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Full text of "Wochenschrift des Vereines zur Befrderung des Gartenbaues in den Kniglich Preussischen Staaten fr Grtnerei und Pflanzenkunde"

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WOCHENSCHRIFT 


DES 


VEREINES  ZUR  BEFÖRDERINO  DES  fiARTENBÄllES  IN  DEN  RÖM«L1CH  PREISSISCHEN  STAATEN 


FÜR 


GÄRTNEREI  i\D  PFlAlVZENKriVDE. 


Kedigirt 

von 
ileni   Genoral-Sekietair   des  Vereines, 

Professor  Dr.  KARL  KOCH. 


VII.  Jahrgang. 


BERLIN. 

VERLAG     VON    KARL     WIEGANDT. 

1864. 


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des 


Vereines  zur  Beförderung  des  Garteiibanes  in  den  Königl.  Prenssischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur : 
i*rofessoi"  I>r.  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.1. 


Berlin,  den   9.  Januar 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt:  Allerlei  aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde.  I.  —  Ferdinand  F intelmann,  Königl.  Oberhofgärtner  zu  Charlot- 
tenburg bei  Berlin.  —  Weitere  Nachrichten  über  die  zu  Gera  im  Freien  blühende  Victoria  regia.  Briefliche  Mit- 
theiluug  von  Theodor  Remy.  —  Die  Sibirische  Körbelrühe.    Vom  Kunst-   und  Handel.sgärtuer  Krüger  in  Lübbenau. 


Allerlei 
ans  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

I. 

Recht  gern  entsprechen  wir  dem  uns  ausge- 
sprochenen Wunsche,  In  kürzeren  Zwischenräumen 
über  das,  was  in  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde 
im  Allgemeinen  vorgeht,  Mittheilungen  zu  machen. 
Es  vei-steht  sich  von  selbst,  dass  hierbei  nicht  von 
ausführlichen  Abhandlungen  und  Bearbeitungen  die 
Rede  sein  kann;  es  gilt  nur,  auf  interessante  Ge- 
genstände, mögen  diese  in  anderen  Zeitschriften 
niedergelegt  sein  oder  auf  irgend  eine  andere  Weise 
zu  unserer  Kenntniss  kommen,  die  Aufmerksamkeit 
zu  lenken.  Dass  bei  dieser  neuen  Einrichtung  die 
Wochenschrift  mannigfaltiger  wird,  unterliegt  kei- 
nem Zweifel,  wenn  auch  andererseits  wiederum  nicht 
zu  leugnen  ist,  dass  dadurch  Raum  für  Original- 
Artikel   verloren  geht. 

In  diesen  Original  -  Artikeln  lag  bisher  der 
Schwerpunkt  der  Wochenschrift.  Sie  wurden  von 
anderen  Zeitschriften  vielfach  benutzt  und  erhielten 
vor  Allem  im  Auslande  auf  eine  Weise  Anerken- 
nung, die  uns  um  so  mehr  zur  besonderen  Ehre 
gereichte,  als  grade  in  der  Wissenschaft  oder  Praxis 
anerkannte  Männer  sich  die  Mühe  nicht  verdriessen 
Hessen,  den  einen  oder  andern  unserer  Artikel  durch 
Uebersetzung  ihren  Landsleuten  ebenfalls  zugänglich 
zu  machen. 

Diesen  Schwerpunkt  halten  wir  trotz  der  neuen 
Einrichtung  auch  ferner  fest,  zumal  viele  unserer  Ab- 
handlungen, so  wie  die  Mittheilungen  über  Ausstel- 


lungeu  und  über  neue  Einführungen,  Berichtigungen 
In  der  Nomenklatur  enthalten,  wie  keine  andere, 
weder  gärtnerische  noch  botanische  Zeitschrift  des 
In-  und  Auslandes  sie  besitzt,  anderntheils  aber 
abgescldosseue  Monographien  von  Pflanzengruppen 
geben. 

Auch  diese  Monographien  möchten  einen  beson- 
deren Wertli  haben,  als  sie  zum  Theil  lebendem 
Material  zu  Grunde  liegen,  welches  entweder  im 
botanischen  Garten  Berlins  zur  Verfügung  stand 
oder  durch  Vorsteher  anderer  dergleichen  Institute 
von  Bedeutung  und  durch  Besitzer  grösserer  Han- 
delsgärtnereicn  freundlichst  zur  Verfügung  gestellt 
wurde. 

Wir  können,  glauben  wir,  dieses  Allerlei  nicht 
besser  beginnen,  als  mit  der  Besprechung  der  Hooi- 
breuk' sehen  künstlichen  Befruchtung,  welche  seit 
einigen  3Ionaten  Fachmänner,  also  Landwirthe  und 
Gärtner,  nicht  allein,  sondern  auch  Laien  in  An- 
spruch nimmt.  Wenn  es  sich  in  der  That  bewahr- 
heiten sollte,  was  Hooibrenk  behauptet,  dass  wir 
bei  dieser  künstlichen  Befruchtung  von  Obst  und 
Getreide  ein  Drittel,  ja  selbst  die  Hälfte  mehr  Er- 
trag erhalten,  so  wäre  freilich  sehr  viel  gewonnen. 
Wir  bezweifeln  jedoch  um  so  mehr  diese  Erfolge, 
als  Hooibrenk  bei  seinen  vergleichenden  Experi- 
menten, wozu  ihm  der  Kaiser  Louis  Napoleon 
die  nöthigen  Aecker  zur  Verfügung  stellte,  keines- 
wegs die  Gewissenhaftigkeit  an  den  Tag  gelegt  hat, 
welche  man  verlangen  kann.  Dieser  Vorwurf  triff"t 
zum  Theil  auch  die  kaiserliche  Kommission,  welche 
das   Gutachten  gegeben  hat.     Es  wäre  deren   erste 


Pflicht  gewesen,  sich  zu  vergewiBsern,  ob  die  Bo- 
den- und  sonstigen  Verhältnisse  der  Aecker,  welche 
zu  den  Hooibrenk 'sehen  Versuchen  zur  Verfü- 
gung gestellt  wurden,  wirklich  bei  beiderlei  Ver- 
suchen sich  gleich  verhielten.  Sie  mussten  ferner 
den  Zustand  des  Getreides,  kurz  bevor  die  künst- 
liche Befruchtung  vorgenommen  wurde,  genau  un- 
tersuchen. So  erfahren  wir  aber  leider  erst  am 
Schluss  ihrer  Beurtheilung,  dass  allerdings  die  Bo- 
den-Verhältnisse auf  dem  Theile  der  Aecker,  wo  die 
künstliche  Befruchtung  vorgenommen  worden,  gün- 
stiger waren,  als  da,  wo  mau  diese  nicht  gemacht. 
Mit  diesem  nachträglichen  Geständniss  verliert  aber 
die  ganze,  wenn  auch  sonst  noch  so  gewissenhafte 
Beurtheilung  der  kaiserlichen  Kommission  ihr  Fun- 
dament. Diese  Ungleichheit  der  Aecker  erklärt  auch 
Manches,  was  Hooibrenk  und  die  Kommission  zu 
ihren   Gunsten  deuten. 

Die  Hooibrenk'sche  künstliche  Befruchtung 
beruht  auf  zwei  allerdings  ganz  richtigen  Beobach- 
tungen. Das  Uebertragen  des  Blumenstaubes  auf 
die  Narbe  und  die  dadurch  ermöglichte  Befruch- 
tung der  Eichen  im  i  ruchtknoten  geschieht  am 
besten  an  sonnenhellen  Tagen  und  hauptsächlich 
(bei  manchen  Pflanzen  wohl  ausschliesslich)  durch 
Insekten,  welche  von  einer  Blume  zur  andern  flie- 
gen, um  Honig  und  Wachs  zu  entnehmen.  Dabei 
kommen  diese  kleinen  Thierchen  mit  den  Staub- 
beuteln in  Berührung,  aus  denen  oft  Blumenstaub 
an  den  meist  haarigen  Füssen  hängen  bleibt  imd 
damit  weiter  auf  die  Narbe  des  Fruchtknotens  ge- 
bracht wird,  indem  das  Insekt  sich  bemüht,  mit 
dem  Rüssel  auf  den  Grund  der  Blüthe,  wo  in  der 
Regel  Honig  abgeschieden  wird,  zu  gelangen.  Man 
hat  ferner  (analog  im  Thierreiche)  in  der  Pflanzen- 
welt die  Erfahrung  gemacht,  dass  bei  einer  Blüthe 
fremder  Blumenstaub  leichter  befruchtet,  als  der 
eigene.  Hooibrenk  verlangt  daher,  dass  in  der 
Zeit,  wo  die  Staubbeutel  sich  öflhen,  die  blühenden 
Pflanzen  durch  darüber  gezogene  Leinen  bewegt 
werden,  damit  der  Blumenstaub  aus  seinem  Ver- 
schluss leichter  herausfallen  und  auch  ferner  ste- 
henden Blüthen  zukommen  könne.  Bei  Pfirsichen, 
welche  man  an  Spalieren  zieht,  soll  man  den  Blu- 
menstaub selbst  mit  den  Fingern  auf  die  Narben 
tragen. 

Was  zunächst  dieses  Uebertragen  mit  der  Hand 
anbelangt,  so  möchte  Hooibrenk  wohl  eine  solche 
Arbeit  etwas  unterschätzen.  Wenn  eiu  Spalier  nur 
einige  Hunderte  von  Blüthen  besitzt,  so  bedarf  die- 
ses doch  stets  einer  verhältnissmässig  langen  Zeit. 
Will  man  ferner  nicht  Blüthen  abbrechen,  so  muss 
es  vorsichtig  und  demnach  auch  langsam  geschehen. 
Unserer  Ansicht  nach  thäte  man  besser,  einen  Bienen- 
stock in  der  nächsten  Nähe  zu  haben  und  das  Ge- 


schäft der  Uebertragung  den  Bienen  zu  überlassen. 
Jeder  intelligente  Gärtner  weiss  dieses  auch  und 
öffnet  bei  Treibereien,  sobald  es  gegen  Mittag  warm 
und  sonnenhell  ist,  seine  Fenster  auch  deshalb,  um 
Bienen  einzulassen.  Für  Erdbeerzucht  ist  dieses 
besonders   wichtig  und  gibt  Erfolge. 

Auch  die  Befruchtung  durch  Bewegen  der 
Zweige  von  Obstgehölzen  vermittelst  darüber  ge- 
zogener Leinen  möchte  nicht  ohne  Gefahren  für 
die  Blüthen  sein.  Hooibrenk  bringt  an  den  Lei- 
neu  noch  Fraugen  an ,  deren  Spitzen  mit  Honig 
bestricheu  werden  sollen.  Er  hat  nämlich  die  im 
Allgemeinen  richtige  Beobachtung  gemacht,  dass 
die  Narben  eine  süsse  ( wohl  häufiger  nur  schlei- 
mige) Flüssigkeit  absondern,  durch  die  der  Blumen- 
staub leichter  festgehalten  wird.  Werden  nuu  die 
Narben  noch  künstlich  mit  Honig  bestrichen,  so 
bleiben  die  Blumenstaubkörner  um  so  leichter  hän- 
gen. Wenn  aber  einmal  Honig  an  den  Frangen 
ist,  so  werden  auch  Blätter  und  Blüthentheile  da- 
mit bestrichen  und  halten  ebenfalls  Blumenstaub 
fest,  abgesehen  davon,  dass  an  den  Frangen  selbst 
der  letztere  kleben  bleibt.  Uns  scheint  demnach 
der  Honig  mehr  eiu  Hinderniss  zu  sein;  durch  den 
Honig  grade  möchte  leicht  weniger  Blumenstaub 
auf  die  Narbe  kommen. 

Bei  dem  Getreide  vei-hält  es  sich  etwas  anders. 
Zunächst  würde  ein  einmaliges  Ueberziehen  mit 
einer  Leine  nicht  viel  helfen,  da  nicht  alle  Blüthen 
auf  einmal  sich  entwickeln.  Die  unteren  und  mitt- 
leren Blüthen,  sowohl  der  Aehre,  als  der  Aehrchen, 
entfalten  sich  zuerst;  dann  geht  es  stufenweise  wei- 
ter, so  dass  die  ganze  Befruchtung,  selbst  bei  ste- 
tem sonnenhellen  Wetter,  mehre  Tage  dauert.  Fer- 
ner ist  der  Bau  der  fedrigen  Narben  von  dem  der 
Obstpflanzen  und  anderer  Gewächse  verschieden.  So- 
viel uns  bekannt  ist,  fehlen  auch  noch  genaue  Beob- 
achtungen über  die  Art  und  Weise,  wie  die  Pollen- 
(Blumeustaub-)Schläuche  bei  den  Gräsern  durch  die 
Narben  in  das  Innere  des  Fruchtknotens  eindringen. 
Honig  oder  irgend  eine  Flüssigkeit  haben  wir  auf 
der  Narbe  nie  beobachtet.  Die  Aeste  oder  Haare 
der  Narben  sind  keineswegs  grade  fortlaufend,  son- 
dern der  Länge  nach  gekerbt;  wahrscheinlich  drin- 
gen demnach  die  Pollenschläuche  an  der  Basis  der 
Kerbzähne  ein. 

Hooibrenk  behauptet  ferner,  dass  durch  seine 
künstliche  Befruchtung  nicht  allein  eiu  grösserer 
Körner-,  sondern  auch  ein  grösserer  Stroh -Ertrag 
erzielt  werde.  Das  letztere  widerspricht  aller  Erfah- 
rung, so  wie  aller  wissenschaftlichen  Kenntniss  und 
beweist  nur,  da  wirklich  die  kaiserliche  Kommission 
bei  dem  Getreide,  wo  mau  die  künstliche  Befruch- 
tung vorgenommen  hatte,  einen  ■  grösseren  Stroh- 
Ertrag   vorfand,    dass    sie    versäumt  hatte,   vor  der- 


selben  eine  Vei-gleichiuig  der  vorhaudeiieu  Getreide- 
pflanzen anzustellen;  sie  würde  dann  gefunden  ha- 
ben, dass  in  Folge  des  besseren  Bodens  (den  sie 
zugibt)  auch  diese  schon  vor  der  Befruchtung  kräf- 
tiger waren.  Ein  so  praktischer  Gärtner,  als  Hooi- 
brenk  ohne  Zweifel  ist,  musste  wissen,  dass  eine 
Getreidepflanze  zur  Zeit  der  Blüthe  aus  gleichem 
Grunde  schwerer  ist,  wie  das  Holz  im  Herbste,  als 
später,  weil  die  von  der  Pflanze  bis  dahin  aufge- 
häuften Nahrungsstofie  zur  Bildung  des  Samens 
(beim  Holze  zur  Ausbildung  der  Knospen)  noch 
nicht  verbraucht  sind.  Bei  Weizen,  Eoggen  und 
Gerste  tritt  ausserdem  noch  der  abnorme  Zustand 
ein,  dass  das  Gewicht  der  Körner  eben  so  viel, 
wenn  nicht  mehr,  als  das  der  ganzen  übrigen 
Pflanze  beträgt.  Etwas  Aehnliches  findet  sich  bei 
keiner  anderen  Kultur-  oder  gar  wilden  Pflanze 
vor,  so  viel  wir  wenigstens  wissen.  Nach  der  Be- 
fruchtung wird  keine  Getreidepflanze  schwerer,  son- 
dern, indem  die  in  ihr  aufgehäuften  Nahrungsstoffe 
zur  Bildung  des  Samens  verwendet  werden,  leichter. 
Dass  übrigens  die  Hooibrenk'sche  künstliche 
Befruchtung  in  China  schon  längst  bekannt  ist  und 
noch  jetzt  zur  Ausführung  kommt,  kann  seine  Ver- 
dienste nicht  beeinträchtigen.  Auf  jeden  Fall  bringt 
das  Verfahren  uns  den  Vortheil,  dass  man  der  Be- 
fruchtung der  Gräser  mehr  Aufmerksamkeit  zuwen- 
det und  überhaupt  zum  Nachdenken  und  zu  ratio- 
neller Behandlung  angeregt  wird. 

In  Nord -Amerika  wendet  man  sich  neuer- 
dings der  Wein-  und  Erdbeer  zu  cht  mit  grösse- 
rer Aufmerksamkeit  zu.  Bekanntlich  wollen  unsere 
E-ebeusortcn  jenseits  des  Oceans  nicht  recht  gedei- 
hen; wenigstens  erhält  man  einen  schlechtei-en  Wein 
davon.  Um  desto  mehr  haben  die  einheimischen 
Reben  in  der  neuesten  Zeit  daselbst  Erträge  gege- 
ben. Vor  Allem  ist  es  die  Delawara-Traube,  welche 
in  der  neuesten  Zeit  empfohlen  wird.  Diese  Traube 
unterscheidet  sich  wesentlich  von  den  übrigen  ame- 
rikanischen Sorten  durch  dünne  Schalen ,  so  dass 
man  selbst  geneigt  ist,  zumal  man  sie  bis  jetzt  nir- 
gends wild  gefunden  hat,  sie  für  einen  Abkömmling 
unserer  Vitis  vinifera  zu  halten.  Wahrscheinlich  ist 
sie  aber  eine  Abart  der  Vitis  cordifolia  Mchx.  Es 
wäre  wohl  der  Mühe  werth,  diese  Delawara-Traube 
auch  bei  uns  zu  kultiviren  und  Versuche  damit  an- 
zustellen. 

Die  Erdbeerzucht  nimmt  von  Jahr  zu  Jahr 
in  Nord  -  Amerika  mehr  zu.  Das  Streben  nach 
neuen  und  edleren  Sorten  ist  noch  grösser,  als  bei 
uns.  So  wurde  eine  neue  Sorte,  welche  nach  dem 
bekannten  Panzerschiffe  den  Namen  ,little  Monitor" 
(kleiner  Monitor)  erhielt,  von  dem  Züchter  an  einen 
Wiederverkäufer  für  die  nicht  kleine  Summe  von 
3000  Dollars    verkauft.      Der    grösste    Konsum    an 


Erdbeeren  soll  in  den  Städten  Boston,  Neuyork, 
Cincinnati  und  Philadelphia  sein,  wo  jährlich  gegen 
100,000  Büschel  auf  den  Markt  kommen.  Der  Er- 
lös allein  in  Neuyork  beträgt  200,000  Dollars. 
Auf  einem  Acker  Landes  werden  in  der  Regel,  je 
nach  der  Behandlung,  100  bis  250  Büschel  Erd- 
beeren gezogen,  was  im  günstigsten  Falle  eine  Ein- 
nahme von  800  (nach  Abzug  der  Kosten  von  600) 
Dollars  gibt.  Darnach  kann  man  berechnen,  wie 
viel  Land  in  der  Nähe  der  genannten  Städte  allein 
zur  Anzucht  von   Erdbeeren  verwendet  wird. 

Der  Krieg  des  Nordens  und  Südens  in  den 
Vei-ein.  Staaten  hat  auf  die  Verbreitung  einer  Kul- 
turpflanze grossen  Einfluss  ausgeübt,  auf  die  des 
Zucker-Sorgho 's  China's  und  Süd-Afrika's.  Es 
mag  auffallend  erscheinen,  dass  ein  und  dieselbe 
Pflanze  in  2  so  weit  von  einander  gelegenen  Län- 
dern Kulturpflanze  ist,  —  der  Lnphi  Süd-Afrika's 
(Imphee  der  Engländer)  unterscheidet  sich  nämlich 
fast  gar  nicht  von  dem  Zucker-Sorgho  des  nördli- 
chen China's.  —  sobald  man  aber  weiss,  dass  der 
gemeine  Sorgho  (Sorghum  vulgare),  gewöhnlich 
bei  uns  Aegyptische  Hirse  genannt,  eine  in  den 
wärmern  Ländern  Asien's  und  Afrika's  sehr  weit 
verbreitete  Kulturpflanze  darstellt  und  nach  und 
nach  eine  Menge  von  Formen  und  Spielarten,  zu 
denen  auch  der  chinesische  Zucker-Sorgho  und  der 
südafrikanische  Lnphi  gehört,  gebildet  hat,  so  er- 
klärt sich  wohl  dieses  hinlänghch.  Anbau-Versuche 
im  botanischen  Garten  in  Berlin  haben  auch  dar- 
gethan,  dass  der  chinesische  Zucker-Sorgho  eben- 
falls nichts  weiter  ist,  als  die  längst  bekannte  Aegyp- 
tische Hirse  mit  schwarzen  Körnern,  welche  Ar- 
duino  schon  als  Holcus  nigerrimns,  Römer 
und  Schultes  später  als  Sorghum  nigrum  be- 
schrieben haben.  Der  Name  Sorghum  glycy- 
chyluni,  den  Passerini  der  chinesischen  Form 
zum  Unterschied  von  dem  Linn^' sehen  Holcus 
saccharatus  (Sorghum  saccharatum  Mnch)  mit  gelb- 
lichen Körnern  gegeben,  fällt  demnach  von  selbst. 
Wie  mit  dem  Kriege  des  Nordens  der  Ver- 
einigten Staaten  mit  dem  Süden  den  Bewohnern 
des  ersteren  auch  der  wohlfeile  Zucker  des  letztern 
abgeschnitten  wurde,  wendete  man  dem  zur  Zucker- 
bereitung empfohlenen  Zucker-Sorgho  grosse  Sorg- 
falt zu.  Mit  jedem  Jahre  erhielt  man  bei  besserer 
Kenntniss  der  Kultur  auch  glänzendere  Resultate. 
In  den  Staaten  Ohio  und  Illinois  wird  die  Kultur 
bereits  im  Grossen  getrieben,  so  dass  in  Ohio  al- 
lein im  Jahre  1860  für  6^-  Million  Dollars  Zucker 
und  Syrup  erhalten  wurden.  Ein  Gutsbesitzer,  mit 
Namen  J.  H.  Smith  im  Staate  Illinois  hat  über 
den  Erti'ag  bei  grossen  Kulturen,  wo  natürlich  die 
Sorgfalt  nicht  in  der  Weise,  wie  im  Kleinen,  da- 
rauf   verwendet    werden    kann,    Mittheilungen    ge- 

1* 


macht.  Daniach  erhielt  er  im  Durchschnitt  von 
dem  auf  einem  Acker  gebauten  Zucker -Sorgho 
nicht  weniger  als  über  1 500  Pfund  krystallinischen 
Zucker  und  115  Gallonen  Molasse,  was  ihm  eine 
Einnahme  voii  gegen  200,  nach  Abzug  der  50 
Dollars  Kosten  von  gegen  150  Dollars  einbrachte. 
Dazu  kommt  noph,  dass  der  Rückstand  gutes  Vieh- 
futter gibt*). 

Bei  uns  sind  bisher  alle  Versuche  auf  Zucker- 
Gewinnung  missglückt,  während  der  Ertrag  als 
Futter  für  das  Vieh  glänzend  ausfiel.  Leider  wur- 
den aber  die  Samen  selten,  meist  gar  nicht  reif, 
weshalb  auch  der  Anbau  wieder  aufgegeben  wurde. 
Es  wäre  jedoch  aber  die  Frage,  ob  nicht  vom 
Neuen  Versuche,  wobei  man  freilich  den  Samen  aus 
Amerika  bezöge,  anzustellen  wären!  Jenseits  des 
Oceans  baut  man  in  Breitengraden,  die  mit  den 
unsrigen  hinsichtlich  des  Klima's  ziemlich  überein- 
stimmen, noch  den  Zucker-Sorgho  mit  grossem  Er- 
folge. Wir  erlauben  uns,  namentlich  Gutsbesitzer, 
darauf  aufmerksam   zu  machen. 

In  England  werden  die  Abfälle  bei  der  Ver- 
arbeitung der  Cocosnuss-Schalen,  so  wie  die  kurzen 
Fasern  auf  der  Anssenseite  der  letzteren  unter  die 
Erde  der  Blumentöpfe  gemischt,  wodurch  man 
grosse  Resultate  erhält.  Es  existirt  in  London  eiue 
grosse  Fabrik  (Patent  Cocoa  Fibre  Company,  King- 
ston-on-Thames),  in  der  dergleichen  Abfälle  in  un- 
geheuren Mengen  gewonnen  werden.  Ein  Sack 
von  gegen  84  englischen  Pfunden  wird  in  London 
mit  1  Sh.  6  d.  ('  Thlr)  bezahlt,  während  grössere 
Mengen,  10  Säcke  z.  B.  für  14,  50  hingegen  für 
60  Sh.  (zu  10  Sgr.)  verkauft  werden.  Es  möchte 
wohl  interessant  sein,  auch  bei  uns  Versuche  da- 
mit anzustellen.  Vor  Torf  und  Lauberde,  anstatt 
deren  die  Abfälle  benutzt  werden  sollen,  haben 
diese  hauptsächlich  deshalb  einen  Vorzug,  weil  kei- 
nerlei Würmer  oder  Pilze  auf  ihnen  haften;  es  gilt 
dieses  namentlich  dann,  wenn  sie  eine  Zeit  lang 
trocken  gelegen  haben.  Bewährt  haben  sie  sich 
vor  Allem  bei  Blumenzwiebeln  jeder  Art,  haupt- 
sächlich in  Verbindung  mit  Lehm,  ferner  bei  Far- 
nen —  ein  2  Fuss**)  hohes  Exemplar  von  Pteris  ar- 
gyraea  erhielt  in  8  Monaten  in  einem  Topfe,  halb 
mit  Lehmerde  und  halb  mit    bezeichneten   Abfällen 


*)  Der  nordamerikanische  Acre  ist  dem  englischen  gleich, 
wonach  dieser  etwas  mehr  als  IV  von  der  Fläche  der  Magde- 
burger Morgen  enthält.  Dieser  verhält  sich  nämlich,  wie  1 ;  1,585. 
Der  Büschel  (Bushel)  ist  der  8.  Theil  eines  Quarters  und  dieser  ent- 
hält fast  5  J  preussischen  Scheffel  (5,290  : 1).  Die  Gallone  umfasst 
fast  4  preussische  Quart,  indem  dieses  sich  wie  1  :  3,968  ver- 
hält. Endlich  beträgt  der  nordamerikanische  Thaler  oder  Dol- 
lar:  1   Thlr  13   Sgr.   i  Pf. 

**)  Der  englische  Fuss  ist  etw.as  kleiner,  als  der  rheiulän- 
dische  und  preussische,  welcher  sich  zu  jenem,  wie  1  :  0,9711 
verhält. 


gefüllt,  eine  Höhe  von  6.|  und  einen  Durchmesser 
von  5  Fuss,  —  bei  allerhand  Blumen  des  Warm- 
hauses, wie  bei  Gloxinien ,  Begonien ,  weiter  bei 
Blüthensträuchern,  vor  Allem  bei  Haiden,  Azaleen, 
Rhododendren,  Citrus.  Kamellien  etc.  Allerhand 
Stecklinge  sollen  ebenfalls  vorzüglich  darin  wach- 
sen. Der  bekannte  Gemüse  -  und  Obstzüchter 
Rivers  hat  die  Abfälle  endlich  auch  bei  seinen 
Gemüse-Kulturen  mit  Erfolg  angewendet.  Die  kur- 
zen Fasern  der  Cocosnuss-Schalen  haben  sich  eben- 
falls, zur  Hälfte  mit  Sphagnum-Moos,  bei  der  Orchi- 
deen-Kultur ausgezeichnet  bewiesen,  nicht  weniger 
auch  auf  dem  Boden  eines  Topfes,  um  eine  bessere 
Drainage   herbeizuführen. 

Der  Nutzen  der  Abfälle  und  Fasern  lässt  sich 
einigermassen  durch  die  grosse  Porosität,  welche 
sie  der  Erde  geben,  so  wie  nicht  weniger  durch 
den  Widerstand  gegen  Fäulniss,  obwohl  die  Ober- 
fläche dabei  doch  stets  etwas  Nahrungsstofl'  ab- 
gibt, erklären.  Nach  Mittheilungen  des  Obergärt- 
ners Reinecke  verhält  sich  sogenannte  verbrannte 
Lohe,  wie  sie  nach  Lj  bis  2  Jahren  aus  Ananas- 
beeten hervorgeht,  auf  gleiche  Weise.  Ebenfalls 
hat  derselbe,  vorzüglich  bei  allen  Blumenzwiebeln, 
überraschende  Erfolge  mit  deren  Anwendung  ge- 
habt. Wir  werden  später  uns  erlauben,  nach  den 
Mittheilungen  des  genannten  Obergärtners  eine  An- 
leitung  zur  Benutzung  dieser  Lohe  zu  geben. 

Wir  haben  im  vor.  Jahrg.  der  Wochenschr.  (S. 
346)  eine  Marantacee,  welche  wir  der  Freundlich- 
keit des  Direktors  Linden  in  Brüssel  verdankten, 
unter  dem  Namen  Calathea  picturata  bekannt 
gemacht.  Dieselbe  Pflanze  ist  nun  wieder  von  Le- 
maire  im  Novemberhefte  der  Illustration  horticole 
als  Maranta  van  den  Heckei  veröffentHcht. 
Ueber  die  Pflanze  steht  uns  ein  Brief  von  dem 
Reisenden  Wallis,  dem  wir  die  Entdeckung  der 
Pflanze  verdanken,  aus  Brasilien  zu  Gebote.  Dar- 
nach wächst  Calathea  picturata  an  einem  der 
grössten  von  Süden  einfallenden  Nebenflusse  des 
Amazonenstromes,  an  dem  Purus,  und  zwar  in  einer 
Gegend,  bis  wohin  bis  jetzt,  nach  unseren  Nach- 
richten, noch  kein  Sammler  gekommen.  Leider 
wurden  genanntem  Reisenden  von  dem  Schiffe,  auf 
dem  sich  seine  Sammlungen  befanden,  diese  zum 
grössten  Theile  von  einem  anderen  Sammler  ge- 
stohlen. Es  ist  dieses  eine  Erfahrung,  die  wir  an- 
deren Sammlern  sehr  an  das  Herz  legen,  bei  ihren 
Versendungen  möglichst  vorsichtig  zu  sein.  Oefter 
schon  sind  uns  dergleichen  Klagen  zu  Ohren  ge- 
kommen. Wallis  selbst  hatte  ebenfalls  schon  zwei 
Mal  das  Unglück,  dass  Pflanzen,  und  zwar  das 
eine  Mal  Orchideen  und  das  andere  Mal  bunt- 
blättrige Kaladien,  ihm  auf  diese  Weise  entwendet 
wurden. 


Seitdem  der  Gärtner  Domiuy  die  ersten  Blend- 
linge von  Orchideen  vor  einigen  Jahren  erzog,  ist 
nun  auch  auf  Kreuzungen  in  der  Familie  dieser 
interessanten  Pflanzen  mehr  Aufmerksamkeit  ver- 
wendet worden.  So  ist  neuerdings  erst  wieder  ein 
Blendling  zwischen  einer  Cattleya  und  einer  Laelia 
erzogen  worden  und  unter  dem  Namen  Cattleya 
Exoniensis  in  den  Handel  gekommen.  Aber  auch 
in  anderer  Hinsicht  ist  Interesse  für  die  Orchideen 
entstanden,  indem  man  in  Frankreich  und  England 
ihre  Kultur  im  Freien  versuchte.  In  Berlin  hat 
man  dieses  bereits  vor  mehrern  Jahren,  und  zwar 
auch  mit  Erfolg,  gethan;  um  so  mehr  ist  es  zu 
bedauern,  dass  die  Versuche  bei  uns  wieder  aufge- 
geben sind.  Viele  brasilianische  Orchideen,  welche 
bei  uns  warm  kultivii-t  werden,  wachsen  im  Vater- 
lande im  Gebirge  zum  Theil  bei  einer  sehr  niedri- 
gen Temperatur.  Es  ist  dieses  z.B.  bei  der  Catt- 
leya Mossiae  der  Fall,  welche  in  den  Gebirgen 
Brasiliens  noch  da  wächst,  wo  die  Temperatur  beim 
Aufgange  der  Sonne  während  der  wärmeren  Jahres- 
zeit nur   9|    Grad  E.  beträgt. 

In  England  existirt  jetzt  ein  Exemplar  der 
ohnlängst  in  der  Wochenschrift  bespi'ochenen  Eu- 
charis  amazonica  von  enormer  Grösse  und  be- 
sonderer Schönheit;  die  Blätter  haben  bei  |-  Fuss 
Breite  eine  Länge  von  2^  Fuss,  die  Pflanze  selbst 
besitzt  dagegen  einen  Dnrchmesser  von  4i  Fuss. 
Nicht  weniger  als  22  Blüthenstengel  von  2^  bis 
3  Fuss  Höhe  sind  vorhanden.  Sollten  die  Angaben 
wirklich  nicht  übertrieben   sein? 

Ferner  wird  mitgetheilt,  dass  das  auch  in  un- 
seren Kulturen  befindliche  Farn:  Dicksonia  an- 
tarctica,  in  seinem  Vaterlande  Neuseeland  ganz 
gewöhnlich  mehre  Kronen  besitzt.  Mau  hat  Exem- 
plare gesehen  mit  17  und  selbst  mit  19  Kronen. 
Dass  ein  solches  Farn  noch  einen  ganz  anderen 
Anblick  gewährt,  als  die  gewöhnlichen  mit  einer 
Krone,  kann  man  sich  denken.  Auch  morphologisch 
sind   Farne  mit  mehrern  Kronen  interessant. 

Auf  der  Westküste  Amerika's  wachsen  be- 
kanntlich die  grössten  Bäume.  In  dieser  Hinsicht 
ist  z.  B.  der  Mammuthbaum,  Sequoja  (Wellingto- 
nia)  gigantea  viel  besprochen  worden.  Es  dürfte 
interessant  sein,  auch  andere  auf  der  Westküste 
Nordamerika' s,  aber  nördlicher,  wachsende  Koniferen, 
die  in  unserer  Kultur  sind,  ebenfalls  in  ihren  Grös- 
sen-Verhältnissen  kennen  zu  lernen.  So  wird  Thuja 
gigantea  am  Fraser-Fluss  gegen  20U  Fuss  hoch 
und  ihr  Stamm  besitzt  noch  6  Fuss  hoch  einen 
Umfang  von  26f  Fuss,  Abies  Douglasii  dagegen 
wird  oft  250  Fuss  hoch  und  ihr  Stamm  erreicht 
einen  Durchmesser  von  10  Fuss.  Von  Abies 
Menziesii  sind  Stämme  von  25  bis  30  Fuss  Um- 
fang  und   200  Fuss  Höhe  keine  Seltenheit. 


Nachdem    die    Unhaltbarkeit    der    Parthenoge- 

nesis    (d.  h.   Samenbildung    ohne    Befruchtung)    bei 

uns    in    der    Pflanzenwelt    nachgewiesen    ist,    bringt 

man   jenseits    des    Kanales    wiederum    eine    Pflanze, 

und   zwar    Xanthoxylon    alatum,    welche    nur   in 

I    einem    weiblichen   Exemplare    in   Kultur    sich  befin- 

I    det    und    doch    keimungsfähigen  Samen    hervorbrin- 

1   gen   soll.    Trotz  aller  genauen  Untersuchungen,  wie 

man  diese  wenigstens  vorgiebt,   möchten  schliesslich 

doch  auch  hier  Staubgefässe  gefunden  werden. 

Nachdem  die  beiden  unglücklichen  Keisen- 
deu  in  Afrika,  Dr.  Steudner  und  v.  Beurmann, 
der  eine  dem  Klima,  der  andere  der  Bosheit  der 
dortigen  Bewohner  erlegen  sind,  ist  bereits  wieder- 
um ein  Gelehrter  nach  Afrika  aufgebi'ochen.  Dr. 
Schweinfur th,  aus  Riga  gebürtig,  später  aber 
längere  Zeit  wieder  in  Berhn  lebend,  ist  von  da  am 
17.  December  abgereist.  Er  will  sich  zunächst  in 
Unter- Aegypten  einigermassen  akklimatisiren  und 
während  dieser  Zeit  auch  den  Sinai  besuchen.  Wie 
Dr.  Steudner,  so  ist  Dr.  Schweinfurth  vorzugs- 
weise Botaniker.  Wollen  wir  hoff'en,  dass  er  glück- 
licher ist  als  seine  Vorgänger. 

Auch  Freiherr  v.  d.  Decken  bereitet  sich 
zu  einer  2.  Reise  nach  Afrika  voi',  um  seine  ange- 
fangenen Studien  und  Untersuchungen  in  Mosam- 
bique  und  von  da  landeinwärts  fortzusetzen.  Um  mit 
mehr  Erfolg  zu  reisen,  lässt  er  .sich  jetzt  in  Ham- 
burg ein  Dampfschiff'  von  120  Fuss  Länge  bauen, 
■was  auseinander  genommen  werden  kann,  um  im 
Innern  transportirt  werden  zu  können.  Da  er  zu 
seinem  persönlichen  Schutze  auch  die  nöthige  Mann- 
schaft mitnimmt,  so  ist  Aussicht,  dass  —  in  sofern 
nicht  Krankheiten  Hindernisse  in  den  Weg  legen 
—  er  mehr  Erfolge  haben  wird,  als  manche  seiner 
Vorgänger. 

Es  wird  ferner  auch  die  Leser  der  Wochen- 
schrift interessiren,  dass  der  Hannoveraner  Mann, 
der  in  diesem  Jahre  glücklich  aus  West- Afrika 
nach  England  zurückgekehrt  war,  sich  verheurathet 
hat  und  mit  seiner  jungen  Frau  bereits  am  26. 
November  wiederum  nach  Ost-Indien  gereist  ist,  um 
am  Abhänge  des  Himalaya,  in  Dardschiling  (Dar- 
jeeling),  die  dort  angelegten  Anpflanzungen  von 
Chinarinden- Bäumen   zu  beaufsichtigen. 

Es  sind  uns  Anzeigen  in  Betreff"  neuer  oder 
veränderter  Firmen  von  Handelsgärtnereien  zugegan- 
gen, die  wir  hiermit  zur  Kenntniss  bringen: 

a.  Wilhelm  Bahlsen  in  Erfurt  hat  in  Prag 
bei  seinem  Bruder  Ernst  Bahlsen,  Inhaber  eines 
Waaren- Kommissions -Geschäftes,  eine  Kommandite 
seiner  Handelsgärtnerei  errichtet,  von  der  alle  bei 
ihm  verkäuflichen  Pflanzen  und  Sämereien  ebenfalls 
zu  beziehen  sind. 

b.  Th.  Boettner  in  Greussen  (Thüringen)  hat 


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sich  mit  seinem  Bruder  Hermann  associirt,  und 
wird  von  nun  an  die  Firma  ,  Gebrüder  Boctt- 
ner"  sein. 

c.  Die  bisherige  Firma  Koppe  &  Ender  in 
Königsberg  hat  sich  getrennt  und  bestehen  dafür 
jetzt  2  Handelsgärtnereien,  die  eine  von  H.  Koppe 
und  die  andere  von   S.  Ender. 

An  Pflanzen  -  Verzeichnissen  sind  bei  uns  eben 
eingegangen : 

a.  Ueber  Gemüse-,  Feld-,  Gras-,  Wald-  und 
Blumen-Sämereien  von  Gebrüder  Dippe  in  Qued- 
linburg. Sehr  reich  an  Samen  von  Gemüsen  und 
Florbluraen.  Von  ersteren  machen  wir  auf  die 
neue  weisse  Riesen-Erbse  aufmerksam,  welche 
die  ertragreichste  aller  Feld-Erbsen,  nicht  empfind- 
lich gegen  Witterungswechsel,  frühzeitig  reifen  und 
zum  Trocknen  sowohl,  wie  zu  frischem  Gemüse, 
geeignet  sein  soll. 

b.  Wilh.  Bahlsen  in  Erfurt:  ein  Verzeichniss 
über  Gemüse-,  Feld-,  Oekonomie-,  Gras-  und  Blu- 
men-Samen, ein  Pflanzen-Verzeichniss  (nebst  einem 
Nachtrage),  ein  Special- Verzeichniss  seiner  Rosen 
und  eine  besondere  Ankündigung  der  von  uns  in 
No.  48  des  letzten  Jahrganges  besprochenen  Dah- 
lia  imperialis,  welche  derselbe  von  Ortgies  in 
Zürich  in  ihrer  ganzen  Auflage  käuflich  übernom- 
men hat. 

c.  Ernst  Metz  in  Hochheim  bei  Erfurt,  der 
sich  bekanntlich  nur  mit  Rosenzucht  beschäftigt:  ein 
Verzeichniss  der  neuesten  und  neueren  Rosen. 

d.  Articles  de  plein  air,  disponibles  chez  L. 
Jakob  Mako y  &  Co.  in  Lüttich.  Unter  den  Neu- 
heiten darin'  machen  wir  auf  die  baumartigen  Päo- 
nien, auf  die  japanischen  Chrysanthemen  und  auf 
das  neue  Ziergras  Gynerium  conspicuum,  ein 
Gegenstück  zum  Pampasgrase,  aufmerksam.  Die 
Rispe   hängt  bei   dieser  Art  über. 

e.  Wilh.  Krampen  in  Rosskotheu  bei  Essen 
a.  d.  Ruhr:  ein  Verzeichniss  der  Gemüse-,  Gras-, 
Oekonomie-  und  Blumen -Samen,  ein  Verzeichniss 
der  Zierbäume  und  -Gesträuche,  Rosen,  Stauden, 
Topfpflanzen,  Obstbäume  u.  s.  w.  und  ein  Preis- 
Verzeichniss  für  Handelsgärtner,  meist  Obst-  und 
andere  Gehölze  enthaltend. 

f.  Ofi"erte  von  Christian  Deegen  in  Köstritz 
bei  Gera  über  Portulak-Röschen,  Digitalis,  Georgi- 
nen, Petunien,  Violen  (Stiefmütterchen),  Aurikeln 
und   Stockmalven. 

g.  Preis- Verzeichniss  der  Blase  witzer  Baum- 
schulen bei  Dresden  von  E.  R.  Arnold,  Obst- 
und  Ziergehölze  in    reichlicher  Auswahl   enthaltend. 

h.  Preis-Verzeiehniss  echten  vorzüglichen  Ulmer 
Samen-Spargels  von  J.   G.  Meyer  in  Ulm. 


Ferdinand  Fuitelniann, 

Hönigl.  Oberhofgitrtiier  zu  Gharlotteiibarg  bei  Berlin. 

Einer  alten  Gärtnei'familie  angehörend,  wurde 
er  am  ,30.  Januar  1774  zu  Charlottenburg  geboren 
und  starb  daselbst,  nahe  90  Jahre  alt,  am  24.  De- 
zember vorigen  Jahres.  Sein  Vater  verwaltete  hier 
den  schon  vor  mehr  denn  50  Jahren  eingegangenen 
Königl.  Obst-  u.  Gemüsegarten,  der  zu  Friedrichs  11. 
Zeiten  blühete,  man  dürfte  wohl  sagen,  glänzte. 
Die  sogenannten  Lehrjahre  machte  der  Verewigte 
im  Orangengarten  zu  Charlottenburg,  dem  heutigen 
Schlossgarten,  durch,  der  zu  jener  Zeit  durch  neue 
Aulagen  vergrössert  wurde,  so  dass  der  Greis  noch 
zu  den  Wipfeln  der  Bäume  aufschauen  konnte,  bei 
deren  Pflanzung  er  als  Jüngling  beschäftigt  gewe- 
sen war.  Er  wurde  nach  beendigter  Lehrzeit  bald 
für  tüchtig  befunden,  die  Stelle  eines  Gärtners  beim 
Fürsten  Radziwil  zu  Czernewice  in  Polen  auszu- 
füllen, verheirathete  sich  dort,  verliess  aber  später 
den  Dienst,  da  er  auf  Empfehlung  des  wohlwollen- 
den Fürsten  Gärtner  beim  Fürstbischof  von  Erme- 
land  zu  Oliva  bei  Danzig  wurde.  Dort  verblieb  er 
bis  zu  seinem  29.  oder  30.  Lebensjahre  und  kehrte 
dann,  mit  Aussicht  auf  eine  nächste  Versorgung  in 
Königlichem  Dienste,  zu  seinem  Vater  zurück,  als 
dessen   erster  Gehülfe  wirkend. 

Im  Jahre  1806  erhielt  F.  Fiutelmann  die 
Königl.  Hofgärtncrstelle  auf  der  Pfaueninsel.  In 
den  ersten  Jahren  seiner  Thätigkeit  hier,  durch  die 
Zeitverhältnisse  gehemmt,  konnte  er  nicht  anders, 
als  durch  persönlichen  Fleiss  in  sorglicher  Pflege 
weniger  Bluraengruppen,  Ausführung  kleiner  Pflan- 
zungen und  Obstzucht,  besonders  an  Erdterrassen, 
die  Aufmerksamkeit  seines  Chefs  wach  erhalten. 
Trauben  und  Pfirsichen  wurden  an  Spalieren  in 
schräger  Lage  in  entsprechendem  geringem  paral- 
lelem Abstände  von  den  dahinter  befindlichen  Bö- 
schungen erzogen;  Erdbeeren  reiften  auf  aus  Feld- 
steinen und  Moos  gebildeten  Stufen  so  früh,  als  im 
Freien  möglich.  Diese  sehr  mühsame,  aber  loh- 
nende Kulturmethode  hat  keine  weitere  Verbreitung 
gefunden. 

Ein  besseres  Schicksal  hat  ein  anderer  Gedanke 
gehabt,  der  noch  fortlebt  und  auf  der  Pfaueninsel 
zuerst,  und  zwar  schon  um  1810,  thatsächlich  aus- 
geführt wurde.  Um  diese  Zeit  nämlich  wurde  die 
Kastellanschaft  mit  der  Hofgärtnerstelle  vereint; 
Fiutelmann  bekam  damit  die  Meierei-Verwaltung 
und  zugleich  mehr  Arbeitskräfte,  auch  seine  Woh- 
nung in  der  Nähe  des  Schlosses.  Eine  neue  Saum- 
pflanzung in  der  Umgebung  desselben  wurde  aus 
Feigen  und  wohlriechenden  Brombeeren  (Rubus 
odoratus)  gebildet,  die  Ufer  an  der  Ueberfahrt  mit 
grossen   Feldsteinen    gegen    Beschädigung    gewahrt, 


dazwischen  aber  die  gemeine  Pestilenzwurz  (Peta- 
sites  vulgaris)  gepflanzt,  nicht  nur,  um  die  Steine 
zu  verdecken,  sondern  auch  um  mit  ihren  Blättern  zu 
prangen.  Dahinter  reckten  Onopordon  und  Del- 
phinium  sich  empor.  Unausgesetzt  hat  F.  Fintel- 
m  a  n  n  die  Blattpflanzen  im  Auge  gehabt  und  be- 
halten: 1817  waren  schon  Ricinus,  Zea,  Arundo 
Donax,  Heracleum  asperum  u.  dergl.  in  Verwendung 
und  1823  oder  24  prangten  die  ersten  Canna's  auf 
erwärmter  Unterlage  als  Gruppen  im  Freien,  in- 
mitten des  reichen  Blumenschmuckes  des  Gartens. 
Von  jener  Zeit  ab  haben  Blattpflanzen  sich  Bahn 
gebrochen,  so  weit  Gärten  gepflegt  werden. 

Während  der  Zeit  seines  Aufenthaltes  auf  der 
Pfaueninsel  hat  der  Verewigte  sich  auch  mit  An- 
lagen von  Gärten  auf  Landgütern  beschäftigt.  Als 
gemeinsamen  Charakter  zeigten  sie  einfache  Schwin- 
gungen der  Wege,  geschlossene  buchtige  Gruppen, 
frei  davor  und  auf  grösseren  Rasenplätzen  Einzel- 
bäume, in  der  Nähe  der  Wohnung  reiche  Blumen- 
säume, auch  einfache  kurvische  Figuren.  Gern  ver- 
wies er  die  hochstämmigen  Obstbäume  aus  dem 
Gemüsegarten  und  vereinte  sie  zu  einer  Schmuck- 
gruppe im  Parke,  der,  wenn  er  gross  genug,  sicher 
einen  Hain  gab  und,  wenn  möglich,  auf  einem  lang- 
gereckten seitlichen  Theil  eine  Nadelholzpflanzung 
für  das  Ergehen  im  Winter.  Er  war  nicht  nur 
ein  sauberer  Pflanzenzeichner,  sondern  auch  treuer 
Blumenmaler  in   Oel-   und  Wasserfarben. 

Ein  hervortretender  Gegenstand,  den  F.  F in- 
te Im  an  n  ferner  künstlerisch  ausbildete,  war  das 
Verarbeiten  von  Immortellen  und  Moosen,  von  Laub- 
werk und  Blumen  zu  Namenszügen,  Kränzen,  Guir- 
landen,  Emblemen  und  zum  Aufbau  von  niedlichen 
Blumensitzen  bis  zu  Ehrenpforten.  Die  grosseste, 
von  ihm  gebaute  war  gleichsam  ein  Siegestempel, 
von  einer  Ausmessung,  dass  ein  mächtiger  Acht- 
spänner  darin  Halt  gemacht  hat  und  Hunderte  von 
Zuhörern  der  Begrüssung  des  Hauptes  der  Sieges- 
göttin, die  jetzt  wieder  auf  dem  Brandenburger 
Thore  steht  und  damals  von  Paris  zurück  kam,  s:e- 
lauscht  haben. 

Unter  den  gepflegten  Blumen  der  Pfaueninsel 
waren  Hortensien,  mächtige  Büsche  mit  300  und 
mehr  Blumendolden  auf  einem  Strauche,  rothe  und 
himmelblaue,  dann  hochstämmige  Rosen  (den  Stolz 
bildeten  die  15—20  Fuss  hohen)  und  endlich  Geor- 
ginen (Dahlien),  die  gepflegtesten.  In  diesen  kul- 
minirte  die  Pfaueninsel  1825;  denn  erst  von  da 
ab  konnten  die  englischen  Georginen  mit  den  hie- 
sigen in  Bewerbung  treten.  Die  etwa  60  hoch- 
stämmigen Rosen,  welche  hier  bis  1821  eine  viel- 
bewunderte Gruppe  bildeten,  wurden  Veranlassung, 
dass  Se.  Majestät  der  König,  Friedrich  Wilhelm  HL, 
die    weitberühmte  Beehr'sche  Rosen-Sammlung    in 


Berlin  (1822)  ankaufen  und  hierher  versetzen  Hess. 
Aber  nicht  nur  Blumen  und  Blattpflanzen,  so  wie 
Obst,  hatte  der  fleissige,  unermüdliche  Gärtner  ge- 
pflegt, nein,  auch  den  Rasen  sammtig  grünen  ge- 
macht, Gehölze  und  Hauspflanzen  nach  Zahl  und 
Art  gemehrt,  Zwetschen  und  Kirschen  bis  zu  un- 
übertroffener Vollkommenheit  durch  Treiberei  zu 
frühester  Reife  gebracht.  Kurz,  der  Garten  war 
berühmt  geworden  und  die  Person  des  Gärtners 
erfreute  sich  eines  solchen  Vertrauens,  dass  der 
Königliche  Herr  den  Antrag  des  Intendanten  der 
Königl.  Gärten,  eine  in  Paris  1830  verkäuflich  ge- 
wordene Palmen -Sammlung  hierher  zu  versetzen, 
genehmigte  und  den  Bau  des  grossen  Glashauses 
befahl,  das  heut  noch  steht. 

Im  Jahre  1834  wurde  F.  Fintelmann  nach 
Charlottenburg  versetzt.  Die  Zeit  des  üppigen 
Wachsens  der  Königl.  Gärten,  die  nicht  unmittel- 
bar bei  Potsdam  liegen,  war  ihrem  Ende  nahe,  und 
so  sind  denn  die  letzten  25  Lebensjahre  des  einst 
durch  sein  Schaffen  berühmten  Gärtners  still  im 
Erhalten  und  Schmücken  dahin  gegangen;  nur  die 
Liebenswürdigkeit  seiner  Person,  sein  reger  Geist 
sind  geblieben  bis  an  sein  Ende,  aber  auch  die  Le- 
bendigkeit seiner  thätigeu  Theilnahme  für  den  Gar- 
tenbau-Verein, zu  dessen  Mitbegründern  er  gehörte. 
Keine  Fest- Ausstellung  hat  der  Verein  gefeiert,  zu 
deren  Schmuck  F.  Fintelmann  nicht  beigetragen 
hätte. 


Weitere  Nachrichten 

Über  die  zu  Gera  im  Freien  blühende 

Victoria  regia. 

Briefliche  Mittheilung  von  Theodor   Remy*]. 

Bald  nach  Ihrer  Anwesenheit  hierselbst  hatten 
wir  das  Vergnügen,  ein  Exemplar  Ihrer  Wochen- 
schrift (Seite  281)  zu  empfangen,  worin  Sie  unsern 
Viktoria-Pflanzen  einen  Artikel  widmeten  und  dabei 
unserer  in  so  schmeichelhafter  Art  erwähnten,  dass 
wir  uns  gedrungen  fühlen,  wenn  auch  etwas  ver- 
spätet, Ihnen  unsern  aufrichtigen  Dank  dafür  noch 
auszusprechen. 

Zugleich  kommen  wir  Ihrem  Wunsche  nach, 
Ihnen  mitzutheilen,  wie  sich  unsere  Wasserpflanzen 
bis  jetzt  verhalten  haben. 

Die  beiden  Viktoria's  haben  bis  heute  nicht  aufge- 
hört, ihre  Schuldigkeit  zu  thun ;  es  sind  über  40  Blü- 

*)  Wir  glauben,  dass  der  Inhalt  des  schon  am  8.  Novem- 
ber geschriebenen  Briefes  interessant  genug  ist,  veröffentlicht 
zu  Vferden.  Da  sehr  viele  Fabriken  vorhanden  sind,  wo  war- 
mes Wasser  in  Fülle  zur  Verfügung  steht,  so  möchte  das  Ver- 
fahren hier  und  da  weitere  Nachahmung  finden. 

Die  Redaktion. 


then  zur  Perfektion  gekommen.  Nur  in  der  zweiten 
Hälfte  des  Monats  August  trat  eine  14-tägige  bis 
3-wöchentliche  Pause  ein,  nach  welcher  diejenige 
Pflanze,  welche  der  Oberfläche  des  Wassers  am 
nächsten  steht,  wieder  angefangen  hat,  Knospen  zu 
treiben,  die  aber  nicht  mehr  die  frühere  Grösse  er- 
reicht haben.  Beide  Pflanzen  haben  nicht  aufge- 
hört, neue  Blätter  zu  treiben;  nur  sind  solche  im 
Herbste  ebenfalls  kleiner  und  unvollkommener  ge- 
blieben. 

Die  Frostperiode,  welche  gegen  das  Ende  des 
Monats  Oktober  eingetreten  ist,  hat  den  Viktoria- 
Pflanzen  keinen  Schaden  zugefügt,  während  die 
Blätter  des  Nelumbium  dagegen,  welche  über  dem 
Wasserspiegel  hervorragten,  bei  einer  Temperatur 
von   4  Grad  Kälte  erfroren  sind. 

Mit  Anfang  November  haben  wir  das  Bassin 
mit  Brettern  gedeckt  und  diese  Decke  mit  einigen 
Fenstern  versehen.  Die  letzte  Blüthenknospe  steht 
nunmehr  seit  3  Tagen  vollständig  ausgebildet  über 
dem  Wasserspiegel;  es  scheint  aber  nicht,  dass  sie 
die  Kraft  besitzt,  sich  zu  entfalten,  und  wird,  gleich 
ihrer  Vorgängerin,  nicht  zur  Perfektion  kommen, 
und  zwar  wahrscheinlich    wegen  Mangel   an   Sonne. 

Der  ausgefallene  diesjährige  Samen  ist  seit  2 
Monaten  in  20  bis  30  Exemplaren  aufgegangen, 
und  einzelne  Blätter  haben  bereits  die  Grösse  von 
4  bis  5  Zoll  Durchmesser  erreicht.  Wir  hofien 
einen  grossen  Theil  dieser  jungen  Pflanzen  durch 
den  Winter  zu  bringen. 

Da  uns  Wasser  im  Ueberfluss  zu  Gebote  steht, 
80  beabsichtigen  wir  noch  im  Laufe  des  Herbstes 
ein  zweites  und  grösseres  Bassin  anzulegen,  um 
der  Kultur  von  schönen  Wasserpflanzen  eine  grös- 
sere Ausdehnung   zu  geben. 

Von  unserem  vorjährigem  Samen  hatten  wir 
einige  Körner  nach  der  Königl.  Hütte  in  Mühlho- 
ven  am  Rhein  bei  Koblenz  geliefert,  welches  Eta- 
blissement ebenfalls  eine  grosse  Masse  Wasser  von 
26   bis  30  Grad  zur  Verfügung  hat. 

Zwei  Pflanzen  in  einem  Fass,  von  3  Fuss  Durch- 
messer und  mit  sehr  magerem  Boden  (Rheinletten)  ge- 
füllt, kamen  zur  Perfektion,  brachten  aber  nur  Blätter 
von  4  Fuss  Durchmesser.  Demungeachtet  gelangten 
vom  12.  bis  19.  Oktober,  wo  die  Temperatur  zwi- 
schen 5  und  15  Grad  schwankte,  3  kleine  Blüthen 
von  6  Zoll  Durchmesser  zur  Entfaltung,  und  zwar 
ebenfalls  ohne  allen  Schutz. 

Aus  diesen  verschiedenen  Erfolgen  geht  her- 
vor, dass  auch  bei  weniger  günstigen  Bedingungen 
diese  tropische  Riesenpflanze  bei  uns  gedeiht.  Die 
Hauptnothwendigkeit  bleibt  aber  immer  eine  Was- 
ser-Temperatur von  25  Grad  Wärme. 


Die  Sibirische  Körbelrübe. 

Vom  Kunst-  und  Handelsgärtner  Krüger  in  Lübbenau. 

Da  bis  jetzt  immer  noch  Gärtner  sich  bemü- 
hen, die  Sibirische  Körbelrübe  als  unbrauchbares 
Gemüse  aus  unsern  Kulturen  zu  verdrängen,  so 
möchte  es  gut  sein,  auf  ihre  Vorzüge  etwas  mehr 
aufmerksam  zu  machen.  Ich  hatte  mir  erlaubt,  dem 
Vereine  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  zu  seiner 
433.  Versammlung  am  25.  November  beide  Sorten 
Körbelrüben  zur  Begutachtung  zu  übersenden  und 
kann  mich  in  dieser  Hinsicht  auf  das  Referat  in  der 
Wochenschrift  (S.  386)  berufen. 

Seit  5  Jahren  kultivire  ich  die  Sibirische  Kör- 
belrübe und  habe  gefunden,  dass  sie  in  der  Kultur 
lange  nicht  so  eigensinnig  ist,  wie  unsere  alte  Kör- 
bekübe,  denn  sie  gedeihet,  selbst  in  Sandboden,  wo 
die  andere  nicht  recht  fortkommen  will.  Auch  be- 
sitzt sie  den  sehr  grossen  Vorzug,  dass  sie  selbst 
noch  im  Februar  und  März  gesäet  werden  kann, 
während  es  bei  der  andern  nur  bis  zum  Januar  ge- 
schehen darf.  In  gutem  Boden  erreicht  die  Sibiri- 
sche Körbelrübe  eine  bedeutende  Grösse,  wie  die 
andere  nie  erhält.  Wird  sie  zu  zeitig  im  August  und 
September  in  der  Küche  gebraucht,  so  ist  der  Ge- 
schmack etwas  herbe;  allein  vom  Oktober  an  bis 
in  die  Wintermonate  haben  die  Rüben  einen  so 
angenehmen  Geschmack,  wie  die  gewöhnliche  nur 
irgend  haben  kann. 

Die  Kultur  der  Sibirischen  Körbelrübe  ist  im 
Allgemeinen  der  der  gewöhnlichen  gleich;  nur  ge- 
schieht das  Einerndten  der  Rüben  einen  Monat  spä- 
ter. Soll  sich  die  Rübe  recht  lange  wohlschmek- 
kend  halten,  so  muss  man  im  Aufbewahrungsorte 
die  Rüben  mit  etwas  Sand  untermengen,  wo  sie 
bis  zum  Frühjahr  gut  bleiben*). 


*)  Von  beiden  Körbelrüben  sind  Samen  sowohl,  als  Buben, 
letztere  die  Metze  zu  15  Sgr.  in  Lübbenau  zu  beziehen. 


Raucher-  Apparate 

zur  Vertilgung  der  schädlichen  Insekten  und  Blatt- 
läuse in  den  Treibhäusern  und  Beeten,  mit  Tabak 
und  Insektenpulver  zu  räuchern,  die  grossen  zu 
34  Thlr,  die  kleineren  zu  2|  Thir  pro  Stück,  sind 
wieder  vorräthig,  und  werden  auf  Bestellung  nach 
allen   Gegenden   verschickt,  von 

J.  Berger, 

Klempnermeister, 
Leipzigerstr.  92  in   Berlin. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
KommandanteD-StrasEe  No.  68. 


Druck  der  C.  Fe  ist  er 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-PlsU  No.  i. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Köni§;l.  Frenssischen  Staaten 


für 


Ciärtiierei  imd  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
Professor-  Di-.  Klarlliiloch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.2. 


Berlin,  den   16.  Januar 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,   sowohl  bei  Bezug  durch   den  Buchhandel,    als  auch   franco   durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichiscüeu  Post  -  Vereines. 


Inhalt;  434.  Versammlung  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  am  3.  Januar.  —  Programm  zur  Preisbewer'bung  für 
das  42.  Jahresfest  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Garteubaues  in  den  Königl.  Preussischen  Staaten  zu  Berlin,  am 
19.  Juni   1864.   —  Die  chinesische  Wucherblume  oder  Chrysanthemum    indiciim.   —  Astrapaea  Wallichii  Ker. 


434.  Versaiuiulnng 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 

am  3.  Januar. 

Nachdem  der  Entwurf  eines  Prograuniies  für 
die  Fest-Ausstellung  von  dem  Vorsitzenden  des  da- 
mit beauftragten  Ausschusses,  Reutier  Danneel, 
vorgetragen  und  unverändert  angenommen  war, 
theilte  der  Vorsitzende,  Geh.  Ober-Regierungsrath 
Knerk,  den  am  24.  Dezember  erfolgten  Tod  des 
Oberhofgärtuers  F.  Fintelmann  in  Charlottenburg 
mit  und  forderte  die  Anwesenden  auf,  zum  Anden- 
ken eines  Mannes,  der  so  viel  und  so  grosse  Ver- 
dienste um  die   Gärtuerei   gehabt,    sicii   zu   erheben. 

Professor  Koch  berichtete  über  die  vorläufi- 
gen Schritte,  welche  er  wegen  einer  etwaigen  Ver- 
einigung der  5.  Versammlung  deutscher  Pomologen, 
Obst-  und  Gemüsezüchter  und  des  2.  internationalen 
pomologischen  Kongresses  gethan.  Die  Schwierig- 
keit der  Vereinigung  liege  in  der  Sprache.  Sollen 
Verhandlungen  stattfinden,  wo  mehre  Völker,  die 
verschiedene  Sprachen  reden,  theiluehmen,  so  müsse 
eine  Sprache  gebraucht  werden,  die  den  Meisten 
verständlich  sei.  Dass  dieses  die  französische  sei, 
unterliege  keinem  Zweifel.  Da  die  Vereinigung  aber 
nur  in  der  gemeinschaftlichen  Ausstellung  stattfin- 
den könne  und  beide  Versammlungen  neben  einan- 
der, und  jede  für  sich,  tagen  müssen,  zumal,  so 
sehr  die  Interessen  beider  sich  auch  nahe  stehen, 
eine  jede  zum  Theil  noch  andere  Zwecke  verfolgt, 
so  möchte  es  am  gerathcnsten  sein,  wenn  die  Ver- 
sammlung   deutscher  Pomologen    am  Vormittage    in 


deutscher  Sprache  tage  und  der  internationale  po- 
mologische  Kongress  des  Nachmittags  in  französi- 
scher Sprache  oder  umgekehrt  stattfinde. 

Wenn  man  von  Seiten  der  Belgier  und  Fran- 
zosen wünsche,  dass  eine  Stadt  am  Rheine  gewählt 
werden  möge,  so  müsse  man  auch  hierin  nachkom- 
men, denn  der  Rhein  könne  auch  ton  Seiten  der 
Holländer,  Engländer  und  Schweizer  leichter  be- 
sucht werden,  als  Gegenden  inmitten  Deutschlands 
oder  gar  im  Osten.  Da  man  übrigens  in  Görlitz 
schon  den  Wunsch  ausgesprochen,  dass  die  5.  Ver- 
sammlung in  Württemberg  stattfinde,  so  komme 
man  damit  der  Forderung  der  Belgier  und  Fran- 
zosen  schon   einigermassen   entgegen. 

Professor  Koch  theilte  zu  gleicher  Zeit  mit, 
dass  von  Seiten  der  F^döration  des  sociöt^s  d'hor- 
ticulture  in  Namur  dem  Vereine  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  in  Berlin  das  freundliche  Aner- 
bieten von  Pfropfreisern  aller  in  Belgien  kultivirten 
Obstsorten,  namentlich  der  neueren,  gemacht  wor- 
den sei.  Schon  im  vorigen  Frühjahre  habe  man 
von  dem  bekannten  Pomologen  Gr^goire  Nelis 
in  Jodoigne  eine  Reihe  Pfropfreiser  vorzüglicher 
Birnsorten  der  neuesten  Zeit  erhalten  und  zur  Ver- 
theilung  gebracht.  Man  müsse  der  Föderation  für 
die  Gelegenheit,  mit  dem  Besten  an  Obst,  was  Bel- 
gien besitze,  bekannt  zu  werden,  sehr  dankbar  sein 
und  werde  der  Vorstand  nicht  unterlassen,  den  Dank 
noch  speziell  auszusprechen.  Zunächst  bringe  man 
aber  das  Anerbieten  zur  weiteren  Kenntniss  und 
fordere  demnach  alle  diejenigen  auf,  welche  von 
dem    Anerbieten    Gebrauch    machen     wollen,     sich. 


10 


schriftlieh  bis  Ende  März  an  das  General -Seki-eta- 
riat  zu  wenden,  damit  dann  in  Namur  die  nöthi- 
gen   Schritte  gethan   werden   können. 

lieber  die  neuereu  Obstsorten  findet  man  in 
dem  von  dem  Vereine  vertheilten  Berichte  über 
den  internationalen  Kongress  in  Namur  (s.  auch 
den  vorigen  Jahrg.  der  Wochenschrift  S.  193),  so 
wie  in  der  vom  deutschen  Pomologen-Vereine  heraus- 
gegebenen Ausgabe  von  Baltet's  Auswahl  von  Bir- 
nen Belehrung. 

Obergärtuer  Reinecke  im  Garten  des  Geh. 
Oberhofbuchdrnckers  v.  Decker  übergab  eine  aus 
verrotteter  Lohe  in  Auanasbeeten  hervorgegangene 
Erde,  zugleich  mit  einem  Topfe  junger  Pflanzen 
des  Hippeastrum  Heuser ianum,  in  dieser  er- 
zögen. Seit  etwa  4  Jahren  benutze  er  diese  Lohe, 
hauptsächlich  um  sämmliche  Zwiebelgewächse  hinein 
zu  pflanzen.  Er  könne  sie  zu  diesem  Zwecke  nicht 
genug  empfehlen,  indem  ihr  Gedeihen  darin  ein 
ausserordentliches  sei  und  in  keiner  andern  ihm  be- 
kannten Erdsorte  auf  gleiche  Weise  stattfinde.  Da 
er  die  Auanasbeete  in  dem  ihm  anvertrauten  Gar- 
ten mit  Gerberlohe  erwärme,  diese  aber  alle  zwei 
Jahre  erneuert  werde,  so  sei  er  stets  im  Besitze 
eines  bedeutenden  Quantums  dieser  vortrefflichen 
Erde.  Bemerken  müsse  er  jedoch  hierbei,  dass 
diese  Lohe -Erde  nur  sehr  massig  feucht  gehalten 
■werden  dürfe ;  nur  erst,  wenn  die  Zwiebeln  die  Erde 
tüchtig  durchwurzelt  haben,  kann  mehr  gegossen 
•werden.  Seit  den  letzten  4  Jahren  habe  er,  ohne 
auch  irgend  welche  Beimischung,  in  dieser  Erde 
folgende  Blumenzwiebeln  kultivirt:  Amaryllis-  (incl. 
Hippeastrum-)  Arten,  Hymenocallis  -  Arten;  ferner 
Crinum's ,  Tazetten ,  Hyacinthen ,  Tulpen  und 
Crocus's. 

Pi'of.  Dr.  Schnltz-Schultzenstein  sprach 
hierauf  seine  Fi'eude  aus,  dass  man  endlich  bei  der 
Pflanzenkultur  sich  eines  Stoffes  bediene,  auf  den 
er  schon  vor  10  Jahren  hingewiesen.  Man  habe 
damals  seine  Vorschläge  nicht  beachtet  und  so  kä- 
men sie  jetzt  zur  Geltung.  Allerdings  sei  von  ihm 
damals  die  Lohe  nicht  in  der  Weise,  wie  es  jetzt 
der  Obergärtner  Rein  ecke  thue,  zur  Benutzung 
vorgeschlagen,  sondern  er  habe  Lohbrühe  und  zwar, 
da  diese  allein  zu  sauer  sei  und  demnach  schädlich 
wirke,  in  einer  Verdünnung  mit  Wasser  (auf  einen 
12 — 14  Quart  enthaltenden  Eimer  Wasser  1  Quart 
Lohbrühe)  empfohlen.  Die  Gerberlohe  enthalte  näm- 
lich einen  ausgezeichneten  Nahi'ungsstoff"  in  der  Ger- 
bersäure (Acidum  scytodepsicum),  die  schliesslich 
doch  nichts  weiter  sei,  als  eine  veränderte  Essig- 
oder Milchsäure.  Aus  dieser  werde  Sauerstoff"  frei 
und  keineswegs,  wie  man  gewöhnlich  annehme,  durch 
Zersetzung  der  Kohlensäure  der  Luft.  Die  ganze 
Lehre  der  Lufternährung  sei  falsch,   da  die  Pflanze 


ihre  ganze  Nahrung,  auch  den  Kohlenstoff",  nur  aus 
dem  Boden   entnehme. 

Professor  Dr.  Koch  gab  zwar  die  Nahrungs- 
fähigkeit der  Lohe  zu,  glaubte  aber  die  Gründe, 
warum  die  Pflanzen  in  dieser  verrotteten  Erde  be- 
sonders gedeihen,  ganz  wo  anders  suchen  zu  müs- 
sen, nämlich  in  den  physikalischen  Eigenschaften 
einer  solchen  porösen  Erde,  als  die  verrottete  Lohe 
darstelle.  Auf  das  Thema:  Luft-  oder  Boden-Nah- 
rung wolle  er  heute  nicht  eingehen,  da  dieses  zu 
weit  führen  würde,  für  eine  Debatte  auch,  weil  da- 
zu gemachte  Erfahrungen,  durch  direkte  Versuche 
und  Experimente  hervorgegangen,  gehören,  sich 
nicht  eigne;  er  glaube  aber  doch,  dass  Luftnahrung 
durch  die  heutige  Pflanzen- Physiologie  sowohl,  als 
auch  durch  die  Agrikultur- Chemie,  wohl  ziejnlich 
sicher  nachgewiesen  sei.  Man  bediene  sich  übri- 
gens in  England  jetzt  aus  gleichen  Gründen  der 
Abfälle,  welche  bei  der  Bearbeitung  der  Cocosnuss- 
Schalen  ziulickbleiben.  Da  er  hierüber  bereits  sich 
in  der  ersten  Nummer  der  Wochenschrift,  welche 
eben  ausgegeben  sei,  ausgesprochen,  so  wolle  er 
dahin  verweisen. 

Apotheken -Besitzer  Augustin  gab  zu,  dass 
Palmensamen  in  einer  solchen  Loherde  vorzüglich 
keime  und  in  den  ersten  beiden  Jahren  treibe;  dann 
sei  diese  aber  schädlich  und  die  Wurzeln  bekämen 
braune  Spitzen.  Was  die  Nahruugsfähigkeit  der 
Lohe  anbelange,  so  bedürften  Blumenzwiebeln,  in 
denen  alle  Organe  bereits  vorgebildet  seien,  gar 
keine  Nahrungsstoff"q,  sondern  nur  Wasser  und  Luft, 
um  die  in  den  Zwiebeln  bereits  aufgehäufte  Nah- 
rung zur  Verwendung  zu  bringen.  In  der  Nah- 
rungsfähigkeit der  Lohe  könne  demnach  das  gute 
Gedeihen  der  Blumenzwiebeln  nicht  liegen.  In 
England  habe  er  übrigens  bei  Orchideen  nicht  Co- 
cosnussschalen-Abfälle,  sondern  Fasern  der  Lodoicea- 
Nuss  angewendet  gesehen. 

Auch  Inspektor  Bouche  trat  den  Ansichten 
Augustin's  in  Betreff  der  Lohe-Erde  bei.  Der 
Haide-Erde,  welche  sie  ersetzen  solle,  werde  sie 
hinsichtlich  der  Nahruugsfähigkeit  nie  gleichkommen, 
gleich  dem  Torfe  sei  sie  aber  gut,  um  die  Erde 
porös  und  damit  der  Luft  zugänglicher  zu  machen. 
Diese  Porosität  sei  bei  den  Orchideen  besonders 
wichtig.  Der  bekannte  Orchideenzüchter  Stange, 
der  bei  dem  Konsul  Schiller  in  Hamburg  viele 
Jahre  dessen  Orchideen-Sammlung  in  vortrefflichem 
Zustande  erhielt,  habe  sich  aus  gleichen  Gründen 
der  erhabenen  Rasenbatzen  von  Carex- Arten  auf 
feuchten  Wiesen  bedient.  Schwere  Erde  passe  nicht 
für  Kulturen,  wie  er  schon  früher,  als  er  auf  der 
Pfaueninsel  gewesen,  nachgewiesen.  Bis  dahin  habe 
man  sich  dort  für  Pelargonien  n.  s.  w.  schwerer 
Erde  bedient;  seitdem  er  daselbst  leichte  Torf- Ab- 


11 


fälle  unter  diese    gemischt,    seien    ganz    andere   Ee- 
siiltate  daraus  hervorgegangen. 

Es  wurde  gewünscht,  dass  mit  dieser  Loherde 
weitere  Versuche  angestellt  würden.  Da  nach  Pro- 
fessor Koch  die  Cocosnuss  -  Schalen  -  Abfälle  mit 
leichter  Mühe  und  ohne  grosse  Kosten  aus  Eng- 
land zu  beziehen  seien,  so  war  Obergärtner  Kraus 
Im  Garten  des  Kittergutsbesitzers  Mor.  E  eichen - 
heim  bereit,  dergleichen  ebenfalls  kommen  zu  las- 
sen  und   damit   Versuche   anzustellen. 

Obergärtner  Boese  machte  auf  Jäger 's  illu- 
strirtes  allgemeines  Gartenbuch,  was  eben  in  Leip- 
zig bei  Otto  Spamer  erschienen  ist,  aufmerksam. 
Bekanntlich  sei  Hofgärtner  Jäger  in  Eiseuach  in 
allen  Theilen  der  Gärtnerei  gleich  tüchtig  bewan- 
dert. Er  habe  hier  auf  34  Bogen,  ziemlich  eng, 
aber  doch  deutlich  gedruckt,  alles  mitgetheilt,  was 
er  sonst  in  verschiedenen  Werken  herausgegeben. 
Eine  grosse  Anzahl  von  Illustrationen  erläutern  den 
Sinn  und  trage  zum  bessern  Verständniss  bei.  Aus- 
führliche Abhandlungen  dürfe  man  freilich  nicht 
suchen,  dergleichen  seien  auch  nach  seinen  Meinun- 
gen unnütz,  da  man  doch  niclits  Vollständiges  ge- 
ben könne.  Bei  dem  Durchblättern  habe  er  auch 
bemerkt,  dass  der  Verfasser  2  Theile  der  Gärtnerei 
mit  Vorliebe  behandelt:  sie  seien  auch  grade  diese, 
von  denen  er  wisse,  dass  sich  der  Hofgärtner  Jä- 
ger praktisch  am  Meisten  damit  beschäftigt  habe, 
nämlich  die  bildende  Gartenkunst  und  der  Obstbau. 
Die  Schluss- Abtheilung  über  Anlage  von  Gärten 
sei  besonders  Dilettanten  zu  empfehlen.  Für  diese 
und  Liebhaber  von  Pflanzen  und  Blumen,  haupt- 
sächlicli  für  Gartenbesitzer,  sei  das  Buch  denn  auch 
hauptsächlich  geschrieben.  Diesen  könne  er  es  auch 
nur  empfehlen  und  wünsche  er  überhaupt  dem 
Buche   eine   grössere   Verbreitung. 

Professor  Koch  empfahl  2  in  französischer 
Sprache  geschriebene  Büclier.  Heut'  zu  Tage,  wo 
auch  die  Gärtnerei  bei  allen  Kultur- ^'ölkern  sich 
gleicher  Anerkennung  erfreut,  müsse  man  wissen, 
was  auch  bei  den  Nachbarn  in  dieser  Hinsicht  ge- 
schehe. Die  Franzosen  hätten  aber  von  jeher  grade 
darin  viel  geleistet  und  wären  uns  sogar  in  Man- 
chem, namentlich  in  der  Obstzucht,  ein  Äluster,  dem 
wir  nachstreben  müssten.  Li  der  Gärtnerei  gebe 
es  aber,  wie  in  allen  Gewerken  und  Künsten,  tech- 
nische Ausdrücke,  die  nur  der  verstehe,  welcher 
lange  Zeit  in  Frankreich  gelebt  habe.  In  Wörter- 
büchern suche  man  sie  vergebens.  Diesem  Uebel- 
stande  habe  Carrifere,  Chef  der  Baumschulen  im 
Jardin  des  plantes,  durch  seine  Encyclopödie  horti- 
cole  abgeliolfen,  ein  Werk,   was   er  daher   empfehle. 

Das  2.  Buch  führe  den  Titel:  Les  tleurs  de 
pleine  terre,  verfasst  von  Vilmorin- Andrieux  & 
Co.  in   Paris.    Genannte  Firma  sei  die  grösste  Han- 


delsgärtnerei in  Paris,  die  schon  sehr '  lauge  bestehe 
und  sich  —  was  nicht  zu  übersehen  sei  —  in  der 
langen  Zeit  nach  allen  Eichtungen  hin  eines  guten 
Eufes  erfreue.  Das  Buch  sei  natürlich  nicht  zu- 
sammengetragen, sondern  stehe  auf  eigenen  Füssen. 
Erfahrung  habe  allein  geleitet.  Da  Professor  Dr. 
Koch  wünschte,  dass  auch  ein  Fachmann  sein  Ur- 
theil  darüber  abgebe,  wurde  Obergärtner  Kraus 
beauftragt,  in  der  nächsten  Versammlung  darüber 
zu  berichten. 

Obergärtner  Kraus  übergab  Verzeichnisse  der 
in  dem  Garten  des  Eittergutsbesitzers  Mor.  Eei- 
ehenheim  kultivirten  Orchideen.  Aus  diesen  er- 
sehe man,  dass  es  eine  Auswahl  des  schönsten, 
was  in  dieser  Familie  vorhanden,  enthalte;  aus  dieser 
Ursache  habe  das  Verzeichniss  besonders  für  Lieb- 
haber grossen  Werth. 

Der  Universitätsgärtner  Sauer  hatte  eine  Eeihe 
von  Niesswurz-  (Helleborus-) Arten  in  Blüthe  ausge- 
stellt, welche  wiederum,  wie  früher  (s.  3.  Jahrg.  S. 
41),  die  Aufmerksamkeit  der  Anwesenden  auf  sich 
zogen.  Seitdem  hatte  derselbe  noch  mehr  Kreu- 
zungs-Versuche gemacht,  welche  zum  Theil  eben- 
falls erfreuliche  Eesultate  herbeigeführt  hatten.  Aus- 
ser den  früher  genannten  weissblühenden  Sorten: 
H.  olympicus,  antiquorum  und  guttatus,  war 
dieses  Mal  auch  abchasicus  vertreten.  Sowohl 
Privatgärten,  als  auch  Handelsgärtnereien  sind  diese 
Niesswurz-Arten  zu  empfehlen,  da  sie  zum  Treiben 
sich  sehr  eignen  und  grade  zu  einer  Zeit  blühen, 
wo  man  im  Allgemeinen  wenig  blühende  Pflanzen 
besitzt.  Von  Seiten  der  Preisrichter  wurde  ihnen 
auch  wegen  der  guten  Kultur  der  Monatspreiss  zu- 
gesprochen. 

Professor  Koch  legte  ein  blühendes  Exem- 
plar des  erst  vor  Kurzem  direkt  eingeführten  Hip- 
peastrum Heuserianum  Karst,  vor,  was  Ober- 
särtner  Eelnecke  im  Garten  des  Geh.  Oberhof- 
Buchdruckers  v.  Decker  erzogen  hatte.  An  Schön- 
heit übertrifft  diese  Pflanze  noch  das  H.  aulicum, 
was  unter  den  Namen  von  H.  robustum  später 
von  Neuem  beschi-ieben  wurde  und  meist  auch  noch 
in  den   Gärten    kultivirt   wird.      Ob  H.   Heuseria- 

i  num  wirklich  eine  Art  oder  nicht  vielmehr  eine 
Abart  des   H.   aulicum,  vielleicht  die  Form,  welche 

,  als  glaucescens  unterschieden  wurde,  oder  •wahr- 
scheinlicher noch  H.  Organen se  Hook.,  was  wir 
ebenfalls  nur  für  eine  Abart  halten,  ist,  müssen 
weitere  Untersuchungen  lehren.  Da  bereits  Aus- 
saaten gemacht  sind,  möchte  es  sich  in  Kurzem 
herausstellen.  Auf  jeden  Fall  ist  H.  Heuserianum 
eine  sehr  zu  empfehlende  Pflanze,  auf  die  wir  des- 
halb  besonders  aufmerksam    macheu  wollen. 

Kunst-  und  Handelsgärtuer  Feist  (MüUerstr. 
117)   legte  eine  Anzahl  Aepfel  und  Haselnüsse  vor, 

2* 


12 


welche  erstere  von  Seiten  einiger  anwesenden  Pomo- 
logen  für  Winter-Quitten-Aepfel*)  erklärt  wurden. 
Dieselben  hatten  einen  weinsäuerlichen,  angenehmen 
Geschmack  und  auch  ein  gutes  Aussehen,  so  dass 
sie  sich  zum  Tafelobst  sehr  gut  eignen.  Da  der 
Baum  reichlich  trägt  und  auch  meist  alljährlich, 
so  verdient  er  alle  Beachtung.  Hübsche  Stämm- 
chen sind  bereits  bei  Feist   zu  haben. 

Professor  Koch  sprach  über  die  Wandelbar- 
keit des  Birnbaumes  und  seiner  Früchte,  über  die 
der  Pariser  Akademiker  und  Direktor  des  botani- 
schen Gartens  in  Paris,  Decaisne,  einen  Vortrag 
in  der  Akademie  der  Wissenschaften  daselbst  ge- 
halten hatte.  Decaisne  sieht  alle  unsere  Birnen- 
Sorten  als  aus  einer  einzigen  Art  entstanden  an 
und  hatte  zu  diesem  Zwecke  vor  10  Jahren  Aus- 
saaten von  den  verschiedensten  Birnen-Sorten  ge- 
macht. Professor  Koch  nimmt  dagegen  zwei  ur- 
sprüngliche Arten  an,  von  denen  die  eine  im  Oriente 
wild  wächst  und  in  Südeuropa  unter  mehrern  For- 
men verwildert  vorkommt,  die  andere  aus  China 
stammt.  Da  Eeferent  später  über  diesen  Gegen- 
stand ausführlich  sprechen  wird,  so  verweisen  wir 
für  jetzt  dahin. 

Professor  Koch  legte  die  ersten  Probe -Ab- 
drücke der  von  der  Direktion  des  schweizerischen 
landwirthschaftlichen  Central-  Vereines  herauszuge- 
benden schweizerischen  Pomologie  vor.  Es  sei  sehr 
erfreulich,  dass  der  Gedanke,  den  der  Verein  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  vor  10  Jahren  durch 
die  erste  Pomologen-Versammlung  in  Ausführung 
gebracht,  nicht  allein  in  Deutschland  bereits  Früchte 
getragen,  auch  im  Auslande  suche  man  auf  gleiche 
Weise  zunächst  von  dem  vorhandenen  Obste  sich 
Kenntniss  zu  verschaffen  und  auf  weiteren  Anbau 
von  Obst  hinzuwirken.  In  der  Schweiz  habe,  wie 
man  sehe,  der  landwirthschaftliche  Central- Verein 
die  Angelegenheit  in  die  Hand  genommen.  Auch 
in  Eussland  wende  man  ihm  grössere  Aufmerksam- 
keit zu.  Bereits  habe  Dr.  Kegel,  der  Direktor 
des  botanischen  Gartens  in  Petersburg,  in  dem 
Schlusshefte  der  von  ihm  herausgegebenen  Garten- 
flor, ein  Verzeichiiiss  aller  in  Russland  kultivirten 
Kernobst-Sorten,  leider  nur  mit  russischen  Namen, 
veröffentlicht.  Um  pomologlsche  Studien  zu  machen, 
befinde  sich  eben  auch  ein  Gelehrter  aus  Moskau  hier. 


*)  Oberförster  Selimidt  in  Forsthaus  Ulumberg  erklart 
besagten  Apfel  für  den  Englischen  Qui  tten- Ajifel,  der 
schon  1826  als  Quince-Apple  nach  dem  Kontinente  kam.  Der 
Baum  zeichnet  sich  durch  völlig- bcwollte  Sommertriebe  aus. 
Mit  DörelTs  grosser  (»oldrei nette,  so  wie  wahrschein- 
lich fnich  mit  Cornelis'  früher  gelber  Herbst-Rei- 
nette, möchte  er  identisch  sein  Die  Haselnüsse  waren  die 
sogenannten  Dreieckigen  Zellernüsse,  leicht  an  den 
braunen  Streifen  auf  der  Schale  zu  erkennen.  Es  ist  eine 
■vorzügliche,  sehr  zu   empfehlende  Frucht. 


Programm  zm"  Preisbewerbung 

für  das  42.  Jahrosfest 

bfs  Strfinfs   jur  3ötfür^trung   öcs  (Sartfnbnura    in   btn 
.ftönigl.  ^rcu^ifrf)ttt  .Staaten  ju  jÖrrlin, 

am    10.  Juni    1864. 

AUgemeine  Bedingungen. 

1.  Zur  Preisbewerbung  sind  Gärtner  und  Garten- 
Liebhaber  des  In-  und  Auslandes  berechtigt, 
sie  seien  Mitglieder  des  Vereines   oder  nicht. 

2.  Ausser  Pflanzen,  abgeschnittenen  Blumen,  Ge- 
müsen und  Obst  sind  auch  Garten- Verzierun- 
gen, Sämereien,  künstlicher  Dünger  und  sonst 
auf  Gärtnerei  Bezug  habende  Gegenstände  zu- 
lässig. 

3.  Die  Gegenstände  der  Preisbewerbung  verblei- 
ben das  Eigenthum  der  Besitzer. 

4.  Die  deutlich  zu  etiquettirenden  Pflanzen  und 
sonstigen  Ausstellungs- Gegenstände  sind,  von 
einem  doppelten  Verzeichnisse  begleitet,  mit 
Namen  und  Wohnung  des  Ausstellers  versehen, 
bis  zum  17.,  spätestens  aber  bis  zum  18.  Juni 
Mittags  einzuliefern.  Nur  Früchte,  Gemüse 
und  abgeschnittene  Blumen  werden  noch  am 
ersten  Ausstellungstage  bis  7  Uhr  Morgens  an- 
genommen. Eine  gleiche  Ausnahme  soll  noch 
für  einzelne,  besonders  empfindliche  Pflan- 
zen, wenn  solche  am  Tage  vorher  angemeldet 
sind,  gestattet  werden.  Die  Entscheidung,  ob 
solche  Pflanzen  bei  der  Vertheilung  der  Preise 
konkurriren  können,  hängt  von  dem  Ermessen 
der  Preisrichter  ab. 

5.  Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  auszustellen- 
den Töpfe  und  Pflanzen  rein  und  sauber  sein 
müssen,  wenn  der  Eindruck  ein  gefälliger  sein 
soll. 

6.  Die  Aussteller  haben  in  den  Verzeichnissen 
ausdrücklich  anzugeben,  um  welche  Kategorie 
der  Preise  des  Programmes  sie  sich  mit  den 
eingesendeten  Gegenständen  bewerben,  welches 
von  den  Ordnern  auf  Verlangen  verabfolgt 
wird.  Dagegen  Handelnde  haben  es  sich  selbst 
beizumessen,  wenn  ihre  Gegenstände  nicht  die 
gewünschte  oder  gar  keine  Berücksichtigung 
bei  den  Preisrichtern   finden. 

7.  Das  Arrangement  für  die  Ausstellung  über- 
nehmen die  vom  Vorstande  ernannten  Ordner, 
welche  allein  berechtigt  sind,  die  eingelieferten 
Gegenstände  anzunehmen,  den  dazu  erforderli- 
chen Baum  anzuweisen  und  den  Empfang  in 
dem  Duplikate  der  Verzeichnisse  zu  bescheini- 
gen. Die  Aufstellung  der  Ausstellungs-Gegen- 
stände kann  Jeder  an  dem  mit  den  Ordnern 
zu  vereinbarenden  Platz  selbst  übernehmen  oder 
auch  den   Ordnern   überlassen. 


13 


8.  Alle  Ehilleferungen  müssen  bis  zum  Schlüsse 
iler  Ausstellung,  am  zweiten  Tage  Abends, 
ausgestellt  bleiben;  doch  können  Früchte  und 
die  laut  ad  4.  als  besonders  empfindlich  aner- 
kannten Pflanzen  auf  besonderes  Verlangen 
bereits  am  Abende  des  ersten  Tages  zurück- 
genommen  werden. 

9.  Die  Zurücknahme  der  Pflanzen  beginnt  am 
21.  Juni,  Morgens  7  Uhr.  Ausnahmen  hiervon 
sind  nur  unter  Kücksprache  mit  den  Ordnern 
zu  gestatten, 

10.  Das  Preisrichteramt  besteht  aus  9  Mitgliedern, 
von  denen  schon  5  beschlussfähig  sind;  dieje- 
nigen Herren,  die  Aussteller  sind,  bleiben  von 
der  Wahl  zum  Preisrichteramt   ausgeschlossen. 

11.  Die  Preisrichter  erkennen    auf  Geldpreise  und 
.  Diplome.      Die  gekrönten   Gegenstände  werden 

nach  Abfassung  des  Urtheils  durch  den  Vor- 
sitzenden des  Preisrichter- Amtes  in  Gemein- 
schaft mit  den  Ordnern  bezeichnet,  die  letzte- 
ren werden  ausserdem  die  Namen  sämmtlicher 
Aussteller  anheften.  Der  Beschluss  wird  in 
der  Versammlung  durch  den  Vorsitzenden  des 
Preisrichter- Amtes  mitgetheilt. 

12.  Die  nicht  zuerkannten  Preise  werden  den 
Preisrichtern  zu  anderweitiger  Verfügung  ge- 
stellt. 

13.  Die  Räume,  in  welchen  die  Ausstellung  statt- 
findet und  die  Namen  der  Ordner,  sowie  der 
Preisrichter,  werden   später   bekannt  gemacht. 

I*reis- Aufgaben. 

A.  Link's  Preis. 

1.  Für   eine  ausgezeichnete  Leistung  in 

der   Gärtnerei 20  Thlr. 

B.  (Iruppiruiigeii. 

2.  Für  die  schönste  Gruppe  Schau- 
pflanzen in  mindestens  12  Exem- 
plaren ein  Preis  von 10     „ 

3.  Für  die  schönste  Gruppe  Markt- 
pflanzen in  mindestens  12  Exem- 
plaren  ein   Preis    von 10     n 

4 — 7.  Für  die  beste  Gruppe  von  Markt- 
pflanzen, entweder  in  einer  oder  meh- 
rern Arten,  4  Preise  zu  5  Thlr,  zu- 
sammen   20     , 

C.  SchaiipHanzeii. 

8.    Für  die  beste  Kulturpflanze  ein  Preis 

von 10     n 

9 — 15.  Für  die  bestkultivirten  Schau- 
pflanzen, 7  Preise  zu  5  Thlr,  zu- 
sammen   35     „ 

Latus   105  Thlr. 


Transport   105  Thlr. 

D,    Neue  Einfübiungeu. 

16 — 17.  Für  Pflanzen,  welche  hier  zum 
ersten  Male  ausgestellt  werden  und 
welche  so  weit  ausgebildet  sein  müs- 
sen, ■  dass  ihre  Eigenschaften  erkenn- 
bar und  eine  grössere  Verbreitung  als 
Zier-  oder  Nutzpflanzen  voraussetzen 
lassen,   2  Preise  zu  5  Thlr,  zusammen      10     ^ 

E,    Abgeschnittene  Blumen. 

18.  Für  abgeschnittene  Sortimentsblumen 

oder  Bouquets   ein   Preis  von       .      .        5     jj 

¥.    Obst  und  (iemüse. 

19.  Für  das  schönste  Obst  ein  Preis  von        5     „ 

20.  Für  das  beste  Gemüse  ein  Preis  von        5     „ 

a.   Zur  Verfügung  der  Preisrichter. 

21 — 24.   Vier  Preise  zu  5  Thlr,  zusammen      20     „ 


Summa   150  Thlr. 


U.    Ehren  -  Diplome. 

25 — 31.    Sechs  Ehrendiplome,   ebenfalls  zur  Verfü- 
gung der  Preisrichter. 

Berlin,   den   3.  Januar   1864. 

W.  Qanntfl.     3ul.  Urinedif.     %  iSaurr.     1|ti)bfr. 

CT.  äSoudje.      W.  Sonntag.      Ol.  fadinfr.     i.  ^tlattljifu. 

^arrbt. 


j0ic  d)inc|'i|'d)c  ll5ud)erblume 

oder 

('hi'y^aiithemuiu  iiidiciini. 

Wir  haben  bereits  mehrmals  die  chinesische 
Wucherblume  in  der  Wochenschrift  besprochen, 
auch  einen  kurzen  Abriss  über  die  Geschichte  ihrer 
Einführung  gegeben  (2.  Jahrg.  S.  124),  wir  haben 
ferner  berichtet,  in  welchem  Ansehen  sie  bei  den 
Engländern  steht  und  mit  welcher  Aufmerksamkeit 
sie  jenseits  des  Kanales  behandelt  wird  (2.  Jahrg. 
S.  142);  und  doch  kommen  wir  jetzt  von  Neuem 
auf  sie  zurück.  Die  Liebe  zu  ihr  fängt  auch  bei 
uns  an,  grösser  zu  werden,  hat  aber  immer  noch 
nicht  den  Grad  erreicht,  den  sie  in  Anspruch  zu 
nehmen  berufen  ist.  Die  frühzeitig  blühenden  Pora- 
ponen,  über  deren  Kultur  wir  ebenfalls  schon  vor 
3  Jahren  (3.  Jahrg.  S.  150)  gesprochen,  sind  im 
Freien  für  den  Spätsommer,  hauptsächlich  wegen 
der  Mannigfaltigkeit  in   der  Farbe  der  Blumen,  eine 


14 


der  besten  Äkquisitionen.  Wir  saheu  sie  noch  wäh- 
rend des  vorigen  Sommers  mit  grossem  Vergnügen 
im  Neuen  Garten  bei  Potsdam  in  der  Nähe  des 
Marmor-Palais. 

Seit  unserer  eigenen  geschichtlichen  Auseinan- 
dersetzung haben  wir  auch  Gelegenheit  gehabt,  die 
mit  ausserordentlichem  Fleisse  ausgearbeitete,  wenn 
auch  schon  ältere  Monographie  über  Chrysanthe- 
mum indicum  von  J.  G.  Ruppreclit  kennen  zu 
lernen.  Aus  ihr  erlauben  wir  uns  noch  Einiges 
nachzutragen  und  ausserdem  die  Geschichte  der 
chinesischen  Wucherblume,  welche  in  unserer  frü- 
heren Abhandlung  sich  nur  bis  zum  Schluss  der 
zwanziger  Jahre  erstreckte,  bis  auf  die  neueste  Zeit, 
wenn  auch  natürlich  nur  in  derselben  Kürze,  wie 
dort,  fortzusetzen. 

Während  der  traurigen  Kriegeszeit  im  ersten 
Jahrzehend,  so  wie  in  der  ersten  Hälfte  des  zwei- 
ten in  diesem  Jahrhunderte,  waren  natürlich  auf 
dem  Festlande  alle  friedlichen  Werke,  und  so  auch 
die  schöne  Garteukunst,  in  den  Hintergrund  getre- 
ten. Nur  jenseits  des  Kanals,  in  dem  durch  seine 
Lage  glückHchen  England,  wurde  jedoch  die  letz- 
tere fortwährend,  wenigstens  einigermassen,  gepflegt. 
Nach  den  Freiheitskriegen  verbreitete  sich  die  Liebe 
für  die  chinesische  Wucherblume  auch  alsbald  nach 
dem  Festlande.  Weimars  kunstsinniger  Grossherzog 
Karl  August  war  es  auch  wiederum  (wie  bei  den 
Georginen),  welcher  die  ersten  6  Sorten,  wie  es 
scheint,  nach  dem  damals  berühmten  Belvedere  ver- 
pflanzte. Von  hier  aus  wurde  sie  mit  freigebiger 
Hand  weiter  verbreitet. 

Mit  den  Jahren  vermehrte  sich  die  Zahl  der 
Sorten,  so  dass  bereits  1821  deren  in  Berlin  10, 
in  Leipzig  aber  deren  12  kultivirt  wurden.  Die 
Zahl  der  in  England  vorhandenen  Sorten  betrug 
1822,  wie  wir  in  unserer  früheren  Abhandlung  mit- 
getheilt  haben,  nur  14,  1824  vrurden  dagegen 
durch  die  überaus  thätigc  Gartenbau  -  Gesellschaft 
in  London,  welche  2  Mal  besondere  Gärtner  deshalb 
nach  China  sendete,  noch  15  neue  dazu  eingeführt. 
Wenn  daher  der  Pariser  Gärtner  Noisette  in  dem- 
selben .Jahre  in  England  nur  27  Sorten  sah,  so 
müssen  alsbald  2  wiederum  zu  Grunde  gegangen 
sein.  Noisette  brachte  diese  27  Sorten  nach 
Frankreich  und  machte  ihre  Namen  ein  Jahr  darauf 
in  den  Nouvelles  du  bon  Jardinier,  aber  sehr  ver- 
stümmelt, bekannt.  Das  korrekte  Verzeichniss  er- 
schien erst   1830. 

Die  Zahl  der  Sorten  nahm  auch  in  Deutsch- 
land zu.  In  den  20ger  Jahren  erfreute  sich,  neben 
dem  in  Belvedere  bei  Weimar,  der  Garten  in  Karls- 
ruhe wegen  seines  Inhaltes  eines  grossen  Rufes. 
Eine  Reihe  von  Fürsten  liebten  daselbst  Pflanzen 
und  Blumen    und    verwandten    grosse    Summen   auf 


deren  Erhaltung.  Aus  dem  Verzeichnisse,  was  der 
damahge  Garten-Inspektor  Hart  weg,  Vater  des  be- 
kannten amerikanischen  Reisenden  und  jetzigen 
Garten-Inspektors  in  Schwetzingen  bei  Heidelberg, 
verfasste,  ersehen  wir,  dass  im  Jahre  182.5  nicht 
weniger  als  24  verschiedene  Sorten  chinesischer 
Wucherblumen  in  Karlsruhe  kultivirt   wurden. 

Im  botanischen  Garten  zu  Hamburg  finden 
wir  dagegen  nach  dem  damals  herausgegebenen 
Verzeichnisse  nur  23,  bei  Booth  &  Söhne  aber 
in  Flottbeck  bei  Hamburg  im  Jahre  1827  wieder- 
um 25  Sorten,  die  sänimtlich  mit  den  englischen 
Benennungen  aufgezeichnet  werden.  Cels,  der  be- 
kannte Pariser  Gärtner,  der  so  viel  Verdienste  um 
Einführung  neuer  Pflanzen  sich  erworben  hat,  bot 
im  Jahre  1830  sogar  schon  38  Sorten  an;  unter 
ihnen  befanden  sich  5  ganz  neue  Sorten.  In  Eng- 
land war  unterdess,  wiederum  durch  direkte  Ein- 
führungen, die  Zahl  auf  49   gestiegen. 

Eine  neue  Aera  für  die  Vervollkommnung  der 
chinesischen  Wucherblumen  oder  Chrysanthemen  be- 
gann mit  dem  Jahre  1836  oder  1837,  wo  die  Han- 
delsgärtner Chandler  in  Vauxhall  in  der  Graf- 
schaft Surrey  von  der  Insel  Yersey,  einer  der  nor- 
mannischen Inseln  im  Kanal,  Samen,  den  man  dort 
erhalten,  erhielten  und  diesen  aussäcten.  Es  kam 
eine  Reihe  schöner  Formen  hervor,  welche  lange 
Zeit  bewundert  wurden.  Auf  gleiche  Weise  bezog 
der  Handelsg.  Salter  in  Hammersmith  (Middlesex) 
keimfähigen  Samen  aus  Süd -Frankreich  und  erzog 
ebenfalls  alljährig  eine  Anzahl  neuer  Sorten,  von 
denen  Viele  sich  des  Beifalls  erfreuten.  Seitdem 
lernte  man  auch  an  andern  Orten  Samen  erziehen, 
um  mit  dessen  Hülfe  neue  Sorten  sich  zu  verschaf- 
fen.     Damit  stieg  die   Liebe   zu   diesen  Blumen. 

Auch  aus  dem  Vaterlande  wurden  neue  Sorten 
bezogen.  Eine  solche  war  das  im  Jahre  1846  di- 
rekt aus  China  eingeführte  Massliebchen  von  Tschu- 
San  (Chusan-Daisy)  eine  Sorte  mit  ausserordentlich 
kleinen  Blüthenkörbchen,  die  nur  die  Grösse  derer 
der  Massliebchen  besasseu  und  Ursache  der  Benen- 
nung waren.  Sie  wurde  benutzt,  um  andere  Sor- 
ten mit  kleinen"  Blüthenkörbchen  zu  erziehen.  Mit 
der  Zeit  mehrte  sich  auch  deren  Zahl  und  es  ent- 
stand auf  diese  Weise  eine  besondere  Grupj)e  chi- 
nesischer Wucherblumen,  die  mau  zum  PTnterschiede 
von  den  übrigen  mit  dem  Namen  der  Pomponen 
belegte.  War  es  hier  die  Kleinheit,  und  zwar  in 
den  Blüthenkörbchen  nicht  allein,  sondern  auch  in 
der  ganzen  Pflanze,  wonach  man  jetzt  strebte,  so 
suchte  man  grade  umgekehrt  bei  den  Sorten  der 
anderen  Gruppe  möglichst  grosse  Blüthenkörbchen 
zu  erzielen. 

Aber  nicht  allein  durch  direkte  Einführungen, 
so    wie  durch  Samen,    wurden    neue  Sorten    erzielt. 


15 


Es  kam  nämlich  vor,  dass  bei  einer  Sorte  plötz- 
lich ein  Zweig  ein  Blütheukörbchen  hervorbrachte, 
dessen  einzelne  Blüthchen  eine  andere  Farbe  be- 
sassen.  War  diese  von  besonderer  Schönheit  und 
auch  das  Blüthenkörbchen  besonders  gut  gebaut,  so 
wurde  der  Zweig  zu  Stecklingen  benutzt,  um  damit 
ebenfalls  eine  neue  Sorte  zu  erhalten.  Es  scheint 
sogar  bestimmte  Sorten  zu  geben,  die  in  dieser 
Weise  sich  wiederholten  und  Mutterpflanzen  von 
mehrern  neuen  Sorten  wurden.  So  wird  in  Gar- 
dener's  Chronicle  (pag.  1107),  dem  wir  diese  Mit- 
theilungen entnehmen,  berichtet,  dass  eine  bekannte 
Sorte  mit  zart-fleischfarbenen  Blüthenkörbchen,  wel- 
che von  Salt  er  gezüchtet  ist  und  den  Namen  Kö- 
nigin von  England  (Queen  of  England)  führt,  auf 
diese  Weise  die  Mutter  mehrer,  zum  Theil  in  der 
Farbe  sehr  verschiedener  Sorten  geworden  ist.  Zu- 
erst wurde  eine  rosa-farbige,  dann  eine  gelbe  Sorte 
erzogen;  diese  letztere  ist  als  Goldene  Königin  von 
England  (Golden  Queen  of  England)  bekannt. 
Noch  später  ging  auch  eine  weisse  Sorte  aus  ihr 
hervor.  Sonderbarer  Weise  wurden  auch  Sorten 
mit  bunten  Blattern  aus  der  , Königin  von  England" 
erzogen. 

In  gleicher  Hinsicht  sind  in  England  die  Sor- 
ten: Christine  und  Julie  Grisi  bekannt.  Unter  den 
Pomponen  hat  Cedo  nulli,  mit  weissen  Blüthenkörb- 
chen, unbedingt  eine  der  schönsten,  die  gleiche 
Eigenschaft.  Von  ihr  hat  man  eine  Sorte  mit  gold- 
gelben und  eine  mit  lilafarbigen  Blüthenkörbchen 
erzogen. 

Sonderbar,  dass  es  bis  jetzt  ebenfalls  noch  nicht 
gelungen  ist,  eine  blau-blühende  chinesische  Wucher- 
blume zu  erziehen,  so  oft  man  auch  wiederholt  ver- 
suchte, dergleichen  blaue  Georginen  zu  gewinnen. 
Ausserdem  sind,  freilich  mit  Ausnahme  der  schwar- 
zen, die  aber  im  ganzen  Pflanzenreiche  überhaupt 
nicht  vertreten  ist,  alle  Farben  und  deren  Nüanci- 
rungen  in  den  Blüthenkörbchen  der  chinesischen 
Wucherblumen  zu  finden,  vom  schneeigen  Weiss 
durch  Rosa  bis  zu  dem  tiefsten  Purpur  und  Violett 
und  von  der  blassen  Schwefelfarbe  durch  das  präch- 
tige  Goldgelb   ])is  zum   dunkelsten   Orange. 

Die  Zahl  der  Sorten  ist  in  der  neuesten  Zeit 
sehr  gewachsen,  sowohl  die  der  grossblumigen,  als 
die  der  Pomponen.  Die  Handelsgärtnerei  von  Sal- 
ter in  Hammersmith  ist  es  vorzüglich,  aus  der  in 
der  neuesten  Zeit  die  meisten  und  schönsten  Sorten 
hervorgehen.  Die  Zahl  derselben,  welche  Salter 
jetzt  in  Kultur  besitzt,  beträgt  gegen  2000;  allein 
in  diesem  Jahre  hat  er  400  herangezogen.  Dass 
unter  ihnen  manche  vorzügliche  Blume  sich  befin- 
det, wird  erzählt;  bei  einer  solchen  Menge  möch- 
ten sich  aber  auch  viele  schlechte  Sorten  und  sol- 
che, die  anderen  sehr  nahe  stehen,  befinden. 


Wie  gross  die  Liebhaberei  für  chinesische 
Wucherblumen  in  England  ist,  ersieht  man  daraus, 
dass  es  nicht  weniger  als  7  Vereine  gibt,  welche 
nur  damit  sich  befassen,  Ausstellungen  in's  Leben 
zu  rufen  und  dadurch  der  Pflanze  und  vor  Allem 
der  Blume  eine  grössere  Vollkommenheit  zu  geben. 
Fast  in  allen  grössern  Stadttheilen  Londons  befin- 
det sich  einer  dergleichen  Vereine.  Diese  7  Chry- 
santhemum-Vereine sind:  South -Metropolitan -ama- 
teur-  Chrysanthemum-,  South  -  Eastern- Chrysanthe- 
mum-, East-London-Chrysanthemum-,  Stoke  Newing- 
ton  Chrysanthemum-,  Tower  Hamlets  Chrysanthe- 
mum-, Packham  and  Hatcham  Chrysanthemum-  und 
Norwood- Chrysanthemum -Society.  Ausserdem  fin- 
den aber  noch  Ausstellungen  allein  von  Chrysan- 
themen, wie  z.  B.  von  der  Londoner  Gartenbau- 
Gesellschaft,  statt. 

Die  Extreme  berühren  sich  auch  bei  der  Lieb- 
haberei der  Chrysanthemen.  Man  will  entweder, 
wie  angedeutet,  recht  grosse  oder  recht  kleine  Blü- 
thenkörbchen (resp.  Blumen).  Während  bei  uns 
die  ersteren  höchstens  mit  2  und  3  Zoll  im  Durch- 
messer gezogen  werden  und  selbst  schon  zu  den 
Seltenheiten  gehören,  waren  auf  der  Herbst-Ausstel- 
lung der  Londoner  Gartenbau-Gesellschaft  Exemplare 
vorhanden  mit  Blüthenkörbchen  von  5,  6  und  selbst 
6^  Zoll  Durchmesser.  Um  diese  heranzuziehen, 
wird  allerdings  die  Pflanze  wahrhaft  maltraitirt; 
man  nimmt  ihr  alle  Seitenzweige  imd  richtet  da- 
mit die  ganze  Aufmerksamkeit  auf  ein  oder  auf 
zwei  Blüthenkörbchen  an   der  Spitze. 

Bisher  war  die  Päonien-Form  bei  den  gross- 
blühenden Sorten  sehr  beliebt;  jetzt  ist  das  Stre- 
ben darauf  gerichtet,  die  Blüthchen  möglichst  breit 
zu  erhalten  (Broad-pctaled  Chrysanthemum).  Ent- 
weder sind  dann  diese  aucli  ziemlich  lang  und 
nach  der  Mitte  zu  gekrümmt,  oder  sie  erscheinen 
kurz  und  steif,  ähnlich,  wie  man  sie  jetzt  von  den 
Georginen  verlangt.  Die  erste,  welche  in  dieser 
Richtung  sich  entwickelte,  hatte  den  Namen  Du- 
pont  de  l'Eure  erhalten ;  nach  ihr  wird  nun  auch 
die  Gruppe  ebenso  genannt.  Zu  dieser  gehören 
eine  Reihe  von  Sorten,  wo  die  Blüthenkörbchen 
zweifarbig  sind.  Von  diesen  letztern  werden  durch 
Gardener's  Chronicle  (p.  1156  des  vorigen  Jahr- 
ganges) genannt:  Joshua  Dix:  gelb  in  der  Mitte 
und  purpurroth  gegen  den  Rand;  Saumarez:  braun- 
roth  vorn  und  goldgelb  auf  dem  Rücken;  Sir  G. 
Bowyer:  rosa-purpur  vorn,  weit  heller  auf  dem 
Rücken.  Einfarbig  sind:  Mrs.  Edward  Miles  feurig- 
gelb: Jardin  des  plantes  heller  als  die  vorige  Sorte; 
Lord  Clyde  im  tiefsten  Karmoisin.  Von  den  übri- 
gen Sorten  mit  breiten  Blüthchen  nennen  wir: 
Princess  of  Wales,  vielleicht  noch  schöner  als  die 
beliebte   Queen  of  England,  und  von  weisser  Farbe, 


16 


gegen  den  Rand  hin  aber  in  Rosa  übergehend; 
Prince  Alfred:  rosa-purpur,  auf  dem  Rücken  heller 
und  in's  Silberfarbige  scheinend;  Lady  Slade:  hell- 
rosa-lila;  General  Bainbrigge:  amberfarbig;  Jupiter: 
roth-brauu  mit  goldfarbigen  Puukteu;  Venus:  zart- 
lila. 

Von  den  Anemonen -blüthigen  empfehlen  wir 
unter  den  neuesten :  Empress  (die  Kaiserin) :  pfir- 
sichfarbig; St.  Margaret:  gelb;  Mrs  Pethers:  hell- 
lila-pfirsichfarben.  Unter  den  Pomponen  hat  end- 
lich vor  x\llem  die  Ranunkel-blüthige  Lizzy-Holmes 
allgemeinen  Beifall  erhalten;  diesen  verdient  aber 
ebenfalls:  Sanguineum  von  der  prächtigsten  blut- 
rothen  Farbe,  und  Sam  Slick:  rosa-amarant  mit 
bronzegelben  Spitzen. 


Astrapaea  Wallichii  Ker. 

Wir  haben  schon  oft  darauf  hiugewiesen,  dass 
wir  manche  ältere  Pflanze  jetzt  über  dem  vielen 
Neuen  vernachlässigen  und  dabei  Unrecht  thuu. 
Dem  Liebhaber  kann  es  doch  nicht  darauf  ankom- 
men, immer  nur  das  Neueste,  sondern  vielmehr 
stets,  wo  möglich,  das  Schönste  zu  haben.  Unter 
den  Pflanzen,  die  hier  im  botanischen  Garten  in 
Blüthe  stehen  und  bereits  seit  1820  in  Kultur  sind, 
machen  wir  auf  Astrapaea  Wallichii  Ker  auf- 
merksam. Es  ist  dieses  eine  baumartige  Malvacee 
mit  schönen  grossen  Blättern,  zwischen  denen  an 
dünnen  Stielen  die  kopfförmigen  Blüthenstände  her- 
imterhängeu.  Mau  kann  sich  in  der  That  nichts 
Schöneres  denken,  als  einen  solchen  Baum  mit  sei- 
nen ausgebreiteten  Aesteu  und  den  grossen,  mehre 
Zoll  im  Durchmesser  enthaltenden  Blüthenköpfen 
von  schöner,  rother  Farbe,  welche  letztere  zur  Zeit 
der  Entfaltung  noch  durch  die  goldgelben  Staub- 
beutel unterbrochen  wird.  Freilich  braucht  der 
Baum  Raum,  um  sich  entfalten  zu  können.  Da  er 
aber  einen  hübschen  Stamm  bildet  und  die  Krone 
nicht  zu  dicht  wächst,  so  können  unter  ihm  auch 
noch  andere  Pflanzen  stehen.  Am  besten  nimmt 
er  sich  wohl  in  freien  Grund  gepflanzt  aus,  wenn 
man  allerhand  durch  schönes  Grün  und  durch  Blü- 
thenflor  sich  auszeichnende  Pflanzen  ringsherum  an- 
bringt, so  dass  er  mit  diesen  eine  Gruppe  für  sich 
ausmacht.  Der  Baum  gehört  übrigens  in's  Warm- 
haus. 

Der  ältere  de  Caudolle  hat  unsere  Garten- 
pflanze unter  dem  Namen  Astrapaea  penduli- 
flora  unterschieden,  mit  Unrecht,    denn  sie  weicht 


von  der  auf  Madagaskar  wachsenden  Art  keines- 
wegs ab.  In  den  englischen  Gärten  kultivirte  man 
früher  auch  eine  Art  als  A.  tiliaefolia,  die  aber 
nirgends  beschrieben,  sondern  von  Sweet  nur  ge- 
nannt ist  und  wahrscheinlich  eben  so  wenig  spezi- 
fisch  unterschieden  werden   kann. 

Die  Pflanze  vermehrt  sich  übrigens  durch  Steck- 
linge, die  mau  im  Laufe  des  Sommers  macht,  sehr 
leicht.  Zu  beobachten  ist  dabei  jedoch ,  dass  man 
den  Sand,  in  dem  der  Steckling  steht,  so  wenig 
wie  möglich  begiesst,  weil  ^oust  die  Schnittfläche 
leicht  schwarz  wird. 


Durch  den  Ankauf  des  Bestandes  in  der  Han- 
delsgärtnerei von  J.  G.  Kluge  in  Sorau  durch 
Eduard  Seidel  in  Grünberg  geht  erstere  ein. 
Was  an  Obstgeliölzen  vorhanden,  wird  nach  zu- 
letzt genanntem  Orte  übergeführt,  dagegen  sollen 
die  übrigen  Bestände  an  Rosen,  Strauchzeug,  Blu- 
men u.  s.  w.  im  Frühjahr  zum  Verkauf  kommen. 
Liebhaber,  die  darauf  reflektiren ,  werden  ersucht, 
sich  direkt  deshalb  an  Eduard  Seidel  in  Grün- 
berg zu  wenden  und  die  sehr  billigen  Bedingungen 
entgegenzunehmen.  Auch  sind  einige  hundert  Ana- 
nas-Pflanzen, welche  im  nächsten  Sommer  Früchte 
bringen,  billig  zu  verkaufen. 


Wir  erlauben  uns  auf  die  Rosenkulturen  von 
C.  Coers  in  Lünen  (Prov.  Westphalen)  aufmerk- 
sam zu  machen.  Aus  der  reichen,  gegen  2000  Va- 
rietäten enthaltenden  Mutterpflanzen-Saunnlung  wird 
das  Vorzüglichste  und  Neueste  in  ausgedehnte- 
ster Weise,  hauptsächlich  auf  Hochstämmen,  ver- 
mehrt, deren  Schönheit,  Ausdauer  und  kräftiges 
Wachsthum  bereits  ihren  Ruf  gesichert  haben.  Ka- 
taloge' werden  auf  gefälliges  Verlangen  franco  ein- 
gesendet. 


Räiiclier-Apparate 

zur  Vertilgung  der  schädHchen  Lisekten  und  Blatt- 
läuse in  den  Treibhäusern  und  Beeten,  mit  Tabak 
und  Lisektenpulver  zu  räuchern,  die  grossen  zu 
ä^  Thlr,  die  kleineren  zu  2|  Thlr  pro  Stück,  sind 
wieder  vorräthig,  und  werden  auf  Bestellung  nach 
allen   Gegenden  verschickt,  von 

Klenipnermeister, 

Leipzigerstr.   1)2  in   Berlin. 


Verlag  von  Karl  Wlegaudt  in  Berlin, 

Kommaudanten-Ötrassc  No.  62, 


Druck  der  C.  Feist er'schen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zielen-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  zur  Beförderung  des  (lartenbaues  in  den  Köiii^I.  Prenssischen  Staaten 


für 


Ciärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

■  Redakteur : 
P*i-ofessoi"  I>r.  Karl  I-Üocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.3. 


Berlin,   den   23.   Januar 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,    als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 


Illoalt;  lieber  Rittcrsteruc  odtr  Hippeastrum,  insbesondere  über  H.  Hcuseriauum  Karst,  und  procerum  Duch.  —  Ueber  Düngung 
mit  Meersalz.  Von  Hob  itz- Vater,  Mitglied  im  Couseil  des  Ärrondissement  von  Lyon.  Nebst  einer  Bemerkung  des 
Dr.  Filly.  — ■  Ankündigung  einer  Gärtner- Lehranstalt  in  Kütheu  (Herzogtbum  Anhalt)  in  der  Kunst-  und  Handels- 
gärtnerei von  G.  Goschke.  —  Karl  Bor  eher. s'  Anleitung  zur  Vervollkommnung  des  Obstljaues  im  nördlichen  und 
mittleren   Deutseliland. 

Sonntag,  den  31.  Januar  1864,  mittags  ^13  ihr,  iinilet  im  Englischen  Hanse  (Iflolirenstrasse  INo.  49)  eine  Versammlung 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  statt,  wozu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


üobci- 

Rittersterne  oder  Hippeastruin, 

insbesondere  über 

H.  Heuserianum  Karst,  und  procerum  Duch. 

Zu  Eude  des  vorigen  Jahres  blühten  in  einem 
der  Gewächshäuser  des  Geh.  Oberhofbuchdruckers 
V.  Decker  in  Berhn  in  reichlicher  Menge  Zwie- 
beln einer  Ritterstern -Art,  welche  direkt  aus  Bra- 
silien eingeführt  waren.  Schon  ein  Jahr  früher 
wurde  vom  Obergärtner  daselbst,  Reinecke,  die 
erste  blühende  Pflanze  in  der  Januar -Sitzung  des 
Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  ausge- 
stellt. Professor  Karsten,  der  bekannte  columbi- 
sche  Reisende,  hat  diese  einer  näheren  Prüfung 
unterworfen  und  in  ihr  den  Typus  einer  neuen 
Art,  der  er  den  Namen  ihres  Entdeckers  gab  und 
daher  Hippeastrum  Heuserianum  nannte,  ge- 
funden. 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  die  erste  blühende 
Pflanze  des  vorigen  Winters,  so  schön  sie  auch 
war,  doch  keineswegs  in  einer  solchen  Vollkom- 
menheit sich  entwickelt  hatte,  als  es  bei  den  mei- 
sten Exemplaren,  welche  am  Ende  des  vorigen  Jah- 
res zur  Blüthe  gekommen,  der  Fall  war.  Der  mehr 
glockenförmige  Bau  der  grösseren  Blume  und  auch 
das  Feuer    der    rothen  Farbe  sprachen  zu   Gunsten 


der  letzteren.  Durch  die  Einführung  der  Pflanze 
hat  imsere  Blumenflor  einen  erfreulichen  Zuwachs 
erhalten. 

Ein  noch  interessanterer  Ritterstern,  der  in  der 
neuesten  Zeit  eingeführt  wurde,  ist  Hippeastrum 
procerum.  Die  Farbe  der  Blume  und  das  eigent- 
liche Wachsthum  der  ganzen  Pflanze  ist  so  abwei- 
chend von  den  übrigen  Arten  dieses  Geschlechtes, 
dass  H.  procerum  gewiss  die  Aufmerksamkeit  der 
Liebhaber  nicht  weniger,  als  der  Botaniker  in  An- 
spruch zu  nehmen  berufen  ist.  Mau  denke  sich 
einen  Ritterstern  oder  eine  Auiaryllis,  ähnlich  den 
Musa- Arten,  durch  Ineinanderschliessen  der  verlän- 
gerten Blattscheiden,  einen  Schein -Stamm  von  2|- 
Fuss  Höhe  bildend,  dazu  nun  ein  fusshoher  Schaft 
mit  4 — 12  schönen  grossen  Blüthen  von  zartem 
Lila,  und  man  wird  eingestehen,  dass  wir  bis  jetzt 
noch  nichts  Aebnliches  in  unseren  Gewächshäusern 
haben.  Wir  besitzen  nur  einige  Crinum's,  welche 
ebenfalls  einen  solchen  Schein-Stamm,  aber  keines- 
wegs von  solcher  Höhe,  bilden,  aber  am  Ende  des 
Schaftes  weisse  oder  röthliche  Blüthen  tragen.  Wir 
begreifen  es,  dass  der  Entdecker  dieser  schönen  und 
zugleich  mteressanten  Pflanze  diese  zu  Ehren  der 
Kaiserin  von  Brasilien:  Amaryllis  Imp^ratrice 
de  Brasil  nannte,  während  Duchartre  ihr  An- 
fangs den  Namen  Amaryllis  gigantea,  den  aber 
schon  eine  andere  Art  besitzt,  gab. 


18 


Die  Einführung  des  H.  Heuserianum  ii.  pro- 
cerum  soll  uns  Gelegenheit  geben,  über  die  Rit- 
tersterne oder  Hippeastriim-Arten  (Aniaiyllis, 
wie  man  sie  im  gewöhnlichen  Leben  nennt)  über- 
Jaaupt  ^u  sprechen  und  durch  eine  geschichtliche 
jimd  botanische  Auseinandersetzung  noch  mehr  In- 
teresse für  diese  schönen  Blumen  zu   erwecken. 

H  i  p  p  e  a  s  t  r  u  m ,  wörtlich  aus  dem  Griechischen 
übersetzt  „Ritterstern",  ist  ein  erst  im  Jahre  1821 
von  dem  bekannten  Amaryllldeenkenner  Herbert 
aus  Arten  der  Linu^' sehen  Amaryllis  gebildetes 
Genus.  Ursache  zur  Benennung  gab  die  im  Grunde 
der  meist  rothea  Blume  befindliche  Zeichnung  von 
in  der  Regel  gelbhch-grüner  Farbe,  welche  erstere 
mit  einem  Rittersterne  verglichen  wurde.  Schon 
Alton  (^der  Vater)  in  Kew  hatte  im  Jahre  1789 
eine  dazugehörige  Art  Amaryllis  equestris  ge- 
nannt, ein  Umstand,  der  zunächst  Veranlassung  zur 
Herbert 'sehen  Benennung  Hippeastrum  gege- 
ben  haben   mag. 

Das  Genus  Amaryllis,  wie  es  Linne  bereits 
schon  im  Jahre  1735  in  seiner  ersten  Ausgabe  des 
Systema  naturae  aufgestellt  und  später  näher  be- 
zeichnet hatte,  enthält  eine  Reihe  verschiedenarti- 
ger Lilien  mit  unterständigem  Fruchtknoten  (Ama- 
ryllideae),  von  denen  einige,  wie  A.  sarniensis, 
der  von  ihm  gegebenen  Diagnose  geradezu  wider- 
sprechen. Der  Botaniker  und  Pflanzen -Liebhaber 
Herbert,  welcher  mit  grosser  Liebe  und  behufs 
wissenschaftlicher  Untersuchungen  alle  Arten  ihm 
zugänglicher  Amaryllideen  kultivirte,  hatte  deshalb 
sehr  recht,  wenn  er  aus  dem  alten  Genus  Ama- 
ryllis nicht  weniger  als    10   Genera  bildete. 

Duchartre  glaubt,  dass  die  Trennung  des 
Linnc^'schen  Geschlechtes  Amaryllis,  wie  es  Her- 
bert angibt,  nicht  gerechtfertigt  sei  und  dass  mau 
daher  besser  tbäte,  dasselbe  in  der  Linn^'schen 
Ausdehnung  zu  geben.  Dann  müssten  aber  noch 
eine  ganze  Reihe  anderer  Genera  damit  vereinigt 
werden,  die  in  allen  Charakteren  viel  mehr  mit  A. 
Belladonna  und  anderen  übereinstimmen,  als  z.  B. 
Amaryllis  sarniensis  und  formosissima.  Wäre  das 
Merkmal  in  Betreff  des  hohlen  Stengels  allein  vor- 
handeu,  so  würden  wir  auch  weniger  Gewicht  da- 
rauf legen,  so  hängt  es  aber  genau  mit  der  Be- 
schaffenheit des  Samens  zusammen.  Dass  Herbert 
im  Allgemeinen  zu  viel  Genera  gebildet  hat,  damit 
stimmen  wir  vollständig  mit  Duchartre  überein. 

Derselbe  gelehrte  Redakteur  des  Journals  der 
Pariser  Gartenbau-Gesellschaft  glaubt  die  Amaryllis 
in  2  Gruppen  bringen  zu  können,  je  nachdem  der 
Blüthenschaft  an  der  Seite  oder  aus  der  Mitte  her- 
vorkommt. So  viel  wir  dergleichen  Pflanzen  unter- 
sucht haben,  ist  der  Blüthenstand  stets  seitenstän- 
dig;  wir  möchten  behaupten,  dass  es  nicht  nur  hier. 


sondern  überhaupt  bei  allen  Amaryllideen  der  Fall 
ist.  Bei  Zwiebelpflanzen  kommt  nur  dann  ein  ter- 
minaler Blüthenstand  hervor,  wenn  die  Zwiebel  zer- 
lallt, wie  bei  Tulpen  u.  s.  \v.  Wohl  kann  es  aber 
j  der  Fall  sein,  dass  der  Schaft  aus  dem  Winkel 
'  eines  obersten  Blattes ,  wie  bei  den  H^yaeinthen, 
herauskommt  und  die  Spitze  der  Achse  eine  Knospe 
trägt,  die  so  lange  ruht,  als  die  Pflanze  blüht  und 
Samen  trägt.  Dann  erst  wird  der  Blüthenstand 
abgeworfen  und  die  Endknospe  wächst  weiter.  Nä- 
heres darüber  findet  man  in  unserer  Abhandlung 
über  Lilienpflanzen  und  Zwiebelbildung  in  der  Lin- 
naea   (22.  Band,  S.  213,  tab.   2). 

Was  nun  wiederum  den  Namen  Amaryllis 
anbelangt,  so  bezeichnet  er  bekanntlich  ursprüng- 
lich bei  den  Griechen  eine  schöne  Nymphe.  Die 
Griechen  liebten  es,  schöne  Blumen  durch  Ver- 
wandlung schöner  I\[enschen  entstehen  zu  lassen. 
So  wurden  die  schönen  Jünglinge  Adonis,  Narcis- 
sus  und  Hyacinthus  in  Blumen  verwandelt.  Linn^ 
trug  bekanntlich  die  Namen  von  mythologischen 
Personen  ebenfalls  gern  in  die  Pflanzenwelt  über, 
denn  ausser  Amaryllis  sind  von  ihm  und  später 
auch  von  Anderen  deren  noch  eine  ganze  Reihe 
in  der  systematischen  Botanik  eingeführt  worden. 
Linn^'s  Lehrer  und  Vorgänger,  Tournefort,  ge- 
brauchte anstatt  Amaryllis  die  Bezeichnung  Li- 
lionarcissus,  um  damit  auszudrücken,  dass  die 
Blume  die  Form  einer  Lilie  habe,  der  Fruchtkno- 
ten aber,  wie  bei   Narcissus,  unterständig  sei. 

Zur  Bezeichnung  aller  Lilien  mit  6  Staubge- 
fässen  vmd  unterständigem  Fruchtknoten,  also  der 
ganzen  Familie,  hat  Robert  Brown  (im  Jahre 
1810)  zuerst  sich  der  Benennung  Amaryllideae 
bedient.  Jussieu  führt  sie  dagegen  unter  seinen 
Narcissi  auf. 

Die  Amaryllideen  bilden  4  ziendich  natürliche 
Gruppen,  von  denen  die  mit  beblättertem  Stengel, 
die  Alströmerien  nebst  den  Verwandten,  im  äus- 
seren Erscheinen  sich  weit  mehr  den  echten  Lilien 
anschliessen.  Die  allermeisten  von  ihnen  besitzen 
knollige  Wurzelgebilde,  anstatt  der  Zwiebeln.  Die 
3  anderen  Gruppen  (die  Agaveen  und  Verwandte 
schliessen  wir  aus)  haben  nur  wurzelständige  Blät- 
ter, zwischen  denen  der  ein-  und  mehrblüthige,  so 
wie  blattlose  Stengel  (Schaft)  in  der  Regel  hervor- 
kommt. Diese  Blätter  sind  meist  etwas  fleischig, 
oft  riemen-  oder  linienförmig  und  dann  (ausser  der 
Spitze)  ziemlich  gleich-breit,  oder  sie  verschmälern 
sich  nach  beiden  Enden,  bisweilen  sogar  einen  deut- 
lichen Stiel  bildend.  In  der  Regel  zeichnen  sich 
die  Arten  eines  und  desselben  Geschlechtes  durch 
eine  bestimmte  Form  der  Blätter  aus.  So  findet 
man  bei  den  Arten  der  Genera  Phaedranassa,  Eu- 
charis,    Eucrosia,    Callipsyche,    Griffinia,    Pentlandia, 


19 


Leperiza,  CoUauia,  Eurycles  und  Calliphuria  nur  ge- 
stielte Blätter,  bei  Hymenocallis  aber  gestielte  und 
ungesticlte,  bei  allen  übrigen  endlich  nur  unge- 
stielte. Sehr  viele  Amaryllideen,  besonders  die  ka- 
pischen, ruhen  eine  Zeit  lang,  d.  h.  gärtnerisch  aus- 
gedrückt, sie  ziehen  ein  und  müssen  in  der  Zeit 
trocken  erhalten  werden.  Ein  Theil,  besonders  der 
brasilianischeu,  welche  an  feuchten  Stellen  in  Ur- 
wäldern wachsen,  haben  aber  keine  unterbrochene 
Vegetation. 

Die  Amaryllideen  besitzen  meist  grosse,  schöne 
Blumen,  deren  6  Blätter  mehr  oder  weniger  ver- 
wachsen sind.  Nur  wenige,  wie  unsere  Schnee- 
glöckchen und  Märzenblumen,  so  wie  die  Arten  der 
Geschlechter  Nerine  und  Sprekelia,  zeichnen  sich 
dagegen  durch  eine  6 -blättrige  Blume  aus.  Hier 
stehen  auch  die  Staubgefässe  auf  dem  Fruchtkno- 
ten, welche  sonst  den  Blumen- Abschnitten  ange- 
wachsen erscheinen.  Bisweilen  sind  die  Staubfäden 
durch  eine  Haut  mit  einander  verbunden  und  bil- 
den innerhalb  der  Blume,  wie  l)ei  den  Paucratien, 
einen  Kranz  (Corona),  oder  dieser  ist,  wie  bei  den 
Narcisseu,  unabhängig  davon  vorhanden.  Die  Frucht 
ist  eine  in  den  allermeisten  Fällen  aufspringende 
Kapsel,  sehr  selten  eine  Beere.  Die  Samen  bilden 
in  jedem  der  3  Fächer  2  Reihen  und  sind  entwe- 
der in  sehr  grossen  Mengen  und  breitgedrückt  vor- 
handen, oder  mehr  oder  weniger  rundlich,  eiförmig 
und  eckig,  endlich  bald  mehr  fleischig,  bald  mehr 
mehlig. 

Diese  3  Gruppen  lassen  sich  auch  einigermassen 
pflanzen-geographlsch  festhalten  und  tragen  deshalb 
um  so   mehr  das   Gepräge  der  Natürlichkeit. 

1.  Die  Narcisseen  sind  nur  auf  die  Alte 
Welt  und  zwar  hauptsächlich  auf  Europa,  Nord- 
Afrika  und  den  Orient  beschränkt.  Obwohl  die  Blü- 
then  meist  eine  geringere  Grösse  haben,  so  sind  doch 
fast  alle  hierher  gehörigen  Arten  bei  uns  beliebte 
Pflanzen,  die  im  Freien  aushalten.  Fast  ohne  Aus- 
nahme haben  die  Blätter  der  Narcisseen  eine  schmale, 
linienförmige  Gestalt  und  sind  etwas  fleischig.  Die 
Blüthen  sind  glockenförmig  oder  bei  dem  Vorhan- 
densein eines  Kranzes  mehr  oder  weniger  flach  und 
haben  meist  hohle  Schafte.  Die  weisse  und  gelbe 
Farbe  herrscht  bei  ihnen  vor.  Die  in  grösserer 
Anzahl  vorhandenen,  nicht  breitgedrückten  Samen 
sind  mehlig. 

2.  Die  Hippeastreen  kommeil  im  tropischen 
Amerika,  hauptsächlich  -in  Brasilien,  und  in  Süd- 
Afrika  vor.  Ihr  Blüthenstengel  ist  ohne  Ausnahme 
hohl,  während  bei  der  Blume  die  rotlie  Farbe  vor- 
herrscht. Zahlreiche,  mehr  oder  weniger  oft  sehr 
flach  zusammengedrückte  Samen  werden  von  der 
Kapsel  eingeschlossen. 

3.  Die  Crineen  wachsen  In  beiden  Hemisphä- 


ren, zum  geringen  Theil  in  Ostasien,  Ostindien  imd 
Neuholland,  wo  die  Amaryllideen  sonst  weniger  ver- 
treten sind,  in  grösster  Zahl  aber  in  Südafrika  und 
dem  tropischen  Amerika.  Sie  haben  sämratlich  einen 
festen  (nicht  hohlen)  Stengel  und  bei  den  grossen 
Blüthen  herrscht  die  weisse  und,  aber  weniger,  die 
rothe  Farbe  vor.  Bei  einer  grossen  Anzahl  von ,, 
Arten  sind  die  Staubfäden  durch  eine  Haut  verbun- 
den (Pancratieen) ;  alle  haben  nicht  zusammenge- 
drückte, bisweilen  fleischige  Samen  (Crineen  Im 
letzteren  Falle). 

Auch  die  Amaryllideen  geben  ein  Beispiel,  wie 
sehr  die  Kenntuiss  der  Pflanzen  überhaupt  seit 
Linn^'s  Zeit  zugenommen.  In  dem  Codex  Lln- 
naeanus  werden  acht  Genera  mit  47  Arten  aufge- 
führt. Während  jetzt  die  Zahl  der  ersteren  64  ist, 
von  denen  freilich  manclie  kaum  beibehalten  werden 
dürften,  beträgt  die  Zahl  der  letzteren  hingegen 
nahe  700.  Von  diesen  möchte  jedoch  ein  grosser 
Theil   ebenfalls  nur  Abarten  darstellen. 

Wir  kommen  speziell  zu  Hippeastrum.  Von 
den  jetzt  bekannten  24  Arten  dieses  Genus  kannte 
Linne  nur  das  H.  Regln ae,  was  er  noch  als 
eine  Amaryllls  betrachtet.  Als  solche  finden  wir, 
wie  oben  bereits  angedeutet,  die  verschiedensten 
Pflanzen.  Man  hat  Arten  der  Linue'schen  Ama- 
ryllls unter  den  Narcisseen,  wie  unter  den  Hippea- 
streen  und   Crineen. 

Das  Genus  Hippeastrum  oder  Rittersteru  ge- 
hört in  die  Abtheilung  der  Hippeastreen ,  deren 
grosse,  schief-  (nicht  aufrecht)  abstehende  und  etwas 
unregelmässige  Blüthen  zu  2  und  mehr  am  Ende 
des  Schaftes  befindlich  sind  und  bei  meist  kurzer 
Röhre  eine  anfangs  trichterförmige  Gestalt  besitzen. 
Im  Grunde  der  meist  rothen  Blume  und  zwar  im 
Innern  zeigt  sich  eine  andere  Färbung  in  der  be- 
reits erwähnten  Form  eines  Rittersternes;  nach  dem 
obern  Ende  der  Abschnitte  ist  ausserdem  aber,  un- 
abhängig von  den  Staubfäden,  oft  noch  ein  aus 
kurzen  und  oft  gewimperten  Schüppchen  bestehen- 
der Ring  oder  ein  aus  6  kleinen  und  fleischigen 
Blättchen  bestehender  Kranz  (Corona)  vorhanden. 
Die  Staubfäden  selbst  stehen  mit  dem  Griflel  nicht 
grade  empor,  sondern  liegen  dem  untersten  In  der 
Regel  schmälern  Blumen -Abschnitte  auf.  Im  ober- 
sten  Thelle  wiederum   aufsteigend. 

1.  H.  solandrifollum  Herb.  Dieser  Ritter- 
stern Ist  leicht  an  der  sehr  langen  trichterförmigen 
und  ziemlich  regelmässigen  Blume  von  grünlich- 
gelblicher Farbe  zu  erkennen.  Diese  besitzt  eine 
gewisse  Aehnlichkeit  mit  denjenigen  von  japanesischen 
Lilien.  Streifen,  wenn  solche  vorhanden,  befinden 
sich  auf  der  Aussenseite.  In  der  Regel  trägt  der 
Schaft  3  und  4  Blüthen,  welche  nach  abwärts  ge- 
neigt sind. 

3* 


20 


Eingeführt  wurde  sie  im  Jahre  1820.  Vater- 
land sind  Brasilien   und  die   Guiana. 

2.  H.  vi  t  tat  um  Herb.  (Amaryllis  vittata  l'Her.) 
Die  ursprüngliche  Art  wird  als  sehr  wohlriechend 
geschildert  und  zeichnet  sich  ausserdem  durch  eine 
weisse  Blume  aus,  von  der  jeder  Abschnitt  gekräu- 
selt und  von  2  rosafarbigen  oder  rothen  Längs- 
streifen durchzogen  erscheint.  Abweichend  von  den 
übrigen  Ritterstern- Arten  ist  auch,  dass  nur  die 
inneren  Abschnitte  zu  einer  offenen,  d.  h.  nicht  durch 
Schüppchen  oder  Blättchen  geschlossenen  Röhre  ver- 
wachsen sind,  die  äusseren  aber  von  den  Rändern 
bis  au  die  Basis  frei  erscheinen;  nichts  desto  weni- 
ger legen  sich  diese  mit  den  inneren  zu  einer  ziem- 
lich langen  Röhre  zusammen.  Der  Schaft  trägt  in 
der  Regel   3   und   4   Blüthen. 

Eingeführt  wurde  die  Art  schon  im  Jahre  17G9 
und  zwar,  wie  es  scheint,  von  Südafrika  aus,  wohin 
sie  wohl  erst  von  Brasilien  gebracht  wurde.  Ob- 
wohl das  tropische  Amerika  das  eigentliche  Vater- 
land ist  und  die  Pflanze  auch  dort  in  wildem  Zu- 
stande beobachtet  wurde,  glaubte  man  docli  lange 
Zeit,  dass  H.  vittatum  auch  in  Südafrika  vorkomme 
und  kultivirte  sie  deshalb  im  Kalthause.  Sie  ist 
es,  welche  mit  H.  Regln ae  schon  im  vorigen  Jahr- 
hunderte sehr  beliebt,  auch  deshalb  in  den  Gärten 
ziemlich  verbreitet  war  und  von  der  man  eine  Reihe 
von  Blendlingen  erzog.  Diese  Liebhaberei  hat  sich 
bis  in  die  neueste  Zeit  erhalten.  Die  Blendlinge 
werden  wir  bei  den  Arten,  mit  denen  sie  gezüch- 
tet wurden,  erwähnen,  wollen  jedoch  hier  wenig- 
stens derjenigen  gedenken,  welche  mit  dem  bereits 
erwähnten  H.   solandrifolium  gezüchtet  wurden. 

3.  H.  Rcginae  Herb.  Gleicht  im  äusseren 
Ansehen  allerdings  dem  H.  vittatum,  welches  nach 
der  Ansicht  Goven's  und  anderer  Engländer  auch 
nur  eine  konstant  gewordene  Abart  sein  soll,  was 
doch  schliesslich  zu  bezweifeln  wäre.  Sie  ist  schon 
sehr  lange  in  Kultur  und  soll  bereits  im  Jahre  1728 
in  dem  Garten  des  Engländers  Fairchild  geblüht 
haben.  Die  Blume  gefiel  damals  so  allgemein,  dass 
der  Botaniker  James  Douglas,  dem  wir  auch 
eine  kleine  Schrift  über  die  Guernsey-Lilie  (Nerine 
sarniensis)  verdanken,  eine  Brochure  darüber  schrieb 
und  die  Pflanze  Lilium  Reginae  nannte.  Dieses 
bestimmte  auch  Linn^,  sie  als  Amaryllis  Re- 
ginae  zu   bezeichnen. 

Der  meist  nur  2blüthige  Schaft  ist  kurz  und 
hat  kaum  die  Länge  der  mehr  aufreclit  abstehen- 
den Blätter.  Es  ist  dieses  ein  Merkmal,  woran  sie 
leicht  zu  erkennen  ist.  In  der  Regel  sind  nur  2 
Blüthen  vorhanden,  die  weniger  nach  abwärts  ge- 
richtet sind,  sondern  mehr  horizontal  stehen,  so  dass 
man  ihr  gegenüber  in  die  Oeflnung  sehen  kann. 
Da   mau    dieses    gärtnerisch    verlangt,   so  wurde  sie 


auch  hauptsächlich  zu  Züchtungen  neuer  Formen 
benutzt.  Die  Farbe  der  kurz  trichterförmigen 
Blume  ist  ein  schönes  Roth,  was  durch  einen  grün- 
lich-weissen  Stern  im  Schlünde  unterbrochen  wird. 
Die  Blumenröhre  ist  sehr  kurz  und  wird  durch 
einen   gewimperten   Kranz  geschlossen. 

Seit  dem  vorigen  Jahrhunderte  schon  hat  man 
mit  H.  Reginae  sowohl,  als  auch  mit  H.  vittatum, 
Aussaat-Versuche  gemacht  und  damit  eine  ganze 
Reihe  schöner  Formen  erzielt.  Nicht  weniger  sind. 
Kreuzungen  mit  beiden  Arten  angestellt.  Der  äl- 
teste Blendling  ist  von  einem  LThrentabrikanten  in 
Prescot  bei  Liverpool,  Johnson  mit  Namen,  erzo- 
gen. Die  Geschichte  seiner  Entstehung  ist  etwas 
unklar.  Nach  Shepherd  (im  Anfange  dieses  Jahr- 
hunderts Kurator  der  Universität  in  Liverpool)  hat 
Johnson  im  Jahre  1798  die  Narbe  eines  Hippea- 
strum vittatum  mit  dem  Blumenstaub  der  Sprekelia 
(Amaryllis)  formosissima  befruchtet.  Von  den  dar- 
aus hervorgegangenen  Pflanzen  erhielten  ein  gewis- 
ser Shepherd  (der  Kurator?)  in  der  Nähe  von 
Liverpool  und  die  bekannte  Handelsgärtnerei  Lee 
in  Hammersmith  einige  Exemplare,  pjins  von  die- 
sen blühte  1802  bei  ersterem,  der  weitere  Züch- 
tungs -Versuche  mit  der  Pflanze  und  mit  H.  vitta- 
tum, so  wie  mit  H.  Reginae,  anstellte  und  auch 
Resultate  erhielt.  Alle  die  daraus  hervorgegangenen 
Pflanzen  kamen  später  als  A.  Johnsoni  in  den 
Handel  und  zeichneten  sich  dadurch  aus,  dass  je- 
der Abschnitt  der  rothen  Blume  in  der  Mitte  mit 
einem  weissen   Streifen   versehen   war. 

Später  bezweifelte  man  die  Blendlings- Natur 
der  Amaryllis  Johnsoni,  da  vollkommen  ähnliche 
Pflanzen  direkt  aus  Brasilien  bezogen  wurden  mid 
auch  unter  dem  Namen  A.  brasiliensis  in  den 
Handel  kamen  (s.  Red.  Lil.  tab.  469).  In  der  2. 
Häli"te  des  2.  Jahrzehntes  wurden  besonders  von 
Engländern,  von  denen  wir  den  bekannten  Amaryl- 
lideenkenner  Herbert  in  Spoftorth,  Sir  Jam.  Rob. 
Goven  in  Highclere  und  Colvill  in  Kingsroad  bei 
London  nennen,  neue  Züchtungs- Versuche  mit  H. 
vittata  und  Reginae  angestellt,  welche  ziemlich 
gleiche  Resultate  hervorriefen,  so  dass  kein  Zweifel 
mehr  an  der  Entstehung  der  A.  Johnsoni  sein  kann 
(s.  Transact.  of  the  hortic.  soc.  T.  IV,  p.  498).  Auch 
in  Italien  hat  schon  1817  Baron  Melazzo  in  Palermo 
dergleichen  Versuche  auf  gleiche  Weise  angestellt  und 
seine  Resultate  bekannt  gemacht  (Giorn.  d.  sc.  litt, 
et  art.  d.  Sic.  No.  24).  Eine  ausgezeichnete  Form 
wurde  zu  Ehren  Gravina's,  Fürsten  von  Lascaro, 
Amaryllis  Gravinae  genannt.  Diese  Form  be- 
sitzt ebenfalls  rothe  Blumen,  aber  die  einzelnen  Ab- 
schnitte von  einer  ziemlich  breiten  weissen  Binde 
durchzogen.  Die  schönste  Form,  welche  Sir  Go- 
ven  in   England   erzog,    wurde    dagegen    zu   Ehren 


21 


eines  andern  Blumenfreundes,  des  Lords  Carnar- 
von,  Carnarvoni  (bei  de  Candolle:  A.  Car- 
narvonia  in  pl.  rar.  du  jard.  de  Gen.  t.  9)  ge- 
nannt, Loddiges  bildete  sie  auch  als  Amaryllis 
spectabilis  ab  (bot.  Gab.  t.  159j.  Aber  auch  mit 
diesem  Blendlinge,  also  mit  der  A.  Johnson!,  und  mit 
vittata,  wurden  Kreuzungen  angestellt,  welche  von 
Herbert  als  A.  in  versa  und  veuosa  bezeichnet 
wurden.  Ueberhaupt  ist  A.  Johnsoni,  wie  wir  spä- 
ter noch  mehrmals  sehen  werden,  benutzt,  um  auch 
mit  noch   anderen  Arten  Kreuzungen  anzustellen. 

In  der  neueren  Zeit  finden  sich  sogar  Formen 
vor,  wo  die  weisse  Blume,  wie  bei  dem  echten  H. 
vittatum,  auf  jedem  Abschnitte  2  rothe  Liingsstrei- 
fen  besitzt,  aber  hinsichtlich  der  kurzen  Röhre  und 
überhaupt  des  ganzen  Baues  vielmehr  mit  H.  Re- 
ginae  übereinstimmt.  Auch  fehlt  der  Geruch  ganz 
und  gar  und  ebenso  ist  der  t^chlund  der  Blumen- 
röhre geschlossen.  Wir  sind  deshalb  geneigt,  diese 
Form,  trotz  der  Farbe,  doch  mehr  zu  H.  Reginae, 
als  zu  H.  vittatum   gehörend   zu   betrachten. 

4.  H.  ambiguum  Herb.  (Amaryllis  ambigua 
Sweet).  Eine  ganz  eigenthümliche  Art,  welche 
auch  zu  einer  ungewöhnlichen  Zeit,  näiuhch  im 
Spätherbste  blüht,  und  nicht  ordentlich  einzieht.  Be- 
kanntlich ist  das  Erstere  auch  mit  H.  aulicum  der 
Fall.  Der  Schaft  trägt  mehre  Blüthen,  welche 
keineswegs  wie  bei  H.  vittatum,  mit  dem  die 
Pflanze  sonst  aber  am  Meisten  übereinstimmt,  über- 
hängen und  mit  der  Oeflnung  der  Blume  nach  unten 
sehen.  Die  weisse  Blume  ist  ziemlich  lang  und 
jeder  Abschnitt  durch  2  rothe  Längsstreifen  ge- 
zeichnet. Die  Oeflfnung  der  kurzen  Röhre  wird 
durch  Wimperblättchen  geschlossen.  Vaterland  sind 
Brasilien  und  Peru ,  in  sofern  die  aus  Brasilien 
stammende  Pflanze  nicht  vielmehr  zu  H.  vittatum 
gehört.  Im  botanischen  Garten  zu  Berlin  hat 
man  Kreuzungsversuche  mit  H.  aulicum  gemacht, 
welche  günstige  Resultate  gegeben    haben. 

ö.  H.  breviflorum  Herb.  (Amarylhs  brevi- 
flora  Sweet).  Viele  (bis  6)  weisse  Blüthen  stehen 
ziendich  aufrecht  oder  doch  wenigstens  nicht  übei-- 
hängend  auf  dem  langen  Schafte  und  zeichnen  sich 
durch  einen  gelben  Mittelstreifen  aus,  dem  zur  Seite 
und  ziemlich  parallel  mehr  oder  weniger  zusammen- 
geflossene rothe  Linien  sich  hinziehen.  Am  Ende 
der  kurzen  Röhre  befindet  sieh  ein  Kranz  gewim- 
perter  Blättchen.  Vaterland  ist  Buenos  Ayres,  wo- 
her die  Pflanze  im  Jahre  1836  eingeführt  wurde. 
Leider  scheint  die  sehr  hübsche  Art  sich  nicht 
mehr  in  den  Gärten  vorzufinden;  wir  haben  sie 
wenigstens   nicht  lebend   gesehen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Ueber  Düngung  mit  Meersalz. 

Von  H  0  I.)  i  t  z- Viiter,   Mitglied  im  Coii.seil  des  Arrondi.ssement 
von  Lyon.  ^ 

Nebst  einer  Bemerkung  des  Dr.  Filly. 

Ich  habe  den  Artikel  in  der  10.  Nummer  vom 
7.  März  1863  Ihrer  schätzbaren  Wochenschrift  ge- 
lesen, worin  Sie  in  Ihrer  Horticultur- Gesellschaft 
eine  Notiz,  die  Benutzung  des  Meersalzes  als  Dün- 
gung betreflend,  mittheilen.  Ich  sage  Ihnen  für 
diese  Aufmerksamkeit  meinen  besten  Dank,  glaube 
aber  im  Interesse  der  Sache  Sie  freundlichst  ersu- 
chen zu  dürfen,  noch  einige  Ergänzungen  hinzuzu- 
fügen, damit  die  etwa  angestellten  Versuche  nicht 
grade  das  Gegentheil  von  dem  thun,  was  eigentlich 
bezweckt  werden   soll. 

Pjs  sind  bereits  5  Jahre  verflossen,  als  ich  die 
ersten  Versuche  über  die  Wirkung  des  Salzes  als 
Düngung  auf  meiner  Besitzung  anstellte.  Da  diese 
sehr  günstig  ausfielen,  entschloss  ich  mich,  solche 
in  unserer  Hortikultur  -  Gesellschaft  zur  weiteren 
Kenntniss  zu  bringen,  und  wurden  dieselben  auch 
in  dem  Bulletin  derselben  vom  Jahre  1861  (p.  129) 
veröff'entlicht.  Seitdem  habe  ich  meine  Versuche 
weiter  fortgesetzt  und  stets  befriedigende  Resultate 
erhalten. 

Es  ist  wohl  ziemlich  allgemein  anerkannt,  dass 
der  Stallmist  immer  die  beste  Düngung  für  jede 
Art  von  Boden  ist  und  bleibt;  doch  ist  auch  hier 
wiederum  nicht  aller  Stallmist  in  der  Wirkung 
gleich.  Es  herrscht  z.  B.  ein  grosser  Unterschied 
zwischen  der  Wirkung  von  Kuh-  oder  Rindermist 
und  zwischen  der  von  Pferdemist;  der  erste  passt 
sehr  gut  für  leichten,  sandigen,  auch  warmen  Bo- 
den, letzterer  hingegen  ist  mehr  für  thonigen  oder 
kalten  Boden  geeignet.  Doch  darüber  brauche  ich 
nichts  zu  sagen;  es  ist  das  A-B-C  des  ganzen  Feld- 
baues, besonders  in  Deutschland  und  in  England, 
wo  man  im  Allgemeinen  bereits  weiter  vorwärts 
gekommen  ist,  als  bei  uns.  Doch  darf  man  auch 
niclit  andere  Düngungsmittel  verwerfen,  zumal  einige 
derselben  bisweilen  selbst  einen  Vorzug  haben  kön- 
nen. So  hat  der  Stallmist  z.  B.  für  entfernte  Aecker 
wegen  des  Transportes  seine  Schwierigkeiten. 

Dasselbe  gilt  von  den  Aeckern  im  Gebirge. 
Wo  schlechte  Wege  sind,  kann  der  Mist  nur  schwer 
hingefahren  werden.  Hier  möchte  ich  Salz,  und 
zwar  das  wohlfeilere  ^feersalz,  in  Anwendung  ge- 
bracht haben,  weil  es  nur  in  sehr  massiger  Quan- 
tität angewendet  und  daher  leicht  auf  den  oft  un- 
ebenen Aeckern  ausgestreut  werden  kann.  Aber 
auch  in  Ebenen  ist  das  Salz  bisweilen  von  Vor- 
theil.  Grade  deshalb,  weil  ich  die  Ueberzeugung 
habe,  dass  es  auf  dem  Sandboden  Berlin's  und  des 
ganzen     nordöstlichen    Preussens    Anwendung    ver- 


22 


dient,  habe  ich  mir  erlaubt,  diese  Zeilen  an  Sie 
zu  richten.  Der  Preis  des  Meersalzes,  welches  bei 
uns  von  6\  bis  7  Franc  (1  Thlr  15  bis  26  Sgr.) 
für  1  Zoll- Centner  oder  50  Kilo  kostet,  möchte 
bei  ihnen  kaum  höher  sein. 

Um  gleich  die  Fälle  anzudeuten,  wo  niemals 
das  Meersalz  als  Düngung  angewendet  werden  darf, 
so  bemerke  ich,  dass  auf  thonigem,  lehmigem  und 
nassem  Boden  es  nie  in  Gebrauch  genommen  wer- 
den darf;  ebenso  nicht  für  die  Pflanzen,  die  einen 
sauern  Saft  haben,  also  nicht  für  die  Kultur  des 
Sauerampfers.  Dagegen  vermag  ich  es  nicht  genug 
zu  empfehlen,  wenn  der  Boden  leicht,  trocken,  stei- 
nig oder  sandig  ist,  welches  letztere  z.  B.  in  der 
Gegend  Berlin's  der  Fall.  Das  Meersalz  wird  stets, 
sowohl  in  den  Gärten  als  auf  den  Feldern,  den 
besten  Erfolg  geben. 

Nach  meiner  Ansicht  äussert  sich  die  Wirkung 
des  Salzes  auf  folgende   Weise : 

1.  Es  bedingt  eine  langsame  Gahre. 

2.  Es  vertreibt  Unkräuter  und  Insekten. 

3.  Es  ist  ein  direktes  Nahrungsmittel  für  die 
Pflanzen. 

4.  Es  ist  aber  auch  zugleich  für  die  Aufnahme 
derselben  ein  Reizmittel. 

5.  Es  scheint  ein  Präservativ-Mittel  gegen  die 
Einflüsse  der  plötzlichen  Temperatur -Wechsel  zu 
sein. 

6.  Es  erhält  den   Boden  stets  feucht. 

Die  Anwendung  ist  nach  der  Natur  der  Pflan- 
zen verschieden.  Beim  Getreide  habe  ich  Erfolge 
gesehen:  14  Tage  vor  der  Aussaat,  im  Augenblicke 
der  Aussaat,  wenn  es  aufgegangen  ist  und  im 
März.  Die  Wirkung  war  in  der  Weise,  dass  kei- 
neswegs die  Vegetation  befördert  wurde  imd  die 
Pflanzen  ein  besseres  Ausehen  erhielten,  sondern 
dass  die  Aehren  grösser  und  voller,  die  Körner 
schwerer  erschienen.  Auf  die  Hektare  (fast  4  Mor- 
gen)  sind   .30  Kilogramme  (60  Pfd)  nothwendig. 

Bei  Mohr-  und  Rothen  Rüben  wenden  die  Eng- 
länder mit  Erfolg  eine  Mischung  von  Salz  und 
Russ  in  gleichen  Verhältnissen  an.  Man  macht 
davon  kleine  Haufen  von  gegen  15  Kilo  (30  Pfd) 
und  bedeckt  diese  mit  Erde,  um  sie  nach  ohnge- 
fähr  8  Tagen  aiiszustreuen.  Nachdem  mau  den 
Boden  3  Mal  umgegraben  oder  umgepflügt  hat,  säet 
man.  Die  Erfolge  sind  ungemein.  Die  Quantität 
ist  dieselbe. 

Bei  Luzerne  und  Klee  muss  das  Salz  im  März, 
bei  letzterem  auch  im  April  angewendet  werden. 
Dasselbe  gilt  von  Wiesen.  Bei  letzteren  muss  das 
Doppelte  von  dem,  was  man  bei  Klee  und  Luzerne 
braucht,  also  60  Kilo  (120  Pfund),  aufgestreut 
werden. 


Am  Ende  dieses  Monats*)  könnten  Sie  schon 
Salz  (ein  halbes  Pfund  auf  12  bis  16  Quadratfuss 
und  auf  einer  doppelten  Fläche,  wenn  Ihr  Boden 
nicht  sehr  trocken  ist)  auf  einen  Theil  ihrer  Spar- 
gel-Anpflanzungen streuen  lassen;  Sie  würden  dann 
im  Frühjahre  sehen,  dass  der  Spargel  schöner  und 
besser  im  Geschraacke  ist  und  auch  in  grösserer 
Menge  erhalten  wird.  Ich  habe  vor  4  Jahren  500 
Spargelpflanzen  legen  lassen,  ohne  dass  eine  einzige 
zurückgeblieben  wäre.  Jedes  Jahr  habe  ich  auf 
die  Anpflanzung  80  Kilo  (160  Pfund  Zollgewicht) 
Salz,  und  zwar  die  eine  Hälfte  im  März  und  die 
andere  Hälfte  im  November,  ausstreuen  lassen. 

Gemüse  sowohl  als  Blumen ,  besonders  Rosen- 
stöcke, Fuchsien,  Orangenbäume  sogar,  die  ich  auf 
diese  Weise  mit  Salz  behandelte,  sind  nicht  allein 
kraftvoller  geworden,  ihre  Blüthen  haben  auch 
ein  viel  schöneres  Ansehen  erhalten,  als  bei  den 
Exemplaren,   wo   nicht  gedüngt  wurde. 

Wenn  man  die  Kartoffeln  5  —  6  Stunden  lang 
vor  der  Saat  in  gesalzenem  Wasser  liegen  lässt, 
so  ist  man  sicher,  ganz  gesunde  Kartofleln  zu 
erndten.  Seit  5  Jahren  habe  ich  so  verfahren  und 
obschon,  besonders  während  der  zwei  letzten  Jahre, 
die  Kartofleln  in  unserer  Gegend  massenweise  ver- 
faulten, so  sind  dieselben,  und  zwar  20  verschiedene 
Sorten,  bei  mir  sämmtlich  gesund  geblieben.  Ich 
habe  sogar  noch  dabei  die  Erfahrung  gemacht,  dass 
ich  8 — 15  Tage  (je  nach  der  Sorte)  früher  erndtete, 
als   da,  wo   der  Acker  mit  Stallmist  behandelt  war. 

Bei  grossen  Kulturen  ist  es,  und  zwar  für  alle 
Gewächse,  am  besten,  wenn  man  auf  jeden  Karren 
Stalldünger  ungefähr  30  —  50  Pfund  Meersalz  etli- 
che Wochen  vor  dessen  Gebrauche  einmischt  und 
diese  Mischung  auf  den  Acker  bringt.  Ich  könnte 
Ihnen  noch  Manches  von  Interesse  und  was  nur 
die  Details  betrifft,  hinzufügen,  wenn  Sie  es  wünsch- 
ten; ich  wollte  jedoch  für  jetzt  nur  anregen.  Es 
würde  mich  freuen,  wenn  von  Seiten  Ihres  Vereines 
ebenfalls  Versuche  angestellt  werden  sollten  und 
diese  dann   zur  öffentlichen  Kenntniss  kämen. 

Erlauben  Sie  mir,  schliesslich  noch  einige  Worte 
über  Kartofleln  zu  sagen.  Wie  Sie  wissen,  ist  es 
gut,  von  Zeit  zu  Zeit  mit  den  Kartoffeln  zu  wech- 
seln. Die  beste  Sorte  wird,  wenn  man  sie  lange 
Zeit  in  derselben  Gegend  anbaut,  allmählig  schlech- 
ter und  kann  selbst  ganz  degeneriren.  Ich  baue 
nun  seit  einigen  Jahren  mehre  Sorten,  die  sich  bei 
mir  besonders  bewährt  haben.  Die  Knollen  sind 
sehr  ergiebig,  schmecken  prächtig  und  reifen  8  bis 
15  Tage  früher,  als  die  anderen.  Sollten  Sie  Pro- 
ben von  diesen  3  Sorten  wünschen,  so  stelle  ich 
sie  Ihnen    gern    zur  Verfügung    und    bitte    ich  nur, 

*)  Diese  Mittbeilung  war  bereits  im  Oktober  eingesendet, 
konnte  leider  aber   erst  jetzt  zur  Veröffentlichung  gelangen. 


23 


darüber  zu  bestimmen.  Von  diesen  3  Sorten  ist 
die  beste  unter  allen  Caillaud,  die  anderen  führen 
die  Namen:  Keveil,   Jaunc  precoce   d'Auvergne. 

Aber  auch  ausserdem  sende  ich  Ihnen  sehr  gern 
von  den  übrigen  von  mir  erprobten  Sorten,  was 
Sie  wünschen.  Ich  habe  schliesslich  bei  den  25  Sor- 
ten, welche  ich  anbaue,  die  Erfahrung  gemacht,  dass 
die  länglichen  und  langen  (Gruppe  der  Vitelote  oder 
Rate)  immer  die  frühesten  sind.  Ich  erlaube  mir 
deshalb  noch  aus  dieser  Gruppe  auf  folgende  Sor- 
ten aufmerksam  zu  machen:  Hardy  Vitelote,  Eainne- 
ville,  Herincq,  la  G^n^reuse  de  Chatillon  und  la 
Grosse  rate  de  la  Belgique. 

Itemerkiiiig  tlcs  Dr.  Filly. 

Es  sei  mir  erlaubt,  dieser  dankenswerthen  Mit- 
theilung Einiges  hinzuzufügen.  Zunächst  möchte 
ich  bemerken,  dass  das  Seesalz,  was  neben  dem 
Kochsalz  nur  Magnesia  imd  sehr  wenig  Kali  ent- 
hält, nicht  als  Dünger  im  eigentlichen  Sinne  des 
Wortes  betrachtet  werden  kann.  Kochsalz  oder 
Chlornatrium'  bedürfen  nur  wenige  Pflanzen,  zu 
denen  allerdings  grossentheils  die  Gemüse,  insbe- 
sondere der  Spargel,  gehören,  in  etwas  grösserer 
Menge,  während  es  aber  auch  umgekehrt  für  viele 
andere  Pflanzen  grade  als  Gift  wirkt,  wenn  der 
Boden  zu  viel  davon  enthält.  Dagegen  ist  das 
Kochsalz  unbedingt  ein  wichtiges  Mittel,  die  im 
Boden  enthaltenen  Pflanzen-Nährmittel  aufzuschlies- 
sen  und  für  die  Aufnahme  durch  die  Pflanzen  zu- 
gänglich zu  machen;  es  ist  dieses  ein  Einfluss,  dem 
auch  der  Stallmist  einen  nicht  unbedeutenden  Theil 
seiner  Wirksamkeit  verdankt.  Grade  in  sehr  trok- 
kenem  Boden  kann  das  Salz  diese  Wirkung  in  hö- 
herem Grade  haben,  als  der  Stallmist,  weil  dieser 
in  diesem  Falle  sich  nicht  leicht  genug  zersetzt 
und  die  aufschliessenden  Stoffe,  nämlich  die  Ammo- 
niaksalze, leicht  an   die  Luft  abgiebt. 

Wenn  wir  demnach  unsern  Lesern  nochmals 
Vorsicht  beim  Gebrauche  des  Kochsalzes  anrathen, 
so  geschieht  dies  nicht  in  der  Absicht,  die  Beobach- 
tungen unsers  geehrten  Korrespondenten  zu  bezwei- 
feln; wir  halten  es  im  Gegentlieil  für  höchst  wün- 
schenswerth ,  dass  vergleichende  Versuche  Seitens 
unserer  Gärtner  und  Landwirthe  angestellt  werden. 
Die  Redaktion  wird  gewiss  gern  bereit  sein,  die 
etwa  erzielten  Resultate  zu  veröflentlichen.*) 


*)  Auch  die  Redaktion  empfiehlt  Vorsicht,  da,  wie  auch 
der  Verfasser  richtig  bemerkt,  SaJz  (aber  in  grösseren  Mengen 
angewendet)  Unkräuter  vertilgt.  Gegen  Schachtelhahn  oder 
Duwok  (Equisetum  arvense)  ist  es  fast  das  einzige  Mittel,  was 
einigermassen  hilft.  Uebrigens  bedient  man  sich  in  Hinterpom- 
mern des  vom  Meere  an's  Land  geworfenen  Tanges,  wahr- 
scheinlich aus  demselben  Grunde ,  mit  grossem  Erfolge  zur 
Düngung. 


Aiikiiii(lig;iiiig; 

einer  (Särtner-fcijrdnftiilt  in  'ßöll)eit  (5)rr?of|tl}inn  ;.Xnl)alt) 
in  ber  ^unjt-   unb  '^iinbclsgartnevcf  von  <&.  (f)ö|'d)ke. 

Nachdem  von  Sr.  Hoheit  dem  Herzoge  von 
Anhalt  uns  Beiden,  den  Kunst-  und  Handelsgärtnern 
G.  Göschke  und  L.  Schröter  die  höchste  Ge- 
nehmigung ertheilt  worden  ist,  eine  Gärtner-Lehr- 
anstalt am  hiesigen  Platze  in's  Leben  zu  rufen,  so 
zeigen  wir  dies  mit  dem  Bemerken  ergebenst  an, 
dass  dieselbe  am  L  April  d.  J.  eröffnet  wird  und 
bereits  von  jetzt  an  Anmeldungen  zur  Aufnahme 
entgegengenommen  werden.  Nachstehender  Prospec- 
tus  wird  nähere  Auskunft   darüber  geben. 

der  dlärtiicr-Lehraiistalt  zu  Kötlicii  (Ucrzogthum  Anhalt)  in 
der  Kunst-  und  llaudelsgartnerci  von  ti,  V  ö  s  c  h  k  e. 

1)  Die  Oberaufsicht  der  Anstalt  steht  laut  Verfü- 
gung d.  d.  Dessau  den  2L  December  1863 
unter  Herzoglicher  Regierung,  Abtheiluug  des 
Innern. 

2)  Die  Zöglinge  werden  praktisch,  wie  theoretisch, 
ausgebildet. 

3)  Das  praktische  LTnterrichtsweseu  betreibt  alle 
der  Gärtnerei  zugehörenden  Arbeiten,  als  Blu- 
men- und  Pflanzenzucht,  Gemüse-  und  Obst- 
bau, Samenbau,  Treiberei,  Gehölz-  und  Obst- 
baumschulen  u.  s.  w. 

4)  Das  theoretische  Unterrichtswesen  wird  alle 
Zweige  der  Gartenkunst,  als:  Baumzucht,  Ge- 
müsebau, Blumenzucht,  Pomologie,  Treiberei  u. 
Samenbau  in's  Auge  fassen  und  damit  das 
Landschafts-,  Pflanzen-  und  Planzelchneu,  die 
Botanik,  Mathematik  und  Chemie,  so  wie  die 
neueren  und  älteren  Sprachen,  verbinden,  so 
weit  dieselben  zum  Verständniss  der  Pflanzen- 
namen nothwendig  sind.  Das  Rechnungswesen 
soll  gleichfalls  so  weit  gelehrt  werden,  als  zur 
Begründung  eines  eigenen  gärtnerischen  Un- 
ternehmens nöthig  ist.  Auch  wird  die  Lehre 
von  der  Gartenanlage  betrieben  werden.  — 
Die  Stenographie  kann  auf  Verlangen  beson- 
ders gelehrt  werden,  so  wie  für  Ausländer  die 
deutsche   Sprache. 

5)  Der  Zögling,  dessen  Anmeldung  bei  der  Di- 
rektion unter  Beifügung  eines  genügenden 
Zeugnisses  über  Führung  und  Kenntnisse  we- 
nigstens 4  Wochen  vorher  geschehen  muss, 
hat  3  Jahre  zu  lernen,  nach  welcher  Zeit  der- 
selbe ein  Examen  zu  bestehen  hat  und  dem- 
nach ein  Attest  seiner  Führung,  seinem  Fleisse 
und  seinen   Kenntnissen   gemäss  erhält. 

6)  Das    Honorar    für    Unterricht,    Wohnung    und 


24 


Beköstigung  beträgt  jährlich  insgesammt  120 
Thaler  und  ist  in  vierteljährlichen  Raten  im 
Voraus   zu   entiichten. 

7)  Der  Zögling  hat  sein  Bett  und  seine  Wäsche 
mitzubringen  und  für  deren  Reinhaltung  zu 
sorgen:  im  Falle,  dass  er  bei  zu  weiter  Ent- 
fernung das  Bett  nicht  mitbringt,  hat  er  dafür 
jährlich   10  Thlr  pränumerando  zu  zahlen. 

S^  Eine  Ferienzelt  findet  im  August  und  zu 
Weihnachten  statt. 

9)  Die  Anstalt    ist    auch  bereit,    gelernte    Gärtner 
zu    ihrer    weitern    Ausbildung    auf    einige    Zeit 
aufzunehmen,     und    ist    Uebereiukunft     darüber 
mit   der  Direktion   zu   treflen. 
Briefe   sind  franko  zu  richten: 
„An  die  Direktion  der   Gärtner-Lehranstalt  zu 
Köthen  (Herzogthum  Anhalt)." 


Karl  BorclnTs' 

Anleitung   zur  Vervollkommnung   des  Obstbaues  im 
nördlichen  und  mittleren  Deutschland. 

Wir  gestehen,  dass  wir  vorliegendes  Handbuch 
mit  einigen  Erwartungen  in  die  Hand  nahmen;  wir 
freuen  uns  jetzt,  aussprechen  zu  dürfen,  dass  wir 
nicht  getäuscht  sind.  Der  Verfasser  ist  uns  seit  10 
Jahren,  als  uns  die  erste  deutsche  Pomologen-Ver- 
sammlung  zusammenführte,  bekannt;  seinem  eifrigen 
Streben  sind  wir  seitdem  mit  Aufmerksamkeit  ge- 
folgt. Wir  konnten  um  so  mehr  Erfolge  beobach- 
ten, als  er  seinen  eigenen  Weg,  unbekümmert  um 
Andere,  wandelte  und  dem  einen  Ziele,  nur  gutes 
Obst  zu  verbreiten,  zusteuerte.  Wir  haben  vor 
einigen  Jahren  die  Obstplautage  in  Herrenhausen 
auch  kennen  gelernt  und  uns  mit  den  Ansichten 
des  Verfassers  vertraut  gemacht. 

Hannover  hat  das  Glück,  jetzt  2  Männer  zu 
besitzen,  die  um  den  Obstbau,  so  wie  um  die  Po- 
mologie,  sehr  grosse  Verdienste  haben.  Superin- 
tendent Oberdieck  in  Jeinsen  hat  die  Pomologie 
in  der  Wissenschaft  eingeführt,  dem  Hofgartenmeister 
Borchers  gehört  dagegen  das  Verdienst,  mit  Nach- 
druck auf  die  Sorten  hingewiesen  zu  haben,  welche 
in  unseren  nordischen  Gegenden  gedeihen ;  dazu 
kommt,  dass  Hannover  ausserdem  noch  eine  Baum- 
schule, die  von  Schiebler  &  Sohn  in  Celle,  be- 
sitzt, durch  die  gute  Sorten  in  bester  Qualität 
über  das  ganze  Land  verbreitet  werden. 

Der  Verfasser  will  nur  Obst,  was  zugleich  auch 
in  unseren  nordischen  Klimaten    gedeiht,    verbreitet 


haben.  Die  Liste  der  von  ihm  empfohlenen  Aepfel 
und  Birnen  ist  daher  auch  zuverlässig.  Sie  enthält 
nur  50  Namen  von  jeder  der  beiden  genannten 
Obstarten;  von  letzteren  nennt  er  allerdings  noch 
27,  meist  später  erst  bei  uns  eingeführte  Sorten, 
als  beachtenswert!!.  Die  Zahl  der  empfohlenen  Pflau- 
men beträgt  30,  die  der  Kirschen  32,  die  der  Apri- 
kosen 9,  die  der  Pfirsiche  16  u.  s.  w.  Auch  dem 
Beeren-Obste  wird  die  nöthige  Rechnung  getragen. 
Eben  so  kurz  und  bündig  findet  man  in  dieser  An- 
leitung die  Behandlung  der  Obstbäume,  die  Verwen- 
dung des  Obstes  u.  s.  w.  Wir  können  schHesslich 
daher  nichts  weiter  thun,  als  das  Buch,  namentlich 
dem  Laien,  der  Anpflanzungen  machen  will,  ange- 
legentlichst zu  empfehlen  imd  ihm  ausserdem  im 
Interesse  der  Sache  eine  möglichst  grosse  Verbrei- 
tung  wünschen. 


Aiifforderniig. 

Das  General- Sekretariat  des  Vereines 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  ersucht 
alle  diejenigen,  welche  Pfropfreiser  der  neueren 
und  neuesten  Birnen  und  Aepfel  wünschen,  die 
uns  von  Seiten  des  Vorstandes  der  F^d^ration  des 
societ^s  d'horticulture  en  Belgique  in  Namur  freund- 
lichst zur  Verfügung  gestellt  werden,  sich  baldigst 
zu  melden,  damit  unsererseits  die  uöthigen  Schritte V'^ 
geschehen  können.  Der  Vorstand  des  Vereines 
wird  sich  dann  eine  Freude  machen,  die  gewünsch- 
ten Pfropfreiser  den  betreffenden  Liebhabern  als- 
bald, wie  sie  übergeben  ^sind,  zur  Vertheilung  zu 
bringen. 


Erkläriiiig. 

In  Betreff'  der  von  Herrn  F.  C.  Heinemann 
in  seinem  letzten  Verzeichnisse  gebrachten  —  ganz 
isolirt  stehenden  —  „besondern  Erklärung"  über 
die  Dahlia  imperialis,  im  Gegensatz  zu  den  durch 
die  Herren  E.  Otto,  E.  Ortgies,  K.  Koch,  E. 
Fürst  U.S.W,  gebrachten  Empfehlungen  dieser  Pflanze 
überlasse  ich  es  jedem  unbefangenen  Leser,  den 
Grundzug  dieser  Erklärung  nach  Gebühr  zu  beur- 
theilen;  ich  verzichte  darauf  diesem  Herrn  sachge- 
mäss   zu   antworten. 

Erfurt,  im  Januar   1864. 

"W.  Bahlser», 

Kunst-  und  Haudelsgärtner. 


Verlag   von  Karl  Wiegaudt  in  Berlin, 
Kommaudanten-Straase  No.  62. 


Druck  der   C.  Fe  is  ter'scben  Buchdruckerei   in  Berlin, 
Zielen  PlaU  No.  2. 


Wochenschrift 


Veremes  ziir  Befördeniiis;  des  Gartenbaues  in  den  Könis:!.  Prenssischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde* 


Redakteur : 
Pi'ofessov  I)!:*.  I^arl  Koch. 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.4. 


Berlin,  den   30.  Januar 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thir.,   sowohl  bei  Bezug-  durch   den  Buchhandel,    als  auch   franco  durch   alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt;      Allerlei  aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde.  II.   —  Ueber  Rittersterne   oder   Hippeastrum,   insbesondere   über' H.  Heu- 

seriauum  Karst,  und  procerum  Ducli. 


Sonntag,  »Icu  31.  Januar,  Mittags  i|2  Uhr,  findet  im  Euglisclien  Hause  (Nolircustrassc  >o.  49)  eine  Versammlung 
des  Vereines  zur  Refürilcrung  tles  Gartenbaues  statt,  wozu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


Allerlei 
aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

II. 

Durch  die  Vermittehuig  des  Londoner  Garteu- 
bau-Vereiues  hat  sich  ein  eigenthümliclicr  Tausch- 
Verein  gebildet,  wo  man  sich  Photographien  von 
schönen  Bäumen  gegenseitig  mittheilt.  England  ist 
bekanntlich  reich  au  schönen  Bäumen;  es  cxistirt 
daselbst  auch  bereits  ein  Buch  mit  Abbildungen, 
iu  welchem  die  schönsten  Bäume  Grossbritanniens 
dargestellt  sind.  Schöne  Bäume  haben  für  den 
Laudschaftsgärtner,  wie  für  den  Landschai'tsmaler, 
gleich  grossen  Werth,  daher  gewiss  beiden  eine 
Sammlung  nur  Vortheile  bringen  kann.  Auch  in 
Deutschland  gibt  es  so  viele  schöne  und  interes- 
Bante  Bäume,  von  denen  es  wünschenswerth  wäre, 
eine  bildliche  Darstellung  zu  besitzen.  Wir  fordern 
deshalb  Besitzer  von  solchen  Bäumen  auch  bei  uns 
auf,  Photographien  von  dergleichen  aufzunehmen 
und  sich  dann  durch  Austausch  in  den  Be.sitz  einer 
Sammlung  zu  setzen.  Die  Redaktion  ist  gern  be- 
reit, die  Vermittelung  zu  übernehmen,  da  sie  sich 
doch  auch  der  Hoffnung  hingeben  kann,  damit  eben- 
falls Gelegenheit  zur  Anlegung  einer  Sammlung  zu 
erhalten. 

Es  ist   sehr  erfreulich,    dass   Gärtner-Bildungs- 
Anstalteu    und   Mustergärten    iu    der    neuesten    Zeit 


im  Zunehmen  begriflen  sind.  Auf  die  Gärtner- 
Lehranstalt  in  Kötiien  liabcn  wir  in  voriger  Num- 
mer aufmerksam  gemacht.  In  Klosterneuburg  bei 
Wien  gedeiht  die  erst  vor  4  Jahren  gegründete 
Wein-  und  Obstbauschule  unter  der  vortrefflichen 
Leitung  ihres  Direktors,  des  Freiherrn  von  Babo. 
Es  hegen  uns  Berichte  vor,  die  iu  uns  den  Wunsch 
rege  machen,  dass  auch  in  anderen  Ländern  der- 
gleichen Institute  eiugericlitet  werden  möchten.  In 
Betreif  der  Einrichtung  verweisen  wir  auf  das,  was 
wir  schon  im  vorigen  Jahre  in  der  Wochenschrift 
(S.  189)  gesagt  haben,  und  fügen  uur  noch  hinzu, 
dass  der  Hopfenbau  neuerdings  ebenfalls  zu  den 
Lehr-  und  Versuchsgegenständen  gezogen  ist.  Wel- 
chen Ertrag  ein  rationeller  Hopfenbau  auch  im 
nordöstlichen  Deutschland  gibt,  ersehen  wir  aus 
den  jährlichen  Berichten  des  Banquiers  Flatau 
in  Berlin,  der  sich  grosse  ^'erdienste  um  den  Ho- 
pfeubau  erworben  hat  und  dessen  Anpflanzungen 
iu  Neutomj'sl  (Provinz  Posen)  musterhaft  genannt 
werden  können. 

Eben  haben  wir  auch  einen  Bericht  über  die 
Landesbaumschule  in  Braunschweig  erhalten.  Braun- 
schweig ist  das  erste  und  einzige  Land,  was  nach 
den  Vorschriften  von  Oberdieck  und  Lucas  in 
dem  von  beiden  Pomologeu  verfassten  Werkchen 
über  diesen  Gegenstand  einen  pomologischeu  Gar- 
ten in's  Leben  gerufen  hat.  Vielleicht  sind  wir 
bald  im  Stande,    ausführlich    darüber    zu  berichten. 


26 


Jedes  Land  sollte  ein   solches  Institut  besitzen,  was 
aber  nur  der  Staat  selbst  in  die  Hand  nehmen  kann. 

Im  Königreich  Hannover  hat  sich  bereits  eine 
Aktien-Gesellschaft  gebildet,  die  sich  die  Aufgabe 
gestellt,  eine  Muster -Anpflanzung  und  grosse 
Baumschule  zur  Hebung  des  Obstbaues  an- 
zulegen. So  wird  immer  mehr  der  gewichtigen 
Obstkultur  die  Stelle  angewiesen,  die  sie  neben 
oder  mit  der  Landwirthschaft  einzunehmen  berufen 
ist.  Keine  Ausstellungen  haben  in  den  letzten  10 
Jahren  wohl  einen  solchen  Einfluss  an  den  Tag 
gelegt,  als  die  vom  Vereine  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  in  Berlin  in's  Leben  gerufenen,  welche 
zugleich  mit  Versammlungen  deutscher  Pomologen 
verbunden  waren.  Eis  gilt  dieses  ganz  besonders  auch 
von  der  letzten,  in  den  Oktobertagen  des  vorigen 
Jahres  stattgefundenen  4.  Versanmilung  und  Ausstel- 
lung. Und  doch  spricht  sich  Inspektor  Lucas  in 
Reutlingen ,  der  selbst  bisher  die  thäthigste  Theil- 
nahme  zeigte  und  dessen  Institut  erst  in  Folge  die- 
ser Versammlungen  entstand,  gegen  den  Nutzen  der 
letzten  aus,  so  sehr  er  sich  auch  dieses  Mal  nach 
verschiedenen   Seiten   hin   dokumentirt  hat. 

Bei  Edinburgh  in  dem  Garten  von  Dalmeny 
hat  man  einen  eigenthümlicheu  Blendling  zwischen 
dem  Brüsseler  Sprossenkohl  und  dem  gewöhnlichen 
Kopfkohl  (dem  Kraute  in  Mitteldeutschland)  erzo- 
gen. Im  Wachsthum  gleicht  er  dem  ersteren  und 
besitzt,  wie  dieser,  einen  Fuss- hohen  Stengel,  an 
denen  die  bekannten  Röschen  sich  entwickeln;  am 
Ende  des  Stengels  befindet  sich  aber  ebenfalls  eine 
geschlossene  Knospe  von  ziemlichem  Umfange  in 
der  Form   eines  kleinen  Kohlkopfes. 

In  dem  berühmten  Garten  des  Herzogs  von 
Northuniberlaud  zu  Sion  blüht  dieselbe  Cocospalme, 
über  die  wir  bereits  im  ö.  Jahrgange  der  Wochen- 
sehi-ift  (S.  96)  berichtet  haben,  zum  zweiten  Male; 
man  hat  Hoffnung,  dass  sie  jetzt  nun  wenigstens 
eine  Frucht  zur  Reife  bringen  wird.  Der  intelli- 
gente Gärtner  Smith  daselbst  hat  nämlich  gefun- 
den, dass  die  weiblichen  BlUthen,  so  lange  nicht 
irgend  ein  Reizmittel  (ein  Insekt,  vielleicht  auch 
direkter  Sonnenschein)  dazu  kommt,  sich  nicht  ent- 
falten (entgegengesetzt  den  Angaben  einiger  eng- 
lischer Botaniker),  sondern  geschlossen  bleiben.  Man 
ist  deshalb  gezwungen,  trotz  der  Mengen  von  Blu- 
menstaub,  künstlich  zu  befruchten.  Obergärtner 
Smith  hat  dieses  gethan  und  der  Fruchtknoten 
schwillt  bereits  immer  mehr  an. 

Im  Lokale  der  Gartenbau- Gesellschaft  in  Lon- 
don ist  jetzt  ein  Blüthenstand  der  Musa  Caven- 
dishii  zu  sehen,  der  5  Fuss  im  Umfange  und  3 
Fuss  Länge  mit  einem  Gewichte  von  gegen  86 
Pfund  besitzt.  Die  Pflanze  wurde  erst  im  Septem- 
ber  1862,  ziemlich  klein,    aus  Westindien  bezogen. 


Seit  einigen  Jahren  hat  man  sich  in  England 
mit  Vorliebe  den  Tafel-Aufsätzen  und  sogenannten 
Jardiuiferen  zugewendet ,  um  hierin  etwas  Vorzüg- 
liches zu  leisten.  Blumenschmuck  auf  der  Tafel 
kann  durch  nichts  Anderes  ersetzt  werden;  er  passt 
namenllich  zu  den  feinen  Toiletten  der  Damen  und 
belebt  gleichsam  zwischen  den  sonstigen  Aufstellun- 
gen von  Konfitüren,  Kompots  u.  s.  w.  So  lange 
Gastmähler  gegeben  wurden,  so  lange  sind  auch 
Blumen  dabei  in  Anwendung  gekommen.  Es  ist 
aber  keineswegs  gleichgültig,  wie  diese  augebracht 
sind;  sie  müssen  immer  zu  den  Gästen,  welche 
vorhanden   sind,  in   einer  gewissen  Harmonie  stehen. 

Aber  grade  hierin  wird  so  häufig  gefehlt.  Die 
Bouquets,  so  schön  sie  auch  zum  Theil  gebunden 
sein  mögen,  sind  oft  so  massig,  daSs  Gegenüber- 
sitzende sich  nicht  sehen  können,  dass  überhaupt 
viel  zu  viel  gedeckt  wird  und  die  grade  auf  einer 
Tafel  nöthige  Leichtigkeit  fehlt.  Was  von  Bou- 
quets gesagt  ist,  gilt  auch  von  den  Blumenkörben, 
die  man  hier  und  da  bisweilen  statt  dieser  gebraucht. 
Die  so  überaus  thätige  Gartenbau- Gesellschaft  in 
London  hat  sich  neuerdings  dieser  Sache  angenom- 
men und  mehrmals  schon  einen  Konkurs  ausge- 
schrieben, wo  die  besseren  Leistungen  der  Art  mit 
zum  Theil  nicht  unbedeutenden  Preisen  gekrönt 
wurden. 

Den  ersten  Preis  erhielt  ein  Fabrikant  in  Bel- 
gien, March  mit  Namen.  Sein  Bestreben  ging 
dahin,  den  Tafel -Aufsätzen  eine  gewisse  Leichtig- 
keit zu  geben  und  sie  namentlich  so  einzurichten, 
dass  sie  nicht  hinderlich  sind,  dass  Gegenübersit- 
zende sich  gegenseitig  sehen  und  eine  Unterhaltung 
führen  können.  Zu  diesem  Zwecke  fertigte  er  ein 
Gestell  aus  Glas  oder  bisweilen  aus  Porzellan  in 
der  W^eise  au,  dass  eine  hohle  Säule  von  der  nö- 
thigen  Höhe  aus  der  Mitte  einer  flachen  Schale 
sich  erhebt  und  oben  eine  andere,  aber  verhältniss- 
niässig  kleinere  trägt.  Dieses  Gestell  hat  dadurch 
vor  andern   einen  Vorzug,  dass  es  nicht  schwer  ist. 

In  der  Mitte  von  beiden  Schalen  bringt  man 
von  plastischem  Thon,  wie  man  diesen  bei  jedem 
Bildhauer,  auch  schon  bei  Töpfern,  findet,  eine  kon- 
vexe Erhöhung  von  gegen  4  Zoll  Höhe  an  und 
umgibt  diese  in  der  Weise  zur  Hälfte  mit  Sand, 
dass  der  übrige  Boden  der  Schale  bis  zum  Rande 
bedeckt  ist.  Auf  gleiche  Weise,  den  Thonberg 
jedoch  etwas  niedriger,  bedeckt  man  die  obere 
Schale,  belegt  diese  aber  auch  ausserdem  noch  mit 
frischem  Moose.  In  den  Thon,  so  wie  in  den  Sand, 
werden  die  angewendeten  Blätter  und  Blumen,  so 
wie  die  Zweige,  und  was  man  sonst  bedarf,  ge- 
steckt. 

Die  Ausschmückung  des  Aufsatzes  bleibt  dem 
Schönheits- Gefühle    des  Verfertigers,  der   nach  den 


27 


ihm  zu  Gebote  stehenden  Hülfsmitteln  arrangiren 
muss,  überlassen.  Fabrikant  March  hat  in  der 
Belgique  horticole,  und  zwar  in  den  beiden  letzten 
Doppelheften  des  vorigen  Jahrganges,  einige  Muster- 
Darstellungen  gegeben,  die  in  der  That  seinem  Ge- 
schmacke  Ehre  machen. 

In  den  gegebenen  Modellen  sind  z.  B.  in  der 
untern  Schale  gefiederte  Farnblätter  in  der  Weise 
gesteckt,  dass  diese  flach  über  den  Rand  der  unteren 
Schale  herüberragen;  dann  kommen  Zweige  mit 
Blumen  oder  Blütheustengel,  um  die  Säule  herum 
sind  Maiblumen  mit  den  Blättern  angebracht.  Die 
Säule  selbst  ist  von  einer  Liane  umwunden.  Von 
der  obern  Schale  hängen  wiederum  feingefiederte 
Blätter,  etwa  Frauenhaar  (Adiantum)  über,  auch 
wohl  mehr  herab.  Man  könnte  dafür  auch  Sommer- 
Epheu  (Seuecio  mikanioides),  Gundermann  (Gle- 
choma  hederaceum),  indische  Erdbeeren  u.  s.  w. 
herunterhängen  lassen.  Die  Mitte  wird  wiederum 
durch  Maiblumen  oder  diesen  ähnliche  Pflanzen 
ausgeschmückt.  Auch  Rosen  oder  Kamellien  (frei- 
lich  mit   den   Zweigen)   würden   passend   sein. 

Hübsch  mag  es  sich  ebenfalls  ausnehmen,  wenn 
auf  der  untern  oder  obern  Schale  Weintrauben, 
aber  mit  den  Blättern,  geschmackvoll  aufgelegt  wer- 
den. Um  die  Säule  herum  könnte  man  vielleicht 
Zweige  der  klein-  und  buntblättrigen  Vitis  elegans 
(heterophylla  fol.  eleg).  ziehen.  Anstatt  der  über- 
hängenden Farnblätter  dienen  auch  grosse  Wein- 
blätter, an  deren  Basis  die  Trauben  ausgebreitet 
würden;  auch  grosse  Epheublätter  ringsherum  ge- 
legt und  an  der  Basis  mit  schönen  Aepfeln  und 
Birnen  bedeckt,  möchten  sich  gut  ausnehmen.  Die- 
sen anschliessend,  wäre  auch  die  Blumenflor  einzu- 
richten. Es  sind  dieses  alles  Beispiele,  die  man 
sich  nur  zur  Richtschnur  nehmen  soll.  Eigene  Er- 
findung ist  aber  massgebend.  Diese  lässt  sich  aber 
nicht  vorschreiben,  sondern  höchstens  durch  Uebung 
zur  höheren   Vollkommenheit  bringen. 

Rosen,  niedergehakt,  blühen  bekanntlich  weit 
üppiger.  Solche  Beete,  wie  wir  sie  am  Schönsten 
in  dem  Garten  des  Fabrikanten  Gilka,  (früher 
Rentier  Bier,)  vom  dortigen  Obergärtner  Horne- 
mann  eingerichtet  gesehen  haben,  bieten  zur  Zeit 
der  vollsten  Blüthe  einen  seltenen  Genuss.  Wir 
finden  eben  in  dem  Januarhefte  des  Florist  und 
Pomologist  eine  kleine  Abhandlung  über  diesen  Ge- 
genstand, die  auch  verdient,  im  weiteren  Kreise  be- 
kannt zu  werden.  Man  nimmt  am  besten  wurzel- 
echte Zwergrosen  von  gesundem,  kräftigem  Anse- 
hen. Die  Einpflanzung  geschieht  im  ersten  Früh- 
jahre, wie  es  die  Witterung  erlaubt,  also  im  April. 
Alle  minder  starken  Schossen  werden  ohne  Weite- 
res weggeschnitten,  während  man  die  kräftigen 
Triebe  auf  einige  Zoll  zurückschneidet  und  vorsich- 


tig einhakt.  Zahlreiche  kräftige  Schossen  kommen 
alsbald  empor,  welche  im  Verlaufe  des  Sommers 
nicht  blühen  und  für  das  nächste  Jahr  das  Material 
zum  Blühen  liefern,  während  dieses  grade  von  Sei- 
ten der  schwächern  im  Herbste  der  Fall  ist.  Alles 
alte  Holz  wird  weggeschnitten,  und  sobald  die  er- 
wähnten 4  bis  8  Fuss  hohen  Triebe  ihre  Blätter 
verloren  haben ,  bindet  man  jene ,  ähnlich  wie  man 
es  mit  den  Himbeeren  macht,  zusammen  und  ver- 
sieht sie  mit  einem  Stocke,  damit  sie  durch  den 
Wind  weniger  zu  leiden  haben.  Im  nächsten  Früh- 
jahre beginnt  man  von  Neuem,  wie  oben  angegeben. 

Durch  die  mehrjährige  Anwesenheit  des  Hanno- 
veraners Mann  im  tropischen  Westasien  Ist  die 
Kenntniss  der  daselbst  wachsenden  Palmen  sehr 
erweitert  worden.  Der  bekannte  Palmen  -Kenner 
W^endland  in  Herrenhausen  hat  deren  Bestim- 
mung übernommen.  Bis  dahin  kannte  man  nur  5 
Arten  Im  tropischen  West-Afrika:  Elaeis  guinecnsis, 
Phoenix  splnosa,  Calamus  (Ancistrophyllum)  secun- 
diflorus,  Raphia  vinifera  und  Borassus  Aethiopum. 
Aus  der  Gruppe  der  Calameen  hat  Mann  allein 
10  neue  Arten  entdeckt,  welche  Wendland  In 
4  Genera  brachte:  Calamus  decretus,  Lacco 
Sperma  laeve  und  opacum,  Eremospatha 
Hookeri,  cuspidata  und  macrocarpa,  Ouco- 
calamus  Mannl,  so  wie  Raphia  Gaertneri, 
longiflora  und  Hookeri.  Arecineen  kannte  man 
bis  dahin  noch  gar  nicht  in  West-Afrika;  die  bei- 
den, welche  Mann  entdeckte,  sind  so  eigenthüm- 
lich,  dass  Wendland  2  Genera  daraus  bildete: 
Podococcus  (mit  gestieltem  Fruchtknoten)  und 
Phytelephantopsis  (ein  etwas  lauger  Name). 
Von  den  beiden  letzten  Palmen  gehört  die  eine 
in  die  Abtheilung  der  Cocoinae,  die  andere  in  die 
der  Borasslnae. 

Interessant  sind  die  Angaben  über  die  Gewin- 
nung des  Palmöls  von  der  Oelpalme  (Elaeis  gui- 
necnsis). In  den  letzten  3  Jahren  wurden  nicht 
weniger  als  130,.381  Tonnen  Oei  mit  einem  Werthe 
von  5,605,913  Pfund  Sterling  in  England  einge- 
führt. Nächstdem  ist  die  Wein-Palme  und  haupt- 
sächlich Raphia  Hookeri  in  West-Afrika  ein  sehr 
nützlicher  Baum.  Man  erhält  den  dazu  nöthigen 
Saft  durch  Einschnitte  in  die  Blüthenstände,  bevor 
diese   sich  entfalten. 

Bekanntlich  wurde  von  Seiten  der  Engländer 
schon  seit  längerer  Zeit  auf  den  Anbau  des  Thee- 
strauches  in  den  nördlichen  gebirgigen  Gegenden 
Ostindiens  grosse  Aufmerksamkeit  verwendet.  Man 
hat  solche  Erfolge  gehabt,  dass  man  in  Ostindien 
bereits  eben  so  viel  Thee  gewinnt,  als  aus  China 
ausgeführt  wird.  Es  scheint  jedoch,  als  wenn  der 
ostindische  Thee  zum  grossen  Theil  in  Ostindien 
selbst  verbraucht  würde  und  die  Ausfuhr  noch  keine 


28 


sehr  bedeutenden  Dimensionen  erreicht  hätte.  Im  | 
Durchschnitt  gewinnt  man  auf  1  englischen  Acker 
(fast  1|  Morgen)  beinahe  100  Zollpfund.  In  der 
Provinz  Kumaon  werden  allein  350,000,000,  im 
westlichen  Gurwhal  18,000,000  und  in  Dehra-Doon 
10,000,000,  überhaupt  in  ganz  Ostindien  930  Mil- 
lionen  (engl.)   Pfund   gewonnen. 

Es  ist  jetzt  ein  Werk  von  Dr.  Mohr  in  Ko- 
blenz erschienen:  der  Weinstock  und  der  Wein, 
auf  das  wir  Alle,  welche  Weinbau  treiben  oder 
sich  dafür  interessiren,  aufmerksam  machen  wollen. 
Uns  interessirte  es  um  so  mehr,  als  wir  schon  seit 
längerer  Zeit  nach  einer  Erklärung  suchten,  warum 
die  Weinrebe  vorzugsweise  steinige ,  ja  selbst  fel- 
sige Orte  Hebt,  um  zu  gedeihen.  Wir  verweisen 
in  dieser  Hinsieht  die  Leser  der  Wochenschrift  auf 
unsere  P^rinnerungen  einer  Keise  nach  dem  Rhein 
(voriger  Jahrgang,  S.  198),  wo  wir  diesen  Gegen- 
stand ebenfalls  zur  Sprache  brachten. 

Der  Verfasser  genannten  Buches  gibt  uns  eini- 
germassen  Aufschluss  und  erklärt  auch,  warum  in 
vielen  Gegenden  der  Ebene,  wo  früher  starker 
Weinbau  getrieben  wurde,  dieser  nach  und  nach 
eingestellt  ist.  Wir  wissen  jetzt  wohl  zur  Genüge 
—  wenn  auch  immer  noch  selbst  Naturforscher  aus 
der  alten  naturphilosophischen  Schule  existiren,  wel- 
che den  Kopf  schütteln  —  dass  die  Stoffe,  und 
besonders  die  mineralischen,  welche  in  den  Kultur- 
pflanzen befindHch  sind,  dem  Boden  entnommen  wer- 
den und  diesem  verloren  gehen,  in  sofern  sie  nicht 
auf  irgend  eine  Weise,  z.  B.  durch  den  Dünger, 
wieder  zu  Gute  kommen  oder  durch  andere  Mittel 
ersetzt  werden.  Es  muss  nothwendigerweise,  wenn 
dieselbe  Pflanze  längere  Zeit  auf  einem  und  dem- 
selben Boden  kultivirt  wird,  für  dieselbe  eine  Ver- 
armung des  Bodens  entstehen,  wenn  auch  nur  zeit- 
weilig. Sie  kann  aber  im  Verlaufe  mehrer  Jahre, 
sobald  man  andere  Pflanzen,  die  vorzugsweise  an- 
dere mineralische  Stoße  bedürfen,  darauf  kultivirt, 
gemildert  und  ganz  aufgehoben  werden.  Durch 
die  anderen  Pflanzen  wird  nämlich  das  frühere 
Verhältniss  der  ursprünglichen  Stofte  einigermassen 
wieder  hergestellt  und  der  Boden  damit  relativ  zur 
ersten  Kulturpflanze  von  Neuem  fruchtbar.  Fast 
alle  Gesteine,  und  demnach  auch  die  daraus  ent- 
standene Erde,  enthalten  mehr  oder  weniger  alle 
Bestandtheile,   welche   die   Pflanzen  brauchen. 

Der  Wein  enthält  an  minera''ochen  Bestand- 
theilen  vorzugsweise  Kali  in  Form  des  Weinsteines; 
Kali  ist  aber  ein  mineralischer  Körper,  der  grade 
in  unserer  Acker-,  und  noch  weniger  in  Humus- 
Erde,  weil  vielfach  durch  die  Kultur  entzogen,  oft 
mehr  oder  weniger  fehlt.  Unsere  Ebenen  erhalten 
nur  selten  Gesteine,  die  dem  Acker  zum  Verwit- 
tern   und    Freiwerden     des    Kali    zugeführt   werden, 


und  müssen  demnach  für  die  Kultur  der  Weinrebe, 
die  viel  Kali  verlangt,  wo  nicht  wenig  Kali  durch 
den  verkauften  Wein  entführt  und  spärlich  durch 
Düngung  wieder  ersetzt  wird,  allmählig  untauglich 
werden.  Wohl  mit  Recht  sieht  der  Verfasser  die- 
ses für  einen  Grund  an,  dass  der  Weinbau  in  vie- 
len Gegenden  der  Ebenen  allmählig  eingestellt  wer- 
den musste. 

Was  anders  ist  es  in  niedrigen  Gebirgen  und 
in  Hügelland,  wo  immer  durch  Regen  oder  durch 
Umgraben  neue  Gesteine  zugeführt  werden,  deren 
Oberfläche  fortwährend  verwittert  und  damit  die  2 
bis  4  Procent  Kali  abgeben  kann.  Der  Verfasser 
genannten  Buches  sagt,  dass  ein  Weinberg  in  der 
Regel  mehr  Aehnlichkeit  mit  einem  Steinbruche, 
als  mit  einer  Pflanzung,  habe.  In  der  ebenen  Pfalz 
düngt  man  deshalb  die  Felder  mit  Basalt.  In  Hoch- 
heim  hält  man  einen  bläulichen  Letten,  auf  dem 
Johannisbcrg  einen  rothen  Thon  für  die  besten 
Lagen  und  bringt  beide,  wenn  man  sie  wo  anders 
findet,  gern  in  die  Weingärten.  Es  wäre  doch  in- 
teressant, zu  erfahren,  wie  sich  der  Gehalt  des 
Lettens  und  des  Thones  an  Kali  gegen  den  anderen 
Boden,  resp.  gegen  die  anderen  Gesteine,  verhielte. 
Im  botanischen  Garten  zu  Berlin  stand  eben 
eine  Carlndovica  r otundifolia,  wohl  das  erste 
Mal  in  Europa,  in  Blüthe.  Alle  Carludovicen  sind 
schöne  Blattpflanzen  für  Warmhäuser.  In  Handels- 
gärtnereien sind  sie  noch  selten,  doch  sind  deren 
in  der  Danneel'schen  Handelsgärtnerei  zu  Berlin 
und  bei  Geitner  in  Planitz  bei  Zwickau  zu  ha- 
ben. Vielleicht  wird  uns  nächstens  Gelegenheit, 
ausführlich   über  sie   zu   sprechen. 

Wir  haben  uns  die  Aufgabe  gestellt,  in  dem 
Allerlei  auch  die  uns  zugegangenen  Samen-  und 
Pflanzen  -  Verzeichnisse  zu  besprechen.  Es  kann 
hier  natürlich  nur  von  solchen  die  Rede  sein,  wo 
die  Handelsgärtnereien  eine  Bedeutung  bereits  er- 
langt haben.  Es  sind  uns,  seitdem  wir  in  der  ersten 
Nummer  der  Wochenschrift  einige  besprochen,  eine 
so  grosse  Anzahl  aus  den  verschiedensten  Gegen- 
den Deutschlands  zugegangen,  dass  wir  die  Aus- 
wahl noch  mehr  beschränken  müssen ,  um  den  da- 
für bestimmten   Raum   nicht'  zu   überschreiten. 

Aus  Erfurt,  der  gärtnerischen  Metropole  Deutsch- 
lands, liegen  uns  wiederum  einige  Verzeichnisse  vor, 
die  vor  Allem  verdienen,  besprochen  zu  werden. 
Sie  sind  von  älteren  Firmen,  welche  sich  in  der  zum 
Theil  langen  Zeit  der  Existenz  ihren  Ruf  nnge- 
schwächt  nicht  allein  erhalten,  sondern  ihr  Geschäft 
auch  zum  Theil  sehr  bedeutend  erhölit  haben.  Es 
gilt  dieses  auch  : 

a)  von  der  Jühlke' sehen  Gärtnerei,  mit  der 
früheren  Firma  Karl  Appelius.  In  dem  Preis- 
Verzeichnisse  für    1864  der  Samenhandlung,  Kunst- 


29 


und  Handelsgärtnerei  sind  die  Gemüse-  und  Blu- 
men-Sämereien vor  Allen  vertreten.  Bekanntlich 
gehen  dergleichen  von  Erfurt  über  ganz  Europa 
bis  jenseits  des  Oceans.  Wir  finden  dieses  Mal 
iinter  dem  Gemüse  weniger  Neues,  worüber  wir 
uns  freuen;  denn  in  der  Regel  und  mit  sehr  weni- 
gen Ausnahmen  ist  das  Neue  schlecht  oder  doch 
wenigstens  nicht  besser,  als  was  wir  haben.  Da- 
gegen sind  alle  bewährten  Sorten  reichlich  vertre- 
ten. TTnter  den  Blumen  spielen  Astern  und  Lev- 
kojen, wie  in  allen  Erfurter  Verzeichnissen,  eine 
Hauptrolle.  Eine  hübsche  Auswahl  der  besseren 
Georginen  gibt  ausserdem  das  Verzeichniss  am 
Schlüsse. 

b)  Friedrich  Adolph  Haage  jun.  heisst 
immer  noch  die  Firma  der  ältesten  und  gleich  ge- 
diegenen Handelsgärtnerei  in  Erfurt,  obgleich  der 
Chef  jetzt  wohl  das  älteste  Mitglied  der  Erfurter 
Gärtnersehaft  sein  möchte  und  bereits  auch  der  äl- 
teste Sohn  die  oberste  Leitung  übernommen  hat. 
Das  uns  vorliegende  Verzeichniss  der  für  Erfurt 
vorzugsweise  vielseitigen  Gärtnerei  enthält  Gemüse-, 
Feld-,  Wald-  und  Blumen -Sämereien.  Li  Betreff 
der  letzteren  machen  wir  auf  die  Neuheiten  auf- 
merksam; grade  hierin  hat  Fr.  A.  Haagc  jun.  in 
den  letzten  Jahren  manches  Gute  in  den  Handel 
gebracht. 

c)  Franz  Anton  Haage  ist  eine  andere  be- 
währte Firma  in  Erfurt,  die  in  der  Neuzucht  vor- 
trefflichen Gemüses  Manches  geleistet  hat  und  daher 
Beachtung  verdient.  Auf  den  meisten  Ausstellun- 
gen zeichnete  sich  das  Gemüse  von  Franz  An- 
ton Haage  vor  Allem  aus.  Wir  verweisen  auf 
den  Bericht  der  in  Görlitz  zur  Zeil  der  dortigen 
Pomologen-Versammlung  ausgestellten  Gemüse.  Doch 
findet  man  auch  gute  Blumen  -  Sämereien  in  der 
Gärtnerei. 

d)  Die  Firma  von  Chr.  Gust.  Möhring  in 
Arnstadt  ist  ebenfalls  schon  eine  ältere  und  nicht 
weniger  bewährte.  Das  Verzeichniss  schliesst  sich 
hinsichtlich  seines  Inhaltes  denen  der  meisten  Erfur- 
ter an.  Blumen-  und  Gemüse-Sämereien  treten  in 
den  Vordergrund.  Hinsichtlich  der  Vervollkomm- 
nung der  Florblumen  hat  die  Gärtnerei  Manches 
geleistet,  worüber  wir  bisweilen  früher  in  der  Wo- 
chenschrift gesprochen  haben.  Wit  besonderer  Lieb- 
haberei wird  die  Topfnelken-Kultur  getrieben.  Das 
reichhaltige  V^erzeichniss  der  Sorten  liegt  uns  eben- 
falls  vor. 

e)  Den  Erfurter  Verzeichnissen  schliesst  sich  in 
Hinsicht  der  Sämereien  das  von  Adolph  Demm- 
1er  in  Berlin  an.  Die  Gärtnerei  erfreut  sich,  na- 
mentlich im  östlichen  Deutschland,  schon  lange 
eines  besonderen  Rufes.  Seitdem  ausserhalb  Berlin's 
von    dem    Besitzer    noch     ein    nicht    unbedeutendes 


Grundstück   erworben   ist,    hat    sich    die   eigene   An- 
zucht von  Sämereien   vermehrt. 

f)  J.  Sieckmann  in  Köstriz  bei  Gera  hat 
uns  seinen  26.  Jahrgang  des  Preis- Verzeichnisses 
der  Georginen  und  Rosen  zugesendet.  Es  sind  in 
Betreff  der  ersteren  zum  allergrössten  Theil  eigene 
Züchtungen;  hierin  hat  sich  Sieckmann  auch  im 
Auslande  einen  Ruf  gesichert.  Die  Zahl  der  Geor- 
ginen, die  jetzt  erst  in  den  Handel  kommen,  ist 
nicht  gering;  ihre  Namen  sind  zum  Theil  den  her- 
vorragenden Männern  des  preussischen  Abgeordne- 
tenhauses  entlehnt. 

g)  In  der  Handelsgärtnerei  von  Ernst  We- 
sten ins  in  Hildesheira  wurde  schon  von  dem  frü- 
heren Besitzer  besondere  Sorgfalt  auf  die  Erzie- 
hung von  Georginen  verwendet.  Das  Preis-Ver- 
zeichniss  auserwählter  Georginen  liegt  uns  vor. 
Ausserdem  werden  hauptsächlich  allerhand  Obstge- 
hölze und  Erdbeeren  in  Massen  daselbst  herange- 
zogen. 

h)  Der  Hauptkatalog  der  standesherrlichen 
Baumschulen  in  Muskau.  Bei  der  immer  mehr 
sich  steigernden  Liebe  zu  Gehölzen  und  deren 
Verwendung  zu  Anlagen  haben  Baumschulen  mit 
sicheren  Synonymen  grossen  Werth;  die  Muskauer 
Baumschulen  stehen  deshalb  in  ganz  Europa  als 
unübertroffen  dar.  Dankenswerth  ist  es,  dass  von 
Seiten  des  Vorstehers,  Park -Inspektor  Petzold, 
die  Verwendung  der  Gehölze  angegeben  ist.  Dabei 
ist  auch  auf  den  Herbstschmuek  Rücksicht  genom- 
men,  was,  so  viel  wir  wissen,  in  keinem  andern 
Verzeichnisse  der  Fall  ist.  So  heisst  es  bei  den 
Ueberschriften  z.  B.  H.  Gehölze  mit  zierenden 
Früchten;  1.  roth,  2.  gelbfrüchtig  u.  s.  w.  oder  L. 
Gehölze  mit  schöner  Herbstfärbung,  a.  roth-  und 
dunkelfarbige   u.  s.  w. 

i)  Rud.  Abel  &  Co.  ist  eine  bedeutende  Han- 
delsgärtnerei in  Wien,  deren  Preis-Verzeichniss  uns 
vorliegt.  Der  Inhalt  des  letzteren  umfasst  zuerst 
Sämereien  aller  Art,  so  von  Gemüsen,  von  land- 
wirthschaftlichen  und  technischen  Pflanzen,  von  Flor- 
bUimcn  und  Stauden,  ferner  von  verschiedenen  Ge- 
wächshaus-Pflanzen und  von  allerhand  Gehölzen, 
dann  folgt  eine  Aufzählung  von  Topfgewächsen, 
auch  von  neuen  Einführungen  und  endlich  von  den 
beliebtesten   Blüthensträuchern. 

k)  Preis-Courant  der  Samenhandlung  und  Han- 
delsgärtnerei von  Heinrich  Maurer  in  Jena. 
Dieses  Verzeichniss  des  bekannten  Beereuzüchters 
schliesst  sich  hinsichtlich  seines  Inhaltes  ebenfalls 
denen  der  meisten  Erfurter  an  und  enthält  dem- 
nach hauptsächlich  Gemtise-  und  Blumen-Sämereien 
in  bester  Auswahl,  ausserdem  noch  Topfpflanzen, 
Stauden,   Rosen   und   Gehölze. 

1)    Seit    vielen   Jahren    beschäftigt    sich   Direktor 


30 


a.  D.  Fr.  Fürer  in  Stuttgart  mit  der  Anzucht  und 
mit  der  Vervollkommnung  des  Beereuobstes,  anfangs 
aus  Liebhaberei;  jetzt  hat  er  ein  stelbständiges  Ge- 
schäft gegründet,  dem  eine  nicht  unbedeutcnte  Samm- 
lung zur  Verfügung  steht.  Es  ist  vor  Kurzem 
auch  ein  beschreibender  Katalog  und  eine  Preis- 
liste der  besten  Beerenpflanzen,  ausserdem  aber 
auch  eine  dankenswerthe  Anleitung  zur  Kultur  des 
Beerenobstes  in  Gärten  ausgegeben. 

m)  Bei  dieser  Gelegenheit  machen  wir  auch  auf 
das  Verzeichniss  der  Obst-  und  Zierbäume,  so  wie 
Beeren-  und  Ziersträucher  der  Gräflich-Schwe- 
rin'schen  Baumschule  zu  Tamsel  bei  Küstrin 
aufmerksam.  Sie  steht  unter  der  Leitung  des  tüch- 
tigen Pomologen   Silex. 

n)  Preisliste  vom  Herbste  1863  von  C.  Schulz 
in  Hanau.  Wenn  man  Spezialitäten  betreibt,  so  wird 
gewöhnlich  auch  etwas  geleistet.  Es  ist  dieses  hier 
in  Betreö'  der  Azaleen  der  Fall,  in  deren  An-  und 
Neuzueht  C.  Schulz  bereits  Vorzügliches  geleistet 
hat.  Wir  verweisen  auf  unseren  Bericht  der  Main- 
zer Ausstellung  .im  vorigen  Jahre  (S.  147).  Aus 
der  Preisliste  ersehen  wir  übrigens,  dass  in  genann- 
ter Handelsgärtnerei  auch  Aniaryllis  herangezogen 
werden. 

o)  Verzeichniss  der  im  Schlossgarten  zu 
Tetschen  kultivirten  und  verkäuflichen  Pflanzen. 
Nach  dem  plötzlichen  Tode  des  im  weiteren  Kreise 
bekannten  Schlossgärtners  Josst  hat  ein  Verwand- 
ter desselben,  Edmund  Lagler,  die  Oberleitung 
übernommen.  Wie  früher,  sind  Orchideen  und 
einige  Blüthensträucher,  wie  Kamellien,  Azaleen 
und  Rhododendren  in  reichlichster  und  schönster 
Auswahl  vorhanden.  Die  Sammlung  der  Orchi- 
deen ist  eine  der  bedeutendsten,  welche  in  Europa 
existirt. 

p")  Etablissement  horticole  de  Joseph 
Baumann  ä  Gand.  Blüthensträucher,  hauptsächlich 
Kamellien,  Azaleen  und  Rliododendren  finden  wir 
hauptsächlich  in  dem  vor  uns  liegenden  Verzeich- 
nisse, ausserdem  Obstgehölzc  aller  Art,  besonders 
als  Formenbäume,  in  deren  Heranziehung  Bau- 
mann  eine  besondere  Fertigkeit   besitzt. 

q)  Catalogue  de  P.  et  E.  Transon  fr^res  a 
Orleans  pour  186'/^  Sehr  reich  an  Obstgehölzen 
aller  Art,  welche  (besonders  die  Formenbäume)  zu 
massigen  Preisen  angeboten  werden.  Besonders  ist 
die  Auswahl  von  Birnen  und  Aepfeln  gross;  unter 
den  ersteren  befinden  sieh  auch  die  besseren  neue- 
reu Sorten.  Eine  hübsche  Auswahl  bieten  eben- 
falls die  hier  aufgezählten  Ziergehölze.  Sonderbar, 
dass  unter  diesen  das  Pampasgras  (Gyneriura  ar- 
genteum)   ebenfalls  mit  begriflen  wird. 


lieber 

Rittersterne  oder  Hippeastrum, 

insbesondere  über 

H.  Heuserianum  Karst,  und  procerum  DucL 

(Fortsetzung.) 

C.  H.  reticulatum  Herb.  (Amaryllis  reticu- 
lata  l'Hen).  Der  französische  Botaniker  l'Heritier 
fand  diese  Art  während  seiner  Anwesenheit  in  Eng- 
land und  bildete  sie  in  seinem  Sertum  anglicum 
(t.  14)  ab.  Die  Einführung  aus  Brasilien  geschah 
deshalb  wohl  in  den  80ger  Jahren.  Schon  an  den 
dunkelen,  elliptischen  Blättern,  welche  sich  nach  der 
Basis  zu  verschmälern  und  rinnenförmig  erscheinen, 
erkennt  man  die  Pflanze.  Am  Ende  des  zusam- 
mengedrückten Schaftes  befinden  sich  meist  mehr 
als  2  mit  der  Oeftnung  abwärts  geneigte  Blüthen 
von  ziemlich  langer,  allmählig  aber  sich  erweitern- 
der Eöhi-e  und  von  mehr  hautartiger  Konsistenz. 
Ihre  Farbe  ist  roth,  wird  aber  durch  ein  dunkleres 
Adernetz  unterbrochen,  ein  Umstand,  der  Ursache 
zur  Benennung  gab.  Am  Ende  der  Blumenröhre 
befinden  sich  weder  Wimpern  noch  Blättchen.  Aus- 
gezeichnet ist  ausserdem  die  Art,  dass  die  Samen 
weit  weniger  zusammengedrückt,  fast  mehr  rund- 
lich und  in  geringerer  Anzahl  vorhanden  sind.  Die- 
ser letztere  Umstand  bestimmte  den  Amaryllideen- 
kenner  Herbert,  ein  eigenes  Genus  daraus  zu 
machen,  was  er  zu  Ehren  des  Prinzen  Leopold  von 
Koburg,  jetzigem  Könige  von  Belgien,  Coburgia 
nannte,  und  noch  einige  andere,  sonst  aber  sehr 
verschiedene  Arten  damit  zu  vereinigen.  Später 
trennte  er  die  letzteren  wieder  davon  und  änderte 
für  H.  reticulatum  den  Genus-Namen  in  Leopol- 
dia um. 

Es  existirt  fast  eben  so  lange  von  dieser  sehr 
zu  empfehlenden  Art  eine  Form,  wo  die  Blätter 
mit  einem  schönen,  weissen  Längsstreifen  versehen 
sind.  Man  hat  sie,  weil  sie  durch  Aussaat  konstant 
zu  bleiben  scheint,  hier  und  da  als  eine  eigene  Art 
mit  dem  Beinamen  striatifolia  bezeichnet.  Bis- 
weilen sind  auch  noch  die  Blätter  unten  bräunlich; 
zu  dieser  Form  gehört  Amaryllis  principis  Salm-D. 
Ausserdem  cxistiren  aber  noch  eine  Reihe  von  For- 
men, die  in  der  Blüthe  abweichen  und  zum  Theil 
aus  Kreuzungen  mit  anderen  Rittersternon  entstan- 
den sind.  Von  ihnen  nennen  wir  zunächst  nur  die, 
welche  mit  bereits  beschriebenen  Arten  erzielt  wur- 
den. Die  Blendlinge  von  H.  reticulatum  mit  vit- 
tatum  führten  bei  Herbert  die  Namen  Amaryl- 
lis pulchra  und  magnifica,  wähi-end  die  mit 
Reginae  als  A.  formosa,  gloriosa  und  con- 
cinna  bezeichnet  werden,  die  mit  Johnsoni  end- 
lich die  Namen  Sweetii,  Colvillii  und  prae- 
clara  erhalten  haben. 


31 


7.  H.  equestre  Herb.  (Amaryllis  equestre 
Hort.  Kevv.)  besitzt  einen  unten  etwas  zusammen- 
gedrückten Schaft,  der  die  zieiiilich  aufrecht-stehen- 
den, aber  erst  nach  der  Blüthe  crsclieinenden  Blät- 
ter an  Länge  weit  übertrifft.  Gewöhnlich  sind  nur 
2,  bisweilen  auch  3  Blüthen  von  rother  Farbe  vor- 
handen, die  sich  durch  eine  sehr  dünne  Röhre  und 
einen  dann  plötzlich  sich  sehr  erweiternden  oberen 
Theil  auszeichnen  und  mit  der  Oeffnung  nach  un- 
ten sehen.  Der  Stern  im  Grunde  der  Blume  läuft 
weniger  in  grossen  Strahlen  längs  der  einzelnen 
Abschnitte  aus,  als  dass  er  vielmehr  am  Rande  ge- 
franst erscheint.  Die  Textur  ist  auch  hautartiger, 
wie  bei  H.  reticulatuni.  Der  Griflel  ragt  aus  ihr 
nicht  hervor  und  die  Samen  gleichen  denen  der 
übrigen  Arten. 

Wahrscheinlich  wurde  diese  in  Westiudien,  Me- 
xiko und  in  Columbien,  wohl  auch  in  der  Guiana 
wachsende  Art  schon  lange  in  Holland  kultivirt; 
aber  auch  in  England  war  sie  schon  Im  Anlange 
des  vorigen  Jahrhundertes  in  Kultur.  Sie  ist  es 
eigentlich,  welche  wegen  ihrer  Schönheit  zuerst 
den  Namen  Belladonna  (s.  Herrn,  parad.  p.  et  1. 194) 
erhielt,  und  nicht,  wie  Liniii^  meint:  A.  Reginae, 
eine  Art,  w'elche  nur  in  Brasilien  vorzukommen 
scheint.  Linne  trug  den  Namen  Belladonna  spä- 
ter als  Art-Namen  auf  eine  andere,  am  Gap  wach- 
sende Art  über.  Dass  das  Merian'sche  Lilium  ru- 
bicundum  ( Mer.  ins.  surin.  t.  22)  hierher  gehört, 
möchte  man  bezweifeln,  da  die  Abbildung  viel  eher 
einer  Sprekclia  ähnelt.  Dagegen  muss  A.  brasi- 
liensis  Andr.  (bot.  rep.  t.  358)  als  Synonym  von 
H.  equestre,  und  nicht  von  H.  Reginae,  beti-achtet 
werden. 

Von  H.  equestre  hatte  man  in  England  auch 
eine  halb -gefüllte  Form,  welche  als  Amaryllis 
pulcherrima  in  den  Handel  kam.  Wir  haben 
sie  nicht  gesehen,  auch  in  der  neuesten  Zeit  nichts 
mehr  von  ihr  gehört,  daher  sie  wohl  wieder  ver- 
loren gegangen  zu  sein  scheint.  Aber  ausserdem 
hat  man  nocli  eine  Reihe  von  Formen  und  Blend- 
lingen. Die  Abart,  welche  im  botanical  Register 
(tab.  234)  als  major  abgebildet  ist,  halten  wir  schon 
der  mennigrothen  Farbe  halber  für  einen  Blendling 
mit  irgend  einer  der  Formen  von  H.  bulbulosum, 
in  sofern  sie  nicht  ganz  und  gar  dazu  gehört.  Am 
bekanntesten  sind  die  Blendlinge  mit  II.  Reginae,  wel- 
che die  Namen  Amaryllis  intermixta  und  in- 
termedia erhalten  haben,  während  der  mit  H.  vit- 
tatum  Amaryllis  splendens  genannt  wurde. 

8.  H.  oecidentale  Roeni.  (Amaryllis  Bella- 
donna Swartz).  Eine  zweifelhafte  Art  Westiudiens 
und  der  Guiana,  welche  H.  equestre  Herb,  oder 
miniatum  am  nächsten  zu  stehen  seheint,  vielleicht 
sogar  zu  dem  letzteren  gehört,  aber  grössere  Dimen- 


sionen besitzt.  Die  dicklichen  und  riemenförmigen 
Blätter  erreichen  eine  Länge  von  2  und  3  Fuss 
und  am  Ende  des  eben  so  holien  Schaftes  befinden 
sich  3  bis  5  überhängende,  ziemlich  grosse  Blüthen 
von  zinnoberrother  Farbe,  die  im  Schlünde  durch 
einen  grünlich-gelben  Stern  unterbrochen  ist.  Die 
Blume  wird  zwar  G-blättrlg  angegeben,  aber  doch 
eine  besondere  Röhre  angenommen ,  welche  am 
obern  Ende  mit  6  gewimperten  Blättchen  versehen 
ist.  Die  3  äusseren  und  breiteren  Blumenabschnitte 
schlagen  sich   schon  in  der  Mitte  zurück. 

9.  H.  styl  OS  um  Herb.  (Amaryllis  niarannen- 
sis  Gawl.  in  bot.  Reg.  t.  719)  ist  eine  noch  keines- 
wegs feststehende  Art;  sie  scheint  uns  vielmehr  ein 
Blendling  von  H.  Reginae  und  H.  equestre  zu 
sein.  Mit  dem  ersteren  hat  sie  den  Bau  der,  aber 
stets  kleineren  Blüthe  überein,  die  Farbe  ist  je- 
doch heller.  Der  Stern  ist  sehr  klein  und  strahlt 
fast  gar  nicht.  Ein  Wimperkranz  schliesst  die 
Oeffnung  der  Blumenröhre.  Ausgezeichnet  ist  die 
Pflanze  durch  den  aus  der  Blume  weit  herausra- 
geuden  Griffel,  der  auch  Veranlassung  zur  Benen- 
nung gab.  Ob  sie  noch  in  Kultur  ist,  wissen  wir 
nicht.  Auch  von  ihr  sind  Blendlinge  mit  A.  John- 
son! erzogen,  welche  unter  dem  Namen  A.  lugu- 
bris  und  tristis  in  den  Handel  kamen.  Die  mit 
H.   solandriflorum   heisseu  A.  Herberti. 

10.  H.  miniatum  Herb.  (Amaryllis  miniata 
R.  et  P.)  steht  wohl  dem  H.  Reginae  am  nächsten 
und  hat  einen  kurzen  Schaft,  so  wie  2  —  4  über- 
hängende und  rothe  Blumen  mit  kurzer  Röhre, 
welche  durch  6  gewimperte  Blättchen  geschlossen 
ist.  Die  ziemlich  gleich-langen  und  gleich-geform- 
ten  Abschnitte  neigen  sich  glockenförmig  zusam- 
men. Der  Stern  scheint  klein  zu  sein  und  die 
Pflanze  In  sofern  eine  Aehnlichkeit  mit  H.  stylo- 
sum  zu  haben.  Die  schmalen  Blätter  stehen  ziem- 
lich aufrecht.  Eigenthümlich  ist  die  weisse  Zwie- 
bel, welche  durchschnitten  in  der  Luft  eine  mennig- 
rothe  Farbe  erhält.  Dieser  Umstand,  und  nicht  die 
Farbe  der  Blume,  hat  wohl  Ursache  zur  Benennung 
gegeben.  Verschieden  davon  ist  Amaryllis  mi- 
niata (bot.  Mag.  tab.  1943),  welche  eine  Form  des 
H.  bulbulosum  bildet.  H.  miniatum  Herb,  ist  wohl 
nie  in   Kultur  gewesen  und  wächst  in   Peru. 

Ob  Hippeast rum  Martianum  Roem.  sich 
unterscheidet,  lässt  sich  aus  der  Beschreibung  (R. 
et  S.  syst,  vcget.  VII,  p.  815  adnot.)  nicht  ersehen; 
die  Pflanze  wird  deshalb  für  immer  eine  unbe- 
stimmte Art  bleiben. 

11.  H.  bulbulosum  Herb.  Unter  diesem  Na- 
men hat  Herbert  eine  Anzahl  von  Rittersternen 
zu  einer  einzigen  Art  vereinigt,  die  sämmtlich  darin 
übereinstimmen,  dass  bei  überhängender  Blume  der 
oberste    Abschnitt    mehr    oder    weniger    zurückge- 


32 


krümmt  ist,  dass  die  Blätter  alsbald  übergebogen 
sind  und  dass  die  junge  Zwiebelbrut  kurze  Stiele 
besitzt  (d.  h.  am  Ende  kurzer  Stolonen  befiudlicli 
ist).  Das  letzte  Merkmal  kommt  allerdings  häufig, 
aber  nicht  immer  vor  und  hat  H.  bulbulosum  mit 
der  vorigen  Pflanze  gemein.  Es  hängt  dieser  Um- 
stand jedoch  von  der  Kultur  ab.  Vollständig  sitzende 
junge  Zwiebeln  sind  ebenfalls  keine  seltene  Erschei- 
nung. Interessant  ist,  dass  bei  hierher  gehörigen 
Formen  die  Farbe  der  Zwiebel  weiss,  selbst  hier 
und  da  noch  mennigroth-punktirt  angegeben  wird. 
Sollte  demnach  nicht  II.  miniatum  Herb,  ebenfalls 
hierher  gehören?  Im  Uebrigen  hat  H.  bulbulosum 
hinsichtlich  der  Blüthe  am  meisten  mit  H.  equestre 
Aehnlichkeit  und  besitzt,  wie  dieses,  eine  längere 
Blumenröhre,  aber  einen  Stern  mit  sechs  Haupt- 
strahlen. Die  Wimperblättchen  fehlen  in  der  Re- 
gel oder  sind  nur  schwach  vorhanden.  Die  Farbe 
der  BlUthe  ist  gewöhnlich  kein  reines,  sondern  viel- 
mehr ein  Mennig-  oder  Zicgelroth.  In  dieser  Hinsieht 
ist  wiederum  eine  Aehnlichkeit  mit  IL  miniatum  vor- 
handen. H.  pulvcrulcntum,  mit  dem  Herbert  die 
Art  vereinigt,  unterscheidet  sich  wesentlich  durch 
die  Form  der  Zwiebel  und  durch  die  blaugrüne 
Farbe   der  länger  bleibenden   Blätter. 

Als  Abarten  werden  als  hierher  gehörig  aufge- 
führt: 

a.  Rutil  um  (Amaryllis  rutila  Gawl.)  trägt  am 
Ende  des  meist  etwas  zusammengedrückten 
Schaftes  in  der  Regel  nur  2  mennigrothe  Blü- 
then,  deren  grünlich-gelber  Stern  im  Schlünde 
in    6   lange   Strahlen   ausläuft; 

b.  Fulgidum  (Amaryllis  fulgida  bot.  Reg.j  ist  in 
den  meisten  Fällen  mehr  als  zweiblüthig  und 
hat  einen  stielrundcn  Schaft.  Die  Farbe  der 
grösseren  Blume  erseheint  zwar  ebenfalls  men- 
nigroth,  aber  feuriger  und  von  dunkleren  Ner- 
ven unterbrochen.  Ausgezeichnet  ist  die  ver- 
hältnissmässig  lange  Blumenröhre  ; 

c.  Crocatum  (Amaryllis  crocata  Gawl.j  besitzt 
stets  mehre,  länger  als  gewöhnlich  gestielte 
Blüthen  von  fast  safrangelber  Farbe  und  von 
dunkleren  Längsstreifen  durchzogen.  Die  Blu- 
menröhre   ist   weniger  lang. 

Diese  3  Abarten  wurden  zu  Ende  des  zweiten 
Jahrzehendes  und  im  Anfange  des  dritten  von  diesem 
Jahrhunderte  unmittelbar  aus  Brasilien  eingeführt 
und  sind  vielfach  benutzt  worden,  um  unter  einan- 
der und  mit  anderen  Rittersternen  Kreuzungs-Ver- 
suche anzustellen,  die  dann  schliesslich  auch  zu  Re- 
sultaten führten.  Da  immer  fort  Aussaat- Versuche 
gemacht  werden  und  die  Liebhaberei  fortdauert,  so 
hat  sieh  die  Zahl  der  Formen  sehr  vermehrt.  Wir 
nennen    hier    nur    die    wichtigsten,    welche    in  Eng- 


land eine  Zeit  lang  Aufsehen  erregten  und  Beifall 
fanden.  So  wurden  Blendlinge  mit  IL  vittatum 
erzeugt  und  erhielten  die  Namen:  Amaryllis 
sanguinea  und  inclyta,  mit  H.  Johnson!  hin- 
gegen entstanden  die  Blendlinge:  A.  Brookesii, 
angusta  und  spathacea,  mit  H.  pulverulen- 
tum  aber:  A.  major  und  Cooperi,  mit  IL  Re- 
ginae  endlich  A.  ardens.  Auch  eine  halbgefüllte 
Form  kam  früher  in   England  vor. 

lieber  H.  unguiculatum  Herb,  lässt  sich, 
so  lange  die  Pflanze  nicht  in  Kultur  ist,  nichts  sagen; 
sie  scheint  aber  eine  der  Formen  des  H.  bulbulo- 
sum zu  sein,  welche  sich  durch  eine  mehr  dunkel- 
gefärbte Zwiebel  und  durch  an  der  Basis  verschmä- 
lerte Blumen-Abschnitte  auszeichnet.  H.  subbar- 
batum  Herb,  hingegen  weicht  durch  kurze  und 
sehr  breite  Blätter  ab,  stimmt  aber  sonst  mit  der 
zweiten  Abart  von  IL  bulbulosum  ziemlich  überein. 
In  anderer  Hinsicht  ähnelt  die  Pflanze  auch  dem  H. 
miniatum  Herb,  und  dem  Martianum  Roem.,  so 
dass  mau  geneigt  sein  könnte,  sie  als  Mittelglied 
zwischen  diesem  und  IL  bulbulosum  Herb,  zu  be- 
trachten. Vielleicht  stellen  auch  IL  bulbulosum  und 
H.  miniatum,  wie  gesagt,  wirklich  nur  Formen  einer 
Art  dar.  Wir  wären  selbst  geneigt,  die  bis  jetzt 
als  H.  equestre  betrachtete  Pflanze  des  botanieal 
Register  (tab.  234),  wo  die  grossen  Blumen  ebenfalls 
eine  mennigrothe  Farbe  besitzen,  vielmehr  als  eine 
ebenfalls  zu  H.  miniatum  gehörige  Form  anzusehen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


In  der  H an el' sehen  Gärtnerei  in  Magdeburg, 
Gr. -Werder  Xo.  16,  ist  eine  beträchtliche  Anzahl 
von  grösstentheils  aus  Samen,  im  Freien  gezoge- 
ner Pflanzen,  In  besonders  schönen,  starken  und 
gut  bewurzelten  Exemplaren  zu  civlleu  Preisen  zu 
haben. 

Auf  franco  Anfragen  ertheilt  der  Obergärtner 
Paul  daselbst  nähere  Auskunft  und  sind  vorzugs- 
weise im  Freien,  ohne  Bedeckung  ausdau- 
ernde Koniferen,  in  verschiedenen  Species  und 
Grössen  vorhanden. 


Der  Haupt-Katalog  No.  29, 

alle  Glashaus-,  Freilaud-  und  Baumschul-Kulturen 
—  auf  mehr  als  100  Seiten  compressen  Druckes  — 
behandelnd,  ist  soeben  erschienen  und  auf  gefälli- 
ges Verlangen  franko  und   gratis  zu   beziehen   durch 

Gr.  Greitnei''s  Garten-Etablissement's 
zu  Planitz  bei  Zwickau  in   Sachsen. 


Verlag   von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
Kommandanten->Strasse  No.  62. 


Druck  der  C.  Feis ter'schen  Buchdruckerei  In  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  znr  Beförderung;  des  G.artenbaues  in  den  Königl.  Prenssischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenhunde« 

Redakteur : 
P*rofessor  II>r-  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.5. 


Berlin,  den   6.  Februar 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thir.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,    als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


luhalt;  435.  Versammlung  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Garteubaues,  am  3t.  Januar.  —  Ueber  Rittersterue  oder  Hippea- 
strum, insbesondere  über  H.  Heuserianum  Karst,  und  procerum  Duch.  (Schluss).  —  A.  Murray's  Kiefern  und  Tannen 
Japan's.  —  Anlagen  und  Verschönerungen. 


435.  Versammlung 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 

am  31.  Januar. 

Die  sehr  besuchte  Versammlung  eröffnete  der 
Vorsitzende,  Geh.  Ober-Regierungsrath  Knerk,  mit 
der  Mittheilung  einer  Aufforderung  der  Königlichen 
Gartenbau -Gesellschaft  Flora  in  Brüssel,  zu  der 
vom  24.  April  bis  zum  6.  Mai  stattfindenden  und 
von  der  belgischen  Regierung  besonders  unterstütz- 
ten allgemeinen  Ausstellung  ein  Mitglied  des  Ver- 
eines zu  bezeichnen,  was  dem  Minister  des  Innern 
in  Brüssel  als  Mitglied  der  Jury  zu  presentiren 
sei,  um  dann  an  der  Beurtheihing,  resp.  an  dem 
Ausspruche  der  Preisrichter  in  Brüssel  Thcil  zu 
nehmen.  Professor  Koch  machte  auf  die  Wichtig- 
keit dieser  Ausstellung  aufmerksam,  da  daselbst 
alles  Neue,  was  aus  fremden  Ländern  eingeführt 
und  was  durch  die  Kunst  des  Gärtners  als  etwas 
Besonderes  herangezogen  sei,  sich  vorfinde  und 
durch  den  Ausspruch  der  Preisrichter  einer  Beur- 
theilung  imterworfen  werde.  Dadurch  werde  zu- 
nächst der  Verein  von  dem  relativen  Werthe  der 
Neuheiten  in  Kenntniss  gesetzt.  Der  Verein  über- 
trug dem  Vorstande,  diese  ehrenvolle  Aufforderung 
in  weitere  Berathuug  zu  ziehen  und  in  der  näch- 
sten Versammlung  die  nöthigen  Vorschläge  zu  machen. 

Professor  Koch  legte  das  erste  Heft  der  Pro- 
ceedings  (Verhandlungen)  der  Londoner  Gartenbau- 
Gesellschaft  von  diesem  Jalire  vor.  Leider  seien 
die  Verbindungen  unseres  Vereines  mit  dem  Lon- 
doner,  SU  lebhaft  sie  auch  früher  gewesen,  in  den 


letzten  Jahren  unterbrochen  gewesen.  Wahrschein- 
lich seien  die  mehre  Jahre  hindurch  dauernden 
Uebersiedehuigen  des  Gesellschafts- Gartens  nach 
Süd -Kensington,  grade  auf  die  entgegengesetzte 
Seite  Londons,  Ursache  der  Unterbrechung  gewe- 
sen. Er  habe  das  Glück  gehabt,  den  jetzigen  Se- 
kretär des  Londoner  Gartenbau-Vereines,  Murray, 
bei  vei'schiedenen  Ausstellungen  zu  begegnen  und 
näher  kennen  zu  lernen  und  deshalb  die  Gelegen- 
heit erfasst,  die  früheren  Verbindungen  wiederum 
anzuknüpfen  zu  versuchen.  Mit  der  grössten  Be- 
reitwilligkeit sei  man  ihm  entgegengekommen  und 
so  hoffe  er,  dass  diese  erneute  Verbindung  zum 
Heil  und  Segen  der  gesammten  Gartenkunst  aus- 
fallen möge. 

Die  oben  erwähnten  Proceedings  seien  von  der 
grössten  Wichtigkeit,  da  in  ihm  auch  die  Aus- 
sprüche des  Blumen-  und  des  Frucht-Ausschusses, 
besonders  über  die  neuesten  in  England  eingeführ- 
ten Pflanzen  und  gezüchteten  Blumen  und  Früchte, 
enthalten  seien,  und  man  demnach  den  relativen 
Wertb  derselben  erfahre.  Es  wäre  wohl  zu  wün- 
schen, dass  auch  bei  uns  ähnliche  Einrichtungen 
vorhanden,  wie  sie  leider  wohl  für  immer  zu  den 
frommen  Wünschen  gehören.  Alle  deutschen  Gar- 
tenbau-Vereine sollten  in  ihren  Kreisen  über  die 
zuerst  bei  ihnen  eingeführten  Neuigkeiten  ein  Ur- 
theil  abgeben.  Es  würde  dadurch  manche  Täu- 
schung erspart. 

In  Paris  wird  jetzt  in  den  Anlagen  eine  Pflanze, 
Montanoa  heracleifolia,  als  Blattpflanze  empfoh- 
len,   die    wahrscheinlich    später   durch    französische 


34 


und  belgische  Gärtner  auch  nach  Deutschland  ge- 
bracht werde.  Er  wolle  jedoch  darauf  aufmerksam 
machen,  dass  sie  unsere  Uhdea  piunatifida  dar- 
stelle. Da  am  Schlüsse  des  vorigen  Jahres  ein 
Exemplar  derselben  im  botanischen  Garten  geblüht 
und  reife  Früchte  gebracht,  so  habe  er  die  Gele- 
genheit erfasst,  um  die  Pflanze  näher  zu  untersu- 
chen. Das  Resultat  sei  gewesen,  dass  Brongniart, 
der  ersteren  Namen  ohne  Beschreibung  gegeben, 
Recht  gehabt,  die  Pflanze  in  das  Genus  Montanoa 
zu  bringen.  Das,  wie  es  scheint,  Brongniart 
unbekannte  und  noch  von  Kunth  aufgestellte  Ge- 
nus Uhdea  muss  demnach  eingezogen  und  die 
Pflanze  Montanoa   pinnatifida   genannt  werden. 

Inspektor  Bouchd  übergab  eine  Abhandlung 
über  die  Benutzung  der  Lohe,  welche  in  einer  der 
nächsten  Nummern  der  Wochenschrift  abgedruckt 
werden  wird. 

Murray,  Sekretär  der  Londoner  Gartenbau- 
Gesellschaft,  hatte  den  General-Sekretär  um  einige 
Pfund  Samen  der  Teltower  Rübe  und  um  eben 
so  viel  Erde,  wo  sie  kultivirt  wird,  ersucht.  Pro- 
fessor Koch  hatte  sich  direkt  nach  Teltow  ge- 
wendet, war  aber  bis  jetzt  ohne  Antwort  geblieben; 
aus  dieser  Ursache  ersuche  er  einen  anwesenden 
Gärtner,  ihn  in  der  Ausführung  des  Wunsches  zu 
unterstützen.  Kunst-  u.  Haudelsgärtner  Demmler, 
der  grade  in  dem  Verkaufe  von  Teltower  Rüben- 
Samen  grosse  Geschäfte  macht ,  übernahm  es,  und 
wird  demnach  die  Sendung,  wie  das  Wetter  etwas 
gelinder  sich  zeigt,  nach  London  abgehen.  Es  sei 
sehr  interessant,  später  zu  erfahren,  welche  Resultate 
man  erhalten.  In  Paris  habe  man  früher  ebenfalls 
dergleichen  Kultur- Versuche  mit  der  Teltower  Rübe 
angestellt,  ohne  zum  Ziele  gelangt  zu  sein.  Dage- 
gen sei  eine  ähnliche  Rübe,  die  von  Freneuse, 
entstanden,  welche  grösser  als  die  Teltower  und 
vielleicht  auch  zarter  sei,  aber  nicht  das  feine 
Aroma  enthalte.  Auch  die  Rübe  von  Freneuse 
scheine  an  ihre  Lokalität  bei  Paris  gebunden  zu 
sein,  denn  au  anderen  Orten  gedeihe  sie  nicht  oder 
gehe  wenigstens  in  einigen   Jahren  zurück. 

Professor  Koch  übergab  Samen  der  früher 
mehrfach  von  ihm  empfohlenen  Sommer -Endivie 
aus  Kassel,  woraus  unzweifelhaft  hervorging,  dass 
diese  als  Spargel -Surrogat  empfohlene  Pflanze  gar 
keine  Endivie,  sondern  den  bekannten  Römischen 
oder  Bindesalat  darstelle,  von  dem  auch  eine  Sorte 
hauptsächlich  in  Frankreich  sehr  viel  als  Surrogat 
des  Spargels  angebaut  werde.  Hofgärtner  Jäger 
in  Eisenach  habe  eine  Abhandlung  darüber  einge- 
sendet, welche  alsbald  in  der  Wochenschrift  abge- 
druckt werden  wird. 

Professor  Koch  theilte  mit,  dass  im  König- 
reiche   Hannover    eine    Aktien- Gesellschaft  in's   Le- 


ben zu  treten  im  Begrifl'  stände,  um  durch  Grün- 
dung eines  ponKilogischen  Gartens  und  einer  damit 
zusammenhängenden  Baumschule,  durch  -welche  gute 
und  in  unserem  nordischen  Klima  gedeihende  Obst- 
sorten verbreitet  werden  sollen,  den  Obstbau  zu 
fördern  und  zu  heben.  Es  sollen  2000  Aktien  zu 
10  Thaler  ausgegeben  werden.  Alle,  die  sich  da- 
für interessiren ,  werden  ersucht,  den  4.  Februar 
in  Göttingen  sich  einzufinden,  um  einen  pomolo- 
gischen  Verein  für  das  Königreich  Hannover  zu 
gründen. 

Auf  gleiche  Weise  machte  Prof.  Koch  Mitthei- 
langen  über  den  pomologischen  Garten  in  Braun- 
schweig, den  ersten  und  einzigen  in  ganz  Deutsch- 
land, der  nach  den  Vorschriften  der  von  Ober- 
dieck  und  Lucas  vor  einigen  Jahren  gedruckten 
Anleitung  eingerichtet  wurde.  Da  seine  Einrich- 
tung von  allgemeinem  Interesse  sein  dürfte,  wird 
diese  in  einer  der  nächsten  Nummern  der  Wochen- 
schrift zur  nähern  Kenntniss  der  Leser  gebracht 
werden. 

Weiter  berichtete  derselbe  über  die  ferner  über- 
gebenen  Mittheilungen  über  den  Zustand  des  Obst- 
baues in  den  verschiedenen  deutschen  Ländern  in 
Folge  des  ersten  Paragraphen  in  dem  Programme 
zur  4.  allgemeinen  Versammlung  deutscher  Pomo- 
logen.  Vorzügliche  Arbeiten  dieser  Art  seien  von 
Seiten  des  Gartenbau-Vereines  in  Kassel  und  des 
■bekannten  Pomologen  Lehrer  Breiier  in  D'horn 
bei  Düren  eingegangen. 

Professor  K  o  c  h  berichtete  dann  über  eine  neue 
Apfelsorte,  welche  in  den  Baumschulen  von  Schie- 
bler  &  Sohn  in  Celle  gezüchtet  wurde  und  des- 
halb vom  Superintendenten  Oberdieck  den  Na- 
men Schiebler's  Taubenapfel  erhalten  hatte. 
Derselbe  übertrifft  noch  den  bekannten  weissen  Win- 
ter-Taubenapfel an  Geschmack  imd  gutem  Ausse- 
hen. Es  ist  demnach  eine  Tafelfrucht  ersten  Ran- 
ges und  vom  Ende  Dezember  bis  Ostern  essbar. 
Da  der  Baum  gute  Hochstämme  gibt  und  in  allen, 
selbst  Winden  ausgesetzten  Lagen  dankbar  trägt, 
so  ist  er  sehr  zu  empfehlen.  Kräftige  Bäumchen 
von  4  und  5  Fuss  Höhe,  zu  Pyramiden  und  Hoch- 
stämmen geeignet,  Verden  zu   li  Thlr  abgegeben. 

Der  Lehrer  an  der  landwirthschaftlichen  Aka- 
demie in  Moskau,  Nedzielsky,  hielt  einen  längern 
Vortrag  über  pomologische  Zeichnungen  und  deren 
Werth.  Derselbe  befindet  sich  seit  dem  vorigen 
Herbste  im  Auftrage  der  russischen  Regierung  hier, 
um  einestheils  den  Obstbau  im  Auslande  kenneu 
zu  lernen,  auderntheils  von  den  besseren  Sorten 
daselbst  Kenntniss  zu  nehmen,  damit  späterhin 
durch  eine  Vergleichung  mit  den  in  Russland  ge- 
bauten Sorten  eine  Uebereinstimmung  in  der  No- 
menklatur   des    Obstes    hergestellt    werden    könne. 


35 


Da  derselbe  speziell  an  den  General-Sekretär,  Pro- 
fessor Koch,  gewiesen  war,  so  hielt  letzterer  es 
auch  im  Interesse  des  Vereines  für  seine  Pflicht, 
dem  Nedzielsky  nicht  allein  das  reiche  Material 
der  Bibliothek  des  Vereines  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  sondern  auch  die  vom  verstorbenen 
General -Lieutenant  v.  Pochhammer  eigenhändig 
angefertigten  Zeichnungen  von  Kernobst  zur  Ver- 
fügung zu  stellen. 

In  dieser  grossen  Sammlung  von  gegen  1000 
Abbildungen  fand  Nedzielsky  einen  solchen  Schatz 
zu  seinen  ferneren  pomologischen  Studien,  dass  er 
eich  entschlossen  hat,  auch  den  nächsten  Sommer 
noch  in  Berlin  zu  bleiben  und  von  da  Ausflüge 
nach  den  bekannteren  und  besseren  Baumschulen 
zu  machen.  Die  Pochhammer' sehen  Sammlungen 
haben  dadurch  einen  grossen  Werth,  dass  die  mit 
Farben  treu  angelegte  Zeichnung  durch  eine  vor- 
zügliche Beschreibung  unterstützt  wird.  Da  jeder 
Zeichnung  auch  der  Ort  beigefügt  ist,  woher  die 
Sorte  bezogen  wurde,  so  kann  man  in  den  meisten 
Fällen,  wo  man  sich  weiter  Raths  erholen  will,  die- 
selbe Sorte  wieder  beziehen. 

Nedzielsky  bedauert,  dass  eine  solche  Samm- 
lung bis  jetzt  nicht  veröffentlicht  sei,  da  selbige 
vuistreitig  das  Vorzüglichste  enthalte,  was  er  bis 
jetzt  angefertigt  gesehen  habe.  Er  forderte  deshalb 
den  Verein  im  Interesse  der  pomologischen  Wissen- 
schaft dringend  auf,  das  Werk  eines  so  tüchtigen 
Pomologen  der  Oefi"entlichkeit  zu  übergeben.  Um 
sein  Urtheil  durch  Vergleichungen  zu  bekräftigen, 
legte  er  verschiedene  pomologische  Werke  vor. 
Das  schlechteste  sei  das  „deutsche  Obstkabinet", 
was  in  Jena  angeblich  von  einem  pomologischen 
Verein  herausgegeben  werde  und  weder  wissen- 
schaftlich, noch  sonst  gebraucht  werden  könnte. 
Eine  Vergleichung  einer  beliebigen  Abbildung  mit 
der  Frucht  selbst  oder  mit  einer  Pochhammer- 
Bcheu  Zeichnung  bekräftigte  die  Aussage.  Aber 
selbst  bessere  pomologische  Werke,  wie  die  Kern- 
obstsorten Württembergs  von  Lucas  und  auch 
das  Album  de  Pomologie  entsprächen  trotz  der 
Versicherungen  der  Natürlichkeit  nicht  den  Anfor- 
derungen und  gäben  oft  nur  hübsche  Bilder,  die 
wohl  einen  Laien,  nicht  aber  einen  Mann  der  Wis- 
Benschaft,  befriedigen    könnten. 

Völlig  unbrauchbar  seien  in  den  meisten  Fäl- 
len die  Durchschnitte,  was  hauptsächlich  darin  sei- 
nen Grund  habe,  dass  man,  namentlich  die  Längs- 
Durchschnitte,  planlos  mache.  Wolle  man  aber 
Vergleichungen  anstellen,  so  müsse  jeder  Durch- 
schnitt nach  einem  bestimmten  Prinzipe  gemacht 
werden.  Man  sei  überhaupt  im  Allgemeinen  nicht 
genug  wissenschaftlich  bei  den  Abbildungen  sowohl, 
als  bei  den  Beschreibungen,  verfahren;  ohne  wissen- 


schaftliche Grundlage  gehe  es  aber  auch  in  der  Po- 
mologie nicht.  Nothwendig  sei  es  in  diesem  Falle, 
dass  ein  Fach  der  Frucht  genau  in  der  Mitte  durch- 
geschnitten werde.  Geschehe  dieses  durchaus,  so 
habe  man  stets  gleiche  Durchschnitte  vor  sich  und 
könne  die  von  verschiedenen  Früchten  auch  ratio- 
nell mit  einander  vergleichen.  Wissenschaftlich  sei 
bekannt,  dass  die  einzelnen  Blüthenquirle  in  der 
Stellung  mit  einander  abwechseln ;  die  Kelchblätter 
wechseln  mit  den  Ki'onblättern,  diese  mit  den  Staub- 
gefässen  und  diese  wiederum  mit  den  Fruchtblättern, 
resp.  mit  den  Fächern  ab.  Schneidet  man  nun  so, 
dass  man  ein  Kelchblatt  in  2  gleiche  Theile  zerlegt, 
so  werde  das  Fach  des  Kernhauses  mitten  durch- 
schnitten. Habe  man  an  den  einzelnen  Früchten, 
besonders  den  Aepfeln,  in  der  Nähe  des  Kelches 
Erhöhungen,  wie  im  ausgebildetsten  Zustande  beim 
Kalvill,  so  könne  man  auch  diese  zur  Richtschnur 
nehmen.  Wie  wenig  man  sich  aber  der  Natürlich- 
keit bei  Abbildungen  befleissige,  sehe  man  daran, 
dass  selbst  in  besseren  Werken  der  Kelch,  der  nie  aus 
mehr  denn  5  Blättern  bestehe,  gar  nicht  selten  6-, 
7-,  9-  und  selbst  10-blättrig  angegeben  werde.  Was 
solle  man  nun  zu  dergleichen  Leichtfertigkeiten  sa- 
gen? und  welches  Zutrauen  könne  man  zu  dem 
Uebrigen  haben? 

Da  die  Längs-Durchschnitte  besonders  wichtig 
seien,  in  sofern  sie  rationell  gemacht  und  getreu 
ausgeführt  würden,  so  erlaube  er  sich  in  Betreff 
des  letzteren  Umstandes  noch  eine  Anleitung  zu 
geben  und  dieser  dann  eine  Bitte  hinzuzufügen. 
Sobald  man  einen  guten  Durchschnitt,  gleichviel  ob 
Längs-  oder  Quer  -  Durchschnitt,  angefertigt,  so 
nimmt  man  irgend  ein  Stück  Farbe,  am  besten 
Zinnober,  und  streicht  diese  auf  der  Durchschnitts- 
fläche  auf.  Bei  Längs-Durchschnitten  löst  man  die 
Scheidewände  zuvor  etwas  mit  dem  Messer,  damit 
deren  Grenzen  deutlicher  hervortreten.  Hierauf 
nimmt  man  ein  Blatt  Papier  und  drückt  auf  die- 
sem die  mit  Zinnober  gefärbte  Fläche  auf;  so  er- 
hält man  alsbald  ein  durchaus  getreues,  wenn  auch 
etwas  rohes  Bild,  wo  nicht  allein  das  Kernhaus 
deutlich  angegeben  ist,  auch  die  Nervenbündel  im 
Fleische  und  hauptsächlich  die  Röhre  zwischen  dem 
Kernhause  und  dem  Kelche  sind  dargestellt.  Grade 
diese  Röhre  ist  zur  Unterscheidung  einzelner  Sor- 
ten ungemein  wichtig,  obwohl  leider  bei  allen  Ab- 
bildungen gar  kein  Werth  darauf  gelegt  ist.  Von 
nicht  minder  grossem  Gewichte  sind  die  Vertiefun- 
gen, in  denen  der  Stiel  und  der  Kelch  befindlich 
sind.  Will  man  die  rohe  Zeichnung  sauber  und 
nett  haben,  so  trägt  man  die  Konturen  vermittelst 
eines,  am  Liebsten  ebenfalls  zinnoberrothen  Copier- 
Papleres  auf  ein  anderes  Papier  über  und  führt  die 
innere  Zeichnung  mit  der  Hand  und  dem  Pinsel  aus. 

6« 


36 


Er  erlaube  sich  mm  an  Pomologen  und  Gärt- 
ner, so  wie  an  Alle,  die  noch  gutes  Obst  haben,  die 
ergebenste  Bitte,  dergleichen  Durchschnitte  mit  Zin- 
nober auf  diese  Weise  anzufertigen  und  selbige  ent- 
weder ihm  direkt  oder  durch  Vennittehnig  des  Ge- 
neral-Sekretärs, Professor  Koch,  mit  Angabe  des 
Namens  und  wo  möglich  auch  des  Ortes,  wo  das 
Obst  gewachsen,  zuzusenden.  Die  letztere  Angabe  ist 
deshalb  wünschenswerth,  um  nachträglich  vielleicht 
noch  die  eine  oder  andere  Erläuterung  zu  erhalten 
oder  auch   später  den   Baum  kennen   zu  lernen. 

Dr.  Schmidtmann  in  Bünde  (Westphalen) 
hatte  brieflich  Mittheilungen  über  seine  Versuche, 
Blendlinge  von  einander  entfernter  stehenden  Arten 
künstlich  hervorzurufen,  gemacht.  Nachdem  er  viele 
Jahre  hindurch  resultatlos  experimentirt  habe,  sei 
es  ihm  endhch  gelungen,  einen  Blendling  der  Pae- 
onia  Moutan  mit  Nymphaea  alba  zu  erziehen.  Er 
hoffe  schon  im  nächsten  Jahre  Blüthen  zu  erhalten 
und  werde  sie  dann  zur  Verfügung  stellen.  Nach 
Professor  Koch  seien  alle  Versuche,  ferner  stehende 
Pflanzen  zu  befruchten,  bisher  vollständig  misslun- 
gen;  er  selbst  habe  in  dieser  Hinsicht  vielfach  ex- 
perimentirt und  endlich  gefunden,  dass  nur  bei  sehr 
nahe  stehenden  Pflanzen,  die  vielleicht  nicht  einmal 
spezifisch  verschieden  seien,  sondern  nur  scheinbar 
Arten  darstellen,  eine  Kreuzung  ermöglicht  werden 
könne.  Durch  Naudin's  weitläufige  und  gewis- 
senhafte Versuche  mit  Gurken,  Melonen  und  Kür- 
bissen habe  sich  bestimmt  herausgestellt,  dass,  so 
sehr  auch  diese  3  Cucurbitaceen  an  und  für  sich 
zu  Formen-Veränderungen  geneigt  seien,  doch  keine 
mit  der  andern  eine  Kreuzung  eingehe.  Alle  An- 
gaben von  Blendlingen  zwischen  Melone  und  Gurke 
oder  Kürbis  beruhten  auf  falschen  Beobachtungen. 
Auch  Decaisne's  Versuche  bestätigen  diese  Be- 
hauptung. 

Es  sei  aber  eine  andere  Frage,  ob  man  nicht 
durch  Reizungen  der  Narbe  bei  der  Ausbildung 
des  betreffenden  Samens  in  sofern  eine  Aenderung 
in  demselben  hervorrufen  könne,  dass  auch  die 
daraus  hervorgehende  Pflanze  in  ihrer  Entwicke- 
lung  Modifikationen  darbiete,  die,  wenn  sie  bedeu- 
tend seien,  zu  der  Annahme  führen  könnten,  et- 
was ganz  Anderes  vor  sich  zu  haben.  Bei  den 
Versuchen  künstlicher  Befruchtungen  geschehen  stets 
Reize,  schon  durch  die  Entwickelung  fremder  Pol- 
lenschläuche auf  der  Narbe,  die  dann  bei  der  spä- 
tem natürhchen  Befruchtung  vielleicht  Einfluss  auf 
die  Entwickelung  ausüben.  In  diesem  Falle  hätte 
man  es  aber  mit  keinem  Blendlinge,  sondern  nur  mit 
einer  Form,  einer  Abart  zu  thun.  Eine  grosse 
Menge  sogenannter  Blendlinge  seien  gewiss  nichts 
weiter,  als  charakteristische  Formen  und  Abarten 
der  Mutterpflanze.     Es  betreffe  dieses  hauptsächlich 


die  massenweise  im  wilden  Zustande  auftretenden 
Blendlinge  von  Verbascum,  Cirsium,  Salix  u.  s.  w. 
Es  wäre  wohl  zu  wünschen,  dass  Physiologen  die- 
sem Umstände  mehr  Aufmerksamkeit  zuwendeten, 
als  es  bis  jetzt  geschehen. 

Inspektor  Bouch^  legte  die  Abbildungen  zweier 
baumartiger  Päonien  und  des  Lamprococcus  Lau- 
ren ti  an  us  C.  Koch  vor,  welche  jetzt  durch  die 
Laurentius'sche  Gärtnerei  in  den  Handel  kom- 
men und  auch  Empfehlung  verdienen,  und  machte 
ausserdem  auf  das  Verzeichuiss  neuer  Pflanzen,  was 
eben  ausgegeben,  aufmerksam.  Auf  gleiche  Weise 
empfahl  Professor  Koch  auch  die  neuen  gefüllten 
Fuchsien  mit  zweifarbigen  Blumenblättern,  die  durch 
Crousse  in  Nancy  jetzt  in  den  Handel  kommen. 
Nicht  minder  verdienen  die  grossblühenden  Penste- 
mons  derselben  französischen  Haudelsgärtnerei  Be- 
achtung. 

Professor  Koch  legte  eine  Abbildung  des  in- 
teressanten Hippeastrum  (Amaryllis)  procerum, 
was,  ähnlich  manchen  Crinum's,  einen  falschen  Sten- 
gel bilde,  vor  und  empfahl  die  Pflanze,  namentlich 
den  Liebhabern  von  Zwiebelpflanzen.  Dieselbe  ist 
bereits  bei  Laurentius  in  Leipzig  für  16  Thaler 
zu  beziehen. 

Professor  Braun  sprach  über  die  Doppelge- 
staltigkeit der  Blüthen  (Dimorphismus)  in  einem 
längeren  Vortrage,  der  für  sich  in  einer  der  näch- 
sten Nummern  der  Wochenschrift  mitgetheilt  wer- 
den wird. 

Obergärtner  Kraus  berichtete  über  Vilmorin's 
eben  erschienenes  Werk:  les  fleurs  de  pleine  terre, 
und  empfahl  dasselbe.  Auf  gleiche  Weise  legte 
Professor  Koch:  Borchers  Anleitung  zur  Ver- 
vollkommnung des  Obstes  vor,  über  das  er  bereits 
in  der  Wochenschrift  gesprochen,  so  wie  ein  Werk 
über  den  Landbau  in  Niederländisch -Indien,  was 
ihm  durch  die  Vermittelung  von  Witte,  Hortula- 
nus  im  botanischen  Garten  zu  Leiden,  von  dem 
Verfasser  W.  L.  de  Sturler  übersendet  worden 
war  und  über  das  er  Näheres  mitzutheileu  sich  vor- 
behalte. Dieses  sei  auch  mit  einem  dritten  Buche: 
die  Kiefern  und  Tannen  Japans,  was  er  der  Freund- 
lichkeit des  Verfassers,  des  Sekretärs  der  Londoner 
Gartenbau-Gesellschaft,  Andr.  Murray,  verdanke, 
der  Fall. 

Die  Fabrik  und  das  Depot  neuer  Erfindungen 
von  Spei  er  in  Berlin  (Leipzigerstrasse  No.  134) 
zeigte  an,  dass  sie  eine  reiche  Auswahl  von  Park- 
und  Garten-Möbeln  besitze.  Namentlich  mache  sie 
auf  ihre  schmiedeeisernen,  zusammenlegbaren  Möbeln 
mit  Spiralfeder  -  Bespannung  aufmerksam,  sowohl 
Stühle  der  verschiedensten  Art,  wie  Bänke  und 
Tische;  ferner  habe  sie  Korallen-Möbel,  wie  solche 
bisher    noch    nicht    geführt    wurden   und   von   beson- 


37 


derer  Schönheit  vorräthig.  Endlich  theile  sie  auch 
mit,  dass  sie  Gartenzäune  von  Draht,  wie  solche 
mit  Erfolg  in  England  und  Süd-Amerika  angewen- 
det werden,  ebenfalls   anfertige- 

Die  Besitzer  der  chemischen  Fabrik  von  Vor- 
ster  &  Grünberg  in  Stassfurt  empfahlen  ihren 
Kalidünger  (zu  12,|'  Sgr.),  so  wie  das  Dünge-Salz 
(zu   74:  Sgr.)   auch   Gärtnern   zur  Benutzung. 

Inspektor  Bouch^  übergab  Verzeichnisse  von 
allerhand  Blumen-  und  Gemüse -Sämereien,  welche 
im  vorigen  Jahre  im  Versuchsgarten  des  Vereines 
herangezogen  wurden  und  nun  unter  die  Mitglieder 
vertheilt  werden  sollen.  Er  ersuche  darauf  Reflek- 
tirende,  sich,  höchstens  bis  zu  dem  20.  Februar,  bei 
dein  General-Sekretariate  zu  melden.  Daselbst  wer- 
den auch  die  Verzeichnisse  auf  schriftliches  Ersuchen 
zur  Einsicht  und   beliebigen   Auswahl  zugesendet. 


Ueber 

Rittersterne  oder  Hippeastriim, 

insbesondere  über 

H.  Heuserianum  Karst,  und  procerum  Duch. 

(SchlusB.) 

12.  H.  barbatum  Herb,  ist  auf  Linnö's 
Amarvllis  dubia  (Amoen.  VIII,  254)  gegründet 
und  soll  sich  durch  eine  Blume  mit  grüner,  nicht 
kurzer  Röhre  und  mit  weissen  Abschnitten  aus- 
zeichnen. Der  Stern  hat  eine  grüne  Farbe.  Sonst 
ist  die  Pflanze  nicht  weiter  bekannt  und  wird  eben- 
falls zweifelhaft  bleiben. 

13.  H.  glaucescens  Herb.  (Amaryllis  glau- 
cescens  Mart.)  existirt  nicht  in  den  Gärten,  weshalb 
über  die  spezifische  Natur  der  Art  wiederum  kein 
bestimmtes  Urtheil  abgegeben  werden  kann.  Hin- 
sichtlich der  Blüthenform  scheint  die  Pflanze  dem 
H.  Reginae  oder  stylosum  am  nächsten  zu  stehen. 
Wie  bei  diesen  beiden  ist  die  Blumenröhre  nur 
kurz  und  am  oberen  Ende  mit  Wimperblättchen 
versehen.  Die  rothen  Abschnitte  neigen  sich  trich- 
terförmig zusammen  und  die  Oeffnung  der  Blüthe 
steht  nach  abwärts.  Abweichend  ist  die  blaugrüne 
Farbe  der  halb  zurückgeschlagenen  und  schmalen 
Blätter  und  des  wenig  höheren  Schaftes.  Diese 
Art  wurde  von  Martins  in   Brasilien   entdeckt. 

14.  H.  pulverulentum  Herb.  (Amaryllis  pul- 
verulenta  Lodd.  bot.  cab.  484,  A.  acuminata  Ker) 
schliesst  sich  durch  die  blaugrüne  Färbung  der  ver- 
hältnissmässig  sehr  langen  und  sehr  bald  absterben- 
den Blätter  der  vorigen  an,  weicht  aber  ausserdem 
wesentlich  durch  die  Form  der  Blume  ab,  deren  3 
obere,  etwas  rautenförmige  Abschnitte  sich  in  eine 
lange,  am  obern  Ende  wellenförmige  Spitze  ver- 
schmälern.     Ihre    Farbe    ist  schön  roth,    wird    aber 


durch  dunklere  Nerven  und  im  Schlünde  der  Blume 
durch  einen  grünlich-gelben  Stern  unterbrochen. 
Wimperblättchen  fehlen  ganz  und  gar.  Ausgezeich- 
net ist  die  rundliche  und  von  oben'  nach  unten  et- 
was zusammengedrückte  Zwiebel,  wie  diese  keine 
andere  Art  des  Genus  Hippeastrum  besitzt.  Lei- 
der setzt  die  Pflanze  nur  schwierig  junge  Brut  an, 
ein  Umstand,  den  man  schon  vor  30  und  40  Jah 
ren  beobachtet  hat  und  der  wahrscheinlich  Ursache 
wurde,  dass  diese  Art  wiederum  aus  unseren  Gär- 
ten verschwunden  zu  sein  scheint;  Vaterland  ist 
Buenos  -  Ayres.  Auch  von  H.  pulverulentum  hat 
man  mit  anderen  Arten  Kreuzungen  versucht,  die 
unter  besonderen  Namen  in  den  Handel  gekommen 
sind.  So  führen  die  Blendlinge  aus  der  Züchtung 
mit  Johnsoni  den  Namen  Amaryllis  Beatrum 
und  inconstans,  mit  Reginae  den  Namen  A.  au- 
rantiaca  und  spuria,  mit  reticulata  den  Namen 
A.  Goveni,  mit  solandrifolia  den  Namen  Hay- 
lockii. 

15.  H.  bahiense  Roem.  (Amaryllis  bahiense 
DC.)  wurde  zwar  aus  Bahia  direkt  eingeführt, 
möchte  aber  doch  eine  Form  des  H.  bulbulosum, 
wenn  nicht  ein  Blendling  genannter  Pflanze  mit 
H.  Johnsoni  oder  Reginae  sein  und  zeichnet  sich 
durch  eine  prächtige  zinnoberrothe  Farbe  mit  weis- 
sem  Sterne  aus. 

16.  H.  pronum  C.  Koch.  Diese  aus  Caracas 
direkt  dem  botanischen  Garten  in  Berlin  mitgetheilte 
Art  hat  sehr  schmale,  rinnenformige  Blätter  mit 
weissem  durchsichtigen  Rande,  wie  diese  wohl  kei- 
nem anderen  Rittersterne  zukommen.  Sie  haben  die 
Länge  eines  Fusses  und  mehr,  stehen  ab  und  be-^ 
sitzen  eine  blaugrüne  Farbe,  wie  auch  der  fast  dop- 
pelt so  lange,  2-blüthige  Schaft.  Mehr,  als  es  bei 
irgend  einem  andern  Rittersterne  der  Fall,  ist  die 
Richtung  der  mennig-farbenen  Blüthe  nach  abwärts, 
wobei  jedoch  der  oberste  und  kürzere  Abschnitt  fast 
ganz  zurückgeschlagen  erscheint.  Auf  gleiche  Weise 
ist  dieses  bei  den  beiden  nächsten  (rechts  und  links), 
wenn  auch  weniger,  der  Fall,  so  dass  man  doch 
leicht  in  die  Oefliiung  der  Blume  sehen  und  den 
schwachen  grünlichen  Stern  bemerken  kann.  Die 
länglichen  Abschnitte  sind  übrigens  ziemlich  gleich 
geformt,  am  Rande,  besonders  in  der  obern  Hälfte, 
wellenförmig  und   in   eine  lange  Spitze  ausgezogen. 

17.  H.  stenopetalum  A.  Dietr.  Diese  vor  11 
Jahren  von  Warszewicz  direkt  aus  dem  Norden 
Peru's  eingeführte  Art  möchte  dem  H.  miniatum 
einerseits  und  einigen  Formen  des  H.  bulbulosum 
andernseits  am  nächsten  stehen.  Die  Blätter  hat 
sie  mit  H.  bulbulosum  gemein,  sterben  aber  später 
ab,  wie  bei  H.  pulverulentum.  Nur  2  Blüthen  er- 
scheinen am  Ende  des  Schaftes  in  horizontaler 
Richtung  und  haben  eine  mennigrothe  Farbe.     Die 


38 


zolllange  Blumenröhre  ist  inwendig  nackt  und  die 
6  Blumen-Abschnitte,  von  denen  die  3  äussern  nur 
etwas  breiter  sind,  neigen  sich  trichterförmig  zu- 
sammen und  sind  ziemlich  regelmässig  gestellt.  Da- 
durch unterscheidet  diese  Art  sich  von  den  früher 
genannten  Arten,  wo  namentlich  der  oberste  Ab- 
schnitt grösser  und  etwas  zurückgeschlagen  ist. 
Der  Stern  besteht  aus  6  weisslich-grüuen  Streifen, 
welche  sich  längs  der  Abschnitte  in  deren  Mitte 
hinziehen. 

18.  H.  Warszewiczianum  A.  Dietr.  schliesst 
sich  hinsichtlich  der  ziemlich  regfelmässigen  Krone 
der  vorigen  Art  an.  Eigcuthümlich  sind  die  sehr 
langen  (bis  3^  Fuss)  Blätter  mit  unterhalb  stark 
hervortretender  Eippe.  Nach  A.  Dietrich  sollen 
sie  nicht  absterben,  sondern  bleibend  sein,  was  je- 
doch bei  den  im  botanischen  Garten  in  Berlin  ge- 
zogenen Exemplaren  nicht  der  Fall  ist.  Am  Ende 
des  nur  wenig  kürzern ,  und  zusammengedrückten 
Schaftes  befinden  sich  auf  kurzen  Stielen  2  auf- 
recht-abstehende Blüthen  mit  sehr  kurzer,  so  wie 
nackter  Köhre  und  mit  glocken- trichterförmig -zu- 
sammengelegten Abschnitten  von  rother  Farbe.  Der 
grünlich-weisse  Stern  ist  sehr  gross  und  zieht  sich 
weit  nach  oben.  Entdeckt  wurde  diese  Ende  De- 
cember  blühende  Art  in  Bolivien  1852  durch  den 
bekannten  Reisenden  v.  Warszewlcz  und  dem 
Fabrikbesitzer  Nauen  in  Berlin  zuerst  mltgetheilt, 
wo  sie  dessen  damaliger  Obergärtner  Gireoud, 
wie  auch  die  vorige  Art,  alsbald  in  Blüthe  brachte. 

19.  H.  procerum  Duch.  Dieser  durch  einen 
Handelsgärtner  in  Petropolis  bei  Rio  de  Janeiro  in 
Brasilien,  Binot  mit  Namen,  erst  vor  2  Jahren 
nach  Paris  gesendete  Ritterstern,  ist  so  eigenthüm- 
lich,  dass  man  geneigt  sein  könnte,  ihn  für  gar 
keine  Art  dieses  Geschlechtes  zu  halten.  Uns  steht 
zwar  nur  die  Abbildung  im  Journal  der  Pariser 
Gartenbau -Gesellschaft  und  die  damit  verbundene 
Beschreibung  des  Redakteurs,  Professor  Duchartre, 
zu  Gebote,  beide  sind  aber  so  genau,  dass  sie  kaum 
noch  etwas  zu  wünschen  übrig  lassen.  Wir  machen 
Handelsgärtner  sowohl,  wie  Liebhaber  auf  diese  in- 
teressante Neuheit  aufmerksam,  welche  zu  gleicher 
Zeit  im  Garten  des  Luxembourg,  dem  Rivifere  vor- 
steht, und  in  dem  der  Mad.  Furtado  in  Rocquen- 
court  bei  Versailles  blühte.  Bereits  soll  auch  ein 
Handelsgärtner  in  Bordeaux  Samen  erhalten  haben, 
während  van  Geert  in  Gent  dergleichen  erwartete. 

Am  Nächsten  scheint  die  Art  dem  oben  be- 
schriebenen H.  Warszewiczianum  zu  stehen  und 
zwar  namentlich  darin,  dass  die  Blätter  sehr  lang 
und  die  äussern  Blumen-Abschnitte  am  obern  Ende 
mit  einer  verdickten  kapuzeuförmigen  Spitze  verse- 
hen sind.  Das  Merkwürdigste,  was  sich  nur  bei  eini- 
gen  Crinum's  wiederholt,    ist,    dass   die  Blätter    mit 


langen  Scheiden  nicht  allein  die  Zwiebel,  sondern 
ausserdem  auch  sich  in  der  Weise  gegenseitig  um- 
fassen, dass  sie,  wie  z.  B.  bei  den  Musa- Arten, 
einen  falschen  Stengel  von  2  —  2^  Fuss  Höhe  bil- 
den. Bei  den  untern  stirbt  die  rlemenförmige  ei- 
gentliche Blattfläche  ab,  so  dass  eben  nur  die  lange 
Scheide  bleibt,  bei  den  obern  hingegen  hängt  die 
erstere  über,  so  dass  diese  mit  ihrer  Spitze  bis  fast 
zur  Erde  reicht.  Diese  obersten  Blätter  besitzen 
demnach  mit  ihrer  gleich  langen  Scheide  oft  eine 
Länge  von  5  Fuss.  Beide  Flächen  des  herabhän- 
genden Theiles  der  Blätter  sind  mit  parallelen 
Längsstreifen  versehen,  und  was  ebenfalls  eine  Ei- 
genthümlichkeit  ist,  auf  beiden  Flächen  vollkommen 
gleichgefärbt  und  organisirt. 

Mitten  aus  dem  scheinbaren  Stengel  erhebt  sich 
noch  bis  zu  1  Fuss  Länge  der  zusammengedrückte 
Schaft  und  trägt  am  obern  Ende  eine  Dolde  von 
4  meist  horizontal  abstehenden  Blüthen  von  zarter 
Lilafarbe.  So  viel  wurden  nämlich  in  der  Kultur 
beobachtet,  während  Binot  deren  im  Vaterlande 
bis  12  beobachtet  haben  will.  Die  Blüthen  besitzen 
eine  sehr  kurze  Röhre,  deren  oberes  Ende  weder 
fleischige  Schüppchen,  noch  Wimperu  besitzt,  wäh- 
rend die  länglich -spathelförmigen  Abschnitte  sich 
trichterförmig  zusammenlegen.  Die  Oeffnung  der 
Blume  hat  einen  Dui'chmesaer  von  gegen  5  Zoll, 
während  die  Länge  der  ganzen  Blüthe  bis  6  und 
7  Zoll  beträgt.  Von  der  fleischigen  und  kapuzeu- 
förmigen Spitze  am  Ende  der  äussern  Blumen-Ab- 
schnitte ist  schon  gesprochen.  Eine  besondere 
Zeichnung  als  Stern  im  Innern  der  Blume  ist  nicht 
vorhanden.  Staubgefässe  und  Stempel  haben  die 
Gestalt  derer,  wie  sie  in  dem  ganzen  Genus  vor- 
kommen. Es  betrifft  dieses  auch  die  Eichen,  resp. 
die  Samen,  welche  breitgedrückt  sind  und  über 
einander  •  liegen. 

20.  H.  aulicuni  Herb.  (Amaryllis  aullca  Gawl.) 
wurde  zwar  schon  1816  aus  Brasilien  eingeführt, 
scheint  aber,  wenigstens  bei  uns,  trotz  seiner  Schön- 
heit und  trotz  seiner  sonst  zu  empfehlenden  Eigen- 
schaften wiederum  verloren  gegangen  zu  sein,  bis 
es  vom  Berliner  botanischen  Garten  aus  (seit  1848) 
von  Neuem  als  Amaryllis  Blumenauana  und  als 
Hippeastrum  robustura  A.  Dietr.,  von  Erfurt 
aus  als  Amarj^llis  Tettaui  in  den  Handel  kam. 
Es  ist  eine  der  schönsten  Zwiebelgewächse,  welche 
wir  aus  Brasihen  erhalten  haben.  Einen  grossen 
Werth  erhält  die  Pflanze  noch  dadurch,  dass  sie 
im  Herbste  blüht  und  zwar  in  der  Regel  mit  den 
ziemlich   aufrecht  stehenden  Blättern. 

Meist  nur  2  Blüthen  befinden  sich  am  Ende 
des  die  Blätter  nur  wenig  überragenden  Schaftes 
und  haben  eine  feurlg-rothe  Farbe.  Sie  stehen  nur 
im  Anfange  aufrecht  und  biegen    sich  dann,    gleich 


39 


den  meisten  übrigen  Eittersternen,  über.  Die  kurze, 
dickliche  und  aussen  grünliche  Blumenröhre  wird 
durch  einen  Kranz  von  6  fleischigen  Blätteben  ge- 
schlossen. Von  da  beginnt  ein  hellgrüner  Stern, 
dessen  breite  Strahlen  sich  in  den  länglichen,  An- 
fangs mehr  glockenförmig -zusammengeneigten,  spä- 
ter aber  mehr  oder  weniger  auseinander- stehenden 
Abschnitten  verlieren.  Ihren  Beinamen  „aulicum, 
d.  h.  hoftahige,"  erhielt  sie  wegen  ihrer  Schönheit, 
weil  sie  gleichsam  befähigt  wäre,  am  Hofe  der  Für- 
sten und  Könige  sich  zu   präsentiren. 

Man  hat  von  ihr  3  Formen,  eine  mit  schmalen 
und  zwei  mit  breiten  Blumenabschnitten.  Eine  der 
letzteren  ist,  wie  gesagt,  erst  neuerdings  eingeführt  und 
erhielt  von  Dr.  A.  Dietrich  in  der  von  ihm  und 
Otto  herausgegebenen  allgemeinen  Gartenzeitung 
(18.  Jahrg.  S.  41)  den  Namen  Amaryllis  robu- 
sta.  Sie  zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  sie  die 
Blätter  länger  behält,  während  diese  bei  den  beiden 
anderen  Abarten  (steno-  und  platypetalum)  bald  ab- 
sterben und  die  Pflanze  meist  ohne  Blätter  blüht. 
Auch  mit  H.  aulicum  hat  man  Kreuzungs- 
Versuche  mit  anderen  Rittersternen  angestellt,  so 
mit  Johnson  i  und  reticulatum.  Die  daraus 
hervorgegangenen  Rittersternc  sind  als  Amaryllis 
Lindleyi,  Staffordiae,  Cartoni  und  Lindseyi 
in  den  Handel  gekommen. 

21.  H.  organense  Hook,  steht  dem  H.  auli- 
cum gewiss  sehr  nahe,  unterscheidet  sich  aber  durch 
die  blaugrünen  Blätter  und  den  ebenso  gefärbten 
Schaft,  so  wie  durch  die  Zeichnung  der  mehr  glok- 
keuförmigen  Blume,  indem  der  grüne  Stern  noch 
grössere  Dimensionen  auf  den  Blumenabschnitten 
einnimmt.  Auch  ist  der  fleischige  Kranz  kürzer 
und  etwas  bewimpert.  Es  ist  wohl  keine  Frage, 
dass  die  mit  dem  Beinamen  glaucophyllum  be- 
legte und  im  botanical  Magazine  (tab.  298.3)  abge- 
bildete Abart  des  H.  aulicum,  welche  Seubert  in 
Karlsruhe  unter  dem  Namen  Amaryllis  Gard- 
neri  in  der  Flora  brasiliensis  als  eigene  Art  be- 
schreibt, hierher  gehört.  In  Kultur  ist  diese  Art, 
so   viel  wir  wissen,   nicht. 

22.  H.  Heuserianum  Karst,  steht  einestheils 
dem  H.  organense,  anderntheils  dem  H.  aulicum 
ausserordentlich  nahe,  so  dass  es  schwer  ist,  durch- 
greifende botanische  Merkmale  zu  ihrer  Unterschei- 
dung hinzustellen.  Wie  bei  der  zuerst  genannten 
Art  ist  die  Blume  weniger  unregelmässig,  sondern 
mehr  glockenförmig  zusammengeneigt,  auch  erscheint 
der  Kranz  am  Ende  der  kurzen  Röhre  nicht  so  be- 
deutend, dagegen  etwas  bewimpert.  Wenn  die  Blüthe 
hierin  mit  H.  organense  übereinstimmt,  so  weicht 
sie  wiederum  dadurch  ab,  dass  der  grüne  Stern  noch 
weniger  als  bei  H.  aulicum  hervortritt.  Die  läng- 
lichen Blumenabschnitte  haben  zum  Theil  eine  Breite 


von  2  Zoll  und  darüber  und  sind  in  Grösse  und 
Gestalt  einander  ziemlich  gleich.  Durch  die  präch- 
tige rothe  Färbung  der  Blume  erhält  die  Pflanze 
einen  grossen  Werth.  In  vegetativer  Hinsicht  zeich- 
net sich  H.  Heuserianum  noch  dadurch  aus,  dass 
sie  eine  bestimmte  Ruhezeit  (vom  Juni  bis  Anfang 
Dezember)  besitzt,  was  bei  2  Formen  des  H.  auli- 
cum ebenfalls,  bei  H.  robustum  jedoch  nicht  der 
Fall  ist,  und  dass  ihre  Blüthen  genau  in  der  zwei- 
ten Hälfte  des  Dezember  erscheinen,  wo  bereits  die 
Form  des  H.  aulicum,  welche  den  IS  amen  robustum 
führt,  grade  verblüht  hat.  Ob  das  Merkmal,  wo- 
nach der  aus  der  Basis  der  Zwiebel  mehr  hervor- 
kommende Blüthenschaft  nicht  grade  in  die  Höbe 
geht,  sondern  etwas  seitwärts  absteht,  konstant  ist, 
kann   man  erst  später  sehen. 

Da  Obergärtner  Reinecke  bereits  Aussaaten 
gemacht  und  auch  schon  zahh-eiche  Pflanzen  erhal- 
ten hat,  so  wird  man  sich  bald  überzeugen  können, 
in  wiefern  die  hier  gegebenen  Unterscheidungs- 
Merkmale  konstant  sind  und  diese  damit  die  Selb- 
ständigkeit der  Art  begründen.  In  Betreff  des  H. 
organense,  was  sonst  allerdings  in  der  Form  und 
auch  in  der  Grösse  der  Blüthen  sehr  nahe  steht, 
muss  man  Original-Exemplare  zur  Hand  haben  und 
möchte  nur  Hook  er  selbst  die  Frage  entscheiden 
können.  Abweichend  ist  die  Farbe  der  Blätter,  die 
hier  kein  Blau-,  sondern  grade  ein  dunkles  Saft- 
grün darstellt. 

H.  Heuserianum  wurde  vor  einigen  Jahren 
von  einem  Schweizer,  Heuser  mit  Namen,  der  sich 
jetzt  in  Südamerika  befindet,  in  Brasilien  entdeckt 
und  an  Professor  Karsten  in  Berlin  mitgetheilt. 

23.  H.  calyptratum  Herb.  (Amaryllis  calyp- 
trata  Gawl.).  An  der  gelblich-grünen,  ziemlich  gros- 
sen Blume  leicht  zu  erkennen.  Sie  wurde  von 
Schott  als  Amaryllis  fulvovirens,  von  dem 
altern  Morren  hingegen  (Ann.  d'agric.  et  de  bot. 
III,  t.  148)  als  A.  unguiculata  Mart.,  die,  wie 
wir  gesehen  haben,  eine  ganz  andere  Pflanze  dar- 
stellt, beschrieben.  Eingeführt  hat  man  die  Pflanze 
bereits  im  Jahre  181G  und  zwar  direkt  aus  ihrem 
Vaterlande   Brasilien. 

Im  AVachsthume  ähnelt  sie  dem  H.  aulicum, 
besitzt  aber  noch  längere  Blätter,  die  eine  schwache, 
gitterfönnige  Aderung  auf  der  Oberfläche  zeigen. 
Wenig  kürzer  ist  der  Schaft,  der  an  seinem  obern 
Ende  in  der  Regel  nur  2  später  überhängende 
Blüthen  von  mehr  trichterförmiger  Gestalt  besitzt. 
Ein  ganzrandiger  Kranz  schliesst  die  kurze  Blumen- 
rohre. Von  den  länglichen,  am  Rande  wellenförmi- 
gen Blumenabschnitten  schlagen  sich  die  3  äusseren 
und  breiteren  am  obern  Ende  nach  aussen. 

24.  H.  psittacinum  Herb.  (Amaryllis  psitta- 
cina  Gawl.)   hat  ebenfalls   grüne  Blüthen,  die  aber 


40 


auaserdem  eineu  rothen  Band  und,  vou  da  ausge- 
hend, aber  auch  unabhängig  davon,  rothe  Streifen 
besitzen.  Man  möchte  geneigt  sein,  die  Art  für 
einen  Blendhng  von  H.  calyptratum  und  auli- 
cum  zu  halten;  doch  ist  sie  im  Jahre  1816  direkt 
aus  BrasiHen  eingeführt  worden.  Am  nächsten  steht 
sie  dem  H.  calyptratum,  besitzt  aber  die  Blume 
selbst  noch  glockenförmiger  und  weniger  unrcgel- 
mässig;  auch  sind  die  ziemlich  breiten  und  längli- 
chen Blumenabschnitte  nur  am  obern  Theile  wel- 
lenförmig. Der  Kranz  am  Ende  der  Röhre  ist  sehr 
kurz  und  demnach  weit  unbedeutender,  als  bei  H. 
calyptratum  und  aulicura. 


A.  Mnrray's 
Kiefern  und  Tannen  Japan's. 

Die  beiden  letzten  Botaniker,  welche  von  Eng- 
land aus  das  ostasiatische  Inselreich  besuchten,  For- 
tune und  Veitch,  haben  das  dort  gefundene  Ma- 
terial an  Kiefern  und  Tannen  dem  jetzigen  Sekre- 
tär der  Londoner  Gartenbau-Gesellschaft,  A.  Mur- 
ray, behufs  wissenschaftlicher  Untersuchungen  und 
spezifischer  Feststellungen  zur  Verfügung  gestellt. 
Niemand  mochte  auch  mehr  dazu  berufen  sein,  als 
Murray,  der  sich  schon  seit  längerer  Zeit  mit  Vor- 
liebe mit  Koniferen  überhaupt  beschäftigt  hat.  Ja- 
panische Koniferen  wurden  auch  von  Siebold  in 
Europa  eingeführt,  so  dass  die  Zahl  derselben,  wel- 
che wir  jetzt  in  den  Gärten  haben,  nicht  gering  ist. 

Es  kann  nicht  unsere  Aufgabe  sein,  ausführlich 
zu  berichten,  wir  haben  nur  die  Absicht,  auf  das 
in  englischer  Sprache  geschriebene  Werkchen  auf- 
merksam zu  machen.  Genaue  Zeichnungen  von  cha- 
rakteristischen Theilen,  als  Zapfen,  Brakteen,  Sa- 
men, Blättern  u.  s.  w.,  welche  gleich  dem  Texte  bei- 
gedruckt sind,  erleichtern  das  Verständniss  ungemein. 
Auf  diese  Weise  finden  wir  abgehandelt: 

1.  Von  Kiefern  (Pinus  im  neueren  Sinne): 
Piuus  Koraiensis  S.  et  Z.,  parviflora  S.  et  Z., 
Bungeana  Zucc.,  Massoniana  Lariib.  (rubraSieb.), 
densiflora  S.  et  Z.   (japonica  Ant.) 

2.  Von  Tannen  (Abies):  Abies  Vcitchii  Ldl., 
Fortuuei  Murr.  (Jezoensis  Faxt,  et  Aut.),  firma 
S.  et  Z.  (homoleijis  S.  et  Z.,  bifida  S.  et  Z.,  Web- 
biana  Lindl.),  Alcocquiana  Liiidl.,  microsperma 
Lindl.,  Jezoensis  S.  et  Z.,  polita  S.  et  Z.,  Tsu- 
ga  S.  et  Z.,  Kaempferi  Lindl.  (Pseudolarix  Kacm- 
pferi   Gord.) 


3.  Von  Lärchen:   Larix  leptolepis  S.  et  Z. 
(japonica  Carr.),  japonica  Murr. 

4.  Von    Schirmtannen:    Sciadopitys    verti- 
cillata. 

5.  Von  Cuuninghamien:   Cunninghamia  si- 
nensis R.   Br. 


Anlagen  und  Verschönerungen. 

Der  Kunst-  und  Landschaftsgärtner  Joh.  Flach 
hat  viele  Jahre  hindurch  im  In-  und  Auslande  sich 
mit  Verschönerungen  und  neuen  Anlagen  von  Gär- 
ten, Parks  u.  s.  w.  beschäftigt  und  allenthalben  sich 
die  volle  Zufriedenheit  der  Herren  Grundbesitzer 
erworben.  Es  stehen  ihm  die  glänzendsten  Zeug- 
nisse deshalb  zu  Gebote.  Derselbe  hat  sich  nun 
in  seiner  Heimath:  Stetten  in  Hohenzollern- 
Hechingen,  als  Kunst-  und  Handelsgärtner  nie- 
dergelassen und  wird  daselbst  hauptsächlich  sich 
mit  der  Anzucht  von  Obst-  und  Ziergehölzen,  so 
wie  mit  Roseuzucht  und  Hopfenbau  beschäftigen. 
Wir  machen  deshalb  Liebhaber  und  vor  Allem 
Gutsbesitzer  auf  diese  neue  Handelsgärtnerei  um 
so  mehr  aufmerksam,  als  ein  Bedürfniss  nicht  al- 
lein in  Hohenzollern,  sondern  auch  im  südliehen 
Württemberg  vorhanden  ist.  Ganz  besonders  em- 
pfehlen wir  aber  den  Kunst-  und  Landschaftsgärt- 
ner Joh.  Flach  allen  denen,  welche  ihre  Gär- 
ten verschönern  oder  neu  anlegen,  überhaupt 
welche  in  ihrer  Nähe  grössere  und  kleinere 
Anlagen  gemacht  haben  wollen,  es  ihm  anzuver- 
trauen, da  wir  nicht  zweifeln,  dass  er  zur  vollen 
Zufriedenheit  und  im  besten  Geschmacke  Alles  aus- 
führen wird.  Er  bietet  sich  auch  bei  grösseren 
Entfernungen  von  seinem  Wohnorte  an,  wenn  ihm 
die  nöthigen  Materialien  dazu  geliefert  werden, 
Pläne  zu  entwerfen  und  diese  zur  Einsicht  ein- 
zusenden, resp.  auch  später  auszuführen,  imd 
ersucht  uur,  in  portofreien  Briefen  sich  an  ihn  zu 
wenden. 


Soeben    erschienen    und  durch  jede  Buchhand- 
lung zu   bezichen: 

Haupt- Verzeicliniss 
über  Samen  und  Pflanzen  für  1864 

von  Haage  &  Schmidt  in  Erfurt, 

gr.  8.,  broch.  5  Sgr.;  auf  sfaikem  Papier  und  geb. 
10  Sgr.,  in  Kommission  bei  F.  A.  Brockhans  in 
Leipzig. 


Verlag   von  Karl  Wiegaridt  in  Berlin, 
Kommaudanlcu-Strassc  Ko.  C2. 


Dnick  der   C.  Foistcr'schen  Buclidrucltcrei  in  Berlin, 
Ziclcu-Platz  No.  'i. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  zur  Beförderung  des  (i.arteiibaues  in  den  Köiiii;!.  Prenssisclien  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur  : 
I*i'ofessoi-  I>r.  Karl  Ivoch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


Ho.  6. 


Berlin,  den    13.  Februar 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Tlilr.,   sowohl   bei  Bezug  durch   den   Buchhandel ,    als  auch   franco   durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt:  Mittheihmgen  über  Inhalt  und  Einrichtungen  der  Gewächshäuser  des  Kgl.  botanisehen  Gartens  der  Universität  Breslau. 
Von  Dr.  H.  R.  Goeppert,  Direktor  des  Gartens.  —  Ueber  die  sogenannten  Sommer-Endivien.  Vom  Hofgärtner  Jäger 
in  Eisenach.  —  Hör auinow'  Prodromus  Mouographiae  Scitamincarum.  —  Ueber  Maiblumen-Treiberei.   Von  P.  Sorauer. 


Mitglieder  des  Vereines  verlangen  lii.sweileii  Nummern  der  Wochenschrift  mit  dem  Bemerken,  sei 
bige  nicht  erhalten  zu  haben.  Sollte  wirklich  einmal  aus  Versehen  eine  Nummer  nicht  zugesendet  oder 
verloren  gegangen  sein,  so  wird  freundlichst  ersucht,  sich  albald,  spätestens  aber  binnen  3  Wochen  zu 
melden,  da  später  nicht  mit  Sicherheit  auf  Ersatz  gerechnet  werden  kann. 


Mittheilungeii 

über  Inhalt  und   Einrichtungen   der 

Gewächshäuser  des  Königl.  botanischen 

Gartens  der  Universität  Breslau. 

Von   Dr.  H.   R.   Goeppert,   Direktor  des  Gartens. 

Meinem  Wunsche,  grössere  und  den  gesteiger- 
ten Anforderungen  der  Zeit  mehr  entsprechende 
Gewächshäuser  zu  erhalten,  ist  nun  auf  eine,  unse- 
ren Verhältnissen  angemessene  Weise  genügt  wor- 
den. Durch  die  mit  dem  grösstcii  Danke  anzuer- 
kennende Fürsorge  unseres  königl.  Ministeriums 
der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medici- 
nal- An  gelegenli  ei  te  n  haben  wir  nicht  nur  mit- 
telst erheblicher  Veränderungen  der  bereits  vorhan- 
denen Gewächshäuser,  sondern  auch  durch  Neubau- 
ten unseren  hiesigen  Bedürfnissen  ganz  entspre- 
chende Räumlichkeiten  gewonnen,  welche  es  gestat- 
ten, auch  hierin,  wie  im  Bereiche  des  ganzen  Gar- 
tens, die  Gewächse  nacli  natürlichen  Grup- 
pen und  Familien  anzuordnen  und  damit  auch 
die  Aufstellung  pharmakologischer  und  botanischer 
Produkte  (Blüthen,  Früchte  etc.)  nach  Art  und 
Inhalt    eines    botanischen    Museums*)    zu    ver- 


*)  Diese  Sammlung  besteht  getrennt  von  dem  von  mir  im 
Jahre  1857  beschriebenen  hiesigen  botanischen  Museum,  wel- 
ches ebenfalls  pharmakologische  Sammlungen  enthält,  davon 
sich  übrigens  ausser  diesen  beiden  noch  vier  zur  Benutzung 
unserer  Studirenden  hier  befinden. 


binden,  wie  es  in  iiluilicher  Art,  zur  Seite  der  be- 
treffenden Mutterpflanze,  noch  nirgends  exi- 
stirt.  Die  Zahl  der  einzehien,  während  des  Som- 
mers im  ganzen  Garten  an  den  geeigneten  Orten 
auf  die  angegebene  Weise  aufgestellten  Gegen- 
stände beläuft  sich  nahe  an  1000,  welche,  obschon 
sich  der  Besuch  im  vorigen  .Jahre  auf  24 — 25,000 
Personen  steigerte,  dennoch  keine  Beschädigungen 
erlitten  haben.  Es  ist  nun  nicht  meine  Absicht, 
hier  auf  die  nähere  Beschreibung  der  technischen 
Verhältnisse  der  Gewächshäuser  einzugehen,  sondern 
nur  die  oben  erwähnten,  im  Interesse  des  Unter- 
richts und  allgemeiner  Anschauung  getroffenen  Ein- 
richtungen zu  schildern,  die  vielleicht  Nachahmung 
verdienen,  da  man  iiiren  Nutzen  wohl  kaum  be- 
zweifeln möchte,  wenn  sie  auch  freilich  wohl,  wie 
mir  nicht  entgeht,  no<h  vielfacher  Verbesserungen 
fähig  sind. 

Das  grösste,  (No.  I.),  wurde  durch  den  gänz- 
Hchen  Umbau  des  ältesten  Hauses  gewonnen.  Es 
besteht  aus  3,  meistens  aus  Eisen  und  Glas  kon 
struirten  Abtheilungen:  A.  Der  Mittelbau,  das  so- 
genannte Palmenhaus,  ist  44  Fuss  lang,  40  Fuss 
tief  und  43  Fuss  hoch,  jeder  der  beiden  Seitenflü 
gel,  B.  und  C,  die  zu  Tepidarien  und  Frigidarien 
dienen,  sind  37  Fuss  lang,  32  Fuss  tief  und  30 
Fuss  hoch.  1700  Ctr.  Eisen  und  3500  Quadrat- 
fuss  i  Zoll  dickes  Spiegelglas,  ungefähr  18,000 
Quadratzoll  Scheibenglas  wurden  im  Ganzen  dazu 
verwendet.  Die  Baukosten  betrugen  25,000  Rthlr. 
Die  Art  der  Einrichtung  ergiebt  sich  aus  folgen- 
den  tabellarischen   Uebersichten   A.  B.  und   C.: 


Eing 

ang. 

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Kraut-,  strauch- 

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und  baumartige 

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Farne. 

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Eingang. 


Fruclitbäume 
nebst   deren 
FriicUten  in 
Gläsern, 
ofiicinelle  und 
teclmiscb  wich- 
tige Gewächse 
jener   Zonen 
nebst   deren 
Produkten. 


Gewächshaus  No.  I. 

A.    Mittelbau  (Palmenhans). 

Für  die  Flora  der  subtropischen,  tropischen   und  Aequatorial-Zone. 


Pa  n  daneae. 
Vegetationsform  des   tropischen 

Afrika's. 

Blüthen,   Früchte  und  Produkte 

derselben. 


Farne. 


Laurineae,    Malvaceae, 

Artocarpeac  etc. 

Laubbäume  der  Tropen. 

Gramineen  u.  Bananen  (Pisang). 

Hauptvegetationsformen  der 

Tropen. 

Produkte  derselben. 


Hauptvegetationsform  der  Tropen  nebst  deren  Blüthen,  Früchten 
und  Produkten  in  'Gläsern.     ' 


Palmen. 


Ampelideae,    Bignoniaceae,   Solaneae, 


Schling- 


en) 

o 

a 


Palmen. 


Pothos- 
Gewächse  oder 
Aroideae. 
Haupt- 
vegetationsform 
der  Tropen, 
besonders 
Amerika'». 


O 


Ausgang. 


Officinelle 

und  technisch 

wichtige 

Gewächse 

jener  Zonen. 


£.  i 

a  p: 


Pflanzen. 

Malpighiaceae,  Jasmineae,   Acanthaceae  etc. 


Pandanus  furcatus,  utilissimus,  Cocos  coronata,  Strelitzia  augusta,  Angiopteri.s  evecta,  Cinnamomum  nitidum,  eucalyptoides  von 
der  Höhe  von  20  —  26  Fuss  und  zu  den  grössten  E.xemplaren  dieser  Abtheilung,  aus  welcher  ich  noch  unter  andern  erwähne: 
Cocos  nucifera,  lapidea,  Hyphaene  thebaiea,  Sagus  Rumphii,  Elaeis  guinensis,  Wallichia  caryotoides,  Phytelephas  macrocarpa, 
microcarpa,   Condaniinea  corymbosa,   ein  2  Fuss  hoher  Knollstamm  von  Testudin.aria  etc. 


B.    Flügcl-Abtheiliiiig  (sogeiiaiiiitcs  Caphaiis). 

Für  die  Flora  der  wärmeren  gemässigten  und  subtropischen  Zonen   beider  Hemisphären. 


Liliaceae,   Aloineae,  Agaveae,  Bromeliaceae,  Dasylirieae. 
Vegetationsformen  des   subtropischen  Afrika's  und   Amrrika's, 


Chinesische 

und 

Japanische 

Flora. 


Araliaceae. 

Formen  der  subtropischen 

Zone. 

Chinesische  und 

Japanische  Pflanzen. 

Flora 

Proteaceae. 

Fruchtbäuuje, 

der  wärmeren, 

Vegetationsform  des 

officinelle  u.  technisch 

gemässigten    und 

Cap'.s  und  subtropi- 

wichtige Pflanzen 

subtropischen   Zone, 

sche  XeuhoUands. 

obiger  Zonen. 

im  Ganzen  durch 

400   Arten  vertreten. 

Allgemeine 
Pelargonien,  Hermannieae, 


Crassulaceae. 
Vegetationsform  des  südlichen  Europa's. 


S 
a 


Capische  Flora. 

Malvaceae,   Leguminosae. 


Ericeae. 

Haupt- 

Pfianzenform 

des   C'aji's 

und 

subtropische 

Neuholland's. 


3 


m 

Officinelle 

2i 

und  technisch 

wichtige 

t.% 

Pflanzen. 

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FIngel-AbtIieilung 


(Neuholländcr-Hiiiis). 


Für  die  Flora  der  wärmeren  gemässigten  und  zum  Theil  subtropischen  Zone. 


V 

a 
i 

X 

Casuarinae. 

• 

Flora  Xciiliollands, 

besonders   in  grösseren  E.xemplaren   sämmtliche  Familien. 

Leguminosae,  Myrtaceae  etc. 

von   15—25  Fnss   Höhe. 

Coniferen   in 

ihren 

verschiedenen 

Abtheilungen  : 

Abietineae, 

Taxineae, 

Podocarpeae, 

Cnpressineae, 

Gnetaceae. 

Auaerwählte 

Repräsentanten 

der  Früchte 

in   Gläsern. 

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Flora                                                     Conifereu 
*          Neuseelands.                                   beider  Hemisphären. 

Eingang. 

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u 

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Ä 

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Kennedya  etc.                        Schling- 

Gewächse. 

Während  des  Sommers,  (von  Mitte  Mai  bis 
Endo  September)  befinden  sich  die  Pflanzen  der 
Abtheilungen  B.  und  C  und  die  des  nun  folgen- 
den   Gewächshauses    No.  Tl.     sämmtlich    im    Freien, 


sowie  auch  ein  kleiner  Theil  von  No.  I.  A.,  um  alle 
Hauptpflanzen  Formen  der  Erde  auch  unter  freiem 
Himmel  zu  Demonstrationen  in  noch  mehr  geeigne- 
ter Weise  darstellen   zu   können. 


Gewächshaus  No.  Tl. 
(83  Fuss  lang,   17  Fuss  tief  und  12  Fuss  hoch.) 


Flora 

wärmerer  gemässigter 

Zonen. 


a.  Nördliche  Halbkugel: 
Europa,  Asien  u.   Nord-Amerika. 

b.  Südliche  Halbkugel: 

südliches  Australien, 

Tasmannien   und   Chili. 


Flora 

der  subtropischen 

Zone. 

a.  Nördliche  Halbkugel: 

Madeira, 

Kanarische  Inseln, 

Nord-Afrika, 

Florida 

h.   sudliche  Halbkugel: 

Cap, 

Neu-Südwales   in  Australien, 

Iia  Plata-Länder. 


Officinelle  und  technisch  wichtige 

Pflanzen 

jener  Zonen. 


Eingang. 


Gewächse  zur  im  Sommer  im  Freien  befindlichen  systematischen  Aufstellung 

(der  Schola  botanica). 

Cap-Zwiebeln. 


Das  Gewächshaus  No.  III.  ist  das  ältere,  grosse, 
warme  Haus,  in  welchem  die  Pflanzen  nun  nach 
Uebersiedeluug  der  grösseren  Exemplare  nach  No.  I. 


Abth.  A.  geräumiger  und  übersichtlicher  arrangirt 
werden  konnten.  Ausserdem  ist  noch  ein  Hörsaal 
nebst  Bibliothek  u.  s.  w.  für  Studirende    vorhanden. 


Gewächshaus  No.  III. 

Für  Flora  der  tropischen,  Aequatorial-  und  zum  Theil  subtropischen  Zone  (84  Fuas  laug,  23  Fusa  tief  u.  hoch,    16  Fnss  mittl.  H.) 


Bromeliaceae. 


Ananas-artige   Gewächse. 


Vegetationsformen  der  Tropen. 


C  a  c  t  e  a  e, 

eigenthümlich  dem 

tropischen  und 

subtropischen  Amerika. 


L  i  1  i  a  e  e  a  e , 
besonders  Dracaeneen, 
subtrop.  Vegetations- 
form  beider 
Hemisphären. 


.Scitamineae, 

Vegetationsform, 

insbesondere  Asiens. 


C  y  c  a  d  e  a  e , 
subtropische  und 

tropisdie 

Veget.itionsform 

beider  Hemisphären. 


Officinclle    und 

technisch  wichtige 

Pflanzen 

jener   Zonen. 


Verschiedene  Gewächse, 


Familien  jener   Zonen. 


Von  Cycadeen.  zum  Theil  Exemplare  ansehnlicher  Grösse,  sind  vorhanden  :  Cycas  revoluta,  ein  6  Fuss  hohes  weibliches  E.\emplar, 
welches  im  Jahre  1854  eine  grosse  Anzahl  keiniloser  Früchte  trug  und  sich  nun  anschickt,  diehotom  zu  werden,  ß.  inermis  Miq., 
C.  prolifera  Sieb.,  C.  Rumphii  M.,  circinalis  L.,  Stangeria  paradoxa  Th.  M.,  Macrozamia  spiralis  Miq.,  eriolepis,  Encephalartos  hor- 
ridus  Lehm.,  E.  horridus,  ß.  latifrons,  E.  Altensteinii  L.,  Dioon  edule  Ldl.,  Ceratozamia  Miqueliana,  longifolia  M.,  mexicana 
Brongn.,  Zamia  Skinneri  Warsx.,  muricata  und  ß.  picta,  Ijoddigesü  Miq.,  integrifolia  Ait.,  P'ischeri  Miq.,  Ghiesbrechtii,  angustis- 
sima  M.,  Catakidozamia  Mackayi  (Austral.),  Zamiae  species. — Von  Di-acaeueeu  führe  ich  nur  an:  das  grösste  bekannte  E.xemplar  der 
Dracaena  Draco   im  Gegensatze  zu  der  iu  Gärten  gewöhnlichen  Dracaena  Boerhaavii  Teuore  mit  schlaffen,  herabhängenden  Blättern. 


An  diese  grös.seren  Häuser  schlie.sst  sich  uuu 
ein  kleineres,  theils  zur  Vermehrung,  theils  zur 
Autnahrae  der  zarteren  tropischen,  insbesondere  oi'fi- 
zinellen  Pflanzen  neu  erbautes  Haus  von  70  Fuss 
Länge,  16 — 26  Fuss  Breite  und  12  Fuss  Höhe,  an, 
in  welchem  sich  au  200  in  Gläsern  eingeschlossene 
Gegenstände  oben  angegebener  Beschaffenheit  ne- 
ben den  Mutterpflanzen  befinden,  von  denen  wir  nur 
einige  hier  anführen  wollen,  wie  7  offizinelie  Pipe- 
raceen,  Antiaris  saccidora  und  to.xicaria,  Castilloa 
elastica,  Coccoloba  uvit'era,  l.ü  offizineile  Laurineen, 
15  Cinchoneen,  Sapota  Mülleri  Lindl. ,  Myristica 
Bicuiba  Mart.,  12  Clu.siaceen ,  Erythroxylon  Coca, 
Bursera  gumniifera,  Simaruba  excelsa,  Galipea  Cus- 
paria,  Lecythis  Ollaria,  Melaleuca  Leucadendron, 
Caryophyllus  aromaticus,  Diptcrix,  Myroxylon  Pe- 
reira  Kl.,  Haematoxylon  campechianum,  Hynienaea 
stilbocarpa,  Andira  inermis  etc.  Sänimtliche  Kul- 
turen stehen  unter  der  bewährten  Leitung  des  Kö- 
nigl.   Garten-Inspektors  Nees   von   Esenbeck. 

Näheres  über  unser  Institut  und  dessen  Gewächse, 
welchem  ersteren  ich  seit  dem  Jahre  1852  vorstehe, 
enthalten  die  folgenden,  über  dasselbe  überhaujit  je- 
mals erschienenen   Schriften   und   Abliandlungen. 

1.  Vom  Prof.  Dr.  L.  C.  Treviranus,  von 
1817-1830  Direktor  des  Gartens:  1.  de  Del- 
phinio  et  Aquilegia  observat.    Vratisi.  1 81 7  c.  tab.  IL    i    derselben    unter   Angabe    ihrer    systematischen    Stel- 

2,  Alii  species   quutquot  in   horto  botanico   Vra-       lung,    ihres    Gebrauches    und    Vaterlandes.     Görlitz 


ben  über  Nutzen  und  Gebrauch  vorhandener  Pflan- 
zen, 20  Jahre  vor  Erscheinen  der  gewöhnlich  als 
den  ersten  Führer  dieser  Art  genannten  Beschrei- 
bung des   Gartens  von   Kew   von    J.   W.   Hook  er). 

2.  Einige  Nachrichten  über  den  botanischen 
Garten  der  Universität  Breslau ,  in  dieser  Zeit- 
schrift   1854,  H.  17,   4   S. 

3.  Ueber  den  botanisch.  Garten  der  Universität 
Breslau  und  die  botanischen  Unterrichtsmittel  des- 
selben im   Pharnuirceiitisclien   Centralblatt,    1855. 

4.  Ueber  die  in  unsern  Gärten  kultivirteu  Hex- Ar- 
ten mit  1  Taf.  in  Eegel's  Gartenflora  1854S.311-327. 

5.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Dracäneen.  Bres- 
lau   1854,  gr.  4.,    18   S.   mit  3   Foliotafeln. 

6.  Ueber  botanische  Museen,  insbesondere  das 
bei  der  Universität  Breslau.  Görlitz  bei  Heyn,  (Re- 
nier)    1857,   (J8   S.     8. 

7.  Der  Königl.  botanische  Garten  der  Univer- 
sität Breslau  1857.  Görlitz,  ebendaselbst,  8., 
96  y.,   mit  Plan   und   Lithographien. 

8.  Ueber  ein  im  hiesigen  Königl.  botanischen 
Garten  zur  Erläuterung  der  Steinkohlen-Formation 
errichtetes  Profil.   Breslau  1856,  mit  1  Lithographie. 

9.  Die  offizineilen  und  technisch  wichtigen  Pflan- 
zen unserer  Gärten ,  insbesondere  des  botanischen 
Gartens    in    Breslau.      Eine    gedrängte    Uebersicht 


tisl.  coluntur   1822. 

3.  Horti  botanici  Vratisi.  plantarum  vel  novarum 
vel  minus  cognitarum  manipulus  c.  tab.  III.  1824. 
N.   Acta  Acad.  C.  Leopold.   Carol.  V.  XIII,    p.  L 

4.  Nachricht  vom  botanischen  Garten  der  Uni- 
versität Breslau  1828  in  einer  von  Melchior  u. 
Knie  verfassten   Beschreibung   von  Breslau. 

IL  Vom  Prof.  Dr.  C.  G.  Nees  v.  Esen- 
beck, Direktor  des  Gartens  von  1830—1851: 
Genera  et  species  Asterearum   Vratisi.    1832. 

III.    Von  dem  Verfasser  dieses  Aufsatzes: 

1.    Beschreibung   des    botanischen    Gartens    der 

Universität    Breslau    1830,    nebst    einem    Plan,    90 

S.    8.      (Enthält    unter    andern    auf  30   Seiten  zum 

erstenmale  in   einer    solchen  Schrift  spezielle  Anga- 


1858,   (Remer)    114  S.,   8. 

10.  Zugänge  und  Vermehrungen  des  botanischen 
Gartens.  In  den  Verhandlungen  der  schleslschen  Ge- 
sellschaft des  Jahres   1857. 

11.  Der  K.  botan.  Garten  der  Universität  Bres- 
lau in  tbrstbotanischer  Hinsicht,  IG  S.,  Breslau  18G0. 

12.  Ueber  die  Droguen- Aufstellung  im  botani- 
schen Garten  der  Universität  Breslau  1859,  in 
Bley's  xVrchiv  der  Phannacie   1859. 

13.  Die  offizinellen  Gewächse  europäischer  bo- 
tanischer Gärten,  insbesondere  des  botanischen  Gar- 
tens in  Breslau,  37  S.,  1863,  (Mai  1863,  in  dem 
vorher  genaimten  Archiv).  Vollständige  Aufzählung 
der  bis  jetzt  eingeführten  offizinellen  Pflanzen  und 
Hindeutung  auf  die  noch  fehlenden. 


45 


lieber 

die  sogeiianiiteii  Sommer -Endivien. 

Vom  Hofgürtuer  Jäger  in  Eisenacli. 

Der  Herausgeber  dieser  Blätter  lernte  im  vori- 
gen Jahre  in  Kassel  ein  neues  Gemüse  kennen, 
welches  ihm  als  eine  besondere  Art  von  Endivien 
bezeichnet  wurde;  derselbe  erwähnte  dieses  bereits  au 
verschiedenen  Stellen  der  Wochenschrift.  Die  Le- 
ser, welche  diese  sogenannten  Endivien  nicht  genau 
kennen,  könnten  leicht  davon  einen  falschen  Begriff 
bekommen  und  zu  misslungenen  Versuchen  veran- 
lasst werden ,  weshalb  ich ,  da  ich  dieses  Gemüse 
seit  18  Jahren  kultivire  und  geniesse,  genaue  Aus- 
kunft geben  kann.  Ich  kann  auch  mit  Bestimmt- 
heit die  in  einer  der  letzten  »Sitzungen  des  Garten- 
bau-Vereines von  einem  Mitgliede  ausgesprochene 
Befürchtung,  ob  dieses  Gemüse  überall  gedeihe, 
gründlich  beseitigen,  indem  ich  mit  Bestimmtheit 
erkläre,  dass  es  überall  und  in  jedem  Boden  ge- 
deiht, wo  Lattichsalat  fortkonnnt,  was  bekanntlich 
überall  der   Fall  ist. 

Zuerst  will  ich  diesem  Gemüse  die  rechte  Stel- 
lung im  Systeme  anweisen.  Die  sogenannte  Som- 
mer-Endivie  von  Kassel  ist  keineswegs  eine  Endivie 
(Cichorium),  sondern  ein  wirklicher  Lattich,  entwe- 
der eine  Spielart  der  Lactuca  sativa  oder  die  kul- 
tivirte  Form  von  Lactuca  angustana  All.  oder  der 
L.  Scaiiola  L. ,  der  Bindsalat  und  romanische  Sa- 
lat, Spargelsalat  der  deutschen  Kataloge,  der  Ro- 
maine der  Franzosen,  Cos  Lettuce  der  Engländer. 
Die  in  Kassel  und  ganz  Hessen  besonders  kulti- 
virte  Sorte,  dort  unter  dem  Namen  ^Kasseler 
Strünke  oder  Strunksalat"  bekannt,  ist  nicht 
verschieden  von  unter  andern  Namen  gehenden 
gelben  Sorten.  Ich  bezog  früher  meinen  Samen 
direkt  von  Kassel,  fand  aber,  dass  die  Pariser  gelbe 
und  die  Sachsenhäuser  Sommer  -  Endivie  diesel- 
ben Strünke  liefern.  Uebrigehs  führen  mehre  Er- 
furter und  Quedlinburger  Samenhandlungen  diese 
Sorte  unter  dem  Namen  , Kasseler  gelbe  Sommer- 
Endivie".  Zugleich  wird  aber  auch  in  Kassel  und 
der  Umgegend  die  rothblättrige  Sorte,  die  Ro- 
maine rouge  der  Franzosen,  zu  gleichem  Zwecke, 
jedoch  seltener  gezogen.  Die  Stengel  davon  sind 
dick  und  zart,  aber  niedriger  und  nicht  so  ausgie- 
big, so  dass  ich  jedenfalls  zu  der  gelben  Sorte 
rathe.  Die  punktirte  Sorte  (römischer  bunter  Fo- 
rellensalat) ist  ebenfalls  zu  gebrauchen,  wie  jeder 
zarte  Salatstengel,  derselbe  ist  jedoch  dünn  und 
wird  leicht  zu  hart.  Am  unbrauchbarsten  ist  die 
in  den  Katalogen  als  Spargelsalat  oder  Lactuca 
angustana  aufgeführte  Sorte,  welche  fast  der  wil- 
den Pflanze  gleicht.  Diese  dürfte  von  den  Sanien- 
händlern  gar  nicht   mehr  geführt   werden,   und   man 


sollte  den  Namen  Spargelsalat  bei  Sommer-Endivien 
und  Bindsalat  hinzufügen,  diese  aber  nicht  mehr 
bei   Endivien,   sondern   bei   Lattich   aufführen. 

Die  Kultur  ist  sehr  einfach.  Mau  säet  den 
Samen  wie  Salatsamen  zu  verschiedenen  Zeiten, 
für  die  Haupterndte  zum  Einmachen  im  Juni,  und 
pflanzt  14  Fuss  weit.  Ich  lasse  ihn  immer  zwischen 
den  Reihen  von  Sellerie  und  Salatrüben  pflanzen, 
ebenso  an  die  äussern  Stauden  der  Gurkenbeete. 
Je  weicher  die  Düngung,  desto  stärker  und  zarter 
sind  die  Strünke.  Will  mau  Salat  davon  geniessen, 
so  benutzt  man  die  gebleichten  Blätter,  was  in  Ita- 
lien oder  Frankreich  allgemein  und  in  Süd-Deutsch- 
land nicht  ungewöhnlich  ist,  wenn  es  im  hohen 
Sommer  an  Kopfsalat  fehlt.  In  diesem  Zustande 
und  noch  bei  treibendem  Stengel  kocht  man  die 
Blätter  als  Gemüse,  was  jedoch  nicht  sehr  beliebt 
ist.  Die  Stengel  werden  geerndtet,  wenn  sie  unge- 
gefähr  noch  einmal  so  hoch  wie  die  Blätter  der 
geschlossenen  Stauden  sind,  jedenfalls  bevor  sich 
an  den  Spitzen  die  Blüthenknospen  zeigen.  Hat 
man  zu  viele  auf  einmal,  welche  nicht  benutzt  wer- 
den können ,  so  kann  man  sie  entblättert  mehre 
Wochen  im  Keller  aufheben,  oder  man  schlägt  sie 
mit  Wurzeln  ein.  Das  Ausmachen  der  Stengel 
geht  am  besten,  wenn  man  den  Strunk  tief  anfasst 
und  über  den  Wurzeln  abdreht.  Die  Stengel  wer- 
den geschält  und ,  so  weit  sie  zart  sind,  schräg  in 
Scheiben  durchschnitten  (ungefähr  wie  Gurken  zu 
Salat,  aber  stärker)  und  mit  Rahrasauce  zubereitet, 
wobei  Muskate  oder  Petersilie  selir  angenehm  ist. 
Man  kann  aber  auch  längliche  Streifen  schneiden. 
Beim  Einmachen  verfährt  man,  wie  bei  den  Boh- 
nen ,  schüttet  aber  das  Gemüse  in  ein  Säckchen 
und  beschwert  dieses,  damit  die  Brühe  darüber 
steht.  Solehe  eingemachte  Strünke  bilden  das 
leichteste,  angenehmste  Wintergemüsc,  wenn  man 
sie  zu  behandeln  versteht.  Sie  haben  nur  eine 
unangenehme  Eigenschaft,  nämlich,  dass  sie  vor 
und  bei  dem  Kochen  widerwärtig  riechen.  Man 
muss  sie  auch  vorher  öfter  in  heissem  Wasser  wäs- 
sern und  beim  Kochen  schäumen.  Dieser  schlechte 
Geruch  kommt  von  dem  Schleim,  mit  dem  die 
Strünke  umgeben  sind,  und  es  ist  jedenfalls  ein 
Mangel  bei  dem  Einmachen,  dass  man  diesen  Schleim 
noch   nicht  zu  beseitigen   weiss. 

Ich  habe  schon  viel  für  die  Einführung  dieses 
Gemüses  gethan  und  geschrieben,  zuerst  1847  in 
der  „Agronomischen  Zeitung",  später  in  anderen 
Blättern.  Genaue  Kultur-Angaben  finden  sich  in 
meinem  , Gemüsegärtner,  Bd.  II,  S.  58  der  2.  Auf- 
lage", im  „Katechismus  der  Nntzgärtnerei",  2.  Auf- 
lage S.  37,  im  neuen  „Illustrirten  Gartenbuch,  S.  290. 


46 


Horaiiiiiow' 

Prodroniiis  Itlonogrnpluac  Scitainiiicariiin. 

Schon  längere  Zeit  liegt  uns  dieses  Werk  vor, 
was  eine  wichtige  Familie  behandelt;  es  wird  aber 
keineswegs  zu  spät  sein,  wenn  wir  noch  jetzt  in 
der  Wochenschrift  darauf  aufmerksam  machen  und 
es  hauptsächlich  Botanikern  und  Freunden  von 
Blattpflanzen,  als  welche  letztere  alle  Scitamineen 
benutzt  werden  können,  empfehlen.  Monographien 
sind  für  die  heutige  »Systematik  sehr  wichtig;  selbst, 
wenn  sie  weniger  auf  eigenen  laugjährigen  For- 
schungen und  Untersuchungen  beruhen  sollten,  als 
dass  sie  vielmehr  eine  genaue  Zusammenstellung 
alles  dessen,  was  darüber  erschienen,  enthalten.  Mit 
Monograpliicn  sind  bestimmte  Grundlagen  gegeben, 
auf  deneri  man  weiter  bauen  kann.  Beschreibungen 
neuer   Pflanzen   haben   nur  hier  einen   Werth. 

Bei  all'  den  Pflanzengruppen,  wo  eine  gute 
Monographie  noch  zu  den  frommen  Wünschen  ge- 
hört, helfen  Beschreibungen  neuer  Arten,  und  wenn 
diese  noch  so  lang  und  noch  so  umständlich  sind, 
sehr  wenig,  tragen  sogar  oft  noch  zur  Verwirrung 
bei.  Es  wird  Jedermann  zugeben,  dass  die  Auf- 
stellung einer  neuen  Art  auch  im  letzteren  Falle 
nur  dann  möglich  ist,  wenn  dabei  wenigstens  das 
dazu  nöthige  Material  möglichst  zu  Gebote  steht, 
um  sich  zuvor  Einsicht  zu  verschaffen.  Dazu  ge- 
hört aber  Ausdauer  und  Zeit,  die  sich  die  wenig- 
sten Botaniker,  welche  neue  Pflanzen  aus  verschie- 
denen Gruppen  und  Geschlechtern  aufstellen,  geben. 

Vorliegende  Monographie  ist  in  lateinischer 
Sprache  geschrieben  und  besteht  aus  einem  12  Bo 
gen  enthaltenden  Folio -Band,  dem  noch  4  Folio- 
Tafeln  zugegeben  sind.  Mit  vielem  Fleisse  sind 
von  dem  Verfasser  die  Herbarien  in  Petersburg, 
Paris,  London  und  Leiden  durchgesehen,  und  ist 
die  sehr  zerstreute  Literatur  durchstudirt.  Auch 
einige  lebende  Pflanzen  sind  sjieziellcn  Untersu- 
chungen unterworfen  worden.  Nebenbei  hat  der 
Verfasser  in  dem  genamiten  W^erke  auch  den  Or- 
chideen, mit  denen  er  sich  ebenfalls  schon  seit  ge- 
raumer Zeit  beschäftigt,  und  den  Burmanniaceon,  so 
wie  den  Monokotylen  überhaupt  einige  Aufmerk- 
samkeit zugewendet. 

Der  Verfasser  sieht  mit  Recht  die  Scitamineen 
als  etwas  Abgeschlossenes  und  Geizes,  als  nur  eine 
Familie  an,  worin  wir  ihm  vollständig  beistimmen, 
und  theilt  sie  in  4  CoLorten  oder  Gruppen:  Maran- 
taceen,  Cannacccn,  Amomecn  und  Museen.  Verge- 
bens suchen  wir  aber  etwas  über  den  Namen  Sci- 
tamineae  zu  erfahren.  Wir  finden  nämlich  das 
Wort  weder  bei  den  Lateinern  des  Alterthumes, 
noch  bei  denen  des  Mittelalters,  und  wissen  daher 
auch   nicht,   woher  es   Ijinnc?    eigentlich   entnommen 


bat  und  welcher  Autor  des  spätem  Lateines  es  ge- 
braucht hat.  Von  diesem  erfahren  wir  nichts  wei- 
ter, als  dass  es  ein  Vocabulum  antiquum,  svnony- 
mon  aromatum  sei,  also  so  viel  als  Gewürzpflanzen 
bedeute.  Wenn  aber  auch  nicht  Scitamen,  so 
kommt  doch  Scitamentum,  d.  h.  Leckerbissen,  schon 
bei  Plautus  vor.  Sollte  Scitamineae  vielleicht  ein 
Versehen   für   Scitamenta  oder  Scitamentaceae  sein? 

In  Betrefi'  der  Marantaceen  schliesst  sich  der 
Verfasser  den  Ansichten  Körnicke's  an,  der  ent- 
gegengesetzt der  Darlegung  von  Willdenow  und 
Roscoe  das  Genus  Phrynium  nur  für  Arten  der 
Alten  Welt  in  Anwendung  gebracht  haben  will, 
dagegen  nur  amerikanische  Arten  unter  Calathea 
vereinigt.  Wir  haben  zuerst  wohl,  wenn  auch  nur 
in  einer  vorläufigen  Arbeit,  die  Marantaceen,  wel- 
che in  Gärten  kultivirt  werden  und  hinsichtlich  der 
Benennung  sehr  schwankend  sind,  einer  Kritik  un- 
terworfen und  natürliche  Zusammenstellungen  ver- 
sucht. Auf  sie  hat  Professor  Kör  nicke  in  Wal- 
dau  bei  Königsberg  in  Pr.  sich  wesentlich  gestützt, 
wenn  er  auch  hinsichtlich  der  Aufstellung  der  Ge- 
nera, wie  gesagt,  einer  anderen  Ansicht  huldigt. 

Körnicke,  und  nach  ihm  Horaninow,  legen 
den  grössten  W'erth  auf  die  Zusanmiensetzung  der 
Blüthe;  leider  haben  beide  aber  versäumt,  zuvor 
genaue  Entwickelungs- Geschichten  zu  machen,  um 
eine  feste!  Grundlage  zu  haben.  Grade  bei  einer 
so  unregelmässigen  und  in  der  Eutwickelung  Schwan- 
kungen unterworfenen  Blüthe,  als  die  der  Maranta- 
ceen darstellt,  kam  es  vor  Allem  darauf  an,  sich 
über  die  ursprüngliche  Anlage  der  einzelnen  Blü- 
thentheile  Gewissheit  zu  verscliati'en.  Nach  unserer 
Ansicht  ist  ausserdem  aber  die  Blüthe  an  und  für 
sich,  besonders  bei  den  Monokotylen,  meist  gar 
nicht  massgebend,  um  auf  sie  allein  die  Genera 
festzustellen.  Wer  die  Blüthen  so  vieler  Maranta- 
ceen, wie  wir  uns  wohl  rühmen  dürfen,  untersucht 
hat,  wird  sich  wohl  auch  überzeugt  haben,  wie 
verschieden  sich  hier  die  einzelnen  Blüthcntheilc 
oft  bei  sehr  nah  verwandten  Arten  entwickeln. 
W^ollte  man  alle  Abweichungen  in  der  Blüthe 
gleich  als  Grund  zur  Bildung  eines  Genus  benut- 
zen, so  hätten  die  beiden  genannten  Botaniker  selbst 
noch  weit  mehr  Genera  bilden  müssen ,  als  sie  ge- 
than.  Wir  weisen  in  dieser  Hinsicht  auf  die  Be- 
schreibung einiger  neuen  Arten,  welche  wir  im  vo- 
rigen Jahrgange  der  Wochenschrift  (Seite  345)  ver- 
öffentlichten,   hin. 

Sogenannte  künstliche  Genera  haben  nur  ge- 
ringen, bisweilen  auch  gar  keinen  wissenschaftlichen 
Werth  und  verdanken  ihren  T'^rsprung  zum  Tlieil 
mehr  der  Bequemlichkeit  der  betrefi'enden  Botani- 
ker, als  gründlichen  Studien.  Es  ist  leichter,  ir- 
gend   ein    Merkmal     in     der    Blüthe    oder    in    der 


47 


Frucht  aufzufassen  und  darauf  ein  Genus  zu  grün- 
den, als  vielleicht  jahrelange  Beobachtungen  und 
nach  allen  Richtungen  liin  umfassende  Untersuchun- 
gen anzustellen  und  dann  erst  nach  Vergleichung 
mit  möglichst  grossem  Jlatcrial  das  Genus  zu  be- 
gründen. Wir  bezweifeln,  dass  man  nach  den  Ge- 
schlechtern, wie  sie  Körn  icke  und  Horaninow 
aufgestellt  haben,  Arten  ohne  Blüthen  einigermassen 
richtig  unterbringt,  während  die  Genera,  wie  wir 
in  unserer  vorläufigen  Arbeit  angedeutet,  in  der 
Natur  der  ganzen  Pflanze  begründet  liegen  und 
sich  dahin  gehörige  Arten  einigermassen  auch  ohne 
Blüthen   einreihen   lassen. 

Doch  mag  dem  sein,  wie  ihm  wolle.  Die  Ho- 
raninow'sche  Monographie  der  Scitamineen  gibt 
bis  auf  die  heutige  Zeit  eine  Vollständigkeit,  wie 
selbige  für  jeden,  der  Pflanzen  aus  der  Familie  un- 
tersuchen und  wissenschaftlich  feststellen  will,  noth- 
wendig  ist.  Wir  hätten  nur  gewünscht,  dass  bei 
den  Bezeichnungen  der  Organe  mehr  Rücksicht 
auf  die  gebräuchlicheren  Namen  genommen  wäre. 
Der  Ausdruck  Amalthaea  z.  B.  möchte  Wenigen 
geläutig  sein.  Wir  haben  überhaupt  in  der  bota- 
nischen Wissenschaft  eine  viel  zu  reiche  Termino- 
logie und  in  ihr  einen  unnützen  Ballast,  mit  dem 
unsere  lernbegierige  Jugend  auf  eine  Weise  ge- 
plagt wird,  dass  sie  oft  allen  Muth  verliert,  in  die 
Wissenschaft  weiter  einzudringen.  Hätten  die  Ver- 
fertiger von  dergleichen  neuen  Termen  lieber  Ent- 
wickelungs-Gcschichten  der  betrefi"enden  Organe  ge- 
macht, so  würden  sie  meist  von  selbst  gefunden 
haben,  dass  ihre  neuen  Namen   unnütz  sind. 

Die  Zahl  der  Marantaceen  beträgt  121,  welche 
in  ü  Genera  getheilt  sind.  Wir  bemerken,  dass 
unsere  Thalia  zum  grossen  Theil  mit  Maranta  ver- 
einigt ist.  Die  87  Cannaceen,  (ohne  die  unbeschrie- 
benen Garten-Arten)  sind  in  4  sehr  ungleiche  Ge- 
nera vertheilt.  C.  iridiflora  ist  zum  Typus  eines 
besondern  Genus:  Achirida,  erhoben.  Die  von  uns 
in  der  Beiliner  Allgemeinen  Gartenzeitung  vom 
Jahre  1858  beschriebenen  Arten  n'md  übersehen.  C. 
Anuaei  ist  vom  Züchter  selbst  als  eine  Spielart 
der  C.  nepalensis,  die  zufällig  aufgegangen,  betrach- 
tet worden.  Die  Z'ahl  der  Amoraeeu  beträgt  235 
in  25  Geschlechtern.  Alpinia  magnifica  und  einige 
noch  verwandte  Arten  haben  nach  Horaninow 
den  Typus  eines  besonderen  Genus,  was  Nicolaja 
genannt  wird.  Museen  endlich  sind  55  und  zwar 
in  6  Geschlechtern  beschrieben.  Musa  Ensete  Gm. 
ist  zum  besondern  Genus  erhoben  und  nach  ihrem 
Entdecker  Bruce  beschrieben. 

Von  den  4  grossen  Tafeln  nicht  kolorirter  Ab- 
bildungen enthält  die  erste  eine  Darstellung  der 
prächtigen  Nicolaja  magnifica,  auf  der  zweiten 
hingegen      ist     Achirida      iridiflora      abgebildet. 


Auf  den  beiden  andern  sind  Analysen  der  verschie- 
denen Genera,  zum  Theil  der  Arbeit  von  Kör- 
nicke entlehnt,  die  zur  Erleichterung  des  Nach- 
schlagens  und  Bestimniens  einer  Art  beitragen.  Ei- 
gentlich sollten  allen  solchen  Monographien  derglei- 
chen  Analysen   beigefügt  sein. 


Ucber  Maiblumen-Treiberei. 

Von  Paul  S  o  r  a  u  e  r. 

Seit  Weihnachten  zeigen  sich  in  den  Schau- 
fenstern unserer  Blumenläden,  neben  Hyazinthen 
und  Tulpen,  neben  Syringa  und  Azalea,  die  Mai- 
blumen in  ihrem  frischen,  saftigen  Grün.  Wer  die 
erstaunliche  Menge  davon  sieht,  die  seit  dieser  Zeit 
täglich  die  Berliner  Blumenhallen  füllen,  der  wird 
leicht  einsehen,  dass  einige  Gärtnereien  ein  ebenso 
grosses  Umsatzkapital  in  Maiblumen  haben,  wie 
unsere  bekanntesten  Zwiebelzüchter  in  Blumenzwie- 
beln. Jeder,  der  sich  mit  Maiblumen  Treiberei  be- 
schäftigt hat,  weiss,  dass  diese  Kultur  bedeutend 
schwieriger  ist,  als  Hyazinthen-  und  Blumenzwiebel- 
Treiberei,  d.  h.  dass  sie  bedeutend  mehr  Aufmerk- 
samkeit erfordert.  Ein  kleines  Versehen  in  der 
Temperatur  während  einer  einzigen  Nacht  verdirbt 
die  ganze  Menge  der  zum  Treiben  aufgestellten 
Töpfe;  und  es  giebt  fast  keinen  Gärtner,  selbst  in 
den  Etablissements,  die  Jahre  lang  diesen  Artikel 
in  Masse  kultiviren,  der  nicht  in  dieser  Beziehung 
schon   sehr  traurige   Erfahrungen   gemacht  hätte. 

Ein  Besuch,  den  wir  bei  Chon^  (^B"'rankfurter 
Thor)  gemacht,  gibt  uns  Veranlassung,  einige  No- 
tizen über  die  dort  befolgte  Kultur-Methode  zu  ver- 
öffentlichen. Vorausgeschickt  sei  nur,  dass  diese 
Gärtnerei  ihr  Renommö  zum  Theil  den  schönen 
]\Iaiblumen  verdankt,  die  sie  liefert  und  dass  ihr 
jährlicher  Umsatz  in  diesem  einzigen  Artikel  sich 
auf  nahe  an  1000  Thlr  beläuft.  Man  wird  sieh 
einen  Begriff  machen  können  von  der  Anzahl 
Keime,  die  dort  herangezogen  werden,  wenn  man 
3  volle  Morgen  einzig  und  allein  mit  Maiblumen 
bestellt  sieht.  Dass  die  Gärtnerei  zu  dieser  Kul- 
tur ein  eigenes  Haus  hat,  versteht  sich  von  selbst. 
Wer  sich  aber  ein  nach  den  besten  Regeln  aufge- 
führtes Glashaus  darunter  denkt,  irrt  sich  sehr;  es 
ist  eines  jener  ganz  niedrigen  Erdhäuser  mit  Blei- 
fenstern, das  aussen  und  innen  mit  Mist  verpackt, 
mit  Töpfen  vollgepfropft,  kaum  so  hoch  ist,  dass 
man  aufrecht  darin  stehen  kann.  Für  die  Handels- 
gärtnerei ist  dies  auch  vollständig  nebensächlich, 
wenn  sie  nur  schöne  Pflanzen  damit  erzielt,  und  dies 
geschieht  hier. 


48 


Nachdem  die  Keime  im  Spätherbste  herausge- 
nommen lind  in  der  Nähe  des  Hauses  eingeschla- 
gen worden  sind,  werden  so  viel  geputzt,  als  man 
zum  ersten  Aufsetzen  braucht.  Mit  dem  Putzen 
zugleich  geschieht  das  Sortiren  der  ein-  und  schwa- 
chen zweijährigen  Keime,  die  bald  zurückgelegt 
werden,  uin  im  ersten  Frühjahr,  sobald  der  Boden 
offen  ist,  von  Neuem  gepflanzt  zu  werden.  Hat 
man  im  Herbste  noch  Zeit,  so  macht  man  es  eben- 
so vortheilhaft  im  Herbste.  Die  geputzten  blüh- 
baren Keime,  die  durch  ihre  Dicke  sogleich  erkenn- 
bar sind,  werden  nun  zu  8,  10  und  12  in  einen 
Topf  mit  gut  durchlassendem  Boden  gepflanzt.  Ob 
der  Boden  kräftig  oder  nicht  kräftig  ist,  bleibt  sich 
vollständig  gleich,  denn  die  Pflanze  macht  nie  neue 
Wurzeln  und  lebt  nur  von  sich  selbst.  Durchlas- 
send muss  der  Boden  sein,  daher  kann  man  eben 
so  vortheilhaft  in  dieser  Beziehung  Sand  uder  Moos 
anwenden.  Man  thut  es  nur  darum  weniger,  weil 
die  Gefahr  des  Austrocknens  um  so  näher  bei  die- 
sem Materiale  liegt.  Die  Hauptsache  bei  der  gan- 
zen Treiberei  ist:  sobald  die  Töpfe  aufgestellt 
sind,  eine  Temperatur  ohne  Ausnahme  Tag 
und  Nacht  von  25  —  30"  zu  geben.  Es  ist 
ein  Versehen,  die  Töpfe  vorbei-  bei  gelinder  Wärme 
antreiben  zu  wollen,  denn  dies  gilt  nur  von  Pflan- 
zen, die  eine  Wurzejthätigkeit  cutwickeln.  Inner- 
halb 3  Wochen  muss  der  Keim  blühen;  die  Blu- 
men, welche  später  kommen,  werden  schon  schwach 
und  gelb. 

Man  kann  in  diesen  21  Tagen  der  Entwicke- 
lung  3  Perioden  unterscheiden.  Erstens  die,  in  der 
das  Leben  im  Keime  geweckt  wird.  In  dieser  Zeit 
stehen  die  Töpfe  am  wärmsten  dicht  über  dem  Ka- 
nal, aber  ganz  und  gar  in  Sand  oder  Moos  einge- 
senkt und  mit  Moos  bedeckt.  Wenn  in  dieser  Pe- 
riode das  Moos  nur  ein  einziges  Mal  trocken  wird, 
so  ist  in  der  Regel  schon  der  Erfolg  ein  ungünsti- 
ger. Sobald  die  Keime  sieh  verlängern  und  sich 
aufschliessen,  werden  sie  dem  Lichte  näher  gestellt, 
die  Wärme  muss  aber  stets  dieselbe  bleiben,  eben- 
so wie  das  Spritzen  und  Dämpfen.  In  der  3.  Pe- 
riode werden  sie  don  Lichte  so  nahe  wie  möglich 
gebracht  und  allmählig  abgehärtet.  Vor  trockener 
Wärme  aber  hüte  man  sich  sehr  und  denke  auch 
nicht  daran,  mit  I^euerung  zu  sparen.  Je  näher 
man  aber  der  natürlichen  Entwickelungszeit  der 
Maiblume  kommt,  desto  weniger  wird  man  Wärme 
brauchen. 


StcIIangs- Gesuch. 

Ein  in  allen  Branchen  seines  Fachs  erfahrener, 
mit  guten  Attesten  und  besten  Empfehlungen  ver- 
sehener Gärtner,  verheirathet,  mit  wenig  Familie, 
sucht  zum  1.  April  d.  J.  eine  seinen  Kenntnissen 
und  seinen  bescheidenen  Anforderungen  entspre- 
chende Stellung. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  gern  das  General-Se- 
kretariat des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gar- 
tenbaues. 


Raucher-Apparate 

zur  Vertilgung  der  schädhchen  Insekten  und  Blatt- 
läuse in  den  Treibhäusern  und  Beeten,  mit  Tabak 
und  Insektenpulver  zu  räuchern,  die  grossen  zu 
3^  Thlr,  die  kleineren  zu  2^  Thlr  pro  Stück,  sind 
wieder  vorräthig,  und  werden  auf  Bestellung  nach 
allen   Gegenden   verschickt,  von 

J.  Berger, 

Klempnermeister, 
Leipzigerstr.  92  in  Berlin. 


Die  Sanieiihaiidliiiig 

von  Unterzeichnetem  empflehlt  beste  Gemüse-, 
Garten-,  Feld-,  Wald-,  Luststräucher-  und 
Blumen-Samen,  Pracht-Georginen,  Warm- 
u.  Kalthaus-,  so  wie  Schlingpflanzen,  Land- 
und  Topfrosen,  Kartoffeln.  Weine  und  an- 
dere Pflanzen,  veredelte  Obstbäume  und  Wildlinge 
u.  hohe  Maulbeerbäume  mit  Krone.  Besonders  em 
pfiehlt  sie  Zucker-Fabriken  besten,  selbst  gebauten 
weissen  Zucker-Runkelrüben-,  Cichoi-ien-Fabri- 
ken  beste,  kui'ze,  dicke  und  lange  glatte  Cicho- 
rien-Samen,  den  Oekouomen  und  Laiidwirthen 
grosse,  ertragreiche  Futter-Runkelrüben,  Mais, 
Riesen-  und  andere  Mohrrüben  -  Sorten,  Ge- 
treide-Gattungen und  Grasarten  unter  Ver- 
sicherung prompter,  reellster  Bedienung  zu  geeigne- 
ten Aufträgen  mit  dem  ergebensten  Bemerken,  dass 
die  reichhaltigen  Kataloge  von  der  Handlung  auf 
frankirte   Einforderung  gratis  verabreicht  werden. 

Quedlinburg,  im   .Tanuar    1864. 

Köuigl.   Oberamtmann  Martin  Grashoff, 

Kunst-   und  Haudelsgärtner. 


Verlag  von  Karl   Wiej;;iti  d  t   in    üi'rlin, 
Kommanri;intf;n  S)ii-a.,h,^  No.  fi^. 


Druck   der  C.    F  e  i  st  t*  r 'scheu   Buchdruckorei   in    Rerlin, 
Zietin-Platz  No.  ä. 


Wochenschrift 


'des 

Vereines  zur  Beföideniiig;  des  <■  arten baues  in  den  Köiiigl.  Preussisclien  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
JPi-ot*essoi-  I3r.  Karl  K^och, 


General-Sekretair  des  Vereines. 


No.7. 


Berlin,   den    20.  Februar 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5J^  Tlilr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Illll.llt:  Dr.  Livingstoue.  —  Der  Pomologische  Garten  zu  Braunschweig.  Vom  Medizinalrathe  Dr.  Engelbrecht.  —  Ueber 
veiTottete  Gerberlohe  als  Erde  zur  Pflanzen -Kultur.  Vom  Königl.  Garten  -  Inspektor  C.  Bouch(5  zu  Berlin.  —  Ueber 
Doppelgestaltigkeit  in  den  Blütheu  (Dimorphismus).    Vom  Prof.  Dr.  Braun.   —   Botauical  Magazine.    1863.    2.  Hälfte. 

Sonntag,  den  28.  Februar,  Mittags  \12  Uhr,  findet  im  Englischen  Hause  (Itlohrenstrasse  No.  49)  eine  Versammlung 
des  Vereines  zur  Bel'örderuiig  des  Gartenbaues  statt,  wozu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


Dr.  liivingstone. 

Wiederum  hat  Afrika  ein  Opfer  verlangt.  Kaum 
haben  wir  die  Gewissheit  erhalten,  dass  v.  Beur- 
manu  auf  dem  Wege  naeh  W^adai  ermordet  wurde, 
so  bringt  von  Neuem  jetzt  eine  Nachricht  die  si- 
chere Kunde,  dass  Dr.  Livingstoue,  einer  der 
külinsten  Reisenden,  am  Njassa-See  im  südöstlichen 
Afrika  mit  seinen  Gefährten  erschlagen  ist.  Dr.  Li- 
vingstone  hatte  sich  bekanntlich  die  Aufgabe  ge- 
stellt, von  dem  Süden  Afrika's  aus  nach  dem  In- 
nern genannten  Welttheiles  vorzudringen.  Zu  die- 
sem Zwecke  hatte  er  bereits  im  Jahre  1852  eine 
Reise  von  der  Kap  -  Kolonie  nordwärts  nach  der 
Westküste  und  nach  Loanda,  von  da  aber  quer 
dui'ch  nach  der  Ostküste  unternommen  und  glück- 
lich durchgeführt.  Manche  Länder,  von  denen  wir 
früher  nichts  gcvvusst,    wurden    durch    ihn  bekannt. 

Seine  Entdeckungen  .sind  in  einem  grösseren 
Werke  niedergelegt  und  zur  öÖentlichen  Kenntniss 
gekommen.  Durch  eine  populäre  und  wohlfeile  Be- 
arbeitung wurde  dasselbe  auch  dem  grösseren  Pu- 
blikum  zugänglich. 

Die  Reise  machte  natürlich  grosses  Aufsehen. 
Als  er  1856  nach  England  zurückgekehrt  war, 
wurde  er  mit  allen  Hülfsmitteln  versehen,  um  1857 
von  der  Südwestküste  Afrika's  und  zwar  den  Zambesi 
aufwärts  von  Neuem  vorzudringen.  Alle  seine  Ver- 
suche missglückten  jedoch  und  er  kam  nur  bis  zum 
Nyassa-See. 


Livingstoue  war  zwar  ursprünglich  Missio- 
när, wurde  aber  später  zum  Konsul  ernannt.  In 
seinem  Gefolge  hatte  er  aber  auch  einen  Botaniker, 
Dr.  Kirk  mit  Namen,  durch  den  hauptsächlich 
Sammlungen  getrockneter  Pflanzen  und  auch  ver- 
schiedene Sämereien  nach  England  kamen.  Ueber 
einige  daraus  hervorgegangene  Pflanzen  haben  wir 
in  der  Wochenschrift  bereits  berichtet.  Leider  ist 
dieses  im  Ganzen  doch  sehr  wenig,  denn  das  Meiste 
ist  theils  auf  der  Reise,  theils  auf  dem  Transporte 
nach  der  Küste  verloren  gegangen.  Die  Schwie- 
rigkeiten, die  dergleichen  Reisen  für  Sammlungen 
machen,  können  nur  die  begreifen,  die  im  Innern 
fremder  Welttheile  gereist  sind.  Wollen  wir  hof- 
fen, dass  jetzt  doch  Einiges  gerettet  ist  und  es 
nicht  geht,  wie  bei  dem  Nachlasse  der  ebenfalls, 
aber  in  oder  auf  dem  Wege  nach  Wadai  ermor- 
deten  Reisenden  Vogel  und  v.  Beurmann. 

Am  See  Nyassa  wurde  vor  einem  Jahre  der 
deutsche  Missionär  Röscher  ebenfalls  ermordet. 
Derselbe  hatte  zu  den  dort  wohnenden  wilden  Völ- 
kern die  Reise  allein  unternommen.  In  einem  frü- 
heren Briefe  des  Dr.  Kirk  vom  24.  Dezember  1861 
werden  besonders  die  Marimba's  als  ein  zwar  fei- 
ges, doch  verrätherisches  Volk,  die  alle  Fremden 
tödten,  geschildert.  Livingstoue  unternahm  des- 
halb mit  einer  gewafFneten  Macht  von  gegen  100 
Mann  seine  Reise  nach  dem  Nyassa-See,  vermochte 
aber  ebenfalls  nichts  auszurichten  und  scheint  nicht 
einmal  auf  die  Westseite  desselben  gekommeu  zu  sein. 


50 


Die  englische  Regierung,  welche  nicht  weiter 
80  grosse  Summen  zur  Unterhaltung  einer  nicht  zu 
Resultaten  führenden  Expedition  hergeben  wollte, 
rief  im  vorigen  Sommer  den  Dr.  Livingstone 
zurück.  Schon  der  Anfang  der  Rückreise  muss 
ausserordentlich  schwierig  gewesen  sein ,  denn  die 
Reisenden  mussten  wegen  Katarakten  ihre  Boote 
zurücklassen  und  weiter  wandern.  Lange  (seit  dem 
Juli)  hatte  man  keine  Nachricht  erhalten.  Erst  aus 
einem  Briefe  vom  21.  Dezember  des  vorigen  Jahres 
erfuhr  man,  dass  Livingstone  wahrscheinlich  mit 
seiner  ganzen  Begleitung  erschlagen  sei.  Diese 
Nachricht  kam  bereits  vor  3  Wochen  auch  hierher 
nach  Berlin.  Leider  haben  nun  vor  einigen  Tagen 
wiederum  eingegangene  Briefe  den  Tod  des  Dr. 
Livingstone  nebst  seiner  ganzen  Begleitung  be- 
stätigt. 


Der 

Pomologische  (larteii  xii  Itrauiischweig. 

Vom  Medizinalr.athu  Dr.  Ku  gelb  reo  ht. 

Die  Anlage  unserer  neuen  Landesbaumschule 
datirt  vom  Anfange  des  Jahres  1862.  Die  ältere 
Baumschule  bestand  seit  etwa  30  Jahren,  war  theils 
ausgenutzt,  so  dass  die  Bäume  nicht  mehr  gut  ge- 
diehen, theils  zu  klein,  theils  hatte  sie  keine,  den 
Fortschritten  der  Pomologie  entsprechende  Muster- 
pflanzung. Unsere  Regierung  hat  deshalb  ein  Stück 
Land  von  43  Braunschweigischen  Morgen*)  zur  An- 
lage einer  neuen  Baumschule  und  Musterpflanzung 
hergegeben,  und  7000  Thaler  für  eine  neue  Gärt- 
nerwohnung, in  welcher  sich  auch  ein  Ausstellungs- 
Zimmer  für  Obst  von  30  Fuss  Länge  und  20  Fuss 
Breite  befinden  wird. 

Das  Land  haben  wir  in  drei  Theile  getheilt. 
Ein  Theil  von  etwa  20  Morgen  ist  für  die  Erzie- 
hung von  Hochstämmen  bestimmt.  Dieser  ist  auf 
die  herkömmliche  Weise  in  10  Schläge  getheilt.  In 
6  —  7  Jahren  werden  die  Bäume  erzogen  und  ge- 
düngt. Jedes  Jahr  wird  ein  Schlag  gepflanzt,  resp. 
zum  Verkaufe  ausgehoben,  was  etwa  jährlich  10,000 
bis  11,000  Stämme  gibt.  Wir  haben  bis  dahin, 
dass  etwa  die  Anfrage  es  anders  verlangt,  die 
Hälfte  für  Aepfel,  i  für  Birnen,  k  für  Kirschen, 
s  für  Pflaumen  u.  dgl.  bestimmt.  Bei  dem  Ver- 
kaufe gedenken  wir  die  üblichen  Preise  der  Han- 
delsgärtner unserer  Gegend  einzuhalten,  um  ihnen 
nicht  eine  lästige  Konkurrenz  zu  machen.  Einen 
grossen  Theil  unserer  Bäume  benutzt  die  Regierung 
selbst  zur  Bepflanzung  der  Landes-Heerstrassen.  Die 
Sorten,   welche  wir  ziehen,  sind  so  ausgewählt,  dass 

*)  Der  Braunschweigiscbe  Feldniorgen  ist  etwas  Heiner  als 
der  Preussische.    Dieser   verhält  sich  zu  jenem,  wie  1  :-0,9798. 


sie  zum  grössten  Theil  sich  für  ganz  freie  Lage 
eignen,  wie  auch  unsere  Baumschule  eine  ganz  freie 
Lage  hat;  auch  ist  die  Einrichtung  so  getrofi"en, 
dass  die  Baumschule  erforderhchen  Falles  wandern 
kann,    wie  man   das  häufig  z.  B.  in  Belgien   findet. 

Ein  anderer  Theil  des  Feldes  von  drei  Morgen 
Grösse  ist  für  die  Saaten  und  erste  Anzucht  der 
Wildlinge,  ferner  für  eine  kleine  Zwerg -Muster- 
Pflanzung  bestimmt.  Dieser  letzte  Theil  ist  gegen 
Ost  und  Nord  durch  eine  Planke  geschützt  und 
dient  dazu,  die  Kulturen  der  verschiedenen  Formen 
und  der  Zwergbäumchen  zu  zeigen.  Auch  ist  ein 
Theil,  dessen  Grösse  noch  nicht  feststeht,  zur  Kultur 
der  zartern  Aepfel  und  namentlich  der  Birnen  auf 
Pyi-amiden   bestimmt. 

Den  Rest  des  Landes,  etwa  20  Morgen,  nimmt 
die  Musterpflanzung  ein.  Die  Hochstämme  haben 
eine  Entfernung  von  30  Fuss.  Sie  sind  angeordnet 
in  35  Reihen,  davon  jede  18  Stämme  fasst.  10 
Stämme  kommen  auf  die  Aepfel,  5  auf  die  Birnen, 
3  auf  Kirschen  und  Pflaumen.  Vorläufig,  d.  h. 
vielleicht  auf  18  Jahre,  kommt  zwischen  je  zwei 
Stämme  ein  Zwergstannn  und  in  dem  Verband  ein 
Sortenbaum;  ausserdem  wird  jede  Reihe  der  Hoch- 
stämme mit   Cordons  eingefasst,   z.  B.: 

L  IL       IIL       IV.         V.         VI.        VII. 


1   t      t      t 

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NB.    t   Hoelistamiii. 

*    Zwergpyramide  mit   einer  Sorte. 
"    Zwergsortenbäume  mit  4 — 6  Sorten. 

- Cordons.     Zwischen  je  2  Cordons  liegt  ein    kleiner 

Weg  ausser   den  grossen  Hauptwegen. 

Auf  diese  Weise  können  wir  die  anerkannt 
werthvollen  Sorten  auf  je  einen  Hochstamm  brin- 
gen, so  fern  sie  sich  dafür  eignen,  oder  auf  einen 
Zwergstamm,  wenn  sie  sich  darauf  besser  passen. 
Alle  noch  zweifelhaften  Sorten  bringen  wir  vorläu- 
fig auf  die  Sorten-Pyramiden.  Ferner  haben  wir 
Gelegenheit,  eine  grosse  Menge  schöner  oder  zarter 
Sorten  auf  Cordons  zu  prüfen  und  ausgezeichnete 
Früchte  darauf  zu  ziehen.  Die  Cordons  werden 
etwa  6000  bis  8000  Stämme  zählen  und  vielleicht 
2  Meilen  lang  sein. 

Die  Gruppirung  der  Sorten  geschieht  möglichst 
nach  der  Aehnlichkeit,  bei  den  Aepfcln  hauptsäch- 
lich   nach    Diel-Lucas,    bei    den   Birnen    entscheidet 


51 


zunächst  die  Form,  dann  das  Fleisch,  endlich  die 
Färbung  oder  Berostung;  die  Kirschen  werden  nach 
Truchsess,   die   Pflaumen  nach  Liegel  geordnet. 

Es  kann  bedenklich  erscheinen,  bei  den  Früch- 
ten, namentlich  bei  den  Birnen,  eine  Pflanzung  in 
systematische  Ordnung  zu  bringen ,  und  manche 
Pomologen  würden  eine  Pflanzung  nach  dem  a  ß, 
oder  nach  der  Zeitigung  vorziehen.  Ich  glaube 
aber,  dass  es  möglich  ist,  die  Früchte  nach  der 
Aehnlichkeit  zu  gruppireu ,  vnid  es  lässt  sich  die 
Zeitigung  dabei  auch  berücksichtigen.  Die  erste 
Reihe  der  Aepfel  (I.)  enthält  z.  B.  die  5  weissen 
Kalvillen,  so  kommt  auf  die  erste  Stelle  dieser 
Reihe  (No.  1)  der  zuerst  zeitigende,  z.  B.  der 
Weisse  Sommer-Kalvill,  auf  die  zweite  Bonggart's 
Kalvill,  auf  die  dritte  König  Wilhelm's  Apfel  etc. 
bis  endlich  auf  No.  10  der  zuletzt  zeitigende  Weisse 
Winter -Kalvill.  Diese  Art  der  Pflanzung  wird 
mindestens  die  Uebersicht  über  die  vorhandenen 
Sorten   erleichtern. 

Obgleich  unsere  neue  Landes -Baumschule  sehr 
wahrscheinlich  das  darauf  verwendete  Anlagekapital 
ganz  gut  verzinsen  wird,  so  hat  doch  unsere  Re- 
gierung dabei  M'esentlich  nur  beabsichtigt,  den  Obst- 
bau im  Lande  zu  heben.  Sie  hat  es  erkannt,  dass 
durch  eine  für  jedes  Verhältniss  geeignete  Auswahl 
der  Obstsorten  die  Bodenrente  unseres  Landes  ge- 
steigert wird,  und  will  durch  die  Laudes-Baumschule 
dazu  die  Gelegenheit  geben.  Sie  selbst  geht  bei 
der  Bepflanzung  der  Landstrassen  mit  gutem  Bei- 
spiele voran.  Die  gute  Absicht  der  Regierung 
wird  auch  allgemein  anerkannt,  und  wirkt  schon 
sichtbar  auf  das  Land  ein.  Es  werden  jetzt  schon 
nur  weit  bessere  und  passendere  Sorten  gepflanzt, 
als  früher.  Das  rege  Interesse  für  diesen  Zweig 
der  Landwirthschaft  zeigt  sich  auch  schon  dadurch, 
dass  sich  jetzt  in  unserem  Vereine  für  Land-  und 
Forstwirthschaft  eine  Sektion  für  Obstbau  gebildet 
hat.  Man  hat  auch  eine  Sektion  für  Gemüsebau 
und  Blumenzucht  in's  Leben  gerufen. 

Es  ist  sehr  zu  wünschen,  dass  auch  in  andern 
Ländern,  namentlich  in  Preussen,  einige  Muster- 
pflanzungeu  angelegt  werden ,  da  nur  durch  derar- 
tige Anlagen  die  Kenntniss  des  werthvollsten  Obstes 
allgemein  werden  kann.  Solche  Anstalten  sind  nicht 
kostspielig,  erhalten  sich  meistens  selbst,  und  tragen 
doch  sehr  viel  zur  Hebung  des  Obstbaues  bei,  wie 
sich  schon  jetzt  bei  uns  deutlich  zeigt.  Hätten 
die  Regierungen  nur  eine  deutliche  Ansicht  davon, 
dass  auch  der  Obstbau  die  Bodenrente  vermehrt, 
und  dass  die  richtige  Auswahl  der  Sorten  für  jede 
Gegend  und  jedes  Verhältniss  so  wichtig  ist  und 
leicht  mehr  als  doppelte  Erträge  liefert,  so  würden 
eie  gewiss  alle  diesen  Zweig  der  Landwirthschaft 
ebenso   unterstützen,  wie  das  jetzt  die  unsrige  thut. 


Ueber 

verrottete  Gerberlohe  als  Erde  zur 
Pflaiizeii-Kiiltiir. 

Vom  Königl.  Garten-Inspektor  C.  Bouclie  zu  Berlin. 

Schon  in  den  Jahren  zwischen  182.')  und  1827 
wurde  meine  Aufmerksamkeit  auf  die  verrottete 
Lohe,  als  zum  Pflanzen  tauglich,  geführt,  indem  zu 
jener  Zeit  in  dem  Garten  meines  Onkels  in  der  Blu- 
menstrasse  11  die  alte,  in  den  Lohbeeten  nicht  mehr 
brauchbare  Lohe  zur  Ausfüllung  von  Beeten,  auf 
denen  Warmhauspflanzen  während  des  Sommers  im 
Freien  aufgestellt  werden  sollten,  benutzt  wurde. 
Da  die  alte  Lohe  im  Fi-eien  immer  eine  etwas  hö- 
here Temperatur  hat,  als  imser  Sandboden,  so  wuch- 
sen die  mit  den  Töpfen  darin  eingesenkten  Pflan- 
zen nicht  nur  sehr  gut,  sondern  pflegten  auch  sehr 
viele  recht  gesunde  Wurzeln  durch  die  Topföfinun- 
gen  hindurch  in  die  Lohe  zu  treiben,  wodurch  ich 
mich  überzeugte,  das  die  alte  LoJie  nicht  so  nutz- 
los sei,  wie  man  sie  in  der  Regel  betrachtete. 
Pflanzen  absichtlich  darin  zu  ziehen,  versäumte  ich. 
Später,  im  Jahre  1842,  pflanzte  ich  auf  Veranlas- 
sung des  Königl.  Hofgärtners  G.  Fintelmann  auf 
der  Pfaueninsel  bei  Potsdam  Rosen  in  Loherde, 
d.  h.  mit  Sand  vermischt,  die  zum  Erstaunen  über- 
aus kräftige  Triebe  machten  und  reichlich  blüheten; 
besonders  schien  diese  Erde  den  ISToisette-Rosen,  wie 
überhaupt  allen,  die  einen  sehr  kräftigen  Wuchs 
haben,   zuzusagen. 

Vor  etwa  fünf  Jahren  glaubte  ich  in  der  alten 
Loherde  ein  Surrogat  für  die  sich  immer  mehr  ver- 
mindernde Torfmoorerde,  die  man  hier  allgemein 
für  Eriken,  Azaleen,  Neuholländer  u.  dgl.  anwen- 
det, gefunden  zu  haben,  und  Hess  zum  Versuch 
mehre  härtere  Eriken,  Melaleuca  und  Lcptosper- 
mum  darin  pflanzen,  die  auch  anfänglich  recht 
reichlich  gesunde  Wurzeln  darin  machten,  aber  im 
zweiten  Jahre  gelb  wurden,  weil  sie  wahrscheinlich 
nicht  sorgsam  genug  begossen  waren,  denn  wie 
Obergärtner  Rein  ecke  in  der  Sitzung  am  3.  Ja- 
nuar d.  J.  bemerkte,  habe  auch  ich  nicht  nur  bei 
den  Rosen,  sondern  auch  bei  den  andern  Pflanzen 
gefunden,  dass  die  Loherde  langsamer  als  andere 
austrocknet  und  daher  vorsichtiger  begossen  werden 
muss.  Einen  besseren  Erfolg  hatte  ich  bei  Anwen- 
dung der  Loherde,  wenn  ich  sie  zum  3.  Theile  mit 
feinen  Brocken  unseres  gewöhnlichen  schwarzen  Tor- 
fes vermischte  und  angemessen  Sand  hinzusetzte. 
Vorzugsweise  wachsen  in  dieser  Erde  die  meisten 
strauchartigen  Aroideen,  z.  B.  Philodendron,  Syn- 
gonium,  Dieftenbachia,  Monstera,  Scindapsus  und 
Anthurium,   ferner  Ficus  stipularis,  überhaupt  solche 

"7  * 


52 


Tropenpflanzen,  die  sich  an  der  Basis  von  Baum- 
stämmen anzusiedeln  pflegen ,  weil  sie  dort  eine 
Menge  halbverwester  Holzreste  finden.  Dass  alte 
Lohe  den  Wurzeln  nicht  nachtheilig  ist,  dürfte  da- 
durch erwiesen  sein,  dass  eine  Menge  von  Pflanzen 
als  Stecklinge  zwischen  andern  Pflanzen  auf  die 
Oberfläche  der  Lohbeete  unserer  Warmhäuser  ge- 
steckt, sehr  bald  recht  gesunde  Wurzeln  treiben, 
worüber  ich  schon  früher  meine  Erfahrungen  in 
den  Verhandlungen  des  Vereines  mitgetheilt  habe. 
Ist  auch  nun  die  alte  Lohe  nicht  allgemein  als 
Pflanzenerde  zu  empfehlen,  so  ist  sie  doch  sehr 
gut  zur  Ausfüllung  der  Gruben  solcher  Beete  zu 
benutzen,  auf  denen  im  Sommer  Warmhauspflanzen 
im  Freien  aufgestellt  werden  sollen,  weil  sie  ein 
nicht  so  guter  Wärmeleiter  als  Sandboden  ist,  und 
sich  während  der  Nacht  und  beim  Eintritt  kühle- 
rer Witterung  etwas  wärmer  erhält.  Ich  stelle 
schon  seit  vielen  Jahren  die  Begonien,  mit  Aus- 
nahme der  ganz  warmen  Arten,  von  Mitte  Juni  bis 
Mitte  August  an  einer  recht  schattigen  Stelle  in's 
Freie  auf  ein  Beet,  welches  10  bis  12  Zoll  tief 
mit  alter  Lohe  zum  Einsenken  der  Töpfe  angefüllt 
ist,  wo  sie  prächtig  gedeihen  und  fast  den  ganzen 
Sommer  hindurch  blühen;  in  dem  einen  Jahre 
reichte  der  Raum  des  Beetes  nicht  aus  und  es 
wurde  ein  Theil  der  Pflanzen  auf  ein  dicht  dane- 
ben liegendes,  aber  nicht  mit  Lohe  bedecktes  Beet 
aufgestellt;  diese  wuchsen  nicht  nur  auiTallend 
schlechter,  sondern  welkten  beim  Eintritt  kühleren 
Wetters  und  liessen   viele  Blätter  fallen. 

Da  zartere  Pflanzen  auf  festen,  schweren  Bo- 
den oft  nicht  nach  Wunsch  gedeihen  wollen,  so  ist, 
um  diesem  Uebelstande  abzuhelfen,  die  Vermischung 
des  Bodens  mit  Lohe  ein  ganz  vorzügliches  Mittel, 
der  Boden  wird  dadurch  poröser,  empfänglicher  für 
die  Aufnahme  von  Wärme  und  geeigneter,  diese 
demselben  länger  zu  erhalten;  durch  die  Porosität 
des  Bodens  wird  nicht  nur  die  Einwirkung  der 
atmosphärischen  Luft  leichter,  sondern  es  findet 
auch  ein  häufigeres  Austrocknen  statt.  Durch  die 
Vermischung  des  schweren  Bodens  mit  groben  ve- 
getabilischen Stoffen  entstehen  in  demselben  eine 
Menge  kleiner  Lücken,  die  von  den  Wurzeln  be- 
gierig aufgesucht  werden,  weil  sich  in  diesen  eine 
feuchte,  mit  Ammoniak -Gasen  geschwängerte  Luft 
findet,  aus  der  die  Pflanzen  eine  Menge  Nahrung 
aufnehmen  können.  lieber  die  Anwendbarkeit  der 
Loherde  habe  ich  Mittheilungen  gemacht  in  dem 
bei  Breitkopf  &  Härtel  in  Leipzig  1858  erschie- 
nenen Hauslexikon,  Bd.  2,  pag.  595,  und  Bd.  4, 
pag.  630. 


Ueber 

Doppelgestaltigkeit  in  den  Blüthen 

(Dittiorphismus). 

Vom  Professor  Dr.  Braun. 

Die  Doppelgestaltigkeit  (Dimorphismus)  der 
Blüthen  mancher  zwitterblüthigen  Gewächse  ist  zwar 
schon  früher  bekannt,  aber  erst  in  der  jüngsten  Zeit 
in  ihrer  wahren  Bedeutung  erfasst  worden.  Dieselbe 
tritt  in  zwei  verschiedenen  Weisen  auf.  In  dem 
einen  Falle  sind  die  beiderlei,  meist  diöcisch  ver- 
theilten ,  Blüthen  von  vollkommener  Ausbildung, 
beide  z.  B.  mit  Blumenkrone  versehen,  unterschei- 
den sich  aber  in  den  relativen  Längen-  und  Grössen- 
Verhältnissen  der  Befruchtungsorgane,  indem  bei 
den  einen  die  Griftel  länger,  dagegen  die  Staubge- 
fässe  kürzer,  bei  den  anderen  umgekehrt  die  Staub- 
gefässe  länger  und  die  Griffel  kürzer  sind,  wess- 
halb  man  die  zwei  Formen  gewöhnlich  als  die 
langgrifflige  und  kurzgrifflige  unterscheidet. 
So  z.  B.  bei  wahrscheinlich  allen  Primiila- Arten, 
bei  vielen  Linum- Arten  (grandiflorum,  pe- 
renne,  nicht  bei  usitatissimum),  bei  Lytrum  Sa- 
licaria,  vielen  lippenblüthigen  Pflanzen  (Mentha, 
Thymus,  Salvia  pratensis).  Die  von  Darwin 
mit  mehrern  Linum-  und  Primula- Arten  angestellten 
umsichtigen  Experimente,  welche  kürzlich  von  Dr. 
Hildebrand  in  Bonn  theils  wiederholt,  theils  mo- 
dificirt  worden  sind,  haben  zu  dem  merkwürdigen 
Ergebniss  geführt,  dass  jede  der  beiden  Formen, 
sowohl  die  langgriftlige,  als  die  kurzgrifflige,  wenn 
sie  mit  dem  eigenen  Blüthenstaub  befruchtet  wer- 
den, entweder  gar  keine  oder  doch  nur  eine  sehr 
geringe  Zahl  von  Samen  erzeugen ;  dagegen  mit 
dem  Blüthenstaube  der  andern  Form  (künstlich  oder 
durch  Vermittelung  der  Insekten)  befruchtet,  reich- 
lich Samen  tragen.  Aus  den  Samen  jeder  der  bei- 
den Formen  erwachsen  ungefähr  in  gleicher  Zahl 
Exemplare  der  einen  und  der  anderen  Form.  Es 
erklärt  sich  daraus  die  Erscheinung,  warum  z.  B. 
ein  isolirt  gezogenes  Exemplar  von  Linum  grandi- 
florum, ob  es  gleich  mit  empfänglichen  Narben  ver- 
sehen ist  und  einen  wohlgebildeten  Blüthenstaub 
enthält,  doch  keinen  Samen  ansetzt.  In  anderer 
Weise  tritt  ein  Dimoi'phismus  der  Blüthen  ein  bei 
solchen  Pflanzen,  welche  gewöhnlich  auf  demselben 
Stock,  gleichzeitig  oder  in  einer  bestimmten  Auf- 
einanderfolge, theils  ausgebildete  und  ansehnliche, 
theils  anscheinend  verkümmerte  Blüthen  tragen. 
Diese  letzteren  haben  entweder  gar  keine  oder 
eine  sehr  verkünunerte  Blumenkroue  und  öffnen 
sich  meist  nicht  oder  nur  unvollkommen.  In  eini- 
gen Fällen  befinden  sich  diese  verkümmerten  Blü- 
then selbst  unter  der  Erde  oder  bohren  sich  in 
dieselbe  ein,  wie  bei  Vicia  amphicarpa,   Arachis 


53 


hypogaea.  Die  anscheinend  ausgebildeteren  Blü- 
then  sind  in  vielen  Fällen  unfruchtbar,  wie  z.  B. 
bei  Viola  mirabilis,  während  die  scheinbar  ver- 
kümmerten in  allen  Fällen  fruchtbar  sind.  Hugo 
von  Mehl  hat  durch  Untersuchung  derselben  an 
Viola,  Oxalis  Acetosella,  Inipatiens  noli  me 
tangere,  Specularia  perfoliata  nachgewiesen, 
dass  hier  die  Befruchtung  innerhalb  der  geschlosse- 
nen Blüthenknospe  in  der  Art  vor  sich  geht,  dass 
die  (oft  nur  in  geringerer  Zahl  vorhandenen)  Pol- 
lenkörner, ohne  die  Staubbeutel  früher  zu 
verlassen,  ihre  Schläuche  nach  den  Narben  aus- 
senden. Es  findet  also  hier  eine  Einrichtung  statt, 
welche  im  Gegensatz  der  zuerst  erwähnten  Art  des 
Dimorphismus  nicht  auf  Kreuzung,  sondern  wesent- 
lich auf  Selbstbefruchtung  berechnet  ist. 


Botanical  JNagaziiie. 

1863.     2.   Hälfte. 

Wiederum  ist  eine  interessante  Cycadee  in 
Neuhollaud,  und  zwar  auf  der  Südseite  der  gros- 
sen Insel,  entdeckt  woi'den.  Sie  zeichnet  sich  durch 
doppeltgefiederte  Blätter  aus,  so  dass  ihr  erster  Ent- 
decker, Allan  Cunningham,  der  sie  bereits  1819 
fand,  leider  aber  nur  ein  Blatt  einsendete,  sie  für  eine 
Aroidee  hielt;  eher  hätte  man  sie  für  eine  Marattia 
halten  können.  Obwohl  die  Pflanze  sonst,  auch 
hinsichtlich  des  männlichen  Kätzchens,  mit  dem  me- 
xikanischen Genus  Zamia  übereinstimmt,  so  hat 
doch  Hook  er  in  den  doppeltgefiederten  Blättern 
Grund  gefunden,  aus  ihr  ein  besonderes  Genus  zu 
bilden  und  dieses  mit  der  Zustimmung  des  Direk- 
tors vom  botanischen  Garten  in  Brisbane,  Walter 
Hill,  der  sie  von  Neuem  in  Queensland  fand  und 
die  erste  lebende  Pflanze  nach  England  sendete,  zu 
Ehren  des  dortigen  Gouverneurs,  George  F.  Bo- 
wen  zu  nennen.  Diese  neue  Cycadee  heisst  dem- 
nach Bowenia  spectabilis  (tab.  5398). 

Aus  der  Reihe  holziger  Warmhauspflanzen 
nennen  wir  zuerst  Adenium  obesum  A.  DG. 
(tab.  5418),  eine  mehr  interessante  als  schöne  Apo- 
cynee  der  arabischen  Wüste.  Sie  wui'de  schon  von 
Forskahl  als  Nerium  obesum  beschrieben  und 
befand  sich  seit  dem  Jahre  1846  im  Garten  der 
Londoner  Gartenbau- Gesellschaft.  Von  Aden  aus 
wurden  1862  und  1863  ebenfalls  Pflanzen  nach 
Kew  gesendet.  Es  ist  ein  sparriger  Strauch  mit 
dicken  und  gedrehten  Aesten,  an  denen  sich  kurze 
Zweige  mit  dicklichen,  unten  wolligen  Blättern  von 
eirundlicher  Gestalt,  befinden.  Aus  ihrer  Mitte 
kommen  mehre  ziemlich  grosse  Blüthen  von  hell- 
rother  Farbe,  welche  denen  des  Oleanders  nicht 
unähnlich   sind,  heraus. 


Gardenia  octomera  Hook.  (tab.  5410)  wurde 
von  Gustav  Mann  auf  Fernando  Po,  einer  Insel 
am  Ausflusse  des  Niger,  entdeckt.  Sie  bildet  einen 
niedrigen  Strauch,  ganz  und  gar  mit  kurzer  Behaa- 
rung bedeckt.  Die  zu  3  einen  Quirl  bildenden  Blät- 
ter sind  eirund-länglich  und  in  eine  Spitze  gezogen. 
Aus  ihrem  Winkel  entspringt  eine  sehr  lange,  grün- 
liche Blüthe  mit  8  breitlänglichen  Abschnitten.  Da 
die  Pflanze  schon  bei  einer  Höhe  von  2  und  .'! 
Fuss    blüht,    möchte    sie    wohl    zu    empfehlen    sein. 

Miconia  pulverulenta  R.  et  P.  (tab.  5411). 
Wenn  wir  nicht  sehr  irren,  ist  diese  Melastömatee 
dieselbe  Pflanze,  welche  in  verschiedenen  Gärten 
als  Melastoma  und  Miconia  leuconeura  vor- 
handen ist.  Sie  wächst  in  Peru,  wo  sie  schon  von 
den  ersten  Floristen  genannten  Landes,  Ruiz  und 
Pavon,  beschrieben  wurde.  Ausgezeichnet  ist  sie 
durch  ihre  grossen,  schönen,  sammetartigen  Blätter 
von  breitlänglich  lanzettförmiger  Gestalt,  welche  in 
der  Mitte  von  einem  silberfarbigen  Längsnerven 
durchzogen  sind.  Die  unscheinbaren  Blüthen  bil- 
den eine   Rispe. 

Dipteracanthus  affinis  N.  v.  E.  (tab.  5414) 
wurde  von  Henderson  aus  Brasilien  eingeführt 
und  zeichnet  sich  durch  seine  schönen,  scharlach- 
rothen  Blüthen,  welche  einzeln  aus  dem  Winkel 
der  länglich -elliptischen  und  unbehaarten  Blätter 
hervorkommen  und  eine  trichterförmige  Gestalt  ha- 
ben, aus.  Sie  bildet  ein  Gegenstück  zu  D.  spe- 
ciosus,  welche  die  schönsten  blauen  Blüthen  be- 
sitzt und  schon  früher  im  botanical  Magazine  (tab. 
4494)  abgebildet  wurde. 

Meyenia  Vogeliaua  Benth.  (tab.  5289)  ist 
eine  zweite  Acanthacee  von  der  Westküste  Afrika's, 
welche  der  unglückliche  Botaniker  Vogel  entdeckte, 
doch  aber  erst  durch  Gust.  Mann  in  England  ein- 
geführt wurde.  Sie  besitzt  schöne  blaue  Blüthen 
mit  gelbem  Schlünde  und  ähnelt  der  bekannten  M. 
erecta. 

Eine  dritte  Acanthacee  ist  Eranthemum  tu- 
berculatum  Hook.  fil.  (tab.  5405),  welche  durch 
die  Gärtnerei  von  Veitch  eingeführt  wurde.  Das 
Vaterland  ist  nicht  bekannt.  Die  Pflanze  bildet 
einen  ästigen  Strauch,  der  über  und  über  mit 
Warzen  besetzt  erscheint  und  deshalb  seinen  Na- 
men erhielt.  Die  kleinen,  ziemlich  gehäuften  und 
einander  gegeuübei'stehenden  Blätter  sind  ungestielt; 
aus  ihrem  Winkel  entspringen  die  mit  einer  langen 
i  Röhre  versehenen  Blüthen  einzeln.  Der  Strauch 
bietet  in  Blüthe  einen  hübschen  Anblick  dar. 

Rhododendron  Batemanni  Booth  ist  eine 
von  den  Bhutan'schen  Alpenrosen  mit  grossen,  läng- 
lichen, lederartigen  und  unten  rostfarbenen  Blättern 
und  mit  prächtigen  rothen  Blüthen,  welche  eine 
dichte    kopfförmige    Dolde    bilden.      Sie    steht    wohl 


54 


am  Nächsten  dem  Eh.  campanulatam  und  gehört 
mit  diesem  in  die  Gruppe  unseres  Rh.  maximum. 
Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  diese  Alpenrose  an 
Schönheit  den  ausgezeichnetsten  Formen  unserer 
Gärten  nicht  nachsteht  und  daher  empfohlen  wer- 
den kann. 

Fugosia  cuneiformis  Benth.  (tab.  5413)  ist 
ein  im  Ansehen  der  Blüthen  den  Hibiscus- Arten 
nahe  stehender  Blüthenstrauch  Neuhollands  und  der 
angrenzenden  kleineren  Inseln.  Im  botanischen  Gar- 
ten zu  Berlin  wird  F.  hakeaefolia  Hook.  (bot. 
mag.  t.  4261),  eine  sehr  ähnliche  Art,  im  Kalthause 
kultivirt  und  im  Sommer  in's  Freie  gebracht,  wo 
sie  alsbald  anfängt,  ihre  grossen,  weissen  Blüthen 
mit  rother  Mitte  und  rothem  Staubgefässbündel  zu 
entwickeln.  Wir  können  sie  mit  F.  cuneiformis  nur 
empfehlen.  Bei  zuletzt  genannter  Pflanze  sind  die 
etwas  fleischigen  Blätter  sehr  schmal-elliptisch  und 
wie  die  ganze  Pflanze  unbehaart. 

Hibiscus  Huegelii  Eudl.  ist  nach  Bentham 
jetzt  der  anzunehmende  Name  für  5  Pflanzen,  wel- 
che als  Arten  aufgeführt  sind;  von  diesen  sind  in 
den  Gärten  H.  Wrayae  Lindl.  und  gross ula- 
riaefolius  Miq.  bekannt.  Im  botan.  Magazme  (t. 
5406)  ist  jetzt  eine  G.  Form  mit  dem  Beinamen 
„quinquevulnerus"  abgebildet,  wo  an  der  Basis 
der  ziemlich  grossen,  hellrothen  oder  mehr  violetten 
Blumenblätter  ein  blutrother  Flecken  vorhanden  ist. 
Die  Pflanze  ist,  wie  die  meisten  ähnlichen,  behaart 
und  mit  tief  5-lappigen  Blättern  besetzt.  Vaterland 
ist   Neuholland. 

Sphacralcea  acerifolia  T.  et  Gr.  (tab.  5404) 
ist  ebenfalls  ein  zu  empfehlender  weicher  Strauch 
von  l^i  bis  2  Fuss  Höhe  und  einer  geringen  Ver- 
ästelung. Die  rosafarbenen,  über  1  Zoll  im  Durch- 
messer enthaltenden  Blüthen  bilden  ziemlich  dicht 
gedrängte  und  gipfelständige  Aehren,  bei  der  nur 
gegen  die  Basis  hin  Blätter  vorhanden  sind.  Diese 
haben  die  ansehnliche  Grösse  von  2  und  3  Zoll  und 
besitzen  5  nicht  tief  eingeschnittene  Lappen.  Va- 
terland ist  Columbien  auf  der  Nordwestküste  Ame- 
rika's.  Das  Genus  Sphaeralcea  steht  den  strauchi- 
gen Malven  sehr  nahe  und  unterscheidet  sich  nur 
durch  2-  und  3-samige  und  2-klappige  Früchtchen. 
Ceropegia  Bowkeri  Harv.  (tab.  5437)  ist 
wiederum  eine  mehr  botanisch-interessante,  den  Lieb- 
habern zu  empfehlende  Pflanze  aus  der  Familie  der 
Asklepiadeen.  Aus  einem  rundlich  zusammenge- 
drücktem Knollen  wachsen  meist  mehre  nicht  wei- 
ter zertheilte  Stengel  von  kaum  1  Fuss  Höhe  mit 
sehr  schmalen  2- — 3  Zoll  langen  Blättern  empor. 
Aus  dem  Winkel  der  obern  kommen  einzelne  Blü- 
then von  grünlich -gelblicher  Farbe  hervor.  Am 
Ende  der  unten  bauchigen  Röhre  beflnden  sich 
schmal-längliche  und    zurückgeschlagene  Abschnitte, 


deren  Ränder  gewimpert  sind.    Die  Pflanze  stammt 
aus    Südafrika   und    wurde    von  Bowker    entdeckt. 

Lewisia  rediviva  Pursh  (tab.  5395),  so  be- 
nannt, weil  die  Pflanze,  selbst  wenn  sie  mehre 
Jahre  in  den  Herbarien  gelegen  hat,  immer  wieder 
treibt,  so  wie  sie  in  Erde  gesetzt  wird.  Es  ist 
eine  sehr  hübsche  Portulacee  aus  Nordwestamerika. 
Die  fleischigen  und  fast  stielrunden  Blätter  bilden 
eine  Rosette,  aus  deren  Mitte  mehre  kurzgestielte 
Blüthen  hervorkommen.  Diese  haben,  gleich  denen 
der  Mesembrianthemen,  zahlreiche  längliche  Blumen- 
blätter von  schöner  rother  Farbe.  Die  Pflanze  ist 
sehr  zu  empfehlen. 

Wenig  blumistischen  W^erth  hat  dagegen  eine 
andere  Dickpflanze,  Crassula  rosularis  Haw. 
(tab.  .5393),  aus  Südafrika.  Sie  wächst  ähnlich  den 
Hauswurz -Arten,  hat  eine  kriechende  Wurzel  und 
bildet  kurze  Stolonen  mit  Rosetten  dicker  und  flei- 
schiger Blätter  am  Ende.  Aus  deren  W^inkeln 
kommen  mehre  Blüthenstengel  hervor,  deren  kurze 
und  eine  doldentraubige  Rispe  tragenden  Aeste  ge- 
genüberstehen. Die  gelblichen  Blüthen  sind  un- 
scheinlich,  stehen  aber  gedrängt. 

Stauranthera  grandifolia  Benth.  ist  eine 
ostindische  Cyrtandraccc  im  Ansehen  eines  Strepto- 
carpus  hinsichtlich  der  Blüthen  und  der  grossen 
Blätter,  die  aber  keineswegs  wurzelständig  sind, 
sondern  im  Gegentheil  die  Basis  der  Aeste  stützen. 
Obwohl  die  Pflanze  kaum  einen  Fuss  hoch  wird, 
besitzen  die  ausserdem  etwas  fleischigen  und  durch- 
aus unbehaarten  Blätter  oft  die  Länge  von  10  Zoll. 
Aus  dem  Winkel  der  obersten  entspringen  die  di- 
chotomen  Stiele  mit  den  ziemlich  einen  Zoll  ent- 
haltenden weissen  und  violetten  Blüthen,  die  eini- 
germassen  an  die  der  Paulownia  impcrialis  erinnern. 

Calceolaria  punctata  Vahl  (t.5392)  schliesst 
sich  der  bekannten  Jovellana  violacea  an ,  mit  der 
sie  auch  nur  eine  Abtheilung  von  Calceolaria  bil- 
det. Mit  dieser  hat  sie  breit-  und  kurzröhrige,  so 
wie  zweilippige  Blüthen  von  hellvioletter  Farbe, 
welche  eine  aufrechte  und  ziemlich  reiche  Rispe 
bilden.  Die  gegenüberstehenden  Rlätter  haben  eine 
eiförmige  Gestalt  und  sind  am  Rande  doppelt  ge- 
sägt. 

Ophelia  umbellata  Wight  (t.  5397)  ist  eine 
ostindische  Gentianee  vom  Ansehen  einer  Swertie 
oder  eines  Enzian's  aus  der  Abtheilung  der  G.  ger- 
manica Willd.  und  stellt  eine  aufrechte  und  ästige 
Staude  mit  endständigen,  eine  arme  Dolde  bilden- 
den weissen  und  blaugestreiften  Blüthen  dar.  Wir 
bezweifeln,  dass  die  Pflanze  bei  dem  Liebhaber  Ge- 
fallen finden  wird. 

Zu  den  Senecionen,  welche,  den  Kleinien  ähn- 
lich, schmale  und  dicke  Blätter  von  graugrüner 
Farbe  haben  und  Südafrika  eigenthümHch  sind,  ge- 


55 


hört  auch  Senecio  pyraraidatus  DC.  (tab.  5396). 
Da  derselbe  an  der  Spitze  des  Stengels  in  einer 
Art  verlängerten  Strausses,  wie  es  bei  den  meisten 
Ligularieu,  welche  ebenfalls  nur  eine  Abtheilung 
von  Senecio  bilden,  der  Fall  ist,  sehr  grosse  gelbe 
Blüthenkörbchen  besitzt,  so  ist  er  besonders  Lieb- 
habern von  Dickpflanzen,  aber  auch  sonst  jedem 
Blumenfreund  zu   empfehlen. 

Lignlaria  Hodgsoni  Hook.  (tab.  5417).  Der 
Konsul  Plodgson  entdeckte  die  Art  auf  der  japa- 
nischen Insel  Jeddo  und  füJirte  dieselbe  in  England 
ein.  Gleich  dem  vorigen  Senecio  ist  sie  zu  em- 
pfehlen. Ihre  noch  grösseren  Blüthen  sind  mehr 
doldentraubig  gestellt.  Aus  der  Mitte  grosser  herz- 
förmig-rundlicher Blätter  mit  ausgeschweift-gelapp- 
tem Rande  erhebt  sich,  mit  allmählig  an  Grösse  ab- 
nehmenden anderen  Blättern  besetzt,  ein  bis  3  Fuss 
hoher  Stengel  von  fleischiger  Konsistenz. 

Homoianthus  viscosus  DC.  (tab.  5401)  ist 
ein  blaublUhender  Körbchenblüthler  aus  der  Unter- 
Familie der  Nassauviaceen,  welcher  in  Chili  wild 
wächst  und  von  Veitch  eingeführt  wurde.  Die 
Pflanze  besitzt  eine  entfernte  Aehnlichkeit  mit  unse- 
rer bekannten  Catananche  coerulea  und  bildet  einen 
einfachen  mit  schmalen,  elliptisch  -  spathelförmigen 
Blättern  besetzten  Stengel,  der  oben  doldentraubig 
sich  theilt  und  an  der  Spitze  der  Aeste  mit  einem 
Blüthenkörbchen  endigt.  Die  ganze  Pflanze  ist 
rauhhaarig. 

Webbia  pinifolia  DC.  (tab.  5412)  ist  eine 
sehr  hübsche  und  wohl  zu  empfehlende,  südafrika- 
nische Pflanze,  im  Ansehen  sich  den  Stevien  an- 
schhessend.  Wie  hier,  bilden  die  kleinen,  dunkel- 
lilafarbigen Blüthenkörbchen  eine  umfassende  und 
sehr  zusammengesetzte  Doldentraube.  Der  einfache 
Stengel  ist  grau,  noch  mehr  aber  die  Unterfläche 
der  schmalen   und   ziemlich   dichtgedrängten  Blätter. 

Silene  Elisabethae  Jan.  (tab.  5400)  ist  eine 
der  hübschesten  Alpenpflanzen,  welche  nördlich  vom 
Comersee  wächst  und  sehr  empfohlen  werden  kann. 
Am  nächsten  steht  sie  der  Silene  Pumilio,  hat  aber 
schönere  und  grössere  Blüthen  von  hellrother  Farbe. 
Wie  genannte  Art  wächst  sie  aber  auch  gedrängt 
und  bleibt  stets  niedrig. 

Wir  wenden  uns  einigen  Monokotylen  zu.  Auf 
der  5402.  Tafel  ist  Musa  vittata  van  H.  abgebil- 
det worden.  Wie  wir  es  früher  bereits  in  unserer 
Monographie  des  Genus  Musa  ausgesprochen  haben, 
so  betrachtet  sie  auch  Hook  er  als  eine  Form  der 
M.   Sapientum  L, 

Als  Heliconia  aurantiaca  brachte  A.  Ver- 
schaffelt in  Gent  eine  Art  dieses  Geschlechtes  in 
den  Handel,  welche  Hooker  jetzt  auf  der  5416. 
Tafel  als  H.  brachyspatha  abgebildet  hat.  Sie  ge- 
hört zu   den  kleineren  Arten,    die   kaum    höher    als 


3  Fuss  werden  und  eine  Spanne  lange  Blätter  von 
1^  Zoll  Durchmesser  besitzen.  Aus  den  obersten 
der  letzteren  kommt  der  kurze  Schaft  mit  4  oder 
5  orange-gefärbten,  nach  dem  P]nde  zu  kleiner  wer- 
denden Blumenscheiden.  Die  unterste  der  letzte- 
ren ist  stets  leer,  die  anderen  umgeben  dagegen 
2  oder  3  weisse  Blüthen.  Vaterland  ist  wahrschein- 
Hch  Süd-Amerika. 

Anchomanes  Hookeri  nennt  Sehott  die 
zuerst  als  Caladium  petiolatum  im  botanicai 
Magazine  (tab.  3728)  abgebildete  Aroidee.  Neuer- 
dings hat  Gustav  Mann  eine  ähnliche  Pflanze  aus 
dem  westlichen  Afrika  eingesendet,  welche  Hooker 
nur  für  eine  heller-  und  grösser-blühende  Abart  hält 
und  auf  der  5394.  Tafel  abgebildet  hat.  Aus  einer 
knolligen  Wurzel  kommt  im  Mai  der  mit  Stacheln  be- 
setzte Schaft  von  gegen  2  Fuss  Länge  hervor  und  trägt 
am  Ende  eine  eben  so  lange,  kahnförmige  Blumen- 
scheide von  grünlich-bräunlicher  Farbe.  Die  Frucht- 
knoten am  untern  Theile  des  Kolbens  haben  eine 
violette,  die  Staubgefässe  eine  weisse  Farbe.  Wie 
die  Blüthe  abstirbt,  erscheint  das  einzige  doppelt- 
gedreite  Blatt  auf  schlanken,  ebenfalls  mit  Stacheln 
besetztem  Stiele  von   2   bis   3   Fuss  Höhe. 

Ornithogalum  capitatum  Hook.  (tab.  5388) 
wächst  im  Innern  der  Kap-Kolonie  und  sieht  wegen 
des  kopfförmigen  Blüthenstandes  einer  Lauch -Art 
viel  ähnlicher.  Die  schmalen,  riemenförmigen  Blät- 
ter sind  gekielt;  nicht  aus  ihrer  Mitte,  sondern  seit- 
lich kommt  der  6 — 8  Zoll  hohe  Schaft  mit  den  am 
Ende  zu  einem  Kopfe  zusammengedrängten  Blüthen 
hervor.  Diese  sind  oben  oder  innen  weiss,  unten 
oder  aussen  roth.  Liebhabern  ist  diese  Zwiebel- 
pflanze nicht  zu  empfehlen. 

Es  bleiben  endlich  noch  7  Orchideen  übrig. 
Nephelaphyllum  (nicht  Nephalophyllum,  yirie  oft 
geschrieben  ist)  scapigerum  Hook.  (tab.  5390) 
wurde  von  Low  &  Söhne  in  Clapton  aus  Bor- 
neo  eingeführt.  Es  unterscheidet  sich  in  mehrfa- 
cher Hinsicht  von  den  anderen  Arten  des  Ge- 
schlechtes. Aus  einer  kriechenden  Wurzel  kommen 
die  eirundlängUchen  und  3  —  4  Zoll  langen  Blätter 
auf  violetten  Stielen,  die  aber  zum  grossen  Theil 
von  hell-ocherfarbigen  Scheiden  eingeschlossen  sind, 
hervor,  zwischen  denen  die  von  gleichgefärbten,  aber 
kleineren  Scheiden  eingeschlossenen  Blüthenstiele  sich 
befinden.  Die  meist  4  grossen  Blüthen  haben  1  Zoll 
Durchmesser.  Während  die  gelblich-grünen  Blumen- 
blätter ausserdem  3  braune  Längsstreifen  besitzen, 
ist  die  weisse  und  am  oberen  Theile  gelbe  Lippe 
mit  blutrothen  Flecken  versehen.  Auch  ist  ein  kur- 
zer, konischer  Sporn  vorhanden. 

Microstylis  discolor  Lindl.  (tab.  5403)  sa- 
hen wir  bereits  vor  2  Jahren  (Wochenschr.  5.  Jahrg. 
S.  340)  in   Belgien.      Sie    gehört    zu   den    kleineren 


56 


Orchideen  mit  bunten,  hier  braunen,  aber  hellgrün- 
unisäumtcu  Blättern,  welche  den  kurzen  Stengel 
scheideuartig  umgeben.  Dieser  endigt  mit  einer 
Aehre  gelber,  bei  dem  Verblühen  roth  werdender 
Blüthen.  Sie  ist  bis  jetzt  nur  auf  Ceylon  gefunden 
worden. 

Eria  obesa  Lindl.  (tab.  5391)  wurde  bereits 
von  Wallich  entdeckt  und  gehört  zu  den  kleine- 
ren Arten.  Aus  den  gegen  3  Zoll  langen  Schein- 
knolleu  kommen  mehre  mit  dicklichen,  kleinen  und 
eirundlänghchen  Blättern  besetzte,  kurze  Stengel, 
welche  mit  weissen  Blüthen  in  doldentraubiger  Stel- 
lung endigen  und  bis  4  Zoll  Länge  besitzen,  her- 
vor. Ausgezeichnet  ist  der  behaarte  Fruchtknoten. 
Die  beiden  Blätter  an  der  Spitze  der  Scheiuknol- 
len  sind  elliptisch  und  erscheinen  nicht  mit  den 
Blüthen. 

Das  letztere  ist  bei  Eria  myristiformis  Ho(5k. 
(tab.  5415)  nicht  der  Fall,  so  genannt,  weil  die 
rundlich-länglichen  Scheinknollen  lange  bleiben  und 
die  Farbe  der  Muskatnüsse  annehmen.  Die  weissen 
Blüthen  bilden  hier  kurzgestielte  Aehren,  die  weit 
kürzer,  als  die  eine  Spanne  langen,  elliptischen 
Blätter  sind.  Vaterland  ist  ebenfalls  Ostindien.  Zu 
empfehlen  ist  die  Art  grade  nicht. 

Hübscher  sind   die  Burlingtonien,    von   denen    ! 
eine  Abart  der  B.  decora  Lem.  auf  der   5419.  Ta-   j 
fei  des  botanical  Magazine  abgebildet  ist.    Die  weis- 
sen Blumenblätter  sind  hier  mit  grösseren  und  klei-   j 
nereu     blutrothen    Flecken     versehen,    während    die 
grosse,    breite    und   tiefeingekerbte  Lippe    eine  rein 
weisse  Farbe  besitzt  und  weit  aus   der  Blüthe  her- 
ausragt.     Die    kreisrunden     Seheinknollen     sind    in 
dieser  Abart  auch  sehr   zusammengedrückt   und  die 
fleischigen  Blätter  laufen   in   eine   Spitze  aus. 

Catasetum  cernuum  Rchb.  fil.  (tab.  5399) 
liat  seinen  Namen  von  den  überhängenden  grossen 
Blüthen  und  wui-de  bereits  früher  von  Liudley 
als  Myanthus  cernuus  beschrieben  und  später 
auch  (bot.  reg.  t.  1720)  abgebildet.  Die  grünen 
Blumenblätter  auf  wagerecht  -  abstehenden  Frucht- 
knoten sind  mit  braunen  Punkten  und  Flecken 
dicht  besetzt  und  neigen  sich  glockenförmig  zu- 
sammen. Catasetum  trifidum  Hook.  (bot.  Ma- 
gazine tab.  3262)  ist  nur  eine  Abart  mit  breitei-er 
Griffelsäule.     Die   Pflanze  wächst  in   15rasilien. 

Sarcopodium  psi  ttacogl  ossum  Rchb.  fll. 
(tab.  5408)  ist  eine  eigenthümliche,  kriechende  Art, 
wo  die  rundlich  -  eiförmigen  und  in  eine  Art  Netz 
eingeschlossenen  Scheinknollen  wie  aneinander  ge- 
reiht erscheinen.  Während  am  oberu  Ende  breit- 
längliche, lederartige  Blätter  einzeln  aus  den  Schein- 
knoUeu  und  mit  einem  Stiel  versehen  hervorkommen, 


entspringen  die  zweiblüthigeu  Stiele  aus  der  Basis 
derer,  die  in  der  Mitte  befindlich  sind.  Die  gelben 
Blumenblätter  sind  mit  rothen  Längsstreifen,  die 
Lippe  hingegen  mit  ebenso  gefärbten  grossen  Flek- 
ken  versehen.      Vaterland  ist  Ostindien. 


Für  fiärtiicr  und  (larteiifreiinde. 

im  Verlage  von  Ferdinand  Enke  in  Erlangen 
erscheint  und  kann  durch  alle  Buchhandlungen  be- 
zogen  werden: 

Garteuflora.  Allgemeine  Monatsschrift  für 
deutsche,  russische  und  schweizerische  Garten-  und 
Blumenkunde  und  Organ  des  Russischen  Gartenbau- 
Vereines  in  St.  Petersburg.  Unter  Mitwirkung  vie- 
ler Botaniker  und  Gärtner  Deutschlands,  ßusslands 
und  der  Schweiz,  herausgegeben  und  redigirt  von 
Dr.  E.  Regel,  H.  Jäger,  Fr.  Francke,  C.  Beu- 
cht und  E.  Ortgies.  13.  Jahrgang  1864.  12 
Hefte.  Lex.  8.  Mit  illuminirten  und  schwarzen 
Abbildungen  4  Thlr  oder  7  Fl.,  mit  schwarzen  Ab- 
bildungen  2  Thlr  oder  3|  Fl. 


So  eben  erhielt  ich  aus  dem  Vaterlande  frischen 
Samen  von 

I>i'acaeTia  I>i*aco  L. 

in    vorzüglicher  Qualität    und    ofterire    denselben  zu 
folgenden  Preisen: 

1  Zollpfund 24  Thlr.  —  Sgr. 

1  Loth 1      „      —    „ 

100  Korn     1      ,      10    „ 

Auch  sind  über  den  Betrieb  meiner  Anstalt  die 
Samen-  und  Pflanzen-Verzeichnisse  für  1864  erschie- 
nen und  werden  auf  gefäUiges  Verlangen  franko  ver- 
abfolgt. 

Erfurt,  Im   Februar    1864. 

Perd.  Jählke, 

Königl.   Garten  -  Inspektor  und 
Kunst-  u.   Handelsgärtner. 


Pflanzen-Katalog. 


Unser   reichhaltiges   Lager  über 

Pflanzen  für  das  freie  Land,  über  Laubhölzer,  Sträu- 
cher, Koniferen,  Obstbäume  und  Fruchtsorten,  so  wie 
über  Flor-  und  Modeblumen,   Azaleen  und  Kamellien 

liegt  nun  zum  Versand  bereit  und  wird  auf  fran- 
kirte  Aufforderung  franko  und  unentgeltlich  von 
uns  versendet. 

Laurentius'sche  Gärtnerei  zu  Leipzig. 


Yerliig  von  Karl  Wiegaudt  in  BenJiu, 
Kommandanteu-Strasse  No.  6ü. 


Druck  der  C.  Feister 'scheu  Buchdruckerei  in  Berlin, 

Zieteo-Platj  No.  2. 


Wochenselirifit 


des 

Vereines  zur  Beförderung  des  (.artenb.aiies  in  den  Königl.  Prenssisclien  Staaten 

für 

Ciärtiierei  und  Pflaiizenkunde« 

Redakteur : 
I*i*oiessoi'  Dr.  Kai'l  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.8. 


Berlin,  den   27.  Februar 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt:      .loh.  H.  Ebermanu.   —    Allerlei  aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde.    III.   —    lieber  einige  Weisstannen.  —   Borsig's 
Amarvllis-Flor.   —   Schiebler's   Taubenapfel  (Oberdieck). 

Soiiiilaf;,  den  28.  Fcbrnar,  Mittags  ^^12  Ihr,  tinilet  im  Englischen  Hanse  (Hlohrenstiasse  No.  49)  eine  Versammlung 
des  Vereines  iiir  Beförderung  des  Gartenbaues  statt,  wozu  die  geehrten  ülitglicdcr  eingeladen  werden. 


Job.  H.  Ebermann. 

Wir  haben  iiuläugst  (in  der  1.  Nummer  der 
Wochenschrift)  den  Tod  des  Nestors  der  deutschen 
Ilofgärtnerei,  des  Oberhofgärtners  Ferd.  Fintel- 
niann,  berichtet;  jetzt  liegt  uns  die  traurige  Pflicht 
ob,  von  dem  Tode  vielleicht  des  ältesten  Handels- 
gärtners, des  einen  Besitzers  der  Firma  J.  L.  Sehie- 
bler  und  Sohn  in  Celle  zu  sprechen.  Job.  H. 
Eber  mann  starb  im  77.  Jahre  nach  kurzem  Kran- 
kenlager an  Altersschwäche.  Wir  erinnern  uns  gern 
des  Tages,  wo  wir  vor  3  Jahren  den  damals  noch 
ziendich  rüstigen  Greis  mitten  in  den  gärtnerischen 
Beschäftigungen  seiner  Baumschule  thätig  fanden. 
Er  war  der  Pflegesohn  Joh.  Ludw.  Schiebler's, 
des  Gründers  besagter  Firma,  und  erlernte  unter 
Anleitung  des  damaligen  Hofgärtners  Richter  in 
Mirow,  einem  Städtchen  in  Mecklenburg -Strelitz, 
im  Jahre  1803  die  Gärtnerei.  Im  Jahre  1817 
trat  Joh.  H.  Ebermann  als  Theilnehmer  des  Ge- 
schäftes ein  imd  verwaltete  es  nach  dem  Tode  sei- 
nes Pflegevaters  im  Februar  1833  allein.  Doch 
schon  nach  3  Jahren  hatte  die  Gärtnerei  einen 
solchen  Aufschwung  genouiinen,  dass  er  seinen 
Sohn  Louis  Ebermann  als  Theilnehmer  aufnahm. 
Gemeinschaftlich  mit  diesem  verwaltete  er  es  noch 
13  Jahre,  also  bis  zum  Jahre  1849,  wo  er  es  an 
diesen   seinen   Sohn   völlig  abtrat. 

Die  Handelsgärtnerei  von   Sc  hiebler  u.   Sohn 
hat    bereits    für    Norddeutschland    seit    langer    Zeit 


eine  grosse  Bedeutung,  so  dass  es  wohl  von  Inter- 
esse sein  dürfte,  über  sie  noch  einige  Mittheilun- 
gen zu  machen.  Der  Gründer  derselben,  Johann 
Ludwig  Schiebler,  wurde  im  Jahre  1751  in 
Spandau,  wo  sein  Vater  Förster  war,  geboren. 
Wegen  seiner  grossen  Liebe  zur  Gärtnerei  brachte 
ihn  sein  Vater  schon  früh  zum  damaligen  Hofgärt- 
ner Zopff  in  Monbijou  (Berlin)  in  die  Lehre.  Nach- 
dem er  einige  Jahre  als  Gehülfe  konditionirt  hatte, 
lernte  Prinz  Ernst  von  Mecklenburg  -  Strelitz,  der 
Bruder  von  Charlotte,  nachlierigen  Gemahlin  des  Kö- 
nigs Georg  IIL  von  Grossbritannien*),  ihn  kennen, 
nahm  ihn  mit  sich  nach  Celle,  wo  er  Kommandant 
war,  und  übertrug  ihm  die  Aufsicht  luid  Leitung 
seines  Gartens. 

Der  Prinz  Ernst  sendete  seineu  Gärtner,  wel- 
cher den  Titel  „Gartenmeister"  erhielt,  später  nach 
England,  um  die  dortigen  Gärten  und  Anlagen  ken- 
nen zu  lernen;  von  da  ging  dieser  nach  Frankreich 
und  auch  nach  Holland.  Zurückgekehrt  erhielt  er 
den  Auftrag,  einen  Garten  in  englischem  Gesebmacke 
anzulegen.  Joh.  Ludwig  Schiebler  entledigte 
sich  zur  vollen  Zufriedenheit  seines  Herrn  der 
schwierigen  Aufgabe.  Die  Anlagen  erhielten  einen 
solchen  Beifall,  dass  selbst  Hirschfeld  eine  Be- 
schreibung derselben  in  seiner  Theorie  der  Garten- 
kunst (Bd.  3,  S.  248)  aufnahm. 


*)    Nach   dieser   nannte   der  bekannte  englische  Botaniker 
Banks  bekanntlich  die  Strelitzia  Reginae. 


58 


Als  der  Prinz  Celle  verliess,  wurde  er  von  dem 
damaligen  Direktor  der  Kgl.  Haunover'sChen  Land- 
wirthschafts-Gesellschatt  aufgefordert,  einem  grossen 
Bedürfnisse  im  Lande  abzuhelfen  und  eine  Handels- 
gärtnerel  zu  gründen.  Ausserdem  noch  durch  sei- 
nen Freund,  den  berühmten  Laudwirth  Thaer,  er- 
muthigt,  wurde  dieselbe  auch  im  Jahre  1775  in's 
Leben  gerufen.  Nebenbei  blieb  er  inmier  noch  so 
lange,  als  der  Prinz  den  Garten  besass,  Administra- 
tor desselben.  Die  Hauptsache  war  Anfangs  An- 
bau von  Pflanzen  behufs  des  Samenhandels.  Später 
erwarb  sich  Schiebler  in  dem  2  Stunden  entfernten 
Eicklingen  ein  Grundstück,  um  auf  demselben  eine 
Baumschule  anzulegen.  Ausser  der  Königlichen  in 
Herrenhausen  existirte  damals  keine  andere  in  Han- 
nover. Die  Bäume  gediehen  hier  anfänglich  ganz 
ausgezeichnet  und  die  neue  Baumschule  erfreute 
sich  bald  eines  grossen  Rufes.  Da  kam  der  strenge 
Winter  im  Jahre  1790  und  fast  Alles  erfror  in   ihr. 

Es  blieb  dem  Besitzer  nichts  weiter  übrig,  als 
von  vorn  wieder  anzufangen.  Da  er  bereits  in  der 
Nähe  seines  Wohnortes  ein  Stück  Land  nach  dem 
andern  angekauft  hatte,  so  zog  er  vor,  weil  die 
Baumschule  doch  einmal  von  Neuem  angelegt  wer- 
den musste,  diese  mit  der  übrigen  Gärtnerei  zu  ver- 
binden. Diese  nahm  damit  einen  Flächen -Umfang 
von  28  Morgen  34  Ruthen  ein*).  In  diesem  Um- 
fange ist  sie  geblieben  bis  zum  Jahre  1848.  In 
Folge  des  neuen  Jagdgesetzes  wurde  fast  alles  Wild 
getilgt  und  man  konnte  es  wagen,  Baumschulen  auch 
ohne  Umfriedigung  einzurichten.  Diese  wurden  des- 
halb über  angrenzendes  Feld,  was  uuterdess  erwor- 
ben war,  hinaus  vergrössert,  so  dass  die,  welche 
nur  Clbstgeholze  lieferten,  35  Morgen  und  85  Q.-R. 
enthielten.  Ausserdem  aber  nahmen  die  Weinschule 
1  Morgen  3  Q.-R.  und  die  Wilde  Baumzucht,  mit 
Einschluss  der  Allee -Bäume,  noch  2G  Morgen  72 
Q.-R.  ein. 

Durch  einen  Tausch  mit  der  Königl.  Domänen- 
kammer ist  die  Handelsgärtnerei  im  Jahre  1852 
noch  in  den  Besitz  eines  109  Morgen  und  89  Q.-R. 
umfassenden  Grundstückes,  was  nur  20  Minuten 
entfernt  und  hart  an  der  Eisenbahn  liegt,  gelangt. 
Da  es  mit  Nadel-  und  Laubholz  bestanden,  musste 
dieses  erst  ausgerodet  werden.  Darüber  vergingen 
natürlich  einige  Jahre,  ehe  der  Boden  rein  und 
zur  Aufnahme  von  Gehölzen  aller  Art  befähigt 
wurde;  das  Grundstück  ist  demnach  erst  nach  und 
nach  in  Kultur  genommen.  Da  es  eine  selir  gute 
Lage  besitzt,  nach  Süden  zu  etwas  abschüssig,  und 
verschiedene  Bodenarten  in  ihm  vorhanden  sind,  so 
gedeihen  alle   Gehölze  vortrefflich.     Wir  haben    uns 


selbst  vor  einigen  Jahren  davon  überzeugt.  Die 
Obststämmchen  werden  sämmtlich  so  gekräftigt,  dass 
sie  ohne  Pfahl  den  grössten  Winden  Trotz  bieten 
können.  Zwischen  den  einzelnen  Pflanzungen  herrscht 
zu  jeder  Zeit  —  wir  waren  Ende  August  daselbst 
—  grosse  Sauberkeit,  so  dass  man  nirgends  Un- 
kraut, wie  man  es  leider  in  nicht  wenig  Baum- 
schulen  findet,   sieht. 

Im  Jahre  1859  erhielt  die  Familie  Ebermann 
von  Seiten  der  Regierung  die  Erlaubniss,  den  Fa- 
milien-Namen Schiebler  führen  zu  dürfen;  so  sind 
wiederum  Schiebler  Besitzer  der  Handelsgärtnerei. 
Im  Jahre  1860  trat  der  älteste  Sohn,  Heinrich 
Schiebler,  obwohl  erst  20  Jahre  alt,  als  Mitar- 
beiter in  das  Geschäft  ein.  Der  jetzige  Besitzer, 
Louis  Eberman  n  -  Schiebler,  zählt  bereits  51 
Jahre. 


*)    Der  Hannoversche  Morgen  hat   120  Q. -Rutheu  und  ver- 
hält sich  zum   Preussiischen  wie   1.0265  :  1,0000. 


Alk^rlei 
aus  der  (lärtiierei  und  Pflauzeukuude. 

in. 

In  Edinburgh  ist  am  9.  Januar  ein  Veteran 
unter  den  Gärtnern  gestorben.  Charles  Mc  In- 
tosh,  durch  mehre  gärtnerische  Schriften,  beson- 
ders durch  sein  neuestes  Buch:  »the  book  of  the 
garden"  vortheilhaft  bekannt,  war  anfangs  Gärtner 
des  Königs  der  Belgier,  und  zwar  noch  in  Clare- 
mont,  später  in  Laeken  bei  Brüssel  bis  zum  Jahre 
1838,  w'o  er  in  die  Dienste  des  Herzogs  von 
Buccleueh  kam  und  den  berühmten  Garten  in  Dal- 
keith  verwaltete.  Vor  einigen  Jahren  trat  er  auch  hier 
zurück,  um  sich  allein  der  bildenden  Gartenkunst, 
der  Landsc-haftsgärtnerei,  zu   widmen. 

Unter  den  Ausstellungen,  welche  in  diesem 
Frühjahre  stattfinden,  mag  wohl  die  in  Brüssel 
die  bedeutendste  sein.  Sie  findet  in  den  Tagen 
vom  24.  April  bis  zum  G.  Mai  in  dem  Ausstellungs- 
Gebäude  der  schönen  Künste  statt  und  wird  mit 
besonderer  Unterstützung  der  Königlichen  Regie- 
rung von  der  Gartenbau-Gesellschaft  Flora  geleitet. 
Wir  machen  besonders  Haudelsgärtner,  aber  auch 
Liebhaber,  darauf  aufmerksam,  die  ersteren,  es  nicht 
zu  versäumen,  sich  zu  betheiligen,  die  letzteren,  sie 
zu  besuchen.  Nicht  weniger  als  153  Bewerbungen 
sind  ausgeschrieben  und  jeder  2  Medaillen,  und 
zwar  von  Gold  und  vergoldet,  oder  in  Silber,  we- 
niger in  Bronze  zur  Verfügung  gestellt.  Eine  nach- 
zuahmende Einrichtung,  die  übrigens  auch  an  an- 
deren Orten  besteht,  ist,  dass  bei  einzelnen  Bewer- 
bungen Haudelsgärtner  und  Liebhaber  nur  unter 
sich   konkurriren.     Ein  Preisrichter-Amt,   vom  Mini- 


59 


ster  des  Innern  ernannt  und  erwählt  aus  der  Zalil  der 
bedeutenderen  Botaniker  und  Gärtner  Europa's  wird 
sich  dem  schwierigen  Amte  dqr  Zusprechung  unter- 
ziehen. Zu  bemerken  ist  noch,  dass  Se.  Majestät 
der  König  der  Belgier  ausserdem  eine  Medaille  für 
den  Ausländer  und  eine  für  den  Inländer,  welcher 
zur  Verherrlichung  der  Ausstellung  am  meisten  bei- 
getragen,  in   Aussicht   gestellt   hat. 

Da  alle  Gruppen  von  Pflanzen,  welche  irgend 
ein  gärtnerisches  oder  auch  ein  botanisches  Interesse 
haben,  vertreten  sind,  so  ist  die  Ausstellung  gewiss 
sehr  lehrreich.  Es  betrifi't  dieses  vor  Allem  solche 
Pflanzengruppen,  wo  eine  richtige  Nomenklatur  nur 
dann  möglich  ist,  wenn  man  ausgebildete  Exemplare 
vor  sich  hat  und  die  durchaus  nöthigen  Vergleichun- 
gen  in  der  Vegetation  während  der  verschiedenen  Sta- 
dien machen  kann.  Es  ist  dieses  z.  B.  mit  den  Arten 
aus  der  Gruppe  der  baumartigen  Lilien :  der  Aga- 
veen,  Yucceen  und  Dracäneen,  Pflanzen,  die  ausser- 
dem nocb  sehr  beliebt  sind,  der  Fall.  Es  wäre 
wohl  eine  würdige  Aufgabe  der  Gesellschaft  Flora 
bei  einer  solchen  Ausstellung  gewesen,  nicht  allein 
zur  Einsendung  grösserer  Sammlungen  aufzufordern, 
sondern  auch  Botaniker  einzuladen,  um  die  Gele- 
genheit zu  benutzen,  sich  über  die  Nomenklatur  zu 
einigen.  Nicht  weniger  gilt  es  von  anderen  Grup- 
pen ,  wie  von  den  Marantaceen ,  Aroideen ,  Brome- 
liaceen,  da  dieses  alles  Pflanzen  sind,  die  lebend 
untersucht  werden  müssen,  weil  Herbarien  fast  gar 
keinen  oder  doch  meist  nur  geringen  Aufschluss 
geben  können. 

Liebhaber  machen  wir  auch  auf  die  Bewerbun- 
gen, welche  offizineile  und  sonstige  nützliche  Pflan- 
zen, so  wie  Fruchtbäume,  betrefi'en,  aufmerksam. 
Nicht  weniger  dürften  die  neuen  Einführungen, 
■welche  vorhanden,  das  Interesse  der  Botaniker, 
Liebhaber  und  Gärtner  in  Anspruch  nehmen.  Nir- 
gends sind,  wie  wir  uns  überzeugt  haben,  die 
neuen  Einführungen  in  so  grosser  Anzahl  vorhan- 
den ,  wie  in  Belgien.  7  Bewerbungen  mit  2  gol- 
den en,  mit  4  vergol4eten  und  zugleich  eingefassten, 
mit  f)  vergoldeten  und  mit  3  silbernen  (zusammen 
also   14)   Medaillen  sind   dazu  ausgesetzt. 

Das   Frühjahr  ist  die  Zeit,  wo  die   meisten  Aus- 
stellungen   stattfinden;    alle    zu    nennen,    würde    zu 
weit  führen ;    ich    beschränke    mich   deshalb  nur  auf 
die  grösseren.    So   findet  vom    12.  bis  17.  März  eine 
in  Paris,  am    3.  April  eine  von  Seiten   des  Vereines   j 
zur   Beförderung    des   Gartenbaues    in    Berlin,    vom    i 
22.  bis   26.  April    eine    von   Seiten    der   Gartenbau-   j 
Gesellschaft    in   Wien    und    eine    vom   3.  bis   6.  Mai 
von    Seiten    des    Garten-    und    Blumenbau -Vereines 
in    Hamburg    statt.      In    Wien    baut    man   jetzt    in 
einer    der    schönsten     Lagen    ein    Ausstellungshaus,    : 
dessen   Kosten   nicht    weniger   als    350,000  Fl.   be-   1 


tragen  werden.  Im  Jahre  1865  soll  es  durch  eine 
grosse   Ausstellung   eröffnet  werden. 

Es  ist  erfreulich,  wie  die  Zahl  der  Gartenbau- 
Vereine  jährlich  zunimmt.  In  Frankfurt  a.  d.  0. 
und  in  Lübben  (^Niederlausitz)  sind  in  diesen  Ta- 
gen ebenfalls  Männer  zusammengetreten,  um  einen 
Gartenbau -Verein  in's  Leben  zu  rufen.  Die  Zahl 
der  sämmtlichen  Gartenbau-Vereine  in  Deutschland 
beträgt  89.  Davon  kommen  nicht  weniger  als  fast 
die  Hälfte  allein,  nämhch  40,  auf  Preussen,  nur  6 
auf  Deutsch-  (1  auf  Nicht-Deutsch-)Oesterreich,  7 
auf  Bayern.  9  dagegen  auf  das  Königreich  Sachsen, 
2  auf  Hannover  und  ebensoviel  auf  das  Grossherzog- 
thuni  Hessen,  2  auf  Sachsen-Koburg-Gotha  und  2 
auf  Frankfurt  a.  M.,  4  dagegen  auf  Hamburg,  3 
auf  Sachsen-Weimar  und  ebenso  viel  auf  Sachsen- 
Meiningen,  je  einer  auf  das  Kurfürstenthum  Hessen, 
auf  Luxemburg,  Mecklenburg -Schwerin,  Holstein, 
Braunschweig,  Saehsen-Altenburg,  Anhalt,  Schwarz- 
burg  und  Bremen. 

Auffallend  ist  es,  dass  in  Württemberg,  einem 
Lande,  wo  Obstbau  blüht  und  wo  auch  die  Gärt- 
nerei auf  einer  hohen  Stufe  steht,  kein  Gartenbau- 
Verein  existirt.  Vor  raehrern  Jahren  siechte  einer 
in  Stuttgart  mehr,  als  dass  er  Lebenskraft  zeigte. 
Versuche  einer  Verbindung  der  Gärtnergehülfen  da- 
selbst, welche  anfangs  Früchte  zu  bringen  schien, 
sind  ebenfalls  wieder  —  wie  man  uns  niittheilte  — 
gescheitert.  Stuttgart  besitzt  tüchtige,  intelligente 
Gärtner:  man  müsste  denken,  auch  Liebhaber,  denn 
die  Königlichen  Gärten  und  Anlagen  erfreuen  sich 
mit  Recht  einer  grossen  Anerkennung.  Es  wäre 
wirklich  Interessant  zu  wissen,  warum  die  Grün- 
dung eines  Gartenbau- Vereines  in  Stuttgart  nicht 
möglich  ist? 

Auch  in  Baden  und  Nassau  existircn  keine  Gar- 
tenbau-Vereine. Von  dem  in  Baden-Baden,  der  vo- 
rigen Sommer  in's  Leben  gerufen  sein  sollte,  haben 
wir  nichts  wieder  vernommen.  In  beiden  Ländern 
geschieht  dagegen  von  Seiten  der  Fürsten  ungemein 
viel.  In  Karlsruhe  hat  Garten -Inspektor  Meyer 
um  die  Gartenkunst  grosse  Verdienste;  dem  berühm- 
ten Garten  in  Schwetzingen  bei  Heidelberg  steht 
der  bekannte  Reisende  Hartweg,  der  neuerdings 
mit  Vorliebe  auch  dem  Obstbau  sich  widmet,  vor. 
Von  Wiesbaden  und  Bieberich,  wo  der  geniale  Gar- 
ten-Direktor Thelemann  waltet,  haben  wir  mehr- 
mals gesprochen. 

Dagegen  wird  in  diesen  Tagen  in  Hannover 
ein  pomologischer  Verein  in's  Leben  treten.  In  der 
Versammlung  derer,  die  sich  dafür  interessiren  und 
am  4.  Februar  zusammentraten  (s.  No.  4  der  Wo- 
chenschrift, S.  26)  ist  beschlossen  worden,  von  dem 
Aktien-Unternehmen  abzustehen,  dagegen  als  Verein 
für  die  Verbreitung   guten   Obstes   und    für  die  Be- 


60 


pflanzung    der  Wege,    so    wie    unbenutzt    liegender 
Gemeinde-Grundstücke   Sorge  zu  tragen. 

Mit  der  zunehmenden  Liebe  zu  Pflanzen  und 
Blumen,  so  wie  mit  dem  Interesse  für  den  Obst- 
bau und  für  Verschönerung  im  Allgemeinen  neh- 
men auch  die  darauf  bezüglichen  Schriften  zu. 
Wir  haben  oft  Gelegenheit  gehabt,  über  das  eine 
oder  andere  darauf  bezügliche  Werk  ims  auszu- 
sprechen. Wenn  trotzdem  jetzt  eine  gärtnerische 
Zeitschrift:  die  neue  Blumenzeitung,  gewöhnlich  un- 
ter dem  Namen  „der  Weissenseer"  bekannt,  einge- 
gangen ist,  so  darf  dieses  nicht  auffallen.  Gärtne- 
rische Zeitschriften,  die  nichts  Neues  bringen,  son- 
dern nur  mit  anderen  Worten  d^is  wiedergeben, 
was  schon  hundert  Mal  gesagt  ist,  haben  wir  im- 
mer noch  zu  viel. 

In  Nancy  gibt  Ingelrest  jetzt  im  Zuschnitte 
unserer  Wochenschrift  ein  gärtnerisches  Journal 
heraus,  nachdem  er  schon  vor  einigen  Jahren  un- 
seren Gartenkalender  nachahmte.  Ausser  dem  In- 
gelrest'schen  Annuaire  wird  auch  in  nächster  Zeit 
von  Seiten  des  Horticulteur  francjais  in  Paris  noch 
ein  anderes  Annuaire  d'horticulture  erscheinen.  Eben 
hat  die  Redaktion  gedruckte  Aufforderungen  an  die 
Handelsgärtnereien  des  In-  und  Auslandes  versen- 
det, um  ihre  Firmen  mit  Angabe  dessen,  was  haupt- 
sächlich kultivirt  wird,  zur  Anfertigung  eines  mög- 
lichst-vollständigen Verzeichnisses  der  Handelsgärt- 
nereien einzusenden.  Bekanntlich  hat  nicht  allein 
dieser  von  uns  bereits  vor  8  Jahren  zuerst  —  na- 
türlich deshalb  unter  grossen  Schwierigkeiten  und 
Mühen  —  durchgeführte  Gedanke  auch  von  Seiten 
des  Erfurter  Buchhändlers  Otto  eine  Nachahmung 
gefunden ;  es  ist  dieses  auch  in  Betreß'  des  in  un- 
serem Gartenkalender  enthalteneu  Post-Tarifs  der 
Fall. 

Eben  ist  ein  Brief  des  Reisenden  Seil,  der  sich 
jetzt  in  Ceutral-Amerika,  zunächst  in  Costa-Rica  be- 
findet, eingetroffen  und  uns  zur  Verfügung  gestellt 
worden.  Bekanntlich  gehen  seine  Sendungen  nach 
Düren  an  den  Kommerzienrath  Schöller,  der  die 
Reise  wesentlich  unterstützt.  Obergärtner  Esser 
daselbst  hat  den  Auftrag,  die  guten  Pflanzen  zu 
vermehren  und  auf  Sell's  Rechnung  in  den  Han- 
del zu  bringen.  Unter  den  Neuigkeiten  befinden 
sich  dieses  Mal:  Warszewiczella  pulcherrima, 
eine  der  schönsten  Orchideen,  Blake a  camelli- 
flora,  eine  Melastomatee,  und  Siphocanipylos 
corymbiflorus,  eine  strauchige  Lobeliacee.  Drei 
andere  schöne  Melastomateen  wurden  in  der  Nähe 
von  Cartago,  der  alten  Hauptstadt  des  Landes,  ge- 
sammelt. Eben  daher  sind  .| — 2  Fuss  hohe  Stämme 
der  Zamia  Skinneri,  1  —  3  Fuss  hohe  Stämme  des 
Cibotium  princeps,  ausserdem  verschiedenerlei  Pal- 
mensamen, besonders  von  Bactris   subglobosus,  Syn- 


echanthus  sarapiguensis,   einer  Geonoma   u.  s.  w.  an- 
gekommen und   stehen   Liebhabern   zur  Verfügung. 

Ausserdem  theilt  Obergärtner  Esser  mit,  dass 
er  noch  einige  reizende  Palmen  aus  Java,  Sumatra 
und  von  den  ^lolukken  erhalten,  so  einen  Calamus, 
ähnlich  dem  C.  micranthus,  aber  mit  braunrothen 
Stacheln  über  und  über  besetzt,  selbst  auf  der 
Oberfläche  der  Blätter;  ferner  Livistona  altissima, 
Pholidoearpus  Jhur,  einer  Livistona  sehr  ähnlich, 
eine  Iguanura  von  den  Molukken  u.  s.  w.  Ausser- 
dem macht  Obergärtner  Esser  auf  einen  schmal- 
blättrigen Pandanus  aus  Sumatra,  auf  Musa  macro- 
carpa,  auf  einige  Microstyhs-  und  Anecochilus-Arten 
u.  s.  w.  aufmerksam.  Von  allen  diesen  Pflanzen 
sind  Exemplare  abgebbar. 

Wir  erhalten  eben  von  einem  Mitgliede  der  Ge- 
neral-Staaten in  den  Niederlanden:  de  Jonge  van 
Ellemet  auf  Oostkapelle  bei  Middelburg  auf  der 
Insel  Seeland  unter  Andei-em  die  interessante  Nach- 
richt, dass  im  vorigen  Jahre  bei  ihm  ein  Exemplar 
des  Pampasgrases  (Gynerium  argenteum)  nicht  we- 
niger als  76  Blüthenstengel  getrieben  habe.  Es 
möchte  wohl  dieses  das  grösste  Exemplar  gewesen 
sein,  was  je  in  Europa  geblüht  hat.  Was  muss 
dieses  für  einen  imposanten  Anblick  dargeboten 
haben!  Wir  bemerken  hierbei,  dass  de  Jonge 
van  Ellemet  eine  der  grössten  Sammlungen  von 
Cactus  und  ähnlichen  Pflanzen,  besonders  aber  auch 
von  Agaveen  besitzt,  und  gern  Verzeichnisse  ande- 
rer Sammlungen  erhält,  um  die  seinige  zu  vervoll- 
ständigen. 

Wie  sehr  die  Londoner  Gartenbau-Ge- 
sellschaft bemüht  ist,  alle  Theile,  besonders  die 
Luxus-Gärtnerei,  zu  fördern  und  dadurch  wiederum 
auf  den  Wohlstand  des  Gärtners  einzuwirken,  da- 
von gibt  sie  wiederum  Beispiele.  So  hat  sie  jetzt 
eine  Konkurrenz  für  Bouquet-Halter  eröffnet.  Es 
ist  nicht  zu  leugnen,  dass  wir  in  dieser  Hinsicht 
ausserordentlich  wenig  gesehen  haben,  was  unseren 
Beifall  hatte.  Wollen  wir  hofl'en,  dass  die  Konkur- 
renz zu  geschmackvollen  Erjjndungen  Gelegenheit 
gibt! 

Weiter  will  dieselbe  Gartenbau-Gesellschaft  in 
ihrem  Garten  in  Süd-Kensington  besondere  Plätze 
Handelsgärtnern  zur  Verfügung  stellen,  damit  diese 
nach  bestimmten  Plänen  mit  Blumen-Parkets  u.  s.  w. 
geschmückt  werden.  Die  daselbst  angewendeten 
Pflanzen  müssen  alle  Monate  erneuert  und  die  An- 
lagen den  Sonnner  hindurch  in  sauberster  Ordnung 
erhalten  werden.  Diejenigen  Handelsgärtnereien, 
welche  sich  hier  eines  allgemeinen  Beifalls  erfreuen, 
erhalten  am  Schlüsse  der  guten  Jahreszeit  ein  Certi- 
ficat.  Auf  gleiche  Weise  sollen  andere  Stellen  im 
Garten  benutzt  werden,  um  Handelsgärtnereien  Ge- 
legenheit zu  geben,  Beispiele  von  niedrigen  Hecken, 


61 


80  wie  von  Schirm-  und  Schutz-Pflanzungen  vorzu- 
führen. Nach  Verlauf  von  2  Jahren  erlialten  die 
Gärtner,  welche  das  Beste  in  dieser  Hinsicht  gelie- 
fert,  ebenfalls   Certificate. 

In  Frankreich  und  zwar  in  Vcsoul  macht  Hu- 
delot mit  einer  besonderen  Sorte  von  Augensteck- 
lingen der  Weinrebe  Aufsehen.  Diese  unterschei- 
den sich  von  den  gewöhnlichen  nur  durch  die  ge- 
ringe Menge  Holz  um  das  Auge  (2  Linien  ohuge- 
fähr  ringsherum  bleiben  stehen)  und  durch  ihre  Cy- 
linderform.  Dergleichen  ausgeschnittene  7\.ugen  kön- 
nen mit  leichter  Mühe  zu  10,000  Stück  in  Blech- 
schachteln von  1  Kubikfuss  Inhalt  weithin  versen- 
det werden.  Sie  werden  in  Erde  gelegt,  oder  wie 
man  jenseits  des  Rheines  sagt,  gesäet;  nach  1^ 
Jahren  kann  man  schon  die  erste,  wenn  auch  noch 
schwache   Erndte  haben. 

Anstatt  die  Weintrauben  zur  Weinbereitung 
auszutreten  oder  auszupressen,  hat  man  jetzt  auch 
Versuche  gemacht,  sich  dabei  der  Centrifugal-Ma- 
schine  zu  bedienen.  Nach  denen ,  die  man  im  vo- 
rigen Herbste  in  Stuttgart  machte,  floss  von  etwa 
40  Pfund  Trauben  der  Saft  in  4  bis  5  Minuten  ab. 
70  Pfund  Riessling  lieferten  44|  Pfund  Wein  und 
25|  Pfund  Treber,  7  Pfund  Gutedel  5(J  Pfund  Wein 
und  23  Pfund  Treber,  76  Pfund  Elbling  58  Pfund 
Wein  und  18  Pfund  Treber  und  90.^  Pfund  Sylva- 
ner  08^  Pfund  Wein  und  18  Pfund  Treber,  im 
Durchschnitt  also  geben  die  Trauben  72  Procent 
Wein  und   28  Procent  Treber. 

Von  Trient  aus  ist  durch  einen  gewissen  Mor- 
purgo  ein  neues  Mittel  gegen  die  Weinkrankheit, 
was  den  Namen  Anticryptogam  führt,  zu  20  Xr. 
österr.  W.  das  Fläschchen  in  den  Handel  gekommen. 
Dasselbe  enthält  Schwefelleber  mit  etwas  Zucker. 
Schwefelblumen  wirken  jedoch  sicherer  und  sind  be- 
deutend wohlfeiler. 

Aus  der  Zahl  der  uns  zugeschickten  Verzeich- 
nisse von  Pflanzen,  Obstgehölzen,  Sämereien  u.  s.  w. 
erwähnen   wir  folgende: 

a.  Das  Verzeichniss  von  Gemüse-,  Gras-,  Feld-, 
Wald-  und  Blumen-Sämereien  von  Ernst  Benary 
in  Erfurt  ist  ausserordentlich  reich  und  um  so  mehr 
zu  empfehlen,  als  selbige  sehr  gewissenhaft  gesam- 
melt werden.  Wenn  schon  die  Gemüse  neben  den 
guten  alten  Sorten  auch  die  besseren  der  Neuzeit 
enthalten,  so  hat  sich  der  Besitzer  ausserdem  in 
Betreff  der  Blumen-Sämereien  einen  besonderen  Ruf 
erworben.  Manche  neue  Florblume  ist  aus  der  Be- 
nary'sehen  Gärtnerei  hervorgegangen;  wir  machen 
in  dieser  Hinsicht  auf  die  China-,  Kaiser-  und  Hed- 
dewig'schen  Nelken   aufmerksam. 

Ausserdem  erscheint  jetzt  von  E.  Benary  all- 
jährlich in  der  bequemern  Oktav-Form  ein  reiches 
Pflanzen-Verzeichniss,  in   dem  allerhand  Florblumen 


des  Kalt-  und  Warmhauses  und  Blüthensträucher 
(Rosen  inbegriffen)  eine  Rolle  spielen.  Nächstdem 
sind  Koniferen,  hübsche  Stauden  u.  s.  w.  vertreten, 
b.  Auch  ein  Verzeichniss  über  Sämereien, 
Knollen,  Pflanzen  u.  s.  w.  von  Moschkowitz  & 
Söhne  (früher  Moschkowitz  &  Siegling)  in  Erfurt 
ist  wieder  erschienen.  Es  schliesst  sich  den  frühe-  , 
ren  an  Reichhaltigkeit  an.  Die  jetzigen  Besitzer 
sind  stets  bemüht,  ihren  frühern  Ruf  zu  behaupten, 
c.  Seit  vorigem  Jahre  ist  in  Erfurt  auch  ein 
Verein  von  Fachmännern  und  Dilettanten 
behufs  Erziehung  und  Verbreitung  erprobter  Samen 
und  Pflanzen  zusammengetreten  (Geschäfts -Bureau 
Karthaus  No.  42  f.),  der,  wie  man  sieht,  dieses  Mal 
ausser  Samen  auch  Pflanzen,  ja  sogar  selbst  einige 
Sträucher  und   Obstgehölze   offerirt. 

d.  Das  Verzeichniss  über  Gemüse-,  Blumen- 
und  Holz-Samen,  nebst  einem  Anhange  von  Topf- 
pflanzen von  Job.  Gottl.  Ausfeld,  sehHesst  sich 
im  Allgemeinen  den  bekannteren  Erfurter  Verzeich- 
nissen an  und  bietet  reichliche  Auswahl  von  Ge- 
müse- und  Blumen-,  so  wie  Gehölz-  und  ökonomi- 
schen Sämereien  dar;  ausserdem  werden  Sortimente 
von  Blüthensträuchern ,  Florblumen  u.  s.  w.  ange- 
boten. 

e.  Preisverzeichniss  von  Gemüse-,  Feld-,  Gras-, 
Wald-  und  Blumen -Sämereien  von  Karl  Benda 
in  Berlin.  Zum  ersten  Male  sehen  wir  von  der 
Benda 'sehen  Gärtnerei,  die  früher  sieh  besonders 
durch  Pflanzenhandel,  vor  Allem  durch  neue  Ein- 
führungen, eines  guten  Rufes  erfreute,  ein  Samen- 
Verzeichniss  in  der  Art  der  Erfurter  und  machen 
wir  darauf  aufmerksam. 

f.  Das  Verzeichniss  von  Gemüse-,  Feld-  imd 
Blumen-Samen,  Kartoffeln,  Zwiebeln,  Glashaus-  und 
Freiland-Pflanzen  von  Karl  Krüger  in  Lübbenau 
schliesst  sich  den  bekannteren  Erfurtern  an.  Die 
Samen  sind  mit  Sorgfalt  selbst  erzogen  und  ver- 
dienen deshalb  Beachtung.  Ausserdem  machen  wir 
auf  das  hübsche   Stauden-Sortiment  aufmerksam, 

g.  Sämereien  von  Ernst  und  v.  Spreckel- 
sen  (J.  G.  Booth  &  Co.  Nachfolger)  in  Hamburg. 
Die  grösste  Samenhandlung  In  Deutschland,  welche 
mit  allen  civilisirten  Ländern  in  Verbindung  steht. 
Den  Ruf,  dessen  die  Handlung  seit  der  langen  Zeit 
ihres  Bestehens  sich  erfreut,  hat  sie  sich  auch  zu 
erhalten  bestrebt.  An  Gemüse-  und  Blumen-Säme- 
reien ist  die  grösste  Auswahl  vorhanden. 

h.  Das  Preisverzeichniss  der  Samenhandlung 
von  J.  Jo  SS  mann  enthält  hauptsächlich  Sämereien 
von  Gemüsen  und  ökonomischen  Pflanzen.  Wir 
machen  besonders  auf  die  empfohlenen  Futterkräu- 
ter und   Getreidearten  aufmerksam. 

i.  Prix-Couraut  de  graines  de  Louis  van 
Houtte  k  Gand.    Er  enthält  alle   Sorten   von  Flor- 


62 


bluraen  und  Sommergewachsen,  ausserdem  aber  eine 
reichliche  Auswahl  von  Sämereien  von  Gewächs- 
hauspflanzen, Zwiebelgewächsen,  von  allerhand  Zier- 
gehölzen,  schliesslich  auch  von  Gemüsen.  Bekannt- 
lich ist  das  Garten-Etablissement  von  L.  v.  Houtte 
nicht  allein  das  grossartigste  auf  dem  ganzen  Kon- 
tinent, sondern  auch  das,  was  alle  Zweige  der  Gärt- 
nerei ziemlich  gleichartig  umfasst  und  sich  in  jeg- 
licher Hinsicht  grosse  Verdienste  erworben   hat. 

k.  Extrait  g^n(5ral  des  Catalogues  de  Vilmo- 
rin-Andrieux  &  Co.  a  Paris.  Der  Name  ist  die 
Firma  eines  der  grössten  Samen  -  Etablissements, 
■welche  existiren  und  in  der  laugen  Zeit  ihres  Be- 
stehens ihren  Ruf  sich  erhalten  haben.  In  dem 
Verzeichnisse  sind  hauptsächlich  Sämereien  von  Ge- 
müsen und  Florblumen  enthalten.  Mit  grosser  Ge- 
wissenhaftigkeit werden  neue  Gemüse  und  Florblu- 
men auf  einem  besoudern  Versuchsfelde  probirt  und 
die  Resultate  alljährlich  in  einem  besonderen  Schrift- 
chen bekannt  gemacht.  Wir  haben  früher  mehr- 
mals Gelegenheit  genommen,  über  diese  vortheilhaft 
uns  auszusprechen. 

Neben  diesem  Extrait  ist  auch  ein  Supplement 
aux  Catalogues  ou  Liste  des  Nouveautds  erschienen, 
der,  wie  der  Titel  sagt,  nur  die  Neuigkeiten  aus 
der  gesammtcn  Gärtnerei  (mit  Ausnahme  der  soge- 
nannten neuen  Einführungen  für  die  Gewächshäu- 
ser)  enthält. 

1.  Preisverzeichniss  der  W.  Lauche'schen  Han- 
delsgärtnerei in  Potsdam.  Neuheiten  und  Auszug. 
Eine  Auswahl  neurer  und  zu  empfehlender  Pflanzen 
des  Kalt-  und  Warmhauses,  worauf  wir  Liebhaber 
aufmerksam  machen.  Besonders  reich  vertreten  sind 
die  Aroideen  und  die  buntblättrigen  Pflanzen  des 
freien  Landes.  W^.  Lauche  möchte  von  letzteren 
die  grösste  Sammlung  haben. 

m.  Etablissement  horticole  de  H.  Laurentius 
a  Leipsic.  Nur  neue  und  neuere  Pflanzen  des 
Warm-  und  Kalthauses  und  unter  den  letzteren 
auch  Blüthensträucher.  Ohne  Zweifel  eine  in  jeder 
Hinsicht  interessante  Auswahl,  auf  die  wir  Liebha- 
ber hinweisen  wollen. 

n.  Plantes  nouvelles  de  Crousse  k  Nancy. 
Einer  der  bedeutendsten  Züchter  von  Florblumen 
in  Frankreich  ist  unbedingt  Crousse  in  Nancy; 
besonders  sind  es  Fuchsien,  Geranium  zonale,  Pent- 
stemon's,  Petunien,  Verben  en,  Phlox  decussata  und 
Pyrethrum  roseum,  von  denen  wiederum  eine  grosse 
Reihe  neuer  Formen  in  den  Handel  gebi-acht  wird. 

o.  Neue  Florblumen  von  Franz  Hock  &  Sohn 
in  Mainz.  Was  Nancy  in  Frankreich  an  Neuigkei- 
ten Hefert,  geschieht  in  Deutschland  durch  Mainz. 
Unser  Bericht  der  vorjährigen  grösseren  Ausstel- 
lung in  genannter  Stadt  (s.  vorig.  Jahrg.  der  Wo- 
chenschrift S.    137)  gibt    Näheres   hierüber.      Auch 


bei  Franz  Hock  &  Sohn  werden  Phlox  decus- 
sata, Petunien,  Fuchsien  und  ScarletPelargonien  in 
selbst  gezüchteten   Sorten   angeboten. 

p.  James  Booth  &  Söhne,  Eigcnthümer  der 
Flottbecker  Baumschulen  bei  Hamburg,  1<S64.  Mit 
Baumschulen  wurde  in  der  2.  Hälfte  des  vorigen 
Jahrhundertes  die  bekannte  Handelsgärtnerci  ge- 
gründet; bald  aber  umfasste  sie  alle  Zweige  der 
Gärtuerei.  Jetzt  hat  sie  sich,  nachdem  der  gross- 
artige Sameuhaudel  unter  eigener  Firma  ein  selb- 
ständiges Geschäft  geworden,  wiederum  auf  die 
Baumschulen  beschränkt.  In  dieser  Hinsicht  leistet 
sie  aber  Ausgezeichnetes.  Die  Gehölz -Sammlung 
mag  wohl  die  vollständigste  in  Deutschland  sein 
und  überhaupt  zu  den  grössten  Europa's  gehören. 
Es  ist  ganz  unnöthig,  ein  so  renommirtes  (ieschäft 
noch   besonders  empfehlen   zu. wollen. 

q.  Preisverzeichniss  der  Kunst-  und  Handels- 
gärtnerei von  L.  Vogel  in  Lahr  (Grossherzogthum 
Baden).  Obstbaumschulen  und  Ziergehölze  sind  be- 
sonders in  guter  Auswahl  vertreten;  nächstdem  schei- 
nen Rosen  und  Päonien  mit  besonderer  Liebe 
kultivirt  zu  werden,  ausserdem  Florblumen.  Em- 
den Südwesten  Ist  diese  Handelsgärtnerei  von  Be- 
deutung. 


Heber  einige  Weisstaiiiieii. 

Murray,  der  jetzige  Sekretär  der  Londoner 
Gartenbau -Gesellschaft,  hat  im  vorigen  Jahre  ein 
Heft  über  die  Synonyme  verschiedener  Koniferen 
herausgegeben,  in  dem  die  neuesten  griechischen 
und  nordwest- amerikanischen  Tannen  einer  Kritik 
unterworfen  werden.  Da  erstere  bei  uns  vielfach 
verbreitet  sind  und  dabei,  wie  es  scheint,  manche 
Verwechslungen  vorkommen,  die  letzteren  hingegen 
meist  noch  nicht  bei  uns  eingeführt  wurden,  hof- 
fentlich aber  auch  bald  zu  uns  gelangen  werden, 
möchte  es  gut  sein,  einen  so  tüchtigen  Kouiferen- 
kenner,  als  Murray  ist,  darüber  zu  vernehmen. 

Was  zunächst  nun  die  griechischen  Weisstan- 
nen anbelangt,  so  hält  Murray»  Abies  Apolli- 
nis  Lk  für  eine  gute  Art,  welche  zwischen  der 
gewöhnlichen  Weisstanne  und  der  A.  cephalonica 
Endl.  steht,  während  A.  panachaica  Heldr.  nur 
eine  Abart  der  A.  cephalonica,  A.  Reginae 
Ameliae  der  A.  Apollinis  Lk.  darstellt.  Wir 
möchten  Murray  beistimmen  und  darin  auch  einen 
Grund  erbhcken,  dass  man  in  einigen  Gärten  wirk- 
lich aus  Samen  der  A.  panachaica  ebenfalls 
Exemplare  der  A.   cephalonica  erhalten  hat. 

Wir  haben  in  unseren  Beiträgen  zu  einer  Flora 
des  Orientes  (Linn.  XXII,  p.  295)  eine  Weisstanne 
als  Pinus  heterophylla  bekannt  gemacht;   es  scheint 


63 


fast,  als  weun  diese  mit  Abies  Reginae  Aineliae  zu- 
sammengehörte, denn  die  doppelt  geformten  Nadeln 
kommen  auch  hier  oft  vor.  Bekanntlich  hat  A. 
Reginae  Ameliae  die  EigenthüniHchkeit  (aber  auch 
bisweilen  A.  cephalonica) ,  dass,  wenn  ihr  Stamm 
abgehauen  wird,  die  Seitenknospen,  welche  sich  nun 
entwickeln,  ähnlich  dem  Stamme  sich  ausbilden,  al- 
so nicht  die  Natur  der  Aeste  annehmen.  Die  Na- 
deln der  ersten  jüngeren  Triebe  sind  in  der  Regel 
stumpfer,   als  die  der  älteren  Zweige. 

Durch  Murray  erhalten  wir  ferner  Kenntniss 
von  einer  neuen  Schierlingstanne,  die  lange  Zeit 
mit  der  Sitcha-Schierlingstanne  (Abies  Mertensiana 
Liudl.)  verwechselt  wurde.  Sie  wächst  im  Oregon- 
Gebirge  und  ist  nach  dem  verstorbenen  Prinz -Ge- 
mahl Abies  Albertiana  genannt  worden.  We- 
senthch  verschieden  von  dem  der  zuerst  genannten 
Art  ist  der  Zapfen,  der  eine  mehr  längliche  (nicht 
rundhch-eirundliche)  Form  besitzt.  Da  A.  Alber- 
tiana bereits  im  Handel  ist,  machen  wir  Liebha- 
ber darauf  aufmerksam.  Eine  Abbildung,  wo  die 
dichtgedrängten  Aeste  zum  Theil  der  Erde  auflie- 
gen oder  an  der  Spitze  überhängen,  gibt  einen  Be- 
griff von   der   Schönheit  des   Baumes. 

Mit  zwei  Namen  ziemlich  zu  gleicher  Zeit,  als 
A.  Hookeriana  Murr,  und  als  A.  Wllliamsoni 
Newb.  kam  eine  Rothtanne  in  den  Handel.  Der 
letztere  Name  wurde  zu  Ehren  des  Chefs  einer 
Expedition  durch  Kalifornien  und  Oregon  nach  dem 
grossen  Ocean  im  Jahre  1855  gegeben.  Man  war 
geneigt,  die  Rotbtanue  auch  mit  A.  Pattoniana 
Jeflr.,  die  ebenfalls  auf  der  Westseite  Nordamerika's 
wächst,  zu  verbinden.  Nach  Murray  unterscheidet 
sich  aber  letztere  sehr  leicht  durch  doppelt  so  lange, 
gegen  die  Spitze  hin  gezähnelte  Nadeln.  Von  A. 
trigoua  Lew.  et  Gl.  ist  sie  sicher  auch  verschieden. 
Ferner  erhalten  wir  über  kalifornische  Weiss- 
tannen durch  Murray  nähere  Einsicht,  worüber 
wir  dem  Verfasser  grossen  Dank  wissen.  Wir  er- 
sehen zunächst,  dass  dabei  grosse  Verwirrung,  na- 
mentlich in  Betrefl'  der  Abies  grandis  und  ama- 
bilis,  herrscht,  dass  die  gegebenen  Abbildungen 
zum  Theil,  und  besonders  die  von  Loudou,  nicht 
korrekt  sind,  dass  letzterer  sogar  beide  Arten  mit 
einander  verwechselt  hat.  Der  Raum  erlaubt  uns 
leider  nicht,  näher  darauf  einzugehen;  bei  dem 
grossen  Literesse  aber,  welches  diese  Weisstannen 
in  unseren  Gärten  einnehmen,  dürfte  es  doch  gut 
sein,  hier  wenigstens  die  Resultate  von  Murray's 
Untersuchungen   mitzutheilen. 

Abies  grandis  wird  in  den  Gärten  meist 
als  A.  ainabilis  kultivirt,  umgekehrt  A.  amabilis 
als  A.  grandis.  Die  letztere  ähnelt  im  Habitus 
weit  mehr  der  A.  Nordmanniana,  als  der  A.  ama- 
bilis.     Auf   der    obern    Seite    der    tief   eingekerbten 


und  dichter  stehenden  Nadeln  sind,  wie  bei  A.  ama- 
bilis, keine  Stomata,  dagegen  ist  aber  der  Zapfen 
mehr  als  noch  einmal  so  gross,  wie  bei  eben  ge- 
nannter Art,  und  die  Brakteen  laufen  in  eine  Spitze 
aus,  während  diese  bei  A.  amabilis  oben  breit  sind 
und  in  dem  ziemlich  tiefen  Einschnitte  noch  eine 
herausragende  Spitze  haben. 

Aehnlich  ist  A.  lasiocarpa  Hook.,  deren  Na- 
deln mit  einer  Spitze  endigen  und  auf  der  Ober- 
fläche mit  Stomata  versehen  sind.  Die  Zapfen  er- 
reichen hier  nicht  ganz  die  Grösse  derer  von  A. 
grandis  und  haben  Brakteen,  wo  der  gezähnelte 
obere  Theil   in  eine  lange   Spitze  ausläuft. 

1862  ist  von  Low  eine  4.  Art  aus  Kalifornien 
eingeführt  worden  und  hat  von  Gordon  den  Na- 
men A.  Lowiana  erhalten.  Die  Nadeln  sind  dop- 
pelt länger,  als  bei  den  3  eben  besprochenen  Ar- 
ten und  stehen  auf  jeder  Seite  eim-eihig,  wie  bei 
A.  amabilis,    endigen    dagegen    mit    einer    Spitze. 

Eine  5.  Art  ist  von  Lobb  in  Kalifornien  ent- 
deckt und  hat  von  Murray  den  Namen  Abies 
magnifica  erhalten.  Der  Zapfen  besitzt  hinsicht- 
lich der  Grösse  und  Form  Aehnlichkeit  mit  dem 
von  A.  grandis,  die  Blätter  haben  aber  ein  andres 
Ansehen.  Während  sie  an  den  älteren  Zweigen 
viereckig,  gekrümmt  und  klein  erscheinen,  sind  sie 
an   den  jüngeren   lang  und  dünn. 

Endlich  hat  Murray  eine  6.  Art  als  A.  bifo- 
lia  beschrieben.  Der  Name  bezieht  sich  auf  die 
Verschiedenheit  der  Blätter  an  den  altern  und  Jün- 
gern Zweigen.  Während  die  Blätter  an  den  er- 
steren  denen  der  vorigen  Art  gleichen  und  in  eine 
scharfe  Spitze  auslaufen,  sind  sie  am  Ende  der 
jüngeren  Triebe  abgerundet.  Der  purpur- violette 
Zapfen  ist  3   Mal  kleiner,  als  bei  A.  magnifica. 


B  o  X'  s  i  g- '  s  ^^mar*;yllis-I^loi'. 

Wir  haben  bereits  vor  (j  Jahren  auf  die  schöne 
Sammlung  von  Amaryllis  aufmerksam  gemacht,  wel- 
che sich  in  dem  Borsig'schen  Garten  befindet  (s. 
1.  Jahrg.  d.  Wochenschr.  S.  73).  Seitdem  hat  sich 
der  Obergärtner  Gacrdt  noch  weiter  bemüht,  das 
Schönste,  was  sich  irgend  wo  im  Handel,  ganz 
besonders  bei  unseren  beiden  Amaryllis -Züchtern, 
Hoff  mann  und  Priem,  befindet,  zu  akqueriren 
und  dadurch  die  Sammlung  auf  eine  Weise  ver- 
vollständigt und  vermehrt,  wie  man  wohl  kaum 
irgend  wo  eine  gleiche  antreÖen  möchte.  Wir 
erlauben  uns  deshalb  alle  die,  welche  sich  für  die 
reizenden  Blumen  iiiteressiren,  aufzufordern,  die  Gele- 
genheit zu  ergreifen,  den  Borsig'schen  Garten  an 
den  für  den  Besuch  bestimmten  Tagen:  Dienstag 
und  Freitag,   In  Augenschein   zu   nehmen. 


Scilicbler's  Taiibenjipfcl  (Oberdieek). 


Ea  ist  ein  gewagtoä  Uuternehmeu,  der  grossen  Anzahl  guter,  werlhvoUer  und  verbreiteter 
Obstsorten,  besonders  deu  Acpfeln,  eine  neue  Frucht  hinzuzufügen ,  die ,  lohnend  im  Anbau, 
zugleich  im  Stande  ist,  eine  erfolgreiche  Konkurrenz  mit  den  älteren,  allgemein  beliebten 
.Sorten  aufzunehmen.  Von  Sommer-,  Herbst-  und  frühem  Winter-Obst  haben  wir  eine  reiche 
Auswahl.  Spärlicher  hingegen  ist  die  Tafel  gemeiniglich  in  den  Monaten  Februar,  März  und 
April  mit  gutem  Obste  versehen,  und  für  diese  Zeit  eine  feine,  wohlschmeckende  Frucht  ge- 
wiss willkommen.  In  jener  Periode  aber  zeitigt  der  Apfel ,  dessen  Abbildung  nebenstehend 
gegeben.  Es  ist  eine  von  uns  gewonnene  Kernfrucht,  die  wir  nach  mehrjähriger  Prüfung 
dem  Handel  übergeben  und  zuver.sichtlich  empfehlen  können. 

Die  Frucht  von  birnähulichcr  Fonn  hat  eine  feine,  anfänglich  grünliche,  später  citronen- 
gelbe  Farbe ,  die  nur  sehr  selten  auf  der  Sonnenseite  einen  leichten  Anflug  von  Röthe  zeigt. 
Das  Fleisch  ist  schneeweiss,  sehr  fein,  zart  und  saftig,  durch  eine  erhabene,  angenehme  und 
würzige  Weinsäure  gehoben.  Im  Geschmack  übertrifft  er  den  Weissen  Winter-Taubenapfel 
(Pigeon  blanc)  und  wird  durchaus  nicht  so  stippig  als  dieser.  Die  Früchte  sitzen  stets  zu 
mehrern  (meistens  drei)  zusammen.  Der  Banm  wächst  ziemlich  stark,  bildet  eine  breite 
Krone  mit  kandelabevförmigen  Aestcn  von  etwas  verworrenem  Ansehen,  gibt  gute  Hoch- 
stämme, gedeiht  in  einer  freien,  allen  Winden  ausgesetzten  Lage  vortrefflich  und  trägt  sehr 
dankbar. 

Superintendent  Oberdieek  in  Jeinsen,  der  der  Frucht  obigen  Namen  gab,  schrieb  uns 
im  Jahre  1860:  ,,Schr  interessant  aber  ist  der  weisse,  schafsnasenförmige  Apfel,  den  Sie  mir 
als  einen  Ihrer  Sämlinge  mitsandten,  eine  wirklich  feine,  zarte  Tafelfrucht,  die  im  Geschmack 
dem  Weissen  Winter-Taubeuapfel  sehr  nahe  steht,  ja  noch  übertrifft." 

Wir  offeriren  kräftige,  auf  Wildling  veredelte  Bäumeben  von  1  —  ^  Fuss  Höhe ,  zu  Pyra- 
miden und  Hochstämmen  geeignet,  das  Stück  1  Thlr.  10  Sgr. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 

Kommandanten-Strasse  No.  68. 


Druck  der  C.  Feister 'sehen  Buclidruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Plats  No  ä. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  znr  Beförderung  des  Gartenbanes  in  den  Königl.  Prenssischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
Professor  Dr.  Karl  K.ocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.9. 


Berlin,  den   5.   März 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines.  v.-^ 


Inhalt:  Berufung  eines  internationalen  Kongresses  für  Gartenbau,  in  Verbindung  mit  einer  allgemeinen  Ausstellung,  nach  Brüssel 
für  die  Tage  des  24.,  25.  und  26.  April  1864.  —  Die  neuen  Sommergewachse  des  Freilandes.  —  Neue  Varietäten  der 
Gurke  (Cucumis  sativum  L.).  Ihre  Kennzeichen,  Kultur,  Eigenschaften  und  Benutzung.  Von  J.  G.  Meyer,  Handels- 
gärtner in  Ulm. 


Berufuno- 


ciiit's   internationiilcn   Kongrt^sscs  für   Oart^nbaii 

ihux'h    den 

Bund  der  vereinigten  belgischen  Gartenbau- Vereine 
nach  Bi'vissel 

für  die  Tage  des  24.,   25.  und   26.  April    lft64, 
in  Verbindung 

mit  der  ailg;ciiiciiieii,  alle  Kwcigc  iler  (lärtiierei  betrcfTeiDleii 

welche  mit  Unterstützung  der  belgischen  Kegicrung  zu  gleicher 
Zeit  von   der  Kgl.   Gesellschaft  ,, Flora"  veranstaltet  wird. 

Der  Kongress  wird  Sonntag  den  24.  April  um 
3   Uhr  im   Palais   Ducal   zu  Brüssel  eröftnet. 

Der   Bund   ladet  speziell   zum   Kongres.se   ein: 

1.  iSäinmtliclie  Abgeordnete  der  Gartenbau- Ver- 
eine  Belgiens   und   des   Auslandes. 

2.  Die  Mitglieder  von  Akademien,  botanischen 
nn3  -anderen   gelehrten   Vereinen. 

3.  Die  Professoren  der  Botanik,  die  Direktoren 
und  Inspektoren  der  botanischen   Gärten. 

4.  Die  Direktoren  und  Redakteure  von  botani- 
schen   und   gärtnerischen   Zeitschriften. 

5.  Die  Mitglieder  des  Preisrichteramtes  der  ,,A11- 
genieinen  Ausstellung",  so  wie  alle  ]3otaniker  und 
Gärtner  des  In-  und  Auslandes,  welche  sich  als 
Theilnehiner  an  der  Diskussion  über  eine  der  im 
Progrannne  des  Kongresses  vorgelegten  Fragen  ein- 
schreiben  werden. 

Dem  Bunde  bleibt  für  die  Organisation  des 
Kongresses  nur  eine  kurze  Zeit.  Trotzdem  erfreut 
er  sich  bereits  der  Zustimmung  und  der  freundlichen 


Unterstützung  der  in  der  Botanik  und  im  .Garten- 
bau hervorragenden  Männer  Europa's;  erhofft,  dass 
die  Präsidenten  und  Sekretäre  der  gelehrten,  bota- 
nischen und  Gartenbau -Gesellschaften,  so  wie  die 
Redakteure  von  Zeitschriften,  indem  sie  die  Elinla- 
dung  zur  Kenntniss  der  Mitglieder  bringen ,  den 
Bund  unterstützen.  Er  fordert  ausserdem  alle  Die- 
jenigen auf,  welche  am  Kongresse  Theil  zu  nehmen 
Willens  sind,  so  bald  wie  möglich,  mindestens  aber 
vor  dem  15.  April,  dem  General-Sekretär  Eduard 
Morren  in  Lüttich  ihren  Entschluss  zur  Kenntniss 
zu  bringen  und  wo  möglich  auch  gleich  die  Fra- 
gen des  Programms  anzugeben,  au  denen  sie  haupt- 
sächlich  Theil   zu   nehmen  gedenken. 


Diejenigen  Personen,  die  zu  rechter  Zeit  ihre 
Theilnahme  anzeigen,  erhalten  besondere  Karten 
als  Mitglieder  des  Kongresses  zugesendet,  mit  wel- 
chen sie  wahrscheinlich  auf  allen  Eisenbahnen 
Belgien's,  Frankreich's,  Deutschland's  und  Holland'« 
für  Hin-  und  Rückfahrt  eine  Ermässigung  des  Fahr- 
preises bis  auf  die  Hälfte  erhalten  werden.  Zu  die- 
sem Zwecke  ist  der  Bund  bereits  bei  der  Regierung 
eingekommen,  bei  den  verschiedenen  Eisenbahn-Ver- 
waltungen des  Auslandes  die  nöthigen  Schritte  zu 
tluin.  Näheres  hierüber  wird  alsbald  bekannt  ge- 
macht werden.  Das  Preisrichteramt  dei'  Allgemei- 
nen Ausstellung  wird  schon  Sonnabend  den  23. 
April  zusanunentreten,  die  Ausstellung  selbst  wird 
aber  am  24.  April  Vormittags  eröffnet.  Der  Kon- 
gress hält  an  demselben  Tage  seine  erste  Sitzung, 
in  der  die  Konstituirung  und  die  W^ahl  der  ver- 
schiedenen  Abtheilungeu  erfolgen.    Die  eigentlichen 


66 


Verhandlungen  beginnen  erst  am  25.  April  und  wer- 
den am  20.  fortgesetzt,  und  zwar  in  der  Weise,  wie 
der  Kongress  selbst  bcstinnnt. 

Die  dem  Kongresse  unterbreiteten  Fragen  be- 
treffen gleichzeitig  Botanik  und  Gartenbau,  Wissen- 
schaft und  Kunst.  Sie  sind  wichtig  und  allgemein 
interessant;  die  ilehrzahl  von  ihnen  ist  auch  bereits 
schon  früher  lebhaft  besprochen  worden.  Säuimtliehe 
Fragen  besitzen  Seiten,  welche  eine  eingehende  Dis- 
kussion verlangen  und  nur  dadurch  gefördert,  so 
wie  einer  endlichen  Lösung  entgegengefUhrt  wer- 
den können,  dass  die  Wissenschaft  ihre  Resultate 
und  die  Praxis  ihre  Erfahrung  durch  gegenseitige 
Mittheilungen  einer  Art  Kontrole  unterwirft.  Die 
Fragen  sind  so  allgemein  wie  möglich  hingestellt, 
um  dem  Redner  auch  nicht  im  Geringsten  in  der 
Art  und  Weise  seiner  Auffassung  Fesseln  anzulegen ; 
die  meisten  von  ihnen  können  sogar  von  verschie- 
denen  Gesichtspunkten  aus  betrachtet  werden. 


Prof^raiiiui  «los  Kongresses. 

I.  Akklimatisation  und  Naturalisation  der  Pflan- 
zen. 
II.  Hybridation,  Kreuzung  und  künstliche  Befruch- 
tung im  Allgemeinen.  Kennzeichen  der  Blend- 
linge, ihre  Unfruchtbarkeit,  ihre  Vielgestaltig- 
keit ;  Aufbewahrung  des  Polleus  u.  s.  w. 

III.  Theorie  über  die  Abänderung  der  Art  oder 
über  den  Ursprung  der  Abarten  und  Formen. 
—  Theorie  von  van  Mons,  Vilmorin  und 
Anderen.  —  Reform  bei  den  Benennungen 
der  Varietäten. 

IV.  Ueber  die  dynamische  Seite  der  Pflanzen  und 
über  die  periodischen  Erscheinungen  in  der 
Pflanzenwelt.  —  Einfluss  der  Temperatur  auf 
Keimen,  Blatt  -  Entwickelung,  Blüthe-  und 
Fruchtbildung  der  Pflanzen.  —  Ueber  das 
Vorrücken  der  Blüthezeit  (durch  Treiben), 
so  wie  über  das  Verlegen  derselben  auf  eine 
andere   Zeit,    über   Remontiren   u.  s.  w. 

V.  Pflanzen-Ernährung,  Betheiligung  der  Atmo- 
sphäre, Einfluss  des  Stickstoffes,  des  Ammo- 
niak's,  der  Phosphate.  Theorie  der  Dün- 
gung u.  s.  w. 
VI.  Pflanzliche  Aesthetik.  Ueber  das  Schöne  bei 
den  einfachen  und  gefüllten  Blüthen.  Har- 
monie der  Farben. 
VII.  Färbung  der  Pflanzen.  Ueber  Bildung  bun- 
ter Blätter  oder  Panachirung  und  über  Dop- 
pelgestaltigkeit (Dimorphismus).  Pflanzt  sich 
die  Panachirung  durch  Samen  fort  und  theilt 
sie  sich  durch  Veredlung  weiter  mit  (est-elle 
contagieuse  par  la  grefte)'? 


VIII.    Geschichte    des    Gartenbaues.   —    Historische 
Ueberliefcrungen,  Biographien,  Erforschungen 
(Explorations),   Reisen,  Einführungen,  Berich- 
tigungen. 
IX.   Feuchtigkeit,    Wasser;    werden    diese    direkt 

durch   die  Blätter  absorbirt '? 
X.   Pathologie    [  Krankheitslehre )     der     Pflanzen, 
die  Krankheiten   und   ihre  Hoilndttcl. 
XI.   Insekten  und   andere  schädliche  Thiere;    ihre 
Vertreibung. 
XII.   Gartenbaukunde;  der  gegenwärtige  Styl. 

Keineswegs  soll  damit  anderen  Fragen,  welche 
ausserdem  ]\Iitglieder  des  Kongresses  stellen  sollten, 
vorgcgrifleu  werden. 

Die  Verhandlungen  werden  steuographirt,  voll- 
ständig in  dem  Berichte  des  Bundes  der  vereinigten 
Gartenbau- Vereine  Belgien's  abgedruckt  und  allen 
Theiluehmern  an  dem  Kongresse  mitgetheilt. 

Belgien,  frei  und  gastlich,  fühlt  sich  glücklich, 
auf  seinem  Boden  die  Intelligenzen  und  wer  sonst 
ein  höheres  Gefühl  für  das  Schöne  und  Wahre  in 
seiner  Brust  trägt,  von  allen  seinen  Nachbarn,  von 
Deutschland,  von  Frankreich,  von  Grossbritanuien 
und  von  Holland  in  brüderlicher  Eintracht  vereint 
zu  sehen. 

Belgien  ist  bereits  die  klassische  Erde  der  Kon- 
gresse geworden.  Sein  Gartenbau,  welcher  mit  dem 
der  reichsten  Völker  wetteifert,  ladet  alle  Diejeni- 
gen, welche  für  die  Kenntniss  der  Pflanzen  ein  In- 
teresse haben,  ein,  sich  am  kommenden  24.  April 
freundlichst  einfinden   zu  wollen. 

Für  den   Bund   der  vereinigten   Gartenbau -Vereine: 
Der  vorbereitende  Aiissehuss. 

F.  de  Cannard  d'Hamale, 

Senator,  Präsident  der  Kg!.  (iartenbau-Ucsellschal't  zu  Mecliehi, 
Vice-Präsident  des   Bundes,  Präsident. 

V.  van  den  Hecke-de-Lambeke, 

Präsident  der  Kgl.  Acker-  und  Gartenliau-Gesellsoliaft  in   Gent, 
Vioe-Präsident. 

Ronnberg, 

Chef  der  Abtheilung   für  Acl^erbau   im   Ministerium   des  Innern, 
von  Seiten  der  Regierung  abgeordnet. 

J.  Linden, 

Direktor  im  Kgl.  Zoologischen   Garten  zu  Brüssel,  zugleich  für 

die  Verwaltung  von  Seiten  der  Kgl.  Gesellschaft  ,, Flora" 

abgeordnet. 

F.  Kegeljan, 

Sekretär  der  Kgl.   Gartenbau-Gesellschaft  zu  Namur, 
Schatzmeister  und   Sekretär. 

Ed.  Morren, 

Professor  der  Botanik   au   der  Universität  Lüttich, 
General-Sekretär. 


67 


Die 

neuen  Sommergewachse  des  Freilaiides. 

Wir  wollen  auch  dieses  Mal  unsere  Ansicht 
über  die  neueren  Pflanzen  und  Blumen,  welche 
unseren  Gärten  von  Seiten  der  Handelsgiirtner  em- 
pfohlen sindj  anssprcchen.  Viele  von  ihnen  haben 
wir  gesehen,  manche  aber  auch  nicht;  wir  können 
in  diesem  Falle  demnach  nur  mittheilen,  was  nns 
zugekommen.  Wenn  wir  auch  einige  ältere  Blumen 
anschliessen,  so  geschieht  es  des  Interesses  halber 
und  weil  sie  bei  den  frülieren  Beurtheilungen  nicht 
aufgeführt  wurden. 

1.  Anagallis  grandiflora  sanguinea  und 
linifolia  werden  2  Formen  der  A.  grandiflora  ge- 
nannt. Die  A.  grandiflora  der  heutigen  Gärten  ist 
aber  verschieden  von  der  frühern,  welche  Andrews 
(bot.  Eep.  t.  367)  unter  diesem  Namen  abgebildet 
hat  und  sonst  als  A.  fruticosa  Vent.  in  den  Gärten 
vorkommt.  Diese  blüht  mennigroth,  hat  ein  blut- 
rothes  Auge  und  ist  immer  mehr  oder  weniger 
strauchartig.  Ursprünglich  blaublühende  Anagallis- 
Arten  existiren  in  Süd-Europa  und  Nord-Afrika,  wo 
auch  die  vorige  vorkommt,  zweierlei:  eine  breit- 
und  eine  schmalblättrige  (A.  latifolia  L.  und  li- 
nifolia L.),  welche  beide  sich  zwar  meist  als  ein- 
jährige Pflanzen  verhalten,  aber  auch  den  Winter 
hindurch  dauern  können.  In  den  Gärten  kommt 
die  erstere,  welche  ebenfalls  ursprünglich  ein  blut 
rothes  Auge  besitzt,  als  A.  Monclli  und  grandi- 
flora vor.  Von  ihr  hat  man  jetzt  eine  Form  mit 
durchaus  blutrothen  Blumen,  welche  die  oben  ge- 
nannte A.  sanguinea  darstellt.  A.  linifolia  L., 
früher  als  A.  Monelli  in  den  Gärten,  besitzt  durch- 
aus blaue  Blumen. 

2.  Artemisia  annua  L.  ist  im  Oriente  und 
in  Sibirien  ein  bekanntes  Unkraut,  was  einigermas- 
scn  an  unser  Unkraut:  Sisymbrium  Sophia,  er- 
innert. Mit  den  schönen,  mehrfach  gefiederten  Blät- 
tern nehmen  sich  jung  beide  Pflanzen  recht  hübsch 
aus;  es  wird  aber  Niemanden  einfallen,  die  letztere 
als  Zierpflanze  anzubauen. 

3.  Solche  Vollkommenheit  auch  unsere  China- 
Astern  (Callistephus  oder  Aster  chinensis)  erlangt 
haben,  so  ist  mau  doch  fortwährend  bemüht,  noch 
schönere  Blumen  zu  erziehen.  Eine  ganz  neue 
Form  ist  uns  zwar  nicht  bekannt,  wohl  aber  hat 
man  von  den  neueren  und  bereits  vielfach  verbrei- 
teten Sorten  in  den  Blumen  Farben  erzielt,  die  man 
bisher  noch  nicht  besass.  Es  würde  zu  weit  füh- 
ren, wollten  wir  hier  speziell  eingehen.  Wir  erlau- 
ben uns  aber  mit  den  Engländern  zu  fragen,  über- 
treibt man  es  doch  nicht?  Die  Nüancirungen  der 
Farben  sind  bisweilen  so  unbedeutend,  dass  der 
Geübtere    sich    schwer    durchfindet.      Selbst    die    20 


bis  29  Sorten,  welche  in  den  Verzeichnissen  nam- 
haft gemacht  werden,  charakterisiren  sich  zum  Theil 
sehr  wenig;  von  diesen  gibt  es  aber  zusammen 
wiederum  227  bis  281  Farben-Nüancirungcn.  Dass 
alle  diese  wirklich  in  den  grösseren  Ilandelsgärtne- 
reien  kultivirt  werden,  davon  haben  wir  uns  über- 
zeugt; welcher  Liebhaber  kauft  sie  aber  sämmtlich? 
Wir  wollen  bemerken ,  dass  die  Erfurter  Ku- 
gelastern von  einem  Gärtner  in  Burgund  als  etwas 
Neues  unter  dem  Namen  ßeine-Marguerite  tete 
de  saule,  von  Vil  morin-Andrieux  in  Paris 
hingegen  als  Reine  -  Marguerite  ä  rameaux 
ötal^s  in   den   Handel  gekommen  sind. 

4.  Baeria  chrysostonia  F.  et  51.  passt  sehr 
gut  zu  Einfassungen  und  stellt  nette  Pflanzen  von 
kaum  Fusshöhe  mit  langgestielten  Blüthenkörbchen 
dar.  Dieser  Körbcheuträger,  (Couiposita),  befand 
sich  übrigens  schon  früher  in  den  Gärten.  Vater- 
land ist  Nordwest- Amerika.  Das  Genus  Baeria  ist 
neuerdings  eingezogen  und  die  Pflanze  heisst  jetzt 
Burrielia   chrjsostöma  T.   et  Gr. 

5.  Boisduvalia  Douglasii  Spach  (Oenothera 
densiflora  Ldl.),  ist  eine  Onagrariacee,  die  ebenfalls  auf 
der  Nordwestküste  Amerika's  wächst,  von  Seiten 
der  Liebhaber    aber    gar  keine  Beachtung  verdient. 

6.  Calllrrhoe  (nicht  Callyrrhoea)  verticil- 
lata  der  Gärten  ist  C.  involucrata  A.  Gr.  (Malva 
involucrata  T.  and  Gr.\  wie  wir  schon  früher  ver- 
mutheten  (5.  Jahrg.  d.  Wochenschr.  S.  395).  Sie 
hat  doppelt  so  grosse  Blüthen,  als  die  schon  be- 
kanntere C.  pedata  und  ist  dieser  daher  vorzuziehen. 

7.  Unter  dem  Namen  Celosia  atrosangui- 
nea  hat  van  Houtte  aus  Japan  eine  Form  unse- 
res Hahnenkammes  (Celosia  cristata  L.)  eingeführt, 
wo  auch  Stengel  und  Blätter,  ähnlich  wie  bei  Ama- 
rantus  bicolor,  eine  schöne  dunkelrothe  Farbe  ha- 
ben. Auf  jeden  Fall  ist  sie  zu  empfehlen.  Unter 
dem  Namen  Celosia  pyramidalis  werden  in  den 
Gärten  eine  Reihe  von  Formen  der  C.  argentea 
L.,  von  der  C.  margaritacea  L.  nur  eine  breitblät- 
trige Abart  ist,  kultivirt.  Neuerdings  wird  eine  als 
purp  Urea  und  eine  als  alba  empfohlen,  welche 
erstere  dicht  gedrängte,  purpurrothe,  die  andere  da- 
gegen  blendend-weisse   Blüthenstände   besitzt. 

8.  Von  dem  alten  Garten-Chrysanthemum 
(Chr.  coronarium  L.,  jetzt  Pinardia  coronaria  Cass.) 
hat  man  auch  eine  Zwergforni,  welche  von  Paris 
aus  als  Chi-ysanthfeme  des  jardins  jaune  double  nain 
verbreitet  wurde  und  als  Chr.  coronarium  compac- 
tum  nanuni  in  deutschen  Verzeichnissen  sich  befin- 
det, empfohlen.  Sie  wächst  sehr  buschig  und  blüht 
reichlich. 

9.  Coleus  scutellarloides  Miqu.  var.  atro- 
purpureus  hat  grünlich  -  braune  Färbung;  doch 
sind    die   Blätter    grün -umrandet.      Sie   ist  auch    als 

9* 


68 


C.  5feetii  uiul  C.  Meetianus  in  den  Handel  ge- 
kommen. Sie  stellt  (lern  Coleus  V  erschaft'eltii 
an  Schönheit  nach  und  scheint  auch  im  freien 
Lande  empfindlicher  gegen  Witterungs-Verhältnisse 
zu  sein.  Auf  jeden  Fall  bleibt  sie  aber  doch  als 
Blattpflanze  eine  Akquisition  (s.  übrigens  im  vor. 
Jahrg.   .S.  308). 

10.  Datura  cochin  cli  inensis,  auch  als  atru- 
violacea  plenissima  in  den  Verzeichnissen,  soll 
von  dem  Dr.  Weber  aus  Hinter-Indien  einge- 
führt worden  sein,  stellt  wahrscheinlich  aber  eine 
gefüllte  Form  der  D.  Nilhnmmata  Dun.,  welche 
in  der  Kegel  mit  der  D.  fastuosa  L.  verwechselt 
wird ,  dar.  Sie  wird  noch  höher  als  unsere  be- 
kannte I>.  fastuosa,  von  der  sie  sich  durch  völlig 
ganzrandige   Blätter  unterscheidet. 

11.  Dianthus  Heddewigii  und  laciniatiis. 
Von  diesen  haben  wir  zuletzt  im  vorigen  Jahr- 
gange (Seite  52)  gesprochen.  Dort  erwähnten  wir 
einen  D.  Heddewigii  hybridus,  den  die  Gebrü- 
der Dippe  in  Quedlinburg  gezogen  hatten;  auch 
Benary  in  Erfurt  hat  eine  eigene  Abtheilung 
von  Formen  unter  diesem  Namen  bekannt  gemacht. 
Diese  besitzen  einen  kräftigen  Habitus  mit  vielen 
aufrechten,  zwar  starken,  aber  doch  zierlichen  Blü- 
thenstlelen.  Besonders  reizend  ist  die  dunkelroth- 
gefüllte.  Von  der  Kaisernelke  haben  wir  ferner 
eine  gedrängt -wachsende  mit  dem  Beinamen  com- 
pacta.  Auf  Schmuckbeeteu  mit  Arabesken -artigen 
Zeichnungen  und  zu  Einfassimgen  verdienen  die 
chinesischen  Zwerg-  oder  Miniatur- Nelken  Beach- 
tung, zumal  auch  hier  schöne  Formen  vorhanden 
sind.  Schliesslich  machen  wir  auf  die  dicht  ge- 
füllte Form  (plenissirans)  des  Dianthus  Gardne- 
rianus  Hort,  aufmerksam,  zumal  sie  wohlriechend 
ist.  In  dem  Januarhefte  der  Illustration  horticole 
ist  ferner  ein  Dianthus  concinnatus  Leni.  abg:e- 
bildet,  den  Jacob-Makoy  in  Lüttich  direkt  aus 
Japan  bezogen  hat.  Obwohl  er  als  ausdauernd  an- 
gegeben wird,  zweifeln  wir  doch  nicht  daran,  dass 
er  nur  eine  Form  der  D.  Heddewigii,  und  zwar 
der  Abart  laciniatus,  mit  noch  mehr  geschlitzten 
und  grösseren  Blüthen  darstellt.  Auch  D.  Hedde- 
wigii überwintert.  (Ueber  die  Geschichte  dieser 
interessanten  Art  siehe  übrigens  den  2.  Jahrgaiig 
der  Wochenschrift  S.  313). 

12.  Eben  US  pinnata  Desf  ist  ein  Schmet- 
tcrlingsblüthler  aus  der  Abtheilung  der  Esparsett- 
pflauzeti  (lledysareae)  mit  silbergranen,  gefiederten 
Blättern  und  eilänglichen ,  rothen  Aehren,  die  an 
mehre  Klecarten  erinnern.  Vaterland  ist  der  Orient. 
Wir  bezweifeln,  dass  die  Pflanze  grossen  Beifall 
finden    wird. 

13.  Als  Echium  crcticum  wird  eine  Natter- 
zunge   mit    schönen   rothen   Blüthen   empfohlen;   wir 


vermnthen,  dass  die  Pallas'sche  Pflanze  d.  N.,  das 
Echium  rubrum  Jacq.,  darunter  zu  verstehen  ist. 
Wie  unsere  gemeine  Natterzunge,  Echium  vulgare, 
welche  übrigens  eine  unserer  schönsten  Feklpflanzen 
darstellt,  ist  auch  die  genannte  mehr  2-,  als  1-jäh- 
rig. Das  echte  E.  creticum  L.  ist  minder  schön 
und  blüht  zwar  ebenfalls  roth ,  die  Farbe  ist  aber 
mehr,  besonders  beim  Verblühen,  ins  Violette  über- 
gehend. 

14.  Erythraea  raniosissima  Pers.  (pulchella 
Fr.)  stellt  ein  hübsches,  fast  durch  ganz  Deutsch- 
land auf  feuchten  Wiesen  und  Aeckern  wachsendes 
Pflänzchen  aus  der  Familie  der  Gentianeen  dar  und 
ist  als  kleines  Tausendgüldenkraut  hinlänglich  bekannt. 

lö.  Eutoca  Ortgiesiana  Heer  ist  ebenfalls 
ein  nettes  und  in  reichlicher  Fülle  blühendes  Pflänz- 
chen, dessen  Einführung  aus  Mexiko  wir  Rözl 
verdanken.  Dieser  hielt  sie  für  eine  Nemophila, 
mit  der  die  Blüthen  auch  Aehnlichkeit  besitzen. 
Wie  bei  dieser  scheint  die  Farbe  der  letztern  zu 
wechseln,  denn  im  botanischen  Garten  zu  Zürich 
erhielt  man  weisse  und  braungezeichnete,  so  wie 
ganz  braune  Blüthen  und  mit  weissem  Auge.  Die 
Pflanze  ist  im  10.  Bande  von  Hegel's  Gartenflor 
auf  der   337.  Tafel  abgebildet. 

16.  Gaillardia  Drummondii  DC.  ist  als  G. 
bicolor  Lam.  und  picta  Hort,  (nee  Don)  bekannter, 
muss  aber  den  Namen  G.  pulchella  Foug.  führen. 
Sie  ist  ein  Sommergewächs,  wodurch  sie  sich  von 
der  echten  picta  Don  (in  Sweet  fl.  gard.  2.  ser. 
tab.  267)  und  von  G.  aristata  Pursh.,  welche  beide 
sich  ebenfalls  in  unseren  Gärten  befinden,  aber 
Stauden  und  selbst  halbstrauchig  sind,  unterscheidet. 
Lange  schon  ist  G.  Drummondii  in  Kultur,  und 
zwar  in  einer  Anzahl  von  Formen,  die  alle  mehr 
und  weniger  zu  empfehlen  sind.  Zu  denen,  welche 
wir  früher,  zuletzt  im  vorigen  Jahrgange  der  Wo- 
chenschrift, empfohlen  haben  (Seite  62),  fügen  wir 
noch  eine  hinzu,  wo  die  Strahlenblüthchen  weiss, 
die  Scheibenblüthchen  hingegen  citronfarbig  sind, 
und  eine,  wo  die  gelben  Strahlenblüthchen  einen 
weissen  Rand  haben.  Letztere  kommt  als  G.  mar- 
ginata  vor.  Die  neuesten  Sorten:  Josephus  und 
Bosselaari  kennen  wir  nicht;  letztere  soll  dun- 
kelroth  blühen  und  grossblumig  sein.  Zu  empfeh- 
len ist  ferner  die  bereits  bekannte  Zwergform  Gail- 
lardia  Drummondii   nana. 

17.  Gilia  laciniata  R.  et  P.  existirte  schon 
länger  in  botanischen  Gärten  und  verdient  durch- 
aus nicht  empfohlen  zu  werden,  da  sie  an  Schön- 
heit sowohl  der  G.  triculor  Benth.,  als  der  G.  mul- 
ticaulis  Benth.  (achilleaefolia  Lindl.)  nachsteht.  Der 
letztern  ähnelt  sie  am  Meisten,  besitzt  aber  dop- 
pelt kleinere  Blüthen.  Vaterland  ist  Chili,  während 
die   beiden  genannten  in   Kaliforniem   wild   wachsen. 


69 


18.  Die  Godetien,  welche  früher  mit  den 
hauptsächlich  gelbblühendeu  Oenotheren  vereinigt 
waren,  haben  zum  Theil  schöne,  grosse,  weisse  oder 
zartrosafarbige  BlUthen,  die  an  der  Basis  der  Blu- 
menblätter sich  aber  meistens  durch  einen  dunkel- 
rothen  Flecken  auszeichnen.  Sie  finden  sich  schon 
lange  in  den  Verzeichnissen  der  Handelsgärtner  vor, 
wollen  aber  beim  Liebhaber  nicht  recht  Eingang 
finden.  Ursache  mögen  die  grosse  Vergänglichkeit 
der  Blüthen  und  der  steife  Bau  der  ganzen  Pflanze 
sein.  Schon  im  vorigen  Jahre  wurde  eine  unter 
dem  Namen  der  Braut  (the  bride,  s.  vor.  Jahrg. 
S.  51)  empfohlen;  jetzt  werden  2  andere  Formen, 
von  denen  die  eine:  G.  rubicunda  splendens,  sich 
durch  leuchtendere  Farben,  die  andere:  G.  roseo- 
alba  Tom  Thumb)  durch  niedrigeren,  gedrängten 
Wuchs  auszeichnet,   empfohlen   (s.   1.  Jahrg.   S.  66). 

19.  Guizotia  Scliimperi  C  H.  Schultz-Bip. 
stellt  der  bekannten,  ursprünglich  wohl  nur  in  Abys- 
sinien,  in  Ostindien  aber  allgemein  kultivirten  Oel- 
frucht,  G.  olcifera,  die  ebenfalls  früher  bei  uns  als 
solche  nicht  allein,  sondern  auch  als  Zierpflanze  em- 
pfohlen wurde,  sehr  nahe.  Sie  hat  als  letztere  gar 
keinen  Werth,  als  erstere  aber  in  unseren  Klimaten 
sich   nicht  bewährt.l 

20.  Hedysärum  capitatum  Desf.  aus  Nord- 
Afrika  wurde  schon  früher  empfohlen,  befindet  sich 
auch  noch  in  botanischen  Gärten ,  wird  aber  trotz 
der  hübschen  rothen  Blüthenköpfchen  sich  nicht 
lange  Zeit  in  den   Gärten   erhalten. 

21.  Auf  gleiche  Weise  haben  wir  im  vorigen 
Jahrgange  (S.  51)  auf  eine  Sonnenblume  unter  dem 
Namen  Helianthus  macrophyllus  giganteus 
aufmerksam  gemacht.  Die  grossen  Blätter  schlagen 
sich  an  dem  18  Fuss  (V)  hohen  Stengel,  der  nur 
mit  einem  einzigen  grossen  Blüthenkörbchen  endigt, 
zurück.  Leider  soll  diese  aus  Algerien  stammende 
Pflanze  bei  uns  nur  selten  zur  Blüthe  kommen, 
weshalb  die  ähnliche  Abart  H.  an n uns  uniflorus, 
von  der  man  eine  Foi'm  mit  Schwefel-  imd  eine  mit 
goldgelben  Blüthenkörbchen  besitzt,  den  Vorzug- 
verdient.  Was  neuerdings  als  Helianthus  cali- 
fornicus  insignis  aus  Belgien  in  den  Handel  ge- 
kommen ist,  scheint  die  Form  zu  sein,  welche  die 
Engländer  als  greencentred,  Otto  in  Hamburg 
aber  als  Helianthus  centroehlorus  bekannt  ge- 
macht haben.  Von  dem  echten  H.  ealifornicus, 
wo  die  mittelsten  Blüthchen  stets  eine  gelblich- 
grüne Farbe  besitzen,  unterscheidet  sich  genannte 
Form  nur  durch   lebhaftere   Farbe. 

22.  Hibiscus  hispidus  Mill.  war  ebenfalls 
früher  schon  einmal  in  den  Gärten  und  zwar  meist 
unter  dem  Namen  H.  Humboldtii.  Die  Art  ge- 
hört zu  der  Gruppe  des  H.  Trionum  L.  und  in 
die    Nähe  des  früher  schon    erwähnten   H.   calisurus 


(calizureus,  s.  Wochenschr.  1.  Jahrg.  S.  67).  Wahr- 
scheinlich ist  sie  identisch  mit  H.  Thunbergii 
Hort.  Auch  diese  Pflanze  möchte  keinen  dauern- 
den Werth   behalten. 

23.  Hunnemannia  fumarioides  Sweet  ist 
eine  Papaveracee  vom  Ansehen  einer  Fumaria,  aber 
mit  gelben,  bald  abfallenden  Blüthen,  ähnlich  den 
Eschscholtzien.  Sie  war  schon  früher  in  den  Gär- 
ten  und  stammt  aus  Mexiko. 

24.  Von  Kaulfussia  amelloides  Nees  (Cha- 
rieis  Neesii  Cass.)  existirt  jetzt  eine  sehr  dunkel- 
blühende Form  mit  der  Bezeichnung  „atroviolacea", 
die  Beachtung  verdient.  Früher  (1.  Jahrg.  S.  47) 
haben  wir  auf  eine  rosenroth -blühende  Form  auf- 
merksam gemacht. 

25.  Die  Levcojen  haben,  wie  die  Astern,  eine 
grosse  Vervollkommnung  erhalten.  Die  Zahl  der 
Formen  beläuft  sich,  wenn  wir  uns  nur  auf  die 
einjährige  Matthiola  (Cheiranthus)  annua  Sweet 
beschränken,  bereits  auf  18:  diese  sind  wiederum 
zusammen  in  210  Farben  vertreten.  Dazu  kommen 
noch  2  Sorten  Kaiser-  und  3  Sorten  eigentliche 
Winter -Levkojen:  Matthiola  (Cheiranthus)  incana 
R.Br.,  welche  zusammen  in  52  Farben  vertreten  sind. 

26.  Obwohl  wir  wiederholt  gerügt  haben,  dass 
Lobelia  erinoides  gar  nicht  in  unsern  Gärten 
vorkommt  und  dass  man  dafür  L.  bicölor  kulti- 
virt,  sehen  wir  immer  noch  den  ersteren  falschen 
Namen  in  den  Verzeichnissen  grade  einiger  renom- 
mirterer  Gärtnereien.  Dass  aber  L.  bicolor  Sims 
ebenfalls  nichts  weiter  ist,  als  die  alte  L.  Erinus 
L.,  haben  wir  ebenfalls  schon  ausgesprochen.  Man 
könnte  höchstens  mit  L.  bicolor  alle  die  Formen 
bezeichnen,  welche  ein  weisses  oder  gelbliches  Auge 
haben.  Von  der  Kristall-Palast-Lobelic,  (die  nichts 
weiter  darstellt  als  Lobelia  speciosa,  d.  h.  die  Form, 
wo  die  schönen  und  grossen  blauen  Blüthen  ein 
grosses  weisses  Auge  haben)  hat  man  wieder  eine 
mehr  gedrängt  wachsende  Form  erhalten,  die  jetzt 
in  England  allgemein  zu  Einfassungen,  namentlich 
am  Krystallpalast  von  Sydenham,  benutzt  wird  und 
den  Namen  L.  Paxtoniana  hat.  Unter  diesem 
Namen  führt  man  in  Belgien  aber  wiederum  die 
echte  Lobelia  marmorata,  welche  Vilmorin- 
Andrieux  et  Co.  in  Paris  eingeführt  haben  und 
welche  bläulich -weisse  Blumen  mit  breitem,  tief- 
blauem Rande  besitzt.  Was  man  jetzt  als  Lobe- 
lia grandiflora  stellata  in  den  Handel  gebracht 
hat,  ist  ebenfalls  eine  L.  speeiosa;  bei  der  echten 
L.  grandiflora  sind  die  ganzen  Pflanzen  etwas 
bräunlich  und  das  Auge  in  den  blauen  Blumen  hat 
noch  bläuliche  Punkte.  Lobelia  Erinus  kerme- 
sina  hat  mehr  kupfer-,  als  karmoisinrothe  Blumen. 
Lobelia  Cracoviense  ist  eine  blassblühcnde  Form. 

(Fortsetzung  folgt.) 


70 


Neue  Varietäten  der  Gurke 

(Cucumis  satirus  L.) 
3l)rf  ^fnnjttdjrn,  l^ultur,  (Piticn|'d)aftfn  unb  ^mubung. 

Von  J.   G.  Meyer,  Handelsgärtuer  in   irim. 

TJlmer  grüne  halblange  sehr  frühe  volltragende  Gurke. 

Früchte  niittelgross,  5  —  9  Zoll  lang,  ziemlich 
dick,  grün  und  warzig,  der  gewöhnlichen  mittel- 
langeu  Landgurke  ähnlich,  unterscheidet  sich  aber 
von  dieser  durch  ihre  sehr  frühzeitige,  sehr  reich- 
liche, bis  zum  Spätherbste  andauernde  Fruchtbarkeit, 
da  sie,  mit  der  gewöhnlichen  mittellangen  Gurke 
zugleich  angebaut,  ihre  Früchte  14  Tage  früher, 
als  diese,  bringt  und  an  Ertrag  dieselbe  wohl  3 — 4 
Mal  übertrifft.  Vorzügliche  frühe  Treib-  und  Land- 
gurke,  von   uns  erzogen. 

Neue  belgische  Treibgurke. 

Früchte  ziemlich  gross,  grün;  sie  erreichen  die 
Grösse  der  gewöhnlichen  Schlangengurke.  Vorzüg- 
lich schöne  Treibgurke,  im  Freien  angebaut,  ist  sie 
jedoch  nicht  früher,  wie  die   Schlangengurke. 

Schlangengurke  von  Athen. 

Früchte  12 — 16  Zoll  lang,  glatt  und  dunkel- 
grün mit  viel  feinem  und  recht  schmackhaftem 
Fleische,  früh  und  sehr  reichlich  tragend.  Sie  setzt 
schon  frühzeitig,  noch  als  sehr  kleine  Pflanze,  im 
Mistbeet,  wie  im  Freien,  Früchte  an.  Vorzüg- 
liche Treib-  und  Lands-urke. 

Frühe  Gurke  aus  Grusien. 

Früchte  raittellang,  grün;  sehr  früh  und  reich- 
lich tragend,  zum  Anbau  auf  freien  Gartenbeeten 
in  mehr  rauher  Lage  oder  iu  nördlichen  Gegenden 
vorzüglich  geeignet. 

Empereur  of  Romain. 

Früchte  gegen  1^-  Fuss  lang,  dick,  grün  und 
sehr  wohlschmeckend.  Gute  Treibgurke,  eignet  sich 
auch  für  den  Anbau  im  Freien,  gibt  aber  daselbst 
nur  wenig  Samen. 

Brasiliaaische  Treibgurke. 

Früchte  gleich  der  vorigen,  nur  weniger  dick, 
trägt  im  Mistbeet,  wie  im  freien  Lande,  sehr  reich- 
lich. 

Neue  grünbleibende  chinesische  Gurke. 

Früchte  1|-— 2  Fuss  lang,  ziemlich  dick,  dun- 
kelgrün, mit  weisslichem,  feinem,  faserlosem,  sehr 
schmackhaftem  Fleische.  Tragt  früh  und  sehr  reich- 
lich.    Vorzügliche  Landgurke. 


Neue  blassgrüne  chinesische  Gurke. 

Früchte  1^ — 2  Fuss  lang,  ziemlich  dick,  blass- 
grün, sehr  fleischig,  ziemlich  früh  und  sehr  reich- 
lich tragend.     Vorzügliche  Landgurke. 

Arnstädter   Riesengurke. 

Früchte  2  Fuss  lang  und  länger,  ziemlich  dick, 
weiss  und  glatt,  aber  mit  mehr  wässrigem  Fleische. 
Sehr  reichlich  tragend,  setzt  in  solcher  Menge  an, 
dass  die  Früchte  wirklich  übereinander  liegen  und 
wird  besonders   in   Mistbeeten   sehr  schön. 

Gurke  aus  der  Mongolei. 

Früchte  gegen  2  Fuss  lang  und  länger,  dunkel- 
grün, etwas  gebogen,  am  Stiel  zugespitzt,  sehr  flei- 
schig und  von  angenehmem  Geschmacke;  trägt  be- 
sonders in  Mistbeeten  sehr  grosse  Früchte.  Wohl 
die  schönste  der  grünen   Gurken. 

Kultur,  Eigenschaften,  Benutzung. 

Die  Gurken  gedeihen  am  besten  auf  gut  ge- 
trocknetem, mürbem,  leichtem  und  fettem  Garten- 
boden in  recht  sonniger  und  geschützter  Lage.  Die 
Gartenbeete,  auf  welchem  im  Frühlinge  Gurken  an- 
gebaut werden,  müssen  schon  vor  dem  Winter  gut 
und  tief  gegraben  sein  und  bis  zum  Frühlinge  rauh 
liegen.  Während  dieser  Zeit  breitet  man  eine  reich- 
liche Düngung  von  frischem  Pferdemist  über  das 
Land,  was  im  kommenden  Frühjahre  wiederholt  gut 
und  tief  gegraben  und  mit  der  Harke  (Rechen)  ge- 
ebnet wird. 

Die  Kultur  dieser  Pflanze  findet  auf  eine  sehr 
verschiedene  Weise  statt;  die  gewöhnlichste  und 
einfachste  ist  diejenige,  nach  welcher,  je  nach  der 
Witterung,  im  Ausgange  des  April,  im  Monat  Mai, 
in  der  Mitte  eines  4  Fuss  breiten  Gartenbeetes 
nach  ausgespannter  Pflanzschnur  eine  1  Zoll  tiefe 
Furche  gezogen  wird,  in  welche  die  Gurkenkerne, 
6 — 8  Zoll  von  einander  entfernt,  eingelegt  und  so- 
dann mit  der  ausgeworfenen  Erde  mittelst  einer 
Harke  bedeckt  werden.  Verwendet  man  zu  der 
Anzucht  der  Gurke  breite  Gartenbeete,  wie  dies 
bei  den  Gemüsegärtnern  der  Fall  ist,  so  legt  man 
die  Samenkörner  in  mehrern,  je  2  Fuss  von  einan- 
der entfernten  Eeihen.  Von  den  aufgekeimten 
Pflanzen  lässt  man  auf  1^  —  2  Fuss  Entfernung 
nur  eine,  die  stärkste  Pflanze  stehen,  behackt  diese, 
so  lange  es  irgend  möglich  ist,  zu  mehrern  Ma- 
len und  hält  sie  von  Unkraut  rein.  Um  die  mehr 
breiten  Gartenbeete  legt  man  an  den  Wegen  und 
an  allen  Seiten  um  das  Beet  eine  Reihe  Zwerg- 
bolinen;  die  Ranken  der  Gurken  bleiben  dadurch 
mehr  auf  den  Beeten  und  wachsen  nicht  so  häufig 
in  die   Wege,   wo  sie   oft   abgetreten   werden.     Auf 


71 


diesen  Beeten  können  sodann  in  Mitte  von  je  2 
Guikenreihen,  1 — 2  Reihen  früher  Kopfsalat  einge- 
pflanzt werden,  welcher  schon  zeitig  abgeerndtet 
wird,  damit  die  Gurken  später  den  zu  ihrem  Wachs- 
thume  nöthigen  Raum  erhalten.  —  Will  man  auf 
schwererem  Boden,  wie  in  neu  kultivirten  Gärten, 
oder  auf  Ackerfeldern,  Gurken  erziehen ,  so  wirft 
man  mit  einem  Spaten  nach  einer  ausgespannten 
Pflanzschnur,  auf  je  2  Fuss  Entfernung,  einen  Spa- 
tenstich tiefe  und  ebenso  breite  Löcher  aus,  füllt 
diese  mit  leichter  und  kräftiger  Erde  und  legt  die 
Samen,  oder  pflanzt  die  jungen  in  Töpfen  erzoge- 
nen Gurkenpflanzen  darauf.  Später  schneidet  man 
die  schwächeren  Pflanzen  aus,  so  dass  auf  jedem 
ausgefüllten  Loche  eine,  höchstens  2  der  stärksten 
Pflanzen  stehen  bleiben.  — ■  Um  sehr  frühe  Land- 
gurken zu  erziehen,  füllt  man  im  Anfang  oder  zu 
Mitte  des  Monats  März  kleine,  2,''  bis  3  Zoll  hohe 
und  ebenso  breite  Blumentöpfe  mit  lockerer,  leich- 
ter Erde,  legt  in  diese  2 — 3  Gurkenkerne  vertheilt 
und  näher  an  den  Rand  der  Töpfe,  stellt  diese 
in  ein  halb  warmes  Mistbeet,  das  fleissig  gelüftet 
wird,  an  der  längeren  oberen  Seite  hart  an  das 
Brett  und  hält  sie  massig  feucht.  Sind  die  Gur- 
kenpflanzen 3 — -4  Zoll  hoch  herangewachsen,  so 
verpflanzt  man  sie  auf  eine  Entfernung  von  2  Fuss 
auf  die  Gartenbeete,  oder  in  die  gemachten,  mit 
lockerer  Erde  ausgefüllten  Gruben  und  lässt  künf- 
tig nur  eine,  höchstens  2  der  stärksten  Pflanzen 
auf  der  gegebenen  Entfernung  stehen.  Ist  die 
Witterung  zu  dieser  Zeit  diesem  Auspflanzen,  weil 
es  noch  rauh  und  kalt  ist,  ungünstig,  so  verpflanzt 
man  die  Gurkenpflanzen  je  einzeln  in  besondere 
Töpfe  und  hält  sie  noch  so  lange  in  Mistbeeten  mit 
Fenster  oder  auch  nur  mit  Strohdecken  und  Laden 
bedeckt,  bis  eine  günstige  Witterung  ihr  Auspflan- 
zen gestattet. 

Gurken  an  Spalieren.  Die  Gurken  lassen 
sich  auch  recht  gut  an  Spalieren  erziehen  und  brin- 
gen daselbst  besonders  schöne  und  grosse  Früchte. 
An  einer  sonnigen  Mauer  errichtet  man  sich  aus 
Stäben,  Reiten  oder  Eisendraht  ein  Geländer,  pflanzt 
die  Gurken  auf  eine  der  oben  erwähnten  Methoden 
2  Fuss  von  einander  entfernt  an  dasselbe  und  hef- 
tet die  Ranken  nach  ihrem  fortschreitenden  Wachs- 
thume,  ohne  aber  diese  Rauken  zu  verdrehen  oder 
zu  beschädigen,  an  das  Spalier.  Oder  man  schlägt 
an  allen  vier  Seiten  und  auch  in  der  Mitte  eines 
mehr  schmalen  Beetes  Pfähle  in  die  Erde  fest,  dass 
sie  1  Fuss  hoch  über  dem  Beete  stehen.  Auf 
diese  Pfähle  nagelt  man  ein  aus  dünnen  Stäben 
oder  Reifen  gefertigtes  Gitter,  zieht  die  jungen 
Rauken  der  Gurken  durch  die  Zwischenräume  des- 
selben und  heftet  sie  nach  ihrem  fortschreitenden 
Wachsthume  mit  Bast  über  dem  Gitter  an. 


Treiben  der  Gurken.  In  der  Mitte  oder  am 
Ausgange  des  Januar  und  im  Anfange  des  Februar 
errichtet  man ,  sobald  man  sich  die  hierzu  er- 
forderlichen Gurkenpflänzchen  in  Töpfen  erzogen 
und  dieselben,  nachdem  sie  1  —  L^  Zoll  hoch  heran- 
gewachsen sind,  in  andere  Töpfe  umgepflanzt  hat, 
ein  ziemlich  warmes,  die  Wärme  anhaltendes  Mist- 
beet. Die  Düngerlage  muss  in  demselben  aber 
ziemlich  hoch  und  zu  der  Erzeugung  einer  länger 
andauernden  Wärme  mit  i  Laub  vei-mischt  werden. 
Auf  diese  Düngerlage  bringt  man  eine  6  —  8  Zoll 
hohe  Schicht  Mistbeeterde  mit  etwas  Sand  ver- 
mengt. Nachdem  nun  diese  Endlage  gehörig  er- 
wärmt und  das  Beet  abgedampft  ist,  setzt  man 
von  den  in  Töpfen  angezogenen  Gurkenpflanzen 
durch  ein  vorsichtiges  Austopfen,  ohne  ihre  Wur- 
zeln zu  beschädigen,  etwa  3 — 4  Pflanzen  unter  ein 
Fenster  imd  diese  bis  zu  ihren  Samenlappen  je 
unter  die  Mitte  einer  Glasscheibe.  Werden  später 
die  Pflanzen  begossen,  so  muss  dies  nur  bei  heite- 
rer Witterung  und  mit  lauwarmen  Wasser  gesche- 
hen. Später  schneidet  man  die  Triebe  der  Gurken- 
pflanzen über  dem  5.- — 6.  Auge  ab,  hakt  den  Trieb 
mittelst  Häkchen  aus  Reisig  nieder  und  leitet  die 
sich  später  entwickelnden  Seitenranken  durch  Nie- 
derhaken so,  dass  sie  sich  möglichst  gleichförmig  über 
das  ganze  Beet  verbreiten.  In  der  Folge  lässt 
man  sie  ruhig  fortwachsen  und  hakt  sie  nur  noch 
an  jenen  Stellen  nieder,  wo  sie  sich  gegen  die 
Fenster  emporrichten.  Gelüftet  wird  reichlich,  so 
wie  dies  die  Witterung  möglich  macht;  besonders 
zur  Zeit  des  Ansetzens  der  Früchte  wollen  sie 
luftig,  aber  auch  warm,  gehalten  sein.  Man  ver- 
säume daher  die  Erneuerung  der  Umschläge  nicht, 
sobald  dies  nöthig  wird.  —  Zu  einer  spätem  Gur- 
kentreiberei genügen  meist  halbwarme  Mistbeete,  wel- 
che aber  am  zweckmässigsten  so  tief  angelegt  wer- 
den, dass  die  Erde  in  dem  Älistbeete'  mit  den  diesen 
Kasten  umgebenden  Gartenbeeten  gleich  hoch  liegt. 
Die  Gurkenpflanzen  werden  auf  dieselbe  Weise  in 
Töpfen  angezogen  und  eingepflanzt;  man  lässt  sie  aber, 
ohne  ihre  Triebe  zu  verkürzen,  ungestört  fortwaeh- 
sen.  Gestattet  ihnen  später  der  Mistbeetkasten  nicht 
mehr  den  zu  ihrem  Wachsthume  erforderlichen  Raum, 
so  nimmt  man  den  Kasten  stückweise  aus  einander 
und  lässt  die  Ranken  auf  dem  Gartenbeete  sich 
verbreiten. 

Unser  1864"  Preis- Verzeichniss  ist  erschienen 
und  wird  auf  frankirte  Anforderungen  gratis  und 
postfrei  eingesandt. 

Celle  in  Hannover,  im  Januar   1864. 

J.  L.  Schiebler  k  Sohn, 

Königl.   Hof-Sameiihandlung  und 
Baumschulen. 


72 


Wir  zeigen  hiermit  ergebenst  an,    dass  wir  um 
beigesetzte  Preise  oflFeriren : 
Apfelstämme  von   6  —  8  Fuss   Höhe,    100   Stück 

25—30  Thlr. 
Aepfel-  und   Birn-Wildlinge,    3-jährig   ver- 
pflanzte,  sehr  schön,  mit  Wurzeln  reichlich 

versehen,    1000   Stück 12  Thlr. 

Kirsch -Wildlinge    für    Strassen    und    Baumschulen, 
von  4—8  Fuss   10  Zoll  hoch,   100   Stück 

2—2}^   u.  3|  Thlr. 
Ostheimer  Weichsel,  verpflanzte,    100   Stück 

6  Thlr. 
Kosen-Sämlinge,    1 -jährig,   1000   Stück    .     3^  Thlr. 
j,  2-jährig,  verpflanzte,    1000  Stück 

8  Thlr. 
Waldstämme,  100  Stück  von  1,|  Thlr  au  bis  3  Thlr. 
Rüthtaune,  verpflanzte,   S-jährig,    1000  Stück 

3—4  Thlr. 
Linden    zu    Alleen    von    6^12  Fuss    Stammhöhe, 

100  Stück von  6  —  12  Thlr. 

Sträucher:  die  neuesten  Weigelen,  Spiräeu,  Deut- 
zien etc.,  1 — 4  Fuss  hoch,  100  Stück  4  Thlr. 
Viola  matronalis  fl.  albo  pleno,  100  Stück  4  Thlr. 
Eiesen-Spargel,  2 — 3-jährig,  100  Stück  15 — 25Sgr. 
Levkojen-Samen  (Topf-Samen,   extra),   30  Sorten   ä 

1  Loth 25  Thlr. 

Desgleichen,  30  Sorten  ä  1  Prise  .  .  1  Thlr. 
Desgleichen,  gemischt  a  Loth  ....  20  Sgr. 
Astern  in  den  schönsten  Päonien-Sorten,  Pyramiden 
etc.,  30  Sorten  ä  1  Loth  ...  20  Thlr. 
Ahorn  und  Eschen  von  8  —  9  Fuss  Höhe  zu  An- 
lagen und  Unterlagen  ä   100  Stück  .    6  Thlr. 

Hersfeld  (Kurfürstenthum  Hessen)   im   Februar. 

Gr.  R-udolpli. 


Die  Gewerbe- Vereins -Baumschule  zu 
Görlitz  ofi'erirt  zu  billigen,  bei  grösseren  Parthien 
zu  ermässigteu  Preisen  500  Stück  Gehölze  etc.  zu 
Park  -  Anlagen.  Kataloge  werden  auf  Verlangen 
franco  zugesendet. 


Preis  -  Verzeichnisse  über  meine   sehr  reichhal- 
tigen Sortimente  der  neuesten   und  schönsten: 

Uimer  Gemüse-,  Feld-  und  Bliiuiensamen  etc. 

stehen  franko   zu  Diensten. 

J.  <i.  illeyer, 

Haudelsgärtner  in  Ulm. 


Spanische  Sämereien. 

Es  sind  dem  Vereine  Blumen-  und  Gemüse- 
Sämereien,  welche  Madame  Schütze  (Victoria-H6- 
tel  in  Berlin  unter  den  Linden)  auf  ihrer  Reise  in 
Spanien  gesammelt  hat,  durch  deren  Freundlichkeit 
zur  Verfügung  gestellt  worden,  um  Anbau- Versuche 
damit  anzustellen.  Auch  Mitgliedern,  welche  sich 
dafür  interessiren,  steht  noch  etwas  davon  zu  Ge- 
bote, wenn  sie  sich  binnen  8  Tagen  an  den  Herrn 
Inspektor  Bouch^  im  botanischen  Garten  wenden 
und  sich  bereit  erklären,  im  Herbste  darüber  Be- 
richt zu  erstatten. 


Pflanzen-Katalog. 

Unser  reichhaltiges  Lager  über 

Pflanzen  für  das  freie  Land,  über  Laubhölzer,  Sträu- 
cher, Koniferen,  Obstbäume  und  Fruchtsorten,  so  wie 
über  Flor-  und  Modeblumen,   Azaleen  und  Kamellien 

liegt  nun  zum  Versand  bereit  und  wird  auf  frau- 
kirte  Aufforderung  franko  und  unentgeltlich  von 
uns   versendet. 

Laureatius'sche  Gärtnerei  zu  Leipzig. 


In  der  herrschaftlichen  Gärtnerei  auf  dem  Do- 
minium Kropstedt  bei  W^itteuberg  (Provinz  Sachsen) 
sind  c.  300  Stück  starke,  gut-durchwiuterte  Auanas- 
Fruchtpflanzen,  desgleichen  Folgepflanzeu  und  Kin- 
del,  alle  in  Töpfen  und  gut  ausgewachsen,  pi-eis- 
würdig  abzugeben. 

Kropstedt  bei  Wittenberg, 
am   25.  Februar   1864. 

Gr.  IXicliei-, 

Gärtner. 


Raucher  -  Apparate 

zur  Vertilgung  der  schädlichen  Insekten  und  Blatt- 
läuse in  den  Treibhäusern  und  Beeten,  mit  Tabak 
und  Insektenpulver  zu  räuchern,  die  grossen  zu 
3^  Thlr,  die  kleiueren  zu  2<^-  Thlr  pro  Stück,  sind 
wieder  vorräthig,  und  werden  auf  Bestellung  nach 
allen   Gegenden  verschickt,  von 

J.  Bevger, 

Klempnermeister, 

Leipzigerstr.   92  in  Berlin. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
KommaQdanteu-;Stra&de  No.  SS- 


Druck  der  C.   Feiste  r 'sehen   Buclidruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  i. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  ziir  ßeförderniig  des  (larteiibaues  in  den  Königl.  Preussischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
P*i"ofessoi"  I>r.  Karl  Koch., 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  10. 


Berlin,  den    12.  März 


1864. 


Prei.s  des  Jahrganges  5^  Tlilr..   sowohl  bei  Bezug  durch   den  Buchhandel,    als  auch   franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post -Vereines. 


Inhalt:  436.  Versammlu.ng  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  am  28.  Februar.  —  Einige  Blattpflanzen-Gruppen  im 
Freien.  Vom  Rosengärtner  Herger  in  Köstritz.  —  Die  neuen  Sommergewächse  des  Freilandes.  (Fortsetzung.)  —  Die 
Wonderful-Erbse.    Von  H.   Schiebler  in  Celle. 


436.  Vcr^aiuiuliiii;^ 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  Ciartenbaaes, 

am   28.  Februar. 

Der  Vorsitzeude,  Geh.  Ober-Regieruugsrath 
Knerk,  theilte  mit,  dass  der  Vorstand  beschlossen, 
einen  Vertreter  des  Vereines  zu  der  in  den  Tagen 
vom  24.  April  bis  6.  Mai  in  Brüssel  stattfindenden 
allgemeinen  Pflanzen  -  Ausstellung  zu  senden  und 
dass  Se.  Excellenz,  der  Minister  der  laudwirthschat't- 
lichen  Angelegenheiten,  zu  diesem  Zwecke  dem  Ver- 
eine eine  iSumme  bereits  überwiesen  habe.  Er  er- 
laube sich  deshalb  den  General-Hekretär,  Professor 
Koch,  um  so  mehr  dazu  vorzuschlagen,  als  der- 
selbe mit  den  dortigen  Verhältnissen  genau  vertraut 
sei.  Es  würde  aber  überhaupt  gut  sein,  wenn  aus- 
serdem noch  Mitglieder  des  Vereines,  und  nament- 
lich die,  welche  ebenfalls  eine  Einladung  erhalten, 
die  Ausstellung  besuchen  und  an  (ien  Zusprechuu- 
gan  der  Preise  Theil  nehmen.  Bei  der  Bedeutung, 
welche  der  Berliner  Verein  nicht  allein  in  Deutseh- 
laud,  sondern  auch  im  Auslände  einnehme,  müsse 
er  bei  allen  Gelegenheiten  würdig  vertreten  sein. 
Nicht  minder  möchte  eine  Betheiligung  an  der 
Ausstellung  im  Interesse  des  Vereines  und  der  Ber- 
liner Gärtnerei  liegen.  Manche  Berliner  Kulturen,  er 
wolle  nur  an  die  Blattpflanzen  und  mehre  Blüthen- 
sträucher  erinnern,  erfreuten  sich  überall  eines  gu- 
ten Rufes.  Auch  nach  Professor  Koch  müsse  Ber- 
lin die  günstige  Gelegenheit  ergreifen,  um  dem 
Auslande  zu   zeigen,  auf  welchem  Standpunkte  seine 


Gärtnerei  stände.  Grade  diese  Ausstellung  in  Brüs- 
sel, an  der  wahrscheinlich  alle  bedeutenderen  Gärt- 
nereien Europa's  Antheil  nehmen,  sei  geeignet,  einen 
Wettkampf  anzunehmen,  aus  dem  Berlin  vielleicht 
gekrönt  hervorgehe.  Allerdings  stehe  Berlin  wegen 
seiner  grossen  Entfernung  von  Brüssel,  nicht  weni- 
ger aber  auch  wegen  seines  Ende  April  immer  noch 
rauhen  Klinia's,  gegen  andere  günstiger  gelegene 
Orte  im  Nachtheil;  es  hänge  selbst  die  Betheili- 
gung überhaupt  noch   vom   Wetter  ab. 

Eine  Theilnahme  Einzelner  möchte  seiner  Mei- 
nung nach  nicht  ratlisam  sein,  weil  dann  sehr  sorg- 
fältige Einpackungen  stattfinden  müssen  und  auch 
der  Trausport  bedeutende  Summen  beansprucht; 
wohl  aber  müsste  der  Verein  als  solcher  die  An- 
gelegenheit in  die  Hand  nehmen  und  eine  allge- 
meinere Betheiligung  veranlassen.  Damit  die  Pflan- 
zen auf  dem  langen  Transpurte  gegen  Beschädigung 
gesichert  werden,  sei  es  vor  Allem  nothwendig, 
einen  ganzen  Eisenbahnwagen  zu  miethen  und  zu 
veranlassen,  dass  dieser  ohne  Aufenthalt  selbst  über 
die  belgische  Grenze  nach  Brüssel  gehen  könne. 
Gärtner  müssten  hier  das  Einsetzen  in  den  Wagen, 
resp.  die  Verpackung  übernehmen.  Es  muss  auch 
Sorge  getragen  werden,  dass  selbst  weniger  empfind- 
liche Pflanzen  gegen  die,  durch  Schütteln  des  Wa- 
gens während  der  Fahrt  unvermeidlichen  Reibungen, 
durch  Vorkehrungen  möglichst  geschützt  werden. 
Sei  dieses  nicht  möglich,  könne  man  nicht  einen 
ganzen  Wagen  zur  Verfügung  bekommen,  so  sei 
es  besser,  sich  gar  nicht  zu  betheiligen.  Damit  die 
Angelegenheit  reiflich  überlegt  werde,  bitte  er  den 

10 


74 


Vorsitzenden,    einen    Ausschuss    zu    erwählen.      Es 
wurden  demnach 

Geh.   Eegierungsrath  Hey  der, 

Inspektor  Bouchd, 

Universitätsgärtner  Sauer, 

Reutier  Dauneel, 

Kunst-  und  Handelsgärtner  L.  Mathieu, 

Kunst-  und  Handelsgärtner  Hoffmann, 

Kunst-  und  Handelsgärtuer  Lackner, 

Obergärtner  Gaerdt, 

Obergärtner  Boese  und 

Obergärtner  Kraus 
ersucht,   unter    dem   Vorsitze    des   General-Sekretärs 
zusammenzutreten   und   in  der  nächsten  Sitzung  dar- 
über Mittheilungen,  resp.  Vorschläge   zu  machen. 
Ausserdem  ernanute  der  Vorsitzende  den 

Kunst-  und  Handelsgärtuer  Späth 
zum  Ordner  bei  der  am  3.  April  stattfindenden 
Frühjahrs-Ausstellung,  welche  dieses  Mal  nicht  im 
EngHscheu  Hause,  sondern  in  der  Aula  der  Kö- 
niglichen Thierarzneischule  stattfinden  wird, 
zu  Preisrichtern  hingegen: 

Hofbuchdrucker  Hänel  in  Magdeburg, 

Kunst-   und  Handelsgärtner  Lieb  ig   in  Dresden, 

Kunst-  und  Haudelsg.    Ferd.    Haage  in  Erfurt, 

Hofgärtner  Brasch  in  Monbijou   und 

Obergärtner   Gaerdt  in  Moabit. 

Der  Sekretär  der  Gesellschaft  der  Garten- 
freunde, Dr.  Müller,  zeigte  an,  dass  die  Ausstel- 
lung derselben  am  2L  März  stattfinde  und  legte 
die  betreffenden  Programme  vor. 

Inspektor  Bon  che  berichtete  über  die  ausge- 
stellten Pflanzen,  welche  aus  4  Gärten  eingeliefert 
waren.  Kommerzienrath  Danuenberger  hatte 
durch  seinen  Obei-gärtner  Langguth  eine  Schau- 
pflanze des  Leucopogon  Cunniughami  von 
seltener  Schönheit,  Eeutier  Danneel  aber  durch 
seinen  Obergärtner  Pasewaldt  ebenfalls  eine  präch- 
tige Schaupflanze,  Azalea  Exquisite,  ausgestellt. 
Der  ersteren  wurde  später  von  Seiten  der  Preis- 
richter der  Monatspreis  zuerkannt.  Beide  Schau- 
pflanzen besassen  einen  kurzen  Stamm,  auf  dem 
sich  eine  kugelförmige  Krone  bei  dem  Leucopogon 
von  3,  bei  der  Azalea  von  3}^  Fuss  befand.  Der 
Topf  beider  enthielt  nur  den  Durchmesser  von  13 
Zoll.  Zum  ersten  Male  sah  man,  von  Seiten  des 
Obergärtners  Kraus  im  Garten  des  Ritterguts- 
besitzers Mor.  Reichenheira  ausgestellt,  blühende 
Exemplare  der  beiden  Formen  der  reizenden  Pha- 
laenopsls  Schilleriana  neben  einander  (s.  vorig. 
Jahrgang  S.  331)  und  vermochte  demnach  deren 
Werth  zu  beurtheilen.  In  den  Blüthen  fand  sich 
bei  beiden  Formen  ein  geringer  Unterschied  vor; 
diese  waren  bei  der  einen,  aber  vielleicht  nur  zu- 
fällig, etwas  grösser.    Auch  selbst  die  Art  der  Zeich- 


nung auf  den  Blättern  möchte  mehr  von  der  Kul- 
tur und  sonstigen  Zufälligkeiten  abhängen.  Wir 
haben  bereits  früher  Porte'sche  Exemplare  gesehen, 
wo  die  Blätter  ebenfalls  dieselbe  Zeichnung  besas- 
sen, wie  die  der  Pflanzen,  welche  durch  Schiller 
eingeführt  wurden.  Ein  Blatt  der  ersteren  hatte 
hier  sogar  z-ur  Hälfte  zebraartige  Zeichnung,  wäh- 
rend die  andere  mit  unregelmässigen  Flecken  ver- 
sehen war.  Ausserdem  verdankte  man  noch  dem 
Obergärtner  Kraus  ein  blühendes  Dendrobium 
Fytchiauum,  was  bisher  bei  uns  noch  nicht  be- 
kannt war.    Die  Art  gehört  nicht  zu  den  schöneren. 

Obergärtner  Boese  aus  dem  Garten  des  Kom- 
merzienrathes  Leonor  Reichenheim  übergab  da- 
gegen einen  Blüthenzweig  von  der  Abart  des  Den- 
drobium nobile,  welche  mit  Recht  den  Beinamen 
pulcherrimum,  d.  i.  das  schönste,  führt.  Diese 
Abart  kann  Orchideen-Liebhabern  gar  nicht  genug 
empfohlen  werden.  Ausserdem  legte  Obergärtner 
Boese  einen  reichlich  mit  rothen  Früchten  besetz- 
ten Zweig  der  Eugenia  australis  vor,  um  auch  in 
dieser  Hinsicht  auf  die  Schönheit  des  Strauches  auf- 
merksam zu  machen.  Zwar  wurde,  namentlich  vom 
Inspektor  Bouch^,  behauptet,  dass  solche  Frucht- 
fülle keineswegs  eine  Seltenheit  und  bei  älteren 
Pflanzen  ganz  gewöhnlich  sei,  während  Professor 
Koch  dagegen  mittheilte,  auf  seinen  vielen  Wan- 
derungen in  den  Gärten  die  Eugenia  australis 
wohl  häufig  in  reichlicher  Blüthe  und  später  dann 
auch  mit  Früchten  besetzt  gesehen  zu  haben,  aber 
in  letzterer  Hinsicht  doch  nie  in  solcher  Fülle  und 
Ueppigkeit;  die  Pflanze,  welche  diesen  Zweig  ge- 
Hefert,  möchte  deshalb  doch  wohl  eine  besondere 
Sorgfalt  in  der  Behandlung  erfahren  haben.  Nach 
Obergärtner  Boese  stammt  der  Zweig  von  keinem 
alten,  sondern  grade  von  einem  jungen  Exemplare, 
was,  ziemlich  frei  und  dem  besten  Lichte  ausge- 
setzt,   in  einem  Kalthause  gestanden  hatte. 

Kunst-  und  Handelsgärtner  A.  Verschaffelt 
in  Gent  hatte  dem  Professor  Koch  das  Blatt  eines 
Gymnostachyum  Verschaffeltii  eingesendet, 
was  sich  durch  eine  prächtige  netzförmige  Aderuug 
von  goldgelber  Farbe  auf  der  Oberfläche  der  Blät- 
ter auszeichnete,  während  die  Unterfläche  eine  hell- 
grüne Farbe  besass,  so  dass  dieses  einer  ganz 
anderen  Pflanze  anzugehören  schien.  Diese  Form, 
die  demnach  als  „aureo-reticulatum"  bezeichnet 
werden  müsste,  verdient  allen  Pflanzen-Liebhabern 
empfohlen  zu  werden  und  möchte  selbst  noch  vor 
der  Hauptart  den  Vorzug  haben. 

Weiter  wurde  durch  Professor  Koch  eine  vom 
Direktor  Linden  in  Brüssel  schon  fi'üher  ihm  mit- 
getheilte  Wasserpflanze  nebst  der  betreffenden  Ab- 
bildung vorgelegt.  Es  war  Pacourina  edulis 
Aubl.,    ein    in    der  Cayenne    wachsender   Körbchen- 


75 


träger  aus  der  Unterfamilie  der  Vernoiiiaceen.  Wir 
sahen  sie  zuerst  vor  nun  2  Jahren  im  Viktoria- 
Bassin  des  Direktor's  Linden,  wo  sie  zwisciien 
verschiedenen  Nyniphäen  und  Kaladien  mit  ihren 
rothen  Blüthenkörbchen,  welche  dicht  am  Stengel 
und  zwar  den  ziemlich  grossen  und  elliptischen 
Blättern  gegenüber  sitzen,  prangte.  Es  kommt 
noch  dazu,  dass  die  grünen  Hüllblättchen  mit  einem 
breiten,  weissen  Rande  versehen  sind,  was  dem 
Blüthenkörbchen  schon  vor  der  Entwickelung  ein 
hübsches  Ansehen  verleihet.  Wir  empfehlen  des- 
halb die  Pflanze,  zumal  sie  ausserdem  noch  da- 
durch Interesse  darbietet,  dass  der  Blüthenboden 
der  Körbchen,  ähnlich  also  wie  bei  den  Artischok- 
ken,  im  Vaterlande  gegessen  wird;  hier  und  da 
geniesst  man  auch  die  ganze  Pflanze  als  Gemüse. 
Wegen  dieser  Benutzung  hat  die  Pflanze  auch  deu 
Art-Namen    „edulis  d.  h.   essbar"   erhalten. 

Endlich  übergab  Professor  Koch  ein  grosses 
Tablean  mit  verschiedenen  neuern  Blumen ,  was 
ihm  der  Inspektor  Jühlke  in  Erfurt  übersendet 
hatte,  und  machte  auf  die  darauf  abgebildeten 
Frühlings-Astern  aufmerksam.  So  will  nämlich 
Jühlke  die  neuesten  Formen  der  Mutterpflanze 
des  Persischen  Insektenpulvers,  die  kaukasische 
Wucherblume  (Pyrethrum  roseum  und  carneum), 
genannt  haben,  weil  die  Blüthenkörbchen  die  Ge- 
stalt unserer  gewöhnlichen  Garten-  oder  China- 
Astern  annehmen  und  schon  zeitig  im  Frühjahre 
blühen.  Der  Name  Frühlings-Aster  wäre  allerdings 
bezeichnend,  wenn  man  nur  nicht  damit  Verwir- 
rung in  der  Nomenklatur  hervorbrächte  und  die 
Pflanzen  wirkhch  für  Astern  hielt,  was  sie  doch 
nicht  sind.  Doch  abgesehen  davon  verdienen  sie 
alle  und  jede  Beachtung.  Inspektor  Jühlke  hat 
sich  grosse  Verdienste  inu  ihre  Vervollkommnung 
erworben;  er  ist  der  Einzige  in  Deutschland,  der 
solche  Resultate  erlangt  hat. 

Auf  dem  Jühlke' sehen  Tableau  ist  auch  Di- 
centra  Cucullaria  DC,  eine  zwar  alte,  aber 
leider  in  der  neuesten  Zeit  verschollene  Fumariacee 
aus  Nordamerika  ebenfalls  dargestellt.  Auch  diese 
Staude  ist  zu  empfehlen.  Es  wurde  aufmerksam 
gemacht,  dass  die  durch  einen  Druckfehler  entstan- 
dene Schreibart  Dicljtra,  die  man  gar  noch  hier 
rmd  da  in  Dielytra  verbalhornisirt  habe,  trotz 
mehrfacher  Bemühungen ,  die  man  sich  gegeben, 
leider  in  den  Verzeichnissen  der  meisten  Handels- 
gärtner immer  noch  vorfinde.  Man  sieht,  wie  schwie- 
rig es  ist,  einen  falschen  Namen,  wenn  er  sich 
einmal  eingenistet,  zu  verdrängen.  Die  Pflanze 
habe  den  Namen  Dicentra,  d.  i.  Doppelsporn,  er- 
halten, weil  die  Blume  nicht  einen,  wie  die  ver- 
wandten Pflanzen,  sondern   zwei  Sporne  besitze. 

^  Der    Obergärtuer    Paul   im    Garten    des   Hof- 


Buchdruckers  Hänel  in  Magdeburg  hatte  eine 
Calosanthes  coccinea,  mit  rothen  Fasern  dicht  be- 
setzt, eingesendet.  Nach  Professor  Koch  seien 
diese  Fasern  Luftwurzeln,  welche  sich  in  feuchter 
Luft  dann  bilden,  wenn  die  Bewurzelung  und  dar- 
nach auch  die  Ernährung  der  Pflanze  schlecht  ist. 
Man  sieht  übrigens  diese  Erscheininig  gar  nicht 
selten;  bei  andern  Crassulaceen,  namentlich  bei  Cras- 
sula  tetragona,  kommt  sie  ebenfalls,  und  zwar  in  fast 
noch  grösserer  Menge,  vor;  die  Luftwurzeln  haben  ■ 
aber  hier  nicht  diese   schöne  Farbe. 

Der  Vorsitzende,  Geh.  Ober  -  Regierungsrath 
Knerk,  übergab  Sämereien  aus  Spanien,  welche 
Frau  Marie  Schütz,  die  Gattin  von  dem  Besitzer 
des  Viktoria -Hotel  unter  den  Linden,  von  einer 
Reise  daher  mitgebracht  hatte.  Nach  dem  Wunsche 
der  freundlichen  Geberin  sollen  zunächst  der  Ver- 
ein selbst  und  die  4  landwirthschaftUchen  Akade- 
mien in  Poppeisdorf,  Eldena,  Proskau  und  Waldau 
davon  erhalten,  um  Anbau -Versuche  anzustellen, 
während  der  Rest  an  solche  Mitglieder,  welche  sich 
dafür  interessiren,  mit  der  Bedingung,  dass  darü- 
ber Bericht  erstattet  werde,  vertheilt  werden   sollte. 

Der  Vorsitzende  im  Ausschüsse  für  Etat  und 
Rechnunglegung,  Geheimer  Regierungsrath  Hey  der, 
legte  den  Etat  für  1864,  wie  ihn  der  Ausschuss 
unter  Zuziehung  des  Schatzmeisters  und  des  Gene- 
ral-Sekretärs in  einer  am  2G.  v.  M.  stattgefundenen 
Sitzung  berathen  habe,  vor.  Derselbe  wurde  un- 
verändert angenommen.  Daran  knüpfte  Professor 
Koch  einige  Mittheilungen  über  die  Mittel,  welche 
dem  Gartenbau -Vereine  in  London  zu  Gebote  ste- 
hen. Es  sei  zwar  nicht  zu  leugnen,  dass  man  mit 
solchen  Mitteln  auch  etwas  anfangen  könne;  man 
müsse  aber  auch  dem  Londoner  Gartenbau-Vereine 
Gerechtigkeit  widei'fahren  lassen,  dass  er  zur  He- 
bung und  zur  Förderung  der  Gärtnerei  und  zur 
grössern  Verbreitung  der  Liebe  zu  Pflanzen  und 
Blumen  ungemein  viel  thue,  dass  er  sich  in  dieser 
Hinsicht  seit  der  Zeit  seines  Bestehens  sehr  grosse 
Verdienste  um  den  Fortschritt  erworben  habe.  In 
Allem  gehe  er  mit  gutem  Beispiele  voran;  nach 
allen  Seiten  hin  stelle  er  Preisaufgaben,  deren  Bei- 
spielsweise erst  unlängst  in  dem  Allerlei  (Seite  60) 
gedacht  sei,  unterhalte  Reisende  in  fremden  Län- 
dern u.  s.  w.  Eine  nachahmungswei'the  Einrichtung 
der  Londoner  Gartenbau-Gesellschaft  seien  die  bei- 
den Ausschüsse  zur  Beurtheilung  neuer  Pflanzen, 
Florblumeu  und  Früchte  (Floral  u.  Fruit-Comitt^e), 
da  Pflanzen-Liebhabern  dadurch  manche  Täuschung 
erspart  und  mancher  Charlatanerie  entgegengewirkt 
werde.  Alles,  was  in  England  Neues  an  Pflanzen  und 
Blumen  erscheint,  wird  der  Beurtheilung  vorgelegt, 
diese  selbst  aber  in  den  monatlich  2  Mal  erschei- 
nenden   Proceedings    (Verbandlungen)    abgedruckt. 

10* 


76 


Dieser  Einrichtung  stehen  allerdings  bei  uns  man- 
cherlei Schwierigkeiten  entgegen,  weil  in  Deutsch- 
land alles  weitläufiger  ist  und  die  verschiedenen 
Volks-Stämme,  wenn  auch  nicht  mehr  so  wie  frü- 
her, so  doch  immer  noch  mit  einander  rivalisiren. 
Eine  Centralisation,  wie  sie  in  England  stattfindet, 
wird  bei  uns  nie  Wurzel  fassen. 

Der  Kunst-  und  Handelsgärtner  Martin  Mül- 
ler in  Strasburg  a.  Rh.,  Mitglied  des  Vereines, 
hatte  eine  Reihe  den  Obstbau  betreflende  Aufsätze 
zur  Mittheilung  und  dann  zum  Druck  in  der  Wo- 
chenschrift dem  General -Sekretär  übergeben.  Da 
selbige  aus  der  Feder  eines  intelligenten  und  zu- 
<;;leich  praktischen  Gärtners  geflossen,  so  besitzen  sie 
gewiss,  namentlich  für  den  Laien,  grossen  Werth. 
Martin  Müller  hat  seit  raehrern  Jahren  schon 
lebhaften  Antheil  an  den  Bestrebungen  des  Verei- 
nes, ganz  besonders,  was  den  Obstbau  betrifft,  ge- 
nommen und  ihn  auch  bei  den  grossen  Pomologen- 
Versammlungen  unterstützt.  Aber  auch  um  den 
Obstbau  in  Deutsehland  selbst  hat  genannter  Baum- 
schul-Besitzer,  wie  schon  früher  mitgetheilt  wurde, 
sich  Verdienste  erworben.  Seine  Formenbäume  ha- 
ben bei  uns  allgemeine  Anerkennung  gefunden.  Die 
grossartigste  Anlage,  welche  er  in  Deutschland  in's 
Leben  gerufen,  befindet  sich  bei  Kalbe  a.  S.,  nicht 
weit  von  der  Eisenbahn,  welche  von  Leipzig  nach 
Magdeburg  führt.  Professor  Koch  machte  deshalb 
besonders  Gutsbesitzer,  welche  auch  feineres  Obst 
heranziehen  wollen,  auf  die  Formen-,  besonders 
Spalier-  und  Pyramidenbäume  des  Kunst-  u.  Han- 
delsgärtners Martin  Müller  in  Strasburg  a.  Rh. 
aufmerksam. 

Von  Seiten  des  Gartenbau -Vereines  in 
R atibor  wurde  ein  Bericht  von  dem  Jahre  1863 
vorgelegt,  der  von  der  Thätigkeit  und  dem  Gedei- 
hen desselben  Zeugniss  ablegte.  In  den  Versamm- 
lungen wurden  allerhand  bezügliche  Vorträge  ge- 
halten, wo  besonders  die  beiden  Sekretäre,  Lehrer 
Oppler  und  Kunst-  und  Handelsgärtner  Arlt,  sich 
ausgezeichnet  haben.  Der  Verein  erstreckt  sich  be- 
reits über  6  Kreise  und  sucht  auch  durch  einen 
Lesezirkel,  in  dem  gärtnerische  Zeitschriften  und  Bü- 
cher regelmässig  den  auswärtigen  Mitgliedern  zu- 
gehen,  zu  wirken. 

Der  General -Sekretär  theilte  mit,  dass  de 
Jonghe  van  Ellemet,  Mitglied  der  Geueralstaa- 
ten  in  den  Niederlanden,  auf  seinem  Landsitz  Oost- 
kapelle  bei  Middelburg  auf  der  Insel  Seeland  unter 
Anderem  auch  eine  reiche  Sammlung  von  allerhand 
Dickpflanzen,  besonders  von  Cacteen  und  Agaveen, 
besitze  und  gern  mit  Liebhabern  in  Verbindung 
trete.  Er  ersucht  deshalb  alle  diejenigen ,  welche 
sich  für  diese  Pflanzen  interessiren  und  ebenfalls 
grössere     Sammlungen     haben ,    ihre     Verzeichnisse 


nach  Oostkapelle  bei  Middelburg  zu  senden.  Zu 
gleicher  Zeit  übergab  de  Jonge  van  Ellemct 
einen  Bericht  über  die  am  5.  und  6.  November 
vorigen  .Jahres  stattgefundene  Pflanzen-,  Obst-  und 
Gemüse-Ausstellung  in  Middelburg.  Dieselbe  war 
dieses  Mal  an  Pflanzen  weniger  reich  besetzt,  doch 
fanden  sich  einige  hübsche  Sammlungen  von  Kalt- 
hauspflanzen und  Begonien  vor.  Auch  abgeschnit- 
tene Georginen  waren  trotz  der  späten  Jahreszeit 
noch  vorhanden.  Von  Gemüsen  sah  man  haupt- 
sächlich eine  ziemlich  grosse  und  reiche  Sammlung. 
Desto  mehr  waren  das  Kernobst,  Aepfel  und  Bir- 
nen, vertreten.  Es  ist  zu  bedauern,  dass  kein  deut- 
scher Pomologe  die  Gelegenheit  benutzen  konnte, 
von  dem  besseren  holländischen  Obste  Kenntniss  zu 
nehmen. 

So  sehr  auch  in  den  früheren  Jahren  die  Nie- 
derlande sich  durch  poniologische  Werke  auszeich- 
neten, PO  war  doch  in  geuanntem  Lande,  so  viel 
wir  wissen,  in  der  neuesten  Zeit  die  Pomologie 
mehr  oder  weniger  vernachlässigt  worden.  Um  so 
erfreulicher  ist  es  nun,  dass  der  pomologische 
Verein  in  Boskoop,  von  dessen  Thätigkeit  wir 
mehrmals  zu  berichten  Gelegenheit  gehabt  haben, 
im  Begriflfe  steht,  ebenfalls  eine  Beschreibung  der 
in  den  Niederlanden  angebauten  Obstsorten  mit 
Abbildungen  in  buntem  Farbendruck  herauszugeben, 
und  deshalb  mit  dem  Buchhändler  J.  B.  Wolters 
in  Groningen  Verhandlungen  angeknüpft  hat.  Eben 
deshalb  hat  er  mit  grossem  Interesse  die  in  den 
letzten  Versammlungen  unseres  Vereines  stattgefun-, 
denen  Mittheilungen  des  russischen  Pomologen  Ned- 
zielsky,  ganz  besonders  in  Betrefl'  der  regelrech- 
ten Durchschnitte,  in  der  Wochenschrift,  gelesen. 

Der  Rosengärtner  Herger  in  Köstritz  bei 
Gera  machte  über  seine  Rosen-Anpflanzungen  Mit- 
theilungen und  legte  ein  Verzeichuiss  derjenigen 
neueren  Sorten  vor,  welche  er  am  Meisten  empfeh- 
len könne.  Diesem  sich  anschliessend  legte  Pro- 
fessor Koch  das  neueste  Heft  der  van  Houtte'- 
schen  Flore  des  Serres,  in  dem  eine  kleinere  An- 
zahl der  besseren  neueren  Rosen  abgebildet  ist, 
vor.  Von  diesen  letzteren  erregte  die  Rose  Ber- 
nard Palissy,  welche  von  Margottin  erst  im 
vorigen  Jahre  in  den  Handel  gegeben  ist,  deshalb 
die  Aufmerksamkeit  der  Anwesenden,  weil  in  ihr 
5  Centra,  eigentlich  5  Rosen,  welche  von  grösseren 
Blumenblättern  eingeschlossen  und  damit  zu  einer 
einzigen  Blume  vereinigt  wurden,   vorhanden  waren. 

Inspektor  Bouche  übergab  einen  Bericht  der 
auf  dem  Versuchsfelde  des  Vereines  stattgefuu denen 
Kulturversuche  und  machte  über  einige  der  neuern 
Florblumen,  besonders  über  Lychnis  Sieboldii, 
Mittheilungen.  Der  Bericht  wird  später  in  der 
Wochenschrift  gedruckt  werden. 


77 


Der  General- Sekretär  übergab  wiederum  ein 
Heft  von  Wörmann's  Garten  -  Ingenieur  (s. 
vor.  Jahrg.  S.  364)  und  empfahl  dasselbe  um  so 
mehr,  als  es  einen  sehr  wichtigen  Theil  der  gärt- 
nerischen Technik:  die  Kanal-  und  Ofen-Heizungen, 
ausserdem  aber  die  Gärtner- Wohnungen  enthält. 
Die  Feuerungen  sind  in  doppelter  Hinsicht  wichtig, 
weil  sie,  ordentlich  angelegt,  einmal  bedeutende 
Ersparnisse  geben  und  dann  auch  den  Pflanzen  zu- 
träghch  sind.  Selbst  der  beste  Gärtner  kann  bei 
schlechten  Heizungen  keine  ordentlichen  Pflanzen 
lieranziehen. 

Der  Maschinenbauer  Siegrist  (Neu  Schöneberg 
No.  5)  hatte  einen  aus  Eisenblech  angefertigten 
Blumentisch  mit  Springbrunnen  ausgestellt.  Der- 
selbe besass  die  gewöhnliche  Höhe  von  3^  Fuss  bei 
2^  Fuss  obern  Durchmesser.  Aus  der  Mitte  der 
obern  Schale  brachte  eine  feine  Röhre  den  Strahl 
von  Wasser,  was  in  einem  kurzen,  dicht  darunter 
befindlichen  CyHnder  vorhanden  war,  hervor,  wäh- 
rend es  nach  einem  zweiten,  unten  am  Boden  an- 
gebrachten Oylinder  ablief  Ist  das  Was.ser  nach 
olmgefähr  2  Stunden  aus  dem  oberen  Cylinder  ab- 
und  in  den  unteren  eingelaufen,  kann  man  es  dem 
letzteren  wiederum  auf  eine  bequeme  Weise  ent- 
nehmen und  den  ersteren  von  Neuem  füllen,  damit 
das  Wasserspiel  von  vorn  beginnt.  Der  Blumen- 
tisch kostet  in  dieser  Grösse  20  Thaler.  Es  ist 
nicht  zu  leugnen,  dass  in  Zimmern ,  wo  man  viele 
Pflanzen  pflegt,  ein  kleines  Wasserspiel  zur  Ver- 
schönerung beiträgt. 


Einige  Biattpflaiizeii-Clnippen  im  Freien. 

Voll]  Ruseugärtner  Herger  in  Köstritz 

Im  vierten  Jahrgange  der  Wochenschrift  (Seite 
188)  ist  in  einer  besonderen  Abhandlung  über 
Köstritz  und  seine  3  Handelsgärtnereien  auch  eini- 
ger Blattpflanzen -Gruppen  gedacht,  welche  sich 
vor  bald  nun  4  Jahren  in  meinem  Rosengarten  be- 
fanden; gestatten  Sie  mir,  auch  jetzt  einiger  zu  ge- 
denken, wenn  sie  auch  nur  Modifikationen  der  frü- 
heren sind.  Ich  bin  zwar  Handelsgärtner,  sehe 
aber  darauf,  dass  mein  ganzer  Garten  ästhetischen 
Ansprüchen  nachkommt,  und  bemühe  mich,  beson- 
ders in  der  nächsten  Nähe  meiner  Wohnung,  mir 
den  Aufenthalt  daselbst  angenehm  zu  machen.  Der 
Handelsgärtner  sollte  es  doch  nie  versäumen ,  in 
der  geschmackvollen  Behandlung  seines  Gartens 
Liebhabern  voranzugehen.  Es  mag  dieses  in  grös- 
seren Städten,  wo  man  mit  dem  Räume  wegen  des 
hohen  Preises,  den  dort  Grund  und  Boden  besitzt, 
seine    Schwierigkeiten    haben    und     zum    Theil    gar 


nicht  ausführbar  sein,  im  Kleineren  lässt  es  sich 
immer  ausführen,  wenn  man  nur  den  guten  Willen 
hat.  Es  kommen  während  der  besseren  Jahreszeit 
sehr  viel  Blumen-Liebhaber  aus  der  Ferne  zu  mir, 
um  meine  grossen  Anlagen  in  Augenschein  zu 
nehmen;  es  freut  mich  dann,  wenn  diese  auch  au 
meinen  sonstigen  Anlagen,  und  vor  Allem  an  mei- 
nen  Gruppen,   Gefallen   haben. 

Eine  solche  Gruppe  von  16  Fuss  Durchmesser 
befand  sich  in  einiger  Entfernung  vom  Wohnhause 
und  wurdt  vom  Hauptwege  ringsum  eingeschlossen. 
In  der  Mitte  erhoben  sich  einige  20  Triebe  des 
Klarinettenrohres  (Arundo  Donax)  bis  zu  einer 
Höhe  von  14  und  15  Fuss.  Darum  gruppirteu 
sich  in  1|  füssiger  Entfernung  von  einander  12 
Stück  Canna  discolor,  welche  im  Hochsommer  be- 
reits eine  Höhe  von  8  bis  9  Fuss  besassen.  Einen 
weiteren  Kranz  bildeten  wiederum  12  Stück  bunt- 
blättriges Klarinettenrohr  von  niedrigem  Wüchse, 
zwischen  denen  12  üppig  gewachsene  Scharlach- 
Lobelien  und  24  Stück  Coleus  Verschaffeltii  in  ge- 
höriger Abwechslung  angebracht  waren.  Um  die- 
sen Kranz  befand  sich  nun  eine  gut  gehaltene 
Buchsbaum-Einfassung. 

Der  Kontrast  des  grossen  grünen  Klarinetteu- 
rohres  zu  den  braunen  Canna's,  so  wie  der  feurig- 
scharlachi-othen  Lpbelien  zu  den  blendend-weissen 
Bändern  des  genannten  Rohres  in  dritter  Linie 
und  dieser  wiederum  zu  der  tiefviolettbraunen  und 
sammetartigen  Färbung  des  Coleus  war  in  der 
That  reizend.  Dazu  kam,  dass  die  ganze  Gruppe 
von  Ueppigkeit  strotzte  und  bis  zum  Herbste  kein 
beschädigtes  Blatt  gesehen  wurde.  Das  buntblät- 
trige Klarinettenrohr  war  zuletzt,  wahrscheinlich  in 
Folge  des  üppigen  Wachsthumes,  ganz  weiss  ge- 
worden. 

Eine  andere  viel  kleinere,  den  Mittelpunkt 
eines  ebenfalls  16  Fuss  im  Durchmesser  enthalten- 
den Rasenstückes  einnehmende  Gruppe  nahm  sicli 
ebenfalls  gut  aus.  In  der  Mitte  stand  hier  recht 
starkes  buntblättriges  Klarinettenrohr,  welches  von 
12  Stück  der  dunkelsten  Lobelien  (L.  Salterii)  ein- 
gefasst  wurde.  L^m  diese  hatte  ich  einen  dichten 
Kranz  von  niedrig-gehaltenen  Perillen,  die  ich  des- 
halb in  kleine  Töpfe  eingesetzt  hatte  und  von  Zeit 
zu  Zeit,  um  das  Durchwachsen  zu  verhindern,  her- 
umdrehte, angebracht,  worauf  schliesslich  ein  zwei- 
ter, fussbreiter  Kranz  von  Cerastium  Biebersteiuü 
DC.  (tomentosum  der  Gärtner,  nicht  L.)  folgte. 
Die  silbergraue  Farbe  des  letztern  kontrastirte  zu 
dem  Grünbraun  und  Braun  der  Perillen  auf  wun- 
derbare Weise,  so  dass  die  ganze  Zusammenstellung 
allgemeinen  Beifall  hatte. 


78 


Die 

neuen  Soiiiiuergewäehse  des  Freilandes. 

(Fortsetzung.) 

27.  Wir  haben  über  die  jährigen  Lupinen 
im  4.  Jahrgange  der  Wochenschritt  (S.  256)  eine 
ausführliche  Abhandlung  gegeben,  auf  die  wir  zu- 
nächst zurückweisen  wollen.  In  dem  letzten  Jahre 
sind  wiederum,  besonders  durch  Carter  et  Co.  in 
London,  einige  neue  Formen  in  den  Handel  gekom- 
men. Wir  bemerken  zunächst,  dass  der  echte  Lu- 
piuus  Hartwegi  Lindl.  nicht  mehr  in  den  Gärten 
vorzukommen  scheint.  Was  man  unter  diesem  Na- 
men noch  fortwährend  in  den  Verzeichnissen  führt, 
ist  L.  clegans  Humb.,  welcher  früher  auch  als  L. 
pubescens,  guatemalensis  und  Moritzianus 
kultivirt  wurde.  Vielleicht  gehört  selbst  L.  venu- 
stus  und  Dunetti  der  Gärten  ebenfalls  hierher 
und  nicht  zu  L.  pulchellus  Sweet;  beide  zeich- 
nen sich  allerdings  durch  ihr  dunkelcs  Laub  aus. 
Lupinus  nigrescens  (s.  vorig.  Jahrg.,  Seite  52) 
scheint  dieselbe  Form  zu  sein,  welche  auch  als  L. 
Dunetti  atroviolaceus  in  den  Handel  gekommen 
ist.  Während  diese  dunkelfarbige  Blüthen  besitzt, 
zeichnet  sich  L.  hybridus  albo-coccineus  duixh 
hellere  aus.  Beide  Formen  neben  und  unter  einan- 
der gepflanzt,  bilden  gewiss  eine  hübsche  Gruppe, 
weshalb  wir  darauf  aufmerksam  machen.  Es  unter- 
liegt keinem  Zweifel,  dass  alle  diese  Formen  Blend- 
linge sind,  an  denen  auch  L.  mutabilis  Sweet 
Antheil  genommen  hat.  L.  mutabilis  versicölor 
kommt  jetzt  auch  als  variecölor  vor.  Sollte  L. 
veuustus  tricülor  etwas  anders  sein,  als  der  alte 
L.  tricolor  elegans?  Von  Belgien  aus  wird  ein 
L.  Hartwegi  persicus  mit  eigenthümlicher  Blu- 
menfärbung empfohlen.  Wie  kommt  aber  diese  Lu- 
pine, deren  Stamm-Eltern  in  Kolumbien  und  in  Me- 
xiko wachsen,  nach  Persien? 

28.  Machaeranthera  tanacetifolia  N.  v.  E. 
stammt  aus  Mexiko,  von  woher  sie  Alex.  v.  Hum- 
boldt zuerst  unter  dem  Namen  Aster  tanacetifo- 
Hus  bekannt  machte.  Es  ist  ein  hübsches  Pflänzchen, 
was  sich,  ähnlich  den  einjährigen  Lobelien,  von 
unten  verästelt  und  eine  Menge  Blütheukörbchen 
mit  weissem  Strahle  hervorbringt.  Deshalb  ist  es 
zu  Einfassungen,  aber  auch  auf  Schmuckbeeten,  zu 
empfehlen.  In  der  Kultur  verhält  es  sich  einjährig, 
obwohl  es  in  botanischen  Werken  als  Staude  au- 
gegeben wird. 

29.  Malope  malacoides  ist  eine  südeuropäi- 
sche Malvacee,  die  der  bekannten  Malope  trifida 
Cav.  sehr  ähnlieh  aussieht  und  sich  nur  durch  mehr 
längliche  und  ungetheilte  Blätter  auszeichnet.  In 
den  botanischen  Gärten  wird  sie  lange  schon  kul- 
tivirt;  an    Schönheit   steht   sie  der  erwähnten  nach. 


In  den  Verzeichnissen  wird  die  Blume  rosaroth-ge- 
streift  und  mit  rothem  Kelche  angegeben,  was  bei 
der  wilden  Pflanze  nicht  der  Fall  ist. 

30.  Malva  bryoniaefolia  wird  als  niedriges 
Sommergewächs  mit  kleinen  eingeschnittenen  Blät- 
tern und  niedlichen  rosenrothen  Blumen  zu  Einfas- 
sungen und  niedrigen  Gruppen  empfohlen.  Aus" 
dieser  Angabe  möchte  hervorgehen,  dass  es  nicht 
die  richtige  Pflanze  d.  N.  ist.  M.  bryoniaefolia 
stammt  nämlich  aus  Südafrika  und  ähnelt  der  be- 
kannten Malva  fragrans  oder  Creeana.  Wie 
aber  letztere,  und  namentlich  auch  die  verwandte 
M.  mini  ata  Cav.,  in  Frankreich  im  Sommer  auf 
ähnliche  Weise,  wie  hier  von  der  M.  bryoniaefolia 
gesagt  wird,  Anwendung  findet,  so  möchte  mögli- 
cher Weise  auch  Malva  bryoniaefolia  in  einem 
günstigen  Klima  ebenfalls  zu  Einfassungen  im  freien 
Lande  benutzt  werden  können.      Ob  aber  bei  uns? 

3L  Matthiola  tricuspidata  R.  Br.  wächst 
in  den  Mittelmeerländern,  so  wie  im  Oriente,  und 
ist  zwar  unserer  Levkoje  nahe  verwandt,  verdient 
aber  gärtnerischer  Seits  gar  keine  Beachtung. 

32.  Mesembrianthemum  nodiflorum  L. 
wird  ebenfalls  empfohlen,  warum?  begreift  man 
nicht.  Wer  die  Pflanze  einmal  kultivirt  hat,  thut 
es  sicher  nicht  zum  zweiten  Male.  Die  weissen 
Blumenblätter  sind  so  klein,  dass  man  sie  kaum 
deutlich   sieht. 

33.  Mlmulus  cupreus  Veitch  hat  zu  man- 
cherlei Neuzüchtungen  Veranlassung  gegeben.  An 
mehrern  Orten  Deutschlands,  Frankreichs  und  Eng- 
lands hat  mau  Kreuzungen,  namentlich  mit  M. 
quinquevulnerus,  gemacht  und  besonders  mit  letzte- 
rem hübsche  getigerte  Formen  erhalten.  Benary 
In  Erfurt  und  Deegen  in  Köstritz  bei  Gera  sind 
bei  uns  am  Glücklichsten  gewesen.  Noch  ist  es 
aber  nicht  gelungen,  bestimmte  Zeichnungen  bei 
den  Aussaaten  festzuhalten.  Bei  uns  führen  diese 
Formen  zusammen  den  Namen  M.  cupreus  hy- 
bridus, in  Belgien  heissen  sie  M.  cupreus  mul- 
timaculatus,  sonst  Im  Auslande  M.  pardinus 
und  tigrioides.  Die  Blüthen  ähneln  in  dieser 
Färbung  denen  der  Nemophila  atomaria. 

34.  Von  dem  Garten-Mohn  mit  Päonien-ar- 
tigen Blüthen  (Papaver  paeoniflorum)  hat  man  jetzt 
eine  Zwergform,  welche  zu   empfehlen  ist. 

35.  Die  Nemophllen  sind  bekanntlich  kleine 
nette  Pflänzchen,  welche  wegen  ihrer  BlütheufüUe 
auf  Schmuckbeeten  einen  geeigneten  Platz  finden. 
Als  N.  discoidalis  elegans  punctata  besitzt 
man  eine  Form  mit  chokoladenfarbigen  und  marmo- 
rlrten  Blüthen,  wo  der  Rand  aber  ebenfalls  weiss 
ist.  N.  auriculaeflora  haben  wir  nicht  gesehen. 
Die  Form  mit  panaehlrten  Blättern  (N.  maculata 
fol.  var.)  Ist    nichtssagend.      Mit   ihr    ist    aber  nicht 


79 


zu  verwechseln:  Nemophila  insignis  ä  fleur 
blanc  panache  mit  weissen  und  blau  gestreiften 
Blumen. 

36.  Ocimum  carnosum  Lk  et  0.  wurde 
vom  botanischen  Garten  in  Berlin  aus  vor  fast  3 
Jahrzehenden  eingeführt,  verschwand  aber  nach  und 
nach  wieder  aus  den  Gärten.  Neuerdings  ist  es 
wiederum,  wir  wissen  nicht  woher,  in  den  Handel 
gekommen.  Ob  die  Pflanze  jetzt  nun  bei  dem 
Liebhaber  sich  behaupten  wird,  bezweifeln  wir.  Die 
Art  zeichnet  sich  übrigens  durch  eine  schwärzlich- 
braune Färbung,  so  wie  durch  dickliche  Blätter, 
aus  und  steht  dem  O.  sanctum  L.  am  Nächsten, 
ist  vielleicht  nicht  einmal   verschieden. 

37.  Oenothera  micrantha  Hörn,  gehört  jetzt 
in  das  von  Fischer  und  Meyer  aufgestellte  Ge- 
nus Sphaerostigma.  Alle  dazu  gehörigen  Arten 
werden  die  Aufmerksamkeit  des  Liebhabers  nicht 
lange  fesseln,  ö.  micranthum.  jedoch  am  Aller- 
wenigsten. 

38.  Würde  Jemand  unsere  wilden  Hauhe- 
cheln (Ononis  repens  L.  und  spinosa)  als  Garten- 
pflanzen empfehlen,  so  könnte  er  gewiss  bald  die 
Ueberzeugung  erhalten,  dass  diese  an  Schönheit 
manche  unserer  Gartenpflanzen  übertreffen;  wie 
man  aber  die  kleine  O.  filicaulis  Salzm.,  welche 
in  Spanien  und  Nordafrika  wild  wächst,  für  eine 
Zierpflanze  ausgeben  kann,  begreift  man  nicht.  Es 
ist  ein  würdiges  Seitenstück  der  früher  auch  em- 
pfohlenen 0.  pubescens,  die  aber  trotzdem  noch 
in  einigen  Verzeichnissen  fortgeführt  wird.  Nicht 
mehr  Beachtung  verdient  auch  die  südeuropäische 
O.  variegata  L. 

39.  Dagegen  möchte  wohl  Orobus  atropur- 
pureus  Desf.,  eine  nordafrikanische  Erve,  auch  von 
Seiten  der  Liebhaber,  Aufmerksamkeit  verdienen. 
Er  war  früher  auch  als  O.  Fisch  er  i  Sweet  in  den 
Gärten  (s.    1.  Jahrg.  der  Wochenschr.   S.  95). 

40.  Es  kann  nicht  in  unserer  Absicht  liegen, 
alle  die  Petunien,  welche  man  neuerdings  aus 
Samen  erzogen  und  welche  als  etwas  Besonderes 
aufgeführt  wurden ,  namentlich  aufzuführen ,  aber 
doch  wollen  wir  einige  der  besseren  nennen,  die 
zugleich  in  der  Aussaat  konstant  bleiben.  Petu- 
nie Gloire  de  Segrez  wächst  buschig  und  hat 
zart-rosafarbige  Blüthen  mit  weissem  Auge;  Pe- 
tunia  hybrida  picturata  baut  sich  ebenfalls 
buschig,  bleibt  aber  stets  niedrig  und  besitzt  dun- 
kel-karminrothe  und  weiss-marmorirte  Blumen;  Pe- 
tunia  mirabilis  ist  nichts  weiter,  als  die  alte  P. 
phoenizea. 

41.  Von  Phlox  Drummondii  hat  man  in  den 
beiden  letzten  Jahren  eine  Reihe  sehr  hübscher  For- 
men gezogen.  Von  der  Phlox  Luise  Grell  haben 
wir  bereits  im  vorigen  Jahrgange  der  Wochenschrift 


gesprochen.  Eine  zweite  zu  empfehlende  Form, 
welche  ebenfalls  Fr.  A.  Haage  jun.  in  Erfurt  ge- 
zogen, ist  chamois-rosa  und  hält  sich  konstant.  Phl. 
Dr.  maxima  stellata  zeichnet  sich  durch  grosse 
Blumen  aus,  welche  eine  rosenrothe  Farbe,  von 
einem  weissen  Auge  unterbrochen,  besitzen.  Neu 
sind  sonst  Wilhelm  I.  mit  karmoisinrother,  aber 
weissgestreifter  Blume;  diese  ist  bei  Princess 
royal  purpurviolett  und  weiss-gestreift,  bei  Black 
Warrior  purpurroth.  Bei  New-marbred  (von 
den  Franzosen  Imp^ratrice  Eug^nie  genannt) 
ist  die  Blume  verschiedenfarbig,  stets  aber  mar- 
morirt. 

42.  Als  Pinardia  Roxburghii  kultivirt  man 
eine  Pflanze  in  Frankreich,  welche  keineswegs  die 
echte  von  L  es  sing  sogenannte  Pflanze  ist,  sondern 
Madaroglossa  Douglasii  C.  Koch  (Oxyura 
chrysanthemoides  F.  et  M.). 

43.  Wir  haben  bereits  Im  vorigen  Jahrgange 
der  Wochenschrift  (S.  53)  der  grossblüthigen  Ab- 
art der  Rhodanthe  Manglesli  gedacht;  von  die- 
ser ist  jetzt  wiederum  eine  Form  erschienen,  wo 
die  Strahlenblüthchen  eine  blentlend- weisse  Farbe 
haben. 

44.  Ueber  Ricinus- Formen  haben  wir  Im  1. 
Jahrgange  der  Wochenschrift  (S.  102)  berichtet. 
Es  Ist  nicht  zu  leugnen,  dass  besonders  die  grossen 
Formen  mit  röthlichen  oder  bräunlichen  Blättern 
In  einer  grösseren  Blattpflanzen- Gruppe  sich  sehr 
gut  ausnehmen;  leider  ai'ten  sie  nur  zu  rasch  aus 
und  gehen  in  eine  der  Urformen  zurück  (s.  4. 
Jahrg.  d.  Wochenschr.  S.  287).  Neuerdings  wird 
wegen  der  riesigen  Grösse  eine  Form  unter  dem 
Namen  Ricinus  borbonicus  arboreus  gerühmt; 
grade  mehr  gedrängt  wächst  dagegen  Ricinus 
purpureus  compactus. 

45.  Roemeria  hybrida  DC.  schliesst  sich 
den  Eschscholtzlen  an,  mit  denen  sie  In  die  Familie 
der  Papaveraceen  gehört,  und  besitzt  violette,  rasch 
abfallende  Blüthen.  Liebhaber  möchten  wohl  nicht 
lange  von  ihrer   Schönheit  eingenommen  sein. 

46.  Salvia  Hormlnum  L.,  ein  südeuropäischer 
Salbei,  war  früher  wegen  der  schönen  rothen,  vio- 
letten und  blauen  Deckblätter  In  den  Gärten  sehr 
behebt,  findet  sich  auch  noch  hier  und  da  vor. 
Neuerdings  hat  man  auch  Formen  erzogen,  wo  die 
Deckblätter  rosafarbig  oder  weiss  sind. 

47.  Von  Saponarla  calabrica  Guss.,  die 
Immer  noch  unter  dem  falschen  Garten -Namen  S. 
multlflora  In  den  deutschen,  nicht  in  den  besse- 
ren französischen  Verzeichnissen  aufgeführt  wird, 
hat  man  jetzt  auch  eine  Form  mit  fleischfarbenen 
Blüthen  mit  weissem  Rande  als  Saponarla  mar- 
glnata. 

(SchlusB  folgt.) 


80 


Die  Woiiderful- Erbse. 

Von  H.  S  c  li  i  e  b  1  e  r  in  Celle. 

Bereits  im  vorigen  Jahrgänge  der  Wochenschrift 
(vgl.  p.  72)  berichteten  wir  über  vier  ueue  Erbsen- 
t'ormen,  die,  jeu.seits  des  Kanals  erzogen,  sich  auch 
bei  uns  bald  Freunde  erworben  hatten.  Sie  ge- 
hörten gleich  den  oben  genannten  zu  den  runzli- 
gen Mark -Erbsen,  die  in  BetreH'  der  Feinheit,  des 
(rescliniacks,  des  Zuckergehaltes  und  langer  Ver- 
brauchsdauer bisher  vou  keiner  unserer  mannig- 
faltigen Erbsensorten  übertroflen  wurden.  —  Sind 
auch  für  Frühkultur  die  Sorten  der  sogenannten 
Mai  -  Erbsen  unentbehrlich ,  da  die  Mark  -  Erbsen 
einer  längern  Entwickelungs- Periode  bedürfen,  so 
gibt  man  doch  den  letzteren  für  Spätkultur  ziemlich 
allgemein  seit  geraumer  Zeit  den  Vorzug.  Die 
alte  bekannte  gelbe  Wachs -Erbse  und  verwandte 
Sorten  sind  bereits  fast  gänzlich  in  Vergessenheit 
gerathen.  Doch  auch  für  die  sogenannten  Folger- 
Erbsen  oder  mittelfrühen,  wohin  die  treffliche  Dick- 
son's  Favorite,  die  Bishops-,  Schabel- Erbse  und 
eine  Menge  anderer  gehören,  treten  mehr  und  mehr 
in  die  neueren  Züchtungen  der  Mark-Erbsen  ein. 
ISiiedrigerer  Wuchs,  Zuträglichkeit  und  eine  frühere 
Reife  als  die  älteren  Mark-Erbensorten  empfehlen 
sie  besonders. 

Hierher  ist  auch  die,  wenn  wir  nicht  irren,  von 
Turner  gezüchtete  „Wonderful"  zu  zählen,  die 
iiiren  Namen  und  die  ihr  gewordene  Empfehlung 
bei  uns   vollkommen   gerechtfertigt  hat. 

Die  Erbse  wird  gegen  o  Fuss  hoch,  bestaudet 
sich  sehr  stark  bei  kräftigem  Wüchse  und  bringt 
eine  Menge  Hülsen ,  deren  jede  7  —  9  grosse  Erb- 
sen enthält.  —  Es  ist  eine  sehr  dankbar  tragende, 
weisse  Erbse  von  vortrefflichem  Geschmacke,  die, 
wir  zweifeln  nicht  daran ,  jedem  Liebhaber  guter 
Gemüse  willkommen  sein  wird.  — 


Etüde  de  M.  Vernieiilen, 

notaire   il   Bruxelles, 
nie  des  Boiteux  16. 

Le  notaire  Vermeuleu  vendra  publiquement, 
les  27,  28  et  29  avril  18(54,  k  onze  heures  pr^- 
cises  du  matin,  en  la  maison,  rue  de  Brabant,  u. 
224,  ä  Schaerbeck  lez  ßruxelles,  sous  la  direction 
de  M.  Ambroise  Verschaffelt,  horticulteur  ä  Gand 
(Bclgifjue) : 

La  belle  et  riche  coUection  d'Agaves,  Yucca 
et  Bonapa rtea  et  genres  analogues,  ddlaiss^e  par 


M.  Edmond-Pierre- Jean-Joseph  Vander  Vinneu ,  en 
son  vivaut  propri^taire  et  amateur  distingu^,  audit 
Schaerbeck. 

Les  plantes  seront  ä  voir  deux  jours  avant  la 
vente,  depuis  dix  heures  du  matin  jusqu'ä  quatre 
heures  de  relev^e. 

Le  catalogue  se   distribue : 


A  Bruxelles, 


A  Paris, 

A  Amsterdam, 
A  Gand, 


A  Berhn, 
A  Leipzig, 
A  Londres, 


A  St  Petersbourg, 


en   la  maison    mortuaire,    rue    de 

Brabant  224; 
en  r^tude  du  notaire,  rue  de  Boi- 
teux   16; 
chez  MM   Muquardt,hbraire,  place 
Royal ; 

„  »  -A-  Goin,  libraire,  rue 
des   Ecoles   S2; 

„         „      Sybranni,  libraire; 

„  „  Ambroise  Verschaffelt, 
horticulteur; 

„  „  Muquardt,libraire,  place 
d' Arm  es; 

„         „      leprofesseurKarlKoch; 

„         „      Muquardt,   libraire; 

„  „  Silberrad  and  son,  5, 
Harp  lane,  great  to- 
wer  Street; 

„  „  Jacques  Issakoff,  li- 
braire. 


Rosenireiuiden 

empfiehlt  Unterzeichneter  zu  bevorstehender  Früh- 
jahrspflanzung ans  seinen  grossen  Rosenschulen 

hodistämmige  üosen 

von  ganz  vorzüglicher  QuaHtät,  in  allen  Grössen 
und  in  den  prachtvollsten  altern,  neuem  und  neue- 
sten Sorten.  Die  bei  weitem  über  2000  Varietäten 
zählende  Sanmilung  enthält  das  Werthvollste  und 
Neueste,  was  bisher  im  herrhchen  Bereiche  der 
Rose  erschien.  Ueber  200  Sorten  Moos-,  gegen 
1000  Sorten  Bourbon-  und  Remontant- Rosen  und 
unter  diesen  allein  über  100  Sorten  aus  der  nur 
tief-dunkele,  leuchtend  und  feurig-farbene  Rosen  ent- 
haltenden Prunkgruppe  der  Rosomenen.  Verzeich- 
nisse werden  auf  frankirtes  gefälliges  Verlangen 
franko  ertheiit. 

Köstritz,  im  Fürstenthum  Reuss,    1864. 

J.  Ernst  Herger, 

Rosengärtner. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
EommaodautCQ-ätra&Be  No.  63. 


Druck  der  C.   Feiste  r 'sehen  Buchdmckerei  in  Berlin, 
Zieten-Flau  No. !. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  znr  ßeförderiiiis;  des  (üarteiibaoes  in  den  Könisl.  Prenssischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
I*i*ofessor  Dr.  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  11. 


Berlin,   den    19.   März 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5j  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt:      Der  Stand  des  Obstbaues  im  Kanton  Zürich.    Vom  Semiuarlehrer  J.  M.  Kohler  in  Küssuacht.  — -  Auswahl  von  Rosen, 
Vom  Eoseugärtner  Herger  in  Köstritz.  —  Die  neuen  Sommergewachse  des  Freilandes.   (Schluss.) 


Sonntag,  den  3.  .April,  Frühjahr$-.4usstellung  in  der  grossen  .\ula  der  Hönigl.  Tiiierarzneisehule  (Louisenstr.  No.  56). 
Die  Versammlung  der  lÜltglicder  tindet  an  demselben  Tage,  Nachmittags  3  I  hr,  im  Englischen  Hause  (jflohrenstr.  No.  49) 
statt,  worauf  (um  3  Uhr)  ein  gemeinschaftliches  Itlittagsessen  erfolgt,   wozu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


Der 

Stand  des  Obstbaues  im  Kanton  Zürich. 

Vom  Seminark'lirer  J.  M.  Kohler  in  Kü.ssnacht. 
Briefliche  Mittlieilung. 

Ihrem  Wunsche  gemäss  erhalten  Sie  hiermit 
einen,  allerdings  kurzen  Bericht  über  den  Stand  und 
Gang  des  Obstbaues  im  Kanton  Zürich.  Ich  be- 
nutze diesen  Anlass  um  so  lieber,  da  das  etwas 
inivollstiindige  Verzeichniss ,  welches  unserer  nach 
Görlitz  entsendeten  Sammlung  beilag,  es  mir  zur 
Pflicht  macht,   das   Versäumte  nachzuholen. 

Der  Kanton  Zürich,  74,8  Schweizer  Quadrat- 
Stunden  oder  31,30  Quadrat -Meilen  gross,  ist  ein 
an  Obst  reiches  Gebiet.  Es  wird  vorherrschend 
Kernobst  gebaut ,  doch  auch  Steinobst  in  ansehn- 
licher Menge.  Schalenobst  verschwindet  mehr  und 
mehr,  und  es  sind  in  den  letzten  30  Jahren  die 
meisten  der  ziemlich  zahlreichen ,  mächtigen  Wall- 
nussbäume  gefallen.  In  derselben  Zeit  sind  auch 
die  meisten  der  gewaltigen  Kirschbäume  in  der 
Ebene  (niedere  Lagen)  verschwunden,  und  finden 
sich  gegenwärtig  nur  in  höheren  Lageii  noch  in 
grösserer  Zahl. 

Da  unsere  Berge  nur  wenig  die  absolute  Höhe 
von  3000  Fuss  überschreiten,  und  sich  sonach  nur 
1800  Fuss  über  unsere  niedrigsten  Thalgelände  er- 
heben, so  gedeiht  überall  das  Obst;  denn  es  steigt 
der  Pfirsich-  und  Aprikosenbaum  bis  zu  1800  Fuss 
ü.  M.,  der  Wallnuss-  und  der  Zwetschenbaum  bis 
2500  Fuss,  das  Kernobst  bis  3000  Fuss,  die  Pflaume 
und  Kirsche  bis   3500  Fuss  ü.  M.  in  der  nördlichen 


Schweiz.  An  einigen  Orten  dehnen  sich  schöne 
Baumpflanzungen  über  alles  Land  —  Weinberge 
ausgenommen  —  fast  gleichmässig  aus,  so  dass 
wahre  Obstbaumwaldungen  entstehen,  in  denen  rie- 
sige, gross  wie  Eichen  gewachsene  Birn-,  Kirsch- 
und  Aepfelbäume  gar  nicht  selten  sind.  Hier  sieht 
man  so  recht,  dass  unser  Boden  und  Klima  diesen 
Gewächsen  trefl'lich  zusagen.  Die  mächtigsten  der- 
artigen Obstwaldungen  finden  sich  um  den  Zürich-, 
Greifen-,  Pfäffiker-See;  es  ist  auch  allerorts  That- 
sache,  dass  die  nördlichen  Abhänge  der  jene  Seen 
umkränzenden  Höhenzüge  den  Obstbäumen  besser 
-zusagen,  als  die  Sudgehänge.  In  andern  Gegenden, 
besonders  da,  wo  der  eigentliche  Ackerbau  zu 
Hause  ist,  wird  der  Obstbau  in  weniger  ausgedehn- 
tem Maasse  betrieben,  und  bleibt  meist  auf  grös- 
sere oder  kleinere  Bauragärten  beim  Hause,  oder 
auch  auf  besondere  Obstplantagen,  auf  sogenannte 
Almenden,  beschränkt.  Baumpflanzungen  längs  der 
Strassen,  wie  solche  in  Württemberg  und  auch  in 
einzelnen  Kantonen  der  Schweiz  vorkommen,  exi- 
stiren   bei  uns  nicht. 

Je  nach  der  Gegend  wird  auch  der  Obstbau 
mit  mehr  oder  minder  Sachkenntniss,  mit  mehr 
oder  weniger  Pflege  betrieben.  Tüchtige  Land- 
wirthe  düngen  jedes  Jahr  ihre  Bäume,  ja  selbst 
wiederholt,  indem  vielorts  nach  jedem  Grasschnitt 
gegüllt  wird,  denn  ,wo  ein  Baum  in  der  Wiese 
steht,  wird  der  Boden  doppelt  in  Anspruch  genom- 
men ;  er  bedarf  daher  um  so  mehr  des  Ersatzes 
durch  Düngung."  Das  ist  die  Ansicht  unserer  Bauern, 
ohne   Liebig    studirt    zu    haben;    und    das    glauben 

11 


82 


sie  nicht  blos,  sie  thun  darnach.  An  eben  diesen 
Orten  werden  die  Bäume  je  zu  3  Jahren  umge- 
lichtet, welches  Geschäft  meist  im  Vorwinter  ent- 
weder vom  Baiimbesitzer  selbst,  oder  von  den  so- 
genannten , Baumerbauern"  mit  Hülfe  des  , Hack- 
messers" für  das  hierbei  abfallende  Holz  ausgeführt 
wird.  Für  dieses  Baumbeschneiden  haben  wir  keine 
eigentlich  gelernten  Baumschneider;  es  sind  die  be- 
treffenden Leute  aber  doch  meist  nicht  ungeschickt, 
und  indem  sie  darauf  sehen ,  zu  starke  Dickichte 
zu  lichten,  ferner  eine  möglichst  ebenmässige  Krone 
heranzubilden  oder  zu  bewahren,  so  fällt  die  Sache 
in  der  Regel  nicht  übel  aus. 

Es  gibt  wohl  keine  Ortschaft,  die  nicht  eine 
Anzahl  eigenthümlicher  Obst-Sorten  besässe.  In  den 
einen  Gegenden  sind  die  Birnbäume  zahlreicher,  in 
andern  die  Aepfelbäume;  hier  wird  neben  dem 
Wirthschaftsobst  noch  viel  und  trefttiches  Tafelobst 
gezogen ,  während  anderwärts  fast  ausschliesslich 
Wirthschaftsobst  vorkommt. 

Wie  gross  übrigens  die  Anzahl  der  Obst- 
bäume im  Kanton  Zürich  sei,  und  wie  gross  der 
Ertrag  an  Obst,  könnte  ich  nicht  einmal  annähernd 
angeben.  Doch  mögen  einzelne  Beispiele  einen 
Masstab   zur  Beurtheilung   dieser  Frage  abgeben. 

Der  Kanton  Thurgau,  etwa  halb  so  gross,  wie 
der  Kanton  Zürich  (17, 90  Quadrat-Meilen)  hat  etwa 
160,164  Juchart  ä  40,000  Quadrat-Fuss  Kulturland, 
auf  welchem  Obstbäume  stehen.  Hiervon  entfallen 
88,603  Juch.  auf  Ackerland  und  61,561  Juch.  auf 
W^iesen.  Da  dieser  Kanton  gegenwärtig  877,610 
Obstbäume  zählt,  so  finden  wir  pro  1  Juch.  =  ö<' 
Bäume;  auf  die  Einwohner  vertheilt  pro  1  Kopf 
beinahe  10  Bäume.  Diese  sämmtliehen  Obstbäume 
repräsentiren  ein  Kapital  von  nahezu  44  Mill.  Franc 
und  werfen  durchschnittlich  pro  Jahr  einen  Ertrags 
von   e.   2  Mill.   Franc  ab. 

Der    kleine    Kanton    Baselland    (7,(;5    Quadrat- 
Meilen)  zählt   410,599  Bäume,  nämlich: 
148,734  Aepfel-, 
59,990  BIrn-, 
54,271  Zwetschen-, 
4,068  Pflaumen-, 
131,800  Kirschen-, 
1 1,716  Nussbäume. 

Hier  kommen  auf  jeden  Einwohner  8  Bäume, 
und  da  der  durchschnittliche  Ertrag  pro  1  Jahr 
auf  1,230,000  Franc  geschätzt  wird,  so  kommen 
davon  24  Franc  auf  je  1  Einwohner  und  3  Franc 
je  auf  einen  Baum. 

Vom  Kanton  Zürich  führe  ich  die  grosse  See- 
gemeinde Wadenschweil  an,  in  welcher  man  im 
Herbste  1862  den  Obstertrag  zu  270,000  Sester 
Birnen  =  16,560  Saum  Most,  imd  160,000  Sester 
Aepfel  =   7530  Saum  Most  rechnete.     Es  ist  frei- 


lich das  Jahr  1862  am  genannten  Orte,  mit  Aus- 
nahme einiger  Gegenden  in  Berg,  ein  an  Obst  sehr 
reiches  gewesen.  Rechnen  wir  den  Saum  (100 
Maass,  1  Maass  =  3  Pfd)  Most  nur  zu  10  Franc, 
so  erhalten  wir  einen  Ertrag  von  den  Bäumen 
einer  einzigen  Gemeinde  im  Betrag  von  238,900 
Franc.  Das  mit  Obstbäumen  besetzte  Land  mag 
sich  um   3000  Juch.  belaufen. 

Aus  meiner  nächsten  Umgebung,  von  Küss- 
nacht, wo  Bäume  nur  auf  W^iesen  gezogen  werden, 
führe  ich  schliesslich  noch  ein  Beispiel  an.  Einer 
meiner  Freunde  zählt  auf  seinem  9  Juchart  betra- 
genden Wieslande  180  Bäume,  (Aepfel  und  Birnen), 
von  denen  155  Stück  tragbar,  25  weitere  Stück 
noch  nicht  tragfähig  sind.  f]s  kommen  also  hier 
durchschnittlich  2000  Quadrat-Fuss  auf  jeden  Hoch- 
stamm, während  bei  andern  hiesigen  Baumpflanzun- 
gen nur  1500  Quadrat-Fuss  auf  den  Baum  entfal- 
len. Li  guten  Obstjahren  gewinnt  mein  Freund 
72  Saum  ^lost  und  80  Tansen  a  4  Sester  Koch- 
und  Tafelobst.  Das  Mostobst  besteht  hier  am  See 
meistens  in  Birnen. 

Der  grösste  Theil  unseres  Obstes  wird  in  Most 
(Cider)  verwandelt,  wozu  die  Leute  hier  zu  Lande 
schon  wegen  der  Weinbereitung  ganz  gut  einge- 
richtet sind.  Viel  Obst  wird  roh  und  gekocht  ge- 
gessen, ein  bedeutendes  Quantum  gedörrt  (gebacken). 
Eigene  Einrichtungen  zum  Dörren  sind  nur  selten; 
in  Folge  der  hohen  Holzpreise  vermindert  sich 
diese  wenig  rentable  Zubereitung.  Die  Trestern 
des  gemosteten  Obstes  geben  Branntwein,  und  die 
ausgenutzten  Trestern  werden  geformt,  getrocknet 
und  als  Brennmaterial  verwendet.  Ein  nicht  unbe- 
deutendes Quantum  Obst  wird  gleich  im  Herbst 
nach  Deutschland  ausgeführt,  und  zwar  in  letzter 
Zeit  nicht  mehr  allein  in  die  obstarmen  Gegenden 
Oberschwabens,  sondern  selbst  hinunter  an  den 
Rhein,  wie  z.  B.  letztvergangenen  Herbst  nach 
Frankfurt  a.  JI. 

Es  bleibt  mir  noch  übrig,  Ihnen  mitzutheilen, 
was  seit  einer  Reihe  von  Jahren  geschehen  Ist 
und  was  gegenwärtig  geschieht,  um  die  für  uns  so 
wichtige  Obstkultur  immer  mehr  zu  heben  und  noch 
allgemeiner  zu  verbreiten.  Der  landwlrthschaftliche 
Kantonalverein  ordnete  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
landwlrthschaftliche  Ausstellungen  an,  in  denen  das 
Obst  stets  eine  wichtige  Stelle  einnahm.  Die  hohe 
Regierung  des  Kantons  setzte  den  Vorstand  des 
laudwirthschaftllchen  Vereins  in  den  Stand,  den 
besten,  schönsten  und  belehrendsten  Sortimenten 
angemessene  Prämien  zu  ertheilen.  Zugleich  wur- 
den die  meist  sehr  bedeutenden  und  schönen  Obst- 
Ausstellungen  benutzt,  um  die  verbreitetsten  und 
besten  Sorten  unseres  Ländchens  kennen  zu  lernen. 
Inspektor  Lucas  aus  Reutlingen  war  zu  dem  Ende 


I 
i 


83 


2  Mal  bei  imsera  Ausstellungen,  und  durch  iliu, 
wie  durch  einheimische  Kenner,  wurden  mögliclist 
viele  einzelne  Sortimente  bestimmt,  so  dass  man- 
chen Orts  die  richtigen  Namen  nun  bekannt  sein 
können. 

Hierbei  niuss  freiUch  zugegeben  werden ,  dass 
diese  Bestimmungen  sich  stets  nur  auf  eine  Min- 
derzahl der  ausgestellten  Obstsorten  erstreckten, 
auf  diejenigen  nämlich,  die  aucli  anderwärts  viel- 
fach vorkommen  und  als  systematisch  beschriebene 
Obstsorten  bezeichnet  werden  können.  Für  die 
andern  lokalen  Sorten  sammelte  man  die  zu  deren 
näheren  Kenntniss  nöthigen  Materialien,  musste  sich 
aber  dabei  vielfach  überzeugen,  dass  man  es  in 
den  meisten  Fällen  nur  mit  Sorten  geringeren  Ran- 
ges zu  tliun  habe,  mit  Kernobst-Sorten,  welche  nir- 
gends über  die  engen  Grenzen  ihrer  Entstehung 
hinaus  sich  verbreiteten. 

Unmittelbar  nach  einer  solchen  Ausstellung, 
(im  Jahre  1855),  bearbeitete  der  damahge  Ober- 
gärtner des  botanischen  Gartens  in  Zürich,  Dr. 
Eegel,  die  Mehrzahl  der  ausgestellt  gewesenen 
(226)  Aepfelsortcn.  Diese  Schrift  gab  noch  gleich- 
zeitig Belehrung  über  die  Kultur  der  hochstämmi- 
gen Obstbäume  für  das  Feld  und  den  Obstgarten. 
Da  selbe  allen  Mitghedeni  <les  landwirthschaftlichen 
Vereins  gratis  ausgetheilt  wurde,  so  trug  das  treff- 
lich gescluicbene  und  systematisch  gut  durchge- 
fülirte  Büchlein  nicht  wenig  dazu  bei,  Obstsortcn- 
Kenntniss  zu  verbreiten,  und  einer  guten  Baum- 
Behandlung  auf  die  rechte  Bahn  zu  helfen.  Der 
laudwirthschaftliche  Verein  schaffte  nun  auch  die 
nöthigen  Hülfsmittel  zum  Studium  der  Pomologie, 
als:  Bücher,  Abbildungen,  geformte  Früchte  herbei. 
Die  Sammlung  Arnoldi's  in  Gotha,  eine  gegen 
200  der  besten  französischen  Birnen  enthaltende 
Sammlung  von  Alexandrini  wurde  angeschafft,  und 
ebenso  Decaisne's  Jardin  fruitier.  Um  aber  auch 
mit  den  heimischen  Sorten  genauer  bekannt  zu 
werden,  um  die  bestehenden  Sorten  gleichsam  zu 
fixiren  und  ihr  Vergessenwerden  zu  hindern,  wurde 
eine  Sammlung  schön  und  treu  gemalter  Früchte 
angelegt,  die  gegenwärtig  auf  430  Blätter:  142 
Birnen  und  288  Aepfel  angewachsen  ist  und  fort- 
während vermehrt  wird. 

Die  zahlreichen  Gemeinde-  und  Bezirks -Ver- 
eine, welche  als  Sektionen  des  landwirthschaftlichen 
Central -Vereins  anzusehen  sind,  entwickelten  eine 
recht  rege  Thätigkeit  auf  dem  Felde  der  Obstkul- 
tur und  der  Obstbenutzung.  In  ihren  Versamm- 
lungen bildet  dieser  Stoff  einen  ständigen  Artikel, 
und  manche  von  Gemeinden  oder  Bezirken  veran- 
stalteten Obst-Ausstellungen  brachten  vielfache  Be- 
lehrung in  Betreff  der  Sorten  u.  dgl.   m. 

Manche  dieser  Vereine,   wie  auch  viele  Priva- 


ten bezeugten  ihr  neu  erwachtes  Interesse  für  die- 
sen Zweig  der  Landwirthschaft  durch  Bezug  von 
Edelreisern  und  Beschaffung  von  jungen  Bäumen 
wohl  empfohlener  Sorten.  Mehre  unserer  einhei- 
mischen Baumschulen,  von  Privaten  unternommen, 
erweiterten  sich  von  Jahr  zu  Jahr,  ohne  im  Stand 
zu  sein,  allen,  sich  fort  und  fort  vermehrenden  Be- 
stellungen nachkommen  zu  können.  Dieser  Um- 
stand, so  wie  die  Erfahrung,  dass  der  Besteller 
von  den  einheimischen,  wie  von  den  fremden  Baum- 
züchtern und  Händlern  nicht  immer  mit  der  ver- 
langten Sorte  bedient  wurde,  machte  vielfach  den 
Wunsch  rege,  Gemeinde  -  Baumschulen  anzulegen 
und  den  Baumgärtnern  zugleich  diejenigen  Sorten 
namhaft  zu  machen,  welche  in  grösster  Masse  nach- 
gezogen werden  sollten.  Um  diesem  Wunsche  ge- 
recht zu  werden,  erhielt  ich  den  Auftrag,  die  Ihnen 
bei  diesem  Anlasse  zugekommene  kleine  Schrift 
auszuarbeiten.  Auch  diese  Schrift  kommt,  wie  die- 
jenige von  Regel,  gratis  in  die  Hände  aller  Mit- 
glieder unseres  landwirthschaftlichen  Vereins,  und 
wird  hoffentlich  dazu  beitragen,  werthlose  Sorten 
durch   bessere   zu   ersetzen. 

Als  eine  Besserung  In  dieser  Richtung  darf 
auch  der  erst  kürzlich  gefasste  Beschluss  angesehen 
werden,  nach  welchem  künftig  auf  dem  Areal  un- 
serer landwirthschafthchen  Schule,  auf  dem  Strick- 
hof bei  Zürich,  eine  Baumschule  angelegt  und  nach 
welchem  diesem  Zweige  der  landwirthschaftlichen 
Thätigkeit  fortan  eine  erhölite,  der  Wichtigkeit  des 
Gegenstandes  angemessene  Aufmerksamkeit  gewid- 
met werden  soll.  —  Im  Schullehrer  -  Seminar  zu 
Küssnacht  bei  Zürich  besteht  seit  Jahren  eine 
kleine  Obstbaumsehule;  auch  ein  nicht  unbedeutendes 
Sortiment  des  vorzüglichsten  Kernobstes  ist  da  vor- 
handen, wodurch  den  hier  studirenden  jungen  Leu- 
ten Gelegenheit  geboten  wird,  alle  wichtigeren  Hand- 
grifie  der  Obstbaumzucht  praktisch  zu  erlernen  und 
sich  mit  einer  Anzahl  der  vorzüglichsten  Sorten 
durch  eigene  Anschauung  bekannt  zu  machen.  Den 
Mitgliedern  des  Lehrerstandes  ist  mit  diesem  Sor- 
timente auch  die  Gelegenheit  gegeben,  die  von  ihm 
gewünschten  Sorten  durch  Bezug  von  Reisern  und 
selbst  von  Bäumen  gratis  zu  erhalten.  Als  eine 
Frucht  dieser  Einrichtung  mag  auch  die  Erschei- 
nung zu  deuten  sein,  dass  es  vielfach  Mitglieder 
unseres  Lehrerstandes  sind,  die  in  den  Gemeinde-  und 
Bezirksvereinen    anregend    und    belehrend  auftreten. 

Endlich  erwähne  ich  hier  noch  zum  Schlüsse 
unserer  kantonalen  Leistungen,  der  Vergabung  von 
2500  Franc  zur  Förderung  pomologischer  Zwecke 
durch  den  Oberrichter  Stock  er  in  Zürich,  der  im 
Leben  ein  Freund  und  Kenner  des  Obstbaues  war, 
so  auch  im  Tode  noch  ein  Förderer  seiner  Lieb- 
lingsbeschäftigung bleiben  wollte. 

11* 


84 


Aehnliche  Bestrebungen,  wie  sie  so  eben  für 
Hebung  der  Obstkultur  im  Kanton  Zürich  sich 
kund  geben,  wurden  seither  auch  in  der  übrigen 
Schweiz  rege.  Und  eine  Frucht  dieses  Bestrebens 
ist  das  poraologische  Biklerwerk,  von  welchem  ich 
Ihnen  in  Görlitz  eine  Probe  vorzulegen  die  Ehre 
hatte.  Die  Direktion  des  landwirthscliaftlichen  Ver- 
eines der  Schweiz  gibt  dieses  Obstbilderwerk  her- 
aus, wie  sie  denn  auch  eine  Bearbeitung  der  Schwei- 
zer  Obstbau-Statistik   eingeleitet   hat. 

Dieses  sei  in  Kürze  mein  Bericht  über  den 
Züricher  Obstbau,  womit  ich  mich,  freilich  etwas 
spät,  aber  aus  Ihnen  mitgetheilten  Gründen,  meines 
Versprechens  Ihnen  gegenüber  erledigt  zu  haben 
hoffe.  Uebrigens  bin  ich  auch  ferner  zu  weiterer 
von  Ihnen  gewünschten  Auskunft  und  Naehweisung 
in   Sachen   gerne  bereit. 


Auswahl  von  Kosen. 

Vom  Rosengärtner  Herger  in  Köstritz. 

Bei  der  immer  zunehmenden  Liebe  zu  Rosen 
und  bei  der  grossen  Zahl  von  Sorten,  welche  all- 
jährlich eingeführt  werden,  dürfte  es  wohl  Liebha- 
bern von  Interesse  sehi,  zu  erfahren,  welche  am 
Meisten  lohnen.  Ein  Artikel  im  vorigen  Jahrgang 
der  W^ochenschrift  (S.  101)  lehrt  uns  nur  die  Sor- 
ten kennen,  welche  seit  November  1862  bis  zum 
Frühjahre  1863  eingeführt  wurden;  und  doch  be- 
trägt die  Zahl  nicht  weniger  als  82.  Dass  nicht 
alle  Sorten  gleich  schön  und  zu  empfehlen  sind, 
kann  man  sich  denken.  Man  nuiss  bedauern,  dass 
die  französischen  Rosenzüchtcr  gar  nicht  selten 
neue  Sorten  nicht  allein  in  den  Handel  bringen, 
sondern  auch  empfehlen,  die  es  gar  nicht  verdie- 
nen und  deshalb  oft  schon  in  wenigen  Jahren  wie- 
derum   aus    den   Verzeichnissen    verschwunden    sind. 

P^ür  das  Jahr  1864  ist  wiederum  die  kaum 
minder  grosse  Zahl  von  77  Sorten  augekündigt, 
nämlich : 

3  remontircudc  Moos -Rosen:  Cl^meuce 
Robert,    Madame  l^egrand  und   Sophie  de  Marsilly. 

3  Thee-Rosen:  Jaune  d'or,  Lays  und  Sou- 
venir de  Mademoiselle  Jenny   Pertet. 

10  Bourbon-Rosen:  Bernadotte,  Cellue  Go- 
nod,  Heroine  de  Vaucluse,  Mad.  de  Stella,  Madame 
Dor^,  Mad.  Clotilde  Perrault,  Mad.  Dubost,  Mad. 
Josöphiue  Guyet,  Reine  de  Castille,  R^v^rend  H. 
Dombrain. 

61  Remontanten:  Abb^e  Reynaud,  Alpaide 
de  Rotalier,  Alphonse  Baiin,  Amiral  de  Lapeyrouse, 
Arl^s  Dufour,  Baronne  Pelletan  de  Kinkelin,  Be- 
noit  Cornet,  Bernard  Palissy,   Centifolia  rosca,  Char- 


lemague,  Claude  Million,  Coquette  de  St.  Marceau, 
Duc  d'Arcout,  Docteur  Vingtrinier,  Eugene  Verdier, 
Gabriel  de  Perronny,  George  Paul,  George  Prince, 
George  Simon,  Gloire  du  Sacr^-coeur,  H.  Lauren- 
tius,  Jean  Touvais,  John  Nesmith,  Joseph  Durrand, 
Joseph  Fiala,  La  Duchesse  de  Morny,  La  Reine 
de  la  Pape,  Le  G^ant,  Le  Mont  d'or,  Leopold 
Hausburg,  Louis  van  Houtte,  Louise  Damaizm, 
Mad.  Canrobert,  Mad.  Derreul  Douvill6,  Mad.  Du- 
camp,  Mad.  Maker,  Mad.  Malherbe,  Mad.  Soupert, 
Mad.  Victor  Verdier,  Madem.  Lobry,  Mar^chal  Can- 
robert, Mar^chal  Forey,  Mar^chal  Suchet  von  Guil- 
lot  fils,  Mar^chal  Suchet  von  Damaizin,  Marie  Bau- 
mann, ^larquise  de  Briges,  Mexico,  Michel  Ange, 
Mr.  Andre  Vilnat,  Paul  Delamailleray,  Pavillon  de 
Pregny,  Pierre  Notting,  Puebla,  Richard  Lenoir, 
Seuateur  Reveil,  Simon  Oppenheim,  Souvenir  du 
Marechal  Serrurier,  Triomphe  de  Villecresnes,  Vi- 
comtesse  Duglas  und  Vice  l'empereur. 

Ausserdem  möchten  hier  und  da,  besonders  von 
England  aus,  noch  neue  Sorten  in  den  Handel  ge- 
bracht worden  sein,  von  denen  wir  keine  Kunde 
erhalten  haben.  Natürlich  lässt  sich  über  diese 
kein  Urtheil  abgeben,  so  lange  man  sie  noch  nicht 
gesehen  und  verglichen  hat;  ich  behalte  mir  vor, 
vielleicht  später  einmal  darüber  zu  berichten  und 
gebe  für  jetzt  nur  die  Liste  von  denjenigen,  die 
ich   mit  gutem   Gewissen   empfehlen   kann. 

1.    Unter  den  gewöhnlichen  Remontanten    sind 
zu  nennen: 

1.  Belle  de  Massifs  zeichnet  sich  durch  sel- 
tenen Reichthum  von  Blumen  aus,  die  in  Dolden- 
trauben erscheinen.  Die  Blume  gleicht  in  ihrer 
Bildung  einer  Anemone  und  ihre  Farbe  ist  ein 
leuchtendes  Roth. 

2.  Comtesse  Cecilie  de  Chabrillon  trägt 
sehr  grosse  und  volle  Blumen  von  prächtigem  und 
feurigem  Rosa;  doch  haben  die  Blumenblätter  auf 
der  Rückseite  einen   Silberschein. 

3.  Enfant  de  France  besitzt  eiue  sehr  zarte 
Fleischfarbe  mit  dunkeler  Mitte.  Bei  einer  bedeu- 
tenden Grösse  und  einem  vollendeten  Bau  ist  sie 
auch   dicht  gefüllt. 

4.  Inip^ratrice  Maria  Alexandrina  hat 
nur  eine  mittlere  Grösse,  ist  aber  ebenfalls  gut  ge- 
baut.     Die  Farbe   ist  weiss. 

5.  Lady  Emilie  Peel  blüht  wiederum  weiss, 
die  Blumenblätter  haben  aber  einen  karminrothen 
Rand.      Die  Blume  ist  nur  mittelgross. 

6.  Laurent  Descourt  blüht  reich  und  voll, 
ist  auch  gut  gebaut.  Die  Farbe  erseheint  als  sani- 
metner  Purpur,  auf  der  Rückseite  der  Blumenblät- 
ter aber  mit  glänzend  -  rosafarbigem  Widerschein 
versehen. 

7.  La  Tour  de   Crouy:    fleischfarben  mit  At- 


85 


lasweiss.  Die  Blurae  ist  sehr  gross  und  dicht  ge- 
füllt. 

8.  Louise  Darzeiid  blüht  in  Dolden.  Die 
weisse  Blume  erscheint  zwar  klein,  aber  voll  und 
gut  gebaut. 

y.  Madame  BoU  hat  dagegen  wiederum  eine 
grosse  und  dicht  gefüllte  Blume  von  ganz  eigen- 
thüiiiliohem  Baue  und  von  brillanter  Fleischfarbe. 
Auch   die  lieiaubung  macht  hier  besonderen  Effekt. 

10.  Madame  Bautin:  wiederum  sehr  gross, 
aber  von   kirschrother  Farbe. 

11.  Madame  Charles  Wood.  Die  grosse 
Blume  besitzt  eine  rothe  Farbe  von  besonderer 
Schönheit. 

12.  Madame  Julie  Daran  blüht  dagegen  sei- 
denglänzend-zinnoberroth,  ist  ziemlich  gross  und  voll, 
so   wie   rund  gebaut. 

13.  Madame  Pierson:  leuchtend-roth  mit  sil- 
berfarbenem Widerschein.  Bei  dichter  Fülle  hat 
die  Blume  einen   geschlossenen  runden  Bau. 

14.  Monte  Christo:  dunkelscharlach  -  karmin 
mit  schwarzbraunem  Öammet  und  feurigem  Wider- 
schein im  Innern.  Die  Blume  ist  sehr  dicht  ge- 
füllt und  hat  einen  vollendeten  Bau. 

1.0.  Pr  ine  esse  Alice:  leuchtend-rosa  mit  weis- 
sem Schein.  Der  Bau  der  grossen  Blume  ist  mehr 
schalenförmig,  trotzdem  aber  voll. 

16.  Professor  Koch  blüht  voll  und  hat  einen 
schönen  kugelförmigen  Bau.  Die  Farbe  ist  kirsch- 
roth  mit  dunkelkarmin. 

17.  Reine  des  Violettes  hat  dagegen  sehr 
flache,  obwohl  dicht  gefüllte  Blumen  von  purpur- 
violetter, in  der  Mitte  aber  hellrother  Farbe.  Eine 
der  ausgezeichnetsten  Sorten,  die  zugleich  fast  ohne 
alle  Dornen   ist. 

18.  Soeur  des  Auges.  Hier  geht  die  helle 
Fleischfarbe  fast  in  Weiss  über.  Die  Blume  ist 
gross  und  sehr  gefüllt. 

19.  Souvenir  du  Comte  de  Cavour  hat 
eine  violett-rothe  Farbe  und  einen  eigenthümlichen 
flachen  Bau. 

20.  Victor  Verdi  er  blüht  wiederum  leuchtend- 
rosa  mit  hellkarmin  schattirt.  Die  Blume  ist  sehr 
gut  lind  elegant  gebaut. 

II.  Aus  der  Reihe  der  neuerdings  als  beson- 
dere Gruppe  unterschiedenen  Rosomenen  verdie- 
nen Beachtung: 

21.  Abd-el-Kader  von  dunkeler  und  samraet- 
artiger  Purpurfarbe,  welche  nach  der  Mitte  zu  aber 
heller  wird.     Die  Blume  ist  gross  und  voll. 

22.  Alfred  de  Rougemont  hat  eine  karmoi- 
sinpurpurbraune  Farbe  mit  feurigem  Widerschein 
und  violettem  Sammet.  Die  Blume  ist  noch  grös- 
ser  und   eine  der  schönsten,  die   wir  kultiviren. 


23.  Alphonse  Damaizin:  leuchtend  Scharlach, 
aber  die  Blumenblätter  mit  dunkelerem  Rande.  Sie 
blüht  in  Dolden   und   ist  sehr  gefüllt. 

24.  Archevfeque  de  Paris  ist  wiederum  schön 
gebaut  und  hat  eine  sammetartige,  dunkel  violette 
Farbe  mit  feurigem  Widerschein. 

25.  Baron  Adolph  de  Rothschild:  leuch- 
tend feuerroth ,  die  Blumenblätter  haben  aber  oft 
weisse   Spitzen. 

26.  Charles  Leffebre  hat  sehr  grosse  und 
dicht  gefüllte  Blumen  von  einem  eigenthümlichen 
Bau.  Ihre  Farbe  ist  ausser  der  purpurfarbigen 
Mitte   scharlachroth. 

27.  Deuil  de  priuce  Albert  ist  eine  der 
dunkelsten  Sorten  von  fast  schwarz-karmoisinrother 
Farbe,  die  aber  in  der  Mitte  sich  in  ein  feuriges 
Roth  umwandelt.  Die  Blume  ist  sehr  gefüllt  und 
hat  einen  vollendeten   Bau. 

28.  Docteur  Bretonneau  besitzt  grosse  und 
dicht  gefüllte  Blumen  von  sammetartigem  Roth,  wel- 
ches hell-  und  dunkelpurpur  nüancirt  erscheint. 

29.  Duc  de  Cazes  blüht  wiederum  feurig- 
dunkelscharlachroth  mit  purpurviolettem,  also  in's 
Bläuliche  schimmernden  Sammet.  Die  dicht  ge- 
füllte Bhnne  besitzt  einen  schönen,  gewölbten  Bau. 

30.  Duc  de  Rolian  hat  hingegen  eine  feurig- 
rothe,  in's  Zinnoberfarbige  übergehende  Farbe;  die 
Blume  ist  ziemlich   gross. 

31.  Eug^nie  Appert  hat  vielmehr  eine  schar- 
lacli-karmoisinrothe  und  ebenfalls  sammetartige  Farbe. 
Die  Blume  ist  sehr  gross. 

32.  Fran(jois  Arago:  sammet  -  amarantroth, 
voll  und   gut  gebaut. 

33.  Fran<;ois  Lach  arme:  hellkarmin.  Die 
Blume  hat  nur  eine  mittelmässige  Grösse  und  ist 
rund   und   voll  gebaut. 

34.  General  Washington  besitzt  eine  leuch- 
tend-scharlachrothe  Farbe  bei  sehr  grosser  und  dicht 
gefüllter   Blüthe. 

35.  Gloire  de  Santenay  zeichnet  sich  eben- 
falls durch  eine  grosse  und  volle  Blume  aus,  die 
eine  leuchtend-purpurrothe  Farbe  besitzt. 

36.  Louis  XIV.  blüht  nicht  weniger  feurig, 
aber  scharlach-karmoisin  und  sammetartig.  Der  Bau 
ist  rund   und   geschlossen. 

37.  Maurice  Bernardin:  hell-zinnoberroth. 
Die  grossen   und  vollen  Blumen  blühen  in  Dolden. 

38.  Murillo  hat  wiederum  dunkele  Blumen 
und  zwar  sammetartig,  purpurbraun  mit  Karmin  und 
Violett. 

39.  Prince  Camille  de  Rohan  blüht  auch 
dunkel,  mehr  blutroth,  und  hat  sehr  grosse  Blumen. 

40.  Souvenir  de  Charles  Montault:  feu- 
rigscharlach  und   von  becherartigem  Bau. 

41.  Souvenir     de    Lady     Cordelay     ähnelt 


86 


der  vorigen  in  der  Farbe,    ist    aber  weniger  feurig 
und  hat  einen  anderen   Bau. 

42-  Triomphe  d'Amiens.  Wiederum  eine 
dunkele  Rose,  deren  sammetartiges  Schwarzpurpur- 
violett  feuerroth  schattirt  ist.     Der  Bau  ist  flach. 

43.  Vainqueur  de  Goliath:  leuchtend-roth. 
Die  sehr  grosse  Blume  hat  einen  eigcnthümlicheu 
Bau  und  ist  voll. 

III.    Bourbon-Rosen: 

44.  Baronne  de  Noirmont  besitzt  einen  gu- 
ten Bau,  ist  ziemlich  gross  und  hat  eine  lebhafte 
Rosa-Farbe. 

45.  Catherine  Guillot  blüht  dagegen  piu-- 
purrosa  und  ähnelt  sonst  der  vorigen. 

46.  Emotion  blüht  glänzend  hellrosa  und  ist 
eine  der  schönsten  aus  der  Zahl  der  helleren  Sorten. 

47.  Louise  Margottin:  seidenartig -rosa  mit 
heller  Schattirung.     Die    Blume    ist    ziemlich  gross. 

48.  Monsieur  de  Linier  es  hat  wiederum  ein 
leuchtendes  Feuerroth.  Der  schöne  volle  Bau  ist 
flach. 


Die 

iiencn  Soinincrgewächse  des  Freilandes. 

(Schluss.) 

48.  Auch  von  Scabiosa  atropu  rpurea  Dsf. 
hat  man  mehre  Formen,  welche  unser  Interesse  in 
Anspruch  nehmen,  gezogen.  Zu  empfehlen  sind 
vor  Allem  die  Zwergformeu  Vilmorin's,  von  denen 
man  bereits  Pflanzen  mit  Blüthenkürbchen  von  pur- 
purvioletter, karminrother,  rosafarbener  und  weisser 
Farbe  besitzt.  Allgemein  gefällt  auch  die  Form  mit 
mennigrothen  Blüthenkörbchen   (miniata). 

49.  Der  schon  längst  in  den  Gärten  befindliche 
Senecio  elegans  L.  vom  Vorgebirge  der  guten 
Hofliuing  kommt  jetzt  ebenfalls  wiederum  mehr  in 
Aufnahme.  Beachtung  verdienen  die  5  Zwergformen, 
welche  Möhring  in  Arnstadt  gezüchtet  hat,  mit 
weisser,  purpurfarbiger,  dunkelrosafarbiger,  blass- 
kupferrother  und  kupferrother  Farbe.  Hauptsäch- 
lich sind  sie  zu  Einfassungen  und  auf  Schmuck- 
beeten zu  empfehlen. 

5U.  Unter  den  Silenen  verdient  SilenePseudo- 
Atocion  Desf.  am  meisten  Beachtung,  nächstdcm 
aber  S.  r  übe  IIa  L.,  von  welcher  letzteren  man 
auch  eine  weissblühende  Form  jetzt  in  Kultur  be- 
sitzt. "Wie  die  beliebte  S.  pendula  L.,  passen  beide 
zu  Einfassungen  und  auf  Schmuckbeeteu.  Auch  S.  re- 
gia Sweet,  welche  schon  früher  einmal  in  den  Gär- 
ten sich  vorfand,  wird  wieder  empfohlen.  Ueber  die 
verschiedenen,  in  den  Gärten  kultivirten  Arten  haben 
wir  übrigens  bereits  im  1.  Jahrgange  der  Wochen- 
schrift (S.  110)  ausführlich  gesprochen. 


51.  Aus  dem  Genus  Solanum  haben  wir  eine 
Reihe  hübscher  Blattpflanzen,  über  die  wir  früher 
schon  ausführlich  (3.  Jahrg.  d.  Wochenschr.  S.  281) 
gesprochen  haben;  wir  kommen  jetzt  zu  anderen, 
wo  die  Früchte  einen  gärtnerischen  Werth  haben. 
Benary  in  Erfurt  hatte  bei  Gelegenheit  der  gros- 
sen Obst-Ausstellung  in  Görlitz  im  vorigen  Herbste 
eine  Anzahl  in  Töpfenausgestcllt,  auf  die  wir  wie- 
derholt aufmerksam  machen  wollen.  Nimmt  man 
noch  die  schönfrüchtigen  Sorten  des  nahe  verwand- 
ten Spanischen  Pfeflers  (Capsicum)  dazu,  so  kann 
man  sich  damit  ein  Material  zu  Ausschmückungen 
von  Terrassen,  Baikonen,  Treppen  u.  s.  w.  verschaf- 
fen, wie  es  ausserdem  nicht  leicht  geboten  wird. 

Aus  dem  Genus  Solanum  hat  man  schon  seit 
längerer  Zeit  die  Tomaten  oder  Liebesäpfel  geschie- 
den und  aus  ihnen  unter  dem  Namen  Lycoper- 
sicum  ein  selbständiges  Geschlecht  gebildet.  Die 
Tomaten  werden  bekanntlich  in  Italien,  Frankreich 
u.  s.  w.  vielfach  als  Gemüse  und  zu  anderen  Spei- 
sen benutzt ;  hier  empfehlen  wir  jedoch  besonders 
die  kleinfrüchtigen  Sorten  zur  Benutzung  in  ästhe- 
tischer Hinsicht.  Benary  führt  in  seinem  neuesten 
Verzeichnisse  6  Sorten  auf,  deren  Samen  um  we- 
nige Groschen  zu  beziehen  sind.  Im  Jahrgange 
1861  der  Revue  horticole  befindet  sich  zu  Seite  30 
eine  Tafel  Abbildungen,  wo  auch  die  6  Benary- 
schen  Sorten  dargestellt  wurden  und  ein  treues  Bild 
ihrer  Schönheit  geben.  Eigenthümlich  gestaltet  sind 
die  birnförmigen  (Tomate  poire),  die  wir  bei 
Benary  nicht  gesehen  haben,  sich  aber  durch  leb- 
hafte  Scharlachfarbe  auszeichnen. 

Zu  den  echten  Solanum- Arten  gehören  die  so- 
genannten Eierpflanzen,  die  Arten  des  Subgenus 
Melongena,  welche,  was  namentlich  die  einjähri- 
gen anbelangt,  ohne  Ausnahme  wegen  ihrer  schö- 
nen Früchte  Beachtung  verdienen.  In  früheren 
Zeiten  wurden  die  Eierpflanzen  viel  mehr  kultivirt, 
als  jetzt;  man  sah  sie  nicht  selten  in  Mittel-Deutsch- 
land vor  den  Fenstern  der  Bürger  in  kleineren 
Städten,  ja  selbst  auf  dem  Lande.  Benary  führt 
ebenfalls  in  seinem  Verzeichnisse  G  Sorten,  resp. 
Arten  auf.  Betrachten  wir  sie  etwas  näher,  so  ver- 
mögen wir  3  Gruppen  zu  unterscheiden,  denen  viel- 
leicht ursprünglich  auch  nur  3  Arten  zu  Grunde 
liegen:  S.  aethiopicum  L.,  Melongena  L.  und 
Sodomaeum  L.  Die  erste  Gruppe,  in  der  S. 
aethiopicum  L.  als  Norm  zu  betrachten  Ist,  hat  auf- 
rechte, grüne  Stengel  und  meist  grüne  Belaubuug 
und  bringt,  den  gewöhnlichen  Tomaten  ähnlich, 
mehr  oder  weniger  rundliche  und  mit  Längsfurchen 
versehene  Früchte  mit  2  oder  3  Fächern  hervor, 
die  meist  eine  gelbe  Farbe  haben.  Die  bläulich- 
violette oder  weisse  Krone  ist  weit  tiefer  getheilt, 
als  es  sonst  bei  Solanum   der  Fall  ist. 


87 


Aus  dieser  Gruppe  sind  2  Arten  (resp.  Abarten) 
in  unseren  Gärten ,  die  auch  empfohlen  zu  werden 
verdienen.  Die  eine  wurde  von  Frankreich  aus  als 
Aubergine  a  fruit  ecarlate,  dann  als  Solanum  te- 
xanum,  später  als  S.  Gilo  Raddi  in  den  Handel 
gebracht.  Zuerst  sclieint  sie  aber  schon  in  Neapel 
als  S.  Pseudo-Melongena  Ten.  kultivirt  worden 
zu  sein.  Sie  bildet  meist  mehre  aufrechte  Stengel 
mit  wohlgefälligen,  buchtig -fiederspaltigen  Blättern 
und  unscheinlichen  Blüthen;  dagegen  zeichnen  sieh 
die  rundlich-länglichen  und  mit  6  Längsfurchen  ver- 
sehenen Früchte,  die  meist  zu  2  und  3  aus  dem 
Winkel  herabhängen,  durch  eine  prächtige  Schar- 
lachfarbe aus.     Vaterland  ist  Brasilien. 

Das  echte  S.  texanum  Dun.  scheint  ein  Blend- 
ling mit  einer  Art  der  nächsten  Gruppe,  etwa  mit 
S.  ovigeruni  Dun.,  zu  sein  und  besitzt  den  Habi- 
tus der  zuletzt  genannten  Pflanze,  auch  die  grün- 
lich-braune Farbe,  die  Früchte  aber  von  S.  aethi- 
opicum  L.  Diese  sind  nämlich  von  oben  nach 
unten  zusammengedrückt  und  besitzen  bei  einer 
gelben  Farbe  6  bis  10  Längsfurchen  und  eben  so 
viel  Fächer.  Li  der  Flore  des  Serres  (tab.  1398) 
findet  sich   eine  sehr  gute   Abbildung  davon. 

S.  Zuccagnianum  Dun.  ist  die.  dritte  zu  die- 
ser Gruppe  gehörige  Art.  Sie  zeichnet  sich  durch 
weit  kleinere  Früchte,  die  mit  schwachen  Längs- 
furchen versehen  sind,  aus.  Die  Farbe  ist  Anfangs 
grün,  mit  dunkelen,  fast  schwarzen  Längsflecken 
versehen;  später  wird  sie  roth.  Nicht  mit  Unrecht 
vergleicht  man  in  den  Verzeichnissen  diese  Art  mit 
S.  Pseudo-Capsicum  L.  oder  S.  Capsicastrum  Lk. 
Die  zweite  Gruppe  einjähriger  Fruchtpflanzen 
des  Genus  Solanum  bilden  die  echten  Eierpflan- 
zen oder  Melongenen,  bisweilen  ziemlich  hohe 
Pflanzen  von  mattdunkler  oder  braungrüner  Farbe, 
mit  eirunden  oder  eirund  -  länglichen  Blättern, 
die  sehr  häufig  auf  der  Mittelrippe  und  auf  den 
Hauptästen ,  wie  am  Stengel,  ziemlich  starke  Sta- 
cheln besitzen.  Es  gibt  Formen,  wo  diese,  roth  oder 
gelb,  in  grosser  Menge  und  wieder  dergleichen,  wo 
fast  gar  keine  vorhanden  sind.  Die  Blumen -Ab- 
schnitte gehen  nicht  so  tief,  wie  bei  denen  der  vo- 
rigen Abtlieilung  und  die  grossen,  häufiger  längli- 
chen, als  rundlichen  Früchte  besitzen  keine  Fur- 
chen, im  Linern  aber  mehr  als  2  und  3  Fächer. 
Von  den  beiden  Arten:  Solanum  esculentum 
Dun.  (in  den  Verzeichnissen  meist  als  S.  vescum) 
und  oviferurn  Dun.  ist  die  letztere  meist  nur  mit 
wenig  Stacheln  besetzt  und  die  Samen  befinden 
sich  in  einer  Art  Fruchtfleisch,  während  die  erste 
oft  sehr  stachlich  erscheint  und  Fruchtfleisch 
nicht  vorhanden  ist.  Farbe  und  Form  ist  bei  bei- 
den  Arten   sehr  wechselnd. 

Zu   der  dritten  Gruppe  gehört  S.  Sodomaeum 


L.,  eine  ursprüngUch  mehrjährige  Art,  die  sich  aber 
auch  einjährig  behandeln  lässt.  Sie  besitzt  einen 
diffusen  Stengel  und  ist  über  und  über  mit  Sta- 
cheln besetzt.  Die  in  die  Länge  gezogenen  Blät- 
ter sind  buchtig-fiederspaltig  und  die  gelben,  rund- 
lichen Früchte  haben  meist  die  Grösse  einer  Wall- 
nuss. 

Diesen  Melongenen  schliesst  sich  einigermassen 
S.  Asteroites  Jacq.  an,  eine  Art,  welche  bereits 
zu  Anfang  dieses  Jahrhundertes  in  den  Gärten  kul- 
tivirt wurde  und  später  wiederum  verschwand.  Die 
Pflanze  bildet  ebenfalls  einen  aufrechten  Stengel 
bis  4  Fuss  Höhe  mit  eirund- lanzettförmigen  und 
buchtigen  Blättern,  die  auf  beiden  Seiten  mit  stern- 
förmigen Haaren  besetzt  sind  und  deren  Mittelrip}ie 
oft  mit  dem  einen  oder  andern  Stachel  bewaffiiet 
ist.  Nur  vor  der  Entfaltung  hängen  die  Blüthen 
über.  Die  zweifächerige  und  orangenfarbige  Frucht 
von  der  Grösse  einer  kleinen  Kirsche  hat  an  der 
Basis  den  grösser  gewordenen   Kelch. 

Endlich  wird  noch  aus  dem  Genus  Solanum 
eine  einjährige  Pflanze  unter  dem  Namen  S.  hete- 
rogonum  empfohlen,  dem  wir  keineswegs  beistim- 
men können.  Es  ist  dieses  nämlich  ein  Verwandter 
unseres  gewöhnlichen  schwarzen  Nachtschattens  mit 
fast  doppelt  grössern  Früchten.  Der  eigentliche 
Name  ist  S.  pterocaulon  Dun.  Wie  S.  nigrum 
L.  bei  uns  ein  lästiges  Unkraut  ist,  so  stellt  S.  pte- 
rocaulon Dun.  dieses  in  den  meisten  wärmeren 
Ländern  dar.  Mehr  Hesse  sich  noch  S.  erythro- 
carpum  E.  Mey.  mit  orangenfarbigen  Früchten, 
das  ebenfalls  verwandt  ist  und  als  Zierpflanze  in 
den  Verzeichnissen  aufgeführt  wird,  empfehlen.  Es 
soll  diese  Art  aber  eine  Staude  sein.  Sie  wächst  in 
der   Guiana  wild.     Wir  kennen   sie  gar  nicht. 

.52.  Ueber  Spraguea  umbellata  Torr.,  wel- 
che schon  seit  einigen  Jahren  in  England  einge- 
führt, aber  erst  jetzt  bei  uns  in  die  Verzeichnisse 
der  Handelsgärtner  gekommen  ist,  können  wir  nur 
das  wiederholen,  was  wir  bereits  früher  (3.  Jahrg. 
d.  Wochenschr.  S.  18)  gesagt  haben.  Es  ist  eine 
fleischige  Portulacee  aus  Nordwest- Amerika,  die 
wohl  nicht  lange  die  Aufmerksamkeit  der  Liebhaber 
auf  sich  ziehen   wird. 

53.  Tagetes  signata  Barth  var.  puniila 
verdient  ihre  Empfehlung  und  nimmt  sich  in  klei- 
nen Gruppen,  so  wie  zu  Einfassungen  und  auf 
Schmuckbeeten  sehr  gut  aus.  Uebrigens  haben 
wir  diese  Form  schon  im  vorigen  Jahrgange  (S. 
53)  besprochen. 

54.  In  der  Vervollkommnung  unserer  Stiefmüt- 
terchen oder  der  Viola  maxima  ist  man  in  der  neue- 
sten Zeit  wiederum  vorwärts  gekommen  und  hat 
man  bereits  in  einzelnen  Fällen  eine  Beständigkeit 
in     den    Aussaaten     erzielt.      Aufsehen     macht    die 


88 


Mohrenkönigin  des  Dr.  Faust  (nigra  pura),  da 
bis  jetzt  so  dunkel  keine  Form  existirte.  Beifall 
haben    sonst   —  und   sind    auch   noch    ziemlich  neu 

die    geränderten    und   gestreiften    Sorten    (mar- 

ginata  und  striata).  Eine  Form  mit  röthlich- 
kupferbraunen,  dabei  marmorirten  Blumen  hat  den 
Namen  Viola  picturata  erhalten.  Die  Formen, 
wo  die  Blumen  die  Gestalt  derer  der  Aurikel  oder 
derer  der  Pelargonien  haben  (au  riculaeflora  und 
pelargoniflora),  sind  zwar  nicht  mehr  neu,  stets 
aber  zu   empfehlen. 

Roseiifreiiiideii 

empfiehlt  Unterzeichneter  zu  bevorstehender  Früh- 
jahrspflauzung  aus  seinen  grossen  Rosenschulen 

hioclisttiimiiLige  üosen 

von  ganz  vorzüglicher  Qualität,  in  allen  Grössen 
und  in  den  prachtvollsten  altern,  neuern  und  neue- 
sten Sorten.  Die  bei  weitem  über  2000  Varietäten 
zählende  Sammlung  enthält  das  Werthvollste  und 
Neueste,  was  bisher  im  herrhchen  Bereiche  der 
Rose  erschien.  lieber  200  Sorten  Moos-,  gegen 
1000  Sorten  Bourbon-  und  Remontant- Rosen  und 
unter  diesen  allein  über  100  Sorten  aus  der  nur 
tief-dunkele,  leuchtend  und  feurigfarbene  Rosen  ent- 
haltenden Prunkgruppe  der  Rosomenen.  Verzeich- 
nisse werden  auf  frankirtes  gefälliges  Verlangen 
franko  ertheilt. 

Köstritz,   im  Fürstenthum   Reuss,    1864. 

J.  Ernst  Herger, 

Roseiigiirtuer. 


Für  fiärtiier. 

Meine  hierselbst  belegene  Besitzung,  bestehend 
in  einem  Garten  und  Gartenland,  mit  edlen  Obst- 
bäumen und  Wein -Beständen,  von  c.  9^  Morgen 
Fläche,  will  ich,  nebst  den  dazu  gehörenden  2 
Wohnhäusern,  1  Treibhaus,  Frühbeeten,  Stallungen, 
Scheune,  Schuppen  u.  s.  w.  unter  vortheilhaften  Be- 
dingungen, wegen  erfolgten  Tod  meines  Mannes, 
aus  freier  Hand  sofort  verkaufen. 

Reflektanten   ersuche  ich,   sich  ohne  Einmischung 
eines  Dritten  portofrei  an   mich   zu   wenden. 
Frankfurt  a.  d.   Oder. 

Johanna  Ritschi, 

Oderstrasse  48. 


Etnde  de  M.  Vermeuleii, 

notaire   ä  Bruxelles, 
ruedes  Boiteux  16. 

Le  notaire  Vermeulen  vendra  publiqueraent, 
les  27,  28  et  29  avril  1864,  ä  onze  heures  pr4- 
cises  du  matin,  en  la  maison,  rue  de  Brabant,  n. 
224,  ä  Schaerbeck  lez  Bruxelles,  sous  la  direction 
de  M.  Ambroise  VersehaflPelt,  horticulteur  ä  Gand 
(Belgique)  : 

La  belle  et  riebe  coUection  d'Agaves,  Yucca 
et  Bonapartea  et  genres  analogues,  d^laiss^e  par 
M.  Edmond-Pierre-Jean- Joseph  Van  der  Vinnen,  en 
son  vivant  proprietaire  et  amateur  distingu^,  audit 
Schaerbeck. 

Les  plantes  seront  ä  voir  deux  jours  avant  la 
vente,  depuis  dix  heures  du  matin  jusqu'ä  quatre 
heures  de  relev^e. 

Le   catalogue  se   distribue: 
A  Bruxelles,  en  la  maison    mortuaire,    rue    de 

Brabant  224; 
^  en  r^tude  du  notaire,  rue  de  Boi- 

teux   16  ; 
^  ehez  MM  Muquardt,libraire,  place 

Roval: 


A  Paris, 

n 

■n 

A.   Goin,    libraire,    rue 

des   Ecoles   82; 

A  Amsterdam, 

■n 

n 

Sybranni,  libraire ; 

A  Gand, 

» 

n 

Ambroise  Verschaflelt, 
horticulteur; 

» 

■n 

■n 

Muquai-dt,libraire,  place 
d' Armes; 

A  Berlin, 

n 

7) 

le  professeur  Karl  Koch ; 

A  Leipzig, 

!5 

■n 

Muquardt,  libraire; 

A  Londres, 

i> 

V 

Silberrad  and  son,  5, 
Harp  lane,  great  to- 
wer  Street; 

A  St  Petersbourg, 

•n 

n 

Jacques  Issakofl',  li- 
braire. 

Etahlis.seiueiit  horticoie 

ile    Louis    van    Houtte    ii    (laud. 

Eben  ist  No.  102  des  Catalogue  de  plantes  et 
de  plein  air  erschienen  und  bringt,  wie  gewöhnlich, 
ein  reichliches  Verzeichniss  der  Kulturen  in  dem 
Garten -Etablissement  von  Louis  van  Houtte  in 
Gent.  Dasselbe  umfasst  nicht  weniger  als  118 
ziemlich  gedrängt-gedruckte  Oktavseiten.  Wir  ma- 
chen darauf  aufmerksam.  Liebhaber  erhalten  auf 
portofreie  Anfrage  den  Catalogue  franco  zugesendet. 


Verlag  von  Karl  Wiegaudt  in  Berliu, 
Kommandantcn-Strasse  No.  62. 


Druck  der  C.  Feiste  r 'sehen  Buehdruckerei  in  Berliu, 
Zieten-PIatz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  znr  Beförderung  des  Gartenbanes  in  den  Königl.  Prenssischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur : 
Ir*i"o<essor  I>r.  Karl  rvoch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  12. 


Berlin,   den    26.   März 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  b^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt:  Alocasia  Veitchii  C  Kooh  und  Lowii  Hook.  —  Bericht  über  den  Betrieb  des  Versuchsfeldes  des  Vereines  zur  Beförde- 
rung des  Gartenbaues  und  die  darauf  erzielten  Re.sultate  des  Jahres  1863.  Vom  Inspektor  des  Königl.  botauischen 
Gartens  C.  B o u c h e.  —  Der  Park  zu  Monceau.     Von  A.  Stelzner,  Handelsgärtner  in  Gent  in  Belgien. 

Souiitag,  den  3.  April,  Fruhjahrs-Ausstcllinig  in  der  grossen  Aula  der  Königl.  Thierarzneiscbule  (Louisenstr.  N«.  5C). 
Die  Versammlung  der  Mitglieder  findet  an  demselben  Tage,  !\achniittags  2  lüir,  im  Englischen  Hause  (Itlohrenstr.  No.  49) 
statt,  worauf  (um  3  Uhr)  ein  gemeinschaftliches  Dlittagsessen  erfolgt,   wozu  die  geehrten  Dlitglieder  eingeladen  werden. 


Alocasia  Veitchii  €.  Koch  n.  Lowii  Hook. 

Während  der  grossen  Ausstellung  in  Gent  vor 
2  Jahren  sahen  wir  zuerst  Alocasia  Veitchii,  im 
vorigen  Jahre  hingegen  in  Mainz  Alocasia  Lo- 
wii. Beide  waren  als  Kaladien  ausgestellt;  wir 
erklärten  beide  jedoch,  alsbald  wir  sie  sahen,  für 
Alocasieu.  Hooker  hatte  im  vorigen  Frühjahre 
Gelegenheit  A.  Lowii  in  Blüthe  zu  sehen  und  ge- 
nau zu  untersuchen;  er  überzeugte  sich  ebenfalls  da- 
von und  bildete  die  Pflanze  im  botauieal  Magazine 
(tab.  5376)  als  solche  ab.  Später  (vor.  Jahrgang 
der  Wochenschrift  S.  332)  hielten  wir  möglicher 
Weise  beide  Pflanzen  für  Formen  einer  und  der- 
selben Art;  dass  es  aber  nicht  so  ist,  haben  uns 
schöne  und  vollkommen  ausgewachsene  Exemplare 
im  Garten  des  Kommerzienrathes  Leonor  Rei- 
ehenheira  belehrt.  Sie  haben  uns  auch  Gelegen- 
heit gegeben,  vergleichende  Untersuchungen  anzu- 
stellen und  eine  sichere  Diagnose  aufzustellen.  Wenn 
wir  früher,  bevor  wir  A.  Veitchii  lebendig  sahen, 
diese  für  identisch  mit  A.  cuprea  hielten  (s.  4. 
Jahrgang  der  Wochenschrift  S.  140),  so  beruht 
dieses  ebenfalls  auf  einem  Irrthuni,  den  wir  hier- 
mit berichtigen. 

Beide  Alocasien  gehören  unbedingt  zu  den  schön- 
sten Blattpflanzen  des  Warmhauses  und  bilden  ein 
würdiges  Gegenstück  zur  Alocasia  cuprea  C. 
Koch    (metallica   Hook.,    nicht   Schott).      Da    auch 


diese  im  Besitze  des  Kommerzienrathes  Reichen- 
heim  sich  befindet  und  der  dortige  Obergärtner 
Boese  sie  bereits  ebenfalls  zu  einem  stattHchen 
Exemplare  herangezogen  hat,  so  empfehlen  wir 
Pflanzen -Liebhabern  um  so  mehr  den  Besuch  der 
dortigen  Gewächshäuser,  als  auch  mehre  schöne  Or- 
chideen, unter  Anderem  die  Abart  des  Deudro- 
bium  m  acro  j)hy  llum ,  welche  als  Dayanüm 
neuerdings  in  den  Handel  gekommen  ist  und  zum 
ersten  Male  bei  uns  die  herrlichen  und  grossen 
Blüthen   entfaltet  hat,  in  Blüthe  stehen. 

Beide  Alocasien  stammen  aus  Borueo.  A.  Veit- 
chii hat  der  Reisende  und  Sammler  von  Veitch 
&  Söhne,  Thom.  Lobb,  entdeckt  und  vor  5  oder 
6  Jahren  nach  England  gesendet;  die  Einführung 
der  andern  ist  erst  vor  einigen  Jahren  durch  Low 
&  Co.  in  Clapton  geschehen.  Die  letztere  scheint 
leichter  zu  blühen,  denn  nachdem,  wie  bereits  er- 
wähnt, Hook  er  nach  einer  blühenden  Pflanze  die 
oben  schon  citirte  Abbildung  gemacht  hat,  befand  sie 
sich  jetzt  wiederum  im  Garten  des  Kommerzienrathes 
Reichenheim  in  Blüthe.  So  viel  wir  wissen,  hat 
A.  Veitchii,  obwohl  viel  länger  bei  uns  in  Kultur, 
noch   nicht  geblüht. 

Beide  Pflanzen  bilden  keinen  Stengel,  aber  auch 
keine  Knollen,  sondern  haben  an  der  Basis  eine 
schwache,  zwiebelartige  Anschwellung,  daher  sie 
wohl  keine  sehr  lange  Dauer  haben.  Die  Zahl 
der  Blätter,    welche  sie  besitzt,    ist  gering  und  be- 

12 


90 


trägt  in  der  Regel  nur  3.  Zwischen  den  Blattrand- 
scheiden der  obersten  kommen  meist  2  Blüthen 
hervor,  welche  von  häutigen  röthlichen  Scheiden 
umgeben  sind.  Alocasia  cuprea  macht  dagegen 
einen  Stengel  mit  kurzen  Internodien,  steht  aber 
weniger  aufrecht,  als  dass  sie  sich  als  Epiphyt  an 
Baumstämmen  vermittelst  der  Luftwurzeln  anhält. 
Die  echte  A.  metallica  Schott  macht  Knollen 
und  ähnelt  in  dieser  Hinsicht  den  Xanthosomen ; 
auch  ist  ihre  Blattbildung  eine  andere,  so  dass  sie 
gar  nicht  so  leicht  verwechselt  werden  kann.  Die  er- 
sten 3  Alocasien  haben  Blätter  mit  rothbrauner  Unter- 
fläche und  einen,  eine  Linie  breiten  weissen  Rand, 
weshalb  sie  auch  in  dieser  Hinsicht  eine  eigene 
Gruppe  darstellen. 

1.  Alocasia  cuprea  C.  Koch.  Der  Stengel 
ist  kurzgliedrig  und  kletternd;  dielederartigen  und 
schildförmigen  Blätter  haben  eine  breit  -  längliche 
Gestalt  und  sind  am  obeni  Ende  ziemlich  abge- 
rundet, am  untern  hingegen  befindet  sich,  weil  die 
beiden  Ohren  bis  über  2  Drittel  verwachsen  sind, 
nur  ein  seichter  Einschnitt.  Die  Oberfläche  besitzt 
eine  fast  metallisch -glänzende,  dunkelgrüne  Farbe, 
die  untere   hingegen  ist  braunroth. 

2.-  Alocasia  Veitchii  C.  Koch  hat  keinen 
Stengel,  indem  die  Basis  nur  etwas  zwiebelartig 
erscheint.  Die  mehr  pergamentartigen,  weit  härte- 
ren und  schildförmigen  Blätter  haben  eine  lanzett- 
pfeilförmige  Gestalt,  laufen  also  am  obern  Ende  in 
eine  Spitze  aus,  am  untern  hingegen  stehen  die 
langen  Ohren,  welche  nur  zum  Drittel  an  der  Ba- 
sis verwachsen  sind,  grade  aus.  Die  helle  grüne 
Farbe  der  Oberfläche  wird  an  der  Mittelrippe  und 
an  den  Hauptästen,  von  denen  2  sich  in  den  Ohren 
befinden,  sowie  gegen  2  Linien  auf  beiden  Seiten  der- 
selben in  der  Fläche  durch  eine  grauweisse  Silber- 
farbe unterbrochen.  Auch  die  mehr  eingesenkten 
Adern,  welche  vom  Rande  aus  in  mehrern  Bogen 
mit  den  Hauptästen  sich  verbinden  oder  auch  bis  fast 
zur  Mittelrippe  hinab  steigen,  haben  eine,  aber 
schwächere  Silberfarbe.  Die  Unterfläche  ist  braun- 
roth. Die  Länge  des  Blattes  beträgt  bei  einer 
Breite  von  5  Zoll  an  der  Basis  14  Zoll,  während 
die  unten  2|  Zoll  breiten  Ohren  5  Zoll  lang  sind. 
Der  Blattstiel  ist  dunkelgrün  marmorirt  und  be- 
sitzt eine  Länge  von   15  Zoll. 

3.  Alocasia  Lowii  Hook.  Stengel  wie  bei 
der  vorigen  Art.  Die  Blätter  stehen  in  Konsistenz 
und  Form  zwischen  den  beiden  vorigen  und  laufen 
nach  oben  weniger  lanzettförmig  zu;  ihr  Breiten- 
Durchmesser  beträgt  auch  7,  der  der  Länge  hingegen 
15  Zoll,  wälirend  die  kürzern  und  breitern  Ohren 
eine  Länge  und  Breite  von  .'3  Zoll  besitzen.  Die 
smaragdgrüne  Oberfläche  hat  eine  mehr  weisse  und 
breitere  Mittelrippc  mit  9   eben   so  gefärbten  Haupt- 


ästen. Dasselbe  gilt  von  dem  mehr  als  eine  Linie 
breiten  Rande.  Die  Adern  hingegen  liegen  etwas 
erhaben  und  haben  keine  besondere  Färbung;  auch 
die  Art  ibrer  Verzweigung  ist  eine  andere.  Li  der 
Mitte  zwischen  2  Hauptästen  gehen,  über  1  Linie 
von  einander  entfernt,  2  Hauptadern  schlangenför- 
mig  nach  der  Mittelrippe  und  schicken  Zweige  nach 
deren  Hauptästen.  Der  17  Zoll  lange  Blattstiel  ist 
hell  und  nur  sehr  schwach  am  untern  Theile  mar- 
morirt. 


Bericht 
Über  den  Betrieb  des  Versuchsfeldes 

bts13crfinfsjur?3fförbcruii9  brs  ©artfnbaufs 

und   die   darauf  erzielten   Resultate   des 

Jahres   1863. 

Vom    Inspektor    des    Königl.    botaiiisclien   Gartens  C.  B  o  u  c  h  ^. 

Der  Sommer  des  vorigen  Jahres  war  bekannt- 
lich nicht  zu  den  warmen  zu  rechnen,  sondern  ge- 
hörte zu  den  ungewöhnlich  kühlen,  welche  für  die 
Kultur  vieler,  mehr  Wärme  liebender  Pflanzen  kei- 
neswegs als  günstig  zu  betrachten  war,  weshalb 
denn  auch  allenthalben  Gurken,  Bohnen  und  Mais 
im  Freien  schlecht  gediehen;  in  den  meisten  Gär- 
ten starben  die  Gurken  schon  vor  der  Blüthezeit 
ab,  ja  sogar  die  in  Mistbeeten  stehenden  blieben 
in  Folge  des  kühlen  Frühlingswetters  schwach  und 
lieferten  nur  geringe  und  kurze  Erndten.  Der  Mais 
:  schritt  in  seinem  Wachsthum  sehr  laugsam  fort, 
i  blühte  erst  spät  und  trug  wenig  reifen  Samen. 
Bohnen  gediehen  nur  kümmerlich,  nahmen  je  nach- 
dem die  Witterung  warm  oder  kalt  war,  bald  eine 
gelbUche,  bald  eine  grüne  Farbe  des  Laubes  au 
;  und  reiften  erst  spät.  Die  Kühlarten  wurden  an- 
fänglich durch  Maden  in  den  Wurzeln  und  später 
!  durch  Blattläuse  sehr  heimgesucht,  jedoch  erholten 
!  sie  sich  Mitte  des  Sommers  und  bildeten  sich  vom 
Juli  bis  Herbst  wider  Erwarten  gut  aus,  nur  hiel- 
ten sich  die  Kopfkolilarten  nicht  lange,  weil  die 
j  Witterung  zu  unbeständig  war  und  grosse  Wärme 
mit  plötzlicher  Kühle  abwecliseltcn;  bei  dem  kühlen 
Wetter  bildeten  sich  die  Köpfe  gut  und  fest  aus, 
platzten  oder  faulten  aber  bei  der  darauf  folgenden 
grossen  Wärme  bald ,  so  dass  eine  Vergleichung 
der  in  Erfurt  empfohlenen  Kohlarten  mit  den  in 
Berlin  vorzugsweise  kultivirten,  welche  zu  diesem 
Zwecke  auf  dem  Versuchsfclde  neben  einander  an- 
gebaut waren,  fast  erfolglos   blieb. 

Gemüse,  deren  Knollen  oder  Wurzeln  man  be- 
nutzt, gediehen  hingegen  sehr  gut,  ebenso  auch 
Erbsen,  die  sich  fast  überall  in  besonderer  Ueppig- 
keit  und    Fruchtbarkeit  fanden. 


91 


Die  von  dem  Versuchsfelde  nach  Görlitz  zur 
Ausstellung  gesandten  Gemüse  wurden  dort  von 
den  Preisrichtern  für  die  am  besten  kultivirten  er- 
klärt. 

Grosse  Schwierigkeiten  boten  viele  einjährige 
Zier-Pflanzen,  denen  es  an  Wärme  fehlte,  weshalb 
sie  sich  laugsam  entwickelten  und  spät  Samen  an- 
setzten, jedoch  ist  von  den  meisten  soviel  geerndtet, 
dass  reichlich  an  die  Mitglieder  vertheilt  werden 
kann. 

Von  einjährigen  Pflanzen  waren  die  neuen  Va- 
rietäten der  Viola  tricolor  maxinia,  deren  Zucht 
man  dem  Kunst-  u.  Handelsgärtner  Schwan  ecke 
in  Oschersleben  verdankt,  in  besonderer  Ueppigkeit 
gediehen,  hatten  grosse  Blumen  und  ein  höchst 
mannichfaches  Farbenspiel ;  noch  mehr  aber  nahmen 
die  auf  dem  Versuchsfelde  gezogenen  Abarten  der 
Lychnis  Haageana,  die  hinsichtlich  der  Farben  von 
hellmennigfarben  bis  in  blutroth  abänderten,  die 
Aufniei-ksrmkeit  der  Sachkenner  in  Anspruch.  Auch 
einige  hübsche  neue  Formen  von  Astern  sind  ge- 
züchtet worden. 

Da  es  der  Raum  des  Versuchsfeldes  gestattet, 
so  ist  ein  Theil  desselben  für  Beerenobst  eingerich- 
tet und  sind  fm  vorigen  Jahre  zunächst  25  Sorten 
Erdbeeren,  von  denen  im  Herbste  wird  vertheilt 
werden   können,  angeschafft  worden. 

Wir  lassen  hierauf  den  Bericht  über  die  ein- 
zelnen angebauten   Pflanzen  folgen : 

I.    Gemüse  und  ökonomische  Gewächse. 

a.     Gemüse. 

1.  Erbse,  Bischoffs-,  war  ausgeartet,  denn 
statt  ihrer  gewöhnlichen  Höhe  von  1^  Fuss,  wurde 
sie  mehr  als   3  Fuss  hoch. 

2.  Erbse,  Queen  of  Dwarfs,  zeigte  sich  als 
eine  volltragende,  mittelfrühe,  mit  mittellangen  Hül- 
sen versehene,   des   Anbaues   werthe  Sorte. 

3.  Erbse,  Victoria-,  grosse  neue  engli- 
sche, hatte  einen  üppigen  Wuchs,  trug  spärlich, 
nur  mittellange,  mittelfrühe  Hülsen;  daher  nicht  zu 
empfehlen. 

4.  Erbse,  Alliance  white  Dwarf,  erreichte 
eine  Höhe  von  3  Fuss,  trug  schwach.  Hülsen  mit- 
tellang:  nicht  des  Anbaues  werth. 

5.  Erbse,  Prinz  Albert.  Sie  bewies  sich 
als  eine  frühe,  reichtragende  Sorte,  mit  zwar  nur 
mittellangen,  aber  vollen  Hülsen;  ganz  besonders 
zu    empfehlen. 

6.  Erbse,  Veitch's  Perfection,  ist  3  Fuss 
hoch,  trägt  spärlich  und  spät,  ist  aber  vielleicht  in 
andern  Bodenarten   ertragreicher. 

7.  Erbse,  Neue  Zucker-,  gelbhülsige 
Wachsschwert-,  zeigte  sich  in  diesem  Jahre  als 
eine  starkwüchsige,  spärlich  tragende,    8  Fuss  hohe 


Sorte,   mit  zwar  sehr  zarten,    gelben  Hülsen,    ohne 
Faden. 

Ausserdem  bewährten  sich  nach  wiederholtem 
Anbaue  ganz  besonders  Eugenien  Mark-,  Dille- 
stones early  prolific-,  Harrissons  Ruhm-,  Mumien- 
Erbse  und  Erbse  des   TIebei-flusses. 

8.  Staudenbohne,  8  Fuss  hohe  weisshül- 
sige  Zucker-,  war  mittelfrüh,  als  Schnittbohne 
der  Empfehlung   werth. 

Ü.  Staudenbohne,  Hundert  für  eine,  ist 
eine  sehr  empfehlenswerthe  Sorte,  die  besonders 
gut  als  getrocknete  Frucht  sich  verwerthen  lässt. 

10.  Staudenbohne,  Tausend  für  eine,  ist 
eine  vorzügliche  Brechbohne,  welche  trotz  der  un- 
günstigen Witterung  vom  Sommer  bis  spät  in  den 
Herbst  hinein  immer  junge  Bohnen  lieferte,  wes- 
halb sie  einen  grossen  Werth  zum  grünen,  als  ge- 
trockneten  Gemüseverbrauch  gewährt. 

11.  Staudenbohne,  chinesische  weiss- 
hülsige,  zeichnete  sich  auch  in  diesem  Jahre  als 
eine  der  frühsten  und  unempfindlichsten  Sorten,  so- 
wie durch  reichliches  Tragen,   aus. 

12.  Moos-Endivien.  Diese  Art  unterscheidet 
sich  von  anderen  durch  dichteren,  krauseren  Wuchs 
und  lieferte  gebleichte,  sehr  zarte  Blätter,  des  An- 
baues werth. 

13.  Endivie  Escariol-,  ist  gleichfalls  zu 
empfehlen.  Sie  ist  von  üppigem  Wuchs,  mit  brei- 
ten,  wenn  gebleicht,   zarten  fleischigen  Blättern. 

14.  Spinat,  grösster  gelber  Schweizer-, 
eine  vorzügliche  Sorte  mit  dicken,  runden,  zarten 
Blättern,  ist  aber  mit  dem  „zarten  Spinat"  aus  Sa- 
voyen  identisch. 

15.  Gurke,  schneeweisse  Riesen-,  Schlan- 
gen-, ist  ganz  vorzüglich  und  reichlich  tragend, 
scheint  sich  aber  vorzugsweise  nur  für  Mistbeet- 
Kultur  zu   qualificiren. 

16.  Gurke,  chinesische,  trug  im  letzten 
Jahre  nur  spärlich,  kaum  mittellange  Früchte,  be- 
darf also  noch   weiterer  Prüfung. 

17.  Kopfkohl,  neuer  Imperial.  Obwohl  die 
mittelgrossen,  spitzen  Köpfe  nicht  sehr  fest  sind,  so 
hat  dieser  Kohl  dennoch  einen  gewissen  Werth, 
in  sofern  er  sehr  früh  ist. 

18.  Kopfkohl,  Drumhead,  bekundete  sich 
als  eine  sehr  frühe  Sorte  mit  platten,  festen  Köpfen, 
empfehlenswerth  als  gute  frühe  Art. 

19.  Kopfkohl,  Nonpareil,  unterschied  sich 
vom   Kopfkohl  Imperial    nicht. 

20.  Kopfkohl,  früher,  Enfield-,  zeigte  sich 
ebenfalls  nicht  verschieden  vom  Kopfkohl  Imperial. 

21.  Kopfkohl,  mittelgrosser  Erfurter, 
Herbst-,  nicht  verschieden  vom  Kopfkohl:  Erfur- 
ter grosser,   weisser;  ist  aber  des  Anbaues  werth. 

22.  Kopfkohl,  Berg-Rheinfelder,  bewährte 

12* 


92 


sich  auch  in  diesem  Jahre  als  eine  Sorte  zum  so- 
fortigen Verbrauch  oder  zum  Füttern  des  Viehes, 
da  sie  sehr  grosse  Köpfe  bildet,  welche  aber  locker 
und  grob-nervig  sind;  zur  Aufbewahrung  für  den 
Winter  eignet  er  sich  nicht. 

23.  Kopfkohl,  blutrother,  Erfurter -Sa- 
lat-, eine  niedrige  Sorte  mit  mittelgrossen,  aber 
festen,  feinen  Köpfen,  die  ganz  besonders  empfeh- 
lenswerth  ist. 

Ausserdem  wurden  wiederholt  angebaut  und  als 
bewährt  und  vorzüglich   befunden: 

1.  Kopfkohl,  grosser  Berliner  weisser; 

2.  Kopfkohl,    grosser  Braunschweiger  weisser; 

3.  Kopfkohl,  grosser  Holländischer  rother. 

24.  Winterkraut,  Graichens  neues,  unter- 
schied sich  nicht  von  dem  gelben  Butterkohl,  des- 
sen gelb  gebleichte  Herzblätter  die  Verwendung 
des  Wirsingkohls  haben  und  dessen  Werth  dadurch 
erhöht  wird,  dass   er  den  Winter  im  Freien  aushält. 

25.  Wirsingkohl-Sorten  waren  keine  neuen 
eingegangen  und  wurden  nur  ältere  Sorten  zur 
wiederholten  Prüfung  angebaut,  unter  denen  sich 
wieder  folgende  als  ganz  vorzüglich  bewährten: 

1.  Wirsing,  gelber  Blumenthaler, 

2.  „  Capischer,    feingekrauster    grüner, 

3.  j         Erfurter  Winter-, 

4.  „  Ulmer  früher, 

5.  ,  de  Vertus, 

ß.  y,  grosser  Berliner. 

26.  Palmenkohl,  ist  eine  Grünkohlart,  deren 
Blattsubstanz  nur  schmal,  aber  kraus  ist,  welche 
nach  dem  Abstreifen  wie  Grünkohl  gekocht  wird. 
Des  eigenthümlichen,  3  —  4  Fuss  hohen  Wuchses 
halber  eignet  sich  diese  Sorte  auch  zur  Dekoration 
von  Herbstbeeten,  besonders  im  Vereine  mit  den 
verschiedenen  Abarten  des  Plümage  -  Kohls,  der 
ebenfalls  gebaut  wurde. 

27.  Kohlrabi,  Berliner  Bastard-,  eine  frühe 
Kohlrabi  von  vorzüglicher  Zartheit,  welche  beson- 
ders empfohlen   zu  werden   verdient. 

28.  Grünkohl,  hoher  krauser  Eiesen-, 
wird  besser  zum  Füttern,  (Abblatten),  als  für  die 
Küche  verwendet  werden  können;  ist  für  nördliche 
Gegend  nicht  zu  empfehlen,  weil  er  nicht  vom 
Schnee   bedeckt  wird  und   daher   erfriert. 

29.  Kohlrüben,  gelbe  Schmalz-,  als  zart 
und  wohlschmeckend   zu  empfehlen. 

30.  Mohrrüben  wurden  verschiedene  ältere 
Sorten  versucht,  wovon  sich  nachstehende  am  vor- 
züglichsten  bewährten: 

1.  Mohrrübe,   Braunschweiger, 

2.  y,  halblange  dunkelrothe  Frankfurt., 

3.  j  grüiiköpfige  Altringhara, 

4.  „  lange  rothe   Berliner, 
5-            r            kurze  holländische. 


6.  ganz  kurze  Treibkarote. 

31.  Petersilge,  Wurzel-,  lange  Erfurter 
späte,  und  Berliner  lange  weisse  waren  nicht 
von  einander  zu  unterscheiden ,  aber  beide  ganz 
vorzüglich   und   empfehleuswerth. 

32.  Bete,  selected  Dwarf,  bewies  sich  von 
Neuem   als  eine  gute   Einmacherübe. 

33.  Porre,  dicker  Brabanter,  und  Porr^ 
von  Musselburgh,  erwiesen  sich  als  zarte,  flei- 
schige Sorten  und  verdienen  besonders  empfohlen 
zu   werden. 

34.  Pastinak,  neuer  Imperial,  lieferte  sehr 
grossen  Ertrag  und  kann  als  Viehfutter  nicht  ge- 
nug  empfohlen   werden. 

35.  Puffbohne,   neue  Johnson's,   so  wie 
Puffbohne,    neue    Tocker,   zeigten    sich    als 

äusserst   ertragreich    und    gut,    daher  zu  empfehlen. 

36.  Von  den  in  diesem  .Jahre  angebauten  Sa- 
latsorten  erwiesen   sich  als  die  vorzüglichsten: 

1.  Salat,  sizilianischer,  eine  Soi-te,  die  zwar 
keine  festen  Köpfe  bildet,  und  daher  grün  bleibt, 
die  Blätter  sind  aber  bis  kurz  vor  Bildung  des 
Blüthenstengels  überaus  zart  und  haben  nicht  den 
bittern,   milchigen  Geschmack   vieler  anderer  Sorten. 

2.  Salat,  Perpignaner, 
Doppelkopf, 
gelber  Dresdner, 
gelber  asiatischer, 
Topfs  Forellen-Vollblut-, 
Eier-   (zum  Treiben), 
Sachsenhäuser    Binde-;    etwa   8  Tage 

vor  dem  Gebrauch  müssen  die  Blätter  zusammen 
gebunden  werden,  damit  die  Innern  bleichen,  welche 
sehr  fleischig  und  wohlschmeckend  sind. 

b.    Oekonomische  Gewäschse. 

1.  Tabak,  Havanna-,  und 

Tabak,  Goundy  zeigten  sich  als  vorzüg- 
lich ertragreiche  Sorten  und  sind  ganz  besonders 
zu  empfehlen. 

2.  Kartoffel,  Schnippiner,  ist  eine  mittel- 
frühe Speise  -  Kartoffel.  ,*-  Pfd  Aussaat  lieferte  22 
Pfund   Ertrag. 

3.  Kartoffel,  Heidelberger,  ebenfalls  eine 
mittelfrühe  Sorte  für  die  Küche.  Von  \  Pfd  Aus- 
saat wurden   30  Pfd  Ertrag  gewonnen. 

4.  Kartoffel,  Voigtländer  rothe  Zwie- 
bel-, ist  ebenfalls  mittelfrüh  und  zum  Speisen  gut. 
\  Pfd   Aussaat  gab   25  Pfd   Ertrag. 

5.  Kartoffel  des  Ueberflusses  ist  eine 
späte.  Die  Erndte  von  ^  Pfd.  Aussaat  lieferte  25 
Pfund   Ertrag. 

6.  Runkelrüben  erwiesen  sich  von  denen  in 
diesem  Jahre  angebauten   als  die    besten : 


3. 

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4. 

V 

5. 

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6. 

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7. 

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8. 

n 

93 


„  vcithc  Riesen-Flaschen-, 

„  lange   duiikelrothe, 

„  lange  gelbe  Flaschen-, 


I.  Runkelrübe,  lange   rothe  Riesen -Pfahl-, 
2. 
3. 
4. 
5.  „  neue  weisse  plattrunde. 

7.  Schirmraps.  Die  im  Herbst  hiervon  ge- 
machte Aussaat  eri'ror  bei  dem  ersten  Frost;  die 
Im  Frühjahr  geschehene  kam  bis  November  nicht 
zur  Blüthe,  scheint  demnach  für  frischen  Sandbo- 
den nicht  geeignet  zu  sein. 

8.  Mais,  grosser  weisser  aus  Cheefoo 
zeigte  sich  in  diesem  Jahre  ebenfalls  als  mittel- 
frühe Sorte  von  nicht  hohem  Wuchs,  kleinen  Kol- 
ben und  kleinen  gelblich -weissen  Körnern,  die  sich 
besonders  zu   Hühnerfutter   eignen. 

9.  Mais,  Mary  Island,  erwies  sich  gleichfalls 
in  diesem  Jahre  wieder  als  spätere  Sorte  von  mitt- 
lerem Wuchs  und  grossen  Kolben,  ist  aber  nur  in 
günstigen   Jahren   ertragreich. 

10.  Mais,  40-tägiger,  ist  von  niedrigem 
Wüchse  mit  mittelgrossen  Kolben;  er  reift  sehr 
früh. 

II.  Mais,  gelber  früher  Baden'scher  ist 
ganz  niedrig  und  hat  sehr  kleine  Kolben;  er  passt 
daher  nicht  zum  Grünfutter,  wie  er  auch  nicht  we- 
gen des  Ertrags    der   Körner  Empfehlung    verdient. 

12.  Mais,  King  Philipp,  verdient  auch  dies 
Jahr  wieder  als  eine  ertragreiche  Sorte  erwähnt  zu 
werden. 

13.  Mais,  kleiner  Perl-,  eine  ertragreiche 
mittelhohe  Sorte,  deren  Körner  sehr  klein  sind  und 
ein  vorzügliches  Futter  für  Federvieh  liefern;  am 
besten  reift  sie  auf  mehr  trocknem,  als  feuchtem 
Sandboden. 

14.  Mais,  kleiner  weisser  und  rother 
Perl-,  eignen  sich  beide  nicht  für  unser  Klima,  in- 
dem  sie  nicht  zur   Reife  gelangen. 

15.  Mais,  grosser  rother,  eine  mittelfrühe, 
ganz  vorzügliche  Art,  die  beachtet  zu  werden  wohl 
verdient. 

16.  Mais,  Baden'scher,  ist  ebenfalls  als  ganz 
vorzügliche  Sorte  zu  betrachten.  Der  Wuchs  ist 
nicht  hoch;  sie  liefert  schöne,  lange,  frühreifende 
Kolben   und   ist  daher  sehr  zu   empfehlen. 

17.  Mais,  egyptischer,  ist  starkwüchsig,  ge- 
langte nicht  zur  Reife. 

18.  Mais,  weisser  Baden'scher  ist  identisch 
mit  dem  weissen  ungarischen,  welcher  sich  als  eine 
mittelfrühe,  sehr  ertragreiche   Sorte  bewährt  hat. 

II.    Zierpflanzen. 

1.  Aster  chinensis,  Zwerg-Turban-  oder 
Schachbrett-,  ist  eine  sehr  interessante  dunkel- 
karmoisin  mit  weiss  gestreifte  Sorte  von  compaktem 
Wuchs. 


2.  Aster  chinensis,  Zwerg-,  chrysanthe- 
mumblüthlge,  in  2  Farben,  entspricht  allen  An- 
forderungen einer  schönen  Aster  und  kann  daher 
ganz  besonders  empfohlen  werden. 

3.  Aster  chinensis,  Viktoria-,  ist  eine 
Zwerg  -  Bouquet  -  Aster  und  ihrer  Vollkommenheit 
wegen   besonders   empfehlenswerth*). 

4.  Aster  chinensis,  gefüllte  ranunkel- 
blüthige  in"  8  Farben,  sind  wegen  ihres  hohen, 
etwas  sparrigen  Wuchses  und  ihrer  kleinen  Blumen 
mit  grossen  gelben   Sternen  nicht  zu   empfehlen. 

5.  Aster  chinensis,  neue  Rosen-,  in  12 
Farben ,  gehören  zu  den  päonienblüthigen  Astern 
und   zeichnen  sich  durch  grosse  Vollkommenheit  aus. 

6.  Aster  chinensis,  grossblumige  Kugel- 
Pyramiden-,  in  ß  Farben,  unterschied  sich  von 
den  neuen  Rosen-Astern  nicht  und  scheinen  beson- 
ders vervollkommnete  päonienblüthige  Astern  zu 
sein. 

7.  Levkojen,  frühblühende  Herbst-,  (Chei- 
rarnthus  aunuus  autumnalis  praecox),  in  8 
Farben,  blühten  zwar  später,  sind  aber  von  den 
grossblumigen  englischen  Sommer- Levkojen  nicht 
wesentlich   verschieden. 

8.  Balsaminen,  gefüllte  Rosen-,  in  12 
Farben,  waren  ganz  vorzüglich,  aber  von  den  Rie- 
sen-Kamellien-Balsaminen  kaum  zu  unterscheiden. 

9.  Nemesia  compacta  ist  eine  gedrängtere 
Form  der  N.  versicolor  mit  rosenrothen  Blumen, 
die  jedoch  nur  im   warmen,  lockeren  Boden  gedeiht. 

10.  Heliauthus  macrophyllus  giganteus 
erreichte  eine  Höhe  von  10  Fuss,  kam  aber  trotz 
des  günstigen  Herbstwetters  nicht  zur  Blüthe. 

11.  Tagetes  signata  pumila  ist  mehr  inte- 
ressant als  schön  und  wird  keinen  blumistischen 
Werth   erlangen. 

12.  Calliopsis  cardaminaefolia  hybrida 
atrosanguinea  steht  der  C.  bicolor  marmorata 
weit  nach  und  verdient  in  blumistischer  Hinsicht 
keine  Beachtung. 

13.  Gaillardia  picta,  neue  weiss-bordirte, 
war  nichts  weniger  als  weiss-bordirt  und  unterschied 
sich  durchaus  nicht  von   G.   picta. 

14.  Scabiosa  atropurpurea  major,  eine 
ausnehmend  grosse  Varietät,  der  Beachtung  zu  em- 
pfehlen. 

15.  Tropaeolum  Tom-Thumb  white  unter- 
schied sich  nur  von  T.  Tom-Thumb  durch  eine 
blassere  Farbe,  weshalb  letztere  den  Vorzug  vor 
der  ersten    verdient. 

16.  Godetia    the    Bride   ist    eine    vorzüglich 


*)  Nicht  mit  der  Dippe'schen  Aster,  welclie  zuerst  als 
Viktoria-Aster  in  den  Handel  kam ,  zu  verwechseln.  Siehe  5. 
Jahrgang  S    826. 

Die  Redaktion. 


94 


grossblühende    Varietät    von    zarter    Färbuug    uud 
empfehlenswerth. 

17.  Convolvuliis  tricolor  subcoeruleus, 
so  wie  C.  tricolor  fl.  pl.  uml  C.  tricolor  fl. 
albo  pl.  sind  Varietäten,  welche  wenig  konstant 
bleiben  und  dem  C.  tricolor  spleudens  bei  weitem 
nachstehen. 

18.  Henecio  elegans  nanus  coeruleus  fl.  pl. 
entspricht  dem  Namen  nicht,  denn  ist?  es  auch  eine 
gute  Zwergtbrm,  so  ist  die  Farbe  der  Blumen  noch 
nicht  rein  genug. 

19.  Seuecio  subelegans  carneus  fl.  pl.  ist 
eine  empfehlenswerthe  Varietät. 

20.  Lobelia  erinoides  hybrida  graudi- 
flora  superba,  eine  grossblumige,  dunkelblaue, 
sehr  schöne  Varietät. 

21.  Amarantus  melancholicus  var.  ru- 
ber ist  eine  hübsche  Blattpflanze,  welche  sich  haupt- 
sächlich zur  Topfkultur  und  zum  Auspflanzen  auf 
warme   (Iruppen   eignet. 

22.  Nolana  paradoxa  violacea*)  eine  mehr 
in's  Violette  übergehende  Varietät;  des  niedrigen 
Wuchses  wegen  für  kleine  Gruppen  geeignet. 

23.  Nemophila  discoidalis  marmorata 
kann   sehr  empfohlen   werden. 

24.  Dianthus  chinensis  pumilus  fl.  pl.  ist 
eine  ganz  niedrige,  vorzügliche  Varietät,  die  sich 
besonders  auf  kleinen  Rasenplätzen  verwenden  lässt, 
und  ist  eben  so  interessant,  als  schön. 

25.  Ipomoea  purpurea  tricolor  ist  eine 
spätblühende,  schön  gezeichnete  Sorte  und  der  Em- 
pfehlung werth. 

Vertheilung  von  Sämereien  und  Pflanzen  an  die 
Mitglieder  des  Vereines. 

a.    Sämereien  sind  abgegeben : 

Blumen-Samen  .   .  .  4099  Portionen, 
Gemüse-Samen     .  .      441  „ 

Oekonomische  Samen  228  _ 


Zusammen  4768  Portionen. 

b.   Pflanzen   zur  Bepflanznng  von   IMunienbeeten  und  Gruppen : 

als  Georginen,  Pentstemon,  Viola  tricolor  maxima, 
Verbencn,  Malven,  Fuchsien  u.  s.  w.  wurden  ver- 
theilt   IC.SB  Stück. 

c.    PHanzen-Verk)Osungen. 

Mit  Ausnahme  weniger  Versammlungen  wurden 
in  den  meisten  derselben  nach  dem  Schlüsse  der 
Sitzung  blühende  Topfgewächse  unter  die  anwe- 
senden Mitglieder  vcrloost,  so  dass  für  diesen  Zweck 
im   Ganzen   672  Stück   vertheilt  wurden. 

Da    der    Verein    kein    Gewächshaus   besitzt,    so 


können  nur  Pflanzen ,  welche  im  Laufe  des  Som- 
mers in  Mistbeeten  oder  im  Freien  stehend  anzu- 
ziehen sind,  oder  getriebene  Zwiebelgewächse  und 
Stauden  zur  Verloosung  gestellt  werden,  wobei 
denn  zuweilen  ein  Mangel  an  Mannigfaltigkeit  der 
Arten  und  Sorten  und  Seltenheit  missfälhg  bemerkt 
wurde,  ein  Vorwurf,  der  aber  nicht  der  Leitung 
des  Versuchsfeldes  zur  Last  gelegt  werden  kann, 
sondern  dem  Mangel  an  Mitteln  zur  Herstellung 
geeigneter  Räumlichkeiten  und  zur  Anschaff"ung  sel- 
tener Pflanzen   beigemessen   werden   muss. 


*)  Ist  Nolana   tenella   Lindl.     Die  Red. 


Der  Park  zu  Monceau. 

Von  A.   Stelzner,   Haudelsgärtner  in   Gent   in  Belgien. 

Mit  Freuden  begrüsse  ich  jedes  Jahr  die  Win- 
terabende, die  mir  als  Gärtner  einige  Mussestunden 
geben,  um  die  im  Laufe  des  Jahres  erhaltenen  Ein- 
drücke und  Erfahrungen  den  Lesern  der  verschie- 
denen  Gartenschriften  mittheilen  zu  können. 

Im  Monat  Juli  hatte  ich  bei  einem  Ausfluge 
nach  Paris  Gelegenheit,  die  subtropischen  Pflanzun- 
gen oben  genannten  Parkes  zu  bewundern.  Es 
war  mir  doppelt  interessant,  denselben  kennen  zu 
lernen,  da  er  einestheils  noch  neu  und  wenig  be- 
kannt ist,  anderntheils  aber,  wie  mir  einige  Pariser 
Kollegen  versicherten,  sicli  durch  seine  herrlichen 
Gruppen  ursprünglich  dem  warmen  Süden  ange- 
höriger  Pflanzen  vortheilhaft  auszeichnen  sollte. 
Es  ist  dieses  aber  auch  ein  so  anziehender  Umstand, 
nachdem  in  unserem  nördlichen  Klima  durch  viel- 
seitig gemachte  Versuche  festgestellt  ist,  dass  man 
zu  Sommer-Gruppen  im  freien  Lande  manche  schöne 
und  namentlich  in  dekorativer  Hinsicht  brauchbare 
Pflanzen,  die  man  früher  nur  in  Töpfen  und  in 
Gewächshäusern  zu  kultiviren  gewohnt  war,  in  An- 
wendung bringen  kann.  Bekanntlich  gehört  dem 
Vereine  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Ber- 
lin das  Verdienst,  zuerst  in  dieser  Hinsicht  ange- 
regt zu  haben.  In  Berlin  und  Potsdam  sind  die 
ersten  tropischen  und  subtropischen  Blattpflanzen 
während  der  besseren  Jahreszeit  im  Freien  ausge- 
pflanzt worden. 

Es  hat  mich  nicht  gereut,  die  Promenade  nach 
Monceau  gemacht  zu  haben,  denn  meine  durch  die 
Erzählungen  gesteigerten  Erwartungen  wurden  noch 
übertroflen.  Der  Park  von  Monceau  ist  ohne  Zwei- 
fel der  reichhaltigste  in  dieser  Beziehung  im  gan- 
zen nördlichen  und  mittlem  Europa,  wenigstens 
von  denen,  die  ich  bis  jetzt  zu  sehen  Gelegenheit 
gehabt  habe.  Umgekehrt  habe  ich  von  dem  so 
viel  besprochenen  und  berühmten  Bois  de  Boulogne 
und  von  dem  Tuilerien- Garten  in  dieser  Hinsicht 
mehr  erwartet. 


95 


Der  Park  von  Moncean  befindet  sich  in  der 
Nähe  des  Triumphbogens  der  Chainps  Elys^es  und 
ist  im  Allgemeinen  in  englischem  Styl  gehalten. 
Ein  sehr  zierliches  Gitter  umschliesst  ihn.  Da  zwei 
sehr  breite  und  grade  Cliauss(5en  in  entgegenge- 
setzter Richtung  den  Park  durchschneiden,  so  sind 
4  Haupteingänge,  welche  elegante  Thore  haben, 
vorhanden;  man  kaim  demnach  von  jeder  Seite  aus 
eintreten.  An  diesen  Eingängen  finden  sich  Ra- 
batten vor,  die  mit  Veronica,  Chrysanthemen,  Schar- 
lach-Geranien bepflanzt,  aber  von  kleinblumigen, 
karniinfarbigen  und  niedrig  gehaltenen  Petunien 
eingefasst   sind. 

Eine  üppige  Gruppe  der  grünen  grossblättrigen 
Alocasia  macrorrhiza  fesselte  zuerst  meine  Aufmerk- 
samkeit; dann  kam  eine  andere  aus  Begonia  Presto- 
niensis  bestehend,  welche  mit  ihren  grossen,  schö- 
nen und  rothen  Blüthen  wahrhaft  Efi'ekt  machte. 
Es  folgten  alsdann  Gruppen  von  Begonia  macro- 
phylla  und  B.  ricinifolia,  die  durch  ihre  verschiede- 
nen Blattformen  den  angenehmen  Eindruck  Erhöh- 
ten. Solanum  laciniatum,  dazwischen  blühende  Exem- 
plare der  Jiisticia  violacea  und  von  Coleus  Ver- 
schafi'eltii  eingefasst,  war  ebenfalls  mit  bestem  Er- 
folge zu  einer  Zusammenstellung  benutzt.  In  der 
Nähe  befand  sich  auch  eine  reizende  Wasserpartie, 
von  einem  Säulengang,  der  mit  Epheu  zierlich  um- 
wunden war,  umgeben.  Eine  kleine  Insel  hob  na- 
türlich vortheilhaft  das  ganze  Bild.  Fernere  Grup- 
pen von  Hortensien,  Begonia  tomentosa  mit  ihren 
grossen  dichtbehaarten  Blättern,  von  Musa  paradi- 
siaca  mit  blühenden  Fuchsien  untermischt,  so  wie 
von  Begonia  fuchsioides  in  voller  Blüthe,  nahmen 
weiterhin  meine  Blicke  in  Anspruch.  Es  schien 
mir  manchmal,  als  wenn  die  sonst  überall  aufge- 
gebene B.  fuchsioides  die  Frage  an  mich  richtete: 
„Warum  hat  man  mich  nicht  auch  anderwärts  auf 
diese  Weise  verwendet,  anstatt  mich  in  enge  Töpfe, 
in  denen  ich  nun  einmal  nicht  gedeihe,  zu  pressen 
und   dann  ganz   und  gar  zu  vergessen?" 

Einen  herrlichen  Anblick  gewährte  ferner  auf 
einem  Beete  Solanum  marginatum,  was  sonst  dicht 
mit  Lobelia  raniosa  bepflanzt  war.  Auf  dem  blauen 
Teppiche  hatten  die  silberfarbigen,  im  Metallgianze 
schimmernden  und  mit  Stacheln  auf  der  Oberfläche 
besetzten  Blätter  ein  geisterähnliches  Ansehen.  An 
einer  andern  Gruppe  von  Aucuba  japonica,  zwischen 
der  grossblättrige  Exemplare  des  Panicum  sulcatum 
standen  und  welche  beide  von  niedrigen  und  später 
in  dem  schönsten  Roth  der  Früchte  prangender 
Cotoneaster  buxifolia  eingefasst  waren,  vorbei,  ge- 
langte ich  auf  eine  steinerne  Brücke,  von  der  wie- 
derum aus  sich  herrliche  Aussichten  nach  verschie- 
denen Seiten  des  Gartens  eröffneten.  Grossartig 
war    der   Blick    auf  den    kunstvollen  Triumphbogen, 


der  Jjekanntlich  auf  der  Höhe  der  Cbamps  Elys^es 
steht  und  von  hier  aus  nur  eine  geringe  Entfer- 
nung besass. 

Balsaminen  mit  Colocasia  violacea  gruppirt, 
Rhododendren  und  Agapanthus  umbellatus,  eine 
Musengruppe  von  Tussilago  Farfara  fol.  var.  ein- 
gefasst, ferner  Bosquets  von  grossblumigen  Pelar- 
gonien oder  von  buntblättrigen  Scharlach -Geranien 
umgeben,  waren  nicht  von  geringem  Effekte.  Eben 
so  Zusammenstellungen  von  Fuchsia  raacrantha  und 
Verbesine  verbascifolia,  welche  ausserdem  auf  einem 
Beete,  mit  der  reizenden  Nierembergia  intermedia 
dicht  bedeckt,  sich  befanden,  so  wie  herrliche 
Ficus-  und  Erythrinen- Gruppen  von  Dianthus  si- 
nensis eingefasst,  Hibiscus  sinensis  mit  den  herrli- 
chen grossen  Blumen  und  von  Lantanen  bekränzt. 
Besonders  gefiel  mir-  eine  Zusammenstellung  von 
Coleus  Verschafl'eltii,  die  von  Cerastium  Bieberstei- 
nii  umgeben  war,  so  wie  eine  andere  Musengruppe, 
deren  einzelne  Pflanzen  sich  wie  aus  einem  reizen- 
den Teppich  von  Tradescantia  zebrina  erhoben. 
Wiederum  war  diese  buntblättrige,  in  Deutschland 
nirgends  im  Freien  verwendete  pflanze  benutzt, 
um  eine  Einfassung  bei  einer  Gruppe  von  Wigan- 
dia  Caracassana  zu  bilden.  Um  grössere  Strauch- 
und  selbst  Baumpartien  bildeten  Funkia  ovata  oder 
verschiedenblühende  Fuchsien  einen  Kranz.  Auch 
Gruppen  von  Cordyline  congesta,  von  Colocasia 
antiquorum  und  von  Cosmophylhun  cacalioides,  zwi- 
schen denen  Exemplare  von  Salvia  argentea  stan- 
den,  waren  vorhanden. 

Auf  einem  freien  Rasenstücke  nahm  sich  ein 
Pandanus  odoratissimus  um  so  prächtiger  aus,  als 
man  die  Stelle,  wo  er  eingepflanzt  war,  mit  gross- 
blumigem Portulak  dicht  besetzt  hatte;  nicht  we- 
niger eine  Zusammenstellung  von  niedrigem  bunt- 
blättrigen Acer  Negundo  und  Perilla  Nankinensis, 
die  beide  von  Heliotropien  umgeben  waren ,  eben 
so  baumartige  Päonien,  zwischen  denen  blühende 
Fuchsien  sich  befanden,  zumal  wiederum  Lantanen 
einen  Kranz  darum  bildeten.  Auch  die  von  mir 
früher  schon  besprochene  und  empfohlene  Aralia 
papvrifera,  welche  mit  ihren  imposanten  Blättern, 
die  wohl  den  Eindruck  einer  Palme  in  unserem 
nördlichen  Klima  machen  dürften,  auf  einem  Beete 
Anwendung  gefunden  hatte,  was  Tradescantia  ze- 
brina bedeckte.  Ebenbürtig  war  ein  Beet  mit 
buntblättrigen  Hortensien  besetzt  und  von  Lobelien 
eingefasst,  so  wie  ein  anderes  von  dunkellaubiger 
Farbe,  Prunus  lusitanica  und  mit  Cuphea  eminens 
eingefasst.  In  einem  Bosquet  bildete  eine  präch- 
tige Cedrus  Deodara  den  Mittelpunkt,  während  ein 
Gürtel  von  Amarantus  sanguineus,  Ageratum  me- 
xicanum,  Scharlach- Geranien,  Phygelius  capensis 
und  Veronica  sich   herum   zog. 


96 


Auf  dem  grossen  Rasenplätze  standen  hin  und 
wieder  edele  Pflanzen  in  schönen  Exemplaren,  so 
Chamaerops  humilis,  Phoenix  sylvestris,  Livistona 
chinensis,  Dioon  edule,  ferner  Yukken,  Musa  Caveu- 
disbii  und  Aralia  nyraphaefolia,  und  ge\\öbnlich 
von  Tradescantia  zebrina  oder  von  grossblumigem 
Portulak  umgeben.  An  vielen  Bäumen  hatte  man, 
um  die  graue  Rinde  zu  beleben,  die  dazu  nicht 
genug  zu  empfehlende  sibirische  Zaunwinde  Caly- 
stegia  dahurica,  mit  den  schönen  gefüllten  und  ro- 
safarbigen Blüthen,  benutzt,  hin  und  wieder  auch 
ringsum   Lobelien  angepflanzt. 

Durch  einen  tief  gelegeneu  Weg,  auf  beiden 
Seiten  von  hohen  Bäumen  und  dichten  Sträuchern 
beschattet,  und  zwischen  schmalen  Rabatten  mit 
Pauicum  plicatum,  Campanula  carpathica,  Funkien, 
Buxus,  Balsaminen  und  Gentiana  acaulis  bepflanzt, 
gelangt  man  wiederum  iu's  Freie,  wo  zunächst 
Gruppen  von  ]^Iagnolien,  zwischen  denen  Pyrami- 
den -  und  Kugel  -  Astern  einen  schönen  Blüthen- 
schmuck  bildeten,  um  sie  herum  dagegen  niedrige 
Tagetes  sich  befand,  vorhanden  sind.  Bald  steht 
man  vor  dem  Grottenberge,  an  dessen  Fusse  eine 
Gruppe  von  leuchtenden  Gazanieu  die  Augen  wahr- 
haft blendete.  Die  Grotte  selbst  enthält  Stalaktiten 
in  wohlgefälliger  Anordnung.  In  ihr  eingetreten, 
thut  sich  eine  neue  Welt  auf.  Die  Augen,  bisher 
von  Blunienpracht  und  freudigem  Blattgrün  gefes- 
selt, ruhen  aus  und  nehmen  andere  Eindrücke  auf, 
um  sie  unserer  geistigen  Sphäre  zur  Verfügung  zu 
stellen. 

Der  Berg  war  auf  der  einen  Seite  mit  Rhodo- 
dendron- und  Azalea  pontica  -  Gruppen  bepflanzt, 
die  durch  Tropaeolum,  Amarantus  sauguineus  und 
grossblumige  Pelargonien  eingefasst  wurden ,  auf 
der  andern  dagegen  waren  Felsen  nachgebildet, 
auf  denen  wiederum  Epheu,  Vinca,  Elaeagnus,  Au- 
cuba,  Evonymus,  Balsaraineu,  Lytrum  u.  s.  w.  eine 
passende   Stelle  gefunden  hatten. 

Schliesslich  nenne  ich  nur  noch  einige,  beson- 
ders in  die  Augen  fallenden  Gruppen:  von  Curculigo 
recurvata  und  Boehmeria  argentea  auf  einem  Beete 
mit  grossLlumigem  Portulak  dicht  bepflanzt,  von 
Hex  mit  Calceolaria  floribunda  eingefasst,  vuu  Cor- 
dyline  congesta,  um  die  wiederum  ein  Kranz  der 
r(nzendcn  himmelblauen  Brachvcome  ibcridifolia  sich 
herumzog,  von  Coleus  Verschaffeltii ,  umgeben  von 
einem  Gürtel  buntblättriger  Geranien,  vuu  bunten 
Georginen,  umfasst  von  Lobelien.  In  jeder  Itn- 
sicht  befriedigt,  verHess  ich  endlich  den  schönen 
Park  und  rathe  allen  denen,  welche  nach  Paris 
kommen,  es  nicht  zu  versäumen,  sich  einen  gleichen 
Genuss  zu  verschaflen. 


Etiide  de  M.  Verraeulen, 

notaire  ä  Bruxelles, 
rue  des  Boiteux  16. 
Le  notaire  Vermeulen  vendra  publiquement, 
les  27,  28.  et  29.  avril  1864,  ä  onze  heures  pr^- 
cises  du  matin,  en  la  maison,  rue  de  Brabant,  n. 
224,  a  Schaerbeck  lez  Bruxelles,  sous  la  direction 
de  M.  Ambroise  Verschaffelt,  horticulteur  ä  Gand 
(Belgique) : 

La  belle  et  riche  coUection  d'Agaves,  Yucca 
et  Bonapartea  et  genres  analogues,  d<51aiss^e  par 
M.  Edmoud-Pierre- Jean- Joseph  Van  der  Vinnen,  en 
son  vivant  propri(?taire  et  amateur  distingu^,  audit 
Schaerbeck. 

Les  plantes  seront  ä  voir  deux  jours  avant  la 
vente,  depuis  dix  heures  du  matin  jusqua  quatre 
heures  de  relev^e. 

Le  catalogue   se   distribue: 
A  Bruxelles,  en  la  maison    mortuaire,    rue    de 

Brabant  224; 
^  en  r^tude  du  notaire,  rue  de  Boi- 

teux   1  ti ; 
„  chez  MM  Muquardt,libraire,  place 

Royal ; 
A  Paris,  „        »      -^-   Goin,    llbraire,    rue 

des   Ecüles   H2; 
A  Amsterdam,  „         „      Sybranni,  libraire; 

A  Gand,  „         „      Ambroise   Verschatfelt, 

horticulteur; 
„  j)         55      Muquardtjllbraire,  place 

d' Armes; 
A  Berlin,  „         „      leprofesseurKarlKoch ; 

A  Leipzig,  ,         „      Muquardt,   libraire; 

A  Londres,  „         „      Silberrad    and    son,   5, 

Harp  lane,  great  to- 
wer  street; 
A  St  Petersbourg,       „        „      Jacques     Issakoft',     li- 
braire. 


Etablisscilieiit  Iioitieole 

de    Louis    ran    H  o  u  1 1  e    h    Oaiid. 

Eben  ist  No.  102  des  Catalogue  de  plantes  et 
de  plein  air  erschienen  und  bringt,  wie  gewöhnlich, 
ein  reichliches  Vcrzeichniss  der  Kulturen  in  dem 
Garten-Etablissement  von   L.  van  Houtte  in  Gent. 


Verkauf  einer  Gärtnerei. 

Meine  hier  in  der  allerbesten  Lage  befindliche 
Gärtnerei  bin  ich  Willens  mit  sämmtlichen  Gebäu- 
den, Glashaus,  Mistbeeten  u.  s.  w.  bei  massiger  An- 
zahlung zu    verkaufen. 

S  targar d  in   Pommern. 

A.  Ilaiiiicmaiiii,  Kunstgärtner. 


Verlag  vou  Karl  Wiogandt  in  Berliu, 
Komniaudanten-.Strasse  No.  62. 


Druck  der  C.   Feiste  r 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


Woehensclirift 


des 


Vereines  zur  ßeförderniig;  des  Oarteiibaoes  in  den  Königl.  Preossischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur : 
I*rofessoi-  Dr.  Karl  Kocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  13. 


Berlin,  den   2.  April 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post -Vereines. 


Inhalt:      Allerlei  aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde.  IV. 
Besitzer  Mart.  Müller  in  Strasburg  a.  Rh. 


Drahtgeliinder  für  Spalierbäume,  Wein   u.  dergl.    Vom  Baumschul- 


Sountag,  den  3.  April,  Frühjahrs-Ausstellung  in  der  grossen  Aula  der  Königl.  Thierarzneischule  (louisenstr.  No.  56). 
Die  Versammlung  der  Mitglieder  (indet  an  demselben  Tage,  Nachmittags  2  Dhr,  im  Englischen  Hause  (Mohrenstr.  No.  49) 
statt,  worauf  (um  3  Uhr)  ein  gemeinschaftliches  Itlittagsessen  erfolgt,    wozu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


Allerlei 

ans  der  Gärtnerei  niid  Pflanzenkunde. 

IV. 

Eine  der  grossartigsten  Pflanzen -Ausstellungen, 
wenn  nicht  die  grossartigste,  findet,  wie  wir  schon 
berichtet  haben,  vom  24.  April  bis  6.  Mai  in  Brüs- 
sel statt.  Nach  uns  zugegangenen  näheren  Nach- 
richten wird  die  Betheiligung  auch  von  Frankreich 
und  England  sehr  gross  sein.  Die  Anmeldungen 
sind  so  zahlreich  eingegangen,  dass  der  dazu  be- 
stimmte Ausstellungsraum  von  3000  Quadratmetern 
(3  Meter  sind  gegen  10  Fuss  oder  1  Meter  =  3,1862 
Fuss)  keineswegs  ausreicht  und  man  sich  gezwun- 
gen gesehen  hat,  noch  einen  Anbau  von  2500  Qua- 
dratmeter anzufertigen.  Vor  Allem  macht  Gent 
alle  Anstrengungen ,  um  seinen  alten  Ruf  zu  be- 
haupten. Wer,  Liebhaber  oder  Gärtner,  Zeit  und 
Muse,  freilich  auch  die  nöthigen  Mittel  besitzt,  ver- 
säume ja  nicht,  nach  Brüssel  zu  gehen  und  eine 
Ausstellung  zu  sehen,  wie  sie  wahrscheinhcli  nicht 
sobald   wieder  geboten  sein  dürfte. 

Auch  der  damit  verbundene  Kongress  von  Bo- 
tanikern und  Gärtnern  wird  sehr  besucht  werden. 
Abgesehen  von  den  persönlichen  Bekanntschaften, 
die  bei  solchen  Gelegenheiten  gemacht  werden  und 
sehr  hoch  in  der  Waagschale  wiegen,  wird  schon 
durch  die  Ausstellung  ausserordentlich  viel  geboten; 
die  gestellten   Fragen,    welche  freilich   nur  zum  ge- 


geringen Theil  zur  Erledigung  kommen  möchten, 
sind  von  der  grössten  Wichtigkeit  für  die  Praxi« 
und  für  die  Wissenschaft.  Wir  machen  besonders 
darauf  aufmerksam,  dass  gewisse  Pflanzen,  wie 
Agaveen,  Bromeliaceen ,  Aroideen  u.  s.  w.,  die  in 
getrocknetem  Zustande  fast  gar  nicht  wissenschaft- 
lich bestimmt  werden  können,  in  grösster  und  reich- 
lichster Auswahl  geboten  werden  möchten,  und  Bo- 
taniker damit  eine  Gelegenheit  erhalten,  an  lebeu- 
.den  Pflanzen  genauere  Studien  zu  machen.  Aus- 
serdem könnte  man  sich  über  die  Namen  noch 
mancher  anderer  Pflanzen  verständigen  und  dadurch 
dem  immer  mehr  sich  steigernden  Wirrwarr  eiuiger- 
massen  Schranken  setzen.  So  viel  uns  privatim 
mitgetheilt  ist,  werden  aus  Deutschland  ausser  dem 
Redakteur  der  Woclienschrift,  Professor  Goeppert 
in  Breslau  und  Professor  Reichenbach  jun.  in 
Hamburg  kommen;  aus  Russland  geht  der  Direk- 
tor des  botanischen  Gartens  in  Petersburg,  Dr. 
Regel  nach  Brüssel;  aus  England  werden  anwe- 
send sein:  Th.  Moore,  Hogg  und  Murray,  aus 
Frankreich:  Brongniart,  Duchartre,  Barral, 
F^e,  Lecoq,  Planchon,  Graf  von  Lambertye, 
Martins  u.  s.  w.,  aus  Italien:  Santo  Garovaglio, 
aus  der  Schweiz  de   Candolle. 

Dass  aus  Deutschland  eine  rege  Betheiligung 
bei  der  Ausstellung  stattfindet,  bezweifeln  wir;  es 
thut  uns  leid,  da  wir  überzeugt  gind,  dass  deutsche 
Kulturen  jenseits  des  Rheines  Anerkennung  gefun- 

13 


98 


ilen  hätten.  Wenn  Belgier,  Franzosen  und  Eng- 
länder in  Manchem  uns  voraus  sind,  so  würden  wir 
doch  wieder  in  andern  Zweigen  der  Gärtnerei  bei 
den  Ausländern  die  Aufmerksamkeit  auf  uns  len- 
ken. Deutsche  Erzeugnisse  haben  sonst,  selbst  bei 
den  grossen  Weltausstellungen  in  London  und  Pa- 
ris, hauptsächlich  wegen  ihrer  Wohlfeilheit  die  Auf- 
merksamkeit auf  sich  gezogen.  Berlin  könnte  z.  B. 
mit  den  Massen  seiner  Ficus,  Erica's  u.  s.  w.,  Dres- 
den mit  den  Kamellien,  Azaleen  u.  s.  w.,  Mainz 
auch  mit  seineu  selbstgezüchteten  Blütheusträuchern 
auf  dem  ausländischen  Markte  erscheinen.  Wenn 
die  Industriellen  schon  längst  eingesehen  haben, 
wie  wichtig  dergleichen  Konkurrenzen  für  deu  Auf- 
schwung des  einen  oder  andern  Industrie-Zweiges 
sich  bewiesen  haben  und  wie  grosse  Vortheile  de- 
nen, welche  sich  mit  noch  so  grossen  Opfern  be- 
theiligen, werden,  so  haben  doch  im  Allgemeinen 
die  deutschen  Gärtner  die  Wichtigkeit  noch  keines- 
wegs hinlänglich  erkannt  und  bleiben  leider  theil- 
nahmlos  selbst  da,  wo  es  das  Geschäft  und  die 
Ehre  erheischt  hätte. 

Zu  derselben  Zeit  findet  auch,  wie  wir  schon 
angezeigt  haben,  eine  grosse  Ausstellung  in  Wien 
statt.  Schade,  dass  deshalb  von  dort  kein  Botani- 
ker, an  denen  die  Kaiserstadt  grade  für  die  Syste- 
matik sehr  tüchtige  Kräfte  besitzt,  nach  Brüssel 
geht;  doch  hören  wir,  dass  der  Kunst-  und  Han- 
delsgärtner Abel  der  Einladung  nach  Brüssel  Folge 
leisten  wird.  Die  Wiener  Gartenbau  -  Gesellschaft 
macht  seit  einigen  Jahren  ungemeine  Anstrengun- 
gen; ihre  Ausstellungen  werden  von  Jahr  zu  Jahr 
grossartiger.  Gärtner  und  Liebhaber  beeifern  sich, 
zu  dem  Glänze  derselben  beizutragen.  Ausser  den 
84  Medaillen,  welche  für  die  Frühjahrs-Ausstellung 
im  April  bereits  bewilligt  sind,  sind  ausserdem  noch 
von  Privaten  100  Dukaten  als  Preise  gestellt  worden. 

Das  neue  Ausstellungs-Gebäude,  welches  mit 
einem  Kosten- Aufwände  von  350,000  Fl.  erbaut 
wird,  schreitet  vorwärts  und  wird  wahrscheinlich 
schon  im  Herbste  fertig  werden.  Die  Gesellschaft 
hat  jedoch  beschlossen,  erst  im  nächsten  Frühjahre 
die  Eröffnung,  und  zwar  durch  Se.  Majestät  den 
Kaiser,  geschehen  zu  lassen.  Zu  gleicher  Zeit  soll 
dann  eine  Ausstellung  veranstaltet  werden,  welche 
wahrscheinlich  eine  der  brillantesten  werden  wird; 
die  je  in  W^ien  gewesen  sind.  Wir  machen  des- 
halb schon  jetzt  Liebhaber  und  Gärtner  darauf 
aufmerksam. 

Wir  kommen  auf  eine  dritte  Ausstellung  zu 
sprechen,  welche  vom  26.  bis  28.  Juni  in  Stettin 
durch  den  dortigen  Gartenbau -Verein  veranstaltet 
wird.  Vermag  diese  auch  in  keinerlei  Weise  mit 
der  Brüsseler  zu  wetteifern,  so  haben  wir  doch  be- 
reits im  vorigen  Herbste  schon    gesehen,    was    man 


bei  gutem  Willen  und  einiger  Energie  vermag. 
Wie  man  aus  dem  Berichte  über  die  erste  Pflan- 
zen-Ausstelsung  im  vorigen  Herbste  zu  Stettin  (s. 
vor.  Jahrg.  der  Wochenschr.  S.  296)  ersehen  kann, 
gehörte  diese  zu  den  bessern,  welche  in  Deutsch- 
land gewesen.  Wir  wollen  demnach  auch  bei  die- 
ser bevorstehenden  zweiten  Stettiner  Ausstellung 
wünschen,  dass  auch  von  auswärts  rege  Betheili- 
gung stattfinde,  damit  die  Anstrengungen  und  Mü- 
hen der  Unternehmer  einigermassen  eine  Belohnung 
darin   finden. 

Wir  haben  über  den  Akkliniatisations- Garten 
in  Algier  durch  den  Gärtner  Langguth  Nachrich- 
ten erhalten,  die  auch  ein  allgemeines  Interesse  be- 
sitzen und  deshalb  werth  sind,  hier  mitgetheilt  zu 
werden.  Es  mag  wenige  Institute  der  Art  geben, 
welche  eine  so  glückliche  Lage  haben ,  als  das  in 
Algier;  wir  wüssten  etwa  nur  Melbourne  auf  Neu- 
holland zu  nennen,  wo  bekanntlich  unser  so  über- 
aus thätiger  Landsmann  Ferd.  Müller  Vorsteher 
ist.  Gleich  dem  botanischen  Garten  in  Melbourne 
befindet  sich  auch  der  Akklimatisations- Garten  in 
Algier  in  einem  erfreulichen  Zustande.  Eine  Menge 
von  Pflanzen ,  die  wir  ängstlich  in  unseren  Ge- 
wächshäusern gegen  die  rauhen  Witterungs-Verhält- 
nisse schützen  müssen,  stehen  in  Algier  im  Freien 
und  geben  einen  Begriff"  von  ihren  natürlichen  Zu- 
ständen.    Es  betriff't  dieses  selbst   Palmen. 

So  sieht  man  Cocos  reflexa  fortwährend  mit 
geöffneten  Blüthen-Scheiden  und  mit  reifen  Früch- 
ten. Besonders  schön  sind  die  Gruppen  von  Cy- 
cadeen ;  es  gilt  dieses  hauptsächlich  von  den  süd- 
afrikanischen, welche  auch  reichlich  vertreten  sind, 
^lan  hat  daselbst  noch  eine  andere  Zamia  picta, 
welche  der  Z.  Fischeri  näher  steht;  die  des  bota- 
nischen Gartens  in  Berlin  gehört  zur  Z.  muricata. 
Bananen  gibt  es  in  grösster  Auswahl  der  Sorten. 
Es  ist  doch  ein  schöner  Blick,  diese  herrlichen 
Blattpflanzen  mit  den  schweren  herabhängenden 
Kolben  zu  sehen!  besonders  gilt  dieses  von  Musa 
Ensete,  welche  man  bereits  zu  einer  Allee  benutzt 
hat.  Obwohl  erst  vor  einem  Jahre  angepflanzt, 
besitzen  die  einzelnen  Exemplare  doch  schon  an 
der  Basis  einen   Staunn-Durchmesser  von    1  Fuss. 

Ganz  eigen thündicli  sieht  es  aus,  dass  neben 
allen  diesen  tropischen  und  subtropischen  Pflanzen 
wieder  unsere  Obstsorten:  Aepfel,  Birnen,  Pflau- 
men, Aprikosen  und  Pfirsiche,  Platz  gefunden  haben 
und  ebenfalls  reichlich  tragen.  Es  ist  dieses  ein 
ganz  eigenthümlicher  Anblick.  Dazu  kommen  noch 
die  Felsenparthien  mit  allerhand  Alpinen.  So  be- 
merkt man  die  verschiedenartigsten  Gruppen  neben 
einander;  Alles  gedeiht  unter  demselben  Klima. 

Und  doch  fällt  in  Algler  das  Thermometer  bis- 
weilen ziemlich  tief,    wenn    auch  die  niedrige  Tem- 


99 


pcratur  nicht  lange  anliält.  In  den  ersten  Tagen 
des  Januar  war  es  so  kalt,  dass  in  ungünstigen 
Lagen  sogar  Eis  gewesen  sein  soll.  Und  doch 
hatten  selbst  Bananen  dabei  nicht  gelitten.  Ende 
Februar  war  die  Wärme  übrigens  wieder  bis  1 8 
Grad  im  Schatten  gestiegen.  Dazu  kommen  nun 
noch  fürchterliche  Regengüsse,  wie  man  sie  nur 
selten  bei  uns  sieht,  und  erhalten  die  Luft  stets 
feucht. 

Auch  die  Redaktion  der  Hamburger  Garten- 
uiid  Blumenzeitung  hat  ernstlich  gegen  die  Beschul- 
digungen des  Handelsgärtners  Heineman u  in  Er- 
furt, welche  dieser  wegen  der  Dahlia  imperialis 
gegen  die  Redaktionen  einiger  gärtnerischer  Zeit- 
schriften erhoben,  Verwahrung  eingelegt,  so  dass  wir 
es  schliesslich  ebenfalls  für  unsere  Pflicht  halten, 
uns  dem  vom  Inspektor  Otto  und  Anderen  Ausge- 
sprochenen vollständig  anzuschliessen.  Jedermann,  der 
unseren  Artikel  über  Georginen  (s.  vor.  Jahrg.  S. 
377)  gelesen,  wird  hier  viel  mehr  eine  wissen- 
schaftliche Abhandlung  finden,  die  belehren  soll, 
als  auch  nur  die  geringsten  (Spuren  einer  Lobhu- 
delei, wie  Heinemann  meint.  Wir  bezweifeln 
übrigens,  dass  dieser  unsere  Abliandlung  gelesen 
hat  und  wüssten  auch  gar  nicht,  wie  ein  Mann, 
der  öffentlich  in  Mainz  aussprach,  dass  er  nur  die 
Gärtner,  welche  keinen  Professor,  also  keine  Wis- 
senschaft bedürften,  leben  lasse,  dazu  käme.  In 
Betreff  der  Lobhudeleien  möchten  wir  Heinemann 
nur  an  seine  eigenen  Verzeichnisse  erinnern  und 
einfach  fragen,  ob  diese  denn  so  ganz  frei  sind? 
Wir  erwähnen  nur  das  gar  sehr  angepriesene  Sec- 
chium  edule,  was  von  ihm  auch  auf  die  anziehendste 
Weise  für  die  Kultur  im  Freien  empfohlen  wurde. 
C)b  wohl  Heinemann  die  Pflanze  je  im  Freien 
kultivirt  hat?  Es  müsste  dieses  eigentlich  der  Fall 
sein,  da  er  die  im  Vaterlande  höchstens  2  bis  3 
Zoll  im  Duichmesser  enthaltenden  Früchte  von  der 
Grösse  eines  Kinderkopfes  angibt. 

Wir  haben  schon  in  dem  Berichte  über  die 
Görlitzei'  Ausstellung  der  Lederstreifen  zum  An- 
binden von  Etiketten  gedacht.  Wir  kommen  jetzt 
hier  auf  diese  zurück,  wo  der  Frühling  vor  der 
Thüre  ist,  nach  dem  Kalender  bereits  begonnen 
hat,  und  im  Freien  allerhand  Anpflanzungen  von 
Gehölzen  gemacht  werden,  deren  Namen  man  gern 
reserviren  möchte.  Jedermann  weiss,  wie  das  Eti- 
ketten-Anbinden  besonders  die  Baumschul -Besitzer 
Jahre  lang  bereits  beschäftigt  hat.  Geht  die  Eti- 
kette verloren,  so  weiss  man  in  der  Regel  auch 
den  Namen  des  Gehölzes  nicht  mehr,  verwechselt 
diesen  wohl  auch  mit  einem  andern,  und  die  Verwir- 
rung in  der  Nomenklatur  ist  fertig.  Um  so  grös- 
ser wird  sie  aber,  je  mehr  Etiketten  verloren  ge- 
gangen  sind.      Man    hat  Bindfaden   und  Eisendraht, 


beide  verschiedentlich  präparirt,  selbst  den  theuern 
Kupferdraht  dazu  genommen ;  alle  diese  Bindemittel 
erwiesen  sich  aber  für  die  Dauer  nicht.  Aus  die- 
ser Ursache  ergreifen  wir  jetzt  gern  die  Gelegen- 
heit, um  auf  eigeuds  dazu  präparirte  Lederstreifen 
aufmerksam  zu  macheu,  welche  von  TIi.  Klemm 
in  Pfullingen  zu  beziehen  sind.  Je  nach  der 
Länge  kosten  1000  Stück  7  Zoll  lang  2  Thlr  17 
Sgr.,  8  Zoll  laug  3  Thlr  4  Sgr.,  17  Zoll  lang  4 
Thaler  und    19  Zoll  lang  5  Thlr  5  Sgr. 

In  Frankreich  befleissigt  man  sich  inuner  mehr 
der  Obstbaumzucht  und  überhaupt  der  Gartenkunst; 
es  wäre  wohl  zu  wünschen,  dass  dergleiclien  Ein- 
richtungen auch  in  andei-n  Ländern  beständen.  Es 
ist  gar  nicht  zu  leugnen,  dass  man  jenseits  des 
Rheines  für  Bodenkultur  ungemein  viel  thut  und 
dadurch  den  Wohlstand  der  Bewohner  hebt.  Bald 
sind  es  die  Gartenbau -Gesellschaften,  welche  die 
Angelegenheit  in  die  Hand  nehmen,  bald  die  Pre- 
fekten.  Es  werden  besondere  Sachverständige,  Pro- 
fessoren, bezahlt,  welche  öffentliche  Vorlesungen  in 
den  Hauptstädten  der  Departements  halten  und 
selbst  auf  dem  Laude  herumziehen,  um  durch  be- 
lehrende Vorträge  das  Interesse  und  das  Verstand- 
niss  für  Obstkultur  u.  s.  w.  zu  fördern.  Etwas 
Aehnliches  haben  wir  bei  uns  nur  in  der  Rhein- 
provinz, wo  der  überaus  thätige  landwirthschaft- 
liche  Central-Verein  in  Bonn  die  Sache  leitet,  aber 
auch  in  Württemberg.  Möchte  man  bei  uns  doch 
diese  vortreft'liche  Einrichtung  in  Frankreich  beher- 
zigen uud  einzuführen  suchen!  Leider  fehlen  un- 
seren deutschen  Gartenbau- Vereinen  in  der  Regel 
die  Mittel,  da  sie  gar  zu  wenig  unterstützt  werden 
und  reichere  Leute  sich  in  der  Regel  von  ihnen 
fern  halten,  während  diese  grade  in  England, 
Frankreich  und  selbst  in  Oestreich  das  Meiste  da- 
bei thun. 

Der  berühmte  Reisende  Fortune  hat  in  Gar- 
deners  Chronicle  einen  Brief  über  die  öffentlichen 
Gärten  in  China  veröftentlicht,  der  manches  Inte- 
ressante enthält.  Sonderbar,  dass  die  Chinesen, 
welche  man  sich  bei  uns  nicht  ohne  Zopf  denken 
kann,  grade  in  Betreff  der  ästhetischen  Gärtnerei 
mehr  natürlichen  Geschmack  au  den  Tag  gelegt 
haben,  als  oft  unsere  kunstverständigen  Europäer. 
Oeffentliche  Anlagen  spielen  in  ganz  China  eine 
grosse  Rolle  und  werden  allgemein  respektirt;  es 
gilt  dieses  selbst  von  dem  Obste,  was  dazwischen 
sich  vorfindet.  Während  man  bei  uns  in  Deutsch- 
land, besonders  in  kleinereu  Orten,  allerhand  An- 
schläge findet,  durcli  die  das  Publikum  auf  die 
Strafen  aufmerksam  gemacht  wird,  welche  bevor- 
stehen, wenn  Jemand  eine  Blume  oder  einen  Zweig 
pflückt,  so  steht  in  China  auf  den  vorhandenen 
.Anschlägen  höchstens,   dass  die  öffentlichen  Anlagen 

13* 


100 


zum  Vergnügen  des  Publikums  vorhanden  sind. 
Und  trotzdem  geschehen  Ucbertretungen  in  China 
nur  höchst  selten  oder  gar  nicht,  während  diese  in 
kleineren  Orten  in  Deutschland  keineswegs  zu  den 
Seltenheiten  gehören!  Es  kommt  selbst  vor,  dass 
man  in  China  dem  Publikum  erlaubt,  reife  Früchte 
in    den   Anlagen    zu   pflücken   und   zu   geniessen. 

Die  Ursache  dieser  Heilighaltung  öffentlicher 
Anlagen  in  China  liegt  einestheils  in  der  Gewohn- 
heit, anderntheils  aber  grade  darin,  dass  man  gar 
keine  Strafen  auf  Uebertretungsfälle  setzt.  Wir 
haben  auch  in  Deutschland  gesehen,  dass  da,  wo 
bei  öffentlichen  Anlagen  die  härtesten  Strafen  folg- 
ten, auch  am  Meisten  übertreten  wurde.  ^lan  muss 
die  Menschen  gewöhnen,  dass  sie  das,  was  zu 
ihrem  Vergnügen  vorhanden  ist,  gleichsam  als  ihr 
Eigenthum  betrachten,  an  dem  sie  Freude  haben, 
und  man  wird  finden,  dass  auch  der  gemeine  Mann 
öffentliche  Anlagen   achtet. 

Wir  gehen  zu  den  Verzeichnissen  der  Han- 
delsgärtner über,  welche  uns  zugekommen   sind: 

a.  Catalogue  de  plantcs  de  serres  et  de 
plein  air  de  Louis  van  Houtte  ä  Gand  No. 
102.  Wenn  eine  Handelsgärtnerei  bereits  102  Ver- 
zeichnisse herausgegeben  hat,  wie  die  van  Houtte'- 
sche,  so  hat  sie  gewiss  eine  Bedeutung.  Es  unter- 
liegt wohl  keinem  Zweifel,  dass  sie  in  ihrer  Ge- 
sammtheit  die  grösste  des  Festlandes,  vielleicht  auch 
Englands,  ist,  wenn  auch  andere  Handelsgärtnereien 
in  einzelnen  Zweigen  einen  grösseren  Umfang  ha- 
ben sollten.  In  No.  IH  haben  wir  auf  die  Säme- 
reien aufmerksam  gemacht,  hier  werden  Gewächs- 
haus-Pflanzen  in   reichlichster   Auswahl  angeboten. 

b.  Preisverzeichniss  von  Topf-  und  Landpflan- 
zen des  Danneel'schen  Gartens  zu  Berlin.  Es 
enthält  eine  Auswahl  des  Neuesten  und  Besten, 
was  die  Gärtnerei  jetzt  besitzt.  Blüthensträucher 
in  wohlgezogenen  Exemplaren  haben  in  früheren 
Zeiten  den  Danneel'schen  Garten  berühmt  ge- 
macht; jetzt  sind  es  vielmehr  Neuigkeiten,  haupt- 
sächlich des  Warmhauses,  Blatt-  und  buiitblättrigc 
Pflanzen,  welche  von  hier  weit  und  breit,  auch 
über  die  Grenzen  des  deutschen  Vaterlandes,  ge- 
sendet werden. 

c.  Preisverzeichniss  der  Kunst-  und  Handels- 
gärtnerei von  Karl  Benda  enthält  ebenfalls  Ge- 
wächshaus-Pflanzen, besonders  eine  Auswahl  des 
Neuesten  und  Schönsten,  auch  in  Betrefl"  der  Blü- 
thensträucher. Das  Vcrzeichniss  der  Sämereien  ha- 
ben wir  früher  (S.  (51)   besprochen. 

d.  Hauptpreiscourant  über  Warm-,  Kalthaus-, 
Freiland -Pflanzen  und  Baumschul- Artikel  von  G. 
(reitner  in  Planitz  bei  Zwickau.  Bekanntlich  be- 
finden sich  die  Geitn  er 'sehen  Gewächshäuser  über 
unterirdischen    Steinkohlenbränden    und    haben    des- 


halb von  jeher  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  gezo- 
gen. Die  Gärtnerei  hat  das  Verdienst,  zuerst  auf 
Rechtschreibung  der  Namen  grossen  Werth  gelegt 
zu  haben.  Sie  enthielt  früher  hauptsächlich  Ge- 
wächshauspflanzen, unter  diesen  auch  viele  medizi- 
nisch-technische Pflanzen,  jetzt  hat  sie  sich  aber 
wohl  auf  alle  Zweige  der  Gärtnerei  ausgedehnt  und 
führt  namentlich  auch  eine  grosse  Anzahl  von  Stau- 
den  und   Ziergehölzen   auf. 

e.  Ergänzung  und  Preisveränderung  der  Preis- 
listen von  Stelzner  &  Meyer  in  Gent.  Das 
Vcrzeichniss  enthält  nur  das  Neueste  und  Schönste, 
nebst  anderen  Pflanzen,  deren  Preise  sich  bedeu- 
tend vermindert  haben.  Auch  dieses  Etablissement  hat 
sich  ausgedehnt ;  ausser  Warm-  und  Kalthaus-Pflan- 
zen, die  früher  mit  Vorliebe  gezogen  wurden,  wird 
jetzt  besonders  noch  den  besseren  Blüthensträuchern 
und   Florblumen   Rechnung  getragen. 

f.  Verzeichniss  für  18G4  über  Stauden,  Rosen 
und  Topfpflanzen  der  Handelsgärtnerei  von  Jühlke. 
31.  Jahrgang.  Ueber  diese  Gärtnerei  haben  wir  frü- 
her schon  gesprochen  (S.  28).  Gewächshauspflanzen 
sind  nur  in  geringerer  Anzahl  vorhanden,  doch 
fehlen  natürlich  nicht  unsere  beliebten  Blüthen- 
sträucher. Die  Auswahl  der  Rosen  ist  gut.  Nächst- 
dem  macheu  wir  auf  die  Nelken  aufmerksam,  von 
denen  eine  vorzügliche  Sammlung  vorhanden  ist. 
Beachtung  verdient  endlich   das   Stauden -Sortiment. 

g.  Preis-Courant  von  Soupert  &  Notting  in 
Luxemburg.  Rosen  spielen  hier  natürlich  eine 
llauptrolle.  Bekanntlich  bildet  genannte  Gärtnerei 
in  Betreff"  der  Rosen  eine  Art  Vermittlung  zwischen 
den  Franzosen  und  Deutschen.  Sie  führt  haupt- 
sächlich uns  jährlich  zu,  was  jenseits  der  deutschen 
Grenzen  Schönes  herangezogen  wird.  Doch  finden 
wir  dieses  Mal  auch  einige  Blüthensträucher  und 
Florblnmen   in   dem   Verzeichnisse  aufgezeichnet. 

h.  Nachtrags -Verzeichniss  zur  Rosensammlung 
von  J.  Ernst  H erger  zu  Köstritz  bei  Gera.  Nur 
Rosen,  diese  aber  in  vorzüglicher  Kultur  und  Aus- 
wahl. Wo  man  sich  nur  mit  einem  Gegenstande 
der  Gärtnerei  beschäftigt,  kann  man  auch  etwas 
leisten.     Das  ist  hier  der  Fall. 

i.  Anhang  zu  dem  frühern  Haupt-Pflanzenver- 
zeichniss  der  Gebrüder  Mardner  in  Mainz.  Die 
Besitzer  dieser  Handelsgärtnerei  haben  sich  grosse 
Verdienste  um  die  Neuzucht  von  Blüthensträuchern 
erworben  und  uns  Deutsche  damit  fast  zuerst  vom 
Auslande  unabhängig  gemacht.  Die  Mardner'- 
schen  Azaleen  gehören  zu  den  besten ,  die  über- 
haupt in  den  Handel  kommen.  Das  vorliegende 
Verzeichniss  entliält  nur  Neuigkeiten  aus  der  Zahl 
der  Blüthensträucher  und   Florblumen. 

k.  Cultures  de  V.  Lemoine  ä  Nancy.  In 
Frankreich    werden    bekanntlich    am    meisten    neue 


101 


Florblumen  gezüchtet:  in  erster  Reihe  steht  stets  in 
dieser  Hinsicht  Nancy  in  Lotharingen,  und  hier  hat 
schon  seit  langer  Zeit  V.  Lemoine  besonderen 
Ruf.  Dieses  Mal  sind  3  Tafeln  bunter  Abbildungen 
ilem  Verzeichnisse  beigegeben.  Wir  haben  schon 
früher  die  gefüllten  Potentillen  genannter  Gärtnerei 
bewundert,  die  jetzt  in  den  Handel  gebrachten 
übertreflen  aber  die  frühern  au  Schönheit.  Eine 
andere  Tafel  enthält  Formen  der  Bouvardia  leiantha, 
die  wir  ihrer  Blüthenfülle  halber  empfehlen,  so  wie 
einige  Fuchsien;  die  dritte  endlich  die  schneeweisse 
Form  der  gewöhnlichen  Weigela  und  die  gefüllte 
Clematis  erecta. 

1.  Catälogue  g^neral  des  phmtes  disponibles  par 
Crousse  ä.  Nancy.  Ein  zweites  Verzeichniss  ge- 
nannter Gärtnerei  (s.  S.  62),  was  Gewächshaus- 
pflanzen, besonders  Neuigkeiten,  beliebte  Stauden 
und  Ziergehölze  des  freien  Landes,  Blattpflanzen, 
vor  Allem  ein  reiches  Sortiment  der  neuesten 
Canna-Formen ,  endlich  aber  beliebte  Blüthensträu- 
cher  und    Florbhunen    enthält. 

m.  Verzeichniss  über  FItirblumen,  Dekorations- 
pflanzen u.  s.  w.  von  Fr.  A.  Haage  jun.  in  Erfurt 
wurde  zwar  schon  länger  ausgegeben,  ist  aber  aus 
Versehen  bis  jetzt  übergangen,  daher  wir  es  nach- 
träglich noch  erwähnen.  Von  all'  dem  Schönen, 
was  hier  an  Blütliensträuchern  und  Florblumen  ge- 
boten wird  und  worin  es  an  Vollständigkeit  keinem 
andern  nachsteht,  verdienen  die  Pelargonien  in 
erster  Linie  genannt  zu  werden.  Die  Gärtnerei 
von  Fr.  A.  Haage  jun.  in  Erfurt  möchte  die 
gröfste  und  ausgesuchteste  Sammlung  in  Deutsch- 
land haben. 

n.  Georginen-Verzeichniss  der  Handelsgärtnerei 
von  J.  Reiten  bach  in  Flicken  bei  Gumbinnen. 
Es  enthält  eine  hübsche  Auswahl  dieser  beliebten 
Blumen ,  worauf  wir  besonders  die  Bewohner  von 
Preussen  und  Posen,  so  wie  der  russischen  Ostsee- 
Provinzen,  aufmerksam  machen. 

o.  Cultures  speciales  pour  la  production  de 
graines  dans  l'^tablissement  de  Ch.  Huber  frferes 
Ä  Co.  ä  Hyfercs.  Ein  Vemeichniss,  was  namentlich 
Handelsgärtnern  zur  Beachtung  empfohlen  werden 
kann ,  da  es  eine  Reihe  interessanter  Neuigkeiten 
enthält.  Es  thut  uns  leid,  das  Verzeichniss  erst 
jetzt  erhalten  und  nicht  zu  unserer  Abhandlung 
über  neuere  Sommergewachse  benutzt  zu  haben. 
Sonderbar,  dass  unter  den  neuen  Ziergräsern  auch 
Setaria  viridis  und  glauca,  welche  bei  uns  zu 
den  unangenehmsten  Unkräutern ,  besonders  auf 
Aeckern,  gehören,  so  wie  Poa  trivialis,  eins  un- 
serer gemeinsten   Wiesengräser,  befindlich   sind. 

p.  William  Bryce  &  Co.,  Samen-Bericht  und 
Preis-Courant  in  Glasgow.  Auch  auf  diese  Firma 
machen  wir  Handelsgärtner  aufmerksam,    da  beson- 


ders Samen  von  Gräsern,  Rüben  und  Turnipscn  in 
grösseren  Mengen  und  in  vorzüglicher  Qualität 
durch   diese   Firma  bezogen   werden   können. 

(j.  Verzeichniss  von  Samen  und  Pflanzen  von 
C.  Schi  ekler  in  Stuttgart.  In  Betreft'  der  erstc- 
ren  schliesst  es  sich  denen  der  bekannteren  Erfur- 
ter an  und  kann  für  Süd -Deutschland  besonders 
empfohlen  werden.  Ausserdem  wird  in  dem  Ver- 
zeichnisse noch  eine  hübsche  Auswahl  von  Warm- 
und Kalthauspflanzen  angeboten,  unter  denen  auch 
die  beliebten  Blüthensträucher  und  Florblumen  be- 
findlich sind.  Ebenso  werden  Gehölze  aufgeführt. 
Den  Schluss  bildet  die  Abbildung  der  neuerdings 
sehr  empfohlenen   neuen   Stuttgarter  Butterbirn. 

r.  Preis -Verzeichniss  der  Samenhandlung  von 
Metz  &  Co.  in  Berlin  enthält  hauptsächlich  land- 
wirthschaftUche  Gegenstände,  diese  aber  in  vorzüg- 
licher Auswahl  und  trotzdem  in  reichlichen  Sorti- 
menten; ausserdem  Gemüse-  und  Blumen-Sämereien, 
so  wie  deren  von  Ziergehölzen  und  Obstbäumen; 
endlich   Blumenzwiebeln   und   Knollen. 

s.  Catälogue  des  graines  d'arbres  et  d'arbustes 
de  Vilm  orin-Andrieux  &  Co.  Dieses  Verzeich- 
niss ist  nicht  allein  Liebhabern,  auch  Handelsgärt- 
nern zu  empfehlen.  So  viel  wir  wissen,  enthält  es 
die  reichste  Auswahl  von  Samen  -  Koniferen ,  von 
Schmuck-  und  Ziergehölzen;  es  sind  dabei  zum  Theil 
die  seltensten  Arten  vertreten.  Nächstdem  ist  auch 
ein  Catälogue  des  grains  de  plantes,  arbustes  etc. 
d'orangerie  et  de  serre  ausgegeben,  in  dem  man 
Sämereien  von  verschiedensten  Warm-  und  Kalt- 
hauspflanzen findet.  Besonders  reich  sind  hier  die 
neuholländischen   Akazien    vertreten. 

t.  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  von  Martin 
Müller  in  Strasburg  a.  Rh.  Weniger  ein  Ver- 
zeichniss, als  eine  Anzeige,  dass  Formen-  und  an- 
dere Obstbäume  in  reichlichster  Auswahl  bei  ihm  zu 
beziehen  sind  und  dass  'Ihirv  Jeune  in  Paris  eine 
Niederlage  von  seinem  verzinkten  Draht  errichtet 
hat.  M.  Müller  empfiehlt  mit  Recht  Drahtgeläuder 
für  Spalierbäume,  für  Wein,  für  Einzäunung  von 
Parks   u.   dergl. 

u.  Pflanzen-Verzeichniss  der  Baumschule  zu 
Reinbeck  in  Holstein.  Der  Besitzer  James 
Bahnsen  ofterirt  seine  Obstsorten,  zwar  in  gerin- 
gerer Zahl,  in  desto  besserer  Auswahl  aber,  so  dass 
besonders  im  Norden  Deutschlands  wohnende  Lieb- 
haber darauf  aufmerksam  zu  machen  sind.  Ausser- 
dem findet  man  in  dem  Verzeichnisse  Alleebäume, 
Ziergehölze  und  Rosen,  auch  Georginen  und  einige 
Gewächshauspflanzen. 

V.  Preisverzeichniss  von  Topf-  und  Freilaud- 
Pflanzen  und  Nelken  -  Verzeichniss  von  Gustav 
Heubner  in  Plauen.  Hier  sieht  man,  wie  nach 
und   nach  Liebe  zu  Pflanzen  und  Blumen  sich  stei- 


102 


gert.  G.  Heubner  trieb  Anfangs  aus  Liebhaberei 
Nelken-  und  Aurikelzucht;  seine  ausgesuchten  Samm- 
lungen wurden  bald  allgemein  bekannt.  Eine  Flor- 
blume nach  der  andern  zog  er  allmählig  in  den 
Bereich  seiner  Kulturen,  und  so  haben  wir  jetzt 
auch  ein  Verzeiehüiss  der  von  ihm  ausgebotenen 
Blüthensträucher  und   Florblumen  erhalten. 


Dralitgeläiider 

für  iSpalicrbäumr,  lUctii  u.  iicrgl. 

Vom  Baurasclml-Besitzer  Mart.  Müller  in  Strasburg  a.  Rh. 
(Nebst  einer  Beilage  mit  Zeichnungen.) 

Da  Holz  und  Handarbeit  von  Jahr  zu  Jahr 
theurer  werden,  so  war  man  schon  lange  darauf  be- 
dacht, die  Holzgeländer  zu  ersetzen  und  zwar  durch 
ölaterial,  was  dauerhafter  ist  (und  demnach  auch 
wohlfeiler)  und  weniger  Arbeit,  sowohl  zur  ersten 
Einrichtung,  als  auch  für  den  weiteren  Unterhalt, 
in  Anspruch  nimmt.  Das  beste  Ersatz  -  Material 
bleibt  aber  Draht  und  zwar  nicht  allein,  um  die 
Lattengeländer  an  den  Mauern  zu  ersetzen,  sondern 
auch  statt  der  Rebpfähle  in  den  Weinbergen,  welche 
bekanntlich  sehr  thcuer  sind.  Im  Jahre  1846,  als 
ich  mich  noch  im  botanischen  Garten  in  Strasburg 
befand,  nahm  ich  ein  altes  Lattengeländer,  was  sich 
au  meiner  AYohnung  befand  und  bereits  halb  zer- 
fault war,  hinweg  und  ersetzte  es  durch  ein  ande- 
res von  Draht.  Dieses  Geländer  kam  mir  weit  bil- 
liger, als  wenn  ich  das  alte  hätte  ausbessern  lassen. 
Die  Drahtgeländer  sind  jetzt  durch  die  beque- 
men Drahtspanner  (Raidesseur) ,  welche  von  Col- 
lignon  in  Ancy  erfunden  und  von  Thiry  in  Pa- 
ris verbessert  sind,  leichte  r  herzustellen,  so  dass  sich 
Jedermann  mit  Hülfe  dieses  Instrumentes  die  Ge- 
länder ohne  weitere  Mühe  selbst  anfertigen  kann. 
Ehe  ich  jedoch  von  den  Vortheilen  der  Drahtge- 
ländcr  weiter  spreche,  will  ich  die  Nachtheile  der 
Holzgeländer  etwas  näher  ins  Auge  fassen. 

Die  beiden  Haupt- Nachtheile  sind,  dass  die 
Holzgeländer  gegen  die,  welche  ich  von  Draht  em- 
ptehle,  3  mehr  in  der  Anlage  kosten  und  trotzdem 
schon  nach  einigen  Jahren  Reparaturen  nöthig 
machen.  Haben  diese  einmal  angefangen,  so  finden 
sich  dann  beinahe  jedes  Jahr  neue  ein.  Es  gibt 
immer  Theile,  welche  mehr  oder  weniger  angefault 
sind  und  beim  Schneiden  der  daran  befindlichen 
Obstgehölze  erst  hervortreten.  Nächstdem  sind  be- 
sonders schon  einige  Zeit  gebrauchte  Latten  der 
Aufenthalt  von  einer  Reihe  schädHchen  Ungeziefers, 
während  des  Winters  sowohl,  als  auch  im  Sommer. 
Welchen  Schaden  diese  Insekten,  namentlich  Ohren- 


würmer,  Schnecken,  Graue  Spinne  und  andere  ma- 
chen, wird  Jedermann  zur  Genüge  beobachtet  ha- 
ben, wenn  er  Spaliere  zu   pflegen  hat. 

Die  Spaliergeländer  von  Draht  haben  dagegen 
diesen  Nachtheil  gar  nicht  und  ihre  Einrichtung 
kostet  viel  weniger.  Von  Reparaturen  scheint  in 
den  ersten  30 — 40  Jahren  nicht  die  Rede  zu  sein. 
Was  also  die  Dauer  anbelangt,  so  habe  ich  eben 
ein  Beispiel  gegeben;  ich  will  aber  noch  einige  hin- 
zufügen. Im  Jahre  1849  legte  ich  ein  zweites 
bei  dem  Divisions  -  General  Reibele  auf  seinem 
Landgute  in  der  Ruprechtsau  an.  Es  befand  sich 
an  einer  Mauer  von  600  Fuss  Länge  und  10  Fuss 
Höhe  und  war  für  Pfirsiche  und  Aprikosen  be- 
stimmt. Ein  zweites  für  Weinreben  nach  der  Tho- 
mery 'sehen  Methode  hatte  daselbst  nur  300  Fuss 
Länge  und  war  8  Fuss  hoch.  Diese  beiden  Ge- 
länder befinden  sich  heute  noch  in  demselben  guten 
Zustande,  als  am  Tage  nach  ihrer  Einrichtung.  Es 
kommt  noch  dazu,  dass  mir  damals  der  verzinkte 
Draht,  der,  wie  ich  gleich  zeigen  werde,  weit  mehr 
Vortheile  bietet,  auch  unbekannt  war  und  ich  mich 
noch  des  gewöhnlichen  Drahtes  No.  14  erste  Qua- 
lität bediente.  Ich  habe  mit  ihm  nichts  weiter  ge- 
macht, als  dass  ich  ihn,  nachdem  er  fest  angemacht 
war,  mit  rother  Eisenfarbe  bestrich.  Heute  ver- 
wende ich  keinen  gewöhnlichen  Draht  mehr,  son- 
dern nehme  galvanisirten,  d.  h.  verzinkten.  Dieser 
ist  bequemer  zu  verarbeiten,  schöner  und,  was  die 
Hauptsache  ist,  auch  dauerhafter. 

Neuerdings  habe  ich  in  dem  erst  angelegten 
Obstgarten  des  Amtsrathes  Fischer  in  Kalbe  a.  d. 
S.,  im  Regierungsbezirk  Magdeburg,  nicht  weniger 
als  21,942  Quadratfuss  Drahtgeländer  an  10  und 
12  Fuss  hohe  Mauern  anbringen  lassen.  Diese 
sind  für  Pfirsiche,  Aprikosen,  Birnen,  Kirschen, 
Pflaumen  und  Wein  bestimmt;  ausserdem  sind  aber 
noch  3600  Quadratfuss  für  Freiland -Spaliere  (so- 
genannte Contre-espaHers)  hinzugefügt.  An  die- 
sen Geländern  befinden  sich  alle  möglichen  For- 
men :  Palraetten  mit  schieflaufenden  und  mit  hori- 
zontalen Aesten,  Candelaber-  und  Leier-Formen, 
Cordons  horizontales  und  obliques  u.  s.  w.  Ein  jun- 
ger Gärtner,  Konrad  Wohlgemuth,  ist  beson- 
ders  für  diese   Obstzucht  vorhanden. 

Es  dürfte  den  Ijcsern  der  W^ochenschrift  doch 
von  Interesse  sein,  die  Zahl  der  Obstgehölze  mit 
Angabe  ihrer  Formen  zu  kennen.  Jeder  Stamm 
ist  mit  seinem  Namen  auf  Zink  geschlagen  verse- 
hen; die  Zahl  der  Sorten  ist  sehr  gross,  natürlich 
sind    aber    bewährte   Früchte  am   meisten   vertreten. 

440   Aepfel   und    Birnen-Pyramiden, 

736   Birnen,  spindelförmige, 

181   Palmetten  von  Pfirsichen,  Aprikosen,  Birnen, 
Kirschen,   Aepfel  und   Pflaumen, 


103 


386   Cordons  obliques  von  Birnen,    Aepfeln  und 

Pflaumen, 
200   Cordons  für  Aepfel  und   Birnen, 
150   Zwerg-Bäume,  Aepfel   (Kesselform), 

90  hochstämmige   Birnen   (Kesselform), 

90  hochstämmige  Aepfel  (Kesselform), 
1000   Wein. 

Da  der  Amtsrath  Fischer  keine  Kosten  scheut, 
um  das  beste  Material  anzuschaffen,  alles  auch  aut 
das  zweckmässigste  eingerichtet  ist,  so  unterliegt  es 
keinem  Zweifel,  dass  sein  Garten  prosperiren  wird. 
Da  er  ferner  durch  mich  im  Herbste  1862  nur  starke 
und  gut  gezogene  Bäume  bezog,  so  hatte  er  auch 
die  Freude,  dass  nicht  wenige  davon  das  erste 
Jahr  blühten  und  so  schöne  Früchte  trugen,  dass 
sie  bei  einer  Ausstellung  im  Späthherbste  des  vori- 
gen Jahres  zu  Magdeburg  einen  Preis  davontrugen. 
Obst-Liebhaber  machen  wir  auf  diese  Obstan- 
pflanzungen um  so  mehr  aufmerksam,  da  der  Amts- 
rath Fischer  mit  grosser  Freundlichkeit  die  Be- 
sichtigung gestattet  und  gewiss  auch  gern  nähere 
Auskunft  gibt.  Man  kann  auch  erst  einen  rechten 
Begrifl'  von  der  Bedeutung  des  feineren  Obstbaues 
erhalten,  wenn  man  solche  grossartige  Anlagen  sieht. 
Es  kommt  noch  dazu,  dass  auch  der  Blumen- 
freund seine  Rechnung  findet.  Amtsrath  Fischer 
besitzt  in  seinen  prachtvollen  Treibhäusex-n  eine 
grosse  Reihe  der  schönsten  und  besten   Pflanzen. 

Nach  dieser  Abschweifung  komme  ich  jetzt  auf 
die  Drathgeländer  zurück,  um  mit  deren  Errich- 
tung weiter  vertraut  zu  machen.  Für  Aprikosen, 
Pfirsiclie,  Birnen,  Aepfel,  Kirschen,  Pflaumen  und 
dergl.,  ganz  gleich,  welche  Formen  die  Spalier-Ge- 
hölze haben,  werden  sie,  wie  folgt,  eingerichtet: 
An  einer  Mauer,  mit  beliebiger  Länge  von  100, 
200,  400  und  600  Fuss,  selbst  noch  länger,  befe- 
stigt man  an  jedem  Ende  in  senkrechter  Linie 
(Figur  C.  a.)  eichene  Stückchen  Holz,  1  bis  1^ 
Zoll  dick  und  von  einer  Länge  von  5  bis  G  Zoll, 
Eins  über  das  Andere  und  in  einer  Entfernung  von 
4  Zoll  für  Pfirsiche  und  Aprikosen,  und  9  Zoll  für 
Birnen,  Aepfel,  Pflaumen,  Kirschen.  Auf  gleiche 
Weise  schlägt  man  in  der  ganzen  Länge  der  Mauer, 
an  einem  Ende  angefangen,  alle  10  bis  12  Fuss, 
(Figur  C.  b.)  wiederum  in  senkrechter  Linie  und 
in  derselben  Entfernung  ebenso  viele  Stückchen 
Holz  von  gegen  1  Zoll  Dicke  und  3  bis  4  Zoll 
Länge  ein,  so  dass  diese  noch  f,  Zoll  herausstehen. 
Anstatt  dieser  kann  man  sich  auch  einer  Latte 
von  eichenem  Holze,  welche  eine  Dicke  von  1  Zoll 
hat,  bedienen.  Am  besten  befestigt  man  diese  mit 
3   eisernen  Haken. 

Ist  dieses  geschehen,  so  schlägt  man  an  beiden 
Enden  in  jedes  Stück  Holz  einen  starken  eisernen 
Nagel,    der  extra  dazu   gemacht  ist,    in   der  Weise 


ein,  dass  er  1  Zoll  herausteht,  in  die  übrigen  in 
Reihen  über  einander  stehenden  Stückchen  Holz, 
(resp.  in  die  diese  ersetzenden  Latten)  dagegen 
kommen  Häkchen,  welche  dazu  dienen,  den  Draht 
zu  tragen  und  diesem  demnach  mehr  Festigkeit  zu 
geben. 

Etwas  länger,  als  die  Mauer  oder  das  freiste- 
hende Spalier  beträgt,  schneidet  mau  die  Stücken 
Draht  in  der  Zahl,  wie  man  sie  braucht,  ab,  imd 
geht  an  das  Spannen.  Hat  mau  den  Collignon'- 
schen  Drahtspanner,  so  wird  dieser  in  der  Mitte 
der  Länge  angebracht.  Man  beginnt  die  Linien 
von  oben  oder  von  unten.  An  einem  Nagel,  der 
in  die  Holzpflöcke  an  den  Enden  eingeschlagen  ist, 
befestigt  man  das  eine  Ende  der  Drahtlinie  und 
zieht  diese,  nach  dem  andern  Ende  sich  bewegend, 
nach  sich.  Da  wo  Haken  eingeschlagen  sind,  wird 
der  Draht  aufgelegt,  bis  man  zur  Mitte  und  dem- 
nach zu  dem  Drahtspanner  kommt,  um  ihn  durch 
dessen  S  Löcher  zu  stecken.  Ist  das  geschehen, 
so  zieht  man  den  Draht  weiter,  stets  wo  man  auf 
eine  Reihe  Haken  kommt,  daselbst  auflegend.  An 
dem  betreffenden  Nagel  der  äussersteu  Reihe  von 
Holz- Pflöcken,  wo  also  die  Mauer  aufhört  oder  das 
freistehende  Spalier  aufhören  soll,  wird  das  andere 
Ende  der  Drahtlinie  befestigt.  Sind  diese  sämmt- 
lich  auf  gleiche  Weise  gezogen,  so  geht  man  nach 
der  Mitte  der  Mauer  oder  des  freistehenden  Spaliers 
zu  dem  Drahtspanner,  nimmt  den  Schlüssel  und 
taugt  an,  die  innere  Walze  herum  zu  drehen,  so 
lange,  bis  jede  Drahtlinie  hinlänglich  fest  angezo- 
gen ist.  Macht  es  sich  später  nothwendig,  dass 
noch  schärfer  angezogen  wird,  so  kann  man  es 
thun,  selbst  wenn  aucli  schon  die  Spalier-Bäume 
daran   gebunden   sind. 

Der  Drahtspanner  von  Thiry  (Fig.  G.  b.) 
befindet  sich  an  dem  einen  Ende  der  Mauer,  resji. 
des  freistehenden  Spaliers,  in  sofern  diese  nur  eine 
Länge  bis  300  Fuss  besitzen;  sind  sie  jedoch  län- 
ger, so  muss  der  Drahtspanner  ebenfalls  in  der 
Mitte   angebracht  werden. 

Das  Verfahren  ist  hier  im  letzteren  Falle  fol- 
gendes: Man  befestigt  von  der  Drahtlinie  ein  Stück 
von  gegen  4  Fuss  Länge  an  den  Drahtspanner 
durch  das  Loch,  wo  die  2  Theile  des  Drahtspan- 
ners zusannnen  kommen,  (Fig.  G.  a.)  und  dreht  es 
mehre  Mal  um  sich  selbst  herum  (wie  die  Abbil- 
dung zeigt).  Das  Ende  der  Drahtlinie  wird  dage- 
gen an  einem,  am  Ende  der  Mauer  sich  befindli- 
chen Nagel  augemacht;  dass  der  Draht  stets  dem 
betreffenden  Haken  aufgelegt  wird,  versteht  sich 
von  selbst.  Ziemlich  gleich  macht  man  es  mit  der 
andern  Seite.  Man  befestigt  den  Draht  ebenfalls 
wiederum  an  den  Drahtspanner  und  zwar  steckt 
man    ihn    durch    das   Loch   c.   (Fig.  G.)  bis  zu   dem 


104 


Loche    b.,    was    sich    an    der    Walze    befindet    und 
dreht  diese  2   mal   herum. 

Hierauf  nimmt  mau  deu  Draht  und  geht  mit 
ihm  nach  dem  andern  Ende  der  Mauer,  resp.  des 
freistehenden  Spaliers.  Wenn  man  zu  einem  Ha- 
ken kommt,  wird  er  aufgelegt.  Am  Ende  ange- 
langt, dreht  mau  den  Draht  noch  einmal  scharf 
an  und  wickelt  ihn  dann  um  den  betreffenden  Na- 
gel herum,  so  dass  er  sich  nicht  wieder  losmachen 
kann.  Ist  dieses  geschehen,  so  geht  man  zum 
Drahtspanner  zurück,  nimmt  den  Schlüssel  und 
dreht  die  Walze  so  lange  herum,  bis  die  Drähte 
rechts   und  links  gehörig  angespannt  sind. 

Dieses  Verfahren  bleibt  sich  ganz  gleich,  mag 
die  Form  des  Obstgehölzes  sein,  wie  sie  will.  Auf 
beifolgender  Anlage  sieht  man  verschiedene  For- 
men, auf  die  ich  demnach  hiermit  verweisen  will. 

Da  der  Draht  an  den  jungen  Trieben,  wenn 
diese  zu  fest  angebunden  sind,  leicht  in  die  Einde 
einschneidet,  was  natürlich  sehr  nachtheilig  sein 
kann,  so  benutze  ich  bei  der  Heranbildung  junger 
Bäumcheu  schöne,  grade  Ruthen  (Gerten)  beson- 
ders von  Haselstauden  oder  auch  von  anderen  stark 
treibenden  Gehölzen  und  binde  diese  an  dem  Draht 
in  derselben  Richtung,  als  das  Spaliergehölz  besitzt, 
au.  Es  kann  dieses  vor  oder  nach  dem  Pflanzen 
desselben  geschehen.  An  diesen  Ruthen  befestige 
ich  nun  meine  jungen  Triebe  den  ganzen  Sommer 
hindurch  und  vermeide  damit  die  möglichen  Nach- 
theile, welche  entstanden  wären,  wenn  an  dem 
Drahte  selbst  gebunden   worden  wäre. 

Für  eiufaehe  freistehende  Spaliere,  (Fig.  H.), 
bedient  man  sich  einer  etwas  starken  Stange,  wel- 
che in  das  Loch,  was  das  Spalier  aufnimmt,  ge- 
steckt wird.  Am  obern  Ende  werden  2  Löcher 
(a)  zur  Aufnahme  von  Draht  gemacht  und  dieser 
in  schräger  Richtung  nach  unten  gezogen,  um  da- 
selbst an  Pflöcken  (b)  von  Eichenholz,  welche  man 
vorher  eingeschlagen  hat,  befestigt  zu  werden.  Der 
Draht  wird  nur  umwickelt  und  durch  tieferes  Ein- 
schlagen  der  Pflöcke   schärfer  gespannt. 

Im  Anfange  der  jugendlichen  Pflanzung  wer- 
den die  Pfähle  ziemlich  nahe  der  Stange,  resp.  des 
Übstgehölzes  eingeschlagen.  Je  grösser  und  brei- 
ter aber  diese  werden,  um  so  entfernter  kommen 
nothwendiger  Weise  auch  die  Pflöcke  von  ihnen 
zu  stehen.  Um  deu  Aesten  eine  regelrechte  Rich- 
tung zu  geben,  werden  ebenfalls  Haselrutheu  an- 
gebunden. Auch  diese  ändern  mit  der  Zeit  ihre 
Richtung.  Während  die  Aeste  im  Anfange  nur 
wenig  vom  Stamme  abstehen,  werden  sie  mit  jedem 
Jahre  tiefer  gebunden,  bis  sie  zuletzt  eine  wage- 
rechte  Richtung  haben. 


Auf  diese  einzeln  stehende  Spaliere  mache  ich 
besonders  aufmerksam.  Sie  sind  sehr  zweckmässig 
und  verursachen  sehr  wenig  Kosten.  Es  kommt  noch 
dazu,  dass  sie  hübsch  aussehen,  Sonne  und  Luft 
von  allen  Seiten  dazu  kommen  und  auch  stets  eine 
reichliche  Erndte  geschmackvoller  Früchte  geben*). 


*)  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daäs  die  Drahtgeliindei 
die  hölzernen  vollständig  ersetzen ,  bedeutend  wohlfeiler  sind 
und  weit  länger  dauern.  Beispiele'  längerer  Dauer  hat  uns  der 
Baumschul-Besitzer  Müller  selbst  vorgeführt.  Es  ist  aber  die 
Frage,  ob  nicht  der  einfache  Eisendraht,  mit  irgend  einem  Fir- 
nisse überzogen,  wie  er  sich  im  botanischen  Garten  in  Stras- 
burg bewährt  hat,  dem  verzinkten  vorzuziehen  ist?  Man  will 
nämlich  wissen,  dass  nach  einigen  Jahren  das  von  Zink  um- 
schlossene Ei.5en,  da  hier  "2  elektrolytische  Metalle  vorliegen, 
mürbe  geworden  ist  und  der  Draht  natürlich  damit  unbrauch- 
bar wird.  Noch  ist  das  Verzinken  des  Eisendrahtes  nicht  lange 
im  Gebrauch ;  es  wäre  aber  wünsehenswerth,  dass  Erfahrungen 
bekannt  gemacht  würden,  damit  man  bei  der  Anlegung  von 
Drahtgeländern  wüsste,  welchem  Eisendrahte,  dem  mit  einer 
Art  Firniss  überzogenen,  oder  dem  verzinkten  man  den  Vor- 
zug geben  soll?  Wir  sind  gern  bereit,  in  der  Wochenschrift 
Mittheilungen  darüber  aufzunehmen. 

Wir  bemerken  nur  noch,  dass  Gärtner  bei  uns  meinen, 
wenn  sie  Eisendraht  einige  Zeit  in  einer  Lösung  von  weissem 
oder  Zinkvitriol  liegen  lassen,  dieser  ordentlich  verzinkt  würde. 
Das  ist  durchaus  unrichtig.  Solcher  präparirter  Eisendraht 
taugt  nichts.  Soll  Eisendraht  gleichmässig  von  Zink  überzo- 
gen und  damit  brauchbar  werden,  so  muss  die  Zubereitung  im 
Grossen  und  auf  heissem  Wege  geschehen. 

Die  Redaktion. 


Verkauf  einer  Gärtnerei. 

Meine  hier  in  der  allerbesten  Lage  befindliche 
Gärtnerei  bin  ich  Willens  mit  sämmtlicheu  Gebäu- 
den, Glashaus,  Mistbeeten  u.  s.  w.  bei  massiger  An- 
zahlung  zu    verkaufen. 

S targar d  in   Pommern. 

A.  UaiinemanD,  Kunstgärtner. 


Die    Lau reutius' sehe    Gärtnerei    zu    Leipzig 
wird   ihren 

GewächsliaHK|iflanzen-hatalog, 

welcher    viele    Neuheiten    darbietet,    in    Kurzem 
ausgeben,  worauf  wir  aufmerksam   machen. 


I 


Etablissement  hortieole 

de    Louis    van    Uoutte    it    Vand. 

Eben  ist  No.  102  des  Catalogue  de  plantes  et 
de  plein  air  erschienen  und  bringt,  wie  gewöhnlich, 
ein  reichliches  Verzeichuiss  der  Kulturen  in  dem 
Garten-Etablissement  von   L.  van  Houtte  in  Gent. 


Verlag  von  Karl   Wiegandt  in  Berlin, 

KomraandantüQ-Strafase  No.  G2. 


Druck  der  C.   Feiste  r 'sehen  Buchdnickerei  in   Berlin, 

Zieten  Flau  No.  2. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  zur  Beförderniis;  des  Clarteiibaaes  in  den  Könisl.  Preassischen  Staaten 


No.  14. 


für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
P*rotessoi'  II>r.  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 

Berlin,  den   9.  April 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  SJJ^  Thlr.,   sowohl  bei  Bezug  durch   den  Buchhandel,    als  auch   tVanco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt;  4.S7.  Versammlung  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  am  3.  April.  —  Das  Pflanzen  der  Obstbäume  Von 
Mart.  Müller  in  Strasburg  a.  Rh.  —  lieber  sogenannte  Garten-Namen.  Von  Dr.  P.  Ascherson.  —  Der  Charlata- 
uisnnis  in  dur  Gärtnerei.    Vom  Abbe  von  Beaumont. 


4.37.  Vcrsamniliing 
des  Vereines  zur  Befönleriing  des  Gartenbaues, 

am  3.  Ajiril. 

Am  tSonntage  den  o.  April  fand  die  Frülijalirfi- 
Ausstelliing  statt,  wo  der  Jahresbeitrag  Sr.  Majestät 
des  König.s,  des  erhabenen  Protektors  des  Vereines, 
zur  Vertheihing  kam;  Verhandlungen  fanden  deshalb 
nicht  statt.  Der  Vorsitzende,  Geh.  Ober-Regierungs- 
rath  Knerk,  sprach  zunächst  seine  Freude  über  die 
reiche  Betheiligung  bei  der  Ausstellung  aus,  welche 
sich  in  dem  dieses  Mal  gegebenen  Räume,  in  der 
grossen  Aula  der  Königl.  Thierarzneischnle,  vorzüg- 
lich ausnähme.  Die  einzelnen  J'fianzen  hätten  da, 
wo  sie  nicht  so  dicht  ständen,  ein  ganz  anderes 
Ansehen,  und  die  Mitglieder  könnten  sie,  wo  hin- 
länglich Platz  vorhanden,  ungehindert  und  ruhig 
schauen.  Er  fühle  sich  verpflichtet,  im  Namen  des 
Vereines  den  Ausstellern,  dem,  der  das  schwierige 
Amt  eines  Ordners  übernommen,  dem  Kunst-  und 
Handelsgärtner  Späth,  und  endlich  den  Preisrich- 
tern, die  zum  Theil  aus  weiter  Ferne  gekommen, 
den  Dank  hiermit  auszusprechen  und  ersuche  die 
Anwesenden    von   ihren   Plätzen   sich    zu   erheben. 

Der  Vorsitzende  brachte  nochmals  die  Brüsse- 
ler Ausstellung  zur  Sprache.  Er  bedaure  es,  dass 
die  weite  Entfernung  und  das  ungünstige  kalte 
Wetter  die  hiesigen  Gärtner  abhalte,  sich  zu  be- 
theihgen.  Grade  diese  jetzige  Frühjahrs-Ausstellung 
lege  Zcuguiss  ab,  dass  unsere  Kulturen  wohl  auch 
im  Auslande  Anerkennung  gefunden  hätten.  Er 
hoffe,  dass  die  Betheiligung  dagegen  am  Kongresse 
eine  um  desto  grössere  sein   werde. 


Der  General-Sekrekär,  Professor  Koch,  theiltc 
mit,  dass  er  einen  Bericht  über  die  gärtnerischen 
Zustände  Preussens  ausgearbeitet  luid  denselben  dem 
dazu  ernannten  Ausschusse  vorgelegt  habe.  Da  er 
die  Zustimmung  erhalten,  werde  derselbe  in  diesen  Ta- 
gen an  Se.  Excellenz,  den  Minister  der  landwirthschaft- 
lichen  Angelegenheiten,  abgegeben  werden.  Eine 
Arbeit,  wo  auch  nicht  die  geringste  Vorarbeit  vor- 
handen, habe  seine  Schwierigkeit,  ganz  besonders 
aber  in  diesem  Falle.  Mit  Zahlen  zu  beginnen, 
wie  man  im  Vereine  und  ausserdem  die  Absicht  ge- 
habt, sei  unstatthaft  und  führe  nicht  zum  Ziele. 
Das  sei  bei  dem  hier  tagenden  statistischen  Kon- 
gresse im  vorigen  Herbste  ebenfalls  ausgesprochen 
worden. 

Es  handle  sich  zunächst  nur  um  Allgemeines, 
damit  der  Bericht  eine  Einsicht  in  die  Bedeutung 
der  Gärtnerei  und  dann  speciell  in  die  des  preussi- 
schen  Staates  gebe.  Dazu  müssten  aber  Prinzi- 
pien gewonnen  werden,  nach  denen  man  konsequent 
verfahren  müsse.  Er  sei  zwar  in  allen  Provinzen 
des  preussischen  Staates  mehr  oder  weniger  bekannt, 
doch  aber  habe  er  ausserdem  den  Beistand  vieler 
Sachverständiger  in  Anspruch  genommen.  Wie  er 
früher  schon  berichtet,  seien  von  Seiten  einiger 
Gartenbau -Vereine  und  einzelner  Privat- Personen 
vorzügliche  Arbeiten  eingegangen.  Er  werde  einige 
derselben  im  Verlaufe  der  Zeit  in  der  Wochenschrift 
noch   zur   weitern   Kenntniss  bringen. 

Da  nun  bereits  eine  Vorlage  vorhanden,  lasse 
sich  leichter  weiter  arbeiten,  so  dass  der  Bericht 
allmählig  besser,  genauer  und  specieller,  damit  aber 
auch    brauchbarer   werde.      Er   wünsche    nur,    dass 

14 


106 


ihm  dazu  ferner  recht  viele  Mittheiliingen  gemacht 
werden  möchten.  Den  Bericht  habe  er  in  2  Theile 
zerlegt,  indem  er  im  ersten  versucht,  den  Stand- 
punkt der  heutigen  Gärtnerei  mit  allen  ihren  Zwei- 
gen klar  darzutliuu,  im  zweiten  hingegen  den  Zu- 
stand der  verschiedenen  Zweige  und  des  Ganzen 
in  den  einzelnen  Provinzen  näher  anzugeben.  Mit 
Recht,  glaube  er,  habe  er  auf  die  ästhetische  Seite 
der  Gärtnerei,  auf  die  bildende  Gartenkuust  oder 
Landschaftsgärtnerei,  ebenfalls  einen  grossen  Werth, 
namenthch  als  Bildungsmittcl,  gelegt,  und  ebenso 
die  Ausbildung  und  die  Stellung  der  Gärtner  einer 
ausführlichen  Auseinandersetzung  unterworfen. 

Der  Vorsitzende,  Geh.  Ober-Regierungsratli 
Knerk,  machte  die  Mittheilung,  dass  einer  unserer 
tüchtigsten  Gärtner,  der  Inspektor  Schock  in 
Wörlitz,  am  1.  Mai  sein  50-jähriges  Jubiläum  feiere. 
Der  General-Sekretär  legte  ein  Blatt  Abbildun- 
gen eiserner  Garten-  und  anderer  Möbel  aus  der 
Fabrik  von  Carl  Rexer  in  Stuttgart  (Hauptstädter- 
Strasse  93)  vor  und  machte  auf  deren  Eleganz  und 
Leichtigkeit  aufmerksam.  Allen  denen,  welche  im 
Postbezirke  von  Berlin  wohnen  oder  die  Wochen- 
schrift durch  Bnchhandlungeu  erhalten,  wird  ein 
Exemplar  der  Abbildungen  in  dieser  Nummer  bei- 
gelegt werden.  Wer  ausserdem  eins  wünscht,  er- 
hält es  auf  Franko-Briefe  franko  durch  die  Fabrik 
zugesendet. 

Schliesslich  wurde  der  Vorsitzende  im  Preis- 
richter-Amte, Hofbuchdrucher  Hänel  aus  Magde- 
burg, aufgefordert,  den  Ausspruch  der  Preisrichter 
mitzutheilen. 


Verhandelt  Berlin,  den   3.  April  1864 
in  btr  groljfit  .Aula  bcr  fiönigl.  £l)ttravjncird)ulf. 

Nach  am  Sonnabend  Abend  vorhergegangener 
genauer  Berichtigung  der  aufgestellten  Pflanzen  und 
anderer  Gegenstände  wurden  nach  Mehrheitsbeschluss 
und  laut  Programm  vom  29.  November  vorigen  Jah- 
res folgende  Preise  zu  1  Friedrichsd'or,  aus  dem  Jah- 
resbeiträge Sr.  Majestät  des  Königs,  des  erhabenen 
Protektors  des  Vereines,   entnommen,  zugesprochen: 

I-     GJ-elclpveise. 

A.    für  Schaupflanzeu. 

Preise  No.  1 — 6 
für  einzelne,  ungewöhnlich  reich-  und  schönblühende  Pflanzen. 

1.  Der  Vanda  suavis  des  Rittergutsbesitzers  Mo- 
ritz Reichenheim  (Obergärtner  Kraus), 

2.  der  Hovea  Celsii    des    Kommerzieurathes   L. 
Reicjienheim  (Obergärtner  Boese), 


3.  der  Azalea  carminata  des  Kommerzieurathes 
L.   Reichen  heim   (Obergärtner  Boese), 

4.  der  Epaeris  Vicomtesse  Hill  des  Kommer- 
zieurathes Kricheldorf  in  Magdeburg  (Obergärt- 
ner  Schliche), 

5.  der  Azalea  indica  alba  des  Rentiers  Dau- 
neel  (Obergärtner  Pasewaldt), 

6.  der  Chorizema  ilicifolium  des  Kommerzien- 
rathes  Dannenbcrger  (Obergärtner  Lang guth). 

Preise  No.  7 — 9 

für  Zusanimeiistellungen  von  mindestens  3  verschiedenen 

Arten,  Abarten  oder  Blendlingen. 

7.  Der  Zusammenstellung  von  Eriostemoii  sca- 
ber,  intennedius  und  cuspidatus  des  Kommerzieu- 
rathes Dannenbergor   (Obergärtner  Langguth), 

8.  der  Zusammenstellung  von  Dendrobium  no- 
bile, Seleuipedium  caudatuni  und  Cypripedium  hir- 
sutissimum  des  Kommerzieurathes  Reicheuheim 
(Obergärtner  Boese), 

9.  dem  Sortimente  von  Alpenrosen  (Rhododen- 
dren)   des    Kunst-    und    Handelsgärtners    Lackner. 

l'reis  No.  10 

für  eine  Aufstellung  von  mindestens   12  Exemplaren  von 

Zwiebel-  oder  Knollen-Gewächsen. 

10.  Dem  Sortimente  von  Hyazinthen  des  Kunst- 
und  Haudelsgärtners   Späth. 

B.    Neue  Einführungen. 

Preise  No.  11—13 
für  Pflanzen,  welche  zum  ersten  Male   ausgestellt    und   so  weit 
ausgebildet  sind,   dass  ihre  Eigenschaften  erkannt   werden  kön- 
nen   und  eine   grössere  Verbreitung  als   Zier-  und   Nutzpflanzen 
voraussetzen  lassen. 

11.  Der  Cryptomeria  elegans,  der  Retinospora 
pisifera  und  obtusa,  sowie  der  Liboeedrus  tetragona 
und  der  Thuja  falcata  des  Kommerzieurathes  L. 
Reichenheim   (Obergärtner  Boese), 

12.  fällt  aus, 

13.  fällt  aus. 


('.    Eii^cue  Züchtung. 

Preis  No    14. 

14.  Den  Rhododendren:  Jakob  Friedrich  Seidel 
und  Göthe  des  Kunst-  und  Handelsgärtners  Seidel 
in   Dresden. 

D.   Treibereien. 

Preise  No.  15—17. 

15.  Den  10  Rosen  (Louise  Odier)  des  Kunst- 
und  Handelsgärtners   Christoph, 

16.  der  Aufstellung  von  getriebenen  Sträucheru 
des  Universitätsgärtners  Sauer, 

17.  fällt  aus. 


107 


E.    Zur  Verfügung  der  Preisrichter. 

Preise  No.    18 — 20  und  die  3   ausgefallenen  Preise. 

18.  Dendrobium  aggregatum  des  Rittergutsbe- 
sitzers Moritz  Reichenheiiu   (Oberg.  Kraus), 

19.  der  Zusammenstellung  von  5  Azaleen:  Ba- 
ron Hügel,  Napoleon,  Beaute  de  l'Europe,  Rosae- 
flora  alba  und  Susanna,  des  Rentiers  Danneel 
(Obergärtner   Pasewaldti, 

20.  der  Zusanimenstt'liiing  von  3  Farnen:  As- 
plenium  Belangen,  Adiantuni  cuncatum,  Selaginella 
Lyallii   des   Universitätsgärtners  Sauer, 

21.  der  Zusammenstellung  von  3  Cyclamen  des 
Stadtrathes   Soltmann   (Obergärtner  Körner), 

-~22.   dem  Rhododendren-Sortiment  des  Kunst-  u. 
Handelsgärtners   Späth, 

23.  der  gemischten  Gruppe  des  Königl.  botani- 
schen  Gartens  (Inspektor  Bouchö). 

II.    Ehi-en-üiplome- 

Preise  Mo.  24— .31. 

Von  den  hier  erwähnten  Pflanzen  verdienten 
mehre  Geldpreise  und  nur  die  beschränkten  Mittel, 
die  den  Preisrichtern  zur  Verfügung  standen,  ver- 
anlassten die  lobenswertlien  Anerkennungen  durch 
Diplome : 

24.  der  Zusammenstellung  von  Azalea  ModMe 
und  Etendard  de  Flandre,  so  wie  der  Aznlea  pa- 
piUonacca  des  Rittergutsbesitzers  M.  Reichenheim 
(Obergärtner  K r aus), 

25.  der  Zusammenstellung  von  Alpenpflanzen 
des  Hotgärtners  Morsch  in   Charlottenhof, 

26.  den  10  Amaryllis-Sämhngen  des  Kunst-  und 
Handelsgärtners  Hoff  man  n, 

27.  dem  Cinerarien- Sortimente  des  Kommerzien- 
rathes    M.    Reichenheim    (Obergärtner  Boese), 

28.  der  Aralia  Sieboldii  des  Königl.  botanischen 
Gartens   (Inspektor  Bouch^), 

29.  dem  Rhododendron  Caniille  de  Rohan  des 
Kunst-  und  Handelsgärtners  Lackuer, 

30.  der  Coelogyne  ocellata  des  Kommerzien- 
rathes  L.  Reichen  beim   (Obergärtner  Boese); 

31.  den  3  Aepfeln  (Pepiu  monstrueux,  gezüch- 
tet an    Cordon)   des   Rentiers   Vieri  ng. 

^as  ^rciörid)tframt  bcr  /rül)jat)re-^u9|itllun9 

vom  3.  April   1864. 

Vorgelesen,  genehmigt  und  unterschrieben. 
Hand, 

Vorsitzender. 

daerdt     Emil  Liebig.    Ferdinand  llaage.     L.  Drasch. 


Das  Pflanzen  der  Obstbäume. 

Von  Mart.  Müller  in  Strasburg  a.  Rh., 
Baumschul-Bcsit7,er  u.  Handelsgärtner. 

Leider  kommt  es  nicht  selten  vor,  dass  Grund- 
Besitzer  Obst-Anpflanzungen,  sei  es  im  Grossen, 
sei  es  im  Kleinen,  durch  Gärtner  machen  lassen, 
die  kaum  einen  Begriff  von  dem ,  was  sie  thun 
sollen,  besitzen.  Anstatt  mit  den  Bäumen,  welche 
sie  pflanzen  wollen,  vorsichtig  und  schonend  umzu- 
gehen, misshandeln  sie  diese.  Indem  sie  die  Wur- 
zeln beschädigen  oder  sie  in  Löcher  bringen,  bei 
deren  Anlegung  man  auf  die  Beschaffenheit  des 
Terrains  keine  Rücksicht  genommen  hat,  oder  end- 
lich schneiden  sie  auf  grade  wohl,  ohne  auch  nur 
im  Geringsten  dabei  zu  denken.  Aus  dieser  Ur- 
sache glaube  ich  allen  denen,  welche  Obstplantagen 
sich  anlegen  lassen,  einen  Dienst  zu  erweisen, 
wenn  ich  versuche,  ihnen  einige  Belehrungen  zu 
geben,  und  zwar  über  das  Terrain,  was  den  ver- 
schiedenen Obstsorten  am  Besten  zusagt,  über  die 
Grösse  der  Löcher,  über  die  Vorbereitung  des  Bo- 
dens, über  die  Entfernungen,  welche  die  verschie- 
denen Formenbäume  haben  müssen,  über  die  beste 
Pflanzzeit  u.  s.  w. 

I,    Vom  Boden, 

Ich  habe  die  Beobachtung  gemacht,  dass  Stein- 
Obst  weniger  schwierig  ist,  als  Kernobst,  was  stets, 
um  zu  gedeihen,  einen  substantiellen  (nahrhaften) 
Boden  verlangt,  während  jenes  sich  mit  einer  leich- 
tern Erde,  sei  diese  kalkiger  oder  sandiger  Natur, 
begnügt.  Wenn  die  Oberfläche  des  Bodens,  worin 
man  Anpflanzungen  machen  will,  auch  gut  zu  sein 
scheint,  so  versäume  man  doch  nie,  genau  sich  zu 
informiren,  wie  tief  der  gute  Boden  geht  und  wie 
der  Untergrund  beschaft'en  ist.  Damit  Kernobst, 
was  auf  Wildling  veredelt  ist,  gedeihe,  muss  der 
fruchtbare  Obergrund  wenigstens  die  Dicke  eines 
Meters  (3  Fuss)  haben;  Aepfelbäume  auf  Johannis- 
oder  Paradiesstamm,  so  wie  Birnbäume  auf  Quitte 
veredelt,  gedeihen  noch  bei  geringerer  Tiefe,  Stein- 
obst bedarf  sogar  noch  weniger  und  wächst  bei  | 
Meter  (1^  Fuss)  fruchtbarer  Erde  noch  ganz  vor- 
züglich. 
I  •   Der    beste    Untergrund    ist    der    sandige    oder 

i  kiesige,  weil  er  das  Wasser  durchlässt.  Am  schlech- 
testen ist  lehmiger,  thoniger  oder  überhaupt  fester 
Boden,  denn  hier  stauet  sich  das  Wasser  und  in 
Folge  dessen   leiden   die  Wurzeln. 

Im  letzteren  Falle  muss  man  die  Bäume  in 
weniger  tiefe  Löcher  bringen,  denn,  wenn  in  die- 
sem Falle  das  Terrain  nicht  abhängig  ist,  befinden 
sich  die  unteren  Wurzeln  sehr  bald  in  stagniren- 
der  Feuchtigkeit,  die  sie  nicht  vertragen,   kränkeln 

14* 


108 


alsbald  und  der  Baum  geht  zu  Grunde.  Will  mau 
durchaus  Bäume  an  Stellen  bringen,  wo  bereits  an- 
dere gestanden  haben,  so  kann  es  nur  geschehen, 
wenn  der  Obergruud  sehr  gut  ist  und  das  Loch 
mit  diesem  allein  ausgefüllt  wird,  während  die  Erde 
des  Loches  selbst  zum  Füllen  der  Stelle,  wo  der 
Obergrund    weggenommen    wurde,    benutzt   werden 

kann. 

Im  Allgemeinen  ist  die  oberste  Schicht  Erde 
stets  besser,  als  eine  tiefer  liegende,  und  man  thut 
deshalb  auch  gut,  selbst  in  dem  Falle,  wo  kein 
alter  Baimi  ersetzt  wird,  das  Loch  mit  Erde  des 
Obergrundes  zu  füllen. 

II.    Von  den  Löchern  oder  Gräben. 

Wenn  der  C)bergrund  von  guter  Beschaflenheit 
ist  und  auf  einem  nicht  weniger  guten  Untergrunde 
ruht,  so  macht  man  viereckige  Ijöcher  von  1-^  Me- 
ter Durchmesser  und  1  Meter  Tiefe,  (also  4^  Fuss 
breit  und  3  Fuss  tief);  besser  ist  es,  wenn  sie  noch 
grösser  gemacht  werden.  Umgekehrt  kann  man 
bei  vorzüglichem  und  gut  durchlassendem  Terrain 
die  Löcher  auch  nur  0,60  Meter  breit  und  0,70 
Meter  tief  machen,  wenn  man  nur  den  Grund  des 
Loches  mit  einer  Hacke   auflockert. 

Besitzt  das  Terrain  nur  gute  Erde  von  einer 
geringern  Schicht  als  1  Meter  und  der  Untergrund 
ist  ausserdem  fest  oder  thonig,  so  müssen  die 
Löcher  an  und  für  sich  oberflächlicher  gemacht 
werden,  dagegen  aber  um  ä  breiter,  damit  die 
Wurzeln  Gelegenheit  haben,  sich  mehr  horizontal 
auszubreiten,  anstatt  in  die  Tiefe  zu  gehen.  Um 
diesen  eine  mehr  horizontale  Richtung  zu  geben, 
thut  man  auch  gut,  die  Pfahlwurzeln  einzuschneiden 
und  sie  zu  krümmen,  oder  man  legt  Bretterstück- 
chen von  0,08  bis  0,10  Meter  (3  bis  4  Zoll)  Dicke 
auf  den  Boden  des  Loches,  um  so  das  Tiefergehen 
der  Pfahlwurzeln   künstlich   zu   verhindern. 

Macht  man  eine  grössere  Anlage,  so  kann  man 
anstatt  einzelner  Löcher  auch  Gräben  von  1-|-  bis 
2  Meter  Breite  und  1  Meter  Tiefe  anlegen,  wobei 
man  die  bessere  obere  Schicht  der  Erde  auf  die 
eine  Seite,  die  untere  auf  die  andere  wirft.  Beim 
Pflanzen  bringt  man  wiederum  die  erstere  nach 
unten,  die  letztere  hingegen  oben  auf.  Dieses  Ver- 
fahren kommt  zwar  etwas  höher  zu  stehen,  belohnt 
sich  aber  bald;  die  Bäume  erhalten  eine  bessere 
Vegetation   und   tragen  reichlicher. 

Hat  man  einen  schlechten  Boden,  so  muss  die- 
ser nothwendiger  Weise  ersetzt  werden.  Man  nimmt 
am  Besten  eine  gute  Ackererde,  mischt  diese  mit 
Rasenstücken  oder  ausgeworfenem  Schlamme,  auch 
wohl  mit  Strassen -Kehricht,  lässt  alles  sich  recht 
zersetzen    und   vermischt    das    Gemenge    dann    mit 


gewöhnlicher  Erde.  Von  dieser  Zusammensetzung 
habe  ich  stets  die  besten  Erfolge  gehabt.  Auch 
der  Schlamm  aus  Gräben,  die  sich  auf  beiden  Sei- 
ten der  Chausseen  und  Wege  hinziehen,  in  Haufen 
gesetzt,  wo  er  sich  gehörig  zersetzen  kann,  ist 
nicht  weniger   zuträglich. 

Dünger  beim  Pflanzen  der  Bäume,  so  sehr 
auch  von  vielen  Seiten  dagegen  gesprochen  wird, 
habe  ich  stets,  namentlich  bei  schlechtem  Boden, 
mit  Erfolg  angewendet.  Man  muss  dabei  nur  die 
Vorsicht  haben,  dass  die  Wurzeln  nicht  direkt  mit 
dem  Dünger  in  Berührung  kommen.  Bei  einer 
leichten  Erde  nehme  ich  Kuhdünger  am  Liebsten, 
bei  schwerem  Boden  hingegen  Pferdemist  und  zwar 
diesen   schon   so   sehr  als   möglich   zersetzt. 

Bei  strengem  und  kaltem  Boden  thuen  auch 
Schutt  und  sonstige  Bau-Abfälle,  welche  viel  Kalk 
..der  Gyps  enthalten,  ausgezeichnete  Dienste. 

Bringt  man  Zwergbäunie  oder  Pyramiden  in 
Klumps  in  Lustgärten,  so  thut  man  gut,  das  ganze 
Terrain  für  die  ersteren  bis  zu  0,60  Meter  Tiefe 
zu    lockern,    für    die    letztern    aber  bis   zu    1  Meter. 

III.    Von  der  Pflanzung. 

Li  erster  Linie  steht  die  Entfernung,  welche 
man  den  verschiedenen  Obstsorten  und  Formen- 
bäumen geben  raus«.  Leider  hat  man  bei  uns  die 
Gewohnheit,  die  Bäujjie  viel  zu  nahe  bei  einander 
zu  bringen.  Li  den  Obstgärten  beeinträchtigen  sie 
sich  gegenseitig  an  Luft  und  an  Nahrung;  man 
sieht  in  diesem  Falle  nur  verkrüppelte  und  kranke 
Bäume.  Obstbäume  auf  Wildling  veredelt  und  mit 
Hochstamm,  gleichviel  Birn-  oder  Aepfelbäume, 
müssen  auf  einem  guten  Boden  10  bis  12  Meter 
Entfernung  haben,  auf  einem  mittelmässigen  hinge- 
gen nur  8  Meter;  Kirschen  auf  Vogel-  (Wald-) 
Kirsche  veredelt,  brauchen  ebenfalls  8  bis  10  Meter, 
Birnen  auf  Quitte,  Pflaumen,  Kirsche  auf  Weichsel 
und  Aprikose  6  bis  8  Meter  Entfernung,  Pyrami- 
den von  Bii-nen  auf  Wildling,  von  Kirschen,  von 
Aepfeln  auf  Johannisstamm  4  Meter,  Pyramiden  von 
Birnen  auf  Quitte  und  von  Pflaumen  3  Meter,  Py- 
ramiden von  Aepfel  auf  Paradiesstamm  endlich  so- 
gar nur   Lj'  bis   2  Meter. 

Was  die  Pfirsiche  an  Spalieren  betrifl't,  so 
müssen  diese,  wenn  auf  Mandel  veredelt,  einen  Ab- 
stand von  6  bis  8,  auf  Pflaume  hingegen  nur  von 
6  Meter  haben.  Dasselbe  gilt  von  den  Aprikosen. 
Kirschen,  Birnen,  Aepfel  in  Palmetten-  oder  Fächer- 
form  sind   6    bis   8  Meter  von  einander   zu  pflanzen. 

Die  übrigen  Formenbäume,  wie  Pfirsiche  und 
Birnen  cordons  obliques,  Birnen  in  Spindelform 
oder  Cordons,  Aepfel  in  cordou  horizontale,  simple 
und  double,  variiren  hinsichtlich  ihrer  Entfernungen; 


109 


davon  werde  ich  ausführlicher  sprechen,    wenn    ich 
speciell   zu   den  Formenbäunien  komme. 

Sind  die  Entfernung-en  abgesteckt  und  die  Lö- 
cher oder  Gräben  zur  Aufnahme  bereit,  so  nimmt 
man  die  zu  pflanzenden  Bäume,  stutzt  die  Enden 
der  Wurzehi  mit  einem  scharfen  Messer  und  nimmt 
alle  beschädigten  Theile  weg.  Je  weniger  man  die 
Wurzeln  verkürzt,  um  so  besser  ist  es,  denn  das 
Erholen  eines  Baumes,  so  wie  sein  Gedeihen  hängt 
viel  von  der  Länge  und  der  Menge  der  Wurzeln 
ab.  Hat  man  ein  Gefäss  bei  der  Hand,  gross  ge- 
nug, um  die  Wurzeln  des  zu  pflanzenden  Baumes 
zu  fassen  und  gefüllt  mit  Wasser,  in  dem  man 
Kuhkoth  aufgelöst  hat,  so  thut  mau  gut,  die  Wur- 
zeln des  Baumes,  bevor  man  ihn  pflanzt,  eine  Zeit 
laug  darin  liegen  zu  lassen.  Ich  empfehle  dieses 
.  Verfahren  hauptsächlich  bei  späten  Pflanzungen,  so 
wie  wenn  diese  in  einer  trocknen  Jahreszeit  ge- 
macht werden    müssen. 

Zum  Pflanzen  gehören  2  Personen;  die  eine 
setzt  den  Baum  ein  und  legt  die  Wurzeln  gut  aus- 
einander, die  andere  lässt  zwischen  diese  mit  seinem 
Spaten  lockere  Erde  laufen.  Man  kann  auch  einen 
Korb  und  selbst  mehr  Dünger -Erde  dicht  um  die 
Wurzeln  bringen,  was  diesen  sehr  gut  thun  würde. 
Hat  man  auf  diese  Weise  hinlänglich  Erde  aufge- 
worfen, dass  sich  der  Baum  von  selbst  hält,  so 
fasst  man  diesen  an  seinem  untern  Ende  und  schüt- 
telt ihn  leise,  damit  zwischen  alle  Wurzeln  Erde 
kommt  und  kein  leerer  Raum  bleibt.  Nun  erst 
füllt  man  die  Löcher  ganz  und  gar,  indem  man 
die  Erde  leicht  andrückt,  sobald  diese  leichter  Na- 
tur ist.  Man  darf  dieses  aber  ja  nicht  thun,  wenn 
sie   etwas  fest  und   feucht  ist. 

Von  grösster  Wichtigkeit  ist,  dass  die  Bäume 
nicht  zu  tief  gepflanzt  werden.  Die  Veredlungs- 
stelle muss  8  bis  10  Centimeter  (3 — 4  Zoll)  über 
der  Oberfläche  des  Bodens  sich  befinden,  sobald 
der  Boden  etwas  schwer  und  feucht  ist,  sobald  er 
aber  leicht  und  trocken  erscheint,  kann  sie  dicht 
über  der  Oberfläche  sein,  mit  Ausnahme  der  Stämm- 
chen, welche  auf  Wildling  veredelt  sind,  wo  die 
Veredelungsstelle  stets   weiter  oben   sein  muss. 

Nicht  minder  wichtig  ist  beim  Pflanzen  zu 
wissen,  dass  der  Boden  allmählig  etwas  einfällt  und 
dass  man  darauf  Rücksicht  nimmt,  indem  man  das 
Stämmchen  etwas  höher  pflanzt.  Die  Bäumchen 
etwas  herauszuziehen,  indem  man'  sie  am  Stamme 
fasst,  wie  man  leider  nur  zu  gewöhnlich  thut,  ist 
eine  der  grössten  Unsitten,  wobei  Wurzeln  gar  zu 
leicht  beschädigt  werden.  Nicht  weniger  schädHch 
ist,  wenn  man  Bäumchen  nachträgUch  eine  grade 
Llichtung  geben  will. 

Ich  wiederhole  es  nochmals,  dass  in  kaltem 
und  feuchtem  Boden,  aber  auch  wenn  dieser  schwer 


und  lehmig  ist,  die  Veredlungsstelle  möglichst  weit 
über  der  Oberfläche  des  Bodens  sein  muss.  Je 
oberflächlicher  die  starken  Thau  -  W^urzeln  liegen, 
selbst  wenn  sie  nur  schwach  mit  Erde  bedeckt  sind, 
um  so  besser  ist  es,  denn  die  Bäume  tragen  um 
so  reichlicher  und  die  Früchte  sind  um  so  wohl- 
schmeckender. 

Leider  hat  sich  bei  uns  die  Gewohnheit  einge- 
schlichen, den  Bäumchen  beim  Pflanzen  überhaupt 
eine  zu  grosse  Tiefe  zu  geben,  ohne  dabei  sich  um 
die  Veredlungsstelle  zu  bekümmern,  ob  diese  10 
und  20  Centimeter  tiefer  oder  höher  steht.  Darin 
liegt  aber  oft  der  Grund,  dass  die  Bäume  sehr  oft 
eine  schlechte  Vegetation  machen  und  dass  die 
Blätter  schon  in  der  Mitte  des  Sommers  anfangen, 
gelb  zu  werden. 

Im  ersten  Jahre  nach  der  Pflanzung,  nament- 
lich bei  trockner  Witterung,  ist  es  von  der  gröss- 
ten Wichtigkeit,  im  Frühjahre  die  Stämmchen  mit 
einer  Mischung  von  Lehm  und  Kuhkoth  zu  bestrei- 
chen und  auf  dem  Boden  ringsum  eine  Bedeckung 
anzubringen,  um  dadurch  dem  schnellen  Austrock- 
nen der  Erde  ein  Hinderniss  entgegen  zu  setzen. 
Diese  Bedeckung  kann  aus  kurzstrohigem  Mist,  aus 
Moos,  Laub  u.  s.  w.  bestehen.  Ist  es  zu  gleicher 
Zeit  noch  sehr  warm,  so  ist  eine  solche  Decke  für 
die  oberflächlich  liegenden  Wurzeln  um  so  noth- 
wendiger. 

Begiessungen  dürfen  nur  gegen  Abend  stattfin- 
den und  zwar  erst  nach  Sonnenuntergänge. 

Im  Norden,  wo  die  Anpflanzungen  weit  im 
Herbste  geschehen,  ist  es  ebenfalls  gut,  gleich  dar- 
nach eine  Decke  zu  geben ,  die  dick  genug  sein 
muss,  um  die  Wurzeln  gegen  etwaige  Kälte  zu 
schützen.  • 

IV.    Pflanzzeit. 

Man  kann  mit  dem  Pflanzen  beginnen,  sobald 
die  Vegetation  im  Herbste  aufgehört  hat  und  da- 
mit fortfahren  bis  zum  Frühjahr,  wo  die  Bäume 
anfangen  auszuschlagen,  in  sofern  Kälte  und  star- 
ker Regen  es  nicht  verhindert.  Ich  wiederhole 
es,  dass  man  in  trocknem  und  leichtem  Boden  zei- 
tig, in  strengem,  kaltem  und  feuchtem  hingegen 
möglichst  spät  pflanzt.  Ich  ziehe  Herbstanpflan- 
zungen vor,  weil  in  diesem  Falle  die  W^urzeln 
meist  noch  Gelegenheit  haben,  Haarwurzeln  zu 
bilden.  Kommt  dann  das  Frühjahr,  dann  braucht 
es  nicht  erst  zu  geschehen  und  der  Baum  tritt 
alsbald  in   Vegetation. 


110 


Tebcr  sogenannte  Garten-Namen. 

Von  Dr.  P.  Ascher son, 
Assistenten   am  Köniffl.  botanischen  Garten  zu  Berlin. 

Es  wird  jedem  Botaniker,  welcher  sich  mit  der 
Untersuchung  von  Gartenpflanzen  beschäftigt,  häu- 
fig der  Fall  vorgekommen  sein,  dass  ein  sogenann- 
ter Garten  Name  ihm  Zeit  und  Mühe  ko.'itete,  bis 
er  sich  überzeugte,  dass  demselben  keine  wissen- 
schaftliche Berechtigung  zukonnue  oder  wohl  gar 
auf  eine  falsche  Fährte  bei  Unterbringung  der 
Pflanze  führte.  In  gegenwärtiger  Zeit  wächst  die- 
ser Uebelstand  immer  mehr,  da  zahlreiche,  gross- 
artige Gärtnerei-Etablissements,  welche  jährlich  viele 
Pflanzen  aus  fremden  Welttheilen  einführen,  um  sie 
in  den  Handel  bringen  zu  können,  ihrer  Waare  ein 
Etikett,  d.  h.  einen  botanischen  Namen,  mitgeben 
zu  müssen  glauben.  Die  Chefs  dieser  Etablisse- 
ments behalten  bei  ihrem  grossartigen  Geschäfts- 
kreise selten  Zeit  genug,  um  den  Fortschritten  der 
beschreibenden  Botanik  folgen  zu  können.  Es  ge- 
schieht daher  nicht  selten,  dass  sie  bei  der  Taufe 
ihrer  Pflanzen  dieselben  einer  unrichtigen  Gattung 
oder  selbst  Familie  (bei  Blattpflanzen  leicht  erklär- 
lich und  oft  genug  geschehen)  anreihen;  sie  beden- 
ken dabei  nicht,  dass  sie  die  Wissenschaft  mit  einem 
neuen  SynonA-m  belasten,  v,-elches  die  gewissenhaf- 
ten ]\Ionugraphen  für  alle  Ewigkeit  mitführen  müs- 
sen. Dazu  kommt  noch,  dass  die  eingeführten 
Pflanzen  gar  nicht  immer  wirklich  neu,  sondern 
oft  schon  längst  unter  anderen ,  richtigeren  Namen 
beschrieben  sind.  Aber  auch  im  günstigsten  Falle, 
dass  die  Pflanze  noch  unbeschrieben  und  richtig 
untergebracht  sei,  so  gelangt  der  Garten  -  Name 
doch  nur  ausnahmsweise  in  der  Wissenschaft  zur 
Annahme,  anf  welche  er  auch,  da  er  stets  ohne 
botanische  Charakteristik  ausgegeben  wird ,  kein 
Recht  hat.  Am  schlimmsten  ist  es  jedenfalls,  wie 
mein  verehrter  P'reund,  Professor  Koch,  mit  Recht 
bemerkt,  wenn  die  Pflanze,  statt  mit  einem  neuen 
Namen  getauft  zu  werden,  auf  oberflächliche  Lite- 
ratur-Studien hin  mit  Namen  einer  schon  bekann- 
ten Art  bezeichnet  wird,  mit  der  sie  oft  eben  auch 
den  Namen  gemein  hat.  Alle  diese  Uebelstände 
lassen  sich  meiner  Ansicht  nach  auf  eine  sehr  ein- 
fache Art  beseitigen,  und  möchte  ich  meinen  des- 
fallsigen  Vorschlag  besonders  der  Erwägung  des  in 
Brüssel  im  April  d.  J.  bevorstehenden  internationa- 
len Gartenbau -Kongresses  anheimstellen;  derselbe 
besteht  darin,  das.s  künftig  neue  in  den  Handel 
gebrachte  Pflanzen,  falls  ihre  systematische  Stel 
lung  nicht  durch  gewissenhafte  Untersuchung  eines 
kompetenten  Botanikers  ermittelt  ist,  nicht  mit 
einem  lateinischen,  sondern  mit  einem  franzö- 
sischen Namen    bezeichnet    werden.     Die  Ausfüh- 


rung dieses  Vorschlages  sollte  meiner  Ansicht  nach 
wohl  nicht  den  geringsten  Schwierigkeiten  unter- 
liegen, da  die  französische  Sprache  an  internationa- 
ler Cieltung  der  lateinischen  mindestens  nicht  nach- 
steht und  ihre  Kenntniss  wohl  bei  allen  Gärtnern, 
welclie  sich  überhaupt  mit  Einführungen  beschäf- 
tigen, vorausgesetzt  werden  darf.  An  Präcision 
und  also  an  Zweckmässigkeit  für's  Geschäft  wür- 
den die  französichen  Namen  den  lateinischen  Na- 
men nicht  nachstehen,  da  der  Gattungs-Name  mit 
dem  lateinischen  in  der  Regel  identisch  sein  würde, 
der  Species-Name  würde  in  praxi  vermuthlich  sich 
statt  der  oft  wenig  bezeichnenden  Adjektiva  ähn- 
lich der  schon  jetzt  für  die  Sorten  formenreicher 
Arten,  wie  z.  B.  Rosen,  Kamellien  etc.  gebräuch- 
lichen, gestalten,  welche  nach  Personen  oder  ganz 
nach  Phantasie  gebildet  werden;  ich  sehe  z.  B. 
nicht  ein,  weshalb  Montanoa  pied-de-liövre  nicht 
eben  so  graciös  sein  sollte,  als  Montanoa  nioUissima, 
es  würde  dagegen  den  Synonymen  -  Ballast  nich< 
vermehren.  Ich  hofte,  dass  namentlich  die  Vorste- 
her der  grossen  Etablissements  in  England  und 
Belgien,  denen  die  botanische  Wissenschaft  schon 
so  viel  Förderung  verdankt,  diesen  Vorschlag  in 
Erwägung  ziehen  werden,  welcher,  ohne  sie  irgend 
eines  Vortheils  zu  berauben,  die  Wissenschaft  von 
grossen  Unbequemlichkeiten  entlastet;  gehen  sie 
voran,  so   dürften   die  übrigen  sicher  bald   folgen. 


Der 


Cliarlatanismus  in  der  («ärtnerei. 

Vom  Abbe  voll  Beaumont*). 

Wenn  es  irgend  etwas  im  Pflanzenhandel  giebt, 
wogegen  man  sich  nie  genug  in  Acht  nehmen 
kann  und  wo  der  Vorsichtigste  bisweilen  zu  Schan- 
den wird,  so  ist  es  der  heute  mehr  als  je  sich  gel- 
tend machende  Charlatanismus.  Damit  hat  natür- 
lich das  in  der  jetzigen  Zeit  vollkommen  gerecht- 
fertigte Verfahren  der  Handelsgärtner,  ihre  Pflan- 
zen bestmöglichst  zur  Kenntniss  der  Liebhaber  zu 
bringen,  gar  nichts  zu  thun.  Der  Charlatanismus 
fängt  erst  an ,  sobald  die  Lobpreisungen  in  gar 
keinem  Verhältnisse  zur  Waare  selbst  mehr  stehen. 
Leider  ist  man  beim  Pflanzenkaufe  gar  zu  oft  den 
Schlingen,  welche  man  unserm  guten  Glauben  stellt, 
ausgesetzt,  luid  glücklich  ist  noch  der,  der  sie  zur 
rechten   Zeit   bemerkt. 

Wenn    wir    das   Verzeichniss    eines  unserer  re- 
nommirtesten   Züchter  in   die  Hand  nehmen,  so  fin- 


*)  Es  ist  der  Redaktion  diese  bereits  in  den  Annalen  des 
Comice  borticolo  de  Maine  et  Loire  in  französischer  Sprache 
abgedruckte  Abhandlung  mit  der  Bitte  um  Aufnahme  zuge- 
kommen,  der  wir  sehr  gern  nachkommen. 


111 


den  wir  entweder  Namen  von  schönem  Klange  oder 
grade  selir  bizarr,  die  man  häufig  dem  Lateinischen 
oder  Griechischen  entlehnt  hat  und  die  Niemand 
versteht,  zumal  sie  in  der  Regel  mit  der  Pflanze 
kaum  einen  Zusammenhang  haben,  oder  wir  sehen 
den  Namen  eines  Tages -Helden  zur  Bezeichnung 
der  einen  oder  andern  Neuigkeit.  Nicht  zufrieden 
damit,  muss  auch  noch  der  Name  mit  grösseren 
Buchstaben  gedruckt  werden,  um  auch  dadurch  die 
Augen  des  Liebhabers  zu  blenden.  Eine  Beschrei- 
bung in  der  Weise:  „eine  ganz  ausserordentliche 
Pflanze,  von  kräftigem  Wüchse,  reichblühend,  ganz 
neue  Farbe,  Form  und  Haltung  vollkommen,  eine 
Blume  von  ganz  ungewöhnlicher  Grösse,  Blattwerk 
von    seltener   Eleganz"   folgt   oft. 

Die  bildliche  Darstellung  der  bereits  so  markir- 
ten  Neuheit  maciit  bisweilen  die  Täuschung  voll- 
ständig. Noch  nicht  zufrieden  damit,  es  kommt 
hinter  der  Beschreibung  in  der  Regel  noch  die  Be- 
merkung, ja  recht  frühzeitig  zu  bestellen ,  ehe  der 
Vorrath  vergriffen  ist.  Dabei  schlägt  man  die 
grosse  Trommel  von  einem  Ende  P>uropa's  bis  zum 
andern.  Durch  alle  Zeitschriften,  gärtnerischen  und 
anch  oft  politischen  Inhaltes,  werden  Bekanntma- 
chungen erlassen.  Gelingt  es  auf  diese  Weise, 
etwa  tausend  Exemplare  abzusetzen,  so  hat  man, 
wie  es  heisst,  „ein  Geschäft"  gemacht,  und  die 
Komödie  ist  zu  Ende.  Ich  frage,  was  kommt  aus 
dieser  Art  und  Weise  „Geschäfte  zu  machen"  her- 
aus? Man  wird  4  und  5  Mal  unter  10  Fällen,  um 
nicht  mehr  zu  sagen,  bitter  —  denn  es  greift  in 
den  Beutel  — ■  getäuscht  und  hört  schliesslich  zu 
kaufen  auf.  Das  allgemeine  Vertrauen,  was  grade 
im  Pflanzenhandel  so  nothwendig  ist,  wird  gestört. 
Umgekehrt  würden  bei  reellem  Verkaufe  die 
Bestellungen  sich  von  Jahr  zu  Jahr  gemehrt  haben. 
Um  Gotteswillen  seied  daher  strenger  in  der  Wahl 
Eurer  angepriesenen  Neuheiten,  nuiss  man  fortwäh- 
rend den  Züchtern  zurufen.  Ihr  überschwemmt 
den  Markt  mit  Pflanzen,  die  grade  zu  unwürdig 
sind,  in  unsern  Gärten  und  Gewächshäusern  eine 
Stelle  einzunehmen,  oder  die  doch  wenigstens  in 
ähnlichen  Formen  schon  seit  Jahren  kultivirt  wer- 
den. Hütet  Euch,  durch  Versprechungen,  die  Ihr 
nicht  halten  könnt,  den  Käufern  Sand  in  die  Augen 
zu  streuen;  Ihr  gewinnt  vielleicht  für  den  Augen- 
blick, möchtet  aber  später  die  Nachwehen  fühlen. 
Ihr  bedenkt  nicht,  dass  sich  gar  Viele  durch  die 
Furcht,  wieder  getäuscht  zu  werden,  von  neuen 
Bestellungen  abhalten  lassen. 

Viele  würden  sich  freuen,  gute  Neuheiten  zu 
erwerben,  wenn  sie  von  Seiten  des  Züchters  die 
( jrewissheit  einer  reellen  Bedienung  hätten ;  sie  wür- 
den sich  beeilen,  Bestellungen  zu  machen.  So  zie- 
hen  sie  aber  vor,  so  lange  sie  in  Ungewissheit  sind 


und  den  positiven  Werth  der  Neuheit  nicht  kennen, 
abzuwarten  und  halten  mit  ihren  Ankäufen  zurück. 
Ist  ihre  Liebe  nicht  sehr  gross,  so  stellen  sie  über- 
haupt die  Ankäufe  ein. 

Aber  ich  setze  den  Fall  voraus,  der  Züchter 
hat  wirkhch  auf  diese  Weise  eine  genügende  Au- 
zald  Käufer  für  seine  Neuheit  gefunden.  Was 
kommt  dabei  heraus?  Für  den  Wiederverkäufer 
wird,  wenn  die  Neuheit  ohne  Werth  ist,  es  stets 
ein  Verlust  sein.  Er  beeilt  sich,  die  Neuheit,  ohne 
sie  weiter  zu  kennen,  als  durch  die  ihm  zugekom- 
mene Anzeige,  zu  verkaufen.  Damit  wird  er  na- 
türlich seinen  Kunden  verantwortlich.  Er  erhält 
Vorwürfe;  wenn  diese  sich  wiederholt  nöthig  ma- 
chen, könnte  auch  der  Fall  eintreten,  dass  der 
Kunde  seine  Einkäufe  einstellt.  Will  der  Wieder- 
verkäufer warten,  bis  er  selbst  sich  von  dem 
Werthc  überzeugt  hat,  so  erwächst  ihm  wieder  ein 
Verlust,  da  die  Neuheiten  dann  schon  geringere 
Preise  haben. 

Bei  dem  Liebhaber  kommen  noch  andere  Uebel- 
stände  dazu.  Er  wird  vielleicht  weniger  noch  be- 
dauern, sein  Geld  schlecht  angewendet  zu  haben, 
obgleich  auch  dieser  Umstand  Niemanden  gleich- 
gültig ist,  als  vielmehr  darüber  verdriesslich  sein, 
dass  er  so  viele  Mühe,  so  viele  Sorgfalt  für  die 
Kultur  einer  Neuheit  vergeudet  hat,  die  er  schliess- 
lich wegwirft.  Wer  kennt  nicht  die  Erwartungen, 
welche  man  hegt,  bis  man  endlich  die  Pflanze  in 
Blüthe  oder  Frucht  sieht,  die  Aufmerksamkeit,  mit 
der  man  ihr  weiteres  Wachsthum  verfolgt,  wie  man 
täglich  mehrmals  nach  ihr  sieht,  bis  der  Augenblick 
ihrer  vollständigen  Entwicklung  gekommen  ist.  Und 
welchen  Eindruck  hinterlässt  es,  wenn  der  Liebha- 
ber nun  plötzlich  anstatt  einer  schönen  Blume  oder 
einer  wohlschmeckenden  Frucht  ein  ganz  gewöhn- 
liches Produkt  erhält. 

Noch  ungünstiger  stellt  es  sich  für  den  grösse- 
ren Grundbesitzer  heraus,  da  die  ihm  gewordenen 
Täuschungen  auch  nachhaltiger  sind,  mögen  seine 
Anpflanzungen  dem  Nützlichen  oder  dem  Schönen 
gelten.  Anpflanzungen  können  ihre  Reize  nur  ent- 
falten und  Effekt  machen,  wenn  alle  ihre  Theile 
gleich  üppig  wachsen  und  sich  gegenseitig  entspre- 
chen. Geschieht  dieses  nicht,  so  entsteht  eine  Dys- 
harmonie,  welche  der  Anpflanzung  nachtheilig  ist. 
Bei  Einzel -Exemplaren  kann  man  erst  nach  meh- 
rern Jahren  ein  Urtheil  haben.  Entspricht  nun  der 
Baum  in  seinem  Wachsthume  nicht  den  Verheissun- 
gen,  so  ist  er  meist  auch  zu  den  Umgebungen,  auf 
die  er  berechnet  war,  nicht  passend;  er  muss  ent- 
fernt und  durch  etwas  Anderes  ersetzt  werden. 
Dabei  verliert  man  nicht  allein   Geld,  auch  Zeit. 

Möchten  doch  die  Gärtner  den  Charlatanismus 
und    mit    ihm    die    übermässigen   Anpreisungen    ver- 


112 


meiden!  Dass  sie  es  einsehen  möchten,  wie  es  ihr 
eigenes  Interesse,  ihre  PJhre  verlangt!  Man  täuscht 
das  Publikum  nicht  umsonst,  zuletzt  fallen  doch 
dergleichen  Unredlichkeiten  auf  den  zurück,  von 
dem  sie  ausgegangen  sind.  Man  könnte  wohl  Bei- 
spiele aufführen.  Vor  Allem  ist  es  aber  nothwen- 
dig,  dass  alle  Gartenbau -Gesellschaften  sich  verei- 
nigten, um  dem  Charlatanismus  mit  Entschiedenheit 
entgegenzutreten,  mag  er  kommen,  von  woher  er 
wolle,  und  sich  zeigen  in  einer  Form,  wie  sie  auch 
sei.  Man  würde  damit  Jedem  einen  Dienst  erwei- 
sen; dem  Wiederverkäufer,  also  dem  Handelsgärt- 
ner, der  sich  gezwungen  sieht,  mit  dem  Strome  zu 
schwimmen  und  in  Betreff  der  Neuheiten  auf  dem 
Niveau  zu  bleiben,  dem  Liebhaber,  der  damit  sei- 
ner Neigung  ungestört  fiöhnen  kann ,  ohne  zu 
fürchten,  getäuscht  zu  werden,  endlich  auch  dem 
Züchter  selbst.  Eben  deshalb  müsste  der  letztere 
grade  am  Meisten  in  der  Auswahl  seiner  Neuheiten 
mit  grosser  Gewissenhaftigkeit  verfahren;  er  würde 
dann  auch  etwas  darbieten,  was  frei  von  allem  Ta- 
del wäre,  er  würde  empfehlen  können,  ohne  je 
Lügen  gestraft  zu   werden. 


Mein  Katalog  für  das  Jahr  1864  ist  erschie- 
nen und  enthält  reiclie  und  mit  besonderer  iSorgfalt 
ausgewählte  Sortimente  von  Warm-  und  Kalt- 
haus-Pflanzen, 

^jaUeti,  jSamtUten,  l^l)oiioi)cnbrfn  w.  f.  w. 

Derselbe  wird   auf  gefälliges  Verlangen  franco 


versandt. 


L-  L.  Liebig, 

Kunst-  und  Handelsgärtner  in 
Dresden. 


Verkauf  einer  Gärtnerei. 

Meine  hier  in  der  allerbesten  Lage  befindliche 
Gärtnerei  bin  ich  Willens  mit  sämmtlichen  Gebäu- 
den, Glashaus,  Mistbeeten  u.  s.  w.  bei  massiger  An- 
zahlung  zu    verkaufen. 

Stargard   in   Pommern. 

A.  Uaunciuaiiii,  Kunstgärtner. 


Eine  Samenhandlung,  namentlich  Samenbauge- 
schäft, in  einer  an  der  Eisenbahn  belegenen  Resi- 
denz-Stadt Nord-Deutschlands,  welche,  zufolge  der 
ausgedehntesten  Kundschaft,  eine  lange  Reihe  von 
Jahren  mit  dem   besten   Erfolge    betrieben    ist,    soll 


mit  sämmtlichen  Wohn-  und  Wirthschafts-Gebäuden, 
Inventar,  zum  Fortbetriebc  erforderlichen  Samen- 
pflanzen, auch  nach  Bedarf  und  Wunsch  Lände- 
reien u.  s.  w.  unter  den  günstigsten  Bedingungen 
aus  der  Hand  verkauft  werden. 

Die  Annahme  kann  sofort  geschehen,  auch 
bis   zu   Ostern    1865   ausgesetzt  werden. 

Reflektirende  erfahren  das  Nähere  beim  Gärt- 
nerei-Besitzer Ad.  Demmler  in  Berlin,  Waldemar- 
Strasse   No.  27. 


Unterzeichneter  erlaubt  sich,  unter  Bezugnahme 
auf  beiHegenden  Prospectus  sein  grosses  Magazin 
in  Schmied-  und  gusseisernen  Patent-Gartenmöbeln, 
Gartenzäunen,  Hof-  und  Garten-Thoren,  Blumen- 
tischen, feinen  und  ordinairen  Bettstellen,  Feder- 
Matratzen,  (an  Dauerhaftigkeit  und  Elasticität  das 
bis  jetzt  Geleistete  weit  übertreffend),  Balkon-  und 
Grab  -  Geländern ,  nach  den  neuesten  Dessins  in 
Schmied-  und  Guss- Eisen,  Grabkreuzen  in  jeder 
Grösse,  Caf^-  und  Restaui-ations-Einrichtungen,  als 
schwarze  und  weisse  Schieferplatten,  desgleichen  in 
Marmor,  Tischfüsse  in  verschiedenen  Sorten,  Gar- 
derobe-Ständer, die  so  beliebten  Wiener  Holzsessel, 
Pavillons,  Gewächshäuser,  Glasdächer,  Volieren,  ge- 
strickte und  gewobene  Draht-Geflechte  in  Empfeh- 
lung zu  bringen  und  zugleich  die  Anzeige  damit 
zu  verbinden,  dass  er  jede  in  dieses  Fach  einschla- 
gende Bestellung  aufs  prompteste  und  billigste  aus- 
zuführen im  Stande  ist. 
Stuttgart. 

Carl  R-exer, 

Fabrikant. 


Die    Laureutius'sche    Gärtnerei    zu    Leipzig 
wird  ihren 

Gewäclishaiisitflanzcn-Katalog, 

welcher    viele    Neuheiten    darbietet,    in    Kurzem 
ausgeben,   worauf  wir  aufmerksam   machen. 


Etablissciiieiit  hortieole 

de    Louis    ran    iluutte    ii    (iaiid. 

Eben  ist  No.  102  des  „Catalogues  de  plantes 
des  serres  et  de  plein  air"  erschienen  und  bringt,  wie 
gewöhnlich,  ein  reichliches  Verzeichniss  der  Kul- 
turen in  dem  Garten- Etablissement  von  L.  van 
Houtte  in  Gent. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
KommandantcnStrasse  No.  62. 


Druck  der  C.   Fei.ster 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
ZieteQ.Platz  No. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  znr  Beförderuiis;  des  Garteiibanes  in  den  Könis;!.  Preussischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
Professor  I>r.  Klai'l  Ivodij 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  15. 


Berlin,  den    16.  April 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post -Vereines. 

Inhalt:  Die  Frühjahrs-Ausstellung  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  am  S.April.  —  Vilmorin  Andrieux' Fleurs 
de  pleine  terre.  Vom  Obergärtner  Kraus.  —  Die  Birnen  der  Federatiou  des  soci^t^s  d'horticulture  en  Belgique.  — 
Die  neuesten  Seidel'schen   Alpenrosen  oder  Rhododendren. 


Sonntag  den  24.  April  wird  der  botanisch -gärtnerisclie  Kengress  in  Brüssel,  und  zwar  um  3  Uhr  im  Palais  ducal, 
eröffnet.     An  demselben  Tage  beginnt  auch  die  grosse  Ausstellung  daselbst. 


Die  -frfifjjttfjrs  =  .^U)>|lc(riin(j 

des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 

am  3.  April. 

Jahre  lang  hatten  die  Frülijahrs-Ausstelliingen 
des  Vereines  in  zwei  kleineren  schmalen  Siilen  des 
Englischen  Hauses  stattgefunden,  obwohl  weder  die 
Beleuchtung  vortheilhaft,  noch  für  die  Besucher  ge- 
nügender Kaum  vorhanden  war.  Das  grosse  Berlin 
besitzt  zwar  umfassende  Bäume  in  Menge,  keine 
passenden  aber  für  Blumen-  und  Pflanzen-Ausstel- 
lungen. Sind  doch  selbst  Bäume  zu  Ausstellungen 
von  Bildern  luid  anderen  Kunstgegenständen  kaum 
in  entsprechender  Weise  vorhanden!  Das  Bedürfniss 
darnach  hat  sich  mit  jedem  Jahre  mehr  herausge- 
stellt. Der  Plan,  ein  Ausstellungshaus  zu  bauen,  ist 
lange  vorhanden ;  er  scheiterte  hauptsächlich  bisher 
an  den  enormen  Preisen,  welche  Bauplätze  in  der 
Stadt  besitzen.  Neuerdings  scheint  jedoch  mehr 
Aussicht  vorhanden  zu  sein,  dass  endlich  ein  Aus- 
stellungshaus  zu   Stande  kommt. 

Die  Pflanzen-  und  Blumen  Ausstellung  des  Ver- 
eines fand  dieses  Mal  in  der  grossen  Aula  der  Kö- 
niglichen Thierarzneischule  (Louisenstr.  56)  und  in 
einem  angrenzenden  Zimmer  statt.  Die  Aula  selbst 
bildet  ein  längliches  Viereck,  was  durch  grosse 
Fenster  auf  der  einen  Seite  Licht  erhält.  Diese 
waren  zur  unteren  Hälfte  bedeckt,  so  dass  direktes 
Sonnenlieht  nicht  die  Pflanzen  unmittelbar  beleuch- 
tete. Breite  Tafeln  führten  rings  an  den  Wänden 
herum  und  trugen  die  ausgestellten  Pflanzen.  Aus- 
serdem   waren    2   runde    Tische    in    der  Mitte  ange- 


bracht. Die  Pflanzen  selbst  standen  entfernter,  als 
es  gewöhnlich  der  Fall  war,  und  konnten  bequem 
beschaut  werden.  Absichtlich  war  ausserdem  jede 
Ausschmückung  vermieden,  um  den  W^erth  der  ein- 
zelnen   Pflanzen   nicht   zu   beeinträchtigen. 

Die  Frühjahrs  -  Ausstellung  des  Vereines  hat 
keinen  ornamentalen  Zweck;  der  Total -Eindruck, 
wie  er  in  der  Sommer-Ausstellung  vorhanden  sein 
soll,  ist  hier  Nebensache.  Jede  einzelne  Pflanze 
soll  hier  zur  Geltung  kommen,  da  sie  In  Konkur- 
renz tritt.  Diese  Geltendmachung  würde  aber  nicht 
möglich  sein,  wenn  ausserdem  Ausschmückungen 
stattfänden.  Schaupflanzen,  selbst  in  kleineren  Grup- 
pen zusammengestellt,  neue  Einführungen  und  Züch- 
tungen müssen  für  sich  betrachtet  werden  und  ver- 
mögen nur  in  diesem  Falle  ihren  Einfluss  auszuüben. 

Doch  war  auch  eine  grössere  Gruppe  vorhanden, 
welche  die  Giebelwand  rechts  von  dem  Eingange 
deckte.  Dem  botanischen  Garten,  bekanntlich  einem 
der  leichsten  und  grössten  Institute,  stehen  bestän- 
dig eine  Menge  von  Pflanzen  zu  Gebote,  welche 
bleibenden  ästhetischen  Werth  haben  und  von  ihm 
aus  nicht  selten  auch  in  die  Gärten  der  Lieb- 
haber und  Handelsgärtner  verbreitet  werden.  Um 
seinen  Keichthuni  in  dieser  Hinsicht  zu  zeigen,  war 
durch  den  Inspektor  Bouch^  die  erwähnte  Gruppe 
zusammengestellt. 

Die  Zahl  der  Pflanzen  in  derselben  betrug  65. 
Unter  ihnen  nennen  wir  das  noch  seltene  Hippea- 
struni  stenopetalum,  ein  Helicbrysum  aus  Neuholland, 
von  dem  man  den  Samen  durch  die  Novara-Expe- 
dition  erhalten  hatte,  Habrothamnus  Hartwegi,  Eupa- 

15 


114 


torium  riparium,  die  ebeiiialls  noch  wenig  verbrei- 
tete Bromeliacee:  Nidularium  Scheremitejewii,  was 
häufig  mit  Bromelia  Caroliiiae  verwechselt  wird, 
ferner  die  reizende  Vriesia  psittacina,  das  breit-  und 
buntblättrige  Gras  Pharus  vittatus,  mehre  neuhol- 
ländische Akazien,  wie  hastulata,  graveolens,  lani- 
gera,  lanuginosa  u.  s.  w.,  so  wie  kapische  und  neu- 
holländische Halden,  welche  letztere  in  den  Samm- 
lungen immer  seltener  werden,  so  schön  sie  auch 
sind.  Wir  nennen  Erica  pisoides,  imbecilla,  ignescens, 
RegeUaua,  coriifolia,  sparsa,  Pluckenetii  und  versi- 
color  als  die  interessanteren. 

Die  übrigen  Pflanzen  bestanden  aus  Choroze- 
men,  Goodien  und  einigen  anderen  Schmetterlings- 
blüthlern  Neuhollands,  aus  Polygala's,  Eriostemon's, 
Diosnieen  u.  s.  w.  Doch  wollen  wir  nicht  versäu- 
men ,  auch  auf  die  echte  Niesswurz  der  Alten, 
Helleborus   antiquorum,   aufmerksam    zu   machen. 

Von  Seiten  des  botanischen  Gartens  waren  auch 
einige  Schaupflanzen  und  neue  Einführungen  aus- 
gestellt worden,  und  zwar  von  den  letzteren :  Cry- 
ptomeria  elegans,  die  aber  kaum  ihren  Beinamen 
verdienen  dürfte,  und  Thujopsis  laetevirens.  Eine 
solche  stattliche  Pflanze,  als  das  Himanthophyllum 
miniatum  darstellte,  möchte  wohl  selten  auf  einer 
Ausstellung  gewesen  sein.  Gesnera  Houtteana  nahm 
sich  ebenfalls  mit  ihren  feurig-scharlachrothen  Blü- 
then,  welche  gleichsam  von  smaragdgrünen  Blättern 
getragen  wurden,  vorzüglich  aus,  während  Fatsia 
japonica  (Aralia  Sieboldii  der  Gärten)  von  4  Fuss 
Höhe  und  3  Fuss  Durchmesser  eine  seltene  Blatt- 
fülle  zeigte. 

Der  Gruppe  des  botanischen  Gartens  gegenüber 
auf  der  andern  Giebelseite  hatte  der  Universitäts- 
gärtner Sauer  verschiedene  Pflanzen  ausgestellt. 
Wiederum  sah  man  einige  Blendlinge,  welche  mit 
Helleborus  abchasicus  und  guttatus  gemacht  worden 
waren.  Wir  wiederholen,  was  wir  früher  schon 
ausgesprochen,  dass  diese  sonst  im  Freien  so  ziem- 
lich aushaltenden  Niesswurz-Arten  mit  ihren  Blend- 
lingen ein  Gewinn  für  unsere  Gewächshäuser  sind, 
da  sie  sich  sehr  leicht  treiben   lassen. 

Auch  6  getriebene  Blüthensträucher  vom  Uni- 
versitätsgärtner Sauer  fanden  sich  vor.  Von  ihnen 
war  Spiraea  Cantonensis,  welche  Lindley  wieder 
als  Sp.  Keevesii  beschrieben  hat,  in  einem  buschi- 
gen, grossen  Exemplare  und  über  und  über  mit 
Blüthen  bedeckt,  besonders  schön.  Zum  ersten 
-Male  sahen  wir  ferner  in  Blüthe  Prunus  triloba  mit 
gefüllten,  rosafarbigen  Blüthen  und  vom  Ansehen 
einer  gefüllten  Pfirsiche.  Vor  dieser  zeichnet  sie 
sich  dadurch  vortheilhaft  aus,  dass  schon  kleine 
Pflänzchen  von  kaum  4  bis  1  Fuss  Höhe  mit  Blü- 
then dicht  besetzt  sind.  Dass  dieser  Blüthenstrauch 
wegen   mehrer  Pistille  in   der  Blüthe  nicht  zu  einem 


stelbständigen  Genus  erhoben  werden  kann,  davon 
vermochte  man  sich  leicht  zu  überzeugen,  da  mehre 
Blüthen  nur  ein  Pistill  einschlössen.  Das  Genus 
Amygdalopsis  niuss  demnach  wieder  eingezogen 
werden.  Als  Schaupflanzen  waren  ausser  einer 
Telline  Atleyana  noch  2  Farne  und  3  Selaginellen 
von  ziemlichem  Umfange  vorhanden.  Sie  befanden 
sich  auf  aus  Holzstämmen  angefertigten  Ständern 
und  nahmen  sich  um  so  vortheilhafter  aus,  als  eine 
Gruppe  von  12  getriebenen  Rosen  (Louise  Odier) 
auf  dem  Boden  darum  standen.  Kunst-  und  Han- 
delsgärtner Christoph  (am  Boxhagen  er  Weg  vor 
dem  Frankfurter  Thore)  hatte  diese  zur  Verfügung 
gestellt.  Sie  waren  sänimtlich  dicht  mit  Blüthen 
besetzt  und  hatten  mit  dem  Laube  ein  frisches  und 
freundliches  Ansehen,  wie  die  Rosen  nicht  besser 
-zur  eigentlichen  Flor  im  freien  Grunde  besitzen 
können. 

Mitten  im  Saale  standen,  wie  schon  gesagt,  2 
runde  Tische,  welche  hauptsächlich  Orchideen  in 
seltener  Schönheit  und  Blüthenfülle  enthielten.  Der 
Obergärtner  Boese  aus  dem  Garten  des  Kommer- 
zienrathes  Leonor  Reichenheim  hatte  die  Tische 
geschmückt. 

Gegenüber  an  der  hintern  Wand  hatte  dagegen 
der  Obergärtner  Kraus  aus  dem  Garten  des  Rit- 
tergutsbesitzers Moritz  Reichenheim  eine  wie- 
derum zum  Theil  aus  Orchideen  bestehende  Gruppe 
ausgestellt,  die  ebenfalls  nur  Ausgezeichnetes  ent- 
hielt. Alle  die,  welche  die  Freude  hatten,  die  Aus- 
stellung in  Augenschein  zu  nehmen,  fühlen  sich  ge- 
wiss zu  besonderem  Danke  verpflichtet,  dass  die 
Gebrüder  Reichen  heim  das  Schönste  aus  ihren 
Gewächshäusern  zur  Verfügung  stellten,  so  dass 
auch   Andere  sich   daran  freuen    konnten. 

Die  Zahl  der  Pflanzen  aus  dem  Garten  des 
Kommerzienrathes  Reichenheim  betrug  nicht  we- 
niger als  38,  von  denen  jede  Berücksichtigung  ver- 
diente. Von  den  14  Orchideen  zeichneten  sich  2 
durch  seltene  Blüthenfülle  aus.  Ein  Gewinn  der 
neueren  Zeit  ist  es,  dass  die  Blüthen  bei  den  mei- 
sten Arten  jetzt  mit  den  Blättern  erseheinen  und 
dass  demnach  die  mannigfaltige  Farbenpracht  der 
verschieden  gestalteten  Blüthen  durch  das  dunkele 
Grün  der  Blätter  noch  mehr  gehoben  wird.  Tricho- 
pilia  suavis  hatte  nicht  weniger  als  28  oftene  Blü- 
then, die  in  einem  Kranze  ringsum  sich  zogen  und 
durch  Schönlieit  in  der  Färbung,  wie  durch  feinen 
Wohlgeruch,  sich  auszeichneten.  Coelogyne  ocellata 
besass  dagegen  14  Blüthentrauben,  von  denen  jede 
wiederum  aus  14 — 16  Blütlien  bestand.  Die  weiss- 
blühende  und  ihre  Traube  senkrecht  in  die  Höhe 
sendende  Calanthe  veratrifolia  war  umgeben  von 
dem  sonderbaren  Selenipedium  caudatnm,  dessen 
fadenförmige     Blumenblätter     lang     herunterhingen. 


115 


von  dem  diclitbehaarten  Fraueusclnih  (Cypripediuni 
hirsutissimum),  von  der  bunten  Vanda  tricolor  var. 
flavescens  und  dem  Epidendron  aurantiacum,  dessen 
dichtblüthige  Traube  eine  prächtige  dunkele  Oran- 
genfarbo  besass.  Ausserdem  sab  man  noch  von 
Orchideen :  Deudrobium  WalHchianum,  Brassia  Co- 
vani,  Oncidium  pictum  und  Epidendron  Stamfordia- 
'nuni,  so  wie  ceratistes.  Als  (rruppc  waren  zusam- 
mengestellt: Vanda  triculor  formosa,  Aerides  War- 
nen  und   Uendrobium    Dalhousianum. 

Aus  dem  Garten  des  Rittergutsbesitzers  Moritz 
E. eiche nh  ei  m  fanden  sich  zwar  nur  4  Orchideen 
vor,  eine  jedoch  in  der  seltensten  Kultur-Vollkom- 
menheit und  Grösse:  Vanda  suavis,  aus  3  dicht- 
beblätterten Stengeln  bestehend,  von  beinahe  6  Fuss 
Höhe.  Nicht  weniger  als  7  Bliithentrauben,  von 
denen  jede  wiederum  12  und  13  BlUthen  besass, 
kamen  aus  den  W^inkeln  der  freudig-grünen  Blätter 
hervor.  Wenn  auch  nicht  in  dieser  Weise,  so  wa- 
ren die  3  anderen  Orchideen :  Lycaste  Harrisouii 
alba,  Deudrobium  aggregatum  majus  und  lituiflorum, 
ebenfalls   wahre  Bchaupflanzen. 

Wenden  wir  uns  der  Gruppe  von  Azaleen  zu, 
welche  Obergärtner  Kraus  aus  dem  Garten  des 
Rittergutsbesitzers  M.  Reichenheim  zusammenge- 
stellt hatte:  9  Bäumchen  in  der  konvexen  Schirm- 
form,  eins  wie  das  andere,  mit  einem  Durchmesser 
von  27  Zoll  auf  14  Zoll  hohem  Stamme  und  in 
einem  Topfe  von  nur  8  Zoll  Breiten -Durchmesser. 
Wir  machen  besonders  auf  das  kleine  Gefäss,  worin 
die  Pflanzen  sich  befanden,  aufmerksam.  Unter  ihnen 
sah  man:  Prinz  Albert,  Goethe,  vittata,  Gern,  magni- 
fica,  Roi  Leopold  und  Gloire  de  Belgicjue.  Ausser- 
dem waren  aber  noch  7  grössere  Exemplare  vor- 
handen, von  denen  A.  papilionacea  besonders  die 
Aufmerksamkeit  der   Schauenden   auf  sich    zog. 

Azaleen  waren  überhaupt  auch  dieses  Mal  in 
seltener  Schönheit  und  Kultur-Volikommenlieit  vor- 
handen; Ober-  und  Handelsgärtner  wetteiferten  die- 
ses Mal  mit  einander.  Am  reichlichsten  hatte  Ober- 
gärtner A.  Pasewaldt  aus  dem  Danneel'schen 
Garten  beigesteuert.  Seit  vielen  Jahren  sind  wir 
gewöhnt,  von  ihm  nur  Gutes  und  Vorzügliches  zu 
sehen.  3  Exemplare  (Beaut^  de  l'Europe,  rosae- 
flora  alba  und  Susanne)  waren  zu  einer  Gruppe 
zusammengestellt,  während  Baron  Hügel,  Napolöon 
und  alba  grandiflora,  jede  für  sich,  konkurrirten. 
Die  erste  befand  sich  in  einem  IG  Zoll  breiten  Ge- 
fässe  und  besass,  bei  einer  Stannnhölie  von  2  Fuss, 
eine  runde  Krone  von  38  Zoll  Durchmesser.  Bei 
A.  Napoleon  betrug  dieser  sogar  beinahe  5  Fuss, 
und  doch  hatte  der  Topf  nur  einen  Breitendurch- 
niesser  von  17  Zoll,  während  der  Stamm  eine  Höhe 
von  29  Zoll  besass.  Azalea  alba  grandiflora  end- 
lich  befand   sich  in   einem  gleich    weiten  Topfe    mit 


einer  Stammhöhe  von  24  Fuss,  während  die  ziem- 
lich runde  Krone  52  Zoll  hoch  inid  48  Zoll  breit 
war.  Als  neu  hatte  Obergärtner  Pasewaldt  da- 
gegen A.  Präsident  Humann  und  Loreley,  beide 
deutsche  Produkte,  zur  Verfügung  gestellt.  Beide 
sind   auch   zu   empfehlen. 

Auch  ans  dem  Garten  des  Kaufmanns  Lieber- 
mann, dem  der  Bruder  des  Obergärtiiers  Pase- 
waldt im  Danneel' scheu  Garten  jetzt  vorsteht, 
sah  man  2  Azaleen,  würdige  Seitenstücke  der  be- 
reits genannten.  Azalea  Blutheana  hatte  bei  einer 
Stammhöhe  von  2  Fuss  einen  Kronen-Durchmesser 
von  38  Zoll.  Kleiner,  aber  reizend,  war  A.  Ive- 
rvana. 

Nächstdem  hatte  der  Obergärtner  Eggebrecht 
aus  dem  Banquier-Wagner 'sehen  Garten  2  Aza- 
leen ausgestellt.  Bei  der  A.  Susanne  waren  die 
schönen  rotlien  Blüthen  säinmtlich  gleich-gross  ent- 
wickelt, so  dass  die  Pflanze  in  ihrer  Gesammtheit 
einen  besonders  angenehmen  Eindruck  machte.  Es 
galt  dieses  nicht  weniger  von  der  A.  Herzog  von 
Wellington. 

AVeiter  verdankte  man  dem  Kunst-  und  Han- 
delsgärtner Jul.  Kunze  in  Charlottenburg  2  Aza- 
leen, welche  er  selbst  aus  Samen  gezogen  hatte. 
Ferner  hatte  Kunst-  und  Handelsgärtner  Priem 
(Frankfurter  Chaussee)  einen  Sämling  ohne  Namen 
aufgestellt.  Audi  die  A.  Roi  Lc^opold,  in  Form 
eines  niedrigen  Kronenbaumes,  die  der  Obergärt 
ner  Körner  aus  dem  Stadtrath-Soltm  an  n  '  sehen 
Garten  erzogen,  verdiente  Anerkennung. 

Schliesslich  erwähnen  wir  noch  4  Azaleen  aus 
dem  Garten  des  Konnnerzienrathes  L.  Reichen - 
heim,  die  zu  einer  Gruppe  zusammengestellt  wa- 
ren. Azalea  alba  hatte  eine  Stammhöhe  von  60 
Zoll  und  eine  Krone  mit  einem  Durchmesser  von 
56  Zoll.  In  der  That  reizend  waren  die  3  ande- 
ren :  Mod&ie,   Roi   de   Portugal  und   Goethe. 

Wenden  wir  uns  den  verwandten  Alpenrosen 
zu.  Zum  ersten  Male  hatte  der  Kunst-  und  Han- 
delsgärtner Seidel  in  Dresden  eine  umfassende 
Gruppe  aufgestellt,  von  der  über  die  Hälfte  eigene 
Züchtung,  •  zum  Theil  von  besonderer  Schönheit, 
war.  Das  Etablissement  ist  eins  der  ältesten  und 
bedeutendsten,  nicht  allein  in  Dresden,  sondern 
überhaupt,  und  hat  sich  in  der  langen  Zeit  seines 
Bestehens  den  guten  Ruf  erhalten.  Vielleicht  wird 
uns  später  einmal  Gelegenheit,  ausführlieh  darüber, 
so  wie  über  die  übrigen  Handelsgärtnereien  Dres- 
den's,   zu   sprechen. 

Rhododendren  bilden  jetzt  einen  gesuchten  Han- 
delsartikel, auch  in  Berlin.  Die  Anzucht  ist  sehr 
bedeutend.  Eine  Reihe  von  Handelsgärtnern  ma- 
chen jetzt  nicht  unbedeutende  Geschäfte  damit.  Zu 
ihnen  gehören    vor  Allem:   Karl  Lackner,    K.  L. 

15* 


116 


Friebel  und  Späth.  Die  Exemplare  waren  Pflan- 
zen, wie  sie  gewöhnlich  hier  zum  Verkauf  kommen, 
aber  auch  jeder  Ausstellung  zur  Zierde  dienen  kön- 
nen. Durch  gute  Zucht  zeichneu  sich  bekanntlich 
überhaupt  die  Berliner  Marktpflanzen  aus  und  fin- 
den weit  und  breit  Anerkennung.  Liebhaber  machen 
wir  deshalb  besonders  darauf  aufmerksam.  Karl 
Lackner  hatte  ausserdem  noch  eine  Alpenrose  als 
Schaupflanze  ausgestellt,  die  ebenfalls  ihre  verdiente 
Anerkennung  fand.  Es  war  Rh.  Prinz  Camille  Ro- 
han.  Die  Pflanze  befand  sich  in  einem  10  Zoll 
breiten  Gefässe  und  besass  bei  einer  Stammhöhe 
von  2  Fuss  eine  Krone  vou  42  Zoll  Querdm-ch- 
messer. 

Eine  kleine  Gruppe,  aus  Eriocnema  aenea,  En- 
kianthus  quinqueflorus  und  Dillwynla  Henchmanni 
bestehend,  hatte  der  Obergärtner  Boese  aus  dem 
Komnierzienrath- Reichen  heim 'sehen  Garten  aus- 
gestellt ;  besonders  die  beiden  ersteren  fanden  wegen 
ihrer  Schönheit  Beifall.  Auch  eine  andere  Gruppe, 
aus  neuen  oder  doch  ziemlich  neuen  Koniferen  be- 
stehend, war  aus  demselben  Garten  vorhanden.  Wir 
nennen  von  ihnen  die  beiden  Lebensbäume:  Thuja 
Vervaeneana  und  falcata,  Retinospora  pisifera  und 
obtusa,  Arthrotaxis  imbricata  und  Cryptomeria  ele- 
gans. 

Von  sonstigen  Schaupflanzen  hatten  die  Kom- 
merzienräthe  Dannenberger  hier  und  Krichel- 
dorf  in  Magdeburg  durch  ihre  Obergärtner  Lang- 
guth  und  Schlie  Vorzügliches  geliefert.  Dem 
letztern  verdankte  man  2  neuholländisclie  Haiden 
(Epacris)  von  einem  solchen  gedrängtem  Wüchse 
und  von  einer  solchen  Blüthenfülle,  wie  wir  sie,  bei 
uns  in  Berlin  wenigstens,  noch  in  keiner  Ausstel- 
lung gesehen.  Bekanntlich  gehen  bei  dieser  Art 
Pflanzen  die  Zweige  gewöhnlich  schnurstraks  in 
die  Höhe  und  sind  oft  in  der  Regel  nur  an  ihrer 
Basis  bis  zur  Mitte  mit  Blüthen  besetzt;  hier  er- 
streckten sich  diese  aber  bis  in  die  Spitze  und 
hatten  überhaupt  keine  übermässige  Länge.  Es 
waren   Epacris   fulgens   mit   einem   Durchmesser  von 

29  und  einer  Höhe  von  40  Zoll  und  E.  Vicomtesse 
Hill    mit    einer    Breite    und    einer    Höhe    von    über 

30  Zoll.  Beide  befanden  sicli  in  Töpfen  von  ziem- 
lich   12  Zoll  Durchmesser. 

Die  Schaupflanzen  des  Kommerzienrathcs  Dan- 
nenberger bestanden  aus  3  Eriostemon's  und  1  Cho- 
rizema  ilicifolium,  alle  4  in  fast  kugeliger  Form 
gezogen  und  in  seltener  Blüthenfülle.  Das  letztere 
befand  sich  in  einem  14-zölligen  Topfe  und  hatte 
bei  einer  Höhe  von  3i,  einen  Durchmesser  von  4 
Fuss.  Von  den  3  Eriostemon's  hatte  E.  scaber,  bei 
einer  Höhe  von  20,  einen  Durchmesser  von  34  Zoll, 
E.  cuspidatus,  bei  einer  Höhe  von  30,  einen  Durch- 
messer von   40  Zoll    und    E.  intermedius,   bei   einer 


Höhe  von  24^^,  einen  Durchmesser  von  30  Zoll. 
Bei  der  ersten  war  der  Topf  10-,  bei  der  zweiten 
12-   und   bei  der  dritten    14-zöllig. 

Auch  die  bekannte  Deutzia  gracilis  war  zu  einer 
stattlichen  Schaupflanze,  die  eben  deshalb  die  Blicke 
der  Schauenden  auf  sich  zog,  durch  den  Obergärtner 
Kraus  im  Garten  des  Rittergutsbesitzers  Reichen- 
heim herangezogen. 

Nicht  weniger  waren  die  Alpen -Veilchen  des 
Stadtrathes  Soltmann  und  die  Sammlung  von 
Wandelblunien  (Cinerarien)  des  Kommerzienrathcs 
Reichenheim  Schaupflanzen  im  eigentlichen  Sinne 
des  Wortes.  Die  letzteren  hätten  nur  noch  8  bis 
14  Tage  Zeit  zur  weiteren  Entfaltung  der  Blüthen 
haben  sollen,  um  in  ihrer  grössten  Schönheit  zu 
erscheinen.  Sämmtliche  Pflanzen  besassen  einen  ge- 
drängten Wuchs  und  verästelten  sich  von  der  Ba- 
sis aus,  so  dass  die  einzelnen  Exemplare  eine  eirund- 
liche   Gestalt  besassen. 

Die  Alpenveilchen  wurden  in  3  Formen  des  Cy- 
clamen  persicum,  weiss-,  rosa-  und  roth-blühend,  re- 
presentirt.  Wir  hatten  schon  im  vorigen  Frühjahre 
ziemlich  um  dieselbe  Zeit,  dergleichen  Schaupflanzen, 
ebenfalls  vom  Obergärtner  Körner  im  Soltmann'- 
schen  Garten  herangezogen,  gesehen,  welche  schon 
damals  unsere  Bewunderung  erregten.  Die  jetzigen 
übertrafen  aber  die  vorjährigen  noch  an  gesundem 
und   kräftigem   Ansehen,   so   wie   an   Blüthenfülle. 

Wir  wenden  uns  einigen  Neuheiten  zu.  In  die- 
sen hat  sich  seit  mehrern  Jahren  schon  der  Ober- 
gärtner Pascwaldt  im  Garten  des  Rentiers  Dan- 
neel  ausgezeichnet.  Ihm  verdanken  wir  hauptsäch- 
lich die  rasche  Einfülirung  aller  Pflanzen  von  Be- 
deutung, welche  in  Belgien,  Frankreich  und  zum 
Theil  in  England  in  den  Handel  kommen,  aber 
auch,  indem  diese  alsbald  vermehrt  werden,  die 
rasche  Verbreitung.  Einige  von  den  dieses  Mal 
ausgestellten  Pflanzen  hatten  wir  bereits  schon  im 
vorigen  Jahre  gesehen.  Wir  nennen  von  den  12 
hier  befindlichen  Arten  als  besonders  empfehlens- 
werth:  Miconia  argyroneura,  Sphaerogyne  latifolia, 
Ligeria  barbata  (Tapeiuotes  Carolinae),  Gymnosta- 
chyum  Verschaft'eltii,  Cordyline  Terminalis  stricta 
und  siamensis,  Abutilon  sti'iatum  fol.  var.  und  Li- 
gularia  Kaempferi   fol.   arg.   marg. 

Auch  Kunst-  u.  Handelsgärtner  Priem  (Frank- 
furter Chaussee  No.  7)  hatte  sich  mit  einer  Samm- 
lung zu  empfelilender,  zum  Theil  noch  neuerer 
Pflanzen  betheiligt.  Von  den  12  Pflanzen  machen 
wir  auf  die  reizende  Camellia  Queen  Victoria  und 
auf  eine  niedliche  Zwerg- Form  der  gewöhnlichen 
Gai-tenprimel  (Primula  acaulis  fl.  pl.  rubro)  aufmerk- 
sam. Obwohl  (in  Berlin  wenigstens,  ausserhalb  fast 
gar  nicht)  bekannt,  erwähnen  wir  die  Abart  der 
Erica  mediterranea,  welche  den  Beinamen  Boucheana 


117 


erhalten  hat,  und  ebenso  die  bereits  von  nns  mehr- 
mals schon  empfohlene  Franciscea  eximia.  Doch 
verdient  auch  die  nette  Ijiliacee  Triteleia  uniflora 
Beachtung. 

Zum  ersten  Mal  sah  man  auch  das  neuerdings 
von  Frankreich  aus  eingeführte  gefüllte  Veilchen, 
welches  nach  seinem  Züchter  den  Namen  Viola 
Brandyana  erhalten  hat.  Die  Blüthen  haben  eine 
helle  Farbe  und  einen  zarten,  verhältnissmässig 
schwachen  Geruch.  Auf  jeden  Fall  ist  es  zu  em- 
pfehlen. Kunst-  und  Handelsgärtner  Lauche  an 
der  Wildparkstation  bei  Potsdam  hatte  es  ausgestellt. 

Hofgärtner  Morsch  in  Charlottenhof  hatte  wie- 
derum eine  Sammlung  von  Alpenpflanzen  ausgestellt, 
die  allgemein  gefiel.  Man  begi-eift  nicht,  warum 
von  Seiten  der  Pflanzen-Liebhaber  so  wenig  Wertli 
auf  diese,  sich  gar  nicht  so  schwer  treibenden  Pflan- 
zen gelegt  wird.  Daneben  befanden  sich  noch  blü- 
hende Exemplare  der  bereits  besprochenen  Prunus 
triloba  und  des  schon  zu  Anfange  dieses  Jahrhun- 
dertes  als  Amygdalus  pumila  bekannten,  neuerdings 
wiederum  unter  dem  Namen  Prunus  sinensis  einge- 
führten Blüthenstrauches,  und  zwar  mit  gefüllter 
weisser  Blüthe.  Von  den  Alpenpflanzen  machen 
wir  auf  die  japanesischen  Epimedien,  auf  3  Primeln 
(emarginata,  erosa  und  denticulata),  auf  Draba  aizoi- 
des,   Gentiana  verna  und  Orchis  pallens  aufmerksam. 

Wir  kommen  schliesslich  zu  den  Zwiebel- Ge- 
wächsen. Hyazinthen  werden  bekanntlich  in  Berlin 
in  grössten  Mengen  herangezogen.  Nächst  Haarlem 
hat  Berlin  den  meisten  Ruf  und  den  grössten  Ab- 
satz. 3  unserer  besten  Zwiebelzüchter:  die  Kunst- 
imd  Handelsgärtner  E.  de  la  Croix  (Laugestr.  26), 
K.  L.  Friebel  (Kop])ensti-.  21)  und  Späth  (Köp- 
nickerstr.  148)  hatten  grössere  Sammliuigen  einge- 
sendet. Hier  sah  man  in  der  That  das  Schönste, 
was  Berlin  in  dieser  Hinsicht  liefert,  zumal  alle  3 
Sammlungen  durch  gute  Kultur  der  einzelnen  Exem- 
plare sich  auszeichneten.  Wir  umgehen  unseren 
Ausspruch,  wc^-lcher  der  drei  Sammlungen  der  Preis 
zuzusprechen  sei?  es  ist  dieses  Sache  der  Preisrich- 
ter. Wir  müssen  aber  gestehen,  dass  wir  selbst 
zu  keinem  Resultate  gelangten ,  dagegen  stets  die 
Sammlung  für  die  schönste  hielten,  vor  <lcr  wir 
grade  standen  und  wo  demnach  die  Eindrücke  am 
frischesten  waren. 

Nächst  Hyazinthen  zeichnet  sich  Berlin  auch 
durch  Züchtungen  von  Rittersternen  (Hippeastren) 
oder,  wie  man  sie  im  gewöhnlichen  Leben  nemit, 
von  Amaryllis  aus.  Von  den  beiden  bekannten 
inid  von  uns  früher  schon  so  oft  genannten  Züch- 
tern, den  Kunst-  und  Haudelsgärtnern  Priem  und 
Hoffmann,  hatte  der  letztere  eine  Gruppe  von 
guter  Auswahl  zusammengestellt.  Es  waren  10  ver- 
schiedene Formen,  alle  in  schönster  Färbung,  regel- 


rechtem Bau  und  zum  Theil  von  ziemlich  grosser 
Blume.  Die  schönste  von  allen  war  unstreitig  die 
Amaryllis  Anna  Koch;  doch  verdienen  auch  andere, 
die  vorhanden  waren,  Empfehlung.  Es  gilt  dieses 
namentlich  von  Amaryllis  Augusta,  Brascjiii  und 
vittata  Emihe. 

Schliesslich  gedenken  wir  einer  Amaryllidee, 
welche  der  Zimmermeister  Vogel  ausgestellt  hatte 
und  welche  früher  viel  häufiger  kultivirt  wurde.  Es 
war  Vallota  purpnrea.  Möchte  doch  diese  reizende 
und  in  der  Behandlung  keineswegs  schwierige  Scliön- 
lilie  wiederum  mehr  Beachtung  finden!  Die  Zwie- 
beln waren  direkt  von  Südafrika  unter  dem  Na- 
men  Georgslilie   eingeführt  worden. 

Auch  Obst  war  vorhanden  und  zwar  einige 
Exemplare  des  schönen  und  grossen  Pepin  mon- 
streux.  Rentier  Viering  hatte  sie  am  2-jährigen 
Kordon  in  seinem   Garten  gezogen. 

Ferner  waren  Garten -Instrumente  und  Garten- 
Möbel  ausgestellt.  Die  ersteren  gehörten  dem  In- 
strumentenmacher Heyne  (Leipzigerstrasse  41)  und 
bestanden  aus  einer  Auswahl,  wie  sie  eben  der 
Gärtner  braucht:  Garten-  imd  Okuhr-Messer,  aller- 
hand Scheeren  u.  s.  w.  Seit  langer  Zelt  erfreut 
sich  derselbe  eines  guten  Rufes  durch  die  Güte 
und  Brauchbarkeit  seiner  Instrumente. 

Die  Garten -Möbel  bestanden  meist  aus  Draht 
und  leichtem,  elegantem  Eisen  und  zeichneten  sich 
hauptsächlich  dm-ch  ihre  Elasticität  aus.  Eben  des- 
halb verdienten  sie  alle  Beachtung  und  Empfehlung. 
Wir  haben  früher  schon  Gelegenheit  gehabt,  ihrer 
rühmend  zu  gedenken  und  wiederholen  es  hiermit. 
Die  Fabrik  und  das  Depot  neuer  Erfindungen  von 
elastischen  Betten,  Matratzen  und  anderen  Gegen- 
ständen von  S.  Speier  (Leipzigenstrasse  134)  hatte 
sie   geliefert. 

Man  bedauerte,  dass  die  Ausstellung  nur  einen 
Tag  währte  und  hätte  gar  sehr  gewünscht,  am 
andern  Tage  noch  einmal  des  Genusses  sich  er- 
freuen zu  können.  Das  mag  den  Besuchern  ange- 
nehm sein,  nicht  aber  den  Besitzern  der  vorhande- 
nen Pflanzen,  welche  au  und  für  sich  schon  Opfer 
brachten,  dass  sie  selbige  zur  Verfügung  stellten. 
Man  mag  bei  einer  Ausstellung  noch  so  sorgsam 
verfahren,  die  Pflanzen  leiden  doch  mehr  oder  we- 
niger; manche  gehen  sogar  später  zu  Grunde  oder 
gebrauchen  eine  lange  Zeit,  ehe  sie  sich  wieder  er- 
holen. Es  verdienen  demnach  die  Besitzer  der 
ausgestellten  Pflanzen  allen  Dank  von  Seiten  des 
Vereines,  aber  auch  von  Seiten  aller  derer,  welche 
die  Ausstellung  besucht  haben ;  nicht  weniger  wird 
sich  aber  auch  Jedermann  dem  Kunst-  und  Han- 
delsgärtner Späth  verpflichtet  fühlen,  der  das  müh- 
same Werk  eines  Ordners  übernommen  und  zur 
Zufriedenheit  AUer  ausgeführt  hatte. 


118 


Yilmorin-.ViuIriciix' 

Fleurs  de  pleiiie  terre. 

Xom  Obergärtiier  Kraus. 

Mit  Freuden  wird  jeder  Blumenfreund,  dem 
ein  Stückchen  Land  zu  Gebote  steht,  ein  Buch 
begrüsseu,  was  von  einem  Praktiker,  dem  Besitzer 
des  bekannten  Etablissements  Vilmorin-Andrieux  & 
Co.  ifl  Paris,  verfasst  wurde.  Allerdings  ist  es  in 
französischer  Sprache  geschrieben ;  heut'  zu  Tage 
haben  aber  wolil  alle  die,  welche  auf  Bildung  An- 
spruch machen  wollen ,  es  so  weit  gebracht,  dass, 
wenn  sie  auch  nicht  französisch  zu  sprechen  ver- 
stehen, sie  doch  ein  so  leicht  geschriebenes  Buch, 
wie  das  vorliegende ,  ohne  grosse  Mühe  lesen 
können ,  um  sich  cinigermassen  Belehrung  zu  ver- 
schaffen. Allerdings  muss  ein  zweiter  Umstand  be- 
rücksichtigt werden ,  dass  nämlich  das  Buch  zu- 
nächst für  Frankreich  geschrieben  ist,  wo  weit 
günstigere  Verhältnisse  obwalten.  Bei  einiger  Sach- 
kenntniss  lässt  sich  aber  auch  dieses  schliesslich  in 
Berücksichtigung  ziehen. 

Die  Einleitung  ist  sehr  kurz;  sie  behandelt 
die  Aussaaten  und  Vermehrung  und  gibt  einige  Re- 
geln über  Kultur.  Erläuternde  Holzschnitte,  im 
Texte  eingedruckt,   erleichtern   das  Verständniss. 

Die  Aufzählung  der  Sommergewächse  und  der 
im  Freien  aushaltenden  krautartigen  Pflanzen,  der 
Stauden  und  Zwiebelgewächse,  ist  in  alphabetischer 
Eeihe  gegeben.  Die  Etymologie  ist  gleich  bei  dem 
Kamen  hinzugefügt.  Beschreibung  und  Behandlung 
sind  vollkommen  und  genau.  Die  Namen  sind  la- 
teinisch (wie  sie  in  der  Systematik  gebräuchlich 
sind,)  und  französisch  gegeben.  Wie  man  sich  den- 
ken kann,  nimmt  dieser  erste  Abschnitt  den  bei  wei- 
tem grössten  Theil   des  Buches   ein. 

Der  zweite  Abschnitt  behandelt  Specialitäten,  die 
für  den  Blumenfreund  am  nützlichsten  und  noth- 
wendigsten  sind.  Es  beginnt  eine  Abhandlung  über 
die  Pflanzen,  deren  Samen  im  Herbste  ausgesäct 
werden  kann,  um  dadurch  im  Frühjahr  Zeit  zu  gewin- 
nen. Nun  folgen  Auswahlen  aus  der  grossen  Zahl 
der  Sommer-  und  zweijährigen  Gewächse,  der  Stau- 
den und  Zwiebelgewächse  im  Allgemeinen ,  worauf 
Zusammenstellungen  von  Pflanzen  für  Einfassungen, 
Ton  Schlingpflanzen,  von  Dekorations-  und  Wasser- 
pflanzen, von  wohlriechenden  Pflanzen,  von  Farnen, 
von  Gräsern  u.  s.  w.  kommen.  Auch  zur  Bepflan- 
zung  der  Felsen,  Grotten  u.  s.  w.  ist  eine  grosse 
Zahl    von    dazu    passenden   Pflanzen   aufgeführt. 

Die  Folge  von  Pflanzen  nach  der  Blüthezeit 
ist  gewiss  Jedermann  willkommen.  Man  erfährt 
auf  diese  Weise,  welche  Blumen  in  jedem  Monate 
sich  entfalten.  Allerdings  muss  man  für  das  nord- 
deutsche   Klima    in    Betreff'   der    ersten    Monate    14 


Tage  bis  3  W^ochen  Zeit  hinzufügen;  für  die  spä- 
tem Monate  hat  es  sich  ausgeglichen.  Die  Zusam- 
menstellung der  Pflanzen  nach  den  Farben,  wie  sie 
auf  den  Blumenparterren  am  zweckmässigsteu  ver- 
wandt werden  können,  um  Efl'ekt  hervorzubringen, 
ist  lehrreich. 

Das,  was  über  Landschaftsgärtnerei  gesagt,  ist 
mit  Bedacht  und  Geschmack  dargestellt.  Auf  die 
trefflichen  Zeichnungen  über  kleinere  Anlagen  und 
grössere  Parks,  so  wie  auf  die  Angaben  über  Be- 
pflanzuug  derselben  durch  Verwendung  der  Bäume, 
Sträucher  und  Blumen  machen  wir  besonders  auf- 
merksam. 

Die  Kultur  des  Rasens  und  die  Mittel  zur  gu- 
ten  Erhaltung  desselben  sind  passend   angegeben. 

Mit  Vorsicht  und  Erfahrung  geschrieben,  bietet 
dieses  nützliche  Werk,  namentlich  Blumeuliebhabeni 
und  jungen  Gärtnern,  viel  Belehi'endes  und  empfehle 
ich   es   daher  der  grössten   Verbreitung. 


Die  Itiriieii 

der  Federalion  des  societes  d'hnriirultnre  cn  Belsiqiie. 

Der  Vorstand  des  Bundes  der  Garteubau-Vereine 
Belgiens  liatte  diu-ch  den  Setretär  Kegeljan  in 
Namur  Pfropfreiser  zur  Verfügung  gestellt;  es  wurde 
deshalb  eine  Aufforderung  in  No.  3  der  Wochen- 
sclirift  erlassen,  dass,  wer  Antheil  au  der  Verthei- 
lung  haben  woUte,  sich  melden  sollte.  In  Folge 
dessen  hat  sich  auch  eine  so  grosse  Anzahl  von 
Liebhabern  gefunden,  dass  2  Sachverständige  vier 
Tage  lang  beschäftigt  waren,  um  deren  Wünschen 
nachzukommen.  In  diesen  Tagen  werden  die  Pa- 
kete abgesendet.  Die  einzelnen  Reiser  sind  mit 
Nummern  versehen,  welche  denen  entsprechen,  die 
hier  in  beifolgender  Liste  die  Namen  der  Birnen 
nälier  bezeichnen.  Auf  diese  Weise  sind  die  in 
Belgien  gangbarsten  und  besten  Sorten  in  den  ver- 
schiedensten Gegenden  Deutschlands  eingeführt,  und 
zwar  unter  den  in  Belgien  gangbaren  Namen.  Es 
liegt  nun  den  deutschen  Pomologen  ob,  nach  einigen 
Jahren  Vergleiche  mit  unseren,  zum  Theil  ebenfalls 
aus   Beltrien   und  Frankreich   einfrcführten  Sorten   zu 

et  ~ 

macheu   und   dann  damit  eine   bestimmte  Synonymic 
festzustellen. 

Der  Vorstand  des  Vereines  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  in  Berlin  hält  es  aber  für  seine  Pflicht, 
zugleich  im  Namen  derer,  welche  Pfi-opfreiser  er- 
halten haben,  dem  Vorstande  des  Bundes  der  bel- 
gischen Gartenbau-Vereine,  hauptsächlich  aber  dem 
Sekretär  Kcgeljan,  den  verbindlichsten  Dank  aus- 
zusprechen. 


119 


11, 

12, 
14, 


17 


24, 
26 
27 

28 
29, 
37, 
38. 
41, 

42 

45, 
49, 
52. 

55. 
56, 

57, 

58. 
59. 
60, 

64, 
65 
67 
68 
69 
71 
72 

73, 


Liste  der  Belgischen 

Prince   Albert.  75. 
Passe   Colmar. 

Pater  noster.  76. 

Duchesse  d'Aiigou-  77. 
16me. 

BeiuT^d'Aiigleterre.  80. 

Comte  de  Flaiidre.  90. 

Beiirre  d'Harden-  91. 

pont.  92. 

Bouvier,   Bourge-  93. 

mestre.  94. 

Doyenn^  Goubault.  95. 

La  juive.  96. 

Beurre    de  Likjoii  99. 

(Beurr^  gris  d'hiver  100. 
iiouveau). 

Beurr^  de  Ranse  102. 
(Bon  Chr^tien  de 

Eansc).  107. 

Orplieliued'Enghien.  109. 
Bergamotte  Sageret. 

Foudaiite    de    Noel  110. 

(Belle  apr^s  Noel).  117. 
Beurre  Diel. 

Reine  des  poires.  126. 
Bezi  d'Esperen.  127. 
Colmar  d'Aremberg.  128. 
Doyenn^  d'hiver 
nouveau.  129. 
Bon  cbrötien  Na- 
poleon. 130. 
Z^phirine  Gr^goii-e.  133. 
Nouveau  Poiteau.  134. 
Calebasse  de  Nerck-  139. 
man  (ou  Carafou).  140. 
Nouvelle  Fulvie. 
Bon  clir^tien  Wil-  143. 
Harn.  147. 
Alexandrine  Douil-  154. 
lard.  156. 
Pqire  de  Tongres. 
Madame  Dix.  159. 
Commissaire  Del-  165. 
motte.  178. 
BeuiTe   Öix. 

Elisa  d'Heyst.  181. 
Beurrö  Sterkmans.  188. 
Poire  Pr^vost.  202. 
Figue  d'Alencjon.  215. 
Doyen  Dllleu.  '  217. 
Charlotte  de  Brou- 
wer.  219. 
Josephine  de  Ma- 
lines. 221. 


Birnen. 

Comtesse  della 
Failie. 

Bein-r^   Giffart. 
L^on    Ledere    van 
Mens. 

Rousselet  Aelens. 
Seckle  pear. 
Duo    de  Bordeaux. 
Beurr^  d'Esquermes. 
Jean  de  Witte. 
Soldat  laboureur. 
Bezi    de  Morttigny. 
Heifeue   Gregoire. 
Poire  des  chasseurs. 
Conseiller  de   la 
cour. 

Bonne   Louise  d'A- 
vranches. 
Cumberland. 
Beurre    de    Merode 
(Double   Philippe). 
Beurr^  de  Guernsey. 
Triomphe    de  Jo- 
doigne. 

Tigr^e   de  Janvier. 
St.  Michel  crotte. 
Rousselet    van    der 
Wecken. 

Rousselet  Comtesse 
de  Lcnnay. 
Rousselet  de  Reims. 
Duchesse   de  Mars. 
Alexandre  Bivort. 
Iris    Gregoire. 
Bergamotte   Cra- 
sanne. 
Columbia. 
St.   Germain. 
Bem-r^  gris. 
Bergamotte   Espe- 
ren. 

General  Dutillieul. 
Beurre   Clairgeau. 
25""'    anniversaire 
de  Leopold  L 
Leon   Gregoire. 
Colmar  de  l'Haute. 
Nee  plus  Menris. 
Vineuse  Esperen. 
Deiices    de    Loven- 
joul. 

Souvenir  de  la  reine 
des  Beiges. 
Charles  Frederick  X. 


222. 

223. 
224. 

225. 
226. 

227. 
228. 
229. 
230. 
233. 
234. 

236. 

238. 
241. 
243, 
244. 
246. 
247. 
248. 


250. 
251. 


Jules  de  Liron 
d'Airoles. 
Castelline. 
Eugfene   Gerard. 
La  Gerardine. 
Dellces    d'Harden- 
pont. 

Surpasse  Meuris. 
Beurr^  superfin. 
Colmar  Nelis. 
Anna   Nelis. 
Emile  Minot. 
Marie  Louise  van 
Mons. 

Docteur  Nelis. 
Beurr^  d'avoine. 
J.  B.   de  Diest. 
Monseigneur  Sibour. 
Barbe   Nelis. 
Soldat  Bouvier. 
Doyenn(5  de  Comice. 
Copercher     (?   Ko- 
pertsche,  d.  i.  Lie- 
gel's   Winterbntter- 
birn). 

Alexandre  Lambre. 
Dumon   Dumortier. 


255.  Beurr^  de  F^vrler. 

256.  Madame  Verte. 

260.  Madame  Elisa. 

261.  Marie    Louise   Dii- 
quesne. 

262.  Beurr^  de  Wetteren. 

263.  Pape    Crasamie 
(Boisbunel). 

264.  Colmar  de    Sully. 
272.  Theodore  van  Mons. 
276.   G^nöral    Tottieben. 

278.  Beurr^  Bosc. 

279.  Seigneur    Esperen. 

300.  Beurr^   d'Amanlis. 

301.  Docteur  Capron. 

302.  Docteur  Lentier. 

303.  Bergamotte     For- 
tun^e. 

304.  Pape   Colmar  mus- 
qu^  d'Esperen. 

315.  Docteur  Trousseau. 

316.  Duo  d'Orl^ans. 
79.   Poire  de   Cur^. 

Beurr^  Delfosse. 
50.   Beurr^   Cullens. 
6.   Auguste  Royer. 


Die 

neuesten  Seidel'schen  Alpenrosen  oder 
Rhododendren. 

In  dem  Berichte  über  die  Frühjahrs-Ausstellung 
haben  wir  auch  der  Seidel'schen  Alpenrosen  er- 
wähnt, welche  eben  in  den  Handel  kommen.  Da 
sie  Beifall  fanden,-  so  glauben  wir  im  Interesse  der 
Pflanzen -Liebhaber  zu  handeln,  wenn  wir  näheie 
Mittheilungen  über  sie  machen  und  namentlich  ihre 
Farben  angeben.  Die  mit  einem  f  bezeichneten 
sind  besonders  schön  und  reichbliihend. 

f  1.  Rhododendron  Jakob  Friedrich  Sei- 
del (Seidel),  lebhaft  purpur  mit  vieler  schwarzer 
Zeichnung  und  hervortretenden  weissen  Staubfäden. 
Ein  rundblumiger,  grosser,  sehr  vollkommener  Stutz. 

t  2.  Rhododendron  Julius  Heibig  (Seidel), 
neuroth  mit  dunkelorange  Zeichnung  und  sehr  gros- 
sem  Stutz. 

f  3.  Rhododendron  Professor  Koch  (Sei- 
del),^ leuchtend  kannoisin,  weisse  Staubfäden  und 
schwarzrothe  Zeichnung. 

f  4.  Rhododendron  Marie  von  Woedtke 
(Seidel),  zaites  Rosa,  nach  innen  weiss,  dunkel- 
kirschrothe   Zeichnung  imd   guter  Stutz. 


120 


t  5.  Rhododendron  Emil  Liebig  (Seidel), 
dunkelkarinin  mit  schwarzer  Zeichnung,  gross  und 
rundblumig. 

6.  Ehododendron  Caecilie  (Seidel),  lila  mit 
dunkler  Einfassung,  strohgelber  Zeichnung  und  auf- 
fallend grosser  Blume. 

7.  Rhododendron  picturatura  (Seidel),  blass- 
rosa,  fast  weiss,  mit  vieler  Karmin-Zeichnung. 

8.  Rhododendron  Emmy  (Seidel),  Hla  mit 
weiss  gestreift,  lebliafte  Karmin -Zeichnung;  ähnelt 
Etoile  de   Flandre. 

9.  Rliododendron  Dr.  Hoffmanu  (Seidel), 
violettroth  mit  braungelber  Zeichnung,  sehr  gross- 
blumig. 

10.  Rhododendron  multiflorum  perfectum 
(Seidel),  rosa  mit  gelbem  Spiegel,  gedrängter  Stutz 
und  sehr  reichblühend. 

Wir  fügen  noch  hinzu,  dass  der  Kunst-  und 
Handelsgärtner  Seidel  in  Dresden  schon  früher  die 
Anzucht  schöner  Formen  der  Alpenrosen  mit  Glück 
versucht  hat.  Von  dergleichen  älteren  Züchtungen 
waren  in  der  Ausstellung  2  Formen,  die  wir  eben- 
falls empfehlen  können,   nämlicli: 

1.  Rhododendron  Goethe,  dunkelkarminroth, 
nach  innen  heller,   mit  weissen   Staubfäden. 

2.  Rhododendron  Reine  Elisabeth,  lebhaft 
karmiu  mit  dunkeler  Zeichnung.  Diesen  beiden  fü- 
gen wir  noch  eine  Form  liinzu,  welche  zwar  der 
Engländer  Standish  gezüchtet,  Seidel  aber  in 
den   Handel  gebracht   hat: 

3.  John  Standish,  scharlachi-oth  mit  schwar- 
zer Zeichnung. 


An  die  Ulitglieder  des  Vereines. 

Von  dem  Versuchsfelde  des  Vereines  können 
noch  Stecklinge,  resp.  Pflanzen  an  Mitglieder  ab- 
gegeben werden.  Wir  ersuchen  deshalb  alle  die, 
welche  an  der  Vertheilung  Antheil  nehmen  wollen, 
sich  an  den  Inspektor  Bouch^  im  botanischen 
Garten  zu  wenden.  Demnach  sind  bis  Ende  April 
zu  haben:  Stach  elbeer- Sträuc  her  und  Viola 
tricolor  maxima,  von  Mitte  Mai  ab  hingegen: 
Verbenen,  Scarle t-Pelargonien,  Pcntstemon's 
imd  andere  Pflanzen  zum  Auspflanzen  auf  Gruppen. 


Eine  Samenhandlung,  namentlich  Samenbauge- 
schäft, in  einer  an  der  Eisenbahn  belegenen  Resi- 
denz-Stadt Nord-Deutschlands,  welche,  zufolge  der 
ausgedehntesten  Kundschaft,  eine  lange  Reihe  von 
Jahren  mit  dem  besten  Erfolge  betrieben  wurde,  soll 


mit  sämmtlichen  Wohn-  und  Wirthscbafts-Gebäuden, 
Inventar,  zum  Fortbetriebe  erforderlichen  Samen- 
pflanzen, auch  nach  Bedarf  und  Wunsch  Lände- 
reien u.  s.  w.  unter  den  günstigsten  Bedingungen 
aus  der  Hand  verkauft  werden. 

Die  Annahme  kann  sofort  geschehen,  auch 
bis   zu   Ostern    18(35   ausgesetzt  werden. 

Reflektirende  erfahren  das  Nähere  beim  Gärt- 
nerei-Besitzer Ad.  Demmler  in  Berlin,  W^aldemar- 
Strasse   No.  27. 


(fiiipfefjfciisiDcrtfjc  IJerfttgsnrti&pf 

von   Hermann  Mendelssohn  in  Leipzig. 

B.  Aucrswald,  5otaiiifd)t  linterlialtungtn  jum  ^trflänb- 
ni^  brr  l)rimatl)Ud)rn  ß[oxa.  Vollständiges  Lehr- 
buch der  Botanik  in  neuer  praktischer  Dar- 
stellungsweise. Mit  50  Tafeln  und  432  in  den 
Text  gedruckten  Abbildinigen.  Zweite,  wesent- 
lich umgearbeitete  und  vermehrte  Auflage. 
Preis  der  Ausgabe  mit  scliwarzen  Tafeln: 

geheftet 2  Thlr   15  Ngi". 

gebunden 2      „      25     „ 

Desgleichen   mit   h  albkolorirten   Tafeln: 

geheftet 3  Thlr    15  Ngi". 

gebunden 3      „      27     , 

Desgleichen   mit  kolorirten  Tafeln: 

geheftet 5  Thlr   —  Ngr. 

gebunden  mit  Goldschnitt  .5  „  lö  „ 
Moritz  Millkonim,  Doktor  und  Professor  an  der 
Königlich  Sächsischen  Akademie  zu  Tharand, 
^üljrrr  tn'a  lUidj  brr  btutfct)tn  ^flanjtii.  Eine 
leicht  verständliche  Anweisung,  die  in  Deutsch- 
land wildwacliseuden  und  häufig  angebauten 
Getasspflanzen  leicht  und  sicher  zu  bestimmen. 
Mit  7  lithogr.  Tafeln  und  645  Holzschnitten 
nach  Zeicluunigen  des  Verfassers.  Preis  eleg. 
geh.  3  Thlr,  geb.  mit  cliarakteristischem  Gold- 
drucke  3  Thlr.    10  Ngr. 


Raucher  -  Apparate 

zur  Vertilgung  der  schädlichen  Insekten  und  Blatt- 
läuse in  den  Treibhäusern  und  Beeten,  mit  Tabak 
und  Insektenpulver  zu  räuchern,  die  grossen  zu 
3^  Thlr,  die  kleineren  zu  24  Thlr  pro  Stück,  sind 
wieder  vorräthig  und  werden  auf  Bestellung  nach 
allen   Gegenden   verschickt  von 

J-  P?ei*ger, 

Klempnermeister, 

Leipzigerstr.  92  in   Berlin. 


Verlag  von  Karl  VViegaudt  in  Berli; 
Koraraandanten-Strasse  No.  62. 


Druck  der  C.  Feiste  r 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 

zielen  Platz  No. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  zur  Beförderung;  des  Oartenbanes  in   den  König).  Preussisclien  Staaten 

für 

Ciärtiierei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
I*i'ofessor  I>r-  Xvarl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  16. 


Berlin,  den   23.  April 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post- Vereines. 

Inhalt:      Einiges  über  die  Ernährung  der  Pflanzen  und  über  das  Düngen.     Von  Dr.  C.  Filly.  —  Die  Kultur  der  Aepfel-Kordons. 
Vom  Baumschulbesitzer  Müller  in  Strasburg.  —  Die  Pflanzen- u.  Blumen-Ausstellung  der  Gesellschaft  der  Gartenfreunde. 


Einiges 

Über  die  Eruähiung  der  Pflanzen 

und 

Über  das  Püngen. 

Von  Dr.   C.  Filly. 

In  der  435.  Versammlung  des  Vereines  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  wurde  auch  ein  Preis- 
Kourant  der  Fabrik  von  Vorster  &  Grünberg 
in  Stassfurth  über  ihre  Düngesalze  mitgetheilt.  Es 
möge  mir  gestattet  sein,  in  Anknüpfung  an  jene 
Mittheilung  den  verehrlichen  Lesern  ein  Bild 
über  den  heutigen  Stand  der  Düngerlehre  und 
über  den  Gebrauch  der  Ilülfsdüngemittel  zu  ent- 
werfen, und  zwar  nicht  von  dem  einseitigen  Stand- 
punkte dieser  oder  jener  Theorie,  dieser  oder  jener 
vorgefassten  Meinung;  denn  leider  sind  die  sogenann- 
ten Tlieorien  oft  Nichts  weiter,  als  Meinungen,  die 
wissenschaftlich  und  praktisch  jeder  thatsächlichen 
Grundlage  entbehren.  Auch  kann  es  nicht  meine 
Absicht  sein,  den  praktischen  Gärtnern  Vorschriften 
und  Rezepte  geben  zu  wollen,  nach  denen  sie  ihre 
Kulturen  in  Betreff  der  Düngung  einzurichten  ha- 
ben; es  soll  vielmehr  nur  versucht  werden,  diejeni- 
gen Gesichtspunkte  den  Lesern  vorzuführen,  die 
sie  nach  dem,  was  wir  heute  über  die  Ernährung 
der  Pflanzen  wissen,  bei  ihren  Kulturen  zu  beobach- 
ten haben,  wenn  sie  nicht  kostspielige  und  nutzlose 
Versuche  anstellen  wollen ;  denn  es  ist  nicht  zu 
leugnen,  dass  es  eine  Art  sogenannter  praktischer 
Leute  giebt,    die,    indem    sie  angeblich  ihre  Erfah- 


rung nur  der  Praxis  verdanken,  zu  allerhand  kost- 
baren Versuchen  verleiten,  die  man  von  vorn  her- 
ein unterlassen  würde,  wenn  man  sich  der  theore- 
tischen Bedingungen  des  Pflanzenlebens  klar  be- 
wusst  wäre. 

Bevor  ich  mich  zum  Düngen  und  zu  den 
Düngemitteln  wende,  müssen  wir  uns  zunächst  da- 
über  zu  verständigen  suchen,  was  wir  unter  Leben 
und   Ernährung   der  Pflanze  verstehen. 

Die  Pflanze  lebt,  heisst  nichts  Anderes,  als  es 
vollziehen  sich  in  ihrem  Innern  eine  Reihe  von 
Thütigkeiten,  deren  Endziel  darauf  hinausläuft,  ihr 
Geschlecht  zu  erhalten;  mit  anderen  Worten,  durch 
Erzeugung  von  Samen  oder  von  Trieben  sich  zu 
vermehren,  weil  ohne  diese  ununterbrochene  Ver- 
mehrung die  ganze  Pflanzenwelt  bald  den  Thieren, 
die  in  letzter  Instanz  auf  die  Pflanzenwelt  ange- 
wiesen sind,  zum  Opfer  fallen  würde;  dies  würde 
aber  auch  den  Untergang  des  Thierreiches  und  der 
Menschheit  zur  nothwendigen  Folge  haben. 

Damit  die  oben  genannten  Thätigkeiteu  in 
der  Pflanze  vor  sich  gehen  und  ihren  geregelten 
Verlauf  nehmen  können,  bedarf  sie  der  Ernäh- 
rung, das  heisst,  sie  bedarf  eines  bestimmten  Stand- 
ortes und  einer  bestimmten  Reihe  von  Stofi^en, 
die  in  das  Innere  der  Pflanze  aufgenommen  und 
zu  den  verschiedenen  Organen  umgebildet  werden. 
Je  nachdem  dieser  Standort  das  feste  Land,  das 
Wasser  oder  andere  Pflanzen  oder  Thiere  sind, 
unterscheidet  man  nicht  nur  Land-,  W^asser-  und 
Schmarotzer -Pflanzen,  sondern  die  Art  der  Ernäh- 
rung,   die    Aufnahme    und    die    Art    der    Nährstoffe 

16 


122 


ist  auch  eine  mehr  oder  weniger  ver.'^chieilene  iiiui 
vom  Staudorte  bedingte,  ein  Umstand,  der,  wie  mir 
seheinen  will,  nicht  immer  scharf  genug  in's  Auge 
gefasst  wird,  woher  es  denn  auch  kommt,  dass 
man  gar  zu  oft  geneigt  ist,  die  Erscheinungen, 
die  man  bei  einer  dieser  Abtheilungen  gemacht  hat, 
ohne  Weiteres  auf  alle  Pflanzen  zu  übertragen  und 
dann  daraus  Schlüsse  für  das  gesammte  Pflanzen- 
reich zu  ziehen.  Wenn  aber  auch  nicht  zu  ver- 
kennen i-t,  dass  diese  allgemeinen  Schlüsse  oft  voll- 
kommen richtig  sind,  so  kann  doch  andererseits 
auch  nicht  geleugnet  werden ,  dass  sie  nicht  selten 
gänzlich  Falsches  für  die  eine  Abtheilung  enthalten, 
während   sie   für  die  andere   wahr  sind. 

Da  wir  es  nun  in  der  Praxis,  sei  es  in  der 
Gärtnerei,  sei  es  in  der  Landwirthschaft,  fast  nur 
mit  Land-,  oder  besser  Bodenpflanzen,  —  zu  den- 
selben rechne  ich  auch  diejenigen  Wasserpflanzen, 
deren  Wurzeln  einen  festen  Boden  verlangen  — 
zu  tiiun  haben,  so  soll  das  Folgende  sich  auch  nur 
auf  diese   Art  von   Pflanzen   beziehen. 

Was  zunächst  den  Boden  betrift't,  so  muss 
derselbe  je  nach  der  Ait  der  Pflanzen  eine  beson- 
dere Beschaffenheit,  besondere  physikalische  Eigen- 
schaften haben,  wenn  die  Pflanzen  gut  darauf  ge- 
deihen sollen.  Während  die  einen  Pflanzen  nur 
auf  einem  steifen  Thon-  oder  Mergelboden,  oft 
sogar  ohne,  jede  Spur  von  Humus,  am  besten  fort- 
kommen —  jedes  Handbuch  der  liotanik  nennt 
uns  solche  Pflanzen  —  verlangen  andere  einen 
zwar  lockern,  aber  auch  noch  hunuisfreien  Boden, 
während  wieder  andere  nur  in  einem  solchen  Bo- 
den —  und  dazu  gehören  viele  unserer  Kul- 
turpflanzen —  ihre  Lebensbedingungen  flnden,  der 
reich  am  Humus,  d.  li.  reich  an  verwesenden 
Pflanzenresten  ist.  Diese  Ansprüche,  welche  die 
Pflanzen  in  so  versehiedcner  Art  an  die  physikali- 
sche Konstitntion  des  Bodens  machen,  stehen  offen- 
bar in  einem  innigen  Zusammenhange  mit  ihrer 
Organisation  und  mit  den  Stoffen,  welche  die  Pflan- 
zen in  grösserer  oder  geringerer  ]\Ienge  als  Kali- 
rnng  aufnehmen,  da  von  der  physikalischen  Beschaf- 
fenheit auch  der  Gehalt  des  Bodens  an  Nährstoffen 
bedingt  ist.  So  hat  z.  B.  der  Sand,  wie  er  in  der 
Nähe  von  Berlin  nicht  allzu  selten  anzutreffen  ist, 
nur  in  höchst  geringem  Grade  die  Eigenschaft, 
Alkalien  und  Stickstoffverbindungen  (Ammoniak  u. 
Salpetersäure)  festzuhalten,  wogegen  Phosphorver- 
bindnngen  weniger  leicht  durch  das  Regenwasser 
ausgewaschen  werden.  Hier  gedeihen  die  Lupinen 
am  besten,  da  sie  nur  geringer  Mengen  von  Alka- 
lien bedüifen,  ihren  Stickstoff  und  Kohlenstoff'  aber 
vermöge  der  reichen  Blattentwicklung  in  genügen- 
der Menge  aus  der  sie  umgebenden  atmosphärischen 
Luft  entnehmen.   Bringen  wir  die  gelben  Lupinen  auf 


reichern,  besonders  mergelhaltigen  Boden,  so  ist  ihre 
Entwicklung  eine  bei  weitem  weniger  günstige,  ja 
auf  letztem!  gehen  die  Pflanzen  sogar  ein,  wenn 
der  Jlergelgehalt  ein  einigermassen  hoher  ist.  Der 
Sandboden  vermag  ferner  nicht,  den  Wasserdampf 
der    Atmosphäre    in    grosser    Menge    zu    verdichten, 

—  was  der  Humusboden   im  höchsten   Grade  kann, 

—  durum  gedeihen  auf  dem  kahlen  Boden  nur 
stdche  Pflanzen,  welche  ihn  in  Folge  ihres  dichten 
Laubes  derartig  beschatten,  dass  einerseits  weniger 
Feuchtigkeit  des  Bodens  verdunsten  und  anderer- 
seits auch  mehr  Wasserdampf  verdichtet  werden 
kann,  weil  der  Boden  unter  der  dichten  Laub- 
decke kühler    bleibt. 

Es  sind  dies  Alles  nur  Andeutungen  über  den 
Einfiuss,  welchen  die  physikalische  Beschaffenheit  des 
Bodens  auf  die  Kultur  übt,  da  der  Eaunt  es  nicht 
gestattet,  hier  näher  auf  diese  Verhältnisse  cinzu- 
I  gehen.  Es  genügt  aber,  um  den  Lesern  erkennen 
zu  lassen,  wie  die  verschiedenen  Arbeiten,  welche 
wir  mit  dem  Kulturboden  vornehmen ,  zum  Theil 
den  Zweck  haben,  die  physikalische  Beschaffenheit 
des   Bodens   zu   verändern. 

Die  Zimmer,  die  wir  bewohnen,  die  Kleider, 
die  wir  tragen,  mögen  aber  auch  noch  so  zweck- 
entsprechend wie  möglich  sein,  wir  werden  den- 
noch nicht  leben  können,  wenn  wir  unscrm  Körper 
nicht  regelmässig  gewisi-e  Stoffe  einverleiben,  wenn 
wir,  mit  andern  Worten,  nicht  essen  und  trinken. 
Ganz  ebenso  verhält  es  sich  mit  den  Pflanzen; 
von  den  physikalischen  Eigenschaften  des  Bo- 
dens kann  die  Pflanze  nicht  leben,  der  Boden 
muss  auch  ganz  bestimmte  ehemische  Eigenschaf- 
ten besitzen,  er  nuiss  ganz  bestimmte  Stoffe  in  einer 
solchen  Form  enthalten,  dass  sie,  von  den  Pflanzen 
aufgenommen,  denselben  als  Nahrung  dienen  können. 

Die  Stoffe ,  welche  in  dem  Organismus  der 
Pflanzen  eingeführt  werden,  kann  man  in  2  Grup- 
pen theileu :  in  die  sogenannten  organischen  Stoffe, 
Stickstoff',    Kohlenstoff",    Wasserstoff"   und    Sauerstoff" 

—  un<l  in  die  mineralischen  Stoff'e  —  Phosphor- 
säure, Schwefelsäure,  Kieselsäure,  Kali,  Natron, 
Kalkerue,  Magnesia,  Eisenoxyd  und  Thonerde.  Von 
der  Kieselsäure  ist  es  noch  nicht  mit  Bestimmtheit 
ausgemaclit,  ob  sie  ein  nothwendiges  Bedürfniss 
der  Pflanzen  ist;  dagegen  scheinen  einige  derselben, 
z.  B.  der  Buchweizen,  nacli  den  Versuchen,  welche 
in  Chemnitz  angestellt  sind,  des  Chlors  zu  bedür- 
fen. Ferner  weiss  man  noch  nicht  genau,  ob  das 
Natron  in  allen  Fällen  ganz  durch  Kali  ersetzt 
werden  kann,  und  andererseits  scheinen  einzelne 
Pflanzen  noch  andere  Alkalien  zu  ihrem  Gedeihen 
nöthig  zu  haben;  mit  Bestimmtheit  ist  durch  die 
Schönen  Versuche  des  Fürsten  v.  Salm-Ho  rst  mar 
nachgewiesen,    dass    die    Gerste    ohne    Lithion,    ein 


123 


weit,  aber  in  ausserordentlich  geringen  Mengen  ver- 
breitetes All^ali,  niclit  gedeiht;  die  Knnkeh'iihen 
verlangen  walirscheinlicli  im  Boden  das  erst  kürz- 
lich von  Jinnsen  entdeckte  Rubidium,  und  selbst 
Arsenik  dürfte  sich  als  notlivvendigcr  Stoff,  wenn 
auch  nicht  für  alle,  so  doch  für  viele  Pflanzen  her- 
ausstellen; auch  Arsenik  ist  in  den  Ackererden  viel 
verbreiteter,   als   man   früher  glaubte. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  alle  die  zahlreichen 
und  oft  recht  absurden  Thenrien  anzuführen,  di(^ 
darüber  zu  Tage  getreten  sind,  in  welcher  Form 
alle  genannten  Stoffe  in  die  Pflanzen  gelangen;  es 
kann  hier  nur  von  dem  die  Rede  sein,  was  die 
Wissenschaft  auf  Grund  zahlreicher  Thatsachen  als 
unwiderleglich  gelehrt  hat.  Es  kann  hier  insbeson- 
dere nicht  davon  die  Rede  sein,  was  in  jüngster 
Zeit  wieder  mit  grosser  Emphase  von  einem  ver- 
lorenen Posten  aus  über  die  ]5edeutnng  des  Humus 
für  die  Pflanzen -Ernährung  geschrieben  ist;  dass 
die  Pflanzen  nämlich  nur  von  Humusgebilden  leben 
und  dass  die  Flüsse,  die  Quellen  und  die  andern 
Wasser  den  Pflanzen  innner  neue  Mengen  Humus 
—  die  Flüsse  scheinen  auch  bergauf  zu  fliessen  — 
zuführen;  bei  der  Richtigkeit  dieser  Lehre  würde 
es  um  die  Zukunft  der  Erde  sehr  schlecht  bestellt 
sein,  da  jene  Humusstotf'e,  indem  sie  dui'ch  den 
Pflanzen-  und  Thicrleib  wandern,  täglich  in  unge- 
heuren Quantitäten  in  K(ihlensäure,  Annnoniak,  Sal- 
petersäure und  Wasser,  alles  nicht  Hunuisstoffe, 
zerlegt  werden;  die  Folge  wäre  die  fortdauernde 
Verminderung  an  Humusstoffen  bis  endlich  Nichts 
mehr  übrig  bliebe,  als  vielleicht  die  Vertheidi- 
ger  dieser  Ansicht,  indem  sie  sich  etwas  Humus 
reservirt  hätten.  Dazu  käme  noch  der  andere 
Umstand,  dass  die  Luft  schon  heute  in  Folge  der 
dauernden  Erzeugung  von  Kohlensäure  so  reich 
daran  sein  niüsstc,  dass  ein  thierisches  Leben  in 
das  Reich  der  Unmöglichkeiten  gehörte,  wenn  eben 
nicht  die  Natur  dafür  gesorgt  hätte,  dass  im  Kreis- 
lauf des  Erdenlebens  ein  Glied,  nämlich  die  Pflan- 
zenwelt, mit  der  Eigenschaft  begabt  wäre,  die  Koh- 
lensäure fort  und  fort  der  Luft  zu  entziehen  und 
dieselbe  in  Verbindung  mit  andern  Stoffen  in  orga- 
nische Materie  zu  verwandeln.  Direkt  widersprechen 
aber  dieser  Humusesserci  seitens  der  Pflanzen  die 
zahlreichen  Vegetations -Versuche,  welche  bewiesen 
haben,  dass  einzelne  Pflanzen  im  reinsten  Sande 
und  im  humusfreiesten  Wasser  wachsen,  blühen  und 
zahlreiche  Früchte  bringen  können,  wenn  man  ihnen 
nur  Lutt  und  die  nöthigcn  minenilischen  Salze  zur 
Verfügung  stellt.  Es  giebt  allerdings  Leute,  welche 
diese  Thatsachen  in  ihren  gelehrten  Elaboraten  ver- 
schweigen, sei  es,  dass  sie  dieselben  nicht  kennen, 
sei    es,    dass    sie    ihnen    nicht  in   den   Kram   passen. 

Der   Kohlenstoff,   der  Hauptbestandtheil  des 


festen  Gerippes  der  Pflanzen,  wird  ihnen  aus  der 
Luft  mit  iler  Kohlensäure  zugeführt,  wie  dies  zahl- 
reiche \'ersuche,  die  Jeder  selbst  anzustellen  im 
Stande  sein  dürfte,  dargethan  ist.  Es  soll  hiermit 
dii^  Möglichkeit  nicht  bestritten  werden,  dass  die 
Pflanzen  durch  die  Wurzeln  auch  andere  kohlen- 
stoft'haltige  Materien  aufneiunen  köiniten;  doch  ist 
dies  noch  durch  keinen  einzigen  Versuch  positiv 
bewiesen  ;  was  bis  jetzt  als  Beweis  dafür  angeführt 
worden  ist,  gehört  in  das  Reich  der  Phantasien. 
Es  soll  ferner  nicht  bestritten  werden,  dass  auch 
aus  dem  Boden  durch  die  Wurzeln  Kohlensäure 
aufgenommen  wird.  Jedenfalls  hat  die  Kohlensäure 
im  Boden  eine  sehr  hohe  Bedeutung  als  Lösungs- 
mittel für  die  Salze,  welche  die  Pflanzen  nicht  un- 
gelöst aufzunehmen  vermögen,  und  in  dieser  Hin- 
sicht hat  auch  der  Humus  eine  grosse  Wichtigkeit 
als   Quelle   immer  neuer   Kohlensäurebildung. 

Den  Stickstoff  erhalten  die  Pflanzen  aus  dem 
Ammoniak  und  der  Salpetersäuie,  welche  beiden 
Stoffe  überall,  sowohl  in  der  Luft,  als  im  Boden 
verbreitet  sind;  jedoch  giebt  es  viele  Pflanzen,  die, 
wie  die  Leguminosen,  jene  Stofle  fast  allein  aus 
der  Luft  zu  beziehen  scheinen,  und  die  den  ]5oden 
sogar  an  Stickstofi'  bereichern;  hierin  liegt  z.  B. 
die  grosse  Bedeutung  der  Lupinen  als  Vorfrucht 
für  Roggen.  Die  Stickstoffveriiindungcn  im  Boden 
und  im  Humus  sind  aber  auch  insofern  von  Wichtig- 
keit, als  sie  die  im  Boiien  enthaltenen  Salze  löslich 
und   damit  assimilirbar   machen. 

Den  Wasserstoff  kann  die  Pflanze  sowohl 
aus  den  Ammoniakverbindungen  als  aus  dem  Was- 
ser beziehen;  Ammoniak  besteht  nämlich  aus  Stick- 
stoft'  und  Wasserstoff',  Salpetersäure  aus  Stickstofi' 
und  Sauerstoff,  Wasser  aus  Wasserstoff  und  Sauer- 
stoff und  endlich  Kohlensäure  aus  Kohlensiofl'  und 
Sauerstoft". 

I  Woher  der   Sauerstoff  in   die   Pflanze   kommt, 

j  ist  nach  dem  Mitgetheilten  unscljwer  zu  errathen: 
es  kommt  noch  dazu,  dass  auch  die  mineralischen 
StofiV,  welche  in  den  Pflanzenleib  eingehen,  wohl 
nur   SauerstoflVerbindungcn   sind. 

Fragen  wir  noch,  woher  die  Luft  die  Kohlen- 
säure,    das    Ammoniak,     die     Saljietersäure     immer 

1  wieder  erhalte,  so  genügt  es,  darauf  hinzuweisen, 
dass  diese  Substanzen  die  Produkte  der  täglich  auf 
der   Erde    vor'  sich   gehenden   Athmungs-,    Verbren- 

j  nungs-  und  Fäulniss-J-*rozesse  sind,  dass  sie  also  so 
lange  fort  und  fort  an  die  Luft  abgegeben  wer- 
den, so  lange  Thiere  und  Pflanzen  auf  Erden  leben ; 
(Schönbein's  Versuche  haben  bewiesen,  dass  bei 
jeder  Verdunstung  von  Wasser  in  der  Luft  sich  sal- 
pertersaiu'es  Ammoniak  bildet,  das  dann  hölier  oxydirt 
wird;)  es  folgt  umgekehrt  daraus,  dass  es  so  lange  — 
die  übrigen  Bedingungen  als  vorhanden  vorausgesetzt 

16* 


124 


—  Pflanzen-  und  daher  auch  Thierleben  auf  Erden 
geben  wird,  wie  jene  Stofle  vorhanden  sind.  Es 
ist  dies  freilich  ein  Kreislauf,  aber  kein  Zirkel- 
schluss,  wie  wohl  behauptet  worden,  weil  es  eben 
kein   Schluss,   sondern  eine   Thatsache  ist. 

Es  folgt  aus  dem  bisher  Gesagten,  dass,  wenn 
vom  Pflanzenbau  die  Rede  ist,  es  wesentlich  unsere 
Sorge  sein  nuiss,  zu  erforschen,  welche  Eigenschaf- 
ten der  Boden  besitzt  und  welche  Stofl'o  er  enthält, 
die  zur  Ernährung  der  Pflanzen  nothwendig  sind; 
es  folgt  daraus  ferner,  dass  diese  Stofle  wesentlich 
unorganischer  Natur,  wesentlich  Salze  sind,  auf  die 
wir  unsere  Aufmerksamkeit  zu  richten  haben,  da 
die  sogenannten  organischen  Elemente  dem  Boden 
in  reicher  Menge  aus  der  Luft  zugeführt  werden, 
wenn  schon  nicht  behauptet  werden  soll,  dass  nicht 
eine  anderweite  Zufuhr  dieser  Stofl'o  bei  gewissen 
Kulturen  vom  günstigsten  Einfluss  itt,  während 
aber  auch  auf  der  andern  Seite  eine  zu  grosse 
Menge  organischer  Reste  bei  gewissen  Pflanzen  von 
grösstem  Nachtheil  sein  kann ;  ja ,  es  giebt  sogar 
solche  Pflanzen,  die  auf  ganz  humusfreiem  Boden 
vortreff'lich  gedeihen ;  es  darf  hier  nur  au  die  Flech- 
ten erinnert  werden,  welche  sich  auf  dem  nackten 
Felsen  ansiedeln. 

Die  fruchtbare  Erde  unserer  Wälder,  Wiesen 
und  Aecker  ist  stets  das  Zersetzungs-Produkt  sol- 
cher Gesteine,  welche  alle  diejenigen  mineralischen 
Stoffe  in  grösserer  oder  geringerer  Menge  enthal- 
ten, die  nachweislich  die  Pflanzen  im  Boden  vor- 
finden müssen,  wenn  sie  darauf  wachsen  sollen; 
fehlt  auch  nur  einer  dieser  Stoffe,  z.  B.  die  Phos- 
phorsäure, so  kann  keine  Pflanze  auf  einem  solchen 
Boden  wachsen,  ein  Fall,  der  darum  so  selten  ein- 
tritt, weil  derartige  Mineralien  die  weiteste  und  all- 
gemeinste  Verbreitung  auf  Erden   haben. 

Im  Laufe  der  Zeit  und  unter  der  Einwirkung 
der  Atmosphäre,  sc  wie  der  Zcrsetzungs- Produkte 
von  Pflanzen-  und  Thierleichen,  werden  die  im  Bo- 
den sich  vorfindenden  Gesteintrümmer  immer  weiter 
zersetzt,  es  wird  immer  mehr  Pflanzennahrung  ver- 
fügbar. Wird  keine  Ernte  von  dem  Boden  ge- 
wonnen, sondern  verwesen  die  Pflanzen  an  Ort  und 
Stelle,  so  wird  der  Boden  immer  fruchtbarer,  weil 
die  Summe  der  verfügbaren  oder  löshchen  Nah- 
rungsstofTe  eine  stets  grössere  wird,  wozu  sich  noch 
eine  immer  sich  steigernde  Menge  von  Hunius- 
stoft'en,  d.  h.  Kohlenstoft'- Verbindungen,  gesellt,  die 
durch  ihre  chemische  und  physikalische  Wirkung 
den  Boden  zugleich  geeignet  machen,  auch  andere 
Pflanzen  zu  tragen,  als  bisher  darauf  gewachsen 
sind. 

Ganz  anders  verhiilt  es  sich  aber  mit  unserem 
Kulturboden.  Wir  bauen  auf  demselben  nicht  nur 
Pflanzen,    welche    er    freiwillig    trägt,     sondern    wir 


bauen  mit  Hülfe  künstlicher  Bearbeitung  und  ver- 
schiedener Düngmittel  auch  solche  Pflanzen,  welche 
er  freiwillig  gar  nicht  oder  doch  nur  kümmerlich 
erzeugen  würde.  Dazu  kommt,  dass  wir  die  Pflan- 
zen nicht  auf  dem  Boden,  wo  sie  gewachsen,  ver- 
wesen lassen,  sondern  wir  nehmen  die  Pflanze  weg, 
theilweise,  um  sie  nach  auswärts  zu  verkaufen  und 
für  den  Erlös  andere  Bedürfnisse  einzutauschen. 
Mit  diesen  Pflanzen  werden  dem  Boden  offenbar 
mineralische  Bestandtheile  entzogen;  wird  alljährlich 
mehr  fortgenommen,  als  im  Laufe  des  Jahres  durch 
Verwitterung  ersetzt  wird,  so  muss  doch  wohl  eine 
Erschöpfung  an  diesen  Stoffen  eintreten :  selbst  in 
dem  Falle  wird  dieselbe  einmal  eintreten  müssen, 
dass  die  Verwitterung  jährlich  reichlich  neue  Quan- 
titäten löslich  macht;  denn  die  Menge  der  zersetz- 
baren Mineralien  ist  auf  einem  beschränkten  Stück 
Erde  von  kulturfähiger  Tiefe  ohne  Frage  eine  be- 
schränkte. Die  Stoffe  gehen  zwar  nicht  verloren, 
aber  wir  führen  sie  durch  den  Verkauf  und  Ver- 
brauch der  auf  dem  betreffenden  Acker  gezoge- 
nen Pflanzen  auf  andere  Stellen.  Wenn  aber  die 
nöthigsten  Nährstoffe  der  Pflanzen  verschwinden, 
selbst  auch  nur  einer  derselben,  so  muss  Pl^nfrucht- 
barkeit  eintreten.  Wie  viele  Jahre  oder  Jahrtau- 
sende auf  dem  einen  oder  dem  andern  Boden  eine 
derartige  Kultur  dauern  kann,  ist  eine  Frage,  deren 
Lösung   hier  nicht   versucht  werden   soll. 

Dass  eine  Erschöpfung  möglich  ist,  ist  allen 
Landwirthen  längst  bekannt;  sie  düngen  deshalb 
mit  den  Abgängen  iiu-es  Haushaltes  und  mit  den 
Exkrementen  iiirer  Haustliiere,  nicht  allein,  um  dem 
Boden  bestimmte^  für  die  Kultur  günstige  physika- 
lische Eigenschaften  zu  geben,  sondern  auch  darum, 
um  die  entzogenen  Stoße  zu  ersetzen,  wenn  sie 
auch  oft  darüber  unklar  sind,  ob  die  organischen 
oder  die  mineralischen  Stofle  im  Miste  das  wirk- 
same Prinzip  sind.  Es  sei  mir  deshalb  gestattet, 
mit  wenigen  Worten  auf  die  Wirkung  des  Stall- 
mistes  einzugehen. 

Der  Stallmist  wirkt  erstens  rein  mechanisch,  er 
macht  den  Boden  porös  und  geeignet,  leicht  von 
den  Pflanzenwurzeln  durchdrungen  zu  werden;  zwei- 
tens entsteht  in  Folge  der  Verwesung  der  sogenannte 
Humus,  der  im  hohen  Grade  die  Eigenschaft  be- 
sitzt, Feuchtigkeit  und  Gase  —  besonders  Ammo- 
niakverbindungen —  zu  verdichten;  drittens  wirken 
die  Zersetzungsprodukte  des  Mistes  —  Kohlensäure, 
Ammoniak,  Salpetersäure,  Humussäuren  etc.  —  auf- 
lösend auf  die  im  Boden  befindlichen  Mineralien; 
viertens  führt  er  dem  Boden  einen  Theil  der  mine- 
ralischen Stofle  wieder  zu,  die  demselben  mit  den 
Pflanzen  entnommen  waren.  Dies  dürften  die  Haupt- 
punkte bei  der  Wirkung  des  Stallmistes  sein,  doch  ha- 
ben wir  es  hier  nur  mit  dem  letzten  derselben  zu  thun. 


125 


Es  ist  einleuchtend,  dass,  wenn  wir  einen  Theil 
der  auf  einem  Boden  gewachsenen  Pflanzen  nach 
auswärts  verliaufen,  nur  einen  Theil  aber  in  unserm 
Haushalte  selbst  verbrauchen  und  an  unser  Vieh 
verfüttern,  dass  also  dann  mit  dem  Miste  nur  ein 
Theil  der  dem  Boden  entnommenen  Mine- 
ralstoffe demselben  wieder  ersetzt  wird, 
ein  Theil,  der  noch  dadurch  verringert  wird,  wenn 
wir  das  auf  dem  Gute  erzogene  und  gemästete  Vieh 
verkaufen.  Schlimmer  ist  es  noch  bei  dem  Gärt- 
ner, der  eigenthch  fast  seine  ganze  Ernte  verkauft. 
Es  folgt  daraus,  dass,  wenn  der  Boden  nicht  an 
Fruchtbarkeit  verlieren  soll,  es  nothweudig  ist,  noch 
andere  Düngestüffe  zu  kaufen  oder  sonst  zu  erwer- 
ben   und    so    dem   Boden    den   Verlust    zu  erstatten. 

Auf  den  ersten  Blick  könnte  es  scheinen,  dass 
es  unter  allen  Umständen  am  besten  sei,  mehr 
Stallmist  zu  beschaffen,  der  ja  der  vollkommenste 
Dünger  ist.  Doch  erleidet  eine  solche  Annahme 
bedeutende  Einschränkungen.  Die  Natur,  unser 
bester  Lehrmeister,  zeigt  uns,  dass  auf  dem  einen 
Boden  die  eine,  auf  dem  andern  Boden  die  andere 
Pflanze  am  besten  gedeiht,  dass  aber  auf  natür- 
Hchen  Pflanzen  -  Teppichen  stets  verschiedene 
Pflanzen  neben  einander  wachsen.  Zur  Er- 
klärung dieser  Thatsache  liegt  es  am  nächsten,  an- 
zunehmen, dass  die  einen  Pflanzen  mehr  von  diesem, 
die  andern  mehr  von  jenem  mineralischen  Stoffe 
aufnehmen  —  wie  dies  zahlreiche  Analysen  ver- 
schiedener Pflanzen  auch  hinreichend  bewiesen  ha- 
ben, —  so  dass  die  verschiedenen  Pflanzen  neben 
einander  ein  Gleichgewicht  in  der  Entnahme  der 
verschiedenen  Nälirstoff'e  herstellen.  Bei  unseren 
Kulturen  bauen  wir  aber  auf  einem  Felde  immer 
nur  eine  Pflanze,  nur  bei  den  Mengesaaten  machen 
wir  eine  Ausnahme;  wir  wissen  auch,  dass  dieselbe 
Pflanze  nicht  lange  hintereinander  auf  demselben 
Boden  gedeiht,  weil,  wie  wir  heute  annehmen 
müssen,  durch  die  stärkere  Entnahme  des  einen 
oder  des  anderen  oder  zweier  Stoff'e  ein  Miss- 
verhältniss  unter  den  Nährstoff"en  im  Boden  ent- 
steht; zu  bestreiten  ist  übrigens  nicht,  dass  auch 
die  physikalischen  Eigenschaften  des  Bodens  dabei 
verändert  werden  und  wirksam  sind.  Ich  erinnere 
nur  an  die  Klagen  der  Gärtner,  welche  sich  mit 
der  Hyazinthenkultur  beschäftigen,  dass  nach  einer 
Reihe  von  Jaliren  die  Hyazinthen  auf  demselben 
Boden  nicht  mehr  gedeihen,  wenn  auch  noch  so 
^;tark  gedüngt  wird,  aber  wohl  verstanden,  mit 
Mist,  da  die  Gärtner  in  der  Kegel  noch  selten 
Hülfsdünger  anwenden,  sondern  sich  meist  des 
Pferdemistes  aus  ihren  Mistbeeten  bedienen.  Es 
liegt  hier  sehr  nahe,  anzunehmen,  dass  die  Hyazin- 
then dem  Boden  besonders  einen  oder  zwei  Stoff'e 
entziehen,   dass  daher  ein  der  Hyazinthenkultur  un- 


günstiges Mischungsverhältniss  der  einzelnen  mine- 
ralischen Stoffe  im  Boden  entsteht.  Vergleichende 
Versuche  mit  verschiedenen  Hülfsdüngern,  gestützt 
auf  chemische  Analysen,  sind  vielleicht  im  Stande, 
den  Gärtnern  die  Mittel  an  die  Hand  zu  geben, 
der  Hyazinthenmüdigkeit  abzuhelfen.  Ich  erinnere 
ferner  an  die  allbekannte  Erbsenmüdigkeit,  Klee- 
müdigkeit und  Rübenmüdigkeit  des  Bodens,  und 
will  in  Bezug  auf  letztere  nur  noch  der  Thatsache 
aus  der  Praxis  erwähnen,  dass  man,  gestützt  auf 
die  Erfahrung,  dass  die  Rüben  dem  Boden  beson- 
ders grosse  Mengen  von  Kali  und  Phosphorsäure 
entziehen,  mit  dem  besten  Erfolge  auf  rübenmüdem 
Boden  Kalisalze  und  phosphorsäure  -  haltige  Sub- 
stanzen anwendet  zum  Düngen,  dass  man  dagegen 
kranke  Rüben  erntet,  wenn  man  zu  reichlich  mit 
Stallmist  düngt.  Möglicli  ist  es  jedoch  auch,  dass 
die  Veränderung  der  physikalischen  Eigenschaften 
des  Bodens  die  Rübenmüdigkeit,  Hyazinthenmüdig- 
keit etc.   ganz   oder  zum   Tlieil  verschuldet. 

Ohne  dass  man  sich  dessen  bewusst  war,  wie 
eine  einseitige  Erschöpfung  des  Bodens  an  dem 
einen  oder  dem  andern  Stofte  den  Boden  für  ge- 
wisse Pflanzen  unfruchtbar  mache,  wie  dies  früher 
bei  der  Dreifelder-Wirthschaft  geschah,  wo  man  Ge- 
treide auf  Getreide  bauete,  führte  man  die  Frucht- 
wechsel-Wirthschaft  mit  Hackfrucht-  und  Futterbau 
ein,  um  so  die  Fruchtbarkeit  zu  erhalten.  Dieser 
Wechsel  der  Früchte  bewirkte  unter  Anderm  denn 
auch,  dass  dem  Boden  nicht  einseitig  Stoffe  entzo- 
gen wurden  und  hatte  die  besten  Erfolge.  Nach- 
dem aber  die  Chemie,  die  erst  Ende  vorigen  Jahr- 
hundertes  angefangen  hatte,  eine  Wissenschaft  und 
auf  festen  Grundlagen  aufgebaut  zu  werden,  auch 
die  Bodenkunde  und  die  Pflanzen  -  Physiologie  in 
das  •  Gebiet  ihrer  Untersuchungen  gezogen  hatte, 
da  war  es  erst  möglich,  sich  auf  Grund  von  That- 
sachen  eine  umfassendere  Ansicht  von  den  Ursa- 
chen zu  bilden,  welche  die  Fruchtwechsel- Wirth- 
schaft  zu  so  günstigen  Erfolgen,  als  sie  in  der 
That  hatte,  geführt  haben,  während  man  sich  vor- 
her ihre  Wirkungen  durch  allerhand  Hypothesen, 
die  oft  recht  sonderbar  waren,  zu  erklären  suchte. 
Wir  erinnern  in  dieser  Beziehung  nur  an  die  Lehre 
von  den  Exkrementen  gewisser  Pflanzen,  welche 
es,  wie  man  glaubte,  verhinderen,  dass  andere 
neben  und  nach   ihnen   gedeihen. 

Die  erweiterte  Erkenntniss  hat  denn  dazu  ge- 
führt, auf  Grund  von  Analysen,  die  uns  lehrten, 
welche  Stoffe  dem  Boden  mit  der  einen  oder  der 
andern  Pflanze  vorzugsweise  entzogen  werden,  die 
so  entzogenen  Stoffe  durch  sogenannte  Hülfsdünger 
oder  Beidünger,  auch  künstliche  Dünger  genannt, 
zu  ersetzen.  Mit  Hülfe  solcher  Dünger,  für  einen 
bestimmten  Zweck   richtig  gewählt,  ist  es  z.  B.  La- 


126 


wes  in  England  gelungen,  22  Jahre  mit  gleichen 
oder  sogar  steigenden  Erträgen  auf  demselben  Bo- 
den dieselbe  Getreideart  zu  kultivircn,  Versuche, 
die  noch  weiter  fortgesetzt  werden  und  aller  Wahr- 
scheinlichkeit dahin  führen,  beliebig  lange  jede  mög- 
liche Frucht  auf  demselben  Boden  zu  kultivireu, 
wenn  anders  die  jjhvsikalische  Veränderung  des 
Bodens  nicht  eine  »Schranke  zieht.  Man  kann 
die  Hülfsdünger  in  zwei  Hauptgruppen  theilen; 
nämlich  in  solche,  welche  wesentlich  auf  die  im 
Boden  enthaltenen  Mineralien  eine  aufschliessende 
Wirkung  ausüben  und  nebenbei  dem  Boden  den 
einen  oder  andern  Nahiungsstofi"  zuführen,  und 
in  solche,  welche  den  Boden  hauptsächlich  an  ge- 
wissen Stoffen  bereichern.  Ersteie  sind  wesentlich 
stickstoffhaltige  Substanzen,  wie  Peruguano,  Chili- 
salpeter, Ammurjiaksalze  und  zum  Theil  Fischguano; 
sie  geben  in  der  ersten  Zeit  sehr  reichliche  Ernten,  ! 
führen  aber  in  der  Regel  eine  um  so  schnellere 
Erschöpfung  herbei,  als  sie  das  Bodenkapital  schnel- 
ler verfügbar  machen.  Zur  zweiten  Abtheilung,  den 
Boden  bereichernden  ITülfsdüngeiii,  gehören  beson- 
ders Knochenmehl,  J^akerguano.  die  verschiedenen 
phosphorhaltigen  Mineralien,  Kalisalze,  Lehm,  Mer- 
gel n.  s.  w.  Doch  darf  man  nicht  glauben,  dass 
zwischen  beiden  Arten  von  Hülfsdüngern  sich  eine 
bestimmte  Grenze  ziehen  lässt,  denn  auch  die  erste 
Gruppe  bereichert  den  Boden,  aber  nur  an  Stick- 
stoff, während  die  zweite  Gruppe  dem  Boden  sol- 
che Stoffe  zuführt,  die  am  meisten  mit  den  Pro- 
duktea  desselben  ausgeführt  werden,  die  daher  von 
anders  woher   ersetzt  werden  müssen. 

Fassen  wir  jetzt  das  Gesagte  noch  einmal  kurz 
zusammen,  so  folgt  daraus,  dass  es  in  unserm  In- 
teresse liegt,  reichlich  mit  allen  denjenigen  Stoffen 
zu  düngen,  die  wir  dem  Boden  entziehen,  in  d-em 
einen  Falle  mit  möglichst  grossen  Mengen  Stall- 
mist, in  dem  andern  mit  diesem  und  solchen  Hülfs- 
düngern, die  nachweislich  einen  Verlust  d«s  Bodens 
ersetzen.  Es  folgt  daraus  ferner,  dass  jede  Nicht- 
benutzung von  düngenden  Stoffen,  jede  Vernach- 
lässigung derselben  eine  Verschwendung  ist.  Für 
die  Gärtner,  die  in  der  Begel  ihre  Ernten,  wie 
schon  gesagt,  fast  vollständig  verkaufen,  ist  es  dop- 
pelte Pflicht,  reichlich  und  richtig  zu  düngen,  als 
sie  dem  Boden  am  meisten  und  oft  den  einen  oder 
den   andern  Stoff  in   vorwiegendem  blasse  entziehen. 

Kommen  wir  noch  einmal  auf  die  Kultur  der 
Hyazinthenzwiebeln  zurück,  so  ist  es  höchst  wahr- 
scheinlich, dass  diese  den  Boden  besonders  an  Kali 
aussaugen;  sollte  dies  der  Fall  sein,  wie  Analvsen 
nnd  vergleichende  Düngungs-Versuche  ergeben  wür- 
den, so  würden  billige  Kalisalze  Abhülfe  gewähren. 
Zu  diesen  Kalisalzen  gehört  aber  das  sogenannte 
Stassfurther  Abraumsalz,    das    in    der   im  Eingange 


dieses  Artikels  erwähnten  Anzeige  zum  Verkauf 
angeboten  wird,  ein  Düngmittel,  das  sich  in  den 
rübenbauenden  Gegenden  der  Provinz  Sachsen  der 
allgemeinsten  Anwendung  erfreut,  und  das  die  Na- 
tur inis  in  einem  gewaltigen  Lager  bei  Stassfurth 
zur  Verfügung  stellt.  Wiederholt  muss  hier  aber 
werden,  dass  es  nicht  Zweck  und  Absicht  dieser 
Zeilen  ist,  Rezepte  zu  geben  nnd  etwa  Universal- 
dünger zu  empfehlen.  Universaldünger  giebt  es 
nicht,  sondern  Jeder  muss  seinen  Boden  untersuchen 
und  kann  nur  durch  Versuche  finden,  welche 
Düngemittel  für  diesen  oder  jenen  Boden  gerade  die 
passendsten  sind.  Aus  diesem  Grunde  haben  alle 
Düngungsversuche  einen  mehr  oder  weniger  lokalen 
Werth;  es  ist  daher  der  grösste  Fehler,  aus  der 
Wirkung  eines  Düngmittels,  die  auf  einem  Boden 
beobachtet  worden  ist,  auf  den  Erfolg  auf  einem 
andern  mit  Sicherheit  schliessen  zu  wollen.  Ich 
erinnere  z.  B.  nur  an  die  zahlreichen  Versuche  mit 
Bakergnano,  der  an  einem  Orte  die  bedeutendste 
Steigerung  der  lu'träge  bewirkt  hat,  anderwärts  da- 
gegen ganz  erfolglos  geblieben  ist.  Es  kann  daher 
auch  wenig  nützen ,  wenn  sogenannte  Düugungs- 
Versuche  auf  einem  Versuchsfelde  angestellt  wer- 
den, wenn  damit  nicht  eine  genaue  LTntersuchnng 
des  bezüglichen  Bodens  Hand  in  Hand  geht.  Wer 
aber  auf  seinem  eigenen  Boden  Düngungs-Versuclie 
anstellen  will,  der  sollte  dabei  stets  die  Wage  be- 
nutzen ,  da  blosse  Schätzungen  nach  dem  äusseren 
Ansehen  oft  zu  den  grössten  Täuschungen  Veran- 
lassung geben.  Zu  den  kalireichen  Düngern  gehö- 
ren ausserdem  Holzasche,  gewisse  Mergel  und  Thon 
etc.  Als  Phosphordünger  sind  besonders  zu  empfeh- 
len Knochenmehl,  Bakerguano  und  als  recht  schnell- 
wirkend das  sogenannte  Bakerguano-Superphosphat, 
mit  Schwefelsäure  löslich  gemachter  Bakerguano, 
welcher  IS  —  20  pCt.  Phosphorsäure  enthält  und  die 
Phosphorsäure  zu  einem  sehr  billigen  Preise  liefert; 
auch  das  Superphosphat,  aus  Sombrero- Phosphorit, 
welches  Dr.  Cohn  in  Martiniquefelde  bei  Moabit 
bei  Berlin  fabrizirt,  ist  sehr  empfehlenswerth.  Das 
Mineral,  aus  dem  es  bereitet  wird,  findet  sich  auf 
einer  kleinen  Insel  des  westindischen  Archipels 
und  kommt  erst  seit  kurzer  Zeit  in  den  Handel. 
Endlich  will  ich  es  nicht  unterlassen,  wiederholt  auf 
den  Werth  der  menschhchen  Exkremente  als  Dün- 
ger hinzuweisen,  ein  Werth,  der  in  den  meisten 
Fällen   bei   uns  noch  verkannt  wird. 

Mein  Wunsch  ist,  dass  es  mir  gelungen  sein 
möchte,  so  weit  es  in  meinen  Kräften  steht,  die 
geehrten  Leser  auf  die  Wichtigkeit  der  Dünger- 
frage auch  für  die  Gärtner  hinzulenken  und  darzu- 
thun,  dass  diese  Frage  keine  so  einfache  ist,  die 
sich   mit   Glauben  und  Meinen   lösen   Hesse. 


127 


Die 

Kultur  der  Aepfel-Kordoiis. 

Vom   Baiimsclmlbesitzur  Müller  in   Strasburg. 
(Hierzu  die  No.  13  beiliepemlen  Zeichnungen.) 

Die  Kordons  sind  unbedingt  die  einfachste  und 
zvveckmässigste  Form  für  Aepfelbäumchcn,  um  rasch 
schöne  und  grosse  Früciite  zu  erziehen.  Dazu  kommt, 
dass  sie  selir  leicht  zu  untcrlialten  sind  und  selbst 
in  kleineren  Gärten  angebracht  werden  können.  Mau 
kann  sich   daselbst  sogar  eine  Sammlung  anlegen. 

Es  ist  mir  zwar  schon  oft  der  Einwand  ge- 
macht worden,  dass  die  Obstgehölze,  welche  dieser 
Form  unterworfen  sind,  wahrscheinlich  nur  kurze 
Zeit  dauern.  Darauf  erwidere  ich,  dass  ich  schon 
seit  11  Jahien  Kordons  besitze,  welche  sogar  zu- 
fällig drei  Jlal  verpflanzt  worden  waren ,  trotzdem 
aber  noch  völlig  gesund  sich  zeigten  und  fortwäh- 
rend  schöne   Früchte  hervorbrachten. 

Hauptsache  ist,  dass  diese  Form  an  verschiede- 
nen Stellen  des  Gartens  angewandt  werden  kann, 
wo  sonst  keine  andere  anzubringen  ist.  Den 
grössten  Vortheil  bieten  sie  auf  Rabatten  dar,  um 
als  Einfassungen  zu  dienen.  Es  kann  dieses  auf 
Rabatten  vor  einer  Mauer  sein,  an  der  Spalierbäume 
gepflanzt  sind.  Nicht  weniger  nehmen  sich  die  Kor- 
dons auf  den  Rabatten  an  den  Hauptwegen  aus, 
auf  denen  in  der  Mitte  vielleicht  Pyramiden  stehen. 
Man  kann  es  auch  so  einrichten,  dass  vorn  auf  der 
Rabatte,  Aepfel-^  hinten  hingegen,  parallel -laufend, 
Birn -Kordons  angebracht  sind.  Man  kann  auch 
doppelte  Reihen  Kordons  anlegen.  In  diesem  Falle 
macht  man  es  so,  dass  der  erste  Kordon,  wie  ge- 
wöhnlich, 12 — 15  Zoll  von  der  Erde  entfernt  ist, 
der  zweite  hingegen  9  Zoll  über  dem  ersten  steht, 
so  dass  keiner  den  andern  hinsichtlich  der  Luft 
und   des   Lichtes   beeinträchtigt. 

Das  Pflanzen  der  Kordons  geschieht,  wie  folgt: 
Pflanzt  man  sie  auf  Rabatten,  so  muss  diese  20  bis 
24  Zoll  tief  und  2  —  3  Fnss  breit  rigolt  werden, 
und  zwar  in  der  Weise,  dass  immer  die  obere  Erde 
unten  hinkommt,  die  untere  hingegen  oben  auf. 
Sollte  die  letztere  zu  schlecht  sein,  so  muss  sie 
ganz  entfernt  und  durch  andere  gute  wo  anders  her 
ersetzt  werden.  Ist  dieses  geschehen  und  die  Ober- 
fläche wieder  geebnet,  so  wird  der  Draht,  an  wel- 
chem die  Kordons  angebunden  werden,  gezogen 
und  fest  gemacht.  Dazu  gräbt  man  an  jedem  Ende 
der  Linie,  wo  man  die  Kord(jns  anbringen  will,  ein 
Loch  von  2  Fuss  Tiefe,  nimmt  einen  etwas  schwe- 
ren Stein,  umwickelt  diesen  mehre  Male  mit  Draht 
(f.  Zeichnung  B.  Fig.  a.),  an  dem  man  gleich  eine 
<lazu  bereitete  Hafte  von  stärkerem  Draht  (Fig.  B. 
c.)  fest  macht  und  senkt  ihn  in  das  Loch,  worauf 
dieses  wieder  zugemacht  und  festgetreten  wird.   Die 


Hafte  muss  senkretht  in  der  Erde  stehen,  so  dass 
nur  ein  Theil  herausragt.  Sind  beide  Steine  an 
beiden  Enden  der  für  die  Kordons  bestimmten  Linie 
befestigt,  so  schlägt  man  auf  der  einen  Seite  der 
Steine  einen  Pfahl  von  gegen  18  Zoll  Länge  schief 
in  die  Erde  (s.  B.  b.j;  damit  der  Draht  durch  die 
eigene  Schwere  sich  nicht  senken  kann,  wird  ferner 
alle  15  Fnss  ein  senkrechter  Pfahl  in  die  Erde  ge- 
schlagen,  auf  dem   der  Draht  ruhet. 

Sind  diese  Vorbereitungen  geschehen,  so  nimmt 
man  verzinkten  oder  unverzinkten  Draht  No.  14 
oder  15,  befestigt  ihn  an  der  Hafte,  bringt  ihn  auf 
dem  schiefen  Pfahle  an  und  geht  mit  ihm  dem  an- 
deren Ende  der  Kordonlinie,  alle  15  Fuss  ihn  auf 
deni  graden  Pfahl  auflegend,  zu,  um  ihn  daselbst 
über  den  davor  befindlichen  Pfahl  hinweg  an  der 
anderen  Hafte  anzubringen.  Nun  setzt  man  den 
Drahtspanner  genau  über  der  Stelle,  wo  der  erste 
schiefe  Pfahl  in  die  Erde  geht,  ein.  Wie  ich  es  früher 
in  meiner  Abhandlung  über  Dralitgeländer  beschrie- 
ben (s.  S.  103),  wird  der  Anfang  des  langen  Drah- 
tes durch  die  Löcher  b  und  c.  des  Drahtspaiiners  ge- 
steckt und  die  Walze  mit  dem  Schlüssel  so  lange  her- 
umgedreht,  bis   die  gehörige   Spannung    erreicht    ist. 

Was  ich  früher  schon  gesagt  habe,  gilt  auch 
hier.  Ist  die  Kordonlinie  über  300  Fuss  lang,  so 
wird  der  Drahtspanner  in  der  Mitte  derselben  an- 
gebracht. Ist  dieser  an  seiner  Stelle,  so  beginnt  das 
Pflanzen.  Die  einfachen  Kordons  (s.  Fig.  B.)  wer- 
den 4^ — 5  Fuss  von  einander  gebracht.  Wenn  es 
möglich  ist,  so  bringt  man  die  Spitze  des  Kordons 
nach  der  Morgen-  oder  Mittagseite  hin  an.  Wer- 
den zwei  Reihen  Kordons  hinter  einander  gepflanzt, 
so  lichtet  man  es  so  ein,  dass  die  Stämmclien  bei- 
der  Reihen  miteinander   abwechseln   (s.   Fig.  J.). 

Je  nachdem  man  das  iniverästclte  Stämmchen 
nur  nach  einer  Seite  hin  horizuntal  legt  oder  oieses 
an  der  Spitze  sich  in  zwei  gleich  starke  Aeste  theilt 
und  diese  nach  entgegengesetzten  Richtungen  hori- 
zontal längs  des  Drahtes  ausgebreitet  werden,  unter- 
scheidet man  den  einfachen  oder  doppelten  Kordon 
(Fig.  B.  u.  E.).  Die  letzteren  müssen  natürlich  eine 
grössere  Entfernung  (6  —  7  Fuss)  haben.  H.iupt- 
saehe  ist  bei-  diesem  Kordon,  dass  die  Veredelnngs- 
stelle  sich  immer  über  der  Erde  befindet.  Hat  man 
diese  Vorsieht  nicht  getroffien,  so  kommt  es  sehr 
häufig  bei  Aepfeln  vor,  dass  der  in  der  Erde  be- 
findliche Theil  Wurzeln  schlägt.  Damit  treibt  das 
Stämmchen  zwar  sehr  üppig,  trägt  aber  keine  Früchte. 

Pflanzt  man  schon  gebildete  Bäume,  so  wird  der 
letztjährige  Trieb  ungefähr  auf  die  Hälfte  zurüek- 
geschnitten.  Pflanzt  man  aber  nocii  ungebildete,  so 
wird  nur  ungefähr  der  dritte  Theil  weggeschhitten. 
Das  Umbiegen  geschieht  er.-t  im  Frühjahre,  wenn 
der  Saft  schon  in   dem  Stänunchcn   ist.     Grund   dazu 


128 


ist,  dass  dieses  sich  leichter  biegen  lässt.  —  Den 
Sommer  hindurch  beginnt  das  Abkneipen  oder  Piu- 
ciren  der  Nebentriebe  auf  3 — 4  Augen.  Der  Haupt- 
trieb wird  natürlich  nie  abgekneipt  und  nur  sehr 
locker  angebunden,  damit  der  Saft  ungestört  bis 
iii  die  Spitze  gehen   kann. 

Jedes  Jahr  wird  der  Haupttrieb  je  nach  seiner 
Stärke,  4 — 6,  auch  8  Zoll  verlängert.  Nach  eini- 
gen Jahren,  wenn  die  Spitze  von  einem  Baume  die 
Rückseite  des  nächsten  berührt,  so  kann  dieselbe 
an  diesem  ablaktirt  werden.  Es  versteht  sich,  dass 
dieses  Abiaktiren  nur  bei  einfachen  Kordons  zweck- 
mässig ist,  weil  der  Saft  von  jedem  Baume  eine 
und  dieselbe  Richtung  hat.  Man  hat  dadurch  den 
Vortheil,  dass,  wenn  ein  Stämmchen  schwach  und 
das  andere  stark  treibt,  das  erstere  durch  den  Saft 
des  letzteren  wesentlich  in  seiner  Vegetation  unter- 
stützt wird,  ohne  dass  die  Qualität  der  Früchte  da- 
durch auch  nur  im  Geringsten  geändert  wird.  Diese 
Formenbäume   kann   ich   nicht  genug   empfehlen. 

Birnen-Kordons  werden  ziemlich  auf  dieselbe 
Weise  erzogen,  nur  muss  die  Entfernung  der  ein- 
zelnen Stämmchen  zwei   Drittel  mehr   betragen. 


Die 

Pflanzen-  luid  ßlunicn-AnsstcllHng 

btr  (StCrUfcljaft  bcr  (§arttnfrrunbr. 

Am  20.  bis  21.  März  d.  J.  fand  die  Frühjahrs- 
Blumen -Ausstellung  der  Gesellschaft  der  Garten- 
freunde Berlins  wieder  in  den  beiden  vorderen  Sä- 
len des  Hotel  Arnim  (unter  den  Linden  No.  44) 
statt,  und  hatten  die  Aufstellung  derselben  2  Mit- 
glieder des  Vereines,  die  Obergärtiier  Eggebrecht 
und  Hornemann,  übernommen.  Die  Betheihgung 
an  der  Ausstellung,  sowohl  von  Seiten  der  Ausstel- 
ler, als  auch  der  Besuchenden,  war  diesmal  eine 
um  so  grössere,  da  ausser  den  gewöhnlichen  Ein- 
trittskarten, die  imeutgeldlich  vertheilt  waren,  auch 
noch  Eintrittskarten  zu  5  Sgr.  an  der  Kasse,  zur 
Unterstützung  der  in  Schleswig-Holstein  verwunde- 
ten Krieger  und  der  Hinterbliebenen  derselben  ver- 
kauft wurden. 

Die  Tage  der  Ausstellung  wurden  durch  gün- 
stiges Wetter  zwar  unterstützt,  doch  erlaubte  die 
noch  etwas  winterliche  Temperatm-  den  Transport 
grösserer  tropischer  Orchideen  noch  nicht,  weshalb 
dieser  schwankende  Geist  leider  nur  in  kleineren, 
wenn  auch  schon  blühenden  Exemplaren  vertreten 
war. 


Im  Ganzen  und  Grossen  bildeten  den  Hauptpunkt 
der  Ausstellung  Azaleen,  Rhododendron,  Hyazinthen, 
Amaryllideen,  schön  blühende  Rosen,  die  mit  Cy- 
clamen,  Eriken,  Farnkräutern  und  grösseren  schö- 
nen Blattpflanzen  untermischt  waren,  und  die  durch 
Fülle  der  Blüthen  oder  auch  durch  geschmackvolle 
Anordnung  dem  Auge  einen  freudigen  und  wohl- 
thuenden   Blick  gewährten. 

Prämiirt  wurden  eine  Pflanzengi-uppe  der  Kunst- 
und  Handelsgärtner  Chou^  und  Friebel,  die  Ro- 
sen des  Kunstgärtners  J.  George,  die  Hyazinthen 
der  Kunst-  und  Handelsgärtner  Christoph,  Frie- 
bel und  Mewes,  die  Amaryllideen  des  Kunst-  und 
Handelsgärtners  Hoffmann,  die  Orchideen  des 
Kunst-  u.  Handelsgärtners  Allardt.  Einige  schöne 
Schaupfianzen  des  Banquicr  Wagen  er  (Obergärt- 
ner Eggebrecht),  des  Kaufmanns  Gilka  (Ober- 
gärtner Hornemann)  und  des  Kunst-  u.  Handels- 
gärtners Friebel,  sowie  eine  Blattpflanzen-Gruppe 
desselben,  und  endlich  die  eingesendeten  geschmack- 
voll zusammengestellten  Terrarien  des  Kunst-  und 
Handelsgärtners  Ben  da.  Eine  ehrende  Anerken- 
nung durch  die  Preisrichter  erhielten  die  Pflanzen 
des  Kaufmanns  Heyl  (Obergärtner  Bade)  und  die 
Dianella  des  Kunst-   und   Handelsgärtners  Botz. 


Au  die  Mitglieder  des  Vereines. 

Von  dem  Versuchsfelde  des  Vereines  können 
noch  Stecklinge,  resp.  Pflanzen  an  Mitglieder  ab- 
gegeben werden.  Wir  ersuchen  deshalb  alle  die, 
welche  an  der  Vertheilung  Antheil  nehmen  wollen, 
sich  an  den  Inspektor  B o u c h(5  im  botanischen 
Garten  zu  wenden.  Demnach  sind  bis  Ende  April 
zu  haben:  Stach  elbe  er- St  rauch  er  und  Viola 
tricolor  maxima,  von  Mitte  Mai  ab  hingegen: 
Verbenen,  Scarlet-Pelargonien,  Pentstemon's 
und  andere  Pflanzen  zum  Auspflanzen  auf  Gruppen. 


Räuclier-  Apparate 


zur  Vertilgung  der  schädlichen  Insekten  und  Blatt- 
läuse in  den  Treibhäusern  und  Beeten,  mit  Tabak 
und  Insektenpulver  zu  räuchern,  die  grossen  zu 
3^  Thlr,  die  kleineren  zu  2i  Thlr  pro  Stück,  sind 
wieder  vorräthig  und  werden  auf  Bestellung  nach 
allen   Gegenden  verschickt  von 

Klenipnernieister, 

Leipzigerstr.  92  in   Berlin. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
Koramandantcn-Strassc  No.  62. 


Druck  der  C.   F  eiste  r'. sehen   Buchdruckerei  in   Berlin, 
Zielen. Platz  No.  2. 


Wochenselirift 


des 


Vereines  zur  Beförderung  des  dlarteiibaues  in  den  König;!.  Prenssisclien  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur : 
P*r-ofessor  I>v.  Karl  K^och, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  17. 


Berlin,  den    30.  April 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt;      Ueber  den  Zustand  des  Obstbaues  im  Herzogthuui  Meiningen.    Vom  Medizinal-Assessor  Jahn  in  Meiningen.  —  Allerlei 
aus   der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde.    V.  —  Bericht   über  die  Ausstellung  der  Sektion  des  Gartenbau-Vereines  in  Breslau. 


Sonntag,  ilcii  8.  iflai,   Mittags  \12  Uhr,    tintlet  im  Englischen  Hause  (Illuhrenstr.  INo.  4*J)  eine  Versammlung  des  Ver- 
eines zur  Betonierung  ties  Gartenbaues  statt,  wozu  die  geelirten  lUitglieder  eingeladen  werden. 


Heber  den  Zustand  des  Obstbaues 

im  Herzogthum  Meiningen. 

Vom  Medizinal-Assessor   Jahn   in  Meiuiugcn. 

Mit  der  Obstbauinzuelit  sind  im  Meiiiiiiger  Lande 
Viele  gerne  beschäftigt,  obgleicli  der  Erfolg  den  Er- 
wartungen liier  und  da  nicht  entspricht.  Die  mehr- 
fach gebirgige  Beschafi'enheit  desselben  bringt  es 
zwar  mit  sich,  dass  an  Stellen,  die  zur  Bearbeitung 
mit  dem  Pfluge  nicht  geeignet  sind,  viele  Obst- 
bäume ihren  Platz  gefunden  haben,  allein  es  fehlt 
dann  häufig  an  der  hinlänglichen  Bodentiefe  und 
es  wirken  auch  zu  oft  die  klimatischen  Verhält- 
nisse störend  ein. 

Die  Bcliördcü  des  Landes  haben  von  jeher 
ebenfalls  ihr  Augenmerk  auf  die  Obstj)flanzungen  ge- 
richtet, und  man  hat  die  Zahl  der  Bäinne  stets  zu 
mehrennnd  die  Liebe  dazu  anzuregen  gesucht;  hiervon 
geben  mehrfache  Verordnungen  und  Ausschrei- 
ben, sowohl  der  früheren  Herzogl.  Landcsregierimg, 
wie  des  jetzigen  Herzogl.  Staatsministeriums  Zeug- 
niss.  So  muss  z.  B.  auch  jeder  Domainenpäcliter 
nach  Vollendung  der  Pachtzeit  dieselbe  Menge  von 
Obstbäumen  überliefern  und  jährlich  eine  gewisse 
Zahl  auf  geeignete  Plätze  neu  pflanzen.  Es  be- 
steht ferner  seit  längeren  Jahren  die  Bestimmung, 
dass  jeder  junge  Eliemann  3  Stück  Obstbäume  in 
seiner  heimathlichen  Flur  zu  pflanzen  hat.  Die 
Gemeinden  sind  überall  angewiesen.  Triften  und 
Wege  mit  Obstbäumen  zu  bepflanzen  und  zu  die- 
sem Ende  eigene  Baumschulen  zu  unterhalten,  die 
in  früherer  Zeit  ganz  zweckmässig  meist  von 
SchuUehreru   gepflegt  wurden,   zu   deren   Belehrung, 


wie  vor  40  bis  50  Jahren,  so  auch  jetzt  noch  in 
dem  Landes-Seminare  darauf  bezüglicher  Unterricht 
ertheilt  wird.  Doch  auch  sonst  fehlt  es  nicht  an 
Aufmunterung,  denn  erst  noch  im  vorigen  Jahre 
wurden  in  einer  öffentlichen  Bekanntmachung  des 
Herzogl.  Staatsministcriums  diejenigen  belobend  ge- 
nannt, welche  sich  der  Obstbaumzucht  im  Lande 
am  thätigsten  annahmen,  und  auf  der  andern  Seite  ge- 
währen strafgesetzliche  Bestimnuingen  gegen  Baum- 
frevel und   Beschädigungen   den   nöthigen   Schutz. 

Li  neuerer  Zeit  wirken  nebenbei  in  solcher  Be- 
ziehung mehre  im  Lande  besteheqde  Gartenbau- 
Vereine,  der  Verein  für  Pomologie  und  Gar- 
tenbau in  Meiningen  und  die  Gartenbau- 
Vereine  in  Saal  fei  d  und  Römhild  ebenfalls  be- 
lehrend und  anregend  und  suchen  durch  periodische 
Ausstellungen  die  besten  Obstsorten  dem  PubHkuni 
anschaulich  und  durch  unentgeltliche  Abgabe  von 
Edelreisern  zugänglich  zu  machen.  Der  Meinin- 
ger  Verein  besteht  am  längsten  und  zwar  seit 
dem  Jahre  1838  und  hat  sich  bestrebt,  durch  seine 
Jahresberichte  und  anderweitigen  Veröft'cntlichungen 
über  Pflanzung  und  Wartung  der  Obstbäume,  über 
die  Einrichtung  von  Baumschulen  und  ihre  Unter- 
haltung, über  den  Schnitt  der  Obstbäume,  über 
die  Vertilgung  der  Eaupen  und  anderer  schädlichen 
Lisekten  u.  s.  w.,  im  Betriebe  der  Baumzucht  bessere 
Kenntnisse  zu  verbreiten  und  nebenbei  deren  An- 
wendung zu  lehren,  wie  z.  B.  sein  Direktor  und 
ein  Mitglied  des  Vorstandes  nach  dem  Wunsche 
der  Oberbehörde  jungen  Leuten  vom  Lande  im  Baum- 
schulen- und  Bainnwärter-Dienste  und  ein  anderes 
Vorstands-Mitglied   den   älteren  Knaben  der  Bürger- 

17 


130 


schule  im  Veredeln  und  über  das  Wachsthiun  der 
Obstbäume  Unterricht   ertheilt  hat. 

Aus  diesem  Grunde  hat  sich  wohl  dieser  Verein 
auch  der  besonderen,  fast  jährlichen  Unterstüt- 
zung mit  einer  gewissen  Summe  aus  dem  beste- 
henden Fonds  für  Landeskultur  und  des  lan- 
desherrlichen Wohlwollens  zu  erfreuen.  Dies 
ergibt  sich  auch  daraus,  dass  S e.  Hoheit  der 
Herzog  bereitwilligst  vor  längerer  Zeit  schon  auf 
die  vom  Vereine  erbetene  Einrichtung  eines  grös- 
seren Obstgartens  zur  Aufnahme  von  Mut- 
terbäumen neuer,  unter  den  diesseitigen  klimati- 
schen Verhältnissen  zu  erprobender  Obstsorten  gnä- 
digst einging,  dass  ferner  H öchstder selbe  ebenso 
gerne  die  Betheiligung  der  Herzog].  Hof- 
gärten im  Lande  und  besonders  des  Hofgartens 
in  Meiningen  bei  Ausstellungen  daselbst  ge- 
stattet, so  dass  letztere  hierdurch  meist  sehr  reich- 
haltig ausfielen  imd  es  z.  B.  auch  noch  in  dem 
obstarmen  Jahre  1863,  unter  Antheilnahme  der 
obengenannten  anderen  Gartenbau-Vereine  im  Lande, 
mit  welchen  der  ^leiniuger  Verein  gerne  Hand  in 
Hand  geht,  gelang,  doch  noch  ein  ziemlich  ansehn- 
liches Obstsortiment  nach  Görlitz  zu  bringen.  Zu 
erwähnen  ist  ferner,  dass  S e.  Hoheit  der  Her- 
zog zeither  regelmässig  den  von  dem  Vereine  ge- 
wünschten, ihm  selbst  nicht  zu  ermöglichenden 
Ankauf  des  Arnoldi 'sehen  Obstkabinets  über- 
nahm, auch  dass  Se.  Hoheit  der  Erbprinz  Georg, 
welcher  in  Begleitung  Ör.  Excel,  des  Herrn  Staats- 
Ministers  V.  Krosigk  der  Feier  des  25-jährigen 
Bestehens  des  Vei-eiues  in  diesem  Jahre  beiwohnte, 
sich  zum  Ankaufe  eines  werth  vollen,  in  der  Ver- 
einsbibliothek fehlenden  Kupferwerkes  erbot,  und 
dass  das  hohe  Herzogl.  Staats  -  Ministerium 
dem  Vereins-Direktor  im  Jahre  1862  die  Mit- 
tel zum  Besuche  des  internationalen  Kongresses 
in  Namur  bewilligt  hat. 

In  solcher  Weise  wird  freilich  dem  Meininger 
Vereine  sein  Wirken  und  Fortschreiten  auf  der  be- 
tretenen Bahn  wesentlich  erleichtert,  allein  er  be- 
darf nach  seiner  Oertlichkeit  auch  am  meisten  der 
Unterstützung,  indem  die  Gegend,  wie  überhaupt 
der  nördlich  ziehende  Theil  des  Wervathales,  in 
welchem  Meiningen  liegt,  dem  Obstbaue  am  we- 
nigsten günstig  ist;  doch  mögen  in  dem  besser 
oben  im  Werragrunde  liegenden  Theile  der  Hild- 
burghäuser Landschaft  aus  gleichen  Gründen  ähn- 
liche Verhältnisse  herrschen.  Das  Werrathal  bildet 
nämlich  den  tiefsten  Einschnitt  zwischen  dem  Rhön- 
und  ThUringerwald-Gebirge ;  ausser  den  an  sich  kal- 
ten nördliihen  Windströmen  fliesst  noch  die  an  den 
Hochgebirgen  abgekühlte  Luft  herab  in  das  Thal 
und  vermehrt  so  die  Kälte,  die  im  Winter  schon 
öfter  mehr  als   20"  R.  betrug  und  meist  um   einige 


Grade  stärker  ist,  als  sie  das  Thermometer  2  bis  3 
Stunden  von  uns  entfernt  auf  dem  mehr  flachen 
und  selbst  auf  dem  höher  gelegenen  Lande  zeigt. 
Unsere  Bäume  sind  deshalb  dem  Erfrieren  sehr  häu- 
fig ausgesetzt,  aber  es  wirken,  wenn  sonst  dieselben 
auch  gut  durch  den  Winter  kommen,  die  vielen 
Spätfröste  noch  schädlich,  indem  sich  die  Lebens- 
kraft des  Baumes  durch  den  steten  Temperatur- 
Wechsel  bald  erschöpft;  denn  Mittags  12  bis  15 
Grade  Wärme  und  Nachts  5  bis  8  Grade  Kälte 
sind  gegen  das  Frühjahr  hin  nichts  Seltenes,  und 
besonders  der  Wallnussbaum,  welcher  auf  den  Hö- 
hen unserer  Berge  gut  gedeiht  und  vielfach  ge- 
pflanzt wird ,  kann  diesen  Temperaturwechsel  im 
Thalgrunde  nicht  aushalten. 

Unsere  Voi  fahren  haben  dies  längst  ebenso 
gefühlt  und  sind  in  dem  Bestreben,  ebenso  gute, 
aber  härtere  und  dem  Klima  besser  widerstehende 
Sorten  aufzufinden  und  den  Obstbau  einträglich  zu 
machen,  zwar  nicht  glücklicher  gewesen,  dafür  aber 
desto  bessere  Sortenkenner  geworden.  Denn  schon 
100  Jahre  vor  uns  hat  Zink,  einer  der  ältesten 
deutschen  Pomologen,  in  Meiningen  gelebt,  ferner 
ordnete  Pfarrer  Heim  in  Effelder,  fast  auf  der 
Höhe  des  Thüringer  Waldes,  des  Freilierrn  von 
Truchsess  treff"liches  Kirschenwerk  und  ungefähr 
um  gleiche  Zeit  mit  letzterem  haben  Andere  in 
Meiningen  mit  Christ,  Sickler,  Diel,  auch  Truch- 
sess eifrig  verkehrt,  so  dass  von  ihnen  schon  auf 
die  jetzigen  Zeitgenossen  mehrfach  gute  pomologi- 
sche  Kenntnisse  übergingen,  und  dass  überhaupt  in  der 
Gegend  eine  grosse  Menge  von  edlen  Obstsorten 
verbreitet  ist.  Die  Bekanntschaft  mit  diesen  letz- 
teren hält  die  Liebe  zum  Obstbau  doch  auch  in 
Meiningen  immer  wach,  und  man  lässt  nicht  nach, 
anstatt  der  in  solcher  Weise  vor  der  Zeit  abgängig 
werdenden  Obstbäume  neue  zu  pflanzen,  um  so 
mehr,  als  es  daselbst  einzelne  mehr  gegen  den 
Luftzug  geschützte  Lagen  gibt,  und  als  es  auch  in 
den  Zwischenthälern  und  selbst  auf  den  Höhen  der 
Berge  schon  besser  ist  und  besonders  ausserhalb 
des  Werrathales  sogar  öfter  noch  gute  Ernten  ge- 
wonnen werden,  durch  welche  sich  mehrere,  einige 
Stunden  von  Meiningen  entfernte  Ortschaften,  z.  B. 
Stepfershausen,  Seba,  Oepfershausen,  Sinnershauseu 
u.  s.  w.  besonders  auszeichnen.  Hauptsächlich  aber 
auf  die  um  die  Ortschaften  und  Häuser  herumge- 
legenen geschützten  Gärten,  auf  die  Anpflan- 
zung des  Obstbaumes  an  Mauern  und  Wände 
und  auf  die  mehr  niederstämmige  Erziehung 
des  Obstbaumes  im  Allgemeinen  hat  der  Meininger 
Verein  in  seinem  Schriftchen:  ,Ueber  den  länd- 
lichen Gartenbau"  sich  besti-ebt,  die  Aufmerk- 
samkeit wegen  des  vermehrten  und  sicheren  Ertra- 
ges  hinzulenken. 


131 


In  den  übrigen  Tlieilen  des  Herzogthums  gibt 
es  ebenfalls  Gegenden,  wo  das  Obst  besser  und 
sogar  recht  gut  gedeiht,  und  in  welchen  deshalb 
Obstbäume  mit  mehr  Vortheil  gepflanzt  werden. 
Schon  in  dem  sogenannten  Meininger  Unter- 
lande, in  der  Gegend  von  Wernshausen  bis  Sal- 
zungen, wo  das  Werrathal  breiter  wird  und  die 
Hochgebirge  mehr  zurücktreten,  steht  es  mit  dem 
Obstbau  besser,  überhaupt  ist  die  fernere,  wegen 
veränderter  Richtung  mehr,  und  sogar  um  Witzen- 
hausen (im  Hessischen,  bekannt  wegen  seines  be- 
deutenden Kirschenbaues,)  sehr  günstige  Beschaffen- 
heit bekannt.  Doch  auch  noch  aus  der  Gegend 
von  Schweina  bei  Bad  Liebenstein,  in  welcher 
nach  dem  Bestände  der  dortigen  Pflanzungen  der 
Obstbaum  gut  gedeiht,  sah  man  auf  der  letzten 
Ausstellung  in  Meiningen  recht  schönes  imd  zum 
Theil  sehr  edles  Obst.  —  In  der  Ergiebigkeit  steht 
jedoch  die  Grafschaft  Kamburg  oben  an.  Die 
in  dortiger  Gegend,  besonders  im  Saalthale  vielfach 
angepflanzten  Bäume  der  Hauszwetsche  geben 
reichliche  Ernten  und  die  Güte  der  getrockneten 
Saalzwetschen  (gebackene  Pflaumen  dort  genannt) 
ist  weithin  bekannt,  aber  auch  anderes  Obst 
wächst  dort  meist  gross  und  schön  und  wird  mit 
den  Zwetschen  an  die  sogenannten  Oebster,  welche 
ihre  beweglichen  Trocken-Darrcn  au  irgend  einem 
angemessenen  Platze  im  Freien  aufscjilagen,  zu  ho- 
hen Summen  verkauft*).  —  Nächst  dieser  erfreut 
sich  die  Gegend  um  Saalfeld  günstiger  klima- 
tischer und  Boden -Verhältnisse,  der  Frühling  tritt 
meist  14  Tage  früher  als  um  Meiningen  ein  und 
gute  Obstjahre  sind  hier  häufig;  doch  hatten  in 
vorigem  Jahre  die  hochgelegenen  Gärten  von  der 
grünen  Spaimraupe  ebenso  viel  wie  um  Meiningen 
zu  leiden.  Ausser  der  bei  Saalfeld  ebenfalls  viel 
gepflanzten  Hauszwetsche  bilden  Birnen  (z.  B.  die 
Hopfenbirne,  die  unter  dem  Namen  Stieglitzbirne 
dort  am  liebsten  gepflanzt  wird)  einen  Hauptge- 
genstand des  Obsthandels,  doch  gedeihen  auch 
Aepfel  und  auf  geschütztem  Stande  sogar  Apri- 
kosen. In  den  Ortschaften  Unterwirrbach  und 
Kulm  wird  auch  die  Kirschenzucht  fleissig  betrie- 
ben. Die  Pfirsiche  luid  den  Wein,  welcher  mn 
Kam  bürg  noch  in  wirklichen  Weinbergen  wächst 
und  zu  Most  gekeltert  wird,  zieht  man,  in  Saalfeld  mit 
Ausnahme  der  beiden  Dörfer  Preilipp  und  einzel- 
ner Orte  am  Südabhange  des  ßothen  Berges,  wo 
ebenfalls    Weinberge    bestehen,    nur    am    Spaliere, 


*)  Die  Grafschaft  Oamburg,  eine  von  Preusseu  und  Sacli- 
sen-Weimai-  umschlossene  Enclave  a.  d.  Saale  zwischen  Naum- 
burg und  Jena,  Iiat  eine  weit  günstigere  Lage,  als  das  übrige 
Herzogtlium  und  besonders  an  den  Bergen  zwischen  Camburg 
und  der  Weimarischen  Grenze  südlieh,  wo  das  Dorf  Wichmar 
sich  auszeichnet,  wird  auch  viel  Wein  gebaut. 

Anmerk.   d.  Red. 


indessen  brauchen  die  vor  vielen  Häusern  in  Saal- 
feld angepflanzten  und  diese  im  Sommer  sehr  zie- 
renden, zum  Theil  sehr  alten  Reben  im  Winter 
nur  mit  Stroh  umhüllt,  nicht  niedergelegt  zu  wer- 
den, wie  letzteres  in  Meiningen  geschehen  muss, 
wenn  keine  Verluste  entstehen   sollen. 

Ferner  ist  die  Umgegend  des  gegen  Meiningen 
(welches  900  Fuss  über  der  Meeresfläche  liegt)  um 
50  Fuss  höher  und  freigelegenen  Römhild  zum 
Obstbau  gnt  geeignet,  und  besonders  liefern  das 
nahe  Dorf  Haina  und  die  sich  an  die  beiden 
Gleichberge  anlehnenden  und  durch  diese  gegen 
kalte  Luftströmungen  geschützten  Römhilder  Berg- 
gärten in  guten  Jahren  reichlichen  Ertrag.  Auch 
dies  Obst  ist  schön,  zum  Theil  sind  es  je- 
doch ältere,  aus  Christ's  und  noch  früherer  Zeit 
herstammende,  jetzt  verlassene,  dem  Namen  nach 
deshalb  unbekannte  Sorten;  jedoch  ist  der  dortige 
Gartenbau- Verein  bereits  im  Besitze  der  neueren 
besseren  Früchte,  die  sich  bald  weiter  verbreiten 
werden.  In  einigen  hoch  und  an  einer  südlichen 
Abdachung  des  Gleichbergs  liegenden  Dörfern  des 
Römhilder  Amtsbezirks,  z.  B.  in  Sülz  dort',  gedei- 
hen Süsskirschen  vortreft'lich  und  werden  in 
grosser  Menge   ausgeführt. 

Auch  die  Gegend  von  Kranichfeld  würde 
bei  dem  Schutze,  den  sie  durch  die  Berge  fast 
ringsum  geniesst,  sich  jedenfalls  zum  Obstbau  eig- 
nen ;  doch  ist  bis  jetzt  dort  wenig  geschehen  und 
nur  mit  Bepflanzung  der  vor  etwa  15  Jahien  an- 
gelegten Fahrstrasse  hat  man  den  Anfang  gemacht, 
an  welcher  die  Bäume  recht  gut  fortkommen. 
Angebhch  sind  dort  Felddiebstähle  sehr  häufig  und 
verbittern  die  Gartenlust,  doch  würden  dieselben 
bei  guter  Ortspolizei  wohl  zu  verhüten  sein ,  auch 
seltner  vorkommen,  wenn  der  Obstbaum  erst  häu- 
figer gepflanzt  und  so   das  Obst  allgemeiner  würde. 

Auf  den  Höhen  des  Waldes,  im  sogenann- 
ten Alt-Meininger-Oberlande,  in  den  Amtsbezirken 
Eisfeld,  Sonneberg  u.  Gräfenthal,  sind  Sauer- 
kirschen und  Johannisbeeren  fast  noch  das  einzige 
Obst,  welches,  wenn  es  auch  spät  reift,  doch  zu 
Kuchen  u.  s.  w.  noch  gerne  gepflanzt  wird.  Doch 
gedeiht  der  Obstbaum  immer  noch  au  geschützten 
Stellen  in  den  Thalgründen,  oder  wo  diese  in's 
flache  Land  auslaufen,  oder  er  wird  an  Mauern  und 
Wänden  und  in  Hausgärten  erzogen.  Auch  die  an 
der  Chaussee  von  Gräfenthal  nach  dem  Loquitz- 
grunde  vor  etwa  10  bis  15  Jahren  gepflanzten 
Obstbäume  gedeihen  sichtbar  gut  und  es  war 
sehr  erfreulich,  sie  im  Herbste  1803  mehr  mit 
Früchten  behangen  zu  sehen,  als  letzteres  in  den 
meisten  übrigen  Gegenden  des  Landes  der  Fall  war. 

Der  Verwaltungs-Amtsbezirk  Held  bürg  scheint 
nach  Bodenbeschaifenheit  und  mehr  südlicher  Lage 

17* 


132 


dem  von  Römhild  ähnlich  und  zum  Theil  noch 
hesser  zu  sein ,  doch  wird  das  Klima  keineswegs 
als  mild  und  besonders  die  rauhe  Luft  wird  als 
ungünstig  für  die  Baumzuoht  geschildert,  was  wohl 
auf  Spätfrösten  beruht.  Wirklich  sah  man  in  die- 
sem Jahre  selbst  in  neueren  Pflanzungen  eine  Menge 
abgestorbener  oder  kranker  Stämme,  und  nur  die 
Gärten  am  Heldburger  Festungsberge,  aus 
welchen  zu  einer  früheren  Ausstellung  in  Meinin- 
gen recht  schönes  Obst  geliefert  wurde,  schie- 
nen sich  wegen  des  vom  Berge  gewährten  Schutzes 
besser  zu  befinden.  Doch  kann  auch  die  anhaltende 
Trockenheit  des  Bodens  in  niehrern  zeitherigen  Som- 
mern verderblich  auf  die  dortigen  Pflanzen  gewirkt 
haben,  denn  auch  anderwärts  ging  eine  Menge  schö- 
ner Obstbäume  aus  dieser   Ursache  zu   Grunde. 


Allerlei 

aus  der  (lärtuerei  und  Pflauzeiikuiide. 

V. 

Die  Besetzung  der  Stelle  des  verstorbenen 
Ober-Hofgärtners  Ferd.  Fintelmann  in  Charlot- 
tenburg hat  eine  Reihe  von  Veränderungen  in  dem 
Personale  der  Königlichen  Hofgärtner  hervorgeru- 
fen. Hofgärtner  Karl  Fintelmann,  bisher  am 
Neuen  Palais  bei  Potsdam,  ist  nach  Charlottenburg 
übergesiedelt;  an  seine  Stelle  ist  bereits  der  Hof- 
gärtner Emil  SeUo  getreten,  der  bisher  die  Ver- 
waltung und  Aufsieht  in  den  neuen  Anlagen  bei 
der  neuen  Orangerie,  am  Pfiugstberge  u.  s.  w.  hatte. 
Dieser  wird  durch  den  Hofgärtner  Kühne,  bisher 
in  Paretz,  einem  Königliehen  Lustschlosse  an  der 
Havel,  ersetzt,  wo  endlich  der  bisherige  Oberge- 
hülfe  im  Reviere  des  Neuen  Palais,  Wilke,  die 
Verwaltung  und  Leitung  erhalten  hat. 

Auch  der  Garten -Lispektor  Hering,  der  be- 
kanntlich 1 G  Jahre  lang  in  Kaiserlich  -  Russischen 
Diensten  bei  Petersburg  angestellt  war  und  seit 
mehrern  Jahren  in  Berlin  als  Privatmann  lebte,  ist 
wiederum  in  Königliche  Dienste  getreten  und  zum 
Hofgärtner  an  dem  Königlichen  Schlosse  Benrath, 
wo  jetzt  der  Fürst  von  Hohenzollern  residirt,  er- 
nannt. Hering  ist  unbedingt  einer  der  genialsten 
Gartenkünstler,  der  seine  ersten  Schulen  unter  dem  Für- 
sten Pückler- Muskau  und  unter  Lenne  gemacht  hat. 

Auch  in  Kassel  sind  Veränderungen  vorgekom- 
men. Der  Hof- Garten -Direktor  Hentze  hat  sich 
in  Ruhestand  versetzen  lassen,  und  dir  bisherige 
Hofgärtner  Senn  holz  auf  Wilhelmsliöhe  ist  an 
seine  Stelle  gekonnneu.  Es  sei  uns  erlaubt,  diese  Ge- 
legenheit zu  ergreifen,  um  einige  Worte  über  einen 
Mann  zu  sagen,  der  sieh  gleich  grosse  Verdienste 
lim    Praxis    und    um    Wissenschaft    erworben    hat. 


Wilhelm  Hentze  wurde  am  14.  September  1793 
geboren  und  befindet  sich  demnach  jetzt  im  71. 
Lebensjahre.  Sein  Vater  war  der  1 824  in  Wil- 
helmsthal bei  Kassel  verstorbene  Hofgärtner  Karl 
Hentze.  Dieser  hat  wesentlich  bei  der  Ausfüh- 
rung der  gi-ossartigen  Park-Anlagen  des  Lustschlos- 
ses Weissenstein ,  der  jetzigen  Wilhelmsliöhe,  iu 
den  80ger  und  UOger  Jahren  beigetragen  und 
wurde  nach  der  Vertreibung  der  Franzosen  von 
dem  damaligen  Kurfürsten  nach  dem  Lustschlosse 
Wilhelmsthal  versetzt,  um  die  dortigen  französi- 
schen Anlagen  in  englische  umzuwandeln. 

Der  Vater  Hentze,  selbst  ein  tüchtiger  Prak- 
tiker und  hauptsäcliHch  Landscliaftsgärtner,  gab 
dem  Sohne  nicht  allein  eine  vorzügliche  Erziehung, 
sondern  verstand  auch  dessen  Liebe  zu  Pflanzen 
und  Blumen  nach  allen  Richtungen  zu  fördern. 
Bei  dem  Vater  seines  Nachfolgers,  der  Hofgärtner 
auf  Wilhelmshöhe  war,  kam  der  Sohn  Wilhelm 
Hentze  in  die  Lehre  und  hatte  hier  Gelegenheit, 
nicht  allein  praktisch  sicli  auszubilden,  sondern  auch 
in  dem  nahen  Kassel  weitere  Studien  zu  machen. 
Später  kehrte  er  zu  seinem  \'ater  zurück,  wurde 
aber  alsbald,  da  er  die  französische  Sprache  geläu- 
fig redete,  von  dem  damaligen  Ober-Inspektor  Lan- 
glais,  der  kein  Deutseh  verstand,  in  dessen  Bureau 
berufen. 

Nach  der  Restauration  (1814)  wurden  ihm  die 
Anlagen  des  Bades  Plofgeismar  überti'agen.  Der 
Kurfürst  Wilhelm  IL  berief  ihn  jedoch  schon  im 
Jahre  1822  nach  Kassel  zurück  und  ernannte  ihn 
zum  Kontroleur  über  sänimtliche  Hofgärten.  Der 
reizende  Augarten  wurde  seiner  specielleii  Aufsicht 
anvertraut.  Nachdem  er  hier  zur  vollen  Zufrieden- 
heit des  Kurfürsten  Friedrich  W'ilhelin  I.  die  bei- 
den wüsten  Inseln,  die  Schwanen-lnsel  und  Sieben- 
berge, in  landschaftliche  Verbindung  mit  dem  übri- 
gen Park  gebracht  hatte,  wurde  er  im  Jahre  1834 
zum  Hof- Garten -Direktor  ernannt,  als  welcher  er 
bis  Anfang  dieses  Jahres  verblieb,  um  von  nun  an 
seinen  wissenschaftlichen  Arbeiten  allein  zu  leben. 
Wilh.  Hentze  ist  uns  seit  mehrern  Jahren 
schon  befreundet;  dendrfdogische  Studien  führten 
uns  zusammen.  Bei  allen  monographischen  Bear- 
beitungen von  im  Freien  ausdauernden  CJehölzen 
unterstützte  er  uns  auf  das  freundlichste  und  stellte 
uns  selbst  sein  ganzes  fleissig  gesammeltes  und  in- 
struktives Material  zur  Verfügung.  Mit  Vorliebe 
hat  er  von  jeher  (lendrologischen  Studien  obgele- 
gen. Wahrscheinlich  hat  der  Professor  Mönch, 
dem  wir  bekanntlich  ein  Verzeichniss  ausländischer 
Bäume  und  Sträucher  des  Lustschlosses  W^eissenstein, 
also  der  jetzigen  Wilhelnir^höhe,  verdanken,  die  in 
ihm  schon  liegende  Neigung  noch  sehr  gestärkt. 
Leider    hat    Mönch   die    aufgeführten   Gehölze   kei- 


133 


iieswegs  so  scharf  cliarakterisirt,  dass  man  sie  jetzt 
noch  mit  Genauigkeit  herausfinden  kann.  Eben 
deslialb  müssen  wir  Wilhelm  Hentze  besonders 
dankbar  sein ,  da?s  er  liier  und  da  noch  nach  vor- 
handenen Exemplaren  die  Identität  nachzuweisen 
im  Stande  ist.  Noch  neuerdings  hat  er  einige  Lin- 
den Mönch's  als  grosse  stattliche  Bäume  in  einer 
All^e  aufgefunden. 

Ausser  Linden  sind  es  die  Eichen  und  Birken, 
an  denen  Hentze  Studien  gemacht  hat,  also  2 
Geschlechter,  deren  Arten  in  der  Unterscheidung 
sehr  viele  Schwierigkeiten  darbieten.  Er  hat  sich 
den  Dank  gewiss  aller  Botaniker,  vor  Allem  der 
Dendrologen  erworben,  dass  er  die  Gehölze,  welche 
im  Freien  aushalten,  in  möglichst  vollständiger  An- 
zahl allmählig  im  Aiipark  angepflanzt  hat,  welche 
bereits  zum  Thcil  zu  stattlichen  Bäumen  herange- 
wachsen sind.  Bei  solchen  Exemplaren  allein  las- 
sen sich  gute  Diagnosen  machen.  Wir  machen  Bo- 
taniker, welche  nach  Kassel  kommen,  deshalb  auf 
den   Aupark   besmiders   aufmerksam. 

Am  1.  Mai  feiert  der  Garten-Lispektor  Sc  hoch 
in  Wörlitz  bei  Dessau  sein  fünfzigjähriges  Jubiläum. 
Man  gestatte  es  uns,  auch  über  diesen  Mann,  der 
um  die  Gärtnerei  ebenfalls  grosse  Verdienste  sich  er- 
worben, einige  Worte  zu  sagen.  Wie  W.  Hentze,  so 
gehört  auch  Gottlieb  Ludwig  Schoch  einer 
alten  Gärtnerfamilie  an.  Sein  Vater  und  sein  Ur- 
grossvater  standen  bereits  den  Wörlitzer  Anlagen 
vor,  die  in  früherer  Zeit  ausserordentlich  besucht 
wurden  und  bekanntlicli  auch  Jean  Paul  Frie- 
drich Richter  Stoft'  zu  einer  seiner  eigenthüm- 
lichsten  Bearbeitungen  Veranlassung  gaben.  Gross- 
vater mütterlicher  Seits  war  der  bekannte  Hof- 
gärtner Eyserbeck  in  Wörlitz,  später  im  Luisium 
bei  Dessau,  zu  dem  er  auch  in  die  Lehre  kam. 
Dessen  Sohn,  was  für  die  Bewohner  Berlin's  und 
Potsdam's  von  Interesse  sein  dürfte ,  legte  den 
Neuen    Garten  bei   zuletzt  genannter  Stadt   an. 

Gottlieb  Ludwig  Schoch  wurde  am  2G.  Fe- 
bruar 1794  in  Wörlitz  geboren.  Seine  weitere  Aus- 
bildung erhielt  er  in  Friedrichsfeldc  bei  Berlin,  spä- 
ter in  Charlottenburg,  in  welchem  letzteren  Orte 
der  damalige  Hofgärtner  Steiner  einen  besonders 
anregenden  Einfluss  auf  ihn  hatte.  Von  hier  aus 
wurde  er  schon  vom  Fürsten  Leopold  Friedrich 
Franz  zu  Anhalt  nach  Wörlitz  berufen,  um  seinen 
Vater,  dem  man  die  Anlegung  des  sogenannten 
Schoch'schen  Gartens  jenseits  des  See's  verdankt, 
daselbst  zu  unterstützen,  und  im  Jahre  1814  fest 
angestellt.  Doch  nur  2  Jahre  blieb  er  hier,  da  er 
181G  die  Aufsicht  des  Parkes  im  Luisium  über- 
nahm. 10  Jahre  hatte  er  diesem  rühmlichst  vor- 
gestanden, als  sein  Vater  starb  und  er  an  dessen 
Stelle    als    Herzoglicher    Hofgärtiier    trat.      In    den 


30ger  Jahren  wurde  er  zum  Garten-Inspektor  er- 
nannt, als  welcher  er  bis  auf  den  heutigen  Tag  in 
seltener  Geistes-  und  Körperfrische  fungirt  hat. 
Mag  es  ihm  vergönnt  sein,  noch  lange  hier  zu 
wirken  und  zu  schauen;  die  Liebe  und  Achtung 
aller,  die  ihn  kennen,  hat  er  sich  erworben  und  erhal- 
ten.     Mit  Befriedigung  kann    er  rückwärts  blicken. 

Wer  aber  in  die  Nähe  von  Wörlitz,  das  in 
kurzer  Zeit  von  Dessau  oder  Koswig  erreicht  wer- 
den kann,  kommt,  versäume  nicht,  Anlagen  in  Augen- 
schein zu  nehmen,  welche  in  der  2.  Hälfte  des  vo- 
rigen Jahrhunderts  weit  und  breit  berühmt  waren 
und  noch  jetzt  durch  ihre  Eigenthümlichkeiten, 
hauptsächlich  aber  durch  wunderschöne  Bäume,  be- 
sonders amerikanische,  sich  auszeichnen.  Wörlitz, 
die  W^ilhelmshöhe  und  Harbke  bei  Helmstädt  waren 
die  3  grösseren  Anlagen  im  Norden  Deutschlands, 
wo  zuerst  grössere  Mengen  von  amerikanischen  Ge- 
hölzen in  Anwendung  kamen.  In  dieser  Hinsicht 
haben  die  3  genannten  Oi'te  auch  eine  geschicht- 
liche  Bedeutung. 

Gottlob  Ludwig  Schoch  besitzt  3  Söhne 
und  1  Tochter.  Der  älteste  Sohn  ist  jetzt  Hof- 
gärtner in  Dessau  und  den  Lesern  der  Wochen- 
schrift bereits  durch  mehre  Abhandlungen  hinläng- 
lich bekannt.  Der  zweite  Sohn  hatte  in  Russland 
das  Unglück,  beide  Füsse  zu  erfrieren  und  damit 
auch  zu  verlieren.  Er  starb  vor  einigen  Jahren. 
Der  dritte  Sohn  ist  in  der  herzoglichen  Kanzlei 
angestellt. 

Ueber  den  pomologisclien  Verein  für  das  Kö- 
nigreich Hannover  können  wir  weiter  Erfreuliches 
berichten.  Der  Verein  hat  sich  in  seiner  ersten 
Versammlung,  welche  am  4.  Februar  in  Göttingen 
stattfand,  konstituirt,  einen  provisorischen  Vorstand 
gewählt  und  diesen  beauftragt,  Statuten  zu  entwer- 
fen und  diese  in  der  nächsten  Versammlung  zin- 
Beschlussnahme  vorzulegen.  Sie  liegen  bereits  vor 
und  lassen  uns  einen  Blick  in  die  Zukunft  des  Vereines 
thun.  Mau  bezweckt,  ganz  Hannover  in  den  Bereich 
seiner  Thätigkeit  zu  ziehen  und  hat  das  Land  zu 
diesem  Ende  in  bestimmte  pomologische  Distrikte 
getheilt.  Es  können  nicht  allein  Einzelne  eintreten, 
auch  ganze  Dörfer  und  Gartenbau- Vereine.  He- 
bung der  Gartenkunde  im  Allgemeinen  luid  Obst- 
baumkultin-  im  Speziellen  ist  der  Zweck.  Dem 
Vorstande  ist  es  überlassen,  die  treffenden  Massre- 
geln zu  nehmen.  Zur  Heranbildung  praktischer 
Gärtner  und  zur  Anschaffung  der  nöthigen  Pflan- 
zen ,  besonders  aber  der  passenden  Obstsorten,  so 
wie  zur  Feststellung  der  Prinzipien  einer  rationellen 
Kultur  sollen  Institute,  Musterwirthschaften,  Baum- 
schulen u.  s.  w.  gegründet  werden.  Die  hierzu  nö- 
thigen Geldmittel  gedenkt  man  durch  Aktien  her- 
beizuschaffen ;    kein  Mitglied   ist  jedoch  verpflichtet, 


134. 


Aktien  zu  nehmen.  Die  nächste  Versammlung  wird 
in  dem  Bahnhofe  zu  Nordstammen  stattfinden.  Un- 
ser Nestor  der  deutschen  Pomologie,  Superintendent 
Oberdieck,  hat  sich  bereit  erklärt,  einen  \'ortrag 
über  die  Wichtigkeit   des  Unternehmens  zu  halten. 

Die  deutschen  Pomologeu- Versammlungen  be- 
sitzen das  Verdienst,  dem  Obstbaue  seine  heutige 
Stellung  verschaft't  zu  haben;  sie  haben  angeregt 
und  vor  Allem  eine  geregelte  Nomenklatur  herbei- 
sreführt.  Das  vermochten  die  süddeutschen  Wan- 
der  -  Versammlungen  während  ihres  zehnjährigen 
Bestehens  nicht,  hauptsächlich  weil  ihnen  das  nö- 
thige  Material  fehlte,  wie  es  nur  dergleichen  mit 
den  Versammlungen  verbundene  grossartige  Aus- 
stellungen schaffen  können.  Nun  ist  es  auch  an 
der  Zeit,  dass  in  allen  deutschen  Landen  sich  po- 
niologische  Vereine  bilden ,  welche  beim  Obstbau 
den  speziellen  Verhältnissen  Kechnung  zu  tragen 
und  nur  in  ihrem  Kreise  zu  wirken  suchen.  Da- 
bei können  immer  die  grossen  Versammlungen  fort- 
dauern, um  für  weitere  Rektifikationen  neues  Ma- 
terial zu  verschaftcn,  aber  auch  ferner  anregend  zu 
wirken. 

In  Frankreich,  wo  der  Obstbau  von  jeher  mehr 
in  Aufnahme,  als  bei  uns  war,  versuchte  man  zu 
centraHsiren.  Seit  1856  kamen  daselbst  pomologi- 
sche  Kongresse  jährlich  zusammen,  die  aber,  anstatt 
von  unten  auf  Hand  anzulegen  und  zunächst  eine 
Kenntniss  des  Obstbaues  des  eigenen  Landes  zu 
erlangen,  nur  die  neueren  Sorten  beurtheilten  und 
eine  Art  Areopag  bilden  wollten ,  dem  Jedermann 
gehorchen  sollte.  Während  die  deutschen,  alle  3 
Jahre  wiederkehrenden  pomologischen  Versammlun- 
gen jedes  Mal  nach  eiuer  derselben  an  Bedeutung 
gewonnen,  nahm  in  Frankreich  das  Interesse  für 
die  pomologischen  Kongresse  allmählig  ab.  Früher 
wurden  die  Mitglieder  des  Ausschusses  aus  den 
verschiedensten  Gegenden  Frankreichs  gewählt,  seit 
dem  letzten  Kongresse  in  Lyon  besteht  er  nur  aus 
Mitgliedern  eben  genannter  Stadt.  Die  pomologi- 
schen Kongresse  für  ganz  Frankreich  fangen  dem- 
nach an,  sich  zu  überleben,  während  in  den  ein- 
zelnen Provinzen  Versammlungen  mit  Ausstellungen 
in's  Leben  gerufen   werden. 

Wie  wir  schon  früher  erwähnt  haben,  wird  der 
Obstbau  von  der  Eegierung  nicht  allein,  sondern 
auch  von  den  verschiedenen  Gartenbau-  und  land- 
wirthschaftlichen  Vereinen  wesentlich  unterstützt.  Die 
Zahl  der  Dej)artements,  wo  Vorlesungen  darüber  ge- 
halten werden,  niunnt  zu.  In  Montpellier  hält  Hor- 
toles  Vorlesungen  über  Behandlung  der  Bäume, 
der  Präfekt  des  Departements  der  Aube  hat  mehre 
Sachverständige  veranlasst,  in  verschiedenen  Kanto- 
nen Vorlesungen  zu  halten,  in  Bordeaux  ist  es 
Georges,  der  jeden  Sonnabend  vor  einem  gefüllten 


Auditorium  die  Vorlesungen  über  Behandlung  der 
Fruchtbäume  hält.  Seit  15  Jahren  geschieht  ein 
Gleiches  in  Bourg  unter  dem  Patronat  der  dorti- 
gen Gartenbau-Gesellschaft.  Carrier  hat  eine  Ein- 
gabe an  die  Regierung  der  Haut-Saöne  gemacht, 
dass  Sachverständige  in  alle  Kantone  gesendet  wer- 
den möchten,  um  Unterricht  im  Baumschnitt  zu 
geben. 

Der  erste  internationale  pomologische  Kongress, 
der  vor  1^  Jahren  in  Namur  stattfand,  hat  eben- 
falls Früchte  getragen.  Der  Präsident  der  Garten- 
bau-Akademie in  Gent,  Baumann,  einer  der  intel- 
ligentesten Obstzüchter,  hat  eben  eine  pomologi- 
sche Gesellschaft  in's  Leben  gerufen  mit  einem 
Versuchsgarten,  wo  Demonstrationen  gehalten  wer- 
den und  wo  eine  Vertheilung  von  Obstbäumen, 
Pfropfreisern  und  Früchten  stattfindet.  Etwas  Aehn- 
liches  fand   schon  länger  in   Antwerpen   statt. 

In  Kew,  in  dem  berühmten  und  grössten  bota- 
nischen Garten,  hat  man  eine  geregelte  Gartenbau- 
Schule  errichtet,  die  mit  Lairecht  manche  Angriffe 
erfahren  hat.  Man  bedenke,  dass  der  Gärtner  heut' 
zu  Tage  ein  anderer  ist,  als  vor  10  und  mehr 
Jahren,  wo  er  mehr  einen  Handwerker  darstellte 
und  auch  zuuftmässig  arbeitete.  Die  neue  Anstalt 
in  Kew  rechtfertigt  sich,  und  zwar  um  so  mehr, 
als  bedeutende  Hülfsmittel  daselbst  geboten  werden. 

In  Bordeaux  beabsichtigt  nuin ,  einen  Akklima- 
tisationsgarten anzulegen  und  hat  zu  diesem  Zwecke 
die  Domaine  Cutler  bei  Caud^rau  im  Weichbilde 
der  Stadt  Bordeaux  erworben.  Damit,  so  heisst  es 
in  einem  uns  übersandten  Schreiben,  das  neu  zu 
gründende  Institut  den  Erwartungen  der  Bewohner 
Bordeaux'  und  namenthch  den  Interessen  der  Ak- 
tionäre entspricht,  aber  auch  der  Wissenschaft  und 
Kunst  Rechnung  trägt,  soll  eine  Konkurrenz  eröft'- 
net  werden.  Dem  Schreiben  sind  2  Pläne  beige- 
fügt, von  denen  der  eine  ein  Bild  von  dem  jetzi- 
gen Zustande  der  Domaine  gibt,  der  andere  aber 
sein  Verhältniss  zur  Umgebung  und  zur  Stadt  Bor- 
deaux darstellt.  Sollten  in  Deutschland  Bewerber 
sich  melden  wollen,  so  würde  das  Bureau  (foss^s 
du  Chapeau-Rouge  No.  52  k  Bordeaux)  gewiss  das 
Programm  zur  Kenntnissnahme  übersenden.  Es  sind 
2  Preise,  einer  zu  löUO  und  einer  zu  500  Fr.  aus- 
gesetzt. Damit  die  Jury  möglichst  unpartheiisch 
verfahren  kann,  dürfen  die  Bewerber  bei  Einsen- 
dung ihrer  Pläne  nicht  ihre  Namen  nennen,  son- 
dern diese  müssen  in  einem  versiegelten  Kouverte, 
mit  der   nöthigen  Devise    versehen,    enthalten    sein. 

Von  Frankreich  aus  wird  neuerdings  Bromus 
Schraderi  als  Futtergras  empfohlen;  es  ist  uns 
auch  eine  darauf  bezügliche  Brochure  zugesendet 
worden.  Damit  man  nicht  glaubt,  etwas  Neues  zu 
erhalten,    machen    wir    bekaunt,    dass    dieses    Gras 


135 


unter  dem  Namen  Ceratochloa  australis  schon 
längst  bei  uns  in  Kultur  ist.  Es  ist  ein  chileni- 
sches Gras,  das  seit  langer  Zeit  in  den  botanischen 
Gärten  kultivirt  wurde  und,  weil  es  sich  leicht 
durch  Samen  vermehrt,  auch  noch  fortwährend  kul- 
tivirt wird.  In  den  Berichten  neuerer  Nutzpflanzen 
von  Metz  &  Co.  in  Berlin,  ist  es  vielfach  bespro- 
chen und  im  Allgemeinen  zum  Anbau  empfohlen. 
Das  Verdienst,  es  zuerst  als  Futtergras  in  Anwen- 
dung gebracht  zu  haben,  gehört  dem  Hofgärtner 
Fintelmann  auf  der  Pfaueninsel  bei  Potsdam.  In 
neuerer  Zeit  wird  es  im  Anhaltischen  viel  gebaut 
und  von  da  aus  weiter  verbreitet.  Wir  haben  es 
bei  Kötlien  im  vorigen  Jahre  auf  einem  Felde  des 
Lehrers  Thor  mann  in  grösster  Ueppigkeit  gese- 
hen. Von  diesem  kann  auch  Samen  bezogen  wer- 
den. Wir  haben  das  Gras  hier  in  einer  gärtneri- 
schen Zeitschrift  besprochen,  weil  es  sich  auch  bei 
Bouquets,  und  namentlich  bei  denen,  welche  aus 
Immortellen  bestehen,  gut  verwenden  lässt  und  in 
dieser  Hinsicht  der  Uniola  latifolia,  der  Briza  ma- 
xima  u.  s.  w.   anzureihen   ist. 

Wir  haben  schon  mehrmals  die  Gelegenheit 
wahrgenommen,  um  über  die  Bestrebungen,  nach 
dem  Innern  Afrika's  vorzudringen,  zu  berichten, 
da  dortige  Entdeckungen  auch  das  Interesse  des 
Botanikers  und  Gärtners  in  Anspruch  nehmen  müs- 
sen. Pflanzen  aus  jenen  Gegenden  kultiviren  wir 
noch  in  geringer  Anzahl.  Dass  aber  grade  Afrika 
manche  interessante  Pflanze  besitzt,  haben  wir 
neuerdings  an  der  Welwitschia  gesehen  (s.  vorigen 
Jahrg.  S.  289).  Nachdem  die  deutsche  Expedition 
sich  im  Sande  verlaufen  hat  und  der  Botaniker 
Steudner  sein  Streben,  vorwärts  zu  dringen,  mit 
dem  Tode  büssen  musste,  hatte  bekanntlich  eine 
reiche  Holländerin,  Madame  Tinne,  von  ihrer 
Tochter  und  Schwester  begleitet,  den  Entscliluss 
gefasst,  nach  dem  Innern  Afrika's  vorzudringen. 
Herr  von  Heuglin,  der  frühere  Führer  der 
deutschen  Expedition,  wurde  von  ihr  gewonnen.  In 
zahlreicher  Begleitung  und  unter  dem  Schutze 
einer  kleineu  Armee,  welche  sie  selbst  organisirt 
hatte,  versuchte  sie  durch  die  Gegenden,  wo  der 
unglückliche  Steudner  dem  mörderischen  Klima 
erlegen,  vorzudringen.  Nicht  allein  die  dortigen 
Menschen,  auch  die  Boden- Verhältnisse  und  vor 
Allem  das  Klima  setzten  ihr  die  grössten  Hinder- 
nisse entgegen.  Doch  keine  Gefahren  scheuend, 
blieb  sie  ihrem  Vorsatze  treu.  Da  kommt  leider 
jetzt  das  Gerücht,  dass  sie  sammt  ihrer  Begleitung 
erschlagen  sei.  Wollen  wir  wünschen  und  hofien, 
dass  das   Gerücht  sich  nicht  bestätigt. 

Wie  wir  früher  berichtet,  ist  von  Berlin  aus 
der  Botaniker  Schweinfurt  nach  den  Nilländern 
abgereist;    möchte    derselbe    mit    mehr    Glück    sein 


Ziel  erreichen.  Bis  jetzt  sind  die  besten  Nachrich- 
ten über  ihn  eingelaufen.  Die  Wissenschaft,  aber 
auch  die  Gärtnerei,   hat  viel  von  ihm  zu  erwarten. 

In  No.  3  der  Wochenschrift  (S.  21)  haben  wir 
eine  Abhandlung  eines  Lyoners  über  das  Meersalz 
gebracht.  Bekanntlich  wurden  schon  früher  von 
Seiten  des  Landesökonomie -Kollegiums  in  Berlin 
Versuche  mit  Kochsalz,  um  die  Vegetation  der 
Kulturpflanzen  zu  erhöhen,  gemacht,  das  Stassfur- 
ther  Abraum-Salz,  was  allerdings  aber  ausser  Koch- 
salz noch  andere  wichtige  Nahrungsmittel  für  die 
Pflanzen  enthält,  hat  von  Neuem  die  Aufmerksam- 
keit darauf  gelenkt.  Auch  im  Süden,  und  zwar 
zunächst  in  Württemberg,  sind  ebenfalls  Versuche, 
zuerst  durch  Professor  Schub ler,  angestellt  wor- 
den. Dort  hat  sich  herausgestellt,  dass  30  bis  40 
Pfund  Kochsalz  auf  einen  Württemberg'schen  Mor- 
gen*) gebracht,  die  Erträge  der  Gerste  um  26  Pro- 
cent gesteigert  haben.  Ueberhaupt  hat  sich  die 
Wirkung  bei  genanntem  Getreide  am  meisten  ge- 
zeigt, am  wenigsten  bei  den  Hülsenfrüchten.  Ver- 
suche in  Bayern,  durch  Liebig  veranlasst,  haben 
ebenfalls  Resultate  hervorgerufen,  während  in  Eng- 
land diese  unbedeutend  waren.  Am  meisten  sind 
sie  auf  einem  sandigen    Lehmboden  hervorgetreten. 

Schon  früher  ist  von  uns  darauf  hingewiesen 
worden,  dass  doch  auch  von  Seiten  der  Gärtner 
und  im  Kleinen  Versuche  mit  Kochsalz  angestellt 
werden  möchten ;  allerdings  nur  mit  der  grössten 
Vorsicht.  Wir  geben  deshalb  den  Rath,  nur  sehr 
kleine  Mengen  anzuwenden.  Die  Hauptwirkung 
des  Kochsalzes  ist  wahrscheinlich  nur  eine  indirekte, 
indem  es  die  Zersetzung  der  Erde  im  Boden  unter- 
stützt und  damit  die  Nahrungsmittel  aufnehmbar 
macht.  Eine  vorzügliche  Eigenschaft  desselben  ist 
ferner  noch,  dass  es  fortwährend  Feuchtigkeit  aus 
dem  Boden  anzieht. 

Vom  Professor  Schacht  in  Bonn  liegen  uns 
interessante  Untersuchungen  vor,  über  die  oft  auf- 
gestellte Frage,  wann  die  Bäume  am  besten  ge- 
schlagen werden  sollten?  Nach  ihm  ist  der  beste 
Zeitpunkt  der  December,  weil  dann  das  Holz  die 
grösste  Widerstandsfähigkeit  besitzt,  der  Fäulniss 
am  längsten  widersteht  und   auch  am  dichtesten  ist. 

Von  lins  zugegangenen  Verzeichnissen  von  Han- 
delsgärtnereien haben  wir  dieses  Mal  nur  wenig  zu 
berichten;  die  Zeit  ihrer  Versendung  ist  vorbei. 

a.  Etablissement  horticole  de  Ambroise  Ver- 
schaffelt ;\  Gand.  Printemps  et  4t6  1864.  Neuig- 
keiten der  bekannten  Handelsgärtnereien,  grössten- 
theils  aus  Kaladien  und  überhaupt  Aroideen,  aus 
Palmen  und  anderen  Pflanzen  des  Warmhauses,  aus 
Blüthensträuchern,    besonders    Azaleen    und    Kamel - 

*)  Der  preussiselie  Morgen  verhält  sich  zu  dem  Württem- 
berg'schen,  wie   1,0000  :  1,2344. 


136 


lien,  aber  auch  aus  einigen  Florblumen  bestehend. 
Seit  wenigen  Jahren  hat  der  Besitzer  sieh  auch 
mit  der  Verbreitung  neuer  Obstsorten  beschäftigt. 
Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  A.  Verschaffelt 
sich  um  die  Einführung  neuer  Pflanzen  grosse  Ver- 
dienste erworben  hat. 

b.  Preis -Verzeichniss  der  Kunst-  und  Handels- 
gärtnerei von  Klein  in  Wiesbaden.  Seit  einigen 
Jahren  hat  sich  diese  sehr  zum  Vortheil  ei-weitert. 
Anfangs  umfasste  sie  nur  die  gewöhnlichen  Markt- 
pflanzen, später  bemühte  sie  sich  um  die  Anzucht 
von  Blüthcnsträuchern  und  jetzt  züchtet  sie  nicht 
allein  letztere  selbst,  sondern  hat  auch  eine  schöne 
Sammlung  von  allerhand  Wai-m-  und  Kalthauspflan- 
zen  zum    Verkaufe. 

c.  Verzeichniss  über  Kacteen,  Agaven,  Aloeen, 
Yucca  und  andere  Fettpflanzen  von  Fr.  A.  Haage 
jun.  in  Erfurt.  Unbedingt  eine  der  grössten  und 
besten  Sannnlungeu,  welche  in  Deutschland  und 
sonst  existiren.  Der  Besitzer  kultivirt  diese  Pflan- 
zen seit  sehr  langer  Zeit  schon  mit  besonderer  Vor- 
liebe und  ist  stets  bemüht,  seine  Sammlung  zu  ver- 
vollständigen. Wir  machen  deshalb  besonders  Lieb- 
haber darauf  aufmerksam. 

d.  Pflanzen-Katalog  No.  29  von  L.  L.  Liebig 
in  Dresden.  Er  enthält  eine  gute  Auswahl  von 
W^arm-  und  Kalthauspflanzeu,  welche  meist  erst  in 
neuerer  Zeit  eingeführt  wurden,  ausserdem  Azaleen, 
Khododendren  und  Kamellien.  In  Betreif  der  bei- 
den ersten  Blütheusträucher  verdanken  wir  der  Lie- 
big'scheu  Handelsgärtnerei  manches  Schöne  und 
Vorzügliche.  Bemerkenswerth  ist  für  den  Liebha- 
ber, dass  nur  mehrjährige  Veredlungen  abgegeben 
werden.  Besonders  nennen  wir  noch  die  reizenden 
Formen  des  Lilium  lancifolium. 

e.  Sortini entspflanzen  von  Carl  Schickler  ni 
Stuttgart  (Hirschstrasse  11).  Eine  reiche  Auswahl 
der  meisten  Florblumen  und  Blütheusträucher  wird 
liier  geboten.  Von  ihnen  maclien  wir  besonders 
auf  Georginen,  Fuchsien,  Petunien,  Pelargonien 
nnd  Verbenen  aufmerksam. 

f.  Ancien  etablissement  d'horticulture  de  V. 
Verdier  pfere,  Charles  Vcrdior  fils  succes- 
seur  (rue  du  Marehe-aux-Chevaux  32)  ä  Paris. 
Ein  Verzeichniss  der  neuesten  Eosen,  welche  in 
Frankreich  gezüchtet  sind.  Mit  dem  1.  Mai  wer- 
den sie  abgegeben.  Es  befinden  sich  darunter  3 
Thee-,   6   Bourbonrosen  und   57  Reniontanten. 

g.  Preisverzeiehniss  der  Baumschulen  von  Metz 
&  C.  in  Berlin.  Zum  ersten  Mal,  wenn  wir  nicht 
irren,  treten  die  Besitzer  der  bekannten  Samen- 
handlung gl.  N.  mit  einem  Verzeichniss  von  Obst- 
und  Fruchtsträuchern,  von  allerlei  Allee- Bäumen, 
von   Schlingpflanzen,   von  Mooibeetpflaiizen,  von   al- 


lerhand Lust-  und  Schmuckgehölzen  und  von  Ro- 
sen, auf.  Wir  erlauben  uns  daher,  darauf  aufmerk- 
sam  zu   machen. 


Aber  die  Ansstplliing  der  Sektion  des  Gartenbau- 
Vereines  in  Breslau, 

vom    18.  April    1864. 
Von  Graf  v.  Ho v erden. 

Die  Ausstellung  fand  in  der  Turnhalle  (einer 
galerie  vitr^e)  am  Berliner  Platze  statt.  Die  Han- 
delsgärtner  waren  ohne  Ausnahme  fern  geblieben ; 
auch  ein  Mitglied  des  Ausstellungs-Comit^'s  fehlte 
am  ersten  Tage;  dazu  kam,  dass  am  ersten  Vor- 
mittage an  den  einzelnen  Gruppen  die  Bezeichnung 
unterlassen  war,  weil  erst  die  Preisrichter  ihr  Ur- 
theil  fällen  wollten.  Dies  machte  einen  üblen 
Eindruck,  da  fast  Jedermann  wusstc,  dass  die  Aus- 
steller  sich   unter   einander  genau   kannten. 

Zu  erwähnen  sind  die  Koniferen  und  eine  kohl- 
schwarze Hyazinthe  (Prinz  Albrecht)  ans  den  Gär- 
ten des  Herzogs  v.  Ujest,  schöne  Rliododendren 
des  Prinzen  v.  Kurland,  Cyclainen  des  Grafen 
v.  Burghaus  auf  Zahse,  eine  Epacris- Gruppe  von 
V.  W^allenberg  -  Pachali,  ein  starkes  Exemplar 
des  Philodendron  vom  Stadtrath  Trewent,  hübsche 
Cinerarien  von  v.  Kessel  auf  Oberglauche,  ein 
blühendes  Asarum  japonicum  des  botanischen  Gar- 
tens zu  Breslau,  eine  Stadtmaniiia  Jonghii,  wahrhaft 
prächtige  Azaleenbäume  des  Rentiers  Burghard 
und  eine  in  natürlicher  Grösse  und  Farbe  künst- 
licii  dargestellte  Blüthc  der  RaflTlesia  Arnoldi  R.  Br.  Je 
dankenswerther  die  von  weiter  Ferne  zugeführteii 
Sendungen  anzuerkennen  sind,  desto  betrübender 
ist  es,  dass  die  Ausstellung  im  Ganzen  eine  ver 
unglückte   zu   nennen   ist. 

Ln  Verlage  von  August  Hirsch wald  in  Ber- 
lin ist  soeben  vollständig  erschienen  und  kann  durch 
alle  Buchhandlungen   bezogen   werden: 

flora  bfr  frouin^  ßrnnhnburö,  irr  lltmarh  uni 
ks  i)er?05tl)iims  JHagkburg. 

Zum  Gebrauche  in  Schulen  und  -auf  Exkursio- 
nen bearbeitet  von  Dr.  Paul  Ascherson.  3  Theile, 
brochirt  4  Thlr. 

Erste  Abtheilung:   Aufzählung  und   Beschreibung 
der    Phanerogamen    und    Gefässkryptogamen 
der   Provinz   Brandenburg   etc.    ...   3  Thlr. 
Zweite  Abtlieilung:   Spezial-Flora  von  Berlin 

18  Sgr. 
Dritte   Abtheilung:   Spezial-Flora  von  Magdeburg 

12  Sgr. 


Verlag  von  Karl  Wiegaiidt  in  Berlin, 
KommandaDten  Stra.sse  No.  62. 


Druck  der  C.   Feiste  r 'sehen  Buehdruckerei  in   Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  zur  Beförderung  des  (larteiibanes  in  den  Konigl.  Preussischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde* 

Redakteur : 
I*i'<>tessox"  Dr.  Karl  lüocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  18. 


Berlin,  den    7.  Mai 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  b^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt:  Die  Gründung  des  botanischen  Gartens  der  Königl.  Universität  Greifswald.  Festrede,  gehalten  am  16.  Oktober  1864 
vom  Prof.  Dr.  J.  Munter,  Direktor  des  botanischen  Gartens.  —  Julius  Kühn','!  Untersuchungen  über  das  Mutter- 
korn. —  Notizen   über  Ro.sen.     Von  K.  Achilles,   ObergSrtner  in  Elbeuf. 

Sonntag,  den  8.  lai,   Mittags  ^12  Uhr,    iiuilet  im  Englischen  Hause  (ITIohrenstr.  No.  49)  eine  Versammlung  des  Ver- 
eines zur  Beförderung  des  dartenbaues  statt,  wozu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


Die 


Gründung  des  botanischen  Gartens 

kr  jßönigl.  Kniücrfität  (Srtiföroalb. 


gehalten  am  16.  Oktober  1864  vom  Prof.  Dr.  J.  Munter, 

Direktor  des  botanischen  Gartens. 

(.)effneten  sich  die  Pforten  zur  Aula  dieses 
stattlichen  Königsbaues  oder  des  ehemaligen  colle- 
gium  Ernestinum,  so  wollte  die  Universität  entwe- 
der von  ihrem  Hoheitsrechte  Gebrauch  machen, 
und  durch  Verleihung  ihrer  Titel  und  Würden  be- 
rechtigtes Verdienst  anerkennen,  oder  es  geschah, 
um  Festtage  ernster  oder  freudiger  Veranlassung 
würdig  zu   begehen. 

Niemals  aber,  so  weit  die  Jahrbücher  dieser 
unserer,  alten  Hochschule  Auskunft  zu  geben  ver- 
mögen, niemals  zuvor  war  dieser  Prunksaal  Zeuge 
eines  festlichen  Aktes  zur  Erinnerung  an  die  Stif- 
tung eines  Lehrinstitutes.  Aber  nicht  deshalb 
etwa,  weil  sich  keine  Veranlassung  dargeboten 
hätte,  denn  die  Universitäts-Bibliothek  sowohl,  als 
das  im  Februar  1706  gegründete  theatrum  anato- 
micum  bestanden  und  blüheten  bereits  seit  Langem; 
sondern  oflenbar  wohl  deshalb  nicht,  weil  der  Zei- 
ten Noth  und  Ungunst  der  solennen  Begehung  der- 
artiger Jubelfeste  feindlich  oder  doch  wenigstens 
hinderlich   entgegentrat. 

Ein  48-jähriger,  reich  gesegneter  Friede,  den 
heute  vor  einem  halben  Jahrhunderte  unsere  Väter 
in  jener   , herrlichen  Schlacht"  vor  Leipzig's  Thoren 


mit  ihrem  endlich  siegreichen  Schwerte  zu  begrün- 
den begannen,  ein  Friede,  der  unserm  Vaterlandes 
ein  pericleisches  Zeitalter  schuf,  der  für  die  stei- 
genden Anforderungen  unseres  modernen  Lebens 
die  Scliienenpfade  und  den  Dampfschiffsverkehr  er- 
öffnete, der  den  edelsten  Wettstreit  auf  allen  Ge- 
bieten des  Wissens  und  Könnens  herbeiführte,  ein 
solcher  glücklicher  und  langer  Friede  musste  be- 
stehen und  die  Wege  ebnen,  auch  für  diese  unsere 
pomiu ersehe  Hochschule,  um  das  erste  Säkular- 
stiftungsfest eines  ihrer  vielgliedrigen  Lehr-Listitute, 
das  P^rinnerungsfest  an  die  vor  hundert  Jahren 
stattgehabte  Begründung  des  botanischen  Gar- 
tens zu  feiern. 

Ist  es  nicht  ohne  günstige  Vorbedeutung,  so 
dürfte  es  doch  wenigstens  gestattet  sein,  daran  zu 
erinnern ,  dass  die  erste  derartige  Säkularfeier  sich 
an  die  Stiftung  des  Universitätsgarteiis  anknüpft, 
jener  reichen  Kulturstätte  für  die  Gewächse  aller 
Zonen  des  Festlandes  unserer  Erde,  aus  welcher 
nicht  nur  der  Pflanzenforscher  und  Lehrer  allein, 
oder  etwa  nur  der  Arzt  und  Apotheker,  sondern 
auch  der  Land-  und  Forstwirth,  der  Winzer  und 
Pomolog,  der  Gärtner  und  überhaupt  ein  Jeder 
schöpft,  dessen  Auge  und  Herz  noch  Freude  findet 
an  dem  Wunderbau  der  farbenreichen  Pflanzenwelt. 
Ein  Garten  war  es  unzweifelhaft,  mit  welchem 
die  Bodenkultur  anhob,  die  Wüste  schwand  und 
„der  Mensch  sich  zum  Menschen  gesellte";  vom 
Garten  aus  gingen  zwar  die  fort  und  fort  sich 
steigernden  Ansprüche  an  Bequemlichkeiten  und 
Genüsse    aller    Art;    aber    mit    dem    zum    Landbau 

18 


138 


erweiterten  Garten  begann  auch  die  Veredlung  und 
Ausbildung  des  sittlichen  und  intellektuellen  Cha- 
rakters des  Menschengeschlechts.  Das  geistreiche 
Volk  der  alten  Hellenen,  der  veredelnden  Kraft  der 
Pflanzenkultur  eingedenk  und  bewusst,  feierte  in 
diesem  Sinne  wohl  nur  seine  eleusi sehen  Feste. 

Streute,  wie  es  die  schöne  Sage  will,  Deme- 
ter zuerst  die  kleine  Kornfrucht  aus,  pflanzte  wirk- 
lich Dionysos  den  ersten  ßebstock,  oder  pflegten 
zuerst  des  Asdepios  Priester  zu  Koos  Kräuter  für 
Heilung  Suchende,  nun  wohlan,  dann  dürfte  man 
unbedingt  diese  siimmtlich  als  die  Gründer  der 
Gärten  bcgrüssen;  jedenfalls  doch  findet  das  Gar- 
tenwesen in  solchem  Thuu  seinen  Ausgangspunkt 
und  die  Idee  des  Gartens  in  einer  solchen,  wie 
auch  immer  primitiven  Ausführung,  seinen  ersten 
realen  Ausdruck. 

Damit  aber  aus  diesen  ersten  Anfängen  und 
selbst  aus  den  später  entstandenen  Blumen-,  Frucht- 
und  Obstgärten  ein  medicinischer  oder  wohl  gar 
ein  botanischer  Garten,  ein  Garten  für  Unter- 
richts- oder  Studienzwecke  hervorgehen  konnte, 
musste  ein  neues  und  wesentliches  Moment  hin- 
zukommen, nämlich:  die  Wissenschaft  von  der 
Pflanze,  ohne  welche  ein  derartiges  Museum  und 
Laboratorium  unverständlich  bleibt,  ja,  streng  ge- 
nommen,  ohne  alle   Bedeutung  ist. 

Auf  Griechenlands  klassischem  Boden  war  es 
unbestreitbar  zuerst,  wo  unter  dem  Schatten  der 
Piatone,  des  grossen  Aristoteles  und  seines  würdi- 
gen Nachfolgers  Theophrastos  Geistessaat  Wurzel 
schlug,  um  bis  zur  Gegenwart  weiter  entwickelt, 
den  Namen  einer  Wissenschaft  im  vollsten  Sinne 
des  Worts,  den  Namen   der  Botanik  zu  verdienen. 

Leider  zu  früh  sank  Griechenlands  Stern  und 
die  zu  Kampf  und  Eroberung  allzeit  bereite  Koma 
fand  weder  auf  ihrem  Forum,  noch  in  ihren  Tri- 
umpfzügen,  nocli  im  circensischen  Spiele  Zeit  und 
Geduld,  des  attischen  Sprösslings  zu  pflegen,  auf 
dass  er  heranwüchse  zum  schattenden  Fruchtbaume. 
Freilich  erschien  die  pontische  Kirsche  auf  Lu- 
kullus  reichbesetzter  Tafel  zuerst,  dem  Sextus  Pa- 
pinius  folgte  die  Pfirsich  aus  Afrika  nach  Rom,  so- 
wie die  köstliche  syrische  Feige  zuerst  dem  Lucius 
Vltellius,  und  die  Sorgho-Hirse  siedelte  sich  schon 
zu  Plinius  Zeit  auf  der  römischen  Feldmark  an; 
indessen,  so  wie  diese  Akklimatisations-Bestrebun- 
gen war  es  doch  wohl  nur  im  allzu  subjektiven 
Interesse,  wenn  Antonius  Castor  in  seinem  Lust- 
garten auch  alle  die  Kräuter  erzog,  deren  er  als 
Heilmittel  in  seiner  medicinischen  Praxis  oder  an- 
geblich auch  zur  Unterweisung  für  seine  Schüler 
bedurfte.  Vergebens  war  es,  wenn  Galenus  for- 
derte, „der  Arzt  müsse  alle  Pflanzen  kennen  oder, 
wenn   dies  nicht,  so  doch  die  meisten  und  gebräuch- 


lichsten", vergebens  vor  Allem  deshalb,  weil  er 
selbst  sowohl,  als  auch  sein  vorangegangener  pflan- 
zenkundiger Kollege  Pedanios  Dioscorides  aus  Ana- 
zarba,  die  Pflanzen  nur  der  Heilkunde  willen  in 
Betracht  zog  und  obenein  die  unumgänglichen  Vor- 
arbeiten zu  einer  Morphologie  oder  nur  wenig- 
stens einer  Terminologie  verabsäumte,  ohne  wel- 
che doch  die  für  so  leicht  erachtete  Kunst  einer 
exakten  Pflanzenbeschreibung  ganz  und  gar  un- 
möglich ist. 

War  aber  das  klassische  Alterthum  nicht  im 
Stande  gewesen,  eine  Wissenschaft  von  der 
Pflanze  zu  konstruiren,  sich  zur  Höhe  einer  wis- 
senschaftlichen Botanik  empor-  und  durchzuarbeiten, 
und  somit  weder  das  Bedürfniss  nach  dem  unent- 
behrlichsten Hülfsmittel  derselben  zu  empfinden, 
noch  viel  weniger  aber  die  Bedeutung  eines  bo- 
tanischen Gartens  kennen  oder  würdigen  zu 
lernen,  so  kann  es  durchaus  nicht  befremden,  wenn 
nach  dem  Sturze  des  römischen  Westreichs,  unter 
dem  Krummstabe  einer  unduldsamen  Hierarchie, 
jegliche  Förderung  der  Naturwissenschaften  im  All- 
gemeinen und  die  der  Pflanzenkunde  insbesondere, 
für  Jahrhundertc  gänzlich  unterblieb. 

War  doch,  wie  Tertullian  sagte:  „nach  dem 
Evangelio  alle  Forschung  fernerhin  nicht  mehr  von 
Nöthen";  — ■  ja  selbst  des  Arztes  Thim  und  Wir- 
ken, dem  unter  einem  Tiberius  und  Nero  noch 
das  vielbeneidete  Vorrecht  der  Unentbehrlichkeit  zu 
Theil  gewesen  war,  erschien  fortan  überflüssig. 
Teufelswerk  war  es,  mit  profaner  Medicin  Krank- 
heiten heilen  zu  wollen;  zur  Abwehr  und  Be- 
schwichtigung solcher  Strafen  Gottes  bedurfte  es 
eines  ganz  andern  Heilmittels:  des  Amuletes  mit 
Bibelspruch  und  Kreuz!    — 

Weit  entfernt,  sich  auf  den  Standpunkt  jener 
unbefangenen  Naturanschauung  der  klassischen  Zeit 
erheben  zu  können ,  war  daher  das  christliche  Al- 
terthum und  die  Zeit  bis  tief  in  das  Mittelalter 
hinein,  unter  der  allmächtigen  Herrschaft  solcher 
leitenden  Ideen,  völlig  ausser  Stande,  die  Pflege 
der  Naturwissenschaft  zu  übernehmen,  oder  wohl 
gar  deren   Fortbildung  zu  betreiben. 

Die  unerquickliche  Ruhe,  welche  in  Folge  des- 
sen Naturwissenschaften  und  Medicin  so  lange  Zeit 
hindurch  überlagerte,  sie  würde  vielleicht  zur  ewi- 
gen Nacht  geworden  sein,  wenn  nicht  die  unge- 
stümen Bekenner  des  Islam  die  längst  morschen 
Säulen  des  oströmischen  Reichs  zertrümmert  und 
die  im  Südosten  Europas  vereinzelt  stehenden, 
letzten  Reste  klassischer  Bildung  nach  dem  Abend- 
lande gedrängt  hätten,  wo  die  Liebe  zu  den  Gei- 
steswerken doch  wenigstens  der  römischen  Vor- 
zeit durch  Dante,  Petrarca  und  Boccacio  inzwischen 
angefacht    worden    war    und    in    den    zu    Salerno, 


139 


Paris  und  an  anderen  Orten  entstandenen  mediei- 
nischen  Schulen  sich  ein  empfänglicher  Boden  auch 
für  das  griechische  Alterthum  und  dessen  Wis- 
senschaften vorbereitet  hätte.  Auf  den  unter  den 
Auspicien  der  Mediceer,  Cosinio  und  Lorenzo,  in's 
Leben  gerufenen  Bibliotheken  und  Universitäten 
fanden  daher  die  gelehrten  Flüchtlinge  des  unter- 
gehenden byzantinischen  Reiches  ebenso  willkom- 
mene Aufnahme,  als  geeignete  Gelegenheit  zur 
Wiederbelebung  der  kaum  noch  gekannten  altgrie- 
chischen  Sprache. 

Das  Beispiel  der  Medici's  war  von  den  weit- 
greifendsten  Folgen,  nicht  etwa  nur  für  Italien  und 
die  romanischen  Länder,  sondern  vornehmlich  auch 
für  Deutschland,  wo  man  bereits  anfing,  in  der  För- 
derung der  Wissenschaften  einen  höhern  Ruhm  zu 
suchen,  als  im  glänzenden  Turnier  und  siegreichen 
Waffengang.  Selbst  bis  an  unsern  baltischen  Strand 
hin  machte  sich  die  Erregung  der  Geister  jener 
Zeit  bemerkbar  und  ergriff  Fürst  und  Volk  so  tief, 
dass,  wie  der  Beweis  thatsächlich  vor  unsern  Augen 
liegt,  unser  Rubenow,  der  grosse  Bürgermeister 
dieser  Stadt,  es  unternehmen  konnte,  seinem  fürst- 
lichen Herrn  die  Gründung  dieser  Metropole  der 
Wissenschaft  anzurathen,  die  uns,  in  dankbarer  An- 
erkennung seiner  hochherzigen  That,  auch  heute 
noch ,  400  Jahre  nach  des  Urhebers  gewaltsamen 
Tode,   zu   vereintem   Streben   zusammeufülirt. 

In  überraschend  kurzer  Zeit  verbreiteten  sich 
die  durch  Guttenberg's  und  Schöffer's  ewig  denk- 
würdige Erfindung  dem  Verständnisse  bereits  näher 
gerückten  Werke  des  klassischen  Alterthums;  die 
Texte  des  Dioscorides,  Theophrastus,  Plinius  u.  A. 
wurden  der  kritischen  Prüfung  oder  auch  wohl 
gleichzeitig  der  Uebersetzung  in  das  Lateinische 
unterzogen  und  gar  bald  ging  man  von  dieser  rein 
philologischen  Arbeit  zur  Untersuchung  des  Sach- 
lichen über  und  fand  hierdurcli  den  Weg  wieder 
auf,  den  im  13.  Jahrhunderte  schon,  nur  unver- 
standen und  unbeachtet  von  seiner  Zeit,  der  edle 
Graf  von   Bollstädt  gewandert   war. 

Bis  dahin  aber,  dass  man  sich  von  der  irrigen 
Voraussetzung  -frei  machen  lernte,  dass  die  Alten 
gekannt  hätten,  was  man  überhaupt  von  der  Natur 
und  den  Eigenschaften  der  Pflanzen  wissen  könne, 
bis  dahin,  dass  man  in  seiner  augenblicklichen  Um- 
gebung nicht  mehr  nur  nach  Pflanzen  des  Diosco- 
rides suchte,  waren  unermessliche  Länderstrecken 
entdeckt  worden;  allein  deren  Pflanzenschätze 
blieben  unbenutzt  und  unausgebeutet  von  der  Bo- 
tanik jener  Zeit,  so  dass  es  eines  abermaligen  gros- 
sen Impulses  bedurfte,  um  den  von  den  Itahenern 
bereits  lässiger  betretenen  und  doch  nur  allein 
sichern  Pfad  einzuhalten. 

Die    Reformation    der   Kirche   war    es,    die. 


dem  Geistesleben  der  Deutschen  zumal,  eine  Frische 
und  eine  Kraft  verlieh,  wie  sie  in  keinem  andern 
christlichen  Lande  zuvor  zum  Durchbruch  gekom- 
men war.  Sie  war  es,  die  jene  wackern  Streiter, 
die  Väter  der  Botanik  wach  rief,  welche  sich 
zwar  freudig  an  den  Forschungen  der  Alten  er- 
wärmten und  die  noch  jungen  Kräfte  an  denselben 
stählten,  die  sich  aber  nicht  damit  begnügten,  blind- 
lings denselben  zu  folgen,  sondern  die,  wie  es  ihre 
Vordermänner  auch  gethan ,  hinausgingen  in  die 
reiche  Erscheinungswelt  und  unbefangenen  Sinnes 
aus  der  Urquelle  selbst  schöpften.  Hieronymus 
Bock,  Euricius  Cordus,  Leonhard  Fuchs, 
Conrad  Gesner,  Rembert  Dodoens,  Charles 
de  l'Ecluse,  Johann  Thal  und  die  Gebrüder 
Bauhin,  Johann  und  Caspar,  wohl  Alle  der 
neuen  Lehre  zugethan,  wurden  sie  zugleich  Re 
formatoren  ihrer  eignen  Wissenschaft,  indem  sie 
durch  Einführung  scharf  begrenzter  termini  und 
unter  gleichzeitiger  Benutzung  des  Holzschnittes 
für  ihre  grossen  Werke,  die  Botanik  einer  Vollen- 
dung entgegenführten,  welche  nach  Jahrhunderten 
noch  gestattet,  ihre  fleissigen,  durch  Wort  und 
Bild  illustrirten  Forschungen  zu  verstehen  imd  für 
die  gegenwärtige  Wissenschaft  zu  verwerthen.  Dass 
die  neue  Methode  der  Forschung  nicht  ohne  er- 
hebliche Nach-  und  Einwirkung  auf  die  den  Uni- 
versitäten ausschliesslich  obliegende  Lehre  sein 
und  bleiben  konnte,  war  mit  Sicherheit  vorauszu- 
sehen. Die  Arzneimittel-Lehre,  eine  Wissenschaft, 
die  der  medicinischen  Fakultät  zugehörte,  konnte 
bei  der  fast  täglich  wachsenden  Fülle  neuer  That- 
sachen  fernerhin  nicht  mehr  in  dem  gewohnten 
Rahmen  verbleiben.  Die  Lehre  von  der  Wirkung 
der  Heilmittel,  die  sogenannte  lectura  simpliciuni 
musste  nothwendig  abgezweigt  werden  von  der 
Ostens io  simplicium,  der  Erklärung  und  De- 
monstration der  Droguen  und  deren  Abstammung. 
Da  hierbei  nun  aber  das  Pflanzenreich  mehr  als 
ein  anderes  Naturreich  in  Betracht  kommen  musste, 
so  entstand  auf  dem  natürlichsten  Wege  das  Ver- 
langen nach  einem  Lehrmittel,  welches  die  für  den 
Vortrag  unentbehrlichen  Beweisstücke  lieferte,  das 
Verlangen  nach  einer,  mit  den  Universitäten  ver- 
bundenen Sammlung  lebender  Pflanzen,  da  die 
Kunst,  getrocknete  Pflanzen  aufzubewahren,  noch 
nicht  erfunden  oder  doch  nur  Geheimniss  einiger 
Wenigen   war. 

Auf  wiederholtes  Andringen  Francesco  Buo- 
nafede's  zu  Padua  entschloss  sich  endlich  und 
abermals  zuerst  wieder  der  Senat  der  Republik 
Venedig  im  Jahre  1545  zur  Anlegung  eines  hor- 
tus  medicus,  welcher  jedoch  nicht  zum  zweiten 
Male,  wie  jener  Erstlingsversuch  durch  Magister 
Gualterus    (1333)   spurlos  verlief,  sondern   vielmehr 

18* 


140 


zur  Folge  hatte,  dass  binuen  Kurzem  ähnliche  In- 
stitutionen mit  den  Universitäten  Pisa  und  Bo- 
logna und  bereits  auch  1577  mit  Leiden  und 
bald  darnach  mit  Heidelberg  und  Montpellier 
verbunden   wurden. 

Nicht  sobald  freilich,  wie  auf  diesen  grossen 
Universitäten  der  damaligen  Zeit  erfolgte  der  Pro- 
zess  der  Loslösung  und  Abzweigung  der  Botanik 
von  ihrem  mütterlichen  Boden,  der  Arzneimittel- 
Lehre,   auch  hier  in   Greifswald.   — • 

Mit  Franz  Joel  aus  Solosch  in  Ungarn  im 
Jahre  1559,  einem  ehemaligen  eifrigen  Zuhörer 
Luther's  und  Melanchthon's,  ward,  wie  es  scheint, 
wenigstens  doch  die  Unterweisung  in  der  Pflanzen- 
kunde, auch  an  diese  unsere  norddeutsche  Univer- 
sität verpflanzt;  ihm,  so  wie  seinen  Nachfolgern  im 
Amte,  den  Professoren  der  Medicin,  Jacob  Sei- 
del aus  Ohlau  und  Johann  Evert  aus  Loitz  wird 
von  Scheffel  nachgerühmt,  dass  sie  fleissig  mit 
ihren  Zuhörern  botanische  Excursionen  ausge- 
führt hätten,  was  doch  nur  dann  von  Werth  und 
Nutzen  sein  konnte,  wenn  damit  botanische  Erläu- 
terungen Hand  in  Hand  gingen.  Von  einem  Schü- 
ler Caspar  Bauhin's,  wie  es  Evert  gewesen  war, 
der  sich,  wie  sein  Vorgänger  Seidel,  in  Basel  den 
Doktorhut  erworben  hatte,  allerdings  sehr  glaub- 
lich! —  Nach  Evert  indessen,  der  am  13.  Oktober 
1630  an  einer,  von  kaiserlichen  Soldaten  erhalte- 
nen schweren  Kopfwunde  starb,  ruhete,  so  wie 
jegliche  Wissenschaft,  vornehmlich  auch  die  Bota- 
nik an  hiesiger  Universität! 

Neunzehn  Jahre  später  erst,  nachdem  dem  wil- 
den Treiben  eines  der  längsten  und  verheerendsten 
aller  Kriege  ein  Ende  gesetzt  war  und  Lehrer  und 
Lernende  zu  den  lange  verschlossen  gebliebenen 
Hörsälen  zurückkehren  konnten,  landete  der  letzte 
Spross  eines  edlen  schlesischen  Geschlechtes,  Frie- 
drich Monau  an  unsern  Gestaden,  um  von  Neuem 
und  fortan  für  immer,  die  Botanik  an  dieser  Hoch- 
schule heimisch   zu  machen. 

Durch  vierzehnjährige  Studien  vom  Jahre  1608 
an,  auf  fast  allen  deutschen,  italienischen  und  fran- 
zösischen Universitäten  vorgebildet,  in  Tübingen 
endlich  zum  Doktor  der  Medicin  promovirt,  dann 
Physikus  und  Lehrer  an  dem  Gymnasium  zu  Kron- 
stadt in  Siebenbürgen ,  zur  Pestzeit  aber  Arzt  in 
Danzig  und  Thorn,  —  wohin  ihm  später,  und  nur 
von  der  !Magd  begleitet,  zu  Fuss  sein  treues  Weib 
nachfolgte;  —  neun  Jahre  hindurch  Arzt  und  Do- 
cent  in  Königsberg,  endlich  durch  Vermittelung 
seines  Jugendfreundes  Salvius,  des  schwedischen 
Gesandten  in  Hamburg,  von  der  Königin  Cliristina 
zum  ausserordentlichen  Professor  der  Medicin  in 
Greifswald  ernannt,  langte  Monau  von  Hamburg 
aus   zu  Schiß'  über  Stralsund   am    12.  Septbr.  1649 


hierselbst  an,  eröflfnete  jedoch  erst  am  3.  März  1650 
seine  medicinischen,  botanischen  und  linguistischen 
Vorträge. 

Dieser  durch  seine  chirurgische  Schrift:  „de 
bronchotome"  bekannter  gewordene  Gelehrte,  der 
während  seiner  Baseler  Studien  von  Caspar  Bauhin 
wie  der  eigene  Sohn  des  Hauses  betrachtet  und 
behandelt  worden  und  tiefer  als  viele  Andere  in 
den  Geist  seines  berühmten  Lehrers  eingedrungen 
war,  förderte  dui'ch  Erklärung  der  Caesalpini'schen 
und  Bauhin'schen  Schriften,  so  wie  seine  am  Mitt- 
woch und  Sonnabend  ausgeführten  botanischen  Ex- 
kursionen das  Studium  der  Botanik  so  sehr,  dass 
es  doch  wohl  nur  seiner  lebendigen  Anregung  zu 
danken  ist,  dass  sich  nachweislich  wenigstens  Einer 
seiner  Zuhörer  für  die  amabilis  scientia  begeisterte 
und  in  des  Lehrers  Fusstapfen  tretend,  nicht  nur 
dessen  Andenken  hoch  hielt,  sondern  auch  das  gei- 
stige Erbe  treulich  und  gemehrt  überlieferte. 

War  auch  mit  Monau,  welcher,  arm  wie  er 
gekommen,  am  8.  November  1659,  seiner  ihm  vor- 
angegangenen Gattin  nachfolgte*),  gleichsam  die 
Leitung  zwichen  der  Botanik  und  der  hiesigen  Uni- 
versität zeitweilig  abermals  unterbrochen,  so  wurde 
dieselbe  doch  nach  acht  Jahren  wenigstens,  durch 
die  Berufung  seines  ehemaligen  Zuhörers,  Cliri- 
stoph   Helwig,  dauernd  wieder  hergestellt. 

Einer  alten  ärztlichen  Familie  Anklam's  ange- 
hörend, in  seinem  15.  Lebensjahre  bereits  von 
Heune  inscribirt,  besuchte  derselbe  zunächst  hier 
in  Greifswald  Heune's  und  Monau 's  Vorlesungen 
mit  dem  besten  Erfolge  und  ging,  nachdem  er 
auch  Leipzig  besucht  hatte,  1662  nach  Leiden. 
Auf  diesem  Emporium  der  medicinischen  Wissen- 
schaften, wo  Sylvius,  der  berühmte  Begründer 
der  chemiatrischen  Schule  lehrte,  disputirte  er  mit 
Glück  über  den  Blutkreislauf  und  reiste  von  Hol- 
land aus  über  England  und  Frankreich  nach  Ita- 
lien, namentlich  in  Koni  weilend,  um  die  im  Vati- 
kan befindliche  Handsclirift  des  Oribasius  zu  ver- 
gleichen, dessen  Bearbeitung  er  beabsichtigte.  — 
1665  in  Basel  angelangt,  schloss  er  sich,  wie  ein- 
stens Monau,  der  Bauhin'schen  Familie  innig  an, 
und  erwarb  sich  daselbst  am  9.  April  1666  auf 
Grund  seiner  später  in  Leipzig  gedruckt  erschiene- 
nen bekannten  Rede:  „de  studii  botanici  no- 
bilitate"  den  wohlverdienten  Doktorhut.  — ■  Hatte 
Helwig  schon  auf  seiner  längeren  Reise  die  Bota- 
nik unausgesetzt  im  Auge  behalten,  so  benutzte  er 
nunmehr,    nach    absolvirter  Pi'omotion   die   nächsten 


*)  Seine  Ruhestätte  fand  er  in  der  Jakobikirche  unter 
dem  Steine  der  philosophisclieu  Fakultät.  Heune  verfasste 
auf  ihn  folgendes  Distichuni : 

Philologus,   simul  ac  herbaria  in  arte  stupendus, 

Cui  nuUnm  vidit  florida  Flora  parem. 


141 


beiden  Frühlingsmonate  zum  Studium  der  i'eichen 
Pflauzenschätze  der  schönen  Alpenwelt,  wie  seine 
Herbarien  noch  heute  darthun.  —  Im  Herbste 
desselben  Jahres  nach  Anklam  endlich  zurückge- 
kehrt, um  fortan  dem  7 3 -jährigen  Vater  in  der 
medicinischen  Praxis  zur  Seite  zu  stehen ,  wurde 
er  indessen  schon  nach  einem  Jahre  vom  damali- 
gen Universitäts-Kanzler,  Grafen  Gustav  Wran- 
gel  für  den  zweiten  Lehrstuhl  der  medicinischen 
Fakultät  berufen,  den  er  jedoch  am  20.  Oktober 
gegen  den  ersten  Lehrstuhl  umzutauschen  veran- 
lasst wurde,  weil  inzwischen  sein  Kollege  Heune 
mit  Tode  abgegangen   war. 

Nach  Massgabe  des  Visitations-Recesses  vom 
16.  Mai  16GG  zur  Ausfühnmg  öffentlicher  bota- 
nischer Exkursionen  veranlasst,  ward  er  wäh- 
rend derselben  gar  bald  inne,  dass  auf  diesem 
Wege  allein  der  botanische  Unterricht  an  hiesi- 
ger Universität  schwerlich  prosperiren  könne  und 
trug  darauf  an,  dass  dem  mit  mehrern  anderweiten 
Anträgen  beauftragten  Professor  Jakob  Henning 
im  Jahre  1G70  aufgegeben  wurde,  der  Königin 
Hedwig  Eleonore  die  Nothwendigkeit  der  Er- 
richtung eines  botanischen  Gartens  darzulegen  und 
um   Einrichtung   eines   solchen   zu   bitten. 

Dieser  erste  Antrag  auf  Gründung  eines 
Universitätsgartens  blieb  jedoch,  der  sehr  ungünsti- 
gen Kassen- Verhältnisse  jener  Zeit  willen,  ebenso 
erfolglos,  als  Helwig's  zweiter  Versuch  im  Januar 
des  Jahres  1679,  wo  es  sich  nunmehr  darum  han- 
delte, den  Probsteienhof  für  einen  medicinischen 
Pflanzengarten  dauernd  zu  gewinnen.  —  Leider 
schied  der  strebsame,  trefi'liche  Helwig,  eiue  wahre 
Zierde  der  Hochschule,  vom  In-  und  Auslande 
durch  wohlverdiente  Anerkennungen  vielfach  aus- 
gezeichnet, in  seinem  48.  Lebensjahre  aus  seinem 
segensreichen  Wirkungskreise;  zu  früh  für  die  Uni- 
versität, viel  zu  früh  für  die  Botanik!  —  Drei 
seiner  Söhne  widmeten  sich  seinem  mühevollen 
ärzthchen  Berufe,  aber  alle  drei  starben  wie  der 
Vater,  in  verhältnissmässig  Jüngern  Jahren,  doch 
hatten  wenigstens  zwei  derselben  mit  glücklichem 
Erfolge  die  akademische  Laufbahn  betreten  und 
Christoph  zumal  Gelegenheit  gefunden,  der  Bo- 
tanik erheblichen  Vorschub  zu  leisten.  Nach  im 
Jahre  1703  glücklich  absolvirter  Promotion  und 
Habilitation  (1705),  lud  er  durch  sein  auch  in 
weiteren  Kreisen  bekannt  gewordenes  Programm 
zu  den  von  ihm  angekündigten  Vorlesungen  über 
die  Flora  Greifswald's  und  die  nützliche  Verwer- 
thung  heimischer  Gewächse  ein,  welches  betitelt 
ist:  „de  ortu,  initio  et  progressu  scientlae 
botanicae  ejusdera  scriptoribus".  In  dieser 
Schrift  stellte  Christoph  Helwig  jun.  unter  An- 
derem  vielleicht  zuerst  die  Literatur  aller  bis  dahin 


errichteten  botanischen  Gärten  zusammen*),  wodurch 
dieses  Programm  auch  einen  anderweit  bleibenden 
Werth  erhielt.  Aber  wichtiger,  als  diese  Jünglings- 
arbeit, wurde  die  im  Dekanatsbuche  der  medicini- 
schen Fakultät  niedergelegte  schöne  Mannesarbeit, 
die  Geschichte  dieser  Fakultät,  die,  weil  sie 
zugleich  die  älteste  und  ausführlichste  schriftliche 
Urkiuide  für  die  Geschichte  der  Botanik  Pf>m- 
merns  ist,  für  diesen  Zweig  der  botanischen  Wis- 
senschaften von  bleibendem   Werthe  sein  dürfte. 

Bedauerlicher  Weise  starb  der  verdienstvolle 
Annalist  der  medicinischen  Fakultät  und  berufene 
Lehrer  der  Botanik  schon  in  seinem  35.  Lebens- 
jahre, (am  16.  Juli  1714,  Nachmittags  2  Uhr). 
Nach  seinem  Heimgänge  war  die  Fakultät  zeitwei- 
lig ohne  offizielle  Vertretung,  denn  sein  erster  Kol- 
lege Stolterfolit  hatte  die  hiesige  Professur  auf- 
gegeben, um  das  Lübecker  Stadtphysikat  zu  über- 
nehmen und  sein  späterer  Kollege,  Eberh.  Barn- 
storff,  war  am  3.  Januar  1712  gestorben;  es 
musste  daher  in  diesem  Ausnahmsfalle  das  Conci- 
lium  generale  zur  Nomination  neuer  Professoren 
schreiten. 

Lembke  aus  Barth  erhielt  die  erste  Professur, 
wälu-end  für  die  zweite  der  jüngere  Bruder  Chri- 
stoph Helwig's,  Karl,  ausersehen  war.  Allein 
auch  dieser  starb  sogar  noch  vor  dem  Eintreffen 
seines  Anstellungs-Patentes,  so  dass  sich  Lembke 
nach  einem  andern  Kollegen  umsehen  musste.  Von 
den  durch  ihn  präsentirten  Kandidaten  erliielt  Jo- 
hann Abraham  Mayer  aus  Greifswald,  der  Sohn 
des  damaligen  General-Superintendenten,  am  19.  No- 
vember 1718  die  zweite  Professur.  Unter  Com- 
melyn's  und  Ruysch's  Leitung  mit  der  Botanik 
vertraut  geworden ,  legte  er  seine  nähere  Bekannt- 
schaft mit  derselben  schon  in  seiner  Antrittsrede: 
,de  praecipuis  scriptoribus  herbarum  virtu- 
tes  explicantibus"  dar,  leitete  Mittwochs  und 
Sonnabends  in  hergebrachter  W^eise  die  botanischen 
Exkursionen  und  gewann,  wie  Christoph  Helwig 
seil.,  die  Ueberzeugung,  dass  ohne  Garten  es  un- 
möglich sei,  Botanik  mit  Erfolg  zu  lehren.  Auf 
seine  Veranlassung  wandte  sich  unterm  29.  Dezem- 
ber 1723  die  medizinische  Fakultät  an  Rektor  und 
Concilium  und  beantragte  die  Gründung  eines  bo- 
tanischen Gartens  und  „Anuehmung  eines  hortulani." 
Allein  ungeachtet  Rektor  Koppen  dem  Antrage 
alle  Unterstützung   angedeihen    Hess    und    der    Mei- 


*)    So  sind  z.  B.  folgende  Zeilen   für   alle  Zeiten  geschrie- 
ben und  der  Beachtung  werth : 

„an  etiani  ulla  scientia  ntilior  discenda  botanica,  quae  ad 
,, media  sanitatem  conservandi  ac  restituendi  cognoscenda  fa- 
,,cileque  colligenda  nos  manu  quasi  amoena  ducit?  Venite 
„modo  suavissimi  Domini  Commilitones,  ipsi  testes  veritatis 
„hujus  eritis,  nee  operae,  quam  in  excolendo  hoc  studio  ad- 
„hibebitis,  vos  poenitebit."  .-»-•■ 


142 


nung;  war,  ,dass  diese  Sache  nuumehr  ohne  Be- 
schwerde der  Xassa  sich  werde  beschaffen  lassen," 
so  blieb  der  überhaupt  sehr  unfreundliche  Kollege, 
Professor  niath.  Papke,  bei  seiner  entgegengesetz- 
ten Meinung,  die  dahin  ging,  dass,  j|Sofern  nume- 
rus studiosorum  medicinae  sich  wirklich  werde  ver- 
mehrt haben,  es  an  der  Zeit  sei,  eines  raedizini- 
nischen  Gartens  zu  gedenken."  Hierdurch  aber 
scheiterte  der  wohlberechtigte  Antrag  der  medizi- 
nischen Fakultät,  welche  in  der  Einrichtung  tüch- 
tiger Lehr- Institute  ein  Förderungsmittel  für  die 
Frequenz   unserer  Universität    zu    finden  vermeinte. 

(Schluss  folgt.) 


Jnlins  Kühn  s 
Untersuchungen  über  das  Mutterkorn. 

Schon  lange  liegt  uns  das  Schriftchen,  was  das 
erste  Heft  der  Mittheilungen  aus  dem  Laboratorium 
und  der  Versuchsstation  des  landwirthschaftlichen 
Institutes  der  Universität  Halle  bildet,  vor,  ohne 
dass  wir  bisher  Zeit  und  Raum  gewinnen  konnten, 
es  zu  besprechen.  Und  doch  verdient  wohl  selten 
die  Arbeit  eines  Gelehrten  so  sehr  in  weiterem 
Kreise  bekannt  zu  werden,  als  vorliegende.  Man 
ist  gewöhnt,  das  Mutterkorn  sich  nur  an  dem  Rog- 
gen zu  denken;  es  kommt  aber,  wie  Prof.  Munter 
in  Greifswald  richtig  bemerkt,  wohl  bei  allen  ech- 
ten und  Halbgräsern  vor.  "Wenn  die  Geschichte 
seiner  Entstehung  und  sein  oft  in  Massen  erschei- 
nendes Auftreten  für  den  Landwirth  von  der  grös- 
sten  Wichtigkeit  ist,  so  hat  beides  doch  auch  für 
den  gebildeten  Gärtner  und  für  den  Pflanzeulieb- 
haber  grosses  Interesse.  Man  kultivirt  in  den  Gär- 
ten eine  Menge  Gräser  und  Halbgräser,  wo  es  mög- 
licherweise vorkommen  könnte  und  gewiss  auch  schon 
vorgekommen  ist. 

Das  Mutterkorn  muss  in  der  frühern  Zeit  an 
dem  Roggen  viel  häufiger  vorgekommen  sein,  denn 
es  soll  bei  uns  in  Deutschland  die  sogenannte  Krie- 
belkrankheit  oder  Kornstaupe,  welche  noch  heut'  zu 
Tage,  in  Schlesien  zum  Beispiel,  beobachtet  wurde, 
früher  aber  viel  häufiger  vorkam,  hervorbringen,  in 
Frankreich  hingegen  wird  es  als  die  Ursache  der 
Krankheit,  welche  nach  dem  Mutterkorn  (Ergot) 
den  Namen  Ergotisme  führt,  angesehen.  In  den 
ältesten  Zeiten  kannte  man  dagegen  das  Mutterkorn 
gewiss  nicht;  erst  in  der  Mitte  des  16.  Jahrhun- 
dertes  wird  mit  Bestimmtheit  von  ihm  gesprochen. 
Der  Frankfurter  Arzt  Lonicer  scheint  der  erste 
gewesen   zu  sein,  der  von  ihm  spricht. 

Ueber  das  Mutterkorn   liegen  bereits  zahlreiche 


Arbeiten  vor;  die  ersten  von  Bedeutung  wurden 
schon  in  der  ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhun- 
dertes  geschrieben.  Die  beste  verdankt  man  dem 
Franzosen  Tillet,  dem  man  später  deshalb  die 
Ehre  augethau  hat,  den  Kornbrand- Pilz:  Tilletia 
zu  nennen.  Bis  auf  die  neueste  Zeit  sah  man  ein- 
zelne Zustände  der  Entwickelung  des  Mutterkornes 
als  selbständige  Pilze  an.  So  kam  es,  dass  es  unter 
drei  verschiedenen  Namen  nicht  allein  beschrieben 
wurde,  sondern  dass  es  auch  im  Systeme  in  drei 
ganz  verschiedenen  Pilz -Familien  gesucht  werden 
musste.  Den  Zusammenhang  der  drei  Entwicke- 
lungs-Zustände  verdanken  wir  dem  bekannten  Pilz- 
forscher Tulasne,  während  der  Verfasser  vorlie- 
genden Schi-iftchens  das  Verdienst  besitzt,  durch 
praktische  Versuche  die  Richtigkeit  der  Tulasne '- 
sehen  Behauptung  nachgewiesen  zu  haben,  so  dass 
jetzt   kein   Zweifel   mehr  übrig  bleiben   kann. 

Das  Mutterkorn  beginnt  nämlich  mit  einzelnen 
Pilzfäden,  welche  Leveill^  als  selbständigen  Fa- 
denpilz unter  dem  Namen  Spliacelia  segetum 
beschrieb.  Diese  Fäden  ti-agen  an  der  Spitze  Fort- 
pflanzungszellen ,  sogenannte  Stvlosporen.  Diese 
fallen  ab,  keimen  und  bilden  allmählig  ein  dichte- 
res Fadengewebe,  was  im  Anfange  eine  übelrie- 
chende, zuckerige  Flüssigkeit  (den  Honigthau  der 
Kornähren)  absondert.  Später  dringt  es  zwischen 
dem  Fruchtknoten  und  der  Stelle,  wo  dieser  sitzt, 
ein,  hebt  den  Fruchtknoten,  der  in  der  Regel  da- 
bei völlig  verkümmert,  in  die  Höhe,  breitet  sich 
immer  mehr  aus  und  wird  zuletzt  ganz  dicht.  Es 
bildet  sich  darum  eine  violette  Rindenscliicht  und 
das  eigentliche  Mutterkorn,  was  als  Bauchpilz  unter 
dem  Namen  Sclerotium  Glavus  beschrieben  wurde, 
liegt   vor. 

Dieses  fällt  ab  oder  wird  mit  der  ganzen  Pflanze 
in  die  Scheuer  getragen,  um,  in  sofern  die  Saat 
nicht  gereinigt  wird,  mit  den  Roggenkörnern  wie- 
derum auf  den  Acker  zu  kommen.  Aus  ihm  bre- 
chen im  nächsten  Frühjahre  dicke  Fäden  mit  einem 
keulenförmigen  Ende  hervor,  welche  Keulen-Sphärien 
(Claviceps)  darstellen  und  als  solche  zu  den  Kern- 
pilzen gehören.  Diese  bilden  unter  der  Rinde  der 
Keule  in  besonderen  Röhren  Fortpflanzungszellen 
(Sporen),  mit  denen  wiederum  die  Vegetation  des 
Mutterkornes  in  Formen  von  den  Anfangs  näher 
bezeichneten  Fäden  auf  der  Oberfläche  des  Frucht- 
knotens beginnt.  In  der  Regel  entladen  sich  die 
Keulen-Sphärien  ihrer  Sporen  während  der  Blüthe- 
zeit  des  Roggens  und  die  Ansteckung  geschieht 
demnach   nur  gar  zu  leicht. 

Mittel  gegen  das  Mutterkorn  gibt  es  bis  jetzt 
leider  nicht.  Das  Beste  ist,  es  zu  verbrennen  oder 
tief  in  die  Erde  zu  graben.  Man  werfe  es  aber  ja 
nicht  auf  den  Düngerhaufen,    wie    es  bisweilen  ge- 


143 


schiebt,  weil  es  dann  grade  wieder  auf  den  Acker 
gebracht  wird.  Da  die  Fortpflanzungszellen,  die 
Sporen,  nicht,  wie  bei  dem  Kornbrande,  an  den 
Roggenkörnern  kleben,  sondern  erst  später  sich 
entwickeln,  hilft  alles  Beizen,  was  bei  jenem  so 
vorzügliche  Dienste  leistet,  hier  gar   nichts. 


Notizen  über  Rosen. 

Von  Karl  Achilles,   Obergärtner  in  Elbeuf. 

In  der  bunten  Reihenfolge  der  getriebenen 
Sträucher  machen  die  Rosen  den  Schluss  und  nach 
dem  bei  der  grossen  Konkurrenz  sich  immer  mehr 
Geltung  verschaffenden  Gesetze  der  Arbeitstheilung 
kommen  mit  jedem  neuen  Artikel  auch  neue  Gärt- 
nereien an  die  Reihe,  Geschäfte  zu  machen.  Dass 
in  solchen  Gärtnereien  eine  einfache  Kulturmethode 
für  diese  eine  Pflanzengattung  zu  finden  sein  wird 
und  von  dorther  zuerst  praktische  Vortheile  zu  er- 
warten sind  und  dass  auch  die  Anwendung  einer  be- 
kannten Methode  dort  die  beste  Garantie  für  deren 
NützHchkeit  darbietet,  ist  leicht  einzusehen.  Damit 
mag  die  nachfolgende  Notiz  gerechtfertigt  sein, 
die  sich  zur  Aufgabe  stellt,  von  Neuem  auf  eine 
Veredelungs-Methode,  die  durchaus  nicht  neu,  aber 
wenig  angewandt  und  doch  sehr  praktisch  ist,  hin- 
zuweisen, und  deren  Erfolge  wir  unlängst  in  einer 
Rosengärtnerei   zu  sehen   Gelegenheit  hatten. 

Das  Etablissement,  von  dem  wir  sprechen,  hat 
füglich  Anrecht  auf  den  obigen  Titel  einer  Rosen- 
gärtnerei, indem  es  in  5  Häusern  nichts  Anderes 
hat,  als  Rosen  und  fast  täghch  12  — 18  Dutzend 
Knospen  liefert.  Der  grösste  Theil  der  Pflanzen 
steht  im  freien  Grunde  seit  vergangenem  Frühjahre 
und  erst  im  Herbste  sind  die  Quartiere  überbaut 
worden.  Dabei  sind  sämmtliche  Pflanzen  in  drei 
Schläge  getheilt;  der  erste,  der  nur  Hochstämme 
von  Geant  des  batailles,  G^n^ral  Jaqueminot  und 
Louise  Odier  enthält,  steht  in  den  ersten  beiden 
Häusern,  die  durch  einen  Kanal  an  der  Hinterwand 
geheizt  werden.  Nachdem  auch  auf  diese  Häuser 
erst  die  Fenster  aufgelegt  wurden,  als  die  Rosen 
bereits  einen  kleinen  Frost  erhalten  hatten,  wurde 
gegen  Weihnachten  mit  ganz  schwachem  Heizen 
begonnen  und  dann  allmählig  fortgefahren,  je  mehr 
man  auf  das  zunehmende  Sonnenlicht  rechnen  konnte. 
In  diese  Abtheilung  kamen  auch  die  jungen  Rosen- 
Kopulanten,  von  denen  die  ersten  bereits  seit  14 
Tagen  blühen ,  während  die  übrigen  Hochstämme 
schon  seit  März  Blumen  liefern.  Der  zweite  Schlag 
fängt  jetzt  an  zu  blühen,  und  es  ist  entzückend,  zu 
sehen,  wie  ein  Beet  von  Miss  Bosanquet  über  und 
über  mit  Knospen  bedeckt  ist.  Auch  Gloire  de 
Dijon  und  die    alte  gelbe  Thea   Safrano    ist   vertre- 


ten. Von  Rosomenen  finden  wir  ausser  den  oben- 
genannten noch  Prince  noir,  Empereur  de  Maroc, 
Ornement  des  jardins.  Die  dritte  und  grösste  Ab- 
theilung, die  ein  mit  Hochstämmen  bepflanztes  Dop- 
pelbeet von  75  Fuss  Länge  überdacht,  hat  gar  keinen 
Heizapparat  und  ist  lediglich  auf  die  Sonne  ange- 
wiesen ;  sie  enthält  unsere  alten  gangbaren  Remou- 
tants  in  sehr  kräftigen  Stämmen,  deren  Triebe,  jetzt 
6  —  8  Zoll  lang,  die  Knospen  durchfühlen  lassen. 
Dass  natürlich  die  wärmeren  Abtheilungen  benutzt 
werden,  die  Pflanzen,  von  denen  man  Frühjahrs- 
stecklinge machen  will,  anzutreiben  und  die  kälte- 
ren zum  Ueberwintern  von  Kalthaus-  oder  zarten 
Freilandpflanzen,  ist  selbstverständlich.  —  Während 
auf  jede  Blume  in  den  ersten  beiden  Abtheilungen 
gezählt  wird,  nimmt  man  hier  aus  der  dritten  das 
brauchbarste  Holz  zu  Stecklingen  für  die  wurzel- 
echten, die  während  des  Sommers  im  Freien,  aber 
immer  in  Töpfen,  kultivirt  werden  und  schon  näch- 
stes Frühjahr  theilweise  wiederum  Verkaufspflanzen 
liefern.  Allein  nicht  blos  die  wurzelechten,  aus 
Stecklingen  gezogenen  Pflanzen  liefern  dieses  Kon- 
tingent für  die  Topfkultur,  sondern  auch  ganz  nie- 
dere Veredelungen ,  die  freilich  nur  eine  Aushülfe 
sind  für  verunglückte  Hochstämme,  die  aber  mei- 
stentheils  bessere  Büsche  geben,  als  die  Stecklinge. 
Jedermann  weiss,  dass  die  Winter- Veredelung  im 
Hause  fast  ganz  abhängig  ist  von  den  L^nterlageu 
und  dass  überall  einige  Kopulanteu  verunglücken. 
Diese,  im  Verein  mit  den  zu  schwachen  LTnterlagen 
werden  nun  okulirt  mit  Holz,  der  Wurzel  so  nahe 
wie  möglich,  indem  man  2  Augen  einander  fast 
gegenüber  einsetzt,  und  sobald  das  Auge  eines  kräf- 
tigen Edelreises  darauf  gesetzt  wird,  sieht  man  nach 
14  Tagen  schon  die  Veredelung  spitzen.  Nur  trage 
man  Sorge,  bald  nach  dem  Einsetzen  des  Auges 
die  Ränder  der  Berührungsflächen  mit  kaltflüssigem 
Baumwachs  zu  verstreichen.  Die  Verwerthung  der 
krüppelhaftesten  Unterlagen,  die  geringen  Umstände 
beim  Aufbewahren  der  Veredelungen,  bis  diese  an- 
gewachsen (sie  wachsen  in  jedem  feucht- warmen 
Hause,  nicht  gar  zu  fern  dem  Lichte)  und  der 
schnelle  und  sichere  Erfolg  empfehlen  diese  Me- 
thode als   eine   der   allerbesteu. 

Dass  diese  Art  Veredelung  auch  im  Sommer 
viel  schneller  und  sicherer  ist,  als  die  Okulation 
mit  dem  ausgebrochenen  Auge,  dass  man  ferner 
weit  weniger  an  die  Beschaffenheit  der  Unterlage 
gebunden  ist,  als  da,  wo  man  die  Rinde  zu  lösen 
genöthigt  ist,  dies  sind  Umstände,  die  sie  zu  einer 
bevorzugten  machen  und  sie  jedenfalls  berufen  er- 
scheinen lassen,  auch  bei  anderen  Pflanzengattungen 
die  bis  jetzt  angewandten  Veredelungs-Methoden  theil- 
weise zu  verdrängen. 


144 


Die 

Deutfcle  ijagef  =  Uprlif^ermigs = .gefcffrc^oft 

für  (iiärtnereien 

ju  Berlin 

übernimmt    auch    iu    diesem    Jahre    Versicherun- 
gen gegen   Hagelschäden,   an: 

1.  Fensterscheiben  in  Wohn-  und   Gewächs- 
häusern und  Mistbeetfenstern, 

2.  Gewächsen    unter  Fensterscheiben  in  Mist- 
beeten, Treibhäusern,  so  wie  im  Freien, 

3.  Wein-  und   Obst-Erndten, 
zu  den  billigsten  Prämien. 

Diese  auf  Gegenseitigkeit  gegründete  Gesell- 
schaft hat  seit  der  langen  Zeit  ihres  Bestehens  sich 
das  Vertrauen  ihrer  Mitglieder  im  vollen  Masse  ei-- 
worben.  Unterstützt  von  den  bedeutendsten  Fach- 
männern stellt  sie  die  Hagelschäden  in  gewissen- 
hafter Weise  fest  und  zahlt  sie  zum  vollen 
Betrage  aus. 

Mit  alleiniger  Ausnahme  des  Jahres  1849  hat 
die  Anstalt  ihren  fünfjährigen  Mitgliedern  alljähr- 
lich namhafte  Dividenden  und  so  auch  für 
das   verflossene  Jahr   18G3 

22^  pro  Cent  Dividende 
wieder  gewährt. 

lu  dem  entsprechenden  Masse  hat  auch  ihr  Re- 
servefonds zugenommen,  dessen  zeitige  Höhe  die 
ausreichendste   Garantie  bietet. 

Die  E i g e n t h ü m e r  von  Wohn-  und  Fa- 
brik-Gebäuden, welche  grossen  Theils  bisher 
diesen  Versicherungszweig  noch  ausser  Acht  gelas- 
sen, werden  hiermit  besonders  eingeladen,  die  Fen- 
sterscheiben ihrer  Grundstücke  zur  Versiche- 
rung  zu   bringen. 

Die  grosse  Zweckmässigkeit  gerade  dieser  Ai't 
der  Versicherung  ist  durch  die  vielen  Schäden, 
welche  in  den  letzten  Jahren  an  Fensterscheiben 
vorgekommen,  hinlänglich  erwiesen  und  es  wird 
nur  des  Hinweises  hierauf  und  auf  die  äusserst 
niedrige  Prämie  bedürfen,  ■ —  welche  in  keinem 
Verhältnisse  zu  dem  Verluste  steht,  den  ein  Hagel- 
schaden vei-ursachen  würde,  um  die  Eigenthümer 
von  Wohn-  und  Fabrikgebäuden  zum  Eintritt  in 
die   Gesellschaft  zu  veranlassen. 

Ebenso  laden  wir  die  Eigenthümer  und 
Pächter  grosser  und  kleiner  Gärten,  von 
Treibhäusern,  Obst-Plantagen,  Weinbergen 
etc.,  von  denen  eine  grosse  Zahl  inteOigenter  Män- 
ner zur  Gesellschaft  bereits  gehört,  hiermit  ein,  ihre 
Gewächse  und  Fensterscheiben  bei  uns  zu 
versichern. 

Für  sie  ist  dies  Institut  um  so  wichtiger,  als 
gerade  ihre  Erzeugnisse    durch   Hagel  am  empfind- 


lichsten leiden  und  ihren  darin  angelegten,  oft  be- 
deutenden Kapitalien  durch  dasselbe  ein  sicherer 
Schutz  gewährt  ist. 

Königliche  und  städtische  Behörden, 
Kirchen- Vorstände  und  der  intelligentere 
Theil  gewerblicher,  so  wie  Privatbesitzer 
und  Pächter  solcher  Gärten  etc.,  haben  die 
segensreiche  Wirksamkeit  der  Anstalt  bereits  seit 
langen  Jahren  durch  ihre  rege  Theilnahme  als  Mit- 
glieder der   Gesellschaft  anerkannt. 

Je  lebhafter  die  Betheiligung  der  Anstalt  sich 
zuwendet,  je  allgemeiner  und  umfangreicher  die 
Versicherungen,  um  so  höher  werden  die  Dividen- 
den und  dadurch  um  so  niedriger  die  Prämien  sich 
stellen,  während  in  gleicher  Weise  das  Vermögen 
der  Gesellschaft,  der  Reservefonds  und  damit  die 
Garantie ,  welche  die  Anstalt  schon  jetzt  gewährt, 
sich  noch  mehr  vergrössem  und  den  Anforderungen 
des  betheiligten  Publikums  iu  jeder  Beziehung  ent- 
sprechen werden. 

Nicht  allein  bei  der  Direktion  in  Berlin, 
deren  Bureaii 

Aunen-Strasse  Ne.  46,  eine  Treppe  hoch, 
sind  die  Gesellschafts-Statuten,  Versicherungs- For- 
mulare etc.  zu  Anträgen  entgegen  zu  nehmen  und 
werden  die  Policen  ertheilt,  sondern  findet  dasselbe 
auch  bei  den  General-Agenten  der  Anstalt  statt. 
Diese  sind: 

1.  Herr  T.  W.  Kr  am  er  in  Breslau, 

2.  ,      F.  Schönemann  in  Danzig, 

3.  „      J.  A.   Zobel  in   Görlitz, 

4.  „      Friedr.  Wilh.  Dalchow  in  Halle  a.  S., 

5.  „      Adolf  Less  in  Königsberg  i.  Pr., 

6.  „      F.  Kirchhof  in  Leipzig, 

7.  „      Ferd.  Weyl  in   Posen, 

welche  Herren    iu   ihren    einzelnen  Rayons  Spezial- 
Agenturen   zur    Annahme    von    Versicherungen    er- 
richtet  haben,    die    sie   In   ihren   Bezirksblättern  sei- 
ner Zeit  namhaft  machen   werden. 
Berlin,   den   1.  März    1864. 

Der  Direktor:   IVIai^x. 


Raucher- Apparate 

zur  Vertilgung  der  schädlichen  Insekten  und  Blatt- 
läuse in  den  Treibhäusern  und  Beeten,  mit  Tabak 
und  Insektenpulver  zu  räuchern,  die  grossen  zu 
34  Thlr,  die  kleineren  zu  2^  Thlr  pro  Stück,  sind 
wieder  vorräthig  und  werden  auf  Bestellung  nach 
allen   Gegenden  verschickt  von 

Klempnermeister, 

Leipzigerstr.  92  in  Berlin. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
KommaQdanten-Strasse  No.  62. 


Druck  der  C.  Feister 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zioten-Platz  No.  3. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  zur  Beförderung  des  (■<irteiibaiies  in   den  Köni^l.  Prenssischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
I* vofessoi-  II>r-  K  a,  r  1  Iv  och, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  19. 

Berlin,   den    14.  Mai                                                1864. 

Preis  des  Jahrganges  5j[  Thlr., 

sowohl  bei  Bezug  dnrch  den  Buchhandel,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 
des  deutsch -österreichischen  Post- Vereines. 

1 

Inhalt:  Die  internationale  Ausstellung  von  Pflanzen,  Blumen  und  anderen  Gegenständen  der  Gärtnerei  in  den  Tagen  vom  24. 
April  bis  1.  Mai  in  Brüssel.  —  Die  Gründung  des  botanischen  Gartens  der  Königl.  Universität  Greifswald.  Festrede, 
gehalten  am  16.  Oktober  1863  vom  Prof  Dr.  J.  Munter,  Direktor  des  botanischen  Gartens.  (Sehluss).  —  Comte 
Leonce  de  Lambertje:  Le  fraisier,   sa   botanique,    son  histolre,   sa  culture.    —  Blühende  Palmen   des  Berl.  bot.   Gartens. 


Die 

internationale  Ausstellung 

von  ^flanjtn,  jßlumen  unb  anbcrtn  (ßfgenllänbrit 
brr  ®ärtnrrci 

in   den  Tagen   vom   24.  .\pril  bis   1.  Mai 

in  Brüssel. 

Internationale  Versamminngen  nnd  internatio- 
nale Ausstellungen  anderer  Art  haben  seit  wenigen 
Jahren  bereits  stattgefunden;  sie  trugen  wesentlich 
dazu  bei,  dass  die  verschiedenen  Völker,  so  feind- 
lich sie  einander  auch  frülier  gegenüber  standen, 
«ich  versöhnten  und  zu  edlerem  Streben,  zu  edle- 
ren Wettkämjtfen  sich  die  Hände  boten.  Die  In- 
dustrie hat  den  Reigen  der  internationalen  Ausstel- 
lungen eröffnet,  nachdem  die  Versammlungen  deut- 
scher Naturforscher  und  Aerzte  schon  vorher  auch 
Nicht-Deutsche  bei  ihren  Berathungen  gehabt  und 
gezeigt  hatte,  dass  die  Wissenschaft  das  Gemein- 
gut aller  Menschen  sei.  Auch  die  Landwirthschaft 
hat  bereits  ihre  Versammlungen  allgemeiner  gehal- 
ten; es  haben  internationale  Ausstellungen  laud- 
wirthschaftlicher  Erzeugnisse  und  Gegenstände  statt- 
gefunden. 

Am  24.  April  wurde  in  Brüssel  eine  internatio- 
nale Ausstellung  von  Pflanzen  und  Blumen  eröffnet. 
Es  traten  auch  Männer  der  Wissenschaft  und  der 
Praxis  zu  gleicher  Zeit  zu  einem  internationalen 
Kongresse  zusammen,  letztere,  um  ihre  Erfahrungen 
dem  Urtheile  der  ersteren  zu  unterbreiten,  erstere, 
um  ihre  Forschungen  in  den  Geheimnissen  der  Na- 


tur der  Beurtheilung  der  letzteren  zu  unterwerfen, 
in  wie  weit  diese  zum  Wohle  der  Menschen  aus- 
gebeutet und  verwendet  werden  könnten.  Pflanzeu- 
und  Blumenkultur  sind  mehr  als  alle  andere  Be- 
schäftigungen von  dem  Frieden  abhängig,  sie  ver- 
langen die  Versöhnung  der  Menschen,  wie  die 
Pflanzen  und  Blumen  selbst  durch  ihre  harmoni- 
schen Verbindungen  der  Formen  und  Farben  mit 
einander  sich  versöhnen  und  keine  Misstöne  auf- 
kommen lassen.  Pflanzen  und  Blumen  sind  die 
Zeichen  des  Friedens  und  man  hat  vor  Allem  die 
hehre  Palme  sprüchwörtlich  gewählt  als  Zeichen 
der  Versöhnung  zweier  bis  dahin  feindlich  einander 
gegenüber  stehender   Völker. 

Belgien,  das  neuti-ale  Lsnd  Europa's,  dessen 
Unabhängigkeit  feierlich  garantirt  ist,  hat  in  den 
Tagen  vom  24.  April  bis  1.  Mai  den  Völkern  des 
zivilisirten  Europa's  die  Friedenspalme  gereicht;  es 
waren  aus  allen  Ländern  fast  ^Männer  der  Wissen- 
schaft und  der  Praxis  gekommen;  von  den  liebli- 
chen Ufern  transpyrenäischer  Flüsse  bis  hin  zu  den 
kühleren  Gefilden  Rnsslands,  von  den  jetzigen  Wohn- 
sitzen der  echt-germanischen  Gothen  im  Norden  bis 
zu  den  Vertretern  des  Lateinerthumes  im  Süden  wa- 
ren Vertreter  erschienen.  Wenn  auch  die  weiten 
Entfernungen  einiger  Länder  nicht  gestatteten.  Pflan- 
zen und  Blumen  nach  Brüssel  zur  Ausstellung  zu 
senden,  so  nahmen  doch  Repräsentanten  aller  Län- 
der an  den  Verhandlungen  des  Kongresses  Antheil 
und  werden,  zurückgekehrt,  Zeugniss  ablegen  von 
dem  hohen  Stande,  auf  dem  sich  die  heutige  Gärt- 
nerei in  Europa  befindet. 

19 


148 


weiblichen  Figur,  die  wohl  eine  Viktoria  Jarstelleii 
sollte,  aus  und  setzten  sich  bis  zu  dem  obern 
Bande  des  Rahmens  der  seitlich  befiudjiclien  Spie- 
gel, die  zum  Theil  durch  Pflanzen  verdeckt  waren, 
fort.  Auf  diesen  waren  wiederum  Blattpflanzen, 
niedrigere  Palmen,  Farne,  Aroideen  u.  s.  w.  ange- 
bracht, so  dass  das  Ganze  an  tropische,  mit  Wäl- 
dern bedeckte  Gebirge  einigermassen  erinnern  konnte. 
Es  kam  noch  dazu,  dass  grade  rechts  und  links  von 
den  Spiegeln  Gruppen  von  grösseren  Blattpflanzen 
aufgestellt  und  zum  Theil  vorgerückt  waren.  Fächer- 
und andere  Palmen,  Cycadeen,  Pandaneen,  baumar- 
tige Scitamiiieen,  Dracäneen  u.  s.  w.  führten  in  vor- 
züglich kultivirten  Exemplaren  tropische  Vegetation 
vor  die  Augen. 

In  dem  Anbau  befanden  sich  ähnhche  Gruppen 
von  Blattpflanzen  und  Blüthensträuchei-n.  Von  den 
letzteren  waren  die  Rhododendren,  von  den  ersteren 
die  Koniferen,  Yukken  und  Agaven  vorherrschend. 
Auch  die  buntblättrigen  Pflanzen,  und  zwar  sowohl 
die  krautartigen,  als  diu  holzigen,  hatten  hier  haupt- 
sächlich Platz  gefunden.  Ganz  besonders  nahmen 
sich  die  buntblättrigen  Gehölze  des  freien  Landes, 
welche  in  Töpfen  angetrieben  waren,  aus;  ebenso 
erregte  eine  Sammlung  von  einigen  30,  meist  bunt- 
blättrigen Epheu  -  Sorten  die  Aufmerksamkeit  der 
Schauenden.  Nicht  weniger  galt  dieses  von  den 
neueren,  ebenfalls  meist  buntblätti'igen  Pflanzen,  be- 
sonders Japans,  deren  Einführung  man  dem  be- 
kannten Reisenden  v.  Siebold  zum  Theil  verdankt. 
Ausserdem  waren  aber  von  diesem  noch  allerhand 
mit  dem  Pflanzenreiche  in  Beziehung  stehende  Ge- 
genstände, so  die  Knorpelalgen,  welche  zu  den  ess- 
baren Schwalbennestern  den  hauptsächlichsten  Be- 
standthcil  geben,  vegetabilisches  Wachs,  verschiedene 
Matten,   Stricke  u.  s.  w.   ausgestellt. 

Pomona  hatte  in  diesem  Anbau  neben  Flora 
ihre  Produkte  ebenfalls  ausgebreitet.  Man  fand  hier 
unter  Anderem  Kernobst  zum  Theil  noch  in  solcher 
Schönheit,  dass  man  glauben  konnte,  es  sei  eben 
dem  Baume  entnommen.  Aber  auch  Erdbeeren  und 
reife  Trauben ,  beide  getrieben  luul  von  vorzügli- 
chem Aussehen,  fesselten  diejenigen,  welche  die 
Ausstellung   besuchten. 

Die  Gartengeräthe  und  Instrumente  hatten  zum 
grossen  Theil  auf  einem  freien  Platze  vor  dem  Aus- 
stellungshause ihre  Aufstellung  gefunden.  Da  sah 
man  Zelte,  Lauben,  allerhand  Garten-Möbels,  Draht- 
geländer, Hacken,  Schaufeln,  auch  grosse  und  kleine 
Blumen-Stellagen,  letztere  zum  Theil  sehr  elegant 
und  mit  einem  diesen  entspreciienden  Preise.  Ganz 
besonders  zog  die  Aufmerksamkeit  das  Spiralfeder- 
Gestell  für  die  Kultur  der  Weinreben  auf  sich. 
Unkundige  hielten  es  für  ein  grossartiges  Matratzen- 
Gestell  für  Riesen  einer   vergangenen  Zeit. 


Zwischen  allen  diesen  Gegenständen  des  mensch- 
lichen Fleisses  waren  ebenfalls  schöne  Pflanzen  auf- 
gestellt, um  ihren  Zusamnieidiang  mit  diesen  darzu- 
thun.  Da  sah  man  denn  prächtige  Bäume  von 
Orangen,  von  Lorbeer  u.  s.  w.,  Exemplare  der  in 
Belgien  allgemein  beliebten  und  auch  sehr  zu  em- 
pfehlenden Grevillea  longifolia,  zum  Theil  in  wirk- 
lich riesiger  Grösse.  Auch  war  ein  Theil  des  freien 
Platzes  von  dem  Präsidenten  der  Acadeniie  d'hor- 
ticulture  et  d'arboriculture  in  Gent  in  Anspruch 
genommen,  um  seine  Muster- Formbäume  unseres 
Obstes  aufzustellen.  Blühende  Rhododendren  des 
Freilandes  in  vorzüglich  kultivirten  Exemplaren, 
sämmtUch  in  einer  Grösse  und  in  derselben  Form, 
schlössen  den  ebenbesagten  Raum  ab  und  waren 
von  demselben  Gärtner  (Joseph  Baumann  in  Gent) 
herangezogen. 

So  haben  wir  denn  versucht,  im  Allgemeinen 
ein  Bild  von  einer  Ausstellung  zu  geben,  welche 
wohl  die  grossartigste  und  gelungenste  sein  mag, 
welche  bis  jetzt  stattgefunden  hat.  Bevor  wir  je- 
doch zu  dem  Speziellen  übergehen,  möchte  es  gut 
sein,  zuvor  luich  Einiges  über  ihre  Entstehung  und 
Durchführung  mitzuthelleu.  Die  Initiative  ging  von 
der  Königlichen  Gesellschaft  Flora  in  Brüssel  aus; 
mit  grosser  Bereitwilligkeit  unterstützte  aber  die 
belgische  Regierung  ein  L'nternehmen,  was  bereits 
jetzt  schon  Früchte  getragen  hat.  Am  20.  Januar 
d.  J.  trat  der  dirigende  Ausschuss  unter  dem  Vor- 
sitze des  Senators  Grafen  von  Ribeaucourt,  und 
der  Theilnahme  des  Chefs  der  Ackerbau-Abtheilung 
im  Ministerium  des  Innern,  A.  Ronnberg,  in's 
Leben.  Als  Mitglieder  fungirten  ausserdem:  Harry, 
Bürgermeister  in  Laeken,  Linden,  Ehren-Direktor 
des  zoologischen  Gartens  in  Brüssel,  van  den 
Ouwelant,  Präsident  der  Gartenbau -Gesellschaft 
in   Laeken   und  Mottin,   Anwalt  in   Brüssel. 

Erst  später  wurde  von  Seiten  des  Bundes  der 
vereinigten  Gartenbau  -  Vereine  Belgiens  die  Idee 
eines  mit  der  Ausstellung  zu  verbindenden  Kon- 
gresses für  Botaniker  und  Gärtner  aufgenommen 
und  auch  durchgeführt.  In  der  9.  Nummer  der 
Wochenschi'ift  iiaben  wir  bereits  das  Programm  in 
deutscher  Sprache  wiedergegeben.  Es  ist  nicht  zu 
leugnen,  dass  grade  diese  Vereinigung  beigetragen 
hat,  dem  Ganzen  einen  höhern  Glanz  zu  verleihen. 
Eine  nicht  geringe  Anzahl  der  ausgezeichnetsten 
Botaniker  aus  fast  allen  Ländern  Europa's  hatte 
sich  eingefunden.  Wir  nennen  nur  die  Namen 
Brongniart,  Leco(|,  Planchon,  Fee,  Santo 
Garivaglio,  Thomas  Moore,  Murray,  Munter, 
Regel,    Fenzl,    Hoffmann    und    Reichenbach. 

Als  Preisrichter  waren  Sachverständige  aus  der 
Nähe  und  Ferne  gekonrmen.  Die  Regierung  selbst 
hatte  sich   auf  den  Vorschlag  der  Gesellschaft  Flora 


149 


die  Ernemuiiig  vorbehalten.  Die  Zahl  der  Preis- 
richter betrug  nicht  weniger  als  12G.  Um  rasclier 
die  Preissprechung  zu  Ende  zu  führen,  wurden  6 
Sektionen  gebildet,  von  denen  eine  jede  eine  be- 
stimmte Anzahl  von  Bewerbungen  zu  beurtheilen  über- 
nahm. Bei  der  Fülle  der  zu  beurtheilenden  Gegen- 
stände darf  es  nicht  auffallen,  dass  einzelne  Sektionen 
von  früh  Morgens  1  ü  Uhr  bis  Abends  5  Uhr  mit  der 
Beurtheilung  und  Preissprechung  beschäftigt  waren. 
Die  Verkündigung  der  Urtheile  der  Preisriciiter  ge- 
schah am  letzten  Tage  der  Ausstellung,  am  I.Mai,  in 
dem  grossen  Saale  des  Palais  ducale.  Se.  Maje- 
stät der  König  Leopold  geruhten  dem  feierli- 
chen Akte  beizuwohnen  und  zu  gleicher  Zeit 
einige  in,  der  Wissenschaft  oder  in  der  Praxis  her- 
von-agende  Männer  durch  Se.  Excellenz,  den  Mi- 
nister des  Innern,  zu  Rittern  des  Leopold -Ordens 
zu   ernennen. 

(Forlsetziinff  folgt.) 


Die 

<i!rüiidiiiig  des  botanischen  («artens 

bfr  ;ßönigl.  Wniocrrität  Orrifstoali. 

.fpfircöe, 

gehalten  am  16.  Oktober  1863  vom  Prof.  Dr.  J.  Munter, 

Direktor  des  botanischen  Gartens. 
(Schlwss.) 

A  b  r a h  a  m  Mayer'  .s  Lehrthätigkeit  endete  am 
1.  März  1726  nach  achtjähriger  Dauer  mit  seinem 
41.  Lebensjahre.  Der  unterm  24.  September  1726 
in  seine  Stelle  berufene  und  am  29.  Juni  1727  re- 
cipirte  Dr.  Christian  Stephan  Scheffel  aus 
Meldorp  gewährte  einen  in  jeder  Beziehung  wün- 
schenswerthen  Ersatz.  Die  zahlreichen  Dissertatio- 
nen und  Programme  dieses  durch  seine  „Vitae 
professorum  medicinae"  rühmlichst  bekannten 
Gelehrten  sind  zwar  vorwiegend  medizinischen  In- 
halts, allein  die  im  Jahre  l731  publizirte  Abhand- 
lung: „de  seminibus  plantar  um  eorumque 
morte  ac  germination  e"  bekundet  nicht  allein, 
dass  er  sich  unter  Boerhaave  in  Leiden  mit  Er- 
folg der  Botanik  zugewandt  hatte,  sondern  auch, 
dass  ihm  die  Fortentwickelung  seiner  Lieblingswis- 
senschaft am  Herzen  lag,  die  er  mit  Lust  und  Liebe 
lehrte  und  um  derentwillen  er  alle  diejenigen  Pflan- 
zen in  seinem  Privatgarten  pflegte,  deren  er  zu  sei- 
nen botanischen  Vorträgen  bedurfte.  Ein  Zeitge- 
nosse Linnii's,  im  innigsten  Verkehr  mit  dem  Va- 
terlande des  Begründers  des  Sexualsystems  und 
rlurchdrungen  von  der  Bedeutung  und  Nothwendig- 
keit  eines  Gartens  für  den  Lehrer  der  Botanik, 
fand   sich   Scheffel    ebenfalls    gemahnt,    die    bisher 


erfolglosen  Anträge  auf  Giündung  eines  solchen  zu 
erneuern.  Allein  die  der  Fakultät  gewordeneu  Be- 
scheide, sowohl  im  Jahre  1736  als  1738,  schlössen 
mit  dem  fast  gleichlautenden  und  niclit  mehr  über- 
rasciienden  Refrain:  „weil  die  cassa  academica  jetzt 
nicht  bei  Vermögen,  ein  so  kostbares  Werk  zu 
übernehmen,  es  vor  der  Hand  mit  dem  horto  sein 
Bewenden   und   einen   Anstand   haben   müsse." 

Sich  in  weiteren  vergebenen  Anträgen  zu  er- 
schöpfen, war  einem  solclien  Argumente  gegenüber 
vollkommen  überflüssig.  Schweren  Herzens  re- 
signirte  Scheffel,  so  wie  Helwig,  Gerdessen 
u.  A.  vor  ihm,  auf  die  Erfüllung  seines  sehnlichsten 
Wunsches,  trat  Indessen  derselben  in  sofern  wenig- 
stens wieder  näher,  als  bei  Errichtung  des  Univer- 
sitätsgebäudes (1750j  der  mlttlei'e  der  drei  Gärten, 
welche  sich  südwärts  vom  Neubau  befanden,  von 
A.  Mayer  zu  einem  botanischen  Garten  de- 
signlrt  worden  war.  Leider  nur  erlebte  Schef- 
fel den  Tag  nicht  mehr,  an  welchem  diese  seine 
ersehnte  ScJiöpfung  ins  Leben  trat!  —  Um  aber 
doch  nicht  alier  Hülfe  baar  zu  sein,  kaufte  er  aus 
der  Nachlassenschaft  der  Familie  Helwig  das  1633 
von  Monau  begründete,  durch  die  Helwig's  we- 
sentlich gemehrte  und  durch  Karl  Helwig  nach 
dem  Tournefortschen  Systeme  angeordnete  Her- 
barium, fügte  seine  eigenen  Saminlungen  hinzu  und 
vermachte,  wie  aus  seiner  Biographie  Christoph 
Helwig's  hervorgeht,  jene  interessante  Pflanzen- 
sammlung „dem  zukünftigen  botani  sehen  Gar- 
ten zu  Greifswald."  *)  Mit  Zustinniumg  des  ge- 
genwärtigen Bibliotheks- Vorstandes  ist  der  Wunsch 
des  Legatars  vor  zwei  Jahren  endlicli  In  Erfüllung 
gegangen ! 

Mit  Scheffel's  Tode  schliesst  der  von  1559 
mit  Joel  beginnende  erste  Zeitraum  der  Ge- 
schichte der  Botanik  in  Pommern.  —  Nach 
Scheffel  gehört  die  Botanik  zwar  noch  ressort- 
mäs.slg  der  medizinischen  Fakultät  zu ,  wird  aber 
faktisch  und  zuerst  hierorts  von  einem  Angehörigen 
der  philosophischen  Fakultät  vorgetragen.  Mit 
Scheffel  endet  aber  auch  die  Periode  resultatloser 
Anträge  auf  Gründung  eines  botanischen  Gartens, 
dessen  Unentbelirlichkeit  Seitens  der  medizini- 
schen Fakultät  zur  Genüge  dargethau  und  bereits 
aucli  In  jenem  denkwürdigen  Visitatlons  -  Recesse 
vom  20.  Mai  1702,  §  16,  anerkannt  war,  welclien 
Karl  XII.  In  seinem  Hauptquartiere  vor  Warscliau 
eigenhändig  unterzeichnet  hatte. 

Die  seitdem  fort  und  fort  gewachsene  An- 
zahl mehr  oder  weniger  gut  eingerichteter  botani- 
scher    Gärten ,     die     EiTiclitung     und     Verbindung 


*)  Futuro  borte  uiedico  Gryphiswaldensi ,  de  quo  ador- 
nando  summa  tandem  spes  affulget,  aimis  vitae  meis  finitis 
destiuatum.    Scheffel,  Vitae  Professorum  (Chr.  Helwigü)  p.  195. 


150 


landwirthschaftliclier  Lehrstühle  mit  den  Universi- 
täten Halle  und  Frankfurt  a.  d.  ü.,  so  wie  die 
immer  mehr  und  mehr  zur  Verhreitung  und  Gel- 
tung kommenden  Lehren  Joachim  Jung's  und 
Kay 's,  endlich  aher  ilic  zahlreicher  werdenden  bo- 
tanischen Reisen  nach  dem  Oriente  durch  Tourne- 
fort  und  nach  überseeischen  jiflanzenreicheu  Län- 
dern diu-ch  andere  Forscher  hatten  der  Botanik 
grosse  und  neue  Gebiete  zur  Entfaltung  nützlicher 
Wirksamkeit  erschlossen,  die,  wenn  dauernd  ge- 
wonnen und  ausgebeutet,  dieser  Wissenschaft  für 
lange  Zeit  die  Hegemonie  über  ihre  Schwestern 
sichern  mussten. 

In  dem  Sohne  eines  armen  schwedischen  Land- 
geistlichen zu  Eäshult,  Karl  Liun^,  ward  der  Bo- 
tanik der  Mann  gegeljen,  der  ihr  vermöge  seiner 
eisernen  Beharrlichkeit  und  seines  glühenden  Eifers 
diese  Suprematie  erringen  half;  der  es  verstand,  für 
jede  der  zahllosen,  fast  proteusartigen  Gestaltungen 
der  Pflanzenwelt  einen  für  alle  Zeit  sicher  gestell- 
ten Ausdruck  zu  finden,  den  (diaotisch  und  massen- 
haft sich  darbietenden  „geformten  Stoff"  lichtvoll 
anzuordnen  und  somit  seine  Wissenschaft  von  Grimd 
aus  zu  reformiren. 

Es  konnte  nicht  fehlen,  dass,  so  wie  einst  Pa- 
dua,  Basel  und  Leiden,  nunmehr  Upsala,  —  der 
Sitz  jenes  nordischen  Genie's,  —  der  Centralpunkt 
wurde,  nach  welchem  wissbegierige  Jünglinge  ström- 
ten und  von  welchem  aus  sie,  kenutnissi  eicher,  in 
alle  Welttheile  auszogen,  um  für  ihren  bewunderten 
Lehrer  neue  unsterbliche  Lorbeeren   zu  pflücken. 

Auch  nach  Greifswald  lenkte  der  letztern  Einer 
seine  Schritte,  tlieils  um  das  botanisch  noch  so  we- 
nig gekannte  „schwedische  Pommern"  zu  durchfor- 
schen, theils  um  sein  Glück  zu  suchen  —  und  — ■ 
es  in  der  That  zu  finden:  Samuel  Gustav 
Wileke,  ein  Kandidat  der  Theologie  aus  Schwe- 
den. Nachdem  derselbe  im  Jahre  176^  unter  Pe- 
ter Ahlwardt's  Decanate  die  licentia  legendi  im 
Schoosse  der  philosophischen  Fakultät  erlangt  hatte, 
durchwanderte  der  strebsame  junge  Mann  fleissig 
die  Umgegend  dieser  Stadt  und  untersuchte,  mit 
dem  „Systeme"  seines  grossen  Lehrers  in  der 
Hand,  die  Flora  derselben.  In  kurzer  Zeit  sam- 
melte sich  eine  Anzahl  Zuhörer  um  ihn  und  er 
wusste  diese  für  die  neugestaltete  Wissenschaft  so 
zu  gewinnen  und  an  die  Wissenschaft  zu  fesseln, 
dass  ihm  das  durch  eigene  Anstrengung  gesam- 
melte oder  auch  wohl  auf  seine  eignen  Kosten  kul- 
tivirte  Material  gar  bald  nicht  mehr  zureichte  und 
nicht  mehr  genügte.  Aber  der  Garten  von  Upsala 
stand  ihm  nicht  mehr  zur  Seite  und  er  beklagte 
mit  der  vollen  Frische  eines  jungen  Mannes  diesen 
Mangel   eben   so  lebendig  als  tief. 

Von  der  unabweisbaren  Nothwendigkeit  der  Er- 


i-ichtung  eines  botanischen  Gartens  an  hiesiger  Uni- 
versität auf  das  Vollkommenste  überzeugt  und  im 
Vertrauen  auf  seine  gerechte  Sache,  wandte  er  sich 
unter  dem  7.  September  17(33  an  den  damaligen 
Kanzler  der  Universität,  Grafen  Axel  Löwen, 
setzte,  auf  des  Kektors  zugesagter  Untei-stützung 
fussend,  unbefangen  imd  in  anspruchsloser  Beschei- 
denheit die  schwierige  und  bedenkliche  Lage  des 
botanischen  Unterrichts  auseinander  und  hatte  die 
Genugthuung,  nicht  blos  freundliches  Gehör,,  son- 
dern auch  ein  richtiges  Verständniss  und  die  ge- 
bührende Würdigung  seiner  Anträge  zu  finden. 
Unterm  3.  Oktober  verfügte  der  Kanzler: 

„dass  das  löbliche  Vorhaben  der  Einrichtung  eines 
„horti   botanici    billig    die    gehörige    Unterstü- 
„tzung    verdiene,    dass    er   den    Vorschlägen    des 
„Magister  Wileke  seinen  Beifall  gäbe  und  wün- 
„sche,  dass   die  Universität   nicht  nur  den   hinter 
„dem   akademischen  Collegio   belegenen   und   zum 
„hortus    botanicus    bestimmten    Platz    zu   der    ab- 
„gezielten    Einrichtung    einräume,     sondern     ihm 
„auch   zu   dessen  Kultur  allen   nöthigcn  Vorschub 
„und  Beistand  leiste,  damit  diese  Anlage  je  eher 
„je  lieber  zum  völligen   Stande    komme  und  den 
„Studirenden   nützlich    werde." 
Diese   dem  Rektor  A.  Wcstphal  am   G.  Okto- 
ber in  Grcifswald  präsentirtc  Kanzellariats-Verfügung 
veranlasste    ihn,    unterm    9.  Oktober    1763    an    das 
Concilium    academicum    ein   Umlaufsschreiben    erge- 
hen  zu   lassen,  welches   wörtlich   lautet: 

„Da    man    nicht    allein    seit    vielen   Jahren   damit 
„umgegangen,  einen  hortum  medicuni  hierselbst 


„anzulegen,   sondern   auch  derselbe   zu   einem   be- 
„ sondern  lustre  unsrer  Akademie  gereichen  kann. 


,so  glaube  ich  wohl  nicht,   dass   wir  Ursache  ha 
„ben   können,   uns  dem  gnädigen  Ansinnen  Seiner 
„Hochgräflichen    Excellence    entgegen    zu    legen. 
„Und   zu  welchem  noch  dieses  kommt,    dass  der 
„Herr  Magister  Wileke  seit  einem  halben  Jahre 
„die  historiam  naturalem    mit    vielem  Beifall  sei- 
„nen    Zuhörern    gelesen    und    auch    verschiedene 
„zu    derselben    gehörige    Pieren    drucken   lassen; 
„theils  aber  auch   die  Einrichtung  des    horti  me- 
„dici    ohn  endgeld  lieh    übernehmen     will     und 
„nichts  verlanget,    als    was  zur  Bezahlung  derer 
„Arbeitsleute    und    einiger  Saamen  und  Pflanzen 
„erfordert   wird.    Es  ist  anjetzt  die  höchste   Zeit, 
„wenn   was  angefangen  werden  soll,   und  ich  er- 
„ suche  ergebenst,  zu  bestimmen,  ob  ich  die  Hände 
„dazu  bieten  soll." 
Des  Rektors  Vorschlag  fand  im  strengsten  Sinne 
des    Wortes    unbedingte    Anerkennung,    jedoch 
nicht  so  ganz  unbedingte  allseitige  Annahme.    Pro- 
fessor v.  Aeminga  sprach  nämlich  den  Wunsch  aus, 
dass  das  sofortige  völlige  Zustandekommen,   wie 


151 


es  im  Eescripte  hiess,  so  lange  beanstandet  werden 
mochte,  bis  die  verbesserten  Amts-Intraden  einen 
gross ern  Aufwand  gestatteten,  während  Professor 
DUlmert,  der  bekannte  Historiograph  Pommerns, 
auf  längere  Erfahrungen  gestützt,  dringend  wünschte, 
dass  gleich  von  vornherein  die  Einrichtung  des  an- 
gestrebten Lehr- Apparates  in  einer  solchen  Weise 
zur  Ausführung  käme,  dass  dadurch  allen  spätern 
Klagen  und  Vorwürfen  vorgebeugt  würde.  Die 
jetzt  etwa  schlechten  Kassen -Umstände  könnten 
ihn  nicht  bestimmen,  eine  kümmerliche  Anlage 
in's  Leben  treten  zu  lassen,  liit  grösster  Bereit- 
willigkeit stelle  er  das  bisher  von  ihm  kultivirte, 
zum  botanischen  Garten  designirte  Terrain  zur  Ver- 
fügung, verzichte  auf  Restitution  aller  auch  noch 
in  jüngster  Zeit  von  ihm  gebrachten  Opfer  und 
wünsche  nur,  dass  die  Arbeiten  unverzüglich  in 
Angriff  genommen  würden. 

Auf  diese,  im  Grunde  genommen  doch  wohl  nur 
einhelligen  Vota  gestützt,  zog  der  Rektor  das 
leider  ohne  Datum*)  gebliebene   Conclusum: 

„Rector  und  concilium  academicum  erkennet  die 
^rühmliche  Vorsorge  Seiner  hochgräflichen  excel- 
,lence  unseres  hochwürdigsten  Kanzlers  mit  un- 
„terthänigem  Danke  und  sollen  bei  dem  neu  au- 
fzulegenden horto  medlco  unter  der  Direction 
„des  Herrn  magister  Wilcke  die  nöthigen  und 
„jetzt  möglichen  Arbeiten  sogleich  ihren  An- 
klang nehmen." 

Wilcke  aber,  von  diesem,  seinen  Wünschen 
so  überaus  fördersamen  Beschlüsse  wahrsclieinlich 
sofort  in  Kenntniss  gesetzt  und  zu  einem  Kosten- 
Anschläge  aufgefordert,  überreichte  denselben  heute 
(16.  Oktober)  vor  100  Jahren  mit  dem  Bemerken, 
dass  er  bestrebt  gewesen  sei,  die  erste  Anlage  des 
j,horti  botanici"  (wie  er  und  der  Kanzler  das 
neue  Institut  genannt  wissen  wollten)  so  wenig  kost- 
bar als  tliunlich,  herzustellen,  dass  aber  demunge- 
achtet  sich  die  Kosten  auf  200  Thlr  belaufen  wür- 
den, die  — •  „jedoch  nicht  auf  einmal  zu  be- 
zahlen seien."   — 

Der  zustimmende  Bescheid  muss  wohl  imver- 
züglich  eingetroffen  sein;  denn  als  Martin  Hanke, 
welcher  seine  höhere  gärtnerische  Ausbildung  unter 
Linn^'s  Direktion  im  botanischen  Garten  zu 
Upsala  erlangt  hatte,  unterm  29.  Dezember  1763 
sich  um  die  Stelle  eines  „hortulanus"  bewarb,  be- 
merkte er  in  seinem  Gesuche,  dass  er  seit  einigen 
Monaten,  ungeachtet  der  rauhen  Witterung,  bemüht 
gewesen  sei,  den  von  der  Akademie  entworfenen 
und  ihm  zur  Ausfüln-ung  übergebenen  Plan  des 
botanischen  Gartens    in    soweit    zur  Ausführung    zu 


*)  Nach  einer  Notiz  von  Wilcke  in  der  Vorrede  zu  sei- 
nem Hortus  Gryphicus  (pag.  12)  soll  es  der  11.  Oktober  1763 
gewesen  sein. 


bringen,  dass  es  im  Erühjahr  1764  „nur  noch  der 
Bepflanzung  mit  einheimischen  und  ausländischen 
Arznei-  und  andern  Gewächsen  bedürfe."  Hanke's 
Antrag  auf  Anstellung  fand  zwar  vorläufig  nur  pro- 
visorische, in  zwei  Jahren  jedoch  (29.  August  1765) 
seine  definitive  Erledigung.  Aber  unterm  23.  Mai 
1764  konnte  Wilcke  in  dem  von  ihm  zusammen- 
gestellten und  im  Druck  erschienenen  ersten  Gar- 
ten-Kataloge bereits  1000  vorhandene  Pflanzenarten 
aufführen  und  nm  Anlegung  eines  Gewächshauses 
bitten. 

Durch  dieses  Mannes  energische  Thätigkeit  also, 
so  wie  andrerseits  auch  durch  den  opferwilligen  Ge- 
meinsinn des  damaligen  gesammten  Concils,  welches 
sogar  einige  Jahre  später  noch,  dem  Gründer  des 
Gartens  ein  Ehrengeschenk  nach  Altenkirchen,  dem 
spätern  bleibenden  Wohnorte  desselben,  nachsendete, 
wurde  demnach,  ungeachtet  der  Bedrängnisse  des 
erst  vor  wenigen  Monden  beendeten  siebenjährigen 
Krieges,  in  kürzester  Frist  öin  Lehr -Institut  in's 
Leben  gerufen,  welches  84 -jährige  Vorverhandlun- 
gen, Anträge  und  Rezesse  bis  dahin  vergebens 
erstrebt  hatten.  Mit  der  Gründung  des  Gartens 
erfolgte  nunmehr  auch  die  Trennung  der  Arznei- 
mittellehre von  der  Botanik  für  unsere  Universi- 
tät. Die  Arzneimittellehre  verblieb  —  wie  billig 
und  in  der  Ordnung  —  bei  der  medizinischen  Fa- 
kultät; die  Botanik  aber,  wenngleich  dies  vorläufig 
rezessmässig  noch  nicht  festgestellt  war,  wurde  in 
den  Schooss  der  philosophischen  Fakultät 
verlegt,  und  von  diesem  neueren,  erhöhteren  Stand- 
punkte aus  ward  es  ihr  möglich,  freiem  Blickes 
sich  nach  allen  Richtungen  ihres  erweiterten  Hori- 
zontes hinwenden  und  eine  folgenreiche  Thätigkeit 
entfalten  zu  können,  wiewohl  sie  nimmer  und  bis 
zu  dieser  feierlichen  Stunde  nicht  aufgehört  hat,  der 
treuen  Pflegerin,  welche  sie  zwei  Jahrhunderte  lang 
mit  mütterlicher  Sorgfalt  beschirmt  und  herange- 
zogen hatte,  der  Medizin  nämlich,  in  Dankbar- 
keit eingedenk   zu   sein. 

Den  Beschluss  ihres  Concils  von  1763  auch 
nur  einen  Augenblick  zu  bereuen,  oder  wohl  gar 
ihn  zurückzuziehen,  fand  die  Universität  in  dem 
nunmelir  abgeschlossenen  vollen  Jahrhunderte  keine 
Veranlassung;  wohl  aber  knüpft  sich  au  das  un- 
unterbrochen blühende  Lehr-Institut  manch'  schönes 
Gedenk-  und  Erinnerungsblatt.  —  Männer,  wie 
Kölpin,  Weigel,  Otto,  Rudolphi,  Quistorp, 
Ledebour,  Hornschuch,  Hanke,  Langguth, 
Creplin  u.  A.  hielten  es  der  Anstrengung  eines 
Lebens  werth,  Wilcke' s  Schöpfung  zu  erweitern 
und  zu  verbessern,  um  sie,  ihren  Jüngern  Schwe- 
stern ebenbürtig,  der  Schwelle  eines  zweiten  Jahr- 
hundertes,  ihrem  heutigen  Ehrentage,  entgegen  zu 
führen. 


152 


Möge,  so  wie  es  heute  und  wie  es  zur  Zeit 
der  Begründung  dieser  unserer  Linn^'sclieu  Schö- 
pfting  in  gleicher  Weise  geschehen,  freundliches 
Wohlwollen  auch  ferner  über  jener  friedlichen 
Stätte  walten,  wo  die  Pflanzenwelt,  selbst  iln'  ge- 
heimstes Sein  dem  Auge  des  Wissensdurstigen 
enthüllt. 


€omte  Leoiice  de  Ijiiinbertye: 

Le  fraisier,   sa   liotaiiique,   soii    hii^toire,   sa    culture. 

Wir  haben  bereits  im  vorigen  Jalirgange  der 
Wochenschrift  ein  Werkchen  über  Erdbeertreiberei, 
was  ebenfalls  den  Grafen  Lambertje  zum  Verfasser 
hat,  besprochen  (S.  376),  wir  verdanken  der  Freund- 
liclikeit  des  Verfassers  jetzt  eine  vollständige  Mono- 
graphie der  Erdbeeren  unter  obigen  Titel  und  ma- 
chen deshalb  aucli  in  Deutschland  darauf  aufmerk- 
sam. Der  Verfasser  ist  mehr  Gärtner,  als  Botani- 
ker, und  hat  hinsichtlich  der  Erdbeerkultur  viele 
interessante  Erfahrungen  gesammelt,  ausserdem  bei 
der  Bearbeitung  auch  andere  Praktiker  zu  Rathe 
gezogen,  so  dass  er  wohl  im  Stande  ist,  etwas 
Vorzügliches   zu   geben. 

Das  Buch  zerfällt  in  3  Abtheilungen,  von  denen 
die  erste  das  Botanische,  die  zweite  das  Geschicht- 
liche (die  Kultur  betreffend)  und  die  dritte  die 
Kultur  selbst  umfasst.  In  Betrefl'  der  ersten  stützt 
er  sich  hauptsächlich  auf  Gay  und  auf  Elisa  Vil- 
raorin,  welche  letztere  in  dem  Jardin  frnitier  du 
Museum  die  Erdbeeren  bekanntlich  bearbeitet  hat. 
Es  thut  uns  leid,  dass  der  Verfasser  unsere  bereits 
1859  in  der  Wochenschrift  veröfTuntlichte  Abhand- 
lung (S.  216)  nicht  gekannt  hat,  da  er  daselbst 
Manches  gefunden  liätte,  was  ihm  wichtig  gewesen 
wäre.  So  hätte  er  z.  B.  erfahren,  dass  die  Fraga- 
ria  nilgerrensis  Schlecht,  schon  früher  von  Zenker 
als  F.  nilagirica  beschrieben  worden  wäre  und  dass 
auch  auf  Java  eine  eigenthümliche  Art  (Fr.  chry- 
sautha  Zoll,  et  Mor.)  wächst.  Dass  Fr.  Grayana  El. 
Vilm.  wirklich  eine  selbständige  Art  ist,  bezweifeln 
■wir;  doch  kennen  wir  sie  noch  viel  zu  wenig,  um 
ein  Urtheil  darüber  abzugeben.  Willkommen  ist 
gewiss  das  Verzeichniss  der  41)  Sorten,  die  der 
Verfasser  empfiehlt. 

Die  2.  Abtheilung  ist  interessant,  denn  sie  ent- 
hält das  Geschichtliche  über  die  Kultur  der  Erd- 
beeren. Vor  dem  16.  Jahrhunderte  scheint  die 
Pflanze  nicht  in  Kultur  gewesen  zu  sein.  Schade, 
dass    der  Verfasser  nicht  die   deutschen  und  nieder- 


ländischen (so  wie  belgischen)  Väter  der  Botanik 
gekannt  zu  haben  scheint,  denn  sonst  würde  er 
noch   Erläuterndes  gefunden  haben. 

Für  uns  hat  die  3.  Abtheilung  den  grössten 
Wertli.  Hier  finden  wir  eine  Menge  Fingerzeige, 
um  durch  die  Kultur  wohlschmeckendere  und  im 
Ansehen  bessere  Erdbeeren  zu  erhalten.  Mit  Recht 
legt  der  Verfasser  den  grössten  Werth  auf  die  Kul- 
tur im  Freien  und  behandelt  namentlich  in  dieser 
Hinsicht  die  bei  uns  viel  zu  sehr  vernachlässigte 
Monats-Erdbeere  ziemlich  ausführlich.  Die  Kultur 
der  amerikanischen  Sorten  wird  allerdings  jedoch 
stets  die  Hauptsache  bleiben. 

In  der  Erdbeertreiberei  sind  die  Franzosen  uns 
unbedingt  voraus;  Hamburg,  wo  überhaupt  alle 
Treibereien  besser  sind,  als  irgend  wo  in  Deutsch- 
land, vielleicht  ausgenommen.  Eben  deshalb  empfeh- 
len  wir   diesen  Abschnitt  den  Lesern  ganz  besonders. 


ßlüliende  Palnicii 

des  Berliner  botanischen  Gartens. 

Immer  mehr  bewährt  sich  die  Einrichtung  des 
Pahnenhauses  im  botanischen  Garten  zu  Berlin:  die 
Pflanzen  gedeihen,  grünen  und  blühen,  so  dass 
man  wohl,  wenn  man  seitwärts  auf  einer  an  den 
Glaswänden  herumführenden  Gallerie  steht,  den 
Begriff"  von  dem  Aussehen  eines  tropisclicn  Urwal- 
des erhalten  kann.  Eben  blüht  eine  grosse  Livi- 
stonia  chinensis  (Latania  borbonica)  von  einigen 
und  40  Fuss  Höhe;  auch  andere  Palmen,  wie  Ca- 
ryota  urens,  verschiedene  Chamädoreen  u.  s.  w.  ste- 
hen in  Biütlie.  Dass  Gh.  Arenbergiana  mit  ihrem 
dicken,  dichtgedrängte  Beeren  von  violetter  Farbe 
tragendem  Kolben,  ebenso  wie  Ch.  Casperiana,  wo 
der  Kolben  mit  zum  Theil  zusammengewachsenen, 
aber  grünen  Beeren  besetzt  ist,  die  Typen  von 
Chamaedorea  verschiedener  Geschlechter  tragen,  sieht 
man  hier.  Die  kletternde  Chamaedorea  scandens, 
welche  ausserdem  noch  unter  verschiedenen  Namen: 
Ch.  desmoncoides,  elatior,  resinifera  kultivirt  wird, 
blüht  fast  Jahr  aus,  Jahr  ein.  Wie  diese  und  an- 
dere Palmen  vielfach  ändern,  so  ist  es  auch  mit 
Synechanthus  fibrosus  der  Fall.  Es  werden  im 
Berliner  Palnienhause  von  letzterer  2  Formen  kul- 
tivirt, von  denen  die  eine  viel  schlanker  ist,  elegan- 
tere Blätter  besitzt  und  deshalb  leicht  für  eine  ver- 
schiedene Pflanze  angesehen  werden  könnte,  wenn 
die  gleichzeitige  Untersuchung  der  Blüthen  beider 
Formen  nicht  die  geringsten  Unterschiede  gegeben 
hätten. 


Verlag  vou  Karl  Wiegaudt  in  Berliu, 
Kommandanten-StrasHe  No.  6^. 


Druck  der  C.   Feiste  r 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  3. 


Wochenselutft 


des 


Vereines  zur  Reförderuiig  des  (lartenhaues  in   den  Köiiigl.  Prenssischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
Ir*i-<>fessor  Dr.  K^arl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  20. 


Berlin,  den   21.  Mai 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5-J^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 


Illuillt:  438.  Versammlung  des  Vereines  zw  Beförderung  des  Gartenbaues,  am  8.  Mai.  —  Die  internationale  Ausstellung  von 
Pflanzen ,  Blumen  und  anderen  Gegenständen  der  Gärtnerei  in  den  Tagen  vom  24.  April  bis  1.  Mai  in  Brüssel. 
(Fortsetzung).   —  R.  W.  A.  Wörmann's  Garten-Ingenieur,    1.  bis  3.  Lieferung. 

Sonntag,  den  2'J.  Mai,  .Mittags  ^13  Uhr,  ßnilet  iiu  I*a!nicnhausc  des  botanischen  Gartens  eine  Veisammlnng  des  Ver- 
eines zur  Beförderung  des  (jartcnbaues  statt,  wozu  die  geehrten  illitglieder  eingeladen  werden. 


438.  Versaiiiniliiii«; 


des  Veroinps  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 

am  8.  Mai. 

Da  der  Vorsitzende  verreist  und  der  erste  Stell- 
vertreter krank  war,  übernalini  der  Garten-Inspek- 
tor Bon  ei)  (5  als  zweiter  Stellvertreter  den  Vorsitz. 
Zuerst  wurde  ein  Ausschuss,  bestehend  aus  den 
Herren : 

Direktor  Dr.   August,   als   Vorsitzenden, 

Apothekenbesitzer  Augustin, 

Stadtältester  Baerwald, 

Inspektor    Bouchö, 

Hofgärtner  Brasch, 

Gasthofbesitzer  Dreitzel, 

Gasthol' besitzer  D  u  d  e  r  s  t  a  d  t , 

Hof'gärtner  Hempel, 

Thiergarten-Inspektor  H  e  n  n  i  n  g, 

Fabrikbesitzer   Hcnsel, 

Kunst-   und   Handeisgärtner   L.   Mathieu, 

Professor  Dr.   Peter  mann, 

Kaufmann   Prenss, 

Rentier  Sonntag, 

Rentier  Stiemke   sen.. 

Rentier  Viering 
ernannt,  um   für  das  am    19.  Juni  stattfindende  Jah- 
resfest die  nöthigen  Vorbereitungen   zu  treffen.     Ein 
zweiter  Ausschuss,   bestehend  aus  den  Herren: 

Geh.   Regierungsrath   Heyder,    als   Vorsitzenden, 

Obergärtner  B  o  e  s  e, 

Hofgärtner  Brasch, 

Kunst-   und   Handelsgärtner   Christoph, 

Rentier  Danneel, 


Obergärtner   Gaerdt, 

Obergärtner   Kraus, 

Kunst-   und  Handelsgärtner  Lackner, 

Kunst-  und  Handelsgärtner  L.   Mathieu, 

Obergärtner  Rein  ecke, 

Professor   Schultz-Schultzenstein  und 

Kunst-   und   Handelsgärtner   Späth 
wurde    ersucht,    ein    Programm    für    die    Frühjahrs- 
Ausstellung    1865    zu    entwerfen    und    in   der  näch- 
sten  Sitzung  vorzulegen. 

Inspektor  Bouch^  berichtete  über  die  ausge- 
stellten Pflanzen,  die  dieses  Mal  aus  3  Gärten  ein- 
geliefert waren.  Obergärtner  Körner  hatte  aus 
dem  Garten  des  Stadtrathes  Soltmann  2  Rhodo- 
dendren und  3  Azaleen  ausgestellt;  die  eine  war 
eine  Schaupflanze  von  vollendeter  Schönheit  als 
Kronenbaum  mit  2|  Fuss  Durchmesser,  während 
eine  andere,  deren  halbgefüllte  Blumen  einen  regel- 
mässigen, fast  flachen  und  runden  Bau  besassen, 
bisher  noch  nicht  in  einer  Ausstellung  gesehen 
worden  war.  Sie  führte  den  Namen:  Panline  Mard- 
ner.  Auch  das  fleischfarbene  Rhododendron  Jean 
Loeks  ist  zu   empfehlen. 

Obergärtner  Boese  hatte  aus  dem  Garten  des 
Kommerzienrathes  Leon.  Reichenheim  ein  hüb- 
sches Exemplar  der  Medinilla  magnifica  mit  7  gut 
entwickelten,  lang  herunter  hängenden  Blüthentrau- 
ben,  ausserdem  aber  eine  Laelia  ohne  Namen  aus- 
gestellt, welche  sich  durch  sehr  grosse  Blüthen  und 
ganz  helle,  fast  weisse  Blumenblätter  auszeichnete. 
Endlich  verdankte  man  demselben  eine  Blüthe  der 
reizenden   Orchidee:    Paphinia  cristata. 

20 


154 


Aiuh  ObergärtiKT  Kraus  aus  dein  Garten  des 
Kittergutsbesitzers  M.  Reichenheim  hatte  3  Or- 
chideen ausgestellt  und  unter  ihnen  das  noch  neue 
und  ausserdem  auch  seltene  Aerides  Veitihii,  so 
wie  das  in  der  Kultur  schwierige  Saccolabium  cur- 
vifolium  mit  mehrern  Blüthentrauben  in  der  diesen 
eigenthümlichen  rothen  Farbe.  Endlich  verdankte 
man   ihm   ein   blühendes   Cypripedium   Hookerae. 

Inspektor  Bouch^  legte  ein  sehr  grosses  Exem- 
plar der  sogenannten  Jericho-Rose,  d.  h.  der  abge- 
storbenen und  in  einem  Knäuel  zusammengezogenen 
Crucitere:  Anastatica  Hierochuntica,  vor.  Bekanntlich 
behält  diese  Pflanze  auch  die  Eigenschaft,  getrock- 
net Wasser  anzuziehen,  in  Folge  dessen  <Iie  ein- 
gekrümmten Aeste  ihre  ursprüngliche  flache  Stel- 
lung wieder  einnehmen.  Sie  wächst  in  allen  wär- 
meren Wüsten  des  Orientes  und  in  Aegypten. 
Sonst  ist  Anastatica  Hierochuntica  eine  sehr  uii- 
scheinliche  Pflanze,  welche  bei  uns  im  Freien  als 
Sommergewächs  stets  klein  bleibt  und  nur  wenige 
Aeste  treibt. 

Obergärtner  Boese  hatte  auch  (xloxinien  in 
einigen  Töpfen  mitgebracht,  wo  der  Kelch  dieselbe 
weissliche  Farbe  als  die  Krone  angenommen  und 
demnach  sich  eine  Art  äusserer  Blumenkrone  gebil- 
det hatte.  In  weniger  entwickeltem  Zustande  hatte 
Obergärtner  Boese  Blumen  mit  dieser  eigenthüm- 
lichen Kelchumbildung  schon  im  vorigen  Jahre  vor- 
gelegt. Interessant  war  die  Beständigkeit  der  Ab- 
art, da  fast  alle  aus  Samen  erzogenen  Exemplare  die- 
selbe Eigenthümlichkeit  zeigten.  Es  ist  zu  wün- 
schen, dass  der  Besitzer  weitere  Aussaat- Versuche 
macht,  um  dadurch  vielleicht  eine  Blumen-Form  zu 
erziehen ,  die  einen  noch  grösseren  ästhetischen 
Werth   besitzt. 

Inspektor  Bouche  machte  auf  das  Um]>fropfen 
alter  Bäume  aufmerksam.  Namentlich  in  unseren 
Gegenden  habe  man  oft  Obstbäume,  welche  schlechte 
Früchte  bringen.  Man  stehe  mit  Recht  an,  derglei- 
chen gesunde  Bäume  umzuhauen ;  durch  das  Um- 
pfropfen  könne  man  aber  in  kurzer  Zeit  sich  bes- 
sere Früchte  verschaflen.  Er  habe  in  den  Annalen 
der  preussischen  Landwirthschaft  einen  darauf  be- 
züglichen Artikel  geschrieben,  auf  den  er  deshalb 
aufmerksam   machen   wolle. 

Professor  Koch  legte  eine  Medaille  vor,  wie 
sie  in  Gold  bei  Gelegenheit  der  Jubelfeier  des  um 
Botanik  und  Gärtnerei  hochverdienten  Geheimeraths 
und  Professors  Dr.  von  ^lartius  in  München  von 
seinen  zahlreichen  Freunden   überreicht  worden  war. 

Da  die  ganz  ungewöhnlichen  Witterungs- Ver- 
hältnisse des  gegenwärtigen  Früldings  nicht  ohne 
die  nachtheiligsten  Folgen  für  den  Betrieb  der 
(iärtnerei  sein  können,  sondern  auch  störend  und  sogar 
vernichtend  auf  die  Entwickelung  der  Pflanzen  einwir- 


ken müssen,  so  dürfte  es  nicht  ohne  Jsutzen  sein,  die 
erheblichsten  Momente  der  Witterungs-Verhältnisse 
dieses  Frühlings  zu  vermerken.  Inspektor  Bouche 
referirte   demnach,  wie  folgt: 

, Mitte  März  zeigte  das  Thermometer  des  Mor- 
gens G  Uhr  meistens  4 — 5°  Kälte,  von  da  ab  nahm 
die  Wärme  so  zu,  dass  wir  am  26.  Gewitter  hat- 
ten. Nach  diesem  kühlte  sich  das  W^etter  aber  wie- 
derum ab;  fast  der  ganze  April  blieb  nicht  nur 
kalt,  sondern  es  fror  des  Nachts  bisvyeilen  ziendich 
stark,  denn  am  29.  zeigte  das  Thermometer  um  G 
I'hr  Morgens   —U". 

Der  schöne  Mai-Monat  hat  seinen  Ruf  bis  jetzt 
nicht  bewährt,  denn  um  C  Uhr  Morgens  zeigte  das 
Thermometer  am  1.  —  1"  bei  Schnee  und  Regen, 
am  4.  sogar  —  4",  am  5.  —  2",  am  6.  —  3",  am 
7.  —  3"  und  erst  heut  am  8.  blieb  bei  einer  Tem- 
peratur von  -f-  3°  der  Nachtfrost  aus.  Die  für  die 
Vegetation  durch  die  Kälte  herbeigeführten  Miss- 
stände werden  durch  eine  enorme  Trockenheit  der 
Luft  und  des  Erdbodens  noch  vermehrt,  und  den 
Pflanzen   auch  fühlbarer." 

An  dieses  anschliessend,  hielt  Rechnungsrath 
Schneider  einen  längern  Vortrag  über  den  Zu- 
sammenhang der  Planeten -Konstellationen  und  der 
Witterungs -^erhältnisse,  wodurch  eine  Vorausbe- 
rechnung der  Temperatur  möglich  wird.  Grade  in 
diesem  Jahre  lasse  sich  die  Richtigkeit  der  Berech- 
nungen nachweisen,  weshalb  derselbe  hierauf  be- 
zügliche Mittheilungen  machte.  Während  des  bo- 
tanisch -  gärtnerischen  Kongresses  in  Brüssel  hatte 
Rechnungsrath  Schneider  ebenfalls  einen  Vortrag 
über  diesen  Gegenstand  gehalten  und  eine  hierauf 
bezügliche  Schrift  vorgelegt,  aus  der  Jedermann, 
der  sich  dafür  besonders  intercssirt,  die  nöthige 
Belehrung   erhalten  kann. 

Geh.  Regierungsrath  Hey  der  berichtete  aus- 
führlich über  die  grosse  internationale  Ausstellung 
von  Pflanzen  und  Blumen  in  Brüssel,  dem  Ober- 
gärtner Gaerdt  und  Professor  Koch  noch  Einiges 
hinzufügten.  Da  ein  ausführlicher  Bericht,  in  dem 
alle  die  hier  gegebenen  Notizen  beinitzt  werden, 
in  der  Wochenschrift  gegeben  wird  und  der  An- 
fang bereits  unter  der  Presse  sich  befindet,  so  ver- 
weisen wir  auf  diesen  und  bemerken  nur  noch, 
dass  Dr.  Nedzielsk V  einige  Photographien,  welche 
von  verschiedenen  Punkten  der  Brüsseler  Ausstel- 
lung genommen  waren,  zum  besseren  Verständniss 
vorlegte. 

Zu  gleicher  Zeit  machte  Dr.  Nedzielsky  noch 
auf  eine  Birn,  Poire  Basiner,  welche  von  de  Jonge 
in  Brüssel  gezüchtet  ist,  in  schönen  Exemplaren  auf 
der  Ausstellung  vorhanden  und  von  ihm  hinsicht- 
lich ihres  ganz  vorzüghchen  Geschmackes  versucht 
worden    war,    aufmerksam.      Nach    seiner    Meinung 


155 


verdient  die  Bini  Eeaclitiiug  und  kann  Gruiulbe- 
sitzeru  nicht  genug  empfohleu  werden,  weslialb  er 
sich  erlaubte,  Besclireibuiigen  dieser  Birn  zur  besse- 
ren  Kenntnissnahme   vorzulegen. 

Professor  Koch  theilte  mit,  dass  nocli  vor  sei- 
ner Abreise  von  Seiten  des  Öekietärs  des  Bundes 
der  vereinigten  Gartenbau -Gesellschaften  Belgiens, 
Ferd.  Kegeljan,  wie  aus  der  15.  Nummer  der 
Wochenschrift  zu  ersehen  ist,  die  von  dort  aus  ver- 
sprochenen Pfropfreiser  angekonunen  und  alsbald 
zur  Vertheilung  gebracht  worden  wiiren;  der  freund- 
liche Geber  habe  ihm  aber  noch  ein  Verzeichniss 
neuerer  J^irnen  mit  Bemerkungen  über  deren  Wertli 
niltgetheilt.  Mit  (j  seiner  poinologisehen  Freunde 
war  Ferd.  Kegeljan  seit  einigen  Jahren  mehr- 
mals zusannnengekommen,  um  die  Früchte  der 
neueren  Birnen  zu  versuchen  und  hatte  dann  die 
Beobachtungen  angemerkt.  Prof.  Koch  glaubte, 
dass  ein  solches  Verzeichniss  für  Viele,  die  sieh 
neuerdings  mit  Pomologie  beschäftigten  und  auch 
die  besseren  Sorten  des  Auslandes  gern  haben 
möchten,  interessant  sei;  er  behalte  sich  deshalb 
vor,  in  einer  der  nächsten  Nummern  der  Wochen- 
schrift dieses  mit  den  Bemerkungen  um  so  mehr 
abzudrucken,  als  Ferd.  Kegeljan  sich  auch  be- 
reit erklärt  habe,  Pfropfreiser  der  betreuenden  Sor- 
ten, so  weit  CS  ihm  selbst  möglich  sei,  Liebhabern 
zur  Verfügung   zu   stellen. 

Professor  Ko  eil  liatte  während  seiner  Keise  die 
Gelegenheit  benutzt,  Ferd.  Kegeljan  in  Namur 
zu  besuchen.  Derselbe  ist  ein  grosser  Pflanzen- 
und  Blumenfreund,  wie  bereits  auch  bei  Gelegen- 
heit von  Berichten  früherer  Ausstellungen  zu  erse- 
hen ist.  Seine  schönsten  Pflanzen  befanden  sich 
grade  in  Brüssel  und  wird  Näheres  über  sie  dort 
gefunden  werden.  Obst  wird  in  der  Umgegend 
von  Namur  sehr  viel  gebaut  und  auch  zum  Theil 
ausgeführt.  Iifteressant  waren  die  grossartigen  Erd- 
beer-Anjjflanzungcn,  die  auf  der  einen  Seite  von  sich 
längs  der  Maas  hinziehenden  Anhöhen  in  sehr  lich- 
tem Gehölze  sich  befinden  und  alljährlich  eine  be- 
deutende Ausfuhr  nach   Norden  möglich    machen. 

Ubergärtner  Kraus  theilte  mit,  dass  die  rauhe 
Luft  leider  ihm  nicht  erlaubt  hätte,  noch  2  schöne 
Orchideen:  Aerides  virens  und  Fieldingii,  auszustel- 
len; er  fordere  deshalb  alle  diejenigen,  welche  sich 
für  die  Orchideen  interessiren ,  auf,  die  beiden  ge- 
nannten Arten  im  Garten  des  Eittergutsbesitzers 
Mor.  Reichenheim  in  Augenschein  zu  nehmen. 
Aerides  virens  möchte  kaum  in  der  Weise  (mit  18 
herunterhängenden  Blüthentrauben)  wo  anders  ge- 
sehen  Worden   sein. 

Professor  Koch  theilte  mit,  dass  während  der 
Brüsseler  Ausstellung  auch  die  Versteigerung  der 
Agaveen    des    Rentier's    van    der  Vinnen    stattge- 


funden habe.  Bekanntlich  wurde  die  Sammlung 
bei  Lobzeiten  des  Besitzers  Niemandem  gezeigt; 
jetzt  gingen  die  einzelnen  Pflanzen  nach  allen  Sei- 
ten hin.  Das  \'erzeichniss  ist  von  Seiten  der  Re- 
daktion in  Deutschland  verbreitet  worden  und  wird 
wohl  in  die  Hände  aller  derer,  welche  sich  für 
diese  schönen  Pflanzen  interessiren,  gekommen  sein. 
Es  ist  sehr  zu  bedauern,  dass  sich  nicht  ein  Lieb- 
haber gefunden,  der  wenigstens  von  jeder  Art  ein 
Exemplar   behalten   hat. 

Kaum  möchte  eine  -.  Samnduug  existiren,  wo 
die  Pflanzen  sich  in  so  vorzüglichem  Zustande  be- 
finden, als  es  hier  der  Fall  war.  An  den  Blättern 
war  auch  nicht  die  geringste  Beschädigung  zu  fin- 
den. Dazu  kam  auch  die  so  bedeutende  Grösse  der 
meisten  Exemplare.  Eine  buntblättrige  Agave  xj- 
lonacantha  besass  über  3  Fuss  lange  Blätter,  eine 
A.  schidigera  hatte  dagegen  1-?  Fuss  Durchmesser; 
ebenso   eine   A.   ^^erschart'eltii. 

Hier  vermochten  Botaniker  umfassende  Studien 
zu  machen.  Da  Aussaaten  vielfach  gemacht  waren, 
hatte  man  auch  Gelegenheit  zu  sehen,  wie  sehr 
einzelne  Arten,  besonders  hinsichtlich  der  Farbe, 
ändern.  Um  welche  Preise  übrigens  Liebhaber  und 
Gärtner  einzelne  Pflanzen  gekauft  haben,  begreift 
man  bei  inis  gar  nicht;  dergleichen  wurden  mit 
7 — 900  Fr.  bezahlt.  Von  Deutschen  hat  nur  Lau- 
rentius  in  Leipzig  einige  interessante  Formen  er- 
standen. 

Endlich  wurde  vom  Inspektor  Bouche  der 
Ausspruch   der  Preisrichter  mitgelheilt: 

Verhandelt  Berlin  den  8.  Mai   1864. 

Die  unterzeichneten  Preisrichter  kamen  nach 
langer  Berathung  über  die  Preiswürdigkeit  der  bei 
der  heutigen  Versammlung  des  Gartenbau-Vereines 
ausgestellten  Pflanzen   dahin   überein,   dass 

den   Orchideen    des   Rittergutsbesitzers   Rei- 
chen heim   (Obergärtner   Kraus), 
den   Orchideen,   der  Mediuilla   und   den    Glo- 
xinien   des  Kommerzienrathes  Reicaen- 
heim   (Obergärtner   Boese), 
einen    ganz    gleichen    Werth    beizulegen,    und    dass 
keiner   von    beiden    Aufstellungen    der    Vorzug    vor 
der    andern   zu  geben   sei.     Da    nun   nicht  anzuneh- 
men, dass  es  zulässig  sein  werde,   2  Preise  zuzuthei- 
len,    so    Hessen    die   Preisrichter    das  Loos    entschei- 
den,   wobei    die    Prämie    den   Orchideen    des    Ober- 
gärtners  Kraus   zufiel. 

Die    Preisrichter    geben    die    Zulässigkeit    der 
Form   dieser  Entscheidung  anheim. 
V..  g.  u. 

Ueyder.        Reiaecke.       Orass. 


20" 


156 


Die  internationale  Ausstellung; 

non  |)flanjcn,  iSluincn  unb  anbrrrn  ®fgcn|länbrn  irr  (Gärtnerei 

in  den  Tagen   vom  24.  April  bis   1.  Mai 

in  Brüssel. 


(Fortsetzung.) 


Bevor  wir  mit  der  speziellen  Beschreibuug  be- 
ginnen, erlauben  wir  uns  einen  Plan  des  Ausstel- 
lungs-Gebändes  zu  übergeben.  Der  Theil,  wie  er 
bereits  für  Gegenstände  der  Kunst  benutzt  und 
demnach  schon  vorhanden  war,  ist  durch  die  Buch- 
staben A  und  B  bezeichnet,  der  Anbau  hingegen 
durch  die  Buchstaben  C  und  1).  Da,  wo  Haupt- 
gebäude und  Anbau  zusammenstossen,  waren  von 
ersterem  die  Wände  herausgenommen.  G  ist  der 
vor  dem  Aussteliungs- Gebäude  befindliche  Eaum. 
Pfeile  bezeichnen  den  Eingang  daselbst  und  die 
Richtung  nach  rechts,  die  man  beim  Schauen  neh- 
men musste.  In  dem  obern  Winkel  des  Anbaues 
befand  sich  eine  Thür,  welche  aber  imr  von  Ar- 
beitern, und  zwar  in  der  frühen  Morgenzeit,  be 
nutzt  werden  durfte.  Der  eigentliche  Ausgang  be- 
fand sich  neben  dem  Eingange  zu  dem  Hauptge- 
bäude. A  war  der  für  Warmhauspflanzen  abge- 
sperrte Raum.  E  die  Stelle  mit  den  Spiegeln  und 
der  Wasser-Parthie,  F  hingegen  bezeichnet  die  Ta- 
feln, wo  das  Obst  und  die  frischen  Gemüse  sich 
befanden.  In  G  zogen  sich  längs  des  Ausstellungs- 
Raumes  die  Jos.  Bau  mann 'sehen  Formen -Obst- 
bäume, eingefasst  von  Rhododendren,  hin.  Dicht 
am   Eingange   von    aussen   befand   sich   das  Buieau. 

Die  Preise  bestanden  aus  13  goldenen,  57  ver- 
goldeten und  in  einem  Rahmen  eingefassten,  106 
einfach  vergoldeten,  91  silbernen  und  36  bronzenen 
Medaillen  der  Gesellschait.  Ausserdem  hatten  aber 
noch  Se.  Majestät  der  König  der  Belgier  2  Ehren- 
Jledaillen,  die  Königlichen  Hoheiten,  der  Herzog 
und    die  Herzogin    von    Brabant,    so    wie    der  Graf 


/M.  /;«.  /so.  fte.'JJr.rj- . 

von  Flandern,  grosse  goldene  Madaillen  zur  Verfü- 
gung gestellt,  denen  später  noch  2  Ehren-Medaillen 
beigefügt  wurden.  Bei  der  Preissprechung  wurden 
82  Medaillen  nicht  zugesprochen,  wogegen  mau 
bei  andern  Aui'gaben,  die  vorzüglich  gelöst  waren, 
nicht  vorhergeseliene  Preise,  und  zwar  wiederum  in 
33  Medaillen  bestehend,  übermittelte.  Die  Zahl  der 
zur  Vertheilung  gekommenen  Medaillen  betrug  dem- 
nach  311. 

Die  Zahl  der  Aussteller  betrug  202,  die  zu- 
sammen 460  Bewerbungen  für  die  153  Aufgaben 
eingeliefert  hatten.  Wir  wollen  nun  die  Einsen- 
dungen etwas  näher  betrachten  und  das,  was  im 
Allgemeinen  interessiren  könnte,  zur  Kenntnis«  brin- 
gen. Der  spärlich  uns  zugemessene  Rainn  erlaubt 
uns  leider  nicht,  ausführlich  zu  berichten:  wir  wer- 
den jedoch  im  Verlaufe  der  Zeit  noch  Fragmente, 
soviel  ims  deren  zu  sammeln  die  kurze  Zeit  unse- 
rer Anwesenheit  in  Brüssel  gestattete,  in  der  Wo- 
chenschrift geben.  Natürlich  macht  unser  Bericht 
auf  Vollständigkeit,  am  Allerwenigsten  auf  Er- 
schöpfung des  vorhandenen  Materiales,  keinen  An- 
spruch. Dazu  gehören  mehrseitige  Kenntnisse,  als 
uns  zu  Gebote  stehen.  Wir  können  nur  das  her- 
ausheben, was  uns  selbst  am  meisten  interessirte 
Tind    worüber   uns   auch   ein  Urtheil   zustand. 

1.  Die  erste  Aufgabe  verlangte  75  Schau- 
pflanzen in  50  Arten  oder  Abarten,  also  P^xem- 
plare  mit  vorzüglicher  Kultm-.  Es  ist  dieses  eine 
Aufgabe,  wie  man  sie  gewöhnlich  in  den  Program- 
men zu  den  Ausstellungen  findet,  wie  ihr  aber  keines- 
wegs in  der  Weise,  wie  hier,  entsprochen  wurde.    Es 


157 


galt  in  der  Regel  nur  der  Zahl,  nicht  der  Kultur. 
Die  Preisrichter  begnügten  sich  meist,  wenn  die  ein- 
zelnen Exemplare  nur  einigermassen  den  Ansprüchen 
genügten  und  man  alle  zusammen  zu  einem  harmo- 
nischen Ganzen  vereinigt  hatte.  3  Bewerbungen 
waren  eingegangen,  von  denen  die  eine  vom  Am- 
brosius  Verschaffclt  in  Gent  den  Sieg  davon 
trug.  Ohne  Ausnahme  waren  die  75  Exemplare 
vollendete  Schaupflanzen,  mit  denen  man  eine  Aus- 
stellung allein  hätte  machen  können.  Selbst  in 
vinseren  grössten  Ausstellungen  würde  man  kaum 
den  fünften  Theil  finden  und  vielleicht  jeder  ein- 
zelnen Pflanze  ein  Preis  zusprechen.  Um  diese 
75  Exemplare  heranzuziehen,  bedurfte  es  einer  un- 
endlichen Mühe  und  einer  langen  Zeit,  die  weit 
über  die  zurückgeht,  wo  die  internationale  Ausstel- 
lung zur  öffentlichen  Kenntniss  kam.  Natürlich  er- 
hielten diese  75  Schaupflanzen  den  1.  Preis:  die 
grosse  goldene  Medaille.  Wir  werden  vielleicht 
noch  Gelegenheit  haben,  speziell  über  die  Gruppe 
zu   berichten. 

Die  zweite  Bewerbung  war  durch  den  Handelsg. 
de  Kost  er  in  Brüssel  geschehen;  die  Sammlung  er- 
hielt den  2.  Preis.  Im  Hintergrunde  befanden  sich 
hohe  Kamellien  in  Pyramideuform  und  diesen  zur 
Seite  mächtige  Azaleen,  unter  denen  die  A.  optima 
durch  ihre  Grösse,  Kultur  und  ihren  Blüthen-Reich- 
thum  sich  besonders  auszeichnete.  Sehr  schön  war 
eine  Kalmia  latifolia,  welche  wohl  die  als  splendens 
in  den  Handel  gekommene  Form  darstellen  möchte, 
und  eine  bengalische  Rose  mit  grossen  dunkelblut- 
rothen  Blüthen.  Auch  einige  Orchideen  befanden 
sich  darunter.  Am  meisten  interessirte  uns  eine 
blühende  Beschorneria,  welche  unter  dem  Namen 
B.  yuccoides  vorhanden  war,  aber  eine  neue  noch 
nicht  beschriebene  Art  darstellt  und  von  uns  als- 
bald  besprochen   werden   wird. 

Die  3.  Bewerbung  hatten  die  Gebrüder  Bruy- 
lant  in  Brüssel  eingeliefert.  Sie  ähnelte  der  vori- 
gen und  stellte  ebenfalls  eine  zusammenhängende 
(iruppedar.  Es  fanden  sich  auch  hier  mehre  interessante 
Pflanzen  darunter;  unter  ihnen  schöne  Exemplare 
des  Hebeclinium  macrophyllum  und  atrorubens,  der 
Andromeda  pulverulenta  und  der  Acacia  paradoxa. 
Die  beiden  Eriostemons  und  Barosnien  zeigten  eine 
besonders  gute  Kultur. 

2.  In  der  2.  Aufgabe  waren  blühende  Pflanzen 
in  nur  30  Arten  oder  Abarten  und  in  50  Exemplaren 
vorgeschrieben.  Von  den  3  Bewerbungen  trug  die 
des  Vorsitzenden  des  Gartenbau-Vereines  in  Laeken, 
van  den  Ouwelaut,  den  Sieg  davon.  Die  Exem- 
plare waren  fast  ohne  Ausnahme  sehr  gross;  na- 
inentlich  nahm  sich  eine  Kamellie  von  7  Fuss  Höhe 
und  5  Fuss  Breite,  mit  weissen  Blüthen  überfüllt 
und     von     rothblühenden    Rhododendren     umgeben, 


reizend  aus.  Mehr  nach  vorn  befanden  sich  wiede- 
rum weissblühende  Eriostemons,  umgeben  von  feuer- 
rothen  Clerodendren.  Clianthus  puniceus  und  Stre- 
litzia  Reginae  trugen  ebenfalls  zur  Verschönerung 
des  Ganzen   bei. 

Den  2.  Preis  erhielt  die  Gruppe  des  Handels- 
gärtners van  Riet  in  Brüssel.  Sie  schien  noch 
mannigfacher,  wie  die  vorige,  zu  sein.  Mimosen, 
Francisceeu,  Diosmen,  grossblühende  Daturen,  Rho- 
dodendren ,  baumartige  Päonien  traten  besonders^ 
hervor.  Die  3.  Bewerbung  hatte  der  Haudelsgärtner 
Decraen  in  St.  Gilles  ausgestellt.  Ein  prächtiger 
Habrothamnus  elegans  war  hier  im  Hintergrunde, 
umgeben  von  7  verschiedenen  Azaleen.  Ausserdem 
fielen  blUheude  Callistemon's,  Epakris  und  Choro- 
zemen  hauptsächlich  in  die  Augen.  Am  meisten  in- 
teressirte uns  wiederum  eine  blühende  Beschorneria, 
und   zwar   die   echte  yuccoides. 

3.U.4.  Noch  kleinere  Gruppen,  Blüthenpflan- 
zen  von  25  Exemplaren  und  in  15  Arten  oder  Ab- 
arten vertreten,  verlangte  die  3.  und  4.  Aufgabe, 
(und  zwar  für  Liebhaber  und  für  Handelsgärtner 
gesondert).  Nur  eine  Bewerbung,  die  der  Frau 
Tertzweil-Boucqu<5  in  Gent,  war  für  die  erstere 
eingegangen  und  erhielt  den  1.  Preis.  Azaleen, 
Rhododendren,  Akazien,  Correen  und  Diosmeen  bil- 
deten die  Hauptpflanzen.  Unter  den  Handelsgärt- 
nern  wurde  Dallifere  in  Gent  der  erste  Preis  zu- 
gesprochen. Seine  Gruppe  enthielt  bekannte  Biü- 
thensträucher,  von  denen  wir  Gastrolobium  Drum- 
mondii  und  Enkeanum,  Hexacentris  mysorensis, 
Goodia  latifolia  laid  Ceanothus  papillosus  nennen. 
Der  ältere  Rosseeis,  Präsident  der  Gartenbau-Ge- 
sellschaft in  Löwen,  erhielt  für  seine  Gruppe  den 
2.  Preis.  Seine  Pflanzen  waren  besonders  gut  kul- 
tivirt  und  meist  auch  in  grossen  Exemplaren  vor- 
handen; namentlich  galt  dieses  von  Erica  alba,  Ju- 
sticia  rosea  mit  12  Blüthenstengeln,  Pultenaea  stricta, 
Aloe   soccotrina   und  Habrothamnus   elegans. 

5.  In  der  nächsten  Aufgabe  wurden  12  Pflan- 
zen verlangt,  die  direkt  eingeführt  waren  und 
sich  noch  nicht  im  Handel  befanden.  Bei 
der  Zusprechung  der  Preise  nahm  man  es  zum 
Theil  nicht  ganz  genau,  da  weder  hier,  nocli  bei 
der  folgenden  Aufgabe  immer  von  Seiten  der  Aus- 
steller entsprochen  wurde.  Die  Handelsgärtnerei  von 
Veitch  in  London  erhielt  den  ersten  Preis.  Hübsch 
war  eine  niedrige  Marautacee  mit  weiss  panachir- 
teu,  länglichen  Blättern  von  den  Philippinen.  Ohne 
Zweifel  gehört  sie  dem  Genus  Phrynium  an.  Ueber 
sie  behalten  wir  uns  das  W^ eitere  vor,  so  wie  über 
die  anderen  11  Pflanzen,  und  bemerken  nur,  dass 
ausserdem  Gymnogramme  Pearcei,  Mai-attia  Cooperi, 
Retinospora  Veitchii  und  Primula  cortusoides  amoena 
uns  am   meisten   gefielen. 


158 


Den  2.  Preis  erhielt  die  Sammlung  von  A.  Ver- 
schaffelt in  Gent.  Unter  den  Pflanzen  möchte 
am  meisten  Cibotium  regale,  die  eigontiiümliche, 
dem  Astrocaryiim  Borsigianum  (Stcphensonia  gran- 
difolia  und  anreo-picta  der  Gärten)  selir  nahe  ste- 
hende Palme,  welche  den  vorläufigen  Namen  Eege- 
lia  majestica  hatte,  und  Dieffeiibachia  spcctabilis  mit 
verschieden  gefleckten  Blättern  die  Anfmcrksaiiikeit 
der  Liebhaber  auf  sich  gezogen  haben. 

12  neue  und  noch  nicht  im  Handel  befindliche  \ 
Pflanzen  hatte  ebenfalls  Linden  in  Brüssel  ausge- 
stellt. Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  ausgezeichnete 
Arten  darunter  sich  befanden.  Es  galt  dieses  na- 
mentlich von  der  Euphorbiacee  der  Philippinen, 
welche  den  vorläufigen  Namen  Mappa  fastuosa  er- 
halten hat,  ferner  von  Crescentia  Liboniana,  von 
der  bereits  von  uns  zuerst  beschriebenen  Calathea 
picturata,  welche  übrigens  A.  Verschaffelt  eben- 
falls unter  dem  Namen  Maranta  van  den  Heckei 
ausgestellt  hatte,  von  der  reizenden  Kupala  ele- 
ganlissima  und  dem  Philodendron  vom  Amazonen- 
strome. , 

Auch  der  bekannte  japanische  Reisende  von 
Siebold  in  Leiden  war  mit  12  Neuigkeiten  er- 
schienen ,  welche  sämmtlicli  aus  Japan  eingeführt 
waren.  Interessant  erschienen  uns  die  Htuartia 
grandiflora,  die  neuen  Formen  der  Aucuba  jajionica, 
die  Kirsche  mit  hängenden  Aesten  und  die  beiden 
Formen   der  ßohdea  japonica. 

6.  Die  6.  Aufgabe  verlangte  25  Pflanzen, 
die  erst  im  vorigen  Jahre  eingeführt  wur- 
den. 6  Bewerber  hatten  sich  eingefunden.  A. 
Verschaffelt  in  Gent  erhielt  den  1.  Preis.  Die 
4  japanischen  Ahorn- Arten,  der  bereits  früher  von 
uns  erwähnte  Calamus  Impöratrice  JMarie,  Ficus 
Porteana,  Zamia  Baraquiniana,  Cryptomeria  elegans 
und  Chamaeranthemum  reticulatum  möchten  am 
meisten  Gefallen  finden.  Unter  den  2.Ö  Pflanzen 
Linden's,  der  den  2.  Preis  erhielt,  inachen  wir  auf 
Saurauja  sarapiquensis,  unbedingt  die  schönste  aller 
Arten  dieses  Geschlechtes,  auf  Stcrculia  Blaneoi, 
auf  das  früher  von  uns  schon  beschriebene  ( 'occocypse- 
lum  cupreum,  auf  Adhatoda  marmorea  und  auf  die 
neue  Cycas  aus  Kaledonien  aufmerksam. 

Der  Handelsgärtner  Esser  in  Düren  bei  Aachen 
hatte  ebenfalls  eine  interessante  Sammlung  neuer 
Pflanzen  ausgestellt,  die  um  so  mehr  Literesse  ver- 
dienten, als  sie  meist  von  ihm  selbst  eingeführt  waren 
und  zum  grössten  Tlieil  sich  noch  gar  nicht  im 
Handel  befinden.  Vor  Allem  waren  Palmen,  be- 
sonders Calamus  -  Arten,  buntblättrige  Orchideen, 
einige  Araliaceen  und  Stadtmannien  vorhanden, 
die  gewiss  mit  der  Zeit  Gefallen  finden  werden. 
Wir  billigen,  dass  der  Besitzer  seinen  neuen  Pflan- 
zen keine   bestimmte  Namen    gegeben    und   sie   ein- 


fach anstatt  eines  Art-Namens  mit  No.  L,  2.  u.  s.  w. 
bezeichnete.  Durch  das  willkürliche  Namengeben 
der  Pflanzen  von  Seiten  der  Gärtner  wird  viel  Ver- 
wirrung in   der  Nomenklatur    hervorgerufen. 

Unter  den  25  neuen  Pflanzen  von  A.  v.  Geert 
in  Gent  zeichneten  sich  die  Kingia  australis,  in 
einem  sehr  schönem  Exemplare,  ferner  Dracaena 
phrvnioides,  Laportea  Teysmanniana  und  Stimulans, 
Drosera  binata,  Jambosa  magnifica,  Amaryllis  pro- 
cera,  die  wir  bereits  ausführlich  besprochen,  und 
Fagraea  imperialis,  aus.  Auch  Jean  Vcrschaf- 
felt  in  Gent  hatte  25  neue  Pflanzen  aus  dem 
Jahre  1863  ausgestellt.  Die  hübsche  Pinanga  ma- 
culata  kennen  wir  bereits;  noch  enq)felilenswerther 
vielleicht  ist  Chamaerops  multifida  aus  Afrika  stam- 
mend. Ausserdeu)  nennen  wir  Pandanus  siamensis, 
Cliniocandra  obovata,  die  eigenthl'unliclie  buntblät- 
trige Form  des  Hibiscus  Rosa  chinensis,  welche 
dem  Namen  F.  Coopcri  erhalten  hat,  Aglaonema 
commutatum,  Buehnieria  bifida  und  Alsophija  late- 
brosa. 

Wiederum  war  v.  Sic  buhl  mit  25  Pflanzen  in 
die  Schranken  getreten.  Auch  hier  handelte  es 
sich  nur  um  japanische  Arten,  die  wohl  zum  gros- 
sen Thcil  unsere  Aufmerksamkeit  verdienen.  Man 
sah  hier  die  echte  Cleyera  japonica,  die  sich  we- 
sentlich von  der  der  Gärten  (Distylum  racemosum) 
unterscheidet,  ferner  die  blaiiblüliende  llydrangea 
Eugeniae,  Stauntonia  hexaphylla,  einige  Hex  -  Ar- 
ten, Citrus  Daidai,  Meistera  cernua,  Damnacanthus 
Indiens  mit  bunten   Blättern   u.  s.  w. 

7.  Bei  der  7.  Aufgabe:  G  neue  Pflanzen, 
hatten  die  Preisrichter  keinen  Preis  zugesprochen. 
Veitch  und  A.  Versehaffelt  hatten  sich  bewor- 
ben. Da  wir  die  Pflanzen  schon  frülier  erwähnt 
haben,  können  wir  sie  füglich  hier  übergehen.  Eine 
niedliche,  wenn  auch  für  uns  nicht  neue  Gesne- 
riacee,  war  Sarmienta  rei)cn8,  von  Veitch   ausgestellt. 

8.  Zum  ersten  llale  blühende  Pflanzen, 
der  Zahl  nach  .'],  waren  ausgestellt  von  Veitch 
und  erhielten  dieselben  auch  den  Preis.  Ausser 
dem  schon  besprochenen  Erantlienium  tuberculatum 
befand  sich  hier  noch  eine  weissblühende  Primula 
eortusoides  von  besonderer  Schönheit,  so  wie  ein 
Dracophylluni,  dem  pungens  ähnlich,  aber  mit  wei- 
cheren  Blättern. 

9.  Der  neunten  Aufgabe:  eine  einzige  neue 
Pflanze  in  Blut  he,  war  fünfmal  entsprochen 
worden.  Den  1.  Preis  erhielt  die  Prunus  Pseudo- 
Cerasus,  eine  halbgefüllte  Art,  von  Siebold  ein- 
geführt, den  zweiten  dagegen  das  schon  mehr- 
mals von  uns  genannte  reizende  Anthurium  Scher- 
zerianum,  was  neuerdings  Veitch  von  Wendland 
angekauft  hat.  Nach  Mittheilung  des  Professors  Fenzl 
in   Wien    ist   die   Pflanze    übrigens   schon   früher  in 


159 


Wien  eingeführt  gewesen;  man  bat  bereits  nugar 
reifen  Samen  (birt  gewcjiinen,  diesen  ansgcsäet  uiul 
junge  Pflanzen  erbalten.  Anssenlem  liatten  sieh 
beworben:  A.  Verscbaffelt  mit  einer  Auenba  ja- 
ponica  femlna.  Es  war  dieses  ein  präelitiges  Exem- 
plar mit  ungefärbten ,  dunkelgrünen  Blättern  und 
dicht  mit  feurig -rotben  Beeren  besetzt.  Dagegen 
verdankte  man  Jean  Verschaffelt  ein  ausgewach- 
senes Exemplar  der  reizenden  Echeveria  agavüi- 
des,  von  der  wir  sehen  früher  gesprochen  haben, 
so  wie  endlieh  ein  Exemplar  der  nicht  minder  schö- 
nen Grevillea  pteridifolia,  welche  in  der  Tluit  zart- 
laubigen  Farnen  ähnliche  Blätter  besitzt. 

10.  Die  10.  Aufgabe  verlangte  dagegen  eine 
neue,  nicht  blühende  Pflanze;  von  5  Seiten 
hatte  man  liier  zu  entsprechen  versucht.  Wiederum 
liatte  Veitcb  eine  jMarantacee,  die  ohne  Zweifel, 
so  reizende  Arten  wir  auch  schon  kennen ,  das 
Schönste  darstellt,  was  bis  jetzt  aus  dieser  Familie 
eingeführt  wurde.  Es  ist  ein  Phryniuni  aus  Peru, 
welchem  wir  auch  zu  Ehren  des  jetzigen  Besitzers 
den  Beinamen  Phr.  Veitchianum  geben  wollen.  Erst 
nächstes  Jahr  wird  die  Pflanze,  die  jetzt  den  ersten 
Preis  ei'hielt,  in  den  Handel  kommen.  Der  2.  Preis 
wurde  A.  Verschaffelt  für  seine  Dieffenbachia 
Baraquiniana,  eine  sehr  hübsche  Art,  wo  Blattstiele 
und  der  obere  Theil  des  Stammes  eine  milcbweisse 
Farbe  haben,  zugesjirochen.  Nach  Schott  ist  die 
Pflanze  D.  humilis  Poepp.  Jean  Vers chaf feit 
hatte  ebenfalls  mit  einer  Pflanze,  und  zwar  mit 
Chamaerops  multifida  melanocantha  Lem.,  einer  hüb- 
schen, walir6cheinlicli  niedrig  bleibenden  Palme  sich 
beworben,  ebenso  Bouccjueau,  Eigenthünier  in  Ni- 
velles,  mit  einer  noch  unbestimmten  Pflanze  vom 
Senegal  und  endlich  Kunst-  und  Handelsgärtner 
Esser   in  Düren    mit    einem   neuen   Campylobotrys. 

11.  Sämlinge  eigener  Zucht  hatten  1.3  Be- 
werber eingeliefert.  Den  1.  Preis  erhielt  wiederum 
Veitcli  für  einen  sehr  schönen  Cattleya-Blendling; 
ausserdem  verdankte  man  ihm  auch  2  interessante 
Goodyera- Blendlinge:  G.  Veitchii  und  Dominiana. 
Der  2.  Preis  wurde  hingegen  Parker,  Kunst-  und 
Ilandelsgärtncr  in  der  englischen  Grafschaft  Surrey, 
für  einen  Rhododendron  -  Blendling  zugesprochen. 
Andere  Blendlinge  genannter  Pflanze  (Rubis,  P^m- 
p^reur  de  Mexique  und  Roi  de  Portugal),  welche 
Ijouis  de  Smeet  in  fient  geliefert,  verdienen  eben- 
falls, empfohlen  zu  werden.  Von  den  übrigen  hier- 
her gehörigen  Pflanzen  nennen  wir  noch  als  beach- 
tenswerth:  Paeonia  arborea  alba  gigantea  von  Lau- 
rentius  in  Leipzig,  ein  buntblättriges  Lilium  spe- 
ciosum,  so  wie  ein  buntblättriges  Sedum  Fabaria 
(vielleicht  auch  Telephium)  von  Rodigas  in  Saint- 
Trond  und  eine  reizende  Camellia:  Comte  de  Flan- 
dre,   von   van   Eeckhaute    in   Gent.      Die    übrigen 


hierher  gehörigen    Sämlinge    waren    Azaleen,    zum 
Tiicil   mit  schöner   Farbe   und   mit  schönem   Bau. 

(Furtsetzling  folgt.) 


K.  W.  A.  Wöi'iiiaiiii's 

Gartcii-lnjjoiiK'ur,  I.  bis  3.  Lioferiiiig. 

Unter  diesem  Namen  erscheint  ein  Handbuch 
der  gesammten  Technik  des  Gartenwesens  in  der 
Weise,  wie  wir  nichts  Aehnliches  besitzen;  es  füllt 
deshalb  auch  eine  Lücke  in  der  Garten -Literatur 
aus.  Audi  aus  dieser  Ursache  heissen  wir  das 
Buch  willkommen.  Li  2  Versammlungen  des  Ver- 
eines zur  Beförderung  des  Gartenbaues  (s.  S.  387 
des  vorigen  und  S.  77  des  jetzigen  Jahrganges) 
ist  bereits  auf  das  Werk  vorläuiig  aufmerksam  ge- 
macht und   auch   empfohlen  worden. 

Es  ist  auf  14  Lieferungen  berechnet,  von  denen 
eine  jede  aber  als  etwas  Abgeschlossenes  und  für 
sich  Bestehendes  betrachtet  werden  kann,  auch  als 
stelbständige  Bearbeitung  von  der  Verlagshandluug 
abgegeben  wird.  Von  Seiten  dieser  ist  alles  ge- 
schehen, um  dem  Ganzen  ein  wohlgefälliges  Aeussere 
zu  geben;  man  muss  anerkennen,  dass  weder  Mü- 
hen noch  Kosten  gescheut  sind.  Papier  und  Druck 
lassen  nichts  zu  wünschen  übrig  und  die  dazu  ge- 
gebenen Abbildungen,  zum  Theil  in  gelungenem 
Farbendruck,  sind  sehr  sauber  ausgeführt.  Dazu 
kommt  ein  verhältnissmässig  billiger  Preis. 

Von  den  3  uns  vorliegenden  Lieferungen  um- 
fasst  die  erste  die  Kulturkästen  und  Mistbeete 
und  wird  von  ö  Tafeln  Abbildungen  erläutert.  Laien, 
denen  die  Mittel  fehlen,  kostspielige  Gewächshäuser 
zu  unterhalten,  bekommen  hier  Anweisung,  wie  sie 
sich  doch  etwas  einrichten  können,  wo  sie  Manches 
mit  Vortheil  überwintern  oder  sich  den  Bedarf  an 
Beetpflanzen  selbst  heranziehen.  Sie  erfahren  ferner, 
wie  man  Mistbeete  einrichtet,  um  sich  ebenfalls  sein 
Frühgemüse  heranzuziehen.  Aber  auch  alle  die, 
welche  Gewächshäuser  besitzen,  bedürfen  der  Kästen 
und    Mistbeete. 

Das  Werkchen  zerfällt  in  2  Abtheilungen,  von 
denen  die  erste  die  Anlegung  der  Kästen  und  Mist- 
beete, die  andere  die  Kastenbedeckungen  enthält. 
Speziell  einzugehen,  erlaubt  uns  nicht  der  Raum; 
wir  könnten  doch  nichts  Ausführliches  geben.  Eine 
genaue  Beurtheilung  überlassen  wir  auch  Sachver- 
ständigeren. 

Die  2.  Lieferung  hat  den  besonderen  Titel:  die 
Teppichgärten,  deren  Entwurf  und  Anlage. 
Der  neueste  Geschmack  nähert  sich  in  der  Gärt- 
nerei wiederum  der  Zeit  Ludwig  XIV.,  ist  zum 
Theil    noch    barocker    geworden.      In  der  Nähe  der 


160 


Wohnungen  mag  der  Luxus  gereclitfertigt  sein  und 
mit  den  Menschen  daselbst  in  Harmonie  stehen;  auf 
Spatziergängen  und  zu  grösseren  Anlagen  passt  er 
sicher  nicht.  Der  Verfasser  spricht  sich  in  seinem 
Werkchen  zunächst  über  Teppich- Anlagen  im  All- 
gemeinen aus  und  legt  die  Prinzipien,  nach  denen 
gehandelt  werden  muss,  daselbst  nieder.  Hierauf 
geht  er  zu  den  einzelnen  Formen  über.  Sauber 
und  nett  ausgeführte  Zeichnungen  erläutern  den 
Text.  Auf  diese  Weise  werden  Muster  von  25  Ro- 
settenteppichen, von  5  Teppichen  in  symmetrischer 
Form,  von  4  Kantenteppichstücken,  von  8  Teppich- 
eckstücken und  von  ebenso  viel  Eckteppichen  gegeben. 
In  der  3.  Lieferung  befinden  sich  Anleitungen 
über  Kanal-  und  Ofenheizungen,  so  wie  über 
Trärtnerwohnungen,  also  über  2  Gegenstände, 
die  eigentlich  nicht  zusammenpassen.  Wir  hätten 
lieber  gesehen,  wenn  dagegen  die  übrigen  Heizun- 
gen angeschlossen  worden  wären.  Kanalheizuugen 
sind  überhaupt  nur  noch  in  kleineren  Orten  und 
auf  dem  Lande  zu  rechtfertigen,  wo  kleinere  Hei- 
zungen genügen,  zumal  sachverständige  Leute  tür 
die  andern  Heizungen  kaum  vorhanden  sind,  und 
deshalb  Reparaturen  derselben  nur  schwierig  ausge- 
führt werden  können.  Eine  Anleitung  dazu  ist 
demnacli  gerechtfertigt;  was  hier  darüber  gesagt  1 
ist,  versteht  man  leicht.  Blumen-Liebhaber  auf  dem 
Lande  möchten  im  Stande  sein,  wenn  sie  sich  in- 
formirt  haben,  die  nöthigen  Kanal- Anlagen  selbst  ' 
zu  machen. 

Die   Gärtnerwohnung   muss   so   eingerichtet  sein, 
dass    sie    mit    der    ganzen    Anlage    im    Zusammen- 
hange ist.    Leider   findet  man   dieses  nur  selten,  im 
Gegentheil    bringt    man    auf   dem   Lande  den   Gärt- 
ner mit    dem    untergeordneten   Personale   des   Gutes 
in   Verbindung.      Wie    man    in    diesem    Falle    noch 
-verlangen  kann,   dass  das  Schöne  durch   ihn   vertre- 
ten werden   soll,    begreift  man    niclit!    Li   vorliegen- 
der Abhandlung   wird   zunächst    ein   einfaches   Gärt- 
nerhaus  geschildert;    dann    beschreibt    der    Verfasser 
das   Gärtnerhaus  in   Verbindung  mit   dem    Gewächs- 
hause.   Nicht  weniger  Beachtung  verdienen  die  3  fol- 
genden Abschnitte:  Gärtner-  und  Beamten-Wohnung 
mit  der  Lage  nach  Garten  und  Hof,  oder  in  der  Mitte 
eines  Gartens  gelegen   und   endlich   grosses  Gärtner- 
Wohnhaus.      Die   dazu    gehörigen    Zeichnungen    er- 
leichtern  auch  hier  das   Verständniss. 

Wir  wollen  wünschen,  dass  die  anderen  Liefe- 
rungen etwas  rascher  nachfolgen,  nicht  weniger  je- 
doch, dass  sie  die  nötliige  Anerkennung  finden. 
Wenn  auch  die  einzelnen  als  etwas  Abgeschlossenes 
betrachtet  werden  können,  so  tritt  der  Werth  doch 
erst  hervor,   wenn   das   Ganze   vollendet   ist. 


Laiidwii'the,  Gärtner  und  Gartenfreunde. 

Verlag  vou  Ferdinand  Enke   in  Erlangen, 
zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes. 

Gartenflora.  Allgemeine  Monatsschrift  für  deutsche, 
russische  und  schweizerische  Garten-  und  Blumen- 
kunde und  Organ  des  russischen  Gartenbau-Ver- 
eines in  St.  Petersburg.  Unter  Mitwirkung  vieler 
Botaniker  und  Gärtner  Deutschlands  etc.  heraus- 
gegeben von  Dr.  E.  Regel.  Erster  bis  drei- 
zehnter Jahrgang  LS 5 2— 1864,  h  12  Hefte  mit 
24  kolorirten  und  12  schwarzen  Abbildungen  in 
Farbendruck.  Lex.  8.  geh.  Der  Jahrgang  4  Thlr 
oder   7  fl.     Ausgabe  mit  schwarzen   Abbildungen. 

Der  Jahrgang 2  Thlr  oder  3  fl.    30  kr. 

Neycr,  J.  G.,  der  rationelle  Pflanzenbau.  9  Theile. 
I.  Theil.      Die   Lehre  von  der  Entwässerung  des 

Bodens 16  Sgr.  oder   54  kr. 

n.  Theil.      Populäre    Geometrie    und    die     Guts- 
Taxation    .  .    1  Thlr    18  Sgr.   oder   2  fl.  48kr. 
HL  Theil.      Bodenkunde  und  Düngerlehre 

1  Thlr   16  Sgr.  oder  2  fl.  36  kr. 
IV.   u.  V.  Theil.     Die  landwirthschaftlichen  Nutz- 
und  Handelspflanzen.      1.   und   2.  Band 

3  Thlr   24  Sgr.  oder  6  fl.   44  kr. 

VI.  Theil.      Obst-   und  Beerenfrüchte 

2  Thlr   10  Sgr.   oder  4  fl. 

VII.  Theil.      Die   Gemüsepflanzen 

VIII.  Theil.  Die  bildende  Gartenkunst  in  Ver- 
bindung mit   der   Nutzgärtnerei 

1  Thlr  2  Sgr  oder   1  fl.  54  kr. 

IX.  Theil.  Die  landwirthschaftlichen  Obst-  und 
Waldbäume  und  Sträucher  zur  Anlage  von 
Holz-   und   Waldbeständen 

22  Sgr.  oder    1  fl.    16  kr. 
Meyer,   J.   G.,   der  Weinstock,  seine  rationelle  Kul- 
tur,   Eigenschaften    und    Benutzung,    mit    beson- 
derer Rücksicht  auf  die  K  echt 'sehe  Methode 

24  Sgr.   oder   1  fl.   20  kr. 
Otto,   Aij   der    Rosenzüchter    oder    die    Kultur    der 
Rosen  in   den  Töpfen  und  im  freien  Laude,    gr. 
8.    1858.    geh.    .    1  Thlr  6  Sgr.   oder   1  fl.   56  kr. 
Reicliardt,    Dr.    E.,   Ackerbauchemie,  oder  die  Che- 
mie  in   ihrer   Anwendung  auf  Agrikultur,     gr.   8. 
I        1861.    geh 3  Thlr   18  Sgr.  oder  6  fl. 


Wir  offeriren 

liiliiini  auratiim 

in    starken ,    blühbaren ,    so    eben    aus   Japan  impor- 
tirten  Zwiebeln,    das  Stück  zu  5  Thaler  pr.   Cassa. 
Laurentius'sche  Gärtnerei 
in   Leipzig. 


Verlag  vou  Karl  Wiegandt  in   Berlin, 
Kommandanten-Stra-^se  N'o.  62. 


Druck  der  C.   F  eis  te  r 'sehen   Buchdruckerei  in   Berlin, 
ZietonPlatz  No.  S. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  xiir  ßeförderiiii^  des  (ilarteiibaiies  in   den  Köiiii!;!.  Preiissischeii  SUaten 


für 


Ciiärtiierei  und  Pflaiizeiikiiiide« 

Redakteur : 
I*rof  essoi-  I>r.  Iv  a  v  1  Xv  o  e  h  , 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  21. 


Berlin,  den   28.  Mai 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,   sowolil  bei  Bezug  durch   den  Buchhandel,    als  auch   franco   durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt;      Overduin  und  die  gärtnerischen  Zustände  auf  VValcheren.   —  Die  internationale  Ausstellung  von  Pflanzen,  Blumen   und 
anderen   Gegenständen  der  Gärtnerei   in  den   Tagen  vom  24.  April  bis   1.  Mai   in  Brü.ssel.      (Fortsetzung.)   — 

Sountag,  den  29.  Mai,  Mittags  ^13  Uhr,  liiiilet  im  l'almenhause  des  botanischen  Gartens  eine  Versammlung  des  Ver- 
eines zur  Beförderung  des  Garteubaues  statt,  woiu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


Overduin 

lind   die   giirtiicrischoii  /iiD^täiidr   auf  Walrlicreii. 

Sclun  einmal  habe  ich  über  eine  Ausstellung 
Walcheren's,  einer  der  7  Inseln  der  niederländischen 
Provinz  Seeland,  berichtet,  (5.  .Jahrg.  S.  331).  Es 
sei  mir  erlaubt,  noch  einmal  auf  diesen  äussersten 
Vorposten  des  germanischen  Landes  im  Westen  zu- 
rückzukommen; sollte  es  auch  nur  deshalb  sein, 
um  einestheils  darzuthun,  dass  der  Aufschwung,  den 
das  Gartenwesen  in  neuerer  Zeit  genommen,  durch 
fast  alle  Gauen  von  Europa's  Kultiirländeru  sich 
erstreckt  und  dass  auch  die  entferntesten  Gegenden 
nicht  zurückbleiben,  anderiitheils  um  auch  von  we- 
niger zugänglichen  Himmelsstrichen  und  den  gärt- 
nerischen Zuständen  daselbst  Kiuide  zu  geben.  Seit 
Eisenbahnen  und  Dampfschiffe  weit  auseinander  ge- 
legene Orte  näher  gebracht  haben ,  grosse  Entfer- 
nungen eigentlich  gar  nicht  mehr  existiren,  möchte 
es  vielleicht  für  den  einen  oder  andern  Pflanzen- 
freund  sogar  einen  besonderen  Eeiz  haben,  einmal 
nach  einer  Gegend  zu  gehen,  die  etwas  ausser  dem 
Wege  liegt  und  in  der  doch  etwas  Anderes  gebo- 
ten  wird,  als  man  gewöhnlieh   sieht. 

Selbst  eine  Reise  von  Rotterdam  nach  jMiddel- 
burg,  der  Hauptstadt  des  niederländischen  Seelandes 
auf  Walcheren,  hat  ihre  Annehmlichkeiten  für  einen 
Bewohner  des  Binnenlandes,  besonders  wenn  er 
die  Gelegenheit  hat,  die  Inseln  bei  Ilochfluth  und 
dann  wiederum  bei  niederem  Wasserstande  zu  se- 
hen.   Die  Reise  geht  nicht  direkt  die  Maas  aufwärts 


in  das  offene  Meer,  sondern  aufwärts  bis  Dordrecht, 
um  hier  in  den  südlichen  Arm  genannten  Flus- 
ses einzutreten.  Man  macht  zu  Schiffe  die  nicht 
unbedeutenden  Umwege,  um  durch  die  Berührung 
volkreicher  Städte  einen  höheren  Ertrag  zu  gewin- 
nen. Schliesslich  verlässt  man  auch  den  südlichen 
Arm  der  Maas,  um  in  der  Scheide  die  Fahrt  nach. 
Middelburg  fortzusetzen. 

Grosse  Wasserflächen  boten  sich  auf  der  Hin- 
fahrt hier  und  da  den  Augen  dar,  wenn  auch  nicht 
in  der  Weise,  wie  es  in  Baedeker's  Reisehandbuch 
heisst,  dass  die  Ufer  kaum  zu  erkennen  sind.  Auch 
möchte  nicht  leicht  noch  .Jemand  an  der  breitesten 
Stelle,  dem  Jlollandscli  Diep,  Seekrankheit  bekom- 
men. Schwimmende  Fässer  zeigen  dem  Schiffahrer 
die  Richtung  seines  Weges  an,  um  nicht  auf  Sand- 
bänke zu  gerathen.  In  der  Ferne  erblickt  man  die 
Inseln  mit  den  Klrchthürmen  und  sonstigen  hohen 
Gebäuden.  Bisweilen  scheint  es,  als  träten  diese 
selbst  unmittelbar  aus  den  Fluthen  hervor.  Näherte 
man  sich  den  Inseln,  so  erschaute  man  schöne  Al- 
leen, welche  nach  dem  Iiniern  führen.  Man  liest 
und  hört  so  viel  von  holländischen  Linden;  was 
Wunder  demnach,  dass  auch  ich  diese  allentlialben 
zu  sehen  glaubte,  bis  ich  mich  endlich  überzeugte, 
dass,  wie  jenseits  des  Kanales,  in  England,  nicht 
die  Linde,  sondern  die  Ulme  der  allgemein  zu  Al- 
leen benutzte  Baum  in  den  Niederlanden  ist.  Plötz- 
lich verengert  sich  das  Wasser:  ich  würde  ge- 
glaubt haben,  mich  auf  einem  unserer  grösseren 
Flüsse,  auf  der  Elbe  oder  auf  dem  Rheine,  zu  be- 
finden,   wenn   nicht    die  eigenthümliche   holländische 

21 


162 


Bauart  in  Dörfern  oder  Städten  mir  entgegen  ge- 
treten  wäre. 

Wie  ganz  anders  war  die  Eückfalnt.  Es  schien, 
als  wenn  sicli  die  grossen  Wasser  verlaufen  hätten, 
denn  allenthalben  sah  man  Sandbänke.  Eingesetzte 
Kiefernbäume  bezeichneten  ihre  Grenzen  und  stan- 
den jetzt  auf  dem  Trocknen,  während  sie  auf  dem 
Hinwege  mit  ihren  Kronen  aus  dem  Wasser  her- 
vorgeragt hatten.  Wirft  man  einen  Blick  auf  mi- 
sere  Keisekarten,  so  sieht  man,  wie  unrichtig  diese 
im  Allgemeinen  sind.  Grade  in  Seeland  ist  in  den 
letzten  Jahrzehenden  sehr  viel  Land  gewonnen. 
Kleinere  Inseln,  die  früher  durch  breite  Wasser- 
flächen getrennt  waren,  liegen  jetzt  dicht  neben 
einander  und  sind  selbst  zum  Theil  mit  einander 
verbunden.  Das  Philippsland  ist  heut  zu  Tage  auf 
der  einen  Seite  vom  Festlande  nur  durch  ein 
sehr  schmales  Wasser  getrennt,  während  es  auf  der 
andern  (West-)Seite  sich  ebenfalls  sehr  vergrös- 
sert  hat. 

Middelburg  liegt  zwar  im  Innern  der  Insel 
Walcheren,  ein  Kanal  führt  jedoch  bis  auf  den 
Marktplatz.  Es  fand  grade  eine  Ausstellung  von 
Pflanzen  und  Blumen  in  Middelburg  statt;  so  hatte 
ich  gleich  Gelegenheit  zu  sehen,  was  auf  der  Insel 
vorhanden  ist.  Von  auswärts  war  wenig  beige- 
steuert. Wenn  man  bedenkt,  dass  die  Insel  nur 
4  Stunden  im  Durchmesser  besitzt,  dass  ausser  der 
Hauptstadt  Seelands  nur  noch  der  Kriegshafen 
Vliessingen  auf  ihr  befindlich  ist,  so  muss  man  sich 
freuen,  doch  so  viel  und  so  mancherlei  Pflanzen 
und  Blumen  zu  finden,  als  hier  geboten  wurde. 
Es  waren  keineswegs  etwa  nur  die  gewöhnlichen 
Blüthensträucher  und  Marktblumen,  man  fand  auch 
Neuigkeiten,  deren  Einführung  man  erst  den  letz- 
teren Jahren  verdankt.  Kcjnifcren  und  buntblättrige 
Pflanzen  scheint  man  auf  Walcheren  zu  lieben. 
Von  den  ersteren  hatten  2  Liebhaber  recht  hüb- 
sche Gruppen  zusammengestellt,  in  denen  sich 
Exemplare  in  bester  Kultur  vorfanden;  es  waren 
dieses  vor  Allem  eine  Araucaria  Cunninghami  glauca 
und  eine  Pinus  palustris. 

Ausserdem  sah  ich  einige  Blüthensträucher,  die 
auch  an  andern  Orten,  wo  vielleicht  eine  grössere 
Konkurrenz  geboten  wird,  Anerkennung  gefunden 
hätten.  Es  galt  dieses  namentlich  von  einer  Me- 
dicago  'arborea  und  einer  Acacia  verticillata,  beide 
in  Pyramidenform.  Eine  andere  Akazie  hatte  6 
Fuss  Höhe  und  '.j  Fugs  im  Durchmesser.  Eine 
])rächtige  Hex  fand  ich  mit  Blättern,  welche  die  l'orm 
einer  Eiche  besassen.  Die  vorhandenen  Cinerarien 
standen  an  Schönheit  der  Blumen  und  an  guter 
Kultur  kaum  denen  in  Brüssel  nach.  Sonst  herrschr 
ten  Kamellien,  Ilhododendren  und  Azaleen  vor;  auch 
Sparmannia  africana  scheint  man  auf  der  Insel  zu  lieben. 


Während  meiner  fi-ühern  Berichterstattung  einer 
Ausstellung  in  Middelburg  hatte  ich  auf  die  fehler- 
hafte Nomenklatur  aufmerksam  zu  machen  mir  er- 
laubt; um  so  mehr  musste  ich  jetzt  anerkennen, 
dass  die  Pflanzen  im  Durchschnitt  nicht  allein  rich- 
tig benannt,  sondern  auch  die  Namen  ohne  Fehler 
geschrieben  waren.  Ich  bemerke  diesen  Umstand 
um  so  mehr,  als  man  leider  bei  uns,  ganz  beson- 
ders aber  in  Belgien  und  Frankreich,  viel  zu  we- 
nig Sorgfalt  auf  eine  geregelte  Rechtschreibung 
legt.  Anderntheils  legt  es  Zeugniss  ab,  wie  man 
sich  grade  in  einem  entfernten  Lande,  als  Seeland 
ist,  Mühe  gibt,  wissenschaftlichen  Anforderungen 
nachzukommen. 

Während  meiner  Anweseidieit  in  Gent  vor  2 
Jahren  hatte  ich  die  Ehre,  einen  Pflanzen-  und  Blu- 
menliebhaber der  Insel  W^alcheren,  den  Gutsbesitzer 
de  Jonge  van  Ellemeet,  ^Mitglied  der  General- 
staaten, kennen  zu  lernen;  seitdem  hatte  ich  wieder- 
holt als  Preisrichter  bei  Pflanzen-  und  Blumen-Aus- 
stellungen mit  ihm  fungirt.  Bei  Gelegenheit  der 
jetzigen  Reise  nach  Brüssel  entsprach  ich  sehr  gern 
der  mehrfach  mir  ausgesprochenen  Einladung,  ihn 
auf  seinem  Landsitze  Overduin  bei  Oostkapelle  zu 
besuchen,  um  zu  gleicher  Zeit  auch  die  von  Touri- 
sten kaum  berührte,  aber  interessante  Inselgruppe 
kennen  zu  lernen.  De  Jonge  van  P^llemeet  ist 
nicht  allein  Pflanzenliebhabe'r,  auch  Pflanzenkenner. 
Seine  Sammlung  von  Cacteen  ist  vielleicht  eine  der 
grössten  und  vollständigsten,  welche  wir  in  Europa 
haben.  Auch  besitzt  er  manche  Agaveen,  die  ich 
bis  dahin  nicht  lebend  gesehen  und  die  mir  deshalb 
bei  meinen  Studien  über  diese  Familie  von  Interesse 
sein  mussten. 

Ausserdem  hoft'te  ich,  nachdem  ich  in  dem 
eigentlichen  Holland  vergebens  nach  grösseren  Gär- 
ten und  Anlagen  in  echt  holländischem  Style  ge- 
forscht und  nur  hier  und  da  einzelne  Reste  gefun- 
den hatte,  dergleichen  auf  den  mehr  isolirt  liegen- 
den Inseln  Seeland's  zu  sehen.  Die  Abbildungen 
von  Lustgehegen,  Schlössern  un<l  Dörfern,  welche 
sich  in  dem  Werke:  de  zegepraalende  Vecht  (d.  h. 
die  triumphirende  Vecht)  befinden,  so  wie  die  der 
Herrschaft  Middagten  im  Gelderlandc,  herausgege- 
ben von  van  der  Laau  en  Hcnd,  hatten  mein  In- 
teresse dafür  in  Anspruch  genonuiien.  Doch  wie 
Alles  dem  herrschenden  Zeitgeistc  folgt,  so  schie- 
nen auch  die  echt  holländischen  Anlagen  schon 
längst  von  Seeland,  wenigstens  von  Walcheren  ver- 
schwunden zu  sein;  es  kam  mir  selbst  vor,  da  ich 
auch  nicht  die  geringsten  Spuren  sah,  als  wenn 
selbst  dergleichen  niemals  vorhanden  gewesen  wä- 
ren. Doch  ich  wurde  reichlich  durch  das  entschä- 
digt, was  mir  sonst  geboten    wurde. 

Die    Physiognomie    der    seeländischen  Inseln    ist 


163 


von  der  des  eigentlichen  Hollands  ganz  verschieden. 
Hier  ist  es  tief  gelegenes  Moor-  und  Torfland,  was 
durch  kostspielige  Deiche  gegen  die  in  der  Regel 
höher  liegenden  Fluthen  des  Meeres  geschützt  wer- 
den muss;  die  Inseln  Seelands  —  es  betrifft  dieses 
vor  Allem  Wakhereii  —  liegen  dagegen  höher  als 
das  Meer.  Ein  mit  Sand  gemischter  und  schwerer 
Lehm  bildet  einen  fruchtbaren  Boden,  der  wohl  in 
den  verwitterten  Ilesten  thierisilier  und  pflanzlicher 
Stoffe  reichliche  Nahrung  darbieten  kann.  Während 
daher  Holland  mehr  Weideland  darbietet  und  für 
Viehzucht  geeignet  erscheint,  will  diese  auf  Wal- 
cheren  und  den  übrigen  Inseln  Seelands  gar  nicht 
gedeihen.  Dagegen  wächst  Weizen  ganz  vorzüg- 
lich und  gibt  grosse  Erträge.  Die  Wiesen  sind 
schlecht,  da  wahrscheinlich  der  grössere  Gehalt  an 
Salz  schon  In  einer  geringen  Tiefe  den  Gräsern 
nachtheilig  Ist.  Man  sieht  sich  deshalb  gezwungen, 
die  Saubohne  (VIcia  Faba)  in  den  7-jährigen  Tur- 
nus der  Ackerbevvirthschaftung  mit  aufzunehmen, 
vor  Allem  um  Futter  für  die  Pferde  zu  haben. 
Kopfklee  wird  zwar  zur  Ergänzung  gebaut,  hält 
aber  nicht  lange  aus.  Wie  fruchtbar  übrigens  der 
Boden  ist,  ersieht  man  daraus,  dass  bei  dem  7-jäh- 
rigen Turnus  nur  einmal,  und  zwar  gleicli  anfangs, 
gedüngt  wird  und  trotzdem  der  Weizen  drei  Mal 
darin  vorkonmit.  Im  letzten  Jahre  liegt  der  Acker 
in  Brache. 

Die  holländische  Kelnllchkelt  erstreckt  sich  auch 
auf  den  Ackerbau.  Unkräuter  gehören  zu  den  Sel- 
teulielten;  die  natürliche  Folge  ist,  dass  der  See- 
länder Weizen  in  der  Regel  auch  einen  höhern 
Preis  besitzt.  W^ährend  meiner  Anwesenheit  auf 
Walcheren  (Mitte  April)  war  man  damit  beschäf- 
tigt, den  Weizen  grade  so  wie  die  Hackfrüchte  zu 
behacken.  Es  wurde  mir  zwar  erzählt,  dass  dieses 
nur  wegen  des  Unkraixtes,  was  ich  aber  bisweilen 
trotz  des  eifrigen  Suchens  gar  nicht  fand,  geschehe; 
mir  schien  dagegen  der  Nutzen  haupsächllch  in  der 
Lockerung  zu  liegen,  damit  die  Luft  mit  ihren  näh- 
renden Bestandtheilen  in  den  sehr  schweren  Boden 
besser  eindringen  könne.  Die  kleinen  Pflanzen 
standen  ziemlich  weit  auseinander,  so  dass  auch  das 
Behacken  sehr  gut  vor  sich  gehen  konnte;  sie  hat- 
ten sich  deshalb  auch  weit  mehr  bestockt,  als  es 
bei  uns,  wo  man  leider  viel  zu  dicht  säet,  der 
Fall  ist.  Trotzdem  drillt  man  den  Weizen  nicht, 
sondern  säet  Ihn  breltvvürfig.  Die  Bauern  haben 
sich  so  an  die  weitläufige  Saat  gewöhnt,  dass  sie 
es  mit  einer  Regelmässigkeit  thun,  als  wären  die 
Körner  mit  der  Hand  gelegt. 

Die  Physiognomie  Walcherens  weicht,  wie  be- 
reits erwähnt,  wesentlich  von  der  Hollands,  ab. 
Wasserstrassen,  auf  denen  die  Kommunikation  vor 
sich  geht,   und  Dämme,  auf  denen   hier  und  da  eine 


Strasse  dahinführt,  gibt  es  auf  Walcheren  nicht; 
ebenso  sucht  man  weit  hin  sich  ziehende  Weiden 
vergebens.  Nichts  als  Ackerland,  durch  das  die 
schmalen,  meist  makadamasirten,  in  der  Nähe  der 
Städte  selbst  mit  aus  Backsteinen  bestehenden  Trot- 
tüirs  versehenen  Strassen  führen,  auf  beiden  Seiten 
von  Gräben  begränzt,  über  denen  Gebüsch  steht. 
Dieses  Gebüsch  besteht  am  Häufigsten  aus  Esche, 
weniger  aus  Weide  oder  Ulme,  bisweilen  auch  aus 
Acer  Negundo,  und  Ist  Schlagholz,  was  alle  5  bis 
7  Jahre  gefällt  wird.  Einzelne  hohe  Ulmenbäume 
ragen  heraus  oder  es  ziehen  sich  sogar  kleine  Al- 
leen   nach    den    Dörfern    und    nach    den  Landsitzen. 

Gegen  das  Meer  hin  und  noch  vor  den  Dünen 
gibt  es  auch  kleine  Wälder,  meist  aus  Elchen  be- 
stehend, die  man  wahrscheinlich  angelegt  hat,  um 
die  heftigen  Winde  abzuhalten.  Die  Bäume  sind 
nicht  hoch  und  ausserordentheh  sparrig  gewachsen, 
so  dass  der  Maler  Manches  für  seine  Phantasie 
finden  würde.  Die  Insel  ist  auf  diese  Weise  recht 
hübsch  bewaldet.  Das  Sehlagholz  bietet  eine  an- 
sehnliche Einnahme  für  den  Grundbesitzer  dar  und 
Q-Ibt  den  Bewohnern  der  Insel  ihr  Brenn -Material. 
Torf  gibt  es  gar  nicht  und  wird  in  geringer  Menge 
aus   Holland   eingeführt. 

Reizend  nehmen  sich  die  meisten  Landsitze  aus, 
welche  von  Park  ähnlichen  Anlagen  von  oft  ziem- 
lich grosser  Ausdehnung  umgeben  sind.  Der  prak- 
tische Holländer  verlangt  aber  auch  hier  einen 
reellen  Nutzen  neben  dem  geistigen  Genüsse,  des- 
halb richtet  er  die  Anlagen  so  ein ,  dass  ein  Theli 
derselben  wieder  aus  Schlagholz  besteht.  Damit 
dieses  aber  das  ästhetische  Gefühl  des  Spatzlergän- 
gers nicht  beeinträchtigt,  wird  es  auf  beiden  Selten 
der  Wege  und  Pfade  durch  bleibendes  Gebüsch, 
zum  Theil  durch  Blüthensträucher,  gedeckt.  •  Eben 
blühende  rothe  Johannisbeeren  und  japanische  Quit- 
ten nahmen  sich  sehr  gut  darin  aus.  Ihre  feurig- 
rothen  Blumen  standen  mit  dem  eben  erwachenden 
Grün  des  Laubes  in  freundlicher  Harmonie.  Die 
japanischen  Quitten  hatten  hier  und  da  eine  nicht 
unbedeutende  Höhe,  wie  man  sie  bei  uns  nur  aus- 
nahmsweise findet;  hier  und  da  wurden  sie  auch  als 
Hecken  und  Zäune  benutzt.  Im  Gebüsch  sah  ich 
dagegen  sehr  viel  die  Kirschpflaume  (Prunus  cera- 
sifera),  welche  hier  den  Interessanten  Namen  MI- 
rambole  besitzt  (s.   Wochenschrift  V,   285). 

Einen  freundlichen  Eindruck  macht  vor  Allem 
Overduln,  der  Landsitz  de  Jonge's  van  Elle- 
meet.  Zwischen  niedrigem  und  hohem  Gehölze,  in 
dem  grosse  Abwechslung  herrscht,  führt  der  Weg 
nach  dem  geräumigen  Wohnhause.  Ein  freier  Platz 
vor  ihm  Ist  zu  einem  Thiergarten  eingerichtet,  in 
dem  allerhand  Thiere,  besonders  Hirschwild  und 
Vögel,  vor   Allem  verschiedene  Hühner    und  Enten 

21* 


164 


frei  und  friedlich  sich  ueben  ciuander  bewegen. 
Auf  deu  Seiten  befinden  sich  die  eleganteren  Ge- 
sträuche mit  den  Räumen  für  die  Gewächshäuser 
und  die  Blumenbeete,  die  augenblicklich  mit  Zwie- 
belblumen, hauptsächlich  mit  Tulpen  und  Narzissen, 
bepflanzt  waren.  Freundlich  nahm  es  sich  aus, 
dass  an  den  Eändern  des  Gebüsches,  aber  auch 
hier  und  da  in  ihm,  Primeln  in  solcher  Menge 
standen,  dass  man  glauben  konnte,  sie  wüchsen 
ursprünglich  und  wild  hier.  Eine  Ueberladung,  wie 
man  sie  leider  gar  zu  häufig  in  unseren  Anlagen 
sieht,  fand  ich  hier  eben  so  wenig,  wie  barocke 
Figuren  auf  den  Beeten.  Durchaus  herrschte  rei- 
ner,  alt-englischer  Geschmack  vor. 

Ich  sagte  schon,  dass  das  Gehölz  mannigfach 
sei.  Der  Besitzer  hat  es  sich  angelegen  sein  lassen, 
nach  und  nach  die  verschiedenen  Bäume,  welche 
im  Freien  aushalten,  anzupflanzen.  Besonders  reich 
waren  die  Kiefern  vertreten,  weniger  die  Tannen. 
Der  Wind  mag  Ursache  sein,  dass  die  letzteren 
nicht  recht  gedeihen  wollen,  und  freistehend  bald 
zu  Grunde  gehen  oder  ein  schlechtes  Ansehen  er- 
halten. Um  desto  kräftiger  standen  die  Laubhölzer 
da.  Man  konnte  dendrologische  »Studien  machen, 
wenn  man  lustwandelte,  zumal  die  einzelnen  Arten 
bestimmter  Genera  in  der  Regel  bei  einander  stan- 
den und  zu  ihrer  selbständigen  Entwickehmg  auch 
hinlänglich  Raum  besassen.  Von  besonderer  Schön- 
heit waren  die  Lebens-  und  Eibenbäume  ( Thuja- 
und  Taxus-Arten).  Eine  Taxus  pyramidalis,  welche 
von  Siebold  bezogen  war  und  direkt  aus  Japan 
stammte,  hatte  12  Fuss  Höhe  und  4*  Fuss  Breite. 
Ich  fand  keinen  Unterschied  zwischen  ihr  und  un- 
serer Taxus  hibernica.  Ebenso  interessirte  mich 
ein  dichter  Klumps  aus  Kirschlorbeer  bestehend, 
wie  er  .in  Nord -Europa  kaum  wo  anders  vorkom- 
men möchte.  Er  hatte  eine  eirunde  Form  und 
bei  einer  Breite  von  42,  eine  Länge  von  gegen 
60  Fuss.  Dabei  waren  die  einzelnen  Sträucher  14 
bis    IG  Fuss  hoch. 

De  Jonge  van  Ellemeet  liebt  und  kultivirt, 
wie  schon  gesagt,  vor  Allem  Cacteen  und  Agaveen. 
Für  die  ersteren  hat  er  sich  ein  besonderes  Ge- 
wächshaus erbaut,  in  dem  die  Arten  eine  wissen- 
schaftliche Aufstellung  erhalten  haben.  Grade  die- 
ser Umstand  verleiht  der  Sammlung  einen  grösseren 
Werth.  Der  Mann  der  Wissenschaft  hat  hier  Ge- 
legenheit, umfassende  Studien  zu  machen,  aber 
auch  der  Liebhaber,  so  wie  der  Laie,  kann  sich 
belehren.  Man  sieht  alle  Gruppen  der  Reihe  nach 
vertreten,  von  den  säulenartigen  Cereen  und  rund- 
lichen Mamillarien  bis  zu  den  [beblätterten  Pere- 
skien. Da  der  Besitzer  fortwährend  bemüht  ist, 
seine  Sammlung  zu  vervollständigen,  so  machen 
wir  alle   Cacteen-Liebhaber  darauf  aufmerksam,  mit 


ihm  in  Verbindung  zu  treten  und  selbst  eine  Reise 
nach  Walcheren  nicht  zu  scheuen.  Jedermann,  und 
vor  Allem  der  Botaniker  und  Cactuskenner,  würde 
gewiss,  gleich  mir,  im  gastfreundlichen  Hause  de 
Jonge's  van  Ellemeet  gern  und  willig  aufge- 
nommen werden,  um  auch  in  den  Stand  gesetzt 
zu  sein,  umfassendere  Studien  zu  machen.  Da  man 
eine  ausgesuchte  Bibliothek  vorfindet  und  in  ihr 
auch  das,  was  über  Cacteen  geschrieben,  ziemlich 
vollständig  vorhanden  ist,  wird  dadurch  die  Arbeit 
erleichtert. 

Ueber  die  Cacteen-Sammlung  zu  berichten,  über- 
lasse ich  Sachverständigeren;  der  mir  hier  gebotene 
Raum  dürfte  auch  nicht  ausreichen,  um  es  nur  an- 
nähernd zu  thun.  Aber  doch  muss  ich  Einiges 
sagen.  Von  Leuchtenbergia  principis  waren  mehre 
Exemplare  vorhanden ;  Anhalonium  prisniaticura  sieht 
doch  einer  Aloe  ähnlicher,  als  einem  Cactus.  Von 
Astrophytum  myriostigma  war  ein  so  grosses  Exem- 
plar vorhanden,  als  ich  noch  nicht  gesehen.  Eben 
so  bot  das  14  Zoll  im  Durchmesser  enthaltende 
Exemplar  der  Mamillaria  nivea  einen  hübschen  An- 
blick dar.  Disicocactus  biformis  hatten  wir  bisher 
noch  nicht  gesehen,  ebenso  Epiphyllum  latifrons. 
Die  sonst  seltenen  Episcien  waren  hier  ziemlich 
vollständig  vertreten;  auch  die  ruthenförmigen  Opun- 
tien, die  man  sonst  nicht  häufig  sieht,  so  wie  die 
Rhipsalis- Arten,  von  denen  wir  Rh.  riboides  und 
Houlletiana   nennen. 

Von  Agaveen  sahen  wir  ein  grosses  Exemplar 
der  Agave  xylonacantha  mit  Blättern  von  über  2 
Fuss  Länge;  ich  bemerke  nebenbei,  dass  von  dieser 
Art  auch  buntblättrige  Formen  in  der  Weise,  wie 
es  bei  Agave  picta  der  Fall  ist,  gibt.  Von  dieser 
war  auch  eine  schöne  Pflanze  mit  3  Fuss  langen 
Blättern  vorhanden,  ebenso  von  der  äusserst  selte- 
nen Agave  Ellemeetiana,  über  die  -wir  später  noch 
ausfuhrlicher  sprechen  werden.  Ferner  machen  wir 
auf  Bescliorneria  bracteata  rubra  aufmerksam,  wel- 
che im  vorigen  Jahre  geblüht  hatte.  Nach  den 
Mittheilungen  de  Jonge's  möchte  aber  auch  diese 
Bescliorneria,  gleich  der  B.  multiflora,  mit  der  sie 
sonst  auch  grosse  Aehnlichkeit  besitzt,  eine  Fur- 
craea  sein,  deren  Blüthen  eine  schöne  rothe  Farbe 
haben  sollen.  Agave  Besseriana,  über  die  ich  frü- 
her gesprochen  (5.  Jahrgang  S.  198),  scheint  doch 
von  A.  coccinea  verschieden  zu  sein.  Ich  sah  sie 
hier  in  einem  ziemlich  grossen  Exemplare  mit  mehr 
aufrecht  stehenden,  dicken  Blättern,  welche  eine 
graugrüne  Farbe  besassen. 

Orchideen  wurden,  und  zwar  natürlich,  in  einem 
anderen  Hause,  wo  ausserdem  noch  Warmhaus-, 
besonders  Blattpflanzen  waren,  gepflegt.  Hier  stan- 
den einige  prächtige  Platycerien.  Von  besonderer 
Grösse  waren  Platycerium  alcicorne  und  Steramaria;. 


165 


ersteres  besass  3  Fuss  im  Durchmesser.  In  einem 
Kalthause  befand  sieh  dagegen  eine  Eoupala  (Rho- 
pala)  Coicovadensis  von  so  gedrängtem  Wüchse, 
als    sie    früher    mir    noch    nicht   vorgekommen    war. 

Mein  freundlicher  Wirth  war  auch  bemüht, 
mich  auf  der  4  bis  ü  Stunden  im  Durchmesser  ent- 
haltenden Insel  herumzuführen  und  mit  den  Eigen- 
thümlichkeiten  daselbst  aucli  bekannt  zu  machen.  Es 
machte  mir  Freude,  die  reinlichen  Dörfer  mit  ihren 
bemalten  Häusern  zu  durchwandern  und  deren  sau- 
bere Bewohner  etwas  kennen  zu  lernen.  Es  fiel 
mir  auf,  dass  die  Menschen  sämmtlich  ein  und  die- 
selbe Körperbildung  und  eine  und  dieselbe  Phy- 
siognomie besassen ,  als  wenn  die  Insel  nur  von 
einer  Familie  bewohnt  wäre.  Dazu  auch  die  über- 
einstimmende dunkele  Kleidung  und  der  reiche  Gold- 
schmuck, mit  dem  sich  der  weibliche  und  männliche 
Theil  selbst  mitten  in  der  Ai-beit  presentirt.  Un- 
echten Schmuck  gibt  es  gar  nicht;  er  wird  selbst 
von   dem  ärmsten  Dienstmädchen   verschmäht. 

Mit  Ausnahme  der  Nordwestseite  ist  die  ganze 
Insel  von  Dünen  umgeben.  Diese  Dünen  sind  vom 
Winde  hergeführte  Sandhügel ,  welche  einen  zu- 
sammenhängenden Zug  bilden  und  bisweilen  (wie 
es  bei  Overduin  der  Fall  ist)  zwei-  und  dreifach 
neben  einander  liegen.  Ihre  Konturen  sind  zum 
Theil  gut  geschnitten,  so  dass  man  sich  in  der 
That  nach  ihnen  höhere  Gebirgszüge  vorstellen 
kann.  Es  kommt  noch  dazu,  dass  schluchtenähn- 
liche Einsenkungen  vorhanden  sind,  von  deren  ein- 
schliessenden  Höhen  sich  blendender  Flugsand  in 
die  Tiefe  hinabzieht;  von  der  Ferne  gesehen,  erhält 
man  dadurch  einigermassen  das  Bild  von  Gletschern. 
Die  Dünen  sind  im  Allgemeinen  bewachsen;  krie- 
chende Weide  und  Sanddorn  (Hippophae  rhamnoi- 
des)  bilden  kurzes  Gebüsch,  während  sonst  das  Dü- 
nengras oder  der  Helm,  wie  es  im  Norden  Deutsch- 
lands heisst,  den  losen  Sand  bindet.  Die  Bewohner 
der  den  Dünen  zunächst  liegenden  Kulturstriche 
sind  eifrig  bemüht,  alle  Stellen,  wo  ein  Sturm  die 
schwache  Grasnarbe  weggerissen  hat,  wiederum  mit 
Helm  zu  bepflanzen. 

Wie  oben  erwähnt,  ist  nur  die  Nordwestküste 
zwischen  den  Dörfern  Domburg  und  Westkapelle 
den  verheerenden  Stürmen,  besonders  zur  Herbst- 
Nachtgleiche,  ausgesetzt.  Damit  das  Land  aber  er- 
halten wird  und  die  Fluthen  nicht  so  leicht  in  das 
Innere  der  Insel  getrieben  werden  können,  sind  mit 
ungeheuren  Kosten  Dämme  angelegt,  die  fortwäh- 
rend unterhalten  werden  müssen.  Das  Letztere  ist 
um  so  schwieriger,  als  der  Schiffsbohrwurm  grade 
hier  in  grösserer  Menge  vorkommt  und  man  sich 
gezwungen  sieht,  die  5  bis  8  Reihen  eingeschlage- 
ner Pfähle  mit  breitköpfigen  Nägeln  dicht  zu  be- 
schlagen,  damit  die  Thlere  nicht  eindringen   können. 


Die  Stelle,  wo  der  Sturm  auch  nur  den  geringsten 
Schaden  verursacht  hat,  muss  rasch  ausgebessert 
werden,  bevor  neues   Unheil   kommt. 

Doch  man  verzeihe  mir  diese  Abweichung;  sie 
gehörte  aber  wohl  dazu,  um  ein  Bild  von  dem  Zu- 
stande der  Insel  Walcheren  zu  geben,  deren  gärt- 
nerische Zustände  ich  eigentlich  nur  schildern 
wollte. 


Die 

internationale  Ausstelhuig 

öon  pflanjcn,  ^lutnrn  unb  anberm  CStgrn|länkn 
brr  ®ärtnrrfi 

in   den  Tagen   vom   24.  April  bis   1.  Mai 

in  IBriissel. 

(Fortsetzung.) 

12.  Um  die  Aufgabe  einer  Pflanze,  deren 
Blüthe  wegen  ihrer  Schönheit  besonders 
auffällt,  hatten  sich  ebenfalls  11  Bewerber  gemel- 
det. Den  1.  Preis  erhielt  Aug.  van  Geert  in 
Gent  für  sein  Rhododendron  Nuttallii.  Allgemein 
zog  auch  diese  Pflanze  die  Aufmerksamkeit  der 
Besucher  auf  sich.  Am  Ende  eines  5  Fuss  hohen 
Stammes  befanden  sich  5  ziemlich  horizontal  abge- 
gehende  Aeste,  welche  an  ihrer  Spitze  4 — 6  grosse 
breitröhrige,  fast  becherförmige  Blüthen  von  weis- 
ser Farbe  und  umgeben  von  ebenfalls  grossen  Blät- 
tern trugen.  Ein  anderes  Rhododendron,  nämlich 
jasminiflorum,  von  Veitch  ausgestellt,  trug  den  2. 
Preis  davon.  Das  Exemplar  war  zugleich  eine 
vollendete  Schaupflanze  von  2i^  Fuss  Höhe  und  1^ 
Fuss  Durchmesser  und  ausserdem  mit  Blüthen,  die 
in  Gestalt,  Grösse  und  Farbe  denen  echter  Jasmin- 
Arten  gleichen,  dicht  bedeckt.  Schade,  dass  die 
Pflanze  auf  der  Reise  mannigfach  gelitten  hatte.  Von 
den  übrigen  nennen  wir  nur  eine  Gesneria  lateritia, 
welche  von  unten  auf  vielfticli  verästelt  war  und 
deren  feuerrothe  Blüthen  sich  im  Sammetgrün  der 
Blätter  vorzüglich  ausnahmen.  Sie  gehörte  dem 
Handelsgärtner  Medaer  fils  in  Brüssel;  ferner 
eine  reizende  Correa  elegans  rosea  des  Notars 
Beaucarne  zu  Eenaeme,  eine  grosse  Acacia  Drum- 
mondii  von  A.  Versehaffelt  in  Gent  und  eine 
grosse  Acacia  coi'data  von  Jean  Verschaffelt  in 
Gent. 

13.  Die  nächste  Aufgabe  verlangte  Schau - 
pflanzen;  ihr  war  vielseitig  entsprochen.  Den  1. 
Preis  erhielt  Veitch  für  seine  Erica  elegans.  Wir 
haben  in  dieser  Richtung  kaum  etwas  Schöneres 
gesehen.  Aus  dem  graugrünen  Laube  nahm  sicTi 
die  Fülle  der  Blüthen  von  dunkeler  Rosafarbe  rei- 
zend aus.     Das  Exemplar  hatte  bei  einer  Höhe  von 


166 


3,  einen  Durchmesser  von  2^  Fuss.  Der  2.  Preis 
wurde  Ferd.  Kegeljan  in  Namur  für  eine  5  Fuss 
hohe  Campylobotrvs  Verschafteltii  zugesprochen. 
Von  übrigen  Schaupflanzen  nennen  wh-  noch  als 
besonders  gelungen:  eine  Chamaecyparis  nootkana 
(Thujopsis  borealis)  von  Aug.  van  Geert  in  Gent, 
einen  mit  einem  fast  1|-  Zoll  Durchmesser  enthatlen- 
den  Stamm  versehenen  Coleus  Verschaifeltii,  welcher 
eine  rundliche  Krone  von  2|  Fuss  Durchmesser  be- 
sass  und  von  dein  Obergärtuer  bei  Mad.  Gihoul 
in  Laeken,  van  der  Pias,  ausgestellt  war,  ein  mäch- 
tiges Exemplar  des  Himanthophyllum  miniatum  von 
Sigart  -  Caj)ouillet  in  Mous,  ein  reizendes  Oreo- 
panax  dactvlifolium  von  Linden  in  ]5rüssel,  das 
wir  nicht  genug  Liebhabern  von  Blattpflanzen  für 
das  Warmhaus  empfehlen  können ,  ferner  ein  vor- 
züglich schönes  Flxemplar  der  Livistonia  Biroo  und 
vielleicht  das  grösste  in  Europa  befindliche  Exem- 
plar der  Tlieophrasta  imperialis,  beide  der  Madame 
Legrelle  d'Hanis  in  Antwerpen  gehörig,  eine 
blühende  grosse  Tacca  pinnatifida  von  Laureutius 
in  Leipzig,  eine  grosse,  über  und  über  blü- 
hende Oorrea  ventricosa  vom  Handelsgärtner  Glyra 
in  Utrecht  und  endlich  eine  hohe  Cordyline  lineata, 
von  der  wir  noch  ausführlich  sprechen  werden, 
vom  Handelsgärtner  de   Beukelaer  in   Brüssel. 

14.  Die  vierzehnte  Aufgabe  verlangte  30  Blatt- 
pflanzen von  ansehnficher  Grösse.  A.  Ver- 
schaffelt in  Gent  erhielt  den  ersten,  Baron  Osy 
in  Antwerpen  den  2.  Preis.  Jedes  Exemplar  ver- 
diente in  der  Sammlung  des  ersteren  Beachtung, 
lind  es  muss  uns  leid  thun,  dass  uns  so  wenig 
Kaum  zugemessen  ist,  um  speziellere  Angaben  zu 
machen.  Wir  köinien  nur  einige  Pflanzen  nament- 
lich aufl'ühren.  Schön  gewachsene  Araukarien,  von 
denen  besonders  A.  imbricata  sich  auszeichnete,  stan- 
den im  Hintergrunde;  davor  erhoben  sich  elegante 
Pincenectieu  und  einige  Palmen,  von  denen  vor 
Allem  Astrocaryum  Borsigianum  (Stephensonia  gran- 
difolia)  Beachtung  verdiente.  Eine  echte  Cordyline 
indivisa  (nicht  die  der  Gärten)  mit  4  Zoll  breiten 
nnd  4  Fuss  langen,  gelbhch- grünen  Blättern,  eine 
grosse  Alocasia  zebrina,  einen  im  prächtigsten  Grün 
gleichsam  strotzender  Pandanns  latlssimus,  eine  an- 
sehnliche Agave  schidigera,  wie  wir  noch  nicht  ge- 
sehen, und  eine  grosse  Pavetta  borbonica  wurden 
vor  Allem  bewundert. 

Die  Sannnlmig  des  Baron  Osy,  hauptsächlich 
aus  baumartigen  Lilien  bestehend,  trat  um  so  mehr 
hiirvor,  als  im  Hintergrunde  und  über  sie  hervor- 
ragend, baumartige  Farne,  ( Alsophila  australis,  Cya- 
tliea  dealbata  und  raedullaris  u.  s.  w),  aufgestellt 
waren.  Unter  den  ersteren  befand  sich  eine  Dra- 
caena  umbraculifera  mit  Blättern  von  (3  Fuss  Länge 
und  den   Stamm   von  unten  bis  oben   deckend.     Es 


war  ein  reizender  Anblick.  Nächstdem  fielen  die 
4  Dasylirien,  vor  Allem  D.  glaucophyllum,  in  die 
Augen.  Alles  war  untadelhaft  an  ihnen.  Da  sich 
auch  Pinceuectien  dabei  befanden,  konnte  man  es 
leicht  sehen,  wie  diese  von  den  vorigen  durchaus 
nicht  generisch  zu  trennen  sind.  Auch  die  5  Aga- 
veen  dürfte  man  nur  selten  in  solchen  Exemplaren 
sehen.  Agave  attenuata  sah  hier  ganz  anders  aus, 
stellte  sich  aber  noch  schöner  den  Blicken  dar. 
Die  untern  Blätter  hatten  zum  Theil  ihre  blaugrüne 
Farbe  verloren. 

Die  hierher  gehörige  Sammlung  des  Handels- 
gärtners Bruylandt  pBre  in  Brüssel  bestand  eben- 
falls hauptsächlich  aus  baumartigen  Lilien :  Dracä- 
nen,   Yukken  und  Agaven. 

Hierher  gehörte  auch  eine  Sammlung  aus  dem 
botanischen  Garten  zu  Löwen,  welche  der  dortige 
Lispektor  Sterckmanns  ausgestellt  hatte,  aber, 
weil  sie  einer  öß'entlichen  Anstalt  gehörte,  nicht 
konkurrirte.  In  ihr  befanden  sich  einzelne  Exem- 
plare von  solcher  Schönheit,  wie  sie  nns  noch  nicht 
vorgekommen  waren.  Der  Stamm  einer  wohl  8 
Fuss  hohen  Pincenectia  glauca  hatte  an  der  Basis 
eine  birnförmige  Anschwellung  von  fast  Fnsstärcke 
und  verschmälerte  sich  allmählig.  Weder  er,  nocli 
die  zahkeichen  Blätter  zeigten  auch  nur  den  ge- 
ringsten Fehler.  Mit  einem  Worte,  die  Pflanze  war 
untadelhaft  und  von  vollendeter  Schönheit.  Das- 
selbe galt  von  einem  Dasylirion  jnnceum,  aus  des- 
sen kurzem  und  auf  der  korkigen  Oberfläche  viel- 
fach aufgerissenem  Stamme  die  feinen,  aber  langen 
Blätter  elegant  überhingen.  Nächstdem  waren  eine 
Yucca  canaliculata,  welche  auch  als  ächte  Yucca 
Parmentieri  in  Frankreich  kultivirt  wird,  eine  Agave 
1-iuiuphii  vmd  xylouacantha,  letztere  mit  4  Fuss  lan- 
gen und  5  Zoll  breiten  Blättern ,  eine  Dracaena 
guatcmalensis,  ein  Anthurinm  Augustinum  und  ein 
Chamacrops  Hystrix  sowohl  durch  Grösse,  als  auch 
durch  Kultur  bemerkenswerth. 

15.  u.  16.  Nur  10  Blattpflanzen  verlangten 
die  beiden  nächsten  Aufgaben.  Unter  den  Liebha- 
bern erhielt  den  ersten  Preis  der  Direktor  der 
Münze  in  Brüssel,  Allard,  den  zweiten  der  Notar 
Beaucarne  in  Eenacme.  So  schön  auch  unbe- 
dingt die  wiederum  hauptsächlich  aus  baumartigen 
Lilien  bestehenden  Pflanzen  waren,  so  standen  diese 
doch  denen  der  vorigen  Bewerbung  nach.  Unter 
den  10  Pflanzen  der  Mad.  Legrelle  d'Hanis  be- 
fand sich  eine  Fatsia  (AraHa)  japonica  von  gegen 
7  Fuss  Höhe  und  gleichmässig  von  unten  nach 
oben  beblättert.  Von  den  Gärtnern  erhielt  hier 
van  Biet  den  1.,  und  Lubbers,  beide  in  Brüssel, 
den  2.  Preis. 

17  u.  18.  Wiederum  waren,  abgesondert  für 
Liebhaber    und    für    Gärtner,    Preise    für    20  Dra- 


167 


call  eil  und  Pincenef  tien  ausgesetzt.  Mad.  Le- 
grelle  d'Hanis  siegte  unter  den  ersteren.  Ihre 
Sainiulmig  verdiente  aber  aueli  in  jeder  Hinsicht, 
besonders  durch  grosse  Exemplare  und  vorzügliche 
Kultur,  Beaclitung.  Dracaena  guatemalensis,  i)  Fuss 
hoch  und  mit  fleischigen,  am  Rande  ganzen  IMät- 
tern  von  unten  bis  oben  dicht  besetzt,  wird  wohl, 
wie  Dracaena  Fintelmaniii,  Ijcniiea  und  Ehrenbergii, 
welche  sämintlich  mit  ihr  einer  Art  angehören, 
nicht  eher  wissenschaftlich  festgestellt  werden  kön- 
nen, bis  man  sie  in  Blütlie  gesehen  hat.  Am  mei- 
sten ähnelt  sie  im  Habitus  der  Yucca  Draconis 
und  conspicua,  welche  am  Eande  scharfe  Blätter  ha- 
ben. Eine  Cordyline  cannaefolia  hatte  eine  Höhe 
von  über  10  Fuss.  Was  unter  Dr.  mauritiana  vor- 
handen war,  schien  eine  Dr.  fruticosa  zu  sein,  und 
Dr.  fragrantissima  unterschied  sicli  wesentlich  von 
der  Chaidwoodia  fragrantissima  Lern.,  welche  be- 
kanntlich mit  Cordyline  spectabilis  Ktli   identisch  ist. 

Den  2.  Preis  erhielt  van  der  Maeleii  in  Brüs- 
sel. Interesse  hatten  für  uns  besonders  die  schön 
ausgebildeten  Formen  der  Cordyline  superbiens  (Dra- 
caena indivisa  der  Gärten). 

Unter  den  Gärtnern  erhielt  Jean  Verschaf- 
felt in  Gent  den  1.,  und  de  Beukelaer  in  Brüs- 
sel den  2.  Preis.  Beide  Sammlungen  waren  ausge- 
zeichnet und  legten  lautes  Zeugniss  ab,  dass  ihre 
Besitzer  sich  für  diese  Familien  besonders  interes- 
siren.  Da  wir  in  einer  der  nächsten  Nummern  un- 
sere über  diese  Pflanzen  gemachten  Erfahrungen 
und  Beobachtungen  in  einer  besonderen  Abhand- 
lung niederlegen  werden,  enthalten  wir  uns  alles 
Näheren. 

19.  Die  nächste  Aufgabe  verlangte  25  blü- 
hende Orchideen  aus  den  Tropen.  Den  einzi- 
gen ausgesetzten  Preis:  die  grosse  goldene  Me- 
daille, von  liu-er  Königl.  Hoheit  der  Kronprinzess 
zur  Verfügung  gestellt,  wurde  dem  Direktor  Lin- 
den zugesprochen.  Die  iSamnilung  hatte,  abgese- 
hen von  den  schönen  Exemplaren  und  ihrer  guten 
Kultur,  noch  einen  besonderen  Wertli,  dass  ihr  Be- 
sitzer die  Pflanzen  selbst  eingeführt  hatte  und  da- 
durch sein  Verdienst  um  die  Gärtnerei  ein  grösse- 
res war,  als  bei  andern  Ausstellern,  welche  ihre 
ausgestellten  Pflanzen  zum  Theil  erst  kurz  vorher 
gekauft  hatten.  Trotz  dieses  Umstandes  haben  aber 
auch  die  letzteren  sich  Verdienste  um  die  Ausstel- 
lung erworben.  Unter  den  Linden 'sehen  Orchi- 
deen nennen  wir  Cattleya  Ötelzneriana,  deren  Blü- 
then  im  zartesten,  allmählig  in  weiss  übergehenden 
Rosa  aus.serordcntlich  lieblich  erschienen,  Dendro- 
binni  macropiiylluin,  3  Fuss  hoch,  mit  sehr  grossen 
Blüthen  von  Rosafarbe  dicht  besetzt,  Vanda  Cath- 
carthii  mit  hellgelben  und  braungestrichelten  Blü- 
then, Zygopetalum  rostratum,  dessen  Blüthen  grün- 


lich-braune Blumenblätter  und  eine  weisse  Lippe 
besitzen,  Cleisostoma crassitolium,  im  Wachsthum  einem 
Aerides  gleich,  aber  die  Rispe  verästelt  sich  und 
trägt  nur  sehr  kleine  Blüthen. 

Aber  auch  der  Sammlung  von  A.  Verschaf- 
felt in  Gent  wurde  ausnahmsweise  noch  eine  gol- 
dene Medaille  zugesprochen.  Sie  enthielt  haupt- 
sächlich Cvpripedien,  Dendrobien,  Vanden  und  Pha- 
länopsis- Arten. 

20.  Nur  15  blühende  Orchideen  war  die 
nächste  Aufgabe.  Ihr  war  dreifach  entsprochen. 
Den  1.  Preis  erhielt  Veiteli  in  London,  den  2.  der 
Notar  Beaucarne  in  Eenaeme.  Unter  der  Samm- 
lung des  ersteren  waren  schön  oder  selten:  Odon- 
toglossum  Pescatorei,  Deiidrobium  Cambridgeanum 
und  die  beiden  Phalacnopsis ;  unter  der  des  andern : 
Aerides  suavissiniuni ,  Oncidium  crispum  und  die  4 
Cypripedien.  In  der  3.,  dem  Provinzialrath  Brys 
in  Bornholm  gehörenden  Sammlung  gefielen  uns 
besonders:  Schoinburgkia  crispa  mit  ihren  gekräu- 
selten und  braunen  Blumenblättern,  Cattleva  gran- 
diflora  mit  hellrosafarbigen  Blumenblättern  und  pur- 
purfarbiger Lippe,  so  wie  die  beiden  reich  blühenden 
Exemplare  von  Aerides  maculatum  und  Epidendron 
Stamfordianuni. 

21.  Für  die  Aufgabe  einer  einzigen,  beson- 
ders schönen  und  gut  kultivirten  Orchidee 
hatten  sich  7  Bewerber  eingefunden.  Von  ihnen 
erhielt  Veitch  in  London  für  sein  Cypripedium 
villosum  von  2^  Fuss  Durchmesser  und  mit  20  Blü- 
tlien  versehen  den  ersten,  und  Mad.  de  Cannart 
d'Hamale  in  Mecheln  den  zweiten  Preis  für  ihre 
Vanda  suavis.  Ausserdem  hatte  Linden  noch  ein 
Dendrobiuni  macrophyllum,  der  Rentier  Pirlot  in 
Lüttich  ein  Dendrobiuni  Dalhousianum,  A.  Ver- 
schaffelt eine  Phalaenopsis  amabilis  und  der  bo- 
tanische Garten  in  Gent  (Inspektor  van  Hülle) 
ein  Cypripedium  Lowii  von  besonderer  Schönheit 
ausgestellt.  Letzterer  konkurrirte  als  öft'entliches 
Institut  nicht. 

22.  Nicht  weniger  als  25  bereits  herange- 
wachsene Palmen,  Pandaneen  und  Cycadeen 
war  die  folgende  Aufgabe  und  doch  fanden  sich  5 
Bewerber  vor.  A.  Verschaffelt  wurde  der  erste 
Preis  zugesprochen.  Bei  dem  zweiten  kamen  die 
Preisrichter  zwischen  der  Sammlung  van  der  Mae- 
len's  und  Lindeii's  in  Brüssel  nicht  zur  Entschei- 
dung und  schlugen  deshalb  beide  zur  Krönung  vor. 
Im  Hintergrunde  der  A.  Versehaffelt'schen  Samm- 
lung erhoben  sich  Carvota  excelsa  und  Rumphii; 
das  hier  befindliche  Exemplar  von  Thrinax  elegans 
rechfertigte  den  Beinamen.  Reizend  waren  Latania 
rubra  und  Stephensonia  grandifolia.  Unter  den  Cy- 
cadeen stellten  Zamia  lanuginosa  und  Lehmanni 
prächtige   Exemplai-e    dar.      In    der    Sammlung    von 


168 


van  der  Maeleu  zeiclnieten  sich  aus:  Sabal  glau- 
cescens,  Ceroxyloii  aiidicola,  Thriuax  barbadeusis 
und  Elate  sylvestris,  iu  den  Linden'schen  hinge- 
gen: Martinezia  Lindeniana.  Maximiliaua  regia,  Cha- 
niaedorea  glaucitolia,  Ceratozaniia  Ghiesbrechtii  und 
die   5  Encephalarteu. 

Auch  Mad.  Legrclle  d'IIanis  in  Antwerpen 
war  mit  einer  schönen  Sammlung  eingetreten,  in 
der  Latania  rubra  und  aurea,  Areca  rubra  und  Ver- 
sehafi'eltii,  Tlirinax  elcgaus  und  Martinezia  Lindenii 
zu  nennen  sind.  EndlicJi  verdiente  die  Sammlung 
von  Jacob  Jlakoy  &  Comj).  in  Lüttich  ebenfalls 
Beachtung.  Die  lieiden  Calamus- Arten:  niontanus 
und  viminalis,  ferner  Cocos  schizophylla,  Piuanga 
latisecta,  Cocos  flexuosa  (echt)  und  Areca  Verschaf- 
feltii   verdienen  empfohlen   zu   werden. 

23.  n.  24.  Wiederum  20  Palmen,  Cycadeen 
und  Cyclantheen  verlangten  die  beiden  nächsten 
Aufgaben  und  zwar  von  Liebhabern  und  Gärtnern 
besonders.  Nur  von  den  ersteren  waren  2  Samm- 
lungen eingesendet.  Die  des  Präsidenten  der  Genter 
Gartenbau-Gesellschaft,  van  den  Hecke  de  Lem- 
beke,  erhielt  den  ersten,  die  des  Präsidenten  der 
Laekeuer  Gartenbau-Gesellschaft,  van  den  Ouve- 
lant,  den  zweiten  Preis.  Li  der  Sammlung  des 
ersteren  befanden  sich  unter  Anderem  2  Astrota- 
ryen:  aureo-pictum  (wiederum  Astrocarynm  Borsi- 
gianum  oder  Stephensonia  grandifoHa)  und  mexica- 
uum,  so  wie  2  Formen  der  Chamaerops  nndtifida 
mit  schwarzen  und  gelben  Dornen  (melanacantha 
und  xanthacantha)  und  Zamia  caffra  var.  serrata,  in 
der  des  letzteren :  Acrocomia  sclerocarpa,  Areca  ru- 
bra und   Verschati'eltii,  so   wie   Zamia  longifolia. 

25.  Weiter  wurden  nur  Palmen,  und  zwar 
25  an  der  Zahl,  die  aber  erst  in  der  neue- 
sten Zeit  eingeführt  sein  durften,  verlangt. 
Die  Zahl  der  Bewerber  betrug  3.  Den  ersten  Preis 
erhielt  A.  Verschaff elt,  den  zweiten  Linden. 
Der  Beachtung  werth  waren  in  der  Sammlung  des 
ersteren:  Chamaerops  Ghiesbrechtii,  welche  bereits 
einen  o^  Fuss  hohen  Stamm  besass,  Latania  glau- 
eophylla  mit  brauurothen  Stielen,  Livistonia  Hoo- 
geudorpii  mit  Zoll-langen,  an  der  Basis  breiten  Sta- 
iheln,  Oen(jcarpus  dealbatus,  am  Blattstiele  wie  mit 
Kleie  überzogen,  Zalacca  W^ageuerii,  welche  auch 
im  Berliner  botanischen  Garten  durch  die  japanische 
Expedition  eingeführt  wurde,  Calamus  Verschafteltü 
und  Wettenia  Maynensis,  letztere  leider  noch  sehr 
klein. 

Nicht  minder  ausgezeichnete  Arten  waren  in 
der  Linden'schen  Sammlung  vorhanden.  üeno- 
carpus  minor  verspricht  viel,   daher  wir  darauf  auf- 


merksam machen.  Dasselbe  gilt  von  den  beiden 
neuen  Calamus.  Bei  Pinanga  caesia  kommen  die 
jungen  Blätter  rötblich  heraus,  Calamus  de  Gabon 
möchte  von  C.  Verschafteltü  nicht  verschieden  sein. 
Reizend  ist  Leopoldinia  pulchra.  Wir  nennen  auch 
die  luibestimmte  Pritchardia,  ferner  Mauritia  cavana, 
Cocos  Bonneti  und  Astrocaryum  Diureki.  Auch 
die  beiden  noch  unbestimmten  Calamus-Arten,  von 
denen  die  eine  aus  Assam,  die  andere  von  der  Li- 
sel  Fernando  Po  eingeführt  wurde,  versprechen  viel; 
wir  machen  deshalb  Liebhaber  darauf  aufmerksam. 
Auch  Aug.  van  Geert  in  Gent  hatte  sich 
beworben.  Empfehlung  verdienten  seine  5  Areka's, 
von  denen  wir  aurea  und  Verschafteltü  schon  ge- 
nannt haben,  und  A.  Bauerii,  horrida  und  alba 
noch  zu  nennen  sind.  Ausserdem  führen  wir  noch 
auf:  Thrinax  Robiniana  und  gracili^,  Chamaerops 
Ghiesbrechtii  und  die  echte  Corvpha  Gebanga.  Dass 
die  Caryota  aus  Borneo  eine  neue  Art  darstellen 
möchte,  bezweifeln  wir;  es  sind  an  und  für  sich 
zu  viel  Arten  in  dem  Genus  Caryota  gemacht 
worden.  Die  meisten  sind  kaum  Formen  der  C. 
urens,    die   eine   häufig  angebaute   Kulturpflanze   ist. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Die  Le  h  nia  nn'sche  Handelsgärtnerei  in  Grün- 
hof bei  Stettin  ist  durch  ^'erkauf  in  meine  Hände 
übergegangen  und  beabsichtige  ich,  dieselbe  einem 
zuverlässigen,  tüchtigen  Gärtner  unter  annehmbaren 
Bedingungen   zu  verpachten. 

Dieselbe  besteht  aus  einem  in  bestem  Kultur- 
Zustaude  befindlichen,  über  3  Morgen  grossen  Gar- 
ten, welcher  mit  vielen  tragbaren  Obstbäumen  edler 
Sorten  und  mit  vielen  Spargelbeeten  besetzt  ist. 
Ausserdem  sind  mehre  warme  und  kalte  Gewächs- 
häuser vorhanden,  mit  den  neuesten  und  besten  Ge- 
wächshauspflanzen  gefüllt. 

Li  der  Nähe  der  Stadt  ( rfreut  sich  dieselbe 
einer  ausgedehnten  und  guten  Kundschaft.  Alles 
Nähere   auf  portofi'eie   Anfragen. 

Stettin,   den    14.  Mai    1864. 

Julius  RoMeder, 

Kaufiiianii. 


Wir  ofterireu 

liiliiini  aiiratiim 

in    starken,    blühbareu,    so    eben    aus   Japan   impor- 
tirten   Zwiebeln,    das  Stück  zu  5  Thaler   pr.   Cassa. 
Laurentius'sche  Gärtnerei 
in   Leipzig. 


Verlag  vou  Karl  Wiegandt  in  Berliu, 
Kommandanteu-Stradse  No.  G2. 


Druck  der  C.   F  eiste  r 'sehen   Blichdruckerei  in   Berlin, 
Zieten-Platz  N'o.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vercuics  zur  ßefördcriiiiä:  des  (i<irteiibaues  in   den  Köiiisi.  Freiissischeii  Süiateii 


für 


No.  22. 


Ciärtiierei  und  Pflaiizeiikunde. 

Redakteur : 
I*rofessoi'  Dr.  Karl  Ivoch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 

Berlin,  den    4.  Juni 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  öij  Thlr.,   sowohl   bei  Bezug  durch   den  Buchhandel,    als  auch   franco   durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 

Inhalt;      Allerlei  aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde.  —  Die   internationale  Ausstellung   von  Pflanzen,    Blumen    und   anderen 
Gegenständen  der  Gärtnerei  in  den  Tagen  vom  24.  April  bis   1.  Mai   in  Brüssel.      (Fortsetzung.)   — 

Dienstag,  «len  7.  Juni,  findet  eine  Exliuision  nach  Sanssouci  statt.     Die  Theilnehmer  werden  ersucht,  sich  ^13  Ihr 
auf  dem  Potsdamer  Bahnhofe  eiiiznünden  und  dieBiilete  um  den  halben  Preis  vom  Cenerai-Sekretär  in  Empfang  zu  nehmen. 


Allerlei 
aus  der  (lärtiierei  und  Pflanzenkunde. 

VI. 

Leider  müssen  wir  dieses  Mal  mit  der  traurigen 
Nacliriclit  beginnen,  dass  am  29.  April  der  Geh. 
Rath  V.  Flotow  in  Dresden  in  seinem  85.  Jahre 
gestorben  ist.  Derselbe  war  einer  unserer  bedeu- 
tendsten Poniologen  mit  einer  seltenen  wissenschaft- 
lichen Bildung.  Eben  deshalb  haben  seine  Arbeiten 
einen  grossen  Werth.  Er  war  Ehrenmitglied  des 
Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  und  liat 
besonders  in  den  früheren  Jahren  sich  lel)haft,  na- 
mentlich bei  der  Herausgabe  der  früheren  Verhand- 
lungen, betheiligt;  später  wandte  er  seine  schrift- 
stellerische Thätigkeit  der  Monatsschrift  für  Pomo- 
logie  zu,  in  der  seine  Aufsätze  unbedingt  zu  den 
gediegensten  gehören.  Wir  selbst  haben  vielfach 
in  wissenschaftlichem  Verkehr  mit  ihm  gestanden. 
Am  meisten  interessirte  ihn  in  den  letzten  Jahren 
die  Geschichte  unseres   Obstes. 

Der  Hofgärtner  Neuner  in  der  Guielma,  der 
reizenden  Villa  des  Königs  von  Württemberg  bei 
Kanstadt,  hat  seine  Stelle  niedergelegt  und  ist  durch 
den  wegen  seiner  gärtnerischen  Schriftstellerei  be- 
kannten Hofgärtner  in  Ludwigsburg,  Alb.  Courtin, 
ersetzt  worden.  Ferner  wurde  der  bisherige  Ober- 
gehülfe  E.  Mayer  im  botanischen  Garten  in  Karls- 
ruhe zum  Hofgärtner  ernannt.  Letztcrem  verdan- 
ken wir  die  Kenntniss  einer  rationellen  Behandlung 


der  interessanten  Gitterpflanze,  Ouvii'andra  fenestra- 
lis   (s.   Wochensehr.  4.  Jahrg.,   S.  141). 

Der  Pariser  Moniteur  hat  uns   sehr  interessante 
Notizen   über    das  Etablissement  in   Paris  gebracht, 
wo   die  für  die   Verschönerung  der  kaiserlichen  Re- 
sidenz   nöthigen    Pflanzen    herangezogen    und    ver- 
mehrt werden.     Die  Grossartigkeit,  mit  welcher  die 
Anzucht  betrieben   wird,  übertrifi't  alles,  was  bisher 
zur  öffentlichen  Kenntniss  gekommen  ist.  Bekanntlich 
war  es  der  Kaiser  selbst,   welcher  für  die  Bewohner 
von    Paris    nicht    allein    die    Nothweudigkeit    einer 
völligen  Umgestaltung    der  Stadt   aus    Gesundheits- 
Rücksiehten   erkannte,    sondern    auch   trotz   vielseiti- 
ger  Anfechtungen    von    Verschwendungen     u.  s.  w. 
in's    Leben    rief.       Es    wiederholt    sich    immer    von 
Neuem    in    der    Geschichte,    dass  die    gewöhnlichen 
Menschen    viel  zu  kurzsichtig   sind,    um   grossartige 
Ideen   zu  begreifen.   Dazu  gehören  oft  Jahrhunderte 
und  eine  Nachwelt,    die  bei  der  Beurtheilung  einer 
vergangenen  That  nicht  mehr  von  damals  herrschen- 
den Vorurtheilen  oder  von  Gleichgültigkeit  beherrscht 
wird.      In    diesem   Falle    galt    es,    um    einer  Million 
von  Menschen  einen  gesunderen  und  angenehmeren 
Aufenthalt  zu  verschaffen,   es  galt  einer  Stadt,   wel- 
che   einst    wegen    ihres    Schmutzes    und    ihrer   Uu- 
sauberkeit  bekannt  war  und   deshalb   von  den  Alten 
Lutetia   Parisiorum   genannt   wurde.     Noch   nicht  ist 
ein     Jahrzehend     verflossen;      selbst     die     grössten 
Widersacher  sind   verstummt  und  haben  die  grossen 
Vortheile    der  Umgestaltung    erkannt.      Bekanntlich 
sind    ganze  Strassen    und    selbst  Stadttheile   wegge- 
rissen  worden,    um  in  freundliche  Anlagen   verwan- 

22 


170 


fielt  zu  werden.  Auch  in  finanzieller  Hinsiclit  hat 
sich   die   Umgestaltung  gerechtfertigt. 

Es  wurde  vom  Kaiser  in  der  Person  Alphand's 
ein  Chef  zur  administrativen  Leitung  ernannt,  wäh- 
rend dem  geistreidien  Gartenkünstlcr  BariUet- 
Dechamps  die  technische  Ausführung  anvertraut 
wurde.  Es  kann  nicht  unsere  Aufgabe  sein,  über 
die  Verschönerung  selbst  zu  sprechen,  —  das  be- 
halten wir  uns  auf  ein  anderes  Mal  vor,  wenn  wir 
damit  vertrauter  geworden  sind,  • — •  wir  wollen  nur 
die  verehrten  Leser  einen  Blick  in  die  Werkstätten 
thun  lassen,  aus  denen  nicht  die  Tausende,  sondern 
die  Hunderttausende  von  Pflanzen  und  Blumen  all- 
jährlich herangezogen  werden,  welche  man  zur  Ver- 
schönerung der  öffentlichen  Anlagen  bedarf.  Das 
Etablissement  befindet  sich  in  dem  bekannten  Bou- 
logner  Wäldchen,  was  selbst  eine  totale  Umgestal- 
tung erhalten  hat,  in  der  Nähe  von  la  Muettc. 
Nicht  weniger  als  24  Gewächshäuser  und  3000 
Mistbeetfenster  sind  vorhanden,  die  zusammen  einen 
mit  Glas  bedeckten  Flächenraum  von  mehr  als 
10,000  □  Meter*)  bedecken.  Ein  Warmhaus  für  Pal- 
men und  andere  Blattpflanzen  an  Zahl  von  2000 
Exemplaren  umiasst  einen  Eaum  von  433  Meter. 
Ein  anderes  noch  grösseres  Gewächshaus  von  ge- 
gen 500  Meter  schliesst  250  Kamellienbäume  ein, 
im  Durchschnitt  von  2  bis  G  Meter  Höhe.  Ein- 
zelne Exemplaie  geben  jährlich  4  bis  50t)0  Blumen. 
Gegen  2500  verschiedene  Pflanzen  von  nicht  unbe- 
deutendem Umfange  befinden  sich  in  einem  dritten 
Hause  von  433  Meter  Fläche,  während  man  in 
einem  vierten  Hause  beinahe  3000  Pflanzen,  fast 
nur  aus  Kaniellien,  Eukalyptus  uudMimosen  bestehend, 
sämmtlich  natürlich  in  Töpfen,  kultivirt.  100  ver- 
schiedene Ficus- Arten  in  vielleicht  2500  Exemplaren 
finden  während  der  rauheren  Jahreszeit  Schutz  in 
einem  Gewächshause  von  100  Meter.  Ein  beson- 
deres Haus  in  Form  eines  Pavillon  (gegen  400 
Meter)  ist  für  grosse  Araliaceen  erbaut.  Andere 
Eännie  schliessen  250()  Hibiscus  Rosa  chinensis, 
30(»(l  Bananen  (Musa- Arten ),  12,000  Begonien, 
6000  Aroideeu,  grosse  Mengen  von  Pelargonien, 
Dracänen  u.  s.  w.  ein,  während  sich  wiederum  in 
anderen  die  nöthigen  Farne,  Cineraricn,  China-Pri- 
meln u.  s.  w.  befinden.  Massen  von  Pflanzen  be- 
ziehen im  Frühjahre  ihre  Sommerquartiere,  um  zum 
Thcil  im  Herbste,  wann  rauhes  Wetter  eintritt,  wie- 
derum unter  Dach  und  Fach  zu  kommen.  Was 
dieses  für  Arbeitskräfte  in  Anspruch  nimmt,  kann 
man   sich   denken. 

Das  Vermehrungshaus  hat  eine  Fläche  von  2(i() 
Meter,  besteht  aus  5  Abtheilungen  und  wird  durch  eine 
Wasserheizung  mit  1 8  Eeihen  Bohren  erwärmt.   Unter 


*)  Im  Durchschnitt  entli.Hlt   1  DMeter   10  DFuss. 


700  Glocken  können  auf  einmal  gegen  50,000 
Stecklinge  angewurzelt  werden.  Da  der  Irdialt  der 
Glocken  im  Verlaufe  eines  Jahres  sehr  oft  gewech- 
selt wird,  so  kann  man  sich  die  Massen  Pflanzen, 
welche  herangezogen  werden,  denken.  Aus  diesem 
Hause  konuncn  diese  erst  in  ein  anderes,  wo  sie  ab- 
gehärtet werden,  bevor  sie  bis  zum  Gebrauche  in 
dem  betreffenden  Hause  aufbewahrt  werden.  In 
den  30(M>  oben  angegebenen  Kästen  befinden  sich 
gegen  350,000  Pflanzen.  Ausserdem  werden  im 
Winter  gegen  200,000  Canna-Knollen  in  einer  Art 
unterirdischem  Hause  von  1500  Meter  Fläche  auf- 
bewahrt. Für  50  Arbeiter  ist  während  der  Regen- 
tage eine  Art  Werkstätte  vorhanden,  wo  die  Pflan- 
zen umgesetzt,  die  nothwendigen  Erdarbeiten  vor- 
genommen werden  u.  s.  w.  Für  alle  Häuser  zu- 
sammen sind  22  Apparate  für  Wasserheizung  und  aus- 
serdem 2  grosse  Heizungen  mit  erwärmter  Luft 
vorhanden. 

Das  Bedürfuiss  an  Pflanzen  hat  sich  neuerdings 
in  einer  Weise  gesteigert,  dass  in  Vincennes  bereits 
noch  5  Hektaren  (zu  fast  4  Morgen)  Land  in  An- 
spruch genommen  sind.  5Iehr  als  1  Million  Sommer- 
gewachse und  Stauden  wurden  hier  im  vorigen 
Jahre  herangezogen. 

Dem  Berichte  über  dieses  grossartige  Institut 
in  Paris  schliessen  wir  kurze  Mittheilungen  über 
ein  anderes,  was  jenem  an  Grossartigkeit  keines- 
wegs nachsteht,  an.  Wenn  auch  schon  älter,  ver- 
dankt es  seinen  Umfang  und  den  blühenden  Zu- 
stand einem  Manne,  dem  jetzigen  Besitzer,  Andr^ 
Leroy  in  Angers.  Im  Anfange  des  18.  Jahrhun- 
dertes  wurde  in  Angers  eine  Baumschule  gegrün- 
det, die  im  Jahre  1780  nicht  mehr  als  2  Hektaren 
(fast  8  Morgen)  umfasste.  In  dieser  massigen  Aus- 
dehnung verblieb  sie  bis  in  das  1.  Jahrzehend  von 
diesem  Jahrhunderte,  wo  die  Mutter  des  jetzigen 
Besitzers  das  EtabHssement  übernahm  und  mit 
Hülfe  eines  tüchtigen  Geschäftsführers  allmählig  zu 
erweitern  suchte.  1820  wurde  Andre  Lerov  in 
einem  Alter  von  lU  Jahren  Besitzer.  Die  Baum- 
schule hatte  bereits  das  doppelte  Areal,  nämlich 
4  Hektaren,  von  denen  die  eine  Hälfte  mit  Obst- 
bäumen, die  andere  mit  Koniferen  und  Waldbäumen 
bepflanzt  war.  iVndre  Leroy  erkannte  seine  Zeit, 
war  umsichtig  mid  thätig  und  knüpfte  nach  allen 
Seiten  hin  Verbindungen  an.  Schon  nach  Verlauf 
von  10  Jahren  umfasste  das  Etablissement  ein 
Flächen-Areal  von  15  Hektaren.  30  Arbeiter  ge- 
nügten damals  noch,  um  es  in  Ordnung  zu  halten 
und   die   laufenden   Geschäfte   zu   besorgen. 

Wiederum  nach  10  Jahren  besass  das  Etabhs- 
sement  einen  5  Jlal  grösseren  Lanfang  von  75  Hek- 
taren, der  selbst  nach  7  Jahren,  also  1847,  bis  auf 
108   Hektaren  gestiegen  war.      100   Gärtner,  unter 


171 


ü  Obergiirtner  (Cuiitre-niaitres)  gestellt,  fanden  Be- 
schäftigung. Mit  Keclit  wird  Jedermann  über  eine 
so  rasche  Vergrösserung  erstaunt  sein  und  dieselbe 
kaum  begreifen  können.  Trotzdem  brachte  aber 
A.Leroy  noch  einen  Theil  des  Jahres  auf  Reisen  zu. 
In  Frankreich  hatte  bereits  die  Liebe  zur  bildenden 
Garteukunst  Wurzel  gefasst,  der  alte  französische 
Styl  musste  allniählig  natürlichen  Anlagen  weiclicn, 
wozu  A.  Leroy  selbst  wesentlich  beitrug.  Es  wa- 
ren aber  nicht  allein  seine  vielen  Kenntni-se,  seine 
schöpferische  Genialität,  welcjie  allenthalben  in  An- 
spruch genommen  wurden:  glüiieiule  Liebe  für  Pflan- 
zen und  Blumen  und  die  Kunst,  im  Tlnigange  diese 
Liebe  auf  Andere  zu  übertragen,  verbunden  mit 
einer  seltenen  Liebenswürdigkeit,  förderten  wesent- 
lich. Den  ihm  gemachten  Anforderungen  konnte 
er  kaum  genügen.  Im  ^'erlaufe  von  27  Jahren 
hatte  er  nicht  weniger  als  1 2<>0  Bläne.  für  Anla- 
gen und  Gärten  entworfen  und  zum  Theil  selbst 
ausgeführt.  Im  die  ganze  Energie  seinem  eigenen 
Etablissement  zuzuwenden,  übernahm  er  vom  Jahre 
1847  keine  Aufträge  melir,  regte  jedoch  fortwäh- 
rend noch  auf  gleiche  Weise  an  und  ertheilte  selbst 
auch   hier   und   da  geeignete   liatiischläge. 

Die  Revolution  von  1 848  rief,  wenn  auch  nur 
kurze  Zeit,  in  allen  Zweigen  der  Industrie  einen 
Stillstand  hei^vor.  Alles  stockte  plötzlich.  Da  wen- 
tlete  Leroy  seine  Aufmerksamkeit  nach  der  Neuen 
Welt  und  suchte  jenseits  des  grossen  Ocean's  seine 
Thätigkeit  zu  entfalten.  Er  machte,  im  Anfange 
selbst  mit  den  grössten  Opfern,  alle  Anstrengungen, 
hatte  aber  auch  schon  in  der  kürzesten  Zeit  die 
Freude,  nicht  unbedeutende  Resultate  zu   erhalten. 

Er  sandte  einen  jungen  Mann,  BaptisteUes- 
portes,  den  er  als  Kind  angenommen,  nach  Ame- 
rika. 1000  Kisten*)  mit  Pflanzen  aller  Art  gingen 
über  den  Ocean.  Schon  bald  wurden  die  Ansprüche 
so  gross,  dass  er  in  Neuyork  eine  Commandite  zu 
gründen  sich  gezwungen  sah.  Im  Jahre  1859  wur- 
den nicht  weniger  als  1,500  Kisten  mit  einem  Ge- 
wichte von  (J0,000  Kilogrammen  (1,200  Centner) 
nach  Amerika  abgesendet.  Das  Jahr  vor  Beginn 
des  dortigen  Bürgerkrieges  erhielten  die  Vereinigten 
Staaten  aus  dem  Etablissement:  140,000  Pvramiden- 
bäume,  300,000  Pflanzen  von  Paradiesäpfeln,  1  Mil- 
lion P.Irnsämlinge,  800,000  Quittenpflanzen,  600,000 
Koniferenpflanzen  und  über  1  Million  andere  Ge- 
jiölze. 

Das  Etablissement  umfasst  jetzt  168  Hektaren 
mit  verschiedenen  Bodenarten;  allein  110  Hektaren 
liefern  den  Bedarf  an  Obstgehölzen.  Nicht  weniger 
als   300  Arbeiter  sind   beschäftigt  und   stehen   unter 


*;  Eine  Kiste  hat  im  Durcliscliiiitt  1  Kuljikmeter  Inhalt 
und  kann  30Ü  Pyramiden  von  Birnen  oder  5  —  6000  Samen- 
pflanzen einschliessen. 


26  Contre-maitres.  Von  den  G ,  welche  allein  die 
Obstbaumschule  unter  sich  haben,  besorgt  einer  nur 
das  Kern-,  ein  zweiter  nur  das  Stein-,  ein  dritter 
nur  das  Beerenobst  u.  s.  w.  Ein  Contre-maitre  hat 
die  Aufsicht  über  die  Rosen,  welche  3  Hektaren 
Land  (also  12  Morgen  fast)  in  Anspruch  nehmen. 
Die  Contre-maitres  sind  für  das,  was  ihnen  unter- 
geben ist,  allein  verantwortlich  und  müssen  für  je- 
den  Fehler,  für  jeden   Irrthum   einstehen. 

Natürlich  sind  trotz  des  herrlichen  Klimas,  des- 
sen sich  die  Umgegend  von  Angers  erfreut,  auch 
Vorkehrungen  getroflen,  imi,  namentlich  jugendli- 
chen Pflanzen,  gegen  ungünstiges  Wetter  Schutz  zu 
gewähren.  Durch  Koppeln  oder  Hecken  (Brise- 
vents), aus  Lebensbäumen,  Cypressen  und  Lorbeer 
hauptsächlich  bestehend,  sind  abgeschlossene  Räume 
von  6000  Meter  Fläche  gebildet;  Kästen  von  2600 
Meter  nehmen  ausserdem  zarte  Pflanzen  auf.  Da- 
zu kommen  noch  2  Pläuser  von  gegen  1000  Meter 
Fläche,  in  denen  die  Stecklinge  und  Veredlungen 
sich  befinden.  Eine  wunderschöne  Allee  von  Py- 
ramiden-Eichen mit  einer  Höhe  von  12  Meter  schützt 
ebenfalls  gegen  heftige  Westwinde.  Ausserdem  exi- 
stiren  aber  andere  Alleen  bis  zu  800  Meter  Länge, 
wo  die  verschiedenen  Gehölze,  welche  unter  dem 
milden  Hinnnel  von  Anjou  im  Freien  gedeihen,  an- 
gej)flanzt  sind  und  ihr  natürliches  Wachsthum  er- 
kennen lassen.  Es  ist  dieses  der  Theil  des  Eta- 
blissements für  dendrologische  Studien.  Hier  sieht 
man  Exemplare,  wie  sie  sonst  nicht  geboten  wer- 
den :  Wellingtonien  von  6,  Abies  ceplialouica  von 
8,  Taxodium  serapervirens  von  18,  Cupressus  toru- 
losa  von  10,  Pinus  australis  von  6  Meter  Höhe 
u.   s.   w. 

Es  dürfte  von  Interesse  sein,  noch  einige  Worte 
über  die  Verpackungen  und  Versendungen  zu  sa- 
gen. Diese  geschehen  während  8  Monaten,  vom 
Oktober  bis  Ende  Mai.  150  Menschen  sind  be- 
schäftigt, um  die  Gehölze  herauszunehmen,  100  da- 
gegen, um  die  dadurch  entstandenen  Löcher  wieder 
zuzumachen,  während  50  die  Pflanzen  einpacken. 
6  Wagen  werden  dabei  in  Thätigkeit  gesetzt.  Die 
Kosten  für  die  Versendungen  betragen  an  Kisten 
15,000,  an  Stroh  und  Heu  5,00» »,  au  Moos  2,500, 
an  Weiden  zum  Binden  3,000,  au  Bindfaden  2,500, 
an  Körben  10,000  und  an  Stäben  1,000  Franks. 
Den  Transport  bis  auf  die  nahe  Eisenbahn  vermit- 
teln besondere  Fuhrleute  (Camionueurs),  welche  für 
100  Kilogrannn  (2  Centner)  15  Centimes  (gegen 
15  Pfennigej  erhalten.  8  bis  10  Wagen  (Camions), 
von  denen  jeder  gegen  2,000  Kilogramme  trägt, 
sind  vom  frühen  Morgen  bis  spät  Abends  unter- 
wegs. Auf  diese  AVeise  werden  täglich  16,000  bis 
24,000   Kilogramm  versendet. 

Der  überaus  thätige   General-Sekretär  des  Bun- 

22  *■ 


172 


des  der  vereinigten  Gartenbau -Gesellschaften  Bel- 
gien's,  Professor  Morren  in  Lüttich,  hat  auch  in 
diesem  Jahre  eine  allgemeine  Uebersiclit  des  Zu- 
standes  und  der  Fortschritte  der  belgischen  Gärt- 
nerei veröffentlicht.  Aus  ihr  entnehmen  wir,  dass 
jetzt  31  Gartenbau-  und  botanische  Vereine  in 
Belgien  cxistiren,  von  denen  21  dem  Bande  beige- 
treten sind;  von  ihnen  haben  23  nicht  weniger  als 
33  Ausstellungen  in's  Leben  gerufen.  Von  diesen 
fanden  11  im  Frühjahre,  11  im  Sommer  und  11 
im  Herbste  statt.  Auch  in  Belgien  wird  die  Frage 
erörtert,  ob  es  nicht  gerathener  sei,  weniger  Aus- 
stellungen zu  machen  und  dagegen  die  Preise  zu 
erhöhen.  Dass  die  belgischen  Gartenbau-Vereine  im 
Allgemeinen  eine  grössere  Thätigkeit,  als  die  deut- 
schen entfalten,  hat  zwar  in  den  grossen  Handels- 
gärtnereien haujitsächlich  den  Grund,  im  Allgemei- 
nen ist  aber  der  Gärtner  in  Belgien  auch  mehr  ge- 
neigt, im  Interesse  des  Ganzen  Opfer  zu  bringen, 
da  er  wohl  zu  würdigen  weiss,  welche  Vortlieile 
ihm  die  Ausstellungen   bringen. 

Von  Seiten  vieler  Vereine  sucht  man  durch 
passende  Vorträge  aus  allen  Zweigen  der  Gärtnerei, 
noch  mehr  aber  durch  eine  längere  Zeit  dauernde 
Vorlesungen,  die  Liebe  und  das  Verständiiiss  für  die 
Pflanzen  zu  erhöhen.  Die  Regierung  unterstützt 
zum  grossen  Theil  diese  Bestrebungen.  Dass  eine 
besondere  Gartenbauschule  zu  Gent  und  eine  Obst- 
bauschule  zu   Vilvorde   besteht,   ist  bekannt. 

Die  Zahl  der  neuen  Pflanzen  für  Belgien  gibt 
Morren  zu  IIÜ  an.  Wir  hätten  gewünscht,  und 
es  würde  auch  selbst  im  Interesse  der  belgischen 
Gärtnerei  liegen,  dass  das  Verzeichniss  etwas  ge- 
nauer abgefasst  wäre,  denn  es  befinden  sich  auch 
ältere  Pflanzen  und  dieselben  Arten  unter  2  Namen 
darunter.  Auf  jeden  Fall  möchte  es  auch  besser 
sein,  nur  die  Pflanzen  künftig  hin  aufzunehmen, 
welche  von  Belgien  aus  eingeführt  sind.  Es  würde 
dadurch  grade  den  belgischen  Gärtnern,  welche  di- 
rekt einführen,   Gerechtigkeit  widerfahren. 

Sehr  erfreulich  ist  es ,  wie  sehr  der  Obstbau 
immer  mehr  Freunde  sich  erwirbt.  Dass  man  in 
den  Niederlanden  damit  umgeht,  ein  vaterländisches 
pomologisches  Werk  herauszugeben,  ist  unsererseits 
gemeldet.  Wir  können  jetzt  hinzufügen,  dass  der 
pomologische  Verein  in  Boskoop  bereits  einen  tüch- 
tigen Zeichner  in  der  Person  von  S.  Berghuis 
gewonnen  hat  und  das  Werk  demnächst  erscheinen 
wird.  Ein  Prospekt  ist  eben  ausgegeben  und  gibt 
das  Nähere  kund. 

Auch  in  Deutschland  bereitet  man  ein  pomolo- 
gisches Kupferwerk  vor.  Der  Gutsbesitzer  von 
Böse  auf  Ennnaburg  bei  Laasphe  in  Westphalen 
hatte  schon  länger  die  Angelegenheit  im  deutschen 
pomologischeu    Vereine    angeregt.      Sein    Vorschlag 


ist  von  Seiten  Oberdieck's  und  Lucas'  günstig 
begutachtet  worden.  Er  geht  nämlich  dahin,  ein 
auf  wissenschaftlicher  Grundlage  basirendes  Kupfer- 
werk für  das  Obstbau-treibende  Publikum  in  Deutsch- 
land herauszugeben  und  dazu  schon  jetzt  die  Vor- 
bereitungen zu  beginnen.  Es  soll  mit  den  Aepfeln, 
wo  V.  Böse  die  Zahl  von  100  für  genügend  hält, 
angefangen,  und  das  Jahr  l.STO  als  das  der  Her- 
ausgabe festgehalten  werden.  Die  beiden  Referen- 
ten wcdlen  die  Zahl  verdoppelt  haben;  Lucas 
wünscht  eine  äusserliche  Ausstattung,  wie  sie  etwa 
in  Decaisne's  Jardiu  fruitier  vorhanden  ist.  Wir 
können  nur  dem  ursprünglichen  Plane  beistimmen. 
Es  handelt  sich  um  ein  Kupferwerk  für's  Volk, 
was  auch  der  weniger  Bemittelte  sich  anschatten 
kann,  abgesehen  davon,  dass  ein  Werk,  wie  der 
Jardin  fruitier  weit  mehr  Geld  kosten  würde,  als 
dem  Pomologeu- Vereine  zu  Gebote  steht.  Der- 
gleichen W^erke  können  nur  mit  Unterstützung  des 
Staats  herausgegeben  werden. 

W^as  die  Herausgabe  des  deutschen  Obstwerkes 
ferner  anbelangt,  so  nuiss  sie  in  die  Hand  eines  Ein- 
zigen gelegt  werden.  Einheit  im  Prinzipe  und  in 
der  Ausarbeitung  ist  die  Hauptsache.  Grade  von 
Böse  scheint  uns  der  Mann,  dem  ein  solches  Werk 
anvertraut  werden  könnte:  er  hat  die  nöthigen  wis- 
senschaftlichen Kenntnisse,  ist  in  seiner  Zeitverwen- 
dung unabhängig  und  scheuet  weder  Mühen  noch 
Opfer,  wenn  es  der  Sache  gilt.  Der  Bearbeiter  des 
Werkes  muss  nothwendiger  Weise  allseitig  unter- 
stützt, es  kann  auch  ein  Ausschuss  von  Seiten  des 
Poniologen-Vereines  dazu  ernannt  werden,  der  auf- 
merksam macht  und  Rath  ertheilt.  Die  Abbildun- 
gen dürfen  aber  nur  unter  den  Augen  des  Bear- 
beiters gemacht   werden. 

Das  sehr  grosse  Material,  was  bei  Gelegenheit 
der  deutschen  Pomologen  -  Versammlungen  zu  Ge- 
bote stand,  hat  hauptsächlich,  wie  Oberdieck  mit 
Recht  sagt,  die  wissenschaftliche  Pomologie  auf  den 
heutigen  Standpunkt  gebracht  und  ist  nebst  der 
damit  gegebenen  Am-egung  weit  wichtiger  gewesen, 
als  die  \'erhandlungen,  welche  bei  dergleichen  Ver- 
sammlungen bisher  stets  unvollkommen  und  unge- 
nügend geblieben  sind  und  auch  bleiben  werden.  Die 
Früchte  haben  wir  zwar  bei  den  Versamndungen  et- 
was näher  kennen  gelernt,  die  Bäume  und  deren 
Veränderungen  durch  Boden  und  Klima,  auch  durch 
Behandlung,  müssen  aber  noch  weit  mehr  studirt 
werden,  als  es  bis  jetzt  der  Fall  gewesen.  Fremde 
Beschreibungen  des  Baumes  sind  nicht  genügend. 
Der  Bearbeiter  eines  solchen  W^'rkes,  muss  sie 
selbst  anfertigen,  denunich  möglichst  viel  herum- 
reisen und  vor  Allem  die  grösseren  und  besseren 
Baumschulen  kennen  lernen.  Reisen  kostet  aber 
viel  Geld,   und   da  ist  es  unserer  Ansicht  nach  Pflicht 


173 


des  Poraologen -Vereines,  einen  Beitrag  für  aiisser- 
ordentlioiie  Ausgaben,  für  Zeichnen  u.  s.  w.  zu  ge- 
ben. Das  Reisen  wird  durch  die  Unterstützung 
der  Mitglieder  des  ernannten  Ausschusses,  zumal 
wenn  diese  aus  den  verschiedensten  Gegenden  un- 
seres Vaterlandes  gewählt  werden,  sehr  erleichtert. 
Durch  diesen  müssteu  allerdings  auch  die  zu  be- 
arbeitenden Sorten  festgestellt  werden.  Dass  man 
dabei  nicht  penibel  ist,  wenn  man  mit  der  Zeit 
z.  B.  sehen  sollte,  dass  eine  Aenderung  sich  nöthig 
macht,  versteht  sich  von  selbst,  6  Jahre  (bis  1870) 
scheinen  zwar  eine  lange  Zeit,  für  das  Werk  aber,  wenn 
es  wissenschaftlichen  Werth  haben  soll,  gewiss  keine 
zu  lange.  Wäre  man  aber  dann  so  weit,  so  mUsste 
immer  noch  der  Staat  mit  Unterstützung  in  An- 
spruch genommen  werden,  am  einfachsten  durch 
Subskription  einer  grösseren  Anzahl  von  Exempla- 
ren, wobei  man  auch  den  Vortheil  hätte,  dass  das 
Werk  verbreitet  würde.  Soll  die  Ausführung  nicht 
fabrikmässig  —  wie  es  leider  bei  fast  allen  pomo- 
logischen  Kupferwerken  mehr  oder  weniger  der 
Fall  gewesen  —  und  auch  nicht  nur  buchhändle- 
risch, —  da  hier  allein  der  Ertrag,  das  Verdienst,  in's 
Auge  gefasst  wird  und  Alles  wohlfeil  hergestellt 
werden  soll  —  betrieben  werden,  so  kostet  sie  sehr 
viel  Geld.  Selbst  die  Zeichnung  einer  Frucht  könnte 
mit  einem  Thaler  noch  gar  nicht  hergestellt  werden. 
Für  solchen  Preis  würde  sie  wohl  das  vorgelegene 
Exemplar  getreu  darstellen;  damit  hätte  man  aber 
noch  keineswegs  den  Begriff  einer  bestimmten  Sorte 
erschöpft.  Der  Zeichner  weiss  nicht,  worauf  es  an- 
kommt, auch  befinden  sich  nicht  immer  alle  Merk- 
male an  einer  Fruclit  genug  hervortretend.  Eine 
gute  Zeichnung  raüsste  csaber  unmöglich  machen,  dass 
man  der  Frucht  einer  und  derselben  Sorte  von  ver- 
schiedenen Jahren,  wie  es  manchem  sonst  tüchtigen 
Pomologen  leider  wiederholt  ergangen,  auch  ver- 
schiedene Namen  gibt. 

Von  Pflanzen-Verzeichnissen  ist  uns  dieses  Mal 
eine  geringere  Anzahl  zugekommen,  die  aber  zum 
Theil  um  desto  gewichtiger  sind. 

a.  Katalog  von  Gewächshauspflanzen  der  Lau - 
r entius'schen  Gärtnerei  in  Leipzig,  18G4.  Lieber 
das  Verzeichniss  der  neuesten  Einführungen  haben 
wir  schon  gesprochen;  jetzt  werden  uns  alle  Pflan- 
zen, welche  in  genannter  (iürtnerei  kultivirt  werden, 
der  Reihe  nach  vorgeführt.  Die  Lauren  tius'schen 
Gewächshäuser  enthalten  einen  grossen  Reichthum 
von  Pflanzen  aller  Art,  hauptsächlich  findet  man 
aber  hier  Blattpflanzen  des  Warmhauses:  Orchideen, 
Aroidecn,  Bronieliaceen,  Gesneriaceen,  Marantaceen, 
Palmen,  tropische  und  zum  Menschen  in  Beziehung 
stehende  Pflanzen  etc.  Ausserdem  sind  auch  gleich 
grosse  Exemplare  verschiedener  Pflanzen  in  guter 
Kultur  vorräthig  und   zu  beziehen. 


b.  Catalogue  de  l'etablissement  d'introduction  de 
plantes  nouvelles  et  rares  de  Gro  ene  wegen  &  Co. 
ä  Amsterdam.  Die  Gärtnerei  ist  eine  der  bedeu- 
tendsten in  ganz  Europa,  die  grösste  der  Art  in 
den  Niederlanden.  Eine  nicht  geringe  Menge  neuer 
Pflanzen,  besonders  aus  den  niederländischen  Ko- 
lonien, werden  jährlich  von  ihr  eingeführt.  Auch 
dieses  Mal  finden  wir  eine  Anzahl  derselben,  welche 
zum  Theil  auch  zur  besseren  Kenntniss  eine  bild- 
liche Darstellung  erhalten  haben.  Es  ist  dieses  von 
Medinilla  farinosa,  Horsfieldia  aculeata,  Cystorchis 
javanica,  Jambosa  magnifica  und  Aglaonema  oblon- 
gifolia  variegata  der  Fall.  Ausserdem  nennen  wir 
von  neuen  Pflanzen  noch:  Zesnei'ia  hastata  (eine 
Schlingpflanze  aus  der  Familie  der  Cucurbitaceen), 
Pandanus  littoralis,  Licuala  Oxleyi,  Cycas  siamensis 
und  Alsophila  latebrosa.  Die  Zahl  der  Farne,  Oi'- 
chideen,  der  zum  Menschen  in  Beziehung  stehenden 
und  buiitblättrigen  Pflanzen  u.  s.  w.  gestattet  eine 
iVuswahl. 

c.  Etablissement  d'horticulture  de  Louis  Roem- 
pler  ä  Nancy.  Catalogue  et  Prix-Courant.  18G4. 
Auch  hier  sind  Warmhauspflanzen,  besonders  Blatt- 
pflanzen und  neue  Einführungen,  in  grösserer  An- 
zahl vorhanden,  die  Hauptmengen  bilden  aber  Blü- 
thensträucher  und  Florblumen,  unter  ihnen  auch 
mehre  deutschen  Ursprunges.  Dass  neuerdings  auch 
unsere  Züchtungen  im  Auslande  Anerkennung  fin- 
den, bezeugt  die  Fortschritte  der  deutschen  Gärt- 
nerei. Besonders  reich  sind  in  dem  Verzeichnisse 
Fuchsien,  Pelargonien,  Lantanen,  Verbenen  u.  s.  w. 
vertreten. 

d.  Etablissement  horticolc  de  Jean  Verscliaf- 
felt,  horticulteur  ä  Gand.  Supplement  et  extrait 
pour  le  printemps  et  l'^t^  1864.  Eine  P^rgänzung 
des  grösseren  Verzeichnisses  und  deshalb  allerlei 
Pflanzen  enthaltend.  Wir  machen  auf  die  reiche 
Sammlung  von  Agaven ,  Yukken  und  Dracänen 
aufmerksam;  aber  auch  Orchideen  finden  sich  in 
grösserer  Anzahl  vor.  Koniferen  und  die  neueren 
Kamellien,  Rhododendren  u.  s.  w.  sind  ebenfalls  zu 
nennen.  Besonders  möchte  es  aber  iiiteressiren, 
dass  wunderschöne  Exemplare  von  Zamia  caftVa, 
pungeus,  Altensteinii,  horrida  und  Lehmanni  in  ver- 
schiedenen  Grössen   zu   haben   sind. 

e.  Preisverzeichniss  von  auserlesenen  Sorten 
Blumenzwiebeln  nebst  diversen  Knollengewächsen 
von  Gebrüder  Eidering  in  Overveen  bei  Haarlem. 
pjine  sehr  gute  Auswahl  mit  auch  nur  massigen 
Preisen,  weshalb  wir  schon  jetzt  Liebhaber  von 
Hyazinthen,  Tulpen  u.  s.  w.  darauf  aufmerksam 
machen. 


174 


»S 


Die 

iiiteriiatioiiale  Aiisstelliiii^ 

tion  ^flanjcn,  Blumen  uiiö  aniicrrn  (6rcjfn|läHiitn 
htt  därtnerti 

in  den  Tagen   vom   24.  Ajiril  bis   1.  Mai 

in  13i*iissel. 

(Fortsetzung.) 

2(j.  Nicht  weniger  als  25  Blattpflanzen  des 
warmen  und  teniperirten  Hauses  (Dikotylen) 
wurden  in  der  folgenden  Aufgabe  verlangt.  Lin- 
den, dem  die  Gärtnerei  in  dieser  Hinsicht  schon 
sehr  viel  verdankt,  wurde  der  ei'ste,  Madame  Le- 
grelle  d'Hanis,  welche  ebenfalls  darin  grosse 
Verdienste  besitzt,  der  zweite  Preis  zugesprochen. 
Interessant  waren  dem  Botaniker  besonders  in  der 
Linden 'seilen  Sammlung  die  9  Theophrasten,  welche 
jedoch  sämmtlich,  mit  Ausnahme  der  Th.  pungens 
(Jussiaei),  zu  Clavija  gelioren  möchten;  ausserdem 
waren  besonders  schön:  Crescentia  macrophylla  imd 
regalis,  Simaruba  grandis  wegen  dichter  Belaubuiig, 
Hippomane  longifolia  mit  2  Fuss  langen  Blättern 
und  Erytrochiton  Hypophvllanthus,  letztere  echt,  da 
hier  die  Blüthen,  wie  bei  einem  Ruscus  Hypophyl- 
lum,  auf  der  Unterfläche  blattartiger  Gebilde  sich 
befinden.  Die  Zahl  der  Theophrasten  wurde  durch 
andere  in  der  Sammlung  der  Madame  Le grelle 
d'Hanis  noch  ergänzt.  Ausserdem  zeichneten  sich 
hier  aber  noch  aus:  Ficus  Porteana  und  (V)Aulfa, 
Coccoloba  Gigas,  Gomphia  Theoj)hrasta,  Cyano- 
phyllum  speciosum  und  Medinilla   Sieboldii. 

27.  u.  28.  Pandaneen  sind  jetzt  sehr  beliebt, 
weshalb  aucii  von  iimen,  und  zwar  für  Liebhaber 
und  Gärtner  besonders,  eine  Konkurrenz  eröffnet 
war.  Preise  wurden  unter  den  ersteren  zugespro- 
chen dem  Notar  Beaucarne  in  Eenaeme  und  der 
Mad.  Legrelle  d'Hanis  in  Antwerpen,  unter  den 
letzteren  Linden  in  Brüssel  und  A.  van  Geert 
In  Gent.  Schade,  dass  die  Zeit  für  inis  doch  zu 
kurz  war,  um  bei  dem  reichen  Material  umfassen- 
dere Studien  bei  diesen  interessanten  Pflanzen  zu 
machen.  Die  5.  Sammlung,  welche  vorhanden  war, 
gehörte  dem  Kunst-  und  Handelsgärtner  Esser  in 
Düren  und  wurde  vielleicht  deshalb  weniger  be- 
achtet, weil  die  Exemplare  noch  klein  waren;  sie 
enthielt  aber  einiges  sehr  Literessante,  von  dem 
ich  auf  Paudanus  gracilis  und  eine  andere  Art  aus 
Sumatra  aufmerksam  machen  will.  Pandanus  Can- 
delabrum  mit  seiner  blaugrüueu  Färbung  war  unter 
mehrern  Namen  vorhanden.  Ob  P.  Blancoi,  obwohl 
schmalblättriger,  verschieden  ist,  bezweifeln  wir, 
P.  Amherstiae  (der  Gärten  wenigstens)  gehört  be- 
stimmt dazu.  In  der  Linden 'sehen  Sammlung  be- 
fanden sich  prächtige  Exemplare  des  Pandanus  la- 
tissimus  und  caricosus. 


29.  Um  die  Aufgabe  von  12  Baumfarnen 
hatte  nur  Ijinden  sich  beworben,  diese  aber  auch 
wohl  auf  eine  höchst  anerkennenswerthe  Weise  ge- 
löst. Die  Pflanzen  trugen  hauptsächlich  zur  \er- 
schönerung  der  ganzen  Ausstellung  bei.  Die  Samm- 
lung bestand  aus  4  Cyatheen:  medullaris,  funebris, 
dealbata  und  Beyrichiana,  4  Alsophilen:  procera, 
mexicana,  australis  inid  contaminans,  Cibotium  prin- 
ceps,  Dicksonia  squarrosa  und  Balantium  antarcti- 
cum,   so   wie   Sellowianum. 

30.  u.  31.  Noch  um  (i  Baumfarne  wurde 
eine  Konkurrenz  eröffnet,  und  zwar  wiederum  für 
Liebhaber  und  für  Gärtner  besonders.  Unter  den 
Liebhabern  bekam  die  Sammlung  von  van  den 
Hecke  de  Lembeke  in  Gent,  unter  den  Gärt- 
nern nur  Linden  in  Brüssel  den  Preis.  Ausser- 
dem liatte  sich  noch  beworben:  van  den  0  uwe- 
lau dt  aus  Lacken. 

32.  Für  das  schönste  ]5aumfarn  (Cibotium  prin- 
ceps)  erhielt  Linden  wiederum  den  ersten,  A.  Ver- 
schaffelt dagegen  (für  Clyathea  dealbata)  den  zwei- 
ten Preis,  während  das  Baumfarn  von  A.  v.  Geert 
(Cyathea  medidlaris)  ehrenvoll  erwähnt  wurde.  Zählt 
mau  die  hier  vorhandenen  Baumfarne  zusammen, 
so  kommt  die  gar  nicht  geringe  Summe  von  33 
Exemplaren  heraus;  ausserdem  befanden  sich  aber 
noch  in  mehrern  gemiscliten  Sammlungen  Exem- 
plare. In  wie  vielen  Ausstellungen  würde  man 
sich  mit  einer  weit  geringeren  Anzahl  begnügen? 

33.  u.  34.  Bei  30  ausländischen  Farnen  wurde 
die  Aufgabe  wiederum  getrennt,  so  dass  Liebhaber 
und  Gärtner  nur  unter  sich  konkurrirten.  Von  den 
ersteren  hatten  sich  4  Bewerber  eingefunden,  von 
denen  Mad.  Legrelle  d'Hanis  den  ersten  und 
van  den  Hecke  de  Lembeke  in  Gent  den  zwei- 
ten Preis  davon  trugen.  In  beiden  Sammlungen 
erfreuten  sich  die  l'flanzen  einer  vorzüglichen  Kul- 
tur. Benierkenswerth  waren  für  uns :  Scolopendrium 
viscosura  mit  grauer'  leicht  sich  ablösender  Behaa- 
rung, Sc.  alatum  mit  einer  Nervatur,  die  an  die 
von  Polvpodium  morbillosum  erinnerte,  Davallia  di- 
versifolia  mit  4 -fach  und  fein -gefiederten  Blättern, 
Nephrolepis  undulata,  der  Pteris  serrulata  ähnlich, 
ferner  Aspidium  Warszewiczii,  Doryopteris  Alcyo- 
nis   und   grandis,   Acrostichuni  grande   und  alcicnrne. 

Aus  der  zweiten  Sammlung  führe  ich  auf:  Di- 
placiuni  Shepherdii  und  pubescens,  Marattia  macro- 
phylla, Microsorum  irreguläre,  Dicksonia  rubiginosa, 
Brainca  insignis  und  Hemitelia  horrida.  Uebrigens 
befanden  sich  hier ,  wie  in  der  ersten  Sammlung, 
auch   mehre   ]5aumfarne,   allerdings   noch   klein. 

Auch  der  botanische  (harten  in  Brüssel 
hatte  durch  seinen  Inspektor  Gailly  eine  ausge- 
suchte Sammlung  ausländischer  Farne  zur  Verfü- 
gung gestellt.     Wir  sahen  hier:   Acrostichum  callae- 


175 


folium,  Polypodium  nigricans,  Plilegopteris  trichioi- 
des,  Angiopteris  liypoleiiea,  Teysmanniana,  Wil- 
linckli  und  pruinosa,  ferner  Lomaria  Patersonii, 
Aspidium   comosum   und   Oltersia  scandens. 

Von  den  beiden  Gärtnern  erhielt  nur  Linden 
für  seine  3U  Farne  den  Preis.  Viel  Neues  und 
Schönes  befand  sich  hier:  Asplenium  Nietneri,  Do- 
ryoptcris  grandis  und  Alcyonis,  Gleichenia  micro- 
phylla,  flabellata  und  dicarpa,  Marattia  cicutaria, 
Odontosoria  aculeata,  Polypodium  assamicum  und 
Lomaria  nuda. 

Aus  der  Sammlung  der  Gebrüder  "Willems 
in  Brüssel  endlich  bemerkten  wir  unter  Anderem: 
Coenopteris  japonica,  Aspidium  Sieboldii,  Tectaria 
coriacea,  Llavea  cordifolia  und  Asplenium  rhachir- 
rhinae. 

35.  u.  36.  Ebenfalls  zwischen  Liebhabern  und 
zwischen  Gärtnern  besonders  war  eine  Bewerbung 
eröft'net,  welche  12  neue  Farne  aus  fremden 
Ländern  verlangte.  Nur  von  Seiten  der  letzteren 
war  entsprochen  worden;  Linden  in  Brüssel  er- 
hielt den  ersten  und  A.  van  Geert  den  zweiten 
Preis.  Reizend  waren  in  der  Sammlung  des  erste- 
ren:  Alsophila  elegautissima  und  denticulata,  Asple- 
nium myriophyllum  und  sp.  von  den  Pliilippinen, 
so  wie  Lomaria  pteropus,  welche  einen  kleinen 
Stamm  besass,  ebenso  wie  cycadaefolia.  Aus  der 
Sammlung  des  letzteren  nennen  wir  dagegen:  Lo- 
maria fluviatilis  mit  einfach -gefiederten,  der  Erde 
fast  flach  aufliegenden  Blättern,  Alsophila  van 
Geertii,  Uicksonia  Mac  Arthurii,  Angiopteris  hypo- 
leuca  und  Lastrea  patens. 

37.  u.  38.  Der  Aufgabe:  eine  Sammlung  von 
Ly kopodiaceen,  war  dagegen  nur  von  Seiten  der 
Liebhaber  entsprochen.  Van  den  Hecke  de  Lem- 
beke  erhielt  den  ersten  und  Madame  Legrelle 
d'Hanis  den  zweiten  Preis.  Aus  21  Arten  bestand 
die  Sammlung  des  ersteren :  unter  ihnen  waren  besonders 
schön:  Selaginella  Martensii  compacta,  rubricauhs, 
Galeottii  und  sp.  aus  Manilla,  aus  20  Arten  hinge- 
gen die  der  letzteren,  wo  Selaginella  Lyallii,  Wal- 
lichii,  reticulata  und  stenophylla  besonders  zu  nennen 
wären. 

39.  u.  40.  Koupala's  (Ehopala's)  und  Araliaceeu, 
obwohl  2  ganz  verschiedenen  Familien  zusammen- 
gehörend, stellt  man  als  Blattpflanzen  der  tempe- 
rirten,  zum  Theil  auch  der  kalten  Häuser  bei  den 
Aufgaben  gern  zusammen.  Von  Seiten  der  Lieb- 
haber war  3  Mal  entsprochen.  Baron  Osy  in  Ant- 
werpen erhielt  den  ersten  Preis.  Nicht  weniger  als 
29  Araliaceeu  und  11  Koupala's  waren  vorhanden. 
Besonders  verdien'en  die  Oreopanax- Arten,  vor  Al- 
lem O.  peltatum,  dactvlifolium  und  platanifolium, 
ausserdem  Didymopanax  mexicanum,  Beachtung. 
Mehre   Aralien,    wie   A.  Hendersoni,    argyraea,    for- 


mosa  und  guatemalensis  waren  uns  unbekannt,  konn- 
ten aber  leider  keiner  näheren  Prüfung  unterworfen 
werden,  da  es  die  Zeit  nicht  gestattete.  Von  den 
Roupalen  sind  noch  wenig  verbreitet:  R.  Caleyi, 
glaucophylla  und  mexicana.  Sollte  letztere  wirklich 
eine  Art  aus  Mexiko   sein? 

Die  Gruppe  der  Mad.  Legrelle  d'Hanis  be- 
stand nur  aus  22  Arten  und  wurde  besonders  ge- 
hoben, dass  mächtige  Exemplare  von  Palmen  und 
Cycadeen  sich  dahinter  erhoben.  Von  den  Roupalen 
waren  Roupala  crenata  und  Liboniana  schön  gezo- 
gen. Aralia  cucullata  schien  uns  eine  Form  der 
Fatsia  japonica  zu  sein.  Als  A.  latifolia  war  eine 
reticulata  vorhanden,  deren  lederartige  Blätter  von 
hellgrüner  Farbe  waren,  aber  von  einem  weisslichen 
Nerv  durchzogen,  bei  Fuss  Länge  eine  Breite  von 
fast  3  Zoll  besassen.  Im  botanischen  Garten  zu 
Berlin  befinden  sich  ähnliehe  Exemplare  der  A. 
reticulata;  diese  besitzt  eben  nur  in  der  ersten  Ju- 
gend schmale  Blätter.  Als  Aralia  van  Geertii  sahen 
wir  eine  Art,  welche  wohl  ebenfalls  dazu  gehören 
könnte.  Möglicher  Weise  gehört  A.reticulatazudem  Ge- 
nus Botryodendron.  Die  Legrelle'sche  Pflanze 
hatte  übrigens  einen  hervortretenden  rothen  Mittel- 
nerv. In  Betreft"  des  Oreopanax  peltatum  bemer- 
ken wir,  dass  die  Blätter  erst  später  schildförmig 
werden. 

Eine  3.  Sammlung  genannter  Pflanzen  hatte 
van  den  Ouwelant  in  Laeken  aufgestellt.  Sie 
bestand  aus  30  Arten  und  hatte  Mehres,  was  einer 
näheren  Untersuchung  werth  gewesen  wäre.  So 
blieben  uns  Aralia  Palmetto  und  argentea,  Sciado- 
phyllum  van  Geertii  und  Paratropria  Standishii  un- 
bekannt. Reizend  waren  in  der  Sammlung  9  Rou- 
palen, besonders  R.  magnifica  und  complicata. 
1  Von  Gärtnern  hatte  sich  nur  Linden   beworben. 

Seine  Sammlung  erhielt  den  ersten  Preis  und  be- 
stand aus  32  Arten,  von  denen  Oreopanax  allein 
mit  13  Arten  vertreten  war.  Sie  sämmtlich  sind 
empfehlenswerthe  Blattpflanzen.  Oreopanax  dacty- 
lifolium  hat  dadurch  noch  einen  besonderen  Werth, 
dass  die  jungen  Blätter  gelbbraun  herauskommen, 
0.  lanigerum  besitzt  dagegen  feine,  aber  fast  ein- 
geschnitten-gesägte  Blätter.  Die  mattgrünen  Blätter 
der  Aralia  umbraculifera  ähneln  deren  der  Fatsia 
japonica,  ihre  Stiele  sind  aber  von  einem  grauen 
Filze  überzogen.  Sonst  nennen  wir  noch  Oreopa- 
nax elegans,  gracile  und  reticulatum.  Mit  Recht 
hat  Linden  einer  schönlaubigen  Roupala  den  Na- 
men R.  elegautissima  gegeben;  nächstdem  empfeh- 
len  wir  aber  auch    R.   glaucoplivlla. 

41.  Der  Aufgabe  einer  Sammlung  von  Schlaucli- 
pflanzen  oder  Nepentheen  hatte  nur  Veitcii 
in  London  entsprochen.  Sie  bestand  aus  8  Arten 
imd    2    Formen    der    Nepenthes    Dominiana.     Neu 


176 


waren    uns    N.    vittata    majus   und    eine    noch    nicht 
bestimmte  Art  aus  Borneo. 

42  u.  43.  Bromeliaceen,  die  nächste  Auf- 
gabe, waren  in  4  Sammhingen  enthalten.  Von 
Seiten  der  Gärtner  erhielt  Linden  den  Preis. 
Aufs  Neue  raüsseu  wir  bedauern,  das  uns  hier 
dargebotene  Material  nicht  hinlänglich  verwerthet 
zu  haben.  Besonderes  Interesse  bot  ein  Macro- 
chordium  dar,  was  sich  wesentlich  von  den  andern 
Arten  des  Geschlechtes  unterschied,  dass  die  Wolle 
an  den  Deckblättern  fast  fehlte.  Die  Pflanze  hatte 
sonst  das  Ansehen  der  Billbergia  pyramidalis.  Ihre 
schönen  gelben  Blüthen  sind  nicht  so  gedrängt,  so 
dass  sie  weit  mehr  zu  empfehlen  ist,  als  die  übri- 
gen Macrochordien.  Wir  nennen  sie  vorläufig  Ma- 
crochordiimi  nudiusculum.  Auch  das  schon  längst 
in  dem  Handel  befindliche  Encholirion  Jonghei  war 
in  Blüthe  vorhanden.  Es  gehört  jedoch  diese  Pflanze 
mit  ihrem  von  2  Seiten  flachgedrückten  Blüthenstand 
keineswegs  zu  Encholirion,  sondern  möchte  viel  eher 
eine  Tillandsia  oder  eine  Vriesia  sein.  Ein  Nidu- 
larium  ohne  Xamcn  ist  vielleicht  neu  und  steht  dem 
N.  discolor  am  Nächsten.  Seine  Herzblätter  sind 
blass-braunroth  und  die  Pflanze  ist  deshalb  weniger 
schön.  Die  Oberfläche  der  übrigen  Blätter  besitzt 
eine  graugrüne  luid  opake,  die  Unterfläclie  hinge- 
gen  eine  braune   Farbe. 

Bemerkenswerth  war  die  Sammlung  des  Notars 
Beaucarne  zu  Eenaeme.  Sie  bestand  aus  30  Ar- 
ten und  erhielt  unter  den  Liebhabern  den  ersten 
Preis.  Unter  den  Billbergicn  befanden  sich  3  neue 
Arten,  von  denen  2  die  Namen  Beaucarneana  und 
Legrellei  besassen;  über  ihre  Stellung  lässt  sich 
erst  entscheiden,  wenn'  man  sie  in  Blüthe  gesehen 
hat.  Die  beiden  Pflanzen,  welche  als  Hechtia 
Ghiesbrechtii  und  argentea  in  Belgien  viel  vorkom- 
men, sind  ohne  Zweifel  Pourretien.  Als  Pourretia 
Glymiana  war  eine  uns  unbekannte  Art  vorhanden. 
Au  den  5  Guzmannieu  konnten  wir  keine  wesent- 
lichen Unterschiede  von  G.  tricolor  und  von  Nidu- 
larium  fulgens  finden;  die  letztere  Pflanze  kommt 
in  belgischen  Gärten  ganz  gewöhnlich  als  Guz- 
niannia  vor. 

Nicht  weniger  verdiente  die  Sanmilung  von 
Bromehaceen  der  Mad.  Legrelle  d'Hanis,  auch 
wegen  der  vorzüglichen  Kultur  der  Exemplare,  33 
an  der  Zahl,  Beachtung.  Die  interessante  Pitcair- 
nia  tabulaeformis  befand  sich  eben  in  Blüthe,  eine 
andere  Art  mit  ganz  unbewehrten  Blättern,  welche 
oben  glänzend  grün,  unten  weiss  bestäubt  waren, 
hatte  den  falschen  Namen  Tillandsia  viridiflora. 
Schön  und  von  untadelhaftem  Ansehen  waren  die 
beiderlei  buntblättrigen  Ananaspflanzen.  Als  Bill- 
bergia humihs  fand  sich  ein  Cryptanthus  bivittatus 
vor,  während  die  Billbergia  sp.  Matausa  einigerraas- 


sen    an    die    früher   erwähnte    Tillandsia   Osyana  (s. 
5.  Jahrg.   S.  337)   erinnerte. 

Endlich  war  noch  eine  4.  Sammlung  Bromelia- 
ceen vorhanden,  welche  dem  Grund -Eigenthüraer 
Boucqueau  in  Nivelles  gehörte.  Hübsche  Exem- 
plare, unter  denen  wir  aber  nichts  Besonderes  fanden. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Kericlitigiiiig  von  Dnickfehlerii 

in    fiod)'5    (Sarlfnkalcnbfr    für   1864. 

In  meiner  kleinen  Abhandlung:  „Die  jüngste 
Vergangenheit  und  die  nächste  Zukunft  der  Obst- 
kunde und  des  Obstbaues  in  Deutschland",  im 
Hülfs-  und  Schreibkalender  für  Gärtner 
und  Gartenfreunde  auf  das  Jahr  1864,  die 
nach  dem  Druck  durchzulesen  ich  erst  jetzt  Zeit 
gefunden  habe,  finde  ich  einige  Durckfehler,  deren 
Verbesserung  ich  wünschen  muss,  weil  sie  theihveis 
den  Sinn  entstellen  oder  ihn  ganz  unverständlich 
machen. 

II.  S.  161,  Z.  16   ist   zu  lesen:   oder    äussere    Ver- 
hältnisse. 
„        das  kann  nicht  zwei- 
felhaft sein. 
„        Teutschera    Obst- 
gärtner. 
„        des   Buches. 
„        entweder  mit 

Düngung     oder 
mit    Verjüngung. 
„        (Obst  bau  schulen). 
„         Terrasse. 
„         Grüne    Winter-Her- 

renbirn. 
^        eher  moll  als  weich. 
Dr.  K.  Fickert. 


„      „    16-1;     5,   31      „       „ 

„     „  165,    „  23    „     „ 


171        'M 

»     »1*3,   „15    „     „ 


„     „173,  letzte  Z.    „ 


Zur  Fest-Ausstellung. 

Bei  der  am  19.  d.  M.  beginnenden  Fest- Aus- 
stellung in  der  grossen  Aula  der  Thierarzneischule 
hat  Frau  von  Schwanen feld  auf  Sartowitz  bei 
Schwetz,  geb.  Freiin  von  der  Decken,  einen  Preis 
von  10  Thaler  für  ein  Sortiment  von  Blattpflanzen, 
die  sich  im  Zimmer  leicht  kultiviren  lassen,  aus- 
gesetzt. Wir  laden  deshalb  zur  Bewerbung  ein 
und  bringen  dieses  hiermit  um  so  mehr  zur  Kunde, 
besonders  dem  Handelsgärtner,  als  Blattpflanzen 
jetzt  sehr  beliebt  sind  und  häufig  im  Zimmer  ge- 
zogen werden.  Es  gilt  hier  natürlich  nur  von  sol- 
chen ,  welche  in  dem  Zimmer  und  unter  weibli- 
cher Pflege  gut  gedeihen. 

Berlin  den    1.  Juni   1864. 
Der  Vorstand 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 

Eommandanten-Strasse  No.  G2. 


Druck  der  C.  Feister 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
ZietenPlatz  No.  2. 


Woehensehrift 


des 

Vereines  zur  Beföiderniig  des  (ü<artenbaues  in  den  Köiiigl.  Prenssischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
I*rofessoi"  ll>r.  Karl  Kocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  23. 


Berlin,   den    1 1 .   Juni 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt;  439.  Versammlung  de-s  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  am  29.  Mai.  —  Ueber  Pflanzen-Ernährung,  Boden- 
Erschöpfung  und  Boden -Bereicherung.  Von  Dr.  Sc  hult  z  -  S  cliul  t  zenstein.  —  Die  internationale  Ausstellung  von 
Pflanzen,  Blumen  und  anderen  Gegenständen  der  Gärtnerei  in  den  Tagen  vom  24.  April  bis   1.  Mai  in  Brüssel.   (Forts.) 


439.  Vcrsaiiiinliing 
des  Vcreiues  zur  Brfördcriiiig  des  Giirtcnbaaes, 

am  29.  Mai. 

Da  der  Vorsitzende  noch  verreist  und  die  bei- 
den Stellvertreter  unwohl  waren,  ühernahm  der 
Schatzmeister,  Rentier  Sonntag,  den  Vorsitz  und 
ernannte  zunächst 

den   Hofgärtner  Brasch 
zum    Ordner    bei    der    am     19.  Juni    stattfindenden 
Fest-Ausstellung.     Dagegen  wurden   ersucht: 

Apothekenbesitzer  Augustin,    als    Vorsitzender, 
Kunst-  und  Handelsgärtner  Christoph, 
Kunst-  und   Handelsgärtner  Crass, 
Hofgärtner  Karl  Fintelmann  in  Charlottenburg, 
Obergärtner   Gaerdt  in  Moabit, 
Hofgärtner   Giessler  auf  Glienecke, 
Kunst-  uud  Handelsgärtner  Hoffmann, 
Kunst-  und  Handelsgärtner  L.  Mathieu, 
Obergärtuer  Reinecke 
bei   der  Fest -Ausstellung    das    Amt   eines  Preisrich- 
ters zu  übernehmen. 

Auch  fand  die  Wahl  der  verschiedenen  Aus- 
schüsse statt,   wonach   ernannt  wurden : 

1.    ^ur  btn  ^U9fd)u^  für  ^b|l,  (Scmüff,  tiutt-  unb 
f^anbfbpflaujtn. 

1.  Kunst-  und  Handelsgärtner  Mathieu, 

2.  Hofgärtner    Karl    Fintelmann    in    Charlot- 
tenburg. 

3.  Kunst-  und  Handelsgärtner  Späth, 


4.  Baunischulbesitzer   Lorberg, 

5.  Hofgärtner  Hcmpel. 

II.    ßüx  hin  ^U8fc|)u|  für  Crjitljung  üon  jSlumen  unb 
für  (irtibcrti. 

1.  Garten-Inspektor  Bouch^, 

2.  Hofgärtner     G.     A.     Fintelmann     auf     der 
Pfaueninsel. 

3.  Kunst-  uud   Handelsgärtner  De  mm  1er, 

4.  Hofgärtner  "Morsch, 

5.  Universitätsgärtner  Sauer. 

III.    ^ür  htn  J\,us|'d)u^  für  ©tl)öljkunbe  unb  bilbcnbe 
©artcnkunft. 

1.  Hofgärtuer  Meyer  in   Sanssouci, 

2.  Thiergarten-Inspektor  Henning, 

3.  Obergärtner  Kraus, 

4.  Rentier  Danneel, 

5.  Obergärtner  Boese. 

IV.   ßüx  ben  ^usfdjuß  jur  (Entrorrfung  bea  (Etats, 

Ucoi|ion  ber  %a^t,  bcr  ricd)nun9sfül)rung,  fo  wie 

brr  ?5iblioll)ck. 

1.  Gymnasial-Direktor  Dr.  August, 

2.  Geh.  Regierungsrath  Hey  der, 

3.  Kunst-   und  Handelsgärtner  L.  Mathieu, 

4.  Kouimerzieiirath   Raveu^, 

5.  Rechnungsrath  Maresch. 
Endlich   ersuchte  der  Vorsitzende: 

den   Geh.   Regierungsrath  Pehlemann, 
den  Post-Direktor  Siebers, 

23 


178 


den  Buchliändler  Schneider  iiuJ 

den   Obergärtner  Gaerdt 
zusammenzutreten,    um   Vorschläge  zur  Wahl    eines 
neuen  Vorstandes  zu  machen    und    selbige  am  Jah- 
reefest  vorzulegen. 

Der  Vorsitzende,  Rentier  Sonntag,  machte  die 
traurige  Jlittheiliuig,  dass  am  gestrigen  Tage,  Vor- 
mittags 11  Uhr,  der  wirkliche  Geh.  Gber-Eegie- 
rungsrath  Kette  plötzlich  gestorben  sei,  und  er- 
suchte die  Anwesenden  zum  Andenken  eines  Man- 
nes, der  so  grosse  Verdienste  um  den  Staat,  zu- 
nächst aber  auch  um  den  Verein  gehabt  habe,  sich 
zu  erheben.  Hierauf  sprachen  sowohl  der  Geh.  Re- 
gierungsrath  Hey  der,  als  auch  Professor  Koch, 
noch  einige  Worte  der  grössten  Anerkennung  für 
den  Verstorbenen  aus,  der  ein  langes,  thatenreiches 
Leben  gehabt.  Im  August  wäre  derselbe  in  das 
80.  Lebensjahr  getreten.  Es  wurde  eine  Deputation, 
bestehend  aus  dem 

Geh.  Ober-Regierungsrath  Knerk, 

Rentier  Sonntag  und 

Professor  Dr.  Koch 
erwählt,  um  der  Begräbnissfeier  beizuwohnen. 

Ausgestellt  waren  nur  eine  Gruppe  blühender 
Pflanzen  aus  dem  botanischen  Garten  und  3  Orchi- 
deen, welche  der  Obergärtner  Kraus  aus  dem  Gar- 
ten des  Rittergutsbesitzers  M.  Reichen  heim  ein- 
gesendet hatte.  Von  den  letzteren  erhielt  die  schöne 
Trichopilia  marginata  gloxiniaeflora  wegen  der  Fülle 
und  Schönheit  ihrer  Blüthen  den  Monatspreis.  Den- 
drobium  formosum  war  in  einem  Exemplare  mit  4 
grossen,  milchweissen  Blumen  vorhanden,  während 
Saccolabium  Holfordianum  zum  ersten  Male  bei  uns 
blühend  gesehen  wurde.  '    • 

Aus  der  Gruppe  des  botanischen  Gartens  wurde 
wiederholt  auf  die  reizende  Erica  Syndriana,  so  wie 
auf  E.  tubiflora  aufmerksam  gemacht,  da  man  beide 
neuerdings  kaum  noch  in  Handelsgärtnereien  sieht. 
Zu  den  von  Seiten  der  Liebhaber  vernachlässigten 
Pflanzen  gehören  auch  bekanntlich  die  Hymeno- 
eallis-Arten,  von  denen  jetzt  H.  ovata  ausgestellt 
war.  Auch  Ceanothus  papillosus  verdient  als  Blü- 
thenstrauch  wegen  seines  Reiclithumes  an  Blüthen 
und  wegen  der  pi-ächtigen  Azurfarbe  der  letzteren 
von  Seiten  der  Liebhaber  mehr  beachtet  zu  wer- 
den. Endlich  möchten  auch  die  strauchartigen 
Astern  aus  Neuholland,  welche  in  das  Genus  Olea- 
ria  gehören,  wegen  ihres  leichten  und  reichen  Blü- 
hens  Beachtung  verdienen;  es  gilt  dieses  nament- 
lich von  Olearia  quercifolia  und  ihcifolia,  welche  in 
den  botanischen  Gärten  meist  als  Eurybien  kultivirt 
werden. 

Der  Spritzen-Fabrikant  Franke  (Münzstr.  10) 
hatte  einige  Handspritzen  mit  Saugern  ausgestellt, 
welche  sich  durch  ihre  leichte  Handhabung  empfeh- 


len. Noch  mehr  verdiente  das  Gestell,  um  welches 
Schläuche,  nachdem  man  sie  nicht  mehr  braucht, 
gewickelt  werden ,  die  Beachtung  der  Gärtner  und 
Gartenbesitzer.  Die  Schläuche  haben  deshalb  oft 
nur  eine  kurze  Dauer,  weil  sie  nicht  gut  aufbe- 
wahrt und  gewöhnlich  unordentlich  zusammengerollt 
werden.  Auf  dergleichen  leicht  transportabeln  Ge- 
stellen trocknen  sie  aber  leicht  und  leiden  auch 
sonst  keinen  Schaden. 

Professor  Koch  ersuchte  nach  dem  Schlüsse 
der  Versammlung  ihn  in  das  Sukkulentenhaus  zu 
begleiten,  um  eine  neue  Agave,  welche  er  Ellemee- 
tiana  genannt  habe ,  in  Augenschein  zu  nehmen. 
De  Jonge  van  Ellemeet  auf  Overduin,  von 
dessen  Gartenanlagen  in  der  letzten  Nummer  der 
Wochenschrift  gesprochen  worden  sei ,  habe  das 
Exemplar  in  der  van  der  A'inne' sehen  Auktion 
in  Brüssel  (s.  S.  155)  erstanden  und  behufs  einer 
wissenschaftlichen  Bearbeitung  der  Agaveen  dem 
hiesigen  botanischen  Garten  als  Geschenk  übersen- 
det. Diese  Agave  sei  sehr  interessant,  da  sie,  ob- 
wohl im  Ansehen  den  Arten  mit  fein-dornigen  Zäh- 
nen am  Rande  der  Blätter,  wie  der  A.  micracantha 
und  Martiana,  sehr  ähnlich,  doch  mit  der  sonst  iso- 
llrt  dastehenden  A.  attenuata  eine  besondere  Gruppe 
ausmache. 

Weiter  theilte  Prof.  Koch  mit,  dass  Arundo 
conspicua,  ein  neuseeländisches  Schilf,  welches 
neuerdings  von  England  aus  eingeführt  wnu'de  und 
noch  schöner  als  das  gewöhnliche  Pampasgras  (Gy- 
nerium  argenteum)  sein  solle,  bei  dem  Hofgärtner 
Hermann  Sello  in  Sanssouci  bei  Potsdam  blühe 
und  dass  er  deshalb  in  den  Stand  gesetzt  sei,  über 
die  Pflanze  zu  berichten.  Arundo  conspicua  stehe 
an  Schönheit  dem  Pampasgrase  weit  nach,  da  es  kei- 
neswegs so  hübsche  Cespites  bilde,  als  dieses.  Sie 
wachse  auch  mehr  zweizeilig  und  scheine  sich  we- 
nig zu  bestocken.  Der  Grund  möge  darin  liegen, 
dass  sie  leicht  und  rasch  blühe.  Sie  sei  eine  echte 
Arundo  mit  Zwitterblüthen.  Ob  sie  die  Pflanze 
darstelle,  welche  Forst  er  entdeckt  und  zuerst  un- 
ter diesen  Namen  beschrieben  habe,  könne  man 
nicht  wissen,  da  keine  Originalpflanze  mehr  vorhan- 
den sei  und  mit  der  kargen  Diagnose  des  Entdeckers 
sich   nichts  machen   lasse. 

Inspektor  Bouch(5,  durch  Krankheit  gehindert, 
selbst  der  Versammlung  beizuwohnen,  hatte  als  Mit- 
glied des  Kuratorium's  für  die  Königliche  Gärtner- 
lehr-Anstalt  und  Landesbaumschule  einen  Bericht 
[  über  beide  Anstalten  übergeben,  der  in  der  Wo- 
chenschrift abgedruckt  werden   wird. 

Von  Seiten  des  Vorsitzenden  des  Ausschusses 
für  die  2.  Ausstellung  des  Stettiner  Gartenbau- Ver- 
eines, Rentenbank-Buchhalter  Kurtz,  war  eine  Auf- 
forderung   an   Gärtner    und   Gartenbesitzer    zur  Be- 


179 


tlieiligung  an  derselben  eingesendet.  Die  Ausstel- 
lung beginnt  am  26.  und  dauert  bis  zum  28.  Juni. 
Die  betreffenden  Programme  waren  schon  früher 
vorgelegt  worden.  Professor  Koch  unterstützte  um 
so  mehr  das  Gesuch,  als  in  Stettin  die  Blumenlieb- 
haberei seit  einigen  Jahren  einen  erfreulichen  Auf- 
schwung genommen  und  man  deshalb  daselbst  ein 
dankbares  Publikum   finde. 

Geh.  liath  und  Professor  Dr.  v.  Martins  in 
München  sprach  dem  Vereine,  und  zunächst  den 
Mitgliedern,  welche  in  Gemeinschaft  mit  vielen  an- 
deren seiner  Verehrer,  Freunde  und  Schüler,  sein 
Doktor-Jubiläum  durch  Ueberreichung  einer  golde- 
nen Medaille  verherrlicht  hätten,    seinen   Dank   aus. 

In  Bordeaux  ist,  wie  früher  mitgetheilt  worden, 
ein  Akklimatisations  -  Verein  in's  Leben  getreten. 
Derselbe  hat  ein  Grundstück  erworben,  'um  daselbst 
einen  Versuehsgarten  anzulegen,  ausserdem  es  aber 
in  Anlagen  umzuwandeln.  Es  ist  deshalb  bereits 
vor  längerer  Zeit  eine  Bewerbung  um  einen  Plan 
ausgeschrieben,  nach  dem  die  Anlagen  ausgeführt 
werden  sollen,  und  ein  nicht  unbedeutender  Preis 
dafür  ausgesetzt.  Der  Termin  der  Einliefcrung  ist 
vom    1.  Juni  bis    1.  Juli   verlängert  worden. 

Hofgärtner  G.  A.  Fintelmann  auf  der  Pfauen- 
insel hatte  eine  Deutzia  gracilis  eingesendet,  wo 
die  Blüthen,  wenn  auch  nicht  ganz  verkümmert,  so 
doch  viel  kleiner  und  unscheinlich  geblieben  waren. 
Diese  Eigenthümlichkeit  war  schon  einmal  ihm  vor- 
gekommen und  hatte  er  die  Ursache  in  der  magern 
Erde  gesucht.  In  diesem  Jahre  war  sie  bei  fast 
allen  Exemplaren  vorgekommen.  Mangel  an  Nah- 
rung konnte  dieses  Mal  ebenso  wenig  die  Ursache, 
als  etwa  die  jetzige  herrschende  Kälte  gewesen 
sein,  da  die  Missbildung  die  in  frostfreien  Erdgru- 
ben überwinterten  und  jetzt  angetriebenen  Pflanzen 
ebenso  betroffen  hatte,  als  die  im  freien  Lande. 
Mehre  der  anwesenden  Praktiker,  wie  die  Ober- 
gärtner Boese  und  Kraus,  so  wie  der  Kunst- 
und  Handelsgärtner  Lackner,  hatten,  letzterer 
selbst  in  umfassender  Weise,  mehrmals  diese  Er- 
scheinung beobachtet.  Wenn  auch  ersterer  geneigt 
war,  dieses  Zurückbleiben  der  Blüthen  auf  niederer 
Entwickelung,  der  Kälte  und  dem  Mangel  an  guter 
Nahrung  zuzusclireiben,  so  hatte  man  doch  wie- 
derum die  Missbildung  auch  bei  den  günstigsten 
Verhältnissen  bemerkt.  Mangel  an  Nahrung  konnte 
auch  deshalb  nicht  Ursache  sein,  weil  die  Exem- 
plare sonst  keineswegs  in  vegetativer  Hinsicht  zu- 
rückgeblieben waren.  Die  Erscheinung  möchte  wohl 
einer  näheren  Untersuchung  werth  sein,  zumal  Han- 
delsgärtner durch  dergleichen  Missbildungen  erheb- 
liche Verluste  haben  können.  Es  wurde  demnach 
ersucht,  über  alles,  was  zur  Erklärung  des  Uebels 
beitragen  könnte,  späterhin  Mittheilung  zu  machen. 


In  England  macht  jetzt  eine  Oscillaria  in  den 
Wasserkübeln  und  Bassins  der  Warmhäuser  da- 
durch grosse  L^nbequemlichkeiten,  als  sie  so  rasch 
wächst,  dass  sie  die  Kübel  bald  füllt,  und  später 
auch  den  W^urzeln  der  darin  befindlichen  Pflanzen 
sehr  schädlich  wird.  Es  ist  Oscillaria  utriculata 
und  gehört  zu  den  Arten,  welche  eine  besondere 
Scheide  bilden,  in  der  sie  leben.  Nach  einer  Nach- 
richt in  dem  Gardeners  Chronicle  besteht  sie  aus 
einem  dunkelgrünen  Kerne  (der  eigentlichen  Oscilla- 
rie)  und  einer  hellgrünen  Scheide.  Die  Vermeh- 
rung geschieht  so  rasch,  dass  diese  selbst  mit  den 
Augen  verfolgt  werden  kann.  In  wenig  Minuten 
sind  Massen  vorhanden  und  nach  24  Stunden  oft 
schon  das  ganze  Wasser  damit  gefüllt.  Die  Gold- 
fische, welche  man  in  England  hauptsächlich  in 
den  Bassins  unterhält,  um  das  W^asser  möglichst 
rein  zu  erhalten,  helfen  hier  ebenso  wenig,  als  alle 
übrigen   Mittel,    welche    man  dagegen   ergriffen  hat. 

Nach  einiger  Zeit  hört  die  Vermehrung  auf 
und  es  vereinigen  sich  die  Massen  zu  Fasern  und 
diese  zu  hautartigen  Schichten,  welche  oft  die  Ge- 
stalt eines  Pilzes  annehmen.  Endlich  erhalten  sie 
eine  schwärzliche  Farbe,  werden  schwerer  und  sin- 
ken unter.  Damit  gehen  eigentlich  erst  ihre  Ver- 
wüstungen an,  indem  die  Massen  die  feinen  Wur- 
zeln der  in  dem  Kübel  oder  in  dem  Bassin  befind- 
lichen Pflanzen  einhüllen  und  diese  unfähig  machen, 
ihre  Funktionen  zu  erfüllen.  Die  nothwendige  Folge 
ist   oft  der  Tod   der   Wasserpflanze. 

Wiederum  nach  einer  längeren  oder  kürzeren 
Zeit  zertheilt  sich  der  Faserfilz,  die  einzelnen  Os- 
cillarien  werden  wieder  frei,  damit  leichter  und  tre- 
ten auf  die  Oberfläche,  womit  die  rasche  Vermeh- 
rung von   Neuem  beginnt. 

Professor  Koch  theilte  mit,  dass  in  der  näch- 
sten Zeit  in  London  eine  interessante  Pflanzen- 
Auktion  stattfinde,  auf  die  er  Liebhaber  hiermit 
aufmerksam  machen  wolle.  Der  bekannte  chine- 
sische Reisende  Fortune  habe  nämHch  die  Absicht, 
in  dem  Versteigerungs-Lokale  von  Steven  (Steven's 
Auctions-Eoom)  zu  London  eine  Reihe  seltener  und 
interessanter  Pflanzen,  in  deren  Besitze  er  geblie- 
ben sei,  öftentlich  zu  versteigern.  Unter  den  Pflan- 
zen befinden  sich  fast  alle  neueren  Formen  der 
Aucuba  japonica,  ferner  Osraanthus  ilicifolius,  Cle- 
matis  Standishii,  Forsythia  Fortunei  u.  a.   m. 

Weiter  machte  Professor  Koch  auf  eine  neue 
Aufgabe,  welche  von  Seiten  des  Gartenbau-Vereines 
in  Paris  gestellt  sei,  aufmerksam,  da  sie  auch  ihm 
von  grosser  Wichtigkeit  erscheine.  Die  Aufgabe 
betreffe  nämlich  den  Hergang  bei  der  Veredlung 
und  fasst  folgende   3  Punkte  in's  Auge: 

1.  Den  Einfluss,  welchen  die  Feuchtigkeit,  die 
Wärme,    der  Boden,    das    Licht    und    die   Luft    bei 

23* 


180 


der    Annahme,     das    heisst    bei    der    Verwachsung 
ausübt. 

2.  Den  Rapport,  der  zwischen  der  durchaus 
nothweudigen  Zeit  für  die  Annahme  (Reprise)  exi- 
stirt,  den  Grad  der  Verholzung  des  Edelreises,  die 
Natur  der  Milch-,  Harz-Säfte   u.  s.  w. 

3.  Die  Verhältnisse,  unter  denen  die  Wurzeln 
sich  bilden  und  die  Art  und  Weise  ihrer  weiteren 
Entwickelung. 

In  der  Revue  horticole  ist  eine  sehr  wichtige 
Frage  zur  Erörterung  gekommen.  Je  mehr  näm- 
Hch  Gärtnerei  bei  den  verschiedenen  Kulturvölkern 
Eingang  findet  und  Liebe  zu  Pflanzen  und  Blumen 
zunimmt,  um  so  mehr  werden  die  Bewohner  der 
verschiedenen  Länder  ihre  Erzeugnisse  austauschen 
wollen.  Dieser  Austausch  wird  aber  wesentlich  da- 
durch gefördert,  dass  die  Benennungen  der  Pflanzen 
Allen  verständlich  sind.  Das  kann  aber  nur  dann 
der  Fall  sein ,  wenn  man  sich ,  wie  in  der  Wissen- 
schaft der  Pflanzen,  in  der  Botanik,  für  die  Namen 
auch  in  der  Gärtnerei  der  lateinischen  Sprache  be- 
dient. In  der  Revue  horticole  ist  mehr  dafür  als 
dagegen  gesprochen  worden.  Es  ist  aber  nicht  zu 
leugnen,  dass  die  Ansicht  derer,  welche  für  die 
Volksnamen  sich  entscheiden,  ebenfalls  ihre  Berech- 
tigung hat.  Bei  den  Gemüsen  möchte  es  seine 
grossen  Schwierigkeiten  haben,  mit  lateinischen  Na- 
men durchzukommen.  Wie  man  aus  den  Berichten 
über  die  Görlitzer  Versammlung  deutscher  Pomolo- 
gen,  Obst-  und  Gemüsezüchter  ersehen  kann,  er- 
reichte man  es  nicht  einmal,  eine  regelrechte  No- 
menklatur für  die  Gemüse  in  deutscher  Sprache 
herauszufinden.  Bei  den  Engländern  und  Franzosen 
herrscht  hier  die  nämliche  Verwirrung.  In  Betrefl" 
der  Gemüse  müsste  man  demnach  zunächst,  ebenso 
wie  bei  dem  Obste,  von  einer  lateinischen  Nomen- 
klatur ganz   und  gar  absehen. 

Aber  selbst  bei  den  Benennungen  der  Luxus- 
Pflanzen  und  der  Blumen  möchte  der  einheimische, 
der  Volks- Name  bisweilen  ebenfalls  Berechtigung 
haben.  An  wie  viele  Volks  Namen  knüpfen  sich 
nicht  interessante  Sagen?  Wäre  es  nicht  zu  be- 
dauern, wenn  diese  Volks-Namen  auf  einmal  durch 
unverständliche  lateinische  Benennungen  durchaus 
ersetzt  werden  sollten?  Wir  beklagen  es  selbst, 
dass  eine  Menge  praktischer  Volks-Namen  in  neue- 
rer Zeit  seltner  gehört  werden.  Die  nüchterne 
Prosa  nimmt  an  und  für  sich  in  unserem  Zeitalter, 
wo  der  kalte  Verstand  den  Sieg  über  das  Herz 
fast  davon  getragen  zu  haben  scheint,  überhand. 
Die  einzelnen  Völker  mögen  daher  ihre  oft  so  sinn- 
reichen Volks-Namen  sich  zu  erhalten  suchen,  we- 
nigstens im  Umgange  unter  sich. 

Nothwendig  sind  jedoch  die  lateinischen  Namen 
allenthalben   da,   wo   es  einer   wissenschaftlichen  und 


gärtnerischen  Behandlung  des  Gegenstandes  gilt. 
In  Verzeichnissen  von  Sämereien  und  Pflanzen 
sollte  kein  Gärtner  sich  der  einheimischen,  sondern 
nur  der  lateinischen  Namen  bedienen,  weil  da  all- 
gemeine Verständlichkeit  in  den  Vordergrund  tritt 
und  diese  eben  nur  dadurch  erreicht  werden  kann. 
Viele  französische  und  englische  Handelsgärtner, 
welche  sich  in  den  Verzeichnissen  nicht  der  latei- 
nischen Benennungen  bedienen,  stehen  sich  dabei 
um  so  mehr  im  Lichte,  als  der  von  ihnen  ge- 
brauchte Volks-Name  vielleicht  nicht  einmal  durch 
das  ganze  Land  gebräuchlich  ist.  Unsere  deutschen 
Handelsgärtner  haben  deshalb  durch  die  lateinischen 
Namen  ihrer  Verzeichnisse  dieselben  praktischer  und 
brauchbarer  angefertigt. 

Was  von  Verzeichnissen  verlangt  wird,  gilt 
auch  von  gäitnerischen  Handbüchern.  Auch  hier 
ist  es  nothwendig,  dass  die  Pflanzen-Namen  in  la- 
teinischer Sprache  gegeben  werden:  es  schliesst 
dieses  keineswegs  aus,  dass  die  deutschen  Namen 
in  Parenthese  dahinter  gesetzt  werden.  Man  kann 
bei  alphabetischer  Aufzählung  selbst  die  letzteren 
an  der  betreffenden  Stelle  mit  aufnehmen,  weist 
aber  hinsichtlich  der  Beschreibung  u.  s.  w.  auf  den 
lateinischen  Namen  hin.  Damit  genügt  man  auch 
den  Anforderungen  derer,  die  nur  einheimische  Na- 
men  kennen. 


llcßcr  )J|Taii,^eii = (Eriittfiruiig ,  Mm  --  (ürff^öpfimg 
mit)  ,Boöeii=3]eraff)ctuiig, 

mit  ?Sfiirl)iing  auf  jCitbig's  .a.nlid)t   kr  Jjabtn-^Hsraubiing  iurd) 

btt  moÄcrnc  !(ranbiDitlt)('d)i<ft. 

Von  Dr.   S  cIj  ultz -Schult  zeustein. 

Berlin,  bei  J.  Springer,    1SG4. 

In  dieser  Schrift  sind  neue  Beobachtungen  und 
Versuche  mitgetheilt  und  mit  den  älteren  Ansichten 
über  Pflanzen  -  Ernährung  von  Ingenhouss  und 
Saussure,  so  wie  der  Liebig' sehen  Mineraltheorie 
zusammengestellt,  so  dass  darin  ein  anschauliches 
Bild  von  dem  jetzigen  Zustande  der  Pflanzen-Er- 
nährungs-Theorien sich    vorfindet. 

Die  neuen  Untersuchungen  des  Verfassers  haben 
zur  Feststellung  folgender  Thatsachen  geführt: 

1.  Die  seit  Ingenhouss  verbreitete  Ansicht, 
dass  die  Dünger  durch  Fäulniss  sich  gänzlich  in 
gasförmige  Stoffe  auflösen  und  diese  dann  als  Pflan- 
zen-Nahrung dienen  sollten,  ist  unrichtig,  da  sich 
bei  der  Düngergälirung  nur  verhältnissraässig  we- 
nig Kohlensäure  und  Annnoniakgas  entwickelt,  das 
Uebrige  vielmehr  zu  einer  Magse  vermodert,  die 
als  Humus,  wie  in  der  Mistbeeterde,  zurückbleibt. 
Auf    demselben    Prozess     beruht    auch     die    Tort-, 


181 


Braunkohlen-  und  Steinkohlen -Bildung,  die  nicht 
entstanden  sein  könnte,  wenn  sich  alles  in  Kohlen- 
säure auflöste. 

2.  Dass  bei  der  Humusgäbrung  sich  fixe  Säu- 
ren, wie  Essig-,  Milcii-,  Aepfel-Humussäuren  bilden, 
in  denen  alle  chemischen  Elemente  der  Pflanzen- 
Nahrung  verbunden  enthalten  sind,  so  dass  die 
Pflanzennahrung  eine  einheitliche  Substanz  bilden, 
worin  Kohlenstoft",  Wasserstoft,  Stickstoff'  und  Sauer- 
stoflf  vereinigt  sind;  so  dass  diese  Elemente  nicht 
von  verschiedenen  Seiten  zusammengeholt  zu  wer- 
den brauchen. 

3.  Dass  insbesondere  der  Stickstoff  der  Pflan- 
zen-Nahrung nicht  aus  der  Luft  stammt,  sondern 
von  den  massenhaft  vermoderten  Thierleichen  aus 
den  Klassen  der  Mollusken,  Krustaceen,  Arachniden, 
Insekten,  Würmer  herrührt,  welche  auch  in  unge- 
düngteu  Wäldern  und  Wiesen  eine  thierische  Na- 
turdüngung bewirken,  wodurch  sich  die  stickstoif- 
haltigen  Humussäuren  bilden.  Der  Stickstoftgehalt 
des  Torfs,  der  Braun-  und  Steinkohlen  stammt  aus 
derselben   Quelle  und  nicht  aus  der  Luft. 

4.  Die  genannten  Bodensäuren  mit  ihren  zu- 
sammengesetzten Radikalen  werden  nach  der  Ein- 
saugung in  Weinsäure,  Gerbsäure,  Gummi,  Zucker 
umgebildet,  welche  sich  als  Bestandtheile  der  Pflan- 
zensäfte finden. 

5.  Dass  daher  die  sämmtlichen  Säfte  des  Pa- 
renchyms  von  diesen  Säuren  immer  sauer  reagiren, 
während  sie  niemals  eine  Spur  von  Kohlensäure 
enthalten. 

G.  Dass  das  Sauerstoffgas,  welches  die  Blätter 
im  Lichte  aushauchen,  nicht  aus  Kohlensäure,  son- 
dern aus  den  genannten  fixen  Säuren  stammt,  in- 
dem man  durch  Zufuhr  von  solchen  Säuren  die 
Sauerstofl-Aushauchung  der  Blätter  auf  das  Zehn- 
fache vermehren  kann ,  wobei  die  Säuren  selbst 
verschwinden. 

7.  Dass  dabei  die  Pflanzen  immerfort  auch  im 
Lichte  zugleich  Kohlensäure  ausscheiden  und  die 
Luft  verderben,   wie   die  Thiere. 

8.  Dass  demnach  die  Luft  nur  ein  llespirations- 
mittel  der  Pflanzen  ist  imd  keine  substantielle  Pflan- 
zen-Nahrung liefert. 

9.  Dass  demnach  die  Ingenhouss-Saussure'- 
sche,  von  Lieb  ig  angenommene  Theorie  der  Luft- 
Ernährung  unrichtig,  vielmehr  der  Boden  allein  die 
Werkstatt  der  Zubereitung  der  Pflanzen-Nahrung  ist. 

10.  Dass  das  Bodenwasser  vorzüglich  der  Trä- 
ger der  Pflanzen-Nahrung  ist,  und  dass,  wo  Pflan- 
zen in  unfruchtbarem  Sande  wachsen,  diese  nur 
durch  fruchtbares  Bodenwasser,  nicht  aber  durch 
die  Luft  ernährt  werden. 

IL  Dass  alle  mineralischen  Aschenbestandtheile 
mit  Einschluss  der  Knochenerde  in  unerschöpfHcher 


Menge  im  Boden  und  allen  Quellwassern  enthalten 
sind,  und  die  Düngung  mit  Mineralstoff"en  nur  von 
ganz  imtergeordneter,  örtlicher  Bedeutung  für  Pflan- 
zenkultur sein  kann. 

12.  Dass  wir  dagegen  durch  Düngung  mit  hu- 
mösen  Substanzen  die  Leitung  der  Stofl'bildung  in 
den  Kulturpflanzen  überhaupt  und  des  Kohlenstoff- 
und  Stickstoftgehalts  im  Besonderen  in  der  Gewalt 
haben,  ohne  uns  auf  die  Luft  dabei  zu  verlassen, 
und  daher  alle  jene  StoftVeränderungen  in  Kulurpflan- 
zen  durch  die  künstlichen  Bodenmischungen  in  der 
Land-,   wie   Gartenwii-thschaft  zu   bewirken  sind. 


Die 

internationale  Ausstellung 

von  .^flanjfn,  ^luinrn  uiib  anbcrcn  (Segenllänbrn 
bcr  Gärtnerei 

in  den  Tagen   vom  24.  April  bis    1.  Mai 

in  33rü.ssel. 

(Fortsetzung.) 

Die  44.  u.  45.  Aufgabe  betraf  die  Aroideen. 
3  ausgezeichnete  Sammlungen,  von  denen  aber  die 
der  botanischen  Gärten  in  Brüssel  und  Ant- 
werpen, als  öffentlichen  Instituten  gehörig,  nicTit 
konkurrirteu.  W^ertli  hatten  sie  dm-ch  die  im  All- 
gemeinen richtige  Benennung,  die  man  sonst  in  Bel- 
gien grade  nicht  bei  dieser  Familie  findet.  Die  Brüs- 
seler Sammlung  zeichnete  sich  ausserdem  dui'ch 
stattliche,  zum  Theil  selbst  riesige  Exemplare  in 
bester  Kultur  aus,  wie  man  sie  kaum  wo  anders 
findet.  Ein  Anthurium  glaucescens  hatte  6  Fuss 
hohe  Blätter,  während  ein  Philodendron  crassipes 
zur  riesigen  Schaupflanze  herangezogen  war.  Als 
Anthurium  palmatum  sahen  wir  A.  Ottoniauum. 
Von  besonderer  Schönheit  waren  ausserdem  Anthu- 
rium cucullatum,  Philodendron  bipinnatum,  Imbe 
und  grandifolium,  so  wie  Spathiphyllum  Friedrichs- 
thalii  (nicht  Frederickii)  und  Dieffenbachia  humilis 
in  Blüthe.  In  der  Sammlung  des  Antwerpener 
Gartens  war  ein  Anthurium  Hookeri,  dessen  Blät- 
ter 3^  Fuss  Länge  und  1  Fuss  Breite  besassen. 
Von  Seiten  der  Gärtner  war  keine  Bewerbung 
vorhanden. 

Die  Sammlung  der  Mad.  Legrelle  d'Hanis 
enthielt  wiederum  gut  kultivirte  Exemplare,  IG  an 
der  Zahl,  weshalb  ihr  der  erste  Preis  zugesprochen 
wurde.  Von  ihnen  zeichneten  sich  aus:  Anthurium 
membranuliferum,  lucidum,  metallicum,  unbedingt 
wohl  eine  gute  Art,  welche  aber  wegen  des  kaum 
vorhandenen  metallischen  Glanzes  der  Blätter  iliren 
Garten-Namen  ändern  müsste.  lieber  sie  werden  wir 
nächstens  in  einer  besonderen  Abhandlung  sprechen 
und  die  übrigen  Arten  mit  herzförmiger  Basis  anreihen. 


182 


Die  46.  u.  47.  Aufgabe  schrieb  35  buntblät- 
trige Pflanzen  vor.  Wiederum  war  es  Madame 
Legrelle  J'Hanis  in  Antwerpen,  welche  den 
ersten  Preis  davontrug.  Ihre  Sammlung  war  auch 
in  jeglicher  Hinsicht  ausgezeichnet.  Neues  sahen 
wir  zwar  nicht  darunter,  aber  manches  Seltene  und 
Interessante.  Der  bei  den  Neuheiten  erwähnte  bunt- 
blättrige  Hibiscus  Rosa  chinensis  war  als  H.  versi- 
color  vorhanden.  Ausserdem  führen  wir  auf:  Aglao- 
uema  commutatum,  Rhapis  flabelliformis  fol.  var., 
Chamaerauthemum  Beyrichii  in  Blüthe  und  mit  7 
Zoll  langen  und  4  Zoll  breiten  Blättern,  welche 
einen  silberweissen  Streifen  in  der  Mitte  haben, 
Campvlobotrys  regalis,  Ligeria  barbata  (Tapeiuotes 
Carolinae),  Franciscea  confertiflora  fol.  var.,  Anthu- 
rium  leuconeurou,  Eranthemum  rubronerviura,  (Gym- 
nostachys  Verschatleltii)   u.   s.   w. 

Den  zweiten  Preis  erhielt  van  den  Hecke  de 
Lembeke  in  Gent.  Marantaceen  waren  hier  in 
grösserer  Anzahl  vorhanden,  ausserdem  Eranthemum 
leuconeurou,  Gossignea  borbonica,  Echeveria  metal- 
lica  mit  keulenförmigen,  rosa -grünlichen  Blättei'n, 
oben  4  Zoll  breit,  Musa  vittata,  Piuanga  maculata, 
Gyinnostachyum  Verschaft'eltii  in  einem  besonders 
grossen  Exemplare.  Was  als  Tillaudsia  Caravel- 
lana  vorhanden  und  grade  in  Blüthe  sich  befand, 
möclite  sich  kaum  von  Cryptanthus  bivittatus  unter- 
scheiden. 

Von  Gärtnern  hatte  nur  Linden  sich  bewor- 
ben; ihm  wurde  auch  der  erste  Preis  zugesprochen. 
Aphelaiidra  Liboniaua  fanden  wir  früher  wegen  der 
schwach  hervortretenden  Zeichnung  auf  den  Blät- 
tern weniger  schön,  hat  sich  aber  die  prächtige, 
rothe  Aehre  entwickelt,  dann  möchte  die  Pflanze 
kaum  etwas  zu  wünschen  übrig  lassen.  Aglaonema 
comrautatiun  sahen  wir  hier  in  einem  grösseren 
Exemplare.  Die  fast  lederartigen  Blätter  sind  läng- 
lich und  mit  unregelmässigen  silbergrauen  Quer- 
flecken besetzt.  Ecliites  melaleuca  nimmt  sich  mit 
den  auf  dunkelgrüner  Fläche  gelblich-weiss  geäder- 
ten Blättern  sehr  gut  aus.  Besonders  schön  waren 
ausserdem:  Sphaerostema  marmoi-atum,  Heliconia 
metaUica,  Alocasia  zebrina  und  Phrynium  majesti- 
cum,  wahrscheinlich  eine  Form  des  P.  ornatum  oder 
regale,  aber  mit  rascherer  Vegetation  und  weniger 
empfindlich. 

48.  u.  4'J.  Die  nächste  Aufgabe  verlangte  nur 
25  buntblättrige  Pflanzen.  Wiederum  hatten 
Mad.  Legrelle  d'Hanis  und  van  den  Hecke 
de  Lembeke  sich  beworben  und  erhielten  die 
Preise.  Unter  der  Sammlung  der  ersteren  war  eine 
interessante  Aroidee  unter  dem  Namen  Dieffen- 
bachia  humihs  in  Blüthe;  wahrscheinhch  stellte  sie 
aber  eine  Aglaonema  dar,  deren  eirund-herzförmigen 
Blätter    von    5  Zoll    Länge    und    4  Zoll  Breite    auf 


jeder  Seite  des  Mittelnervens  weisse,  eine  Reihe  bil- 
dende punktähnliche  Flecken  besassen  und  auf  der 
Unterfläche  ganz  hell  waren.  Pothos  argyraea  war 
um  ein  eiförmiges  Gestell  gezogen,  was  2  Fuss  im 
Durchmesser  besass.  Dracaena  Terminalis  pendula 
vermögen  wir  kaum  als  Abart  zu  unterscheiden. 

Unter  den  Pflanzen  der  anderen  Sammlung  fiel 
uns  eine  Globba  nutans  foliis  vittatis  auf.  Sonst 
nennen  wir  noch  Zamia  picta,  Yucca  quadricolor 
u.  Maranta  variegata.  Ausserdem  hatte  sich  aber  auch 
noch  van  den  Ouwelant  in  Laeken  beworben. 
Schön  waren  in  dessen  Sammlung  die  buntblät- 
trige Ananas,  die  verschiedenen  Formen  der  Cor- 
dyline  Terminalis  rosea  und  Hoya  carnosa  varie- 
gata.     Gärtner  hatten    sich  nicht  beworben. 

50.  u.  51.  Es  schloss  sich  die  Aufgabe  für 
Marantaceen  an.  Madame  Legrelle  d'Hanis 
hatte  sich  sogar  mit  2  Sammlungen,  beide  ausge- 
suchte und  gut  kultivirte  Pflanzen  enthaltend,  be- 
woi'ben.  Beide  wurden  gekrönt.  Wer  eine  Mono- 
graphie dieser  Pflanzen  schreiben  will,  versäume 
nicht  in  den  Gewächshäusern  genannter  Dame  Stu- 
dien zu  machen,  wo  ihm  vorzügliches  ^Material  ge- 
boten wird.  27  Arten,  unter  denen  allein  25  Phry- 
nien,  waren  in  beiden  Sammlungen  vertreten.  Lin- 
den, der  ebenfalls  einen  Preis  erhielt,  hatte  nur 
Phrynien  ausgestellt,  die  er  zum  grössten  Theil 
selbst  eingeführt  hatte.  Bekanntlich  besitzt  Linden 
überhaupt  um  diese' leider  in  den  Zimmern  weniger 
gedeihenden  Blattpflanzen  grosse  Verdienste. 

52.  u.  53.  Auch  Sammlungen  von  Kaladieu 
wurden  als  Aufgabe  gestellt.  Ueber  diese  Pflanzen 
haben  wir  so  oft  und  ausfülirlich  gesprochen,  dass 
wir  uns  alles  Näiieren  entliehen  können ,  zumal 
nichts  Neues  sich  dabei  vorfand.  Von  den  Gärtnern 
erhielt  Ambr.  Verschaff elt,  von  den  Liebhabern 
Ferd.  Kegeljan  den  ersten  Preis,  während  der 
Mad.  Legrelle  d'Hanis  und  A.  Lemoinier  in 
Lille  silberne  Medaillen   zugesprochen   wurden. 

54.  u.  55.  Den  Kaladien  schloss  sich  eine  Auf- 
gabe für  Alokasien  und  Kolokasien  an.  Die 
beiden  eingegangenen  Sammlungen  der  Mad.  Le- 
grelle d'Hanis  und  Lindeu's  enthielten  die  bis 
jetzt  kultivirten  Arten  (mit  Ausnahme  der  von  mis 
beschriebenen  und  sehr  zu  empfehlenden  Colocasia 
euchlora)  vollständig  und  in  guter  Kultur.  Beide 
bekamen  auch  die  ersten  Preise.  LTntcr  den  Lin- 
den'schen  Pflanzen  befanden  sich  Alocasia  indica 
(macrorrhiza)  fol.  var.  und  zebrina,  ganz  besonders 
aber  Colocasia  albo- violacea,  in  sehr  grossen  und 
trotzdem  in  untadelhaften  Exemplaren.  Letztere 
ist,  wie  wir  früher  schon  uns  ausgesprochen,  eine 
Form  des  Xanthosoma  belophyllum,  welche  von  uns 
mit  dem  Beinamen  albo -violacea  belegt  ist.  Die 
Pflanze  bot  in  der  That    einen  wunderschönen  An- 


183 


blick  dar.  Die  prächtigen,  2^  Fuss  langen  Blätter 
befanden  sich  auf  blaiibereifteii  Blattstielen  von  3 
Fuss  Höhe,  deren  violette  und  zum  Theil  weisse 
Scheidenränder  gegen  das  übrige  Grün  einen  ange- 
nehmen Kontrast  bildeten.  Auch  Alocasia  singapo- 
rensis  schien  uns  ein  interessantes  Xantliosoma  mit 
getigerten  Blattstielen   zu  sein. 

56.  Buntblättrige  Orchideen,  die  gewöhn-  1 
lieh  unter  dem  Namen  Anecochilus  (Anoectochilus) 
begriflen  werden,  fangen  bei  uns  in  Deutschland 
an,  wiederum  seltener  zu  werden,  während  sie  im 
Auslande  fortwährend  beliebt  und  viel  gesucht  sind. 
Um  die  beiden  dafür  ausgesetzten  Preise  hatten 
sich  5  Bewerber  gefunden.  Die  ausgesetzten  Preise 
erhielten  A.  Verschaffelt  und  Mad.  Legrelle 
d'Hanis,  während  A.  van  Geert  in  Gent  ausser- 
dem noch  eine  silberne  Medaille  und  Laurentius 
in  Leipzig  eine  ehrenvolle  Erwähnung  erhielten. 
Ausserdem  hatte  aber  noch  der  botanische  Gar- 
ten in  Gent  duixh  seinen  Inspektor  van  Hnlle 
eine  Sammlung,  und  zwar  die  grösste,  ausgestellt. 
Als  öffentliches  Institut  konnte  derselbe  jedoch,  wie 
bereits   erwähnt,   nicht   konkurriren. 

57.  bis  60.  Es  kommen  4  Aufgaben  für  wich- 
tige und  interessante  Pflanzen:  einmal  für  tech- 
nisch-medizinische und  einmal  für  tropische 
Fruchtpflanzen.  Wir  enthalten  uns  darüber  zu 
berichten,  da  wir  in  einer  der  folgenden  Nummern 
eine  ausführliche  Abhandkuig,  zu  der  uns  das  hier 
gebotene  reiche  Material  zur  Grundlage  dienen 
wird,  bringen  werden.  Linden  konkurrirte  für 
beide  Aufgaben  und  erhielt  auch  für  beide  Samm- 
lungen den  ersten  Preis,  während  der  zweite  für 
Nutzpflanzen  Japan's  von  Siebold  zugesprochen 
wurde.  Liebhaber  hatten  sich  gar  nicht  beworben, 
wohl  war  aber  von  Seiten  des  botanischen  Gartens 
in  Gent  eine  ausgezeichnete,  möglichst  vollständige 
Sammlung  ausgestellt  worden. 

61.  u.  62.  Begonien  werden  in  Belgien  immer 
noch  gesucht;  doch  hatte  sich  nur  ein  Bewerber 
unter  den  Liebhabern,  der  Fabrikant  Barbanson 
in  Brüssel,   eingefunden,   der  auch   den  Preis  erhielt. 

63.  Die  Aufgabe  für  Cacteen  war  ebenfalls 
nur  einmal  erfüllt,  und  zwar  diu'ch  den  Bürgermei- 
ster Dedeyn   in   Ninove. 

64.  u.  65.  Von  Amaryllis  waren  4  ausge- 
zeichnete Sammlungen,  2  von  Liebhabern  und  2 
von  Gärtnern,  vorhanden.  Den  ersten  Preis  erhiel- 
ten Notar  Beaucarne  in  Eenaemen  und  Handels- 
gärtner Boelens,  Vater  und  Sohn,  in  Brüssel,  den 
zweiten  hingegen  van  den  Bossche  in  Gent  und 
Handelsgärtner  van  Driessche  in  Distelbergen  bei 
Gent.  Ueber  die  AmarylHs  wird  noch  besonders 
berichtet  werden,  ebenso  wie  über  die  meisten  der 
anderen  Florblumen  und  Blüthensträucher. 


66.  bis  69.  Für  50  blühende  Kamellien 
waren  2  Preise  ausgesetzt.  Den  ersten  erhielt  van 
den  Ouwelant  in  Laeken,  den  zweiten  Jean 
Verschaffelt  in  Gent.  Für  25  blühende  Ka- 
mellien aber  4  Preise,  (2  für  Liebhaber  und  2 
für  Gärtner).  Der  erste  wurde  dem  Notar  Beau- 
carne in  Eenaemen  und  dem  Handelsgärtner  Dom. 
Vervaene  pfere  in  Gent,  der  zweite  dem  Grund- 
besitzer Carolus  in  Löwen  zugesprochen.  Endlich 
wurden  noch  6  blühende  Kamellien,  ausgezeich- 
net in  der  Kultur  und  neu,  als  Aufgabe  gestellt. 
Vervaene  p&re  erhielt  den  ersten  und  zweiten 
Preis.  Ausserdem  hatten  sich  Jean  V  er  schaffeit 
in   Gent  und   Carolus  in   Löwen   beworben. 

70.  bis  74.  Für  Rhododendren  waren  10 
Preise  bestimmt  und  zwar  2  für  75  Exemplare  von 
Rh.  arboreum  und  dessen  Blendlingen  (Hybriden). 
Es  war  nur  1  Bewerber  hier  vorhanden :  der  Ban- 
quier  Degraet-Bracq  in  Gent,  der  auch  den  er- 
sten Preis  erhielt.  Für  eine  Sammlung  von  50  der- 
gleichen Rhododendren  waren  4  Preise  vorhanden. 
Liebhaber  hatten  sich  nicht  beworben,  dagegen  er- 
hielt unter  den  Gärtnern  P.  Byls  in  Gent  den  er- 
sten Preis.  Desto  mehr  Bewerber  waren  für  die 
Aufgabe  von  nur  25  dergleichen  Rhododendren  vor- 
handen. Unter  den  Liebhabern  erhielten  Bürger- 
meister de  Neuf  in  Campenhaut  und  van  den 
Ouwelant  in  Laeken  einen  ersten  Preis,  unter 
den  Gärtnern  Jacob  Makoy  &  Co.  in  Lüttich 
und  A.  Verschaffelt  in  Gent  einen  ersten,  Coen 
in   Laeken  den  zweiten   Preis. 

Wir  wollen  aber  nicht  versäumen,  auch  auf  die 
Rhododendren  des  Freilandes  aufmerksam  zu 
machen,  welche  Joseph  Bau  mann  in  Gent, 
ohne  zu  bewerben,  zur  Verfügung  gestellt  hatte. 
SämmtlicJie  Exemplare  hatten  die  Höhe  von  1,^  bis 
2  Fuss  und  eine  abgerundete  Form  und  waren 
reichlich  mit  Blüthen  übersäet.  Wie  sehr  muss 
man  bedauern,  dass  sie  bei  uns  (wenigstens  in 
Deutschland,  in  sofern  man  nicht  gut  deckt)  im  freien 
Grunde  nicht  aushalten  und  wir  daher  auf  diesen 
Blüthenschrauck  im   Freien  verzichten  müssen. 

75.  bis  80.  Azaleen  waren  in  noch  grösserer 
Anzahl  von  Bewerbungen  und  zum  Theil  in  aus- 
gezeichneter Kultur  vorhanden,  abgesehen,  dass  eine 
nicht  geringe  Menge  in  den  gemischten  Gruppen 
sich  vorfanden.  12  Medaillen  und  unter  diesen  die 
grosse  des  Grafen  von  Flandern,  waren  ausgesetzt. 
Die  letztere  erhielt  A.  Verschaffelt  in  Gent  für 
eine  Gruppe  von  50  Exemplaren,  wo  in  der  That 
jede  einzelne  eine  vollendete  Schaupflanze  darstellte. 
Ausserdem  wurden  aber  noch  den  gleichen  Ansprü- 
chen nachkommenden  Sammlungen  von  Mad.  Le- 
grelle d'Hanis  und  van  den  Hecke  de  Lem- 
beke  gleiche  Preise  zugesprochen.    Für  Sammlungen 


184 


von  nur  30  Exemplaren  erhielten  unter  den  Gärt- 
nern van  der  Meulen  den  ersten,  J.  Vervaene 
fils,  beide  in  Gent,  den  zweiten  Preis;  unter  den 
Liebhabern  van  den  Ouwelant  in  Laeken  den 
zweiten,  für  Sammlungen  von  nur  15  Azaleen  aber 
den  ersten  Preis.  Für  diese  Aufgabe  wurden  unter 
den  Gärtnern  der  erste  Preis  wiederum  van  der 
Meulen,  der  zweite  hingegen  Bruylant  in  Brüs- 
sel zugesprochen.  Endlich  war  eine  Aufgabe  für 
6  i:eue  und  zugleich  schöne  Azaleen  ausgestellt. 
Unter  den  7  Bewerbei-n  siegten  van  der  Cruys- 
sen  und  Vervaene  pfere  in  Gent,  welcher  letzte- 
rer aber  ausserdem  noch  für  seine  20  neuen  Azaleen 
eine  silberne  Medaille  erhielt.  Schliesslich  erwäh- 
nen wir  noch  der  25  Azaleen-Sämlinge,  welche  ohne 
Bewerbung  Humann,  der  Präsident  der  Gartenbau- 
Gesellschaft  in  Mainz,  ausgestellt  hatte  und  die  man- 
ches Schöne  enthielten. 

81.  Der  Aufgabe  einer  umfassenden  Sammlung 
von  Liliaceen,  Amaryllideen  und  Irideen  war  nm* 
einmal  genügt,  aber  in  entsprechender  Weise,  und 
zwar  von  dem  Grundbesitzer  van  der  Linden  in 
Antwerpen.  Die  meisten  Arten  mögen  wohl  in 
Belgien  aushalten,  nicht  aber  bei  uns,  wo  doch  ein 
rauheres  Klima  herrscht.  Trotzdem  gibt  man  bei 
uns  doch  viel  zu  wenig  auf  diesen  Frühlingsschmuck. 
Ixien,  Sparaxis- Arten  und  Vieusseuxien  sieht  man 
bei  uns  fast  gar  niclit. 

82.  u.  83.  Wieder  folgen  baumartige  Lilien,  und 
zwar  zunächst  eine  Aufgabe  von  20  Yukken,  der 
von  2  Liebhabern  und  von  2  Gärtnern  entsprochen 
war.  Die  Sammlungen  der  beiden  letzteren  waren 
möglichst  vollständig  und  in  bester  Kultur.  Da  wir 
uns  vorgenommen  haben,  noch  speziell  darüber  zu 
berichten,  übergehen  wir  hier  alles  Nähere  und 
bemerken  um-,  dass  Jean  Verschaffelt  in  Gent 
den  ersten,  de  Beukelaer  in  Brüssel  den  zweiten 
Preis  erhielt,  unter  den  Liebhabern  aber  van  der 
Maelen  in  Brüssel  den  ersten  vuid  Mad.  Ver hülst 
in  Stalle  sous  Uccle  den  zweiten  Preis. 

84.  u.  85.  Audi  hinsichtlich  der  Agaveen 
wurde  vorzüglich  entsprochen.  Es  waren  die  Samm- 
lungen in  einer  Vollständigkeit  vorhanden,  wie  man 
sie  bei  ims  im  botanischen  Gai'ten  zu  Berlin,  im 
fürstlichen  Garten  zu  Dyck  und  bei  dem  General 
V.  Jacoby,  jetzt  in  Breslau,  sieht.  Dieselben  zwei 
Gärtner,  welche  Vorzüglichstes  in  Betreff  der  Yuk- 
ken und  Dräcäneen  geleistet,  Jean  Ver  seh  af  feit 
und  de  Beukelaer,  erliielten  auch  hier  wiederum 
die  Preise,  wäln-end  unter  den  Liebhabern  Notar 
Beaucarne  zu  Eenaemen  und  Mad.  Legrelle 
d'Hauis  die   Preise  erhielten. 

86.  bis  91.  Seclis  verschiedene  Aufgaben  waren 
für  Rosen  gestellt.  100  Exemplare  in  75  Sorten 
allen  Ansprüchen  nachkommend  verlangt  grosse  Vor- 


bereitungen; doch  war  5  Mal  dieser  Aufgabe  ent- 
sprochen. Die  Pflanzen  besassen  eine  gute  Belau- 
bung und  die  Blumen  waren  vollkommen  entwickelt, 
so  dass  kaum  ein  Unterschied  zwischen  ihnen  und 
den  im  Freien  aufblühenden  gefunden  werden  mochte. 
Wer  jedoch  die  in  der  Ausstellung  in  Mainz  Mitte 
April  vorigen  Jahres  gesehen  hat,  wird  letzteren 
doch  den  Vorzug  geben  müssen.  Den  ersten  Preis 
erhielt  Peters,  Handelsgärtner  und  vorzugsweise 
Blumist  in  Brüssel,  den  zweiten  dagegen  Märest 
et  fils,  Handelsgärtner  in  Paris,  während  Medaer 
fils  als  Accessit  für  gute  Kultur  noch  eine  silberne 
Medaille  zugesprochen  erhielt.  Ausserdem  hatten 
sich  noch  beworben  de  Kerck  und  van  Assche, 
beide  in   Brüssel. 

Der  Aufgabe  von  nur  50  blühenden  Rosen 
hatte  von  Seiten  der  Liebhaber  nur  van  den 
Ouwelant  entsprochen;  er  erhielt  den  zweiten 
Preis.  Gärtner  waren  wiederum  5  nachgekommen. 
Der  erste  Preis  wurde  Renand  in  Paris  zugespro- 
chen, der  zweite  hingegen  wiederum  Peters  in 
Brüssel  und  Gh.  et  P.  Alberdienst  in  Gent, 
während  ausserdem  Coen  in  Laeken  und  van 
Assche  in  Brüssel  ausgestellt  liatten.  Der  Auf- 
gabe von  25  blühenden  Rosen  war  man  ebenfalls 
mehr  von  Seiten  der  Liebhaber  nachgekommen. 
Humann  in  Mainz  erhielt  den  ersten  Preis,  zumal 
es  Sämlinge  waren,  van  den  Ouwelant  hinge- 
gen den  zweiten.  Die  beiden  anderen  Aussteller 
waren  Tertzweil-Boucqu^  in  Gent  und  Mad. 
Verhulst  in  Stalle.  Von  Gärtnern  hatte  nur  van 
Assche  in  Brüssel  ausgestellt.  Endlich  verlangte 
noch  eine  Aufgabe  12  neue  und  zugleich  blüliende 
Sorten;  ihr  waren  van  Assche  und  de  Kerck  in 
Brüssel  nachgekommen,  ohne  aber  einen  Preis  zu 
erhalten. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Aiisstelliiiig 

Öes  StcUiiicr  ijarteiiöttihücrciiics. 

Mit  Bezug  auf  das  Programm  für  die  zweite 
vom  Stettiner  Gartenbau- Vereine  hier  in  den  Tagen 
vom  26.  bis  28.  Juni  c.  zu  veranstaltende  Aus- 
stellung von  Pflanzen,  Blumen,  Gemüse, 
Obst  etc.  bitten  wir  wiederholt  ergebenst,  die  Aus- 
stellung recht  zahlreich  zu  beschicken  und  die  An- 
meldungen auch  zeitig,  bis  spätestens  den  15.  Juni  an 
imseren  Vorsitzenden,  Herrn  Rentenbank-Buchhalter 
Kurtz,   einzureichen. 

Stettin  den  24.  Mai  1864. 

Das  (omite 

für  die  zweite  Ausstellung  des  Stettiner 
Gartenbau- Vereines. 


Verlag  von  Karl  Wiegaudt  iu  Berliu, 
Eommandanten-Strasse  No.  62. 


Druck  der  C.  Feiste  r 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Flatz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  zur  ßeförderiiiiu;  des  Gartenbaues  in  den  Könis:!.  Preussisclien  Staaten 


für 


No.  24. 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur : 
Professor  I>r-  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 

Berlin,  den    18.  Juni 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 

Inhalt:  Bericht  über  die  Königl.  Gärtner-Lehranstalt  und  Landesbaumschule  zu  Potsdam  für  das  Verwaltungsjahr  18"'/, ,.  Von 
C.  Beuche,  Inspektor  des  Kgl.  bot.  Gartens.  —  Beschorneria  yuccoides  der  Gärten.  —  Die  internationale  Ausstellung 
Ton  Pflanzen,  Blumen  u.  anderen  Gegenständen  der  Gärtnerei  in  den  Tagen  vom  24.  April  bis  1.  Mai  in  Brüssel.  (Sehluss.) 

Sonntag,  den  Itl.  .Iiini,  i\arhinittags  'i  lllir,  tinilet  im  Englisi-Iien  Hause  die  Fest-Versaninilung  des  Vereines  zur  Be- 
förderung des  (iartcnbaues  statt,  worauf  das  gcnieinscliaftliciie  littagsniahl  (um  3  llir)  erfolgt.  Die  Fest -Ausstellung 
ist  in  der  Hönigliclieu  Thierarzneisehule  (Louiseustrasse  IVo.  56)  am  19.  und  20.  Juni. 


Bericht 

üßer  Ue  -Königf.  c9ttrtuerfcf)r=ilu)la[t  imö  £aiil)ßs= 
-Kauml'djufß  511  potsöaiii 

für  bas  Uenunltunfi9-<3al)r  18<'764. 

Von  C.  Bouche,  Inspektor  des  Königl.  botan.   Gartens. 

Um  mich  der  ehrenvollen  Pflicht,  welche  mir 
durch  das  Mandat  eines  Kurators  der  beiden  ge- 
nannten Anstalten  zugewiesen  ist,  zu  entledigen, 
beehre  ich  mich,  den  Mitgliedern  des  Vereines  den 
Bericht  pro    l8'''^/e^  hierdm-ch  ergcbenst  abzustatten. 

Beide  Anstalten  bieten  in  jeder  Hinsicht  einen 
höchst  befriedigenden  Zustand  und  legen  ein  sehr 
günstiges  Zcugniss  für  ihren  Leiter,  ihre  Lehrer 
und   Verwaltungsbeamte   ab. 

Am  7.  April  d.  J.  fand  in  Potsdam  die  Prüfung 
der  Zöglinge    der  Königl.   Gärtnerlehr- Anstalt   statt. 

Der  Hofgärtner,  Prof.  Legier,  der  den  Unter- 
richt über  Chemie,  Physik  und  Mathematik  ertheilt, 
prüfte  die  Zöglinge,  indem  er  ihnen  Fragen  über 
die  zur  Entwickelung  der  Pflanzen  erforderlichen 
Faktoren  vorlegte,  und  alsdann  auf  die  chemische 
Untersuchung  des  Wassers  überging,  um  zu  ermit- 
teln, ob  sich  Antheile  von  Eisen,  Blei,  Kupfer, 
Zinn  oder  dergleichen  darin  befinden;  die  zur  Er- 
mittelung nöthigen  Experimente  wurden  von  den 
Eleven  mit  grosser  Sicherheit  ausgeführt.  Auf  die- 
selbe Weise  wurden  Fragen  über  Physik  beant- 
wortet. Ebenso  zeigten  auch  die  Zöglinge  vollstän- 
dig befriedigende  Kenntnisse  in  der  Arithmetik  und 


Geometrie,  indem  sie  nicht  nur  arithmetische  Auf- 
gaben mit  Sicherheit  berechneten,  sondern  auch  ma- 
thematische Figuren  mit  praktischer  Fertigkeit  kon- 
struirten,  Flächen,  Körper,  Baumhöhen  und  Nivelle- 
ments von   Wegen  zur  Zufriedenheit  berechneten. 

Der  Direktor  Baumgart,  mit  dem  botanischen 
Unterrichte  betraut,  hatte  über  Pflanzenformen  unter 
Berücksichtigung  der  natürlichen  Verwandtschaft  der 
Pflanzen  vorgetragen.  Um  seine  Schüler  nicht  mit 
Systemkunde,  Terminologie  und  Erklärung  der  ein- 
zelnen Pflanzentheile  zu  langweilen,  hatte  er  diese 
Zweige  des  botanischen  Studiums  in  sehr  geschick- 
ter Weise  in  allgemeine,  fast  populäre  Vorträge 
eingekleidet  und  dabei  auch  auf  die  vorweltHchen 
Pflanzen  hingewiesen.  Die  Zöglinge  hatten  daher 
nicht  nur  eine  allgemeine  Anschauung  der  Pflan- 
zenwelt und  deren  Leben  erhalten,  sondern  waren 
auch  im  Stande,  die  einzelnen  Theile,  als  Früchte, 
Blumen    u.  s.  w.,   vollständig  zu   erklären. 

Der  Hofgärtner  Meyer  prüfte  die  Zöglinge  im 
Zeichnen  von  Perspektiven,  um  Gegenstände  nach 
den  Regeln  der  Perspektionslehre  richtig  aufzuneh- 
men, was  zum  Beweise  an  einer  Wandtafel  nach 
einer  gestellten  Aufgabe  ausgeführt  wurde,  woraus 
sich  ergab,  dass  sich  die  Schüler  befriedigende 
Kenntnisse  in  der  Konstruktion  des  perspektivischen 
Grundrisses  und  der  Ansicht  erworben  hatten.  Für 
die  Fertigkeiten  in  dem  Landschaftszeichnen  und 
Planzeichnen,  entweder  durch  eigene  Aufnahme 
eines  Terrains,  Kopiren  von  Plänen  oder  durch  das 
Entwerfen  derselben  nach  einer  bestimmten  Aufgabe 

24 


186 


von  Seiten  des  Lehrers  sprachen  die  zur  Zufrieden- 
heit ausgeführten  und  dem  Kuratorio  vorgelegten 
Zeichnungen   und   PUine. 

Der  Obergärtner  Reuter,  wek'her  den  prakti- 
schen Unterricht  über  Gärtnerei  zu  ertheilen  hat, 
prüfte  die  Zöglinge  über  Baumzucht,  Vermehrung 
durch  Aussaat,  Ableger,  Stecklinge,  Veredelung, 
Aufbewahrung  der  Samen  u.  s.  w.,  sodann  über 
Eintheilung  der  Obstarten,  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  Aepfcl,  ferner  über  Pflaumen-,  Kirschen- 
und  Erdbeertreiberei,  so  wie  über  den  Anbau  eini- 
ger Gemüse.  Auch  hierbei  wurden  die  Fragen  mit 
richtigem  Verständnisse  der  Sache  beantwortet. 

Der  Blumenmalcr  Kenneb  er  g  legte  eine  grosse 
Zahl  von  Zeichnungen  nach  den  alhnähligen  Fort- 
schritten seiner  Schüler  vor,  welche  nicht  nur  aus 
Kopien,  sondern  auch  aus  wohlgelungenen  Zeichnun- 
gen nach  der  Natur  bestanden;  es  war  nicht  zu 
verkennen,  dass  einzelne  Eleven  ganz  besondere 
Anlagen  "für  das  Blumenzeichnen  und  Malen  be- 
sassen. 

Möchten  recht  viele  der  Zöglinge  die  Wohltha- 
ten  und  den  Werth  dieser  Anstalt  und  die  Bemü- 
hungen iin-er  Lehrer  auch  auf  ihrer  zukünftigen 
gärtnerischen  Laufbahn  zu  würdigen   wissen. 

Die  meisten  der  Zeugnisse  von  Zöglingen,  die 
nach  beendetem  Kursus  von  der  Anstalt  entlassen 
wurden,  führten  das  Prädikat  recht  gut,  wenige 
gut.  Nur  einem  Zöglinge  konnte  kein  Zeugniss 
verabfolgt  werden,  indem  seine  Fortschritte,  und 
leider  wohl  aus  eigner  Schuld,  während  zweier 
Jahre  zu  gering  gewesen    waren. 

Bis  dahin  bestand  die  L  Abtheilung  der  An- 
stalt aus  6,  und  die  2.  Abtheilung  ebenfalls  aus  6 
Zöglingen,  dahingegen  das  Listitut  der  Routiniers 
aus  12  Theilnehmern.  An  Anmeldungen  zur  Auf- 
nahme junger  Gärtner  fehlte  es  nicht,  so  dass  beide 
Anstalten  auch  während  des  nun  schon  begonnenen 
Betriebsjahres  keine  Verminderung  in  der  Frequenz 
erfahren  werden. 

Auch  das  Kassenwesen  beider  Anstalten  befin- 
det sich  in  einem  höchst  befriedigendem  Zustande, 
indem  sowohl  die  Gärtnerlehr-Anstalt,  wie  auch  die 
Landesbaumschule  schon  seit  Jahren  mit  Ueber- 
schüssen  abgeschlossen  haben. 

Bei  der  Gärtnerlehr-Anstalt  sind  diese  zwar 
nicht  bedeutend,  aber  doch"  so,  dass  man  sich  ver- 
anlasst fühlte,  sie  dem  Staate  zur  Rückgabe  zu 
offeriren,  womit  ich  mich  jedoch  nicht  einverstan- 
den erklären  konnte;  ich  habe  mir  erlaubt,  einen 
Antrag  zu  stellen,  den  Uebcrschuss  der  Lehr-An- 
«talt  auch  fernerhin  zu  belassen ,  um  daraus  ein 
Stammkapital  für  einen,  mit  dieser  Anstalt  nahe  in 
Verbindung  stehenden,  höchst  nützlichen  Zweck  zu 
bilden.      Hoffentlich    wird    das    hohe    Königl.    land- 


wirthschaftliche  Ministerium,  die  Nützlichkeit  der 
Sache  erkennend,  die  Geneigtheit  haben,  diese  Er- 
sparnisse der  Anstalt  gewogentlichst  zu  belassen 
oder  die  Befürwortung  des  Antrages  zu  unterstützen. 
Die  nicht  unbedeutenden  Ueberschüsse  der  Kö- 
niglichen Landesbaumschule  sind  durch  die  umsich- 
tige Verwaltung  und  aus  dem  Verkauf  von  Gehöl- 
zen erzielt  worden.  Die  Zinsen  des  angesammelten 
Kapitals  hat  man  dazu  verwendet,  um  die  Betriebs- 
kosten bestreiten  zu  können,  indem  sich  die  An- 
fordcruns:en  des  Publikums  um  Gehölze  und  Obst- 
bäume  von  Jahr  zu  Jahr  gesteigert  haben  und  des- 
halb die  Kulturstücke  nach  und  nach  vergrössert 
werden  mussten. 


Beschoiiici'ia  yiiecoides  der  Gärten. 

Seit  ohngefähr  7  Jahren  befindet  sich  eine 
Agavee  unter  dem  Namen  Beschorneria  yuccoides 
in  den  Gärten,  welche  direkt  aus  Mexiko,  wenn 
wir  nicht  irren,  durch  Rözl  eingeführt  wurde. 
Wir  haben  von  ihr  zuerst  in  der  Wochenschrift 
(2.  Jahrg.  S.  336)  Kunde  gegeben  und  sie  dann 
im  nächsten  Jahrgange,  (Seite  63)  in  unserer  Mo- 
nographie der  Agaveen  als  besondere  Art  aufge- 
stellt. Seitdem  haben  wir  sie  verschiedentlich  iii 
mehrern  Gärten  und  in  grösseren  und  kleineren 
Exemplaren  gesehen  und  die  Beobachtung  gemacht, 
dass  unter  diesem  Namen  wohl  sogar  2  verschiedene 
Beschornerien  kultivirt  werden  mochten.  Da  wir 
aber  wussten,  wie  sehr  Agaveen  nach  ihrem  Alter 
und  nach  ihrer  Kultur  ändern,  so  wagten  wir  so 
lange  keine  bestimmte  Entscheidung  zu  geben,  als 
wir  nicht  beide  neben  einander  in  Blüthe  gesehen 
und  verglichen  hätten.  Zwar  gab  in  demselben 
Jahre  (1860),  ein  halbes  Jahr  später,  als  wir  B. 
yuccoides  beschrieben  hatten,  auch  Hooker  im 
botanical  Magazine  (tab.  5203,  s.  auch  Wochenschr. 
4.  Jahrg.  S.  44)  die  Beschreibung  und  Abbildung 
der  andern  Art,  und  zwar  ebenfalls  unter  dem  Na- 
men B.  yuccoides.  Es  war  uns  jedoch  nicht 
klar,  ob  diese  zweite  Beschorneria  yuccoides  eine 
gute  Art   oder  nur  eine  Abart  darstellte. 

Der  Herausgeber  der  botanischen  Zeitung,  Pro- 
fessor V.  Schlechtendal  in  Halle,  hatte  3  Jahre 
später  Gelegenheit,  unsere  B.  yuccoides  in  Blüthe 
zu  beobachten  und  gab  in  genannter  Zeitschrift 
eine  zwar  umfassende,  aber  zur  Unterscheidung 
beider  Arten  doch  nicht  ausreichende  Beschreibung 
und  eine  sehr  gute  Abbildung  eines  Blüthenzwei- 
ges.  Die  von  Hooker  abgebildete  Pflanze  hält 
V.  Schlechtendal  aber  ohne  Weiteres  für  iden- 
tisch   mit   der    seinigen;     die     abweichenden    Anga- 


187 


ben  sind  nach  ihm  nur  Ungenauigkeiten ;  Hookcr  hat 
aber  grade  die  charakteristisclien  Merkmale  seiner 
Pflanze  gut  lierausgehoben.  Dass  wir  zuerst,  und  zwar 
ein  halbes  Jahr  vor  Hooker,  eine  Beschorneria 
yuccoides  aufgestellt  haben,  erwähnt  v.  Schlech- 
teudal  auch  nicht  mit  einem  Worte;  meine  mehr- 
fach benutzte  und  auch  zweimal  in's  Französische 
übersetzte  Monographie  scheint  dem  Herausgeber 
einer  botanischen  Zeitung,  die  sonst  von  Zeit  zu 
Zeit  sehr  gute  Litteratur- Berichte  gibt,  demnach 
gänzlich   unbekannt  geblieben   zu   sein. 

Bei  Gelegenheit  der  jetzigen  Brüsseler  interna- 
tionalen Ausstellung  von  Pflanzen  und  Blumen  hat- 
ten wir  die  Freude,  beide  als  Beschorneria  yuccoi- 
des beschriebene  Arten  in  Blüthe  zu  sehen.  Eine 
genaue  Vergleichung  Hess  uns  über  die  Verschie- 
denheit beider  gar  keinen  Zweifel.  Es  dürfte  des- 
halb wohl  von  Interesse  sein,  hier  eine  genaue 
Diagnose  nebst  Beschreibung  beider  zu  geben.  Da 
wir  dem  Namen  Beschorneria  yuccoides  zuerst 
eine  wissenschaftliche  Bedeutung  gaben,  so  sehen 
wir  uns  auch  gezwungen,  den  Hooker'schen  Na- 
men  umzuändern. 

1.  B.  yuccoides  C.  Koch,  in  Wochenschr.  3. 
Jahrg.,  S.  63:  Subacaulis;  Folia  perennantia,  subtus 
sublaevia,  margine  scabriuscula,  anguste  elliptica, 
glauca,  pergamenea-coriacea;  Scapus  strictus,  viridis, 
supra  medium  horizontaliter-ramosus,  Flores  bini, 
teruive,  penduli,  distantcs. 

Die  Pflanze  besitzt  kein  hübsches  Ansehen, 
zumal  die  eigenthümliche  blaugi'üne  Färbung,  die 
nicht  gleich  ist  und  in  Streifen  erscheint,  dasselbe 
beeinträchtigt.  Die  Blätter  haben  eine  Länge  von 
gegen  2  Fuss  und  oberhalb  der  Mitte  eine  Breite 
von  gegen  2};  bis  3  Zoll;  daselbst  schmälert  sich 
das  Blatt  auf  beiden  Seiten  fast  in  grader  Linie  in 
eine  Spitze  zu,  die  Ränder  erheben  sich  aber  über 
die  sonstige  Fläche,  und  zwar  gegen  das  obere 
Ende  so  sehr,  dass  sich  eine  tiefe  Rinne  bildet. 
Die  Oberfläche  ist  vollständig  glatt,  die  Unterfläche 
aber  beim  Anfühlen  sehr  schwach  rauh,  bisweilen 
kaum  bemerkbar.  Auch  der  Rand  ist  mit  nur  sehr 
feinen,  nicht-sicht-,  sondern  nur  fühlbaren  Zähnchen 
versehen.  Ausserdem  sind  die  Blätter  ziemlich  steif, 
stehen  grade  ab  und  haben  eine  dickhche,  lederar- 
tige  Konsistenz. 

Der  bisweilen  bis  6  Fuss  und  selbst  höher  wer- 
dende Schaft  hat  eine  grünliche  Farbe  und  besitzt 
unten  eine  Stärke  von  ^  bis  höchstens  i  ^oll.  An 
ihm  befinden  sich  röthlich-grünliche  und  lanzettför- 
mige Schuppen-Blätter  mit  einer  Breite  von  1^  Zoll, 
welche  eine  weiche  Konsistenz  haben  und  sich  als- 
bald zurückschlagen.  Oberhalb  der  Mitte  beginnt 
die  Verästelung,  indem  aus  den  W^inkeln  der  Deck- 
blätter fusslange  Aeste  in  ziemlich  horizontaler  Rich- 


tung abgehen.  Nur  an  den  Spitzen  erscheinen 
diese  etwas  übergebogen.  Sie  haben  in  kurzen 
Entfernungen  eirund-spitze,  kurze  Deckblätter,  aus 
deren  Winkeln  2  und  3  grüne,  bis  zu  2  Zoll  lange 
Blüthen  herunterhängen.  Im  Uebrigen  hat  von 
Schlechtendal  eine  so  gute  Beschreibung  gege- 
ben, dass  wir  diese  füglich  hier  übergehen  können. 

2.  B.  Dekosteriana  C.  Koch:  Subacaulis;  Fo- 
lia perennantia,  subtus  aspera,  margine  subtiliter 
serrulata,  elliptica,  glauca,  coriaceo  -  crassiuscula; 
Scapus  ad  partem  supremam  curvatus,  coloratus, 
superne  ramis  brevibus,  apice  recurvatis  et  floriferis; 
Flores   bini,  approximati.   , 

Ist  im  Allgemeinen  grösser  und  stärker,  als  die 
vorige  Art,  obwohl  der  nach  oben  übergebogene 
Schaft  in  der  Regel  nicht  5  Fuss  Höhe  zu  errei- 
chen scheint.  Er  ist  aber  weit  dicker  und  stärker 
und  zeichnet  sich  durch  eine  rothe  Färbung  aus, 
die  auch  an  den  weit  grösseren  schuppenähulichen 
Blättern  und  den  Deckblättern  mehr  oder  weniger 
erscheint.  Selbst  die  gelblich -grünlichen  Blüthen 
haben  gegen  die  Basis  hin  eine  gelblich -röthliche 
Färbung.  Diese  stehen  gepaart,  meist  8,  höchstens 
10  an  der  Zahl,  am  obern  Theil  der  kurzen  Aeste 
die  mit  der  Spitze  des  Schaftes  überhängen,  so 
dass  die  Oeffnung  der  Blüthe  meist  nach  unten 
sieht. 

Wie  bei  der  vorigen,  haben  die  Blätter  eine 
blaugrüne  Farbe,  wekiie  aber  noch  ungleicher  ist 
und  sich  in  der  Regel  in  schiefen  Streifen  kund 
gibt.  Sie  sind  im  Durchschnitt  weit  grösser,  na- 
mentlich breiter;  die  unteren  haben  oft  in  der  Mitte 
einen  Breiten  -  Durchmesser  von  4J-  Zoll  bei  einer 
Länge  von  3  Fuss  und  selbst  mehr.  Ihre  Konsi- 
stenz ist  weit  sclilaff'cr,  so  dass  nur  die  Innern  und 
schmälern  aufrecht  stehen,  die  andern  hingegen  eine 
mehr  horizontale  Richtung  haben.  Die  Unterfläche 
ist  rauher,  als  bei  denen  der  B.  yuccoides;  ebenso 
fühlt  sich  der  Rand  wegen  seiner  scharfen,  wenn 
auch  kaum  sichtbaren  Zähncheu  sehr  rauh  an.  Die 
Oberfläche  ist   dagegen   ganz  glatt. 

Die  schuppenähnlichen  Blätter  des  Schaftes  ha- 
ben bei  einer.  Breite  von  2  Zoll  und  mehr  eine 
Länge  von  4^  Zoll  und  sind  mehr  zurückgebogen, 
als  zurückgeschlagen,  auch  aufrecht;  es  gilt  dieses 
namentlich  auch  von  den  ähnlichen  Deckblättern, 
aus  denen  die  4  bis  6  Zoll  langen  Aeste  hervorge- 
hen. Die  Deckblättchen,  in  deren  Winkeln  stets  2 
Blüthen  entspringen,  sind  häutig-weiss  und  durch- 
sichtig und  haben  eine  länglich -lanzettförmige  Ge- 
stalt, so  wie  die  Länge  eines  Zolles,  so  dass  sie  die 
Blüthenstiele  mehr  als   das  Doppelte  überragen. 

Die  Blüthen  sind  mit  der  Spitze  des  Stieles  ge- 
gliedert und  fallen  rasch  ab,  wenn  sie  nicht  be- 
fruchtet werden;   sie  haben  eine  Länge  von   2  Zoll. 

24* 


188 


Ihre  Farbe  ist  mit  Ausiiabme  des  9  Linien  langen, 
durcbaus  grünen  Fruchtknotens  mehr  gelblifb-grün, 
gegen  die  Basis  hin  erscheinen  sie  gelblich-roth.  Beim 
Trociinen  werden  sie  sogar  schön  gelb.  Die  G  Blu- 
menblätter, .von  denen  die  3  äusseren  schmäler  sind 
und  die  Räuder  der  3  Innern  decken,  bilden  eine 
Köhre  und  sind  nur  au  den  Spitzen  etwas  zurück- 
geschlagen. 

Auf  dem  Fruchtknoten  stehen  die  6  Staubge- 
tasse,  ohne  aus  der  Blume  herauszm'agen.  Ihre 
Fäden  ähneln  etwas  denen,  wie  sie  bei  den  Fur- 
cräen  vorkommen,  indem  sie  oberhalb  des  unteren 
Viertel  breiter  werden,  nach  aussen  einen  Winkel 
bilden  und  mit  sehr  feinen,  durchaus  aber  mit  den 
blossen  Augen  nicht  sichtbaren  Wärzchen  bedeckt 
sind.  Von  der  Mitte  an  werden  sie  wieder  schmä- 
ler und  stehen  grade  in  die  Höhe.  Der  Staubbeu- 
tel ist  in  der  Mitte  des  Rückens  befestigt  und 
schwebend.  Von  gleicher  Länge  mit  den  Staubfä- 
den ist  der  unten  Sseitig-pyramidale,  in  einen  Fa- 
den auslaufende  Griffel  mit  kleiner,  kaum  etwas 
breiterer  Narbe.  Der  Fruchtknoten  enthält  in  jedem 
der  3  Fächer  längliche  und  auatiope  Eichen  in  2 
Reihen.  Wir  haben  die  Pflanze  zu  Ehren  des  Be- 
sitzers der  blühenden  Pflanze,  an  der  wir  unsere 
Untersuchungen  und  Vergleichungen  machen  konn- 
ten, des  Kunst-  und  Handelsgärtners  Dekoste r 
in  Brüssel,  genannt. 

Wir  schliessen  hier  die  dritte  und  älteste  Be- 
schornerie  an,  welche  Kunth  zur  Gründung  des 
Genus  Veranlassung  gab. 

3.  B.  tubiflora  Kth  enum.  plant.  V,  p.  844. 
Acaulis;  Folia  subtus  scabriuscula,  margine  subtili- 
ter  serrulata,  cariuato-caniculata,  viridia,  molUa;  Sca- 
pus  strictus,  simplex,  Flores  fasciculato-congesti,  nu- 
tantes. 

Eine  nur  botanisch-wichtige  Art,  welche  wesent- 
lich von  den  beiden  genannten  Arten  sich  durch 
die  grünen  Blätter  unterscheidet.  Da  diese  zwar 
nicht  jährlich  sich  erneuern ,  doch  aber  nicht  so 
lange  dauern,  als  bei  den  beiden  andern,  so  bilden 
sie  eine  Annäherung  zu  unserer  Tuberose,  Polian- 
thes  Tuberosa  L.,  welche  übrigens  ebenfalls  zu  den 
Agaveen  gerechnet  werden  muss.  Eine  Polianthes, 
welche  v.  Martius  in  München  unter  dem  Namen 
P.  maculata  beschrieben  hat,  ist  sicher,  wie  auch 
schon  Kunth  vermuthet,  eine  Agave,  welche  in 
die  Nähe  von  A.  virginica  L.  (nicht  Mill.)  ge- 
bracht werden  muss. 

Ob  Beschorneria  als  Genus  beibehalten  werden 
kann,  ist  zweifelhaft,  da  eigentlich  nur  die  einge- 
schlossenen  Stäubgefässe  unterscheiden. 


Die 

iiitci'iiatioiialc  Aussteliiiiig 

von  ^flanjcn,  i3luincn  unJj  anlicrcn  CStgcnllänbcii 
lirr  ©ärtncrci 

in  den  Tagen   vom  24.  April  bis   1.  Mai 

in  13rüssel- 

(Schluss.) 

92.  Es  wurden  20  blühende  Eriken  und  Epa- 
kris  verlangt.  Nur  Dalliöre  in  Gent  hatte  ent- 
sprochen und  erhielt  auch  den  ersten  Preis. 

93.  Wenigstens  15  blühende  Akazien  Neu- 
hollands waren  die  nächste  Aufgabe.  Von  den  bei- 
den Gruppen  von  Jean  Verschaffelt,  welcher 
allein  sich  beworben,  erhielt  eine  jede  einen  Preis. 
Sehr  hübsche,  uns  zum  Theil  unbekannte  Arten, 
befanden  sich  darunter.  Wir  wünschten  wohl,  dass 
diesen  Blüthensträucheru  von  Seiten  der  Liebhaber 
mehr  Aufmerksamkeit   zugewendet   werden    möchte. 

94.  u.  95.  Für  Blumenzwiebeln  waren  2 
Aufgaben  gesetzt:  eine  für  Hyazinthen,  die  andere 
für  Tulpen  und  Narzissen.  Die  eigentliche  Zeit 
zum  Treiben  war  bereits  vorüber,  doch  hatte  der 
Grund-Eigenthümer  van  der  Linden  in  Antwer- 
pen noch  zwei  hübsche  Sammlungen,  die  beide  auch 
den   ersten  Preis  erhielten,   ausgestellt. 

96.  Hex  sind  wegen  der  mannigfachen,  zum 
Theil  barocken  Form  der  immergrünen  Blätter 
fortwährend  in  Belgien,  so  wie  auch  in  Deutsch- 
land und  sonst,  beliebt.  Der  Aufgabe  einer  Samm- 
lung von  25  Arten  oder  Formen  war  auch  vierfach 
entsprochen.  Rosseeis  ain(5,  Garten-Architekt  in 
Löwen,  hatte  sogar  eine  Sammlung  von  52  Arten 
und  Sorten  ausgestellt,  so  dass  sie  wohl  Alles  ent- 
hielt, was  in  dieser  Hinsicht  bekannt  ist.  Liebha- 
ber konnten  hier  eine  Auswahl  treffen.  Es  kam 
noch  dazu,  dass  alle  Exemplare  sich  in  vorzüglicher 
Kultur  befanden.  Ins  gefielen  am  meisten  Hex 
ferox  mit  goldgelb-  und  weiss  panachirten  Blättern, 
variabilis  tricolor,  die  dunkellaubige  I.  nigricans, 
so  wie  die  freudiggrüne  I.  elegans,  beide  mit  gold- 
gelben Blatträndern,  ferner  Douningtoniensis  und 
endlich  cornuta.  Die  Sannnlung  erhielt  den  ersten 
Preis. 

Geringer  an  Zahl,  aber  ausgesucht  waren  die 
Hex  des  Restaurateurs  Douchet  in  Mecheln,  denen 
auch  der  zweite  Preis  zugesprochen  wurde.  Das- 
selbe galt  von  der  Sammlung  von  Gaujard,  wo 
besonders  Hex  sinensis  und  rubricaulis  fol.  aur.  var. 
und  Fortunei,  so  wie  trapezifolia  uns  neu  waren. 
Endlich  verdiente  aber  auch  die  Sammlung  von  35 
Hex,  welche  Jean  Verschaffelt  ausgestellt  hatte, 
Beachtung.  Neu  waren  uns  in  ihr:  Hex  quei'cifolia, 
bromeliacea  flammea  und  pyrifolia.  Barocke  For- 
men herrschten  sonst  in   ihr  vor. 


189 


97.  u.  98.  Die  beiden  nächsten  Aufgaben  ver- 
langten 25  oder  12  getriebene  Pflanzen  in 
Blüthe.  Dem  Ilandelsgärtner  Medaer  fils  in 
Brüssel  verdankte  man  eine  gemischte  Sammlung 
von  2b  Blüthensträuchern;  ihr  wurde  der  erste 
Preis  zugesprochen.  12  Pflanzen  hatten  die  Ge- 
brüder Jacqmotte,  Negocianten  in  Brüssel  und 
Tertz weil-ßoucque  in  Gent  ausgestellt;  letzterer 
erhielt  ebenfalls  einen  ersten  Preis. 

99.  Orangen,  Jlyrten,  Granaten,  Evonymus  und 
diesen  ähnliche  Bäume  zu  einer  Gruppe  vereinigt  wa- 
ren ebenfalls  Gegenstand  einer  Aufgabe.  Der  Prä- 
sident der  Gartenbau-Gesellschaft  in  Laeken,  van 
den  Ouwelant,  hatte  durch  schöne,  imposante 
Exemplare  entsprochen,  wie  sie  jeder  Ausstellung 
Ehre  gemacht  hätten.  Sie  trugen  auch  hier  we- 
sentlich zur  Ausschmückung  bei.  Es  waren  16 
verschiedene  Bäume,  jeder  doppelt  vorhanden.  Diese 
Gruppe  erhielt  den  ersten,  die  von  van  Biet  in 
Brüssel  den  zweiten  Preis.  Auch  letztere  enthielt 
nur  grosse  und  kräftige  Exemplare. 

lüO.  bis  102.  Für  Koniferen  waren  3  Aufga- 
ben gestellt.  Eine  verlangte  30  starke,  eine  andere 
nur  20  Exemplare,  eine  dritte  wenigstens  10  neue 
Arten.  Van  den  Ouwelant  und  van  Geert 
pfere  hatten  der  ersten  auf  eine  Weise  entsprochen, 
die  jede  Anerkennung  verdiente  und  diese  auch 
durch  Zusprechung  von  Preisen  erhielt.  Exemplare, 
wie  man  in  der  Samndung  des  ersteren,  besonders 
von  Thuja  aurea,  Abies  Pinsapo ,  Araucaria  imbri- 
cata  und  Bidwilli  sah,  erschaut  man  gewiss  selten. 
Auch  Pinus  Russelliana  mit  sehr  langen ,  schein- 
bar geknickten  und  deshalb  abwärts  hängenden 
Blättern  hatten  wir  in  dieser  Schönheit  noch  nicht 
gesehen.  In  der  van  Geert'schen  Sammlung  wa- 
ren die  langnadeligen  Kiefern  ebenfalls  reizend;  be- 
sonders schön  erschienen:  Pinus  insiguis,  ferner  die 
Weisstanne :  Abies  bracteata,  Cedrus  Deodora  ro- 
busta,  Thuja  Vervaeneana  mid  Dammara  Brownei, 
An  Araucaria  excelsa  fol,  var.  vermögen  wir  nichts 
Besonderes  zu  unterscheiden. 

Bei  der  Bewerbung  um  20  Koniferen  erhielt 
Aug.  van  Geert  den  ersten  und  Gaujard  in 
Gent  den  zweiten  Preis.  Lauter  Pracht-Exemplare 
befanden  sich  in  der  Sammlung  des  ersteren.  Arau- 
caria imbricata,  welche  man  bei  uns  sehr  selten 
gut  gewachsen  findet,  war  12  Fuss  hoch  und  hatte 
12  Quirle  von  nach  allen  Seiten  gleichmässig  ent- 
wickelten Aesten.  Gleich  schöne  Exemplare  haben 
wir  nur  noch  bei  van  Houtte  in  Gent  gesehen. 
Eine  buntblättrige  weisse  Ceder  (Cupressus  thyoi- 
des  L.  oder  Chamaecyparis  sphaeroidea  Spach)  bil- 
dete eine  prächtige  Pyramide  von  7  Fuss  Höhe  und 
3|:  Fuss  Durchmesser.  Abies  Nordmanniana  hatte 
bei  einer  Höhe  von   6   und  einer  Breite  von   5  Fuss 


12  Quirle,  so  dass  man  sich  von  ihrem  dichten  Wachs- 
thume  einen  Begriff  machen  kann.  Pinus  Orizabae 
war  bereits  4  Fuss  hoch  bei  einem  Durchmesser 
von  3^  Fuss.  Reizend  nahmen  sich  ihre  langen 
Nadeln  aus.  In  der  Gaujard'schen  Sammlung 
fanden  wir  in  schönen  Exemplaren  und  in  ausge- 
zeichnetem Zustande:  Cupressus  Lawsoni,  Thuja 
Lübbii  und  gigantea,  so  wie  Ketinospora  pisifera 
und  obtusa.  Auch  van  den  Ouwelant  hatte  sich 
hier  mit  einer  Sammlung  beworben,  in  der  wir  Pi- 
nus palustris,  Cedrus  Deodara  pendula  und  Podo- 
carpus  neriifolius  nennen. 

Um  die  Aufgabe,  welche  neue  Koniferen  ver- 
langt, hatten  sich  G  Bewerber  gefunden.  Die  Preise 
erhielten  Veitch  in  London  und  Aug.  v.  Geert 
in  Gent.  In  der  Sammlung  des  ersteren  waren  die 
meisten  Arten  enthalten,  welche  erst  neuerdings, 
und  zwar  durch  die  genannte  Handelsgärtnerei 
selbst,  eingeführt  wurden.  Wir  empfehlen  sie  Lieb- 
habern ganz  besonders.  Es  würde  zu  weit  führen, 
wollten  wir  über  sie  so  ausführlich  sprechen,  als 
sie  es  verdienten;  wir  behalten  uns  deshalb  vor, 
später  in  einer  besonderen  Abhandlung  zu  berich- 
ten. Viele  von  ihnen  befanden  sich  auch  in  der 
Sammlung  A.  van  Geert 's,  ausserdem  waren  aber 
noch  manche  andere  von  grossem  Interesse  vor- 
handen ,  über  die  unsererseits  ebenfalls  noch  ge- 
sprochen werden  wird.  Die  Zahl  der  in  dieser 
Gruppe  vorhandenen  Arten  betrug  39;  allerdings 
waren  einige  darunter,  die  schon  längere  Zeit  in 
unseren  Gärten   sich   befanden. 

Um  dieselbe  Aufgabe  hatten  sich  noch  bewor- 
ben: Louis  de  Smet  in  Gent  mit  10  Arten,  resp. 
Formen  aus  Japan,  2  aus  Kalifornien  und  2  ande- 
ren vom  Norden  Amerika's.  Abies  amabilis  fol.  eleg. 
var.,  so  wie  Thuja  Warreana  fol.  eleg.  var.  sind 
erst  in  diesem  Jahre  eingeführt  worden.  Cupressus 
Lindleyana  argentea  halten  wir  für  eine  Goa-Ceder 
(Cupressus  glauca),  welche  auch  als  C.  lusitanica 
beschrieben  ist  und  eine  grosse  Verbreitung  selbst 
bis  nach  Amerika  erhalten  hat.  Thuja  pygmaea 
ist  ein  hübscher  Zwerg  des  amerikanischen  Lebens- 
baumes (Thuja  occidentalis).  Die  japanesischen  Ko- 
niferen  übergehen  wir. 

Dass  auch  v.  Siebold  mit  Neuigkeiten  in  die 
Schranken  treten  würde,  war  vorauszusehen.  Es 
waren  14  Koniferen,  die  er  selbst  eingeführt  hat. 
Lieber  sie  werden  wir  mit  den  andern  speziell 
sprechen.  Ferner  gedenken  wir  noch  der  Samm- 
lungen von  Jean  Verschaffelt  in  Gent  und 
Krelage  in  Haarlem.  Auch  hier  waren  die  neuen 
Einführungen  aus  Japan  in  grösserer  Anzahl  vor- 
handen. 

Schliesslich  sei  es  uns  erlaubt,  doch  auch  der 
Koniferen  von  Joseph  Bau  mann  in   Gent  zu  er- 


190 


■wähnen.  Sie  bewarben  sich  um  keine  der  Preise. 
Es  waren  7  schöne  Exemplare  der  Araucaria  iya- 
bricata  und  5  der  WelHngtonia  gigantea,  von  denen 
eine  mit  Frucht.  Es  ist  höchst  interessant,  dass 
dieser  grösste  Riese  unter  den  Bäumen  schon  in  so 
jugendlichem  Zustande  blüht.  Wir  haben  später 
auch  die  Gärtnerei  von  Bau  mann  in  Gent  besucht 
und  fanden  noch  einige  Exemplare  in  Blüthe.  Da 
diese  unscheinlich  ist,  mag  sie  häufiger  vorkommen, 
aber  nicht  beachtet  sein. 

103.  Gehölze  mit  bunten  Blättern  hatten  4  Aus- 
steller geliefert.  De  Smet  in  Gent  erhielt  den 
ersten  und  Rosseeis  aind  in  Löwen  den  zweiten 
Preis.  Es  waren  meist  im  Freien  aushaltende  Ar- 
ten in  Töpfe  gesetzt  und  herangetrieben,  und  zwar 
in  solcher  Kultur,  dass  man  wohl  kaum  einen  Unter- 
schied mit  denen  im  freien  Lande  gewachseneu 
hätte  herausfinden  können.  Eben  deshalb  machen 
wir  darauf  aufmerksam,  da  dergleichen  Geliölze  sich 
neben  getriebenen  Blüthensträuchern  sehr  gut  aus- 
nehmen würden.  Von  den  beiden  andern  Samm- 
lungen enthielt  die  des  Handelsgärtners  de  Cock 
in  Gent  hauptsächlich  Sträucher,  die  von  van  den 
Ouwelaut  hingegen,  diese  mit  hohem  Gehölzen 
untermischt. 

104.  u.  105.  Pelargonien  in  50  und  in  30 
Sorten  waren  die  nächsten  beiden  Aufgaben.  Der 
sehr  ungünstigen  Zeit  halber  war  es  wohl  zuzu- 
schreiben, dass  für  beide  nur  1  Bewerber:  Madame 
Halkin  in  Brüssel,  sich  gefunden  hatte.  Sie  er- 
hielt den  zweiten  Preis. 

106.  u.  107.  Desto  mehr  hatte  man  den  bei- 
den nächsten  Aufgaben,  welche  50  Exemplare  des 
Pelargonium  inquinaus  in  Blüthe  und  30 
derselben  Art  mit  bunten  Zeichnungen  auf 
den  Blättern  verlangten,  entsprochen.  Für  er- 
stere  erhielt  wiederum  Mad.  Halkin,  und  zwar 
dieses  Mal  den  ersten,  Fabrikant  Barbanson  in 
Brüssel  hingegen  den  zweiten  Preis.  Ausserdem 
hatte  sich  noch  der  Handelsgärtner  Ryckaert  in 
Brüssel  für  diese  und  die  nächste  Aufgabe  bewor- 
ben. Die  Preise  für  die  letztere  erhielten:  Dal- 
lifere  in  Gent  und  de  Lobel-Dupont  in  Loos 
bei  Lille.  Ausserdem  hatten  noch  Cornelissen 
in    Brüssel    und    Aug.    van   Geert  sich   betheiligt. 

108.  Um  die  Aufgabe  einer  Sammlung  von 
25  blühenden  Petunien  hatten  sich  keine  Bewer- 
ber gefunden. 

109.  Verbenen  in  Blüthe  und  zwar  30Exera- 
plare  zu  einer  Sammlung  vereinigt,  waren  doppelt 
vorhanden.  Den  ersten  Preis  erhielt  Mad.  Lemoi- 
nier  in  Lille,  den  zweiten  van  der  Pias  in  liaeken. 

110.  Nur  Jean  Verschaffelt  hatte  sich  um 
die  nächste  Aufgabe :  eine  Sammlung  von  Calceola- 
rlen,  beworben  und  erhielt  auch   den  zweiten  Preis, 


111.  Dreifach  war  der  Aufgabe  um  30  blü- 
hende Cinerarien  entsprochen.  Die  Blüthenkörbchen 
waren  zwar  gross  und  ihre  Farben  feurig ;  die 
Pflanzen  waren  aber  nicht  so  gedrängt  gewachsen, 
wie  man  sie  z.  B.  in  Berlin  gewöhnlich  sieht.  Ma- 
dame Legrelle  d'Hanis  erhielt  den  ersten,  No- 
tar Ectors  in  Cureghem  den  zweiten  Preis. 
Auch  Dudok  de  Wit  in  Amsterdam  hatte  kon- 
kurrirt. 

112.  Stiefmütterchen  waren  von  3  Seiten 
eingesendet  worden.  Der  Gärtner  Peraerts  in 
Brüssel  erhielt  den  ersten,  de  Smet  in  Gent  den 
zweiten   Preis. 

113.  Eine  Sammlung  von  30  blühenden  Stau- 
den war  die  nächste  Aufgabe,  der  aber  nur  ein- 
mal, und  zwar  durch  den  Handelsgärtner  Medaer 
entsprochen  worden  war.  Er  erhielt  eine  vergoldete 
Medaille. 

114.  Buntb lättrige  Stauden,  u.  zwar  zu  einer 
Sammlung  von  30  Arten  und  Abarten  vereinigt, 
verlangte  eine  andere  Aufgabe.  Hier  trugen  de 
Smet  und  van  den  Ouwelant  den  Preis  davon. 
Die  Sammlung  des  ersteren  war  recht  hübsch  und 
enthielt  zum  Thcil  Arten ,  die  wir  noch  nicht  gese- 
hen, so  den  buntblättrigen  Liebstöckel,  Rudbeckia 
Neumanni,  eine  besonders  schöne  weisse  Lilie  mit 
bunten  Blättern.  Ausserdem  hatten  noch  Mad.  Ver- 
hulst  in  Stalle  und  der  Grundbesitzer  d'Avoinc 
in  Mecheln  sich  beworben.  Bei  letzterem  waren 
besonders  die  Funkien  (6  verschiedene)  schön,  so 
wie  Hemerocallis   Kwanso. 

115.  Bei  der  Aufgabe:  30  Farne  des  freien 
Landes,  hatten  nur  die  Handelsgärtner  Stelzner 
und  Meyer  in  Gent,  so  wie  Mad.  Verhulst  in 
Stalle  entsprochen.  Die  Sammlung  der  zuerst  ge- 
nannten Firma  war  recht  hübsch  und  enthielt  be- 
sonders Formen  mit  Hahnenkamm  ähnlichen  An- 
hängseln. Neu  war  uns  Aspidium  Frizelliae  inter- 
ruptum,  Blechnum  boreale  cristatum,  Cyrtomium 
Fortunei  und  Lastraca  Goldiana.  Viele  Formen 
des  Scolopendrium  officinarum  fanden  sich  in  der 
andern  Form  vor.  Stelzner  und  Meyer  erhielten 
den  ersten  und  Mad.  Verhulst  den  zweiten   Preis. 

116.  u.  117.  Für  die  beiden  nächsten  Aufga- 
ben: holzige  luid  krautartige  Päonien,  hatten 
keine  Bewerbungen  stattgefunden. 

118.  Auch  Anemonen  und  Ranunkeln  wa- 
ren nur  einmal,  und  zwar  durch  van  den  Ouwe- 
lant in  Lacken,  eingegangen;  nur  der  zweite  Preis 
wurde    zuerkaiuit. 

119.  Aurikeln  verdankte  man  dem  Redakteur 
des  Floral  Magazine,  Dombracci  in  London  und 
wiederum  van  den  Ouwelant  in  Laeken.  Beiden 
wurden   Preise  zugesprochen. 

120.  Hinsichtlich  der  Primeln  wurde  nur  der 


191 


zweite  Preis    der    allein    eingegangenen    Sammlung 
von   van   den   Ouwelant   zugesprochen. 

121.  Derselbe  erjiielt  auch  den  ersten  Preis  für 
abgeschnittene   Blumen. 

122.  Die  nächste  Aufgabe  verlangte  3  Bou- 
quets  mont^s.  Von  den  6  Bewerbern  wurden 
Mad.  Dekoste r  in  Brüssel  mit  einer  vergoldeten 
Medaille  und  einem  Geldpreise  von  30  Frs,  Made- 
moiselle  Marie  Leys  in  Gent,  so  wie  Mademoi- 
selle  Leblicq  in  Brüssel  mit  einer  silbernen  Me- 
daille und  einem  Geldpreise  von  15  Frs  gekrönt, 
während  Laurent  in  Paris  eine  silberne  Medaille 
zugesprochen   bekam. 

123.  Blumenkörbe  und  Haar- G  am  ituren 
waren  zwar  mehrfach  vorhanden,  aber  nur  ein  Be- 
werber, van  Riet  In  Brüssel,  derselbe  erhielt  eine 
silberne  Medaille. 

124.  Nachgebildete  Früchte  hatten  Bu- 
chelet  in  Paris  und  Henrard  in  Brüssel  gelie- 
fert;  beide   wurden   gekrönt. 

125.  Blumen  -  Tableaux  waren  von  7  Ein- 
sendern vorhanden.  Charotte-Duval  in  Brüssel 
und  Mad.  Ötelzner  in  Gent  erhielten  jedoch  nur 
Preise. 

126.  Auch  der  Aufgabe  von  Gartenplänen, 
Entwürfen  von  Gewächshäusern  u.  s.  w.  war 
mehrfach  entsprochen  worden.  Wir  müssen  jedoch 
offen  bekennen,  dass  uns  von  dem,  was  ausgestellt 
war,  nur  wenig  genügte ;  in  den  meisten  sprach 
sich  weder  Genie,  noch  Erfindungsgabe  aus.  Man 
schien  auch  von  Selten  der  Ausstellungs  -  Behörde 
dieser  so  ausserordentlich  wichtigen  und  schwierigen 
Aufgabe  wenig  Aufmerksamkeit  gewidmet  zu  haben, 
da  man  nur  eine  einfach  -  vergoldete  imd  eine  sil- 
berne Medaille  v'ertheilt  hatte.  Die  erstere  erhielt 
der  Garten  Architekt  le  Breton  in  Paris,  die  an- 
dere hingegen  der  Garteukünstler  Grube  in  Düs- 
seldorf. 

127.  Der  Aufgabe  für  bildliche  Darstel- 
lungen war  man  ebenfalls  mehrfach  nachgekom- 
men. Der  Lithograph  Severeyns  in  Brüssel  er- 
hielt den  ersten  und  Tarlier,  ebenfalls  in  Brüssel, 
den  zweiten   Preis. 

128.  Nur  einmal  war  man  dagegen  der  Auf- 
gabe von  Statuen  für  Gärten  nachgekommen. 
Den  Künstlern  Schneider  und  Sohn  In  Mainz 
wurde  der  zweite  Preis  zugesprochen. 

129.  Vasen  zum  Schmuck  der  Gärten  hatte 
man   nicht  eingesendet. 

130.  Grundrisse  für  Gewächshäuser  und 
Kästen  waren  zwar  eingegangen ,  die  Jury  sprach 
jedoch  keinen  Preis  zu. 

131.  Für  H  ei  zungs  -  App  ara  t  e  erhielt  nur 
de  la  Croix  In  Gent  eine  eiufach-vergoldete  Me- 
daille. 


132.  Sehr  zahlreich  waren  G  arten- Meubles 
und  Garten-Ornamente  eingegangen.  Unter 
ihnen  befand  sich  Manches,  was  weiter  empfohlen 
zu  werden  verdiente ;  doch  der  schon  zu  sehr  in 
Anspruch  genommene  Raum  erlaubt  uns  nicht,  aus- 
führlich darüber  zu  berichten.  Preise  erhielten: 
Walcker  in  Paris,  Bro  ermann  In  Brüssel  und 
Lebrun,  ebenfalls  in  Brüssel  (Vorstadt  Schaer- 
beck). 

133.  Dasselbe  galt  von  den  G  arten -Instru- 
menten und  G  eräth  Schäften.  In  Betreff  der 
ersteren  erhielt  D  es  bor  des  in  Melun  für  seine  ver- 
schiedenen Messer,  Sägen  u.  s.  w.  den  ersten,  Hen- 
ne q  u  I  n  in  Troyes  für  seinen  Sekatcur  den  zwei- 
ten Preis,  während  in  Betreff  der  letzteren  den 
Hacken ,  Spaten  u.  s.  w.  von  F  a  u  v  e  1  In  Brüssel 
der  erste,  denen  von  Gauchez,  ebenfalls  in  Brüs- 
sel,  der  zweite  Preis  zugesprochen  wurde. 

134.  Auch  Maschinen  für  Garten- Arbeiten 
waren  mannigfacli  vorhanden,  besonders  Mäh  -  Ma- 
schinen. Die  von  Gauchez  erhielt  den  ersten 
und  die  von  Schepdael,  ebenfalls  in  Brüssel, 
den   zweiten   Preis. 

135.  Welchen  Werth  man  in  Belgien  auf  Spa- 
liere legt,  sieht  man  daraus,  dass  man  für  Alles, 
was  deren  Anlegung  und  deren  Schutz  betrifft, 
eine  besondere  Konkurrenz  eröffnet  hatte,  der  auch 
vielfach  entsprochen  war.  Folliot  in  Chabli  er- 
hielt den  ersten  und  Desfosses  ain^  in  Vesinet 
den   zweiten  Preis. 

136.  Für  Urnen,  Vasen  und  ähnliche  Ge- 
genstände hatten   sich  keine  Bewerber  eingefunden. 

137.  Getriebene  Trauben,  wenigstens  von 
vorzüglichem  Ansehen,  waren  von  mehrern  Be- 
werbern vorhanden.  Der  Baron  de  Wauthier  in 
Brüssel  hatte  die  besten ,  weshalb  ihm  der  erste 
Preis  unter  den  Liebhabern  zugesprochen  wurde, 
während  die  Preisrichter  den  zweiten  dem  Gärtner 
van  der  Pias  bei  Mad.  Gihoul  In  Laeken  zu- 
theilten.  Von  Gärtnern  erhielt  den  ersten  Preis 
de   Goes  In  Laeken. 

139.  Auch  vorzügliche  Ananas  waren  vorhan- 
den. Der  Graf  Meeus  in  Brüssel  und  der  Gärt- 
ner'v  an   der  Pias  wurden  gekrönt. 

140.  Ferner  waren  um  Erdbeeren  mehrfache 
Bewerbungen  eingegangen.  Wiederum  van  der 
Pias  und  ausserdem  der  Baron  de  Vinck  'Dorp 
in  Brüssel  erhielten  den   Preis. 

141.  Kernobst  vom  vorigen  Jahre  fand 
man  in  vorzüglicher  Auswahl  noch  vor,  denn  nicht 
weniger  als  12  hatten  hauptsächlich  Birnen  einge- 
sendet. Da  es  nicht  erlaubt  war  zu  kosten,  so 
lässt  sich  über  den  W^erth  kein  Urthell  aussprechen. 
Auf  jeden  Fall  machen  wir  aber  Liebhaber  auf  die 
ziemlich    grosse    Anzahl    von    Birnen    aufmerksam, 


192 


welche  noch  in  so  später  Jahreszeit  ein  gutes  Aus- 
sehen hatten.  Wir  empfehlen  deshalb  besonders 
den  bekannten  Obstzüchter  de  Jonge  in  Brüssel, 
welcher  auch  nebst  dem  Baumschulbesitzer  Capei- 
nick  in  Gent  den  zweiten  Preis  davon  trug.  Aus- 
serdem erhielten  bronzene  Medaillen  die  Baumschul- 
besitzer van  Raemdonck  und  Douchet  in  He- 
cheln. Die  ersten  Preise  wurden  dagegen  Liebha- 
bern und  zwar  dem  Grafen  de  Ribeaucourt  in 
Brüssel  und  de  Biseau  d'Hautevil'le  zugesprochen. 

142.  Auch  Formenbäume  in  Tö;)fen  waren 
vorhanden.  Joseph  Bau  mann  in  Gent  hatte  eine 
grosse  Anzahl  derselben,  wie  anfangs  bereits  erwähnt 
ist,  in  vorzüglicher  Qualität  ausgestellt,  ohne  sich 
aber  um  einen  Preis  zu  bewerben;  die  Preisrichter 
konnten  demnach  nur  ihre  Anerkennung  aussprechen; 
den  ersten  Preis  dafür  erhielten  dagegen  Jamin 
und  Durand  in  Paris. 

143.  Für  getriebenes  Gemüse  erhielten  die 
Händler  Gebrüder  Jacqmotte  in  Brüssel  die  gol- 
dene Medaille. 

144.  u.  145.  Für  Gemüse,  wie  es  die  Jah- 
reszeit gibt,  hatten  sich  nur  Liebhaber  beworben. 
Wiederum  bekamen  Jacqmotte  und  ausserdem 
Dudok  de  Wit  Ln  Amsterdam  die  Preise. 

146.  u.  147.  Nur  von  Liebhabern  wurde  bei 
dem  Salat  konkurrirt.  Der  Münzdirektor  Allard 
imd  ebenfalls  der  Händler  Jacqmotte,  beide  in 
Brüssel,   erhielten   Preise. 

148.  u.  149.  Der  vorhandene  Spargel  Hess 
nichts  zu  wünschen  übrig.  Dem  Thierarzte  Pal- 
mans  in  Lokeren  wurde  unter  den  Liebhabern  eine 
silb.  Medaille  zugesprochen ;  ausnahmsweise  glaubte 
die  Jury  anstatt  der  ausgesetzten  bronzenen  Me- 
daille dem  Gärtner  Lherault  in  Argenteuil  (De- 
part.  der  Seine  und  Gise)  eine  vergoldete  zuspre- 
chen zu  müssen. 

150.  Für  Grünkram  (Spinat,  Petersilie  u  s.w.) 
waren   keine   Bewerber  vorhanden. 

151.  Ebenso  nicht  für  Wurzelgemüse. 

152.  Als  ein  neues  Gemüse,  was  welter 
verbreitet  zu  werden  verdient,  hatte  van 
der  Straeten  in  Brüssel  Crambe  maritima  ausge- 
stellt. Vavin  in  Paris  sprach  man  eine  bronzene 
Medaille  zu.     Für  was?  ist  nicht  gesagt. 

153.  Die  letzte  Aufgabe  galt  den  Champi- 
gnons: Mortier  in    Brüssel   erhielt  den   Preis. 

Ausserdem  waren  noch  Pflanzen  u.  s.  w.  ausge- 
stellt worden,  die  ausserhalb  einer  Konkurrenz  sich 
befanden;  die  Preisrichter  glaubten  auch  über  diese 
ihr  Urtheil  abgeben  und  hier  und  da  Vorschläge 
zu  Preisen  machen  zu  müssen.  Es  wurden  dem- 
nach noch  zugesprochen: 


I.     In  Rahmen  eingefasste  vergoldete  Medaillen  : 

1.  Der  Sammlung  japanischer  Ahorn-Arten 
V.   Siebold' s. 

2.  Der  Sammlung  von  Farnen,  Aroideen  u. 
Bromeliaceen   des  bot.   Gartens  in   Brüssel. 

3.  Der  grossen  Livistonia  Birroo  der  Mad. 
Legrelle  d'Hanis  in  Antwerpen. 

4.  Den  Blattpflanzen  des  botan.  Gartens 
in  Löwen. 

5.  Den  Anccochilus,  so  wie  den  offizinel- 
len  und  überhaupt  nützlichen  Pflanzen  des 
botanischen   Gartens  in   Gent. 

II.     Einfach  vergoldete  Medaillen: 

6.  Der  Sammlung  von  Higginsia-  (Campylobo- 
trys-)Arten  der  Mad.  Legrelle  d'Hanis. 

7.  Den  Glaces  argent^es  zur  Ausschmückung 
der  Wintergärten  des  Fabrikanten  Nyssen  sin  Brüssel. 

S.  Der  Gloxinien-Sammlung  des  Gärtners 
Medaer  fils   in   Brüssel. 

III.  Silberne   Medaillen : 

9.  Der  Aroideen -Sammlung  des  botani- 
schen  Gartens   in   Antwerpen. 

10.  Den  Rhododendren  von  van  den  Ou- 
welant  in   Laeken. 

11.  Der  Cupressus  gracilis  von  Smith, 
Handelsgärtner  in   Toulouse. 

12.  Den  eisernen  Dreifüsssen  von  de  la 
Croix   in   Gent. 

13.  Den  Rhododendren  des  botanischen 
G  a  r  t  e  n  s  i  n  M  e  c  h  e  1  n. 

IV.  Bronzene  Medaillen : 

14.  Der  Sammlung  von  23  Epheu- Sorten 
von   R  o  b  a  r,    Handelsgärtner  in   Lüttich. 

V.  Ehrenvolle  Erwähnungen : 

15.  Den  Rouleaux  von  Burton   in  Brüssel. 

16.  Den  Blattpflanzen  von  Couteaux,  Ban- 
quier  in  Brüssel. 

17.  Den   Gartenbänken  von   Guerette. 

Endlich  blieben  noch  die  beiden  Königs-Me- 
daillen für  den  Aus-  und  Inländer,  der  das  meiste 
Verdienst  um  die  Ausstellung  besass,  zuzusprechen 
übrig.  Zu  diesem  Zwecke  traten  die  Vorsitzenden 
der  verschiedenen  Sektionen  der  Jury  und  die  Mit- 
glieder der  Ausstellungs-Komraission  zusammen.  Als 
Ausländer  erhielt  sie  V  e  i  t  c  h  in  London.  In  Bo- 
trefl'  des  Inländers  zertheilten  sich  bei  dem  Scruti- 
nium  die  Stimmen  in  der  Weise,  dass  3,  nämlich 
Mad.  Legrelle  d'Hanis,  Linden  und  A.  Ver- 
schaffelt eine  gleiche  Anzahl  erhielten  und 
hierauf  der  Beschluss  gefasst  wurde,  durch  das 
Loos  entscheiden  zu  lassen.  Se.  Maj.  der  König 
geruhten  jedoch,  3  Medaillen  anstatt  der  einen  zur 
Verfügung  zu  stellen,  so  dass  genannte  3  Aussteller 
gleiche   Anerkennung  für  ihre  Leistungen   erhielten. 


Verlag  von  Karl  VViegandt  in  Berlin, 
Kommaudanten-Strasse  No.  G2. 


Druck  der  C.   Feiste  r 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2 


Wochenschrift 


des 

Vereines  xiir  Betiirderiiiig;  des  (i!arteiibaue.s  in   den  Kr»uigl.  Freussisclien  Staaten 

für 

(i*äi*tiierei  und  Pflaiizeiikiiiide. 

Redakteur : 
Pi'olessoi'  Dr.  Karl  Kocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  25. 


Berlin,  den    25.  Juni 


1864. 


Preis  des  Jahrgfanges  ÖJ^  Thlr.,   sowohl  bei  Bezug  durcli   den  Buchliandel.    als  auch   franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -üsterreicliischen  Post- Vereines. 


Inhalt;      440.  Versammlung  des  Vereines   zur  Beförderung   des  Gartenbaues,    am  19.  Juni.  —  Die   erste  Pflanzen-  und   Blunien- 

Ansstellnng  in  Frankfurt  a.  0.  —  Die  Anthurien  mit  grossen  herzförmigen  Blättern.  —  Ueber  den  Zustand  der  Obst- 
Kultur  in  Schlesien.  Bericht  von  Dr.  K.  Fickert  —  Eine  Entstehung  von  Bäumen  mit  hängenden  Aesten  in  Folge 
der  Veredlung.     Vom  Hofgärtner  Jäger  in  Eisenach. 


440.  Vrrsnnniiliing 
des  Vereines  zur  Ueforderiiiig  des  Gartenbaues, 

am   19.  Juni. 

Das  Fest  der  Gründung  des  Vereines  war  zum 
43.  Mal  wiedergekehrt  und  wurde,  wie  gevvölnilicli, 
dureli  eine  Ausstellung  und  eine  Fest-Versanmilung, 
der  ein  Festmahl  folgte,  gefeiert.  Die  Versammlung 
fand  auch  dieses  Mal  wiederum  im  Englischen  Hause 
statt.  Es  wurden  dem  Gebrauche  gemäss  weder 
Vorträge  gehalten,  noch  fanden  Verhandlungen  statt. 
Der  Vorsitzende  berichtete  nur  über  die  innern  Zu- 
stände des  Vereines  und  dessen  Beziehungen  nach 
aussen,  die  beide  erfreulicher  Natur  waren.  Die 
Zahl  der  Mitglieder  hatte  sich  um  13  vermehrt. 
Ueber  die  Königl.  Gärtner-Lehranstalt  und  Landes- 
Baumschule  hatte  der  Generaldirektor  Lenne  Mit- 
theilungen eingesendet,  welche  durch  den  Vorsitzen- 
den, Geh.  Ober-Regierungsrath  Knerk,  zur  weite- 
ren Kenntniss  gelangten. 

Hierauf  legte  der  Vorstand  sein  Amt  nieder, 
nachdem  Gymnasial -Direktor  Dr.  August,  Geh. 
Regierungsrath  Pehlemann,  Kunst-  und  Handels- 
gärtner Hoffmann  und  Obergärtner  Gaerdt  mit 
den  einstweiligen  Geschäften  betraut  worden  waren. 
Es  wurde  zunächst  zur  Wahl  eines  neuen  Vorstan- 
des geschritten.  Zu  diesem  Zwecke  waren  die  von 
dem  hierzu  ernannten  Ausschusse  gemachten  Vor- 
schläge gedruckt  worden.  Es  gingen  aus  der  Wahl- 
urne  hervor: 

Geh.  O.-Regierungsrath  Knerk,  als  Vorsitzender, 


Professor  Dr.   Braun,   als    1.  Stellvertreter, 
Garten-Inspektor  Bouch^,  als   2.  Stellvertreter, 
Professor  Dr.   Koch,   als   General-Sekretär, 
Rentier   Sonntag,   als  Schatzmeister. 
Die    erste   Handlung,    welche    der   neu    erwählte 
Vorstand    vornahm,    war,    dass    der  Vorsitzende  des 
Preisrichter- Amtes ,    Apotheken  -  Besitzer    A  u  g u  s  t i  n, 
aufgefordert  wurde,   den   Ausspruch   der   Pjelsrichter 
mitzutheilen. 

Verhandelt  am  19.  Juni  1864  in  dem  Ausstellungs-Lokale. 

Es  wurde   zuerkannt  laut  Programm  vom  3.  Ja- 
nuar   1864,  wie  folgt: 

I.  Die  von  Sr.  Maj.  dem  Könige  huldreichst  ver- 
liehene goldene  Königs-Medaille  für  die 
ausgezeichnete  Gesammtleistung  in  der  Gärt- 
nerei: dem  Obergärtner  Boese  bei  dem  Kom- 
merzienrath  L  e  o  n  o  r  R  e  i  c  h  e  n  h  e  i  m. 
II.  Der  Links  Preis,  (20  Thaler):  der  Gruppe 
blühender  Ttrchideen  des  Rittergutsbesitzers 
Moritz  Reichenheim  (Obergärtner  Kraus). 

III.  Der  Frau  von  Schwanenfeld'sche  Preis, 
(10  Thaler),  für  eine  Zusammenstellung  von 
sich  für  Zimmerkultur  am  besten  eignenden 
Blattpflanzen :  der  Sammlung  von  Draeäneen 
des  Rentiers  Danneel   (Oberg.  Pasewaldt). 

IV.  An   sonstigen    Geldpreisen: 

.4.  Für  Gru|i|tirungcii. 

a.    2Prei.se  zu   10  Thalern. 

1.   Der  Preis  für  die   schönste  Gruppe  Schau- 
pflanzen   in   mindestens   12  Exemplaren  fällt  aus, 

25 


194 


2.  für  die  schönste  Gruppe  Marktpflanzen 
in  mindestens  12  Exemplaren:  der  Gruppe  des 
Kunst-  und  Handelsgärtners  C.  Clione  (an  der 
Frankfurter  Chaussee). 

b.   4  Preise  zu  5  Tlialern 
für  Grii]ipeu  von  Marktpflanzen. 

3.  Der  Blattpflanzen- Gruppe  des  Kunst-  und 
Handelsgärtners   C.   L.   Friebel  (Koppenstr.), 

4.  den  Pelargonien  des  Kunst-  und  Handels- 
gärtners  C.  L.   Friebel. 

Der   5.   u.    0.  Preis   wurde   nicht   zugesprochen. 


G.  Für  Sciinu|)flaiizcii. 

a.  1  Preis  zu   10  Tlialern. 

1.  Der  Laelia  purpurata  der  Frau  Geheimräthin 
Casper  (Obergärtner  Haak). 

b.  7  Preise  zu  5  Thalern. 

2.  Der  Nepenthes  phyllamphora  des  Eitterguts- 
besitzers  Mor.  Reichenheim  (Obergärtner  Kraus), 

3.  dem  Clerodendron  Bettunianum  des  Rentiers 
Danneel  (Obergärtner  Pasewald  t), 

4.  der  Burlingtonia  venusta  der  Frau  Geheim- 
räthin  Casper   (Obergärtner  Haak), 

5.  der  Selaginella  Lyalli  des  Universitätsgärtners 
Saue  r, 

6.  der  Achinienes  Verschaffeltii  des  Ritterguts- 
besitzers Mor.  Reichenheim  (Obergärtner  Kraus), 

7.  u.    8.   fallen   aus. 

C,  Für  neue  Eiufüliningcii. 

2  Preise  zu  5  Tlialern. 

1.  Der  Canna  metallica  des  Kunst-  und  Han- 
delsgärtners Lauche, 

2.  der  2.  Preis  fällt  aus. 

D,  Für  abgescIiiiiUeiic  ßliimeii  iiiitl  l$uiu|ucts. 

1  Preis  von  5  Thalorn. 

Den  Ötlefniütterchen  des  Kunst-  und  Handels- 
gärtners Schwan  ecke   in   Oschersleben. 

E.  Für  Obst  iiiiil  (icmüse. 

2  Preise  zu   5  Tlialern. 

1.  Der  Melone,  der  Ananas,  den  Pflaumen  und 
den  3  Sorten  Erdbeeren  des  Flofgärtners  Meyer  in 
Sanssouci, 

2.  der  Sammlung  von  Gemüse  des  Hoflieferan- 
ten ßuckardt   ((-)bergärtner  Müller). 

F.  Zur  Verfügung  ilcr  Preisrichter. 

a.   1  Preis   zu   10  Tlialern. 

* 

1.  Den  ausgestellten  Pflanzen  des  Kon  ig  1. 
botanischen   Gartens   (Inspektor   Bouche). 


b.    7  Preise  zu  5  Thalern. 

2.  Den  Gloxinien  des  Ritterguts-besitzers  Mor. 
Reichenheim  (Obei-gärtner   Kraus), 

3.  den  Gloxinien  des  Rentiers  Danneel  (Ober- 
gärtner Pasewaldt), 

4.  der  Blattpflanzen  -  Gruppe  des  Kunst-  und 
Handelsgärtners   L.   Mathieu, 

5.  der  Yucca  albo-spica  des  Professors  Dr.  K. 
Koch, 

6.  dem  Blumentische  des  Rentiers  Danneel 
(Obergärtner  Pasewaldt), 

7.  der  Lomaria  gibba  des  Königl.  botani- 
schen  Gartens   (Inspektor   Bouch^), 

8.  den  Rosen  des  Kunst-  und  Handelsgärtners 
Jänicke  mit  Rücksicht  auf  das  ungünstige  Frühjahr. 

(i.  Ehrciiiii|ilum. 

Den  Aepfeln  des  Kastellans  Gette  in  Freien- 
walde. 

H.  Augustin.         Reinecke.         P.  Christoph.         Crass. 

L.  Mathieu.       J.  Hoffmann.       Gaerdt.       Giesler. 

C.  Fintelmann. 

Schliesslich  erklärte  der  Professor  Dr.  Koch  auf 
den  Geld-Preis  zu  Gunsten  der  Kasse  des  Vereines 
zu  verzichten. 


Die 

crllc  pdanjcib  uiiö  .l^fuiupi^iliisftfdung 

in  Frankfurt  a.  0. 

Vom   22.    bis    24.  Mai. 

Am  Eingange  rechts  und  links  des  sehr  ge- 
räumigen Ausstellungspiatzes  hatte  der  Gartenbau- 
Verein  in  Frankfurt  Topfgewächse  in  allen  Sorten 
aufgestellt.  Besonders  schöne  Kultm-pflanzen,  d.  h. 
ausgesucht  schöne  Exemplare,  wie  man  solche  auf 
den  Ausstellungen  in  Berlin  zu  sehen  bekommt, 
waren  freilich  nicht  darunter,  allein  dennoch  machte 
das  Ganze  auf  den  Beschauer  einen  recht  ange- 
nehmen Eindruck. 

Der  Kunst-  und  Handelsgärtner  Bauer  hatte 
sehr  hübsche  Azaleen,  darunter  einen  von  ihm  ge- 
züchteten Sämling  von  besonderer  Schönheit,  gelie- 
fert. Jedenfalls  besitzt  derselbe  in  seinem  Sämling 
keinen  geringen  Schatz,  denn  er  wird  gewiss  bei 
allen  Azaleen  -  Freunden  Aufsehen  erregen.  Dem 
Kunst-  und  Ilandelsgärtner  Lüben  dagegen  ver- 
dankte man  eine  Sammhing  von  Calccolarien.  Die 
Pflanzen  zeigten  von  guter  Kultur  und  waren  in 
schönen  Farben  vorhanden. 

Die  Linau'sche  Gärtnerei  (Obergärtner  Hen- 
selmann)  hatte  ebenfalls  sehr  hübsche  Azaleen, 
so  wie  andere  schöne  Gewächse  ausgestellt.  Sie  be- 
währte durch  ihr  Ausgestelltes  ihren  alten  guten  Ruf. 


195 


Von  besonderer  Schönheit  waren  ilie  Viola  tri- 
color  des  Kunst-  und  Handulsgärtners  Decker, 
eines  strebsamen  Gärtners.  Die  Blumen  zeigten 
den  Liebhabern  hiesiger  Gegend,  dass  sie  nicht  weit 
haben,  sich  wirkliili  Ansgczeichnetes  in  dieser  Pflan- 
zensorte  zu   verscliati'en. 

Ausserdem  hatten  aus  Frankfurt  noch  ausge- 
gestellt:  der  Obergärtner  Teichert  und  Kunst-  und 
Handelsgärtner  Bück. 

Von  ausserhalb  hatte  sich  einzig  und  allein 
die  Gräflich-Schwerin 'sehe  Gärtnerei  zu  Tamsel 
(Schlossgärtr.er  Sil  ex)  an  der  Ausstellung  betheiligt. 
Bei  der  grossen  Entfernung  war  jedoch  der  Trans- 
port der  Topfpflanzen  mit  zu  vielen  Schwierigkeiten 
verknüpft.  Es  lieferte  die  genannte  Gärtnerei  frü- 
hes Gemüse  mid  zwar:  2  Sorten  grüne  Bohnen, 
neue  Kartoffeln,  3  Sorten  Gurken,  2  Sorten  Blu- 
menkohl, darunter  den  Erfurter  Zwerg-Blumenkohl, 
aber  von  besonderer  Grösse,  und  ausgezeichneten 
Spargel  (Riesenspargel,  wie  viele  Beschauer  sich 
gegenseitig  belehrten).  Ausserdem  waren  gegen 
100  Früchte  der  Eeinette  Diel  ausgestellt,  welche 
sich  so  gut  erhalten  hatten,  als  kämen  sie  frisch 
vom  Baume.  Zwei  geschmackvoll  arrangirte  Blu- 
menschalen, von  dem  zweiten  Gärtner  in  Tamsel, 
Scherliand,  angefertigt,  fanden,  besonders  bei  den 
Damen,   viel   Beifall. 

Ausserhalb  des  Zeltes  waren  von  Tamsel  5 
Apfel  -  Spalierbäumchen  (Kordons,  2  Reihen  über- 
einander), 22  Fuss  lang  und  2  Fuss  hoch,  so  wie 
1  Pflaumen -Spalierbaum,  7  Fuss  hoch  und  5  Fuss 
breit,  an  Spalieren  ausgestellt,  um  dem  Publikum 
zu  zeigen,  wie  hübsch  solches  Spalierobst  sich  aus- 
nimmt. Dass  die  Anpflanzung  auch  lohnend  ist, 
zeigten  die  an  den  Bäumen  reichlich  vorhandenen 
Blüthen.  Die  Bäumchen  waren  14  Tage  vor  der 
Ausstellung  in  Kübel  gepflanzt,  letztere  jedoch  auf 
dem  Ausstellungsplatze  mit  Erde  bedeckt.  Eine 
neben  den  Bäumchen  angebrachte  Tafel  zeigte,  dass 
die  Bäume  Lepfere'sche   Kulturen  waren. 

Es  wäre  übrigens  wohl  zu  wünschen  gewesen, 
dass  sich  von  den  anderen  Gärtnern  der  Umgegend 
eine  bessere  Theilnahme  an  der  Ausstellung  ge- 
zeigt hätte. 

An  Preisen  erhielten:  Kunst-  und  Handelsgärt- 
ner Lüben  und  die  Gräflich-Schwerin'sche  Gärt- 
nerei (Schlossgärtner  Sil  ex)  die  silberne  Medaille, 
Obergärtner  Henselmann  und  die  Kunst-  und 
Handelsgärtner  Bauer  und  Decker  hingegen  die 
bronzene. 

Die  rege  Theilnahme  des  Vorsitzenden  und  des 
Schriftführers  vom  Gartenbau- Vereine  in  Frankfurt 
an  der  Ausstellung  ist  ganz  besonders  erwähnens- 
werth. 


Die  Aiithiii'ieii 

mit  gros*i«'ii  lu>i'zloruti<,M>ii  Kliittt'rii. 

Die  Liebhaberei  für  Aroideon  mit  ausdauernden 
Blättern  ist  im  Abnehmen;  und  doch  verdienen 
diese  Blattpflanzen,  besonders  für's  Zinnner,  die 
grösste  Beachtung.  Sie  bedürfen  nur  einer  gerin- 
gen Pflege  und  vertragen  die  trockene  Zinnnerluft 
selbst  da  noch ,  wo  sie  in  tiefem  Schatten  stehen. 
Wir  kennen  einzelne  hierhergehörige  Arten,  welche 
mehre  Jahre  hindurch  sich  im  Zimmer  gehalten 
hatten,  ohne  selbst  auch  nur  in  der  ganzen  Zeit 
einmal  umgesetzt  zu  sein.  Da  man  immer  Blatt- 
pflanzen, welche  in  den  Zimmern  aushalten,  verlangt, 
so  sollten  die  Handelsgärtner  doch  auch  diesem  Verlan- 
gen mehr  Rechnung  tragen,  als  es  geschieht,  und  den 
Käufern  etwas  bieten,  was  in  dieser  Hinsicht  Em- 
pfehlung verdient. 

Nicht  weniger  sind  Liebhabern,  welche  über 
Gewächshäuser  verfügen  können,  diese  Aroideen 
mit  leder-  oder  pergamentartigen  Blättern  zu  em- 
pfehlen. An  und  für  sich  durch  die  grossen  Flä- 
chen von  meist  freudig-grüner  Farbe,  welche  sie 
darbieten,  schön,  können  ihre  Reize  noch  durch 
gute  Kultur  erhöhet  werden.  Wir  liaben  bereits 
in  dem  Berichte  über  die  Brüsseler  Ausstellung 
einiger  Sammlungen  gedacht  (s.  S.  181),  welche 
durch  die  gute  Kultur  der  Pflanzen  sich  auszeichneten 
und  darlegten,  welchen  ornamentalen  Werth  diese 
Aroideen  haben.  Wir  ergreifen  jetzt,  wo  wir  der 
Freundlichkeit  der  Madame  Legrelle  d'Hanis  in 
Berchem  bei  Antwerpen  ein  .blühendes  Exemplar 
einer  solchen  Aroidee  verdanken,  die  Gelegenheit, 
um  auf  eine  Gruppe  des  Genus  Aiithuriuni  auf- 
merksam zu  machen,  welche  vor  Allem  Zimmer- 
pflanzen zu  liefern  im  Stande  ist  und  aus  der  sich 
auch  eine  nicht  geringe  Anzahl  in  Kultur  befindet. 
Es  sind  dieses  die  Antliurien  mit  grossen,  herzför- 
migen  Blättern. 

Zu  den  Aroideen,  welche  als  Blattpflanzen  in 
unseren  Zimmern  dienen  können,  gehören  nament- 
lich die  Arten  der  beiden  Geschlechter  Anthurium 
und  Philodendron,  welche  sich  von  den  übrigen 
dadurch  wesentlich  unterscheiden,  dass  nicht  die 
Enden  der  Blattstiele  scheidenartig  sich  entwickeln, 
sondern  dass  sich  an  der  Basis  derselben  eigen- 
thümliche  hautartige  Scheiden  absondern  und  die 
höher  liegenden  Theile  des  Stammes,  zunächst  das 
darauf  folgende  Blatt,  eiuschliessen.  Aus  diesen 
beiden  Geschlechtern  beschreibt  Schott  nicht  we- 
niger als  215  Arten,  von  denen  zu  Anthurium  180, 
zu  Philodendron  hingegen  135  gehören.  Allerdings 
möchte  bei  genauer  wissenschaftlicher  Untersuchung, 
die  mehr  lebende,  als  getrocknete  Exemplare  ins 
Auge  fasst,   diese  Zahl  sich  bedeutend  verringern. 

25* 


196 


Diese  Aroideen  mit  den  Stipulai-Sclieiden  kom- 
men nur  im  tropischen,  zum  Tlieil  auch  im  subtro- 
pischen Amerika  vor  und  leben  an  Bäumen,  sind 
daher  Epipiivten  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes. 
Dass  unter  den  Anthurien  es  auch  echte  Erdpflan- 
zen (plantae  terrestres)  gibt,  ähnlich  wie  bei  den 
Orchideen,  wie  Schott  behauptet,  bezweifeln  wir, 
wenn  auch  einzelne  Exemplare  vielleicht  auf  dem 
humösen  Boden  der  tropischen  Urwälder  hier  und 
da  zufällig  einmal  vorkommen  mögen.  Das  Genus 
riiilodcudron  hat  deshalb  auch  diesen  Namen,  der 
j  Baunifreuud"  bedeutet,  erhalten.  Das  ebenfalls 
griechische  Wort  „Anthurium"  bedeutet  dagegen 
„BlUthenschwanz"  und  bezieht  sich  auf  den  verlän- 
gerten, mehr  oder  weniger  walzenförmigen  Blüthen- 
stand. 

In  der  äusseren  Erscheinung  ähneln  sich  die 
Arten  beider  Geschlechter  ungemein,  weshalb  sie 
in  den  Gärten,  selbst  auch  von  den  Botanikern, 
ganz  gewöhnlich  mit  einander  verwechselt  werden. 
Ein  Theil  von  ihnen  ist  stammlos,  d.  h.  der  Sten- 
gel ist  so  verkürzt,  dass  zwischen  den  einzelnen 
aufeinander  folgenden  Blättern  tVst  kein  sichtbarer 
Zwischenraum  vorhanden  ist.  Die  übrigen  Arten 
besitzen  die  Neigung  zu  klettern  und  haben  des- 
halb längere  oder  kürzere  Stengel.  Sehr  lang  wer- 
den diese  jedoch  nicht,  am  längsten  noch  bei  den 
l'hilüdendren.  Die  Blätter  sind  verschieden  geformt, 
dauern  mehre  Jahre  hindurch  und  sind  im  Allge- 
meinen bei  den  Philodendren  weicher,  als  bei  den 
Anthurien,  wo  sie  in  der  Regel  eine  pergament- 
oder  lederartige  Konsistenz  besitzen.  Ihre  Gestalt 
ist  höchst  mannigfach;  es  kommen  bei  beiden  Ge- 
schlechtern Arten  mit  schmalen  und  umgekehrt  mit 
sehr  bieiten  Blättern  vor;  diese  ^ind  bald  ganzran- 
dig,  bald  mehr  eingeschnitten,  bald  aber  auch  ge- 
fiedert oder  fingerförmig.  So  übereinstimmend  die 
Arten  von  Philodendron  und  Anthurium  in  den  ■ 
verschiedenen  Formen  der  Blätter  erscheinen,  so  ' 
sind  sie  doch  durch  die  Nervatur  der  letzteren  sehr 
leicht  von   einander  zu   unterscheiden. 

Bei  Philodendron  zieht  sich  nämlich  in  den 
Blättern  eine  ]\Iitte]ripj)e  vom  Blattstiel  bis  zur 
Spitze;  von  ihr  aus  gehen  zahlreiche  Nerven  seit- 
wärts und  dichtgedrängt  nach  dem  Eande,  ohne 
mit  einander  sich  zu  verästeln.  Sie  laufen  sämmt- 
lich  einander  ziemlich  parallel.  Bei  den  Arten  des  ; 
Genus  Anthurium  hingegen  verästelt  sich  die  Mittel- 
rippe und  es  gehen  auf  beiden  Seiten  Aestc  ab,  die 
!^ieh  verzweigen  und  dann  sich  wiederum  verbin- 
den,   so    dass   ein   grossmaschiges  Adernetz    entsteht. 

Nach  dieser  Auseinandersetzung  zum  besseren 
Verstäudniss  kommen  wir  auf  die  Gruppe  der  An- 
thurien mit  grossen,  mehr  oder  weniger  an  der 
Basis    herzförmigen   Blättern.      Alle    Arten    konunen 


darin  überein,  dass  sie  einen  Stengel  bilden,  der 
sieh  mit  der  einen  Seite  an  dem  Stamme  eines 
Baiunes  anlehnt  und  an  demselben  emporsteigt. 
Oder  sie  befinden  sich  in  den  Winkeln  der  Haupt- 
äste und  haben  nur  einen  kurzen  Stengel.  In  bei- 
den Fällen  kommen  viele  Luftwurzeln  hervor,  die 
dazu  dienen,  aus  der  sie  umgebenden  feuchten  At- 
mosphäre Nahrung   einzunehmen. 

In  Schott' s  Prodromus  Aroidearum  sind  nicht 
weniger  als  5G  hierher  gehörige  Arten  beschrieben 
worden.  Schott  theilt  sie  in  Arten  mit  finger- 
und in  Arten  mit  fuss- förmigen  Nerven  in  den 
Blättern.  Diese  Eintheilung  ist  nicht  durchzu- 
führen, ebenso,  wie  die  15  ausserdem  gegebenen 
Gruppen  (Greges)  sich  in  der  Wirklichkeit  in  der 
angegebenen  Weise  nicht  trennen  lassen.  Es  stehen 
hier  auch  nahe  verwandte  Arten  weit  auseinander 
und  solche,  die  man  auf  den  ersten  Blick  unter- 
scheiden  kann,   wiederum   bei   einander. 

In  Betrefl"  der  Arten,  welche  wir  lebend  zu 
untersuchen  Gelegenheit  hatten,  lassen  sich  wohl 
aber  2  Abtheilungen  unterscheiden.  In  der  einen 
sind  nämlich  die  Blätter  mehr  pergamentartig  und 
I  immer,  oder  doch  fast  inuncr,  mit  ihrer  Spitze  nach 
unten  gerichtet,  in  der  anderen  haben  sie  dagegen 
eine  derbere,  mehr  lederartige  Konsistenz  und  nei- 
gen sich  mit  der  Spitze  nicht  abwärts,  sondern  ste- 
hen grade  ab  und  meist  in  die  Höhe.  Bei  der 
Aufzählung  nennen  wir  nur  die  Arten,  welche  in 
Kultur  befindlich  und  von  uns  lebend  beobachtet 
wurden  und  beginnen  mit  denen,  welche  abwärts 
geneigte   Blattflächen   besitzen. 

1.  A.  metallicum  Lind.  (Schott  prodr.  p.  506) 
wurde  von  Linden  eingeführt  und  befand  sich  in 
einem  schönen  Exeiiiplare  in  der  Sammlung  der  Ma- 
dame Lcgrelle  d'Hanis  auf  der  Brüsseler  Aus- 
stellung. Die  Pflanze  scheint  nur  einen  kurzen 
Stamm  zu  bilden.  Die  langen  ]51attstiele  steigen  grade 
in  die  Höhe.  Die  Oberfläche  der  Blätter  besitzt 
bei  einer  opakhellgrüneu  Farbe  einen  schwachen, 
metallischen  Schimmer,  der  Ursache  zur  Benennung 
der  Pflanze  gewesen  ist;  die  Unterfläclie  erscheint 
noch  heller.  Die  Konsistenz  ist  hautartiger  und 
dünner,  als  bei  den  übrigen  Arten,  und  stimmt  in 
sofern  mit  A.  costatum  am  meisten  überein.  Es 
gilt  dieses  auch  hinsichtlich  der  Nervatur  und  der 
Form  der  Blätter.  Diese  sind  nämlich  eirund-herz- 
förmig und  haben  bei  einer  Länge  von  18  eine 
Breite  (oberhalb  der  Basis)  von  13  Zoll.  Die  5 
Zoll  grossen  und  abgerundeten  Ohren  schliessen 
einen  rundlichen  Ausschnitt  von  über  2  Zoll  Durch- 
messer ein  und  werden  von  4  an  der  Basis  ver- 
bundenen Nerven  durclizogcn.  Ausserdem  nehmen 
an  der  Basis,  ausser  dem  mittlem,  no<h  2  Nerven 
auf  jeder   Seite  ihren   Ursprung.      Diese    sowohl,   als 


197 


(He  zablveidien,  parallelen  Hauptäste  des  Mlttelnervs 
vereinigen  sich  nicht  zu  einem  deutlichen  Kandner- 
ven.  Nerven  und  Adern  treten  auf  der  Unterfläche 
sehr   hervor.  • 

Der  Blüthenstiel  hat  eine  Länge  von  1  Fuss, 
erreicht  also  nur  die  Hälfte  des  Blattstieles,  und 
tiägt  an  der  Spitze  einen  7  Zoll  langen,  hellocher- 
farbigen  Kolben,  an  dessen  Basis  eine  schnialellip- 
tische,  flache  luid  später  zurückgeschlagene  Blumen- 
scheide von  gleicher  Länge  und  gelblich -grüner 
Farbe  vorhanden  ist. 

2.  A.  Costa  tum  C.  Koch  (Append.  des  Samen- 
Verzeichnisses  des  Berl.  bot.  Gart.  1853,  p.  6), 
steht  der  vorigen  Art  nahe.  Seine  Blätter  sind 
etwas  mehr  in  die  Länge  gezogen,  besonders  im 
jugendlichen  Zustande.  Auch  ist  die  Verwachsung 
der  3  und  4  Nerven,  welche  in  die  etwas  breitern, 
dagegen  aber  kürzern  Ohren  gehen,  weit  geringer. 
Ein  eigentlicher  Eandnerv  ist  auch  hier  nicht  vor- 
handen. Den  Namen  hat  die  Pflanze  von  den  auf 
der  Unterfläche  ebenfalls  stark  hervortretenden  Ner- 
ven, besonders  der  Mittelrippe.  Abweichend  ist 
von  A,  metallicum  der  Kolben  mit  der  Scheide,  die 
beide  eine  Länge  von  gegen  (>  Zoll  besitzen  und 
in  der  Regel  mit  den  Spitzen  nach  unten  gerichtet 
sind,  weil  das  Ende  des  Blüthenstieles  abwärts  ge- 
bogen erscheint.  Der  Kolben  hat  eine  violett-braune, 
die  schmale  Scheide  hingegen  eine  bräunliche  Farbe. 

Nach  Schott  soll  unser  A.  costatum  mit  dem 
ein  Jahr  fast  später  von  ihm  (1854)  aufgestellten  A. 
violascens  möglicher  Weise  identisch  sein.  Die  Län- 
genverhältnisse der  Scheide  und  des  Kolbens  wei- 
chen  aber    wesentlich   ab. 

3.  A.  ochranthum  G.  Kocli  (Append.  des  Sa- 
men-Verzeichnisses des  Berl.  bot.  Gart.  1853,  p.  6), 
zeichnet  sich  durch  die  sehr  langen  Blatt-  und 
Blüthenstiele  aus,  die  bei  ausgewachsenen  Exem- 
plaren 2  Fuss  und  mehr  Länge  haben.  Die  Blatt- 
flächen verschmälern  sich  von  der  sehr  breiten  Ba- 
sis keineswegs  in  einem  solchen  deutlichen  Bogen, 
wie  es  bei  den  beiden  vorhergenannten  Arten  der 
Fall  ist,  sondern  laufen  mehr  dreieckig  aus.  Auch 
die  Nervatur  ist  in  sofern  eine  andere,  als  die 
Aeste  des  Jlittelnerves  entfernter  stehen  und  sich 
zu  einem  deutlichen  Eandnerven,  der  4  bis  6  Li- 
nien vom  Rande  entfernt  ist,  vereinigen.  Die  Blatt- 
ohren schliessen  einen  breiten  Ausschnitt  ein.  Der 
schmale,  aber  ziemlich  lange  Kolben  von  ochergel- 
ber  Farbe  steht  in  einem  Winkel  ab,  ist  kurzge- 
stielt und  besitzt  eine  ebenso  lange,  lanzettförmige 
Scheide  von  grünlicher  oder  gelb-grünlicher  Farbe. 

4.  A.  polyrrhizon  C.Koch  (in  Allgem.  Berl. 
Gartenz.  1857,  p.  192)  ist  sehr  leicht  an  den  Luft- 
wurzeln zu  erkennen,  welche  sieh  so  gedrängt,  wie 
bei    keiner    andern   Art   vorfinden,    sonst    stimmt    es 


mit  dem  vorigen  und  mit  A.  nympliaefolium  darin 
überein,  dass  die  jugendlichen  Blätter  einen  bräun- 
lich-röthlichen  Anflug  haben.  Seine  Gestalt  ist  herz- 
lanzettförmig. Die  Nervatur  ist  in  sofern  eigent- 
thümlieh,  als  die  beiden  auf  den  Seiten  des  mittle- 
ren aus  der  Basis  des  Blattes  entspringenden  Ner- 
ven nicht  bis  in  den  Rand,  sondern  diesem  entlang 
und  parallel  nach  der  Spitze  des  Blattes  zu  gehen 
und  alle  Hauptäste  des  Mlttelnervs  in  sich  aufneh- 
men. Die  Aderung  tritt  weit  weniger,  als  bei  den 
übrigen  Arten,  hervor.  Auch  hier  stehen  die  Blatt- 
ohren weit  auseinander.  Der  Blüthenstiel  ist  kür- 
zer, als  der  Blattstiel,  und  trägt  an  seiner  Spitze 
eine  lanzettförmige,  später  zurückgeschlagene  Scheide 
von  grüner  und  einen  ebenso  langen  Kolben  von 
violett-rötlilicher  Farbe. 

5.  A.  rubrinervium  Kth  (enum.  pl.  III,  p. 
78)  hat  die  Nerven  und  Hauptäste  des  Mittelner v's 
auf  der  Unterfläehe  der  Blätter  braunröthlich,  ein 
Umstand,  der  Link  zuerst  zur  Benennung  von 
Pothos  rubrinervia  Veranlassung  gab.  Die  Form 
der  sehr  lang  gestielten  Blätter  besitzt  die  Art  mit 
der  vorigen  gemein,  doch  sind  die  Ohren  noch  län- 
ger und  mehr  divergirend,  schliessen  deshalb  eben- 
falls einen  ziemlich  grossen  Ausschnitt  ein.  Die 
Hauptäste  des  Mittelneivs  vereinigen  sich  zu  einem 
bis  zur  Spitze  des  Blattes  reichenden  Randnerven. 
Die  Blüthenstiele  sind  ebenfalls  sehr  lang  und  tra- 
gen an  der  Spitze  eine  bläulich-röthlich-grüne  Scheide 
von  elliptischer  Gestalt  und  einen  ebenso  gefärbten, 
bisweilen   mehr  bräunlichen   Kolben. 

Wahrscheinlich  ist,  wie  Schott  meint,  Pothos 
sagittata,  welche  vor  einem  halben  Jahrhunderte  in 
den  Gärten  kultivirt  worden  ist,  dieselbe  Pflanze, 
ebenso  aber  auch  Pothos  cordata  Humboldt's  oder 
Anthuriuni  Huniboldtiauum  Kunth's,  wie  aus  einem 
noch  im  Königlichen  Herbar  zu  Berlin  befindlichen 
Exemplare  hervorgeht.  A.  Humboldtianum  Schott's 
(prodr.  p.  524)  gehört  dagegen  zu  unserem  A.  po- 
lyrrhizon. 

6.  A.  nympliaefolium  C.  Koch  et  Bouchö 
(in  Append.  des  Samen  ■  Verz.  des  Berl.  bot.  Gart. 
1853,  p.  6)  ist  wohl  die  schönste  der  hierhergehöri- 
gen Arten,  hauptsächlich  wegen  der  prächtigen, 
herzförniigeirniiden  Blätter,  welche,  wie  gesagt,  in 
der  Jugend  einen  röthlich-bräunlichen  Anstrich  ha- 
ben. Es  kommt  noch  dazu,  dass  sie  ebenfalls  ziem- 
lich langgestielt  sind  und  sich  auch  in  grösserer 
Anzahl  an  dem  etwas  mehr  aufsteigenden  Stengel 
befinden.  Die  Ohren  stehen  so  nahe  an  einander, 
dass  sie  nur  einen  sehr  schmalen  Ausschnitt  zwi- 
schen sich  lassen ,  ja  bisweilen  sogar  einander  be- 
decken. Die  Hauptäste  des  Mlttelnervs  vereinigen 
sich  zu  einem  bis  an  die  Spitze  des  Blattes  rei- 
chenden Randnerven.    Der  Blüthenstiel  hat  die  Länge 


198 


des  Blattstieles  und  besitzt  eine  ziemlich  breite, 
kahnförmige  Scheide  von  grünlich -weisser  Farbe, 
während  diese  bei  dem  kürzeren  Kolben  mit  kur- 
zem Stiele  braun  erscheint. 

Aus  Belgien  wurde  diese  Art  vor  einigen  Jah- 
ren unter  dem  falschen  Namen  A.  Humboldtianum 
in  den  Handel  gebracht;  wir  haben  sie  selbst  noch 
in  neuerer  Zeit  unter  diesem  Namen   gesehen. 

7.  A.  Lindenianum  C.  Koch  (in  der  Allgeni. 
Berl.  Gartenz.  p.  234)  steht  au  Schönheit  der  vori- 
gen kaum  nach  und  hat  auch  hinsichtlich  der  mehr 
rundlichen,  in  der  Jugend  etwas  bräunlichen  Blät- 
ter eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  ihr.  Diese  sind 
selbst  noch  runder,  da  der  Breiten-Durchmesser 
kaum  weniger  als  der  Längs-Durchmesser  beträgt. 
Ausgezeichnet  ist  die  Art  iiocji  dadurch,  dass  das 
Blatt  sich  plötzlich  in  eine  lanzettförmige  Spitze 
zusammenzieht.  Auch  die  Ohren  stehen  weiter 
auseinander,  so  dass  sie  einen  rundlichen,  oft  mehr 
als  Zoll  breiten  Ausschnitt  einschhessen.  Das:ee:en 
ist  die  Nervatur  auch  in  sofern  dieselbe,  als  die 
Hauptäste  des  Mittelnervs  einen  Randnerven  bilden, 
der  sich  ziemlich  um  das  ganze  Blatt  herumzieht. 
Sehr  hübsch  nimmt  sich  die  milchweisse,  flache  und 
elliptische  Blüthenscbeide,  die  aufrecht  steht  und 
den  ebenfalls  welsslichen  Kolben  an  I^änge  über- 
trifft, aus. 

Es  bleiben  die  übrigen  hierher  gehörigen  Arten 
zu  nennen  übrig,  deren  Blätter  eine  dickere  und 
lederartige  Konsistenz  und  keine  abwärts  geneigte 
Stellung  besitzen,  in  sofern  sie  in  unseren  Gärten 
sich  in  Kultur  befinden;  wir  fürchten  jedoch,  dass 
es  für  jetzt  zu  weit  füln-en  würde  und  ziehen  des- 
Laib vor,  diese  nur  namentlich  aufzuführen  und  sie 
mit  einigen  Bemerkungen  zu   begleiten. 

8.  Anthurium  grandifolium  Kth,  was  in 
den  Gärten  sehr  oft  auch  als  A.  macrophyllum 
vorkommt,  hat  die  grössten  Blätter  und  passt  des- 
halb nicht  in  die  Zimmer,  wohl  aber  bleibt  es  für 
Gewächshäuser  eine  nicht  zu  übersehende  Pflanze. 
Kunth  hat  die  Art  als  A.  amplum  beschrieben. 
Was  Endlicher  als  A.  macrophyllum  beschrieben, 
gehört  sicher  in  die  Abtheilung  mit  pergamentarti- 
gen Blättern,  ob  auch  Pothos  macrophylla  Swartz? 
möchte,  da  ein  Original-Exemplar  nicht  mehr  vor- 
handen zu  sein  scheint,  schwer  zu  entscheiden  sein. 
"Was  Schott  endHch  als  macrophyllum  (prodr.  p. 
Ö1(J)  beschreibt,  ist  dagegen 

9.  unser  A.  Selloum,  welches  sich  durch  lauge, 
ziemlich  grosse,  mehr  trockene  Blätter,  mit  deutlich- 
herzförmiger  Basis  auszeichnet  und  Besitzern  von 
Gewächshäusern    ebenfalls    empfohlen   werden  kann. 

10.  A.  Laucheanum  C.  Koch  scheint  sich 
vor  Allem  in  den  Zimmern  gut  zu  halten  und 
besitzt  Blätter   von  fleischig-lederartiger  Konsistenz. 


Diese    haben    ausserdem    eine    herzförmig- längHche 
Gestalt. 

11.  Sehr  hübsch  ist  ferner  A.  Boucheanum 
C.  Koch  wegen  der  herzförmigen  Blätter  von  7 
Zoll  Breite  oberhalb  der  Basis  und  wegen  deren 
scliönen,  freudig-grünen  Farbe.  Die  Konsistenz  ist 
zwar  ziemlich  dick,  doch  aber  auch  trocken.  In 
den  Gärten  war  die  Art  früher  unter  dem  Namen 
A.  cartilagineum  vorhanden.  Leider  scheint  sie 
jetzt  seltener  geworden  zu  sein,  denn  wir  haben 
sie  lange  nicht  mehr  gesehen. 

12.  Eine  noch  kleinblättrigere,  aber  sonst  ähnliche 
Art  ist  die,  welche  wir  A.  cordatum  genannt  ha- 
ben und  leider  ebenfalls  zu  den  seltenen  gehört. 
Sie  wurde  zuerst  in  Herrenhausen  bei  Hannover 
kultivirt,  wo  sie  liofi'entlich  noch  existirt.  Die  noch 
nicht  halbfusslangen  und  genau  herzförmigen  Blät- 
ter stehen  auf  sehr  langen  Stielen,  wodurch  die 
Pflanze  etwas  Graziöses  erhält. 

13.  Endlich  nennen  wir  noch  A.  cucullatum 
C.  Koch,  ebenfalls  eine  grossblättrige  Art,  die  we- 
niger in  die  Zimmer,  als  vielmehr  in  die  Gewächs- 
häuser passt.  liireu  Namen  hat  sie  erhalten,  weil 
die  Basis  des  Blattes  mit  den  Blattohren  sich  nach 
innen  biegt,  so  dass  eine  kappenförmige  Konkavi- 
tät entsteht.  An  dieser  Eigenthümlichkeit  ist  sie 
auch   leicht  zu   erkennen. 


üebe 


den  Zustand  der  Ohstkiiltur  in  Schlesien. 


des  Abg;eurilncteii  der  Sclilcsisciiuii  Gesellschaft,  Sektion 

für  Obst-  und  Uartciibaii,  bri  der  4.  Versaniinlung 

dciitsclier  Pumulugeii. 

Von  Dr.  K.  Fickert  aus  Breslau. 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  auch  in  Schlesien 
während  des  letzten  Jahrzehents  die  Obstkultur 
einen  Aufschwung  genommen  hat  und  dass  wenig- 
stens stellcnwels  ein  neuer  Eifer  für  dieselbe  er- 
wacht ist,  der  bereits  Früchte  trägt.  Doch  wenn 
wir  uns  nicht  selbst  überheben,  sondern  die  Sache 
nehmen  wollen,  wie  sie  liegt,  so  müssen  wir  einge- 
stehen, dass  unserem  Obstbau  noch  sehr  viel  fehlt, 
um  ein  wichtiger  Faktor  der  Landeskultur  zu  sein, 
wozu  er  durch  Boden  und  Klima  unserer  Provinz 
berufen  ist.  Ja  man  darf  behaupten,  dass  wir 
noch  erheblich  zurückstehen  gegen  das,  was  gegen 
Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  geleistet  wurde. 
Damals  nahm  sich  die  Regierung  mit  aller  Energie 
dieses  wichtigen  Kulturzwciges  au  und  sorgte  dafür, 
dass    die  Gemeinden  nicht  blos  Obstbäume  anpflan- 


199 


zen  nuissten,  sondern  dass  auch  der  Landmann 
eine  Anleitung  zum  Obstbau  erhielt.  »Schlesien 
hatte  3  Landesbaumschulen,  und  es  wurden 
sorgfältig  statistische  Notizen  gesammelt,  aus  denen 
wir  noch  jetzt  den  damaligen  Bestand  an  Obst- 
bäumen in  unserer  Provinz,  die  nachtheiligen  Ein- 
flüsse strenger  Winter,  die  Vermehrung  der  An- 
])flanzungen  u.  s.  w.  ersehen  können.  Jetzt  ist  es 
Einzelnen  oder  Vereinen  überlassen,  den  Obstbau 
zu  fördern,  so  gut  sie  wollen  und  können.  Dass 
aber  auf  diesem  Wege  Einheit  und  Gleichmässig- 
keit  nicht  erreicht  werden  kann,  ist  an  sich  klar. 
Das  einzige  Institut,  welches,  wenigstens  seiner 
Tendenz  nach,  dem  Obstbau  in  der  ganzen  Provinz 
Schlesien  seine  Aufmerksamkeit  widmet,  ist  die 
Schlesische  Gesellschaft,  Sektion  für  Obst-  und  Gar- 
tenbau; aber  die  ihr  zu  Gebote  stehenden  Mittel 
itichen  nicht  aus,  die  Aufgabe  zu  lösen. 

Schon  die  Zahl  ihrer  Mitglieder  —  noch 
nicht  400  —  ist  für  eine  Provinz  mit  mehr  als 
o  Millionen  Einwohner  viel  zu  gering,  und  unter 
den  Mitgliedern  sind  wieder  nur  sehr  wenige,  deren 
Thätigkeit  die  Zwecke  der  Sektion  wahrhaft  fördern. 
Die  Geldmittel  aber,  über  welche  die  Sektion  ver- 
fügen kann ,  reichen  noch  weit  weniger  aus.  bo 
hat  sie  sich  denn  längere  Zeit  auf  die  Verthei- 
lung  von  Pfropfreisern  an  ihre  Mitglieder  be- 
schränken müssen,  in  den  meisten  Fällen  aber  nicht 
erfahren  können,  was  aus  diesen  Reisern  geworden 
ist.  Dass  damit  nichts  Bedeutendes  erreicht  worden 
ist,  trotz  der  grossen  Menge  der  seit  fast  15  Jahren 
abgegebenen  Reiser,  macht  sich  jedem  klar,  der  den 
Breslauer  oder  einen  andern  Obstmarkt  durch- 
mustert. Man  findet  immer  iiiu'  die  Sorten,  welche 
seit  80  Jahren  oder  länger  bei  uns  heimisch  sind. 
Von  Obst  -  Ausstellungen  kann  man  auf  die 
Obstkultur  im  Grossen  keinen  richtigen  Schluss 
ziehen;  denn  an  ihnen  betheiligen  sich  nur  Baum- 
schulenbesitzer und  Obstliebhaber,  welche  in  iiiren 
Gärten  Manches  besitzen,  was  nicht  verbreitet  ist. 
Auch  Obst-Ausstellungen  hat  die  Sektion  als 
(in  Förderungsmittel  der  Obstkultur  früher  in  Bres- 
lau mehrmals  veranstaltet,  und  es  haben  sich  an 
denselben  immer  diejenigen  Mitgheder  lebhaft  be- 
theiligt, welche  überhaupt  ein  Interesse  an  der 
Sache  haben;  dass  aber  dies  Interesse  durch  die 
Ausstellungen  allgemeiner  geworden  wäre,  wage  ich 
nicht,  zu  behaupten.  Der  Besuch  derselben,  na- 
mentlich von  Auswärtigen,  war  verhältnissmässig 
gering,  und  ein  Hauptzweck,  falsche  Benennungen 
zu  berichtigen,  ist  nur  in  wenigen  Fällen  erreicht 
worden,  was  die  Mehrzahl  der  in  Görlitz  ausge- 
stellten Schlesischen  Sortimente  beweist.  Die  Sek- 
tion hat  daher  auch  den  Weg  einzuschlagen  ver- 
sucht,  der  allein  zum  Ziele  führen  kann.    Es  musste 


eine  Baumschule  geschaffen  werden,  die,  abgesehen 
von  allem  Gewinn,  die  empfohlenen  Sorten  selbst 
prüft  und  jede  unter  ihrem  wahren  Namen  verbrei- 
tet. Es  ist  auch  gelungen ,  in  der  Stadt  Breslau 
selbst,  Matthiasstr.  90,  einen  Garten  zu  pachten  und 
dort  eine  Baumschule  anzulegen.  Ja  die  Sektion 
hat  durch  Lucas'  Vennittelung  einen  Gärtner  aus 
W^ürttemberg  kommen  lassen,  der  eine  Zeit  lang 
das  pomologische  Institut  in  Reutlingen  besucht 
hat.  Diese  Anlage  wurde  möglich  einerseits  durch 
freiwillige  Beiträge  von  Mitgliedern,  andrerseits  be- 
sonders durch  eine  jährliche  L'nterstützung  von  150 
Thalern,  welche  das  Königl.  Landwirthschaftliche 
Ministerium  gewährt.  Aus  dieser  Baumschule  sind 
bereits  Copvdanten  und  Zwergbäume  in  nicht  gerin- 
ger Anzahl  für  einen  billigen  Preis  abgegeben  wor- 
den. Dass  aber  eine  Fläche  von  3  Morgen  nur 
genügen  konnte,  um  einen  Anfang  zu  machen,  war 
klar.  Es  ist  daher  die  Sektion  für  Obst-  und  Gar- 
tenbau neuerdings  mit  der  Stadt  Breslau  in  Unter- 
handlung getreten  wegen  eines  bedeutend  grösseren 
Grundstückes.  Gehngt  es,  dies  zu  erwerben  und 
findet  die  Sektion  die  ausserdem  noch  nöthige  Un- 
terstützung, so  wird  sie  einen  pomologischen 
Garten  und  eine  grössere  Baumschule  anlegen, 
auch  Baumgärtner  und  Baumwärter  heranzubilden 
suchen.  Ein  pomologisches  Institut  mit  einem 
pomologischen  Garten  ist  das  sicherste  Mit- 
tel, die  Obstkultur  wahrhaft  zu  fördern. 
Dies  hat  auch  Superintendent  Oberdieck  bei  sei- 
ner Anwesenheit  in  Breslau  den  um  ihn  versammel- 
ten Mitgliedern  der  Sektion  mit  beredten  Worten 
warm  an  das  Herz  gelegt. 

Fassen  wir  nun  zusammen,  was  sich  über  den 
Zustand  der  Obstkultur  in  Schlesien  sagen  lässt, 
so  ist  dies  etwa   Folgendes: 

1.  In  einigen  Gegenden  hat  sich  aus  früherer 
Zeit  so  viel  Obstbau  erhalten,  dass  Obst  in  grösse- 
rer Menge  gewonnen  und  zu  Markte  gebracht  wird. 
Dies  gilt  besonders  von  Trebnitz  und   Grünberg. 

2.  Einzelne  Grundbesitzer  haben  noch  aus  frü- 
herer Zeit  schöne  Obstpflauzungen,  andere  haben 
solche  neuerdings  angelegt. 

3.  Es  gibt  einige  Baumschulen,  die  den  Ruf 
der  Zuverlässigkeit  seit  Jahren  besitzen,  und  einige 
neuere  Anlagen    der  Art  versprechen  gute  Erfolge. 

4.  Es  haben  einzelne  Vereine  sich  bemüht,  die 
Obstkultur  zu  heben,  und  ihre  Bemühungen  sind 
nicht  erfolglos  geblieben. 

5.  Das  Alles  reicht  aber  für  eine  Provinz,  die 
742  Q.-JI.   umfasst,  weithin  nicht  aus. 

G.  Denn  erstlich  Ist  der  Obstbau  lange  nicht 
so  allgemein  verbreitet,  wie  die  Landeskultur  es 
erfordert;  zweitens  fehlt  es  sowohl  an  der  nöthlgen 
Sortenkenntniss,  wie  an  der  Einsicht  In  die  Behand- 


200 


hing   der    Bäume.      Auch   die    Vortlieile    der    Obst- 
benutzung sind   wenig  bekannt. 

7.  Um  die  Obstkultur  zu  fördern,  ist  ein  po- 
mologisches  Institut  zur  Bildung  von  Baum- 
gärtnern und  Bauniwärtern,  ein  pomo  logisch  er 
Garten  zur  Prüfung  der  Sorten  und  eine  Pro- 
vinzial-Baumschule  nöthig,  aus  welcher  die  Sor- 
ten für  einen  billigen  Preis  eclit  bezogen  werden 
können. 


Eine  Eiitstehiiiig  von  ßänmen 

mit  liängcniifu  ,-Aclkn  in  i'oltic  ticr  Hcrrlilunti. 

Vom  Hofgärtuer  Jäger  in  Eiseiiach. 

In  der  Baumschule  zu  Wilhelmsthal  bei  Eise- 
nach lassen  wir  Salix  nigra  pendula  hochstämmig 
auf  S.  Caprea,  die  gemeine  Sohlvveide,  veredeln. 
Mangel  an  gutem  Edelholz  oder  ein  anderes  Miss- 
geschick veranlasste  ein  Misslingen  der  Veredlung 
bei  12  bis  15  Stämmen.  Diese  trieben  unter  der 
Pfropfstelle  zahlreiche  Aeste.  Unter  diesen  waren 
4  Exemplare,  wo  diese  neuen  Triebe  sämmtlich 
nach  unten  wuchsen,  so  dass  sie  vollkommen  der 
schon  in  den  Gärten  vorhandenen  Trauer-Sohlwcide 
(Salix  Caprea  pendula)  glichen.  Die  übi-igen  Exem- 
plare hatten  sämmtlich  aufrechte  Triebe. 

Dass  diese  Veränderung  nicht  in  Folge  der 
Einwirkung  des  Edelreises  vorgegangen  ist  —  wie 
ich  nicht  einmal  annehmen  würde,  wenn  die  Pfropf- 
reiser darauf  angewachsen  gewesen  wären,  weil  Ich 
an  keine  RückvvLi-kung  glaube  —  versteht  sich  von 
selbst.  Sie  war  also  blos  eine  Folge  der  Verstüm- 
melung des  Stammes  durch  das  Pfropfen  und- — Zu- 
fall, d.  h.  durch  Ursachen  bedingt,  die  wir  nicht 
kennen. 

Ich  bringe  wohl  mit  Recht  diese  Thatsache  mit 
einer  andern  in  Verbindung,  wo  auch  in  Folge 
einer  misslungenen  Veredlung  ans  einem  oberen 
Auge  des  Wildlings  ein  mit  bunten  Blättern  ver- 
sehener Zweig  hervorgetrieben  hatte.  Dass  gewalt- 
same Eingriffe  in  den  Organismus  eines  Thieres 
ebenfalls  oft  Abnormitäten  hervorrufen,  ist  wohl 
eine  Thatsache.  Warum  sollte  es  nicht  auch  bei 
den  Pflanzen  sein?  Es  muss  doch  der  Umstand 
auffallen,  dass  die  meisten  Spielarten  von  Gehölzen 
in  den  Gärten  oder  Baumschulen  entstehen,  dass 
man  ferner  dergleichen  im  Freien  ausserordentlich 
selten  sieht. 

In     Gärten     finden    keineswegs     die    Pflanzen 


immer  genau  die  Bedingungen,  unter  denen  sie 
normal  gedeihen  können.  Ueberladung  mit  Nah- 
rungstofl'en  in  Folge  des  humösen  Gartenbodens  ist 
ebenfalls  schon  etwas,  was  auf  abnorme  Entwicke- 
lung  einzelner  Theile  oder  des  Ganzen  hinwirken 
kann.  Das  Messer  wird  sehr  oft  angesetzt,  um  der 
ganzen  Pflanze  eine  beliebige,  nicht  selten  abwei- 
chende Form  zu  geben.  Es  wird  Niemand  leug- 
nen, dass  alle  Veredlungen  einen  nicht  unbedeu- 
tenden Eingriff  in  das  Leben  der  als  Unterlage  be- 
nutzten Pflanze  ausüben  können  und  auch  wirklich 
ausüben.  Ja  selbst,  dass  ein  fremder,  wenn  auch 
noch  so  nah  verwandter,  aber  doch  mehr  oder  we- 
niger abweichender  Organismus  fortwährend  Nah- 
rung entzieht,  aber  auch  Nahrung,  durch  seine 
Blätter  bereitet,  zuführt,  ist  eine  abnorme  Er- 
scheinung. 

Es  wäre  daher  wohl  der  ]\Iühe  werth,  dass 
Gärtner,  und  hauptsächlich  Baumschulbesitzcr,  die- 
sem Umstände  einige  Aufmerksamkeit  widmeten  und 
versuchten,  der  Entstehung  abnormer  Bildungen, 
z.  B.  der  hängenden  Zweige,  der  bunten  Blätter 
u.  s.  w.  nachzuforschen  und  sie  zum  Nutzen  und 
Frommen  der  Wissenschaft,  aber  auch  im  Interesse 
der   Gärtnerei   selbst,   zur  Kenntniss   zu  bringen. 


Jjttuöefsgärtucrei  noii  'lenii  Uerfffjttffcft, 

43  nie  ile  la  taveriie,  («eiit. 

Jean  Verschaffelt  gibt  sich  die  Ehre,  hier- 
mit anzuzeigen,  dass  er  so  eben  eine  gi'osse  Sendung 
von  Zamien,  Encephalartus  u.  s.  w.  direkt  vom  Vor- 
gebii'ge  der  guten  Hoffnung  empfangen  hat  und  die 
einzelnen  Exemplare  zu  folgenden,  gewiss  sehr  mas- 
sigen  Preisen   offerirt: 

Zamia   CaftVa,    pungens  und  Altensteini,    Stamm- 
höhe   1  Fuss 100  Francs. 

Desgleichen,  Stammhöhe  1  —  li  F.    125 — 150  Fr. 

Desgleichen,   Stammhöhe  2— 6"F.  .   200— 600 Fr. 

Zamia  horrida,   von    1 — 2  Fuss   Stammhöhe 

80— 200  Fr. 

Zamia  Lehmannii,  eine  prächtige  Pflanze  mit  sehr 
schönen   blaugrünen  Blättern,  Stammhöhe   1  Fuss 

125  Fr. 

Desgleichen,  Stammhöhe  1— 1|  F.    125— 150Fr. 

Desgleichen,  Stammhöhe  2—5  F.    .300— 600  Fr. 

Tamus    (Testudinaria)    Elephantipes    in    starken 
Exemplaren 15 — 50  Fr. 

Desgleichen,   sehr  stark 200  Fr. 

Amaryllls  Josephinae   von   5  Fr.  ab    die  Zwiebel. 

Desgleichen,  von   40  Fr.  das  Dutzend. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
Kommandanten-Strasse  No.  62. 


Druck  der  C.   Feist er'schen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


Vereines  xiir  ßeiordeniiig;  des  (larteiihaiies  in   den  Königl.  Preiissischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur : 
JPi-olessor  I^r-  Karl  Xvoch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  26. 


Bei'lin,  den   2.  Juli 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt;      J^'^  Fest -Ausstellung    des  Vereines    zur  Beförderung    des  Gartenbaues,    in    den    Tagen  des   19.  und  20.  Juni.  —   Ueber 
Rosen-Sämlinge.     Von  Paul   Sorauer.  —   Bericht  der  4.  Versammlung  deutscher  Pomologen   in  Görlitz. 


Die  .fe|l=iliis|le(riiiig 

des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 

in  den  Tagen  des    10.  und   20.  Juni. 

Laut  des  in  der  Versammlung  des  Vereines 
vom  31.  Mai  vorigen  Jahres  gefasstcn  Beschlusses 
sollen  die  Fest-Aiisstellungen  in  der  Weise  ferner- 
bin sein,  dass  alle  3  oder  4  Jahre,  je  nachdem  die 
Zeit  dazu  günstig  ist,  eine  Ausstellung  in  grösstera 
Masstabe  stattfindet,  während  in  den  dazwischen 
liegenden  Jahren  kleinere  in's  Leben  gerufen  wer- 
den. Da  die  Fest-,  wie  die  übrigen  Ausstellungen 
auch  dem  Publikum,  durch  unentgeltliche  Ausgabe 
von  Eintrittskarten,  often  stehen,  so  beanspruchen 
sie,  wie  man  sich  denken  kann,  die  an  und  für 
sich  geringen  Hulfsmittel  des  Vereines  nicht  wenig. 
Man  musste  demnach  auf  Mittel  sinnen,  diesem 
Uebelstande  einigermassen  abzuhelfen. 

Man  hat  bekanntlich  schon  frülier  an  anderen 
Orten  das  Bedürfniss  gefühlt,  ähnlich,  wie  bei  den 
fndustriellen  Erzengnissen,  auch  bei  Pflanzen  eine 
Art  internationaler  Ausstellungen  in's  Leben  zu  ru- 
ieu.  Der  Garten -Direktor  Thelemann  in  Biebe- 
rich  war  der  er.ste,  welcher  für  Deutschland  in  dem 
günstig  in  der  Nähe  des  Rheines  gelegenen  herzog- 
lichen Garten  genannten  Ortes  vor  nun  6  Jahren 
eine  solche  Ausstellung  veranstaltete,  wo  von  weit- 
her BetheiHgung  stattfand.  Ln  Frühlinge  18G1 
wurde  sie  wiederholt  (s.  Wochenschr.  4.  Jahrg.  S. 
106).      Unter    der    Leitung    des    Garten -Inspektors 


Meyer  kam  im  nächsten  Frühjahre  eine  gleiche 
Ausstellung  in  Karlsruhe  (s.  5.  Jahrg.  S.  153)  und 
im  vorigen  wiederum  unter  den  Auspicien  des  Gar- 
tenbau-Vereines in  Mainz  eine  vierte  (s.  6.  Jahrg. 
S.  137)   zu   Stande. 

Internationale  Pflanzen  -  Ausstellungen  fanden 
aber  schon  früher  im  Auslande  statt,  so  alle  5 
Jahre  in  Gent  von  Seiten  des  Gartenbau-Vereines 
daselbst.  Ueber  die  letzte  derselben,  Anfang  März 
des  Jahres  1862,  haben  wir  ebenfalls  ausführlich 
berichtet  (s.  5.  Jahrg.  S.  81).  Aber  selbst  der 
Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  hatte  bis- 
her seine  Ausstellvmgen  keineswegs  auf  Berlin  und 
Umgegend  beschränkt.  Man  betheihgte  sich  oft 
von  weither,  selbst  aus  dem  xA.uslande,  namentlich 
von  Gent  und  Brüssel.  Die  grossen  Kosten  der 
Ausstellung,  erlaubten  leider  nicht,  grosse  Preise 
auszusetzen.  Es  waren  dieselben  geblieben,  welche 
man  in  frühern  Jahren  bei  geringereu  Ansprüchen 
ausgesetzt  hatte.  Wollte  man  aber  in  Berlin  nicht 
zurückbleiben,  so  nuisste  man  weiter  daran  denken, 
den  jetzigen  Anforderungen  auch  hinsichtlich  der 
Preise  zu  entspreclien.  Durch  Vereinfachungen 
zweier  Fest-Ausstellungrcn  zu  Gunsten  einer  dritten 
so  wie  durch  Entnahme  eines  Eintrittsgeldes  bei 
der  letzten  hoff't  man  nun  die  Mittel  herbeizuschaf- 
fen ,  auch  grössere  Preise  auszusetzen  und  damit 
den  Ansprüchen  zu  einer  internationalen  Ausstellung 
zu  genügen. 

Wir    wollen    damit    nicht    sagen,    dass   etwa  die 
bisherigen    Fest  -  Ausstellungen    des    Vereines    den 

26 


202 


grössern  Ausstcllungt-n  in  Bitberich,  Karlsruhe  und 
Mainz  an  Inhalt  durchaus  nachgestanden  hätten; 
im  Gegentheil  haben  die  ersteren  stets  in  mancher 
Hinsicht  Leistungen  aufzuweisen  gehabt,  wie  sie  in 
keiner  der  genannten  Stiidte  vorhanden  waren;  es 
betriift  dieses  namentlich  die  Schaupflanzen  und  die 
gute  Kultur  überhaupt.  Selbst  die  kleinere  Aus- 
stellung in  den  Tagen  des  19.  und  20.  Juni  hatte 
Manches  autzuweisen,  was  in  Brüssel  bei  der  gros- 
sen Konkurrenz  den  Sieg  davon  getragen  hätte. 
Orchideen  in  einer  Kultur- Vollkommeuheit,  wie  sie 
aus  den  Gärten  der  Gebrüder  Reichenheim  und 
der  Geh.  Medizinalräthill  Casper  vorhanden  waren, 
Gloxinien,  wie  sie  die  Obergärtner  der  Komraer- 
zienräthin  Hennige  in  Magdeburg,  des  Rentiers 
Danneel  und  wiederum  der  Gebrüder  Reichen- 
heini in  Berlin,  oder  Stiefmütterchen  (Pensees), 
wie  sie  der  Kunst-  und  Plandelsgärtner  Schwa- 
necke in  einer  Vollkommenheit  der  Blume  ausge- 
stellt hatte,  suchte  man  in  der  internationalen  Aus- 
stellung zu  Brüssel  vergebens.  Es  waren  dieses 
aber  nur  Einzelheiten,  während  die  letztere  als 
Ganzes  betrachtet  einzig  dastand  und  bis  jetzt  noch 
nicht  vorhanden  war,  sobald  auch  gar  nicht  erreicht 
werden  möchte. 

Die  jetzige  Ausstellung  fand,  wie  die  des  Früh- 
jahres, in  der  Aula  und  in  einem  Nebenzimmer  der 
Königlichen  Thierarzneischule  statt.  Auf  allgemeine 
Gruppiruiigen  hatte  man  nach  dem  Programme  ver- 
zichtet; doch  war  das  Ganze  auf  eine  Weise  arran- 
girt,  dass  man  wenigstens  im  Hauptsaale  einen  Zu- 
saminenhang  der  einzelnen  ausgestellten  Gegenstände 
erzielt  hatte.  Wie  schwierig  dieses  den  Ordnern 
übrigens  gewesen  sein  muss,  wird  man  einsehen, 
wenn  man  weiss,  dass  leider  eine  grosse  Anzahl  der 
Aussteller  nicht  allein  eine  Anzeige  von  dem,  was 
sie  bringen  wollten,  nicht  gemacht  hatte,  sondern  auch 
noch  die  Pflanzen  selbst  erst  spät  am  Nachmittage 
brachte.  Wollten  doch  die  Aussteller,  welche  durch 
ihre  Betheiligung  sich  gewiss  ein  Verdienst  erwer- 
ben, diesen  l  ebelstand  beherzigen  und  für  später- 
hin spezielle  Anzeigen  machen  und  die  Pflanzen 
auch  früher  bringen!  Hofgärtuer  Brasch  in  Mon- 
bijou  und  Kunst-  und  Handelsgärtner  Jaiuioch 
hatten  sich  mit  grosser  Aufopferung  den  Mühen 
der  Einrichtung  und  der  Anordnung  unterzogen 
und  wurden  noch  in  technischer  Hinsicht  durch  den 
Schatzmeister,  Rentier  Sonntag,  freundlichst  unter- 
stützt. Diesen  dreien  sind  demnach  alle  die,  welche 
die  schöne  Ausstellung-  in  Augenschein  genommen 
haben,  vor  Allem  aber  der  Verein  selbst,  zu  gros- 
sem  Danke   verpflichtet. 

Eine  Königsgrujipe  in  der  AVeise,  wie  sie  bei 
den  früheren  Ausstellungen  vorhanden  war,  fehlte 
zwar,  doch  hatte  der  Inspektor  Bouche  eine  Reihe 


schöner  Blattpflanzen,  hauptsächlich  Palmen,  aus  dem 
botanischen  Garten  zur  Verfügung  gestellt,  um  da- 
mit an  der  einen  Giebelseite  eine  schöne  Gruppe 
zusammenzusetzen,  aus  der  die  Büsten  des  hohen 
Protektors  des  Vereines,  Sr.  Majestät  des 
Königs,  und  die  der  erlauchten  Gemahlin,  Ihrer 
Maj.  der  Königin,  herausragteii.  Aber  auch  die 
andere  Giebelseite  der  Aula  hatte  Inspektor  Bouch€ 
benutzt,  um  aus  verschiedenen  Pflanzen  eine  hüb- 
sche Gruppe  zusammenzustellen.  Eine  dritte  Gruppe 
•war  dagegen  auf  der  Seite.  Es  befanden  sich  mehre 
Seltenheiten  und  selbst  Neuheiten,  die  zum  ersten 
Male  ihre  Blüthen  entfaltet  hatten,  unter  ihnen.  Ob 
Billbergia  Wioti  Hort.  Mak.  wirklich  eine  selbst- 
ständige Art  darstellt  oder  nicht  vielmehr  zu  der 
von  uns  früher  bekannt  gemachten  B.  pallescens 
gehört,  müssen  genaue  Untersuchungen,  die  wir 
übrigens  machen  werden,  entscheiden.  Livistona 
rotundifolia  ist  kleiner  als  die  übrigen  Arten  und 
gedeiht  im  Zimmer  sehr  gut,  daher  wir  auf  sie 
aufmerksam  machen  wollen.  Leider  ist  sie  nur 
noch  zu  hoch  im  Preise.  Die  Form  der  bekannten 
Remusatia  vivipara  (Arum  viviparum),  wo  die 
Blätter  mehr  bräunlich  herauskommen  und  auch 
stets  einen  bräunlichen  Anstrich  haben,  besitzt  gut 
kultivirt  sehr  grosse  Blätter  von  2  Fuss  Länge  und 
1^  Fuss  Breite  und  eignet  sich  zu  ornamentalen 
Zwecken.  Einen  hübschen  Blüthenstrauch  bildet 
Metrosideros  rubrifolia  mit  blutrothen  Blüthenstän- 
den  dicht  besetzt.  Man  muss  sich  wundern,  dass 
dieses  Gehölz,  so  wie  Melaleuca  fulgens,  von  Seiten 
der  Gärtner  nitht  mehr  als  Marktpflanzen  beachtet  wer- 
den. Beide  vermehren  sich  leicht  und  sind  auch 
nicht  schwierig  in  der  Kultur.  Freycinetia  nitida 
mit  ihren  schmalen,  fast  gra?ähiilichen  Blattern  war 
in  einem  sehr  stattlichen  Exemplare  vorhanden, 
ebenso  der  buntblättrige  Hibiscus  Rosa  chinensis, 
(3  Fuss  hoch),  der  als  Hibiscus  Cooperi  in  den 
Handel  neuerdings  gekommen  ist  und  Empfehlung 
verdient.  Warum  die  Casuarinen,  von  denen  einige, 
z.  B.  nodifloia,  wunderschön  sich  bauen  und  im  Ha- 
bitus sich  einigen  Cupiessineen,  besonders  den  Fre- 
nelen,  anschlicsseii,  wiederum  von  Seiten  der  Gärt- 
ner und  Liebhaber  so  wenig  Beachtung  finden,  be- 
greift man  ebenfalls  nicht.  So  ist  auch  Saxifraga 
pyramidalis,  eine  sonst  im  Freien  aushaltende  Pflanze, 
wegen  ihres  Wachsthumes,  indem  aus  der  Rosette 
lederartiger  Blätter  eine  grosse  Pyramide  weisser 
Blumen  herauskommt,  in  jeglicher  Hinsicht  zu  em- 
pfehlen. 

Es  wäre  wohl  interessant,  noch  auf  andere  von 
Seiten  des  botanischen  Gartens  in  den  3  Gruppen 
ausgestellten  Pflanzen  aufmerksam  zu  machen  und 
zu  empfehlen,  wenn  nicht  Zeit  und  Raum  uns  zu 
beschränkt  zugemessen   wäre.    Doch   wollen  wir  we- 


203 


uigstens  noch  nennen :  Gonatantlius  sannentosus, 
Hymenocallis  speciosa,  deren  weisse  Blüthen  durcli 
die  ganze  Aula  einen  angenehmen,  in  der  Nähe 
aber  viel  zu  starken  Geruch  verbreiteten ,  ferner 
Thysanotus  prolifer,  Öpathiphylluni  longirostre,  Ph- 
lodendron  Wendlandii,  Indigofera  mysorensis,  Mico- 
nia  pulverulenta,  Stachys  corsica,  eine  kriechende, 
den  ganzen  Topf  bedeckende  und  über  und  über 
blühende  Labiate  u.  s.  w. 

Auch  Hofgärtner  Crawack  in  Bellevue  hatte 
eine  gemischte  Gruppe  ausgestellt,  in  der  hauptsäch- 
lich hübsche  Kalthauspflanzen,  wie  sie  vor  mehrern 
Jahrzehenden  in  den  Gärten  sich  vorfanden,  cut- 
halten waren.  Die  Sammlung  erschien  um  so  in- 
teressanter, als  die  meisten  Pflanzen  jetzt  bereits 
aus  den  Gärten  der  Liebhaber  verschwunden  sind, 
obgleich  viele  von  ihnen  an  Schönheit  manchen 
Neuheiten  nicht  nur  keineswegs  nicht  nachstehen,  son- 
dern oft  noch  vorzuziehen  sind.  Es  betrifft  dieses  be- 
sonders mehre  Diosmcen,  Ericeen  und  neuhollän- 
dische Myrtaceen  mit  holzigen  Früchten,  vor  Allem 
Leptospermen,   Baeckien,  Melaleucen  u.  s.  w. 

Wenn  auch  nicht  zu  einer  besonderen  Gruppe 
vereinigt,  müssen  wir  doch  auch  der  zur  allgemei- 
nen Ausschmückung  verwandten  Neuholländer  des 
Hofgärtners  B rasch   in  Monbijou   gedenken. 

Man  hatte  bei  Abfassung  des  Programmes  einen 
grossen  Werth  auf  Marktpflanzen  gelegt,  um  da- 
durch Liebhabern  eine  Gelegenheit  zu  geben,  eine 
gute  Auswahl  zu  treffen.  Am  meisten  waren  die 
Blattpflanzen  dabei  berücksichtigt  worden ,  zumal 
ein  Mitglied  des  Vereines,  Frau  von  Schwaneu- 
feld  auf  Sartowitz  bei  Schwetz,  noch  besonders 
einen  Preis  dafür  ausgesetzt  hatte.  6  Gruppen  wa- 
ren davon  vorhanden,  von  denen  jedoch  die  eine 
auch  Blüthenpflanzen  enthielt.  Es  war  dieses  die 
gemischte  Gruppe  des  Kunst-  und  Handelsgärtners 
Chone  an  der  Frankfurter  CUaussee.  In  Berlin 
spielen  unter  den  Blattpflanzen  die  Dracäneen,  Yuk- 
ken,  niedrigen  Schirmpalmen  ( Latania  borbonica) 
und  Curculigo's  eine  grosse  Rolle.  Massenweise 
findet  man  diese  4  Pflanzen  auf  den  Märkten  und 
in  schönerer  Kultur  in  den  Blumen-Kellern;  viel 
gehen  sie  auch  nach  auswärts,  besonders  nach  nor- 
dischen Hauptstädten,  zum  Theil  auch  jenseits  des 
Eheines.  Von  Blüthenpflanzen  waren  Citrus  chi- 
nensis  vorhanden:  Exemplare  in  angenehmen  For- 
men von  1^  Fuss  Durchmesser  und  dicht  mit  Blü- 
then, zum  Theil  auch  mit  Früchten  besetzt.  Da 
ihr  Preis  im  Verhältniss  zur  Schönheit  keineswegs 
hoch  ist  und  die  Pflanzen,  einigermassen  mit  Auf- 
merksamkeit gepflegt,  auch  im  Zimmer  aushalten, 
so  sind  sie  zu  empfehlen.  Nächstdem  waren  Kro- 
nenbäumchen  der  Myrte  vorhanden,  wie  sie  eben- 
falls in   einzelneu   Gärtnereien  zu  Tausenden  heran- 


gezogen und  hauptsächlich  auf  die  ausländischen 
Märkte  kommen.  Man  besitzt  sie  von  verschiedener 
Grösse;  die  liier  l)efindlichen  hatten  Stämme  von 
3  Fuss  Höhe  und  trugen  2  Fuss  im  Durchmesser 
enthaltende   Kronen. 

Kunst-  und  Handelsgärtner  C.  L.  Friebel 
(Koppenstr.  21)  hatte  in  seiner  Gruppe  nur  Blatt- 
pflanzen ausgestellt.  Wiederum  Dracänen  in  reich- 
licher Anzahl,  besonders  die  schmalblättrigen  Cor- 
dylinen,  ferner  die  bekannteren  Yukken,  einige  Da- 
sylirien  und  Pincenectien,  mit  welchen  letzteren  al- 
lerdings, so  viel  wir  wissen,  umfassende  Beobach- 
tungen im  Zimmer  noch  nicht  gemacht,  die  aber 
jedenfalls  für  die  trockene  Zimmerlnft  nicht  em- 
pfindlich sind,  Monstera  Lennea,  eine  der  besten 
und  interessantesten  Zimmerpflanzen,  die  leider  wie- 
derum anfängt  seltner  zu  werden,  endlich  niedrige 
Schirmpahncn  und  einige  Arten  des  Geschlechtes 
Pandauus,  die  ebenfalls  für  Zimmer  nicht  genug 
empfohlen  werden  können.  Die  verschiedenen  Blatt- 
formen und  das  abwechselnde  Grün  der  Blätter  in 
der  Gruppe    boten    einen    erfreulichen    Anblick    dar. 

Fast  nur  aus  baumartigen  Lilien  bestehend, 
hatte  der  Kunst-  und  Handelsgärtner  L.  Mathieu 
eine  interessante  Gruppe  zusammengestellt,  welche 
auch  manche  weniger  verbreitete  und  zum  Theil 
noch  theure  Arten  und  Formen  in  schönen  Exem- 
plaren enthielt,  so  die  Yucca  quadricolor,  die  Yucca 
aloifolia  purpurea.  Die  Dasylirien  waren  ziemlich 
vollständig  vorhanden,  ebenso  so  die  echten  Dracä- 
nen und  die  Cordylinen  aus  der  Abtheilung  der  C. 
superbiens  (Dianella  australis  der  Gärten).  Endlich 
sah  man  noch  Agaveen,  besonders  des  Unterge- 
schlechtes Bonapartea,  in  hübschen  und  grossen 
Exemplaren    vorhanden. 

Aus  dem  Renticr-Danneel'schen  Garten  hatte 
Obergäitner  Pasewaldt  eine  Sannnlung  von  Dra- 
cäneen in  einer  Vollständigkeit  aufgestellt,  wie  wir 
sie  selbst  in  Brüssel  nicht  vereinigt  gesehen  haben. 
Mit  sehr  wenigen  Ausnahmen  waren  die  in  Kultur 
befindlichen  Arten  vorhanden.  Da  sämmtliche  Dra- 
cäneen als  Zimmerpflanzen  benutzt  werden  können 
und  auch  als  solche  sehr  zu  empfehlen  sind,  so 
stand  den  Liebhabern  hier  eine  Auswahl  zu  Ge- 
bote, wie  er  sie  kaum  wo  anders  zu  sehen  bekommt. 
Da  wir  nächstens  eine  ausführliche  Abhandlung 
über  die  Dracäneen ,  welche  unterirdische  Stolonen 
machen,  also  über  die  Cordylinen,  bringen,  die  an- 
deren aber,  welche  keine  Stolonen  machen,  d.  h. 
die  echten  Dracäneen,  bereits  von  uns  monogra- 
phisch bearbeitet  sind  (s.  Wochenschr.  4.  Jahrg.  S. 
393),  so  übergehen  wir  hier  alles  Spezielle,  und 
bemerken  nur  noch,  dass  sich  die  echte  Dracaena 
arborea  und  die  Form  der  Cordyline  rubra,  welche 
wir  mit  dem  Beinamen  Daneelii   belegt  haben  (siehe 

26* 


204 


Wochenschrift  0.  Jahrgang,  Seite  237),  darunter  be- 
fanden. 

Eine  Gruppe  blühender  Marktpflauzeii  hatte  der 
Kunst-  und  Handelsgärtner  Priem  (Frankturter 
Chaussee  7)  ausgestellt.  Im  Hintergründe  stand 
eine  ziemlich  hohe  Euphorbia  splendens,  welche 
trotz  ihres  sparrigen  Wuchses  zu  einer  angenehmen 
Form  herangezogen  werden  kann.  Dass  die  neu- 
holländischen strauchartigen  Veronica  -  Arten  und 
Formen  keineswegs  in  den  Gärten  die  verdiente 
Berücksichtigung  erhalten,  ist  schon  an  anderer 
Stelle  gesagt.  Neuerdings  hat  man  sich  in  Frank- 
reich viel  mit  der  Anzucht  neuer  Formen  beschäf- 
tigt. 2  derselben  von  besonderer  Schönheit  waren 
in  der  Priem' sehen  Gruppe  vorhanden:  Impera- 
trice  Eugenie  und  Gloire  de  Lyon. '  Ausserdem 
enthielt  sie  Pimelea  decussata,  Bouvardia  coccinea, 
Tecoma  jasminoides  und  einige  andere.  Endlich  be- 
fanden sich  in  ihr  noch  einige  Amaryllis-Formen 
eigner  Zucht  und  das  interessante  Sempervivum 
spinosum. 

Endlich  hatte  wiederum  C.  L.  Friebcl  Markt- 
ptlanzen ,  und  zwar  eine  Gruppe  blühender  Pelar- 
gonien, zusammengestellt.  Auch  diese  Pflanzen  wer- 
den in  Berlin  sehr  gesucht  und  in  Menge  auf  die 
Märkte  anderer  Städte  gebracht.  In  der  Kegel 
haben  die  einzelnen  Exemplare  einen  Durchmesser 
von  1  bis  11  Fuss  und  dabei  ein  buschiges  Wachs- 
thuni.      Reichthum  an   Blüthen  ist   eine   Hauptsache. 

AVir  kommen  zu  2  (irujjpen,  die  vor  Allem  sich 
um  die  goldene  Medaille,  welche  der  liulic  Protek- 
tor des  Vereines,  Se.  Maj.  der  König,  zur  Verfü- 
gung gestellt  hatte,  beworben.  Demjenigen  Gärtner, 
welcher  die  meisten  Verdienste  um  die  jetzige  Aus- 
steilung hatte,  aber  mit  Berücksichtigung  seiner  Ge- 
samlntlei:^tung  in  der  Gärtnerei,  sollte  sie  zugespro- 
chen werden.  Die  Obergärtner  der  Gebrüder  Kei- 
clienlieim,  Boese  tmd  Kraus,  erfreuen  sich  seit 
vielen'  Jahren  schon  eines  besonderen  Rufes;  die 
Gärten  des  Konimerzienrathes  Leonor  und  des 
Rittergutsbesitzers  ]\Ioritz  Reichenheim  werden 
viel,  auch/ von  Fremden,  wegen  der  ausgezeichneten 
Kulturen  besucht;  die  Besitzer  gestatten  mit  nicht 
genug  anzuerkennender  Liberalität,  dass  ihi-e  Ober- 
gärtner mit  dem  Schönsten,  was  sie  heranziehen, 
stets  auch  die  Ausstellungen  des  Vereines  schmücken. 
Hauptsächhch  sind  es  die  Orchideen,  welche  in  bei- 
den Gärten  zu  einer  seltenen  Kultur-Vollkommenheit 
gebracht  werden.  In  dem  Garten  des  letzteren 
wird  sogar  diesen  Pflanzen  vor  allen  andern  der 
Vorzug  gegeben,  weshalb  man  zu  jeder  Zeit  eine 
Auswahl  des  schönsten  aus  dieser  Familie  findet. 
Es  war  keine  kleine  Aufgabe  für  die  Prcisrieliter 
zu  entscheiden;  lange  srli wankte  die  Wagschale, 
bis   sie   sich   endlich   entschied. 


W'w  betrachten  zuerst  die  Orchideen-Gruppe  des 
Rittergutsbesitzers  Mor.  Reichen  heim.  Sie  be- 
stand aus  13  in  voller  Gesundheit  strotzenden 
Exemplaren.  Aerides  odoratum  majus  war  3  Fuss 
hoch  und  hatte  8  Blüthentrauben,  Aerides  odoratum 
albuni  dagegen  IG,  die  zwischen  den  dunkelgrünen 
Blättern  herunterhängen.  Hier  stand  stets  eine 
Menge  der  Schauenden  dicht  gedrängt,  denn  man 
konnte  sich  nur  schwierig  von  dem  Schönen  tren- 
nen. Ein  Aerides  Larpentae  hatte  ebenfalls  8  Trau- 
ben und  ebenso  ein  Saceolabium  guttatum;  eine 
jede  einzelne  Traube  besass  hier  wiederum  Fusslänge. 
Trichopilia  crispa  nahm  sich  mit  dem  Kranze  von 
30  opakröthlichen,  aber  weissumsäumten  Blüthen 
reizend  aus.  Cattleya  Mossiae  Reineckiana  hatten 
wir   noch   nicht   so   schön   gesehen. 

Die  Gruppe  des  Koramerzienrathes  Leonor 
Reiehenheim  enthielt  neben  Orchideen  auch  man- 
cherlei Blattpflanzen,  besonders  Slarantaceen,  wo- 
durch der  Blüthenflor  gehoben  wurde.  Im  Hinter- 
grunde stand  ein  Cyanophyllum  magnificum  von 
5  Fuss  Höhe,  dem  zur  Seite  leichte  Cupressineen, 
nämlich  Cupressus  funebris  und  die  Form  der  Ju- 
niperus virginiana,  welche  unter  dem  Namen  J. 
Gossainthanea  und  Bedfordiana  vorkommt,  standen. 
Vor  diesen  Pflanzen  erhoben  sich  3  blühende  Van- 
den  bis  zu  einer  Höhe  von  3  Fuss.  Von  den  übri- 
gen Orchideen  gefielen  am  meisten:  Cattleya  labiata 
und  speciosissima  mit  grossen,  zum  Theil  purpur- 
violetten, zum  Theil  heilern  Blüthen,  ferner  Aerides 
maeulosum,  Cypripedium  barbatum  mit  20  Blüthen, 
C.  superbiens,  Trichopilia  crispa  mit  fast  40  Blü- 
then, Brassavola  Digbyana,  deren  schwefelgelbe 
Blütlie  mit  der  grossen,  ofl'enen  und  tiefgefransten 
Lippe  hauptsächlich  die  Blicke  der  Laien  auf  sich 
zog.  Von  den  10  ^laranten  zeichneten  sich  beson- 
ders Phrvnium  regale,  Jugoranum,  metallicuni,  ar- 
gyraeum  und  variegatuni  aus.  Wir  bemerken,  dass 
neuerdings  die  alte  Maranta  bicolor  wiederum  als 
M.  zonata  vorkommt.  Von  den  neuesten  Begonien 
verdienen  B.  sniaragdina  und  iniperialis  wegen  des 
prononeirten  Grünes  der  Blätter  alle  Beachtung  als 
Blattpflanzen.  Endlieh  fanden  sich  noch  Alocasia 
Veitchii  uml  einige  Achimenes  in  üppiger  Blüthen- 
fülle  in  dieser  Gruppe  vor.  Achimenes  Boothii, 
Liebmanni   und   ful{.eiis  sind  besonders  zu  empfehlen. 

Von  den  Gruppen  wenden  wir  uns  zu  den 
Schaupflanzen  und  begegnen  hier  wiederum  zu- 
nächst einigen  Orchideen  von  vollendeter  Schönheit 
und  Kultur  -  A'oUkonunenheit.  Frau  Geheimräthin 
Casper  hatte  sie  dunli  ilircn  (Jbergärtner  Haack 
ausgestellt.  Eine  Laelia  ])nrpurata  hatte  5  Blüthen- 
büschel,  jeder  mit  4  P>lüthcn  und  jede  Blüthe  wie- 
derum 7  Zoll  im  Durchmesser,  eine  Cattleya  Mos- 
siae   hingegen    war  mit  3  Blüthenbüsiheln   versehen. 


205 


von  denen  jeder  ?>  Blumen  von  6  Zoll  Dnrclimesser 
trug.  Ausserdem  fanden  sieh  noeli  aus  der  Familie 
der  Orchideen  Sehaupflanzen  vor  von:  Eriopsis  ru- 
tidibulbon  mit  fusslanger  Traube,  Maxillaria  Deppei 
mit  2S  Blüthen,  Cypripedium  barbatum  majus  und 
Burlingtonia  venusta.  Endlich  waren  noch  aus  dem 
Casper'schen  Garten  verschiedene  buntblättrige  Ka- 
ladieii,  einige  Farne  und  eine  Bromelia  Carolinae 
( nicht  Nidularlum  Scheremitejewii )  von  4  Fuss 
Durclnuesser  in  seltener  Schönheit,  wo  nicht  der 
geringste  Fehler  zu  bemerken   war,    vorhanden. 

Auch  Obergärtner  Kraus  aus  dem  Garten  des 
Rittergutsbesitzers  Mor.  Reichen  heim  hatte  auf 
der  langen  Tafel,  worauf  die  Schaupflanzen  standen, 
und  die  sich  in  der  Mitte  des  Saales  hinzog,  einige 
ausgestellt.  So  eine  in  reichlichster  Fülle  blühende 
Achimenes  Verschaffeltii  von  22  Zoll  Höhe  und  34 
Zoll  Breite,  so  wie  eine  Ne))enthes  phyllampliora 
mit  schmalen  und  langen  Schläuchen  dicht  besetzt. 
Die  Pflanze  war  4  Fuss  hoch  und  hatte  2  Fuss 
Durchmesser. 

Grösser  war  die  Anzahl  der  Schaupflanzen, 
welche  Obergärtner  Boesc'  aus  dem  Garten  des 
Koininerzienrathes  Leon.  Reichenh.eim  ausgestellt 
hatte.  Eine  blühende  Phyllagathis  rotundifolia  hatte 
Blätter  von  2  Fuss  Länge  und  18  Zoll  Breite,  bei 
einer  Sphaerogyne  latifolia  von  4^  Fuss  Höhe  wa- 
ren diese  dagegen  28  Zoll  lang  und  18  Zoll  breit. 
Das  zarte  Rosenroth  auf  der  Unterfläche,  nament- 
lich bei  etwas  durchgehendem  Lichte,  macht  die 
Pflanze  zu  einem  würdigen  Seitenstücke  des  Cyano- 
phyllum  magnificum.  Wenn  Dichorisandra  vittata 
rubra  so  schön  gezogen  ist,  wie  es  hier  der  Fall 
war,  nimmt  sie  sich  reizend  aus.  Eine  Schale,  mit 
Samenpflanzen  der  Sonerila  margaritacea  gefüllt, 
zeigte  alle  mögliche  Formen,  die  man  neuerdings 
unterschieden   hat. 

Aus  dem  Danneel'schen  Garten  waren  eben- 
falls einige  Schaupflanzen  ausgestellt.  Ein  hoch- 
stännuiges  Clerodendron  Bethunianum  hatte  einen 
Blüthenstand  von  1^  Fuss  Höiie  und  war  bereits 
seit  G  Wochen  in  Biüthe.  Eine  buntblättrige  Ana- 
nas wurde  wegen  ihrer  Schönheit  allgemein  bewun- 
dert. Gymnostachvs  V'erschaffeltii  mit  den  buntge- 
zeichneten Blättern,  welche  auf  der  Oberfläche  des 
Bodens  aufliegen,  eignet  sich  sehr  gut  als  Schau- 
pflanze. Von  dem  T^niversitätsgärtiier  Sauer  waren 
dagegen  einige  Selagincllen  von  bedeutendem  Um- 
fange vorhanden.  So  hatte  eine  in  einer  Schale  be- 
findliche S  Lj-alli  bei  einer  Höhe  von  IT)  Zoll  einen 
Durchmesser  von  2^;  Fuss.  Endlich  verdankte  man 
dem  botanischen  Garten  ebenfalls  eine  Schau- 
pflanze, nämUch  Phrynium  pulchellum.  In  dieser 
Grösse  hat  die  Pflanze  eine  grosse  Aehnlichkeit 
mit  Phr.  zebrinuni,    für    das   man    sie   anfangs   hielt. 


Wir  gehen  zu  den  neuen  Einführungen  über, 
die  in  reichlicher  Anzahl  vorhanden  waren.  Da 
wir  in  den  Berichten  früherer  Ausstellungen  viel- 
fach über  diese  gesprochen,  brauchen  wir  uns  hier 
weniger  aufzuhalten.  Aus  dem  botanischen  Garten 
hatte  Inspektor  Bouch^  deren  13  ausgestellt.  Die 
ohne  nähere  Bezeichnung  ausgestellte  Pallisota  war 
P.  Bartcri  Hook.;  sie  stammt  von  Fernando  Po 
und  wurde  durch  den  unglücklichen  Reisenden 
Ackermann  an  van  Houtte  in  Gent  gesendet. 
Sarmienta  repens  ist  zwar  längst  bekannt,  aber  erst 
in  den  Handel  gekommen.  Von  den  übrigen  Pflan- 
zen nennen  wir  Dieff'enbachia  Baraquiniana,  Loma- 
ria  gibba,  Terminalia  latifolia,  Onrisia  coccinea  und 
Ficus  Porteana;  dagegen  waren  aus  dem  Universi- 
tätsgarten ausgestellt  worden :  Areca  Verschaffeltii, 
Latania  Verschaff'eltii  und  die  interessante  Schirm- 
tanne :    Sciadopitvs   verticillata. 

Professor  Dr.  Koch  hatte  ein  bereits  schon 
stattliches  Exemplar  der  Yucca  albo-spica  ausgestellt, 
die  in  Belgien  wegen  ihrer  Schönheit  und  Selten- 
heit noch  hoch  im  Preise  steht.  Auch  dem  Kunst-  und 
Handelsgärtner  C.  L.  Friebel  verdankte  man  einige 
neue  Einführungen,  von  denen  Sedum  Sieboldii  me- 
diopictum  allgemein  zu  werden  verdient,  zumal 
es  sich  sehr  leicht  vermehrt.  Dasselbe  gilt  von 
Phlox  Jladame  Legrelle,  die  bekanntlich  Fr.  A. 
Haage  jun.  in  Erfurt  eingeführt  hat.  Von  dem 
buntblättrigen  Gyneriiun  argenteum  werden  wir 
nächstens  sprechen.  Ausserdem  waren  noch  aus 
derselben  Gärtnerei  18  neue  Pelargonien  vorhanden, 
von  denen  Bilboquet,  Mons.  Meet,  Mad.  Piecolini, 
Professor  Koch ,  Etendart  und  Baronne  de  Secus 
am  meisten  zu  empfehlen  sind.  Kunst-  und  Han- 
delsgärtner Priem  hatte  ebenfalls  eine  noch  wenig 
verbreitete  Pflanze  ausgestellt:  Dianthus  Verschal'-, 
feltii,  welche  Liebhabern  nicht  genug  empfohlen 
werden   kann. 

Aus  der  Handclsgärtnerei  von  Willi.  Lauche 
an  der  Wildparkstation  bei  Potsdam  fanden  sich  1.3 
neue  P>inführungen  vor.  Es  waren  fast  lauter  bunt- 
blättrige Pflanzen,  zum  grössten  Theil  japanischen 
Ursprunges,  wie  Osmanthus  ilicifolius,  eine  der  Hex 
Aqtiifolium  ähnliche  Oleacee,  F^urya  japonica,  Pa- 
chysandra  terminalis,  Aucuba  picta  femina,  ausser- 
dem Hibiscus  chinensis  fol.  var.,  mit  H.  Cooperi 
identisch,  Miconia  argyroneura,  Cercis  Siliquastrum 
fol.  var.  u.  s.  w.,  Canna  mctallica:  ein  in  Frankreich 
gezüchteter  Blendling  mit  metalHschem  Schimmer 
auf  den  Blättern,   der  empfohlen   zu  werden  verdient. 

Dass  grösste  Kontingent  neuer  Einführungen 
hatte  der  Obergärtner  Pasewaldt  aus  dem  Dan- 
neel'schen Garten  geliefert.  Ligeria  barbata  (in 
den  Gärten  immer  noch  unter  dem  Namen  Tapci- 
notes  (Jarolinae,  mit  dem   es  eingeführt  wurde)  ver- 


206 


dient  mit  dem  glänzenden,  leberfarbigen  Blättern 
Beachtung.  Der  buntblättrige,  eben  erst  erwähnte 
Hibiscus  war  hier  als  H.  versicolor  vorhanden.  Die 
meisten  andern  neuen  Einführungen  hatten  ebenfalls 
bunte  Blätter.  Einige  derselben  fanden  sich  auch 
in  der  Lau  che 'sehen  Sammlung  vor.  Ausser  die- 
sen nennen  wir:  Miconia  niarraorata,  Abutilon  stria- 
tum  fol.  var.,  Saxifraga  Fortunei  tricolor,  Aglao- 
iiema  commutatum,  Dieffenbachia  Baraquiniana, 
Eranthemum  verbenaceum,  ferner  als  nicht  bunt- 
blätti-ige:  Horsfieldia  aculeata,  Jambosa  rnagnifica, 
Cyperus  Neesii  und  Pilogyne  natalensis,  wie  endlich 
3  neue  Pelargonien:  quadricolor,  Mr.  Pollock  und 
Louis  Mathieu. 

Wir  kommen  zu  Sortimenten  einiger  Florblu- 
men,  meist  in  abgeschnittenen  Exemplaren.  Es 
■waren  zunächst  Gloxinien,  welche  in  drei  grossen 
Sammlungen  sich  vorfanden  und  in  Schönheit  der 
Formen,  so  wie  der  Farbe,  inid  in  Grösse  nichts  zu 
■wünschen  übrig  Hessen.  Wir  haben  dergleichen 
■weder  bei  uns  in  Deutschland,  noch  im  Auslande 
gesehen  und  berechtigen  uns  um  so  mehr,  darauf 
stolz  zu  sein,  als  sie  eigener  Züchtung  waren,  der 
Samen  also  hier  gewonnen  wurde.  2  Sammlungen, 
welche  Obergärtner  Kraus  im  Garten  des  Ritter- 
gutsbesitzers Reicheuheini  und  Obergärtner  Pa- 
sc wal  dt  im  Daniieel 'sehen  Garten  zur  Verfü- 
gung gestellt  hatten,  enthielten  die  ganzen  Pflanzen 
in  Töpfen,  während  die  dritte,  welche  der  Ober- 
gärtner Wiedemann  der  Frau  Kommerzienrätbin 
Hennige  in  Magdeburg  ausgestellt  hatte,  nur  aus 
abgeschnittenen  Blumen  bestand.  Wir  machen  Lieb- 
Laber  um  so  mehr  darauf  aufmerksam,  als  die  Sor- 
timente der  beiden  letztern  käuflich  zu  haben  sind. 
Von  Seiten  des  Obergärtners  Wiedemann  wurde 
uns  wenigstens  mitgetheilt,  dass  er  das  ganze  Sor- 
timent von  1(3  Sorten  in  blühbaren  starken  Knol- 
len zu   8  Thaler  abgebe. 

Weiter  war  ein  Sortiment  krautartiger  Calceola- 
rien  und  Pelargonien  vom  Obergärtner  Boese  aus 
dem  Garten  des  Komraerzienrathes  Reichenheira 
vorhanden.  Die  Pflanzen  waren  gedrängt  und  kurz- 
gewachsen und  trugen  dichte  Blüthenstände.  Die 
Blumen  selbst  besassen  reine  P^irbeu  und  angenehme 
Zeichnungen;  auch  hatten  sie  eine  ansehnliche  Grösse. 

Ferner  verdankte  mau  dem  Obergärtner  Boese 
ein  Sortiment  der  neuesten  Pelargonien  in  schön 
gezogenen  Exemplaren.  Wir  können  nicht  sagen, 
dass  in  der  neuesten  Zeit  weder  im  Auslande,  noch 
im  Inlande  etwas  Besonderes  gezüchtet  worden 
■wäre.  Die  der  früheren  haben  unbedingt  den 
Vorzug. 

Kunst-  imd  Ilandelsgärtner  Schwan  ecke  in 
Oschersleben  hatte  wiederum  ein  Sortiment  Stief- 
mütterchen oder  Pense's  ausgestellt.     Wer    die    des 


vorigen  Jahres  gesehen  hat,  wird  gefunden  haben, 
dass  auch  hierin  ein  bedeutender  Fortschritt  ge- 
schehen ist.  Die  Blumen  besassen  sämmtlich  bei 
nicht  geringer  Grösse  einen  abgerundeten  Bau; 
es  trat  vor  Allem  das  Auge  im  Centrum  gegen 
die  übrigen  Farben  hervor.  Wir  hatten  uns  frü- 
her ausgesprochen,  dass  der  Züchter  doch  versuchen 
möchte,  die  einzelnen  Richtungen  durch  Aussaat 
festzuhalten  und  auf  diese  Weise  konstante  Formen 
zu  bekommen,  wie  man  es  schon  länger  in  Eng- 
land mit  Erfolg  angestellt.  Kunst-  und  Handelsgärt- 
ner Schwan  ecke  hat  nun  seitdem  Versuche  ge- 
macht, die  zu  Resultaten  geführt  haben.  So  sah 
man  abgetheilte  Gruppen,  wo  die  blauen,  andere 
wo  die  bronzirten  und  wiederum  andere,  wo  die 
Pelargonien-blüthigen  Stiefmütterchen  sich  repräsen- 
tirteu.  Es  ■war  in  der  That  bisweilen  schwer,  die 
letzteren  (in  abgeschnittenen  Blumen)  von  denen 
wahrer  Pelargonien  zu  unterscheiden.  Auf  uns 
machten  die  blauen  Stiefmütterchen  den  grössten 
Eindruck;  alle  Nuancirungen  vom  hellsten  bis  zum 
tiefsten  Schwarzblau  waren  vertreten.  Grade  aus 
dem    letzteren    trat    das   Auge    um    so   mehr  hervor. 

Ausserdem  -hatte  auch  Kunst-  und  Handelsgärt- 
ner Jänicke  (Köpnickerstrasse  56)  ein  Sortiment 
Stiefmütterchen  ausgestellt,  was  ebenfalls  die  Auf 
merksamkeit  der  Anwesenden  auf  sich  zog.  Auf 
gleiche  Weise  war  dieses  mit  dem  Sortiment  abge- 
schnittener Rosen  aus  derselben  Handelsgärtnerei 
der  Fall,  unter  denen  sich  alle  Sorten  in  schönen 
ausgebildeten  Exemplaren  vorfanden,  welche  zu  em- 
pfehlen sind. 

Weiter  waren  aber  noch  zwei  Sortimente  von 
Rosen,  das  eine  von  einem  Liebhaber,  Maschinen- 
baumeister Pintus  in  Brandenburg,  das  andere 
von  einem  Gärtner,  Forkert  &  Sohn  in  Cliarlot- 
teuburg,  ausgestellt.  Li  dem  letztern  war  eine 
Auswahl  der  in  den  letzten  Jahren  eingeführten 
Sorten  enthalten.  Unter  ihnen  sagten :  L'enfant 
du  Mont  Carmel,  l'Empereur  Napoleon,  Virginale, 
Triomphe  d'Angers,  Jean  Goujon,  Beaut(5  fran^aise, 
Souvenir  de  Monceaux,  Bellote  und  Souvenir  de  la 
reine  des  Beiges  am  meisten  zu.  Auch  in  der 
Pintus'schen  Sammlung  sah  man  neben  alten  be- 
liebten Rosen  einige  neuere,  so  Pauline  Lancezeur, 
Reine  des  Violettes,  Solfatare,  Victor  Verdier  und 
Beaut^   Lyonaise. 

Von  Päonien  fimden  sich  2  Sammlungen  vor. 
Graf  V.  Schlippenbach  auf  Arendsee  bei  Boitzen- 
burg in  der  Uckermark  hatte  baumartige,  Hofgärt- 
ner Morsch  in  Charlottenhof  bei  Potsdam  krautar- 
tige aus  der  Abtheilung  der  chinesischen  (Pateonia 
albiflora  Pall.,  fragrans  Hort.)  ausgestellt. 

Bouquets  hatte  nur  der  Kunst-  und  Handels- 
gärtner Kluge  (Neue  Königsstr.  34)  geliefert.     Es 


207 


waren  leichte  Bouquets  in  angenehmen  Formen, 
wie  wir  sie  wenigstens  den  französischen  weit  vor- 
ziehen. Sehr  gelungen  und  ausserordentlich  ge- 
schmackvoll  war   die  Haargarnirung. 

Bevor  wir  zum  Gemüse  und  zu  den  Früchten 
übergehen,  sei  uns  gestattet,  einige  Worte  über 
einen  Blumentisch,  den  Obergärtner  Pasewaldt 
dekorirt  hatte,  zu  sagen.  Derselbe  war  geflochten, 
gegen  2^  Fuss  im  Durchmesser  und  befand  sich 
auf  einen  3  Fuss  hohen  Gestelle.  Zwischen  Kalk- 
tuffstücken befanden  sich  die  einzelnen  Pflanzen, 
von  denen  die  am  Rande  befindlichen  leicht  über- 
hingen. Es  waren  dieses  Exemplare  von  Cissus 
velutina,  Ficus  stipularis,  Tradescantia  zebrina  und 
einer  hängenden  Commelina-Art.  In  der  Mitte  und 
auf  dem  Scheitel  des  Kalktuffliügels  befand  sich  das 
niedliche  Caladiuni  Humboldtii  (Argyrites),  während 
sonst  Selaginelien ,  buntblättrige  Eraiithcmums  und 
Gymnostachys,  Lonicera  brachypoda  mit  goldgelber 
Netzzeichnung,  Frauenhaar  und  andere  diesen  ent- 
sprechende kleine   Pflanzen  aiigebraciit  waren. 

Gemüse  und  Früchte  waren  nur  in  geringerer 
Anzahl  vorhanden.  Letztere  liatte  Hofgärtner  Meyer 
in  Sanssouci  geliefert  und  bestanden  aus  einem 
Korbe  mit  Zwetsehen  von  vorzüglichem  Ansehen, 
einem  Korbe  mit  Erdbeet:en  aus  dem  Freien,  einer 
frühen  Netzmelone  und  einer  gerippten  englischen 
Ananas.  Aepfel  vom  vorigen  Jahre,  die  ein  sehr 
gntes  Aussehen  nocli  besassen,  hatten  übrigens  in 
grösserer  Menge  der  Schloss- Kastellan  Gette  in 
Freienwalde  und  in  einigen  Exemplaren  die  Fi-au 
Baronin  v.  d.  Knesebeck  auf  Carwe  bei  Neu- 
ßuppin   durch   ihren   Obergärtner  Amann    geliefert. 

Eine  ziemlich  vollständige  Sammlung  der  Ge- 
niüsesorten,  welche  mau  in  Berlin  zieht,  hatte  der 
Obergärtner  Müller  bei  dem  Kaufmann  und  Hof- 
Lieferanten  Buckardt  in  bester  Qualität  zur  Ver- 
fügung gestellt;  ganz  besonders  liess  der  Blumen- 
kohl im  Ansehen,  aber  auch  in  Zartheit  der  Blume, 
nichts  zu  wünschen  übrig.  Berliner  Schlangengur- 
ken, Kohlrabi,  Eiesenspargel,  Kartoffeln  u.  s.  w.  wa- 
ren ebenfalls  gut. 

Guten  Blumenkohl  verdankte  man  auch  dem 
Obergärtner  Amann  der  Frau  Baronin  v.  d.  Kne- 
sebeck auf  Carwe  bei  Neuruppin,  Riesen-Spargel 
hingegen  der  ausgezeichnetsten  Qualität  dem  Kunst- 
und  Handelsgärtuer  Franz  Anton  Haage  in  Er- 
furt und  Christoph  in  Berlin.  Endlich  hatte  der 
(Jbergärtner  Reinecke  aus  dem  Garten  des  Geh. 
Oberhofbuchdruckers  v.  Decker  4  Stück  weisse 
Treibgurken  von  bedeutender  Grösse  und  gutem 
Ansehen   geliefert. 

Schliesslich  wollen  wir  noch  auf  eine  Garten- 
Verschönerung  aufmerksam  machen,  welche  der  Mar- 
morwaaren- Fabrikant    Barheine    ausgestellt    hatte. 


Es  war  dieses  eine  fein  und  sauber  gearbeitete  Fon- 
taine aus  cararischem  Marmor  und  von  8  Fuss  Höhe. 
Sie  liatte  2  Etagen  oder  Schalen,  deren  weiteste 
Ausdehnung  40  Zoll  betrug.  Da  die  Fontaine  von 
den  oben  besprochenen  Myrten- Bäumchen  umstellt 
war  und  ausserdem  am  Fuss  Blätter-  und  Blütben- 
sclimuck  besass,  so  trat  sie  um  so  mehr  in  ihrer 
Schönheit  hervor.  Grade  blendend-weisser  Marmor 
gewinnt  durch  das  freudige  Grün  der  Pflanzen, 
wie  umgekehrt  diese  wiederum  einen  höhern  Glanz 
durch  den  Marmor  erhalten.  Li  unseren  kleineren 
und  grösseren  Schmuckgärten  sollten  Marmor- Ver- 
zierungen, wie  Statuen  und  Statuetten,  ferner  Va- 
sen ,  Fontänen  u.  s.  w.  nie  fehlen.  Wir  machen 
deshalb  darauf  aufmerksam,  dass  in  der  Barheine'- 
scheu  Fabrik  stets  eine  grosse  Auswahl  von  derglei- 
chen vorhanden  ist. 


leber  Rosen-Sämlinge. 

Von  Paul   Öurauer. 

Jeder,  der  Rosen -Aussaaten  vornimmt,  sucht 
entweder  Wildlinge  für  die  Schule  zu  erziehen  oder 
neue  Sorten  zu  züchten,  indem  er  im  letztern  Falle 
Samen  von  unseren  Gartenblumen  verwendet.  Je 
nach  diesem  Zwecke  wird  sich  die  Behandlung  und 
der  Grad  der  Aufmerksamkeit  richten,  die  den  Säm- 
lingen gewidmet  wird.  Den  grossen  Massen  von 
Samen,  die  bei  der  Wildlings -Aussaat  verwendet 
werden,  wird  man  selten  eine  andere  Pflege  ange- 
deihen  lassen  können,  als  das  Einquellen  der  Kör- 
ner oder  Einschlagen  der  ganzen  Früchte  in  Kästen 
mit  Sand  während  des  Winters  tider  irgend  eine 
ähnliche  Manipulation,  die  allein  zum  Zweck  hat, 
die   Samen   schneller  zum  Keimen   zu  bringen. 

Anders  dagegen  verhält  es  sich  mit  der  An- 
zucht von  Rosen-Sämlingen  aus  gutem  Samen.  Da 
ihre  Zahl  in  der  Regel  nur  klein  ist,  da  sieh  daran 
so  viele  Hoffnungen  und  Spekulationen  knüpfen, 
von  deren  Erfüllung  der  Besitzer  einen  Aufschwung 
seines  Geschäftes,  eine  Verbreitung  seines  Namens 
und  Renomm^e's  hofft,  so  ist  es  leicht  erklärlich, 
dass  alle  mögliche  Sorgfalt  angewendet  wird,  um 
den  Sämling  su  kräftig,  aber  auch  so  schnell  als 
möglich  zur  Blüthe  zu  bringen.  Dass  unter  sol- 
chen Umständen  keine  Rede  mehr  sein  kann  von 
dem  sonst  üblichen  zweijährigen  Liegen  des  Samen- 
korns in  der  Erde,  versteht  sich  von  selbst;  dass 
man  aber  hier  in  einer  unserer  bekanntesten  Han- 
delsgärtnereien anfängt,  Rosen  in  !)  Monaten  nach 
der  Aussaat  zum  Blühen  zu  bringen,  dürfte  doch 
Manchen  überraschen.  Das  Verfahren  dabei  ist 
folgendes: 


208 


Gleich  nacli  der  Reife  der  Früchte  werden  die- 
selben abgenommen,  an  der  Luft  und  Sonne  eine 
Zeit  lang  gut  getrocknet  und  dann  schichtenweis 
in  einen  Topf  zwisciien  feuchten  Sandlagen  einge- 
legt, wo  sie  den  Winter  über  verbleiben.  Der  Topf 
wird  entweder  in  ein  Warmhaus  oder  auch  in  ein 
Wohnzimmer  gestellt  und  massig  feucht  gehalten. 
Bei  dieser  Behandlung  treibt  der  Same,  der  einige 
Wochen  nachdem,  wo  er  in  den  Sand  gelegt  wor- 
den, schon  zu  schwellen  anfängt,  gleich  in  den 
ersten  Tagen  des  Frühjahrs  die  ersten  Blättchen. 
Nun  werden  die  Samen  aus  der  verfaulten  Fru(-ht- 
liülle  herausgenommen  und  gleich  auf  ein  warmes 
Mistbeet  ausgepflanzt,  wo  sich  bei  vorsichtiger  Pflege 
schnell  die  ersten  4  Blätter  entwickeln.  Unter  „vor- 
sichtiger Pflege"  ist  hier  solche  gemeint,  welche  die 
Kosenpflänzcheu,  wie  die  jungen  Gemüsepflanzen, 
behandelt,  d.  h.  das  Auffangen  jedes  Sonnenblickes, 
das  behutsame  Lüften  und  sehr  massige  Giessen, 
sowie  das  gute  Decken  während  der  Fröste.  Die 
Sämlinge  sind  so  weich  und  so  leicht  zum  Faulen 
geneigt,  dass  zu  wenig  Luft  und  Licht,  ja  selbst 
schon  zu  viel  Schweiss  im  Kasten,  dieselben  am 
Grunde  schwarz  werden  lässt,  wie  die  Kohlpflanzcn. 
Dass  man  darnach  auch  die  Erde  bemessen  muss 
und  dieselbe  ja  nicht  zu  schwer  wählen  darf,  ist 
sehr  wesentlich  dabei.  Werden  die  Tage  länger 
und  die  Luft  wärmer,  so  verringert  sich  durch  das 
häufige  Lüften  auch  die  Gefahr  des  Faulens;  nun 
gebe  man  aber  Acht,  dass  der  bekannte  Pilz  (Erysibe) 
sich  nicht  einstellt.  Lüften,  feuchte  Luft  im  Kasten 
und,  wenn  die  Sonne  stark  wirkt,  die  Vermeidung 
des  zu  scharfen  direkten  Sonnenlichtes  durch  die 
Glasscheiben,  sind  auch  die  besten  Präventivmittel 
dagegen,  besonders  nehme  man  sich  in  Acht  bei 
Eosomenen  und  deren  Sämlingen,  die  bekanntlich 
am  meisten   der   Krankheit  ausgesetzt  sind. 

Nach  dem  4.  bis  5.  ausgebildeten  Blatte  tritt 
scheinbar  ein  gewisser  Stillstand  im  Wachsen  ein. 
Bei  dem  6.  bis  8.  Blatte  zeigen  sich  die  ersten 
Blumen,  vorzüglich  bei  Sämlingen  von  leichten 
Blühern.  Natürlich  ist  hier  von  Eemontant-Rosen 
und  einigen  Bourbons  nur  die  Rede.  Die  frühesteu 
Blüher  fielen  aus  Samen  von  Louise  Odier,  Auguste 
Mie,  G^n(^ral  Jaqueminot.  Die  ersten  Blumen  sind 
iiatürhch  schwach,  lassen  aber  doch  erkennen,  ob 
etwas  von  dem  Sämlinge  zu  erwarten  ist  oder  nicht. 

Was  die  Anzucht  von  Unterlagen  aus  Samen 
betrifft,  so  verlangt  diese  zu  viel  Zeit  und  ist  zu 
beschwerlich;  es  empfiehlt  sich  dagegen  die  Ver- 
mehrung der  Rosa  canina  durch  Stecklinge,  und 
zwar  im   krautartigeu   Zustande.      Dieselben   werden 


bei  Fingerlänge  geschnitten  und  auf  ein  laues  Mist- 
beet dicht  gesteckt,  feucht  und  schattig  gehalten. 
Dabei  ist  die  Luft  wo  möglich  ein  wenig  zu 
spannen.  Nach  3  Wochen  ungefähr  muss  es  sich 
entschieden  haben ,  was  davon  wächst.  Dass  hin 
und  wieder  grosse  Flecken  unter  diesen  Stecklingen 
ausfaulen,  darf  nicht  befremden  und  nicht  beängsti- 
gen. Die  bewurzelten  SteckHnge  werden  dann  in 
Töpfe  gepflanzt,  abgehärtet  und  kommen  endlich 
in's  freie  Land.  Auf  diese  Weise  kommt  man 
1  Jahr  früher  zum  veredlungsfähigen  Stämmchen, 
als   durch   Samen. 


der  4.  Versanimliiiig  deutscher  Poniologen 

in  ©örlib. 


Leider  ist  der  Bericht  genannter  Versammlung 
und  der  damit  verbundenen  Ausstellung  von  Obst, 
Gemüse  uiul  mit  diesen  zusammenhängenden  Ge- 
genständen bis  jetzt  verzögert  worden ;  derselbe 
wird  jedoch  in  der  nächsten  Zeit  erscheinen  und 
machen  wir  deshalb  schon  jetzt  darauf  aufmerksam. 
Derselbe  wird  allen  denen,  welche  sich  als  Mitglie- 
der der  Versammlung  eingeschrieben  und  ihren  Bei- 
trag bezahlt  haben,  unentgeldlieh  zugeschickt  wer- 
den. Ausserdem  erscheint  er  aber  im  Buchhandel 
bei  Bernh.  Friedr.  Voigt  in  W^eimar  und  ist  da- 
selbst für  den  Preis  von  1  Thaler  zu  bezielien. 
Gartenbau-  und  pomologische,  so  wie  landwirth- 
schaftliclie  Vereine  erhalten  ihn  jedoch,  in  sofern 
sie  mehre  Exemplare  zu  gleicher  Zeit  beziehen  und 
sich  an  das  General -Sekretariat  des  Vereines  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  hier  in  Berlin  wen- 
den, um  den  massigeren  Preis  von  20  Sgr.  Es 
wird  aber  in  diesem  Falle  ersucht,  sich  recht  zeitig 
zu  melden,  damit  die  dazu  nöthigen  Exemplare  be- 
sonders abgezogen   werden   können. 

Der  Bericht  enthält  nach  den  vorliegenden  Pro- 
tokollen die  Verhandlungen,  welche  in  den  Sitzun- 
gen stattgefunden  haben  und  bespricht  unter  Ande- 
rem auch  einen  Theil  der  neuesten  Obstsorten.  Bei 
dem  Literesse,  welches  seit  einigen  Jahren  für  diese 
auch  bei  uns  erwacht  ist,  wird  es  gewiss  gut  sein 
zu  erfahren,  welche  derselben  bei  uns  sich  als  vor- 
züglich erprn])t  haben  und  welche  nicht  angebaut  zu 
werden  verdienen.  Aber  auch  hinsichtlich  der  älte- 
ren Obstsorten  hat  gewiss  alles,  was  von  Praktikern 
in  Görlitz  mitgetheilt  wurde,  für  jeden,  der  sich 
mit   Obstbau   beschäftigt,   W^erth. 


Verlag  vou  Karl  Wieg  au  dt  in  Berlin, 
Koraraandanten-Straäse  No.  G2. 


Druck  der  C.   Feister 'scheu   Buchdruekerei  in  Berlin, 

ZietenPlatz  No.  2. 


Woehensehidft 


des 


Vereines  znr  Beförderung  des  Gartenbaues  in   den  Königl.  Preussischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  uiicl  Pflaiizeiikuiide. 

Redakteur  : 
i*r"ofessoi'  I>r-.  Kai-1  Kocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  27. 


Berlin,   den    9.   Juli 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  öi  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt:      Aruiulo  Kakao  Steud.   (conspicua  Hook.  fil.).     Ein    neues  Ziergras   aus  Neu- Seeland.   —  Allerlei   aus   der  Gärtnerei   und 
Pflau/.enkundo.    VII.   —  Die  Oscherslebener  Stiefmütterchen  (Peusee's).     Von   C.   Schwanecke   in   Oschersleben. 


Arundo  Kakao  Stend. 

(oonspiciia  Hook.  ül.). 

(ixn   nruca   Sicrjvaö  auo  Ucu-^fclanb. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  viele  Gräser 
einen  nicht  unbedeutenden  ornamentalen  Werth  ha- 
ben und  noch  viel  zu  wenig  in  den  Gärten  benutzt 
sind.  Selbst  unter  unseren  wildwachsenden  Arten 
befinden  sich  einige,  die  mehr  berücksichtigt  wer- 
den sollten.  Wir  erinnern  nur  an  unser  gewöhn- 
liches Schilf,  an  Glyceria  spectabilis,  an  mehre 
grössere  Rietgräser,  die  alle  wolil  nur  deshalb  noch 
keine  Anwendung  in  unseren  Gärten  gefunden  ha- 
ben, weil  kein  Gärtner  darauf  gekomnien  ist,  das 
Eine  oder  Andere  in  seinem  Verzeichnisse  aufzu- 
führen und  als  etwas  Besonderes  zu  empfehlen. 
Hat  man  doch  mit  der  kleinen  niedlichen  Gypso- 
phila  muralis,  die  in  vielen  Gegenden  auf  Aeckern 
ein  ganz  gemeines  Unkraut  ist,  ein  recht  hübsches 
Geschäft  gemacht,  und  verkauft  noch  den  Samen 
an  solche,  die  es  nicht  auf  Aeckern  wild  gesehen 
haben. 

Die  Gräser  besitzen  einen  doppelten  ornamen- 
talen Werth.  Einmal  sind  es  die  sclimalen,  meist 
sehr  langen  und  im  eleganten  Bogen  überhängen- 
den Blätter,  welche  sich  gut  ausnehmen;  dann  sind 
es  aber  hauptsächlich  die  vielverzweigten  Blüthen- 
stände  mit  den  haarähnlichen  Stielen,  welche  die 
länglichen  Aehrchen  an  ihren  Enden  tragen.  Beide, 
Blätter    und  Blüthenstände,    verdienen  besonders  in 


Bouquets  Verwendung,  um  schwereren  Blumen  et- 
was Leichteres  an  die  Seite  zu  stellen.  Wir  haben 
in  dieser  Hinsicht  eine  recht  hübsche  Abhandlung 
vom  Inspektor  Jühlke  in  Erfurt:  ^Ueber  Kultur 
und  Verwendung  einiger  Gräser  zur  Verzierung 
der  Blumenbouquets",  auf  die  wir  hiermit  aufmerk- 
sam machen  wollen.  Besagte  Abhandlung  befindet 
sich  in  Karl  Kocli's  Gartenkalender,  Jahrg.  1858, 
Seite  36. 

Kein  Gras  hat  in  der  neuesten  Zeit  eine  solche 
Anerkennung  gefunden,  als  das  sogenaimte  Pam- 
pasgras, Gynerium  argenteum.  Wir  haben  dar- 
über, so  wie  über  das  damit  verwandte  Schilf  (Phrag- 
mites  communis)  und  das  Klarinettenrohr  (Arundo 
Donax)  l)ereits  ausführlich  in  einer  besonderen  Ab- 
handlung (s.  Wochenschr.  1.  Jahrg.  S.  385)  gespro- 
chen, weshalb  wir  aucii  auf  diese  hinweisen.  Es 
ist  nicht  zu  leugnen ,  dass  dieses  Pampasgras  als 
Einzelpflanze  und  etwas  hoch  angebracht,  wo  die 
Blätter  sich  recht  ausbreiten  und  entfalten  können, 
besonders  aus  der  Ferne  gesehen,  sich  reizend  aus- 
nimmt. Vor  Allem  geben  die  Blüthenstände  der 
weiblichen  Pflanze,  wenn  sie  vom  Winde  hin  und 
her  bewegt  werden  und  die  silberglänzenden  Woll- 
haare an  den  unteren  Spelzen,  namentlich  bei  eben 
untergehender  Sonne,  eine  eigenthümliche  Beleuch- 
tung erhalten,   etwas   Feenhaftes. 

Wir  sprechen  hier  von  der  weiblichen  Pflanze, 
da  allein  diese  die  Wollhaare  in  grösserer  Menge  an 
ihren  unteren  Spelzen  besitzt,  bei  der  männlichen 
Pflanze   sind  die  Blüthen   dagegen   nur   schwach   be- 

27 


210 


haart,  so  dass  der  Silberschein  nicht  geboten  wird. 
Letztere  hat  deshalb  auch  einen  geringeren  orna- 
mentalen Werth.  Zum  Glück  kamen  auch  anfangs 
nur  weibliche  Pflanzen  in  den  Handel.  Männliche 
Pflanzen  habe  ich  nur  einmal  gesehen,  und  zwar 
in  dem  Garten  des  Grafen  von  Arnim  zu  Boi- 
tzenburg in  der  Uckermark.  Diese  Wollhaare  der 
weiblichen  Blüthe  waren  auch  Ursache  zur  Benen- 
nung des  Genus  Gyneriiim,  ein  Name,  der  seine 
Abstammung  aus  dem  Griechischen  hat.  Gyne  be- 
deutet nändich  das  Weib,  hier  die  weibliche  Blüthe, 
und   eria   die   W^ollc. 

Neuerdings  hat  mar.  einige  Formen  des  Pam- 
pasgrases in  den  Handel  gebracht,  welche  aber  kei- 
neswegs die  Hauptart  an  Schönheit  übertrefl'en, 
zum  Theil  selbst  nachstehen;  es  gilt  dieses  zunächst 
von  der  männlichen  Pflanze,  welche  sogar  einen 
besonderen  Namen  erhalten  hat.  Ausserdem  kommt 
es  vor,  dass  die  jungen  Scliösslinge  an  der  Basis 
eine  hellviolette  Farbe  besitzen,  welche  aber  keines- 
wegs in  der  Weise  in  die  Augen  fällt,  dass  die 
Pflanze  durch  sie  eine  Bedeutung  erhielte.  Auch 
eine  Form  mit  bunten  Blättern  wird  verkauft.  Diese 
Panachirung  ist  aber  ebenfalls  so  gering,  dass  es 
in  der  That  nicht  lohnt,  diese  Form  sich  anzu- 
schaflen. 

Im  vorigen  Jahre  hat  man  ein  neues  Pampas- 
gras aus  Neu-Seeland  unter  dem  Namen  Arund o 
conspicua  eingeführt,  was  den  Angaben  einiger 
englischen  Handelsgärtner  nach  das  gewöhnliche 
noch  an  Schönheit  übertrefl'en  soll.  Wir  haben  es 
bei  dem  Hofgärtner  H.  Sello  in  Sanssouci  in  Blüthe 
gesehen  imd  dadurch  Gelegenheit  gehabt,  den  wis- 
senschaftlichen Namen  festzustellen.  Das  Gras  steht 
an  Schönheit  dem  echten  Pampasgrase  weit  nach. 
Schon  dass  es  zeitig  blüht,  beweist,  dass  die  ein- 
zelnen Triebe  sich  keineswegs  in  der  Weise  be- 
stocken, d.  h.  mit  Blättern  besetzen,  wie  es  bei 
Gynerium  argenteum  der  Fall  ist,  wo  mehre  Jahre 
vergehen,  ehe  der  Blüthenstengel  sich  erhebt.  Die 
weit  zahlreicheren  Blätter  gehen  auch  hier  ringsum, 
während  sie  bei  dem  neu  empfohlenen  Pampasgrase 
mehr  in  2  Reihen  stehen.  Trotzdem  bleibt  es  aber 
immer  ein  hübsches  Gras,  was  zur  Abwechslung 
auch  einmal  in  Kultur  genommen  werden  kann. 
Dass  es  sich  lange  in  den  Gärten  halten  wird,  be- 
zweifeln  wir  allerdings. 

Wir  wissen  nicht,  wer  Arundo  conspicua 
eingeführt  hat,  vermuthen  aber,  dass  es  durch 
den  Jüngern  Hooker  direkt  aus  Neuseeland  nach 
dem  botanischen  Garten  in  Kew  gekommen  ist. 
Sehon  Georg  Forster  hat  auf  der  P^ntdeckungs- 
reise  mit  Cook  ein  Gras  auf  Neuseeland  gefunden, 
was  er  in  dem  Prodromus  einer  Flor  der  australi- 
schen Inseln  unter  demselben   Namen   leider  so  un- 


genügend beschrieben  hat,  dass  man  wohl  kaum 
noch  im  Stande  sein  wird,  die  Pflanze  mit  Be- 
stimmtheit herauszufinden.  Der  jüngere  Hooker, 
der  bekainitlich  in  den  Jahren  1839  bis  1843  die 
Entdeckungsreise  von  James  Clark  Ross  nach 
dem  Südpole  mitmachte  und  dabei  auch  Neuseeland 
besuchte,  hält  sein  Gras  für  identisch  mit  der  For- 
ster'sehen  Pflanze,  aber  auch  mit  dem,  was  früher 
schon  bei  Gelegenheit  der  d'U  rville'schen  Ent- 
deckungsreise des  Schiö'es  Astrolabe  in  den  Jahren 
182G  bis  1829  ebenfalls  in  Neuseeland  aufgefunden 
und  von  Lessoii  in  Richard's  essai  d'une  Flore 
de  la  Nouvelle  Zelande  als  Arundo  australis 
beschrieben  worden  ist.  Wir  bezweifeln  jedoch  auch 
die  Identität  des  For ster'schen  und  des  Lesson- 
schen    Grases. 

Georg  Forster  beschreibt  seine  Arundo 
conspicua  nämlich  einblüthig,  weshalb  Gmelin 
in  seinem  Svstema  naturae  sie  auch  zu  Calama- 
grostis  gebracht  hat.  Nach  der  kargen  Diagnose 
des  Grases  besitzt  ferner  die  äussere  Spelze  der 
Forster'schen  Pflanze  eine  sehr  lange,  zurückge- 
bogene Granne.  Es  sind  dies  2  Merkmale,  die 
keineswegs  mit  der  Arundo  australis  Less.,  von 
der  wir  eine  sehr  ausführliche  Beschreibung  haben, 
übereinstimmen.  Wohl  aber  stimmt  die  Arundo 
conspicua  der  Gärten  mit  der  später  entdeckten 
Arundo  australis  auf  das  Genaueste  Uberein,  so 
dass  beide  als  eine  und  dieselbe  Pflanze  betrachtet 
werden   können. 

Der  Name  Arundo  australis  müsste  dem- 
nach eigentlich  auf  unsere  Garteupflanze  angewen- 
det werden,  wenn  der  Name  nicht  zuvor  schon  für 
eine  andere  australische  Pflanze  von  Cavanilles 
vergeben  wäre.  Zwar  möchte  auch  diese  Pflanze 
für  immer  eine  nicht  mehr  mit  Gewissheit  zu  be- 
stimmende und  deshalb  am  besten  ganz  zu  strei- 
chende sein;  ihre  karge  Diagnose  ist  selbst  der  Art, 
dass  sie  auch  auf  Arundo  australis,  wie  auf  mehre 
andere  Gräser  passt.  Sie  wird  aber  fortwährend 
noch  aufgeführt,  so  dass  leicht  eine  Verwechslung 
mit  ihr  entstehen  könnte,  wollte  man  den  Namen 
Arundo  australis  für  sie  beibehalten.  Steudel 
hat  deshalb  auch  die  zuerst  von  Lesson  unter 
diesem  Namen  beschriebene  Pflanze  als  Arundo 
Kakao  veröff'entlicht,  ein  Name,  den  das  Gra» 
nun  auch  behalten  muss.  Die  Eingebornen  nennen 
nämlich  nach  dem  Jüngern  Hook  er  das  Gras: 
„Kakao." 

In  dem  Königlichen  Herbar  zu  Berlin  befindet 
sich  ein  Gras,  was  von  dem  Jüngern  Hooker  als 
Arundo  australis  Less.  mitgetheilt  ist,  sich  aber  we- 
sentlich von  der  echten  Pflanze  dieses  Namens  un- 
terscheidet. Leider  steht  daselbst  nur  eine  Blüthen- 
rispe  zu   Gebote.    Ohne  Zweifel  ist  eine  Verwechs- 


211 


lixtig  vorgekommen,  oder  wahrsclieinliclier,  es  sind 
zwei  verschiedene  Gräser  gesammelt  worden,  und 
mau  hat  nur  das  eine  imtersucht.  Dieses  Gras 
des  Berliner  Herbar's  gehört  gar  nicht  zu  dem 
Genus  Arundo,  sondern  in  das  neue,  bislier  nur 
aus  ostindischen  Arten  bestehende  Genus  Amplii- 
donax  N.  v.  E. 

Bevor  wir  dieses  näiier  bezeichnen,  sei  es  uns 
erlaubt,  die  bekannteren  Genera  aus  der  Gruppe 
der  Arundineae  etwas  näher  und  schärfer,  als  es 
bisher,  ganz  besonders  in  der  Steudel'schen  Mo- 
uographie,  geschehen,  zu  diagiiosiren.  Die  Arun- 
dineeu,  d.  h.  die  Schilf-  und  liohr-Arteu,  unterschei- 
den sich  zunächst  von  den  übrigen  Gräsern  da- 
durch, dass  an  dem  Stiele  der  einzelnen,  entfernt- 
stehenden  Bliithchen,  zum  Theil  auch  an  der  Basis 
und  selbst  den  ganzen  Rücken  derselben  entlang, 
sich  lange  Haare  befinden,  welche  meist  nach  der 
Befruchtung  noch  länger  werden  und  dann  die  Spelzen 
überragen.  Ausserdem  sind  die  Griffel  sehr  lang 
und  stehen   mit  den  pinselförmigen  Narben  aufrecht. 

1.  Arundo  (L.)  Trin.  ^Donax  Beauv.):  ller- 
maphrodita;  Palea  inferior  ex  apice   aristata. 

2.  Phragmites  Trin.:  Polygama;  Flosculus  in- 
iimus  masculus;   Palea  inferior  longe  subulata. 

3.  Gyneriura  Humb.  et  Boiipl.:  Dioicum;  Pa- 
lea inferior  in  apicem  longe  subulatum  attenuata ; 
Flosculi   feniinei  dorso   pilis  longls   densissime  obsita. 

4.  Amphidonax  Nees:  Polygamus;  Spiculae 
raraorum  inferlorum  masculae,  superioruni  herma- 
phroditae  aut  femineae;  Palea  inferior  in  apicem 
longe  subulatum  attenuata. 

Was  nun  die  von  dem  Jüngern  Hooker  dem 
Berliner  Königlichen  Herbar  mitgetheilte  Pflanze 
anbelangt,  so  scheint  sie  weit  grösser,  als  die  ost- 
indischen Arten,  zu  sein.  Die  grosse  Blüthenrispe 
ist  sehr  verästelt  und  an  den  fadenförmigen  Zwei- 
gen stehen  die  Aehrchen  gepaart.  Von  ihnen  ist 
das  eine  gestielt,  das  andere  sitzend,  beide  sind 
meist  zweiblüthig.  An  den  unteren  Aesten  und 
Zweigen  sind  nur  männliche,  an  den  oberen  hin- 
gegen nur  weibliche,  vielleicht  auch  Zwitterblütlien 
vorhanden.  Die  beiden  Klappen  sind  schmal-ellip- 
tisch und  gleichen  an  Länge  den  beiden  Blüthchen, 
von  denen  das  obere  ziemlich  lang  gestielt  ist, 
das  untere  dagegen  meist  unfruchtbar  erscheint, 
Stiel  und  Basis  der  Blüthchen  sind  mit  langen 
Haaren  besetzt.  Die  äussern  Spelzen  endigen  mit 
einer  gleich  langen  Granne. 

Wir   nennen   das   Gras: 

Amphidonax  australis:  Spiculae  binae,  al- 
tera pedicellata,  altera  sessilis,  subbiflorae;  Glumae 
longitudine  flosculorum,  anguste  ellipticae;  Pedicelli 
longe  lanati;  Palea  iuferior,  in  aristam  aequilongam 
terminans. 


Allerlei 
aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

VII. 

Es  ist  die  Zeit  der  Kongresse.  Wir  haben  Be- 
richt erstattet  über  die  mit  dem  internationalen  Kon- 
gresse stattgcfnndene  Ausstellung  von  Pflanzen,  Blu- 
men und  anderen  gärtnerischen  Gegenständen  in 
Brüssel;  eben  wird  uns  mitgetheilt,  dass  bereits  in 
Amsterdam  ein  Ausschuss  unter  der  Ehren -Präsi- 
dentschaft des  Prinzen  von  Oranien  zusammenge- 
treten ist,  um  Vorbereitungen  zu  einer  grossen  Aus- 
stellung und  einem  Kongresse  daselbst  zu  treflen. 
Beide  sollen  bereits  im  nächsten  Frühjahre  stattfin- 
den. Die  Namen  des  Ausschusses  bürgen  dafür, 
dass  -Alles  gethan  werden  wird,  dass  beide  den 
Anforderungen  entsprechen.  Die  P^rwartungen  sind 
heut'  zu  Tage  überhaupt,  noch  mehr  aber  durch 
das,  was  in  diesem  Frühjahre  in  Brüssel  geschehen, 
gesteigert.  An  der  Spitze  des  Ausschusses  selbst 
stellt  der  Bürgermeister  und  der  Präsident  der  Gar- 
tenbau-Gesellschaft in  Amsterdam;  aus  der  grossen 
Zahl  von  Mitgliedern,  die  aus  dem  ganzen  Lande 
herangezogen  sind,  nennen  wir  nur  einige  dersel- 
ben ,  welche  auch  im  weiteren  Kreise  der  botani- 
schen und  gärtnerischen  Welt  bekannt  sind,  wie 
die  Professoren  Oudcmans  in  Amsterdam  und 
Rauwenhoff  in  Rotterdam,  ferner  de  Jonge  van 
Ellemeet  in  Overduln  auf  Walclieren,  Krelage 
in  Haarlem,  Witte  in  Leiden,  W II link,  van  den 
Bosch  und  Gröne wegen  in  Amsterdam.  Als 
Präsident  des  Kongresses  sucht  man  den  Professor 
Miquel  in  Utrecht  zu  gewinnen,  eine  Wahl,  der 
man  bei  den  tiefen  Kenntnissen  des  genannten  Gc; 
lehrten   nur  beistimmen   kann. 

Im  nächsten  Frühjahre  wird  aber  auch  in  Wien 
eine  grosse  Ausstellung  stattfinden,  da  das  grosse 
neue  Ausstellungsgebäude  daselbst  eingeweiht  wer- 
den Süll.  Es  wäre  wohl  zu  wünschen,  dass  beide 
Ausstellungen  nicht  zu  gleicher  Zeit  stattfinden. 
Wenn  auch  weniger  eine  Beeinträchtigung  der 
Ausstellungen  selbst  bei  den  weiten  Entfernungen 
von  Amsterdam  und  Wien  zu  fürchten  ist,  so 
würde  es  doch  möglicher  Weise  hindern,  beide 
Orte  zu  besuchen.  Eben  deshalb  möchten  wir  die 
Ausschüsse  in  Amsterdam  und  Wien,  welche  mit 
den  Vorbereitungen  bei  den  Ausstellungen  beschäf- 
tigt sind,  ersuchen,  gegenseitig  Rücksprache  zu  neh- 
men, damit  nicht  zu  gleicher  Zeit  und  auch  nicht 
zu  kurz   auf  einander  beide  Ausstellungen   sind. 

Auch  in  Erfurt  wird  im  nächsten  Jahre  der  2. 
deutsche  Gärtner-Kongress  stattfinden,  ebenfalls  mit 
einer  grossen  Ausstellung  verbunden.  Beide  werden 
wahrscheinlich    im    Spätsommer    sein,    da    grade    in 

87* 


212 


dieser  Zeit  Erfurt  mit  seinen  Florblumeii  Mancher- 
lei aufzuweisen  hätte,  was  keine  andere  Stadt  dar- 
bieten kann.  Obgleich  hier  keine  Kollision  stattfin- 
det, so  möchte  es  doch  die  Frage  sein,  ob  es  nicht 
besser  wäre,  wenn  der  Erfurter  Kongress  erst  im 
Jahre  1866  stattfände.  3  grosse  Ausstellungen  in 
einem  Jahre  sind  zu  viel.  Bei  der  günstigen  Lage 
Erfurts  mitten  in  Deutschland  steht  selbst  eine 
grosse  Betheiligung  auch  von  auswärts  zu  erwar- 
ten, sobald  nur  die  gehörigen  Vorbereitungen  und 
Bekanntmachungen   zeitig  stattfinden. 

Wir  haben  etwas  aus  dem  letzten  Allerlei  zu 
berichtigen.  Wir  waren  der  Meinung,  dass  Hof- 
gäitner  Neuner  zu  Kannstadt  in  Königl.  Diensten 
gestanden;  wir  sind  jetzt  dahin  berichtigt,  dass  die 
Guielma  bei  Kannstadt  der  Pflege  des  Hofgärtners 
Müller  anvertraut  ist,  dass  Neuner  dagegen  bis 
jetzt  Hofgärtuer  in  der  Kronprinzliclien  (jetzt  nun 
Königlichen)  Villa  in  Berg  war,  aber  niederlegte, 
um  sich  ganz  und  gar  seinen  Baumschulen  zu  wid- 
men und  die  alleinige  Leitung  des  daselbst  befind- 
lichen Bades  zu  übernehmen. 

Es  möchte  auch  hier  von  Interesse  sein,  auf  die 
Modelle  zur  Erklärung  der  natürlichen  Familien 
aufmerksam  zu  machen,  welche  der  Apotheker  Loh- 
meier  in  Breslau  unter  der  besonderen  Anleitung 
des  als  Pflanzenanatom  und  Mikroskopiker  hinläng- 
lich bekannten  Professor  Cohn  anfertigt.  Das  Stu- 
dium der  natürlichen  Familien  ist  jedem  Botaniker 
nicht  allein,  auch  jedem  Laien,  der  sich  für  Pflan- 
zen iuteressirt,  sehr  nothwendig;  ohne  ihre  Kennt- 
niss  ist  überliaupt  kein  Verständniss  möglich.  Es 
hat  dieses  aber  seine  Schwierigkeiten,  da  hauptsäch- 
lich Blüthen-  und  Frucht -Zustände  dabei  massge- 
bend sind.  Diese  sind  aber  nicht  immer  von  allen 
Familien,  und  selbst  nicht  immer  von  denjenigen, 
die  man  zur  Vergleichung  nothwendig  hat,  zu  glei- 
cher Zeit  vorhanden.  Im  Winter,  wo  man  sich  in 
der  Regel  bei  mehr  Zeit  und  Müsse  belehren  will, 
fehlen  die  blühenden  Pflanzen  im  Freien  ganz 
und  gar. 

Diesem  Uebelstande  hat  der  Apotheker  Loh- 
meier  dadurch  abgeholfen,  dass  er  Modelle  anfer- 
tigt, welche  zum  Selbstunterricht  und  bei  dem  Be- 
lehren benutzt  werden  können  und  dadurch  es  mög- 
lich machen,  vergleichende  Untersuchungen  anzu- 
stellen. Durch  diese  Modelle  wird  es  auch  Ungeüb- 
teren möglich,  für  den  stufenweisen  Aufbau  der 
Vegetationsformeu  in  den  verschiedenen  Familien 
die  sich  darstellenden  Gesetze  zu  erkennen  und  da- 
mit den  Sinn  für  Pflanzenkunde  zu  erhölien.  Eine 
Sammlung  der  Lohmeier'schen  Modelle  ist  gegen- 
wärtig in  einem  Auditorium  der  Breslaucr  Univer- 
sität aufgestellt.  Da  es  vor  Allem  auf  Kenntuiss 
der  einheimischen  Flor  ankommt,    so  beziehen  sich 


die  bis  jetzt  dargestellten  Modelle  auch  nur  zu- 
nächst auf  die  Familien,  welche  in  Deutschland 
vertreten  sind.  Von  79  Familien  sind  bereits  Mo- 
delle angefertigt. 

Wir  haben  in  dem  letzten  Allerlei  der  grossar- 
tigen Etablissements  zur  Anzucht  von  Pflanzen  Er- 
wähnung gethan,  welche  sich  in  Paris  und  Angers 
befinden ;  es  sind  neuerdings  an  anderer  Stelle  No- 
tizen über  den  grossartigen  Samenbau  gegeben  wor- 
den, der  sich  in  Quedlinburg  befindet;  wir  sind  im 
Stande,  dieselben  hier  und  da  im  Einzelnen  noch 
zu  ergänzen,  behalten  uns  aber  vor,  später  in  einem 
ausführlichen  Berichte  diesen  Gegenstand  zu  be- 
sprechen. Mit  der  Zeit,  wo  die  Runkelrübe  als 
Surrogat  des  Zuckerrohrs  das  Bedürfniss  hervorrief, 
grössere  Strecken  damit  zu  bebauen,  erhielt  der 
Quedlinburger  Samciibau  einen  fi'üher  nie  gehabten 
Aufschwung,  der  besonders  in  den  letzten  Jahren 
bemerkbar  ist.  Der  Anbau  von  Runkelrüben,  um 
Samen  heranzuziehen,  ist  vom  Samenbau  in  Qued- 
linburg noch  immer  der  bedeutendste;  1500  Mor- 
gen Landes  sind  allein  damit  bestanden.  Das  reicht 
aber  noch  lange  nicht  aus,  der  Nachfrage  zu  genü- 
gen, weshalb  die  Quedlinburger  Grosshändler  we- 
nigstens noch  eben  so  viel  Samen  von  Bauern  aus 
der  Umgegend  kaufen,  als  sie  selbst  bauen.  Nach 
den  obigen  Nachrichten  soll  sogar  der  Anbau  von 
Runkelrüben  in  der  Umgegend  von  Quedlinburg 
5000  Morgen  in  Anspruch  nehmen,  was  jedoch  ge- 
wiss, wie  manche  andere  an  jener  Stelle  gegebene 
Angabe,  übertrieben  ist.  Da  der  Centner  mit  8 
bis  10  Tlialer  verkauft  wird  und  der  Morgen  Lan- 
des im  Durchschnitt  10  Ceutner  Samen  liefert,  so 
gäbe  unsere  Angabe  schon  die  nette  Summe  von 
240,000  bis  300,000  Thaler. 

Der  Anbau  von  Mohrrübensamen  nimmt  500 
Morgen  in  Anspruch,  ebenso  viel  ist  uöthig,  um  die  Sa- 
men für  Erbsen  zu  verschaflen.  Für  Bohnen  und 
Zwiebeln  sind  je  im  Durchschnitte  jährlich  200 
Morgen  nothwendig,  um  für  diese  den  verlangten 
Samen  heranzuziehen.  Für  Salat  sind  100  bis 
150  (nach  jenen  Nachrichten  sogar  250),  für  Gur- 
ken 25  bis  30  Morgen  nothwendig,  für  die  Kohlar- 
ten 100,  für  Cichorien  25  bis  50  Morgen.  Spinat- 
samen wird  jährlich  im  Durciischnitt  3000  Centner 
gewonnen. 

Seit  einigen  Jahren  wendet  man  sich  mit  grös- 
serer Sorgfalt  in  Quedlinburg  auch  auf  Erziehung 
von  Blumen-Sämereien.  Wenn  der  obige  Bericht- 
erstatter in  Quedlinburg  allein  50  Morgen  mit  Re- 
seda bestehen  lässt,  so  ist  dieses  ebenfalls  viel  zu 
hoch  gegriffen.  Nach  unseren  wohl  zuverlässigen 
Nachrichten  waren  im  vorigen  Jahre  nur  10  Mor- 
gen damit  bestanden,  gewiss  schon  ein  hübsches 
Areal  für  eine  einzige  Blume.    Im  Ganzen  wurden 


213 


für  Blumen-Sämereien  im  Jahre  1863  nicht  weni- 
ger als  200  Morgen  Landes  in  Anspruch  genom- 
men. Levkojen  werden  am  meisten  kultivirt  und 
nahmen  im  vorigen  Jahre  15  bis  20  Morgen  in 
Anspruch.  Ein  Samenhändler  allein  hatte  6  Mor- 
gen damit  bestanden  und  kultivirte  ausserdem  in 
20,000  Töpfen  noch,  behufs  des  Samenbaues,  Pflan- 
zen; ein  anderer  hingegen  hatte  dagegen  sogar  45,000 
Töpfe  und  4  Morgen  Landes  mit  Levkojen  bepflanzt. 
Den  Samen,  der  in  Töpfen  herangezogen  wird,  ver- 
kauft man  viel  th  eurer. 

Einen  wunderhübschen  Anblick  bieten  die  ver- 
schiedenen Astern  im  Freien  dar,  da  man  Sorten 
und  Farben  getrennt  baut.  Gegen  25  Morgen  sind 
jährlich  damit  bestanden.  Wenn  man  bedenkt,  dass 
allein  die  kleinen  Nemophilen  15,  Silene  multiflora 
ebenfalls  15,  Silene  pendula  5,  die  wohlriechenden 
Wicken  15  bis  20,  Rittersporn  10,  dreifarbige 
Winden  3,  Phlox  Drummondii  2  Morgen  u.  s.  w. 
behufs  des  Samenbaues  einnehmen,  so  wird  man 
gewiss  die  Zahl  von  150  bis  200  Morgen,  allein 
um  feinere  Blumen-Sämereien  heranzuziehen,  nicht 
zu  gross  finden. 

Auch  technische  und  Arzneipflanzen  werden  in 
grossen  Mengen  angebaut.  Ein  Privatmann  hat  in 
der  Nähe  von  Quedlinburg,  wie  uns  berichtet  wurde, 
8  Morgen  mit  schwarzen  Malven  bestanden.  Wäh- 
rend der  Blüthezeit  beschäftigt  er  20  Menschen  nur 
zum  Abpflücken  der  Blumen.  Der  Anbau  von 
Thymian  soll  70  Morgen,  Salbei  10  Morgen  ein- 
nehmen. Hier  werden  aber  wohl  hauptsächlich  die 
abgeschnittenen  Kräuter  verkauft. 

Dass  viele  Menschen  und  Tliiere  nöthig  sind, 
um  die  Arbeiten  zu  verrichten,  wird  man  sich  den- 
ken können.  In  Akkord  arbeiten  1000,  ausserhalb 
desselben  1500  Menschen.  Während  der  grössern 
Arbeitszeit  bekommt  der  Manu  die  Woche  2,  die 
Frau  14,  und  das  Kind  1  bis  1|  Thaler.  Man 
pflügt  mit  Pferden  und  zum  Theil  auch  mit  Och- 
sen ziemlich  tief,  16  bis  18  Zoll,  wozu  man  stets 
4  Pferde  nimmt:  gegen  500  Morgen  werden  noch 
gegraben.  Das  Pflügen  wird  auch  in  Akkord  ge- 
geben und  der  Morgen   mit  3  Thaler  bezahlt. 

Notizen  über  den  Gebrauch  von  Packleinwand, 
Bindfaden,  Papier  u.  s.  w.  sind  gewiss  sehr  interes- 
sant; doch  darüber  bestimmte  Nachrichten  zu  erhal- 
ten, wird  ausserordentlich  schwer.  Im  Durchschnitt 
werden  jährlich  200,000  Verzeichnisse  ausgegeben. 
Da  jedes  mehr  als  1 ,  meist  2  und  3  Loth  wiegt, 
so  kann  man  sich  selbst  die  Zahl  der  Freimarken 
zu  4  Pfennigen  berechnen,  die  jährlich  gebraucht 
werden  und  dem  Staate  eine  nicht  geringe  Ein- 
nahme geben. 

Es  dürfte  auch  das  Interesse  der  Leser  der 
Wochenschrift   in    Anspruch    nehmen,    zu    erfahren, 


welche  Massen  von  Rosen  in  Paris  im  Winter  her- 
angezogen werden,  um  der  grossen  Nachfrage  nach 
diesen  Blumen  zu  genügen.  Das  französische  Jour- 
nal „Horticulteur  francais"  gibt  darüber  Aufschluss. 
Mau  verkauft  im  Durchschnitt  in  genannter  Metro- 
pole bis  in  den  April  für  150,000  Franks.  Die 
Zahl  der  Sorten,  welche  man  zu  diesem  Zwecke 
treibt,  ist  nur  gering.  Kaum  sind  es  einige  imd 
20  Sorten,  und  von  diesen  sieht  man  wiederum  am 
meisten:  Du  roi,  Gen&-al  Jaequeminot,  Duchesse  de 
Cambazferes,  Auguste  Mie,  Baronne  Prevost,  Louise 
Perronny,  Triomphe  de  l'exposition,  CöHne  Dubois, 
Madame  Bell,  Reine  d'Angleterre  und  La  Reine. 
Ausserdem  liebt  man  die  Noisette  Lamarque,  die 
auch  bei  uns  früher  viel  war,  jetzt  aber  verschwun- 
den ist,  sehr,  ferner  die  Bourbon-Rosen:  Gloire  de 
Dijon  und  Souvenir  de  Mahnaison  und  endlich  die 
Theerose  Safrano.  Später  kommen  noch  Moosro- 
pen,  namentlich  Cristata  und  Madame  Hardy,  zum 
Vorschein. 

Man  schützt  auch  schon  im  Spätherbste  einige 
Reich-  und  Langblüher  durch  Kästen  und  Glasfen- 
ster, ohne  Anwendung  von  Wärme,  gegen  Frost 
und  schneidet  so  lang  als  möglich  noch  Blumen. 
Hierher  gehören  ausser  einigen  schon  genannten, 
wie  Souvenir  de  Malmaison  und  Safrano,  noch  die 
bengalische  Rose :  Cramoisi  superieur,  und  Mistress 
Bosauquet. 

Die  meisten  Menschen  sind  wohl  der  Meinung, 
dass  die  Einführung  der  Kartoff'el  eine  Wohlthat 
ist.  Es  liegt  uns  dagegen  ein  Buch  vor,  das  wir 
übrigens  ausserdem  sehr  empfehlen  können  und 
auch  bereits  empfohlen  haben ,  wo  man  anderer 
Meinung  ist  und  die  Einführung,  so  wie  die  Ver- 
breitung, beklagt.  Dieses  Buch  heisst  „die  botanischen 
Unterhaltungen  zum  Verständniss  der  heimathlichen 
Flor"  und  hat  den  bekannten  rmd  mit  Recht  belieb- 
ten Schriftsteller  Auerswald  zum  Verfasser.  Wie 
weit  einseitige  Betrachtungen  führen  können,  sieht 
man  hier.  Weil  die  Kartoffel  jetzt  hauptsächlich 
zur  Bereitung  des  Branntweines  gebraucht  wird  und 
weil  sie  nicht  ein  so  gutes  Nahrungmittel,  als  Erb- 
sen, Bohnen  u.  s.  w.  ist,  auch  weit  wohlfeiler  kommt 
und  deshalb  hauptsächlich  eine  Nahrung  der  ärmcrn 
Menschen  darstellt,  wird  eine  Frucht,  welche  allein 
es  möglich  macht,  dass  sonst  unwirthsame  Gegenden 
bevölkerter  sind,  verurtheilt.  Wenn  es  möglich 
wäre,  Elrbsen  und  Bohnen  allenthalben  da  zu  bauen, 
wo  noch  Kartoffeln  wachsen,  wenn  die  ersteren  so 
ertragreich  wären,  als  die  letzteren,  so  würden  diese 
gewiss  mein-  gebaut  werden.  So  sind  aber  die 
Preise  von  Erbsen  und  Kartoffeln  sehr  verschieden. 
Wenn  früher  Hungersnoth  eine  ganz  gewöhnliche 
Erscheinung  war,  so  haben  die  Kartoffeln  grade  es 
gemacht,   dass   eine  Hungersnoth   in   der  Weise,  wie 


214 


früher,  gar  nicht  möglich  ist  und  dass  jetzt  die  Men- 
sdien  viel  gedrängter  leben  können.  Trotz  der  von 
Auerswald  angeregten  und  nicht  abzuleugnenden 
Nachtheile  der  Kartofleln  nehmen  die  Bevölkerun- 
gen viel  mehr  zu,  als  früher,  wo  man  keine  Kar- 
toffeln kannte.  Wenn  Missbrauch  mit  dieser  Frucht 
getrieben  wird,  so  haben  die  Menschen  Schuld,  die 
ihn  treiben.  Menschen,  die  nur  Brot  essen,  werden 
nicht  so  kräftig  als  die,  welche  zu  gleicher  Zeit 
auch  Fleischnahrung  haben;  deshalb  wird  das  Brot 
Niemand  verdammen.  Der  Genuss  von  Branntwein 
ist  heut'  zu  Tage  weit  geringer,  als  vor  20  und  30 
Jahren,  wo  der  Branntwein  noch  hauptsächlich  aus 
Roggen  gebrannt  wurde.  Jetzt  trinkt  man  das 
allerdings  gesündere  Bier.  Aber  auch  hier  wird 
Missbrauch  getrieben.  Soll  deshalb  nun  auch  die 
Gerste  verpönt  werden?  Der  Branntwein  und  noch 
mehr  der  Spiritus  bildet  heut'  zu  Tage  ausserdem 
für  viele  Industriezweige  einen  so  gewichtigen  Fak- 
tor, dass  er  gar  nicht  mehr  entbehrt  werden  kann, 
die  Kartoffel  selbst  ist  Ursache  von  einem  Wohl- 
stande, den  man  in  dieser  Weise  vor  50  und  100 
Jahren   gar  nicht  kannte. 

Wir  haben  früher  mehrmals  auf  die  Lockerung 
•des  Bodens  aufmerksam  gemacht.  Der  Zutritt  der 
Luft  zu  den  untei'irdischen  Theilen  der  Pflanze  ist 
ebenso  nothwcndig,  als  dass  die  überirdischen  von 
ihr  umspült  werden.  Seitdem  wir  wissen,  dass  die 
Pflanze  aus  ihrer  Umgebung  auch  ohne  Vermitte- 
lung  des  Wassers  Stoffe  aufnehmen  kann,  ist  dieses 
noch  wichtiger.  Die  Luft  enthält  im  trockensten 
Zustande  bekanntlich  noch  Wasser,  das,  an  sich  zu 
nehmen,  Pflanzen  in  gewissen  Fällen  im  Stande 
sind.  Wüstenpflanzen  würden  sonst  gar  nicht  exi- 
stiren  können.  Oeftere  Lockerung  des  Bodens  er- 
setzt in  trockenen  Jahren  das  Giessen.  Es  sind 
uns  in  dieser  Hinsicht  glänzende  Resultate  bei  den 
von  uns  gemachten  Versuchen  geworden.  Wir 
haben  wiederholt  in  trockenen  Sommern  Ricinus- 
pflanzen  angebaut,  die  einen  regelmässig  begossen, 
die  anderen  dagegen  nur  behackt;  die  behackten 
Pflanzen  waren  stets  kräftiger.  Der  Baumschulbe- 
sitzer Schamal  in  Jungbunzlau  hat  ebenfalls  der- 
gleichen Versuche  im  vorigen  Sommer  angestellt. 
Obstsämlinge  von  beträchtlicher  Ausdehnung  wurden 
zum  Theil  mehrmals  ordentlich  behackt  und  gedie- 
hen in  schlechtem  Sandboden  auf  eine  erfreuliche 
Weise,  während  andere,  wo  dieses  nicht  geschah, 
zum  grossen  Theil  zu   Grunde  gingen. 

Es  sind  uns  von  Hobitz  pfere  in  Lyon  wie- 
derum über  die  Erfolge  der  Kochsalzdüngung,  von 
denen  wir  früher  in  der  Wochenschrift  bericjitet, 
Mittheilungen  zugegangen.  Darnach  unterliegt  es 
keinem  Zweifel,  dass  Kochsalz,  ganz  besonders  auf 
schlechtem  Sandboden  grosse  Wirkung   ausübt  und 


bessere  Erträge  bei  den  Ernten  gibt.  Auch  unser 
verehrtes  Mitglied,  Banquier  Flatau,  dem  der 
Hopfenbau  in  Prcussen  sehr  viel  verdankt,  stimmt 
in  einer  brieflichen  Mittheilung  diesem  vollständig 
bei;  nur  muss  stets  die  gehörige  Vorsicht  angewen- 
det werden.  So  oft  er  Kochsalz  bei  seinen  Hopfen- 
Anpflanzungen  anwendete,  hat  er  erhöhte  Erträge 
erhalten.  Wir  behalten  uns  vor,  ausführlich  und 
in  einer  besonderen  Abhandlung  noch  darüber  zu 
sprechen. 

Wir  erfahren  eben,  dass  der  Kunst-  und  Han- 
delsgärtner Geitner  in  Planitz  bei  Zwickau,  nach- 
dem er  sein  schönes  Exemplar  der  Livistona  olivae- 
formis  von  24  Fuss  Höhe  anderweitig  verkauft,  be- 
reits Sorge  getragen  hat,  diese  Lücke  ebenbürtig 
wiederum  auszufüllen.  Eine  gute  Gelegenheit  bot 
ihm  der  Verkauf  des  Lihaltes  aus  dem  Pahnenhause 
des  Legationsrathes  Keil  in  Leipzig  dar.  Die 
schöne  Sammlung  daselbst  ist  bereits  in  den  Be- 
sitz des  Kunst-  und  Handelsgärtners  Geitner 
übergegangen.  Wir  machen  deshalb  alle  Liebhaber 
von  Palmen  darauf  aufmerksam,  wo  möglich  zu- 
nächst eine  Reise  nach  Planitz  bei  Zwickau  zu 
machen  und  vielleicht  dann  zu  gleicher  Zeit  die 
gehörige  Auswahl  zu  treffen.  Das  ziemlich  geräu- 
mige Palmenhaus  daselbst  enthält  unter  Anderem 
jetzt  eine  prächtige  Phoenix  fariuifera  mit  einem 
11  Fuss  hohen  Stamme  und  von  überhaupt  24  Fuss 
Höhe.  Es  ist  ein  weibliches  Exemplar,  was  eben 
blüht.  Schade,  dass  dem  Besitzer  kein  Blumenstaub 
zu  Gebote  steht,  um  eine  Befruchtung  vorzunehmen. 

Von  anderen  Palmen,  welche  Schönheit  oder 
sonst  Interesse  darbieten,  nennen  wir  die  Wachs- 
und Weinpalme,  Klopfstockia  cerifera  mit  prächti- 
gen, auf  der  Unterfläche  silberweissen  Blättern  und 
Arenga  saccharifera  mit  12  Fusa  Durchmesser,  so 
wie  Sabal  Blackburniana.  Wir  bemerken  zu  glei- 
cher Zeit,  dass  in  der  Geitner'schen  Handelsgärt- 
nerei auch  andere  Blattpflanzen  des  Warmhauses 
in  ziemlich  grosser  Auswahl  zu  haben  sind  und 
maciien  vor  Allem  auf  die  Cyclantheen  aufmerksam. 
Diese  den  Palmen  ähnliche  Pflanzen  haben  bei  uns 
noch   viel   zu   wenig    Berücksichtigung  erhalten. 

Die  Parthenogenesis  scheint  in  England  von 
Neuem  Verehrer  und  Anhänger  zu  finden,  nachdem 
bei  ims  aucli  bei  der  Pflanze,  welche  bisher  als 
sicheres  Zeichen  einer  Entstehung  von  Samen  ohne 
Befruchtung  betrachtet  wurde,  es  nachgewiesen  ist, 
dass  unter  den  durchaus  weiblichen  Blüthen  biswei- 
len Zwitterblüthen  vorkommen.  In  Frankreich  gibt 
es  dagegen  ebenfalls  noch  Botaniker,  welche  an 
der  Parthenogenesis  festhalten.  Wenn  Naudin  den 
Hanf  als  Beispiel  aufl'ührt ,  so  ist  es  uns  stets  ge- 
lungen, in  dem  Falle,  wo  eine  weibliche  Pflanze 
keimfähigen  Samen  iiervorbrachte,    auch    männliche 


215 


Blüthcn  nachzuweisen.  Bei  der  Masse  von  Blumen- 
staub.  welche  eine  einzige  Bliithe  schon  darzubieten 
im  Stande  ist,  darf  es  nicht  auftallen,  wenn  selbst 
die  grössten  weiblichen  Ilant'pflanzcn  bei  der  An- 
wesenheit von  nur  wenigen  niänniichen  Blüthen  be- 
t'ruchtet  werden  können.  Weibliche  Exemplare  un- 
seres gewöhnlichen  und  des  virginischen  Wachhol- 
ders  tragen  stets,  auch  wenn  sie  isolirt  stehen, 
keimfähige  Samen,  weil  männliche  Blüthen  immer, 
wenn  auch  in  noch  so  geringer  Anzahl,  voi'handen 
sind. 

Dr.  Anderson,  Direktor  des  botanischen  Gar- 
tens in  Kalkutta,  hat  der  Linn^'schen  Gesellschaft 
in  London  eine  Mittheilung  gemacht,  wonach  Abe- 
ria  caftVa,  eine  Sapotacee  Sudafrika's,  wo  männliche 
und  weibliche  Blüthen  auf  2  verschiedenen  Bäumen 
vorhanden  sind,  sich  in  einem  weiblichen  Exemplare 
in  genanntem  Garten  befindet  und  regelmässig  keim- 
fähige Samen  hervorbringt.  Auch  in  England  will 
Daniel  Hanbury,  Mitglied  der  Li nne 'sehen  Ge- 
sellschaft, wie  bereits  von  uns  übrigens  schon  frü- 
her mitgetheilt  ist,  von  einem  weiblichen  Exemplare 
des  Xanthoxylon  elatum  keimfähige  Samen  erhalten 
haben,  und  hält  fortwährend  seine  Ansicht  aufrecht. 
Wir  glauben,  dass  trotzdem  aber  eine  Befruchtung 
stattgefunden  hat  und  dass  beide  Botaniker  nur 
nicht  genau  untersucht  haben.  Dergleichen  Unter- 
suchungen sind  gar  nicht  so  leicht,  als  man  zu 
glauben  geneigt  sein  könnte.  Bei  der  Coelebogyne 
ilicifolia,  wo  die  im  Untersuchen  gewiegtesten  Bo- 
taniker Jahre  lang  umsonst  nach  Staubgefässen 
forschten,  hat  sich  schliesslich  doch  die  Gewissheit 
des  üftern  Vorhandenseins  männlicher  Organe  heraus- 
gestellt. Man  bedenke,  dass  in  den  allermeisten 
Fällen  das  getrennte  Geschlecht  bei  den  Ptlanzen 
ilurch  Verkümmern  des  einen  geschieht,  dass  dem- 
nach auch  die  vollständige  E]ntwickclung  der  Staub- 
gefässe  und  Pistille  in  einer  Blütlie  bei  besonders 
günstigen    Verhältnissen   stattfinden   kann. 

Die  Vereinigten  Frauendorfer  Blätter  theilen 
uns  mit,  dass  jetzt  reisende  Pflanzenhändler  aus 
Paris,  Bahne  &  Co.,  in  München  sich  befinden 
und  unter  andern  Artikeln  mit  wunderbaren  Be- 
nennungen nicht  weniger  als  25  Sorten  Johannis- 
stauden  aus  ]tlarokko  und  als  eine  vorzügliche 
Merkwürdigkeit  den  Gutedel-Weinstock  aus  Austra- 
lien in  12  verschiedenen  Arten  feilbieten.  In  ihrer 
Niederlage,  Promenadenstr.  No.  10,  bekommt  man 
als  Muster  natürliche  Acpfel  und  Birnen  von  4  bis 
ö  Pfund  Gewicht  zu  sehen,  ferner  Zwiebel-  und 
Knollen-tragende  Gewächse  aus  Afrika  und  Amerika, 
welche  4  bis  5  Monate  in  Blüthe  stehen.  Wenn 
wir  nicht  sehr  irren,  möchten  es  dieselben  Pflanzen- 
liändler  sein,  welche  vor  einigen  Jahren  in  Berlin 
vorzügliche   Geschäfte  machten,    seitdem  aber  nicht 


wieder  gekommen  sind,  weil  man  unterdess  bittere 
Erfahrungen  erhalten.  Wir  haben  früher  auch  be- 
richtet, dass  man  sich  in  Paris  nicht  minder  von 
dergleichen  herumziehenden  Pflanzenhändlern  täu- 
schen liess,  indem  man  von  ihnen  aus  den  nahen 
Wäldern  geholte  Pflanzen  als  fremde  aus  fernen 
Ländern  bezogene  kaufte.  Es  kam  selbst  in  Paris 
zu  einem  Prozess,  in  Folge  dessen  die  Pflanzen- 
händler des  Betruges  überführt  und  zu  Gefängniss- 
Strafe  verurtheilt  wurden.  W^ir  warnen  Jedermann 
und  geben  stets  den  Rath,  bei  Gärtnern  zu  kaufen, 
die  man  kennt  und  wo  man  sicher  ist,  nicht  ge- 
täuscht zu  werden. 

SchliessHch  gedenken  wir  noch  eines  Verlustes, 
welchen  die  Wissenschaft  in  neuester  Zeit  erhalten. 
Am  6.  Mai  ist  nämlich  der  Nestor  der  Botaniker, 
Ludolph  Christian  Treviranus  gestorben,  ein 
Mann,  der  bis  in  sein  hohes  Alter  geistig  und  kör- 
perlich frisch  war.  Früher  Professor  der  Botanik 
in  Breslau,  vertauschte  er  mit  Nees  v.  Esenbeck, 
dem  verstorbenen  Präsidenten  der  Leopoldo-Karoli- 
nischen  Akademie,  seine  Stelle,  und  ging  nach  Bonn, 
wo  er  in  grösster  Thätigkeit  bis  in  die  letzte  Zeit  gelebt 
hat.  Obwohl  vorzugsweise  Physiolog,  beschäftigte 
er  sieh  doch  in  den  Jüngern  Jahren  und  dann 
wiederum  in  der  letzten  Zeit  auch  mit  der  Syste- 
matik. 


Die 

OscIicrsIeJjeiicr  Sticfiiiütteicheii 

(Pt'IISJ'C's). 

Von  C.  Schwan  ecke  in  Oschersleben. 

Ihrem  Wunsche  gemäss  theile  ich  Ihnen  nach- 
stehende Notizen  über  meine  Kulturen  der  mit 
Recht  beliebten  Stiefmütterchen  mit,  und  erlaube 
mir  nochmals,  eine  Parthie  abgeschnittener  Blumen 
aller  Farben  zur  Kenntnissnahme  und  eigenen  Be- 
urtheilung   beizulegen. 

Mein  Grundstück,  worauf  ich  diese  Blumen  kul- 
tivire,  liegt  unmittelbar  an  der  Eisenbahn  in  der 
Nähe  des  Bahnhofs  von  Oschersleben.  Der  Boden 
ist  ein  kräftiger,  humusreicher  Lehmboden  von  2  bis 
3  Fuss,  mit  ebenso  starker  Unterlage  von  reinem 
Lehm.  Der  LTntergrund  ist  dagegen  ein  feiner 
weisser  Sand.  In  diesem  Jahre  waren  gegen  2 
Morgen  mit  Pflanzen  bedeckt.  Aus  dieser  Masse 
werden  nur  die  allerschönsten  Exemplare  zur  Sa- 
menzucht ausgewählt,  und  beetweise  je  nach  den 
Farben  und  Formen  gepflanzt.  Durch  diese  Mas- 
sen-Aussaaten bin  ich  aliein  im  Stande,  nur  ganz 
Vorzügliches    auswählen     zu    können    und    in     den 


216 


Handel  zu  bringen.  Alljährlicli  zeigen  sich  neue 
Formen  und  Farben.  Die  Sämlingspflanzen  geben 
immer  schönere  kräftigere  Exemplare,  die  Anzucht 
aus  Stecklingen  hingegen  kann  nie  das  leisten  und 
wird  nur  bei  einzelnen  liervorragenden  Exemplaren 
angewendet. 

Die  Hauptaussaat  geschieht  bei  mir  von  Mitte 
Juli  bis  Mitte  August  auf  kalte  und  abgetragene 
Mistbeete;  bei  späteren  Aussaaten  bleiben  die  Pflan- 
zen oft  zu  klein,  um  noch  zu  rechter  Zeit  verpflanzt 
werden  zu  können.  Sobald  die  Pflanzen  gehörig 
stark  sind,  werden  sie  auf  gut  gedüngtes  Land,  je 
6  Zoll  von  einander  entfernt,  gebracht.  Sollten  die 
Pflanzen  von  Frost  hochgezogen  werden ,  so  muss 
man  sie  wieder  andrücken.  Mit  dem  Beginne  des 
Frühjahres  fangen  die  Pflanzen  zu  blühen  an  und 
bringen  alsbald  die  grössten  und  vollkommensten 
Blumen   hervor. 

Mit  der  Zeit  haben  sich  bestimmte  Formen  und 
Farben  herangebildet,  die  bereits  aus  Samen  ziem- 
lich  konstant  hervorgehen. 

1.  Purpurfarbene    und    weiss  umrandete. 

Die  Grundfarbe  dieser  Abtheilung  ist  ein  leb- 
haftes Purpur,  meist  mit  weiss  gerandet,  die  Blu- 
menblätter sind  ausserdem  oft  geflammt  und  ge- 
tuscht oder  marmorirt.  Von  dieser  Sorte  erhält 
man  in  der  Regel  die  grössten  und  vollkommensten 
Blumen  von  meist  zirkelrundem  Bau  und  pracht- 
voller Zeichnung.  Leider  verlieren  sich  im  hohen 
Sommer  und  auf  ungünstigem  Standort  die  schönen 
Schattirungen  und  Zeichnungen,  die  Blumen  sinken 
zu  unbedeutenden  Erscheinungen  herab;  mit  Ein- 
tritt des  Herbstes  jedoch  und  beim  Erscheinen 
von  külilerer  Witterung  stellen  sich  die  frühern  Fär- 
bungen  wieder  ein. 

2.  Purpurfarbige  und  gelbunirandete.  Die 
Grundfarbe  ist  wiederum  purpur,  aber  die  Ränder 
.sind  gelb.  Auf  den  einzelnen  Blumenblättern  er- 
scheinen, wie  bei  voriger  Sorte,  Schattirungen,  aber 
von  recht  leuchtender   Farbe. 

3.  Die  Pelargonienblüthigen  gleichen  im 
Bau  und  in  der  Zeichnung  vollständig  den  Phanta- 
sie-Pelargonien. 

4.  Bronze-  und  aurikelfarbene  sind  ganz 
abweichend  von  den  genannten  Sorten.  Unter  ihnen 
findet  man  die  hervorstechendsten  und  brillantesten 
Farben  von  rosa,  kupferrotli,  havannahbraun,  bronze 
bis  zum  dunkelsten  braun.  Man  könnte  alle  diese 
Farben  mit  dem  Namen  Sommerfarben  bezeich- 
nen, weil  weder  Trockenheit  und  Regen,  noch  un- 
günstiger Standort  auf  die  Färbung  einwirken.  Im 
ersten  Frühjahre  sind   die  Farben   matt;   mit  der  stei- 


genden Sonne  treten  aber  die  Farben  um  so  mehr 
hervor.  Die  Blumen  erreichen  indess  die  Grösse 
der  vorigen  Sorten  nicht.  Der  Bau  ist  übrigens 
in    der  letzten   Zeit  bedeutend   verbessert  worden. 

5.  Die  blauen  und  bläulichen  Sorten  ha- 
ben sich  aus  den  frühern  herausgebildet.  Sie  be- 
sitzen einen  kräftigen  Wuchs  und  grosse  Blumen 
mit  grossen  Augen.  Herzog  Wilhelm  von 
Braunschweig    heisst  die  vollendetste  Form. 

6.  Die  himmelblauen  Formen  zeichnen  sich 
durch  ein  sanftes  Blau  mit  allen  Abstufungen  aus. 
Die  Mitte  ist  dunkeler,  nach  dem  Rande  zu  hinge- 
gen wird  allmählig  die  Färbung  heller.  Diese  Sor- 
ten  bedürfen   noch   sehr  der  Verbesserung. 

7.  Die  Sorte  mit  Ultramarin -Blumen.  Das 
tiefe  Blau  bleibt  in  der  neuesten  Zeit  ebenfalls 
ziemlich  konstant  aus  Samen.  Auch  hier  wird  die 
Färbung  nach  dem  Rande  zu  beller.  Die  Blumen 
sind   ansehnlich   gross. 

8.  Die  Blumen  mit  schwarzer  Färbung  (Di-. 
Faust)  lassen  noch  in  Form  und  Farbe  manche 
Verbesserung  wünschen,  bleiben  aber  eine  der  inte- 
ressantesten  Formen. 

9.  Die  rein-weissen  und  rein-gelben  Blu- 
men verlaufen  noch  immer  in  andere  Farben,  und 
lassen   sich   aus   Samen   schwer  festhalten. 


Von     meiner     diesjährigen    Ernte    oft'erire    ich 
Samen : 

I.    Nur    von   Musterblumen   gesammelt: 
1000  Korn,   alle   Farben,  jede  separat     .      1  Thaler 
500  Korn,     ,  „  „  „  .        löSgr. 

Die  Prise,     „  "         .    "  "  •  ^^gr. 

No.  1.  purpurfarbene,  weiss  umrandet,   das  Lotli 

2  Thaler. 
No.  2.   purpurfarbene,  gelb  umrandet,   das   Loth 

3  Thaler. 
No.  4.   bronzene   und   aurikelfarbige,  das  Loth 

2  Thaler. 
No.  b.   blaue   und   bläuliche   Sorten,   das   Loth 

1  Thaler  J5  Sgr. 
No.  6.  himmelblaue  Sorten,  das  Loth  .  20  Sgl-. 
No.  7.   ultramarinblaue   Sorten,   das   Loth      2  Thaler. 

IL   Dieselben   Farben,  doch  weniger    schön   im  Bau 
und  Zeichnung: 
Das  Loth    8  Sgl-.,  das  Pfund   6  Thaler. 

HL      Von   Pflanzen  liefere  ich   das  Dutzend: 

1.  bester  Auswahl  zu    15  Sgr. 

2.  die  gewöhnlichen   zu   5  Sgr. 


Verlag  von  Karl  Wiegaiidt  iu  Berliu, 
KommandantenStrasse  Mo.  62. 


Druck  der  C.   Feiste  r '.sehen  Buchdrnekerei  in   Berlin, 
Zielen. Platz  No.  ä. 


Wochenschrift 


des 

Fereiiies  zur  Beförderung  des  (lartenbaiies  in  den  Köiügl.  PreiLssischeii  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur : 
P*rofessor  Dr.  Karl  Ivochi, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  28. 

Berlin, 

den 

16.  Juli 

1864. 

Preis  des 

Jahrganges 

54 

Thlr 

.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch 
des  deutseh  -  österreichischen  Post -Vereines. 

franco 

durch 

alle 

Post-Anstalten 

Inhalt:     Van    Houtte's 
Vereines  am  27. 

Blumen 
und  28. 

Zwiebel  - 
Juni. 

Flo 

-    in    Gent. 

—    Die 

Pflanzen-    und 

BIumen-Auss 

tellung 

des 

Stettiner 

Gartenbau- 

Van  llontte's 

ßliiiiu>u-Zni(>lH'l-Floi'  in  iifnt. 

Ein  berüliinter  Hyazinthen-Züchter,  Voorlielm, 
der  iu  der  ersten  Hälfte  des  vorigen  JahrlmnJertes 
in  Haarlem  lebte  und  eine  Abliaudlung  über  Hya- 
zinthen schrieb,  sagt  in  derselben:  „Nun  ist  noch 
übrig,  dass  ich  auch  die  Ausländer  dazu  aufmun- 
tere. Ich  bitte  Sie  also,  Hyazinthen  zu  ziehen. 
Wollen  Sie  so  viel  Geduld,  als  die  Holländer  ha- 
ben, so  rathe  ich  Ihnen,  solche  aus  dem  Samen  zu 
erzielen;  Sie  werden  es  ihnen  innerhalb  weniger 
Jahre  gleich  thun;  und  so  gering  auch  das  Ansehen 
eines  glücklichen  Fortganges  hierinnen  sein  möchte, 
so  würden  doch  bald  alle  Nationen  sich  im  Stande 
sehen,  einander  wechselweis  die  schönsten  Blumen 
zu  liefern.  Ich  scheue  mich  nicht,  auch  öfl'entlich 
zu  sagen,  es  sei  allen  Europäern  eine  Schande, 
dass  sie  sich  nicht  gleich  den  Holländern  alle  Ge- 
heimnisse der  Natur  in  Ansehung  der  Blumen  zu 
entdecken  angelegen  sein  lassen."  100  Jahre  und 
mehr  mussten  vorübergehen,  ehe  auch  andere  Völ- 
ker Theil  nahmen  an  der  An-  und  Neuzucht  der 
Hyazinthen.  Berlin  ist  es  namentlich,  was  sich  da- 
rin eines  grossen  Paifes  erfreut  und  bereits  Tüchti- 
ges geUefert  hat.  Als  Berliner  Zwiebeln  werden 
alljährlich  Hunderttausende  nach  allen  Gauen  des 
grossen   deutschen  Vaterlandes  entsendet. 

Doch  auch  anderwärts  hat  man  neuerdings  an- 
gefangen, Blumen-Zwiebeln  mit  Erfolg  heranzuzie- 
hen.   Während  unserer  letzten  Anwesenheit  in  Bel- 


gien war  uns  das  späte  Frühjahr  in  sofern  günstig, 
als  wir  auch  die  Blumen -Zwiebel -Flor  in  ihrer 
schönsten  Pracht  in  dem  van  Houtte'schen  Eta- 
blissement zu  Gent  sehen  konnten.  Es  unterliegt 
keinem  Zweifel,  dass  dieses  in  seiner  Universalität, 
in  der  es  alle  Kulturen  umfasst,  das  erste  in  der 
Art,  nicht  allein  des  Festlandes,  sondern  ganz  Eu- 
ropa's  und  überhaupt  der  civilisirten  Welt  darstellt. 
Wir  haben  früher  einmal  schon  die  Gelegenheit 
wahrgenommen,  über  das  van  Houtte'sche  Eta- 
blissement zu  sprechen  (s.  5.  Jahrg.  d.  Wochenschr. 
S.  22ö),  dieses  Mal  wollen  wir  nur  über  einen 
Kulturzweig  desselben  berichten,  den  wir  grade  in 
seiner  schönsten  Flor  sahen,  über  die  Blumenzwie- 
bel-Kultur. 

Es  kommt  uns  dabei  zu  Statten,  dass  eben  das 
Verzeichniss  der  Zwiebelblumen-Pflanzen  (Oignons 
ä  fleurs)  daselbst  erschienen  ist  und  wir  unsere  an 
Ort  und  Stelle  gemachten  Aufzeichnungen  mit  dem 
Inhalte  desselben  vergleichen  können.  Es  ist  nicht 
zu  leugnen,  dass  eine  Flor  von  Hyazinthen,  Tul- 
pen, Narcissen  u.  s.  w.,  wo  grosse  Beete  mit  Blu- 
men einer  Farbe  bepflanzt  sind  und  alle  diese  Beete 
wiederum  ein  Bild  von  der  Mannigfaltigkeit  einer 
Art  und  von  dem,  was  die  Kunst  des  Menschen  in 
dieser  Hinsicht  geleistet,  geben,  den  Augen  etwas 
darzubieten  vermögen,  was  nicht  allerwärts  geboten 
wird.  Die  wir  in  Berlin  leben,  können  allerdings 
alljährlich  beim  ersten  Erwachen  des  Frühlings  uns 
diesen  Genuss  verschaffen,  während  Andere,  die  in 
den  Provinzen  wohnen,   sich  mit  einigen  Exemplaren 

28 


218 


in  den  Gärten  und  an  den  Fenstern  begnügen 
müssen. 

Wir  haben  das  Glück  gehabt,  eine  natürliche 
Blumen -Zwiebel -Flor  im  Westen  des  Kaspischen 
Meeres  zu  schauen,  also  nicht  wie  der  Mensch  sie 
hervorgerufen,  sondern  wie  der  liebe  Gott  sie  ge- 
schaffen. So  eine  Flor  unterscheidet  sich  wesent- 
lich von  der  unsrigen,  wo  doch  trotz  aller  blenden- 
den Pracht  die  Kunst  des  Menschen  manchmal  zu 
sehr  entgegentritt;  die  unverfälschte  Natur  hatte  sich 
dagegen  in  den  genannten  Gegenden  offenbart.  Ist 
auch  das  Bunte  der  Blumen  daselbst  ebenfalls  vor- 
herrschend, so  fehlt  doch  nicht  das  freundliche 
Grün,  was  das  Grelle  der  Farbe  erst  zum  Liebli- 
chen umgestaltet.  Auch  ist  nicht  die  eine  Blume 
gleich  in  solchen  Massen  vorhanden,  wie  in  unsern 
Gärten;  es  wechseln  dagegen  in  grösseren  und  klei- 
neren Gruppen  und  selbst  in  einzelnen  Exemplaren: 
Tulpen,  Trauben -Hyazinthen ,  Narzissen,  Scillen, 
Puschkinien,  Crocus,  Zwiebeltragende  Iris,  Milch- 
sterne, Orchis- Arten  u.  s.  w.  freundlich  mit  einan- 
der. Auf  dem  reinen,  noch  nicht  von  der  Kultur 
in  Anspruch  genommenen  Boden  der  Mutter  Erde 
breitet  sich  ein    Blumenteppich   aus. 

Doch  wir  kehren  zur  van  Houtte'schen  Blu- 
meu-Zwiebel-Flor  zurück.  Diese  ist  mannigfaltiger, 
als  bei  uns  in  Berhn,  da  man  ausser  Hyazinthen 
und  Tulpen,  noch  viele  andere  Arten  findet,  die 
hier,  wenigstens  im  Grossen,  nicht  kultivirt  werden; 
ich  ei'wähue  z.  B.  die  schönen  Öjirekelicn  (Amaryl- 
Us  formosissima),  Grocus  u.  s.  w.  Die  einzelnen 
Arten  der  Blumenzwiebeln,  wie  Hyacinthen,  Tul- 
pen etc.  nahmen  im  van  Houtte'schen  Etablisse- 
ment bestimmte  viereckige  Stellen,  die  meist  durch 
Schilfwände  gegen  Winde  geschützt  waren ,  ein. 
Die  Pflanzen  besassen  ein  kräftiges,  gesundes  An- 
sehen, so  dass  man  auch  auf  die  gute  Qualität  der 
Zwiebel   schliessen   konnte. 

Wir  haben  uns  die  Sorten  angemerkt,  die  uns 
gefielen ;  es  möchte  demnach  wohl  von  Interesse 
sein,  den  Leser  der  Wochenschrift  damit  bekannt 
zu  machen.  Es  nahet  die  Zeit,  wo  man  sich  mit 
Vorrath  versieht,  theils  um  für  die  Zimmer  zu  trei- 
ben, tlieils  auch  um  für  die  erste  Zeit  des  Früh- 
jahres dem  Garten  einen  besonderen  Schmuck  zu 
geben. 

A.  Wir  beginnen  mit  den  Hyazinthen  und 
bemerken,  dass  es  Sorten  gibt,  welche  stets  nur 
kleine  Zwiebeln  besitzen.  Wo  dieses  der  Fall  ist, 
werden  wir  die  Sorten  durch  einen  *  bezeichnen, 
damit  der  Liebhaber,  wenn  er  deren  erhält,  nicht 
glaubt,  schlechte  Zwiebeln  bekommen  zu  haben. 
Dagegen  machen  wir  diejenigen  Sorten,  welche 
besonders  grosse  Zwiebeln  machen,  durch  ein  f 
kenntlich. 


I.    Weiss  und  einfach. 

•{-  1.  Elfride,  die  grossen  Blumen  haben  einen 
leichten  rosafarbigen  Reflex  und  machen  auch  ein 
gi-osses   Bouquet. 

-[-2.  Grand  vainqueur  besitzt  ebenfalls  sehr 
grosse,  aber  milch  weisse  Blumen,  dereu  Abschnitte 
wie  bei  Lilium  Martagon,  zurückgebogen  sind. 

3.  Kronprinzess  der  Niederlande  baut 
sich  sehr  gut. 

f  4.  Mammuth  verdient  wegen  der  Grösse 
der  auch  entfernter  stehenden  Blumen  den  Namen. 

5.  Mirandoline:  Blume  blendend  weiss  und 
weniger   gross. 

f  6.  Montblanc  hat  auch  den  Namen  Hon- 
neur  de  Hillegora:  ebenfalls  blendend -weiss  und 
wunderschön  gebaut. 

II.    Zartfleischfarbeu  und  einfach. 

7.  Emmeline:  sehr  zarte  Farbe  in  geschlosse- 
nen Blumen. 

f  8.  Grandeur  ä  merveille.  Noch  zarter  in 
der  Farbe  und  ebenfalls  geschlossen,  bildet  aber  ein 
sehr  grosses  Boucj^uet. 

9,  Madame  van  der  Hoop:  grosse  Blume, 
weiss,  aber  mit  einem  schwachen,  fleischfarbigen 
Scheine. 

t  10.  Tubiflorus:  reine  fleischfarbene,  grosse 
Blumen,  welche  sich  durch  eine  ziemlich  lange  Köhre 
auszeichnen. 

III.    Ro.safai'big  und  einfach. 

11.  Agnes:  lebhafte  Farbe  in  sehr  geschlosse 
neu  Blumen. 

t  12.  Graf  Eadetzky:  sehr  grosse  Blumen  im 
lebhaften   Rosa   bilden   ein  geschlossenes   Bouquet. 

13.  La  dame  du  lac:  zartes  Rosa,  die  Spit- 
zen aber  hellgrün. 

f  14.  Madame  Hoog:  lebhaftes  Rosa  mit  Kar- 
minband und  weissem   Auge. 

*  15.  Rose  pyramidale  zeichnet  sich  durch 
den  pyramidalen  Wuchs  des  Bouquets  aus.  Die 
rosafarbigen  Blumen  sind  kirschroth  gebändert  und 
weiss   nüancirt. 

IV.    Roth  und  einfach. 

16.    Amphion:  mit  schönem  Bau. 

f  17.  Appelius:  hellroth  mit  geschlossenen 
Blumen. 

f  18.  Circee:  Blumen  mehr  kirschroth,  mit 
sehr  abgerundeten  Abschnitten;  vorzüglicher  Bau. 

*  19.  Diebitsch  Sabalkansky:  Ponceau-kar- 
min,  feurig;  Bau  der  Blume  besonders  schön. 

*  20.  Duchess  of  Richmond  blüht  sehr 
hell,  hat  selbst  einen   weissHchen   Schein. 

21.  Madame  Hodson:  hellroth  und  karmin 
gebändert. 

22.  Pr  ine  esse  Clotilde:  roth  und  orangefar- 
ben nüancirt.     Ausgezeichneter  Bau. 


219 


f  23.  von  Schiller:  lebhaftes  und  helleres 
Eoth;  vorzüglicher  Bau. 

V.    Amarantfarbig  und  einfach. 

24.  L'unique:  eine  ausgezeichnete  Färbung 
in's  Purpurfarbige  übergehend. 

25.  L'honneur  d'Overveen  hat  sehr  grosse 
und  geschlossene  Blumen,  amarantfarbig,  aber  mit 
weissem  Auge. 

VI.    Blau  oder  Lila  und  einfach. 

26.  Cialdini.  Eine  erst  neuerdings  gezüchtete 
Blume  von  bedeutender  Grösse  und  im  herrlich- 
sten  Blau. 

27.  Grand  lilas  besitzt  sehr  grosse  Blumen 
und  diese  gebändert. 

f  28.  Grande  vedette:  grosse  himmelblaue 
Blumen,  die  etwas  entfernt  stehen. 

■j-  29.  Marie.  Grosse  und  geschlossene  Blumen 
im  schönsten  Himmelblau. 

f  30.  Regulus:  grosse  Blumen,  die  auch  ein 
grosses  Bouquet  bilden.  Die  Farbe  ist  blau,  unter- 
brochen durch   dunkelere  Bänder. 

VII.    Dunkelblau  und   einfach. 

t  31.  Baron  van  Thuyl:  die  prächtigen  dun- 
kelblauen Blumen  stehen  geschlossen  und  besitzen 
sehr    zurückgebogene   Abschnitte. 

32.  Baron  von  Humboldt:  fast  schwarz- 
blau. 

f  33.  Bleu  mourant  hat  besonders  schönen 
Bau  und  schöne  Färbung  von  dunkeleren  Bändern 
durchzogen. 

34.  Charles  Dickens  besitzt  eine  Farbe  mehr 
ins   Violette  gehend  und  dunkel  gebändert. 

35.  General  Havelock:  sehr  grosse  Blumen 
im  dunkelsten,  fast  schwarzem  Blau.  Ausgezeich- 
net schön. 

36.  Nimrod:  besonders  grosse  Blume,  dunkel- 
blau mit  violettem  Reflex. 

f  37.  Orondatus:  blau  und  dunkler  gebändert, 
Blumen  auch  ziemlich  gross. 

*  38.  Prinz  Albrecht:  dunkelblau,  am  Rand 
mehr  violett. 

*  39.  Siara:  mehr  schwarzblau  und  am  Rande 
violett.  Die  Blumen  bilden  ein  geschlossenes 
Bouquet. 

t  40.  Wilhelm  I.  Wiederum  schwarzblau,  in's 
Violette  scheinend. 

VIII.    Gelb  und  einfach. 

41.  H(5roine.    Ein  schöner  Bau  in   der  Blume. 

42.  Ida:  kanariengelb. 

43.  Koning  van  Holland:  nankinfarbig  mit 
lachsfarbigen  tSpitzen.  Die  grossen  Blumen  bilden 
ein  geschlossenes  Bouquet  und  haben,  da  ihre  Ab- 
schnitte elegant  zurückgebogen  sind,  die  Form  einer 
Blume  des   Türkenbundes   (Lilium   Martagon). 

44.  Victor  Hugo  besitzt  eine  hellgelbe  Farbe. 


IX.    Weiss  und  gefüllt. 

*  45.  Gloria  florum  suprema.  Weiss,  aber 
mit  purpurfarbiger  Mitte. 

4G.  Grand  monarque  de  France:  weiss  mit 
grünen   Spitzen;   ein  vorzüglicher  Bau. 

f  47.  Latour  d'Auvergne.  Die  Blumen  be- 
sitzen  die   Form   derer  des  Türkenbundes. 

48.  Non  plus  ultra:  weiss  mit  violetten  Her- 
zen.     Die  grossen   Blumen   stehen  sehr  entfernt. 

f  49.  Prinz  von  Waterloo:  eine  ausgezeich- 
nete Blume  im  Bau. 

X.    Fleischfarben  und  gefüllt. 

50.  Alida  Catharina  kommt  sehr  zeitig  in 
Blüthe.      Die  Farbe  ist  seidenartig. 

f  51.  Anna  Maria:  sehr  zart  fleischfarben  und 
mit  grünen   Spitzen. 

f  52.  Bouquet  royal.  Das  Bouquet,  wie  die 
einzelnen   Blumen,  sind   vorzüglich  gebaut. 

53.  Fr^döric  le  grand:  rosalila  und  nur 
halbgefüllt. 

54.  Grootvorst  besitzt  ebenfalls  eine  zarte 
Fieischfarbe,  und  die  Spitzen  grün,  ist  aber  in  der 
Mitte  der  Blume  violett. 

55.  Honneur  d'Amsterdam  besitzt  wiederum 
grosse  Blumen,  welche  an  ihren  Spitzen  eine  grüne 
Farbe  haben. 

56.  Lord  Wellington.  Ebenfalls  eine  sehr 
grosse  Blume  von   zartester   Farbe. 

57.  Regina  Victoria:  hat  sehr  gefüllte  Blu- 
men  in   schöner   Fleischfarbe. 

58.  Triomphe  de  Blandine  hat  einen  schö- 
nen Bau. 

XI.    Roth  und  gefüllt. 

*  59.  Belvedere:  hellkarmin;  Blumen  nicht 
sehr  gross. 

f  60.  Bouquet  tendre:  hellroth  und  von  herr- 
lichem  Bau. 

*61.  Cochenille  (EcHpse):  lebhaftes  Coche- 
nilleroth;   kleine  Blumen. 

62.  Enfant  de  France:  purpurviolett  und 
lachsfarbig  nüancirt.  Bleibt  klein,  die  Blumen  bil- 
den aber  ein  geschlossenes  Bouquet.  Ausgezeich- 
nete Blume. 

*  63.  General  Moore:  karminroth;  Blume 
gut  gebaut. 

64.  Guda  bildet  ein  hübsches  pyramidenförmi- 
ges  Boiujuet.      Farbe   hellroth,   seidenartig. 

65.  La  belle  alliance:  ausserordentlich  ge- 
füllt, hellroth   mit  grünen   Spitzen. 

*  (56.  Lady  Montague:  eine  brillante  hell- 
rothe   Farbe. 

67.  Monsieur  Stegerhoek:   hellroth. 

68.  Noble  par  merite:  sehr  grosse  rothe 
Blumen  von  vollendetem   Bau. 

28* 


220 


69.  Princesse  royale.  Eine  der  schönsten 
Blumen,  hellroth,  in  der  Mitte  weiss. 

*  70.  Thomas  Grey:  ganz  besonders  grosse 
Blumen,  sehr  gefüllt,   lebhaft  roth. 

XII.     Blau  und  gefüllt. 

71.  Albion  blüht  spät  und  in  langen  Pyrami- 
den. Die  P^arbe  ist  ein  Dunkelblau  mit  schieferfar- 
bigem Reflex. 

f  72.  Blocksberg:  hellblaue  Farbe. 

*  7.3.  Bouquet  pourpre:  iudigoblau;  Blumen 
gut  gebaut,  aber  etwa^  kurz. 

74.  Comte  de  St.  Priest:  blüht  ebenfalls  sehr 
gefüllt.     Die  Farbe  ist  ein  Hellblau  mit  Lilareflex. 

75.  Franziscus  primus.  Sehr  grosse  Blumen 
von   Blau-lilafarbe. 

76.  Laurens  Koster:  herrlicher  Bau.  Blume 
blau,  aber  violett  nüancirt. 

77.  Louis  Philippe:  hellblau  und  besonders 
grosse  Blume. 

78.  Madame  Marmont:  zartes  Himmelblau  in 
weiss  nüancirt. 

79.  Morillo  hat  wiederum  sehr  grosse  Blumen 
in  hellblauer  Farbe. 

80.  Prince  Albert:  schwarzblau,  sehr  gefüllt 
und   ausgezeichnet  gebaut. 

*  8L  Othello:  fast  schwarz,  die  Innern  Blätter 
nehmen  eine  mehr  violette  Farbe  an. 

82.  Shakespeare:  hellblau,  ebenfalls  von  vor- 
züglichem  Bau. 

"*  83.  Van  Speijk:  Sehr  grosse  Blumen,  aus- 
serordentlich gefüllt  und  von  hellblauer  Farbe,  aber 
violett  gebändert. 

B.  Auch  die  Zahl  der  Tulpen  hat  sich  in  der 
neuesten  Zeit  sehr  vermehrt. 

I.    Einfache  und  frühe, 

1.  Alida  Maria:  kleine  Blume,  kirschfarbig, 
aber  weiss  geflammt. 

2.  Chani«5Ieon:  die  gefransten  Blumenblätter 
haben  eine  weisse  Farbe,  sind  aber  roth  gestreift 
und  punktirt. 

3.  Claremont:  hellroth  und  weiss  nüancirt, 
besonders  grosse  Blume. 

4.  Duc  van  Thol.  Von  dieser  kleinblumigen 
Tulpe  haben  wir  bereits  eine  Reihe  Formen  in 
weisser,  gelber  und  rother  Farbe,  einfacii  gefärbt 
oder  gestreift  gesehen.  Besonders  schön  sind  die 
glänzend-röthen,  so  wie  die  rothen  und  gelbgestreiften. 

5.  Gouden  Standaard:  gelb  u.  karmin  gestreift. 

6.  Groot  meester  van  Malta:  eine  herrliche 
Blume,   weiss  und  roth  panachirt. 

7.  Junger  gelber  Prinz:  gelb,  im  Lmern 
leicht  braun-gestreift. 

8.  La  belle  alliance:  cochenillefarbig,  Blumen- 
blätter gefranst. 


9.  Le  matelas  rose:  eine  grosse  und  schöne 
Blume  von   Dunkelrosa  und  seidenartig. 

10.  MoliSre:  eine  sehr  hübsche  Blume  von 
violetter  Farbe. 

11.  u.  12.  Pottebakker,  weiss  und  goldgelb, 
im  letzteren  Falle  aber  roth  gestreift  und  panachirt. 

13.  Proserpine:  eine  grosse  und  schöne  Blume 
karmin-lila  gefärbt. 

14.  Roi  Pepin:  lebhaft  rosa  und  weiss  pana- 
chirt; vorzügliche  Blume. 

15.  Vermillon  brillant:  feurige  Cochenille- 
farbe. 

16.  Zilberen  Standaard  (Silber-Fahne):  weiss 
und  karmin  -  panachirt. 

II.    Gefüllte  Tulpen  zum  Treiben. 

17.  Couronne  des  roses:  lebhaftes  Dunkel- 
rosa, sehr  gefüllt. 

18.  Duke  of  York:  ebenfalls  sehr  gefüllt, 
dunkelroth  und  gelb  umrandet. 

19.  Duc  van  Thol  double:  roth  und  gelb- 
umsäumt. 

20.  Gloria  solis:  scharlachfarbig  und  breit 
orange-umrandet. 

21.  Imperator  rubrorum:  feurig  scharlach- 
roth,   der  Blume  einer  Päonie  nich  unähnlich. 

22.  La  candeur:  blendend-weiss,  aber  grün 
gestreift;    sehr  gefüllt. 

23.  Le  Blason:    dunkelrosa. 

24.  Miaules:  braun  und   gelb. 

25.  Regina  rubrorum:  roth,  goldgelb-pana- 
chirt,  sehr  gefüllt. 

29.  u.  30.  Tournesol:  roth  und  gelb-umran- 
det,  so   wie  rein  gelb. 

III.    Gefüllte  Tulpen  in 's  freie  Land. 

31.  Blanc  borde  pourpre:  i-ein  weiss  und 
purpurviolet  umrandet. 

32.  Couronne  imperiale:  kirschfarbig  mit 
blauem   Reflex   und  weiss  panachirt. 

33.  Extremite  d'or:  lebhaft  roth  mit  blauem 
Widerschein   und   goldgelb. 

34.  Koning  der  Blau  wen:  blauviolet. 

35.  Mariage  de  ma  fille:  trägt  sich  wunder- 
schön und  ist  sehr  gefüllt.  Weiss  und  kirschfarbig 
geflammt. 

36.  Overwinnaar:  sehr  gefüllt,  weiss,  aber 
hellviolctt  gestreift  und   marmorirt. 

37.  Purpere  kroon:  dunkelpurpur-kastauien- 
farbig. 

38.  Rex  rubrorum:  sehr  gefüllt,  lebhaft 
Scharlach. 

39.  Rose  jaunc:  gelb,  mit  grünem  Wider- 
schein,  recht  ausgezeichnet. 

40.  Rouge  amarante:  blüht  sehr  spät,  hat 
aber  einen   vorzüglichen   Bau. 


221 


C.    Schliesslich    erlauben    wir    uns   noch    einige 
Crocus  zu  empfehlen: 

1.  Albion:    sehr   grosse    Blumen,    violettblau, 
weiss  gestreift. 

2.  Amazone:  ebenfalls  sehr  grosse  Blume,  blau, 
lila  gestreift  und  panachirt. 

3.  Caroline   Chisholni:  weiss. 

4.  Duc  de  Malakoff:  hellblau. 

5.  Grand  jaune:  gelb. 

6.  La  candeur:  blendend  weiss. 

7.  Le  majdstueux:  gestreift. 

8.  Miss     Niglitingale:     sehr    grosse     Blume, 
weiss  und  geädert,  im   Grunde  violett. 

9.  Montblanc:   weiss. 

10.  Mungo  Park:    dunkelbau,    am  Ende  jedes 
Blumen-Abschnittes   ein  weisser  Fleck. 

11.  Non   plus  ultra:   weiss  und  lila. 

12.  Omer   Pascha:  weiss  und  violett  panachirt. 

13.  Itosa  Bonheur:  silberweiss,  an  der  Basis 
violett. 

14.  Sir    John    Franklin:    sehr    grosse    und 
spät  erscheinende   Blume,  schwarzblau. 

15.  V.  Schiller:  dunkelblau,  heller  im  Grunde, 
blüht  ungemein    reich. 


Die 

Pflanzen-  und  ßhinien-Ausstellung 

brs  5tcttincr  ©arlenbau-lJerdnce 

am  27.  und   28.  Juni. 


Wir  haben  im  vorigen  Jahre  Gelegenheit  ge- 
habt, die  erste  Ausstellung  von  Pflanzen  und  Blu- 
men in  Stettin  zu  sehen  und  in  einem  Berichte 
(s.  vorigen  Jahrg.  d.  Wochenschr.  S.  296)  darüber 
ausführlich  zu  sprechen;  leider  war  es  uns  nicht 
vergönnt,  von  der  2.  Ausstellung,  welche  am  27. 
Juni  eröffnet  wurde,  selbst  Kenntniss  zu  nehmen. 
Es  sind  uns  aber  2  Berichte  darüber  zugegangen, 
die  zwar  nur  im  Allgemeinen  schildern  und  keines- 
wegs tiefer  in  die  Schätze  an  Pflanzen  und  Blumen 
eingehen ,  aber  doch  genügen,  um  daraus  zu  erse- 
hen, dass  auch  diese  zweite  Ausstellung,  trotz  der 
ungünstigen  Witterungs  -  Verhältnisse,  die  aber  bei 
allen  in  diesem  Jahre  stattgefundenen  Ausstellungen 
sich  leider  Geltung  verschafft  haben,  der  ersten 
kaum  nachgestanden  hat.  Wir  würden  ausführlicher 
darüber  sprechen  können,  wenn  uns  auch  die  Ver- 
zeichnisse der  eingelieferten  Pflanzen  und  sonstigen 
Gegenstände   vorgelegen  hätten. 

Mit  Recht  hatte  man  auf  das  Ganze,  neben 
dem  vielen  Einzelnen  vor  Allem  Werth  gelegt  und 
den   Stettinern    und    wer    sonst    von    auswärts    die 


Ausstellung  besucht  hat,  Beispiele  vorgelegt,  wie 
man  etwas  gruppirt,  um  einen  Total-Eiudruck  zu 
haben.  Die  Kunstgärtner  Stertzing  und  Herr 
hatten  sich  der  mühevollen  und  leider  oft  undank- 
baren Aufgabe  unterzogen  uud  auch  verstanden, 
Plarmonie  hineinzubringen.  Das  grosse  Ausstellungs- 
Lokal  war  durch  immergrüne  Sträucher,  welche  eine 
Avenue  bildeten,  in  einen  Mittelraum  und  2  Seiten- 
theile  geschieden.  Im  Hintergrunde  hatte  man  aus 
Tufi'steinen ,  welche  das  entfernte  Thüringen  gelie- 
fert, einen  Berg  aufgestellt  und  diesen  mit  allerhand 
Blattpflanzen  besetzt.  Die  Spitze  trug  einen  offenen 
Kiosk,  dessen  Hinterseite  ein  Spiegel  bildete.  In 
diesem  wurden  all'  die  Pflanzen  und  Blumen,  die 
ihre  Bilder  in  ihn  warfen,  wiedergegeben;  es  schien, 
als  wenn  das  Lokal  noch  weit  grösser  wäre.  Auch 
ein  Bach  hatte  in  dem  Berge  seine  Quelle,  deren 
Wasser,  anfangs  laut  über  das  Kalkgestein  hinweg 
murmelnd,  in  der  Ebene  des  übrigen  Raumes  auf 
freilich  schmalem  Pfade  weiterfloss,  um  sein  Ende 
in  einem  grösseren  Becken  zu  finden.  Goldfische 
bewegten  sich  munter  in  ihm  und  wagten  bisweilen 
aufwärts  der  Quelle  entgegen  zu  schwimmen.  Um 
dem  Ganzen  noch  mehr  Natürlichkeit  zu  geben, 
hatte  man  auch  einmal  eine  entsprechende  Brücke 
über  das  Bächlein  angebracht. 

Wir  folgen  dem  einen  Berichte  und  wagen  in 
demselben  nur  hier  und  da  die  Angaben  über  das 
Vaterland  einzelner  Pflanzen  zu  verändern.  Links 
ragte  aus  dem  niederen  Grün  der  zum  Theil  den 
Berg  bedeckenden  Farne  ein  Riesenkaktus  empor, 
den  Terrassen  Mexiko's  entstammend,  umgeben 
am  Fusse  von  blühenden  Alpenveilchen,  die  aber 
nicht  unseren  Alpen  entnommen,  sondern  aus  per- 
sischen Eltern  gezüchtet,  durch  des  Gärtners  Fleiss 
zu  dieser  Schönheit  und  Mannigfaltigkeit  erst  ge- 
bracht waren.  Neuseeländer  Flachs  (Phormium  te- 
nax)  überschattete  dagegen  mit  seinem  schilfartigen, 
doch  ziemlich  breiten  Blättern  auf  der  andern  Seite 
den  Quell.  Stattliche  Drachenbäume,  der  eine  mit 
den  schmalen  Blättern  (Gordyline  superbiens,  Dra- 
caena  indivisa  der  Gärten)  auf  Neuseeland  wach- 
send, der  andere  aber,  dessen  breitere  Blätter  über- 
hängen, von  jenen  Inseln  im  Nordwesten  Afrika's, 
die  man  dereinst  die  glücklichen  nannte,  stammend 
(Dracaena  Draco  und  zwar  die  Abart  Boerhavii), 
streckten  schirmend  ihre  Kronen  über  eine  in  der 
ganzen  Farbengluth  der  brasilianischen  Heimath 
prangende  Gloxinien-Gruppe.  Doch  seien  wir  auch 
gerecht,  im  Vaterlande  der  Gloxinien  hat  man  noch 
nie  diese  Blumen  in  solcher  Vollkommenheit  und 
Schönheit  gesehen,  wie  sie  jetzt  der  Fleiss  und  der 
sinnende  Geist  des  Gärtners  erst  nach  vielen  Ver- 
suchen und  Mühen  herangezogen  und  wie  sie  auch 
die  Ausstellung  den  Blicken  des  Schauenden  darbot. 


222 


In  dem  hellen  Wasser  spiegelte  sicli  unser  trau- 
liches Vergissmeinuicht  mit  den  blauen  Blumen  ne- 
ben einer  hohen  Simse  aus  der  Fremde,  dem  Cj- 
perus  alternifolius  Madagaskar'».  In  deren  Nähe  sind 
nicht  Nord-  und  Südamerika,  sondern  Japan  und 
Mexiko  durch  die  goldfarbige  Abart  des  orientali- 
schen Lebensbaumes  (Thuja  orientalis  aurea)  und 
durch  die  sonderbar  gestaltete  Graslilie,  welche  in 
den  Gärten  den  Namen  Pincenectia  oder  Pincenec- 
titia  erhalten,  zu  den  bekannten  Dasylirien  aber 
gehörend,  vertreten.  Alocasia  mctallica,  ein  Bewoh- 
ner der  Urwälder  Borneo's,  und  die  nahverwandten 
brasilianischen  Kaladien,  deren  roth-  und  weissge- 
fleckten  Blätter  freundliche  Mannigfaltigkeit  darbo- 
ten, breiteten  sich  um  die  hehre  Chilitanne  (Arau- 
caria  excelsa)  aus,  gruppirt  auf  künstlichem,  aber 
frischem,  wenn  auch  nicht  thauglänzendem,  so  doch 
durch  das  Spritzen  mit  Wassertropfen  besetztem  Rasen. 
Alle  die  Pflanzen  mit  Blumen  geschmückt, 
welche  erstere  wir  uns  zum  Theil  schon  seit  einem 
Jahrhundert  zu  eigen  gemacht  und  welchen  letzteren 
erst  der  Gärtner  wiederum  diese  Vollendung  gege- 
ben, waren  in  Gruppen  zusammengestellt  vorhanden 
und  boten  dem  Liebhaber  eine  Auswahl,  um  auch 
seine  Gärten,  oder  wem  das  Glück  nicht  so  wohl 
will,  Grund  und  Boden  zu  besitzen,  wenigstens 
seine  Zimmer  und  Fenster  zu  schmücken.  Fuchsien, 
Pelargonien,  Calceolarien,  Hortensien,  neuholländi- 
sche Reiherbüsche  (Metrosideros)  u.  s.  w.,  wie  sie 
jetzt  in  Massen  hergezogen,  sucht  man  vergebens 
in  den  Ländern  ihrer  Heimath.  Welche  Verände- 
rungen sind  mit  den  in  diesem  Jahrhunderte  einge- 
führten oder  wenigstens  doch  erst  verbreiteten  Ge- 
orginen in  den  letzten  Jahren  hervorgegangen! 
Sorten,  die  man  noch  vor  10  Jahren  hochschätzte, 
will  man  jetzt  nicht  mehr,  und  findet  sie  nur  noch 
in  den  Gärten  entfernter  von  der  Hauptstadt  woh- 
nender Bauern.  Um  diese  Jahreszeit  hätte  man 
vor  10  Jahren  selbst  noch  keine  Georgine  in  Blüthe 
gesehen. 

Levkojen  sind  seit  Jahrhunderten  schon  in  Gär- 
ten gezogen,  aber  ebenfalls  keineswegs  in  solcher 
Fülle  und  Mannigfaltigkeit,  wie  jetzt.  Es  waren 
auch  nur  wenige  Wo<:hen  im  Sommer,  wo  man 
sich  damals  an  ihren  Blumen  erfreute;  nun  hat  man 
sie  vom  Frühjahre  bis  in  den  Herbst  hinein  blü- 
hend. Um  die  Stiefmütterchen  in  dieser  Vollkom- 
menheit zu  erziehen,  nahm  man  deren,  wie  sie 
wild  bei  uns  und  wild  im  südlichen  Sibirien  wach- 
sen, (Viola  tricolor  und  altaica),  Hess  sie  auf  einan- 
der einwirken  und  erzog  auf  diese  Weise  allmählig  aus 
dem  Samen  Blumen  in  dieser  Vollendung.  Dass 
auch  Rosen  nicht  fehlten,  kann  man  sich  denken. 
Es  sollte  eigentlich  kein»  Ausstellung  sein,  wo  die 
Königin  der  Blumen  nicht   wäre. 


Als  Spätlinge  der  Jahreszeit  waren  auch  noch 
Alpenrosen  vorhanden.  Unsere  Alpen  nicht  weni- 
ger hatten,  wenn  auch  in  bescheidener  Grösse  und 
in  bescheidener  Flor,  ihre  Representanten  gesendet, 
als  auch  die  mächtigen  Gebirge  des  Kaukasus  und 
des  Himalaja,  von  denen  das  erstere  Europa  im 
Südosten  von  Asien,  das  andere  im  zuletzt  genann- 
ten Erdtheile  das  himmlische  Reich  von  den  grossen 
Besitzungen  der  Engländer  im  Süden  scheidet. 

Schöne  Blattpflanzen  zu  Gruppen  vereinigt,  oder 
als  Einzel-Exemplare  andere,  hauptsächlich  kleinere 
in  allen  Farben  prangende  Blumen  beschirmend, 
fehlten  ebenfalls  nicht  und  trugen  im  Gegensatz 
zu  den  eben  genannten  vielfach  zu  freundlichen 
Abwechslungen  bei.  Vor  Allem  nahm  sich  die 
schöne  Fächerpalme,  Livistona  chiuensis,  welche  in 
China  wild  wächst,  aber  von  der  Insel  Bourbon  im 
Osten  Afrika's  nach  Europa  gebracht  wurde  und 
deshalb  zuerst  als  Latania  borbonica  beschrieben 
ist,  reizend  aus.  Dass  auch  Nadelhölzer  nicht  fehl- 
ten, kann  man  sich  bei  der  jetzigen  Liebe  zu  die- 
sen Gewächsen  wohl  denken.  Oben  an  erregte  die 
Wellingtonie  bei  allen  denen  Interesse,  welche 
wussten,  dass  die  Pflanze  in  ihrem  Vaterlande  Ka- 
lifornien über  300  Fuss  hoch  wird  und  dass  man 
vor  einigen  Jahren  in  London  einen  Rinden-Cylln- 
der  von  ihr  zeigte,  der  einen  solchen  Umfang  hatte, 
dass  20  Paare  darin  tanzen  konnten.  Auch  Thu- 
jopsis  borealis  war  in  einem  schönen  Exemplare 
vorhanden.  Lange  kannte  man  ihr  Vaterland  nicht, 
bis  man  jetzt  endlich  weiss,  dass  es  die  Nordwest- 
küste Amerika's  und  besonders  die  dortliegende  In- 
sel Nutka  Ist  und  dass  sie  auch  eine  schon  länger 
beschriebene  Cypresse  darstellt,  welche  bereits  wegen 
ihres  Vaterlandes  den  Namen  Cupressus  uutkanus 
erhalten   hatte. 

Es  mag  wohl  nocli  manche  interessante  Pflanze 
vorhanden  gewesen  sein,  die  wohl  verdient  hätte, 
genannt  zu  werden;  wir  müssen  sie  aus  Mangel 
an  dem  nöthigen  Material  übergehen.  Auch  Früchte 
und  Gemüse  waren,  wenn  auch  nicht  in  reich- 
licher Auswahl,  so  doch  in  einzelnen  schönen  Exem- 
plaren eingesendet,  ebenso  Gartenmöbels.  Endlich 
hatte  man  zierliche  Bouquets  gewunden  und  Blu- 
menkörbchen  geschmückt. 

Schliesslich  wünschen  wir  dem  Stettiner  Garten- 
bau-Vereine auch  ferneres  Gedeihen,  vor  Allem  aber, 
dass  sich  in  ihm  stets  einige  Mitglieder  finden,  die 
sich  mit  Liebe  und  Aufopferung  des  Ganzen  beson- 
ders annehmen  und  sich  in  ihrem  Wirken  und  Schaf- 
fen der  Unterstützung  der  andern  erfreuen. 

Wir  haben  in  dem  Berichte  nicht  die  Namen 
der  Aussteller  genannt,  die  sich  durch  Einsendung 
ihrer  Pflanzen  u.  s.  w.  den  Dank  aller  derer,  die 
die  Ausstellung  In  Augenschein  nahmen,   erworben, 


223 


wir  glaubten  aber  besser  zu  entsprechen,  wenn  wir 
diese  bei  dem  Ausspruche  der  Preisrichter  nennen 
würden.  Wir  bemerken  dabei,  dass  wir  silberne 
und  bronzene  Medaillen  durch  s.  M.  und  b.  M., 
ehrende  Anerkennungen  hingegen  durch  e.  A.  ab- 
kürzen. 

Es  erhielten  demnach: 

1.  Kaufmann  Kressniann  (Obergärtner  Herr): 
für  eine  Pincenectia  s.  M.  und  für  einen  Pandanus 
gramiuifolius  e.   A. 

2.  Gebrüder  Stertzing:  für  Blattpflanzen 
s.  M.,  blühende  Topfgewächse  s.  M.,  Fuchsien  s.  M., 
Rosen  in  Töpfen  s.  M.,  Bouquet  s.  M.,  Kranz  s.  M., 
Blunienkörbchen  e.  A.,  Koniferen  e.  A.  und  für  den 
Entwurf  zu  der  Ausstellung  s.  M. 

3.  Gebrüder  Koch:  für  Blattpflanzen  e.  A., 
Farne  e.  A.,  buntblättrige  Pflanzen  e.  A.,  Gloxinien 
b.-  M.,  Pelargonien  s.  M.,  Scharlach  -  Pelargonien 
6.  A.,  Levkojen  e.  A.,  Blumenkohl  b.  M.,  Koniferen 
s.  M.,   Kaladien  s.   M. 

4.  Kunst-  u.  Handelsgärtner  Lorgus  in  Stral- 
sund: für  ein  Bouquet  e.  A.,  Haargarnitur  e.  A., 
Blunienkörbchen   e.  A.,  Koniferen  e.  A. 

5.  Kunst-  und  Handelsgärtner  Rohleder:  für 
Stiefmütterchen   e.  A.,  Koniferen  e.  A. 

6.  Kunst-  und  Handelsgärtner  Ditmar  in  Fin- 
kenwalde:   Fuchsien  e.  A. 

7.  Steuerkontroleur  Schmidt  in  Werder:  für 
Kirschen  e.  A. 

8.  Chr.  Rudolf  in   Arnstadt:  für  Gurken  s.  M. 

9.  Zimmermeister  Radi  off  in  Stettin:  für  Spar- 
gel e.  A. 

10.  Kunst-  und  Handelsgärtner  Demmler  in 
Berlin:  für  Erdbeeren   e.  A. 

11.  Kunst-  und  Handelsgärtner  Ho  ff  mann  in 
Berlin:   für  gut  gezogene  Koniferen  e.  A. 

12.  Kunst-  und  Handelsgärtner  Fechner  in 
Stettin:  für  abgeschnittene  Rosen  s.  M.,  Erdbeeren 
e.  A.,  Petunien   e.  A. 

13.  Kaufmann  Lafremoire:  für  abgeschnittene 
Rosen  e.  A. 

14.  Schmiede  auf  Wendorf  (Obergärtn.  Brö- 
cher):  für  Petunien  e.  A.,  eine  Fuchsie  als  Schau- 
pflanze  e.  A.,  Palmen   e.  A. 

15.  Kunst-  und  Handelsgärtner  Henri  in  Fin- 
kenwalde: für  Hortensien   b.  M. 

16.  Fabrikant  Ilnger  in  Erfurt:  für  Garten- 
möbel b.  M. 

17.  Korbmacher  -  Meister  Hannig  in  Stettin: 
für  Korbmöbel  e.   A. 

18.  Obergärtner  John  in  Grawitz:  für  Deko- 
rationspflanzen  e.  A. 

19.  Ed.  Pi  et  seh  mann:  für  abgeschnittene  Ro- 
sen e.   A. 


ijttudefsjjttrtuerei  ooii  Seiiu  ücrff^alfefl, 

43  nie  de  la  Caveriie,  Cent. 

Jean  Verschaffelt  gibt  sich  die  Ehre,  hier- 
mit anzuzeigen,  dass  er  so  eben  eine  grosse  Sen- 
dung von  Zamien,  Encephalartus  u.  s.  w.  direkt  vom 
Vorgebirge  der  guten  Hoö'nung  empfangen  hat  und 
die  einzelnen  Exemplare  zu  folgenden,  gewiss  sehr 
massigen   Preisen   oft'erirt : 

Zamia  Caffra,  pungens  und  Altensteini,  Stamm- 
höhe  1  Fuss 100  Franc. 

Desgleichen,  Stammhöhe  1  — 1|F.   125— 150 Fr. 

Desgleichen,  Stammhöhe  2—6  F.  .   200— 600  Fr. 

Zamia  horrida,   von   1 — 2  Fuss   Stammhöhe 

80— 200  Fr. 

Zamia  Lehmanuü,  eine  prächtige  Pflanze  mit  sehr 
schönen  blaugrünen  Blättern,   Stammhöhe   1  Fuss 

125  Fr. 

Desgleichen,   Stammhöhe  1  — 1|  F.   125 — 150Fr. 

Desgleichen,   Stammhöhe  2 — 5  F. .   300 — 600  Fr. 

Tamus  (Testudinaria)  Elephantipes  in  starken 
Exemplaren 15 — 50  Fr. 

Desgleichen,  sehr  stark 200  Fr. 

Amaryllis  Josephinae,   von   5  Fr.  ab  die  Zwiebel. 

Desgleichen,   von   40  Fr.   das  Dutzend. 

Htut  iiibifcl)(  ^jalftn. 

Präsident  Humann  (J.  V.)  wurde  auf  der  in- 
ternationalen Ausstellung  im  März  1863  allgemein 
bewundert,    in  sehr  starken  Pflanzen     .     .      15  Fr, 

Souvenir  du  Priuce  Albert  (J.  V.),  die 
schönste  Neuheit,  die  seit  Jahren  in  den  Handel 
gekommen  Ist        15  Fr. 

S^cr^taire  Claus  in  starken  Pflanzen      .        5  Fr. 

Vicomte    de  Forceville     ....•,        8  Fr. 

^orl)cer-|)äumf. 

Ein  sehr  grosses  Sortiment  von  guten  Lorbeer- 
Bäumen  mit  schönen  Stämmen  und  wohl  proportio- 
nirten  Kronen  das  Paar  von       ...     35  Fr.  an, 

stärkere 50 — 75  Fr. 

sehr  starke  ausgezeichnete  Exemplare 

200—500  Fr.  das  Paar. 

Der    Franc    gilt    8   Sgr.;    1  Thlr  preuss.:   3  Fr. 

75  Centimes.     Kataloge  des  Etablissements    werden 

zugesendet,  wenn  man  sich  franco  an  dasselbe  wendet. 


Fai'iistiiiuiiie. 

Von   mir  können   Stämme    von   Cibotiuni  prin- 
ceps,    1 — 4  Fuss  Stammhöhe,    so  wie  Stämme  von 
einer    noch    unbestimmten    Alsophila,    5 — 10   Fuss 
hoch,  um  sehr  massige  Preise  abgegeben  werden. 
Düren  bei  Aachen,  im  Juli   1864. 

Esser,  Kunst-  und  Handelsgärtner. 


224 

Neiilieitcii. 

Wir  oflferiren: 

Lastraea  Standisliii 2Thlr — Sgr. 

„  Opacca 1     ,    10    „ 

Zwei    schöne  harte  Farne  aus  Japan,  welche  unsere  Winter  unter  leichter   Be- 
deckung vollständig  aushalten. 
Öelaginella  involvens  (S.  japonica).    Eine  der  reizendsten  Arten  dieses  beliebten  Genus. 

Wird  walii'scheinlich  im  Freien  Verwendung  finden  können 1     ,    10    , 

Gymnogramme    Wetenhalliana.       Hübsche    Varietät;    kompakter    Wuchs,    Ende    der 

Wedel  straussartig  und  überall  schwefelgelb   bepudert — ■     „    25     , 

Lomaria  fluviatilis.     Die  rundgefiederten  Wedel  sind  lebhaft  grün  mit  silbergrauem  An- 
flug und  schwarz  behaart —     „    25    „ 

Araucaria  Rulei.  Sehr  interessante,  neue  und  seltene  Species.   Gesunde,  hübsche  Pflanzen    10    ,    —    , 
Saxifraga  Fortunei  (?)    var.    tricolor.     Dieser  wunderhübsche   Steinbrech  ist  nach  un- 
serer Ansicht  eine  Varietät  von   S.  sarmentosa.     Wir  besitzen  die  echte  S.  For- 
tunei   aus  Japan,    welche    ganz    und    gar    verschieden    ist  von  der  vorstehenden, 

und  nicht  bunt 1„15, 

Lilium  auratum.     Starke,  blühbare  Zwiebeln 5     jj    —    » 

Musa  vittata.     Schön  panachirte,  junge  Pflanzen 12    „    —    ^ 

(Zwar  schon   2-jährige  Neuheit,  aber  zu  diesem   Preise  noch  nie  oflTerirt). 

Coleus  marmoratus.      Weit  hübscher  als   C.   Verschaff"eltii —    „    10    „ 

Oenocarpus   minor.     Neu    eingeführte    schöne  Palme,    die    nur    eine    massige    Höhe    er- 
reicht, und  deren  Wedel  elegant  gefiedert,   glänzend  dunkelgrün,  in  der  Jugend 

aber  roth   sind.      Sehr   empfehlenswerth.      2-jährige   Samenpflanzen 3     „    —    „ 

6  Stück  12  „  —  jj 
Dracaena  Terminalis  rosea  var.  latifolia.  Splendide  Varietät  der  bekannten  Species  1  ä  2  „  —  ^ 
Saccolabium   Harrissonianum.      Die    Blumen    dieser    neu    eingeführten   Art   sind   weiss 

und  von  köstlichem   Wohlgeruche.      Kultivirte  Pflanzen 12äl8„    —    „ 

Lamprococcus  Laurentianus   C.   Koch.     Eine  Besehreibung  dieser  schönsten  Aechmea 

findet  man  in  unserem  diesjährigen  Kataloge  No.   28 5     „    10    , 

Sphaerogyne  latifolia.     Diese  prachtvolle  Melastomatee  bildet  einen   würdigen  Pendant 

zu   Cyanophyllum   magnificum 4äl0„    —    „ 

Evonymus  jap.  var  tricolor.     Die  schönste  der  neu  eingeführten  Varietäten        .      .     .      1     „    —    ^ 
Prlmula    chin.    atrorosea    flore    pleno.      Blumen    zahlreich,    stark    gefüllt,    leuchtend 

dunkelrosa.      Ohne  allen  Zweifel   die  reizendste  Varietät  der  Species    ....      3     „    —    ^ 
und  viele  andere  Neuheiten  mehr,  z.  B.  5  Varietäten  von   Aucuba  japonica,   6   von  Evonymus,  Eran- 
themum  rubro-venium,    Ficus   Cooperii,    Grellei   und   Porteana,    Retinospora  leptoclada  und 
pisifera  aurea,  Thujopsis  laetevireus  und  Standisliii,  Dammara   liypoleuca  etc.   etc.,  sämmtlich 
zu  billigen  Preisen. 

In  vorbereitender  Vermehrung  sind  unter  anderen:  Clematis  Fortunei  und  Standishii,  Wei- 
gelia  hört,  nivea,  von  denen  wir  ebenfalls  japanische  Originalpflanzen  erhalten  haben,  und  welche  zum 
Heibst  in  kräftigen  Pflanzen  geliefert  werden  können. 

Wir  erlauben  uns  schliesslich  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  Exemplare  des  weitaus  grössten 
Theils  der  in  No.  21 — 23  dieser  Zeitschrift  aufgeführten  Neuheiten  der  jüngst  stattgefuudenen  Brüsseler 
Ausstellung,  (bei  welcher  auch  der  Eigenthümer  des  untenstehenden  Etablissements  die  Ehre  hatte,  als 
einer  der  Preisrichter  zu  fungiren),  schon  seit  einem  und  zwei  Jahren  in  unserem  Besitze  sind,  wie  aus 
unseren  Katalogen  von  1863  und  1684  ersichtHch  ist,  und  dass  überhaupt  vegetabilische  Neuheiten  aller 
Art  jederzeit  ohne  grosse  Kosten  von  uns  bezogen  werden  können.  Letztere  Bemerkung  gilt  selbstver- 
ständlich nur  für  diejenigen,  welche  dem  vielfach  genährten  Vorurtheile  nicht  mehr  huldigen,  dass  neue 
Pflanzen  gut  und  preiswürdig  nur  vom  Auslande  bezogen  werden  könnten.   — 

Leipzig,  am   1.  Juli    1864. 

£aurcutiii!>'|'ffje  ijiirtiifrei, 

Etablissemeut  für  neue,  und  seltene  Pflanzen. 

Verlag  von  Karl  Wiegami  t  in  Berlin,  Druck  der  C.   F'eiste  r 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 

Eommandanten-Strasse  No.  G2.  Zieten-Platz  No.  3. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  ziir  Befordernna:  des  Gartenbanes  in  den  Könii:;!.  Prenssischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur : 
JPi-ofessor  I>r.  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  29. 


Berlin,  den   23.  Juli 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thir.,  sowohl  bei  Bezug  durch   den  Buchhandel,    als  auch   franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt;  Die  zweite  internationale  Pflanzen-  und  Blumen-Ausstellung  u.  s.  w.  im  Anfange  des  Frühjahres  1865  zu  Amsterdam. — 
Die  Sammlung  von  Kernobst  des  Vereines  für  Pomologie  und  Gartenbau  in  Meiningen  während  der  Pomologen- Ver- 
sammlung in  Görlitz.  Bemerkungen  vom  Medizinal  -  Assessor  Jahn  in  Meiningen.  —  E.  Petzold  und  G.  Kirch- 
ner's   Arboretum  Muscaviense.   —   Einige  Worte  über  den  Meloueubaum   (Carica  Papaya  L.) 


Sonntag ,  den  31.  Juli ,   Mittags  12^  Uhr,  tinilet  im  l'almenhause  des  botanischen  Gartens  eine  Versammlung  des 
Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  statt,  wozu  die  geehrten  IRitglieder  eingeladen  werden. 


Die   zweite 

iiiteniationafe  Pttiijeib  unö  .Bfumeibüuslleiruug, 

verbunden 

mit  einem  Kongresse  von  Itotanikern  ii.  Gürtnern 

im  ;?lnfan9e  brs  iIrüt)jal)riB  18G5 
zvi  Amsterclam. 

Es  sind  bereits  von  uns  Andeutungen  in  dem 
letzten  Allerlei  (S.  211)  gegeben,  dass  man  in  den 
Niederlanden  damit  umgebe,  eine  Ausstellung  und 
einen  Kongrcss  in  der  Weise,  wie  beide  in  diesem 
Jahre  während  der  Tage  vom  24.  April  bis  1.  Mai 
in  Brüssel  stattgefunden,  für  Amsterdam  auszu- 
schreiben. Wir  haben  von  Seiten  des  Sekretariats 
des  besonders  dazu  zusammengetretenen  vorberei- 
tenden Ausschusses  in  den  Niederlanden  nähere 
Nachrichten  darüber  erhalten,  um  dieselben  in  der 
Wochenschrift  zu  veröffentlichen,  damit  schon  jetzt 
die  Aufmerksamkeit  der  Botaniker  und  Gärtner 
nicht  weniger,  als  auch  aller  Derer,  welche  sich 
für  Pflanzenkunde  und  Gartenbau  interessiren,  da- 
rauf gelenkt  werde  und  von  Seiten  der  ersteren, 
in  sofern  diese  Antheil  nehmen  möchten,  ebenfalls 
die  nöthigen  Vorbereitungen   getroffen  werden. 

Es  haben  bereits  mehre  Sitzungen  des  vorbe- 
reitenden Ausschusses,  der  zu  diesem  Zwecke  zu- 
sammengetreten ist,  stattgefunden.  Sämmtliche  Gar- 
tenbau-Vereine der  Niederlande  waren  durcli  Ab- 
geordnete vertreten.  Am  27.  Juni  konstituirte  man 
sich   endgültig  und   beschloss : 


1.  dass  Ende  März  oder  Anfang  April  18G5 
eine  grosse  Ausstellung  in  dem  neu  erbauten 
Palaste  für  Industrie  in  Amsterdam   stattfinde, 

2.  dass  damit  zu  gleicher  Zeit  ein  Kongress  zur 
Berathung  wissenschaftlicher  und  praktischer 
Gegenstände   verbunden  werde. 

3.  In-  und  Ausländer  sollen  zur  Theilnahme  ein- 
geladen werden.  Beide  können  sich  um  die  Auf- 
gaben, welche  zur  Konkun-enz  ausgeschrieben 
werden,  ohne  Unterschied  bewerben  und  par- 
ticipiren  an  den  dafür  ausgesetzten  Preisen. 

4.  Es  werden  Preisrichter  ernannt,  welche  zu 
einer  Jury  zusammentreten  und  ihre  Aus- 
sprüche kund   thun. 

Ihre  Majestät  die  Königin  geruhten,  das  Pro- 
tektorat über  Ausstellung  und  Kongress  allergnä- 
digst  zu  übernehmen,  während  Seine  Königliche 
Hoheit,  der  Prinz  von  Uranien,  das  Ehren-Prä- 
sidium huldreichst  annahm.  Es  wurde  auch  zur 
Entwerfung  des  Programmes  geschritten;  in  dem- 
selben sind  nicht  weniger  als  170  Aufgaben  gestellt. 

Privatim  ist  uns  ausserdem  nocli  mitgetheilt  — 
wir  glauben  auch  diese  Privatmittheilung  im  Inter- 
esse des  Ganzen  zur  Kenntniss  bringen  zu  dürfen, 
um  auf  die  Grossartigkeit  und  Wichtigkeit  des  Un- 
ternehmens schon  jetzt  hinzuweisen  — ,  dass  der 
Ausstellungsraum  so  umfassend  ist,  dass  alle  ent- 
sprechenden Einsendungen  angenommen  und  auch 
gut  aufgestellt  werden  können.  Der  hauptsächlich 
dazu  bestimmte  Saal  umfasst  nicht  weniger  als 
10,000  Sitzplätze.    Dem   entsprechend  werden  auch 

2ä 


226 


die  Preise  sein.  Es  sind  bereits  13,200  holländ. 
Gulden  (gegen  8000  Thlr)  ausgesetzt,  für  ]31umen- 
zwiebeln  allein  hat  man  3200  Gulden  (also  fast 
2000  Thlr)  bestimmt.  Die  Aufgaben  werden  alle 
Zweige  der  gesammteu  Gärtnerei  umfassen.  Es 
wird  ferner  in  der  Weise  eingerichtet  werden,  dass 
alle  einigermassen  wichtigen  Kulturen  und  alle  Fa- 
milien, Pflauzengruppen  oder  Florblumen,  welche 
irgend  eine  gärtnerische  Wichtigkeit  haben,  ver- 
treten sind. 

In  Betreff  des  Kongresses  wird  man  ebenfalls 
Sorge  tragen,  dass  Männer,  die  der  gewichtigen, 
aber  auch  schwierigen  Stellung  völlig  gewachsen 
sind,  um  die  wissenschaftliche  und  zugleich  prak- 
tische Bedeutung  aufrecht  zu  halten,  an  der  Spitze 
t  stehen.  Wie  es  heisst,  wird  man  den  Professor 
Miquel  in  Utrecht,  einen  unserer  bedeutendsten 
Botaniker,  als  Präsidenten,  den  Professor  Rauwen- 
hoff  in  Rotterdam  hingegen,  der  sich  ebenfalls  durch 
mehre  wissenschaftliche  Arbeiten  vortheilhaft  bekannt 
gemacht  hat  und  als  Sekretär  der  Königlichen  Ge- 
sellschaft zur  Belebung  des  Gartenbaues  in  den 
Niederlanden  auch  in  der  praktischen  Seite  bewan- 
dert ist,  als   Sekretär  zu   gewinnen   suchen. 

Das  Programm,  was  bereits  in  holländischer  und 
französischer  Sprache  gedruckt  wird,  soll  uns  alsbald 
zur  weiteren  Verbreitung  zugestellt  werden.  Wir 
behalten  uns  demnach  vor,  später  ausführlich  dar- 
über zu  berichten   und  dasselbe  mitzutheilen. 


Die  Saiiiiiiliiiig  von  Kernobst 

Des  IJereiiies  für  JJomologie  uuö  >t]ttr(eu6ttH 

in  IVJeiningeii 

während  der  Pomologen-Versammlung  in  Görlitz. 

Bemerkungen  vom  Medizinal-Assessor  Jahn  in  Meiningen.*) 

Ausgestellt  waren  131  Apfel-  und  G3  Birn- 
sorten.  Man  hatte  die  Sammlung  einer  vorausge- 
hend in  Meiningeu  abgehaltenen  Ausstellung  ent- 
nommen, an  welcher  sich  ausser  sonstigen  Obst- 
freunden im  Lande  die  Gartenbau- Vereine  in 
Saalfeld  und  Römhild  und  der  mit  dem  Mei- 
ninger  Vereine  befreundete  sogenannte  Dilettan- 
ten-Verein in  Erfurt  durch  Beiträge  betheiligt 
hatten.  Doch  gab  es  in  diesem  Jahre  im  Allge- 
meinen in  der  Gegend  wei>ig  Obst.  Die  Früchte 
zeichneten  sich  nicht  sowohl  durch  besondere  Grösse, 

*)  Wir  erhielten  iliese  Xotizen  zufällig  etwas  zu  spät, 
um  sie  noch  in  dem  ehen  vollendeten  Berichte  der  4.  Versamm- 
lung deutscher  Pomologeu  und  Obstzüchter  abdrucken  zu  kön- 
nen; da  sie  nun  aber  wichtige  Beiträge  zur  Kenntniss  des 
Obstes  liefern,  so  stehen  wir  nicht  an,  sie  in  der  Wochenschrift 
abzudrucken  und  so  ebenfalls  zm-  Kenntniss  der  vielen  Obst- 
freunde zu  bringen.  Anm.  der  Red. 


als  durch  richtige  Namenbestimmung  aus.  Wir  um- 
gehen die  Aufzählung  der  einzelnen  Sorten  und  ge- 
ben nur  Bemerkungen  über  einige  derselben. 

a.    Aepfel. 

Boikenapfel,  aus  der  GJegend  von  Bremen 
stammend,  bereits  im  Illustr.  Handbuche  der  Obst- 
kuude  beschrieben.  Es  wird  auf  die  äussere  grosse 
Aehnlichkeit  desselben  mit  dem  Winter -Citronen- 
apfel  hingedeutet. 

Calvin,  Eggermont's,  von  Liegel  bezogen. 
Er  ist  nicht  verschieden  von  dem  folgenden  und 
auch  die  von  dem  Superintendenten  Oberdieck 
neu  bezogenen  Zweige  zeigen  eine  ähnliche  Ve- 
getation. 

Cardinal,  Weisser  geflammter.  Er  wird 
in  Meiningen  schon  lange  gepflanzt  und  ist  als 
Haushaltsfrucht  sehr  geschätzt,  zeigt  aber  mit  dem 
ebenfalls  viel  verbreiteten  Pleissener  Sommer- 
Rambour,  sowohl  in  der  Frucht,  wie  im  Wüchse 
des  Baumes,  viel  I^ebereinstimmung,  so  dass  ich 
mit  Oberdieck  geneigt  bin,  beide  für  gleich  zu 
halten.  Die  noch  bemerkten  Differenzen  im  Ge- 
schmack u.  s.  w.  können  vom  Standorte  des  Bau- 
mes, von  der  früheren  oder  späteren  Abnahme  und 
darum  verschiedenen  Ausreife  der  Frucht  herrühren, 
doch  müssen  beide  mit  einander  noch  genauer  ver- 
glichen werden,  ebenso  ihre  Verwandtschaft  zu  dem, 
in  manchen  Früchten  beiden  ähnlichen  Rothen 
Eckapfel,  wie  er  gleichzeitig  hinzugelegt  ist.  Der 
letztere  ist  zwar  in  den  meisten  Früchten  stärker 
geröthet,  doch  nimmt  der  Pleissener  Rambour  und 
der  Geflammte  weisse  Cardinal  auf  den  äussersten 
Kronenästen   öfters  auch  diese  stärkere  Röthe  an. 

Carpentln  (auch  Carp entin-Reinette  und 
Kleiner  Lederapfel  genannt).  Sein  Geschmack 
zeichnet  sich  durch  eigenthüniliche,  pikante  Säure 
aus,  weshalb  er,  mit  Süssäpfeln  gemengt,  jedenfalls 
sehr  wohlschmeckenden  Apfelwein  liefert.  Der  Baum 
wächst  stark  und  ist  in  guten  Jahren  auch  frucht- 
bar, allein  er  ist  in  unserer  Gegend  nicht  recht 
dauerhaft.  Es  wurden  nicht  nur  einige  früher  ge- 
pflanzte Standbäume,  sondern  auch  mehrfach  junge 
Baumschulcnbäume  nach  harten  Wintern  am  Stamme 
brandfleckig  und  krebsig,  weshalb  dieser  Apfel  in 
unserer  Gegend  weniger  als  in  Süddeutschlaud  zur 
allgemeinen   Pflanzung  empfohlen   werden  kann. 

Dominiska  (Herrenapfel,  Götterapfel  l. 
Kam  nach  Meiningen  durch  Liegel,  trägt  zwar 
fleissig,  die  Frucht  wird  aber  nie  so  wohlschmek- 
kend,  als  man  ihrem  Namen  nach  erwarten  könnte, 
sondern  ist  dritten  Ranges.  Sie  erfordert  jedenialls 
ein   wärmeres  Klima. 

Hossfeld's  Gülderling.  Nach  dem  Schrei- 
nermeister Hossfeld  in  Unterkatz,  einem  fleissigen 


227 


ObstzUchter,  benannt,  der  diesen  Apfel  sehr  em- 
pfiehlt. Schöne,  meist  grosse,  weichfleischige  Wirth- 
scliaftsfrucht  für  November  und  Dezember  mit  reich- 
tragendem, gesundem,  starkwachseiidem  Baum,  der 
sich  gut  eignet,  kräftige  Stämme  davon  zu  erzie- 
hen, um  sie  später  mit  anderen  feineren  Sorten  in 
die  Kronenäste  zu   veredeln. 

Newington-Pepping.  Findet  sich  unter  die- 
sem Namen,  wahrsclieinlich  von  Liegel  bezogen, 
im  Herzog].  Hofgarten  in  Meiningen.  Dem  alten 
Nonpareille  äusserlich  ähnlich,  doch  etwas  kleiner 
und  weniger  gut,  auch  stärker  welkend,  verdient 
nicht  Fortpflanzung. 

Reinette,  (Grüne)  Atlas-.  Man  mochte  sie 
in  Meiningen  längere  Zeit  für  identisch  mit  der  Lo- 
tharinger  grünen  Reinette  halten,  sie  ist  jedoch  eine 
dieser  ähnliche,  äusserlich  recht  schöne,  doch  in  der 
Güte  geringere   Fracht. 

Reinette,  Blut-  (Schwärze's).  Sie  kam 
zu  uns  von  Di tt rieh  und  ist  ein  schon  grosser, 
lange  dauernder,  recht  wohlschmeckender  Apfel,  der 
auch  wenig  oder  nicht  welkt,  aber  meist  nur  stel- 
lenweise Röthe  annimmt,  weshalb  er  seinem  Namen 
nicht  recht  entspricht. 

Reinette,  Egers  rothe.  Sie  wurde  eine 
Zeit  lang  von  mir  Meininger  rothe  Reinette 
genannt,  später  nach  ihrem  Auffinder  und  Verbrei- 
ter, Kunstgärtner  Egers  zu  Jerusalem  bei  Mei- 
ningen,  der  sie  für  eine  bessere  Art  des  Rothen 
Stettiuer  ansah.  Sie  ist  eine  sehr  schöne,  oft  sehr 
grosse,  bis  zum  Frühjahre  dauernde  und  dann  recht 
gute  Frucht,  die  auch  wegen  der  Tragbarkeit  des 
Baumes  alle  Empfehlung  verdient. 

Reinette,  Graue  französische.  Sie  nimmt, 
wie  die  verschieden  aussehenden  Früchte  in  unserer 
Collection  nachweisen,  auf  verschiedenem  Standorte 
bald  viel,  bald  wenig  Rost  und  Röthe  an  und  kann 
dann  leicht  für  eine  ganz  andere  Frucht  gehalten 
werden. 

Reinette,  Landsberger.  Wir  empfingen  die 
Pfropfreiser  noch  vom  seligen  Burchardt  selbst 
aus  Landsberg.  Die  Frucht  hat  sich  durch  Schön- 
heit, Güte  und  reichliche  Tragbarkeit  des  kräftig- 
wachsenden Baumes  sehr  beliebt  gemacht,  wenn- 
gleich sie  nicht  grade  ersten   Ranges  ist. 

Reinette,  Lotharinger  grüne.  Diel  hielt 
sie  nach  seinem  systematischen  Verzeichnisse  S.  21 
für  die  W^ahre  Reinette  von  Canada  und  eben- 
so wohl  Liegel,  obgleich  sie  dieser  in  seinen  neuen 
Obstsorten  II,  S.  22  als  Rambour  von  Canada  noch- 
mals beschrieben  hat.  Da  jedoch  unter  dem  Namen 
Reinette  de  Canada  zugleich  auch  die  Pariser  Ram- 
bour-Reinette  geht  und  die  zur  Unterscheidung  bei- 
der gebrauchten  Worte  „grise"  oder  „blanche"  bald 
der  einen,    bald  andern  zugetheilt    werden,    so   war 


es  zuletzt  doch  am  besten,  die  hier  besprochene  als 
Lotharinger  Reinette,  wie  es  im  lllustr.  Handbuche 
geschah,  fortzuführen.  —  So  wird  z.  B.  im  Berichte 
der  Soc.  von  Mons  von  1863  über  den  internatio- 
nalen Kongress  in  Namur-  die  Lotharinger  Reinette 
als  eine  der  von  letzterem  empfohlenen  Früchte 
unter  der  einfachen  Benennung  Reinette  de  Ca- 
nada in  Belgien,  Reinette  von  Canada  in  Deutsch- 
land (doch  mit  dem  irrigen  Synonym  „Röthliche 
Reinette")  aufgezählt  und  nach  iiir  folgend  die  Pa- 
riser Rambour  -  Reinette  als  Reinette  de  Canada 
grise.  —  Im  Jardinier  fruitier  von  Eugene  For- 
ney,  Paris  1802,  S.  281,  dagegen  wird  als  Rei- 
nette de  Canada  blanche  (gerippt,  mit  weisslichen 
Fleckchen  und  starken  braunen  Punkten,  vom  No- 
vember bis  April  reifend),  wie  doch  wohl  anzuneh- 
men ist,  die  Pariser  Rambour-Reinette  und  als  R. 
grise  de  Canada  (etwas  kleiner  als  vorige,  mehr 
regelmässig  geformt  und  stärker  plattrund,  von  län- 
gerer Dauer,  Januar  bis  Mai,  deshalb  mehr  ge- 
schätzt wie   vorige)   die  Lotharinger  beschrieben. 

Reinette  (Die tzer  rothe)  Mandel-.  Frucht 
ersten  Ranges,  doch  sind  die  bereits  gegen  deren 
vermehrte  Anpflanzung  von  Anderen  erhobenen  Be- 
denken nicht  unbegründet,  indem  der  besonders  in 
der  Jugend  stark-treibende  Baum,  wie  der  der  Ana- 
nas- und  der  Röthlichen  Reinette,  wegen  seines  po- 
rösen Holzes  gegen  Kälte  empfindlich  ist  und  sich 
nur  für  gesciiützte  Gärten,  aber  nicht  für  freie 
Pflanzungen   eignet. 

Reinette  Quarrendon  (von  Augustin  Wil- 
helm in  Luxemburg  bezogen),  wird  von  der  gleich- 
zeitig mit  beigegebenen  Goldreinette  von  Blenheim 
nicht  verschieden  sein. 

Reinette,  Radauer.  Kam  von  Liegel.  Sie 
ist  der  Weissen  englischen  Winter- Reinette  ähnli- 
cher als  der  Orleans  -  Reinette,  mit  welcher  sie 
Schmid berger  verglich  und  es  muss  diesem  des- 
halb unter  diesem  Namen  eine  andere  Frucht  vor- 
gelegen haben. 

Rosmarin- Apfel,  Edler  weisser.  Er  fin- 
det sich  schon  lange  als  Weisser  italienischer  Ros- 
marin-Apfel in  Meininger  Gärten  und  ist  zwar  dem 
Diel'schen  Apfel  dieses  Namens  ähnlich,  aber  seine 
Farbe  ist  mehr  gelblich,  es  treten  deutliche  Kanten 
an  demselben  hervor  und  besonders  im  Geschmacke 
ist  er  imgleich  besser,  weshalb  ihm  der  obige  Name 
beigelegt  worden  ist. 

Rosmarin-Apfel,  Rother.  Nur  kleine  un- 
ausgebildete  Früchte,'  wie  sie  vorliegen,  bringen 
auch  in  den  besten  Sommern  bei  uns  die  direkt  vor 
etwa  20  Jahren  aus  Bozen  bezogenen  Reiser  dieses 
Apfels,  den  wir  damals  in  wundervoller  Schönheit 
von  dorther  sahen.  Wir  können  auch  jetzt,  nach 
fortgesetzten    Anbau  -  Versuchen ,     die     in     unseren 

29* 


228 


Vereins -Verhandlungen  von  1848  ausgesprochene 
Ansicht  von  der  Unbrauchbarkeit  dieser  Frucht  in 
unserem   Klima  nur  bestätigen. 

b.    Birnen. 

Jahn   sagt  darüber  im  Eingange   Folgendes: 

Von  Birnen  gedeihen  im  Freien  bei  uns  haupt- 
sächlich nur  die  robusteren  laudwirthschaftlichen  Ar- 
ten;  die  Bäume  der  feineren  Birnen  halten  hoch- 
stämmig nicht  lange  aus,  sie  werden  am  besten 
niederstämmig  erzogen,  unterliegen  aber  auch  in 
dieser  Form  bald  einem  oder  dem  andern  kalten 
Winter  und  den  öfteren  Spätfrösten ,  wenn  ihre 
Lebenskraft  nicht  durch  regelmässiges  jährliches  Be- 
schneiden fortwährend  angeregt  und  unterhalten  wird. 
Manche  Arten  sind  gegen  die  bei  uns  obwaltenden 
klimatischen  Einflüsse  (und  am  meisten  wohl  gegen 
den  zu  Ende  des  »Sommers  oft  bei  uns  vorkommen- 
den schnellen  Temperatiu'wechsel)  vorzugsweise  em- 
pfindlich. So  können  wir  z.  B.  die  Graue  und 
Weisse  Herbst-Butterbiru  in  Meiningen  nur  am 
Spaliere  und  etwa  nur  noch  in  Hausgärten  hoch- 
stämmig pflanzen,  im  Freien  werden  die  Früchte 
grindig  und  rissig  und  alle  auf  deren  Anzucht  ver- 
wendete Mühe  ist  vergeblich.  Besser  verhalten  sich 
schon  viele  neueren  Tafelbirnen  und  liefern  auch 
auf  freiem  Stande  oft  hochstämmig  noch  vollkom- 
mene und  wohlschmeckende  Früclite,  aber  sie  wer- 
den doch  am  besten  in  Zwerg-  oder  Pyramidenform 
erzogen,  z.  B.:  Capiaumont,  Coloma's  Herbst- 
Butterbirn,  Diel's  Butterbirn,  Holzfarbige 
Butterbiru,  Napoleon's  Butterbirn,  Liegel's 
Winter-Butterbirn,  Winter-Dechantsbirn.        j 

Gut  für  die  Gegend   und    selbst    für   die  hoch-    ' 
stämmige  freie  Pflanzung  geeignet  sind  auch  noch 
ausser  vielen  Somnier-Tafelbirnen,  wie:  Kleine  lange 
Sommer- Muscateller,    Kleine    Petersbirn,    Leipziger 
Rettigbirn,    Eömische     Sclimalzbirn,     Gute    Graue, 
■Grüne    Hoyerswerder ,      Volltragende     Bergamotte, 
Punktirter  Sommerdorn  —  letztere  ist  mehr  Herbst-    ' 
frucht,    Rothe   Bergamotte,    Rotlie    Dechants-   j 
bim    und    allenfalls    auch    Wildling    von    Motte, 
so   dass  wir  bei   den  noch  vorhandenen  vielen  Koch- 
und  Schnitzbirnen  doch  eine  ziemliche  Auswahl   auch 
von   für  die   Gegend    passenden    Birnen   haben,   wo- 
mit  wir  uns  begnügen   könnten,    wenn   das   ^■  erlan- 
gen nach   anderwärts  Empfohlenem   uns  nicht  immer 
neue  Sorten  zubrächte. 

Die  noch  weiter  in  unserer  Sammlung  befind- 
lichen: Bosc's  Flaschen  bim,  Coloma's  Kar- 
meliterbirn,  Graue  Deehantsbirn,  Darm- 
städter Bergamotte,  Erzherzog  Karls  Win- 
tcrbirn,  Herbs t  -  Sylvester,  Marie  Louise 
(Duquesne),  Prinzessin  Marianne,  Regentin, 
Winter-Nelis    u.    Hardenpont's    Winter-But- 


,  terbirn  sind  ebenfalls  vortreffliche  Tafelbirnen, 
doch  (wie  die  schätzbaren  bei  ims  gern  gepflanz- 
1  ten  Sommerbirnen :  Grüne  Magdalene,  Runde  Mund- 
netzbirn,  Frühe  Schweizer-Bergamotte,  Stuttgarter 
I  Geishirtl  )  sichtbar  schon  zärtlicher,  aber  -zur 
freien  Pflanzung  in  Pyramidenform  immer  noch 
besser  als  Graue  und  Weisse  Herbst  -  Butterbirn 
tauglich. 

Ueber  andere  in  der  Sammlung  vorhandene 
Birnen  finden  sich  noch  folgende  Bemerkungen: 

Beurr^  Kennes  (Bivort).  Einigermassen  der 
mit  ihr  zugleich  reifenden  Capiaumont  ähnlich  und 
ebenso  fruchtbar,  auch  recht  wohlschmeckend.  Sie 
passirt  aber  schneller,  indem  sie  bald  mehlig  wird 
und  steht  deshalb  im  Werthe  der  Capiaumont  nach. 
Beurr^  Millet  (aus  Angers  bezogen).  Blieb 
zwar  auf  einem  Probezweige  etwas  klein,  trug  aber 
sogleich  sehr  voll  und  ist  deshalb  jedenfalls  recht 
fruchtbar.  Sie  wird  in  den  Verzeichnissen  als  eine 
gute   Winterbirn   sehr   empfohlen. 

Colmar,  Arenbergs.  (Wegen  ihrer  Farbe 
und  oft  ungleichen  und  beuligen  Form  auch  Kar- 
toffel b  im  genannt).  Sie  wird  zwar  bei  uns  auf 
freistehender  Pyramide  nie  so  gross,  als  auf  ihrer 
Abbildung  in  den  belgischen  Annalen,  allein  in  gu- 
ten Jahren  ganz  schmelzend  und  sehr  delicat,  auch 
trägt  der  Bainn  fleissig  und  sie  kann  deshalb  em- 
'pfohlen  werden,  wie  dies  auch  von  der  Versamm- 
1    hing  in   Namur  geschah. 

i  Comperette.      Sehr   gute,    etwas    kleine    oder 

!    mittelgrosse    Herbst -Butterbirn,    die    je    nach    den 
j    Jahren    und    nach    dem   Standorte    bald    Ende    Sep- 
I   tember,    bald    auch    erst    Ende   Oktober  und  später 
'    zur  Reife  kommt  und  bereits  unter  mehrern  Namen, 
z.  B.   Prinz   von  Ligne,    Colmar   musquö    u.  s.  w. 
wieder  erkannt  worden    ist.     Die  im  Illustr.   Hand- 
buche   ausgesprochene   Vermuthung    ihrer    Identität 
mit   der    von    der  Versammlung    in   Nannn-  empfoh- 
lenen   Ananas    d'et^.    Französischen   Ananas- 
'    birii    Dittr.,    hat    sich    bestätigt,    aber    es    ist  auch 
j    (nach    den    aus    Zweigen    der    Soc.    van    Mons    von 
mir    erzogenen    Früchten    und    der    übereinstinanen- 
den     Vegetation     des     Baumes)     die     angeblich     oft 
schon    im  August   reifende  Ananas  de   Courtray  je- 
denfalls   nicht    verschieden,    ihre   Früclite    reiften    in 
Meiningen    1802   Ende   September  inul  Anfang   Ok- 
tober. —  Auch   Decaisne's  Poire  de  Bouchet  mit 
den    Syn.    Ananas    und    Favori    musque,    die    nach 
Decaisne  Ende  August  zu  reifen  anlangt  (während 
die  von  ihm  citirten   Quintinye  Mitte  August,    Noi- 
sette  Mitte   September    und    Prevost    Oktober   ange- 
ben)  ist  sicher  nur  dieselbe  Bim. 

Crassane,  Neue.  Die  in  unserem  Sortimente 
vorliegende  ist  die  im  Illustr.  Handb.  beschriebene, 
von   van  Mons   erzogene,   im  Oktober  u.  November 


229 


zeitigende  Surpasse  Crassane,  bei  welcher  ich  je- 
doch auch  nach  neueren  Ernten  das  ihr  von  Bivort 
gespendete  Lob  nicht  bestätigen  kann,  denn  die  alte 
Crassane  ist  viel  edler.  Auch  die  Versammlung 
in  Namur  nahm  eine  Passe  Crassane,  der  als  Sy- 
nonym Surpasse  Crassane  hinzugefügt  ist,  unter  die 
zu  empfehlenden  Früchte  auf,  allein  es  ist  darunter 
eine  andere  im  8.  Bande  der  belgischen  Annalen 
beschriebene,  von  Boisbunel  erzogene  Passe  Cras- 
sane zu  verstehen ,  die  im  Februar  und  März  rei- 
fen, butterhaft  und  sehr  wohlschmeckend  sein  soll. 
Beide  gleichnamigen  Früchte  müssen  also  durch 
ZufUgung  des  Namens  der  Erzieher  unterschieden 
werden. 

Dechant  Dillen.  Auch  diese  Frucht  empfahl 
die  Namurer  Versammlung,  und  zwar  mit  Recht, 
denn  der  Baum  wächst  kräftig  und  liefert  auch  auf 
fi-eiem  Stande  viele  und  wohlgebildete  Früchte.  Ein 
Theil  derselben,  um  Michaelis  geerndtet,  wurde  bis 
Ende  Oktober  fast  ganz  schmelzend,  länger  hän- 
gende hielten  sich  durch  November  und  blieben 
etwas  festfleischiger,  jedoch  war  der  Geschmack 
recht  angenehm  gewürzt  und    weinig  süss. 

Dechantsbirn,  Lange  weisse.  Als  sehr 
fruchtbar  schon  länger  bei  uns  bekannt;  doch  sind 
die  Urtheile  über  deren  Werth  verschieden,  weil 
sie  sich  ähnlich  wie  Graue  und  Weisse  Herbst-But- 
terbirn  verhält  und  die  Früchte  im  Freien  oft  ris- 
sig und  voll  schwarzer  Flecken  werden.  Sie  ist 
jedoch  für  Hausgärten  mit  nahrhaftem,  leichtem, 
nicht  zu  stark  austrocknendem  Boden  sehr  zu  em- 
pfehlen, indem  sie  dann  reine,  fleckenlose,  sehr 
hübsche  Früchte   bringt. 

i^orellenbirn.  Auch  diese  Birn  gedeiht  bei 
uns  weniger  gut  im  Freien,  wenigstens  werden  ihre 
Früchte  nie  so  gross  und  schön,  als  in  Hausgärten 
oder  zwischen  Gebäuden,  die  dem  Baume  Schutz 
geben,  wo  sie  in  gutem  Erdreich  dann  wirklich  so 
prächtig  wird,  dass  man  sie,  wie  Baltet  es  in  sei- 
nem: „Les  bonnes  Poires"  gethaii  liat,  (der  sie  übri- 
gens mit  Lfnrecht  nur  als  halbschmelzend  bezeich- 
net,)  als   Zierfrucht   empfehlen   kann. 

Köstliche  von  Charneu.  Von  Pap  eleu  in 
Wetteren  bezogen  unter  dem  Namen  von  Duo  de 
Brabant,  wie  dies  Syn.  im  Illustr.  Handb.  bereits  ' 
angegeben  ist.  Man  muss  sich  wundern,  dass  diese 
Birn,  die  auch  wir  in  Deutschland  schon  länger 
als  eine  der  besten  kennen  und  welche  sich  leicht 
kenntlich  macht,  als  vermeintlicher  van  Mons'seher 
Sämling  von  Bouvier  1843  den  Namen  Duc  de 
Brabant  erhalten  und  von  Bivort  unter  dieser  Be- 
nennung und  als  Desir^e  v.  Mons  1850,  dann  etwas 
später  auch  noch  als  Miel  de  Waterloo  im  Album 
beschrieben  werden  konnte,  wenn  es  dieselbe  Frucht 
ist,   von   welcher  de  Jonge  sagt,   dass  sie  in   Char- 


neu (einem  Dorfe  in  der  Provinz  Lüttich)  von  einem 
Herrn  Legipont  aufgefunden  und  so  als  Poire  Le- 
gipont  in  Belgien  schon  lange  bekannt  sei.  , 

Lange  grüne  Herbstbirn,  Verte  longue. 
Es  liegen  die  am  meisten  länglich  gewachsenen 
Früchte  von  der  diesjährigen  Tracht  des  Baumes 
vor,  in  welcher  Form  die  Frucht  selten  vorkommt, 
aber  so  besser  ihrem  Namen  entspricht.  Sie  sieht 
so  der  in  Frankreich  mehrfach  angebauten,  von  ihr 
durch  frühere  Reife  und  schnellere  Vergänglichkeit 
verschiedenen  Longue  verte  ähnlich,  die  in  Deutsch- 
land noch  wenig  bekannt,  aber  ebenfalls  eine  recht 
schöne  und  gute  Frucht  ist.  Mit  der  Langen  grü- 
nen Herbstbirn  ist  übrigens  der  Kleine  grüne 
Isenibart  identisch,  wie  er  mir  von  mehrern  Sei- 
ten  zugekommen   ist. 

Mungo  Park,  v.  Mons'seher  Sämling,  von  dem 
Oberförster  Schmidt  benannt.  Klein,  kreiseiförmig, 
stark  geröthet,  einer  auf  einem  Dorfe  bei  Meinin- 
gen namenlos  aufgefundenen  Frucht  sehr  ähnlich, 
die  für  die  Korallenrothe  Pomeranzenbirn  Diel's 
angesprochen  wurde,  diese  aber  nicht  sein  kann, 
da  sie  im  August  reift,  während  die  erwähnten 
beiden  ähnlichen  Birnen  sich  bis  Anfang  Oktober 
halten. 

Schöne  Julie  (Belle  Julie  van  Mons  und 
Bivort).  Sehr  ähnlich  auch  in  der  Vegetation  der 
Guten  grauen  und  ziemlich  von  gleichem  Werthe 
mit  ihr,  allein  ungleich  später,  im  Oktober  und 
November,  reif.  Leroy  in  Angers  gibt  als  Sy- 
nonym Alexandre  Helle  (für  welche  Gaujard,  Nach- 
folger Papeleu's,  ebenfalls  van  Mons  citirt)  und  bei 
Decaisne  ist  sie  Synonym  seiner  Du  Tilloy  (St. 
Germain  du  Tilloy  des  Verzeichnisses  des  Pariser 
Museums  von  1824,  mit  den  weiteren  Synonymen 
St.  Germain  Dutilleul,  St.  Germain  de  graines)  und 
wird  von  Decaisne  ebenfalls  sehr  gelobt.  Die 
Vegetation  ist  auch  ähnlich  einer  General  Dutilleul, 
welche  Bivort  früher  schon  beschrieb  und  von 
welcher  mir  Herr  Lehrer  Breuer  Zweige  sandte. 

Van  Marums  Schmalzbirn.  Zwar  nur  zwei- 
ten Ranges,  doch  durch  reichliche  Tragbarkeit  auf 
Hochstamm  wie  auf  Zwergstamm  ausgezeichnet.  Sie 
macht  sich  kenntlich  durch  ihren  langen,  starken 
Stiel.  Ihr  sehr  ähnlich,  doch  noch  weiter  damit 
zu  vergleichen,  sind  Brüsseler  Zuckerbirn  und 
Georgs  frühe  Herbst-Butterbirn,  auch  Metzer 
dickstielige  Winter-Muskateller,  letztere  beide 
von  Liegel  abstammend. 

Willermoz.  Bereits  einige  Male  erzogen  au 
einer  freistehenden,  von  Leroy  bezogenen  jungen 
Pyramide.  Sie  ist  eine  äusserlich  schöne,  mittel- 
grosse Buttei-biru  zweiten  oder  fast  ersten  Ranges 
für   Oktober  und  November. 

Wildling  von  Hery   (Französische  Küm. 


230 


melbirn).  Der  Baum  trägt  fleissig  uud  die  Früchte 
halten  sich  oft  bis  Dezember,  zeigen  aber  nur  in 
günstigen  Sommern  den  ihnen  dann  eigenen  küm- 
niel-  oder  dillartigeu   Geschmack. 

Würz  er  (v.  Mons).  Die  Birn  dauert  oft  bis 
Dezember  u.  Januar,  wird  aber  selten  ganz  schmel- 
zend, bleibt  auch  ziemlich  klein  und  vei'dient  nicht 
den  ersten  Rang,   in  welchen  Diel  sie   gestellt  hat. 


E.  Petzold  und  G.  Kirchners 

Arboretum  Muscavieiiso. 

Wir  haben  mehrmals  Gelegenheit  gehabt,  über 
die  Gehölzsammlung  in  Muskau  zu  sprechen;  es 
freut  uns,  jetzt  ein  Werk  in  der  Hand  zu  haben, 
was  uns  nicht  allein  über  die  Entstehung  und  An- 
lage, sondern  auch  über  den  Inhalt  derselben  nä- 
here Kunde  gibt.  Die  Gehölzsammlung  in  Muskau 
steht  einzig  in  ihrer  Art  da,  nicht  etwa  allein  in 
Deutschland,  sondern  überhaupt  in  Europa.  Mus- 
kau hat  überall  einen  sehr  guten  Klang.  Es  schuf 
bekanntlich  daselbst  der  geniale  Fürst  Pückler 
einen  Park,  der  bisher  als  Muster  dastand  und  sei- 
nes Gleichen  nirgends  hat.  Den  Jünger  der  schö- 
nen Gartenkunst  hat  er  ebenso  begeistert,  als  den 
Laien,  der  überhaupt  für  Natur-Schönheiten  einen 
Sinn  in  seiner  Brust  trägt.  Wir  haben  erst  im 
vorigen  Jahre  Gelegenheit  gehabt,  die  Schöpfung 
des  Meisters  zu  bewundern  und  zu  sehen,  was  man 
selbst  mit  unserem  geringen  einheimischen  Material 
machen  kann.  Eben  deshalb  ist  der  Muskauer  Pai-k 
auch  naturwüchsiger,  als  alle  andere  Anlagen,  welche 
wir  bisher  gesehen. 

Die  Plerrschaft  Muskau  ist  seit  mehrern  Jahren 
schon  in  den  Besitz  des  Prinzen  Friedrich  der 
Niederlande  übergegangen;  der  Park  wird  unter 
der  speziellen  Leitung  und  Beaufsichtigung  eines 
Schülers  des  Fürsten  Pückler,  des  jetzigen  Park- 
Lispektors  Petzold,  in  demselben  Geiste  fort 
erhalten  und  bleibt  wohl  zunächst  auch  ein  Muster 
für  Alle,  welche  sich  mit  der  bildenden  Gartenkunst 
beschäftigen.  Leider  fehlte  uns  immer  noch  die 
Zeit,  aber  auch  das  tiefere  Studium,  um  die  Anla- 
gen in  der  Weise,  wie  es  noth wendig  wäi-e,  schil- 
dern zu  können.  Wli-  behalten  uiis  dieses  bis  auf 
eine  günstigere  Zeit  vor;  bis  dahin  werden  wir 
wohl  auch  selbst  noch  mehr  Kenntniss  genommen 
haben.  Für  jetzt  wenden  wir  uns  einem  anderen 
Gegenstande  Muskau's  zu,  der  auf's  Innigste  damit 
zusammenhängt  und  als  ein  Institut  des  Parks  zu 
betrachten   ist. 

Grosse  Anlagen  verlangen  an  und  für  sich  Ge- 
hölzscliulen.  Inspektor  Petzold  hatte  aber  für  die 
Gehölze,  welche  im  Freien  verwendet  werden  kön- 


nen, noch  ein  besonderes  Interesse  und  vergrösserte 
mit  jedem  Jahre  die  Sammlung,  bis  endlich  in  ihm 
der  Plan  reifte,  diese  so  zu  erweitern,  dass  sie  mög- 
lichst alle  Arten,  Abarten,  Blendlinge  und  Formen 
holzartiger  und  bei  uns  im  Freien  gedeihender  Ge- 
wächse enthielt.  Damit  wollte  er  auch  zugleich 
ein  Mittel  in  die  Hand  geben,  um  der  leider  meist 
verfahrenen  Nomenklatur  mit  Nachdruck  entgegen 
treten  zu  können.  Mit  Baumschulen  aller  Art,  mit 
botanischen  Gärten  setzte  er  sich  deshalb  zunächst 
in  Verbindung,  revidirte  selbst,  so  weit  es  möglich 
war  und  trat  ferner  mit  uns,  die  wir  uns  schon  seit 
vielen  Jahren  vorzugsweise  mit  dendrologischen  Stu- 
dien beschäftigt  und  bereits  auch  vorher  schon  mit 
ihm  in  wissenschaftlichen  Angelegenheiten  verkehrt 
hatten,  in  nähere  Verbindung.  Treulich  wurde  er 
ausserdem  von  seinem  Obergärtner,  G.  Kirchner, 
unterstützt. 

Fortwährend  erhielten  wir  neue  und  interessante 
Gehölze,  mit  und  ohne  Blüthe,  von  ihm  zur  nähe- 
ren Untersuchung.  Wir  haben  auf  diese  Weise  die 
Gehölzsammlung  entstehen  und  sich  vergrössern  gese- 
hen, wir  haben  Alles,  was  darin  geschah,  mit  Inte- 
resse verfolgt.  Inspektor  Petzold  liatte  aber  da- 
bei noch  einen  andern  Zweck;  er  wollte  mit  seinem 
Arboretum  auch  dem  Praktiker,  dem  Landschafts- 
gärtner, etwas  an  die  Hand  geben,  um  zu  lernen, 
wie  und  in  welchen  Verbindungen  die  Gehölze  zu 
verwenden  wären.  Wer  sollte  die  MissgriÖe,  die  häu- 
fig in  Anlagen  gemacht  sind,  nicht  gesehen  haben'? 
Wie  oft  sind  nicht  Gehölze  bunt  durch  einander 
gebracht,  welche  gar  nicht  zusammengehören.  Das 
planlose  Pflanzen  au6  verschiedenen  Ländern  ent- 
stammender Gehölze  gibt  überhaupt  in  der  Harmo- 
nie der  Zusammenstellung  gar  nicht  selten  Misstöne, 
ganz  besonders  aber  in  der  der  Farben  und  deren 
Nüancirungen.  Der  Gedanke  des  Park-Inspektors 
Petzold,  die  vorhandenen  Gehölze  auch  pflanzen- 
geographisch zu  gruppiren,  um  damit  weniger  ver- 
trauten Gärtnern  zu  zeigen,  was  in  der  freien  Na- 
tur bei  einander  wächst  und  auf  einander  gewiesen 
ist,  muss  demnach  als  ein  glücklicher  betrachtet 
werden.  Aber  auch  der  Botaniker  und  der  wissen- 
schaftHch  gebildete  Laie  hat  Gelegenheit,  in  einer 
solchen  Aufstellung  die  Phvsiogiiomien,  welche  die 
Pflanzenwelt  in  fremden  Ländern  hervorruft,  ken- 
nen zu  lernen  und  zu  studiren.  Die  Gehölzsamm- 
lung oder  das  Arboretum  von  Muskau  ist  damit 
auch  in  die  Reihe  wissenschaftlicher  Institute  ge- 
treten. 

Bei  dem  grossen  Interesse,  was  der  jetzige 
hohe  Besitzer  von  Muskau,  Prinz  Friedrich  der 
Niederlande,  für  wissenschaftliche  Bestrebungen 
überhaupt,  ganz  besonders  aber  für  Dendrologie 
und    für    Botanik    im    Allgemeinen    besitzt    und    bei 


231 


den  Mitteln,  die  dabei  zur  Verfügung  gestellt  wer- 
den, wird  das  Muskauer  Arboret  von  Jahr  zu  Jahr 
eine  grössere  Bedeutung  erhalten.  Die  Beschreibung 
desselben  muss  uns  deshalb  willkommen  sein ;  es 
ist  das  Werk  gleichsam  als  erstes  Resultat  zu  be- 
trachten. Wir  empfehlen  es  allen  denen,  welche 
sich  für  Gehölze,  überhaupt  für  deren  Verwendung 
in  Anlagen  oder  in  wissenschaftlicher  Hinsicht  in- 
teressiren;  es  wird  in  ihm  ein  reichüches  Material 
zu  weiteren  Studien  geboten. 

Streng- wissenschaftliche  Ansprüche  macht  das 
Werk  allerdings  nicht.  Die  beiden  Verfasser  sind 
Gärtner,  Praktiker  von  Haus  aus,  und  bringen  da- 
her als  solche  eine  gute  Beobachtungsgabe  mit,  wie 
sie  leider  den  Botanikern  vom  Fache,  namentlich 
solchen,  die  mehr  in  Büchern  und  in  Herbarien 
ihre  Studien  machen,  oft  fehlt.  Die  Gehölze  bieten 
in  der  Regel  bei  der  wissenschaftlichen  Bestimmung 
mehr  Schwierigkeiten  dar,  als  andere  Pflanzen.  Es 
bedarf  zunächst  einer  läugern  Zeit,  bevor  sie  blü- 
hen; sie  sind  zum  Theil  völlig  getrennten  Ge- 
schlechtes lind  ändern  ihre  Formen  gar  nicht  selten 
in  den  verschiedenen  Stadien  der  Entwickelung,  so 
dass  nur  der  Eingeweihte  sich  zurecht  findet.  Hat 
doch  einer  unserer  ausgezeichnetsten  Gelehrten  der 
systematischen  Botanik  Cupressus-Arten,  wie  C  to- 
rulosa,  funebris  u.  a.  in  2  Stadien,  das  eine  Mal 
mit  abstehenden  Nadeln,  das  andere  Mal  mit  kur- 
zen, schuppenförmigen  Blättern,  für  2  spezifisch 
verschiedene  Arten  erklärt  und  sie  selbst  in  2  ver- 
schiedenen  Geschlechtern   untergebracht. 

Wenn  das  Arboretum  Muscaviense  von  Petz  cid 
und  Kirchner,  wie  gesagt,  nun  auch  nicht  wissen- 
schaftliche Ansprüche  macht,  so  wird  es  doch  auch 
ferner  für  den  Botaniker  noch  vom  grossem  Werthe 
sein,  dass  dieser  dadurch  erfährt,  welche  Gehölze  in 
Kultur  sind,  und  dass  er  auch  sieht,  welche  geringe 
Bedeutung  die  meisten  In  den  Verzeichnissen  der 
Handelsgärtner  und  Baumschulbesitzer  enthaltenen 
Namen  besitzen.  Botanische  Gärten  sind  in  der 
Regel  zu  klein,  um  für  dendrologische  Studien  viel 
Material  an  die  Hand  zu  geben.  Der  Botaniker 
kann  in  schwierigen  Fällen  bei  dem  lebenden  Ma- 
terial des  Muskauer  Arboretums  sich  Raths  erholen. 
Unentbehrlich  ist  aber  gradezu  ein  Werk,  wie  das 
vorliegende,  dem  Landscliaftsgärtner.  Mit  diesem 
wird  es  ijim  erst  einigermassen  möglich,  sich  aus 
dem  Labyrinthe  der  Namen  einestheils  herauszufin- 
den, anderntheils  eine  beliebige  Auswahl  zu  treffen. 

Speziell  einzugehen  in  das  Werk,  Ist  nicht  un- 
sere Absicht.  Wir  billigen,  dass  bei  der  Aufzäh- 
lung und  Beschreibung  der  einzelnen  Arten  mit 
den  Abarten  und  Formen  nicht  die  alphabetische 
Reihenfolge  gewälilt  wurde,  sondern  die  wissenschaft- 
liche,  d.  h.   systematische.    Die  erstere  ist  allerdings 


die  bequemste,  aber  auch  die,  welche  keine  Sicher- 
heit gibt,  da  bei  den  verschiedenen  Benennungen 
einer  und  derselben  Pflanze  man  nicht  weiss,  wel- 
cher sich  die  Verfasser  bedient  haben.  Es  kann  ja 
auch  der  Fall  vorkommen,  dass  der  Gärtner  nur 
einen  Namen  kennt,  der  grade  Synonym  ist,  und 
deshalb  die  Pflanze  gar  nicht  findet.  Alle  Syno- 
nyme aber  auch  in  der  Reihenfolge  aufzufüluen 
und  zurückzuweisen,  würde  gar  nicht  selten  den 
Suchenden  Im  Stich  lassen,  zumal  auch  noch  oft 
einer  und  derselbe  Name  für  2  verschiedene  Pflan- 
zen gebraucht  Ist.  Die  alphabetische  Reihenfolge 
hat  etwas  Geistloses,  während  mau  bei  der  syste- 
matischen gleich  auch  die  nahestehenden  Arten  ken- 
nen lernt.  Ein  gutes  Register,  wie  es  in  vorliegen- 
dem Werke  gegeben  ist,  ersetzt  jede  alphabetische 
Aufzählung. 

Die  Verfasser  haben  bei  der  Aufzählung  unseren 
Hortus  dendrologlcus  zu  Grunde  gelegt;  da  dieser 
leider  nicht  beendet  Ist  und  nur  die  polypetalen 
und  einen  Thell  der  monopetalen  Gehölze  enthält, 
so  Ist  später  Londons  Arboretum  benutzt  worden. 

Um  eine  Einsicht  in  die  Grösse  und  Bedeutung 
der  Gehölzsammlung  zu  geben,  wollen  wir  nur  die 
Anzahl  der  vorhandenen  Arten  und  Abarten  einiger 
Genera  angeben.  So  sind  die  Weiden  durch  104, 
die  Birken  durch  35,  die  Eichen  durch  145,  die 
Pappeln  durch  125,  die  Ulmen  durch  53,  die 
Eschen  durch  57,  die  Robinien  durch  42,  die  Mes- 
pilus-  (u.  Crataegus-)  Arten  durch  90,  die  Ahorn- 
arten durch  48,  die  Rosskastanien  durch  58,  die 
Linden  durch  35  und  die  Magnolien  durch  25  Num- 
mern vertreten. 


Einige  AVorte 

über 

den  illeloiieiibauni  (Carica  Papaya  L.) 

Der  Reallehrer  Kessler  in  Kassel  hat  Im  vo- 
rigen Jahrgange  (S.  259)  einen  interessanten  Auf- 
;  satz  über  den  Melonenbaum  gebracht.  Es  Ist 
zu  verwundern,  dass  diese  Pflanze,  welche  vor 
mehreni  Jahrzehendeu  In  den  Gärten  der  Liebha- 
ber allgemein  gefunden  wurde,  ja  selbst  schon  vor 
200  Jahren  in  J^uropa  kultivirt  worden  zu  sein 
scheint,  jetzt  fast  ganz  und  gar  aus  den  Gärten 
verschwunden  und  kaum  noch  In  einigen  botani- 
schen Instituten  zu  sehen  Ist.  Und  doch  stellt  der 
Melonenbaum  eine  Dekorationspflanze  dar,  welche 
weit  hübscher  Ist,  als  manche  andere,  die  neuer- 
dings eingeführt  und  mit  hohem  Gelde  bezahlt 
wurde.  Ist  man  dann  noch  In  der  Kultur  so  glück- 
lich,  wie  es  der  Ilofgärtner  Imgrund   auf  der  Wil- 


232 


heimshöhe  bei  Kassel  gewesen,  Früchte  zu  erhalten, 
so  sollte  man  meinen,  dass  die  Pflanze  auch  an  In- 
teresse gewinne. 

Wenigstens  in  keinem  botanischen  Garten  sollte 
der  Meloneubaum  fehlen,  da  er  Mancherlei  darbietet, 
was  Interesse  hat.  Zunächst  gedenken  wir  des  un- 
verästelten,  grade  emporsteigenden  und  nur  am  obern 
Theile  mit  einer  Krone  grosser  Blätter  besetzten 
Stammes  und  dann  der  in  jeglicher  Hinsicht  den 
Melonen  ähnhchen  Früchte,  die  aber  nicht  aus  einem 
unter-,  sondern  aus  einem  oberständigen  Fruchtkno- 
ten hervorgegangen  sind.  Trotz  des  oberständigen 
Fruchtknotens  hat  man  aber  den  Melonenbaum  im 
natürlichen  Systeme  als  Typus  einer  besonderen 
Familie  in  die  nächste  Nähe  der  Cucurbitaceen 
{Kürbisträger)  gebracht.  Wiederum  ein  Beispiel, 
dass  ober-  und  unterständiger  Fruchtknoten  keines- 
wegs immer  für  das  natürliche  System  eine  solche 
Bedeutung  hat,  wie  man  meist  anzunehmen  ge- 
wöhnt ist. 

Dr.  Hasskarl  in  Kleve,  der  bekanntlich  viele 
Jahre  auf  Java  lebte  und  einer  der  besten  Kenner 
der  tropischen  Vegetation  ist,  hat  uns  unlängst  in 
Folge  der  Kessl er' sehen  Abhandlung  eine  Reihe 
von  Notizen  über  den  Melonenbauni  zugestellt,  die 
allgemeines  Interesse  haben  und  deshalb  zum  Theil 
hier  wiedergegeben  werden  sollen.  Sie  mögen  dazu 
dienen,  um  das  Interesse  für  den  Melonenbaum 
wiederum   etwas  mehr  zu  erhöhen. 

Die  Pflanze  wächst,  wie  der  Name  schon  sagt, 
baumartig  und  bringt  rasch  einen  ziemlich  dicken 
und  hohen  Stamm  hervor.  In  Gewächshäusern  sieht 
man  selbst  den  Fall,  dass  Samenpflanzen  bereits  im 
ersten  Jahre  Blütlien  hervorbringen,  also  schon  eine 
nicht  unbedeutende  Höhe  und  Stärke  erhalten  ha- 
ben müssen.  Der  Stamm  ist  allerdings  in  der  Re- 
gel einfach ,  er  lässt  sich  aber  sehr  leicht ,  ähnlich 
den  übrigen  einfachen  Pflanzen ,  wie  den  Theo- 
phrasteu,  Dracäueen  u.  s.  w.,  durch  Abnahme  des 
Kopfes  ästig  machen.  Dadurch  erhält  der  Melonen- 
baum einen  fremden  Anblick,  der  aber  ebenfalls 
seinen  eigenthümlichen  Reiz  hat.  Dr.  Hasskarl 
theilt  uns  hierüber  mit,  dass  er  auch  bisweilen  in 
der  Heimath,  die  jetzt  alle  tropischen  Länder  sind, 
verästelt  vorkomme.  Es  ist  diese  Erscheinung  be- 
reits schon  von  älteren  Botanikern  beobachtet,  denn 
selbst  Dudoens,  unter  dem  Namen  Dodonäus 
bekannter  und  der  Leibarzt  zweier  Kaiser  (Maxi- 
milians II.  und  Rudolph's  II. j,  spricht  schon  in  sei- 
nem bereits  1554  zum  ersten  Male  erschienenen 
Kräuterbuche  von  Melonenbäunien,  welche  einen 
9  Fuss  hohen  Stamm  und  dann  noch  ebenso  hohe, 
mit  Früchten  ganz  und  gar  besetzte  Aeste  gehabt 
haben.  Der  Hanauer  Rumph  sagt  ausdrücklicji, 
dass  diese  Verästelung  keineswegs  künstlich  zu  ge- 


schehen  pflege,   sondern  im   Alter  der  Bäume  ganz 
gewöhnlich   sei. 

Der  Melonenbaum  ist  ein  Fruchtbaum,  der  aus 
seinem  ursprünglichen  Vaterlande  Südamerika,  haupt- 
sächlich Brasilien  (nicht  Ostindien,  wie  hier  und  da 
geglaubt  wird),  nach  und  nach  in  alle  tropischen 
Länder  übergesiedelt  wurde  und  jetzt  sich  allent- 
halben da  vorfindet,  wo  ihm  die  nöthige  Wärme 
geboten  wird.  Nach  der  Aussage  Vieler  soll  die 
Frucht  in  der  That  nicht  allein  einer  Melone  ähn- 
lich aussehen,  sondern  auch  so  schmecken,  während 
sie  Hasskarl  auf  Java  keineswegs  sehr  wohl- 
schmeckend gefunden  haben  will.  Es  scheint  die- 
ses mit  manchen  tropischen  Früchten,  von  denen 
bei  uns  so  viel  gesprochen  wird  und  von  denen 
man  in  der  Regel  hinsichtlich  ihrer  Vorzüglichkeit 
eine  übertriebene  Meinung  hat,  der  Fall  zu  sein; 
wir  haben  wenigstens  manche  dergleichen  gekostet, 
die  unserem  Obste  in  jeglicher  Hinsicht  weit  nach- 
standen. Im  Vaterlande  und  überhaupt  in  den  Tro- 
pen werden  die  Früchte  keineswegs  so  gross,  wie 
sie  auf  der  Wilhelmshöhe  bei  Kassel  gezogen  wur- 
den. Ihre  Länge  beträgt  in  der  Regel  6  bis  7, 
ihre  Dicke  hingegen  nur  3  bis  4  Zoll.  Blanco 
gibt  die  Früchte  allerdings  auf  den  Piiilippinen,  wo 
sie  von  vorzüglicher  Güte  sein  sollen,  von  der 
Grösse  eines  Kinderkopfes  an.  Darnach  müssten 
sie  auch  daselbst  eine  andere  und  zwar  mehr 
rundliche   Gestalt  haben. 

Wir  erlauben  uns  schliesslich ,  noch  auf  einen 
LImstand  aufmerksam  zu  machen ,  den  uns  Dr. 
Hasskarl  mittheilt.  Der  Melonenbaum  hat  näm- 
lich Blüthen  mit  völlig  getrenntem  Geschlechte,  ist 
also  diöcisch.  Dieses  getrennte  Vorkommen  der 
Staubgefässe  und  Stempel  in  den  Blüthen  zweier 
verschiedener  Individuen  ist  aber  nicht  in  der  Na- 
tur begründet,  sondern  geschieht  nur  durch  das 
Verkümmern  des  einen  oder  anderen  Organes.  Am 
Ende  des  Blüthenctandes  kommt  es  bisweilen  vor, 
das3  sich  eine  Zwitterblüthe  entwickelt  und  diese 
auch  eine  Frucht  ausbildet.  Auf  den  Philippinen 
scheint  es  regelmässig  vorzukommen,  so  dass  der 
bereits  genannte  Florist  Blanco  dergleichen  Pflan- 
zen für  eine  besondere  Art  ansah  und  diese  mit 
dem  Namen  Carlca  hermaphrodita  belegte. 
I  Eigenthümlich  ist  es,  dass  in  diesem  Falle  die 
I  röhrige  Blumenkrone  (nach  Hasskarl)  mit  dem 
untern  unfruchtbaren  Theil  des  Stempels  verwächst 
und  eine  Art  Stempelfuss  (Gynopodium)  bildet,  der 
die  5  Kronenabschnitte  und,  von  diesen  eingeschlos- 
sen, den  rundlichen  Fruchtknoten  trägt.  Hasskarl 
beobachtete  aber  auch  Zwitterblüthen,  welche  die 
Form  der  weiblichen  Blüthen,  also  den  Stempelfuss, 
nicht  besassen.  Die  Früchte  hatten  hier  aber  eine 
länglich-walzenförmige   Gestalt. 


Woehensehrift 


des 

Vereines  zur  ßeförderiiiig;  des  ^«arteiibaues  in   den  Si«hii^l.  I^reussischen  Staaten 

für 

Cnärtiierei  und  Pflai&zeiBkiinde« 

Redakteur : 

JPi'olessoi'  Dl-,  lüai'l  Koch, 

General-Seliietair  des  Vereiues. 


No.  30. 

Berlin,  den    30.  Juli 

1864. 

Preis 

des 

Jahrganges 

5^ 

Thl 

r.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch 
deS  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 

franco 

durch 

alle  Post-Anstalten 

Inhalt:      Arendsee  und  die 

feinere 

Obstzucht 

des  Grafen  v.   Schlippenbach.  —  Wred 

0  AV  '  S 

Gartenfreund. 

11 

Auflage. 

Dienstag,  ilüii  2.  August,  findet  eine  Evkursiun  nacli  dem  Italtelsberge  statt,  um  die  lepere'sciieu  .inlagen  der 
feineren  Obstzucht  daselbst  in  Augensrhein  zu  nehmen.  Vier  Theii  zu  nehmen  niiuscht,  wird  ersucht,  nach  ^13  Uhr  sich 
auf  dem  hiesigen  Potsdamer  Bahnhofe  einzufinden  und  das  Killet  in  Kniiif.ing  zu  nehmen. 

Sonntag,  den  31.  Juli,  Mittags  ^12  Uhr,  Versammlung  des  Vereines  im  l'almeuhause  des  botanischen  Gartens. 


Da  ich  in  den  er.sten  Tagen  des 
August  eine  längere  Reise  nac]i  Frank- 
reich antrete,  hauptsächlich  um  dendro- 
logische  Studien  zu  inaclien,  al^er  auch 
um  die  Zustände  des  01)stbaues  im  o-e- 
nannten  Lande  kennen  zu  lernen,  so  bin 
ich  natürlich  ausser  Stande,  an  mich  spe- 
ziell gerichtete  Briete  und  Anfragen  in 
dieser  Zeit  zu  beantworten.  Aus  dieser 
Ursaclie  bitte  ich,  in  sofern  es  nicht  sehr 
dringend  ist,  die  Absendung  derselben 
bis  in  die  zweite  Hälfte  des  (Jktoljcr  zu 
verschieben  und  mir  dann  selbst  noch  zu 
verzeihen,  wenn  die  Antwort  nicht  so  rasch 
geschieht,  als  es  sein  sollte,  weil  meine 
Zeit  nach  einer  so  langen  Abwesenheit 
wolil  vielfEich  in  Anspruch  genommen  sein 
dürfte.  Angelegenheiten  des  Vereines  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  bitte  ich 
fortwährend  unter  meiner  Adresse  oder 
direkt  an  das  General-Sekretariat  (Ha- 
fenplatz No.  4)  zu  richten,  worauf  sie 
alsbald   erledigt  werden. 

Berlin  den  24.  Juh   1.S64. 

E.  Koch. 


ilreutiree 

ml  öic  feinere  (Db|l^ud)t  bes  trafen  uon  Sd)lippenbad). 

Seitdem  der  Verein  zur  Beförderung-  des  Gar- 
tenbaues zu  Berlin  im  Jahre  1853  die  erste  Po- 
mologen  -  Versammlung  nach  Naumburg  a.  d.  S.  be- 
rief, hat  der  Obstbau  durch  ganz  Deutschland  nicht 
allein ,  auch  im  Auslande  und  selbst  in  den  Län- 
dern,  wie  Belgien  und  Frankreich,  wo  er  immer 
auf  einer  hohen  Stufe  stand,  einen  bedeutenden 
Aufschwung  genommen.  In  allen  deutsehen  Gauen 
regte  es  sich  mächtig;  selbst  im  Nordosten  Deutsch- 
lands, wo  bis  dahin  der  Obstbau  fast  nur  von  den 
reicheren  Grundbesitzern  und  selbst  von  diesen  nicht 
mit  der  nöthigen   Sorgfalt  betrieben  wurde. 

Dass  aber  auch  der  feinere,  wir  möchten  sagen, 
der  Luxus-Obstbau,  der  eigentliche  Obstbau  für  die 
reichen  Leute,  in  Nord-Deutschland  mehr  Liebhaber 
gefunden,  verdankt  man  dem  Grafen  Albert  v. 
Schlippenbach  auf  Arendsee  bei  Prenzlau  und 
seiner  leider  zu  früh  verstorbenen  Schwester,  der 
Gräfin  Hahn-Hahn  auf  Basedow.  Vor  nun  10 
Jahren  befanden  sich  beide  in  Paris.  Sie  sahen 
daselbst  das  herrliche  Obst,  wie  sie  es  bis  dahin 
bei  uns  nicht  gesehen,  und  fassten  als  Obstfreunde 
den  Entschluss,  zunächst  an  Ort  und  Stelle  mit  der 
Art  imd  Weise  der  Kultur  der  dortigen  ( )bstbäume 
sich  bekannt  zu  machen  und  darin  Versuche  in  der 
Heimath  auzu.stellen,  in  wie  weit  es  möglich  sei, 
dergleichen  grosse,  schöne  und  auch  im  Gescbraacke 
vorzügliche     Früchte     im     Nordosten    Deutschlands 

30 


234 


ebenfalls  heranzuziehen.  Beide  Geschwister  besuch- 
ten die  besten  Obstkulturen  in  und  bei  Paris.  Am 
meisten  nahm  Montreuil,  seit  Jahren  deshalb  schon 
berühmt,  ihre  Aufmerksamkeit  in  Anspruch.  Dort 
machten  sie  auch  die  Bekanntschaft  des  Meisters  in 
der  Anzucht  feineren  Obstes,  Alexis  Lepfere,  wel- 
cher mit  bekannter  Freundhchkeit  ihnen  auch  über 
Alles  Auskunft  gab.  Dessen  einziger  Sohn,  ein  jun- 
ger, mit  ganzer  Liebe  dem  Obstbau  ergebener  Mann, 
erbot  sich  selbst,  nach  Basedow  zu  kommen  und 
nach  gleichen  Prinzipien,  wie  man  sie  in  Montreuil 
zu  Grunde  legte,  Anlagen  zur  Erziehung  feineren 
Obstes   daselbst  zu  machen. 

Es  war  für  den  Jüngern  Lepfere  keine  geringe 
Aufgabe,  unter  ganz  anderen  und  zwar  im  Allge- 
meinen ungünstigeren  Verhältnissen  P^twas  in's  Le- 
ben zu  rufen,  worüber  noch  gar  keine  Erfahrung 
vorlag,  wo  im  Gegentheil  Vorurthelle  aller  Art  ihm 
entgegentraten.  Strebsam  und  energisch,  wie  er 
war,  scheute  er  keine  Mülien  und  Arbeiten,  um  Re- 
sultate zu  erreichen  und  damit  den  Bewohnern  des 
nördlichen  Deutschlands  zu  zeigen,  was  man  bei 
dem  richtigen  Verständniss  und  bei  der  nöthigen 
Energie  vermag.  Auch  die  Gräfin  Hahn- Hahn 
und  ihr  gleichgesinnter  Gemahl  liessen  sich  keines- 
wegs durch  etwaiges  Missgeschick  abschrecken,  im 
Gegentheil  scheuten  sie  keine  Kosten,  um  den  Jün- 
gern Lepfere  in  Allem  kräftig  zu  unterstützen. 

Das  Jahr  darauf  ersuchte  Graf  Albert  von 
Schlippenbach  den  Jüngern  Lep^re,  auf  sei- 
nem Landsitze  in  Arendsee  bei  Prenzlau  in  der 
Uckermark  ebenfalls  Anlagen  zur  Anzucht  feinerer 
Obstsorten  zu  machen  und  die  Leitung  derselben  zu 
übernehmen.  Arendsee,  was  zwar  eine  etwas  süd- 
lichere Lage,  als  das  im  Osten  des  Grossherzog- 
thumes  Mecklenburg  -  Schwerin  Hegende  Basedow 
hat,  ist  vielleicht  noch  ungünstiger,  da  daselbst  be- 
ständig heftige  Winde  wehen  und  im  Durchschnitt, 
wohl  durch  die  in  der  Nähe  liegenden  Sümpfe  und 
Torflager  bedingt,  auch  ein  kälteres  Klima  herrscht. 
Die  nöthigen  Vorrichtungen  wurden  rasch  herge- 
stellt, und  selbst  noch  in  grösserem  Massstabe,  als 
in  Basedow. 

Es  war  im  Jahre  1857,  als  in  Gotha  die  zweite 
Versammlung  deutscher  Pomologen  tagte.  Graf  v. 
Schlippenbach  kam  mit  Lepfere  nach  genann- 
tem Ort;  beide  nahmen  an  den  Verhandlungen  leb- 
haften Antlieil.  Der  letztere  hielt  sogar  Vorträge 
über  feinere  Obstzucht,  verbunden  mit  Demonstra- 
tionen an  lebenden  Fruchtbäumen.  Seitdem  sind 
nun  7  Jahre  vergangen  und  man  hat  gesehen,  dass 
auch  bei  uns  die  feinere  Obstzucht  möglich  ist;  sie 
hat  sich  selbst  weiter  verbreitet. 

Regelmässig  kam  alle  Jahre  beim  Erwachen  des 
Früblinges  der  jüngere  Lepfere  nach  Deutschland, 


um  die  von  ihm.  in's  Leben  gerufenen  und  allmäh- 
lig  sich  mehrenden  Anlagen  zu  überwachen  und 
fortwährend  neue  anzulegen.  Resultate  sind  trotz 
aller  Vorurtheilc  und  ti-otz  aller  Hindernisse,  die 
ungünstiges  Klima  und  sonstige  Verhältnisse  her- 
vorriefen, gewonnen  und  stehen  in  der  Zukunft 
noch  mehr  in  Aussicht.  Bereits  vor  einigen  Jahren 
hatte  auch  die  für  alles  Gute  und  Schöne  empfäng- 
liche Königin  Augusta  den  Jüngern  Lep^re  be- 
auftragt, ebenfalls  Anlagen  für  feinere  Obstzucht 
in  Sanssouci  bei  Potsdam  zu  machen.  Ln  vorigen 
Jahre  sind  nun  auch  dergleichen,  und  zwar  in  grös- 
serem Massstabe,  noch  auf  Allerhöchsten  Befehl  auf 
dem  Königlichen  Lustschlosse  Babelsberg  bei  Pots- 
dam angelegt  worden.  Li  Pommern,  in  der  Mark 
und  in  Schlesien  haben  auf  gleiche  Weise  reichere 
Grundbesitzer  vielfach  angefangen,  nach  Lepfere'- 
schen  Prinzipien  und  unter  dessen  Leitung  Obst- 
Anlagen  machen  zu  lassen;  Lepferc  ist  in  diesen 
Tagen  nach  Litthauen,  also  nach  dem  änssersten 
Nordosten  des  Preussischen  Staates,  gegangen,  um 
auch  dort  unter  noch  weit  ungünstigeren  Verhält- 
nissen Anlagen  für  feinere  Obstzucht  in's  Leben 
zu  rufen.  Wir  wünschen  aus  vollem  Herzen,  dass 
es  ihm  hier  ebenfalls  glücken  möge. 

Wer  im  Jahre  1860  während  der  dritten  Ver- 
sammlung deutscher  Pomologen  in  Berlin  die  in 
Arendsee  gezogenen  und  im  Kroll'sclien  Lokale  aus- 
gestellten Früchte  gesehen,  noch  mehr  wer  Kennt- 
nlss  von  denen  genommen,  welche  von  den  Grafen 
Hahn -Ha hu  und  Schilp  penb ach  in  Görlitz  aus- 
gestellt waren,  wird  wohl  nun  auch  die  Ueberzeu- 
gung  gewonnen  haben,  dass  die  Anzucht  feineren 
Obstes  in  Deutschland,  und  selbst  im  Nordosten  des- 
selben, möglich  Ist.  Wir  leugnen  dabei  die  grös- 
seren Schwierigkeiten  keineswegs.  Am  allerwenig- 
sten lässt  sich  die  Behandlung  nach  der  Schablone, 
wie  sie  meist  in  Büchern  vorgezeichnet  ist,  treiben. 
Es  ist  dieses,  wenn  auch  weniger,  selbst  in  Frank- 
reich der  Fall.  Man  muss  allenthalben  den  ob 
waltenden  Umständen  Rechnung  tragen  und  Alles, 
was  man  thut,  mit  dem  Verstände,  also  rationell, 
betreiben.  Man  hüte  sich  zunächst,  Sorten  zu  neh- 
men, die  zarter  Natur  sind  und  bei  unseren  oft  har- 
ten Wintern,  wenn  auch  grade  nicht  erfrieren,  so 
doch  leiden.  Und  sind  auch  einzelne  Theile  eines 
Spaliers  oder  einer  Pyramide  abgefroren  oder  ent- 
sprechen sie  nicht  mehr  den  Anforderungen,  so  muss 
der  Gärtner  wissen,  wie  er  den  Schaden  auszubes- 
sern hat.  Selbst  grössere  Schäden,  wie  man  wäh- 
rend eines  Winters  in  Arendsee  erfuhr,  dürfen  nicht 
entmuthlgen.  Wie  man  bei  der  gewöhnlichen  Obst- 
zucht in  einzelnen  Jahren  Misserndten  hat  und  auch 
hier  die  Bäume  leiden  können,  so  muss  es  natür- 
lich   mit    den    zarteren    Formenbäumen    noch    mehr 


235 


der  Fall  sein.  Im  Allgemeinen  hat  man  diese  aber 
weit  mehr  in  der  Gewalt,  sie  können  selbst  gegen 
ungünstige  Witterungs-Verhältnisse,  namentlich  ge- 
gen Frost,  mehr  geschützt  werden.  Allerdings  be- 
dürfen sie  einer  gi'össeren  Sorgfalt  und  Aufmerk- 
samkeit,  die  aber  auch  reichlich  belohnt  wird. 

Dass  es  Leute  gibt,  welche  deshalb  der  feinern 
Obstzucht  entgegen  sind,  weil  nur  der  Reichere 
den  Genuss  davon  habe  und  die  erlangten  Früchte 
nicht  auch  den  Armen  zu  Gute  kommen,  begreift 
man  nicht.  Aus  gleichen  Gründen  müsste  man  die 
feineren  Wollschafe  aus  unseren  W'irthschafteu  ent- 
fernen, denn  nur  die  Reichen  können  feineres  Tueh 
kaufen.  Der  Staat  gäbe  ferner  für  die  Anzucht 
edler  Pferde  umsonst  Prämien  aus,  denn  kein  Bauer 
kann  dergleichen  Pferde  kaufen,  kann  sie  auch  gar 
nicht  gebrauchen.  Man  verdammt  gar  oft  den  Luxus, 
bedenkt  aber  nicht,  dass  grade  dieser  den  armen 
Leuten  zu  Gute  kommt.  Man  überzeuge  sich  nur, 
wie  ^  iele  vom  Luxus  ernährt  werden,  abgesehen 
davon,  dass  der  Reiche  Gelegenheit  hat,  Geld  aus- 
zugeben,   was  doch  dem  Armen  auch  Vortheil  bringt. 

Nach  diesem,  im  Allgemeinen  über  die  Einfüh- 
rung der  feineren  Obstzucht  bei  uns  Gesagten,  sei 
es  erlaubt,  spezielle  Mittheilungen  über  die  in  Arend- 
see  zu  machen.  Ein  Besuch  bei  dem  Grafen  von 
Schlippenbach  vor  Kurzem,  um  von  den  dorti- 
gen Obstanlagen  Kenntniss  zu  nehmen,  gibt  uns 
die  Gelegenheit  dazu.  Arendsee  liegt,  wie  bereits 
bemerkt,  in  der  Uckermark,  und  zwar  in  der  Nähe 
der  Mecklenburg -Strelitz'schen  Grenze  und  nicht 
weit  von  Prenzlau,  wo  jetzt  die  Eisenbahn  von  Ber- 
lin nadi  Stralsund  vorbeiführt.  Das  Terrain  ist,  hier 
wenigstens,  hügelig,  wenn  auch  nicht  bergig.  Grü- 
nende Felder  und  üppige  Wiesen,  so  wie  Weiden, 
wechseln  mit  kleineren  Wäldern  oder  Hainen  ab. 
In  letzteren  liegen  in  der  Regel  die  Schlösser  der 
grossen  Grundbesitzer,  welche,  wie  im  nahen  Meck- 
lenburg, vorwaltend  vorhanden  sind.  Da  es  an  Was- 
ser nicht  fehlt,  sogar  grössere  und  kleinere  Seen 
vorhanden  sind,  f3o  gewinnt  das  im  Allgemeinen 
fruchtbare   Terrain   an   Abwechslung  und   Schönheit. 

Die  Schlösser  sind  meist  in  den  letzten  Jahren 
erbaut,  und  zwar  in  der  Regel  in  einem  Geschmaeke, 
wie  dieser  hauptsächlich  in  Schottland  beliebt  ist, 
und  liegen  meist  auf  Höhen,  so  däss  sie  einestheils 
oft  aus  weiter  Ferne  gesehen  werden  können,  an- 
derntheils  aber  auch  selbst  schöne  Aussicht  nach  der 
Fei'ne  darbieten.  So  gut  die  Lage  der  Schlösser 
im  Allgemeinen  gewählt  ist  und  so  reizend  in  der 
Regel  auch  die  Umgebungen  sind,  so  viel  ferner  die 
herrlichen  Buchen  und  Eichen,  aber  auch  der  son- 
stige Laubschmuck  darbieten,  so  vermissen  wir  doch 
leider  mehr  oder  minder  die  Hand  eines  Meisters 
in  der  Behandlung   des    dargebotenen  Stoßes.     Ein 


Fürst  Pückler  müsste  einmal  kommen,  um  den 
Bewohnern  die  schönsten  Punkte  in  der  Nähe  und 
Ferne  mehr  zur  Klarheit  zu  bringen,  um  selbst  den 
weiter  liegenden  Gehölzen  und  Bäumen  die  Kon- 
turen zu  geben,  wie  sie  am  Horizonte  am  Schön- 
sten, am  Lieblichsten  erscheinen.  Ein  Lenuö 
müsste  Bilder  mit  Rahmen  schaffen ,  damit  das 
Auge  nicht  unruhig  herumsuchen  muss,  um  einen 
Punkt  zu  finden,  auf  dem  es  selbst  ruhen  und  von 
dem  aus  es  mit  Ruhe  die  einzelnen  Schönheiten 
beschauen  könnte.  Wie  leid  tbat  es  uns  oft,  wenn 
wir  bei  dem  Besuche  einiger  grösserer  Grundbe- 
sitzer auf  ihren  Schlössern  grade  hübsche  Bilder, 
wie  fernliegoide  Wasserflächen  oder  sanfte  Hügel- 
reiheu  im  üppigsten  Grün  durch  vorstehende,  zak- 
kig- gewachsene  Bäume  oder  sonst  in  der  Aussicht 
zerrissen  vorfanden ,  wenn  man  prächtige  Rasen- 
flächen in  eine  Menge  Theile  zerlegt  und  so  zer- 
stückelt hatte.  Mau  hätte  manchmal,  gleich  dem 
kunstsinnigen  Prinzen  Karl  von  Preussen,  die 
Scheere  nehmen  mögen,  um  dem  spähenden  Auge 
Bahn  zu  brechen  und  störende  Zweige  wegzuneh- 
men. Wir  möchten  in  der  That  den  reicheren 
Grundbesitzern  in  der  Uckermark  rathen ,  den  rei- 
zenden Park  von  Glienicke  einmal  zu  besuchen,  um 
an  ihm  ein  Beispiel  zu  nehmen,  was  man  bei  gehö- 
riger Benutzung  des  Terrains   zu  schaffen  vermag. 

Dncli  mau  verzeihe  uns  diese  ästhetische  Ab- 
schweifung, wo  wir  grade  über  praktische  Gegen- 
stände berichten  wollten.  Es  versteht  sich  von 
selbst,  dass  die  Himmelsgegend,  von  woher  ungün- 
stige Witterung  kommt,  also  der  Norden  und  der 
Nordosten,  durch  eine  Mauer  abgesperrt  werden 
muss  und  nur  die  eine  Seite  derselben,  wo  den  gan- 
zen Tag  die  Sonne  ist,  benutzt  werden  kann.  So 
ist  es  auch  in  Arendsee.  Die  von  Osten  nach 
Westen  sich  ziehende  Mauer  hat  bei  einer  Höhe 
von  9  Fuss  eine  Länge  von  11(3  Ruthen.  Davon 
sind  32  Ruthen  mit  Wein  und  die  übrigen  84  Ru- 
theu mit  Spalier-Obstbäumen,  hauptsächlich  mit  Pfir- 
sichen, bepflanzt.  Von  den  letzteren  befinden  sich 
in  vollständig  ausgebildeten  Exemplaren  45  daselbst. 
Ausserdem  sind  16  Aprikosen-,  9  Birn-,  6  Kirsch- 
und  1  Schwarzes  Maulbeer-Spalier  vorhanden.  Der 
unter  der  untersten  Etage  der  Spalierbäume  befind- 
liche Raum  ist  dagegen  mit  16  in  Cordon  gezo- 
genen Aepfeln  (und  zwar  dem  Weissen  Kalvill)  be- 
pflanzt. Die  die  Kammern  bildenden,  rechtwinkehg 
von  der  Hauptmauer  gezogenen  Quermauern,  von 
denen  6:  40,  8  dagegen  60  Fuss  lang  sind,  be- 
sitzen bei  derselben  Höhe,  wie  die  Hauptmauer, 
eine  Gesammtläuge  von  60  Ruthen  und  sind  auf 
beiden  Seiten  mit  150  Birn-,  27  Pfirsich-,  15  Pflau- 
men-, 14  Aprikosen-  und  6  Kirsch -Spalieren  be- 
pflanzt. 

30* 


236 


Da  die  Kammern  dun-h  die  sie  umgebenden 
Mauern  eine  geschützte  Lage  haben,  welche  nur 
auf  der  Mittagsseite  offen  ist,  so  sind  selbige  theils 
als  Baumschule  zur  Erziehung  junger  Öpalierbäume 
zum  Verkauf  und  Selbstgebrauch,  theils  zur  An- 
zucht von  Gemüsen,  wie  Bohnen,  Gurken,  Cardy 
u.  a.  m.,    theils    zu    Erdbeer-Anpflanzungen  benutzt, 

2  derselben  jedoch  haben  eine  andere  Verwendung 
erhalten,  indem  daselbst  30  auf  Draht  gezogene 
Weinstöcke  ä  la  Thomery  angepflanzt  wurden.  Fer- 
ner hat  man  die  am  meisten  gegen  starke  Winde 
geschützt  -  hegende  Kammer  zur  Aufstellung  der 
Topfobst- Orangerie  benutzt.  Es  befinden  sich  in 
derselben  55  Pfirsich-,  40  Aprikosen-,  72  Birn-, 
15  Apfel-,  12  Pflaumen-  und  10  Kirsch-Bäumchen. 
Alle  sind  sie  pyramidenförmig  gezogen  und  haben 
jetzt  durchschnitthch  bei  einem  unteren  Durchmes- 
ser von  3  eine  Höhe  von  4  Fuss.  Sie  stehen  in 
12  Zoll  weiten  Töpfen,  welche  eingegraben  und  mit 
grossen  Abzugslöchern  versehen  sind.  Durch  diese 
dringen  während  des  Sommers  die  Wurzeln  in  den 
vorher  gut  präparirten  Untergrund.  Die  Nahrung 
in  den  Töpfen  genügt  nämlich  in  der  Regel  nicht, 
um  das  Wachsthum  der  ganzen  Bäume,  so  wie  die 
völlige  Ausbildung  der  Früchte,  zu  Stande  zu  brin- 
gen. Es  gewährt  in  mannigfacher  Hinsicht  einen 
grossen  Genuss,  einen  solchen  in  Blüthe  stehenden 
Baum  zu  sehen,  noch  mehr  aber,  wenn  er  reife 
Früchte  trägt.  Dergleichen  Bäumchen,  recht  sauber 
gereinigt,  zieren  eine  Tafel  ungemein;  ihre  Früchte 
laden  weit  mehr  ein,  als  wenn  sie  einer  noch  so 
schönen  Schale  oder  aucli  dem  reizendsten  Körb- 
chen aufgelegt  wären. 

Ausser  dieser  Hauptmauer  mit  den  Contre-Mauern 
und  den  von  beiden  gebildeten  Kammern  sind  noch 

3  besondere  Gärtchen  oder  Abtheilungen  vorhan- 
den, wo  Conti-e-Spaliere  angebracht  sind.  Eins  be- 
findet sich  auf  der  Südseite  vor  der  Wohnung  des 
Obergärtners  Wünne,  ist  also  auf  der  Nord-  und 
Westseite  gegen  starke  Winde  durch  Wohngebäude 
geschützt,  besitzt  bei  einem  Flächeninhalt  von  42 
Quadratruthen  die  Form  eines  Rechtecks  von  60  Fuss 
Länge  und  enthält  8  Birn-  und  7  Apfel -Spaliere, 
und  zwar  die  ersteren  zu  4,  die  letzteren  nur  zu 
2  Latten.  An  jedem  Birn  -  Spaliere  stehen  5  in 
einfacher  Palmettenform  gezogene  Bäume  und  ent- 
halten ein  Sortiment  von  40  der  edelsten  Sorten. 
Von  den  7  Apfel -SpaHeren  hat  jedes  18  Bäume 
und  zwar  2  derselben  den  Weissen  Kalvill,  2  den 
Gravensteiner,  während  die  3  übrigen  Spaliere  mit 
verschiedenen  Sorten,  und  zwar  solchen,  welche  auf 
den  allgemeinen  Versammlungen  deutscher  Pomo- 
logen  als  bestes  Tafelobst  empfohlen  sind,  bepflanzt 
wurden.  Obgleich  alle  in  Form  eines  „T"  gezo- 
genen   Apfelbäume    erst   seit    Frühjahr    im    vierten 


Jahre  stehen,  sind  die  Mehrzahl  derselben  doch 
schon  durch  Kopuliren  mit  einander  so  verwachsen, 
dass  ein  jedes  der  Spaliere  von  Anfang  bis  Ende 
eine  ziemlich  vollständige  doppelte  Guirlande  bildet. 
Die  auf  2  Seiten  den  Garten  begrenzenden  Ge- 
bäude sind  dagegen  mit  Wein  bepflanzt,  wo  der- 
selbe an  dem  nach  Süden  liegenden  ä  la  Thomery, 
an  dem  nach  Osten  liegenden  nach  Kecht'scher 
Methode  gezogen  ist. 

Die  hintere  Seite  eines  jeden  Birn  -  Spaliers  ist 
in  einer  Entfernung  von  6  Fuss  unter  sich  mit 
hochstämmigen  rcniontircnden  Rosen  bepflanzt,  wel- 
che durch  ihre  überragenden,  bis  in  den  Spätherbst 
reichlich  blühenden  Kronen  einen  prachtvollen  Blu- 
menflor gewähren.  Erwähnenswerth  in  diesem,  aus 
88  Sorten  bestehenden  Rosen-Sortimente  sind:  Mad. 
Rivers,  G^n^ral  Jacqu^minot,  Madame  R^camier, 
Franz  L,  Senator  Vaisse,  Kaiser  von  Marokko  und 
Trioniphe  de  Montrouge. 

Ein  zweiter  Garten  mit  Contre- Spalieren  liegt 
vor  dem  W^einhause  in  Form  eines  rechtwinkligen 
Dreiecks.  Er  ist  auf  der  Nordwestseite  geschützt 
durch  das  160  Fuss  lange  Weinhaus  und  auf  der 
Ostseite  durch  die  zum  Ueberwintern  der  Topf- 
Obstbäume  und  während  des  Sommers  zum  Ver- 
gnügen dienende  überbaute  Kegelbahn.  Beide  Ge- 
bäude sind  auf  den  nördlichen  Enden  durch  eine 
Mauer  verbunden,  welche  mit  zwei  Pfirsichbäumen 
bepflanzt  ist.  Dieser  Garten  hat  60  Quadratruthen 
Flächeninhalt  und  enthält  67  laufende  Ruthen  4-lat- 
tiger  BirnSpaliere  mit  64  in  einfacher  Palmettenform 
gezogenen  Bäumen,  61  laufende  Ruthen  2-lattiger 
Apfel -Spaliere  mit  230  in  einarmiger  CorcTonform 
gezogenen  Sorten,  20  Ruthen  5 -lattiger  Spaliere 
mit  6  Kirsch-  und  10  Pflaumenbäumen,  so  wie  end- 
lich 3|  Ruthen  2-lattiger  Spaliere  mit  16  in  ein- 
facher Cordonform  gezogenen   Stachelbeeren. 

Die  beiden  oben  erwähnten  Mauern  des  Weiu- 
hauses  und  der  Kegelbahn  sind  mit  36  Birn-,  6 
Aepfel-,  8  Kirsch-,  2  Aprikosen-,  2  Pfirsich-Bäumen 
und  endlicli  (die  Nordseite)  mit  6  Schattenmorellca 
bepflanzt.  Leider  waren  fast  alle  Bäume  in  diesem 
Garten  während  des  Winters  von  1860  zu  61  so 
weit  heruntergefroren,  als  der  Schnee  ihnen  nicht 
eine  schützende  Decke  geboten  hatte.  Sie  trieben 
indess  wieder  diclit  über  der  Erde  aus  und  stehen 
jetzt  von  Neuem  im  üppigsten  Wachsthume,  so  dasa 
viele  Birnen  schon  die  vierte  Etage  gebildet  haben, 
die  Aepfel-Spaliere  sogar  fast  alle  vollkommen  be- 
kleidet sind.  Auch  sieht  man  bereits  eine  Menge 
Bäume  durch  Einlegen  ihrer  Leittriebe  in  ihre  Nach- 
barn mit  diesen  verwachsen.  In  physiologischer  Hin- 
sicht sehr  interessant  war,  dass  ein  Kirschkordon, 
der  bereits  in  seinem  Ilauptstamme  abgestorben, 
mit  seiner  Spitze  aber    in    dem    nächsten  völlig  ge- 


237 


Sunden  Stamm  angeplattet  worden  war,  immer  noch 
daselbst  gi-ünte  und  weiter  vegetirte. 

Der  dritte  und  kleinste  dieser  3  Gärten  in  Ge- 
stalt eines  Rechtecks  enthält  nur  15  Quadratruthen 
Flächeninhalt  und  ist  auf  der  Ost-  und  Nordseite 
durch  eine  8  Ruthen  lange  Mauer,  auf  der  West- 
seite durch  Wohngebäude  und  durch  den  Stall 
eines   Gartenarbeiters  geschützt. 

Die  Contre-Spaliere  haben  in  ihm  ehie  Gesammt- 
länge  von  38  laufenden  Ruthen,  wovon  die  Spaliere 
10  Ruthen  Länge,  ö^'  Fuss  Höhe  haben,  aus  8  Lat- 
ten bestehen  und  mit  6  Aprikosen-  und  4  Pflaumen- 
Bäumen  bepflanzt  sind.  12  Ruthen  4-lattiger  Spa- 
liere sind  mit  12  in  einfacher  Palmettenform  gezo- 
genen Birn-Bäumen  und  16  Ruthen  2-lattiger  mit 
60  Aepfel-Bäumen  in  einarmiger  Kordonforra  ge- 
zogen, bepflanzt.  An  den  innern  Seiten  der  den 
Garten  umgebenden  Mauer  und  Gebäude  hat  man 
dagegen  vöUig  ausgebildete,  und  zwar  2  Pfirsich-, 
G  Aprikosen-  und  4  Birn -Bäume,  an  den  äusseren 
aber  auf  der  Ostseite  4  Bii-n-Bäume  und  auf  der 
Nordseite   4   Schattenmorellen  angebracht. 

Verschaflen  wir  nun  uns  nach  dieser  Auseinan- 
dersetzung einen  Ueberblick  über  sämmtliche  Spa- 
lier- und  Contre-Spalier-Obstbäume,  so  ergiebt  sich 
die  nicht  unbedeutende  Summe  von  76  Pfirsich-, 
44  Aprikosen-,  319  Bim-,  498  Aepfel-,  36  Kirsch-, 
29  Pflaumen-Bäumen,  16  Stachelbeeren  und  1  Maul- 
beerbaum, also  eine  Gesammtsumme  von  1019  Spa- 
lier-Obststämmen,  und  zwar  ohne  die,  welche  aus- 
serdem noch  an  Viehställen,  Gewächshäusern  und 
anderen  Gebäuden  angebracht  sind. 

Der  20  Morgen  grosse  Obstgarten  wurde  früher 
schon,  und  zwar  bereits  vor  23  Jahren,  angelegt.  Die 
sämmtlichen  Bäume  sind  gesund  und  kräftig,  ob- 
gleich theilweise  die  Pflaumen,  wie  bekannt,  in  den 
meisten  Gegenden,  so  auch  hier,  in  den  letzten 
Jahren  sehr  vom  Mehlthau  gelitten  haben.  Die 
Hälfte  der  20  Morgen  sind  mit  Pflaumen  (gröss- 
tentheils  der  gewöhnlichen  Bauernpflaume),  ungefähr 
ö  Morgen  mit  Aepfeln,  der  übrige  Thell  mit  Birnen 
und  die  beiden  Seiten  der  beiden  Hauptwege  mit 
einer  Reihe  Kirschen  bepflanzt.  Die  Bäume  stehen 
unter  sich  in  Entfernung  nach  allen  Selten  von  21 
Fuss  und   beträgt  ihre  Anzahl   1112. 

Eine  kleine  Stachelbeer-Anlage  von  in  Pyrami- 
denform gezogenen  Sträuchern  ist  noch  zu  erwäh- 
nen, um  so  mehr,  als  auf  diese  Art  und  Weise 
selbige  zu  ziehen  Empfehlung  verdient.  Durch  das 
regelmässige,  im  Frühjahre  oder  im  Herbste  vorzu- 
nehmende Zurückschneiden,  so  wie  durch  das  mehre 
Male  im  Sommer  wiederholte  Einstutzen  der  Garni- 
rungstriebe  bis  auf  6  oder  8  Augen  ist  der  Strauch 
genöthigt,  seinen  Saft  den  Früchten,  welche  nun 
näher  am  Stamme  und  ganz  nahe  an   den  Leittrie- 


ben sitzen,  reichlicher  zuzuführen,  als  wenn  diese 
weiter  auswärts  hängen.  Die  Früchte  werden  auf 
diese  Weise  weit  grösser  und  saftreicher.  Man  ern- 
tet von  einem  solchen  Strauche,  wenn  auch  nicht 
an  Zahl  der  Früchte,  doch  an  Mass  viel  mehr,  wie 
von  einem  auf  die  gewöhnliche  Weise  behandelten 
Strauche. 

Die  Anlage  ist  18  Quadratruthen  gross.  Die 
Sträucher  stehen  unter  sich  im  Quadrat  in  Entfer- 
nungen von  4  Fuss  und  sind  durchschnittlich  3^  Fuss 
hoch  bei  ihrem  unteren  Durchmesser  von  2^  Fuss. 
Ihre  Anzahl  beträgt   168. 

Nachdem  wir  die  grossartigen  Obst-Anlagen  im 
Freien  beschrieben  haben,  sei  es  uns  erlaubt,  auch 
derer  in  geschlossenen  Räumen,  aber  auch  der  übri- 
gen Gewächshäuser,  welche  für  die  Anzucht  von 
Pflanzen  und  Blumen  bestimmt  sind,  zu  gedenken. 
Wir  beginnen   mit  den  letzteren. 

1.  Ein  vor  drei  Jahren  gebautes  Orangeriehaus 
von  78  Fuss  Länge  und  24  Fuss  Tiefe  zur  Durch- 
winterung der  36  Orangenbäume;  diese  wurden 
errösstentheils  vor  nun  15  Jähen  als  nackte,  nur 
veredelte  Stämme  aus  Italien  bezogen  und  haben 
jetzt  durchschnittlich  eine  Krone  von  3  bis  4  Fuss 
Durchmesser.  Während  des  Sommers  werden  sie 
auf  den  Blumenparterren  vor  dem  gräflichen  Schlosse 
aufgestellt. 

2.  Ein  Kalthaus,  40  Fuss  lang  und  21  Fusa 
tief,  zur  Konservirung  verschiedener  Blüthensträu- 
cher,  welche  im  Sommer  ebenfalls  in's  Freie  kom- 
men. Es  sind  dieses  ausser  Azaleen,  Rhododendren 
und  Kamellien  noch  Polygalen,  Pimelien,  Chorize- 
men,  Acacien  u.  dgl.  m.  Wir  machen  dabei  auf 
ein  Interessantes  Exemplar  der  Leucophyta  Browuii, 
von  einem  Durchmesser  von  2  Fuss  bei  einer  Höhe 
von  2^  Fuss,  aufmerksam.  Sie  hatte  auf  einem 
Rasenstücke  im  Freien  eine  Anwendung  gefunden. 
Ihr  Silbergrau  nahm  sich  im  Gegensatz  zu  dem 
saftigen   Grün   des   Rasens   daselbst   reizend  aus. 

3.  Ein  Warmhaus  von  derselben  Grösse.  Darin 
befanden  sich  unter  Anderem  eine  Latania  borbo- 
nica  mit  einem  Durclimesser  von  9  Fuss,  ferner 
hübschgewachsene  Exemplare  der  Chamaedorea  Cas- 
periana,  der  Chamaerops  humilis  und  excelsa,  des 
Pandanus  odoratissimns,  der  Cordyline  superbiens 
(Dracaena  iudivisa  der  Gärten),  des  Cyanophyllum 
magnificum   und  assamicum   u.  s.  w. 

Auch  Pincenectien,  sehr  hübsche  Farne:  Ci- 
botium  Schiedei,  Didymochlaena  sinuata,  Gymno- 
gramme  Laucheana,  unbedingt  das  schönste  Gold- 
farn, u.  s.  w.,  nebst  einer  grossen  Sammlung  von  22 
Schiefblättern  oder  Begonien  und  einem  beträchtli- 
chen  Gloxinien-Sortimente,   waren   vorhanden. 

Die  beiden  letzteren  Häuser  mit  Satteldach  sind 
erst  vor  3  Jahren  erbaut.     Sie  liegen  mit  dem  einen 


238 


ihrer  Giebel  nach  Süden  und  stellen   eigentlich  nur 

2  Flügel  des  Orangeriehauses  dar.  Mit  diesem  hän- 
gen sie  auf  dessen  Südseite  zusammen  und  sind 
daselbst  nur  durch  aus  Glaswänden  bestehende  Flü- 
gelthüren  getrennt. 

4.  2  Ananashäuser  von  12  Fuss  Länge  entlial- 
ten  240  IS-monatliche  Pflanzen.  Es  werden  hier 
kultivirt:  Cayenne  lisse,  Cayenue  epiiieuse,  Montserre, 
Trinit^,  Comte  de  Paris,  Princesse  de  la  Eussie  und 
Nervosa  niaxima. 

5.  Das  Pfirsichhaus  zum  Treiben  ist  voriges 
Jahr  erbaut  und  bepflanzt.  Es  hat  20  Fuss  Länge. 
In  ihm  werden   &  Spaliere  an  Draht,    darüber  aber 

3  Weinstöcke  ä  la  Thomery  zur  Bekleidung  der 
Hinterwand  gezogen. 

6.  Das  Feigenhaus  hat  48  Fuss  Länge  und  24 
Fuss  Tiefe.  In  ihm  befinden  sich  jetzt  38  im  freien 
Grunde  stehende  Bäume,  wovon  die  vorderen  2 
Reihen  pyramidenförmig,  die  hinteren  2  aber  hoch- 
stämmig sind.  Die  endlich,  welche  die  Seitenwände 
und  den  untern  Theil  der  Hinterwand  bedecken, 
befinden  sich  am  Spalier.  Der  obere  Theil  der 
Hintei'wand  ist  wiederum  mit  AVein  a  la  Thomery 
bezogen.  Wir  erinnern  uns  nicht,  irgendwo  solche 
schöne  Feigenbäume,  und  zwar,  was  die  Vegetation 
sowohl  betraf,  als  auch  hinsichtlich  der  Fülle  und 
des  Ansehens  der  Früchte,  gefunden  zu  haben.  Die 
sonst  so  üblichen  kahlen  Stellen  am  Stamme  und 
den  Hauptästen  waren  dadurch  vermieden,  dass  al- 
lenthalben oberhalb  der  Stelle,  wo  Blätter  gesessen 
hatten  und  noch  schlafende  Augen  zu  vermuthen 
■waren,  man  Quer-,  und  dann  von  diesen  seitlich 
rechts  und  links  andere  Schnitte  bis  auf  den  Splint 
gemacht  hatte.  Allenthalben,  wo  dieses  geschehen, 
waren  die  schlafenden  Augen  noch  zur  Entwicke- 
lung  gekommen.  Diese  Erscheinung  ist  in  physio- 
logischer Hinsicht  ausserordentlich  wichtig,  da  man 
gewöhnlich  annimmt,  dass  nur  der  in  den  Blättern 
erst  assimilirbar  gemachte  Nahrungssaft  befähigt 
ist,  Neubildungen  hervorzurufen.  In  diesem  Falle 
muss  aber  der  zur  Entwickelung  des  Auges  zum 
Triebe  nöthige  Nahrungssaft  hauptsächlich  aus  der 
Erde  erst  entnommen  und  durch  die  Gefässe  zuge- 
führt sein.  Das  sogenannte  Leitauge  beim  Okuliren 
der  Rosen  u.  s.  w.  führt  ebenfalls  dem  eingeimpften 
Auge  direkt  aus  der  Erde  Nahrung  zu. 

7.  Ein  Weinbaus  von  160  Fuss  Länge  mit  40 
Weinstöcken  und  6  an  der  Hinterwaud  hochstäm- 
mig in  einfacher  Palmettenform  mit  3  Etagen  ge- 
zogenen Pfirsichbäumen.  Zur  Ergänzung  der  mit 
den  Jahren  schwach  werdenden  Stöcke  sind  ausser- 
halb andere  angepflanzt,  welche  dann  unter  der  ge- 
wölbten Vordermauer  durch  in  das  Haus  geleitet 
werden.  Der  Wein  wird  nicht  getrieben,  sondern 
nur    durch    Auflegen    der   Fenster    Ende    Februar, 


welche  dann  wiederum  im  Herbste  abgenommen 
werden,  erhält  er  einen  Vorsprang.  Man  ist  auf 
diese  Weise  auch  bei  ungünstiger  Witterung  seiner 
vollkommenen  Reife  gewiss.  Natürlich  wird  im 
Winter  der  Weinstock,  als  wenn  er  völlig  im 
Freien  wäre,  eingegraben,  d.  h.  so  viel  als  nöthig 
mit  Erde  bedeckt. 

Die  W^einstöcke  haben  seit  16  Jahren  stets  sehr 
gut  getragen,  die  Erträge  nahmen  jedoch  in  den 
letzten  Jahren  allmählig  ab.  Der  Boden  scheint 
demnach  trotz  des  Düngens  an  irgend  einem  Stoffe 
verarmt  zu  sein.  WahrscheinUch  fehlt  Kali,  was 
durch  die  gewöhnlichen  Dünger-Sorten  meist  nur  in 
unbedeutender  Menge  zugeführt  wird.  Es  wäre 
wohl  interessant,  den  Ursachen  nachzuforschen  und 
zunächst  eine  chemische  Analyse  des  Bodens  zu 
machen.  Vor  Allem  möchten  wir  rathen,  kalihaltige 
Düngerstoife  anzuwenden  und  dann  die  Erfolge  ab- 
zuwarten. 

Wir  erlauben  uns,  dabei  eines  anderen  ähnli- 
chen Weinhauses  zu  gedenken,  was  sich  in  der 
Nähe  von  Arcndsee,  in  Boizenburg  befindet.  Der 
dortige  Garten-Inspektor  Z  ander  besass  in  demsel- 
ben dreijährige  Weinstöcke,  die  auf  eine  W^eise  mit 
Trauben  besetzt  waren,  wie  wir  es  nur  selten  ge- 
sehen. Diese  ausserordentliche  Fruchtbarkeit  schreibt 
der  Garten-Inspektor  Zander  der  Luftdrainage  zu, 
welche  von  ihm  eingerichtet  ist.  Zu  diesem  Zwecke 
hat  er  sich  der  gewöhnlichen  Drainröhren  bedient, 
die  au  beiden  Enden  des  Hauses  und  in  der  Mitte 
durch  senkrecht  gestellte  Röhren  nach  aussen  mün- 
den. Durch  diese  3  Mündungen  wird  beständig 
ein  lebhafter  Luftzug  in  der  Erde  unterhalten.  Die 
Luft,  welche  von  aussen  eindringt,  ist  wärmer,  als 
die  in  der  Elrde,  treibt  diese  heraus  und  bringt 
ausserdem  noch  eine  Menge  Nahrungsstofle  mit, 
welche  von  den  überall  verzweigten  Wurzeln  auf- 
genommen werden.  So  ist  nämlich  unsere  Ansicht 
von  der   Wirkung  dieser  Luftdrainage. 

8.   Ein   Vermehrnngshaus  von   12  Fuss  Länge. 

Zur  leichteren  Beschaffung  des  Wassers  ist  vor 
2  Jahren  auch  eine  Wasserleitung  errichtet,  wo 
durch  Pferdekraft  das  Wasser  in  ein  auf  einem 
hochliegenden  Punkte  im  Obstgarten  gebautes  Bas- 
sin aus  dem  800  Fuss  weit  davon  in  der  bedeu- 
tenden Parkanlage  liegendem  Karpfenteiche  hinauf 
gepumpt  wird.  Von  hier  aus  kann  es  in  alle  Ge- 
wächshäuser, so  wie  ausserdem  durch  den  ganzen 
Obst-  und   Gemüsegarten,  geleitet  werden. 

Sämmtliche  Anlagen  befinden  sich  in  einem  sol- 
chen Zustande,  wie  man  immer  sieht,  wenn  der 
Besitzer  selbst  Interesse  und  Liebe  besitzt,  wie  es 
hier  im  hohen  Grade  der  Fall  ist.  Graf  Albert 
V.  Schlippenbach  bringt  einen  grossen  Theil  sei- 
ner Zelt   in    den    ihm    Heb  gewordenen  Anlagen  zu 


239 


und  ist  fortwährend  noch  bemüht,  ausgezeichnete 
Sorten  von  Obst  sich  zu  verschaffen.  Man  findet 
in  Arendsee  deshalb  nicht  allein  die  guten  Tafel- 
sorten, welche  von  Seiten  der  Pomologen  während 
der  4  Versammlungen  empfohlen  sind,  sondern  auch 
die,  welche  Andere  als  vorzüglicli  erprobt  haben. 
In  den  letzten  beiden  Jahren  hat  Lepfere  die  Obst- 
anlagen nicht  beaufsichtigt,  weil  ihm  dazu  die  Zeit 
fehlte.  Unter  seiner  Leitung  hatte  der  Obergärtner 
Wünne  die  Arbeiten  ausgeführt.  Mit  grosser  Lie- 
benswürdigkeit hatte  Lepfere  diesen  selbst  unter- 
richtet und  ihn  nach  und  nach  bei  dem  feineren 
Obstbau  in  die  Geheimnisse  der  Natur  eingeweiht, 
so  dass  Obergärtner  Wünne  jetzt  im  Stande  ist, 
alle  Arbeiten  selbständig  auszuführen.  Innig  freu- 
ten wir  uns,  zu  sehen,  wit  welcher  Liebe  der  an 
Jahren  ältere  Scliüler  fortwährend  an  seinem  Jün- 
gern Lehrer  hing  und  nur  mit  grosser  Dankbar- 
keit von  ihm  spracli.  Auch  Graf  v.  Schlippen- 
bach ist  von  Dank  durchdrungen.  Unter  solchen 
Umständen  hoflen  und  glauben  wir,  dass  die  Anla- 
gen der  feineren  Obstzucht  im  Nordosten  unseres 
Vaterlandes  auch  ferner  gedeihen  und  mit  der  Zeit 
noch  ganz  andere  Resvdtate  geben  werden,  als  man 
bis  jetzt  erreicht.  Die  ersten  Schwierigkeiten  sind 
bereits  überwunden.  Man  hat  den  klimatischen  und 
Boden- Verhältnissen  Rechnung  getragen  und  wird 
ferner  der  Obstbau  rationell,  nicht  niaschinenmässig, 
betreiben. 


Wredow's  Uarteiifteuiid. 

11.  Auflage. 
Von  H.  Gaerdt  luid  E.  Neide. 

Im  Jahre  1862  erschien  die  10.  Auflage  und 
jetzt  nach  2  Jahren  liegt  bereits  die  11.  Auflage 
vor  uns.  AVas  wir  in  der  Beurtheilung  der  10. 
Auflage  (s.  Wochenschr.  S.  87)  gesagt,  ist  auch 
sonst  anerkannt  worden.  Die  Auflage  ist  noch  ra- 
scher vergritten,  als  wir  selbst  vermutheten.  Haben 
wir  die  Kj.  Auflage  empfohlen,  so  können  wir  auch 
mit  gutem  Gewissen  die  11.  Auflage  empfehlen. 
Der  Gartenbau  nimmt  immer  mehr  überhand  und 
findet  selbst  in  den  untersten  Schichten  des  Volkes 
Anhänger,  am  meisten  jcdocii  bei  dem  Mittelstande. 
Für  diesen  ist  auch  das  vorhegende  Buch  geschrieben. 

Wesentliche  Abänderungen  enthält  es  niclit;  wir 
können  demnach  unseren  früheren  Empfehlungen 
nichts  Neues  hinzufügen.  Die  Verfasser  werden  es 
uns  daher  erlauben,  wenn  wir  dagegen  für  die 
nächste  Auflage  Einiges  zur  Beherzigung  geben; 
es  betrift't  dieses  auch  mehr  die  theoretische  Seite, 
als  die  praktische.     Heut'   zu  Tage  besitzt  man  im 


Allgemeinen,  vor  Allem  der  Mittelstand,  eine  ganz 
andere  Bildung,  als  früher;  der  Gärtner  hat  eben- 
falls seine  bedeutsame  Stellung  begriflen  und  steht 
nicht  mehr  auf  dem  alten  Standpunkte.  Eben  des- 
halb hätte  auch  in  der  neuen  Auflage  von  Wre- 
dow's Gartenfreund  zunächst  auf  die  theoretlsclie 
Einleitung  mehr  Sorgfalt  verwendet  werden  müssen. 
Was  da  gesagt  wird,  steht  nicht  im  Einklänge  mit 
den  Fortschritten,  welche  die  Wissenschaft  in  der 
neuesten  Zeit  gemacht  hat;  es  ist  nicht  richtig, 
nicht  wissenschaftlich,  mit  einem  Worte  veraltet. 
Demnach  ist  eine  ganz  neue  Verarbeitung  nothwen- 
dig.     Nur  einige  Beispiele: 

Wurzelfasern  und  Thauwurzeln  sind  keineswegs 
identisch.  Um  einfache  Zellen  zu  sehen,  braucht 
man  grade  kein  Mikroskop;  man  kann  sie  sehr 
häufig  mit  blossen  Augen  entscheiden.  Stengelver- 
ästelungen und  Blütlienstiele  sind  verschiedene  Be- 
griffe. Stocksprossen  sollen  dünne  langgestreckte 
Stengel  sein  und  zu  ihnen  die  Knollen  gehören. 
Weiter  werden  Stacheln  unausgebildete  Aeste  ge- 
nannt und  im  Holze  (einem  Geflechte)  soll  der 
Nahrungssaft  aufsteigen  u.  s.  w.  Das  Leben  der 
Pflanze  und  ihre  Ernährung  ist  für  den  Gärtner 
und  Laien  so  ausserordentlich  wichtig,  dass  diesem 
ein  ganz  besonderer  Abschnitt  hätte  gewidmet  wer- 
den müssen.  Wenn  gar  noch  bei  einer  ausgespro- 
chenen Ansicht  Lieb  ig  citirt  wird,  so  müsste  man 
doch  Alles  kennen,  was  dieser  geschrieben  hat  und 
nicht  nur  Brocken  aus  früherer  Zeit. 

Die  Gärtner  scheinen  uns  vor  Allem  berufen 
zu  sein,  auf  die  Wissenschaft  der  Pflanzen-Ernäli- 
rung  einen  bedeutenden  Einfluss  auszuüben.  Dazu 
ist  aber  allerdings  nothwendig,  dass  sie  sich  selbst 
etwas  mehr  heranbilden  und  nicht  glauben,  dass 
sie  schon  genug  wüssten  oder  gar  dass  die  Wissen- 
schaft dummes  Zeug  sei.  Grade  aus  dem  Gärtner- 
stande sind  in  der  neuesten  Zeit  2  unserer  bedeu- 
tendsten Botaniker  hervorgegangen.  Der  Gärtner 
oreht,  wenn  wir  uns  nocli  so  ausdrücken  dürfen, 
vielmehr  mit  dem  Leben  der  Pflanze  um;  von  frü- 
hem Morgen  bis  spät  zum  Abend  beobachtet  er 
und  lauscht  der  Natur  die  Geheimnisse  ab.  Er 
sieht  auch  deshalb  in  der  Praxis  weit  mehr,  als 
der  Botaniker.  Allerdings  ist  es  nothwendig,  dass 
der  Gärtner  sich  der  Sache  etwas  bewusst  ist  und 
nicht  gleich  einer  Maschine  oder  nach  einer  Art 
i  Instinkt  handelt.  Wo  der  Theoretiker  in  seinem 
Studienzimmer  etwas  gefunden  zu  haben  glaubt,  da 
muss  der  Praktiker  die  Richtigkeit  im  grossen  Le- 
ben nachweisen.  Der  Gärtner  soll  auch  ausserdem 
dem  Botaniker  vorarbeiten  und  die  Wege  zeigen, 
auf  denen   am  Leichtesten   zu  forschen    ist. 

Wir  haben  schon  früher  auf  einen  Umstand  in 
dem   Buche    aufmerksam    gemacht    und   glauben    im 


240 


Interesse  des  Ganzen  von  Neuem  darauf  hinzuwei- 
sen. Es  betrifft  dieses  die  alphabetische  Reihen- 
folge. Wir  gestehen  gern  zu,  dass  sie  die  be- 
quemste für  den  Verfasser  und  für  den  Leser  ist, 
aber  auch  diejenige,  welche  häufig  im  Stiche  lässt, 
und  gar  keine  Sicherheit  gibt.  Wo  jetzt  jede 
Pflanze  ihre  2,  3,  4  und  selbst  10  Namen  hat, 
kann  man  unmöglich  wissen,  welcher  in  dem  Ver- 
zeichnisse gewählt  ist.  In  der  Regel  wird  der 
Name  genommen,  der  am  meisten  im  Munde  der 
Leute  ist;  dieser  ist  aber  in  der  Regel  ein  falscher 
oder  ein  sogenannter  Gartenname.  Würde  man, 
wie  es  auch  Petzold  und  Kirchner  in  ihrem 
Arboretum  Muskaviense  gethan  haben,  die  systema- 
tische Reihenfolge  nehmen  und  gäbe  ein  gutes  al- 
phabetisches Verzeichniss  dazu,  so  würde  auch  der 
minder  Geübte  sich  rasch  lieraustinden  und  ausser- 
dem den  Vortheil  haben,  dass  er  sich  übt  und  et- 
was lernt.  Die  Herausgeber  des  Wredow'schen 
Gartenfreundes  fühlen  es  selbst,  indem  sie  in  Be- 
treff der  Koniferen,  Aroideen,  Palmen,  Orchideen, 
Gesneraceen  inkonsequent  werden  und  plötzlich  sy- 
stematische Zusammenstellungen   machen. 

Hätten  sie  dieses  beispielsweise  auch  mit  den 
Marantaceen  so  gemacht,  so  würden  sie  nicht  eine 
und  dieselbe  Pflanze  (Phryniuni  micans")  doppelt 
aufgeführt  haben  und  hätten  auch  nicht  Pflanzen, 
welche  die  Wissenschaft  einem  Genus  einreiht,  in 
3  verschiedene  Genera  gebracht.  Möchten  doch 
die  Herausgeber  dieses  einmal  für  die  nächste  Auf- 
lage überlegen! 


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Verlangen   zugesendet. 

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in  gesunden   Exemplaren  abzugeben : 

12,000    Exemplare    der    Livistona    chinensis 

(Latania  borbonica) ,    das    100:    10  —  12  Thlr, 

das   1000:    80—90  Thlr  in  schönen,  kräftigen, 

einjährigen    Pflanzen,    grössere    Exemplare    zu 

1—3  Thlr; 
2000    Exemplare    der    Chamaerops    humilis, 

einjährig,   das  100:    10  Thlr,   zweijährige  6  Sg. 

das   Exemplar,  grössere  bis   3  Thlr; 


1000  Stück   Cyclamen  le   sang  d'Arab.,    das 

Dutzend   6  Thlr;    eine    ausgezeichnete   Species, 

im  Winter   haben    dieselben    50  —  80  Blüthen 

gehabt  und   es  werden  nur  Knollen  2 — 3  Zoll 

stark   abgegeben ; 

Ficus  elastica,   das  Dutzend   3 — 5  Thlr; 

Kamellien,     starke   Pflanzen   und    gute    Sorten 

mit  grossen  Knospen,   das    100:   GO — lOOThlr. 

Reichhaltiges    Sortiment    von    Palmen,    Dra- 

caenen,   Yucca' s,   Panda nen,   ferner  die  neuesten 

Fuchsien,    frühblühende    Chrysanthemen,    Pe- 

largoiüen,    Odier'sche    und   Scharlach-,    englische 

und  französische,     endlich    das   Schönste,    was    man 

von    Phlox   decussata    besitzt,    im    Einzelnen,    so 

wie  auch  in  grösseren  Quantitäten  zu   den  soHdesten 

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zuzusenden. 

Gent,  im   Juli    1864. 

.    fouis  oan  ^outtc. 


Verlag  vou  Karl  Wiegandt  in  Berliu, 

Eommandanten-Strasse  No.  62. 


Druck  der  0.   Feister'  sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vereuies  zur  Beförderiiii!:;  des  (ilarteiibaues  in  den  KiWiisl.  Freussischeii  Staaten 


No.  31. 


für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur ; 
JPi'oiessoi-  I>r.  Karl  Kloch, 

Geaeral-Sekretair  des  Vereines. 

Berlin,  den   6.  August 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5,^  Thlr.,  sowohl   bei  Bezug  durch   den  Buchhandel .    als  auch   franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -üsterreicliischeu  Post- Vereines. 

Inhalt;  Drei  Blattpflanzen  des  Warmhauses  (Miconia  cha^todon  Naud.,  Phylldgathis  rotundifolia  Bl.  und  Spaerögyrie  latifolia 
Naud  ).  —  Revue  horticole.  Jahrgang  1863.  1864.  1.  Hälfte.  —  Bericht  über  die  Obstzucht  in  Kurhes,sen.  Eingesendet 
vom  Gartenbau-Verein  in  Kassel. 


Drei  ßlattpflanzen  des  Warmhauses 

(Miconia  chaetodon  Naud.,  Phyllagathis  rotundifolia  Bl. 
und  Sphaerögyne  latifolia  Naud.). 

Während  der  Fe.st-Ausstellung  des  Vereines  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Tagen  des  19. 
und  20.  Juni  nahmen  2  Blattjjflanzen:  Phyllagathis 
rotundifolia  Bl.  und  Sphaerögyne  latifolia  Naud., 
■wegen  ihrer  Schönheit  die  Aufmerksamkeit  der  ]5e- 
suchenden  in  Anspruch,  zumal  die  erstere  zugleich 
in  Blüthe  stand.  In  denselben  Gewächshäusern  des 
Kommerzienrathes  Reichenheim,  in  denen  die 
oben  genannten  Pflanzen  gezogen  waren,  blüht  aber 
schon  seit  längerer  Zeit  noch  eine  dritte  Pflanze 
aus  der  Familie  der  Melastomateen,  welche  ebenfalls 
unsere  Beachtung  verdient:  Miconia  chaetodon  Naud. 
Diese  3  Pflanzen  sind  zwar  erst  seit  Kurzem  bei 
uns  eingeführt,  den  Botanikern  aber  länger  bekannt. 
Wir  glauben  bei  Pflanzen  Liebhabern  und  Botani- 
kei'n  noch  mehr  Interesse  für  sie  zu  erwecken, 
wenn  wir  sie  einer  nähei-n  Beschreibung  unterwer- 
fen, zumal  sie  zum  Thell  keineswegs  genügend  und 
in  Uebereinstimmung  mit  unseren  Exemplaren  be- 
schrieben  sind. 

Miconia  chaetodon  Naud.  kommt  in  den  Gär- 
ten meist  als  Melastoma  und  Miconia  Lindenii 
vor;  es  ist  daher  wahrscheinlich,  dass  unter  dem 
leteteren  Namen  durch  Linden  selbst  zweierlei 
Pflanzen  ausgegeben  wurden,  von  denen  die  echte 
Pflanze  dieses  Namens  sich  durch  ganzrandige  Blät- 
ter   unterscheidet.      Ihre   Einführung    aus    der   süd- 


amerikanischen Republik  Venezuela  verdanken  wir 
dem  Direktor  Linden  in  Brüssel.  Sie  scheint  ziem- 
lich rasch  zu  wachsen,  wie  wohl  die  meisten  Mela- 
stomateen, und  verästelt  sich  zeitig.  Dadurch  dass 
die  Aeste  aber  ziemlich  wagerecht  abstehen,  nimmt 
die  Pflanze  viel  Raum  ein;  in  kleineren  Gewächs- 
häusern ist  sie  demnach  nicht  zu  gebrauchen.  Die 
Aeste  sind  rund  und  dicht  mit  einzelnen  und 
grade  stehenden  Haaren  besetzt.  Deren  Farbe  ist 
ein  schmutziges  Ochergelb,  was  aber  nach  dem 
oberen  Ende  allmählig  in  ein  freudiges  Spahngrün, 
eine  Farbe,  die  auch  die  grossen  Blätter  besitzen, 
übergeht.  Eigenthümlicli  sind  die  länglichen  und 
erhabenen  Flecken  von  brauner  Farbe,  welche  sich 
auf  der  ganzen  Epidermis  des  Hauptstengels  und 
seiner  Aeste  befinden. 

Die  auf  6  Zoll  langen  und  runden  Stielen  befind- 
lichen Blätter  stehen,  wie  bei  deu  allermeisten  Me- 
lastomateen, einander  gegenüber  und  haben  ausge- 
wachsen, bei  einer  Breite  von  10,  eine  Länge  von 
gegen  1.5  Zoll.  Auf  beiden  Flächen  sind  sie  mit 
einzelnen  Haaren  ebenfalls  dicht  besetzt,  doch  so, 
dass  die  auf  der  Oberfläche  vorherrschend  auf  klei- 
nen Erhabenheiten  innerhalb  der  kleinen  Felder, 
auf  der  Unterfläche  hingegen  grade  auf  deu  Adern, 
welche  die  Felder  einschliessen,  stehen.  Die  Ge- 
stalt ist  eiförmig-schwachherzförmig,  so  dass  an  ih- 
rer Basis  sich  2  abgerundete  Ohren  von  kaum 
^  Zoll  Durchmesser  befinden.  Der  Rand  ei'scheint 
unregelmässig  gezähnt,  doch  so,  dass  von  oben  da- 
rauf gesehen,  die  Zähne  weniger  deutlich  sind. 

31 


242 


Sehr  interessant  ist  die  Nervatur,  wenn  sie  r-ich 
auch  bei  den  meisten  Melastoniateen  auf  gleiche 
Weise  wiederholt.  Von  der  Basis  der  Blattfläche 
entspringen  nämlich  ausser  der  Mittelrippe  noch  auf 
jeder  Seite  3  und  selbst  4  Nerven,  die,  je  mehr  sie 
nach  aussen  liegen,  auch  in  einem  grössern  Bogen 
nach  aussen  gehen  und,  mit  Ausnahme  der  beiden 
innersten  an  der  Spitze  sich  mit  der  Mittelripp» 
vereinigenden,  sich  in  dem  Rande  verlieren.  Die  lau- 
gen Felder  zwischen  je  2  Längsuerveu  sind  durch 
35  bis  40  Queradern  wiederum  in  ebenso  viele, 
aber  nun  querliegende  kleinere  Felder  gethcilt.  Da- 
durch, dass  auch  diese  wiederum  dui'ch  zwischen 
den  Hauptadern  senkrecht  herabfallende  Nebenadern 
von  Neuem  in  noch  kleinere  Felder  getheilt  wer- 
den, entsteht  ein  regelmässiges  Netz.  Auf  der  Ober- 
fläche des  Blattes  treten  Nerven  und  Adern  nicht 
hervor,  wohl  aber,  und  zwar  auf  eine  sehr  bemerk- 
bai-e  Weise,  auf  der  Unterfläche.  Nach  dem  Ende 
der  Aeste  zu  nehmen  die  Blätter  an   Grösse  ab. 

Der  Blüthenstand  ist  eigenthümlich,  so  dass  er 
eine  nähere  Beschreibung  verdient.  Er  gehört  nach 
den  Ansichten  der  neueren  Botaniker  zu  den  Trug- 
dolden und  ist  gipfelständig.  An  seiner  Basis  wird 
er  von  2  mehr  in  die  Länge  gezogenen  und  klei- 
neren Blättern  umgeben.  Mit  diesen  abwechselnd 
befinden  sich  dicht  über  der  Insertion  auf  jeder 
Seite  zwei  übereinander  stehende  Blüthen,  von 
denen  die  untere  ganz  kurz,  die  obere  mehr  als 
noch  einmal  so  lang  gestielt  ist,  worauf  ein  ver- 
kürzter Ast  mit  5  strahlenförmig  von  dessen  Spitze 
ausgehenden  Blüthen  mit  kurzen  Stielen  folgt.  Zwi- 
schen diesen  beiden  Aesten  erhebt  sich  die  Achse 
des  Blüthenstandes  weiter  und  endigt  an  der  Spitze 
ebenfalls  mit  5  strahlenförmig,  aber  zu  denen  der 
beiden  Aeste  in  entgegengesetzter  Richtung  gestell- 
ten Blüthen,  während  an  der  Basis  derselben  auf 
beiden  Seiten  und  wiederum  in  derselben  Richtung 
ebenfalls  2  Blüthen  über  einander  stehen.  Auf 
diese  Weise  besteht  der  ganze  Blüthenstand  aus 
23  Blüthen. 

Die  Entfaltung  der  l^-  Zoll  im  Durchmesser 
haltenden  Blüthen  von  blendend-weisser  Farbe  ge- 
schieht nicht  auf  einmal,  sondern  in  der  Weise,  dass 
die  Gipfelblüthe  zuerst  erscheint.  Dann  kommen 
die  beiden  seitlichen  und  die  Gipfelblütlien  der  bei- 
den Aeste.  Sind  diese  im  Abblühen,  so  entfalten 
sich  von  den  beiden  an  der  Basis  der  beiden  Aeste 
stehenden  Blüthen  die  oberen,  worauf  von  den  bei- 
den Aesten  die  mittleren  aufblühen  werden.  Nun 
erst  kommen  von  den  beiden  Blüthen,  welche  den 
Gipfelast  an  der  Basis  begrenzen,  die  oberen  zum 
Vorscheii).  Sind  endlich  diese  im  Abblühen,  so  ist 
die  Reihe  an  den  beiden  untersten  Blüthen  des 
Gipfelaste?.      Es    folgen    die    untersten  Blüthen  der 


seitlichen  Aeste  und  von  denen,  welche  sich  an 
deren  Basis  befinden,  ebenfalls  die  untersten.  Wie 
es  scheint,  kommen  die  beiden  letzten  Blüthen, 
nämlich  die  untersten,  welche  sich  an  der  Basis  des 
Gipfclastes  befinden,  nur  selten  zur  Entwickelung 
und  schlagen  oft  schon  im  Entstehen  fehl.  Die  kur- 
zen Blüthenstiele  sind  am  obern  und  untern  Ende 
gegliedert  und  fallen,  nachdem  die  Blüthen  (in  un- 
seren Gewächshäusern)  oder  die  Früchte  abgewor- 
fen sind,   ebenfalls  ab. 

Einen  besonderen  Reiz  haben  die  Blüthen  noch 
dadurch,  dass  ihre  Farbe  sich  mit  dem  Verblühen 
in  eine  immer  dunkler-werdende  Fleischfarbe  umän- 
dert. Man  kann  demnach  au  einem  Blüthenstande 
alle  Nüancirungen  des  reinsten  W^eiss  bis  zur  dun- 
kelsten Fleischfarbe  finden.  Naudin  gibt  die  Blü- 
then mit  der  Fünfzahl  an.  Wir  haben  sie  nur  mit 
der  doppelten  Vierzahl  gesehen  (s.  Ann.  d.  sc.  nat. 
3.  ser.  T.  XVI,  p.  134). 

Der  hellgrüne  und  dicht-behaarte,  becherförmige 
Kelch  von  4  Linien  Durchmesser  und  mit  b^  Linie 
langer  Röhre  ist  etwas  dick  und  an  seinem  Rande 
mit  S  borstenförnn'gen,  wenig  abstehenden  Abschnit- 
ten versehen.  Zwischen  diesen  zieht  sich  eine  häu- 
tige Substanz  herum,  an  deren  Basis  die  8  in  der 
Knospe  etwas  gedrehten,  in  der  ofienen  Blume  aber 
elegant  znrückgebogeuen  Kronblätter  von  länglicher 
oder  umgekehrteirund  -  schwachspathelförmiger  Ge- 
stalt und  die  16  Staubgefässe  entspringen.  Die  letz- 
teren legen  sich  selbst  dem  obern  Theil  der  Krone 
auf  und  ihre  weissen  Fäden  gleichen  au  Länge  den 
aufrechten,  auf  der  einen  Seite  runzlichen  Beuteln 
mit  i'osafarbigem  Schein.  Die  letzteren  sind  meist 
am  oberen  Ende  etwas  gebogen  und  öflnen  sich 
an  der  Spitze  mit  einer  breiten,  runden  Oeft'nung. 
Der  jjvramidenförmige  und  4-fächrige  Frucht- 
knoten trägt  am  obern  Ende  eine  kurze  und  gekerbte 
Schale,  aus  der  der  dicke,  nach  oben  an  Umfang 
zunehmende  und  nach  unten  gebogene  GriffVl  sei- 
nen Ursprung  nimmt.  Dieser  besitzt  die  Länge 
der  Staubgefässe,  mit  denen  er  eine  entgegenge- 
setzte Richtung  einnimmt  und  sich  dem  unteren 
Theile  der  etwas  längeren  Krone  auflegt.  Die 
breite  Narbe  bildet  eine  etwas  zusammengedrückte 
Halbkugel.  Im  Fruchtknoten  befinden  sich  an  gros- 
sen mittelständigen  Placenten  sehr  viele  Eichen  in 
4  Fächern. 

W^ir  kommen  zur  zweiten  Blattpflanze:  Phyl- 
lilgathis  rotundifolia  Bl.  Von  dieser  höchst  in- 
teressanten Melastomatee  besitzen  wir  eine  ausführ- 
liche Beschreibung  und  auch  eine  ziemlich  gute 
Abbildung,  freilich  in  einem  holländischen  Werke, 
was  nur  Wenigen  zugänglich  sein  möchte,  (in  Kor- 
thals' Abhandlungen  über  die  Naturgeschichte  der 
niederländischen   übersee'schen  Besitzungen).    UebrI- 


243 


gens  hat  auch  der  Handelsgärtner  G  r  o  e  n  e  \v  e  g  e  n 
in  Amsterdam,  dem  wir  die  Einführung  dieser  in- 
teressanten Pflanze  vei-danken,  eine  Abbildung  von 
iiu-  anfertigen  lassen,  inn   sie   zu  vertheilen. 

Die  Pflanze  wächst  sehr  rasch  und  scheint  auch 
wegen  ihrer  leichten  Vermehrung  eine  Handels- 
pflanze werden  zu  wollen.  Man  muss  sich  nur 
wundern,  dass  Phyllägathis  rotundifolia  nicht 
schon  mehr  in  den  Gärten  der  Liebhaber  sich  be- 
findet. Obergärtner  Boese  thcilt  uns  darüber  mit, 
dass  sie  sich  deshalb  den  Begonien  anschlicssc.  Je- 
der Steckling  treibe  alsbald  Wurzeln.  Selbst  alle 
Theile  der  Blätter  sind  im  Stande,  Knospen  zu 
treiben.  Genannter  Gärtner  hatte  ein,  einen  halben 
Zoll  im  Durchmesser  enthaltendes  Stück  Blatt  her- 
ausgeschnitten und  grade  so  behandelt,  wie  man  es 
mit  Begonienblättern  zu  thun  pflegt.  Wir  machen 
um  so  mehr  auf  diese  Vermehrungsmethode  auf- 
merksam, als  sie  noch  gar  nicht  bekannt  zu  sein 
sciieint. 

Obwohl  Phyllägathis  rotundifolia  noch 
weit  grössere  Blätter  besitzt  und  diese  selbst,  wie 
wir  in  der  letzten  Ausstellung  des  Vereines  gese- 
hen haben,  eine  Länge  von  2,  und  einen  Breiten- 
Durchmesser  von  1<^-  Fuss  haben  können,  so  nimmt 
sie  doch  einen  im  Verhältniss  geringen  Kaum  ein. 
Sie  verästelt  sich  sehr  und  besitzt  ein  gedrängtes 
Wachsthum,  so  dass  die  gegenüberstehenden  Blät- 
ter rasch  auf  einanderfolgen  und  die  Internodien 
nur  eine  geringe  Länge  haben.  Da  der  Blüthen- 
stand  gipfelständig  ist  und  schon  erscheint,  wenn 
sich  kaum  2  und  3  Blattpaare  gebildet  haben,  so 
kommen  alsbald  aus  dem  Winkel  zweier  gegen- 
überstehender Blätter  die  Knospen  zur  Entwicke- 
lung  und  bringen  ebenfalls  rasch  an  der  Spitze 
wiederum  einen  Blüthenstand  hervor.  Bevor  sich 
die  Stengelglieder  gehörig  gestreckt  haben  und  der 
Blüthenstand  seine  vollständige  Entwickelung  er- 
langt hat,  fangen  schon  wieder  Knospen  an,  in  den 
Winkeln  zweier  Blätter  sich  zu  Aesten  heranzubil- 
den. Durch  diese  armförmige  Verästelung,  wobei 
das  Wachsthum  der  einzelnen  Aeate  an  der  Spitze 
durch  den  Blüthenstand  begrenzt  wird ,  erhält  die 
ganze  Pflanze  eine  gehörige  Breite.  Während  in 
der  Mitte  des  Hauptstammes  vielleicht  der  Blüthen- 
stand zur  Entfaltung  gelangt  ist,  haben  in  der  Regel 
schon  die  neuen  Blüthenstände  sich  angesetzt  und 
es  finden  sich  selbst  die  Anlagen  zu  neuen  Aesten 
(Achsen  dritter  Ordnung)  mit  neuen  Blüthenstän- 
den  an  der  Spitze  vor.  So  sieht  man  gewöhnlich 
Blüthen  in  allen  Stadien  der  Entwickelung,  ein 
Umstand,  der  gewiss  die  Pflanze  noch  besonders 
empfielilt.  Wahrscheinlich  muss  sie  zur  Kultur  oft 
erneuert  werden  und  wird,  je  älter  sie  ist,  auch 
um    so    schlechter.      Vielleicht    geht    sie,    wenn    sie 


eine  Zeit  lang  auf  die  oben  angegebene  Weise  ve- 
getirt  hat,  von  selbst  zu  Grunde.  Das  mag  die 
Ursache  sein,  warum  Korthals  die  Pflanze  eine 
Staude   nennt. 

Phyllägathis  rotundifolia  wurde  bereits 
von  Jack,  einem  im  Dienste  der  englischen  Kom- 
pagnie befindlichen  Chirurgen,  der  sich  durch  mehre 
botanische  Arbeiten  vortheilhaft  bekannt  gemacht 
hat,  auf  der  Liscl  Sumatra  entdeckt  und  als  Me- 
lästoma  rotundifolium  beschrieben.  Ob  aber 
diese  Pflanze  und  die  luiserige  wirklich  dieselben  sind, 
scheint  uns  manchmal  zweifelhaft  zu  sein,  da  bei 
der  Jack' sehen  die  Unterfläche  der  Blätter  mit 
rostfarbenen  Haaren  bedeckt  sein  soll.  Blume, 
der  zuerst  im  Jahre  1831  das  Genus  Phyllägathis 
(Flora,  14.  Jahrg.  S.  507)  aufstellte,  lässt  hingegen 
die  LTnterfläche  durch  rostfarbene  Pimkte  schilfrig 
(lepidota)  sein.  Nach  Korthals  ist  diese  aber  wie- 
derum A'öllig  unbehaart.  Die  uns  zu  Gebote  ste- 
hende Pflanze  ist  jedoch  an  den  Blattstielen,  auf  der 
Unterfläche  der  Blätter,  an  den  Deckblättern  und 
zum  Theil  an  den  Blüthen  mit  eigenthümlichen 
wasserhellen ,  kugelrunden  und  mit  einem  kurzen 
Stiel  versehenen  Drüschen  besetzt,  die,  so  reichlich 
sie  auch  in  der  Jugend  genannter  Organe  vorhan- 
den sind,  doch  allmählig  abfallen.  Wir  machen  auf 
die  sonderbaren  Drüschen ,  welche  an  die  beim 
Hopfen   erinnern,    besonders  Botaniker  aufmerksam. 

Eine  ausführliche  Beschreibung,  wie  wir  es  bei 
der  Miconia  chaötodon  gethan  haben,  halten  wir 
für  unuöthig,  da  sie  bereits  gegeben  ist.  Wir  möch- 
ten die  Phyllägathis  nur  noch  Pflanzenfreuuden,  die 
ein  Gewächshaus  haben,  empfehlen,  weil  die  schö- 
nen grossen  Blätter  eine  prächtige  dunkelgrüne  und 
zugleich  glänzende  Oberfläche  haben,  wie  wir  die- 
selbe sonst  nicht  häufig  bei  Pflanzen  finden. 

Auch  des  interessanten  Blüthenstandes  müssen 
wir  noch  ausführlich  gedenken,  zumal  wir  ihn  bei 
unserer  Pflanze  ebenfalls  wiederum  anders  gefunden 
haben,  als  er  sonst  angegeben  wird.  4 — 6  Zoll  er- 
hebt sich  nämlich  der  Stengel  noch  aus  dem  letz- 
ten Blattpaare  hervor,  bevor  der  gedrängte  Blü- 
thenstand mit  den  violetten  Blumen,  in  denen  die 
gelben  Staubbeutel  sich  reizend  ausnehmen,  beginnt. 
Genau  im  Scheitel  befinden  sich  einige  30  kurzge- 
stielte Blüthen  und  werden  durch  4  Blüthenköpfe, 
welche  von  grossen  Deckblättern  eingeschlossen  sind, 
umgeben.  Es  sind  diese  4  Blüthenköpfe  eigentlich 
axilläre  Blüthenstände,  wo  nur  die  zu  grösseren 
Deckblättern  umgewandelten  beiden  Paare  von 
Laubblättern  rasch  auf  einander  folgen  und  die 
Stengelglieder  sich  gar   nicht  entwickelt  haben. 

Schliesslich  bleibt  uns  noch  übrig,  die  letzte 
Blattpflanze  zu  besprechen.  Vor  mehrern  Jahren 
haben    wir    durch    Linden     in    Brüssel    eine    Art 

31* 


244 


kennen  gelernt,  welche  mit  Recht  allgemeines  Auf- 
sehen machte  und  hei  allen  Ausstellungen  äev  ver- 
schiedensten Länder  Preise  erhielt.  Es  war  dieses 
Cvanophyllum  magnificum,  welches  wohl  ihren  Bei- 
namen verdient  und  früher  schou  mehrmals  von 
uns  besprochen  wurde.  Die  übrigen  Arten  dieses 
Geschlechtes,  welche  man  später  eingeführt  hat,  von 
welchen  aber  einige  nicht  dazu  gehören  möchten, 
stehen  an   Schönheit  weit  nach. 

Dagegen  haben  wir  in  den  letzten  Jahren  eine 
andere  Melastomatee  aus  der  Republik  Venezuela 
durch  Linden  erhalten,  welche  denselben  ornamen- 
talen Wertli  besitzt  und  Liebliaberu  nicht  genug 
empfohlen  werden  kann.  Wir  haben  olmlängst  die 
Sphaerögyne  latifolia  Naud.  in  derselben  Fest- 
Ausstellung  des  Vereines  zur  IJeförderung  des  Gar- 
tenbaues, wo  auch  in  gleich  stattlicliem  Exemplare 
Phyllägathis  rotundifolia  Bl.  vorhanden  war, 
wieder  durch  den  Obergärtner  des  Kommerzien- 
rathes  Reichenheim,  Boese,  ausgestellt  gesehen. 
Die  Blätter  hatten  eine  Länge  von  2S,  und  in  der 
Mitte  einen  Breitendurchmesser  von  18  Zoll.  Die 
Pflanze  stand  leider  nicht  in  Blüthe. 

Gleich  der  Phvlhigathis,  der  das  Genus  Sphae- 
rögyne nahe  steht,  wird  auch  diese  Pflanze  ein 
Kraut  genannt.  Sphaerögyne  latifolia  wächst 
nicht  so  gedrängt,  als  die  vorige  und  scheint  in 
dieser  Hinsicht  mehr  dem  Cyanophyllum  zu  ähneln. 
Wahrscheinlich  ist  aber  die  Art  und  Weise  des 
Blüheus  dieselbe,  denn  Naud  in,  dem  wir  eine 
ausführliclie  Beschreibung  (Ann.  d.  sc.  natur.  3.  ser. 
T.  XV,  p.  331)  verdanken,  besehreibt  den  Blüthen- 
stand  gipfelständig  und  lässt  ihn  eine  mehr  oder 
weniger  gedrängte  Rispe,  mit  wunderschönen  rosa- 
farbenen Blüthen   dicht  besetzt,   sein. 

Sphaerögyne  latifolia  steht  dem  Cyano- 
phyllum magnificum  so  nahe,  dass  weniger  Ge- 
übte beide  Pflanzen  leicht  mit  einander  verwechseln 
könnten.  Die  letztere  hat  aber  auf  der  Oberfläche 
der  Blätter  eine  dunklere,  etwas  sammetartige  Farbe, 
während  sie  hier  heller  erscheint.  Während  ferner 
die  Lnterfläche  bei  Cyanophyllum  magnificum 
ein  violettes  Braunroth  besitzt,  erscheint  die  Farbe 
hier  zart-rosaroth.  Diese  Farbe  tritt  besonders  an- 
genehm hervor,  wenn  man  die  Pflanze  so  stellt, 
dass  die  Unterflächen  sich  den  Augen  präsentiren 
und  das  Licht  etwas  durchfällt.  Dieser  rosenrothe 
Schein  hat  in  diesem  Falle  einen  wahrhaft  magi- 
schen Reiz.  Es  kommt  noch  dazu,  dass  die  eigen- 
thümliche  Nervatur  und  Adcrung,  die  sehr  ähnlich 
der  ist,  wie  wir  sie  bei  Mlconia  chaötodon  nä- 
her bezeichnet  haben,  deutlicher  hervortritt. 

Es  bleibt  uns  schliesslich  noch  übrig,  einige 
Worte  über  die  Namen  der  3  Pflanzen  zu  sagen. 
Miconia  wurde  zu  Ehren  eines  Barzellonaer  Arz- 


tes, eines  Zeitgenossen  Dalechamps',  der  in  der 
ersten  Hälfte  des  IG.  Jahrhundertes  lebte,  von  Ruiz 
und  Pavon,  den  Verfassern  einer  Flora  Perus  und 
Chili's,  genannt.  Ueber  Phyllägathis  sagt  Blume, 
der  den  Namen  gegeben,  nichts.  Wahrsclieinlich 
verglich  er  seine  Pflanze  mit  der  Agatiiis  loranthi- 
folia,  d.  i.  Dammara  orientalis,  einer  breitblättrigea 
Konifere,  und  nannte  sie  Phyllägathis,  d.  h.  wo  der 
gedrängte,  zapfenartige  Blüthenstand  (agathis,  ein 
Knäuel)  nicht  mit  schuppenförmigen,  sondern  mit 
blattartigen  Organen  (phyllou,  das  Blatt)  versehen 
ist.  Den  Namen  Sphaerögyne  endlich  hat  Nau- 
din  gegeben,  weil  die  Narbe  (gyne,  eigentlich  der 
ganze  Stempel)  die  Gestalt  einer  Kugel  (sphaera) 
besitzt. 


Revue  horticole. 

Jahrfrauj;   1863.   18G4.     1.  Hälfte. 

Wir  sind  leider  bisher  durch  die  reichlich  uns 
zur  Verfügiuig  gestellten  Materialien  abgehalten  wor- 
den ,  Berichte  über  auswärtige  Literatur  imd  vor 
Allem  über  die  in  den  uns  regelmässig  zukommen- 
den Zeitschriften  abgebildeten  neueren  und  zu  em- 
pfehlenden Pflanzen  zu  bringen ;  wir  ergreifen  dem- 
nach jetzt  die  Gelegenheit,  imi  das  Versäumte  eini- 
germassen  nachzuholen.  Wir  beginnen  mit  der  Re- 
vue horticole,  deren  ganzer  voriger  Jahrgang  uns 
nebst  den  in  diesem  Jahre  erschienenen  Heften  vor- 
hegt. Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  sie  eins  der 
wenigen  gärtnerischen  Journale  ist,  welche  gut  re- 
digirt  werden.  Man  findet  in  ihm  reichlichen  StoiF 
und  diesen  in  angenehmer  Abwechslung.  Alle  Theile 
der  umfassenden  Gärtnerei  sind  gleichmässig  ver- 
treten und  haben  in  der  Regel  eine  wissenschaft- 
liche Unterlage.  Niu-  die  Nomenklatur  lässt  Man- 
ches zu  wünschen  übrig.  Einige  Bearbeiter  machen 
es  sich  in  der  Regel  etwas  sehr  leicht  und  führen 
Pflanzen  an,  von  denen  sie  annehmen,  dass  sie  neu 
sind  oder  richtige  Namen  haben.  Ob  nicht,  beson- 
ders in  der  ausländischen  Literatur,  scjion  etwas 
darüber  veröflentllcht  ist,  kümmert  sie  nicht.  Da- 
durch wird  aber  die  Nomenklatur  erschwert.  Namen, 
welche  nur  In  Verzeichnissen  aufgeführt  sind,  haben 
keine  Berechtigung.  Man  hätte  bei  mehr  Sorgfalt 
und  mehr  Kritik  manchen  Irrthum  vermeiden  kön- 
nen. Manches  nicht  als  etwas  Neues  gebracht,  was 
bereits  ausführlich  an  anderen  Stellen  besprochen 
wurde.  Wir  werden  leider  auch  dieses  Mal  wie- 
derum Gelegenheit  haben,  dergleichen  Oberflächlich- 
keiten zu  rügen.  In  einer  Zeitschrift,  wie  die  Re- 
vue horticole  darstellt  und  an  der  so  tüchtige  Män- 
ner arbeiten,    dürfen    dergleichen   Dinge    nicht   vor- 


245 


kommeD.  Wer  Artikel  darin  liefert,  muss  mit  sei- 
nem Gegenstände  auch  vertraut  sein  nnd  vor  Allem 
seine  Literatur  kennen. 

Der  Pomologie  und  der  Obstzucht  wird  in  der 
Revue  horticole  mit  Recht  besondere  Aufmerksam- 
keit zugewendet;  ihre  Bedeutung  hat  mau  endlich 
auch  bei  uns  erkannt.  Eine  Anzahl  alter  und  neuer 
Früchte  sind  darin  abgebildet.  Wir  beginnen  mit 
den  Aepfeln.  Da  finden  wir  denn  zunächst  zu 
Seite  271  des  Jahrganges  1863  unsere  beliebte 
Winter-Goldparmäne  bildlich  dargestellt.  Der 
Apfel  verdient  jede  Empfehlung  und  hat  auch  in 
Deutschland  bereits  länger  eine  allgemeinere  Ver- 
breitung gefunden.  Zu  Seite  231  ist  dagegen 
Knoop's  Rosenapfel  abgebildet.  Es  ist  dieses 
der  platte  Rosenapfel,  den  Christ,  Diel  und  Ditt- 
rich  schon  ausführlich  beschrieben  haben  und  der 
sich  von  dem  französischen  Rosenapfel  nur  wenig 
unterscheidet.  Dass  er  in  Frankreich  nicht  beschrie- 
ben ist,  mag  darin  seinen  Grund  haben,  dass  die 
Franzosen  den  Aepfeln  bis  jetzt  wenig  Aufmerk- 
samkeit zuwendeten.  Neben  diesem  ist  aber  noch 
ein  Pomme  rose  de  jaune  de  la  Sarthe  von 
reingelber  Farbe  dargestellt,  der  Empfehlung  ver- 
dient. In  Grösse  und  Form  gleicht  er  dem  ge- 
wöhnlichen Rosenapfel.  Die  Zweige  werden  sehr 
lang  und  hängen,  wenn  die  Früchte  reif  sind,  ge- 
wöhnlieh über,  was  dem  Baume  ein  eigenthümliches 
Ansehen  gibt.  Sonst  wächst  dieser  sehr  kräftig  und 
scheint  auch  zeitig  zu  tragen.  Einen  Vortheil  bie- 
tet er  durch  sein  spätes  Blühen,  da  dieses  selbst  in 
Paris  erst  in  der  ersten  Hälfte  des  Monates  Mai 
geschieht.  Der  ziemlich  rundliche  Apfel  hat  eine 
Höhe  von  2i  und  einen  Durchmesser  von  3  Zoll. 
Seine  schöne  gelbe  Farbe  wird  durch  feine,  weisse 
Punkte  unterbrochen.  Er  scheint  schon  längst  in 
Frankreich,  besonders  in  der  Touraine,  wo  man 
ihn  Pomme  d'argent  nennt,  und  in  der  Maine,  wo 
er  wiederum  Pomme  de  jaune  heisst,  kultivirt  wor- 
den zu   sein.      Er  ist  ein  Apfel  ersten   Ranges. 

Ein  vierter  Apfel  ist  der  bekannte  Schwarze 
Anisapfel,  Schwarzer  Borsdorfcr,  Api  noir,  der 
seines  schönen  Ansehens  halber,  zumal  stets  mehre 
Früchte  dicht  zusammensitzen,  bei  uns  viel  in 
Töpfen  kultivirt  wird.  Abgebildet  ist  er  zu  Seite 
11    vom  Jahrgang    1864. 

Birnen  sind  7  bildlich  dargestellt  und  zwar  zu- 
nächst im  Jahrgange  1863:  Poire  Jules  d'Airo- 
les.  Sie  ist  eine  ausgezeichnete  Bntterbirn,  deren 
Gestalt  sich  nicht  gleich  bleibt.  Bei  einer  Länge 
von  beinahe  34,  besitzt  sie  einen  Durchmesser  von 
3  Zoll.  Wenn  sie  lagerreif  ist,  was  im  November 
und  Dezember  geschieht,  hat  sie  ein  hübsches  An- 
sehen, indem  die  orangenfarbene  Oberfläche  auf  der 
einen   Seite    so   dicht  mit  cochenillfarbigeu  Punkten 


und  kleinen  Flecken  besetzt  ist,  dass  diese  in  einan- 
der übergehen.  Die  Birn  wurde  von  L^on  Lo- 
dere aus  Laval  schon  im  Jahre  1836  gezüchtet, 
trug  aber  erst  1852  Früchte.  Durch  den  Baum- 
schulbesitzer Hutin  in  Laval  kam  sie  erst  vor 
Kurzem  in  den  Handel.  AVir  besitzen  übrigens  eine 
zweite  Frucht  d,  N.,  welche  in  Jodoigne  durch  H. 
Gr^goire  gezüchtet  wurde. 

Poire  Beurr^  Jalais  (zu  Seite  331)  wurde 
1848  vom  Baumschulbesitzer  Jalais  in  Nantes  ge- 
züchtet und  gehört  wohl  zu  den  besten  Birnen  der 
Neuzeit.  Das  Fleisch  ist  gelblich  und  hat  einen 
sehr  angenehmen,  süsslichen  und  sehr  gewürzhaften 
Geschmack.  Durchmesser  und  Höhe  betragen  3  Zoll. 
Die  gelbe  Oberfläche  ist  zum  grossen  Theil  mit 
später  meist  zusammenhängenden  und  rostfarbenen 
Flecken  bedeckt.  Lagerreif  ist  die  Frucht  schon 
im   Oktober. 

Poire  Doat  (zu  Seite  371)  ist  dagegen  mehr 
in  die  Länge  gezogen  inid  besitzt  bei  einer  Länge 
von  fast  3i,  nur  einen  Durchmesser  von  2^  Zoll. 
Die  gelbgrnue,  mit  rostfarbenen  Punkten  besetzte 
Oberfläche  wird  allmählig  In  der  2.  Hälfte  des  Sep- 
tembers goldgelb  imd  schHesst  ein  gelbliches  Fleisch 
von  angenehmen  aromatischem  Geschmacke  ein.  Soll 
der  Baimi  gut  tragen ,  muss  er  kurz  geschnitten 
werden.  Eingeführt  wurde  die  Frucht  durch  den 
Gärtner  B^teille  in  Toulouse,  der  sie  von  einem 
gewissen   Doat  im   Departement  Gers  erhielt. 

Noch  länger,  nämlich  bei  einem  Durchmesser 
von  3|  bis  4  Zoll  lang,  und  ebenso  gefärbt,  als  die 
vorige,  nur  mehr  grün  bleibend,  ist  Poire  Cha- 
maret  (zu  Seite  411).  Sie  wurde  ebenfalls  durch 
L^on  Lodere  in  Laval  gezüchtet  und  kam  durch 
dessen  Gärtner  Hntin,  der  später  die  Baumschulen 
selbstständig  acquerirte,  in  den  Handel.  Sie  ist  im 
Oktober  essbar  und  hat  ein  schmelzendes,  von  Saft 
strotzendes  Fleisch. 

Poire  Chaigneau  (zu  Seite  31)  ähnelt  wiede- 
rum mehr  der  Beurre  Jalais,  da  sie  bei  einer  Höhe 
von  3,  einen  Durchmesser  von  über  3^  Zoll  ent- 
hält. Sie  wurde  wiederum  von  Jalais  in  Nantes 
gezüchtet  und  steht  an  Güte  dieser  nicht  nach. 
Das  schmelzende  Fleisch  ist  aber  weisslich  und  die 
Haut  besitzt  eine  grünliche  Farbe.  Interessant  da- 
bei ist,  dass  Jalais  zu  gleicher  Zeit  und  nur  in 
einem  Zwischenräume  von  3  Jahren  ziemlich  die- 
selbe Frucht  zwei  Mal  erzog. 

In  der  1.  Hälfte  des  Jahrganges  1864  sind  ab- 
gebildet: Poire  Roux  Carcas  (Seite  91),  eine 
vorzügliche  Beigamotte,  welche  alle  Jahre  in  reich- 
lichstem Masse  trägt.  Sie  hat  mittlere  Grösse  und 
schliesst  ein  saftiges,  augenehm  schmeckendes  und 
gelbliches  Fleisch  ein,  während  die  ganz  glatte 
Haut  eine  gelblich-grünliche,  hier  und   da  ins  Roth- 


246 


liehe  gehende  Farbe   besitzt.      Sie  ist  eine   der  vor- 
züglichsten kSommert'rüchte. 

Poire  Fortun^e  Boisselot  (zu  Seite  131) 
scheint,  da  die  Früchte  ziemlich  fest  hängen,  anch 
als  Hochstamm  eine  Zukunft  zu  haben.  Bei  3  Zoll 
Durchmesser  hat  sie  eine  Höhe  von  3ä  Zoll.  Ihre 
dunkelgrüne  Oberfläche  fühlt  sich  rauh  an  und 
schliesst  ein  gelbliches,  feines  und  sehr  schmelzen- 
des Fleisch  von  angenehmen  Geschmacke  ein.  Ge- 
züchtet wurde  sie  von  Boisselot  in  Nantes  aus 
Samen  der  Glücksbirn    (Poire  Fortun^e). 

In  demselben  Jahrgange  1864  ist  auch  eine 
Nektarine  abgebildet  (zu  Seite  50),  die  der  oben 
erwähnte  Baiimschulbesitzer  Jalais  aus  Samen  ge- 
züchtet hat  und  deshalb  den  Namen  Brugnou 
Jalais  erhalten  hat.  Bei  uns  liebt  mau  überhaupt 
nicht  NektarLnen  oder  glatte  Pfirsiche;  wir  bezwei- 
feln aber  auch  ausserdem,  dass  diese  besonders  gute 
Eigenschaften  besitzt. 

Von  Weintrauben  finden  wir  im  Jahrgange 
1863  abgebildet:  Ghasselas  panach^  (zu  Seite 
71),  einen  gewöhnlichen  Gutedel,  wo  einige  Beeren 
eine  gelbe  Farbe  haben.  Ist  diese  aber  weiss,  so 
nennt  man  ihn  Ghasselas  suisse.  Die  Sultanieh- 
Traube  ist  Seite  291  beschrieben  und  abgebildet. 
Es  ist  dieses  auch  eine  bei  uns  bekannte  Traube 
mit  verhältnissmässig  kleineren,  gelben  Beeren,  in 
denen  keine  Kerne  entwickelt  sind  und  die  sehr 
angenehm  schmecken.  Wir  haben  sie  bisweilen 
über  Triest  aus  Griechenland  in  Form  kleiner  Ro- 
sinen erhalten.  In  allen  grösseren  Städten  des 
Orientes,  namentlich  in  Konstautinopel,  werden  sie 
getrocknet  feil  geboten.  In  Kultur  haben  wir  bei 
uns  diese  Traube  nicht  gesehen. 

Als  Kaisin  Prunella  hat  man,  wie  es  scheint, 
eine  uordamerikanische,  aus  Vitis  Labrusca  gezogene 
Sorte  abgebildet.  Bekanntlich  werden  derlei  Sorten 
in  Amerika  sehr  viel  unter  den  Namen  Catawba 
und  Isabella  gezogen,  um  Wein  daraus  zu  bereiten; 
sie  haben  auch  in  Deutschland  eine  Verbreitung 
gefunden.  Bei  uns  sind  beide  nur  Tafeltrauben, 
welche  wegen  ihres  eigeijthümlichen  Moschus-  oder 
Muskat -Geschmackes  von  Vielen  geliebt  werden. 
Von  vorzüglicher  Qualität  und  ebenfalls  mit  solchen 
grossen  Beeren  von  dunkeler  blauer  Farbe  haben 
wir  diese  Sorten  auf  der  Südküste  der  Krim  gese- 
hen. Wegen  ihres  festen  Fleisches  halten  sich  die 
nordamerikanischen  Sorten  abgeschnitten  sehr  gut 
und  lange  Zeit. 

Eaisin  gros  de  Candolle  (zu  Seite  211  des 
Jahrg.  1864)  ist  eine  reichtragende  Sorte,  wo  die 
roth-bräunlichen  Trauben  lange  am  Stocke  hängen 
können.  Da  sie  aber  keineswegs  im  Geschmacke 
ersten  Hanges  sind  und  ausserdem  selbst  im  Klima 
von   Paris   nicht   im    Freien    gedeihen,    so    verdient 


die  Sorte  für  uns  in  Deutschland  gewiss  keine  Em- 
pfehlung. 

Von  Mortillet  befindet  sich  Seite  448  eine 
interessante  Abhandlung  niit  Illustrationen  über  den 
Nussbaum  und  über  seine  Kultur  im  Departement 
der  Isfere  (in  der  Dauphind),  wo  man  mehre  Ab- 
arten, theils  um  Oel  daraus  zu  pressen,  theils  zum 
Genuss  kultivirt.  Es  möchte  auch  für  uns  von  In- 
teresse sein,  diese  kennen  zu  lernen.  Interessant 
ist  es,  dass  grade  die  Nüsse,  welche  viel  Oel  haben, 
wenisrer  fein  im  Gesclmiacke  sind,  während  die  an- 
genehm  schmeckenden  weniger  Oel  besitzen.  Zur 
Bereitung  des  Oeles  dienen:  die  St.  Johanns 
Nuss,  (Noix  St.  Jean),  so  genannt,  weil  der  Baum 
sehr  spät  ausschlägt,  inid  die  Chabert's  Nuss. 
Diese  bei  uns  nicht  bekannte  Nuss  ist  klein  und 
mehr  in  die  Länge  gezogen.  Der  Baum  schlägt 
ebenfalls  sehr  spät   aus  und  trägt  ungemein  reich. 

Zum  Essen  dient  zunächst  die  Pariser  Wallnuss 
(Noix  Parisienne),  welche  keineswegs  aus  der  Um- 
gegend von  Paris  stammt  und  wahrscheinlich  des- 
halb diesen  Namen  erhalten  hat,  weil  sie  in  jegli- 
cher Hinsicht  vorzüglich  ist.  Sie  ist  gross,  etwas 
länger  als  breit,  oben  und  unten  aber  gleich  dick. 
Franquet's  Nuss,  vor  60  Jahren  durch  Fran- 
quet  in  der  Nähe  von  Notre  dame  de  l'Osier  ent- 
deckt, ist  länger  und  läuft  etwas  spitz  zu.  Ma- 
yette's  Nuss  hat  stets  grosse  Höcker  in  der  Nähe 
der  Naht  an  der  Basis  und  besitzt  oben  eine  Spitze. 

Nüsse  zum  Oelpressen  kultivirt  man  im  Tliale 
von  Graisivaudan ,  zum  Essen  hingegen  mehr  am 
untern  Thale  der  Isfere.  Es  gibt  Dörfer,  wo  ein- 
zelne Bauern  für  2 — 3000  Fr.  jährlich  Nüsse  ver- 
kaufen. Alle  3  oder  4  Jahre  werden  die  Bäume 
vom  todten  Holze  befreit  und  überhaupt  gelichtet. 
Die  Hauptmärkto  zum  Verkaufe  sind  Greuoble  und 
Voiron.  Das  Kilogramm  ohne  Schale  und  bester 
Qualität  zum  Oel  kostet  im  Durchschnitt  50  Fr., 
während  dagegen  das  Hektoliter  Nüsse  zum  Essen 
mit  15 — 16  Frank  bezahlt  wird.  Diese  gehen  meist 
nach  Marseille,  um  zu  Wasser  weiter  verfüln-t  zu 
werden. 

In  Paris  hat  man  2  Mittelformen  der  gewöhn- 
lichen und  schwarzen  Wallnuss  (Juglans  regia  und 
nigra),  die  viel  Interesse  darbieten.  Baum  und 
Blätter  stimmen  mit  der  erstereu,  die  Früchte  in 
der  Form,  weniger  im  Innern,  mit  der  letzeren 
überein.  Bei  Juglans  intermedia  pyriformis 
ist  die  Nuss  weniger  dick  als  bei  Vilmoreana; 
letztere  steht  also  der  Juglans  nigra  in  dieser  Hin- 
sicht näher.  Bei  beiden  Mittelformen  sind  übrigens 
die  Blätter  im  Ganzen  etwas  kleiner,  als  bei  Ju- 
glans regia,  stimmen  aber  sonst  überein.  Carri^re 
hat  von  ihnen   eine  Beschreibung  gegeben. 

(Schluss  folgt.) 


247 


-Bcririjt 
über  die  Obst/iUclit  in  Kurliesseii. 

Eingeseudet  vom   Garteubau-Vereiu  in  K.'issel. 

Auch  bei  uns  nimmt  die  Obstbaunizucht  leider 
noch  nicht  den  Stand  ein,  welcher  ihr  gebührt,  ob- 
gleich nicht  verkannt  werden  darf,  dass  ihr  in  man- 
chen Gegenden  Kurhessens  von  jeher  grosse  Auf- 
merksamkeit geschenkt  worden  ist.  Der  Oekonom 
und  grössere  Landwirth  hat  sicli  im  Allgemeinen 
weniger  damit  befasst,  als  einzelne  Liebhaber,  Gar- 
ten -  und  kleine  Grundbesitzer.  Es  werden  noch 
Jahre  vergehen  müssen,  ehe  sie  allgemein  als  ein 
wirklicher  und  einträglicher  Theil  der  gesammten 
Landwirthschaft  angesehen  und  demgemäss  behan- 
delt werden  wird.  Von  einer  Ausfuhr  an  Obst 
aus  Kurhessen  kann  im  Vergleich  zu  anderen  deut- 
schen Ländern  noch  nicht  die  Rede  sein.  Es  ist 
erfreulich,  anerkennen  zu  müssen,  dass  uns  seit 
einigen  Jahren  ein  sichtbarer  Fortschritt  in  der 
Obstkultur,  wie  in  ganz  Deutschland,  so  auch  in 
Kurhessen ,  entgegentritt  und  es  kann  nicht  ge- 
leugnet werden,  dass  die  Anregung  dazu  von  den 
Bestrebungen  der  Gartenbau-Gesellschaften  und  den 
periodischen  Versammlungen  von  Obstbaumzüchtern, 
Gartenbaufreunden,  Gärtnern  u.  s.  w.  hauptsächlich 
ausgegangen  ist  und  noch  fortwährend  ausgeht. 
Nicht  nur  der  grösste  Theil  der  Gartenbesitzer  in 
Kassel,  sondern  auch  viele  Liebhaber  auf  dem  Lande 
sind  bemüht,  die  empfohlenen  besseren  Sorten  oder 
die  aus  langer  Erfahrung  als  solche  bekannten  an- 
zupflanzen. 

Es  gibt  einzelne  Liebhaber,  welche  sich  bedeu- 
tende Sortimente  neuerer  Obstsorten  angeschaft't  ha- 
ben, dieselben  prüfen,  das  Geeignete  beibehalten 
und  durch  Abgabe  an  Freunde  u.  s.  w.  zur  weite- 
ren Verbreitung  beitragen;  insbesondere  hat  die 
Zucht  der  Zwergobstbäunichen,  die  sonst  wegen 
mangelnder  Liebhaberei  fast  ganz  unbeachtet  blieb, 
in  neuerer  Zeit  grosse  Verehrer  gefunden.  In  der 
Wahl  der  anzupflanzenden  Obstsorten  wii-d  allge- 
mein mit  mehr  Vorsicht  als  früher  zu  Werke  ge- 
gangen. Die  Gemeinden  sind  auf  Bepflanzung  der 
Gemeindeplätze,  Hüten  u.  s.  w.  mit  guten  Obstbäu- 
men bedacht;  an  den  Landstrassen  werden  die  frü- 
her leider  allzu  häufig  angepflanzten  Pappeln  durch 
den  Obstbaum  verdrängt  und  an  den  längs  der 
Eisenbahnen  aufgeworfenen  Dämmen  sind  Tausende 
von  Obstbäumen  angepflanzt  worden,  die  schon 
theilweise  reichhche  Ernten  gebracht  haben. 

Handelsgärtner  und  einzelne  Privaten  sind  be- 
müht, schöne  Obstbäumchen  heran  zu  ziehen;  man 
hat  schon  grosse  Quantitäten  davon  in  das  Ausland 
versandt.  Die  Kurfürstliche  Kommission  für 
landwirthschaftliche    Angelegenheiten    ist    für    Aus- 


breitung der  Obstbaumzucht  auf  das  Eifrigste  be- 
sorgt. Dieselbe  hat  eine  grosse  Baumschule  ange- 
legt und  sollen  die  darin  gezogenen  Bäumchen  dem- 
nächst im  Lande,  so  viel  wir  hören,  an  unbemittelte 
Gemeinden  unentgeltlich  vertheilt  werden.  Fast  alle 
Städte  und  auch  viele  Dorfgemeinden  haben  ihre 
eigenen  Baumschulen,  in  welchen  sie  die  Bäume, 
welche  sie  zur  Bepflanzung  der  Wege,  Triften 
u.  s.  w.  brauchen,  ziehen  lassen.  Zu  beklagen  ist 
hierbei,  dass  die  ßaumgäi'tner  nicht  immer  die  ge- 
hörige Ausbildung  haben.  Es  würde  sehr  zweck- 
mässig sein,  wenn  die  Gemeinden  ihre  Baumwärter 
einige  Zeit  in  der  Landesbaumschule  unterweisen 
Hessen  und  denselben  gute,  populär  geschriebene 
Werke  über  Obstbaumzucht  beschafl'ten.  Um  zu 
zeigen,  wie  eiuträgHch  die  Obstbaumzucht  für  die 
Gemeinden  ist,  lassen  wir  hier  eine  Uebersicht  über 
die  Einnahmen ,  welche  den  Gemeinden  von  im 
Jahre  1858  auf  Gemeinde-Grundstücken  ge- 
erntetem  Obste  zugeflossen  sind,  folgen: 

a.    |)rooin5  Hifbcrl)cffni. 

1.  Kreis   Kassel,    mit  Einschluss  der  Stadt  Kassel 

4,665  Thlr 23 Sgr.    6Pf. 

2.  „      Eschwege     .  .  .   1,884    „     18    ,       2  „ 
3. 
4. 


„      Fritzlar 1,558    »    24    „ 


5. 
6. 

7. 
8. 
9. 


7) 


Hofgeismar     .   .   7,148 


Homberg  . 
5      Melsungen 


» 


1,477    „    26   „       6 


1,691 


„       Eothenburg     .  .    1,179 
„       Witzenhausen    .   2,549 


Wolfhagen 


«    13   , 

V    25   „ 


2,239    ,    - 


b.  .|)rooiii{  öbcrljfljcii. 
10.    Kreis  Marburg    .... 


11. 
12. 
13. 


Frankenberg 
Kirchhain  . 
Ziegenhain  . 


1,939  ,  17  „ 
334  „  20  „ 


.  1,735  „   9  „  10  ,, 
.  1,657  ,  26  „  10  , 


14.  Kreis   Fulda  .... 

15.  „       Hersfcld    .  . 

16.  ,       Hünfeld    .  . 


541    ,    29    „ 


1,121 
201 


17. 
18. 
19. 
20. 

21. 


d.    .^Ivouiiu  .faitiUi. 
Kreis  Hanau 1,398 


j,       Gelnhausen    .  . 

„  Schlüchtern  .  . 
Regier.  -  Connuissions- 
Bezirk  Schmalkaldeu 
Desgl.   Schaumburg    . 


1,140 
456 


33 


14 
19 


12 
29 
25 

16 

18 


Ueberhaupt  35,341  Thlr  1 5  Sgr.  1 1  Pf. 
Unerwähnt  wollen  wir  auch    nicht    lassen,    dass 
einzelne   Orte    aus  ihren  Baumschulen    in   nicht  un- 
bedeutender Anzahl   Obststämmchen  verkaufen. 


248 


Auf  den  Schullehrer -Seminarieu  ist  auch  den 
Seminaristen  Unterricht  in  der  Obstbaumzucht  schon 
seit  Jahren  ertheilt  worden,  indessen  scheint  dieser 
von  grosser  Erspriesslichkeit  nicht  gewesen  zu  sein, 
denn  es  sind  nur  vereinzelte  Fälle  bekannt  gewor- 
den, dass  Lehrer  in  ihrer  Gemeinde  zur  Hebung 
des  Obstbaues  wesentlich  beigetragen  haben  und 
von  diesen  ist  kaum  anzunehmen,  dass  sie  die 
Kenntnisse,  welche  erforderlich  sind,  sich  auf  dem 
Seminar  angeeignet  haben.  Auf  einem  der  Semi- 
nare wird  Unterricht  in  folgenden  Gegenständen 
ertheilt : 

a.    Praktisch. 

1.  In  der  Anlage  und  Behandlung  der  Sameu- 
sehule, 

2.  im  Umpflanzen  der  Bäumchen  und  Bäume, 

3.  im  Veredleu:  a)  im  Pfropfen  in  den  Spalt 
und  in  die  Rinde,  wie  im  Einsetzen,  b)  im 
Kopuliren,  Ankleben  und  Abiaktiren  und 
c)  im  Okuliren  auf  das  treibende  und  schla- 
fende Auge, 

4.  Beschneiden  der  Bäume,  Verfertigen  von 
Baumwachs   u.  s.  w. 

b.    Theoretiscli  im  Allgemeineu. 

1.  Ueber  die  Behandlung  des  Baumhofs, 

2.  über  die  besseren   Obstsorten, 

3.  über    Ernten    und  Aufbewahren    des   Obstes 

4.  über  dessen   Benutzung. 

In  neuerer  Zeit  scheint  auch  in  dieser  Bezie- 
hung von  den  Behörden  die  Sache  fester  in's  Auge 
gefasst  worden  zu  sein,  was  daraus  hervorgeht,  dass 
man  auf  Lehrer,  welche  in  der  Obstbaumzucht  zu 
unterrichten  verstehen,   Bedacht  nehmen  will. 

Der  Garteubau -Verein  in  Kassel  hatte  es  im 
vei-wichenen  Frühjahre  unternommen,  die  Obstbäume 
in  den  Gärten  um  Kassel  unter  Leitung  eines 
tüchtigen  Obstgärtners  schneiden  zu  lassen,  womit 
er  auch  gleichzeitig  den  Zweck  erreichen  wollte, 
Leute  für  dies  Geschäft  heranzubilden.  Leider  sind 
in  letzterer  Bezieliung  schlechte  Erfahrungen  ge- 
macht worden.  Das  Beschneiden  wurde  in  71  Gär- 
ten ausgeführt. 

Derselbe  Verein  hält  nicht  allein  sehr  geeignete 
Zeitschriften,  welche  bei  den  Vereins-Mitgliedern 
zirkuhren,  sondern  ist  auch  im  Besitz  guter  Werke 
über  Obstbau  und  Obstkuude,  und  lässt  sich  das 
zur  Zeit  erscheinende  künsthche  Obstkabinet  von 
Arnoldi  hefern. 

Wird  auf  dem  betretenen  Wege  richtig  fortge- 
fahren, so  wird  auch  in  Kurhessen  der  Obstbau 
hoffentlich  auf  die  Stufe  kommen,  welche  er  ein- 
nehmen muss.    Das  Land  wird  dadurch  nicht  allein 


verschönert,    sondern    demselben    auch    eine    reiche 
Einnahmequelle  eröffnet. 

Das  Ziel    zu    erreichen,    darnach   mögen  Behör- 
den, Einzelne  und   Vereine  unermüdlich  streben. 


Preis-Medaillen 

von 

London ,  Hamburg, 

Königsberg  etc. 


Kirpriic  i|eii)öri)sf)ttiifpr 


und 


Preis. Medaillen. 

von 

London ,   Hamburg, 

Königsberg  etc. 


Jla)löectfeii|ler, 

sowie  alle   Gattungen 
eisei-ner  Grarternnöhel, 

hohl  und  massiv, 

empfiehlt  die   Fabrik   von 

Julius    llus^cr   in   Erfurt 

und  stehen  Zeiclmungcn    und    Preiscourante  gratis 
zu  Diensten. 


Die 

Haiidelsgärtiierei  von  ('arl  Fjoiüs  Friebel, 

Ku|)|ieiistrassc  N«.  15,  16  iiiiil  21  in  Rcrlin, 

empfiehlt  ihr  grosses  Zwiebellager,  als:  Hyazinthen, 
Tulpen,  Crocus,  Narzissen,  Tazetten,  Lihen  u.  Scilla 
sibirica  in  ausgezeichneter  Waare  zu  den  billigsten 
Preisen.  Verzeichnisse  darüber  werden  portofrei  auf 
Verlangen  zugesendet. 

Folgende  Pflanzen  sind  in  grosser  Quantität 
in  gesunden  Exemplaren   abzugeben: 

12,000    Exemplare    der    Livistona    chinensis 

(Latania  borbonica),    das    100:    10— 12Thlr, 

das    1000:    80 — 90  Thlr  in  schönen,  kräftigen, 

einjährigen    Pflanzen,    grössere    Exemplare    zu 

1—3  Thlr; 
2000    Exemplare    der    Ghamaerops    humilis, 

einjährig,   das  100:   10  Thlr,   zweijährige  6  Sg. 

das  Exemplar,  grössere  bis  3  Thlr; 
1000  Stück  Cyclamen  le  sang  d'Arabe,   das 

Dutzend   6  Thlr;    eine    ausgezeichnete   Species, 

im  Winter   haben    dieselben    50  —  80  Blüthen 

gehabt  und   es  werden  nur  Knollen   2 — 3  Zoll 

stark   abgegeben ; 
Ficus  elastica,   das  Dutzend  3 — 5  Thlr; 
Kamellien,     starke   Pflanzen    und    gute    Sorten 

mit  grossen  Knospen,   das   100:   60 — 100  Thlr. 

Reichhaltiges  Sortiment  von  Palmen,  Dra- 
caenen,  Yucca' s,  Pandanen,  ferner  die  neuesten 
Fuchsien,  frühblühende  Chrysanthemen,  Pe- 
largonien, Odier'sche  und  Scharlach-,  englische 
und  französische,  endlich  das  Schönste,  was  man 
von  Phlox  decussata  besitzt,  im  Einzelnen,  so 
wie  auch  in  grösseren  Quantitäten  zu  den  solidesten 
Preisen. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
Kommandanten-Strasse  No.  G2. 


Druck  der  C.  Feister 'scheu  Buchdruckerei  in  Berlin, 

Zieten.Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  zur  ßeförderniig;  des  (üarteiibanes  in  den  Königl.  Prenssischen  Staaten 


für 


No.  32. 


Ciärtiierei  und  Pilaiizeiikiinde« 

Redakteur : 
I*rofessor  I>r.  Karl  K^och, 

General-Sekretair  des  Vereines. 

Berlin,  den    13.  Auffust 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5 ^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutseh  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt;      441.  Versammlung    des  Vereines    zur  Beförderung  des  Gartenbaues,    am  31.  Juli.   —  Alocasia  Veitchii  C.  Koch.  —  Der 
deutsche  Pomologen-Verein.    Vom  Rittergutsbesitzer  v.  Böse  auf  Emraaburg  bei  Laasphe. 


441.  Vcrsaniiiiluiig 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 

am   31.  Juli. 

Professor  Koch  legte  im  Auftrage  des  Vor- 
sitzenden des  dazu  ernannten  Ausschusses,  Gehei- 
men Regierungsrathes  Hey  der,  welcher  durch  eine 
Dienstreise  am  Erscheinen  verhindert  war,  den  Ent- 
wurf zu  dem  Progiamme  für  die  nächste  Frülijahrs- 
Ausstellung  vor.  Während  man  in  dem  letzten 
Programme  die  Aufgaben  möglichst  weit  gestellt 
hatte,  glaubte  man  jetzt,  sie  möglichst  scharf  be- 
grenzen zu  müssen.  Wenn  auch  die  geringen 
Preise,  über  die  man  disponiren  könne,  keineswegs 
den  Gärtner  zu  einer  vorgeschriebenen  Kultur  be- 
stimmen würden,  so  müsste  um  so  mehr  sein  Ehr- 
und  Selbstgefühl  in  Anspruch  genommen  werden. 
Das  Bewusstsein ,  etwas  Tüchtiges  geleistet  und 
unter  seinen  Kollegen  den  Sieg  davongetragen  zu 
haben,  müsse  stärker  sein,  als  lohnender  Gewinn. 
Durch  bestimmte  Aufgaben  gebe  man  Gelegenheit 
zur  Wetteiferung,  die  gar  nicht  in  der  Weise  mög- 
lich sei,  wo  eine  Aufgabe  zu  allgemein  gehalten 
werde.  Andrerseits  wurde  eingewendet,  dass  es 
sich  bei  unseren  Aufgaben  liauptsäclilich  um  den 
Grad  der  Kultur  einer  Pflanze  handle  und  dass 
man  dazu  keine  bestimmte  Art  zu  bezeichnen 
brauche.  Man  müsse  bedenken ,  dass  die  Zeiten 
sich  änderten  und  Pflanzen,  welche  früher  gern  ge- 
sehen worden,  jetzt  vielleicht  aus  der  Mode  gekom- 
men   seien.     Es    sei    dieses  namentlich   mit  den  Eri- 


ken und  Leguminosen  der  Fall,  auf  die  man  bei 
dem  jetzigen  Programme  ein  so  grosses  Gewicht 
lege. 

Ferner  hatte  man  in  den  Programmen  der  frü- 
hern Jahre  eine  Bestimmung  gehabt,  wonach  jede 
Pflanze,  welche  konkurrire,  wenigstens  6  Monate  in 
dem  Besitze  des  Ausstellers  sich  befinden  müsse. 
Diese  Bestimmung  sei  im  vorigen  Jahre  aus  den 
Programmen  gestrichen.  Die  Majorität  des  behufs 
Entwerfung  dieses  Programraes  ernannten  Ausschus- 
ses hielt  aber  diese  Bestimmung  für  sehr  nothwen- 
dig  und  schlug  deshalb  die  Aufnahme  derselben 
wiederum  vor.  Man  glaubte  früher,  dass  sie  für 
die  Ausstellung  nachtheilig  sei.  Es  müsse  doch  ganz 
gleichgültig  sein,  wer  eine  gut  kidtivirte  Pflanze 
gezogen,  wenn  sie  eben  nur  vorhanden  und  als 
Beispiel  dienen  könne.  Mancher  Gärtner  stelle 
seine  Pflanze  nicht  aus,  weil  er  fürchte,  dass  sie 
Schaden  nehmen  und  dann  nicht  mehr  verkauft 
werden  könne.  Ein  Anderer,  der  nur  den  Ehrgeiz 
habe,  eine  ihm  gehörige  Pflanze,  die  gekrönt  wor- 
den sei,  ausgestellt  zu  haben,  sehe  über  diesea 
Nachtheil  weg.  Warum  wolle  man  ihm  durch  die 
Bestimmung  wehren,  da,s8  er  die  Pflanze  kaufe  und 
zur  Ausstellung  bringe?  Dadurch  dass  er  sie  aus- 
stelle, befördere  er  ebenfalls  Gärtnerei  und  Garten- 
kunst, indem  er  zeige,  bis  zu  welcher  Vollkommeu- 
heit  eine  Pflanze  durch  Kultur  gebracht  werden 
könne.  Es  handele  sich  nicht  um  die  Persönlich- 
keit, sondern  nur  um  den  zu  krönenden  Gegen- 
stand,  dem  durch  Zusprechung  sein  Recht  geschehe. 

32 


250 


Andere  hielten  diesen  Standpunkt  nicht  für  ausrei- 
chend. Man  wolle  nicht  den  Gegenstand,  sondern 
den,  der  ihn  zu  dieser  Vollkommenheit  gebracht, 
belohnen;  man  müsse  den  Gärtner  zu  ferneren  Mü- 
hen und  weiterer  Sorgsamkeit  auffordern.  So  könne 
aber,  wie  es  wirklich  auch  in  England  oft  gesche- 
hen sei.  Jemand,  der  über  Mittel  zu  verfügen  habe 
und  ehrgeizig  sei,  die  schönsten  Pflanzen  kurz  vor 
einer  Ausstellung  aufkaufen  und  sie  dann  ausstel- 
len. Man  liabe  bei  der  letzten  Brüsseler  Ausstel- 
lung den  Fall  gehabt,  dass  ein  Aussteller  vorher 
ganz  England  und  Frankreich  durchreist  sei,  um 
die  schönsten  und  preiswürdigsten  Pflanzen  aufzu- 
kaufen. Was  dieser  gebracht,  war,  wie  man  sich 
denken  kann,  auch  in  der  That  vorzüglich;  er  trug 
überall  die  ersten  Preise  davon.  Man  frage  sich 
aber,  ob  es  nicht  für  die  Anderen,  welche  mit 
Mühen  und  Sorgen  sicli  lange  Zeit  der  Pflege  eini- 
ger Pflanzen  gewidmet  hatten  und  jetzt  bei  der 
Preissprechung  unterliegen,  entmuthigend  gewesen 
ist,  ferner  zu  Ausstellungen  etwas  heranzuziehen. 
Grade  dieser  Umstand  habe  in  Belgien  und  in 
England  Gelegenheit  gegeben,  darüber  nachzuden- 
ken. Es  seien  bereits  im  Schosse  der  Londoner 
Gartenbau-Gesellschaft  Beratliungen  gepflogen  und 
man  gehe  damit  um,  die  Bestimmung,  dass  wenig- 
stens Schaupflanzen  sich  6  Monate  im  Besitz  des 
Ausstellers  befinden  müssten,  ebenfalls  im  Programme 
aufzunehmen. 

In  BetreflT  der  Hyazinthen  meinte  man,  dass 
ein  Preis  für  diese  für  Berlin  so  gewichtigen  Pflan- 
zen zu  wenig  sei,  anderutheils  hielt  man  es  nicht 
für  gut,  wenn  man  dann  eine  der  anderen  Aufga- 
ben streichen  wolle,  um  die  Mittel  lierbeizuschaflen. 
Bei  diesem  Dilemma  erklärte  der  A'orsitzende  sich 
bereit,  aus  seinen  Mitteln  einen  zweiten  Preis  für 
Hyazinthen  auszusetzen  und  ersuchte  den  General- 
Sekretär,  diesen  zweiten  Preis  in  dem  alsbald  zu 
druckenden  Programme  aufzunehmen. 

Der  Vorsitzende,  Geheimer  Ober-Eegierungsrath 
Knerk,  ernannte  einen  Ausschuss  zur  Berathung 
eines  zweiten  Programmes  für  die  gegen  den  20. 
Juni  18G5  stattfindende  Fest -Ausstellung,  beste- 
hend aus 

dem   Geh.  Reg.-Rath  Hey  der,   als  Vorsitzenden, 

Apothekenbesitzer  A u gu s t i  n, 

Obergärtner  Boese, 

Garten-Inspektor  Boucliö, 

Hofgärtner  Brasch, 

Kunst-  und  Handelsgärtner  Forkert, 

Obergärtner  Gacrdt, 

Kunst-  und   Handelsgärtner  Hoffmann, 

Obergärtner  Krau  s, 

Kunst-  und  Handelsgärtner  Lackner, 

Kirnst-  und  Handelsgärtner  L.  Mathieu, 


Kunst-  und  Handelsgärtner   Ostwald, 

Obergärtner   Pasewald t, 

Obergärtner   Ticinecke, 

Universitätsgärtner   Sauer  und 

Kunst-  und  Handelsgärtner  Späth. 
Inspektor   Bouche    berichtete    über   die    ausge- 
stellten Pflanzen,  die  dieses  Mal  aus   4  Gärten  vor- 
handen waren. 

Obergärtner  Boese  aus  dem  Garten  des  Kom- 
merzienrathes  Reichenlieim  hatte  2  Orchideen: 
eine  noch  nicht  bestimiBte  Laelia,  wahrscheinlich 
eine  Form  der  La elia  elcgans  u.  Dendrochilum 
filiforme,  so  wie  einige  sehr  hübsche  Isolomen, 
von  denen  wir  Fontaine  und  König  Max  von  Bayern 
nennen,  Obergärtner  K  raus  dagegen  aus  dem  Gar- 
ten des  Rittergutsbesitzers  Reichenheim:  DIsa 
grandiflora,  so  wie  Cattlcj-a  superba  (für 
Berlin  noch  neu)  und  Schule riana  ausgestellt. 
Von  Seiten  des  botanischen  Gartens  war  ausser 
einigen  neuen  noch  eine  Gruppe  blühender  Pflan- 
zen vorhanden.  Von  den  erstem  verdienten  2,  von 
denen  der  in  Afrika  verunglückte  Reisende  Dr. 
Steudner  Samen  und  Zwiebeln  eingesendet  hatte, 
besondere  Beachtung.  Die  eine  Pflanze  war  ein 
noch  nicht  beschriebener  Salbei,  der  Salvia  argen- 
tea  ähnlich  und  mit  hellen  grossen  Blüthen,  die 
andere  hingegen  ein  Grinum,  ohne  Zweifel  Rüp- 
pelianum   Kth. 

Von  den  übrigen  Pflanzen  des  botanischen  Gar- 
tens machen  wir  auf  die  so  sehr  gerühmte  Bill- 
bergia  quadricolor  aufmerksam,  welche  lange 
Zeit  um  ziemlich  hohen  Preis  verkauft  wurde.  Der 
Blüthenstand  ist  aber  gegen  den  ähnlicher  Arten 
unbedeutend,  da  die  kleinen,  rotlien  Deckblätter 
am  Schafte  zu  wenig  hervortreten  und  die  Pflanze 
keineswegs  empfehlen.  Nach  Professor  Koch  ist 
sie  übrigens  keine  Billbergia,  sondern  gehört  viel- 
mehr zu  Portea  oder  sogar  zu  Strcptocalyx.  Von 
Bromeliaceen  waren  ausserdem  nocli  Aechmoa  ful- 
gens  mit  gelben  Blumenblättern  und  einige  Cara- 
guaten  vorhanden.  Sonst  nennen  wir  noch  an  an- 
deren Pflanzen  Ligustrum  Kellerianum,  was 
der  hiesige  botanische  Garten  vor  mehrern  Jahren 
von  dem  damaligen  Direktor  des  botanischen  Gar- 
tens in  Monza  bei  Jlailand,  Manetti,  erhalten 
hatte.  Audi  war  das  echte  Nerium  odorum 
Ait.,  was  man  jetzt  so  selten  sieht,  vorhanden, 
ferner  hübsch  gezogene  Exemplare  des  Cephalo- 
tus  follicularis  und  der  Dionaea  Muscipula. 
Endlich  möchte  nocli  auf  die  mit  gelben  Blüthen 
überfüllte  Eütlialis  niacropliylla,  so  wie  auf 
Statice  mucronata  aufmerksam  zu  machen  sein. 
Grosses  Interesse  erregten  die  beiden  neuhol- 
ländischen Marsileen:  Drummondii  und  Salva- 
trix,  von  denen  die  letztere  besonders  dadurch  be- 


251 


kannt  geworden  ist,  weil  die  Früciite  (Nardoo  oder 
vielmehr  Nardii  dort  genannt)  ausserordentlich  nahr- 
haft sind  und  eine  Zeit  laug  den  Mitgliedern  der 
Expedition  zur  Nahrung  dienten. 

Die  Expedition  mitten  durch  Neuholland  fand 
unter  der  Leitung  des  Kapitäns  Burke  im  Jahre 
18til  statt.  Eine  Abtheilung  derselben,  der  es  ge- 
lungen war,  durch  das  ganze  Innere  bis  zur  Car- 
pentaria  hindurch  zu  dringen ,  ist  auf  dem  Rück- 
wege bis  auf  einen  einzigen  Offizier,  King  mit 
Namen,  verschmachtet  und  zu  Grunde  gegangen. 
Dieser  King  brachte  die  Nardu- Früchte  vom  Coo- 
per's  Kreek  mit,  wo  die  Gesellschaft  längere  Zeit 
von  denselben  gelebt  hatte.  Die  zu  Grunde  ge- 
gangenen ^Htglicder  der  Expedition  waren:  Ka- 
pitän Burke,  Kapitän  Wills  und  der  Naturfor- 
scher Dr.   Becker. 

Es  wurden  ferner  durch  den  Inspektor  Bouche 
eine  Anzahl  Sorten  von  Stachelbeeren,  welche  vor 
mehrern  Jahren  von  Maurer  in  Jena  bezogen 
waren,  vorgelegt,  um  Gelegenheit  zu  geben,  sich 
selbst  von  der  Güte  der  Früchte  zu  überzeugen. 
Ferner  berichtete  Professor  Koch  über  das  Sorti- 
ment von  Erdbeeren,  welche  der  Verein  im  vorigen 
Jahre  von  dem  bekannten  Obstzüchter  de  "Jonghe 
in  Brüssel  bezogen  hatte.  Im  Allgemeinen  hatte 
man  die  Beobachtung  gemacht,  dass  mehre  Sorten 
sehr  ins  Kraut  gingen,  dagegen  nicht  so  reich  an 
Früchten  waren.  Wo  dieses  aber  nicht  der  Fall 
war,  im  Gegentheil  sich  nur  kurzgestielte  und  we- 
nige Blätter  vorfanden,  beobachtete  man  eine  Fülle 
ausgezeichneter  Früchte.  Emjjfohlen  zu  werden  ver- 
dienen nach  seiner  Ansicht  und  nach  vorliegendem 
Materiale:  Prolific,  La  constante,  La  fertile, 
Rival-Model,  Model,  La  grosse  sucr^e  und 
vielleicht  noch  Dr.  Koch  und  Prinz  Arthur. 
Die  so  berühmte  Sorte  Rifleman  hatte  sich  in 
dem  Versuchsgarten  des  Vereines  weniger  ergiebig 
gezeigt,  ebenso  Garibaldi.  Die  Monats-Erdbeeren 
waren  noch  weniger  als  mittelmässig.  Die  Sorten 
Gr^goire  u.  Versailles  verdienen  selbst  gar  keine 
Beachtung.  Da  übrigens  sehr  oft  Früchte  im  er- 
sten Jahre  noch  nicht  vollkommen  erscheinen,  auch 
die  Lokalität  einen  grossen  Einfluss  auf  ihre  Güte 
ausübt,  so  möchte  wohl  das  oben  gegebene  Urtheil 
noch  kein  definitives  sein.  Es  wäre  wohl  zu  wün- 
schen, dass  von  Mitgliedern  des  Vereines  ebenfalls 
Kultur- Versuche  angestellt  würden.  Da  Ende  Sep- 
tember Pflanzen  abzugeben  sind,  so  werden  alle 
die,  welche  darauf  reflektiren,  ersucht,  sich  zeitig 
dazu  bei  dem   Inspektor  Bouchö  zu  melden. 

Endlich  machte  Inspektor  Bouch^;  Mittheilun- 
gen über  das  Resultat  der  Aussaaten  einiger  Sä- 
mereien von  Gemüsen  und  Florblumen,  welche  die 
Gattin   des  Besitzers  vom   Victoi'ia-Hötel,    Schütz, 


auf  einer  Reise  in  Spanien  gesammelt  und  dem 
Vereine  zu  Kultur- Versuchen  übergeben  hatte  (siehe 
diesen  Jahrg.  S.  75).  Inspektor  Bouche  wird  in 
einem  besonderen  Berichte  darüber  sprechen,  auf 
den  wir  demnach  jetzt  verweisen. 

Obergärtner  Pasewaldt  übergab  Gloxinien  von 
violetter  Farbe,  die  aber  durch  weisse  Längsstreifen 
unterbrochen  war.  Er  hatte  diese  durch  Aussaat 
erhalten.  Damit  ist  eine  Reihe  neuer  Formen  er- 
öifnet,  welche  einigerniassen  an  Petunien  erinnern. 
Da  die  meisten  Gloxinien  einer  grossen  Aussaat, 
von  denen  schon  viele  jetzt  im  Laube  und  im  Ha- 
bitus ein  besonderes  Aussehen  haben,  wohl  in  14 
Tagen  blühen  werden,  so  wurden  alle  die,  welche 
sich  für  diese  schönen  Florblumen  interessiren,  freund- 
lichst ersucht,  dieselben  im  Danneel' sehen  Garten 
in  Augenschein  zu  nehmen.  Nach  Professor  Koch 
unterliege  es  keinem  Zweifel,  dass  unsere  Gloxinien- 
züchter selbst  vor  den  englischen  und  französischen 
in  der  Vollkommenheit  der  von  ihnen  erhaltenen 
Blumen   einen  Vorsprung  haben. 

Prof.  Schultz -Schultzenstein  legte  Som- 
brero-Guano vor  und  machte  darüber  Mittheilungen. 
Dieser  in  der  neuesten  Zeit  unter  dem  obigen  Na- 
men eingeführte  Guano  kommt  in  ziemlich  grossen 
Blöcken  von  steinharter  Konsistenz  in  dem  Handel 
vor,  die  zum  Zweck  der  Anwendung  als  Düngmit- 
tel gepidvert  werden  müssen.  Eine  nähere  Betrach- 
tung der  eigen thümlichen,  mneren  Struktur  dieses 
Steingebildes  zeigt  bald,  dass  es  weder,  wie  der 
wirkliche  Guano,  von  Vogel-Exkrementen  herrülu-t, 
noch  ein  formloses  Steingebilde  ist,  sondern  dass 
er  das  innere  Gefüge  der  Steinkorallen  hat,  wo  es 
eine  Aehnlichkeit  mit  den  fossilen  Korallen,  die 
man  Favositen  nennt,  zeigt,  und  mit  der  Struktur 
der  lebenden  Korallen- Gattungen:  Favia,  Caryo- 
phyllia,  Astraea  übereinstimmt.  Die  Korallenstöcke 
dieser  Gattungen  zeigen  in  ihren  Röhren  einmal 
sternförmig  gestellte  Längsblätter  oder  Falten,  die 
ihnen  auch  von  oben  angesehen  ein  sternförmiges 
Ansehen  geben;  gleichzeitig  sind  sie  der  Länge 
nach  durch  Querscheidewände  getheilt,  wodurch  die 
Bienenzellenartige  Form  auf  dem  Bruch  der  Ko- 
rallenstöcke entsteht.  Genau  diese  innere  Struktur 
zeigt  auch  der  Sombrei'o-Guano.  Dieser  verdient 
also  den  Namen  Guano  eigentlich  nicht,  weil  er 
nichts   als  Korallenkalk  ist. 

Der  Sombrero-Korallenkalk  zeigt  nun  einen  Ge- 
halt an  phosphorsauren  Kalk.  Nach  Versuchen,  die 
Ref.  in  dem  chemischen  Laboratorlo  der  hiesigen 
Thierarzneiscliule  angestellt  hat,  beträgt  der  Ge- 
halt an  phosphorsauren  Kalk  in  den  Sombrero-Ko- 
rallenstöckeu  zwischen  4 — 5  Procent.  Das  Uebrigo, 
ca.  95  Procent,  Ist  kohlensaurer  Kalk,  ohne  weite- 
ren  Stickstoffgehalt. 

32* 


252 


Es  ist  nun  seit  längerer  Zeit  nicht  unbekannt, 
dass  die  Steinkorallenstöeke  etwas  phosphorsauren 
neben  dem  kohlensauren  Kalk  enthalten,  doch  ha- 
ben genauere  Angaben  darüber  gefehlt.  Das  Inte- 
resse, was  der  Sombrero -Kalk  neuerdings  erregt 
hat,  in  Verbindung  mit  der  Entdeckung,  dass  die- 
ser der  Struktur  nach  nichts  als  Korallenkalk  ist, 
bat  Ref.  veranlasst,  über  den  Gehalt  der  verschie- 
denen Korallenstöcke  an  phosphorsaurem  Kalk  neue 
Untersuchungen  anzustellen.  Das  Verfahren,  was 
dabei  beobachtet  wurde,  besteht  darin,  dass  die  ver- 
schiedenen Korallenstämme  in  Salzsäure,  was  unter 
starkem  Aufbrausen  geschieht,  aufgelöst  und  die 
neutrale  Auflösung  dann  mit  Aetz-Ammoniak  prä- 
cipitirt  wurden,  wodurch  der  phosphorsaure  Kalk  als 
ein  gallertartiger  Bodensatz  sich  abscheidet,  der 
dann   durch  Filtriren   getrennt  wird. 

Eine  Untersuchung  von  Steinkorallen  der  ver- 
schiedensten Gattungen  hat  gezeigt,  dass  es  viele 
Korallen  gibt,  die  gar  keinen  phosphorsauren  Kalk 
enthalten,  deren  Gerüst  vielmehr  aus  blossem  koh- 
lensauren Kalk  besteht;  andere  dagegen,  in  denen 
neben  dem  kohlensauren  sich  ziemlich  viel  phosphor- 
saurer Kalk  befindet. 

Zu  den  Korallen,  die  keinen  phosphorsauren 
Kalk  enthalten,  gehören  die  sogenannten  Punktko- 
rallen (Madreporen  und  Milleporen),  deren  Polypen  : 
Dodecoctinien  heissen,  aus  denen  besonders  der  ost- 
indische Korallenkalk  zu  technischen  Zwecken  ge- 
nommen wird. 

Dagegen  enthalten  alle  vom  Kef.  untersuchten 
Sternkorallen,  deren  Polypen:  Polyactiuien  heissen, 
imd  die  an  den  amerikanischen  Küsten  und  in 
Westiudieu  häufig  sind,  mehr  oder  weniger  phos- 
phorsauren Kalk,  neben  dem  kohlensauren  Kalk. 
Der  Gehalt  dieses  Korallenkalks,  zu  dem  auch  der 
Sombrero-Guano  gehört,  an  phosphorsaurem  Kalk  ist 
meistens  grösser,  als  bei  den  Austerschalen  und 
Krebsschalen.  Ueber  den  Nutzen,  den  der  Sombre- 
rokalk als  Düngungsmittel  hat,  behält  sich  Ref.  spä- 
ter eine  Mittheiluna;  vor. 

Professor  Koch  übergab  das  erste  Heft  einer 
in  Holland  von  Seiten  des  pomo logischen  Ver- 
eines in  Boskoop  bei  Gouda  herausgegebenen 
Ponicjlogie  und  machte  auf  die  Wichtigkeit  genann- 
ten Werkes  aufmerksam.  Es  sei  sehr  gut  ausge- 
stattet und  die  Abbildungen  Hessen  kaum  noch  et- 
was zu  wünschen  übrig.  Der  Künstler  Berghuis, 
der  sie  angefertigt,  habe  alle  Sorgfalt  darauf  ver- 
wendet, um  die  Früchte  möglichst  naturgetreu  dar- 
zustellen. Obwohl  Referent  die  Absicht  habe,  aus- 
führlich noch  darüber  zu  sprechen,  so  habe  er  doch 
schon  jetzt  darauf  aufmerksam  machen  wollen.  Es 
sei  übrigens  erfreulich,  dass  der  Obstbau  endlich  in 
allen    Ländern    zu    der    Bedeutung   komme,    welche 


er  einzunehmen  berufen  sei.  Der  Verein  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  in  Berlin  habe  das  Ver- 
dienst, zuerst  dazu  angeregt  und  dazu  durch  seine 
pomologischen  Versammlungen  die  Initiative  ergrif- 
fen   zu   haben. 

Landrath  v.  Lysniewsky  in  Sensburg  hatte 
Mittheilungen  über  die  gärtnerischen  Zustände  im 
äussersten  Osten  des  Preussischen  Staates,  im  Ma- 
surenlande,  gemacht,  die  erfreulicher  Natur  waren. 
Man  denke  sich  das  Land  in  der  Regel  noch  als 
ein  Stück,  wenn  auch  nicht  un-,  so  doch  kaum  zi- 
vilisirter  Erde,  als  eine  Art  Wildniss,  wo,  wie  auch 
selbst  ein  preussischer  Geograph  erst  vor  Kurzem 
in  seinem  Werke  ausgesprochen  habe,  die  Menschen 
noch  zum  Theil  in  Höhlen  leben.  Und  doch  sei 
auch  im  Masurenlaude  in  den  letzten  Jahren  viel 
für  Kultur  und  auch  für  Landschaftsgärtnerei  ge- 
schehen. Es  sei  ein  schönes  Land,  was  sich  durch 
reizende  Seen  und  schöne  Wälder  auszeichne  und 
wohl  auch  verdiene,  von  Reisenden  besehen  zu 
werden.  Er  habe  sich  erlaubt,  dem  General- Sekre- 
tär einige  Photographien  einzusenden,  welche  von 
den  künstlerischen  Schönheiten  wohl  Kunde  geben 
könnten.  In  der  Nähe  der  Kreisstadt  Sensburg  be- 
finde sich  ein  grosses  Dorf  oder  eine  Art  Markt- 
flecken, mit  Namen  Sorquitten,  was  der  Frau  von 
Mirbach  gehöre,  wo  Natur  und  Kunst  für  die 
Verschönerung  Vieles  gethan  hätten.  Der  leider 
verstorbene  Mann  genannter  Dame  habe  sich  da- 
selbst ein  prächtiges  Schloss  im  gothisch-schottischen 
Style  erbaut  und  damit  einen  Park  v-erbunden,  der 
mit  manchen  anderen ,  die  vielfach  besucht  werden 
und  in  frequenteren  Gegenden  sich  befinden,  wett- 
eifern könne. 

In  Betreff"  des  Obstbaues  sei  im  Masurenlande 
noch  Manches  zu  wünschen  übrig.  Er  habe  ihn 
in  dem  landwirthschaftlichen  Central  -  Vereine  in 
Gumbinnen,  auch  im  Kreis -Vereine  von  Sensburg, 
mehrfach  angeregt  und  dafür  zu  interessiren  ge- 
sucht. Er  halte  es  für  nothwendig,  dass  man  haupt- 
sächlich die  Schullehrer  dafür  zu  gewinnen  suche 
und  zu  diesem  Zwecke  kleine  Preise  aussetze.  Lei- 
der sei  er  aber  nicht  durchgedrungen.  Seiner  Mei- 
nung nach  müsse  auch  von  der  Regierung  etwas 
geschehen;  vor  Allem  sei  es  aber  nothwendig,  dass 
in  den  Seminarien,  wo  die  Landschullehrer  heran- 
gezogen würden,  auch  im  Obstbau  Unterricht  er- 
theilt  werde. 

Der  Gymnasial  Direktor  Dr.  August  machte 
Mittheilungen  über  die  I'cberwiiiterung  der  Nelken- 
senker, der  Goldlack-  und  Löwenniaul-Pflänzchen 
im  Freien.  Man  pflanze  diese  im  Herbste  in  einer 
Reihe  so  nahe  als  möglich  an  die  Nordseite  einer 
Buchsbaum-Einfassung  der  Rabatten,  die  unbedeckt 
bleiben.     Dadurch   sind   sie 


253 


1")  im  Winter  geschützt  gegen  die  zu  heftige 
Abkühlung  bei  heiterem   Himmel, 

2)  behalten  sie  länger  die  Schneedecke,  welche 
sich  an  der  Einfassung,  theils  vom  Winde  zusam- 
mengetrieben, theils  gegen  Sonnenstrahlen  etwas 
geschützt,  länger  erhält, 

3)  werden  sie  im  Frühjahr  wegen  der  Beschat- 
tung von  der  Sonne  nicht  so  heftig  angegriffen, 
was   bekanntlich  nachtheiliger  ist,  als  Nachtfröste, 

endlich  4)  sind  auch  die  Nelken,  da  sie  dann 
nicht  auf  einem  Beete  eng  nebeneinander  stehen, 
der  Abnagung  durch  die  Mäuse  weniger  ausgesetzt. 

Bei  den  oben  genannten  Pflanzen  war  ihm  die 
Ueberwinterung  vollständig  gelungen,  ob  es  mit 
anderen  und  ähnlichen  Pflanzen  auch  der  Fall  ist, 
muss  versucht  werden.  Manchem  Blumen-Liebhaber, 
der  nur  auf  die  Kultur  im  freien  Garten  angewiesen 
ist,  möchte   diese  Notiz  vielleicht  willkommen  sein. 

Von  Seiten  des  Ministeriums  für  die  landwirth- 
schaftlichen  'Angelegenheiten  war  eine  Anzahl  von 
Extra-Abzügen  einer  in  den  Annalen  für  Landwirth- 
schaft  abgedruckten  Abhandlung  über  Alexis  Le- 
pfere's  Wirken  in  norddeutschen  Obstgärten  zur 
Vertheilung  übergeben.  Da  die  Anzahl  der  Exem- 
plare nicht  so  gross  war,  um  allen  Mitgliedern  zu- 
gesendet werden  zu  können,  so  wird  die  Abhand- 
lung nur  denjenigen  mit  der  W^ochenschrift  zukom- 
men, wo  man  besonderes  Interesse  für  feineren 
Obstbau  voraussetzen   kann. 

Kunst-  und  Handelsgärtner  Hermann  Göthe 
in  Obergorbitz  bei  Dresden  übergab  einige  Preis- 
Verzeichnisse  seiner  Obstbaumscbule  und  theilte  mit, 
dass  er  von  Seiten  der  Baden'schen  Regierung  die 
ehrenvolle  Aufforderung  erhalten,  als  Lehrer  des 
Obstbaues  und  als  Garten -Techniker  nach  Karls- 
ruhe zu  kommen,  und  dass  er  sich  bereit  erklärt 
habe,  dahin  zu  gehen.  Seine  Baumschulen  werden 
übrigens  unter  der  Leitung  eines  tüchtigen  Obst- 
züchters  fortbestehen. 

Professor  Koch  legte  den  eben  erschienenen 
Bericht  der  4.  Versammlung  deutscher  Pomologen 
in  Görlitz  vor.  Derselbe  sei  bereits  an  alle  Die- 
jenigen unentgeltlich  und  i'ranco  zugesendet  worden, 
welche  an  den  Verhandlungen  in  Görlitz  Theil  ge- 
nommen und  sich  zu  diesem  Zwecke  als  Mitglied 
eingetragen  hätten.  Ausserdem  hätten  ihn  auch 
sämmtliche  Vereine  erhalten,  welche  durch  Einsen- 
dung von  Sannnlungen  oder  durch  Absendung  von 
Abgeordneten  sich   den  Bestrebungen  angeschlossen. 

In  Betreif  dieses  Berichtes  hatte  bereits  Medi- 
zinal-Assessor  Jahn  in  Meiningen  wegen  der  darin 
ausgesprochenen  Identität  der  Grünen  Tafelbirn  mit 
der  Römischen  Schmalzbirn  eine  andere  Ansicht 
dem  Professor  Dr.  Koch  ausge^iprocllen,  die  dieser 
hier  niitzutheilen   für  nothwendig  erachte.    Nach  As- 


sessor Jahn  seien  nämlich  beide  Birnen  allerdings 
sehr  ähnlich ,  aber  doch  verschieden.  Schon  die 
Vegetation  sei  bei  beiden  etwas  anders.  So  sehr 
sich  auch  bei  beiden  die  Blätter  glichen,  so  verhalte 
sich  doch  deren  Stellung  und  Biegung  am  Baume 
anders.  Bei  den  Blättern  des  Tragholzes  der  Rö- 
mischen Schmalzbirn  erschienen  die  Ränder  deutlich 
feinwollig,  was  gegen  die  dunkelgrüne  und  glän- 
zende Oberfläche  sehr  in  die  Augen  springe  und 
bei  der  Fürstlichen  Tafelbirn  nicht  der  Fall  sei. 
Die  Grüne  Tafelbirn  habe  mit  Recht  ihren  Beina- 
men, da  sie  nie  so  gelb  werde,  wie  die  Römische 
Schmalzbirn;  diese  sei  auch  eine  wohlschmeckendere 
FrucJit  und  weiche  ebenfalls  in  der  Form  etwas 
ab;  von  Diel  habe  sie  deshalb  auch  den  Namen 
Trompetenbirn  erhalten.  Leider  sei  aber  der  Baum 
nicht  sehr  tragbar.  Er  habe  noch  zu  bemerken, 
dass  er  bedaiu'e,  über  manche  interessante  Samm- 
lung nicht  viel  gesagt  zu  haben  aus  Mangel  an 
dem  nöthigen  Material.  Manches  sei  ihm  auf  seine 
Bitte  allerdings  zugesendet  worden,  aber  zu  spät, 
nachdem   der  Bericht  bereits   gedruckt  war. 

Oberlehrer  Immiscli  in  Magdeburg  hatte  früher 
einen  ausführlichen  Bericht  über  den  Obstbau  in 
der  Provinz  eingesendet.  Da  derselbe  zur  Auf- 
nahme in  der  Wochenschrift  zu  gross  gewesen,  sei 
er  nun  in  dem  Beiblatte  zur  Magdeburger  Zeitung 
zur  öffentlichen  Kcnntniss  gekommen  und  dem  Ver- 
eine durch  den  Verfasser  zugesendet  worden.  Pro- 
fessor Koch  machte  hieraus  Mittheilungen,  welche 
später  noch  als  besondere  Abhandlung  in  der  Wo- 
chenschrift wieder  gegeben  werden   sollen. 

Dr.  Schmidtmann  in  Bünde  (Kreis  Herford 
in  Westphalen)  hatte  einige  junge  Blätter  von 
Pflanzen,  welclie  er  von  dem  aus  der  Befruchtung 
einer  Nymphaca  mit  dem  Blumenstaube  der  Paeo- 
nia  Moutan  erhaltenen  Samen  gezogen,  eingesen- 
det. Dieselben  glichen  vollständig  denen  einer 
Nymphäa  und  glaubte  man  durchaus  nicht,  dass 
eine  wirkliche  Befruchtung  durch  die  Baum-Päonie 
stattgefunden,  sondern  diese  vermittelst  des  eigenen 
Blumenstaubes  hervorgegangen  sei.  Nach  Professor 
Koch  kämen  überhaupt  in  der  Natur  luid  in  Gärten 
Blendlinge  gar  nicht  so  häufig  vor,  als  man  glaube; 
in  der  Regel  seien  es  nur  Formen.  Die  Botaniker 
machten  es  sich  in  der  Regel  bequem,  indem  sie 
jede  abweichende  Form,  von  der  sie  nicht  recht 
wüssten,  zu  welcher  Art  sie  gehöre,  gleich  für 
einen  Blendling  erklärten,  um  damit  weitere  Unter- 
suchungen abzuschneiden. 

Schliesslich  wurde  der  Disa  grandiflora  des 
Rittei-gutsbesitzers  Reichenheim  (Oberg.  Kraus) 
der  Monatspreis  zugesprochen. 


254 


Alocasia  Veitchii  ('.  Koch. 

Wir  haben  bereits  in  No.  12  der  Wochenschrift 
die  erst  seit  einigen  Jahren  eingeführte  Alocasia 
Veitchii  besprochen.  Damals  hatten  wir  noch 
keine  Gelegenheit  gehabt,  sie  in  Blüthe  zu  sehen 
und  konnten  demnach  auch  nur  die  Beschreibung 
der  Blätter  geben,  um  sie  von  der  nah  verwandten 
Alocasia  Lowii  Hook,  zu  unterscheiden.  Vor 
einigen  Wochen  schon  blühte  die  letztere  unter 
der  sorgsamen  Pflege  des  Obei'gärtners  Boese  im 
Garten  des  Kommerzienrathes  Leonor  Reichen- 
heim, und  jetzt  steht  auch  die  andere  in   Blüthe. 

Die  Blüthenstände  beider  Arten  sind,  wie  die 
Blätter,  ebenfalls  ausserordentlich  ähnlich  und  ent- 
wickeln sich  unter  gleichen  Verhältnissen.  Aus  dem 
Winkel  eines  Blattes,  und  zwar  unmittelbar  zwi- 
schen den  scheidenartigen  Rändern  des  Blattstieles 
kommen  an  der  Basis,  von  mehrern  hautartigen 
Scheiden  umgeben,  einige  Blüthenstände  hervor. 
Ihre  Stiele  haben  die  Länge  eines  halben  Fusses, 
sind  von  2  Seiten  etwas  zusammengedrückt  und  be- 
sitzen eine  gelbliuh-grUne,  glänzende  Farbe,  welche 
von  einer  feinen,  zebraartigen  und  dunkelgrünen 
Zeichnung  unterbrochen  ist.  Diese  Zeichnung  fehlt 
dem  allgemeinen  Blüthenstiele  bei  Alocasia  Lowii. 
Nach   oben   verdickt  sich  der  Stiel. 

Der  Blüthenstand  hat  nicht  ganz  5  Zoll  Länge. 
Die  Bluraenscheide  besteht  aus  2  Theilen:  einem 
unteren  zusammengerollten  von  grüner  Farbe  und 
1^  Zoll  Länge,  imd  einem  obern  kahnförmigen  von 
3f  Zoll  Länge  und  hellocherfarbig.  In  dem  untern 
Theile  befindet  sich  der  Theil  des  kürzeren  Kol- 
bens, welcher  die  Stempel  und  die  Staminodieu 
trägt.  Die  Stempel  besitzen  eine  grüne  Farbe, 
sind  eirundlich  und  haben  auf  einem  sehr  kurzen 
Griffel  eine  breite,  gelbliche,  meist  vierstrahlige 
Narbe.  Der  Fruchtknoten  ist  zwar  einfächrig,  aber 
3  oder  4  Leisten  gehen  von  der  Wand  nach  innen, 
so  dass  es  wahrscheinlich  sein  möchte,  dass  er  auch 
mehr  oder  weniger  unvollkommen  3-  und  4-fächrig 
vorkommt.  Gegen  8  anatrope  und  sehr  kurz-ge- 
stielte Eichen  entspringen  auf  dem  Grunde  der 
Fruchtknotenhöhle   und  füllen  diese   bis   oben  aus. 

Der  Theil  des  Kolbens,  welcher  die  Fruchtkno- 
ten trägt,  verschmälert  sich  nach  oben,  so  dass  er 
da,  wo  die  flachen  und  länglichen  Staminodien  be- 
gmnen,  kaum  noch  den  Durchmesser  von  einigen 
Linien  besitzt.  Am  Ende  dieses  Theiles  schnürt 
sich  auch  die  Blumenscheide  zusammen,  deren  obe- 
rer kahnförniiger  Theil  damit  beginnt.  Wie  der 
Kolben  aus  der  schmalen  Oeffnung  heraustritt  und 
damit  sichtbar  wird,  ist  er  auch  wieder  breiter. 
Der  untere  Theil  trägt  zu  einem  Drittel  die  zu  3 
und    4  auf  der  Rückenseite  verwachsenen  und  mit 


keinem  Stiele  versehenen  Staubbeutel,  welche  sich 
unterhalb  des  flachen  Scheitels  mit  Löchern  öftnen. 
Der  obere,  allmählig  sich  verschmälernde  Theil 
des  Kolbens  ist  mit  labyrinth-artigen  Linien  verse- 
hen, welche  sich  beim  Trocknen  desselben  in  schmale 
Spalten  verwandeln.  Durch  diese  wird  es  deutlich, 
dass  auch  diese  labyrinth-artige  Zeichnung  erst  aus 
verkümmerten  Staubgefässen  entstanden   ist. 


Der  deutsche  Poiiiologeii-Veieiii. 

Vom  Kittergutsbesitzer   v.  B  o  s  c    aiif   Emniaburg    bei  Laasphe. 

Mehrfach  ist  in  diesen  Blättern  des  deutschen 
Pomologen-Vereines  Erwähnung  geschehen  (kürz- 
lieh in  No.  22  d.  Jahrg.)  und  so  möchte  es  nicht 
unpassend  sein,  im  Allgemeinen  und  im  Speziellen 
über  den  Verein,  sein  Streben  und  Wirken  einige 
Bemerkungen  auch  den  Lesern  der  Wochenschrift 
vorzuführen. 

Der  auf  der  dritten  Versammlung  deutscher  Po- 
mologen,  Obst-  und  Gemüsezüchter  vom  1.  Oktober 
1860  in  Berlin  gestiftete  Verein  deutscher  Pomo- 
logen  hat  zum  Zweck  die  „Hebung  der  deutschen 
Obstkunde."  So  engherzig  Manchem  dieser  Zweck 
erscheint ,  so  sehr  augenfällig  findet  jeder  Zweifler 
Aufklärung  über  die  Thätigkeit  und  den  Wirkungs- 
kreis des  Vereines  in  dem  Organe  desselben,  in  dei- 
Monatsschrift  für  Pomologie  und  praktischen  Obst- 
bau, herausgegeben  von  Oberdieck  und  Lukas, 
zu  deren  Mitarbeitern  die  hervorragendsten  MitgUe- 
der  des  Vereines  gehören  und  mit  der  Zeit  wohl 
alle  gezählt  werden  können. 

Fragen  wir,  in  wiefern  der  Verein  gewirkt  und 
ob  seine  Thätigkeit  bereits  erkannt  und  anerkannt, 
so  könnte  ganz  einfach  geantwortet  werden ,  wie 
jeder  Baumschulen-Katalog,  ja  der  fast  eines  jeden 
Handelsgärtners  den  Beweis  von  Resultaten  liefert, 
welche  der  Verein  bewirkte.  Wir  wollen  iudess 
auf  das  Spezielle  eingehen  und  bemerken,  dass  der 
Verein  im  allein  richtigen  Erkennen  seines  Zweckes 
bestrebt  ist,  durch  seine  Mitglieder  für  diesen  sei- 
nen Zweck  zu  wirken,  zunächst  indem  er  denselben 
die  Mittel  an  die  Hand  gab,  denjenigen  Standpunkt 
einzunehmen,  den  die  poniologische  Wissenschaft 
heut  zu  Tage  beansprucht.  In  diesem  Erkennen 
liegt  eben  der  Grund  der  Hanptthätigkeit  des  Ver- 
eines, die  sich  bisher  auf  seine  Mitglieder  beschränkte 
und  hier  ist  es,  wo  gewiss  nicht  ein  einziges  Mit- 
glied ein  Gefühl  der  Täuschung  über  Hoffnungen 
empfinden  wird,  die  es  bei  dem  Eintritt  in  den 
Verein  gehegt. 

Der  Verein  gewährte  seinen  Mitgliedern  bereits 
zwei  Vereinsgaben  von  anerkanntem  Werthe,  ein- 
mal das  Werk:   die  Lehre  vom  Obstbau"   von  Lu- 


255 


kas  und  Medikus,  und  dann  das  in  Frankreich 
als  klassisch  anerkannte  Buch  von  Ch.  Baltet  in 
Troyes:  „les  bonnes  poires"  in  deutscher  Bearbei- 
tung. Beide  haben  sich  seitdem  eingebürgert  und 
besondei's  das  erstere  findet  sich  in  den  Händen 
aller  derjenigen  Personen,  denen  es  daran  gelegen, 
einige  Kenntnis»  des  Obstbaues  zu  erwerben.  Ganz 
besonders  für  Gärtner,  die  in  einer  Zeit  ihre  Aus- 
bildung erhielten,  wo  auf  Obstbau  wenig  oder  kein 
Werth  gelegt  ward,  ist  die  „Lehre  vom  Obstbau" 
ein  wahrer  Sehatz  —  zur  Nachhülfe.  Eine  dritte 
Vereinsgabe  ist  der  Vollendung  nahe  und  wird, 
wie  zu  erwarten  steht,  eine  gleich  günstige  Auf- 
nahme  linden. 

Ist  diese  Art  der  Thätigkeit  des  Vereines 
für  die  Mitglieder  desselben  eine  erspriessliche,  so 
steht  zu  verniuthen,  dass  auch  das  grössere  Publi- 
kum dieser  Erfolge  theilliaftig  werde,  indem  ihm 
eben  durch  die  Empfehlung  des  Vereines  Bücher 
geboten  und  bezeichnet  werden,  die  zu  den  besten 
in  ihrer  Art  gehören.  So  fällt  wenigstens  die  Wahl 
bei  etwaigem   Begehr  nicht  mehr  schwer. 

Die  Thätigkeit  des  Vereines  wird  selbstredend 
durch  die  ihm  zu  Gebote  stehenden  Mittel  bedingt 
und  diese  sind  immerhin  noch  sehr  unbedeutend. 
Die  Beiträge  der  Mitglieder  —  das  ist  die  alleinige 
Einnahme;  der  Etat  ist  sehr  einfach.  Die  Zahl 
der  Mitglieder  wird  in  diesem  Vereinsjahre,  bis  zum 
1.  Oktober  1864  die  Zahl  von  400  wohl  erreichen, 
allein  was  ist  diese  Zahl  gegenüber  der  Bevölke- 
rung Deutschlands?  —  So  lange  eben  die  Einnahme 
der  Vereinskasse  auf  die  Beiträge  der  Mitglieder 
beschränkt  bleibt,  bleibt  gleichfalls  der  Wirkungs- 
kreis und  die  Thätigkeit  des  Vereines  selbst  eine 
beschränkte,  weil  an  Mitteln  gehemmt. 

lieber  die  Vermehrung  der  Mittel  des  Vereines 
ist  Manches  und  von  Manchem  angedeutet  worden. 
In  der  Monatsschrift  selbst  hat  Schreiber  dieses  be- 
reits im  Jahre  1861  (S.  36  ft'.)  vorgeschlagen, 
einen  Sc  hu tz- Verein  in  derselben  Weise  für  den 
deutschen  Pomologen-Verein  zu  bilden,  wie  dies  an- 
derwärts geschieht.  Durch  einen  solchen  Verein 
wird  einmal  allen  denjenigen  Personen,  welche  an 
den  Bestrebungen  des  Vereines  nur  in  sofern  be- 
theiligt, als  sie  die  materiellen,  handgreiflichen  Fol- 
gen und  Resultate  des  Vereines  geniessen,  Gele- 
genheit gegeben,  auch  ihrerseits  mitzuwirken  zur 
Erzeugung  besseren  Obstes  für  unsere  deutschen 
Obstmärkte.  Und  sind  denn  der  Personen  in 
Deutschland  so  wenige,  die  lieber  gutes  Obst  essen, 
als  schlechtes?  —  Wenn  unter  hundert  solcher  Per- 
sOTien  je  eine  dem  Vereine  und  nur  mit  dem  Bei- 
trage von  einem  Thaler  beitritt  —  gewiss,  es  gäbe 
eine  sehr  bedeutende  Einnahme.  ■ —  Weiter  wird 
den   Vereinen    für    Gartenbau    etc.   etc.,    allen  land- 


wirthschaftlichen  Vereinen  etc.  ein  weiteres  Feld 
für  ihre  Betheiligung  am  deutschen  Pomologen-Ver- 
eine  geboten.  Es  ist  ja  der  Obstbau,  wie  überhaupt 
der  Zweck  des  Vereines  selbst  für  alle  genannten 
Vereine  kein  fremder  Gegenstand.  Ich  sollte  mei- 
nen, ihr  allereigenstes  Interesse  müsste  sie  bewegen, 
die  Bestrebungcu  des  deutschen  Pomologen- Vereines 
aufs  kräftigste  zu  luiterstützen  und  das  geschähe 
eben  durch  den  Beitritt  zum  Schutz-Verein.  Dem 
deutschen  Pomologen-Vereine  sind  zur  Zeit  mehre 
derartige  Vereine,  wohl  über  fünfzig  und  darunter 
auch  nichtdeutsche,  beigetreten,  allein  nur  als  ein- 
fache Mitglieder.  Das  ist  ein  Uebelstand,  der  nicht 
nur  zu  beklagen,  der  auch  den  andern  Vereins- 
mitghedern  gegenüber,  einen  gewissen  Vortheil  be- 
gründet, der  nicht  gut  zu  heissen  ist.  Während 
das  Statut  des  französischen  Pomologen-Kongresses 
allen  beitretenden  Vereinen  eine  Cetisation  von  30 
Franken  als  Minimum  —  also  8  Thaler  —  aufer- 
legt, zahlen  die  dem  deutschen  Pomologen-Verein 
als  Mitglieder  beigetretenen  Vereine  nur  den  einfa- 
chen und  von  jedem  einzelnen  Mitgliede  beanspruch- 
ten Beitrag  von  einem  Thaler.  Das  ist  offenbar 
eine  Unbilligkeit,  da  der  Verein  als  solcher  und  in 
der  Gesammtheit  seiner  Mitglieder  alle  diejenigen 
Vortheile  geniesst,  welche  das  einzelne  Mitglied 
durch  seinen  Beitritt  zum  Pomologen-Vereine  er- 
wirbt. Hier  erfordert  es  die  Billigkeit,  dass  die 
Vereine,  welche  als  solche  dem  deutschen  Pomolo- 
gen-Vereine beitreten,  einen  höheren  Jahresbeitrag 
zahlen,  als  das  einfache  Mitglied  —  und  zwar  durch 
den  Beitritt  zum  Schutz-Verein.  Der  Modalitäten  der 
Feststellung  der  Höhe  eines  solchen  Beitrages  gibt 
es  mancherlei,  allein  empfehlenswerth  sind  vorzugs- 
weise zwei,  nämlich:  entweder»  setzt  der  deutsche 
Pomologen-Verein  ein  Minimum  als  Beitrag  für  den 
Beitritt  der  Vereine,  z.  B.  4  oder  5  Tlialer  —  oder 
es  wird  von  den  beitretenden  Vereinen  selbst  ein 
solcher  Jahresbeitrag  nach  Zahl  der  Vereinsmitglie- 
der, nach  der  Jahreseinnahme  etc.  normirt.  — •  Ja 
es  ist  den  Vereinen  noch  ein  anderer  Weg  der  Be- 
theiligung geöffnet,  den  wir  als  einen  ausserordent- 
lichen bezeichnen  wollen  und  ebenfalls  recht  drin- 
gend empfehlen.  Wohl  jeder  Verein,  sei  es  für 
Gartenbau,  Landwirthschaft  etc.  etc.,  der  dem  deut- 
schen Pomologen-Vereine  angehört,  hält  alljährlich 
eine   General-    oder    Hauptversammlung,    verbunden 


mit    einem    obligaten    Zweckessen. 


Das    wäre    der 


passendste  Ort,  die  beste  Gelegenheit  für  eine 
Sammlung  freiwilh'ger  Beiträge  zu  den  Zwecken 
des  deutschen  Pomologen-Vereines  und  es  sind  der 
einzelnen  Punkte  gar  viele,  die  namhaft  gemacht 
werden  können,  wie  z.  B.  die  Monatsschrift,  der 
Mähringer  Jluttergarten,  die  Diel's- Stiftung,  das 
Obstwerk   etc.  etc.  etc.  — •   Ich   glaube,   es  fehlt  nur 


256 


das   Beispiel,    um    auch    diese    Quelle    fliessend    zu 
machen. 

Durch  den  Schutz -Verein  wird  endlich  auch 
allen  Regierungen  der  deutschen  Staaten,  denen 
doch  wohl  die  Hebung  des  Obstbaues  kein  fremder 
Gegenstand  ist  oder  fortan  sein  wird,  der  Weg  au- 
gedeutet, auf  welchem  sie  die  Anerkennung  der  Be- 
strebungen des  Vereines  au  den  Tag  legen  können. 
Nehmen  wir  z.  B.  für  jede  Regierung  des  deutschen 
Bundesstaates  im  Durchschnitt  einen  Jahresbeitrag 
von  dreissig  Thalern  an,  so  sind  durch  diese  dem 
Vereine  zugewendcteu  Mittel  die  Zwecke  des  Ver- 
eines wesentlich  gefördert.  Die  einzelnen  Staats- 
Regierungeu  fördern  die  Bestrebungen  des  deutschen 
Pomologen  -  Vereines  überdies  wesentlich  auch  da- 
durch, dass  sie  die  Publikationen  desselben,  also  die 
Monatsschrift  für  Pomologie  und  praktischen  Obst- 
bau und  die  Vereinsgaben  in  Parthien  nehmen,  deren 
Vertheilung  an  öffentliche  Anstalten,  z.  B.  Semina- 
rien  u.  s.  w.,  veranlassen  und  bei  bedeutenderen  Pu- 
blikationen, wie  z.  B.  das  deutsche  Obstwerk,  durch 
Subscriptionen  sich  betheiligen.  Das  sind  Wünsche 
mid  Hoffnungen,  deren  Realisirung  wohl  keiner  zu 
fernen  Zukunft  vorbehalten  bleiben  wird. 

Ausserdem  ist  der  deutsche  Pomologen  -  Verein 
bestrebt,  die  von  ihm  erzielten  Resultate  in  der 
Obstkuude  durch  Herausgabe  eines  grösseren  Obst- 
werkes dem  Publikum  vorzulegen  und  das  ist  jenes 
Werk,  von  dem  die  Wochenschrift  (S.  172  d.  Jahrg.) 
spricht.  Es  ist  das  ein  Werk,  welches  nicht  die 
Forschungen  und  Ansichten  eines  Einzelnen  geben 
soll,  sondern  welches  aus  dem  gesammten  Vereine 
hervorgeht.  Es  soll  auch  nicht  beschränkt  werden 
auf  die  Anzahl  von  100  Sorten  Aepfelu  —  das 
ist  blos  ein  Vorsclilag  für  den  1.  Band  — ,  sondern 
soll  sich  weiter  ausdehnen ,  je  nachdem  der  Verein 
es  für  gut  und  zweckdienlich  hält.  Das  Werk  selbst 
soll  Deutschland  Ehre  machen  —  kein  blosses  Bil- 
derbuch sein.  Aber  eben  deshalb  ist  es  nicht  für 
Jedermann,  namentlich  auch  des  Preises  wegen. 
Wie  soll  z.  B.  der  Herrschaftsgärtner  bei  seinem 
oft  kärglichen  Gehalte,  starker  Familie  u.  s.  w.  im 
Stande  sein,  ein  Werk  sich  anzuschaften,  wie  z.  B. 
das  von  Decaisne?  — •  selbst  der  halbe  Preis  ist 
ihm  unerschwinglich.  Auch  das  sieht  der  Vorstand 
des  deutschen  Pomologen -Vereines  ein  und  zieht 
diesen  Punkt  in  den  Kreis  seiner  Thätigkeit,  indem 
er  sich  die  Frage  stellt:  sollte  es  nicht  möglich 
sein,  ein  Werk  herzustellen,  das  durch  seine  Billig- 
keit und  durch  solche  der  Umschauungsweise  des 
Gärtners  angcpasste  Abbildungen  dem  gefühlten  Be- 
dürfniss  Abhülfe  gewährte?  —  Es  wird  das  mög- 
lich sein  und  dann  hat  der  Verein  den  praktischen 


Weg  eingeschlagen,  allen  den  Gärtnern  beizustehen, 
deren  Dienstverhältniss  etwas  von  demselben  verlangt, 
was  sie  nicht  leisten  können,  weil  eben  die  Herrschaft 
Obst  verlangt,  ihnen  aber  nicht  die  Mittel  gewährt, 
sich  über  dessen  Wahl,  Zucht  etc.  zu  belehren,  und 
das   wird  manchem  Gärtner  zu   Gute  kommen. 

Die 

4  -KubofpfjTrfjc  .Kiin|l=  uiiJ)  JjauöefsgädRerei 

hl  Hcrsfcld  (Kurlicsseii) 
ofFerirt  für  den  Herbst  in  guter  und  schöner  Waare: 

I.     Samen. 

Apfelkerne,  in  nur  1864  gesunder  keimfähiger  Waare, 

100  Pfund öOThlr. 

Desgleichen,   ä  Pfund 20Sgr. 

Birnkerne,  desgleichen   in  ganz   vorzüglicher  Waare 

(wilde  Birn)    100  Pfund      ....      65Thlr. 

Desgleichen   im   Einzelnen   a  Pfund     .     .       25Sgr. 

Bestellungen  hierauf  müssen  frühzeitig  gemacht 

werden,   Versand  im   Oktober. 

Rosensamen  zu  Wildlingen,  reiner  Samen,  a  Pfund 

lOSgr. 
Desgleichen   oder  Hagebutten,    100  Pfund        4Thlr. 

Weissdorn,   100  Pfund 6Thlr. 

Schlehen,    1  Pfund   .........       lOSgr. 

II.     IPflänzlinge. 

Apfel-    und  Birn -Sämlinge,    verpflanzte  schöne  ge- 
sunde Waare,  2— 3-jährige,  lOOOStück  12Thlr. 
(Veredlungsfähige  Waare.) 
Desgleichen,    1 -jährige  zum  Pflanzen,    lOOOStück 

4Thlr.  lOSgr. 
Kirsch- Wildlinge,  süsse,    1 -jährige,    1000  Stück 

3Thlr.  lOSgr. 
Desgleichen,  grosse  für  Strasse  und  Baumschule 

100  Stück SThlr. 

Mahaleb-Kirschen,    100  Stück     ....        1  Thlr. 
Rosen-Sämlinge,  sehr  schöne  verpflanzte,    2 — 3-jäh- 
rige,  1000  Stück 6— 10  Thlr. 

Desgleichen,  unverpflanzte  2-jährige  .  .  3 Thlr. 
Linden  zu  Unterlagen,    1 — 2  Fuss  hoch,   lOOOStück 

6  Thlr. 
Desgleichen  zu  Alleen,   6 — 10  Fuss  hoch,  100  Stück 

6  Thlr. 
Desgleichen,    sehr  grosse  und  starke,    10 — 14  Fus^ 

hoch,    100  Stück 10— 15  Thlr. 

I  Proben   stehen  zu  Diensten. 

\   Haideerde,  sehr  gute,    100  Pfund       .      .      15Sgr. 

Moorerde,  sehr  gute,    100  Pfund       .      .      .      12Sgr. 

Zu  recht  zahlreichen  Aufträgen    empfiehlt  sich 

ganz   ergebenst  * 

©.  ßutiolpl). 


Verlag  vou  Karl  Wieg  au  dt  iu  Berliu, 
Komraandanten-Stra&se  No.  62. 


Dnuk  der  C.   Feiste  r 'sehen  Buchdruckerei  in   Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  zur  Beförderuiiff  des  (lartenbanes  in  den  Könisl.  Prenssischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
I*rolessoi-  Dr.  Karl  Klocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  33. 


Berlin,  den   20.  August 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt:  Programm  für  die  Preisbewerbung  bei  der  Frühjahrs-Ausstelluug  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den 
Königl.  Preuss.  Staaten,  am  2.  April  1865.  —  Dr.  Paul  Ascherson's  Flora  der  Mark  Brandenburg.  —  Revue  hor- 
ticole.    Jahrgang   1863.   1864.     1.  Hälfte.  —  Mittel  gegen  Ameisen. 


Sonntag,  den  28.  .iiigust,  Mittags  A13  Uhr,   findet  im  l'alnienhause  des  botanischen  Gartens  eine  Versammlung  des 
Vereines  zur  Beförderung  des  Garteubanes  statt,  wozu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


l*n»gTainiii  tiir  die  Prcisbewerbung 

bei   der 

/rül)jal)rs-5lU9|lrUung  bfs  l^erfines  jur  iSrförbrrung 
brs  (Sadcnbaucs  in  bfu  fiöniol.  IJrcul?.  Staaten, 

am  2.  April  1865. 

Allgemeine  Bedingungen. 

1)  Die  beluit's  der  Preisbewerbung  aufzusteileudeu 
Pflanzen  müssen,  mit  Namen  versehen,  am  Tage 
vorher  in  das  Lokal  der  Ausstellung  abgeliefert 
werden;  sie  bleiben  den  Sonntag  über  bis  ü  ühr 
Abends  aufgestellt  und  sind  demnächst  bis  spä- 
testens Montag  Mittag  wieder  abzuholen. 

2)  Für  Transportkosten  wird  keine  Entschädigung 
gewährt. 

3)  Die  Pflanzen  müssen  sich  ebenso,  wie  die  Töpfe, 
in  einem  für  die  Ausstellung  geeigneten  Zu- 
stande befinden ;  andernfalls  können  sie  von  den 
Ordnern  zurückgewiesen  werden. 

4)  Das  Preisrichteramt  wird  aus  5  Personen  be- 
stehen, deren  Berufung  dem  Vorstände  des  Ver- 
eines zusteht,  welcher  zugleich  den  Vorsitzen- 
den ernennt.  Selbst-Aussteller  sind  ausgeschlos- 
sen. Bei  etwaiger  Stimmengleichheit  gibt  die 
Stimme  des  Vorsitzenden  den  Ausschlag,  dem 
auch  das  Recht  zusteht,  im  Falle  einer  Unvoll- 
zähligkeit  des  Preisrichteramtes  andere,  vom  Vor- 


stande   nicht    ernannte    Mitglieder    des    Vereines 
zuzuziehen. 

I.   ©ellipteife, 

welche   aus   dem  Beitrage  Sr.  Maj.  des  Königs,   des  erhabenen 
Protektors  des  Vereines,   gewährt  werden. 

A-Ilgemeine  iVeie  Ivonliux^i'enz. 

A.    'Aiisaiiiinciislrlliiii^  gut  kulUvirter  Pflanzen. 

1)  Für  (3  Stück  reichblühende  Eriken  in  6  ver- 
schiedenen Arten  oder  Abarten :  ein  Preis  von 
2  Friedrichsd'or. 

2)  Für  G  Stück  reichblübende  Leguminosen  in  6 
verschiedenen  Arten  oder  Abarten:  ein  Preis 
von   2  Friedrichsd'or. 

3)  Für  6  Stück  reichblübende  Cyclamen  in  min- 
destens 3  verschiedenen  Arten  oder  Abarten 
in  vorzüglicher   Kultur:  ein  Preis  von    1  Frd'or. 

Es  wird  gewünscht,  dass  sich  auch  ein  oder 
mehre  Exemplare  von  Cyclamen  Atkinsii  unter  den 
ausgestellten   Pflanzen   befinden. 

It.    SrhaujiHanZfU. 

4)  Für  eine  Zusammenstellung  von  6  Pflanzen  in 
mindestens  3  verschiedenen  Arten  in  vorzügli- 
cher Kultur:   ein  Preis  von    1  Friedrichsd'or. 

5  bis  9)  Fünf  Preise  von  je  1  Friedrichsd'or  für 
einzelne  ungewöhnlich  reich-  und  schönblühende 
Pflanzen  nach  der  Wahl  der  Aussteller. 

33 


258 


Die  um  die  Preise  zu  1  bis  9  konkurrirenden 
Pflanzen  müssen  sich  mindestens  seit  6  Monaten 
vor  der  Ausstellung  in  der  Kultur  der  Aussteller 
befunden  haben. 

C.  Neue  Einführungen. 

10  und  11)  Zwei  Preise  von  je  1  Friedrichsd'or 
für  Pflanzen,  welche  hier  zum  ersten  Male  aus- 
gestellt werden  und  welche  so  weit  ausgebildet 
sein  müssen,  dass  ihre  Eigenschaften  deutlich 
erkennbar  sind  und  eine  grössere  Verbreitung 
als  Zier-  oder  Nutzpflanzen  voraussetzen  lassen. 

D.  Getriebene  IMIanzen. 

12)  Für  eine  Aufstellung  von  getriebenen  blühen- 
den Gehölzen  in  mindestens  6  verschiedenen 
Arten:   2  Friedrichsd'or. 

13)  Für  eine  Aufstellung  blühender  Hyazinthen  in 
mindestens  20  Sorten:   1  Friedrichsd'or. 

14)  Für  eine  Aufstellung  blühender  Aniaryllis  in 
mindestens   8   Sorten:   1  Friedrichsd'or. 

15)  Für  eine  Aufstellung  blühender  Tulpen  in 
mindestens  12  Sorten:    1  Friedrichsd'or. 

16)  Für  eine  Zusammenstellung  von  mindestens 
3  blühenden  Exemplaren  vei-schiedener  Vai-ie- 
täten  der  Paeonia  arborescens  oder  flu-  ein 
blühendes  Exemplar  der  Cleraatis  Fortunei 
oder  Fortunei  Standishii :    1  Friedrichsd'or. 

17)  Für  eine  oder  mehre  Sorten  getriebenen  Ge- 
müses oder  in  Gefässen  gezogenen  Obstes 
(Himbeeren,  Erdbeeren  u.  dgl.):  ein  Preis  von 
1  Friedrichsd'or. 

Zusammen  20  Friedrichsd'or. 

II.   (ßclliprcifc, 

welche  von  Privateu  iiusgLsetzt  sind: 

18)  Für  eine  Aufstellung  blühender  Hyazinthen  in 
mindestens  20  Sorten  ein  Preis,  ausgesetzt  von 
dem  Vorsitzenden  des  Vereines,  Geh.  Ober- 
ßegieruugsrath   Knerk:    1  Friedrichsd'or. 

In  soweit  die  vorstehenden  Preise  nicht  zuer- 
kannt werden  sollten,  werden  dieselben  den  Preis- 
richtern zur  Verfügung  gestellt  behufs  der  Zuspre- 
chuug  für  andere  vorzügliche  gärtnerische  Erzeug- 
nisse, welche  sich  etwa  auf  der  Ausstellung  befin- 
den möchten. 

III.   Sljrcn -Diplome. 

Auch  steht  den  Preisrichtern  die  Zuerkennung 
von  5  Ehren-Diplomen  für  vorzügliche  Gegenstände 
der  Ausstellung  frei. 

Berlin,  den  31.  Juli   18ß4. 


\h:  l*aiil  Ascherson's 

.ffoni  Öcu  JliarR  .Brauöeiifiurg. 

Wie  manche  Theile  der  botanischen  Wissen- 
schaft sind  seit  wenigen  Jahren  in  ein  neues  Sta- 
dium, man  möchte  sagen,  in  das  der  Wissenschaft- 
lichkeit getreten ;  so  auch  die  Flora,  d.  h.  die  Kennt- 
niss  der  auf  einem  bestimmten  Räume  der  Erdober- 
fläche wachsenden  Pflanzen.  Man  glaubte  lange 
Zeit,  dass  es  hinlänglich  sei,  nächst  den  Diagnosen 
nur  die  Standorte,  namentlich  der  seltenen  Arten, 
aufzuführen,  um  den  Laien  etwas  zu  bieten,  was 
das  Erkennen  der  Pflanzen  erleichterte.  Damit  ist 
es  aber  keineswegs  heut'  zu  Tage  abgethan.  Das 
geistlose  Auswendiglernen  der  Pflanzennamen,  wo- 
nach der  für  den  grössten  Botaniker  galt,  der  das 
beste  Gedächtniss  besass,  hat  der  Entwickelung  der 
botanischen  Wissenschaft  sehr  geschadet  und  die 
heutigen  Botaniker  zum  grossen  Theil  zu  einer  an- 
dern Einseitigkeit  geführt,  indem  man  in  dem  Stu- 
dium der  Pflanzenzelle  oder  des  Baues  der  ganzen 
Pflanze  jetzt  allein  die  botanische  Wissenschaft  an- 
nehmen will. 

Die  Pflanzenkenntniss,  wo  allen  Verhältnissen 
Rechnung  getragen  werden  muss,  ist  aber  keines- 
wegs so  geistlos,  sondern  verlangt  bei  den  grossen 
Schwierigkeiten,  welche  sich  oft  entgegen  stellen, 
ein  tieferes  Eingehen  in  das  Leben  der  Pflanze; 
mau  kann  erst  eine  Pflanze  ordentlich  kennen, 
wenn  man  sie  nach  allen  Seiten  hin  beobachtet 
und  den  Formenkreis,  in  dem  sie  sich  bewegt,  er- 
kannt hat.  Dazu  gehören  aber  oft  Jahre  lange 
Beobachtungen  im  Leben,  dazu  gehört  vor  Allem 
eine  genaue  Kenntniss  des  Bodens,  wo  sie  wächst, 
und  der  klimatischen  Verhältnisse,  unter  denen  sie 
vorkommt.  Das  Herbar  bietet  nur  für  die,  welche 
bereits  umfassende  Studien  gemacht  haben,  einigen 
Ersatz  und  in  gewissen  Verhältnissen  auch  Anhalts- 
punkte zu  weiteren  Forschungen  dar.  Eine  Art, 
welche  nur  nach  getrockneten  Exemplaren  aufge- 
stellt ist,  hat  aber  einen  geringen,  stets  nur  relativen 
Werth,  während  dieser  dann  erst  dauernd  wird;  sobald 
alle  Formen  einer  Pflanze  im  Leben  erkannt  sind 
und  vergleichende  Untersuchungen  mit  den  näch- 
sten Verwandten,  ja  mit  dem  ganzen  Genus,  statt- 
gefunden haben. 

Wir  vermissen  zwar  leider  die  geologische 
Grundlage,  so  wie  die  Beschreibung  der  Boden- 
Verhältnisse  des  Territoriums  in  der  uns  vorliegen- 
den Flor  —  es  wird  beides  nachträglich  verspro- 
clien  — ,  doch  hat  der  fleissige  Verfasser  alle  übri- 
gen Bedingungen  einer  guten  Flor  in  einer  Weise 
erfüllt,  dass  wir  dem  endlichen  Erscheinen  dersel- 
ben mit  Siiannung  entgegensahen.  Wir  freuen  uns 
nun,  wo   sie  uns   vorliegt,    dass   wir  nicht  getäuscht 


259 


sind.  Der  Verfasser  hat  viele  Jahre  hindurch  die- 
ser einen  Aufgabe  unverdrossen  und  in  rastloser 
Thätigkeit  sich  gewidmet  und  übergibt  uns  jetzt 
eine  Flora,  wie  sie  alle  sein  sollten,  aber  nur  sehr 
wenige   sind. 

L)ie  Kenntniss  des  Vaterlandes,  vor  Allem  die 
der  heimathlichen  Scholle,  ist  das  Erforderniss  jedes 
gebildeten  Menschen.  Mit  der  Kenntniss  dessen, 
was  um  ilin  kriecht  und  fliegt,  mit  der  Erforschung 
des  Bodens  und  der  diesen  bedeckenden  Pflanzen- 
welt lernt  er  erst  seine  Heimath  lieben  und  fühlt 
sich  zu  ihr  hingezogen.  Die  Zeit  ist  wohl  auch  so 
ziemlich  vorbei,  wo  man  in  den  gelehrten  Schulen 
Alles  mehr  lernte,  als  das,  was  man  brauchte,  wo 
man  die  kleinsten  Dörfer  des  alten  Griechenlands 
und  Italiens  auswendig  lernen  musste  und  diese 
mehr  kannte,  als  die  der  nächsten  Umgebung,  wo 
die  Lehrer  selbst  oft  grössere  Städte  des  eigenen 
Vatei'landes  nicht  kannten.  Unserer  Ansieht  nach 
ist  nichts  im  Stande,  den  Geist  des  Kindes  so  lo- 
gisch zu  bilden  luid  seine  Denkkraft  so  zu  stei- 
gern, als  die  ISaturgeschichte  und  vor  Allem  die 
Botanik.  Freilich  darf  man,  wie  es  leider  oft  ge- 
schieht, als  Lehrer  der  Naturgeschichte  nicht  etwa 
solche  anstellen,  die  zu  nichts  Anderem  zu  gebrau- 
chen sind,  sondern  umgekehrt  grade  die  befähigte- 
ren, welche  auch  Interesse  für  ihren  Lehrgegeu- 
stand   haben. 

Kenntniss  der  heimathlichen  Flor  i.^t  aber  vor 
Allem  dem  Gärtner  und  dem  Landwirthe  uothwen- 
dig.  Wenn  der  Erstere  diese  hat,  wird  er  nicht 
so  oft  in  den  Fall  kommen,  ausländische  Charlata- 
iierien  zu  glauben  und  dafür  sein  gutes  Geld  aus- 
zugeben; wir  wollen  nur  an  Sagina  pilifera  er- 
innern, welche  als  Surrogat  unserer  Rasen  empfoh- 
len wurde.  Samen  der  Gypsophila  muralis  hätte 
man  sicJier  sicli  nicht  erst  aus  dem  Auslande  ver- 
sehrieben, wenn  man  gewusst  hätte,  dass  sie  bei 
uns  hier  und  da,  selbst  in  grösserer  Menge,  wild 
wäclist.  Polygonum  aviculare  wurde  von  Süd- 
Frankreich  aus  als  Futter  für  die  Seidenraupen, 
Ballota  nigra  als  Bienenfutter  von  Ungarn  aus 
empfohlen  und  Landwirthe  haben  von  beiden  sich 
Samen  versehrieben.  LTnd  doch  sind  beide  Pflanzen 
lästige  Unkräuter,   die  allenthalben  vorkommen. 

Doch  nun  auch  einige  Worte  über  das  Buch, 
was  wir  den  Gärtnern  und  Landwirthen,  welche  in 
dem  Florgebiete,  d.  h.  der  nordostdeutschen  Ebene 
von  der  Westgrenze  des  Regierungsbezirkes  Magde- 
burg bis  nach  Posen,  und  von  der  Südgrenze  Pom- 
merns bis  nach  Schlesien  hin  wohnen,  bestens  em- 
pfehlen können.  Die  Flora  ist  mit  einer  solchen 
Konsequenz  und  einer  solchen  Sorgfalt  bearbeitet, 
dass  sie  in  der  That  bisweilen  an  das  Pedantische 
zu  streifen  scheint.     Fehler   in  der  Schreibart,    wie 


sie  sich  leider  gar  zu  sehr  bei  uns  eingenistet  ha- 
ben und  selbst  sprachgebräuchlich  geworden  sind, 
wie  Pyrus,  Dactylis,  Anthericum,  Amaranthus,  Pru- 
nella,  panicula  u.  s.  w.  sind  verpönt  und  verbessert. 
Sollte  dann  aber  nicht  auch  Gynaecandria  anstatt 
Gynandria  zu   schreiben   sein? 

Die  Aussprache,  und  zunächst  wo  der  Ton  hegt, 
ist  immer  durch  einen  Acut  angegeben,  was  um 
so  nothweudiger  sein  dürfte,  als  ganz  tüchtige  Bo- 
taniker hierin  sehr  nächlässig  sind.  Der  Ballast 
von  Synonymen,  womit  mancher  Florist  sich  brüstet, 
ist  glücklich  über  Bord  geworfen.  In  Betreft'  der  Na- 
men ist  mit  eisener  Konsequenz  die  Priorität  ver- 
folgt, so  dass  selbst  Linn(?  einmal  koriigirt  wurde. 
So  kommen  eine  Menge  von  Namen  zum  Vorschein, 
die  man  längst  vergessen  hatte:  Sieglingia  decum- 
bens  anstatt  Triodia  decumbens,  Weiugaertneria 
canescens  anstatt    Corynephorus    eanescens  u.  s.  w. 

Dass  im  Allgemeinen  das  Prinzip  festgehalten 
wird,  wonach  auch  der  älteste  Artname  bleibt,  er- 
achten auch  wir  für  wünschenswerth;  ob  er  aber 
bei  altern,  schon  eingebürgerten  Namen  durchzufüh- 
ren ist,  möchte  um  so  mehr  bezweifelt  werdeu,  als 
selbst  eine  grosse  Menge  Linn^ 'scher  Arten  dun- 
kel sind  und  bleiben  werden ,  darüber  auch  ver- 
schiedene Ansichten  herrschen.  Würde  mau  nicht 
besser  thun,  solche  ältere  Namen,  auch  wenn  man 
später  sie  -  bestimmt  erklären  könnte,  der  Genus- 
Name  sich  aber  geändert  hat,  ganz  und  gar  bei 
Seite  zu  lassen?  Der  Verfasser  führt  in  solchen 
Fällen  die  Namen  zweier  Autoren  auf,  den,  der  die" 
Art  zuerst  aufstellte,  und  den,  der  sie  zuerst  dem 
Genus,  wohin  die  Pflanze  jetzt  gehört,  einreihete. 
Der  erstere  Name  steht  in  Parenthese.  Sollte  es 
nicht  den  Vorzug  verdienen,  wenn  nur  der  Namen  des 
einen  Autors,  und  zwar  des  ersteren,  gebraucht  würde, 
da  dieser  doch  das  meiste  Verdienst  besitzt!  So 
würde  man  der  Sucht  mancher  Botaniker,  neue 
Genera  zu  machen  oder  doch  wenigstens  anzuer- 
kennen, nur  um  ihren  Namen  hinter  dem  der 
Pflanze  zu  sehen,  mit  Erfolg  entgegentreten.  Bes- 
ser wäre  es  noch,  den  Namen  des  Genus,  in  dem  die 
Art  zuerst  beschrieben  wurde,  in  Parenthese  zu  brin- 
gen, wie  wir  es  in  unseren  Beiträgen  des  Orientes  ge- 
than  haben,  und  dann  nur  den  Anfangsbuchstaben 
des  Autors,  z.  B.  Sisymbriuni  officinale  (Erysimum)  L. 
Das  Buch  ist  für  den  Fachmann  und  für  den 
Laien  zu  gleicher  Zeit  geschrieben,  eine  schwierige 
Aufgabe,  die  aber  doch  luit  Erfolg  durchgeführt 
ist.  Der  Verfasser  legt  auf  die  Art  und  Weise 
des  Erscheinens  einer  Pflanze,  auf  die  sogenannte 
Tracht  oder  den  Habitus,  mit  Recht  einen  grossen 
Werth.  In  Betreff"  des  Begriff'es  der  Art  und  des 
Geschlechtes  schlicsst  er  sich  der  Ansicht  des  älte- 
ren   Koch,    des    früheren    Professors    in  Erlangen, 

33* 


260 


■wie  dieser  in  seiner  deutschen  Flora  zuerst  Anwen- 
dung gemacht  hat,  an;  aucli  bei  den  Diagnosen  ist 
er  dem  guten  Beispiele  Koch's   gefolgt. 

Das  Buch  ist  leider  ziemlich  dick,  zu  dick  für 
ein  Buch,  was  mau  auf  .Exkursionen  mitführen  soll. 
Unserer  Ansicht  nach  hätte  Manches  wegbleiben 
können,  so  z.  B.  die  Uebersicht  der  Blüthenstände, 
die  Uebersicht  des  natürliciien  Systemes,  zumal  in 
dem  Buche  selbst  eine  andere  Eeihenfolge  beliebt 
ist  und  zwar  die,  an  welche  man  sich  nun  einmal 
gewöhnt  hat  und  wo  man  mit  den  Ranunculaceen 
anfängt.  Es  möchte  sogar  störend  sein,  dass  in 
der  Uebersicht  der  natürlichen  Familien  die  Acera- 
ceen  und  Hippocastanaceen  als  Abtheilungeu  der 
Sapindaceae  betrachtet  werden ,  während  sie  im 
Texte  selbständig  auftreten. 

Der  Verfasser  führt  ausser  den  wildwachsenden 
und  verwilderten  Pflanzen  noch  eine  Menge  Kultur- 
uud  Garteupflanzen  auf.  Die  Zahl  ist  doch  wohl 
viel  zu  gross,  abgesehen  davon,  dass  selbst  seltene 
Pflanzen  der  Gärten,  wie  Telekia  speciosa,  aufge- 
nommen sind,  andere,  wie  Phlox,  (die  selbst  nicht 
selten  verwildert  vorkommt)   fehlen. 

Dass  der  Verfasser  zur  Bezeichnung  der  Ord- 
nung die  Adjektiv-Endung  „inae",  zur  Bezeichnung 
der  Familien  die  Adjektiv-Endung  „aceae",  zur  Be- 
zeichnung der  Unterfamilien  die  Adjektiv -Endung 
joideae"  konsequent  durchführt,    ist  sehr  zu   loben. 


Renie  Iioiticole. 

Jahrgang  1863.   1804.     1.  Hälfte. 
(.Schluss.) 

Wir  gehen  zu  den  Gehölzen  des  freien  Landes 
über,  welche  in  der  Revue  horticole  abgebildet  sind. 
Im  Jahrgange  1863  ist  zunächst  eine  schwarze  Ab- 
bildung der  Rhus  glabra  laciniata  (Seite  7)  gege- 
ben; uns  ist  diese  Form  nicht  bekannt.  Sie  wurde 
direkt  aus  Amerika  durch  einen  eifrigen  Botaniker, 
Helias  Durand,  dem  botanischen  Garten  in  Paris 
zugesendet,  wo  sie  sich  bis  jetzt  allein  befindet. 
Bei  uns  ist  die  Abart  mit  rothen  Frücliten,  welche 
Willdenow  unter  einem  besonderen  Namen,  näm- 
lich als  Rhus  elegans  beschrieben  hat,  beliebt, 
aber  in  Anlagen  lange  noch  nicht  so  viel  augewen- 
det, als  sie  es  verdient. 

Ein  zweiter  Sumach  ist  der  japanische  Wachs- 
baum (Rhus  succedauea),  über  den  wir  durch 
Kämpfer  die  erste  Nachricht  erhalten  haben.  Des- 
sen Amoenitates  sind  übrigens  keineswegs,  wie  es 
in  der  Revue  horticole  (S.  129)  heisst,  1792  er- 
schienen, sondern  1712.  Der  japanische  Wachs- 
baum   ist    bereits   über    150  Jahre    bekannt.     Vil- 


morin-Andrieux  &  Co.  haben  nur  das  Verdienst, 
auf  ihn  neuerdings  wieder  aufmerksam  gemacht  zu 
haben,  indem  sie  durch  die  Vermittclung  der  vor 
einigen  Jahren  in  Europa  anwesenden  japanischen 
Gesandtschaft  sich  Samen  zu  verschaflfen  wussten 
und  die  daraus  gezogenen  Pflanzen  jetzt  in  den 
Handel  brachten.  Der  Herausgeber  des  Garten- 
Lexikons,  Dietrich,  erwähnt  bei  Gelegenheit  der 
Beschreibung  der  Rhus  succedauea,  dass  er  sie  (im 
ersten  Jahrzehend  dieses  Jahrhundertes)  bereits  in 
Grossbritannien,  namentlich  in  der  Nähe  von  Edin- 
burg,  vielfach  gesehen.  In  den  botanischen  Gärten 
kultivirt  man  den  Firnissbaum  Japan's  (Rhus  ver- 
niciflua)  bisweilen  anstatt  ihrer.  Der  Wachsbaum 
unterscheidet  sich  aber  sehr  leicht  durch  glänzende 
immergrüne   Blätter  von   dem   eben   genannten. 

Wahrscheinlich  wird  das  von  diesem  Baume 
erhaltene  Wachs  jetzt,  wo  sich  auch  Japan  unse- 
rem Handel  aufschliessen  muss,  mehr  eingeführt 
werden.  Nach  den  l'ntersuchungen  von  Cloez 
verhält  es  sich  vollkommen  iniserem  Bienenwachse 
gleich;  die  daraus  bereiteten  Kerzen  unterscheiden 
sich  in  nichts  von  den  gewöhnlichen.  Das  Wachs 
befindet  sich  in  der  Fruchtschale  in  solcher  Menge, 
dass  es  darin  48  Prozent  ausmacht.  Dem  Gewichte 
nach  erhält  man  aus  100  Pfund  Früchten  17  Pfund 
Wachs,  gewiss  eine  ansehnliche  Menge.  Mau  muss 
sich  wundern,  dass  man  in  Süd-Frankreich  und  in 
Algerien  noch  keine  Kultur-Versuche    gemacht   hat. 

Unter  dem  Namen  Robinia  Pseud-Acacia 
Decaisneana  hat  der  Baumschulen-Besitzer  Vil- 
levielle  jeune  in  Manosque  (Basses  Alpes)  eine 
hell-  oder  fleischroth- blühende  Form  gezogen,  die 
wohl  die  Aufmerksamkeit  der  Liebhaber  und  Gar- 
tenbesitzer verdient  (s.   S.  151). 

Als  Viburnum  Keteleßri  ist  von  CarriSre 
(S.  269)  die  einfache  Form  des  seit  fast  20  Jahren 
durch  Fortune  eingeführten  gefüllten  Viburnum 
macrocephalum  beschrieben  und  abgebildet  worden. 
Wie  bei  unserem  Schneeball  (V.  üpulus  roseum 
oder  flore  pleno)  sind  nämlich  bei  letzterem  alle 
Blüthcheii  unfruchtbar,  während  bei  der  wilden 
Form  es  nur  die  am  Rande  des  Blüthenstandes  sind. 

Wir  haben  früher  schon  der  interessanten  For- 
men der  trefüllten  Pfirsiche,  welche  durch  v.  Sie- 
bold  vor  mehrern  Jahren  eingeführt  wurde,  ge- 
dacht und  auf  sie  aufmerksam  gemacht  (s.  2.  Jahr- 
gang S.  360  und  3.  Jahrgang  S.  278).  Dieselben 
haben  wir  auch  schon  mehrfach  auf  deutschen  Aus- 
stellungen gesehen.  Carrifere  hat  nun  in  der  Re- 
vue horticole  (zu  Seite  391)  die  Abbildungen  und 
Beschreibungen  der  4  neu  eingeführten  Sorten  ge- 
geben. 

EndKch  finden  wMr  im  Jahrgange  1864  (zu 
Seite   171)    eine   Fruchttranbe    des    stumpfblättrigeu 


261 


Ahorns  (Acer  Pseudoplatanus),  wo  die  Früchte  eine 
rothe  Farbe  haben,  abgebildet.  Diese  merkwürdige 
Form  wurde  durch  den  Gärtner  F  er  ran  d  zu  Cog- 
nac  in  Orl^annais  (Depart.  de  Charente)  wohl  zu- 
fallig erhalten.  Die  Abart  mit  hauptsächlich  auf 
der  Unterfläche  rothen  Blättern  und  ebenso  gefärb- 
ten Blattstielen  besitzt  ebenfalls  nielir  oder  weniger 
braunrothe  Früchte,  bei  dieser  Form  sind  aber  (we- 
nigstens nach  der  Abbildung)  Blätter  und  Blatt- 
stiele durchaus  grün.  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass 
die  grossen  braunrothen  Fruchttrauben  mitten  in 
dem  dunklen  Grün  der  Blätter  sich  sehr  gut  aus- 
nehmen müssen.  Wir  ergreifen  die  Gelegenheit, 
um  wiederholt  darauf  aufmerksam  zu  machen,  wel- 
chen ästhetischen  Werth  die  Fruchtsträucher  in  den 
Anlagen  besitzen.  Man  nimmt  viel  zu  wenig  auf 
diesen   Schmuck  Rücksicht. 

Von  Florblumen  sind  ebenfalls  einige  bespro- 
chen und  abgebildet,  so  im  Jahrgange  18G3  (Seite 
10)  die  nicht  genug  zu  empfehlende  Zwergform  der 
Tagetes  sigiiata,  die  mit  ihrem  buschigen  Wüchse 
und  mit  BlUthen  dicht  besäet  sich  reizend,  beson- 
ders auf  Beeten  und  gruppenweise,  ausnimmt.  Wir 
haben  übrigens  schon   von  ihr  gesprochen. 

Eine  der  reizendsten  Nelken  ist  die,  welche  ein 
gewisser  Flon  in  Angers,  wie  es  scheint  vor  län- 
gerer Zeit,  erzogen  hat.  Die  Mutterpflanze  ist 
wahrscheinHch  ein  Blendling  unserer  gewöhnlichen 
und  der  Karthäuser-Nelke  der  Gärten  (also  der 
üianthus  Caryophyllus  und  barbatus)  gewesen.  An 
ihr  entstand  sie  zufällig,  wurde  abgenommen  und 
weiter  verbreitet.  Da  sie  nie  Samen  trägt,  kann 
sie  nur  durch  Ableger  vermehrt  werden.  Durch 
den  Gärtner  Pare  kam  sie  ISöri  nach  Paris,  wo 
dieser  sie  im  Jahre  1860  bei  der  damaligen  Indu- 
strie-Ausstellung in  grossen  buschigen  Exemplaren 
zur  Kenntiiiss  der  Liebhaber  brachte.  Die  Pflan- 
zen standen  dort  in  der  Nähe  von  ebenfalls  ausge- 
stellten Hausthiei-en.  Nach  der  Ausstellung  entstand 
zufällig  ein  der  Wurzel  entspringender  Ast,  der  als- 
bald eine  weisse  Blüthe  trug.  Diesen  Ast  senkte 
Par^  ab  und  gab  der  Form  den  Namen  Marie 
Parö.  Später  zeigte  sich  noch  ein  Ast  mit  ge- 
streiften Blütlieu,  den  Par^  ebenfalls  abnahm  und 
als  selbständige  Form,  die  er  wiederum  Emilie 
Par^  nannte,  zum  Verkauf  stellte.  Die  weissblü- 
hende  Form  scheint  Henderson  mit  sich  nach 
London  genommen  zu  haben,  denn  sie  wurde  als- 
bald von  ihm  als  Dianthus  hybridus  multiflo- 
rus  in  den  Handel  gebracht.  Die  gewöhnliche, 
rothblüheude  Form  (Oillet  Flon)  ist  dagegen  in 
Frankreich  auch  als  Dianthus  semperflorens 
verbreitet. 

Die  Flon'sche  Nelke  verdient  Beachtung, 
denn    sie  hält  sehr  gut  im  Freien  aus,    blüht  reich 


und  eine  lange  Zeit.  Ihre  Blüthen  ähneln  unseren 
gefüllten  Gartennelken  und  haben  mit  diesen  einen 
angenehmen,  wenn  auch  nicht  so  starken  Geruch. 
Sehr  wichtig  ist  es,  dass  sie  auch  für  die  Winter- 
zeit gezogen  werden  kann.  Par^  nimmt  zu  die- 
sem Zwecke  im  September  imd  Oktober  starke, 
blühbare  Pflanzen  aus  dem  freien  Lande,  setzt  sie 
in  Töpfe  und  bringt  sie  in  ein  Kalthaus  oder  in 
einen  kalten  Kasten.  Wie  er  sie  bedarf,  werden 
sie  angetrieben;  so  hat  man  sie  binnen  eines  Mo- 
nats in  Blüthe.  Es  ist  dabei  aber  wichtig,  dass  die 
Blüthenzweige  bereits  in  der  freien  Luft  sich  ent- 
wickelt haben.  Ist  dieses  nicht  geschehen  und  ge- 
schieht erst  während  des  Ti-eibens,  so  werden  die 
Blumen  nicht  schön  und  bleiben  unvollkommen. 
Verschneiden  darf  man  die  Flon'schen  Nelken  nie; 
werden  die  Stöcke  zu  dicht,  so  niuss  man  an  den 
Wurzeln  abnehmen.  Vermehrt  wird  die  Sorte  durch 
junge  Brut,  welche  sich  kurz  vor  der  eigentlichen 
Blüthezeit,  also  im  Frühjahre,  zeigt.  Zu  jeder  an- 
deren Jahreszeit  gemachte  Vermehrung  gelingt  nicht. 

Die  Flon'sche  Nelke  ist  jetzt  in  England,  wie 
in  Frankreich  sehr  beliebt.  Man  benutzt  sie  allge- 
mein zu  den  Blumenparterre's.  In  Paris  sind  es 
besonders  die  Handelsgärtner  Pel^  fils  und  Par^, 
welche  sie  im  grossartigsteu  Massstabe  vermehren 
und  in   den   Handel   bringen. 

Nach  Vihnorin  (les  fleurs  de  pleine  terre  p. 
572)  sind  Dianthus  Maulei  und  Maule's  for- 
cin g  ebenfalls  Formen  dieser  Flon'schen  Nelke, 
die  nur  nicht  so  reichliche  und  kleinere  Blüthen 
besitzen. 

Wir  haben  bereits  in  der  28.  Nummer  der  Wo- 
chenschrift eine  Auswahl  von  Hyazinthen  gege- 
ben, im  Jahrgang  1863  der  Revue  (Seite  35)  fin- 
det sich  ebenfalls  eine  solche.  Eine  Sorte:  Rouge 
sans  pareille  ist  daselbst  auch  abgebildet  und  ver- 
dient Empfehlung. 

Ferner  sind  einige  neue  gefüllte  Petunien 
mit  der  enormen  Grösse  von  5|  Zoll  (zu  Seite  430) 
dargestellt.  Der  Gärtner  Converset  in  Baume-les- 
Dames  hat  sie  gezüchtet.  Besonders  schön  ist  Ce- 
line  Dubos  mit  weissen  Blumen.  Belle  de  ter- 
reaux  blüht  dagegen  hell-,  Paul  Joseph  dunkel- 
violett. 

Mit  Recht  wird  auch  wiederum  auf  die  zwergi- 
gen Formen  der  Salpiglossen  aufmerksam  ge- 
macht, denn  leider  kommen  diese  allmählig  wieder  in 
Vergessenheit.  Diese  niedrigen  Sorten  dürfen  höch- 
stens nur  1  Fuss  hoch  werden,  müssen  buschig  ge- 
wachsen sein  und  reich  blühen.  Ein  Pariser  Gärt- 
ner, Loise,  säet  sie  schon  Anfang  März  in's  Mist- 
beet, pikirt  sie,  sobald  sie  2 — 4  Blätter  haben,  in 
kleine  Näpfchen  von  2j  Zoll  Durchmesser  und  lässt 
sie   bis  Ende  April    darin,    um   sie,    sobald   es  geht, 


262 


in's  Freie  zu  bringen.  Hier  bilden  sie  gedrängte, 
buschige  Pflanzen,  die  alsbald  blülien.  Einige  hüb- 
sche Formen  sind   zu  Seite   470  abgebildet. 

Als  Dahlia  Decaisneana  ist  eine  von  Rözl 
eingeführte  Georgine  abgebildet  (zu  Seite  31  des 
Jahrganges  1864),  die  wir  von  der  alten  D.  coc- 
cinea  Cav.  durchaus  nicht  zu  unterscheiden  vermö- 
gen. Echte  Exemplare  der  letzteren  finden  sich 
noch  im  botanischen   Garten   zu  Berlin   vor. 

Vilmorin- Andrieux  hat  im  vorigen  Jahre 
von  der  kaukasischen  Wucherblume  (Pyrethrum  ro- 
seum),  der  Mutterpflanze  unseres  persischen  Insek- 
tenpulvers, eine  gefüllte  Art  von  reinstem  Bau  und 
wohlgefälliger  Form  erzogen,  die  alle  Beachtung 
verdient.  Sie  ist  zu  Seite  7 1  abgebildet  und  hat 
den  Namen  Pyrfethre  rose  double  M.  Barral 
erhalten.  Die  Farbe  ist  weniger  rosa  jedoch,  als 
vielmehr  ein  feuriges  Roth. 

Von  der  gefüllten  Clark ia  j)u Ichella  haben 
wir  schon  früher  gesprochen ;  wir  wussten  aber 
nicht,  wie  wir  jetzt  aus  einem  Berichte  in  der  Re- 
vue horticole  (Seite  150),  wo  sich  auch  eine  x\b- 
bildung  vorfindet,  ersehen,  dass  diese  interessante 
und  hübsche  Form  zu  gleicher  Zeit  in  England 
und  in  Paris  bei  V  i  1  m  o  r  i  n  -  A  n  d  r  i  e  u  x  entstan- 
den  ist. 

Convolvulus  altliaeoides  L.  wird  (S.  Hl) 
empfohlen.  Es  ist  dieses  eine  unserer  Ackerwinde 
sehr  ähnliche  Pflanze,  die  nicht  weniger  als  Ampel- 
pflanze benutzt  werden  könnte.  Sie  unterscheidet 
sich  hauptsächlich  durch  grössere  und  gelappte  Blät- 
ter und  vertritt  auch  in  den  Ländern  des  Mittel- 
meeres und  im  Oriente  unsere  Ackerwiude.  Sie  ist 
daher  keineswegs,  wie  es  in  der  Revue  heisst,  nur 
in  Spanien   zu  Hause. 

Cucurbita  digitata  A.  Gray  ist  ein  sehr  in- 
teressanter ausdauernder  Ranker,  der  in  der  Nähe 
von  C.  perennis  steht,  sich  aber  wesentlich  durch 
Blätter  und  Früchte  unterscheidet.  Die  ersteren 
sind  nändich  fingerförmig-geschlitzt  und  bestehen 
aus  5  schmalen,  aber  trotzdem  wiederum  einge- 
schnitten-gesägten  Abschnitten,  welche  längs  des 
Mittelnerves  und  seiner  Hauptäste  eine  weisse  Fär- 
bung haben.  Die  Früchte  sind  rund  und  haben  3^ 
Zoll  im  Durchmesser.  Ihre  Farbe  ist  hellgrün, 
aber  durch  dunkelgrüne  Marmorirung  unterbrochen. 
Leider  verlangt  die  Pflanze  eine  sehr  grosse  Wärme, 
so  dass  sie  selbst  in  Paris  nur  einmal  und  noch 
dazu  unvollkommene  Früchte  brachte.  Vaterland 
sind  das  südHche   Texas  und  Mexiko. 

Die  Beschreibung  der  Pflanze  (Seite  131  des 
Jahrganges  18<i3)  hat  Naudin  gemacht.  Diesem 
gelehrten  Cucurbitaceen-Kenner  verdanken  wir  auch 
noch  die  Kenntniss  einer  andern  Cucurbitaeee  aus 
dem  liimalaya.    Diese  hat  den  Namen  Bryonia  ery- 


throcarpa  erhalten  und  ist  eine  einjährige  Pflanze, 
welche  nur  1  .^  Fuss  emporsteigt.  In  den  Winkeln 
der  Blätter  entwickeln  sich  7  oder  8  dicht  beisam- 
menstehende Früchte  von  der  Grösse  einer  Kirsche. 
Anfangs  haben  diese  eine  glänzend -grüne,  später 
karminrothe  Farbe,  die  durch  dunkele  Marmorirung 
unterbrochen  wird.  Da  sie  bereits  im  botanischen 
Garten  zu  Paris  kultivirt  wird  und  Empfehlung 
verdient,  machen  wir  Liebhaber  darauf  aufmerksam. 
Pelargonium  zonale  Eugi^nie  M^zard 
heisst  eine  Form,  welche  der  Handelsgärtner  M^- 
zard  in  Puteaux  (Depart.  der  Seine)  von  ihrem 
Züchter  Rabouillard  im  Jahre  1861  erhielt  und 
neuerdings  in  den  Handel  gebracht  hat.  Die  Pflanze 
wird  kaum  Fuss  hoch  und  wächst  sehr  gedrungen. 
Die  Blüthen  bilden  dichte  Dolden  und  besitzen  eine 
helle  Zinnoberfarbe,  welche  nach  den  Rändern  der 
Blumenblätter  allmählig  in  weiss  übergeht. 

Von  Blattpflanzen  für  das  freie  Land  sind  3 
Solanum -Arten:  Solanum  wigandioides,  robustum 
und  crinitum  (Jahrg.  1863,  S.  329  und  24U  und 
Jahrg.  1864,  S.  50)  aufgeführt,  Arten,  die  wir 
längst  kennen  und  auch  schon  in  der  Wochenschrift 
(3.  Jahrg.    S.  282,    295,    296)    besprochen    haben. 

Wir  wundern  uns  nur,  dass  der  Verfasser  der 
Abhandlung  nicht  weiss,  dass  Solanum  wigandi- 
oides eine  Nicotiana  ist.  Sie  wurde  von  uns  zu- 
erst im  Jahre  1859  (im  2.  Jahrg.  S.  33)  beschrie- 
ben und  zwar  gleich  als  Nicotiana  (nicht  als  So- 
lanum) wigandioides.  Wir  wissen  nicht,  welcher 
Handelsgärtner  diese  Konfusion  zuerst  gemacht  hat. 

Auch  aus  der  Famihe  der  Körbchenträger  und 
zwar  zunächst  aus  der  Abtheiluug  der  Senecionen 
i  sind  2  Blattpflanzen  besprochen  und  abgebildet. 
Die  eine  Montauea  (nicht  Montagnaea)  heraclei- 
folia  Brongn.  (Jahrg.  1863,  S.  369)  ist  ebenfalls 
ein  alter  Bekannter  und  wird  noch  fortwährend  bei 
uns  viel  benutzt.  Wir  kennen  ihn  jedoch  unter 
den  Namen  IJhdea  pinnatifida,  unter  den  Kunth 
die  Pflanze  schon  längst  beschrieben  hat  (s.  4.  Jahrg. 
der  Wochenschrift  S.  24(J).  Allerdings  wird  das 
Genus  Uhdea  eingezogen  werden  müssen,  wie  wir 
nächstens  aus  einer  Abhandlung  des  bekannten 
Kenners  der  Körbchenträger  oder  Kompositen,  Dr. 
C.  H.  Scbulz-Bip.  in  Deidesheim,   ersehen  werden. 

Die  2.  Blattpflanze  wird  (Jahrg.  1864,  S.  149) 
als  Verbesina  pinnatifida  aufgeführt.  Unter 
diesem  falschen  Namen  und  auch  als  V.  gigantea 
haben  auch  wir  sie  in  Deutschland  gesehen,  wäh- 
rend sie  ausserdem  in  Frankreich  als  V.  Sartorü 
vorkommt.  Daraus  ersehen  wir  noch  genauer,  als 
aus  der  gegebenen  Beschreibung  und  Abbildung, 
dass  es  die  Pflanze  ist,  welche  der  bekannte  Rei- 
sende Sartorius  in  Mexiko  gesammelt  hat  und 
von  der  Samen  von  Darmstadt  aus  verbreitet  wor- 


263 


den  ist.  Die  Cavanilles'sche  (nicht  Lessing'sche) 
Verbesina  pinnatifida  hat  gegenüber  stehende 
Blätter,  der  Verfasser  besagter  Abhandlung  in  der 
Kevue  horticole  lässt  aber  seine  Pflanze  abwech- 
selnde Blätter  haben.  Daraus  ersieht  man  wiederum, 
dass  beide  Pflanzen  verschieden  sind.  Der  schon 
genannte  Dr.  C.  H.  Schulz -Bip.  erklärt  Verbe- 
sina pinnatifida  der  Bevue  horticole  und  unsere 
Blattpflanze  für  Verbesina  pinnata  Clark  und 
bringt  ausserdem  noch  seine  V.  microcephala 
dazu.  Gleich  der  Montanea  ist  auch  dieser  Körb- 
chenträger als  Blattpflanze   zu  empfehlen. 

Eucalyptus  Globulus  Labill.  (Jahrg.  1863 
S.  46)  ist  weiter  eine  Blattpflanze,  welche  häufig 
in  den  Pariser  Anlagen  benutzt  wird  und  auch  bei 
uns  Empfehlung  verdiente.  Auch  über  sie  ist  von 
uns  bereits  (5.  Jahrg.   S.  375)   berichtet  worden. 

Ueber  Eüstoma  Russelianum  (Lisianthus 
Russelianus,  nicht  Russellianus) ,  was  im  Jahr- 
gange 1863  (S.  51)  beschrieben  und  abgebildet 
ist,  haben  wir  ebenfalls  im  vorigen  Jahrgange  schon 
ausführlich  besprochen  (S.  276) 

Meyenia  erecta  Benth.  (Seite  251)  ist  eine 
hübsche  Akanthacee  aus  dem  tropischen  Afrika  mit 
grossen  Blumen,  welche  an  der  langen  Eöhre  eine 
weisse,  am  Saume  hingegen  eine  präclitige,  dunkel- 
violette und  im  Schlünde  endlich  eine  gelbe  Farbe 
haben.  Wir  verdanken  ihre  Entdeckung  dem  Rei- 
senden Vogel,  dem  ersten  d.  N. ,  der  in  Afrika 
für  die  Wissenschaft  sein  Leben  einsetzte  und  die 
erste  Neger -Expedition  begleitete.  Die  genannte 
Pflanze  haben  wir  auf  Ausstellungen  In  Berlin 
mehrmals   blühend  gesehen. 

Samen  von  Crusea  coccinca  DC.  wurde  im 
Jahre  1861  von  Rözl  in  Mexiko  gesammelt  und 
an  Vllmorln- Andrieux  &  Co.  In  Paris  gesendet. 
Die  Art  hat,  ähnlich  einer  Ixora,  lange  rothe  Blü- 
then  In  einem  endständigen  Kopfe  vereinigt  und 
gleicht  der  sclion  vor  mehr  als  lUO  Jahren  kulti- 
virten  C.  rubra  Ch.  et  Schi.  (Spermacoce  rubra 
Jacq.).  Gleich  den  Bouvardlen  bildet  die  Pflanze 
einen  Halbstraucli  und  kann  auch  gleiche  Anwen- 
dung im  Freien  finden.  Im  Winter  verstockt  sie 
leicht  und  muss  deshalb  einen  trocknen  Standpunkt 
im  temperirten  Hause  erhalten. 

Stokesia  cyanea  l'Her.  (Seite  211)  gehört  in 
tlie  Kompositen -Abtheilung  der  Vernoniaceen  und 
wächst  in  dem  südlichen  Carolina.  Sie  wurde  bereits 
hier  und  da  in  botanischen  Gärten  kultivirt,  ohne 
jedoch  trotz  Ilu-er  schönen,  grossen  und  blauen 
Blüthenkörbchen  zur  Anerkennung  zu  kommen. 
Die  Ursache  lag  hauptsächlich  in  der  bis  dahin 
schwierigen  Vermehrung.  Einer  der  geschicktesten 
Pariser  Gärtner,  Pel^,  macht,  wie  bei  Gaillardia, 
diese  durch  Zerschneidung    des  Wurzelstockes.     Es 


geschieht  dieses  im  September,  worauf  die  ohngefähr 
9  Linien  langen  Stücke  in  flachen  Schalen  mit 
Haideerde  gefüllt  in  einen  kalten  Kasten  kommen. 
Vor  Winter  schon  treiben  sie  und  werden  in  kleine 
Näpfchen  gebracht,  um  in  Kästen  überwintert  zu 
werden.  Sobald  es  im  Frühjahre  geht,  bringt  miiii 
sie  im  Halbschatten  in's  freie  Land,  wo  die  Pflan- 
zen aber  Haideerde  mit  einem  substantiellen  Kom- 
post bedürfen. 

Von  Gewächshaus-Pflanzen  sind  ausserdem  in 
der  1.  Hälfte  des  Jahrganges  1864  abgebildet  und 
beschrieben:  Columnea  scandens  Hort.  (S.  2.31), 
die  wir,  der  Meinung  des  Verfassers  entgegen,  doch 
für  die  Linnö'sche  Pflanze  halten.  Wir  wissen 
nicht,  wer  sie  eingeführt  hat,  bezweifeln  aber  trotz- 
dem nicht,  dass  es  auch  die  Pflanze  ist,  welche  Mar  tius 
unter  diesem  Namen  beschrieben  und  abgebildet 
hat  (gen.  nov.  III,  p.  56.  t.  256.  f.  2.)  und  ein  Sy- 
nonym der  C.  speclosa  Presl.  (aber  nicht  WendL) 
darstellt.  Sie  blüht  ziemlich  reich  an  der  Spitze 
der  Aeste,  und  ihre  langen,  rothen  Blüthen  ent- 
springen aus  dem  Winkel  der  Blätter.  Sie  gehört 
in's  Warmhaus  und  vermehrt  sich  sehr  leicht  durch 
Stecklinge. 

Eine  interessante  Monogi-aphie  des  Cycadeen- 
Genus  Encephalartos  Lehm,  hat  Lemaire  in 
der  Revue  horticole  (S.  191)  gegeben,  auf  die  wir 
aufmerksam  machen  wollen.  Die  beigegebene  Tafel 
enthält  die  Darstellung  eines  weiblichen  Zapfens  des 
E.  horridus  Lehm,  mit  den  nöthigen  Analysen. 
Wir  kennen  bis  jetzt  10  Arten  dieses  interessanten 
Geschlechtes  und  zwar: 

I.   3  Arten   mit  gedrängten,    schmalen  Blättern: 

1.  cycadifolius   Lehm.   (Friderici  Guielml  Lehm.), 

2.  pungens  Leinn.,  3.  tridentatus  Lehm,  (spira- 
lis   und  occidentalis   der   Gärten). 

IL  5  Arten  mit  grossen,  meist  ganzrandigen 
Blättern:  4.  elongatus  Lehm.,  5.  Lehmanni 
Ecklou  (glauca  Hort.),  6.  longifollus  Lehm.,  7. 
lanuginosus  Lehm,  und  8.  caffer  Miqu.  (bra- 
chyphyllus  Lehm.,   cycadifolla   Otto   et  Dietr.) 

III.  1  Ai't  mit  gelappt -gezähnten,  blau -grünen 
Blättern:  9.  horridus  Lehm.  (Zamla  muricata  und 
ferox  der  Gärten). 

IV.  1  Art  mit  dornig  -  gezähnten  rein  -  grünen 
Blättern:  10.  Alteusteinii  Lehm.  (Zamia  glabra 
und  spinulosa  der  Gärten). 

Schliesslich  sind  noch  einige  Doppelgestal- 
tungen (Dimorphismen)  erwähnt.  So  nennt 
man  nämlich  die  keineswegs  selten  vorkommende 
Erscheinung,  dass  plötzlich  Blätter,  aber  auch  an- 
dere Organe  hervorkommen,  welche  eine  andere  Ge- 
stalt besitzen.  Ist  die  Färbung  dagegen  eine  an- 
dere, so  nennt  man  diese  Erscheinung  Dichroismus. 
Nicht  selten  kommen  beide  Erscheinungen  zu  glei- 


264 


eher  Zeit  vor.  Am  Häufigsten  findet  mau  sie  bei 
auffallenden  Abarten,  wie  z.  B.  bei  denen  mit  ge- 
schlitzten oder  bunten  Blättern,  wo  plötzlich  die 
ursprüngliche  Gestalt  oder  Farbe  wiederum  zum 
Vorschein  kommt. 

So  haben  wir  durch  v.  Öiebold  von  der  be- 
kannten Gardenia  radicaus  eine  buntblättrige 
Form,  wo  zu  gleicher  Zeit  die  Blätter  am  Eande 
schwach  ausgebuchtet  sind.  Der  botanische  Garten 
in  Paris  erhielt  ähnliche  Pflanzen  aus  China.  Von 
diesen  ist  nun  ein  Exemplar  au  einzelnen  Zweigen 
zurückgegangen,  d.  h.  die  Blätter  haben  ihre  m-- 
sprüngliche  Form  angenommen  (s.  Jahrg.  1864  der 
Kev.  hört.,    Seite  29). 

Dasselbe  Zurückgehen  ist  bei  Osmanthus  Aqui- 
folium  Sieb.  (Olea  ihcifoha  der  Gärten  Frankreichs) 
der  Fall  gewesen,  wie  mau  aus  einer  bildlichen 
Darstellung  (zu  Seite  70)  ersieht.  Dieser  in  China 
und  Japan  häufig  vorkommende  Strauch  ist  von 
Thunberg,  so  wie  von  Loureiro,  mit  unserer  ge- 
wöhnlichen Hex  Aquifolium,  der  sie  auch  sehr 
nahe  steht  und  die  sie  auch  in  Ostasien  ganz  und 
gar  zu  vertreten  scheint,  verwechselt  und  mit  die- 
sem Namen  in  ihren  Floren  beschrieben  worden. 
Demnach  gehört  auch  Jlex  Loureiroi  Steud.  hier- 
her. Es  ist  interessant,  dass  der  Strauch  hinsicht- 
lich der  Blätter  ebenfalls  dieselben  Formen  zu  durch- 
laufen scheint,  wie  unsere  Hex  Aquifolium  L., 
von  der  er  sich  übrigens  durch  gegenüberstehende 
Blätter  sehr  leicht  unterscheidet.  Wir  verdanken 
seine  Einfülirung  sowohl  Siebold,  der  ihn  aus  Ja- 
pan einsendete,  als  auch  Fortune,  durch  den  er 
aus  China  nach  England  kam. 

Carrifere,  der  Verfasser  besagter  Abhandlung, 
weiss  nicht,  dass  seine  Olea  ilicifolia  zuerst  von 
Siebold  als  Osmanthus  Aquifolium  versandt  und 
auch  in  dessen  neuestem  Catalogue  raisoune  vom 
vorigen  Jahre  unter  diesem  Namen  (mit  4  Formen) 
noch  aufgeführt  wurde;  ebenso  wenig  ist  ihm  be- 
kannt, dass  Zuccarini,  der  mit  Siebold  die  in 
den  Abhandlungen  der  mathematisch -physikalischen 
Klasse  der  Müiichener  Akademie  (4.  Band,  2.  Abth. 
S.  111  und  3.  Abth.  S.  125^  befindliche  Abhand- 
lung über  die  natürlichen  Familien  der  Flora  Ja- 
pan's  bearbeitete,  das  sich  von  Olea  in  der  That 
kaum  unterscheidende  Genus  Osmanthus  nicht  an- 
erkennt und  daher  den  Strauch  Olea  Aquifolium 
nennt  (3.  Abth,  S.  166).  Carrifere's  vorgeschla- 
gener Name  Osmanthus  Fortunei  hat  demnach 
keine  Berechtigung  und  ist  Synonym.  Wahrscheinlich 
ist  auch  die  von  ihm  beschriebene  dimorphe  Pflanze 
dieselbe,   welche  Siebold   in  dem  bereits  erwähnten 


Catalogue  raisonn^  uuter  der  Bezeichnung  diver- 
sifolius  als  Abart  unterscheidet. 

Wir  machen  übrigens  Liebhaber  auf  diesen  In- 
teressanten Strauch  aufmerksam,  da  ausser  der  ge- 
nannten Abart,  bereits  noch  3  Formen  sich  im  Han- 
del befinden:  eine  mit  goldgelb-,  eine  mit  silberwelss- 
panachirten  und  eine  mit  netzförmig-geäderten  Blät- 
tern  (fol.  aur.  et  arg.   varieg.  et  reticul.). 

Einen  dritten  Dimorphismus  beschreibt  (S.  109) 
Carrifere,  zugleich  bildliche  Darstellungen  gebend, 
von  der  Weissbuche  (Carpinus  betulus),  wo  ge- 
wöhnliche Blätter  und  sidche,  wo  diese  die  Form 
derer  einer  Eiche  oder  Comptonia  haben.  Erst  vor 
Kurzem  haben  wir  einen  sehr  hübsch-gewachsenen 
Baum  der  Art  bei  dem  Grafen  v.  Schlippenbach 
In   Arendsee  bei  Prenzlau  gesehen. 


Mittel  gegen  Ameisen. 

Zu  den  schädlichsten  Thieren  in  den  Gärten, 
aber  auch  In  den  Speisekammern  und  sonst  in  Häu- 
sern, gehören  bekanntlich  die  Ameisen.  Auf  Basen 
nisten  sie  sich  gern  ein,  zerstören  dann  die  daselbst 
wachsenden  Gräser  und  machen  von  da  aus  oft 
ziemlich  weite  Gänge,  selbst  über  Wege  hinweg, 
auf  andere   Rasen  oder  auf  Beete. 

Mittel  sind  bereits  viele  vorgeschlagen.  Auf 
Rasen  soll  man  heisses  Wasser  nehmen,  oder  eine 
scharfe  Lauche,  und  das  Eine  oder  Andere  darauf 
glessen.  In  der  Regel  verdirbt  man  damit  auch 
den  Rasen,  oder  geschieht  dieses  nicht,  so  finden 
sich  auch  die  Ameisen  bald  wieder  ein.  Ein  Absud 
von  Tabaksasche  und  Tabaksstaub  oder  von  ande- 
ren ätzenden  Stofl'en  hilft  nur  kurze  Zeit.  Lyco- 
persicum  esculentum ,  an  Pfirsich  -  Spalieren  ange- 
pflanzt, wurde  ebenfalls  empfohlen,  ohne  jedoch 
Immer   Resultate   herbeigeführt  zu   haben. 

Neuerdings  sollen  2  Mittel  mit  Erfolg  augewen- 
det worden  sein.  Legt  man  nämlich  einen  todtea 
Fisch  an  eine  Stelle,  wo  Ameisen  eine  Strasse  sich 
gebahnt  haben,  so  nagen  diese  ihn  wohl  Anfangs 
au,  verlassen  aber  alsbald  den  Ort  und  kommen 
nicht  wieder.  Wahrscheinlich  Ist  eine  dünne  Auf- 
lösung des  weissen  Arsenik,  der  man  noch  etwas 
Zucker  zusetzt  und  die  mau  In  einem  kleinen  Näpf- 
chen In  die  Nähe  von  Ameisen  setzt,  ein  wirksa- 
meres Mittel.  Eiligst  geniessen  einige  etwas  davon. 
Wie  aber  die  ersten  Ameisen  todt  sind,  vei-lassen 
alle  übrigen  den  Ort,  welcher  ihnen  Gefahr  droht 
und  kommen  nicht  wieder.  Man  kann  auf  diese 
W^else  auch  ganze  Ameisenhaufen  verjagen. 


Verlag  vou  Karl  Wiegaiidt  in  Berlin, 
Kommaadaatcn  Strasse  No.  62. 


Druck  der  C.   Feister 'sehen  Buehdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  Nu.  2. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  ziir  Beförderung  des  <iarteiibaiies  in  den  Köiiigi.  Frenssischen  Staaten 

für 

fwärtiierei  iiiid  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
I*i'oiessox-  I>r.  Xvarl  Kocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  34. 


Berlin,  den   27.  August 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  ö^^  Thir.,   sowohl  bei  Bezug  durch   den  Buchhandel,    als  auch   franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt;      Gutachtliches  Urtheil  über  neuere  und  einige  ältere  Birnen. — L'Horticulteur  fran(;ais.    Jahrgang  1863  u.  1864.    I.Hälfte. 

—  Der  Niederländische  Obstgarten  des  Pomologischen  Vereines  in  Boskoop  bei  Gouda.    Groningen.  J.  B.  Wolters.   1864. 


Sonntag,  ileii  28.  August,  Ulillags  i|3  Uhr,    findet  im  l'alniciihanse  lies  botanischen  («artcns  eine  Versammlung  des 
Vereines  zur  Beförderung  des  (iartenbaues  statt,  wozu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


v^uttt(f)tfiff)es  Jlrlljeif 


ülier 

neuere  und  einige  ältere  Birnen. 

Von  Seiten  des  Schatzmeisters  des  Bundes  der 
Vereinigten  Gartenbau- Vereine  Belgiens  und  Mit- 
gliedes der  Europäischen  Gesellschaft  für  Pomologie, 
Ferd.  Kegcljau,  waren  einige  Obstfreunde  Bel- 
giens aufgefordert,  von  Zeit  zu  Zeit  zusammen  zu 
treten,  um  neuere  und  weniger  bekainite  Birnen 
nach  ihrer  Güte,  hauptsächlich  hinsichtlich  des  Ge- 
schmackes, mit  ihm  zu  untersuchen  und  das  erhal- 
tene Urtheil  niederzuschreiben.  Witterungs-Verhält- 
nisse haben  bekanntlich  einen  grossen  Einfluss,  nicht 
allein  auf  die  Ausbildung  der  Früchte,  sondern 
auch  auf  den  Geschmack  derselben  ^  eine  einmalige 
Untersuchung  gibt  daher  keineswegs  ein  sicheres 
Urtheil,  weshalb  im  Verlaufe  mehrer  Jahre  die  Un- 
tersuchungen wiederholt  wurden.  Wir  sind  dem 
Vorsitzenden  dieser  Art  von  Jury,  Ferd.  Kegel- 
jan, sehr  dankbar,  dass  er  uns  die  erhaltenen  Re- 
sultate mittheilt  und  glauben  im  Interesse  aller  Obst- 
freunde  in  Deutschland  zu  handeln,  wenn  wir  die- 
selben hier  zur  weiteren   Kenntniss  bringen. 

Hauptsächlich  durch  die  Bestrebungen  des  Jün- 
gern Lepfere  aus  Montreuil  bei  Paris  hat  die  Kul- 
tur feinerer  Obst?orten  bei  uns  in  den  letzten  Jah- 
ren viel  Anhänger  gefunden;  wir  haben  erst  vor 
Kurzem  uns  in  einem  besonderen  Artikel  darüber 
ausgesprochen.    In   Belgien  und   zum   Theil  auch  in 


Frankreich  findet  man  in  kleineren  Städten  und  in 
Dörfern  die  Wände  der  Häuser  sehr  oft  mit  Obst- 
baum-, besonders  mit  Birnspalieren  von  bedeutender 
Grösse  besetzt.  In  den  Gärtchen  vor  dem  Hause 
stehen  meist  auch  einige  Pyramiden  und  selbst 
Cordon.s,  so  wie  Contre- Spaliere.  Aus  dem  Ver- 
kaufe der  Früchte  erhalten  die  Eigenthümer  nicht 
geringe  Einnahmen;  durch  die  Behandlung  der  For- 
menbäume wird  ihnen  aber  auch  Gelegenheit  ge- 
boten, ihre  müssige  Zeit  in  den  Feierstunden,  an 
Sonn-  und  Festtagen  auf  eine  angenehme  Weise 
hinzubringen. 

Noch  mehr  sind  wir  aber  dem  Schatzmeister 
des  Bundes  der  vereinigten  Gartenbau- Vereine  Bel- 
giens, Ferd.  Kegeljan,  zu  Danke  verpflichtet,  dass 
er  auch  bereit  ist,  dem  Vereine  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  zu  Berlin  Pfropfreiser  für  seine 
Mitglieder,  welche  mit  Obstbau  sich  beschäftigen, 
zur  Verfügung  zu  stellen.  Das  General-Sekretariat 
des  Berliner  Garteubau-Vereines  ist  gern  bereit,  die 
Verraittelung  zu  übernehmen  und  macht  das  freund- 
liche Anerbieten  bekannt.  Wer  demnach  Pfropf- 
reiser von  Birnsorten,  welche  im  nachfolgenden  al- 
phabetischen Verzeichnisse  aufgeführt  sind,  zu  haben 
wünscht,  beliebe  sich  nur  an  das  General -Sekre- 
tariat in  Berlin  mit  genauer  Bezeichnung  derselben 
zu  wenden.  Sobald  die  Zeit  des  Versendens,  zu 
Anfang  des  nächsten  Frühjahres,  herangekommen 
sein  wird ,  werden  dieselben  zugeschickt  werden. 
Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  nur  soviel  ausge- 
geben  werden    kann ,    in   soweit    der  Vorrath    reicht 

34 


266 


und  dass,  in  sofern  eine  Sorte  viel  beansprucht 
werden  sollte,  diejenigen  Obstfreunde  bei  der  Ver- 
tbeilung  zunächst  berücksichtigt  werden,  welche 
sich  zuerst  gemeldet  haben. 

lSfr?cid)nifj  itx  tirrfuditcn  jöirnfortrn. 

1.  Aglae   Gr^goire,   15.  Januar   18G4  gut. 

2.  Alexandre  Bivort,  5.  Dezember  1859 
sehr  gut  —  22.  Januar  1860  sehr  gut  —  15.  De- 
zember 18G2  delikat  —  11.  November  18G3  sehr 
gut  —   4.  Dezember   1863  sehr  gut. 

3.  Alexandre  Lambrt^,  1.  Dezember  1862 
sehr  gut  —  14.  Oktober  1863  sehr  gute  und  sehr 
schöne  Frucht  —  2S.  Oktober  1863  delikat  —  11. 
November  1863  delikat  —  4.  Dezember  1863 
sehr  gut. 

4.  Alexandrine  Douillard,  25.  September 
1859  ziemlich  gut  —  28.  Oktober  1863  ausge- 
zeichnet. 

5.  Amand   Bivort,    25.  September    1859  gut. 

6.  Auguste  Royer,  15.  Oktober  1859  sehr 
gut  —  14.  Oktober  1863  sehr  gut  —  28.  Oktober 
1863  ausgezeichnet. 

7.  Belle  excellente,  28.  Oktober  1863  aus- 
gezeichnet. 

8.  Belle  Fleurusienne,  15.  Oktober  1859 
nicht  gut. 

9.  Bergamotte  Crassane  d'hiver,  I.Dezem- 
ber  1862   sehr   gut.  , 

10.  Bergamotte  Esperen,  22.  Januar  1859 
sehr  gut  —    15.  Januar   1863   sehr   gut. 

11.  Bergamotte  Fortun^e,  15.  Februar  1862 
sehr  gut  — ■  20.  Februar  1864  noch  nicht  reif,  (die 
Frucht  hält  sich  sehr  gut,  der  Baum  verlangt  aber 
ein  Spalier  auf  der  Mittagsseite,  um  recht  gute 
Früchte  zu  tragen). 

12.  Beurr^  Antoinette,  15.  Oktober  1859 
gut  —  14.  Oktober  1863  sehr  gut  —  11.  Novem- 
ber  1863  sehr  gut  • —   4.  Dezember   1863  sehr  gut. 

13.  Beurrd  Bachelier,  31.  Oktober  1859 
gilt  —  11.  November  18t33  feines,  aber  wenig  aro- 
matisches Fleisch   —   4.  Dezember   1863   gut. 

14.  Beurr^  Bennert,  5.  Dezember  1859  gut 
—  4.  Dezember  1863  ausgezeichnet,  Spalier  nach 
Westen   oder   Osten. 

15.  Beurr^  Berkmann,  31.  Oktober  1859 
gellt  an   —   5.  Januar   1862  sehr   gut. 

16.  Beurr^  Bosc,  25.  September  1859  gut  — 
14.  Oktober  1860  sehr  gut  —  2S.  Oktober  1863 
gut  —  19.  November  1863  sehr  gut,  besonders  als 
Pyramide,  nicht  als  Hochstamm.  In  der  Nähe  von 
Brüssel  auf  Sandboden  liaben  die  Früchte  besser 
geschmeckt,  als  die  aus  der  Nähe  von  Namur,  wo 
Kalkboden  ist. 


17.  Beurre  Capiaumont,  15.  (Jktober  1859 
sehr  gut. 

IS.  Beurr^  Clairgeau,  15.  Oktober  1859 
ziemlich  gut  —  14.  Oktober  1863  geht  an,  Frucht 
ausgezeichnet  schön,  aber  von  mittelmässiger  Quali- 
tät in  der  Umgegend  von  Namur.  In  Lyon  und 
im  südlichen  Frankreich  soll  die  Frucht  ausgezeich- 
net sein. 

19.  Beurr^   Golmar,    15.  Oktober   1859   gut. 

20.  Beurr^  Cullen  oder  Louis  Bosc,  15. 
Oktober   1859   gut. 

21.  Beurr^  Cullen  de  van  Mons,  15.  Okto- 
ber 1859  delikat. 

22.  Beurre  Davoine,  17.  November  1862 
delikat. 

23.  Beurr^  Defais,  31.  Oktober  1859  schlecht 

—  15.  Januar  1864   schlecht. 

24.  Beurre  Dclfosse,  5.  Dezember  1859  de- 
likat —  11.  November  1863  sehr  gut  —  4.  De- 
zember 1863  sehr  gut,  sehr  fruchtbai-,  eignet  sich 
zur  Kultiu'  als   Hochstamm. 

25.  Beurre  Dellebeque,  14. Oktober  1862 gut. 

26.  Beurre  de  Fevrier,  15.  Januar  1864 
sehr  gut. 

27.  Beurre  de  Merode,  25.  September  1859 
gut  —  14.  Oktober  1861  gut,  fruchtbar,  eignet 
sich   zum   Hochstamm. 

28.  Beurre  de  Nivelles,  15.  Januar  1864 
geht  an. 

29.  Beurr^  de  St.  Armand,  15.  Oktober 
1859  sehr  gut  —  14.  Oktober  1863  sehr  gut, 
eignet  sich   zur  Kultur  als  Hochstamm. 

30.  Beurr^  de  Wettereu,  22.  Januar  1859 
geht  an  —  5.  Januar  1862  ausgezeichnet  —  4. 
Dezember   1863   geht  an. 

31.  Beurre  Drapier,   22.  Januar  1859  geht  an. 

32.  Beurre  douce  Saveur,  ö.  Januar  1862 
mittelmässig. 

33.  Beurre'  Duval,    15.  Oktober   1859  gut. 

34.  Beurre  Gens,  25.September  1859  sehr  gut. 

35.  Beurrö  Kennes,  25.  September  1859 
geht  an. 

36.  Beurre  de  Lu(^on  (Beurrö  gris  d'hiver 
nouveau),  17.  November  1862  delikat  —  5.  Januar 
1863    sehr    gut  —    11.  November    1863    sehr   gut 

—  4.  Dezember   1863  sehr  gut. 

37.  Beurre  Moiret,  22.  Oktober   1863  gut. 

38.  Beurre  Six,    15.  Oktober   1859    sehr   gut 

—  5.  Dezember   1859  gut  ■ — ■    15.  Dezember  1862 
gut  —  28.  Oktober  1 863  gut  —  1 1.  November  1 863  gut. 

39.  Beurre  Superfin,  25.  September  1859 
sehr  gut. 

40.  Bezy  de  Montigny,  15.  September  1859 
ausgezeichnet,  der  Geruch  der  Rousselet  aber  weit 
schmelzender  im  Geschmack. 


267 


41.  Bezy  d'Espereu,  2S.  Oktober  1863  ziem- 
lieh gut. 

42.  Bon  Chr<^tien  William,  l.'i.  September 
185'J  gut  und  pehöu  —  20.  September  ISiJo  gut, 
Geschmack  muskatartig,  nur  manchmal  zu  stark 
hervortretend. 

4;^.  Bon  Gustave,  lö.  üezember  18()2  gelit 
an   —   4.  Dezember    1863   seiir  gut. 

44.  Bonne  de  la  Chapelle,  11.  November 
1863   gut   —    14.  Dezember   18(')3   gut. 

40.  Bonne  Jouvain,  15.  September  1859  sehr 
gut,  sehr  schöne   Frucht. 

4(').  Bouvier  Bourgraestre,  17.  November 
1862  selir  gut  —    11.  November   1863   sehr  gut. 

47.  Calebasse  Carafou,  15.  Oktober  1859 
aussergevvöhnlich   gross,   aber  mittelmässig. 

45.  Calebasse  Princesse  Marianne,  14. 
Oktober   1863   gut. 

49.  Calebasse  Tongard,  15.  Oktober  1859 
geht  an   —   2S.  Oktober   1863   gut. 

50.  Cassante  de  Mars,  17. November  1862gut. 

51.  Casteline,  22.  Januar  1859  gut  —  I.De- 
zember  1862   delikat   —   5.  Januar    1863  sehr  gut. 

52.  Catinka,    15.  Oktober   1859   geht  an. 

53.  Charles  Frederickx,  15.  Oktober  1859 
sehr  gut. 

54.  Charlotte  de  Brouwer,  17.  November 
1862   sehr  gut   —    14.  Oktober   1863   gut. 

55.  Climen ce,  28.  Oktober  1863  gut  —  11. 
November  1863  sehr  gut,  (kleine  Frucht)  —  4. 
Dezember   1863  gut. 

56.  Colniar,   (alte),   15.  Januar   1864  gut. 

57.  Colmar  Charny,  5.  Dezember  1859  ziem- 
lich gut. 

58.  Colmar  d'Alost,  2H.  Oktober  1863  geht 
an   —   11.  November  1863   ziemlich  gut. 

59.  Colmar  d'Arenbcrg,  25.  September  1859 
gut  —  17.  Oktober  1863  gut  —  28.  Oktober  1863 
sehr  gut. 

60.  Colniar  Deschamps,  11.  November  1863 
ausgezeichnet. 

61.  Colmar  de  Silly,  31.  Oktober  1859  gut 
—  5.  Dezember  1859  sehr  gut  —  22.  Januar  1860 
sehr  gut —  17.  November  1862  sehr  gut —  I.De- 
zember 18(52  ausgezeichnet  —  15.  Januar  1863 
ausgezeichnet —  I.Dezember  1863  sehr  gut.  Aeh- 
nelt  sehr  der  Passe  Colmar,  aber  scheint  eine  Ver- 
vollkommnung davon   zu  sein. 

62.  Colmar  N^lis,  31.  Oktober  1859  sehr 
gut  —  15.  Dezember  1862  sehr  gut  —  11.  No- 
vember 1863  sehr  gut  —  4.  Dezember  1863  sehr 
gut,   auch  als  Hochstamm. 

63.  Columbia,    17.  November   1862   sehr  gut. 

64.  Comte  de  Flandre,  31.  Oktober  1859 
.sehr  gut  —   1.  Dezember    1862   sehr  gut   —    28. 


gut 


Capron,    31.  Oktober   1859   gut 
1862    delikat  —    15.  November 


Oktober  1863  gut  —  11.  November  1863  sehr 
gut. 

65.   Conseiller  de  la  Cour,    15.  Oktober  1859 

—   28.  Oktober   1863   sehr  gut. 

6().  D  Alices  de  Lovenjoul  (oder  Jules  Bivort), 
15.  Oktober  1859  sehr  gut  —  17.  November  1862 
sehr  gut.  ^ 

67.  Demaraise,  11.  November  1863  gut  — 
11.  Dezember   1863   gut. 

68.  Des   deux  soeurs,    15.  C)ktober  1859  gut. 

69.  Dieudonne  Anthoine,   28.  Oktober  1862 

70.  Docteur  Bouvier,  15.  Januar  1864  mit- 
telmässig. 

71.  Doeteui 

—  15.  Dezember 
1863   dehkat. 

72.  Docteur  Trousseau,  31.  Oktober  1859 
sehr  gut  —  5.  Dezember  1859  sehr  gut  —  17. 
November   1862   delikat   —   28.  Oktober   1863   gut 

—  11.  November  1863  sehr  gut  —  4.  Dezember 
1863   sehr  gut.      (Eignet  sich    zum   Hochstamm). 

73.  Doyenne  Crottö,  5.  Oktober  1859  (aus- 
gesucht) vorzüglich   —    10.  Oktober    1862    delikat. 

74.  Doyenn^  Defais,   31.  Oktober  1859  gut. 

75.  Doyenn^  d'hiver,  3.  Dezember  1859  sehr 
gut  —  22.  Januar  1860  gut  —  17.  November 
1862  sehr  gut  —   5.  Januar   1863   sehr  gut. 

76.  Doyennd  du  Comice,  14. Oktober  1863gut. 

77.  Doyennd   Goubault,   5.  Januar  1862  gut 

—  15.  Januar  1863  sehr  gut  —  15.  Februar  1863 
sehr  gut. 

78.  Doyen  n^  Koux,   5.  Oktober   1859  gut  — 
Oktober   1860  gut. 

79.  Doyenu»?    Sieulle,     17.  November     1862 
t,   (zum  Plochstamm"  geeignet). 

80.  Duc    d'Orleans,    15.   Oktober    1859    gut 

—  5.  Dezember  1859  sehr  gut  —  15.  Dezember 
1862  delikat  —  28.  Oktober  1863  sehr  gut  — 
15.  Januar  1864  sehr  gut.  Eignet  sich  zur  Kultur 
im    Grossen. 

81.  Duchesse  de  Brabant,  15. Oktober  1859 
ziemlich  gut   —    15.  Dezember   1862  sehr  gut. 

82.  Duchesse  de  Mars,  31.  Oktober  1859 
delikat  — •  11.  November  1863  sehr  gut  —  4.  De- 
zember 1863  gut,  (ausgezeichnete  Frucht,  wenn  sie 
nicht   zu   gewürzliaft  wäre). 

83.  Duchesse  Helene  d'Orleans,  15.  Okto- 
ber 1859  sehr  gut. 

84.  Dumon  Dumortier,  1.  Dezember  1862 
sehr  gut  —  5.  Januar  1863  gut. 

85.  Elise  d'Heist,  22.  Januar  1859  gut  — 
5.  Januar  1862  sehr  gut  —  20.  Oktober  1863 
sehr  gut   —    11.  November   1863  gut,    aber  steinig 

—  15.  Januar   1864  gut,  aber  steinig. 

34* 


15. 


sehr 


268 


86.  Emile  d'Heist,  28.  Oktober  1863  sehr 
gut   —    11.  November   1863   gut. 

87.  Emilie  Bivort,  Ib.  Oktober  1859  nicht 
sehr  gut. 

88.  Episcopaie,   11.  November   1863  geht  an. 

89.  Figue  (rAlcn^on,  (oder  Bonissirae  de  la 
Sarthe),   31.  Oktober    1859    gut  —    17.  November 

1862  sehr  gut  —  1.  Dezember  1862  sehr  gut  — 
11.  November  1863  dehkat  —  4.  Dezember  1863 
sehr  gut. 

90.  Fondante  de  Malines,  15. Oktober  1859 
geht  an  —  5.  Dezember   1859   gut  —  28.  Oktober 

1863  sehr  gut  —    11.  November   1863   sehr   gut. 

91.  Fondante  de  Noel,  5.  November  1859 
delikat  —  22.  Januar  1860  delikat—  11.  Novem- 
ber   1863   delikat. 

92.  Fondante    de    St.    Amand,     14.  Oktober 

1863  gut. 

93.  Frau  eh  man,  28.  Oktober  1863  gut  — 
4.  Dezember   1863  schlecht. 

94.  Fulton,    15.  Oktober    1859   gut. 

95.  Girardin,   22.  Januar   1859   geht  an. 

96.  Grand  Soleil,  15.  Oktober  1859  sehr 
gut  —  5.  Dezember  1859  sehr  gut  —  28.  Okto- 
ber  1862   sehr  gut  —  11. November  1863  sehr  gut. 

97.  Helene  Gr^goire,  15.  Oktober  1859 
sehr  gut. 

98.  Jalousie  de  Duhamel  (Poire  de  Pucelle), 
25.  September   1859   gut,    (sehr  gut  zum  Kochen). 

99.  Jalousie  de  Fontenay  Vendu,  25.  Sep- 
tember  1859  gut. 

100.  Jaminette,    15.  Januar  1864  ziemlich  gut. 

101.  Jean  de   Witte,   5.  Januar   1862  gut. 

102.  Josephine  de  Malines,  15.  Oktober 
1862  sehr  gut  —    15.  Januar   1864   delikat. 

103.  Iris  Grögoire,  15.  Dezember  1862  sehr 
gut    —    11.    November    1863     gut  —    15.   Januar 

1864  gut. 

104.  La  Juive,  25.  September  1859  ziemlich 
gut  —    14.  Oktober    1861    sehr  gut. 

105.  L6ou  Gv6gou-e,  1.  Dezember  1862  de- 
likat —  15.  Dezember  1862  ausgezeichnet  —  11. 
November  1863  ausgezeichnet  —  4.  Dezember  1863 
geht  an. 

106.  Leopold  L,  5.  Dezember  1859  gut,  aber 
etwas  steinig  —  22.  Januar  1859  gut  —  17.  No- 
vember 1862  sehr  gut  —  1.  Dezember  1862  sehr 
gut  —   4.  Dezember   1863  gut. 

107.  Louis  Dupont,  15.0ktober  1859  sehr  gut. 

108.  Louis  Gregoire,  15.  Oktober  1859  sehr 
gut   —  5.  Dezember   1859   delikat. 

109.  Louise  Bonne  de  Printemps,  22.  Ja- 
nuar  1859  gut  —   5.  Januar   1862  sehr  gut. 

110.  Louise  d'Orleans,  15.  Oktober  1859 
sehr   gut. 


111.  Lucio n  Leclerq,  15.  Oktober  1859 
schlecht. 

112.  Madame  Dix,  31.  Oktober  1859  sehr 
gut  —  5.  Dezember  1859  sehr  gut  —  17.  Novem- 
ber   1862   sehr  gut  —  14.  Oktober   1863  sehr  gut. 

113.  Jladame  Elisa,  17.  November  1862  sehr 
gut,  (sehr  fruchtbar)  —  1 1. November  1863  sehr  gut. 

114.  Marie  Louise  Duquesne,  25.  Septem- 
ber  1859   sehr  gut   —    14.  Oktober    1863  gut. 

115.  Marie  Louise  van  Mous,  15.  Oktober 
1859  gut  —    II.  November  1862  gut. 

116.  Monseigneur  Affre,  28.  Oktober  1863 
ziemlich  gut  —    11.  November   1863  gut. 

117.  Monseigneur  Sibour,  14. Oktober  1863 
sehr  gut  —  28.  Oktober   1863   sehr  gut. 

118.  Napoleon  Savinien,  4.  Dezember  1863 
ziemlich   gut. 

119.  Nee  plus  Meuris,  17.  November  1862 
sehr  gut  —  1.  Dezember  1862  ausgezeichnet  — 
15.  Dezember  1862  delikat  —  24.  Oktober  1863 
delikat —  11.  November  1863  ausgezeichnet  (Hoch- 
stamm)  —  4.  Dezember   1863  sehr  gut. 

120.  Neuf  maisons,   28. Oktober  1863  geht  au. 

121.  Nouveau  Poiteau,  15.  Oktober  1859 
gut  —   28.  Oktober    1863   sehr  gut. 


0.   Dezember 
1863 


1859 


delikat   —    15. 
Oktober     1859 


122.  Nouvelle  Fulvie, 
vollkommen  —  4.  Dezember 
Januar   1864  sehr  gut. 

123.  Orange    d'hiver,     15. 
sehr  gut. 

124.  Orpheline  d'Enghien,  11.  November 
1863   gut  —  4.  Dezember    1863   sehr  gut. 

125.  0   Well,    I.Dezember  1862   gut. 

126.  Passe  Colniar  Fran(,ois,  15.  Dezember 
1862  sehr  gut  ^  5.  Januar  1863  delikat.  Der 
Unterschied  zwischen  ihr  und  der  Passe  Colnuir  ist 
nicht  sehr  benierklich. 

127.  Passe  Cohnar  musque  d'Esperen, 
31.  Oktober  1859  vollkommen.  Der  Unterschied 
mit  der  Passe   Colmar  ist  aucli   nicht  sehr  merklich. 

128.  Passe  Crassane  de  Boisbunel,  15. 
Januar   1864  sehr  gut. 

129.  Paternoster,  14.  Oktober  1863  gut  — 
28.  Oktober  1863  sehr  gut. 

130.  Petit  Oui,  31.0ktober  1859  ziemlich  gut. 

131.  Philippe  Goes,   15.  Dezember  1862  gut. 

132.  Poire  de  Cur^,  4. Dezember  1863ge]itan. 

133.  Poire  d'Orgeat,  14.  Oktober  1863 
sehr  gut. 

134. 
schlecht. 

135. 
sehr  gut. 

136. 
sehr  gut. 


Poire  Pomme,  25.  September  1859 
Poire  de  Chasseurs,  15.  Oktober  1859 
Poire    de    Tongres,    28.  Oktober    1863 


269 


137.  Präsent  van  Mons,  1  I.November  1863 
gut,   fast   sehr  gut   zu   nennen. 

138.  Prince  Albert,  5.  Dezember  1859  sehr 
gut   —    lö.  Januar   1864  sehr  gut. 

13i:l.  Prhicesse  Charlotte,  15. Oktober  1851) 
gut  —   28.  Oktober   1863   sehr  gut. 

140.  Reine  des  Poires,  17.  November  1862 
sehr  gut. 

141.  Roi  de  Rome,  31.  Oktober  1859  nicht 
sehr  gut  —   5.  Dezember   1859   mittehiiässig. 

142.  Rousselet  Aelens,  17.  November  1862 
sehr  gut. 

143.  Rousselet  Bivort,  »31.  Oktober  1859 
geht  an   • —    17.  November    1862   klein,  aber  gut. 

144.  Rousselet  Comtcsse  de  Lennay,  15. 
Oktober   1859   sehr  gut   —    14.  Oktober    1863  gut. 

145.  Rousselet  de  Reims,  15.  September 
1859  sehr  gut. 

146.  Rousselet  van  der  Wecken,  17. Novem- 
ber  1862  delikat  —   28.  Oktober   1863   sehr  gut. 

147.  St.  Germain  Brandes,  23.  Januar  1859 
gut  —   4.  Dezember    1863   sehr  gut. 

148.  St.  Germain  van  Mons,  1 1.  November 
1863  sehr  gut. 

149.  St.  Germain  Vauquelin,  22.  Januar 
1859   ohne  Aroma  —  5.  Januar   1862  ziemlich  gut. 

150.  Seigneur  (Esperen),  25.September  1859 
vollkommen   —   28.  Oktober    1863   sehr  gut. 

151.  Sheldon,   28.  Oktober  1863  ziemlich  gut. 

152.  Souvenir  de  la  Reine  des  Beiges, 
25.  September  1859  sehr  gut. 

153.  Souvenir  Esperen  (Berkmans),  4.  De- 
zember  1863   sehr  gut. 

154.  Suzette  de  Bavav,  15.  Januar  1864 
ziemlicii  gut  und  sehr  gut,  ziemlich  gut,  oft  sehr 
mitteimässig  in  dem  Kalkboden  von  Namur,  sehr 
gut  dagegen  in  dem  leichten  sandigen  Terrain  von 
Brüssel. 

155.  Sylvanye,   31.  Oktober    1859   nicht  gut. 

156.  Theodor  van  Mons,  15. Dezember  1862 
sehr  gut  (eignet  sich   zum  Hochstamm). 

157.  Ther^se  Kumps,  15.  Januar  18()4  nicht 
gut. 

158.  Tigr^e  de  Jan  vier,  17.  November  1862 
sehr  gut. 

159.  Triomphe  de  Jodoigne,  11.  November 
1863   sehr  gut   —  4.  Dezember    1863   geht  an. 

160.  Vau  Mons  (Leon  L&lerq)  28.  Oktober 
1862  gut. 

161.  Vineuse  Esperen,  15.  Oktober  1859 
sehr  gut  —  14.  Oktober  1863  delikat  im  kiesel- 
haltigen Boden,  aber  nur  mitteimässig  im  kalkhal- 
tigen  Boden. 

162.  Vingt  cinquifeme  an niversaire  de  Leo- 
pold I.,   15.  Oktober   1859  sehr  gut. 


163.  Willermoz,  15. Oktober  1859 mitteimässig. 

164.  Zephirine  Gr^goire,    15.  Oktober   1859 
sehr  gut   • —    1.  Dezember   1862   ziemlich  gut. 


L'Horticillteiii'  fiaii^^ais. 

Jahrgang    1863   ii.   1864.      1.  Hälfte. 

Es  ist  bereits  eine  lange  Zeit  vergangen,  wo 
■wir  über  die  in  dieser  Zeitschrift  empfohlenen  Pflan- 
zen berichteten  (s.  vor.  Jahrg.  S.  278).  Wir  be- 
ginnen dieses  Mal  mit  den  Gewächshauspflanzen, 
welche  zunächst  im  Jahrgange  1863  abgebildet 
sind.  Solanum  jasminoides  Paxt.  (tab.  3)  ist 
eine  Kletterpflanze,  welche  Empfehlung  verdient. 
Sie  hat  einige  Aehnlichkeit  mit  unserem  Bittersüss 
(Solanum  Dulcamara),  klettert  aber  w-eit  mehr. 
Im  botanischen  Garten  zu  Berlin  kommt  die  Pflanze 
regelmässig  während  der  guten  Zeit  in's  Freie  an 
Spaliere  und  nimmt  sich  an  diesen  mit  seinen  das 
ganze  Jahr  hindurch  reichlich  erscheinenden  Blü- 
then  sehr  gut  aus,  zumal  diese  noch  einen  ange- 
nehmen  Gerucji   verbreiten. 

Auf  gleiche  Weise  wird  aucli  die  ebenfalls  hier 
empfohlene  Biguonia  jasminoides  Cunniugh., 
(Tecoma  jasminoides  Lindl.)  (tab.  10),  im  botani- 
schen Garten  angewendet.  Auch  sie  blüht  den 
ganzen  Sommer  hindurch.  Man  begreift  in  der 
Thal  nicht,  dass  sie  und  das  eben  auch  besprochene 
Solanum  jasminoides  bis  jetzt  bei  den  Liebha- 
bern so  wenig,  eigentlich  fast  gar  keine  Beaclitung 
gefunden  haben.  Von  Bignonia  jasminoides 
hat  Massire  in  Tours  einige  hübsche  Formen  ge- 
zogen, über  die  wir  jedoch  bereits  im  vorigen  Jahr- 
gange der  Wochenschrift  (S.  94)  gesprochen   haben. 

Von  dem  schönen  Jochroma  grandiflorum 
Benth.  (tab.  9),  einer  Solanacce  mit  grossen  blauen 
Blumen,  haben  wir  schon  früher  (5.  Jahrg.  S.  280) 
gesprochen,  ebenso  von  der  Bcrberidopsis  co- 
rallina  Hook.  (tab.  12)  mit  korallenrotheu,  sonst 
denen  der  Berberis  ähnlichen  Blütheiistäudeu  (s.  6. 
Jahrg.  126)  und  von  der  wunderschönen  Phalae- 
nopsis  Schilleriana  Rchb.  jun.  (tab.  11),  die  wir 
in  2  Formen  kennen  gelernt  haben  (6.  Jahrg.  Seite 
331).  Endlich  sind  auch  Higginsia  refulgeus 
Hook,  und  Dimorphoteca  Barberiae  Harv  (tab. 
7  und  8)  schon  früher  von  uns  angezeigt  worden 
(6.  Jahrg.   S.  129). 

Dass  Franciscea  calycina  (tab.  17)  eine 
gute  Abbildung  erhalten  und  auch  in  Frankreich 
empfohlen  wird,  freut  inis,  da  wir  ebenfalls  schon 
mehrmals  auf  den  Blüthenstrauch  aufmerksam  ge- 
macht haben  (6.  Jahrg.  116  und  238),  ohne  dass 
man  ihn   besonders   beachtet  hätte. 


270 


Alle  Nägelien,  die  riclitiger  wohl  mir  eine  Ab- 
theilung des  Genus  Gesnera  bilden,  sind  schön 
und  zu  empfehlen.  Die  Art,  welche  wegen  der 
Zinnoberfarbe  der  Blüthen  den  Namen  Gesnera 
(Naegelia)  zinnabarina  erhalten  hat  und  im  Jahre 
1856  von  Linden  aus  Mexiko  eingeführt  wurde, 
gehört  aber  zu  denen,  die  auch  bereits  bei  uns 
Anerkennung  gefunden  haben.  N'on  ihr  existirt 
jetzt  eine  Abart  mit  der  Bezcielmung  rosea  (t.  2), 
wo  die  Blüthen  im  Allgemeinen  eine  zartere  Auro- 
rafarbe besitzen,  deren  Blumen-Abschnitte  aber  ro- 
sa gefärbt  sind.  Wie  alle  Gesneren  gehört  auch 
diese  in's  Warmhaus  und  zieht  nach  dem  Verblü- 
hen ein.  Nach  Lescuyer  soll  man  damit  allmäh- 
lig  das  Giessen  einstellen,  bis  die  Pflanze  trocken 
ist.  So  lässt  man  sie  bei  teniperirter  Wärme  den 
ganzen  Winter  hindurch  stehen.  Erst  im  Februar 
bringt  man  den  Topf  wiederum  auf  ein  ^^  armbeet 
oder  in's  Warmhaus  und  fängt  an,  die  Erde  zu  be- 
feuchten, um  damit  die  Vegetation  herauszulocken. 
Wie  die  ersten  Keime  über  der  Erde  sind,  wird 
regelmässiger  gegossen.  Man  hüte  sich  aber  vor 
dem  Zuwenig  und  mit  dem  Zuviel.  Die  Menge 
Wasser  muss  beständig  im  Verhältniss  zur  Luft- 
wärnie  stehen. 

Mit  dem  Augenblicke,  wo  die  Blüthen  sich  zei- 
gen, lässt  mau  mit  dem  Giessen  etwas  nach,  wie 
sie  aber  anfangen,  sich  zu  entfalten,  wird  auch  wie- 
derum  verstärkte   Feuchtigkeit  nöthig. 

Viele  Gesneren  und  auch  diese  haben  die  gute 
Eigenschaft,  dass  man  sie  nach  Belieben  auch  im 
Sommer  ruhen  lassen  kann,  um  sie  dann  für  den 
Anfang  des  Winters  anzutreiben.  Wie  die  verwand- 
ten Tydäen  nehmen  sie  sich  sehr  gut  aus,  wenn 
man  sie  zum  Garniren  der  Orchideen-  und  anderer 
Beete  benutzt. 

Eine  zweite  Gesnera  ist  G.  Trianaei  (tab.  4), 
welche  man  aber  mit  einigen  anderen  Arten  als 
den  Typus  eines  neuen  Geschlechtes  betrachtet,  dem 
man  den  Namen  Isoloma  gegeben  hat,  weil  die 
Blumen-Abschnitte  sämmtlich  in  trestalt  und  Grösse 
einander  ähnlich  sind.  Genannte  Pflanze  ist  ein 
Halbstrauch  und  wurde  von  dem  bekannten  Reisen- 
den Triana  aus  Neugranada  eingeführt.  Aus  den 
Winkeln  der  gegenüberstehenden  Blätter  kommen 
an  der  Spitze  eines  gemeinsamen  Blüthenstandes  4 
gegen  1  Zoll  lange  und  gestielte  Blüthen  hervor, 
deren  dunkelorangeufarbig-rothe  Blumen  eine  in 
der  Mitte  bauchige  Röhre  bilden,  während  der  kleine 
umgeschlagene  Rand  von  schöner  Rosafarbe  5  seichte 
Einschnitte  besitzt. 

Gloxinien  sind  2  Mal  besprochen.  Die  einen 
(tab.  16)  wurden  in  den  Gewächshäusern  von  Mä- 
rest fils  in  Grand-Montrouge  (Depart.  der  Seine) 
gezüchtet.     Die   4  schönsten:   2   mit  aufrechten   uiid 


2  mit  hängenden  Blumen,  sind  abgebildet.  Die  an- 
deren (tab.  21)  verdienen  durch  die  brillantere  Fär- 
bung und  Zeichnung  alle  Beachtung  und  sind  von 
Cliantin,  einem  der  tüchtigsten  Pariser  Gärtner, 
aus  Samen  herangezogen.  Gabrielle  Delessert 
lieisst  eine  Sorte  mit  kurzer  aufrechter  Röhre,  wo 
der  Rand  mit  Ausnahme  eines  breiten,  fein  ge- 
zeichneten ,  rosagefärbten  Saumes  die  prächtig- 
ste Karmintarbe  besitzt,  während  im  Schlünde 
eine  violette,  durch  Rosapunkte  unterbrochene  Fär- 
bung entgegentritt.  Die  andere,  Henriette  Chan- 
tin,  ebenfalls  mit  aufrechter,  aber  längerer  Röhre, 
hat  an  der  Basis  4cr  ^^  Abschnitte  einen  grossen 
weissen  Flecken ,  der  von  dem  dunkelsten  Violett 
eingeschlossen  ist,  während  die  übrige  Färbung  hell- 
violett erscheint.  Bis  jetzt  sind,  so  weit  wir  uns 
erinnern,  Zeichnungen,  welche  diese  beiden  Formen 
haben,  in  der  reichen  Auswahl  von  Blumen,  welche 
wir  während  der  Fest-Ausstellung  und  sonst  in  gros- 
ser Auswahl  gesehen  haben,  nicht  vorgekommen, 
doch  theilt  uns  Übergärtner  Pasewaldt  im  Dan- 
neel'schen  Garten  eben  mit,  dass  es  ihm  ebenfalls 
gelungen,  die  zuletzt  erwähnte  Zeichnung  zu  erlial- 
ten.  Wir  machen  unsere  Gloxinien-Liebhaber  auf 
beide   Formen  aufmerksam. 

Aiicli  Pantoftelblumen  oder  Calceolarien  (tab.  5) 
sind  zu  Ijcnierkcn,  da  sie  durch  eine  Blendung  von 
Sorten  aus  der  Gruppe  der  strauchartigen  mit  an- 
deren aus  der  der  krautartigen  von  dem  Obergärt- 
uer  der  Madame  Boulonger  in  Ghoisy-le-Roi,  De- 
ligne,  gezüchtet  wurden.  Während  die  gi-osseu 
getigerten  oder  sonst  wunderschön  gezeichneten  Blu- 
men denen  der  krautartigen  Pantoftelblumen  ent- 
sprechen, ist  der  Habitus  dem  der  strauchartigen 
gleich.  Die  Pflanzen  haben  dieselben  unten  grau- 
filzigen Blätter,  wie  Calceolaria  rugosa  und  sind 
auch   gegen   die  AVitteruug  nicht  so   empfindlich. 

Es  dürfte  wohl  von  Interesse  sein,  zu  erfahren, 
wie  Deligne  die  interessanten,  von  ihm  gezüch- 
teten Blumen  behandelt.  Die  Samen  werden  von 
Mitte  Juli  bis  Mitte  August  ausgesäet  und  zwar  in 
einer  Mischung  von  2  Dritteln  Haideerde  und  1 
Drittel  verrotteter  Laub-Erde  und  Mist,  welche  vorher 
gesiebt  werden  müssen.  Um  diese  Mischung  noch 
hygroskopischer  und  durchgehender  zu  machen,  so 
wird  etwas  feiner  Saud  zugestzt.  Li  die  zur  Aus- 
saat benutzte  Schale  kommt  zuvor  noch  ungefähr 
von  Zollstärke  eine  Lage  kurzer  Mist  oder  ausein- 
ander gerissene  Pferdekrapfen  auf  den  Boden.  Die 
oben  bezeichnete  Erdmischung  füllt  dann  den  übri- 
gen Raum  bis  zu  1  Zoll  Entfernung  vom  Rande 
aus.  Die  Samen  werden  leicht  angedrückt  und  mit 
einer  Spur  von  Erde  überworfen,  worauf  ein  schwa- 
ches  Spritzen   folgt. 

Die  Schale   wird    hierauf  mit    einer  Glasscheibe 


271 


bedeckt  iiiul  dem  Lichte  so  nahe  als  möglich  in 
ein  Gewächshaus  gestellt,  wo  man  sie  jedoch  etwas 
beschattet.  Nach  8  bis  10  'lagen  keimen  die  Sa- 
men. Dann  wird  die  Glasscheibe  etwas  gelüftet, 
damit  die  jungen  Pflanzen  sich  an  die  Luft  des  Ge- 
wächshauses gewöhnen.  Es  wird  nur  in  soweit  fein 
gespritzt,  damit  die  Erde  schwach  befeuchtet  er- 
scheint. Wie  Trockenheit  eintritt,  gehen  auch  die 
Pflänzchen  zu  Grunde.  Nach  3  oder  4  Wochen 
wird  pikirt  und  zwar  in  eine  Thonschale,  welche 
eine  gleiche   Erdmischung  enthält. 

Wiederum  dem  Lichte  so  nah  als  möglich  muss 
die  mit  Pflänzchen  besetzte  Schale  dicht  unter  das 
Fenster  gestellt  werden.  Nur  des  Abends  oder 
ganz  früh  am  Morgen  darf  man  W^asser  geben. 
Bei  dieser  Behandlung  wachsen  nun  die  Pflänzchen 
rasch,  so  dass  sie  sich  alsbald  gegenseitig  berühren. 
Damit  ist  auch  der  Moment  gegeben,  wo  man  sie 
in  andere  Schalen,  und  zwar  wiederum  mit  dersel- 
ben Erdmischung,  überpflanzen  muss,  natürlich  et- 
was weiter  von  einander  entfernt.  Sobald  sie  sich 
von  Neuem  gegenseitig  berühren,  wird,  was  ge- 
wöhnlich in  der  ersten  Hälfte  des  Oktober  geschieht, 
zum  dritten  Male  umgepflanzt,  und  zwar  dieses  5Ial 
mit  dem  Ballen  und,  je  nach  der  Stärke  der  Pflanze, 
einzeln  in  grössere  und  kleinere   Töpfchen. 

So  werden  sie  auf  Stellagen  an  den  Fenstern 
überwintert,  wobei  man  nicht  vergessen  darf,  sobald 
es  die  Witterung  erlaubt,  Luft  zu  geben.  Im  Fe- 
bruar endlich  werden  die  Pflanzen  in  die  Töpfe, 
wo  sie  bleiben,  gebracht.  Die  Erde  muss  hier  mög- 
lichst nahrhaft  sein;  man  ninnut  obige  Mischung 
deshalb  zu  gleichen  Theilen.  Die  Töpfe  stellt  man 
an  einen  hellen  Ort,  am  besten  in  einen  kalten 
Kasten,  wo  eine  so  niedrige  Temperatur  hen-scht, 
dass  die  Pflanzen  eben  nur  frostfrei  gehalten 
werden.  Je  nachdem  die  Sonne  Wirkung  äus- 
sert, muss  man  beschatten,  besonders  im  März.  Man 
hüte  sich,  während  der  Jlittagszelt  zu  spritzen.  Im 
April  bringt  man  die  Pflanzen  in  ein  Kalthaus,  wo 
sie  alsbald   in  reichlichster   Fülle  blühen  werden. 

Zum  Samen  wählt  man  natürlich  die  besten 
Pflanzen  aus,  also  solche,  welche  ein  gedrängtes 
aber  kräftiges  Wachsthum  haben  und  durch  grosse, 
abgerundete  Blumen  mit  angenehmer  Zeichnung  in 
die  Augen   fallen. 

Neue  Fuchsien  (tab.  23)  mit  weisser  Blu- 
menkrone sind  bekanntlich  sehr  beliebt.  An  denen, 
welche  der  Gärtner  L'HuiUier  in  Nancy  gezüch- 
tet hat  und  im  Horticulteur  fran(;ais  enipfuhlen 
werden,  finden  wir  wenigstens  nichts  Besonderes,  so 
schön  sie  auch  sein  mögen.  Sie  sind  auch  alle 
4  einander  sehr  ähnlich  und  haben  die  Namen 
Jean  Verschaftelt,  Nardy  frferes,  President  Bois  du- 
val  und  Gustave  Zembit. 


Von  den  gefüllten  Zinnien,  von  denen  einige 
(tab.  24)  abgebildet  sind,  ist  unsererseits  so  oft  ge- 
sprochen, dass  wir  nichts  mehr  zu  ihrer  Empfeh- 
lung zu   sagen  brauchen. 

Die  Flon'schen  Nelken  (tab.  22)  sind  erst 
vor  Kurzem  von  uns  empfohlen  worden.  Wir  ha- 
ben seitdem  ein  Exemplar  in  reichlichster  Blüthe 
im  botanischen  Garten  zu  Berlin  gesehen,  was  uns 
in  unseren  Ansichten  nur  noch  mehr  von  der  Vor- 
züglichkeit  der  Sorte   bestärkt  hat. 

(Schhiss  folgt.) 


Der  I^ipderläiidische  Obstgarten 

des 

poiuologifffjcii  llcreines  in  -^osRoop  öci  ^mU. 

Groningen.    .1.  B.  Wolters.     1804. 

Es  ist  uns  das  erste  Heft  eines  W^erkes  zuge- 
sendet worden,  was  wir  mit  grossem  Vergnügen  in 
die  Hand  genommen.  Bei  dem  freundlichen  schrift- 
lichen Verkehre,  der  ununterbrochen  schon  seit  meli- 
rern  Jahren  von  Seiten  des  Vereines  zur  Beförde- 
rung des  Gartenbaues  in  Berlin  mit  dem  Vereine 
zur  Berichtigung  und  Verbesserung  der  Obstsorten 
in  Boskoop  bei  Gouda  stattfindet,  waren  wir  schon 
von  der  Herausgabe  eines  Werkes,  das  die  Berich- 
tigung und  Kenntniss  des  in  den  Niederlanden  ge- 
bauten Obstes  durch  bildliche,  möglichst  getreue 
Darstellungen  der  einzelnen  Sorten  beabsichtigt, 
unterrichtet.  Leber  den  pomologischen  Verein  in 
Boskoop,  so  wie  über  die  dort  befindlichen  Baum- 
schulen haben  wir  in  diesen  Blättern  schon  einige 
Mal  gesprochen.  Wer  uns  gefolgt  ist,  wird  wohl 
wissen,  wie  sehr  die  dortigen  Baumschulbesitzer, 
welche,  um  in  Gemeinschaft  besser  fördern  zu  kön- 
nen, zu  einem  Vereine  zusammengetreten  sind,  sich 
auch  bemühen,  den  heutigen  Anforderungen  mög- 
lichst nachzukommen.  Die  beiden  beschreibenden 
Verzeichnisse,  welche  wir  seiner  Zeit  ebenfalls  be- 
sprochen haben,  geben  von  den  Bestrebungen  be- 
zeichneten Vereines  Kunde.  Schritt  vor  Schritt 
geht  dieser  vorwärts.  Unseren  deutschen  Pomohi- 
gen-Versannnhuigen  ist  er  mit  lebhaftem  Interesse 
gefolgt  und  den  dort  ausgesprochenen  Grund.sätzen 
in  Betrert"  der  Nomenklatur  huldigt  er  ebenfalls  und 
nimmt  die  Namen  an,  welche  da.selbst  als  die  rich- 
tigen anerkannt  sind.  Die  Sammlung  niederländi- 
schen Obstes,  welche  im  vorigen  Herbste  in  Gör- 
litz vorhanden  war,  hat  allgemeine  Anerkennung 
gefunden. 

Mit    dem   niederländischen   Obstgarten    hat  man 


272 


Zeugniss  abgelegt,  dass  man  in  Boskoop  es  mit  der 
Berichtigung  und  Verbesserung  des  Obstes  ernstlich 
meint,  dass  man  wissenschaftlich  mit  den  anderen 
Obstbau- treibenden  Völkern  vorwärts  gehen  und 
nicht  zurückbleiben  will.  Eben  weil  die  uns  stamm- 
verwandten Niederländer  hauj)tsäclilich  mit  uns  ge- 
ben, hat  besagtes  Werk  für  uns  Deutsche  auch  einen 
Werth.  Wir  finden  darin  neben  den  dortigen  Na- 
tionalfrüchten unsere  Obstsorten  wieder,  wir  em- 
pfehlen das  Werk  daher  um  so  mehr,  als  man  eine 
deutsche   Auflage  veranstaltet. 

Das  Werk  ist  elegant  ausgestattet.  Jede  Liefe- 
rung in  Gross-Quart,  hat  einen  besonderen  Titel 
und  enthält  8  Früchte  auf  4  Tafeln  dargestellt.  Der 
Druck  ist  sauber  gemacht  und  die  Chromolithogra- 
phien erscheinen  gelungen.  Von  jeder  Frucht  ist 
eine  doppelte  Ansicht  gegeben,  so  dass  Kelch  und 
Stiel  in  ihren  Höhlungen  und  mit  ihren  oft  ver- 
schiedengefärbten nächsten  Umgebungen  deutlich  zu 
erkennen  sind.  Ausserdem  findet  sich  noch  ein 
Längs-Durchschnitt  vor.  Wir  möchten  wünschen, 
dass  diesem  in  den  ferneren  Lieferungen  noch  mehr 
Aufmerksamkeit  gewidmet  wird,  als  es  geschehen, 
und  dass  die  Durchschnitte  so  gemacht  werden,  wie 
sie  Dr.  Nedzielsky  aus  Moskau  in  einer  Versamm- 
lung des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  Berlin   dargestellt  hat  (s.  Seite  35). 

Nicht  alle  Aepfel  haben  z.  B.  2  Kerne;  es  gibt 
deren,  wie  wir  zuerst  und  dann  der  leider  nun  ver- 
storbene Geh.  Rath  v.  Flotow  in  Dresden  nach- 
gewiesen haben,  welche  3  und  mehr,  wenn  auch 
nicht  immer  alle  vollständig  zur  Ausbildung  gelan- 
gen, besitzen.  Dieser  Umstand  ist  sehr  wichtig  für 
einzelne  Gruppen  und  müsste  demnach,  wenn  auch 
nicht  immer  bei  der  Abbildung,  so  doch  in  der  Be- 
schreibung berücksichtigt  werden.  Unsere  Pomolo- 
gen  haben  leider  dergleichen  naturliistorische  Merk- 
male viel  zu  wenig  berücksichtigt,  obwohl  sie  von 
der  äussersten  Wichtigkeit  sind.  Relative  Merkmale, 
wie  sie  bei  der  heutigen  Beschreibung  in  der  Re- 
gel massgebend  sind,  bleiben  stets  unsicher  und 
können  nur  einen  untergeordneten  Werth  haben. 
Beschreibungen  liingegen,  welche  nicht  nur  einigen 
Früchten  entnommen  sind,  sondern  aus  der  Verglei- 
chung  einer  grossen  Menge  aus  verschiedenen  Lo- 
kalitäten hervorgehen,  wo  zu  gleicher  Zeit  auf 
die  Beschatlenbeit  des  Baumes  Rücksicht  genommen 
ist,  haben  allein  wissenschaftlichen  Werth;  es  wird 
noch  viel  zu  viel  bei  uns  euipyrisch  getrieben. 
Ohne  wissenschaftliche  Grundlage  gibt  es  aber  keine 
Pomologie. 

Manches  ist   zwar  neuerdings  in  dieser  Hinsicht 


angeregt  worden.  Jahn 's  Abhandlung  über  die 
Blätter,  so  langweilig  und  pedantisch  sie  auch  vie- 
len erschienen,  ist  und  bleibt  eine  vorzügliche  Ar- 
beit, von  der  wir  sehnlichst  wünschten,  dass  sie 
mehr  Nachahmung  fände.  Weil  die  Betrachtung 
der  Frucht  allein  keiueswo<rs  durchaus  masssrebend 
ist  und  selbst  die  tüchtigsten  Pomologen  in  Stich 
gelassen  hat,  so  wünschen  auch  wir,  dass  bei 
der  weiteren  Hei-ausgabe  des  niederländischen  Obst- 
gartens auch  auf  die  Vegetation  Rücksicht  genom- 
men und  bildliche  Darstellungen  von  Blättern,  Som- 
mertrieben etc.  gegeben  werden  möchten.  Von  den 
8  hier  mitgetheilten  Aepfeln  könnten  diese  nach- 
geliefert werden. 

Das  Werk  bringt  zuerst  Kernobst- Sorten.  Es 
ist  auf  20  Ljeferungen  berechnet;  die  Lieferung 
kostet  im  ]5uchhandel  1  Thaler,  für  die  vorzügliche 
Ausstattung  gewiss  nur  ein  massiger  Preis.  Es 
würden  demnach  gegen  200  Früchte  geliefert  wer- 
den. Dass  eine  gute  Auswahl  getroffen  wird ,  da- 
für spricht  die  erste  Lieferung.  Wir  wollen  dem- 
nach wünschen,  dass  dieses  pomologische  Werk  bei 
uns   die  Anerkennung  erhält,   welche   es  verdient. 

Abgebildet  sind:  Die  Winter ■  Goldparmäne, 
ein  Apfel,  über  dessen  Empfehlung  wohl  nichts 
mehr  gesagt  zu  werden  braucht;  dasselbe  gilt  von 
dem  Pariser  Rambour  oder  der  Reinette  von 
Kanada.  Ribstou's  Pepping  befindet  sich  zwar 
nicht  unter  den  20  von  den  deutschen  Pomologen 
ausgewählten  Aepfeln,  wohl  aber  ist  er  von  diesen 
der  Beachtung  empfohlen.  Lii  südlichen  Schottland, 
so  wie  im  nördUchen  England,  hauptsächlich  aber 
in  der  Grafschaft  Yorkshire  wird  er  in  grösster  Menge 
gezogen.  Baumann's  Reinette  gehört  ebenfalls 
zu  den  vorzüglichsten  Früchten.  Reinette  iion- 
pareil  ist  bei  uns  weniger  bekannt;  doch  rühmt 
sie  im  Berichte  der  4.  Versammlung  deutscher  Po- 
mologen Professor  Reisich.  Dass  die  echte  Sorte 
d.  N.  dargestellt  ist,  wird  englischer  Seits  bezwei- 
felt. Der  Rothe  Eiserapfel  (Paradijs  dubble 
Zuren)  findet  sich  in  Norddeutschland  sehr  viel  vor 
und  empfiehlt  sich  besonders  zu  Anpflanzungen  au 
Strassen  und  wegen  seiner  langen  Dauer  als  Wirth- 
schaftsobst.  Ermgaard's  Zoete  (Ermgaard  s  Süss- 
apfel)  ist  eine  holländische  Nationalfrucht,  welche 
als  Wirthscbaftsfrucht  empfohlen  und  in  Südholland, 
so  wie  in  Oberyssel,  viel  angebaut  wird.  Ihre  Reif- 
zeit beginnt  im  Januar  und  dauert  bis  zum  April. 
Eine  solche  Dauer  hat  sonst  kein  Süssapfel.  End- 
lich ist  die  Landsberger  Reinette,  eine  im  Nor- 
den Deutschlands  sehr  beliebte  Frucht,  bildlich  dar- 
gestellt. 


Verlag  vou  Karl  Wiegandt  in  Berliu, 
Kommandaatcn  Strasse  No.  G2. 


Druck  der  C.   Fe iste  r 'sehen   Buehdruckerei  in  Berlin, 
Zielen-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 


Fereiiies  zur  Beförderiiiia;  des  fiarteiibanes  in  den  Könis;!.  Prenssischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkunde* 

Redakteur : 
IProtessor  Dr.  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  35. 


Berlin,   den    3.   September 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch   den  Buchhandel ,    als  auch   franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt;  442.  Versammlung  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  am  28.  August.  —  Neue  Pflanzen  von  Linden  in 
Brüssel.  —  L'Horticulteur  fran(;ais.  Jahrgang  1S63  u.  1864.  I.Hälfte.  (Schluss).  — "  Dr.  Otto  Florenz'  Anleitung 
zur  genauem  Kenntniss  der  schadliclicn   Garten-Insekten  etc. 


442.  Versaiiiuiliiiijj 
des  Vereiups  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 

am  28.  August. 

In  dem  Berichte  über  die  Versammlung  am 
31.  Juli  (s.  Wochen  sehr.  S.  24'J)  waren  die  Motive 
angegeben  und  erörtert  worden,  die  die  Kommission 
für  den  Entwurf  des  Programmes  der  Frühjahrs-Aus- 
stellung 18G5  bewogen,  den  Passus  über  einen 
mindestens  6-monatiichen  Besitz  der  konkurrirenden 
Schaupflanzen  in  das  Programm  aufzunehmen.  Ob- 
gleich nun  die  Gründe  in  jenem  Berichte  nicht 
unerwähnt  geblieben  sind,  so  schien  dem  Inspektor 
Bouchö  die  endgültige  Abstimmung  der  Versamm- 
lung niclit  ausführlich  genug  mitgctheilt,  weshalb 
er  beantragte,  in  diesem  Berichte  nachträglich  auf- 
zunehmen, dass  die  Versammlung  sich  für  die  An- 
sicht der  Kommission   entschieden   habe. 

Im  Anschlüsse  an  die,  in  voriger  Sitzung  ver- 
öffentlichten Untersuchungen  des  Professors  Dr. 
Schultz  -  Schultzenstein  über  den  Sombrero- 
Guano  wies  Dr.  Filly  auf  einen  Artikel,  der  sich 
im  Februarhefte  des  von  Wilda  und  Krocker  re- 
digirten  „  landwirthschaftlichen  Centralblattes  für 
Deuschland"  befindet,  hin,  in  welchem  der  Gehalt 
des  Sombrero-Guano  (richtiger  Sombrero-Phosphorit) 
an  phosphorsaurem  Kalk  zwischen  71  —  76  Proc, 
statt  der  in  vorerwähnter  Untersuchung  gefundenen 
4 — 5  Proc.  beträgt.  Eine  Diskussion  über  dieses 
interessante  Thema  musste  jedoch  bei  der  Abwe- 
senheit des  Professors  Dr.  Schultz-Schultzen- 
stein  auf  spätere  Zeit  verschoben  werden. 


Eine  ebenso  wichtige  Frage,  wie  die  oben  an- 
geregte über  Sombrero-Guano  und  über  die  künst- 
lichen Dünger  im  Aligemeinen,  mit  der  sich  Gar- 
ten- und  Landbau  jetzt  so  vielfach  beschäftigen,  wurde 
bei  dem  Berichte  des  Inspektors  Bouche  über  die 
ausgestellten  Pflanzen  wiederum  berüiu-t.  Es  ist 
dies  das  leider  immer  mehr  anwachsende  Kapitel 
über  Pflanzenkrankheiten,  das  den  Forscher,  wie 
den  Laien  zu  den  ernstesten  Betrachtungen  und 
fleissigsten  Untersuchungen  ermahnt.  Bei  wenigen 
der  zahlreichen  Krankheiten  unserer  Kultur  -  Ge- 
wächse hat  die  Wissenschaft  die  erste  Ursache, 
noch  weniger  aber  ein  Mittel  dagegen  mit  Bestimmt- 
heit angeben  können.  Die  sehr  genauen  und  schar- 
fen Beobachtungen  unsrer  tüchtigsten  Pflanzenphy- 
siologen haben  den  Entwicklungsgang  und  die  Symp- 
tome vieler  Krankheiten  festgestellt,  und  es  hat 
auch  nicht  an  Hypothesen  über  die  erste  Ur- 
sache aller  abnormen  Erscheinungen  gefehlt;  allein 
der  genaue  Beweis  dafür  wird  wohl  noch  lange  ein 
unerreichtes  Ziel  der  Wissenschaft  bleiben.  Mit 
dieser  freilich  niclit  sehr  trostreichen  Antwort  wird 
sich  auch  Kunst-  und  Handelsgärtner  Krüger  in 
Lübbenau,  eines  der  thätigsten  Mitglieder  des  Ver- 
eines, begnügen  müssen ;  derselbe  hatte  einige  Exem- 
plare kranker  Gurk'enpflanzen  mit  der  Bitte  einge- 
sendet, über'  die  Ursache  der  Krankheit  und  deren 
möglichste  Verhütung  vom  Vereine  belehrt  zu  wer- 
den. Der  Gurkenbau  um  Lübbenau  ist  eine  der 
Haupterwerbsquellen  der  dortigen  Bewohner,  und  in 
guten  Jahren  werden  fast  ^  Million  Schock  Gurken 
dort  geerntet,  ganz  abgesehen   von  den  12 — löCtr. 

35 


274 


Samen,  die  noch  gewonnen  werden;  man  wird  sich 
daher  einen  Begrift'  machen  können  von  den  Be- 
sorgnissen, die  eine  Krankheit,  welche  drei  Viertel 
der  Ernte  vernichtet,  erwecken  miiss.  An  den  ein- 
gesendeten Exemplaren  war  die  Krankheit  schon  sehr 
weit  fortgeschritten;  Blätter  und  Stengel  ziemlich 
abgestorben,  die  Wurzel  aber  zum  Theil  noch  ge- 
sund. Die  für  den  Augenblick  mit  der  Lupe 
angestellten  Untersuchungen  Hessen  weder  Pilz-Ve- 
getation, noch  bedeutende  Insekten- Verwüstungen 
erkennen.  Ein  äiinliches  Absterben  hat  in  der  näch- 
sten Umgebung  Berhus  eine  reichliche  Gurkenernte 
seit  4  Jahren  bereits  unmöglich  gemacht,  und  Alle, 
die  diese  Erscheinung  kannten,  wollten  auch  die 
Ursache  nicht  in  den  äusserlichen  Angi-iften  durch 
Pilze  oder  Insekten  suchen,  sondern  in  den  Wachs- 
tliums-Störungen,  welche  durch  die  kalten  Sommer 
derletzten  4  Jahre  hervorgebracht  wurden.  Die  Wurzeln 
waren  nach  den  Beobachtungen  des  Inspektors  Bou- 
chö  keineswegs  gesund,  wie  Krüger  in  seinem 
Schreiben  behauptete;  denn  wenn  auch  die  Haupt- 
wurzeln unversehrt  erschienen,  so  seien  doch  die 
Saugwurzeln  durch  Mangel  an  Bodenwärme  zer- 
stört. In  welchem  Grade  die  Verletzung  derselben 
Nachtheile  für  die  Pflanzen  herbeiführt,  wird  man- 
cher Gärtner  hei  Palmen,  Carludovlca,  Pandanus 
und  ^laranten  erfahren  haben,  wenn  er  sie  aus 
einem  Warmbeete  herausnahm  und  auch  nur  12 
Stunden  einer  geringeren  Temperatur  aussetzte. 

In  wie  weit  ein  in  dem  Augusthefte  der  Pa- 
riser Revue  horticole  veröffentlichtes  Mittel  gegen 
Gurken-  und  Melonenkrankheit  (la  grise)  in  dem 
obigen  Falle  helfen  wird,  nuiss  ein  Versuch  lehren. 
Dort  wurde  gleich  bei  dem  Erscheinen  der  Krank- 
heit das  öftere  Begiessen  der  Pflanzen  mit  Wasser 
empfohlen ,  welches  lange  Zeit  in  stark  getheerten 
Tonnen  gestanden  und  den  Theergeruch  angenom- 
men hatte.  Aber  nicht  bei  den  Gurken  allein  zeigt 
sich  der  nachtheilige  Einfluss  des  kalten,  feuchten 
Sommers;  am  deuthchsten  wies  ihn  Inspektor  Bou- 
ch^  an  den  subtropischen  Pflanzen  nach,  wie  Sorg- 
hum, Canna  u.  s.  w.,  die  wir  im  freien  Lande  zu 
kultiviren  angewiesen  sind  und  von  denen  dieses 
Jahr  kein  reifer  Same  zu   erlangen  sein  wird. 

Obergärtner  Gaerdt  war  der  Ansicht,  dass  die 
Krankheit  vielleicht  durch  Erschöpfung  des  Bodens 
hervorgerufen  sei;  wenn  nämlich  Gurken  zu  lange 
hintereinander  an  einer  und  derselben  Stelle  gebaut 
würden;  er  empfiehlt  daher,  mit  den  für  den  Gur- 
kenbau bestimmten  Stücken  einen  Wechsel  eintre- 
ten  zu  lassen. 

Doch  um  nicht  gar  zu  lange  bei  diesen  trüben 
Aussichten  zu  verweilen,  lenkte  der  Berichterstatter 
die  Aufmerksamkeit  der  Versammlung  auf  eine 
Schale    reizender  Gladiolen  -  Blüthen,    die    cbentalls 


der  Kunst-  und  Handelsgärtner  Krüger  in  Lüb- 
benau gezogen,  und  unter  denen  sich  einige  Blumen 
befanden,  die  dreist  mit  den  guten  Erzeugnissen 
Belgiens  und  Frankreichs  konkurriren  können; 
einige  Varietäten  von  Gl.  floribundus  waren  durch 
ihr  zartes  Farbenspiel  besonders  bestechend.  Auch 
eine  Notiz  über  Körbelrüben  verdankte  man  dem- 
selben Züchter,  der  die  Beobachtung  gemacht  hatte, 
dass  ohne  Ausnahme  diejenigen  Körbelrüben,  die 
im  Herbste  ausgesäct  würden,  viel  leichter  in 
Samen  schiessen,  als  die  im  Frühjahr  gesäe- 
ten,  und  dass  man  daher  die  letztere  Behandlung 
durchaus  vorziehen  müsse;  die  Metze  dieses  schmack- 
haften (TeniUses  kostet  von  der  gewöhnlichen  sowie 
von  der  sibirischen   15  Sgr. 

Ferner  hatte  Obergärtner  Kraus  aus  dem  Gar- 
ten des  Rittergutsbesitzers  Moritz  Reichenheini 
einen  Aerides  quinquevulnerum  ausgestellt,  wäh- 
rend Obergärtner  Boese  aus  dem  Garten  des  Kom- 
merzienrathes  Reichen  heim  eine  Ampel  mit  einem 
sich  in  sehr  guter  Kidtur  befindlichen  Cissus  por- 
phyrophylla,  eine  Tydaea:  „Triumph  der  Tydeen" 
und  eine  abgeschnittene  Blüthe  von  Achimenes  Ge- 
orgiana  vorführte. 

An  diese  Aufstellung  schloss  sich  noch  eine 
Gruppe  von  32  meist  blühenden  Pflanzen  aus  den 
verschiedensten  Familien,  welche  der  botanische 
Garten  ausgestellt  hatte.  Von  diesen  erschienen 
besonders  empfehlenswerth  für  die  Handelsgärtnerei: 
Fuchsia  MieUezii,  deren  kaum  3  Linien  grosse, 
glänzend -purpurrothe  Blüthchcn  den  Strauch  über 
und  über  bedeckten.  Dieselbe  würde  gewiss  bald 
ein  Liebling  des  Publikums  werden ,  ebenso  die 
niedliche  Lyperia  microphylla,  die  den  ganzen 
Sommer  bis  in  den  Spätherbst  hinein  ihre  lila-vio- 
letten  Blüthensträusse  entfaltet  und  sich  auch  zur 
Bepflanzung  kleiner  Sommergruppen  eignet,  Cea- 
nothus  thyrsoides  mit  seinen  allerliebsten  blauen 
Blüthenrispen  und  Oryganum  sipyleum  (aegyp- 
tiacum)  mit  rosenrothen  Blüthchen  im  grauen  Blät- 
terwerk. 

Ferner  .sind  aus  der  Aufstellung  noch  zu  empfeh- 
len: Philesia  buxifolia  mit  recht  vollkommeneü 
Blüthen  und  Cephalotus  follicularis  mit  7  sehr 
kräftigen  Schläuchen.  Nach  Angabe  des  Ausstel- 
lers gebe  er  diesen  Pflanzen  im  ^Vinter  einen  recht 
hellen  feuchten  Platz  im  warmen  Hause,  während 
des  Sommers  aber  bringe  er  sie  in's  Freie  an  eine 
feuchte  schattige  Stelle. 

Ausserdem  zeigte  derselbe  Actaea  foetida 
vor  und  empfahl  diese  den  Bienenzüchtern,  weil 
die  etwa  4  Wochen  andauernden  Blüthen  von  Mor- 
gens bis  Abends  überaus  zahlreich  von  Bienen  be- 
sucht würden;  es  sei  eine  im  freien  Lande  aus- 
dauernde Staude,  die  fast  in  jedem  massig  feuchten 


275 


Boden  sehr  gut  gedeihe  und  sicii  ohne  Schwierig- 
keit durch  Zertheiktng  und  Aussaat  reichlich  ver- 
mehren lasse.  Aluus  japonica,  ein  schöner  Baum, 
dessen  Einführung  wir  dem  Regierungsrath  Wi- 
chura  zu  verdanken  haben,  zeichnet  sich  nament- 
lich im  Frühjahr  durch  die  jungen  rothbraunen 
Blätter  aus;  er  ertrug  den  vorigen  AVinter  unter 
Strohmatten  sehr  gut  und  lässt  sich  leicht  durch 
Ableger  vermehren. 

Vitis  Sieboldii  und  aniurensis  sind  zwei 
zu  empt'ehlcnde  Ranker;  die  erste  Art  zeichnet  sich 
durch  kleine  sehr  zierliche  Blätter  aus  und  ist  der 
nur  kurzen  Reben  halber  zur  Bekleidung  kleinerer 
Spaliere  sehr  geeignet;  die  zweite  Art  hingegen 
besitzt  einen  sehr  üppigen  Wuchs  und  scheint  ziem- 
lich grosse,  sich  gegen  den  Herbst  hin  röthlich 
färbende  Blätter  zu  machen.  Spiraea  amurensis 
ist  ein  Strauch  mit  grossen,  denen  der  Spiraea  opu- 
lifolia  ähnlichen  Blättern  und  gewiss  für  Strauch- 
Anlagen  zu  empfehlen.  Von  Indigofera  tincto- 
ria  war  ein  Exemplar  mit  Blüthen  und  Früchten 
zur  Stelle  gebracht,  indem  vorausgesetzt  wurde,  dass 
manchem  der  Anwesenden  diese  Pflanze,  welche  den 
Indigo  liefert,  noch  unbekannt  sein  dürfte.  Unter 
Vorzeigung  von  Exemplaren  wurden  eigenthümliche 
Monstrositäten  des  Blüthenstandes  von  Fraxinus 
exelsior  var.  monophylla  vorgelegt,  welche  sich 
an  einem  Baume  des  botanischen  Gartens  in  Menge 
befinden.  An  den  Stengeln  entwickeln  sieh  entwe- 
der nur  einige  oder  gar  keine  Früchte,  sondern  an 
Stelle  deren  maserartige  Verdickungen ,  die  unter- 
einander verwachsen;  die  Ursache  derselben  ist  noch 
nicht   ermittelt. 

Besonderes  Interesse  gewährten  jedoch  die  Mit- 
theilungen, welche  Inspektor  Bouch^  über  eine 
Anzahl  offizineller  Pflanzen  machte.  Er  sagt  in 
dem   darüber  eingesandten  Berichte: 

„Im  Frühlinge  d.  J.  wurde  in  den  hiesigen 
Zeitungen  eine  Wunderbohne  aus  Navaoe  (?)  in 
Nordamerika,  das  Stück  für  2^  Sgr. ,  ausgeboten 
und  angepriesen,  indem  gesagt  wurde,  dass  es  eine 
perennirende  Pflanze  sei,  welche  im  zweiten  und  den 
folgenden  Jahren  sehr  reich  blühe,  auch  alljährlich 
zwei  Erndten  in  Früchten  gebe  und  die  frucht- 
barste, nahrhafteste  und  am  feinsten  schmeckende 
Bohne  liefere.  Die  Samen  hatten  eine  etwas  ab- 
weichende Form  rnd  Farbe  von  unsern  bereits  bekann- 
ten Sorten  der  Puft'-  oder  Pferdebohne  (Faba  vul- 
garisj,  und  da  sie  perennirend  sein  sollte,  beschloss 
ich,  sie  zu  kaufen  und  anzubauen.  Das  hier  zur 
Stelle  gebrachte  Exemplar  liefert  aber  den  Beweis, 
dass  es  eine  in  keiner  Weise  von  unserer  Puffbohne 
verschiedene  Pflanze  ist. 

Seit  langer  Zeit  ist  neben  der  blauen  Gen- 
tiana  asclepiadea  L.,  welche  schon  im  Riesengebirge 


wild  vorkommt,  eine  weissblühende  Abart  in  den 
Gärten  bekannt;  in  diesem  Jahre  hat  sich  unter 
den  hier  gezogenen  Sämlingen  eine  Varietät  ge- 
zeigt, die  alle  Beachtung  der  Liebhaber  von  im 
Freien  ausdauernden  Pflanzen  verdient.  Ihre  Blumen 
sind  milchweiss,  aber  in  der  Mitte  der  zu  einer 
Röhre  verwachsenen  Einschnitte  mit  einem  tief- 
blauen Längsstreifen  versehen,  welcher,  von  der 
Spitze  der  Kronengipfel  beginnend,  bis  zur  Basis 
herabläuft;  wir  wollen  sie  deshalb  Gentiana  ascle- 
piadea bicolor  nennen. 

Mit  demselben  Rechte,  wie  Plectranthus  fru- 
ticosus  Herit.  (Nessel- Geranium),  eine  am  Kap  der 
guten  Hoff"nung  heimischePflanze,  die  seit  Anfang  d.  J. 
als  ein  Mittel  gegen  Kleidermotten  empfohlen  und 
bei  den  Handelsgärtnern  in  grosser  Menge  begehrt 
wurde  (das  Stück  5- — 15  Sgr.),  —  indem  eine  Pflanze, 
im  Zimmer  aufgestellt,  die  Motten  aus  wollenen 
Stoffen  gründlich  vertreiben  soll  —  so  verdient  auch 
Teucrium  Marum  L.  (das  bekannte  Katzenkraut), 
eine  süd-europäisehe  Pflanze,  Beachtung,  indem  es 
ein  recht  probates  Mittel  gegen  epileptische 
Krämpfe  sein  soll.  Es  wird  dem  Patienten  ent- 
weder Thee  davon  gegeben  oder  die  Pflanze  stark 
fferieben  und  zum  Einathmen  des  starken  Geruches 
unter  die  Nase  gehalten;  überhaupt  soll  ein  häufi- 
ges Riechen  den  mit  Epilepsie  behafteten  Personen 
sehr  dienlieh  sein.  Dass  es  ein  gutes  Mittel  gegen 
Kopfweh  ist,  dürfte  bekannt,  genug  sein.  Es  wäre 
daher  wünschenswei'th,  diese  Pflanze  möglichst  zu 
vermehren,  um  recht  viele  Versuche  bei  epilepti- 
schen Kranken  anstellen  zu  können.  In  Berlin  be- 
sitzt der  Kunst-  und  Handelsgärtner  D.  Bouchö, 
Blumenstr.  70,  liinlänglich  abgebbare  Pflanzen.  Es 
dürfte  nicht  schaden,  auch  Ligusticum  Levisti- 
cum L.  (Liebstöckel)  in  Erinnerung  zu  bringen, 
weil  es  ein  vorzügliches  Mittel  gegen  Bauch-  und 
Hautwassersuclit  ist.  Obgleich  nun  die  Aerzte, 
welche  bisweilen  die  trockne  Pflanze  der  Apotheken 
verordnen,  nicht  viel  davon  wissen  wollen,  so  kann 
ich  doch  versichern,  dass  die  Pflanze  vielfach  aus 
dem  hiesigen  botanischen  Garten  verlangt  wird  und 
ihre  Anwendung  in  vielen  Fällen  die  besten  Er- 
folge, d.  h.  Genesung  der  Kranken,  zur  Folge  ge- 
habt hat.  Im  Sommer  bedient  man  sich  der  fri- 
schen Blätter  und  im  Winter  der  dicken,  rübenar- 
tigen Wurzeln  zin-  Bereitung  eines  Thee's,  der  be- 
sonders auf  die  Absonderung  des  Urins  wirkt.  Auch 
bei  Thieren,  namentlich  bei  Pferden  und  Rindvieh, 
hat  bei  Urinverhaltungen  die  Abkochung  der  Blät- 
ter oder  Wurzeln   sehr   gute  Dienste  gethan." 

Von  Bocconia  cordata  verdanken  wir  dem  Re- 
gierungsrath Wichura,  welcher  sich  bei  der  ost- 
asiatlschen  Expedition  befand,  eine  interessante  Va- 
rietät,   welche    wir    Bocconia    cordata    var.  japonica 

35* 


276 


nennen  wollen.  Sie  unterscheidet  sich  von  der 
alten  durch  grössere,  tiefer  gebuchtete,  fast  gelappte 
Blätter,  die  auch  ein  helleres,  lebhafteres  Grün  ha- 
ben, ferner  durch  fast  gelblich-weisse  Blüthen,  wäh- 
rend die  alte  Pflanze  wenig  ausgebuchtete,  bräunlich- 
rothe  Blätter  und  röthliche  Blüthen  besitzt.  Die 
Varietät  hat  jedenfalls  ein  eleganteres  Aeussere  und 
ist  daher  mit  Recht  für  Rasenplätze  als  Einzel- 
pflanze zu  empfehlen. 

Lavateramagnifica(Schiiittspahn)  ist  einemitgros- 
seu  dunkel-rosenrothen  Blumen  versehene,  sehr  hübsche 
Landstaude,  welclie  aber  leider  keinen  Samen  an- 
setzt, so  dass  man  bei  Betrachtinig  ihres  Wuchses, 
der  Blätter-  und  Blüthenform  auf  die  Vermuthung 
gerathen  kann,  einen  Bastard  der  L.  thuringiaca 
und  cannabiua  vor  sich   zu  haben. 

Convolvulus  althaeoides,  welcher  in  der  Revue 
horticole  als  Zierpflanze  empfohlen  ist,  wird  für 
nicht  schöner,  als  unsere  Ackerwinde  (C.  arvensis) 
erklärt;  der  Augenschein  beweist  aber,  dass  die 
Pflanze  nicht  nur  einen  zierlicheren  Wuchs,  son- 
dern auch  viel  grössere,  dunkel-rosenroth  gefärbte 
Blumen  besitzt  und  daher  verdient,  in  die  Reihe 
der  Zierpflanzen  aufgenommen  zu  werden,  um  so 
mehr,  als  ihre  Stengel  zum  Winter  absterben  und 
sie  mit  jedem  frostfreien   Platze  fürlicb   nimmt. 

Auf  Veranlassung  der  Empfehlung  zweier  Mit- 
tel gegen  Ameisen  (No.  32  der  Wochenschrift)  wird 
Insektenpulver  als  wirksames  Jlittcl  zur  Vertilgung 
dieser  Thiere  empfohlen,  womit  sie  sich  nicht  nur 
in  trocknen  Räumen,  sondern  auch  auf  Beeten,  Ra- 
senplätzen und  Mistbeeten  leiciit  tödten  lassen,  wenn 
man  das  Pulver  bei  trockner  AVitterung  und  na- 
mentlich bei  Sonnenschein  auf  die  von  Ameisen 
helmgesuchten  Stellen  streut.  Sobald  sie  mit  dem 
trocknen  Pulver  in  Berührung  kommen,  rollen  sie 
sich  zusammen  und  sterben  in  kurzer  Zeit. 

Der  Vorsitzende,  Geh.  Ober-Regierungsrath 
Knerk,  legte  2  Briefe  des  General-Sekretärs,  der 
sich  auf  einer  wissenschaftlichen  Reise  in  Frankreich 
beflndet,  vor.  Der  erste,  aus  Paris  datirt,  erzählt, 
welchen  freudigen,  zuvorkommenden  Empfang  Pro- 
fessor Koch  überall  gefunden,  und  wie  ihm  Bota- 
niker und  Gärtner  mit  der  grössten  Bereitwilligkeit 
alles  Material  für  seine  wissenschaftlichen  Arbeiten 
zur  Verfügung  gestellt  hätten.  Was  besonders  in- 
teressant und  für  uns  beachtenswerth  erscheine,  sei 
die  Art  und  Weise  und  besonders  die  Leichtigkeit, 
mit  der  man  in  Paris  namentlich  grosse  Bäume  in 
allen  Stadien  der  Entwicklung  und  zu  jeder  Jah- 
reszeit verpflanze.  Der  zweite,  aus  Angers  datirte 
Brief  spricht  von  der  ausserordentlichen  Grossartigkeit 
und  Reichhaltigkeit  der  Baumschulen  von  Lero}-, 
der  ganze  Plantagen  von  Theo-  und  Kamellien- 
pflanzen,   die  meistens  nach  Spanien  versendet  wer- 


den, besitzt.  Hier,  wo  so  viele  Pflanzen,  die  wir 
in  Deutschland  nur  aus  der  ärmlichen  Topfentwick- 
lung kennen,  im  freien  Grunde  sich  schön  und  na- 
turgemäss  auswachseu  können,  hier  erkemie  man 
erst,  wie  viel  unnützen  Ballast  von  Arten  die  Bo- 
tanik manchmal  gemacht  habe,  und  wie  sehr  oft  die 
einzelnen  Arten  in  einander  übergehen.  Näheres 
über  die  Reise  wird  in  besondern  Artikeln  die 
Wochenschrift   bringen. 

Nachdem  Inspektor  Bouch^  bei  der  Mittheilung 
über  einige  der  eingelaufenen  Journale  mehre  No- 
tizen über  die  Vermehrung  der  Cycadeen  u.  s.  w. 
gemacht,  übergab  der  Vorsitzende  das  Programm 
der  Herbst- Ausstellung  von  Obst,  Gemüsen  und 
Blumen  des  Hannover'schen  Gartenbau- Vereines  zu 
Hildesheim  am  2.,  3.  und  4.  Oktober  1SG4,  bei 
welcher  Jeder,  auch  Nicht-Mitglieder,  konkurriren 
könne.  Ebenso  war  ein  Programm  der  Vorlesun- 
gen, Demonstrationen  und  praktischen  Uebungen 
eingegangen,  welche  in  der  Königlichen  landwirth- 
schaftlichen  Akademie  zu  Proskau  im  Winterseme- 
ster 1SG4 — (j5  gehalten  werden.  Bei  der  innigen 
Verwandtschaft  zwischen  Ackerbau  und  Gärtnerei 
und  der  Uebereinstlmmung,  die  in  den  zu  beiden 
Disciplinien  nothwendigen  Vorkenntnissen  herrscht, 
könnte  es  nur  von  Nutzen  sein,  wenn  es  den  Gärt- 
nern  möglich  wäre,  solche  Akademien  zu  besuchen. 

Schliesslich  wurde  den  Mitgliedern  das  Verzeich- 
niss  von  Blumen-Zwiebeln  imd  Knollen-Gewächsen 
von  Friedrich  Adolph  Haage  jun.  in  Erfiu-t, 
so  wie  der  Samen -Bericht  und  Preis- Courant  von 
William  Bryce  in  Glasgow,  der  meistens  land- 
wirthschaftliche   Sämereien  enthält,  vorgelegt. 


Nene  Pflanzen 

von  Linden  in  Brüssel. 

Das  Etablissement  von  Linden  in  Brüssel 
dürfte  von  keinem  Reisenden,  der  die  schöne  Re- 
sidenz besucht  und  nur  eiuigermassen  Interesse  für 
Pflanzen  besitzt,  übersehen  werden;  es  bietet  so 
viel  Interesse  nach  allen  Seiten  hin  dar,  dass  es 
Niemand  unbefriedigt  verlassen  wird.  Die  Gewächs- 
häuser sind  stets  mit  den  neuesten  und  seltensten 
Pflanzen  gefüllt  luid  alle  diese  befinden  sich  in 
bester  Kultur.  Es  ist  eine  Freude  zu  sehen,  wie 
aus  alten  Baumstücken  Blätter  heraustreiben,  zwi- 
schen denen  alsbald  ein  Stengel  sich  hervorschiebt; 
die  selbständige  Pflanze  ist  fertig,  um  rasch  ver- 
mehrt zu  werden  und  damit  in  den  Handel  zu 
kommen.  Erfreulich  ist  es  ferner  zu  sehen,  wie 
Knollen -Gebilde  aller  Art  in  weissem  Sande  ver- 
steckt, Knospen  bilden  und  sich  ebenfalls  rasch  wei- 
ter entwickeln. 


277 


Einer  freinuUIchen  AiifForJeiung  des  Besitzers 
hesagten  Etablissements  zu  Folge,  bei  ihm  auf  mei- 
ner Reise  nach  Frankreich  die  neuen  Pflanzen, 
hauptsäclilicli  Aroideen  und  Marantaceen  zu  sehen, 
welche  vor  Kurzem  erst  aus  den  üppigen  Tbälern 
und  von  den  diese  begrenzenden  Höhen  des  Elo 
Negro  und  Eio  ]5ranco  gekommen  waren,  beschloss 
ich,  den  kurzen  Umweg  nach  Brüssel  zu  ma- 
chen. Es  hat  mich  nicht  gereut;  neben  dem  man- 
cherlei Bekannten,  was  ich  erst  vor  5  Monaten  ge- 
sehen, bot  sich  mir  so  viel  Interessantes  dar,  dass 
ich  nicht  Stunden,  sondern  Tage  gebraucht  hätte, 
um  nur  einigermassen  entsprechende  Studien  zu 
machen.  Ich  habe  oft  schon  über  Maugel  an  Zeit 
geklagt,  um  das  mir  so  reichlich  dargebotene  Ma- 
terial ordentlich  benutzen  zu  können,  und  ich  klage 
von  Neuem;  es  sei  mir  deshalb  vergönnt,  wenigstens 
einige  Notizen  mitzutheilen  und  Pflanzenfreunde,  so 
wie  Botaniker  auf  Einiges  aufmerksam  zu  machen, 
was  ich   dort  gesehen. 

Ich  beginne  mit  einigen  Marantaceen,  die  mir 
für  den  Augenblick  unbekannt  wai'cn  und  nächstens 
in  den  Handel  kommen  werden.  Als  Thalia  ar- 
geutea  ist  eine  Art  vorhanden,  die  kleiner  ist,  als 
die  von  uns  bereits  beschriebene  Th.  argyraea.  Sie 
scheint  nicht  so  gross  zu  werden,  aber  eben  so 
buschig  zu  wachsen.  Aus  der  silbergrauen  ziem- 
lich flachen  Oberfläche  des  Blattes  erheben  sich  auf 
jeder  Seite  des  eingedrückten  Mittelnervs  ziemlich 
breite,  glänzend -grüne  Streifen  und  geben  eine 
ganz  eigenthümhche  Zeichnung.  Die  Blattstiele, 
wie  die  Unterfläche,  sind   schön  braun   gefärbt. 

Phrynium  densum  ähnelt  am  meisten  dem 
P.  eximium,  scheint  sich  aber  doch  wesentlich  zu 
unterscheiden.  Der  dichte,  gedrängte  Wuchs  hat 
Veranlassung  zur  Benennung  gegeben.  Die  Blatt- 
flächen strecken  sich  anfangs  auf  kurzen  Stielen 
grade  empor,  stehen  aber  später  ziemlich  wagerecht 
ab,  oben  sind  sie  glänzend  freudig  grün,  doch  so, 
dass  auf  beiden  Seiten  des  fast  flachen  helleren 
Mittelnervens  und  einige  Linien  davon  entfernt  ein 
dunkel  gefärbter,  ziemlich  breiter  Streifen  von  der 
Basis  nach  der  Spitze  zu  sich  hinzieht.  Die  Unterfläche 
besitzt  dagegen  eine  hellbiäunliche  Farbe  und  ist 
sehr  fein  und  weich  behaart.  Diese  bräunliche  Fär- 
bung ist  besonders  bei  jungen  Blättern,  welche  eben 
hervorkommen,  zum  Theil  selbst  ein  wenig  auf  der 
Oberfläche,  sichtbar. 

In  die  Abtheilung  des  Phrynium  flavescens  und 
grandiflorum  gehört  Phrynium  brunnescens. 
Namentlich  jung  ist  die  Unterfläche  der  Blätter 
hellbräunlich,  eine  Farbe,  die  zwar  gegen  das  helle 
Grün  der  Oberfläche  sehr  absticht,  aber  sich  bei 
altern  Blättern  zu  verlieren  scheint.  Auch  die 
Blattstiele  und   vor  Allem   die  häutigen  Eänder  der 


Blattstielscheide  sind  etwas  bräunlich  gefärbt.  Die 
Blätter  stehen  anfangs  zweizeilig;  später  scheinen 
sie  aber  rings  herum   zu   gehen. 

Wiederum  in  dieselbe  Abtheilung  gehörend  ist 
Phrynium  lineatum;  es  unterscheidet  sich  aber  da- 
durch, dass  die  in  2  Eeihen  stehenden  Blätter  sich 
mit  ihren  langen  Blattstielrändern  gegenseitig  um- 
fassen, so  dass,  wie  bei  den  Musen,  Heliconien 
u.  s.  w.  ein  falscher  Stengel  dadurch  gebildet  wird. 
Interessant  ist  —  und  das  gibt  der  Pflanze  einen 
besonderen  Werth,  —  dass  längs  des  Blattstieles 
an  der  Basis  der  Scheidenränder  sich  auf  beiden 
Seiteia  braune  Streifen  herabziehen.  Der  Bau  und 
die  Farbe  der  Blätter  ähnelt  sonst  denen  von  Phr. 
lutescens. 

Eine  dritte,  zu  derselben  Gruppe  gehörige  Art 
ist  Phrynium  albo-vaginatuni.  Form,  Fai'be 
und  Bau  der  Blätter  stimmen  mit  denen  der  vori- 
gen überein,  doch  haben  die  Blattstiele  eine  ver- 
schiedene Länge  und  zwar  in  der  Weise,  dass  die 
untern  natürlich  kürzer  sind.  Ausgezeichnet  sind 
die  grossen,  flügelartigen  Blattstielränder,  welche  be- 
sonders an  der  oberen  Hälfte  abstehen  und  eine 
weisse  Farbe  besitzen. 

Eine  sehr  hübsche  Calathea,  ähnlich  der  C.  par- 
dina,  welche  bekannter  Massen  nvu-  eine  Form  der 
C.  villosa  darstellt,  ist  Calathea  pavonina.  Die 
bräunliche  Zeichnung  auf  der  Oberfläche  der  Blät- 
ter erscheint  hier  deutlicher  und  regelmässiger,  in- 
dem die  breiten  Flecken  weit  grösser  sind  und  des- 
halb gegen  das  übrige  Grün  mehr  hervortreten. 
Obwohl  beide  Flächen  weich  behaart  sind,  scheint 
doch  die  Oberfläche  mehr  oder  weniger  zu  glänzen. 
Der  mit  abstehenden  Haaren  besetzte  Blütheustiel 
ragt  über  die  Blätter  hervor  und  trägt  eine  kurze 
Aehre,  welche  in  der  Regel  nur  aus  3  Aehrchen 
besteht.  Diese  werden  zum  grossen  Theil  von 
einem  umfassenden  Deckblatte,  das  sich  in  eine 
lange  Spitze  auszieht,  umschlossen.  Der  unbehaarte 
Fruchtknoten  trägt  3  grünlich -weisse  Kelchblätter 
von  I  Zoll  Länge  und  eine  um  die  Hälfte  oder 
doch  ein  Drittel  längere,  im  oberen  Theil  gebogene 
Blumenröhre,  welche  dieselbe  hochgelbe  Farbe  hat, 
wie  die  l.\  Zoll  langen  und  sehr  breiten  inneren 
Abschnitte.  Die  3  äusseren  Blumenabschnitte  sind 
schmal  elliptisch   und  um   die  Hälfte  kürzer. 

Ich  gehe  zu  einigen  Aroideen  über.  Da  ist 
zunächst  wiederum  eine  Form  des  Caladium  bi- 
j  color,  bei  der  die  Mitte  der  Blätter  eine  hellpappel- 
I  grüne  Farbe  besitzt,  welche  Farbe  sich  längs  der 
Hauptäste  des  Mittelnervs  fortsetzt.  Was  ihnen 
aber  einen  besonderen  Eeiz  gibt,  sind  die  unregel- 
mässigen Flecken  von  heller  Cochenillefarbe,  welche 
sich  auf  der  Oberfläche  des  Blattes  zerstreut  finden. 
Die    schlanken   Blattstiele    sind    schwach    marmorirt 


278 


auf   grünlich -weisslicher    Grundfläche.     C  spec ta- 
bue ist  die  Art  vom  Besitzer  benannt. 

Ein  Xantliosoma  stand  eben  in  Blüthe.  Die 
Blätter  sind  sehr  hell  und  gleichen  darin,  abgese- 
hen davon,  dass  sie  nicht  sehildförniig  sind,  denen 
des  Caladium  paUidum.  Uns  scheint  es  eine  Form 
des  X.  belopliylhim  zu  sein,  das  den  Beinamen 
„pallidum"  ebenfalls  verdient  und  mit  X.  atrovi- 
rens  zusammengestellt,  einen  lebhaften  Kontrast 
bilden  möchte.  Da  die  Pflanze  leicht  zu  blühen 
scheint  und  die  Blüthenscheide  ziemlieh  gross  ist, 
ausserdem  eine  blendend  weisse  Farbe  besitzt,  so 
ist  sie  um  so  mehr  zu  empfehlen. 

Pflanzen,  einem  Staurostigma  (Asterostigma 
Schott)  angehörig  und  St.  zebrinum  genannt,  waren 
vorhanden,  welche  in  der  Gestalt  den  Sauromaten 
ähnelten.  Die  langen  Blattstiele  haben  eine  schöne 
Zebrazeichnung  und  siud  glatt,  was  wohl  in  der 
Regel  bei  diesen  Pflanzen  der  Fall  ist.  Sie  soll 
sehr  hoch  werden  und  möchte  dann  einem  Saui'o- 
matum  um  so   mehr  gleichen. 

Ganz  besonders  mache  ich  aber  auf  ein  Uro- 
stigma  aufmerksam,  da  es  wohl  gleich  den  Kala- 
dien  Epoche  machen  dürfte.  Diese  Ürostigmaten 
haben  sämmtlich  kurz-pfeilförmige  Blätter  und  un- 
terscheiden sich  in  dieser  Hinsicht  von  den  sonst 
in  der  Blüthe  ähnlichen  Massowieu  und  Spathiphyl- 
len  sehr.  Die  bunte  Zeichnung  ist  in  der  Regel 
netzförmig,  indem  die  Adern  eine  kupferrothe  Fär- 
bung haben.  Bisweilen  erscheinen  Flecken  von 
unregelmässiger  Gestalt,  bald  roth,  bald  mehr  weiss- 
lich.  Man  findet  kaum  einige  Pflanzen ,  deren 
Zeichnung  gleich  ist. 

Es  sei  schliesslich  mir  erlaubt,  zu  bemerken, 
dass  ausserdem  noch  mehre  Maranten  und  Aroideen 
vorhanden  sind,  welche  zu  Hoffnungen  berechtigen 
und  später  vielleicht  noch  von  mir  näher  bezeichnet 
werden.  Besondere  Aufmerksamkeit  verdienten  aber 
noch  eine  Reihe  zum  Menschen  in  Beziehung  ste- 
hender Pflanzen,  wie  die  Mutterpflanze  des  Jaca- 
randenholzes  (Machaerium  firmum),  des  echten  Gummi 
elasticuni  (Siphonia  elastica),  das  von  mir  bereits 
besprochene  Physostigma  veuenosum,  ferner  Paulli- 
nia  sorbilis,  die  afrikanische  Muskatnuss  (Monodora 
grandiflora),  die  giftigen  Strychnos-Arten  (Nux  vo- 
mica.   Curare  und  toxicaria)   Urali  u.  s.  w. 


I/Hoi'tkiilteiir  fiaii^ais. 

Jahrgang  1863  u.  1864.     1.  Hiilfte. 

(Schluss.) 

Vor  einiger  Zeit  wurde  auf  gefüllte  Petunien, 
welche  der  Gärtner  Couverset  gezüchtet  hatte, 
wegen  ihrer  Grösse  und  Schönheit  aufmerksam  ge- 
macht;  wir  finden  hier  (tab.  15)   andere,  die  diesen 


in  keiner  Hinsicht  nachstehen  und  deshalb  ebenfalls 
empfohlen  zu  werden  verdienen.  Züchter  ist  der 
Handelsgärtner  Tabar  in  Sarcelles  (Depart.  Seine- 
et-Oise),  welcher  seit  15  Jahren  schon  sich  mit  der 
Vervollkommnung  dieser  Florblumen  beschäftigt  und 
Erfolge   erreicht   hat. 

Campanumoea  japonica  (tab,  1)  besitzen 
wir  bereits  auch  im  botanischen  Garten;  sie  ist  eine 
Kletterpflanze  mit  einem  knolligen  Wurzelstocke. 
Obwohl  sie  Mauern ,  Bretterwände  u.  s.  w.  rascli 
überzieht,  so  glauben  wir  doch  nicht,  dass  die 
Pflanze  in  den  Gärten  der  Liebhaber  Eingang  fin- 
den wird.  Siebold  hat  sie  aus  Japan  eingeführt. 
Die  glockenförmigen  Blumen  besitzen  keine  ange- 
nehme Färbung,  indem  sie  ausserhalb  blass-lila  ge- 
färbt, innerhalb  hingegen  leberfarbig-roth  und  ge- 
ädert  erscheinen. 

lieber  Nolana  lanceolata  Chois.  (tab.  ü)  ha- 
ben wir  wiederum  im  vorigen  Jahrgange  gesprochen 
(S.  127).  Sie  ist  wohl  die  schönste  ihres  Geschlech- 
tes und  zeichnet  sich  durch  grosse  blaue  Blumen 
aus.  Trotzdem  hat  sie  aber  bis  jetzt  nicht  Eingang 
finden   wollen. 

Auch  2  schöne  Rosen  sind  abgebildet.  Rose 
Duchesse  Medina-Coeli  (tab.  18)  hat  Märest 
in  Grand-Montrouge  gezüchtet.  Das  Laub  besitzt 
eine  schöne  Färbung  und  die  4  Zoll  im  Durch- 
messer haltenden  Blumen  haben  einen  wunderschö- 
nen ofl:enen  Bau,  so  wie  eine  bi-illante  feurige  Fär- 
bung. Es  kounncu  stets  mehre  Blüthen  am  Ende 
der  Zweige  hervor,  die  nach  und  nach  aufblühen. 
Duchesse  de  Morny  ist  von  dem  berühmten  Ro- 
seuzüchter  Eugene  Verdier  fils  ain^  in  Paris 
gezogen  und  befindet  sich  bereits  bei  uns  vielfach 
in  den  Gärten  der  Liebhaber.  Sie  ist  mehr  kuge- 
lig gebaut;  ihre  Farbe  ist  ein  frisches,  etwas  tiefes 
Rosa. 

Lonicera  flava  (tab.  20)  ist  ein  amerikanischer 
Jelängerjelieber  mit  gelben  Blüthen,  der  Em- 
pfehlung verdient.  Es  befinden  sich  bei  vms  3  Ar- 
ten mit  gelben  Blumen  iu  Kultur,  von  denen  L. 
parviflora  Lam.  mit  kleineren  Blüthen  am  we- 
nigsten Beachtung  verdient.  Die  beiden  anderen, 
L.  flava  Sims  und  hirsuta  Eat.  (pubescens  Sweet) 
stehen  sich  ziemlich  gleich  und  haben  zolllange 
Blumen.  Die  erstere  besitzt  die  Blätter  völlig  un- 
behaart, während  sie  bei  der  andern  gewimpert  und 
auf  der  Unterfläche  weichliaarig  erscheinen. 

Cornus  florida  L.  (tab.  14)  war  früher  ein 
beliebter  Blüthenstrauch,  der  leider  neuerdings  aus 
den  Gärten  und  Anlagen  ganz  inid  gar  verschwun- 
den zu  sein  scheint,  obwohl  er  an  Schönheit  man- 
chem anderen,  der  kürzlich  eingeführt  und  em- 
pfohlen wird,  nicht  nachsteht.  Es  sind  übrigens 
hier    4  Deckblätter,    welche  an  der   Basis  eines  ge- 


279 


drängten  kurzen  Blütlienstandes  stehen,  eine  weisse 
Farbe  haben  und  gewöhnlich  für  Blunienblcätter  ge- 
halten  werden. 

Wir  gehen  zu  den  Pflanzen  über,  welche  in 
der  ersten  Hälfte  des  diesjährigen  Jahrganges  em- 
pfohlen sind  und  beginnen  wieder  mit  den  Warm- 
hauspflanzen. Poinciettia  pulcherrima  Grab, 
(tab.  8)  wird  ebenfalls  in  den  Gewächshäusern  der 
Liebhaber  kaum  noch  gefunden,  so  schön  auch  die 
Pflanze  ist  und  so  sehr  sie  auch,  besonders  bei  gu- 
ter Kultur,  Eindruck  macht,  Sie  war  früher  als 
Euphorbia  pulcherrima  bekannter  und  findet 
sich  noch  in  botanischen  Gärten  vor.  Wie  bei 
Cornus  florida  sind  es  auch  hier  Deckblätter,  wel- 
che anstatt  der  Blumenblätter  eine  Färbung,  und 
zwar   hier   eine  femig-rothe,   besitzen. 

Von  Passiflora  eoerulea  (tab.  1)  haben  wir 
eine  Eeihe  von  Formen  in  unseren  Gewächshäusern; 
die  reine  Art  ist  aber  verschwunden,  und  doch 
verdient  sie  nicht  weniger  Beachtung.  Mit  Recht 
hat  man  daher  wiederum  auf  sie  aufmerksam  ge- 
macht, da  sie  nicht  allein  schöne  Blüthen  hat,  son- 
dern auch  lebhaft  gefärbte  und  sogar  essbare 
Früchte  hervorbringt.  Diese  haben  Manches  mit 
der  Granate  überein,  so  dass  die  Franzosen  sie  und 
die  übrigen  Passifloren  mit  essbaren  Früchten  Gre- 
nadilleu  nennen.  Ueber  200  Jahre  ist  die  Pflanze 
bereits  bekannt  und  seit  dem  Anfange  des  vorigen 
Jahrhundertes  befindet  sie  sich  in  unseren  Gärten. 
In  Paris  kultivirt  man  sie  im  Freien,  wenn  die 
Lage  einigermassen  geschützt  ist;  auch  bei  uns 
hatte  man  früher  Versuche  damit  gemacht,  die  zu 
Resultaten  führten.  Friert  die  Pflanze  auch  einmal 
bis  zur  Wurzel  ab,  so  schlägt  sie  um  so  kräftiger 
wieder  aus.  Möchte  sie  doch  wieder  bei  uns  in 
Kultur  kommen. 

Leschenaultia  splendens  (tab.  S)  wurde 
schon  im  2.  Jahrgange  der  Wochenschrift  (Seite  2) 
empfohlen.  Leider  ist  ihre  Kultur  nicht  so  leicht, 
und  man  sieht  deshalb  die  Pflanze  in  den  Gewächs- 
häusern der  Liebhaber  nicht  so  häufig,  als  sie  es 
verdiente.  Sie  bildet  einen  kleinen  Busch  mit  klei- 
nen linienförmigeu  Blättern  und  ist  dicht  mit  präch- 
tigen rothen   Blüthen  besetzt. 

Isotypus  rosaeflorus  Trien.  (tab.  10)  haben 
wir  bei  Laurentius  in  Leipzig  gesehen.  Die 
Pflanze  gleicht  dem  I.  onosgroides  (Cataleuca  rubi- 
cunda)  sehr,  ist  aber  wegen  der  grösseren  Blüthen- 
körbchen,  die  ebenfalls  eine  schöne  rothe  Farbe 
haben,  vorzuziehen.  Sonst  zeichnet  sie  sich  auf 
gleiche  Weise,  wie  genannte  Pflanze  durch  leich- 
ten Bau  und  durch  unten  silberweisse  Blätter  aus. 
Sie  gehört  in  die  Kompositen-Abtheilung  der  3IutI- 
siaceen. 

Linum    trigynum    (tab.  9)    kommt    hin    und 


wieder  wegen  seiner  grossen  Blüthen  von  gelber 
Farbe  auch  als  Linum  flavum  vor.  Sie  ist  zwar 
eine  schon  längst  bekannte  Pflanze,  die  auch  viel- 
fach in  botanischen  Gärten  kultivirt  wurde,  bis  jetzt 
aber  in  die  Gewächshäuser  der  Liebhaber  noch 
keinen  Eingang  gefunden  hat.  Gelbblühende  Pflan- 
zen haben  wir  zwar  grade  genug,  wegen  des  reich- 
lichen Blühens,  der  leichten  Vermehrung  und  der 
nicht  schwierigen  Kultur  könnte  sie  aber  doch  ein- 
mal  eine   Stelle   darin   finden. 

Unter  dem  Namen  Gesnera  libanensis  hat 
de  Jonghe  eine  sehr  hübsche  niedrige  Gesneracee 
eingeführt,  (s.  Ann.  de  Gand  II,  p.  361  mit  einer 
Abbildung),  die  Linden  in  Santiago  auf  der  Insel 
Guba  entdeckte,  und  die  seitdem  verschiedene  Na- 
men erhalten  hat.  In  der  Flore  des  serres  wurde 
sie  als  Phytidophyllum  floribundum  Lem.  (tab.  178) 
abgebildet.  Später  gründete  Decaisne  aus  ihr  das 
Genus  Herincquia,  nach  ihm  wiederum  Hansteiu 
das  Genus  Ophianthe.  Neuerdings  erkennt  sie  je- 
doch Hansteiu  nicht  mehr  als  Genus  an  und  stellt 
.sie  zu  Pontaraphis.  Wir  haben  die  Pflanze  hin 
und  wieder  gesehen,  zu  einer  allgemeinen  Verbi-ei- 
timg  ist  aber  Herincquia  floribunda  Dne  nicht 
gekommen,  obwohl  die  niedrige  Pflanze  mit  den 
prächtigen  rothen  Blüthen,  welche  reichlich  erschei- 
nen und  zur  Beilegung  des  Beinamens  „floribunda" 
Veranlassung  gegeben  haben,  es  verdient,  und  wir 
dem  Herausgeber  des  Horticulteur  fran^ais  Dank 
wissen  müssen,  dass  er  von  Neuem  auf  diese  Pflanze 
aufmerksam  gemacht  hat  (tab.  11).  Wir  haben  die 
Pflanze  auch  vor  einigen  Jahren  in  einem  sehr 
schönen  Exemplare  in  einem  Zimmer  gesehen,  wo 
sie  regelmässig  alle  Jahre  blühte.  Möchte  dies 
doch   Nachahmung   finden. 

Mit  dem  falschen  Namen  Stenocarpus  Cun- 
ninghami  ist  Stenocarpus  sinuatus  (tab.  5) 
abgebildet.  Diese  schöne  Blattpflanze  verdient  un- 
sere volle  Beachtung  und  ist  bereits  auch  von  uns 
im  2.  Jahrgange  (Seite  408)  ausführlich  beschrie- 
ben worden.  Wir  wollen  hier  nur  darauf  aufmerk- 
sam machen,  dass  Agnostus  integrifollus  der 
Gärten  kaum  eine  Form  unserer  Art,  welclie  auch 
den  Namen  Agnostus  sinuatus  von  ihrem  Ent- 
decker Cunningham  erhalten  hat,  darstellt,  denn 
man  findet  bisweilen  an  einem  und  demselben  Exem- 
plare Zweige  mit  gelappten  und  mit  ganzen  Blättern. 

In  der  Abhandlung  über  neuere  Schlingpflanzen 
(s.  vor.  Jahrg.  S.  U2)  haben  wir  bei-eits  der  weiss- 
blühenden  Abart  der  Lapageria  rosea  erwähnt. 
Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  die  echte  Form  mit 
rothen  Blüthen  den  Vorzug  verdient;  man  hat  auf 
sie  mit  Recht  aufmerksam  gemacht  (tab.  3).  Wir 
haben  sie  mehrmals  in  Ballonform  gezogen  gesehen, 
wo    sich    die    grossen    rothen  Blüthen    zwischen  den 


grünen  Blättern  sehr  gut  ausnehmen.  Lapageria 
rosea  gehört  übrigens  zu  den  liHenartigen  Gewäch- 
sen, welche  sich  winden  und  steht  demnach  unter 
seinen  Verwandten  eigenthümlich  da.  Es  betrifft 
dieses  jedoch  nur  den  Habitus,  nicht  den  Blüthen- 
und  Frnchtbau,   der  gleich   dem   der  andern  ist. 

Lilium  auratum  haben  wir  ebenfalls  im  Jahr- 
gange 1864  (S.  368)  der  Wochenschrift  schon  be- 
sprochen. Mit  dem  Horticulteur,  der  sie  wiederum 
abgebildet  hat  (tab.  7),  empfehlen  wir  sie  nochmals. 
Im  vorigen  Jahre  blühte  sie  in  Berhn  zuerst  bei 
dem  Kunst-  und  Handelsgärtner  Louis  Mathieu, 
in  diesem  Jahre  haben  auch  zwei  Exemplare  des 
Kunst-  und  Handelsgäitners  Lauche  in  Potsdam 
reichliche  BlUthen  gebracht. 

Pelargonium  Mr.  Barre  ist  ein  Sämling  des 
in  dieser  Hinsicht  ausgezeichneten  Gärtners  Ba- 
bouillard  in  Paris,  der  ausserdem  noch  .3  Sorten, 
welche  Empfehlung  verdienen:  Madame  Barre,  Ma- 
dame Gueffier  und  Mademoiselle  Marie  M^zard,  ge- 
züchtet hat.  Durch  den  Jüngern  Mezard  in  ßueil 
(Depart.  Seinc-et-Oise)  sind  sie  bereits  in  den  Han- 
del gekommen.  Diese  4  Sorten  gehören  zu  den 
Pelargonium  zonale  und  erhielten  von  Seiten  einer 
Kommission,  welche  der  Pariser  Gartenbau-Verein 
zu  diesem  Zwecke  ernannt  hatte,  die  verdiente  An- 
erkennung. 

Endlich  werden  im  Horticulteur  noch  2  Früchte 
empfohlen.  Pruue  Mirabelle  tardive  (tab.  4) 
hat  die  Form  einer  Mirabelle  und  die  Farbe  einer 
Reineclaude.  Die  Frucht  ist  sehr  spät,  verdient  aber 
ausserdem  noch  alle  Beachtung,  zumal  der  kräftige 
Baum  ausserordentlich  reich  trägt.  Sie  führt  übri- 
gens   auch    den    Namen   Prunc  ^Mirabelle  d'Octobre. 

Poire  Passe  Crassane  (tab.  12)  ist  bereits 
durch  die  jetztigen  Verbindungen  unserer  Obstzüch- 
ter mit  denen  Belgiens  und  Frankreichs  hinlänglich 
bekannt  geworden  und  verdient  wegen  ihres  ausser- 
ordentlichen Wohlgeschmackes  und  der  sonstigen 
Eigenschaften  alle  Empfehlung.  Sie  wurde  durch 
den  jüngeren  Boisbunel  in  Ronen  gezüchtet  und 
erhielt  auch  von  Seiten  der  Pariser  Gartenbau -Ge- 
sellschaft eine  Medaille. 

In  Betreff  des  Namens  Crassane  bemerken 
wir  noch,  dass  dieser  durchaus  bei  uns,  aber  auch 
nicht  selten  in  Frankreich,  von  den  tüchtigsten  Po- 
mologen  falsch  geschrieben  wird.  Die  Schreibarten 
Crassanne  (die  gewöhnlichste)  und  Crasanne  (wie  im 
Horticulteur)  sind  zu   verwerfen. 


Dr.  Otto  Florenz" 


ntr  gcn.üifren  Gcnutni^  licr  fdiäMidirn  ©nrtcii-Snfchtfn, 
foiuic  i)cr  üciuiilirtcftm  iHittcl  ^u  kccn  Ufrtilpng. 

Unter  diesem  Titel  übergibt  der  Verfasser,  Dr. 
Otto  Florenz,  dem  Publikum  ein  Heftchen,  das 
er  einen  nothwendigen  Ratligeber  für  Gärtner, 
Obst-  und  Weinbauer,  Forstmänner  und  Land- 
wirthe,  sowie  für  jeden  Gartenbesitzer  nennt.  Wir 
halten  diesen  Titel  füi-  gerechtfertigt,  nicht  nur, 
wie  selbstverständlich  ist,  in  Beziehung  auf  den 
Stoff,  sondern  auch  namentlich  in  Beziehung  auf 
die  Form,  in  welcher  der  Stoff  dargeboten  wird. 
Der  Praktiker,  sei  er  Gärtner  oder  Landwirth.  der 
täglich  mit  den  Feinden  aus  dem  Insektenreiche 
zu  thun  hat,  und  den  die  Berufsgeschäfte  abhalten, 
umfassende  Studien  in  dicken  Lehrbüchern  zu  ma- 
chen, bedarf  eines  kurzen  Leitfadens,  der  aus  der 
Masse  ihm  gleichgültiger  Arten  nur  die  schädlichen 
behandelt,  ihm  also  die  Arbeit  des  Heraussuchens 
erspart.  Diesen  Leitfaden  liefert  der  Verfasser  in 
vorliegendem  Werkchen,  in  das  er  den  Leser  durch 
einen  Artikel  über  Bau  und  Lebensweise  der  In- 
sekten im  Allgemeinen  einführt,  und  von  dem  er 
durch  die  Betraclitung  der  nützlichen  aber  ver- 
kannten und  verfolgten  Thiere,  wie  des  ilaulwurfs, 
der  verschiedenen  Vögel  u.  s.  w.  zu  der  sjjezielleii 
Aufzählung  und  Beschreibung  der  einzelnen  Gat- 
tungen  übergeht. 

Die  Eintheilung  in  Nager  und  Sauger,  die  sich 
durch  ihre  Fresswerkzeuge  meist  auf  den  ersten 
Blick  unterscheiden  lassen,  erleichtern  auch  dem 
Ungeübten  das  Erkennen  der  ilim  begegnenden 
Insekten. 

Eine  erschöpfende  Behandlung  des  Stoffes  fin- 
den wir  nicht  darin ;  diese  will  der  Verfasser  aber 
auch  nicht  geben,  sondern  nur  einen  Auszug  des 
Nothwendigsten  und  Wissenswürdigsten,  was  un- 
serer Ansicht  nach  auch  vollständig  genügt.  Die 
Mittel  gegen  die  verschiedenen  Insekten  sind  der 
Besehreibung  der  einzelnen  Arten  am  Ende  beige- 
fügt, so  dass  man  vermittelst  des  praktisch  einge- 
richteten Registers  sofort  das   Gewünschte   findet. 

Mein    neues  Verzeichniss    über    Haarlcmer    Blu- 
menzwiebeln,  Knollen-Gewächse   nebst    Anhang  von 
Pflanzen    und   Samen    ist  erschienen,    und  wird  auf 
gefälliges   Verlangen  frauco  eingesendet. 
Erfurt,   im   August    1864. 

Ernst   Benary.   Samenhandlung,  Kunst-  und  Handelsgärtnerei. 


Verlag  von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
Kommandanten-Strasse  No.  62. 


Druck  der  C.   Feister 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Königl.  Preussischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflaiizenkmide« 

Redakteur : 
I*i"oiess!or  ür.  K  a  r  1  K  och, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  36. 


Berlin,   den    10.   September 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt:  Allerlei  aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde.  VIII.  —  Illustration  horticole.  Jahrgang  1863,  2.  Hälfte.  —  Programm 
für  die  Ausstellung  von  Obst,  Gemüsen,  Blumen,  Pflanzen,  Garteu-Pliinen,  Garten-Ornamenten  und  Garten-Geräthschaften, 
vom  7 — 10.  Oktot)er   1864  etc.   in  Kassel. 


Allerlei 
aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

VIII. 

Beginnen  wir  wiederum  mit  Nachrichten  über 
einige  in  Botanik  und  Gärtnerei  bekannte  Jlänner. 
Einer  der  tüchtigsten  belgischen  Pomologen,  Ka- 
vier de  Bavay,  ist,  nur  33  Jahr  alt,  am  11.  Mai 
in  Vilvorde  gestorben  und  wird  von  allen,  die  ihn 
gekannt,  tief  betrauert.  Auch  in  England  ist  der 
Baumschulbesitzer  Kirke  in  Brompton,  dem  wir 
mehre  vorzügliche  Früchte  verdanken ,  gestorben, 
aber  bereits  im  95.  Jahre.  Dagegen  können  wir  die 
erfi'euliche  Mittheilung  machen,  dass  der  südost- 
afrikanische Eeisende  Livingstone,  den  man,  wie 
wir  früher  mitgetheilt  haben,  von  den  wilden  Völ- 
kern am  Kyassa-See  mit  seiner  Reisegesellschaft 
erschlagen  glaubte,  glücklich  wieder  auf  der  Ost- 
küste angekommen  ist  und  bereits  in  England  er- 
wartet wird.  Wir  wollen  hoffen,  dass  seine  bota- 
nischen Sammlungen  erhalten  sind  und  dass  er  aus 
jenen  Ländern,  von  woher  wir  in  unseren  Gärtei> 
noch  keine  Pflanzen  kultiviren,  Sämereien  mitge- 
bracht hat. 

Ein  anderer  Reisender,  Spruce,  dem  unsere 
Gärten  neuerdings  viele  Pflanzen  verdanken,  ist 
von  seiner  15-jährigen  Reise  nach  den  Ländern  des 
südlichen  Amerika  in  London,  leider  aber  in  einem 
sehr  angegriffenen  Zustande,  wieder  augekommen. 
Wir  haben  bei  den  neuen  Einführungen  oft  seiner 
gedacht  und    werden    noch  manchmal  in   den  späte- 


ren Berichten  seiner  gedenken.  Er  war  es,  der  im 
Jahre  1860  von  der  englischen  Regierung  den 
Auftrag  erhielt,  die  Mutterpflanze  der  rothen  Chi- 
narinde in  ihrem  Vaterlande,  der  Republik  Ecuador 
aufzusuchen,  und  Pflanzen  davon  nach  den  engli- 
schen Besitzungen  in  Ostindien  zu  senden,  damit 
daselbst  grössere  Anpflanzungen  gemacht  werden 
könnten  (s.  5.  Jahrg.  S.  275).  Spruce  hat,  wie 
man  sich  denken  kann,  in  diesem  15-jährigeu  Zeit- 
räume interessante  Touren  gemacht;  am  Längsten 
hat  er  sich  in  den  oberen  Gebieten  des  Amazonen- 
stromes, des  Rio  negro  und  des  Orinoco  aufgehal- 
ten. Hoffentlich  wird  die  Beschreibung  seiner  in- 
teressanten  Reisen   bald  erscheinen. 

Wir  thcilen  weiter  mit,  dass  der  bisherige  Ku- 
rator des  botanischen  Gartens  in  Kew  bei  London, 
John  Smith,  in  Folge  einer  Erblindung  sich  ge- 
zwungen gesehen  hat,  seine  Stelle  niederzulegen. 
Ihm  verdankt  der  Garten  sehr  viel.  Mit  grosser 
Liebe  pflegte  er  besonders  Farne  und  hat  auch  in 
wissenschaftlicher  Hinsicht  Verdienste  um  diese  Fa- 
miUe  sich  erworben.  Sonderbar,  dass  sein  Nach- 
folger, der  bisher  einem  der  schönsten  Privatgärten, 
nämlich  dem  des  Herzogs  von  Northumberland  in 
Syon  house  vorstand,  ebenfalls  John  Smith  heisst, 
ohne  weiter  mit  ihm   verwandt  zu  sein. 

Auch  Elias  Fries  in  Upsala,  einer  der  tüch- 
tigsten Pflanzenkenner  und  durch  zahlreiche  Schrif- 
ten bekannt,  hat  seines  hohen  Alters  halber  seine 
Stelle  niedergelegt.  An  seine  Stelle  ist  Dr.  A re- 
schon g  zum  Pi-ofessor  und  Direktor  des  botani- 
schen  Gartens  ernannt  worden. 


36 


282 


Der  Hofgarteumeister  Borchers  in  Herrenhau- 
sen  bei  Plannover  ist  seiner  Verdienste  um  den 
Obstbau  halber  zum  Hotgarten -Insjicktor  ernannt 
•worden,  wahrend  der  Kunst-  und  Ilaiidelsgärtner 
Göthe  in  Ober-Gorbitz  bei  Dresden  einem  ehren- 
vollen Auftrage  nach  Karlsruhe  folgen  wird,  um 
daselbst  Unterricht  im  (Obstbau  zu  geben  und  zu 
gleicher  Zeit  als  Obstbau- Techniker  zu  fungiren. 
Seine  Obstbaumschule  in  Ober-Gorbitz  wird  übri- 
gens unter  der  Leitung  eines  tüchtigen  Obergärt- 
ners foi'tbestehen. 

Ferner  hat  Dr.  Nedzielsky  aus  Moskau,  der 
bekanntlich  von  Seiten  der  russischen  Kegierung 
den  Auftrag  erhalten,  die  Obstbau-Zustünde  in  den 
Obstbau -treibenden  Ländern  Europa's  kennen  zu 
lernen,  und  in  den  Versammlungen  des  Vereines 
mehrfach  pomologische  Vorträge  gehalten  hat,  be- 
reits eine  Rundreise  durch  Deutschland  angetreten. 
Derselbe  wurde  speziell  an  uns  gewiesen,  und  wir 
haben  ihn,  zumal  wir  selbst  durch  einen  längeren 
Aufenthalt  in  Eussland  mit  dessen  Zuständen  ver- 
traut waren,  auch  jetzt  den  Weg  bezeichnet,  wo 
er  am  meisten  für  seine  Zwecke  finden  wird.  Da 
er  uns  versprochen,  später  von  seiner  Reise  Mit- 
theilungen zu  machen,  um  solche  in  der  Wochen- 
schrift zur  weiteren  Kenntniss  zu  bringen,  so  düi-fte 
es  den  Lesern  derselben  vielleicht  von  Literesse 
sein,  schon  jetzt  zu  erfahren,  wie  er  seine  Reise 
einrichten   wird. 

Dr.  Nedzielsky  wird  zunächst  Dresden  und 
Umgegend  besuchen,  denn  hier  wird  seit  sehr  lan- 
ger Zeit  schon  ausgezeichnetes  Obst  gebaut,  und 
dann  nach  Böhmen  sich  wenden,  wo  man  vielleicht 
den  Obstbau  am  grossartigsten  betreibt,  und  wo 
ausserdem  tüchtige  Pomologen,  wie  Professor  Rei- 
sich, Freiherr  v.  Aehrenthal  und  Gutsbesitzer 
Rodt,  wohnen.  Erfurt  mit  seinem  grossartigen  Sa- 
menbau und  der  interessanten  Blumenzucht  wird 
das  nächste  Ziel  seiner  Reise  sein.  Jenseits  des 
Thüringer  Waldes  lebt  in  Meiningen  Medizinal- 
Assessor  Jahn,  einer  unserer  tüchtigsten  Pomolo- 
gen. Bamberg  und  Nürnberg  mit  ihrem  grossarti- 
gen Gemüsebau,  hauptsächlich  auch  zur  Gewinnung 
von  Samen,  sind  die  nächsten  Orte,  wo  er  sich  auf- 
halten wird.  Die  landwirthschaftliche  Akademie  in 
Hohenheim  bei  Stuttgart,  so  wie  das  pomologische 
Institut  des  Lispektors  Lucas  in  Reutlingen  und 
der  Gemüsebau  in  Ulm  werden  dann  das  Literesse 
unseres  Reisenden  in   Anspruch   nehmen. 

Dass  das  glücklich  gelegene  Baden  ihm  eben- 
falls tür  seine  Wissenschaft  manches  Interessante 
darbieten  wird,  kann  mau  sich  denken.  Ueber 
Darmstadt  und  Frankfurt  wendet  er  sich  hierauf 
nach  dem  Rheingau,  wo  seit  den  letzten  Jahren 
der  Weinbau  eine  seltene  Höhe   erreicht  hat.    Durch 


die  Bestrebungen  des  Gartenbau-Vereines  in  Kassel 
hat  neuerdings  der  Obstbau  auch  in  Kurhessen 
einen  erfreulichen  Aufschwung  genommen,  weshalb 
Dr.  Nedzielsky  ebenfalls  sich  kurze  Zeit  in  Kas- 
sel aufhalten  wird.  Länger  möchte  er  aber  im 
Hanniiver'schen  sich  aufhalten,  um  dessen  Obstbau 
die  bekannten  Pomologen,  Superintendent  Ober- 
dieck  und  Hofgarten  -  Inspektor  Borchers  sich 
grosse  Verdienste  erworben  haben.  Dass  in  Braun- 
schweig der  erste  pomologische  Garten  unter  spe- 
zieller Leitung  des  Staates  besteht,  haben  wir  niit- 
getheilt.  Die  nochmalige  Besichtigung  desselben 
wird  den  Schlussstein  der  Reise  des  Dr.  Nedzielsky 
in   Deutschland   machen. 

Der  Obstbau  wird  immer  mehr  Gegenstand  der 
Erörterungen;  man  fühlt  bei  uns,  dass  man  etwas 
thun  müsse.  Aus  dem  äussersten  Osten  des  Preus- 
sischen  Staates,  aus  Litthaucn,  und  wiederum  ans 
den  Rheinländern  kommen  Mittheilungen  und  Fra- 
gen inis  vielfach  zu.  Auch  in  den  landwirthschaft- 
liehen  Vereinen  weiss  man  es,  wie  wichtig  der  Obst- 
"bau  auch  für  die  Landwirthschaft  werden  müsse; 
die  grosse  Menge  begreift  es  aber  immer  noch  nicht. 
Schuld  an  dieser  Vernachlässigung  des  Obstbaues, 
und  zwar  die  meiste,  haben  unsere  Schulen  auf 
dem  Lande.  Es  werden  hierzu  in  der  Regel  Leh- 
rer herangebildet,  welche  von  den  Bedürfnissen  der 
Menschen,  mit  denen  sie  umgehen  sollen,  wenig 
oder  gar  keine  Begrifl'e  haben  und  welche,  weil  sie 
von  dem  Gewöhnlichsten  oft  nichts  wissen,  fremd 
bleiben,  selbst  wenn  sie  eine  wissenschaftliche  Grund- 
lage haben,  oder  verbauern,  wenn  dieses  nicht  der 
Fall  ist.  Deshalb  ist  es  grade  Aufgabe  der  land- 
wirthschaftlichen  und  der  Gartenbau-Vereine,  dar- 
auf hinzuwirken,  dass  mehr  Liebe  zum  Obstbau 
erweckt  wird.  Der  Vorschlag  eines  Mitgliedes  in 
einem  landwirthscliaftlichen  Vereine  im  Osten  Preus- 
sens,  geringe  Preise  für  diejenigen  kleineren  Leute 
auf  dem  Lande,  welche  den  Obstbau  ordentlich  be- 
treiben, auszusetzen,  fand  leider  nicht  Zustimmung. 
Man  hatte  dabei  hauptsächlich  auf  die  Lehrer  Rück- 
sicht genommen,  zumal  diese  am  Meisten  dazu  ge- 
eignet sind,  das  Interesse  zu  erwecken  und  zu  ver- 
breiten. Es  ist  Thatsache,  dass  die  Dörfer,  wo  die 
Lehrer  sich  mit  Gartenbau  beschäftigen  und  haupt- 
sächlich Obstbau  und  Blumenzucht  treiben,  auch 
reinlicher  sind,  ihre  Bewohner  dagegen  ein  sittli- 
chei-cs  Leben  führen.  Am  Feierabende,  an  Sonn- 
und  Festtagen,  sieht  man  in  solchen  Dörfern  junge 
und  alte  Leute  in  ihren  Gärten,  wo  sie  die  von 
ihnen  selbst  gepflanzten  Bäume  und  Blumen  pfle- 
gen. Und  kommt  man  zusammen,  so  tlieilt  man 
sich  mit,  was  man  gezogen,  und  ist  stolz,  wenn  es 
Anerkennung  findet. 

Das    mochte    auch  der   Grundgedanke    bei    der 


283 


Verordnung  sein,  welche  schon  im  vorigen  Jahrhun- 
derte in  Preussen  gegeben  wurde,  wonacii  jedes 
Dorf  ein  Stück  Land  seinem  Lelu'er  anweisen  muss, 
wo  dieser  Obst-  und  Gemüse  bauen  kann,  um  bei 
der  nöthigen  liebung  auch  dann  im  Stande  zu  sein, 
T^nterricht  darin  zu  ertheilen.  Wie  wenig  ist  aber 
diese  lieilsame  Verordnung  zur  Ausführung  gekom- 
men! Bei  dei-  jetzigen  Grundsteuer  -  Regulirung 
und  neuen  Vertheikmg  von  Grund  und  Boden  ist 
die  Sache  von  Neuem  zur  Sjtrache  gekommen. 
Nicht  alleutlialben  ist  man  jedoch  durcligedrungen. 
Umgekehrt  haben  aber  reichere  Grundbesitzer  zu 
dem,  dem  Lehrer  zu  übergebenden  Stück  Landes 
vom  eigenen  Besitz  noch  hinzugefügt.  Möchte  die- 
ses doch  Anerkennung  und  auch  Nachahmung 
finden. 

So  lange  die  Lehrer  nicht  im  Gartenbau,  und 
vor  Allem  in  der  Obstzucht,  in  den  Seminarien 
Unterricht  erlialten,  und  zwar  nicht  nur  vorschrifts- 
gemäss,  sondern  auf  eine  Weise,  dass  Interesse  da- 
für erweckt  wird,  also  durch  sachverständige  und 
gebildete  Männer,  so  lange  wird  die  Verordnimg 
nicht  die  Wirkung  äussern  können,  welche  der,  der 
sie  erliess,  erwartete.  Li  W^estphalen  verlaugt  man, 
dass  jede  Gemeinde  ihre  Baumschule  besitze.  Es 
sollen  darin  die  nöthigen  Ob^itstämmchen  herange- 
zogen, aber  auch  veredelt  werden.  Der  Ijehrer  soll 
dieses  besorgen  und  der  Schul -Inspektor  —  also 
der  Geistliche  —  ihn  beaufsichtigen,  dass  alles  or- 
dentlich geschieht.  Beide  haben  aber  meistens  gar 
keinen  Begriff  vom  Obstbau  und  daher  auch  nicht 
vom  Veredeln.  Wird  aber  nicht  vom  Lehrer  ver- 
edelt, da  kommt  die  Behörde  und  lässt  durch  einen 
Fremden  veredeln.  Die  Gemeinde  hat  natürlich  die 
Kosten  zu  tragen,  was  nur  zwangsweise  geschieht. 
Man  frage  sich  selbst,  was  wird  hier  aus  den  Bäu- 
men?     Gewiss  nicht  viel. 

Dergleichen  Missstände  finden  sich  nicht  etwa 
bei  uns  in  Preussen  allein  vor;  anders  wo  ist  es 
gar  nicht  besser.  Selbst  in  Frankreich,  wo  man 
in  den  letzten  Jaliren  von  der  Regierung  aus  sehr 
viel  für  den  Obstbau  gethan  hat,  wo  man  befähigte 
Männer  anstellt  oder  wenigstens  bezahlt,  um  in  den 
Provinzen  Reisen  zu  machen  und  Vorträge  über 
Obstbau  zu  halten  oder  in  den  grösseren  Städten 
einen  ordentlichen  Kursus  darüber  zu  eröffnen,  wo 
auch  Praktiker  den  Obstbau  beaufsichtigen  und  mit 
Rath  und  That  an  die  Hand  gehen,  wird  ebenfalls 
über  zu  geringe  Unterstützung  geklagt.  Man  hat 
gesehen,  welche  bedeutende  Summen  der  Obstbau 
in  einzelnen  Gegenden  einbringt  und  möchte  des- 
halb dergleichen  Vortheile  auch  anderen  Gegenden 
zukommen  lassen.  Carrifere  verlangt  z.  B.,  dass 
jede  Schule  mit  einem  Garten  verbunden  werden 
solle,    in    dem    Unterricht    gegeben    wird,    während 


Baltet  sogar  will,  dass  alle  jungen  Männer,  welche 
mit  Obstbau  sich  beschäftigen  und  darin  etwas  lei- 
sten,  vom   Militärdienste   befreit  sein   sollen. 

W^ir  haben  Mittheilung  über  die  Versuche  der 
künstlichen  Befruchtung  des  Getreides  nach  Hooi- 
brenk'scher  Methode  (s.  1.  Jahrg.  S.  G4)  in  Vin- 
ccnnes  bei  Paris  erhalten,  welche  sich  sehr  günstig 
darüber  aussprechen.  Die  Versuche  im  vorigen 
Jahre  konnten,  da  sie  keinswegs  mit  der  nöthigen 
Umsicht  gemacht  wurden,  nicht  massgebend  sein. 
Jetzt  hat  der  Kaiser  befohlen,  dass  die  Aussaaten 
des  Getreides  in  der  Abwesenheit  Hooibrenk's  iu 
der  W^eise  geschehen,  dass  ein  grosses  Areal  iu 
eine  Reihe  Parzellen  abgetheilt  wird,  auf  denen  das 
blühende  Getreide  abwechselnd  durch  die  Schwin- 
gungen des  gespannten  Strickes  künstlich  befruch- 
tet wird,  so  dass  ein  Stück  Landes,  wo  man  die 
Befruchtung  der  Natur  überläs.st,  zwischen  2  Stücken 
künstlich  befruchteten  Getreides  hegt.  Der  Unter- 
schied soll  bereits  wenige  Wochen  nach  der  Be- 
fruchtung bedeutend  zu  Gunsten  des  letzteren  ge- 
wesen sein.  Wir  werden  später  uns  selbst  davon 
überzeugen  und   dann   darüber    berichten. 

Man  kneipt  jetzt  nicht  allein  die  Sommertriebe 
beim  Obste,  man  thut  es  auch  beim  Brüsseler  Spros- 
sen oder  Rosenkohl.  Bekanntlich  gibt  es  Fälle,  wo 
bei  dem  besten  Willen  die  kleinen  Röschen  in  den 
Winkeln  der  Blätter  nicht  erscheinen,  wo  die  Pflanze 
mehr,  wie  der  Gärtner  sagt,  in  das  Kraut  wächst. 
Wo  dieses  der  Fall  ist,  soll  man  piuciren,  d.  h.  die 
Spitze  abkneipen.  Dadurch  wird  die  Pflanze  ge- 
zwungen, ihre  Nahrungssäfte  den  Seiten -Knospen 
zuzuwenden.  Da  nun  einmal  die  Anlage  zu  Rös- 
chen vorhanden  ist,  so  entwickeln  sich  diese  auch 
und  man  bekommt  deren  selbst  in  Menge. 

Es  ist  eigenthümlich,  wie  sehr  sich  die  Verhält- 
nisse oft  ändern.  Das  südöstliche  Persieu  —  wer 
sollte  von  den  Rosengärten  in  Schiras  nichts  gehört 
haben  —  und  Labore  waren  dereinst  berühmt  we- 
gen ihrer  schönen  Rosen.  Als  dieses  noch  eine 
Wahrheit  war,  befand  mch  das  Abendland  noch  zum 
Theil  in  einem  Zustande  der  Barbarei,  wo  man 
noch  nicht  Blumen  pflegte.  Und  jetzt  empfängt 
das  Land,  was  wir  die  Wiege  unserer  Gesittung 
nennen,  Gegenstände  einer  Kultur  aus  dem  Abend- 
lande. So  sind  vor  Kurzem  Tausende  von  Rosen 
aus  Edinburgh  nach  Labore  gesendet,  um  dort  au- 
gepflanzt zu   werden. 

W^ir  haben  schon  früher  von  der  blühenden 
Cocospalme  des  Herzogs  von  Northumberland  in 
Syon  gesprochen  (s.  5.  Jahrg.  S.  96);  wir  können 
jetzt  liinzufügen,  dass  es  dort  gelungen  ist,  auch 
reife  Früchte  zu  erhalten.  So  viel  wir  wissen,  ist 
dieses  das  erste  Mal  in  Europa,  wo  die  Cocos- 
palme in   Gewächshäusern  Früchte   getragen  hat. 

36* 


284 


Der  bekannte  Naturforscher  Darwin  hat  in 
der  Linn^'schen  Gesellschaft  über  die  Befruchtung 
der  Orchideen  gesprochen,  und  weist  nach,  dass 
Orchideenblunien  mit  dem  eigenen  Blumenstaube 
befruchtet,  nur  selten  reife  Früchte  ansetzen.  Der 
Gärtner  Scott  im  botanischen  Garten  zu  Edinburgh 
hat  in  dieser  Hinsicht  sehr  lehrreiche  Versuche  mit 
einigen  Oncidien  gemacht.  24  Blüthen  des  Onci- 
dium  microchilum  wurden  mit  dem  eigenen  Blu- 
menstaube befruchtet  und  nur  bei  einer  einzigen 
bildete  sich,  und  zwar  noch  dazu  eine  nicht  gute 
Kapsel  aus.  Scott  nahm  aber  den  Blumenstaub 
von  Blüthen  eines  anderen  Exemplares,  um  6  an- 
dere Blüthen  derselben  Pflanze  zu  befruchten.  5 
reife  Kapseln  mit  Samen  waren  die  Folge.  Von 
diesen  5  Kapseln  waren  4  ausgezeichnet  entwickelt. 
Als  aber  12  Blüthen  derselben  Pflanze,  wo  man  den 
Blumenstaub  entnommen  hatte,  mit  diesem  befruchtet 
wurden,  kam  wiederum  keine  derselben  zurEntwicke- 
lung.  Dagegen  brachten  S  Blüthen  eines  Exem- 
plares des  Oncidium  ornithorrhynchum  mit  demsel- 
ben Blumenstaube  des  0.  microchilum  befruchtet  3 
vollkommen  reife  Kapseln  hervor.  Umgekehrt  hatte 
Scott  O.  microchilum  mit  dem  Blumenstaube  des 
0.  ornithorrhynchum  befruchtet,  ohne  ein  Resultat 
zu  erhalten.  8  Blüthen  des  letzteren  mit  dem  eige- 
nen Blumenstaube  befruchtet,  gaben  5  Kapseln,  von 
denen  4  sich  vollkommen  entwickelt  hatten,  während 
12  Blüthen  mit  dem  Blumenstaube  des  O.  microchi- 
lum befruchtet,  kein  Resultat  gaben. 

Ferner  erhielt  man  bei  der  Befruchtung  des 
Oncidium  divaricatum  cupreum  mit  dem  Blumen- 
staube des  0.  microchilum  bei  (!  Blüthen  3  vollkom- 
men entwickelte  Kapseln,  während  der  eigene  Blu- 
menstaub gar  keine  Wirkung  geäussert  hatte.  Wie- 
derum hatte  mau  aber  ziemlich  gleiche  Resultate 
erhalten,  wo  Blumenstaub  von  einem  anderen  Exem- 
plare des  0.  microchilum,  und  zwar  demselben,  was 
man  zur  Befruchtung  eines  zweiten  P]xemplares  der- 
selben Pflanze  oben  schon  angewendet  hatte,  zur 
Befruchtung  des  0.  divaricatum  cupreum  und  wo 
dieses  selbst   zur  eigenen   Befruchtung  benutzt  war. 

Diese  Beobachtungen  sind  von  der  grössten 
Wichtigkeit,  da  man  daraus  ersieht,  dass  zwar  die 
Pflanzen  niännhche  und  weibliche  Organe  neben 
einander  in  einer  Blüthe  haben,  dass  aber  diese 
weniger  Wirkung  auf  einander  äussern,  als  da,  wo 
beide  Organe  in  anderen  Blüthen  sich  befinden. 
Darwin  hat  schon  früher  bei  Pflanzen  mit  dimor- 
phen Blüthen  Versuche  angestellt,  die  bekanntlich 
zu  demselben  Resultate  führten.  Dr.  Hildebrandt 
in  Bonn  hat  ziemUch  gleiche  Resultate  erhalten. 
Es  ist  in  diesen  Blättern  übrigens  schon  früher  dar- 
über gesprochen  worden,  weshalb  wir  darauf  ver- 
weisen  wollen   (s.  Seite  52). 


Bei  Gelegenheit  der  Sitzung  des  Gartenbau -Ver- 
eines zu  London  vom  14.  Juni  fand  zu  gleicher 
Zeit  eine  Ausstellung  von  Pelargonien  statt  und  wur- 
den für  die  besten,  aus  Samen  erzogenen  Sorten 
Preise  vertheilt.  Dabei  wurde  von  Seiten  des  Bo- 
tanikers Wilson  Saunders  ein  sehr  interessanter 
Vortrag  über  Pelargonien  gehalten,  auf  den  wir 
vielleicht  später  einmal  zurückkommen.  Nach  ihm 
sind  es  folgende  Arten,  die  Gärtnern  zur  weiteren 
i  Vervollkommung,  resp.  zur  Erzeugung  neuer  Sor- 
ten  empfohlen  werden: 

1.  Pelargonium  Endlicherianum,  eine  Art, 
die  zuerst  von  Kotschy  in  Cilicien,  von  uns  etwas 
später  im  Pontischen  Gebirge  entdeckt  wurde,  weil 
es  in  günstig  gelegenen  Stellen  im  Freien  aushal- 
ten dürfte. 

2.  Pelargonium  patulum,  weil  es  ungemein 
rasch   wächst. 

3.  Pelargonium  peltatum,  weil  die  Hufeisen- 
Zeichnung  auf  den  Blättern  am  Schönsten  hervor- 
tritt. 

4.  Pelargonium  Bowkeri  und  schizopeta- 
lum  wegen   den   grossen,   geschlitzten   Blumen. 

Ein  Amerikaner,  mit  Namen  Stagman,  hat 
nun  auf  einmal  herausgefunden,  was  die  Ursache 
der  jetzt  häufiger  als  sonst  so  verheerend  auftreten- 
den Pflanzenkrankheiten  ist,  indem  die  Elektrizität, 
wenn  sie  nicht  ausgeglichen  ist,  dieselben  bedingt. 
Ist  positive  Elektrizität  vorherrschend  vorhanden, 
bedingt  es  die  Kartoftelfäule  und  alle  auf  Fäulniss 
hinauslaufenden  Krankheiten,  während  Uebermass  der 
negativen  sämmtliche  Formen  des  Mehlthaucs  und 
ähnliche  Hautkrankheiten   hervorrufen   soll. 

Wir  haben   schon   früher  mitgetheilt,    dass    man 
in    England    und    Belgien    Sammlungen    von   Photo- 
graphien in  Gestalt  oder  sonst  ausgezeichneter  Bäimie 
anlegt.    In  dem   Sitzungszimmer   des  Gartenbau-Ver- 
■    eines  befindet  sich  bereits  durch   die  besondere  Ver- 
i    Wendung    des    überaus    thätigen    Sekretärs  Murray 
eine    solche,     welche     hauptsächlich    fremdländische 
Bäume    aus    den    verschiedenen    Parks    des    Inselrei- 
1    ches   enthält.    Hauptsächlich  sind  daselbst   die  Koni- 
I   feren    vertreten,    so    dass    Murray    dieselben    selbst 
zum    Gegenstaude    einer  Vorlesung    machen   konnte. 
Schliesslich   theilen   wir  noch   mit.   dass  von  Sei- 
ten des  botanischen  Gartens   in  Berlin  vor  niehrern 
Jahren    einige   Exemplare   der  sogenannten   Wasser- 
pest,  Anacharis    Aisinastrum,   gezogen   wurden, 
[   welche    bekanntlich    die    SchiftYahrtskanäle    in    Eng- 
land    und    Schottland     durch    ihr    ungemein    rasches 
Wachsthum    auf   eine  Weise   überfüllt,   dass   sie  die 
Schifttahrt    hennnt    und     man    sich    gezwungen     sah, 
mit    grossen   Kosten    die   Kanäle    zu    reinigen.      Un- 
gläubige,  welche  dem  unscheiulichen  Pflänzchcn   das, 
was  man  von  ihm  erzählte,  nicht  zutrauten,   srhciuen 


285 


es  in  verschiedene  Wässer,  z.  B.  nach  Sanssouci 
versetzt  zu  haben.  Von  hier  aus  ist  es  durch  Vö- 
gel oder  sonst  durch  das  abflicssende  W^ässer  in  die 
Havel  bei  Baumgarten  brück  und  bei  AVerder  ohn- 
weit  Potsdam  gekommen  uud  hat  sich  bereits  da- 
selbst auf  eine  solche  übermässige  Weise  ver- 
mehrt, dass  es  an  einzelnen  Stellen,  mit  Ausnahme 
eines  schmalen  Streifens,  die  ganze  Wasserfläche 
bedeckt.  Es  ist  dieses  namentlich  da  der  Fall,  wo 
man  nach  Werder  übersetzt.  Wie  wir  hören,  be- 
findet sich  die  Wasserpest  bereits  auch  in  einigen 
Seen  bei  Freienwalde.  Wir  wollen  hoffen,  dass  das 
so  unschuldig  scheinende  Pflänzchen  nicht  weiter 
um  sich  greift  und  unserer  Schifffahrt,  vor  Allem 
aber   den   Fischereien    nicht    hemmend  entgegentritt. 


iUustratiou  liorticoie. 

Jahrgang  1863,  2.  Hälfte. 

Von  buntblättrigen  Pflanzen,  welche  seit  einigen 
Jahren  sehr  gesucht  werden,  ist  zunächst  Cupres- 
sus  Lawsoni  Murr,  zu  nennen.  Die  Mutterpflanze 
stammt  bekanntlich  aus  dem  nördUchen  Kalifornien 
und  ist  eine  der  am  meisten  zu  empfehlenden  Pflan- 
zen für's  freie  Land.  John  Waterer  in  Bagshot 
(Grafschaft  Surrey)  besitzt  von  ihr  bereits  2  bunt- 
blättrige Formen,  von  denen  die  eine  gelbe,  die 
andere  weisse  Zweigspitzen  besitzt.  Die  erstere  ist 
im  Handel  und  von  Verschaffelt  (tab.  367)  ab- 
gebildet worden,  während  die  andere  noch  nicht 
ausgegeben  zu  sein,  wenigstens  sich  noch  nicht  auf 
dem  Kontinente  zu  befinden   scheint. 

Serissa  foetida  Comm.  fol.  aur.  marg.  ist 
schon  im  vorigen  Jahrgange  (S.  70)  bei  Gelegen- 
heit einer  Abhandlung  über  buntblättrige  Pflanzen 
Japan's  empfohlen  worden;  auf  gleiche  Weise  (eben- 
daselbst und  Seite  291)  das  hier  abgebildete  Se- 
dum  Sieboldil  Hort.  fol.  medio  -  variegatis 
(tab.  373). 

Von  dem  reizenden  G ymnostachyum  Ver- 
schaffeltii  (tab.  372)  haben  wir  hubschgezogene 
Exemplare  gesehen.  Wenn  die  bunte  Aderung  ge- 
gen das  sonstige  Grün  der  Blätter  absticht  und 
diese  den  Boden  eines  Gefässes  oder  besser  einer 
Schale,  in  der  sie  sich  befindet,  dicht  überzieht,  so 
nimmt  sie  sich  am  Schönsten  aus.  Wir  haben  der- 
gleichen Pflanzen  in  Brüssel  gesehen.  Neuerdings 
hat  A.  Verschaffelt  in  Gent  eine  eigenthümhche 
Form  erhalten,  auf  die  wir  nochmals  aufmerksam 
machen   wollen   (s.  S.  74). 

Scutellaria  aurata  Benth.  (tab.  368)  ist  eine 
gelbblühende  Art,  wie  sie  in  den  wärmeren  Län- 
dern   Ämerika's    nur    ausnahmsweise     wachsen,     da 


sonst  die  weit  hübscheren  Arten  mit  rothen  Blumen 
hauptsächlich  in  der  Neuen  Welt  jenseits  des  gros- 
sen Oceans  vorkommen.  Verschaffelt  hat  sie 
von  seinem  Kelsenden  Baraquin  aus  Para,  einer 
im  Süden  des  Landes  liegenden  Provinz  Brasiliens 
erhalten.  Die  Blüthen  besitzen  die  ansehnTuhe 
Länge  von  fast  1|  Zoll  und  bilden  eine  weitläufige 
Traube.  Sonst  ist  die  krautartige  Pflanze  ziemlich 
behaart  und  besitzt  3^  Zoll  lange  Blätter  von  läng- 
licher  Gestalt. 

Tacsonia  Vanvolxemii  Funck.  (tSb.  381) 
haben  wir  zwar  schon  im  4.  Jahrgange  (S.  300) 
besprochen,  wir  empfehlen  diese  Passionsblume  mit 
den  wunderschönen ,  grossen  und  rothen  Blüthen 
aber  nochmals  um  so  mehr,  als  wir  sie  bei  uns 
noch  gar  nicht  in  den  Häusern  der  Privat-  und 
botanischen   Gärten  gesehen  haben. 

Phrynium  van  den  Heckei  Lem.  (tab.  38U) 
ist,  wie  wir  bei  Gelegenheit  der  Brüsseler  Ausstel- 
lung schon  gesagt  haben,  mit  der  von  uns  zuerst 
unter  dem  Namen  Calathea  picturata  (s.  vorig. 
Jahrg.  S.  346)  beschriebenen  Marantacee  identisch. 
Da  wir  sie  auch  bei  uns  in  schönen  Exemplaren 
gesehen,  können   wir  sie  empfehlen. 

Catasetum  trimerochihun  Lem.  gehört,  wo 
wir  jetzt  reizende  Orchideen  in  grösserer  Menge  in 
Kultur  haben ,  zu  denen ,  welche  Liebhabern  nicht 
zu  empfehlen  sind,  obwohl  die  Pflanze  in  grösseren 
Sammlungen  nicht  fehlen  dürfte.  Die  Blüthen  bil- 
den Fusslange  Aehren,  haben  1  Zoll  und  mehr  im 
Durchmesser  und  besitzen  eine  braun  und  gelbe 
Farbe.  C.  trimerochilum  wurde  von  Ghiesbrccht 
(wohl  aus  Mexiko?)  eingeführt  und  blühte  im  A. 
Verschaffelt'schen  Etablissement  vor  nun  3  Jah- 
ren  zum   ersten   Mal. 

Brahea  dulcis  Mart.  ist  eine  bei  uns  bekannte, 
aber  doch  nicht  sehr  verbreitete  Palme  aus  den  ge- 
mässigten Hochterrassen  Mexiko's,  wo  bereits  eine 
nordische  ^'egetation  beginnt  und  Kiefern  nebst 
Eichen  in  den  Wäldern  vorherrschen.  Sie  gehört 
demnach  zu  den  Palmen,  die  keine  grosse  Wärme 
verlangen  und  am  Besten  in  temperirten  Häusern 
gedeihen.  Sie  hat  den  Beinamen  von  den  süss- 
schnieckenden  Früchten  empfangen.  Aber  ausser- 
dem benutzt  man  die  Palma  dulce,  wie  sie  im  Va- 
terlande heisst,  zu  mancherlei  Zwecken.  Die  gros- 
sen Fächerblätter  dienen  zum  Decken  der  Pläuser 
und  aus  dem  harten  Holze  macht  man  Pfosten;  man 
gebraucht  es  überhaupt  bei   dem   Bauen. 

Eine  zweite  in  der  Illustration  liorticoie  empfoh- 
lene Palme  ist  Areca  alba  Bory,  eine  Art  der  im 
Osten  Afrika's  liegenden  Inseln  St.  Mauritius  und 
Bourbon,  welche  dort  allgemein  wegen  ihrer  Brauch- 
barkeit zu  verschiedenen  Zwecken  angebaut  wird. 
Blätter    und     Stamm     haben     dieselbe     Verwendung, 


286 


wie  bei  der  vorigen,  ausserdem  geuiesst  mau  aber 
auch  die  jungen,  noch  in  der  Knospe  liegenden 
Blätter  als  Palmkohl.  Areea  alba  ist  zwar  eine 
schlanke  Palme,  die  aber  doch  nur  gegen  30  bis 
35  Fuss  hoch  wird.  Sie  ähnelt  den  sogenannten 
Stelzenpalmen  und  hat  einen  glatten,  aber  gerin- 
gelten Stamm,  der  an  seiner  Basis  nicht  selten 
7,wiebelartig  angeschwollen  erseheint.  In  unseren 
Gewächshäusern  ist  die  schöne  Palme  keineswegs 
selten  vertreten. 

Heclitia  Ghiesbrechtil  Lern,  ist  eine  inter- 
essante Bromeliacee,  welche  sich  jetzt,  und  zwar 
bereits  in  schönen  Exemplaren  in  Belgien  vorfindet 
und  auch  schon  bei  uns  in  Deutschland  eingeführt 
ist.  Wir  haben  sie  mehrfach  früher  bereits  erwähnt. 
Sie  zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  die  dicken, 
etwas  fleischigen  und  dornig-gesägten  Blätter  dicht 
an  einem  verkürzten  Stengel  stehen  und,  ähnlich 
mehrern  echten  Bromelien,  sich  flach  dem  Boden 
auflegen,  also  eine  Art  Rosette  bilden,  ja  selbst  bis- 
weilen über  den  Rand  des  Topfes  sich  herunterbie- 
gen. Oft  haben  sie  eine  mehr  oder  weniger  brauu- 
röthliche  Farbe.  Aus  den  Winkeln  der  Blätter 
kommen  in  der  Regel  mehre  Blütlienstände  hen'or, 
deren  Stiele  mit  kleinen,  zum  Theil  schuppenförmi- 
gen  Blättern  besetzt  sind.  Die  Blüthen  stehen 
dicht  gedrängt  an  kurzen  Aesten  und  sind  (nach 
Lemaire)  durch  Verkümmern  des  Fruchtknotens 
zweigeschlechtig  geworden.  Dies  mag  wohl  die 
Ursache  sein,  warum  Lemaire  die  Pflanze  zu 
Hechtia  gebracht  hat.  Mit  Dasylirion,  was  eine 
echte  Dracänee  ist,  hat  sie  gar  keine  Verwandt- 
schaft. Wir  werden  später  Gelegenheit  haben,  aus- 
führlich über  Hechtia  Ghlesbrechtii  zu  sprechen. 

Gloxinia  maculata  l'Herit.  ist  eine  schon  seit 
länger  denn  einem  Jahrhunderte  aus  Südamerika 
eingeführte  Pflanze,  welche  sich  durch  ihre  unter- 
irdischen, mit  Schuppen  besetzten  Stolonen  auszeich- 
net und  sich  schon  dadurch  wesentlich  von  den 
übrigen  Gloxinien  unterscheidet.  Linn(3  beschi'ieb 
sie  als  Martynia  perennis,  während  man  sie  heut' 
zu  Tage  als  den  Typus  eines  besonderen  Geschlech- 
tes betrachtet,  was  von  Regel  den  Namen  Sali- 
sia  erhalten  hat;  die  Art  selbst  hat  genannter  Bo- 
taniker S.  gloxiniaeflora  genannt.  Von  ihr  ist 
in  der  Illustration  horticole  eine  besonders  schöne 
Abart  mit  der  Bezeichnung  „insignis"  empfohlen 
und  abgebildet  (tab.  384).  Es  ist  auch  nicht  zu 
leugnen,  dass  die  grossen,  dicken  Blätter  mit  ihrer 
braunrothen  Ilnterfläcbe,  auf  der  die  gelblichen  Ner- 
ven und  Adern  sehr  hervortreten,  gegen  die  gipfel- 
ständige kurze  Aehre  mit  den  ebenfalls  grossen  hell- 
blauen und  im  Schlünde  braungefleckten  Blüthen 
einen  hübschen   Gegensatz   bilden. 

2  Alpenrosen  oder  Rhododendren  sind  empfohlen. 


Rh.  Duc  Adolphe  de  Nassau  (tab.  371)  ist 
auch  bei  uns  mit  den  tief  purpurnen  Blumen  be- 
kannt und  beliebt.  Wenn  wir  nicht  irren,  befand 
sie  sich  vor  nun  3  Jahren  in  Bieberich  während 
der  dortigen  grossen  Ausstellung.  Dies  war  auch 
die  Ursache,  dass  die  reizende  Alpenrose,  von  dem 
Züchter,  A.  Verschaffelt  in  Gent,  zu  Ehren  des 
Herzogs  Adolph  von  Nassau  benannt  wurde. 
Auch  die  2.  Alpenrose,  welche  zu  Ehren  des  Ba- 
ron Osy  in  Antwerpen  ihren  Namen  erhalten  hat, 
(tab.  38ß)  verdient  Anerkennung,  wenn  sie  auch 
keineswegs  eine  brillante  Färbung  besitzt.  Diese 
ist  nämlich  hier  weiss,  aber  zahlreiche  dichtgedrängte 
Punkte  von  blutrother  Farbe  bilden  im  obern  Theile 
der  Blume  eine  interessante  Zeichnung.  Auch  diese 
Sorte  hat  A.   Verschaffelt  gezüchtet. 

Auch  2  Kamellien  finden  sich  abgebildet  vor. 
Bekanntlich  hat  A.  Verschaffelt  sein  Kamellien- 
werk  (Iconographie  des  Gamellias)  geschlossen  und 
gibt  jetzt  einzelne  Abbildungen  der  interessanteren 
neueren  Sorten  in  der  Illustration  horticole.  Ca- 
mellia  Duchesse  de  Nassau  hat  eine  sehr  grosse 
Blume  von  regelmässigem  Dachziegelbau  und  schöner 
Rosafarbe  (tab.  37G),  während  Fanny  Sanchioli 
eine  reinweisse  Farbe  besitzt.  Die  Blume  ist  klei- 
ner, hat  aber  denselben  regelmässigen  Bau  (tab. 382). 
Sie  stammt  aus  Italien,  während  jene  im  Etablisse- 
ment von   A.  Verschaffelt  gezüchtet  wurde. 

Paeonia  Montan  prösident  Lambinon 
(tab.  377)  ist  eine  der  schönsten  Baum -Päonien, 
welche  neuerdings  gezüchtet  sind.  Das  Verdienst, 
sie  aus  Samen  gezogen  zu  haben,  gehört  Jacob- 
Makoy  &  Co.  in  Lüttich,  der  ausserdem  noch  eine 
zweite  ebenfalls  zu  empfehlende  Sorte,  Madame 
Stuart  Low,  und  zwar  ziemlich  zu  gleicher  Zeit, 
erhielt.  Bei  dieser  besitzen  die  Blumen  eine  helle 
Kirschfarbe,  die  gegen  den  Rand  hin  blässer  wird 
und  zuletzt  sich  fast  in  weiss  umwandelt.  Die  Blu- 
menblätter sind  leicht  geschlitzt.  Bei  der  zuerst 
genannten  Abbildung  haben  die  Blumen  dagegen 
eine  reizende  Karmoisinfarbe,  die  aber  ebenfalls  ge- 
gen den  Rand  der  einzelnen  Blätter  heller  wird. 
Diese  haben  nur  wenige  Einschnitte  am  obern  Ende 
oder  sind    daselbst  ganzrandig. 

Zwerg- Chrysanthemen  haben  wir  auch  bei 
uns  von  besonderer  Schönheit  gesehen.  In  der  Il- 
lustration horticole  werden  sie  von  Neuem  empfoh- 
len, weshalb  eine  Anzahl  der  neueren  darin  abge- 
bildet wurde  (tab.  370).  Sie  wachsen  im  Allgemei- 
nen sehr  gedrängt  und  blühen  weit  reichlicher,  auch 
länger  als  die  grossblüthigen;  zu  Einfassungen  sind 
sie  ganz  besonders  im  freien  Lande  zu  empfehlen, 
weil  die  ganze  gute  Jahreszeit  hindurch  Blüthen 
vorhanden  sind.  Die  hier  empfohlenen  führen  die 
Namen:    Dernier   adieu,   Marmonset,   Suavita,  Hiette 


287 


Himmer,  Louiset  Tessier  und  Cam^I(5on  und  wur- 
den von  dem  nun  bereits  verstorbenen  Kunst-  und 
Handelsgiirtner  Lebois  in  Toulouse  aus  Samen  ge- 
zogen. 

Helenium  atropurpureuni  Ktli  et  Bchö 
wurde  durch  den  botanischen  Garten  in  Berlin  vor 
nun  fast  20  Jahren  eingeführt  und  hat  trotz  aller 
Empfehlungen  in  den  Gärten  keinen  Eingang  ge- 
funden; dergleichen  Körbchenträger  (Compositae) 
haben  wir  auch  grade  genug  und  sind  durch  die 
Coreopsis-Arten  am  Besten  schon  vertreten.  Zufäl- 
lig ist  bei  einem  Lütticher  Handelsgärtner,  Mawet- 
Postula,  eine  mit  etwas  grösseren  Blütlienkörbchen 
versehene  Form  entstanden  (tab.  3'J5),  welche  wohl 
auch  nicht  mehr  Anerkennung  finden   dürfte. 

Diervilla  nniltiflora  (tab.  383).  Die  hier 
gegebene  Abbilduns:  nennt  Lemaire  eine  von  Sie- 
bold  unter  dem  Namen  D.  floribunda  an  Amb. 
Ver schaffeit  verkaufte  Art,  die  allerdings  auf 
den  ersten  Blick  mit  der  Abbildung  der  Pflanze 
des  letzteren  Namens  in  Siebold's  Flora  japonica 
(tab.  32)  wenig  gemein  zu  haben  scheint.  An  der 
Spitze  kurzer  Aeste  hängen  hier  4  bis  6  schöne 
rothe  Blüthen  elegant  über.  Diese  sind  ferner  röh- 
rig-trichterförmig, ziemlich  schmal  und  haben  die 
Länge  von  1  Zoll.  Die  langen,  rosafarbigen  Staub- 
gefässe  mit  -den  zuletzt  weissen  Staubbeuteln  ragen 
weit  heraus.  Wir  besitzen  Siebold 'sehe  Original- 
Exemplare  der  Diervilla  oder  Weigelia  flori- 
bunda, die  ebenfalls  aber  mit  der  in  der  Flora  ja- 
ponica gegebenen  Abbildung  nicht  sehr  überein- 
stimmen und  uns  vermuthen  lassen,  dass  die  Abbil- 
dung in  der  Flora  japonica  nicht  getreu  ist.  Da- 
gegen stimmen  unsere  Siebold'schen  Original-Exem- 
plare mit  der  Abbildung  in  der  Illustration  horti- 
cole  so  ziendich  überein,  so  dass  wir  doch  glauben, 
die  hier  dargestellte  Diervilla  niultiflora  sei  nichts 
anders  als  die  echte  Diervilla  floribunda  Sieb.  Der 
einzige  Unterschied  zwischen  unseren  Origiiialpflan- 
zen  und  der  Abbildung  der  Illustration  horticole 
scheint  nur  darin  zu  liegen,  dass  bei  der  letzteren 
5  Blüthen  ziemlich  aus  dem  Ende  der  kurzen  Zweige 
ihren  Ursprung  nehmen,  während  in  dem  Original- 
Exemplare  von  Sie  bold  die  Blüthen  abwechselnd 
an  der  Spitze  stehen  und  nicht  aus  einem  Punkte 
zu  entspringen  scheinen.  Sollte  aber  die  Zeichnung- 
ganz  richtig  sein?  Die  Pflanze  scheint  nicht  weni- 
ger ausdauernd  zu  sein,  als  ihre  Verwandten,  die 
Weigelien,  Deutzien  u.  s.  w.  Sie  gedeiht  in  freier 
Luft  auf  einem  kräftigen  Gartenboden  und  wird 
ganz   ebenso,   wie  die  andern  Weigelien   vermehrt. 

(Schluss  folgt.) 


Eucalyptus  (ilobulus. 

Von  K.   Acliilli's  in  Elbeuf  hei  Routu. 

Wenn  ich  diese  Pflanze  zum  Gegenstände  einer 
Besprechung  genommen   habe,    so    bewog    mich  be- 
sonders der  Wunsch  dazu,    neben    den    vielen  Neu- 
heiten,   die  oft  einen   pehr  zweifelhaften  Werth   ha- 
ben, auf  ältere    gute  erprobte  Pflanzen  hinzuweisen, 
die  noch   gar  nicht  diejenige  Verwendung  gefunden 
haben,    zu   der    sie    berechtigt    sind.      Eucalyptus 
Globulus  gehört  zu   diesen,   indem   er  eine  Kasen- 
pflanze  im   wahren   Sinne  des  Wortes  darstellt.    Die 
blaugraue  Farbe   seiner    Stengel    und    Blätter,    der 
pyramidale  Habitus,    sein  ausserordentlich   schnelles, 
I   üppiges   Wachsthum    und    endlich    die    leichte    Ver- 
j   mehrung  empfehlen  ihn   ganz  besonders.    Die  Blät- 
!    ter  sind   klein,   im   üppigsten   Zustande    kaum  hand- 
:    breit,  und    der  Wuchs    ist    sehr    locker;    aber  eben 
I    deshalb  wird   er  immer  da  zu    verwenden  sein,    wo 
j    wir    sonst    ein    Gras    auf    den    Easen    zu    pflanzen 
pflegten.     Bei  meiner  letzten  Reise  in  Deutschland 
habe  ich   ihn  nirgends  als  Einzelpflanze  angewendet 
gesehen ;    in   Paris  und   Lyon  dagegen  schmückt  er 
seit    langer    Zeit    schon     die    städtischen    Anlagen. 
Grade  am  ersteren  Orte  ist  es,  wo  wir  im  zeitigen 
Frühjahre  Stecklinge  von    1  Fuss  Höhe  ausgepflanzt 
sahen    und    sie    im  Herbst    als   Bäume  von    10  Fuss 
wieder  anti-afen. 

Die  Kultur  ist  eine  der  leichtesten  und  das 
Haupterforderniss  ist  nur,  über  W^inter  im  tempe- 
rirten  Hause  stets  einige  Mutterpflanzen  im  Topfe 
bereit  zu  haben,  um  im  Januar  und  Februar  gleich 
anfangen  zu  können,  Stecklinge  zu  machen.  Die 
Stecklinge  dürfen  durchaus  nicht  zu  weit  vom 
Lichte  entfernt  stehen,  denn  das  weiche  Holz  ist 
besonders  leicht  zum  Faulen  geneigt.  Man  wendet 
in  der  Regel  eine  sandige  Haideerde  an;  Ich  nehme 
dagegen  mit  demselben  guten  Erfolge  reinen  Sand, 
denn  ich  glaube  überhaupt  nicht,  dass  es  viel  da- 
rauf ankommt,  ob  man  Sand,  Ei-de,  Coaksasche, 
Sägespäne  und  was  sonst  alles  zu  Stecklingen  em- 
jjfohleu  worden  ist,  anwendet,  wenn  man  nur  da- 
rauf sieht,  dass  das  Material  locker  genug,  um  das 
Wasser  durchzulassen,  und  frei  genug  von  organi- 
schen faulenden  Bestandtheilen  ist.  Sind  die  Steck- 
linge angewachsen,  so  bringt  man  dieselben  auf 
einen  warmen  Kasten  und  lässt  sie  dort,  bis  die 
Jahreszeit  bedeutend  vorgerückt  ist,  so  dass  auch 
die  Nächte  warm  sind.  In  der  letzten  Zeit  des 
Aufenthaltes  im  Kasten  gebe  man  den  Pflanzen 
Luft,  Licht  und  Wasser  im  reichlichsten  Maasse,  so 
dass  dieselben  gleich  fortwachsen,  wenn  sie  auf 
ihren  Platz  im  Freien  kommen.  Das  Loch  im 
Rasen  enthalte  für  die  Pflanze  eine  recht  lockere 
Lauberde    und    sei    sehr    weit    (bis   3  Fuss),    da    die 


288 


düuueii,  aber  selir  zahlreicheu  Wurzeln  bald  das 
Terrain  nacli  allen  Seiten  durchziehen,  um  Nahrung 
herbeizuführen.  Wenn  die  Zweigspitzen  bräunlich 
und  etwas  herabhängend,  kantig  und  spröde  werden, 
dann  kann  man  sicher  sein,  dass  sich  die  Pflanze 
■wohl  befindet  und  dann  beginne  man  mit  Dung- 
guss,  der  oft,  aber  nicht  zu  viel  auf  einmal,  gege- 
ben werden  muss.  Der  Erfolg  belohnt  reichlich 
alle  Mühe.  Ich  habe  in  letzter  Zeit  versucht,  im 
August  Stecklinge  zu  machen,  inu  auf  diese  Weise 
kräftigere  und  grössere  Pflanzen  im  Frühjahr  zur 
Verfügung  zu  haben,  bin  aber  trotzdem  nicht  viel 
weiter,  als  mit  Frühjahrs  -  Stecklingen  gekommen, 
weil  die  Pflanzen  zwar  grösser,  aber  unten  kahler 
wurden.  Den  kahlen  Stamm  habe  ich  mit  Coleus 
Verschafieltii  verdeckt,  von  dem  ich  alte,  ziemlich 
hohe  Exemplare  dicht  an  den  Stamm  und  kleinere, 
bis  zum  Rasen  abfallend,  vor  diese  pflanzte.  So 
erzielte  ich  unten  einen  bunten  Kegel,  aus  dem 
oben  die  graublaue  Pyramide  des  Eucalyptus  wun- 
derbar schön  hei-vorleuchtete. 


Frograiiiiii 

für   die 

;?Lu6|leUung   uoii   49bft,   ©fmüfcn,   43luincii,   ^flanjcn, 

CSarten-^läneu,   (Savtcn-Örnamnitcii  unir  (Sartcn- 

®crätl)|'d)aftcn, 

vom   7.   I)is   10.   Oktoliur   18(;4, 

in  dem  Hannsch'schen  Saale  und  Garten  am 
Ständeplatz  zu  Kassel. 

Wir  verfehlen  nicht,  dieses  Programm  im  Aus- 
zuge mitzutheilen  und  zugleich  einzuladen,  dass  sich 
Liebhaber,  besonders  aber  Handclsgärtner  an  der  Aus- 
stellung betheiligen  möchten ;  denn  es  ist  stets  be- 
deutend vortheilhafter,  einige  gute  Erzeugnisse  aus- 
zustellen, als  dickleibige  Kataloge  voll  brillanter 
Beschreibungen  in  die  Welt  zu  senden.  Wir  kön- 
nen diese  Ausstellung  unsern  Züchtern  um  so  mehr 
empfehlen,  als  der  Verein  in  Kassel  die  Kosten  der 
Hin-  und  Rücksendung  der  ausgestellten  Gegen- 
stände übernimmt,  so  wie  auch  den  Verkauf  der 
dazu  bestimmten  Artikel  unentgeltlich  vermittelt, 
obgleich  die  Preise  für  Garten-Erzeugnisse  nur  an 
Kurhessen  selbst  vertheilt  und  Nichtkurhesseu  nur 
auf  diejenigen  Preise  Anspruch  machen  dürfen,  die 
auf  Garteu-Möbel,  Garten-Pläne  und  Garten-Werk- 
zeuge fallen. 

Es   sind  ausgesetzt: 


a.  'l  l'reisc  zu  je  20  Thaler. 

1.  Für  das  reichhaltigste  Sortiment  möglichst 
richtig  benannter   Obstfrüchte  aller   Art, 

2.  für  die  reichhaltigste  Aufstellung  bestkultivir- 
ter  Gemüse,  Kartoffeln,   Kürbisse,  Zwiebeln  u.  s.  w. 

b.  3  Preise  zu  je  10  Tlialer. 

1.  Für  eine  blühende  Gruppe  aus  25  Gattun- 
gen  bestehend,    (Sommergewächse  ausgenommen), 

2.  für  den  besten  selbstgefertigten  Apfel-  oder 
Birnwein, 

3.  für  die  reichhaltigste  Aufstellung  von  gut  ge- 
trocknetem, eingemachtem  und  eingekochtem  Obste. 

c.  12  Preise  zu  je  5  Thaler. 

1.  Für  das  reichhaltigste  Sortiment  möglichst 
ricjitig  benannter   Aepfel, 

2.  desgleichen  für  Birnen, 

3.  desgleichen  für  Steinobst, 

4.  desgl.  für  bestkultivirte  Gemüsekohlarten, 

5.  desgl.  für  Rüben-,    Wurzel-  u.  Knollenarten, 

6.  für  das  reichhaltigste  Sortiment  KartolTeln, 

7.  für  die  schönste  Gruppe  blühender  Rosen, 
in  wenigstens   25  Varietäten, 

8.  für   die  bestkultivirte   Blattpflanzengruppe, 

9.  für  die  schönste  Gruppe  blühender  Pelargo- 
nien, welche  sich  durch  schöne  Färbung  der  Blu- 
men und  Blätter  auszeichnet, 

10.  für  die  besten  von  dem  Einsender  selbst 
erfundenen    Garten-Pläne, 

11.  für  die  beste  Auswahl  nützlicher  oder  schö- 
ner Garten- Geräthe,' 

12.  für  die  geschmackvollsten  Garten-Ornamente 
und   Garten-Möbel. 

»1.    9  Preise  zu  je  3  Thaier. 

1.  Für  das  reichhaltigste  Sortiment  von  Wein- 
und   Tafeltrauben, 

2.  d,esgleichen  sonstiger  Beerenfrüchte, 

3.  desgleichen  von  gut  kultivirten  Suppenkräu- 
tern,  Zwiebeln   u.  s.  w., 

4.  für  das  reichhaltigste  und  schönste  Sortiment 
blühender  Fuchsien,    Geranien,   Petunien,   Verbenen, 

5.  für  das  schönste  Sortiment  abgeschnittener 
Rosen, 

6.  desgleichen  für  abgeschnittene  Georginen, 

7.  desgleichen  für  abgeschnittene  Astern, 

8.  für  neu  eingeführte  Pflanzen, 

9.  für  das  schönste  Bouquet  oder  den  schönsten 
Kopfputz  aus  natürlichen   Blumen. 

Das  ausführliche  Programm  theilt  der  Vorsitzende 
des   Gartenbau-A^ereines,   Glässner,  in   Kassel,    mit. 


Verlag  vou  Karl  Wiegandt  in  Berliu, 
Kommaudanteu  Strasse  No.  62. 


Druek  der  C.   Feister 'sehen  Bucbdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  ri. 


Woehensehrift 


des 

Vereines  zur  ßefördcriiii;!;  des  (larteiibanes  in  den  Köni^l.  Prenssischeii  Staaten 

für 

Cvärtnerei  und  Pflanzenkiuide. 

Redakteur : 
I*i*otessor  Dr.  Karl  li^och, 

General-Sekretair  des  Vereine». 


No.  37. 


Berlin,   den    17.   September 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt;  Die  Bauniscluilen  von  Andre  Leroy  in  Angers.  —  Ueber  die  Einführung  und  Kultur  der  Torenia  plantaginea  Benth. 
(Ceratostigma  plantaginea  Höchst.)  A^on  C.  Bouche,  Inspektor  dos  Königl.  botanischen  Gartens  zii  Berlin  —  Illu- 
stration  horticole.    Jahrgang   1864,   1.  Hälfte     (Schluss.) 


Sonntag,  den  35.  Septcnibcr,  Mittags  \l'l  Uhr,   liudet  im  l'alnieiihanse  des  botanisrheu  (iarteus  eine  Versammlung 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  Uartenbanes  statt,  wuzu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


Die  Baunischnlen 

von  Andre  Leroy  in  Angers. 

Iti'isebcricht. 

Vor  eiuiger  Zeit  ist  in  diesen  Blättern  (S.  170) 
von  den  grossartigeu  Baumschulen  in  Angers  im 
•westlichen  Frankreich  gesprochen  worden;  es  sei 
uns  um  so  mehr  erlaubt,  nochmals  auf  dieses  inte- 
ressante Etablissement  zurückzukommen,  als  das 
Wenige,  was  daselbst  gesagt  wurde,  das  Interesse 
der  Leser  der  Wochenschrift  bereits  sehr  in  An- 
spruch genommen  hat,  so  dass  sogar  aus  Italien 
imd  Spanien  bei  dem  Besitzer  Anfragen  gekommen 
sind  und  man  sicii  dabei  auf  das  von  uns  Gesagte 
bezog,  als  auch  ferner  wir  mit  Unterstützung  un- 
serer Regierung  in  den  Stand  gesetzt  sind,  die 
Baumschulen  in  Angers  in  Augenschein  zu  nehmen 
und  demnach  als  Augenzeuge  berichten  können. 
Auf  das  gastfreundlichste  von  dem  liebenswürdigen 
Besitzer  aufgenommen  und  in  Allem  unterstützt,  was 
uns  zu  unsern  Untersuchungen  nothwendig  ist,  ver- 
mochten wir  bei  dem  reichen,  uns  dargebotenen 
Material  auch  behufs  der  Ausarbeitung  einer  Natur- 
geschichte der  in  Deutschland  aushaltenden  Gehölze, 
also  einer  Dendrologie,  eine  wissenschaftliche  Aus- 
beute zu  finden,  wie  sie  uns  an  andern  nördlicher 
gelegenen   Orten  nicht  geboten  werden  konnte. 

Angers,  die  alte  Residenz  der  Herzöge  von 
Anjou,  die  dereinst  mehrern  Reichen  Europa's  Herr- 
scher gaben,  liegt  ausserordentlich  günstig  an  der 
Maine  und  nicht  weit  von  deren  Zusammenfluss  mit 
der  Loire;  jenseits  des  zuerst  genannten  Flusses 
beginnt  die  Bretagne,  welche  bekanntlich  von  einer 


Seite  vom  grossen  Ocean  bespült  wird.  Die  Nähe 
des  Meeres  ist  auch  Ursache  eines  gleichraässigeren 
Klima's,  in  Folge  dessen  weder  starke  Kälte  noch 
grosse  Hitze  herrscht.  Doch  koumien,  wie  wir  im 
vorigen  Winter  auch  in  Italien  gesehen  haben, 
Fälle  vor,  wo  die  Kälte  selbst  bis  16  Grad  steigt, 
ohne  dass  jedoch  die  Pflanzen  sehr  leiden.  Nebel, 
die  dem  Meere  und  den  vielen  Sümpfen  in  der 
Nähe  desselben  entspringen,  führen,  von  dem  vor- 
herrschend wehenden  Westwinde  gebracht,  in  der 
Regel  während  der  wärmern  Zeit  im  Sommer  viel 
Feuchtigkeit  herbei,  was  um  so  wichtiger  ist,  als 
die  horizontalen  Lagen  des  oft  zu  Tage  gehenden 
schwarzen  Schiefers,  der  hier  den  Grund  des  Bo- 
dens bildet,  der  Bildung  von  Quellen  keineswegs 
günstig  sind.  Der  verwitterte  Schiefer  ist  aber 
mit  allen  der  Pflanzenwelt  zuträglichen  Salzen 
reichlich  geschwängert,  so  dass  alle  Kulturgewächse, 
vorzüglich  Getreide,  Hanf  und  Wein  sehr  gut  ge- 
deihen. In  den  meisten  Gegenden  von  Anjou  hat 
man  in  der  Landwirthschaft  nur  einen  dreijährigen 
Turnus. 

Dieses  herrliche  Klima  ist  auch  die  Ursache, 
warum  in  und  bei  Angers  noch  eine  Menge  Gehölze 
im  Freien  gedeihen,  welche  in  gleichen  Breitengra- 
den, selbst  in  F'rankreich,  nur  spärlich  wachsen,  bei 
uns  im  Norden  Deutschlands  hingegen  kümmerlich 
und  selbst  gar  nicht  mehr  fortkommen  wollen,  aus- 
ser in  Gewächshäusern.  Wie  wichtig  es  daher 
grade  für  Jemand  sein  musste,  der  sich  seit  vielen 
Jahren  schon  mit  der  Naturgeschichte  der  Gehölze 
beschäftigt  hat  und  eben  im    Begriff"  ist,    ein    Werk 

37 


2Ö0 


darüber  zu  schreiben,  dergleichen  Pflanzen  in 
Blüthe  oder  Frucht  und  in  starken  kräftigen  Exem- 
plaren untersuchen  zu  können,  wird  man  einsehen. 
Da  uns  grosse  Pflanzen  von  mehreru  einander  sehr 
ähnlichen  Juniperus-  und  Cupressus-Artcn  dargebo- 
ten wurden,  um  Veigleiche  anzustellen,  vermögen 
wir  auch  ein  richtigeres  Ürtheil  über  deren  specifi- 
sclie  Natur  abzugeben,  als  früher. 

Um  die  Leser  in  das  hier  dargebotene  Material 
einigermassen  einzuführen,  sei  es  uns  erlaubt,  zu- 
nächst einen  Blick  in  den  Garten  zu  werten,  der 
auf  der  eigentlichen  Frontseite  des  Wohnhauses  sich 
hinzieht  und  mit  einem  Theile  der  Baumschulen 
zusammenhängt.  Vor  dem  Hause  unmittelbar  ist 
ein  rundes  liasenstück,  in  dessen  Mitte  in  einem  er- 
höhten, urnenartigen  Kübel  eine  grosse,  buntblättrige 
Agave,  an  der  Basis  von  blühenden  Scharlach-Pe- 
largonien umgeben,  steht.  Jenseits  dieses  Rasens 
ist  der  Platz,  aufweichen  man  jetzt  grosse  Exemplare 
von  Wellingtonien,  Araucaria  imbricata,  bunte  Hex 
u.  s.  w.  verpackt,  um  sie  nach  entfernteren  Theilen 
Frankreichs  und   des   Auslandes   zu   versenden. 

Bis  zu  der  ersten  grossen  Industrie- Ausstellung 
in  Paris  hatte  man,  wie  es  bei  uns  meistens  ge- 
schieht, Koniferen  und  andere  Gehölze  mit  aus- 
dauernden Blättern  im  Herbste,  weniger  im  Früh- 
jahre, aus  der  Erde  gehoben  und  versendet.  Da- 
mals wollte  aber  der  Besitzer  der  von  uns  jetzt 
beschriebenen  Baumschulen  sich  ebenfalls  mit  seinen 
Erzeugnissen  in  Paris  betlieiligcn  und  sah  sich  des- 
halb gezwungen,  Magnolien  mit  ausdauernden  Blät- 
tern, Koniferen  u.  s.  w.  aus  der  Erde  herauszuneh- 
men, einzupflanzen  und  nacii  Paris  zu  senden,  ver- 
steht sich  mit  der  gi-össten  Vorsieht.  Wider  alles 
Erwarten  hielten  sich  die  genannten  Pflanzen  nicht 
allein,  sie  gediehen  sogar  vorzüglich.  Seitdem  be- 
ginnen in  Angers  Mitte  August  die  Versendungen, 
und  zwar  mit  den  immergrünen  Gehölzen.  Es  ist 
in  der  That  eine  Freude,  10 — 15  Fuss  hohe  Wel- 
lingtonien von  der  schönsten  Form,  Cedcrn  des  At- 
las und  des  Himalava,  weniger  des  Libanon,  grosse 
Cypressen  der  Nordwestküste  Amerika's,  prächtige 
Araukarien  fast  in  gleicher  Höhe,  >!  bis  10  Fuss 
hohe  Hex  mit  bunten  Blättern  u.  s.  w.  in  einen 
Korb  gepflanzt,  die  abstehenden  Aeste  aufwärts  ge- 
bunden und  zum  Theil  mit  Leinwand  umgeben, 
gleich  in  grossen  Mengen  zu  sehen,  um  in  die 
weite  Welt  zu  wandern  und  andere  Gegenden  zu 
zieren. 

Obwohl  die  Remisen  zum  Verpacken,  zum  Ver- 
vielfältigen u.  s.  w.  in  der  nächsten  Nähe  sich  be- 
finden, damit  sie  auch  am  besten  und  am  leichte- 
sten beaufsichtigt  werden  können,  so  ist  doch  sonst 
der  Garten  in  seinem  vorderen  Theile  der  ästheti- 
schen  Gärtnerei    gewidmet.     Die  Baumschulen    von 


Andrö  Leroy  erfreuen  sich  weit  und  breit  grosser 
Berühmtheit,  und  Fremde,  welche  nach  Angers 
kommen,  werden  darauf  aufmerksam  gemacht.  Täg- 
lich sieht  man  daher  deren  hier  lustwandeln.  Ra- 
senplätze, mit  einzelnen  schönen  fremdländischen 
Iläumcn  oder  mit  Blumenbeeten  besetzt,  meist  in 
freundlicher  Abwechslung,  bieten  sich  dem  Auge  dar, 
hier  und  da  einige  Blattpflanzen,  unter  Anderem 
das  von  uns  zuerst  beschriebene  Cosmophvllum 
und  ein  riesiges  Exemplar  des  Pampasgrases  mit 
mehr  denn  hundert  Blüthenbüscheln. 

Es  dürfte  doch  von  Interesse  sein,  einige  der 
ausländischen  Bäume  mit  ihren  Dimensionen  anzu- 
geben: Eine  Abies  cephalonica  hat  2G  Fuss 
Höhe  und  ist  bis  unten  hin  belaubt;  dasselbe  ist 
mit  einer  Abies  Nordmanniana  der  Fall:  eine 
herrliche  Pyramide,  deren  Aeste  im  Gipfel  grosse, 
aufrecht  stehende  Zapfen  tragen.  Nicht  weit  davon 
nimmt  sich  eine  Cedrus  Deodora  mit  ihren  blau- 
grünen Nadeln  und  mit  den  untern,  der  Erde  auf- 
liegenden Aesten  reizend  aus;  sie  überragt  noch  die 
beiden  genannten  AVeisstannen.  Wiederum  tritt 
eine  Thuja  gigantea,  nicht  weit  davon  eine  Cu- 
pressus  Lawsoniana  den  Augen  des  Beschauers 
entgegen,  während  eine  (5  Fuss  im  Durchmesser 
haltende  Thuja  aurea  am  Ende  eines  länglichen 
Rasenstückes  gepflanzt  ist.  Eine  Cupressus  ma- 
crocarpa  mit  weithin  gestreckten  grünen  Aesten 
uud  Zweigen  war  uns  noch  nicht  in  der  Weise  vor- 
ffekommen.  Die  Höhe  war  19  Fuss  bei  einer  fast 
gleichen  Breite.  Noch  höher  erschien  eine  Cun- 
ninghaniia  sinensis,  26  Fuss  hoch.  Taxodium 
sempervirens  hatte  fast  2  Fuss  Stamm-Durchmes- 
ser und  der  Gipfel  überragte  weit  alle  andern  Ge- 
hölze. Gry p tomer ia  jap  Olli ca,  nur  wenig  klei- 
ner, vermag  nicht  den  grossartigen  Eindruck  zu  ma- 
cheu, am  allerwenigsten,  wenn  sie  mit  Früchten 
überladen  ist.  Auch  Dikotylen- Gehölze  waren  in 
stattlichen  Exemplaren  vorhanden,  so  eine  Stercu- 
lia,  von  fast  27  Fuss  Höhe  und  mit  einem  Stamm- 
Durchmesser  von  beinahe  1  Fuss.  Eine  Paulow- 
nia  mit  1^  Fuss  Stamm  -  Durchmesser  hatte  in 
ihrer  breiten  und  abgerundeten  Krone  Früchte  in 
Masse  und  die  Blüthen  für  das  nächste  Frühjahr 
schon  in  ziemlicher  Menge  entwickelt.  Eine  Kork- 
eiche von  nicht  unbedeutender  Stärke  rivalisirte 
mit  einer  gleich  grossen  Maclura  aurantiaca, 
deren  wie  eine  Wallnuss  grosse,  leider  unbefruchtete 
Früchte  —  weil  keine  männliche  Pflanze  vorhanden  —  in 
Menge  abflelen.  Jlelia  Azedarach  nimmt  sich 
als  Baum  mit  ihren  grossen  gefiederten  Blättern 
vorzüglich  aus.  Sideroxylon  ligus trifolium,  der 
nur  Sti-auch  bleibt,  blühte  eben  in  reichlicher  Fülle. 
Ein  Rosskastanieubaum  mit  gefüllten  Blü- 
then,   den    man    neuerdings   als    etwas  ganz  Neues 


291 


in  Jen  Handel  gebraclit  Iiat,  ist  liier  bereits  vor- 
handen mit  einer  Höhe  von  40  Fnss  und  besitzt 
einen  iStanini-Durelunesser  von  über  1  \  Fiiss.  Ka- 
niellien-Sträucher  von  13  Fuss  Höbe  und  10  Fuss 
Durciunesser  mögen  sieh  in  der  Bllithe  wunderschön 
ausnehmen.  Noch  eigenthünilielier  kamen  uns  aber 
Theept'lanzen  (Tliea  viridis)  im  Freien,  eben 
mit  Früchten  besetzt,  vor.  Interessant  war  fer- 
ner die  längs  einer  Mauer  im  Hcluitze  stehende 
Sammlung  der  verächiedenen  Myrten  und  Oel- 
bäurae,  zwischen  denen  die  reizende  Mandovilla 
suaveolens  mit  grossen  weissen  Biüthen  die  Mauer 
bedeckte.  Noch  mehr  freuten  wir  uns,  den  von 
uns  in  den  Wäldern  des  alten  Kokhis  entdeckten 
Epheu  mit  goldfarbigen  Blüthenknospen,  (Hcdera 
colchica  mihi,  Eoegueriana  der  Gärten)  in  schö- 
nen, grossen  Exemplaren  zu  sehen.  Ferner  war 
ein  Tlieil  der  Mauer  mit  Cotoneaster  buxifo- 
lius  besetzt;  seine  reichlichen  Früchte  in  der 
schönsten  Scharlachfarbe  nahmen  sich  reizend  aus. 
Doch  dürfen  wir  auch  nicht  versäumen,  auf 
einem  freien  Platze  dicht  am  Garten,  wo  unten  die 
Eisenbahn  nach  Paris  durchgeht,  der  im  Kranze 
ringsherum  gepflanzten  Exemplare  der  grossbiühen- 
den   Magno lia  grandiflora  zu  gedenken,   ebenso 

einer    iiinpj-Iialh     di;s    G.ii'tens    in    dt-r    iiiinie-sten    Rlii- 

thenpracht  stehenden  Poineiana  Gilliesii,  so  wie 
einer  Yucca  recurvata  mit  einem  Stamm-Durch- 
messer von  T  Fuss  und  alsbald  in  3  Aeste  getheilt, 
von  denen  ein  jeder  eine  Krone  trägt.  Da  sah 
man  denn  deutlich,  wo  man  ihre  Biüthen  mit  denen 
der  ^ucca  gloriosa  vergleichen  koinite,  dass  sie 
kaum  eine  Aliart  der  letzteren  und  durchaus  keine 
selbständige   Art  darstellt. 

Neben  diesen  Schnuickgärten  befinden  sich  die 
Schutzwände  für  die  Vermehrung  der  zarteren  Ge- 
hölze. Oypressen  und  Lebensbäume  des  Orientes 
sind  es,  die  man  dazu  gcnonniien  und  mit  der 
Scheere  scharf  beschnitten  hat.  Da  findet  man 
Eichen  aus  Slexiko,  Theegehölze  aus  China  und 
Japan,  Jujuben  und  Mastixbäumc  des  Orientes,  an- 
dere Gehölze  Afrika's  und  des  südlichen  Spaniens. 
Der  von  den  Schutzwänden  eingeschlossene 
Raum  beträgt  nicht  weniger  als  (iOOd  Quadrat- 
meter. Gewächshäuser,  um  darin  Pflanzen  zu  kul- 
tiviren,  sind  nicht  vorhanden;  es  ist  selbst  Grund- 
satz des  Besitzers,  nur  solche  Gehölze  zu  kulti- 
viren ,  welche  unter  dem  freilich  sehr  günstigen 
Himmel  Angers'  gedeihen;  wohl  aber  findet  man 
Häuser,  wo  die  Vermehrung  vorgenommen  wird. 
Dass  diese  nicht  unbedeutend  sein  können,  obwohl 
nur  die  feineren  und  zarteren  Gehölze  hier  ihren 
Anfang  nehmen,  begreift  man;  sie  nehmen  auch 
eine  Fläche  von  über  1000  Quadratmeter  ein.  Da- 
zu  kommen   nun   noch  die  Kästen,    um    die  jungen 


Pflanzen   weiter   heranzuziehen,    mit  einem  F'lächeu- 
Inhalte   von   wiederum   ^(iOO  Quadratmeter. 

Es  folgen  die  Abtheilungen  im  freien  Lande, 
welche  mit  den  zarteren  Gehölzen  und  Blüthen- 
sträuehern  beginnen ,  mit  den  Pflanzen  aus  (Ostin- 
dien, Mexiko,  Peru  und  zum  Theil  selbst  aus  Neu- 
holland und  dem  südHehen  Afrika.  Da  sieht  man 
deiui  eine  herrliche  Sammlung  ostindischer  Maho- 
nien, Photinien  und  Lagerströniien,  peruanische  Es- 
kallonien  in  reichlichster  Blüthe,  ferner  Theepflau- 
zen,  Camellia  Sasanqua,  Phytolacca  arborea,  Te- 
conia  grandiflora  mit  den  grossen,  in  Trauben  ste- 
henden Biüthen  von  Ziegelfarbe ,  Clerodendron 
Bungei,  Azara  crassifolia,  die  kalifornische  Ungna- 
dia,  eine  keineswegs  vielversprechende  llosskastanie, 
CoUetien  mit  ihren  gefährlichen  Dornen,  Callicarpa- 
Arten,  echten  Jasmin,  Johannisbrod  (Ceratonia  Si- 
liqua),  sämmtliche  Feigen  des  südlichen  Frankreich, 
welche  hier  schwerer  aushalten,  eine  Sammlung  aller 
Granaten ,  auch  die  kleine  Zwergform  aus  China 
und  die  erst  vor  einigen  Jahren  durch  Madame 
Legrelle  d'Hanis  in  Antwerpen  eingeführte  und 
ihren  Namen  tragende  Sorte.  Wir  haben  diese  bei 
uns  noch  nicht  gesehen  und  doch  verdient  sie  alle 
Empfehlung.  ]Man  kann  sich  in  der  That  nichts 
Schöneres  denken,  als  eine  solche  dichtirefüllte  Gra- 
natblüthe  mit  den  brennend -scharlachrothen,  aber 
weissgerändertcn  Biüthen.  Interessant  war  uns  fer- 
ner eine  Form,  welche  Leroy  in  Spanien  gefun- 
den hat  und  wo  die  die  Samen  umgebende  Fleiseh- 
hülle  einen  .süssen    Geschmack  besitzt. 

Hecken,  aus  Laurustin  bestehend  und  unter 
der  Scheere  gehalten,  schliessen  diese  Gehölze  zum 
l^heil  ein.  Auch  von  diesem,  bei  uns  leider  nur 
im  Kalthause  anslialtenden  immergrünen  Blüthen- 
strauche  knltivirt  man  mehre  Sorten,  von  denen 
die  mit  rundlichen  Blättern  am  meisten  Beachtung 
verdient,  weil  sie  gegen  die  Kälte  am  wenigsten 
empfindUch  ist.  Sonst  hat  Viburnum  rugosum 
oder  grandiflorum  wegen  seines  grösseren  und 
dunkelgrüneren  Laubes  und  der  grösseren  ]51üthen 
unbedingt   den   Vorzug. 

Dass  unter  den  (lehölzen  des  freien  Landes 
auch  die  Vukken  aufgeführt  werden,  möchte  Man- 
chen Wunder  nehmen,  welcher  beispielsweise  Yucca 
recurvata  bei  uns  im  Freien  ohne  Stamm  kennt. 
Unter  dem  milden  Himmel  Anjou's  hebt  sich  aber 
der  Stamm  und  erhält  selbst,  wie  wir  Eingangs  ge- 
zeigt haben,  einen  nicht  unbedeutenden  Umfang, 
ja  verästelt  sich  auch  gern.  Dass  genannte  Pflanze 
eine  Form  mit  überhängenden  Blättern  von  Yucca 
gloriosa  ist,  haben  wir  schon  gesagt.  Ausserdem 
gehören  aber  noch  Pflanzen,  hierher,  welche  wir  bei 
uns  als  Yucca  plicata,  pendula  und  glauca 
kultiviren.    Es   möchte  doch   vielleicht  von  Interesse 

37* 


292 


sien,  auch  die  übrigen  Arten  kennen  zu  lernen, 
welche  in  Angers  im  Freien  aushalten;  es  sind 
dieses:  Yucca  aloifoHa  mit  allen  Formen,  Y.  fi- 
lamentosa,  ebenfalls  mit  allen  Formen,  Y.  stricta 
(auch  als  canaliculata  in  den  Gärten),  Y.  flaccida 
und    Y.   Treculeana. 

Aiisnahmsweise  werden  allein  in  Töpfen  kulti- 
virt  und  im  Winter  unter  den  Schutz  eines  Ge- 
wächshauses gestellt:  alle  übrigen  nicht  im  Freien 
aushaltenden  Koniferen,  besonders  die  Podokarpus- 
Arten  der  Neuen  Welt.  Es  geschieht  dieses,  weil 
sich  der  Besitzer  speziell  dafür  interessirt. 

Leider  ist  das  4S  Morgen  umfassende  Grund- 
stück seit  einigen  Jahren  dicht  am  Hause  durch 
einen  breiten  Weg,  der  von  dem  Eisenbahnhofe 
nach  der  Stadt  führt,  in  zwei  ziemlich  gleiche  Ab- 
theilungen getheilt.  Der  Weg  ist  auf  beiden  Sei- 
ten mit  amerikanischen  Eschen  bepflanzt,  die,  wie 
es  scheint,  sich  zu  Alleen  vorzüglich  eignen.  Dass 
die  Eisenbahn,  welche  nach  Paris  tührt,  auch  unter 
einem  Theile  des  Gartens  hindurchgeht,  ist  eben- 
falls bemei-kt  worden.  Grade  auf  dem  Tunnel  ge- 
deihen die  immergrünen  Gehölze  vorzüglich.  Längs 
der  graden  W^ege  befinden  sich  die  Sammlungen 
der  verschiedenen  Gehölze  und  der  Fruchtbäume. 
Sie  stehen  unter  der  speziellen  Aufsicht  des  Be- 
sitzers, sowie  zweier  Obergärtner  (Contrematti-es) 
und  dienen  tlieils  zur  Vermehrung,  theils  aber  auch 
zur  beständigen   Kontrolc  der   Namen. 

Die  Sammlung  der  Fruchtbäurae  aus  der  Ab- 
theilung der  Kernobstsorten  ist,  abgesehen  von  der 
Reichhaltigkeit  der  Sorten,  auch  eine  Musterschule 
für  Jedermann,  wenn  man  sich  überzeugen  will,  wie 
Fruchtbäume  und  vor  Allem  die  Pvramiden  zu  be- 
handeln sind.  Hauptsache  ist,  wie  jeder  Obstzüch- 
ter von  selbst  weiss,  dass  Licht  und  Luft  allen 
Neubildungen  der  Pflanzen .  also  den  Knospen  im 
Frühjahre  zur  Entwickeluiig  der  Holz-  und  Frucht- 
triebe  und  den  Blüthen  und  Früchten  im  Sommer 
und  Herbste  leicht  zutreten  können.  Wie  sehr  wird 
aber  grade  hier  gefehlt.  Man  sehe  nur  bei  uns  die 
Pyramiden,  deren  Hauptäste  oft  dicht  von  Zweigen 
umgeben  sind,  dass  kaum  ein  Sonnenstrahl  durch- 
dringen kann.  Alle  Pyramiden  haben  hier  nur  .ö 
und  (3,  sehr  selten  7  Reihen  übereinander  stehen- 
der Aeste,  die  unmittelbar  die  Fruchtzweige  tragen. 
Dicht  an  diesen  Aesten  hängen  die  Aepfel  und 
Birnen,  welche,  da  hinlänglich  Raum  zwischen  je 
2  Reihen  von  Aesten  vorhanden  ist,  unmittelbar 
von  der  Sonne  beschienen  .werden  und  auch  einer 
frischen,   freien   Luft  stets  ausgesetzt  sind. 

Die  Sammlung  der  Gehölze  bietet  sehr  viel 
Interessantes  dar.  Da  die  Zahl  derselben  sehr 
gross  ist,  so  haben  sie  keineswegs  hier  Platz  genug 
gefunden,   und   es  mussten  noch  andere,  in  der  Nähe 


befindliche  Baumschulen  benutzt  werden,  um  die 
Wege  daselbst  ebenfalls  damit  zu  bepflanzen.  Haupt- 
sächlich sind  es  hier  die  Genera,  welche  Forst-  und 
Allee-Bäume  enthalten,  und  welche  hier  der  Reihe 
nach  gepflanzt  sind.  Bereits  haben  wir  über  14 
Tage  dazu  gebraucht,  um  allmählig  die  einzelnen 
Sammlungen  durchzugehen;  und  doch  konnte  es 
nur  flüchtig  geschehen.  Wir  können  nur  bedauern, 
dass  uns  nicht  noch  Wochen  geboten  sind,  um  um- 
fassendere Studien  hier  zu  machen.  Solche  schöne 
grosse  Exemplare,  wie  uns  vor  Allem  von  den  Ko- 
niferen geboten  wurden,  möchten  uns  wo  anders 
nicht  vorkommen.  Da  der  Besitzer  selbst  oder 
sein  Geschäftsführer,  Baptiste  Desportes,  uns 
auf  unseren  Wanderungen  oft  begleiteten,  ausserdem 
aber  der  Obergärtner  Pineau,  der  besonders  über 
die  Nomenklatur  zu  wachen  und  die  Vermehrung 
der  Blüthensträucher  durch  Stecklinge  oder  durch 
Veredeln  unter  sich  hat  und  uns  stets  über  die  ihm 
vorgelegten  Fragen  über  den  Zustand  der  Pflanzen 
während  ihrer  verschiedenen  Stadien  Auskunft  gab, 
so  waren  auch  unsere  alle  Tage  wiederholten  Wan- 
derungen Nutzen  bringend,  und  es  wurde  uns  selbst 
leicht,  eingehende  Studien  zu  machen.  Wir  füh- 
len uns  deshalb  gegen  den  Besitzer  zu  grossem 
Danke  verpflichtet,  um  so  mehr,  als  er  auch  nicht 
ängsthch  mit  seinen  Vermehrungsweisen  zurückhielt, 
wie  manche  Gärtner  bei  uns  thun,  sondern  uns 
Alles  auf  das  bereitwilligste  zeigte  und  erklärte. 
Man  wird  uns  zugeben,  dass  da,  wo  die  Vermeh- 
rungen und  die  Anzucht  so  grossartig,  wir  möch- 
ten sagen,  fabrikniässig  betrieben,  auch  Schliesslich 
die  besten  Weisen  gefunden  werden.  Der  freund- 
liche Besitzer  sagte  uns  in  seiner  Bescheidenheit, 
dass  diese  M'eisen  nicht  von  ihm  allein  ausgegangen 
seien;  ei  habe  viel  gereist  und  zwar  stets  mit  of- 
fenen Augen,  und  in  den  verschiedenen  Baum- 
schulen, die  er  besucht.  Manches  gefunden,  was 
ihn  eines  ]'>esseren  belehrt  habe.  Das  habe  er 
denn  jnit  nach  Hause  gebracht  und  es  zunächst 
seinem  betrett'cnden  Obergärtner  mitgetheilt,  um 
davon  selbst  Anwendung  zu  machen,  oder  durch  die 
ihm  untergebenen  Leute  Anwendung  machen  zu 
lassen. 

Wir  glauben  daher  im  Interesse  der  Liebhaber, 
aber  auch  unserer  Gärtner  zu  handeln,  wenn  wir 
hier  niittheilen,  was  wir  gesehen.  Sollte  sich  Man- 
ches darunter  befinden,  was  wir  auch  von  vorn- 
herein nicht  bezweifeln,  welches  schon  bekannt  ist, 
so  verzeihe  man  uns,  da  wir  nur  Laie,  nicht  Gärt- 
ner sind.  Es  möchten  sich  aber  doch  ausserdem 
unter  den  Lesern  der  Wochenschrift  noch  Manche 
befinden,   denen   es  doch   ebenfalls  unbekannt   war. 

Die  Vermehrung  geschieht  hier  durch  Samen, 
durch  Stecklinge   und  durch  Niederhaken  der  Zweige 


293 


in  die  Erde.  Die  meisten  Pflauzen  werden  aus  Sa- 
men gezogen;  sie  haben  den  Vorzug,  die  schönsten 
F^xempiare  zu  geben.  Es  gilt  dieses  namentlich  von 
den  Koniferen  und  vor  Allem  hier  von  denen,  de- 
ren Haiiptstengel  eine  andere  Form  hat,  als  die 
Aeste.  Und  doch  gibt  es  grade  auch  hier  Fälle, 
wo  es  umgekehrt  ist,  d.  h.  die  veredelten  oder 
Stecklingspflanzen  übertreffen  die  aus  Samen  gezo- 
genen an   Schönheit. 

Libocedrus  chileiisis  sieht,  wie  man  weiss, 
jung  sehr  schön  aus,  mit  dem  Alter  verlieren  sich 
aber  die  Reize.  Veredelt  man  sie  auf  Thuja  orien- 
talis,  so  bleibt  sie  auch  herangewachsen  schön  und 
verändert  ihr  Ansehen  nicht.  In  der  Sammlung  der 
Cupressineen  befinden  sich  2  Exemplare  von  7  Fuss 
Höhe  neben  einander,  das  eine  veredelt,  das  andere 
aus  Samen  gezogen :  der  Unterschied  im  Ansehen 
ist  frappant  zu  Gunsten  des  ersteren.  Dasselbe 
gilt  von  der  Thuja  gigantea.  Sonderbar,  dass 
die  feinern  Thuja  -  Arten  sämmtlich  auf  Thuja 
orientalis  weit  besser  wachsen  und  ein  besseres 
Ansehen  erhalten,  als  auf  der  näher  stehenden 
Thuja  occidentalis.  Thujopsis  dolabrata 
hingegen  gedeiht  am  besten  auf  Libocedrus  chi- 
lensis. 

Bei  uns  liebt  man  veredelte  Pflanzen  der  Pinus-, 
Abies-,  Larix-Arteu  nicht;  hier  geschieht  zum  Theil 
die  Vermehrung  gar  nicht  anders ;  und  bei  den  Arten, 
wo  man  keinen  Samen  besitzt  hat  sich  schon  nach 
5  und  (J  Jahren  die  ursprüngliche  Seiteuachse  in 
eine  Primärachse  umgewandelt,  d.  h.  das  aufgesetzte 
Reis  wächst  und  nimmt  schliesslich  das  Ansehen 
eines  aus  Samen  entstandenen  Exeniplares  an.  Nur 
die  Abies  mit  hängenden  Zapfen .  also  die  Roth- 
Tannen  sind  schwierig  in  ihrer  Vennehrung,  wäh- 
rend die  mit  stehenden  Zapfen,  also  die  Weiss- 
Tannen,  sehr  leicht  anwachsen.  Die  Veredlung  ist 
hier  sehr  einfach  und  geschieht  auf  dieselbe  Weise, 
wie  man  es  bei  uns  mit  den  Azaleen  und  andern 
hartholzigen  Blüthensträucheni  macht,  nämlich  durch 
das  sogenannte  Spitzen,  indem  man  einen  seitlichen, 
ziemlicli  tiefen  Schnitt  in  den  A\'ildling  macht  mid  das 
dazu  zugeschnittene  Edelreis  einsetzt,  um  beide 
Theile  dann  mit  einem  Faden  in  der  Lage  festzu- 
halten. Araukaiien  behalten  jedoch  veredelt  oder 
als  Stecklinge  ihre  seitlichen  Formen  und  dürfen 
nicht  so   vermehrt  werden. 

Sonst  vermehrt  man  Tannen,  Lärchen  u.  s.  w. 
auch  durch  Niederhacken.  Zu  diesem  Zwecke  nimmt 
man  etwas  über  die  Hälfte  gereiftes  Holz,  sticht 
das  Messer  in  der  Mitte  ein  und  schneidet  schief 
nach  der  einen  äussern  Seite  heraus.  Hierauf  dreht 
man  die  andere  unversehrt  gebliebene  Hälfte  einmal 
um  die  Achse  und  drückt  den  Zweig  oder  den 
Ast  an    dem    sich    die    auf  diese  Weise  behandelten 


Zweige  befinden,  in  die  Erde.  Hier  geschieht  diese 
Operation  schon  im  Juni,  bei  uns  müsste  sie  wohl 
wenigstens  einen  Monat  später  gemacht  werden,  bis 
eben  das  Holz  so  weit  gereift  ist,  oder  man  müsste 
bei  Endzweigen  den  Theil  durchschneiden,  der  die 
verlangten  Eigenschaften  besitzt.  Für  die  Kann'l- 
lien  ist  es  hier  den  25.  Juni  geschehen.  Ist  das 
Holz  zu  reif,  so  bildet  sich  nur  schwierig  Callus, 
ist  es  aber  noch  zu  weich,  so  fault  es.  Eben  wur- 
den prächtig  angewachsene  Stecklinge  von  Larix 
Kaempferi  und  Abies  Jezoensis  abgenommen 
und  verpflanzt,  die  in  der  That  nichts  zu  wünschen 
übrig  Hessen.  Die  zuletzt  genannte  Pflanze  gedeiht 
auch  vorzüglich  auf  Abies  pectinata;  unsere 
Fidel-  oder  Weisstanne  ist  überhaupt  am  besten  als 
Unterlage  geeignet,  wälirend  unsere  gewöhnliche 
Kiefer  für  alle  amerikanische,  2-  und  mehrnadeligen 
Arten  eine  gute  Unterlage  gibt.  Junipcrus  vir- 
giniana  ist  dagegen,  da  sie  ganz  vorzüglich  rasch 
und  gut  Wurzeln  treibt,  die  beste  Unterlage  für 
alle  feineren  Juniperus-  und  Cupressus-Arten.  Alle 
Dammara- Arten  wachsen  sehr  gut  auf  Arauca- 
ria  imbricata. 

Interessant  waren  die  Versuche,  welche  mit  der 
Veredlung  der  Wellingtonia  gemacht  wurden. 
Auf  Cryptomeria  wollte  sie  nicht,  ebenso  wenig 
als  auf  Taxodium  sempervirens  gedeihen;  ganz 
vorzüglich  kommt  sie  jedoch  auf  Taxodium  di- 
stichum  fort.  3  auf  genannte  3  Pflanzen  veredelte 
Wellingtonien  Hessen  den  Unterschied  deutlich  wahr- 
nehmen. Es  bestätigte  dieses  wiederum  eine  Er- 
fahrung, welche  A.  Leroy  im  Verlaufe  seiner  lan- 
gen Wirksamkeit  so  oft  gemacht,  dass  nah  ver- 
wandte Arten  mit  immergrünen  Blättern  auf  Un- 
terlagen mit  abfallenden  Blättern  vorzüglich  gedei- 
hen, während  die  letztern  auf  Unteidagen  der  erste- 
ren kaum  anwachsen.  Es  würde  zu  weit  führen, 
die  mancherlei  Beispiele  hier  namentlich  aufzuführen. 

Es  gibt  ferner  eine  kleine  Reihe  von  Pflanzen, 
die  mit  einer  grossen  Leichtigkeit  viele  verwandte 
Arten  annehmen  und  mit  ihnen  rasch  verwachsen, 
während  sie  selbst  von  diesen  gar  nicht  angenom- 
men werden.  Es  ist  dieses  unter  den  Pomaceen 
die  Quitte,  unter  den  Oleaceen  Fraxinus  Ornus 
und  unter  den  breitzweigigen  Cupressineen  Thuja 
Orientalis,  unter  den  übrigen  Juniperus  vir- 
giniana.  PjS  finden  sich  in  Angers  auf  Fraxinus 
Ornus  veredelte  Exemplare  der  Syringa  Josikaea 
imd  des  Chimonanthus  fragrans  vor,  welche 
gegen  20  Jahre  alt  sind.  Kirschlorbeer  ist  bekannt- 
lich nur  ein  Strauch.  Säet  man  daher  Samen  da- 
von aus,  so  erhält  man  auch  nur  stiauchartige 
Exemplare;  macht  man  aber  Stecklinge,  so  bekommt  man 
mit  leichter  Mühe  einen  Baum.  Es  gilt  dieses  auch 
von   andern,  besonders  immergrünen   Sträuchern. 


294 


Wir  könnten  leicht  noch  andere  Erfahrungen 
anführen,  die  uns  zwar  bekannt  si^heinen,  manchem 
Leser  der  Woclienschrift  aber  unbekannt  sein  raöcli- 
teu,  sehen  uns  jedoch  wegen  des  knapp  zugemesse- 
nen Kaumes  gezwungen,  uns  auf  das  Gesagte  zu 
beschränken,  um  aucii  für  die  eigentliche  Beschrei- 
bung der  weitläufigen  Baumschulen  noch  Platz  zu 
haben.  Ich  bemerke  nur  noch,  dass  seit  mehrern 
Wochen  schon  Stecklinge  von  Gehölzen  mit  abfal- 
lenden Blättern  gemacht  werden.  Unter  grossen 
Glasglocken  sehe  ich  dagegen  Stecklinge  von  zar- 
teren Pflanzen  mit  immergrünen  Blättern.  Rosen- 
stecklinge  ohne  Ausnahme  macht  man  alsbald  nach  der 
Blüthe.  Ausserdem  fängt  man  auch  jetzt  hier  an, 
sich  der  Manetti-Rose  als  Unterlage  zu  bedienen. 
Diese  hat  den  sehr  grossen  Vortheil,  dass  ihre  Steck- 
linge ebenso  leicht  fest,  als  die  der  Weide,  wachsen 
und  dabei  mit  gleicher  Raschheit.  Was  die  Ma- 
netti-Rose ist,  wagen  wir  noch  nicht  zu  entscheiden, 
auf  jeden  Fall  aber  eine  in  Italien  wildwachsende 
Art.  So  theilte  uns  auch  Manetti  selbst,  der  frü- 
here Direktor  des  Gartens  in  Monza  bei  Mailand, 
mit.  Was  wir  bei  uns  in  Berlin  als  Manetti-Rose 
haben,  ist   eine   ganz  andere  Art. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Ueber 


Ueberwiuterung  wurde  im  warmen  Hause  bei  12 
bis  15°  und  in  einem  gemässigten  bei  8  bis  10" 
versucht,  wobei  sich  ergab,  dass  ein  kühlerer  Stand- 
ort der  Pflanze  mehr  zusagt.  Sie  ist  hier  in  Erde, 
die  zu  gleichen  Theilen  aus  Laub-  und  Plaideerde 
besteht,  recht  gut  gediehen:  im  Winter,  wo  die 
meisten  der  älteren  Blätter  absterben,  bedarf  sie 
wenig  des  Begiessens,  dahingegen  scheint  sie  im 
Sommer  gern  feucht  stehen  zu  wollen;  im  Frühling 
wurden  die  Pflanzen  einzeln  in  Töpfe  versetzt  und 
unter  Fenster  auf  ein  halbwarmes  Mistbeet  gestellt, 
nach  dem  Anwachsen  aber  ganz  der  freien  Luft 
und   Sonne  ausgesetzt. 


die  Einfiiiiriiiig  und  Kultur 

der 

Torenia  plantaginea  Benth.   (Ceratostigma  plantaginea 
Höchst.). 

Von  C.   Bouche,    Iii-spektor   des   Köuigl.    botanischen    Gartens 
zu  Berlin. 

Es  ist  eine  überaus  zierliche  Pflanze,  deren 
spathelförmige,  etwas  zugespitzte,  fast  glatte,  am 
Rande  gewimperte  Blätter  sich  dicht  über  dem  Bo- 
den in  horizontaler  Lage  ausbreiten  und  paarweise 
gegenüberstehen ;  aus  der  Mitte  der  Pflanze  erschei- 
nen, wie  es  scheint  nach  und  nach,  viele  Blumen; 
jeder  Schaft  trägt  nur  eine  derselben  und  ist  1  bis 
1^  Zoll  hoch;  die  Blumen  sind  blau,  das  Labellum 
dunkelblau  mit  weiss  und  hellblau  sestreift,  und 
nach  dem  Schlünde  zu  mit  zierlicher  gelber  Zeich- 
nung versehen;  die  Oberlippe  ist  bedeutend  kleiner 
und  von   dunkelblauer  Farbe. 

Den  Samen  dieses  Pflänzchcns,  dessen  Habitus 
vor  der  Blüthe  an  Plantago  major  erinnert,  erhielt 
der  königl.  botanische  Garten  im  vorigen  Jahre 
von  dem  leider  in  Afrika  verunglückten  Dr.  Steud- 
ner,  welcher  ihn  am  weissen  Nil  sammelte.  Im  Juli 
erst  ausgesäet,  keimte  er  bald  sehr  reichlich;  die 
Pflänzchen  wurden  piquirt  und  bildeten  noch  bis 
zum    Herbste    kleine     1    Zoll    breite    Rosetten;    die 


Illustration  horticole. 

Jahrgang   1864,    1.  Hälfte. 

(Schluss.) 

Unter  den  Pflanzen,  welche  in  der  1.  Hälfte 
des  Jahrganges  1864  abgebildet  sind,  befindet  sich 
ein  anderer  Blütheustrauch,  der  ebenfalls  in  hohem 
Grade  Elmpfehlung  verdient.  Es  ist  dieses  die  ge- 
füllte Form  der  bei  uns  so  sehr  beliebten  Deutzia 
crenata  Ttab.  .^89\  Der  bekannte  Reisfinrip  in 
China,  Fortune,  hat  sie  zuerst  in  England  einge- 
führt, wo  sie  die  bekannte  Handelsgärtnerei  von 
Standish  in  Ascot  (Grafschaft  Berkshire)  und  Bag- 
shot  (Grafschaft  Surray)  in   den  Handel  brachte. 

Von  Aucuba  japonica  L.,  von  der  wir  seit 
sehr  langer  Zeit  schon  die  weibliche  Pflanze  mit 
gefleckten  Blättern  kannten,  haben  die  Reisenden 
v.  Siebold  und  Fortune  in  den  letzten  Jahren 
eine  Reihe  von  Formen  und  Abarten  in  den  Han- 
del gebracht,  welche  sämmtlich  das  Interesse  dei- 
Liebhaber  in  Anspruch  nehmen.  Von  der  weibli- 
chen Pflanze  mit  ungefleckten  Blättern  hatte  A. 
Verschaffelt  in  der  grossen  Brüsseler  Ausstel- 
lung eine  stattliche  Schaupflanze,  mit  Beeren  dicht 
besetzt,  ausgestellt,  welche  mit  Recht  die  Aufmerk- 
samkeit der  Liebhaber  und  Blumenfreunde  in  ho- 
hem Grade  auf  sich  zog.  Von  dieser  Schaupflanze 
hat  jetzt  A.  Verschaffelt  einen  Zweig  abgebildet 
(tab.  399),  der  wohl  im  Stande  ist,  einen  Begrifl' 
von  der  Schönheit  der  Pflanze  zu  geben.  Interes- 
sant war  es,  dass  sich  an  der  Pflanze  die  längli- 
chen, denen  einer  ivornelkirsche  (Cornus  mascula) 
nicht  unähnlichen  Früchte  von  prächtiger  rother 
Farbe  und  die  unscheinlichen  braunen  Blüthen  zu 
gleicher  Zeit  befanden. 

Der  Kunst-  und  Handelsgärtner  Clement  in 
Ixelles,  einer  Vorstadt  von  Brüssel,  hatte  bei  Ge- 
legenheit einer  Ausstellung  der  Linn^'schen  Gesell- 
schaft in  Brüssel   einige  Fuchsien  ausgestellt,  wel- 


295 


che  allgemeinen  Beilall  fanden  und  auch  einen  Preis 
erhielten.  A.  Verschat'felt  hat  ihr  Verkaufsrecht 
sich  erworben  und  bringt  sie  eben  in  den  Handel 
(tab.  395).  3  von  ihnen,  Marquis  de  Bellefont, 
Monsieur  d'Offoy  und  grandis,  sind  gefüllt  und 
haben  grosse  rothe  Kelchblätter,  während  die  Blu- 
menblätter ebenfalls  an  der  Basis  roth,  aber  all- 
niählig  in  blau  und  lila-blau  erscheinen.  Der  Kelch 
bei  Mad.  Wagner  hingegen  ist  weiss  mit  grünli- 
chen Spitzen,  die  ebenfalls  weissen  Kronblätter  ha- 
ben am  Eande  jedoch  eine  rothe,  sich  allmählig  ver- 
lierende Zeichnung. 

Saxifraga  Fortunei  var.  tricolor  der  eng- 
lischen Gärten  (tab.  389)  haben  wir  neuerdings  viel 
gesehen.  Es  ist  weiter  nichts,  als  die  weiss  und 
roth  gezeichnete  Form  der  alten  Linne' sehen  S. 
sarnientosa,  welche  bereits  in  der  Mitte  der  zwei- 
ten Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  aus  ihrem  Va- 
terlande (Japan  und  Chinal  eingeführt  wurde  und 
als  Ampelpflanze  vielfach  vei-wendet  wird.  Nichts 
desto  weniger  ist  die  buntblättrige  Abart  doch  eine 
unserer  besseren  neueren  Akquisitionen.  Wie  der 
Name  sagt,  verdankt  man  ihre  Einführung  wieder 
dem  Reisenden  Fortune,  in  Handel  gebracht  wurde 
sie  aber  durch  den  mehrfach  genannten  englischen 
Handelsgärtner  S  t a n d i s h. 

Unter  dem  Namen  Aquilegia  spectabilis 
hat  Lemaire  einen  Akelei  beschrieben  (tab.  403), 
den  wir  von  A.  glandulosa  Fisch,  nicht  zu  un- 
terscheiden vermögen.  Diese  ist  eine  sibirische 
Pflanze,  welche  dort  und  im  Norden  China's  eine 
grosse  Verbreitung  besitzt.  Wahrscheinlich  ist  sie 
aber  auch  im  Hinialaya-Gebi)-ge,  welches  überhaupt 
eine  Menge  Pflanzen  mit  dem  Altai  gemein  hat,  zu 
Hause.  Die  von  dort  beschriebenen  Arten:  A. 
Moorkroftiana  Wall.,  pubiflora  Wall.,  kanao- 
rensis  Jacq.,  fragrans  Bentli.  und  glauca  sind 
kaum  Formen  einer  in  Farbe  und  Form  der  Blu- 
menblätter sehr  variirenden  Art,  die  identisch  ist 
mit  A.  glandulosa,  zu  der  übrigens  auch  A.  ju- 
cunda  F.  et  M.  (ebenfalls  in  Sibirien  einheimisch) 
gehört.  Wahrscheinlich  kommt  dieselbe  Pflanze 
auch  in  Persien  vor.  In  Armenien  haben  wir  sie 
nicht  gesehen,  wohl  aber  in  Kleiuasien  und  im 
pontischen  Gebirge,  woher  sie  wiederum  als  A. 
olympica  Boiss.  und  A.  Wittmanniana  (bon. 
jard.  1848)  beschrieben  wurde  und  in  die  Gärten 
gekommen  ist.  Daselbst  wurde  sie  übrigens  auch 
als  A.  grandifolia,  speciosa  und  bicolor  Pers. 
(s.  Biedenf.   Gartenjahrb.   II,  S.  16)   kultivirt. 

Dianthus  cincinnatus,  d.  h.  die  gekräuselte 
Nelke  hat  Lemaire  eine  perennirende  Nelke  ge- 
nannt, die  sich  in  der  Form  der  Blüthe  und  im 
ganzen  Bau  kaum  von  D.  Heddewigii  laciniatus 
unterscheidet.     Sie  stammt  ebenfalls  aus  Japan,  wo- 


her sie  Makoy  &  Co.  in  Lüttich  erhalten  haben, 
und  scheint  nicht  so  leicht  im  Freien  zu  gedeihen, 
als  genannte  Art.  Auch  D.  Heddewigii  und  sinen- 
sis, von  der  diese  gewiss  nur  eine  Form  darstellt, 
sind  ursprünglich  2-jährig  und  könnten  selbst  unter 
günstigen  Umständen  mehrjährig  sein.  Wir  wiesen 
überhaupt,  dass  viele  in  den  wärmeren  Ländern 
der  gemässigten  Zone  wachsende  Stauden  im  ersten 
Jahre  blühen  und  sich  demnach  bei  uns  auch  als 
einjährige  Pflanzen  verhalten  können.  Sollte  es 
demnach  nicht  auch  bei  dem  D.  cincinnatus  der 
Fall  sein? 

Wir  haben  bereits  über  die  Chineser  Nelke  uns 
in  einer  besonderen  Abhandlung  ausgesprochen  (s.  2. 
Jahrg.  S.  313)  und  das  Geschichtliche  mitgetheilt. 
Wir  sind  jetzt  noch  mehr  der  Meinung,  dass  die 
zuerst  von  Tournefort  beschriebene  Nelke  aus 
China,  so  wie  die,  welche  wiederum  im  2.  Jahrze- 
hend  dieses  Jahrhundertes  als  Dianthus  japoni- 
cus  beschrieben  wurde,  mit  dem  Dianthus  Hed- 
dewigii identisch   sind. 

Kamellien  sind  wiederum  3  Sorten  abgebildet. 
C.  Ninfa  del  Tebro  wurde  in  Rom  von  del 
Granda  gezüchtet.  Sie  soll  sehr  leicht  und  reich- 
lich blühen.  Ihre  Farbe  ist  ein  frisches  Fleischroth 
bei  regelmässigem,  schön  ziegeiförmigem  Bau  (tab. 
392),  C.  Petazzi,  welche  A.  Verschaffelt  eben- 
falls aus  Italien  erhalten  hat,  besitzt  dagegen  bei 
ebenfalls  regelmässigem  Bau  eine  hellrothe  Farbe, 
die  jedoch  bei  den  in  der  Mitte  stehenden  Blumen- 
blättern durch  weisse  Längsstreifen  unterbrochen 
ist.  C.  alba  ornatissima  zeigt  ebenfalls  den  re- 
gelmässigsten  Bau  und  besitzt  wie  auch  der  Name 
schon  sagt,  eine  blendend-weisse  Farbe.  Auch  sie 
hat  ihren  Ursprung  in   Italien  gehabt. 

Schizostylis  coccinea  Backh.  et  Harv.  (tab. 
394)  ist  eine  eigenthünillche  Iridee,  welche  wohl 
den  Gladiolus- Arten  nahesteht.  Sie  stammt  aus  dem 
Kafterlande,  also  aus  dem  südlichen  Afrika,  und 
wurde  von  Seiten  der  Handelsgärtnerei  Backhouse 
&  Sohn  In  York  dem  botanischen  Garten  zu  Kew 
mitgetheilt.  Die  Wurzel  scheint  knolliger  Natur 
zu  sein  und  bringt  einen  bis  3  Fuss  hohen  Stengel 
mit  schmalen,  linieuförmigen  und  mit  einem  ge- 
kielten Mittelnerv  versehenen  Blättern,  die  allmäh- 
lig kleiner  und  zuletzt  Deckblätter  werden,  hervor. 
Aus  den  Winkeln  der  letzteren  kommen  die  gros- 
sen, ziemlich  regelmässigen  Blüthen  von  rother 
Farbe  hervor  und  bilden  zu  10  bis  14  eine  Aehre. 
Stenogastra  coneinua  Hook,  haben  wir 
schon  im  4.  Jahrgange  der  Wochenschrift  (S.  230) 
angezeigt  und  auch  mitgetheilt,  dass  sie  zuerst  von 
Hamburg  nach  England  gekommen  ist.  Von  ihr 
ist  bereits  eine  Form'  durch  Veitch  in  den  Handel 
gekommen,    welche  sich  durch   robusteren  Bau  und 


296 


\-iolette  Blütlieu  von  der  Hauptart  unterscheidet  und 
den  Namen  St.  multiflora  erlialten  hat.  Dass  diese 
Form  einen  Blendhng  mit  der  Mandirola  lauata  dar- 
stellen  soll,   bezweifeln    wir. 

Ceropegia  Gardneri  Thwait.  ist  eine  Schling- 
pflanze aus  der  Familie  der  Asklepiadeen  und  von 
der  Insel  Ceylon  stammend.  Wir  haben  von  ihr 
(5.  Jahrg.  S.  280)  ebenfalls  schon  gesprochen.  Die 
weissen  und  braungefleckten  Blüthen  sind  weniger 
schön,  als  vielmehr  interessant,  und  dürften  dem 
Botaniker  mehr  als  dem   Liebhaber  gefallen. 

Jacaranda  digi taliflora  Lem.  (tab.  393) 
kommt  in  den  Gärten  meist  als  Jacaranda  Ca- 
roba  und  gloxiniaeflora  vor  und  bildet  einen 
niedrigen  Baum  mit  grossen  doppelt-gefiederten  Blät- 
tern, deren  Fiederblättchen  eine  breit-elliptische  Ge- 
stalt besitzen  und  am  Rande  grob  gesägt  sind.  Die 
bauchig -röhrigen  und  etwas  gekrümmten  Blüthen 
Laben  eine  hellviolette  Farbe  und  die  bedeutende 
Länge  von  über  3  Zoll  bei  einem  oberen  Durch- 
messer von  22  Linien.  Allerdings  mag  die  Pflanze, 
zumal  der  gipfelständige  Blüthenstand  1|  Fuss  Höhe 
besitzt,  sehr  imponiren  und  Besitzern  von  Gewächs- 
häusern zu  empfehlen  sein.  Sie  stammt  aus  der 
brasilianischen  Provinz  St.  Katharina  und  wurde 
von  dem  jetzigen  Obergärtner  daselbst,  Fran^ois 
Dcvos,  entdeckt. 

Dieffenbachia  Baraquiniana  Lam.  (t.  387) 
soll  nach  Schott  D.  humilis  Poepp.  sein.  Wir 
bezweifehi  es,  da  wir  in  Belgien  unter  diesem  Na- 
men eine  andere  Pflanze  gesehen  haben,  welche 
mehr  mit  der  Beschreibung  genannter  Pflanze  über- 
einstimmte. D.  Baraquiniana  hat  im  Gegentheil 
weit  mehr  Aehnlichkeit  mit  der  D.  robusta  C. 
Koch  oder  Seguine  Schott  und  wächst,  wie  diese, 
zur  kräftigen  Pflanze  rasch  heran.  Ein  wunder- 
schönes Exemplar  hatte  A.  Verscliaffelt  in  Brüs- 
sel in  der  dortigen  grossen  Ausstellung.  Blattstiele 
und  Nerven  besitzen  eine  milchweisse  Farbe,  die 
sicli  aber  ausserdem  noch  durch  weisse  Längsflecken 
auf  der  Oberfläche  der  Blätter  kund  gibt.  Entdeckt 
wurde  die  Art  in  der  brasilianischen  Provinz  Para. 
Cattleya  elegans  Gh.  Morr.  (tab.  402)  ist 
eine  Laelia,  die  auch  der  jüngere  11  eiche nb ach 
in  Hamburg  als  solche  bezeichnet  hat.  Sie  ist  bei 
uns  hinUhighch  bekannt  und  verdient  wegen  ihrer 
Schönheit  ihren  Namen.  Die  grossen,  schönen  Blü- 
then haben,  mit  Ausnahme  der  tiefpurpur- violetten 
und  weissumsäumten  Lippe,  eine  hellviolette  Farbe. 
Sie  wurde  schon  im  Jahre  1847  von  der  brasiliani- 
schen Insel  St.  Katharina  durch  den  oben  genann- 
ten  Obergärtner  Devos    bei    dem    Gründer    des  A. 


Verschaffelt'schen   Etablissements   und    Vater   des 
jetzigen  Besitzers  eingeführt. 

Iriartea  ventricosa  Mart.  (tab.  4(»0j  ist  un- 
bedingt eine  der  hübschesten  Palmen  mit  schlankem 
Stamme,  welcher  an  der  Basis  sich  vielfach  in  zur 
Erde  hinabsteigende  Aeste  (die  emporgehobene  Wur- 
zel) theilt.  Gewöhnlich  belegt  man  deshalb  diese 
Palmen  mit  dem  Namen  der  Stelzenpalmen.  Weil 
oberhalb  der  Mitte  des  Stammes  eine  bauchige  Ver- 
dickung vorhanden  ist,  hat  sie  den  Beinamen  „ven- 
tricosa" erhalten.  Entdeckt  wurde  sie  in  Brasilien 
in  dem  2.  Jahrzehend  dieses  Jahrhundertes  schon 
von   den   bekannten  Reisenden    Spix  und  Martins. 

Es  bleiben  uns  schliesslich  noch  2  Früchte  übi'ig, 
welche  in  der  1.  Hälfte  des  Jahrganges  1864  ab- 
gebildet und  empfohlen  sind.  Brugnon  Victoria 
(tab.  391)  wurde  von  dem  bekannten  Pomologen 
und  Obstzüchter  in  den  Obsttreibereien  der  Köni- 
gin Victoi-ia  in  Sawbrigde  worth,R  i  v  e  r  s,  im  Jahre  1858 
durch  eine  Befruchtung  der  Nectarine  violette  hative 
mit  der  bekannten  Stanwick  erhalten  und  erhielt 
wegen  der  ausgezeichneten  Eigenschaften  den  Na- 
men Brugnon  Victoria.  Die  Früchte  werden  sehr 
gross  und  erhalten  bei  sonst  goldgelber  Farbe  eine 
herrliche  Röthe. 

Beurr^  Spae  (tab.  401)  ist  eine  vor  ungefähr 
10  Jahren  von  dem  Handelsgärtner  Spae  in  Gent 
gezüchtete  Buttcrbirn  von  echter  Birngestalt  und 
von  der  Grösse  der  Napoleons  Butterbirn.  Die 
Hauptfarbe  ist  zwar  ein  Gelb,  was  aber  auf  der 
Sonnenseite  sich  mehr  oder  weniger  in  tiefes  Braun 
umwandelt.  Ausserdem  finden  sich  aber  noch  auf 
der  Oberfläche  der  Frucht  bräunliche  Punkte  und 
graubraune,  so  wie  andere  unregelmässige  Flecken. 
Das  sehr  saftige,  hellgelbe  Fleisch  ist  fein  und  be- 
sitzt einen  aromatischen  Geschmack.  Reifzeit  sind 
Oktober  und  November.  Der  Baum  wächst  sehr 
kräftig  und  trägt  ungemein  reichlich.  Da  er  gegen 
Witterungs-Einflüsse  nicht  empfindlich  ist,  so  kann 
er    auch    sehr    gut   als  Hochstamm    benutzt  werden. 


Liliuiu  aiinituin  Lindl. 

Diese  von  dem  Jüngern  Veitch  aus  Japan  ein- 
geführte Lilie,  auf  welche  schon  mehre  Male  in 
diesen  Blättern  aufmerksam  gemacht  worden  ist, 
blüht  jetzt  wiederum  bei  dem  Kunst-  und  Handels- 
gärtner Louis  Mathieu  (Neue  Grünstr.  36).  Der 
kräftige  Blüthenstiel  trägt  18  Bliitben,  von  denen 
8  momentan  entfaltet  sind.  Wir  unterlassen  daher 
nicht,   Liebhaber  darauf  aufmerksam   zu  machen. 


Verlag  von  Karl  Wiegaudt  in  Berlin, 
Kommandanten-StrasBe  No.  G2. 


Druck  der  C   Feiste  r '.sehen  Buehdnickerei  in   Berlin, 
Zieten-Flatz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Konigl.  Prenssischen  Staaten 


für 


fvärtnerei  und  Pflaiizeiikuiide« 

Redakteur  : 
Fi-olessor  Dr.  Karl  Ivocli, 

Gencral-Sekretair  des  Vereines. 


No.  38. 


Berlin,  den   24.  September 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel .   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt;      Ueber   Vermehrung   der  Encephalartos.     Vom  Inspektor   des   Königl.    botanischen   Gartens   zu  Berlin,    C.  Bouch^.  — 

Wie  behandelt  mau  die  Kamellien,  um   viel  Knospen  zu  erhalten  und  wie  verhindert  man  deren  Abfallen.     Vortrag,  ge- 
halten vom  Kunstgärtner  Dam  mann  zu  Görlitz.  —  Die  Baumschulen    von  Andre  Lere  3-  in  Angers.     (Schluss.) 


Sonntag,  ilen  25.  Seiitcuiber,  .llittags  ^13  Ihr,   liuilet  im  l'alnienhausc  iles  botanischen  Gartens  eine  Versammlung 
des  Vereines  zur  Beförilerung  des  Gartenbaues  statt,  wozu  die  geehrten  init;;lieder  eingeladen  werden. 


Ueber 

Vermehrung  der  Encephalartos. 

Vom  Inspektor  des  Königl.  botanischen   Gartens  zu  Berlin, 
C.   Bouche. 

Dass  die  Eiiceplialartos-,  Zamia-,  Ceratozaiiiia- 
imd  Dipsacozamia-Arten  sich  durch  die  Scliuppen, 
womit  die  Stamme  bedeckt  sind,  vermehren  lassen, 
ist  eine  längst  bekannte  Sache,  denn  schon  Fal- 
dermann,  früherer  Obergärtner  in  St.  Petersburg, 
theilte  in  den  ersten  Jahrgängen  der  Verhandlungen 
des  Vereines  (3.  Band,  7.  Lieferung  p.  312,  1827) 
mit,  dass  er  aus  einem  bei  der  grossen  Ueber- 
schwemmung  des  Petersburger  Gartens  im  Novem- 
ber 1824  zu  (.4  runde  gegangenen  Stamme  des 
Encephalartos  (Zamia)  horridus,  obgleich  das  Mark 
desselben  vollständig  ausgefault  war,  aus  den  Schup- 
pen oder  Blattbasen  IG  bis  20  junge  Pflanzen 
gezogen  habe;  auch  ich  habe  schon  früher  einige 
Arten  dieser  Familie  auf  diese  Weise  vermehrt, 
ohne  zu  ahnen,  dass  sich  auch  auf  andere  Weise 
die  Vermehrung  bewirken  lässt. 

Man  gelaugt  meistens  nur  zu  Schuppen,  welche 
zur  Vermehrung  tauglich  sind,  wenn  zufällig  eine 
Pflanze  durch  Fäulniss  des  Gipfels  und  des  Markes 
im  Stamme  eingeht,  denn  die  Schuppen  von  einer 
gesunden  Pflanze  zu  trennen,  ist  nicht  nur  sehr 
schwierig,  sondern  auch  nicht  ohne  Gefahr  für  diese 
selbst  ausführbar,  weil  der  Stamm  stets  grosse  Ver- 
letzungen erleidet.  ; 

Eine    andere    Vermehrungsart    dieser    Pflanzen,    j 


die  ich  durcli  Zufall  zu  entdecken  und  zu  beobach- 
ten Gelegenheit  hatte,  ist  ganz  gefahrlos  an  jeder 
Pflanze  auszuführen,  und  kann  höchstens  der  Nach- 
theil entstellen,  dass  sie  einiger  ihrer  Blätter  be- 
raubt  wird. 

Vor  einigen  Wochen  Hess  ich  im  hiesigen  Pal- 
menhause einen  Encephalartos  Alteusteini  in  ein 
grösseres  Gefäss  setzen,  nachdem  die  Arbeit  fast 
vollendet  war,  brach  einer  der  ältesten  Wedel  ab 
und  wurde  bei  Seite  geworfen ;  als  ich  mich  über- 
zeugen wollte,  wodurch  das  Abbrechen  desselben 
wohl  geschehen  sein  könnte,  fand  ich,  dass  der 
Wedel  an  seiner  Basis,  und  zwar  an  der  Stelle,  wo 
er  sich  nach  dem  Absterben  von  den  Stammschup- 
pen zu  trennen  pflegt,  von  unten  her  bis  zur 
Hälfte  seines  Durchmessers  schon  vor  langer  Zeit 
eingebrochen,  und  nur  noch  durch  die  obere 
Plälfte  mit  dem  Stamme  in  Verbindung  geblieben 
war.  Da  nun  in  Folge  des  Bruches  die  Zuströ- 
mung  des  Saftes  eine  Störung  erlitten  hatte ,  so 
hatten  sich  an  der  Unterseite  der  verdickten  We- 
delbasis drei,  einen  Zoll  lange  Wurzeln  gebildet. 
Ich  habe  den  W^edel  sogleich  eingepflanzt,  auf  ein 
warmes  Beet  gestellt  und  zweifele  nicht,  dass  er 
austreiben   wird. 

Zur  weiteren  Feststellung  dieses  Falles  sind  nun 
mehre  Wedel  dieser  Pflanze  eingeschnitten;  so  bald 
sich  meine  Vermuthung,  auf  diese  Weise  junge 
Pflanzen  zu  ziehen,  bestätigen  wird,  werde  ich  mir 
erlauben,  die   Erfolge  später  mitzutheilen. 


38 


298 


Wie  6pf)ttu})cft  iimn  die  JCaiiiflTien, 

um  viel  kiiospcii  zu  erhalten  iiikI  nie  rerliiodcrt  man 
deren  Abfallen. 

Vortrag,    gehalten   in    der  Juui-.Sitzuiig   des  Gartenbau-Vereines 
für   die,  Oberlausitz    vom   KunstgUrtiior  Dammann   zu  Görlitz. 

Die  Kamcllie  ist  unstreitig  eine  derjenigen  Pflan- 
zen, welche  in  keiner  Gärtnerei  t'elilen  dürften,  lei- 
der aber  scheuen  viele  die  ersten  Auslagen  für  die- 
selben, oder  kennen  den  Werth  der  Pflanzen  zu 
wenig. 

Für  Haudelsgärtiiereien  ist  besonders  die  Ka- 
mellie  eine  Pflanze,  die  durchaus  nicht  fehlen  darf; 
wenn  auch  deren  Blumen  nicht  überall  zum  Bin- 
den von  Bouquets  und  Kränzen  zu  verwenden  sind, 
so  ist  der  reiche  Blüthenflor  derselben  doch  schon 
lohnend  genug,  um  sie,  wenn  auch  nur  einigermas- 
sen,  mit  Fleiss  und   Liebe  zu   behandeln. 

Wir  sehen  oft  in  Gärtnereien  Kamellien,  welche 
leider  iu  einem  so  trostlosen  Zustande  sich  befin- 
den ,  dass  weder  ein  frisches  Grün,  noch  reichliche 
Blüthen  von  denselben  zu  erwarten  sind.  Fragen  wir 
nach  der  Ursache  dieser  Erscheinung,  so  werden 
verschiedene  Gründe  geltend  gemacht:  einmal  liebt 
der  Besitzer  nicht,  dass  viel  Zeit  zur  Kultur  der 
Kamellien  verwendet  werde,  anderntheils  liegt  es 
aber  auch  an  dem  Gärtner,  welcher,  wenn  ihm  auch 
noch  so  wenig  Zeit  übrig  bleibt,  dennoch  aus  Liebe 
zu  den  Pflanzen  suchen  sollte,  mehr  Pflege  auf 
dieselben  zu  verwenden. 

Ich  will  versuchen,  ein  Verfahren  hier  mitzu- 
theilen,  welches  mir  stets  hübsche  Pflanzen  und 
reichliche  Knospen  an    denselben  geliefert  hat. 

Vor  Allem  tritt  eine  sorgfältige  Behandlung  der 
Pflanzen  iu  den  Vordergrund.  Ist  Jemand  im  Be- 
sitz einer  Sammlung  Kamellien,  welche  in  der  Re- 
gel vom  Dezember  bis  April  in  Blüthe  stehen 
müssen,  so  ist  die  erste  Aufgabe,  sobald  sie  ver- 
blüht sind,  dieselben  umzupflanzen:  bevor  sie  wie- 
<ler  austreiben,  damit  der  neue  Trieb  nicht  durch 
das  spätere  Verpflanzen  gestört  werde.  Die  dazu 
verwendete  Erde  besteht  aus  1  Theil  lehmiger  Mist- 
beeterde, 2  Theilen  Moor-  oder  Haideerde  mit  Bei- 
mischung des  nöthigen  Sandes.  Nach  dem  Verpflan- 
zen werden  die  Kamellien  etwas  in  gespannter  Luft 
gehalten,  bis  die  Wurzeln  wieder  anfangen  zu  spit- 
zen, bei  nur  massigem  Begiessen,  aber  reichli- 
chem Bespritzen  von  oben.  Fangen  die  Kamellien 
wieder  an,  mit  den  jungen  Wurzeln  durch  die  neue 
Erde  zu  kommen,  so  nuiss  auch  wieder  die  genü- 
gende Lüftung  erfolgen. 

Bei  nur  einigem  Fleiss  und  ordentlicher  Aufsicht 
werden  die  Kamellien  in  kurzer  Zeit  frische  Wur- 
zeln gemacht  haben,  so  dass  sich  deren  Triebe 
kräftig  entwickeln   können,  und  die  Knospenbildung 


zu  erwarten  steht.  Ich  habe  jederzeit  die  Kamellien 
im  Hause  ihre  Knospen  entwickeln  lassen  und  sie 
erst  Anfang  Juli  bis  Ende  August  in's  Freie  ge- 
bracht, damit  sich  die  Knospen  besser  kräftigen. 
Ein  zu  spätes  Einräumen  in's  Haus  ist  deshalb 
nicht  rathsam,  da  wir  in  unserer  Gegend  im  Spät- 
sommer oft  Tage  langes  Regenwetter  haben,  das, 
wenn  die  Kamellien  nicht  gedeckt  werden  können, 
sehr  nachtheilig  auf  dieselben  wirkt,  da  es  beson- 
ders schon  um  diese  Zeit  kalte  Nächte  gibt,  die  ein 
Vergilben  der  Pflanze  zur  Folge  haben. 

Bringt  man  die  Kamellien  aus  dem  Freien  wie- 
der in  die  Häuser,  so  ist  vor  Allem  Sorge  zu  tra- 
gen, dass  genügende  Lüftung  vorhanden  sei,  um 
sie  nur  nach  und  nach  wieder  an  die  Entziehung 
der  freien  Luft  zu  gewöhnen.  Tritt  mit  Oktober 
und  November  die  rauhere  Jahreszeit  ein ,  wo  die 
Häuser  geschlossen  werden,  auch  in  solchen  zum 
Theil  schon  geheizt  werden  muss,  um  frühe  Blumen 
zu  haben,  so  ist  bei  dem  Heizen  die  grösste  Vor- 
sicht nöthig,  da  mau  sich  vor  Allem  sehr  hüten 
muss,  trockene  Luft  in  ein  Kamellienhaus  zu  brin- 
gen, welche  ebenso  schadet,  als  ein  zu  starkes 
Austrocknen  des  Wurzelballens,  das,  wenn  es  ge- 
schieht, eben  ein  Abfallen  der  Knospen  zur  Folge  hat. 

In  vielen  Gärtnereien  werden  die  Kamellien  den 
ganzen  Sommer  hindurch  in  Häusern  gehalten,  wel- 
cher Ansicht  ich  mich  nicht  anschliessen  kann,  da 
ein  Abhärten  der  Knospen  im  Freien  doch  sehr 
wesentliche  Vortheile  gewährt,  zumal  wo  viel  Ka- 
mellien getrieben  werden;  bei  Pflanzen,  die  eine 
Zeit  lang  im  Freien  gestanden  haben,  werden  die 
Knospen  weit  kräftiger  und  deshalb  auch  die  Blu- 
men vollkommener  entwickelt. 


Die  ßaiinischiileii 

von  Andre  Leroy  in  Angers. 

Reisebericht. 
(Schluss.) 

Wir  wollen  nun  versuchen,  eine  Schilderung  der 
Baumschulen  selbst  zu  geben.  Man  kann  sich  wohl 
denken,  dass  Zeit  nöthig  war,  um  eine  Fläche  von 
168  Hektaren,  von  denen  jede  bekanntlich  fast  4 
Preussische  Morgen  enthält  ( 1  :  3,9,66),  kennen  zu 
lernen.  Zunächst  wollen  wir  mit  den  Sehmuck-  und 
Alleebäumen,  sowie  mit  den  Ziersträuchern  begin- 
nen. Seitdem  man  in  Paris  angefangen  hat,  gleich 
grosse  Gehölze  zu  verpflanzen,  und  zwar  mit  augen- 
scheinlichem Erfolge,  hat  man  es  auch  an  audei'en 
Orten  Frankreichs  und  zwar  ebenfalls  mit  Erfolg 
versucht.  Wo  man  jetzt  Anlagen  machen  will, 
verlangt  man  gleich  grosse  Exemplare  (arbres  for- 
m^s,  wie  man  in  Frankreich  sagt)  und  pflanzt  diese, 


299 


wie  sie  sind,  meist  ohne  sie  auch  nur  im  Geringsten 
zu  verschneiden.  Zu  diesem  Zwecke  werden  die 
bezüglichen  Pflanzen  in  den  Baumschulen  heraus- 
gehoben und  in  Körbe  gesetzt,  um  alsbald  dem 
Transport  übergeben  zu  werden.  Damit  sie  weni- 
ger Raum  einnehmen,  werden  die  Aeste  nach  oben 
gebunden  und  die  ganze  Pflanze  zum  Schutze  gegen 
die  direkten  Sonnenstrahlen  mit  einer  Matte  von 
Bast  oder  Stroh  oder  auch  mit  Packleinwand  um- 
geben. Da  bereits,  wie  schon  gesagt,  während  un- 
serer Anwesenheit  in  Angers  die  Versendungen  mit 
den  immergrünen  Gehölzen  begonnen  hatten,  so 
waren  wir  selbst  Zeuge,  wie  U)  bis  12  und  selbst 
16  Fuss  hohe  Deodaren  und  Wellingtonien,  8  bis 
10  Fuss  hohe  Exemplare  der  Araucaria  imbricata 
gleich  zu  Hunderten  verpackt  und  versendet  wur- 
den. Ueberhaupt  sind  es  die  immergrünen  Gehölze, 
welche  vorherrschend  in  dieser  Weise  gepflanzt  wer- 
den. Dieses  Pflanzen  grosser  Exemplare  ist  auch 
Ursache,  warum  die  Haine  und  Boskets  in  den 
französischen  Anlagen  ein  anderes  Bild  geben ,  als 
bei  uns.  In  Frankreich  sind  es  nur  Gruppen  dicht 
bei  einander  gepflanzter  Bäume  und  Sträucher,  von 
denen  jedes  Exemplar  mehr  oder  weniger  seine 
Selbständigkeit  behauptet,  bei  uns  dagegen  geht 
diese  verloren,  die  Gehölze  verwachsen  alsbald  in- 
niger mit  einander  und  geben  etwas  Ganzes,  was 
durch  seine  Konturen,  durch  seine  Bewegungen 
imponiren  soll.  Wir  haben  die  Arbres  fornies  als 
Einzel-Exemplare,  wo  sie  für  sich  allein  zur  Gel- 
tung kommen. 

Es  möchte  von  Interesse  sein,  von  einzelneu 
Gehölzen,  welche  in  Massen  vorhanden  und  in  Mas- 
sen verkauft  werden,  ausfülu'licher  zu  sprechen. 
Magnolia  grandiflora  mag  wohl  in  30,000  bis 
40,000  Exemplaren  von  .S  bis  lü  und  18  Fuss 
Höhe  vorhanden  sein;  man  darf  sich  nicht  wun- 
dern, wenn  dieses  Gehölz  in  Baumform  nicht  we- 
niger als  beinahe  12  Morgen  Fläche  einnimmt.  Die 
Bäume  befinden  sich  sämmtlich  in  einer  Vegetation, 
wie  man  sie  kaum  besser  in  den  Wäldern  des 
unteren  Mississippi  finden  mag.  Es  ist  hauptsäch- 
lich die  Abart,  welche  man  nach  einem  französi- 
schen Admiral  aus  Nantes,  Gallissanifere,  genannt 
hat,  weil  man  diesem  ihre  Einführung  vor  nun  30 
Jahren  verdankt.  Diese  Abart  wächst  rascher  und 
baut  sich  sehr  schön  zu  breiter  Pyramidenform.  Es 
kommt  noch  dazu,  dass  sie  weniger  gegen  klima- 
tische Widerwärtigkeiten  empfindlich  ist  und  haupt- 
sächlich  im  Winter  besser  aushält. 

Nächst  diesen  sind  es  die  Hex,  Lorbeer- 
bäume und  Kirsch-Lorbeersträucher,  welche 
am  meisten  verlangt  werden,  ausserdem  aber  auch 
immergrüne  Liguster,  Prunus  caroliniana, 
Erdbeerbäume     und     einige    andere.       Da    diese 


zum  Tlieil  sehr  weit  versendet  werden,  so  pflanzt 
man  sie  meist  schon  vorher  in  Töpfe  oder  in  Körbe 
und  bringt  sie  in  der  Eegel  erst  dann  zum  Ver- 
kauf, wenn  sie  ungefähr  6  Fuss  hoch  geworden 
sind.  Auf  diese  Weise  werden  jährhch  nicht  we- 
niger als  an  1  Million  Kilogramme  (20,000  Centner) 
von  dergleichen  Pflanzen  (allerdings  mit  Einschluss 
der   mit   Erde   gefüllten   Gefässe)   versendet. 

Die  Kultur  der  Deodaren,  Wellingtonien 
und  Araucaria  imbricata  hat  in  der  neuesten 
Zeit  ebenfalls  einen  ungemeinen  Aufschwung  er- 
halten. Allein  an  letzterer  sind  gegen  60,000  bis 
80,000  Exemplare,  an  ersterer  hingegen  an  20,000 
bis  25,000,  an  Wellingtonien  aber  an  10,000  bis 
12,000   Exemplare  vorhanden. 

Noch  grossartiger  ist  die  Anzucht  der  Alpen- 
rosen oder  Rhododendren,  welche  in  gegen  200 
Sorten  kultivirt  werden,  womit  fast  20  Morgen  mit 
gegen  80,000  bis  100,000  Exemplaren  bepflanzt 
sind.  Diese  Alpenrosen  befinden  sich  der  vollen 
Sonne  ausgesetzt  und  ohne  allen  Schutz  in  Haide- 
erde.  Auf  diese  Weise  gehen  sie  zwar  weniger  in 
die  Höhe,  sie  verästeln  sich  aber  um  desto  mehr 
und  setzen  ungemein  viel  Knospen  au.  Allerdings 
ist  es  nothwendig,  wenn  solche  heisse  und  wasser- 
lose Sommer,  wie  der  diesjährige,  eintreten,  sie 
täglich   2   bis  4   Stunden   lang  zu  bespritzen. 

Auch  die  Kamcllicnzucht  im  Freien  hat  eine 
Bedeutung  erhalten,  da  sie  bereits  einen  Raum  von 
1  Hektare  oder  4  Moi-gen  einnimmt.  Dass  man 
sie  meist  durch  Niederlegen  vermehrt,  ist  bereits 
gesagt.  Für  Jemand,  der  diese  beliebten  Blüthen- 
sträucher  nur  in  Gewächshäusern  kennt,  selbst  wenn 
er  die  grossartigen  Vermehrungen  in  Belgien,  bei 
van  Houtte,  bei  beiden  Verschaffelt's  u.  s.  w., 
gesehen  hat,  macht  es  einen  grossen  Eindruck,  wenn 
man  Sträucher,  in  schönen  Pyramiden  gezogen,  von 
18  Fuss  Höhe  im  freien  I>aude  sieht.  Welch'  herr- 
lichen Anblick  muss  es  erst  geben,  wenn  diese  Ka- 
mellien  in  üppigster  Blüthenpracht  stehen!  Es  sind 
einzelne  Exemplare,  besonders  in  der  Nähe  des 
Wohnhauses,  vorhanden,  welche  bereits  30  Jahre 
lang  an  derselben  Stelle  sich  befanden,  ohne  trotz 
der  bisweilen  eintretenden,  wenn  auch  nur  kurze 
Zeit  dauernden  Kälte  von  selbst  16  Grad  R.,  nur 
im    Geringsten  gelitten   zu   haben. 

Von  ausserordentlicher  Bedeutung  ist  in  der 
neuesten  Zeit  die  Rosenzucht  geworden.  Ein  da- 
mit sehr  vertrauter  Gärtner,  Trouillard,  dem  wir 
bereits  manche  schöne  neue  Sorte  verdanken,  steht 
derselben  als  (Joutreniaitre  vor  und  hat  einen  von 
den  übrigen  Baumschulen  abgesonderten  Raum.  Da 
an  der  Eingangsthür:  „Trouillard,  Horticulteur"  steht, 
glaubt  man  eine  selbständige  Gärtnerei  vor  sich  zu 
haben.      Wir  haben   manche   grossartige    Rosengärt- 

38* 


300 


nerei  gesehen,  in  dieser  Ausdehnung  jedoch  noch 
keine.  Leider  haben  wir  vergessen,  uns  die  Grösse 
des  dazu  benutzten  Terrains  zu  notiren.  Obwohl 
die  eigenthche  ]51üthenzeit  längst  vorbei  war,  fan- 
den wir  doch  grossen  Reichthum  an  blühenden  Eoen. 
Wie  allenthalben  in  den  Baumsehulcn ,  so  herrscht 
auch  hier  eine  musterhafte  Ordnung.  Von  Unkraut 
sieht  man  auch  nirgends  eine  Spur,  und  trotzdem 
wird  stets  noch  die  Erde  gelockert,  um  der  Luft 
leichteren  Eintritt  zu  verschaffen.  Unter  solchen 
Umständen  darf  man  sich  nicht  wundern,  nur  gute 
Stämme  zu  sehen,  die  }  Zoll  im  Durchmesser  ha- 
ben. Wie  bei  den  Obstbäumchen,  so  standen  auch 
die  Rüseiistämmchen  ohne  jeden  Stock  frei  und  in 
ziemlicher  Entfernung,  so  dass  keine  Pflanze  die 
andere,  weder  in  der  Wurzel,  noch  in  der  Krone, 
stören  konnte.  Als  Unterlage  hatte  man  bisher  nur 
Rosa  canina  benutzt  und  diese  durchaus  aus  Samen 
erzogen.  Im  4.  Jahre  waren  sie  meist  verkaufbar. 
Was  von  den  Stämmchen  nicht  ganz  grade  und  gut 
gewachsen  ist,   wii-d  ohne  Weiteres  weggeworfen. 

Seit  einigen  .fahren  wird  auch  die  Manettirose 
als  Unterlage  benutzt.  Sie  hat  den  Vorzug,  dass 
sie  ausserordentlich  leicht  aus  Stecklingen  wächst 
und  so  auf  die  rascheste  Weise  vermehrt  werden 
kann.  Wir  haben  uns  selbst  davon  überzeugt  und 
können  sie  daher  in  dieser  Hinsicht  unseren  Rosen- 
züchtern nicht  genug  empfehlen.  Allerdings  muss 
erst  die  Erfahrung  gemacht  werden,  ob  sie  bei  uns 
aushält,  denn  ohne  Zweifel  ist  die  Art  eine  in 
Italien  wildwachsende  Rose.  Aus  dieser  Ursache 
haben  wir  bereits  Reiser  nach  Rerlin  in  den  Gar- 
ten des  Vereines  zur  Beförderung  des  Garteubaues 
gesendet,  wo  Inspektor  Bouchö  die  nöthigen  Ver- 
suche macheu  wird.  Was  wir  bisjetzt  als  llanetti- 
rose  in  Deutschland  gesehen,  war  eine  ganz  andere 
durch  Kultur  entstandene  Sorte  mit  nicht  sehr  ge- 
füllten Blüthen.  Es  mag  ungefähr  12  Jahre  her 
sein,  dass  diese  Rose,  wenn  wir  nicht  irren,  durch 
Rivers  in  London  nach  England  kam  und  dort 
rasch  Ansehen  gewann.  Dort  hat  sie  Andr^  Le- 
roy  gefunden   und   nach   Angers   gebracht. 

Wir  haben  uns  schon  früher  Mühe  gegeben, 
den  wahren  Namen  der  Art,  zu  der  sie  gehört,  zu 
ergründen  unil  hatten  deshalb  vor  längerer  Zeit  an 
den  damaligen  Direktor  Manetti  in  Monza  bei 
Mailand,  wo  sie  zuerst  gefunden  und  in  Anwen- 
dung gebracht  wurde,  geschrieben.  Es  wurden  uns 
auch  Früchte  und  Pflanzen  dieser  nach  Manetti  : 
selbst  in  der  Umgegend  von  Mailand  wildwachsen-  j 
den  Art  versprochen;  leider  erfolgte  aber  bald  da- 
rauf in  Folge  der  dortigen  Unruhen  die  Enttarnung 
des  seitherigen  Direktors  und  so  war  es  uns  bisher 
nicht  möglich,   den   wahren   Namen   zu   ergründen. 

Dass  bei   so   grossem  Betriebe  die  Leroy'schen 


Schulen  auch  grosse  Anstrengungen  machen  müssen, 
um  die  verkauften  Pflanzen  wiederum  durch  An- 
zucht zu  ersetzen,  versteht  sich  von  selbst.  Man 
darf  sich  deshalb  nicht  wundern,  dass  4U  Morgen 
nothwendig  sind,  um  Saaten  oder  sonst  neue  An- 
zucht zu  bewerkstelligen.  Es  ist  Grundsatz  des 
Leroy'schen  Etablissements,  Alles  selbst  heranzu- 
ziehen und  selbst  eine  Pflanzschule  für  andere  Gärt- 
nereien zu  sein.  Es  kann  deshalb  nicht  auffallen, 
dass  selbst  die  bedeutendsten  Handelsgärtnereien 
Frankreichs,  wenn  sie  selbst  den  Anforderungen 
i  nicht  nachkommen  können,  ihren  Bedarf  aus  An- 
:  gers  beziehen.  P'rotz  des  fortdauernden  Bürger- 
krieges in  Amerika  gehen  fortwährend  grosse  Sen- 
dungen dahin  ab.  Ausserdem  werden  beträchtliche 
Mengen  an  Forstpflanzen  in  die  verschiedenen  De- 
partements Frankreichs  verkauft,  um  daselbst  dazu 
zu  dienen,  holzlose  Gegenden  von  Neuem  zu  be- 
walden. Bekanntlich  hat  mau  in  Frankreich  in  der 
neuesten  Zeit  eingesehen,  welche  grossen  Nachtheile 
I    die    unverantwortlichen    Verwüstungen     der    Wälder 

hervorgebracht   haben. 
j  Bei  der  Betrachtung  des  Einzelnen  wenden  wir 

j  uus  zuerst  zu  den  Koniferen.  Unter  diesem  Namen 
'  begreifen  wir  auch  die  Arten,  bei  denen  nicht  Zapfen, 
sondern  Beeren  vorhanden  sind,  da  man  sich  ein- 
mal an  diese  Benennung  gewöhnt  hat.  Es  kommt 
häufig  in  der  Wissenschaft  und  auch  im  gewöhnli- 
chen Leben  vor,  dass  ein  Name,  der  im  Anfange 
sehr  bezeichnend  war,  mit  der  Zeit  und  mit  der 
Entwickelung  der  Wissenschaft  gar  nicht  mehr 
passend  ist,  wenn  man  seine  Bedeutung  festhält. 
Die  Sammlung  der  Koniferen  ist  ausserordentlich 
reich.  Da  von  den  meisten  Arten  bereits  grosse 
Exemplare,  sehr  oft  in  Blüthen-  und  Fruchtzustand, 
vorhanden  waren,  so  vermochte  man  auch  umfas- 
sendere Studien  in  Betreff  des  relativen  Werthes 
der  in  den  Gärten  kultivirten  Arten  zu  machen, 
zumal  der  freundliche  Besitzer  uns  allenthalben  er- 
laubte, zur  LTutersuchung  nicht  allein,  sondern  auch 
für  das  Herbar,  die  nöthigen  Theile  abzuschneiden 
und  letztere  sogar  zur  weiteren  Forschung  nach 
Berlin  weiter  expedirte.  Doch  verfehlen  wir  auch 
nicht,  dem  Direktor  des  botanischen  Gartens,  Bo- 
reau,  hier  den  verbindlichsten  Dank  auszusprechen, 
dass  er  uus  mit  grosser  Freundlichkeit  während 
unserer  Anwesenheit  die  Benutzung  seiner  Biblio- 
thek gestattete. 

Ausserordentlich  reich  waren  die  Kiefern  ver- 
treten, nicht  allein  die  Arten,  welche  bei  uns  im 
Freien  fortkommen,  auch  sänimthche  der  Mittel- 
meerläuder,  Kaliforniens  und  zum  Theil  Mexikos. 
Wie  ganz  anders  boten  sich  die  hier  befindlichen 
Arten  den  Blicken  dar,  als  in  den  engen  Räumen 
des   Gewächshauses.    Grade  aber  die  Kiefern  haben 


301 


in  ihrem  Habitus  sichere  Merkmale,  als  sie  sonst 
allein  die  Zapfen  zu  geben  vermögen.  Jedermann 
weiss,  wie  Pinus  maritima  und  Laricio  oft 
einander  nähern,  auch  in  den  Zapfen,  so  dass  beide 
Ai-ten  ganz  gewöhnlich,  selbst  von  Botanikern  ver- 
wechselt werden.  P.  Laricio  hat  aber  blendend- 
weisse  Knospentriebe,  P.  maritima  hingegen  röth- 
liche.  Daran  könnten  beide  Arten  selir  leicht  er- 
kannt werden.  Von  Interesse  war  Pinus  palu- 
stris mit  einer  Höhe  von  einigen  und  20  Fuss; 
damit  verliert  sie  allerdings  ihre  Schönheit  und 
möchte  darin  selbst  manchen  Formen  der  Meer- 
sti-andskiefer  nachstehen.  Reizend  nimmt  sich  da- 
gegen in  allen  Grössen  Pinus  insignis  aus,  eine 
Art,  welche  ihren  Beinamen  verdient.  Pinus  Aya- 
cahuite,  Hartwegii,  filifolia,  Montezumae, 
macrocarpa,  Fremontiana,  Llaveana  u.a.m. 
sah  ich  zum  ersten  Mal  in  dieser  Grösse  im  Freien. 
Wie  ganz  anders  nahm  sich  ferner  hier  Abi  es 
Morinda  mit  ihren  dicht  stehenden  Nadeln  aus, 
als  wir  sie  bei  uns  im  Freien  zu  sehen  gewöhnt 
sind.  Die  japanische,  bei  uns  noch  seltene  Abies 
Jezoensis  verdient  wegen  ihrer  Schönheit  eben- 
falls unsere  volle  Beachtung.  Die  schönsten  aller 
Tannen  sind  und  bleiben  aber  Abies  spectabilis 
und  Pindrow,  welche  beide  aber  doch  so  ähnlich 
aussehen,  dass  sie  nur  schwierig  zu  unterscheiden 
sind.  Leider  hatte  nur  die  erstere  Zapfen,  um  ver- 
gleichende Untersuchungen  machen  zu  können.  Wie 
reizend  nahmen  sich  Exemplare  mit  aufrecht  ste- 
henden grossen  Zapfen  aus!  Dasselbe  galt  auch 
von  A.  Nordmanniana. 

Um  den  Reichthum  an  hier  kultivirten  Kiefern 
und  Tannen  erkennen  zu  lassen,  will  ich  nur  noch 
bemerken,  dass  70  verschiedene  Arten  und  Abarten 
der  ersteren  und  40  der  letztern  sich  in  Angers 
vorfinden.  Manche  der  Leser  dürfte  es  auch  inte- 
ressiren,  dass  ziemhch  hohe  Flxemplare  der  Arau- 
caria  brasiliensis  im  Freien  vorhanden  sind. 
Auch  von  Sciadopitys  verticillata,  der  japani- 
schen Schirmtanne,  welche  ohnlängst  erst  durch 
Siebold  eingeführt  wurde,  sah  ich  Pflanzen,  wel- 
che bereits  einen  Begriff  von  der  Schönheit  dieser 
Konifere  geben.  Leider  möchte  sie,  wenigstens 
bei  uns  im  Norden  Deutschlands,  nicht  im  Winter 
im   Freien  aushalten. 

Von  Cedern  und  Lärchen  sind  alle  Sorten 
und  Formen  vertreten,  welche  man  bis  jetzt  in  den 
Gärten  kennt.  Die  alte  bekannte  Ceder  des  Liba- 
non ist  unbedingt  die  am  wenigsten  schöne  und 
steht  namentlich  der  des  Himalaya  (Cedrus  Deo- 
dara)  nach.  Von  dieser  besitzt  Leroy  ö  Abarten, 
von  denen  die  mit  freudig-grünen  und  die  mit  blau- 
grünen Nadeln  besonders  schön  erscheinen.  Beide 
Abarten  neben  einander  gepflanzt  bieten    einen  rei- 


I  zenden  Anblick  dar.  Freilich  muss  man  auch  Exem- 
plare haben,  wie  sie  in  den  Baumschulen  zu  An- 
gers geboten  werden.  Unter  den  Lärchen  verdient 
die  neue  Larix  Kaempferi,  die  man  neuerdings 
mit    LTnrecht    als    den    Tyj)us    eines    neuen    Genus 

j    betrachtet,   Pseudolarix  genannt,  Beachtung. 

Unter  den  Taxodien,  Sequojen  und  Cryp- 
tomerien  gibt  es  manches  Schöne,  auf  das  ich 
ebenfalls  aufmerksam  machen  will.  Cryptomeria 
japonica,  mit  der  Form  Lobbii,  verdient  gar 
keine  Beachtung  und  ist  eine  der  schlechtesten  Ak- 
quisitionen,  welche  mau  aus  Japan  gemacht  hat; 
doch  kultivirt  man  in  Angers  eine  zweite  Form  mit 
dem  Beinamen  viridis,  die  noch  eher  zu  empfeh- 
len ist.  Dass  Glypto  streb  US  heterophy  Uns 
gar  nichts  weiter  ist,  als  eine  niedrigbleibende  und 
alsbald  zapfenliervorbringende  Form  des  Taxodium 
siuense,  davon  habe  ich  mich  hier  hinlänglich  über- 
zeugt; es  fällt  demnach  nicht  allein  das  Genus, 
auch  die  Art.  Wiederum  ein  Beispiel,  wohin  es 
führt,  wenn  man  Genera  nur  auf  Blüthen-  und 
Fruchtbau  gründen  will.  Von  den  beiden  Formen 
der  Sequoja  sempervirens  verdient  die  breitblättrige 
mehr   empfohlen  zu  werden. 

LTnter  den  Cy pressen  waren  stattliche  Exem- 
plare in  Blüthe  und  Frucht  vorhanden,  so  dass 
man  wohl  im  Stande  war,  in  Betreff  der  neueren 
seit  wenigen  Jahren  in  den  Handel  gebrachten  Ar- 
ten wegen  ihrer  Stellung  im  Systeme  umfassende 
Studien  zu  machen.  Nicht  weniger  als  26  Arten 
und  Abarten  genannten  Geschlechtes  werden  In 
Angers  im  Freien  kultivirt,  dagegen  41  Wachhol- 
der-Formen.  Unter  den  Lebensbäumen  des  Occi- 
dentes  verdienen  einige  Beachtung,  welche  im  äus- 
seren Ansehen  zu  denen  des  Orientes  zu  gehören 
scheinen  und  deshalb  leicht  zu  Verwechslungen  An- 
lass  geben  können.  Es  gilt  dieses  von  Thuja  as- 
plenifolia  und  sibirica,  welche  wir  bei  uns  nur  nach 
kleinen  Exemplaren  in  Töpfen  kannten,  wo  sie 
von   dem  Habitus  gar  keinen   Begriff  geben. 

Reizend  nahmen  sich  die  beiden  Cephalo- 
taxen  aus,  da  die  buschigen  Exemplare  in  der 
Regel  mit  Früchten  übersäet  waren.  Dass  Tor- 
reya  nucifera  wahrscheinlich  keine  Art,  sondern 
vielmehr  ein  in  Form  der  Cypressen  gebauter  Podo- 
carpus  coriaceus  ist,  scheint  ziemlich  sicher  zu  sein, 
zumal  bisweilen  die  unteren  Aeste  sich  wie  bei  der 
zuletzt  genannten   Pflanze   gestalten. 

Dass  unter  den  Gehölzen  diejenigen  mit  immer- 
grünen Blättern  mit  Vorliebe  gezogen  werden,  geht 
schon  aus  dem  früher  Gesagten  hervor.  Nicht  we- 
niger als  500  und  einige  Arten  und  Abarten  so 
wie  Formen  werden  kultivirt.  Darunter  sind  noch 
keineswegs  die  baumartigen  Magnolien  und  alle  die 
Pflanzen,     welche    man    zu    denen    für  Haideboden 


302 


rechnet,  inbegrifFen,  denn  von  den  letztern,  welche 
in  dem  Verzeichnisse  eine  besondere  Abtheilung 
machen,  sind  ebenfalls  200  Nummern  vorhanden. 
Unter  den  ersteren  verdienen  die  II ex- Arten  mit 
ihren  Formen  vor  Allem  berücksichtigt  zu  werden. 
Hier  sielit  man  erst  bei  baumaitig  gezogenen  Exem- 
plaren von  8  bis  IG  Fuss  Höhe,  wie  viele  der  For- 
men sich  reizend  ausnehmen.  Die  Zahl  derselben 
beträgt  aber  auch,  einschliesslich  der  reinen  Arten, 
nicht  weniger  als  76.  Unter  den  immergrünen  Ge- 
hölzen finden  sich  jedoch  mehrfach  solche,  welche 
wir  nicht  darunter  zu  suchen  gewöhnt  sind,  obwohl 
jnan  sie  doch  sti-eng  genommen  dazu  rechnen  müsste: 
so  unter  Anderem  die  Bambusa-Arten  und  Yukken. 
Wie  sehr  müssen  wir  im  Nordosten  Deutschlands 
bedauern,  dass  beide  bei  uns  im  Freien  nur  zum 
Theil  und  unter  den  günstigsten  Verhältnissen  ge- 
deihen wollen. 

Dass  auch  die  Zahl  der  Gehölze  mit  abfallen- 
den Blättern  sehr  bedeutend  sein  muss,  kann  man 
sich  wohl  denken.  Als  baumartig  werden  über  700, 
als  strauchartig  über  60(1  angegeben.  Von  gros- 
sem Interesse  waren  mir  die  Kernobstgehölze 
aus  Japan,  welche  neuerdings  durch  Siebold  ein- 
geführt sind.  Mit  Ausnahme  der  Pirus  Toringo, 
welche  zuerst  von  uns  in  den  Anualen  des  Leide- 
ner Herbars  beschrieben  wurde,  sind  es  nur  For- 
men der  P.  prunifolia  und  baccata,  welche  wir 
zum  Theil  sogar  schon  früher  in  den  Gärten  kul- 
tivirten.  Die  in  Südeuropa  wild  wachsenden  Birn- 
sorten,  welche  in  schönen  Exemplaren  sich  in  der 
Sammlung  der  L er oy 'sehen  Baumschulen  befanden, 
überzeugten  uns  noch  mehr,  dass  selbige  wohl  einer 
und  derselben  ursprünglichen  Art  angehören,  wel- 
che aus  dem  Oriente  gekommen  ist  und  in  Europa 
verwilderte.  Ob  aber  nicht  noch  eine  zweite  Art 
existirt,  welche  ursprünglich  in  China  zu  Hause  ist, 
möchte  noch  näher  untersucht  werden  müssen.  Dass 
Decaisne  in  seiner  Abhandlung  über  die  Species 
sagt,  aus  Samen  einer  Birn  alle  bis  jetzt  kultivir- 
ten  Formen  hinsichtlich  der  Gestalt  der  Blätter  und 
Früchte  erhalten  zu  haben  und  auch  wirklich,  wie 
wir  uns  überzeugt  haben,  erhalten  hat,  streitet  kei- 
neswegs gegen  die  Existenz  zweier  ursprünglichen 
Arten,  da  wir  zur  Genüge  wissen,  dass  Blendlinge, 
und  als  solche  sind  wohl  die  meisten  unserer  kul- 
tivirten  Birnen  zu  betrachten,  bei  Aussaaten  sehr 
oft  Exemplare  beider  Arten,  aus  denen  sie  entstan- 
den sind,  geben.  Wir  wissen  selbst,  dass  bei  Cy- 
tisus  Adami,  ein  BlendHng  des  C.  Laburnum  und 
purpureus,  an  einem  und  demselben  Zweige  Knos- 
pen  beider  Arten  oft  sich  entwickeln. 

Eeich  ist  die  Sammlung  au  Mespilus-  (Cratae- 
gus-), an  Spiraea-,  Philadelphus-,  Cotoneaster-,  Ei- 
bes-Arten u.  s.  w.     Sehr    hübsch     nahmen   sich   be- 


sonders die  kleinblättrigen  Zwergmispeln  fCotoue- 
aster)  des  Himalaya  aus,  von  denen  sich  jedoch  die 
Zahl  echter  Arten  auf  2  beschränken  möchte.  Co- 
toneaster denticu  latus  Humb.  ist  ein  Sorbus, 
der  in  die  Nähe  von  S.  Chamaemespiku  ge- 
bracht werden  muss  und  ein  zur  Zeit  der  Frucht- 
reife sehr  zu  empfehlender  Strauch  ist.  Es  scheint 
fast  auch,  als  wenn  einige  der  von  Humboldt  in 
Amerika  entdeckten  Arten  von  Ribes  nichts  weiter, 
als  Formen  des  R.  sanguineum  seien;  es  gilt  dieses 
z.  B.  von  E.  malvaefolium.  Spätere  Untersu- 
chungen werden   dieses  lehren. 

Unter  den  Bäumen  nahmen  vor  AUem  die 
Eichen  unsere  Aufmerksamkeit  um  so  mehr  in 
Anspruch,  als  sie  zum  Theil  Früchte  hatten.  Dass 
aber  auch  diese  nicht  immer  sichere  Merkmale'  ge- 
ben, davon  hatten  wir  luis  früher  schon  überzeugt 
und  überzeugten  uns  von  Neuem  jetzt.  Was  die 
amerikanischen  Arten  anbelangt,  so  geben  hier  das 
äussere  Ansehen  und  vor  Allem  die  Beschaffenheit 
der  Rinde  und  des  Stannnes  sichere  Merkmale. 
Aus  China  war  auch  die,  wie  es  scheint,  noch  nicht 
beschriebene  Eiche  vorhanden,  auf  welcher  die 
Raupe  des  Eichenseidenspinners  lebt.  Wir  machen 
besonders  darauf  aufmerksam,  als  sie  sonst,  so  viel 
uns  wenigstens  bekannt  ist,  sich  nicht  in  Kultur 
befindet. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  es  uns  erlaubt,  über 
unsere  europäischen  Eichen  mit  abfallenden  Blättern 
einige  Worte  zu  sagen.  Vielleicht  besitzen  wir  nur 
4  gute  Arten,  von  denen  Quere  us  pe  du  neu  lata 
am  meisten  verbreitet  zu  sein  scheint  und  auch  hin- 
sichtlich der  Blatt-  und  Fruchtformen  grossen  Ver- 
änderungen unterworfen  ist.  In  der  Nähe  von  An- 
gers sah  ich  Formen,  wo  die  Früchte  fast  ebenso 
sitzend  waren,  wie  bei  Q.  sessiliflora;  umgekehrt 
beobachtete  ich  früher  Bäume  der  letzteren  mit 
mehr  oder  weniger  gestielte^i  Früchten.  Es  müssen 
noch  umfassende  Studien,  aber  nicht  in  Büchern 
und  Herbarien,  sondern  in  der  freien  Natur  und 
mit  Aussaat- Versuchen  gemacht  werden,  ehe  es  uns 
gelingt,  diese  beiden  bestimmt  vorhandenen  Arten 
durch  durchgreifende  Merkmale  zu  unterscheiden. 
In  der  Nähe  von  Angers  wächst  auch  ein  einzeln 
stehender  Baum  der  Quercus  pedunculata  mit  so 
grossen  Früchten ,  d9,ss  diese  kaum  von  denen  der 
nordamerikanischen  Quercus  macrocarpa  zu  unter- 
scheiden waren.  Ferner  beobachtete  ich  in  der 
Nähe  der  Küste  des  Atlantischen  Meeres,  mitten 
in  den  Wäldern  der  Meerstrandskiefer,  des  erst  seit 
wenigen  Jahren  entstandenen  Seebades  Arcachon, 
ohnweit  Bordeaux,  2  deutlich  zu  unterscheidende 
Eichen,  wo  die  eine  schmale  und  oben  abgerundete, 
die  andere  kurze,  dicke,  oben  abgestutzte  Früchte 
besass. 


303 


Wir  gehen  zu  den  Fruchtbäumen  über,  wo  die 
Birnbäume  den  ersten  Eang  einnehmen.  Jährlich 
■werden  nicht  weniger  als  100,000  Pyramiden  ver- 
kauft. Von  diesen  sind  nicht  weniger  als  i  auf 
Quitte  veredelt.  Spalierbäume  und  Hochstämme 
werden  im  Verhältniss  nur  sehr  wenige  herangezo- 
gen, da  die  Nachfrage  ausserordentlich  gering  ist. 
Interessant  möchte  es  sein,  zu  wissen,  welche  Sor- 
ten am  meisten  verlangt  werden?  Da  ist  es  denn 
merkwürdig,  dass  es  nur  7  Sorten  sind,  wogegen 
der  Bedarf  an  den  übrigen  Sorten  kaum  nen- 
nenswerth  ist;  diese  7  Sorten  sind:  Bon  chr^tien 
William,  Duchesse  d'Angoulöme,  Doyenne 
d'hiver,  Bonne  Louise  d'Avranches,  Beurr^ 
d'Amanlis,  Beurr^  Diel  und  Beurrt^  d'Arem- 
berg.  Von  jeder  dieser  werden  im  Durchschnitte 
jährlich  20-,  je  von  der  einen  oder  andern  biswei- 
len sogar  30-,  ja  40,000  Exemplare  verlangt,  wäh- 
rend alle  übrigen  zu  höchstens  1000  Exemplaren  ab- 
gegeben werden. 

Aepfelbäume  werden  fast  nur  als  Hochstämme 
verkauft.  Zu  diesem  Zwecke  werden  die  2  Jahr 
alten  Wildlinge  im  August,  auch  wohl  im  Juli, 
okulirt;  was  nicht  kommt,  wird  im  nächsten  Früh- 
jahre kopulirt.  Ein  Mann  veredelt  in  einer  Stunde 
100  Stämmcheu,  während  2  nothwendig  sind,  um 
das  Auge  zu  befestigen.  Während  es  bei  uns  Sitte 
ist,  die  Seitenzweige  an  den  Stämmchen  alsbald 
heriinterzuschneiden,  um  einen  graden  Stamm  her- 
anzuziehen, lässt  man  in  Angers  die  Zweige  bis 
in  den  Herbst,  ja  wenn  der  Stamm  nicht  genug 
erkräftigt  ist,  bis  in  das  nächste  Jahr  stehen.  Man 
geht  von  dem  richtigen  Grundsatz  aus,  dass  die 
Blätter  an  den  Zweigen  zur  Erstäi-kung  des  Stam- 
mes beitragen.  Die  durch  das  Abschneiden  stär- 
kerer Zweige  am  Stamme  entstehenden  Wunden 
verwachsen  sehr  bald  und  sind  schon  zeitig  nicht 
mehr  sichtbar.  Solche  herangezogene  Stämme  ha- 
ben im  dritten  Jahre,  wo  sie  verkauft  werden, 
3  Fuss  über  dem  Boden  einen  Umfang  von  4^ 
und  5  Zoll.  Viele  Tausende,  in  gehöriger  Entfer- 
nung, so  dass  die  Kronen  sich  nicht  gegenseitig 
im  Wachsthume  genirten  und  kerzengrade  zu  se- 
hen, machten  auf  uns  einen  sehr  erfreulichen  Ein- 
druck. Im  Durchschnitt  werden  15,000  Stämme 
auf  die  Hektare,  also  ungefähr  4000  auf  den  Mor- 
gen, gepflanzt.  Dass  unter  solchen  Verhältnissen 
von  keinem  Stab  zur  Unterstützung  der  Stämmchen 
die  Eede  sein  kann,  versteht  sich  von  selbst.  Man 
sieht  auch  so  sehr  darauf,  nur  gute  Stämme  in  den 
Handel  zu  bringen,  dass  jährlich  nicht  weniger  als 
50,000  Stämme  von  Aepfeln,  Birnen,  Pflaumen  u. 
s.  w.  heraupgerisseu  und  verbrannt  werden.  Und 
•doch  beträgt  der  Kostenpreis  für  den  Stamm,  mit 
jeder   beliebigen   Sorte    veredelt,    nur    1    Frank  mit 


20   Prozent  Rabatt  für  den  Wiederverkäufer. 

Die  Zahl  der  Sorten  Aepfel,  welche  verlangt 
werden,  ist  grösser,  die  der  einzelnen  verkauften 
Exemplare  um  ein  Drittel  oder  auch  um  die  Hälfte 
geringer,  als  bei  den  Birnen.  Viele  werden  zur 
Bereitung  von  Apfelwein  benutzt,  der  in  Frankreich 
fast  noch  mehr  als  am  Rhein  und  in  W^ürttemberg 
bereitet  wird.  Die  am  häufigsten  verlangten  Sor- 
ten sind:  Calville  blanc,  Reinette  d'Angle- 
terre,  de  Canada,  franche,  de  Bretagne,  de 
Caux,  grise  und  pepin,  so  wie  Pomme  d'Api, 
Calville  rouge,  Doux  d'argent.  Imperial  und 
Court  pendu. 

Alle  3  Jahre  wird  abgeräumt  und  2  mal  hinter- 
einander wird  dasselbe  Feld  benutzt.  Darauf  kommt 
6  Jahre  Getreide,  um  den  Acker  wiederum  für 
Obstbaumzucht  passend  zu  machen.  Um  auf  jeden 
Fall  zuträglichen  Boden  zu  haben,  wird  einige 
Stunden  von  Angers  für  die  Hochstammzucht  übei- 
haupt  ein  thonhaltiger  Kalkboden  gepachtet,  da  man 
die  Erfahrung  gemacht  hat,  dass  sowohl  Aepfel,  als 
Pflaumen  und  Aprikosen  auf  diesem  am  besten  ge- 
deihen. Birnen  dagegen  wachsen  in  einem  thonig- 
kieseligen  Boden  am  besten,  als  welcher  der  ver- 
witterte Dachschiefer  in  der  nächsten  Nähe  von 
Angers   zu  betrachten   ist. 

Während  man  zu  den  Hochstämmen  der  Aepfel 
Wildlinge  nimmt,  so  bedient  man  sich  zu  der  Un- 
terlage für  Kordon  und  Strauchform  des  Paradis- 
Apfels  und  des  Daucins.  Beide  machen  bekannt- 
lich Ausläufer  und  haben  ein  rasches  Wachsthum, 
dauern  aber  allerdings  nicht  so  lange.  Bei  den  ge- 
nannten beiden  Formen  kommt  es  vor  Allem  dar- 
auf an,  rasch  Resultate  zu  erzielen,  welche  mau 
auch   auf  diese  Weise   erlangt. 

Seit  einigen  Jahren  hat  auch  die  Anzucht  des 
Steinobstes  bedeutende  Fortschritte  gemacht.  Den 
Pflaumenbaum  benutzt  man  fast  allgemein  als  Un- 
terlage für  Pfirsiche  und  Aprikosen.  Pflauraen- 
stämme  hat  man  im  Durchschnitt  gegen  G0,000, 
Aprikosen  hingegen  gegen  48,000  Stämmchen  Vor- 
rath.  Die  Pfirsiche  wird  nicht  als  Hochstamm  ge- 
zogen; von  ihnen  sind  in  der  Regel  gegen  15,000 
Exemplare  vorhanden.  Wildlinge  von  Aprikosen 
haben  ein  schlechtes  Ansehen,  tragen  aber  im 
Durchschnitte  reichlicher.  Da  die  Pflaumen  ebenfalls 
zum  Theil  schlecht  wachsen,  veredelt  man  sie  dop- 
pelt und  nimmt  eine  bekannte  gutwachsende  Sorte 
als  Zwischenstamm,  dem  man  eine  beliebige  gute 
Frucht  aufsetzt.  Auch  bei  den  Kirschen  weicht 
man  in  sofern  von  der  gewöhnlichen  Weise  ab,  als 
sie  nicht  in  der  Nähe  der  Wurzel,  sondern  oben  an 
der  Krone  veredelt  werden.  Gute  Kirschen  haben 
nämlich  in  Angers  die  Eigenthümlichkeit,  dass  sie 
nie  gute  Stämme  geben. 


304 


Es  kann  bei  dieser  grossartigen  Anzucht  nicht 
auffallen,  dass  alljährlich  auch  ein  grosses  Terrain 
in  Angriff  genommen  werden  muss,  um  die  nöthi- 
gen  Unterlagen  für  die  Edelstäuime  zu  geben.  Im 
Durchschnitt  werden  deshalb  nicht  weniger  als  120 
Morgen  dazu  in  Angriff  genommen  und  gehörig  in 
Stand  gesetzt. 

Ganz  besonders  ist  noch  die  Ordnung  und  Rein- 
lichkeit hervorzuheben,  welche  auf  den  Grundstücken 
sich  ausspricht.  Nirgends  sielit  man  auch  nur  das 
geringste  Unkraut,  das  leider  in  vielen  Baumschu- 
len nur  zn  häufig  die  Anpflanzungen  in  hohem 
Grade  beeinträchtigt.  Ausserdem  wird  aber  auch 
der  Boden  einige  mal  im  Jahre  gelockert,  damit 
die  atmosphärische  Luft  um  desto  besser  in  den 
Boden   eindringen  kann. 

Wenn  man  sich  fragt,  auf  welche  Weise  in 
doch  vcrhältnissmässig  kurzer  Zeit  • — ■  denn,  wenn 
auch  nicht  die  Gründung,  so  beginnt  doch  die  Be- 
deutung des  Etablissements  erst  seit  dem  Jahre 
1820,  wo  es  der  jetzige  Besitzer  übernahm  —  es 
einen  solchen  Aufschwung  erhalten  hat,  dass  es 
einzig  iu  seiner  Art  dasteht,  so  liegt  allerdings  der 
erste  Grund  in  der  Intelligenz  des  letzteren  selbst, 
dass  er  vor  Allem  verstand,  wo  Bedürfnisse  waren, 
diese  zu  seinem  Nutzen  auszubeuten,  und  wo  sie 
nicht  vorhanden,  selbige  hervorzurufen.  In  seiner 
Jugend  hatte  er  einen  grossen  Einfluss  auf  die  Ent- 
wicklung der  bildenden  Gartenkunst  in  seinem  Va- 
terlande; es  scheint  sogar,  dass  er  den  Anfang  zu 
dem  Umschwünge,  der  sich  in  den  letzten  Jahrze- 
henden kund  gegeben,  gemacht.  Man  sagt,  dass  er 
viele  Hunderte  von  Plänen  entworfen  inid  zum  Theil 
ausgeführt  habe. 

Nächstdem  sind  es  aber  2  Dinge,  welche  ihn 
sehr  unterstützten :  musterhafte  Ordnung  in  den 
Baumschulen  und  Wohlt'eilheit  der  aus  ihnen  in 
den  Handel  gebrachten  Pflanzen.  Er  konnte  und 
musste  mit  Massen  auftreten,  um  mit  Jedem  zu 
konkurriren.  8  und  für  den  Wiederverkäufer  6 
Groschen  für  jeden  Obststamm  oder  jede  Baurarose 
bei  vorzüglicher  Waare,  wie  man  sie  selten  findet, 
ist  ein  Preis,  wie  ihn  nicht  Jeder,  der  nur  in  be- 
schränktem Maasse  heranzieht,  liefern  kann. 

In  dem  Bewusstsein,  nur  vorzügliche  Waare 
geliefert  zu  haben,  verlangt  der  Besitzer  bei  jeder 
Beschwerde,  dass  ihm  die  Gegenstände  zurückge- 
sendet werden  möchten.  Ist  die  Beschwerde  ge- 
recht gewesen,  so  hat  der  betreffende  Obergärtuer 
oder  Contremaitre  für  den  Schaden  zu  stehen.  In 
dieser  musterhaften  Oiganisirung  liegt  aber  endlich 
auch  ein  Grund  von  der  Blüthe  des  Geschäftes. 
26  Obergärtner  theilen  sich  in  die  Arbeiten;  .Teder 
ist  in  dem,    was    ihm    zugewiesen,    unabhängig  und 


disponirt  so  selbständig  über  das  ihm  Untergebene, 
als  sei  es  sein  Eigenthum.  Leroy  selbst  beküm- 
mert sich  um  das  Einzelne  nicht  im  Geringsten; 
wo  er  etwas  gegen  die  Ordnung  findet,  hält  er 
sich  an  den  betreffenden  Obergärtner,  die  er  frei- 
lich, wie  auch  die  übrigen  Arbeiter,  sehr  gut  be- 
zahlt und  überhaupt  an  sich  zu  fesseln  sucht, 
.leder  Obergärtner  besitzt  in  seinem  Sprengel  eine 
gute  Wohnung.  Leroy  selbst  hat  sich  das  Ganze 
vorbehalten;  sein  Geist  regiert,  lenkt  und  gibt  neue 
Impulse.  Kräftig  unterstützt  wird  er  von  den  Ge- 
brüdern Baptiste  und  Henry  Des  p  ort  es,  die 
er  sich  selbst  erst  herangebildet. 

So  blüht  und  grünt    diese   Gärtnerei    und    trägt 
weithin   ihre   Früchte. 


Die 

moderne  Anlage  des  (Jarteiis  am  Hanse 
nnd  der  städtischen  Villa. 

Ein  praktisches  Ilandbucli  für  Gartenbesitzer,   Bau-Unternehmer, 

Architekten  unfl  Gärtner,  erläutert  durch   24   l'eiu  kolorirte 

Gartenpläne  nebst  Detailzcichnungen,  bearbeitet  von 

IL  S.  Neumniin, 

Köiiigl.  Preuss.  Hofgartner  und  Bauführer  auf  Schloss  Albrcchtsber^  bei 
Dresden  u.  s.  w. 

Von  diesem  Werke  ist  uns  soeben  das  erste 
Heft  zugegangen,  das  sich  von  vornherein  durch 
seine  schöne  Ausstattung  empfiehlt.  Wir  sahen 
demselben  um  so  lieber  entgegen,  weil  es  eine 
Lücke  in  der  Garten-Literatur  ausfüllen  hilft,  die 
freilich  erst  in  der  neuern  Zeit  recht  merklich  ge- 
worden ist.  Denn  erst  in  der  neuern  Zeit  ist  der 
Garten,  d.  h.  der  l'Jumengarten  aus  dem  Begriffe 
des  Luxus-Artikels  herausgetreten  und  Bedürfniss- 
Artikel  geworden;  erst  in  der  neueren  Zeit  haben 
die  Kommunen,  so  wie  die  einzelnen  Besitzer  ein- 
gesehen, dass  Jedermann  ein  Anrecht  habe  auf  den 
Genuss  eines  Gartens.  Und  diesem  Bedürfnisse 
entsprechend  sind  die  vielfachen  städtischen  Anla- 
gen entstanden  und  von  Seiten  der  Bau-Unterneh- 
mer immer  mehr  das  Gesetz  befolgt  worden,  einen 
Raum  vor  dem  Hause  zur  Anlage  kleiner  Gärten 
zu   benutzen. 

Diesen  Bau-Unternehmern  tritt  nun  der  Verfas- 
ser mit  dem  reichen  Schatze  seiner  Erfahrungen 
zur  Seite,  indem  er  zeigt,  dass  hier  zwar  das  Nütz- 
lichkeitsprinzip massgebend  ist,  und  dass  das  Gärt- 
chen  sich  ganz  und  gar  den  Bedürfnissen  des  Hau- 
ses anzupassen  hat,  dass  man  aber  selbst  unter  sehr 
ungünstigen  Verhältnissen  dem  Schönen  Rechnung 
tragen  kann. 

Eine  eingehendere  Besprechung  behalten  wir 
uns   für   eine   der   nächsten   Nummern   vor. 


Verlag  von  Karl  Wiegaudt  in  Berliu, 
KoromaDdantcD  Strasse  No.  G2. 


Druck  der  C.   Feiste  r 'sehen  Buchdruckerei  iu  Berliu, 
ZietenPlatz  No.  2. 


Woehensehrift 


des 


Vereines  zur  Beförderuiisf  des  (ilartenbanes  in  den  Köni§;l.  Prenssischen  Staaten 

für 

Ciärtnerei  und  Pflanzenkunde« 


Redakteur : 
Fr-ofessor  Dr.  Karl  Ivocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  39. 


Berlin,   den    1.  October 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel .   als  auch  frauco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 

Inhalt:  443.  Versammlung  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  am  25.  September.  —  Der  Spargelkäfer,  der  Enger- 
ling und  der  Maulwurf  im  Spargelbeete.  Vortrag,  gehalten  von  Dr.  Gockscli  in  Görlitz.  —  Paris  und  seine  Anlagen. 
Keiseberieht.   —   Bericht  über  die    vierte  Versammlung  deutscher  Pomologen,    Obst-  und  Gemüsezüchter  in  Görlitz. 


443.  Vcrsaiiiiiiliiiig 
des  Vereines  zur  Befönlcriiiig  des  Gartenbaues, 

am   25.  September. 

Da  der  Geh.  Ober-Kegieniiigsrath  Kuerk  durch 
Unwohlsein  verhindert  war,  zu  erscheinen,  so  über- 
nahm Professor  Braun  den  Vorsitz.  Das  Protokoll 
verlas  Inspektor  Bouch^  an  Stelle  des  noch  ab- 
wesenden General -Sekretärs.  Bei  Erwähnung  der 
von  dem  Kunst-  und  Handelsgärtner  Krüger  iu 
Lübbenau  der  vorigen  Versammlung  eingesendeten 
Gurkeiipflanzeu  erklärte  der  Geh.  Regierungsrath 
Heyder,  dass  er  die  von  Krüger  gen)aclite  Be- 
hauptung über  das  gesunde  Verhalten  der  W^urzel 
bei  tiefster  Krankheit  des  oberen  Theiles  der  Gur- 
kenpflanzen durch  die  Angaben  vieler  Erfurter 
Gärtner,  die  über  dasselbe  Uebel  klagten,  vollstän- 
dig bestätigt  gefunden  habe. 

Darauf  eröffnete  Professor  Braun,  dass  der 
Verein  wiederum  den  Verlust  eines  seiner  treuesten 
und  ältesten  Anhänger  zu  beklagen  habe.  Der 
herzogliche  Garten -Inspektor  zu  Wörlitz,  Gott- 
lieb Ludwig  Schoch,  ist  nämlich  am  29.  August 
in  einem  Alter  von  70|  Jahren  nach  einem  Leben 
voller  Thätigkeit,  aber  auch  voller  Erfolge,  gestor- 
ben. Er  wurde  am  2G.  Februar  1794  in  Wörlitz 
geboren,  erlernte  die  Gärtnerei  im  Louisium  bei 
Dessau  unter  dem  Hofgärtner  Eyserbeck,  ging 
dann  später  in  den  Königlichen  Garten  zu  Char- 
lotteuburg  als  Gehülfe  und  von  da  nach  Friedrichs- 


felde bei  Berlin  in  den  Garten  der  Fürstin  von 
Holstein-Bek.  Im  Jahre  1814  kehrte  er  nach 
W^örlitz  zurück,  wo  er  am  1.  Mai  als  Hülfsgärtner 
bei  seinem  Vater  angestellt  wurde.  1817  kam  er 
als  Hofgärtner  nach  dem  Louisium  und  1 826  den 
1.  September  nach  Wörlitz,  wo  er  fast  volle  38 
Jahre  als  herzoglicher  Garten-Inspektor  gewirkt  und 
geschaffen  hat.  Ihm  wurde  noch  die  Freude  zu 
Theil,  am  1.  Mai  dieses  Jahres  sein  50-jähriges 
Dienstjubiläum  zu  feiern,  wo  er  von  nah  und  fern 
zahlreiche  Beweise  der  Liebe  und  des  Wohlwollens 
erhielt.  Der  regierende  Herzog  von  Anhalt-Dessau, 
dem  er  47  Jahre  hindurch  treu  gedient,  überreichte 
ihm  an  diesem  Tage  eigenhändig  die  grosse  gol- 
dene Medaille  für  Verdienst  und  Wissenschaft.  Der 
Verewigte  gehörte  dem  Vereine  als  Ehrenmitglied 
seit  dessen  Gründung  an  und  Alle,  die  ihn  ge- 
kannt und  sein  Schöpfen  und  Wirken  im  Park  zu 
Wörlitz  gesehen,  werden  ihm  ein  treues  Andenken 
bewahren.  Zu  seinem  Nachfolger  ist  bereits  der 
Sohn,  der  bisher  in  Dessau  gewesen,  vom  Herzog 
ernannt  worden,  was  uns  eine  Bürgschaft  sein  kann 
für  das  weitere  Gedeihen  des  herrlichen  Wörlitzer 
Parkes. 

Noch  einen  anderen  Verlust  hat  die  Gärtnerwelt 
zu  beklagen;  der  Ehren -Präsident  der  botanischen 
Gesellschaft  in  Belgien,  Jean  Kickx,  Professor 
an  der  Universität  zu  Gent,  Kitter  des  Leopold- 
Ordens  und  Mitglied  der  belgischen  Akademie  der 
Wissenschaften,  ist  in  einem  Alter  von  Gl  Jahren 
am   1.  September  verschieden. 

39 


S06 


Noch  andere  Nachrichten  waren  vom  Auslande 
her  eingelaufen.  80  hatte  der  General -Seki-etär, 
Professor  Koch,  wiederum  einen  längeren  Bericht 
über  die  Verschönerungen  in  den  Provinzen  Frank- 
reichs eingesendet,  welcher  der  Versammlung  vor- 
gelesen wurde  und  als  besonderer  Aufsatz  veröffent- 
licht werden  wird. 

Auch  das  Programm  für  die  Ausstellung,  die 
im  Frühjahre  18G5  in  Amsterdam  stattfinden  wird, 
war  eingegangen.  Dasselbe  ist  allerdings  erst  in 
holländischer  Sprache  abgefasst  und  der  Tag  der 
Eröffnung  noch  nicht  festgesetzt.  Einstweilen  ist 
die  Mitte  des  Monats  April  als  die  passendste  Zeit 
in  Aussicht  genommen.  Die  bestiminte  Anzeige 
der  Daten  der  Eröffnung  und  des  Schlusses  wer- 
den wohl  erst  in  dem  französischen  Programme, 
das  nächstens  erscheint,  angegeben  werden. 

Ferner  hatte  der  Verein  für  Gartenkultur  und 
Botanik  in  Köln  ein  Programm  für  die  vom  2.  bis 
incl.  !>.  Oktober  stattfindende  Ausstellung  eingesen- 
det. Der  Verein  hat  für  bestimmte  Bewerbungen, 
die  in  21  Punkten  stattfinden  können,  42  bilberne" 
und  bronzene  Medaillen  ausgesetzt,  ausserdem  aber 
noch  20  derselben  den  Preisrichtern  zur  Verfügung 
gestellt. 

Auch  der  schlesische  Central- Verein  für  Gärtner 
und  Gartenfreunde  veranstaltet  eine  Ausstellung  von 
Früchten,  Gemüsen,  Blumen  und  Pflanzen,  über- 
haupt allen  Garten-  und  Feld -Erzeugnissen,  und 
zwar  in  den  Tagen  vom  9.  bis  incl.  11.  Oktober. 
Fast  zu  gleicher  Zeit  (vom  8.  bis  incl.  10.  Oktober) 
findet  eine  Ausstellung  in  Frankfurt  a.  0.  von  Sei- 
ten des  dortigen   Gartenbau-Vereines  statt. 

Nachdem  Inspektor  Boueh^  die  Programme 
den  Mitgliedern  mit  einer  Einladung  zur  Betheili- 
gung vorgelegt,  wandte  sich  derselbe  zu  einer  Be- 
sprechung der  ausgestellten  Pflanzen,  von  denen 
wir  erstens  aus  einer  Gruppe  blühender  Pflanzen 
des  botanischen  Gartens  hervorheben:  Chaenestes 
lanceolata  mit  schönen  scharlachrothen  Blumen;  Li- 
siauthus  Russelianus,  Aphelandra  micans,  Lobelia 
discolor,  welche  viele  Jahre  hindurch  aus  den  Gär- 
ten verschwunden  zu  sein  schien  und  Conradia  flo- 
ribunda  (Gesnera  libanensis).  Peperomia  cJaytonioi- 
des  Kth  et  Bch^,  welche  durch  Schomburgk  aus 
dem  englischen  Guiana  eingeführt  wurde,  hat  eine 
Knolle,  verliert  im  Herbste  die  Blätter  und  niuss 
ziemlich  trocken  gehalten  werden;  Dombeya  Ery- 
throxylon  (Melbania  Erythroxylon),  eine  hübsche 
Büttnerlacce,  die  fast  das  ganze  Jahr  hindurch, 
selbst  im  "Winter  ihre  grossen  weissen  Blüthen  ent- 
faltet, und  ciuilich  ein  Physurus  querceticola  in  sehr 
kräftigem  Exemplare.  Von  Chaenestes  lanceolata 
bemerkte  Referent,  dass  er  sonst  die  Pflanze  im 
Warmhause  kultivirt  habe,    wobei  sie  aber  nur  sel- 


ten und  wenig  Blüthen  entwickelte ;  seit  einem 
Jahre  überwintere  er  sie  bei  5 — 8"  und  stelle  sie 
im  Sommer  in's  Fi-eie,  wo  alsdann  jeder  Steckling 
im  August  und  September  reichlich  blühe.  Hin- 
sichtlich der  Gattung  Lisianthus  empfahl  Inspektor 
Bouchi'  den  Gärtnern  sehr,  sich  die  Kultur  dieses 
Strauches  angelegen  sein  zu  lassen,  da  viele  Arten 
derselben  sich  zu  Gruppen- ,  ja  zu  Marktpflanzen 
bestimmt  eignen  dürften.  Obgleich  Lisianthus  da- 
turoides  und  iraperialis,  deren  Blumen  scharlachroth 
inid  an  den  Einschnitten  gelblieh  sind,  schon  oft 
als  Samen  in  Europa  eingeführt  worden  sind,  so 
hat  es  doch  nicht  gelingen  wollen,  die  daraus  ei'- 
zogenen  Pflanzen  bis  zur  Blüthe  zu  erhalten.  Dies 
darf  jedoch  durchaus  nicht  abschrecken,  diese  Kultur 
immer  wieder  aufzunehmen,  denn  wir  haben  Bei- 
spiele genug  von  Pflanzen,  die  viele  Jahre  hindurch 
mit  derselben  Beharrlichkeit  dem  Züchter  trotzten 
und  jetzt,  da  man  ihre  Kultur  kennt,  zu  unseren 
weitverbreitetsten   Zierpflanzen   gehören. 

Vom  Versuchsfelde  des  Vereines  waren  wiede- 
rum Gemüse  aus  spanischen  Sämereien  ausgelegt. 
Der  schon  früher  vorgezeigte,  gesclilitztblättrige 
Baumkohl  liess  noch  keine  bessern  Eigenschaften 
als  Gemüse  wahrnehmen.  Auch  W^irsingkohl  war 
von  unserm  gewöhnlichen  nicht  zu  luiterscheiden; 
eine  Sorte  des  Grünkohls  dürfte  sogar  dem  unsri- 
gen  nachstehen,  weil  seine  Blätter  zu  wenig  ge- 
kraust sind  und  wenig  entwickelte  Blattmasse  haben. 
Dahingegen  ist  eine  krause  Endivien-Sorte  sehr  zu 
empfehlen,  indem  sie  sich  durch  bedeutende  Grösse 
und  Kräuselung  der  Blätter  auszeichnet  und  viel- 
leicht noch  besser,   als  die  Moos-Endivie  sein  möchte. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  war  eine  Aufstel- 
lung abgeschnittener  Dahlien  von  Pomp  hin  in 
Friedrichswalde  bei  Joachimsthal.  Dieser  Züchter 
hatte  eine  Reihe  Blumen  von  einem  ganz  eigen- 
thümlichen  Baue,  der  die  allgemeinste  Anerkennung 
fand,  geliefert.  Die  Grundform  der  Blume  ist  der 
Kugelbau  in  seiner  schönsten  Vollkommenheit.  An-  J 
statt  dass  nun  aber  die  einzelnen  Stralilenblütlichen  1 
eine  Kugel  aus  dicht  aneinander  gedrängten  oflenen 
Zellen  bilden,  war  hier  der  Rand  jedes  einzelnen 
Blüthchens  so  gefaltet,  dass  dasselbe  wie  eine 
Schuppe  erschien;  dadurch  erhielt  die  Blume  ein 
Ansehen,  das  wir  mit  nichts  Anderem  zu  verglei- 
chen wissen,  als  mit  der  Form  der  Trüftaud'schen 
Päonienaster.  Unzweifelhaft  verdienen  diese  Züch- 
tungen als  ein  Fortschritt  in  der  Dahlienkultiu' 
allen  Liebhabern  dieser  Gruppe  empfohlen  zu 
werden. 

Eine  zweite  Sammlung  von  Sämlingen  hatte 
Hofgärtner  Altmann  in  Gusow  bei  Selow  einge- 
sendet; sie  enthielt  auch  mehre  sehr  schöne  Muster- 
blumen.    Vor  Allem  zog  aber  Vanda  Lowii    (Rhe- 


307 


nauthera  Lowü),  die  in  eiuem  4  Fiiss  hohen  Exem- 
plare vom  Obergärtuer  ]$oese  (^Kümmerzienr.  Rei- 
cheuheim)  ausgestellt  war,  die  Aufmerksamkeit 
der  Anwesenden  auf  sich.  Zwei  Blüthenstiele,  jeder 
von  1),  Fuss  Länge,  trugen  je  25  der  eigenthüm- 
lichen,  bald  braunen,  bald  gelben  Blüthen;  von 
ihnen  besitzen  jedoch  nur  die  gelben  einen  zwar 
nicht  angenehmen,  aber  doch  sehr  starken  Geruch, 
wogegen  die  brauneu  Blüthen  in  demselben  Alter 
und  demselben  Stadium  der  Eutwickelung  ganz  ge- 
ruchlos  bleiben. 

Baumschulbesitzer  Lorberg  übergab  eine  An- 
zahl Zweige  mit  monströsen  Birnen.  Der  noch 
junge  Baum  hat  in  diesem  Jahre  nur  monströse 
Früchte  gebracht,  die  im  Geschmacke  ziemlich  den 
anderen  Birnen  gleichen,  allein  in  der  Gestalt  voll- 
ständig abweichen.  Diese  Erscheinung  war  auch 
schon  früher  bekannt  (s.  Jahrg.  1863,  p.  315),  nur 
in  solcher  Allgemeinheit,  wie  an  dem  hier  erwähn- 
ten Beispiele,   noch  nicht  beobachtet  worden. 

Au  die  Erklärung  dieser  Missbildung,  die  als 
die  Durchwachsung  der  Blüthenachse  und  nochma- 
lige Blüthenbildung  in  einer  nicht  ganz  entwickel- 
ten Blüthe  zu  betrachten  seien,  sehloss  Professor 
Braun  einige  Betrachtungen  über  die  Krankheit, 
die  vorzugsweise  die  Delphinium  Orientale  Gay  im 
Versuchsgarten  befallen,  wogegen  die  daneben  ste- 
henden D.  Ajacis  s.  ornatum  Bouche  nur  an  derjeni- 
gen Seite  Spuren  von  der  Krankheit  zeigten,  die  den 
befallenen  D.  Orientale  zunächst  gelegen.  Der  Mehl- 
thau  hatte  die  ganzen  Pflanzen  überzogen  und  sie 
au  ihrer  vollständigen  Eutwickelung  gehindert. 
Nur  die  kleinere  Hälfte  der  Blumen  war  zur  Ent- 
faltung gelangt,  die  übrigen  verdarben  vor  dem 
Aufblühen,  und  an  Samen  war  unter  solchen  Um- 
ständen nicht  zu   denken. 

Der  Vortragende  gab  darauf  eine  Entwicke- 
lungsgeschichte  der  Pilzgattung  Ervsiphe,  die  den 
Mehlthau  darstellt,  schilderte  die  dreifache  Fort- 
pflanzung derselben  und  gab  eine  kurze  Charakte- 
ristik der  häufigsten  Arten  dieser  Gattung,  über 
welche  später  ausführlicher  gesprochen  werden  soll, 
und  ging  darauf  zur  Besprechung  des  viel  bestrit- 
tenen Thema's  der  Bastardbilduugen  über,  indem 
er,  von  den  ältesten  Beobachtungen  Koelreuter's 
(1760)  ausgehend,  eine  kurze  geschichtliche  Ueber- 
sicht  der  wichtigsten  Arbeiten  über  diesen  Gegen- 
stand gab  und  besonders  die  Ergebnisse  der  neue- 
sten Untersuchungen,  welche  Regieruugsrath  Wi- 
chura  in  Breslau  über  die  Bastardbildung  der 
Weiden  angestellt  hat  und  in  einer  eigenen  Schrift 
zu  publiziren  im  Begriffe  ist,  hervorhob.  Er  sprach 
insbesondere  über  die,  wenn  auch  geschwächte,  doch 
keineswegs  ganz  unterdrückte  Fruchtbarkeit  der 
Bastarde    und    über   die  darauf  beruhende  Möglich- 


keit der  Herstellung  komplizirter  Bastardformen,  in 
welchen  nicht  bloss  2,  sondern  3,  4,  ja  selbst  bis 
6  verschiedene  Arten  vereinigt  und  in  ihren  Merk- 
malen ausgeglichen  erscheinen,  sowie  von  der  sich 
in  Verbindung  mit  der  Bastardbildung  entwickeln- 
den Neigung  zur  Bildung  von  Varietäten.  Schliess- 
lich sprach  er  den  Wunsch  aus,  dass  doch  die 
Gärtner,  die  der  Bastardbildung  so  zahlreiche  und 
schöne  Pflanzenformen  verdanken,  die  Stammbäume 
aller  ihrer  Erzeugnisse  sorgsam  bewahren  möchten, 
wodurch  der  Wissenschaft  ein  grosser  Dienst  ge- 
leistet werde,  während  ohne  sichere  Kenutniss  der 
Entstehung  der  Bastardformen  die  grösste  Unsicher- 
heit und  Verwirrung  in  die  systematische  Botanik 
gebracht  würde. 

Im  Anschluss  an  die  Bemerkung  von  Professor 
Braun  machte  Inspektor  Beucht  auf  einen  Pap- 
pelbastard des  botanischen  Gartens  aufmerksam,  der 
sich  zufällig  durch  eine  Befruchtung  zwischen  Po- 
pulus  laurifolia  und  canadensis  gebildet  und  unver- 
kennbar die  Merkmale  beider  in  sich  vereinige.  Ob- 
gleich Bastarde,  wie  aus  dem  oben  Angeführten 
hervorgehe,  sich  oft  von  selbst  unter  einander  be- 
fruchteten, so  sei  dies  aber  durchaus  nicht  durch- 
gehends  bei  allen  Pflanzen  der  Fall.  Die  im  bo- 
tanischen Garten  gezogenen  Nymphaeen- Bastarde 
z.  B.  mussten  stets   künstlich   befruchtet  werden. 

Der  Geh.  Regierungsrath  Heyder  legte  hierauf 
einige  Proben  von  Band-  oder  Schattenglas  aus 
der  Fabrik  von  Heckert  in  Halle  vor.  Dasselbe 
enthält  grüne  Streifen,  wahrscheinlich  Chromoxyd, 
von  9 — 12  Linien  in  ebenso  breiten  Zwischenräu- 
men aufgebrannt  und  ist  zu  dem  Preise  von  6  Sgr. 
pro   Quadratfuss  zu  haben. 

Der  Fabrikbesitzer  Dr.  Julius  Cohn  auf  Mar- 
tiniquefelde hatte  ein  Stück  Sombrero -Phosphorit 
vorgelegt,  und  gab  mehre  Notizen  über  dessen  Ge- 
halt an  phosphorsaurem  Kalk.  Der  Sombrero-Phos- 
phorit ist  ein  fossiles  Phosphat,  das  seinen  Namen 
von  der  Insel  Sombrero  (eine  der  kleinen  Antillen) 
hat  und  aus  einem  korallenartigen  Gestein  besteht, 
welches  auf  bisjetzt  noch  unbekannte  AVeise  in 
phosphorsauren  Kalk  metamorphosirt  ist.  Neben 
dem  rohen  Material  hatte  der  Vortragende  auch 
noch  eine  Probe  des  gemalilenen  Phosphorits,  so- 
wie Pi'oben  der  sämmtlichen  Hauptprodukte  seiner 
Fabrik  vorgelegt,  wie:  Knochenmehl,  schwefelsau- 
res Knochenmehl,  sauren  phosphorsauren  Kalk  und 
Sombrero-Superphosphat. 

Das  Preisrichteramt  bestand  diesmal  aus  dem 
Geh.  Regierungsrath  Heyder,  Obergärtner  Gaerdt 
und  Reinecke.  Dieselben  ertheilten  der  Rhenan- 
tbera  Lowü  des  Kommerzienrathes  Reichenheim 
(Obergärtner  Boese)   den  Monatspreis. 


38' 


308 


Der 

Sp.trgelkäfer,  der  Engerling  nnd  der 
Maulwurf  im  Spargel beete. 

Zwei  Feinde  und  ein  Freund  des  Spargelbeetes. 

Vortrag,    gelialten    in    der  Juli-Sitziing;  di-s  GarfL-iiliau-Vereines 
für  die  Oberlausitz  von  Dr.  Gocksch  in  Gürlitz. 

Der  Spargel  hat  zwei  Hauptfeinde  aus  dem 
Thierreiche,  die  aber  durch  einen  ebenso  grossen, 
lange  verkannten  Freund  leicht  unschädlich  gemacht 
werden.  Diese  Feinde  des  Spargels  sind  das  Spar- 
geltahnchen  oder  Spargelkäfer  ( Crioceris  Asparagi 
und  duodecim  punctata),  welcher  seine  Eier  an  die 
jungen  äussersten  Enden  der  Spargelstengel  setzt. 
Sobald  die  Eier  ausgekrochen  sind,  beginnen  die 
Larven  zu  nagen,  entkleiden  den  Stengel  ringweise, 
oft  in  grosser  Ausdehnung,  seiner  Rinde  und  die 
Folge  davon  ist  dessen  Gelbwerdcn  und  Vertrocknen. 

Bei  grosser  Anzahl  kann  dieses  Insekt  oft  ganze 
Beete,  besonders  junger  Pflanzen,  vernichten.  Als 
Larve  auf  den  Stengel  des  Spargels  kann  ihr  der 
Maulwurf  allerdings  nichts  anhaben.  Aber  da  ich 
nach  meinen  bisherigen  Beobachtungen  aus  dieser, 
am  Stengel  des  Spargels  sich  aufhaltenden  Larve, 
den  Käfer  noch  nie  hervorgeiien  sah,  vermuthe  ich, 
dass  sie  sich  auch  noch  für  den  Winter  in  die 
Erde  eingräbt.  Meine  allerdings  bis  jetzt  blosse 
Muthmassung  gründet  sich  darauf,  dass  ich  schon 
öfter  und  besonders  in  diesem  Jahre  im  Frühjahr  beim 
Umgraben  der  Spargelbeete,  unmittelbar  um  die 
alten  Stengelstummel,  ganze  Nester  kleiner  Larven 
gefunden,  die  natürlich  auch  nur  einem  kleinen  In- 
sekt augehören  können;  ferner,  dass  gleich  im 
zeitigen  Frühjahre  der  Käfer  selbst  erscheint  und 
endlich,  dass  meine  Beete  früher  von  diesen  Käfern 
viel  gelitten  haben,  aber  dass  icli  damit  ziemlich 
verschont  bin,  seitdem  ich  diesen  Larvennestern  im 
Frühjahre  sorgfältig  nachspüre,  sie  vernichte  oder 
auch  als  Frass  der  Hauskatze  meines  Beetes,  dem 
Maulwurfe,  überlasse. 

Ein  gefährhcherer  Feind  aber,  als  der  Spargelkä- 
fer, ist  die  Larve  des  Maikäfers,  der  Engerling.  Für 
diesen  ist  das  Spargelbeet  die  allerbeste  Brutstätte. 
Lockrer,  warmer  Boden,  düngerreich  und  frei  von 
Pflanzenschatten,  grade  zu  der  Zeit,  wo  nach  dem 
Begattuugsakt  der  Maikäfer  zur  Legung  seiner  Eier 
sich  in  die  Erde  gräbt,  ladet  die  sonnige  Spargel- 
beetfläche ganz  besonders  zu  jenem  Geschäft  ein. 
Die  Eier  werden  hier  nicht  nur  ganz  besonders 
gut  ausgebrütet,  sondern  der  junge  Engerling  fin- 
det auch  bald  in  den  jetzt  im  besten  Safte  stehen- 
den zarten  Spargelwurzeln  die  beste  und  vollste 
Nahrung  und  ist  das  Beet  nach  alter  Weise  ange- 
legt,   so    bietet   die    unterhalb    der    Pflanzen    in    der 


Tiefe  befindliche  Düngerschicht  auch  noch  einen 
prächtigen  Winter-Aufenthalt.  Da  nun  der  Enger- 
ling 3  —  4  Jahre  bis  zu  seiner  vollkommenen  Um- 
bildung in  den  Maikäfer  braucht,  und  der  Umkreis 
seines  Aufenthaltes  in  der  Erde  nur  ein  sehr  be- 
schränkter sein  kann,  so  kann  man  annehmen,  dass 
3  —  4  Generationen  in  dem  Spargelbeete  ausgelaufe- 
ner Engerlinge,  dasselbe  die  ganze  Zeit  über  auch 
nicht  verlassen.  Als  Nahrung  giebt  es  auf  einem 
gut  gehaltenen  Spargelbeete  keine  anderen  Pflan- 
zen, folglich  kann  ihm  dazu  auch  nur  das  zarte, 
saftreiche,  dem  Zuckerschoten -Geschmack  ähnliche 
Mark  der  Spargelwurzeln  —  aber  niemals,  wie  bis- 
her Manche  glaubten,  der  harte,  holzartige  Kopf 
selbst,  dienen.  Und  so  ist  es  auch  wirklich ;  der  En- 
gerling zernagt  nur  die  zarten  Wurzeln  und  wenn 
er  soviel,  als  er  kann,  verzehrt  hat,  kriecht  er  weiter 
und  fängt  bei  der  zweiten  Pflanze  an.  Ist  der  grösste 
Theil  der  Wurzeln  eines  Stockes  verletzt ,  so  wird 
die  äusserste  Spitze  des  Stengels  gelb,  sie  krümmt 
sich  und  stirbt  allmählig  ganz  ab.  Ebenso  ver- 
kümmern die  am  Spargelkopfe  für  das  nächste  Jahr 
angesetzten  Augentriebe,  und  das  ganze  Centrum 
des  Stockes  verfault.  Der  Stock  ist  vollständig 
eingegangen.  AVenn  daher  auf  einem  sonst  gutge- 
haltenen Beete  oft  unerklärbarer  Weise  Stöcke  ein- 
gehen, so  lässt  sich  dies  nur  als  Folge  von  Enger- 
lingfrass  erklären,  wenn  nicht  schlechter  Stich  mit 
Verletzung  der  Köpfe,  Unterwasser  u.  dgl.  schuld 
sind.  Häufen  sich  die  Engerlinge  auf  einer  Spar- 
gelplantage an,  so  können  sie  eine  solche  sehr  leicht 
zerstören. 

Dieses  Ungeziefer  nun  grade  aus  den  Spargel- 
beeten gänzlich  zu  vertreiben,  halte  ich  mit  ge- 
wöhnlichen Mitteln  für  absolut  unmöglich.  Im  Früh- 
jahr wird  das  Spargelbeet  nur  sehr  oberflächlich 
und  meist  so  zeitig  mngegraben,  ehe  der  Engerling, 
der  in  der  wärmeren  Tiefe  ja  noch  Nahrung  hat, 
an  die  kältere  Oberfläche  kommt,  um  hier  aufge- 
lesen und  vertilgt  zu  werden.  Alle  anderen  Pflan- 
zen, wie  Salat,  Erdbeeren  etc.,  an  deren  Wurzeln 
ich  dieses  Thier  vermuthe,  kann  ich  leicht  ansreis- 
sen  und  durch  Nachgraben  dasselbe  aufsuchen. 
Aber  beim  Spargel  geht  dies  durchaus  nicht.  Doch 
auch  hier  hat  die  Natur  allein  schon  weise  gesorgt. 
Man  hege  den  ^Maulwurf  im  Spargelbeete  und  die 
beiden  erstgenannten  Feinde  werden  bald  besiegt 
sein.  Als  nur  fleischfressendes  Thier  sind  Enger- 
linge sein  liebster  Frass.  Ihnen  geht  er  hauptsäch- 
lich nach,  wenn  er  das  lockere  Spargelbeet  auf- 
sucht. Aber  er  frisst  ohne  Unterschied  alles  Ge- 
würm, was  ihm  in  den  Weg  kommt,  ebenso  den 
Regenwurm,  wie  die  Larve  des  Spargelkäfers.  Sind 
die  oben  genannten  Larvennester  die  des  Spargel- 
käfers,   so    habe    ich    dieses  Jahr    bemerkt,    dass    er 


309 


seine  Gänge  im  ganz  zeitigen  Frühjahr  hauptisäch- 
lich  um  die  alten  Stummel  herumgräbt,  wo  jene 
sich  nur  befanden,  und  ich  verdanke,  (wofern  meine 
Beobachtung  richtig  ist\  nur  ihm  das  Verschwinden 
des  Spargelkäfers.  Dem  Spargel  selbst,  etwa  durch 
Unterwühlen  und  Biossiegen  der  Wurzel,  schadet 
der  Maulwurf  durchaus  nicht.  Im  Gegentheil  nutzt 
er  der  Pflanzung  ganz  gewiss  noch  durch  die  Auf- 
lockerung des  Bodens  und  hauptsächHch  durch  die 
Gänge  selbst,  die  sowohl  oberhalb  der  Wurzelköpfe, 
wie  unterhalb  des  Wurzelfilzes  in  allen  Richtungen 
hinlaufen,  und  durch  den  dazu  herbeigefiihrten  Luft- 
zutritt auch  in  die  Tiefe  des  Bodens,  dessen  Frucht- 
barkeit gewiss  ausserordentlich  befördern.  Lässt 
man  die  Gänge  ungestört,  so  dass  der  Maulwurf  in 
seinem  Revier  nicht  auf  Hindernisse  stösst,  durch 
Verschüttung,  so  verunstaltet  er  auch  nicht  das 
Beet  durch  Aufwerfen  von  Hügeln.  Da  er  auch 
im  Winter  gleich  im  Spargelbeete  selbst  in  der 
wärmeren  Tiefe  im  Dünger  unter  den  Wurzeln  ein 
gutes  Winterlager  findet  und  zugleich  auch  stets 
etwas  Nahrung,  so  verlässt  er  sein  einmal  eingerich- 
tetes Revier  nur  höchst  selten.  In  meinem  Garten 
habe  ich  die  Bemerkung  gemacht,  dass  der  Maul- 
wurf fast  isolirt  im  Spargelbeete  bleibt,  höchstens 
die  Erdbeerbeete  besucht,  wo  er  ebenfalls  besonders 
den  Engerlingen  nachgeht,  und  folglich  diejenigen 
Beete  verschont,  wo  man  sein  Wühlen  nicht  gern 
sieht. 


Paris  und  seine  Anlagen. 

Reisebericht. 

Seit  länger  denn  einer  Woche  schon  weile  ich 
in  Paris,  beschäftigt  vom  frühesten  Morgen  bis  zur 
heranbrechenden  Nacht,  dessen  Sehenswürdigkeiten 
kennen  zu  lernen  und  trotz  der  ausserordentlichen 
Zuvorkommenheit,  mit  der  man  mir  allerseits  entge- 
gen kommt,  und  trotz  der  Unterstützung,  die  man 
mir  überall  gewährt,  habe  ich  doch  nur  das  Haupt- 
sächlichste gesehen.  Man  braucht  nur  das  Pantheon 
zu  ersteigen,  in  dessen  Nähe  icli  meine  Wohnung 
aufgeschlagen,  und  einen  Blick  bis  zu  den  ringsum 
sich  ziehenden  Höhen  zu  werfen,  um  einestheils  den 
grossen  Umfang,  den  Paris  in  neuester  Zeit  erhalten, 
zu  ermessen,  anderntheils  aber  auch  zu  sehen,  welch' 
grosser  Unterschied  zwischen  Paris  und  Berlin  ist 
und  dass  Berlin  doch  ein  viel  freundlicheres  Ge- 
wand hat.  Wenn  man  von  der  Kuppel  des  Berli- 
ner Schlosses  einen  Blick  auf  die  Stadt  herabwirft, 
so  sieht  man  den  Häusern  an,  dass  sie  bewohnt 
sein  müssen;  sie  besitzen  einen  dem  Auge  wohl- 
thuenden  Anflug,  während  die  schmutzig  ochergelbe 
Farbe  der  Pariser  Häuser,   die  mit  der  Zeit  dunkelt 


und  grauschwarz  wird ,  unangenehm  ist  und  schon 
in  einiger  Entfernung  die  Häuser  den  Ruinen  ähn- 
licher macht,  als  menschlichen  Wohnungen,  imd  trä- 
ten nicht  an  einzelnen  Stellen  grüne  Flächen  und 
Bäume  entgegen,  würde  der  Anblick  von  Paris  vom 
Pantheon  herab  ein  trauriger  trotz  seiner  Grossar- 
tigkeit sein.  Ich  muss  allerdings  hinzufügen ,  dass 
die  bereits  hier  schon  lange  anhaltende  Trockenheit 
und  der  immerwährende  Staub,  welcher  dem  Ber- 
liner Nichts  nachgibt,  ihren  l^heil  an  dem  traurigen 
Aussehen   beigetragen  haben   mögen. 

Der  Kaiser  hatte  alsbald  nach  dem  Antritte 
seiner  Regierung  auf  die  Verschönerung  von  Paris 
hauptsächlich  sein  Augenmerk  gerichtet,  und  er  hat 
diese  Stadt  nicht  bloss  schöner,  sondern  auch  ge- 
sunder gemacht.  Meiner  Ansicht  nach  ist  grade 
dieses  eines  seiner  grössten  Verdienste,  welche  er 
sich  erworben.  Aber  auch  nur  ein  Mann,  wie 
Louis  Napoleon,  der  stets  unbehindert  über  Al- 
les, was  entgegentritt,-  hinweggeht  seinem  Ziele 
nach,  kann  so  Etwas  durchsetzen.  Man  muss  nur 
die  engen  Strassen  sehen  mit  den  5  Etagen  hohen 
Häusern,  in  denen  gegenüber  Wohnende  sich  oft 
die  Hände  reichen  könnten,  wie  z.  B.  im  lateini- 
schen Viertel,  wo  grade  die  Jugend,  welche  sich 
für  die  Wissenschaft  ausbilden  soll,  wohnt,  um  einen 
Begriff  von  der  ungesunden,  verpesteten  Luft  zu 
erhalten,  die  sich  in  allen  solchen  Stadtvierteln  er- 
zeugt. Das  Niederreissen  ganzer  Strassen,  um  die 
sogenannten  Boulevards  herzustellen,  war  eine  Noth- 
wendigkeit  bei  der  immer  sich  steigernden  Bevöl- 
kerung. Nicht  aber  durch  sich  bevölkert  sich  Pa- 
ris von  Jahr  zu  Jahr  mehr,  sondern  hauptsächlich 
nur  durch   Zuzug  von  aussen. 

Diese  Boulevards  sind  breite,  auf  beiden  Seiten 
mit  Bäumen  bepflanzte  Strassen,  die  sich  erst  recht 
schön  ausnehmen  werden ,  wenn  diese  grösser  ge- 
worden sind.  Sie  bestehen  fast  nur  aus  Ulmen  und 
Platanen.  Man  hat  gefunden,  dass  die  letzteren 
am  besten  gedeihen.  Sie  haben  mit  ihren  schönen 
grossen  Blättern  auch  stets  ein  gutes  Aussehen, 
was  mau  keineswegs  von  den  Ulmen  sagen  kann, 
denn  bei  diesen  legt  sich  zwischen  die  Falten  und 
die  Haare  der  Blätter  Staub,  der  ihnen  ein  graues 
Ansehen  gibt  und  der  selbst  vom  Regen  nicht 
so  leicht  abgewaschen  werden  kann.  Linden  und 
Rosskastanien  wollen  in  den  Strassen  von  Paris 
nicht  gedeihen  und  gehen  bald  zu  Grunde.  Selbst 
im  botanischen  Garten  oder  in  den  elysäischen  Fel- 
dern hatten  sie  —  freilich  zum  grössten  Theil 
durch  die  anhaltende  Dürre  bedingt  —  jetzt  ein 
trauriges  Ansehen,  denn  die  Blätter  waren  meist 
vertrocknet  und   zum   Theil  schon   abgefallen. 

Solcher  Boulevards  existiren  schon  eine  Menge. 
Der  grösste,  welcher  sich  von  dem  Garten  und  den 


310 


Anlagen  des  Luxemburg,  sowie  dem  Observatorium 
im  Süden  bis  zum  Strassburger  Eisenbahnhofe  im 
Norden  hinzieht  und  ziemHcli  mitten  durch  die 
Stadt  geht,  ist  der  Boulevard  von  Sebastopol;  die 
schönsten  sind  aber  die  Boulevards  der  Magdalene, 
der  Kapuziner  und  der  Italiener,  welche  mit  ihren 
Fortsetzungen  diesen  rechtwinklig  schneiden.  Da 
diese  Boulevards  in  der  Mitte  meist  makadamasirt 
sind,  so  entsteht  natürUch  ein  ungeheurer  Staub. 
Fortwährend  wird  deshalb  gespritzt  und  bewässert, 
und  so  hat  man  grade  auf  den  Boulevards  am  we- 
nigsten  vom   Staube   zu  leiden. 

Die  Zahl  der  Gärten  und  Anlagen  innerhalb 
der  Stadt  ist  sehr  gering;  Privatgärten  gibt  es  fast 
gar  nicht.  Damit  aber  auch  hier  Etwas  geschieht, 
hat  wiederum  der  Kaiser  befohlen,  eine  Eeihe 
ötfeutlicher  Plätze,  wie  sie  sich  zum  Theil  an  den 
Kirchen  und  ötfentHcheu  Bauten  befanden,  in  An- 
lagen umzuwandeln  und  ausserdem  in  allen  Stadt- 
tbeilen  (Arrondissements)  dergleichen  herzustellen. 
So  existiren  deren  jetzt  45  und  werden  sämmtlich 
in  einer  seltenen  Sauberkeit  und  Ordnung  erhal- 
ten. Durch  fortwährendes  Bespritzen  dieser  An- 
lagen fand  ich  allenthalben  das  Laub  frisch  und 
gesund,  während  man  leider  bei  uns  gegen  den 
August  hin  in  ötientlicheu  und  Privatgärten  beson- 
ders Flieder,  Philadelphus,  Spiräen  und  andere  Blü- 
thensträucher  in  mehr  oder  weniger  vertrocknetem 
Zustande  findet.  Die  Summen  freilich,  welche  hier 
für  das  Spritzen  und  Bewässern  überhaupt  ausge- 
geben werden,  sind  ganz  enorm;  es  gehört  eben 
ein  kaiserlicher  und  unbeschränkter  Wille  dazu. 
Diese  mehr  oder  weniger  beengten  und  meist  vier- 
eckigen Anlagen  haben  den  englischen  iSameu  der 
Squares  und  besitzen,  in  sofern  sie  nicht  Plätze  an 
Kirchen  u.  s.  w.  sind,  einen  bewegten  Boden,  zum 
Theil  auch  einen  Teich. 

Nächst  den  Squares  und  Boulevards  existiren 
aber  noch  mit  Bäumen  bepflanzte  öfientliche  Plätze. 
Zu  diesen  gehört  auch  der  botanische  Garten,  der 
Jardin  des  plantes,  welcher  ausserdem  auch  eine 
hübsche  Sammlung  von  Thieren  besitzt.  Die  Ge- 
wächshäuser, die  Staudenquartiere,  die  Räume  für 
die  Thiere  sind  für  das  Publikum  durch  Vorzei- 
gen von  Eintrittskarten  geött'uct.  Dasselbe  kann 
sich  aber  der  sich  schneidenden  und  zum  Theil 
von  Alleen  eingefassten  AVege  willkürlich  zum 
Durchgehen  und  Spatzierengehen  bedienen.  Eine 
hübsche  Eini-ichtuug  ist,  dass  in  einem  Quartiere 
die  meist  in  den  Gärten  ausgesetzten  Pflanzen  mit 
den  richtigen  Namen  bezeichnet  sind,  damit  Jeder- 
mann sich   unterrichten  kann. 

Eine  Anlage,  die  zwar  weniger  wissenschaftli- 
chen, aber  um  so  mehr  ästhetischen  Werth  besitzt, 
ist  der  Park  von  Monceau,    der    sich    auf  dem   an- 


dern   Ende    der    Stadt    in    der    Nähe    des    grossen 
Triumphbogens  in  der  Allee  der   Königin   Hortense 
befindet.     Da    diese    Anlage    schon    länger    besteht 
und    erst    in    neuerer    Zeit   auf  diese    Weise    vmige- 
wandelt    ist,    so    hat    sie    vor    den    andern    Squares 
in    der   Nähe   den    Vorzug,    dass    sie    schon    grosse 
Bäume  besitzt.    Ein   breiter  Fahrweg  führt  in  leich- 
ten   Krümmungen    durch    den    ganzen    sogenannten 
Park,  der  seiner  geringen  Ausdehnung  wegen  aber 
nur  uneigentlich  diesen  Namen  verdient.    Die  übri- 
gen   Wege    sind    nur    für    Fussgänger    eingerichtet 
und  so  angelegt,    dass    sie,    trotz  ihrer  grossen   An- 
zahl,    keineswegs    dem    Auge    störend    ersclieinen. 
Eeizende  Einzelpflanzen  befinden  sich  auf  dem  sehr 
gut    gepflegten    sammetartigen    Rasen;    von    diesen 
sind  besonders  crwähnenswerth:   eine  Araucaria  im- 
bricata    von    21  Fuss    Höhe    und    von    gedrängtem 
Wüchse    und    eine  Musa   Ensete  von   9  Fuss  Höhe. 
Auch  einige  Gruppen  verdienen    wohl,    erwähnt  zu 
werden,    da   ihre   Zusammenstellung    auch    bei    uns 
zur   Nachahmung    empfohlen    werden    muss.     Musa 
chinensis  (Cavendishü),    ähnlich    der    Musa    zebrina 
mit   braungefärbten    Blättern,    umgeben    von    bunt- 
blättrigen Alyssum  maritimum;    Alocasia  odora  und 
Cyperus    alteruifolius    dazwischen    gepflanzt;    Musa 
paradisiaca  in  schlanken,    ziemlich    lioheu   Exempla- 
ren,   eiugefasst  von   Coleus  Verschafl'eltii,    Solanum 
amazonicum    und    zwischen    diesen,    den  Boden    des 
Beetes  bedeckend,    Portulacca  grandiflora;    prächtig 
war    die    Zusammenstellung    von    Centaurea    candi- 
dissima    mit    blauen   Petunien  abwechselnd  und  um- 
geben  mit   einem   Kranze  von   Lobelia  Erinus,   wäh- 
rend   ein    Kranz    von    Alyssum    maritimum    fol.   var. 
sich  um  eine   Gi-uppe    niedriger  Ficus  elastica    zog. 
Ferner  Solanum  crinitum  und  dazwischen,  den  Boden 
bedeckend,    Lobelia  Erinus;     AVigandia   caracassana 
und  auf  dem  Boden   Sedum  carneum  fol.  var.    Co- 
'   locasia  antiquorum    umgeben    von   Dianthus  Hedde- 
i    wigii;    Hibiscus  rosea  sinensis  und,   den   Boden   be- 
deckend,   Tradescantia    zebrina.      Grosse    Gruppen 
von  Begouia  fuchsioides,    Prestouiensis,    lucida,    coc- 
cinea,    miuiata,    discolor    und   ricinifolia    gewährten 
einen  sehr  angenehmen   Anblick   und  sind  auch  bei 
uns  zur  Anpflanzung  zu  empfehlen. 

Die  Mitte  des  Squares  ist  durch  eine  Stalak- 
titen-Grotte gebildet,  zu  welcher  man  auf  einer 
Brücke  gelangt,  die  über  ein  geschmackvoll  ge- 
zeichnetes W^asser  führt.  Hedera  und  Vinca  bil- 
!  den  theilweise  die  äussere  Bekleidung  der  Gruppe 
und  senden  durch  die  Oeflnungen  derselben  ihre 
Zweige  in  das  Innere. 

Ebenso  geschmackvoll,  wie  der  Park  von  Mon- 
ceau, sind  die  elysäischen  Felder,  die  sich  von  der 
andern  Seite  des  Triumphbogens  bis  zum  Place  de 
la   Concorde  dahinziehen.     Noch  weiter  die  östliche 


311 


Eichtung  fortsetzend,  grenzt  an  diesen  Platz,  der 
am  Kaiserfeste  (15.  August)  auch  in  einen  Garten 
umgewandelt  wird,  der  Garten  der  Tuilerien. 

An  beiden  Enden  sind  Blumenbeete  und  Anla- 
gen im  neuesten  Geschmacke  vorhanden  und  wer- 
den fortwährend  mit  der  grössten  Sauberkeit  ei-hal- 
ten.  Sie  stehen  mit  den  übrigen  dazu  gehörigen, 
im  innern  Hofe  befindlichen  Schmuckbeeten  und 
Easenplätzen  unter  der  speziellen  Aufsicht  eines 
kaiserlichen  Gärtners.  Was  den  übrigen  Tuilerien- 
Garten  anbelangt,  so  besteht  er  aus  1(3  grösseren 
Quartieren,  welche  mit  grösseren  Bäumen  bepflanzt 
sind  und  durch  einen  breiten  Weg  in  2  Parthicn 
zerlegt  werden.  Hier  versammelt  sich,  besonders 
am  Abend,  sehr  viel  Publikum  und  geht  spazieren. 
Leider  war  die  anhaltende  Dürre  Ursache  gewesen, 
dass  in  diesem  Jahre  (1864)  bereits  Mitte  August 
die  Bäume  fast  entlaubt  wai-en  und  einen  traurigen 
Anblick  darboten. 

Auf  der  andern  Seite  der  Seine,  dem  Industrie- 
Pallaste  gegenüber,  befindet  sich  der  Invaliden- 
platz, wo  gewöhnlich  an  Sonn-  und  andern  Fest- 
tagen die  Menge  sich  ebenfalls  versammelt,  um  an 
den  daselbst  befindlichen  Belustigungen  Antheil  zu 
nehmen.  Es  sind  zum  Theil  offene  freie  Plätze 
(wo  z.  B.  am  15.  August  2  grosse  Theater  auf  Ko- 
sten der  Stadt  errichtet  wurden),  zum  Theil  mit 
Reihen  von  Bäumen  besetzte  schattige   Gänge. 

In  dem  südlichen  Theile  der  Stadt  befindet 
sich  der  Garten  des  Schlosses  Luxemburg,  dessen 
im  neueren  Style  errichtete  Anlagen  dicht  hinter 
dem  Schlosse  beginnen. 

Es  sind  hauptsächlich  4  grosse  Felder  mit  Ra- 
sen ausgefüllt  und  von  breiten  Rabatten  eingeschlos- 
sen. In  den  letztern  befinden  sich  in  der  Mitte 
hochstämmige  Rosen  mit  Malven  und  Georginen 
abwechselnd,  während  sonst  allerhand  die  Erde  völ- 
lig deckende  und  den  ganzen  Sommer  hindurch 
reichblühende  Stauden,  weniger  Sommei-gewächse, 
vorhanden  sind.  Es  sind  dieses  dieselben  Arten, 
welche  sich  in  den  Anlagen  von  Paris  so  häufig 
wiederholen.  Mirabilis  longiflora  und  Jalappa,  Ar- 
gyranthemum  frutescens  und  foeniculaceum,  gefüllte 
Achillea  Ptarmica,  IMonarda  violacea,  Gaura  Lind- 
heimeri,  Helianthus  multiflorus,  Oenothera  frutescens, 
Phlox  omniflora,  Ageratum  mexicanum,  Pentstemons, 
Godetien,  Gladiolus  und  einige  wenige  andere.  Als 
Einfassung  dienen  zum  Theil  Scharlach-Pelargonien 
mit  rothen  oder  rosafarbigen  Blumen  oder  die  schon 
genannte  grossblumige  Sorte  Gloire  de  Paris,  fer- 
ner rothe  Petunien,  wiederum  mit  weissen  abwech- 
selnd u.  a.  m.  In  den  breiten  Wegen  stehen  Kübel 
mit  Orangen-,  Lorbeer-  oder  Myrtenbäumen,  auch 
Oleander.  Schöne  in  Reihen  gepflanzte  Bäume  sind 
in  dem  übrigen,    ziemlich    weitläufigen  Luxemburg- 


Garten  vorhanden  und  bieten  zu  Spaziergängenj 
hinlänglich  Gelegenheit,  zumal  auch  eine  Restaura- 
tion für  Speisen,  besonders  aber  für  Getränke  sorgt. 
Auch  der  Garten  von  Luxemburg  hat  seinen  be- 
sonderen  kaiserlichen   Gärtner. 

Die  beiden  grossen  Anlagen,  das  Boulogner 
Wäldchen  (Bois  de  Boulogne)  und  der  Park 
von  Vincennes  liegen  ausserhalb  der  Mauern,  das 
erstere  im  Westen,  nicht  weit  von  Boulogne  und 
St.  Cloud,  der  andere  hingegen  im  Osten  auf  dem 
Plateau  von  Vincennes.  Bois  de  Boulogne  ist 
zwar  eine  sehr  alte  Anlage;  in  dieser  Gestalt  er- 
weitert und  verschönert,  existirt  es  aber  erst  seit 
wenigen  Jahren.  Bei  seiner  Anlage  sind  manche 
Fehler  gemacht  worden;  es  hat  überhaupt  der  Mei- 
ster gefehlt,  der  dem  Ganzen  eine  Idee  zu  Grunde 
legte.  Immerhin  bleibt  es  aber  eine  grossartige 
Schöpfung,  die  besonders  bei  den  dargebotenen 
Terrain-Schwierigkeiten  in  jeglicher  Hinsicht  Beach- 
tung verdient  und  eine  der  grössten  Wohlthaten 
für  Paris  darstellt.  LTnter  der  jetzigen  sorgsamen 
Leitung  sucht  man  allmähhg  auch  mehr  Gedanken 
in  die  einzelnen  Theile  zu  bringen  und  das  Ganze 
zu  einem  wahren  Volksgarten  umzuschaffen.  Was- 
ser ist  in  reichlicher  Menge  vorhanden,  wenn  auch 
seine  Konturen  Manches  zu  wünschen  übrig  lassen. 
Vorzüglich  sind  die  Wege  angelegt  und  werden, 
besonders  die  makadamisirten,  mit  einer  Sorgsam- 
keit erhalten,  die  man  in  andern  dergleichen  Anla- 
gen nachgeahmt  zu  sehen  wünschte. 

Was  dem  Boulogner  Wäldchen  einen  besonderen 
Werth  gibt,  das  sind  die  seltenen  Gehölze  in  zum 
Theil  schönen  Exemplaren,  wie  wir  sie  bei  uns  in 
Deutschland  gar  nicht  sehen.  Ganze  Boskets,  aus 
Thea  viridis  bestehend,  immergrüne  Magnolien  in 
Gruppen  oder  auch  allein,  Cedern  des  Atlas,  des 
Libanon  und  des  Himalaja  mit  andern  südländi- 
schen Koniferen  abwechselnd ,  herrliche  Exemplare 
der  Juniperus  i-ecurva,  deren  untere  Aeste  sich 
auf  dem  Boden  hinzustrecken  scheinen,  Cunningha- 
mia  glauca  und  lanceolata  von  15  Fuss  Höhe,  Cy- 
pressen  aus  allen  Ländern  u.  s.  w.  Von  vorzügli- 
cher Schönheit  macht  sich  der  weissblättrige  Ahorn 
mit  gefiederten  Blättern,  besonders  wenn  dunkeles 
Laub  im  Hintergrunde  sich  befindet;  reizend  ist 
ferner  ein  grosser  Baum  der  Alnus  imperialis. 
Ebenso  werden  die  verschiedenen  Formen  des  hier 
befindlicheu  Bambusrohres,  besonders  auf  den  Nord- 
deutschen, einen  angenehmen  Eindruck  ausüben. 
Diesen  genannten  Pflanzen  könnten  leicht  noch  an- 
dere hinzugefügt  werden,  wenn  der  spärlich  zuge- 
messene Raum  hier  es  nur  einigermassen  erlaubte. 
Doch  sollen  wenigstens  noch  die  Gruppen  von  Eu- 
calyptus Globulus,  der  3  Wigandien:  ureus,  rotun- 
difolia  und   caracassana,  der   Colocasien   und  Aloka- 


312 


sien  aufgeführt  werden.  Ebenso  verdient  am  Ende 
des  Parkes  an  der  Strasse  nach  Boulogue  der  Was- 
serfall mit  seinen  romantisch-gruppirten  Felsen,  so 
wie  mit  seiner  herrlichen  Aussicht,  alle  Beachtung. 
Freilich  ist  es  hier  nur  möglich  gewesen,  im 
Allgemeinen  das  Hauptsächlichste  zu  berühren;  eine 
genauere  Schilderung  der  Anlagen,  in  der  ich  auf 
die  Grössen  -  Verhältnisse  derselben  eingehen  kann, 
sowie  eine  Beschreibung  der  Gärtnerei,  die  alle  zur 
Ausschmückung  sämmthcher  Anlagen  nöthigen  Pflan- 
zen zieht  und  die  ihrer  Grossartigkeit  wegen  wohl 
ihres  Gleichen  sucht,  muss  ich  auf  spätere  Zeit  ver- 
sparen. 


Über  die  vierte  allgemeine  Versamniliiii«;  deutscher 

Poniologen,  Obst-  uud  Gemüsezüchter 

in  Grörlitz. 

Seit  einigen  Monaten  befindet  sich  dieser  Be- 
richt in  den  Händen  der  Theilnehmer  an  der  Gör- 
litzer Versammlinig,  und  wir  können  voraussetzen, 
dass  Jeder  denselben  gelesen  und  geprüft  liat.  Da- 
mit wird  sich  auch  ein  Jeder  überzeugt  haben, 
welche  ausserordentliche  Schwierigkeiten  bei  der 
Zusammenstellung  desselben  zu  überwinden  waren. 
Denn  nachd.em  diu'ch  eine  umfassende  Korrespon- 
denz das  Protokoll  berichtigt  und  ergänzt  war,  be- 
stand noch  eine  Hauptschwierigkeit  in  der  Redaktion 
der  eingesendeten  Berichte,  von  denen  allerdings 
manche  mit  aufopferndem  Fleiss  und  wissenschatt- 
licher  Sorgfalt  ausgearbeitet  waren,  weshalb  wir  den 
Einsendern  derselben  zu  grossem  Danke  verpflichtet 
sind,  andere  aber  sehr  lückenhaft  waren  und  erst 
durch  vielfaches  Nachfragen  ergänzt  werden  muss- 
ten.  Namenthch  diese  letztere  Schwierigkeit  war 
auch  der  Grund  für  das  spätere  Erscheinen  der 
Arbeit,  die,  schon  im  Druck,  immer  noch  Berich- 
tigungen  und  Zusätze  erfuhr. 

Auch  jetzt  suchen  wir  wiederum  einige  Berich- 
tigungen nachzutragen,  die  uns  namentlich  von  Böh- 
men aus  zugegangen  sind.  In  dem  , Berichte  der 
Abgeordneten  der  verschiedenen  Länder"  (pag.  24, 
Z.  5)  ist  augegeben  worden,  dass  der  Graf  Co- 
loma,  ein  Schwiegersohn  des  Fürsten  Schwar- 
zenberg,  die  Kopert'sche  Tafelbirn,  die  auch 
unter  dem  Namen  Liegel's  Winter-Butterbirn, 
Pastelberger  fürstliche  Tafelbirn,  Coloma's 
köstliche  Winterbirn  u.  s.  w.  bekannt,  in  Böh- 
men kennen    gelernt    und    wahrscheinlich  nach  Bel- 


gien verpflanzt  habe.  Es  ist  nun  allerdings  rich- 
tig, dass  ein  Schwiegersohn  des  Fürsten  Schwar- 
zenberg  obige  Birn  nach  Belgien  gebracht  hat 
(Hofrath  Dr.  Ballinger  aus  Kissingen  hat  es  aus 
dem  Munde  des  Fürsten  selbst  vernonmien),  allein 
dieser  Schwiegersohn  ist  der  Herzog  Aremberg. 
Nach  Geheinu'ath  v.  Flotow  in  Dresden  ist  oben 
genannte  Birn  daselbst  als  Marcolini's  Butterbirn 
bekannt. 

Ein  Irrthum  ist  ferner  dadurch  hervorgerufen 
worden,  dass  zwei  Listen  zu  empfehlender  Obst- 
sorten zu  gleicher  Zeit  dem  Sekretariate  in  Görlitz 
abgegeben  worden  sind  und  sich  unter  keiner  eine 
Unterschrift  befand,  so  dass  man  nur  denken  konnte, 
beide  Listen  seien  von  dem ,  der  sie  abgegeben. 
Dadurch  sind  die  auf  Seite  45  uud  46  gemachten 
Mittheilungen,  die  dem  Professor  Dr.  Reisich  aus 
Prag  zugeschrieben  worden  sind,  zum  grössten  Theil 
dem  Gutsbesitzer  Rodt  in  Sterkowitz  zu  verdanken; 
ebenso  ist  die  auf  Seite  54,  Zeile  20  mit  Knight's 
large  green  drying  beginnende  Reihe  Pflaumen, 
die  sich  auf  Seite  55  fortsetzt,  dem  Gutsbesitzer 
Rodt  zuzuschreiben. 

Professor  Reisich,  der  die  Berichtigung  uns 
mittheilt,  sagt,  dass  man  die  Rodt'schen  Angaben 
leicht  von  den  seinigen  unterscheiden  könne,  weil 
ersterer  uebst  der  Frucht  auch  noch  die  Vegetation 
des  Baumes  angibt,  während  er  sicli  nur  auf  die 
Angabe  der  Frucht  und  die  Tragbarkeit  beschränkt 
habe. 

Ueber  Amanli's  Butterbirn  ist  (pag.  49)  ge- 
sagt worden,  dass  der  Name  „Amanli"  eine  Kor- 
ruption des  Namens  Wilhelmiue  ist,  den  die  Frucht 
zu  Ehren  der  damaligen  Königin  der  Niederlande, 
einer  preussischen  Prinzessin,  erhielt.  Diese  An- 
gabe, die,  wenn  wir  nicht  irren,  von  de  Jonghe 
in  Brüssel  herrührt,  ist  unrichtig;  denn  „Amanlis" 
ist  der  Name  des  Ortes  in  Frankreich,  wo  diese 
Birn   gezüciitet  worden   ist. 

Seite  148  endlich  enthält  die  Nachricht,  dass 
der  Gartenbau- Verein  in  Bordeaux  eine  Sammlung 
getrockneter  Pflaumen  (von  einer  Sorte  wog  das 
Stück  1  Loth  im  Durchschnitt)  aufgestellt  habe. 
Der  Aussteiler  war  jedoch  der  Präsident  dieses 
Vereines  allein,   Konsul  Michaelsen. 

r*uiiica  Legi'elli. 

Soeben  geht  uns  die  Mittheilung  zu,  dass  die 
kürzlich  (S.  291)  empfohlene  schöne  Granate  sich 
bei  dem  Kunst-  und  Handelsgärtner  Priem  in  Ver- 
mehrung befindet  und  zu  10 — 15  Sgr.  abgegeben 
werden  kann. 


Verlag  von  Karl  Wiegaudt  in  Berlin, 
KommandanteD-Strasse  No.  G2. 


Druck  der  C.   F  eiste r 'sehen   Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zielen  Platz  No.  2. 


Woehenselirift 


des 


Vereines  zur  Beförderuiia;  des  (larteiibaues  in  den  König:!.  Prenssischen  Staaten 


für 


CMärtnerei  iiiid  PflaiBzeiikuiide. 

Redakteur : 
JProfessor  I>r-  Klarl  Kl  och, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  40. 


Berlin,  den    8.  Oktober 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5i  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt;  Scutellaria  Mociniana  Benth.  Ein  Halbstrauch  mit  rothen  Blüthen.  (Mit  einer  Abbildung.)  —  Chemische  Untersuchungen 
über  das  Wachsthum  der  Pfliuizt-n  im  Dunkeln  Von  Dr.  C.  Filly.  —  Der  Garten  des  Baron  v.  Rothschild  in 
Boulognc  bei  Paris.    Reiseberielit.   —  Aus  den  Pfianzen-Vfrzeioknissen  einiger  Handelsgärtuereien. 


Scutellaria  Mociniana  llenth. 

QEin  ^fjalbHiaud)  mit  nitl)ru  ^lülljni. 

(Mit   einer  Abliildung.) 

Wir  besitzen  ein  Geschlec.lit  Lij)pei]blütliler 
oder  Labiaten,  welelies  über  die  ganze  Erde  verbreitet 
zu  sein  sjcheint,  das  Genus  Scutellaria  oder  der 
Helmkräuter;  nur  im  tropischen  Afrika  und  von 
da  nacli  der  Sudspitze  des  genannten  Erdtheiles 
liat  man,  so  viel  wir  wissen,  noch  keine  Art  auf- 
gefunden. Es  sind  meist  Kräuter  oder  Ilalbsträii- 
cher,  die  vorzugsweise  die  Gebirge  mid  die  Ufer 
von  kleineren  Flüssen,  sowie  von  Bächen  und  über- 
haupt feuchte  Orte  bewohnen.  Doch  soll  eine 
Art,  welche  Humboldt  in  Neugranada  entdeckte, 
auch  windend  sein.  Eine  Art,  Scutellaria  gale- 
riculata,  breitet  sich  über  die  ganze  gemässigte 
Zone  der  nördlichen  Hemisphäre  aus  und  wächst 
sowohl  in  Europa  und  Asien,  südlich  selbst  bis 
zum  mächtigen  Gebirge  des  Himalaja,  als  auch 
jenseits  des  Oceanes  in  den  Vereinigten  Staaten, 
sowie  in  den  englischen  ]5esitzuugen  Nordamerika's ; 
von  hier  gehen  einige  Arten  nach  Mexiko  und  den 
Staaten  Central- Ameiika's,  sowie  nach  den  kiihim- 
bischen  Republiken,  nach  Peru  und  Chili,  selbst 
auch  nach  Brasilien;  aber  auch  Neuholland  besitzt 
einige   Arten. 

Fast  ohne  Ausnahme  sind  die  Helmkräuter  oder 
Scutellarien  hübsche  Pflanzen,  welche  die  Beachtung 
der  Gärtner  und  Blumenliebhaber  verdienen  und 
mehr  kultivirt  werden  müssteu,    als   es  der   Fall  ist. 


Selbst  unser  bereits  erwähntes  Helmkraut  ist  eine 
der  schönsten  wilden  Pflanzen,  welche  wir  besitzen; 
seine  grossen  blauen  Blüthen  nehmen  sich  zwischen 
dem  saftigen  Grün  der  Blätter  sehr  gut  aus.  ^lan 
muss  sich  wundern,  dass  es  in  unseren  landschaft- 
lichen Anlagen ,  namentlich  an  künstlichen  Bächen 
und  kleineren  Teichen,  nicht  zur  Anwendung  kommt. 
Wer  Stauden  liebt  —  und  deren  Zahl  ninunt 
neuerdings  zu  — ,  findet  in  genanntem  Geschlechte 
ebenfalls  eine  Reihe  von  meistens  gelbblühenden 
Alten,  welche  einen  Platz  in  den  Gärten  verdie- 
nen; es  kommt  noch  dazu,  dass  die  Blüthen  zum 
Theil  mehr  hervoitreten,  weil  die  oberen  Blätter, 
in  deren  Winkeln  sie  erscheinen,  klein  und  zu 
Deckblättern  umgewandelt  sind.  Hier  sind  die 
Blüthen  selb.  Es  gehören  hierher:  Scutellaria 
alpina  L.,  zu  der  S.  lupulina  L.  nur  als  Abart 
gehören  möchte,  orientalis  L.  mit  der  Abart  pin- 
natifida  und  frutieosa  Desf.  Von  den  Stau- 
den ,  deren  blaue  Blüthen  in  den  Winkeln  grosser 
Blätter  sich  befinden,  können  wir  vor  Allem  Scu- 
tellaria macrantha  Fisch.,  peregrina  L.,  al- 
tissima  L.,  lateriflora  L.  und  japonica  Dne 
empfehlen. 

,Eothblühendc  Arten  kommen  in  reiner  Farbe 
eigentlich  nur  in  Mittel-  und  Südamerika  vor;  weder 
S.  Orientalis  L.  noch  Cohimnac  All.,  welche 
beide  üljiigens  zu  empfehlen  sind,  haben  in  ihren 
l^lüthen  ein  scharf  ausgeprägtes  Roth.  Solehe  Ar- 
ten aus  den  obengenannten  Länderstrichen  besitzen 
wir    übrigens    schon    seit    längerer   Zeit    in     Kultur, 

40 


314 


die  jedoch,  so  selir  sie  es  auch  verdienen,  noch  nicht 
iillgcniein  geworden  oder  wenigstens  doch  keine 
lange  Zeit  ^^ieli  in  der  Kidtur  erhalten  h;iben.  Die 
ältesten  der  rotiiblülienden  Ilelnikräuter  Amerika'« 
sind  wohl  Sc.  havannensis  Jaeo.,  purpnras- 
cens  Svv.  und  ine  am  ata  Vent.,  welche  nueh  im 
vorigen  oder  im  Anfange  von  diesem  Jahrhunderte 
iu  unseren  Gärten  eingeführt  wurden.  Von  ihnen 
hat  sich  nur,  so  viel  uns  bis  jetzt  bekannt  ist,  die 
letztere  in  Kultur  erhalten.  Formen  von  ihr  sind 
sogar  unter  neuen  Namen  beschrieben  worden,  wie 
iSc.  Ventenatii  Hook.,  Hartwegi  Benth.  und 
Tri::iiaei  PI.  et  Lind.  Xäclist  diesen  werden  in 
unseren  Gärten  noeli  kultivirt:  Sc.  eoceinea  Ktli, 
scarlatina  PI.  et  Lind.,  splendens  Lk,  Klsch. 
und   O.,   Lindeniana   DC.   und   villosa  Hook. 

Die  Zahl  dei'  rotheii  Hehnkriiuter  ist  uuli'uiii'st 
in  unseren  Gälten  durch  eine  Art  vermehrt  wor- 
den, welche  der  Reisende  Seil  neuerdings  in  Gua- 
temala entdeckt  liat.  Bekanntlich  hat  Kommerzlen- 
rath  ychöller  in  Düren  diesem  die  Mittel  an  die 
Hand  gegeben,  um  hauptsächlich  aus  Central-Anie- 
rika  schöne  Pflanzen  zu  sammeln  und  selbige  nach 
Deutschland  zu  schicken.  AVir  iiaben  schon  einige 
Male  Gelegenheit  geliabt,  von  ihm  Bericht  zu  er- 
statten. Unter  der  Zalil  der  von  ihm  eingesendeten 
Pflanzen  befindet  sich  die  Seutellaria  Mociniana, 
unbedingt  die  schöns;e  ihres  Geschlechtes,  welche 
wir   Liebliabern   nicht  genug   empfehlen   können. 

Bevor  wir  jedoch  zu  ilirer  J-Seschreibung  über- 
gehen, sei  ('S  uns  erlaubt,  einige  geschichtliche  No- 
tizen über  das  (lenus  Seutellaria  vorauszuschicken, 
um  dadurch  zugleich  mehr  Interesse  für  die  Pflanze 
zu   erwecken. 

Seutellaria  gehört,  wie  schon  Anfangs  gesagt, 
zu  den  Lippenblüthlern  oder  Labiaten  und  bildet 
mit  einigen  wenigen  anderen  rieschlcchtcrn,  wo  der 
Kelch  deutlieh  zweilippig  ist,  die.  besondere  Gruppe 
der  Scutellarinecn.  Die  beiden  Lippen  des  Kelches 
sind  bei  Seutellaria  eigenthümlich  gebildet,  so  dass 
die  Obeilippe  einem  Visir  bei  einem  Helme  ähnlich 
aussieht,  was  auch  im  Deutschen  zu  der  Benennung 
„Helmkraut"  Anlass  gegeben  hat.  Diesem  entspricht 
die  Benennung  „Cäs^da",  welche  ein  Botaniker  in 
der  2.  Hälfte  des  l(j.  Jalirhuudertes,  der  neapolita- 
nische Arzt  Cohimna,  zuerst  füi-  eine  Pflanze 
dieses  (iescddechtes  gebrauchte.  Andere  verglichen 
die  Oberlippe  mit  einem  Scliiide  und  nannten  un- 
sere hier  wildwaciisenden  Pflanzen  Schildkräuler,  ein 
Name,  den  der  Professur  <ier  Botanik  in  Padiia, 
L'ortusi,  welcher  zu  derselben  Zeit  lebte,  zuerst 
in  seinem  jetzt  selten  gewordenen  Verzeichnisse  der 
Pflanzen  des  unter  seiner  Leitung  stehenden  Gar- 
tens in  Padua  gebraucht  hat.  Währen<l  Tourne- 
iort    sich     als     Gcschlechtsnanien     der    Benennung 


Cdssida  bediente,  wählte  Linnci  die  Cortusi'sche 
Bezeichnung  Seutellaria.  Der  Name  galericu- 
lata,  den  Lobel  ebenfalls  zu  Ende  des  IG.  .Jahr- 
luuidertcs  gebrauchte,  hat  dieselbe  Bedeutung,  da 
bei  den  Eömern  Galericulum  eine  kleine  Mütze 
heisst. 

Beide  Namen:  „Helm-  und  Schildkraut,"  sind 
erst  L^ebersetzungen  der  lateinischen  Benennungen. 
Der  eigentliche  deutsehe  Name  für  die  bei  uns 
wildwachsende  Art  Sc.  galericulata  ist  Fieber- 
kraut, da  die  Pflanze  früher  für  ein  ausgezeichne- 
tes Fiebcrmittid ,  besonders  gegen  das  dreitägige 
Fieber,  gehalten  wurde.  Darauf  bezieht  sieh  auch 
der  Name  Tertianaria,  den  z.  Pi.  Johann  Bauhin 
gebraucht  un<l  der  noch  in  mehre  Sprachen,  wie  in 
die  französische,  spanische  und  italienische  (Tertia- 
iiaire,   Tercianaria  und  'J'erzanaria  j  übergegangen  ist. 

Scutellarien  hat  Bentham  in  de  Candolle's 
Prodromus  (12.  Theil,  S.  412)  nicht  weniger  als 
9ü  beschrieben.  Seitdem  sind  allerdings  noch  einige 
Arten  dazu  entdeckt  worden.  Wir  glauben  um  so 
weniger,  dass  bei  weiterer  iM'forsihung  fremder 
Länder  deren  Anzahl  viel  grösser  werden  wird,  als 
manche  der  bis  jetzt  beschriebenen  Arten,  wie  wir 
übrigens  schon  gezeigt  haben,  sich  bei  genauerer 
L'ntersuchung   nicht  selbständig   erhalten   werden. 

Betrachten  wir  nun  die  Seutellaria  Jloci- 
niana  Benth.  etwas  näher,  so  werden  wir  finden, 
dass  dieses  reizende  Helmkraut  zwar  erst  jetzt  in 
den  Handel  kommt,  ilass  es  aber  den  Botanikern, 
wenn  auch  unter  anderem  Namen,  schon  länger 
bekannt  ist.  Es  v,ar  im  Jahre  1828,  als  2  Ber- 
liner, der  Botaniker  Schiede  und  der  Gärtner 
Deppe,  eine  Keise  nach  der  Neuen  Welt,  und 
zwar  zunächst  nach  Mexiko,  antraten,  um  lebende 
und  getrocknete  Pflanzen  nach  der  Heimath  zu 
senden.  ^^  ir  verdanken  Beiden  eine  Menge  dei'- 
selben,  welche  noch  in  unseren  (iärten  kultivirt 
werden.  Beide  sind  nun  todt.  Dem  Botaniker 
Schiede  war  es  nicht  einmal  vergönnt,  das  ge- 
liebte \"aterland  wiederzusehen.  Auf  seinen  späte- 
ren F(]rs(diungsreiseu  kam  er  auch  nach  Brasilien, 
wollte  daselbst  über  einen  Fluss  setzen  uiul  ertrank 
darin  im  Jahre  lS3li.  Der  Gärtner  Deppe  war 
bereits  früher  zurückgekehrt  und  gründete  in  Char- 
lottenburg bei  Berlin  eine  Gärtnerei,  welche  bis  zu 
dem  vor  einigen  Jahren  erfolgten  Tode  ihres  Be- 
sitzers wegen  der  schönen  l'flanzen,  welche  daselbst 
kultivirt  wurden,    viel  v(hi  Berlin   aus  besucht  wurde. 

In  der  ersten  Sammlung  getrockneter  Pflanzen, 
welche  beide  Beisende  nach  P)erlin  sendeten,  befand 
sich  auch  ein  Lippenblütlih  r,  welchen- Chamisso 
und  V.  Seh  leehte  ndal  als  eine  Perilomia  mit 
dem  Beinamen  frutieosa  beschrieben  (Linn.  V,  p. 
102).    Li   einer  späteren  Sannnlung   befand   sich   ein 


315 


anderer  LippeiiblUtliler,  welclieii  genannte  Botaniker 
Perilomia  cordif  oli a  (Linn.  VI,  p.  374)  nannten. 
Unter  diesem  Namen  wurde  sie  auch  noch  später 
im  Botanical  Magazine  (tab.  42!)U)  abgebildet.  Der 
Kustos  des  König).  Herbars,  Professor  Klotzscli, 
war  es  aber,  der  der  zuletzt  genannten  l^tlauze  erst 
die  richtige  Stellung  im  Systeme  auwies  nnd  sie  in 
■den  mit  Link  nud  Otto  gemeinscbaftlicli  heraus- 
gegebenen Abbilduugen  von  Pflanzen  des  botani- 
schen Gartens  in  Berlin  (1.  Band,  t.  1.5,  8.  31j  als 
Scutellaria  splendens  beschrieb  nnd  abbildete.  Die 
beiden  Eeisenden  hatten  nämlich  neben  getrockne- 
ten Pflanzen  auch  Samen  eingesendet,  welche  im 
genannten  Garten  ausgesüct  wniden.  Von  hier  aus 
■wurde  sie  weiter  verbreitet  nnd  war  lange  eine 
Zierpflanze   auch   der   Berliner   Privatgärten. 

Schon  früher  waren  2  Spanier,  Mociiio  und 
Sess^,  in  Mexiko  gewesen  nnd  hatten  Pflanzen 
daselbst  gesammelt.  Als  der  englische  Bolaniker 
Bentham  in  den  dreissiger  Jahren  (1832 — lS3Gj 
die  Lippenblüthler  monographisch  bearbeitete,  wur- 
den ihm  auch  die  dazu  gehörigen  Pflanzen  aus  dem 
Herbar  genannter  Pcisendcn  zur  \'cifügung  gestellt. 
Unter  ihnen  fand  sich  auch  P  cri  hmiia  c  o  r  di  folia 
vor,  welche  Bentham  jedoch  alsliald  für  eine  Scu- 
tellaria erkannte  und  sie  zu  Ehren  Mocino's:  Sc. 
Moeini  Ulla  (Benth.  Lal).  j>.  242)  nannte.  So  schön 
auch  die  l'flanze  ist  und  die  Ijcachtung  der  Pflan- 
zenfreunde verdient,  so  hat  doch  keiner  der  vielen 
Reisenden,  welche  Jlexiko  bereist  haben,  sie  nacii 
Europa  gebracht.  Es  war  erst  der  neueren  Zeit 
vorbehalten,  ur.d  zwar  dem  Gbergärtner  Esser  in 
Düren  bei  Aachen,  dieselbe  in  den  Handel  zu  bringen. 
Irren  wir  aber  nicht  sehr,  so  hat  der  Hofgiirtner 
Wendland  in  Herrenhausen  bei  Hannover,  wel- 
cher bekanntlich  vor  einigen  Jahren  Central -Ame- 
rika besuchte,  dieselbe  Pflanze  in  Costariea  gesam- 
melt nnd  nach  Deutschland  gebracht.  Wir  sahen 
sie  vor  2  Jahren  bei  Gelegenheit  der  Fest-Ansstel- 
Inng  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
unter  dem  Namen  Scntellai-ia  (Jostariea  na.  Als 
solche  ist  sie  nun  ebenfalls  in  dem  Botanical  Ma- 
gazine  (^tab.  5439)   abgebildet   worden. 

Scutellaria  Mociniana  Bentli.  bildet  einen 
mehre  Fuss  hohen  Halljstrauch,  in  der  ^^'eisc,  wie 
er  häuflg  auf  den  Terrassen  der  amerikanischen 
Hochländer  gefunden  wird.  Nur  der  untere  Theil 
des  Stengels  ist  etwas  behaart  und  verästelt  sich 
in  der  Weise,  dass  jeder  Ast  alsbald  Pilüthen  her- 
vorbringt. Es  ist  eine  gute  iMgenscliaft  der  Pflanze, 
dass  sie  gern  und  willig  blüht.  Schon  die  kleinsten 
Exemplare  entwickeln  zeilig  Blüthen.  Ebenso  scheint 
die  Blüthezeit  nicht  von  der  Jahreszeit  abhängig 
zu  sein,  denn  Gbeigärtncr  Esser  thcilt  uns  mit, 
dass   er   sie  im  Wintei    wie   im  Sonnner  blühend  ge- 


habt habe.  i'Ixemi)lare  von  li;  Fuss  Höhe  nehmen 
sich    am   besten   aus. 

Eigenthümlich  ist  die  Wurzelbildung  der  Pflanze, 
indem  nämlich,  ähnlich  wie  bei  Dicentra  spectabilis, 
fleischige  kurze  Wurzelstöcke  von  sehr  zerbrechlicher 
Natur  vorhanden  sind.  -Man  muss  sich  daher  beim 
Verpflanzen  sehr  in  Acht  nehmen,  die  Pflanzen 
nicht  zu  beschädigen.  Da  sie  in  den  höheren  Ter- 
rassen —  der  lieisende  Seil  fand  sie  an  den  Ufern 
des  Sarapirjue-Flnsses  —  wächst,  so  bedarf  sie  bei 
uns  auch  nur  einer  massigen  Temperatur,  mau  kann 
sie  sogar  im  Sommer  in's  Freie  bringen,  wenn  man 
ihr  gegen  rauhe  Witterungs- Einflüsse,  aber  auch 
gegen  direktes  Sonnenlicht,  einigen  Schutz  ange- 
tleihen  lässt.  Im  Winter  ist  eine  Temperatur  von 
gegen    1(>   Grad   hinlänglich. 

Wie  bei  allen  Lippenblüthlern,  so  stehen  auch 
hier  die  Blätter  einander  gegenüber.  Auf  der  Ober- 
fläche sind  sie  unbehaart  oder  auch  mit  einzelnen 
kurzen  Haaren  besetzt  nnd  haben  daselbst  ein  freu- 
diges Grün,  während  sie  auf  der  Unterfläche  heller 
in  der  Färljung  erscheinen.  Sie  haben  eine  eirnnd- 
längliche,  bisweilen  auch  eine  elliptische  (Gestalt 
imd  besitzen  einen  meist  ungleich  gesägten  Rand. 
Die  Substanz  ist,  wie  bei  den  meisten  Hehnkräu- 
fern,  sehr  hantartig  und  dünn.  Ihre  Grösse  ist, 
je  nach  dem  ( )rte,  wo  sie  stehen,  sehr  verschieden. 
Kräftige  Pflanzen  haben  am  unteren  Theile  Blätter 
Y(in  gegen  4  Zoll  Länge,  während  sie  am  oberen 
Theile  kaum  einen  Zoll  lang  werden  und  allmählig 
in   kurze   Deckblätter  übergehen. 

Die  wunderschönen,  feurig-scharlachrotheu  Blü- 
then erreichen  eine  Länge  von  1|-  Zoll  und  stehen 
am  oberen  Tlieile  des  Hauptstengels  und  der  Aeste 
einander  gegenüber.  Sie  haben  keineswegs,  wie 
Bentham  angibt,  eine  einseitige  Stellung.  Sic 
bilden  in  geringerer  Zahl  ((3  bis  10)  eine  kurze 
Aehre,  da  sie  nur  sehr  kurz  gestielt  sind.  Die 
löhrenförmige,  nach  oben  elegant  gebogene  und 
allmählig  sich  erweiternde  Kronröhre  ist  nui-  am 
unteren  Theile  auf  dem  Rücken  sehr  fein  behaart. 
Die  Oberlip|)e  steht  grade  al)  und  hat  einen  mitt- 
leren nnd  zwei  seiJiche  Abschnitte,  die  Unterlippe 
erscheint  dagegen  ganzrandig  oder  kaum  ausgeran- 
det  und  ist  weit  kürzer.  Die  Staubgcfässe  ragen 
aus  der  Röhre  hervur  imd  von  ihnen  sind  die  grös- 
seren  am   unteren   Theile  behaart. 


A  um  erkling.  Die  hier  beigefügte  Zeiel)niiiig  ist  leider 
iu  Beziehung  auf  rlie  F.irbe  ungenau  geworrteii.  Die  eigent- 
liche Farbe  ist  zinnober-orange.  Der  Preis  des  Exemplars  ist 
auf  1  FriedricliJtl'or  festgesetzt  und  die  Versendung  kann  sn- 
gleich  beginnen.  FJei  Entnahine  von  o  Exeinplaren  vvinl  das 
4    gratis  ertheilt. 


40-' 


316 


t'heiiüsche  riUersiicIiiiiigi'n 

übfr  bao  ülad)9tl)uin  örr  Pflaiufu  im  tlunliclu. 

Von   Dr.   T.  Filly. 

Sobald  ein  Sameiikuni  in  die  feuchte  Erde  g-e- 
legt  wird,  tritt  früher  oder  später  als  erste  vegeta- 
tive Thätigkeit  der  Keinumgsprozess  ein;  zuerst  tritt 
das  Würzekhcii  zwischen  dem  Sanienlappeu  liervor, 
und  sjiiiter  gehen  hiervon  die  Wurzehi  aus;  alsdann 
erscheint  auf  der  entgegengesetzten  Seite  das  Sten- 
gelchen mit  dem  oder  den  Sameulappcu,  je  nach- 
dem die  Pflanze  eine  mono-  oder  polykotyle  ist; 
zwischen  den  Samenlappen  sind  die  Anfänge  der 
ersten  Blätter  wahrzunehmen.  In  diesem  Entwick- 
lungs-Stadium der  Pflanze  verliert  der  Samen  Koh- 
lenstoft",  welcher  verbrannt  wird,  indem  er  sich  mit 
dem  Sauerstoff  der  Luft,  nachdem  eine  Reihe  noch 
nicht  genau  erforschter  Zwischenbildungen  durch- 
laufen i:;t,  zu  Kohlensäure  verbindet,  welche  luftför- 
mig  entweicht.  Die  Kohlensäure  besteht  nämlich 
aus  1  Atom  KohleustuÖ'  von  6  Gewichts -Einheiten 
und  2  Atomen  Sauerstoff  von  2  mal  8  Gewichts- 
Eiidieiten,  d.  h.  mit  22  Grammes  ausgehauchter 
Kohlensäui-e  verliert  der  Samen  6  Grannnes  Koh- 
lenstoff. 

Bald  aber  verlängert  sich  das  erste  Stengelglied 
und  Blätter  werden  hervorgetrieben.  Damit  sind  die 
Organe  hergestellt,  um  eine  dem  Würzelchen  ganz 
entgegengesetzte  Thätigkeit  zu  beginnen;  denn  so 
bald  die  Blätter  der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes 
ausgesetzt  werden,  nehmen  sie  aus  der  umgebenden 
Luft  Kohlenstoff  auf,  indem  sie  Kohlensäure  zer- 
setzen und  den  Sauerstoff  aushauchen,  statt  wie  vor- 
her im  Stadium  des  Keiniens  Kohlensäure  ausge- 
haucht wurde.  Doch  soll  mit  dem  Vorhergehenden 
keineswegs  gesagt  werden,  dass  die  grünen  Blätter 
nur  den  Kohlenstoff  der  Kohlensäure  sich  aneignen 
und  den  ganzen  Sauerstoff  aushauchen;  dies  ist 
schon  darum  nicht  möglich,  da  die  nähern  Pflan- 
zen-Bestandtheile  ausser  dem  Kohlenstoff  mit  weni- 
gen Ausnahmen  auch  Sauerstoff  enthalten.  So  be- 
steht z.  B.  die  Stärke,  die  nach  den  schönen  Un- 
tersuchungen von  Sachs  in  Poppeisdorf  in  den 
Blättern  gebildet  wird,  aus  12  Atomen  Kohlenstoff, 
10  Atomen  Wasserstoff  und  10  Atomen  Sauerstoff; 
freilich  könnte  der  Sauerstoff  dem  gleichzeitig  bei 
diesen  Vorgängen  vorhandenen  W^asser  seinen  Ur- 
sprung verdanken.  Es  ist  daher  der  oben  geschil- 
derte ^'orgaug  nur  so  aufzufassen,  dass  nach  einer 
Reihe  von  Zwischenbildungen  Kohlenstofif'  während 
der  Keimung  in  Form  von  Kohlensäure  ausgegeben, 
später  aber  aufgenommen  und  Sauerstofl  ausgegeben 
wird.  Ferner  soll  noch  dai  auf  aufmerksam  gemacht 
werden,  dass  nach  den  schönen  Ver^uchen  von 
Saussure,     Max    Schulz,     Boussingault     und 


Andern  neben  der  Kohlensäure  bei  der  Keimung 
auch  Stickstoff  imd  W^asserstoff,  nach  Boussin- 
gault auch  Kohleuoxyd  inid  Kohlenwasserstofl"  aus- 
gehaucht werden. 

Li  der  ersten  Periode  des  Wachsthunis  verliert 
daher  die  nocli  im  Embryonalzustande  lebende 
Pflanze  fort  und  fort  an  Gewicht  —  vorausgesetzt, 
dass  wir  das  aufgesogene  Wasser  in  Abzug  brin- 
gen, —  weil  ein  Theil  ihres  Kohlenstoffes  dui'ch 
den  Sauerstott"  der  Luft  verbrannt  wird.  In  der 
zweiten  Periode  des  Wachsthums,  welche  mit  dem 
Erscheinen  der  Blätter  beginnt,  vermehrt  sich  das 
Gewicht  der  Pflanze,  weil  sie  neben  andern  Stott'eu 
besonders  auch  Kohlenstott"  aufninuiit;  diese  Auf- 
nahme von  Kohlenstoff  ist  das  Gegeutheil  einer 
Verbrennung,  sie  ist  eine  Reduktion,  eine  Keuorga- 
nisation  eiues  verbrannten  Körpers.  Aber  diese 
Aufnahme  findet  nur  bei  der  Einwirkung  des  Lich- 
tes statt;  in  der  Dunkeliieit  verlieren  auch  die 
Blätter  Kohlenstott",  wie  der  Keimling  und  die  Wur- 
zel denselben   unter  allen   Linständen   verlieren. 

Es  darf  hier  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  es 
noch  wenige,  vielleicht  gar  nur  einen  Gelehrten 
giebt,  welche  die  Richtigkeit  des  hier  geschilderten 
\'oi-ganges,  welche  die  Aufnahme  und  Zersetzung 
der  Kuhlensäure  bestreiten;  doch  ist  diese  Frage 
kein  Gegenstand  des  Streites  mehr,  sondern  eine 
längst  bewiesene  Thatsache.  Mit  der  W^aage  in 
der  Hand  und  mit  Hilfe  der  zuverlässigsten  Keagen- 
tien  sind  die  Endprodukte,  welche  bei  diesen  Vor- 
gängen auftreten,  bestimmt  worden.  Wird  ein  grü- 
nes Pflänzchen  in  einer  mit  feuchter  Kohlensäure 
gefüllten  Glasglocke  dem  Sonnenlichte  ausgesetzt, 
so  verschwindet  die  Kohlensäure  vollständig  und 
Sauerstofi'  tritt  an  ihre   Stelle. 

Die  Pflanze  ist  während  ihres  ganzen  Lebens 
zwei  entgegengesetzten  Kräften  miterworfcn,  deren 
eine  das  Bestreben  hat,  ihr  Stoff  zu  entziehen,  de- 
ren andere  dahin  strebt,  ihr  Stoft'  zuzuführen;  je 
nachdem  die  eine  oder  die  andere  dieser  ivräfte 
vorwaltet,  wird  die  Stoffmenge  der  Pflanze  vermin- 
dert oder  vermehrt.  Wenn  auch  nicht  Kohlenstoff 
allein  aufgenonmien  und  in  Pflanzensubstanz  ver- 
arbeitet wird,  so  kann  doch  als  äusseres  Kennzei- 
chen der  L'eberlegenheit  der  aufnehmenden  Kraft 
die  Aushauchung  von  Sauerstott"  betrachtet  werden, 
während  für  die  L'eberlegenheit  der  Ausgabe  die 
Aushauchung  von  Kohlensäuie  sj)richt,  wenn  auch 
nicht  Kohlensäure  allein  abgegeben  wird.  Je  nach 
dem  Verhältnisse  dieser  beiden  Kräfte  zu  einander, 
welches  durch  Licht  und  Wärme  wesentlich  bedingt 
wird,  haucht  die  Pflanze  verschiedene  Giengen  von 
Kohlensäure  oder  Sauerstott'  im  Uebergewicht  aus, 
oder  beide  Gase  halten  sich  das  Gleichgewicht.  Ein 
Ueberwiegen    der  Kohlensäure    bedeutet    einen  Ver- 


317 


fall,  ein  Uebergewielit  von  Sauerstoff  bedeutet  ein 
Gedeihen  und  Wachsen,  das  Gleichgewicht  bedeu- 
tet einen  Stillstand  im  Organismus  der  Pflanze. 
Beobachtungen  haben  bewiesen,  dass  das  Gewicht 
einer  Pflanze,  wenn  sie  an  einem  schwacherleuchtc- 
ten  Orte  vegetirt,  Monate  lang  dasselbe  bleiben 
kann. 

Was  geschieht  nun,  wenn  der  Keim  eines  Sa- 
mens sich  unter  vollständigen  Ausschluss  des  Lich- 
tes entwickelt?  Eine  Reihe  sehr  interessanter  und 
gewissenhaft  ausgeführter  Versuche,  welche  Bous- 
singault  neuerdings  angestellt  und  worüber  erder 
Pariser  Akademie  der  Wissenschaften  ausfühidich  be- 
richtet hat,   haben   gelehrt: 

_üass    die   Blätter    einer    solchen    Pflanze    nie- 


„mals   als  Reduktions-Apparat  wirksam   sind,   d.h. 
„niemals  Kohlensäure   zersetzen,  dass  die  Pflanze 
„ununterbrochen    so   lange    Kohlensäui-e    ausgiebt, 
„als   die   im  Samen    enthaltenen  Stoffe   den   hierzu 
„nöthigen   Kohlenstoff   liefern;    es    hängt    mit  an- 
„dern     Worten    die    Lebensdauer    einer    im    Dun- 
„keln   erzogenen   Pflanze   von   dem  Gewichte   die- 
„ser   Stoffe  im   Samen   ah.'' 
Li   Folgendem    sollen    die    bezüglichen   Versuche 
den  Lesern   mitgetheilt   werden,  wenn  sie  auch  nicht 
grade   stets    praktisches    Literesse   haben;    immer- 
hiu  ist  es   wichtig,   sich   theoretisch   über  die  Erschei- 
nungen   der   Praxis    klar    zu    werden,    weil   dadurch 
auch    praktisch    manche   unangenehmen  Täuschungen 


vermieden  werden  können. 
1.  10  Erbsen,  welche  trocken  '2.-2A1  Grammes'")  wogen,  wurden  am  ö.  Mal  in  einem  dunklen  Zimmer 
zum  Keimen  ausgelegt.  Die  Pflänzchen  wuchsen  sehr  schnell  in  die  Höhe,  waren  schlank  und  von  blass- 
gelber Farbe;  als  sie  eine  Höhe  von  15  Ccntimeter  (5,7  Zoll)  erreicht  hatten,  fingen  sie  an,  sich  zu 
biegen,  aber  das  Wachsthuin  schritt  dessen  ungeachtet  fort.  Am  1.  Juli  wurde  der  Versuch  unterbrochen, 
weil   die   eine   der   Pflanzen    welk   wurde.      Die   Stengel  waren    1  Meter   (oä  Fuss)   lang. 

Kulik'iist.    Wasserst.     Säuerst.       Stickst.     Miueralst. 
Die  Sunn-'ii  wogen  vor  dem   Versueh*'')  .     .     '2,237  Ür.   und  enthielten.  l.üJO  Gr.     0,i37  Gr      0,897  Gr.     0,094  Gr.     O.osa  Gr. 

Die  Pflanzen  wogen 1.076    ..       ., ,_, Oa73    „       0,065    ,.       0,397    ,,       0,072    .,       0,0C9    „ 

Verlust     1,161  Gr.  und  cntlyelten  0,567  Gr.     0,072  Gr.     0,500  Gr.     0,022  Gr.f)  0,000  Gr. 


fordern  0,o625  Gr.  Wasserstoff  zur  W^asserbildung, 
die  0,022  Gr.  Stickstoff  erfordern  0,oo47  Gr.  Was- 
serstoff zur  Ammoniakbildung,  so  dass  noch  0,o720 
bis  0,0672  Gr.  Wasserstoff  bleiben,  welche  neben 
dem  verschwundenen  Kohlenstofl'  auf  Kosten  des 
Sauerstoffs  der  Luft  verbrannt  sein   werden. 


Die  während  des  Waehsthums  verscli^vundenen 
Stoffe  betragen  demnach  von  den  ursprünglich  im 
Samen  vorhandenen  52,9  pCt.;  der  Verlust  ist  ziem- 
lich genau  ein  solcher,  als  wenn  der  Kohlenstoff, 
Wasserstoff  und  Stickstoff  in  der  Form  von  Koh- 
lensäure, Animoniak  und  Wasser  entwichen  wären. 
Denn    die    verschwundenen    0,5oo  Gr.   Sauerstoff  er- 

2.  4ü  W^eizenkörner,  von  einem  Trockengewicht  von  l,c65  Gr.,  wurden  am  5.  Mai  im  dunklen 
Zimmer  zum  Keimen  ausgelegt.  Am  Abend  des  25.  Juni  hatten  die  gelblieh-weissen  Stengel  und  Blätter 
eine  Länge  von   2 — 3   Dezimeter  (7,5_11,5  Zoll). 

Kohlenst.  Wasserst.  Säuerst.  Stickst.  Mineralst. 

Die  Samen  wogen 1,665  Gr.  und  enthielten  0,758  Gr.  0,095  Gr.  0,71S  Gr.  0,057  Gr.     0,038  Gr. 

Die  Pflanzen  wogen 0,713    „       „  ,,  0,293    „  0,043    „  0,2S2    „  0,057    „        0,038    „ 

Verlust     0,952  Gr.  und  entliielten  0,565  Gr.  0,052  Gr.  0,436  Gr.  0,ooo  Gr.  0,000  Gr. 

3.  Ein  Maiskorn,  von  einem  Trockengewicht  von  0,5092  Gr.,  wurde  am  2.  Juni  im  dunklen  Zimmer 
zum  Keimen  ausgelegt.  Am  22.  Juni  hatte  die  sehr  bleiche  Pflanze  eine  Länge  von  20  Centimeter 
(7,5  Zoll).      Feucht  wog  sie   2,26  Gr.,  bei    110°  C.   getrocknet  0,290  Gr. 

Kohlenst.  Wasserst.       Säuerst.        Stickst.  Mineralst. 

Der  Same  wog 0,5292  Gr.  und  enthielt  0,2354  Gr.  0,0336  Gr.  0,2420  Gr.  0,0086  Gr.  0,oo9«  Gr. 

Die  Pflanze  wog 0,290o    ,,       „  ,,  0,1448    „  0,oi95    ,,  0,ii60    „  O,0087    ,,  0,oioo    „ 

l'ntersehied     0,2392  Gr.  und  enthielt  0,0906  Gr.  0,oi4l  Gr.  0,12G0  Gr.  0,oooi  Gr.  0,ooo4  Gr. 

4.  Am  2(i.  Juni  wurden  2  Bohnen,  A.  und  B.,  in  gebrannten  und  mit  destillirtem  AVasser  ange- 
feuchteten Bimstein  gepflanzt;  A.,  1,077  Gr.  schwer,  getrocknet  0,920  Gr.,  kam  in  ein  dunkles  Zimmer, 
dessen  Temperatur  auf  25  —  30"  C.  erhalten  wurde.  Am  22.  Juli  war  der  Stengel  44  Centim.  (16,8  Zoll) 
laug  und  sein  Durchmesser  betrug  am  Grunde  5  Millim.  (2,a  Linien);  die  Sanienlappen  waren  weiss  und 
runzlich,   die   sehr  entwickelten   Wurzeln   mit  3  —  3|-  Zoll  langen    Fasern   besetzt.    Die  getrocknete  Pflanze 

wog    0,566   Gr.  Kohlenst.  Wasserst.       Säuerst.        Stickst.  Mineralst. 

Der  Same  wog 0,926  Gr.   und  enthielt  0,4082  (Jr.  0,0563  Gr.  0,3747  Gr.  0,0413  Gr.  O.oi.w  Gr. 

Die   Pflanze  wog 0,566     ,,        „  ,,  0,2484     .,  0,0331     „  0,1981     .,  0,0408    „  0,0456     „ 

Unterschied  0,360  Gr.  u.  bi^stand  in  0,i598  Gr.  0,0232  Gr.  0,1766  Gr.  0,ooo5  Gr.  0,oooi  (Jr. 


*)    50  Gr.  =  3  Loth. 
**)    Samen  sowohl  als  Pflanzen  wurden  vor  dem  Wägen  so  lange  bei   110°  C   getrocknet,   bis  sie  nichts  inelu-  verloren. 
t)    Ein    Verlust  an  Stiekstoft'  wiederholte  sich   bei  den  anderen  Versuchen  nicht,    was  den  Schlu.ss   gestattet,    da.ss    der- 
selbe  hier  durch  die   welk  gewordene  Pflanze  bewirkt  ist. 


318 


Die  Bohne  B.  wog  trocken  0,9-22  Gr.,  blieb  al)er  am  Lichte,  wo  eine  c;leiche  Temperatur,  wie  im 
dunklen  Zimmer  herrschte.  Am  22.  Juli  war  die  Pflanze  22  Centim.  (8,4  Zoll)  hoch  und  trug  8  sciiöne 
grüne  Blätter;   die   Samenlappen   waren  trocken.      Bei    110"  C.  getrocknet  wog  die   Pflanze    1,203  Gr. 

KoliliMist.  Wasserst.  Säuerst.  Stlek.st.  Mineralst. 

Der  Same  «og 0,'p22  Gr.   iiud  enthielt  U.wsi  Gr.  0,o.i60  Gr.  0,3730  Gr.  0,04il  Gr.  U,0i55  Gr. 

Die  Pflanze  wog I,2ii3    „        „           „          0,5990    ,,  O.otbo    „  0,.-<32l    ,,  0,0404    „  0,0455    „ 

Unterscliied     0,371  Gr.  u. bestand  in  0,i9a(i  Gr.  0,0200  Gr.  0,1591  Gr.  0,oo07  Gr.  0,0455  Gr. 

Lichtes,  ist  ein  Verlust  eingetreten.    Die  vorstehend 


Es  hat,  wie  dieser  4.  Versuch  zeigt,  unter  dem 
alleinigen  Einflüsse  der  Luft,  der  Feuchtigkeit  und 
des  Lichtes  in  einem  Boden  ohne  alle  organi- 
schen Stoffe  —  die  Erde  wai'  vorher  gebrannt 
—  eine  Aufnahme  und  Verarbeitung  von  Kohlen- 
stoff, Wasserstofl'  und  Sauerstoff  stattgefunden;  bei 
gleichen    Umständen,    nur    unter    Ausschluss    des 


mitgetheiJten  Versuche  zeigen  also  nicht  nur,  dass 
Pflanzen  nur  bei  Gegenwart  des  Lichtes  wachsen, 
d.  h.  an  Masse  zunehmen  können,  sondern  der  Ver- 
such 4  zeigt  zugleich  unwiderlegbar,  dass  es  zum 
Wachstlium  nicht  durchaus  nothwendig  ist, 
dass   der    Boden   organische   Stoffe   enthalte. 


Der 

(liirtcii  (li's  Karnii  von  Hotli.sfhild 

in   IJouIujifiie    Ijei   Paris. 
Reisebericht. 

Jenseits  der  Festuugswälle  des  grossen  Paris 
liegen  im  Westen  die  beiden  Städte  Boulogne  und 
St.  Cloud.  Geht  man  im  Boulogner  Holze  (Bois 
de  Boulugiic)  vom  Akklimatisations  -  Garten  eine 
wunderschöne,  aus  Akazien  bestehende  Allee  ent- 
lang nach  den  berühmten  Caseadeii  und  biegt  da- 
selbst am  Ende  des  genannten  Parkes  westlich  um, 
so  kommt  man  alsbald  an  einen  der  schönsten, 
wahrscheinlich  den  schönsten  Garten  von  Paris  und 
Umgegend.  Baron  Rothschild  wohnt  hier  im 
Frühjahre  und  hat  sich  zu  diesem  Zwecke  einen 
Aufenthalt  geschail'en,  um  den  man  ihn  wohl  be- 
neiden könnte.  Es  bietet  der  Reichthum  grosse 
Annehmlichkeiten  dar,  namentlich  für  den,  der  einen 
höhern  Sinn  in  seiner  Brust  trägt  und  sich  nicht 
durch   materielle   Genüsse   betäubt. 

AVenn  die  Tage  einigermasscn  hell  und  schön 
geworden  sind,  verlässt  Rothschild  seinen  Winter- 
sitz in  der  Stadt,  um  das  reizende  Besitzthum  in 
Boulogne  zu  beziehen.  Hier  lebt  er  in  der  Nähe 
des  grossen  Paris  zurückgezogen.  Die  Stadt  mit 
ihrem  Geräusche  und  ihren  A'ergnügungcn  ist  nicht 
mehr  lür  ihn  vorhanden  ;  er  pflegt  einer  idvllischen 
Ruhe,  um  auch  diese,  wenn  allmählig  die  Sommer- 
wärme  gekommen,  mit  dem  Aufenthalte  in  irgend 
einem  der  romantischen  Bäder  seines  früheren  Va- 
terlandes zu  vertauschen.  Bald  sind  es  die  Bäder 
des  Taunus,  bald  die  Tyiol's,  welche  den  König 
der  Börse  eine  Zeit  lang  fesseln.  Aber  auch  diese 
verlässt  er  wiederum,  sobald  die  reinen  imd  helle- 
ren Tage  des  Herbstes  kommen,  und  bezieht  scjin 
Schloss  in  Fernere  im  Südosten  von  Pari«  an  der 
grossen   Strasse   nach  Jlühlhausen    und   Basel. 

Ich  hatte  von  den  Schönheiten  beider  Besitz- 
thümer  so   viel   vernommen,   dass    auch    ich    die    Ge- 


legenheit gern  ergriff",  der  Einladung  des  einen  der 
beiden  <  )bei'gärtner  Folge  zu  leisten,  und  den  Gar- 
ten in  l^oulogne  besuchte.  Vielleicht  habe  ich  auf 
der  Rückreise  noch  so  viel  Zeit,  um  auch  den  in 
Ferrifere  zu  besuchen.  Der  Garten  in  Boulogne 
umfasst  nicht  weniger  als  4<,)  Hektaren,  also  etwas 
mehr  als  löti  preussische  Morgen;  er  besitzt  dem- 
nach als  Garten  einen  nicht  nnbedoutenden  Umfang. 
Die  Räume  zur  Erziehung  der  Pflanzen,  der  Blu- 
men u.  s.  w.  liegen  auf  der  andern  Seite  der  hier 
vorbeiführenden  Strasse  nach  St.  Cloud.  Ziemlich 
in  der  Mitte  der  Anlagen  befindet  sich  dagegen 
das  Schloss.  Die  tüchtigsten  Architekten  und  Gar- 
tenkUnstler  wurden  bei  dem  Bau  und  sonst  zu 
Rathe  gezogen  und  mehr  als  eine  Million  soll  da- 
rauf verwendet   worden  sein. 

Ich  habe  nicht  geglaubt,  dass  der  französische 
Geschmack  sich  auf  eine  solche  Weise  mit  dem 
englischen  verbinden  lasse,  als  es  hier  doch  der 
Fall  ist.  Es  versieht  sich  freilich  woiil  von  selbst, 
dass  bei  einem  Umfange  von  156  Morgen  der  letz- 
tere, wie  er  in  Deutschland  zunächst  durch  Skell 
und  dann  in  den  beiden  Schöpfungen  des  Fürsten 
Pückler- Jlnskan  zn  Muskau  und  Branitz  seine 
Vollendung  gefunden  hat,  von  grossen  Anlagen,  von 
einem  eigentlichen  Parke  nicht  die  Rede  sein  kann. 
Es  herrscht  die  Eleganz  dagegen  durchaus  vor; 
inan  sieht,  dass  der  (larten  der  Aufenthalt  eines 
reichen  Mannes  ist;  in  dem,  was  man  sieht,  findet 
man  die  glänzende  Stellung  des  Besitzers,  die  auf 
guten  Fundamenten  ruht,  heraus.  Man  hat  sich 
nicht  in  Kleinigkeiten  verloren.  Alles  ist  gediegen. 
Nur  ö  Jahre  sind  verschwunden,  seitdem  der 
Garten  mit  dem  Schlosse  vollendet  wurde,  und  doch 
hat  er  das  Ansehen  von  etwas  Vollendetem.  Das 
ist  eben  auch  eine  Errungenschaft  der  neueren  Zeit, 
von  der  man  sich  noch  gar  nicht  genug  Rechen- 
schaft gegeben  hat,  dass  dergleichen  Anlagen  nicht 
mehr    .lahrzchendc    bedürfen,    bis    sie    nur    einiger- 


319 


niassen  fertig  aussehen,  sondern  sclion  in  den  ersten 
Jahren  so  erscheinen,  als  hatten  sie  längere  Zeit 
bestanden.  ]\Ian  pflanzt  Bäume  mit  Stämmen,  wel- 
che i  Fuss  und  mehr  im  Durehmesser  liaben ,  mit 
einer  Leichtigkeit,   als    wären    es   Sändinge. 

In  der  ganzen  Umgegend  von  Paris  wurde  an 
Gehölzen  aut'gekautt,  was  nur  irgend  zu  haben  war. 
Wie  in  der  Umgegend  von  Branitz ,  dem  jetzigen 
Sitze  des  Fürsten  von  l'üekler-Mnskau,  vor 
10  und  1'2  Jahren  kein  Baum  fast  sieher  war,  V(in 
ihm  entfuhrt  zu  werden,  wenn  sein  Aussehen  nur 
einigermassen  ästhetischen  Ansprüchen  nachkam,  so 
wurden  auch  vom  Baron  Rothschild  vor  4  und 
5  Jahren  (iärtner  nach  allen  Himmelsgegenden  von 
Paris  ausgesendet,  um  allerhand  schöne  Gehölze 
aufzusuchen  und  möglichst  auch  zu  akqueriren. 
Man  wartete  auch  oft  gar  nicht  ilcu  Ilcrlist  oder 
den  ersten  Frühling  ab,  um  mit  den  Pflanzungen 
zu  beginnen,  sondern  pflanzte  mitten  im  Sommer. 
Jlan  könnte  wirklich  auch  hier  sagen  „dem  Muthi- 
gen  gehört  die  Welt'.  So  wurden  mir  in  Paris  Ross- 
kastanienbäunie  gezeigt,  die  in  diesem  Frühjahre 
erst  versetzt  und,  mit  Blüthen  dicht  besetzt,  zu  die- 
sem Zwecke  mitten  durch  die  Strassen  von  Paris 
gefahren  wurden.  Wenn  jetzt  die  Bäume  grade 
auch  nicht  das  kräftigste  Ansehen  hatten,  so  zweifle 
ich,  trotzdem  hier  ein  Monat  lang  kein  Regen  ge- 
fallen, doch  nicht  daran,  dass  sie  sich  vollständig 
erholen   und   auch   gedcilien   werden. 

Ich  habe  eben  die  hier  lange  Zeit  in  hohem 
Grade  herrschende  Trockenheit  erwähnt;  von  ihr 
merkte  man  aber  in  dem  Garten  des  Baron  Roth- 
schild nichts,  denn  das  Grün  konnte  nicht  schö- 
ner, dem  Auge  ni(dit  angenehmer  sein.  Obwohl 
das  Besitzthuni  in  der  xsähe  der  Seine  liegt,  so 
ist  der  Kalkboden  doch  im  Allgemeinen  so  trocken, 
dass  es  noch  weit  grösserer  Anstrengungen  bedarf, 
als  in  und  um  Berlin,  um  die  diesen  bedeckenden 
Pflanzen  den  Sommer  hindurch  frisch  zu  erhalten. 
Man  giesst  und  spritzt  in  Paris  aber  überhaupt 
weit  mehr,  als  bei  uns,  und  verwendet  jährlich  sehr 
bedeutende  Sunnncn  darauf,  so  dass  diese  einen 
grossen  Theil  der  Unterhaltungskosten  In  Anspruch 
nehmen. 

Im  Allgemeinen  fand  ich  dieselben  Gehölze, 
wie  sie  im  Nordosten  Deutschlands  bei  den  Anla- 
gen benutzt  werden,  vor.  nur  fliehen  vermisste  ich 
in  der  Weiso  verwendet,  als  sie  es  verdienen  und 
hauptsächlich  in  den  Anlagen  von  Sanssouci,  15a- 
belsberg  und  Glienicke  bei  Potsdam  mit  Recht  eine 
hervorragende  Stelle  einnelnnen.  Pappeln,  und  vor 
Allem  die  leider  bei  uns  wegen  ihres  so  raschen 
Waehsthums  so  allgemein  angebrachten  Silberpap- 
peln und  Espen,  scheinen  —  mit  Ausnahme  der 
italienischen   in   einigen  Alleen  —  glücklicher  \Yeise 


in  den  Anlagen  von  Paris  ganz  und  gar  zu  fehlen, 
Weiden,  Acer  Negundo,  selbst  die  Form  mit  bun- 
ten Blättern,  und  sonstiges  Gehölz  mit  hellerem 
Laube  ersetzen  jene  hinlänglich.  Der  buntblättrige 
Acer  Negundo  ist  überhaupt  eine  Lieblingspflanzf 
der  Pari.-;er  und  wird  als  Einzelpflanze  sowohl  auf 
Rasen,  wie  in   Boskets  sehr  viel  angewendet. 

Was  den  Anlagen  des  Rot hschild' sehen  Gar- 
tens in  Boulogne  aber  einen  ganz  besonderen  Werth 
gibt,  das  sind  die  Magnolien  ixnd  einige  andere  grös- 
sere Gehölze  mit  immergrünen,  meist  glänzenden 
Blättern,  ferner  mancherlei  Koniferen,  Cedern,  Deo- 
daren,  spanische  Tannen  (Abies  Pinsapo),  Welling- 
tonieu,  Araucarien  mit  den  breiten,  stechenden  Blät- 
tern ( A.  imbrieata)  und  goldfarbiger  licbensbaum 
(Thuja  aurea),  die,  wie  die  3  letzteren,  als  Einzel- 
pflanzen oder,  wie  die  übrigen,  in  kleineren  und 
grösseren  Gruppen  vorhanden  waren.  Bei  dem  be- 
wegten Terrain,  das  fast  allenthalben  geboten  wird, 
nahmen  sich  genannte  (lehölze  reizend  aus.  Wie 
sehr  sind  doch  die  Pariser  wegen  ihres  milderen 
Klima's  zu  beneiden!  Araucaria  imbrieata  nimmt 
sich  hier  ganz  anders  aus,  als  bei  uns,  wo  sie  meist 
eine  sehr  hässliche  Pflanze  ist;  die  (i)uirle  stehen  ge- 
drängter, die  Aeste  verzweigen  sich  mehr  und  die 
breiten   Blätter  haben   ein   freudigeres   Grün. 

Kleine  und  grössere  Rasenflächen  wechselten 
mit  Hainen  verschiedener  Grösse  und  mit  lieblichen 
Boskets  in  freundlicher  Harmonie  ab  und  boten 
dem,  der  dort  wandelte,  mannigfache  Anblicke  dar. 
Trotz  des  Gedrängten,  das  kleinere  Anlagen  immer 
mehr  als  grosse  haben,  herrschte  doch  im  Ganzen 
eine  grosse  Ordnung.  Das  Auge  war  nirgends  zu 
sehr  in  Anspruch  genommen;  die  Blicke  zei-streuten 
sich  nicht,  sondern  konnten  ruhig  umher  wandeln 
und  fanden  allenthalben  das  Bild  mit  dem  Rahmen, 
um  auf  ihm  einigermassen  zu  ruhen.  Die  I'nruhe 
unserer  meisten  kleineu  Anlagen,  wo  kcii'.e  Staffage 
geboten  wird,  jedes  Gehölz  gleich  berechtigt  sein 
Süll,  wo  man  eigentlich  vor  all'  den  oft  so  schönen 
Einzel- Exemplaren  nicht  einen  Total- Eindruck  er- 
hält, wii,  ich  möchte  sagen,  man  vor  lauter  Bäu- 
men den  Wald  nicht  sieht,  fehlte  hier,  so  sehr 
auch  das  Einzelne  berechtigt  war  und  selbst  in  den 
\'ordergrund  treten  konnte,  wie  man  eben  seine 
Stellung   einnahm. 

Natürlich  war  die  Vorderseite  des  Schlosses 
auch  die  Stelle,  wo  dem  Auge  das  Meiste  geboten 
wurde.  Hier  allein  waren  auch  ausserhalb  des 
Gaitens  liegende  Punkte  in  den  Pereieh  der  Aus- 
sieht genommen ,  um  eine  Fernsicht  zu  geben. 
Freiere  Wiesenplätze  durch  leichtere  Boskets  und 
kleinere  Gruppen  unterbrochen,  ein  in  seiner  Kon- 
tur hübsch  geschnittener  Teich  mit  Karpfen  besetzt, 
welche  auf  den   Ruf  ihres  Herrn   in   grosser   Menge 


320 


auf  die  Oberfläche  komiueu,  und  drüber  liinaus  •wie- 
derum grünen  Rasen  erblickt  man,  sicli  in  ferner 
scheinendem  Gebüsch  verlierend;  hinter  diesem  er- 
hebt sicii  aber  der  Mont  Valerien,  eine  der  Zwing- 
vesten,  welche  Paris  umgeben.  Zwei  kurze  Lauben- 
gänge begrenzen   auf  beiden   Seiten   die   Aussicht. 

Nach  Paris  zu  sperrt  eine  Reihe  hoher  Paulow- 
nien  die  Aussicht  nach  dem  Boulogner  Holze,  das 
ein  breiter  Weg  von  dem  Garten  scheidet.  Es 
mag  im  Frühjahre,  wenn  die  Bäume  in  voller 
Blüthe  sind,  ein  wunderschöner  Anblick  sein.  Vor 
den  Paulownien  befindet  sich  dichtes  Gebüsch  aus 
allerhand  Blüthensträuchern,  namentlich  Syringen 
bestehend,  um  den  Raum  zwischen  dem  Schlosse 
lind  der  Strasse  völlig  zu  schliessen,  und  Jeder- 
mann ist  ausserhalb  desselben  damit  die  Möglich- 
keit genommen,  auch  nur  einigermassen  zu  schauen, 
was  im   Innern   des   Gartens  ist. 

Besagter  Raum  ist  in  einen  französischen  Gar- 
ten umgewandelt,  den'  mau  auf  einer  niedrigen  Ter- 
rasse vor  dem  Schlosse  leicht  überschauen  kann. 
Die  Länge  desselben  übertrifft  die  Breite  um  das 
Doppelte.  Kleinere  Rasenflächen,  in  deren  Mitte 
marmorne  Bildsäulen  zum  Theil  aufgestellt,  sind 
von  breiten  Rabatten  eingefasst;  noch  breiter  sind 
diese  an  der  Grenze  dieser  Abtheilung.  Rosen  im 
Durchschnitt  von  4  Fuss  Höhe,  ziemlich  einzeln  ste- 
hend, wechseln  mit  baumartigen  Fuchsien,  die  in 
grösserer  Menge  mehr  nach  hinten  als  in  der 
Mitte  sich  befinden.  Hinter  diesen  Blüthensträu- 
chern bedeckten  hellfarbige  Vcrbenen  den  Boden, 
während  vorn  Pelargonien  mit  bald  scharlach- 
gefärbten,  bald  n)It  rosafarbigen  Biumenbouquets 
dicht  besetzt  ziemlich  die  Mitte  der  Rabatte  ein- 
nahmen. Vor  ihnen  zogen  sich  wiederum  Vcrbenen 
oder  das  buntblättrige  Alyssum  niaritimum  der  Länge 
nach  daliin,  während  ganz  niedriger  Epheu  in  einem 
schmalen    Streifen   die   Rabatten   umsäumte. 

Diese  französische  Abtheilung  hatte  insofern 
etwas  bewegten  Boden,  als  ein  viereckiges  Beet 
ziemlich  in  der  Mitte  vertieft  lag,  auf  beiden  Sei- 
ten dagegen  sich  erhabene,  mit  blühenden  Agera- 
tuni  mexicannm,  und  zwar  die  Form  mit  hell-lila- 
farbigen Blumen,  bedeckte  Beete  in  länglicher  Form 
hinzogen.  Diese  Massen  von  Blumen  und  zwar 
mit  scharf  hervortretenden  Farben,  die  nirgends  in 
einander  übergehen,  sondern  ziemlich  grell  einander 
gegenüberstehen,  haben  für  den,  der  an  ihren  An- 
blick nicht  gewöhnt  ist,  etwas  Betäubendes.  Durch 
das  in  einem  flachen  Halbmonde  sich  herumziehende 
Grün  wird  der  kräftige  Eindruck  doch  etwas  ge- 
mildert. 


Aus 

den  Pflaiixcii-Verxek'liiiissen  einiger 
IlaiHleisgärtnereien. 

^^  ir  stehen  jetzt  an  der  zweiten  Hauptepoche, 
welche  der  Pflanzenhandel  jährMch  durchmacht,  an 
der  Zeit  der  Herbst- Versendungen.  Diese  Zeit  ist, 
wie  die  erste  Periode  im  Frühjahre,  besonders 
durch  das  Erscheinen  neuer  Pflanzen  im  Handel 
gekennzeichnet  und  wir  wollen  aus  den  uns  einge- 
sendeten Katalogen  auf  einige  der  bemerkenswer- 
thesten  Artikel  aufmerksam  machen.  Wir  beginnen 
mit  dem  Verzeichnisse  der  neuen  Azaleen,  welche  die 
Handelsgärtnerei  der  Gebrüder  Mardner  in  Mainz 
am    15.  September  dem  Handel  übergeben  hat. 

1.  Azalea  indica  striata  formosissima  (Mardner), 
eine  weisse,  tast  zirkelrunde  Blume  mit  karmoisin- 
rothen   Bändern   und   Streifen. 

2.  Azalea  ind.,  Triumph  von  Mainz  (Mardner), 
welche  in  der  Form  der  Az.  Roi  Leopold  gleicht, 
aber   noch   feuriger  in   der  Färbung  ist. 

3.  Azalea  ind.  Margaretha  Louise  (Mardner), 
weiss  mit   lila  Bändern    und    Streifen. 

4.  Azalea  ind.  Romeo  (Fürst),  rund  gebaute, 
kupferrothe   Blume  mit  bläulicher  Zeichnung. 

Von  den  1 8G3er  Neuheiten  sind  besonders  her- 
vorzuheben: Az.  ind.  alba  ilhistrata  plena  (Klein), 
A.  Borsig,  (Mardner),  Baron  v.  Mandel  (Mardner), 
Senator  Kessler  (M.),  PL-nst  Benary  (M.)  und  die 
von  Verschaffelt  dem  Handel  übergebenen  Züch- 
tungen. 

Das  Etablissement  des  „Jardiu  de  Courcelles" 
in  Levallois  (Seine)  empfiehlt  durch  seinen  Leiter, 
Varengue,  3  neue  Pelargonium  zonale,  die  dort 
gezüchtet  worden   sind: 

1.  Gloire  des  Roses  (Varengue),  mit  grosser 
Blume  im  reinsten  Roth  und  weissem  Auge.  Das 
Blatt  ist  einfach  grün  ohi>e  alle  Zeicluning;  ein  be- 
sonderer Vortheil  aber  besteht  darin,  dass  die  Blü- 
thendolde  bis  auf  die  letzten  Blumen  geschlossen 
bleibt,  weil  die  Pflanze  fast  gar  keinen  Samen  ansetzt. 

2.  Triomphe  de  Courcelles  (Var.)  ist  im  Gegen- 
satz zur  vorigen  mit  einem  sehr  schönen  hervortre- 
tenden Gürtel  auf  den  Blättern  geziert.  Die  grosse 
Blume  ist  zinnober-orangeroth  mit  weissem  Auge; 
die  Pflanze  ist  sehr  reichblühend  mit  grossen  Dol- 
den und   niedrigem   Wüchse. 

3.  Constant  Huanlt  mit  einer  ausserordentlich 
grossen  Dolde;  die  einzelne  Blume  ist  gross  und 
gut  gebaut  von  glänzendem  Gelbroth  mit  feinen 
weissen   Streifen ;    der  Mittelpunkt    ist   zinnoberroth. 

Von  den  beiden  ersten  kostet  das  Stück  3  Fr., 
von   der  letzteren    2  Fr.   und   das   Dutzend   20  Fr. 


Verlag  vou  Karl  Wiegauilt  iu  Berlin, 
Kommandanten-Strasse  No.  G2. 


Druck  der  C,   Feiste  r 'scheu  Buehdruekerei  in   Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  zur  Beförderniiff  des  (ilarteiibaues  in  den  Könis;!.  Frenssischen  Staaten 


für 


(«artiierei  und  PflaiüKeiikiinde« 

Redakteur : 
P»rofessor  Dr.  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  41. 


Berlin,  den    15.  Oktober 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,   sowohl  bei  Bezug  durch   den  Buchhandel ,    als  auch   franco   durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 

Inhalt:      Die  Verschönerungen  in  den  Provinzen  Frankreichs.     Reisebericht.   —    Belgique    horticole.      Jahrgang   1863,    2.  Hälfte. 
Jahrgang   1864,    1.  Hälfte.  —   Aus   den  Pflaiizeu-Verzeichnissen  einiger  Handelsgjirtnereien.    (Fortsetzung.; 


Di 


üerj'djönenmgm  in  öcii  prooinjcn  .frniiRreirijs. 


Kciscberirlit. 


Aucli  hierin  ist  Paris  das  Vorbild  von  Frank- 
reich. So  sehr  man  sich  in  den  Provinzen  Mühe 
gibt,  von  der  Metropole  sich  zu  einanzipiren,  so 
wenig  findet  -man  daselbst  in  irgend  einem  Theile 
des  öffentlichen  Lebens  eine  Selbständigkeit,  einen 
eigenen  Gang.  Alles  ist  Nachahmung  dessen,  was 
man  in  Paris  thut  und  nicht  tliut.  In  Paris  ist 
meist  Alles  auf  Effekt  berechnet,  grelle  Gegensätze 
berühren  einander,  ein  freundlicher  Uebergang  von 
Einem  zum  Andern  fehlt;  es  sind  eine  Masse  Ein- 
zelheiten, die  alle  vielleicht  auf  Eigenthümlichkeit, 
auf  Schönheit  selbst  Anspruch  machen  können,  aber 
es  fehlt  das  harmonische  Band,  das  die  Einzel- 
heiten zu  einem  Ganzen  verknüpft,  und  man  sucht 
umsonst  nach  dem  leitenden  Gedanken,  nach  der 
Idee,  welche   sich   aussprechen   soll   und   muss. 

Trotz  alledem  bleiben  aber  die  Verschönerungen 
von  Paris  immer  etwas  Grossartiges,  dem  man  nichts 
Aehnliches  in  ganz  Eiu'opa  an  die  Seite  setzen  kann; 
sie  sind  selbst  um  so  bedeutender,  als  sie  unter  den 
schwierigsten  Verhältnissen  unternommen  und  mit 
einer  Ausdauer  ausgeführt  wurden  und  noch  immer 
fortgesetzt  werden,  die  unsere  Bewunderung  in  ho- 
hem Grade  verdient.  In  dieser  Weise  fehlt  uns 
Deutschen  im  Allgemeinen  der  Nachdruck;  man 
schreckt  leicht  bei  uns  vor  vorhandenen  Schwierig- 
keiten  zurück.     Vielleicht   ist  es  aber  auch   bei   uns 


wiederum  die  Vorsicht  und  die  Bedächtigkeit,  welche 
die  grossen  Ausgaben  scheut.  Den  Franzosen  küm- 
mern diese  in  der  Regel  nicht;  er  setzt  durch,  was 
er  begonnen,  was  er  einmal  angefangen.  Wie  oft 
sieht  man  dagegen  bei  uns  etwas  angefangen  und 
nicht  zu  Ende  geführt. 

Ich  beginne  mit  den  Verschönerungen  an  den 
Eisenbahnen.  Im  Noi-den  von  Deutschland  ist  man 
darin  dem  Süden  weit  vorangeeilt.  In  der  Nähe 
der  Bahnhöfe  findet  man  sehr  oft  reizende  Anla- 
gen, die  nicht  allein  ihren  Zwecken  entsprechen, 
sondern  auch  zu  dem  Ganzen  in  einer  gewissen 
Harmonie  stehen.  In  den  kleineren  und  mittleren 
Städten  Deutschlands,  an  denen  die  Eisenbahn  vorüber 
führt,  wandert  man  des  Abends  und  besonders  Sonn- 
tags gern  nach  den  Stationen  und  geht  in  den 
Anlagen  spazieren.  In  Frankreich  (wir  sprechen 
aus  eigner  Kenntniss  nur  von  der  nördlichen  Hälfte 
bis  nach  Bordeaux  und  den^  atlantischen  Ocean) 
hat  man  ebenfalls  an  deij  Stationen  Verschönerun- 
gen durch  Anpflanzungen  angebracht,  sie  dienen 
aber  weniger  oder  wohl  eigentlich  gar  nicht  den 
Bewohnern  der  Umgegend  zu  Spaziergängen  und 
znm  Aufenthalte  in  der  Zeit  der  Müsse,  als  viel- 
mehr denen,  die  auf  der  Eisenbahn  dahinfahren, 
ein  freundliches  Bild  vorzuführen.  An  den  andern 
Zweck,  den  wir  oben  angeführt,  scheint  man 
in  Frankreich  nicht  gedacht  zu  haben.  Deshalb 
werden  die  Stationen  an  der  Eisenbahn  von  den 
Franzosen  nur  besucht,  um  Jemand  zu  emjifangeu 
oder  zu  begleiten,  keineswegs  aber,  um  für  kürzere 

41 


322 


oder  längere  Zeit  daselbst  einen  Aufenthalt  zu  neh- 
men  und  vielleicht  irgend  etwas  daselbst  zu  ge- 
niessen.  Die  Kestaurationcn  auf  den  Bahnhöfen 
sind  auch  gar  nicht  dazu  eingerichtet.  Dazu  kommt, 
dass  ziemlich  die  Hälfte  der  Eisenbahnzüge  soge- 
nannte Expresszüge  sind,  wo  mau  nur  mit  der 
ersten  Klasse  fahren  kann  und  wo  nur  an  den 
grösseren  Stationen  augehalten  wird.  An  allen  Sta- 
tionen halten  nur  die  sogenannten  Omnibus  mit 
allen  3  Klassen  an,  während  die  direkten  Züge  end- 
lich die   kleineren   Stationen   überspringen. 

Die  Anlagen  an  den  Stationen  ziehen  sieh  in 
Frankreich  in  der  Regel  nur  in  einer  geringen 
Breite  längs  der  Eisenbahn  hin  und  bestehen  aus 
losen  Boskets,  aus  Easenflächen  und  aus  Massivs. 
Unter  diesem  letzteren  Namen  versteht  man  eine 
10  —  20  und  mehr  Fuss  enthaltende  Gruppe  einer 
und  derselben  Pflanze,  oft  noch  umgeben  von  einem 
oder  raehrern  Kränzen  von  Blumen.  Nur  bisweilen 
und  hauptsächlich  dann,  wenn  eine  Pflanze  nicht 
völlig  den  Boden  deckt,  ist  noch  die  eine  oder  an- 
dere  Zwischenpflanze  angebracht. 

Diese  Massivs  bestehen  an  den  Eisenbahnen 
hauptsächlich  aus  Scharlach-  und  buntblättrigen  Pe- 
largonien, sowie  aus  der  grossblumigen  Sorte:  Gloire 
de  Paris,  ferner  aus  Heliotropien,  Petunien  und 
Astern,  weniger  Balsaminen.  Sonderbar,  dass  man 
Levkojen  gar  nicht  sieht,  wahrscheinlich,  weil  sie 
nur  eine  kurze  Flor  haben  und  schon  nach  weni- 
gen Wochen  eines  Ersatzes  bedürfen.  Vielleicht  wa- 
ren  sie  aber  im   Frühjahre  vorhanden. 

Die  Zahl  der  Blattpflanzen,  an  denen  die  Ver- 
schönerungen von  Paris  eine  so  reiche  Abwechslung 
darbieten,  ist  an  den  Eisenbahnstationen  nur  gering. 
Eine  Hauptrolle  spielt  das  Blumenrohr  (Canna)  und 
der  rothe  Ricinus,  sowie  die  zuerst  von  Berlin  aus 
verbreitete  und  von  uns  Cosmophyllum  cacaliaefo- 
lium  genannte  Pflanze.  Diese  ist  so  sehr  beliebt, 
dass  sie  auch  in  den  südlichen  Baumschulen,  z.  B. 
in  Angers  bei  A.  Lerov,  massenweise  herangezo- 
gen und  zum  Anpflanzen  in's  Freie  verkauft  und 
verwendet   wird. 

Nächstdem  findev»  sicii  Gruppen  von  einigen 
Blüthensträuchern  vor.  Hibiscus  svriacus,  in  einer 
Menge  reizender  Formen,  spielt  mit  Rosen,  beson- 
ders den  immerblühenden  bengalischen  Sorten,  sehr 
oft  auch  der  Rosa  Souvenir  de  Malmaison,  die  erste 
Rolle.  Unser  Laurustin  bildet  mit  Spiräcn,  Sauer- 
dorn, Weissdorn,  falschen  .Jasmin  (Philadclphus)  und 
einigen  wenigen  anderen  Blüthensträuchern,  Gebü- 
sche und  Hecken,  während  Erdbeerbaum  (Arbu- 
tns),  gewöhidicher  und  lusitanischer  Kirschlorbeer 
und  seltner  Mahonien  die  immergrünen  Gehölze 
bilden. 

Als  Einzelbaum   ist   Paulownia    imperialis    nebst 


dem  Trompetenbaum  (Catalpa  syringaefolia )  sehr 
beliebt.  Bereits  war  die  erstere  wiederum  mit  den 
nicht  entwickelten  Blüthentraubeu  dicht  besetzt  und 
verspricht,  im  nächsten  Frülijahre  einen  reichlichen 
Blüthenschnmck  zu  geben.  Nächstdem  sind  Ahorn, 
und  zwar  nur  der  stumpfblättrige  (Acer  Pseudo- 
Platanus),  die  Platane,  bisweilen  auch  die  gute  Ka- 
stanie (Castanea  vesca)  die  Laubbäume,  welche  man 
nebst  der  Rosskastanie  und  vielleicht  noch  den  Ul- 
men an  den  Eisenbahnstationen  sieht,  vorhanden. 
Doch  dürfen  wir  auch  des  buntblättrigen  Acer  Ne- 
gundo  um  so  weniger  zu  erwähnen  vergessen,  als 
er  durch  ganz  Frankreich  auch  als  Massiv  zur 
Anwendung  kommt  und  hauptsächlich  mit  dunklem 
Hintergrunde  sich   auch  reizend  ausnimmt. 

Koniferen  sind  fast  noch  mehr  in  Frankreich, 
als  bei  uns  in  Deutschland  beliebt.  Cypressen,  die 
sonst  durch  ganz  Frankreich  eine  grosse  Verbrei- 
timg haben,  sieht  man  au  den  Eisenbahnen  wenig, 
desto  mehr  aber  den  Lebensbaum  des  Morgenlan- 
des (Biota  Orientalis).  Eine  ungemeine  Verbreitung 
hat  die  Ceder  des  Himalaya  oder  die  Deodare  ge- 
funden. Es  ist  gar  nicht  zu  leugnen,  dass  diese 
weit  schöner  sich  baut,  als  die  Ceder  des  Libanon, 
welche  man  nur  sehr  selten  schön  sieht,  wie  es 
z.  B.  in  einem  Klosterhofe  neben  der  Kathedrale 
von  Tours  oder  in  dem  Garten  eines  reichen  Grund- 
besitzers im  Weingaue  Mcdoc  der  Fall  war.  Die 
blaugrüne  Farbe  des  meist  in  Form  einer  Pyra- 
mide gewachsenen  und  mit  Aesten  bis  zur  Erde 
herab  besetzten  Deodare  gibt  ihr,  namentlich  etwas 
aus  der  Ferne  gesehen,  ein  reizendes  Ansehen.  Be- 
sonders gegen  Abend  bei  untergehender  Sonne  bat 
die  Ceder  des  Himalaya  etwas  Geisterhaftes  und 
Aetherisches,  vorzüglich  wenn  ein  oder  mehre  starke 
Exemplare  des  Pauipasgrases  (Gynerium  argenteum) 
in  der  Nähe  stehen  und  ihre  Blüthenstengel  vom 
Winde  leicht  hin  und  her  bewegt  werden.  Beide 
genannten  Pflanzen  findet  man  auch  an  den  Eisen- 
bahnstationen ziemlich  häufig  zusammen.  \  on  Na- 
delhölzern sieht  man  ausserdem  nur  noch,  aber 
ziemlich  häufig,  die  Rothtanne  oder  Fichte  (Abies 
excelsa),  seltner  die  Meerstrandskiefer. 

Die  Anlagen  der  Provinzialstadt  unterscheiden  sich 
von  denen  der  Metropole  dadurch,  dass  sie  kleiner  und 
im  Allffemeinen  deslialb  oft  lieblicher  sind.  W^ie  in 
Paris  hat  man  öfientlichc  Plätze  dazu  verwendet 
oder  durch  Ankauf  von  Grundstücken  sie  erst  neu 
hergestellt.  In  den  grösseren  Städten  hat  man  so- 
gar eine  Art  beschränkter  Volksgäiten  geschaffen, 
in  denen  aber  immer  die  französische  Eleganz  und 
der  beliebte  Farben -Reichthum  sich  Geltung  ver- 
schaift  haben.  Eine  der  gelungensten  Anlagen  ist 
unstreitig  der  Jardin  des  plantes  in  Bordeaux,  zu- 
mal   hier    eine   Idee    zu    Grunde    liegt,    wenn    auch 


323 


•wiederum  den  Gesträucli -Partliien  die  harmoiiisclie 
Abrundung  fehlt.  Sonst  wechseln  aber  diese  mit 
den  reizenden  Grasflächen,  auf  denen  einzelne  wun- 
derschöne Bäume  stellen,  auf  eine  wohlthuende  Weise 
ab.  Üeberhaupt  ist  die  ganze  Anlage  in  einer  Sau- 
berkeit und  Ordnung  erhalten,  die  dem  Obergärtner 
Comme  Ehre  macht.  Für  Jemand,  der  aus  dem 
Norden  kommt  und  Lagerstroeraien,  Deodaren,  Wel- 
lingtonien,  Magnolia  grandiflora  u.  s.  w.  nur  aus  den 
Gewächsliäusein  kennt,  macht  es  einen  ungemeinen 
Eindruck;  da  auch  Wasser  in  reichlicher  Menge  an- 
gebracht ist,  ja  einmal  eine  Naturbrüeke  darüber 
führt,  so  gewinnt  das   Ganze  um  so  inehr. 

Leider  stehen  Gewächshäuser,  jedoch  in  den 
äusseren  Konturen  sehr  hübsch  geformt,  mitten  in 
der  Anlage  und  gestatten  nicht,  das  Ganze  zu  übei'- 
schauen.  Auch  hat  man  bei  diesen  Gewächshäusern 
mehr  Sorgfalt  auf  die  äussere  Ausstattung  verwen- 
det, als  auf  die  innere  zweckmässige  Einrichtung, 
was  doch  immer  bei  Gebäuden  dieser  Art  die  Haupt- 
sache sein  sollte.  Die  AVege  sind  zwar  im  Verhält- 
niss  zum  Ganzen  etwas  zu  breit;  man  muss  jedoch 
bedenken,  dass  die  Anlage  Volksgarten  ist,  der  au 
den  Abenden  sehr  viel  besucht  wird.  Tausende 
von  Drahtstühlen  stehen,  wie  meist  auch  in  den 
Anlagen  von  Paris,  auf  den  Seiten  der  breiteren 
Wege  und  können  gegen  eine  Zahlung  von  10  und 
15  Cent,  von  dem  nach  Buhe  sich  sehnenden  Spa- 
ziergänger benutzt  werden. 

Mitten  im  Garten  befindet  sich  die  botanische 
Schule,  fast  ganz  eingeschlossen  von  freundlichem 
Grün  verschiedener  Sträucher  und  demnach  nur 
theilweise  von  aussen  sichtbar.  Wir  können  diese 
Verbindung  der  Wissenschaft  mit  der  Kunst,  des 
Schönen  mit  dem  Nützlichen,  nur  billigen.  Der- 
gleichen Verbindungen  tragen  zur  Ausbildung  des 
Geistes  und  Herzens  viel  bei.  In  der  botanischen 
Schule  bezweckt  man  Verbreitung  der  Keuntniss 
der  natürlichen  V^erwandtschaften  bei  den  Pflanzen ; 
es  sind  daher  die  hauptsächlichsten  Familien  und 
Gruppen  durch  Repräsentanten  vertreten.  Mit  be- 
sonderer Vorliebe  werden  die  Kukurbitaceen  kulti- 
virt.  Direktor  der  Schule  und  des  Jardin  des 
plantes  überhaupt  ist  Durieu  de  Maisonneuse, 
welcher  in  früheren  Jahren  die  wissenschaftliche, 
von  der  französichen  Eegierung  ausgeführte  Expe- 
dition in  Algerien  als  Botaniker  begleitete  und  sich 
überhaupt  mannigfache  Verdienste  um  die  Wissen- 
schaft erworben  hat. 

Eine  zweite  städtische  Anlage,  welche  aber  erst 
im  Entstehen  ist  und  viel  verspricht,  befindet  sich 
in  Angers  ziemlich  mitten  in  der  Stadt.  Sie  zeich- 
net sich  bereits  durch  einige  einzeln  stehende  Exem- 
plare aus,  welche  man  erst  in  diesem  Frühjahre 
mitten    in    der   Vegetation ,    trotz    der    bedeutenden 


Grösse  und  zum  Theil  selbst  in  Blüthe,  wie  remon- 
tirende  Kosen,  zum  Theil  auch  in  Früchten,  wie 
CephalotaxusFortunei,  versetzt  hatte  und  keineswegs, 
als  wir  sie  im  August  sahen,  noch  Spuren  dieser 
Eingrifte  an  sich  trugen.  Andr^  Leroy,  der  Be- 
sitzer der  von  uns  bereits  beschriebenen  grossarti- 
gen Baunisciiulen ,  hat  das  Verdienst  gehabt,  die 
Ausführung   zu   übernehmen. 

Eine  hübsche  kleine  Anlage  befindet  sich  da- 
gegen auch  in  Tours,  und  zwar  in  der  nächsten 
Nähe  der  Kathedrale.  Rasenflächen  mit  einigen 
Massivs,  wenig  Blüthengesträuch  und  einige  Bäume 
stehen  hier  in  mehr  freundlicher  Harmonie  zu  ein- 
ander, Pelargonien  sind  auch  hier,  wie  in  Paris 
und  sonst,  hauptsächlich  vertreten.  Man  liebt  iu 
der  Regel  von  diesen  entweder  feurig -rothe  und 
rosafarbige  Blumen  mit  dunkelgrünen  Blättern  oder 
buntes  Laub  und  kleine  unscheinliche  Blumen.  Aus- 
serdem sind  es  wiederum  Verbenen,  Lantanen,  Pe- 
tunien, Heliotropen,  Lobelien  und  Nierembergien, 
welche  vorherrschend  benutzt  werden;  als  Blüthen- 
sträucher  liebt  man  dagegen  vor  Allem  Hibiscus 
syriacus,  Rosen,  J^rythrinen  und  Fuchsien,  während 
die  Blattpflanzen  durch  W^igandien,  Solanums,  Ver- 
besinen,  Montanoen,  Canna's,  Colocasien,  Xantho- 
somen  und  Ricinus  vertreten  waren.  Nicht  grade 
ästhetisch  nimmt  es  sich  aus,  wenn  der  Boden  hier 
und  da  mit  trocknem,  strohigem  Dünger  belegt 
wird,  um  das  Austrocknen  desselben  zu  verhindern. 
Sonderbar,  dass  man  in  Frankreich  im  Allgemeinen 
gar  nichts  darin  fand,  was  das  Auge  stören  könnte 
und  man  sich  immer,  wenn  man  seine  Verwunde- 
rung darüber  aussprach,  auf  den  praktischen  Nutzen 
berief. 

Nicht  minder  reizend  nahmen  sich  in  Tours  die 
beiden  kleinen,  von  einem  niedrigen  Stakete  einge- 
schlossenen Gärtcheu  auf  beiden  Seiten  der  vStatue 
des  Philosophen  Descartes  um  so  mehr  aus,  als 
dicht  daneben  die  breite  Loire  dahinfliesst  und  zwi- 
schen ihnen  eine  schöne  Brücke  über  den  Fluss 
führt. 

Auch  die  Boulevards  von  Paris  sind  in  den 
Städten  der  Provinz  nachgeahmt,  nicht  weniger  die 
grossen,  nur  mit  Reihen  einzelner  Bäume  bepflanz- 
ten Räume,  wie  sie  namentlich  vor  den  Tuilerien 
und  in  dem  Luxemburg  -  Garten  vorhanden  sind. 
Diese  letzteren  sind  z.  B.  in  Orl(?ans  zwischen  der 
eigentlichen  Stadt  und  dem  Bahnhofe  von  bedeu- 
tender Ausdehnung.  Es  scheint  ims  oft,  dass  der 
Franzose  es  vorzieht,  unter  schattigen  Bäumen 
zu  lustwandeln,  als   in  den   schönsten   Anlagen. 


4P 


324 


Belgiqiic  liordcole. 

Jahrgang   1863,   2.  Halfto.      .lalufrang   1864,   I.Hälfte. 

Von  Florbliimen  finden  wir  in  der  2.  Hälfte  des 
vorigen  Jahrganges  ein  grossblüheudes  Chrysanthe- 
mum unter  dem  Beinamen  Japan  ense  (tab.  12  zu 
S.  225).  Der  Durchmesser  des  Blütheiikörbchens 
beträgt  nicht  weniger  als  5  Zoll.  Die  einzelnen, 
sehr  in  die  Länge  gezogenen  Zungenblüthchen  ha- 
ben entweder  durchgängig  eine  hellrothe  Farbe  oder 
sie  sind  am  Eande  breit  weiss.  Bisweilen  sind  sie 
überhaupt  weiss  und  mit  einem  oder  zwei  hellro- 
then  Streifen  versehen.  Der  China-Reisende  For- 
tune hat  diese  Sorte  neben  mehrern  Arten  aus 
Japan  eingeführt  und  der  bekannten  Handelsgärt- 
nerei von  Standish  in  Bagschot  übergeben.  Aus- 
ser der  genannten  Sorte  verdienen  noch  Empfeh- 
lung: C.  sin  ense  laciniatuni  von  weisser  Farbe, 
wo  aber  die  einzelnen  Zungenblüthchen  geschlitzt 
sind,  striatum  ähnelt  dern  japonicuai  und  besitzt 
rotli-  und  weiss -gestreifte  Stralilenblüthchen  und 
grandifloriim  mit  selir  grossen,  gelben  Blüthen- 
körbchen. 

Die  kaukasischen  Insektenpflanzen  (Pj-rethrura 
carneum  und  roseum)  gehen  als  Florblumen  einer 
grösseren  Vollkommenheit  entgegen,  wie  wir  auch 
bereits  mehrfach  zu  berichten  Gelegenheit  gehabt 
haben,  ebenso  dass  der  Kunst-  und  Handelsgärtner 
Bedinghaus  in  Nimy  bei  Muns  die  ersten  Spiel- 
arten in  den  Handel  brachte.  Wiederum  hat  dieser 
neue  Sorten  in  den  Handel  gebracht,  welche  die 
früheren  an  Schönheit  übertreffen  (zu  S.  321).  Es 
scheint,  als  wenn  sich  hier,  wie  bei  unseren  China- 
Astern,  hauptsächhch  3  Fornicineihcn  unterscheiden 
liessen,  indem  nändlch  alle  Blüthchen  zungenföimig 
oder  alle  verlängert  -  röhrenförmig  sind,  oder  am 
Rande  befinden  sich  kurze  Zungenblüthchen  in 
einem  Kranze  ringsherum  gestellt  und  ausserdem 
noch  verlängerte  und  ziemlich  tiefgeschlitzte  Röh- 
renblüthchen.  Von  den  letzteren  sind  eine  weisse, 
eine  lilafarbene,  eine  fleischfarbene  und  eine  rothe 
in   der  Belgique   horticole   abgebildet. 

Ausserdem  finden  wir  noch  2  Rosen  (zu  S.  257 
u.  258)  abgebildet.  Rose  Fran9ois  Lacharme 
ist  aus  der  berühmten  Rosenzucht  von  Charles 
\  erdier,  dem  Jüngern  Sohne  des  verstorbenen  und 
bekannten  Rosenzüchters  dieses  Namens,  und  kam 
vor  2  Jahren  in  den  Handel.  Sie  ähnelt  der  Rose 
Jules  Margottin  und  ist  schön  kugelig  gebaut;  ihre 
Farbe  ist  aber  weit  dunkler. 

Rose    Comtesse   Ouwaroff  dagegen    ist    ein 
Jahr  früher   in   den   Handel    gckonmien   und    blühte 
1861   bei    ihrem   Züchter  Margottin    in   Bourg-la- 
Reine    bei    Paris    zum    ersten    Male.      Es    ist    eine    ; 
Theerose    mit    sehr    grossen    Blumen,    welche    eine   | 


helle  Fleischfarbe  besitzen.  Sie  hat  dadurch  noch 
einen  besonderen  Werth ,  dass  die  Blumenstiele 
ziemlich  steif  sind  und  daher  die  Blumen  aufrecht 
stehen,   nicht  überhängen. 

In  der  1.  Hälfte  vom  Jahrgange  1864  sind  an 
Florblumen  eine  Reihe  Flamniänder  Nelken  auf 
der  ersten  Tafel  abgebildet.  Diese  zeichnen  sich 
bekanntlich  durch  gestreifte  Blumenblätter  aus,  wo- 
durch die  ganzen  Blumen  ein  geschecktes  oder 
bandförmiges  Ansehen  erhalten.  Je  nachdem  sie 
2,  3  oder  4  Farben  enthalten,  führen  sie  bekannt- 
lich den  Namen  der  2-,  3-  oder  4-farbigen,  Bi-, 
I  Tri-  und  Quadricoloren ;  die  beiden  letzteren  nennt 
man  wohl  auch  Bizarre.  Der  Hauptort,  wo  sie 
noch  herangezogen  werden,  ist  Verviers,  eine  ge- 
werbreiche  Sadt  Belgiens  und  zwar  der  Provinz 
Lüttich.  Man  hat  daselbst  auch  eine  besondere 
Gruppe  erzogen,  welche  als  Nelken  von  Verviers 
(Oeillets  verviötois),  besonders  in  England,  sehr  be- 
liebt sind  und  sich  durch  niedrigen  Wuchs ,  aber 
auch  durch  Fülle  der  Blüthcn  auszeichnen.  Da 
diese  bei  uns  fast  gar  nicht  bekannt  sind,  machen 
wir  auf  sie  aufmerksam. 

Zwei  Formen  der  puntiichen  Alpenrose,  Rho- 
dodendron Princesse  de  Galles  und  Comtesse 
de  Devon,  sind  (zu  S.  127)  abgebildet  und  wer- 
den empfohlen.  Beide  sind  englischen  Ursprungs. 
Die  erstere  ist  von  Young  in  der  Milford-Gärtnerei 
(Grafschaft  Surrey)  gezüchtet  und  zeichnet  sich 
besonders  durch  schöne,  grosse  Blüthen,  welche 
nur  am  Rande  eine  violette  Farbe  haben  und  sonst 
weiss  .sind,  aus.  Die  andere  ist  in  der  Gärtuerei 
von  Lacombe,  Prince  &  Co.  in  Exeter  gezüch- 
tet und  zeichnet  sich  durch  das  zarteste  Rosa  seiner 
Blüthen   aus. 

Lyehnis  Senno  Sieb,  (zu  S.  1G2)  wurde  von 
Siebold  aus  Japan  eingeführt  und  scheint  mit  den 
anderen  ähnlichen,  eben  daher  eingeführten  Arten: 
grandiflora  Jacq.,  Sieboldii  Zucc,  sowie  mit  den 
bis  jetzt  nur  aus  Sibirien  eingeführten  L.  fulgens 
Fisch,  zu  einer  und  derselben  Art  zu  gehören.  Be- 
kanntlich hat  man  auch  bereits  eine  Form,  welche 
in  Erfurt  von  Fr.  A.  Haage  Jun.  aus  L.  grandi- 
flora und  Sieboldii  gezüchtet  wurde  und  abwechselnd 
weisse  und  rothe  Blumen  gibt.  Lyehnis  Senno 
kommt  ursprünglich  nur  feuerroth  vor,  in  der  Belgique 
horticole  ist  aber  auch  eine  weiss-  und  rothgestreifte 
Form  abgebildet,  wie  wnr  sie  übrigens  auch  sehr 
ähnlich  bei  Aussaaten  von  der  zuletzt  genannten 
L.  Haageana  gesehen  haben.  Vergleicht  man  übri- 
gens die  Abbildung  in  der  Belgique  horticole  mit 
der  in  Siebold's  Flora  japonica  (tab.  t.  49),  so 
glaubt  man  2  ganz  verschiedene  Pflanzen  vor  sich 
zu  sehen.  Die  Blüthen  haben  in  der  letztern  einen 
langen,    röhrigeu    Kelch    und    kleinere,    geschlitzte 


325 


IHumenblätter.  Leider  finden  wir  immer  mehr,  dass 
die  Abbildungen  in  der  Flora  japoiiica,  so  schön 
sie  auch  au^^gestattet  sind,  doch  in  der  Regel  sehr 
leichtsinnig  angefertigt  wurden.  Es  scheint  bisweilen, 
als  hätte  mau  nur  hübsche  Bilder  geben  wollen. 
Von  einer  naturgetreuen  Darstellung  ist  meist  gar 
keine  Rede. 

Clematis  Fortunei  ist  eine  unlängst  einge- 
führte Art  aus  China,  welche  die  bekannte  Han- 
delsgärtnerei von  Ötandish  in  Ascot  voriges  Jahr 
in  den  Handel  gebracht  hat.  Sie  hat  ausseror- 
dentlich grosse  Blüthen,  welche  halb  gefüllt  und 
weiss  gefärbt  sind.  Diese  besitzen  ausserdem  einen 
angenehmen  Geruch,  so  dass  diese  Schlingpflanze 
nicht  genug  empfohlen  werden  kann.  Die  Blätter 
gleichen  denen  der  Cl.  lanuginosa  und  Cl.  florida; 
es  scheint  sogar,  als  wenn  sie  eine  Form  der  letz- 
teren darstellte.  Von  dieser  ist  aber  auf  derselben 
Tafel  (zu  S.  33)  noch  eine  blaublühende  Form  ab- 
gebildet, welche  mehr  Aehnlichkeit  mit  der  Cl. 
patens  (coerulea  der  Gärten)  besitzt  und  vielleicht 
auch  mehr  zu  dieser  gehört.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit machen  wir  von  Neuem  darauf  aufmerksam, 
dass  alle  die  schönen  Formen  der  Cl.  florida  und 
patens  bei  uns  im  Freien  aushalten,  wenn  sie  nur 
einigermassen  im  Schutze  stehen  und  im  Winter 
etwas  gedeckt   werden. 

Mutisia  Clematis  L.  fil.  (zu  S.  GS)  ist  zwar 
eine  schon  längst  bekannte  Pflanze,  aber  erst  neuer- 
dings durch  Linden  eingeführt  (s.  4.  Jahrg.  der 
Wochenschr.  S.  15),  während  wir  Veite li  die  eben- 
falls schon  besprochene  M.  decurrens  verdanken. 
Beide  sind  sehr  zu  empfehlende  Lianen  und  haben 
grosse  Blüthcnkörbchcn  von  rother  Farbe.  Erstere 
wächst  in  den  Gebirgen  Neugranada's,  letztere  in 
Chili. 

Auf  derselben  Tafel  ist  auch  eine  Solanacee: 
Pionandra  fragrans  Miers  (Solanum  fragrans 
Hook.),  abgebildet.  Es  ist  ein  Blüthenstrauch  mit 
meist  gepaarten,  selten  allein  stehenden  und  etwas 
dicklichen  Blättern,  welche  eine  glänzende  Ober- 
fläche, aber  eine  silberweisse  Unterfläche  haben. 
Die  herunterhängenden  Trauben  haben  ziemlich 
grosse  Blüthen  von  violetter,  später  gelber  Farbe, 
und  glockenförmige  Gestalt.  Entdeckt  wurde  die 
Pflanze  bereits  von  Martins  in  Brasilien  gegen  das 
Ende  des  2.  Jahrzehends  dieses  Jahrhundertes  und 
ist  auch  bereits  von  Sendtner  in  Martins'  Flora 
von  Brasilien  unter  dem  Namen  Cyphomandra  fra- 
grans beschrieben,  ein  Name,  der  auch  angenommen 
werden  muss,  weil  er  älter  ist  als  Pionandra  fragrans. 
Eingeführt  wurde  sie  erst  durch  den  Reisenden 
Tweedie  in  den  dreissiger  Jahren;  doch  ist  sie 
neuerdings  wieder  durch  Libon,  der  vor  einigen 
Jahren  leider  verstorben  ist,  ebenfalls  entdeckt  und 


an  Linden,  den  Ehren -Direktor  des  zoologischen 
Gartens   in   Brüssel,   gesendet  worden. 

Aethionema  coridifoli  mn  DC.  (zu  S.  161) 
ist  eine  hübsche  Crucifere  des  Libanon,  welche 
ebenso,  wie  die  anderen  in  botanischen  Gärten  ku!- 
tivirten  Arten:  A.  sa.xatile  R.  Br.  Buxbaumli  DC. 
und  cristatum  DC. ,  in  keiner  Sammlung  von  Al- 
penpflanzen fehlen  sollten.  In  iln-em  Waehsthunie 
hat  sie  auch  eine  entfernte  Aehnlichkeit  mit  der 
bekannten  weissblühenden  Lobularia  maritima  oder 
Alyssum  niaritimum,  nur  dass  die  Blüthen  eine 
schöne  rothe  Farbe  besitzen.  Auch  zu  Einfassun- 
gen  kleinerer  Beete   ist   sie  sehr  passend. 

Libonia  floribunda  C.  Koch  (zu  S.  13)  ist 
bereits  von  uns  ausführlieh  besproclien  worden  (im 
vorigen  Jahrg.  S.  2G5). 

Aus  der  2.  Hälfte  des  vorigen  Jahrganges  der 
Belgique  horticole  bleiben  uns  ebenfalls  noch  einige 
Gewächshauspflanzen,  welche  daselbst  empfohlen 
wurden,  übrig.  Phimbago  rosea  L.  ist  ein  Blü- 
thenstrauch, der  sich  schon  seit  der  Mitte  der  2. 
Hälfte  des  vorigen  Jahrhundertes  in  den  Gewächs- 
häusern befindet  und  wegen  seines  Blüthenreichthu- 
mes,  so  wie  wegen  der  nicht  schwierigen  Behand- 
lung früher  sehr  beliebt  war.  Es  ist  zu  bedauern, 
dass  man  ihm  seit  dem  letzten  Jahrzehend  fast  gar 
keine  Beachtung  mehr  zuwendet.  Vielleicht  wird 
es  wiederum  mehr  der  Fall  sein,  wo  von  Veitch 
eine  Abart  mit  coclienillrothen  Blüthen  in  den  Han- 
del gekommen  ist  (zu   Seite   226). 

Gymnostachys  Verschaffeltii  (z.  S.  328) 
haben  >vir  so  häufig  schon  empfohlen,  auch  in  die- 
sem Jahrgange,  dass  wir  zu  seiner  Erwähnung  nichts 
mehr  hinzuzufügen   haben. 

Furcraea  Bedinghausi  C.  Koch  haben  wir 
zuerst  als  eine  neue  und  noch  nicht  beschriebene 
Agave  erkannt  und  bereits  auch  ausführlich  über 
sie  berichtet   (s.  vor.   Jahrg.  S.  233). 

Endlich  bleibt  uns  noch  eine  Sorte  von  Wein- 
trauben zu  erwähnen  übrig,  welche  in  der  1.  Haltte 
dieses  Jahrganges  (zu  Seite  l'J3)  erwähnt  und  zum 
Anbau  empfohlen  worden  ist.  Der  grosse  Mogul 
wurde  vom  Hofgärtner  Karl  Fintelmann  zur 
Zeit,  wo  er  noch  am  Neuen  Palais  die  Weinkultu- 
ren beaufsichtigte,  aus  Samen  erzogen.  Die  1  rau- 
ben haben  eine  gelblich-grüne  Farbe  und  eine  ziem- 
liche Grösse;  sie  reifen  im  September  oder  An- 
fang Oktober.  Der  Wuchs  des  Stockes  ist  kräftig, 
das  Holz  ist  dunkelbraun;  die  einzelnen  Beeren 
sind  oval,  hellgrün,  flammig  angehaucht  und  sehr 
dünnschaalig.  Sie  besitzen  einen  sehr  angenehmen 
Geschmack. 


326 


Aus 

den  Pflanzen -Verzeichnissen  einiger 
llandelsgärtnereien. 

(Fortsetzung.) 

Vou  den  bekanuten  Kosenzüclitern  ist  es  be- 
sonders Eugene  Verdier  fils  atn^  in  Paris  (rue 
Dunois  3),  auf  dessen  Neuheiten  wir  besonders  auf- 
merksam machen  wollen.  Die  meisten  sind  Erzeug- 
nisse des  eigenen  Etablissements  und  vor  Allem 
verdienen  wohl  die  Sämlinge  in  erster  Reihe  er- 
wähnt zu  werden,  die  im  verflossenen  Juli  eine 
silberne  Medaille  ersten  Ranges  erhalten  haben. 
Diese  Neuheiten  wei'den  am  ersten  November  dem 
Handel  übergeben  werden  und  sind  dann  zu  einem 
Preise  von   25  Fr.  das  Stück  zu  haben. 

Remontireiiilc  Hvbriilcii. 

Auguste  Riviferc,  ein  kräftiger  Strauch,  der 
Blumen  von  3  —  3^  Zoll  Durchmesser  trägt;  die 
einzelne  Blume  ist  kugelförmig,  sehr  regelmässig 
gebaut  von  schönem,  lebhaften  Karminroth;  die  Un- 
terseite der  einzelneu  Blumenblätter  ist  bedeutend 
blasser  und  ihre  Farbe  nimmt  nach  dem  Rande  zu 
so   sehr  ab,   dass  sie  fast  weiss    erscheint. 

Comtesse  de  Paris  besitzt  ebenfalls  einen 
kräftigen  Wuchs  und  Blumen  von  3^  bis  4  Zoll 
Durchmesser  von  einer  weichen,  aber  dabei  lebhaf- 
ten Rosafarbe. 

Docteur  Andry  bildet  einen  sehr  kräftigen 
Busch  und  trägt  lebhaft  dunkelkarminrothe  Blumen 
von  mehr  als  4  Zoll  Durchmesser;  der  Bau  ist 
streng  dachziegelförmig  und  macht  die  Blumen  zu 
einer   der   empfehlendswerthesteu  Neuheiten. 

General  d'Hautpoult  ist  eine  reizende  Va- 
rietät, da  die  mittelgrossen  feurig -scharlaciirotheu 
Blüthen  von  kugehgem  Baue  doldentranbig  zusam- 
menstehen; oft  sind  noch  einige  Petalen  in  der 
Mitte  der  einzelnen  Blumen  durch  einen  weissen 
Streifen   getheilt. 

Madame  Verschaffclt  hat  grosse  Blumen 
von  31 — 4  Zoll  Durchmesser  in  schönem,  zartem 
Rosenroth;  der  kräftige  Strauch  ist  fast  völlig  sta- 
chellos. 

Rushton  Radclyffe,  ein  kräftig  wachsender 
Strauch,  dessen  vollkommen  dachziegelförmige  Blu- 
men einen  Durchmesser  von  fast  4  Zoll  haben;  das 
lebhafte,  kräftige  Kirschroth  der  Blume  macht  diese 
Varietät  sehr  bemerkenswertb. 

Souvenir  de  William  Wood  hat  einige 
Aehnlichkeit  mit  der  Varietät  „prince  Camille  de 
Rohan",  ist  aber  doch  viel  dunkler  und  von  be- 
deutend grösserem  Effekt;  der  kräftige  Strauch 
trägt   Blumen    bis    3^  Zoll    Durchmesser    von    dem 


tiefsten    Schwarzpurpur,    der    hier    und    da    in    ein 
feuriges  Roth  abschattirt. 

Renioiitirenilc  nuosrosen. 

James  Veitch  ist  ein  sehr  kräftiger  Strauch, 
der  leicht  und  oft  blüht;  die  etwas  mehr  als  3  Zoll 
grossen  Blüthen  bilden  starke  Doldentrauben.  Die 
Farbe  der  Blume  ist  ein  schiefergraues  Violett,  das 
oft  von   einem  feurigrothen  Tone  unterbrochen  wird. 

Thecroscii. 

Vou  denselben  ist  nur  eine  Varietät  angezeigt 
und  auch  diese  ist  eigentlich  nicht  in  der  Gärtne- 
rei selbst  gezogen  worden,  sondern  stammt  von 
einem  Gärtner  aus  dem  Süden  Frankreichs,  der 
sie  vor  mchrern  Jahren  züchtete  und  auch  schon 
ausstellte.  Trotz  der  verschiedenen  goldenen  Me- 
daillen, welche  dieser  Sämling  bereits  verdient,  ist" 
er  fast  noch  gar  nicht  verbreitet.  Dabei  soll  diese 
Rose  die  beste  ihres  Geschlechtes  sein  und  durcli 
ihr  reiches  Blühen  die  Chromatella,  Isabelle  Gray, 
Jean   Hardy,  Solfatare  u.  s.  w.   übertreflen. 

Marechal  Niel  bildet  einen  sehr  kräftigen 
Busch  mit  langen,  röthliehen  Zweigen;  die  beson- 
ders breiten,  welligen  und  glänzenden  Blättchen 
bilden  zu  3 — ö  ein  Blatt.  Die  kugelförmigen  Blu- 
men, die  von  sehr  angenehmem  Geruch  und  dun- 
kelgelber Farbe  sind,  erreichen  eine  Höhe  von  fast 
ö  Zoll.  Diese  Vai-ietät  wird  jedoch  nicht  einzeln 
abgegeben,  sondern  als  Prämie  dem  Besteller  der 
oben   erwähnten   Neuheiten   zugetheilt. 

Neuheiten,  die  von  anderen  Züchtern  dem 
Handel  übergeben  worden  sind  und  die  zu  15  Fr. 
das  Stück  verkauft  werden,   sind: 

Ardoise  du  Chalet,  eine  Remontant-Rose, 
deren  schieferfarbig -purpurrothe  Blüthen,  die  mit 
Violett  und  Feuerroth  nüancirt  sind,  in  Dolden trau- 
ben   zu   5 — 15   vereinigt  stehen. 

Charlotte  Corday,  ebenso  wie  die  vorher- 
gehende und  die  nachfolgenden  eine  Remontant- 
Rose,  ist  karniinroth  mit  weisslicher  Unterseite  der 
einzelnen  Petalen. 

Dunois  ist  karminroth  mit  feuerfarbner  Schat- 
tiruug. 

Forster  ist  ein  sehr  kräftiger  Strauch  mit 
ponceaurothen,  violett-schattirten,  streng  dachziegel- 
förmigen   Blumen. 

John  Keynes  liefert  seharlachrothe,  kastanien- 
braun schattirte  Blüthen. 

L'abondant  erhielt  ihren  Namen  wegen  der 
Fülle  lebhaft  -  rosenx-other  Hlumen,  deren  Petalen 
auf  der  Rückenseite  fast  silberweiss   erscheinen. 

La  coquette,  ein  sehr  kräftiger,  reichlich- 
blühender Strauch  mit  gut  gebauten,  kugeligen, 
kaum    mittelgrossen,     lebhaft- karmoisiurothen    Blu- 


327 


men,  die  in  Bouquets  von   3   bis  zu    10   zusammen- 
stellen. 

Leonie  liefert  stachelbeerrothe,  auf  der  Un- 
terseite lilafarbene   Blumen. 

William  Bull  ist  eine  reizende  Varietät  von 
kugelförmigen«  Bau  und  lebhaft  rosenrother  Färbung. 

Eine  nicht  remontirende  Moosrose  endlich:  De- 
nis Hölye,  die  sehr  reichblühend  ist,  kann  noch 
empfohlen  werden.  Die  purpur-violettrothen  Blu- 
men stehen  in  Doldentrauben  zu  6 — 12  vereinigt. 
Ausserdem  linden  sich  in  dem  Kataloge  noch  Neu- 
heiten von  Guillot  fils,  Gonod,  Touvais  und 
Porten! er  fils  vor;  diese  sind  aber  zum  Theil 
schon  in  dem  Verzeichnisse  von  Soupert  &  Not- 
ting  in  Luxemburg  enthalten. 

Diese  Züchter  beschäftigen  sich  bekanntlich 
ganz  speziell  mit  der  Kultur  der  remontirenden 
Rosen  und  aus  ihrem  reichhaltigen  Verzeichnisse 
verdienen  besonders  die  letzten  Neuheiten,  die  aller- 
dings auch  französischen  Ursprunges  sind,  Erwäh- 
nung. 

Abb6  Berlöze  (Guillot  tils)  bildet  einen  kräf- 
tigen Strauch  mit  grossen,  sehr  gefüllten  Blumen; 
sie  ist  prächtig  kirschroth  und  geht  oft  in  karnioi- 
sinrosa  über. 

Madame  Rousset  (Guillot  fils)  bildet  einen 
kräftigen  Strauch.  Blume  gross,  gefüllt,  becherför- 
mig, prächtig  zartrosa  mit  silberfarbigem  Schimmer. 
Souvenir  de  Bernardin  de  St.  Pierre  (Guil- 
lot fils):  gefüllte,  schöne,  mittelgrosse  Blume  von 
dachziegelförniigem  Bau;  ändert  leicht  von  einer 
sammetartigen  karminrothen  Färbung  in  eine  schie- 
ferfarbig violette   ab. 

Besonders  bemerkenswert!!  dürften  jedoch  die 
Engros- Preise  sein,  die  für  Neuheiten  von  1863, 
18(52,  1861  und  den  früheren  Jahrgängen  angege- 
ben sind.  Das  Hundert  aus  den  verschiedenen 
Jahrgängen,  nach  Wahl  der  Versender,  kostet: 
Hochstämme  100  Fr.  (5U0  St.  250  Fr.),  Nieder- 
stämme 60  Fr.,  gleich  über  der  Erde  veredelte  50 
Fr.  (500  St.  225  Fr.,   1000  St.  400  Fr.). 

Von  Rosa  seniperfiorens  kostet  das  Hundert  20 
Fr.   (der  Franc  zu   8  Sgr.  gerechnet). 

Von  Katalogen  über  Blumenzwiebeln  sind  mehre 
schon  vor  längerer  Zeit  angezeigt,  zum  Theil  auch 
diesen  Blättern  beigelegt  worden,  wie  z.  B.  aus  der 
Reihe  der  Berliner  Zwiebelzüchter  der  Katalog  von 
L.  Späth  (Köpnickerstr.  148)  und  der  von  C.  L. 
Friebel  (Koppenstr.j  Ausserdem  liegen  uns  noch 
vor:  das  Preis- Verzeichniss  holländischer  Blumen- 
zwiebeln von  G.  Geitner  in  Planitz,  Poststation 
Cunersdorf  in  Sachsen,  und  das  von  Vilmorin- 
Andrieux  c?  Comp,  in  Paris.  Dieses,  sowie  das 
Verzeichniss  von  Eugene  Verdier,  behandeln  im 
Verhältniss    zu    den    deutschen    Katalogen    die    Gla- 


fliolen  mit  besonderer  Vorliebe  und  namentlich  ist 
es  wiederum  der  letzterwähnte  Züchter,  welcher 
mehre  Neuheiten  dieses  Geschlechtes  dem  Handel 
übergeben   wird.     Wir  erwähnen: 

Fulton  (Souchet),  die  Blume  ist  von  sehr  schö- 
nem Bau,  zinnoberroth  mit  sammetartig-schimmern- 
der  Zeichnung. 

Madame  Furtado  (Souchet),  sehr  weit  geöff- 
nete Blume  in  feinem  Rosenroth,  das  allmählig  in 
zarte  Fleischfarbe  übergeht,  sehr  stark  mit  Karrain- 
roth geflammt,  die  Aehren  sind  sehr  lang. 

Madame  de  Sövigne  (Souchet)  ist  eine  grosse, 
klar-kirschrothe  Blume,  die  mit  sehr  breiten  Flecken 
und  weissen  Streifen  geziert  ist  und  dadurch  eine 
besonders  frische   Färbung   erhält. 

Meyer  beer  (Souchet)  liefert  eine  sehr  grosse 
wohlgebaute  Blume  von  leuchtend-rother  Farbe,  die 
mit  aniarant-rothen  Flecken  versehen  und  zinnober- 
roth  geflammt  ist. 

Von  der  ersten  und  dritten  kostet  das  Stück 
6  Fr.,  von  den  anderen  beiden   7  Fr. 

Noch  ein  dritter  Artikel  wird  als  Spezialität  in 
diesem  Etablissement  kultivirt;  es  sind  die  baumar- 
tigen Päonien  (meistcntheils  in  Töpfen)  und  die  kraut- 
artigen, wovon  sehr  starke  Sortimente  vorhanden 
sind,  von  denen  Einzelnheiten  aber  herauszugreifen 
hier  zu  weit  führen   würde. 

Die  Besprechung  der  Beerenobst-Sammlung  von 
H.  Maurer,  Hofgärtner  in  Jena,  und  des  Spezial- 
Katalogs von  Erdbeeren  von  Ferdinand  Gloede 
in  Aux  Sablons  (prfes  et  par  Moret-sur-Loing,  Seine 
et  Marne)  mag  den  Uebergang  bilden  zu  den  ei- 
gentlichen Baumschul-Katalügen. 

Das  letzterwähnte  Verzeichniss  bringt  eine  ge- 
naue Besehreibung  und  Abbildung  von  8  neuen 
Erdbeersorten  verschiedener  belgischer  und  engli- 
scher Züchter,  nämlich  Fairy  Queen  (aus  dem 
königlichen  Garten  zu  Frogmore),  La  Fertile  (de 
Jonghe),  Globe"  (de  Jonghe),  Janus  (Bruant), 
John  Powell,  von  derselben  Abstammung  wie 
die  erste,  Leo  nee  de  Lambertye  (de  Jonghe), 
Modfeie  (de  Jonghe),  Premier  (Ruff'et),  Presi- 
dent Green,  Princess  of  Wales  (Knight),  la 
Robuste,  (de  Jonghe)  und  Sir  Joseph  Paxton 
(Bradley).  Dieselben  Sorten  enthält  bereits  auch 
der  Katalog  von  Maurer,  der  überdies  die  Pflan- 
zen einzeln  verkauft,  wogegen  in  dem  franzö- 
sischen Etablissement  nur  immer  6  Exemplare  von 
jeder  Sorte  auf  einmal  abgegeben   werden. 

Allerdings  kommt  die  einzelne  Pflanze  dann 
auch   billiger   zu   stehen. 

Bei  den  Baunischul-Katalogen  können  wir  uns 
darum  kürzer  fassen,  weil  dieselben  Artikel  überall 
geboten  werden  und  Neuheiten  fast  gleichzeitig  in 
den  meisten  Verzeichnissen  erscheinen.      So  melden 


328 


■wir  aus  Berlin's  Umgegend  das  Verzeichniss  def 
L  nndesbaumschiile  zu  Alt-Geltow  und  das  des 
Baumsfliulbesitzers  Lorberg.  Beide  Institute  be- 
fleissigen  sich,  statt  der  vielen  Obstsorten  nur  die 
empfelilendswerthesten  und  besonders  die  auf  den 
allgemeinen  Pomologen-Versammlungen  empfohlenen 
zu  vermehi-en  und  in  kräftigen  Exemplaren  stets 
vorräthig  zu  haben.  Ausführlicher  sind  die  von 
Johann  &  Franz  Schamal  in  Jungbunzlau  in 
Böhmen  herausgegebenen  Kataloge,  von  denen  jetzt 
ein  Auszug  erschienen  ist,  sowie  das  Verzeichniss 
der  abgebbaren  Bäume  und  Sträucher  des  Pomolo- 
gischen  Instituts  zu  Reutlingen  (Inspektor  Lukas). 
Letzteres  Verzeichniss  enthält  in  kurzen  Notizen 
die  Angabe  der  Eeifzeit,  die  Qualität  der  Sorten, 
indem  sie  als  Tafel-  oder  AVirthsohaftsobst  zu  ver- 
wenden sind,  sowie  eine  Angabe  des  Bodens,  in 
welchem  sie  besonders  gedeihen.  Dasselbe  System 
wendet  noch  ausführlicher  Eduard  Le  Fort,  Be- 
sitzer des  in  Paris  erscheinenden  Journals  „Maison 
de  Campagne",  in  dem  Kataloge  an,  den  er  über 
seine  Obstbäume  heransgiebt.  Die  ganze  Aufzäh- 
lung der  einzelnen  Obstsorten  bestellt  in  einem  Re- 
gister aus  7  Kolumnen,  von  denen  die  erste  die  Na- 
men enthält,  die  2.  die  Güte  der  Früchte  behandelt, 
die  3.  die  hauptsächlichste  Form,  die  4.  die  Farbe, 
die  5.  die  Fruchtbarkeit  des  Baumes,  die  folgende 
die  durchschnittliche  Grösse  und  die  letzte  die  Zeit 
der  Reife  anzeigt. 

Das  ausführlichste  Verzeichniss  von  Obstsorten, 
das  uns  vorliegt,  ist  das  des  Medizinal -Assessors 
Jahn  in  Meiningen.  Der  Name  ist  in  der  Gärt- 
nerwelt so  bekannt,  dass  wir  es  nicht  nöthig  finden, 
auf  die  Garantie,  die  wir  für  die  Richtigkeit  des 
Kataloges  haben,  hinzuweisen,  und  auf  diese  Rich- 
tigkeit kommt  es  bei  der  Angabe  der  Synonyme, 
die  hier  nebst  Reifzeit  u.  s.  w.  angegeben  sind,  doch 
am  meisten  au.  Da  er  Bearbeiter  des  grössten 
Theils  der  Birnen  im  ilhistr.  Handbuche  der  Obst- 
kunde ist,  so  ist  wohl  einzusehen,  dass  die  möglichste 
Sorgfalt  und  Genauigkeit  in  der  Schule  des  Ver- 
fassers herrschen  muss.  Ein  grosser  Theil  der  Kir- 
schen stammt  aus  der  bekannten  Truc  hs  ess'scheu 
Sammlung,  und  die  Pflaumen- Sammlung  enthält 
auch  das  Beste  von  dem,  was  Liegel  kultivirte. 
Die  systematische  Eintheilung  der  einzelnen  Obst- 
sorten ist  für  die  Acpfel  das  Diel'sche  System, 
für  die  Kirschen  die  Klassifikation  des  Freiherrn  v. 
Truchsess,  für  die  Pflaumen  das  System  nach 
Liegel.  Anschliessend  an  diese  Kataloge  ist  noch 
das  Preisverzeichniss  derFabrik  eingemachter  Früchte 
von  0.  Eichler  in  Grünberg  zu  erwähnen.  Die 
Fabrik  liefert  gedörrte,   eingesottene,    in  Zucker  ein- 


gemachte Früchte,  Geldes,  Syrupe;  ferner  Früchte 
in  Gewürz-Essig,  endlich  Gemüse  in  Schmalz.  Auch 
frische  Weintrauben,  sowie  Daueräpfel  und  Dauer- 
birnen  sind   zu   haben. 

Der  letzte  Baumschul-Katalog  endlich,  der  der 
standesherrlichen  Baumschulen  in  Muskau  O.-L.,  be- 
schäftigt sich  weniger  mit  Obstbäumen,  um  so  ein- 
gehender aber  mit  allen  übrigen  Bäumen  und  Sträu- 
chern, die  ausser  den  jetzt  gebräuchlichen  botani- 
schen Namen,  bei  denen  der  Autor  nicht  fehlt,  auch 
die  gebräuchlichsten  Svnonyme  beigefügt  erhalten 
haben.  Dadurch  wird  dieser  Katalog  dem  Gärtner 
ein  sehr  dienlicher  Anhaltepunkt  und  ein  nützlicher 
Rathgeber;  mehr  noch  würde  er  es  sein,  wenn  sich 
Notizen  über  die  Familie,  sowie  über  das  Vaterland 
u.  dergl.  anschliessen  würden.  Der  Katalog  würde 
allerdings  an  Umfang  zunehmen  und  die  Ausgaben 
der  Herstellung  grösser  werden,  aber  wir  sind  fest 
überzeugt,  dass  dem  Gärtner,  namentlich  dem  Ge- 
hülfen, ein  wesentlicher  Dienst  geleistet  würde, 
wenn  er  solch'  einen  Catalogue  raisonnö  nachher 
für  einen  geringen  Preis  im  Buciihandel  kaufen 
könnte.  Denn  das  grosse,  ausführliche  Werk,  das 
Arboretum  Muskaviense,  wird  seines  hohen  Preises 
wegen  leider  nicht  diese  allgemeine  Verbreitung 
finden,   die   es   verdient. 

Nun  sind  schliesslich  noch  etliche  Verzeichnisse 
zu  erwähnen,  die  ausser  Sortimenten  von  Florblu- 
men auch  Warm-  und  Kalthanspflanzen  besonders 
knltiviren.  Das  Veizeichniss  von  A.  Verschaffelt 
wird  sich  meist  in  den  Händen  unserer  Leser  be- 
finden, wir  können  also  wohl  die  Einzelnheiten 
übergehen  und  uns  zu  dem  zweiten  Verzeichnisse 
von  A.  van  Geert  (Faubourg  d'Anvers  in  Gent) 
wenden.  Abgebildet  ist  die  bekannte  und  beliebte 
Cupressus  Lawsonii,  von  der  Flxemplare  von  6 
FusÄ  Höhe  zu  75  Fr.  abgegeben  werden;  zweitens 
Alsophylla  excelsa,  von  der  Stämme  zu  4,  G  u. 
10  Fus's  Höhe  zum  Preise  von  200,  300  nnd  400 
Fr.  abgegeben  werden;  ferner  die  noch  neue  Agave 
Schiedigera,  die  in  starken  Exemplaren  zu  10  Fr. 
das  Stück  abgegeben  wird.  Die  Gärtnerei  über- 
gibt diesmal  .3  blumistische  Nenheiten  dem  Handel, 
nändich: 

1.  Heliotropium  JI.  Hamaitre,  eine  ge- 
schätzte, sehr  reichblühende  V^arietät  mit  purpurfar- 
bigen, sehr  wohlriechenden  Blüthenbou(|uets,  welche 
besonders  reichlich  sich  im  Winter  entwickeln  sollen. 

2.  Heliotropium  Fleur  de  Lifege,  ein  nied- 
licher Zwerg  mit  sehr  gedrängten   Bouquets. 

3.  Geranium  zonale  51.  Mavet,  eine  präch- 
tige Varietät  mit  zarten  rosafarbenen  Blumen,  die 
in   einer  sehr  grossen  Dolde   vereinigt  ^ind. 


Verlag  vou  Karl  Wiegan  dt  in  Berlin, 
Kommaudanten-Strasse  No.  G2. 


Druck  der  C.   F  eiste  r 'sehen   Buehdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


Wochenselirift 


des 

Fereiues  zur  Beförderung  des  («arteiilmHes  in  de»  König;!.  Prcussischen  Staaten 

für 

fffärtiierei  und  Pflauzeiikunde« 

Redakteur : 
IPi'ofessoi*  Dr.  Karl  lilocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  42. 


Berlin,   den    22.  Oktober 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt:  Iv'ov's  Ameliorationen  zu  Piau,  in  den  Haideu  (Landes)  bei  Bordeaux.  Reisebericht.  —  The  Florist  and  Pomologist. 
Jahrgang  1863  und  Jahrgang  1864,  1.  Hälfte.  —  Die  Hybridation  und  8ämling.szucht  der  Rosen  Vom  K.  K.  Ober- 
förster Rudolph  Geschwind.   —  Ampeln  zur  Zimmer- Verzierung. 

Sonntag,   den  30.  Oktober,   Mittags  i|3  Uhr,   findet  im  Englischen  Hause  (Itlohrenstrasse  49)  eine  Versammlung 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  statt,  wozu  die  geehrten  Mitglieder  eingeladen  werden. 


Ivoy's  Ameliorationen  zu  l*ian, 

in   deu   ILiidesi   (Laiiiies)    bt'i    Bortit^aiix. 

Reisebericht, 

In  meist  westlicher  RiclituDg  von  Bordeaux  bis 
an  den  atlantischen  Ocean  zieht  sich  ein  unfrucht- 
barer Landstrich  dahin,  der  In  vielen  Hinsichten 
an  die  Lüneburger  Haide  erinnert  und  wirklich 
auch  die  Haide  (les  Landes)  genannt  wird.  Seit 
länger  als  einem  halben  Jahrhunderte  hat  man  sich 
bemüht,  diese  Haidestriclie  der  Kultur  zugänglich 
zu  machen  und  jährlich  Millionen  von  Francs  darauf 
verwendet.  Wie  zum  Theil  in  der  Lüneburger  Haide 
ist  auch  diese  mit  einer  oft  ganz  feine  Kieselstück- 
chen  enthaltenden  Moor-  und  Haidcerde  und  mit 
kieseligem  Gerolle  mehr  oder  weniger  bedeckt,  oder 
Sümpfe  und  Moräste  nehmen  grössere  und  kleinere 
Strecken   ein. 

Die  Haidekräuter,  unsere  beiden  gewöhnlichen 
Calluna  vulgaris  und  Erica  Tetralix,  ausserdem  aber 
in  grosser  Menge  Erica  scoparia,  aus  der  gewöhn- 
lich die  Besen  angefertigt  werden,  E.  cinerea,  cilia- 
ris,  multiflora  und  vagans,  nebst  Llex  europaeus  und 
nanus,  Sarothamnus  scoparius  und  Genista  tinctoria, 
spielen  eine  Hauptrolle  in  diesem  Landstriche.  Die 
Meenstrandskiefer  mag  schon  früher  einzelne  Strecken 
eingenommen  haben,  ist  aber  jetzt  ziemlich  allge- 
mein verbreitet.  Es  ist  dieser  Baum  ein  sehr  ge- 
wichtiger, da  er,  abgesehen  von  dem  guten  Holze, 
das  er  liefert,  allgemein  zur  Gewinnung  von  Fich- 
tenharz  und   Terpenthin  benutzt  wird  und,  wie  wir 


später  sehen  werden,  auch  nicht  unbedeutende  Er- 
träge  liefert. 

Seit  einigen  Jahren  hat  der  Kaiser  Napoleon  IIL 
in  dem  eigentlichen  Departement  des  Landes  (d.  i. 
der  Haiden)  eine  Versiichswirthschaft  eingerichtet, 
welche  grade  sehr  ungünstiges  Terrain  urbar  zu 
machen  versucht.  Diese  kaiserliche  Farm,  Solfe- 
rino,  liegt  an  der  Eisenbahn  zwischen  Bordeaux  und 
Bayonne  und  ist  von  beiden  Städten  ziemlich  gleich 
entfernt. 

Von  grossem  Interesse  ist  es,  dass  der  berühmte 
Weingau  Mcdoe,  der  sich  auf  dem  linken  Ufer  der 
Gironde,  zum  geringen  Theil  auch  der  Garonne, 
hinzieht,  ebenfiiUs  noch  Haide  ist  oder  wenigstens 
Haide  war  und  erst  durch  eine  Jahrhunderte  lang 
fortgesetzte  Kultur  in  den  jetzigen  Zustand  gebracht 
wurde.  Man  erzählte  uns  bei  einem  Besuche  der 
hauptsächlichsten  Weinorte  von  Medoc,  dass  man 
früher  die  besten  Weine  auf  dem  rechten  Ufer  der 
Gironde,  besonders  in  der  Nähe  der  Festung  Bloye, 
welche  durch  die  Gefangenschaft  der  Herzogin  voa 
Berry  bekannter  geworden  ist,  gezogen  hat,  und  die 
Weinhändler  sich  früher  sträubten,  die  Weine  des 
linken  Ufers  in  Kauf  zu  nehmen.  Sie  thaten  die- 
ses nur,  wenn  ihnen  zu  gleicher  Zeit  auch  gute 
Sorten  von  dem  rechten  Ufer  überlassen  wurden. 
Jetzt  ist  es  nun  umgekehrt,  die  feinsten  rothen 
Bordeaux-Weine:  Cliäteau  Lafitte,  Chäteau  Larose 
u.  s.  w.  werden  nur  auf  dem  linken  Ufer  gewonnen; 
es  wächst  hier  jetzt  ein  Wein,  der  von  Kennern 
zu   den  vorzüglichsten   und   edelsten   Sorten,  welche 

42 


330 


es  gibt,  gerechnet  und  um  das  Dreifache  höher 
bezahlt  wird,  als  der  in  früheren  Zeiten  bevorzugte 
Wein  auf  dem   rechten   Ufer  der   Gironde. 

Interessant  ist  die  Beobachtung,  dass  der  Boden, 
je  mehr  er  groben  Kies  enthält,  also  je  mehr  er 
steinig  ist,  so  dass  man  bisweilen  kaum  den  schwar- 
zen Moorboden  dazwischen  erkennt,  einen  in  der  Re- 
gel auch  um  so  besseren  Wein  liefert.  Für  Wein- 
liebhaber bemerken  wir  noch,  dass  die  weissen  Bor- 
deaux-Weine, also  Sauterue  und  von  diesem  wiede- 
rum Chätean  d'Yquem  als  der  edelste,  u.  s.  w.  nur 
an  der  Garonne  von  der  Stadt  Bordeaux  aufwärts 
wachsen. 

In  den  eigentlichen  Haidestrichen,  aber  schon 
zu  dem  Weingaue  Medoc  gehörig,  befindet  sich  die 
Besitzung  eines  Mannes,  Ivoy  mit  Namen,  der 
sich  um  die  Verbesserung  des  Bodens  und  noch 
mehr  durch  seine  Methode,  diese  herbeizuführen, 
sehr  grosse  Verdienste  erworben  hat.  Die  300  Hek- 
taren*) Landes,  welche  sich  bei  ihm  in  vorzüglicher 
Kultur  befinden,  Uefern  deshalb  jetzt  eine  bedeu- 
tende Rente,  während  sie  vor  einigen  30  Jahren 
kaum  eine  nennenswerthe  lieferten.  Der  Werth  des 
Grundstückes  ist  dadurch  um  mehr  als  um  das 
Zehnfache  gestiegen.  Piau  liegt  obngefähr  2  Mei- 
len von  Bordeaux  entfernt  und  kann  sehr  leicht  zu 
Wagen  erreiclit  werden.  Wer  sich  für  Ameliora- 
tionen  interessirt,  versäume  ja  nicht,  Plan  um  so 
mehr  zu  besuchen,  als  sein  Besitzer,  bereits  ein  86- 
jähriger  Greis,  jeden  Fremden  auf  das  gastfreund- 
lichste empfängt  und  selbst  die  nötbigen  Aufklärun- 
gen gibt.  Aber  auch  Pflanzen-  und  Gartenfreunde, 
sowie  Gärtner,  finden  in  Pian  sehr  viel,  da  am 
Schlosse  sich  sehr  hübsche  Anlagen  befinden,  von 
denen  wir  auch  alsbald  noch  ausführlicher  sprechen 
werden. 

Es  ist,  wie  angedeutet,  bereits  einige  30  Jahre 
her,  dass  Ivoy  das  Terrain  käuflich  an  sich  brachte 
imd  auch  alsbald  mit  den  Ameliorationen  vorwärts 
ging.  Um  den  Boden  urbar  zu  machen  und  vor 
Allem  ihn  von  den  Wurzeln  des  verschiedenen,  die- 
sen nach  allen  Richtungen  hin  durchsetzenden  Haide- 
gesträuches  zu  befreien,  wurde  er  rigolt.  Die  Wur- 
zeln und  Sträucher  gaben,  alsbald  an  Ort  und  Stelle 
verbrannt,  dem  Boden  eine  vorzügliche  Beimischung 
guter  Salze.  Hierauf  wurden  in  Entfernungen  von 
gegen  30  Fuss  10  Fuss  breite  und  l-\  Fuss  tiefe 
Gräben  gemacht  imd  die  ausgeworfene  Erde  auf 
die  dazwischen  liegenden  Theile,  auf  die  Beete  ge- 
worfen, so  dass  diese  dadurch  eine  Erhöhung  von 
5  bis  6  Zoll  erhielten.  Die  Diß'erenz  im  Niveau 
der  Beete  und  der  Gräben  betrug  demnach  2  Fuss. 
Die  erstereu  selbst  wurden   wiederum  durch  2  mein- 


*)  Ein  Hektare  enthält  fast  4  Morgen  (1  =  3,9166). 


oberflächliche,  der  Länge  nach  sich  hinziehende 
Furchen  in   3  Abtheilungen   gebracht. 

Auf  diese  Beete,  wo  einestheils  bei  der  grossen 
Porosität  des  Bodens  der  Luft  voller  Zutritt  ge- 
währt wird,  anderntheils  aber  nie  Wasser  sich  an- 
sammeln und  den  Boden  sauer  machen  kann,  ge- 
schehen nun  die  Anpflanzungen,  welche  zweierlei 
Art  sind.  Entweder  ist  es  die  Meerstrandskiefer 
(Pinus  maritima)  zur  Gewinnung  von  Harz  und 
Terpenthin  oder  es  sind  Eichen  und  anderes  Ge- 
hölz zur  Gewinnung  von  vSchlagholz.  Der  Besitzer 
hat  sich  in  dem  Verlaufe  seines  langen  Wirkens 
sehr  viel  Mühe  gegeben,  ziemlich  alle  in  dem  frei- 
lich milden  Klima  von  Bordeaux  fortkommenden 
Bäume  anzubauen,  um  dadurch  die  Arten  heraus- 
zufinden, welche  am  meisten  dort  gedeihen.  Selbst 
jetzt  noch  macht  er  fortwährend  Versuche.  Da  er 
gefunden,  dass  gewisse  Formen  unserer  Waldbäume 
besser  gedeihen  als  andere  und  demnach  auch  be- 
deutend mehr  Erträge  liefern,  so  hat  er  fast  nach 
allen  Ländern  Europas  geschrieben,  um  sich  von 
dort  Sämereien  der  dortigen  Gehölze  zu  verschaf- 
fen ;  leider  ist  man  aber  keineswegs  immer  seinen 
Aufforderungen  in  der  Weise  nachgekommen,  wie 
es  wünschenswerth  gewesen   wäre. 

Was  zunächst  die  Nadelhölzer  und  vor  Allem 
die  Kiefern  anbelangt,  so  hat  sich  alsbald  heraus- 
gestellt, dass  eine  Form  der  Meerstrandskiefer,  die 
in  der  Nähe  von  Corte  auf  Corsica  wächst,  mehr 
gedeiht  und  ein  besseres  Ansehen,  als  die  Hauptart 
und  alle  übrigen  Kiefern,  besitzt.  Aus  dieser  Ur- 
sache wird  hauptsächlich  nur  diese,  welche  in  den 
Verzeichnissen  der  Handelsgärtner  den  Namen  Pi- 
nus Cortiana  besitzt,  jetzt  vorzüglich  benutzt. 
Bei  2  nebeneinanderstehenden  Beeten,  welche  mit 
beiden  Meerstrandskieferu  bepflanzt  waren,  war  der 
Unterschied  im  AVachstlium  sehr  zu  bemerken.  Von 
unserer  gewöhnliclien  Kiefer  ist  die  Form ,  welche 
in  Lievlaud  wächst  und  in  den  Verzeichnissen  der 
Handelsgärtner  als  Pinus  Rigensis  aufgeführt 
wird,  die  einzige,  welche  auf  den  Haiden  im  Süd- 
westen Frankreichs  gedeiht.  Von  ihr  sind  bereits 
ansehnliche  Anpflanzungen  vorhanden,  wo  die  ein- 
zelnen Bäume  schon  hier  und  da  den  Durclimesser 
von  1  Fuss  und  mehr  besitzen.  Die  Kiefer  von 
Riga  kann  aber  nicht  zur  Gewinnung  von  Hars 
und   Terpenthin   benutzt  werden. 

Was  die  Harzgewinnung  selbst  anbelangt,  so 
möchte  die  Art  und  Weise,  wie  diese  geschieht, 
doch  das  Interesse  vieler.  Leser  der  Wochenschrift  um 
so  mehr  beanspruchen,  da  sie  dem  Baume  weniger 
schadet,  als  das  bei  uns  übliche  Verfahren,  wie  es  na- 
mentlich in  Thüringen  gewöhnlich  ist.  Man  lässt 
die  Bäume  im  Durchschnitt  25  Jahre  heranwachsen, 
ehe   man  sie  benutzt;  dann   aber  dienen  sie   ebenso 


331 


lange  zur  Gewinnung  von  Harz.  Wird  es  rationell 
betrieben,  so  leidet  der  Baum  in  den  ersten  10  Jah- 
ren nur  wenig;  sein  Waclistlium  wird  demnach 
ebenfalls  nur  wenig  beeinträchtigt,  obwolil  man  im 
Durchschnitt  jährlich  für  1  Fr.  rohes  Material  erhält. 
Um  dieses  zu  gewinnen,  wird  im  ersten  Jahre  an 
einer  Beite  eines  gegen  25  Jalire  alten  Baumes  am 
Stamme  ein  Spahu  von  l.|  Fuss  Länge  und  .|  Fuss 
Breite  dicht  über  der  Erde  abgehauen.  Der  Spahn 
selbst  darf  ausser  der  Rinde  vom  Splinte  nur  eine 
Schicht  Holz  von  ohngefiihr  4  bis  4?-  Linien  in  der 
Mitte  besitzen.  Ein  irdener  Topf,  am  Ende  des 
Ausschnittes  angebracht,  nimmt  die  ausgeflossene 
Masse  aul  und  wird  ersetzt,  wenn  er  voll  ist.  Hier 
und  da  macht  man  zur  Aufnahme  der  ausfliessen- 
den Masse  Löcher  in  die  Erde,  wobei  freilich  Ver- 
luste ebenso  stattfinden,  als  wo  man  nicht  zur  rech- 
ten Zeit  den  Topf  wechselt  und  überhaupt  beim 
Auffangen  nicht  die  nöthige  Sorgfalt   beobachtet. 

Im  zweiten  Jahre  wird  oberhalb  der  ersten 
Wegnahme  der  Rinde  und  eines  geringen  Theiles 
des  Splintes  wiederum  ebenso  viel,  also  Ij  Fuss, 
abgenommen.  In  den  nächsten  4  und  5  Jahren 
wird  auf  gleiche  Weise  alljährlich  ein  solches  Stück 
weiter  oben  abgenommen,  so  dass  nacli  G  und  7 
Jahren  die  eine  Seite  des  Baumes  9  bis  1 1  Fuss 
hoch  vom  Boden  aus  von  der  Rinde  völlig  ent- 
blösst  ist.  Nun  beginnt  man  im  7.  oder  8.  Jahre 
auf  gleiche  Weise  auf  der  entgegengesetzten  Seite  • 
und  nach  einer  gleichen  Zeitdauer  wird  eine  3.  und 
endlich  dann  auch  die  4.  Saite  entblösst.  Schon  mit 
der  Entblössung  zweier  Seiten  wird  das  Wachsthum 
des  Baumes  sehr  beeinträchtigt;  beginnt  man  aber 
gar  mit  der  4.  Seite,  so  ist  es  kaum  noch  zu  be- 
merken. 

Zur  Anpflanzung  des  Schlagholzes  dienen  haupt- 
sächlich Eichen.  Unsere  gewöhnliche  Sauer-  oder 
Stieleiche  (Quercus  pedunculata),  welche  als  Ge- 
büsch und  Gestrüpp  in  den  Kieferwäldern  der 
Haide,  besonders  in  der  Nähe  des  Meeres,  vorkommt, 
ist  sehr  gut  geeignet;  weniger  die  Q.  Tauzin.  Q. 
sessiliflora  sahen  wir  gar  nicht.  Dagegen  haben 
die  nordamerikanischen  Eichen  viel  Anwendung  ge- 
funden und  geben  auch  reichlichen  Ertrag.  Am 
meisten  sahen  wir  Quercus  palustris  und  tinctoria, 
ausserdem  aber  auch  falcata,  Turneri,  rubra,  coc- 
cinea,  macrocarpa  und  Banisteri,  sowie  Phellos; 
Quercus  alba  will  nicht  recht  gedeihen.  Dasselbe 
ist  ebenfalls  mit  unseren  meisten  Laubhölzern,  selbst 
mit  den  bei  uns  zu  ähnlichen  Zwecken  angepflanz- 
ten Ellern,  der  Fall.  Dagegen  wucherten  ungemein 
üppig  Laurus  Sassafras  und  mehre  Magnolien,  be- 
sonders Magnolia  glauca.  Im  Durchschnitt  wird 
das  Schlagholz  alle  12  bis  15  Jahre  gehauen  und 
gibt  dann  einen  reichlichen  Ertrag. 


Man  hatte  auch  mit  Weinbau  angefangen. 
Allein  was  wir  hier  und  unweit  des  Meeres  bei 
Arcachon  sahen,  schien  den  Erwai-tungen  nicht  zu 
entsprechen.  Freilich  waren  es  die  ersten  Anfänge 
und  ausserdem  hatte  auch  der  Pilz  Verheerungen 
angerichtet.  Da  erst  die  Versuche  begonnen  und 
der  Boden  Zeit  bedarf,  um  hölieren  Kulturen  zu- 
träglich zu  sein,  so  können  Resultate  erst  nach 
Jahren   wahrgenommen  werden. 

SchliessHcli  sei  es  uns  gestattet,  über  die  An- 
lagen um  das  Schloss  zu  Plan  einige  Worte  zu 
sagen.  Dieses  liegt  mitten  in  den  Ameliorationen 
lind  ist  auf  der  Frontseite  von  einem  schönen  freien 
Rasenplatz,  den  einige  schöne  Bäume  zieren,  auf 
der  Hinterseite  und  zum  Theil  seitlich  hingegen 
von  einem  Blumen-  und  Gemüsegarten  begrenzt. 
Die  Anlagen  breiten  sich  um  das  vordere  Rasen- 
stück aus  und  bestehen  fast  nur  aus  ausländischen 
Gehölzen.  Zunächst  kommt  man  in  eine  Allee,  aus 
verschiedeneu  Koniferen,  hauptsächlich  aber  aus  Ce- 
dern  bestehend.  Hier  sieht  man  deutlich,  wie  weit 
weniger  schön  die  Ceder  des  Libanon  ist,  als  die 
des  Himalaya.  Er.^tere  erinnert  in  der  That  manch- 
mal an  unsere  Lärche,  die  ebenfalls  nur  selten  ein 
hübsches  Ansehen  hat.  Dagegen  steigt  die  rasch- 
wachsende Ceder  des  Himalaya  kerzengrade  in  die 
Höhe  und  Ihre  unteren  Aeste  breiten  sich,  fast  auf 
der  Erde  liegend,  in  horizontaler  Richtung  weithin 
aus,  während  sie  nach  oben  allmählig  an  Länge 
abnehmen,  so  dass  der  Baum  schhesslich  eine  schöne 
pyramidale  Form  erhält.  Die  Aeste  schllessen  sich 
so  dicht  aneinander,  dass  man  nirgends  durchsehen 
kann.  Bei  der  Ceder  des  Libanon  Ist  es  umge- 
kehrt :  Stamm  imd  Aeste  treten  im  Verhältnlss  zu 
dem  Laube  viel  zu  sehr  hervor.  Letzteres  besitzt 
auch  eine  dunkle,  opake  Farbe,  während  das  freu- 
dige Grün  der  Nadeln  der  Himalaya -Ceder  einen 
blauen   Schimmer  hat. 

Nächst  den  Cedern  sind  es  die  Wellingtonien, 
die  eine  gleiche  Pyramidenform  zeigen  und  noch 
rascher  waclisen,  als  die  Ceder  des  Himalaya.  An 
Schönheit  stehen  sie  jedoch  dieser  weit  nach.  Zum 
ersten  Male  sahen  wir  an  genanntem  Baume  ziem- 
lich grosse  Zapfen,  die  aber  noch  nicht  den  Durch- 
messer der  wilden  Pflanze  in  Kalifornien  besasscn. 
Es  ist  eigenthümlich,  dass  die  Wellingtonie,  die  be- 
kanntlich als  der  höchste  Baum  der  Erde  gilt,  schon 
sehr  jung  Zapfen  bringt.  Wir  sahen  in  diesem 
Frühjahre  bei  Bau  mann  in  Gent  Exemplare  von 
kaum  ;3  Fuss  Höhe,  die  bereits  allerdings  nie  zur 
Entwickelung  kommende  Zapfeu  trugen. 

Sequoja  sempervirens  hatte  zum  Theil  eine 
Höhe  von  40  und  50  Fuss,  während  von  Taxo- 
dium distichum  Exemplare  vorhanden  waren ,  de- 
ren Stämme   einen  Durchmesser  von    3   Fuss  besas- 

42* 


332 


sen.  Gar  wenig  hübsch  nahireii  sich  die  Crypto- 
merien  aus,  reizend  dagegen  wiederum  die  Spanische 
Tanne  (Abies  Pinsapo),  von  der  sänimtliche  Exem- 
plare in  breiten  Pyramiden,  deren  längste  Aeste 
am   Boden   begannen,  gewachsen   waren. 

Am  Ende  dieser  aus  Koniferen  bestehenden 
Allee  gelangte  man  in  einen  Hain  von  grossblurai- 
gen  Magnolien.  Wenn  schon  jetzt  der  Anblick  eines 
solchen  Haines  namentlicli  den  Bewohner  des  Nor- 
dens in  Bewunderung  versetzen  musste,  um  wie 
viel  mehr  möchte  es  geschehen,  wenn  noch  die 
schönen,  grossen  xnid  weithin  duftenden  Blumen 
vorhanden  sind!  Die  freudig- grünen  und  glänzen- 
den Blätter  hatten  im  Allgemeinen  verschiedene 
Formen:  breit -länglich  und  schmal  -  elliptisch  ;  bei 
einigen  Bäumen  besassen  sie  ausserdem  noch  einen 
wellenförmigen   Rand. 

Weiter  gelangte  man  in  einen  Hain,  aus  Öassa- 
frasholz  bestehend.  Dieses  Gehölz  scheint  hier  sei- 
nen Boden  gefunden  zu  haben  und  wucherte  auf 
die  üppigste  Weise.  Allenthalben  keimen  aus  dem 
Boden  noch  Ruthen  mit  dreilappigen  Blättern  her- 
vor. Trat  man  nun  gar  in  den  eigentlichen  Wald 
ein,  so  konnte  der  Mischwald  der  sidlicheu  Staaten 
Nordamerika's,  Kaliforniens  und  zum  Theil  sogar 
Mexiko's  nicht  treuer  dargestellt  sein.  Andere  Ma- 
gnolien mit  abfallendem  Laube,  wie  macroj^hylla, 
Umbrella,  acuminata  und  glauca,  Hikkory  -  Nuss- 
bäume,  wie  sie  gewiss  im  Vaterlande  nicht  viel 
höher  werden,  Juglans  amara  von  besonderer  Schön- 
heit, mit  Früchten  überladen,  Tulpenbäume  von  80 
Fuss  Höhe,  die  beiden  Amberbäume  (Liquidarabar 
styraciflua  und  imberbis),  ebenfalls  von  bedeutender 
Höhe.  Am  reichlichsten  war  die  Sammlung  von 
Eichen :  Quercus  tinctoria,  rubra,  coccinea,  palustris, 
macrophylla,  falcata,  aquatica,  cinerea,  Phellos  in 
verschiedenen  Formen,  Turneri  mit  unseren  Arten 
gemischt.  Dazu  nun  das  immergrüne  Gehölz  von 
Alpenrosen,  wo  Rhododendron  maximum  zum  Theil 
eine  Höhe  von  30  Fuss  besass,  und  vom  Kirsch- 
lorbeer aus  Lissabon  (Prunus  lusitanica),  ausserdem 
aber  noch  Andromeden,  Azaleen,  Ceanothus,  Com- 
ptonia  asplenifolia,  Magnolia  Yulan,  Hibiscus  syria- 
cus,  palustris  und  militaris,  ferner  Nyssa  aquatica, 
Virgilia  lutea  u.  a.  m.,  als  Lianen  dagegen  Bignonia 
capreolata   und  Menispermum   Cocculus. 

Wir  haben  in  Vorstehendem  nur  angedeutet, 
was  wir  bei  einmaliger  Durchwanderung  gesehen. 
Um  genau  zu  berichten,  gehörten  mehre  Tage. 
Wir  erwähnen  jedoch  schliesslich  noch  einer  wun- 
derschön gewachsenen  Araucaria  imhricata  von  18 
Fuss  Höhe,  welche  wir  mitten  im  Walde  unter 
Meerstrandskiefern  plötzlich  fanden. 


Tlie  Florist  and  Pomologist. 

Jabrgaiig   ISCS  uiirt  Jahrgaug   18ü4,    1.  Hälfte. 

Auch  hier  sind  wir  noch  über  den  ganzen  vo- 
rigen Jahrgang  zu  berichten  schuldig.  Ausser  Flor- 
blumen finden  wir  im  Jahrgange  1863  nur  eine 
Orchidee:  Disa  grandiflora  (zu  S.  105)  abge- 
bildet und  zwar  eine  wunderschöne  Abart  mit  dem 
Beinamen  „superba".  Wenn  sie  wirklich  den  Durch- 
messer von  4|  Zoll  besitzt,  wie  sie  dargestellt  ist, 
so  stellt  sie  eine  der  schönsten  Orchideen  dar, 
welche  wir  kennen.  Das  eine  der  grossen  Blumen- 
blätter, was  nach  oben  steht,  ist  purpurrot!]  gefleckt, 
während  ausserdem  verästelte  Streifen  von  karmoi- 
sinrother  Farbe  sich  von  der  Basis  nach  der  Spitze 
zu  ziehen.  Eine  hellere  Karmoisinfarbe  besitzen  die 
seitlichen  Blumenblätter,  aber  ohne  jede  Beimischung. 
Diese  interessante  Form  wurde  von  dem  Gärtner 
Leach  in  London  ausgestellt  und  erhielt  ein  Cer- 
tifikat  erster  Klasse  von  Seiten  des  Preisrichter- 
Amtes. 

Rosen  sind  2  abgebildet.  Andre  Leroy 
d'Angers  (zu  S.  1)  ist  ein  Sämling  von  G^n^ral 
Jacqueminot  und  wurde  von  Trouillard  in  An- 
gers gezüchtet.  Die  Form  ist  mehr  schalenförmig, 
ähnlich  der  Coupe  d'Hebö,  während  die  Farbe  ein 
sehr  dunkles  Blauroth  darstellt.  Der  Bau  ist  aus- 
gezeichnet schön  und  die  Grösse  ansehnlich.  Eben 
so  dunkel,  aber  feuriger  und  purpurfarbiger,  ist 
Mrs  William  Paul  (^zu  S.  121),  welche  wir  Vic- 
tor Verdier  verdanken.  Beide  genannte  Rosen 
können   nicht  genug  empfohlen  werden. 

Pelargonien  werden  hauptsächlich  in  Eng- 
land herangezogen;  drei  berühmte  Züchter  sind  die 
Gärtner  Beck,  Foster  und  Hovle.  Von  denen, 
welche  am.  meisten  im  vorigen  Jahre  Beifall  gefun- 
den haben,  sind  einige  (zn  S.  9)  abgebildet,  welche 
auch  empfohlen  zu  werden  verdienen.  Regina 
formosa  (Beck)  hat  die  3  untersten  Blumenblätter 
rosa,  jedoch  mit  weisser  Basis,  während  die  beiden 
oberen  purpurlila  gefärbt,  aber  rosa  umsäumt  sind. 
Royal  Albert  (Hoyle)  ist  ziemlich  gross,  hat  aber 
sonst  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  vorigen  Sorte. 
Bei  Conflagration  (Foster)  sind  die  unteren  Blu- 
menblätter karmoisinroth ,  die  oberen  fast  schwarz* 
violett,  mit  breitem  Karmoisinrande  versehen.  Belle 
of  the  bal  besitzt  die  unteren  Blätter  rosa,  aber 
die  dunklen  Adern  treten  deutlich  hervor,  bei  Roy- 
alty  sind  sie  dagegen  rosa-karmin.  Bei  beiden  ha- 
ben wiederum  die  beiden  oberen  Blätter  eine  fast 
schwarzviolette  Färbung  mit  Ausnahme  des  schma- 
len, karmoisinrothen   Randes. 

Von  Verbenen  haben  wir  allenthalben  in  der 
neuesten  Zeit  sehr  schöne  Sorten  erhalten;  ihre 
Zahl  ist  bereits  so  gross,    dass   man  unmöglich  alle 


333 


kultiviren  kann.  Es  ist  dieses  freilich  mehr  oder  we- 
niger mit  allen  Florblumen,  wie  Petunien,  Fuchsien 
u.  s.  w.  der  Fall.  Die  hier  (zu  S.  25)  abgebilde- 
ten Sorten  verdienen  aber  unsere  Beachtung  in 
vollem  Masse.  Lord  Leight,  von  Perkins  & 
feöhne  gezüchtet,  hat  wunderschöne  karmoisin- 
scharlachrothc  Blumen,  bei  Lord  Craven  sind  sie 
hingegen  schön  blau  gefärbt.  Beide  Sorten  haben 
übrigens  ein  kleines  Auge  von  gelblicher  Farbe 
was  sehr  hervortritt.  Die  letztere  verdankt  man 
übrigens  den  Gärtuereien  von  Downie,  Laerd 
und  Laing  in   Sydenham   und  Edinburgh. 

Dass  die  Chrysanthemen  vor  Allem  Lieb- 
lingsbhunen  der  Engländer  sind,  haben  wir  schon 
mehrmals  gesagt.  Zwei  grossblühende  Sorten  sind 
(zu  S.  41)  abgebildet,  welche  beide  sehr  kurze 
nach  innen  gebogene  Zungenblüthchen  besitzen! 
Bei  der  emen,  Lord  Talbot,  haben  sie  eine  rosa- 
hla  Farbe  mit  silberweissen  Spitzen,  bei  Princess 
Alesandra  hingegen  sind  sie  blaulila,  am  obern 
1  heile  hingegen  gelb. 

Delphinium    alopecuroides   (zu   S.  57)    ist 
cme    bei  Wheeler    in  Warmünster    zufällig    aufge- 
gangene   Form    eines    perennirenden    Ritterspornes 
mit  dicht  gefüllten   hellblauen   Blüthen,   wie  wir  sie 
übrigens   auch  in  Köstritz  bei  Gera  bei  dem  Kunst- 
und    Handelsgärtner    Deegen    gesehen    haben.      So 
oft  auch  schon   dergleichen  Formen  der  perenniren- 
den Rittersporne    empfohlen    sind,    finden    sie    doch 
bei   den  Liebhabern  keinen  Eingang.    Aus  der  Han- 
delsgärtnerei von  Bull   in   Chelsey    sind    neue   For- 
men   der    gewöhnlichen    Gauklerblume    (Mimuhis 
luteus),     hervorgegangen    durch     eine    Befruchtung 
mit   der    neuen  Art,    welche  Veitch    aus   Chili    er- 
hielt   und    als    M.   cupreus   in    den  Handel  gebracht 
hat     entstanden,    auf    die    (S.  73)    aufmerksam    ge- 
macht   wird.      Anstatt    der    grossen    Flecken    sind, 
hauptsächlich  gegen   den   Rand   hin,   zahlreiche  klei- 
nere Flecken   oder  Punkte   entstanden,    welche   sich 
hauptsächlich  gegen  den  Rand  hin  ausbreiten.     Diese 
l'orm    hat    den    Namen    ,Charm"    erhalten;    treten 
beide    Formen    etwas    zusammen    und   ist   auch    die 
Grundtarbung   dunkler,   so   ist  es  die  Sorte,   welche 
den  Namen   Marvel   erhielt.     Sparkler    heisst   sie 
I       aber,  wenn   die  Punkte    zum   Theil   zu    unregelmäs- 
sigen,  streifenartigen   Flecken   sich    vereinigen. 

Auch  eine  Kamelhe  ist  unter  dem  Namen 
Charlotte  Papudoff  beschrieben  und  abgebildet 
(zu  S.  89).  Sie  wurde  in  Florenz  gezüchtet  und 
^t  jetzt  durch  Veitch  in  den  Handel  gekommen. 
Die  B  ume  scheint  nicht  gross  zu  weiden  und  be- 
sitzt den  regelrechten  Dachziegelbau.  Ihre  Farbe 
ist  roth  und  weiss,  doch  so,  dass  die  Mitte  durch- 
aus eine  fleischrothe  Färbung  besitzt. 

Eine  seUr  hübsche  Sorte  pontischer  Alpenrosen 


hat  Standish  m  Ascot  (Grafschaft  Berkshire)  und 
inBagshot  (Grafschaft  Surrey)  aus  Samen  erzogen, 
auf  welche  (S.  137)  aufmerksam  gemacht  wird! 
Sie  führt  den  Namen  Standish's  perfection  und 
zeichnet  sich  durch  einen  kräftigen,  buschigen  Wuchs 
aus.  Die  Farbe  der  ziemlich  grossen  und  dicht  bei 
einander  stehenden  Blumen  ist  ein  helles  Lila  was 
nach  der  Mitte  zu  noch  heller  und  zuletzt  ganz 
weiss  wird. 

Da  die  gefüllte  Deutzia  crenata  (zu  S.  153) 
und  ebenso  Clematis  Fortunei  (zu  S.  169)  be- 
reits schon  besprochen  sind,  so  gehen  wir  zu  den- 
jenigen Pflanzen  über,  welche  in  der  1.  Hälfte  des 
Jahrganges  1864  empfohlen  worden  sind.  Der  Jahr- 
gang beginnt  wiederum  mit  der  Abbildung  einer 
Camelha,  welche  den  Namen  Sarah  Frost  erhal- 
ten hat.  Sie  soll  amerikanischen  LTrspi.„„geg  g^j^ 
und  gehört  ebenfalls  zu  denen,  welche  regelrechten 
Dachziegelbau  besitzen.  Ihre  Farbe  ist  ein  schö- 
nes Karminrosa.  Standish  hat  sie  in  den  Handel 
gebracht. 

'  Im  2.  Hefte  (zu  S.  25)  ist  Magnolia  Lenn^ 
abgebildet,  eine  bei  uns  längst  bekannte  und  Em- 
pfehlung verdienende  Sorte,  welche  in  Italien  (nicht 
wie  es  im  Florist  heisst,  in  Deutschland)  gezüchtet 
wurde  und  von  dem  Kunst-  und  Handelsgärtner 
lopt  in  Erfurt  um  einen  hohen  Preis  gekauft 
worden  ist:  Sie  gehört  in  die  Gruppe  der  M.  pur- 
purea  und  conspicua  und  zeichnet  sich  durch  grosse 
purpurviolette  Blumen   aus. 

Wiederum  sind  2  Chrysanthemen  (zu  S.  49) 
empfohlen,  welche  noch  grössere  Blüthenkörbchen 
haben,  als  die  bereits  beschriebenen.  Sie  gehören 
ebenfalls  zu  der  Gruppe  der  Dupont  de  l'Eure  mit 
kurzen,  nach  innen  gebogenen  Zungenblüthchen. 
Prince  Alfred  ist  weiss,  aber  die  Spitzen  haben 
eme  pfirsichrothe  Farbe,  während  bei  Princess  of 
Wales  die  Zungenblüthchen  rosa-orange  gefärbt 
sind.  Sie  sind  in  der  Handelsgärtnerei  von  Sal- 
ter (Hammersmith)   in  London. 

Ueber  Lychnis  Senno   (zu   S.  73)    ist  schon 
gesprochen,    dagegen    wird    im    5.  Hefte  Bomaria 
multitlora  (zu   S.  97)    empfohlen.     Es    ist    dieses 
eme  windende  Alströmeria,  welche  Veitch  aus  Peru 
direkt   eingeführt    hat.     An    der    Spitze    der    Aeste 
befindet  sich   eine  ziemlich   grosse  Menge   gestielter 
Bluthen,   die  ausserhalb,   und   zwar  am  untern  Theile 
der  weiten  Röhre,    hellroth,    am  obern   Theile  gelb 
sind.     Der  wenig  umgeschlagene   Saum    besitzt   da- 
gegen   eine    goldgelbe    Farbe,    welche    durch    rothe 
Punkte    unterbrochen    wird.      Es    ist    zu    bedauern, 
dass    diese    windenden    AlstrÖmerien,    so    schön    sie 
auch   sind,   bis  jetzt   bei  uns  keinen  Beifall  gefunden 
haben   und   können   wir  deshalb  nicht  umhin,  auf  sie 
aufmerksam   zu  machen. 


534 


Endlich  wird  (zu  S.  121)  ein  prächtiges  Pelar- 
goniura  aus  der  Gruppe  der  grossblühcuden  Phau- 
tasie-Sorten  empfohleu.  Es  führt  deu  Namen  Dia- 
dem in  jeder  Hinsicht  mit  Recht.  Hervorgegan- 
gen ist  es  aus  dem  Garten  des  bereits  früher  er- 
wähnten Hoyle  in  Eeading.  Die  beiden  oberen 
Blätter  sind  sammetartig  und  purpur-violett  gefärbt, 
besitzen  aber  einen  schmalen,  helleren  Saum,  die 
3  unteren  haben,  mit  Ausnahme  eines  grossen  weis- 
sen Fleckens  an   der  Basis,   eine  hellrothe  Farbe. 

Wir  gehen  zu  den  Früchten  über,  welche  im 
Jahrgange  18G3  abgebildet  sind.  Im  Jahrgange 
1864  sind  keine  kolorirten  Darstellungen  von  Früch- 
ten vorhanden,  dafür  ist  eine  Monographie  der  Bir- 
nen gegeben,  worin  die  einzelnen  Sorten  nur  in  Um- 
rissen dargestellt  sind.  Die  letzteren  übergehen 
wir,  als  uns  zu  weit  führend.  Im  ersten  Hefte  des 
Jahrganges  1863  ist  (zu  S.  4)  eine  Abbildung  von 
der  Pflaume  Drap  d'orEsperen  gegeben,  welche 
Major  Esperen,  bekanntlich  einer  unserer  tüch- 
tigsten Pomologen  in  Mecheln,  aus  Samen  gezogen 
lind  im  Jahre  1847  in  den  Handel  gebracht  hat. 
Der  Baum  macht  eine  grosse  Pyramide  und  trägt 
ungemein  reich.  Die  unbehaarten  und  kräftigen 
Sommertriebe  haben  eine  röthlich  -  braune  Farbe. 
Die  Frucht  hat  bei  einer  Schwere  von  2  Loth  eine 
kurz-eirunde  Gestalt.  Ihre  Farbe  ist  goldgelb,  aber 
unterbrochen  von  einigen  rothen  Punkten  auf  der 
Sonnenseite,  die  ausserdem  heller  ist.  Die  dünne 
Haut  schliesst  ein  wohlschmeckendes  Fleisch  von 
gelber  Farbe  und  feinem  Aroma  ein. 

Grosse  Calebasse,  unter  dem  Namen  van 
Mavum  bekannter,  ist  im  zweiten  Hefte  (S.  16)  ab- 
gebildet. Sie  ist  bei  uns  ziemlich  bekannt  und 
stellt  eine  grosse  Frucht  von  echter  Calebassen- 
Form  dar.  Es  ist  eine  mehr  für  das  Auge  als  für 
den  Geschmack  berechnete  Frucht,  denn  sie  ist  ohne 
Aroma  und  ihr  grobes  Fleisch  ist  zwar  saftig  und 
süss,  aber  nur  halb  schmelzend.  Es  ist  noch  eine 
Frucht  von  van  Mons. 

Belle  Agathe  (zu  S.  32)  heisst  eine  Spät- 
kirsche, welche  Thi^ry  in  Haelen  in  der  Provinz 
Limburg  erzogen  und  erst  1852  in  den  Handel 
gebracht  hat.  Sie  reift  erst  in  der  zweiten  Hälfte 
des  Septembers  und  dauert  noch  den  ganzen  Ok- 
tober hindurch.  Eine  andere  Eigenthümlichkeit  ist, 
dass  kein  Vogel  sie  berührt  und  die  über  und  über 
mit  den  rothen  Kirschen  von  mittelmässiger  Grösse 
bedeckten  Bäume  grade  im  Spätherbste  einen  rei- 
zenden Anbhck  darbieten.  Sie  gehört  zwar  zu  den 
Knorpelkirschen  und  schliesst  ein  zuckeriges  und 
gelbliches  Fleisch  ein,  hat  aber  einen  grossen  Stein 
und  ist  sonst  von  untergeordnetem  Werth,  wie  alle 
Spätkirschen. 

Canino    Grosso  Apricot   (zu  S.  48)    stammt 


von  Canino  im  Kirchenstaate  und  wurde  von  Ri- 
vers in  England  eingeführt.  In  Italien  ist  der 
Baum  gross  und  stark,  was  im  Norden  weniger  der 
Fall  zu  sein  scheint.  Die  Frucht  ähnelt  der  Royal 
Apricot  ungemein,  reift  aber  etwas   später. 

Eine  zweite  Biru,  welche  (zu  Seite  64)  abge- 
bildet ist,  führt  den  Namen  Nouvelle  Fulvie 
imd  wurde  von  Gr^goire  in  Jodoigne  gezüchtet. 
Es  ist  eine  ausgezeichnete  Birn,  welche  im  Januar 
und  Februar  lagerreif  ist.  Ihre  Form  ist  zwar 
birnförmig,  aber  sonst  sehr  unregelmässig  geformt 
und  mit  ungleicher  Oberfläche.  Anfangs  ist  sie 
grün,  wird  jedoch  allmählig  mehr  oder  minder  gelb 
und  bedeckt  sich  vielfach  mit  Rost.  Das  butterige 
und  zugleich  schmelzende  Fleisch  besitzt  eine  gelb- 
liche Farbe. 
1  Die    britische    Königin  birn    (British  queen) 

1    (zu    S.  80)    wurde    von    Ingram,    dem    bekannten 
Gärtner  in   Frogmore  aus  Samen   gezogen   und  ge- 
I   hört  zu   den   feinsten    und  besten   Früchten,    welche 
im  Oktober  genossen    werden  können.     Sie  ist  py- 
ramidenförmig und  besitzt  eine  glatte  und  glänzende 
Haut   von    goldgelber    Farbe,    welche    durch    kleine 
zimmetfarbige  Flecken  unterbrochen  wird.    Auf  der 
j    Sonnenseite  röthet  sie  sich  mehr  oder  minder.    Das 
[    gelblich-weisse   Fleisch  ist  sehr  feinkörnig    und   but- 
j   terig,    zeichnet    sich    aber    sonst   noch    durch    einen 

pikanten  Geschmack  aus. 
I  Der  Winter-Hawthornden-Apfel  (zuS.96) 

unterscheidet  sich  wesentlich  von  dem  bekannten 
Hawthornden  durch  den  kräftigen  Wuchs  des  Bau- 
mes, der  nie  dem  Krebs  unterworfen  ist,  wie  es  be- 
kanntlich leider  bei  diesem  allgemein  der  Fall  ist. 
Im  Aussehen  ähnelt  er  wiederum  diesem  und  ist 
eine  der  besten  und  lohnendsten  Marktfrüchte,  zu- 
mal seine  Farbe  schon  einnimmt.  Diese  ist  nämlich 
ein  schönes  Goldgelb,  was  auf  der  Sonnenseite  sich 
iu  Roth  umwandelt.  Er  ist  von  oben  nach  unten 
zusammengedrückt  und  besitzt  auch  eine  bedeutende 
Grösse.  Vom  Oktober  bis  zum  Februar  ist  er  in 
der   Küche  brauchbar. 

Wiederum  ist  (zu  S.  112)  eine  Birn:  Z^phi- 
rine  Grc^goire,  abgebildet.  Bei  uns  findet  man 
sie  bereits  hier  und  da  in  Kultur.  Sie  wurde  durch 
Gr^goire  in  Jodoigne  gezüchtet.  Ihre  Farbe  ist 
Anfangs  grün,  nur  durch  einzelne  Flecken  von 
brauner  Farbe  unterbrochen;  später  wandelt  sie  sich 
in  hellgelb  um.  Die  Gestalt  ist  eiförmig  und  die 
Grösse  mittelmässig.  Das  Fleisch  ist  ausserordent- 
schmelzend  imd  saftig.  Sie  wird  im  Dezember  la- 
gerreif und  dauert  bis  in  den  Februar. 

Auf  der  Tafel  zu  S.  128  sind  2  Birnen  abge- 
bildet: De  Maraise  soll  noch  von  van  Mons 
stammen,  wurde  aber  erst  vor  15  Jahren  von  Pa- 
peleu  in  Gent  erst  in  den  Handel  gebracht.     Sie 


335 


ist  eine  ausgezeichnete  Biru,  welche  von  Ende  Ok- 
tober bis  Dezember  dauert.  Sie  hat  ebenfalls  nur 
mittlere  Grösse  und  eine  kurze  Birnform,  die  glatte 
Haut  ist  goldgelb  gefärbt,  auf  der  Sonnenseite  aber 
von  der  schönsten  Röthe  überzogen.  Das  gelbliche 
Fleisch  ist  sehr  saftig  und  schmelzend,  hat  auch 
einen   süssen  und  aromatischen   Geschmack. 

Belle  Julie  heisst  die  alidere  Birn,  welche 
von  van  Mons  zu  Ehren  seiner  Enkelin  so  ge- 
nannt wurde.  Sie  ist  länger  als  die  vorige,  zieht 
sich  auch  am  obern  Ende  etwas  in  die  Länge. 
Ihre  Farbe  ist  grünbraun,  auf  der  Sonnenseite  nur 
schwach  röthlich.  Auch  hier  ist  das  gelbliche  Fleisch 
sehr  saftig  und  butterig,  der  Geschmack  aber  süss 
und  weinig.     Die  Keifzeit  ist  Ende   Oktober. 

Belle  de  Septembre  (zu  S.  144)  wird  wie- 
derum eine  Pflaume  genannt  von  ziemlich  bedeu- 
tender Grösse  und  eirund -länglicher  Gestalt.  Nur 
eine  schwache  Furche  ist  bemerkbar.  Sie  besitzt 
zwar  eine  rotlie  Farbe,  wird  aber  von  einem  vio- 
letten Duft  überzogen.  Das  gelblich- weisse  Fleisch 
ist  ziemlich  fest  und  schmeckt  süSs,  fast  etwas  aro- 
matisch. Der  Stein  löst  sich  nicht  gut.  Sie  reift 
Ende  September  und  Anfang  Oktober.  Der  Baum 
trägt  ungemein  reich  und  hat  behaarte  Sommer- 
triebe. Am  schönsten  nimmt  sich  der  Baum  aus, 
wenn  er  recht  niedrig  gezogen  wird,  wozu  er  aus- 
serdem auch  Anlage  hat.  Die  Frucht  ist  besonders 
für  den  Hausgebrauch  zu  empfehlen,  da  sie  sehr 
süss  bleibt,  was  bek.anntlich  nicht  alle  Sorten  thun 
und  einen  feinen  Geschmack  behält;  sie  ist  syno- 
nym mit  Eeina  Nova  und  Gros  Rouge  de  Sep- 
tembre. 

Victoria  Nectarine  (zu  S.  160)  haben  wir 
bereits  besprochen. 

Auf  der  letzten  Tafel  (zu  S.  172)  endlich  sind 
Erdbeeren  abgebildet,  darunter  eine  der  vorzüglich- 
sten: die  Frogmore  Late  Pine.  Wir  haben  sie 
in  ihrer  Vorzüglichkeit  bereits  kennen  gelernt.  Sie 
trägt  spät  und  reichlich.  Ihre  Farbe  ist  ein  fri- 
sches Roth  und  die  Früchte  liegen  ziemlich  ober- 
flächlich. Sie  stammt  von  der  alten  späten  Elton, 
welche  schon  länger  als  40  Jahre  bekannt  ist  und 
trotzdem  immer  noch  ihren  Rang  gegen  manche 
neue  Sorten  behauptet.  Besonders  ist  dies  noch  in 
England  der  Fall.  Den  einzigen  Vorwurf,  den  man 
ihr  auch  machen  kann,  ist  ihre  sehr  hervortretende 
Säure.  Die  obige  Sorte  hat  zwar  das  reiche  Blü- 
hen, das  späte  Reifen,  aber  nicht  diese  Säure.  Das 
Fleisch  ist  ebenfalls  roth  und  hat  einen  angeneh- 
men Ananas-Geschmack.  Gezüchtet  wurde  sie  von 
dem  königlichen  Gärtner  in  Frogmore,  Thomas 
Ingram. 


Die 

Hybridation  und  Sämliiigszacht  der 
Rosen, 

ihre  Botanik,  Klassifikation  und  Kultur  nach  den 
Anforderungen  der  Neuzeit. 

Vom  K.  K.  Oberförster  Rudolph   Geschwind. 
Wien  1864. 

Unter  diesem  Titel  liegt  uns  seit  Kurzem  das 
erste  Heft  eines  in  5 -monatlichen  Lieferungen  er- 
scheinenden Werkes  vor,  das  einen  erfahrenen  Prak- 
tiker in  der  Rosenzucht  zum  Verfasser  hat.  Der 
Zweck  des  Buches  soll  sein,  dem  deutschen  Publi- 
kum die  durch  langjährige  Prüfung  gefundenen 
Resultate  über  Erziehung  neuer  Rosen  -  Varietäten 
und  Hybriden  aus  Samen,  sowohl  im  Freilande,  als 
auch  in  Glashäusern  und  Kästen  vorzuführen,  und, 
wie  der  Verfasser  in  seiner  Vorrede  sagt,  dem  Vor- 
urtheile  entgegenzutreten,  welches  leider  noch  so 
allgemein  in  Deutschland  verbreitet  ist,  dass  näm- 
lich Frankreich  allein  mit  seinem  Klima  und  mit 
seiner  Kultur  die  Befähigung  habe,  neue  Rosen  zu 
züchten.  „Es  ist  wahr,  ruft  der  Verfasser,  die  Er- 
ziehung neuer  Rosen -Varietäten  aus  Sameu  erfor- 
dert Zeit,  Mühe  und  Geduld ,  allein  eben  nicht 
mehr,  als  die  Gewinnung  anderer  Kulturpflanzen; 
haben  aber  auf  Britanniens  Boden  die  Leistungen 
des  Roseuzüchters  William  Paul  siegreich  gegen 
alle  Zweifel  und  Bedenken  sich  Bahn  gebrochen, 
so  steht  zu  erwarten,  dass  auch  auf  dem  deutschen 
Gebiete  Paul's  Beispiel  ein  Sporn  zum  grösseren 
Aufschwünge  eines  noch  in  der  Kindheit  liegenden 
Zweiges  der  Rosenzucht  dienen  werde."  Er  ver- 
weist ferner  auf  die  Erfolge,  die  Deutschland  in 
der  Rosenkultur  im  Allgemeinen ,  sowie  mit  den 
andern  Florblumen,  wie  Georginen,  Nelken,  Auri- 
keln  u.  s.  w.  gehabt  und  sagt  am  Schlüsse:  »Die 
Rose,  ebensowohl  vom  Standpunkte  der  Botanik 
als  von  jenem  der  Ilorticultur  mit  Rücksicht  auf 
die  klimatischen  Verhältnisse  Deutschlands  systema- 
tisch und  ganz  nach  den  Anforderungen  der  Jetzt- 
zeit zu  behandeln,  das  ist  der  Plan,  nach  welchem 
die  Bearbeitung  meines  Werkes  erfolgte." 

Diesem  Plane  gemäss  behandelt  das  erste  Heft 
die  Botanik,  Klassifikation  und  Kultur  der  Rose. 
In  der  1.  Klasse  wird  eine  Pflanze  genannt,  die  als 
Rosa  berberifolia  Pall.  von  vielen  andern  Autoren 
als  besondere  Gattung  aufgestellt  worden  und  als  Rho- 
dopsis  Ledeb.,  und  Hulthemia  Dumort.  bekannt  ist, 
die  wir  allerdings  auch  nicht  am  Anfange  einer 
Rosen-Klassifikation  vermutliet  hätten. 

Die  2.  Klasse,  Bracteatae,  umfasst  Rosen,  die, 
nicht   von    besonderer    Schönheit,    mehr    für  botani-. 


336 


sehe  Gärten  passen,  wie  K.  involucrata  ßoxburgh, 
clinophylla  Thory  u.  s.  w.  In  der  3.  Klasse,  den 
wilden  Rosen  (Feroces),  sind  R.  lamtschatica,  ru- 
gosa,  ferox  Lern.  u.  a.  vereinigt.  Die  4.  Klasse 
behandelt  die  gclbeu  Rosen  (Luteae),  die  durch  R. 
Eglanteria  Linn.  und  die  sogenannte  gelbe  Centi- 
folie  (R.  sulphurea  Ait.)  vertreten  sind.  In  der  5. 
Klasse,  den  Zimmetrosen  (Cinnamomeae),  finden 
wir  ausser  der  Zininiet-  oder  Pfingstrose,  R.  cinna- 
momea  Linn.,  die  Boursaultrose  (R.  alpina  Linn.). 
Es  folgen  sodann  die  bibernell-blättrigen  Rosen  (Pim- 
pinellifüliae),  von  denen  besonders  die  Pimpinellrose 
Aufnahme  in  unseren  Gärten  gefunden  hat.  In  der 
8.  Klasse  finden  wir  die  Centifolien  mit  ihren  Un- 
terabtheilungen: den  wahren  Centifolien  und  den 
Damascener-Rosen;  zur  ersten  Abtheihmg  gehörig 
nennt  der  Verfasser  die  Centifolienhybride  (R.  cen- 
tifolia  hybrida),  die  Pompün-Centifulie  (R.  pompo- 
nia  DC),  die  Moosrose  (R.  Cent,  niuscosa  Ser.), 
die  Moosrosenhybride  (R.  musc.  hybrida)  und  die  Re- 
montant-Moosrose;  als  Unterabtheiluugeu  der  Damas- 
cenerrosen  finden  sicli  die  einmal  blühende  Damas- 
cenerrose  (R.  damascena  Mill.)  und  die  öfter  blü- 
hende Damascenerrose  (R.  bifera  Pers.,  R.  centi- 
folia  bifera  Poir.),  die  unter  dem  Namen  der  Mo- 
nats-Centifolie,  Vierjahreszeiten-Rose  oder  Kalender- 
Rose  in  unsern   Gärten   bekannt  ist. 

Um  nun  die,  einer  jeden  Klasse  beigegebeue 
Charakteristik  auch  dem  in  der  Botanik  nicht  be- 
wanderten Liebhaber  verständlich  zu  machen,  geht 
eine  kurzgefasste  Einführung  in  die  physiologischen 
und  terminologischen  Grundzüge  voran,  deren  da- 
zu gehörige  Abbildungen  gewiss  nicht  verfehlen 
werden,  dem  Verständniss  zu  Hülfe  zu  kommen. 
Was  uns  aber  besonders  gefällt,  ist  die  kurze  und 
gediegene  Kultur-Anweisung,  die  nebst  der  Aufzäh- 
lung der  am  meisten  verbreiteten  Varietäten  einer 
Gruppe  beigefügt  ist.  Sie  gibt  in  ganz  einfacher 
und  klarer  Rede  die  wesentlichsten  Punkte  an,  wo- 
rin die  verschiedenen  Gruppen  in  ihren  Bedürfnis- 
sen zum  kräftigen  Gedeihen  abweichen  und  gibt 
ein  Zeugniss  dafür,  dass  wir  einen  Praktiker  zum 
Verfasser  haben,  der  uns  in  seinem  Buche  Erfah- 
rungen und  keine  Hypothesen  bringt.  Darum  zwei- 
feln wir  nicht  daran,  dass  das  Buch  eine  allgemeine 
Verbreitung  ei-langen  wird,  sowohl  in  der  Gärtner- 
welt, als  auch  besonders  unter  den  zahlreichen  Lieb- 
habern der  Roseuzucht.  Der  Preis  einer  jeden  Lie- 
ferung ist  20  Sgr. 


^iiipefii  jur  3iiiuiipr=ller5ißriing. 

Diese  sind,  in  den  mannigfachsten  Eormen  und 
Farben  und  aus  den  verschiedensten  Materialien 
verfertigt,  allerdings  längst  bekannt.  Dennoch  kom- 
men wir  heute  darauf  zurück  und  führen  eine  Kon- 
struktion vor,  die  sich  im  Januarhefte  des  Florist 
and  Pomologist  abgebildet  findet  und  die  durchaus 
Empfehlung  verdient.  Ein  Hauptübelstand  bei  die- 
ser Art  Zimmer  -  Verzierung  ist  die  in  der  Regel 
kurze  Dauer  der  in  einer  Ampel  enthaltenen  Pflan- 
zen, welche  meist  vertrocknen;  denn  es  ist  unver- 
meidlich, dass  bei  dem  öftern  Begiessen  auch  Was- 
ser auf  den  Fussboden  fällt  und  somit  entweder 
einen  darunter  liegenden  Teppich  befleckt  und  ver- 
dirbt oder  dem  gehöhnten  Fussboden  schadet,  und 
dass  man  dalier  stets  den  Ampelpflanzen  zu  wenig 
Wasser  gibt.  Diesem  Uebelstande  des  Durchtropfens 
bei  dem  reichlichsten  Giessen  hilft  nun  das  hier 
empfohlene  Gefäss  ab,  das  eigentlich  aus  zwei  Zink- 
gefässen  besteht,  wovon  das  erste  in  einer  ganz 
beliebigen  Form  zur  Aufnahme  der  Pflanzen  be- 
stimmt ist;  dasselbe  muss  aber  einen  durchlöcherten 
Buden  haben,  um  das  überflüssige  Wasser  abziehen 
zu  lassen.  Dieses  abfliessende  überflüssige  Wasser 
wird  nun  in  einem  zweiten  darunter  angebrachten 
Gefässe,  das  sich  der  Gestalt  nach  dem  ersten  an- 
schliesst,  aber  unten  kegelförmig  zuläuft,  aufgelan- 
gen und  vermittelst  eines  kleinen  eleganten  Messing- 
hahns oder  Zapfens  zur  beliebigen  Zeit  abgelassen. 
Beide  Gefässe  müssen  nun  so  miteinander  harmo- 
niren,  dass  sie  zusammen  ein  gefälliges  Ansehen 
haben;  sie  befinden  sich  beide  in  einem  eleganten 
Dralitgeflechte,  das  oben  am  Rande  des  grossen 
ersten  Zinkkastens  befestigt,  mit  den  Schnüren,  die 
die  Ampel  tragen,  gleichzeitig  in  Verbindung  steht. 
Dieser  erste  Zinkkasten  wird  nun  bepflanzt  mit 
Ampelpflanzen  und  etwa  solchen  kleinen  Blattpflan- 
zen, die  im  Zimmer  lange  aushalten  und  in  der 
Mitte  stehen  in  regelmässiger  Vertheilung  leere 
Töpfe,  die  mit  blühenden,  schneller  vergänglichen 
Sachen  gefüllt  werden.  Wiederholen  wir  schliess- 
lich die  Hauptsache  dieser  neuen  Einrichtung:  ein 
das  Auge  nicht  störender  zweiter  Juckkasteu  mit 
Abzugsliahn  unter  dem  ersten,  der  die  Pflanzen 
enthält. 

Auf  diese  Weise  hat  man  den  Vortheil,  erstens 
den  blühenden  Pflanzen  einen  passenden  Standort 
zu  geben,  zweitens  stets  in  der  Ampel  Abwechse- 
lung zu  haben,  ohne  drittens  befürchten  zu  müs- 
sen, durch  das  nothweudige  reicldiche  Giessen  irgend 
etwas  zu  beschädigen. 


Verlag  von  Karl  Wiegainlt  in  Berliu. 
Komraandant(!U-,Str.asse  No.  G^. 


Druck   der  C.    F  eis  te  r 'sehen   Buclidnickerei   in    Berlin, 
Zielen. Platz  No.  3. 


Woehenselirift 


des 


Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Königl.  Freussisciten  Staaten 


iür 


No.  43. 


Ciartnerei  und  Pflaiizeiikunde. 

Redakteur : 
I*r-otessor  I>r.  Karl  Klocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 

Berlin,  den    29.  Oktober 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 

Inhalt:  Eine  Sitzung  des  Garteubau-Vereiues  in  Paris.  Keisebericht.  —  Einige  Worte  über  die  Kultur  der  Sonerila  margari- 
tacea  Lindl.  Vom  Obergärtner  Boese  in  Berlin.  —  Bericht  über  die  Erfahrungen  in  Kurhessen  hinsichtlich  der  in 
Naumburg  a.  d.  S.,  Gotha  und  Berlin  empfohlenen  Obstsorten.  —  Birnen  in  scliR^naufeuden  Cordon's  (Cordons  obliques). 
Vom  Baumschulbesitzer  Müller  in  .Strassburg.  —  Ernst  Ender's  Index  Aroidcarura. 

Sonntag,    <lcn  HO.  Oktober,    .Mittags  ^12  lilir,   tintict  im  Englischen  Hause  (Mohrenstrasse  40)  eine  Vcrsamnilung 
des  Vereines  zur  Itet'ünlerung  des  4iartenbaH.es  statt,  wozu  die  geehrten  Itlitgliedcr  eingeladen  werden. 


eine  Sij^ung 


des  ttarteiibau- Vereines  in  Paris. 

Keiseberielit. 

Es  dürfte  wolil  für  die  Leser  der  Wochenschrift 
einiges  Interesse  haben,  einmal  etwas  zu  erfahren 
aus  dem  innern  Leben  des  Gartenbau- Vereines  der 
stolzen  Metropole  des  mächtigen  Frankreich.  Hier 
in  Paris  konzentrirt  sich  Alles,  auch  die  Anzucht 
von  Blumen  und  Pflanzen,  obwohl  diese  keineswegs 
in  der  eklatanten  Weise  hervortritt,  wie  in  Bei-lin, 
wo  die  Hauptstrassen  mit  Blnmenkellern  dicht  be- 
setzt  sind. 

Sehr  gern  folgten  wir  der  freundlichen  Einla- 
dung des  zweiten  Vice-Präsidenten,  der  am  IL  Au- 
gust eine  Sitzung  des  Pariser  Gartenbau -Vereines 
zu  leiten  hatte,  und  nahmen  an  dieser  Antheil. 
Die  Pariser  Gartenbau -Gesellschaft  gehört  zu  den 
glücklichen,  welche  ein  eigenes  Lokal  und  damit 
auch  festen  Grund  und  Boden  haben.  Ihr  Ge- 
bäude befindet  sich  mitten  in  der  Stadt  (Rue  de 
Grenellc  St.  Germain  84)  und  wird  zu  gleicher 
Zeit  auch  von  der  botanischen  Gesellschaft  für 
Frankreich  benutzt.  Während  diese  ihre  Räume 
in  den  oberen  Theilen  besitzt,  befinden  sich  die 
der  Gartenbau-Gesellschaft   zu   ebener  Erde. 

Durch  einen  langen  Gang  von  der  ziemlich 
engen  Strasse  aus  gelangt  man  in  einen  nicht  ge- 
räumigen Hof,  dem  entgegengesetzt  das  grosse 
Sitzungslokal   sich    befindet.     Es    besteht    aus    einer 


Art  Rotonde,  der  auf  beiden  Seiten  Flügel  ange- 
legt sind.  Das  Licht  fällt  von  oben  hinein,  so  dass 
für  Blumen  und  Pflanzen  eine  sehr  gute  Beleuch- 
tung vorhanden  ist.  Der  grüne  Tisch  befindet  sich 
auf  einer  Estrade,  der  Eingangsthüre  gegenüber, 
und  vor  ihm  sind  Tafeln  aufgestellt,  um  die  bei 
jeder  Sitzung  vorhandenen  Ausstellungs-Gegenstände 
aufzunehmen.  Ein  schmaler  Gang  führt  zwischen 
den  beiden  Reihen  von  Sitzen  nach  vorn  und  bleibt 
immer  offen. 

Die  Sitzung  begann  nach  2  Uhr  und  zwar, 
wie  es  sonst  auch  der  Fall  ist,  als  eine  öffentliche, 
an  der  auch  Damen  Antheil  nahmen.  Diese  Oef- 
fentlichkeit  trägt  wesentlich  zur  Belebung  des  Gan- 
zen bei.  Während  bei  uns  in  der  Regel  mehr  Lieb- 
haber an  den  Sitzungen  Theil  nehmen,  scheint  es 
hier  umgekehrt  der  Fall  zu  sein.  Handels-  und 
Privatgärtner  waren  hauptsächlich  anwesend  und 
betheiligten  sich  an  den  Verhandlungen  lebhaft. 
Lebhaftigkeit  ist  überhaupt  ein  hervorstechender 
Zug  der  Franzosen  und  that  sich  auch  hier  kund. 
Da  uns  die  besondere  Ehre  zu  Theil  wurde,  an 
dem  Tische  des  Vorstandes  neben  dem  Präsidenten 
Platz  zu  nehmen ,  so  waren  wir  ruu  so  mehr  in . 
den  Stand  gesetzt,  den  Verhandlungen  mit  mehr 
Aufmerksandvcit   zu   folgen. 

Hauptgegenstand  der  Sitzung  war  die  Verthei- 
lung  der  Medaillen,  welche  während  der  letzten 
Aussteliur.g  von  Seiten  der  Preisrichter  zugespro- 
chen   worden.       Es    waren    goldene,    silberne    und 

4.3 


33S 


bronzene  in  reichlicher  Anzahl.  Der  Akt  selbst 
war  feierlich  nud  geschah  erst  am  Ende  der  Sit- 
zung. Von  einem  der  Sekretäre  wurde  ein  kurzer 
Bericht  über  die  Ausstellung  und  über  die  haupt- 
sächlichsten Leistungen  vorgelesen.  Die  Gärtner, 
deren  Kulturen  gekrönt  worden,  wurden  der  Reihe 
nach  autgeruCen,  um  die  Medaillen  in  Empfang  zu 
nehmen.  Es  ist  hier  die  schöne  Sitte,  dass  die 
Medaille  von  verschiedenen  hervorragenden  Persön- 
Hchkciten,  welche  gegenwärtig  sind,  überreicht  wird, 
was  mit  einigen  Worten  der  Anerkennung  und  Auf- 
munterung zugleich  geschieht.  Als  Gast  wurde  auch 
uns  die  Ehre  zu  Theil,  einigen  Gärtnern  von  Ruf 
die  Medaille  zu  überreichen.  Zu  diesen  gehörten 
unter  Anderen  die  beiden  bekannten  Rosenzüchter 
Eugfene  Verdier  und  Margottin,  sowie  der  be- 
kannte Obst-,  besonders  rfirsichzüchter,  Lepere  in 
Montreuil,  der  ^'ater  des  bei  uns  bekannten  Man- 
nes gleichen  Namens,  von  dessen  Verdiensten  wir 
so   oft  gesprochen. 

Von  den  Verhandlungen  erlauben  wir  uns  auf 
einige  aufmerksam  zu  machen ,  weil  sie  auch  für 
uns  Interesse  haben.  Ein  Mitglied,  Gille  mit  Na- 
men, hatte  ein  Grundstück  gekauft  und  ohne  Wei- 
teres in  der  Mitte  Juli  Pflaumenbäume,  mit  Früch- 
ten überladen,  hineingepflanzt.  Man  hatte  die  Bäume 
nicht  etwa  mit  grossen  Ballen  herausgenommen,  son- 
dern die  Wurzeln  waren  bloss  und  frei  von  Erde 
geblieben.  Nichts  desto  weniger  waren  bei  gehö- 
riger Sorgfalt  und  Pflege  die  Bäume  nicht  allein 
angewachsen,  sondern  die  Früchte  waren  sogar  ge- 
reift. Da  einige  derselben  vorlagen,  so  konnte  man 
sich   von  ihrer  Grösse  und   Güte  überzeugen. 

Auch  ein  anderes  Mitglied,  Ranthin  de  la 
Roy,  theilte  mit,  dass  er  auf  gleiche  Weise  im 
vorigen  August  100  Formenbäume  von  Birnen  eben- 
falls verpflanzt  und  nur  die  Vorsicht  getroffen,  die 
Bäume  von  ihren  Blättern  zu  befreien.  Ausserdem 
waren  aber  die  eutblössten  Wurzeln  in  eine  Ver- 
dünnung von  Kuhkoth  getaucht  worden,  als  man 
die   Bäume  herausgenommen. 

Das  Verpflanzen  der  Bäume  geschieht  über- 
haupt in  und  bei  Paris  mit  einer  Leichtigkeit,  wie 
man  es  bei  uns  gar  nicht  kennt.  Man  fragt  nicht, 
ob  die  Zeit  dazu  passend  ist  oder  nicht.  Ln  Früh- 
jahre hat  mau  Rosskastanien  in  ihrer  Blüthe  heraus- 
genommen und  durch  die  Strassen  der  Stadt  gefah- 
ren, um  sie  an  einer  bestimmten  Stelle  zu  pflanzen. 
In  den  neuen  Anlagen  von  Vincennes  sahen  wir 
eben  verpflanzte  Silberpappeln,  deren  Stämme  be- 
reits einen  Durchmesser  von  1 1  Fuss  hatten.  Nicht 
viel  minder  stark  waren  einige  Stämme  von  eben 
verpflanzten  italienischen  Pappeln.  Wir  sahen  ferner 
Ailantus  glandulosa  mit  einem  Stamm -Durchmesser 
von    1    Fuss.      Unsere    gewöhnlichen    Akazien    von 


fast  gleicher  Stärke  hatten  eben,  nachdem  sie  vor 
5  Wochen  verpflanzt  waren,  wiederum  angefangen, 
neues  Laub  zu  treiben.  Dabei  war  weiter  keine 
Vorsicht  gebraucht,  als  dass  man  gehörige  Ballen 
gemacht  und  die  Stämme  mit  Leinwand  umbunden 
oder  sonst  auch  nur  mit  Lehm  bestrichen  hatte. 
Von  einem  Zustutzen  der  Aeste  ist  gar  keine  Rede. 
Man  lässt  den  Baum,  wie  er  ist,  ohne  ihn  in  seinen 
Zweigen  auch  nur  im  Geringsten  zu  beschneiden. 
Uns  selbst  ist  in  Deutschland  nur  der  Fürst  Pück- 
ler-Muskau  bekannt,  der  auf  gleiche  Weise  mit- 
ten in  der  Vegetation  versetzt  und  zwar,  ohne  den 
Baum  oder  Strauch  zu   verschneiden. 

Die  Schwierigkeiten  des  Versetzens  waren  in 
diesem  Jahre  um  so  grösser,  als  deil  ganzen  .Juli 
hindurch,  ja  selbst  im  .Juni  schon,  eine  seltene 
Trockenheit  und  Dürre  geherrscht  hatte.  Während 
es  bei  uns  im  nordöstlichen  Deutschland  fast  täg- 
lich, und  zwar  in  der  Regel  mehr  als  zweimal, 
regnete,  war  der  Himmel  durch  ganz  Frankreich 
i;nd  Belgien  kaum  bisweilen  etwas  bedeckt.  Der 
häufig  mit  Eisen  versetzte  Kalkboden  war  auf  der 
Oberfläche  ganz  mürbe  und  zu  Staub  geworden 
oder  hatte,  wo  Thon  noch  vorhanden.  Risse  er- 
halten. 

Mit  dieser  Trockenheit  mochte  wohl  eine  Er- 
scheinuug  zusammenhängen,  welche  Professor  Du- 
chartre,  der  Redakteur  der  Annalen  der  Pariser 
Gartenbau-Gesellschaft,  an  einer  Weinrebe  beobach- 
tet hatte.  An  dem  sehr  alten  Stocke  eines  W^ein- 
geländers  waren  nämlich  in  einer  Höhe  von  mehr 
als  10  Fu-s  Luftwurzeln  hervorgekommen.  Aehn- 
liche  Erscheinungen  waren  auch  von  anderen  Mit- 
gliedern, aber  nur  in  Gewächshäusern  und  nie  in 
der  freien   Luft  beobachtet  worden. 

Von  grossem  Interesse  waren  für  uns  die  aus- 
gestellten Gegenstände,  da  es  meist  Florblumen 
waren,  die  wir  in  dieser  Vollkommenheit  bei  uns 
nicht  sehen.  Vor  dem  grünen  Tische  des  Bureau's 
befanden  sich  3  Sammlungen  von  Gladiolus  in  aus- 
gezeichneter Schönheit.  Es  war  eine  Pracht  in  den 
Farben,  wie  sie  in  dieser  Weise  bei  uns  wohl  noch 
nicht  vorgekommen  sind.  Die  schönste  Samndung 
hatte  Souchet,  kaiserlicher  Gärtner  in  Fontaine- 
bleau,  ausgestellt.  Souchet  hat  grade  in  der  An- 
zucht der  Gladiolen  sich  schon  lange  einen  wohl- 
begründeten Ruf  erworben  und  erhöht  denselben 
stets  durch  neue  Sorten,  welche  er  zieht.'  In  der 
Reinheit  der  Farben  und  der  Harmonie  der  Töne 
zu  einander,  sowie  in  der  Grösse  und  im  Bau  der 
Blumen,  Hessen  sie  kaum  noch  etwas  zu  wünschen 
übrig.  Doch  nach  einer  Richtung  scheint  man  in 
Frankreich  nicht  zu  streben,  die  man  grade  in 
Deutschland  ins  Auge  gefasst  hat.  Die  Blütheu 
der    Gladiolen     stehen    bekanntlich    nur   nach     einer 


339 


Seite;  flic  einzelnen  Stengel  würden  aber  noch  ein 
weit  besseres  Ansehen  haben,  wenn  ihre  Blüthen 
ringshcrnm  ständen,  so  dass  jeder  Blüthenstengel 
an  lind  für  sich  etwas  Vollendetes  hätte.  In  Deuteh- 
land  ist  es  Deegen,  einer  der  drei  in  Köstritz  bei 
Gera  lebenden,  um  die  Anzucht  von  Florblumen 
sehr  verdienten  Gärtner,  welcher  seit  Jahren  dar- 
nach strebt,  Ciladiolen  zu  erziehen,  bei  denen  die 
Blüthen   ringsherum   gehen. 

jSIächstdeni  hatte  der  bekannte  ßosenzüchter, 
Eugene  Verdi  er  eine  sehr  reiche  Sammlung  von 
Hosen  ausgestellt,  da  sie  nicht  weniger  als  60  Sor- 
ten entliielt.  Es  war  in  der  Tliat  schwer,  hier  eine 
Auswalil  zu  treffen.  Die  neuesten  Sorten  waren 
ganz  besonders  vertreten.  Endlich  hatte  auch  der 
Gärtner  Loise  eine  Sammlung  ausgestellt,  welche 
auf  Anerkennung  Ansj)ruch   machte. 

Von  den  übrigen  Florblumen  zeichnete  sich 
eine  ziemlich  grosse  Sammlung  von  gefüllten  Zin- 
nien ans,  welche  der  Gärtner  Chappart  ausgestellt 
hatte;  nicht  weniger  waren  die  Petunien  des  in  der 
An-  und  Neuzucht  bekannten  Gärtners  Tabor  durch 
Grösse,  durch  Farbe  und  zum  Theil  durch  Gefüllt- 
sein ausgezeichnet.  Ausserdem  war  ein  neues  Pe- 
largoniiim  aus  der  Gruppe  der  P.  zonale  mit  rosafar- 
bigen Blüthen,  welche  zu  einer  sehr  grossen  Dolde 
vereinigt  waren,  und  eine  neue  Sorte  des  Hibiseus 
syriacus  mit  weissen  und  breit  rosa-gebänderten,  ge- 
füllten Blüthen  vorhanden,  die  Anerkennung  ver- 
dienten. Dasselbe  war  nach  deutschen  Begriffen  mit 
den  Georginen  nicht  der  Fall.  Wie  rasch  sich  oft 
die  Sachen  ändern;  vor  ungefähr  8  Jahren  machte 
man  sich  in  dem  Journale  der  Pariser  Gartenbau- 
Gesellschaft  über  die  deutschen  Georginen  lustig 
und  jetzt  stehen  die  deutschen  obenan.  Derglei- 
chen Georginen,  wie  wir  sie  jetzt  in  Paris  gesellen, 
würden  bei  uns  keine  Beachtung  finden.  In  Be- 
treff dieser  Florblumen  scheint  man  überhaupt  noch 
zurück  zu  sein.  Die  edlen  Formen,  wie  sie  neuer- 
dings Sieekmann,  der  zweite  der  drei  Köstritzcr 
Gärtner,  erzogen,  sucht  man  in  Frankreich,  wie  es 
scheint,  vergebens.*) 

Endlich  hatte  auch  Lepfere  in  Montreuil,  wohl 
der  Meister  in  der  Pfirsichzucht  überhaupt,  Pfir- 
siche von  seltener  Grösse  und  Schönheit  ausgestellt, 
wie  man  sie  freilich  bei  uns  nicht  sieht,  ebenso 
einige  Exemplare  der  Beurrö  d'Amanlis.  Ferner 
waren  von  Bördelet  Monats  -  Erdbeeren  von  be- 
sonderer Schönheit  vorhanden,  die  an  diesjährigen, 
im  April  ausgepflanzten  Ausläufern  erzogen  waren. 
Körbelrüben  von  so  bedeutender  Grösse,  wie  sie 
hier  ausgelegt  waren,  sieht  man   bei  uns  selten. 

*)  In  der  Herbst  -  Ausstellung  zu  Paris  sahen  wir  jedoch 
ganz  vorzügliche   Georginen. 


einige  Worte 

(ilicr  die 

Sil'  der  Soucriiii  inargaritacca  Lisedi. 

unb  brvfu  formfii. 

Vom   Ohergiirtncr  Boese  in  Berlin. 


Jeder  Besucher  der  Gärtnerei  des  Kommerzien- 
ratJies  L.  Reichenheim,  deren  Leitung  mir  an- 
vertraut, freut  sich  besonders  über  das  üppige  Gedei- 
hen der  Sonerila's  und  ich  wurde  öfter  aufgefor- 
dert, meine  Handgriffe  bei  deren  Kultur  mitzuthei- 
Icn.    Diesem  Wunsche  will  ich  hiermit  nachkommen. 

Die  Kultur  jeder  Pflanze  ist  leicht,  sobald  man 
durch  Erfahrung  nur  weiss,  welche  Bedingungen 
zu  ihrem  Wachsthume  erforderlich  sind.  Ein  jeder 
Gärtner  und  Pflanzen-Liebhaber  wird  mir  Kecht 
geben,  indem  wir  jetzt  viele  Gewächse  spielend 
erziehen,  welche  noch  vor  nicht  einem  Jahrzehend 
als  das  Non-plus-ultra  von  schwieriger  Kultur  an- 
gesehen wurden. 

Eine  der  Hauptbedingungen  bei  der  Kultur  der 
Sonerila  ist  die  gloichmässige  Temperatur,  welche 
nicht  unter  -|-  12"  R.  sinken  sollte,  und  eine  feuchte 
Luft,  jedocli  ohne  Niederschlag.  Besonders  im  Herbst, 
wo  noch  wenig  geheizt  wird,  hat  man  die  Pflanzen 
vor  Niederschlag  zu  schützeuj  weil  die  weichen,  saf- 
tigen Blätter  leicht  faulen.  An  einer  Stelle  des 
Elauses,  worin  unsere  Pflanzen  stehen,  gehen  die 
Röhren  der  Wasserheizung  unter  dem  Wege  hin- 
durch und  dieselben  sind  mit  Eisenblechplatten  be- 
deckt. Auf  diese  Platten,  welche  vorher  begossen 
werden,  damit  die  Umgebung  nicht  zu  trocken  wird, 
werden  die  Sonerila- Näpfe  jeden  Abend  gestellt 
und  zwar  so  lange,  bis  stärker  geheizt  werden 
muss.  Des  Morgens  sind  die  Pflanzen  wieder  an 
den  für  sie  bestimmten  Ort  zu  stellen.  Durch 
diese  kleine  Mühe  habe  ich  sowohl  bei  den  hier 
besprochenen,  als  noch  bei  anderen  weichblättrigen 
Pflanzen,   wie   Eriocnema  u.  s.  w.  Verluste   verhütet. 

Hier  und  da  habe  ich  freilich  die  Formen  der 
S.  niargaritacea  (und  nur  von  diesen  spreche  ich 
hier)  kühler  halten,  ja  sogar  während  der  Sommer- 
monate unter  einer  Glocke  an  einem  schattigen 
Orte  im  Freien  kultiviren  gesehen;  doch  fand  ich, 
dass  dieselben  sich  bei  der  von  mir  angegebenen 
Kultur  kräftiger  und  normaler  entwickelten.  Eine 
Mischung  Von  ziemlich  sandiger  Haideerde  mit  einem 
Drittel  Sphagnum-Köpfe,  welche  man  bei  dem  Rei- 
nigen des  trockenen  Mooses  für  Orchideen  genug 
erhält,  einigen  Holzkohlenstückchen  und  reinen 
Topfscherben  sagt  ihnen  am  meisten  zu.  Ueber- 
haupt  muss  man  für  möglichste  Porosität  des  Bo- 
dens   und   guten   Abzug   sorgen.     Begossen    werden 

43* 


840 


die  Pflanzen  massig,  müssen  jedoch  gleichmässig 
feucht  gehalten  werden  und  dürfen  während  des 
stärkeren  Wachsthumts  nie  ganz  austrocknen.  Die 
Vermehrung  ist  leicht  und  geschieht  durch  Samen 
und  Ableger.  Die  Samen  säet  man  sofort  nach 
der  Beife,  gewöhnlich  im  Monat  Februar.  Jlan 
füllt  kleine  flache  Näpfe,  auf  deren  Boden  vorher 
eine  starke  Lage  Abzugsmaterial  ausgebreitet  wor- 
den, mit  oben  angegebener  Jlischung  aus,  streut 
die  Samen  obenauf,  spritzt  fein  an,  deckt  eine 
Glasglocke  darüber  und  gibt  eine  Wärme  bis  zu 
-|-  18"  R.  Nach  14  Tagen  erscheinen  die  jungen 
Pflanzen.  Jetzt  achte  man  ja  darauf,  ob  sich  Stock 
(Schimmelbildung)  zeigt.  Ist  dieses  der  Fall,  so 
piquire  man  sofort,  da  man  sonst  Gefahr  läuft,  die 
Pflänzchen  in  kurzer  Zeit  alle  stei-ben  zu  sehen. 
Bei  fortschreitendem  Wachsthume  wiederholt  man 
das  Piquiren  nach  Bedürfniss. 

Es  gibt  kaum  etwas  Beizenderes,  als  Näpfe, 
gefüllt  mit  Sändingen  von  1  —  1^:  /^oU  Höhe,  mit 
den  saftgrünen,  weiss -beperlten  Blättchen,  und  ein 
solcher  Napf  war  in  der  letzten  Sonmier- Ausstel- 
lung des  ^'ereiues  kein  geringer  Anziehungspunkt 
für  die  Besucher  derselben.  Bis  zum  Herbste  sind 
übrigens  die  Samenpflanzen  so  stark,  wie  diejeni- 
gen, welche  auf  andere  Weise  vermehrt  wurden. 
Interessant  war  es  für  mich,  aus  Samen  der  S. 
superba  alle  übrigen,  als  S.  splendens,  albicans 
u.  s.  w.,  welche  in  den  Gärten  unter  besonderen 
Namen  gehen,  zu  erhalten.  Es  ist  dies  ein  Be- 
weis, dass  alle  nur  Formen,  oder  vielmehr  Spielarten 
sind.  Um  durch  Ableger  zu  vermehren  oder  um 
sogenannte  Kulturpflanzen  zu  erziehen,  pflanzt  man 
vielleicht  im  Monat  Mai  eine  oder  mehre  kräftige 
Pflanzen  in  einen  flachen,  niclit  zu  umfangreichen 
Napf  und  hakt  sämmtliche  Zweige  auf  den  Boden 
nieder.  In  ganz  kurzer  Zeit  sind  dieselben  ange- 
wurzelt. Will  man  vermehren,  so  hat  man  weiter 
niciits  zLi  thun,  als  die  einzelnen  Pflanzen  abzu- 
trennen und  in  kleine  Töpfe  zu  pflanzen.  Beab- 
sichtigt man  dieses  nicht,  so  lässt  man  Alles  ruhig 
stehen  und  bald  werden  die  niedergehakten  Pflan- 
zen auch  allerseits  Seitenzweige  treiben,  welche 
wieder  niedergehakt  werden.  Wird  der  Napf  zu 
klein,  so  setzt  man  behutsam  in  einen  umfangrei- 
cheren um  und  fährt  mit  dem  Haken  bis  Ende 
September  fort.  Mitte  Oktober  werden  sicji  die 
Blüthenknospen  zeigen,  welche  sich  gewöhnlich  von 
Mitte  November  bis  Anfang  Dezember  entfalten. 

Jetzt  sind  die  Pflanzen  in  ihrer  schönsten  Pracht, 
indem  die  massenhaft  erscheinenden,  schön  rothsre- 
färbten  Blüthen  die  Pflanzen  buchstäblich  über- 
decken und  mit  dem  Laube  derselben  einen  sehr 
angenehmen  Kontrast  bilden.  Die  Blüthezeit  dauert 
ungefähr     14    Tage    und    während    derselben    niuss 


man  die  abfallenden  Blumenblätter  sorgfältig  ab- 
sammeln, indem  diese  leicht  faulen  und  deshalb  die 
Blumen  selbst,  sowie  die  Blätter,  mit  anstecken. 
Unterlässt  man  dieses  tägliche  Absammeln,  so  hat 
man   nach   der   Blüthe  kahle,   struppige   Pflanzen. 

Nach  dem  Abblühen  hält  man  die  Pflanzen 
ziemlich  trocken,  da  jetzt  eine  Art  Buhezeit  für 
sie  eintritt,  bis  man  dieselben  im  April  aus  dem 
Topfe  nimmt,  alle  Erde  aus  den  Wurzeln  schüttelt 
und   in   die   oben  angegebene  Mischung  umpflanzt. 

Die  Kultur  ist  also  sehr  einfach  und  ist  das 
Besum^  derselben:  flache  Gefässe,  guter  Abzug, 
poröse  Erdmischung,  gleichmässige,  jedoch  nicht  zu 
grosse  Bodenfeuchtigkeit  während  des  Waehsthums, 
gleichmässige  Temperatur  und  feuchte  Luft  ohne 
Niederschlag. 


]]eririjt 
über  dk'  Ertahruiigeii  in  Kiirliesscii, 

uamniUid)  in  öfr  llnuiciicnö  uon   üalTfl, 
hiiisiditlicli  <!ci'   in  ileii    alls;eui.  Yersanimiiiii^cii  (leiitsclier 
Puiuolo;!;eii,  Oltst-  iiiiil  Uciiiüseziiclitcr  zu  >aiiiiil)iirs;  a.  il.  8., 
(iotha  II.  Itcrliii  (IS53,  1857  ii.  ISfiO)  ciupfulilciieii  Obstsorten. 

I.     18,')3   in  Naumburg-  a.  d.  S.   empfohlene   10  Sorten  Aept'el. 

1.  Grav  ens  teiner.  Frucht  sehr  gut  und  sehr 
beliebt.  Baum  gesund,  wird  gross  und  ist  sehr 
fruchtbar,  darf  aber  nicht  viel  beschnitten  werden, 
weil  er  sonst  bei  seinem  kräftigen  Wüchse  den 
Krebs  bekommt.  Wird  jetzt  allgemein  angepflanzt 
und  ist  für  alle  Oertlichkeiten  gut.  Für  die  Tafel 
sowohl,  als  aucii  als  Wirthschaftsapfel  nicht  genug 
zu   empfehlen. 

2.  Danziger  Kantapfel.  Frucht  gut,  trägt 
schon  in  der  Baumschule.  Alte  Bäume  sind  in  der 
Umgegend  noch  nicht  anzutreifen,  um  ein  weiteres 
Urtheil  abgeben    zu   können. 

3.  Grosser  rliein.  Bohuenapfel.  Frucht 
nicht  alle  Jahre  gut;  hängt  der  Baum  voll,  so 
bleiben  die  Früchte  sehr  klein  und  haben  keinen 
Werth.  Der  Baum  wächst  sehr  kräftig,  setzt  viel 
Holz  an  und  erzeugt  dadurch  eine  sehr  verworrene 
Krone.  Dieser  Apfel  fliidet  hier  wenige  Verehrer 
und  wird  in  der  neueren  Zeit  nicht  mehr  ange- 
pflanzt. 

4.  Luikenapfel.  Erst  nach  der  Empfehlung 
in  Naumburg  hier  eingeführt.  Der  jungen  Stämm- 
chen  sind  schon  viele  an  Landstrassen  augepflanzt. 
In  der  Baumscluile  haben  die  Bäumchen  sehr  lange, 
dünne  Triebe  und  können  ohne  Pfäiile  scliöne 
Stämmclicn     nicht    gezogen    werden,     welcher    U^m- 


341 


stand  Obstbaumschul -Besitzern    die   Anzucht   verlei- 
den  wird. 

5.  Rotlier  Winter  •  Taubenapt'el.  Frnclit 
gut  und  für  die  Tafel  sehr  gesucht.  Der  Baum 
ist  sehr  verbreitet  und  gesund.  Sehr  geeignet  für 
Gärten  und  geschützte  Lagen,  bleibt  jedoch  nur 
ein  mlttelniässig  grosser  Baum.  (Pfarrer  Jäger: 
Der  Apfel  gut,  der  Baum  jedoch  schmächtig  und 
wird   leicht  krebsig.) 

6.  Grosse  Kasseler  Reinette.  Baum  ge- 
sund und  auch  zur  Anpflanzung  an  Landstrassen 
zu  empfehlen.  Die  Frucht  etwas  säuerlich,  für  die 
Wirthscliaft  gut.      Lagerreife  gegen   Ostern. 

7.  Pariser  Kambour-Reinettc  (Reinette  von 
Canada).  Frucht  sehr  gut.  Der  Baum  trägt  gern 
und  reichlich.  \Vuchs  gesund;  kräftig  in  der  Baum- 
schule, wie  an  älteren  Bäumen.  Wird  mit  der  Zeit 
die  Reinetten  älterer  französischer  Abkunft  verdrän- 
gen,  die   öfters  hier  durch    Frost   leiden. 

8.  Englische  Win  ter  -  Goldparmäne.  Die 
Frucht  ist  eine  der  vorzüglichsten  und  schönsten; 
Baum  sehr  fruchtbar,  wächst  in  der  Baumschule 
schön  und  kräftig;  im  Alter  lässt  das  Wachsthum 
nach.  Baum  gesund  und  sehr  viel  verbreitet  an 
Strassen   und   in   Gärten. 

9.  Karmeliter  Reinette.  Trägt  reichlich. 
Wuchs  kräftig,  gesund  und  verdiei;t  allgemeine 
Verbreitung.  (Im  Pfarrgarten  zu  Heiligenrode  be- 
fand sich  schon  vor  50  Jahren  ein  tragbarer  Baum. 
Jäger.) 

10.  Edler  Winter-Borsdorfei-.  Der  bekann- 
teste aller  Aepfcl  und  gern  gekauft,  aber  noch  sehr 
wenig  angepflanzt,  weil  die  Bäume  erst  im  hohen 
Alter  tragbar  werden  und  öfters  mehre  Jahre  hin- 
tereinander kein  Ob-;t  bringen.  Wuchs  in  der  Baum- 
schule, wie  überhaupt,  sehr  langsam.  Dessen  un- 
geachtet finden  sich  hier  viele  alte,  gesunde,  grosse 
Bäume  mit  ausgebreiteten  Kronen. 

II.    1853   in  Naumburg  ii.  d.  S.    umpfulilene    10  Sorten    Birnen. 

1.  WeisscHerbst-Butterbirn  (Beurrö  blanc). 
Auch  hier  eine  sehr  verbreitete  und  beliebte  gute 
Birn.  Baum  gesund,  wächst  gut  und  ist  fast  all- 
jährlg   tragbar. 

2.  Die  Grumkower  Winterbirn,  stammt 
aus  Grumkow  in  Hinterpommern;  Frucht  gross, 
meist  unregelmässig  gestaltet,  grünhch  gelb,  mit 
vielen  starken  Punkten,  von  säucrlich-süsscm,  ange- 
nehmem Geschmack,  reift  gegen  Ende  November, 
wird  aber,  wie  die  meisten  Butterbirnen,  nach  3 
Wdchen  teigig.  (Der  Baum  trägt  bei  mir  als  Zwerg 
auf  Quitte  sehr  reichlich,  ist  aber  gegen  starke 
Kälte  empfindUch  und  verlangt  einen  geschützten 
Ort.    Ich  zähle  sie  zu  meinen  guten  Birnen.    Jäger). 


3.  Capiaumonts  Herbst  -  Butterbirn.  Die 
Frucht  ist  sehr  gut;  der  Baum  wächst  ziemlich 
kräftig,  wird  aber  nicht  gross,  trägt  schon  als  klei- 
nes Stämmcheu  in  der  Baumschule  sehr  reichlich. 
Ist  sehr  zu  empfehlen,  auch  hier  schon  viel  ver- 
breitet. 

4.  Coloma's  H  erbst-B  utterbirn.  Die  Frucht 
ist  sehr  gut,  der  Baum  gesund  und  kräftig,  bringt 
aber  wenig  Früchte;  wird  erst  völhg  aus  wachsen 
müssen.      Ganz   alte  Bäume  finden  sich  nicht  vor. 

5.  Napoleon's  Butterbirn.  Allerseits  als 
eine  der  vorzüglichsten  Birnen  anerkannt  und  schon 
sehr  verbreitet.  Der  Baum  wird  nicht  sehr  gross 
und  wächst  schwächlich,  setzt  alle  Jahie  Frucht- 
holz an  und  bringt  auch  alijährlich  Früchte.  Für 
geschützte  Lagen  als  Hoch-  und  Zwergstänime  sehr 
zu  empfehlen.  Pyramiden,  auf  WikUinge  veredelt, 
sind   auf  ofienen   Plätzen   ebensowohl   dauerhaft. 

6.  Forellenbirn.  Frucht  sehr  gut,  Baum 
gesund  und  von  gutem  Wuchs,  trägt  dankbar.  Es 
finden  sich  nur  wenige  alte  Bäume  vor,  die  Sorte 
wird  jetzt   aber   viel  angepflanzt. 

7.  Liegel's  Winter- Butterbirn  (Suprfeme 
Coloma).  Frucht  gut.  Baum  wächst  sehr  kräftig, 
hat  bis  jetzt  aber  sehr  wenige  Früchte  gebracht. 
Die  Bäume  sind  noch  zu  jung  und  werden  erst 
ein   höheres  Alter  erreichen  müssen. 

8.  Hardenpont's  Winter-Butterbirn.  Zu- 
erst als  Kronprinz  Ferdinand  hier  bekannt  geworden. 
Eine  sehr  zu  empfehlende,  gute  Winter-Tafelbiim. 
Die  Frucht  reift  nach  und  nach  aus  und  hält  sich 
bis  März.  Ist  viel  verbreitet.  Baum  gesund  luid 
kräftig,  verlangt  aber  einen  guten,  nicht  zu  trocknen 
Boden,  weil  sonst  die  Früchte  steinig  werden.  Hat 
hier  noch  nicht  vom  Frost  gelitten. 

9.  Der  Katzen  köpf,  eine  hier  sehr  bekannte 
und  wegen  ihrer  Haltbarkeit  bis  zum  Mal  und  noch 
länger  sehr  beliebte  Kochbirn.  Baum  gesund,  kräf- 
tig und  in   allen   Lagen  gut. 

10.  Die  Winter-Gute-Christbirn;  nur  junge 
Bäumchen,  bei  einzelnen  Liebhabern  zu  finden  (1862 
nur  als   Kochbirn   zu   gebrauchen). 

III.    1857  in  (iotlia,  empfolilene   10   Sorten  Ae[il'el. 

1.  Ananas-Reinette.  Grosse  Bäume  finden 
sich  hier  nicht,  ist  aber  in  den  letzten  Jahren  viel- 
fach angepflanzt.  (Frucht  von  vortrefflichem  Ge- 
schmack und  haltbar ,  daher  auch  zu  empfehlen. 
G 1  ä  s  s  n  e  r.) 

2.  Goldzeugapfel.  Für  die  hiesige  Umge- 
gend ein  sehr  bekannter  und  behebter  Wirthschafts- 
apfel,  auch  für  die  Tafel  zu  gebrauchen.  Der  Baum 
wächst  kräftig  und  bringt  reichlich  Früchte,  eignet 
sich  auch  zur  Anpflanzung  an  Strassen  und  öftent- 
lichen    Plätzen. 


342 


3.  Virgiiiischer  Sommerap  fei.  Ist  hier  nocb 
nicht  bekaunt. 

4.  Prinzenapfel  (Nonnenapfel).  War  bis  jetzt 
hier  unter  den  Namen:  Mönchklos,  Paradies-  oder 
Petersilienapfel  bekannt.  Ein  beliebter,  guter  Apfel, 
besonders  von   den   Landleuten   sehr  geschätzt. 

5.  Rother  Eiserapfel.  Wird  hier  Bursfelder 
genannt.  Der  Baum  wächst  sehr  kräftig,  besonders 
gut  zur  Anpflanzung  an  Landstrassen  geeignet.  Die 
Früchte  lassen  sich  in  kalten  Kellern  2  Jahre  auf- 
bewahren, sind  aber  nur  als  Wirthschaftsobst  zu 
gebrauchen.  Auf  dem  Lande  sehr  verbreitet.  Die 
hierbei  zugleich  mit  zur  Sprache  gekommenen  Aepfel: 
Pommerscher  Krummstiel,  W^inter-Citrouenapfel  und 
der  Purpurrothe  Winter -Coussinot  sind  hier  nicht 
bekannt. 

6.  Champagner  -  Rei  nette  findet  sich  hier 
auch;  ist  aber  nicht  als  AVirthschafts-,  noch  weniger 
als  Tafelapfel  zu   empfehlen. 

7.  Englische  Spital  -  Reinette.  Ist  hier 
auch  verbreitet;  doch  bleibt  der  Apfel  grössteutheils 
sehr  klein  und  unansehnlich,  findet  deshalb  keine 
Liebhaber  und  hat  nur  geringe  Verbreitung. 

8.  Koni  gl.  rother  Kurz  stiel.  Frucht  gut, 
von  grossem  Werth  für  die  Tafel;  noch  sehr  we- 
nig verbreitet.  Wird  an  Landstrassen  den  geeigne- 
ten Platz  finden.  Der  Baum  wächst  sehr  schwach. 
(Blülit  spät  und  wird  dadurch  leichter  tragbar,  wel- 
ches besonders  hervorzuheben   ist.     Jäger). 

9.  Orleans-ßeinette;  hier  unter  dem  Namen 
Peppin  Parmaine  sehr  bekannt.  In  den  Gärten, 
auch  schon  an  Landstrassen  häufig  zu  finden.  Wird 
mit  Recht  zu  den  allerbesten  TafelfrUchten  gezählt. 
Der  Baum  gesund,  wächst  rasch  und  wird  noch 
sehr  viel  angepflanzt. 

10.  Harberts  Reinette.  (Vergl.  Beschluss 
der  Berliner  Versammlung).  Erst  seit  einigen  Jah- 
ren angepflanzt.     W^ächst  als  junger  Baum  kräftig. 

IV.    1857  in  Gotha  empfohleuc   12   Sorten  Birnen. 

1.  Grüne  fürstliche  Tafelbirn.  Unter  die- 
sem Namen  sind  gar  verschiedene  Sorten  hier,  wes- 
halb kein  Urtheil  abzugeben  steht. 

2.  Sommer-Dechantsbirn;  wird  gern  moUe 
und   deshalb   nicht  gesucht;   wenig  verbreitet. 

3.  Gute  graue  Bim  (Beurr^  gris).  Hier 
unter  dem  Namen  graue  Butterbirn  bekannt  und 
sehr  beliebt.  Eine  gute  September-Frucht,  die  sich 
14  Tage  aufbewahren  lässt.  Baum  gesund,  stark 
wüehsig;  es  stehen  viel  Bäume  in  den  Gärten  und 
an  den  Landstrassen.  Für  die  Tafel,  wie  als  Wirth- 
schaftsobst gleich  gut;  es  ist  in  unserer  Gegend 
keine  Herbstbirn  aufzufinden,  in  der  sich  alle  gute 
Eigenschaften  so  vereinigen. 


4.  Punk  tirter  Sommerdorn.  Nach  einer  Em- 
pfehlung von  Kiel  aus  erst  wieder  eingcfülirt.  Die 
Frucht   soll   gut   und   sehr   dauerhaft  sein. 

0.  Wildling  von  Motte  ist  hier  wenig  be- 
kannt. 

6.  Köstliche  von  Charneu;  Frucht  sehr  gut, 
kann  für  unsere  Gegend  niclit  genug  empfohlen 
und  angepflanzt  werden.  Baum  gesund,  seit  25 
Jahren  hier  eingeführt  und  hat  niemals  durch  den 
Frost  gelitten. 

7.  Regent  in.  An  Pyramiden  schöne,  grosse 
Tafel -Früchte,  auch  volltragend;  als  Hochstamm 
vielfach  verbreitet,  jedoch  sind  noch  keine  tragbare 
Bäume   vorhanden. 

8.  Nelis-Winterbirn.  Erst  in  neuerer  Zeit 
eingeführt. 

9.  Win  ter-Dechantsbirn;  hier  die  allervor- 
züglichste  Winter-Tafelbirn,  die  alijährlich  voll  trägt. 
Baum  gesund,  wächst  aber  etwas  langsam.  Als 
Hochstamm  ist's  am  besten,  wenn  man  älteren  Bäu- 
men  die   Kronen   urapfropft. 

10.  Bosc's  Flaschenbirn.  Viel  verbreitete, 
gute  Birn  für  die  Tafel.  Von  den  Hochstämmen 
wirft  der  Wind  leicht  die  Früchte  ab.  Baum  ge- 
sund, wird  aber  niclit  sehr  gross  und  hat  wenig 
Holz.  Pyramiden  auf  Wildlinge  gezogen,  können 
den  Schnitt  sehr  gut  vertragen,  ohne  der  Erndte 
Eintrag   zu    thun. 

11.  Kuhfuss,  wird  allgemein  hier  Pfundbiru 
genannt.  Keine  so  beliebte  Kochbirn,  wie  der  Kat- 
zenkopf. Stellt  zu  entbehren  und  ist  nicht  zu  em- 
pfehlen. 

12.  Kamper veiuis.  Vor  einigen  Jahren  erst 
eingeführt,  hat  jedoch  noch  nicht  getragen.  (Eine 
Kochbirn   nach   Jäger). 

V.    Von  den    18fi0  von  der  zu  Berlin  stattgehabten  3.  Ver- 
sammlung deutsclier  Pomologcn,   Obst-   und  üemiiseziiehter 
zur  Berücksichtigung  cmpt'oldenen  Birnen  sind  als  gut 
befunden   worden : 

1.  Herbst-S vi vesterbirn  (König  von  Würt- 
temberg),  nur  als   Pyramide  auf  Wildling. 

2.  Diel's  Butterbirn.  Als  Hochstamm  wie 
Pyramide  auf  W^ildling  sehr  volltragende  gute  Ta- 
felbirn;  sehr   zu  empfehlen  und  schon  viel   verbreitet. 

3.  Holländische  Feigenbirni  Der  Hoch- 
stamm hat  etwas  sehr  lange  Aeste;  als  Pyramide 
auf  Wildling  sehr  gut.  Früchte  am  Hochstamm 
ebenso   gut,   als   an   der  Pyramide. 

4.  Volkmarser  Butterbirn  soll  von  dem  hes- 
sischen Städtchen  Vcdkmarsen  aus  verbreitet  worden 
sein;  der  Baum  wird  gross,  wird  alt  und  ist  viel 
verbreitet. 

5.  Rothe  Dechantsbirn,  als  Beurr^  rouge 
bekannt,    als    eine    der    besten    Birnen;    der    Baum 


343 


wächst  langsam,   Ist  gesund  und   wird   alt.     In   Gär- 
ten und  an   Strassen  viel  verbreitet. 

VI.    Ebenso  sind  von  den  zu   Burlin  empfohlenen  Aepfeln 
hier  als  gut   befunden: 

1.  Weisser  Astrachan  er,  verdient  sehr  viel 
angepflanzt  zu   werden. 

2.  Rot  her  Herbstkalvill.  Ist  ein  schon  aus 
ältesten  Zeiten  bekannter,  guter  Apfel  und  findet 
sich  in  vielen  Gärten,  wird  auch  noch  sehr  viel 
angepflanzt. 

3.  Kaiser  Alexander.  Ist  noch  nicht  sehr 
lange  bekannt,  aber  doch  schon  hinlänglich  verbrei- 
tet und  verdient  als  Wirthschaftsapfel  grosse  Anei-- 
kennung. 

4.  Rother  Stettiner.  Für  den  Haushalt  eine 
sehr  gute  Frucht.  Baum  gesund  und  wächst  sehr 
kräftig. 

ilit  Kirschen  werden  die  Einwohner  zu  Kassel 
so  reichlich  von  der  nicht  selir  entfernt  liegenden 
Stadt  Witzenhausen  versehen,  dass  dadurch  der  An- 
bau etwas  vernachlässigt  ist;  aber  doch  alle  die  bes- 
seren Sorten  sind,  wenn  auch  vereinzelt,  in  den  Gär- 
ten um  Kassel  anzutreffen. 

Die  Kirschen  an  den  Bergen  zu  Witzenhausen 
werden  auf  die  Ostheimer  Weichsel  veredelt,  worauf 
die  frühe  Muskateller  vorzüglich  gedeiht.  Nicht  allein 
nach  Kassel,  sondern  auch  nach  Göttingen,  Hanno- 
ver, Brauuschweig  und  andere  Orte  werden  jähr- 
lich sehr  bedeutende  Quantitäten  Kirschen,  nicht 
nin-  aus  Witzenhausen,  sondern  auch  aus  mehrern, 
diesem  nahe  gelegenen  Orten,  versandt  luid  bildet 
der  Erlös  eine  bedeutende  Einnahmequelle  für  die 
Einwohner,  die  in  manchen  Jahren  auf  10,000  bis 
15,000  Thaler   anzuschlagen   ist. 

Von  den  zu  Berlin  empfohlenen  Pflaumen  sind 
hier  viele  Sorten  bekannt,  obgleich  es  doch  noch 
zu  wünschen  wäre,  dass  sich  hier  ein  Liebhaber 
fände,  der  sich  allein  mit  dieser  einträglichen  Frucht- 
gattung, deren  Nutzen  noch  nicht  aligemein  genug 
anerkannt  wird,  beschäftigte.  Unter  den  vor  un- 
gefähr 10  Jaliren  eingeführten  Pflaumen  haben  sich 
die  gelbe  Herrenpflaume  und  die  Reine  Victorie  als 
delikat  und  die  Bäumchen  auch  als  dankbar  tra- 
gende erwiesen;  dahingegen  hat  sich  die  sehr  an- 
gepriesene Frankfurter  Pfirsich-Zwetsche  vom  An- 
fange au   als  ungeniessbar  gezeigt.'^) 


*)  Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  wenn  auch  aus  anderen 
deutschen  Ländern  Berichte  über  die  von  den  Versammlungen 
dcustcher  Pomologen  empfohlenen  Obstsorten  uns  zukämen,  ixm 
veröffentlicht  zu  werden.  Nur  dadurch  lässt  sich  schliesslich 
ein  Urtheil  über  diese  Früchte  erhalten. 

Die  Redaktion. 


Birnen  in  schiet'lanfeiulen  Cordon's 

(^(^unluiis  ultliqiies). 

Vom  Baumschulbesitzer  Müller  in  Strassburg 

Diese  Form  kann  an  einer  Mauer  oder  am 
Freiland -Spalier  gezogen  werden  (en  Contrc-espa- 
lier) ;  sie  ist  sehr  leicht  zu  ziehen,  trägt  schnell 
Früchte  und  erlaubt,  gleich  den  Apfel-Cordon's,  in 
einem  kleinen  Raum  eine  reichhaltige  Sammlung 
anzulegen. 

Die  dazu  bestimmten  Stämmchen  werden  18 
Zoll  von  einander  gepflanzt,  wenn  man  sie  blos 
mit  einem  Ast  zieht,  und  24  Zoll,  sobald  man  zwei 
Aeste  zu  erhalten  wünscht;  sie  werden  gleich  den 
Pfirsich  -  Cordon's  obliques  schief  in  die  Erde  ge- 
bracht und  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  gegen  den  Bo- 
den geneigt,  bis  sie  mit  demselben  einen  Winkel 
von  45"  bilden.  Man  nimmt  entweder  einjährige 
Stämme  oder  gleich  ganz  gebildete.  Von  den  ein- 
jährigen wird  beim  Schneiden  im  Frühjahre  unge- 
fähr der  vierte  Theil  abgeschnitten,  bei  den  gebil- 
deten dagegen  nur  der  letztjährige  Trieb  auf  die 
Hälfte  zurückgeschnitten ;  den  Sommer  hindurch 
werden  ebenfalls  die  Nebentriebe  auf  3 — 4  Augen 
abgekneipt  und  dieses  Verfahren  während  des  gan- 
zen Sommers  an  den  jungen  Trieben  wiederholt, 
sobald  diese  eine  Länge  von  ungefähr  (i  Zoll  er- 
reicht haben.  An  dem  Haupttriebe  aber  wird  nichts 
gemacht,  ausgenommen,  wenn  mehre  Augen  sich 
am  Stamme  befinden,  die  nicht  austreiben  wollen, 
dann  kann  die  Spitze  abgekneipt  werden,  damit 
der  Saft  zurückgeht,  um  die  noch  schlafenden  Au- 
gen austreiben  zu  machen,  wobei  man  noch  durch 
einen  Querschnitt  über  jedem  Auge  nachhelfen  muss. 
Der  Haupttrieb  wird  von  Jahr  zu  Jahr  verlängert 
und  nachdem  der  Baum  kräftig  ist,  wird  von  die- 
sem die  Hälfte  oder  auch  nur  der  dritte  Theil  von 
dem  letztjährigen  Triebe   abgeschnitten. 

Bei  den  aus  zwei  Aesten  gebildeten  Cordon's 
(cordons  doubles)  wird  der  Stamm  während  der 
zwei  ersten  Jahre  ganz  wie  füi;  einfache  Cordon's 
behandelt;  im  dritten  Jahre  lässt  man  unten,  ganz 
nahe  an  der  Unterlage  des  Cordon's,  auf  der  obern 
Seite  ein  Auge  austreiben,  welches  man  den  Som- 
mei-  hindurch  gerade  in  die  Höhe  wachsen  lässt, 
demselben  im  folgenden  Frühjahre  aber  dieselbe 
Richtung  gibt,  wie  dem  ersten  Theile.  In  den  fol- 
genden Jahren  werden  Im  Frühjahre  die  beiden 
Aeste  (oder  Cordon's)  verlängert,  bis  solche  die 
Höhe  der  Mauer  erreicht  haben. 

Da  hier  eben  der  Querschnitt  über  dem  Auge 
erwähnt  ist  und  derselbe  bei  Bildung  aller  Formen- 
bäume angewandt  werden  kann,  so  beschreibe  ich 
hier  gleich,  wie  er  gemacht  werden  soll  und  an 
welchen  Aesten  und  Augen   er  statthaft  ist. 


344 


Diesei"  Querschnitt  ist  von  grossem  Vortheil  für 
den  Gärtner,  indem  man  durch  diesen  an  den  Stel- 
len, an  welchen  man  starke  Triebe  haben  will,  den 
Saft  an  dessen  Augen  spannen,  dagegen  aber  dann 
an  anderen,  die  zu  stark  treil^en,  den  Zutritt  des 
Saftes  zum  Theil  hindern  kann,  in  die  stai-k  trei- 
benden Aeste  zu  geheu,  da  er  sich  nun  vielmehr 
auf  die  schwächeren   vertheilen  muss. 

Die  Querschnitte  sollten  wo  möglich  gleich  bei 
dem  Schneiden  des  Baumes  gemacht  werden,  wie 
folgt: 

In  vielen  Baumschulen,  in  denen  die  jungen 
Bäume  den  Sommer  hindurch  nicht  pincirt  werden, 
sondern  nur  in  einer  gewissen  Höhe  einige  starke 
Aeste  bekommen  und  die  unteren,  wenn  die  Augen 
austreiben  sollten,  nur  ganz  schwach  bleiben,  da  ist 
der  Querschnitt  an  seinem  Platze,  ja  sogar  von  der 
grössteu  Nothwendigkeit,  besonders  wenn  man  ge- 
zwungen ist,  aus  solchen  Bäumen  Pyramiden  zu 
ziehen,  an  welchen  die  unteren  Aeste  immer  stär- 
ker sein   sollen,  als  die  oberen. 

Um  also  einem  Auge  oder  schwachem  Aste 
ein  kräftigeres  Wachsthum  zu  geben,  schneidet  man 
gleich  im  Frühjahre  beim  ersten  Schnitt  des  Bau- 
mes einen  Einschnitt  einige  Linien  über  dem  Auge 
oder  Aste.  Der  Zweck  bei  jeder  Art  des  Ein- 
schnittes ist,  die  Rinde  wegzunehmen.  Wenn  nun 
auch  etwas  Holz  mit  herauskommt,  so  schadet  es 
nichts. 

Sind  die  Aeste  schon  etwas  lang  und  es  be- 
findet sich  ein  ganz  schwacher  Ast  dazwischen,  so 
wird  ausser  dem  Querschnitt  über  dem  letzteren  noch 
auf  der  Seite  rechts  und  links  ein  schiefer  Längs- 
schnitt gemacht,  aber  keine  Rinde  herausgeschnitten, 
sondern  man  fährt  blos  mit  der  Spitze  vom  Messer 
durch  die  Rinde  bis  auf  das  Holz;  dadurch  dehnt 
sich  die  Rinde  auseinander  und  es  bildet  sich  eine 
neue  Rinde  und  neue  Saftkanäle,  durch  welche  der 
Saft  leichter  durchgeht;  dieser  Schnitt  wird  aber 
erst  gemacht,  wenn  der  Baum  im  Treiben   ist. 

Umgekehrt,  um  das  Wachsthum  der  starken 
Aeste  aufzuhalten,  wird  der  Querschnitt  unter  den- 
selben gemacht.  Reicht  dieses  noch  nicht  hin,  so 
sind  liier  ebenfalls  noch  von  diesem  ausgehende 
schiefe  Längsschnitte,    aber  nach   oben,   angezeigt.*) 


*)  Der  Querschuitt  über  dem  Auge  wiril  auch  gemacht, 
wenn  nackte  Stellen  an  Aesten  oder  auch  am  Haujitstamme 
vorhanden  sind,  um  schliesslich  noch  ein  schlafendes  und  selbst 
fast  ganz  verkommenes  Auge  zur  Ausbildung  zu  bringen  und 
auf  diese  Weise  die  kahle  Stelle  belaubt  zu  machen.  Auch 
hier  macht  man  zu  gleicher  Zeit  auf  beiden  Seiten  des  Auges 
oft  noch  Einschnitte.  Die  Redaktion. 


(ünill  (fiiilcr's 
Index  Aroideai'uni. 

Wir  erlauben  uns  auf  vorliegende,  eben  erst 
erschienene  Schrift  alle  Botaniker  und  Gärtner  auf- 
merksam zu  machen.  Heut'  zu  Tage  werden  all- 
jährlich so  viele  Pflanzen,  welche  der  Handelsgärt- 
ner, weil  doch,  wie  er  meint,  jedes  Kind  einen 
Namen  haben  muss,  mit  irgend  einem  Namen  in 
den  Handel  bringt,  eingeführt,  anderntheils  belieben 
manche  Botaniker  die  alten  Benennungen  oft  ziem- 
lich willkürlich  umzuändern,  so  dass  es  für  den 
Mann  der  Wissenschaft  nicht  weniger,  als  für  den 
Gärtner  vom  Fache,  sowie  dem  Laien,  sehr  schwie- 
rig ist,  sich  zurecht  zu  finden.  Ein  solches  Buch, 
wie  vorliegendes,  muss  demnach  sehr  willkommen 
sein,  zumal  es  grade  in  einer  schwierigen  Familie, 
die  sehr  viel  in  Kultur  ist,  die  nöthigen  Aufschlüsse 
zur  richtigen   Benennung  gibt. 

Der  Verfasser  ist  Gärtner  und  steht  einem  ziem- 
lich grossen  Garten  mit  Gewächshäusern  in  Russ- 
land  vor.  Es  ist  länger  als  10  Jahre,  da  er  unter 
der  Leitung  des  Hofgärtners  G.  A.  Fintelmann 
auf  der  Pfaueninsel  bei  Potsdam  die  schwierige  Ar- 
beit eines  Nomenklators  begann.  Professor  Koch 
in  Berlin  stellte  ihm  das  wissenschaftliche  Material 
zur  Verfügung  und  unterstützte  ihn  auch  sonst  auf 
alle  Weise.  Als  Gärtner,  der  zur  weiteren  Aus- 
bildung in  verschiedenen  Handelsgärtnereien  be- 
schäftigt war,  hatte  er  Gelegenheit,  die  gärtneri- 
schen Namen  der  Aroideen  kennen  zu  lernen  und 
zu  berichtigen.  Auch  Professor  Koch  theilte  ihm 
auf  das  freundlichste  alle  seine  in  Betreif  der  in 
den  Gürten  kultivirten  Aroideen  gemachten  Bemer- 
kungen mit.  Nicht  weniger  als  8  Jahre  hindurch 
wurde  das  fertige  Mannskript  mit  Nachträgen  be- 
reichert, so  dass  es  wohl  jetzt  auf  einige  Vollstän- 
digkeit  Anspruch   machen    dürfte. 

Der  Lidex  ist  in  alphabetisclier  Reihenfolge  ein- 
gerichtet. Die  richtigen  Namen  haben  vorn  eine 
fortlaufende  Nummer  und  hinten  die  genaue  An- 
gabe des  Vaterlandes.  Darunter  befinden  sich,  etwas 
eingerückt,  die  Synonyme  mit  kleineren,  aber  ge- 
sperrten Lettern,  während  die  Abarten  die  gewöhn- 
hche  kleine  Schrift  haben.  Um  die  Synonyme  der 
alphabetischen  Reihe  gleich  zu  erkennen,  haben  diese 
ein  j  vor  dem  Namen  und  ein  v.  (vide)  dahinter 
mit  der  richtigen  Benennung.  Es  sind  hier  die  ge- 
wöhnlichen Lettern,  aber  nicht  gesperrt,  wie  bei 
den  eigentlichen  Namen,  benutzt.  Die  Genera  bil- 
den  Ueberschriften. 


Verlag  von  Karl  Wiegaudt  in  Berlin, 
Kommandanten-StrasBe  No.  G2. 


Druck  der  C.   Feister 'scheu  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zieten-PIaW  No.  2. 


Wochenschrift 

des 

Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Königl.  Preussischen  Staaten 


für 


Gärtnerei  und  Pflanzenkundei 

Redakteur : 
Ir*i-ofessor  ll>r.  Karl  Kochi, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  44.  45.  Berlin,  den   5.  und   12.  November  1864. 

Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  aUe  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post  -  Vereines. 


Inhalt:      Die  allgemeino  Ausstellung  von  Pflanzen,   Blumen  und  allen   mit  dem  Gartenbau  in  Verbindung  stehenden  Gegenständen 
zu  Amsterdam   im   Krühlinge   18()ö.  —  Ein  Garten    des    südwestliehen    Frankreichs.  —  Wörraann's    Garten  -  Ingenieur. 

Sonntag,  den  37.  INurember,  .Mittags  ^12  Uhr,    linilet  im  Englische»  Hause  (iTIuhrenstrassc  49)  eine  Versammlung 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  (iarteubaues  statt,  wozu  die  geehrten  Iflitglieder  eingeladen  werden. 

Die 

allgeineiiie  Aiisstelhiiig  von  Pflanzen,  Blumen 

uiiö  Qft'eii  mit  öeiii  cgartcnönu  in  üeröiniimig  llcfjeiibeu  c^egenlläiibeii 
*  zu  Amsterdam 

im  ^rül)linge  bra  3al)rra  1865. 

Je  mehr  für  die  verschiedenen  Länder  sich  Koniuniuikatiunsvvege  eröffnen,  je  häufiger  die  Völker 
Europa's  mit  einander  in  Berührung  kommen,  um  so  grösser  wird  das  Bedürfniss  sein,  auch  die  Erzeug- 
nisse des  menscbhchen  Fleisses  und  der  Intelligenz  aus  allen  Ländern  kennen  zu  lernen.  Die  Garten- 
kultur hat  in  den  letzten  Jahren  ungemeine  Fortschritte  gemacht:  Pflanzen  und  Blumen  gehören  bereits 
zu  den  nothwendigen  Luxus-Artikeln,  während  Früchte  und  Gemüse  von  jeher  Nahrungsmittel  waren. 
Nichts  ist  so  sehr  geeignet,  die  Fortschritte,  die  überhaupt  gemacht  sind,  zur  allgemeinen  Kenntniss  zu 
bringen,  als  Ausstellungen.  In  allen  der  Kultur  zugänglichen  Ländern  finden  deren  statt  und  üben  auf 
die  weitere  Entwickeluug  der  Industrie,  sowie  des  Land-  und  Gartenbaues,  einen  grossen  Einfluss  aus. 
Dieser  selbst  wird  aber  um  so  bedeutender  sein,  je  grösser  die  Theilnahme  ist  und  je  mehr  aus  ver- 
schiedenen  Ländern  Gegenstände   eingeliefert   werden. 

Wir  haben  bereits  allgemeine  Ausstellungen  des  Gartenbaues  in  Verbindung  mit  den  allgemeinen 
Industrie-Ausstellungen,  sowohl  in  London,  als  in  Paris,  gehabt;  in  Belgien  erkannte  man  aber  zuerst  die 
Noth wendigkeit  an,  die  ersteren  unabhängig  von  den  letzteren  iu's  Leben  zu  rufen.  Die  mit  einem 
botanisch-gärtnerischen  Kongresse  verbundene  erste  allgemeine  Ausstellung  von  Pflanzen  u.  s.  w.,  an  der 
ausser  Belgien  sich  noch  Frankreich,  Grossbritannien,  die  Niederlande  und  Deutschland  betheiligten  und 
die  ausserdem  von  Repräsentanten  fast  aller  Völker  Europa's  besucht  wurde,  fand  Ende  April  in  Brüssel 
statt,  die  zweite  wird  im  nächsten  Frühjahre  in  Amsterdam  sein  und  durch  Zusammenwirken  der  ver- 
schiedenen Niederländischen   Gartenbau-Vereine  in's  Leben   gerufen   werden. 

In  Holland  blühte  bereits  zu  Ende  des  17.  und  zu  Anfang  des  18.  Jahrhundertes  der  Gartenbau, 
während  er  im  übrigen  Europa  zum  grossen  Theil  noch  auf  einer  niedrigen  Stufe  seiner  Entwickeluug 
stand.  In  Frankreich,  Grossbritannien  und  Deutschland  zeichneten  sich  zwar  einzelne  Orte  durch  ihren 
Gartenbau  aus:    so  allgemein,    wie  in   den  Niederlanden,    hatte    er    sich   aber  keineswegs  daselbst  ausge- 

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breitet.  Wir  wollen  nur  die  Verdienste  erwähnen,  welche  die  Niederlande  sich  um  die  Kultur  der 
Blumenzwiebeln  früher  erworben  haben  und  noch  fortwährend  erwerben.  Eben  deshalb  halten  wir  es 
t'ür  unsere  Pflicht,  schon  jetzt  auf  die  bevorstehende  Ausstellung  im  Frühlinge  des  nächsten  Jahres  in 
Amsterdam  aufmerksam  zu  machen  und  zwar  um  so  mehr,  als  von  Seiten  der  Niederländischen  Regierung 
und  der  Holländer  selbst  bereits  solche  Vorkehrungen  getrofien  werden,  dass  die  Ausstellung  wohl 
sicherlich  keiner  der  vorausgegangenen  nachstehen  wird.  Man  macht  bereits  alle  Anstrengungen,  um 
denen,  welche  im  Frühjahre  zu  diesem  Zwecke  nach  Amsterdam  kommen,  etwas  zu  bieten,  was  sonst 
kaum  geboten  werden  dürfte.  Eine  allgemeine  Betheiligung  der  mit  (Gartenbau  sich  speziell  beschäfti- 
genden Völker  Europa's  wird  gewiss  stattfinden.  Eben  deshalb  liegt  es  uns  Deutschen  ob,  den  übrigen 
Völkern  nicht  nachzustehen.  Grade  Deutschland  hat  in  einigen  Zweigen  der  Gartenkultnr  solche  Erfolge 
errungen,  dass  es  wohl   hierin  wenigstens   eine  Konkurrenz   auszuhalttn   vermag. 

Es  kann  nicht  in  unserem  Zwecke  liegen,  Gärtner  und  Gartenbesitzer  auf  das,  womit  sie  in  Kon- 
kurrenz treten  könnten,  aufmerksam  zu  machen;  es  muss  dieses  Jeder  selbst  fühlen  und  auch  wissen, 
dass  er  nur  mit  vorzüglichen  Leistungen  in  die  Schranken  treten  kann.  Um  so  grösser  ist  dann  aber 
auch  das  Bewusstsein,  das  Verdienst,  den  Sieg  davon  getragen  zu  haben.  Deutschland  muss  es  Ehren- 
sache sein,  wie  überhaupt,  so  auch  hier,  nicht  zurückzustehen.  Wir  fordern  deshalb  vor  Allem  die 
deutschen  Gartenbau-Vereine  auf,  die  Angelegenheit  in  die  Hand  zu  nehmen  und  dafür  Sorge  zu  tragen, 
dass  im  nächsten  Frühjahre  die  deutsche  Gärtnerei  würdig  in  Amsterdam  vertreten  ist.  Das  alsbald  hier 
folgende  Programm  gibt  nähere  Kunde;  gern  sind  wir  aber  auch  bereit,  wo  es  gewünscht  wird,  ausser- 
dem noch  nähere  Auskunft  zu  geben,  in  sov.eit  dieses  selbst  uns  möglich  ist.  Auch  stehen  Programme 
in    deutscher   Sprache  stets   zu   Gebote,   wenn   man   deren  von  uns  wünschen   sollte. 

Wie  man  aus  dem  Programme  ersieht,  sind  alle  Zweige  der  gesammten  Gärtnerei  in  demselben 
vertreten.  Wenn  demnach  der  Gärtner  alle  Ursache  sich  zu  betheihgen  hat,  da  sein  Name  und  seine 
Erzeugnisse  bei  dem  vorauszusetzenden  grossen  Besuche  der  Ausstellung  von  Seiten  wohl  aller  Völker 
Europa's  bekannter  werden,  so  möchte  auch  der  Liebhaber  durch  das,  was  ihm  auf  der  Ausstellung  vor- 
geführt wird,  eine  Auswahl  für  seine  speziellen  Neigungen  finden,  überhaupt  aber  sehen,  welche  Fort- 
schritte die  Pflanzenkultur  gemacht  hat,  der  Botaniker  findet  dagegen  Gelegenheit,  seine  Wissenschaft 
zu  fördern  und  seine  Kenntnisse  zu  erweitern.  Die  wichtigsten  Familien  werden  auf  der  Ausstellung 
vertreten  sein;  was  aus  fremden  Ländern  in  der  neuesten  Zeit  eingeführt  wurde,  ist  o|ine  Zweifel  eben- 
falls vorhanden  und  bietet  Gelegenheit,  umfassendere  Studien  zu  machen,  als  es  nach  getrockneten  Exem- 
plaren geschehen  kann.*) 

Berlin,   den    12.  November   1864. 

Karl  Koch. 


*)  Leider  wurde  die  deiitsche  Ausgabe  des  Amsterdamer  Programmes  einestheils  durch  unsere  12-wüchentliclie  Keise 
nach  Frankreich,  anderntheils  durch  die  weite  Korrespondenz  mit  dem  .Sekretär  des  leitenden  Ausschusses  für  die  Amsterdamer 
Ausstellung  wesentlich  verzögert;  wir  hoffen  jedoch,  dass  auch  jetzt  noch  Vorbereitungen  mannigfacher  Art  möglich  sind,  um 
der  einen  oder  andern  Aufgabe  zu  genügen. 


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64.  Eine  Sammlung  von    15  Eriken   in  Bliithe: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  l'reis;  eine  grosse  silberne  Medaille. 

65.  Eine  Sammlung  von    100   blühenden   Hosen   in  mindestens   50   Sorten: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene    Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  goldene  Medaille.     Dritter  Prei.s:   eine  vergoldete  Medaille. 

66.  Eine   Sammlung  von   25  hochstämmigen  Rosen   in   Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Dritter  Preis;   eine  grosse  silberne  Medaille. 

67.  Eine   Sannnlung  von   25   Strauch-Rosen  in   Blüthe: 

Erster  Preis;  eine  vergoldete  Medaille      Zweiter  Preis;   eine  grosse  silberne  Medaille.     Dritter  Preis;  eine  silberne  Medaille. 

68.  Eine   Samiiduug   von    12   neuen    Rusen: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis;  eine  grosse   silberne  Medaille. 

69.  Eine    Sannnlung    von    Yucca,    Agave,    Pincenectia    (Beaucarnea),    Dasylirium,    Dra- 
caena,   Aloe  und  anderen  ähnlichen   Pflanzen   in   (minde.-tens   .30)  grossen  Exemplaren: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis;  eine  goldene  Medaille. 

70.  Eine  Sammlung  von   Agaven   in   mindestens   25   Arten   oder  Abarten: 

Erster  Preis;  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis;   eine  vergoldete   Medaille. 

71.  Eine  Sammlung  von   25   Koniferen  in   grossen   Exemplaren: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene   Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  goldene  Medaille. 

72.  Eine  Sammlung  von   50   Koniferen  in   50   Arten: 

Erster  Preis;   eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis;   eine  vergoldete  Medaille. 

73.  Eine  Sammlung  von    12   neuen  Koniferen: 

Erster  Preis ;  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis :   eine  vergoldete  Medaille. 

74.  Eine  Sammlung  von   2.5   Proteaceen: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter   Pi-eis:  eine  vergoldete  Medaille. 

75.  Eine  Sammlung  von   20   Berberideen: 

Erster  Preis;   eine   vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis;  eine  grosse  silberne  Medaille. 

76.  Eine   Sammlung  von   25   Myrtaceen: 

Erster  Pieis:   eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis;  eine  grosse   silberne  Medaille. 

77.  Eine  Sammlung  vou   25   Farnen   des   Kalthauses: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis;  eine  vergoldete  Jledaille. 

78.  Eine   Sammlung  von   30   Stechpalmen   (Hex): 

Erster  Preis;  eine  vergoldete   Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

79.  Eine   Sammlung  vou    12   Arten   von   Eichen  mit  Blättern: 

Erster  Preis:   eine   vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

80.  4   blühende   Viburnum   Tinus   in   grossen   Exemplaren: 

Erster  Preis;  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

81.  2   Paar  Lorbeerbäume  in  grossen  Exemplaren: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

82.  2   Paar   Orangenbäume  in  grossen   Exemplaren   und  in   Blüthe  oder  mit  Früchten: 

Erster  Preis:   eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille. 

83.  Eine  Sammlung  von   25   Orangenbäumen  in    Blüthe   oder   mit  Früchten: 

Erster  Preis:   eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille. 

84.  Eine  Sammlung  von    10  baumartigen   Päonien  in  Blüthe: 

Erster  Preis:   eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

85.  Eine  Sammlung  von   25   Pelargonium  zonale  in  Blüthe: 

Erster  Preis;   eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

86.  Eine   Sammlung  von   25   Pelargonium   zonale  mit  panachirten  Blättern: 

Purster  Preis:  eine  gro.sse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

87.  Eine   Sammlung  von   30  blühenden   Cinerarien: 

Erster  Preis ;   eine  gro.sse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis :  eine  silberne  Medaille. 

88.  Eine  Sammlung  von    30  blühenden   Calceolarien: 

Erster  Preis:  eine  gro.sse  silberne  Medaille.     Zweiter   Preis:  eine  silberne  Medaille. 

89.  Eine   Sammlung  von   25   Primula  chinensis  in  Blüthe: 

Erster  Preis:   eine   grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 

90.  Eine  Sammlung  von   25   Aurikeln   in   Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

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91.  Eine  Sammlung  von   30  Primeln   in   Blüthe  (Primula  chinensis   und  Auricula  ausgenommen): 

Erster  I'rt*is :   eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter   I'reis:   eine  silberne  Medaille. 

92.  Eine  Sammlung  von   25   Stiet'uiüttercb  eii   (Viola  tricolor)  in  Blüthe: 

Erster  Preis:   eine  grosse   silbern»;  Medaille.      Zweiter  Preis:   eine  silberne  Sfedaille. 

93.  Eine   Sammlung  von  25  verschiedenen  Veilchen  in   Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 

94.  Eine  Sammlung   von   25   Töpfen   blühender  Eeseda: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille      Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

95.  Eine  Sammlung  von    12   blühenden   Heliotropien: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 


lü.  Pflanzen. 

jiDitbel-  unli  üuollfnf|ciiiiid)rc. 


96.  Eine  Sammlung   von   blühenden    Zwiebel-   und  Knollengewächsen,   welche  die  grösste 
Anzahl   der  betreffenden    Geschlechter    und   Arten    uiiit'asseu    muss    und    von    jeder  Varietät    höchstens  nur 
2   Töpfe  enthalten   darf  (Hyazinthen,   frühe   und   gefüllte   Tulpen,   sowie   Crocus   sind  ausgeschlossen): 
Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.    Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

97.  'Für  Liel>lial>ei-.      Eine   Sammlung  von   25   blühenden   Amaryllis: 

Erster  Preis;  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

98.  Für  Ilaiidelsgürtner.      Eine  Sanunlung  von   25   blühenden  Amaryllis: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.    Dritter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille. 

99.  Eine   Sammlung   von    12   blühenden  Amaryllis: 

Er.ster  Preis:  eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:   eine  vergoldete   Medaille. 

100.  Eine   Sammlung  von    100   blühenden   Hyazinthen    in    eben    so   viel   Sorten,    von   denen 
60  einfach   und   40  gefüllt  sein   müssen*): 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille  und   50  Gulden.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille. 
Dritter  Preis:  eine  goldene   Medaille.     Vierter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

101.  Eine    Sammlung    von    50    Hyazinthen     in   Blüthe    in     eben     so    viel    Sorten,    von    denen 
30  einfach  und   20  gefüllt  sein   müssen: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  grosse  sillierne  Medaille. 

102.  Eine   Sannnlunar   von    60   einfachen   Hvazinthen   in   Blüthe   in    eben   so   viel   Sorten: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille  und  25   Gulden.     Dritter  Preis: 
eine  goldene  Medaille      Vierter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille 

103.  Eine   Samndung   von   40   blühenden   gefüllten   Hyazinthen  in   eben   so   viel   Sorten: 

Erster  Preis:   eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille  und  25  Gulden.     Dritter  Preis: 
eine  goldene  Medaille.     Vierter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

104.  1    neue  einfache  Hyazinthe  in   Blüthe  von  besonderem  Werthe,  noch  nicht  im  Handel: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

105.  1    neue  gefüllte  Hyazinthe  in  Blüthe,  von   besonderem  Werthe,  noch   nicht  im  Handel: 

Erster  Preis :  eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis :  eine  vergoldete  Medaille. 

106.  Eine    Sammlung    von     100  Töpfen     früher    einfacher    Tulpen    (3    Pflanzen    in    jedem 
Topfe)  in  mindestens    75   Sorten: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

107.  Eine    Samndung   von    50   Töpfen    früher    einfacher   Tulpen    in    Blüthe    (3   Pflanzen    in 
einem  Topfe)  in  niiisdestens  40  Sorten: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

Vierter  Preis :  eine  silberne  Medaille. 


*)    Die  unter  No.  100 — 105   verlangten   Blumenzwiebeln  dürfen   nur  eine  einzige  Zwiebel  in  jedem   Topfe  enthalten. 


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108.  Eine   Sammlung    von    öO   Töpfen    blüliender   gefüllter    Tulpen    (3    Pflanzen    in    jedem 
Topfe)  in  mindestens   40   Sorten : 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille  u.  25   Gulden.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.    Dritter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille. 

109.  Eine  Sammlung  von   30  Töpfen   blühender  gefüllter  Tulpen   in  mindestens  25  Sorten 
(3   Pflanzen  in  jedem  Topfe): 

Erster  Preis:  eine  goldene   Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

Vierter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

110.  Eine   Sammlung  von   20  Sorten  später  Tulpen   (Violetten,   Rosen  und  Bizarren)  in  Blüthc. 
Nur   eine   Pflanze   in  jedem   Topfe : 

Erster  Preis:    eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille. 

111.  Eine  Sammlung  von   200  Töpfen  blühender  Crocus  in    mindestens  50  Sorten  (5  Pflanzen 
In  jedem  Topfe): 

Erster  Preis:  eine  o-oldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete   Medaille.     Dritter  Preis:   eine  grosse  silberne  Medaille. 

Vierter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 

112.  Eine  Sammlung    von    50   Töpfen    blühender    einfacher    und    gefüllter  Narzissen    in 
mindestens   25   Sorten: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  gro.sse  silberne  Medaille. 

113.  Eine  Sammlung  von   25   Töpfen   mit  Tazetten   in   Blüthe  in   25    Sorten: 

Erster  Preis:  eine  vero-oldete  jMedaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

114.  Eine  Sammlung    von    25   Töpfen    mit   Fritillaria    Meleagris,    pj-renaica    und    anderen 
in  Blüthe,  in   25   Arten  und   Sorten   (ausgenommen   Fritillaria  imperialisj: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete   Medaille.      Zweiter   Preis:   eine   silberne  Medaille. 

115.  Eine  Sammlung    von    20   Kaiserkronen    (Fritillaria    imperialis)    in    Blüthe    in    mindestens 
10   Sorten: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille-      Zweitfr  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

116.  6  Lilien  in   Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.      Zweiter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 

117.  Eine   Sammlung  von   20   Töpfen  blühender   Ranunkeln: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille 

118.  Eine  Sammlung  von   25   Töpfen  blühender  gefüllter  Anemonen: 

Erster  Preis:  eine  gros.se  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

119.  Eine  Sammlung  von   25  Töpfen   blühender  Anemone  hortensis  in   25  Sorten: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

120.  Eine   Sannnlung  von    10  blühenden   Gladiolen: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne   Medaille.     Zweiter  Preis:   eine   silberne  Medaille. 

121.  Eine  Sammlung  von   25  blühenden   Iris: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

122.  Eine  Sammlung  von   ß  blühenden  Tropaeolum   trioolor,   azureum,  brachyceras  und 
anderer  Arten  mit  Knollen: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

123.  Eine  Sammlung  von   20   Töpfen   blühender   Oxalis: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne   Medaille. 

124.  Eine   Sammlung  von   25   Töpfen   blühender   Cyclamen: 

Erster  Preis:   eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

125.  Eine  Sammlung    von    50    blühenden    Hyazinthen  in   Gläsern  mit  Wasser  gezogen,    und 
zwar  35  einfache  und    15   gefüllte: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille  n.  25   Gulden.    Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  vergoldete   Medaille. 

126.  Eine   Sammlung  von   30  blühenden   Hyazinthen    in   Wassergläsern    gezogen,    und    zwar 
20   einfache  und    10  gefüllte: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete   Medaille  und   10  Gulden.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Dritter  Preis: 

eine  grosse  silberne  Medaille. 

127.  Eine   Sammlung  von    12   blühenden  Zwiebel-    oder  Knollengewächsen   des  Warm- 
hauses, die  neu  oder  wenigstens  doch   selten  sind: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

45* 


556 

128.  Eine   Sammlung    von    12  blühenden  Zwiebel-    oder    Knollengewächsen    des    Kalt- 
hauses, die  ebenfalls   neu   oder  noch   selten  sind: 

Erster  Preis :  eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis :  eine  vergoldete  Medaille. 

129.  Eine    Sammlung   von    12   blühenden    Zwiebel-    oder   Knollengewächsen    des    Frei- 
landes,  die  auch  neu    oder   noch   selten   sind: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille, 


IF.   ßoiiqucts  und  sonstige  <i!egcnstände 

jum  öd)mudi  uni  m  Jlerjietunj. 


130.  3   Tafel -Blumen  stücke. 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille. 

131.  3   T af e Ibouquets: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille. 

132.  1    Tafel  schale   mit  Blumen: 

Erster  Preis:   eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille. 

133.  3   Brautbouquets: 

Erster  Preis;   eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:   eine   vergoldete   Medaille. 

1 34.  3   B  a  1  b  o  u  q  u  e  t  s : 

Erster  Preis:   eine  goldene  SIedaille.      Zweiter  Preis:  eine  vergoldete   Medaille. 

135.  3   Phantasie-Bouquets: 

Erster  Preis :   eine   goldene   Medaille.*    Zweiter  Preis :  eine  vergoldete  Medaille. 

136.  3   Stück   Kopfputz  für    Damen,   (aus  frischen   Blumen   zusammengesetzt),    von  denen  einer 
für  eine  Braut  berechnet  sein  muss: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

137.  1    Bouquet   zur  Verzierung  eine  Nische  oder  eines  Flures  (Treppenhauses): 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

138.  Eine   Sammlung  von   Gegenständen,    die  aus  getrockneten  Blumen  und  Immortellen 
u.  s.  w.  zusammengesetzt   sind: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille 

139.  3   Blumentische  oder  Blumenkörbe  mit  blühenden   Pflanzen: 

Erster  Preis :  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  PreLs :  eine  vergoldete  Medaille. 

140.  3  Blumentische   oder   Blumenkörbe   mit  Blattpflanzen: 

Erster  Preis:   eine   guldene   Medaille.      ZweÜer  Preis:   eine   vergoldete   Medaille. 

141.  Eine    Samnihmg    von    Kunst-    und    Industrie-Gegenständen,     die    mit   blühenden   oder 
Blattpflanzen  geschmückt  sind: 

Erster  Preis :   eine  grosse  silberne  Medaille.      Zweiter   Preis :  eine  silberne  Medaille. 

142.  Eine    Sammlung   von    Kunst-    und    Industrie-Gegenständen,     die   mit    hängenden   oder 
Schlingpflanzen  geschmückt  sind: 

Erster  Preis  :   eine  grosse  silberne  Medaille.      Zweiter  Preis :  eine  silberne  Medaille.  * 

143.  Eine  Sammlung   von   Kunst-   und   Industrie-Gegenständen,   die  mit  Hyazinthen,   Tulpen 
und  andern  Zwiebel-   oder  Knollengewächsen   geschmückt  sind: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 


347 


cRll'üciiipiue 


welche 
unter  dem  Protektorate    Ihrer  Majestät  der  Königin  der   Niederlande 

lind 

mitL'r  der  Ehren-Präsidentschaft    Sr.   König-1.   Hoheit    des  Prinzen   von  Oranien 
im  FäiilijaSiie  des  Jiifsres  1S05  stattfiiideii  wird, 

und   zwar 

in  dem  Indostrie-Pafaste  zu  Amsterdam. 


Alle  Briefe  und  Mittlieiluiigcn,  welche  auf  die  Ausstellung  Bezug  haben,  müssen  an  den  Herrn 
J.  H.  Krelage  in  Haarlem,  erstem  Sekretär  des  leitenden  Ausschusses  der  allgemeinen  Blumen-  und 
Pflanzen-Ausstellung  im  Jahre    1865,   adressirt  werden. 

Dieses  Programm  wird  gratis  und  franko  an  alle  Diejenigen  geschickt  werden ,  die  sich  an  den 
ersten  Sekretär  in  einem  frankirten  i5ricfe  wenden  werden.  Wem  Programme  in  niederländischer 
oder  französischer  Sprache  genehmer  sein  solltei',   kann    diese   ebenfalls  erhalten. 

Yorbeniei'kung. 

Die  Königliche  Niederländische  Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
unter  dem  Protektorate  Seiner  Majestät  des  Königs  der  Niederlande,  hat  im  Verein  mit  der 
Mehrzahl  der  niederländischen  Garten-  und  Ackerbau-Vereine,  sowie  der  betreffenden  Institute,  beschlossen, 
im  Frühlinge  des  nächsten  Jahres  1865  eine  allgemeine  Ausstellung  aller  Erzeugnisse  des 
Gartenbaues,  sowie  der  damit  zusammenhängenden  Kunst-Gegenstände  und  Fabrikate 
im  Industrie-Paläste  zu   Amsterdam  in's   Leben   zu   rufen. 

Ihre  Majestät  die  Königin  der  Niederlande  haben  geruht,  das  Protektorat  dieser  Aus- 
stellung anzunehmen,  während  Se.  Königl.  Hoheit  der  Prinz  von  Oranien  sich  der  Ehren-Präsi- 
dentschaft des  leitenden   Ausschusses  huldvoll  unterzogen  hat. 

Die  hier  folgenden  Anordnungen  werden  später  noch  vervollständigt  werden.  Gleichzeitig  sollen 
damit  die  Tage  der  Eröffnung  und  des  Schlusses  der  Ausstellung,  die  Zeit  der  Anmeldung,  der  Einlie- 
ferung  und  des  Abholens  der  Gegenstände  und  was  sonst  noch  näher  zu  bestimmen  ist,  zur  weiteren 
Kenntniss  kommen.  In  Betreff  der  Eröffnung  wird  die  Zeit  um  die  Mitte  April  wahrscheinlich  festgehalten 
werden. 

In  Verbindung  mit  der  Ausstellung  wird  zu  gleicher  Zeit  ein  internationaler  Kongress  von  Bo- 
tanikern und   Gärtnern  nach  Amsterdam  berufen  werden. 

44* 


348 

Alle  Botanischen,  Garten-  und  Ackerbau-Vereine,  sowie  dergleichen  Institute,  sowohl  in  den  Nie- 
derlanden, wie  im  Auslande,  werden  ersucht,  das  ihnen  alsbald  zugesendete  Programm  so  schnell  wie 
möglich   zur   Kenntniss   ihrer  Mitglieder  zu   bringen,   resp.   es  zu  vertheilcn. 

Alle  Redakteure  von  Zeitungen  oder  sonstigen  periodischen  Schriften  werden  freundlichst  ersucht, 
das  Programm  in  ihren  Spalten  aufzunehmen  und  überhaupt  beizutragen,  dass  die  Kunde  von  dieser  all- 
gemeinen   Ausstellung  so   viel   und   so   rasch   als   möglich   zur  weiteren   Kenntniss  gelangt. 

Der  leitende  Ausschuss  der  Ausstellung  besteht  aus  folgenden   Herren: 

Mr.   J.   Messchert  van   Vollenboven,   Bürgermeister  von   Amsterdam.  i 

Ihr.  Mr.    W.    M.    de    Brauw,    Präsident    des    König!.     Niederländischen    Vereines  [  Präsidenten. 
zur  Beförderung  des   Gartenbaues.  ] 

Ihr.  Mr.  H.  Hoeufft   van    Velsen,    Präsident    der   holländischen    Ackerbau -Ge-  \ 
Seilschaft  im   Amsterdamer  Bezirke.  f 

S.  J.  Graf  von  Limbu  rg-Stirum,  Vice-Präsidcnt  der  holländischen  Ackerbau-  1  ""^  ''•'dienen. 
Gesellschaft  im   Amsterdamer   Bezirke.  ' 

Professor  Dr.  C.  A.  J.  A.  Oudemans,  Mitglied  des  leitenden  Ausschusses  der  holländischen 
Ackerbau-Gesellschaft  im  Amsterdamer  Bezirke. 

Dr.  N.  W.  P.  Rauwenhoff,  Sekretär  des  Königl.  Niederländischen  Vereines  zur  Beförderung 
des   Gartenbaues. 

J.  A.  Willink,  Wz.,  Mitglied  des  leitenden  Ausschusses  der  holländischen  Ackerbau- Gesellschaft 
im  Amsterdamer  Bezirke. 

[c.   Meulman,  Mitglied   der  holländischen   Ackerbau-Gesellschaft  im  Amsterdamer   Bezirke. 

Ihr.   Mr.   D.   R.   Gevers  Deynoot,   Sekretär  der   holländischen    Ackerbau-Gesellschaft. 

Mr.  W.  C.  M.   de  Jonge  van   Ellemeet,  Mitglied  des  Verwaltungsrathes   des  Industrie-Palastes. 

Dr.   W.   C.  H.  Starin g,   Direktions-Mitglied   des  Industrie-Palastes. 

Ihr.  H.  M.  Ram,  Mitglied  des  leitenden  Ausschusses  der  Botanischen  und  Ackerbau-rJesellschaft 
in  Utrecht. 

W.  Hoog,   Präsident   der  Gesellschaft    „Flora  van   Noordwijk." 

R.  J.  A.  Kallenberg  van  den  Bosch,  Vice-Präsident  der  Gartenbau-Gesellschaft  des  Kreises 
Breda. 

A.  N.  Bijvoet,   Vice-Präsident  der  Gesellschaft   „de   Bloem  van   Kennemerland." 

J.   C.   Groenewegen,   Inspektor  des   botanischen    Gartens  in   Amsterdam. 

Mr.  H.  S.   van   Lennep,    Schatzmeister    der    holländischen   Ackerbau- Gesellschaft  J 
im   Amsterdamer   Beznke.  ( 

J.    H.    Krelage,    Präsident    der    aligemeinen    Gesellschaft    für    die    Kultur    von  | 
Zwiebelpflanzen  in  Haarlem.  \  ^^'■'^'"  Sekretär. 

Ihr.   Mr.   L.   Back  er,    Sekretär    der    holländischen  Ackerbau-Gesellschaft   im   Am-  j 
sterdamer  Bezirke.  Hülfs-Sekretäre. 

H.   Witte,  Inspektor  des  botanischen   Gartens  in  Leyden.  1 


Aiionliiuiigeii. 

Artikel  1.  Liebhaber,  Kunst-  und  Handelsgärtner,  Künstler  und  Gewerbtreibendc,  welche 
zum  Gartenbau  in  irgend  einer  Bezicliung  stehen,  ferner  Gurten-  und  Ackerbau-Vereine,  sowie  dergleichen 
Institute  in  den  Niederlanden  und  im  Auslande  werden  hiermit  eingeladen,  ihre  Erzeugnisse  zur  Aus- 
stellung zu   senden  und   damit  Theil   an   den    Bewerbungen   zu   nehmen. 

Artikel  2.  Es  sind  einzelne  Bewerbungen  ausschliesslich  für  Liebhaber  oder  für  llandelsgärtner 
ausgeschrieben.      Wo   dieses  nicht  besonders  ausgesprochen   ist,   kann   Jedermann   AntJieil  nehmen. 

Artikel  3.  Das  Programm  enthält  besondere  Abtheilungen  für  Pflanzen  und  Blumen,  für 
Irüehte  und  Gemüse,  und  endlich  für  in  Beziehung  zur  Gärtnerei  stehende  Gegenstände  der  Kunst  und 
der  Industrie. 

Artikel  4.  Botaniker,  Gärtner  und  Gartenfreunde  der  Niederlande  und  des  Auslandes  werden 
aufgefordert,  ein  internationales  Preisrichter- Amt  (Jury)  zu  bilden,  um  über  die  eingesendeten 
Gegenstände  ihr  Urtheil  abzugeben. 


349 

Artikel  5.  Die  Preise  werden  aus  goldenen,  vergoldet  -  silbernen  und  silbernen  Medaillen 
von  verschiedener  Grösse  bestehen;  der  Prägestock  wird,  nachdem  er  nur  zu  diesem  Zwecke 
gebraucht  ist,   nach   dem  feierlichen   Akte  der  Zusprechung  und  üebergabe  zerbrochen. 

Artikel  6.  Ausstellern,  welche  Preise  erlialten,  steht  es  frei,  anstatt  der  Sledaille  auch  den  ent- 
sprechenden Geklwerth  in  Empfang  zu  nehmen.  Für  die  grosse  goldene  Medaille  werden  100,  für  dio 
kleine  hingegen  50  holländische  Gulden  ausgezahlt.  Ueber  den  Wertli  der  vergoldeten,  sowie  der  silberneu 
Medaillen  wird   später  Näheres  festgesetzt  werden. 

Artikel  7.  Aussteller  von  Pflanzen,  die  als  neue  Einführungen  bezelclinet  werden,  müssen  für 
diese,  ausser  dem  Namen  dieser  Pflanzen,  auch  die  Angabe  der  Zelt  ihrer  Einführung,  des  Landes,  woher 
sie   bezogen  wurden   und   des   Autors,  welcher  sie  beschrieben  hat,   genau  angeben. 

Artikel  8.  Ferner  müssen  die  Aussteller  von  jeder  Einsendung  genau  die  Bewerbung  angeben, 
an  der  sie  damit  Theil  nehmen  wollen. 

Artikel   9.     Jeder  Gegenstand  kann  nur  an   einer  Bewerbung  Theil  nehmen. 

Artikel  10.  Bei  den  Bewerbungen,  wo  die  Zahl  der  P.xemplare  bestimmt  ist,  darf  nur  diese 
Zahl  ausgestellt  werden. 

Artikel    IL     Niemand  wird   als  Liebhaber  und  Handelsgärtner  zugleich   zugelassen. 

Artikel  12.  Alle  Pflanzen  müssen  sorgfältig  mit  Ihrem  botanischen  oder  gärtnerischen  Namen 
etiquettirt  sein. 

Artikel  13.  Keine  Einsendung  wird  gekrönt,  welche  nicht  würdig  ist,  auch  den  festgesetzten 
Preis  zu  erhalten. 

Artikel  14.  Die  Aussteller  dürfen  weder  ihre  Namen,  noch  Irgend  ein  Zeichen,  was  den  Be- 
sitzer verrathen  könnte,  bei  den  Einsendungen  anbringen,  bevor  nicht  der  Ausspruch  der  Preisrichter  zur 
allgemeinen  Kenntniss  gekommen  Ist. 

Artikel  15.  Der  leitende  Ausschuss  wird  zwar  mit  der  grössten  Sorgfalt  über  die  ausgestellten 
Gegenstände  wachen,  übernimmt  jedoch  keine  Verantwortlichkeit  für  irgend  einen  Verlust  oder  Schaden, 
der  nicht  durch  Ihn  selbst  geschehen. 

Artikel  16.  Der  leitende  Ausschuss  behält  sich  das  Recht  vor,  iu  allen  den  Fällen,  die  In 
diesen   Anordnungen  nicht  vorgesehen  sind,   zu  beschiiessen. 


350 


BEWERBUNGEN. 


I.  Pflaiizcii. 

ßcuitrbunjcn  allgrmcinfr  Ixi. 

1.  Eine  Sammlung  von    12   neuen   Pflanzen   (blühend  oder  nicht  blühend),    welche  durch  den 
Aussteller  selbst  in  Europa  eingeführt  sind  und  sich  noch   nicht  im   Handel  befinden: 

Erster  Preis:  eine  grosse  {rolileiie  Jledaille  und  50  Gulden.     Zweiter  Preis:   eine  goldene  Medaille  und  25  Gulden. 

2.  Eine  Sammlung  von  25   neuen  Pflanzen   (blühend   oder  nicht  blühend),    welche    nach  dem 
1.  Januar   1864  eingeführt  worden  sind.: 

Erster  Preis:   eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille. 

3.  Eine  Sammhmg  von    (3  neuen   Pflanzen  (blühend   oder  nicht  blühend),    welche    durch    den 
Aussteller  selbst  in  Europa  eingeführt  worden   sind: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Jledaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  (Vernieil-jMedaille. 

4.  Eine  Sammlung  von  o   neuen   Pflanzen,   zum   ersten  Male  in    BlUthe  ausgestellt: 

Erster  Preis :   eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis :   eine  vergoldete  Medaille. 

5.  Eine  blühende  Pflanze,  neuerdings  in  Europa  eingeführt  und  nocli  nicht  im  Handel: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

6.  Eine  nicht  blülicndc   Pflanze,   neuerdings  in  p]uropa  eingeführt  und  ebenfalls  noch  nicht 
im  Handel: 

Erster  Preis:   eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

7.  Für  Lieblial^ei'-      Eine   Sammlung  von   25   Gewächshauspflanzen  in  Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.    Zweiter  I'reis ;    eine   goldene  Medaille.    Dritter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille. 

^-    Fvii'  HanKlelsg'fi.rtiiei'.       Eine    Sannnlung    von    25    blühenden    Gewächsliaus- 
pflanzen: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille^     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

9.  Eine   Sammlung  von    15   blühenden   Gewächshauspflanzen: 

Erster  Preis:   eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

10.  Eine   blühende    Pflanze    (ausgenommen   Orchideen),   welche    sich   durch  gute  Kultur  aus- 
zeichnet : 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

11.  Eine  nicht  blühende  Pflanze,  welche   sich   ebenfalls  durch  gute  Kultur  auszeichnet: 

Er.ster  Preis:   eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

12.  Eine  Sammlung  von  20  Blattpflanzen    in  grossen   Exemplaren: 

Er.ster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

13.  Eine   Sammlung  von    10   Blattpflanzen  in  grossen   Exemplaren: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 

14.  Die  vollständigste  Sammlung  von  offizinellcn   Pflanzen: 

Erster  Preis:   eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

15.  Die  vollständigste  Sammlung  von   ausländischen  Pflanzen  grosser  Kultur: 

Erster  Preis :   eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis :  eine   vergoldete  Medaille. 

16.  Eine  Sammlung  von  20  blühenden   Sträuchern   des  Freilandes  mit  abfallenden  Blättern: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille.     Dritter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 


35' 


V.  Früchte,  (jciuüse  und  Fruclitbäunie. 

144.  3   Tafel-Fruchtstücke: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

145.  Eine   Sammliuig   von   Früchten   des  Jahres    1864: 

Er.ster  Preis:  eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

146.  Eine  Sammlung  getriebener   Früc-hte: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

147.  3   Ananaspflauzen  in   Frucht: 

Er.ster  Preis :   eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis :  eine  silberne  Medaille. 

148.  6   getriebene  Wein  t  rauben: 

Erster  Preis :   eine  vergoldete  Medaille.      Zweiter  Preis :  eine  silberne  Medaille. 

149.  12   Töpfe  getriebener   Erdbeeren,  die  in   Töpfen   kultivirt  sind: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

150.  Eine  Sammlung  getriebenen   Gemüses  in  mindestens    15   Varietäten: 

Er.ster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

151.  Eine   Sammlung  von   Gemüsen   der  Jahreszeit: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille 

152.  Spargel: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

153.  Champignons: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 

154.  Die  vollständigste   Sammlung  von  Obstbäumen,    welclie   nach   holländischen  Prinzipien 
kultivirt  und  geformt  sind,    in   Töpfen,   Kästen  oder  Körben: 

Erster  Preis:  eine   grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille. 

155.  Die   vollständigste  Sammlung   von   Obstbäumen,   kultivirt  und  geformt  nach   ausländischen 
Prinzipien,   ebenfalls  in    Töpfen,   Kästen    oder   Körben : 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille. 

156.  Eine  Sammlung  von   Fruchtbäumen  in   Töpfen  oder  Kästen: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 


VI.  Die  («ärtiieiei  betieffciMle  (iegeiistiiiide  der  Kunst  uiul  Industrie.*) 

157.  Bihlerwerke   von    Pflanzen,    Blumen   und    Früchten: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Meilaille.     Zweiter  Preis:  eine  sillierne  Medaille. 

158.  .Nachgebildete   Früchte: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

159.  Zeichnungen   und   Pläne   von   Gärten,   Gewächshäusern,    Wintergärten   u.  s.  w. : 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

160.  Bildsäulen   zur  Ausschmückung  von    Gärten   und   Gewächshäusern: 

Erster  Preis:   eine  grosse  sillierne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

161.  Vasen  zur  Ausschmückung   von  Gärten    und  Gewächshäusern: 

Erster  Preis :  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis :  eine  silberne  Medaille. 

162.  Gewächshäuser  und   Kästen   in   natürlicher   Grösse  oder  in  Form  von  Modellen: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 


*)  Die  Aussteller  von  Gegenständen  dieser  Sektion  dürfen,  so  weit  sie   wollen,  den  Verkaufspreis  angeben  und  ihn  diirch 
besondere  Etiquette  an  jeden  der  Gegenstände  vermerken. 


358 

163.  Heizapparate,  in   natürliclier    Grösse    oder   in    Form  von    Modellen: 

Erster  Preis:   eine  grosse  silberne  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine  sillierne   Jfedrulle. 

164.  Garten-Möbels: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter   Preis:  eine  silberne  Medaille 

165.  Garten-Geräthe: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter   Preis:  eine  silberne  Medaille. 

166.  Garten-Instrumente: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

167.  Decken   und  sonstige   Sclnitzmittel  für  Bäume  und  für  Gewächsluiuscr: 

Erster  Preis:   eine  grosse  silberne  Medaille       Zweiter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 

168.  Blumentische  u.  s.  w: 

Er.ster  Preis:   eine   grosse  silberne   Medaille.      Zweiter  Preis:  eine    silberne  Medaille. 

169.  Kästen    zum  Transport   lebender  Pflanzen  ans  den  Tropen: 

Erster  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

170.  Eine  Sammlung  von  dem  Gartenbau  schädlichen  Insekten  u.  von  deren  natürlichen  Feinden: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.    Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille 


VII.  Aussergewöhiilichc  Preise. 

171.  Für  Pflanzen,  P^rüchte,  Gemüse  oder  für  Gegenstände  der  Kunst  und  der  In- 
dustrie, in  sofern  sie  zum  Gartenbau  in  einer  Beziehung  stehen  und  in  diesem  Programm  nicht  er- 
wähnt sind,  aber  sieh  einer  besonderen  Anerkennung  würdig  zeigen,  sind  folgende  Preise  zur  Dispo- 
sition gestellt: 

Zwei  goldene  Medaillen.     Vier  vergoldete  Medaillen.     Acht  grosse  silberne  Medaillen.     Sechszehn  silberne  Medaillen. 

172.  Demjenigen  auswärtigen  Aussteller,  welcher  am  meisten  zur  Verherrlichung  der  Aus- 
stellung beigetragen   und  mindestens  an   6   Bewerbungen   Theil  genommen   hat: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille. 

173.  Demjenigen  niederländischen  Aussteller,  welcher  am  meisten  zur  Verherrlichung  der 
Ausstellung   beigetragen   und  mindestens   an    12  Bewerbungen   sich   betheiligt  hat: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille. 

174.  Diejenigen  Gärtner  von  niederländischen  Pflanzen-  oder  Blumen-Liebhabern,  denen  eine 
oder   mehre   goldene   Medaillen   zugesprochen  sind,  haben   ein   Recht  auf  eine  grosse  silberne  Medaille. 

175.  Denjenigen  Gärtnern  von  niederländischen  Pflanzen-  oder  Blumen -Liebhabern,  welchen 
zwar  keine  goldene,  aber  eine  oder  mehre  vergoldete  oder  silberne  Medaillen  als  erste  Preise  zugesprochen 
■sind,    ist  das  Recht  auf  eine  silberne  Medaille  zugestanden. 

bo  festgesetzt  und  beschlossen  in  der  Sitzung  des  leitenden  Ausschusses  in  Amsterdam  ,  am 
27.  Juni   1864. 

W.  M.  de  Branw,  J.  H.  Kreiage, 

Prji.sideiit.  erster  Seki'etUr. 


>^>e^c 


359 


Ein  Garten  des  südwestiiclieu  Frankreichs. 

Wenn  auch  im  Allgeineincn  landschaftliche  Gär- 
ten in  Frankreich  zu  den  Seltenheiten  gehören  nnd 
eigentliche  Blumengärten,  wie  wir  sie  selbst  in  Dör- 
fern und  kleineren  Städten  bei  uns  ganz  gewöhn- 
lich finden,  noch  weniger  anzutreifen  sind,  so  gibt 
es  natürlich  auch  Ausnahmen.  Was  aber  unter  einem 
so  milden  Himmel,  wie  der  Westen  Frankreichs,  und 
besonders  im  lieblichen  Anjon,  in  gärtnerischer  Hin- 
sicht zu  machen  wäre,  davon  wollen  wir  jetzt  ein 
Beispiel  geben.  Wäre  die  Liebe  zu  Blumen  und 
Pflanzen  dort  so  allgemein,  als  bei  uns,  so  würde 
ganz  Anjou  ein  wahres  Paradies  sein.  Es  kommt 
noch  dazu,  dass  die  Loire  mit  ihren  Nebenflüssen: 
Loir,  Loiret,  Cher  und  Sarthe  reichliches  Wasser 
bietet  und  auch  die  Luft  wegen  der  Nähe  des 
ileeres  mehr  Feuchtigkeit  besitzt,  als  in  anderen, 
nichr  im  Innern  gelegenen   Gegenden. 

Der  Garten,  von  dem  wir  sprechen  wollen,  be- 
findet sieh  in  der  Nähe  der  Leroy' sehen  Baum- 
schulen bei  Angers  und  enthält  fast  ausschliesslich 
inmiergrüne  Gehölze.  Welchen  Heiz  diese  besitzen, 
haben  wir  hier  erst  jetzt  recht  kennen  gelernt.  So 
sehr  sie  auch  bei  uns  beliebt  sind,  so  haben  sie 
doch  noch  lange  nicht  die  Anwendung  gefunden, 
welche  sie  verdienen.  Haben  wir  auch  nicht  eine 
so  grosse  Anzahl  derselben,  welche  bei  uns  aus- 
halten, so  besitzen  wir  doch  deren  grade  genug, 
um   Effekt   damit  hervorzurufen. 

besagter  Garten  bei  Angers  gehört  einem  rei- 
chen Grundbesitzer,  Bernard  mit  Namen.  Er  hat 
einige  Hektaren  (gegen  8  — 10  Morgen)  Areal  und 
bildet  ein  regelmässiges  Viereck.  Die  Mitte  nimmt 
ein  Wasserbassin  von  entsprechender  Grösse  und 
mit  hübschen  Konturen  ein.  Natürlich  fehlt  auch 
hier  nicht  die  Insel  mit  der  Thränenweide  und 
einigen  grossblättrigen  Stauden.  Dass  die  Thränen- 
weide bei  uns  so  sehr  empfindlich  gegen  Witte- 
rungs-Verhältnisse ist  und  daher  sehr  oft  ihre  rei- 
zenden Formen  zum  Theil  verliert,  ist  sehr  zu  be- 
klagen. Die  amerikanische  Trauerweide  (Salix  ni- 
gra), welche  dieselbe  bei  uns  meist  vertritt,  ersetzt 
:^ie  noch  lange  nicht.  Aber  auch  an  dem  einen 
Ende  des  kleinen  Sees  befanden  sich  einige  Trauer- 
weiden, deren  lange  Euthen  zum  Theil  die  Ober- 
fläche  des  Wassers   berührten. 

Nicht  weit  davon  befanden  sich  einige  grosse 
Exemplare  des  Pampasgrases  und  trugen,  wie  man 
sich  denken  kaim,  zur  Verschönerung  des  Ganzen 
nicht  wenig  bei.  Ja  diese  waren  es  hauptsächlich, 
welche  des  ALends  bei  untergehender  Sonne  einen 
magischen  Reiz  verliehen,  b'esouders  wenn  die  Strah- 
len derselben  die  blendend  •  weissen  Blüthenrispeu 
trafen    und    diese    selbst    dann    wieder  aus  der  Pur- 


purgluth  des  Horizontes  emportauchten.  Nicht  2 
und  3,  ja  nicht  10  und  12  Blüthenrispen,  wie  wir 
bei  unseren  Exemplaren  zu  finden  gewöhnt  sind, 
sondern  50,  80  und  selbst  100  ragten  aus  den 
Massen  elegant  zurückgebogener  Blätter  hoch  em- 
por und  wurden  von  leichtem  Winde  hin  und  her 
bewegt.  Allerhand  Wasservögel  schwammen  auf 
dem  Wasserspiegel  umher  und  trugen  zur  Bele- 
bung  der   ganzen    Seene   nicht  wenig  bei. 

Schöne  Rasenflächen,  sehr  sauber  gehalten,  um- 
gaben das  Wasser  und  wurden  ausserdem .  durch 
wenige  Blattpflanzen  nebst  einigen  majestätischen 
Bäumen,  sowie  am  Rande  hier  und  da  durch  lieb- 
liche Boskets  unterbrocheu.  Ein  ziemlich  breiter 
Weg  zog  sich  rings  herum  und  trennte  die  eben 
beschriebene  Rasenfläche  der  grossen  Mitte  von  dem 
übrigen  nach  aussen  gelegenen  Theile  des  Gartens. 
Damit  kein  Fremder  in  sein  Inneres  schauen  kann, 
ist  derselbe  zunächst  von  einer  Bretterwand,  mit 
Ausnahme  der  Vorderseite,  wo  der  Eingang  ist  und 
den  ein  durchbrochenes  eisernes  Geländer  begrenzt, 
geschlossen.  Bäume,  besonders  Platanen  und  Li- 
banon-Cedern,  ragten  im  Hintergrunde  hoch  her- 
vor; deren  Stämme  wurden  wiederum  auf  einer 
Seite  durch  Magnolien  mit  immergrünen  Blättern 
und   durch  Ilimalaya-Cedern  gedeckt. 

Es  war  in  der  That  ein  wunderschöner  An- 
blick: diese  Magnolien  mit  ihren  freudig-grünen  und 
glänzenden  Blättern  und  diese  Deodaren,  wie  die 
Bewohner  des  Himalaya  ihre  Ceder  nennen,  in  blau- 
grünem Schmucke  des  Laubes,  über  die  beide  das 
Dunkelgrün  der  Libanon  -  Ceder  und  der  Platane 
emporragte.  Dadurch,  dass  die  Ilimalaya-Ceder  bis 
au  die  Basis  des  Stammes  ihre  horizontalen  Aeste 
noch  besass,  diese  zum  Theil  selbst  dem  Boden  auf- 
lagen, waren  auch  wiedernm  die  Stämme  der  Ma- 
gnolia  grandiflora   bedeckt. 

Der  Garten  selbst  bestand  aus  einer  Schatten- 
und  einer  Lichtseite.  Nach  Süden  zu  war  der  Weg 
nämlich  auf  beiden  Seiten  von  Gebüsch  und  zu- 
sammenhängenden Boskets  eingefasst.  Je  mehr  man 
sieh  der  Westseite  näherte,  wurden  die  Boskets  auf 
der  Seite  der  Rasenfläche  loser  und  machten  all- 
mählig  einzeln  stehenden  Bäumen  Platz,  bis  auch 
diese  in  der  Nähe  der  nach  Norden  liegenden  Licht- 
seite verschwanden.  Auf  diese  Weise  war  die  Ein- 
lichtung  getroffen,  dass  man  im  Sommer  auch  am 
Tage  spazieren  gehen  konnte,  ohne  von  der  Hitze 
der  direkten  Sonnenstrahlen  belästigt  zu  werden, 
während  man  umgekehrt  den  Abend  auf  der  Licht- 
seite lustwandelte  und  die  Blicke  ungehindert  weiter 
zu  schauen  im   Stande  waren. 

Betrachten  wir  die  Schattenseite  noch  etwas 
näher.  Fast  nur  immergrünes  Gehölz  war  hier  an- 
gebracht und   stand   so   dicht,    dass  man  kaum   oder 


360 


gar  nicht  in  das  Innere  selien  konnte.  Gegen  die 
die  Grenze  bildende  Wand  hin  standen  hohe  Ahorn- 
und  einige  andere  Laubbäume,  nur  um  die  Sonne 
zu  decken.  Wenn  auch  hier  das  immergrüne  Ge- 
hölz weit  mehr,  als  es  sonst  der  Fall  in  Frank- 
reich war,  ein  zusammenhängendes  Ganze  bildete, 
so  fanden  sich  doch  namentlich  einige  buiitblättrige 
llex-Excmplare  vor,  welche  als  Einzelpflanzen  sich 
besser   ausgenommen   hätten. 

Am  meisten  war  der  portifgiesische  Kirschlor- 
beer (Prunus  lusitanica)  vorhanden.  Es  ist  nicht 
zu  leugnen,  dass  er  sich  weit  hübscher  baut,  als 
der  gewöhnliche,  der  mit  seinen  grade  stehenden 
Aesten  und  den  grossen  dicken  Blättern  stets  etwas 
Schwerfälliges  besitzt.  Prunus  lusitanica  wird  da- 
her in  ganz  Fi  ankreich  mit  Recht  vorgezogen  und 
findet  sich  fast  allenthalben  vor.  Auch  als  Einzel- 
pflanze mit  seiner  abgerundeten  Krone  nimmt  er 
sich  sehr  gut  aus.  Wir  sahen  Bäume,  wo  der 
Stamm  selbst  2   Fuss  im  Durchmesser  besass. 

Nächstdem  hatte  der  Erdbeerbaum  (Arbutus 
Unedoj  viel  Anwendung  gefunden.  Da  er  im 
Frühlinge  dicht  mit  weissen  IMütlientrauben  besetzt 
ist,  die  sich  später  im  Hochsommer  in  erdbeerartige 
Früchte  verwandeln,  so  besitzt  er  einen  um  so  grös- 
seren Werth.  Auch  ilagnolia  graudiflora  und  die 
japanische  Mispel  (Eriobotrya  japonica)  fanden  sich 
reichlich  vor.  Von  der  ersteren  sah  man  noch  ein- 
zelne Blüthen,  welche  ihren  angenehmen  Duft  weit- 
hin verbreiteten.  Ausserdem  führen  wir  auf:  Pho- 
tinia  serrulata,  welche  man  hier  allgemein  auf  Quitte 
veredelt,  Buxus  balearicus,  Laurustin  und  Phillyreen. 
Letztere  wachsen  zu  sparrig  und  besitzen  zn  kleine 
Blätter,  um  hinlänglich  zu  decken,  daher  sie  sich 
wohl  als  Hecken   besser  ausnehmen. 

Noch  einige  Worte  über  die  Lichtseite  des 
Gartens.  Während  die  Gehölze  auf  der  Schatten- 
seite sich  auf  beiden  Seiten  bis  dicht  an  den  Weg 
ausbreiten,  fehlen  sie  auf  der  Lichtseite  nach  innen 
zu  ganz  und  gar  und  werden  selbst  auf  der  nach 
aussen  liegenden  Seite  des  Weges  von  einer  ziem- 
lich breiten  Rasenfläche  eingefasst.  Zwischen  dieser 
und  den  oben  beschriebenen  Deodaren  und  Magno- 
lien befand  sich  noch  eine  gegen  2  Fuss  breite 
Rabatte,  die  mit  Blumen  in  möglichst  feurigen  Far- 
ben besetzt  war.  Im  Hintergrunde  der  Rabatte 
bildete  die  baumartige  Wucherblume  der  Kanaren 
(Argyranthemum  frutescens,  foeniculaceum  u.  s.  w.) 
mit  ihren  blendend  -  weissen  Blüthen  eine  Reihe, 
dann  folgten  dunkelblaue  Ageratum's,  worauf  bu- 
schig-gewachsene Scharlach-Pelargonien  und  zuletzt 
niedrige  buntblättrige  Pelargonien  (P.  Manglesii)  die 
beiden  äussei-sten  Reihen   bildeten. 


AV  ö  r  III  a  II II '  s  (larteii-Iiigeiiieiir. 

Von  diesem  Handbuche  der  gesammten  Technik 
des  Gartenwesens  liegen  uns  wiederum  3  Hefte  vor : 
2  aus  der  4.,  und  1  aus  der  5.  Abtheilung.  Wir 
haben  bereits  in  der  20.  Nummer  (Seite  159)  die 
o  ersten  Hefte  angezeigt.  Was  wir  bereits  damals 
im  Allgemeinen  gesagt  haben,  können  wir  bei  vor- 
liegenden Heften  nochmals  wiederholen.  Verfasser 
und  Verleger  sind  Hand  in  Hand  gegangen,  um 
etwas  nach  jeder  Seite  hin  Befriedigendes  zu  geben; 
so  \\  ollen  wir  nur  wünschen,  dass  auch  diese  3  Hefte 
die   Anerkennung   erhalten,   welche  sie    verdienen. 

Das  1.  und  2.  Heft  der  4.  Abtheilung  umfasst 
die  praktische  Mathematik  als  V  orbereitnng 
von  Feldmessen  und  wird  durch  8  Tafeln  Ab- 
bildungen erläutert.  Das  Feldmessen  d.  h.  die  ge- 
naue Kenntniss  der  Boden- Verhältnisse  eines  gege- 
benen Terrains  muss  jeder  Anlage  vorausgehen; 
denniach  erhält  man  hier  Belehrung  über  alles  das, 
was  zum  Feldmessen  zu  wissen  nöthig  ist ;  der  Ver- 
fasser hat  es  in  S  Kapiteln  niedergelegt,  von  denen 
2  mehr  als  allerdings  nothwendige  Anhänge  zu  be- 
trachten sind,  nämhch  die  Vergleichung  des  Duode- 
zimal-Systemes  mit  dem  Dezimal-Systeme  und  dar- 
aus hervorgehend  eine  Vergleichung  des  preussischen 
Masses  mit  dem  französischen  und  englischen.  Spe- 
ziell einzugehen  erlaubt  uns  nicht  der  Raum,  es 
würde  auch  schwer  sein,  hier  nocli  einen  Auszug 
zu   geben. 

Das  1.  Heft  der  5.  Abtiieilung  behandelt  die 
Schutz  wände  und  Seh  utz  liänser.  Mit  dem  letz- 
teren Ausdruck  will  der  Verfasser  die  Konservato- 
rien verstanden  haben.  Ob  aber  das  Wort  wirkhch 
den  Sinn  der  letzteren  ausdrückt,  bezweifeln  wir, 
ebenso  möchten  wir  unter  Schutzwändc  ebenfalls 
etwas  Anderes  verstanden  haben,  als  der  Verfasser, 
der  unter  beiden  völlig  geschlossene  Räume,  in 
denen  die  Temperatur  selbst  bis  zu  8°  R.  fallen 
kann ,  versteht.  Schutzwände  haben  eine  Mauer, 
an  denen,  wie  bei  den  Talut- Mauern,  im  Winter 
Fenster  vorgestellt  werden,  damit  die  darin  gezo- 
genen Spalierbänrae  im  Frühjahre  früher  austreiben 
und  geschützt  sind,  während  Schutzhäuscr  keine 
Heizung  haben,  sondern  die  Kälte  wird  im  Winter 
nur   durch  Deckungen  abgestumpft. 

Wir  wollen  nur  wünschen,  dass  die  übrigen 
Hefte  rasch  nachfolgen  und  demnach  in  die  Hände 
derer,  welche  daraus  lernen  wollen,  kommen.  Es 
ist  grade  die  Folge  für  die  eben  erschienenen  drei 
Hefte  um  so  gewichtiger,  als  sie  zum  Theil  den 
Inhalt  jener  ergänzen  und  damit  diese  brauchbar 
machen. 


Verlag   vou  Karl   W  i  e  g  a  ii  d  t  iii  Berlin, 
Kommaudanten-StrasBC  No.  62. 


Druck  der   C.-Fe  ister'sclien   Buehdruckerei    in   Berlin, 
Zieten-Platz  No.  2. 


351 

17.  Eine   Sammlung  von   50   Freiland-Stauden  in  Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

18.  Eine  Sammlung  von   25   AVarmli auspflanzen  mit  panachirten,  gefleckten,    gestreiften  und 
gefärbten   oder  überhaupt  buntgefärbten   Blättern,   (Begonien  und   Kalatlien  ausgenommen): 

Erster  Preis:   eine  goldene  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine   vergoldete  Medaille. 

19.  Eine    Sammlung    von    35    Kalthauspflanzen,    ebenfalls    mit  panachirten,    gefleckten,    ge- 
sti-eiften  oder  überhaupt  buntgefärbten  Blättern: 

Erster  Preis:   eine   vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  grosse  silberne  Medaille. 

20.  Eine    Sammlung    von    50   Freiland-Stauden    mit    panachirten,    gefleckten,  gestreiften   oder 
überhaupt  buntgefärbten   Blättern: 

Erster  Preis :   eine  vergoldete  Medaille.    Zweiter  Preis :   eine  grosse  silberne  Medaille. 

21.  Eine    Sammlung    von    35  Bäumen    und    Sträuchern    des    Freilandes    mit    panachirten 
und  abfallenden  Blättern: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  vergoldete  Medaille. 

22.  Eine  Sammlung  von    50   Bäumen    und    Sträuchern    des    Freilandes    mit    immergrünen 
Blättern : 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

23.  Eine  Sammlung  von    12   neuen   Bäumen   un<l   Sträucliern    des   Freilandes   mit  immer- 
grünen Blättern: 

Erster  Preis:   eine  vergoldete  Medaille.    Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 


IL  Ffliiitzen 

oon  bcflimmten  f.imilifn,  ©ffd)lcd)tcrn  unb  Jldcn. 

24.  Eine  Sammlung  von   15   exotischen   Orchideen   in   Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille  xind  50  Gulden.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille  und  25  Gulden. 

25.  Eine  Sammlung  von    10   exotischen   Orchideen  in  Blüthe: 

Erster  Preis:   eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille. 

26.  Die  schönste   exotische  Orchidee  in  Blüthe: 

Erster  Preis:   eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

27.  Eine  Sammlung  von    15   Palmen   in   grossen  Exemplaren: 

Erster  Preis:   eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

28.  Eine  Sammlung  von   6   neuen   Palmen: 

Erster  Preis :  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis :  eine  grosse  silberne  Medaille. 

29.  Die  grösste   und  schönste   Palme: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

30.  Eine   Sammlung  von   6   Cycadeen: 

Erster  Preis :  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis :  eine  grosse  silberne  Medaille. 

31.  Eine  grosse  und  schöne  Cycadee: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.      Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

32.  Eine  Sammlung  von   6   Paudaneen: 

Erster  Preis :  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis :  eine  grosse  silberne  Medaille. 

33.  Eine  grosse  und  schöne  Panda  nee: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

34.  Eine  Sammlung  von  25  Farnen  des  Warmhauses: 

Erster  Preis:    eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:    eine  vergoldete  Medaille.     Dritter  Preis:   eine  grosse  silberne  Medaille. 

35.  Eine  Sammlung  von    12   neuen   Farnen: 

Erster  Preis:    eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:    eine  grosse  silberne  Medaille. 

36.  Eine  Sammlung  von  6   Baumfarnen: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille  und  25  Gulden.     Zweiter  Preis:   eine  goldene  Medaille. 


352 

37.  Eine  Sammlung  vou  3  Baumfarnen: 

Erster  Preis;   eine  goldene   Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

38.  Das  schönste  Baunitarn: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

39.  Eine  Sammlung  von   20  Lycopodiaceen: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.      Zweiter  Preis:    eine    grosse  silberne  Medaille. 

40.  Eine   Sammlung  von   30   Aioideen   (Kaladien   ausgenommen): 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  grosse  silberne   Medaille. 

41.  Eine   Sammlung  von  20  Kala  dien: 

Erster  Preis:   eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

42.  Eine  Sammlung  von   20   Araliaceen: 

Erster  Preis :   eine  vergoldete   Medaille.     Zweiter  Preis :  eine  grosse   silberne  Medaille. 

43.  Eine  Sammlung  von  4   Nepenthes: 

Erster  Preis:  eine   goldene  Medaille.      Zweiter  Preis;  eine  vergoldete  Medaille. 

44.  Eine   Sammlung  von    25   Bromeliaceen: 

Erster  Preis:   eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

45.  Eine  Sammlung  von   20  Marantaceen: 

Erster  Preis :  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis :  eine  gro.sse   sillierne  Medaille. 

46.  Eine   Sammlung  von    10  Anecocliilus  (Anaectochilus): 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

47.  Eine  Sammlung  von   30   Begonien: 

Erster  Preis :   eine   vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis :   eine  silberne  Medaille. 

48.  Eine   Sammlung  von    12Apocyneeu: 

Erster  Preis:   eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

49.  Eine   Sammlung  von   20  Eupliorbiaceen: 

Erster  I'reis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  silberne  Medaille. 

50.  Eine   Sauimhing  von   50   Oacteen: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

51.  Füi*  Liebliabei*.      Eine  Sammlung   von   25  indischen   Azaleen  in  Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.    Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

52.  Fvlr"  Manclelsgärtner.    Eine   Sammlung   vou   25   indischen  Azaleen  in  Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.    Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

53.  Eine   Sammlung  von    12  neuen  indischen   Azaleen   in   Blüthe: 

Er.ster  Preis-  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 

54.  Eine   Sammlung  der  Azalea  indica,  aus   Samen   erzogen,   weder  im  In-,  noch  im   Auslande 
]e   ausgestellt,  auch   noch  nicht  im  Handel: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis:   eine  silberne  Medaille. 

55.  Ftii-  Liebhabei".      Eine   Sammlung  von   25   Rhododendren  in  Blüthe: 

Erster  Preis:   eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

56.  Für  Hanclelsg'si i'tner.      Eine  Sammlung  von   25   Khododendren  in  Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

57.  Eine  Sammlung  von   G   neuen  Ehododendren   in   Blüthe:   . 

Erster  Preis :  eine  vergoldete  Medaille.    Zweiter  Preis :  eine  gros.se  silberne  Medaille. 

58.  Eine  Sammlung  von   3   Rhododendren  vom  Himalaya  in   Blüthe: 

Er.ster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille     Zweiter  Preis:  eine  grosse  silberne  Medaille. 

59.  Für  Liebhalier.      Eine   Sammlung  von   25   Kamellien  in   Blüthe: 

Erster  Preis:   eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.      Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

60.  Für  Handeli^g'äi'tnei".      Eine   Sammlung  von   25    Kamellien  in  Blüthe: 

Erster  Preis:   eine  grosse  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Dritter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille. 

61.  Eine   Sammlung  von   6   neuen   Kamellien   in   Blüthe: 

Erster  Preis :  eine  vergoldete  Medaille.     Zweiter  Preis :   eine  grosse  silberne  Medaille. 

62.  Eine  Sammlung  von    15   blühenden  Akazien: 

Erster  Preis:  eine  goldene  Medaille.     Zweiter  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.     Dritter  Preis:   eine  grosse  silberne  Medaille. 

63.  Eine  Sammlung  von   20   Epacris  in  Blüthe: 

Erster  Preis:  eine  vergoldete  Medaille.    Zweiter  Preis:   eine  grosse  silberne  Medaille. 


Wochenschrift 


Vereines  zur  Beförderung  des  (lartenbaiies  in   den  Königl.  Prenssischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde* 

Redakteur : 
Professor  Dr.  Karl  K^och, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  46. 


Berlin,  den    19.  November 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,    als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post  -  Vereines. 


Illhall:       444.  Versammlung  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,    am  25.  Oktober.  —    Allerlei    aus    der  Gärtnerei  und 
Pflanzenkunde.    IX.   —  Leopold  Mülle r's  Beitrage  zur  Förderung  der  Obstkultur  und  Obstkunde  in  Deutschland. 

Souiitai;,  ilcii  '11.  November,  mittags  ^U  Uhr,   liiidct  im  Englischen  Hause  (Itlohreiistrasse  4*J)  eine  Versammlung 
des  Vereines  zur  Bcförderuug  des  tiarteiibau.es  statt,  wozu  die  geehrteu  Illitglieder  eiiigeladcii  werden. 


444.  Vcrsanimlung 
des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 

am  25.  Oktober. 

Der  Vorsitzende,  Geh.  Ober-Regieruugsrath 
Knerk,  legte  den  Statuten- Entwurf  des  Pensions- 
Vereines  für  deutsche  Gärtner  vor,  welchen  der  erz- 
gebirgisehe  Gartenbau-Verein  in  Chemnitz  zugleich 
mit  einer  Einladung  zur  Theilnahme  an  dem  Stif- 
tungsfeste und  endgültigen  Berathung  der  Statuten 
am  31.  Oktober  eingesendet  hatte.  Zu  einer  Be- 
schickung war  die  Zeit  zu  kurz,  da  der  Gegen- 
stand doch  erst  einer  reiflichen  Erwägung  unterzo- 
gen werden  musste.  Aus  dieser  Ursache  wurde  ein 
Ausschuss,  aus  dem  Rentier  Danneel,  dem  Kunst- 
und  Handelsgärtner  Lackner  und  dem  Obergärtaer 
Boese  bestehend,  erwählt,  welcher  die  Angelegen- 
heit vorberatheu  und  in  der  nächsten  Sitzung  vor- 
legen sollte.  Zu  gleicher  Zeit  übergab  Inspektor 
Bouch^  ein  Statut  des  bereits  längere  Zeit  beste- 
henden Lokal-Gärtner- Vereins  zur  gegenseitigen  Un- 
terstützung für  Hauiburg,  Altoua  und  Umgegend 
und  wünschte,  dass  dasselbe  zu  gleicher  Zeit  mit 
in  Berathung  käme. 

Weiter  übergab  der  Vorsitzende  eine  Anzahl 
von  Programmen  des  2.  Kongresses  deutscher  Gärt- 
ner, Botaniker  und  Gartenfreunde  und  der  damit 
verbundenen  Ausstellung  von  Gemüsen  und  land- 
wirthschaftlichen  Produkten,  Obst,  Pflanzen,  Blumen, 
Geräthschaften  u.  s.  w.  in  Erfurt  im  September  1865 
und  forderte  um  so  mehr  zur  Theilnahme,  resp.  zur 


Beschickung  auf,  als  es  jetzt,  wo  in  gleicher  Weise 
in  andern  Ländern  grosse  Anstrengungen  gemacht 
-werden,  in  diesem  Frühjahre  in  Brüssel  bereits  ge- 
macht sind,  eine  Ehrensache  zunächst  für  Preussen, 
aber  auch  für  ganz  Deutschland  sei,  dass  Kongress 
wie  Ausstellung  dem  Auslande  gegenüber  würdig 
vertreten   werden. 

Als  Vorsitzender  des  Vereines  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  in  den  Königl.  Prenssischen  Staa- 
ten, habe  er  Sr.  Majestät  dem  Könige,  dem  erha- 
benen Protektor,  allerunterthänigst  die  Bitte  unter- 
breitet, dieselbe  Medaille,  welche  bereits  im  hiesigen 
Vereine  3  Mal  zur  Vertheilung  gekommen,  auch  zur 
Uebergabc  an  den  Erfurter  Gartenbau- Verein  aller- 
gnädigst  bewilligen  zu  wollen.  Durch  die  Bewilligung 
sei  von  Neuem  der  Beweis  gegeben,  wie  sehr  Se. 
Majestät  der  König  den  gärtnerischen  Bestrebungen 
Rechnung  trage  und  selbige  anerkenne.  Der  Geh. 
Regierungsrath  Hey  der  fügte  diesem  hinzu,  dass 
auch  von  Seiten  der  Regierung  die  Bedeutung  des 
mit  einer  Ausstellung  verbundenen  Kongresses  ge- 
würdigt werde,  da  Se.  Excellenz,  der  Minister  der 
landwirthschaftlichen  Angelegenheiten,  für  den  Kon- 
gress eine  Summe  von  1000  Thaler  bewilligt  und 
ausserdem  einen  besonderen  königlichen  Kommissar 
in   seiner  Person   ernannt  habe. 

Professor  Koch  theilte  ferner  mit,  dass  die 
allgemeine,  ebenfalls  mit  einem  Kongresse  verbun- 
dene Ausstellung  in  Amsterdam,  über  die  bereits 
schon  mehrmals  in  den  Versammlungen  des  Ver- 
eines   berichtet    sei,    ebenfalls    im    nächsten    Jahre, 

46      • 


362 


aber  schon  im  April,  stattfinden  werde.  Es  sei 
dieses  demnach  eine  Frühjahrs-,  die  Erfurter  eine 
Herbst-Aussteilung,  die  beide,  ohne  sich  weiter  zu 
beeinträchtigen,  neben  einander  gehen  könnten.  Von 
Seiten  des  leitenden  Ausschusses  in  Amsterdam  sei 
er  ersucht,  zunächst  das  Programm  in  deutscher 
Sprache  in  der  Wochenschrift  abzudrucken,  über- 
haupt für  dessen  weitere  Verbreitung  Sorge  zu 
tragen  und  für  Deutschland  die  Angelegenheit  in 
die  Hand  zu  nehmen.  Als  General -Sekretär  des 
Vereines  habe  er  geglaubt,  so  sehr  auch  seine  an 
und  für  sich  vielfach  in  Anspruch  genommene  Zeit 
durch  die  damit  verbundenen  Arbeiten  noch  mehr 
verkürzt  werde,  doch  die  ehrenvolle  Aufforderung 
annehmen  zu  müssen;  er  werde  demnach  sich  Mühe 
geben,  dass  Alles  geschehe,  um  deutscher  Seits  eine 
möglichst  grosse  Betheiligung  bei  der  allgemeinen 
Ausstellung  in  Amsterdam  herbeizuführen  und  dass 
demnach   Deutschland    würdig   vertreten  sei. 

Auch  von  Wien  aus,  von  woher  ihm  schon 
früher  eine  vertrauliche  Mittheilung  gemacht,  sei 
ein  Programm  und  eine  Aufforderung  zur  Betheili- 
gung au  der  dortigen  grossen  Ausstellung  von  Pflan- 
zen, Obst,  Gemüse,  Garten-Industi-ie-Gegenständen 
u.  s.  w.  an  den  Tagen  vom  22.  bis  27.  April  1865 
eingegangen.  Er  bedauere,  dass  diese  beiden  gros- 
sen Ausstellungen  in  Amsterdam  und  in  Wien  so 
kurz  auf  einander  folgten,  so  dass  eine  Betheiligung 
bei  beiden  mit  Pflanzen  gar  nicht,  ein  Besuch  aber 
kaum  möglich  sei.  Und  doch  müsse  man  wünschen, 
dass  für  Wien  eine  grosse  Betheiligung,  wenigstens 
an  Besuchern,  stattfände.  Wien  biete  schon  aus 
alter  Zeit,  ganz  besonders  für  die  Landschaftsgärt- 
nerei, sehr  viel  dar;  es  habe  sich  auch  die  Han- 
delsgärtnerei in  den  letzten  Jahren  daselbst  sehr 
gehoben.  Endlich  seien  die  kaiserlichen  und  eine 
Reihe  Privatgärten  vorhanden,  die  wohl  verdienten, 
dass  man  von  ihnen  Kenutniss  nehme,  damit  sie 
selbst  bei  uns  bekannter  würden,  als  es  jetzt  der 
Eall  sei. 

Inspektor  Bouche  berichtete  über  die  ausge- 
stellten Pflanzen,  welche,  ausser  denen  zur  Verloo- 
sung,  noch  aus  4  Gärten  gebracht  waren.  Aus  dem 
Garten  des  Kommerzienrathes  Reichenheim  hatte 
Obergärtner  Boese  2  sehr  hübsche  Orchideen: 
Epidendron  Sceptrum  und  Coelogyne  maculata,  und 
ausserdem  ein  stattliches  Exemplar  der  Alocasia 
Veitchii  ausgestellt,  während  man  dem  Obergärtner 
Pasewaldt  aus  dem  Danneel'scheu  Garten  die 
neue  Achyranthes  VerschafFeltii,  welche  sich  der 
Aerva  sanguinoleata  ansehliesst  und  dieselbe  schöne 
braunrothe  Färbung  besitzt,  sowie  eine  blühende 
Tricyrtis  hirta  verdankte.  Ob  letztere  wirklich  von 
der .  früher  häufiger  in  den  Gärten  kultivirten  T. 
pilosa  verschieden   ist,  Hess  Professor  Koch    dahin- 


gestellt sein.  Auch  Kunst-  und  Handelsgärtner 
Lackner  hatte  ein  blühendes  Exemplar  des  Ficus 
Cooperi  ausgestellt.  Endlich  waren  aus  der  Louis 
Mathieu'schen  Gärtnerei  Zweige  der  auch  noch 
im  Herbste  reichlich  tragenden  Jlonats- Himbeere 
(quatre -Saison)  nebst  einem  neuerdings  von  Frank- 
reich aus  wiederum  empfohlenen  Futtergras  Cerato- 
chloa  australis  oder  Bromus  Schraderi  ausgestellt. 
Um  die  Verbreitung  des  letzteren  hat  grade  der 
Verein  sich  grosse  Verdienste  erworben.  Zuerst 
als  Futtergras  in  Anwendung  gebracht  hat  es  der 
Hofgärtner  G.  A.  Fintelmann  auf  der  Pfauen- 
insel, während  der  verstorbene  Amts-Inspektor  Al- 
bert in  Köthen  es  zuerst  im  Grossem  anbaute.  In 
den  Jahresberichten  der  Samenhandlung  von  Metz 
&  Co.  findet  man  fortlaufende  Berichte  über  die 
Kultur  dieses  Grases.  Auf  die  Anfrage,  ob  das 
Gras  jährig  oder  eine  Staude  sei,  theilt  Professor 
Koch  mit,  dass  es  hinsichtlich  der  Dauer  mit  die- 
sem Grase  sich  grade  so  verhalte,  wie  mit  vielen 
anderen  südländischen  Pflanzen,  dass  es  im  wär- 
meren Vaterlande  ausdauere,  in  unseren  nordischen 
Klimaten  aber  meist  im  Winter  ausfröre  und  dem- 
nach bei  uns  am  besten  als  einjährige  Pflanze  be- 
handelt werden  müs.ste. 

Es  war  von  mehrern  Seiten  Kernobst  ausgelegt 
worden.  Der  Baumschulbesitzer  Lorberg  forderte 
alle  die,  welche  Obstgärten  besitzen,  auf,  in  jeder 
Versammlung  Obst,  zu  Vergleichungen  und  um  eine 
bessere  Kenntniss  herbeizuführen,  auszustellen.  Wie 
nothwendig  dieses  sei,  sehe  man  daraus,  dass  von 
verschiedenen  Mitgliedern  jetzt  Gravensteiner  aus- 
gestellt seien,  die  zum  Theil  ein  ganz  anderes  An- 
sehen hätten,  dass  anderntheils  auch  Aepfel  unter 
diesem  Kamen  kultivirt  würden,  die  es  nicht  seien. 
Es  wurde  demnach  mehrseits  vorgeschlagen,  den  be- 
reits bestehenden  Obstausschuss  mehr  zu  beleben, 
indem  man  ihn  auflforderte,  an  einem  Tage  vor  der 
Sitzung  des  Vereines  zusammenzutreten  und  über 
die  eingegangenen  Obstsorten  sich  zu  verständigen. 
Professor  Koch  unteistützte  diesen  Antrag  und 
zeigte  um  so  mehr  seine  Bereitwilligkeit  an,  den 
Ausschuss  an  bestimmten  Tagen  in  seiner  Wohnung 
zu  empfangen,  da  seine  Bibliothek  und  die  des  Ver- 
eines die  zur  Bestimmung  nöthigen  Materialien  lie- 
ferten. Obergärtner  Gaerdt  hielt  überhaupt  eine 
grössere  Belebung  der  verschiedenen  Ausschüsse 
für  durchaus  nothwendig,  dem  auch  sonst  noch  bei- 
gestimmt wurde.  Nach  dem  Geh.  Regierung^rath 
Hevder  habe  es  hauptsächlich  daran  gefehlt,  dass 
in  den  verschiedenen  Ausschüssen  kein  Vorsitzen- 
der bestimmt  ernannt  sei,  der  dann  die  Pflicht  habe, 
die  übrigen  Mitglieder  zu  einer  Sitzung  zusammen- 
zuberufen.  Es  wurde  demnach  beschlossen,  mit  dem 
Obstaussehusse  alsbald   den  Anfang  zu  machen.   Da- 


363 


mit  die  vorbereitenden  Sitzungen  noch  nutzbringen- 
der sind,  soll  es  jedem  Mitgliede  des  Vereines  frei- 
stehen, an   diesen   beliebig  Antheil  zu  nehmen. 

Kunst-  und  Handelsgärtner  Louis  Mathien 
tibergab  Kohlrabi,  wo  sich  die  Pflanze,  welche  im 
zweiten  Jahre  zur  Samengewinnung  ausgepflanzt  war, 
verästelt  und  sich  an  jedem  Ast  die  knollige  Ver- 
dickung wiederholt  hatte.  Auf  diese  V^eise  waren 
Pflanzen  mit  o  und  4  Knollen  von  beträchtlicher 
Grösse  vorhanden,  während  andere  sich  sehr  ver- 
ästelt hatten  und  an  jedem  Aste  mir  geringe  knol- 
lige Anschwellungen  besassen.  Auch  Inspektor  Beu- 
cht übergab  einen  Grünkohl  mit  geschlitzten  Blät- 
tern, von  dem  Madame  Schütz  im  Victoria-Hötel 
Samen  aus  Spanien  mitgebracht  hatte.  Im  Ge- 
sehmacke  hatte   er  sehr  untergeordneten  Werth. 

Derselbe  legte  auch  einige  KartofTeln  vor,  welche 
auf  dem  Versuchsfelde  des  Vereines  gezogen  waren 
und  grosse  Erträge  gegeben  hatten,  weshalb  er  sie 
auch  empfahl.  Von  5  Saatkartoffeln  der  späten 
Friedrichs-Kartofiel  hatte  er  120,  von  0  Stück  der 
blauen  Sechswochenkartoffel  360 ,  von  3  Stück  der 
Stettiner  Kartoffel  120,  von  6  Stück  der  Frühen 
Preis  von  Ilulland  130  und  von  3  Stück  der  spä- 
ten Eunkelrüben-Kartoffel  47  Knollen  erhalten.  In 
jeglicher  Hinsicht  verdienten  die  blaue  Sechswochen, 
und  die  Stettiner  Kartoffel  den  Vorzug.  Ausserdem 
nannte  Inspektor  Bouchö  noch  als  empfehlenswerth : 
British   queen   und  die   Erfurter  frühe  runde. 

Auch  der  Ivunst-  und  Handelsgärtner  Krüger 
in  Lübbenau  hatte  3  Sorten  Kartoffeln  eingesen- 
det, wo  die  Grösse  der  Knollen  die  Aufmerksamkeit 
der  Anwesenden  in  Anspruch  nahm.  Die  beiden 
grössten,  eine  rothe  und  eine  gelbe,  stammten  von 
den  Marmont-Inseln  (?)  und  soll  daselbst  das  Stück 
bis  6  Pfund  schwer  werden,  während  die  vorliegen- 
den trotz  des  sehr  ungünstigen  Sommers  immer 
noch  eine  Schwere  von  1{  und  1^  Pfund  besassen. 
Von  10  Pfund,  freilich  kleiner  Knollen  hatte  Krü- 
ger 200  Pfund,  also  den  20 fachen  Ertrag  erhalten. 
Eine  dritte  Kartoffel  führte  den  Namen  frühe  Lie- 
beroser,  ist  weiss  und  sehr  mehlreich.  Da  sie  eben- 
falls einen  20-,  ja  oO-facheu  Ertrag  gibt,  möchte 
sie  zu  wirthschaftlichen  Zwecken  zu  empfehlen  sein. 
Endlich  legte  Professor  Koch  eine  Auswahl 
der  Kartoffeln  vor,  welche  in  Frankreich  am  mei- 
Bteu  angebaut  werden  und  daselbst  am  beliebtesten 
sind.  Dieselben  werden  dem  Versuchsgarten  über- 
geben, um  sie  zu  vervielfältigen  und  dann  zm-  Ver- 
theilnug  unter  die  Mitglieder  zu  bringen.  Derselbe 
hatte  ferner  alle  die  Pelargonien,  besonders  aus  der 
Gruppe  der  scharlachblüthigen  und  derer  mit  bun- 
ten Blättern,  welche  in  Paris  zu  Massivs  benutzt 
werden,  erworben,  um  selbige  auch  hier  einzuführen. 
Er  bezweifle  gar  nicht,    dass  die  meisten  schon  bei 


uns  bekannt  seien,  man  kenne  sie  aber  noch  nicht 
in  der  Weise,  dass  sie  unempfindlich  gegen  alle 
Witternngs- Verhältnisse,  gegen  Kälte  und  Nässe  so- 
wohl, wie  gegen  Hitze  und  direktes  Sonnenlicht, 
seien;  er  habe  deshalb  geglaubt,  die  Gelegenheit, 
wo  ihm  eine  grosse  Menge  von  Stecklingen  von 
Seiten  des  Direktors  der  Pariser  Verschönerungen, 
Barillet,  und  des  Kaiserlichen  Obergärtners  im 
Luxemburg- Garten,  llivi&re,  zur  Verfügung  ge- 
stellt worden  wären,  nicht  vorübergehen  zu  lassen, 
und  alle  die  Sorten  mit  hierher  gebracht.  Es  kön- 
nen demnach  Mitglieder,  in  sofern  sie  sich  zeitig 
melden,  schon  jetzt  an  der  Vertheilung  Theil  neh- 
men, oder  im  nächsten  Jahre,  wenn  Vermehrung 
erfolgt  ist,  darauf  Anspruch   machen. 

Inspektor  Beuche  übergab  eine  Reihe  von 
Herbstblumen  und  emjjfahl  deren  Kultur  um  so 
mehr,  als  dieselben  bis  spät  in  den  November  hin- 
ein blühen  und  nur  erst  durch  den  Frost  zu  Grunde 
gehen.  Es  waren  dieses  vor  Allem  mehre  Stauden- 
Astern,  als  Fortunei,  glabellus,  turbinellus,  diffusus, 
Bostoniensis  und  Novae  Angliae,  ferner  Rudbeckia 
triloba,  Hypericum  oblongifohum  undHeuchera  pilosa. 
Ferner  sprach  derselbe  über  die  verschiedeneu 
Formen  der  Eucal^'pten,  welche  dieselben  in  den 
verschiedenen  Altersstufen  annehmen.  Als  Beispiel 
legte  derselbe  Eucalyptus  Globulus,  der  neuer- 
dings von  Frankreich  aus  so  sehr  als  Blattpflanze  im 
freien  Grunde  und  wählend  der  Sommerzeit  empfoh- 
len ist,  vor.  Jung  hat  dieser  breite,  an  seiner  Ba- 
sis zusammengewachsene  Blätter,  die  um  so  schmä- 
ler und  länger  werden,  je  älter  das  Exemplar  wird. 
Als  stattlicher  Baum  hat  die  Pflanze  hingegen  Blät- 
ter, welche  schmal-elliptisch,  ja  sogar  bisv/eilen  sichel- 
förmig sind  und  nicht  allein  nicht  an  der  Basis  mehr 
paarweiss  zusammengewachsen  erscheinen,  sondern 
soear  Stiele  besitzen  und  sich  in  abwechselnder 
Stellung  befinden.  E.  longifohus  Willd.  und  falca- 
tus  der  Gärten  scheint  demnach  von  E.  Globulus 
nicht  verschieden   zu   sein. 

Endlich  sprach  Inspektor  Bouche  über  die 
Berichte  des  Bayerischen  Gartenbau  -  Vereines  von 
18G2  und  18(33  und  empfahl  diese  wegen  ihres  ge- 
diegenen Inhaltes  der  weiteren  Kenntuissnahme. 
Der  Verein  habe  unter  der  Leitung  des  jetzigen 
Vorsitzenden,  Geh.  Eathes  v.  Martins,  und  des 
Sekretärs,  Hofgärtners  Effner,  einen  sehr  erfreu-^ 
liehen  Aufschwung  genommen  und  zeige  nach  allen 
Seiten  hin  eine  grosse  Thätigkeit.  Die  nähere  Ver- 
bindung und  der  gegenseitige  Schriftentausch  könne 
für  den  hiesigen  Verein  nur  Nutzen  bringend  sein. 
Die  Aufgabe:  Prüfung  der  neueren  Obst-  und  Ge- 
müsesorleu,  dem  sich  der  Münchener  Verein  mit 
besonderer  Liebe  ergeben,  sei  von  der  grössten 
Wichtigkeit,   um    allmählig  auch  in  Bayern    ein  rc- 

415 


364 


geres  Streben  in  diesen  beiden  Kulturzweigen  her- 
vorzurufen und  nach  und  nacli  die  schlechteren 
Sorten    zu  verbannen. 

Unter  den  gediegenen  Aufsätzen  der  Mün- 
chener Gartenbau-Verhandlungen  befindet  sich  auch 
ein  Aufsatz  über  Regenwürmer,  der  Beachtung  ver- 
dient. Ein  Baseler  Küfermeister  hatte  in  einen  Be- 
hälter mit  Wasser  grünes,  in  Scheite  gespaltenes 
Eichenholz  gelegt  und  dann  das  stark  schäumende 
Wasser  auf  seine  Gartenbeete  gegossen.  In  Folge 
davon  krochen  die  Kegenwürmer  des  Bodens  auf 
die  Oberfläche  und  starben  davon.  Später  bediente 
der  Küfermeister  sich  des  AVassers,  um  aus  seinen 
Nelkentöpfen  die  Eegenwürmer  heraus  zu  bekom- 
men. Weitere  Versuche,  wo  man  Eichenspähne  in 
ein  mit  Wasser  halb  gefülltes  Fass  warf,  dieses 
mit  Steinen  beschwerte  und  verschloss,  um  nach 
4  AVochen  das  Wasser  zu  gleichen  Zwecken  zu 
gebrauchen,  lieferte  dieselben  Resultate.  Lässt  man 
jedoch  das  Wasser  24  Stunden  lang  in  einer  Giess- 
kanne  stehen,  so  hat  es  seine  AVirkung  verloren. 
Mit  Recht  hob  Inspektor  Bouche  hervor,  dass  auch 
hier  Versuche  damit  anzustellen  seien.  Man  war 
sonst  geneigt,  die  Ursache  der  Wirkung  gegen  die 
Regenwürmer  im  Gerbstoff  zu  suchen  und  glaubte 
deshalb,  dass  Brühe  von  der  Gerberlohe  dieselben 
Dienste  leisten  würde.  Es  wurde  auch  mitgetheilt, 
dass  Kunst-  und  Handelsgärtner  Lauche  in  Pots- 
dam seine  mit  Obstsämlingen  bepflanzten  Beete  mit 
Gerberlohe  flach  bedecke  und,  seitdem  er  dieses  ge- 
than,   keine   Engerlinge   mehr  gehabt  habe. 

Ferner  berichtete  Professor  Koch  Einiges  über 
seine  Reise  in  Frankreich,  besonders  über  den  Gar- 
ten in  Ti-ianon.  Hier  war  es,  wo  der  Gründer  des 
natürlichen  Systemes,  Bernhard  v.  Jussieu,  die- 
ses praktisch  erläuterte.  Zu  seinen  Vorlesungen 
kamen  die  Pariser  selbst  in  Menge,  um  von  ihm 
sich  belehren  zu  lassen.  Noch  aus  jener  Zeit  sind 
einige  Bäume  vorhanden,  die  er  selbst  gepflanzt 
haben  soll.  Eine  Rothtanne  von  herrlichem  Wüchse 
hat  bereits  jetzt  eine  Höhe  von  100  Fuss.  Zum  An- 
denken nahm  Referent  einige  Zapfen  des  Baumes 
mit  sich  nach  der  Heimath.  Ausserdem  war  auch 
eine  Ceder  von  4  Fuss  Stamm -Durchmesser  und 
von  einem  solchen  schönen  W^uchse  vorhanden,  wie 
er  denselben  noch  nie  gesehen. 

Professor  Schultz-Schultzenstein  gab  Er- 
läuterungen über  den  sogenannten  Sombrero-Guano, 
über  den  derselbe  seine  Untersuchungen  in  der 
Versammlung  am  31.  Juli  d.  J.  (Wochenschrift  No. 
.32)  mitgetheilt  hatte.  Dagegen  waren  später  in 
der  Sitzung  vom  25.  September  Einwendungen  von 
dem  Fabrikbesitzer  Dr.  Colin  gemacht  worden,  die 
auf  die  Behauptung  hinausliefen,  dass  der  Sombrero- 
Guano    nicht,    wie   Professor   Schultz-Schultzen- 


stein nachgewiesen,  gewöhnlicher  Korallenkalk  mit 
geringem  Phosphorsäuregehalt,  sondern  ein  fossiles 
Phosphat,  Phosphorit  oder  Knochenerde  sei,  das  auf 
eine  unbekannte  Weise  gänzlicii  in  phosphorsauren 
Kalk  metamorphosirt  wäre.  Hierüber  gab  nun  Pro- 
fessor Schultz-Schultzenstein  eine  Autklärung 
durch  den  Augenschein,  um  die  gänzliche  Verschie- 
denheit des  Sombrero-Guano  von  Phosphorit  zu  be- 
weisen. Phosphorit  nämlich  und  phosphorsaurer  Kalk 
der  Knochen  löst  sich  in  Säuren  ohne  Aufbrausen 
auf,  wogegen  der  kohlensaure  Kalk  beim  Auflösen 
in  Säuren  ein  starkes  Aufbrausen,  was  von  der  sich 
entwickelnden  Kohlensäure  herrührt,  hervorbringt. 
I'rofessor  Schu  1  tz-Schultz  enstein  legte  nun  zur 
Vergleichung  in  ein  mit  verdünnter  Salzsäure  an- 
gefülltes Glas  ein  Stück  Phosphorit  (Knochenerde), 
und  in  ein  zweites  mit  gleicher  Säure  angefülltes 
Glas  Stücke  von  sogenanntem  Sombrero-Guano,  mit 
der  Struktur  des  Korallenkalks,  und  es  zeigte  sich 
auf  der  Stelle  der  Unterschied,  dass  der  Sombrero- 
Kalk  unter  starkem  Aufbraufen  von  Kohlensäure, 
das  bis  zum  gänzlichen  Auflösen  dauerte,  sich  in 
der  Säure  löste,  wogegen  das  Knochenstück  sich 
ohne  alles  Aufbrausen  löste.  Hierzu  wurden  von 
Professor  Schultz-Schultzenstein  noch  folgende 
Bemerkungen  gemacht.  Die  Sombrero-Insel  sei  eine 
niedi-ige  Korallen-Insel  Westindiens,  die  mit  einer 
dünnen  Schicht  von  Seevogel-Exkrementen  (Guano) 
bedeckt  sei.  Der  Unterschied  dieser  Guanodecke 
von  dem  peruanischen  Guano  bestehe  aber  darin, 
dass  es  auf  den  peruanischen  Guano- Inseln  nicht 
regne,  der  peruanische  Guano  daher  nicht  ausge- 
waschen sei.  Auf  der  westindischen  Sombrero-Insel 
indessen,  wo  es  stark  regne,  werde  die  dünne  Guano- 
schicht ausgewaschen,  d.  h.  der  stickstoffigen  Dün- 
gerbestandtiieile  beraubt,  und  es  bleibe  etwas  phos- 
phorsaurer Kalk,  aus  den  Fischknochen  der  Vogel- 
j  nahrung  herrührend,  übrig.  Somit  könne  der  Som- 
brerokalk mit  einer  kleinen  Beimengung  von  phos- 
phorsaurem Kalk  versehen  sein ,  der  aber  in  der 
Masse  des  als  Sombrero-Guano  (besonders  von  Zim- 
mermann in  Hamburg)  in  den  Handel  gebrachten 
Produktes  gar  nicht  in  Betracht  komme,  da  diese 
Masse  allein  aus  grossen  Blöcken  von  reinem  Ko- 
rallenkalk bestehe,  der  dann  gepulvert  und  als 
Guano  verkauft  werde.  Dass  diese  Masse  haupt- 
sächlich nur  aus  kohlensaurem  Kalk  bestehe,  lehre 
der   Augenschein. 

Schliesslich  wurde  der  Ausspruch  der  Preis- 
richter mitgetheilt,  wonach  die  Pflanzen  aus  dem 
Garten  des  Kommerzienrathes  Reichenheim  (Ober- 
gärtner Boese)    den   Monatspreis   erhielten. 


365 


Allerlei 
aus  der  fiärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

IX. 

Unsere  12 -wöchentliche  Abwesenheit  war  Ur- 
sache, dass  lange  Zeit  keine  Berichte  über  allge- 
meinere Gegenstände  der  Gärtnerei  und  Pflanzen- 
kunde gegeben  wurden;  selbst  jetzt  haben  wir  uns 
noch  keineswegs  in  der  Weise  orientirt,  um  grös- 
sere Jlittheilungen  zu  machen.  Unser  Streben  in 
dem  fernen  Frankreich  war  hauptsächlich  nur  auf 
das  Eine  gerichtet :  Materialien  für  die  zu  bear- 
beitende Dendrologie  zu  erhalten  und  zu  verwer- 
then.  In  dieser  Hinsicht  haben  uns  hauptsächlich 
Paris,  Angers  und  Bordeaux  reichlichen  Stoff  ge- 
liefert, zumal  die  Vorsteher,  resp.  Besitzer  betref- 
fender Etabhssements  und  Anlagen  mit  nicht  genug 
anzuerkennender  Bereitwilligkeit,  ja  selbst  mit  Eifer, 
unsere  Untersuchungen  unterstützten.  Besonders  sind 
es  zwei  Männer,  die  zu  nennen  und  ihnen  unseren 
Dank  hier  auszusprechen,  wir  für  unsere  Pflicht 
halten. 

Dr.  Spach,  Konservator  der  botanischen  Ab- 
theilung des  Museum  d'histoire  naturelle,  hat  sich 
vor  längerer  Zeit  schon  selbst  speziell  mit  dendro- 
logischen  Studien  beschäftigt  und  zum  Theil  in  den 
Suites  de  Buffon ,  zum  Theil  in  besonderen  Ab- 
handlungen, welche  meist  in  den  Annales  d'histoire 
naturelle  abgedruckt  sind,  bekannt  gemacht.  Mag 
er  auch  daselbst  manche  Form  und  manchen  Blend- 
ling als  Art  hingestellt  haben  und  der  ihm  gemachte 
Vorwurf  der  zu  vielen  Arten  hierauf  fussen,  so 
bleibt  ihm  doch  stets  das  sehr  grosse  Verdienst 
einer  guten  Beobachtung,  mag  die  einzelne  von 
ihm  beschriebene   Pflanze  eine  Art  oder  Abart  sein. 

Nicht  weniger  müssen  wir  Dr.  Spach  dankbar 
sein,  dass  er  eine  Reihe  Desf ontaines'scher  Ge- 
hölze der  Vergessenheit  entzogen  hat.  Durch  ihn 
liaben  wir  öfters  erfahren,  welche  Pflanzen  dieser 
berühmte  Botaniker  in  den  ersten  Jahrzehenden 
unseres  Jahrhundertes  unter  bestimmten  Namen  ver- 
standen. Aus  den  kargen  und  unbestimmten  Dia- 
gnosen Desfontaines'  war  es  oft  gar  nicht  mög- 
lich, die  Art  zu  enträthseln.  Dr.  Spach  hat  uns 
nicht  allein  aus  dem  reichen  Schatze  seiner  Beob- 
achtungen und  Kenntnisse  auf  das  Bereitwilligste 
Mittheilungen  gemacht,  ihm  verdanken  wir  auch 
eine  grosse  Reihe  von  Original-Exemplaren  der  von 
ihm  zuerst  benannten   Pflanzen. 

Ueber  die  grossen  Baumschulen  von  Andrö 
Leroy  in  Angers  haben  wir  bereits  ausführlich 
gesprochen  (s.  S.  289);  wir  fühlen  uns  aber  beson- 
ders noch  verpflichtet,  ihm  für  die  vielseitige  Un- 
terstützung, welche   er  uns  behufs  unserer  zu  bear- 


beitenden Dendrologie  angedeihen  liess,  ebenfalls 
hier  unseren   Dank  auszusprechen. 

Wir  schliessen  hier  unsere  Beobachtungen  und 
Erfahrungen  über  die  sogenannten  künstlichen  Be- 
fruchtungen des  Getreides  und  der  Fruchtbäunie 
nach  dem  Hooib renk' sehen  Systeme  an.  Schon 
früher  haben  wir  uns  mehrfach  dagegen  ausgespro- 
chen und  thun  es  auch  jetzt  noch,  wo  wir  nähere 
Einsicht  gewonnen  und  bereits  von  Männern  der 
Wissenschaft  genaue  Versuche  angestellt  sind.  In 
Frankreich  hat  der  Kaiser  auf  einigen  seiner  Privat- 
güter, welche  theils  Musterwirthschaften  sind,  theils 
zu  wissenschaftlichen  Zwecken  benutzt  werden,  gross- 
artige Versuche  darüber  angestellt,  über  deren  Re- 
sultate wohl  bald  Näheres  bekannt  gemacht  werden 
wird.  Als  wir  Vincennes  und  Chalons  besuchten, 
war  bereits  die  Erndte  vorüber  und  demnach  zu 
spät,  um  sich  von  den  Erfolgen  selbst  zu  überzeugen. 
Auch  Dr.  Ville,  Professor  der  physiologisch- 
chemischen Botanik  in  Paris,  hatte  auf  seinem  Ver- 
suchsfelde in  Vincennes  mehrfache  Versuche  ange- 
stellt; diese  haben  aber  auch  nicht  den  geringsten 
Mehrertrag  gegeben.  Man  darf  sich  wohl  der 
Ueberzeugung  hingeben,  dass,  wo  ein  Mann  der 
Wissenschaft  nach  allen  Seiten  hin  mit  Sachkennt- 
niss  und  Gewissenhaftigkeit  operirt  hat,  die  erhal- 
tenen Resultate  auch  zur  Beurtheilung  des  Verfah- 
rens massgebend  sind.  Professor  Ville  hatte  zu 
gleicher  Zeit  die  Freundlichkeit,  uns  sowohl  sein 
Versuchsfeld,  wo  er  hauptsächhch  die  Frage  der 
Aufnahme  von  Nahrungsstoft'en  durch  Experimente 
zu  lösen  sucht,  zu  zeigen,  als  auch  mit  den  Einrich- 
tungen seines  Laboratoriums  uns  vertraut  zu  machen. 

So  viel  uns  bekannt  ist,  haben  wir  dergleichen 
Laboratorien  für  solche  Zwecke  und  in  solchem 
Umfange  bei  uns  in  Deutschland  noch  nicht,  so 
nothwendig  sie  auch  wären.  Unsere  kleinen  und 
bei  beschränkten  Mitteln  angestellten  Experimente, 
wenn  auch  trotzdem  das  Mögliche  geleistet  werden 
mag,  können  unmöglich  für  die  Kenntniss  der  Er- 
nährung der  Pflanzen  den  Werth  haben,  als  da, 
wo  man  mit  reichlichen  Hülfsmitteln  versehen  ist. 
Bei  der  Wichtigkeit  der  Landwirthschaft  überhaupt 
sind  dergleichen  vom  Staate  in's  Leben  gerufene 
Institute  durchaus  nothwendig  und  vöUig  gerecht- 
fertigt. 

Wenn  wir  uns  nun  auch  hier,  wo  es  die  künst- 
liche Befruchtung  des  Getreides  betrifft,  gegen  das 
Verfahren  Hooibrenk's  ausgesprochen  haben,  so 
sind  wir  doch  keineswegs  mehr  gegen  ein  anderes, 
was  er  seit  längerer  Zeit,  wenn  auch  nicht  zuerst 
angewendet,  doch  auf  jeden  Fall  mit  Nachdruck 
angeregt  hat,  eingenommen,  obwohl  früher  in  der 
Wochenschrift  mehrfach  der  Stab  darüber  gebro- 
chen   wurde:    wir    meinen    seine    Weinkultur.     Die 


366 


Frage,  ob  dieses  Verfahren  wirklich  Hooibrenk 
eigenthümlich  ist,  lassen  wir  natürlich  ganz  nnbe- 
rübrt.  So  viel  steht  allerdings  fest,  dass  es  vielfach 
früher  schon  angewendet  wurde,  dass  auch  Kecht 
es  kannte:  keineswegs  legte  man  aber  ein  solches 
Gewicht  darauf.  Hooibreuk  besitzt  deshalb  doch 
wenigstens  dabei  das  Verdienst,  es  genauer  bezeich- 
net und  zur  allgemeinem  Kenntniss  gebraciit  zu 
haben.  Der  Bogeuschnitt  im  Rheingau  hat  gar 
nichts  damit  zu  thun  und  ist  eine  ganz  andere 
Kultur-Methode. 

Das  Hooibrenk'sche  Verfahren  besteht  darin, 
dass  die  Tragrebe  unter  die  Horizontale  ziemlich 
nahe  dem  Boden  hingelegt  wird.  Die  grössere 
Menge  von  Ti-auben  in  Folge  davon  wird  allseitig 
zugegeben ;  aber,  heisst  es  weiter,  die  Trauben  sind 
in  dieser  Bodennähe,  wo  beständig,  besonders  in 
weniger  trockenen  Jahren,  Feuchtigkeit  aufsteigt, 
der  Fäulniss  sehr  ausgesetzt  und  die  Beeren  stehen 
hinsichtlich  der  Qualität  bedeutend  nach.  Der  be- 
kannte Champagner-Fabrikant  Jacquessou  in  Cha- 
lons,  der  zugleich  einer  der  grössten  Weinbauer  ist, 
hat  aber  seit  3  Jahren  auf  allen  seinen  AVeinfeldern 
die  Hooibrenk'sche  Kultur  -  Methode  eingeführt 
und  stets  die  besten  Eesultate  gehabt.  Wir  haben 
uns  selbst  an  Ort  und  Stelle  überzeugt  inid  nie 
einen  solchen  ßeichthum  an  Trauben  irgendwo  ge- 
sehen. Die  Beeren  hatten  denselben  Geschmack 
als  da,  wo  man  nach  früherer  Weise  kultivirt  hatte. 
W'ir  geben  zu,  dass  der  blosse  Geschmack  trüge- 
risch ist  und  keine  Sicherheit  gibt.  Wenn  aber  ein 
Mann,  wie  Jacquessou,  seine  ganze  Kultur  dar- 
nach umändert  und  seine  Rechnung  dabei  findet, 
so  wird  uns  wohl  Jedermann  zugeben,  dass  das 
Hooibrenk'sche  Verfahren,  wenigstens  in  der  Cham- 
pagne, sich  bewährt  hat  und  daselbst  weitere  An- 
Venduug  verdient.  Nur  in  einem  Stücke  war  man 
bei  Jacquessou  in  Chalons  etwas  abgewichen.  Um 
die  Tragrebe  in  ihrer  Richtung  unter  der  Horizon- 
tale zu  erhalten,  sind  nämlich  am  obern  Ende  der- 
selben Stäbe  mit  2  Haken  eingeschlagen.  Bis  zu 
der  Zeit,  wo  die  Beere  noch  hart  ist,  wird  die  Rebe 
auf  den  untern  Haken  gelegt  und  befindet  sich  dem- 
nach mit  der  Spitze  unter  der  Horizontale,  ist  aber 
die  Beere  weich,  so  legt  man  das  Ende  der  Trag- 
rebe auf  den  obern  Haken;  diese  hat  damit  eine 
Lage  Von  ebenso  viel  Grad,  als  sie  früher  unter 
der  Horizontale  sich  befand,  über  derselben.  Es 
unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  damit  hauptsächlich 
dem  leichteren  Verfaulen  entgegengewirkt  wird. 

Man  sagt  nun  zwar,  dass  die  Fülle  von  Trau- 
ben bei  dem  Hooibrenk' sehen  Verfahren  alhuäh- 
lig  nachlasse  und  man  nach  dem  4.  oder  höchstens 
5.  Jahre  den  Weinstock  und  den  Boden,  worauf 
jener  wächst,   erschöpft  habe.    Wäre  dieses  der  Fall, 


so  würde  allerdings  Jacquessou  erst  im  nächsten 
und  folgenden  Jahre  die  Folgen  seiner  dann  unbe- 
dachten neuen  Einrichtung  fühlen  luid  damit  mög- 
licher Weise  einen  solchen  Rückschlag  erhalten,  dass, 
da  er  seine  bedeutenden  Weinfelder  sämmtlich  so 
eingerichtet  hat,  seine  ganze  Champagner- Fabrik, 
ja  selbst  sein  Handel  auf  dem  Spiele  stände.  Von 
den  bedeutenden  Kosten  der  Umänderung  und  Ein- 
richtung der  neuen  Methode  wollen  wir  gar  nicht 
sprechen.  Wir  bezweifeln  demnach,  dass  ein  sol- 
cher Geschäftsmann,  wie  Jacqu  esson  doch  ist,  so 
leichtsinnig  gehandelt  hätte,  wenn  ihm  vorher  nicht 
schon  die  Ueberzeugung  von  der  Richtigkeit  des 
Verfahrens  geworden  wäre. 

Wir  erklären  die  Sache  anders  und  fürchten 
weder  eine  Erschöpfung  des  Weinstockes,  noch  eine 
Verarmung  des  Bodens.  Es  versteht  sich,  dass  die 
Bestandtheile,  welche  durch  die  Ausfuhr  des  Weines 
dem  Weinstocke  und  dann  dem  Boden  entzogen 
werden,  auch  wieder  zu  ersetzen  sind.  Es  gilt 
dieses  namentlich  vom  Kali  und  den  anderen  im 
Weine  hauptsächlich  enthaltenen  Stofl^en.  Wie  im 
Allgemeinen  der  Weinstock  einen  steinigen  oder 
felsigen  Boden  zu  seinem  Gedeihen  verlangt  und 
beispielsweise  im  Weingaue  Mcdoc  bei  Bordeaux 
die  Weinfelder  um  so  ergiebiger  sind,  je  steiniger 
der  Boden  ist,  so  ist  es  auch  in  der  Champagne 
der  Fall,  wo  kohlensaurer  Kalk  in  Form  von  Kreide 
die  HaujJtfelsart  und  als  Gerolle  dem  Boden  sehr  un- 
termischt ist.  Durch  das  beständige  Verwittern  des 
dortigen  Kalkes,  der,  wenn  auch  in  noch  so  gerin- 
gen Mengen,  Kali-  und  andere  Salze  beigemengt 
enthält,  wird  das,  was  durcii  den  Wein  weggeführt 
wird,  auch  wiederum  ersetzt.  In  wie  weit  man 
auch  durch  Düngen  in  der  Champagne  das  Ver- 
lorene zu  ersetzen   sucht,  wissen   wir  nicht. 

Es  ist  ferner  eine  bekannte,  wenn  auch  keines- 
wegs phvsiologisch-erklärte  Thatsache,  dass  der  rohe 
Nahrungssaft  am  schnellsten  nach  der  Spitze  der 
Pflanze  zueilt,  also  grade  aufsteigt,  und  bei  dem 
Verdunsten  manche  Stoffe  mit  weggeführt  werden, 
welche  ausserdem  assimilirt  worden  wären.  Der 
Obstgärtner  weiss  dieses  recht  gut  und  bringt  die 
Aeste  um  so  mehr  der  Horizontale  nahe,  je  mein- 
er Früchte  erzielen  will.  Die  Verdunstung  bei  ho- 
rizontaler Lage  der  Aeste,  und  gar,  wo  diese  noch 
mehr  abwärts  gebogen  sind,  ist  also  weit  geringer, 
und  StoflTe,  die  ausserdem  bei  mehr  vertikaler  Lage 
der  Aeste  verdunstet  und  also  verloren  gegangen 
wären ,  kommen  bei  dem  angegebenen  Verfahren 
zur  Verwendung  und  finden  bei  der  Bildung  der 
Beeren   ihre   Benutzung. 

Das  Verpflanzen  von  immergrünen  Gehölzen 
in  Körben,  um  erstere  dann  leichter  und  bequemer 
zu    vei'senden,    hat    Hofgärtner  Jäger    in   Eisenach 


367 


in  Regel's  Gartenflor  besonders  besprochen  und 
dabei  der  Lauren tius'schen  Gärtnerei  in  Leipzig 
Erwälniung  gethan.  Auch  wir  haben  Gelegenheit 
gehabt,  dieses  Verfahren  daselbst  zu  sehen.  Wäh- 
lend der  grossen  Ausstellung  in  Karlsruhe  1862 
hatte  Laurentius  eine  ziemlich  grosse  Sammlung 
von  Koniferen,  sämmtlich  in  Körben,  ausgestellt,  die 
wegen  ihrer  Schönheit  mit  Recht  die  Aufmerksam- 
keit Aller  auf  sich  lenkte.  Seitdem  haben  wir  das 
Verpflanzen  und  das  Versenden  in  Körben  in  noch 
grösserem  Massstabe  in  Angers  bei  dem  Baumschul- 
besitzer Leroj  gesehen.  Auch  in  andern  Baum- 
schulen  Frankreichs  ist  es  ganz   gewöhnlich. 

Es  unterliegt  daher  keinem  Zweifel,  dass  für 
immergrüne  Gehölze  diese  Verpflanzungs-  und  Ver- 
sendungsart die  beste  ist  und  nicht  genug  empfohlen 
werden  kann.  Das  Verpflanzen  darf  aber  nur  im 
August  geschehen,  also  in  einer  Zeit,  wo  weniger 
neue  Stufte  assimilirt,  als  vielmehr  assimilirte  Stoft'e 
zu  Neubildungen  verwendet  werden.  In  dieser  Zeit 
ist  die  Pflanze  mit  a'fesimilirten  Stoßen  so  gefüllt, 
dass,  wie  nun  die  Vegetation  wiederum  von  Neuem 
beginnt,  was  bei  allen  inmiergrünen  Gehölzen  gegen 
P^nde  August  und  im  September  geschieht,  auch  die 
Wurzelfäserchen  am  Leichtesten  sich  bilden.  Damit 
ist  die  Wechselwirkung  mit  der  Aussenwelt  auch 
wieder  hergestellt.  Das  Verpflanzen  der  immergrü- 
nen Gehölze,  und  hauptsächlich  der  Koniferen,  im 
Frühjahre  und  im  Herbste  scheint  demnach  nach 
den  Erfahrungen  ein  durchaus  verfehltes  zu  sein, 
das  im  August  ist  vorzuziehen.  Hofgärtner  Jäger 
in  Eisenach  möchte  Recht  haben,  wenn  er  darin 
den  Grund  sucht,  dass  namentlich  Koniferen  keines- 
wegs bei  uns  so  häufig  in  den  Gärten  gefunden 
werden,  als  man  nach  der  vorhandenen  Liebe  für 
sie  vermuthen   sollte. 

Auf  gleiche  Weise  ist  das  Einpflanzen  in  Töpfe, 
was  in  mehrern  Baumschulen,  um  dem  Uebelstande 
des  Eingehens  der  verpflanzten  immergrünen  Ge- 
hölze zu  umgehen,  neuerdings  eingeführt  ist,  aus 
den  Gründen,  die  Jäger  in  besagter  Abhandlung 
ebenfalls  ausgesprochen,  zu  verwerfen.  Solche  Topf- 
pflanzen sind  meist  im  Wurzelwerk  verkümmerte 
Gewächse,  welche  nur  bei  grosser  Pflege  im  freien 
Lande  sich  erholen.  Bei  Leroy  in  Angers,  wie 
wir  ebenfalls  bereits  bei  der  Beschreibung  seiner 
Baumschulen  erwähnt  haben,  werden  nicht  etwa 
kleine  Exemplare  in  Körbe  versetzt,  sondern  grosse 
Hex,  Araucarien,  Cupressus,  Taxodien,  Magnolien 
mit  immergiünen  Blättern  u.  s.  w.,  6  bis  12  Fuss 
hoch,  im  August  bereits  herausgenommen.  Man 
fängt  die  Versetzung  oft  schon  im  Anfange  des 
Monates  August  an  und  bringt  die  Körbe,  bis  sie 
zur  Versendung  verlangt  werden,  wieder  in  die 
Erde. 


Man  ist  überhaupt  bei  uns  hier  und  da  im  All- 
gemeinen in  dieser  Hinsicht  noch  zum  grossen  Theil 
im  alten  Schlendrian  geblieben;  und  doch  gebührt 
einem  Deutschen,  dem  Fürsten  Pückler-Mnskau, 
die  Ehre,  zuerst  ausserhalb  der  sonst  gebräuchlichen 
Herbst-  und  Frühjahrszeit,  selbst  mitten  im  Blatte: - 
schmucke,  Gehölze  versetzt  zu  haben.  Freilich  ge- 
hört in  diesem  Falle,  wie  einer  der  tüchtigsten 
Gärtner  uns  einmal  sagte,  viererlei  dazu:  Geld, 
Verständniss,  Sorgfalt  und  zuletzt  wiederum  Geld. 
Man  hat  zutu  Theil  bei  uns  der  kürzlich  mitge- 
theilten  Nachricht,  dass  in  diesem  Frühjahre  in 
Paris  7  Kastanienbäume  in  Blüthe  und  ausserdem 
Akazien  von  nicht  unbedeutender  Grösse  und  im 
vollen  Blättersclimucke  versetzt  wurden,  nicht  Glau- 
ben beimessen  wollen.  Hätte  man  es  aber  gesehen, 
wie  sorgfältig  dieses  geschah,  wie  man  den  Baileu 
schon  lange  vorher  umstechen  und  sonst  auch  halt- 
bar gemacht,  wie  man  den  Stamm  und  seine  Haupt- 
äste mit  feuchtem  Moose  umgeben  und  um  dieses 
Leinwand  gewickelt,  dass  man  ferner  eigene  Wagen 
dazu  gebaut  mid  endlich  die  Bäume  nach  dem  Pflan- 
zen noch  mehre  Wochen  lang  fast  Tag  und  Nacht 
gegossen  und  gespritzt  hatte,  so  würde  es  gewiss 
nicht  aufgefallen  sein.  Freilich,  die  ungeheuren 
Kosten  vorher  und  nachher  dürfen  nicht  in  An- 
schlag kommen.  Es  kann  nicht  auffallen,  wenn  das 
Verpflanzen  eines  einzigen  grossen  Baumes  (iucl. 
Wagen  und  die  nach  dem  Verpflanzen  nöthige 
Sorgfalt)  manchmal  ein  Paar  tausend  Franks  und 
selbst  noch  mehr  gekostet  hatte.  Bei  geringen,  zu 
Gebote  stehenden  Mitteln  kann  man  dergleichen 
freilich  nicht  ausführen.  Dass  es  aber  auch  bei 
uns  ebenfalls  geschehen,  davon  kann  man  noch 
Zeugen  in  Fürst-Pückler' sehen  Anlagen,  in  Ba- 
belsberg und  im   Friedensgarten  bei  Potsdam   sehen. 

Ein  Gartenfreund  bei  Paris,  de  Laroy,  hat 
im  vorigen  Jahre  angefangen,  auch  seine  Obstbäume 
im  August  zu  verpflanzen  und  bereits  Erfolge  ge- 
habt, so  dass  er  in  diesem  Jahre  zu  derselben  Zeit 
noch  eine  grössere  Anpflanzung  machte.  Der  Pa- 
riser Gartenbau- Verein  ernannte  eine  Kommission, 
um  darüber  Bericht  zu  erstatten.  Wir  hatten  uns 
derselben  angeschlossen  und  überzeugten  uns  dem- 
nach selbst  von  der  Wahrheit  der  Aussage.  An 
den  meisten  im  August  vorigen  Jahres  verpflanzten 
Pyramiden  hingen  Birnen  in  vollendeten  Formen 
und  nicht  unbedeutender  Grösse.  Wir  haben  mit 
einem  unserer  tüchtigsten  Pomologen,  dem  Baron 
v.  Böse  auf  Emmaburg  bei  Laasphe,  darüber  ge- 
sprochen, um  auch  in  dieser  Hinsicht  auf  deutschem 
Boden  Versuche  anzustellen.  Es  wäre  aber  doch 
wünschenswerth,  dass  diese  auch  noch  anderweitig 
gemacht  würden.  Da  de  Laroy  uns  versprochen 
hat,    sein    Verfahren    genauer   mitzutheilen,     um    es 


368 


iu  der  Wochenschrift  zur  weitereu  Keuutuiss  zu 
bringen,  so  wird  dadurch  allen  denen,  welche  Ver- 
suche machen  wollen,  auch  ein  bestimmter  Leit- 
faden gegeben  werden. 

(SchIU93  folgt.) 


CfopoIJ)  JHüUtr's 

Beiträge  zur  Fönleriiiig  der  Obstkiiltiir  und 

Obstkunde  in  Deutschland. 

Wir  haben  schon  früher  Gelegenheit  gehabt, 
ein  Werkchen  des  Verfassers,  welcher  Privatmann 
in  Ztillichau,  einer  Stadt  der  Mark  Brandenburg, 
ist  und  sich  dem  Obstbaue  und  der  Obstkeuutniss 
mit  seltener  Liebe  und  Ausdauer  widmet,  zu  be- 
sprechen. Er  hat  jetzt  Beiträge  geliefert,  die  ge- 
wiss auch  zur  Förderung  dieses  wichtigen  Kultur- 
zweiges beitragen  werden  und  allen  Freunden  und 
Liebhabern  des  Obstes  nicht  genug  empfohlen  wer- 
den können.  Wir  machen  besonders  auf  die  Ein- 
leitung des  Buches  aufmerksam,  wo  die  Ursachen 
unserer  Missstände  beim  Obstbau  und  die  Mittel, 
selbige  zu  beseitigen,  klar  und  deutlich  auseinander- 
gesetzt werden.  Hierauf  folgt  eine  Aufzählung  aller 
Obstsorten,  welche  zum  Anbau  empfohlen  zu  wer- 
den verdienen,  in  ausführlicher  Beschreibung  und 
in  alphabetischer  Ordnung.  Für  die  besonderen 
Verzeichnisse  der  Früchte,  nach  ihrer  Anwendvmg 
und  Keifzeit,  und  der  Bäume  nach  ihrer  Verwen- 
dung an  Strassen,  an  Rainen  u.  s.  w.  müssen  wir 
dem  Verfasser  besonders  dankbar  sein.  Als  Schluss 
folgt  ein  genaues  alphabetisches  Register  der  Na- 
men und  Synonyme.  Was  schliesslich  dem  Buche 
einen  besonderen  Werth  gibt,  ist,  dass  es  nicht  für 
den  speziellen  Pomologen,  sondern  für  den  geschrie- 
ben ist,  der  sich  einfach  belehren  und  hier  und  da 
Eaths  erholen  will.  Mit  dieser  Tendenz  ist  es,  wie 
schon  gesagt,  ein  wirklicher  Beitrag  zur  Förderung 
des  Obstbaues. 


Coryanthes  picturata  Rclib.  fil. 

(Sinr  ntut,  ?u   e m))ftt)lrnbt  Örditber. 

Affinis  C  speciosae  Hook.,  cupula  hemisphae- 
rica,  utrinque  sericea,  ungue  latissimo,  parte  cupula 
libera,  ungue  bene  breviori,  genu  bicorni  anteposito, 
cornu   minore   supposito. 

Blüthe  gelblich  mit  schwarz-purpurrothen  Flek- 
ken.  Sepalen  und  Tepalen  der  verwandten  Arten. 
Von  Beiisa  in  Guatemala  durch  J.  Day  Esq.  iu 
London   (Higli   Gross,  Tottenborn)   eingeführt. 


Pelargonien  zu  91assiv's. 

Der  General -Sekretär  des  Vereines  zur  Beför- 
derung des  Gartenbaues,  Professor  Koch,  hat  von 
seiner  Keise  nach  Frankreich  sämmtliche  Pelargo- 
nien mitgebracht,  welche  in  Paris  allgemein  zu  den 
Massiv's  gebraucht  werden.  Mit  Ausnahme  des 
Gloire  de  France  oder  Gloire  de  Paris  und  der 
einen  oder  andern  Sorte  scheinen  es  allerdings  bei 
uns  bekannte  Pelargonien  zu  sein,  die  aber  doch 
vielleicht  hier  und  da  wiederum  verloren  gegangen 
sein  mögen.  Einen  besonderen  Werth  haben  sie 
dadurch,  dass  sie  in  Paris  als  solche  Sorten  er- 
probt wurden,  welche  vor  allen  anderen  gegen 
Witterungs  -  Einflüsse  nicht  empfindlich  sind  und 
vom  Frühjahre  bis  spät  iu  den  Herbst  hinein  blü- 
hen. Sollten  sich  Gartenbesitzer  dafür  Interessiren, 
so  sind  noch  einige  wenige  Stecklinge  abzugeben, 
in  sofern  man  sich  in  den  nächsten  8  Tagen  bei 
dem  Inspektor  Pouche  im  botanischen  Garten  bei 
Berlin  meldet. 

Umgekehrt  würde  es  der  Redaktion  willkom- 
men sein,  die  Namen  der  Pelargonien  und  anderer 
Pflanzen,  welche  bei  uns  in  Deutschland  als  zu 
Massiv's  besonders  geeignet  sich  gezeigt  haben,  zu 
erfahren. 


Beiiiei'kilug  der  Redaktion. 

Leider  kann  die  Doppelnummer  44.  4ö.  der  Wochenschrift  nicht  eher  ausgegeben  werden,  als 
uns  von  Seiten  des  leitenden  Ausschusses  der  im  nächsten  April  in  Amsterdam  stattfindenden  allgemeinen 
Pflanzen-,  Blumen-  u.  s.  w.  Ausstellung  die  Revision  des  in  deutscher  Sprache  bereits  übertragenen  Pro- 
grammes,  welches  fast  beide  Nummern  ausfüllt,  wiederum  zugegangen  ist.  Stattgefundeue  weitere  Be- 
rathungen  in  Amsterdam  haben  aber  eine  Verzögerung  herbeigeführt.  Damit  jedoch  die  Ausgabe  der 
folgenden  Nummern  keine   weitere  Störung  erleidet,   wird  hiermit  die   Nummer  46.   schon  jetzt  versendet. 


Verlag   vou  Karl  Wienand t  in  Berlin, 
KommaudaDten-.SIras^c  N'o.  62. 


Druck  der   C.  Feister'schen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zielen  Pluti  No.  2. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  zur  ßeförderniig  des  Oarteiihiiiies  in  den  König! .  Prenssischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
Professor  I>r.  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  47. 


Berlin,   den   26.  November 


1864. 


Preis  des  Jährganges  b^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt:      Äralia  Leroana  C.  Koch.     Eine  noch  nicht  beschriebene  Blattpflanze.  —    Die   3  Friedhöfe    der  Stadt  Paris    in   gärtneri- 
scher Hinsicht.   —  Allerlei  aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde.    IX.    (Schluss.) 

Sonntag,  den  27.  l\«»vcmber,  mittags  ^13  liiir,   findet  im  Englischen  Hause  (Hlohrenstrasse  4'J)  eine  Versammlung 
des  Vereines  zur  Itclörderung  des  Uartenbaues  statt,  wuzu  die  geehrten  Mitglieder  cingeladeu  werden. 


Aralia  Leroana  €.  Koch. 

€inc  nori}  uid}t  brfdjritknc  ^ßlaltpllanje. 

Als  wir  vor  3  Jaliren  in  Hamburg  waren, 
machte  uns  der  Inspektor  des  dortigen  botanischen 
Gartens,  Otto,  auf  zwei  verschiedene  Formen  der 
bekannten  Blattpflanze  Aralia  spinosa  aufmerk- 
sam, von  denen  die  eine  eben  in  Blüthe  stand, 
weit  weniger  bewaffnet  war  und  unser  Klima  auch 
besser  vertragen  sollte.  Ein  Vergleich  der  Blüthen 
mit  denen  amerikanischer  Exemplare,  welche  im 
Königlichen  Herbar  zu  Berlin  sich  befanden,  gab 
uns  keine  wesentlichen  Unterschiede.  Wir  haben 
damals  in  der  Wochenschrift  (4.  Jahrgang,  S.  3(30) 
unsere  Ansicht  veröffentlicht. 

Die  jetzige  Reise  nach  Frankreich  hat  uns  neues 
Material  an  die  Hand  gegeben,  aus  dem  nun  wirk- 
lich hervorgeht,  dass  wir  in  den  Gärten  zweierlei 
Arten  kultiviren,  von  denen  die  oben  näher  bezeich- 
nete von  den  Haudelsgärtnern  bisweilen  auch  als 
Aralia  japonica  bezeichnet  wird.  Diese,  die  aber 
durchaus  nicht  mit  der  echten  Pflanze  d.  N.  (Fatsia 
japonica  de  Vr.)  verwechselt  werden  darf,  scheint 
selbst  bei   uns   die   gewöhnlichere  zu  sein. 

Es  war  bei  Leroy  in  Angers,  wo  beide  Pflan- 
zen eben  in  Blüthe  standen  und  wir  demnach  im 
Stande  waren,  genaue  Vergleichungen  anzustellen. 
Die   Resultate  theilen  wir  hier  mit. 

Nach  Leroy  bringt  die  eine  der  beiden  Arten 
auch  regelmässig  reife  Früchte  hervor.  Aussaat- 
Versuchc;  die  mit  letzteren   gemacht  wurden,  haben 


nur  Formen  derselben,  aber  nie  von  der  anderen  Art 
gegeben,  so  dass  die  Ueberzeugung  von  der  spe- 
zifischen Natur  beider  Arten  wesentlich  bestärkt 
wurde.  Wir  glauben  unsere  Dankbarkeit  gegen 
Leroy  für  seine  freundlichen  Mittheilnngen  nicht 
besser  an  den  Tag  legen  zu  können,  als  wenn  er 
uns  erlaubt,  seinen  Namen  auf  die  Pflanze,  die  er 
zuerst  genau  studirt  und  beobachtet  hat,  zu  über- 
tragen, zumal  der  Gartenname  Aralia  japonica,  den 
die  Pflanze  hier  und  da  besitzt  und  der  schon 
längst  für  eine  andere  gebraucht  wurde,  auch  ein 
falsches  Vaterland  bezeichnet,  nicht  beibehalten  wer- 
den  kann.     Die  Pflanze   wächst  in   Nordamerika. 

1.  Aralia  Leroana  C.  Koch:  Spinosa;  Petioli 
puberuli;  Foliola  supra  aspera  aut  denique  glabrins- 
cula,  acuta  aut  acuminata,  subtus  pubescentia.  ghui- 
cescentia;  Panicula  sessilis,  contracta,  ramis  elonga- 
tis,  denuo  ramosis,  ramulis  ubique  umbelliferis;  Flo- 
res  minores. 

Die  Pflanze  bildet  einen  verhältnissmässig  ziem- 
lich dicken,  markigen,  sich  wenig  verästelnden  Sten- 
gel mit  grauweisslicher  Rinde.  Stacheln  befinden 
sich  nur  einzeln  an  ihm  und  ebenso  au  den  unte- 
ren Seiten  der  Blattstiele  und  der  Blattrippen.  Die 
sehr  grossen,  doppelt-  und  dreifach  gefiederten  Blät- 
ter bestehen  aus  eirunden  oder  eirund -länglichen 
Blättchen,  welche  gewöhnlich  zu  13  an  einem  ge- 
meinschaftlichen Stiele  sitzen  und  auf  der  Oberfläche, 
selbst  bei  älteren  Exemplaren,  wenigstens  auf  den 
Mittelnerveu  und  deren  Aesten,  mit  kurzen  Haaren 
besetzt    sind.     Die    Unterfläche    ist    dagegen    dicht- 

47 


370 


weichhaarig    und    hat    eine    graiibhiu- grüne    Farbe. 
Der  Rand  ist  gesägt. 

Arn  Ende  des  Hauptstammes  und  der  wenigen 
Aeste,  aber  stets  von  2  und  3  Blättern  an  der 
Basis  umgeben,  befindet  sich  die  grosse,  kurz-  aber 
weichhaarige  Rispe.  Die  6  bis  9  Hauptäste  stehen 
so  dicht  beisammen,  dass  sie  einen  dokleniormigen 
Blüthenstand  zu  biklen  scheinen,  und  verästeln  sich 
an  ihrer  ganzen  Länge  von  Neuem.  Jedes  dieser 
Aestchen  trägt  an  kurzen  Stielen  wiederum  kleine 
Dolden  mit  ebenfalls  sehr  kleinen  und  kurzgestielten 
Blüthen  von  gelblich-grünlicher  Farbe.  Sowohl  die 
Aestchen,  als  die  Doldenstiele,  haben  an  ihrer  Basis 
kleine,  längliche  oder  lanzettförmige  Deckblätter  von 
trockenhäutiger  Substanz. 

Kaum  die  Spur  eines  Kelches  ist  vorhanden, 
während  die  (wie  es  scheint)  stets  aufrechten  Blu- 
menblätter zeitig  abfallen.  5  Staubgefässe  und  5 
Griftel.      Die  Frucht  ist  uns  unbekannt. 

2.  x\.ralia  spinosa  L.  cod.  No.  2181:  Spino- 
sissima;  Petioli  glabri;  Foliola  oblongo-lanceolata, 
cuspidata,  glabra,  subtns  glaucescentia;  Panicnla 
pedunculata,  elongata;  Eanii  alterni,  denuo  raniosi: 
raniulis  [ilcrumque  ad  apicem  solum  umbelliferis; 
Flores  majores. 

Im  Habitus  ähnelt  diese  Art  der  vorigen,  unter- 
scheidet sich  aber  bei  dem  ersten  Anblick  durch 
die  grössere  Menge  von  Stacheln  am  Stengel,  sowie 
an  den  Blättern,  und  durch  die  mehr  grüne  Rinde 
des  ersteren.  Die  Blätter  sind  ebenfalls  zwei-  und 
dreifach  zusammengesetzt  und  nehmen  einen  be- 
deutenden Umfang  ein.  Die  Blättchen  selbst,  deren 
Anzahl  sich  auch  wieder  wie  bei  der  vorigen  verhält, 
sind  kleiner,  mehr  länglich  und  verschmälern  sich 
am  obern  Ende  in  eine  gezogene  Spitze.  Ober- 
und  Unterfläche  sind  meist  völlig  unbehaart,  obwohl 
auch  die  letztere  blaugrün  erscheint.  Die  Bezah- 
nung  ist  oberflächlich. 

Abweichend  von  voriger  Pflanze  ist  der  Blü- 
thenstand, da  er  deutlich  gestielt  erscheint  und  seine 
Aeste  weit  entfernter  stehen,  so  dass  er  ein  pyra- 
midenförmiges Ansehen  erhält.  Die  Blüthendolden 
entwickeln  sich  in  der  Regel  nur  an  der  Spitze  der 
Aestchen  und  verkümmern  an  den  Seiten.  Aeste 
und  Aestchen  haben  an  ihrer  Basis  kleine,  fast 
trockenhäutige  Deckblätter.  Die  Blüthen  erscheinen 
bedeutend  grösser  und  scheinen  weniger  zu  verküm- 
mern, als  es  bei  der  Aralia  Leroaua  der  Fall  ist. 
Die  Blumenblätter  sind  jedoch  länger  und  schlagen 
sich  stets,  bevor  sie  abfallen,  zurück.  Früchte  habe 
ich   ebenfalls  nicht  gesehen. 

Obwohl  diese  Pflanze  ohne  Zweifel  die  echte 
Aralia  spinosa  L.  ist,  so  kommt  sie  doch  in  den 
Gärten,  wenigstens  in  Deutschland,  weit  seltener 
vor.      Gewöhnlich    wird   bei    uns    als  Aralia    spinosa 


oder  japonica  die  zuerst  beschriebene  Art,  also  die 
Aralia  Leroana,  kultivirt.  Wann  diese  eingeführt  wor- 
den ist,  wissen  wir  nicht  und  ebenso  wenig,  in  welchen 
Staaten  Nordamerika's  sie  wächst.  Mehrern  Floristen 
genannten  Staatenbundes  scheint  sie  bekannt  gewe- 
sen zu  sein ;  sie  unterschieden  sie  aber  nur  als  Form. 
Es  ist  dieses  vor  Allem  mit   Pursh    der  Fall. 

Die  echte  Aralia  spinosa  L.  wurde  zuerst  von 
dem  Engländer  Ray  als  Arbor  indica,  fraxini  folio, 
cortice  spiuoso  im  Jahre  1686  erwähnt  und  von 
dem  englischen  Missionar  Banister  in  der  2.  Hälfte 
des  17.  Jahrhundertes  von  Virginien  aus  nach  Eng- 
land gesendet,  von  wo  sie  nach  Holland  kam  und 
in  dem  medizinischen  Garten  zu  Amsterdam  von 
Commelin  kultivirt  wurde.  Der  Name  Aralia  ist 
die  einheimische  Benennung  einer  anderen,  in  Ca- 
nada  und  sonst  in  Nordamerika  wachsenden  Pflanze 
dieses  Geschlechtes,  nämlich  der  Aralia  racemosa  L. 
Vaillant  und  Tournefort,  2  Pariser  Botaniker,  schei- 
nen ziemlich  zu  gleicher  Zeit,  nämlich  zu  Ende  des 
17.  Jahrhundertes,  die  Benennung  Aralia  in  der 
Systematik  eingeführt  zu  haben. 


Die  3  Friedhöfe  der  Stadt  Paris 

in  giivtnmfdjrr  .tjinfidjt. 

Man  wird  sich  wundern  und  soga>r  vielleicht 
fragen,  was  haben  die  Todten  mit  Pflanzen  und 
Blumen  zu  thun,  dass  sogar  in  einer  gärtnerischen 
Zeitschrift  ein  besonderer  Artikel  darüber  gedruckt 
wird?  Und  doch  ist  nichts  im  Stande,  ein  schöneres 
Sinnbild  der  Auferstehung  zu  geben,  als  liebliciie 
Blumen  auf  Gräbern,  als  wenn  ferner  der  Fried- 
hof in  einen  freundlichen  Garten  umgeschaft'en  ist. 
Der  Name  ^ Gottesacker",  so  bezeichnend  er  auch 
sonst  sein  mag,  hat  lange  schon  der  Benennung 
Kirch-  oder  Friedhof  weichen  müssen;  der  Todten- 
gräber  heisst  jetzt  Friedhofsgärtner.  Der  Tod  hat 
eine  freundlichere  Gestalt  angenommen.  Das  Herz 
derer,  die  über  den  Verlust  eines  theuren  Gliedes 
der  Familie  tief  trauern,  wird  inmitten  der  freund- 
lichen Umgebungen  milder  gestimmt.  Wo  das  Grab 
mit  Blumen  geschmückt  ist,  kann  wohl  Wehmuth 
den  Menschen  ergreifen,  aber  das  Grässliche,  was 
sonst  der  Tod  mit  sich  führt,  verliert  sich  beim  An- 
blick derselben. 

Schon  die  Alten  schmückten  ihre  Gräber.  Die 
Mohammedaner  betrachten  ebenfalls  ihre  Friedhöfe 
keineswegs  als  einen  Ort  der  Trauer,  und  geben 
sich  auf  ihnen  gern  der  Freude  hin.  Unter  den 
dort  gepflanzten  Bäumen  vereinigen  sich  des  Abends 
Bekannte  zu  gemeinschaftlicher  Lust.  Scherbet  und 
Süssigkeiten  werden  gereicht  und  Töne  erklingen 
auf  den  Saiten,  oft  um  zu  tanzen   und  zu  springen. 


371 


Bei  Japanesen  und  Chinesen  findet  mau  eben- 
falls die  Friedhöfe  in  Gärten  umgewandelt;  man 
liebt  auf  den  Gräbern,  wie  bei  uns,  Blumen  und 
Gehölze  mit  abwärtsgebogenen  Aesten  und  liängeu- 
den  Zweigen.  Nur  Juden  scheinen  auf  den  Grä- 
bern ihrer  Lieben  und  auf  ihren  Friedhöfen  über- 
haupt freundliches  Grün  und  lieblichen  Blüthen- 
schmuck  nicht  zu  lieben.  Nackte,  in  der  Regel 
weisse  Steine  decken  die  Stelle,  wo  der  Todte  liegt, 
oder  stehen,  oft  ohne  weiter  behauen  zu  sein,  grade 
in  di.e  Höhe.  Im  Oriente  sieht  ein  jüdischer  Kirch- 
hof einer  Ruine  mit  durcheinander  geworfenem  Ge- 
steine ähnlicher,  als  einem  Orte,  wo  unsere  dahin- 
gegangenen  Todteu  ruhen. 

Wir  haben  früher  schon  einmal  einen  Friedhof, 
und  zwar  den  in  Frankfurt  a.  M.  (6.  Jahrgang  S. 
186),  besprochen.  Wir  finden  vielleicht  auch  einmal 
Gelegenheit,  über  die  Berliner  etwas  zu  sagen;  für 
jetzt  wollen  wir  aber  über  die  gärtnerischen  Zustände 
der  Pariser  Friedhöfe  um  so  mehr  Einiges  sugen, 
als  namentlich  der  Eine,  Pfere  Lachaise  genannt, 
nach  mehrern  Hinsichten  hin  eine  gewisse  Berühmt- 
heit erlangt  hat  und  auch  von  Fremden  vielfach 
besucht    wird.     Dass  Fricdiiöfe    für    eine   Stadt    mit 

1  }^  Millionen  Einwohnern  eine  Bedeutung  haben 
müssen,  liegt  klar  vor;  aber  eben  deshalb  verlangen 
sie  vor  Allem  ein  freundliches  Gewand,  was  ihnen 
nur  Pflanzen  und  Blumen  verleihen  können.  In 
vielen  Städten,  so  in  Dreeden,  gibt  es  bestimmte 
Tage,  wo  die  Angehörigen  die  Gräber  ihrer  Lieben 
mit  Blumen  schmücken  und  man  auf  die  Kirchhöfe 
wandelt,  um  daselbst  das  Andenken  der  Dahinge- 
gangenen in  stiller  Wehmuth  zu  feiern.  Leider  sind 
in  Paris,  wie  in  andern  grossen  Städten  die  Kirch- 
höfe in  der  Regel  viel  zu  klein  und  führen  des- 
halb den  Uebelstand  mit  sich,  dass  die  Benutzung 
des  Bodens,  um  die  vielen  Todten  aufzunehmen, 
schon  in  kurzer  Zeit  von  Neuem  geschieht.  Will 
man  in  Paris  ein  Grab  nur  5  Jahre  behaupten,  so 
muss  man  selbst  ausserdem  noch  50  Frank  bezahlen. 

2  Quadrat  Meter  Boden  Besitzthum  kosten  500  Fr. 
(137^  Thli-).  Der  Arme  freilich  kann  unter  diesen 
Verhältnissen  nicht  daran  denken,  seinen  theuren 
Todten  ein  Grab  zu  geben;  für  diese  wird  ein 
Graben  von  6  —  8  Fuss  Breite  gemacht,  wo  man 
die  Särge  neben  einander  setzt,  um  sie  dann  mit 
Erde  zuzudecken.  Schon  nach  einigen  Jahren  er- 
öffnet man  von  Neuem  die  Erde,  liest  die  Knochen 
zusammen,   und   bringt   andere  Todte  an   ihre  Stelle. 

Der  Friedhof  Pfere  Lachaise  liegt  im  Osten 
der  Stadt  au  einem  Berge  (Mont- Louis)  und  mag 
ohngefähr  300  Morgen  Areal  umfassen.  Der  be- 
rülimte  Jesuit  Pfere  Lachaise,  Beichtvater  Lud- 
wig XIV.,  fand  hier  einen  Zufluchtsort,  wenn  er 
sich  von   dem  geräuschvollen  Hofleben  zurückziehen 


wollte,  und  schuf  den  günstig  gelegenen  Ort  zu 
einem  reizenden  Aufenthalte  um.  Aber  auch  nach 
seinem  Tode  blieb  das  Grundstück  in  den  Händen 
der  damals  mächtigen  Jesuiten  und  war  der  (Jrt 
der  Ueppigkeit  und  des  grössten  Luxus.  Von  hier 
aus  sind  manchmal  die  Geschicke  Europa's  geleitet 
worden. 

Mit  der  grossen  Revolution  wurden  die  Jesuiten 
verjagt  und  das  Grundstück  kam  von  einer  Hand 
in  die  andere,  bis  es  1804  von  der  Stadt  angekauft 
wurde,  um  in  einen  Friedhof  umgewandelt  zu  werden. 

Der  damals  berühmte  Architekt  Brongniart, 
der  zuerst  in  Frankreich  versuchte,  die  Gartenkunst 
wiederum  von  der  Architektur  etwas  unabhängig 
zu  machen  und  der  zu  den  heutigen  Elysäischen 
Gefilden  den  Grund  legte,  wurde  beauftragt,  die 
Umänderung  des  dereinstigen  Sitzes  des  üppigsten 
Lebens  in  einen  Ort  der  Trauer  umzuändern.  Es 
scheint  sogar,  als  wenn  Brongniart  selbst  die 
erste  Idee  dazu  gegeben  hätte.  Bei  der  Anlage  ging 
er  von  der  Ansicht  aus,  dass  er  vor  Allem  dem 
Tode  das  Schreckliche  nehmen  müsse,  was  dadurch 
am  meisten  geschehe,  dass  der  Friedhof  in  einen 
freundlichen  Garten  umgewandelt  werde.  Der  trau- 
ernde Mensch  bedürfe  vor .  Allem  lieblicher  Umge- 
bungen. 

Leider  mussten  die  anmuthigen  Haine,  die  sciiö- 
nen  Baumgruppen,  die  Rasenplätze,  welche  Bron- 
gniart schon  vorgefunden  oder  neu  angelegt  hatte, 
schon  bald  um  so  mehr  weichen,  als  die  sich  rasch 
vergrössernde  W^eltstadt  zunahm  und  auch  die  Zahl 
derer,  die  täglich  starben,  in  einer  zu  dei'  Ausdehnung 
des  Friediiofes  nicht  im  Verhältniss  stehenden  Weise 
alle  Jahr  mehr  anwuchs.  Das  schöne  Landhaus 
des  Pfere  Lachaise  wurde  niedergerissen,  um  einer 
einfachen  Kapelle,  welche  noch  jetzt  dasteht,  Platz 
zu  machen.  Dem  Architekten  Brongniart  aber, 
der  sich  grosse  Verdienste  um  die  erste  Einrichtung 
des  Friedhofes  erworben,  haben  die  Familie  und 
zahlreiche  Freunde  ein  zwar  einfaches,  aber  bezeich- 
nendes Denkmal   setzen   lassen. 

Sechs  Jahrzehende  sind  seit  der  Umwandlung 
des  Landsitzes  in  einen  Friedhof  verflossen.  Von 
all'  dem  Schönen,  was  der  Friedhof  in  den  ersten 
10  Jahren  gehabt  haben  mag,  findet  sich  kaum 
noch  etwas  vor.  Die  alten  Bäume  haben  Griibern 
Platz  machen  müssen  und  neue  hat  man  gepflanzt, 
aber  ohne  allen  Zusammenhang  und  ohne  ihnen 
auch  nur  die  geringste  Sorgfalt  zu  widmen.  Auch 
existiren  die  früheren  Rasenplätze  und  Rabatten 
jetzt  nicht  mehr.  Die  Gräber  reihen  sich  be- 
reits so  dicht  an  einander  und  sind  in  der  Regel 
mit  so  schweren  Denkmälern  besetzt,  dass  es  kaum 
möglich  ist,  zwischen  ihnen  sich  durchzudrängen, 
um   einige  der  letztern,    die    wegen  ihrer  Schönheit 

47* 


372 


oder    sonst    unser   Interesse    in    Anspruch    nehmen, 
genauer  zu   betrachten. 

Schlecht  gepflasterte  Wege  ziehen  sich  im  obern 
Theile,  der  wahr^cheinlicli  erst  später  angekauft 
wurde,  dahin,  und  noch  schlechtere  Fusspfade  brin- 
gen den  Wanderer  zwischen  Brenn-Nesseln,  Klette, 
Schierling  und  andern  Unkräutern  zu  dem  einen 
oder  andern  der  schönern  Monumente.  Der  Fried- 
hof P^re  Lachaise  hat  völlig  seine  ursprüngliche 
Bedeutung  verloren. 

Man  kann  iu  der  That  nicht  begreifen,  dass 
eine  Stadt,  wie  Paris,  wo  jetzt  im  Allgemeinen  so 
sehr  viel  für  die  Verschönerungen  geschieht,  grade 
einem  so  gewichtigen  Friedhofe,  der  eine  grosse 
Reihe  von  Gräbern  berühmter  Männer  besitzt  und, 
wie  schon  gesagt,  Denkmäler  einschliesst,  welche 
selbst  als  Kunstgegenstände  eine  Bedeutung  haben, 
so  wenig  oder  eigentlich  gar  keine  Sorgfalt  zuwen- 
det. An  einigen  Stellen  ist  selbst  eine  Wildniss 
vorhanden,  wie  man  sie  gar  nicht  erwarten  sollte. 
Wo  man  so  viel  durch  den  Verkauf  des  Bodens 
verdient,  müsste  man  doch  einigermassen  wenigstens 
auf  Sauberkeit  Rücksicht  nehmen,  wenn  man  auch 
die  Ausgaben  für  Eleganz  scheut. 

Pfere  Lachaise  besitzt  eine  i'eizende  Lage  an 
einem  Berge.  Oben  angekommen,  hat  man  eines 
der  grossartigsten  Panorama's  über  die  ganze  Stadt 
bis  zu  den  gegenüberliegenden  Höhen  von  St.  Cloud 
und  dem  Munt  Valerien.  Leider  geht  es  Paris,  wie 
den  meisten  anderen  Städten,  welche  in  kürzester 
Zeit  ungemein  zugenommen  haben,  dass  das  Ver- 
hältniss  der  Kirchen  zu  der  Einwohnerzahl  nicht 
mehr  normal  ist,  dass  es  demnach  an  hohen  Thür- 
men  fehlt,  welche  mitten  im  Häusergewirr  eine 
wohlthuende  Unterbrechung  geben.  L'nsere  deut- 
schen Städte,  welche  in  dem  Mittelalter  blühten, 
wie  Erfurt,  Nürnberg,  Lübeck  u.  s.  w.,  zeichnen 
sich  grade  durch  den  Reichthnm  an  Kirchen  und 
Thürmen  aus.  Nichts  desto  weniger  bleibt  immer 
der  Anblick  von  der  Höhe  des  Pfere  Lachaise  einer 
der  grossartigsten,  welchen   mau  haben  kann. 

Ein  breiter  Weg  führt  von  der  Hauptpforte 
aufwärts  nach  der  Kapelle  und  ist  auf  beiden  Sei- 
ten mit  dem  pyramidenförmigen  Lebensbaume  (nicht 
mit  Cypressen,  wie  man  gewöhnlich  sagt)  bepflanzt. 
Cypressen  sind  überhaupt  auf  dem  ganzen  Kirch- 
hofe weniger  vorhanden,  am  meisten  noch  auf  der 
südösthchen  Seite.  Zwei  andere  breite  Wege  ge- 
hen diesem  Hauptwege  ziemlich  parallel  ebenfalls 
aufwärts  und  selbst  über  die  Kapelle  hinaus  bis  an 
das  nordöstliche  Ende.  3  eben  so  breite  Querwege 
durchschneiden  in  fast  nordsüdlicher  Richtung  den 
Friedhof  und  werden  an  ihrem  gegen  Norden  lie- 
genden Ende  wiederum  durch  einen  Längs-,  auf 
der    andern    Seite    aber    durch    einen    in  Schlangen- 


windung aufwärts  steigenden  Weg  verbunden.  Eben- 
falls sind  es  hier  Lebensbäume  in  Pyramidenfurm, 
welche  hauptsächlich  angewendet  sind,  doch  findet 
man  ausser  Cypressen  auch  Linden  und  Rosska- 
stanien, welche  beide  leider  Mitte  August  schon  fast 
ganz  entlaubt  waren,  ferner  Ulmen  und  Akazien, 
als  Gebüsch  auch  Phillyreen  und  den  südländischen 
Kurzdorn  mit  immergrünen  Blättern  (Rhamus  Ala- 
ternus),  sowie  viel  Hollunder  (Sambucus  nigra)  und 
die  kleinblättrige  Ulme,  als  Einzelbäume  endlich 
weniger  Trauerweide,  aber  häufiger  Cypressen  und 
vor  Allem  wiederum  Lebensbäume  in  Pyramiden- 
form. 

Es  sei  uns  gestattet,  auch  einige  Worte  über 
die  Gräber  berühmter  Männer  und  über  die  Denk- 
mäler, welche  man  ihnen  hier  gesetzt,  zu  sagen. 
Am  meisten  wird  das  Mausoleum  von  Ab^lard  und 
H^loise,  den  Schutzpatronen  der  Unglücklich -Lie- 
benden, von  Parisern  und  auch  von  Fremden  be- 
sucht und  stellt  auch  eins  der  schönsten  Denkmäler 
dar.  Der  steinerne  Sarg  selbst  mit  den  Bildnissen 
und  den  Resten  der  beiden  Liebenden  stammt  aus 
dem  12.  Jahrhunderte  und  ist  einige  Male  versetzt 
worden,  bevor  er  hier  aufgestellt  wurde.  Neuer- 
dings erhielt  ei-  nach  dem  damaligen  Gescbmacke 
einen  Ueberbau. 

Das  einzige  Denkmal,  was  vollkommen  freisteht 
und  dem  man  einigermassen  noch  vSorgfalt  zuwen- 
det, ist  das  von  Casimir  Parier.  Die  Stadt  Paris 
hat  es  dem  berühmten  Minister  Louis  Philipp's  ge- 
setzt. Das  Standbild  selbst  ist  aus  Erz  gegossen 
und  ruht  auf  einem  prächtigen  Piedestal.  Durch 
Schönheit  zeichnen  sich  ferner  aus  die  Denkmäler  einer 
Fürstin  der  Wallachei:  Marie  Bibesco,  des  Generals 
Foy,  von  David  angefertigt,  des  Duc  Decrt;s,  Mi- 
nisters unter  Napoleon  L,  das  von  Cambac^res,  von 
Mass^ua,  von  Lef^bre,  des  Generals  Gourgaud,  der 
Napoleon  nach  Helena  begleitete,  des  Adniirals 
Sidney  Smith,  der  Marschälle  Ney,  Maedonald  und 
Suchet,  ferner  Rothschild's  u.  s.  w.  Wunderlich 
nimmt  sich  das  100  Fuss  hohe  Mausoleum  eines 
kaiserlichen  Konsuls,  Felix  de  Beaujour,  aus.  Von 
berühmten  Männern  und  Frauen,  die  hier  begraben 
liegen  und  denen  man  zum  Theil  ebenfalls  schöne 
Denkmäler  gesetzt  hat,  nennen  wir:  die  Philosophen 
Volney  imd  SaintSimon,  die  Naturforscher  Laplace, 
Parmentier,  Gay-Lussac,  GeofFroy-St.-Hilaire,  Arago, 
Latreille,  Gall,  Raspail  u.  s.  w.,  den  Chirurgen  Du- 
puytren, die  Schriftsteller  und  Dichter  Molinie,  Ra- 
cine, Lafontaine, 'Madame  Genlis,  Laharpe,  Boerne, 
Bcranger  u.  s.  w.,  die  Schauspieler  Talma,  Jladame 
Rachel  u.  s.  w.,  die  Bildhauer  David,  Danton,  Car- 
telliep,  die  Komponisten  Gretry,  Boieldieu,  Bellini, 
Chopin   u.  s.  w. 

Weit  hübscher  und  besser  gehalten  ist  der  Fried- 


373 


liof,  welcher  den  Namen  Mont  Parnasse  führt. 
Er  liegt  auf  der  Südseite  der  Stadt  Paris ,  nicht 
weit  von  der  sogenannten  West-Eisenbahn,  welche 
auch  auf  der  linken  Seite  der  Seine  nach  Versailles 
führt.  Eist  1824  wurde  er  angelegt  und,  wie  man 
sich  denken  kann,  ist  er  ebenfalls  längst  mit  Grä- 
bern dicht  besetzt,  doch  befinden  sich  diese  keines- 
wegs so  eng  an  einander,  wie  im  Friedhofe  P^re 
Lachalse.  Eine  schöne  Linden -Allöe  führt  vom 
Haupteingange  quer  durch  und  schneidet  eine  an- 
dere ziemlich  in  der  Mitte,  welche  von  Nordwesten 
kommend  den  Friedhof  quer  durchläuft  und  in  Süd- 
ost endet.  Da  die  Linden  so  gezogen  sind,  dass 
die  Aeste  nach  innen  sich  in  schönen  Bogen  einan- 
der zuneigen,  so  schützen  sie  die  ganze  hcisse  Zeit 
im  Sommer  hindurch  gleich  einem  Baldachin  gegen 
die  brennenden  Sonnenstrahlen.  Eine  gleiche  Lin- 
den-All^e  führt  auch  im  Anfange  quer  durch  von 
einer  Seite  zur  andern. 

Da,  wo  die  beiden  Haupt-All(5en  sich  schneiden, 
ist  ■  ein  hübsches  Rundtheil  (Rondel).  Eine  Eoth- 
tanne  bildet  in  ihm  den  Mittelpunkt  und  wird  von 
einem  Kranze  buntblühender  Lantanen  und  einem 
zweiten  der  reichlich  blühenden  Tagetes  signata  pu- 
mila  umgeben.  Das  dunkele  Grün  der  genannten 
Konifere  wird  durch  die  heilen  Farben  der  Lanta- 
nen und  der  Tagetes  sehr  gehoben,  die  wiederum 
deshalb  um  so  mehr  leuchten.  Dann  folgt  rings- 
herum ein  ziendich  breites  Rasenstück,  auf  dem  re- 
montirende  Rosen  eingepflanzt  sind.  Damit  diese 
um  so  mehr  hervortreten,  ist  um  jeden  Rosenstock 
ein  schmaler  Weg  mit  röthlich- gelbem  Sande  be- 
deckt, angebracht. 

Der  Rasen  selbst  wird  durch  eine  über  3  Fuss 
breite  Rabatte  eingefasst.  Auf  ihr  stehen  ziemlich 
dieselben  Blumen,  wie  man  sie  auch  sonst  zu  glei- 
chen Zwecken  in  Paris,  besonders  im  Luxemburg- 
Garten,  angewendet  sieht.  Baumartig  -  gezogener 
Flieder  von  massigem  LTmfange  der  Krone  und 
Rosenstöcke  wechseln  daselbst  in  ziemlicher  Ent- 
fernung von  einander  ab.  Dazwischen  stehen  ver- 
schiedene Stauden,  weniger  Sommergewächse,  wie 
die  kanarischeu  Wucherblumen  (Argyranthemum 
oder  Chrysanthemum  frutescens,  foeniculaceum  und 
pinnatifiduni),  Gaura  Lindheimeri,  Cosmos  bipinnatus 
u.  s.  w.,  umgeben  von  in  feuriger  Farbe  blühenden 
Scharlach-Pelargonien.  Die  letzte  Einfassung  bildet 
nach  aussen  das  bnntblättrige  Pelargonium  Manglesii 
mit  den  kleinen,  rosafarbigen  Blüthen,  nach  innen 
hingegen  blauviolette  Verbenen. 

Ausser  diesen  von  Linden  eingefassten,  der 
Länge  und  der  Quere  den  Friedhof  durchlaufenden 
Hauptwegen  wird  derselbe  noch  in  einer  Entfer- 
nung nach  rechts  und  links  von  schmaleren  Wegen 
durchzogen,    die    aber  wiederum  von  pyramidenför- 


migen Lebensbäumen  auf  beiden  Seiten  eingefasst 
sind.  Lebeusbäume  und  Cypressen,  weniger  Trauer- 
weiden, findet  man  sonst  noch  an  den  Gräbern. 
Diese  hat  man  meist  mit  Marmorsteinen,  welche 
den  Namen,  den  Tag  der  Geburt  und  des  Todes 
des  Verstorbenen  als  Aufschrift  tragen,  bedeckt. 
Doch  fehlt  es  auch  im  Mont  Parnasse  nicht  an  sehr 
hübschen  Denkmälern.  So  ist  gleich  Anfangs,  wo 
die  barmherzigen  Schwestern  ihre  letzte  Ruhestätte 
finden,  das  Denkmal  eines  Fräulein  von  Spiegel  in 
blendend- weissem  Marmor  mit  dem  vorzüglich  ge- 
arbeiteten Bilde  der  Verstorbenen  in  sitzender  Stel- 
lung vorhanden.  Nicht  weit  davon  liegt  auch  die 
Schwester  Rosalie  Rendu  begraben,  bekannt  durch 
ihre  sorgfältige  Pflege  der  Verwundeten  im  Krim- 
kriege. 

Von  berühmten  Todten  nennen  wir  noch  die 
beiden  Chirurgen  Jacques  Lisfranc  und  Boyer,  den 
Weltumsegier  Dumont  d'Urville,  den  Duc  de  Cador 
und  Boulay   de  la  Meurthe. 

Auf  der  rechten  Seite,  wenn  man  eintritt,  fin- 
det man  auch  viele  Gräber  nicht  mit  Steinen  be- 
deckt. Diese  sind,  wie  bei  uns,  mit  Blumen  be- 
pflanzt und  bieten  einen  freundlichen  Anblick  dar. 
Wo  flache  Steine  das  Grab  bedecken,  sieht  man 
allerhand  Florblumen  in  Töpfen  darauf  gestellt. 
Auch  Kränze,  hauptsächlich  von  Immortellen,  künst- 
liche Blumen,  allerhand  Zierrath,  besonders  von 
Glasperlen  u.  s.  w.,  werden  ausserdem  auf  die  Steine 
gelegt  oder  sonst  angebracht.  Am  meisten  gefielen 
uns  die  kleinen  Gypsfiguren  betender  Kinder  oder 
der   Jungfrau  Marie. 

Dem  Mont  Parnasse  entgegengesetzt  liegt  am 
westlichen  Fusse  des  berühmten  Hügels  Montmartre 
der  älteste  Friedhof  (Cimetifere  du  Nord  oder 
de  Montmartre).  In  gärtnerischer  Hinsicht  bietet 
derselbe  nichts  Neues  dar;  etwas  besser,  als  der 
P^re  Lachaise,  wird  er  erhalten,  vermag  aber  lange 
nicht  einen  so  freundlichen  Anblick  zu  gewähren, 
wie  es  vor  Allem  die  Friedhofe  der  grossen  und 
zum  Theil  auch  der  übrigen  Städte  Deutschlands 
thun.  Der  Friedhof  des  Montmartre  ist  an  Grab- 
mälern  berühmter  Menschen  und  an  Denkmälern 
zwar  weit  reicher,  als  der  Mont  Parnasse,  steht 
aber  um   ebensoviel  darin   dem  P^re  Lachaise  nach. 

Unter  den  berühmten  Todten,  welche  hier  be- 
graben liegen,  befindet  sich  auch  Heinrich  Heine, 
ferner  die  Herzogin  von  Abrantes,  die  bekannte 
Schriftstellerin,  der  Komponist  Zeuuer,  der  Maler 
Paul  de  la  Roche,  die  Republikaner  der  neuesten 
Zeit:  Marrast  und  Cavaignac,  ferner  Meueval,  der 
bekannte  Sekretär  Napoleon's  L,   Graf  Daru  u.  a.  m. 


374 


Allerlei 
ans  der  (läi'tiierci  und  Pflanzenknnde. 

IX. 

(Schluss.) 

Im  Obst-  und  wolil  auch  im  Gemüsebau  sind, 
so  grosse  Fortschritte  wir  auch  in  neuerer  Zeit  ge- 
macht liaben,  uns  die  Franzosen  unbedingt  überle- 
gen. Es  sei  uns  gestattet,  nur  einige  Beispiele  vor- 
zuführen, welche  Bedeutung  Obst-  und  Gemüsebau 
in  einigen  Gegenden  Frankreichs  besitzen.  Im  Jahre 
1862  hat  allein  Bordeaux  an  frühzeitigem  Gemüse 
und  an  frühzeitigen  Früchten  auf  der  Eisenbahn 
nach  Paris  während  der  Zeit  vom  13.  April  bis 
30.  August  18(32  nicht  weniger  als  1.^  Jlillionen 
Kilogramme,  also  gegen  30,00U  Centner,  ausgeführt; 
davon  kam  allein  auf  den  Monat  Mai  ziemlich  die 
Hälfte.  Es  waren  hauptsächlich  Erbsen,  Erdbeeren 
und  Kirschen,  sjjäter  auch  Aprikosen,  Pflaumen  imd 
Weintrauben.  Die  Ausfuhr  hat  sich  selbst  im  fol- 
genden Jahre  noch  mehr  gesteigert,  denn  während 
derselben  Zeit  wurde  auf  derselben  Eisenbahn,  al- 
lerdings aus  dem  ganzen  Departement  der  Gironde, 
das  Doppelte  (also  60,000  Ceutner)  weiter  geführt. 

Das  geschah  nur  auf  der  einen  Strasse.  Zu 
Schiffe  führte  Bordeaux  dagegen  in  den  Jahren 
1862  und  1863  an  frischen  Gemüsen  und  Früch- 
ten 6,400  Gentner,  au  getrockneten  aber  die  luige- 
heure  Summe  von  260,000  Centnern  aus.  Wenn 
man  nun  noch  bedenkt,  dass  dabei  weder  getrock- 
nete Erbsen,  noch  Bohnen,  noch  Kartoffeln  inbe- 
griffen waren,  so  steigert  sich  noch  die  Bedeutung 
ungemein. 

Nicht  geringer  ist  die  Ausfuhr  aus  einer  an- 
deren Stadt  Frankreichs,  aus  Angers.  Baptiste 
Desportes,  der  Geschäftsführer  in  den  Leroy'- 
schen  Baumschulen,  hat  eine  Broehüre  über  diesen 
Gegenstand  veröffentlicht  und  uns  mitgetheilt.  Aus 
ihr  entnehmen  wir  folgende  Data.  An  Obst-  und 
Ziergehölzen  sind  im  verflossenen  Winter  IS^'/gi 
nach  verschiedenen  Gegenden  Frankreichs,  nach 
Belgien,  Holland,  England,  Deutschland,  nach  der 
Schweiz,  nach  Spanien,  Portugal  und  nach  Ame- 
rika abgesendet:  1,550,000  Kilogr.  (15,500  Ctr), 
an  Gemüsen  hingegen  vom  Monat  Juli  1862  bis 
Ende  Februar  1864  nur  allein  durch  die  Eisen- 
bahn: 2,200,000  Kilogr.  (44,000  Ctr)  Aepfel  und 
Birnen,  65,400  Kilogr.  (1,308  Ctr)  Erdbeeren  und 
79,000  Kilogr.  (1,580  Ctr)  Kirschen.  Was  das 
Gemüse  anbelangt,  so  wurden  während  der  Monate 
März  und  April  allein  versendet:  785,000  Kilogr. 
(15,700  Ctr)  Blumenkohl  und  davon  allein  y^  nach 
Paris.  Dieses  erhielt  ausserdem  in  genannter  Zeit 
120,000  Kilogr.  junge  Erbsen,  25,000  Kilogr.  grüne 


Bohnen  und  mehr  als  300,000  Stück  kultivirten 
Löwenzahn  (^Pissenlit,  Leontodon  Taraxacum  L.),  eine 
in  ganz  Frankreich  allgemein,  hauptsächlich  als  Sa- 
lat beliebte  Speise.  Die  Eisenbahn  von  Angers 
nach  Paris  hat  während  dreier  Monate  für  den 
Transport  der  letzteren  nicht  weniger  als  30,000 
Frank  Fracht  erhoben. 

Im  Süden  von  Frankreich ,  wo  Gemüse  und 
Früchte  wenigstens  14  Tage  früher  reifen,  hat  man 
bereits  Anstalten  getroffen ,  um  beides  rasch  nach 
Paris  zu  bringen.  Auf  den  Stationen,  wo  in  der 
Nähe  Gemüse  und  Früchte  in  reichUcher  Menge 
gezogen  werden,  existiren  bereits  Unterhändler 
(Agents  centrals),  an  die  man  die  Körbe  mit  früh- 
zeitigem Gemüse  und  mit  Früchten  abgibt.  Durch 
diese  wird  es  rasch  nach  Paris  gesendet,  wo  wie- 
derum ein  Gemüsehändler  sie  in  Empfang  nimmt, 
um  sie  in  der  gi-ossen  Gemüse-  und  Fruchthalle 
zum  Verkauf  zu  stellen.  Unter  spezieller  Aufsicht 
der  Behörde  werden  die  Körbe  versteigert  und 
Wiederverkäufer  setzen  den  Inhalt  im  Einzelnen 
weiter  ab.  Diese  aus  dem  Süden  eingesendeten 
Gemüse  und  Früchte  werden  so  rasch  verkauft, 
dass  mit  der  Zeit  immer  bedeutendere  Mengen 
nach  Paris  gesendet  werden.  Bereits  betreibt  ein 
solcher  Zwischenhändler,  Ch.  Dutaillv,  die  Sache 
im  Grossen  und  sowohl  die  Züchter,  als  die  Unter- 
händler finden  ihre  Rechnung. 

Bei  der  letzten  Ausstellung  von  Früchten  mid 
Herbstblumen  in  Paris  sahen  wir  auch  Georginen 
in  neuen  Formen.  Bekanntlich  lieht  man  neuer- 
dings nicht  mehr  die  Georginen,  wo  alle  Röhren- 
blüthchen  sich  in  Strahlenblüthchon  umgewandelt,, 
sondern  wo  diese  und  die  Stralilcnblüthchcn  die 
Form  von  weiten  Zellen  angenommen  haben.  Man 
nennt  diese  jetzt  bienenzellige.  Von  dieser  Form 
haben  wir  nun  in  Paris  Blüthenkörbchen  oder,  wie 
man  gewöhnlich  sagt,  Blumen  gesehen,  wo  am 
Rande  die  weiten  Zellen  sich  verlängert  hatten ;  da- 
durch war  aber  wiederum  eine  Art  Strasse  ringsum 
entstanden.  Noch  hatte  sich  die  Form  nicht  in 
ihrer  grössten  Vollkommenheit  gezeigt,  wird  es 
aber  wohl   in   nächster  Zeit  thun. 

Wir  fügen  einige  Persuual-Notizen  hinzu.  Einer 
unserer  tüchtigsten  Pflanzen-Physiologen,  Professor 
Schacht  in  Bonn,  ist  am  20.  August  gestorben. 
Die  Botanik,  sowie  die  Gärtnerei,  verlieren  an  ihm 
sehr  viel.  Seine  physiologischen  Arbeiten  haben 
Anerkennung  gefunden,  aber  auch  mehre  der  po- 
jmlär  gehaltenen  Schriften,  wie  z.  B.  die  über  den 
Baum,  sind  im  weiteren  Kreise  bekannt.  Auch  Dr. 
Junghuhn,  der  sehr  lange  Zeit  auf  Java  lebte, 
aber  auch  die  übrigen  Sunda-Inselu  vielfach  bereist 
hat,  Ist  am  7.  Juni  gestorben.  Ihm  verdanken  wir 
nächst    Blume   und  Hasskarl    vor  Allem    die    bo- 


375 


tanische  Kenntniss  Java's  und  der  übrigen  Inseln. 
Endlich  ist  Fergusson,  der  28  Jahre  lang  dem 
botanischen  Garten  in  Belfast  vorgestanden  hat,  im 
verflossenen  Sommer  gestorben.  Dagegen  ist  Dr. 
Schübeier  in  Christiania,  dem  wir  über  die  geo- 
graphische Verbreitung  der  Gehölze  und  vor  Allem 
der  Kulturpflanzen  im  hohen  Norden  viel  verdan- 
ken und  der  erst  vor  Kurzem  ein  interessantes 
Werk  darüber  veröfi'entlicht  hat,  zum  Professor  der 
Botanik  und  Direktor  des  botanischen  Gartens  da- 
selbst ernannt  worden.  Endlicii  hat  der  jetzige 
Besitzer  der  Appelius' sehen  Gärtnerei  in  Erfurt, 
Inspektor  Jühlke,  für  seine  vielfachen  Verdienste 
um  die  Gärtnerei  und  in  Rücksicht  auf  seine  frü- 
here Tliätigkeit  als  Lehrer  und  Gärtner  an  der  land- 
wirthschaftlichen  Akademie  in  Eldena  bei  Greifswald 
den  Titel  eines  Königlichen  Gartendirektors  erhalten. 
Es  liegen  uns  eine  grosse  Reihe  von  Verzeich- 
nissen vor,  über  die  wir  nur  kurz  berichten  wollen, 
um  auf  sie  aufmerksam   zu  machen. 

1.  Eine  Gärtnerei,  welche  bei  uns  noch  wenig 
bekannt  ist,  aber  wegen  ihrer  Neuheiten  und  Zu- 
verlässigkeit Beachtung  verdient,  ist  die  von  Lier- 
val  in  Paris  (Rue  de  Villiers  42,  quartier  des  Ternes). 
Als  wir  sie  im  August  und  wiederholt  im  Anfang 
Oktober  besuchten,  sahen  wir  sehr  schöne  neue 
Pflanzen,  die  eben  erst  eingeführt  waren.  Der 
Raum  erlaubt  uns  nicht,  hierauf  näher  einzugehen, 
hoft'entlich  finden  wir  aber  noch  Gelegenheit,  aus- 
führlich darüber  zu  sprechen.  Näheres  findet  man 
in  seinem  Extrait  du  catalogue  gen^ral  des  plantes. 
Ganz  besonders  machen  wir  aber  auf  seine  neuen 
perennirenden  Phlox  aufmerksam,  da  diese  an  Far- 
benpracht das  Schönste  darbieten;  was  wir  bis  jetzt 
gesehen. 

2.  Catalogue  de  l'^tablissement  d'introduction 
de  plantes  nouvelles  et  rares  de  Groenewegeu 
&  Co.  in  Amsterdam  No.  12.  Wir  haben  schon 
mehrmals  Gelegenheit  gehabt,  über  Pflanzen  aus 
dieser  Gärtnerei  zu  sprechen  und  werden  auch 
später  manchmal  auf  sie  zurückkommen.  Der  Be- 
sitzer steht  hauptsächlich  mit  den  überseeischen 
Kolonien  der  Niederlande  in  Verbindung,  weshalb 
man  grösstentheils  Pflanzen  der  Snndainseln  und 
der  niederländischen  Guiana  daselbst  findet. 

3.  Etablissement  horticole  de  Louis  van 
Houtte  Nr.  104.  Catalogue  de  plantes  de  serres. 
Das  grossartige  Etablissement  von  Louis  van 
Houtte  in  Gent  ist  so  allgemein  bekannt,  dass 
wir  kaum  etwas  darüber  zu  sagen  brauchen.  Nur 
ein  Blick  in  das  100  Seiten  umfassende  Verzeich- 
niss,  was  nur  Warmhauspflanzen  enthält,  zeigt  uns 
den  grossen  Reichthum. 

4.  Preis  -  Verzeichniss  von  Topf-  und  Land- 
pflanzen   des    Danneel'schen    Gartens    in    Berlin. 


Unter  der  umsichtigen  Leitung  des  Obergärtners 
Pasewa Idt  vergrössert  sich  dieses  Etablissement 
von  Jahr  zu  Jahr.  Ausgezeichnet  war  es  Anfangs 
durch  seine  Blattpflanzen  des  Warmhauses  und 
durch  die  neuen  Einführungen,  durch  seine  Dra- 
cäneen,  Azaleen  u.  s.  w.  Jetzt  finden  wir  fast  au(  h 
sämmtliche  Blüthensträucher  des  Kalthauses,  wie 
Pelargonien,  Fuchsien  u.  s.  w.,  auch  viele  Florblu- 
men, wie  Gloxinien  u.  s.  w.,  in  schönster  Auswahl. 
5.  Supplement  et  extrait  du  catalogue  des 
plantes  disponibles  dans  l'^tablissement  horticole  de 
Jean  Verschaffelt  a  Gand.  Während  im  vori- 
gen Kataloge  die  Warmhauspflanzen  vorherrschen, 
sind  es  hier  die  Kalthauspflanzen  und  vor  Allem 
die  baumartigen  Lilien.  Jean  Verschaffelt  be- 
sitzt ohne  Zweifel  die  schönste  Sammlung  von 
Agaveen. 

G.  Preis-Verzeichniss  von  Rudolf  Abel  &  Co. 
in  Wien.  Der  Inhalt  ähnelt  dem,  wie  er  uns  aus 
den  Verzeichnissen  der  grösseren  Erfurter  Gärtne- 
reien bekannt  ist.  Neben  verschiedenen  Sortiments- 
blumen werden  Sämereien  von  Gemüsen,  Blumen, 
Forstbäumen   u.   s.   w.  angeboten. 

7.  Supplement  zum  Hauptkataloge  No.  44.  der 
Handelsgärtnerei  in  Plicken  bei  Gumbinnen  von  .T. 
Reitenbach  ist  eigentlich  mehr  ein  Auszug  für 
den   allgemeinen   Verbrauch. 

8.  Alnarps  Trädgardar.  Verzeichniss  der 
im  landwirthschaftlichen  Institut  zu  Alnarp  bei  Malmö 
abgebbaren  Obst-  und  Forstgehölze,  Blüthensträu- 
cher und  Stauden.  Besonders  interessant,  weil  man 
daraus  ersieht,  was  dort  gedeiht. 

9  — 15.  Es  sind  uns  eine  Reihe  von  Ver- 
zeichnissen über  Blumenzwiebeln  eingegangen,  wo 
wir  aus  Mangel  au  Raum  nur  die  Namen  der  be- 
treftenden  Gärtnereien  nennen  können.  Von  deut- 
schen liegen  uns  vor:  die  Verzeichnisse  von  L. 
Späth  in  BcrUn,  von  Schlebler  &  Sohn  in  Celle 
und  von  Geitner  in  Planltz  bei  Zwickau,  von 
holländischen  hingegen  die  von  Gebrüder  Eide- 
ring in  Overveen  und  von  A.  Zandvliet  in  Sas- 
senheim bei  Plaarlem,  endlich  ausserdem  die  von 
Louis  van  Houtte  in  Gent  und  Vilraorin-An- 
drieux   in    Paris. 

Wir  gehen  zu  Verzeichnissen  von  Obst-  und 
Ziergehölzen  über. 

16.  Preisverzeichniss  der  Gorbitzer  Obstbaum- 
schule bei  Dresden  von  Hermann  Goethe.  Der 
Besitzer  hat  zwar  einem  ehrenvollen  Rufe  nach 
Karlsruhe  Folge  geleistet,  seine  Obstbaumschulen 
werden  aber  in  derselben  musterhaften  Weise,  wie 
früher,  forterhalten. 

17.  Die  Obstbaumschule  der  Herrschaft  Hart- 
wigswalde bei  Camenz  (in  Schlesien)  hat  beson- 
ders Werth  für  Schlesien,    da  sie  hauptsächlich   die 


376 


guten  Sorten  enthält,   welche  auch  in  Schlesien  ge- 
deihen. 

18.  Verzeichniss  über  Obstbäume,  Ziersträu- 
cher, Koniferen  u.  s.  w.  von  Ottolander  und 
Hooftman  in  Boskoop  bei  Gouda.  lieber  die  Bos- 
kooper  Baumschulen  haben  wir  früher  speziell  be- 
richtet und  vermögen  auch  jetzt  noch  dieselben,  und 
zwar  vor  Allem  die  von  Ottolander  und  Hooft- 
man,  zu   empfehlen. 

19.  Supplement  au  catalogue  de  1863  de  l'an- 
cien  Etablissement  d'AndrE  Leroy  h,  Angers.  Da 
wir  bereits  ausführlich  diese  Baumschulen  bespro- 
chen haben,   bedürfen  sie  weiter  keines  Kommentars. 

20.  Catalogue  g^n^ral  des  v^g^taux,  disponibles 
dans  les  pEpiniferes  de  DesfossE-Thuillier  k  Or- 
leans. Die  Baumschulen  gehören  zu  den  bessern  in 
Frankreich  und  erfreuen   sich  eines  guten  Rufes. 


In   allen  Buchhandlungen    liegt  zur  Ansicht  aus: 

Der  Garten-Ingenieur, 

Handbuch  ticr  gesaniiuteii  Technik  des  (iartcunesens. 

Eine  praktische  Anleitung 

für    Gartenbesitzer,    Gärtner,    deren   Gehülfen    und 

Lehrlinge,    Ingenieure,   Architekten,    Maurer-  und 

ZimmerTneister  etc.  von 

Privat-Garteu-Ingeuieur. 

Es  sind  erschienen: 
I.  Abth.     Die  Kulturkasten  imd  Mistbeete'. 
Anleitung  zur   Anlage   und    Unterhaltung  der  Holz- 
kasten, gemauerten  Kasten,    Mistbeetfenster  und 
Fensterdecken   etc. 
Mit  5  lithograph.  Tafeln.   Supscriptionspreis  221^  Sgr. 

II.  Abth.    Die  Teppichgärten  und  deren  Anlage. 
Eine    Sammlung    von     ■'')1     der    neuesten     und    ge- 
schmackvollsten   Muster    zu    Teppichen,    deren 
Anlage  und   Beschreibung. 
Mit   7   Tafeln  in   Farbendruck.    Subscriptionspreis 
1  Thlr  6  Sgr. 

III.  Abth.     Die  Gärtnerwohuungen.     Die  Kanal-  und 
Ofenheizungen. 
Deren   Anlage   und    zweckmässige  Eim-ichtung. 
Mit  6   lithograph.   Tafeln.      Preis    1  Tiilr. 
IV.  Abth.     Die  praktische  Mathematik, 
als   Vorbereitung  zum   Planzeichnen,    Feldmessen 
und   Nivelliren. 
Mit  8   Tafeln.     Preis    1  Thlr  17^^  Sgr. 
V.  Abth.     Die  künstlichen  Schutz-    und  Kulturräume. 
1.  Heft.    Die  Schutzwändc,  Spalier  kästen,  Ba- 
racken    oder    Nothhäuser.    —     Die    Winter- 
häuser. 
Mit  5  Tafeln   Abbildungen.     Preis   25  Sgr. 


2.  und  3.  Heft.  Die  Kalthäuser,  als:  Orangen- 
haus, —  das  Kastenhaus  mit  einseitiger  und 
mit  zweiseitiger  Dachfensterlage,  —  das  Kalt- 
haus mit  Standfenstern,  —  das  KameUienhaus 
(für  das  freie  Land),  —  der  Wintergarteu.  — 
Die   Lauhäuser. 

Mit  15  Tafeln  Abbildungen.  Preis  2  Thlr  5  Sgr. 
Bis  Ende  dieses  Jahres  werden  noch  erscheinen: 

Die  Wasserheizungen.  —  Das  warme  Gewächshaus.  — 

Das  Wasser,  die  Wasserarbeiten  und  Springbrunnen. 
Im  Jahre    1865: 

Die    Erdarbeiten.   —    Das    Feldmessen,    Planzeichnen 

und  Nivelliren.  —   Gewächshäuser    eleganter  Formen. 

—  Blumenerker   und  Blumenstuben.  —  Gartenmöbel, 

Zäune  und  sonstige  Verzierungen. 

Das  Werk  erscheint  in  monatlichen  zwanglosen 
Lieferungen  und  wird  Ende  1865  mit  der  XV.  Ab- 
theilung vollendet  sein.  Nach  dem  Erscheinen  tritt 
ein  bedeutend  höherer  Ladenpreis  ein. 

Wir  bieten  dem  Publikum  hier  ein  Werk,  wie 
es  weder  Franzosen,  Engländer,  noch  Belgier  in 
ähnlicher  Gründlichkeit,  Vollkommenheit  und  Tüch- 
tigkeit aufweisen  können  und  welches  von  der  ge- 
sammtcn  Kritik  günstig  aufgenommen  und  beurtheilt 
worden   ist. 

Berlin.     Verlag  von  Ernst  Schotte  &  Co. 


Im  Verlage  von  Julius  Kellner  in  Würz- 
burg erschien  soeben  die  zweite,  sehr  vermehrte 
Auflage  der 

v^ef)einiui|lfe, 

oder  die  Kunst,  allen  Blumen,  wie:  Astern,  Sca- 
biosen,  Pelargonien,  Zinnien,  Senecionen,  Pens^e's, 
Hosen,  Päonien,  Gaillardien,  Elichrysen  und  Xe- 
ranthemen ,  nebst  den  beliebten  Schmuckgräseru, 
als:    Briza  minor   und   maxima, 

alle  Farben  zu  gehen  und  zu  trocknen, 

nebst    der    Anweisung,    Moos    bis    in    das  dunkelste 

Grün    mit   wenigen  Kosten   herzustellen. 

Nach   vieljähriger   Erfahrung  herausgegeben   von 

Tli.  Baixei", 

Kunstgäi'tncr  zu  Würzburg. 

In    16   Abtheilungen.     Mit  einem  Nachtrag  von 

neuen  Rezepten. 

Preis    1  fl.  45  xr.   oder   1  Thlr. 

Für  die  Besitzer  der  ersten  Auflage  ist  der 
Nachtrag  apart  für  1  fl.  12  xr.  oder  20  Sgr.  zu 
haben. 

Obige  „Geheimnisse"  können  von  jetzt  an  nur 
durch  die  Verlagshandlung,  sowie  durch  alle  an- 
deren Buchhandlungen  bezogen  werden. 


Verlag  vou  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
Eonunandanten-Strassc  No.  62. 


Druck  der   C.  i^eis  ter'schen  Buchdruekerei  in  Berlin, 
ZietenPlatz  No.  2. 


Woehenselmft 


des 


Vereines  zur  Steförderiiiig  des  (larteiibanes  in   den  Königl.  Preussischen  Staaten 


für 


No.  48. 


(pärtiierei  und  Pflaii^eifikiflude. 

Redakteur : 
Ir*r-otessor  Dr.  Karl  Kocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 

Berlin,   den    3.  Dezember 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5;^^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch   den  Buchhandel ,    als  auch   franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 

Inhalt:  Die  Schmetterlings -Orchideen.  (Phalaenopsis  Bl.)  Vom  Obergärtner  Kraus.  —  Eine  Kritik  der  englischen  Ausstel- 
lungen. —  Ueber  das  Kernobst  im  Herzogthum  Koburg.  Vom  Ober-Lieutenant  Donauer  in  Koburg.  —  Karl  Koch's 
Hült's-  und  Schreib-Kaleuder  für  Gärtner  und  Gartenfreunde  auf  das  Jahr   18()5. 


Die  Schmetteiiings  -  Orcliideen. 

(['halaciiopsis  l!l.) 

Vom   '  tbergärtnor  Krau  s. 

Die  Eintuhriuig  der  Phalaenopsis  Schilleriana 
fast  zu  gleicher  Zeit  durch  den  Konsul  Schiller 
in  Hamburg  und  durch  den  Pariser  Reisenden 
Porte  und  der  dadurch  entstandene  Streit,  ob 
beide  Pflanzen  dieselben  oder  verschieden  seien, 
hat  von  Neuem  die  Aufmerksamkeit  auf  diese  rei- 
zenden Orchideen  gelenkt;  es  soll  mir  auch  eine 
Gelegenheit  sein,  durch  Mittheilung  der  Kulturme- 
thode, durch  die  ich  bei  mir  am  meisten  Resultate 
erhalten  habe,  dem  einen  oder  andern  meiner  Kol- 
legen Anleitung  zu  geben,  wie  mau  sich  am  besten 
und  bequemsten  diesen  Schmuck  in  seinen  Gevfächs- 
häusern  verschaffen  kann.  Da  mir  Professor  Koch 
freundlichst  das  nöthige  Material  verschafi"t  und  der 
bekannte  Orchideenkenner  Reichenbach  in  Ham- 
burg vor  einigen  Jahren  in  seinen  Xenien  eine 
Monographie  des  Genus  gegeben  hat,  so  will  ich 
auch  versuchen,  durch  eine  Geschichte  und  Auf- 
zählung der  Schmetterlings-Orchideen,  wie  man  das 
griechische  Wort  „Phalaenopsis"  am  besten  im 
Deutschen  wiedergeben  kann,  das  Interesse  unserer 
Blumen-Liebhaber,  namentlich  derer,  die  Gewächs- 
häuser besitzen,   noch  mehr  zu   erwecken. 

Die  erste  Nachricht  von  einer  Schmetterlings- 
Orchidee  verdanken  wir  einem  Hanauer  Kaufmann, 
Rumf,  gewöhnlich  Rumphius  genannt,  der  in 
der  2.  Hälfte    des    17.  Jahrhundertes    auf  Amboina, 


einer  der  Gewürzinselu  oder  Molukken,  holländi- 
scher Unterstatthalter  war  und  die  dortige  Flor 
eifrig  studirte.  Leider  gingen  manche  seiner  Hand- 
schriften und  seine  reiche  Pflanzen-Sammlung  durch 
eine  Feuersbrunst  zu  Grunde.  Das,  was  gerettet 
war,  hat  später  Burmann,  Professor  zu  Amster- 
dam, unter  dem  Namen  „Herbarium  Amboinense" 
herausgegeben.  Li  dem  G.  Bande  genannten  Kupfer- 
werkes, der  1747  veröffentlicht  wurde,  findet  man 
Phalaenopsis  amabilis  unter  dem  Namen  Angraecum 
album  majus  (S.  99  und  auf  der  43.  Tafel)  aufge- 
führt und  abgebildet.  Dass  der  einheimische  Name 
Angrek  später  auf  ganz  andere  Orchideen  übertra- 
gen wurde,  ist  bereits  früher  (2.  Jahrg.  d.  Wochen- 
schrift, S.  35)  gesagt.  Linn^  lernte  durch  das 
Herbarium  •  Amboinense  genannte  Pflanze  kennen 
und  besclirieb  sie  in  seinem  Systeme  wegen  der 
Schönheit  ihrer  Blumen  als  Epidendron  ama- 
bile.  In  die  europäischen  Gärten  kam  sie  jedoch 
viel  später,  wahrscheinlich  durch  Blume,  der  sie 
auf  einer  kleinen  Insel  in  der  Nähe  von  Java  ent- 
deckte. 

Der  vor  2  Jahren  verstorbene  Professor  Blume 
in  Leiden,  der  bekanntlich  sehr  lange  Zeit  auf  Java 
gelebt  und  sich  mit  besonderer  Vorliebe  den  Studien 
der  Orchideen  gewidmet  hat,  erkannte  zuerst  in 
dem  Rumf  sehen  Angraecum  album  majus  den  Ty- 
pus eines  neuen  Genus,  welches  er  wegen  der  Aehn- 
lichkeit  der  Blüthen  mit  fliegenden  Schmetterlingen 
Phalaenopsis  nannte.  Der  Art  selbst  gab  er  den 
Beinamen    Ph.  amabilis,    indem    er    sie    mit    der 

48 


378 


Rumf  sehen  Pflanze  und  demnach  auch  mit  dem 
Linn^'schen  Epidendron  amabile  für  identisch 
hielt. 

Nach  der  R  eich  enbach' sehen  Monographie 
kennen   wir  jetzt    1 1    Arten  : 

1.  Ph.  amabiiis  Bl.  Diese  auf  Aniboina,  wahr- 
scheinlich aber  auch  auf  allen  Sunda- Inseln  bis 
Java  vorkommende  Art  zeichnet  sich  durch  schöne, 
grosse  Blumen  von  weisser  Farbe  aus,  die  eine 
lange  Dauer  haben,  abgesehen  davon,  dass  eine 
nach  der  andern  an  dem  sich  verlängernden  all- 
gemeinen Blüthenstiel  erscheint.  In  England  und 
meist  auch  bei  uns  wird  sie  gewöhnlich  unter  dem 
Namen  Pb.  grandiflora,  den  Lindley  aus  Ver- 
kennung der  Art  gegeben  hat,  aufgeführt.  Die 
wenigen  Laubblätter  sind  in  die  Länge  gezogen 
und   besitzen  eine  gleichmässige,   hellgrüne   Farbe. 

2.  Ph.  equestris  Kchb.  fil.  Diese  bereits  von 
dem  in  Berlin  verstorbenen  Professor  Mey  en  wäh- 
rend seiner  Reise  um  die  Welt  auf  Jlaniila  ent- 
deckte Art  hat  der  in  Eldena  bei  Greifswald  ver- 
storbene Professor  Schauer  unter  dem  Namen 
Stauroglottis  equestris  bereits  im  Jahre  1843 
verööentlicht.  5  Jahre  später  fand  sie  der  Rei- 
sende Lobb  ebendaselbst  und  sandte  lebende  Exem- 
plare an  Veitch  in  ICxeter,  durch  den  sie  Lind- 
ley zur  Bestimmung  erhielt.  Dieser  erkannte  sie 
richtig  für  eine  Phalaenopsis  und  nannte  sie,  da  er 
von  Schauer's  Pflanze  nichts  wusste,  wegen  der 
Rosafarbe  der  Blumen  Ph.  rosea.  Ein  Jahr  später 
machte  der  jüngere  Reichenbach  auch  darauf  auf- 
merksam und  legte  der  Orchidee  wiederum  den  zuerst 
gegebenen  Artnamen  „equestris''  bei,  den  Schauer 
wahrscheinlich  durch  eine  Vergleichung  mit  einem 
Rittersterne  ertheilt  haben   mag. 

3.  Ph.  snmatrana  Korth.  et  Rchb.  fil.  Nur 
wenige  Monate  später  wurde  sie  in  der  Flore  des 
jardins  du  royaume  des  Pays-Bas  als  Ph.  zebrina 
veröffentlicht,  ein  Name,  der  auf  die  gefärbten 
Querbänder  auf  weissem  Grunde  der  Blumenblätter 
Bezug  hat.  Entdeckt  wurde  sie  von  dem  Reisen- 
den der  Sunda  Inseln,  Korthals,  auf  Sumatra  und 
durch  den  Direktor  des  botanischen  Gartens  in  Bui- 
tenzorg  auf  Java,  Teysmann,  1859  im  botani- 
schen Garten  zu  Leiden  eingeführt,  wo  sie  bis  jetzt 
wohl  noch  allein  zu  finden  ist.  An  Schönheit  steht 
sie  den   beiden  genannten   nach. 

4.  Ph.  Aphrodite  Rchb.  fil.  In  den  meisten 
Gärten,  besonders  Englands,  findet  sich  dic^e  rei- 
zende Orchidee  unter  dem  falschen  Namen  Ph.  ama- 
biiis vor,  den  ihr  Lindley,  sie  mit  der  echten 
Pflanze  dieses  Namens  vciwechselnd.  gegeben  hatte. 
Dem  Jüngern  Reiclienbach  gehört  aber  wiederum 
das  Verdienst,  den  Irrtlmm  zuerst  nachgewiesen  zu 
haben.      Der  Name  Aphrodite    (die  griechische   Be- 


nennung der  Venus)  ist  in  der  That  bezeichnend. 
Sie  unterscheidet  sich  durch  die  purpurrothen  Quer- 
streifen an  der  Basis  der  Lippe  und  durch  das 
dunklere   Grün   der   Laubblätter. 

5.  Ph.  Schilleriana  Rchb.  fil.  Eine  um  so 
reizendere  Art,  als  auch  die  Blätter  durch  ihre  bald 
mehr  zebra- artige,  bald  mehr  getigerte  Zeichnung, 
selbst  ohne  BlUthen,  einen  Schmuck  verleihen.  Die 
von  Paris  und  von  Hamburg  aus  verbreiteten  Pflan- 
zen vermag  ich  nicht  einmal  als  Abart  zu  unter- 
scheiden, wie  Professor  Duchartre  in  Paris  thut, 
da  die  Form  der  Zeichnung  lediglich  von  der  Kul- 
tur und  von  Zufälligkeiten  abhängt.  Da  beide  For- 
men (aus  Paris  und  aus  Hamburg)  in  den  mir 
überwiesenen  Gewächshäusern  des  Rittergutsbesitzers 
Reichen  heim  zu  gleicher  Zeit  blühten,  so  hat 
Professor  Koch  vergleichende  Untersuchungen  an- 
gestellt, die  aber  zu  keinem  Resultate  führten.  Die 
Blütlien  haben  eine  weisse  Farbe,  welche  in  der 
Mitte  allmählig  in   Hellroth   übergeht. 

6.  Ph.  violacea  Hort.  Bogor.  wurde  ebenfalls 
von  Teysmann  aus  Java  eingeführt  und  gehört 
mit  Ph.  snmatrana  zu  den  Arten  mit  kurzem,  all- 
gemeinem Blüthenstiel  und  grossen,  tief- dunklen 
Blättern.  Die  mittelmässigen  Blüthen  besitzen  eine 
rosa- violette  Farbe.  Bis  jetzt  existirt  die  Pflanze 
nur  im   botanischen   Garten   zu   Leiden. 

Es  folgen   nun    2   Blendlinge. 

7.  Ph.  ambigua  Rchb.  fil.  besitzt  die  Blätter 
dev  Ph.  amabiiis  Bl.  und  die  Blüthen  der  Ph.  Aphro- 
dite Rchb.  fil. 

8.  Pb.  intermedia  Lind,  soll  dagegen  ein 
Blendling  von  Ph.  amabiiis  Bl.  mit  Ph.  equestris 
Rchb.   fil.   sein. 

Beschrieben  sind  hingegen,  finden  sich  aber  nicht 
in   Kultur: 

9.  P  h.  Devrieseana  Rchb.  fil.  Die  Pflanze 
wurde  von  dem  Jüngern  Reichenbach  nach  einer 
Zeichnung  des  Professor  de  Vriese,  der  leider  vor 
einigen  Jahren  an  den  Folgen  seiner  Reise  nach 
Holländisch-Indien  in  Leiden  gestorben  ist,  cbarak- 
terisirt,   ist   demnach  nur  unvollkommen   bekannt. 

10.  Ph.  Cornu  cervi  Bl.  et  Rchb.  fil.  Eine 
sehr  hübsche  Art  mit  gelben  und  roth-punktirten 
Blüthen,  welche  Professor  Blume  in  der  javani- 
schen  Provinz   Bantam   aufgefunden  hat. 

11.  Ph.  Hebe  Rchb.  jun.  Eine  kleine  Art  der 
Insel  Java  mit  weissen,  aber  zum  Thcil  roth  -  ge- 
streiften  Blumenblättern. 

12.  Ph.  deliciosa  Rchb.  jun.  wurde  von  dem 
bekannten  javanischen  Reisenden  ZoUingcr  auf 
Java  entdeckt.  Die  gclblicli-röthlichen  Blüthen  be- 
finden sich  in  geringer  Anzahl  auf  einem  kurzen, 
allgemeinen   Stiele. 

Wenn    auch   früher    verschiedentlich    über    die 


379 


Kultur  der  Sclimetterlings-Orcliideen  Mittlieiiungen 
gemacht  wurden,  so  dürften  die  nieiiiigeii  do<^li  vie- 
len meiner  Kollegen  nicht  uninteressant  sein. 

Seit  vielen  Jahren  beschäftige  ich  mich  mit 
der  Kultur  der-  Orchideen  und  auch  der  Arten 
dieses  Geschlechtes,  so  dass  ich  wohl  einige  Erfah- 
rungen  sammeln   konnte. 

Zunächst  lieben  alle  Phalaenopsis- Arten  recht 
viel  Wärme;  aber  auch  d:is  Licht  ist  ilinen  will- 
kommen, deshalb  ist  der  Stand  in  der  Nälie  der 
Fenster  erforderlich.  Als  Epiphyten,  die  alle  Arten 
sind,  wachsen  sie  an  Baumrinde  oder  an  l'aum- 
stammen  und  entwickeln  hier  Wurzeln  und  Blätter 
rasch.  Nur  in  der  Wachsthums- Periode  bedürfen 
sie  viel  Feuchtigkeit,  weshalb  eine  Hauptsorge  sein 
muss,  das  so  schnelle  Austrocknen  der  Baumrinde, 
namentlich  im  Sommer,  durch  öfteres  Befeuchten  zu 
verhüten. 

Bei  uns  scheinen  die  Schmetterlings- Orchideen 
viel  besser  in  Holzkörben  zu  gedeihen,  weil  sich 
in  ihnen  die  Feuclitigkeit  glcichmässiger  hält.  Aus- 
serdem können  sich  auch  die  Wurzeln  nach  allen 
Seiten  ausbreiten,  was  für  diese  ausgezeichneten 
Pflanzen   Hauptsache   ist. 

Auch  die  Topfkultur  tluit  in  sofern  dieselben 
Dienste,  wenn  die  Töpfe  nach  allen  Seiten  durch- 
löchert und  bis  zur  Hälfte  mit  Scherben  gefüllt 
sind,  damit  das  Wasser  gehörig  abfliessen  und  die 
Luft  eindringen  kann.  Man  pflanzt  sie  so  hoch, 
als  irgend  möglich.  Als  Mischung  nehme  ich  Pha- 
gnum-Moos,  gewaschene  Holzkohle  in  kleinen  Stük- 
ken,  oder  Topfscherben  und  etwas  reinen  Fluss-, 
am  besten  jedoch   weissen   Marmorsand. 

Die  Blüthezeit  der  Phalaenopsis-Arten  ist  in  der 
Kegel  im  Winter.  Hierauf  ist  jedoch  nicht  mit 
Sicherheit  zu  rechnen ,  wie  bei  den  Aerides',  Van- 
da's  und  ähnlichen  Orchideen,  sondern  sie  hängt 
lediglich  von  der  Vegetation  ab,  so  dass  sie  bei 
guter   Kultur  selbst  2   Mal  im   Jahre  blühen. 

Die  Blumen  sind  so  ausserordentlich  zart,  dass 
sie  durch  geringen  Niederschlag,  der  sich  durch  die 
Feuchtigkeit  während  der  Nacht  häufig  im  Orchi- 
deenhause entwickelt,  leicht  fleckig  werden,  weshalb 
hiergegen   hauptsächlich   zu   sorgen   ist. 

Phalaenopsis  equcstris  zeichnet  sich  in  sofern 
vor  den  anderen  Arten :  Aphrodite,  amabilis,  Schil- 
leriana  u.  s.  w.  noch  aus,  dass  sie  nach  Austreiben 
des  Bllithenstieles,  wenn  dieser  nur  etwa  6  Zoll 
Länge  hat,  schon  zu  blühen  anfängt,  2  —  3  Blu- 
men entwickelt  und  selbst  mehre  Jahre  fortblühen 
kann.  Li  dem  Garten  des  Ritters  Day  in  Totten- 
ham  bei  London  befindet  sich  ein  kräftiges  Exem- 
plar, was  schon  3  Jahre  ununterbrochen  geblü- 
het   hat. 

Die  Vermehrung  der  Phalaenopsis-Arten   ist  sehr 


schwierig,  denn  nur  selten  bekommt  man  einen 
Nebentrieb.  Durch  Abhacken  des  verblühten  Blü- 
thenstieles  gelingt  es  zuweilen,  dass  an  dessen  Spitze 
eine  junge  Knospe  austreibt,  welche  man  jedoch 
nicht  eher  abnehmen  kann,  als  bis  das  dritte  Blatt 
sich  zu  zeigen  beginnt  und  damit  die  Pflanze  auch 
gute   Wurzeln   hat. 

Schliesslich  erwähne  ich  noch  der  Kellerwürmer 
und  kleinen  Schnecken,  die  den  fleischigen  Wurzeln, 
sowie  den  jungen  Blättern,  sehr  nachgehen  und  in 
einer  einzigen  Nacht  viel  Schaden  anrichten  können. 
Man  treffe  daher   stets  die   nöthige  Fürsorge. 


Eine 


Kritik  der  englischen  Ausstellungen. 

Unter  der  Ueberschrift:  „Policy  of  Flowershows" 
druckt  das  Athenäum  vom  13.  August  einen  Brief  Jo- 
seph Paxtou's  ab,  der  vieles  sehr  Beherzigens- 
werthe  enthält.  Schon  die  Ueberschrift  ist  schwer 
wiederzugeben;  man  kann  Policy  hier  in  der  Be- 
deutung von  Schlauheit  und  List,  aber  auch  von 
Kritik  nehmen.  Die  Worte  des  Briefschreibers  wer- 
den es  dem  Leser  am  leichtesten  machen,  sich  die 
Bedeutung  zu  wählen,  welche  ihm  die  passendste 
scheint.  Da  der  Brief  auch  für  unsere  Gartenfreunde 
grosses  Interesse  haben  wird,  so  möge  die  Ueber- 
setzung   hier  folgen: 

j Aufgefordert ,  meine  Ansicht  auszusprechen 
über  die  Natur  und  den  Charakter  von  Ausstellun- 
gen, welche  die  König!.  Gartenbau-Gesellschaft  zum 
wahren  Fortschritt  des  Gartenbaues  und  seiner  ver- 
wandten Wissenschaften  veranstaltet,  schreibe  ich 
diesen  Brief,  um  eine  Grundlage  zu  bilden,  oder 
Data  zu  geben,  auf  welche  hin  dieser  Gegenstand, 
wie  ich  hofle  mit  gutem  Erfolge,  möge  besprochen 
und   erörtert  werden  können. 

1.  Ohne  Zweifel  ist  der  Erfolg  der  Ausstellun- 
gen der  Gesellschaft,  besonders  der  früheren, 
für  die  Gartenbau-Angelegenheiten  sehr  vor- 
theilbaft  gewesen.  Sie  haben  zu  grossen  Ver- 
besserungen in  der  Zucht  und  Behandlung 
der  Pflanzen  ermuntert,  besonders  solcher 
Pflanzen,  die  in  der  sogenannten  Londoner 
Modezeit  des  Jahres  (der  Saison)  in  Blüthe 
gebracht  werden  können,  aber  sie  sind  kei- 
neswegs die  Erzeuger  von  unzweifelhaft  Gu- 
tem gewesen.  Sie  haben  einen  unnatürlichen, 
künstlichen  Zustand  der  Dinge  hervorgebracht, 
welcher  nicht  allein  im  eigenen  Interesse  der 
Gärtner  zu  tadeln,  sondern  der  auch  dem 
Interesse    des    Publikums    entgegen    ist,    weil 

48* 


380 


3. 


er  eine,  wie  man  sagen  kann,  krampfhafte 
Anstrengung  und  Tliiitigkeit  zu  Wege  bringt, 
die  in  andern  Jahreszeiten  unthätig  und  im 
hohen  Grade  unfruchtbar  bleibt.  Ich  kann 
dies  deutlich  darthun,  indem  ich  anführe,  dass 
ich  vor  längerer  Zeit,  und  dies  besteht  jetzt 
in  gewissem  Umfange,  einen  der  ersten  Lon- 
doner Gärten  besuchte,  und  vergessend,  dass 
es  grade  ein  Ausstellungstag  war,  nur  6  oder  7 
Pflanzen  im  Garten  fand,  die  andern  waren 
alle  wie  ein  Pferd  zum  Wettrennen  trainirt, 
und  zur  Schau  gestellt,  um  Preise  zu  gewin- 
nen. Im  selben  Jahre,  etwas  später,  kam  ich 
wieder,  und  fand  die  Pflanzen,  die  ihre  Wett- 
lauf-Runde gemacht  hatten,  alle  bliUhenlos, 
und  für  das  nächste  Jahr  zum  selben  Zweck 
unter  gleiche  Behandlung  gebracht.  Und 
diese  Behandlung  bestand  darin,  einige  Pflan- 
zen zurückzuhalten  und  andere  anzutreiben, 
so  dass  sie  alle  zur  selben  Zeit  blühen  möch- 
ten. Solche  Pflanzen,  die  dergleichen  Be- 
handlung nicht  ertragen  konnten,  wurden  gar 
nicht  gezogen. 

Jedermann  sagt  natürlich,  dass  er  ein  Recht 
habe,  mit  seinen  Pflanzen  thnn  zu  können, 
was  er  wolle,  was  ich  auch  nicht  in  Abrede 
stellen  will;  und  wenn  eiu  Herr  sich  nichts 
daraus  macht,  während  10  Monaten  ira  Jahre 
keine  Blumen  zu  haben,  um  eine  so  grosse 
Schaustellung  zu  machen,  so  habe  ich  ihn 
deswegen  nicht  zu  tadeln.  Wofür  ich  streite 
ist  nur,  dieses  sollte  nicht  das  Hauptziel 
und  der  Zweck  der  Ausstellungen  der  Gar- 
tenbau-Gesellschaft sein.  Nach  einer  Rich- 
tung haben  die  gegenwärtigen  Ausstellungen 
etwas  Gutes  hervorgebracht,  indem  sie  Preise 
für  Sammlungen  schöner  Blattpflanzen  aus- 
setzten, weil  die  Kultur  dieser  Pflanzen,  welche 
das  ganze  Jahr  hindurch  schön  aussehen,  da- 
durch angeregt  worden  ist  und  sie  eine  grosse 
Verschönerung  der  Gärten  sind. 
Andrerseits  aber  ziehen  diese  gi-ossen  Aus- 
stellungs-Kultivateure  sehr  wenige  Pflanzen, 
die  nicht  in  der  Schau -Saison  blühen,  und 
vernachlässigen  deshalb  diejenigen  gänzlich, 
welche  zu  anderen  Zeiten  mit  grossem  Er- 
folge kultivirt  werden  könnten. 
Der  Hauptzweck  des  Gartenbaues  sollte,  mei- 
ner Meinung  nach,  der  sein,  die  davon  zu 
habende  Freude  zu  vergrosscrn  und  sie  so 
weit  als  möglich  auszubreiten,  die  Besitzer 
von  Gärten  in  den  Stand  zu  setzen,  die 
grösste  Menge  von  Vergnügen  und  Genug- 
thuung  von  ihrem  Besitze  zu  haben  und  dem 
grossen    Publikum     es    möglich    zu    machen," 


die  grösste  Anzahl  von  Früchten,  Blumen 
und  Gemüsen  in  bester  Art  und  zu  den  bil- 
ligsten Preisen  sich  verschaffen  zu  können. 

5.  Um  dies  durchzuführen,  müsste  etwas  wie 
eine  immerwährende  Ausstellung  bestehen, 
so  dass  die  Gärtner  kein  Interesse  hätten, 
ihre  Pflanzen  in  unnatürlicher  Weise  in  Blüthe 
zu  treiben,  sondern  dass,  wenn  sie  zu  irgend 
einer  Zeit  ein  schönes  Exemplar  hätten,  sie 
wüssten,  wo  es  gesehen  und  gewürdigt  werden 
könnte.  Als  die  Garteubau- Gesellschaft  in 
ihrer  glänzendsten  Zeit  war,  bildeten  die  von 
vierzehn  zu  vierzehn  Tagen  stattfindenden 
Ausstellungen  in  ihrem  grossen  Raum  in  Re- 
gentStreet  eine  ihrer  Haupt-Anzichungs-  und 
Ertrags-Qiiellen.  Es  war  damals  allgemeiner 
Brauch,  neue  Pflanzen  oder  Früchte  von  den 
Herrschaften  auf  dem  Lande  zu  diesen  Aus- 
stellungen geschickt  zu  sehen,  und  die  Hau- 
delsgärtner  brachten  jede  neue  Pflanze  aus 
ihren  Gärten  dorthin.  Dr.  Lindlev  erklärte 
die  Natur  und  Eigeuthümliehkeiten  einer  jeden 
Sache,  wie  sie  in  der  Ausstellung  erschien, 
in  jener  klaren  angenehmen  Weise,  worin  er 
hierbei  ohne  Nebenbuhler  ist,  und  diese  Ver- 
sammlungen waren  ausserordentlich  beliebt 
(fashionable)   und   oft   dicht  gedrängt. 

6.  Als  die  Vereins-Gärten  (Horticultural  Gardens) 
in  Chiswik  die  ersten  im  Lande  für  neue 
Pflanzen  waren,  wurden  viele  Gärten  von  dort 
aus  versorgt,  und  so  gewährten  sie  immer 
grosses  Interesse.  Sie  konnten  sich  nicht 
ganz  auf  Herrschaften  oder  Gärtner  verlassen, 
von  diesen  Pflanzen  zur  Ausstellung  zu  er- 
halten, und  wenn  die  Zusendungen  dürftig 
waren,  wurde  die  Schau  durch  schöne  Pflan- 
zen aus  den  Horticultural  Gardens  vervollstän- 
digt. Aber  eine  Anerkennung  von  der  Ge- 
sellschaft bedeutete  etwas  und  wurde  hoch 
geschätzt;  sie  sicherte  den  Absatz  einer  jeden 
Pflanze,  die  sie  erhalten  hatte,  und  besass  oft 
den  Werth  von  einigen  Hundert  Pfund  Ster- 
ling, indem  manche  Handelsgärtner  grosse  Be- 
stellungen hatten,  noch  ehe  die  Ausstellung 
geschlossen  war.  Es  scheint  mir  daher,  dass 
diese  vierzehntäglichen  Ausstellungen  wieder 
zu  erneuern  wären  und  ihnen  jede  mögliche  An- 
ziehungskraft gegeben  werden  sollte.  Wenn 
man  die  Zunahme  des  Verkehrs  in  gärtneri- 
scher Hinsicht  betrachtet,  sowie  die  Leichtig- 
keit, Alles  von  weither  herbeizubringen,  und 
den  grossen  Zufluss  von  Fremden  während 
der  Frühjahrs-  und  Sommer-Monate,  so  dürfte 
ein  Versuch  wöchentlicher  Ausstellungen  sich 
sogar    empfehlen ,     was    einer    immerwähreu- 


381 


den  Ausstellung  in  der  Tliat  gleichkommen 
würde.  Sie  müssten  an  einer  für  die  Pflan- 
zen geeigneten  Oertliclikeit  abgehalten  wer- 
den, wo  ein  Haudelsgärtner  kein  Bedenken 
tragen  würde,  sie  während  ihrer  ganzen  Blü- 
thezeit  ausgestellt  zu  lassen.  Eine  oder  zwei 
grosse  Schaustellungen  könnten  immer  noch 
in  den  Gärten  abgehalten  werden,  wo  die 
Mode-Herrschaften  erscheinen  und  sich  sehen 
.  lassen  und  gesehen  werden  könnten,  was  sie 
bei  diesen  Gelegenheiten  ebenso  gut  wie  die 
Blumen  thun. 
7.  Es  würde  zu  weit  führen,  in  einem  Briefe 
genau  nachweisen  zu  wollen,  wie  viele  Zweige 
der  Gärtnerei  seit  vielen  Jahren  liegen  ge- 
blieben sind,  obgleich  es  niiht  unwichtig  sein 
dürfte;  es  würde  mehr  Zeit  und  Kaum  in 
Anspruch  nclimen,  als  ich  jetzt  daran  setzen 
kann.  Ein  Gegenstand  hat  mich  aber  seit 
langer  Zeit  bedrückt  und  ich  bin  so  über- 
zeugt von  seinem  verderblichen  Einfluss  auf 
den  kommerziellen  Punkt  der  Versorgung  mit 
feineren  Früchten  für  den  Markt,  dass  ich  nicht 
anders  kann,  als  in  diesem  Briefe  darauf  zu- 
rückzukommen: dies  ist  nämlich  die  Zucht  von 
Früchten  für  den  Verkauf  von  Privatleuten 
in  Konkurrenz  mit  den  Handelsgärtnern.  Viele 
Herrschaften  unterhalten  Gärten,  zum  Theil  für 
eigenen  Bedarf,  zum  Theil,  um  aus  dem  Ab- 
satz der  Früchte  einen  Theil  ihrer  Kosten  zu 
decken.  Dies  geschieht  sogar  von  einigen  gros- 
sen Laudgutsbesitzern  in  bedeutender  Ausdeh- 
nung. Die  Folge  ist,  dass  die  Früchte  bei 
allem  Einfluss  wohlfeileren  Glases  und  billi- 
gerer Kohlen  in  der  Ausdehnung  des  ganzen 
Landes  durchweg  theurer.  als  vor  40  Jahren 
sind;  während  der  Ertrag  wirklicher  Handels- 
gärten 50  Procent  billiger  und  100  Procent 
besser  ist,  haben  die  getriebenen  Früchte,  mit 
denen  Privatgärten  Konkurrenz  machen,  nur 
geringen  Fortschritt  in  der  Güte  gemacht. 
Wenn  man  vor  30  oder  40  Jahren  auf  den 
Coventgarden- Markt  ging,  fand  man  schöne 
Trauben,  die  von  dem  grossen  Handelsgärtner 
Andrews  in  Vauxhall,  sowie  von  William 
Wilraot  in  Isleworth  oder  aus  anderen  gu- 
ten Etablissements  gezogen  waren,  wohinge- 
gen, wenn  man  jetzt  hingeht,  diese  Früchte 
aus  Privatgärten  sind.  Wenn  man  jetzt  für  eine 
grosse  Festlichkeit  eine  bedeutende  Menge  von 
Früchten  verlangt,  so  wird  keiner  der  gros- 
sen Fruchthändler  die  Lieferung  mehr  über- 
nehmen, ohne  zuvor  an  einige  Privatgärten 
geschrieben  oder  telegraphirt  zu  haben,  was 
zu  erhalten  ist. 


8.  Die  erste  Frage,  welche  natürlich  in's  Auge 
fällt,  ist:  wie  ist  das  Publikum  dadurch  schlim- 
mer daran?  Ich  denke  sie  mit  wenigen  Wor- 
ten zu  Jedermanns  Ueberzeugung  beantworten 
zu  können:  ein  Privat-Etablissement  verkauft 
oft  früh  im  Jahre  ein  Pfund  Trauben  oder 
ein  Dutzend  Pfirsiche,  ohne  Rücksicht  auf  die 
Kosten,  zu  einem  Preise,  welcher  einen  Han- 
delsgärtner ruiniren  würde.  Ein  solcher  Preis 
stellt  den  Herrn  zufrieden,  der  die  Unkosten 
des  Kultivirens  nicht  kennt,  er  schreckt  aber 
den  Handelsgärtncr  zurück,  weil  er  ihn  rui- 
niren müsste,  und  er  von  der  Kultur  lieber 
ganz  zurücktritt;  daher  bleibt  die  Versorgung 
des  Marktes  fast  nur  in  den  Händen  dieser 
wenigen  Privatgärtner.  Würde  den  Handels- 
gärtnern nicht  so  entgegengetreten,  so  wür- 
den sie  sich  bemühen.  Einer  dem  Andern  es 
an  Wohlfeilheit  und  Güte  der  Früchte  zuvor- 
zuthun,  wie  es  bei  allen  anderen  Dingen  ge- 
schieht; in  kurzer  Zeit  würde  auch  der  Markt 
einen  regelmässigen  Zufluss  zur  Hälfte  des 
gegenwärtigen  Preises  der  Frühjahrsfrüchte 
haben,  der  jetzt  nicht  angestrebt  wird,  weil 
die  Privatgärten ,  die  ihr  Bestes  senden  und 
den  Verlust  dabei  nicht  rechnen,  keine  Kon- 
kurrenz zulassen.  Das  PubUkum  trägt  aber 
den  Schaden  davon,  wenn  auch  die  Frucht- 
händler  Gewinn  haben. 

9.  Und  nun,  ehe  ich  meinen  Brief  schliesse,  sei 
mir  erlaubt,  einige  Worte  darüber  zu  sagen, 
was  die  Royal-Horticultural-Gesellschaft  beim 
Verkauf  thun  sollte.  Es  ist  ganz  gerechtfer- 
tigt und  in  der  Ordnung,  neue  Pflanzen, 
welche  sie  eingeführt  hat,  zu  vervielfältigen 
und  an  Mitglieder  zu  vertheilen,  aber  ich 
bin  im  Ganzen  dagegen,  neue  Pflanzen  zu 
kaufen,  sie  zu  kultiviren  und  zu  verloosen. 
Dies  ist,  man  gestatte  es  mir  zu  sagen,  eine 
Beeinträchtigung  der  Handelsgärtner,  welche 
es  viel  besser  und  wohlfeiler,  als  die  Gesell- 
schaft,  thun  können. 

gez.  Joseph  Paxton." 

So  weit  der  Brief.  Was  etwa  für  unsere  Zu- 
stände und  unsere  Gartenbau- Gesellschaft  passt,  wird 
sich  leicht  von  dem  trennen  lassen,  was  eben  nur 
die  englischen  Zustände  betrifft.  Dem  Einsender 
scheinen  hauptsächlich  die  Punkte  beherzigenswerth, 
welche  das  Ausstellungswesen  berühren,  und  da  man 
ihn  für  einen  Betheihgten  halten  dürfte,  so  zieht  er 
vor,  ungenannt  zu  bleiben. 


382 


Ueber 

das  Kernobst  im  Herzogthiiiu  Koburg. 

Voiii  Olier-Lieutenant  Douauer  iu  Kobuifj. 

Da  ich  schon  seit  dem  Jahre  1833  mit  dem 
verstorbeneu  Küchenmeister  Dittrich  in  Gotha  in 
näherer  Berührung  stand  imd  vom  selbigen  gleieh- 
mässig  durch  Zusendung  von  Früchten  und  Edel- 
reisern sehr  unterstützt  worden  bin,  so  war  ich  auch 
seit  jener  Zeit  fortwährend  darauf  bedacht,  die  neue- 
ren, anerkannt  guten  Sorten  in  hiesiger  Gegend  zu 
Tcrbreiten.  Die  älteren  Kernobstarten  wurden  durch 
Christ  und  Sickler  eingeführt;  da  aber  weiland 
Herzog  Ernst  I.  aus  Brüssel  mehre  neuere  Sorten 
kommen  Hess  und  auch  Zusendungen  von  Diel, 
von  Dresden  und  BoUwiller  erhielt,  so  verschaffte 
ich  mir  die  Erlaubniss,  auch  von  diesen  Pfropfreisern 
zu  entnehmen,  welche  sodann  ebenfalls  un entgeld- 
lich vertheilt  wurden.  Soweit  wäre  wohl  Gelegen- 
heit genug  gegeben  gewesen,  um  alte,  oft  wirklich 
recht  schlechte  Sorten  zu  verdrängen ;  allein  es  müs- 
sen auch  die  Hindernisse  genannt  werden,  welche 
einer  besseren  und  schneller  erfolgreichen  Obstkultur 
entgegen  traten.  Von  diesen  nenne  ich  besonders 
drei,  nämlich  ungemein  grosser  Schaden  durch  Ha- 
sen, und  zwar  bis  zum  Jahre  1848,  ferner  durch  den 
verderblichen  Baumliandel  mit  schlechten,  meist 
unveredelten  Bäumen  aus  der  Gegend  von  Bam- 
berg, Fürth  und  Forchbeim,  wogegen  ich  in  ver- 
schiedenen Schriften  vergeblich  zu  wirken  suchte, 
und  drittens  durch  klimatische  Einflüsse,  indem  durch 
die  Nähe  des  Gebirges  vom  Thüringer  Walde  sehr 
häufig  ein  schneller  Wechsel  der  Temperatur  ein- 
tritt, welcher  die  verheerendsten  Nachtheile  durch 
Fröste  im  Spätherbste  und  Vorwinter  zur  Folge 
hat,  wenn  der  Saft  noch  zu  wässerig  und  sogar 
das  Laub  noch  gar  nicht  abgefallen  ist,  —  ein  Un- 
heil, über  welches  auch  mein  benachbarter  und 
hochverehrter  Freund,  Medizinal-Assessor  .Jahn  in 
Meiningen,  schon  oftmals  bittere  Klage  geführt  hat, 
und  wodurch  die  Dauer  unserer  neugezogenen  Obst- 
bäume in  so  hohem  Grade  beschränkt  und  verkürzt 
wird.  Zur  Beurtheilung  der  Früchte  aus  den  hie- 
sigen Umgebungen  glaube  ich  noch  bemerken  zu 
müssen,  dass  sich  unsere  Gärten  auf  den  südlichen 
Abhängen  des  Thüringer  Waldes  befinden,  —  dass 
sie  900  bis  1200  Fuss  über  der  Nordsee  liegen  — 
dass  der  Boden  sehr  wechselt,  jedoch  vorherrschend 
immer  aus  der  Verwitterung  und  Auflösung  von 
Kalk,  Sandstein  und  Keuper  bestellt,  wogegen  das 
nordwestlich  gelegene,  vulkanische  Basaltgebirge  der 
hohen  Röhn  Frankens  noch  immer  4  bis  C  Stunden 
entfernt  bleibt,  aber  nicht  selten  sehr  rauhe  Luft- 
strömungen in  unsere,  übrigens  ausgezeichnet  schö- 
nen Fluren  sendet. 


Das  Hauptthal  mit  dem  Landflusse,  der  'Itz, 
nimmt  seine  Richtung  von  Norden  gegen  den  süd- 
lich gelegenen  fränkischen  Jura  zu,  dessen  Höhlen 
luid  Natur  Schönheiten  immer  mehr  bewundert  wer- 
den, und  dessen  letzte  Abzweigungen  sich  bis  zur 
herrlichen   Lage  von    Koburg  selbst  erstrecken. 

Aus  diesen,  nur  kürzlicli  angedeuteten  Oertlich- 
keiten  mögen  sich  meistens  die  Erscheinungen  er- 
klären lassen,  welche  hieraus  für  unsere  Obstkultur 
und  insbesondere  für  die  Qualität  unserer  Kernobst- 
sorten entspringen,  deren  bessere  Auswahl  sieh  der 
hiesige  Verein  für  Gartenbau  nicht  nur  besonders 
angelegen  sein  lässt,  sondern  sich  auch  nebenbei 
bemüht,  den  Segen  des  Obstbaues  in  weiteren  Flnt- 
fernungen  zu  begünstigen. 

Um  die  neueren  in  Frage  gekommenen  Aepfel 
und  Birnen  schneller  kennen  zu  lernen  und  nach 
Befund  zu  verbreiten,  sind  sehr  viele  ältere  Bäume, 
welche  nur  sehr  geringe  Sorten  trugen,  zu  Probe- 
bäumen umgepfropft  worden,  was  aber  zu  noch 
weit  glücklicheren  Resultaten  gefülirt  haben  würde, 
wenn  die  Besitzer,  ungeachtet  vieler  Erinnerungen 
nicht  allzusehr  geeilt  hätten,  die  untersten  Zug- 
äste  viel  zu  frühe,  schon  nach  2  —  3  Jahren  zu 
entfernen,  was  nach  Stärke  der  Stämme  erst  nach 
4,  5  u.  6  Jahren  hätte  geschehen  sollen,  damit  das 
Verhältniss  zwischen  der  unberührt  gebliebenen  Wur- 
zel mit  der  mehr  oder  weniger  verstünnnelten  Krone 
nicht  allzusehr  gestört  werde. 

Wird  hierauf  keine  Rücksicht  genommen,  so 
unterliegen  die  allzufrechen  Triebe  nicht  nur  der 
Gefahr  des  Abbrechens  durch  Wind,  sondern  der 
noch  weit  grösseren  durch  Frost.  Die  längere 
Dauer  der  Probebäume  würde  sehr  leiden. 

Zur  Förderung  der  Obstkenntniss  finden  im 
Vereine  jährlich  kleine  Frucht- Ausstellungen  statt; 
für  heuer  schon  während  des  Sommers,  um  die 
Frühsorten  mehr  beachten  zu  können;  da  aber  auf 
dem  Obstmaikte  die  neueren  Sorten  erst  allmählich 
ihren  verdienten  guten  Ruf  erwerben  können,  so 
ist  es  schon  oft  bedaueit  worden,  dass  nur  mittlere, 
ja  sogar  geringe  Früchte  fast  ebenso  bezahlt  wer- 
den, als  wirklich  gute  und  feine,  die  man  nicht 
kennt,  bei  denen  sich  nicht  immer  Gelegenheit 
zum  preiswürdigen   Verkauf  findet. 

Was  das  Steinobst  betrift't,  so  ist  der  Kir- 
schenbau gering  anzuschlagen.  Es  wird  der  Markt 
von  Unterfranken  aus  sattsam  besetzt,  wogegen 
aber  an  Zwetschen  und  Pflaumen  eine  bedeutende 
Menge  gewonnen  wird,  ohne  jedoch  fremde  Einfuhr 
ganz   überflüssig  zu   machen. 

Das  Kernobst  ist  zwar  im  Lande  sehr  reich 
vertreten,  leidet  aber  durch  den  schon  oben  berühr- 
ten Baumhandel  sehr,  wobei  scheinbar  gute  Stämme 


383 


mit  6  und  9  Kreuzern  verkauft  werden,  während 
wirklich  gute  Stämme  allerwenigstens  30  und  36 
Kreuzer  kosten  würden.  Durch  übermässig  raschen 
Wuchs  sind  diese  Bäume  leicht  zu  kennen;  die 
Früchte  sind  allermeist  nur  zu  Obstwein  und  ge- 
ringem Backobst  zu  gebrauchen,  selten  findet  man 
neue  und   gute   Sorten   darunter. 

Um  zunächst  Obstkenntniss  unter  den  Mitglie- 
dern des  Vereines  zu  vermehren,  hat  derselbe  nicht 
ermangelt,  für  Anschaffung  derjenigen  Hülfsmittel 
und  Schriften  zu  sorgen,  welche  zur  Erreichung 
dieses  Zweckes  besonders  beitragen  können  und 
freuet  sich,  indem  „Leitfaden  zum  Bestimmen 
der  Obstsorten"  vom  Garten- Inspektor  Lucas 
zu  Reutlingen  ein  neues  Werk  erhalten  zu  haben, 
welches  uns  sichere  Führung  verspricht,  wenn  wir 
nicht  selten  Gefahr  laufen,  uns  im  grossen  deutschen 
Obstbaumwalde  und  unter  den  zahllosen  Früchten 
desselben   zu   verirren. 

Durch  die  bis  jetzt  aufgestellten  Systeme,  so- 
wie durch  künstliche  Nachbildung  der  Obstfrüchte, 
sind  unzweifelhaft  recht  achtungswerthe  Anhalte- 
punkte  gewonnen  worden.  Es  muss  auch  das  Mög- 
lichste aufgeboten  werden ,  um  auf  diesem  Wege 
trotz  aller  Schwierigkeiten  niuthig  fortzuschreiten; 
was  aber  meine  persönliche  Ansicht  über  eine 
festere  Bestimmung  der  Kernobstfrüchte  betrifi't,  so 
will  ich  mich  gern  einen  pomologischen  Stümper 
nennen  lassen,  wenn  ich  die  Vermuthung,  ja  die 
Behauptung  ausspreche,  dass  es  niemals  gelingen 
werde  und  könne,  hierin  diejenige  Sicherheit  zu  er- 
reichen, welche  wir  wünschen  und  welche  sich  viele, 
besonders  weniger  geübte  Obstkenner  und  denkende 
Obstfreunde  in  Aussicht  stellen.  Die  Gründe,  auf 
denen  meine  schon  öfter  ausgesprochene  Ueberzeu- 
gung  beruht,   sind   immer  dieselben,   denn 

1.  ist  die  Aufgabe  viel  grösser  und  schwerer, 
als   man   sie   sich  gewöhnlich   denkt; 

2.  die  Menge  des  schon  beschriebenen  Obstes 
ist  sehr  gross,  die  des  nicht  beschriebenen  und  be- 
ständig   neu    zuwachsenden    ganz    ausserordentlich; 

3.  begnügt  man  sich  auch  nur  mit  kürzeren, 
charakteristischen  Bi  Schreibungen,  so  müssten  den- 
noch die  herzustellenden  Handbücher  einen  so  gros- 
sen Umfang  erhalten,  und  einen  so  hohen  Preis  an- 
nehmen, dass  sich  nothwendig  viel  zu  wenig  Käufer 
für   dieselben   finden   würden; 

4.  welches  ungeheure  Gedächtniss  würde  dazu 
gehören,  um  mit  so  sehr  vielen,  wenn  auch  nicht 
allen   Namen  vertraut  zu  bleiben? 

5.  welcher  Wechsel  der  Formen  und  der  Farbe 
wird  selbst  bei  Kernobstfrüchten,  und  zwar  bei  einer 
und   derselben  Art  bemerkt; 

6.  wie  unbeschreiblich  gross  ist  der  Einfluss  des 
Bodens    —    der    örtlichen    Lage    ■ —    der  jeweiligen 


Jahreswitterung  auf  die  Ausbildung  und  Veränderung- 
der   Früchte  im   Bezug  auf  Grösse   und   Güte? 

Unter  so  wechselvollcn  Umständen  darf  man 
sich  daher  nicht  wundern,  wenn  sich  bisweilen  schon 
bei  der  Klassificirung  mancher  Sorten  Schwierig- 
keiten zeigen.  Welche  Täuschungen  bei  fester 
Bestimmung  einzelner  Sorten  möglich  sind,  hat  sicix 
bekanntlich  schon  in  früherer  Zeit  bei  dem  Drap- 
d'or  oder  Goldzeugapfel  gezeigt,  bis  endlich  Garten- 
Inspektor    Lucas    glücklichen    Aufschluss    ertheiltc. 

Allein  je  mühevoller  es  jedem  strebsamen  Obst- 
freunde wird,  um  sich  etwas  weitergehende  Obst- 
kenntniss zu  erwerben,  um  so  mehr  müssen  doch, 
die  Vereine  darauf  hinwirken,  um  wenigstens  in 
ihren  Wirkungskreisen  das  Publikum  durch  geeig- 
nete Blätter  zu  benachrichtigen,  damit  selbiges  bei 
neuen  Anpflanzungen  eine  entsprechende  Auswahl 
von  älteren  und  neuen  Obstsorten  treffen  könne. 
Diese  Vorsorge  ist  vom  hiesigen  Vereine  schon 
öfter  getroffen  worden,  verdient  aber  oft  wiederholt 
zu  werden,  da  hierdurch  zugleich  die  Namen  der 
neuesten  und  als  vorzüglich  anerkannten  Früchte 
zur  öffentlichen  Kenntniss  gelangen.  Die  früher 
hier  bestandene  Herzogliche  Baumschule  ist  neuer 
Gartenanlagen  wegen  eingegangen;  die  Baumschule 
der  Stadt  erstreckt  sich  kaum  auf  4000  Stämme 
und  eine  grössere  Privatbaumschule  im  nahen  Dorfe 
Neuses  ist  erst  im  Entstehen  begriffen ;  daher  wer- 
den viele  Bäume  von  auswärts  bezogen,  die  aber 
meistens  noch   sehr  schwach  sind. 

Da  in  Görlitz  auch  die  Frage  besprochen  ist, 
welche  Früchte  sich  an  verschiedenen  Orten  durch 
besondere  Güte  und  zugleich  durch  bemerkenswcrthe 
Tragbarkeit  ausgezeichnet  haben  und  es  daher  ver- 
dienen, zur  allgemeinen  Anpflanzung  weiter  empfoh- 
len zu  werden,  so  mu.-s  ich  vor  Allem  der  Colo- 
ma's  Karmeliterbirn  gedenken,  deren  Feinheit  auch 
vom  Medizinal- Assessor  Jahn  anerkannt  wurde. 
Bonne  Louise  d'Avranches  besitzen  wir  nur  als  Py- 
ramiden; sie  wurde  zuerst  von  Paris  nach  Baireuth. 
an  den  Hofgärtner  Jannack  gesendet  und  von  da 
weiter  verbreitet.  Als  Beurre  sans  peau  passiren 
verschiedene  Sorten,  aber  die  von  Lauterbach  bei 
Meissen  als  BIrn  ohne  Schale  hierhergekommene 
erreichte  auf  Hochstamm  in  geschützter  Lage  einen 
wirklich  hohen  Grad  der  Vorzüge  einer  guten  But- 
terbirn.  Als  gute  und  dankbare  Sommerbirn  hat 
sich  die  Bergamotte  fertile  sehr  bemerkbar  gemacht, 
obschon  sie  wegen  des  Abfalls  gegen  den  Stiel  zu 
der  Form  einer  Bergamotte  nicht  wohl  entspricht. 
Ferner  ist  zu  empfehlen :  die  Beurrö  d'Eughien  und 
die  Sommer- Citronbirn,  die  auch  LS62  ungeachtet 
des  sehr  kühlen  Wetters  dennoch  ganz  besonders  • 
gut  wurde.  Da  die  frühesten  Sorten  auf  dem  Obst- 
markte  verhältnissmässig  am  besten   bezahlt  werden, 


384 


so  gehört  hier  noch  immer  die  Grüne  Magdalena 
zu  den  am  allermeisten  verbreiteten  Sorten,  des- 
gleichen die  lange  Sommer-Muskateller  und  die  Som- 
merrobine.  Nachträglich  muss  ich  noch  durchaus 
der  Ruthen  Dechantsbirn  gedenken,  die  sich  auch 
1862  durch  Tragbarkeit  und  Güte  auszeichnete, 
wogegen  mehre  Wiuterbirnen,  z.  B.  Winterdechants- 
birn,  zum  Rohgenuss  völlig  unbrauchbar  blieben. 
Als  Winterkochbirn  hat  sich  die  von  Zallinger  in 
Tvrol  hierher  bezogene  Papuli  d'inverno  durch  sehr 
reiche  Tragbarkeit  und  besondere  Güte  vortheilhaft 
und  in  verschiedenen  Jahrgängen  gleichmässig  so 
ausgezeichnet,  dass  sie  die  mit  Recht  empfohlene 
Campervenus   noch  überbietet. 

Um  diejenigen  Fruchtsorten  bald  kennen  zu 
lernen,  welche  sich  in  verschiedenen  Gegenden 
Deutschlands  ganz  besonders  durch  Tragbarkeit  und 
Güte  ausgezeichnet  haben,  sind  Berichte  von  vielem 
Werth.  Bei  solchen  reichtragenden  Bäumen  muss 
immer  auf  junges  Holz  hingearbeitet  werden,  wenn 
deren  Früchte  zur  vollkommensten  Entwickelung 
gelangen  sollen.  Diesen  Gegenstand  habe  ich  schon 
sehr  oft  bei  mehren  Sorten  zur  Sprache  gebracht, 
z.  B.  bei  Bezi  de  Chaumontel  und  Donauers  Herbst- 
butterbirn,  aber  man  hat  wenig  Notiz  davon  ge- 
nommen. Die  ersten  Früchte  der  Hochstämme  sind 
vortrefl'lich  und  zeigen  wenig  Röthe  der  Haut,  so- 
wie aber  die  Röthe  zunimmt,  dann  hat  man  keine 
Spur  der  Butterbirn  mehr  und  die  Kochbirn  ist  fer- 
tig. Dergleichen  Birnen  sollten  nur  am  Spalier 
oder  auf  Pyramiden   gezogen   werden. 

Sowohl  zur  Begünstigung  der  Obstkenntniss, 
als  zur  Verbreitung  der  besten  und  der  vielbespro- 
chenen neuen,  noch  nicht  geliörig  erprobten  Sorten, 
kann  ich  die  gegenseitigen  Zusendungen  von  Früch- 
ten allen  thätigen  Obstfreunden  gar  nicht  genug 
empfehlen,  da  Natvirfrüchte  doch  immer  weit  be- 
lehrender und  überzeugender  sind,  als  selbst  die 
glücklichsten   Nachahmungen. 


■Kflrf  .Koffj's 
HüUs-  und  Schreib -Kalender 

für  ®ärtucr  unl)  ©avtriifrcunbc  auf  iiaa  3al)r  1865. 

Der  neue  Garten -Kalender  für  das  Jahr  1865 
liegt  uns  vor.  Wir  können  zur  P]mpfehlung  dieses 
für  den  Gärtner  so  ausserordentlich  wichtigen  Bu- 
ches nichts  weiter  sagen ,  als  was  bereits  früher 
schon,  und  zidetzt  im  vorigen  Jahrgange  (S.  393), 
ausgesprochen  wurde.  Durch  den  Kalender,  und 
vor  Allem    durch    die  Aufzählung    aller  Gartenbau- 


Vereine  Deutschland's  und  des  übrigen  Europa's  in 
demselben,  hat  man  zuerst  erfahren,  welche  Bedeu- 
tung die  Gärtnerei  in  neuester  Zeit  erhalten.  Na- 
menthch  im  Auslande,  wo  übrigens  auch  mehrfache 
Nachahmungen  dieses  Garten  -  Kalenders  nach  und 
nach  entstanden  sind,  würdigt  man  seine  Verdienste. 
Das  Ausland  selber  ist  uns  durch  den  Kalender  nahe 
getreten  und  unsere  deutschen  Gärtnereien  sind  zum 
Theil  erst  durch  ihn  dem  Auslände  bekannt  gewor- 
den. Es  sind  gegenseitige  Verbindungen  angeknüpft 
worden,   die   zu   Resultaten   geführt  haben. 

Jeder  Gärtner  sollte  ihn  und  zunächst  den  ersten 
Theil  mit  seinen  Nachweisungen  und  Tabellen  stets 
in  der  Tasche  haben,  um  gelegentlich  davon  Ge- 
brauch zu  machen,  und  zwar  theils  um  Notizen  an 
bestimmten  Tagen  hinein  zu  schreiben,  theils  um 
sich  über  das  Eine  oder  Andere  möglichst  rasch 
Rath  zu  erholen.  Nicht  geringen  Werth  legen  wir 
dabei  auf  den  darin  enthaltenen  Porto-Tarif.  Gi-ade 
bei  den  vielfachen  Verbindungen,  welche  der  Gärt- 
ner heut'  zu  Tage  unterhalten  muss,  ist  es  ihm  ge- 
wiss bequem,  von  den  Tarifsätzen  der  verschiedenen 
Länder  rasch   Kenntniss   zu  nehmen. 

Der  zweite  brochürte  Theil  enthält  ausser  dem 
vollständigen  Verzeichnisse  der  Gartenbau- Vereine, 
mit  genauer  Angabe  der  Vorstands- Mitglieder  der- 
selben für  Deutschland,  und  der  Handelsgärtnereien, 
noch  zwei  sehr  interessante  Abhandlungen.  Der  fei- 
nere Obstbau  spielt  auch  bereits  bei  uns  in  Deutsch- 
land eine  Rolle,  seitdem  der  jüngere  Lep^re  hier 
wirkt.  In  Arendsee  bei  Prenzlau  uud  in  Basedow 
im  Meckleuburg'schen  war  es,  wo  die  ersten  Fun- 
damente durch  Lepfere  gelegt  wurden.  Einer  sei- 
ner besten  Schüler  ist  der  Obergärtner  Wünne  des 
Grafen  v.  Schlippenbach  in  Arendsee.  Ersterem 
verdanken  wir  die  besagte  Abhandlung  über  den 
feineren  Obstbau  im  Kalender.  Da  die  Abhandlung 
mit  einer  Genauigkeit  und  Fasslichkeit,  wie  man 
beide  leider  nur  selten  zusammen  findet,  geschrie- 
ben ist,  so  kann  sie  allen  Denen,  die  sich  dafür 
interessiren  und  belehrt  sein  wollen,  nicht  genug 
empfohlen  werden. 

Die  zweite  Abhandlung  betriift  die  Pariser  Ver- 
schönerungen. Es  ist  zwar  schon  in  diesen  Blät- 
tern über  denselben  Gegenstand  ein  Artikel  abge- 
druckt worden ;  der  im  Kalender  ist  aber  ausführ- 
licher und  gibt  deshalb  einen  besseren  Ueberblick 
über  das,  was  in  neuester  Zeit  in  der  Weltstadt 
geschehen. 

Zum  Schluss  findet  man  auch  dieses  Mal  wieder 
eine  Aufzählung  aller  Zeitschriften  und  Bücher  der 
gärtnerischen  Literatur  vom  Herbste  1863  bis  da- 
hin  1864. 


Verlag   von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
Eommandanten-Strasse  No.  62. 


Druck  der   C.  Fe  ist  er 'sehen  Buchdruckerei  in  Berlin, 
Zielen-Platz  No.  2. 


Woehensehrift 


des 

Fereüics  zur  Beförderung;  des  (aartenbaues  in  den  Königl.  Prensslschen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  Pflanzenkunde. 

Redakteur : 
IPi"ofessor  I>r.  Karl  üocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  49. 


Berlin,  den    10.  Dezember 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt:     445.  Versammlung  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  am  27.  November.  —   Die  chinesische  Zwerg-Orange. 

—  Das  Versetzeu  grosser  Bitunie  in   vollem  Blätter-  iind  Blüthenschmucke  im  August.    Vom  Hofgärtner  Meyer  in  Sans- 
souci. —  Programm  zur  Preishcwerhung  für  das  43.  Jahresfest  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


445.  Ycrsanimliing 
des  Vcreiiips  zur  Bofönlerung  des  Gartonbaues, 

am   27.  Novcnilier. 

Nach  Verlesung  des  Protokolles  bemerkte  In- 
spektor Bouch^,  dass  Eucalyptus  Globulus  in  der 
Jugend  zwar  sehr  breite  gegenüberstehende  Blätter 
besitze,  dass  diese  aber  keineswegs  an  der  Basis 
verwachsen  seien.  Ferner  heisse  die  in  der  vorigen 
Versammlung  empfohlene  Kartoffel  nicht  Stettiner, 
sondern  Schneppiner.  Nach  Professor  Koch  möchte 
letztere  gar  nichts  weiter  sein,  als  die  längst  be- 
kannte rosarothe  Zwiebel-Kartoifel. 

Professor  Dr.  Braun,  der  als  1.  Stellvertreter 
den  Vorsitz  für  den  durch  Geschäfte  verhinderten 
Geh.  Ober  -  Eegierungsrath  Knerk  übernommen 
hatte,  theilte  mit,  dass  der  Vorstand  in  corpore  dem 
Minister  der  geistlichen.  Medizinal-  und  Untenichts- 
Angelegenheiten,  von  Müh  1er,  und  dem  Minister 
der  landwirthschaftlicheu  Angelegenheiten,  von  Sel- 
ch ow,  welche  in  der  letzten  Versammlung  des  Ver- 
eines zu  Ehren -Mitgliedern  desselben  ernannt  wor- 
den, die  Diplome  übeneicht  und  die  Versicherung 
erhalten  hätte,  dass  der  Verein  auch  fernerhin,  so- 
weit möglich,  auf  Unterstützung  rechnen   dürfe. 

Inspektor  Bouch^  berichtete  über  die  ausge- 
stellten Pflanzen,  welche  dieses  Mal  aus  5  verschie- 
denen Gärten  eingeliefert  waren.  Ausserdem  hatte 
Inspektor  Bouch^  aber  noch  aus  dem  Versuchs- 
garten eine  Anzahl  zwergiger  China-Chrysanthemen 
zur  Verloosung  gestellt.    Aus   dem   Garten    des  Rit- 


tergutsbesitzers Reichenheim  (Obergärtner  Kraus) 
waren  3  Orchideen  von  besonderer  Schönheit  und 
in  einer  Grösse  vorhanden,  wie  sie  wohl  selten  oder 
kaum  auf  Ausstellungen  des  Kontinentes  gesehen 
werden.  Ein  Exemplar  des  Epidendron  ciliare  hatte 
nicht  weniger  als  30,  ein  Cypripedium  insigne  da- 
gegen 12  Blüthen-Aehren.  Barkeria  Skinneri  zeich- 
nete sich  besonders  durch  die  lebendige  Farbe  ihrer 
Blüthen  aus. 

Auch  die  Orchideen  des  Kommerzienrathes  Rei- 
chenheim nahmen  durch  gute  Kultur  und  Blüthen- 
reichthum  die  Aufmerksamkeit  der  Anwesenden  in 
Anspruch.  Interessant  waren  die  Blendlinge  der 
Preptanthe  (Calanthe)  vestita,  einestheils  mit  Ca- 
lanthe  Masuca  und  anderntheils  mit  Limatodes  ro- 
sea,  welche  von  England  aus  als  Calanthe  Domi- 
niana und  Veitchii  in  den  Handel  gekommen  sind. 
Von  den  beiden  Formen  der  Preptanthe  vestita  hatte 
die  mit  gelbem  Auge  6,  die  mit  rothem  9  reichlich 
gefüllte  Blüthenstände.  Endlich  stammte  noch  ein 
Zwerg-Cluysanthemum:  Madame  Bouchon,  wo  die 
Zweige  abwärts  gebogen  waren,  aus  demselben 
Garten.  Nach  Professor  Koch  findet  dieses  Ab- 
wärtsbiegen der  Blüthenäste,  um  eine  grössere  Fülle 
von  Blüthen  zu  erzielen,  auch  bei  anderen  Blüthen- 
sträuchern,  namentlich  bei  Fuchsien,  statt.  Durch 
Hooibrenk  ist  es  auch  wieder  bei  Obst-Pyramiden 
und  anderen  Formen  von  Obstgehöl^en,  meist  mit 
Erfolg,  in  Anwendung  gekommen.  Nach  Inspektor 
Bouche  sei  dieses  Abwärtsbiegen,  nicht  um  eine 
grössere  Blüthenfülle,  sondern   um  mehr  Früchte  zu 

49 


386 


erzielen,  eine  längst  bekannte  Manipulation.  Man 
habe  es  stets  bei  den  unteren  Aestcn  von  Pfirsi- 
chen und  Aprikosen,  wo  die  mehr  gegen  die  Basis 
des  Stengels  befindlichen  Fruchtaugen  in  der  Re- 
gel nicht  zur  Entwickelung  kommen,  gethan ;  frei- 
lich sei  dabei  auch  beobachtet  worden,  dass  derglei- 
chen Aeste  keine  lange   Lebensdauer  belassen. 

Aus  dem  Garten  des  Cieh.  Ober-Hofbuchdruckers 
von  Decker  hatte  Obergärtner  Rein  ecke  eine 
Schaupflanze  der  Stanhopea  Ruckeri  mit  12  grossen 
Blüthen  ausgestellt,  deren  keineswegs  sehr  ange- 
nehmer, weil  zu  starker  Geruch  sich  weithin  ver- 
breitete, sowie  ein  kräftiges  Exemplar  des  Hij)pe- 
astrnm  Henseranum  ausgestellt,  was  sich  hauptsäch- 
lich von  dem  nahverwandten  H.  aulicum  (robustum 
der  Gärten)  durch  seine  Blüthezeit,  welche  in  den 
Anfang  des  Winters  oder  gegen  das  Ende  des 
Herbstes  fällt,  unterscheidet. 

Dem  Rentier  Danneel  (Obergärtner  Pase- 
waldt)  verdankte  man  ebenfalls  2  Pflanzen:  Hi- 
manthophyllnm  Gardneri  und  Eranthemum  sangui- 
nolentum.  Letzteres  gehört  zu  den  buntblättrigen 
Warmhauspflanzen  und  verdient  empfohlen  zu  wer- 
den. Kunst-  und  Handelsgärtner  Louis  Mathieu 
hatte  dagegen  eine  blühende  Scliizostylis  coccinea 
eingesendet.  Auf  diese  schöne  L'idee,  welche  in  der 
Nähe  der  leider  jetzt  fast  ganz  und  gar  vernach- 
lässigten Babianen  steht,  sind  Liebhaber  ganz  beson- 
ders aufmerksam  zu  machen.  Der  Besitzer  wünschte, 
dass  dieselbe  bei  der  Preiszusprechung  nicht  berück- 
sichtigt werde. 

Kunst-  und  Handelsgärtuer  Späth  legte  ein 
Obststämmchen  mit  der  Bemerkung  vor,  dass  er  in 
diesem  Jahre  gezwungen  gewesen  wäre,  eine  grosse 
Anzahl  derselben  mitten  in  der  Vegetation  zu  ver- 
setzen. Er  habe  sie  nur  vorher  entblätteit  und  nach 
dem  Einsetzen  auch  nur  ein  einziges  Mal  begossen. 
Nicht  ein  Stämmehen  sei  ihm  dabei  zu  Grunde  ge- 
gangen. Man  könne  das  Versetzen,  auch  ohne  die 
Blätter  zu  entfernen,  vornehmen ;  dann  aber  müsse 
man  allerdings  sehr  viel  giessen.  Inspektor  Beu- 
cht hielt  dies  für  einen  Ausnahmefall  und  rieth, 
dergleichen  Versetzungen  doch  lieber  im  Herbste 
lind  Frühjahre  vorzunehmen,  wenn  man  sichere 
Resultate  haben  wolle.  Die  Rinde  würde  gewiss 
mehr  oder  weniger  zusammengeschrumpft  gewesen 
sein,  als  Zeichen,  dass  das  Verfahren  nicht  zulässig 
genannt  werden  könnte,  wenn  der  Sommer  nicht 
sehr  feucht  gewesen  wäre.  Der  Besitzer  wider- 
sprach jedoch  dem  und  wies  auf  die  glatte  Ober- 
fläche des  Stämmchens  hin..  Man  möge  nur  Ver- 
suche machen,  um  sieh  von  dem  Erfolge  zu  über- 
zeugen. Auch  Prof  Koch  stimmte  dem  Kunst-  u. 
Handelg.  Späth  vollkommen  bei.  Man  schreite  in 
der  Praxis  und  in  der  Wissenschaft  immer  vorwärts. 


Das  Verpflanzen  der  Koniferen  und  überhaupt  der 
mit  immergrünen  Blättern  versehenen  Gehölze  im 
August  sei  auch  lange  gemissbilligt  worden  und 
jetzt  geschehe  es  von  den  meisten  Gärtnern,  üeber 
das  Verpflanzen  von  Obstgehölzen  im  August  habe 
er  sieh  erst  vor  Kurzem  ausgesprochen  (s.  S.  367). 
Er  wünsche  wohl,  dass  weitere  Versuche,  auch  bei 
uns,  durch  kenntnissreiehe  Männer  gemacht  würden. 
Auf  gleiche  Weise  bestätigte  Kunst-  und  Handels- 
gärtner Späth  das  früher  hier  und  da  bezweifelte 
Versetzen  grosser  Laubbäume  mitten  in  der  Vege- 
tation in  Paris,  da  er  es  mehrmals  mit  eigenen 
Augen  gesehen  habe.  Es  mache  ein  solches  Ver- 
setzen allerdings  grössere  Anstrengungen  und  grös- 
sere Kosten,  gelinge  aber  in  der  Regel  bei  dem  ge- 
hörigen  Verständnisse   und   der  nötjiigen   Sorgfalt. 

Pfarrer  Jen  de  in  Zelle  legte  einen  Rosenstengel 
vor,  wo,  obgleich  an  der  Basis  die  Rinde  rings- 
herum gelöst  war,  die  Vegetation  nicht  allein  fort- 
gedauert hatte,  sondern  wo  sogar  an  kurzen  Zwei- 
gen Blüthen  zur  Entwickelnng  gekommen  waren. 
Bei  genauer  Untersuchung  habe  er  gefunden,  dass 
auch  nicht  mehr  die  geringste  Verbindung  der 
Kambialschichten  zwischen  beiden  unterbroclieneji 
Theilen  existirt  hätte.  Es  widerspreche  dieser  Fall 
daher  den  gewöhnlichen  Ansichten  der  Pflanzen- 
Physiologen.  Nach  Professor  Koch  gebe  es  aus- 
serdem noch  Mancherlei  im  Leben  der  Pflanze,  was 
den  gewöhnlichen  Ansichten  der  Physiologen  wider- 
spreche. Er  wolle  nur  beispielshalber  etwas  erwäh- 
nen, was  mit  der  Lehre  von  dem  Absteigen  des 
durch  die  Blätter  assimilirbar  gemachten  Nahrungs- 
stoftes  zur  Neu-  und  Ausbildung  von  Organen  nicht 
harmonire.  Wenn  man  nämlich  an  Feigen,  Birnen 
U.S.W.,  wie  es  freilich  auch  in  der  Natur  der  Sache  zu 
liegen  scheint,  gegen  die  Basis  der  Plauptäste  kahle 
Stellen  erhält,  so  macht  man  nicht  unterhalb  der 
Stelle,  wo  ein  Auge  nicht  zur  Entwickelnng  ge- 
kommen, sondern  oberhalb  derselben  einen  Quer- 
schnitt und  selbst  von  dessen  beiden  Enden  noch 
schief  abwärtsgehende  Längsschnitte,  um  das  ver- 
kümmerte Auge  noch  zur  Entwickelnng  zu  brin- 
gen. Durch  diese  Manipulation  hält  man  aber 
grade  den  absteigenden  Saft  ab,  sich  ebenfalls  da- 
ran zu  betheiligen.  Andrerseits  wurde  hierfür  als 
weiteres  Beispiel  augeführt,  dass  abgehauene  Stämme, 
wie  Rosskastanien  n.  s.  w.,  in  der  Regel  sehr  viele 
Knospen,  und  zwar  hauptsächlich  in  der  Nähe  des 
Querschnittes,  bilden. 

Geh.  Regiernngsrath  Heyder  legte  als  Vor- 
sitzender des  Ausschusses  zur  Berathung  eines  Pro- 
grammes  für  die  nächste  Sommer- Ausstellung  den 
Entwurf  vor.  Man  habe  im  Allgemeinen  sich  an 
das  vorjährige  gehalten.  Nur  in  Betreflp  eines  Punk- 
tes   habe    sich    im    Schoosse    des    Ausschusses    eine 


387 


Differenz  geltend  gemacht,  über  welche  die  Ver- 
sammlung jetzt  entscheiden  werde.  Früher  sei  in 
den  Programmen  die  Bestimmung  für  nöthig  erach- 
tet worden,  dass  die  auszustellenden  Pflanzen  sich 
wenigstens  6  Monate  in  dem  Besitze  des  Ausstel- 
lers belinden  müsstcn ;  seit  2  Jahren  habe  man  da- 
gegen in  der  Mehrzahl  die  An^-icht  gehabt,  dass 
diese  Bestimmung  nur  beschränke,  und  zwar  zum 
Nachtheil  der  Ausstellung  selbst,  und  sie  daher  nicht 
mehr  im  Programme  beibehalten  werden  dürfe.  Er 
sei  mit  einer  grossen  Minorität  des  letzten  Aus- 
schusses anderer  Ansicht  und  erlaube  sich  daher 
den  Vorschlag  zu  machen,  dass  diese  Bestimmung 
wieder  aufgenommen  werde.  Es  komme  dazu,  dass 
sie  ebenfalls  in  dem  Programme  für  die  nächste 
Frühjahrs- Ausstellung  wiederum  aufgenommen  und 
also  erst  vor  Kurzem  von  der  Gesellschaft  gut  ge- 
heissen   sei. 

Es.  erfolgte  hierauf  eine  ausführliche  Debatte ; 
dafür  und  dagegen  wurden  Gründe  geltend  gemacht. 
Die  Einen  sagten,  dass  man  doch  Verdienste  krö- 
nen wolle  und  nicht  den  Geldbeutel,  während  die 
Anderen  meinten,  dass  schon  das  blosse  Ausstellen 
einer  schönen  Pflanze  anrege  und  hierin  ebenfalls 
ein  Verdienst  läge.  Bei  allen  grossen  Ausstellun- 
gen, und  namentlich  bei  der  letzten  in  Brüssel,  habe 
diese  Beschränkung  nicht  stattgefunden.  Grade  des- 
halb sei  die  Ausstellung  auch  so  ausgezeichnet  ge- 
wesen. Einzelne,  denen  allerdings  ein  guter  Geld- 
beutel zur  Verfügung  gestanden,  hätten  in  allen 
Ländern  die  grossartigsten  Aufkäufe  gemacht  und 
so  zur  Verherrlichung  der  Ausstellung  ungemein 
viel  beigetragen.  Im  Asterdamer  Programme  für 
das  nächste  Frühjahr  fehle  ebenfalls  diese  Beschrän- 
kung. Es  sei  auch  schwierig,  den  längern  Besitz 
nachzuweisen.  Wolle  man  aber  einmal  beschränken, 
so  sei  die  Zeit  von  6  Monaten  noch  viel  zu  ge- 
ring; für  gewisse  Schaupflanzen  gehörten  Jahre  zur 
nöthigen   Anzucht. 

Nach  den  Anhängern  der  obigen  Bestimmung 
habe  aber  grade  die  Brüsseler  Ausstellung  beige- 
tragen, dass  man  auch  im  Auslande  eingesehen, 
wie  nothwendig  die  Beschränkung  sei,  wolle  man 
wirklich  nur  die  Verdienste  belohnen.  Selbst  in 
England  sei  es  bei  der  Londoner  Gartenbau-Gesell- 
schaft zur  Sprache  gebracht.  Eine  solche  freie  Kon- 
kurrenz, wie  man  bei  Pflanzen- Ausstellungen  in  An- 
spruch nehme,  existire  sonst  nirgends.  Bei  allen  land- 
wirthschaftlichen  x'^usstellungen  werde  nur  selbstge- 
züchtetes Vieh  zur  Konkurrenz  gestellt.  Es  sei  bei 
industriellen  Ausstellungen  nicht  erlaubt,  Fabrikate 
oder  Maschinen,  welche  man  nicht  selbst  gefertigt, 
auszustellen.  Dergleichen  durch  Kauf  erworbene 
Gegenstände  würden  auch  ohne  Weiteres  sogleich 
zurückgewiesen. 


Schliesslich  sprach  sich  die  Majorität  dahin  aus, 
dass  die  Beschränkung  wenigstens  eines  G- monatli- 
chen Besitzes  in  dem  Programme  aufzunehmen  sei. 
Da  der  Obst- Ausschuss  seine  Sitzungen  be- 
gonnen, wurden  2  Mitglieder  desselben:  die  Baum- 
schulbesitzer  Späth  und  Lorberg,  aufgefordert, 
die  Resultate  der  letzteren  mitzutheilen.  Da  diese 
als  besonderer  Bericht  veröffentlicht  werden,  ver- 
weisen wir  dahin.  Professor  Koch  übergab  hierauf 
den  S.Theil  der  Beschreibung  der  Boskooper  Frucht- 
sorten dem  Obst- Ausschusse  zur  Berichterstattung 
und  empfahl  das  Verzeichniss  ausserdem  allen  de- 
nen, welche  sich  dafür  interessiren.  Ueber  die  bei- 
den vorausgegangenen  Theile  habe  er  schon  früher 
Bericht  erstattet  und  weise  er  daher  ebenfalls  da- 
rauf hin  (s.  6.  Jahrg.  S.  97  u.  Garten-Nachr.  S.  26). 

Inspektor  Bouche  legte  Früchte  zweier  Mesem- 
brianthemen ,  die  von  M.  longum  und  latum ,  vor, 
welche  die  Eigenthümlichkeit  haben,  dass  die  äus- 
sere Schicht  der  einzelnen  Früchte,  welche  bekannt- 
lich in  einem  Kreise  an  der  Spitze  der  Achse  lie- 
gen und  eine  Art  Sammelfrucht  bilden,  sobald  diese 
reif  sind,  auf  der  obern  Seite  sich  in  Form  eines 
Zahnes  von  der  Mitte  nach  der  Peripherie  zu  ab- 
löst und  über  den  Rand  der  letzteren  sich  zurück- 
schlägt. Sowie  aber  Trockenheit  eintritt,  schlagen 
sich  diese  Zähne  nach  innen  und  decken  damit  wie- 
derum den  übrigen  Theil  der  Früchte.  Bei  Feuch- 
tigkeit in  der  Luft  lösen  sich  aber  von  Neuem  die 
Zähne  und  schlagen  sich  zurück.  Um  diese  Eigen- 
thümlichkeit zu  zeigen,  wurden  einige  trockene  Sam- 
melfrüchte, wo  die  Zähne  nach  innen  die  Frucht 
bedeckten,  in  Wasser  gelegt.  Alsbald  erhob  sich 
der  äussere  Theil  der  einzelnen  Früchte  und  schlug 
sich  später  in  Form  der  näher  bezeichneten  Zähne 
über  den   Rand  zurück. 

Professor  Koch  legte  noch  junge  Blätter  einer 
LTrospatha  vor,  welche  er  während  seiner  letzten 
Anwesenheit  in  Brüssel  bei  Linden  gesehen,  und 
welche  dieselbe  bunte  Färbung  zeigten,  wie  diese  bei 
den  Kaladien  vorkommt.  Es  scheint,  als  werm 
auch  diese  Urospatha  in  Betreff"  ihrer  Zeichnung 
eben  so  leicht  Veränderungen  erleiden  könne,  wie 
die  eben  genannten  Pflanzen,  da  er  auf  einem  Beete 
eines  Warmhauses,  wo  einige  hundert  Pflanzen  eben 
sich  entwickelt  hatten,  gegen  8  Formen  bereits  un- 
terschieden habe.  Er  mache  deshalb  schon  jetzt  auf 
diese  Urospatha  aufmerksam,  da  er  nicht  zweifle, 
dass  nun ,  wo  man  sich  an  den  Kaladien  satt  ge- 
sehen, diese  Pflanze  an  ihre  Stelle  treten  werde. 
Urospatha  sei  ebenfalls  eine  Aroidee,  in  der  Blatt- 
form den  Syngonien  oder  Xanthosomen  nicht  un- 
ähnlich, ihre  Blüthen  aber  haben  bereits  eine  deut- 
liche Blütheuhülle,  so  dass  das  Genus  in  dieser  Hin- 
sicht sich  dem  Spathophyllum   anschliesst,    mit   dem 

49* 


388 


es  Schott  früher  auch  vereinigt  habe.  Welche  Art 
besagte  Urospatha  darstelle,  lasse  sich  noch  nicht 
bestimmen;  auf  jeden  Fall  stehe  sie  der  U.  Poep- 
pigiana  sehr  nahe,  wenn   sie  nicht  dieselbe  sei. 

Ausserdem  legte  Professor  Koch,  ebenfalls  aus 
der  Linden 'sehen  Gärtnerei,  das  Blatt  eines  Cissus 
oder  einer  Vitis  vor,  was  eine  wunderschöne  Zeichnung 
besass  und  in  dieser  Hinsicht  mit  der  bei  uns  mit 
Recht  beliebten  Liane  Cissus  disculor  wetteifern 
kann.  Die  Pflanze  werde  im  nächsten  Frühjahre, 
gleich   den  Urospathen,   in   den   Handel   kommen. 

Um  auch  den  Blumen -Ausschuss,  auf  gleiche 
Weise  wie  den  Obst-Ausschuss,  zu  beleben,  schlug 
Professor  Koch  vor,  dass  die  Mitglieder  desselben 
ebenfalls  an  einem  bestimmten  Tage  vor  der  all- 
gemeinen Versammlung  zusannnenkommen  möchten, 
um  bezügliche  Fragen  zur  Erledigung  zu  bringen. 
Da  er  mancherlei  Material  zur  Verfügung  stellen 
könne,  so  sei  er  gern  bereit,  zu  diesem  Zwecke  die 
Mitglieder  und  wer  sonst  daran  Antheil  nehmen 
■wolle,  bei  sich  zu  empfangen.  Er  erlaube  sich  jetzt, 
dem  Vorsitzenden  des  Blumen  -  Ausschusses  eine 
Schrift  über  Haideerde,  welche  Professor  Pynaert 
in  Gent  zum  Verfasser  habe,  zur  Berichterstattung 
zu  übergeben.  Den  Tag  der  Sitzung  werde  er  in 
der  Wochenschrift  zur  Kenntuiss   bringen. 

Weiter  legte  Professor  Koch  den  Lidex  Aroi- 
deanim  von  Euder  vor  und  empfahl  denselben  um 
so  mehr,  als  derselbe  in  der  That  einem  Bedürf- 
nisse abhelfe.  Dadurch,  dass  der  Verfasser  alle 
Garteunamen  ebenfalls  aufgenommen  habe  und  mit 
Leichtigkeit  zu  handhaben  sei,  besitze  der  Index 
nicht  allein  für  den  Botaniker  vom  Fach,  sondern 
auch  für  den  Gärtner  einen  grossen  Werth.  Uebri- 
gens  sei  das  Werk  bereits  in  der  Wochenschrift 
besprochen  und  könne  er  auf  das  dort  Gesagte  hin- 
weisen (s.  S.  348). 

Von  Seiten  des  Königlichen  Landes-Oekonomie- 
Kollegiums  war  zweierlei  eingesendet,  was  auch  für 
den  Gärtner  grossen  Werth  besitzt.  Das  eine  be- 
traf die  Drainage  und  war  eine  fleissige  Zusammen- 
stellung alles  dessen,  was  in  Betreff  der  Drainage 
dem  Ministerium  der  landwirtliscliaftlichen  Angele- 
genheiten in  den  letzten  Jahren  übergeben  worden. 
Dr.  Thaer,  der  Enkel  unseres  berühmten  Land- 
wirthes  und  Docent  an  der  Universität,  sowie  an 
der  landwirthschaftlichen  Akademie,  ist  der  Verfas- 
ser dieser  Denkschrift.  Das  zweite  war  eine  Ein- 
ladung des  General- Sekretärs  vom  Haupt- Vereine 
Westpreussischer  Landwirthe  in  Dauzig,  Martiny, 
zu  einer  Versammlung  der  landwirthschaftlichen  Ver- 
suchs-Ansteller  Deutschlands  auf  Dienstag,  den  20. 
Dezember  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr,  nach  Berlin, 
wo  dieselbe  im  Kroll'schen  Lokale  stattfinden  soll. 
Daraus  erhalten  wir  die  interessante  Nachricht,  dass 


in  Deutschland  nicht  weniger  als  40  agrikultur-ehe- 
mische  Versuchsstationen  existiren.  Die  Agrikultur- 
Chemie  ist  zur  Kenntuiss  seines  Bodens  für  den 
Gärtner  von  der  grössten  Bedeutung.  Durch  eine 
Vereinigung  und  Besprechung  aller  Leiter  von  Ver- 
suchsstationen möchten  manche  Widersprüche  einer 
Lösung  näher  gebracht  werden. 

Von  Seiten  des  akademischen  Gärtners  Strauss 
in  Walllau  bei  Königsberg  i.  Pr.  war  ein  Bericht 
über  die  übergebenen  spanischen  Sämereien  durcli 
das  landwirthsehaftliche  Ministerium  dem  Vereine 
übergeben  worden,  aus  dem  leider  hervorgiug,  dass 
in  Folge  der  ungünstigen  Witternngs- Verhältnisse 
g.ar  keine  Resultate  erlangt  waren.  Der  General- 
Sekretär  ergriff  diese  Gelegenheit,  um  alle  diejeni- 
gen ,  welche  Sämereien  aus  Spanien  durch  den 
Verein  erhalten  hatten,  an  die  Berichterstattung  zu 
erinnern.  Bis  jetzt  sei  nur  eine,  und  zwar  vom 
Kunst-  und  Haudelsgärtner  Krüger  in  Lübbenau, 
eingegangen. 

Inspektor  Bouch^  theilte  mit,  dass  der  hiesige 
Akklimatlsations- Verein  ihm  Samen  einer  ans  Ae- 
gypten  bezogenen  Maulbeere  zur  Aussaat  überge- 
ben. Sollten  sich  Mitglieder  unseres  Vereines  da- 
für interessiren,  so  sei  er  gern  bereit,  junge  Pflänz- 
chcn  abzugeben,  in  sofern  er  darum  ersucht  würde. 
Schliesslich  theilte  der  Vorsitzende,  Professor 
Braun,  den  Ausspruch  der  Preisrichter  mit,  wo- 
nach die  Kalanthen  des  Kommerzienratlies  Rei- 
chenheim (Obergärtner  Boese)  den  Monatspreis 
zugesprochen   erhielten. 


Die  chiiicsisclic  Zwerg-Orange. 

Der  bekannte  Berliner  Reisende  Jagor,  dem 
wir  die  Einführung  mancher  schönen  Zierpflanze, 
unter  Anderem  des  Phrynium  Jagoranum,  verdan- 
ken, übergab  uns  eingemachte  Früchte  der  Citrus 
sinensis,  welche  er  selbst  aus  China  mitgebracht 
hatte  und  welche  sich  durch  besonderen  Wohlge- 
schmack auszeichneten.  Die  kleinen  Bäumchen,  von 
denen  die  Früchte  stammen,  sind  auch  als  solche 
in  ganz  China  sehr  beliebt  und  werden  fast  nur  in 
Töpfen  gezogen.  Auch  Fortune  gedenkt  ihrer  in 
seiner  chinesischen  Reise  und  sagt,  dass  sie  in  Shan- 
gai  „Kumquat"  heisse  und  härter  als  die  übrigen 
Orangen   sei. 

Wir  wissen  nicht,  ob  diese  Zwerg-Orange,  von 
der  jetzt,  wo  bessere  Handelswege  mit  China  er- 
öffnet sind,  aus  genanntem  Lande  auch  gar  nicht  sel- 
ten eingemachte  Früchte  zu  uns  kommen,  dieselbe 
ist,  welche  bei  uns  schon  seit  langer  Zeit  als  Citrus 
chinensis  kultivirt  wird?  In  China  und  Japan  liebt 
man  bekanntlich  vor  Allem  zwergige  Formen  von 
den    Kulturbäumen    und    bezahlt    diese    mit    hohem 


389 


Preise.  Wahrscheinlich  kultivirt  man  in  beiden  Län- 
dern verschiedene  Sorten  der  Orange  als  Zwerge, 
da  z.  B.  die  Citrus  japonica,  von  der  Thunberg 
spricht,  mit  ihren  geflügelten  Blattstielen  eine  durch- 
aus verschiedene  Form  darstellt.  Aber  auch  deren 
Früchte  sollen  sehr  wohlsclimeckend  sein  und  häufig 
eingemacht  werden. 

Unsere  Citrus  sinensis  hat  niyrteniiimliclie  Blät- 
ter und  kommt  wohl  auch  als  Citrus  myrtit'olia 
in  dem  Handel  vor.  Sie  wird  nur  aus  Stecklingen 
vermehrt  und  wächst  ziemlich  rasch  zum  Bäumchen 
heran.  Sollte  nicht  auch  der  besprochene  (Jrangen- 
Zwerg  in  China  auf  gleiche  Weise  vermehrt  wer- 
den, da  wir  uns  niclit  denken  können,  dass  er,  auf 
eine  andere,  höher  weidende  Orange  gepfropft,  wie 
Fortune   angibt,   gut  gedeihen   sollte. 

Schon  bald  und  in  reichlichster  Fülle  blühend, 
gehört  unsere  Zwerg- Orange  zu  den  beliebtesten 
Marktpflanzen  Bcrhn's.  Es  gibt  hier  einzelne  Gärt- 
ner, welche  sich  vorzugsweise  mit  der  Anzucht  der 
hiesigen  Citrus  sinensis  beschäftigen  und  einen  aus- 
gedehnten Handel  damit  treiben. 

Es  unterliegt  ferner  keinem  Zweifel,  dass  unter 
Citrus  sinensis  verschiedene  Formen  beschrieben 
sind;  vor  Allem  möchte  die  Persoon'sehe  Pflanze 
weder  mit  der  unsrigen,  noch  mit  der,  von  der  die 
eingemachten  Früchte  zu  uns  kommen,  überein- 
stimmen. Ferrari,  ein  Jesuit,  der  in  der  ersten 
Hälfte  des  17.  Jahrhundertes  zu  Siena  lebte  und 
sich  viel  mit  botanischen  Studien  beschäftigte,  scheint 
zuerst  einer  Citrus  sinensis  gedacht  und  in  seinem 
Hesperiden-Werk  beschrieben  und  abgebildet  zu  ha- 
ben. Damals  hat  man  gewiss  aber  schon  mehre 
zwergige  Formen,  welche  alle  aus  China  stammten, 
gekannt. 

Volkamer,  der  Nürnberger  Botaniker,  spricht 
auch  im  Anfange  des  18.  Jahrhundertes  bestimmt  von 
mehrern  Sorten  Zwerg- Orangen,  von  denen  auch 
eine  existire,  wo  die  kleinen  Früchte  eingemacht 
würden.  Ob  die  Früchte  unserer  C.  sinensis  irgend- 
wo  eingemacht  werden,   wissen   wir   nicht. 

Da  auch  wir  jetzt  in  Berlin  vielfache  Verbin- 
dungen mit  China  haben,  so  möchte  es  wohl  wün- 
schenswerth  sein,  von  dort  ein  Exemplar  der  Zwerg- 
Orange  zu  erhalten,  von  der  die  eingemachten 
Früchte  stammen.  Wir  wollen  daher  den  Vorstand 
des  Erfurter  Gartenbau  -  Vereines,  der  zu  seiner 
im  Herbste  nächsten  Jahres  stattfindenden  gros- 
sen Ausstellung  sich  auch  mit  den  preussischen  Be- 
hörden in  China  in  Verbindung  gesetzt  hat,  um 
von  dorther  Ausstellungs- Gegenstände  zu  erhalten, 
darauf  aufmerksam  machen,  auch  auf  die  Zwerg- 
formen der  Orangen  in  China  ein  Auge  zu  haben 
und  eine  Sendung  der  eben  besprochenen  Form  zu 
veranlassen. 


Das 

Versetzen  grosser  Bäume 

in  »ollrm  glätter-   unb   ^lütl)fnfti)mudj  im  <3lugu|l. 

Vom  Hofgärtner  Meyer  in  Sanssouci. 

In  einem  der  Reiseberichte  des  Professors  Dr. 
Koch  in  den  letzten  Nummern  dieser  Wochenschrift 
befindet  sich  die  Mittheilung,  dass  man  in  Paris  um 
die  Mitte  des  August  ganz  ansehnliche  Bäume  in 
ihrer  vollen  Belaubung  mit  Glück  verpflanze,  und 
ein  Gfirtenfreund  bei  Paris,  de  Laroy,  im  vorigen 
Jaiire  mit  dem  besten  Erfolge  begonnen  habe,  auch 
seine  Obstbäume  im  August  zu  versetzen,  welches 
hier  in  Deutschland  Vielen  unglaubhaft  erschienen, 
jedoch  auch  hier  schon  geschehen  sei  und  man  der- 
gleichen Bäume  in  den  Fürst- Pückl  er' sehen  An- 
lagen, sowie  in  Babelsberg  und  im  Friedensgarten 
bei  Potsdam  sehen  könne.  Ich  kann  letztere  Be- 
merkung des  Professors  Koch  nur  bestätigen  und 
erlaube  mir,  darüber  in  Kürze  Folgendes  mitzu- 
theilen : 

Das  Versetzen  grosser  Bäume  in  vollem  Blätter- 
und  Blüthenschmucke  ist  sicher  öfter,  wo  überhaupt 
mehre  Jahre  hindurch  ausgedehnte  Anpflanzungen 
unternommen  wurden  und  die  gewöhnliche  Pflanz- 
zeit nicht  ausreichte,  gewisse  Partien  bis  in's  Ein- 
zelne zu  vollenden,  vereinzelt  vorgekommen,  so  dass 
es  schwer  sein  dürfte,  zu  entscheiden,  welchem 
Lande  der  Preis  für  das  erste  vermeintliche  Wag- 
niss  dieser  Art  zuzuerkennen  sei.  Ich  selber  habe 
bereits  vor  10  bis  12  Jahren  nicht  allein  in  der 
Umgebung  Potsdam's,  sondern  auch  in  der  Piovinz 
dergleichen  ansehnliche  Bäume,  ohne  es  im  Entfern- 
testen als  ein  Wagniss  zu  betrachten,  versetzt.  Den 
ersten  Versuch  dieser  Art  machte  ich  um  die  ge- 
nannte Zeit  in  den  Parkanlagen  bei  der  Villa  In- 
genheim hierselbst.  Es  war  die  Villa  umgebaut  und 
in  Folge  dessen  notliwendig  geworden,  fünf  starke 
Juniperus  virginiana  von  30  bis  35  Fuss  Höhe  und 
6  bis  7  Zoll  Stammdurchmesser  aus  der  Nähe  des 
Gebäudes  fortzunehmen.  Die  Besitzerin  äusserte  ihr 
Bedauern  über  den  bevorstehenden  Verlust  dieser 
Bäume  und  dieserhalb  befragt,  rieth  ich  zu  dem 
Versetzen  derselben,  da  ich  bei  niehrern  anderen 
Gelegenheiten  bereits  kleine  Koniferen  während  des 
Sommers  mit  Erfolg  hatte  versetzen  lassen  und 
nicht  zweifelhaft  darüber  war,  dass  sich  dasselbe 
bei  der  gehörigen  Vorsicht  auch  werde  mit  grös- 
seren Bäumen  vornehmen  lassen.  Der  Gärtner 
schüttelte  bei  dieser  Unterredung  ungläubig  den 
Kopf,  indem  er  meinte,  dass  es  schon  schwierig 
sei,  kleine  Juniperus  zur  eigentlichen  Pflanzzeit  zu 
versetzen,  geschweige  denn  so  grosse,  welche  er 
für  sein  Theil  niemals  wagen  würde,  überhaupt 
noch  umzupflanzen.    Er  musste  sich  indessen  fügen, 


390 


das  Versetzen  derselben  erfolgte,  indem  die  Bäume 
mit  8  bis  10  Fuss  laugen  Wurzeln,  welche  wäh- 
rend des  Ausgrabens  büschelweise  zusammengebun- 
den und  mit  nassem  Stroh  umwickelt  wurden,  aus- 
gc/graben,  sofort  wieder  unter  beständigem  Angiessen 
eingepflanzt  und  etwa  eine  Woche  hindurch  mehre 
Male  des  Tages  mit  Flusswasser  stark  bespritzt 
wurden.  Von  Zweigen  wurden  nur  die  wirklich 
abgestorbenen,  sonst  aber  keine  entfernt.  Für  den 
Winter  hatte  ich  das  Bedecken  des  Bodens  um  den 
Stamm ,  soweit  die  Wurzeln  reiciiten ,  angeordnet ; 
der  Gärtner  aber  hatte  es  aus  Unachtsamkeit  oder 
aus  irgend  einem  Grunde  nur  bei  3  Bäumen  ge- 
tban;  diese  gediehen  freudig  weiter,  die  anderen 
beiden  aber  gingen  schon  im  folgenden  Frühjahre 
in  Folge  des  tief-eingedrungenen  Frostes  zu  Grunde. 
Ebenso  versetzte  ich  dort  zu  der;  elben  Zeit  einen 
gabelförmig- gewachsenen  Acer  Pseudoplatanus  von 
3(i  Fuss  Höhe  und  7  bis  9  Zoll  Stammdurchmesser 
mit  Erfolg,  obwohl  der  Boden  daselbst  ein  höchst 
dürftiger  Sandboden  ist,  welcher  nur,  so  gross  die 
rflanzgrube  war,  mit  etwas  Lehm  und  guter  Gar- 
tenerde verbessert  werden  konnte.  Dieser  Ahorn  und 
einer  der  Juniperus  stehen  heute  noch  in  einem 
der  auf  sie  verwandten  geringen  Pflege  angemes- 
senen Wachsthume  auf  ihrer  Stelle;  zwei  der  Ju- 
niperus sind  inzwischen  bei  anderweitigen  Verän- 
derungen   der  Axt  verfallen. 

Ungefähr  eben  so  viele  Jahre  zurück  sind  es, 
wo  ich  Ende  August  und  Anfang  September  zu 
Quittainen  bei  Preussisch-Holiand,  einer  Besitzung 
des  Grafen  v.  Dönhoff,  unter  mehrern  anderen 
Koniferen  auch  eine  baumartig  -  gewachsene  Thuja 
occidentalis  von  8  Zoll  Stammdurchmesser  und  gegen 
40  Fuss  Höhe,  wie  sie  so  gross  und  stark  in  hiesi- 
ger Gegend  selten  vorkommen,  auf  dieselbe  Weise 
versetzte.  Der  Baum  war  so  schwer,  dass  er  durch 
blofse  Menscbenkraft  nicht  auf  den  Wagen  geho- 
ben, sondern  vermittelst  der  bekannten  Holzwinden, 
deren  man  sich  bei  dem  Aufladen  starker  Baum- 
hölzer bedient,  auf  den  Wagen  geschafft  werden 
mu^ste.  Auch  dieser  Baum  ist  freudig  fortgediehen, 
obwohl  er,  aus  strengem  Lehmboden  ausgehoben 
und  auf  solchen  wieder  versetzt,  einen  niclit  unbe- 
trächtlichen Theil  seiner  feinen  Wurzein  eingebüsst 
hatte. 

Sämmtliche  Bäume  liess  ich  jedoch  sehr  flach 
einpflanzen,  damit  Luft  und  Wärme  möglichst  stark 
einwirken  konnten;  auch  erhielt  der  Lehmboden 
einen   starken   Zusatz   von   Lauberde. 

Inzwischen  sind  auch  in  den  hiesigen  Königli- 
chen Gärten  zum  Theil  ganz  ansehnliche  Pflanzun- 
gen der  Art  auf  Anordnung  des  Generaldirektors 
Dr.  Lenn^  ausgeführt  worden,  von  denen  beson- 
ders die  Umpflanzung  einer  staiken  Linde  nach  den 


Anlagen  beim  neuen  Orangeriehause,  und  die  Trans- 
locirung  der  Gehülzgruppen  von  dem  Halbrund  vor 
dem  Neuen  Palais  nach  dem  Pfingstberge  Erwäh- 
nung verdienen. 

Die  Linde,  mit  12  Zoll  starkem  Stanimdurch- 
niesser  und  sehr  breiter,  aber  laubenförniig  gezo- 
gener Kr<ine,  wurde  der  Garten-Direktion  vor  etwa 
8  Jahren  von  der  Verwaltung  des  Eyssenliardt'schen 
Krankenhauses  zu  Potsdam  Ende  Mai  angeboten, 
zu  einer  Zeit,  als  die  jungen  Triebe  fusslang  und 
noch  vollkominen  krautartig  waren,  so  dass  die  Ver- 
setzung in  diesem  Zustande  zwar  gewagt,  jedoch 
nach  den  bisherigen  Erfahrungen  nicht  als  gänz- 
lich verfehlt  erseheinen  durfte.  Zu  grösserer  Si- 
cherheit des  Unternehmens  wurde  die  Ausgrabung 
des  Baumes  gegen  Abend  begonnen,  so  dass  der 
-g  Meile  weite  Transport  bis  zur  Stelle  unter  fort- 
währendem, massigem  Bespritzen  der  Krone  und 
der  Wurzeln  und  wiederholtem  Bewerfen  der  letz- 
teren mit  trockner  Erde,  sowie  die  Anpflanzung, 
während   der  Abendstunden  erfolgte. 

Nachdem  der  Baum  mehre  Tage  hindurch  durch 
Aufspannen  einer  grossen  Leinwand,  wie  solche  die 
Frachtfuhrleute  gebrauchen,  gegen  Sonnenbrand  ge- 
rchützt  und  stündlich  mit  Regenwasser  bespritzt 
worden  war,  wurde  die  Leinwand  entfernt  und  der 
Baum  sich  selber  überlassen,  welcher  in  demselben 
Jahre  die  Triebe  nicht  weiter  verlängerte,  auch  die 
oberen  Knospen  nur  unvollständig,  die  unteren  je- 
doch kräftig  ausbildete,  so  dass  er  Im  nächstfolgen- 
den Jahre  wieder  frisch  austrieb  und  für  die  Zu- 
kunft gesichert  erschien,  jedoch  im  darauf  folgenden 
dritten  Jahre  leider  einer  anderweitigen  Einrichtung 
des  Platzes  weichen  musste.  Nach  den  an  diesem 
Baume  gemachten  Wahrnehmungen  erscheint  es 
zweckmässig,  beim  Versetzen  von  Bäumen  in  die- 
sem Monate,  um  eine  mögliehst  reichliche  und  kräf- 
tige Knospen- Ausbildung  zu  erzielen,  wovon  das 
weitere  Gedeihen  des  Baumes  abhängig  ist,  die 
Spitzen  eines  grossen  Theiles  der  krautartigen 
Triebe   auszukneipen. 

Das  Versetzen  von  etwa  20  Fuhren  Gehölzen 
vom  Platze  vor  dem  Neuen  Palais  nach  dem  Pfingst- 
berge und  zum  Theil  auch  nach  dem  Marlygarten 
geschah  nm  die  Mitte  des  September  vorigen  Jah- 
res bei  anhaltender  grosser  Dürre.  Diese  Zeit  halte 
ich  nach  den  gemachten  Erfahrungen  für  Koniferen 
als  die  sicherste,  besonders  wenn  das  Versetzen  wäh- 
rend trüber  Tage  stattfinden  kann;  aber  auch  für 
die  Laubhölzer,  welche  mit  depi  Laube  versetzt 
werden  sollen,  ist  diese  Zeit  zufolge  der  hiesigen 
klimatischen  Verhältnisse  die  passendste,  indem,  was 
hierbei  von  der  grössten  Wichtigkeit  ist,  um  diese 
Zeit  die  Knospen-Ausbildung  (ihre  Reife)  grössten- 
theils  beendet  ist,  was  in  den  südlicheren  Gegenden 


391 


wohl  2  bis  o  ^A'ucheii  früher  der  Fall  sein  kann. 
Nur  in  besonders  günstigen  Fällen,  wenn  der  Öoni- 
nier  nämlich  lieiss  imd  trocken  war,  ist  auch  hier 
schon  Ende  August  die  Knospen- Ausbildung  been- 
digt und  ein  früheres  Versetzen,  besonders  solcher 
Bäume  und  Sträuclier,  welche  frühzeitig  ein  herbst- 
liches Ausschon  bekommen,  mit  sicherem  Erfolge 
möglich.  Daher  wird  man  das  Versetzen  mit  Laub 
in  trocknen  Lagen  überhaupt  früher  beginnen  kön- 
nen, als  in  feuchten;  auch  werden  diejenigen  Ge- 
hölze, welche  nur  einen  Jahrestrieb  ausbilden,  wie 
z.  B.  Aesculus  Hippocastanum  und  Sj-ringa,  deren 
Knosjjenreife  meist  schon  im  Juli  erreicht  ist,  frü- 
her als   die  übrigen  für  die  Versetzung  tauglieh  sein. 

Bei  dem  eine  Viertelmeile  weiten  Transport  der 
Gehölze  nach  dem  Pfingstberge  wurde  die  über- 
haupt auzurathende  Vorsicht  gebraucht,  die  Wur- 
zeln der  kleineren  Gehölze  auf  dem  Wagen  nach 
vorherigem  Bespritzen  mit  Wasser  mit  leichter  Erde 
zu  bedecken  und  die  der  grösseren  mit  nassgehal- 
tenen Matten  zu  schützen,  da  die  feinen  Wurzeln 
doch  sehr  empfindlich  sind,  obwohl  weniger  aus 
trocknen,  als  aus  tiefen  Lagen.  Es  sind  auf  diese 
Weise  versetzt  worden:  12  bis  15  Fuss  hohe  und 
breite,  wohl  20  Jahre  alte  Büsche  von  Syringa 
chinensis,  Evonymus  atropnrpurea,  Spiraea  opuh- 
folia,  Philadelphus-  und  Berberis- Arten,  ja  selbst 
hochstämmige  ßothdornen,  und  alle  behielten,  bei 
allerdings  reichlicher  Bewässerung,  ihre  Belaubung 
bis  zum  Herbste  und  trieben  in  diesem  Jahre  so 
kräftige  Zweige,  als  ob  sie  Jahre  lang  auf  ihren 
neuen   Plätzen  gestanden  hätten. 

Selbst  Obstbäume,  und  zwar  die  gewohnliche 
Zwetsche  von  4  Zoll  Stammdurchmesser  und  10  bis 
12  Fuss  Höhe,  welche  bei  solcher  Stärke  gegen  das 
Umsetzen  überhaupt  empfindlich  sind,  lasse  ich  von 
Mitte  bis  Ende  September  alljährlich  mit  voller  15e- 
laubung  in  dasjenige  Treibquartior  pflanzen,  in  wel- 
chem die  Topfgewächse  aus  dem  Marlygarten  beim 
Eintreten  der  kühlen  Herbstnächte  Aufnahme  fin- 
den; und  dennoch  liefern  diese  Bäume  Ende  Angnst 
des  folgenden  Jahres  stets  einen  reichlichen  Ertrag 
an   Früchten. 

Das  Umwinden  der  Stämme  mit  Moos  halte  ich 
nur  bei  stärkeren  Bäumen,  und  auch  dann  nur,  wenn 
es  niclit  zu  dicht  geschieht,  von  Nutzen ;  ich  habe 
bisher  keinen  einzigen  Stamm  umwinden,  auch  stets 
alle  grössere  Bäume  ohne  Erdballen  verpflanzen 
lassen;  und  doch  mit  dem  besten  Erfolge  und  bei 
einem  nur  massigen  Mehr- Aufwände  von  Kosten, 
welche  hauptsächlich  in  Mehr- Ausgaben  an  Fuhr- 
lohn bestanden,  da  bei  möglichster  Schonung  der 
belaubten  Zweige  nur  kleine,  aber  desto  mehr  La- 
dungen geboten   waren. 


Prograiiiiii 

jur  preisöeiuecöung  für  Das  ^1  Snfjrcsfcll 

iira  Urvcinrs  jur  ^rförbfrung  bca  (Savtcnbaucs  in 

ben  ^Sönigl.  J)mi|jt|'d)rn  jStaatcn, 

am  18.  Juni  1865. 

^^llgemeine  IBedingving-en. 

1)  Zur  Preisbewerbung  sind  Gärtner  und  Garten- 
Liebhaber  des  In-  und  Auslandes  berechtigt, 
sie  seien  Mitgheder  des  Vereines  oder   nicht. 

2)  Ausser  Pflanzen,  abgeschnittenen  Blumen,  Ge- 
müsen und  Früchten  sind  auch  Garten -Ver- 
zierungen, Sämereien,  künstliche  Dungstofte 
und  sonst  auf  Gärtnerei  Bezug  habende  Ge- 
genstände zulässig. 

3)  Die  Gegenstände  der  Preisbewerbung  verblei- 
ben  Eigenthuni   der  Besitzer. 

4)  Die  deutlich  zu  etikettirenden  Pflanzen  und 
sonstigen  Ausstellungs- Gegenstände  sind,  von 
einem  doppelten  Verzeichnisse  begleitet,  wel- 
ches mit  Namen  und  Wohnungs-Angabe  des 
Ausstellers  zu  versehen  ist,  spätestens  bis  zum 
17-.  Juni,  Mittags,  einzuliefern.  Nur  Früchte, 
Gemüse  und  abgeschnittene  Blumen  werden 
noch  am  ersten  Ausstellungstage  bis  7  Uhr 
Morgens  angenommen.  Eine  gleiche  Ausnahme 
soll  noch  für  einzelne,  besonders  empfind- 
liche Pflanzen  gestattet  werden.  Die  Ent- 
scheidung darüber,  ob  solche  Pflanzen  bei  der 
Vertheilung  der  Preise  konkurriren  können, 
hängt   von   dem   Ermessen   der   Preisrichter  ab. 

5)  Die  Pflanzen  müssen  sich,  ebenso  wie  die 
Töpfe,  Stäbe  und  sonstiges  Zubehör,  in  einem 
zur  Ausstellung  geeigneten  Zustande  befinden; 
andernfalls  können  sie  von  den  Ordnern  zu- 
rückgewiesen   werden. 

6)  Die  Aussteller  haben  in  ihren  Verzeichnissen 
ausdrücklich  anzugeben,  um  welche  Preise  dos 
Programmes  sie  sich  mit  den  eingesendeten 
Gegenständen  bewerben.  Dagegen  Handelnde 
haben  es  sich  selbst  beizumessen,  wenn  ihre 
Einsendungen  nicht  die  gewünschte  oder  gar 
keine  Berücksichtigung  bei  den  Preisrichtern 
finden. 

7)  Das  Arrangement  für  die  Ausstellung  über- 
nehmen die  vom  Vorstande  ernannten  Ordner, 
welche  allein  berechtigt  sind,  die  eingelieferten 
Gegenstände  anzunehmen,  den  Platz  zu  deren 
Aufstellung  anzuweisen  und  den  Empfang  in 
den  Duplikaten  der  Verzeichnisse  zu  beschei- 
nigen.     Die   Aufstellung    der  Ausstellungs  Ge- 


S92 


genstände  kann  jeder  Einsender  an  dem  von 
den  Ordnern  anzuweisenden  Platz  selbst  be- 
wirken  oder  auch   den   Ordnern   überlassen. 

8)  Alle  Einlieferungen  müssen  bis  zum  Schlüsse 
der  Ausstellung  am  zweiten  Tage  Abends  aus- 
gestellt bleiben;  doch  können  Früchte  und  die 
nach  No.  4.  als  besonders  empfindlich  bezeich- 
neten Pflanzen  nach  vorgängiger  Verständigung 
mit  den  Ordnern  schon  am  Abend  des  ersten 
Tages  zurückgenommen   werden. 

9)  Die  Zurücknahme  der  ausgestellten  Gegenstände 
beginnt  am  20.  Juni,  Morgens  7  Uhr.  Aus- 
nahmen hiervon  sind  nur  unter  Genehmigung 
der   Ordner   zulässig. 

10)  Das  Preisrichteramt  besteht  aus  9  Vereins-Mit- 
gliedern, deren  Berufung  dem  Vorstande  zu- 
steht, welcher  zugleich  den  Vorsitzenden  er- 
nennt. Selbst -Aussteller  sind  ausgeschlossen. 
Zur  Beschlusst'ähigkeit  reichen  5  Mitglieder 
aus,  deren  Zahl  im  Falle  der  Unvollständig- 
keit  der  Vorsitzende  des  Preisrichteramtes  aus 
anderen  Mitgliedern  des  Vereines  zu  ergänzen 
befugt  ist.  Bei  etwaiger  Stimmengleichheit  gibt 
die  Stimme   des  Vorsitzenden   den  Ausschlag. 

11)  Die  Preisrichter  erkennen  auf  Geldpreise  und 
Ehren- Diplome.  Die  gekrönten  Gegenstände 
werden  nach  Abfassung  des  Urtheils  durch 
den  Vorsitzenden  des  Preisrichteramtes  und  die 
Ordner  als  prämiirt  bezeichnet;  zugleich  sor- 
gen die  Letzteren  für  die  Anheftung  der  Na- 
men sämmtlicher  Aussteller  bei  ihren  Ausstel- 
lungs-Gegenständen. Der  Beschluss  des  Preis- 
richteranites  wird  durch  den  General -Sekretär 
in   der  Versammlung  des  Vereines    mitgetheilt. 

12)  Die  etwa  nicht  nach  Massgabe  des  Program- 
mes  zugesprochenen  Preise  werden  den  Preis- 
richtern anderweit  zur  Verfügung   gestellt. 

13)  Die  Räume,  in  welchen  die  Ausstellung  statt- 
findet, sowie  die  Namen  der  Ordner  und  der 
Preisrichtei',   werden   später  bekannt  gemacht. 

P*reis  -  ^^xifgatoen. 

A.  Liiik's  Preis. 

1.  Für  eine  ausgezeichnete  Leistung  in 

der  Gärtnerei 20Thlr. 

B.  Grupiiirungeii. 

2.  Für    die    schönste   Gruppe   besonders 
gut  kultivirtcr  Pflanzen  in  mindestens 


12  Exemplaren  ein  Preis  von 


10 


Latus      SOThlr. 


Transport   SOThlr. 

3.  Für  die  schönste  Gruppe  Marktpflan- 
zen in  mindestens  12  Exemplaren  ein 
Preis  von 10„ 

4  —  7.  Für  je  eine  aus  mindestens  12 
besonders  gut  kultivirten  Exemplaren 
der  nämlichen  Spezies  bestehenden 
Gruppe  von  Marktpflanzen,  4  Preise 
zu  je   5  Thlr,   zusammen     ....      20     ^ 


C.  Schaiipflaiizcn. 

Für  die  beste  Kulturpflanze  ein  Preis 


10 


9 — 15.    Für     einzelne,     besonders     gut 
kultivirte  Schaiipflanzen,    7    Preise   zu 

je   5  Thlr,  zusammen 35 

Die  um  die  Preise  zu  8 — 15.  konkurri- 
renden  Pflanzen  müssen  sich  minde- 
stens seit  6  Monaten  vor  der  Aus- 
stellung in  der  Kultur  der  Aussteller 
befunden   haben. 

D.    iSeuc  Eiiiluhriingeii. 

16.  u.  17.  Für  Pflanzen,  welche  hier  zum 
ersten  Male  ausgestellt  werden  und 
welche  soweit  ausgebildet  sein  müs- 
sen, dass  ihre  Eigenschaften  erkenn- 
bar und  eine  grössere  Verbreitung  als 
Zier-  oder  Nutzpflanzen  voraussehen 
lassen,  2  Preise  von  je  5  Thlr,  zu- 
sammen    10 

E.   Abgcschiiitteiie  Blumen. 

18.  Für  abgeschnittene  Sortiments-Blumen 
oder  für  Bouquets  ein  Preis    von      .        5 

F.    Obst  und  Gemüse. 

19.  Für  das  beste   Obst  ein  Preis  von    .        5 

20.  Für  das  beste  Gemüse  ein  Preis  von        5 

C.    Zur  Verfügung  der  Preisrichter. 

21-^24.    Vier    Preise    zu   je  5  Thlr,  zu- 


sammen 


20 


Summa   150  Thlr. 


H.    Ehren -Diplome. 

25  —  31.    Sechs    Ehren -Diplome,    von    den    Preis- 
richtern  nach  ihrem  Ermessen  zu  vertheilen. 

Berlin,   den   27.  November   1864. 


Verlag   vou  Karl  W  leg  and  t  in  Berlin, 
Kommaudanten-Strassc  No.  62. 


Druck  der   C.  Feis ter'sclien  Buchdruckerei   in  Berlin, 
Zicten-Platz  No.  2. 


Wochenschrift 


des 

Vereines  xiir  Hctorderiiii^  des  (larteiihaiies  in   den  Königl.  Frenssischen  Staaten 

für 

Gärtnerei  und  PflanzeiBkiflnde« 

Redakteur  : 
I*r'ofessoi"  Di*.  Ivarl  liLocli, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  50. 


Berlin,  den    17.  Dezember 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  Sj  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,    als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt:  Montauoa  und  Uhdea,  nebst  historischen  Notizen  über  Blattpflanzen  überhaupt.  —  Die  Zwerg-Nelken  von  Verviers.  — 
Die  Obstbaunizucht  in  Böhmen.  —  Scheydeeker's  und  Grube's  Anleitung  zum  Obstbaumschnitt  und  zur  Rebenzuclit.  — 
William  Löbe's  künstliche  Düngmittel  und  Komposte.  —   Ciehoriaceotlieca.     Von  C.  H.   Schul  tz-Bipo  n  tiuus. 


Duniierstag,  den  2*J.  tl.  HI.,  .4bcnil$  7  Ulir,  lintlet  in  ilcr  Molinung  iIcs  ileneral-Sckrclärs  eine  Silznn;;  des  Ulunien- 
Ansschnsses,  Freitag,  den  30.,  um  dieselbe  Zeit,  eine  Sitzung  des  Olist-Ausseliusscs  statt.  Jedem  illitgliede  stellt  die  Theil- 
nabnie   frei;    es    wird  sogar  gewünscht,    dass  man  sieb  zahlreich  eiiiliiidet,    nni  rurliegendc  (iegenstände  zu  besprechen. 


Montauoa  und  l  lide<% 

nebst  histuriseheii  Kotizen  über  Illattpllanzen  überhaupt. 

Paris  ist  im  I.iaufe  der  Zeit  mit  Manclicm  vor- 
angegangen ,  was  nach  und  nacii  in  allen  Ländern 
Europa's  und  selbst  in  Amerika,  wo  europäische  Ge- 
sittung ebenfalls  Eingang  gefunden  hat,  nachgeahmt 
wurde.  Es  gab  selbst  bei  uns  in  Deutschland  eine 
Zeit,  wo  man  meinte,  dass  Alles,  namentlich  was 
auf  Geschmack  Anspruch  machen  sollte,  auch  aus 
Paris  kommen  inüsste.  Und  wirklich  hatte  man, 
wenigstens  sehr  oft,  darin  Eecht.  Doch  auch  um- 
gekehrt hat  auch  Manches  bei  uns  seinen  Anfang 
genommen  und  allmählig  die  Kunde  durch  alle 
Läjider  der  civilisirten  Erde  gemacht.  Dahin  ge- 
hört beispicl.sweise  die  Liebe  zu  den  Blattpflanzen 
im  freien  Grunde,  wie  im  Gewächshause.  Nur  die 
Inselbewohner  jenseits  des  Kanals  sträuben  sich 
noch  in  ihrem  Nebellande  dagegen;  es  wird  aber 
auch  noch  die  Zeit  kommen,  wo  bei  den  Englän- 
dern ebenfalls  die  Liebe  zu  Blattpflanzen  um  sich 
greift,  wenn  auch  allerdings  Blumen  mit  hellen  Far- 
ben in  einem  Lande,  wo  das  Sonnenlicht  so  selten 
rein  vom  Himmel  leuchtet,  inmier  den  Vorzug  ha- 
ben müssen. 

Auch  die  Blattpflanzen,  welche  man  namentlich 
im  Freien  zu  Gruppen  oder  als  Einzel -Exemplare 
benutzt,  sind  zum  Theil  noch  dieselben,  welche  zu- 
erst im  nordöstlichen  Deutschland,  vor  Allem  in 
Berlin,  sowie  in  Potsdam  und  Umgegend,  in  An- 
wendung kamen. 


Es  machte  uns  während  unserer  Anwesenheit 
in  Frankreich  grosses  Vergnügen,  nicht  allein  in 
I^aris,  sondern  fast  in  dem  ganzen  Lande,  wo  man 
anfing,  die  Gärten  der  kaiserlichen  Residenz  nach- 
zuahmen, vor  Allem  unsere  Blattpflanzen  aus  der 
grossen  Familie  der  Körbchenträger:  die  Vcrbesi- 
uen,  Poljmiiien,  Schistocarphen,  Senecionen  u.s.  w., 
ferner  die  aus  dem  Geschlechte  der  Öolanum's,  des 
Blumenrohrs  (Canna),  der  Kolokasien  u.  s.  w.,  wieder 
zu  finden.  Der  jetzige  ausführende  Chef  der  Ver- 
schönerungen von  Paris,  Barillet,  hat  sich  ein 
grosses  Verdienst  um  die  Einführung  dieser  Blatt- 
pflanzen im  freien  Grunde  erworben;  sein  Verdienst 
wird  aber  um  so  grösser,  als  er  weiter  noch  be- 
müht ist,  zu  den  bekannteren  derselben  noch  andere 
zu  bringen,  die  bei  uns  unbekannt  sind.  Aus  allen 
Ländern  bezieht  er  zu  diesem  Zwecke  Sämereien, 
um  aus  den  daraus  erzogenen  Pflanzen  möglicher 
Weise  eine  Auswahl  zu  treflien.  Es  unterliegt  kei- 
nem Zweifel,  dass  in  Folge  seiner  letzten  Reise 
nach  Deutschland  in  diesem  Sommer  auch  die  An- 
lagen von  Paris  mit  neuem  Material  bereichert 
werden. 

Es  ist  zu  bedauern ,  dass  von  Seiten  des  Ver- 
eines zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Berlin 
während  der  ersten  Jahre  seines  Wirkens  keine 
Aufzeichnungen  der  damaligen  gärtnerischen  Zu- 
stände geschehen  sind.  Der  Entwickelungsgang, 
welchen  in  den  zwanziger  Jahren  das  Gartenwe- 
sen hauptsächlich  in  Berlin  nahm,  ist  sehr  interes- 
sant.     Grade    in    Berlin    und    in    dem    nahen    Pots- 

50 


394 


dam  lebten  damals  eine  Reihe  ausgezeichneter  und 
begabter  Männer,  welche  mit  allen  gärtnerischen 
Notabilitäten  Deutschlands  und  selbst  Europa's  in 
Verbindung  standen  und  in  Betreff  der  Gartenkunst 
einen  grossen  Einfluss  auch  auf  die  übrigen  deut- 
schen Länder  ausübten.  Vielleicht  übernimmt  es 
noch  Einer  der  wenigen  Männer  aus  jener  Zelt, 
welche  schon  damals  wirkten,  und  bearbeitet  eine 
Geschichte  des  Gartenwesens  jener  Jahre  in  Berlin. 
Vergebens  haben  wir  in  den  ersten  Bänden  der 
Verhandlungen  des  Vereines  zur  Beförderung  des 
(xartenbaues  nach  Nachrichten  über  die  ersten  An- 
pflanzungen von  Blattpflanzen  gesucht;  erst  im 
10.  Bande  (S.  359)  finden  wir  einen  Aufsatz  des 
Hofgärtners  G.  A.  Fintelmann  auf  der  Pfauen- 
insel „über  Anwendung  und  Behandlung  von  Blatt- 
Zierpflanzen  und  deren  Verbindung  mit  Rankge- 
wächsen für  Schmuck  -  Gruppen"  aus  dem  Jahre 
1833. 

Leider  ist  der  Mann,  dem  wir  die  erste  An- 
wendung der  Blattpflanzen  im  freien  Grunde  ver- 
danken, der  Ober -Hofgärtner  Ferd.  Fintelmann 
in  Charlottenburg,  unlängst  verstorben  (s.  S.  6) ;  es 
ist  versäumt  worden,  von  dem  Manne,  der  sein  Le- 
l)en  auf  nahe  90  Jahre  brachte,  und  zwar  stets  in 
grosser  Thätigkeit  und  nach  allen  Seiten  hin  anre- 
gend, noch  Nachrichten  einzuziehen.  Die  Pfauen- 
insel, wo  Ferd.  Fintelmann  seit  dem  Jahre  1806 
wirkte,  war  bekanntlich  nach  den  Befreiungskriegen 
der  Lieblings  -  Aufenthalt  Friedrieh  Wilhelni's  III. 
Hier  wurden  auch  die  ersten  Blattpflanzen  kultivirt. 
Viele  Fremde  kamen  in  der  besseren  Zeit  des  Jah- 
res, um  sich  an  den  reizenden  Anlagen  der  Pfauen- 
insel  zu   erfreuen. 

1817  soll  es  gewesen  sein,  wo  zuerst  Mais, 
Klarinettenrohr,  Ricinus,  der  falsche  Bärenklau  des 
(Orientes  (Heracleum  persicum  und  asperum)  und 
einige  wenige  andere  Pflanzen  mit  schöner  Belau- 
bung als  Einzel-Exemplare  auf  der  Pfaueninsel  zur 
Anwendung  gelangten.  Von  Jahr  zu  Jahr  kamen  an- 
dere Arten  dazu,  so  der  echte  Bärenklau,  der  leider 
wiederum  in  Vergessenheit  gerathen  zu  sein  scheint, 
die  Garde  und  Artischoke,  mehre  Rhabarber- Arten, 
Nicotiana  glauca,  leider  jetzt  wieder  verschwunden, 
Silphium  connatum  und  perfoliatum,  Polymnia  Uve- 
dalia,  Bocconia  cordata,  Sorghum  vulgare  u.  a.  m. 
1823  oder  1824  wurden  auf  der  Pfaueninsel  die 
ersten  Blumenrohr  -  Arten  oder  Canna  s  in's  Freie 
gebracht;  darauf  folgten :  Aralia  spinosa,  Solanum 
marginatum  und  laciniatum,  welches  letzteres  erst 
jetzt  wiederum  von  Neuem  eingeführt  wurde,  und 
endlich  die  Kolokasien,  sowie  die  Päpyrusstaude, 
also  Pflanzen  der  wärmeren  und  tropischen  Länder, 
welche  man  im  Winter  herausnahm,  um  von  letz- 
teren   und    ersteren    die    Knollen    frostfrei    zu    über- 


wintern, von  den  anderen  hingegen,  um  im  Früh- 
jahre Stecklinge  davon   zu   machen. 

Das  Beispiel  Ferd.  Fintelmann's  wirkte;  bald 
schmückten  auch  die  übrigen  Hofgärtner  die  ihnen 
zugewiesenen  Reviere  mit  Blattpflanzen  aus.  Es 
haben  sich  in  dieser  Hinsicht  besonders  die  Hof- 
gärtner Hermann  Sello  und  G.  A.  Fintelmann 
grosse  Verdienste  erworben.  Nicht  minder  war  dies 
von  Seiten  des  botanischen  Gartens  in  Neu-Schöne- 
berg  bei  Berlin  der  Fall.  Eine  nicht  unbeträcht- 
liche Anzahl  von  schönen  Blattpflanzen  wurde  durch 
ihn  zur  Verfugung  gestellt.  Endlich  nahmen  auch 
Private  Antheil.  In  dieser  Hinsicht  ist  vor  Allem 
der  Garten  des  Geh.  Ober- Hof buchdruckers  von 
Decker  in  Berlin  zu  nennen,  wo  zuerst  Blatt- 
pflanzen  in   Anwendung  kamen. 

Es  ist  nicht  unsere  Absicht,  die  weitere  Ent- 
wickelung  der  Blattpflanzen-Kultur  hier  ausführlich 
zu  beschreiben ;  dazu  fehlt  uns,  wie  Anfangs  schon 
gesagt,  für  jetzt  das  nöthige  Material.  Wir  wollen 
aber  die  Gelegenheit  ergreifen,  um  von  Neuem  auf 
einige  Blattpflanzen  aufmerksam  zu  machen,  von 
denen  die  eine  bei  uns  längst  angewendet  wurde, 
neuerdings  aber  unter  dem  Namen  Moiitanoa 
h  eracleif  olia  in  den  Pariser  Anlagen  ziemlich 
allgemein  sich  vorfindet  und  auch  in  der  Revue 
horticole  (Jahrg.  1863,  S.  369)  eine  Beschreibung 
und  Abbildung  erhalten  hat.  Schon  früher  haben 
wir  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die  Pariser 
Montanoa  heracleifolia  sich  von  der  seit  dem 
Jahre  1846  in  und  bei  Berlin  als  Uhdea  bipinna- 
tifida  kultivirten  Pflanze  nicht  unterscheidet  (s.S. 
262).  Es  fragt  sich  nur,  welcher  Name  ist  der 
frühere  und  welcher  ist  der  richtige? 

Wir  haben  in  einer  besondern  Abhandlung  über 
Blattpflanzen  aus  der  Gruppe  der  Heliaiitheen  (s. 
4.  Jhrg.  S.  243)  Uhdea  bipinnatifida  hinsichtlich 
ihres  Werthes  als  Blattpflanze  schon  einmal  bespro- 
chen. Wiegen  ihrer  grossen  Aehnlichkeit  mit  Po- 
lymnia Uvedalia  kam  sie  Anfangs  unter  dem 
Namen  P.  grandis  in  die  Gärten.  Sie  blühte  zu- 
erst auf  der  Pfaueninsel,  von  wo  der  Hofgärtner 
G.  A.  Fintelmann,  der  seinem  nach  dem  Garten 
von  Charlottenburg  versetzten  Onkel  Ferd.  Fin- 
telmann daselbst  schon  183G  gefolgt  war,  an  den 
damals  noch  lebenden  Professor  Kunth  Blüthen 
zur   näheren   Bestimmung   sendete. 

Kunth  fand  alsbald,  dass,  so  ähnlich  auch  Po- 
lymnia Uvedalia  und  grandis  in  der  äussern 
Tracht  erschienen,  doch  die  letztere  Pflanze  einem 
andern  Genus  angehören  müsste.  Polymnia  hat  in 
sofern  eine  Aehnlichkeit  mit  unseren  echten  Ca- 
lendula-Arten,  als  die  Randblüthchen  nur  fruchtbar 
sind  und  zu  grossen  Früchten  (gemeiniglich  aber 
mit  LTnrecht  Samen   genannt)  sich  umwandeln.    Die 


395 


Blüthchen  der  Mitte  dagegen  schlagen  fehl.  Bei 
Polymnia  grandis  ist  es  aber  umgekehrt,  denn 
grade  die  Blüthchen  am  Rande  des  Blüthenkörb- 
chens  sind  unfruchtbar,  die  der  Mitte  hingegen 
werden  zu  einsaraigen  Früchten,  zu  sogenannten 
Achenien. 

Wenn  bei  irgend  einer  Familie  das  Bedürfniss 
einer  natürlichen  Anordnung 'fühlbar  ist,  so  ist  es 
in  der  der  Körbchenträger  oder  Konipositen;  es 
kommt  noch  dazu ,  dass  diese  Familie  so  gross  ist, 
dass  ein  Zehntel  aller  auf  der  Erde  wachsenden 
Arten  zu  ihr  gehört  und  dass  es  daher  für  einen 
einzelnen  Menschen,  in  sofern  er  nicht  ein  langes 
Leben  auf  die  nähere  Kenntniss  derselben  verwen- 
den kann,  sehr  schwierig  wird,  ein  genügendes  Ur- 
theil  über  die  Stellung  der  einzelnen  Arten  zu  ein- 
ander sich  zu  verschaffen.  Wir  haben  allerdings 
bereits  einige  ]\länner  gehabt,  die  vorzugsweise  sich 
mit  der  Gruppirung  der  Körbchenträger  beschäftig- 
ten und  in  sofern  schätzenswerthe  Vorarbeiten  lie- 
ferten. Cassini,  Akademiker  in  Paris,  versuchte 
es  zuerst  luid  hat  in  den  Jahren  1813  bis  1825 
mehre  werthvolle  Arbeiten  über  diese  Familie  ver- 
öfl'entlicht.  Dann  war  es  Dr.  Lessing  aus  Berlin, 
jetzt  als  praktischer  Arzt  in  Sibirien  lebend,  der 
in  dem  Jahre  1 832  seine  berühmte  Synopsis  der 
Kompositen  schrieb.  Endlich  hat  der  ältere  De- 
candolle  im  Jahre  183G  angefangen,  eine  Monogra- 
phie dieser  Familie  herauszugeben,  sich  dabei  haupt- 
sächlich auf  Lessing's  Arbeit  stützend.  Jetzt  ist 
es  wiederum  ein  Deutscher,  der  Hospitalarzt  C.  H. 
Schultz*)  in  Deidesheim,  der  fortwährend  umfas- 
sende Studien  in  der  Familie  der  Körbchenträger 
macht,  leider  aber  bis  jetzt  nichts  Zusammenhän- 
gendes, sondern  nur  Einzelnheiten  veröffentliciit  hat. 
Es  möchte  aber  wohl  wünscheuswerth  sein,  dass  so 
ein  mit  umfassenden  Kenntnissen  veisehener  Mann, 
dem  zugleich  das  reichste  Material  zu  Gebote  steht, 
recht  bald  seine  Ansichten  über  ihre  Gruppirung, 
verbunden  mit  genauen  Beschreibungen  der  einzel- 
neu   Arten,   veröffentlichte. 

Schon  als  uns  vor  ungefähr  8  Jahren  Gelegen- 
heit geboten  wurde,  blühende  Exemplare  der  Uh- 
dea  bipinnatifida  zu  untersuchen,  fanden  wir  eine 
grosse  Aeliidichkeit  mit  den  Arten  des  bereits  1820 
von  Kunth  unter  dem  Namen  Eriocoma,  von  den 
beiden  mexikanischen  Floristen  de  la  Llave  und 
Lexarza  aber  1825  unter  dem  Namen  Montanoa 
veröffentlichten  Genus,  glaubten  aber  immer  noch, 
in  den  grossen  Blüthen  unserer  Pflanze  Grund  zur 
Beibehaltung  des  Kunth 'sehen  Genus  zu  haben. 
Erst    als     der    Pariser    Akademiker    Brongniart, 


*)  Da  mehre  Botaniker  dieses  Namens  existiren,  fügt  C. 
H.  Schultz  hinter  seinem  Namen  noch  ,,Bip."  (d.  i.  Biponti- 
nns,  aus  Zweibrücken)  hinzu. 


Direktor  des  kaiserlichen  Herbars  im  Museum  der 
Naturgeschiclite,  die  Pflanze  wirklich  als  eine  Mon- 
tanoa bezeichnete  und  ihr,  nichts  von  der  Kunth'- 
schen  Benennung  wissend,  den  Namen  Montanoa 
heracleifolia  gab,  fanden  wir,  nachdem  nochmals 
eine  genaue  Untersuchung  stattgefunden,  die  An- 
sicht Brongniart' 8  bestätigt.  Seitdem  haben  wir 
auch  das  Urtheil  des  Dr.  C.  H.  Schultz  in  Dei- 
desheim eingeholt.  Da  auch  dieser  beistimmt,  dass 
Uhdea  nur  ein  Subgenus  von  Montanoa  darstellt, 
so  ziehen  wir  hiermit  das  Genus  Uhdea  ein  und 
bemerken  nur  noch,  dass  der  Genus-Name  Erio- 
coma, obwohl  er  5  Jahre  früher  als  Montanoa 
gegeben  wurde,  ebenfalls  ferner  nicht  beibehalten 
werden  kann,  da  derselbe  Name  schon  2  Jahre 
früher  von  Nuttall  zur  Benennung  eines  Grasge- 
schlechtes benutzt   worden  war. 

Dr.  C.  H.  Schultz  hat  die  Freundlichkeit  ge- 
habt, uns  eine  noch  nicht  gedruckte  Monographie 
sämmtlicher  Arten  des  Genus'  Montanoa  zur  Verfü- 
gung zu  stellen;  wir  erlauben  uns,  einen  Aufzug 
davon  zu  geben  und  bemerken  zuvor  nur  noch 
Einiges  über  die  Schreibweise  des  Namens.  Dieser 
wurde  einem  mexikanischen  Arzte  Montana  ent- 
lehnt. Die  beiden  eben  genannten  Floristen  schrie- 
ben Montanoa;  wir  glauben  kein  Recht  zu  haben, 
den  Namen  zu  ändern,  selbst  nicht  in  Montanea, 
wie  C.  H.  Schultz  will,  weil  die  Bildung  so  ge- 
bräuchlich sei.  Noch  viel  weniger  hatte  der  ältere 
Decandolle  ein  Recht,  den  Namen  in  Mouta- 
gnea  umzuändern,  weil  der  spanische  Name  auf  diese 
Weise  ausgesprochen  würde.  Wir  haben  schon  früher 
dahin  unsere  Meinung  abgegeben,  dass,  wollte  man 
die  Namen  so  schreiben,  wie  sie  auszusprechen  sind, 
eine  grosse  Verwirrung  in  der  Nomenklatur  eintre- 
ten würde.  Grade  französische  und  noch  mehr 
englische  Namen  müssten  so  geschrieben  werden, 
dass  sie  fast  kein  Mensch  wieder  erkennen  könnte. 
Godischodia  und  Decaenea  (für  Gaudichaudia  und 
Decaisnca)  würden  Franzosen  gewiss  nicht  wieder- 
erkennen. 

Der  Schwerpunkt  zur  Erkennung  des  Genus' 
Montanoa  liegt,  wie  C.  H.  Schultz  richtig  be- 
merkt, in  der  Eigenthümlichkeit  der  Spreublättchen, 
dass  sie  sich  nach  dem  Blühen  vergrössern,  hart 
und  selbst  stechend  werden.  Zur  Zeit  der  Frucht- 
reife  umfassen  sie  die  Achenien  und  bilden  über 
diesen  eine  Art  Schopf.  Dieses  Vergrössern  ein- 
zelner Blüthentheile  nach  dem  Verblüheu  kommt 
auch  sonst  noch  vor  und  wird  nicht  selten  bei  der 
Haarkrone  der  Körbchenträger  beobachtet.  Ein  gu- 
tes Beispiel  gibt  in  dieser  Hinsicht  unsere  Acker- 
distel (Cirsium  arvense). 

Sonst   sind   die   Blüthenkörbchen  der  Moutanoen 
denen    der  wilden  Kamillen-    oder    Anthemis -Arten 

50* 


396 


nicht  unähnlich  und  haben,  wie  die  meisten  dersel- 
ben, weisse,  aber  unfruchtbare  Strahlenbliithchen  zu 
5  bis  10  in  einer  Keihe.  Alle  hierher  gehörigen 
Arten  besitzen  gegenüberstehende  Blätter,  eine  in 
der  Gruppe  der  Heliantheen  nicht  ungewöhnliche 
Erscheinung,  und  sind  jTiehr  oder  minder  behaart; 
ausserdem  sind  sie  sämmtlich  bäum-,  weniger  strauch- 
artig, erreichen  aber  nie  eine  bedeutende  Höhe  und 
scheinen  ebenso  keine  lange  Lebensdauer  zu  haben. 
Vaterland  ist  Mexiko,  Central -Amerika  und  Boli- 
vien; in  Mexiko  kommen  sie  mit  den  baumartigen 
Verbesinen,  von  denen  ebenfalls  mehre  schon  bei 
uns  zu  Blattpflanzen  benutzt  werden,  zusammen  vor. 

(Schluss  folgt.) 


Die 

Zwerg-Nelken  von  Verviers. 

Wir  haben  unlängst  der  Flou'schen  Nelken 
gedacht;  wir  kommen  heute  zu  den  in  Belgien  und 
Frankreich  so  beliebten  Zwerg- Nelken  von  Ver- 
viers. Wenn  die  ersteren  seit  Kurzem  (bei  der 
letzten  Industrie- Ausstellung  in  Paris)  erst  in  den 
Handel  gekommen  sind,  so  ist  dagegen  diese  Sorte 
der  Flamänder-Nelken,  welche  hauptsächlich  in  Lille 
(im  französischen  Flandern)  in  seltener  Schönheit 
gezogen  werden,  doch  schon  .längst  bekannt,  wenn 
wir  selbst  auch  noch  nicht  Gelegenheit  gehabt  ha- 
ben, sie  in  Deutschland  zu  sehen  und,  wie  es  jen- 
seits der  Ardennen  geschehen,  zu  bewundern.  Eben 
deshalb  fühlen  wir  uns  veranlasst,  Blumenliebhaber, 
besonders  aber  Nelkenfreunde,  dei-en  Zahl  neuerdings 
wieder   zunimmt,   darauf  aufmerksam   zu   machen. 

Verviers  liegt  der  deutschen  Grenze  nahe;  Rei- 
sen nach  Brüssel  und  Paris  führen  über  die  auch 
in  industrieller  Hinsicht  höchst  interessante  Stadt, 
so  dass  ein  Besuch  daselbst  leicht  ausgeführt  wer- 
den kann,  wenn  die  Zeit  der  Nelkenflor  herange- 
kommen ist.  In  Verviers  ist  auch  ein  thätiger 
Gartenbau -Verein,  der  viele  Blumenliebhaber  zählt. 
Sein  Präsident,  M.  D.  D.  Coumont,  ist  es  vor 
Allem,  der  in  der  Blumenzucht  vorangeht  und  auch 
eine  der  besten  Sammlungen  von  Nelken  besitzt. 
Ein  anderes  Mitglied,  was  nicht  genannt  sein  will, 
hat  im  Januarhefte  der  Belgique  horticole  dagegen 
eine  interessante  Abhandlung  über  die  Zwerg -Nel- 
ken von  Verviers  geschrieben.  Diese  soll  uns  Ge- 
legenheit geben,  auch  in  der  Wochenschrift  Einiges 
über  Nelken  im  Allgemeinen  und  speziell  über  die 
eben   erwähnten   zu  sagen. 

Wenn  der  Verfasser  besagter  Abiiandlung  bei 
Gelegenheit  einer  Eintheilung  der  Nelken  behauptet, 
dass  die  Deutschen  eigentlich  gar  keine  erwähnens- 
werthe    Klassifikation    be.'iä.ssen,    so    gibt    er    damit 


einen  Beweis,  wie  wenig  immer  noch  unsere  west- 
lichen Nachbarn  die  deutsche  Literatur  kennen; 
denn  grade  wir  Deutsche  haben  ein  Nelkensystem, 
was  an  logischer  Form  und  Genauigkeit  alle  aus- 
ländischen Systeme  übertrift't.  WMr  meinen  das  noch 
aus  dem  vorigen  Jahrhunderte  stammende  W^eiss- 
mantel'sche  System. 

Die  Franzosen  brihgen  alle  Nelken  in  4  Haupt- 
Abtheilungen:  Grenadins,  Crevards,  Fantaisies  und 
Flamands.  Die  ersten  haben  ihren  Namen  von  der 
rotlien  Farbe  der  Blumenblätter  und  wurden  von 
Desfontaines  als  eine  besondere  Art  unter  dem 
Namen  Dianthus  ruber  betrachtet.  Ohne  Zwei- 
fel hat  diese  durch  Kreuzung  mit  der  gewöhnlichen 
Nelke  (Dianthus  Caryophyllus)  zu  der  grossen  Man- 
nigfaltigkeit derselben  hauptsächlich  die  erste  Ver- 
anlassung gegeben.  Sie  heisst  in  Frankreich  auch 
Oeillet  a  Ratafia,  weil  die  Blumen  sehr  oft  zum 
Färben   der  Liköre   benutzt   werden. 

Die  Crevards  (nicht  Crevarts)  bilden  eigent- 
lich gar  keine  Abtheilung,  sondern  man  bezeichnet 
nur  die  Nelken  mit  diesem  Namen,  welche  so  gross 
und  gefüllt  sind,  dass  die  Blumen  zum  Theil  platzen. 
Um  dieses  zu  verhindern,  wird  vor  dem  Oeffneu 
des  Kelches  die  Spitze  vorsichtig  abgeschnitten  und 
dann  steifes  Papier  in  den  Kelch  gesteckt,  bis  die 
breiten  Blumenblätter  herausgetreten  sind.  Man 
nannte  sie  in  Frankreich  deshalb  Oeillets  ä  cartes. 
Auf  diese  Weise  erhielt  man  freilich  ausgezeich- 
nete Blumen,  bisweilen  mit  einem  Durchmesser  von 
8  bis  10  Centimeter  (.']  bis  fast  4  Zoll).  Es  gab 
eine  Zeit  in  Frankreich  selbst,  wo  man  vorzugs- 
weise dergleichen  riesigen  Blumen  vor  allen  ande- 
ren den  Vorzug  gab.  Ebenso  hatten  früher  die 
sogenanten  proliferirend en  Nelken,  wo  eine  aus 
der  andern  (wie  beim  sogenannten  Rosenkönig)  her- 
auswächst, viele  Liebhaber. 

Flamänder-Nelken  heissen  alle  Nelken,  wel- 
che ganzrandige  Blumenblätter  von  reiner  weisser 
Grundfarbe  besitzen,  die  aber  durch  breite  Schmitzen 
oder  Bänder  anderer  Färbung  bunt  sein  können. 
Grade  solchen  bunten  Nelken  gibt  man  sogar  den 
Vorzug.  Es  kommt  hier  noch  vor,  dass  einzelne 
Blumenblätter  einer  Blütlie  durchaus  rothgefärbt 
sind.  Eine  regelmässige  oder  reine  Zeichnung, 
wie  deutsche  Nelkenfreunde  sie  verlangen,  wird 
dadurch  nicht  gegeben.  Man  ist  in  Belgien  und 
Frankreich  jedoch  in  dieser  Hinsicht  nicht  so  pe- 
nibel, wie  bei  uns,  wenn  sonst  nur  die  Nelke  eine 
gute  Füllung  und  einen  guten  Bau  besitzt.  Nelken 
mit   3   und   4   Farben   nennt   man   Bizarden. 

Phantasie-Nelken  heissen  die  Sorten  der 
vierten  und  letzten  Abtheilung.  Wie  der  Name 
schon  sagt,  muss  eine  auffallende  Zeichnung  vor- 
handen sein;    man   rechnet   aber    in   der  Regel  alle 


397 


buutblüthigen  Sorten  hierher,  welche  nicht  Flaniän- 
der  sind.  Die  Zeichnung  findet  sich  bisweilen  nur 
in  Form  eines  gefärbten  Raudes  vor,  anderntheils 
zeigt  sie  sich  in  Form  von  Punkten,  Strichen  u.  s.  w. 
oder  eine  Farbe  breitet  sich  auf  einen  beträchtlichen 
Theil  des  Blumenblattes  aus.  Die  Grundfarbe  kann 
weiss  (Englische),  gelb  (Sächsische)  oder  schie- 
ferfarbig (Deutsche  Nelken)  sein.  Die  in  der 
Zeichnung  am  feinsten  sind,  nennt  man  in  Frank- 
reich wohl  auch,  besonders  wenn  sie  besonders 
wohlriechend  sind:  Damen-Nelken,  auch  wohl 
Oeillets  bichons. 

Ehe  wir  zu  den  Nelken  von  Verviers  überge- 
hen, sei  es  uns  erlaubt,  auch  des  Weissmantel'- 
schen  Systems  kurz  zu  gedenken,  obwohl  es  vielen 
Lesern  der  Wochenschrift  bekannt  sein  mag.  Es 
hat  den  Vorzug  einer  prinzipiellen  Konsequenz, 
damit  aber  auch  den  Nachtheil,  dass  es  oft  schwie- 
rig ist,  Formen,  bei  denen  der  reine  Typus  einer 
Abtheilung  nicht  scharf  ausgeprägt  wurde,  im  Sy- 
steme unterzubringen.  Solche  vage  Begrifle,  wie 
Flaniänder-  und  Phantasie-Nelken  bei  den  Franzosen 
sind,  gibt  es  im  genannten  Systeme  nicht.  Dr.  Job. 
Nik.  Weissmantel  Übte  in  Erfurt  und  schrieb  im 
Jahre  1778  ein  Buch  über  die  Nelke  oder  Gras- 
blume, worin  er  bereits  250  Sorten  aufzählte  und 
sein  System,  dem  er  übrigens  hauptsächlich  hol- 
ländische Vorarbeiten  zu  Grunde  legte,  bekannt 
machte.  Man  hat  später  vielfach  versucht,  es  zu 
verbessern,  ist  aber  immer  wieder  auf  das  alte  Sy- 
stem zurückgekehrt  und  hat  nur  den  späteren  Er- 
scheinungen noch   Rechnung  getragen. 

Es  gibt  demnach  Nelken  mit  einer  reinen  Farbe 
und  deren  mit  Zeichnungen.  Die  einfach-punktirten 
Nelken  liebt  man  nicht,  desto  mehr  aber  die  mit 
Strichen  (Pikotten)  und  die  mit  Bändern  (Du- 
bletten). Von  den  ersteren  heissen  die  mehr  als 
zweifarbigen:  Pikott-Pikotten.  Sie  werden  aus- 
serdem je  nach  der  Fülle  der  Striche  in  holländi- 
sche, römische,  französische,  spanische  und  italieni- 
sche Pikotten,  resp.  Pikott-Pikotten  eingetheilt.  Die 
3  letzteren  haben  ausser  der  Randzeichnung  1,  2 
oder  3  Paar  sogenannter  Henkel.  Die  mehrfarbi- 
gen Dubletten   führen   die  Namen   Bizarden. 

Feuerfaxe  und  Flammantenv  heissen  die 
Sorten,  wo  die  Grundfarbe  in  dem  breit  gefärbten 
Rande  strahlenförmig  sich  verläuft.  DieFameusen 
haben  die  Zeichnung  nur  auf  der  obern  Fläche  der 
Blumenblätter,  doch  so,  dass  der  Rand  in  der  Regel 
in  einer  Linie  und  mehr  nur  in  der  Grundfarbe  er- 
scheint, die  Zeichnung  demnach  mehr  in  der  Mitte 
des  Blumenblattes  sich  kundgibt.  Man  nennt  sie 
wohl  auch  Kelch-,  die  feuerfarbigen  hingegen  Rand- 
tusch-Nelken. 

Wir  kehren   zu  den  Zwerg-Nelken  von  Verviers 


zurück  und  hören,  was  der  Verfasser  oben  erwähn- 
ter Abhandlung  sagt.  Um  die  Sorte  sich  rein  zu 
erhalten,  verlangt  er  häufig  neue  Aussaaten,  da  die 
alten  Sorten  in  der  Länge  der  Zeit  mehr  oder  we- 
niger zurückgehen  oder  wenigstens  allmählig  schlech- 
ter werden.  Am  Häufigsten  verliert  sich  das  reine 
Weiss.  Aus  den  vierfarbigen  werden  schliesslich 
zweifarbige  mit  rosa  und  violett.  Auch  eine  reiche 
Humus-Erde  verschlechtert  gute  Blumen.  Man  kann 
sich  davon  überzeugen,  wenn  man  Pflanzen  mit  aus 
diesem  Grunde  zurückgegangenen  Blumen  in  eine 
zusagende  Erde  bringt,  wo  man  jene  allmählig  wie- 
der  besser  erhält. 

Man  soll  sich  den  Samen  selbst  erziehen  und 
wählt  sich  zu  diesem  Zwecke  die  kräftigsten  Exem- 
plare, an  denen  man  nur  einen  Stengel  und  an 
diesen  3  Blumen  lässt.  Von  diesen  muss  jede  etwa  14 
oder  15  Blätter  einschliessen.  Die  Töpfe  zur  Sa- 
mengewinnung stellt  man  an  eine  Mauer  und  schützt 
sie  ausserdem  daselbst  bei  regnerischen  oder  sehr 
heissen  Tagen  durch  ein  Leinwanddach.  Für  ge- 
höriges Giessen  muss  man  tägfich  Sorge  tragen. 
Bei  sehr  gefüllten  Blumen  thut  man  gut,  selbst  zu 
befruchten  und  das  eine  oder  andere  Blatt  in  der 
Nähe  des  Pistills  zu  entfernen,  damit  die  Luft  leich- 
ter bis  zur  Basis  desselben   dringen  kann. 

Bei  der  künstlichen  Befruchtung  wird  darauf 
aufmerksam  gemacht,  dass  die  3  primitiven  Farben: 
gelb,  blau  und  roth,  nicht  allein  bei  der  Mischung 
von  Farben  braun  geben,  sondern  dass  dieses  auch 
der  Fall  ist,  wenn  eine  gelbe  Nelke  mit  dem  Blu- 
menstaube  einer  violetten  (also  blau-rothen)  befruch- 
tet wird.  Anders  verhält  es  sich  aber,  wenn  die 
Mutterpflanze  roth  blüht.  Nicht  minder  wichtig  ist 
die  Zeit,  wo  die  Narbe  am  meisten  empfindlich  ist 
und  turgescirt.  Die  Zeit  von  8  Uhr  des  Morgens 
bis  Nachmittags  gegen  2  Uhr  möchten  die  geeignet- 
sten Stunden  sein.  Auch  ist  Blumenstaub  von  frem- 
den Pflanzen   dem   derselben  vorzuziehen. 

Zu  Aussaaten  nimmt  man  nur  1  oder  1^  Jahre 
alten  Samen  und  säet  ihn  in  hölzerne  viereckige 
oder  runde  Kübel  von  über  ^  Fuss  Tiefe,  welche, 
nachdem  sie  zuvor  unten  durch  Scherben  mit  ge- 
hörigem Abzug  versehen  sind,  mit  einer  Lage  alten 
Pferdemist  von  4  Zoll  Stärke  und  darauf  ein  Zoll 
hoch  gut  gesiebter,  lehm-kieselhaltiger  Erde  ausge- 
füllt werden.  Die  Samen,  werden  einzeln  mit  ge- 
gen 1  Zoll  Pmtfernung  auf  die  Oberfläche  gelegt 
und  leicht  angedrückt,  worauf  wiederum  eine  nur 
schwache  (aber  doch  5  Linien  dicke)  Schicht  guter 
Kompost-Erde  darauf  gestreut  wird.  Nun  erst  wird 
mit  einer  feinen   Brause  befeuchtet. 

Die  Gefässe  können  der  unmittelbaren  Sonne 
ausgesetzt  werden,  wenn  diese  nicht  zu  heiss  brennt. 
Ebenso    bedürfen    sie    des    Schutzes    gegen    Regen. 


S98 


Sobald  die  Pflänzchen  6  Blätter  haben,  werden  sie 
in's  Freie  pikirt*)  und  zwar  gegen  6  Zoll  aus- 
einander. 

Die  Blüthezeit  tritt  erst  im  zweiten  Jahre  ein, 
bis  wohin  die  jungen  Pflanzen  viel  »Sorge  verlan- 
gen. Es  wäre  daher  sehr  wichtig,  wenn  man  wis- 
sen könnte,  welche  Exemplare  gefüllt  und  welche 
einfach  blühen?  Nach  dem  Bulletin  der  Gartenbau- 
Gesellschaft  des  Cantal  geben  Pflänzchen,  welche 
mit  1(?)  Blatt  keimen,  nur  einfache,  die  mit  2  hin- 
gegen halb-,  die  mit  4  Blättern  endlich  sehr  ge- 
füllte Blumen.  Im  2.  Jahre,  wo  die  jungen  Pflan- 
zen von  Neuem  umzusetzen  sind,  müssen  sie  eine 
Entfernung  von  fast  1  Fuss  bekommen  und  in  ihrer 
aufrechten  Stellung  durch  Stäbe  erhalten  werden. 
Eigentlich  darf  man  nur  einen  Blütlienstengel  an 
jeder  Pflanze  lassen.  Nur  während  der  4  oder  5 
helssesten  Stunden  des  Tages  wird  ein  leichtes,  am 
besten  Segeltuch  darüber  gespannt,  jedoch  nur  wäh- 
rend der  Zeit,  wo  die  Knospen  sich  zeigen.  Nur 
die  von  diesen  sind  zu  erhalten,  welche  besonders 
nach  oben  eine  walzenförmige  Gestalt  haben;  die 
zu  dünnen,  aber  auch  die  zu  dicken,  weil  letztere 
leicht  platzen,   sind   hinwegzunehmen. 

Will  man  die  Pflanzen  in  Töpfe  bringen,  so  ist 
eine  lehmig-kieselige  Wiesenerde  die  beste  Mischung, 
welche  aber  vorher  gehörig  gesiebt  werden  niuss, 
damit  sie  möglichst  locker  und  porös  erscheint.  In 
der  Regel  hat  solche  Erde  ein  röthliches  Ausehen. 
Gut  ist  es,  wenn  sie  ein  Jahr  lang  vorher  in  einem 
Schuppen  ausgesetzt  werden  kann,  oder  auch  in 
einem  Keller.  Am  besten  mischt  mau  sie  dann 
noch  mit  einem  Drittel  guter  Humus-Erde.  Wäh- 
rend die  Erde  ruhig  liegt,  kann  man  sie  auch  von 
Zeit  zu  Zeit  mit  Abtritts-Jauche  begiessen  und  alle 
Monate  durcharbeiten,  damit  alle  Theile  eine  Gleich- 
heit erhalten.  So  lange  die  Pflanzen  sich  im  freien 
Grunde  befinden  und  der  Boden  ist  zu  streng,  so 
kann  man  hier  ebenfalls  mit  Sand  und  etwas  zer- 
setztem Mist,  aber  aucli  mit  Hornspähnen  oder  ähn- 
hchen  thierischen  Abfällen  verbessern.  In  Verviers, 
wo  die  meisten  Arbeiter  eifrige  Nelkeuzüchter  sind, 
nehmen  diese  auch   eine  kräftige  Schlamm-Erde. 

Am  besten  sind  Töpfe,  welche  bei  7i,  Zoll  Höhe 
oben  einen  Durchmesser  von  kaum  5f,  unten  von 
3f  Zoll  besitzen.  Damit  sie  nicht  zu  porös  sind, 
lässt  man  sie  einen  vollen  Tag  in  trübem  Wasser 
oder  Kalkmilch  stehen.  Am  liebsten  hat  mau  die 
Nelken  auf  terrassenförmigen  Gestellen,  wo  man  die 
Töpfe  zu  verdecken  sucht.  Zwischen  diese  selbst 
legt  man  Moos,  um  die  Feuchtigkeit  länger  zu  er- 
halten. 


*)    Das    möchte    doch    bei    uns,    wenigstens    im    Nordosten 
Deutschland'»,  misslich  sein.  Die  Red. 


Die  Vermehrung  durch  Ableger  ist  dieselbe,  wie 
bei  uns,  braucht  also  weiter  keine  Auseinanderset- 
zung. Nach  3  und  4  Jahren  degeneriren  meist  die 
abgelegten  Pflanzen  und  man  thut  am  besten,  sie 
ohne  Weiteres  wegzuwerfen  und  sich  neue  heran- 
zuziehen. In  Lille  macht  mau  aus  gewalztem  Blei 
eine  Röhre  und  legt  in  dieser,  nachdem  man  sie 
natürlich  vorher  mit  Erde  gefüllt  hat,  ab.  Diese 
Art  Ableger  lassen  sich  am  Leichtesten  zum  Trans- 
port  benutzen. 

Man  hat  ausserdem  noch  eine  Veredlung,  die 
mehr  eine  Spielerei  darstellt.  Man  verdankt  sie 
einem  gewissen  Loisel  und  der  Zweck  ist,  Blumen 
von  verschiedenen  Sorten  auf  einer  Pflanze  zu  ha- 
ben. Man  unterdrückt  nämlich  an  einem  starken 
Stengel  alle  Knospen  bis  auf  2  oder  3  und  schnei- 
det von  einer  Sorte,  die  man  aufsetzen  will,  eine 
etwas  mehr  entwickelte  Blume  als  die  ist,  der  sie 
angefügt  werden  soll,  mit  einem  4,^  bis  9  Linien 
langen  Stiel  schräg  der  Länge  nach  ab,  um  sie  in 
einen  gleichen  Einschnitt  in  den  Stiel  der  Blume 
einer  andern  Pflanze  zu  stecken.  Hierauf  werden 
beide  mit  einem  Wollfaden  umwickelt  und  in  ihrer 
Lage  erhalten.  Nach  8  oder  10  Tagen  sind  die 
Wunden  vernarbt.  Auf  diese  Weise  kann  mau 
Pikotten,  Dubletten,  Fameusen  und  Feuerfaxe  an 
einer   Pflauze  haben. 


Die  Obstbaiiraziicht  in  Böhmen. 

Schon  seit  sehr  langer  Zeit  wurde  der  Obstbau 
in  Böhmen  gepflegt  und  noch  gehört  er  fortwährend 
zu  den  Hauptbeschäftigungen  der  dortigen  Landbe- 
wohner. Es  gibt  einzelne  Dörfer,  weiche  im  Obst- 
bau ihre  grösste  Einnahmen  erhalten.  Wie  in  man- 
chen Ländern  des  mittleren  Deutschlands  die  Päch- 
ter der  grösseren  und  kleinern  Güter  ihren  Pacht- 
zins aus  dem  Erlös  des  W^eizens  oder  der  Oelfrucht 
bestreiten,  so  findet  dieses  in  manchen  Gegenden 
Böhmens  durch   den   Verkauf  des   Obstes  statt. 

Die  grösste  Ausfuhr  geschieht  nach  dem  Nor- 
den, wohin  die  grosse  Wasserstrasse  führt.  Die 
Eisenbahnen  sind  für  Obst  noch  zu  theuer;  so  lange 
auf  ihnen  das  Obst  nicht  gleich  den  Landesproduk- 
ten gehalten  und  nicht  um  bedeutend  billigere  Preise 
verführt  wird ,  bleiben  die  Eisenbahnen  allein  ein 
Transportmittel  für  die  feineren  Sorten.  Nur  die 
Wasserstrassen  können  von  Böhmen  aus  für  W^irth- 
schafts-Obst  benutzt  werden.  So  viel  auch  Obst 
in  Böhmen  gebaut  und  viel  Geld  dafür  eingenom- 
men wird,  so  wüi-de  man  doch  noch  weit  mehr  bauen 
können  und  weit  grössere  Erträge  von  seinem  Obst- 
bau haben;  es  würde  in  guten  Obstjahren  nicht  so 
viel  zu   Grunde  gehen,  als   es  wirklich  der  Fall  ist, 


399 


wo  es  selbst  vorkommt,  dass  das  Vieh  und  vor  Al- 
lem die  Sfliwelne  nicht  einmal  den  Ueberfluss  auf- 
zehren können,  wenn  bessere  Abzugsqiiellen  vor- 
handen wären.  Es  müsste  ein  Hauptaugenmerk  der 
böhmischen  Regierung  sein,  auf  Verminderung  der 
Fahrpreise  auf  den  Eisenbahnen  für  Obst  hinzu- 
wirken. Jetzt  wo  auch  Böhmen  immer  mehr  in 
den  Kreis  der  Eisenbahn -Verbindungen  gezogen 
wird  und  Gegenden  daselbst  dem  grossen  Markte 
eröffnet  werden,  die  bisher  verschlossen  waren,  ist 
es  um  so  mehr  angezeigt.  Der  Nordosten  Deutsch- 
lands erhält  zwar  bereits  sehr  viel  böhmisches  Obst, 
sein  Bedarf  ist  jedoch  damit  noch  keineswegs  völlig 
befriedigt.  Man  nniss  bedenken,  dass  nicht  alles 
Obst,  was  daiiin  kommt,  auch  daselbst  verzehrt 
wird.  Sehr  viel  wird  weiter  verführt,  da  vor  Allem 
die  3  skandinavischen  Reiche  und  ebenso  Russland 
sehr  viel  Obst  aus  dem  Nordosten  Deutschlands  er- 
halten. 

In  keinem  Lande,  selbst  nicht  In  Württemberg, 
wird  der  Obstbau  so  rationell  betrieben  und  von 
der  Regierung  so  unterstützt,  als  in  Böhmen.  Vor 
Allem  sieht  man  darauf,  dass  die  Jugend  schon 
zeitig  dafür  Liebe  erhält  und  Obstbäume  zu  be- 
handeln versteht.  Jede  Schule  hat  ein  Stück  Land 
angewiesen  erhalten,  wo  Obst  gebaut  wird  und  wo 
die  Kinder  auf  dem  Lande  in  der  Behandlung  des 
Obstbaumes  Unterricht  erhalten.  Da  jeder  Bauer 
wenigstens  einige  Obstbäume  besitzt,  so  kann  der 
Knabe  auch  seine  Kenntnisse  alsbald  in  Anwendung 
bringen.  Er  selbst  wächst  mitten  im  Obstbau  auf 
und  dieser  gehört  zu  den  täglichen  Beschäftigungen 
des  Landbewohners. 

Daraus  geht  ferner  hervor,  dass  in  Böhmen  kein 
Rain,  kein  Abhang  oder  irgend  eine  sonst  nicht  zu 
benutzende  Stelle  auf  dem  Lande  vorhanden  ist, 
wo  nicht  einige  Obstbäume  gepflanzt  sind.  Chaus- 
seen und  Wege  hat  man  mit  Obstbäumen  ge- 
schmückt, die  den  Gemeinden   oder  Gutsherren   eine 


nicht  unbedeutende  Obsteriidte  geben.  Freilich 
macht  man  es  nicht,  wie  oft  bei  uns,  wo  man  die 
Bepflanzung  der  Wege  dem  Mindestfordernden  über- 
trägt, der  dann  alle  schlechten  Bäumchen,  gleich 
viel  Früh-  und  Spät-Sorten,  aufkauft  und  sie  neben 
einander  pflanzt.  Abgesehen  davon,  dass  die  Hälfte 
der  Bäumchen  und  mehr  alsbald  zu  Grunde  geht, 
verlangen  die  zu  verschiedenen  Zeiten  reifenden 
Sorten  eine  kostspielige  Bewachung  oder  das  Obst 
wird,  wenn  dieses  nicht  geschieht,  gestohlen.  Und 
da  wundert  man  sich  noch,  wenn  dergleichen  ver- 
kehrte Anpflanzungen   nicht  lohnen! 

In  Böhmen  zieht  man  sich  die  Obststänimchen 
zu  diesem  Zwecke  selbst  heran  oder  trift't  doch  beim 
Ankauf  eine  bestimmte  Auswahl.  Nur  wenige  und 
dann  immer  zugleich  reifende  Sorten,  von  denen 
man  auch  weiss,  dass  sie  gedeihen,  werden  in  gros- 
ser Menge  angepflanzt,  so  dass  dann  das  erhaltene 
Obst,  weil  es  in  Massen  ausgeführt  werden  kann, 
den   Transport  lohnt. 

In  Böhmen  gehört  der  Obstbau  zu  den  ländli- 
chen Beschäftigungen  des  Bauers  sowohl,  als  des 
Gutsbesitzers.  Man  pflanzt  auch,  besonders  an  Ber- 
gen und  Hügeln,  sowie  an  schräg-liegenden  Grund- 
stücken Obst  mit  Brachfrüchten  und  selbst  mit  Ge- 
treide. Freilich  haben  dann  die  Bäume  eine  gehö- 
rige Entfernung;  man  lässt  sie  nicht  gross  werden 
I  imd  hält  sie  luftig,  d.  h.  man  holzt  sie  gehörig  aus, 
i  so  dass  Licht  und  Luft  von  allen  Seiten  zu  können 
j  und  die  Bäume  den  Feldfrüchten  nicht  zu  viel  Schat- 
ten bringen.  Birnen,  weil  diese  in  der  Regel  zu 
dicht  wachsen  und  auch  zu  gross  werden,  vermeidet 
man  deshalb  ganz.  Es  wird  unter  solchen  Umstän- 
den nicht  auffallen,  wenn  trotz  der  Obstbäume  der 
Ertrag  der  Unterfrüchte,  ausgenommen  bei  Roggen 
und  Weizen,   nicht  geringer  ist. 

Wir  lassen  hier  eine  Tabelle  folgen,  um  zu 
zeigen,  welche  Ausdehnung  der  Obstbau  in  Böh- 
men  hat: 


Kreis. 


Baumschulen 
für  die  Schuljugend. 


Zahl 
der  Schulen. 


Zahl  der 
Obstbäume. 


in  Gärten. 


Obstbäume 

auf  Hutweiden 
u.  öden  Plätzen. 


auf  Wegen 
und  Alleen. 


Gesammtzahl 

der  Obstbäume. 


Budweiser  . 
Bunzlauer  .  . 
Chrudimer  .  . 
Czaslauer  .  . 
Egerer  .  .  .  . 
Gitschiner  .  . 
Königgrätzer  , 
Leitmeritzer 
Pilsener  .  .  . 
Piseker  .  .  .  . 
Prager  .  .  .  . 
Saazer  .  .  .  . 
Taborer     .   . 


100 
124 
133 
150 
169 

58 
164 
110 
146 

50 
117 
165 

99 


51,703 
18,768 
39,127 
57,270 
25,186 
7,427 
21,886 
43,941 
46,362 
26,052 
54,810 
64,867 
22,402 


598,523 

604,571 

985,859 

630,511 

316,716 

992,595 

664,030 

1,807,520 

462,766 

384,752 

2,274,989 

1,074,182 

421,840 


25,133 
124,868 

90,518 
119,574 

3 1 ,428 
112,616 
124,728 
204,762 
107,645 

89,732 
382,542 
407,092 

80,500 


44,073 
116,221 
143,952 
184,798 

42,678 
303,932 
162,109 
381,143 
191,705 
101,921 
220,460 
220,460 
132,197 


719,432 
864,428 

1,259,456 
992,153 
416,008 

1,416,569 
972,753 

2,437,366 
808,478 
602,457 

3,045,504 

1,766,601 
656,939 


Zusammen 


1,585 


479,801 


11,218,857 


1,901,137 


2,358,352 


Das  Areal  beträgt:  das  Schulbaunigehölz  166  österr.  Joch  und  Bruchtheile ;  die  Gärten  unbekannt: 
öden  Plätze   14,836  österr.  Joch. 


I  15,958,144 

die  Hutweiden  und 


400 


Scheydecker's  und  Grube's 

Anleitung  zum  Obstbaumschnitt   und  zur  Rebenzucht. 

Ein  alter  Praktiker  und  ein  junger,  aucli  theo- 
retisch gebildeter  Gärtner  sind  zusammengetreten, 
um  eine  Anleitung  zum  feinem  Obstbau  zu  geben 
und  haben  unserer  Ansicht  nach  ihre  Aufgabe  ziem- 
lich gelöst.  Neues  sucht  man  allerdings  vergebens; 
in  dein  gebräuchlichen  Verfahren  liegt  aber  so  viel 
Gutes,  dass  Jedermann,  der  dieses  in  Anwendung 
bringt,  auch  Resultate  erzielt.  Eben  deshalb  ist 
das  auch  nur  wenige  Bogen  starke  und  für  15Sgr. 
käufliche  Buch  allen  denen  zu  empfehlen ,  die  sich 
selbst  beiehren  und  etwas  feinern  Obstbau  treiben 
wollen.  Doch  möchten  auch  auf  dem  Lande  erzo- 
gene Gärtner,  welche  wenig  oder  gar  keine  Gele- 
genheit haben,  zu  sehen,  wie  man  mit  dergleichen 
künstlichen  Formen  unserer  Obstbäume  umgeht,  das 
Büchelchen   benutzen. 

Die  Schreibart  ist  fasslich  und  kurz.  Dadurch, 
dass  eingedruckte  Holzschnitte  die  Erklärung  der 
Manipulationen  erläutern,  ist  zum  Verständniss  viel 
gewonnen.  Nach  einer  kurzen  Einleitung  gehen 
die  Verfasser  auf  den  speziellen  Obstbaumschnitt 
über.  Da  dieser  beim  Pfirsichbaume  wohl  am  mei- 
sten ausgeführt  und  rationell  betrieben  wird,  so  ist 
auch  mit  der  Belehrung,  wie  dieser  hinsichtlich  des 
Schnittes  zu  behandeln  sei,  begonnen,  und  zwar  mit 
einer  gewissen  Ausführlichkeit,  wie  sie  bei  den  übri- 
gen Obstarten  nicht  gegeben  ist.  Natürlich  wird 
dann  immer  zurückgewiesen. 

Es  folgen  nun  der  Aprikosen-,  Kirsch-  und  der 
Pflaumenbaum.  Beim  Kernobst  wird  zunächst  auf 
die  Verschiedenheit  des  Wachsthumes  der  Frucht- 
triebe hingewiesen,  ein  sehr  wichtiger  Umstand,  dem 
in  der  Kegel  gar  nicht  genug  Rechnung  getragen 
wird.  Eben  deshalb  hätten  wir  auch  gewünscht, 
dass  dem  Biru-  und  Apfelbaum-Schnitt  doch  etwas 
mehr  Ausführlichkeit  gewidmet  wäre.  Grade  jetzt, 
wo  auch  bei  uns  Birn-  und  Apfel-Pyramiden,  Cor- 
dons  u.  s.  w.  von  Liebhabern  behandelt  werden, 
wäre  dieses  von  mehr  Nutzen  gewesen.  Es  gilt 
dieses  auch  von  der  Weinrebe,  wo  eigentlich  nur 
die  Zucht  der  Tafeltrauben  in  Schnurform  (Cor- 
dons)   gegeben   ist. 

Zum  Schluss  werden  noch  einige  Worte  über 
Krankheiten  der  Obstbäume  gesagt,  worauf  ein  Ver- 
zeichniss  der  zu  empfehlenden  Sorten  des  verschie- 
denen Obstes  gegeben  ist.  Der  Pfirsichen  möchten 
zu  viel  genannt  worden  sein  und  hätte  man  sich, 
um  die  Auswahl  nicht  zu  erschweren,  auf  einige 
wenige  beschränken  sollen. 


Wiffiam  £ö6c's 
künstliche  Düiigmittel  und  Komposte. 

Dieses  kleine  Schriftchen  des  Redakteurs  der 
illustrirten  landwirthschaftlichen  Zeitung  lehrt,  wie 
die  künstlichen  Dünger  und  Komposte  anzufertigen 
sind  und  kommt  damit  einem  längst  gefühlten  Be- 
dürfnisse entgegen.  Grade  der  Gärtner  ist  bei 
seinen  kleinen  Kulturen  selbst  noch  mehr  darauf 
hingewiesen,  als  der  Landwirth ;  er  kann  die  erhal- 
tenen Resultate  viel  genauer  beobachten.  Intelli- 
gente Gärtner  wissen  dieses  und  halten,  wie  wir 
es  in  Erfurt  in  einigen  grösseren  Etablissements  ge- 
sehen haben,  stets  künstliche  Dünger,  die  sie  sich 
selbst  angefertigt  haben,   bereit. 

Nachdem  der  Verfasser  im  Allgemeinen  sich 
über  den  Werth  der  künstlichen  Dünger  ausge- 
sprochen, Anweisung  gegeben,  die  im  Allgemeinen 
so  wenig  rationell  benutzten  Kloakenstoffe  dazu  zu 
verwenden,  und  endlich  eine  Kontrole  der  käuflichen 
gegeben,  geht  er  zu  einzelnen  Düngmitteln  über. 
Nicht  weniger  als  118  werden  näher  beschrieben. 
Darunter  befinden  sich  mehre,  die  früher  als  Ge- 
heimmittel und  um  hohe  Preise  verkauft  wurden, 
die  man  sich  aber  für  wenig  Geld  und  mit  geringer 
Mühe  selbst  anfertigen  kann.  Dankenswerth  ist  die 
Angabe,  zu  welchen  Zwecken  der  eine  oder  andre 
Dünger  am   besten   verwendet  werden  kann. 


Cichorlaceotlieca. 

Von  G.  H.  S  c  hu  1  tz -B  i  ponti  nns. 

Zu  meiner  in  „Bonplandia  1863"  (S.  330  bis 
332)  angezeigten  Sammlung  getrockneter  Cicho- 
riaceen  (103  Nummern  mit  einem  bis)  habe  ich 
ein  Supplement  (p.  104  bis  125)  gratis  nachgelie- 
fert, in  welchem  wieder  viele  seltene  und  kritische 
Arten  mit  dem  nöthigen  Texte  enthalten  sind;  unter 
anderen :  Hieracium  pyrenaicum  AI.  Jord.,  JI.  go- 
thicum  Fries,  H.  tridentatum  Fries,  Pilosella  prae- 
alta  var.  Ziziana  und  Bauhini,  Pil.  Rothiana,  Pil. 
Villarsii,  Pil.  Hestleri  vom  klassischen  Standorte  bei 
Eichstädt,  Brachyderaea  Nicaeentis,  Lactucopsis  Plu- 
mierii,  Picris  auriculata.  Von  dieser  zum  Studium 
der  Cichoriacecn  unentbehrlichen  Sammlung  sind 
noch  einige  vollständige  Exemplare  zum  Preise  von 
16  Thalern  (28  fl.  rhein.)  vorräthig  und  können 
gegen  Einsendung  des  Betrages  oder  durch  Post- 
Nachnahme  versendet  werden. 


Verlag   von  Karl  Wiegandt  in  Berlin, 
KoramaudaQteD-Strasse  Ko.  62. 


Druck  der   C.  Feis ter'sclien  Buchdruckerei   in  Berlin, 
ZietenPIatz  No.  2. 


Woehensclirift 


Vereines  zur  Beförderung  des  Garteiibciues  in  den  Köiiigl.  Preussisclien  Staaten 

für 

Gfärtiierei  und  Pflanzenkunde« 

Redakteur : 
I*i"ofessox*  33r-  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  51. 


Berlin,  den   24.  Dezember 


1864. 


Preis  des  Jahrganges  5^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel ,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch -österreichischen  Post- Vereines. 

Inhalt;      Cirkular- Verfügung  über  die  Beförderung  der  Obstkultur  durch  die  landwirthschaftlichen  Akademien.  —  Cordyline  indi- 

visa  Vera  ( aureo-lineata )    aus  Samen  gezogen.  —    Neue  Waldreben-Blendlinge.  —  Montanoa  und  Uhdea,  nebst  histori- 
schen Notizen  über  Blattpflanzen  überhaupt.  (Schluss).  — •  N  e  u  m  a  n  n '  s  moderne  Anlage  des  Gartens  am   Hause. 

Donnerstag,  <1cn  3'J.  tl.  DI.,  Abends  7  llir,  iinilet  in  «ler  Mulinung  des  (ieneral-Sckrclitrs  eine  Sitznng  des  Blnmen- 
Anssclinsscs,  Freitag,  den  SSO.,  um  dieselbe  Zeit,  eine  Sitzung  des  Obst-Aussclinsscs  statt.  Jedem  Dlitgliede  steht  die  Theil- 
nahmc  freij   es   »ird  sugar  gen  Anseht,    dass  man  .sich  zahlreich  einfindet,   um  vorliegende  Clegenstiinde  zn  besprechen. 


Cirknlar-Verfiigiiiig 

über  die  Beförderung  der  Obstkultiir  durch  die 
lanbmivtljfdjiiftlirljfn  ^lia^niiirn. 

Es  miiss  dem  Vereine  zur  Beförderung  des  Gar- 
tenbaues in  Berlin  eine  Genugthiiung  seines  Stre- 
bens  sein,  sobald  er  sieht,  dass  dieses  zu  Resultaten 
führt.  Mehrmals  ist  schon  darauf  hingewiesen,  wel- 
chen Aufschwung  der  Obstbau  seit  der  Zeit,  wo  die 
erste  Versammlung  deutscher  Poniologen,  Obst-  und 
Gemüsezüchter  in  Naumburg  a.  d.  S.  auf  seinen  Ruf 
zusammentrat,  nicht  allein  in  Preussen,  sondern 
durch  ganz  Deutschland  erhalten  hat.  Auch  von 
oben  herab  ist  die  Bedeutung  des  Obstbaues  in  na- 
tional-ökonomischer Hinsicht  erkannt;  wir  können 
für  den  Obstbau  einer  besseren  Zukunft  entgegen- 
sehen,  denn   bereits  sind   die  ersten  Schritte  gethau. 

Wir  sind  fern  davon,  von  dem  Staate  zu  ver- 
langen, dass  er  ohne  Weiteres  den  Obstbau  und 
seine  Förderung  in  die  Hand  nimmt,  wir  wünschen 
nur,  dass  er  ihm  die  nöthige  Aufmerksamkeit  widme 
und  dann  auch,  dass  er  ihm  die  Unterstützung,  so 
wie  die  Aufhülfe  angedeihen  lasse,  die  dieser  zu  sei- 
ner weitern  Entwickelung  bedarf.  Alles  Uebrige  ist 
dem  Einzelnen  oder  auch  den  Vereinen  zu  überlas- 
sen; diese  selbst  dürfen  in  ihren  Ausführungen  nicht 
beschränkt  werden.  Es  gibt  so  Manches,  wo  der 
Einzelne  nichts  oder  wenig  vermag,  der  Staat  mit 
Nachdruck  aber  aufhelfen  kann.  Wir  wollen  bci- 
sj)ielsweise  nur  den  Transport  auf  Eisenbahnen  in's 


Auge  fassen,  ferner  an  die  herzustellenden  Kommu- 
nikationswege, an  gute  Gelegenheit,  Belehrung  sich 
zu  verschaffen ,  an  Obstgärten  mit  Standbäumen 
u.  s.  w.   erinnern. 

Wir  geben  hier  die  eben  ausgegebene  Cirkular- 
Verfügung  des  landwirthschaftlichen  Ministeriums 
und  erlauben  uns,  dann  nur  noch  einige  Worte  hin- 
zuzufügen. 

Euer  pp.  übersende  ich  im  Anschluss  ein 
Exemplar  des  Berichts  über  die  im  Oktober  v.  J. 
in  Görlitz  stattgehabte  vierte  allgemeine  Ver- 
sammlung deutscher  Pomologen,  Obst-  und  Ge- 
müsezüchter und  die  damit  verbunden  gewesene 
Ausstellung  behufs  der  Kenntnissnahme  und  Ein- 
reihung in  die  BibHothek  der  dortigen  Akademie. 
Ich  glaube  mich  Euer  pp.  Zustimmung  zu 
der  Ansieht  versichert  halten  zu  dürfen,  dass  die 
Förderung  der  Obstkultur  von  grossem  volks- 
wirthschaftlichen  Interesse  ist,  und  dass  es  mit 
zu  den  Aufgaben  der  landwirthschaftlichen  Aka- 
demien gehört,  auch  diesen  Zweig  der  Land- 
wirthschaft  zu  pflegen,  und  sich  zur  Erreichung 
dieses  Zweckes  die  Verbreitung  nicht  nur  der 
Kenntniss  von  der  Behandlung  des  Obstbaumes 
und  des  Obstes,  sondern  auch  die  von  besonders 
zutragenden  und  wohlschmeckenden  Obstsorten 
angelegen  sein  zu  lassen.  Was  in  dieser  Rich- 
tung bisher  Seitens  der  landwirthschaftlichen  Aka- 
demien geschehen,  ist  allerdings  nicht  von  gros- 
ser Erheblichkeit  und  kommt  namentlich  der 
Wirksamkeit    einer    süddeutschen    Akademie    auf 

51 


402 


diesem  Gebiete  nicht  gleich.  Ich  hege  aber  den 
Wunsch,  dass  die  Preussischeu  landwirthschaft- 
lichen  Altademien  fortan  dieser  Autgabe  ihre 
Aufmerksamkeit  in  erhöhtem  Masse  zuwenden 
mögen,  was  zunächst  die  Pflicht  des  Direktors 
lind  des  akademischen    Gärtners   sein  wird. 

Die  Mittel  dazu  bieten  der  Garten  und  die 
Baumschule  der  Akademie.  Es  wird  zunächst 
darauf  ankommen,  hier  diejenigen  Obstsorten  zu 
ziehen,  welche  entweder,  als  besonders  zutragend 
und  von  den  Witterungs- Einflüssen  weniger  ab- 
hängig, erprobt,  oder  wegen  ihrer  vorzüglichen 
Eigenschaften  auf  den  pomologischen  Versamm- 
lungen zu  Anbau-Versuchen  empfohlen  worden 
sind.  Es  wird  ferner  die  Aufgabe  des  akademi- 
schen Gärtners  sein,  durch  die  Kultur  möglichst 
vieler  und  verschiedenartiger  Obstsorten  festzu- 
stellen, für  welches  Klima,  welchen  Standort, 
welche  Bodenbeschaffenheit  u.  s.  w.  die  einzelnen 
Arten  sich  am  besten  eignen;  welche  Arten  am 
seltensten  einer  Missernte  ausgesetzt  sind  und 
welche  am  meisten  zuzutragen  pflegen,  welche 
besondere  Eigenschaften  hinsichtlich  des  zeitigen 
oder  späteren  Eintrittes  der  Reife,  der  Dauerhaf- 
tigkeit der  Frucht  und  dergl.  m.  jeder  einzelnen 
Art  beiwohnen,  und  welche  besondere  Regeln 
bei  der  Kultur  der  einzelnen  Arten  etwa  zu  be- 
achten sind.  Ueber  alle  diese  Fragen  nuiss  den 
Obstzüchteru,  welche  sich  an  die  Akademie  imd 
deren  Gärtner  wenden,  nicht  nur  bereitwillig  Aus- 
kunft und  Belehrung  gegeben,  sundern  es  müssen 
ihnen  auch  auf  ihren  Wunsch  diejenigen  Obst- 
sorten möglichst  bezeichnet  werden,  welche  sich 
zum  Anbau  für  sie  besonders  eignen.  Die  bes- 
seren und  besonders  enipfehlenswerthen  Sorten 
müssen  wo  möglich  immer  in  reicher  Zahl  in  jun- 
gen gesunden  Stänuncheu  vorräthig  gehalten  wer- 
den und  verkäuflich  sein.  Auch  wünsche  ich, 
dass  der  Gärtner  der  Akademie  sich  an  den  Ver- 
handlungen der  pomologischen  Versammlungen 
lebhaft  betheihge  und  die  von  ihm  gesammelten 
Erfahrungen  dort  zur  Kenntniss  der  Obstzüchter 
bringe;  die  Mittel  zur  Beiwolmung  solcher  Ver- 
sammlungen werde  ich  den  betrefi'enden  Beamten 
auf  rechtzeitigen  Antrag   nicht  versagen. 

Nicht  minder  hat  der  Gärtner  der  landwirth- 
schaftliehen  Akademien  sieh  die  Ausbildung  von 
Obstgärtnern  zur  Aufgabe  zu  machen.  Es  ist 
nicht  zu  verkennen,  dass  die  Kenntniss  einer  ra- 
tionellen Behandlung  des  Obstbaumes  und  des 
Obstes  noch  wenig  verbreitet  ist,  und  dass  es 
besonders  an  tüchtigen  Obstgärtnern  felilt.  Euer  pp. 
empfehle  ich  deshalb,  alljährlich  im  Garten  und 
in  der  Baumschule  der  Akademie  einen  Kursus 
über  die  Behandlung,  den  Schnitt,  die  Veredlung 


des  Obstbaumes  u.  s.  w.  unentgeldlich  halten  zu 
lassen,  ausserdem  aber  die  Aufnahme  von  Lehr- 
lingen zu  fördern,  welche  sich  behufs  einer  gründ- 
licheren Erlernung  der  Obstbanmzucht  längere 
Zeit  dort  aufhalten  wollen.  Darüber,  wie  diese 
Zwecke  zu  erreichen,  und  welche  Einrichtungen 
dazu  etwa  noch  erforderlich  sind,  sehe  ich  Euerpp. 
Vorschlägen   entgegen. 

Unentbehrlich  wird  dabei  allerdings  die  Ein- 
richtung eines  Obst-Mustergartens  sein,  in  welchem 
alle  als  empfehlenswerth  anerkannte  Obstsorten 
als  Stammbäume  zu  kultiviren  sein  würden,  und 
aus  dem  alljährlich  Edelreiser  in  möglichst  gros- 
ser Zahl,  vielleicht  unentgeldlich,  abgegeben  wer- 
den können.  Eine  der  vorneinulichsten  Bedin- 
gungen dieses  Mustergartens  würde  die  sichere 
Bestinnnung  der  darin  vorhandenen  Obstsorten 
sein,  dergestalt,  dass  die  Obstzüchter  mit  Sicher- 
heit darauf  zählen  könnten ,  aus  dem  Mustergar- 
ten  der  Akademie  nur  Obstsorten  mit  richtiger 
Bezeichnung  zu  erhalten.  Auch  würde  der  Gärt- 
ner der  Akademie  den  sieh  an  ihn  wendenden 
Obstzüchtern  zu  richtiger  Bestimmung  der  von 
ihnen  bereits  kultivirten  Sorten  nach  Kräften  be- 
hülflich  sein  müssen  und  sie  überhaupt  mit  sei- 
nem liath  jederzeit  bereitwilligst  zu  unterstützen 
haben. 

Bei  Einrichtung  eines  solchen  Mustergarteus 
wird  auch  die  französische  Kultur -Methode  des 
Obstes  nicht  ausser  Acht  zu  lassen  und  denjeni- 
gen, welche  sich  darüber  unterrichten  wollen,  Ge- 
legenheit zu  geben  sein,  auch  diese  Methode  und 
ihre  Eigenthümlichkeiten  in  der  Baumschule  der 
Akademie  kennen  zu  lernen.  Es  wird  daher  auch 
auf  die  Anlegung  von  Obstmauern  und  Spalieren 
in   geeigneter  Lage  Bedacht  zu  nehmen   sein. 

Es  empfiehlt  sich,  dass  über  die  zu  diesem 
Behuf  zu  machenden  Anlagen,  deren  Umfang, 
die  dazu  zu  benutzende  Oertlichkeit  u.  s.  w.  dem 
Departements -Eath  des  Ministeriums  bei  dessen 
nächster  Anwesenheit  auf  der  Akademie  von 
Euer  pp.  und  dem  Gartenvorsteher  Vorschläge 
gemacht,  und  die  zweck  massigste  Art  der  Aus- 
führung dargelegt  werde.  Ich  behalte  mir  dem- 
nächst die  weitere  Entscheidung  über  die  zu 
machenden  Vorschläge  vor. 

Berlin,   den   30.  November   1864. 

0tx  llliniifcr  für  bie  litnbuiivtl)fd}aftlid)fit  Aiigciciifnljfittn. 

voll  St'lfliow. 


Au  süinintliche  Direktoren  der 
landwirtlischaftlieheu    Akadeinien. 


403 


Zwei  Punkte  sind  es  besonders,  die  uns  in 
dieser  Verfügung  von  besonderer  Wichtigkeit  er- 
scheinen: die  Anlegung  eines  Mustergartens  und  der 
Unterricht.  In  mehrern  Staaten,  so  in  Hannover, 
Braunschweig,  Weimar  u.  s.  w.,  am  längsten  in  Ho- 
henheim  bei  Stuttgart,  sind  bereits  Mustergärten 
angelegt  worden;  in  Preussen  fehlen  sie  noch.  Wir 
haben  zwar  Private,  welche  zur  Feststelhmg  der 
Sorten  bereits  beträchtliche  Anpflanzungen  gemacht 
haben,  auch  eine  richtige  Nomenklatur  mit  grosser 
Sorgsamkeit  aufrecht  zu  erhalten  suchen;  alle  diese 
Gärten  von  Privaten  haben  aber  nur  die  Dauer  der 
Wirksamkeit  ihres  Besitzers.  Mit  deren  Tode  geht 
auch  die  beste  Sammlung  von  Stand  bäumen  allmäh- 
lig  wieder  zu  Grunde.  Was  mit  Mühe  und  Aus- 
dauer geschafft  wurde,  hört  damit  auf,  ferner  zu 
nützen.  Von  Christ  bis  auf  v.  Flotow  in  der 
neuesten  Zeit  haben  die  Baumschulen  der  tüchtig- 
sten Pomologen  mit  deren  Ableben  aufgehört.  An 
Stelle  der  Sicherheit  der  Namen  trat  alsbald  Un- 
sicherheit. Eine  weitere  unausbleibliche  Folge  war, 
dass  damit  auch  das  Interesse  für  den  Obstbau 
abnahm. 

Was  Anderes  ist  es  aber,  wenn  der  Staat  eine 
Sammlung  von  Obstbäumen  anlegt.  Stirbt  hier  der, 
dessen  Fürsorge  sie  anvertraut  wurde,  so  tritt  ein 
anderer  Fachmann  an  seine  Stelle  und  die  Baum- 
schule wird  nicht  veräussert.  So  kann  und  wird 
sie  fort  und  fort  die  Norm  für  die  Benennung  der 
Obstsorten  denen  sein,  welche  sich  belehren  wollen. 
Und  hat  man  sich  einmal  gewöhnt,  die  in  einer 
solchen  Sammlung  gebräuchlichen  Namen  sich  zur 
Eichtschnur  zu  nehmen,  so  wird  in  der  ganzen  Um- 
gegend sich  auch  sehr  bald  eine  richtige  Nomen- 
klatur für  die  Dauer  geltend  machen. 

Dass  ein  solcher  Mustergarten  den  bereits  beste- 
llenden Anstalten  angelehnt  wird,  hat,  abgesehen 
von  den  geringeren  Kosten,  auch  sonst  noch  manche 
Vortheile.  Die  landwirtiischaftlichen  Akademien  ha- 
ben eine  wissenschaftliche  (Grundlage;  sie  werden 
eben  deshalb  von  solchen  jungen  Leuten  besucht, 
welche  zum  allergrössten  Theil  später  die  Führung 
von  Gütern  selbständig  übernehmen.  Wie  in  Allem, 
was  Landwirthschaft  betrifft,  müssen  die  Gutsbe- 
sitzer auch  hinsichtlich  des  Obstbaues  mit  gutem 
Beispiele  vorangehen.  Sind  demnach  Mustergärten 
auf  den  Akademien  in  gutem  Zustande  und  wird 
der  Obstbau  daselbst  mit  Liebe  betrieben,  so  wird 
auch  die  studirende  Jugend  um  so  mehr  Interesse 
dafür  erhalten,  als  sie  auch  einsieht,  dass  der  Obst- 
bau selbst  rentabel   sein   kann. 

Die  Handelsgärtner  der  Provinz,  wo  eine  land- 
wirthschaftliche  Akademie  vorhanden,  sehen  sich 
schliesslich  gezwungen,  ihre  Baumschulen  hinsicht- 
lich  der  Nomenklatur  mit  der  des  Mustergartens  der 


Akademie  in  Einklang  zu  bringen.  Sie  verkaufen 
nur  richtig  benannte  Obstbäumchen;  Täuschungen, 
worüber  man  früher  so  sehr  klagte,  werden  nicht 
mehr  oder  doch  weniger  vorkommen.  Von  Jahr 
zu  Jahr  werden  bessere  Sorten  an  die  Stelle  der 
schlechteren  treten  und  neue  Anpflanzungen  entäte- 
hen.  Schliesslich  erhält  der  Obstbau  die  Bedeutung, 
welche  ihm    gebührt. 

Nicht  minder  wichtig  ist  es,  dass  die  Gärtner 
der  landwirthschaftlichen  Akademien  angewiesen  sind, 
mit  Rath  und  That  Jedem,  der  sich  belehren  will, 
an  die  Hand  zu  gehen.  Sie  müssen  selbst  kleine 
lleisen  in  der  Provinz  machen ,  um  sich  von  den 
Zuständen  in  den  verschiedenen  Kreisen  selbst  zu 
überzeugen;  denn  auch  die  Behandlung  des  Obst- 
baues liegt  leider  bei  uns  noch  gar  sehr  im  Argen. 
Die  akademischen  Gärtner  sollen  ferner  junge  Leute 
heranziehen.  Es  ist  eine  allgemeine  Klage,  dass  es 
zwar  Luxusgärtner  genug  gebe,  aber  an  Obst-  und 
Gemüsegärtnern  es  durchaus  fehle.  Dass  es  der 
guten  Luxüsgärtner  zu  viel  gebe,  darin  können  wir 
keineswegs  beistimmen.  Nicht  Alle,  welche  sich  so 
nennen,  verdienen  diesen  Namen.  Leider  werden 
Obst-  und  Gemüsebau  von  vielen  Gärtnern,  beson- 
ders auf  dem  Lande,  nicht  für  ebenbürtig  gehalten, 
obwohl  ein  rationell  betriebener  Obstbau  grade  viel 
Intelligenz  voraussetzt.  Leute,  welche  eine  noth- 
dürftige  Erziehung  auf  dem  Lande  erhalten  haben, 
wollen  leider  gar  zu  gern  den  vornehmen  Gärtner 
spielen  und  glauben,  dass  sie  dieses  seien,  sobald 
sie  Gewächshäuser  unter  ihrer  Aufsieht  haben  und 
den  Obstbau  ihren  Tagelöhnern   überweisen  können. 

Wenn  daher  junge  Leute,  welche  Lust  zum 
Obst-  und  Gemüsebau  haben,  auf  den  landwirth- 
schaftlichen Akademien  in  der  W^eise  erzogen  wer- 
den, dass  sie  die  Bedeutung  des  Obst-  und  Gemüse- 
baues begreifen,  auch  wirkliche  Liebe  für  diese  bei- 
den Zweige  besitzen,  dann  werden  sie  auch  als 
selbständige  Obstgärtner  auf  den  Gütern  mit  Stolz 
auf  ihre  Resultate  und  auf  andere  vornehmthuende 
Luxusgärtner  der  Provinz  blicken,  die  in  der  Re- 
gel weder  das  Eine  noch  das  Andere  richtig  ver- 
stehen, deren  Gärtnerei  deshalb  auch  in  einem  trau- 
rigen Zustande  sich  befindet.  Mit  diesem  Sölbst- 
gefühl  wirken  die  ersteren  aber  auch  auf  Andere; 
der  Obstbau  wird,  zumal  er  lohnend  ist,  eine  im- 
mer grössere   Verbreitung   finden. 

Doch  etwas  hätten  wir  noch  in  der  Cirkular- 
Verfügung  zu  finden  gewünscht.  Durch  die  4  all- 
gemeinen Versammlungen  deutscher  Pomologen,  Obst- 
und  Gemüsezüchter  haben  wir  eine  Reihe  von  Sor 
ten  kennen  gelernt,  die  zunächst  vor  Allem  anzu- 
bauen wären.  Wir  glauben  nicht,  dass  über  diese 
sich  noch  irgend  etwas  Neues  sagen  lässt.  Bevor 
wir  aber  während  der  nächsten  Pomologen -Ver- 
öl* 


404 


Sammlungen  mit  Empfehlungen  vorwärts  gehen, 
möchte  es  doch  gut  sein,  von  den  in  den  verschie- 
denen Ländern  und  Provinzen  gebauten  Sorten 
Keniitniss  zu  nehmen;  und  sollte  es  nur  deshalb 
sein,  um  damit  auch  eine  bessere  Einsicht  über  den 
Zustand  des  Obstbaues  überhaupt  zu  erhalten.  Man- 
che ausgezeichnete  Sorte,  von  der  man  einmal  weiss, 
dass  sie  unter  obwaltenden  Verhältnissen  gedeiht, 
steckt  noch  hier  und  da  verborgen;  ihre  Verbrei- 
tung ist  wünscheuswerth.  Es  würde  ein  Fehler 
sein,  wollte  mau  sie  verdrängen  und  nur  solche 
Obstsorten  anpflanzen,  die  während  der  Pomologeu- 
Versammlungen  empfohlen  wurden.  Umgekehrt  baut 
mau  in  allen  Provinzen  noch  viel  schlechtes  Obst, 
von  dem  man  doch  schliesslich  wünschen  müsste, 
dass  es  ausgerottet  würde.  Es  möchte  demnach 
auch  eine  sehr  wichtige  Aufgabe  der  akademischen 
Gärtner  sein,  alle  Sorten  ihrer  Provinz  kennen  zu 
lernen  und  sie  versuchsweise  anzubauen,  damit  man 
nicht  mit  dem  Schlechten  auch  das  Gute  hinweg- 
wirft. Freilich  ist  es  auch  hierzu  nothwendig,  dass 
der  Reihe  nach  in  allen  Kreisen  Reisen  gemacht  wer- 
den. Dabei  könnte  ausserdem  Mancher,  der  Inte- 
resse hat,  belehrt  werden.  Es  würde  sogar  gut 
sein,  wenn  dann  zu  gleicher  Zeit  die  akademischen 
Gärtner  kurze  und  fassliche  Vorträge,  wie  es  all- 
gemein jetzt  in  Frankreich  geschieht,  hielten.  Wenn 
die  Kunde  schon  vorher  durch  die  Kreisblätter  zur 
Kenntniss  käme,  so  möchte  es  noch  mehr  Nutzen 
bringen.  Wenn  wir  nicht  irren,  ist  bereits  von 
Seiten  des  landwirthschaftlichen  Central  -  Vereines 
ebenfalls  die  Einrichtung  getroffen,  dass  befähigte 
Männer  in  der  Provinz  herumgesciiickt  werden,  um 
in  verschiedenen  Zweigen  der  Landwirthschaft  Un- 
terricht zu   ertheilen,   resp.   zu   belehren. 

Schliesslich  möchten  wir  darauf  aufmerksam 
machen,  dass  noch  von  Friedrich  dem  Grossen  eine 
Verfügung  existirt,  wonach  jede  Gemeinde  ihrem 
Schullehrer  ein  Stück  Land  Behufs  des  Gemüse- 
und   Obstbaues  zur  Verfügung  stellen   soll. 

Wir  haben  in  Preussen  nur  4  landwirthschaft- 
liche  Akademien:  in  Poppeisdorf  bei  Bonn,  in  EI- 
dcna  bei  Greifswald,  in  Proskau  in  Oberschlesien 
und  in  Waldau  bei  Königsberg  i.  Pr. ;  es  kommt 
deshalb  zunächst  diese  Cirkular- Verfügung  auch  nur 
dem  Obstbau  in  der  Rheinprovinz,  in  Pommern,  in 
Schlesien  und  in  Preussen  zu  Gute.  In  Westpha- 
leu  und  noch  mehr  in  Posen  liegt  aber  der  Obst- 
bau grade  sehr  darnieder  und  bedürfte  der  Auf- 
hülfe. In  der  Mark  Brandenburg  ist  es  nicht  viel 
besser  vuid  selbst  in  Sachsen,  wo  er  sonst  am  Höch- 
sten steht,  bedarf  er  der  Aufhülfe.  Sollten  nicht 
auch  Mittel  und  Wege  gefunden  werden  können, 
dass  auch  diesen  Provinzen  die  Wohlthat  zu  Gute 
käme? 


Coidyliiie  iiidivis.!  vera  (aiireo-liiieiita) 

aus  JiSamcu  gcjogcn. 

Vom  Handelsgiirtucr  A.  Stelzuer  iu  Gent. 

Wie  sehr  die  grössere  oder  geringere  Keimfä- 
higkeit der  Samen  von  ihrer  Frische  abhängt  und 
wie  viele  Samen  verschiedener  Pflanzenarten  die- 
selbe durch  ein  längeres  Liegen  nach  ihrer  Reife 
ganz  und  gar  verlieren,  ist  allen  denen  hinlänglich 
bekannt,  die  sich  mit  der  Erziehung  von  Pflanzen 
aus  Samen  bereits  beschäftigt.  Während  die  einen 
jedoch  nur  nach  und  nach,  öfters  nach  einem  trock- 
nen Aufbewain-en  von  1,  2.  3  und  mehr  Jahren, 
ihre  Keimkraft  verlieren,  erfordern  andere  ein  so- 
fortiges Aussäen  nach  ihrer  Reife,  um  ein  günstiges 
Resultat  zu  liefern.  Fast  jeder  Gärtner  weiss  z.  B., 
dass  die  Samen  unserer  ausdauernden  Phlox  schon 
einige  Wochen  nach  ihrer  Reife  ihre  Keinifäiiigkeit 
verlieren.  Zu  den  in  dieser  Beziehung  empflndlich- 
sten  Samen  gehören  auch  die  aller  Dracäneen,  und 
namentlich   der  in   Rede   stehenden   Art. 

Im  verflossenen  Jahre  kam  von  England  aus 
im  September  eine  Quantität  Samen  obiger  Art  in 
den  Handel  und  auch  unser  Etablissement  erwarb 
einen  Theil  desselben,  welcher  in  Neuseeland,  dem 
Vaterlande  der  Pflanze,  gesammelt,  durch  die  ge- 
machte Seereise  u.  s.  w.  seit  seiner  Einsammlung  be- 
reits wenigstens  5  bis  6  Monate  alt  war.  Nach- 
dem wir  davon  einen  kleinen  Theil  verkauft,  säetcn 
wir  die  grössere  Hälfte  sofort  aus;  nur  ein  geringes 
Quantum  hielten  wir  zurück  für  etwa  nocli  kom- 
mende Bestellungen.  Von  den  Samen  keimten  nach 
6  bis  8  Wochen  ungefähr  10  Prozent,  die  ich, 
nachdem  sie  eine  genügende  Grösse  im  Januar  er- 
reicht hatten,  vorsichtig  aus  den  Näpfen  nahm  und 
in  kleine  Töpfe  versetzte.  Ich  brachte  die  Näpfe 
alsdann  wiederum  auf  einen  der  wärmsten  Staud- 
orte des  Vermehrungshauses  und  setzte  sie  seit  Fe- 
bruar der  vollsten  Sonne  aus,  ohne  während  des 
ganzen  Sommers  den  geringsten  Schatten  zu  geben. 
Um  diese  Zeit  säeten  wir  auch  die  noch  zurück- 
gehaltenen  Samen   in   einen   besonderen   Napf  aus. 

Auf  diese  Weise  haben  seit  Anfang  Februar 
bis  Ende  Mai  noch  mehr  als  20  Prozent  von  den 
zuerst  ausgesäeten  Samen  gekeimt.  Die  zuletzt 
ausgesäeten,  die  3  bis  4  Monate  länger  trocken  ge- 
legen, haben  jedoch  bis  Ende  Mai  nicht  mehr  als 
2  Prozent  gegeben.  Vom  Juni  ab  bis  jetzt  (De- 
zember) haben  von  den  zuletzt  ausgesäeten  Samen 
keine  mehr  gekeimt,  während  die  zuerst  ausge- 
säeten noch  einen  ferneren  Ertrag  von  6  Prozent 
gaben,  so  dass  es  mir  gelungen,  im  Ganzen  eine 
Anzahl  von  gegen  750  Pflanzen  zu  erziehen.  Die 
zuerst  gekeimten  sind  bereits  zu  schönen,  ansehn- 
lichen Exemplaren  herangewachsen. 


405 


Neue  Waldreben-Blendlinge 

üon  bcfoiitiercr  Sdjönlicit. 

Als  im  Jahre  1852  bei  Standisli  tue  von 
Fortune  eingeführte  Cleniatiw  laniigiuosa  Lindl. 
zuerst  ihre  grossen,  schönen  Blütlien  entfaltete,  ka- 
men Blumenliebhaber  von  allen  Seiten,  um  sie  in 
Augenschein  zu  nehmen.  »Schon  wenige  Jahre  da- 
rauf hatten  wir  bereits  mehre  Formen ,  von  denen 
die  hellblühende,  welche  von  van  Houtte  auch 
mit  dem  Beinamen  pallida  in  der  j,  Flore  des  serres" 
(tab.  1176)  abgebildet  wurde,  mit  Recht  allgemein 
gefiel.  Es  schien  selbst  Anfangs,  als  wenn  uns 
noch  eine  ganze  ßeihe  von  Formen ,  wie  wir  sie 
von  der  Clematis  patens  Dne  und  Morr.  bereits 
erhalten,  auch  von  dieser  ^rt  bevorstände.  Man 
machte  selbst  Versuche,  um  zwischen  dieser  und 
der   Cl.  lanuginosa   Bendlinge   heranzuziehen. 

So  sehr  man  auch  die  dadurch  hervorgegan- 
genen Formen  von  Seiten  einiger  Handelsgärtner 
pries,  so  wollten  sie  doch  nicht  gefallen  und  wui'- 
den  bald  vergessen.  Die  Ursache  mag  wohl  darin 
liegen,  dass  beide  genannte  Arten  sich  viel  zu  nahe 
stehen,  um  Resultate  von  Bedeutung  zu  geben.  Cl. 
lanuginosa  hat  nur  grossere  Blüthen,  stimmt  aber 
sonst,  mit  Ausnahme  der  Behaarung,  so  ziemlich 
mit  der  Cl.  patens  (coerulea  und  azurea  der  Gär- 
ten)  überein. 

Die  Versuche,  Cl.  2>atens  mit  der  alten  Cl. 
Viticella  zu  befruchten,  deren  Blume  einen  ande- 
ren Bau  besitzt,  hatten  dagegen  bereits  zu  Resul- 
taten geführt.  Cl.  Guascoi  entstand  in  Belgien,  Cl. 
Francofurtensis  in  Deutschland.  Dass  Versuche 
einer  Befruchtung  der  Cl.  lanuginosa  mit  der 
Cl.  Viticella  nicht  gemacht  wurden,  mag  wohl 
darin  seinen  Grund  haben,  dass  man  die  Blumen 
der  letztern  für  zu  klein  hielt,  um  mit  deren  Blu- 
menstaub  eine  solche  Riesenblume,  wie  Cl.  lanu- 
ginosa besitzt,  zu  befruchten.  Einem  Gärtner  der 
Grafschaft  Surrey,  dem  Jüngern  Georg  Jack- 
man  in  Woking,  war  es  jedoch  vorbehalten, 
nicht  allein  endlich  Versuche  mit  der  gegenseitigen 
Befruchtung  beider  zuletzt  genainiter  Arten  anzu- 
stellen, sondern  auch  dadurch  ausgezeichnete  Re- 
sultate zu  erhalten.  Jackman  suchte  die  schön- 
sten Blüthen  der  Cl.  lanuginosa,  welche  bei  ihm 
im  Freien  standen,  aus  und  befruchtete  diese  mit 
dem  Blumenstaube  zweier  beliebten  Formen  der 
Cl.  Viticella,  welche  in  England  den  Namen  Cl. 
Viticella  Hendersoni  und  rubro-violacea  führen.  Uns 
sind  diese  Formen  völlio-  unbekannt;  auch  möchten 
diese  kaum   auf  dem   Festlaiide   sich    vorfinden. 

Diese  Versuche  geschahen  Anfangs  der  Sech- 
ziger Jahre,  so  dass  bereits  im  Jahre  1862  bei 
einer  grossen   Anzahl    von   Sämlingen   Blüthen   zum 


Vorschein  kamen.  Wie  uns  in  dem  „Florist  and 
Pomologist"  (p.  193  u.  2Gö)  eben  mitgetheilt  wurde, 
ist  dadurch  eine  neue  Reihe  von  Formen  eröfl'net, 
die  noch  zu  weiteren  Hofltnungen  berechtigt.  Einst- 
weilen sind  die  beiden  schönsten  im  August  186.3 
bei  einer  Ausstellung  des  Londoner  Gartenbau-Ver- 
eines zur  Kenntniss  der  Blumenliebhaber  gekcmmeu 
und  haben  auch  von  Seiten  der  Preisrichter  Certi- 
fikate   erster  Klasse  zugesprochen   erhalten. 

Die  eine  der  beiden  Formen  führt  den  Namen 
Clematis  Jackman  i  und  wurde  im  Septeniber- 
hefte  des  oben  genannten  Garten-Journals  abgebil- 
det. Wenn  auch  die  Behauptung  übertrieben  sein 
sollte ,  dass  die  Abbildung  noch  lange  nicht  der 
Wahrheit  nahe  käme,  so  zeigt  doch  schon  diese 
etwas  so  Vorzügliches,  das  wir  die  Blume  für  das 
Schönste  halten,  was  in  den  letzten  Jahren  gezüch- 
tet wurde.  Man  denke  sich  flach  ausgebreitete  Blu- 
men von  4  und  selbst  bisweilen  5  Zoll  Durchmes- 
ser, deren  5  und  6  breit-eirunden  und  in  eine  kurze 
Spitze  auslaufenden  Blumenblätter  eine  purpur-vio- 
lette  Färbung  von  sammetartigem  Reflex  besitzen. 
Nur  auf  beiden  Seiten  des  grade  durchgehenden 
Mittelnervs  bis  zum  nächsten  Nerven  ist  ein  mehr 
röthliches  Feld  vorhanden,  was  von  dem  Purpur- 
violett umschlossen  ist.  11  oder  nur  9  dunkele 
Nerven  stehen  durch  ebenfalls  dunklere  Queraderu 
In  Verbindung  miteinander  und  rufen  auf  diese 
Weise  die  den  Cl.  Viticella-Fovmen  eigenthümliche 
Zeichnung   hervor. 

Die  andere  Form  hat  den  Namen  Clematis 
rubro-violacea  erhalten  und  ist  im  eben  erschie- 
nenen Dezemberhefte  des  Florist  abgebildet.  Grösse 
•der  Blume  und  Form  der  Blumenblätter  gleichen 
denen  der  vorigen  Art;  auch  die  Zeichnung  ist 
dieselbe.  Die  Färbung  ist  jedoch  in  sofern  eine 
andere,  als  in  ihr  das  Roth  vorherrscht,  ein  Um- 
stand, der  auch  zu  der  Benennung  „rubro-violacea" 
Veranlassung  gegeben  hat.  Das  Mittelfeid  hat  zwar 
dasselbe  mit  wenig  Blau  versetzte  Roth,  ist  aber 
weit  heller,   als   der  übrige  Theil  der  Blume. 

Wir  glaubten  um  so  mehr  noch  auf  diese  bei- 
den reizenden  Formen  der  japanisch  -  chinesischen 
Waldrebe  in  diesem  Jahre  aufmerksam  machen  zu 
müssen,  als  auch  von  Seiten  des  Vereines  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  ein  grosses  Gewicht 
auf  die  Anzucht  dieser  Waldreben  gelegt  und  für 
die  nächste  Frühjahrs  -  Ausstellung  ein  besonderer 
Preis  auf  die  P^iiiführung  neuer  Sorten  gesetzt 
wurde.  Freilich  möchte  es  für  dieses  Mal  zu  :'pät 
sein,  obwohl  bei  neuen  Einführungen  die  Beschrän- 
kung, dass  die  ausgestellte  Pflanze  wenigstens  (i  Mo- 
nate sich  im  Besitz  des  Ausstellers  befinden  müsse, 
nicht  besteht;  wahrschcinHch  wird  die  Aufgabe  aber 
auf  das   nächste   Frülijahrs-Programm   übertragen. 


406 


Wenn  auch  bei  uns  im-  Nordosten  Deutschlands 
diese  Waldreben  eben  so  wenig,  wie  die  Formen 
von  Cl.  patens,  im  Freien  ohne  Schutz  an  Mauern 
aushalten,  so  gedeihen  sie  docli  ganz  vorzüglich  in 
Süddeutschlaud,  wie  wir  uns  in  Dannstadt  überzeugt 
haben.  Sollte  aber  eine  so  wunderschöne  Blume 
nicht  unsere  ganze  Aufmerksamkeit  verdienen  und 
sollte  man  nicht  den  Schutz  ohne  grosse  Mühen 
und    Kosten   geben   können? 


Moiitaiioa  und  Ulidca, 

nebst  historischen  iSutizeii  über  K!iilt|illanzeii  überhaupt. 

(Schluss. 

Dr.  C.  H.  Schultz  bringt  die  23  bis  jetzt  be- 
kannten Arten,  je  nach  der  Grösse  der  Blüthen- 
körbchen,  in  3  Gruppen.  Es  ist  dieses  zwar  ein 
relatives  Merkmal,  was  aber  trotzdem  hier  natür- 
lich wird. 

I.  Kleinblüthige.  (Eriocoma  Kth).  Zahl- 
reiche kleine  Blüthenkörbchen  bilden  einen  meist 
mehr  oder  weniger  gedrängten  Blüthenstand.  Die 
breiten  Spreublättchen  erscheinen  wollig  und  mit 
einer  etwas  zurückgekrümuiten  Spitze.  Die  ge- 
stielten Blätter  sind  bisweilen  drei-,  selten  mehr- 
lappig, meist  nur  gezähnt,  gesägt  oder  gekerbt  und 
stets   drei-nervig. 

1.  M.  floribuuda  (Eriocomaj  Kth  nov.  gen. 
et  sp.  amer.  IV,  p.  264  t.  396.  Die  Blätter  be- 
sitzen eine  ziemlich  eirunde,  meist  aber  etwas  delta- 
förmige  Gestalt,  sind  schwach  gesägt  und  werden 
gegen  den  gedrängten  Blüthenstand  hin  allniähhg 
kleiner;  an  diesem  selbst  erscheinen  sie  schmal -el- 
liptisch. Die  Spreublätter  sind  sehr  wollig.  Eine- 
nicht  hinlänglich   bekannte  Pflanze. 

2.  M.  tomentosa  de  la  LI.  et  Lex.  in  DC. 
prodr.  V.  464.  Die  eirunden  Blätter  haben  oft 
eine  herzförmige  Basis  und  sind  grobgekerbt,  bis- 
weilen selbst  eingeschnitten,  setzen  sich  aber  nie 
bis  in  den  gedrängten  Blüthenstand  fort.  Bisweilen 
sieht  man  unterhalb  der  Blattfläche  am  Blattstiel 
noch  einen,  selten  zwei  blattartige  Anhängsel.  Ueber- 
haupt  ist  die  Pflanze  schon  im  Vaterlaude  vielge- 
staltig, vielleicht  auch  deshalb,  weil  sie  in  den  Gär- 
ten Mexikos  als  Arzneipflanze  kultivirt  wird.  Sollte 
de  Candolle's  M.  floribnnda  nicht  vielmehr  hier- 
her gehören? 

3.  M.  Olivae  C.  H.  Schultz-Bip.  n.  sp.  Am 
Guadalajara  von  Dr.  Oliva  im  Jahre  1855  ent- 
deckt. Sie  zeichnet  sich  durch  kleine  (1^  Zoll 
lange)  eiförmige  und  gesägte  Blätter  aus,  die  auf 
der  Unterfläche  ausser  der  weichen  Behaarung  noch 
mit  in  der  Substanz  liegenden  Drüschen  versehen 
sind.  Charakteristisch  sind  ferner  die  völlig  unbe- 
haarten Spreublättchen. 


4.  M.  microcephala  0.  H.  Schulz-Bip.  n.  sp. 
Von  dem  dänischen  Reisenden  Liebmann  entdeckt. 
Die  elliptischen  (2^  Zoll  langen  und  9  bis  10  Li- 
nien breiten)  Blätter  verschmälern  sich  in  einen  ge- 
flügelten Stiel  und  haben  ebenfalls  auf  der  Unter- 
fläche sichtbare  und  in  der  Substanz  liegende  Drüs- 
chen. Ausgezeichnet  ist  die  Art  durch  die  kleineu 
und  wenigblüthigcn  Blüthenkörbchen,  welche  ausser- 
dem einen  sehr  gedrängten  Blüthenstand  bilden.  Die 
Spreublättchen  sind   sehr  zottig. 

5.  M.  xanthiifolia  C.  H.  Schulz-Bip.  n.  sp. 
Ebenfalls  von  Liebmann  entdeckt.  Die  ziemlich 
grossen  Blätter  (3 — G  Zoll  lang,  2^- — 3  Zoll  breit) 
sind  dreilappig  und  gesägt,  verschmälern  sich  aber 
nach  der  Basis  keilförmig  und  haben  daselbst  keine 
Zähne.  Ihre  Oberfläche  ist  ausserordenthch  scharf. 
Die  kleinen  Blüthenkörbchen  sind  zahlreich  und  be- 
sitzen  zottige   Spreublättchen. 

6.  M.  triloba  C.  H.  Schultz-Bip.  n.  sp.  Steht 
der  vorigen  nahe,  hat  aber  weichhaarige  Blätter, 
die  auch  nicht  selten  .'j-lappig  sind.  Ueber  das  Va- 
terland  weiss  man  nichts   Näheres. 

7.  ]\I.  ternifolia  C.  H.  Schultz-Bip.  n.  sp.  Die 
länglich -lanzettförmigen  Blätter  sind  nur  schwach 
gezähnt  und  bilden  zu  3  einen  Quirl  an  dem  Sten- 
gel. Im  Uebrigen  ähnelt  sie  der  M.  tomentosa,  zu 
der  sie  auch   de  Candolle  als  Abart  stellt,   sehr. 

IL  Mittelblüthige.  Zahlreiche  Blüthenkörb- 
chen von  mittlerer  Grösse  bilden  einen  doldentrau- 
big-rispigen  Blüthenstand.  Die  rhomboidalisch-eiför- 
migen  oder  eirund  -  lanzettförmigen  Blätter  haben 
häufig  an  ihrer  Basis  noch  blattartige  Anhängsel. 
Die  fast  völlig  unbehaarten  Spreublättchen  laufen 
in  eine  bisweilen  gekrümmte  und  stets  stechende 
Spitze  aus. 

8.  31.  arborescens  D(J.  prodr.  V,  565.  Die 
lanzettförmigen  Blätter  sind  fast  ganzrandig  und 
haben  eine  i-auhe  Oberfläche.  Die  Spreublättchen 
besitzen  eine  hakenförmig  gekrümmte  Spitze.  Es 
ist  eine  der  schönsten  Arten  des  Geschlechtes,  wel- 
che der  bekannte  Münchener  Reisende,  Graf  Kar- 
winsky,  auch  im  botanischen  Garten  zu  Mexiko 
unter  dem  Namen  M.  floribuuda  fand.  Diesen  Na- 
men würde  die  Art  mit  Recht  führen,  wenn  er 
nicht  schon  an  eine  weniger  schöne  Art  vergeben 
wäre.*) 

9.  M.  uncinata  C.  H.  Schultz-Bip.  n.  sp.  Die 
Entdeckung  dieser  Art  verdanken  wir  wiederum 
dem  dänischen  Roisenden  Liebmann.  Die  rhom- 
boidalisch-eiförmigen  (4  Zoll  langen,  2  Zoll  breiten) 
Blätter   sind    mehr    oder    weniger    dreilappig,    sonst 

*)  M.  frutescens  Mair.  in  DC.  prodr.  V,  565  ist  nach 
genauen  Untersuclningen  gar  keine  Moniauoa,  .sondern  eine 
Aldama,  und  hat  von  C.  H.  Schultz  den  Namen  A.  Mon- 
tauoa  erhalten.  Aldama  bildet  übrigens  mit  Sclerocarpus  und 
einigen  anderen  eine  besondere  Gruppe. 


407 


aber  fast  ganzraiulig,  und  besitzen  an  ihrer  Basis 
blattartige  Anhängsel.  Ihre  Oberfläche  ist  rauh. 
Die  Spreublättehen   haben   eine  hakenförniige  Spitze. 

10.  M.  Karwinskyi  DC.  prodr.  V,  565.  Gleich 
der  M.  arborescens  eine  sehr  sehöne  Art  mit  einem 
grossen,  ziemlich  schlaffen  Blüthenstande,  wo  ausser- 
dem aber  noch  die  5  —  7  beim  Trocknen  röthlich 
sich  färbenden  Strahlenblüthchen  mehr  in  die  Augen 
fallen.  Der  Stengel  ist  ziemlich  behaart  und  die 
rundlich-eirunden  (3  Zoll  langen  und  2^  Zoll  brei- 
ten) Blätter  sind  oben  schärflich,  unten  hingegen 
fast  ganz  unbehaart.  Die  Bezahnung  ist  am  Rande 
nur  schwach.  Die  kurzen  Spreublättchen  endigen 
mit  einer  graden  Spitze,  (^raf  Karwinskj^  ent- 
deckte diese  Art.  Als  Synonym  gehört  hierher  M. 
clematidea   Walp.   in   Linn.  XIV,   ;3ü9. 

11.  M.  crenata  C.  H.  Schultz  Bip.  n.  sp.  wurde 
von  dem  Reisenden  de  Berghes  entdeckt.  Wäh- 
rend bei  der  vorigen  Art  die  beiden  seitlichen  Blatt- 
uerven  ebenfalls  gleich  aus  der  Basis  entspringen, 
geschieht  es  hier  und  bei  den  übrigen  Arten  dieser 
Abtheilung  über  der  Basis  des  Mitteln erv's.  Uebri- 
gens  sind  die  eiförmigen  (3  Zoll  langen  und  14  Li- 
nien breiten),  aber  mit  kurzer,  keilförmiger  Basis 
versehenen  Blätter  gekerbt  und  auf  der  IJnterfläche 
filzig.  Charakteristisch  erscheinen  die  steifen  und 
dicken  Blüthenstiele.  Auch  hier  laufen  die  Spreu- 
blättchen  in   einer  graden  Spitze  aus. 

12.  M.  Aschenbornii  C.  H.  Schultz-Bip.  n. 
sp.  Von  dem  Reisenden  Aschenborn  gcsannnelt 
und  dem  Berliner  Herbar  mitgetheilt.  Hier  sind 
die  dreieckig-eiförmigen  Blätter  gesägt  und  auf  der 
Unterfläche  nur  an  den  Nerven  und  Hauptästen 
kurzhaarig,  sonst  aber  glatt.  Hinsichtlich  des  ver- 
dickten Blüthenstieles  und  der  Spreublättchen  mit 
grader  Spitze  stimmt  diese  Art  mit  der  vorigen 
überein.  Sie  wurde  von  C.  H.  Schultz  früher  für 
M.  frutescens  gehalten. 

13.  M.  atriplicifolia  C.  H.  Schultz-Bip.  in 
Seem.  bot.  of  Herald  (ex  p.).  Schon  früher  von 
Jussieu  und  Desfontaines  als  Verbesina  atri- 
plicifolia (DC.  prodr.  V,  (313)  beschrieben.  Die 
Pflanze  hat  eiförmig -dreieckige  (2  Zoll  lange  und 
li  Zoll  breite)  Blätter,  welche  auf  der  Unterfläche 
weichhaarig  sind.  Ausgezeichnet  sind  im  Gegen- 
satz zur  vorigen  Art  die  schlanken  Blüthenstiele. 
Die  Zahl  der  Blüthenkörbchen  ist  gering,  während 
die  Spreublättchen  eine  grade  Spitze  haben.  10 
Strahlenblüthchen  stehen  ringsherum. 

14.  M.  gracilis  C.  PI.  Schultz-Bip.  n.  sp.  Wie- 
derum eine  Entdeckung  des  dänischen  Reisenden 
Liebraann.  Die  kurzen,  nach  beiden  Enden  aber 
verschmälerten  Blätter  sind  auf  der  Oberfläche  sehr 
rauh,  auf  der  Unterfläche  hingegen  so  glatt,  dass 
die  netzförmige   Aderung  deutlich  hervortritt.     We- 


gen der  ebenfalls  schlanken  Blüthenstiele  hat  sie 
ihren  Artnamen  erhalten.  Auch  hier  haben  die 
Spreublättchen  eine  grade  Spitze.  5  Strahlenblüthchen. 

15.  M.  ovalifolia  DC.  prodr.  V,  566,  wächst 
in  der  columbischen  Provinz  Pamplona,  wo  die  Rei- 
senden Seh  lim  und  Funck  sie  entdeckten;  frü- 
her jedoch  wurde  sie  schon  bei  Santa  Fe  de  B^;- 
gota  wiederholt  gefunden.  Die  eirunden  oder  eiför- 
migen Blätter  haben  eine  graufilzige  Unterfläche 
und  sind  schwach  gesägt.  An  ihrer  F^asis  befinden 
sich  noch  auf  beiden  Seiten  blattartige  Anhängsel. 
Auch  hier  laufen  die  Spreublättchen  in  eine  grade 
Spitze  ans. 

16.  M.  hibiscifolia  Benth.  Compos.  Centro- 
amer.  89,  wurde  von  dem  dänischen  Botaniker 
Oerstedt  in  Central- Amerika,  und  zwar  im  Staate 
Costarica,  gefunden.  Leicht  erkenntlich  ist  sie  an 
den  grossen,  5-  bis  7-lappigen  Blättern,  welche  aber 
ebenfalls  an  der  Basis  einige  blattähnliche  Anhäng- 
sel besitzen.  Ferner  ist  die  Spitze  der  Spreublätt- 
chen, wie  bei  der  vorigen   Art,  grade. 

17.  M.  quadrangularis  C.  H.  Schultz-Bip.  n. 
sp.,  ist  an  dem  viereckigen  Stengel,  der  in  dem 
ganzen  Geschlechte  sonst  nicht  vorkommt,  sehr 
leicht  zu  erkennen.  Die  ebenfalls  grossen  (bis  7 
Zoll  langen  und  fast  6  Zoll  breiten)  Blätter  von 
eiförmig-dreieckiger  Gestalt  haben  nur  bisweilen  oder 
unbedeutend  blattähnliche  Anhängsel  an  ihrer  Basis. 
Auch  hier  laufen  die  Spreublättchen  wiederum  in 
eine  grade  Spitze  aus.  Die  Unterfläche  ist  bald 
behaart,  bald  fast  ganz  ohne  Haare.  Sie  wächst 
in  der  columbischen  Republik  Venezuela,  wo  sie 
von  den  Reisenden  Funck,  Schlim  und  Äloritz 
entdeckt  wurde. 

HL  Grossblüthige  (Uhdea  Kth).  Weniger 
zahlreiche,  aber  grosse  Blüthenkörbchen  bilden  einen 
schlafi'en  Blütheustand  und  haben  einen  Hüllkelch 
mit  zurückgeschlagenen  Blättehen.  Die  Spreublätt- 
chen laufen  stets  in  eine  grade  Spitze  aus  und  die 
Blüthchen  der  Mitte  sind  stets  kurzhaarig.  Die 
grossen  Blätter  erscheinen  fiederspaltig  und  besitzen 
in   der  Regel  einen  geflügelten  oder  gar  keinen  Stiel. 

18.  M.  bipiunatifida  C.  Koch,  wurde  vom 
preussischen  Konsul  Uhde  zu  Matameros  in  Mexiko 
entdeckt  und  kam  1845  in  den  botanischen  Garten 
nach  Berlin,  von  wo  aus  sie  weiter  verbreitet  wurde. 
Kunth  nannte  sie  zuerst  in  einer  Versammhuig  des 
Vereines  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  des  Jah- 
res 1847  Uhdea  pinnatifida,  im  Herbste  desselben 
Jahres  jedoch  U.  bipiunatifida.  Brongniart  in 
Paris  lernte  die  Pflanze  viel  später  kennen  und 
gab  ihr  den  Namen  Montagnea  heracliito  lia 
(Rev.  hört.  ann.  1863,  p.  369).  Eine  der  schön- 
sten Blattpflanzen,  welche  wir  besitzen.  Sie  hat 
sehr  grosse,  doppelt-  und  einfach-fiederspaltige  Blät- 


408 


ter  mit  einer  ziemlich  rauhen  Ober-  und  einer  weich- 
filzigon  Unterfläche.  Der  Blattstiel  ist  weniger  ge- 
flügelt, als  dass  an  ihm  mehre  Paare  nach  seiner 
Basis  zu  allmälilig  kleiner  erscheinende  blattartige 
Anhängsel    sich  befinden. 

l'J.  M.  elegans  C.  Koch  übertrifi't  fast  die  vo- 
rige noch  an  Schönheit.  Wie  sie  nach  Europa  ge- 
kommen, wissen  wir  nicht;  in  den  Handel  kam  sie 
aber  von  Wien  aus  durch  den  Handelsgärtner  Abel 
unter  dem  Namen  Uhdea  bipinnatifida  vera. 
Sie  ist  von  der  vorigen,  mit  der  sie  sonst  im  Ha- 
bitus grosse  Aehnlichkeit  besitzt,  durch  die  Form 
der  Blätter  unterschieden,  da  diese  so  lang  als 
breit,  bei  jener  fast  doppelt  länger  als  breit  sind. 
Ihre  fiederspaltigen  Abschnitte  sind  sehr  ungleich, 
indem  das  unterste  Paar  sehr  klein,  jeder  des  da- 
rauf folgenden  hingegen  sehr  gross  ist  und  eigent- 
lich aus  2  zusammenhängenden  und  wieder  gelapp- 
ten Theilen  besteht.  Das  dritte  Paar  ist  wiederum 
klein,  der  mittelste  Abschnitt  endlich  am  obern 
Ende  dagegen  sehr  gross  und  gelappt.  An  dem 
Blattstiele  sind  weder  blattartige  Anhängsel,  noch 
Flügel  bemerkbar.  Blüthen  zu  beobachten,  haben 
wir  noch   keine   Gelegenheit  gehabt. 

20.  M.  speciosa  DC.  prodr.  V,  b(ib.  Die 
Blätter  sind  hier  und  bei  den  folgenden  Arten  stets 
nur  einfach -ficderspaltig  und  werden  auch  nicht  so 
gross.  Beide  Flächen  fühlen  sich  weich  an,  die 
obere  ist  jedoch  mehr  zottig,  die  untere  fa,st  filzig. 
Der  Blattstiel  ist  buchtich -geflügelt,  während  der 
mit  Ausnahme  der  Spitze  ziemlich  unbehaarte  Sten- 
gel gestreift,  selbst  etwas  eckig  erscheint. 

21.  M.  grandiflora  DC.  prodr.  V,  565.  Hier 
sind  die  Blätter  weniger  einfach-,  als  unregelmässig 
doppelt-fiederspaltig,  doch  keineswegs  in  der  Weise, 
wie  bei  der  M.  bipinnatifida.  Die  Oberfläche 
fühlt  sich  rauh  an,  während  die  Unterfläche  weich- 
haarig erscheint.  Die  Flügel  am  Blattstiele  sind 
flach,  nicht  kraus,  wie  bei  der  vorigen  Art,  und 
gezähnt. 

22.  M.  pyramidata  C.  H.  Schultz-Bip.  n.  sp. 
Eine  vom  Dr.  Oliva  am  Guadalajara  und  ausser- 
dem von  Aschenborn  in  Mexiko  entdeckte  und 
den  beiden  letzten  Arten  im  Habitus  ähnliche  Art. 
Die  fiederspaltigen  Blätter  sind  auf  der  Oberfläche 
sehr  rauli,  auf  der  Unterfläche  dagegen  ziemlich 
unbehaart  und  glatt,  so  dass  das  Adernetz  sichtbar 
wird.  Der  geflügelte  Blattstiel  ist  gezähnt.  Be- 
inCrkenswerth  ist  noch   der  filzige  Hüllkelch. 

23.  M.  mollissima  Brongn.  im  hört.  Paris. 
Die  fast  nur  gelappten,  nicht  fiederspaltigen  Blätter 
fühlen  sich  auf  der  Oberfläche  rauh,  auf  der  grau- 
filzigen Unterfläche  hingegen  sehr  weich  an.  Nach 
dem  uns  vorliegenden  Exemplare  fehlt  ein  deutli- 
cher Blattstiel.  Wurde  im  Jahre  1851  in  Paris  kultivirt. 


Jfeunittnn's 

niodoriie  Anlage  ihs  Gartons  am  Hawsf  und  der 
städtischen  Villa. 

Bis  jetzt  liegt  uns  allein  das  erste  Heft  vor, 
obwohl  das  aus  3  Heften  bestehende  Werk  Ende 
des  Jahres  1864  fertig  sein  sollte;  aus  ihm  ersehen 
wir  aber  schon,  dass  es  in  jeglicher  Hinsicht  dem 
entspricht,  was  es  eben  will.  Angezeigt  wurde  das 
Werk  schon  früher;  wir  kommen  aber  nochmals 
darauf  zurück,  weil  wir  es  empfehlen  können  und 
wollen.  Trotz  aller  in  neuester  Zeit  erschienenen 
Werke  über  bildende  Gartenkunst  ist  es  so  eigen- 
thümlich  gehalten,  dass  es  in  der  That  eine  Lücke 
ausfüllt.  Dazu  kommt,  dass  die  Ausstattung  und 
der  Preis  der  Art  sind,  dass  es  selbst  der  weniger 
bemittelte  Gärtner  kaufen  kann,  wenn  er  sich  be- 
lehren  will. 

Nach  unserer  Ansicht  ist  es  aber  noch  mehr 
ein  Buch  für  Guts-  und  Grundbesitzer  überhaupt, 
als  für  Gärtner.  Dass  man  auf  dem  Lande  viel 
zu  wenig  dafür  sorgt,  seine  Umgebungen  sich  an- 
genehm und  möglichst  freundlich  zu  machen,  haben 
wir  schon  manchmal  ausgesprochen.  Als  Herr  niuss 
man  selbst  Sinn  für  Verschönerungen  haben  und 
die  Gelegenheit,  seinen  Geschmack  auszubilden  und 
in  Ausführung  zu  bringen,  grade  auf  eigenem  Ge- 
biete in  Anwendung  bringen.  Und  ist  es  nicht  der 
Herr,  so  ist  es  die  Dame  des  Hauses,  welche  sich 
besonders  um  die  Ausschmückung  der  Zimmer  und 
überhaupt  des  ganzen  Hause  5  bekümmern  und  dem 
Gärtner  gegenüber  Interesse  an  den  Tag  legen  soll. 
Geschmack  lässt  sich  nicht  lernen,  man  kann 
ihn  aber  durch  Beispiele  verbessern.  Der  Verfasser, 
Hofgärtner  der  reizend  gelegenen  Villa  des  Prinzen 
Albrecht  von  Preussen  bei  Dresden,  stellt  keine  Prin- 
zipien auf,  wie  man  sie  in  manchen  anderen  Bü- 
chern der  Art  findet,  sondern  führt  Beispiele  auf, 
■wie  sie  ilim  in  seiner  Praxis  vorgekommen  sind, 
und  erläutert  sie  durch  eine  kurze  Beschreibung, 
der  zum  bessern  Vcrständniss  ein  kolorirter  Plan 
zu  Grunde  liegt.  Wer  diese  mit  Aufmerksamkeit 
liest,  wird  bald  finden,  worauf  es  ankommt,  um  die 
schönsten   Seiten   abzugewinnen. 

So  schwierig  auch  das  TeiTain  hier  und  da  ge- 
wesen ist,  so  herrscht  doch  durchaus  bei  aller  Net- 
tigkeit und  Eleganz  eine  grosse  Einfachheit.  In 
solchen  Fällen,  wo  die  Anlagen  hauptsächlich  nur 
das  Wohnhaus  schmücken,  gleichsam  umrahmen  sol- 
len, muss  die  Gartenkunst  sich  der  Architektur  mehr 
bequemen,  als  es  sonst  der  Fall  ist.  Nach  unserer 
Ansicht  hat  der  Verfasser  hier  uas  richtige  Maass 
getroffen.  Dass  die  Einleitung  kurz  ist,  billigen 
wir,  auf  das  instruktive  Verzeichniss  der  Gehölze 
machen  wir  aber  besonders  aufmerksam. 


Verlag   vou  Karl  Wieg  and  t  in  Berlin, 
Koramaudanten-StrasBC  No.  62. 


Druck  der   C.  Fe  is  ter'sclien  Buchdruekerei  in  Berlin, 
Zieten-Platz  Ko.  2. 


Wochenschrift 


des 


Vereines  znr  Keföi-deriiiiä;  des  (larteiihaiies  in  den  Könii>l.  Prenssisehen  Staaten 


tili- 


Cnärtiierei  und  PflaiBzeiikiflncle« 

Redakteur : 
Professor  13r.  Karl  Koch, 

General-Sekretair  des  Vereines. 


No.  52. 


Berlin,   den    31.  Dezember 


1864. 


Preis  des  Jahrgang^es  5j^  Thlr.,  sowohl  bei  Bezug  durch  den  Buchhandel,   als  auch  franco  durch  alle  Post-Anstalten 

des  deutsch  -  österreichischen  Post- Vereines. 


Inhalt;     Allerlei  aus  der  Gärtnerei  und  Pflanzenkunde.    X.    — 


Suiiiita^,  ileii  S.  Jaiiiiai'  1805,  TliUags  ^13  liiir,    liiitlct  iiu  Eii^lisclicii  Hanse  (ifluhreiistrasse  4'J)  eine  Versainiiiliiiig 
«les  Vereiues  zur  Itcfürileruiig  des  Gartenbaues  statte  wozu  die  geehrten  illilglietlcr  eiiigeladeu  werden. 


Allerlei 
aus  der  (Gärtnerei  und  i'flanzenknnde. 

X. 

Der  Verein  zur  BeförderLing  des  Gartenbaues 
hat  einen  grossen  Verlust  erlitten  und  mit  ihm  die 
gesamnite  Gärtnerei.  Am  25.  Oktober  starb  der 
Grossherzog'lich-Oldenburg'sche  Hofgarten-Inspektor 
Julius  Friedrich  AVilhelm  Bosse  zu  Olden- 
burg im  Vüllendeten  7(5.  Lebensjahre.  In  seiner 
Jugend  schon  zeiclniete  er  sich  als  Praktiker  und 
Schriftsteller    aus    und    fand    in     lieidcu     Hinsichten 


Anerkennun 


&■ 


Bereits    im    Jahie    US  14 


■d£ 


wurde    er 
zum  Hofgärtner  nach  Oldenburg  berufen   und  wirkte 
als    solcher    bis    zum    Jahre    185(j,    wo    anhaltendes 
Unwohlsein    ihn    zwang,     um    den    Abschied     einzu-    j 
konnnen.      Er    verliess    (Jldenburg,    um    nach    Del-   I 
meuhorst    überzusiedeln.      Doch    rief  ihn    die   Sehn-   • 
sucht    schon    nach   wenigen   .Jahren   nach    Oldenburg 
zurück. 

Kurze  Zeit  nach  der  Gründung  des  Vereines 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Bei'lin,  im  j 
Jahre  1823,  wurde  Bosse  wegen  seiner  Verdienste 
um  die  Gärtnerei  zum  Uhren -llitgliede  desselben 
ernannt  und  hat  in  der  ganzer  Zeit,  zuletzt  aller- 
dings weniger,  mit  ihm  in  reger  Verbindung  ge- 
standen. Schreiber  dieses  erfreute  sich  besonders 
des  Verkehrs  mit  ihm  und  eriiielt  stets  auf  das 
Bereitwilligste  die  gewünschten  Aufschlüsse.  Schon 
in    den    zwanziger  Jahren  gab   er   seinen    „Blumen- 


freund" heraus,  der  bereits  1831  die  zweite  Auflage 
erlebte.  Im  .Jahre  1829  erschien  auch  sein  voll- 
ständiges Handbuch  der  Gärtnerei,  was  ihm  einen 
besonderen  Kuf  verschaffte.  Von  diesem  wichtigen 
Werke  wurde  1859  und  1860  die  dritte  Auflage 
in   3   starken   Bänden  ausgegeben. 

Wir  sind  jetzt  im  Stande,  über  die  bevorste- 
hende Pflanzen- Ausstellung  in  Amsterdam  nähere 
Kachrichten  zu  bringen.  Die  einzusendenden  Ge- 
genstände müssen  mit  Einschluss  einer  genauen 
Liste  bis  zum  2(3.  März  1 8(55  angemeldet  werden 
und  bis  zum  4.  April  eintreffen.  Am  5.  schon  um 
9  Uhr  Morgens,  tritt  das  Preisriciiteramt  im  Indu- 
strie-Palastc  zusammen,  um  Berathungen  zu  halten, 
resp.  die  Preissprechung  zu  beginnen.  Die  feierliche 
Eröffnung  wird  erst  am  7.  April  stattfinden.  Wäh- 
rend der  Tage  vom  8.  bis  12.  Apiil  ist  dem  Pu- 
blikum der  Zutritt  zur  Ausstellung  gestattet.  Nach 
dem  Schlüsse  wird  eine  Versteigerung  aller  derje- 
nigen Pflanzen  und  zur  Gärtnerei  in  Beziehung 
stehenden  Gegenstände  der  Ausstellung  stattfinden, 
welche  die  Besitzer  zu  veräussern  wünschen.  Die 
Bedingungen,  unter  denen  dieses  geschielit,  werden 
später  näher  bekannt  gemacht  werden.  Diese  $lin- 
richtung  wird  namentlich  den  Handelsgärtncrn  sehr 
angenehm  sein,  da  diese  dadurch  des  Rück-Trans- 
portes  enthoben  und  durch  den  Verkauf  selbst  be- 
kannter  werden. 

Damit  die  tropischen  Pflanzen  nicht  bei  der  frü- 
hen Jahreszeit  durch  Kälte  leiden,  wird  ein  Tlieil 
des   Industrie- Palastes    besonders    dafür    eingerichtet 

52 


410 


und  mit  ilcii  nöthigen  Heizungen  versehen.  Es  sind 
bereits  aueh  Sehritte  getlian,  dass  alle  Gegenstände, 
welelie  ans  dem  Auslande  kommen,  au  der  Grenze 
uieht  weiter  aufgehalten  werden.  Ebenso  wird  man 
sieh  bemühen,  eine  Herabsetzung  der  Fraelit  auf 
den  Eisenbahnen  zu  bewirken,  sowie  für  die  Mit- 
glieder des  Preisrichteranites  inid  des  Kongresses 
eine   Ermässigung  des  Fahrgeldes  herbeizuführen. 

In  einer  der  letzten  Nummern  der  Wochenschrift 
hat  ein  ungenanntes  Mitglied  einen  Brief  von  Jo- 
seph Faxton,  einer  der  bedeutendsten  Gartcu- 
künstler  und  Garten-Architekten  Englands,  in  einer 
Ilebersetzung  gebracht;  es  sei  uns  erlaubt,  heute 
Auszüge  aus  einem  zweiten  Briefe  Paxton's,  wo 
er  wöchentliche  Ausstellungen  empfiehlt,  zu  bringen. 
Man  hat  nämlich  von  Seiten  des  Londoner  Garten- 
bau-Vereines eikannt,  dass  unsere  grossen  Ausstel- 
lungen, wie  sie  jetzt  sind,  keineswegs  mehr  den 
Anforderungen  entsprechen  und  den  Einfluss  auf 
die  Hebung  des  Gartenwesens  nicht  mehr  wie  frü- 
her ausüben.  Aus  dieser  Ursache  hat  man  einen 
Au.-schups  erwählt,  der  Vorscliiäge  zu  Keoi'ganisa- 
tiouen  der  Ausstellungen  machen  soll.  Joseph 
Paxton    wurde   zum   Vorsitzenden   ernannt. 

Tn  dem  Briefe,  welcher  unter  den  Mitgliedern 
des  Gartenbau-Vereines  zirkulirte,  werden  5  Punkte 
hervorgehoben,  welche  für  die  Einrichtung  wöchent- 
licher Ausstellungen   sprechen. 

1.  l)ie  Zahl  der  Aussteller  würde  wesentlich 
zunehmen,  sobald  auch  gewöhnliche  Pflanzen,  aber 
von  guter  Kultur,  ausgestellt  werden  können,  ohne 
von  der  Pracht  und  Seltenheit  oder  Neuheit  sol- 
rhrr,  wie  sie  bei  Gelegenheit  der  grossen  Ausstel- 
lungen vorkommen,  verdunkelt  zu  werden.  Der- 
gleichen Aussteller  könnten  sich  beliebig  eine  Zeit 
wählen,   wo   sie   mit  ihren  Pflanzen   kommen   wollen. 

2.  Man  würde  dadurch  eine  weit  bessere  Kennt- 
niss   von   dem   Zustande   des   Gartenwesens    erhalten. 

o.  Die  ausgestellten  Pflanzen  könnten  mit  Aveit 
grösserer  Hube  und  Be(juendiclikeit  betrachtet  und 
beurtheilt  werden,  als  es  bei  grossen  Ausstellungen 
möglich  ist.  Der  Einfluss  auf  wissenschaftliche  Gärt- 
nerei  würde   dadurch   aber  auch    "-rösser. 

4.  Die  engen  Grenzen,  Avelche  das  Programm 
bei  grossen  Ausstellungen  zieht,  würden  weiter  ge- 
steckt. Füv  die  Fortschritte  der  Gärtnerei  gewiss 
ein   wiciitiger  Umstand. 

o.  Die  Details  müssten  bekannt  gemacht  wer- 
den. Die  grossen  Ausstellungen  brauchten  deshalb 
nicht  beeinträchtigt  zu  werden  und  würden  diese 
überhaupt,  wie  früher,  ihren  gewölmlichen  Lauf 
gehen. 

Man  hat  sich  bereits  auch  an  die  Königin  mit 
der  Bitte  gewendet,  dass  die  Königlichen  Gärten 
an    diesen    Ausstellungen    Antheil   nehmen    möchten. 


In  Folge  dessen  sind  die  Direktoren  derselben  be- 
auftragt worden,  die  wöchentlichen  Ausstellungen 
zu  beschicken.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass 
dieses  Beispiel  aucji  einen  guten  Einfluss  auf  Pri- 
vate ausüben    wird. 

Joseph  Paxton  nennt  eine  Anzahl  von  Pflan- 
zen, von  denen  es  ganz  besonders  gewünscht  wird, 
dass  Schaupflanzen  herangezogen  werden.  Da  es 
auch  die  Leser  der  Wochenschrift  interessiren  dürfte, 
so   geben   wir   hiermit  das   Verzeichniss: 

Acacia,  Achimenes,  Allamanda,  Alocasia,  Ama- 
ryllis,  Anemone,  Anthurium,  Antirrhinum,  Aj)he- 
landra,  Aphelexis,  Arum,  Aster,  Auricvda,  Azalea, 
Balsamine,  Bcgonia,  Berberis,  Bougainvillea,  Bou- 
vardia,  Bromelia,  Budleja,  Cactus  (Cereus,  Opuntia 
etc.),  Caladiuui,  Calcetdaria,  Callistemon,  Calochor- 
tus  (Cyclobothra),  Camellia,  Oanipanula,  C'anilytuft 
(Iberis),  Canna,  Carnation  (Garten -Nelke),  Ceano- 
thus,  Chrysanthemum,  C'ineraria,  Cistus  (und  Heli- 
anthemum),  Clcmatis,  Clerodendron ,  Cockskomb 
(Hahnenkamm),  Convallaria,  Correa,  Cottonplant 
(Baumwollstaude),  Crassula  (Kalosanthes  u.  s.  w.), 
Orinum,  Crocns,  Croton,  Cnphea,  Cycas,  Cyclamen, 
Cytisus,  Dahiia  (Georgina),  Daisy  (Tausendschön- 
chen), Daphne,  Delphinium,  Deutzia.  Dicentra, 
Diefteubachia,  Dionaca,  Diosma,  Disa,  Dorstenia, 
Double  flowering  peach  (gefüllte  Pfirsiche)  and 
Chcrry  (gefüllte  Kirsche)  u.  s.  w.,  Draba,  Dracaena, 
Epacris,  Eranthemum,  EriostemoD,  Erythrina,  Es- 
callonia,  Euphorbia,  Fcrns  (Farne),  Ficus,  Fritil- 
laria,  Gardenia,  Gentiann,  Geranium,  Gesnera,  Gla- 
diolus,  Gloxinia,  Heath  (Halden,  Erica),  Hedyehiuni, 
Heliotropium,  Helleborus,  Hepatica,  Hibiscus,  Holly- 
hock  (Stockmalve),  Honeysuccle  (Caprifolium),  Ho- 
vea,  Hoya,  Hyacinthus,  Hydrangea,  Iris,  Ixia  u.  s. 
w. ,  Ixora,  Jasminum,  Lantana,  Lapageria,  Lilac 
(Syringa),  Lilien,  Lobelia,  Lupinus,  Lychnis,  Ma- 
gnolia,  Maranta,  Mertensia,  Mignonette  (Reseda), 
Miniums,  Mosses  (hier  wohl  Sclaginellen ),  Musa, 
Myrtus,  Narcissus,  Nasturtium,  Nemopliila,  Nerium, 
Oenothera,  Olea,  Orchideen,  Greopanax,  Palmen, 
Pandanus,  Pansy  (Stiefmütterchen),  Passionflower 
(Passionsblume,  Passiflora),  Pca  (wohlriechende  ^^  ik- 
ken?),  Pelargonium,  Pentstemon,  Paeonien,  Petu- 
nien, Phlox,  Pinielea,  Pink  (Feder-Nelke),  Pinus, 
Pitcherplant  (Nepenthes),  Polyanthus,  Puppy  (Pa- 
paver),  Potentilla,  Primula,  Pyrcthrum,  Eannnculus, 
Rhododendron,  Rocket  (Hesperis  matronalis),  Rosa, 
Salvia,  Saxifraga,  Scabios%,  Scilla,  Sedum,  Solanum, 
Spiraea,  Staticc,  Stock  (Levkoje),  Tliea,  Thibaudia, 
Tulipa,  \'accinium,  ^^^llota,  Verbena,  Vcronica,  Vio- 
let  (Veilchen),  Dogtooth- Violett  (Eryt'aronium),  Rus- 
sian-Violet  (?),  Wallflower  (Lack),  Viicca,  Ziiniia 
und   andere  mehr. 

Das  Programm  des  Londoner  Gartenbau-A  ercines 


411 


für  das  Jalir  1860  ist  ausgegeben  und  entliält  Man- 
ches, was  aucli  für  uns  von  Wichtigkeit  ist.  Was 
zunäclist  die  grossen  Ausstell  inigen  anbelangt,  so 
werden  diese  wiederum,  wie  tVülier,  aut'  einen  Tag- 
beschränkt.  Dass  ganze  Woclien  für  Ausstellungen 
den  Pflanzen  keineswegs  zuträglich  sind,  davon  hat 
man  sich  wohl  allenthalben  überzeugt:  und  doch 
dauern  sie  bei  uns  in  Deutschland  meist  länger, 
und  zwar  in  der  Regel  nur  des  eitlen  Gewinnes 
halber.  Das  ist  ein  Krebssehaden  vieler  unserer 
deutschen  Vereine,  dass  sie  durch  Ausstellungen 
ihre  Finanzen  verbes'sel'n  wollen.  Man  bedenkt 
aber  nicht,  dass  man  dadurch  mehr  schadet  als 
nützt.  Wer  seine  Pflanzen  lieb  hat,  der  wird  nie 
und  nimmer  seine  mit  Sorgfalt  erzogenen  "Exem- 
plare in  eine  Ausstellung  senden,  welche  längere 
Zeit  dauert.  Selbst  nach  dem  ersten  und  zweiten 
Tage  haben  die  Pflanzen  nicht  mehr  ihr  frisches 
Ansehen  und  können  die  Besucher,  welche  An- 
sprüche machen,   nicht   mehr  ganz   befriedigen. 

Alle  Ausstellungen  sollen  am  Sonnabend  statt- 
finden und  dreierlei  Art  sein,  und  zwar  grosse  Aus- 
stellungen 3  Mal  im  Jahre,  spezielle  und  endlich 
wöchentliche.  Der  speziellen  Ausstellungen  sollen 
8  sein,  die  zum  grössten  Theil  in  den  Frühling 
fallen.  Sie  haben  ohne  Zweifel  einen  grossen  Werth, 
da  man  hier  bei  bestinnnten  Florblumen  sieht,  was 
in  dieser  Hinsicht  geleistet  werden  kann.  Berück- 
sichtigt sind  von  dem  Londoner  Gartenbau-Vereine: 
Hyazinthen,  Kamellien,  frühzeitige  Azaleen  und  die- 
sen entsprechende  Blüthensträucher,  Orchideen,  Pe- 
largonien, Liliaceen  und  Amarvllideen,  Blattpflanzen 
und  endlich  Farne  mit  anderen,  diesen  sich  an- 
schliessenden   Pflanzen. 

Von  den  wöchentlichen  Ausstellungen  ist  be- 
reits gesprochen.  Da  hier  hauptsächlich  sich  Pri- 
vate betheihgen,  so  sollen  auch  keine  Geldpreise, 
sondern  nur  Medaillen  und  Certifikate  vertheilt  wer- 
den, dagegen  will  man  bei  den  grossen  und  spe- 
ziellen  Ausstellungen   nur   Geldpreise  ausgeben. 

Dass  Parzellen  des  Gartens  des  Londoner  Gar- 
tenbau-^'ereines  an  Handelsgärtner  abgetreten  wer- 
den, damit  diese  daselbst  Pflanzen,  mit  deren  Kul- 
tur sie  sich  hauptsächlich  beschäftigen,  in  schönen 
Exemplaren  zur  Kenntniss  der  Liebhaber  bringen, 
ist  schon  früher  mitgetheilt  worden.  Auf  diese 
Weise  hat  Henderson  ein  Stück  Land  zur  Ver- 
fügung bekommen,  wo  er  50,000  Stück  Tulpen- 
zwiebeln gelegt  hat.  "\^'enn  diese  im  Frühjahre 
blühen,  möchte  wohl  ein  seltener  Genuss  geboten 
werden.  Auf  gleiche  Weise  werden  Waterer  und 
Godefroy  ein  Zelt  sich  erbauen,  um  unter  dem- 
selben im  nächsten  Frühlinge  ihre  schöne  Samm- 
lung von  Rhododendren  in  ausgesuchten  Exempla- 
ren  auszustellen. 


Endlicli  hat  man  auch  den  Vorschlag  gemacht, 
sich  mit  allen  Vereinen  der  Provinzen  in  engere 
Verbindung  zu  setzen.  J\lan  ist  überzeugt,  dass 
dadurch  die  Gärtnerei  selbst ,  aber  auch  Liebe  zu 
Pflanzen   und  Blumen   ungemein  geföi'dert  wird. 

Wir  haben  mehrmals  über  die  Erträge  des  Obst- 
und  Gemüsebaues  in  andern  Ländern,  besonders  in 
Frankreich,  lierichtet,  ohnlängst  auch  einen  kurzen 
Artikel  über  den  Bestand  an  Obstbäumen  in  Böh- 
men gebracht,  wir  wollen  in  dieser  Hinsicht  jetzt 
Einiges  über  den  Bestand  der  Obstbäume  und  die 
Erträge  des  Obstbaues  in  Württemberg  sagen.  Der 
Obstbau  scheint  hier  schon  lange  sich  der  besonde- 
ren Aufmerksamkeit  der  Fürsten  und  der  Regierung 
erfreut  zu  haben,  so  dass  auch  in  den  Volksschulen 
Unterricht  darin  gegeben  werden  musste.  Nach 
Mittheilungen  des  Württembergisehen  Staats-Anzei- 
gers, welche  in  der  Monatsschrift  für  Pomologie 
wiedergegeben  sind,  nahmen  bereits  im  Jahre  1833 
in  den  Volksschulen  von  42  Orten  8000  Kinder  an 
dem  Unterricht  über  Obstbau  Antheil.  Es  ist  sehr 
zu  bedauern,  dass  man  nichts  darüber  erfährt,  wie 
jetzt,  wo  der  Obstbau  grade  in  Württemberg  eine 
noch  höhere  Stufe  seiner  Ausbildung  erhalten  hat, 
die  Betheiligung  der  Jugend   ist. 

Im  Jahre  1853  wurde  eine  Zählung  der  Obst- 
bäume in  ganz  Württemberg  vorgenommen.  Dar- 
nach  ergaben  sich : 

KonioUstbäume    Steiiiobstbäurae 

1.  im  Neckarkreise    .   .   .  1,742,413  879,881 

2.  im  Schwarzwaldkreise  1,040,854  855,014 

3.  im  Jaxtkreise  .....  1,073,882  1,038,717 

4.  hn  Donaukreise  ....  860,953  499,360 

Z  usam^nen  4,724,102  3,273,572 
Bei  einer  mittleren  Ernte  wird  von  diesen  Bäu- 
men 0,717,501  Simri*)  Kern-  und  1,360,253  Sinn-i 
Steinobst  gewonnen.  AVird  das  Sinn-i  im  Durch- 
schnitt zu  4^  Fl.  bezahlt,  so  ergibt  sich  die  Summe 
von  über  4  Millionen  Gulden,  welche  in  reichen 
Obstjahren,  wie  1847  und  1860  sich  leicht  verdop- 
peln könnte.  Der  Ertrag  in  einem  Mittcljahre  ist 
veranschlagt: 

8inu-i  Kernobst    8imri  Steinobst 

1.  im  Neckarkreise    .   .   .  2,757,583  369,886 

2.  im  Schwarzwaldkreise  1,566,812  369,886 

3.  im  Jaxtkreise 1^179,655  380,053 

4.  im  Donaukreise  ....  1,213,561  179,534 

Im   ganzen  Lande      67717,611      1,360,253 
In   den   Jahren  1853   bis  1862  hat   man   zusam- 
men 42,337,344  Simri  Kern-  und   7,108,921  Simri 
Steinobst  geerntet,    was    im  Durchschnitt    auf  jedes 
Jahr    über    4  Jlill.    Simri    Kern-,    aber  nur   j',,  Mill. 


*;  8  Simri  bilden  in  Württemberg-  einen  Schefl'el,  der  3J 
g-rösser  als  der  preussische  ist  und  sieh  zu  diesem  verbält  wie 
3,2-246  :  1,0000. 

52* 


412 


das  Ende  September  d.  J.,  fand  eine  Pflanzen-  und 
Obst-Ausstelliuig  statt,  bei  der  ein  Aussteller  eine 
Sammlung  aller  Aepfelsorten,  welelie  guten  Cider 
gaben,  zur  Verfüguug  gestellt  liatte.  Es  waren 
lauter  kleine,  unschcinlielie  Friklite,  die  auch  kei- 
neswegs mundeten. 

Von  Seiten  der  Pariser  Handelskammer  sind 
unter  Anderem  auch  interessante  Notizen  über  den 
Gemüsebau  in  der  kaiserlichen  Residenz  gegeben. 
Darnach  haben  sich  die  Gärten,  wie  in  allen  grossen 
Stiidten,  in  der  neuesten  Zeit  innerhalb  der  Stadt 
sehr  gemindert.  Es  wurden  nämlich  im  Jahre  18G0 
nur  noch  gegen  400  Hektaren  zum  Gemüse-,  zum 
Pilumenbau  sogar  nur  noch  7(i  Plektareu  benutzt. 
Die  grüssten  Gemüsegärten  befinden  sich  im  Süden 
der  Stadt  Paris  und  zwar  westlich  im  Arrondisse- 
ment  de  Vaugirard  und  östlich  im  Arrondissement 
de   Xeuillv. 

Es  sind  im  Ganzen  5G8  selbständige  Gemüse- 
züchter vorhanden,  von  denen  G  sich  nur  mit  dem 
Anbau  von  Champignons  beschäftigen,  so  dass  im 
Dnrchschnitt  Jeder  ein  Terrain  von  70  Aren  be- 
baut.     Alle    zusammen    machen    für    4,933,001»  Frs 


Siniri  Steinobst  ergibt.  Das  obstreiche  Jahr  1862 
gab  allein  l(;,30r),050  Simri  Kern-  und  3,140,.637 
Simri   Steinobst. 

Die  Verwerthung  des  Obstes  beginnt,  nament- 
lich im  Württemberg'schen,  ebenfalls  eine  grössere 
Ausdehnuug  zu  erhalten.  Die  Verbesserung  der 
Obstdörren,  wie  wir  sie  vor  Allem  dem  Inspektor 
Lucas  verdanken  und  wie  selbige  bereits  auch  in 
mehrern  Ländern  eingeführt  wurde,  hat  namentlich 
dazu  beigetragen.  Aus  dem  Württemberg'schen 
wird  sehr  viel  gedörrtes  Obst  nach  Amerika  aus- 
geführt. Auch  die  Bereitung  des  Obstweins  oder 
Ciders  nimmt  von  Jahr  zu  Jahr  in  Württendjcrg 
zu.  Jlan  berichtete  uns,  dass  man  daselbst  im  vo- 
rigen Jahre  sogar  Obst  eingeführt  habe,  um  den 
Bedarf  an    Cider  im    Inlande   zu   decken. 

In  Frankreich  ist  der  Cider  das  Hauptgetränk 
der  Arbeiter  auf  dem  Lande.  Während  man  bei 
uns  ziendlch  alle  Sorten  Aepfel  dazu  uimnit,  wer- 
den jenseits  des  Eheines,  besonders  im  nordwest- 
lichen Frankreich,  nur  diesem  Zwecke  eutsprechende 
Sorten  angebaut.  Hauptsächlich  geschieht  dieses  in 
der  Bretagne.  Ronen  und  Caen  treiben  einen  nicht 
unbedeutenden  Handel  mit  Cider  nach  Aussen.  In 
beiden  Städten  haben  ferner  zu  diesem  Zwecke 
Ausstellungen,  verbunden  mit  einem  bezüglichen 
Kongresse,  stattgefunden.  Man  einigte  sich  über 
die  Sorten,  welche  den  besten  Cider  lieferten,  ^^"äh- 
rend    unserer    zweiten   Anwesenheit  in   Paris, 


Geschäfte,  also  verdient  der  Einzelne  im  Durch- 
schnitt jährlich  8700  Frs.  Unterstützt  werden  sie 
durch  779  Arbeiter  imd  550  Pferde.  Die  Zahl  der 
Mistbeetfenster  beträgt  12,000.  Wie  gross  die  Kul- 
tur der  Melonen  ist,  ersieht  man  daraus,  dass  allein 
gegen  000,000  Glasglocken  bei  ihrer  Anzucht  ge- 
braucht werden. 

Wenn  wir  früher  schon  hier  und  da  ausge- 
sprochen haben,  dass  das  Leben  als  solches  in  Paris 
wohlfeiler,  als  in  anderen  grossen  Städten  des  nörd- 
lichen Deutschlands  ist,  so  eisieht  man  dieses  auch 
aus  der  Bezahlung,  welche  die  Arbeiter  der  Ge- 
müsezüchter erhalten.  Von  100  solcher  Arbeiter 
bringen  es  8  nur  täglich  über  2  Frs  (16  Sgr.),  von 
100  Frauen  sogar  nur  (i  über  1*  Frs  (14  Sgr.). 
Von  den  497  Männern,  welche  in  den  Gemüsegär- 
ten arbeiten,  verdienen  115  täglich  nur  1,  135 
hingegen  1.',  von  282  Frauen  dagegen  40  nur 
1  und  52  1-J  Fvi,  82  hingegen  nur  75  und  27  so- 
gar nur   50  Cent.   (6   und  4  Sgr.). 

Es  sei  uns  erlaubt,  schliesslich  noch  ein  Paar 
bei  uns  eingegangene  Verzeichnisse  von  Pflanzen  zu 
besprechen. 

1.  Rosengärtnerei  von  Ernst  Metz  in  lloch- 
heini  bei  Erfurt,  Verzeichniss  derselben.  Es  ist 
nicht  zu  leugnen,  dass  Gärtner,  welche  sich  mit 
einer  Kultur  speziell  beschäftigen,  auch  etwas  Tüch- 
tiges leisten  können,  zumal  wenn  sie  den  Pflanzen, 
welche  sie  in  Massen  heranziehen,  mit  besonderer 
Liebe  ergeben  sind.  AVir  erhalten  hier  in  dem 
Verzeichnisse  nur  eine  Auswahl  des  Besseren,  was 
in  der  Eosenzucht,  namentlich  in  neuester  Zeit,  ge- 
leistet ist;  was  nicht  entspricht  —  und  die  Masse 
dessen,  was  jährlich  in  den  Handel  kommt  und, 
wenn  auch  noch  so  schleclit.  doch  sehr  gepriesen 
wird  —  ist  nicht  gering.  In  einer  Beilage  zum 
Verzeichnisse  erhalten  wir  auch  nähere  Nachrichten 
über  die   Metz' sehe   Eosengärtnerei. 

2.  Verzeichniss  richtig  benannter  C)bst-,  Baum- 
und Strauch-Sorten  des  Gartens  der  Sektion  für 
Obst  und  Gemüse  der  Seh  lesischen  Gesell- 
schaft für  vaterländische  Kultur  in  Breslau. 
Wir  wünschten  wolil,  dass  in  allen  Provinzen  der- 
gleichen A'ereinso-ärten  existirten,  wo  man  sich  fort- 
während  bemüht,  nur  das  Tinte  zu  vermehren,  und 
zu  verbreiten,  und  zwar  auch  nur  das  Gute,  was 
unter  den  dortigen  klimatischen  Verhältnissen  ge- 
deiht und  auch  lohnende  Erträge .  gibt.  Eben  des- 
halb empfehlen  wir  schlesischen  (.Grundbesitzern  die 
(Obstbäume  in  den  genannten  Gärten,  um  daraus 
ihren  Bedarf  zu  entnehmen  und  sich  von  der  Güte 
derselben    zn    überzeugen. 


Verlag   von  Karl   Wieg- an  dt  in  Berlin, 
Komm.indanten-Slr.isse  Xo.  62. 


Drnck  der    C.  Fci.s  ter'schen   Bnehdruekcrei    in   Berlin. 
Zieten-Pl.itz  Nu.  2. 


Allgeiiieiiies  liilhilts-Verzeiehiiiss. 


Verzeiclniiss  der  Abhandlungen. 


Die  Kultur  der  Aep t'el-Kordon.s.  Vom  Baumscliul-Besitzer 
Müller  in  Strassburg.      127. 

Allerlei  aus  der  Gärtnerei  und  PHauzenkunde.  1.  '25.  58.  97. 
132.   169.   211.   281.  365.  374.  409. 

Alocasia  Veite hii  C.  Koch  und  Lowii  Hook.     89. 

Alocasia  Veitchii   C.   Koch.      254. 

Die  neuesten  Seidel 'sehen  Alpenrosen  oder  Rhododen- 
dren.     119. 

Borsig's  Amar}' llisflor.     63. 

Mittel  gegen  Ameisen.     264. 

Ampeln  zur  Zimmer-Verzierung.     33G. 

Die  Anthurieu  mit  grossen,   herzförmigen  Blättern.      195. 

Aralia  Leroana  C.  Koeli,  eine  noch  nicht  besclu'iehcne  Blatt- 
pflanze.    369. 

Arendsee  und  die  feinere  Obstzucht  des  (irafen  v.  8chlip- 
peubach.     233. 

Arundo  Kakao  Steud.  (conspicua  Hook,  fil.j.  Ein  neues 
Ziergras  aus  Neu-Secland.     209. 

Dr.  Paul  Aschersou's    Flora    der  Mark  Brandenburg.     238. 

Astrapaua  Wallichii  Ker.      16. 

Die  Frühjahrs- Ausstell  ung  des  Vereines  zur  Beförderung- 
des  Gartenbaues,  am  3.  April.     113. 

Die  I'"'es  t-Ausst  ellun  g  des  Vereines  zur  Beförderung  des 
(iartenbaues  in  den  Tagen  des    19.   u.   20.  Juni.     201. 

Die.  Pflanzen-  und  Bl  umen  -  Ansst  ellun  g  der  Gesell- 
schaft  der  Gartenfreunde  in  Berlin.      128. 

Die  internationale  Ausstellung  von  Pflanzen,  Blumen 
und  anderen  (iegenständen  der  Gärtnerei  in  den  Tagen 
vom  24.  Aprfl  bis  I.Mai  in  Brüssel.  145.  156.  165.  174. 
181.   188. 

Die  allgemeine  Ausstellung  von  Pflanzen,  Blumen  und 
allen  mit  dem  Gartenbau  in  Verbindung  stehenden  Gegen- 
ständen zu  Amsterdam,  im  Frühlingc  des  Jahres  1865. 
345. 

Die  zweite  inte  r  n  a  t  i  o  n  a  1  e  Pflanz  e  n  -  u  u  d  B  1  u  ni  e  n  -  A  u  s  - 
Stellung  u.  s.  w.  im  Anfange  des  Frühjahres  IS 65  zu 
Amsterdam.     225. 

Die  erste  Pflanzen-  u.  Blum  en- Au  sstel  lun;;-  zu  Frank- 
furt a.  O.     194. 

Die  Pflanzen-  und  B  lunien- Ausstell  ung  des  Stettiner 
Gartenbau-Vereines,  am  27.  u.   28.  Juni.     221. 

Bericht  ülier  die  Ausstellung  der  Sektion  des  Gartenbau- 
Vereines  in  Breslau  vom  18.  April  1864.  Von  Graf  von 
Ho  Verden       136. 

Eine  Kritik  der  englischen  Ausstellungen.     379. 

Pflanzen- Ausstellung  zu  Am.sterdani.     409. 

Ausstellungen  des  Gartenbau-Vereines  zu  London.     411. 


Die  Baums  eh  nie  n  von  Andre'  Leroy  in  Angers      298. 

Eine  Entstehung  von  Bäumen  mit  hängenden  Aesten  in 
Folge  der  Veredlung.  Vom  Hofgärtner  Jäger  in  Eise- 
nach.     200. 

Belgique  horticole.  Jahrgang  1863,  2.  Hälfte.  .Jahrgang 
1864,    1.  Hälfte.     324. 

Beschorneria  yuccoides   der  Gärten.      186. 

Birnen  der  Federation  des  Societes  d'hortieulture  en  Belgique. 
118. 

Birnen  in  schieflaufenden  Kordons  fCoi'dons  obliques).  Vom 
Baumschulhesitzer  Müller  in  Strassburg.     343. 

Gutachtliches  L'rtheil  über  neuere  u.  einige  ältere  Birnen.   265. 

Drei  Blattpflanzen  des  Warmhauses  (Miconia  chaetodoa 
Naud.,  Phyllagathis  rotundifolia  Bl.  und  Sphaerogyne  la- 
tifolia  Naud.).     241. 

Einige  Blattpflanzen- Gruppen  im  Freien.  Vom  Eosen- 
gärtner  Her g er  in  Köstritz.     77. 

Karl  Borchers'  Anleitung  zur  Vervollkommnung  des  Obst- 
baues im  nördlichen  und  mittleren  Deutschland.     24. 

Die  Gründung  des  botanischen  Gartens  der  Tniversität 
Greifswald.  Festrede  vom  Professor  Dr.  Munter,  Di- 
rektor des  Gartens.     137.   149. 

Botanical  Magazine.     1863,   2.  Hälfte.     53 

Mittheilungen  über  Inhalt  und  Einrichtungen  der  Gewächshäu- 
ser des  Königlichen  botanischen  Gartens  der  Univer- 
sität Breslau.     Vom  Prof.  Dr.   Göppert.     41. 

Der  G  harlatanismus    in    der    Gärtnerei.      Vom    Abbe    von 

Beauniont.      110. 
Ci  rkular- Verfügung    über   die  Beförderung  der   Ob.stkultur 

durch  die  landwirth.schaftlichen  Akademien.     401. 
Cordyline  indivisa  vera  (aureo-lineata)  aus  Samen  gezogen. 

Vom   Handelsgärtner  Stelzner  in   (ient.     404. 
Coryanthes    picturata    Rchb    fll.,    eine  neue,    zu    eraptVli- 

"iende  Orchidee.     368. 

üeber  die  Doppelgestaltigkeit  der  Blut  heu  i  Dlnior- 
pliismusj.     Vom  Professor  Dr.   Braun.     52. 

Drahtgeländor  für  Spalierbäume,  Wein  und  dergl.  Vom 
Baumschulbesitzer  Mart.  Müller  in  Strassburg.    102. 

Ueber  Düngung  mit  Meersalz.  Von  Mobitz -Vater,  Mit- 
glied im  C'onseil  des  Arrondi.ssement  von  Lyon.  Tvebst 
einer  Bemerkung  des  Dr.  Filly.     21. 

.Job.   H.   El)  ermann.      57. 

Ueber  Vermehrung  der  E nc cp h al art os.  Von  C.  Bouche, 
Insjiektor  des  Königl.  botanischen   Gartens  in  Berlin.    297. 


414 


Tirust  Euder's  Index  Aroiilearum.     344. 

Die  Wonderful-Erbse.     Von   H.  Scliiebler  in  Celle.     80, 
Einiges  über  die  Ernährung-    der  Pflanzen    und  über    das 
Düngen.      Von  Dr.    C.  Filly.      121. 

Ferdinand  Eintel  manu.     6. 

Dr.  Otto  Florenz'  Anleitung  zur  genaueren  Kenntniss  der 
.seliiidlichen  Garteu-Insekteu  etc.     280. 

The  Florist  and  Pomologist.  Jahrgang  1863  und  Jahr- 
gang  1864,    1.  Hülfte.      332. 

Die  3  Friedhufe  der  Stadt  Paris  in  gärtnerischer  Hinsicht. 
370. 

Bericht     über     die    Künigliclie     G  ärtn  e  r-Iv  e  h  r  a  u  s  t  al  t     und 

Landesbaumschule    zu    Potsdam    für    das    A'erwaltungsjahr 

18f?-.     Von  C.  Beuche.      185. 
Ankündigung  einer  Gärtner-Lehranstalt   in  Köthen  (Her- 

zogtlium  Anhalt)    in  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  von 

Goeschke.      23. 
Ein  Garten   des  nordwestlichen  Frankreichs.     359. 
Ueber    sogenannte     Garten- Nameu.      Von   Dr.    P.  Ascher- 

.son.      110. 
Notizen    der  Pai-iser    Handelskannner    über    den    Gemüsebau 

in  Paris.     412 
Ueber  verrottete  Gerberlohe  als  Erde  zur  Pflauzenknltur. 

Vom  Königl.   Garten-Inspektor  C.  Pouche  zu  Berlin.    51. 
Neue   Varietäten    der    Gurke    (Cucumis   sativus).      Von    J.   G. 

Meyer  in  Ulm.     70. 
Ueber  Rittersterne  oder  Hippeastrum,   insbesondere  Heu- 

serianum  Karst,  und  proccrnm   Duch.     17.   30.  37. 
Horaninow'  ]>rodromus  Monographiae  Scitamiuearum.     46. 
Horticultenr  franfais.    Jahrgang  1863  u.   1864,   I.Hälfte. 

269.  278. 

Illustration  horticole.      Jahrgang   1863,    2.  Hälfte.     285. 

Jahrgang   1864,   1.  Hälfte.     294. 
Ivoy's  Ameliorat ionen    zu   Pian    in    den  Haiden  (Landes) 

hei  Bordeaux.     329. 

Wie  behandelt  man  die  Kamellien,  um  viel  Knospen  zu  er- 
halten und  wie  verhindert  man  deren  Abfallen?  Vortrag, 
gehalten  vom  Knnstgärtner  Dam  mann    in   Görlitz.     298. 

Die  Sibirische  Kürbelrübe  Vom  Kunst-  und  Handels- 
gärtner Krüger  in  Lübbenau.     8. 

Karl  Koch 's  Hülfs-  und  Schreib -Kalender  für  Gärtner  und 
Gartenfreunde  auf  das  Jahr  1865.     384. 

Berufung  eines  internationalen  Kongresses  für  Garten- 
bau durch  den  Bund  der  vereinigten  belgischen  Gartenbau- 
Vereine  nach   Brüssel.     65. 

Julius  Kühn's  Untersuchungen   über  das  Mutterkorn.      142. 

Comte  Leouce   de  Lambert^'e:    le    fraisier,    sa    ))otanique, 

son  histoire,  sa  culture      152. 
Neue  Pflanzen  von  Linden  in  Brü.ssel.     276. 
Dr.  L  i  V  i  n  g  s  t  o  n  e      49.281. 
William  Lobe's  künstliche  Düngmittel  und  Komposte.    400. 

Ueber  Maiblumen-Trei  berei.     Von  P.   Sorauer.     47. 

Montan oa  und  Uhdea  nebst  historischen  Notizen  über  Blatt- 
pflanzen überhaupt.      393.  406. 

Einige  Worte  über  den  Melonenbaum  (Carica  Papava  L.) 
231. 

Leopold  Müll  er 's  Beiträge  zur  Förderung  der  Obstkultur 
und  Obstkunde  in  Deutschland.     368. 

Murray'.s  Kiefern   und  Tannen  Japan's.     40. 

Die  Zwerg- Nelken  von  Verviers.     396. 

Neumann's  moderne  Anlage  des  Gartens  am  Hause  und  der 
städtischen  Villa.     408. 

Der  Stand  des  Obstbaues  im  Kanton  Zürich.  Vom  Seminar- 
lehrer Kohl  er  in  Küssnacht.     81. 

Ueber  den  Stand  des  Obstbaues  im  Herzogthum  Meiningen. 
Vom  Medizinal-Assessor  Jahn  in  Meining-en.      129. 


Das  Pflanzen  der  Obstbäume.  Von  Martin  Miiller  in 
Strassburg  a.  Rh.    107. 

Die  Obst  bäum  zucht  in  Böhmen.     398. 

Der  Niederländische  Obstgarten  des  pomologischen  Ver- 
eines in  Boskoop  bei  Gouda.  Groningen.  J.  B.  Wolters. 
1864.      271. 

Ueber  den  Zustand  der  Olpstkultur  in  Sclilesien.  Bericht 
von  Dr.  K    Fickert.      198. 

Erträge  des  Obstbaues  in  Württemberg.     411. 

Bericht  über  die  Erfahrungen  in  Kurhessen  hinsichtlich  der 
in  Naumburg  n.  d.  S.,  Gotha  und  Berlin  empfohlenen  Obst- 
sorten.    340. 

Ueber  das  K  e  r  n  -  O  b  s  t  im  Herzogthum  Kobui'g.  Vom  Ober- 
Lieutenant  Donau  er  in  Koburg.     382. 

Die  Sammlnng  von  Kern-Obst  des  Vereines  für  Pomologie 
und  Gartenbau  in  Meiningen  während  der  Pomologen- 
Versammlung  in  Görlitz.  Bemerkungen  vom  Medizinal- 
Assessor  .Jahn  in  Meiningen.     226. 

Bericht  über  die  Obstzucht  in  Kurhessen.  Eingesendet  vom 
Gartenbau-Verein  in  Kassel.      247. 

Die  chinesische  Zwerg- Orange.     388. 

Die  Seh  metterlings- Orchideen  (Phalaeuojisis  Bl.).  Vom 
Obergärtner  Krau.s.     377. 

Overduin  und  die  gärtnerischen  Zustände  auf  Walchcren. 
101. 

Blühende  Palmen  des  Berliner  botanischen  Gartens.     152. 

Paris  und  seine  Anlagen.     309. 

Eine  Sitzung  des  (iartenbau-Vereines  in  Paris.     337. 

Der  Park  zu  Monceau.  Von  A.  Stelzner.  Handelsgärtner 
in  Gent      94. 

Joseph  Paxton's    Brief   über  englische  Ausstellungen.     410. 

E.  Petzold  u.   G.Kirchner 's  Arboretum  Muscaviense.    230. 

Ueber  P  flan  zen-Eruä  hrung,  Boden-Erschöpfung  und  Boden- 
Bereicherung.    Von  Dr.  Schultz- Schul  tzenst  ein    180. 

Aus  den  Pf  lanzen- Verzeich  nissen  einiger  Handelsgärt- 
uereien.   '320.  326 

Der  deutsche  Pomologen -Verein.  Vom  Kittergutsbesitzer 
V.  Böse  auf  Emmabrug  bei  Laasphe.     254. 

Der  pomolog'ische  Garten  in  Braunsclnveig.  Vom  Medi- 
zinalrath  Dr.  Engelbrecht.      50. 

Programm  zur  Preisbewcrbuug  für  das  42.  Jahresfest  des 
Vereines    zur   Beförderung    des   (Gartenbaues,    am    19.  Juni 

1864.  12. 

Progranun  für  die  Preisbewerbung  bei  der  Frühjahrs-Ausstel- 
lung des  Vereines  zur  Befürderuno'  des  Gartenbaues ,  am 
2.  April   1865.     257. 

Programm  zur  Preisbewerbung  für  das  43.  Jahresfest  des 
Vereines    zur    Beförderung   des    Gartenbaties ,    am   18.  Juni 

1865.  391. 

Programm  für  die  Ausstellung  von  Obst,  Gemüsen,  Blumen, 
Pflanzen,  Gartenplänen  n.  s.  w. ,  vom  7.  bis  10.  Oktober 
1864  in  Kassel.     288. 

Revue  horticole,  Jahrgang   1863  und   1864,   1.  Hälfte.    244. 

200. 
Die  Hybridation   und   Sämlingszucht    der   Rosen.     Vom  K.  K. 

Oberförster  Rudolph   Geschwind.     335. 
Notizen  über  Rosen.     S'on  K.  Achilles,    Obergärlner    in  El- 

beuf.     143. 
Auswahl  von  Rosen.     Vom  Rosengärtner  Herger  in  Köstritz. 

84 
Ueber  Rosensämlinge.     Von  Paul  Sorauer.     207. 
Der  Garten  des  Baron  v.  Rothschild   in  Boulogne  bei  Paris. 

318. 

Scheydecker's  und  Grube's  Anleitung  zum  Obstbaum- 
schnitt und  zur  Rebenzuc.ht.     400. 

Schiebler's  Taubenapfel.     64. 

Scutellaria  Mociniana  Benth.  Ein  Halbstraueh  mit  ro- 
then  Blüthen      Mit  einer  Abbildung.     313. 

Ueber  die  sogenannten  Somm  er-Endivien.  Vom  Hofgärtner 
Jäger  in  Eisenach.      45. 

Die  neuen  Sommergewächse  des  Freilandes.     67.   78.  86. 


415 


Kinlf^ij  Worte  über  die  Kultur  der  Sonerilii  m  iirg-ari  taoea 
Liudl.    Vom  Obergärtner  Bücsü  iu  JJerliii.    330. 

Der  Spargelküfcr,  der  Eugerliug  und  der  Maulwurf  im 
Siiargclbcete.  Vortrag,  gebalten  von  Dr.  GoU.scb  in  Gör- 
litz.     308. 

Die  Oscberslebeuer  Stiofmüt  terobc  n.  (Punsee's).  Von  C. 
Scbwauecke  iu  Oscher.sleben.     215. 

Ueber  die  Einführung  imd  Kultur  der  Torenia  jjlantagi- 
nea  I5entb.  (Ceratostigma  plantaginea  Höchst.).  Von  C. 
Bouche,  Inspektor  de.?  Konigl.  botanischen  Garten.s  in 
Berlin.     29-1.  298. 

Van  Honttc's  Blunienzwicbelflor  iu  Gent.     217. 

Beriebt  über  die  4.  Ver.s  amnilung  deutscher  Pomologen, 
Obst-  und  Genuisezücbter  iu  Görlitz.     208.   312. 

434.  Versammlung  des  Vereines  zur  Beförderung  des  Gar- 
tenbaues am  3.  Januar.  9.  435.  am  31.  Januar.  33. 
43i;.  am  28.  Februar.  73.  437.  am  3.  April.  105.  438. 
am  8.  Mai.  153.  439.  am  29.  Mai.  177.  440.  am  19. 
Juni.  193.  441.  am  31.  Juli.  249  442.  am  28.  Au- 
gust. 273.  443.  am  25.  Seiitember.  305.  444.  am  25. 
Oktober.     SGI.     445.  am   27.  Xoyember      385. 


Die  Verseil  öncrungen  in  den  Provinzen  Frankrelcbs.    321, 

Das  Versetzen  grosser  Bäume  in  vollem  Blätter-  und  Blü- 
thenscbniuck  im  August.  Vom  Hofgärtner  Meyer  in 
Sanssouci.     389. 

Bericht  über  den  Betrieb  des  Versuchsfeldes  des  Vereines 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  Vom  Köulgl  Inspektor 
C.  Bouche.     90. 

Ueber  die  zu  Gera  im  Freien  blühende  Victoria  reglii.  Von 
Theodor  ßemy,      7. 

Vilmo  r  in -An  dr  le  ux  :  tlenrs  de  pleine  terre.  Vom  Ober- 
gärtner Kraus.      118. 

Chemische  Untersuchungen  über  das  Wachsthum  der  Pflan- 
zen im  Dunkeln.     Von  Dr.   C.  Filly.     316. 

Neue  Waldreben  -  Blondl  Inge  von  besonderer  Srliönlieit. 
405 

Ueber  einige  Weisstanneu.      62. 

A.   Wörmann's  Garten-Ingenieur.      159.    360. 

Wredow's  Gartenfreund.     11.  Auflage.     239. 

Die  chinesische  Wucherblume  oder  Chrysanthemum  In- 
dlcum.      13. 


416 


IL    Inhalt  des  Allerlei. 


lieber  den  Akkli  matisations- Garten  in  Algier.     98. 
Akklimatisations-Garten  von  Bordean.x.     134. 
Anacharis  Alsina.strn  m  bei  Potsdam.     284. 
Anticry ptogam   als  Mittel  gegen  die  Weiiikranklieit.      61. 
Die  botanischen  Unterhaltnngen  von  Auerswald.     213. 
Kongress  und  Ausstellung  in  Amsterdam  im  Jahre  186.5. 

212.  410. 
Paxton's  Vorschläge  zu  den  Ausstellungen  in  London.  410. 
Die  Brüsseler  Ausstellung!     58.  97. 
Kongrcss  und  Ausstellung   zu    Erfurt.     211. 
Die  Ausstellung  in  Wien   im  Jahre   1865.      98.  211. 

Konkurrenz  von  Bouquet  halte rn  bei  der  Gartenbau-Gesell- 
schaft in  London.      60. 

Ceratochloa   australis    als    Futtergras    von    Metz  &  Co. 

135. 
Verbrauch  des  Ciders  in  Frankreich.     412. 
Cocospalme    im    Garten    des    Herzogs    von    Northumburland. 

26.  283.  365. 
Abfälle  von  Cocosnussschal  en.      4. 

Freiherr  v.  d.  Decken.     5. 

Elektrizität  als  Ursache  der  PHanzcn-Kraukheiten.     284. 

Brief  von   Fortune   über  die  ött'entlicljen  0  arten  China's.    99. 

Gärtner- L  ehr- Anstal  t   iu  Kötlien.     25. 

Professor  Morren's  Uebersicht  über  den  Gartenbau  Bel- 
giens.     171. 

Die  Londoner  Gart  enb au- Gese lisch  aft  stellt  Handels- 
gärtnei-n  Land  in  ihrem  Garten  zur  Verfügung  zur  Schau- 
stellung von  Grup]icnpflanzen  u.   s.  w.     61. 

X'eber  die  Ausbildung  von  Lehrern    des  Garteubaues.     283. 

Gartenbau-Schule  iu  Kew.      134. 

Gart  enb  au- Ver  ei  n  e  in  Deutschland.     59. 

T'eber  Pariser  öffentliche  Garten-Anlagen.      170. 

Garten- Et  ab]  issement  zur  Verschönerung  von  Paris.    169. 

Der  Gemüsebau  in  Paris.      412 

Keue  Georgincnf ornien.     374. 

Ilooibrenk's    Weinkultur.    Anwendung  derselben   durch  Jac- 

quesson  in  der  Champagne.     3(J6. 
Hooibrenk's  Befruehtungs-Metliode.      1.   283.  3C5. 
Hudelet 's  Methode  der  Verpackung   der  Weinaugcu.      Gl. 

Ingelrest's  Annuairc  d'horticulture.     60. 

Schädliche  Eigenschaften  der  Kartoffelu.      213. 
Erfahrungen  von  Mobitz  pere  über  Kochsalz.     214. 

Landesbaumschule  iu  Braunschw'eig.     25. 
Lederstreifen  zum  Etiquetten-Anbinden.     99. 
Andre  Leroj-  in  Angers.     365. 
lieber  das  Etablissement  von  Andre  Lero.y.      170. 

Mac  Intüsh:   book    of  the  garden.      58. 
Mann.     5. 

Murray's  Vorlesung  über  Koniferen.      284. 
Musa   Ca  vendi  shi  i.      26 

Aktien-Gesellschaft  zur  liebung  des  01)stbaues  in  Hannover. 

26. 
Zm-  Hebung  des  Obstbaues.     282. 


über    Obs  tba  u  m  zuc  h  t 


Frank- 


Oeffentliche    Vorlesungen 

reich.      99. 
O  b  stbaumzucht  in  Frankreich.      134. 
Obst-Erträge   in  Württemberg.     411. 
Ueber  Obst-  und  Geniüseproduktion  Frankreichs.     374. 
Die    Herausgabe    eines    illustrirten     Obstwerkes    iu    Holland 

und  eines  ähnlichen  in  Deutschland.     172. 
Befruchtung' der  Orchideen  nach   Darwin.     284. 

Neue  Palmen  West-Afrika's,  von  Mann  entdeckt.  27. 

Gewinnung  des  Palmöls   aus  der  Oelpalme.     27. 

Geitner's  Pal  mensammlu  n  g  in  Zwickau.     214. 

Zur  Parthenogenesis       5.   214. 

Personal-Notizen  über  Karl  Fintelmann,  Sello,  He- 
ring, Kühne,  Wilke  und  Heutze.  132.  Senn  holz 
und  Seh  och.  133.  Flotow,  Neuner,  Co  urtin,  Maj-er. 
169.  Neuner,  Müller.  212.  Treviranus  215.  Xavier 
de  Bavay,  Spruce,  John  Smith,  Elias  Fries,  Are- 
schong.  281.  Borchers,  Nedzielsky.  282.  Schacht, 
Jung  huhu.  374.     Bosse.  409. 

Nene  Pflanzen  des  Reisenden  Seil.      60. 

Das  pflanzen-physiologischo  Institut  vonVille  in  Paris. 
365. 

Pflanzen- Präparate  von  L  oh  m  ei  er  in  Breslau  zur  Er- 
klärung der  natürlichen  Familien.     211, 

Tausch  von  Photographien  schöner  Bäume.      25.   284. 

P  0  ni  ol  ogische  Gesellschaft  in   Gent.      133. 

P  omologischer  Verein    für    das  Königreich  Hannover.     59. 

Ueber  das  Kneipen  der  Triebe  des  Rosenkohls.     283. 

Rosensendung  von  Edinliurgh  nach  Labore.     283. 

Ueber   den   Verbrauch    von  Rosen    während    eines    Winters    iu 

Paris.     213. 
Niedergehakte  Rosen.     27. 

Ueber  den   Samenbau   in  (-||uedlinburg.     212. 
Wilson   Saunders  Vortrag  über  Pelargonien.     284. 
Professor   Schacht's  Untersuchungen  über  die  beste  Zeit  zum 

Fällen  der  Bäume.     13ö. 
Professor  Schübler's  Versuche  mit  Koclisalz.      135. 
Seh  wein  fürt' s  Reise  nach  Afrika.      135. 
Gärtnerischer  Schwindel   beim  Verkauf  der  Ptlanzen  in  Paris. 

215. 
Dr.  Spach  in  Paris.     365. 

Blendling  zwischen  Sprossenkohl  und  Kopfkold.     26. 
Steudner  und  B  cur  mann.     5. 

Preiügekronte  Tafel -Aufsätze    von  March    in  Brüssel.      26. 

Thecbau   in  Ostindien       27. 

Madame  Tinne's  und  v.  Heuglin's  Reisen  iu  Afrika.  135. 

Das  Verpflanzen  der  Obstbäume  im  August.     367. 

Ueber  das  Verpflanzen  der  immergrünen  Gehölze   in  Körben. 

366. 
Verzeichnisse  von  Handelsgärtnereien.    5.  28.  61.    100.   135. 

173    375.   412. 

Wcinbereitung  durch  die  Centrifugalmaschine.     61. 
Augenstccklinae  der  Weinrebe.     61 
Der  Weinstock  und  der  Wein  voiri   Dr.  Mohr.     28. 
Wein-  und  Erdbeerzucht  iu   Nordamerika.     3. 

Zuckersorgho   China's.     3. 


417 


III.     Verzeicliniss  der  Pflanzen-Namen. 


Abies  Albertiana  Murr.  G3.  amabilis 
G3.  ApoUinis  Lk.  G2.  Alcocfjuiana 
Lindl.  40.  bifolia  Murray  63.  bifida 
S.  et  Z.  40.  ceplialonica  Endl.  G2. 
290.  Douglas!  l>.  iirnia  S.  et  Z.  40. 
Fortunei  Murr.  40.  grandis  G3.  ho- 
molepi.s  S.  et  Z.  40.  Hookeriana 
Murr  GS.  Jczoen.si.s  S.  et  Z.  40. 
293.  301.  Jezoousis  Faxt,  et  Aut. 
40.  Kilmpfori  Lindl.  40.  lasiocarpa 
Hook.  63.  Lowiana  Gard.  63  ma- 
gnifica  Murr.  63.  Menzie.sii  5.  mi- 
crospernia  Lindl.  40.  Moriudo  30L 
Nordmanniana  290.301.  panacliaica 
Held  62.  Pattoniana  Jeff.  63.  pe- 
(tinata  293.  Pindrow  30L  polita 
S.  et  Z.  40.  Eeginae  Ameliae  62. 
spectabilis  301.  trigona  301.  Tsuga 
S  et  Z.  40.  Veitchii  40.  Webbiaua 
Liudl.  40.     Williamsoni  Newb.  G3. 

Acacia  cordata   165.    Drummoudii  1G5. 

Acer  Pseudo-Platanus  261. 

Achinienes  Ver.scbaffeltü  205. 

Acliirida  viriditlora  Hort.  47. 

Acrocomia  .sclerocarpa   168 

Acro.s tlclium  alcicorne  174.  callae- 
folium   174      grande    174. 

Actaea  foetida  274. 

Adcuium  obesum  A.  DC.   53. 

Adliatoda  marmorea   158. 

Aecbinea  f'ulgen.i   251. 

Aeride.s  odoratum  204.  Lerpantae  204. 
niaculatum   1G7.     suavissimuni   167. 

AetbioueniH   coridifolium  DC.  325. 

Agave  attenuata  164.  166.  Besseriana 
164.  EUemeetiana  164.  Kumpliii  166. 
xylonacantlia   164.   16G. 

Aglaonenia  commutatum   158    182. 

Agnostus  integrifolius  279.  .^inuatus 
279. 

A  I  nus  japonica   275 

Aloca.sia  cuprea  C.  Kocb  89.  90.  254. 
Lowii  Hook.  89.  singaporensLs  183. 
Veifcliii  C.  Koch  89.  90.  254.  ze- 
brina   IGG. 

Alsopliila   australis  174.  contaniinan.s 

174.  denticulata   175.     t-legantissima 

175.  latebro.sa  158.  mexicana  174 
procera    174      ran   Geertii  175. 

Aniarautu.s  niclancbolicus  94. 

Aniarylli.s  ambigua  (.Sweet)  21.  ar- 
dens  32  augu.sta  32.  aurautiaca  37. 
Belladoua  31.  Beatrum  37.  Blumen- 
auana  38  bra.silicn.sis  20.  breviflora 
Sweet  21.  Brookesii  32.  Carnarvoni 
21.  Cartoni  39.  Colvillei  30.  Coo- 
peri  32  croeata  Gawl.  32.  dubia 
37.    cquestris  Herb.   18    31.    formosa 

30.  fulgida  bot.  reg.  32.  fulvovirens 
Schott  39.  Gardneri  Seub.  37.  39.  gi- 
gantea  17.  glaucescens  Mart.  37.  glo- 
riosa  30.  Goveni  37.  Gravinae  20. 
Haylockii37  Herbertii31.  Imperatrice 
de  Bresil  17.  inclila  32.  inconstaus 
37.  intermedia  31.  intermixta  31. 
inversa  21.  Johnsoni  20.  32.  Lind- 
leyi  39.  Lindseyi  39.  lugubris  31. 
magnitica  30     major  32.    maranensis 

31.  niiniata  R.  et  P.  31.  procera 
158.    Principis  Salm-D.  30.    pulcher- 


rima  31.  pulchra  31.  pulverulenta 
37.  Reginae  32.  reticulata  Herit. 
28.  robusta  A.  D.  39.  rutila  Gawl. 
32.  saaguiuea  32.  sarniensis  18. 
spectabilis  20.  31.  spathacea  32 
Staffurdiae  39.  striatifolia  28.  Tet- 
taui  38.  uuguiculata  Morr.  39.  vit- 
tata  20.     venosa  21. 

Amphidonax  australis  C.  Koch.   211. 

Aiiacliaris   Aisinastrum  284. 

Aiiagallis  grandiflora  67.  ß.  sangui- 
nea  67.  latifolia  67.  Monelli  G7.  lini- 
folia  67. 

Anchonianes  Hookeri  Schott  55. 

Angiopteris  hypoleuca  175.  pruinosa 
175.  Teysmanniana  175.  Willinkii 
175. 

Anhalonium  prismaticum   164. 

Anthurium  Augustinum  166.  Bou- 
cheanum  C.  Koch  198.  costatum  C. 
Koch  197.  cordatum  198.  cuculla- 
tum  C.  Koch  198.  glaucescens  181. 
grandii'ulium  Kth  198.  Hookeri  181. 
Humboldtianum  Kth  197.  Lauchea- 
num  C.  Koch  198.  Lindenianum  C. 
Koch  198.  metallicum  Lindl.  196. 
nymphaefolium  C.  Koch  197.  ochran- 
thum  C,  Koch  197.  Ottonianum 
C.  Koch  181.  palmatuni  181.  po!y- 
rhizon  197.  rubiünervium  Kth  197. 
Scherzerianum  158.  Selloum  C.  Koch 
198. 

Aphelandra  Liboniana   182. 

Aquilegia  bicolor  Pers.  295.  cana- 
riensis  295.  fragrans  295.  glauca  295. 
glandulosa  Fisch.  295.  grandiflora  295. 
Moorkroftiaua  Wall.  205.  olympica 
295  pubifiora  Wall.  295.  specio.sa 
295.  spectabilis  Lem.  295.  Witt- 
manniana  295. 

Arachis  hypogaea  53. 

Aralia  argyrea  175.  argentea  175. 
eucullata  175.  formosa  175.  guate- 
malensis  175.  Hendersoni  175.  ja- 
ponica 166.  369.  latifolia  175.  Le- 
roana  C.  Koch  369.  Palmetto  176. 
spinosa  369.  umbraculifera  175.  van 
Geerdtii   175. 

Araucaria  imbricata  166.  brasilien- 
sis  301. 

Areca  alba  168  285.  Baueri  1C8. 
horrida  1G8  rubra  168  Verschaf- 
feltii    168, 

Artemisia  annua  L.   67. 

Arund o  conspicua  178.  209.  austra- 
lis Less.  209       Kakao   Steud.  209. 

Aspidium  comosum  175.  Frizelliae 
190.  Sieboldii  175    Warszewiczii  174. 

Asplenium  microphyllum  175.  Niet- 
neri   175.     rhachirrhinae   175 

Aster  chinensis  67.  93.  tanacetifolius 
78. 

Astrapaea  penduliflora  16.  Wallichii 
Ker    16. 

A  s  t  r  o  c  a  r  y  u  m  aureo-pictum  1 68  Bor- 
aigianum"  158.  166.  168.  Diureki  168. 
niexicanum    168- 

Astrophytum  myriostigma   164. 

Aucu  ba  japonica  L.   159.   294. 


Haeria  chrysostoma  F.  et  M.  67. 
Balantium    antarcticum    174.      Sello- 

wianum    174. 
Ballota  nigra  259. 
B  a  1  s  a  ni  i  n  a  93 

Berberidopsis    corallina  Hook.  269. 
Beschorneria    Dekosteriana  C.  Koch 

187.      tubiflora    Kth   188.     yuccoides 

186.   157. 
BiUbergia  Beaucarneana  176     Biotii 

202.  humilis  176.    Legrelli  176.  qua- 

dricolor  250. 
Bignouia  jasminoides   Cuningh.   269. 
Blakea  camelliflora  60. 
Blechnum   boreale   cristatum   190. 
Boehmeria  bifida   158. 
Boisduvalia  Douglasii  Spacli  67. 
Bomaria  multiflora  333. 
Bowenia  spectabilis  Hook  53. 
Brahea   dulcis  Mart.  285. 
Brassavola  Digbyana  204. 
Bromelia  Carolinae  205. 
Brom  u  s   Schraderi  1 34. 
Bryonia  erythrocarpa  262. 
Burlingtonia  decora  Lern.   56. 
Burrielia  chrysostoma  F.  et  G.   67. 

Caladium  bicolor  277.  potiolatuiu 
Bot.  Mag.   55.     spectabile  278 

Calamus  decretus  27.  de  Gabon  168. 
Imperatrice  Marie  158.  montanus  168. 
Verschaffeltii   168.     viminalls    168. 

Calathea  pavonina  277.  picturata 
4.   158.   285. 

Calceolaria  punctata  Vahl  54. 

Calliopsis  cardaminaefoliae  hyhr.  93. 

Callirlioij  involucrata  A.  G.  67.  ver- 
ticillata  67. 

Campanumoea  japonica  273. 

Cam  py  lo  bo  try  s  Verschaffeltii   166. 

Canna  metallica  205. 

Carica  Papaya   231. 

Carludovica  rotundifolia  28. 

Carpinus  Botilus  264. 

Caryota   excelsa    167.     Rumphii   167. 

Catasetum  trimerochilum  Lein,  285. 
cernuum  Rclili.  til.  56.  trifidum 
Hook.   56. 

Cattleya  elegans  Ch.  Morr.  29 j.  Exo- 
nicnsis  5.  grandiflora  167  labiata 
204.  Mossiae  5.  Mossiae  Reineckiana 
204.  speciosissiraa  204.  Stelzneriana 
167. 

Ceauothus  thyrsoideus  274. 

Oedrus  Deodara  290. 

Celosia  atrosanguiuea  v.  H.  G7.  ar- 
gentea G7.  purpurea  67.  pyramida- 
lis 67. 

Cephalotus  follicularis   274. 

C e r  a  to  s  tig  m aplantagineaHochst.294. 

Ceropegia  Bowkeri  Harv.  54.  (iard- 
ueri  Tliwait.  296. 

Ceratozamia  Ghiesbrecbtii    168. 

Ceroxylon   andicola   1G8. 

Chamaecyparis  Nootkaua  IGG.sphac- 
roidea  Spach   189. 

C  h  a  m  a  c  d  0  r  e a  Arembcrgiana  152.  Cas- 
periana  152.  desuioncoides  152.  ela- 
tior  152.  glaucifolia  168.  resinifera 
152.     scandens   152. 

53 


418 


Chamaeranthemum  reticulatum  158. 
Chaniaerops    Hystrix    166.      melano- 

cautlia  Lern.  159.   168.    inultitida  158. 

xaiitliacantba   168. 
C  h  a  r  1  w  o  o  (1  i  a  fragrantissinia  Lern.  167. 
Chiinonauthus  fiagrans  293. 
Chrysanthemum  coronarium  67.  in- 

dicum  13.     japanen.se   286.  324.     si- 

nense  laciniatura  324. 
Cibotinni  princeps   174.     ivgale   158. 
Citrus  Daldai   158. 
Clarkia  pulchella   262. 
Claviga   174. 

Cleisostoma   cras.sifoIium   167. 
Clematis    Fortunei    325    333.     Fran- 

cofiirtensis  405     Guascoi  405.    Jack- 

manni  405.    lanuginosa  405.     patens 

405.     rubro  -  violacea   405.     Viticella 

405. 
Clerodendron  Bethunianum   205. 
Cley era  japonica   158. 
Climocandra  obovata   158- 
Coburgia  28. 

Coccocyp.selum  cupreum   158. 
Coccoloba  Gigas  174. 
Cocos     Bonueti     168.       flcxuosa    168. 

schizophylla   168. 
Coenopteris  japonica   175. 
Coleus   Meetianu.s  68.     scutellarioides 

Miqu.  67.  Verschaffeltii  68. 
C'olouasia  albo-violacea  182. 
C'olumnea  scaudens  Hort.   263.     spe- 

ciosa  Presl.  263. 
Convolvulus  althaeoide.s  L.   262. 
Oordyline    aureo -liueata   404.      cau- 

naet'olia    167.     Danneeli    203.      indi- 

visa    166.      indivi.sa    vera  404.     spe- 

ctabilis  Kth   167.     superbiens   167. 
Cornus  florida  278. 
Correa  elegaus  rosea    165.    ventricosa 

166. 
Coryanthes  picturata  Kchb.  fil.   368. 
Corypha  Gebanga   168. 
Cotoneaster   bu.xifolius    291.     denti- 

culatus  Humb.   302. 
Crassula  rosularis  Haw.  54. 
Crescentia     Libonia     158.       macro- 

pbyHa   174.     regalis   174. 
Criuum  Rueppelianum  Kth  250. 
Crusea  cocciuea  DC.  263.     rubra  Ch. 

et  Schi.   263. 
Crj-ptomeria  elegan.s   158.    japonica 

290.  301. 
Cucurbita  digitata  A.  Gr.  262. 
Cunuinghamia    sinensis    R.    Br.  40. 

240.   290. 
Cupressus   Lawsoni   Murr.  285.  290. 

Lindleyana    argentea     189.       macro- 

carpa  290. 
Cyanophyllum  speciosum   174. 
Cyathea    Beyrichiana    174.     dealbata 

174.     funebris  174.      medullaris   174. 
Cyperus  Neesii  206. 
Cyphomaudra  fragrans  325. 
Cypripedium  barbatum  207.     Lovvii 

167.     Tillosum   167. 
Cyrtomium  Fortunei   190.. 

Dahlia  Decaisneana  262.     imperialis 

RoezI  99. 
Damnacanthus  indicus  158. 
Dasyliriou  glaucophyllum  166.    jun- 

ceum  166. 
Datura  atroviolacea  plenissima  68.  co- 

chinchineusis  68.     fastuosa   68.     Nil- 

hummata  Dan.  68. 


Darallia  diversifolia   174. 
Delpbinium    Ajacis     307.      alopecu- 

roides  333.     ornatum   Boucht'  307. 
Dendrobium     Canibridgeauum     167. 

Dalbüusiauum   167.     Fitchyanum  74. 

macropliyllum   167.     nobile  74.    pul- 

cherrimum  74. 
Deutzia  crenata  294.  333. 
Dianthus  chinensis  pumilus  94     con- 

cinnatus  Lern.  68.  295.  Gardnerianus 

Hort.  68.  japonicus  295.    Heddewigii 

68.  295.   laciniatits  68.    hybridus  mul- 

tiflorus  261.    Maulei  261.    semperflo- 

rens  261.     Ver.scliaffeltii  205. 
Diceutra  cucuHaria   DC.  75. 
Dichorisandra  vittata  rubra  205. 
Dicksonia    antarctica    5.      Mac    Ar- 

thurii    175.     rubiginosa   174.     squar- 

rosa  174. 
Didimopanax  mexicanum   175. 
Dieffenbachia     Baraquiniana      159. 

296.     humilis   Poepp.    159.  182.  296. 

robusta  C.  Koch  296.    Seguine  Schott 

296.     spectabilis   158. 
Diervilla  floribunda  Sieb.  287.    mul- 

titlora  Lern.  287. 
D  iraorpho  th  eca  Barberiae  Harv  269. 
Diplacium     grande     174.      pubescens 

174.     Shepherdi   174. 
Dipteracanthus  affinis  X    v.  E.  53. 
D  i  s  a  graiidiflora  332. 
Disicocactus  biformis    164. 
Distylum  racemosum   158. 
Dor^'opteris  Alcyonis   174. 
Dracaena    Ehrenbergii     167.     Fintel- 

manni   167     frutico.sa   167.    guatema- 

leusis   166.   167.     Lennea   167.     mau- 

ritiana   167.     phrynioides    158.     um- 

braculifera   166. 
Dracophyllum  pungens  158. 
Drosera  binata   158. 

fibeuus  pinnata  Desf.   68. 
Eeheveria    metallica  182.     agavoides 

159. 
Echites   melaleuca   182. 
Echium  creticum  Fall.  68.    rubrum  68. 
Elaeis  guineusis  27. 
Elate  sylvestri.'?  168. 
Encephalartos     Altensteinii     Lehm. 

263.    brachyphyllu.s  Lehm.  263.    caf- 

fer   Miqu.    263.      cycadifolius   Lehm. 

263.     elongatus   Lehm.    263.      horri- 

dus    Lehm.    263.    297.       lanuginosus 

Lehm.  263.     Lehmannii  Eckion  263. 

longifolius  Lehm.  263.  pungens  Lehm. 

263.     tridentatus  Lehm.  263 
Encholirion  Jonghii   176. 
Epidendron    amabile   377.     Stamfor- 

dianum   167. 
Epiphyllum  latifrons   164. 
Eranthemum  tuberculatum  Hook.  fil. 

53.   158.     verbenaceum  206. 
Eremospatha  cuspidata  27.    Hookeri 

27.     macrocarpa  27. 
Ericoma  Kth  406. 
Eriopsis  rutidibulbon  205. 
Eria   elegans  165.    myristiformis  Hook. 

56.     obesa  Lind.  56. 
Erica  elegans   165. 
Erythraea  ramosissima  Pers.  68. 
Erythrochiton  Hypophyllanthu.s  168. 
Eucalyptus  Globulus  263.   287.363. 
Eucharis  amazouica  5. 
Eugenia  australis    74. 
Euphorbia  pulcherrima  279. 


Eustoma  Ru.sselianum  263. 
Euthalis  maerophylla  250. 
Eutoca  Ortgiesiana  Heer  68. 

*agraea  imperialis   158. 

Fats  ia  japonica   166. 

Ficus  Aulfa  174.     Cooperi   158.     Por- 

teaua   158.   174 
i'ragaria  chrj-sauthaZoll.  et  Morr.  152. 

Grayana   152      nilagirica   152. 
Franciscea  calycina  269. 
Fraxinus    excelsior    monophylla   275. 

Ornus  293. 
Freycinetia  nitida  202. 
Fuchsia  Miellezii  274. 
Fugosia   cuneiformis  Benth    54.     ha- 

keaefoüa  Hook.  54. 
Furcraea  Bedinghausi  325. 

Gaillardia  Bosselaari  68.  Drum- 
mondii  DC.   68.    raarginata  68.    picta 

68.  93.     pulchella  Foug.  68. 
Garde nia    octomera    Hook.    53       ra- 

dicans  264. 
Gcntiana    asclepiadea  275. 
Gesnera    cinnabarina   rosea  270.     la- 

teritia    165       libanensis    279.      Tria- 

naei  270. 
Gilia  laciniata  R.  et  P.   68. 
Gleichenia    dealbata    175.      dicarpa 

175.     microphylla   175. 
Globba   nutans'fol.  vitt.   182 
Gloxinia  maculata  l'Herit    286. 
G  ly  ptüs  trobus  heterophyllus   301. 
Godetia  ro.seo-alba  69,   93. 
Gomphia  Theophrasta    174. 
Gonatanthus  sarmeutosus  203. 
Goodyera  Donüniana    159.      Veitchii 

159. 
Grovillea  pteridifolia   159 
Guizotia  Schimperi  Schulz-Bip.  69. 
Gymnogramme  Pearcei   157 
G  y  m  n  o  3 1  a  c  h  y  u  m    aureo-reticulatum 

74.     Verschaffeltii  74.   285.  325. 
Gynerium  211. 
Gypsophila  muralis  259. 

ÄMcbeclinium  atrorubens  157.  ma- 
cropliyllum  157. 

Hechtia  argentea  176.  Ghiesbrechtii 
Lern    176.   286. 

Hedera  colchica  291.  Roegneriana291. 

Hedysarum  capitatura  69 

Helenium  atropurpureum  Kth  et  Bche 
287. 

Helianthus  annuus  uniflorus  69.  ca- 
lifoinicus  insignis   69      centrochlorus 

69.  macrophyllus  giganteus   69.  93. 
Heliconia    aurantiaca     55.      brachy- 

spatha  Hook    55. 
Helleborus  abschasicus   11.    antiquo- 

rum   11.    guttatus  11.    olympicus  II. 
Hemitelia  horrida  174. 
Herincquia  floribunda  Den,  279. 
Hibiscus  grossulariaefolius  Lindl.  54. 

Huegelü   Endl.    54.     Humboldtii    69. 

hispidus    Mill.    69       quinquevulnerus 

64.    Rosa  sinensis   188.  Wravae  Ldl. 

54 
Higginsia  refulgens  Hook.   269. 
Himanthophy llum   miniatum   166. 
Hippeastrum     ambigniun    Herb.   21. 

aulicum     11.    21.    37.    38.      Bahieuse 

Roem.  37.    barbatum  Herb.  37.     bul- 

bulosum    Herb.   31.     breviflorum    21. 

calyptratum  Herb.  39.     crocatum  32. 


419 


equestre  Herb.  31.  32.  fulgidum  32. 
glaucescen.s  37.  glaucoiilijlium  Hook. 
39.  Heuserianuni  11.  17.  39.  Mar- 
tiaiium  Roem.  31.  32.  niiniatum 
Herb.  31.  occidentaie  31.  organense 
Hook.  11.  39.  iirocerum  Ducb.  17. 
38.  pronum  C.  Kodi  37.  pnlveru- 
lentum  32.  37.  psittacinnm  Herb.  39. 
Retinae  19.20.  retieulatuni  Herb.  28. 
30.  robustum  11.38.  rutilum  32.  so- 
landrifolium  Herb.  1 9.  steuopetahim 
37.  stylosiiiii  Herb.  31.  .snbbarba- 
tuni  Herb.  32.  ung-uiculatuiii  Herb. 
32.  vittatum  Herb.  20.  21.  Warcze- 
wiczianum  A.  Dietr.   38, 

Hippomane  longifolium   174. 

Hole  US  nigerriinus  3. 

Homoiautb  u.s  viscosus   DC.  55. 

Hor.'fieldia  aculeata  206. 

Hunnemannia  funiarioides  Sweet  69. 

Hydra ngea  Eiigeniae   158. 

«I  acarauda  Caroba  296.    digitalifiora 

Lern.  296.     gloxiniaeflora  296. 
Janibosa  niagnifica   158.   206 
Hex    Aquifoliiim    L.    264        Loureiroi 

Stoud.   264. 
Iinpatiens  Noii-me-tangere  53. 
ludigofera    mj'sorensis  203.     tincto- 

ria  275. 
Jocbronia  graiidiflorum  Bentb    266. 
Ipomoea  piirpurea  tricolor  94 
Iriartea  ventricosa  Mart.   296. 
Isotypiis  ro.saefloriis  Krian.   279. 
Juglans    intermedia    pjriformi,?    246. 

Vilmoreana  246. 

Jmaulfu.ssia  anielloides  Nees  69. 
Klngia  australis   158. 

liacccsperma  laeve  27.    opacum  27. 
Lapageria   rosca  279. 
Laportea  Teysinanniana   158.    Stimu- 
lans  158. 
Lari,x    japonica     Carr.    et    Murr.    40. 

Kaempferi   293.     Icptolepis  40. 
Lastraea  Goldiana   190.    ])atens   175. 
Latan  ia  aurea  168.    glaucophylla  168. 

rubra   167.   168. 
Lavatera  magnifiea  275. 
Lecbenaultia  splendens  279. 
Leopoldia  28. 
Leopoldini a  pulclira   168. 
L  euch  tenbergia  Princi])is   164 
Lewisia  rediviva  Pursh  54. 
Libocedrus  cliileusis  293. 
Libonia  floribunda  325. 
Ligularia  Hodg.soni  Hook    55. 
Ligusticuui  Levisticum  275. 
Ligustrum  Kellcrianum  250. 
Lilium  auratum   280.   296. 
Linum  grandiflorum   62.     perenne  52. 

trigynum  279.     usitatissimum  52. 
Lii)eria  micropliylla  274. 
Lisiantbus  Russelianus  263 
Livistona  Birroo  106.    chineiisis  152. 

Hoogendorpii   168. 
Llarea  cordifolia   175. 
Lobelia  bicolor  Sims  69.    Cracoviense 

69.    erinoides  69.     Erinus  L.  69.    ß. 

kermesina  69.    grandiflora  stellata  69. 

ß.  superba  94.    niarmorata  69.    Pax- 

toniana  94.     speciosa  69. 
Lojnaria  cycadaofolia  175.    fluviatilis 

175.     uuda  175.     Patersoni  175. 


Lonicera    flava    278.        liirsuta    Eat. 

278.     parviflora  Lara     278. 
Lupinus  albo-coecineus   78.     atrovio- 

laceus  78.     elegans  Humb.   78.    gua- 

temalensis    78.     Hartwegii    Lind.   78. 

Moritzianus  78.     mutabilis  Sweet  78. 

nigrescens  78.     persicus   78.      pubes- 

cens    78.      pulcbellus   78.       venustus 

tricolor  78,      versicolor  78. 
Lycbnis  fulgcns  L.  324.    Senno  Sieb. 

324.  333       Sieboldii  76. 
Lytrum  Salicaria  52. 

JT»  a  c  h  a  e ra n  t  li  e  r  a  tanacetifolia  N.  v. 
E.   78. 

Machaerium  firmum   278. 

Mac  Iura  aurantiaca  290. 

Macro  ch  ordinm   nudiuseulum   170. 

Madaroglossa  Douglasii  C.  Koch  79. 

Magnolia  grandiflora  291.  Gallissa- 
niere  299.     Lenne  333. 

Malope  malacoides  78. 

Malva  bryoniaefolia  78.  miniata  Cav. 
78. 

Mami Ilaria  nivea  164. 

Mandevilla  suaveolens  291. 

Mappa  fastuosa   158. 

Maranta  van  den  Heckei  4.   158. 

Marattia  cicutaria  175.  Cooperi  157. 
macropbylla   174. 

Marsilea  Drummondii  250.  Salva- 
trix   250. 

Martinezia  Lindeniaua   168. 

Mattbiola  annua  69  tricuspidata  R. 
Br.  78 

Mauritia   cavana   168. 

Maxi  Ilaria  Deppei  205. 

Maximiliaua  regia   lö8. 

Medinilla  Sieb.   174. 

Meistera  cernua   158. 

Melaleuca  fulgens   202. 

M  e  1  i  a  Azedaraeh  209. 

Mclastoma  Lindeni  241.  rotundifo- 
lium  243. 

Mentha  52. 

Mesembr  ian  t  h  emum  nodiflorum  L. 
78 

Metrosideros  rubrifolia  202. 

Meyenia  erecta  Beuth.  263.  Voge- 
liäna  Benth.  53. 

Miconia  chaütodon  Naud  241.  leu- 
coneura  53.  Lindeni  241.  niarmo- 
rata 206.     pulveriilenta  53. 

Microstylis  discolor  Lindl.  55. 

Microsoruni  irreguläre   174. 

Mimulus  cupreus  Veitch  78.  pardi- 
nus  78.     tigrioides  78. 

Monodora  grandiflora  278. 

Montagnea  s.  Montanoa. 

Montanoa  arborescens  DC.  406. 
Aschenbornii  Sch.-Bip.  407.  atripli- 
cifolia  Scb.-Bip.  407.  bipinnatifida 
C.  Koch  34.  407.  erenata  Sch.-Bip. 
407.  elegans  C.  Koch  408.  flori- 
bunda   Kth    406.       frutescens    Mair. 

406.  407.  gracilis  Sch.-Bip.  407. 
grandiflora  DC.  408  beracleifolia 
Brongn.  33.  262.  394.  407.  hibisei- 
folia    Benth.    407.      Karwin.skyi   DC. 

407.  microcepbala  Seh  -Bip.  406. 
mollissinja  Brongn.  408  Olirae  Sch.- 
Bip.  406.  ovalifolia  DC.  407.  py- 
ramidata  Sch.-Bip.  408.  quadrangu- 
laris    Sch.-Bip.    407.       speciosa    DC. 

408.  teruifolia  Sch.-Bip.  406.  to- 
mentosa    de    la  Llave    et  Lex.    406. 


triloba  Sch.-Bip.  400.  uncinata  Sch.- 
Bip.  406.    xanthiifolia   Sch.-Bip.  406. 

Musa  Cavcndisbii  26  Sapientum  55. 
vittata  V.   H.   55, 

Mvitisia  Clcniatis  L.  Hl.  325.  decur- 
rens  325 

Mvanthus  ceruuus  Lindl.   56. 

Uremesia  compacta  93. 

Nemopbila  anriculaeflora  78.  discoi- 
dalis  elegans  punctata  78  dise.  niar- 
morata 94.     insignis  79. 

Nepentbes  Doniiniana  175.  vittata 
176.     iibyllamphora  205. 

Nephelaph  vll  um  scapigerum  Hook. 
55. 

Nephrolepis  uudulata   174. 

Nerium  obesum  For.sk.  53.  odorum 
250. 

Nicolaja  magiiifica  Horaii.  47. 

Nicotiana  wigandioides  262. 

Nolana  lanceolata  Chois.  278.  para- 
doxa  violacea  94. 

Ociinuni  carnosuni  Lk  et  0.  79. 
O  do  nt  oglossuni  Pescatorei   167. 
Odontosoria  aculeata   175. 
Ocnocarpus    dealbatus    168.      minor 

168. 
Oeuothera  micrantha   79, 
Olea   Aquit'olium   264.      ilicifolia   264. 
Olfersia  scandeus  175. 
Oucidium  crispum   167. 
Oncocalmus  Manni  27. 
Ononis  filicaulis  Salzni.  79.   pubescens 

79,      variegata  L.   79. 
Ophelia  unibellata  Wigbt  54. 
Oreopanax    dactylifoliiim    155.    166. 

elegans   175.     lanigerum   175.     pelta- 

tuiii   175. 
Origanum   sipyleum  274. 
Ornithogalum  capitatiim  Hook.    55. 
Orobus  atropurpureus  Desf.   79. 
Osmanthus     Aquifolium     Sieb.     264. 

diversifolius  264.     Fortunei  264. 
Oxalis  Acetosella  53. 


"a courin a  edulis  Aubl.  74. 

Paeonia  arborea  alba  gigantea  159. 
Montan  286 

Pallisota  Barteri   205. 

Pandanus  Amher.stiae  174.  Blaneoi 
]74.  Candelabruni  174.  cariccsus 
174.  gracilis  174.  latissimus  166. 
174.     sianiensis   158. 

Paratropia   Standisbii   175. 

Passiflora  coerulea  279. 

Pclargoiiiurn  Endlicberianuni  285. 
Bowkeri  284.  patulum  284.  pelta- 
tum  284.     schizojietalum   284. 

Pentaraphis  floribunda  279. 

Perilomia  cordifolia  315. 

Petunia  bybrida  picturata  79.  mira- 
bilis  79. 

Phalaenopsis  amabilis  Bl.  164.  Ldl. 
377  378  ambigua  Rchb.  Hl.  378. 
Aphrodite  Rchb.  iil.  378.  Cornucervi 
Bl.  et  Rchb.  til.  378.  Korthalsi  Rchb. 
fll.  378.  dclicio.sa  Rchb.  til.  378  De- 
vrieseana  Relib.  til.  378.  equestris 
Rchb.  fil.  378.  grandiflora  378.  Hebe 
Rchb.  fil  378.  intermedia  Lind.  378. 
rosea  Lindl.  378.  Schilleriana  Rchb. 
fil.  74.  269.  378.  sumatrana  378. 
violacea  Hort.  378.   zebrina  Hort  378. 


420 


Philoden dron  crassipcs  181.     Wend- 

landii  203. 
Phl  ego  j)  teris  trichioides   175. 
Plilox  Drummondü   79. 

P  h  r  ji  gf  in  i  t  e  s   211. 

Phry  n  inin  albo-vaginatuni  277.  brun- 
nescens  277.  dcnsum  277.  line<atum 
277.  majesticum  182.  pulcliellum 
205.  Van  den  Heckei  Lern.  285. 
Veitchianum   159. 

Ph.vllagatlii.s  rotuiidifolia  El.  205. 
241.   243 

Physostig-ma  veneuosum  278. 

Ph  y  tel  e])han  topsis  27. 

Pilogyne  natalensls  206. 

Pinanga  cae.sia  168      lati.secta   168. 

Pinard  ia  Roxbnrgliii   79. 

Piucenectia  glauca  166. 

Piniis  Aj'acaluüte  301.  Bungeana 
Zuec.  40.  Cortiana  330.  densiflora 
S.  et  Z.  40.  tilifolia  oOI.  Hartwe- 
gü  301.  japouica  Aut  40.  iu.signi.s 
301.  Fremontiana  301.  Koraiensi.s 
S.  et  Z.  40.  Laricio  301.  macrocarpa 
301.  maritima  301.  330  Massoniana 
Lamb.  40.  Montezumae  40.  palu- 
stris 301.  parviflora  S.  et  Z.  40.  Ri- 
gensis  330.     rubra  Lieb.  40 

Pirus  baccnta  302.  prunifolia  802. 
Toringo  302. 

Platycerinm  alcicorne  164.  Stem- 
niaria    1 64. 

Pleetrantlius  frutieosu.s  275. 

Plnmbago  rosea   325. 

Podocarpus  coriaceus  301. 

Podococcus  27. 

Poineettia  pulcherrima  Grab.   279. 

Poinciana  Gillesii  291. 

Polygonum  aviculare  259. 

Polymnia  Uvedalia  394.    grandis  394. 

Polypodium  assamicum  175.  mor- 
billo.sum   174.     nigricans  175. 

Pourretia   Glymiana   176 

Primula  cortiisioides   157.   158. 

Prunus  Laurocerasus  164.  Pseudoce- 
rasus   158. 

Pseudolarix  Kaempferi  Gord.  40. 

Pyretlirum  carneum  324.  roseum 
"324. 

f^uercus  podunculata  302.  sessili- 
rtora  302. 

Rapliia  Gaertneri    27.     Hookeri    27. 

longiflora  27. 
R  e  g  e  1  i  a  majostica   158. 
Retinospora  Veitcbii   157. 
Rhipsalis   Houllctiana   164.     riboides 

104. 
R  h  o  d  e  a  japonica   1 58. 
Rhododendron  Batenianni  Booth  53. 

jasminifloruni    165.      Nuttallii   165. 
Rhus  elcgans  260.     succedanea  260. 
Ribes  malvaefolium  302. 
Ricinus  borbonicus  arborcus  79.    ]>ur- 

pureus  compactns   79. 
Robinia  Pseud-Acacia  260. 
Roemeria  hybrida  DC    79. 
Rosa  Manetti' 294.  300. 
Budbeckia  Neunianni   190. 
Rupala    Caleyi   175.     complicata  175 

corcovadensis   165.   crenata  175.    ele- 


gantissima  158.  175.  glaucophylla 
175.  Liboniana  175.  magniüca  175. 
mexicana   175. 

Wabal  glaueescns    168. 

Saccolabium  guttatum   204. 

Salisa  gloxiniaoHora  Reg.   286. 

Salvia  Horminura  L.  79.    pratensis  52. 

Saponaria  calabrica  Guss.  79.  mar- 
ginata  79.     multiHora   79. 

Sarcopodium  psittacoglos.sum  56. 

Sarmienta  rcpcns   158.   175.   205. 

Saurauja  sarapiquensis    158 

Saxifraga  Fortunei  295.  pyramidalis 
202 

Scabiosa  atropurpurea  86.   93. 

Schizostylis   coccinea  380.   295. 

Sciadopitys  verticillata  40.  301. 

S  colo  pendr  ium  alatum  174.  visco- 
sum  174. 

Scntellaria  alpina  L.  313.  altissima 
L.  313.  aurata  Benth.  285.  coccinea 
Kunth  314.  Coluinnae  All.  313.  Co- 
staricana  315.  iVuticosa  Dcsf.  313. 
galericulata  Humb.  313.  Havanensis 
Jacq.  314.  Hartwegi  Benth.  314.  ja- 
ponica Dne  313.  incarnata  Vcnt.  314. 
lateriflora  L.  313.  Lindeniana  DC. 
314.  lupulina  L.  313.  macrantha 
Fisch.  313.  Mociniana  Benth.  313. 
orientalis  L  313.  pinnatitida  313. 
peregrina  L.  313.  ])ur|mrascens  Sw. 
314  scarlatina  PL  et  Lind.  314. 
splendens  Lk.  314.  Trianaei  PI.  et 
Lind.  315.  Ventenatii  Hook.  314. 
villosa  Hook.   314. 

Sedum    Fabaria    159.      Sieboldii    285. 

Selaginella    Galeottii    175.      Lyallii 
175.    reticulata  175.   stenophylla   175. 
Wallichii   175. 
Senecio   elegans  80.    nauus  coeruleus 

94.    pyramidatus  DC.  55. 
Serissa  foetida  fol.  aur.   285. 
Sideroxylon  ligustrifolium  290. 
Silene    Elisabethae  Jan.  55.     pendula 
L.  86     Psendo-Atocion  Dcsf.  86.   re- 
gia Sweet  86.     rubella  L.  86. 
Simaruba  grandis   174. 
Sipho  campy  1  0  s  corymbiHonis   60. 
Solanu^     aetbiopicura     L.     80.      87. 
Asteroitcs    Jaqu.    87.      erythrocarpum 
E.  Meyer    87.      esculentum   87.     fra- 
grans  225.     heterogonura  87.    jasmi- 
nnides    Paxton    269.      Lycopersicnm 

86.  Melongena  L.  87.    ovigerum  Dun. 

87.  pterucaulon  Dun.  87.  Sodomaeum 
L.  86.  texanum  Dun.  87  wigan- 
dioides  262     Zuccaguianum  Dun.  87. 

Sonerila  mai-garitacea  Lind.  339. 
Sorghum  glyc.ycbylon   3.     nigrum   3. 
Sp  atbi  pliy  lluni  longirostre  203. 
Sphaeralcea  acerifolia  T.  et  Gr.   54. 
Sphaerogyne    latifolia     Naud      205. 

241.   244. 
Spiraea  amurensis  275. 
Spraguea  umbellata  Torr.  87. 
Stachys   corsica  203. 
Staun  ton  ia  hexapliylla   158. 
Stauranthcra  grandifolia  Bentli.   54. 
Staurostigma  zebrinum  278. 
Sfenocarpiis  Cunninghanii    279.     si- 

nuatus  279. 


Steno gastra  coccinea  Hook.  295. 
Sterculia  Blancoi   158. 
Steffensonia  grandifolia  167.   168. 
Stokesia  cyanea  l'Her.   263. 
Stry ebnes  Curare  278.     Nux  vomica 

278.     toxicaria  278. 
Stuartia  grandiflora   158. 

\M.acca  pinnatitida   166. 
Tacsonia  Vanvolxemü  Funck.  285. 
Tagetes  signata  Barsl.   93.     rar    pu- 

mila  87. 
Taxodium    distichum    293.      semper- 

virens  290.   293. 
Taxus  hibernica  164.    pyramidalis  164. 
Thalia  argentea  277. 
Thea  viridis   291. 
Theophrasta    imperialis    166.      pun- 

gens    174. 
Thrinax     barb.adensis    108.       elegans 

167.   168.      gracilis    168.      Robiniana 

168. 
Thuja  aurea  290.     gigantea  5.  290. 

occidentalis  293.    orientalis  293.    p.yg- 

maea   189.     Vervaeneana   189. 
Thujopsi.s  dolalirata  293. 
Tiilandsia  viridiflora   176 
Torenia  plantaginea  Benth.  294. 
Torrej'a  nuclfera  301 

Uhdea    bipinnatiüda   394.    395.    407. 

bipinnatifida    vera    407.      pinnatifida 

34.  262.   394.   407. 
Uro  spat  ha   (nicht  Uro  st  igma)  278. 

387. 

Vanda  Cathcartii  167.  suavisllö   167. 
Verbesina     atriplicifolia     Desf.     407. 

gigantea     262.        microcephala     263. 

piunata    263       pinnatifida    262.   263. 

Sartori   202. 
Viburnum    grandiflorum   291.      Kete- 

leeri  Carr.  260.     rngosum  291. 
Vieia  amphicarpa  53. 
Viola  mirabilis  53. 
Viola  tricolor  auriculaeflora  88.     mar- 

ginata   88.      m  ixima  87.   88        ])elar- 

goniflora  88.    picturata  88.    striata  88. 
Vitis  amurensis  275.      Sieboldii   275. 
Victoria  regia   7. 

Warscew  ic/, el  la  pulclierrima  60. 
Webbia  ]iinifolia  DC.  55. 
Weigelia  floribunda  287. 
Wellingtonia  gigantea  293. 
Wetten  ia  mayensis    168. 

X  a  n  t  h  o  s  o  m  a    belophylhim    pallidum 

278. 
Xantboxylon  alatum  5. 

Y u  c c  a  aloifolia  292.  canaliculata  166. 
conspicua  167.  Draconis  167.  fila- 
meutosa  292.  flaccida  292.  glauca 
291.  gloriosa  291.  Parmentieri  166. 
))endula  291.  plicata  291.  recnrvata 
291.     striata  292.    Treculoana  292. 

Zalacca  Wagncrii   168 

Z  am  ia.Baraquiniana   158.      caffra  rar. 

serr.ata    168.      lanuginosa    167.     Leh- 

manni    167.    longifolla    168. 


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