch keineswegs in der Weise orientirt, um grös-
sere Jlittheilungen zu machen. Unser Streben in
dem fernen Frankreich war hauptsächlich nur auf
das Eine gerichtet : Materialien für die zu bear-
beitende Dendrologie zu erhalten und zu verwer-
then. In dieser Hinsicht haben uns hauptsächlich
Paris, Angers und Bordeaux reichlichen Stoff ge-
liefert, zumal die Vorsteher, resp. Besitzer betref-
fender Etabhssements und Anlagen mit nicht genug
anzuerkennender Bereitwilligkeit, ja selbst mit Eifer,
unsere Untersuchungen unterstützten. Besonders sind
es zwei Männer, die zu nennen und ihnen unseren
Dank hier auszusprechen, wir für unsere Pflicht
halten.
Dr. Spach, Konservator der botanischen Ab-
theilung des Museum d'histoire naturelle, hat sich
vor längerer Zeit schon selbst speziell mit dendro-
logischen Studien beschäftigt und zum Theil in den
Suites de Buffon , zum Theil in besonderen Ab-
handlungen, welche meist in den Annales d'histoire
naturelle abgedruckt sind, bekannt gemacht. Mag
er auch daselbst manche Form und manchen Blend-
ling als Art hingestellt haben und der ihm gemachte
Vorwurf der zu vielen Arten hierauf fussen, so
bleibt ihm doch stets das sehr grosse Verdienst
einer guten Beobachtung, mag die einzelne von
ihm beschriebene Pflanze eine Art oder Abart sein.
Nicht weniger müssen wir Dr. Spach dankbar
sein, dass er eine Reihe Desf ontaines'scher Ge-
hölze der Vergessenheit entzogen hat. Durch ihn
liaben wir öfters erfahren, welche Pflanzen dieser
berühmte Botaniker in den ersten Jahrzehenden
unseres Jahrhundertes unter bestimmten Namen ver-
standen. Aus den kargen und unbestimmten Dia-
gnosen Desfontaines' war es oft gar nicht mög-
lich, die Art zu enträthseln. Dr. Spach hat uns
nicht allein aus dem reichen Schatze seiner Beob-
achtungen und Kenntnisse auf das Bereitwilligste
Mittheilungen gemacht, ihm verdanken wir auch
eine grosse Reihe von Original-Exemplaren der von
ihm zuerst benannten Pflanzen.
Ueber die grossen Baumschulen von Andrö
Leroy in Angers haben wir bereits ausführlich
gesprochen (s. S. 289); wir fühlen uns aber beson-
ders noch verpflichtet, ihm für die vielseitige Un-
terstützung, welche er uns behufs unserer zu bear-
beitenden Dendrologie angedeihen liess, ebenfalls
hier unseren Dank auszusprechen.
Wir schliessen hier unsere Beobachtungen und
Erfahrungen über die sogenannten künstlichen Be-
fruchtungen des Getreides und der Fruchtbäunie
nach dem Hooib renk' sehen Systeme an. Schon
früher haben wir uns mehrfach dagegen ausgespro-
chen und thun es auch jetzt noch, wo wir nähere
Einsicht gewonnen und bereits von Männern der
Wissenschaft genaue Versuche angestellt sind. In
Frankreich hat der Kaiser auf einigen seiner Privat-
güter, welche theils Musterwirthschaften sind, theils
zu wissenschaftlichen Zwecken benutzt werden, gross-
artige Versuche darüber angestellt, über deren Re-
sultate wohl bald Näheres bekannt gemacht werden
wird. Als wir Vincennes und Chalons besuchten,
war bereits die Erndte vorüber und demnach zu
spät, um sich von den Erfolgen selbst zu überzeugen.
Auch Dr. Ville, Professor der physiologisch-
chemischen Botanik in Paris, hatte auf seinem Ver-
suchsfelde in Vincennes mehrfache Versuche ange-
stellt; diese haben aber auch nicht den geringsten
Mehrertrag gegeben. Man darf sich wohl der
Ueberzeugung hingeben, dass, wo ein Mann der
Wissenschaft nach allen Seiten hin mit Sachkennt-
niss und Gewissenhaftigkeit operirt hat, die erhal-
tenen Resultate auch zur Beurtheilung des Verfah-
rens massgebend sind. Professor Ville hatte zu
gleicher Zeit die Freundlichkeit, uns sowohl sein
Versuchsfeld, wo er hauptsächhch die Frage der
Aufnahme von Nahrungsstoft'en durch Experimente
zu lösen sucht, zu zeigen, als auch mit den Einrich-
tungen seines Laboratoriums uns vertraut zu machen.
So viel uns bekannt ist, haben wir dergleichen
Laboratorien für solche Zwecke und in solchem
Umfange bei uns in Deutschland noch nicht, so
nothwendig sie auch wären. Unsere kleinen und
bei beschränkten Mitteln angestellten Experimente,
wenn auch trotzdem das Mögliche geleistet werden
mag, können unmöglich für die Kenntniss der Er-
nährung der Pflanzen den Werth haben, als da,
wo man mit reichlichen Hülfsmitteln versehen ist.
Bei der Wichtigkeit der Landwirthschaft überhaupt
sind dergleichen vom Staate in's Leben gerufene
Institute durchaus nothwendig und vöUig gerecht-
fertigt.
Wenn wir uns nun auch hier, wo es die künst-
liche Befruchtung des Getreides betrifft, gegen das
Verfahren Hooibrenk's ausgesprochen haben, so
sind wir doch keineswegs mehr gegen ein anderes,
was er seit längerer Zeit, wenn auch nicht zuerst
angewendet, doch auf jeden Fall mit Nachdruck
angeregt hat, eingenommen, obwohl früher in der
Wochenschrift mehrfach der Stab darüber gebro-
chen wurde: wir meinen seine Weinkultur. Die
366
Frage, ob dieses Verfahren wirklich Hooibrenk
eigenthümlich ist, lassen wir natürlich ganz nnbe-
rübrt. So viel steht allerdings fest, dass es vielfach
früher schon angewendet wurde, dass auch Kecht
es kannte: keineswegs legte man aber ein solches
Gewicht darauf. Hooibreuk besitzt deshalb doch
wenigstens dabei das Verdienst, es genauer bezeich-
net und zur allgemeinem Kenntniss gebraciit zu
haben. Der Bogeuschnitt im Rheingau hat gar
nichts damit zu thun und ist eine ganz andere
Kultur-Methode.
Das Hooibrenk'sche Verfahren besteht darin,
dass die Tragrebe unter die Horizontale ziemlich
nahe dem Boden hingelegt wird. Die grössere
Menge von Ti-auben in Folge davon wird allseitig
zugegeben ; aber, heisst es weiter, die Trauben sind
in dieser Bodennähe, wo beständig, besonders in
weniger trockenen Jahren, Feuchtigkeit aufsteigt,
der Fäulniss sehr ausgesetzt und die Beeren stehen
hinsichtlich der Qualität bedeutend nach. Der be-
kannte Champagner-Fabrikant Jacquessou in Cha-
lons, der zugleich einer der grössten Weinbauer ist,
hat aber seit 3 Jahren auf allen seinen AVeinfeldern
die Hooibrenk'sche Kultur - Methode eingeführt
und stets die besten Eesultate gehabt. Wir haben
uns selbst an Ort und Stelle überzeugt inid nie
einen solchen ßeichthum an Trauben irgendwo ge-
sehen. Die Beeren hatten denselben Geschmack
als da, wo man nach früherer Weise kultivirt hatte.
W'ir geben zu, dass der blosse Geschmack trüge-
risch ist und keine Sicherheit gibt. Wenn aber ein
Mann, wie Jacquessou, seine ganze Kultur dar-
nach umändert und seine Rechnung dabei findet,
so wird uns wohl Jedermann zugeben, dass das
Hooibrenk'sche Verfahren, wenigstens in der Cham-
pagne, sich bewährt hat und daselbst weitere An-
Venduug verdient. Nur in einem Stücke war man
bei Jacquessou in Chalons etwas abgewichen. Um
die Tragrebe in ihrer Richtung unter der Horizon-
tale zu erhalten, sind nämlich am obern Ende der-
selben Stäbe mit 2 Haken eingeschlagen. Bis zu
der Zeit, wo die Beere noch hart ist, wird die Rebe
auf den untern Haken gelegt und befindet sich dem-
nach mit der Spitze unter der Horizontale, ist aber
die Beere weich, so legt man das Ende der Trag-
rebe auf den obern Haken; diese hat damit eine
Lage Von ebenso viel Grad, als sie früher unter
der Horizontale sich befand, über derselben. Es
unterliegt keinem Zweifel, dass damit hauptsächlich
dem leichteren Verfaulen entgegengewirkt wird.
Man sagt nun zwar, dass die Fülle von Trau-
ben bei dem Hooibrenk' sehen Verfahren alhuäh-
lig nachlasse und man nach dem 4. oder höchstens
5. Jahre den Weinstock und den Boden, worauf
jener wächst, erschöpft habe. Wäre dieses der Fall,
so würde allerdings Jacquessou erst im nächsten
und folgenden Jahre die Folgen seiner dann unbe-
dachten neuen Einrichtung fühlen luid damit mög-
licher Weise einen solchen Rückschlag erhalten, dass,
da er seine bedeutenden Weinfelder sämmtlich so
eingerichtet hat, seine ganze Champagner- Fabrik,
ja selbst sein Handel auf dem Spiele stände. Von
den bedeutenden Kosten der Umänderung und Ein-
richtung der neuen Methode wollen wir gar nicht
sprechen. Wir bezweifeln demnach, dass ein sol-
cher Geschäftsmann, wie Jacqu esson doch ist, so
leichtsinnig gehandelt hätte, wenn ihm vorher nicht
schon die Ueberzeugung von der Richtigkeit des
Verfahrens geworden wäre.
Wir erklären die Sache anders und fürchten
weder eine Erschöpfung des Weinstockes, noch eine
Verarmung des Bodens. Es versteht sich, dass die
Bestandtheile, welche durch die Ausfuhr des Weines
dem Weinstocke und dann dem Boden entzogen
werden, auch wieder zu ersetzen sind. Es gilt
dieses namentlich vom Kali und den anderen im
Weine hauptsächlich enthaltenen Stofl^en. Wie im
Allgemeinen der Weinstock einen steinigen oder
felsigen Boden zu seinem Gedeihen verlangt und
beispielsweise im Weingaue Mcdoc bei Bordeaux
die Weinfelder um so ergiebiger sind, je steiniger
der Boden ist, so ist es auch in der Champagne
der Fall, wo kohlensaurer Kalk in Form von Kreide
die HaujJtfelsart und als Gerolle dem Boden sehr un-
termischt ist. Durch das beständige Verwittern des
dortigen Kalkes, der, wenn auch in noch so gerin-
gen Mengen, Kali- und andere Salze beigemengt
enthält, wird das, was durcii den Wein weggeführt
wird, auch wiederum ersetzt. In wie weit man
auch durch Düngen in der Champagne das Ver-
lorene zu ersetzen sucht, wissen wir nicht.
Es ist ferner eine bekannte, wenn auch keines-
wegs phvsiologisch-erklärte Thatsache, dass der rohe
Nahrungssaft am schnellsten nach der Spitze der
Pflanze zueilt, also grade aufsteigt, und bei dem
Verdunsten manche Stoffe mit weggeführt werden,
welche ausserdem assimilirt worden wären. Der
Obstgärtner weiss dieses recht gut und bringt die
Aeste um so mehr der Horizontale nahe, je mein-
er Früchte erzielen will. Die Verdunstung bei ho-
rizontaler Lage der Aeste, und gar, wo diese noch
mehr abwärts gebogen sind, ist also weit geringer,
und StoflTe, die ausserdem bei mehr vertikaler Lage
der Aeste verdunstet und also verloren gegangen
wären , kommen bei dem angegebenen Verfahren
zur Verwendung und finden bei der Bildung der
Beeren ihre Benutzung.
Das Verpflanzen von immergrünen Gehölzen
in Körben, um erstere dann leichter und bequemer
zu vei'senden, hat Hofgärtner Jäger in Eisenach
367
in Regel's Gartenflor besonders besprochen und
dabei der Lauren tius'schen Gärtnerei in Leipzig
Erwälniung gethan. Auch wir haben Gelegenheit
gehabt, dieses Verfahren daselbst zu sehen. Wäh-
lend der grossen Ausstellung in Karlsruhe 1862
hatte Laurentius eine ziemlich grosse Sammlung
von Koniferen, sämmtlich in Körben, ausgestellt, die
wegen ihrer Schönheit mit Recht die Aufmerksam-
keit Aller auf sich lenkte. Seitdem haben wir das
Verpflanzen und das Versenden in Körben in noch
grösserem Massstabe in Angers bei dem Baumschul-
besitzer Leroj gesehen. Auch in andern Baum-
schulen Frankreichs ist es ganz gewöhnlich.
Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass für
immergrüne Gehölze diese Verpflanzungs- und Ver-
sendungsart die beste ist und nicht genug empfohlen
werden kann. Das Verpflanzen darf aber nur im
August geschehen, also in einer Zeit, wo weniger
neue Stufte assimilirt, als vielmehr assimilirte Stoft'e
zu Neubildungen verwendet werden. In dieser Zeit
ist die Pflanze mit a'fesimilirten Stoßen so gefüllt,
dass, wie nun die Vegetation wiederum von Neuem
beginnt, was bei allen inmiergrünen Gehölzen gegen
P^nde August und im September geschieht, auch die
Wurzelfäserchen am Leichtesten sich bilden. Damit
ist die Wechselwirkung mit der Aussenwelt auch
wieder hergestellt. Das Verpflanzen der immergrü-
nen Gehölze, und hauptsächlich der Koniferen, im
Frühjahre und im Herbste scheint demnach nach
den Erfahrungen ein durchaus verfehltes zu sein,
das im August ist vorzuziehen. Hofgärtner Jäger
in Eisenach möchte Recht haben, wenn er darin
den Grund sucht, dass namentlich Koniferen keines-
wegs bei uns so häufig in den Gärten gefunden
werden, als man nach der vorhandenen Liebe für
sie vermuthen sollte.
Auf gleiche Weise ist das Einpflanzen in Töpfe,
was in mehrern Baumschulen, um dem Uebelstande
des Eingehens der verpflanzten immergrünen Ge-
hölze zu umgehen, neuerdings eingeführt ist, aus
den Gründen, die Jäger in besagter Abhandlung
ebenfalls ausgesprochen, zu verwerfen. Solche Topf-
pflanzen sind meist im Wurzelwerk verkümmerte
Gewächse, welche nur bei grosser Pflege im freien
Lande sich erholen. Bei Leroy in Angers, wie
wir ebenfalls bereits bei der Beschreibung seiner
Baumschulen erwähnt haben, werden nicht etwa
kleine Exemplare in Körbe versetzt, sondern grosse
Hex, Araucarien, Cupressus, Taxodien, Magnolien
mit immergiünen Blättern u. s. w., 6 bis 12 Fuss
hoch, im August bereits herausgenommen. Man
fängt die Versetzung oft schon im Anfange des
Monates August an und bringt die Körbe, bis sie
zur Versendung verlangt werden, wieder in die
Erde.
Man ist überhaupt bei uns hier und da im All-
gemeinen in dieser Hinsicht noch zum grossen Theil
im alten Schlendrian geblieben; und doch gebührt
einem Deutschen, dem Fürsten Pückler-Mnskau,
die Ehre, zuerst ausserhalb der sonst gebräuchlichen
Herbst- und Frühjahrszeit, selbst mitten im Blatte: -
schmucke, Gehölze versetzt zu haben. Freilich ge-
hört in diesem Falle, wie einer der tüchtigsten
Gärtner uns einmal sagte, viererlei dazu: Geld,
Verständniss, Sorgfalt und zuletzt wiederum Geld.
Man hat zutu Theil bei uns der kürzlich mitge-
theilten Nachricht, dass in diesem Frühjahre in
Paris 7 Kastanienbäume in Blüthe und ausserdem
Akazien von nicht unbedeutender Grösse und im
vollen Blättersclimucke versetzt wurden, nicht Glau-
ben beimessen wollen. Hätte man es aber gesehen,
wie sorgfältig dieses geschah, wie man den Baileu
schon lange vorher umstechen und sonst auch halt-
bar gemacht, wie man den Stamm und seine Haupt-
äste mit feuchtem Moose umgeben und um dieses
Leinwand gewickelt, dass man ferner eigene Wagen
dazu gebaut mid endlich die Bäume nach dem Pflan-
zen noch mehre Wochen lang fast Tag und Nacht
gegossen und gespritzt hatte, so würde es gewiss
nicht aufgefallen sein. Freilich, die ungeheuren
Kosten vorher und nachher dürfen nicht in An-
schlag kommen. Es kann nicht auffallen, wenn das
Verpflanzen eines einzigen grossen Baumes (iucl.
Wagen und die nach dem Verpflanzen nöthige
Sorgfalt) manchmal ein Paar tausend Franks und
selbst noch mehr gekostet hatte. Bei geringen, zu
Gebote stehenden Mitteln kann man dergleichen
freilich nicht ausführen. Dass es aber auch bei
uns ebenfalls geschehen, davon kann man noch
Zeugen in Fürst-Pückler' sehen Anlagen, in Ba-
belsberg und im Friedensgarten bei Potsdam sehen.
Ein Gartenfreund bei Paris, de Laroy, hat
im vorigen Jahre angefangen, auch seine Obstbäume
im August zu verpflanzen und bereits Erfolge ge-
habt, so dass er in diesem Jahre zu derselben Zeit
noch eine grössere Anpflanzung machte. Der Pa-
riser Gartenbau- Verein ernannte eine Kommission,
um darüber Bericht zu erstatten. Wir hatten uns
derselben angeschlossen und überzeugten uns dem-
nach selbst von der Wahrheit der Aussage. An
den meisten im August vorigen Jahres verpflanzten
Pyramiden hingen Birnen in vollendeten Formen
und nicht unbedeutender Grösse. Wir haben mit
einem unserer tüchtigsten Pomologen, dem Baron
v. Böse auf Emmaburg bei Laasphe, darüber ge-
sprochen, um auch in dieser Hinsicht auf deutschem
Boden Versuche anzustellen. Es wäre aber doch
wünschenswerth, dass diese auch noch anderweitig
gemacht würden. Da de Laroy uns versprochen
hat, sein Verfahren genauer mitzutheilen, um es
368
iu der Wochenschrift zur weitereu Keuutuiss zu
bringen, so wird dadurch allen denen, welche Ver-
suche machen wollen, auch ein bestimmter Leit-
faden gegeben werden.
(SchIU93 folgt.)
CfopoIJ) JHüUtr's
Beiträge zur Fönleriiiig der Obstkiiltiir und
Obstkunde in Deutschland.
Wir haben schon früher Gelegenheit gehabt,
ein Werkchen des Verfassers, welcher Privatmann
in Ztillichau, einer Stadt der Mark Brandenburg,
ist und sich dem Obstbaue und der Obstkeuutniss
mit seltener Liebe und Ausdauer widmet, zu be-
sprechen. Er hat jetzt Beiträge geliefert, die ge-
wiss auch zur Förderung dieses wichtigen Kultur-
zweiges beitragen werden und allen Freunden und
Liebhabern des Obstes nicht genug empfohlen wer-
den können. Wir machen besonders auf die Ein-
leitung des Buches aufmerksam, wo die Ursachen
unserer Missstände beim Obstbau und die Mittel,
selbige zu beseitigen, klar und deutlich auseinander-
gesetzt werden. Hierauf folgt eine Aufzählung aller
Obstsorten, welche zum Anbau empfohlen zu wer-
den verdienen, in ausführlicher Beschreibung und
in alphabetischer Ordnung. Für die besonderen
Verzeichnisse der Früchte, nach ihrer Anwendvmg
und Keifzeit, und der Bäume nach ihrer Verwen-
dung an Strassen, an Rainen u. s. w. müssen wir
dem Verfasser besonders dankbar sein. Als Schluss
folgt ein genaues alphabetisches Register der Na-
men und Synonyme. Was schliesslich dem Buche
einen besonderen Werth gibt, ist, dass es nicht für
den speziellen Pomologen, sondern für den geschrie-
ben ist, der sich einfach belehren und hier und da
Eaths erholen will. Mit dieser Tendenz ist es, wie
schon gesagt, ein wirklicher Beitrag zur Förderung
des Obstbaues.
Coryanthes picturata Rclib. fil.
(Sinr ntut, ?u e m))ftt)lrnbt Örditber.
Affinis C speciosae Hook., cupula hemisphae-
rica, utrinque sericea, ungue latissimo, parte cupula
libera, ungue bene breviori, genu bicorni anteposito,
cornu minore supposito.
Blüthe gelblich mit schwarz-purpurrothen Flek-
ken. Sepalen und Tepalen der verwandten Arten.
Von Beiisa in Guatemala durch J. Day Esq. iu
London (Higli Gross, Tottenborn) eingeführt.
Pelargonien zu 91assiv's.
Der General -Sekretär des Vereines zur Beför-
derung des Gartenbaues, Professor Koch, hat von
seiner Keise nach Frankreich sämmtliche Pelargo-
nien mitgebracht, welche in Paris allgemein zu den
Massiv's gebraucht werden. Mit Ausnahme des
Gloire de France oder Gloire de Paris und der
einen oder andern Sorte scheinen es allerdings bei
uns bekannte Pelargonien zu sein, die aber doch
vielleicht hier und da wiederum verloren gegangen
sein mögen. Einen besonderen Werth haben sie
dadurch, dass sie in Paris als solche Sorten er-
probt wurden, welche vor allen anderen gegen
Witterungs - Einflüsse nicht empfindlich sind und
vom Frühjahre bis spät iu den Herbst hinein blü-
hen. Sollten sich Gartenbesitzer dafür Interessiren,
so sind noch einige wenige Stecklinge abzugeben,
in sofern man sich in den nächsten 8 Tagen bei
dem Inspektor Pouche im botanischen Garten bei
Berlin meldet.
Umgekehrt würde es der Redaktion willkom-
men sein, die Namen der Pelargonien und anderer
Pflanzen, welche bei uns in Deutschland als zu
Massiv's besonders geeignet sich gezeigt haben, zu
erfahren.
Beiiiei'kilug der Redaktion.
Leider kann die Doppelnummer 44. 4ö. der Wochenschrift nicht eher ausgegeben werden, als
uns von Seiten des leitenden Ausschusses der im nächsten April in Amsterdam stattfindenden allgemeinen
Pflanzen-, Blumen- u. s. w. Ausstellung die Revision des in deutscher Sprache bereits übertragenen Pro-
grammes, welches fast beide Nummern ausfüllt, wiederum zugegangen ist. Stattgefundeue weitere Be-
rathungen in Amsterdam haben aber eine Verzögerung herbeigeführt. Damit jedoch die Ausgabe der
folgenden Nummern keine weitere Störung erleidet, wird hiermit die Nummer 46. schon jetzt versendet.
Verlag vou Karl Wienand t in Berlin,
KommaudaDten-.SIras^c N'o. 62.
Druck der C. Feister'schen Buchdruckerei in Berlin,
Zielen Pluti No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines zur ßeförderniig des Oarteiihiiiies in den König! . Prenssischen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
Professor I>r. Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 47.
Berlin, den 26. November
1864.
Preis des Jährganges b^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Äralia Leroana C. Koch. Eine noch nicht beschriebene Blattpflanze. — Die 3 Friedhöfe der Stadt Paris in gärtneri-
scher Hinsicht. — Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. IX. (Schluss.)
Sonntag, den 27. l\«»vcmber, mittags ^13 liiir, findet im Englischen Hause (Hlohrenstrasse 4'J) eine Versammlung
des Vereines zur Itclörderung des Uartenbaues statt, wuzu die geehrten Mitglieder cingeladeu werden.
Aralia Leroana €. Koch.
€inc nori} uid}t brfdjritknc ^ßlaltpllanje.
Als wir vor 3 Jaliren in Hamburg waren,
machte uns der Inspektor des dortigen botanischen
Gartens, Otto, auf zwei verschiedene Formen der
bekannten Blattpflanze Aralia spinosa aufmerk-
sam, von denen die eine eben in Blüthe stand,
weit weniger bewaffnet war und unser Klima auch
besser vertragen sollte. Ein Vergleich der Blüthen
mit denen amerikanischer Exemplare, welche im
Königlichen Herbar zu Berlin sich befanden, gab
uns keine wesentlichen Unterschiede. Wir haben
damals in der Wochenschrift (4. Jahrgang, S. 3(30)
unsere Ansicht veröffentlicht.
Die jetzige Reise nach Frankreich hat uns neues
Material an die Hand gegeben, aus dem nun wirk-
lich hervorgeht, dass wir in den Gärten zweierlei
Arten kultiviren, von denen die oben näher bezeich-
nete von den Haudelsgärtnern bisweilen auch als
Aralia japonica bezeichnet wird. Diese, die aber
durchaus nicht mit der echten Pflanze d. N. (Fatsia
japonica de Vr.) verwechselt werden darf, scheint
selbst bei uns die gewöhnlichere zu sein.
Es war bei Leroy in Angers, wo beide Pflan-
zen eben in Blüthe standen und wir demnach im
Stande waren, genaue Vergleichungen anzustellen.
Die Resultate theilen wir hier mit.
Nach Leroy bringt die eine der beiden Arten
auch regelmässig reife Früchte hervor. Aussaat-
Versuchc; die mit letzteren gemacht wurden, haben
nur Formen derselben, aber nie von der anderen Art
gegeben, so dass die Ueberzeugung von der spe-
zifischen Natur beider Arten wesentlich bestärkt
wurde. Wir glauben unsere Dankbarkeit gegen
Leroy für seine freundlichen Mittheilnngen nicht
besser an den Tag legen zu können, als wenn er
uns erlaubt, seinen Namen auf die Pflanze, die er
zuerst genau studirt und beobachtet hat, zu über-
tragen, zumal der Gartenname Aralia japonica, den
die Pflanze hier und da besitzt und der schon
längst für eine andere gebraucht wurde, auch ein
falsches Vaterland bezeichnet, nicht beibehalten wer-
den kann. Die Pflanze wächst in Nordamerika.
1. Aralia Leroana C. Koch: Spinosa; Petioli
puberuli; Foliola supra aspera aut denique glabrins-
cula, acuta aut acuminata, subtus pubescentia. ghui-
cescentia; Panicula sessilis, contracta, ramis elonga-
tis, denuo ramosis, ramulis ubique umbelliferis; Flo-
res minores.
Die Pflanze bildet einen verhältnissmässig ziem-
lich dicken, markigen, sich wenig verästelnden Sten-
gel mit grauweisslicher Rinde. Stacheln befinden
sich nur einzeln an ihm und ebenso au den unte-
ren Seiten der Blattstiele und der Blattrippen. Die
sehr grossen, doppelt- und dreifach gefiederten Blät-
ter bestehen aus eirunden oder eirund -länglichen
Blättchen, welche gewöhnlich zu 13 an einem ge-
meinschaftlichen Stiele sitzen und auf der Oberfläche,
selbst bei älteren Exemplaren, wenigstens auf den
Mittelnerveu und deren Aesten, mit kurzen Haaren
besetzt sind. Die Unterfläche ist dagegen dicht-
47
370
weichhaarig und hat eine graiibhiu- grüne Farbe.
Der Rand ist gesägt.
Arn Ende des Hauptstammes und der wenigen
Aeste, aber stets von 2 und 3 Blättern an der
Basis umgeben, befindet sich die grosse, kurz- aber
weichhaarige Rispe. Die 6 bis 9 Hauptäste stehen
so dicht beisammen, dass sie einen dokleniormigen
Blüthenstand zu biklen scheinen, und verästeln sich
an ihrer ganzen Länge von Neuem. Jedes dieser
Aestchen trägt an kurzen Stielen wiederum kleine
Dolden mit ebenfalls sehr kleinen und kurzgestielten
Blüthen von gelblich-grünlicher Farbe. Sowohl die
Aestchen, als die Doldenstiele, haben an ihrer Basis
kleine, längliche oder lanzettförmige Deckblätter von
trockenhäutiger Substanz.
Kaum die Spur eines Kelches ist vorhanden,
während die (wie es scheint) stets aufrechten Blu-
menblätter zeitig abfallen. 5 Staubgefässe und 5
Griftel. Die Frucht ist uns unbekannt.
2. x\.ralia spinosa L. cod. No. 2181: Spino-
sissima; Petioli glabri; Foliola oblongo-lanceolata,
cuspidata, glabra, subtns glaucescentia; Panicnla
pedunculata, elongata; Eanii alterni, denuo raniosi:
raniulis [ilcrumque ad apicem solum umbelliferis;
Flores majores.
Im Habitus ähnelt diese Art der vorigen, unter-
scheidet sich aber bei dem ersten Anblick durch
die grössere Menge von Stacheln am Stengel, sowie
an den Blättern, und durch die mehr grüne Rinde
des ersteren. Die Blätter sind ebenfalls zwei- und
dreifach zusammengesetzt und nehmen einen be-
deutenden Umfang ein. Die Blättchen selbst, deren
Anzahl sich auch wieder wie bei der vorigen verhält,
sind kleiner, mehr länglich und verschmälern sich
am obern Ende in eine gezogene Spitze. Ober-
und Unterfläche sind meist völlig unbehaart, obwohl
auch die letztere blaugrün erscheint. Die Bezah-
nung ist oberflächlich.
Abweichend von voriger Pflanze ist der Blü-
thenstand, da er deutlich gestielt erscheint und seine
Aeste weit entfernter stehen, so dass er ein pyra-
midenförmiges Ansehen erhält. Die Blüthendolden
entwickeln sich in der Regel nur an der Spitze der
Aestchen und verkümmern an den Seiten. Aeste
und Aestchen haben an ihrer Basis kleine, fast
trockenhäutige Deckblätter. Die Blüthen erscheinen
bedeutend grösser und scheinen weniger zu verküm-
mern, als es bei der Aralia Leroaua der Fall ist.
Die Blumenblätter sind jedoch länger und schlagen
sich stets, bevor sie abfallen, zurück. Früchte habe
ich ebenfalls nicht gesehen.
Obwohl diese Pflanze ohne Zweifel die echte
Aralia spinosa L. ist, so kommt sie doch in den
Gärten, wenigstens in Deutschland, weit seltener
vor. Gewöhnlich wird bei uns als Aralia spinosa
oder japonica die zuerst beschriebene Art, also die
Aralia Leroana, kultivirt. Wann diese eingeführt wor-
den ist, wissen wir nicht und ebenso wenig, in welchen
Staaten Nordamerika's sie wächst. Mehrern Floristen
genannten Staatenbundes scheint sie bekannt gewe-
sen zu sein ; sie unterschieden sie aber nur als Form.
Es ist dieses vor Allem mit Pursh der Fall.
Die echte Aralia spinosa L. wurde zuerst von
dem Engländer Ray als Arbor indica, fraxini folio,
cortice spiuoso im Jahre 1686 erwähnt und von
dem englischen Missionar Banister in der 2. Hälfte
des 17. Jahrhundertes von Virginien aus nach Eng-
land gesendet, von wo sie nach Holland kam und
in dem medizinischen Garten zu Amsterdam von
Commelin kultivirt wurde. Der Name Aralia ist
die einheimische Benennung einer anderen, in Ca-
nada und sonst in Nordamerika wachsenden Pflanze
dieses Geschlechtes, nämlich der Aralia racemosa L.
Vaillant und Tournefort, 2 Pariser Botaniker, schei-
nen ziemlich zu gleicher Zeit, nämlich zu Ende des
17. Jahrhundertes, die Benennung Aralia in der
Systematik eingeführt zu haben.
Die 3 Friedhöfe der Stadt Paris
in giivtnmfdjrr .tjinfidjt.
Man wird sich wundern und soga>r vielleicht
fragen, was haben die Todten mit Pflanzen und
Blumen zu thun, dass sogar in einer gärtnerischen
Zeitschrift ein besonderer Artikel darüber gedruckt
wird? Und doch ist nichts im Stande, ein schöneres
Sinnbild der Auferstehung zu geben, als liebliciie
Blumen auf Gräbern, als wenn ferner der Fried-
hof in einen freundlichen Garten umgeschaft'en ist.
Der Name ^ Gottesacker", so bezeichnend er auch
sonst sein mag, hat lange schon der Benennung
Kirch- oder Friedhof weichen müssen; der Todten-
gräber heisst jetzt Friedhofsgärtner. Der Tod hat
eine freundlichere Gestalt angenommen. Das Herz
derer, die über den Verlust eines theuren Gliedes
der Familie tief trauern, wird inmitten der freund-
lichen Umgebungen milder gestimmt. Wo das Grab
mit Blumen geschmückt ist, kann wohl Wehmuth
den Menschen ergreifen, aber das Grässliche, was
sonst der Tod mit sich führt, verliert sich beim An-
blick derselben.
Schon die Alten schmückten ihre Gräber. Die
Mohammedaner betrachten ebenfalls ihre Friedhöfe
keineswegs als einen Ort der Trauer, und geben
sich auf ihnen gern der Freude hin. Unter den
dort gepflanzten Bäumen vereinigen sich des Abends
Bekannte zu gemeinschaftlicher Lust. Scherbet und
Süssigkeiten werden gereicht und Töne erklingen
auf den Saiten, oft um zu tanzen und zu springen.
371
Bei Japanesen und Chinesen findet mau eben-
falls die Friedhöfe in Gärten umgewandelt; man
liebt auf den Gräbern, wie bei uns, Blumen und
Gehölze mit abwärtsgebogenen Aesten und liängeu-
den Zweigen. Nur Juden scheinen auf den Grä-
bern ihrer Lieben und auf ihren Friedhöfen über-
haupt freundliches Grün und lieblichen Blüthen-
schmuck nicht zu lieben. Nackte, in der Regel
weisse Steine decken die Stelle, wo der Todte liegt,
oder stehen, oft ohne weiter behauen zu sein, grade
in di.e Höhe. Im Oriente sieht ein jüdischer Kirch-
hof einer Ruine mit durcheinander geworfenem Ge-
steine ähnlicher, als einem Orte, wo unsere dahin-
gegangenen Todteu ruhen.
Wir haben früher schon einmal einen Friedhof,
und zwar den in Frankfurt a. M. (6. Jahrgang S.
186), besprochen. Wir finden vielleicht auch einmal
Gelegenheit, über die Berliner etwas zu sagen; für
jetzt wollen wir aber über die gärtnerischen Zustände
der Pariser Friedhöfe um so mehr Einiges sugen,
als namentlich der Eine, Pfere Lachaise genannt,
nach mehrern Hinsichten hin eine gewisse Berühmt-
heit erlangt hat und auch von Fremden vielfach
besucht wird. Dass Fricdiiöfe für eine Stadt mit
1 }^ Millionen Einwohnern eine Bedeutung haben
müssen, liegt klar vor; aber eben deshalb verlangen
sie vor Allem ein freundliches Gewand, was ihnen
nur Pflanzen und Blumen verleihen können. In
vielen Städten, so in Dreeden, gibt es bestimmte
Tage, wo die Angehörigen die Gräber ihrer Lieben
mit Blumen schmücken und man auf die Kirchhöfe
wandelt, um daselbst das Andenken der Dahinge-
gangenen in stiller Wehmuth zu feiern. Leider sind
in Paris, wie in andern grossen Städten die Kirch-
höfe in der Regel viel zu klein und führen des-
halb den Uebelstand mit sich, dass die Benutzung
des Bodens, um die vielen Todten aufzunehmen,
schon in kurzer Zeit von Neuem geschieht. Will
man in Paris ein Grab nur 5 Jahre behaupten, so
muss man selbst ausserdem noch 50 Frank bezahlen.
2 Quadrat Meter Boden Besitzthum kosten 500 Fr.
(137^ Thli-). Der Arme freilich kann unter diesen
Verhältnissen nicht daran denken, seinen theuren
Todten ein Grab zu geben; für diese wird ein
Graben von 6 — 8 Fuss Breite gemacht, wo man
die Särge neben einander setzt, um sie dann mit
Erde zuzudecken. Schon nach einigen Jahren er-
öffnet man von Neuem die Erde, liest die Knochen
zusammen, und bringt andere Todte an ihre Stelle.
Der Friedhof Pfere Lachaise liegt im Osten
der Stadt au einem Berge (Mont- Louis) und mag
ohngefähr 300 Morgen Areal umfassen. Der be-
rülimte Jesuit Pfere Lachaise, Beichtvater Lud-
wig XIV., fand hier einen Zufluchtsort, wenn er
sich von dem geräuschvollen Hofleben zurückziehen
wollte, und schuf den günstig gelegenen Ort zu
einem reizenden Aufenthalte um. Aber auch nach
seinem Tode blieb das Grundstück in den Händen
der damals mächtigen Jesuiten und war der (Jrt
der Ueppigkeit und des grössten Luxus. Von hier
aus sind manchmal die Geschicke Europa's geleitet
worden.
Mit der grossen Revolution wurden die Jesuiten
verjagt und das Grundstück kam von einer Hand
in die andere, bis es 1804 von der Stadt angekauft
wurde, um in einen Friedhof umgewandelt zu werden.
Der damals berühmte Architekt Brongniart,
der zuerst in Frankreich versuchte, die Gartenkunst
wiederum von der Architektur etwas unabhängig
zu machen und der zu den heutigen Elysäischen
Gefilden den Grund legte, wurde beauftragt, die
Umänderung des dereinstigen Sitzes des üppigsten
Lebens in einen Ort der Trauer umzuändern. Es
scheint sogar, als wenn Brongniart selbst die
erste Idee dazu gegeben hätte. Bei der Anlage ging
er von der Ansicht aus, dass er vor Allem dem
Tode das Schreckliche nehmen müsse, was dadurch
am meisten geschehe, dass der Friedhof in einen
freundlichen Garten umgewandelt werde. Der trau-
ernde Mensch bedürfe vor . Allem lieblicher Umge-
bungen.
Leider mussten die anmuthigen Haine, die sciiö-
nen Baumgruppen, die Rasenplätze, welche Bron-
gniart schon vorgefunden oder neu angelegt hatte,
schon bald um so mehr weichen, als die sich rasch
vergrössernde W^eltstadt zunahm und auch die Zahl
derer, die täglich starben, in einer zu dei' Ausdehnung
des Friediiofes nicht im Verhältniss stehenden Weise
alle Jahr mehr anwuchs. Das schöne Landhaus
des Pfere Lachaise wurde niedergerissen, um einer
einfachen Kapelle, welche noch jetzt dasteht, Platz
zu machen. Dem Architekten Brongniart aber,
der sich grosse Verdienste um die erste Einrichtung
des Friedhofes erworben, haben die Familie und
zahlreiche Freunde ein zwar einfaches, aber bezeich-
nendes Denkmal setzen lassen.
Sechs Jahrzehende sind seit der Umwandlung
des Landsitzes in einen Friedhof verflossen. Von
all' dem Schönen, was der Friedhof in den ersten
10 Jahren gehabt haben mag, findet sich kaum
noch etwas vor. Die alten Bäume haben Griibern
Platz machen müssen und neue hat man gepflanzt,
aber ohne allen Zusammenhang und ohne ihnen
auch nur die geringste Sorgfalt zu widmen. Auch
existiren die früheren Rasenplätze und Rabatten
jetzt nicht mehr. Die Gräber reihen sich be-
reits so dicht an einander und sind in der Regel
mit so schweren Denkmälern besetzt, dass es kaum
möglich ist, zwischen ihnen sich durchzudrängen,
um einige der letztern, die wegen ihrer Schönheit
47*
372
oder sonst unser Interesse in Anspruch nehmen,
genauer zu betrachten.
Schlecht gepflasterte Wege ziehen sich im obern
Theile, der wahr^cheinlicli erst später angekauft
wurde, dahin, und noch schlechtere Fusspfade brin-
gen den Wanderer zwischen Brenn-Nesseln, Klette,
Schierling und andern Unkräutern zu dem einen
oder andern der schönern Monumente. Der Fried-
hof P^re Lachaise hat völlig seine ursprüngliche
Bedeutung verloren.
Man kann iu der That nicht begreifen, dass
eine Stadt, wie Paris, wo jetzt im Allgemeinen so
sehr viel für die Verschönerungen geschieht, grade
einem so gewichtigen Friedhofe, der eine grosse
Reihe von Gräbern berühmter Männer besitzt und,
wie schon gesagt, Denkmäler einschliesst, welche
selbst als Kunstgegenstände eine Bedeutung haben,
so wenig oder eigentlich gar keine Sorgfalt zuwen-
det. An einigen Stellen ist selbst eine Wildniss
vorhanden, wie man sie gar nicht erwarten sollte.
Wo man so viel durch den Verkauf des Bodens
verdient, müsste man doch einigermassen wenigstens
auf Sauberkeit Rücksicht nehmen, wenn man auch
die Ausgaben für Eleganz scheut.
Pfere Lachaise besitzt eine i'eizende Lage an
einem Berge. Oben angekommen, hat man eines
der grossartigsten Panorama's über die ganze Stadt
bis zu den gegenüberliegenden Höhen von St. Cloud
und dem Munt Valerien. Leider geht es Paris, wie
den meisten anderen Städten, welche in kürzester
Zeit ungemein zugenommen haben, dass das Ver-
hältniss der Kirchen zu der Einwohnerzahl nicht
mehr normal ist, dass es demnach an hohen Thür-
men fehlt, welche mitten im Häusergewirr eine
wohlthuende Unterbrechung geben. L'nsere deut-
schen Städte, welche in dem Mittelalter blühten,
wie Erfurt, Nürnberg, Lübeck u. s. w., zeichnen
sich grade durch den Reichthnm an Kirchen und
Thürmen aus. Nichts desto weniger bleibt immer
der Anblick von der Höhe des Pfere Lachaise einer
der grossartigsten, welchen mau haben kann.
Ein breiter Weg führt von der Hauptpforte
aufwärts nach der Kapelle und ist auf beiden Sei-
ten mit dem pyramidenförmigen Lebensbaume (nicht
mit Cypressen, wie man gewöhnlich sagt) bepflanzt.
Cypressen sind überhaupt auf dem ganzen Kirch-
hofe weniger vorhanden, am meisten noch auf der
südösthchen Seite. Zwei andere breite Wege ge-
hen diesem Hauptwege ziemlich parallel ebenfalls
aufwärts und selbst über die Kapelle hinaus bis an
das nordöstliche Ende. 3 eben so breite Querwege
durchschneiden in fast nordsüdlicher Richtung den
Friedhof und werden an ihrem gegen Norden lie-
genden Ende wiederum durch einen Längs-, auf
der andern Seite aber durch einen in Schlangen-
windung aufwärts steigenden Weg verbunden. Eben-
falls sind es hier Lebensbäume in Pyramidenfurm,
welche hauptsächlich angewendet sind, doch findet
man ausser Cypressen auch Linden und Rosska-
stanien, welche beide leider Mitte August schon fast
ganz entlaubt waren, ferner Ulmen und Akazien,
als Gebüsch auch Phillyreen und den südländischen
Kurzdorn mit immergrünen Blättern (Rhamus Ala-
ternus), sowie viel Hollunder (Sambucus nigra) und
die kleinblättrige Ulme, als Einzelbäume endlich
weniger Trauerweide, aber häufiger Cypressen und
vor Allem wiederum Lebensbäume in Pyramiden-
form.
Es sei uns gestattet, auch einige Worte über
die Gräber berühmter Männer und über die Denk-
mäler, welche man ihnen hier gesetzt, zu sagen.
Am meisten wird das Mausoleum von Ab^lard und
H^loise, den Schutzpatronen der Unglücklich -Lie-
benden, von Parisern und auch von Fremden be-
sucht und stellt auch eins der schönsten Denkmäler
dar. Der steinerne Sarg selbst mit den Bildnissen
und den Resten der beiden Liebenden stammt aus
dem 12. Jahrhunderte und ist einige Male versetzt
worden, bevor er hier aufgestellt wurde. Neuer-
dings erhielt ei- nach dem damaligen Gescbmacke
einen Ueberbau.
Das einzige Denkmal, was vollkommen freisteht
und dem man einigermassen noch vSorgfalt zuwen-
det, ist das von Casimir Parier. Die Stadt Paris
hat es dem berühmten Minister Louis Philipp's ge-
setzt. Das Standbild selbst ist aus Erz gegossen
und ruht auf einem prächtigen Piedestal. Durch
Schönheit zeichnen sich ferner aus die Denkmäler einer
Fürstin der Wallachei: Marie Bibesco, des Generals
Foy, von David angefertigt, des Duc Decrt;s, Mi-
nisters unter Napoleon L, das von Cambac^res, von
Mass^ua, von Lef^bre, des Generals Gourgaud, der
Napoleon nach Helena begleitete, des Adniirals
Sidney Smith, der Marschälle Ney, Maedonald und
Suchet, ferner Rothschild's u. s. w. Wunderlich
nimmt sich das 100 Fuss hohe Mausoleum eines
kaiserlichen Konsuls, Felix de Beaujour, aus. Von
berühmten Männern und Frauen, die hier begraben
liegen und denen man zum Theil ebenfalls schöne
Denkmäler gesetzt hat, nennen wir: die Philosophen
Volney imd SaintSimon, die Naturforscher Laplace,
Parmentier, Gay-Lussac, GeofFroy-St.-Hilaire, Arago,
Latreille, Gall, Raspail u. s. w., den Chirurgen Du-
puytren, die Schriftsteller und Dichter Molinie, Ra-
cine, Lafontaine, 'Madame Genlis, Laharpe, Boerne,
Bcranger u. s. w., die Schauspieler Talma, Jladame
Rachel u. s. w., die Bildhauer David, Danton, Car-
telliep, die Komponisten Gretry, Boieldieu, Bellini,
Chopin u. s. w.
Weit hübscher und besser gehalten ist der Fried-
373
liof, welcher den Namen Mont Parnasse führt.
Er liegt auf der Südseite der Stadt Paris , nicht
weit von der sogenannten West-Eisenbahn, welche
auch auf der linken Seite der Seine nach Versailles
führt. Eist 1824 wurde er angelegt und, wie man
sich denken kann, ist er ebenfalls längst mit Grä-
bern dicht besetzt, doch befinden sich diese keines-
wegs so eng an einander, wie im Friedhofe P^re
Lachalse. Eine schöne Linden -Allöe führt vom
Haupteingange quer durch und schneidet eine an-
dere ziemlich in der Mitte, welche von Nordwesten
kommend den Friedhof quer durchläuft und in Süd-
ost endet. Da die Linden so gezogen sind, dass
die Aeste nach innen sich in schönen Bogen einan-
der zuneigen, so schützen sie die ganze hcisse Zeit
im Sommer hindurch gleich einem Baldachin gegen
die brennenden Sonnenstrahlen. Eine gleiche Lin-
den-All^e führt auch im Anfange quer durch von
einer Seite zur andern.
Da, wo die beiden Haupt-All(5en sich schneiden,
ist ■ ein hübsches Rundtheil (Rondel). Eine Eoth-
tanne bildet in ihm den Mittelpunkt und wird von
einem Kranze buntblühender Lantanen und einem
zweiten der reichlich blühenden Tagetes signata pu-
mila umgeben. Das dunkele Grün der genannten
Konifere wird durch die heilen Farben der Lanta-
nen und der Tagetes sehr gehoben, die wiederum
deshalb um so mehr leuchten. Dann folgt rings-
herum ein ziendich breites Rasenstück, auf dem re-
montirende Rosen eingepflanzt sind. Damit diese
um so mehr hervortreten, ist um jeden Rosenstock
ein schmaler Weg mit röthlich- gelbem Sande be-
deckt, angebracht.
Der Rasen selbst wird durch eine über 3 Fuss
breite Rabatte eingefasst. Auf ihr stehen ziemlich
dieselben Blumen, wie man sie auch sonst zu glei-
chen Zwecken in Paris, besonders im Luxemburg-
Garten, angewendet sieht. Baumartig - gezogener
Flieder von massigem LTmfange der Krone und
Rosenstöcke wechseln daselbst in ziemlicher Ent-
fernung von einander ab. Dazwischen stehen ver-
schiedene Stauden, weniger Sommergewächse, wie
die kanarischeu Wucherblumen (Argyranthemum
oder Chrysanthemum frutescens, foeniculaceum und
pinnatifiduni), Gaura Lindheimeri, Cosmos bipinnatus
u. s. w., umgeben von in feuriger Farbe blühenden
Scharlach-Pelargonien. Die letzte Einfassung bildet
nach aussen das bnntblättrige Pelargonium Manglesii
mit den kleinen, rosafarbigen Blüthen, nach innen
hingegen blauviolette Verbenen.
Ausser diesen von Linden eingefassten, der
Länge und der Quere den Friedhof durchlaufenden
Hauptwegen wird derselbe noch in einer Entfer-
nung nach rechts und links von schmaleren Wegen
durchzogen, die aber wiederum von pyramidenför-
migen Lebensbäumen auf beiden Seiten eingefasst
sind. Lebeusbäume und Cypressen, weniger Trauer-
weiden, findet man sonst noch an den Gräbern.
Diese hat man meist mit Marmorsteinen, welche
den Namen, den Tag der Geburt und des Todes
des Verstorbenen als Aufschrift tragen, bedeckt.
Doch fehlt es auch im Mont Parnasse nicht an sehr
hübschen Denkmälern. So ist gleich Anfangs, wo
die barmherzigen Schwestern ihre letzte Ruhestätte
finden, das Denkmal eines Fräulein von Spiegel in
blendend- weissem Marmor mit dem vorzüglich ge-
arbeiteten Bilde der Verstorbenen in sitzender Stel-
lung vorhanden. Nicht weit davon liegt auch die
Schwester Rosalie Rendu begraben, bekannt durch
ihre sorgfältige Pflege der Verwundeten im Krim-
kriege.
Von berühmten Todten nennen wir noch die
beiden Chirurgen Jacques Lisfranc und Boyer, den
Weltumsegier Dumont d'Urville, den Duc de Cador
und Boulay de la Meurthe.
Auf der rechten Seite, wenn man eintritt, fin-
det man auch viele Gräber nicht mit Steinen be-
deckt. Diese sind, wie bei uns, mit Blumen be-
pflanzt und bieten einen freundlichen Anblick dar.
Wo flache Steine das Grab bedecken, sieht man
allerhand Florblumen in Töpfen darauf gestellt.
Auch Kränze, hauptsächlich von Immortellen, künst-
liche Blumen, allerhand Zierrath, besonders von
Glasperlen u. s. w., werden ausserdem auf die Steine
gelegt oder sonst angebracht. Am meisten gefielen
uns die kleinen Gypsfiguren betender Kinder oder
der Jungfrau Marie.
Dem Mont Parnasse entgegengesetzt liegt am
westlichen Fusse des berühmten Hügels Montmartre
der älteste Friedhof (Cimetifere du Nord oder
de Montmartre). In gärtnerischer Hinsicht bietet
derselbe nichts Neues dar; etwas besser, als der
P^re Lachaise, wird er erhalten, vermag aber lange
nicht einen so freundlichen Anblick zu gewähren,
wie es vor Allem die Friedhofe der grossen und
zum Theil auch der übrigen Städte Deutschlands
thun. Der Friedhof des Montmartre ist an Grab-
mälern berühmter Menschen und an Denkmälern
zwar weit reicher, als der Mont Parnasse, steht
aber um ebensoviel darin dem P^re Lachaise nach.
Unter den berühmten Todten, welche hier be-
graben liegen, befindet sich auch Heinrich Heine,
ferner die Herzogin von Abrantes, die bekannte
Schriftstellerin, der Komponist Zeuuer, der Maler
Paul de la Roche, die Republikaner der neuesten
Zeit: Marrast und Cavaignac, ferner Meueval, der
bekannte Sekretär Napoleon's L, Graf Daru u. a. m.
374
Allerlei
ans der (läi'tiierci und Pflanzenknnde.
IX.
(Schluss.)
Im Obst- und wolil auch im Gemüsebau sind,
so grosse Fortschritte wir auch in neuerer Zeit ge-
macht liaben, uns die Franzosen unbedingt überle-
gen. Es sei uns gestattet, nur einige Beispiele vor-
zuführen, welche Bedeutung Obst- und Gemüsebau
in einigen Gegenden Frankreichs besitzen. Im Jahre
1862 hat allein Bordeaux an frühzeitigem Gemüse
und an frühzeitigen Früchten auf der Eisenbahn
nach Paris während der Zeit vom 13. April bis
30. August 18(32 nicht weniger als 1.^ Jlillionen
Kilogramme, also gegen 30,00U Centner, ausgeführt;
davon kam allein auf den Monat Mai ziemlich die
Hälfte. Es waren hauptsächlich Erbsen, Erdbeeren
und Kirschen, sjjäter auch Aprikosen, Pflaumen imd
Weintrauben. Die Ausfuhr hat sich selbst im fol-
genden Jahre noch mehr gesteigert, denn während
derselben Zeit wurde auf derselben Eisenbahn, al-
lerdings aus dem ganzen Departement der Gironde,
das Doppelte (also 60,000 Ceutner) weiter geführt.
Das geschah nur auf der einen Strasse. Zu
Schiffe führte Bordeaux dagegen in den Jahren
1862 und 1863 an frischen Gemüsen und Früch-
ten 6,400 Gentner, au getrockneten aber die luige-
heure Summe von 260,000 Centnern aus. Wenn
man nun noch bedenkt, dass dabei weder getrock-
nete Erbsen, noch Bohnen, noch Kartoffeln inbe-
griffen waren, so steigert sich noch die Bedeutung
ungemein.
Nicht geringer ist die Ausfuhr aus einer an-
deren Stadt Frankreichs, aus Angers. Baptiste
Desportes, der Geschäftsführer in den Leroy'-
schen Baumschulen, hat eine Broehüre über diesen
Gegenstand veröffentlicht und uns mitgetheilt. Aus
ihr entnehmen wir folgende Data. An Obst- und
Ziergehölzen sind im verflossenen Winter IS^'/gi
nach verschiedenen Gegenden Frankreichs, nach
Belgien, Holland, England, Deutschland, nach der
Schweiz, nach Spanien, Portugal und nach Ame-
rika abgesendet: 1,550,000 Kilogr. (15,500 Ctr),
an Gemüsen hingegen vom Monat Juli 1862 bis
Ende Februar 1864 nur allein durch die Eisen-
bahn: 2,200,000 Kilogr. (44,000 Ctr) Aepfel und
Birnen, 65,400 Kilogr. (1,308 Ctr) Erdbeeren und
79,000 Kilogr. (1,580 Ctr) Kirschen. Was das
Gemüse anbelangt, so wurden während der Monate
März und April allein versendet: 785,000 Kilogr.
(15,700 Ctr) Blumenkohl und davon allein y^ nach
Paris. Dieses erhielt ausserdem in genannter Zeit
120,000 Kilogr. junge Erbsen, 25,000 Kilogr. grüne
Bohnen und mehr als 300,000 Stück kultivirten
Löwenzahn (^Pissenlit, Leontodon Taraxacum L.), eine
in ganz Frankreich allgemein, hauptsächlich als Sa-
lat beliebte Speise. Die Eisenbahn von Angers
nach Paris hat während dreier Monate für den
Transport der letzteren nicht weniger als 30,000
Frank Fracht erhoben.
Im Süden von Frankreich , wo Gemüse und
Früchte wenigstens 14 Tage früher reifen, hat man
bereits Anstalten getroffen , um beides rasch nach
Paris zu bringen. Auf den Stationen, wo in der
Nähe Gemüse und Früchte in reichUcher Menge
gezogen werden, existiren bereits Unterhändler
(Agents centrals), an die man die Körbe mit früh-
zeitigem Gemüse und mit Früchten abgibt. Durch
diese wird es rasch nach Paris gesendet, wo wie-
derum ein Gemüsehändler sie in Empfang nimmt,
um sie in der gi-ossen Gemüse- und Fruchthalle
zum Verkauf zu stellen. Unter spezieller Aufsicht
der Behörde werden die Körbe versteigert und
Wiederverkäufer setzen den Inhalt im Einzelnen
weiter ab. Diese aus dem Süden eingesendeten
Gemüse und Früchte werden so rasch verkauft,
dass mit der Zeit immer bedeutendere Mengen
nach Paris gesendet werden. Bereits betreibt ein
solcher Zwischenhändler, Ch. Dutaillv, die Sache
im Grossen und sowohl die Züchter, als die Unter-
händler finden ihre Rechnung.
Bei der letzten Ausstellung von Früchten mid
Herbstblumen in Paris sahen wir auch Georginen
in neuen Formen. Bekanntlich lieht man neuer-
dings nicht mehr die Georginen, wo alle Röhren-
blüthchen sich in Strahlenblüthchon umgewandelt,,
sondern wo diese und die Stralilcnblüthchcn die
Form von weiten Zellen angenommen haben. Man
nennt diese jetzt bienenzellige. Von dieser Form
haben wir nun in Paris Blüthenkörbchen oder, wie
man gewöhnlich sagt, Blumen gesehen, wo am
Rande die weiten Zellen sich verlängert hatten ; da-
durch war aber wiederum eine Art Strasse ringsum
entstanden. Noch hatte sich die Form nicht in
ihrer grössten Vollkommenheit gezeigt, wird es
aber wohl in nächster Zeit thun.
Wir fügen einige Persuual-Notizen hinzu. Einer
unserer tüchtigsten Pflanzen-Physiologen, Professor
Schacht in Bonn, ist am 20. August gestorben.
Die Botanik, sowie die Gärtnerei, verlieren an ihm
sehr viel. Seine physiologischen Arbeiten haben
Anerkennung gefunden, aber auch mehre der po-
jmlär gehaltenen Schriften, wie z. B. die über den
Baum, sind im weiteren Kreise bekannt. Auch Dr.
Junghuhn, der sehr lange Zeit auf Java lebte,
aber auch die übrigen Sunda-Inselu vielfach bereist
hat, Ist am 7. Juni gestorben. Ihm verdanken wir
nächst Blume und Hasskarl vor Allem die bo-
375
tanische Kenntniss Java's und der übrigen Inseln.
Endlich ist Fergusson, der 28 Jahre lang dem
botanischen Garten in Belfast vorgestanden hat, im
verflossenen Sommer gestorben. Dagegen ist Dr.
Schübeier in Christiania, dem wir über die geo-
graphische Verbreitung der Gehölze und vor Allem
der Kulturpflanzen im hohen Norden viel verdan-
ken und der erst vor Kurzem ein interessantes
Werk darüber veröfi'entlicht hat, zum Professor der
Botanik und Direktor des botanischen Gartens da-
selbst ernannt worden. Endlicii hat der jetzige
Besitzer der Appelius' sehen Gärtnerei in Erfurt,
Inspektor Jühlke, für seine vielfachen Verdienste
um die Gärtnerei und in Rücksicht auf seine frü-
here Tliätigkeit als Lehrer und Gärtner an der land-
wirthschaftlichen Akademie in Eldena bei Greifswald
den Titel eines Königlichen Gartendirektors erhalten.
Es liegen uns eine grosse Reihe von Verzeich-
nissen vor, über die wir nur kurz berichten wollen,
um auf sie aufmerksam zu machen.
1. Eine Gärtnerei, welche bei uns noch wenig
bekannt ist, aber wegen ihrer Neuheiten und Zu-
verlässigkeit Beachtung verdient, ist die von Lier-
val in Paris (Rue de Villiers 42, quartier des Ternes).
Als wir sie im August und wiederholt im Anfang
Oktober besuchten, sahen wir sehr schöne neue
Pflanzen, die eben erst eingeführt waren. Der
Raum erlaubt uns nicht, hierauf näher einzugehen,
hoft'entlich finden wir aber noch Gelegenheit, aus-
führlich darüber zu sprechen. Näheres findet man
in seinem Extrait du catalogue gen^ral des plantes.
Ganz besonders machen wir aber auf seine neuen
perennirenden Phlox aufmerksam, da diese an Far-
benpracht das Schönste darbieten; was wir bis jetzt
gesehen.
2. Catalogue de l'^tablissement d'introduction
de plantes nouvelles et rares de Groenewegeu
& Co. in Amsterdam No. 12. Wir haben schon
mehrmals Gelegenheit gehabt, über Pflanzen aus
dieser Gärtnerei zu sprechen und werden auch
später manchmal auf sie zurückkommen. Der Be-
sitzer steht hauptsächlich mit den überseeischen
Kolonien der Niederlande in Verbindung, weshalb
man grösstentheils Pflanzen der Snndainseln und
der niederländischen Guiana daselbst findet.
3. Etablissement horticole de Louis van
Houtte Nr. 104. Catalogue de plantes de serres.
Das grossartige Etablissement von Louis van
Houtte in Gent ist so allgemein bekannt, dass
wir kaum etwas darüber zu sagen brauchen. Nur
ein Blick in das 100 Seiten umfassende Verzeich-
niss, was nur Warmhauspflanzen enthält, zeigt uns
den grossen Reichthum.
4. Preis - Verzeichniss von Topf- und Land-
pflanzen des Danneel'schen Gartens in Berlin.
Unter der umsichtigen Leitung des Obergärtners
Pasewa Idt vergrössert sich dieses Etablissement
von Jahr zu Jahr. Ausgezeichnet war es Anfangs
durch seine Blattpflanzen des Warmhauses und
durch die neuen Einführungen, durch seine Dra-
cäneen, Azaleen u. s. w. Jetzt finden wir fast au( h
sämmtliche Blüthensträucher des Kalthauses, wie
Pelargonien, Fuchsien u. s. w., auch viele Florblu-
men, wie Gloxinien u. s. w., in schönster Auswahl.
5. Supplement et extrait du catalogue des
plantes disponibles dans l'^tablissement horticole de
Jean Verschaffelt a Gand. Während im vori-
gen Kataloge die Warmhauspflanzen vorherrschen,
sind es hier die Kalthauspflanzen und vor Allem
die baumartigen Lilien. Jean Verschaffelt be-
sitzt ohne Zweifel die schönste Sammlung von
Agaveen.
G. Preis-Verzeichniss von Rudolf Abel & Co.
in Wien. Der Inhalt ähnelt dem, wie er uns aus
den Verzeichnissen der grösseren Erfurter Gärtne-
reien bekannt ist. Neben verschiedenen Sortiments-
blumen werden Sämereien von Gemüsen, Blumen,
Forstbäumen u. s. w. angeboten.
7. Supplement zum Hauptkataloge No. 44. der
Handelsgärtnerei in Plicken bei Gumbinnen von .T.
Reitenbach ist eigentlich mehr ein Auszug für
den allgemeinen Verbrauch.
8. Alnarps Trädgardar. Verzeichniss der
im landwirthschaftlichen Institut zu Alnarp bei Malmö
abgebbaren Obst- und Forstgehölze, Blüthensträu-
cher und Stauden. Besonders interessant, weil man
daraus ersieht, was dort gedeiht.
9 — 15. Es sind uns eine Reihe von Ver-
zeichnissen über Blumenzwiebeln eingegangen, wo
wir aus Mangel au Raum nur die Namen der be-
treftenden Gärtnereien nennen können. Von deut-
schen liegen uns vor: die Verzeichnisse von L.
Späth in BcrUn, von Schlebler & Sohn in Celle
und von Geitner in Planltz bei Zwickau, von
holländischen hingegen die von Gebrüder Eide-
ring in Overveen und von A. Zandvliet in Sas-
senheim bei Plaarlem, endlich ausserdem die von
Louis van Houtte in Gent und Vilraorin-An-
drieux in Paris.
Wir gehen zu Verzeichnissen von Obst- und
Ziergehölzen über.
16. Preisverzeichniss der Gorbitzer Obstbaum-
schule bei Dresden von Hermann Goethe. Der
Besitzer hat zwar einem ehrenvollen Rufe nach
Karlsruhe Folge geleistet, seine Obstbaumschulen
werden aber in derselben musterhaften Weise, wie
früher, forterhalten.
17. Die Obstbaumschule der Herrschaft Hart-
wigswalde bei Camenz (in Schlesien) hat beson-
ders Werth für Schlesien, da sie hauptsächlich die
376
guten Sorten enthält, welche auch in Schlesien ge-
deihen.
18. Verzeichniss über Obstbäume, Ziersträu-
cher, Koniferen u. s. w. von Ottolander und
Hooftman in Boskoop bei Gouda. lieber die Bos-
kooper Baumschulen haben wir früher speziell be-
richtet und vermögen auch jetzt noch dieselben, und
zwar vor Allem die von Ottolander und Hooft-
man, zu empfehlen.
19. Supplement au catalogue de 1863 de l'an-
cien Etablissement d'AndrE Leroy h, Angers. Da
wir bereits ausführlich diese Baumschulen bespro-
chen haben, bedürfen sie weiter keines Kommentars.
20. Catalogue g^n^ral des v^g^taux, disponibles
dans les pEpiniferes de DesfossE-Thuillier k Or-
leans. Die Baumschulen gehören zu den bessern in
Frankreich und erfreuen sich eines guten Rufes.
In allen Buchhandlungen liegt zur Ansicht aus:
Der Garten-Ingenieur,
Handbuch ticr gesaniiuteii Technik des (iartcunesens.
Eine praktische Anleitung
für Gartenbesitzer, Gärtner, deren Gehülfen und
Lehrlinge, Ingenieure, Architekten, Maurer- und
ZimmerTneister etc. von
Privat-Garteu-Ingeuieur.
Es sind erschienen:
I. Abth. Die Kulturkasten imd Mistbeete'.
Anleitung zur Anlage und Unterhaltung der Holz-
kasten, gemauerten Kasten, Mistbeetfenster und
Fensterdecken etc.
Mit 5 lithograph. Tafeln. Supscriptionspreis 221^ Sgr.
II. Abth. Die Teppichgärten und deren Anlage.
Eine Sammlung von ■'')1 der neuesten und ge-
schmackvollsten Muster zu Teppichen, deren
Anlage und Beschreibung.
Mit 7 Tafeln in Farbendruck. Subscriptionspreis
1 Thlr 6 Sgr.
III. Abth. Die Gärtnerwohuungen. Die Kanal- und
Ofenheizungen.
Deren Anlage und zweckmässige Eim-ichtung.
Mit 6 lithograph. Tafeln. Preis 1 Tiilr.
IV. Abth. Die praktische Mathematik,
als Vorbereitung zum Planzeichnen, Feldmessen
und Nivelliren.
Mit 8 Tafeln. Preis 1 Thlr 17^^ Sgr.
V. Abth. Die künstlichen Schutz- und Kulturräume.
1. Heft. Die Schutzwändc, Spalier kästen, Ba-
racken oder Nothhäuser. — Die Winter-
häuser.
Mit 5 Tafeln Abbildungen. Preis 25 Sgr.
2. und 3. Heft. Die Kalthäuser, als: Orangen-
haus, — das Kastenhaus mit einseitiger und
mit zweiseitiger Dachfensterlage, — das Kalt-
haus mit Standfenstern, — das KameUienhaus
(für das freie Land), — der Wintergarteu. —
Die Lauhäuser.
Mit 15 Tafeln Abbildungen. Preis 2 Thlr 5 Sgr.
Bis Ende dieses Jahres werden noch erscheinen:
Die Wasserheizungen. — Das warme Gewächshaus. —
Das Wasser, die Wasserarbeiten und Springbrunnen.
Im Jahre 1865:
Die Erdarbeiten. — Das Feldmessen, Planzeichnen
und Nivelliren. — Gewächshäuser eleganter Formen.
— Blumenerker und Blumenstuben. — Gartenmöbel,
Zäune und sonstige Verzierungen.
Das Werk erscheint in monatlichen zwanglosen
Lieferungen und wird Ende 1865 mit der XV. Ab-
theilung vollendet sein. Nach dem Erscheinen tritt
ein bedeutend höherer Ladenpreis ein.
Wir bieten dem Publikum hier ein Werk, wie
es weder Franzosen, Engländer, noch Belgier in
ähnlicher Gründlichkeit, Vollkommenheit und Tüch-
tigkeit aufweisen können und welches von der ge-
sammtcn Kritik günstig aufgenommen und beurtheilt
worden ist.
Berlin. Verlag von Ernst Schotte & Co.
Im Verlage von Julius Kellner in Würz-
burg erschien soeben die zweite, sehr vermehrte
Auflage der
v^ef)einiui|lfe,
oder die Kunst, allen Blumen, wie: Astern, Sca-
biosen, Pelargonien, Zinnien, Senecionen, Pens^e's,
Hosen, Päonien, Gaillardien, Elichrysen und Xe-
ranthemen , nebst den beliebten Schmuckgräseru,
als: Briza minor und maxima,
alle Farben zu gehen und zu trocknen,
nebst der Anweisung, Moos bis in das dunkelste
Grün mit wenigen Kosten herzustellen.
Nach vieljähriger Erfahrung herausgegeben von
Tli. Baixei",
Kunstgäi'tncr zu Würzburg.
In 16 Abtheilungen. Mit einem Nachtrag von
neuen Rezepten.
Preis 1 fl. 45 xr. oder 1 Thlr.
Für die Besitzer der ersten Auflage ist der
Nachtrag apart für 1 fl. 12 xr. oder 20 Sgr. zu
haben.
Obige „Geheimnisse" können von jetzt an nur
durch die Verlagshandlung, sowie durch alle an-
deren Buchhandlungen bezogen werden.
Verlag vou Karl Wiegandt in Berlin,
Eonunandanten-Strassc No. 62.
Druck der C. i^eis ter'schen Buchdruekerei in Berlin,
ZietenPlatz No. 2.
Woehenselmft
des
Vereines zur Steförderiiiig des (larteiibanes in den Königl. Preussischen Staaten
für
No. 48.
(pärtiierei und Pflaii^eifikiflude.
Redakteur :
Ir*r-otessor Dr. Karl Kocli,
General-Sekretair des Vereines.
Berlin, den 3. Dezember
1864.
Preis des Jahrganges 5;^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Die Schmetterlings -Orchideen. (Phalaenopsis Bl.) Vom Obergärtner Kraus. — Eine Kritik der englischen Ausstel-
lungen. — Ueber das Kernobst im Herzogthum Koburg. Vom Ober-Lieutenant Donauer in Koburg. — Karl Koch's
Hült's- und Schreib-Kaleuder für Gärtner und Gartenfreunde auf das Jahr 18()5.
Die Schmetteiiings - Orcliideen.
(['halaciiopsis l!l.)
Vom ' tbergärtnor Krau s.
Die Eintuhriuig der Phalaenopsis Schilleriana
fast zu gleicher Zeit durch den Konsul Schiller
in Hamburg und durch den Pariser Reisenden
Porte und der dadurch entstandene Streit, ob
beide Pflanzen dieselben oder verschieden seien,
hat von Neuem die Aufmerksamkeit auf diese rei-
zenden Orchideen gelenkt; es soll mir auch eine
Gelegenheit sein, durch Mittheilung der Kulturme-
thode, durch die ich bei mir am meisten Resultate
erhalten habe, dem einen oder andern meiner Kol-
legen Anleitung zu geben, wie mau sich am besten
und bequemsten diesen Schmuck in seinen Gevfächs-
häusern verschaffen kann. Da mir Professor Koch
freundlichst das nöthige Material verschafi"t und der
bekannte Orchideenkenner Reichenbach in Ham-
burg vor einigen Jahren in seinen Xenien eine
Monographie des Genus gegeben hat, so will ich
auch versuchen, durch eine Geschichte und Auf-
zählung der Schmetterlings-Orchideen, wie man das
griechische Wort „Phalaenopsis" am besten im
Deutschen wiedergeben kann, das Interesse unserer
Blumen-Liebhaber, namentlich derer, die Gewächs-
häuser besitzen, noch mehr zu erwecken.
Die erste Nachricht von einer Schmetterlings-
Orchidee verdanken wir einem Hanauer Kaufmann,
Rumf, gewöhnlich Rumphius genannt, der in
der 2. Hälfte des 17. Jahrhundertes auf Amboina,
einer der Gewürzinselu oder Molukken, holländi-
scher Unterstatthalter war und die dortige Flor
eifrig studirte. Leider gingen manche seiner Hand-
schriften und seine reiche Pflanzen-Sammlung durch
eine Feuersbrunst zu Grunde. Das, was gerettet
war, hat später Burmann, Professor zu Amster-
dam, unter dem Namen „Herbarium Amboinense"
herausgegeben. Li dem G. Bande genannten Kupfer-
werkes, der 1747 veröffentlicht wurde, findet man
Phalaenopsis amabilis unter dem Namen Angraecum
album majus (S. 99 und auf der 43. Tafel) aufge-
führt und abgebildet. Dass der einheimische Name
Angrek später auf ganz andere Orchideen übertra-
gen wurde, ist bereits früher (2. Jahrg. d. Wochen-
schrift, S. 35) gesagt. Linn^ lernte durch das
Herbarium • Amboinense genannte Pflanze kennen
und besclirieb sie in seinem Systeme wegen der
Schönheit ihrer Blumen als Epidendron ama-
bile. In die europäischen Gärten kam sie jedoch
viel später, wahrscheinlich durch Blume, der sie
auf einer kleinen Insel in der Nähe von Java ent-
deckte.
Der vor 2 Jahren verstorbene Professor Blume
in Leiden, der bekanntlich sehr lange Zeit auf Java
gelebt und sich mit besonderer Vorliebe den Studien
der Orchideen gewidmet hat, erkannte zuerst in
dem Rumf sehen Angraecum album majus den Ty-
pus eines neuen Genus, welches er wegen der Aehn-
lichkeit der Blüthen mit fliegenden Schmetterlingen
Phalaenopsis nannte. Der Art selbst gab er den
Beinamen Ph. amabilis, indem er sie mit der
48
378
Rumf sehen Pflanze und demnach auch mit dem
Linn^'schen Epidendron amabile für identisch
hielt.
Nach der R eich enbach' sehen Monographie
kennen wir jetzt 1 1 Arten :
1. Ph. amabiiis Bl. Diese auf Aniboina, wahr-
scheinlich aber auch auf allen Sunda- Inseln bis
Java vorkommende Art zeichnet sich durch schöne,
grosse Blumen von weisser Farbe aus, die eine
lange Dauer haben, abgesehen davon, dass eine
nach der andern an dem sich verlängernden all-
gemeinen Blüthenstiel erscheint. In England und
meist auch bei uns wird sie gewöhnlich unter dem
Namen Pb. grandiflora, den Lindley aus Ver-
kennung der Art gegeben hat, aufgeführt. Die
wenigen Laubblätter sind in die Länge gezogen
und besitzen eine gleichmässige, hellgrüne Farbe.
2. Ph. equestris Kchb. fil. Diese bereits von
dem in Berlin verstorbenen Professor Mey en wäh-
rend seiner Reise um die Welt auf Jlaniila ent-
deckte Art hat der in Eldena bei Greifswald ver-
storbene Professor Schauer unter dem Namen
Stauroglottis equestris bereits im Jahre 1843
verööentlicht. 5 Jahre später fand sie der Rei-
sende Lobb ebendaselbst und sandte lebende Exem-
plare an Veitch in ICxeter, durch den sie Lind-
ley zur Bestimmung erhielt. Dieser erkannte sie
richtig für eine Phalaenopsis und nannte sie, da er
von Schauer's Pflanze nichts wusste, wegen der
Rosafarbe der Blumen Ph. rosea. Ein Jahr später
machte der jüngere Reichenbach auch darauf auf-
merksam und legte der Orchidee wiederum den zuerst
gegebenen Artnamen „equestris'' bei, den Schauer
wahrscheinlich durch eine Vergleichung mit einem
Rittersterne ertheilt haben mag.
3. Ph. snmatrana Korth. et Rchb. fil. Nur
wenige Monate später wurde sie in der Flore des
jardins du royaume des Pays-Bas als Ph. zebrina
veröffentlicht, ein Name, der auf die gefärbten
Querbänder auf weissem Grunde der Blumenblätter
Bezug hat. Entdeckt wurde sie von dem Reisen-
den der Sunda Inseln, Korthals, auf Sumatra und
durch den Direktor des botanischen Gartens in Bui-
tenzorg auf Java, Teysmann, 1859 im botani-
schen Garten zu Leiden eingeführt, wo sie bis jetzt
wohl noch allein zu finden ist. An Schönheit steht
sie den beiden genannten nach.
4. Ph. Aphrodite Rchb. fil. In den meisten
Gärten, besonders Englands, findet sich dic^e rei-
zende Orchidee unter dem falschen Namen Ph. ama-
biiis vor, den ihr Lindley, sie mit der echten
Pflanze dieses Namens vciwechselnd. gegeben hatte.
Dem Jüngern Reiclienbach gehört aber wiederum
das Verdienst, den Irrtlmm zuerst nachgewiesen zu
haben. Der Name Aphrodite (die griechische Be-
nennung der Venus) ist in der That bezeichnend.
Sie unterscheidet sich durch die purpurrothen Quer-
streifen an der Basis der Lippe und durch das
dunklere Grün der Laubblätter.
5. Ph. Schilleriana Rchb. fil. Eine um so
reizendere Art, als auch die Blätter durch ihre bald
mehr zebra- artige, bald mehr getigerte Zeichnung,
selbst ohne BlUthen, einen Schmuck verleihen. Die
von Paris und von Hamburg aus verbreiteten Pflan-
zen vermag ich nicht einmal als Abart zu unter-
scheiden, wie Professor Duchartre in Paris thut,
da die Form der Zeichnung lediglich von der Kul-
tur und von Zufälligkeiten abhängt. Da beide For-
men (aus Paris und aus Hamburg) in den mir
überwiesenen Gewächshäusern des Rittergutsbesitzers
Reichen heim zu gleicher Zeit blühten, so hat
Professor Koch vergleichende Untersuchungen an-
gestellt, die aber zu keinem Resultate führten. Die
Blütlien haben eine weisse Farbe, welche in der
Mitte allmählig in Hellroth übergeht.
6. Ph. violacea Hort. Bogor. wurde ebenfalls
von Teysmann aus Java eingeführt und gehört
mit Ph. snmatrana zu den Arten mit kurzem, all-
gemeinem Blüthenstiel und grossen, tief- dunklen
Blättern. Die mittelmässigen Blüthen besitzen eine
rosa- violette Farbe. Bis jetzt existirt die Pflanze
nur im botanischen Garten zu Leiden.
Es folgen nun 2 Blendlinge.
7. Ph. ambigua Rchb. fil. besitzt die Blätter
dev Ph. amabiiis Bl. und die Blüthen der Ph. Aphro-
dite Rchb. fil.
8. Pb. intermedia Lind, soll dagegen ein
Blendling von Ph. amabiiis Bl. mit Ph. equestris
Rchb. fil. sein.
Beschrieben sind hingegen, finden sich aber nicht
in Kultur:
9. P h. Devrieseana Rchb. fil. Die Pflanze
wurde von dem Jüngern Reichenbach nach einer
Zeichnung des Professor de Vriese, der leider vor
einigen Jahren an den Folgen seiner Reise nach
Holländisch-Indien in Leiden gestorben ist, cbarak-
terisirt, ist demnach nur unvollkommen bekannt.
10. Ph. Cornu cervi Bl. et Rchb. fil. Eine
sehr hübsche Art mit gelben und roth-punktirten
Blüthen, welche Professor Blume in der javani-
schen Provinz Bantam aufgefunden hat.
11. Ph. Hebe Rchb. jun. Eine kleine Art der
Insel Java mit weissen, aber zum Thcil roth - ge-
streiften Blumenblättern.
12. Ph. deliciosa Rchb. jun. wurde von dem
bekannten javanischen Reisenden ZoUingcr auf
Java entdeckt. Die gclblicli-röthlichen Blüthen be-
finden sich in geringer Anzahl auf einem kurzen,
allgemeinen Stiele.
Wenn auch früher verschiedentlich über die
379
Kultur der Sclimetterlings-Orcliideen Mittlieiiungen
gemacht wurden, so dürften die nieiiiigeii do<^li vie-
len meiner Kollegen nicht uninteressant sein.
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit
der Kultur der- Orchideen und auch der Arten
dieses Geschlechtes, so dass ich wohl einige Erfah-
rungen sammeln konnte.
Zunächst lieben alle Phalaenopsis- Arten recht
viel Wärme; aber auch d:is Licht ist ilinen will-
kommen, deshalb ist der Stand in der Nälie der
Fenster erforderlich. Als Epiphyten, die alle Arten
sind, wachsen sie an Baumrinde oder an l'aum-
stammen und entwickeln hier Wurzeln und Blätter
rasch. Nur in der Wachsthums- Periode bedürfen
sie viel Feuchtigkeit, weshalb eine Hauptsorge sein
muss, das so schnelle Austrocknen der Baumrinde,
namentlich im Sommer, durch öfteres Befeuchten zu
verhüten.
Bei uns scheinen die Schmetterlings- Orchideen
viel besser in Holzkörben zu gedeihen, weil sich
in ihnen die Feuclitigkeit glcichmässiger hält. Aus-
serdem können sich auch die Wurzeln nach allen
Seiten ausbreiten, was für diese ausgezeichneten
Pflanzen Hauptsache ist.
Auch die Topfkultur tluit in sofern dieselben
Dienste, wenn die Töpfe nach allen Seiten durch-
löchert und bis zur Hälfte mit Scherben gefüllt
sind, damit das Wasser gehörig abfliessen und die
Luft eindringen kann. Man pflanzt sie so hoch,
als irgend möglich. Als Mischung nehme ich Pha-
gnum-Moos, gewaschene Holzkohle in kleinen Stük-
ken, oder Topfscherben und etwas reinen Fluss-,
am besten jedoch weissen Marmorsand.
Die Blüthezeit der Phalaenopsis-Arten ist in der
Kegel im Winter. Hierauf ist jedoch nicht mit
Sicherheit zu rechnen , wie bei den Aerides', Van-
da's und ähnlichen Orchideen, sondern sie hängt
lediglich von der Vegetation ab, so dass sie bei
guter Kultur selbst 2 Mal im Jahre blühen.
Die Blumen sind so ausserordentlich zart, dass
sie durch geringen Niederschlag, der sich durch die
Feuchtigkeit während der Nacht häufig im Orchi-
deenhause entwickelt, leicht fleckig werden, weshalb
hiergegen hauptsächlich zu sorgen ist.
Phalaenopsis equcstris zeichnet sich in sofern
vor den anderen Arten : Aphrodite, amabilis, Schil-
leriana u. s. w. noch aus, dass sie nach Austreiben
des Bllithenstieles, wenn dieser nur etwa 6 Zoll
Länge hat, schon zu blühen anfängt, 2 — 3 Blu-
men entwickelt und selbst mehre Jahre fortblühen
kann. Li dem Garten des Ritters Day in Totten-
ham bei London befindet sich ein kräftiges Exem-
plar, was schon 3 Jahre ununterbrochen geblü-
het hat.
Die Vermehrung der Phalaenopsis-Arten ist sehr
schwierig, denn nur selten bekommt man einen
Nebentrieb. Durch Abhacken des verblühten Blü-
thenstieles gelingt es zuweilen, dass an dessen Spitze
eine junge Knospe austreibt, welche man jedoch
nicht eher abnehmen kann, als bis das dritte Blatt
sich zu zeigen beginnt und damit die Pflanze auch
gute Wurzeln hat.
Schliesslich erwähne ich noch der Kellerwürmer
und kleinen Schnecken, die den fleischigen Wurzeln,
sowie den jungen Blättern, sehr nachgehen und in
einer einzigen Nacht viel Schaden anrichten können.
Man treffe daher stets die nöthige Fürsorge.
Eine
Kritik der englischen Ausstellungen.
Unter der Ueberschrift: „Policy of Flowershows"
druckt das Athenäum vom 13. August einen Brief Jo-
seph Paxtou's ab, der vieles sehr Beherzigens-
werthe enthält. Schon die Ueberschrift ist schwer
wiederzugeben; man kann Policy hier in der Be-
deutung von Schlauheit und List, aber auch von
Kritik nehmen. Die Worte des Briefschreibers wer-
den es dem Leser am leichtesten machen, sich die
Bedeutung zu wählen, welche ihm die passendste
scheint. Da der Brief auch für unsere Gartenfreunde
grosses Interesse haben wird, so möge die Ueber-
setzung hier folgen:
j Aufgefordert , meine Ansicht auszusprechen
über die Natur und den Charakter von Ausstellun-
gen, welche die König!. Gartenbau-Gesellschaft zum
wahren Fortschritt des Gartenbaues und seiner ver-
wandten Wissenschaften veranstaltet, schreibe ich
diesen Brief, um eine Grundlage zu bilden, oder
Data zu geben, auf welche hin dieser Gegenstand,
wie ich hofle mit gutem Erfolge, möge besprochen
und erörtert werden können.
1. Ohne Zweifel ist der Erfolg der Ausstellun-
gen der Gesellschaft, besonders der früheren,
für die Gartenbau-Angelegenheiten sehr vor-
theilbaft gewesen. Sie haben zu grossen Ver-
besserungen in der Zucht und Behandlung
der Pflanzen ermuntert, besonders solcher
Pflanzen, die in der sogenannten Londoner
Modezeit des Jahres (der Saison) in Blüthe
gebracht werden können, aber sie sind kei-
neswegs die Erzeuger von unzweifelhaft Gu-
tem gewesen. Sie haben einen unnatürlichen,
künstlichen Zustand der Dinge hervorgebracht,
welcher nicht allein im eigenen Interesse der
Gärtner zu tadeln, sondern der auch dem
Interesse des Publikums entgegen ist, weil
48*
380
3.
er eine, wie man sagen kann, krampfhafte
Anstrengung und Tliiitigkeit zu Wege bringt,
die in andern Jahreszeiten unthätig und im
hohen Grade unfruchtbar bleibt. Ich kann
dies deutlich darthun, indem ich anführe, dass
ich vor längerer Zeit, und dies besteht jetzt
in gewissem Umfange, einen der ersten Lon-
doner Gärten besuchte, und vergessend, dass
es grade ein Ausstellungstag war, nur 6 oder 7
Pflanzen im Garten fand, die andern waren
alle wie ein Pferd zum Wettrennen trainirt,
und zur Schau gestellt, um Preise zu gewin-
nen. Im selben Jahre, etwas später, kam ich
wieder, und fand die Pflanzen, die ihre Wett-
lauf-Runde gemacht hatten, alle bliUhenlos,
und für das nächste Jahr zum selben Zweck
unter gleiche Behandlung gebracht. Und
diese Behandlung bestand darin, einige Pflan-
zen zurückzuhalten und andere anzutreiben,
so dass sie alle zur selben Zeit blühen möch-
ten. Solche Pflanzen, die dergleichen Be-
handlung nicht ertragen konnten, wurden gar
nicht gezogen.
Jedermann sagt natürlich, dass er ein Recht
habe, mit seinen Pflanzen thnn zu können,
was er wolle, was ich auch nicht in Abrede
stellen will; und wenn eiu Herr sich nichts
daraus macht, während 10 Monaten ira Jahre
keine Blumen zu haben, um eine so grosse
Schaustellung zu machen, so habe ich ihn
deswegen nicht zu tadeln. Wofür ich streite
ist nur, dieses sollte nicht das Hauptziel
und der Zweck der Ausstellungen der Gar-
tenbau-Gesellschaft sein. Nach einer Rich-
tung haben die gegenwärtigen Ausstellungen
etwas Gutes hervorgebracht, indem sie Preise
für Sammlungen schöner Blattpflanzen aus-
setzten, weil die Kultur dieser Pflanzen, welche
das ganze Jahr hindurch schön aussehen, da-
durch angeregt worden ist und sie eine grosse
Verschönerung der Gärten sind.
Andrerseits aber ziehen diese gi-ossen Aus-
stellungs-Kultivateure sehr wenige Pflanzen,
die nicht in der Schau -Saison blühen, und
vernachlässigen deshalb diejenigen gänzlich,
welche zu anderen Zeiten mit grossem Er-
folge kultivirt werden könnten.
Der Hauptzweck des Gartenbaues sollte, mei-
ner Meinung nach, der sein, die davon zu
habende Freude zu vergrosscrn und sie so
weit als möglich auszubreiten, die Besitzer
von Gärten in den Stand zu setzen, die
grösste Menge von Vergnügen und Genug-
thuung von ihrem Besitze zu haben und dem
grossen Publikum es möglich zu machen,"
die grösste Anzahl von Früchten, Blumen
und Gemüsen in bester Art und zu den bil-
ligsten Preisen sich verschaffen zu können.
5. Um dies durchzuführen, müsste etwas wie
eine immerwährende Ausstellung bestehen,
so dass die Gärtner kein Interesse hätten,
ihre Pflanzen in unnatürlicher Weise in Blüthe
zu treiben, sondern dass, wenn sie zu irgend
einer Zeit ein schönes Exemplar hätten, sie
wüssten, wo es gesehen und gewürdigt werden
könnte. Als die Garteubau- Gesellschaft in
ihrer glänzendsten Zeit war, bildeten die von
vierzehn zu vierzehn Tagen stattfindenden
Ausstellungen in ihrem grossen Raum in Re-
gentStreet eine ihrer Haupt-Anzichungs- und
Ertrags-Qiiellen. Es war damals allgemeiner
Brauch, neue Pflanzen oder Früchte von den
Herrschaften auf dem Lande zu diesen Aus-
stellungen geschickt zu sehen, und die Hau-
delsgärtner brachten jede neue Pflanze aus
ihren Gärten dorthin. Dr. Lindlev erklärte
die Natur und Eigeuthümliehkeiten einer jeden
Sache, wie sie in der Ausstellung erschien,
in jener klaren angenehmen Weise, worin er
hierbei ohne Nebenbuhler ist, und diese Ver-
sammlungen waren ausserordentlich beliebt
(fashionable) und oft dicht gedrängt.
6. Als die Vereins-Gärten (Horticultural Gardens)
in Chiswik die ersten im Lande für neue
Pflanzen waren, wurden viele Gärten von dort
aus versorgt, und so gewährten sie immer
grosses Interesse. Sie konnten sich nicht
ganz auf Herrschaften oder Gärtner verlassen,
von diesen Pflanzen zur Ausstellung zu er-
halten, und wenn die Zusendungen dürftig
waren, wurde die Schau durch schöne Pflan-
zen aus den Horticultural Gardens vervollstän-
digt. Aber eine Anerkennung von der Ge-
sellschaft bedeutete etwas und wurde hoch
geschätzt; sie sicherte den Absatz einer jeden
Pflanze, die sie erhalten hatte, und besass oft
den Werth von einigen Hundert Pfund Ster-
ling, indem manche Handelsgärtner grosse Be-
stellungen hatten, noch ehe die Ausstellung
geschlossen war. Es scheint mir daher, dass
diese vierzehntäglichen Ausstellungen wieder
zu erneuern wären und ihnen jede mögliche An-
ziehungskraft gegeben werden sollte. Wenn
man die Zunahme des Verkehrs in gärtneri-
scher Hinsicht betrachtet, sowie die Leichtig-
keit, Alles von weither herbeizubringen, und
den grossen Zufluss von Fremden während
der Frühjahrs- und Sommer-Monate, so dürfte
ein Versuch wöchentlicher Ausstellungen sich
sogar empfehlen , was einer immerwähreu-
381
den Ausstellung in der Tliat gleichkommen
würde. Sie müssten an einer für die Pflan-
zen geeigneten Oertliclikeit abgehalten wer-
den, wo ein Haudelsgärtner kein Bedenken
tragen würde, sie während ihrer ganzen Blü-
thezeit ausgestellt zu lassen. Eine oder zwei
grosse Schaustellungen könnten immer noch
in den Gärten abgehalten werden, wo die
Mode-Herrschaften erscheinen und sich sehen
. lassen und gesehen werden könnten, was sie
bei diesen Gelegenheiten ebenso gut wie die
Blumen thun.
7. Es würde zu weit führen, in einem Briefe
genau nachweisen zu wollen, wie viele Zweige
der Gärtnerei seit vielen Jahren liegen ge-
blieben sind, obgleich es niiht unwichtig sein
dürfte; es würde mehr Zeit und Kaum in
Anspruch nclimen, als ich jetzt daran setzen
kann. Ein Gegenstand hat mich aber seit
langer Zeit bedrückt und ich bin so über-
zeugt von seinem verderblichen Einfluss auf
den kommerziellen Punkt der Versorgung mit
feineren Früchten für den Markt, dass ich nicht
anders kann, als in diesem Briefe darauf zu-
rückzukommen: dies ist nämlich die Zucht von
Früchten für den Verkauf von Privatleuten
in Konkurrenz mit den Handelsgärtnern. Viele
Herrschaften unterhalten Gärten, zum Theil für
eigenen Bedarf, zum Theil, um aus dem Ab-
satz der Früchte einen Theil ihrer Kosten zu
decken. Dies geschieht sogar von einigen gros-
sen Laudgutsbesitzern in bedeutender Ausdeh-
nung. Die Folge ist, dass die Früchte bei
allem Einfluss wohlfeileren Glases und billi-
gerer Kohlen in der Ausdehnung des ganzen
Landes durchweg theurer. als vor 40 Jahren
sind; während der Ertrag wirklicher Handels-
gärten 50 Procent billiger und 100 Procent
besser ist, haben die getriebenen Früchte, mit
denen Privatgärten Konkurrenz machen, nur
geringen Fortschritt in der Güte gemacht.
Wenn man vor 30 oder 40 Jahren auf den
Coventgarden- Markt ging, fand man schöne
Trauben, die von dem grossen Handelsgärtner
Andrews in Vauxhall, sowie von William
Wilraot in Isleworth oder aus anderen gu-
ten Etablissements gezogen waren, wohinge-
gen, wenn man jetzt hingeht, diese Früchte
aus Privatgärten sind. Wenn man jetzt für eine
grosse Festlichkeit eine bedeutende Menge von
Früchten verlangt, so wird keiner der gros-
sen Fruchthändler die Lieferung mehr über-
nehmen, ohne zuvor an einige Privatgärten
geschrieben oder telegraphirt zu haben, was
zu erhalten ist.
8. Die erste Frage, welche natürlich in's Auge
fällt, ist: wie ist das Publikum dadurch schlim-
mer daran? Ich denke sie mit wenigen Wor-
ten zu Jedermanns Ueberzeugung beantworten
zu können: ein Privat-Etablissement verkauft
oft früh im Jahre ein Pfund Trauben oder
ein Dutzend Pfirsiche, ohne Rücksicht auf die
Kosten, zu einem Preise, welcher einen Han-
delsgärtner ruiniren würde. Ein solcher Preis
stellt den Herrn zufrieden, der die Unkosten
des Kultivirens nicht kennt, er schreckt aber
den Handelsgärtncr zurück, weil er ihn rui-
niren müsste, und er von der Kultur lieber
ganz zurücktritt; daher bleibt die Versorgung
des Marktes fast nur in den Händen dieser
wenigen Privatgärtner. Würde den Handels-
gärtnern nicht so entgegengetreten, so wür-
den sie sich bemühen. Einer dem Andern es
an Wohlfeilheit und Güte der Früchte zuvor-
zuthun, wie es bei allen anderen Dingen ge-
schieht; in kurzer Zeit würde auch der Markt
einen regelmässigen Zufluss zur Hälfte des
gegenwärtigen Preises der Frühjahrsfrüchte
haben, der jetzt nicht angestrebt wird, weil
die Privatgärten , die ihr Bestes senden und
den Verlust dabei nicht rechnen, keine Kon-
kurrenz zulassen. Das PubUkum trägt aber
den Schaden davon, wenn auch die Frucht-
händler Gewinn haben.
9. Und nun, ehe ich meinen Brief schliesse, sei
mir erlaubt, einige Worte darüber zu sagen,
was die Royal-Horticultural-Gesellschaft beim
Verkauf thun sollte. Es ist ganz gerechtfer-
tigt und in der Ordnung, neue Pflanzen,
welche sie eingeführt hat, zu vervielfältigen
und an Mitglieder zu vertheilen, aber ich
bin im Ganzen dagegen, neue Pflanzen zu
kaufen, sie zu kultiviren und zu verloosen.
Dies ist, man gestatte es mir zu sagen, eine
Beeinträchtigung der Handelsgärtner, welche
es viel besser und wohlfeiler, als die Gesell-
schaft, thun können.
gez. Joseph Paxton."
So weit der Brief. Was etwa für unsere Zu-
stände und unsere Gartenbau- Gesellschaft passt, wird
sich leicht von dem trennen lassen, was eben nur
die englischen Zustände betrifft. Dem Einsender
scheinen hauptsächlich die Punkte beherzigenswerth,
welche das Ausstellungswesen berühren, und da man
ihn für einen Betheihgten halten dürfte, so zieht er
vor, ungenannt zu bleiben.
382
Ueber
das Kernobst im Herzogthiiiu Koburg.
Voiii Olier-Lieutenant Douauer iu Kobuifj.
Da ich schon seit dem Jahre 1833 mit dem
verstorbeneu Küchenmeister Dittrich in Gotha in
näherer Berührung stand imd vom selbigen gleieh-
mässig durch Zusendung von Früchten und Edel-
reisern sehr unterstützt worden bin, so war ich auch
seit jener Zeit fortwährend darauf bedacht, die neue-
ren, anerkannt guten Sorten in hiesiger Gegend zu
Tcrbreiten. Die älteren Kernobstarten wurden durch
Christ und Sickler eingeführt; da aber weiland
Herzog Ernst I. aus Brüssel mehre neuere Sorten
kommen Hess und auch Zusendungen von Diel,
von Dresden und BoUwiller erhielt, so verschaffte
ich mir die Erlaubniss, auch von diesen Pfropfreisern
zu entnehmen, welche sodann ebenfalls un entgeld-
lich vertheilt wurden. Soweit wäre wohl Gelegen-
heit genug gegeben gewesen, um alte, oft wirklich
recht schlechte Sorten zu verdrängen ; allein es müs-
sen auch die Hindernisse genannt werden, welche
einer besseren und schneller erfolgreichen Obstkultur
entgegen traten. Von diesen nenne ich besonders
drei, nämlich ungemein grosser Schaden durch Ha-
sen, und zwar bis zum Jahre 1848, ferner durch den
verderblichen Baumliandel mit schlechten, meist
unveredelten Bäumen aus der Gegend von Bam-
berg, Fürth und Forchbeim, wogegen ich in ver-
schiedenen Schriften vergeblich zu wirken suchte,
und drittens durch klimatische Einflüsse, indem durch
die Nähe des Gebirges vom Thüringer Walde sehr
häufig ein schneller Wechsel der Temperatur ein-
tritt, welcher die verheerendsten Nachtheile durch
Fröste im Spätherbste und Vorwinter zur Folge
hat, wenn der Saft noch zu wässerig und sogar
das Laub noch gar nicht abgefallen ist, — ein Un-
heil, über welches auch mein benachbarter und
hochverehrter Freund, Medizinal-Assessor .Jahn in
Meiningen, schon oftmals bittere Klage geführt hat,
und wodurch die Dauer unserer neugezogenen Obst-
bäume in so hohem Grade beschränkt und verkürzt
wird. Zur Beurtheilung der Früchte aus den hie-
sigen Umgebungen glaube ich noch bemerken zu
müssen, dass sich unsere Gärten auf den südlichen
Abhängen des Thüringer Waldes befinden, — dass
sie 900 bis 1200 Fuss über der Nordsee liegen —
dass der Boden sehr wechselt, jedoch vorherrschend
immer aus der Verwitterung und Auflösung von
Kalk, Sandstein und Keuper bestellt, wogegen das
nordwestlich gelegene, vulkanische Basaltgebirge der
hohen Röhn Frankens noch immer 4 bis C Stunden
entfernt bleibt, aber nicht selten sehr rauhe Luft-
strömungen in unsere, übrigens ausgezeichnet schö-
nen Fluren sendet.
Das Hauptthal mit dem Landflusse, der 'Itz,
nimmt seine Richtung von Norden gegen den süd-
lich gelegenen fränkischen Jura zu, dessen Höhlen
luid Natur Schönheiten immer mehr bewundert wer-
den, und dessen letzte Abzweigungen sich bis zur
herrlichen Lage von Koburg selbst erstrecken.
Aus diesen, nur kürzlicli angedeuteten Oertlich-
keiten mögen sich meistens die Erscheinungen er-
klären lassen, welche hieraus für unsere Obstkultur
und insbesondere für die Qualität unserer Kernobst-
sorten entspringen, deren bessere Auswahl sieh der
hiesige Verein für Gartenbau nicht nur besonders
angelegen sein lässt, sondern sich auch nebenbei
bemüht, den Segen des Obstbaues in weiteren Flnt-
fernungen zu begünstigen.
Um die neueren in Frage gekommenen Aepfel
und Birnen schneller kennen zu lernen und nach
Befund zu verbreiten, sind sehr viele ältere Bäume,
welche nur sehr geringe Sorten trugen, zu Probe-
bäumen umgepfropft worden, was aber zu noch
weit glücklicheren Resultaten gefülirt haben würde,
wenn die Besitzer, ungeachtet vieler Erinnerungen
nicht allzusehr geeilt hätten, die untersten Zug-
äste viel zu frühe, schon nach 2 — 3 Jahren zu
entfernen, was nach Stärke der Stämme erst nach
4, 5 u. 6 Jahren hätte geschehen sollen, damit das
Verhältniss zwischen der unberührt gebliebenen Wur-
zel mit der mehr oder weniger verstünnnelten Krone
nicht allzusehr gestört werde.
Wird hierauf keine Rücksicht genommen, so
unterliegen die allzufrechen Triebe nicht nur der
Gefahr des Abbrechens durch Wind, sondern der
noch weit grösseren durch Frost. Die längere
Dauer der Probebäume würde sehr leiden.
Zur Förderung der Obstkenntniss finden im
Vereine jährlich kleine Frucht- Ausstellungen statt;
für heuer schon während des Sommers, um die
Frühsorten mehr beachten zu können; da aber auf
dem Obstmaikte die neueren Sorten erst allmählich
ihren verdienten guten Ruf erwerben können, so
ist es schon oft bedaueit worden, dass nur mittlere,
ja sogar geringe Früchte fast ebenso bezahlt wer-
den, als wirklich gute und feine, die man nicht
kennt, bei denen sich nicht immer Gelegenheit
zum preiswürdigen Verkauf findet.
Was das Steinobst betrift't, so ist der Kir-
schenbau gering anzuschlagen. Es wird der Markt
von Unterfranken aus sattsam besetzt, wogegen
aber an Zwetschen und Pflaumen eine bedeutende
Menge gewonnen wird, ohne jedoch fremde Einfuhr
ganz überflüssig zu machen.
Das Kernobst ist zwar im Lande sehr reich
vertreten, leidet aber durch den schon oben berühr-
ten Baumhandel sehr, wobei scheinbar gute Stämme
383
mit 6 und 9 Kreuzern verkauft werden, während
wirklich gute Stämme allerwenigstens 30 und 36
Kreuzer kosten würden. Durch übermässig raschen
Wuchs sind diese Bäume leicht zu kennen; die
Früchte sind allermeist nur zu Obstwein und ge-
ringem Backobst zu gebrauchen, selten findet man
neue und gute Sorten darunter.
Um zunächst Obstkenntniss unter den Mitglie-
dern des Vereines zu vermehren, hat derselbe nicht
ermangelt, für Anschaffung derjenigen Hülfsmittel
und Schriften zu sorgen, welche zur Erreichung
dieses Zweckes besonders beitragen können und
freuet sich, indem „Leitfaden zum Bestimmen
der Obstsorten" vom Garten- Inspektor Lucas
zu Reutlingen ein neues Werk erhalten zu haben,
welches uns sichere Führung verspricht, wenn wir
nicht selten Gefahr laufen, uns im grossen deutschen
Obstbaumwalde und unter den zahllosen Früchten
desselben zu verirren.
Durch die bis jetzt aufgestellten Systeme, so-
wie durch künstliche Nachbildung der Obstfrüchte,
sind unzweifelhaft recht achtungswerthe Anhalte-
punkte gewonnen worden. Es muss auch das Mög-
lichste aufgeboten werden , um auf diesem Wege
trotz aller Schwierigkeiten niuthig fortzuschreiten;
was aber meine persönliche Ansicht über eine
festere Bestimmung der Kernobstfrüchte betrifi't, so
will ich mich gern einen pomologischen Stümper
nennen lassen, wenn ich die Vermuthung, ja die
Behauptung ausspreche, dass es niemals gelingen
werde und könne, hierin diejenige Sicherheit zu er-
reichen, welche wir wünschen und welche sich viele,
besonders weniger geübte Obstkenner und denkende
Obstfreunde in Aussicht stellen. Die Gründe, auf
denen meine schon öfter ausgesprochene Ueberzeu-
gung beruht, sind immer dieselben, denn
1. ist die Aufgabe viel grösser und schwerer,
als man sie sich gewöhnlich denkt;
2. die Menge des schon beschriebenen Obstes
ist sehr gross, die des nicht beschriebenen und be-
ständig neu zuwachsenden ganz ausserordentlich;
3. begnügt man sich auch nur mit kürzeren,
charakteristischen Bi Schreibungen, so müssten den-
noch die herzustellenden Handbücher einen so gros-
sen Umfang erhalten, und einen so hohen Preis an-
nehmen, dass sich nothwendig viel zu wenig Käufer
für dieselben finden würden;
4. welches ungeheure Gedächtniss würde dazu
gehören, um mit so sehr vielen, wenn auch nicht
allen Namen vertraut zu bleiben?
5. welcher Wechsel der Formen und der Farbe
wird selbst bei Kernobstfrüchten, und zwar bei einer
und derselben Art bemerkt;
6. wie unbeschreiblich gross ist der Einfluss des
Bodens — der örtlichen Lage ■ — der jeweiligen
Jahreswitterung auf die Ausbildung und Veränderung-
der Früchte im Bezug auf Grösse und Güte?
Unter so wechselvollcn Umständen darf man
sich daher nicht wundern, wenn sich bisweilen schon
bei der Klassificirung mancher Sorten Schwierig-
keiten zeigen. Welche Täuschungen bei fester
Bestimmung einzelner Sorten möglich sind, hat sicix
bekanntlich schon in früherer Zeit bei dem Drap-
d'or oder Goldzeugapfel gezeigt, bis endlich Garten-
Inspektor Lucas glücklichen Aufschluss ertheiltc.
Allein je mühevoller es jedem strebsamen Obst-
freunde wird, um sich etwas weitergehende Obst-
kenntniss zu erwerben, um so mehr müssen doch,
die Vereine darauf hinwirken, um wenigstens in
ihren Wirkungskreisen das Publikum durch geeig-
nete Blätter zu benachrichtigen, damit selbiges bei
neuen Anpflanzungen eine entsprechende Auswahl
von älteren und neuen Obstsorten treffen könne.
Diese Vorsorge ist vom hiesigen Vereine schon
öfter getroffen worden, verdient aber oft wiederholt
zu werden, da hierdurch zugleich die Namen der
neuesten und als vorzüglich anerkannten Früchte
zur öffentlichen Kenntniss gelangen. Die früher
hier bestandene Herzogliche Baumschule ist neuer
Gartenanlagen wegen eingegangen; die Baumschule
der Stadt erstreckt sich kaum auf 4000 Stämme
und eine grössere Privatbaumschule im nahen Dorfe
Neuses ist erst im Entstehen begriffen ; daher wer-
den viele Bäume von auswärts bezogen, die aber
meistens noch sehr schwach sind.
Da in Görlitz auch die Frage besprochen ist,
welche Früchte sich an verschiedenen Orten durch
besondere Güte und zugleich durch bemerkenswcrthe
Tragbarkeit ausgezeichnet haben und es daher ver-
dienen, zur allgemeinen Anpflanzung weiter empfoh-
len zu werden, so mu.-s ich vor Allem der Colo-
ma's Karmeliterbirn gedenken, deren Feinheit auch
vom Medizinal- Assessor Jahn anerkannt wurde.
Bonne Louise d'Avranches besitzen wir nur als Py-
ramiden; sie wurde zuerst von Paris nach Baireuth.
an den Hofgärtner Jannack gesendet und von da
weiter verbreitet. Als Beurre sans peau passiren
verschiedene Sorten, aber die von Lauterbach bei
Meissen als BIrn ohne Schale hierhergekommene
erreichte auf Hochstamm in geschützter Lage einen
wirklich hohen Grad der Vorzüge einer guten But-
terbirn. Als gute und dankbare Sommerbirn hat
sich die Bergamotte fertile sehr bemerkbar gemacht,
obschon sie wegen des Abfalls gegen den Stiel zu
der Form einer Bergamotte nicht wohl entspricht.
Ferner ist zu empfehlen : die Beurrö d'Eughien und
die Sommer- Citronbirn, die auch LS62 ungeachtet
des sehr kühlen Wetters dennoch ganz besonders •
gut wurde. Da die frühesten Sorten auf dem Obst-
markte verhältnissmässig am besten bezahlt werden,
384
so gehört hier noch immer die Grüne Magdalena
zu den am allermeisten verbreiteten Sorten, des-
gleichen die lange Sommer-Muskateller und die Som-
merrobine. Nachträglich muss ich noch durchaus
der Ruthen Dechantsbirn gedenken, die sich auch
1862 durch Tragbarkeit und Güte auszeichnete,
wogegen mehre Wiuterbirnen, z. B. Winterdechants-
birn, zum Rohgenuss völlig unbrauchbar blieben.
Als Winterkochbirn hat sich die von Zallinger in
Tvrol hierher bezogene Papuli d'inverno durch sehr
reiche Tragbarkeit und besondere Güte vortheilhaft
und in verschiedenen Jahrgängen gleichmässig so
ausgezeichnet, dass sie die mit Recht empfohlene
Campervenus noch überbietet.
Um diejenigen Fruchtsorten bald kennen zu
lernen, welche sich in verschiedenen Gegenden
Deutschlands ganz besonders durch Tragbarkeit und
Güte ausgezeichnet haben, sind Berichte von vielem
Werth. Bei solchen reichtragenden Bäumen muss
immer auf junges Holz hingearbeitet werden, wenn
deren Früchte zur vollkommensten Entwickelung
gelangen sollen. Diesen Gegenstand habe ich schon
sehr oft bei mehren Sorten zur Sprache gebracht,
z. B. bei Bezi de Chaumontel und Donauers Herbst-
butterbirn, aber man hat wenig Notiz davon ge-
nommen. Die ersten Früchte der Hochstämme sind
vortrefl'lich und zeigen wenig Röthe der Haut, so-
wie aber die Röthe zunimmt, dann hat man keine
Spur der Butterbirn mehr und die Kochbirn ist fer-
tig. Dergleichen Birnen sollten nur am Spalier
oder auf Pyramiden gezogen werden.
Sowohl zur Begünstigung der Obstkenntniss,
als zur Verbreitung der besten und der vielbespro-
chenen neuen, noch nicht geliörig erprobten Sorten,
kann ich die gegenseitigen Zusendungen von Früch-
ten allen thätigen Obstfreunden gar nicht genug
empfehlen, da Natvirfrüchte doch immer weit be-
lehrender und überzeugender sind, als selbst die
glücklichsten Nachahmungen.
■Kflrf .Koffj's
HüUs- und Schreib -Kalender
für ®ärtucr unl) ©avtriifrcunbc auf iiaa 3al)r 1865.
Der neue Garten -Kalender für das Jahr 1865
liegt uns vor. Wir können zur P]mpfehlung dieses
für den Gärtner so ausserordentlich wichtigen Bu-
ches nichts weiter sagen , als was bereits früher
schon, und zidetzt im vorigen Jahrgange (S. 393),
ausgesprochen wurde. Durch den Kalender, und
vor Allem durch die Aufzählung aller Gartenbau-
Vereine Deutschland's und des übrigen Europa's in
demselben, hat man zuerst erfahren, welche Bedeu-
tung die Gärtnerei in neuester Zeit erhalten. Na-
menthch im Auslande, wo übrigens auch mehrfache
Nachahmungen dieses Garten - Kalenders nach und
nach entstanden sind, würdigt man seine Verdienste.
Das Ausland selber ist uns durch den Kalender nahe
getreten und unsere deutschen Gärtnereien sind zum
Theil erst durch ihn dem Auslände bekannt gewor-
den. Es sind gegenseitige Verbindungen angeknüpft
worden, die zu Resultaten geführt haben.
Jeder Gärtner sollte ihn und zunächst den ersten
Theil mit seinen Nachweisungen und Tabellen stets
in der Tasche haben, um gelegentlich davon Ge-
brauch zu machen, und zwar theils um Notizen an
bestimmten Tagen hinein zu schreiben, theils um
sich über das Eine oder Andere möglichst rasch
Rath zu erholen. Nicht geringen Werth legen wir
dabei auf den darin enthaltenen Porto-Tarif. Gi-ade
bei den vielfachen Verbindungen, welche der Gärt-
ner heut' zu Tage unterhalten muss, ist es ihm ge-
wiss bequem, von den Tarifsätzen der verschiedenen
Länder rasch Kenntniss zu nehmen.
Der zweite brochürte Theil enthält ausser dem
vollständigen Verzeichnisse der Gartenbau- Vereine,
mit genauer Angabe der Vorstands- Mitglieder der-
selben für Deutschland, und der Handelsgärtnereien,
noch zwei sehr interessante Abhandlungen. Der fei-
nere Obstbau spielt auch bereits bei uns in Deutsch-
land eine Rolle, seitdem der jüngere Lep^re hier
wirkt. In Arendsee bei Prenzlau uud in Basedow
im Meckleuburg'schen war es, wo die ersten Fun-
damente durch Lepfere gelegt wurden. Einer sei-
ner besten Schüler ist der Obergärtner Wünne des
Grafen v. Schlippenbach in Arendsee. Ersterem
verdanken wir die besagte Abhandlung über den
feineren Obstbau im Kalender. Da die Abhandlung
mit einer Genauigkeit und Fasslichkeit, wie man
beide leider nur selten zusammen findet, geschrie-
ben ist, so kann sie allen Denen, die sich dafür
interessiren und belehrt sein wollen, nicht genug
empfohlen werden.
Die zweite Abhandlung betriift die Pariser Ver-
schönerungen. Es ist zwar schon in diesen Blät-
tern über denselben Gegenstand ein Artikel abge-
druckt worden ; der im Kalender ist aber ausführ-
licher und gibt deshalb einen besseren Ueberblick
über das, was in neuester Zeit in der Weltstadt
geschehen.
Zum Schluss findet man auch dieses Mal wieder
eine Aufzählung aller Zeitschriften und Bücher der
gärtnerischen Literatur vom Herbste 1863 bis da-
hin 1864.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
Eommandanten-Strasse No. 62.
Druck der C. Fe ist er 'sehen Buchdruckerei in Berlin,
Zielen-Platz No. 2.
Woehensehrift
des
Fereüics zur Beförderung; des (aartenbaues in den Königl. Prensslschen Staaten
für
Gärtnerei und Pflanzenkunde.
Redakteur :
IPi"ofessor I>r. Karl üocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 49.
Berlin, den 10. Dezember
1864.
Preis des Jahrganges 5^^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: 445. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues, am 27. November. — Die chinesische Zwerg-Orange.
— Das Versetzeu grosser Bitunie in vollem Blätter- iind Blüthenschmucke im August. Vom Hofgärtner Meyer in Sans-
souci. — Programm zur Preishcwerhung für das 43. Jahresfest des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues.
445. Ycrsanimliing
des Vcreiiips zur Bofönlerung des Gartonbaues,
am 27. Novcnilier.
Nach Verlesung des Protokolles bemerkte In-
spektor Bouch^, dass Eucalyptus Globulus in der
Jugend zwar sehr breite gegenüberstehende Blätter
besitze, dass diese aber keineswegs an der Basis
verwachsen seien. Ferner heisse die in der vorigen
Versammlung empfohlene Kartoffel nicht Stettiner,
sondern Schneppiner. Nach Professor Koch möchte
letztere gar nichts weiter sein, als die längst be-
kannte rosarothe Zwiebel-Kartoifel.
Professor Dr. Braun, der als 1. Stellvertreter
den Vorsitz für den durch Geschäfte verhinderten
Geh. Ober - Eegierungsrath Knerk übernommen
hatte, theilte mit, dass der Vorstand in corpore dem
Minister der geistlichen. Medizinal- und Untenichts-
Angelegenheiten, von Müh 1er, und dem Minister
der landwirthschaftlicheu Angelegenheiten, von Sel-
ch ow, welche in der letzten Versammlung des Ver-
eines zu Ehren -Mitgliedern desselben ernannt wor-
den, die Diplome übeneicht und die Versicherung
erhalten hätte, dass der Verein auch fernerhin, so-
weit möglich, auf Unterstützung rechnen dürfe.
Inspektor Bouch^ berichtete über die ausge-
stellten Pflanzen, welche dieses Mal aus 5 verschie-
denen Gärten eingeliefert waren. Ausserdem hatte
Inspektor Bouch^ aber noch aus dem Versuchs-
garten eine Anzahl zwergiger China-Chrysanthemen
zur Verloosung gestellt. Aus dem Garten des Rit-
tergutsbesitzers Reichenheim (Obergärtner Kraus)
waren 3 Orchideen von besonderer Schönheit und
in einer Grösse vorhanden, wie sie wohl selten oder
kaum auf Ausstellungen des Kontinentes gesehen
werden. Ein Exemplar des Epidendron ciliare hatte
nicht weniger als 30, ein Cypripedium insigne da-
gegen 12 Blüthen-Aehren. Barkeria Skinneri zeich-
nete sich besonders durch die lebendige Farbe ihrer
Blüthen aus.
Auch die Orchideen des Kommerzienrathes Rei-
chenheim nahmen durch gute Kultur und Blüthen-
reichthum die Aufmerksamkeit der Anwesenden in
Anspruch. Interessant waren die Blendlinge der
Preptanthe (Calanthe) vestita, einestheils mit Ca-
lanthe Masuca und anderntheils mit Limatodes ro-
sea, welche von England aus als Calanthe Domi-
niana und Veitchii in den Handel gekommen sind.
Von den beiden Formen der Preptanthe vestita hatte
die mit gelbem Auge 6, die mit rothem 9 reichlich
gefüllte Blüthenstände. Endlich stammte noch ein
Zwerg-Cluysanthemum: Madame Bouchon, wo die
Zweige abwärts gebogen waren, aus demselben
Garten. Nach Professor Koch findet dieses Ab-
wärtsbiegen der Blüthenäste, um eine grössere Fülle
von Blüthen zu erzielen, auch bei anderen Blüthen-
sträuchern, namentlich bei Fuchsien, statt. Durch
Hooibrenk ist es auch wieder bei Obst-Pyramiden
und anderen Formen von Obstgehöl^en, meist mit
Erfolg, in Anwendung gekommen. Nach Inspektor
Bouche sei dieses Abwärtsbiegen, nicht um eine
grössere Blüthenfülle, sondern um mehr Früchte zu
49
386
erzielen, eine längst bekannte Manipulation. Man
habe es stets bei den unteren Aestcn von Pfirsi-
chen und Aprikosen, wo die mehr gegen die Basis
des Stengels befindlichen Fruchtaugen in der Re-
gel nicht zur Entwickelung kommen, gethan ; frei-
lich sei dabei auch beobachtet worden, dass derglei-
chen Aeste keine lange Lebensdauer belassen.
Aus dem Garten des Cieh. Ober-Hofbuchdruckers
von Decker hatte Obergärtner Rein ecke eine
Schaupflanze der Stanhopea Ruckeri mit 12 grossen
Blüthen ausgestellt, deren keineswegs sehr ange-
nehmer, weil zu starker Geruch sich weithin ver-
breitete, sowie ein kräftiges Exemplar des Hij)pe-
astrnm Henseranum ausgestellt, was sich hauptsäch-
lich von dem nahverwandten H. aulicum (robustum
der Gärten) durch seine Blüthezeit, welche in den
Anfang des Winters oder gegen das Ende des
Herbstes fällt, unterscheidet.
Dem Rentier Danneel (Obergärtner Pase-
waldt) verdankte man ebenfalls 2 Pflanzen: Hi-
manthophyllnm Gardneri und Eranthemum sangui-
nolentum. Letzteres gehört zu den buntblättrigen
Warmhauspflanzen und verdient empfohlen zu wer-
den. Kunst- und Handelsgärtner Louis Mathieu
hatte dagegen eine blühende Scliizostylis coccinea
eingesendet. Auf diese schöne L'idee, welche in der
Nähe der leider jetzt fast ganz und gar vernach-
lässigten Babianen steht, sind Liebhaber ganz beson-
ders aufmerksam zu machen. Der Besitzer wünschte,
dass dieselbe bei der Preiszusprechung nicht berück-
sichtigt werde.
Kunst- und Handelsgärtuer Späth legte ein
Obststämmchen mit der Bemerkung vor, dass er in
diesem Jahre gezwungen gewesen wäre, eine grosse
Anzahl derselben mitten in der Vegetation zu ver-
setzen. Er habe sie nur vorher entblätteit und nach
dem Einsetzen auch nur ein einziges Mal begossen.
Nicht ein Stämmehen sei ihm dabei zu Grunde ge-
gangen. Man könne das Versetzen, auch ohne die
Blätter zu entfernen, vornehmen ; dann aber müsse
man allerdings sehr viel giessen. Inspektor Beu-
cht hielt dies für einen Ausnahmefall und rieth,
dergleichen Versetzungen doch lieber im Herbste
lind Frühjahre vorzunehmen, wenn man sichere
Resultate haben wolle. Die Rinde würde gewiss
mehr oder weniger zusammengeschrumpft gewesen
sein, als Zeichen, dass das Verfahren nicht zulässig
genannt werden könnte, wenn der Sommer nicht
sehr feucht gewesen wäre. Der Besitzer wider-
sprach jedoch dem und wies auf die glatte Ober-
fläche des Stämmchens hin.. Man möge nur Ver-
suche machen, um sieh von dem Erfolge zu über-
zeugen. Auch Prof Koch stimmte dem Kunst- u.
Handelg. Späth vollkommen bei. Man schreite in
der Praxis und in der Wissenschaft immer vorwärts.
Das Verpflanzen der Koniferen und überhaupt der
mit immergrünen Blättern versehenen Gehölze im
August sei auch lange gemissbilligt worden und
jetzt geschehe es von den meisten Gärtnern, üeber
das Verpflanzen von Obstgehölzen im August habe
er sieh erst vor Kurzem ausgesprochen (s. S. 367).
Er wünsche wohl, dass weitere Versuche, auch bei
uns, durch kenntnissreiehe Männer gemacht würden.
Auf gleiche Weise bestätigte Kunst- und Handels-
gärtner Späth das früher hier und da bezweifelte
Versetzen grosser Laubbäume mitten in der Vege-
tation in Paris, da er es mehrmals mit eigenen
Augen gesehen habe. Es mache ein solches Ver-
setzen allerdings grössere Anstrengungen und grös-
sere Kosten, gelinge aber in der Regel bei dem ge-
hörigen Verständnisse und der nötjiigen Sorgfalt.
Pfarrer Jen de in Zelle legte einen Rosenstengel
vor, wo, obgleich an der Basis die Rinde rings-
herum gelöst war, die Vegetation nicht allein fort-
gedauert hatte, sondern wo sogar an kurzen Zwei-
gen Blüthen zur Entwickelnng gekommen waren.
Bei genauer Untersuchung habe er gefunden, dass
auch nicht mehr die geringste Verbindung der
Kambialschichten zwischen beiden unterbroclieneji
Theilen existirt hätte. Es widerspreche dieser Fall
daher den gewöhnlichen Ansichten der Pflanzen-
Physiologen. Nach Professor Koch gebe es aus-
serdem noch Mancherlei im Leben der Pflanze, was
den gewöhnlichen Ansichten der Physiologen wider-
spreche. Er wolle nur beispielshalber etwas erwäh-
nen, was mit der Lehre von dem Absteigen des
durch die Blätter assimilirbar gemachten Nahrungs-
stoftes zur Neu- und Ausbildung von Organen nicht
harmonire. Wenn man nämlich an Feigen, Birnen
U.S.W., wie es freilich auch in der Natur der Sache zu
liegen scheint, gegen die Basis der Plauptäste kahle
Stellen erhält, so macht man nicht unterhalb der
Stelle, wo ein Auge nicht zur Entwickelnng ge-
kommen, sondern oberhalb derselben einen Quer-
schnitt und selbst von dessen beiden Enden noch
schief abwärtsgehende Längsschnitte, um das ver-
kümmerte Auge noch zur Entwickelnng zu brin-
gen. Durch diese Manipulation hält man aber
grade den absteigenden Saft ab, sich ebenfalls da-
ran zu betheiligen. Andrerseits wurde hierfür als
weiteres Beispiel augeführt, dass abgehauene Stämme,
wie Rosskastanien n. s. w., in der Regel sehr viele
Knospen, und zwar hauptsächlich in der Nähe des
Querschnittes, bilden.
Geh. Regiernngsrath Heyder legte als Vor-
sitzender des Ausschusses zur Berathung eines Pro-
grammes für die nächste Sommer- Ausstellung den
Entwurf vor. Man habe im Allgemeinen sich an
das vorjährige gehalten. Nur in Betreflp eines Punk-
tes habe sich im Schoosse des Ausschusses eine
387
Differenz geltend gemacht, über welche die Ver-
sammlung jetzt entscheiden werde. Früher sei in
den Programmen die Bestimmung für nöthig erach-
tet worden, dass die auszustellenden Pflanzen sich
wenigstens 6 Monate in dem Besitze des Ausstel-
lers belinden müsstcn ; seit 2 Jahren habe man da-
gegen in der Mehrzahl die An^-icht gehabt, dass
diese Bestimmung nur beschränke, und zwar zum
Nachtheil der Ausstellung selbst, und sie daher nicht
mehr im Programme beibehalten werden dürfe. Er
sei mit einer grossen Minorität des letzten Aus-
schusses anderer Ansicht und erlaube sich daher
den Vorschlag zu machen, dass diese Bestimmung
wieder aufgenommen werde. Es komme dazu, dass
sie ebenfalls in dem Programme für die nächste
Frühjahrs- Ausstellung wiederum aufgenommen und
also erst vor Kurzem von der Gesellschaft gut ge-
heissen sei.
Es. erfolgte hierauf eine ausführliche Debatte ;
dafür und dagegen wurden Gründe geltend gemacht.
Die Einen sagten, dass man doch Verdienste krö-
nen wolle und nicht den Geldbeutel, während die
Anderen meinten, dass schon das blosse Ausstellen
einer schönen Pflanze anrege und hierin ebenfalls
ein Verdienst läge. Bei allen grossen Ausstellun-
gen, und namentlich bei der letzten in Brüssel, habe
diese Beschränkung nicht stattgefunden. Grade des-
halb sei die Ausstellung auch so ausgezeichnet ge-
wesen. Einzelne, denen allerdings ein guter Geld-
beutel zur Verfügung gestanden, hätten in allen
Ländern die grossartigsten Aufkäufe gemacht und
so zur Verherrlichung der Ausstellung ungemein
viel beigetragen. Im Asterdamer Programme für
das nächste Frühjahr fehle ebenfalls diese Beschrän-
kung. Es sei auch schwierig, den längern Besitz
nachzuweisen. Wolle man aber einmal beschränken,
so sei die Zeit von 6 Monaten noch viel zu ge-
ring; für gewisse Schaupflanzen gehörten Jahre zur
nöthigen Anzucht.
Nach den Anhängern der obigen Bestimmung
habe aber grade die Brüsseler Ausstellung beige-
tragen, dass man auch im Auslande eingesehen,
wie nothwendig die Beschränkung sei, wolle man
wirklich nur die Verdienste belohnen. Selbst in
England sei es bei der Londoner Gartenbau-Gesell-
schaft zur Sprache gebracht. Eine solche freie Kon-
kurrenz, wie man bei Pflanzen- Ausstellungen in An-
spruch nehme, existire sonst nirgends. Bei allen land-
wirthschaftlichen x'^usstellungen werde nur selbstge-
züchtetes Vieh zur Konkurrenz gestellt. Es sei bei
industriellen Ausstellungen nicht erlaubt, Fabrikate
oder Maschinen, welche man nicht selbst gefertigt,
auszustellen. Dergleichen durch Kauf erworbene
Gegenstände würden auch ohne Weiteres sogleich
zurückgewiesen.
Schliesslich sprach sich die Majorität dahin aus,
dass die Beschränkung wenigstens eines G- monatli-
chen Besitzes in dem Programme aufzunehmen sei.
Da der Obst- Ausschuss seine Sitzungen be-
gonnen, wurden 2 Mitglieder desselben: die Baum-
schulbesitzer Späth und Lorberg, aufgefordert,
die Resultate der letzteren mitzutheilen. Da diese
als besonderer Bericht veröffentlicht werden, ver-
weisen wir dahin. Professor Koch übergab hierauf
den S.Theil der Beschreibung der Boskooper Frucht-
sorten dem Obst- Ausschusse zur Berichterstattung
und empfahl das Verzeichniss ausserdem allen de-
nen, welche sich dafür interessiren. Ueber die bei-
den vorausgegangenen Theile habe er schon früher
Bericht erstattet und weise er daher ebenfalls da-
rauf hin (s. 6. Jahrg. S. 97 u. Garten-Nachr. S. 26).
Inspektor Bouche legte Früchte zweier Mesem-
brianthemen , die von M. longum und latum , vor,
welche die Eigenthümlichkeit haben, dass die äus-
sere Schicht der einzelnen Früchte, welche bekannt-
lich in einem Kreise an der Spitze der Achse lie-
gen und eine Art Sammelfrucht bilden, sobald diese
reif sind, auf der obern Seite sich in Form eines
Zahnes von der Mitte nach der Peripherie zu ab-
löst und über den Rand der letzteren sich zurück-
schlägt. Sowie aber Trockenheit eintritt, schlagen
sich diese Zähne nach innen und decken damit wie-
derum den übrigen Theil der Früchte. Bei Feuch-
tigkeit in der Luft lösen sich aber von Neuem die
Zähne und schlagen sich zurück. Um diese Eigen-
thümlichkeit zu zeigen, wurden einige trockene Sam-
melfrüchte, wo die Zähne nach innen die Frucht
bedeckten, in Wasser gelegt. Alsbald erhob sich
der äussere Theil der einzelnen Früchte und schlug
sich später in Form der näher bezeichneten Zähne
über den Rand zurück.
Professor Koch legte noch junge Blätter einer
LTrospatha vor, welche er während seiner letzten
Anwesenheit in Brüssel bei Linden gesehen, und
welche dieselbe bunte Färbung zeigten, wie diese bei
den Kaladien vorkommt. Es scheint, als werm
auch diese Urospatha in Betreff" ihrer Zeichnung
eben so leicht Veränderungen erleiden könne, wie
die eben genannten Pflanzen, da er auf einem Beete
eines Warmhauses, wo einige hundert Pflanzen eben
sich entwickelt hatten, gegen 8 Formen bereits un-
terschieden habe. Er mache deshalb schon jetzt auf
diese Urospatha aufmerksam, da er nicht zweifle,
dass nun , wo man sich an den Kaladien satt ge-
sehen, diese Pflanze an ihre Stelle treten werde.
Urospatha sei ebenfalls eine Aroidee, in der Blatt-
form den Syngonien oder Xanthosomen nicht un-
ähnlich, ihre Blüthen aber haben bereits eine deut-
liche Blütheuhülle, so dass das Genus in dieser Hin-
sicht sich dem Spathophyllum anschliesst, mit dem
49*
388
es Schott früher auch vereinigt habe. Welche Art
besagte Urospatha darstelle, lasse sich noch nicht
bestimmen; auf jeden Fall stehe sie der U. Poep-
pigiana sehr nahe, wenn sie nicht dieselbe sei.
Ausserdem legte Professor Koch, ebenfalls aus
der Linden 'sehen Gärtnerei, das Blatt eines Cissus
oder einer Vitis vor, was eine wunderschöne Zeichnung
besass und in dieser Hinsicht mit der bei uns mit
Recht beliebten Liane Cissus disculor wetteifern
kann. Die Pflanze werde im nächsten Frühjahre,
gleich den Urospathen, in den Handel kommen.
Um auch den Blumen -Ausschuss, auf gleiche
Weise wie den Obst-Ausschuss, zu beleben, schlug
Professor Koch vor, dass die Mitglieder desselben
ebenfalls an einem bestimmten Tage vor der all-
gemeinen Versammlung zusannnenkommen möchten,
um bezügliche Fragen zur Erledigung zu bringen.
Da er mancherlei Material zur Verfügung stellen
könne, so sei er gern bereit, zu diesem Zwecke die
Mitglieder und wer sonst daran Antheil nehmen
■wolle, bei sich zu empfangen. Er erlaube sich jetzt,
dem Vorsitzenden des Blumen - Ausschusses eine
Schrift über Haideerde, welche Professor Pynaert
in Gent zum Verfasser habe, zur Berichterstattung
zu übergeben. Den Tag der Sitzung werde er in
der Wochenschrift zur Kenntuiss bringen.
Weiter legte Professor Koch den Lidex Aroi-
deanim von Euder vor und empfahl denselben um
so mehr, als derselbe in der That einem Bedürf-
nisse abhelfe. Dadurch, dass der Verfasser alle
Garteunamen ebenfalls aufgenommen habe und mit
Leichtigkeit zu handhaben sei, besitze der Index
nicht allein für den Botaniker vom Fach, sondern
auch für den Gärtner einen grossen Werth. Uebri-
gens sei das Werk bereits in der Wochenschrift
besprochen und könne er auf das dort Gesagte hin-
weisen (s. S. 348).
Von Seiten des Königlichen Landes-Oekonomie-
Kollegiums war zweierlei eingesendet, was auch für
den Gärtner grossen Werth besitzt. Das eine be-
traf die Drainage und war eine fleissige Zusammen-
stellung alles dessen, was in Betreff der Drainage
dem Ministerium der landwirtliscliaftlichen Angele-
genheiten in den letzten Jahren übergeben worden.
Dr. Thaer, der Enkel unseres berühmten Land-
wirthes und Docent an der Universität, sowie an
der landwirthschaftlichen Akademie, ist der Verfas-
ser dieser Denkschrift. Das zweite war eine Ein-
ladung des General- Sekretärs vom Haupt- Vereine
Westpreussischer Landwirthe in Dauzig, Martiny,
zu einer Versammlung der landwirthschaftlichen Ver-
suchs-Ansteller Deutschlands auf Dienstag, den 20.
Dezember d. J., Vormittags 11 Uhr, nach Berlin,
wo dieselbe im Kroll'schen Lokale stattfinden soll.
Daraus erhalten wir die interessante Nachricht, dass
in Deutschland nicht weniger als 40 agrikultur-ehe-
mische Versuchsstationen existiren. Die Agrikultur-
Chemie ist zur Kenntuiss seines Bodens für den
Gärtner von der grössten Bedeutung. Durch eine
Vereinigung und Besprechung aller Leiter von Ver-
suchsstationen möchten manche Widersprüche einer
Lösung näher gebracht werden.
Von Seiten des akademischen Gärtners Strauss
in Walllau bei Königsberg i. Pr. war ein Bericht
über die übergebenen spanischen Sämereien durcli
das landwirthsehaftliche Ministerium dem Vereine
übergeben worden, aus dem leider hervorgiug, dass
in Folge der ungünstigen Witternngs- Verhältnisse
g.ar keine Resultate erlangt waren. Der General-
Sekretär ergriff diese Gelegenheit, um alle diejeni-
gen , welche Sämereien aus Spanien durch den
Verein erhalten hatten, an die Berichterstattung zu
erinnern. Bis jetzt sei nur eine, und zwar vom
Kunst- und Haudelsgärtner Krüger in Lübbenau,
eingegangen.
Inspektor Bouch^ theilte mit, dass der hiesige
Akklimatlsations- Verein ihm Samen einer ans Ae-
gypten bezogenen Maulbeere zur Aussaat überge-
ben. Sollten sich Mitglieder unseres Vereines da-
für interessiren, so sei er gern bereit, junge Pflänz-
chcn abzugeben, in sofern er darum ersucht würde.
Schliesslich theilte der Vorsitzende, Professor
Braun, den Ausspruch der Preisrichter mit, wo-
nach die Kalanthen des Kommerzienratlies Rei-
chenheim (Obergärtner Boese) den Monatspreis
zugesprochen erhielten.
Die chiiicsisclic Zwerg-Orange.
Der bekannte Berliner Reisende Jagor, dem
wir die Einführung mancher schönen Zierpflanze,
unter Anderem des Phrynium Jagoranum, verdan-
ken, übergab uns eingemachte Früchte der Citrus
sinensis, welche er selbst aus China mitgebracht
hatte und welche sich durch besonderen Wohlge-
schmack auszeichneten. Die kleinen Bäumchen, von
denen die Früchte stammen, sind auch als solche
in ganz China sehr beliebt und werden fast nur in
Töpfen gezogen. Auch Fortune gedenkt ihrer in
seiner chinesischen Reise und sagt, dass sie in Shan-
gai „Kumquat" heisse und härter als die übrigen
Orangen sei.
Wir wissen nicht, ob diese Zwerg-Orange, von
der jetzt, wo bessere Handelswege mit China er-
öffnet sind, aus genanntem Lande auch gar nicht sel-
ten eingemachte Früchte zu uns kommen, dieselbe
ist, welche bei uns schon seit langer Zeit als Citrus
chinensis kultivirt wird? In China und Japan liebt
man bekanntlich vor Allem zwergige Formen von
den Kulturbäumen und bezahlt diese mit hohem
389
Preise. Wahrscheinlich kultivirt man in beiden Län-
dern verschiedene Sorten der Orange als Zwerge,
da z. B. die Citrus japonica, von der Thunberg
spricht, mit ihren geflügelten Blattstielen eine durch-
aus verschiedene Form darstellt. Aber auch deren
Früchte sollen sehr wohlsclimeckend sein und häufig
eingemacht werden.
Unsere Citrus sinensis hat niyrteniiimliclie Blät-
ter und kommt wohl auch als Citrus myrtit'olia
in dem Handel vor. Sie wird nur aus Stecklingen
vermehrt und wächst ziemlich rasch zum Bäumchen
heran. Sollte nicht auch der besprochene (Jrangen-
Zwerg in China auf gleiche Weise vermehrt wer-
den, da wir uns niclit denken können, dass er, auf
eine andere, höher weidende Orange gepfropft, wie
Fortune angibt, gut gedeihen sollte.
Schon bald und in reichlichster Fülle blühend,
gehört unsere Zwerg- Orange zu den beliebtesten
Marktpflanzen Bcrhn's. Es gibt hier einzelne Gärt-
ner, welche sich vorzugsweise mit der Anzucht der
hiesigen Citrus sinensis beschäftigen und einen aus-
gedehnten Handel damit treiben.
Es unterliegt ferner keinem Zweifel, dass unter
Citrus sinensis verschiedene Formen beschrieben
sind; vor Allem möchte die Persoon'sehe Pflanze
weder mit der unsrigen, noch mit der, von der die
eingemachten Früchte zu uns kommen, überein-
stimmen. Ferrari, ein Jesuit, der in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhundertes zu Siena lebte und
sich viel mit botanischen Studien beschäftigte, scheint
zuerst einer Citrus sinensis gedacht und in seinem
Hesperiden-Werk beschrieben und abgebildet zu ha-
ben. Damals hat man gewiss aber schon mehre
zwergige Formen, welche alle aus China stammten,
gekannt.
Volkamer, der Nürnberger Botaniker, spricht
auch im Anfange des 18. Jahrhundertes bestimmt von
mehrern Sorten Zwerg- Orangen, von denen auch
eine existire, wo die kleinen Früchte eingemacht
würden. Ob die Früchte unserer C. sinensis irgend-
wo eingemacht werden, wissen wir nicht.
Da auch wir jetzt in Berlin vielfache Verbin-
dungen mit China haben, so möchte es wohl wün-
schenswerth sein, von dort ein Exemplar der Zwerg-
Orange zu erhalten, von der die eingemachten
Früchte stammen. Wir wollen daher den Vorstand
des Erfurter Gartenbau - Vereines, der zu seiner
im Herbste nächsten Jahres stattfindenden gros-
sen Ausstellung sich auch mit den preussischen Be-
hörden in China in Verbindung gesetzt hat, um
von dorther Ausstellungs- Gegenstände zu erhalten,
darauf aufmerksam machen, auch auf die Zwerg-
formen der Orangen in China ein Auge zu haben
und eine Sendung der eben besprochenen Form zu
veranlassen.
Das
Versetzen grosser Bäume
in »ollrm glätter- unb ^lütl)fnfti)mudj im <3lugu|l.
Vom Hofgärtner Meyer in Sanssouci.
In einem der Reiseberichte des Professors Dr.
Koch in den letzten Nummern dieser Wochenschrift
befindet sich die Mittheilung, dass man in Paris um
die Mitte des August ganz ansehnliche Bäume in
ihrer vollen Belaubung mit Glück verpflanze, und
ein Gfirtenfreund bei Paris, de Laroy, im vorigen
Jaiire mit dem besten Erfolge begonnen habe, auch
seine Obstbäume im August zu versetzen, welches
hier in Deutschland Vielen unglaubhaft erschienen,
jedoch auch hier schon geschehen sei und man der-
gleichen Bäume in den Fürst- Pückl er' sehen An-
lagen, sowie in Babelsberg und im Friedensgarten
bei Potsdam sehen könne. Ich kann letztere Be-
merkung des Professors Koch nur bestätigen und
erlaube mir, darüber in Kürze Folgendes mitzu-
theilen :
Das Versetzen grosser Bäume in vollem Blätter-
und Blüthenschmucke ist sicher öfter, wo überhaupt
mehre Jahre hindurch ausgedehnte Anpflanzungen
unternommen wurden und die gewöhnliche Pflanz-
zeit nicht ausreichte, gewisse Partien bis in's Ein-
zelne zu vollenden, vereinzelt vorgekommen, so dass
es schwer sein dürfte, zu entscheiden, welchem
Lande der Preis für das erste vermeintliche Wag-
niss dieser Art zuzuerkennen sei. Ich selber habe
bereits vor 10 bis 12 Jahren nicht allein in der
Umgebung Potsdam's, sondern auch in der Piovinz
dergleichen ansehnliche Bäume, ohne es im Entfern-
testen als ein Wagniss zu betrachten, versetzt. Den
ersten Versuch dieser Art machte ich um die ge-
nannte Zeit in den Parkanlagen bei der Villa In-
genheim hierselbst. Es war die Villa umgebaut und
in Folge dessen notliwendig geworden, fünf starke
Juniperus virginiana von 30 bis 35 Fuss Höhe und
6 bis 7 Zoll Stammdurchmesser aus der Nähe des
Gebäudes fortzunehmen. Die Besitzerin äusserte ihr
Bedauern über den bevorstehenden Verlust dieser
Bäume und dieserhalb befragt, rieth ich zu dem
Versetzen derselben, da ich bei niehrern anderen
Gelegenheiten bereits kleine Koniferen während des
Sommers mit Erfolg hatte versetzen lassen und
nicht zweifelhaft darüber war, dass sich dasselbe
bei der gehörigen Vorsicht auch werde mit grös-
seren Bäumen vornehmen lassen. Der Gärtner
schüttelte bei dieser Unterredung ungläubig den
Kopf, indem er meinte, dass es schon schwierig
sei, kleine Juniperus zur eigentlichen Pflanzzeit zu
versetzen, geschweige denn so grosse, welche er
für sein Theil niemals wagen würde, überhaupt
noch umzupflanzen. Er musste sich indessen fügen,
390
das Versetzen derselben erfolgte, indem die Bäume
mit 8 bis 10 Fuss laugen Wurzeln, welche wäh-
rend des Ausgrabens büschelweise zusammengebun-
den und mit nassem Stroh umwickelt wurden, aus-
gc/graben, sofort wieder unter beständigem Angiessen
eingepflanzt und etwa eine Woche hindurch mehre
Male des Tages mit Flusswasser stark bespritzt
wurden. Von Zweigen wurden nur die wirklich
abgestorbenen, sonst aber keine entfernt. Für den
Winter hatte ich das Bedecken des Bodens um den
Stamm , soweit die Wurzeln reiciiten , angeordnet ;
der Gärtner aber hatte es aus Unachtsamkeit oder
aus irgend einem Grunde nur bei 3 Bäumen ge-
tban; diese gediehen freudig weiter, die anderen
beiden aber gingen schon im folgenden Frühjahre
in Folge des tief-eingedrungenen Frostes zu Grunde.
Ebenso versetzte ich dort zu der; elben Zeit einen
gabelförmig- gewachsenen Acer Pseudoplatanus von
3(i Fuss Höhe und 7 bis 9 Zoll Stammdurchmesser
mit Erfolg, obwohl der Boden daselbst ein höchst
dürftiger Sandboden ist, welcher nur, so gross die
rflanzgrube war, mit etwas Lehm und guter Gar-
tenerde verbessert werden konnte. Dieser Ahorn und
einer der Juniperus stehen heute noch in einem
der auf sie verwandten geringen Pflege angemes-
senen Wachsthume auf ihrer Stelle; zwei der Ju-
niperus sind inzwischen bei anderweitigen Verän-
derungen der Axt verfallen.
Ungefähr eben so viele Jahre zurück sind es,
wo ich Ende August und Anfang September zu
Quittainen bei Preussisch-Holiand, einer Besitzung
des Grafen v. Dönhoff, unter mehrern anderen
Koniferen auch eine baumartig - gewachsene Thuja
occidentalis von 8 Zoll Stammdurchmesser und gegen
40 Fuss Höhe, wie sie so gross und stark in hiesi-
ger Gegend selten vorkommen, auf dieselbe Weise
versetzte. Der Baum war so schwer, dass er durch
blofse Menscbenkraft nicht auf den Wagen geho-
ben, sondern vermittelst der bekannten Holzwinden,
deren man sich bei dem Aufladen starker Baum-
hölzer bedient, auf den Wagen geschafft werden
mu^ste. Auch dieser Baum ist freudig fortgediehen,
obwohl er, aus strengem Lehmboden ausgehoben
und auf solchen wieder versetzt, einen niclit unbe-
trächtlichen Theil seiner feinen Wurzein eingebüsst
hatte.
Sämmtliche Bäume liess ich jedoch sehr flach
einpflanzen, damit Luft und Wärme möglichst stark
einwirken konnten; auch erhielt der Lehmboden
einen starken Zusatz von Lauberde.
Inzwischen sind auch in den hiesigen Königli-
chen Gärten zum Theil ganz ansehnliche Pflanzun-
gen der Art auf Anordnung des Generaldirektors
Dr. Lenn^ ausgeführt worden, von denen beson-
ders die Umpflanzung einer staiken Linde nach den
Anlagen beim neuen Orangeriehause, und die Trans-
locirung der Gehülzgruppen von dem Halbrund vor
dem Neuen Palais nach dem Pfingstberge Erwäh-
nung verdienen.
Die Linde, mit 12 Zoll starkem Stanimdurch-
niesser und sehr breiter, aber laubenförniig gezo-
gener Kr<ine, wurde der Garten-Direktion vor etwa
8 Jahren von der Verwaltung des Eyssenliardt'schen
Krankenhauses zu Potsdam Ende Mai angeboten,
zu einer Zeit, als die jungen Triebe fusslang und
noch vollkominen krautartig waren, so dass die Ver-
setzung in diesem Zustande zwar gewagt, jedoch
nach den bisherigen Erfahrungen nicht als gänz-
lich verfehlt erseheinen durfte. Zu grösserer Si-
cherheit des Unternehmens wurde die Ausgrabung
des Baumes gegen Abend begonnen, so dass der
-g Meile weite Transport bis zur Stelle unter fort-
währendem, massigem Bespritzen der Krone und
der Wurzeln und wiederholtem Bewerfen der letz-
teren mit trockner Erde, sowie die Anpflanzung,
während der Abendstunden erfolgte.
Nachdem der Baum mehre Tage hindurch durch
Aufspannen einer grossen Leinwand, wie solche die
Frachtfuhrleute gebrauchen, gegen Sonnenbrand ge-
rchützt und stündlich mit Regenwasser bespritzt
worden war, wurde die Leinwand entfernt und der
Baum sich selber überlassen, welcher in demselben
Jahre die Triebe nicht weiter verlängerte, auch die
oberen Knospen nur unvollständig, die unteren je-
doch kräftig ausbildete, so dass er Im nächstfolgen-
den Jahre wieder frisch austrieb und für die Zu-
kunft gesichert erschien, jedoch im darauf folgenden
dritten Jahre leider einer anderweitigen Einrichtung
des Platzes weichen musste. Nach den an diesem
Baume gemachten Wahrnehmungen erscheint es
zweckmässig, beim Versetzen von Bäumen in die-
sem Monate, um eine mögliehst reichliche und kräf-
tige Knospen- Ausbildung zu erzielen, wovon das
weitere Gedeihen des Baumes abhängig ist, die
Spitzen eines grossen Theiles der krautartigen
Triebe auszukneipen.
Das Versetzen von etwa 20 Fuhren Gehölzen
vom Platze vor dem Neuen Palais nach dem Pfingst-
berge und zum Theil auch nach dem Marlygarten
geschah nm die Mitte des September vorigen Jah-
res bei anhaltender grosser Dürre. Diese Zeit halte
ich nach den gemachten Erfahrungen für Koniferen
als die sicherste, besonders wenn das Versetzen wäh-
rend trüber Tage stattfinden kann; aber auch für
die Laubhölzer, welche mit depi Laube versetzt
werden sollen, ist diese Zeit zufolge der hiesigen
klimatischen Verhältnisse die passendste, indem, was
hierbei von der grössten Wichtigkeit ist, um diese
Zeit die Knospen-Ausbildung (ihre Reife) grössten-
theils beendet ist, was in den südlicheren Gegenden
391
wohl 2 bis o ^A'ucheii früher der Fall sein kann.
Nur in besonders günstigen Fällen, wenn der Öoni-
nier nämlich lieiss imd trocken war, ist auch hier
schon Ende August die Knospen- Ausbildung been-
digt und ein früheres Versetzen, besonders solcher
Bäume und Sträuclier, welche frühzeitig ein herbst-
liches Ausschon bekommen, mit sicherem Erfolge
möglich. Daher wird man das Versetzen mit Laub
in trocknen Lagen überhaupt früher beginnen kön-
nen, als in feuchten; auch werden diejenigen Ge-
hölze, welche nur einen Jahrestrieb ausbilden, wie
z. B. Aesculus Hippocastanum und Sj-ringa, deren
Knosjjenreife meist schon im Juli erreicht ist, frü-
her als die übrigen für die Versetzung tauglieh sein.
Bei dem eine Viertelmeile weiten Transport der
Gehölze nach dem Pfingstberge wurde die über-
haupt auzurathende Vorsicht gebraucht, die Wur-
zeln der kleineren Gehölze auf dem Wagen nach
vorherigem Bespritzen mit Wasser mit leichter Erde
zu bedecken und die der grösseren mit nassgehal-
tenen Matten zu schützen, da die feinen Wurzeln
doch sehr empfindlich sind, obwohl weniger aus
trocknen, als aus tiefen Lagen. Es sind auf diese
Weise versetzt worden: 12 bis 15 Fuss hohe und
breite, wohl 20 Jahre alte Büsche von Syringa
chinensis, Evonymus atropnrpurea, Spiraea opuh-
folia, Philadelphus- und Berberis- Arten, ja selbst
hochstämmige ßothdornen, und alle behielten, bei
allerdings reichlicher Bewässerung, ihre Belaubung
bis zum Herbste und trieben in diesem Jahre so
kräftige Zweige, als ob sie Jahre lang auf ihren
neuen Plätzen gestanden hätten.
Selbst Obstbäume, und zwar die gewohnliche
Zwetsche von 4 Zoll Stammdurchmesser und 10 bis
12 Fuss Höhe, welche bei solcher Stärke gegen das
Umsetzen überhaupt empfindlich sind, lasse ich von
Mitte bis Ende September alljährlich mit voller 15e-
laubung in dasjenige Treibquartior pflanzen, in wel-
chem die Topfgewächse aus dem Marlygarten beim
Eintreten der kühlen Herbstnächte Aufnahme fin-
den; und dennoch liefern diese Bäume Ende Angnst
des folgenden Jahres stets einen reichlichen Ertrag
an Früchten.
Das Umwinden der Stämme mit Moos halte ich
nur bei stärkeren Bäumen, und auch dann nur, wenn
es niclit zu dicht geschieht, von Nutzen ; ich habe
bisher keinen einzigen Stamm umwinden, auch stets
alle grössere Bäume ohne Erdballen verpflanzen
lassen; und doch mit dem besten Erfolge und bei
einem nur massigen Mehr- Aufwände von Kosten,
welche hauptsächlich in Mehr- Ausgaben an Fuhr-
lohn bestanden, da bei möglichster Schonung der
belaubten Zweige nur kleine, aber desto mehr La-
dungen geboten waren.
Prograiiiiii
jur preisöeiuecöung für Das ^1 Snfjrcsfcll
iira Urvcinrs jur ^rförbfrung bca (Savtcnbaucs in
ben ^Sönigl. J)mi|jt|'d)rn jStaatcn,
am 18. Juni 1865.
^^llgemeine IBedingving-en.
1) Zur Preisbewerbung sind Gärtner und Garten-
Liebhaber des In- und Auslandes berechtigt,
sie seien Mitgheder des Vereines oder nicht.
2) Ausser Pflanzen, abgeschnittenen Blumen, Ge-
müsen und Früchten sind auch Garten -Ver-
zierungen, Sämereien, künstliche Dungstofte
und sonst auf Gärtnerei Bezug habende Ge-
genstände zulässig.
3) Die Gegenstände der Preisbewerbung verblei-
ben Eigenthuni der Besitzer.
4) Die deutlich zu etikettirenden Pflanzen und
sonstigen Ausstellungs- Gegenstände sind, von
einem doppelten Verzeichnisse begleitet, wel-
ches mit Namen und Wohnungs-Angabe des
Ausstellers zu versehen ist, spätestens bis zum
17-. Juni, Mittags, einzuliefern. Nur Früchte,
Gemüse und abgeschnittene Blumen werden
noch am ersten Ausstellungstage bis 7 Uhr
Morgens angenommen. Eine gleiche Ausnahme
soll noch für einzelne, besonders empfind-
liche Pflanzen gestattet werden. Die Ent-
scheidung darüber, ob solche Pflanzen bei der
Vertheilung der Preise konkurriren können,
hängt von dem Ermessen der Preisrichter ab.
5) Die Pflanzen müssen sich, ebenso wie die
Töpfe, Stäbe und sonstiges Zubehör, in einem
zur Ausstellung geeigneten Zustande befinden;
andernfalls können sie von den Ordnern zu-
rückgewiesen werden.
6) Die Aussteller haben in ihren Verzeichnissen
ausdrücklich anzugeben, um welche Preise dos
Programmes sie sich mit den eingesendeten
Gegenständen bewerben. Dagegen Handelnde
haben es sich selbst beizumessen, wenn ihre
Einsendungen nicht die gewünschte oder gar
keine Berücksichtigung bei den Preisrichtern
finden.
7) Das Arrangement für die Ausstellung über-
nehmen die vom Vorstande ernannten Ordner,
welche allein berechtigt sind, die eingelieferten
Gegenstände anzunehmen, den Platz zu deren
Aufstellung anzuweisen und den Empfang in
den Duplikaten der Verzeichnisse zu beschei-
nigen. Die Aufstellung der Ausstellungs Ge-
S92
genstände kann jeder Einsender an dem von
den Ordnern anzuweisenden Platz selbst be-
wirken oder auch den Ordnern überlassen.
8) Alle Einlieferungen müssen bis zum Schlüsse
der Ausstellung am zweiten Tage Abends aus-
gestellt bleiben; doch können Früchte und die
nach No. 4. als besonders empfindlich bezeich-
neten Pflanzen nach vorgängiger Verständigung
mit den Ordnern schon am Abend des ersten
Tages zurückgenommen werden.
9) Die Zurücknahme der ausgestellten Gegenstände
beginnt am 20. Juni, Morgens 7 Uhr. Aus-
nahmen hiervon sind nur unter Genehmigung
der Ordner zulässig.
10) Das Preisrichteramt besteht aus 9 Vereins-Mit-
gliedern, deren Berufung dem Vorstande zu-
steht, welcher zugleich den Vorsitzenden er-
nennt. Selbst -Aussteller sind ausgeschlossen.
Zur Beschlusst'ähigkeit reichen 5 Mitglieder
aus, deren Zahl im Falle der Unvollständig-
keit der Vorsitzende des Preisrichteramtes aus
anderen Mitgliedern des Vereines zu ergänzen
befugt ist. Bei etwaiger Stimmengleichheit gibt
die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag.
11) Die Preisrichter erkennen auf Geldpreise und
Ehren- Diplome. Die gekrönten Gegenstände
werden nach Abfassung des Urtheils durch
den Vorsitzenden des Preisrichteramtes und die
Ordner als prämiirt bezeichnet; zugleich sor-
gen die Letzteren für die Anheftung der Na-
men sämmtlicher Aussteller bei ihren Ausstel-
lungs-Gegenständen. Der Beschluss des Preis-
richteranites wird durch den General -Sekretär
in der Versammlung des Vereines mitgetheilt.
12) Die etwa nicht nach Massgabe des Program-
mes zugesprochenen Preise werden den Preis-
richtern anderweit zur Verfügung gestellt.
13) Die Räume, in welchen die Ausstellung statt-
findet, sowie die Namen der Ordner und der
Preisrichtei', werden später bekannt gemacht.
P*reis - ^^xifgatoen.
A. Liiik's Preis.
1. Für eine ausgezeichnete Leistung in
der Gärtnerei 20Thlr.
B. Grupiiirungeii.
2. Für die schönste Gruppe besonders
gut kultivirtcr Pflanzen in mindestens
12 Exemplaren ein Preis von
10
Latus SOThlr.
Transport SOThlr.
3. Für die schönste Gruppe Marktpflan-
zen in mindestens 12 Exemplaren ein
Preis von 10„
4 — 7. Für je eine aus mindestens 12
besonders gut kultivirten Exemplaren
der nämlichen Spezies bestehenden
Gruppe von Marktpflanzen, 4 Preise
zu je 5 Thlr, zusammen .... 20 ^
C. Schaiipflaiizcn.
Für die beste Kulturpflanze ein Preis
10
9 — 15. Für einzelne, besonders gut
kultivirte Schaiipflanzen, 7 Preise zu
je 5 Thlr, zusammen 35
Die um die Preise zu 8 — 15. konkurri-
renden Pflanzen müssen sich minde-
stens seit 6 Monaten vor der Aus-
stellung in der Kultur der Aussteller
befunden haben.
D. iSeuc Eiiiluhriingeii.
16. u. 17. Für Pflanzen, welche hier zum
ersten Male ausgestellt werden und
welche soweit ausgebildet sein müs-
sen, dass ihre Eigenschaften erkenn-
bar und eine grössere Verbreitung als
Zier- oder Nutzpflanzen voraussehen
lassen, 2 Preise von je 5 Thlr, zu-
sammen 10
E. Abgcschiiitteiie Blumen.
18. Für abgeschnittene Sortiments-Blumen
oder für Bouquets ein Preis von . 5
F. Obst und Gemüse.
19. Für das beste Obst ein Preis von . 5
20. Für das beste Gemüse ein Preis von 5
C. Zur Verfügung der Preisrichter.
21-^24. Vier Preise zu je 5 Thlr, zu-
sammen
20
Summa 150 Thlr.
H. Ehren -Diplome.
25 — 31. Sechs Ehren -Diplome, von den Preis-
richtern nach ihrem Ermessen zu vertheilen.
Berlin, den 27. November 1864.
Verlag vou Karl W leg and t in Berlin,
Kommaudanten-Strassc No. 62.
Druck der C. Feis ter'sclien Buchdruckerei in Berlin,
Zicten-Platz No. 2.
Wochenschrift
des
Vereines xiir Hctorderiiii^ des (larteiihaiies in den Königl. Frenssischen Staaten
für
Gärtnerei und PflanzeiBkiflnde«
Redakteur :
I*r'ofessoi" Di*. Ivarl liLocli,
General-Sekretair des Vereines.
No. 50.
Berlin, den 17. Dezember
1864.
Preis des Jahrganges Sj Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt: Montauoa und Uhdea, nebst historischen Notizen über Blattpflanzen überhaupt. — Die Zwerg-Nelken von Verviers. —
Die Obstbaunizucht in Böhmen. — Scheydeeker's und Grube's Anleitung zum Obstbaumschnitt und zur Rebenzuclit. —
William Löbe's künstliche Düngmittel und Komposte. — Ciehoriaceotlieca. Von C. H. Schul tz-Bipo n tiuus.
Duniierstag, den 2*J. tl. HI., .4bcnil$ 7 Ulir, lintlet in ilcr Molinung iIcs ileneral-Sckrclärs eine Silznn;; des Ulunien-
Ansschnsses, Freitag, den 30., um dieselbe Zeit, eine Sitzung des Olist-Ausseliusscs statt. Jedem illitgliede stellt die Theil-
nabnie frei; es wird sogar gewünscht, dass man sieb zahlreich eiiiliiidet, nni rurliegendc (iegenstände zu besprechen.
Montauoa und l lide<%
nebst histuriseheii Kotizen über Illattpllanzen überhaupt.
Paris ist im I.iaufe der Zeit mit Manclicm vor-
angegangen , was nach und nacii in allen Ländern
Europa's und selbst in Amerika, wo europäische Ge-
sittung ebenfalls Eingang gefunden hat, nachgeahmt
wurde. Es gab selbst bei uns in Deutschland eine
Zeit, wo man meinte, dass Alles, namentlich was
auf Geschmack Anspruch machen sollte, auch aus
Paris kommen inüsste. Und wirklich hatte man,
wenigstens sehr oft, darin Eecht. Doch auch um-
gekehrt hat auch Manches bei uns seinen Anfang
genommen und allmählig die Kunde durch alle
Läjider der civilisirten Erde gemacht. Dahin ge-
hört beispicl.sweise die Liebe zu den Blattpflanzen
im freien Grunde, wie im Gewächshause. Nur die
Inselbewohner jenseits des Kanals sträuben sich
noch in ihrem Nebellande dagegen; es wird aber
auch noch die Zeit kommen, wo bei den Englän-
dern ebenfalls die Liebe zu Blattpflanzen um sich
greift, wenn auch allerdings Blumen mit hellen Far-
ben in einem Lande, wo das Sonnenlicht so selten
rein vom Himmel leuchtet, inmier den Vorzug ha-
ben müssen.
Auch die Blattpflanzen, welche man namentlich
im Freien zu Gruppen oder als Einzel -Exemplare
benutzt, sind zum Theil noch dieselben, welche zu-
erst im nordöstlichen Deutschland, vor Allem in
Berlin, sowie in Potsdam und Umgegend, in An-
wendung kamen.
Es machte uns während unserer Anwesenheit
in Frankreich grosses Vergnügen, nicht allein in
I^aris, sondern fast in dem ganzen Lande, wo man
anfing, die Gärten der kaiserlichen Residenz nach-
zuahmen, vor Allem unsere Blattpflanzen aus der
grossen Familie der Körbchenträger: die Vcrbesi-
uen, Poljmiiien, Schistocarphen, Senecionen u.s. w.,
ferner die aus dem Geschlechte der Öolanum's, des
Blumenrohrs (Canna), der Kolokasien u. s. w., wieder
zu finden. Der jetzige ausführende Chef der Ver-
schönerungen von Paris, Barillet, hat sich ein
grosses Verdienst um die Einführung dieser Blatt-
pflanzen im freien Grunde erworben; sein Verdienst
wird aber um so grösser, als er weiter noch be-
müht ist, zu den bekannteren derselben noch andere
zu bringen, die bei uns unbekannt sind. Aus allen
Ländern bezieht er zu diesem Zwecke Sämereien,
um aus den daraus erzogenen Pflanzen möglicher
Weise eine Auswahl zu treflien. Es unterliegt kei-
nem Zweifel, dass in Folge seiner letzten Reise
nach Deutschland in diesem Sommer auch die An-
lagen von Paris mit neuem Material bereichert
werden.
Es ist zu bedauern , dass von Seiten des Ver-
eines zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin
während der ersten Jahre seines Wirkens keine
Aufzeichnungen der damaligen gärtnerischen Zu-
stände geschehen sind. Der Entwickelungsgang,
welchen in den zwanziger Jahren das Gartenwe-
sen hauptsächlich in Berlin nahm, ist sehr interes-
sant. Grade in Berlin und in dem nahen Pots-
50
394
dam lebten damals eine Reihe ausgezeichneter und
begabter Männer, welche mit allen gärtnerischen
Notabilitäten Deutschlands und selbst Europa's in
Verbindung standen und in Betreff der Gartenkunst
einen grossen Einfluss auch auf die übrigen deut-
schen Länder ausübten. Vielleicht übernimmt es
noch Einer der wenigen Männer aus jener Zelt,
welche schon damals wirkten, und bearbeitet eine
Geschichte des Gartenwesens jener Jahre in Berlin.
Vergebens haben wir in den ersten Bänden der
Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des
(xartenbaues nach Nachrichten über die ersten An-
pflanzungen von Blattpflanzen gesucht; erst im
10. Bande (S. 359) finden wir einen Aufsatz des
Hofgärtners G. A. Fintelmann auf der Pfauen-
insel „über Anwendung und Behandlung von Blatt-
Zierpflanzen und deren Verbindung mit Rankge-
wächsen für Schmuck - Gruppen" aus dem Jahre
1833.
Leider ist der Mann, dem wir die erste An-
wendung der Blattpflanzen im freien Grunde ver-
danken, der Ober -Hofgärtner Ferd. Fintelmann
in Charlottenburg, unlängst verstorben (s. S. 6) ; es
ist versäumt worden, von dem Manne, der sein Le-
l)en auf nahe 90 Jahre brachte, und zwar stets in
grosser Thätigkeit und nach allen Seiten hin anre-
gend, noch Nachrichten einzuziehen. Die Pfauen-
insel, wo Ferd. Fintelmann seit dem Jahre 1806
wirkte, war bekanntlich nach den Befreiungskriegen
der Lieblings - Aufenthalt Friedrieh Wilhelni's III.
Hier wurden auch die ersten Blattpflanzen kultivirt.
Viele Fremde kamen in der besseren Zeit des Jah-
res, um sich an den reizenden Anlagen der Pfauen-
insel zu erfreuen.
1817 soll es gewesen sein, wo zuerst Mais,
Klarinettenrohr, Ricinus, der falsche Bärenklau des
(Orientes (Heracleum persicum und asperum) und
einige wenige andere Pflanzen mit schöner Belau-
bung als Einzel-Exemplare auf der Pfaueninsel zur
Anwendung gelangten. Von Jahr zu Jahr kamen an-
dere Arten dazu, so der echte Bärenklau, der leider
wiederum in Vergessenheit gerathen zu sein scheint,
die Garde und Artischoke, mehre Rhabarber- Arten,
Nicotiana glauca, leider jetzt wieder verschwunden,
Silphium connatum und perfoliatum, Polymnia Uve-
dalia, Bocconia cordata, Sorghum vulgare u. a. m.
1823 oder 1824 wurden auf der Pfaueninsel die
ersten Blumenrohr - Arten oder Canna s in's Freie
gebracht; darauf folgten : Aralia spinosa, Solanum
marginatum und laciniatum, welches letzteres erst
jetzt wiederum von Neuem eingeführt wurde, und
endlich die Kolokasien, sowie die Päpyrusstaude,
also Pflanzen der wärmeren und tropischen Länder,
welche man im Winter herausnahm, um von letz-
teren und ersteren die Knollen frostfrei zu über-
wintern, von den anderen hingegen, um im Früh-
jahre Stecklinge davon zu machen.
Das Beispiel Ferd. Fintelmann's wirkte; bald
schmückten auch die übrigen Hofgärtner die ihnen
zugewiesenen Reviere mit Blattpflanzen aus. Es
haben sich in dieser Hinsicht besonders die Hof-
gärtner Hermann Sello und G. A. Fintelmann
grosse Verdienste erworben. Nicht minder war dies
von Seiten des botanischen Gartens in Neu-Schöne-
berg bei Berlin der Fall. Eine nicht unbeträcht-
liche Anzahl von schönen Blattpflanzen wurde durch
ihn zur Verfugung gestellt. Endlich nahmen auch
Private Antheil. In dieser Hinsicht ist vor Allem
der Garten des Geh. Ober- Hof buchdruckers von
Decker in Berlin zu nennen, wo zuerst Blatt-
pflanzen in Anwendung kamen.
Es ist nicht unsere Absicht, die weitere Ent-
wickelung der Blattpflanzen-Kultur hier ausführlich
zu beschreiben ; dazu fehlt uns, wie Anfangs schon
gesagt, für jetzt das nöthige Material. Wir wollen
aber die Gelegenheit ergreifen, um von Neuem auf
einige Blattpflanzen aufmerksam zu machen, von
denen die eine bei uns längst angewendet wurde,
neuerdings aber unter dem Namen Moiitanoa
h eracleif olia in den Pariser Anlagen ziemlich
allgemein sich vorfindet und auch in der Revue
horticole (Jahrg. 1863, S. 369) eine Beschreibung
und Abbildung erhalten hat. Schon früher haben
wir darauf aufmerksam gemacht, dass die Pariser
Montanoa heracleifolia sich von der seit dem
Jahre 1846 in und bei Berlin als Uhdea bipinna-
tifida kultivirten Pflanze nicht unterscheidet (s.S.
262). Es fragt sich nur, welcher Name ist der
frühere und welcher ist der richtige?
Wir haben in einer besondern Abhandlung über
Blattpflanzen aus der Gruppe der Heliaiitheen (s.
4. Jhrg. S. 243) Uhdea bipinnatifida hinsichtlich
ihres Werthes als Blattpflanze schon einmal bespro-
chen. Wiegen ihrer grossen Aehnlichkeit mit Po-
lymnia Uvedalia kam sie Anfangs unter dem
Namen P. grandis in die Gärten. Sie blühte zu-
erst auf der Pfaueninsel, von wo der Hofgärtner
G. A. Fintelmann, der seinem nach dem Garten
von Charlottenburg versetzten Onkel Ferd. Fin-
telmann daselbst schon 183G gefolgt war, an den
damals noch lebenden Professor Kunth Blüthen
zur näheren Bestimmung sendete.
Kunth fand alsbald, dass, so ähnlich auch Po-
lymnia Uvedalia und grandis in der äussern
Tracht erschienen, doch die letztere Pflanze einem
andern Genus angehören müsste. Polymnia hat in
sofern eine Aehnlichkeit mit unseren echten Ca-
lendula-Arten, als die Randblüthchen nur fruchtbar
sind und zu grossen Früchten (gemeiniglich aber
mit LTnrecht Samen genannt) sich umwandeln. Die
395
Blüthchen der Mitte dagegen schlagen fehl. Bei
Polymnia grandis ist es aber umgekehrt, denn
grade die Blüthchen am Rande des Blüthenkörb-
chens sind unfruchtbar, die der Mitte hingegen
werden zu einsaraigen Früchten, zu sogenannten
Achenien.
Wenn bei irgend einer Familie das Bedürfniss
einer natürlichen Anordnung 'fühlbar ist, so ist es
in der der Körbchenträger oder Konipositen; es
kommt noch dazu , dass diese Familie so gross ist,
dass ein Zehntel aller auf der Erde wachsenden
Arten zu ihr gehört und dass es daher für einen
einzelnen Menschen, in sofern er nicht ein langes
Leben auf die nähere Kenntniss derselben verwen-
den kann, sehr schwierig wird, ein genügendes Ur-
theil über die Stellung der einzelnen Arten zu ein-
ander sich zu verschaffen. Wir haben allerdings
bereits einige ]\länner gehabt, die vorzugsweise sich
mit der Gruppirung der Körbchenträger beschäftig-
ten und in sofern schätzenswerthe Vorarbeiten lie-
ferten. Cassini, Akademiker in Paris, versuchte
es zuerst luid hat in den Jahren 1813 bis 1825
mehre werthvolle Arbeiten über diese Familie ver-
öfl'entlicht. Dann war es Dr. Lessing aus Berlin,
jetzt als praktischer Arzt in Sibirien lebend, der
in dem Jahre 1 832 seine berühmte Synopsis der
Kompositen schrieb. Endlich hat der ältere De-
candolle im Jahre 183G angefangen, eine Monogra-
phie dieser Familie herauszugeben, sich dabei haupt-
sächlich auf Lessing's Arbeit stützend. Jetzt ist
es wiederum ein Deutscher, der Hospitalarzt C. H.
Schultz*) in Deidesheim, der fortwährend umfas-
sende Studien in der Familie der Körbchenträger
macht, leider aber bis jetzt nichts Zusammenhän-
gendes, sondern nur Einzelnheiten veröffentliciit hat.
Es möchte aber wohl wünscheuswerth sein, dass so
ein mit umfassenden Kenntnissen veisehener Mann,
dem zugleich das reichste Material zu Gebote steht,
recht bald seine Ansichten über ihre Gruppirung,
verbunden mit genauen Beschreibungen der einzel-
neu Arten, veröffentlichte.
Schon als uns vor ungefähr 8 Jahren Gelegen-
heit geboten wurde, blühende Exemplare der Uh-
dea bipinnatifida zu untersuchen, fanden wir eine
grosse Aeliidichkeit mit den Arten des bereits 1820
von Kunth unter dem Namen Eriocoma, von den
beiden mexikanischen Floristen de la Llave und
Lexarza aber 1825 unter dem Namen Montanoa
veröffentlichten Genus, glaubten aber immer noch,
in den grossen Blüthen unserer Pflanze Grund zur
Beibehaltung des Kunth 'sehen Genus zu haben.
Erst als der Pariser Akademiker Brongniart,
*) Da mehre Botaniker dieses Namens existiren, fügt C.
H. Schultz hinter seinem Namen noch ,,Bip." (d. i. Biponti-
nns, aus Zweibrücken) hinzu.
Direktor des kaiserlichen Herbars im Museum der
Naturgeschiclite, die Pflanze wirklich als eine Mon-
tanoa bezeichnete und ihr, nichts von der Kunth'-
schen Benennung wissend, den Namen Montanoa
heracleifolia gab, fanden wir, nachdem nochmals
eine genaue Untersuchung stattgefunden, die An-
sicht Brongniart' 8 bestätigt. Seitdem haben wir
auch das Urtheil des Dr. C. H. Schultz in Dei-
desheim eingeholt. Da auch dieser beistimmt, dass
Uhdea nur ein Subgenus von Montanoa darstellt,
so ziehen wir hiermit das Genus Uhdea ein und
bemerken nur noch, dass der Genus-Name Erio-
coma, obwohl er 5 Jahre früher als Montanoa
gegeben wurde, ebenfalls ferner nicht beibehalten
werden kann, da derselbe Name schon 2 Jahre
früher von Nuttall zur Benennung eines Grasge-
schlechtes benutzt worden war.
Dr. C. H. Schultz hat die Freundlichkeit ge-
habt, uns eine noch nicht gedruckte Monographie
sämmtlicher Arten des Genus' Montanoa zur Verfü-
gung zu stellen; wir erlauben uns, einen Aufzug
davon zu geben und bemerken zuvor nur noch
Einiges über die Schreibweise des Namens. Dieser
wurde einem mexikanischen Arzte Montana ent-
lehnt. Die beiden eben genannten Floristen schrie-
ben Montanoa; wir glauben kein Recht zu haben,
den Namen zu ändern, selbst nicht in Montanea,
wie C. H. Schultz will, weil die Bildung so ge-
bräuchlich sei. Noch viel weniger hatte der ältere
Decandolle ein Recht, den Namen in Mouta-
gnea umzuändern, weil der spanische Name auf diese
Weise ausgesprochen würde. Wir haben schon früher
dahin unsere Meinung abgegeben, dass, wollte man
die Namen so schreiben, wie sie auszusprechen sind,
eine grosse Verwirrung in der Nomenklatur eintre-
ten würde. Grade französische und noch mehr
englische Namen müssten so geschrieben werden,
dass sie fast kein Mensch wieder erkennen könnte.
Godischodia und Decaenea (für Gaudichaudia und
Decaisnca) würden Franzosen gewiss nicht wieder-
erkennen.
Der Schwerpunkt zur Erkennung des Genus'
Montanoa liegt, wie C. H. Schultz richtig be-
merkt, in der Eigenthümlichkeit der Spreublättchen,
dass sie sich nach dem Blühen vergrössern, hart
und selbst stechend werden. Zur Zeit der Frucht-
reife umfassen sie die Achenien und bilden über
diesen eine Art Schopf. Dieses Vergrössern ein-
zelner Blüthentheile nach dem Verblüheu kommt
auch sonst noch vor und wird nicht selten bei der
Haarkrone der Körbchenträger beobachtet. Ein gu-
tes Beispiel gibt in dieser Hinsicht unsere Acker-
distel (Cirsium arvense).
Sonst sind die Blüthenkörbchen der Moutanoen
denen der wilden Kamillen- oder Anthemis -Arten
50*
396
nicht unähnlich und haben, wie die meisten dersel-
ben, weisse, aber unfruchtbare Strahlenbliithchen zu
5 bis 10 in einer Keihe. Alle hierher gehörigen
Arten besitzen gegenüberstehende Blätter, eine in
der Gruppe der Heliantheen nicht ungewöhnliche
Erscheinung, und sind jTiehr oder minder behaart;
ausserdem sind sie sämmtlich bäum-, weniger strauch-
artig, erreichen aber nie eine bedeutende Höhe und
scheinen ebenso keine lange Lebensdauer zu haben.
Vaterland ist Mexiko, Central -Amerika und Boli-
vien; in Mexiko kommen sie mit den baumartigen
Verbesinen, von denen ebenfalls mehre schon bei
uns zu Blattpflanzen benutzt werden, zusammen vor.
(Schluss folgt.)
Die
Zwerg-Nelken von Verviers.
Wir haben unlängst der Flou'schen Nelken
gedacht; wir kommen heute zu den in Belgien und
Frankreich so beliebten Zwerg- Nelken von Ver-
viers. Wenn die ersteren seit Kurzem (bei der
letzten Industrie- Ausstellung in Paris) erst in den
Handel gekommen sind, so ist dagegen diese Sorte
der Flamänder-Nelken, welche hauptsächlich in Lille
(im französischen Flandern) in seltener Schönheit
gezogen werden, doch schon .längst bekannt, wenn
wir selbst auch noch nicht Gelegenheit gehabt ha-
ben, sie in Deutschland zu sehen und, wie es jen-
seits der Ardennen geschehen, zu bewundern. Eben
deshalb fühlen wir uns veranlasst, Blumenliebhaber,
besonders aber Nelkenfreunde, dei-en Zahl neuerdings
wieder zunimmt, darauf aufmerksam zu machen.
Verviers liegt der deutschen Grenze nahe; Rei-
sen nach Brüssel und Paris führen über die auch
in industrieller Hinsicht höchst interessante Stadt,
so dass ein Besuch daselbst leicht ausgeführt wer-
den kann, wenn die Zeit der Nelkenflor herange-
kommen ist. In Verviers ist auch ein thätiger
Gartenbau -Verein, der viele Blumenliebhaber zählt.
Sein Präsident, M. D. D. Coumont, ist es vor
Allem, der in der Blumenzucht vorangeht und auch
eine der besten Sammlungen von Nelken besitzt.
Ein anderes Mitglied, was nicht genannt sein will,
hat im Januarhefte der Belgique horticole dagegen
eine interessante Abhandlung über die Zwerg -Nel-
ken von Verviers geschrieben. Diese soll uns Ge-
legenheit geben, auch in der Wochenschrift Einiges
über Nelken im Allgemeinen und speziell über die
eben erwähnten zu sagen.
Wenn der Verfasser besagter Abiiandlung bei
Gelegenheit einer Eintheilung der Nelken behauptet,
dass die Deutschen eigentlich gar keine erwähnens-
werthe Klassifikation be.'iä.ssen, so gibt er damit
einen Beweis, wie wenig immer noch unsere west-
lichen Nachbarn die deutsche Literatur kennen;
denn grade wir Deutsche haben ein Nelkensystem,
was an logischer Form und Genauigkeit alle aus-
ländischen Systeme übertrift't. WMr meinen das noch
aus dem vorigen Jahrhunderte stammende W^eiss-
mantel'sche System.
Die Franzosen brihgen alle Nelken in 4 Haupt-
Abtheilungen: Grenadins, Crevards, Fantaisies und
Flamands. Die ersten haben ihren Namen von der
rotlien Farbe der Blumenblätter und wurden von
Desfontaines als eine besondere Art unter dem
Namen Dianthus ruber betrachtet. Ohne Zwei-
fel hat diese durch Kreuzung mit der gewöhnlichen
Nelke (Dianthus Caryophyllus) zu der grossen Man-
nigfaltigkeit derselben hauptsächlich die erste Ver-
anlassung gegeben. Sie heisst in Frankreich auch
Oeillet a Ratafia, weil die Blumen sehr oft zum
Färben der Liköre benutzt werden.
Die Crevards (nicht Crevarts) bilden eigent-
lich gar keine Abtheilung, sondern man bezeichnet
nur die Nelken mit diesem Namen, welche so gross
und gefüllt sind, dass die Blumen zum Theil platzen.
Um dieses zu verhindern, wird vor dem Oeffneu
des Kelches die Spitze vorsichtig abgeschnitten und
dann steifes Papier in den Kelch gesteckt, bis die
breiten Blumenblätter herausgetreten sind. Man
nannte sie in Frankreich deshalb Oeillets ä cartes.
Auf diese Weise erhielt man freilich ausgezeich-
nete Blumen, bisweilen mit einem Durchmesser von
8 bis 10 Centimeter (.'] bis fast 4 Zoll). Es gab
eine Zeit in Frankreich selbst, wo man vorzugs-
weise dergleichen riesigen Blumen vor allen ande-
ren den Vorzug gab. Ebenso hatten früher die
sogenanten proliferirend en Nelken, wo eine aus
der andern (wie beim sogenannten Rosenkönig) her-
auswächst, viele Liebhaber.
Flamänder-Nelken heissen alle Nelken, wel-
che ganzrandige Blumenblätter von reiner weisser
Grundfarbe besitzen, die aber durch breite Schmitzen
oder Bänder anderer Färbung bunt sein können.
Grade solchen bunten Nelken gibt man sogar den
Vorzug. Es kommt hier noch vor, dass einzelne
Blumenblätter einer Blütlie durchaus rothgefärbt
sind. Eine regelmässige oder reine Zeichnung,
wie deutsche Nelkenfreunde sie verlangen, wird
dadurch nicht gegeben. Man ist in Belgien und
Frankreich jedoch in dieser Hinsicht nicht so pe-
nibel, wie bei uns, wenn sonst nur die Nelke eine
gute Füllung und einen guten Bau besitzt. Nelken
mit 3 und 4 Farben nennt man Bizarden.
Phantasie-Nelken heissen die Sorten der
vierten und letzten Abtheilung. Wie der Name
schon sagt, muss eine auffallende Zeichnung vor-
handen sein; man rechnet aber in der Regel alle
397
buutblüthigen Sorten hierher, welche nicht Flaniän-
der sind. Die Zeichnung findet sich bisweilen nur
in Form eines gefärbten Raudes vor, anderntheils
zeigt sie sich in Form von Punkten, Strichen u. s. w.
oder eine Farbe breitet sich auf einen beträchtlichen
Theil des Blumenblattes aus. Die Grundfarbe kann
weiss (Englische), gelb (Sächsische) oder schie-
ferfarbig (Deutsche Nelken) sein. Die in der
Zeichnung am feinsten sind, nennt man in Frank-
reich wohl auch, besonders wenn sie besonders
wohlriechend sind: Damen-Nelken, auch wohl
Oeillets bichons.
Ehe wir zu den Nelken von Verviers überge-
hen, sei es uns erlaubt, auch des Weissmantel'-
schen Systems kurz zu gedenken, obwohl es vielen
Lesern der Wochenschrift bekannt sein mag. Es
hat den Vorzug einer prinzipiellen Konsequenz,
damit aber auch den Nachtheil, dass es oft schwie-
rig ist, Formen, bei denen der reine Typus einer
Abtheilung nicht scharf ausgeprägt wurde, im Sy-
steme unterzubringen. Solche vage Begrifle, wie
Flaniänder- und Phantasie-Nelken bei den Franzosen
sind, gibt es im genannten Systeme nicht. Dr. Job.
Nik. Weissmantel Übte in Erfurt und schrieb im
Jahre 1778 ein Buch über die Nelke oder Gras-
blume, worin er bereits 250 Sorten aufzählte und
sein System, dem er übrigens hauptsächlich hol-
ländische Vorarbeiten zu Grunde legte, bekannt
machte. Man hat später vielfach versucht, es zu
verbessern, ist aber immer wieder auf das alte Sy-
stem zurückgekehrt und hat nur den späteren Er-
scheinungen noch Rechnung getragen.
Es gibt demnach Nelken mit einer reinen Farbe
und deren mit Zeichnungen. Die einfach-punktirten
Nelken liebt man nicht, desto mehr aber die mit
Strichen (Pikotten) und die mit Bändern (Du-
bletten). Von den ersteren heissen die mehr als
zweifarbigen: Pikott-Pikotten. Sie werden aus-
serdem je nach der Fülle der Striche in holländi-
sche, römische, französische, spanische und italieni-
sche Pikotten, resp. Pikott-Pikotten eingetheilt. Die
3 letzteren haben ausser der Randzeichnung 1, 2
oder 3 Paar sogenannter Henkel. Die mehrfarbi-
gen Dubletten führen die Namen Bizarden.
Feuerfaxe und Flammantenv heissen die
Sorten, wo die Grundfarbe in dem breit gefärbten
Rande strahlenförmig sich verläuft. DieFameusen
haben die Zeichnung nur auf der obern Fläche der
Blumenblätter, doch so, dass der Rand in der Regel
in einer Linie und mehr nur in der Grundfarbe er-
scheint, die Zeichnung demnach mehr in der Mitte
des Blumenblattes sich kundgibt. Man nennt sie
wohl auch Kelch-, die feuerfarbigen hingegen Rand-
tusch-Nelken.
Wir kehren zu den Zwerg-Nelken von Verviers
zurück und hören, was der Verfasser oben erwähn-
ter Abhandlung sagt. Um die Sorte sich rein zu
erhalten, verlangt er häufig neue Aussaaten, da die
alten Sorten in der Länge der Zeit mehr oder we-
niger zurückgehen oder wenigstens allmählig schlech-
ter werden. Am Häufigsten verliert sich das reine
Weiss. Aus den vierfarbigen werden schliesslich
zweifarbige mit rosa und violett. Auch eine reiche
Humus-Erde verschlechtert gute Blumen. Man kann
sich davon überzeugen, wenn man Pflanzen mit aus
diesem Grunde zurückgegangenen Blumen in eine
zusagende Erde bringt, wo man jene allmählig wie-
der besser erhält.
Man soll sich den Samen selbst erziehen und
wählt sich zu diesem Zwecke die kräftigsten Exem-
plare, an denen man nur einen Stengel und an
diesen 3 Blumen lässt. Von diesen muss jede etwa 14
oder 15 Blätter einschliessen. Die Töpfe zur Sa-
mengewinnung stellt man an eine Mauer und schützt
sie ausserdem daselbst bei regnerischen oder sehr
heissen Tagen durch ein Leinwanddach. Für ge-
höriges Giessen muss man tägfich Sorge tragen.
Bei sehr gefüllten Blumen thut man gut, selbst zu
befruchten und das eine oder andere Blatt in der
Nähe des Pistills zu entfernen, damit die Luft leich-
ter bis zur Basis desselben dringen kann.
Bei der künstlichen Befruchtung wird darauf
aufmerksam gemacht, dass die 3 primitiven Farben:
gelb, blau und roth, nicht allein bei der Mischung
von Farben braun geben, sondern dass dieses auch
der Fall ist, wenn eine gelbe Nelke mit dem Blu-
menstaube einer violetten (also blau-rothen) befruch-
tet wird. Anders verhält es sich aber, wenn die
Mutterpflanze roth blüht. Nicht minder wichtig ist
die Zeit, wo die Narbe am meisten empfindlich ist
und turgescirt. Die Zeit von 8 Uhr des Morgens
bis Nachmittags gegen 2 Uhr möchten die geeignet-
sten Stunden sein. Auch ist Blumenstaub von frem-
den Pflanzen dem derselben vorzuziehen.
Zu Aussaaten nimmt man nur 1 oder 1^ Jahre
alten Samen und säet ihn in hölzerne viereckige
oder runde Kübel von über ^ Fuss Tiefe, welche,
nachdem sie zuvor unten durch Scherben mit ge-
hörigem Abzug versehen sind, mit einer Lage alten
Pferdemist von 4 Zoll Stärke und darauf ein Zoll
hoch gut gesiebter, lehm-kieselhaltiger Erde ausge-
füllt werden. Die Samen, werden einzeln mit ge-
gen 1 Zoll Pmtfernung auf die Oberfläche gelegt
und leicht angedrückt, worauf wiederum eine nur
schwache (aber doch 5 Linien dicke) Schicht guter
Kompost-Erde darauf gestreut wird. Nun erst wird
mit einer feinen Brause befeuchtet.
Die Gefässe können der unmittelbaren Sonne
ausgesetzt werden, wenn diese nicht zu heiss brennt.
Ebenso bedürfen sie des Schutzes gegen Regen.
S98
Sobald die Pflänzchen 6 Blätter haben, werden sie
in's Freie pikirt*) und zwar gegen 6 Zoll aus-
einander.
Die Blüthezeit tritt erst im zweiten Jahre ein,
bis wohin die jungen Pflanzen viel »Sorge verlan-
gen. Es wäre daher sehr wichtig, wenn man wis-
sen könnte, welche Exemplare gefüllt und welche
einfach blühen? Nach dem Bulletin der Gartenbau-
Gesellschaft des Cantal geben Pflänzchen, welche
mit 1(?) Blatt keimen, nur einfache, die mit 2 hin-
gegen halb-, die mit 4 Blättern endlich sehr ge-
füllte Blumen. Im 2. Jahre, wo die jungen Pflan-
zen von Neuem umzusetzen sind, müssen sie eine
Entfernung von fast 1 Fuss bekommen und in ihrer
aufrechten Stellung durch Stäbe erhalten werden.
Eigentlich darf man nur einen Blütlienstengel an
jeder Pflanze lassen. Nur während der 4 oder 5
helssesten Stunden des Tages wird ein leichtes, am
besten Segeltuch darüber gespannt, jedoch nur wäh-
rend der Zeit, wo die Knospen sich zeigen. Nur
die von diesen sind zu erhalten, welche besonders
nach oben eine walzenförmige Gestalt haben; die
zu dünnen, aber auch die zu dicken, weil letztere
leicht platzen, sind hinwegzunehmen.
Will man die Pflanzen in Töpfe bringen, so ist
eine lehmig-kieselige Wiesenerde die beste Mischung,
welche aber vorher gehörig gesiebt werden niuss,
damit sie möglichst locker und porös erscheint. In
der Regel hat solche Erde ein röthliches Ausehen.
Gut ist es, wenn sie ein Jahr lang vorher in einem
Schuppen ausgesetzt werden kann, oder auch in
einem Keller. Am besten mischt mau sie dann
noch mit einem Drittel guter Humus-Erde. Wäh-
rend die Erde ruhig liegt, kann man sie auch von
Zeit zu Zeit mit Abtritts-Jauche begiessen und alle
Monate durcharbeiten, damit alle Theile eine Gleich-
heit erhalten. So lange die Pflanzen sich im freien
Grunde befinden und der Boden ist zu streng, so
kann man hier ebenfalls mit Sand und etwas zer-
setztem Mist, aber aucli mit Hornspähnen oder ähn-
hchen thierischen Abfällen verbessern. In Verviers,
wo die meisten Arbeiter eifrige Nelkeuzüchter sind,
nehmen diese auch eine kräftige Schlamm-Erde.
Am besten sind Töpfe, welche bei 7i, Zoll Höhe
oben einen Durchmesser von kaum 5f, unten von
3f Zoll besitzen. Damit sie nicht zu porös sind,
lässt man sie einen vollen Tag in trübem Wasser
oder Kalkmilch stehen. Am liebsten hat mau die
Nelken auf terrassenförmigen Gestellen, wo man die
Töpfe zu verdecken sucht. Zwischen diese selbst
legt man Moos, um die Feuchtigkeit länger zu er-
halten.
*) Das möchte doch bei uns, wenigstens im Nordosten
Deutschland'», misslich sein. Die Red.
Die Vermehrung durch Ableger ist dieselbe, wie
bei uns, braucht also weiter keine Auseinanderset-
zung. Nach 3 und 4 Jahren degeneriren meist die
abgelegten Pflanzen und man thut am besten, sie
ohne Weiteres wegzuwerfen und sich neue heran-
zuziehen. In Lille macht mau aus gewalztem Blei
eine Röhre und legt in dieser, nachdem man sie
natürlich vorher mit Erde gefüllt hat, ab. Diese
Art Ableger lassen sich am Leichtesten zum Trans-
port benutzen.
Man hat ausserdem noch eine Veredlung, die
mehr eine Spielerei darstellt. Man verdankt sie
einem gewissen Loisel und der Zweck ist, Blumen
von verschiedenen Sorten auf einer Pflanze zu ha-
ben. Man unterdrückt nämlich an einem starken
Stengel alle Knospen bis auf 2 oder 3 und schnei-
det von einer Sorte, die man aufsetzen will, eine
etwas mehr entwickelte Blume als die ist, der sie
angefügt werden soll, mit einem 4,^ bis 9 Linien
langen Stiel schräg der Länge nach ab, um sie in
einen gleichen Einschnitt in den Stiel der Blume
einer andern Pflanze zu stecken. Hierauf werden
beide mit einem Wollfaden umwickelt und in ihrer
Lage erhalten. Nach 8 oder 10 Tagen sind die
Wunden vernarbt. Auf diese Weise kann mau
Pikotten, Dubletten, Fameusen und Feuerfaxe an
einer Pflauze haben.
Die Obstbaiiraziicht in Böhmen.
Schon seit sehr langer Zeit wurde der Obstbau
in Böhmen gepflegt und noch gehört er fortwährend
zu den Hauptbeschäftigungen der dortigen Landbe-
wohner. Es gibt einzelne Dörfer, weiche im Obst-
bau ihre grösste Einnahmen erhalten. Wie in man-
chen Ländern des mittleren Deutschlands die Päch-
ter der grösseren und kleinern Güter ihren Pacht-
zins aus dem Erlös des W^eizens oder der Oelfrucht
bestreiten, so findet dieses in manchen Gegenden
Böhmens durch den Verkauf des Obstes statt.
Die grösste Ausfuhr geschieht nach dem Nor-
den, wohin die grosse Wasserstrasse führt. Die
Eisenbahnen sind für Obst noch zu theuer; so lange
auf ihnen das Obst nicht gleich den Landesproduk-
ten gehalten und nicht um bedeutend billigere Preise
verführt wird , bleiben die Eisenbahnen allein ein
Transportmittel für die feineren Sorten. Nur die
Wasserstrassen können von Böhmen aus für W^irth-
schafts-Obst benutzt werden. So viel auch Obst
in Böhmen gebaut und viel Geld dafür eingenom-
men wird, so wüi-de man doch noch weit mehr bauen
können und weit grössere Erträge von seinem Obst-
bau haben; es würde in guten Obstjahren nicht so
viel zu Grunde gehen, als es wirklich der Fall ist,
399
wo es selbst vorkommt, dass das Vieh und vor Al-
lem die Sfliwelne nicht einmal den Ueberfluss auf-
zehren können, wenn bessere Abzugsqiiellen vor-
handen wären. Es müsste ein Hauptaugenmerk der
böhmischen Regierung sein, auf Verminderung der
Fahrpreise auf den Eisenbahnen für Obst hinzu-
wirken. Jetzt wo auch Böhmen immer mehr in
den Kreis der Eisenbahn -Verbindungen gezogen
wird und Gegenden daselbst dem grossen Markte
eröffnet werden, die bisher verschlossen waren, ist
es um so mehr angezeigt. Der Nordosten Deutsch-
lands erhält zwar bereits sehr viel böhmisches Obst,
sein Bedarf ist jedoch damit noch keineswegs völlig
befriedigt. Man nniss bedenken, dass nicht alles
Obst, was daiiin kommt, auch daselbst verzehrt
wird. Sehr viel wird weiter verführt, da vor Allem
die 3 skandinavischen Reiche und ebenso Russland
sehr viel Obst aus dem Nordosten Deutschlands er-
halten.
In keinem Lande, selbst nicht In Württemberg,
wird der Obstbau so rationell betrieben und von
der Regierung so unterstützt, als in Böhmen. Vor
Allem sieht man darauf, dass die Jugend schon
zeitig dafür Liebe erhält und Obstbäume zu be-
handeln versteht. Jede Schule hat ein Stück Land
angewiesen erhalten, wo Obst gebaut wird und wo
die Kinder auf dem Lande in der Behandlung des
Obstbaumes Unterricht erhalten. Da jeder Bauer
wenigstens einige Obstbäume besitzt, so kann der
Knabe auch seine Kenntnisse alsbald in Anwendung
bringen. Er selbst wächst mitten im Obstbau auf
und dieser gehört zu den täglichen Beschäftigungen
des Landbewohners.
Daraus geht ferner hervor, dass in Böhmen kein
Rain, kein Abhang oder irgend eine sonst nicht zu
benutzende Stelle auf dem Lande vorhanden ist,
wo nicht einige Obstbäume gepflanzt sind. Chaus-
seen und Wege hat man mit Obstbäumen ge-
schmückt, die den Gemeinden oder Gutsherren eine
nicht unbedeutende Obsteriidte geben. Freilich
macht man es nicht, wie oft bei uns, wo man die
Bepflanzung der Wege dem Mindestfordernden über-
trägt, der dann alle schlechten Bäumchen, gleich
viel Früh- und Spät-Sorten, aufkauft und sie neben
einander pflanzt. Abgesehen davon, dass die Hälfte
der Bäumchen und mehr alsbald zu Grunde geht,
verlangen die zu verschiedenen Zeiten reifenden
Sorten eine kostspielige Bewachung oder das Obst
wird, wenn dieses nicht geschieht, gestohlen. Und
da wundert man sich noch, wenn dergleichen ver-
kehrte Anpflanzungen nicht lohnen!
In Böhmen zieht man sich die Obststänimchen
zu diesem Zwecke selbst heran oder trift't doch beim
Ankauf eine bestimmte Auswahl. Nur wenige und
dann immer zugleich reifende Sorten, von denen
man auch weiss, dass sie gedeihen, werden in gros-
ser Menge angepflanzt, so dass dann das erhaltene
Obst, weil es in Massen ausgeführt werden kann,
den Transport lohnt.
In Böhmen gehört der Obstbau zu den ländli-
chen Beschäftigungen des Bauers sowohl, als des
Gutsbesitzers. Man pflanzt auch, besonders an Ber-
gen und Hügeln, sowie an schräg-liegenden Grund-
stücken Obst mit Brachfrüchten und selbst mit Ge-
treide. Freilich haben dann die Bäume eine gehö-
rige Entfernung; man lässt sie nicht gross werden
I imd hält sie luftig, d. h. man holzt sie gehörig aus,
i so dass Licht und Luft von allen Seiten zu können
j und die Bäume den Feldfrüchten nicht zu viel Schat-
ten bringen. Birnen, weil diese in der Regel zu
dicht wachsen und auch zu gross werden, vermeidet
man deshalb ganz. Es wird unter solchen Umstän-
den nicht auffallen, wenn trotz der Obstbäume der
Ertrag der Unterfrüchte, ausgenommen bei Roggen
und Weizen, nicht geringer ist.
Wir lassen hier eine Tabelle folgen, um zu
zeigen, welche Ausdehnung der Obstbau in Böh-
men hat:
Kreis.
Baumschulen
für die Schuljugend.
Zahl
der Schulen.
Zahl der
Obstbäume.
in Gärten.
Obstbäume
auf Hutweiden
u. öden Plätzen.
auf Wegen
und Alleen.
Gesammtzahl
der Obstbäume.
Budweiser .
Bunzlauer . .
Chrudimer . .
Czaslauer . .
Egerer . . . .
Gitschiner . .
Königgrätzer ,
Leitmeritzer
Pilsener . . .
Piseker . . . .
Prager . . . .
Saazer . . . .
Taborer . .
100
124
133
150
169
58
164
110
146
50
117
165
99
51,703
18,768
39,127
57,270
25,186
7,427
21,886
43,941
46,362
26,052
54,810
64,867
22,402
598,523
604,571
985,859
630,511
316,716
992,595
664,030
1,807,520
462,766
384,752
2,274,989
1,074,182
421,840
25,133
124,868
90,518
119,574
3 1 ,428
112,616
124,728
204,762
107,645
89,732
382,542
407,092
80,500
44,073
116,221
143,952
184,798
42,678
303,932
162,109
381,143
191,705
101,921
220,460
220,460
132,197
719,432
864,428
1,259,456
992,153
416,008
1,416,569
972,753
2,437,366
808,478
602,457
3,045,504
1,766,601
656,939
Zusammen
1,585
479,801
11,218,857
1,901,137
2,358,352
Das Areal beträgt: das Schulbaunigehölz 166 österr. Joch und Bruchtheile ; die Gärten unbekannt:
öden Plätze 14,836 österr. Joch.
I 15,958,144
die Hutweiden und
400
Scheydecker's und Grube's
Anleitung zum Obstbaumschnitt und zur Rebenzucht.
Ein alter Praktiker und ein junger, aucli theo-
retisch gebildeter Gärtner sind zusammengetreten,
um eine Anleitung zum feinem Obstbau zu geben
und haben unserer Ansicht nach ihre Aufgabe ziem-
lich gelöst. Neues sucht man allerdings vergebens;
in dein gebräuchlichen Verfahren liegt aber so viel
Gutes, dass Jedermann, der dieses in Anwendung
bringt, auch Resultate erzielt. Eben deshalb ist
das auch nur wenige Bogen starke und für 15Sgr.
käufliche Buch allen denen zu empfehlen , die sich
selbst beiehren und etwas feinern Obstbau treiben
wollen. Doch möchten auch auf dem Lande erzo-
gene Gärtner, welche wenig oder gar keine Gele-
genheit haben, zu sehen, wie man mit dergleichen
künstlichen Formen unserer Obstbäume umgeht, das
Büchelchen benutzen.
Die Schreibart ist fasslich und kurz. Dadurch,
dass eingedruckte Holzschnitte die Erklärung der
Manipulationen erläutern, ist zum Verständniss viel
gewonnen. Nach einer kurzen Einleitung gehen
die Verfasser auf den speziellen Obstbaumschnitt
über. Da dieser beim Pfirsichbaume wohl am mei-
sten ausgeführt und rationell betrieben wird, so ist
auch mit der Belehrung, wie dieser hinsichtlich des
Schnittes zu behandeln sei, begonnen, und zwar mit
einer gewissen Ausführlichkeit, wie sie bei den übri-
gen Obstarten nicht gegeben ist. Natürlich wird
dann immer zurückgewiesen.
Es folgen nun der Aprikosen-, Kirsch- und der
Pflaumenbaum. Beim Kernobst wird zunächst auf
die Verschiedenheit des Wachsthumes der Frucht-
triebe hingewiesen, ein sehr wichtiger Umstand, dem
in der Kegel gar nicht genug Rechnung getragen
wird. Eben deshalb hätten wir auch gewünscht,
dass dem Biru- und Apfelbaum-Schnitt doch etwas
mehr Ausführlichkeit gewidmet wäre. Grade jetzt,
wo auch bei uns Birn- und Apfel-Pyramiden, Cor-
dons u. s. w. von Liebhabern behandelt werden,
wäre dieses von mehr Nutzen gewesen. Es gilt
dieses auch von der Weinrebe, wo eigentlich nur
die Zucht der Tafeltrauben in Schnurform (Cor-
dons) gegeben ist.
Zum Schluss werden noch einige Worte über
Krankheiten der Obstbäume gesagt, worauf ein Ver-
zeichniss der zu empfehlenden Sorten des verschie-
denen Obstes gegeben ist. Der Pfirsichen möchten
zu viel genannt worden sein und hätte man sich,
um die Auswahl nicht zu erschweren, auf einige
wenige beschränken sollen.
Wiffiam £ö6c's
künstliche Düiigmittel und Komposte.
Dieses kleine Schriftchen des Redakteurs der
illustrirten landwirthschaftlichen Zeitung lehrt, wie
die künstlichen Dünger und Komposte anzufertigen
sind und kommt damit einem längst gefühlten Be-
dürfnisse entgegen. Grade der Gärtner ist bei
seinen kleinen Kulturen selbst noch mehr darauf
hingewiesen, als der Landwirth ; er kann die erhal-
tenen Resultate viel genauer beobachten. Intelli-
gente Gärtner wissen dieses und halten, wie wir
es in Erfurt in einigen grösseren Etablissements ge-
sehen haben, stets künstliche Dünger, die sie sich
selbst angefertigt haben, bereit.
Nachdem der Verfasser im Allgemeinen sich
über den Werth der künstlichen Dünger ausge-
sprochen, Anweisung gegeben, die im Allgemeinen
so wenig rationell benutzten Kloakenstoffe dazu zu
verwenden, und endlich eine Kontrole der käuflichen
gegeben, geht er zu einzelnen Düngmitteln über.
Nicht weniger als 118 werden näher beschrieben.
Darunter befinden sich mehre, die früher als Ge-
heimmittel und um hohe Preise verkauft wurden,
die man sich aber für wenig Geld und mit geringer
Mühe selbst anfertigen kann. Dankenswerth ist die
Angabe, zu welchen Zwecken der eine oder andre
Dünger am besten verwendet werden kann.
Cichorlaceotlieca.
Von G. H. S c hu 1 tz -B i ponti nns.
Zu meiner in „Bonplandia 1863" (S. 330 bis
332) angezeigten Sammlung getrockneter Cicho-
riaceen (103 Nummern mit einem bis) habe ich
ein Supplement (p. 104 bis 125) gratis nachgelie-
fert, in welchem wieder viele seltene und kritische
Arten mit dem nöthigen Texte enthalten sind; unter
anderen : Hieracium pyrenaicum AI. Jord., JI. go-
thicum Fries, H. tridentatum Fries, Pilosella prae-
alta var. Ziziana und Bauhini, Pil. Rothiana, Pil.
Villarsii, Pil. Hestleri vom klassischen Standorte bei
Eichstädt, Brachyderaea Nicaeentis, Lactucopsis Plu-
mierii, Picris auriculata. Von dieser zum Studium
der Cichoriacecn unentbehrlichen Sammlung sind
noch einige vollständige Exemplare zum Preise von
16 Thalern (28 fl. rhein.) vorräthig und können
gegen Einsendung des Betrages oder durch Post-
Nachnahme versendet werden.
Verlag von Karl Wiegandt in Berlin,
KoramaudaQteD-Strasse Ko. 62.
Druck der C. Feis ter'sclien Buchdruckerei in Berlin,
ZietenPIatz No. 2.
Woehensclirift
Vereines zur Beförderung des Garteiibciues in den Köiiigl. Preussisclien Staaten
für
Gfärtiierei und Pflanzenkunde«
Redakteur :
I*i"ofessox* 33r- Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 51.
Berlin, den 24. Dezember
1864.
Preis des Jahrganges 5^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel , als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch -österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; Cirkular- Verfügung über die Beförderung der Obstkultur durch die landwirthschaftlichen Akademien. — Cordyline indi-
visa Vera ( aureo-lineata ) aus Samen gezogen. — Neue Waldreben-Blendlinge. — Montanoa und Uhdea, nebst histori-
schen Notizen über Blattpflanzen überhaupt. (Schluss). — • N e u m a n n ' s moderne Anlage des Gartens am Hause.
Donnerstag, <1cn 3'J. tl. DI., Abends 7 llir, iinilet in «ler Mulinung des (ieneral-Sckrclitrs eine Sitznng des Blnmen-
Anssclinsscs, Freitag, den SSO., um dieselbe Zeit, eine Sitzung des Obst-Aussclinsscs statt. Jedem Dlitgliede steht die Theil-
nahmc freij es »ird sugar gen Anseht, dass man .sich zahlreich einfindet, um vorliegende Clegenstiinde zn besprechen.
Cirknlar-Verfiigiiiig
über die Beförderung der Obstkultiir durch die
lanbmivtljfdjiiftlirljfn ^lia^niiirn.
Es miiss dem Vereine zur Beförderung des Gar-
tenbaues in Berlin eine Genugthiiung seines Stre-
bens sein, sobald er sieht, dass dieses zu Resultaten
führt. Mehrmals ist schon darauf hingewiesen, wel-
chen Aufschwung der Obstbau seit der Zeit, wo die
erste Versammlung deutscher Poniologen, Obst- und
Gemüsezüchter in Naumburg a. d. S. auf seinen Ruf
zusammentrat, nicht allein in Preussen, sondern
durch ganz Deutschland erhalten hat. Auch von
oben herab ist die Bedeutung des Obstbaues in na-
tional-ökonomischer Hinsicht erkannt; wir können
für den Obstbau einer besseren Zukunft entgegen-
sehen, denn bereits sind die ersten Schritte gethau.
Wir sind fern davon, von dem Staate zu ver-
langen, dass er ohne Weiteres den Obstbau und
seine Förderung in die Hand nimmt, wir wünschen
nur, dass er ihm die nöthige Aufmerksamkeit widme
und dann auch, dass er ihm die Unterstützung, so
wie die Aufhülfe angedeihen lasse, die dieser zu sei-
ner weitern Entwickelung bedarf. Alles Uebrige ist
dem Einzelnen oder auch den Vereinen zu überlas-
sen; diese selbst dürfen in ihren Ausführungen nicht
beschränkt werden. Es gibt so Manches, wo der
Einzelne nichts oder wenig vermag, der Staat mit
Nachdruck aber aufhelfen kann. Wir wollen bci-
sj)ielsweise nur den Transport auf Eisenbahnen in's
Auge fassen, ferner an die herzustellenden Kommu-
nikationswege, an gute Gelegenheit, Belehrung sich
zu verschaffen , an Obstgärten mit Standbäumen
u. s. w. erinnern.
Wir geben hier die eben ausgegebene Cirkular-
Verfügung des landwirthschaftlichen Ministeriums
und erlauben uns, dann nur noch einige Worte hin-
zuzufügen.
Euer pp. übersende ich im Anschluss ein
Exemplar des Berichts über die im Oktober v. J.
in Görlitz stattgehabte vierte allgemeine Ver-
sammlung deutscher Pomologen, Obst- und Ge-
müsezüchter und die damit verbunden gewesene
Ausstellung behufs der Kenntnissnahme und Ein-
reihung in die BibHothek der dortigen Akademie.
Ich glaube mich Euer pp. Zustimmung zu
der Ansieht versichert halten zu dürfen, dass die
Förderung der Obstkultur von grossem volks-
wirthschaftlichen Interesse ist, und dass es mit
zu den Aufgaben der landwirthschaftlichen Aka-
demien gehört, auch diesen Zweig der Land-
wirthschaft zu pflegen, und sich zur Erreichung
dieses Zweckes die Verbreitung nicht nur der
Kenntniss von der Behandlung des Obstbaumes
und des Obstes, sondern auch die von besonders
zutragenden und wohlschmeckenden Obstsorten
angelegen sein zu lassen. Was in dieser Rich-
tung bisher Seitens der landwirthschaftlichen Aka-
demien geschehen, ist allerdings nicht von gros-
ser Erheblichkeit und kommt namentlich der
Wirksamkeit einer süddeutschen Akademie auf
51
402
diesem Gebiete nicht gleich. Ich hege aber den
Wunsch, dass die Preussischeu landwirthschaft-
lichen Altademien fortan dieser Autgabe ihre
Aufmerksamkeit in erhöhtem Masse zuwenden
mögen, was zunächst die Pflicht des Direktors
lind des akademischen Gärtners sein wird.
Die Mittel dazu bieten der Garten und die
Baumschule der Akademie. Es wird zunächst
darauf ankommen, hier diejenigen Obstsorten zu
ziehen, welche entweder, als besonders zutragend
und von den Witterungs- Einflüssen weniger ab-
hängig, erprobt, oder wegen ihrer vorzüglichen
Eigenschaften auf den pomologischen Versamm-
lungen zu Anbau-Versuchen empfohlen worden
sind. Es wird ferner die Aufgabe des akademi-
schen Gärtners sein, durch die Kultur möglichst
vieler und verschiedenartiger Obstsorten festzu-
stellen, für welches Klima, welchen Standort,
welche Bodenbeschaffenheit u. s. w. die einzelnen
Arten sich am besten eignen; welche Arten am
seltensten einer Missernte ausgesetzt sind und
welche am meisten zuzutragen pflegen, welche
besondere Eigenschaften hinsichtlich des zeitigen
oder späteren Eintrittes der Reife, der Dauerhaf-
tigkeit der Frucht und dergl. m. jeder einzelnen
Art beiwohnen, und welche besondere Regeln
bei der Kultur der einzelnen Arten etwa zu be-
achten sind. Ueber alle diese Fragen nuiss den
Obstzüchteru, welche sich an die Akademie imd
deren Gärtner wenden, nicht nur bereitwillig Aus-
kunft und Belehrung gegeben, sundern es müssen
ihnen auch auf ihren Wunsch diejenigen Obst-
sorten möglichst bezeichnet werden, welche sich
zum Anbau für sie besonders eignen. Die bes-
seren und besonders enipfehlenswerthen Sorten
müssen wo möglich immer in reicher Zahl in jun-
gen gesunden Stänuncheu vorräthig gehalten wer-
den und verkäuflich sein. Auch wünsche ich,
dass der Gärtner der Akademie sich an den Ver-
handlungen der pomologischen Versammlungen
lebhaft betheihge und die von ihm gesammelten
Erfahrungen dort zur Kenntniss der Obstzüchter
bringe; die Mittel zur Beiwolmung solcher Ver-
sammlungen werde ich den betrefi'enden Beamten
auf rechtzeitigen Antrag nicht versagen.
Nicht minder hat der Gärtner der landwirth-
schaftliehen Akademien sieh die Ausbildung von
Obstgärtnern zur Aufgabe zu machen. Es ist
nicht zu verkennen, dass die Kenntniss einer ra-
tionellen Behandlung des Obstbaumes und des
Obstes noch wenig verbreitet ist, und dass es
besonders an tüchtigen Obstgärtnern felilt. Euer pp.
empfehle ich deshalb, alljährlich im Garten und
in der Baumschule der Akademie einen Kursus
über die Behandlung, den Schnitt, die Veredlung
des Obstbaumes u. s. w. unentgeldlich halten zu
lassen, ausserdem aber die Aufnahme von Lehr-
lingen zu fördern, welche sich behufs einer gründ-
licheren Erlernung der Obstbanmzucht längere
Zeit dort aufhalten wollen. Darüber, wie diese
Zwecke zu erreichen, und welche Einrichtungen
dazu etwa noch erforderlich sind, sehe ich Euerpp.
Vorschlägen entgegen.
Unentbehrlich wird dabei allerdings die Ein-
richtung eines Obst-Mustergartens sein, in welchem
alle als empfehlenswerth anerkannte Obstsorten
als Stammbäume zu kultiviren sein würden, und
aus dem alljährlich Edelreiser in möglichst gros-
ser Zahl, vielleicht unentgeldlich, abgegeben wer-
den können. Eine der vorneinulichsten Bedin-
gungen dieses Mustergartens würde die sichere
Bestinnnung der darin vorhandenen Obstsorten
sein, dergestalt, dass die Obstzüchter mit Sicher-
heit darauf zählen könnten , aus dem Mustergar-
ten der Akademie nur Obstsorten mit richtiger
Bezeichnung zu erhalten. Auch würde der Gärt-
ner der Akademie den sieh an ihn wendenden
Obstzüchtern zu richtiger Bestimmung der von
ihnen bereits kultivirten Sorten nach Kräften be-
hülflich sein müssen und sie überhaupt mit sei-
nem liath jederzeit bereitwilligst zu unterstützen
haben.
Bei Einrichtung eines solchen Mustergarteus
wird auch die französische Kultur -Methode des
Obstes nicht ausser Acht zu lassen und denjeni-
gen, welche sich darüber unterrichten wollen, Ge-
legenheit zu geben sein, auch diese Methode und
ihre Eigenthümlichkeiten in der Baumschule der
Akademie kennen zu lernen. Es wird daher auch
auf die Anlegung von Obstmauern und Spalieren
in geeigneter Lage Bedacht zu nehmen sein.
Es empfiehlt sich, dass über die zu diesem
Behuf zu machenden Anlagen, deren Umfang,
die dazu zu benutzende Oertlichkeit u. s. w. dem
Departements -Eath des Ministeriums bei dessen
nächster Anwesenheit auf der Akademie von
Euer pp. und dem Gartenvorsteher Vorschläge
gemacht, und die zweck massigste Art der Aus-
führung dargelegt werde. Ich behalte mir dem-
nächst die weitere Entscheidung über die zu
machenden Vorschläge vor.
Berlin, den 30. November 1864.
0tx llliniifcr für bie litnbuiivtl)fd}aftlid)fit Aiigciciifnljfittn.
voll St'lfliow.
Au süinintliche Direktoren der
landwirtlischaftlieheu Akadeinien.
403
Zwei Punkte sind es besonders, die uns in
dieser Verfügung von besonderer Wichtigkeit er-
scheinen: die Anlegung eines Mustergartens und der
Unterricht. In mehrern Staaten, so in Hannover,
Braunschweig, Weimar u. s. w., am längsten in Ho-
henheim bei Stuttgart, sind bereits Mustergärten
angelegt worden; in Preussen fehlen sie noch. Wir
haben zwar Private, welche zur Feststelhmg der
Sorten bereits beträchtliche Anpflanzungen gemacht
haben, auch eine richtige Nomenklatur mit grosser
Sorgsamkeit aufrecht zu erhalten suchen; alle diese
Gärten von Privaten haben aber nur die Dauer der
Wirksamkeit ihres Besitzers. Mit deren Tode geht
auch die beste Sammlung von Stand bäumen allmäh-
lig wieder zu Grunde. Was mit Mühe und Aus-
dauer geschafft wurde, hört damit auf, ferner zu
nützen. Von Christ bis auf v. Flotow in der
neuesten Zeit haben die Baumschulen der tüchtig-
sten Pomologen mit deren Ableben aufgehört. An
Stelle der Sicherheit der Namen trat alsbald Un-
sicherheit. Eine weitere unausbleibliche Folge war,
dass damit auch das Interesse für den Obstbau
abnahm.
Was Anderes ist es aber, wenn der Staat eine
Sammlung von Obstbäumen anlegt. Stirbt hier der,
dessen Fürsorge sie anvertraut wurde, so tritt ein
anderer Fachmann an seine Stelle und die Baum-
schule wird nicht veräussert. So kann und wird
sie fort und fort die Norm für die Benennung der
Obstsorten denen sein, welche sich belehren wollen.
Und hat man sich einmal gewöhnt, die in einer
solchen Sammlung gebräuchlichen Namen sich zur
Eichtschnur zu nehmen, so wird in der ganzen Um-
gegend sich auch sehr bald eine richtige Nomen-
klatur für die Dauer geltend machen.
Dass ein solcher Mustergarten den bereits beste-
llenden Anstalten angelehnt wird, hat, abgesehen
von den geringeren Kosten, auch sonst noch manche
Vortheile. Die landwirtiischaftlichen Akademien ha-
ben eine wissenschaftliche (Grundlage; sie werden
eben deshalb von solchen jungen Leuten besucht,
welche zum allergrössten Theil später die Führung
von Gütern selbständig übernehmen. Wie in Allem,
was Landwirthschaft betrifft, müssen die Gutsbe-
sitzer auch hinsichtlich des Obstbaues mit gutem
Beispiele vorangehen. Sind demnach Mustergärten
auf den Akademien in gutem Zustande und wird
der Obstbau daselbst mit Liebe betrieben, so wird
auch die studirende Jugend um so mehr Interesse
dafür erhalten, als sie auch einsieht, dass der Obst-
bau selbst rentabel sein kann.
Die Handelsgärtner der Provinz, wo eine land-
wirthschaftliche Akademie vorhanden, sehen sich
schliesslich gezwungen, ihre Baumschulen hinsicht-
lich der Nomenklatur mit der des Mustergartens der
Akademie in Einklang zu bringen. Sie verkaufen
nur richtig benannte Obstbäumchen; Täuschungen,
worüber man früher so sehr klagte, werden nicht
mehr oder doch weniger vorkommen. Von Jahr
zu Jahr werden bessere Sorten an die Stelle der
schlechteren treten und neue Anpflanzungen entäte-
hen. Schliesslich erhält der Obstbau die Bedeutung,
welche ihm gebührt.
Nicht minder wichtig ist es, dass die Gärtner
der landwirthschaftlichen Akademien angewiesen sind,
mit Rath und That Jedem, der sich belehren will,
an die Hand zu gehen. Sie müssen selbst kleine
lleisen in der Provinz machen , um sich von den
Zuständen in den verschiedenen Kreisen selbst zu
überzeugen; denn auch die Behandlung des Obst-
baues liegt leider bei uns noch gar sehr im Argen.
Die akademischen Gärtner sollen ferner junge Leute
heranziehen. Es ist eine allgemeine Klage, dass es
zwar Luxusgärtner genug gebe, aber an Obst- und
Gemüsegärtnern es durchaus fehle. Dass es der
guten Luxüsgärtner zu viel gebe, darin können wir
keineswegs beistimmen. Nicht Alle, welche sich so
nennen, verdienen diesen Namen. Leider werden
Obst- und Gemüsebau von vielen Gärtnern, beson-
ders auf dem Lande, nicht für ebenbürtig gehalten,
obwohl ein rationell betriebener Obstbau grade viel
Intelligenz voraussetzt. Leute, welche eine noth-
dürftige Erziehung auf dem Lande erhalten haben,
wollen leider gar zu gern den vornehmen Gärtner
spielen und glauben, dass sie dieses seien, sobald
sie Gewächshäuser unter ihrer Aufsieht haben und
den Obstbau ihren Tagelöhnern überweisen können.
Wenn daher junge Leute, welche Lust zum
Obst- und Gemüsebau haben, auf den landwirth-
schaftlichen Akademien in der W^eise erzogen wer-
den, dass sie die Bedeutung des Obst- und Gemüse-
baues begreifen, auch wirkliche Liebe für diese bei-
den Zweige besitzen, dann werden sie auch als
selbständige Obstgärtner auf den Gütern mit Stolz
auf ihre Resultate und auf andere vornehmthuende
Luxusgärtner der Provinz blicken, die in der Re-
gel weder das Eine noch das Andere richtig ver-
stehen, deren Gärtnerei deshalb auch in einem trau-
rigen Zustande sich befindet. Mit diesem Sölbst-
gefühl wirken die ersteren aber auch auf Andere;
der Obstbau wird, zumal er lohnend ist, eine im-
mer grössere Verbreitung finden.
Doch etwas hätten wir noch in der Cirkular-
Verfügung zu finden gewünscht. Durch die 4 all-
gemeinen Versammlungen deutscher Pomologen, Obst-
und Gemüsezüchter haben wir eine Reihe von Sor
ten kennen gelernt, die zunächst vor Allem anzu-
bauen wären. Wir glauben nicht, dass über diese
sich noch irgend etwas Neues sagen lässt. Bevor
wir aber während der nächsten Pomologen -Ver-
öl*
404
Sammlungen mit Empfehlungen vorwärts gehen,
möchte es doch gut sein, von den in den verschie-
denen Ländern und Provinzen gebauten Sorten
Keniitniss zu nehmen; und sollte es nur deshalb
sein, um damit auch eine bessere Einsicht über den
Zustand des Obstbaues überhaupt zu erhalten. Man-
che ausgezeichnete Sorte, von der man einmal weiss,
dass sie unter obwaltenden Verhältnissen gedeiht,
steckt noch hier und da verborgen; ihre Verbrei-
tung ist wünscheuswerth. Es würde ein Fehler
sein, wollte mau sie verdrängen und nur solche
Obstsorten anpflanzen, die während der Pomologeu-
Versammlungen empfohlen wurden. Umgekehrt baut
mau in allen Provinzen noch viel schlechtes Obst,
von dem man doch schliesslich wünschen müsste,
dass es ausgerottet würde. Es möchte demnach
auch eine sehr wichtige Aufgabe der akademischen
Gärtner sein, alle Sorten ihrer Provinz kennen zu
lernen und sie versuchsweise anzubauen, damit man
nicht mit dem Schlechten auch das Gute hinweg-
wirft. Freilich ist es auch hierzu nothwendig, dass
der Reihe nach in allen Kreisen Reisen gemacht wer-
den. Dabei könnte ausserdem Mancher, der Inte-
resse hat, belehrt werden. Es würde sogar gut
sein, wenn dann zu gleicher Zeit die akademischen
Gärtner kurze und fassliche Vorträge, wie es all-
gemein jetzt in Frankreich geschieht, hielten. Wenn
die Kunde schon vorher durch die Kreisblätter zur
Kenntniss käme, so möchte es noch mehr Nutzen
bringen. Wenn wir nicht irren, ist bereits von
Seiten des landwirthschaftlichen Central - Vereines
ebenfalls die Einrichtung getroffen, dass befähigte
Männer in der Provinz herumgesciiickt werden, um
in verschiedenen Zweigen der Landwirthschaft Un-
terricht zu ertheilen, resp. zu belehren.
Schliesslich möchten wir darauf aufmerksam
machen, dass noch von Friedrich dem Grossen eine
Verfügung existirt, wonach jede Gemeinde ihrem
Schullehrer ein Stück Land Behufs des Gemüse-
und Obstbaues zur Verfügung stellen soll.
Wir haben in Preussen nur 4 landwirthschaft-
liche Akademien: in Poppeisdorf bei Bonn, in EI-
dcna bei Greifswald, in Proskau in Oberschlesien
und in Waldau bei Königsberg i. Pr. ; es kommt
deshalb zunächst diese Cirkular- Verfügung auch nur
dem Obstbau in der Rheinprovinz, in Pommern, in
Schlesien und in Preussen zu Gute. In Westpha-
leu und noch mehr in Posen liegt aber der Obst-
bau grade sehr darnieder und bedürfte der Auf-
hülfe. In der Mark Brandenburg ist es nicht viel
besser vuid selbst in Sachsen, wo er sonst am Höch-
sten steht, bedarf er der Aufhülfe. Sollten nicht
auch Mittel und Wege gefunden werden können,
dass auch diesen Provinzen die Wohlthat zu Gute
käme?
Coidyliiie iiidivis.! vera (aiireo-liiieiita)
aus JiSamcu gcjogcn.
Vom Handelsgiirtucr A. Stelzuer iu Gent.
Wie sehr die grössere oder geringere Keimfä-
higkeit der Samen von ihrer Frische abhängt und
wie viele Samen verschiedener Pflanzenarten die-
selbe durch ein längeres Liegen nach ihrer Reife
ganz und gar verlieren, ist allen denen hinlänglich
bekannt, die sich mit der Erziehung von Pflanzen
aus Samen bereits beschäftigt. Während die einen
jedoch nur nach und nach, öfters nach einem trock-
nen Aufbewain-en von 1, 2. 3 und mehr Jahren,
ihre Keimkraft verlieren, erfordern andere ein so-
fortiges Aussäen nach ihrer Reife, um ein günstiges
Resultat zu liefern. Fast jeder Gärtner weiss z. B.,
dass die Samen unserer ausdauernden Phlox schon
einige Wochen nach ihrer Reife ihre Keinifäiiigkeit
verlieren. Zu den in dieser Beziehung empflndlich-
sten Samen gehören auch die aller Dracäneen, und
namentlich der in Rede stehenden Art.
Im verflossenen Jahre kam von England aus
im September eine Quantität Samen obiger Art in
den Handel und auch unser Etablissement erwarb
einen Theil desselben, welcher in Neuseeland, dem
Vaterlande der Pflanze, gesammelt, durch die ge-
machte Seereise u. s. w. seit seiner Einsammlung be-
reits wenigstens 5 bis 6 Monate alt war. Nach-
dem wir davon einen kleinen Theil verkauft, säetcn
wir die grössere Hälfte sofort aus; nur ein geringes
Quantum hielten wir zurück für etwa nocli kom-
mende Bestellungen. Von den Samen keimten nach
6 bis 8 Wochen ungefähr 10 Prozent, die ich,
nachdem sie eine genügende Grösse im Januar er-
reicht hatten, vorsichtig aus den Näpfen nahm und
in kleine Töpfe versetzte. Ich brachte die Näpfe
alsdann wiederum auf einen der wärmsten Staud-
orte des Vermehrungshauses und setzte sie seit Fe-
bruar der vollsten Sonne aus, ohne während des
ganzen Sommers den geringsten Schatten zu geben.
Um diese Zeit säeten wir auch die noch zurück-
gehaltenen Samen in einen besonderen Napf aus.
Auf diese Weise haben seit Anfang Februar
bis Ende Mai noch mehr als 20 Prozent von den
zuerst ausgesäeten Samen gekeimt. Die zuletzt
ausgesäeten, die 3 bis 4 Monate länger trocken ge-
legen, haben jedoch bis Ende Mai nicht mehr als
2 Prozent gegeben. Vom Juni ab bis jetzt (De-
zember) haben von den zuletzt ausgesäeten Samen
keine mehr gekeimt, während die zuerst ausge-
säeten noch einen ferneren Ertrag von 6 Prozent
gaben, so dass es mir gelungen, im Ganzen eine
Anzahl von gegen 750 Pflanzen zu erziehen. Die
zuerst gekeimten sind bereits zu schönen, ansehn-
lichen Exemplaren herangewachsen.
405
Neue Waldreben-Blendlinge
üon bcfoiitiercr Sdjönlicit.
Als im Jahre 1852 bei Standisli tue von
Fortune eingeführte Cleniatiw laniigiuosa Lindl.
zuerst ihre grossen, schönen Blütlien entfaltete, ka-
men Blumenliebhaber von allen Seiten, um sie in
Augenschein zu nehmen. »Schon wenige Jahre da-
rauf hatten wir bereits mehre Formen , von denen
die hellblühende, welche von van Houtte auch
mit dem Beinamen pallida in der j, Flore des serres"
(tab. 1176) abgebildet wurde, mit Recht allgemein
gefiel. Es schien selbst Anfangs, als wenn uns
noch eine ganze ßeihe von Formen , wie wir sie
von der Clematis patens Dne und Morr. bereits
erhalten, auch von dieser ^rt bevorstände. Man
machte selbst Versuche, um zwischen dieser und
der Cl. lanuginosa Bendlinge heranzuziehen.
So sehr man auch die dadurch hervorgegan-
genen Formen von Seiten einiger Handelsgärtner
pries, so wollten sie doch nicht gefallen und wui'-
den bald vergessen. Die Ursache mag wohl darin
liegen, dass beide genannte Arten sich viel zu nahe
stehen, um Resultate von Bedeutung zu geben. Cl.
lanuginosa hat nur grossere Blüthen, stimmt aber
sonst, mit Ausnahme der Behaarung, so ziemlich
mit der Cl. patens (coerulea und azurea der Gär-
ten) überein.
Die Versuche, Cl. 2>atens mit der alten Cl.
Viticella zu befruchten, deren Blume einen ande-
ren Bau besitzt, hatten dagegen bereits zu Resul-
taten geführt. Cl. Guascoi entstand in Belgien, Cl.
Francofurtensis in Deutschland. Dass Versuche
einer Befruchtung der Cl. lanuginosa mit der
Cl. Viticella nicht gemacht wurden, mag wohl
darin seinen Grund haben, dass man die Blumen
der letztern für zu klein hielt, um mit deren Blu-
menstaub eine solche Riesenblume, wie Cl. lanu-
ginosa besitzt, zu befruchten. Einem Gärtner der
Grafschaft Surrey, dem Jüngern Georg Jack-
man in Woking, war es jedoch vorbehalten,
nicht allein endlich Versuche mit der gegenseitigen
Befruchtung beider zuletzt genainiter Arten anzu-
stellen, sondern auch dadurch ausgezeichnete Re-
sultate zu erhalten. Jackman suchte die schön-
sten Blüthen der Cl. lanuginosa, welche bei ihm
im Freien standen, aus und befruchtete diese mit
dem Blumenstaube zweier beliebten Formen der
Cl. Viticella, welche in England den Namen Cl.
Viticella Hendersoni und rubro-violacea führen. Uns
sind diese Formen völlio- unbekannt; auch möchten
diese kaum auf dem Festlaiide sich vorfinden.
Diese Versuche geschahen Anfangs der Sech-
ziger Jahre, so dass bereits im Jahre 1862 bei
einer grossen Anzahl von Sämlingen Blüthen zum
Vorschein kamen. Wie uns in dem „Florist and
Pomologist" (p. 193 u. 2Gö) eben mitgetheilt wurde,
ist dadurch eine neue Reihe von Formen eröfl'net,
die noch zu weiteren Hofltnungen berechtigt. Einst-
weilen sind die beiden schönsten im August 186.3
bei einer Ausstellung des Londoner Gartenbau-Ver-
eines zur Kenntniss der Blumenliebhaber gekcmmeu
und haben auch von Seiten der Preisrichter Certi-
fikate erster Klasse zugesprochen erhalten.
Die eine der beiden Formen führt den Namen
Clematis Jackman i und wurde im Septeniber-
hefte des oben genannten Garten-Journals abgebil-
det. Wenn auch die Behauptung übertrieben sein
sollte , dass die Abbildung noch lange nicht der
Wahrheit nahe käme, so zeigt doch schon diese
etwas so Vorzügliches, das wir die Blume für das
Schönste halten, was in den letzten Jahren gezüch-
tet wurde. Man denke sich flach ausgebreitete Blu-
men von 4 und selbst bisweilen 5 Zoll Durchmes-
ser, deren 5 und 6 breit-eirunden und in eine kurze
Spitze auslaufenden Blumenblätter eine purpur-vio-
lette Färbung von sammetartigem Reflex besitzen.
Nur auf beiden Seiten des grade durchgehenden
Mittelnervs bis zum nächsten Nerven ist ein mehr
röthliches Feld vorhanden, was von dem Purpur-
violett umschlossen ist. 11 oder nur 9 dunkele
Nerven stehen durch ebenfalls dunklere Queraderu
In Verbindung miteinander und rufen auf diese
Weise die den Cl. Viticella-Fovmen eigenthümliche
Zeichnung hervor.
Die andere Form hat den Namen Clematis
rubro-violacea erhalten und ist im eben erschie-
nenen Dezemberhefte des Florist abgebildet. Grösse
•der Blume und Form der Blumenblätter gleichen
denen der vorigen Art; auch die Zeichnung ist
dieselbe. Die Färbung ist jedoch in sofern eine
andere, als in ihr das Roth vorherrscht, ein Um-
stand, der auch zu der Benennung „rubro-violacea"
Veranlassung gegeben hat. Das Mittelfeid hat zwar
dasselbe mit wenig Blau versetzte Roth, ist aber
weit heller, als der übrige Theil der Blume.
Wir glaubten um so mehr noch auf diese bei-
den reizenden Formen der japanisch - chinesischen
Waldrebe in diesem Jahre aufmerksam machen zu
müssen, als auch von Seiten des Vereines zur Be-
förderung des Gartenbaues ein grosses Gewicht
auf die Anzucht dieser Waldreben gelegt und für
die nächste Frühjahrs - Ausstellung ein besonderer
Preis auf die P^iiiführung neuer Sorten gesetzt
wurde. Freilich möchte es für dieses Mal zu :'pät
sein, obwohl bei neuen Einführungen die Beschrän-
kung, dass die ausgestellte Pflanze wenigstens (i Mo-
nate sich im Besitz des Ausstellers befinden müsse,
nicht besteht; wahrschcinHch wird die Aufgabe aber
auf das nächste Frülijahrs-Programm übertragen.
406
Wenn auch bei uns im- Nordosten Deutschlands
diese Waldreben eben so wenig, wie die Formen
von Cl. patens, im Freien ohne Schutz an Mauern
aushalten, so gedeihen sie docli ganz vorzüglich in
Süddeutschlaud, wie wir uns in Dannstadt überzeugt
haben. Sollte aber eine so wunderschöne Blume
nicht unsere ganze Aufmerksamkeit verdienen und
sollte man nicht den Schutz ohne grosse Mühen
und Kosten geben können?
Moiitaiioa und Ulidca,
nebst historischen iSutizeii über K!iilt|illanzeii überhaupt.
(Schluss.
Dr. C. H. Schultz bringt die 23 bis jetzt be-
kannten Arten, je nach der Grösse der Blüthen-
körbchen, in 3 Gruppen. Es ist dieses zwar ein
relatives Merkmal, was aber trotzdem hier natür-
lich wird.
I. Kleinblüthige. (Eriocoma Kth). Zahl-
reiche kleine Blüthenkörbchen bilden einen meist
mehr oder weniger gedrängten Blüthenstand. Die
breiten Spreublättchen erscheinen wollig und mit
einer etwas zurückgekrümuiten Spitze. Die ge-
stielten Blätter sind bisweilen drei-, selten mehr-
lappig, meist nur gezähnt, gesägt oder gekerbt und
stets drei-nervig.
1. M. floribuuda (Eriocomaj Kth nov. gen.
et sp. amer. IV, p. 264 t. 396. Die Blätter be-
sitzen eine ziemlich eirunde, meist aber etwas delta-
förmige Gestalt, sind schwach gesägt und werden
gegen den gedrängten Blüthenstand hin allniähhg
kleiner; an diesem selbst erscheinen sie schmal -el-
liptisch. Die Spreublätter sind sehr wollig. Eine-
nicht hinlänglich bekannte Pflanze.
2. M. tomentosa de la LI. et Lex. in DC.
prodr. V. 464. Die eirunden Blätter haben oft
eine herzförmige Basis und sind grobgekerbt, bis-
weilen selbst eingeschnitten, setzen sich aber nie
bis in den gedrängten Blüthenstand fort. Bisweilen
sieht man unterhalb der Blattfläche am Blattstiel
noch einen, selten zwei blattartige Anhängsel. Ueber-
haupt ist die Pflanze schon im Vaterlaude vielge-
staltig, vielleicht auch deshalb, weil sie in den Gär-
ten Mexikos als Arzneipflanze kultivirt wird. Sollte
de Candolle's M. floribnnda nicht vielmehr hier-
her gehören?
3. M. Olivae C. H. Schultz-Bip. n. sp. Am
Guadalajara von Dr. Oliva im Jahre 1855 ent-
deckt. Sie zeichnet sich durch kleine (1^ Zoll
lange) eiförmige und gesägte Blätter aus, die auf
der Unterfläche ausser der weichen Behaarung noch
mit in der Substanz liegenden Drüschen versehen
sind. Charakteristisch sind ferner die völlig unbe-
haarten Spreublättchen.
4. M. microcephala 0. H. Schulz-Bip. n. sp.
Von dem dänischen Reisenden Liebmann entdeckt.
Die elliptischen (2^ Zoll langen und 9 bis 10 Li-
nien breiten) Blätter verschmälern sich in einen ge-
flügelten Stiel und haben ebenfalls auf der Unter-
fläche sichtbare und in der Substanz liegende Drüs-
chen. Ausgezeichnet ist die Art durch die kleineu
und wenigblüthigcn Blüthenkörbchen, welche ausser-
dem einen sehr gedrängten Blüthenstand bilden. Die
Spreublättchen sind sehr zottig.
5. M. xanthiifolia C. H. Schulz-Bip. n. sp.
Ebenfalls von Liebmann entdeckt. Die ziemlich
grossen Blätter (3 — G Zoll lang, 2^- — 3 Zoll breit)
sind dreilappig und gesägt, verschmälern sich aber
nach der Basis keilförmig und haben daselbst keine
Zähne. Ihre Oberfläche ist ausserordenthch scharf.
Die kleinen Blüthenkörbchen sind zahlreich und be-
sitzen zottige Spreublättchen.
6. M. triloba C. H. Schultz-Bip. n. sp. Steht
der vorigen nahe, hat aber weichhaarige Blätter,
die auch nicht selten .'j-lappig sind. Ueber das Va-
terland weiss man nichts Näheres.
7. ]\I. ternifolia C. H. Schultz-Bip. n. sp. Die
länglich -lanzettförmigen Blätter sind nur schwach
gezähnt und bilden zu 3 einen Quirl an dem Sten-
gel. Im Uebrigen ähnelt sie der M. tomentosa, zu
der sie auch de Candolle als Abart stellt, sehr.
IL Mittelblüthige. Zahlreiche Blüthenkörb-
chen von mittlerer Grösse bilden einen doldentrau-
big-rispigen Blüthenstand. Die rhomboidalisch-eiför-
migen oder eirund - lanzettförmigen Blätter haben
häufig an ihrer Basis noch blattartige Anhängsel.
Die fast völlig unbehaarten Spreublättchen laufen
in eine bisweilen gekrümmte und stets stechende
Spitze aus.
8. 31. arborescens D(J. prodr. V, 565. Die
lanzettförmigen Blätter sind fast ganzrandig und
haben eine i-auhe Oberfläche. Die Spreublättchen
besitzen eine hakenförmig gekrümmte Spitze. Es
ist eine der schönsten Arten des Geschlechtes, wel-
che der bekannte Münchener Reisende, Graf Kar-
winsky, auch im botanischen Garten zu Mexiko
unter dem Namen M. floribuuda fand. Diesen Na-
men würde die Art mit Recht führen, wenn er
nicht schon an eine weniger schöne Art vergeben
wäre.*)
9. M. uncinata C. H. Schultz-Bip. n. sp. Die
Entdeckung dieser Art verdanken wir wiederum
dem dänischen Roisenden Liebmann. Die rhom-
boidalisch-eiförmigen (4 Zoll langen, 2 Zoll breiten)
Blätter sind mehr oder weniger dreilappig, sonst
*) M. frutescens Mair. in DC. prodr. V, 565 ist nach
genauen Untersuclningen gar keine Moniauoa, .sondern eine
Aldama, und hat von C. H. Schultz den Namen A. Mon-
tauoa erhalten. Aldama bildet übrigens mit Sclerocarpus und
einigen anderen eine besondere Gruppe.
407
aber fast ganzraiulig, und besitzen an ihrer Basis
blattartige Anhängsel. Ihre Oberfläche ist rauh.
Die Spreublättehen haben eine hakenförniige Spitze.
10. M. Karwinskyi DC. prodr. V, 565. Gleich
der M. arborescens eine sehr sehöne Art mit einem
grossen, ziemlich schlaffen Blüthenstande, wo ausser-
dem aber noch die 5 — 7 beim Trocknen röthlich
sich färbenden Strahlenblüthchen mehr in die Augen
fallen. Der Stengel ist ziemlich behaart und die
rundlich-eirunden (3 Zoll langen und 2^ Zoll brei-
ten) Blätter sind oben schärflich, unten hingegen
fast ganz unbehaart. Die Bezahnung ist am Rande
nur schwach. Die kurzen Spreublättchen endigen
mit einer graden Spitze, (^raf Karwinskj^ ent-
deckte diese Art. Als Synonym gehört hierher M.
clematidea Walp. in Linn. XIV, ;3ü9.
11. M. crenata C. H. Schultz Bip. n. sp. wurde
von dem Reisenden de Berghes entdeckt. Wäh-
rend bei der vorigen Art die beiden seitlichen Blatt-
uerven ebenfalls gleich aus der Basis entspringen,
geschieht es hier und bei den übrigen Arten dieser
Abtheilung über der Basis des Mitteln erv's. Uebri-
gens sind die eiförmigen (3 Zoll langen und 14 Li-
nien breiten), aber mit kurzer, keilförmiger Basis
versehenen Blätter gekerbt und auf der IJnterfläche
filzig. Charakteristisch erscheinen die steifen und
dicken Blüthenstiele. Auch hier laufen die Spreu-
blättchen in einer graden Spitze aus.
12. M. Aschenbornii C. H. Schultz-Bip. n.
sp. Von dem Reisenden Aschenborn gcsannnelt
und dem Berliner Herbar mitgetheilt. Hier sind
die dreieckig-eiförmigen Blätter gesägt und auf der
Unterfläche nur an den Nerven und Hauptästen
kurzhaarig, sonst aber glatt. Hinsichtlich des ver-
dickten Blüthenstieles und der Spreublättchen mit
grader Spitze stimmt diese Art mit der vorigen
überein. Sie wurde von C. H. Schultz früher für
M. frutescens gehalten.
13. M. atriplicifolia C. H. Schultz-Bip. in
Seem. bot. of Herald (ex p.). Schon früher von
Jussieu und Desfontaines als Verbesina atri-
plicifolia (DC. prodr. V, (313) beschrieben. Die
Pflanze hat eiförmig -dreieckige (2 Zoll lange und
li Zoll breite) Blätter, welche auf der Unterfläche
weichhaarig sind. Ausgezeichnet sind im Gegen-
satz zur vorigen Art die schlanken Blüthenstiele.
Die Zahl der Blüthenkörbchen ist gering, während
die Spreublättchen eine grade Spitze haben. 10
Strahlenblüthchen stehen ringsherum.
14. M. gracilis C. PI. Schultz-Bip. n. sp. Wie-
derum eine Entdeckung des dänischen Reisenden
Liebraann. Die kurzen, nach beiden Enden aber
verschmälerten Blätter sind auf der Oberfläche sehr
rauh, auf der Unterfläche hingegen so glatt, dass
die netzförmige Aderung deutlich hervortritt. We-
gen der ebenfalls schlanken Blüthenstiele hat sie
ihren Artnamen erhalten. Auch hier haben die
Spreublättchen eine grade Spitze. 5 Strahlenblüthchen.
15. M. ovalifolia DC. prodr. V, 566, wächst
in der columbischen Provinz Pamplona, wo die Rei-
senden Seh lim und Funck sie entdeckten; frü-
her jedoch wurde sie schon bei Santa Fe de B^;-
gota wiederholt gefunden. Die eirunden oder eiför-
migen Blätter haben eine graufilzige Unterfläche
und sind schwach gesägt. An ihrer F^asis befinden
sich noch auf beiden Seiten blattartige Anhängsel.
Auch hier laufen die Spreublättchen in eine grade
Spitze ans.
16. M. hibiscifolia Benth. Compos. Centro-
amer. 89, wurde von dem dänischen Botaniker
Oerstedt in Central- Amerika, und zwar im Staate
Costarica, gefunden. Leicht erkenntlich ist sie an
den grossen, 5- bis 7-lappigen Blättern, welche aber
ebenfalls an der Basis einige blattähnliche Anhäng-
sel besitzen. Ferner ist die Spitze der Spreublätt-
chen, wie bei der vorigen Art, grade.
17. M. quadrangularis C. H. Schultz-Bip. n.
sp., ist an dem viereckigen Stengel, der in dem
ganzen Geschlechte sonst nicht vorkommt, sehr
leicht zu erkennen. Die ebenfalls grossen (bis 7
Zoll langen und fast 6 Zoll breiten) Blätter von
eiförmig-dreieckiger Gestalt haben nur bisweilen oder
unbedeutend blattähnliche Anhängsel an ihrer Basis.
Auch hier laufen die Spreublättchen wiederum in
eine grade Spitze aus. Die Unterfläche ist bald
behaart, bald fast ganz ohne Haare. Sie wächst
in der columbischen Republik Venezuela, wo sie
von den Reisenden Funck, Schlim und Äloritz
entdeckt wurde.
HL Grossblüthige (Uhdea Kth). Weniger
zahlreiche, aber grosse Blüthenkörbchen bilden einen
schlafi'en Blütheustand und haben einen Hüllkelch
mit zurückgeschlagenen Blättehen. Die Spreublätt-
chen laufen stets in eine grade Spitze aus und die
Blüthchen der Mitte sind stets kurzhaarig. Die
grossen Blätter erscheinen fiederspaltig und besitzen
in der Regel einen geflügelten oder gar keinen Stiel.
18. M. bipiunatifida C. Koch, wurde vom
preussischen Konsul Uhde zu Matameros in Mexiko
entdeckt und kam 1845 in den botanischen Garten
nach Berlin, von wo aus sie weiter verbreitet wurde.
Kunth nannte sie zuerst in einer Versammhuig des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaues des Jah-
res 1847 Uhdea pinnatifida, im Herbste desselben
Jahres jedoch U. bipiunatifida. Brongniart in
Paris lernte die Pflanze viel später kennen und
gab ihr den Namen Montagnea heracliito lia
(Rev. hört. ann. 1863, p. 369). Eine der schön-
sten Blattpflanzen, welche wir besitzen. Sie hat
sehr grosse, doppelt- und einfach-fiederspaltige Blät-
408
ter mit einer ziemlich rauhen Ober- und einer weich-
filzigon Unterfläche. Der Blattstiel ist weniger ge-
flügelt, als dass an ihm mehre Paare nach seiner
Basis zu allmälilig kleiner erscheinende blattartige
Anhängsel sich befinden.
l'J. M. elegans C. Koch übertrifi't fast die vo-
rige noch an Schönheit. Wie sie nach Europa ge-
kommen, wissen wir nicht; in den Handel kam sie
aber von Wien aus durch den Handelsgärtner Abel
unter dem Namen Uhdea bipinnatifida vera.
Sie ist von der vorigen, mit der sie sonst im Ha-
bitus grosse Aehnlichkeit besitzt, durch die Form
der Blätter unterschieden, da diese so lang als
breit, bei jener fast doppelt länger als breit sind.
Ihre fiederspaltigen Abschnitte sind sehr ungleich,
indem das unterste Paar sehr klein, jeder des da-
rauf folgenden hingegen sehr gross ist und eigent-
lich aus 2 zusammenhängenden und wieder gelapp-
ten Theilen besteht. Das dritte Paar ist wiederum
klein, der mittelste Abschnitt endlich am obern
Ende dagegen sehr gross und gelappt. An dem
Blattstiele sind weder blattartige Anhängsel, noch
Flügel bemerkbar. Blüthen zu beobachten, haben
wir noch keine Gelegenheit gehabt.
20. M. speciosa DC. prodr. V, b(ib. Die
Blätter sind hier und bei den folgenden Arten stets
nur einfach -ficderspaltig und werden auch nicht so
gross. Beide Flächen fühlen sich weich an, die
obere ist jedoch mehr zottig, die untere fa,st filzig.
Der Blattstiel ist buchtich -geflügelt, während der
mit Ausnahme der Spitze ziemlich unbehaarte Sten-
gel gestreift, selbst etwas eckig erscheint.
21. M. grandiflora DC. prodr. V, 565. Hier
sind die Blätter weniger einfach-, als unregelmässig
doppelt-fiederspaltig, doch keineswegs in der Weise,
wie bei der M. bipinnatifida. Die Oberfläche
fühlt sich rauh an, während die Unterfläche weich-
haarig erscheint. Die Flügel am Blattstiele sind
flach, nicht kraus, wie bei der vorigen Art, und
gezähnt.
22. M. pyramidata C. H. Schultz-Bip. n. sp.
Eine vom Dr. Oliva am Guadalajara und ausser-
dem von Aschenborn in Mexiko entdeckte und
den beiden letzten Arten im Habitus ähnliche Art.
Die fiederspaltigen Blätter sind auf der Oberfläche
sehr rauli, auf der Unterfläche dagegen ziemlich
unbehaart und glatt, so dass das Adernetz sichtbar
wird. Der geflügelte Blattstiel ist gezähnt. Be-
inCrkenswerth ist noch der filzige Hüllkelch.
23. M. mollissima Brongn. im hört. Paris.
Die fast nur gelappten, nicht fiederspaltigen Blätter
fühlen sich auf der Oberfläche rauh, auf der grau-
filzigen Unterfläche hingegen sehr weich an. Nach
dem uns vorliegenden Exemplare fehlt ein deutli-
cher Blattstiel. Wurde im Jahre 1851 in Paris kultivirt.
Jfeunittnn's
niodoriie Anlage ihs Gartons am Hawsf und der
städtischen Villa.
Bis jetzt liegt uns allein das erste Heft vor,
obwohl das aus 3 Heften bestehende Werk Ende
des Jahres 1864 fertig sein sollte; aus ihm ersehen
wir aber schon, dass es in jeglicher Hinsicht dem
entspricht, was es eben will. Angezeigt wurde das
Werk schon früher; wir kommen aber nochmals
darauf zurück, weil wir es empfehlen können und
wollen. Trotz aller in neuester Zeit erschienenen
Werke über bildende Gartenkunst ist es so eigen-
thümlich gehalten, dass es in der That eine Lücke
ausfüllt. Dazu kommt, dass die Ausstattung und
der Preis der Art sind, dass es selbst der weniger
bemittelte Gärtner kaufen kann, wenn er sich be-
lehren will.
Nach unserer Ansicht ist es aber noch mehr
ein Buch für Guts- und Grundbesitzer überhaupt,
als für Gärtner. Dass man auf dem Lande viel
zu wenig dafür sorgt, seine Umgebungen sich an-
genehm und möglichst freundlich zu machen, haben
wir schon manchmal ausgesprochen. Als Herr niuss
man selbst Sinn für Verschönerungen haben und
die Gelegenheit, seinen Geschmack auszubilden und
in Ausführung zu bringen, grade auf eigenem Ge-
biete in Anwendung bringen. Und ist es nicht der
Herr, so ist es die Dame des Hauses, welche sich
besonders um die Ausschmückung der Zimmer und
überhaupt des ganzen Hause 5 bekümmern und dem
Gärtner gegenüber Interesse an den Tag legen soll.
Geschmack lässt sich nicht lernen, man kann
ihn aber durch Beispiele verbessern. Der Verfasser,
Hofgärtner der reizend gelegenen Villa des Prinzen
Albrecht von Preussen bei Dresden, stellt keine Prin-
zipien auf, wie man sie in manchen anderen Bü-
chern der Art findet, sondern führt Beispiele auf,
■wie sie ilim in seiner Praxis vorgekommen sind,
und erläutert sie durch eine kurze Beschreibung,
der zum bessern Vcrständniss ein kolorirter Plan
zu Grunde liegt. Wer diese mit Aufmerksamkeit
liest, wird bald finden, worauf es ankommt, um die
schönsten Seiten abzugewinnen.
So schwierig auch das TeiTain hier und da ge-
wesen ist, so herrscht doch durchaus bei aller Net-
tigkeit und Eleganz eine grosse Einfachheit. In
solchen Fällen, wo die Anlagen hauptsächlich nur
das Wohnhaus schmücken, gleichsam umrahmen sol-
len, muss die Gartenkunst sich der Architektur mehr
bequemen, als es sonst der Fall ist. Nach unserer
Ansicht hat der Verfasser hier uas richtige Maass
getroffen. Dass die Einleitung kurz ist, billigen
wir, auf das instruktive Verzeichniss der Gehölze
machen wir aber besonders aufmerksam.
Verlag vou Karl Wieg and t in Berlin,
Koramaudanten-StrasBC No. 62.
Druck der C. Fe is ter'sclien Buchdruekerei in Berlin,
Zieten-Platz Ko. 2.
Wochenschrift
des
Vereines znr Keföi-deriiiiä; des (larteiihaiies in den Könii>l. Prenssisehen Staaten
tili-
Cnärtiierei und PflaiBzeiikiflncle«
Redakteur :
Professor 13r. Karl Koch,
General-Sekretair des Vereines.
No. 52.
Berlin, den 31. Dezember
1864.
Preis des Jahrgang^es 5j^ Thlr., sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten
des deutsch - österreichischen Post- Vereines.
Inhalt; Allerlei aus der Gärtnerei und Pflanzenkunde. X. —
Suiiiita^, ileii S. Jaiiiiai' 1805, TliUags ^13 liiir, liiitlct iiu Eii^lisclicii Hanse (ifluhreiistrasse 4'J) eine Versainiiiliiiig
«les Vereiues zur Itcfürileruiig des Gartenbaues statte wozu die geehrten illilglietlcr eiiigeladeu werden.
Allerlei
aus der (Gärtnerei und i'flanzenknnde.
X.
Der Verein zur BeförderLing des Gartenbaues
hat einen grossen Verlust erlitten und mit ihm die
gesamnite Gärtnerei. Am 25. Oktober starb der
Grossherzog'lich-Oldenburg'sche Hofgarten-Inspektor
Julius Friedrich AVilhelm Bosse zu Olden-
burg im Vüllendeten 7(5. Lebensjahre. In seiner
Jugend schon zeiclniete er sich als Praktiker und
Schriftsteller aus und fand in lieidcu Hinsichten
Anerkennun
&■
Bereits im Jahie US 14
■d£
wurde er
zum Hofgärtner nach Oldenburg berufen und wirkte
als solcher bis zum Jahre 185(j, wo anhaltendes
Unwohlsein ihn zwang, um den Abschied einzu- j
konnnen. Er verliess (Jldenburg, um nach Del- I
meuhorst überzusiedeln. Doch rief ihn die Sehn- •
sucht schon nach wenigen .Jahren nach Oldenburg
zurück.
Kurze Zeit nach der Gründung des Vereines
zur Beförderung des Gartenbaues in Bei'lin, im j
Jahre 1823, wurde Bosse wegen seiner Verdienste
um die Gärtnerei zum Uhren -llitgliede desselben
ernannt und hat in der ganzer Zeit, zuletzt aller-
dings weniger, mit ihm in reger Verbindung ge-
standen. Schreiber dieses erfreute sich besonders
des Verkehrs mit ihm und eriiielt stets auf das
Bereitwilligste die gewünschten Aufschlüsse. Schon
in den zwanziger Jahren gab er seinen „Blumen-
freund" heraus, der bereits 1831 die zweite Auflage
erlebte. Im .Jahre 1829 erschien auch sein voll-
ständiges Handbuch der Gärtnerei, was ihm einen
besonderen Kuf verschaffte. Von diesem wichtigen
Werke wurde 1859 und 1860 die dritte Auflage
in 3 starken Bänden ausgegeben.
Wir sind jetzt im Stande, über die bevorste-
hende Pflanzen- Ausstellung in Amsterdam nähere
Kachrichten zu bringen. Die einzusendenden Ge-
genstände müssen mit Einschluss einer genauen
Liste bis zum 2(3. März 1 8(55 angemeldet werden
und bis zum 4. April eintreffen. Am 5. schon um
9 Uhr Morgens, tritt das Preisriciiteramt im Indu-
strie-Palastc zusammen, um Berathungen zu halten,
resp. die Preissprechung zu beginnen. Die feierliche
Eröffnung wird erst am 7. April stattfinden. Wäh-
rend der Tage vom 8. bis 12. Apiil ist dem Pu-
blikum der Zutritt zur Ausstellung gestattet. Nach
dem Schlüsse wird eine Versteigerung aller derje-
nigen Pflanzen und zur Gärtnerei in Beziehung
stehenden Gegenstände der Ausstellung stattfinden,
welche die Besitzer zu veräussern wünschen. Die
Bedingungen, unter denen dieses geschielit, werden
später näher bekannt gemacht werden. Diese $lin-
richtung wird namentlich den Handelsgärtncrn sehr
angenehm sein, da diese dadurch des Rück-Trans-
portes enthoben und durch den Verkauf selbst be-
kannter werden.
Damit die tropischen Pflanzen nicht bei der frü-
hen Jahreszeit durch Kälte leiden, wird ein Tlieil
des Industrie- Palastes besonders dafür eingerichtet
52
410
und mit ilcii nöthigen Heizungen versehen. Es sind
bereits aueh Sehritte getlian, dass alle Gegenstände,
welelie ans dem Auslande kommen, au der Grenze
uieht weiter aufgehalten werden. Ebenso wird man
sieh bemühen, eine Herabsetzung der Fraelit auf
den Eisenbahnen zu bewirken, sowie für die Mit-
glieder des Preisrichteranites inid des Kongresses
eine Ermässigung des Fahrgeldes herbeizuführen.
In einer der letzten Nummern der Wochenschrift
hat ein ungenanntes Mitglied einen Brief von Jo-
seph Faxton, einer der bedeutendsten Gartcu-
künstler und Garten-Architekten Englands, in einer
Ilebersetzung gebracht; es sei uns erlaubt, heute
Auszüge aus einem zweiten Briefe Paxton's, wo
er wöchentliche Ausstellungen empfiehlt, zu bringen.
Man hat nämlich von Seiten des Londoner Garten-
bau-Vereines eikannt, dass unsere grossen Ausstel-
lungen, wie sie jetzt sind, keineswegs mehr den
Anforderungen entsprechen und den Einfluss auf
die Hebung des Gartenwesens nicht mehr wie frü-
her ausüben. Aus dieser Ursache hat man einen
Au.-schups erwählt, der Vorscliiäge zu Keoi'ganisa-
tiouen der Ausstellungen machen soll. Joseph
Paxton wurde zum Vorsitzenden ernannt.
Tn dem Briefe, welcher unter den Mitgliedern
des Gartenbau-Vereines zirkulirte, werden 5 Punkte
hervorgehoben, welche für die Einrichtung wöchent-
licher Ausstellungen sprechen.
1. l)ie Zahl der Aussteller würde wesentlich
zunehmen, sobald auch gewöhnliche Pflanzen, aber
von guter Kultur, ausgestellt werden können, ohne
von der Pracht und Seltenheit oder Neuheit sol-
rhrr, wie sie bei Gelegenheit der grossen Ausstel-
lungen vorkommen, verdunkelt zu werden. Der-
gleichen Aussteller könnten sich beliebig eine Zeit
wählen, wo sie mit ihren Pflanzen kommen wollen.
2. Man würde dadurch eine weit bessere Kennt-
niss von dem Zustande des Gartenwesens erhalten.
o. Die ausgestellten Pflanzen könnten mit Aveit
grösserer Hube und Be(juendiclikeit betrachtet und
beurtheilt werden, als es bei grossen Ausstellungen
möglich ist. Der Einfluss auf wissenschaftliche Gärt-
nerei würde dadurch aber auch "-rösser.
4. Die engen Grenzen, Avelche das Programm
bei grossen Ausstellungen zieht, würden weiter ge-
steckt. Füv die Fortschritte der Gärtnerei gewiss
ein wiciitiger Umstand.
o. Die Details müssten bekannt gemacht wer-
den. Die grossen Ausstellungen brauchten deshalb
nicht beeinträchtigt zu werden und würden diese
überhaupt, wie früher, ihren gewölmlichen Lauf
gehen.
Man hat sich bereits auch an die Königin mit
der Bitte gewendet, dass die Königlichen Gärten
an diesen Ausstellungen Antheil nehmen möchten.
In Folge dessen sind die Direktoren derselben be-
auftragt worden, die wöchentlichen Ausstellungen
zu beschicken. Es unterliegt keinem Zweifel, dass
dieses Beispiel aucji einen guten Einfluss auf Pri-
vate ausüben wird.
Joseph Paxton nennt eine Anzahl von Pflan-
zen, von denen es ganz besonders gewünscht wird,
dass Schaupflanzen herangezogen werden. Da es
auch die Leser der Wochenschrift interessiren dürfte,
so geben wir hiermit das Verzeichniss:
Acacia, Achimenes, Allamanda, Alocasia, Ama-
ryllis, Anemone, Anthurium, Antirrhinum, Aj)he-
landra, Aphelexis, Arum, Aster, Auricvda, Azalea,
Balsamine, Bcgonia, Berberis, Bougainvillea, Bou-
vardia, Bromelia, Budleja, Cactus (Cereus, Opuntia
etc.), Caladiuui, Calcetdaria, Callistemon, Calochor-
tus (Cyclobothra), Camellia, Oanipanula, C'anilytuft
(Iberis), Canna, Carnation (Garten -Nelke), Ceano-
thus, Chrysanthemum, C'ineraria, Cistus (und Heli-
anthemum), Clcmatis, Clerodendron , Cockskomb
(Hahnenkamm), Convallaria, Correa, Cottonplant
(Baumwollstaude), Crassula (Kalosanthes u. s. w.),
Orinum, Crocns, Croton, Cnphea, Cycas, Cyclamen,
Cytisus, Dahiia (Georgina), Daisy (Tausendschön-
chen), Daphne, Delphinium, Deutzia. Dicentra,
Diefteubachia, Dionaca, Diosma, Disa, Dorstenia,
Double flowering peach (gefüllte Pfirsiche) and
Chcrry (gefüllte Kirsche) u. s. w., Draba, Dracaena,
Epacris, Eranthemum, EriostemoD, Erythrina, Es-
callonia, Euphorbia, Fcrns (Farne), Ficus, Fritil-
laria, Gardenia, Gentiann, Geranium, Gesnera, Gla-
diolus, Gloxinia, Heath (Halden, Erica), Hedyehiuni,
Heliotropium, Helleborus, Hepatica, Hibiscus, Holly-
hock (Stockmalve), Honeysuccle (Caprifolium), Ho-
vea, Hoya, Hyacinthus, Hydrangea, Iris, Ixia u. s.
w. , Ixora, Jasminum, Lantana, Lapageria, Lilac
(Syringa), Lilien, Lobelia, Lupinus, Lychnis, Ma-
gnolia, Maranta, Mertensia, Mignonette (Reseda),
Miniums, Mosses (hier wohl Sclaginellen ), Musa,
Myrtus, Narcissus, Nasturtium, Nemopliila, Nerium,
Oenothera, Olea, Orchideen, Greopanax, Palmen,
Pandanus, Pansy (Stiefmütterchen), Passionflower
(Passionsblume, Passiflora), Pca (wohlriechende ^^ ik-
ken?), Pelargonium, Pentstemon, Paeonien, Petu-
nien, Phlox, Pinielea, Pink (Feder-Nelke), Pinus,
Pitcherplant (Nepenthes), Polyanthus, Puppy (Pa-
paver), Potentilla, Primula, Pyrcthrum, Eannnculus,
Rhododendron, Rocket (Hesperis matronalis), Rosa,
Salvia, Saxifraga, Scabios%, Scilla, Sedum, Solanum,
Spiraea, Staticc, Stock (Levkoje), Tliea, Thibaudia,
Tulipa, \'accinium, ^^^llota, Verbena, Vcronica, Vio-
let (Veilchen), Dogtooth- Violett (Eryt'aronium), Rus-
sian-Violet (?), Wallflower (Lack), Viicca, Ziiniia
und andere mehr.
Das Programm des Londoner Gartenbau-A ercines
411
für das Jalir 1860 ist ausgegeben und entliält Man-
ches, was aucli für uns von Wichtigkeit ist. Was
zunäclist die grossen Ausstell inigen anbelangt, so
werden diese wiederum, wie tVülier, aut' einen Tag-
beschränkt. Dass ganze Woclien für Ausstellungen
den Pflanzen keineswegs zuträglich sind, davon hat
man sich wohl allenthalben überzeugt: und doch
dauern sie bei uns in Deutschland meist länger,
und zwar in der Regel nur des eitlen Gewinnes
halber. Das ist ein Krebssehaden vieler unserer
deutschen Vereine, dass sie durch Ausstellungen
ihre Finanzen verbes'sel'n wollen. Man bedenkt
aber nicht, dass man dadurch mehr schadet als
nützt. Wer seine Pflanzen lieb hat, der wird nie
und nimmer seine mit Sorgfalt erzogenen "Exem-
plare in eine Ausstellung senden, welche längere
Zeit dauert. Selbst nach dem ersten und zweiten
Tage haben die Pflanzen nicht mehr ihr frisches
Ansehen und können die Besucher, welche An-
sprüche machen, nicht mehr ganz befriedigen.
Alle Ausstellungen sollen am Sonnabend statt-
finden und dreierlei Art sein, und zwar grosse Aus-
stellungen 3 Mal im Jahre, spezielle und endlich
wöchentliche. Der speziellen Ausstellungen sollen
8 sein, die zum grössten Theil in den Frühling
fallen. Sie haben ohne Zweifel einen grossen Werth,
da man hier bei bestinnnten Florblumen sieht, was
in dieser Hinsicht geleistet werden kann. Berück-
sichtigt sind von dem Londoner Gartenbau-Vereine:
Hyazinthen, Kamellien, frühzeitige Azaleen und die-
sen entsprechende Blüthensträucher, Orchideen, Pe-
largonien, Liliaceen und Amarvllideen, Blattpflanzen
und endlich Farne mit anderen, diesen sich an-
schliessenden Pflanzen.
Von den wöchentlichen Ausstellungen ist be-
reits gesprochen. Da hier hauptsächlich sich Pri-
vate betheihgen, so sollen auch keine Geldpreise,
sondern nur Medaillen und Certifikate vertheilt wer-
den, dagegen will man bei den grossen und spe-
ziellen Ausstellungen nur Geldpreise ausgeben.
Dass Parzellen des Gartens des Londoner Gar-
tenbau-^'ereines an Handelsgärtner abgetreten wer-
den, damit diese daselbst Pflanzen, mit deren Kul-
tur sie sich hauptsächlich beschäftigen, in schönen
Exemplaren zur Kenntniss der Liebhaber bringen,
ist schon früher mitgetheilt worden. Auf diese
Weise hat Henderson ein Stück Land zur Ver-
fügung bekommen, wo er 50,000 Stück Tulpen-
zwiebeln gelegt hat. "\^'enn diese im Frühjahre
blühen, möchte wohl ein seltener Genuss geboten
werden. Auf gleiche Weise werden Waterer und
Godefroy ein Zelt sich erbauen, um unter dem-
selben im nächsten Frühlinge ihre schöne Samm-
lung von Rhododendren in ausgesuchten Exempla-
ren auszustellen.
Endlicli hat man auch den Vorschlag gemacht,
sich mit allen Vereinen der Provinzen in engere
Verbindung zu setzen. J\lan ist überzeugt, dass
dadurch die Gärtnerei selbst , aber auch Liebe zu
Pflanzen und Blumen ungemein geföi'dert wird.
Wir haben mehrmals über die Erträge des Obst-
und Gemüsebaues in andern Ländern, besonders in
Frankreich, lierichtet, ohnlängst auch einen kurzen
Artikel über den Bestand an Obstbäumen in Böh-
men gebracht, wir wollen in dieser Hinsicht jetzt
Einiges über den Bestand der Obstbäume und die
Erträge des Obstbaues in Württemberg sagen. Der
Obstbau scheint hier schon lange sich der besonde-
ren Aufmerksamkeit der Fürsten und der Regierung
erfreut zu haben, so dass auch in den Volksschulen
Unterricht darin gegeben werden musste. Nach
Mittheilungen des Württembergisehen Staats-Anzei-
gers, welche in der Monatsschrift für Pomologie
wiedergegeben sind, nahmen bereits im Jahre 1833
in den Volksschulen von 42 Orten 8000 Kinder an
dem Unterricht über Obstbau Antheil. Es ist sehr
zu bedauern, dass man nichts darüber erfährt, wie
jetzt, wo der Obstbau grade in Württemberg eine
noch höhere Stufe seiner Ausbildung erhalten hat,
die Betheiligung der Jugend ist.
Im Jahre 1853 wurde eine Zählung der Obst-
bäume in ganz Württemberg vorgenommen. Dar-
nach ergaben sich :
KonioUstbäume Steiiiobstbäurae
1. im Neckarkreise . . . 1,742,413 879,881
2. im Schwarzwaldkreise 1,040,854 855,014
3. im Jaxtkreise ..... 1,073,882 1,038,717
4. hn Donaukreise .... 860,953 499,360
Z usam^nen 4,724,102 3,273,572
Bei einer mittleren Ernte wird von diesen Bäu-
men 0,717,501 Simri*) Kern- und 1,360,253 Sinn-i
Steinobst gewonnen. AVird das Sinn-i im Durch-
schnitt zu 4^ Fl. bezahlt, so ergibt sich die Summe
von über 4 Millionen Gulden, welche in reichen
Obstjahren, wie 1847 und 1860 sich leicht verdop-
peln könnte. Der Ertrag in einem Mittcljahre ist
veranschlagt:
8inu-i Kernobst 8imri Steinobst
1. im Neckarkreise . . . 2,757,583 369,886
2. im Schwarzwaldkreise 1,566,812 369,886
3. im Jaxtkreise 1^179,655 380,053
4. im Donaukreise .... 1,213,561 179,534
Im ganzen Lande 67717,611 1,360,253
In den Jahren 1853 bis 1862 hat man zusam-
men 42,337,344 Simri Kern- und 7,108,921 Simri
Steinobst geerntet, was im Durchschnitt auf jedes
Jahr über 4 Jlill. Simri Kern-, aber nur j',, Mill.
*; 8 Simri bilden in Württemberg- einen Schefl'el, der 3J
g-rösser als der preussische ist und sieh zu diesem verbält wie
3,2-246 : 1,0000.
52*
412
das Ende September d. J., fand eine Pflanzen- und
Obst-Ausstelliuig statt, bei der ein Aussteller eine
Sammlung aller Aepfelsorten, welelie guten Cider
gaben, zur Verfüguug gestellt liatte. Es waren
lauter kleine, unschcinlielie Friklite, die auch kei-
neswegs mundeten.
Von Seiten der Pariser Handelskammer sind
unter Anderem auch interessante Notizen über den
Gemüsebau in der kaiserlichen Residenz gegeben.
Darnach haben sich die Gärten, wie in allen grossen
Stiidten, in der neuesten Zeit innerhalb der Stadt
sehr gemindert. Es wurden nämlich im Jahre 18G0
nur noch gegen 400 Hektaren zum Gemüse-, zum
Pilumenbau sogar nur noch 7(i Plektareu benutzt.
Die grüssten Gemüsegärten befinden sich im Süden
der Stadt Paris und zwar westlich im Arrondisse-
ment de Vaugirard und östlich im Arrondissement
de Xeuillv.
Es sind im Ganzen 5G8 selbständige Gemüse-
züchter vorhanden, von denen G sich nur mit dem
Anbau von Champignons beschäftigen, so dass im
Dnrchschnitt Jeder ein Terrain von 70 Aren be-
baut. Alle zusammen machen für 4,933,001» Frs
Siniri Steinobst ergibt. Das obstreiche Jahr 1862
gab allein l(;,30r),050 Simri Kern- und 3,140,.637
Simri Steinobst.
Die Verwerthung des Obstes beginnt, nament-
lich im Württemberg'schen, ebenfalls eine grössere
Ausdehnuug zu erhalten. Die Verbesserung der
Obstdörren, wie wir sie vor Allem dem Inspektor
Lucas verdanken und wie selbige bereits auch in
mehrern Ländern eingeführt wurde, hat namentlich
dazu beigetragen. Aus dem Württemberg'schen
wird sehr viel gedörrtes Obst nach Amerika aus-
geführt. Auch die Bereitung des Obstweins oder
Ciders nimmt von Jahr zu Jahr in Württendjcrg
zu. Jlan berichtete uns, dass man daselbst im vo-
rigen Jahre sogar Obst eingeführt habe, um den
Bedarf an Cider im Inlande zu decken.
In Frankreich ist der Cider das Hauptgetränk
der Arbeiter auf dem Lande. Während man bei
uns ziendlch alle Sorten Aepfel dazu uimnit, wer-
den jenseits des Eheines, besonders im nordwest-
lichen Frankreich, nur diesem Zwecke eutsprechende
Sorten angebaut. Hauptsächlich geschieht dieses in
der Bretagne. Ronen und Caen treiben einen nicht
unbedeutenden Handel mit Cider nach Aussen. In
beiden Städten haben ferner zu diesem Zwecke
Ausstellungen, verbunden mit einem bezüglichen
Kongresse, stattgefunden. Man einigte sich über
die Sorten, welche den besten Cider lieferten, ^^"äh-
rend unserer zweiten Anwesenheit in Paris,
Geschäfte, also verdient der Einzelne im Durch-
schnitt jährlich 8700 Frs. Unterstützt werden sie
durch 779 Arbeiter imd 550 Pferde. Die Zahl der
Mistbeetfenster beträgt 12,000. Wie gross die Kul-
tur der Melonen ist, ersieht man daraus, dass allein
gegen 000,000 Glasglocken bei ihrer Anzucht ge-
braucht werden.
Wenn wir früher schon hier und da ausge-
sprochen haben, dass das Leben als solches in Paris
wohlfeiler, als in anderen grossen Städten des nörd-
lichen Deutschlands ist, so eisieht man dieses auch
aus der Bezahlung, welche die Arbeiter der Ge-
müsezüchter erhalten. Von 100 solcher Arbeiter
bringen es 8 nur täglich über 2 Frs (16 Sgr.), von
100 Frauen sogar nur (i über 1* Frs (14 Sgr.).
Von den 497 Männern, welche in den Gemüsegär-
ten arbeiten, verdienen 115 täglich nur 1, 135
hingegen 1.', von 282 Frauen dagegen 40 nur
1 und 52 1-J Fvi, 82 hingegen nur 75 und 27 so-
gar nur 50 Cent. (6 und 4 Sgr.).
Es sei uns erlaubt, schliesslich noch ein Paar
bei uns eingegangene Verzeichnisse von Pflanzen zu
besprechen.
1. Rosengärtnerei von Ernst Metz in lloch-
heini bei Erfurt, Verzeichniss derselben. Es ist
nicht zu leugnen, dass Gärtner, welche sich mit
einer Kultur speziell beschäftigen, auch etwas Tüch-
tiges leisten können, zumal wenn sie den Pflanzen,
welche sie in Massen heranziehen, mit besonderer
Liebe ergeben sind. AVir erhalten hier in dem
Verzeichnisse nur eine Auswahl des Besseren, was
in der Eosenzucht, namentlich in neuester Zeit, ge-
leistet ist; was nicht entspricht — und die Masse
dessen, was jährlich in den Handel kommt und,
wenn auch noch so schleclit. doch sehr gepriesen
wird — ist nicht gering. In einer Beilage zum
Verzeichnisse erhalten wir auch nähere Nachrichten
über die Metz' sehe Eosengärtnerei.
2. Verzeichniss richtig benannter C)bst-, Baum-
und Strauch-Sorten des Gartens der Sektion für
Obst und Gemüse der Seh lesischen Gesell-
schaft für vaterländische Kultur in Breslau.
Wir wünschten wolil, dass in allen Provinzen der-
gleichen A'ereinso-ärten existirten, wo man sich fort-
während bemüht, nur das Tinte zu vermehren, und
zu verbreiten, und zwar auch nur das Gute, was
unter den dortigen klimatischen Verhältnissen ge-
deiht und auch lohnende Erträge . gibt. Eben des-
halb empfehlen wir schlesischen (.Grundbesitzern die
(Obstbäume in den genannten Gärten, um daraus
ihren Bedarf zu entnehmen und sich von der Güte
derselben zn überzeugen.
Verlag von Karl Wieg- an dt in Berlin,
Komm.indanten-Slr.isse Xo. 62.
Drnck der C. Fci.s ter'schen Bnehdruekcrei in Berlin.
Zieten-Pl.itz Nu. 2.
Allgeiiieiiies liilhilts-Verzeiehiiiss.
Verzeiclniiss der Abhandlungen.
Die Kultur der Aep t'el-Kordon.s. Vom Baumscliul-Besitzer
Müller in Strassburg. 127.
Allerlei aus der Gärtnerei und PHauzenkunde. 1. '25. 58. 97.
132. 169. 211. 281. 365. 374. 409.
Alocasia Veite hii C. Koch und Lowii Hook. 89.
Alocasia Veitchii C. Koch. 254.
Die neuesten Seidel 'sehen Alpenrosen oder Rhododen-
dren. 119.
Borsig's Amar}' llisflor. 63.
Mittel gegen Ameisen. 264.
Ampeln zur Zimmer-Verzierung. 33G.
Die Anthurieu mit grossen, herzförmigen Blättern. 195.
Aralia Leroana C. Koeli, eine noch nicht besclu'iehcne Blatt-
pflanze. 369.
Arendsee und die feinere Obstzucht des (irafen v. 8chlip-
peubach. 233.
Arundo Kakao Steud. (conspicua Hook, fil.j. Ein neues
Ziergras aus Neu-Secland. 209.
Dr. Paul Aschersou's Flora der Mark Brandenburg. 238.
Astrapaua Wallichii Ker. 16.
Die Frühjahrs- Ausstell ung des Vereines zur Beförderung-
des Gartenbaues, am 3. April. 113.
Die I'"'es t-Ausst ellun g des Vereines zur Beförderung des
(iartenbaues in den Tagen des 19. u. 20. Juni. 201.
Die. Pflanzen- und Bl umen - Ansst ellun g der Gesell-
schaft der Gartenfreunde in Berlin. 128.
Die internationale Ausstellung von Pflanzen, Blumen
und anderen (iegenständen der Gärtnerei in den Tagen
vom 24. Aprfl bis I.Mai in Brüssel. 145. 156. 165. 174.
181. 188.
Die allgemeine Ausstellung von Pflanzen, Blumen und
allen mit dem Gartenbau in Verbindung stehenden Gegen-
ständen zu Amsterdam, im Frühlingc des Jahres 1865.
345.
Die zweite inte r n a t i o n a 1 e Pflanz e n - u u d B 1 u ni e n - A u s -
Stellung u. s. w. im Anfange des Frühjahres IS 65 zu
Amsterdam. 225.
Die erste Pflanzen- u. Blum en- Au sstel lun;;- zu Frank-
furt a. O. 194.
Die Pflanzen- und B lunien- Ausstell ung des Stettiner
Gartenbau-Vereines, am 27. u. 28. Juni. 221.
Bericht ülier die Ausstellung der Sektion des Gartenbau-
Vereines in Breslau vom 18. April 1864. Von Graf von
Ho Verden 136.
Eine Kritik der englischen Ausstellungen. 379.
Pflanzen- Ausstellung zu Am.sterdani. 409.
Ausstellungen des Gartenbau-Vereines zu London. 411.
Die Baums eh nie n von Andre' Leroy in Angers 298.
Eine Entstehung von Bäumen mit hängenden Aesten in
Folge der Veredlung. Vom Hofgärtner Jäger in Eise-
nach. 200.
Belgique horticole. Jahrgang 1863, 2. Hälfte. .Jahrgang
1864, 1. Hälfte. 324.
Beschorneria yuccoides der Gärten. 186.
Birnen der Federation des Societes d'hortieulture en Belgique.
118.
Birnen in schieflaufenden Kordons fCoi'dons obliques). Vom
Baumschulhesitzer Müller in Strassburg. 343.
Gutachtliches L'rtheil über neuere u. einige ältere Birnen. 265.
Drei Blattpflanzen des Warmhauses (Miconia chaetodoa
Naud., Phyllagathis rotundifolia Bl. und Sphaerogyne la-
tifolia Naud.). 241.
Einige Blattpflanzen- Gruppen im Freien. Vom Eosen-
gärtner Her g er in Köstritz. 77.
Karl Borchers' Anleitung zur Vervollkommnung des Obst-
baues im nördlichen und mittleren Deutschland. 24.
Die Gründung des botanischen Gartens der Tniversität
Greifswald. Festrede vom Professor Dr. Munter, Di-
rektor des Gartens. 137. 149.
Botanical Magazine. 1863, 2. Hälfte. 53
Mittheilungen über Inhalt und Einrichtungen der Gewächshäu-
ser des Königlichen botanischen Gartens der Univer-
sität Breslau. Vom Prof. Dr. Göppert. 41.
Der G harlatanismus in der Gärtnerei. Vom Abbe von
Beauniont. 110.
Ci rkular- Verfügung über die Beförderung der Ob.stkultur
durch die landwirth.schaftlichen Akademien. 401.
Cordyline indivisa vera (aureo-lineata) aus Samen gezogen.
Vom Handelsgärtner Stelzner in (ient. 404.
Coryanthes picturata Rchb fll., eine neue, zu eraptVli-
"iende Orchidee. 368.
üeber die Doppelgestaltigkeit der Blut heu i Dlnior-
pliismusj. Vom Professor Dr. Braun. 52.
Drahtgeländor für Spalierbäume, Wein und dergl. Vom
Baumschulbesitzer Mart. Müller in Strassburg. 102.
Ueber Düngung mit Meersalz. Von Mobitz -Vater, Mit-
glied im C'onseil des Arrondi.ssement von Lyon. Tvebst
einer Bemerkung des Dr. Filly. 21.
.Job. H. El) ermann. 57.
Ueber Vermehrung der E nc cp h al art os. Von C. Bouche,
Insjiektor des Königl. botanischen Gartens in Berlin. 297.
414
Tirust Euder's Index Aroiilearum. 344.
Die Wonderful-Erbse. Von H. Scliiebler in Celle. 80,
Einiges über die Ernährung- der Pflanzen und über das
Düngen. Von Dr. C. Filly. 121.
Ferdinand Eintel manu. 6.
Dr. Otto Florenz' Anleitung zur genaueren Kenntniss der
.seliiidlichen Garteu-Insekteu etc. 280.
The Florist and Pomologist. Jahrgang 1863 und Jahr-
gang 1864, 1. Hülfte. 332.
Die 3 Friedhufe der Stadt Paris in gärtnerischer Hinsicht.
370.
Bericht über die Künigliclie G ärtn e r-Iv e h r a u s t al t und
Landesbaumschule zu Potsdam für das A'erwaltungsjahr
18f?-. Von C. Beuche. 185.
Ankündigung einer Gärtner-Lehranstalt in Köthen (Her-
zogtlium Anhalt) in der Kunst- und Handelsgärtnerei von
Goeschke. 23.
Ein Garten des nordwestlichen Frankreichs. 359.
Ueber sogenannte Garten- Nameu. Von Dr. P. Ascher-
.son. 110.
Notizen der Pai-iser Handelskannner über den Gemüsebau
in Paris. 412
Ueber verrottete Gerberlohe als Erde zur Pflauzenknltur.
Vom Königl. Garten-Inspektor C. Pouche zu Berlin. 51.
Neue Varietäten der Gurke (Cucumis sativus). Von J. G.
Meyer in Ulm. 70.
Ueber Rittersterne oder Hippeastrum, insbesondere Heu-
serianum Karst, und proccrnm Duch. 17. 30. 37.
Horaninow' ]>rodromus Monographiae Scitamiuearum. 46.
Horticultenr franfais. Jahrgang 1863 u. 1864, I.Hälfte.
269. 278.
Illustration horticole. Jahrgang 1863, 2. Hälfte. 285.
Jahrgang 1864, 1. Hälfte. 294.
Ivoy's Ameliorat ionen zu Pian in den Haiden (Landes)
hei Bordeaux. 329.
Wie behandelt man die Kamellien, um viel Knospen zu er-
halten und wie verhindert man deren Abfallen? Vortrag,
gehalten vom Knnstgärtner Dam mann in Görlitz. 298.
Die Sibirische Kürbelrübe Vom Kunst- und Handels-
gärtner Krüger in Lübbenau. 8.
Karl Koch 's Hülfs- und Schreib -Kalender für Gärtner und
Gartenfreunde auf das Jahr 1865. 384.
Berufung eines internationalen Kongresses für Garten-
bau durch den Bund der vereinigten belgischen Gartenbau-
Vereine nach Brüssel. 65.
Julius Kühn's Untersuchungen über das Mutterkorn. 142.
Comte Leouce de Lambert^'e: le fraisier, sa ))otanique,
son histoire, sa culture 152.
Neue Pflanzen von Linden in Brü.ssel. 276.
Dr. L i V i n g s t o n e 49.281.
William Lobe's künstliche Düngmittel und Komposte. 400.
Ueber Maiblumen-Trei berei. Von P. Sorauer. 47.
Montan oa und Uhdea nebst historischen Notizen über Blatt-
pflanzen überhaupt. 393. 406.
Einige Worte über den Melonenbaum (Carica Papava L.)
231.
Leopold Müll er 's Beiträge zur Förderung der Obstkultur
und Obstkunde in Deutschland. 368.
Murray'.s Kiefern und Tannen Japan's. 40.
Die Zwerg- Nelken von Verviers. 396.
Neumann's moderne Anlage des Gartens am Hause und der
städtischen Villa. 408.
Der Stand des Obstbaues im Kanton Zürich. Vom Seminar-
lehrer Kohl er in Küssnacht. 81.
Ueber den Stand des Obstbaues im Herzogthum Meiningen.
Vom Medizinal-Assessor Jahn in Meining-en. 129.
Das Pflanzen der Obstbäume. Von Martin Miiller in
Strassburg a. Rh. 107.
Die Obst bäum zucht in Böhmen. 398.
Der Niederländische Obstgarten des pomologischen Ver-
eines in Boskoop bei Gouda. Groningen. J. B. Wolters.
1864. 271.
Ueber den Zustand der Olpstkultur in Sclilesien. Bericht
von Dr. K Fickert. 198.
Erträge des Obstbaues in Württemberg. 411.
Bericht über die Erfahrungen in Kurhessen hinsichtlich der
in Naumburg n. d. S., Gotha und Berlin empfohlenen Obst-
sorten. 340.
Ueber das K e r n - O b s t im Herzogthum Kobui'g. Vom Ober-
Lieutenant Donau er in Koburg. 382.
Die Sammlnng von Kern-Obst des Vereines für Pomologie
und Gartenbau in Meiningen während der Pomologen-
Versammlung in Görlitz. Bemerkungen vom Medizinal-
Assessor .Jahn in Meiningen. 226.
Bericht über die Obstzucht in Kurhessen. Eingesendet vom
Gartenbau-Verein in Kassel. 247.
Die chinesische Zwerg- Orange. 388.
Die Seh metterlings- Orchideen (Phalaeuojisis Bl.). Vom
Obergärtner Krau.s. 377.
Overduin und die gärtnerischen Zustände auf Walchcren.
101.
Blühende Palmen des Berliner botanischen Gartens. 152.
Paris und seine Anlagen. 309.
Eine Sitzung des (iartenbau-Vereines in Paris. 337.
Der Park zu Monceau. Von A. Stelzner. Handelsgärtner
in Gent 94.
Joseph Paxton's Brief über englische Ausstellungen. 410.
E. Petzold u. G.Kirchner 's Arboretum Muscaviense. 230.
Ueber P flan zen-Eruä hrung, Boden-Erschöpfung und Boden-
Bereicherung. Von Dr. Schultz- Schul tzenst ein 180.
Aus den Pf lanzen- Verzeich nissen einiger Handelsgärt-
uereien. '320. 326
Der deutsche Pomologen -Verein. Vom Kittergutsbesitzer
V. Böse auf Emmabrug bei Laasphe. 254.
Der pomolog'ische Garten in Braunsclnveig. Vom Medi-
zinalrath Dr. Engelbrecht. 50.
Programm zur Preisbewcrbuug für das 42. Jahresfest des
Vereines zur Beförderung des (Gartenbaues, am 19. Juni
1864. 12.
Progranun für die Preisbewerbung bei der Frühjahrs-Ausstel-
lung des Vereines zur Befürderuno' des Gartenbaues , am
2. April 1865. 257.
Programm zur Preisbewerbung für das 43. Jahresfest des
Vereines zur Beförderung des Gartenbaties , am 18. Juni
1865. 391.
Programm für die Ausstellung von Obst, Gemüsen, Blumen,
Pflanzen, Gartenplänen n. s. w. , vom 7. bis 10. Oktober
1864 in Kassel. 288.
Revue horticole, Jahrgang 1863 und 1864, 1. Hälfte. 244.
200.
Die Hybridation und Sämlingszucht der Rosen. Vom K. K.
Oberförster Rudolph Geschwind. 335.
Notizen über Rosen. S'on K. Achilles, Obergärlner in El-
beuf. 143.
Auswahl von Rosen. Vom Rosengärtner Herger in Köstritz.
84
Ueber Rosensämlinge. Von Paul Sorauer. 207.
Der Garten des Baron v. Rothschild in Boulogne bei Paris.
318.
Scheydecker's und Grube's Anleitung zum Obstbaum-
schnitt und zur Rebenzuc.ht. 400.
Schiebler's Taubenapfel. 64.
Scutellaria Mociniana Benth. Ein Halbstraueh mit ro-
then Blüthen Mit einer Abbildung. 313.
Ueber die sogenannten Somm er-Endivien. Vom Hofgärtner
Jäger in Eisenach. 45.
Die neuen Sommergewächse des Freilandes. 67. 78. 86.
415
Kinlf^ij Worte über die Kultur der Sonerilii m iirg-ari taoea
Liudl. Vom Obergärtner Bücsü iu JJerliii. 330.
Der Spargelküfcr, der Eugerliug und der Maulwurf im
Siiargclbcete. Vortrag, gebalten von Dr. GoU.scb in Gör-
litz. 308.
Die Oscberslebeuer Stiofmüt terobc n. (Punsee's). Von C.
Scbwauecke iu Oscher.sleben. 215.
Ueber die Einführung imd Kultur der Torenia jjlantagi-
nea I5entb. (Ceratostigma plantaginea Höchst.). Von C.
Bouche, Inspektor de.? Konigl. botanischen Garten.s in
Berlin. 29-1. 298.
Van Honttc's Blunienzwicbelflor iu Gent. 217.
Beriebt über die 4. Ver.s amnilung deutscher Pomologen,
Obst- und Genuisezücbter iu Görlitz. 208. 312.
434. Versammlung des Vereines zur Beförderung des Gar-
tenbaues am 3. Januar. 9. 435. am 31. Januar. 33.
43i;. am 28. Februar. 73. 437. am 3. April. 105. 438.
am 8. Mai. 153. 439. am 29. Mai. 177. 440. am 19.
Juni. 193. 441. am 31. Juli. 249 442. am 28. Au-
gust. 273. 443. am 25. Seiitember. 305. 444. am 25.
Oktober. SGI. 445. am 27. Xoyember 385.
Die Verseil öncrungen in den Provinzen Frankrelcbs. 321,
Das Versetzen grosser Bäume in vollem Blätter- und Blü-
thenscbniuck im August. Vom Hofgärtner Meyer in
Sanssouci. 389.
Bericht über den Betrieb des Versuchsfeldes des Vereines
zur Beförderung des Gartenbaues. Vom Köulgl Inspektor
C. Bouche. 90.
Ueber die zu Gera im Freien blühende Victoria reglii. Von
Theodor ßemy, 7.
Vilmo r in -An dr le ux : tlenrs de pleine terre. Vom Ober-
gärtner Kraus. 118.
Chemische Untersuchungen über das Wachsthum der Pflan-
zen im Dunkeln. Von Dr. C. Filly. 316.
Neue Waldreben - Blondl Inge von besonderer Srliönlieit.
405
Ueber einige Weisstanneu. 62.
A. Wörmann's Garten-Ingenieur. 159. 360.
Wredow's Gartenfreund. 11. Auflage. 239.
Die chinesische Wucherblume oder Chrysanthemum In-
dlcum. 13.
416
IL Inhalt des Allerlei.
lieber den Akkli matisations- Garten in Algier. 98.
Akklimatisations-Garten von Bordean.x. 134.
Anacharis Alsina.strn m bei Potsdam. 284.
Anticry ptogam als Mittel gegen die Weiiikranklieit. 61.
Die botanischen Unterhaltnngen von Auerswald. 213.
Kongress und Ausstellung in Amsterdam im Jahre 186.5.
212. 410.
Paxton's Vorschläge zu den Ausstellungen in London. 410.
Die Brüsseler Ausstellung! 58. 97.
Kongrcss und Ausstellung zu Erfurt. 211.
Die Ausstellung in Wien im Jahre 1865. 98. 211.
Konkurrenz von Bouquet halte rn bei der Gartenbau-Gesell-
schaft in London. 60.
Ceratochloa australis als Futtergras von Metz & Co.
135.
Verbrauch des Ciders in Frankreich. 412.
Cocospalme im Garten des Herzogs von Northumburland.
26. 283. 365.
Abfälle von Cocosnussschal en. 4.
Freiherr v. d. Decken. 5.
Elektrizität als Ursache der PHanzcn-Kraukheiten. 284.
Brief von Fortune über die ött'entlicljen 0 arten China's. 99.
Gärtner- L ehr- Anstal t iu Kötlien. 25.
Professor Morren's Uebersicht über den Gartenbau Bel-
giens. 171.
Die Londoner Gart enb au- Gese lisch aft stellt Handels-
gärtnei-n Land in ihrem Garten zur Verfügung zur Schau-
stellung von Grup]icnpflanzen u. s. w. 61.
X'eber die Ausbildung von Lehrern des Garteubaues. 283.
Gartenbau-Schule iu Kew. 134.
Gart enb au- Ver ei n e in Deutschland. 59.
T'eber Pariser öffentliche Garten-Anlagen. 170.
Garten- Et ab] issement zur Verschönerung von Paris. 169.
Der Gemüsebau in Paris. 412
Keue Georgincnf ornien. 374.
Ilooibrenk's Weinkultur. Anwendung derselben durch Jac-
quesson in der Champagne. 3(J6.
Hooibrenk's Befruehtungs-Metliode. 1. 283. 3C5.
Hudelet 's Methode der Verpackung der Weinaugcu. Gl.
Ingelrest's Annuairc d'horticulture. 60.
Schädliche Eigenschaften der Kartoffelu. 213.
Erfahrungen von Mobitz pere über Kochsalz. 214.
Landesbaumschule iu Braunschw'eig. 25.
Lederstreifen zum Etiquetten-Anbinden. 99.
Andre Leroj- in Angers. 365.
lieber das Etablissement von Andre Lero.y. 170.
Mac Intüsh: book of the garden. 58.
Mann. 5.
Murray's Vorlesung über Koniferen. 284.
Musa Ca vendi shi i. 26
Aktien-Gesellschaft zur liebung des 01)stbaues in Hannover.
26.
Zm- Hebung des Obstbaues. 282.
über Obs tba u m zuc h t
Frank-
Oeffentliche Vorlesungen
reich. 99.
O b stbaumzucht in Frankreich. 134.
Obst-Erträge in Württemberg. 411.
Ueber Obst- und Geniüseproduktion Frankreichs. 374.
Die Herausgabe eines illustrirten Obstwerkes iu Holland
und eines ähnlichen in Deutschland. 172.
Befruchtung' der Orchideen nach Darwin. 284.
Neue Palmen West-Afrika's, von Mann entdeckt. 27.
Gewinnung des Palmöls aus der Oelpalme. 27.
Geitner's Pal mensammlu n g in Zwickau. 214.
Zur Parthenogenesis 5. 214.
Personal-Notizen über Karl Fintelmann, Sello, He-
ring, Kühne, Wilke und Heutze. 132. Senn holz
und Seh och. 133. Flotow, Neuner, Co urtin, Maj-er.
169. Neuner, Müller. 212. Treviranus 215. Xavier
de Bavay, Spruce, John Smith, Elias Fries, Are-
schong. 281. Borchers, Nedzielsky. 282. Schacht,
Jung huhu. 374. Bosse. 409.
Nene Pflanzen des Reisenden Seil. 60.
Das pflanzen-physiologischo Institut vonVille in Paris.
365.
Pflanzen- Präparate von L oh m ei er in Breslau zur Er-
klärung der natürlichen Familien. 211,
Tausch von Photographien schöner Bäume. 25. 284.
P 0 ni ol ogische Gesellschaft in Gent. 133.
P omologischer Verein für das Königreich Hannover. 59.
Ueber das Kneipen der Triebe des Rosenkohls. 283.
Rosensendung von Edinliurgh nach Labore. 283.
Ueber den Verbrauch von Rosen während eines Winters iu
Paris. 213.
Niedergehakte Rosen. 27.
Ueber den Samenbau in (-||uedlinburg. 212.
Wilson Saunders Vortrag über Pelargonien. 284.
Professor Schacht's Untersuchungen über die beste Zeit zum
Fällen der Bäume. 13ö.
Professor Schübler's Versuche mit Koclisalz. 135.
Seh wein fürt' s Reise nach Afrika. 135.
Gärtnerischer Schwindel beim Verkauf der Ptlanzen in Paris.
215.
Dr. Spach in Paris. 365.
Blendling zwischen Sprossenkohl und Kopfkold. 26.
Steudner und B cur mann. 5.
Preiügekronte Tafel -Aufsätze von March in Brüssel. 26.
Thecbau in Ostindien 27.
Madame Tinne's und v. Heuglin's Reisen iu Afrika. 135.
Das Verpflanzen der Obstbäume im August. 367.
Ueber das Verpflanzen der immergrünen Gehölze in Körben.
366.
Verzeichnisse von Handelsgärtnereien. 5. 28. 61. 100. 135.
173 375. 412.
Wcinbereitung durch die Centrifugalmaschine. 61.
Augenstccklinae der Weinrebe. 61
Der Weinstock und der Wein voiri Dr. Mohr. 28.
Wein- und Erdbeerzucht iu Nordamerika. 3.
Zuckersorgho China's. 3.
417
III. Verzeicliniss der Pflanzen-Namen.
Abies Albertiana Murr. G3. amabilis
G3. ApoUinis Lk. G2. Alcocfjuiana
Lindl. 40. bifolia Murray 63. bifida
S. et Z. 40. ceplialonica Endl. G2.
290. Douglas! l>. iirnia S. et Z. 40.
Fortunei Murr. 40. grandis G3. ho-
molepi.s S. et Z. 40. Hookeriana
Murr GS. Jczoen.si.s S. et Z. 40.
293. 301. Jezoousis Faxt, et Aut.
40. Kilmpfori Lindl. 40. lasiocarpa
Hook. 63. Lowiana Gard. 63 ma-
gnifica Murr. 63. Menzie.sii 5. mi-
crospernia Lindl. 40. Moriudo 30L
Nordmanniana 290.301. panacliaica
Held 62. Pattoniana Jeff. 63. pe-
(tinata 293. Pindrow 30L polita
S. et Z. 40. Eeginae Ameliae 62.
spectabilis 301. trigona 301. Tsuga
S et Z. 40. Veitchii 40. Webbiaua
Liudl. 40. Williamsoni Newb. G3.
Acacia cordata 165. Drummoudii 1G5.
Acer Pseudo-Platanus 261.
Achinienes Ver.scbaffeltü 205.
Acliirida viriditlora Hort. 47.
Acrocomia .sclerocarpa 168
Acro.s tlclium alcicorne 174. callae-
folium 174 grande 174.
Actaea foetida 274.
Adcuium obesum A. DC. 53.
Adliatoda marmorea 158.
Aecbinea f'ulgen.i 251.
Aeride.s odoratum 204. Lerpantae 204.
niaculatum 1G7. suavissimuni 167.
AetbioueniH coridifolium DC. 325.
Agave attenuata 164. 166. Besseriana
164. EUemeetiana 164. Kumpliii 166.
xylonacantlia 164. 16G.
Aglaonenia commutatum 158 182.
Agnostus integrifolius 279. .^inuatus
279.
A I nus japonica 275
Aloca.sia cuprea C. Kocb 89. 90. 254.
Lowii Hook. 89. singaporensLs 183.
Veifcliii C. Koch 89. 90. 254. ze-
brina IGG.
Alsopliila australis 174. contaniinan.s
174. denticulata 175. t-legantissima
175. latebro.sa 158. mexicana 174
procera 174 ran Geertii 175.
Aniarautu.s niclancbolicus 94.
Aniarylli.s ambigua (.Sweet) 21. ar-
dens 32 augu.sta 32. aurautiaca 37.
Belladoua 31. Beatrum 37. Blumen-
auana 38 bra.silicn.sis 20. breviflora
Sweet 21. Brookesii 32. Carnarvoni
21. Cartoni 39. Colvillei 30. Coo-
peri 32 croeata Gawl. 32. dubia
37. cquestris Herb. 18 31. formosa
30. fulgida bot. reg. 32. fulvovirens
Schott 39. Gardneri Seub. 37. 39. gi-
gantea 17. glaucescens Mart. 37. glo-
riosa 30. Goveni 37. Gravinae 20.
Haylockii37 Herbertii31. Imperatrice
de Bresil 17. inclila 32. inconstaus
37. intermedia 31. intermixta 31.
inversa 21. Johnsoni 20. 32. Lind-
leyi 39. Lindseyi 39. lugubris 31.
magnitica 30 major 32. maranensis
31. niiniata R. et P. 31. procera
158. Principis Salm-D. 30. pulcher-
rima 31. pulchra 31. pulverulenta
37. Reginae 32. reticulata Herit.
28. robusta A. D. 39. rutila Gawl.
32. saaguiuea 32. sarniensis 18.
spectabilis 20. 31. spathacea 32
Staffurdiae 39. striatifolia 28. Tet-
taui 38. uuguiculata Morr. 39. vit-
tata 20. venosa 21.
Amphidonax australis C. Koch. 211.
Aiiacliaris Aisinastrum 284.
Aiiagallis grandiflora 67. ß. sangui-
nea 67. latifolia 67. Monelli G7. lini-
folia 67.
Anchonianes Hookeri Schott 55.
Angiopteris hypoleuca 175. pruinosa
175. Teysmanniana 175. Willinkii
175.
Anhalonium prismaticum 164.
Anthurium Augustinum 166. Bou-
cheanum C. Koch 198. costatum C.
Koch 197. cordatum 198. cuculla-
tum C. Koch 198. glaucescens 181.
grandii'ulium Kth 198. Hookeri 181.
Humboldtianum Kth 197. Lauchea-
num C. Koch 198. Lindenianum C.
Koch 198. metallicum Lindl. 196.
nymphaefolium C. Koch 197. ochran-
thum C, Koch 197. Ottonianum
C. Koch 181. palmatuni 181. po!y-
rhizon 197. rubiünervium Kth 197.
Scherzerianum 158. Selloum C. Koch
198.
Aphelandra Liboniana 182.
Aquilegia bicolor Pers. 295. cana-
riensis 295. fragrans 295. glauca 295.
glandulosa Fisch. 295. grandiflora 295.
Moorkroftiaua Wall. 205. olympica
295 pubifiora Wall. 295. specio.sa
295. spectabilis Lem. 295. Witt-
manniana 295.
Arachis hypogaea 53.
Aralia argyrea 175. argentea 175.
eucullata 175. formosa 175. guate-
malensis 175. Hendersoni 175. ja-
ponica 166. 369. latifolia 175. Le-
roana C. Koch 369. Palmetto 176.
spinosa 369. umbraculifera 175. van
Geerdtii 175.
Araucaria imbricata 166. brasilien-
sis 301.
Areca alba 168 285. Baueri 1C8.
horrida 1G8 rubra 168 Verschaf-
feltii 168,
Artemisia annua L. 67.
Arund o conspicua 178. 209. austra-
lis Less. 209 Kakao Steud. 209.
Aspidium comosum 175. Frizelliae
190. Sieboldii 175 Warszewiczii 174.
Asplenium microphyllum 175. Niet-
neri 175. rhachirrhinae 175
Aster chinensis 67. 93. tanacetifolius
78.
Astrapaea penduliflora 16. Wallichii
Ker 16.
A s t r o c a r y u m aureo-pictum 1 68 Bor-
aigianum" 158. 166. 168. Diureki 168.
niexicanum 168-
Astrophytum myriostigma 164.
Aucu ba japonica L. 159. 294.
Haeria chrysostoma F. et M. 67.
Balantium antarcticum 174. Sello-
wianum 174.
Ballota nigra 259.
B a 1 s a ni i n a 93
Berberidopsis corallina Hook. 269.
Beschorneria Dekosteriana C. Koch
187. tubiflora Kth 188. yuccoides
186. 157.
BiUbergia Beaucarneana 176 Biotii
202. humilis 176. Legrelli 176. qua-
dricolor 250.
Bignouia jasminoides Cuningh. 269.
Blakea camelliflora 60.
Blechnum boreale cristatum 190.
Boehmeria bifida 158.
Boisduvalia Douglasii Spacli 67.
Bomaria multiflora 333.
Bowenia spectabilis Hook 53.
Brahea dulcis Mart. 285.
Brassavola Digbyana 204.
Bromelia Carolinae 205.
Brom u s Schraderi 1 34.
Bryonia erythrocarpa 262.
Burlingtonia decora Lern. 56.
Burrielia chrysostoma F. et G. 67.
Caladium bicolor 277. potiolatuiu
Bot. Mag. 55. spectabile 278
Calamus decretus 27. de Gabon 168.
Imperatrice Marie 158. montanus 168.
Verschaffeltii 168. viminalls 168.
Calathea pavonina 277. picturata
4. 158. 285.
Calceolaria punctata Vahl 54.
Calliopsis cardaminaefoliae hyhr. 93.
Callirlioij involucrata A. G. 67. ver-
ticillata 67.
Campanumoea japonica 273.
Cam py lo bo try s Verschaffeltii 166.
Canna metallica 205.
Carica Papaya 231.
Carludovica rotundifolia 28.
Carpinus Botilus 264.
Caryota excelsa 167. Rumphii 167.
Catasetum trimerochilum Lein, 285.
cernuum Rclili. til. 56. trifidum
Hook. 56.
Cattleya elegans Ch. Morr. 29 j. Exo-
nicnsis 5. grandiflora 167 labiata
204. Mossiae 5. Mossiae Reineckiana
204. speciosissiraa 204. Stelzneriana
167.
Ceauothus thyrsoideus 274.
Oedrus Deodara 290.
Celosia atrosanguiuea v. H. G7. ar-
gentea G7. purpurea 67. pyramida-
lis 67.
Cephalotus follicularis 274.
C e r a to s tig m aplantagineaHochst.294.
Ceropegia Bowkeri Harv. 54. (iard-
ueri Tliwait. 296.
Ceratozamia Ghiesbrecbtii 168.
Ceroxylon andicola 1G8.
Chamaecyparis Nootkaua IGG.sphac-
roidea Spach 189.
C h a m a c d 0 r e a Arembcrgiana 152. Cas-
periana 152. desuioncoides 152. ela-
tior 152. glaucifolia 168. resinifera
152. scandens 152.
53
418
Chamaeranthemum reticulatum 158.
Chaniaerops Hystrix 166. melano-
cautlia Lern. 159. 168. inultitida 158.
xaiitliacantba 168.
C h a r 1 w o o (1 i a fragrantissinia Lern. 167.
Chiinonauthus fiagrans 293.
Chrysanthemum coronarium 67. in-
dicum 13. japanen.se 286. 324. si-
nense laciniatura 324.
Cibotinni princeps 174. ivgale 158.
Citrus Daldai 158.
Clarkia pulchella 262.
Claviga 174.
Cleisostoma cras.sifoIium 167.
Clematis Fortunei 325 333. Fran-
cofiirtensis 405 Guascoi 405. Jack-
manni 405. lanuginosa 405. patens
405. rubro - violacea 405. Viticella
405.
Clerodendron Bethunianum 205.
Cley era japonica 158.
Climocandra obovata 158-
Coburgia 28.
Coccocyp.selum cupreum 158.
Coccoloba Gigas 174.
Cocos Bonueti 168. flcxuosa 168.
schizophylla 168.
Coenopteris japonica 175.
Coleus Meetianu.s 68. scutellarioides
Miqu. 67. Verschaffeltii 68.
C'olouasia albo-violacea 182.
C'olumnea scaudens Hort. 263. spe-
ciosa Presl. 263.
Convolvulus althaeoide.s L. 262.
Oordyline aureo -liueata 404. cau-
naet'olia 167. Danneeli 203. indi-
visa 166. indivi.sa vera 404. spe-
ctabilis Kth 167. superbiens 167.
Cornus florida 278.
Correa elegaus rosea 165. ventricosa
166.
Coryanthes picturata Kchb. fil. 368.
Corypha Gebanga 168.
Cotoneaster bu.xifolius 291. denti-
culatus Humb. 302.
Crassula rosularis Haw. 54.
Crescentia Libonia 158. macro-
pbyHa 174. regalis 174.
Criuum Rueppelianum Kth 250.
Crusea cocciuea DC. 263. rubra Ch.
et Schi. 263.
Crj-ptomeria elegan.s 158. japonica
290. 301.
Cucurbita digitata A. Gr. 262.
Cunuinghamia sinensis R. Br. 40.
240. 290.
Cupressus Lawsoni Murr. 285. 290.
Lindleyana argentea 189. macro-
carpa 290.
Cyanophyllum speciosum 174.
Cyathea Beyrichiana 174. dealbata
174. funebris 174. medullaris 174.
Cyperus Neesii 206.
Cyphomaudra fragrans 325.
Cypripedium barbatum 207. Lovvii
167. Tillosum 167.
Cyrtomium Fortunei 190..
Dahlia Decaisneana 262. imperialis
RoezI 99.
Damnacanthus indicus 158.
Dasyliriou glaucophyllum 166. jun-
ceum 166.
Datura atroviolacea plenissima 68. co-
chinchineusis 68. fastuosa 68. Nil-
hummata Dan. 68.
Darallia diversifolia 174.
Delpbinium Ajacis 307. alopecu-
roides 333. ornatum Boucht' 307.
Dendrobium Canibridgeauum 167.
Dalbüusiauum 167. Fitchyanum 74.
macropliyllum 167. nobile 74. pul-
cherrimum 74.
Deutzia crenata 294. 333.
Dianthus chinensis pumilus 94 con-
cinnatus Lern. 68. 295. Gardnerianus
Hort. 68. japonicus 295. Heddewigii
68. 295. laciniatits 68. hybridus mul-
tiflorus 261. Maulei 261. semperflo-
rens 261. Ver.scliaffeltii 205.
Diceutra cucuHaria DC. 75.
Dichorisandra vittata rubra 205.
Dicksonia antarctica 5. Mac Ar-
thurii 175. rubiginosa 174. squar-
rosa 174.
Didimopanax mexicanum 175.
Dieffenbachia Baraquiniana 159.
296. humilis Poepp. 159. 182. 296.
robusta C. Koch 296. Seguine Schott
296. spectabilis 158.
Diervilla floribunda Sieb. 287. mul-
titlora Lern. 287.
D iraorpho th eca Barberiae Harv 269.
Diplacium grande 174. pubescens
174. Shepherdi 174.
Dipteracanthus affinis X v. E. 53.
D i s a graiidiflora 332.
Disicocactus biformis 164.
Distylum racemosum 158.
Dor^'opteris Alcyonis 174.
Dracaena Ehrenbergii 167. Fintel-
manni 167 frutico.sa 167. guatema-
leusis 166. 167. Lennea 167. mau-
ritiana 167. phrynioides 158. um-
braculifera 166.
Dracophyllum pungens 158.
Drosera binata 158.
fibeuus pinnata Desf. 68.
Eeheveria metallica 182. agavoides
159.
Echites melaleuca 182.
Echium creticum Fall. 68. rubrum 68.
Elaeis guineusis 27.
Elate sylvestri.'? 168.
Encephalartos Altensteinii Lehm.
263. brachyphyllu.s Lehm. 263. caf-
fer Miqu. 263. cycadifolius Lehm.
263. elongatus Lehm. 263. horri-
dus Lehm. 263. 297. lanuginosus
Lehm. 263. Lehmannii Eckion 263.
longifolius Lehm. 263. pungens Lehm.
263. tridentatus Lehm. 263
Encholirion Jonghii 176.
Epidendron amabile 377. Stamfor-
dianum 167.
Epiphyllum latifrons 164.
Eranthemum tuberculatum Hook. fil.
53. 158. verbenaceum 206.
Eremospatha cuspidata 27. Hookeri
27. macrocarpa 27.
Ericoma Kth 406.
Eriopsis rutidibulbon 205.
Eria elegans 165. myristiformis Hook.
56. obesa Lind. 56.
Erica elegans 165.
Erythraea ramosissima Pers. 68.
Erythrochiton Hypophyllanthu.s 168.
Eucalyptus Globulus 263. 287.363.
Eucharis amazouica 5.
Eugenia australis 74.
Euphorbia pulcherrima 279.
Eustoma Ru.sselianum 263.
Euthalis maerophylla 250.
Eutoca Ortgiesiana Heer 68.
*agraea imperialis 158.
Fats ia japonica 166.
Ficus Aulfa 174. Cooperi 158. Por-
teaua 158. 174
i'ragaria chrj-sauthaZoll. et Morr. 152.
Grayana 152 nilagirica 152.
Franciscea calycina 269.
Fraxinus excelsior monophylla 275.
Ornus 293.
Freycinetia nitida 202.
Fuchsia Miellezii 274.
Fugosia cuneiformis Benth 54. ha-
keaefoüa Hook. 54.
Furcraea Bedinghausi 325.
Gaillardia Bosselaari 68. Drum-
mondii DC. 68. raarginata 68. picta
68. 93. pulchella Foug. 68.
Garde nia octomera Hook. 53 ra-
dicans 264.
Gcntiana asclepiadea 275.
Gesnera cinnabarina rosea 270. la-
teritia 165 libanensis 279. Tria-
naei 270.
Gilia laciniata R. et P. 68.
Gleichenia dealbata 175. dicarpa
175. microphylla 175.
Globba nutans'fol. vitt. 182
Gloxinia maculata l'Herit 286.
G ly ptüs trobus heterophyllus 301.
Godetia ro.seo-alba 69, 93.
Gomphia Theophrasta 174.
Gonatanthus sarmeutosus 203.
Goodyera Donüniana 159. Veitchii
159.
Grovillea pteridifolia 159
Guizotia Schimperi Schulz-Bip. 69.
Gymnogramme Pearcei 157
G y m n o 3 1 a c h y u m aureo-reticulatum
74. Verschaffeltii 74. 285. 325.
Gynerium 211.
Gypsophila muralis 259.
ÄMcbeclinium atrorubens 157. ma-
cropliyllum 157.
Hechtia argentea 176. Ghiesbrechtii
Lern 176. 286.
Hedera colchica 291. Roegneriana291.
Hedysarum capitatura 69
Helenium atropurpureum Kth et Bche
287.
Helianthus annuus uniflorus 69. ca-
lifoinicus insignis 69 centrochlorus
69. macrophyllus giganteus 69. 93.
Heliconia aurantiaca 55. brachy-
spatha Hook 55.
Helleborus abschasicus 11. antiquo-
rum 11. guttatus 11. olympicus II.
Hemitelia horrida 174.
Herincquia floribunda Den, 279.
Hibiscus grossulariaefolius Lindl. 54.
Huegelü Endl. 54. Humboldtii 69.
hispidus Mill. 69 quinquevulnerus
64. Rosa sinensis 188. Wravae Ldl.
54
Higginsia refulgens Hook. 269.
Himanthophy llum miniatum 166.
Hippeastrum ambigniun Herb. 21.
aulicum 11. 21. 37. 38. Bahieuse
Roem. 37. barbatum Herb. 37. bul-
bulosum Herb. 31. breviflorum 21.
calyptratum Herb. 39. crocatum 32.
419
equestre Herb. 31. 32. fulgidum 32.
glaucescen.s 37. glaucoiilijlium Hook.
39. Heuserianuni 11. 17. 39. Mar-
tiaiium Roem. 31. 32. niiniatum
Herb. 31. occidentaie 31. organense
Hook. 11. 39. iirocerum Ducb. 17.
38. pronum C. Kodi 37. pnlveru-
lentum 32. 37. psittacinnm Herb. 39.
Retinae 19.20. retieulatuni Herb. 28.
30. robustum 11.38. rutilum 32. so-
landrifolium Herb. 1 9. steuopetahim
37. stylosiiiii Herb. 31. .snbbarba-
tuni Herb. 32. ung-uiculatuiii Herb.
32. vittatum Herb. 20. 21. Warcze-
wiczianum A. Dietr. 38,
Hippomane longifolium 174.
Hole US nigerriinus 3.
Homoiautb u.s viscosus DC. 55.
Hor.'fieldia aculeata 206.
Hunnemannia funiarioides Sweet 69.
Hydra ngea Eiigeniae 158.
«I acarauda Caroba 296. digitalifiora
Lern. 296. gloxiniaeflora 296.
Janibosa niagnifica 158. 206
Hex Aquifoliiim L. 264 Loureiroi
Stoud. 264.
Iinpatiens Noii-me-tangere 53.
ludigofera mj'sorensis 203. tincto-
ria 275.
Jocbronia graiidiflorum Bentb 266.
Ipomoea piirpurea tricolor 94
Iriartea ventricosa Mart. 296.
Isotypiis ro.saefloriis Krian. 279.
Juglans intermedia pjriformi,? 246.
Vilmoreana 246.
Jmaulfu.ssia anielloides Nees 69.
Klngia australis 158.
liacccsperma laeve 27. opacum 27.
Lapageria rosca 279.
Laportea Teysinanniana 158. Stimu-
lans 158.
Lari,x japonica Carr. et Murr. 40.
Kaempferi 293. Icptolepis 40.
Lastraea Goldiana 190. ])atens 175.
Latan ia aurea 168. glaucophylla 168.
rubra 167. 168.
Lavatera magnifiea 275.
Lecbenaultia splendens 279.
Leopoldia 28.
Leopoldini a pulclira 168.
L euch tenbergia Princi])is 164
Lewisia rediviva Pursh 54.
Libocedrus cliileusis 293.
Libonia floribunda 325.
Ligularia Hodg.soni Hook 55.
Ligusticuui Levisticum 275.
Ligustrum Kellcrianum 250.
Lilium auratum 280. 296.
Linum grandiflorum 62. perenne 52.
trigynum 279. usitatissimum 52.
Lii)eria micropliylla 274.
Lisiantbus Russelianus 263
Livistona Birroo 106. chineiisis 152.
Hoogendorpii 168.
Llarea cordifolia 175.
Lobelia bicolor Sims 69. Cracoviense
69. erinoides 69. Erinus L. 69. ß.
kermesina 69. grandiflora stellata 69.
ß. superba 94. niarmorata 69. Pax-
toniana 94. speciosa 69.
Lojnaria cycadaofolia 175. fluviatilis
175. uuda 175. Patersoni 175.
Lonicera flava 278. liirsuta Eat.
278. parviflora Lara 278.
Lupinus albo-coecineus 78. atrovio-
laceus 78. elegans Humb. 78. gua-
temalensis 78. Hartwegii Lind. 78.
Moritzianus 78. mutabilis Sweet 78.
nigrescens 78. persicus 78. pubes-
cens 78. pulcbellus 78. venustus
tricolor 78, versicolor 78.
Lycbnis fulgcns L. 324. Senno Sieb.
324. 333 Sieboldii 76.
Lytrum Salicaria 52.
JT» a c h a e ra n t li e r a tanacetifolia N. v.
E. 78.
Machaerium firmum 278.
Mac Iura aurantiaca 290.
Macro ch ordinm nudiuseulum 170.
Madaroglossa Douglasii C. Koch 79.
Magnolia grandiflora 291. Gallissa-
niere 299. Lenne 333.
Malope malacoides 78.
Malva bryoniaefolia 78. miniata Cav.
78.
Mami Ilaria nivea 164.
Mandevilla suaveolens 291.
Mappa fastuosa 158.
Maranta van den Heckei 4. 158.
Marattia cicutaria 175. Cooperi 157.
macropbylla 174.
Marsilea Drummondii 250. Salva-
trix 250.
Martinezia Lindeniaua 168.
Mattbiola annua 69 tricuspidata R.
Br. 78
Mauritia cavana 168.
Maxi Ilaria Deppei 205.
Maximiliaua regia lö8.
Medinilla Sieb. 174.
Meistera cernua 158.
Melaleuca fulgens 202.
M e 1 i a Azedaraeh 209.
Mclastoma Lindeni 241. rotundifo-
lium 243.
Mentha 52.
Mesembr ian t h emum nodiflorum L.
78
Metrosideros rubrifolia 202.
Meyenia erecta Beuth. 263. Voge-
liäna Benth. 53.
Miconia chaütodon Naud 241. leu-
coneura 53. Lindeni 241. niarmo-
rata 206. pulveriilenta 53.
Microstylis discolor Lindl. 55.
Microsoruni irreguläre 174.
Mimulus cupreus Veitch 78. pardi-
nus 78. tigrioides 78.
Monodora grandiflora 278.
Montagnea s. Montanoa.
Montanoa arborescens DC. 406.
Aschenbornii Sch.-Bip. 407. atripli-
cifolia Scb.-Bip. 407. bipinnatifida
C. Koch 34. 407. erenata Sch.-Bip.
407. elegans C. Koch 408. flori-
bunda Kth 406. frutescens Mair.
406. 407. gracilis Sch.-Bip. 407.
grandiflora DC. 408 beracleifolia
Brongn. 33. 262. 394. 407. hibisei-
folia Benth. 407. Karwin.skyi DC.
407. microcepbala Seh -Bip. 406.
mollissinja Brongn. 408 Olirae Sch.-
Bip. 406. ovalifolia DC. 407. py-
ramidata Sch.-Bip. 408. quadrangu-
laris Sch.-Bip. 407. speciosa DC.
408. teruifolia Sch.-Bip. 406. to-
mentosa de la Llave et Lex. 406.
triloba Sch.-Bip. 400. uncinata Sch.-
Bip. 406. xanthiifolia Sch.-Bip. 406.
Musa Cavcndisbii 26 Sapientum 55.
vittata V. H. 55,
Mvitisia Clcniatis L. Hl. 325. decur-
rens 325
Mvanthus ceruuus Lindl. 56.
Uremesia compacta 93.
Nemopbila anriculaeflora 78. discoi-
dalis elegans punctata 78 dise. niar-
morata 94. insignis 79.
Nepentbes Doniiniana 175. vittata
176. iibyllamphora 205.
Nephelaph vll um scapigerum Hook.
55.
Nephrolepis uudulata 174.
Nerium obesum For.sk. 53. odorum
250.
Nicolaja magiiifica Horaii. 47.
Nicotiana wigandioides 262.
Nolana lanceolata Chois. 278. para-
doxa violacea 94.
Ociinuni carnosuni Lk et 0. 79.
O do nt oglossuni Pescatorei 167.
Odontosoria aculeata 175.
Ocnocarpus dealbatus 168. minor
168.
Oeuothera micrantha 79,
Olea Aquit'olium 264. ilicifolia 264.
Olfersia scandeus 175.
Oucidium crispum 167.
Oncocalmus Manni 27.
Ononis filicaulis Salzni. 79. pubescens
79, variegata L. 79.
Ophelia unibellata Wigbt 54.
Oreopanax dactylifoliiim 155. 166.
elegans 175. lanigerum 175. pelta-
tuiii 175.
Origanum sipyleum 274.
Ornithogalum capitatiim Hook. 55.
Orobus atropurpureus Desf. 79.
Osmanthus Aquifolium Sieb. 264.
diversifolius 264. Fortunei 264.
Oxalis Acetosella 53.
"a courin a edulis Aubl. 74.
Paeonia arborea alba gigantea 159.
Montan 286
Pallisota Barteri 205.
Pandanus Amher.stiae 174. Blaneoi
]74. Candelabruni 174. cariccsus
174. gracilis 174. latissimus 166.
174. sianiensis 158.
Paratropia Standisbii 175.
Passiflora coerulea 279.
Pclargoiiiurn Endlicberianuni 285.
Bowkeri 284. patulum 284. pelta-
tum 284. schizojietalum 284.
Pentaraphis floribunda 279.
Perilomia cordifolia 315.
Petunia bybrida picturata 79. mira-
bilis 79.
Phalaenopsis amabilis Bl. 164. Ldl.
377 378 ambigua Rchb. Hl. 378.
Aphrodite Rchb. iil. 378. Cornucervi
Bl. et Rchb. til. 378. Korthalsi Rchb.
fll. 378. dclicio.sa Rchb. til. 378 De-
vrieseana Relib. til. 378. equestris
Rchb. fil. 378. grandiflora 378. Hebe
Rchb. fil 378. intermedia Lind. 378.
rosea Lindl. 378. Schilleriana Rchb.
fil. 74. 269. 378. sumatrana 378.
violacea Hort. 378. zebrina Hort 378.
420
Philoden dron crassipcs 181. Wend-
landii 203.
Phl ego j) teris trichioides 175.
Plilox Drummondü 79.
P h r ji gf in i t e s 211.
Phry n inin albo-vaginatuni 277. brun-
nescens 277. dcnsum 277. line<atum
277. majesticum 182. pulcliellum
205. Van den Heckei Lern. 285.
Veitchianum 159.
Ph.vllagatlii.s rotuiidifolia El. 205.
241. 243
Physostig-ma veneuosum 278.
Ph y tel e])han topsis 27.
Pilogyne natalensls 206.
Pinanga cae.sia 168 lati.secta 168.
Pinard ia Roxbnrgliii 79.
Piucenectia glauca 166.
Piniis Aj'acaluüte 301. Bungeana
Zuec. 40. Cortiana 330. densiflora
S. et Z. 40. tilifolia oOI. Hartwe-
gü 301. japouica Aut 40. iu.signi.s
301. Fremontiana 301. Koraiensi.s
S. et Z. 40. Laricio 301. macrocarpa
301. maritima 301. 330 Massoniana
Lamb. 40. Montezumae 40. palu-
stris 301. parviflora S. et Z. 40. Ri-
gensis 330. rubra Lieb. 40
Pirus baccnta 302. prunifolia 802.
Toringo 302.
Platycerinm alcicorne 164. Stem-
niaria 1 64.
Pleetrantlius frutieosu.s 275.
Plnmbago rosea 325.
Podocarpus coriaceus 301.
Podococcus 27.
Poineettia pulcherrima Grab. 279.
Poinciana Gillesii 291.
Polygonum aviculare 259.
Polymnia Uvedalia 394. grandis 394.
Polypodium assamicum 175. mor-
billo.sum 174. nigricans 175.
Pourretia Glymiana 176
Primula cortiisioides 157. 158.
Prunus Laurocerasus 164. Pseudoce-
rasus 158.
Pseudolarix Kaempferi Gord. 40.
Pyretlirum carneum 324. roseum
"324.
f^uercus podunculata 302. sessili-
rtora 302.
Rapliia Gaertneri 27. Hookeri 27.
longiflora 27.
R e g e 1 i a majostica 158.
Retinospora Veitcbii 157.
Rhipsalis Houllctiana 164. riboides
104.
R h o d e a japonica 1 58.
Rhododendron Batenianni Booth 53.
jasminifloruni 165. Nuttallii 165.
Rhus elcgans 260. succedanea 260.
Ribes malvaefolium 302.
Ricinus borbonicus arborcus 79. ]>ur-
pureus compactns 79.
Robinia Pseud-Acacia 260.
Roemeria hybrida DC 79.
Rosa Manetti' 294. 300.
Budbeckia Neunianni 190.
Rupala Caleyi 175. complicata 175
corcovadensis 165. crenata 175. ele-
gantissima 158. 175. glaucophylla
175. Liboniana 175. magniüca 175.
mexicana 175.
Wabal glaueescns 168.
Saccolabium guttatum 204.
Salisa gloxiniaoHora Reg. 286.
Salvia Horminura L. 79. pratensis 52.
Saponaria calabrica Guss. 79. mar-
ginata 79. multiHora 79.
Sarcopodium psittacoglos.sum 56.
Sarmienta rcpcns 158. 175. 205.
Saurauja sarapiquensis 158
Saxifraga Fortunei 295. pyramidalis
202
Scabiosa atropurpurea 86. 93.
Schizostylis coccinea 380. 295.
Sciadopitys verticillata 40. 301.
S colo pendr ium alatum 174. visco-
sum 174.
Scntellaria alpina L. 313. altissima
L. 313. aurata Benth. 285. coccinea
Kunth 314. Coluinnae All. 313. Co-
staricana 315. iVuticosa Dcsf. 313.
galericulata Humb. 313. Havanensis
Jacq. 314. Hartwegi Benth. 314. ja-
ponica Dne 313. incarnata Vcnt. 314.
lateriflora L. 313. Lindeniana DC.
314. lupulina L. 313. macrantha
Fisch. 313. Mociniana Benth. 313.
orientalis L 313. pinnatitida 313.
peregrina L. 313. ])ur|mrascens Sw.
314 scarlatina PL et Lind. 314.
splendens Lk. 314. Trianaei PI. et
Lind. 315. Ventenatii Hook. 314.
villosa Hook. 314.
Sedum Fabaria 159. Sieboldii 285.
Selaginella Galeottii 175. Lyallii
175. reticulata 175. stenophylla 175.
Wallichii 175.
Senecio elegans 80. nauus coeruleus
94. pyramidatus DC. 55.
Serissa foetida fol. aur. 285.
Sideroxylon ligustrifolium 290.
Silene Elisabethae Jan. 55. pendula
L. 86 Psendo-Atocion Dcsf. 86. re-
gia Sweet 86. rubella L. 86.
Simaruba grandis 174.
Sipho campy 1 0 s corymbiHonis 60.
Solanu^ aetbiopicura L. 80. 87.
Asteroitcs Jaqu. 87. erythrocarpum
E. Meyer 87. esculentum 87. fra-
grans 225. heterogonura 87. jasmi-
nnides Paxton 269. Lycopersicnm
86. Melongena L. 87. ovigerum Dun.
87. pterucaulon Dun. 87. Sodomaeum
L. 86. texanum Dun. 87 wigan-
dioides 262 Zuccaguianum Dun. 87.
Sonerila mai-garitacea Lind. 339.
Sorghum glyc.ycbylon 3. nigrum 3.
Sp atbi pliy lluni longirostre 203.
Sphaeralcea acerifolia T. et Gr. 54.
Sphaerogyne latifolia Naud 205.
241. 244.
Spiraea amurensis 275.
Spraguea umbellata Torr. 87.
Stachys corsica 203.
Staun ton ia hexapliylla 158.
Stauranthcra grandifolia Bentli. 54.
Staurostigma zebrinum 278.
Sfenocarpiis Cunninghanii 279. si-
nuatus 279.
Steno gastra coccinea Hook. 295.
Sterculia Blancoi 158.
Steffensonia grandifolia 167. 168.
Stokesia cyanea l'Her. 263.
Stry ebnes Curare 278. Nux vomica
278. toxicaria 278.
Stuartia grandiflora 158.
\M.acca pinnatitida 166.
Tacsonia Vanvolxemü Funck. 285.
Tagetes signata Barsl. 93. rar pu-
mila 87.
Taxodium distichum 293. semper-
virens 290. 293.
Taxus hibernica 164. pyramidalis 164.
Thalia argentea 277.
Thea viridis 291.
Theophrasta imperialis 166. pun-
gens 174.
Thrinax barb.adensis 108. elegans
167. 168. gracilis 168. Robiniana
168.
Thuja aurea 290. gigantea 5. 290.
occidentalis 293. orientalis 293. p.yg-
maea 189. Vervaeneana 189.
Thujopsi.s dolalirata 293.
Tiilandsia viridiflora 176
Torenia plantaginea Benth. 294.
Torrej'a nuclfera 301
Uhdea bipinnatiüda 394. 395. 407.
bipinnatifida vera 407. pinnatifida
34. 262. 394. 407.
Uro spat ha (nicht Uro st igma) 278.
387.
Vanda Cathcartii 167. suavisllö 167.
Verbesina atriplicifolia Desf. 407.
gigantea 262. microcephala 263.
piunata 263 pinnatifida 262. 263.
Sartori 202.
Viburnum grandiflorum 291. Kete-
leeri Carr. 260. rngosum 291.
Vieia amphicarpa 53.
Viola mirabilis 53.
Viola tricolor auriculaeflora 88. mar-
ginata 88. m ixima 87. 88 ])elar-
goniflora 88. picturata 88. striata 88.
Vitis amurensis 275. Sieboldii 275.
Victoria regia 7.
Warscew ic/, el la pulclierrima 60.
Webbia ]iinifolia DC. 55.
Weigelia floribunda 287.
Wellingtonia gigantea 293.
Wetten ia mayensis 168.
X a n t h o s o m a belophylhim pallidum
278.
Xantboxylon alatum 5.
Y u c c a aloifolia 292. canaliculata 166.
conspicua 167. Draconis 167. fila-
meutosa 292. flaccida 292. glauca
291. gloriosa 291. Parmentieri 166.
))endula 291. plicata 291. recnrvata
291. striata 292. Treculoana 292.
Zalacca Wagncrii 168
Z am ia.Baraquiniana 158. caffra rar.
serr.ata 168. lanuginosa 167. Leh-
manni 167. longifolla 168.
l^>Og!g-=^-
Schnellpre'sciiilruck der C. Fe i st e r ' sehen Euchdrackerei in Berlin, Zietcnplalz No. »* , ■"---<-^_ ^Ji ^
I
mmmu'i'!„H°'^'""' '^'">0" Llb,
3 5185 00260 2520