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Full text of "Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache"

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QBortgeograp^ie 


bcr 


^oc^beutfc^en  ümgang^f^rac^e 


/2^^ 


ÖOtt 


^aul  ^reffc^mer 


©öttingen 

^ant)en()oecf  &  9^u^rec^t 

1918. 


711G85 


(Sebrudt  bei  itubert  &  (So.,  (S.  tn.  b.  £.  in  @'6ttin%in. 


5um  @et)äc^tntö. 


Q5ortt)ott. 

0cr  ©cgcnftanb  bicfe^  93ud)c^,  bie  gcograp^ifc^c  ^annigfaUigfeit 
bc^  '2öorlfd)a^e^  ber  i)oc^beuffd)cn  llmgang^fpra^c  t)at  nic^t  blo^  eine 
toiffenfd)afflic^c  93ebeufung :  fte  ift  eine  "Slngelegen^eif  be^  beutf^en  QSoIfe^. 
•Senn  neben  ber  t)oc^beutfd)cn  S(^riftfprac^e  ift  bie  l)o4)beutfc^e  ilmgang^-- 
1prad)e  ba§  einigenbe  93anb,  bai  alle  beuffd)  9^cbenben  J?on  ^cter^burg 
biö  93ern  umfd)lie^t,  unb  bie  "^cagc,  ob  fte  il)re  Aufgabe  aU  lebcnbige 
@emeinfpracf)e  erfüllt,  ift  auc^  eine  fprad^polififc^e.  ^ber  toie  man  fic^  aud) 
ju  bem  9}^angel  an  (?inf)eitlic^!eit,  ber  unferer  Hmgang^fprac^e  anl)aftet, 
ffcUen  mag,  eö  mu^te  jebenfaU^  einmal  oerfuc^t  toerben,  ben  ^atbeftanb 
aufjune^men  unb  bamit  einen  toefentlic^en  3ug  bei  ^0(^beutfd)en  '35erfet)r^= 
fprarf)c  unb  bc^  ganzen  beutf(^en  *2Solfgtume^  feftjuftellcn.  0ie  ßefcr 
tt>erben  mit  mir  überrafct)t  fein  i)on  ber  für  eine  ©cmeinfprac^e  ungemein 
großen  3a^l  ber  n)ortgeograp^ifcf)en  "^Scrfc^ieben^eiten,  bie  iid)  hierbei 
ergeben  ^aben.  ^l^  ic^  bk  erften  'Jragcbogen  au^fc^idftc,  ertoartctc  id) 
nic^f  einen  folc^en  Umfang  be^  6toffc»  unb  ber  gangen  Hnterfuc^ung. 
®urc^  meine  Überfleblung  öon  93erlin  erft  nac^  QBeftbeutfcf)lanb,  9}?arburg 
a.  b.  £a^n,  bann  nac^  ber  Äauptftabt  Öfterreic^^  n>ar  ic^  auf  tk  großen 
llnterfc^iebe  be^  ^ortfd)a^c^  aufmerffam  getoorben,  bie  in  ber  Sprache 
ou«^  ber  gcbilbeten  Greife  jn)if4)en  bem  9^orben,  '2Beften  unb  6üben 
bc^  beutfd)en  6pra^gebicte^,  namentlich  aber  ätoifc^en  ben  beiben  größten 
beutf(^en  6fäbtcn  93crlin  unb  9Dßien  befte^en,  unb  ba  nur  ein  längerer 
^ufent^alt  on  einem  Ort  befähigt,  bk  einfc^lägigen  ^äüt  btß  OBort-- 
gcbrau(^^  aufjufinben  unb  ju  fammeln,  fo  füllte  id)  mid)  t)erpflicl)tct, 
meine  93eobac^tungen  au^junü^en  unb  au^jugeftalten,  um  fo  mel)r  al^ 
bi^^cr  noc^  niemals  ber  93erfuc^  einer  folc^en  "^öortgeograp^ie  gemacht 
tt>otben  ift  unb  ein  tociterc^  Äinaugfct)ieben  unö  ber  ^enntni^  ber  in= 
itt)ifd)en  eintretenben  toortgeograp^ifc^cn  Ql^eränberungcn  beraubt.  6inb 
boc^  folc^c  "SeftfteUungen  tt>ä^renb  bt€  ganjen  19.  3ol)r^unbcrt^  unter-- 
bliebcn  unb  un^  babur^  ein  beträc^tlic^e^  6tücf  beutfcf)cr  '^ortgefd)i^te 
»crlorcn  gcgongcn. 


VI  <23ortt)ott 

<5ür  ben  6prac^forfd)cc  \)at  eine  ilnterfu(^ung  toie  hit  oorlicgenbc 
au|crbem  eine  mct^obologifd)e  93ebeufung.  6ie  iff  ein  93eitrag  ju  bem 
noc^  fet)r  toenig  bearbeiteten  Kapitel  „9JJünblic^c  ©emeinfpracbe",  einem 
©egenftanbe,  ber  mir  burc^  meine  93efc^äftigung  mit  ber  griec^ifc^en 
^oinc  befonberg  na^e  gelegt  mar.  ®ic  QBortgeograp^ie  einer  ®emein= 
fprad)e  iff  mit  ber  bi^^cr  beffer  unterfuc^tcn  munbartlic^en  nic^t  o^ne 
»eiteret  auf  eine  £inie  ju  ftetlen.  ^a  bk  ®emeinfpra4>en  in  ber  9Regel 
in  ben  größeren  6täbten  ju  Äaufc  finb,  fo  ift  ibr  QSerbreitung^gcbiet 
fein  fo  äufammcnt)ängenbe^  toie  i)ai  ber  länblic^en  9}tunbarten.  "ferner 
»erbreiten  Äanbel  unb  ^crfe^r,  Überfieblungcn,  !aufmännifd)e  ^orre-- 
fponbens  unb  Äanbel^reifenbe,  QOßbrter  ber  ftäbtifd)en  (Semcinfprac^e 
»iclfadb  toeiter  ali  bie^  bei  bem  QQ3ortf(^a^  ber  an  ber  6d)otle  t)aftenben 
Iänblid|)cn  93eJ)ölferung  9RcgeI  ift.  3m  ©nselnen  gcftaltcn  fic^  biefe 
93erl)ältniffe  natürlidl)  naö)  bem  "Sllter  ber  '^äUe  fet)r  oerfcf)icben.  '2luc^ 
für  bie  'SJZet^obc  ber  '2ßortgefd)i(^tc  n?ar  mir  bie  "^lufna^me  be^  QBort-- 
fc^a^eg  einer  lebcnbigen  6prac^c  Ict)rreic^,  5.  93.  burci^  bie  93eoba(^tung, 
ba^  tt)0  bie  '^lu^fünfte  guoerläffigcr  ®ett)äl)r^männer  fcbtoanfen,  e^  ftc^ 
getoö^nlic^  um  einen  in  ber  QScränberung,  in  einem  llbergang^ftabium 
begriffenen  <2Bortgebraud)  ^anbelt,  fei  e^  ta^  ein  9[ßort  ober  eine  ^t' 
beutung  ocraltet  ober  ein  neue^  auffommt,  oon  au§en  einbringt,  ficb 
langfam  einbürgert. 

(frfc^öpfenbc  QSoUftänbigfeit,  in  'SJörterfammlungen  überhaupt  fc^toer 
errcid)bar,  fann  nod^  toeniger  öon  einem  erften  ^crfui^  biefer  ^rt  er- 
hielt toerbcn.  3(^  ^abt  babcr  fd)on  in  bem  ®eIeittt>ort  5um  erften 
iöalbbanb  an  bie  ßefcr  bie  '35itt^  gerichtet  unb  toieberl^ole  fie  ^ier,  mir 
(Jrgän5ungen  unb  ttwa  nötige  93eric^tigungen  briefti(^  mitteilen  ju  tt)ollen. 
0a^  93u(^  fclbft  fann  je^t  gelt)ifferma§en  al^  ein  augfül)rli(^er  "^ragc^ 
bogen  bienen,  ber  am  beften  barübcr  unterri(^tet,  toorauf  e^  in  jebem 
<5afle  anfommt.  9^atürlicb  !ann  QSollftänbigfeit  überhaupt  nur  inncrbalb 
ber  ©rcnjen  ertoartct  toerben,  bie  iä)  in  ber  (Einleitung  6.  2 Iff.  4 Iff. 
bem  6toff  gebogen  l)abe  unb  bk  fci;on  burc^  ben  begriff  einer  ^oc^^ 
beutfci)en  @emcinfpra(f)e  gegeben  finb.  d^  fehlen  alfo  nif^t  nur  QBörter, 
bcren  t)oc^beutf(^er  Gl)arafter  me^r  ober  weniger  5n)eifell)aft  ift,  toie 
Imme  :  Biene,  Künigl  Könighase  :  Kaninchen,  Bolle  :  Zwiebel, 
Kukumer  :  Gurke,  Godel  Döte  :  Pathe,  Happen  :  Bissen,  Schmatz  : 
Kuss,  strählen  :  kämmen,  schütter  :  dünn,  schiech  :  hässlich, 
fonbern  auc^  bie  nid^t  aßen  ©ebilbeten  vertrauten  me^r  faci[)lic^cn  ^u^-- 
brüdfc,  ba^er  aucb  tk  gro§e  "^CRaffe  ber  5icr=  unb  ^flanjennamen.  *53ei 
ben  ©renjfällen  ^ing  bie  ^u^n)at)l  natürlich   oon  meinem  pcrfönlic^en 


93ornjort  VII 

<&rmeffcn  ah.  3c^  ^abc  einige  ^äUt,  bic  fc^on  e^cr  jcnfeif^  bcr  ©renj- 
Unic  fte^cn,  toie  Stulle,  triezen,  uzen,  Heuschrecke,  gett)ifferma§cn 
^jrobctDeife  aufgenommen:  man  möge  alfo  au^  i^nen  nic^t  bit  "Folgerung 
öbleifen,  ba^  tocnn  fte  aufgenommen  finb,  anbere  glcid^er  ^rf  nict)t  fehlen 
bürftcn.  di  fommt  auf  folc^c  einjelnen  '^älle  überl)aupf  nic^t^  an, 
toeil  bic  öocliegenbe  933ortgeograp^ie  jebenfaD^  nac^  mehreren  Seifen 
^in  Srgänjungen  burc^  gange,  felbffänbige  93}crfe  »erlangt.  933ir  brauchen 
öor  allem  eine  <2ßorfgeograp^ie  ber  beuffd)en  'SOZunbarfen,  bk  aud)  für 
bic  Qöorfgefd)ic^te  ber  t)oc^beuff^cn  ©cmeinfprac^e  ein  toic^fige^,  öon 
mir  fct)r  ocrmi§fe^  Äilfemiftel  loäre.  6obann  bebürfen  bic  fd)on  be^ 
ffe^cnben  ^örfcrbüdjer  oon  ^acbfprac^cn  ber  93erooÜftänbigung  unb 
5um  ^eil  auc^  ber  (Srgänjung  noct)  bcr  gcograp^ifcfoen  6eite.  '3)cr 
QDßortfc^a^  bcr  Äanbtoerferfprac^en,  bcr  'SBcibmann^fprac^e,  bcr  ^anglei-- 
fprac^en  unb  ber  fonftigen  93eruf^fprac^en  ift  gu  fammcln,  ^ri^el^  unb 
Scffcn^  Arbeit  ^ie  beutfc^en  93olf^namen  ber  ^fianjen  finb  ju  erneuern, 
ein  entfprec^cnbe^  QBerf  über  bie  beutfd)en  5^iernamcn  ift  neu  ju  fd)affcn. 
JSlit  ber  Sammlung  bcr  öftcrrcic^ifd)en  5ier=  unb  '^^flanscnnamen  ift 
bereite  eine  oon  ber  3oologifd)--93otanifd)cn  ®efellfd)aft  in  Q33ien  ein-- 
gefe^tc  „93on^namcn--^ommiffion"  bcfc^äftigt. 

0er  ®rucf  tt§  93uc^e^  ^at  noc^  in  <5nebcn^5cit,  im  Suni  1914 
begonnen,  fic^  alfo  über  met)r  al^  37^  3at)re  l)ingcäogcn.  <3)ic  nac^ 
1913  erfd)ienene  Literatur  tonnte  ba^cr  nur  gum  geringen  ^eil  noc^ 
bcnu^t  toerben,  unb  ha  bk  Sammlung  be^  "SJJaterial^  nod)  tocitcr  jurücf-- 
licgt,  fo  I)abcn  fic^  in  ber  3tt)ifd)enäeit  auc^  fc^on  einige  Q3eränberungen 
bc^  Sprac^gebrauc^^  cingeftellt,  bic  ic^  nur  fo  tocit  nachtragen  fonnte, 
alg  fic  mir  no^  rci^fjeitig  befannt  tourben  :  f.  5.  ^.  S.  75.  330.  608. 
610.  (?g  öcrftc^t  f\6),  ba^  bie  9Ric^tigEeit  ber  gemachten  "Eingaben  nur 
oon  bem  Stanbpunft  ber  Seit  au^  beurteilt  h?crben  barf,  in  bcr  ba^ 
Material  gefammclt  ift,  b.  \).  ber  3a^rc  unmittelbar  oor  bem  QBcltfrieg 
oon  1909  ah,  <S)ic  tt)ortgcograp^ifd)cn  QScränbcrungen  oon  je^t  ah  ju 
oerfolgcn  ift  eine  Aufgabe  fünftigcr  ^orfcf)ung,  bk  in  ben  93crcic^  einer 
ö^^ronif  bc^  beutf4)en  Sprac^gebrauc^^  überhaupt  fällt. 

*23ei  ber  Sammlung  be^  'SiJ^aterial^  ^abc  id)  (mit  einer  einzigen 
^u^nabmc)  überall  bai  größte  (Sntgegcnfommen  gefunben  unb  banfc 
auc^  an  biefcr  Stelle  allen  '2lu^funftgebcrn,  bic  burc^  95eanttoortung 
meinet  xJragcbogcn^  bk  oorliegcnbe  '2Irbeit  ermöglicht  ^abcn.  3u  bcn 
S.  28  ff.  genannten  ©ctoä^r^männcrn  finb  no(^  Hnio.^'^rofeffor  Otto 
Äoffmann  für  Äannooer,  Äofprebigcr  (?.  ^i\6)iv  (ocrmittclt  burc^ 
Unit)..^rofe)Tor    ^c^agtjcl)    für  ^arl^rubc,    "^rau   3rma    ©ronap   für 


VIII  93ortt)orf 

'^oprab--<5eIJö  in  bcr  3ip^  getreten.  9ür  bie  9'Zoc^trägc  ^abcn  mir 
llniD='^rof.  ioemt.  o.  ^i^d)tx  in  Tübingen,  ber  fd)on  meinen  Fragebogen 
mit  banfen^toerter  "iHu^fü^rlic^feit  beantloortet  \)attz,  bic  llnio.^'^rof. 
6ütterlin  in  Freiburg  i.  93.,  ßuid,  '^ü(^,  6eemüller,  ^rioatbojent 
Dr.  £.  6pi^er  in  9Gßien,  Dr.  @.  93cnber  in  ^^f^ünc^en  toertooHe  ^ei= 
träge  geliefert.  QSielcn  ®anf  fd)ulbc  ic^  ferner  meinem  ^iefigen  Kollegen 
liniö.^^rof.  'zfJlat  Äcrm.  Seüinef,  ber  eine  ^orreftur  be^  gangen  ^erfc^ 
gelefcn  unb  in  ja^lreid^en  Fäflen  burd)  ^u^Eünffe  unb  ^ritif  hit 
2lrbcit  geförbert  t)al. 

«Seinem  "Slnbenfen  aber,  teuere  Butter,  bie  ^u  an  bem  erften 
Äalbbanb  be^  93uc^e^  noc^  fo  liebeöoUen  "iHnfeil  na^meft,  bic  QJoU^ 
cnbung  be^  ganzen  aber  nic^t  me^r  erleben  foUteft,  fei  biefe^  ^u6 
über  meine  9}lufterfprac^e  ju  'Seinem  80.  ©cburetag  in  unau^lbf^lic^ec 
<2)anfbarfcit  gelpibmet. 

Oeßien,  20.  Sejember  1917. 

^aul  5?rctfc^mer» 


3tt^alt^t)er5cic^ni^, 

6eüe 

'33ortt>ott V 

OScrseic^ni^  bct  abgefürjf  angeführten  "^öettc X 

Sonfrtgc  Qlbfürpngcn XVI 

Cinicitung 1 

1.  ®ic  ^oc^beutfcf)c  llmgang^i>racl)c 10 

2.  9J?erfmole  ber  3uge^örig(eit  öon  <2ßörfcrn  jur  ^oc^beutf^en 
Umgang^fprac^c 16 

3.  *25cgren3ung  beö  Stoffce 21 

4.  Sammlung  unb  *23ertt)ettung  be«  ^D'tatetialg 27 

5.  Äiftorifc^eö  jur  neu^oc^beutfc^en  QEßorfgeograp^ie 43 

5lrttfet  <2lbcnbbrot  —  Splinber 63 

9?ac^trägc  unb  *25cnd)tigungen      597 

9?egifitcr 616 


QSerjeic^tti^  bcr  abgefürjt  angefüi^ttett  QBctfe* 

'2lbro^am  a  ©ancfo  Gtara^  QBcrtc.  3n  '21u^lcfe  herausgegeben 
oon  &an«  Strigl.    6  "Sbe.    QGßicn  1904-1907. 

■Slbelung,  3o^.  £{)riffop():  QSerfuc^  cince  oollftänbigen  grammatifd^« 
fritif^en  Qißörferbucfeeg  ber  Äoc^beutfc^cn  9}?unt)orf.  epj.  1774— 1786.  93e= 
nu^t  iff  meiftcnS  bie  2.  '2luflage :  ©ratnmatifc^-fntifc^eS  Ööörterbuc^  ber  Äoc^« 
beutfc^en  Gprac^e.    I  1793.    II  1796.    III  1798.    IV  1801. 

Qilbrec^t,  Äarl:  ®ie  ßcipsiger  9Kunbart.    ßeipätg  1881. 

^2lmaronf{)eg  (^feiibonpm  beS  Seip^igerS  ©.935.  ßoröinuS  1677—1746): 
'^rauenäimmec-ecficon.  Ccipsig  1715.  '^qU  "iHlluin  6d>ul^,  ^Qfaggleben 
einer  bcuffd)en  g^rau  ju  Qlnfang  besi  18.  3ot)»^^«nbertg.    Ceipjig  1890. 

lautenrict^,  '^fäljii'^cfii  Sbiottfon.    3»t)eibrüd£cn  1899. 

*53auer,  ^arl:  '2Bolbc(fifc^cS  "SBörterbuc^,    9^orben  unb  ßeipaig  1902. 

<23crnb,  &)n.  6am.  ^^eobor:  ®te  beutf(i)e  6prod)e  in  bem  ©ro^« 
^erjogfbume  "^PDfen  unb  einem  ^t)eile  beS  ongrenjenben  ß5nigrei(^eS  ^olen. 
^onn  1820. 

93örfter,  ©eorg  "SlnbreaiJ:  9Zü§tid)e  Äau^-  unb  g^elbf^ule.  'iflüvn' 
berg  1678. 

95 rem.  <2öb.  :=  93erfuc^  eineS  bremif(ä^'nieberfäd)fif^en  QEßörterbucbä, 
^eraufiig.  oon  ber  bremifcf)cn  beutfc^en  ©efeUfdbaft.  I  93remen  1767.  n  1767. 
ni  1768.    IV  1770.    V  1771.    VI  1869. 

93reuning,  öansi  '^atob  95reuning  »on  unb  ju  QSuoc^cnbad^ :  Orien- 
tolifc^c  9ia)%.    6tra|burg  1612. 

93vlonb,  Äans:  ®cr  <5ßortfd)a^  besi  Sürc^er  ^tten  ^eftamentS  oon 
1525—1531  oergUd)en  mit  bem  <2Bortfci)a^  £utt)erö.    93erUn  1903. 

Gamcfino,  llrtunblidje  QSeiträge  jur  ©efd^id)te  QBienS  im  16.  Sa^r« 
^unbert.    <2ßicn  1881. 

Gampe,  Soad).  Äeinr.:  9Eßörtcrbu(^  ber  beutf(J^en  Sprache.  93raun- 
f^TOcig  1805—1811.  5  "Sbe.  (grgänjunggbanb.  —  ^Gßörterbud)  jur  ßrflärung 
unb  QSerbeuffc^ung  ber  unferer  ©prac^e  aufgebrungenen  fremben  ^usbrücfc. 
95raunf(^n)eig  1801.    9ieuc  "Slusgabc  1813. 

ßoftelli,  3.  S^-:  QBörtcrbuc^  ber  "EtRunbart  in  öfitcrreid)  unter  ber 
ennS.    <2Bien  1847. 

ßoler,  3o^.:  Oeconomiae  ober  Äau^buc^ö  93ierbte  ^^eit  3um  Calen- 
dario  Oeconomico  et  perpetuo  gehörig.    *3ßittcnberg  1607.    Oeconomia  Ruralis 

et  Domestica bepiänbigcs    unb  oHgemeineö  5)Oufe-95ucb  oom  öau^- 

galten  etc.  corrigirt,  oermcbret  unb  ocrbeffert.    'Jrandfurt  a.  'iül.  1672. 

GreccliufiS,  QBil^.:  Oberbeffif(i^eg  QBörterbuA.  2  "25änbe.  «Sarmftabt 
1897-1899. 

©anneil,  3ob-  S^riebr.:  QBörtcrbuc^  ber  altmärfif^-plattbeutf(j^cn 
gjiunbart.    Saljwebel  1859. 

©af^pobius,  *!pctr.:  Dictionarium  Latinogermanicum.  Argentorati 
1537. 

©auner,  g=r.:  5)ie  oberbcutfrf)en  "^ibetglpffare  be«  XVI.  3öf)t^unbert«. 
®iff.  oon  g^reiburg  i.  95.    ©armftabt  1898. 

"Siefenbad),  CaurentiuS:  Glossarium  latino-germanicum  me- 
diae  et  infimae  aetatis.  ^ronffurt  o.  ^[R.  1857.  Novum  glossarium 
latino-germanicum  mediae  et  infimae  aetatis.    'Jranff.  1867. 


93crjcic^ni^  bcr  abgctür^t  angeführten  QBevEe  XI 

5)ie§,  '^f).:  QBörfcrbud)  ju  Dr.  9Dtartin  £utf)er0  ©cuffchcn  Schriften. 
I.  ^a— 5.    ep8.  1870.    U.  l.eieferung:  ©— Äalä.    1872. 

®Ä®.  =  Senfmäler  bcr  beutfd)en  i^utturgcfc^icöfe.  'Sertin  1899  ff. 
S.  unter  5)of orbnungcn  unb  ^rit»atbriefe. 

©oornfaat  ^oolman,  3.  ten:  ^örterbud)  ber  öftfrief.  Sprache. 
3  <23be.    9^orben  1879—1884. 

<D<3Bb.  =- ®eutf(^eg  QSörferbud)  ber  "Srüber  ©rimm. 

6tf.  ^b.  =  ^brterbud)  ber  clfäfftfcfecn  tOtunbarten,  bearb. 
t)on  g.  xO^artin  u.  Ä.  ^3icnt)art.    Strasburg.    I  1897.  II  1907. 

grbe,  Sari:  ®er  fc^njäbifcbe  QBortfc^a^.    Stuttgart  1897. 

'^alt  og  "^orp:  Etymologisk  Ordbog  over  det  norske  og  det  danske 
Sprog.  Äriftiania  1903.  {l'?ortt)egifc{)--bänifcf)eß  etpmologifcbeö  QCßörterbucb. 
Äeibelbcrg  1907. 

c^olfc,  Safob:  Seutfc^cä  eeben.  I. '53b.  2.  "SeU.  ©eutfcbc  "^racbtcn- 
unb  gjiobenroelt.    ßeipjig  1858. 

^if^er,  öcrm.:  ed)tt)äbifc^e«  QBörterbud).    5:übingen  1904:ff. 

^oUmann,  'tOZicbael  ^erb.:  QSßörterbucb  ber  beutfc^«lot^ringifcben 
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•^rtfc^,  3ob.  Ccon^arb:  Nouveau  Dictionnaire  des  passagers.  ^ran^ö- 
fif(^''3;cutfd^e«  unb  ^eutfd^-'Jran^.  <2ßörterbucb.  2.  '^xifi.  ßeipjig  1719. 
5:eutfc^-latetmfcf)e^  QBörterbud).    'Scrltn  1741. 

•Jrifc^bicr,  Ä.:  ^reu§ifd)e6  QSörterbucb.  Oft-  unb  n)eftpreu§ifc^e 
^^roDin^ialismen.    2  <33be.    'Serlin  1882—83. 

'5rommann:_'5)ie  beutfcf)en  ^unbarten,  Ijerau^g.  oon  @.  ^arl  <g=rom- 
mann,    öaüe  1854tT. 

©anglcr,  3-  ^'-  ßcricon  ber  £uremburger  Umgangsfpracbe  (roie  ne 
in  unb  um  Curemburg  gefprocben  wirb),    i^uremburg  1847. 

©cb{)arbt, '^l.  &.:  ©rammafit  ber  9'Jürnberger  xOcunbart.  Samml. 
furjer  ©rammatifen  beutfc^er  "SDZunbarten.    VII.    Ceipjig  1907. 

©cijfoflcr,  £uca^,  unb  feine  Selbftbiograp{)ie  1550—1620.  Q3on 
5ibam  <2ßolf.    QSien  1873. 

©erbet,  €mil:  ©rammati!  bcr  9]Runbarf  be^  Q3ogtlanbc#.  Sammlung 
furjer  ©rammatifen  beutfcber  TDcunbarten  VIII.    ßeipjig  1908. 

©efc^id)te  ber  Stabt  QBien,  berausgegeben  oom  ^2Utertumäöereinc 
m  *2öien.  I.  93b.  QCßien  1897.  II  1.  1900,  reöigirt  oon  ib.  Sitnmcrmann. 
n  2,  1905.  III  1,  1907,  rebig.  oon  "21.  Starker.  IV,  rebig.  oon  'iZlnton 
mapcv.    1911. 

©efcbicbtgquelten  ber  <Btabt  '^Jien,  b^rau^geg.  oon  ÄarlQBcife. 
I.  '2ibteil.:  9Red)te  unb  ^rci^citen,  bearb.  oon  3- -l-^omaf(i)et.  1.  ^b.  ^ien 
1877.    2.  -;5b.  1879. 

©reflinger,  ©eorg,  in  Äamburg:  ©er  '5ran^öfifcf)e  93ecfer  —  Äocb 
—  Äücben-@ärfner  —  93aum--  unb  Staubengärtner,    1665, 

©roen,  3ol)an  oon  bcr:  Le  jardinier hoUandois.    ©er  nieberlänbifcbe 
©örtner.    "^Imfterbam  1669. 

©uarinoniue,  5)ipp. :  'S)ic  ©reroel  ber  ^Serroüftung  9Kenfc^licbcn 
®efci)lerf)tö.    Sngolftabt  1610. 

©ut^eit,  "^Balbcmar  oon:  QBörterfcl)a§  bcr  beutf(^cn  Sprod)c  Ciolanb«. 
9liga  1864—1894.    4  ^änbe. 

Äainbof  er:  ©es;  ^uggburgcr  ^atricierö  ^^il-  Äainbofer  Q3c5icbungcn 
ju  Äcrjog  '^bilipp  II  oon  'Sommern,  ßorrefponbcn;^  oon  1610—19.  Äer- 
auägeg.  oon  ®ocring.  QueUcnfcfer.  jur  Svunftgcfc^.  dl.  *5-  VI.  ^b.  ^icn 
1894.  —  5)eö  '^lugsburgcrfii  ^^atricicrs  '^tjilipp  Äain^ofcrö  9\eifcn  nad) 
Snnsbrurf  unb  ©rceben.  a^on  Oit.  ©oering.  QBicn  1901.  ®ie  9Reifen 
faUen  in  bte  3abre  1628  unb  1629. 

Gompenbieufes  unb  9^u^bareö  ÄauBboltung^-ßertcon.  ^on  einem 
£icb^abcr  occonom.  *2öiffcnfc^aften.    93amberg  1745.    2  'Bbe. 

Äenifc^,  ©eorg:  ^cütfc^c  Sprad)  unb  ^ei§bcit.  Augustae  Viud.  1616. 
Pars  Prima  [-^l— ©,  nicbt  me^r  erfcbienenj. 


XII  Q3erjeicbni0  fcer  abgetür^f  angcfüf)rtcn  QBcrfc 

Äenrp,  QSict.:  Le  dialecte  alaman  de  Colmar  en  1870.  Bibl.  de  la 
facult^  des  lettres  XI.     ^ari^  1900. 

Äcnfricb,  Äonr.:  ^örtcrbucb  bcr  norfcn)eftt^üriwgif(^en  ^Diunbarf  be^ 
(Jic^sfclDe*.    ©öttingen  1912. 

Äertcl,  2ubn).:  Sal^ungcr  ^örterbuc^.  3ena  1893.  ^^üringcr 
6pracbfcf)a^.    Weimar  1895. 

Äer^ogin  glconoro  ??^aria  9Rofalia  ju  ^roppau  unb  oägcrn« 
borf,  f.  Q\5iencr  '2Irsnei-^uc&  unb  QBiener  Stocfabud)  t>on  1708. 

Äe^na^,  3of).  5nebr.:  Q3erfud)  etneg  möglicbft  ooüftänbigen  fpnon^ 
mifc^en  ^örferbud)^  ber  ©euffc^en  Sprache.  I.  Berlin  1795.  n  l.^TlbteiL 
(biö  einhalten).  1798.  —  QSerfucfo  eine«  beut[^en  '2lntibarbatu6.  95erUn 
1796-97. 

Äepne,  9?tori^:  ®cutfrf)eg  QBörterbudK  3  ^be.  ßcipstg  1890—95 
(2.  ^ufi.  1905  6).  —  <5ünf  93üc^er  beutfc^er  Äausaltertümcr.  l.^b.  ®a« 
Dcutfc^e  QBobnunggJtiefen.  £eip§ig  1899.  2.  ^b.  '5)00  beutfc^c  9^at)rung0- 
»efcn.    19C1.    3.  ^b.    i^crperpficgc  unb  Ätfibung.     1903. 

Äepfc,  3ob.  S^rift.  ^2lug.:  öanbroörterbuc^  bcr  beutfc^cn  Sprache. 
I.  33kgbeburg  1833.    II  1849.    III  1849. 

Äirfcfcoogel,  Qiuguftin:  <^lan  bec  3tabt  «SBicn  oom  3o^te  1547,  her- 
ausgegeben oon  ßameftna,  QSJien  1863. 

Äöfer,  lO^atfbias:  St^mologtfcbes  Qßörterbud)  ber  in  Oberbeutft^Ianb, 
»orjüglicfa  in  öfterteicb  üblichen  ^unbart.    3  5:eile.    £tnj  1815. 

Äöfer  unb  Äronfelb:  5)ie  ^olUnamen  ber  nieberöfterreicbifi^en 
^flan^en.    qßien  1889. 

Seuffc^e  Äoforbnungen  beö  16.  unb  17.  3a^r^unberf0,  {)erau0geg. 
oon  21rf f).  .^ern.  2  ^be.  ==  ©enfmäter  ber  beutfc^en  Äulturgefcbicbte.  II.  ^21bt. : 
Orbnungen.    I.  II.  =23b.    Berlin  1905—1907. 

öon  fiobberg:  Georgica  curiosa.  ©as  ift:  ilmfJänblicber  93ericbf  unb 
flarer  Unterridbt  öon  bem  "^Ibetic^en  tanb-  unb  ^elb-Ceben.  9^ürnberg 
I.  II  1682.  III  1715.  ^Jlngebängt:  93en)äbrfes  »obleingerid^tefee  5?»d)- 
^uc^ oon  einer  forgfältigen  £icbt)abenn  biefer  frf)oenen  9Biiienfcf)afft  . .. 

Äübner,  3ob.:  x'ceu't)ermef)rtes  unb  oerbeiiertes  9?eale^  Staatg« 
Scitungs-  unb  (ionoerfatione-Cericon.    "ÜRegenäpurg  1742. 

öüqel,  t^r.  S.:  ®er  IBiener  «Sialett.  ßerifon  ber  Wiener  93olf3-- 
fpracbe  i^Idioticön  Yiennense).     Qjßien  1873. 

Äun^ifer,  3-  "iHargauer  ^örfcrbud)  in  bcr  Saufform  ber  £eerauer 
^unbart.    "Slarau  1877. 

3cdit,  9?i(^.:    ^örterbud)  ber  ^anefelber  ?:cunbart    ©örli^  1888. 

3ellingl)au0,  ibevm.:  Qöcftfälifc^e  ©rammatit.  ®ic  Cautc  unb 
"Jlerionen  ber  9Raoensbcrgii'cf>en  ^ORunbarf.    2.  ^usg.    9^orben  1885. 

^ebrein,  3o[epb:  Q3oltsfprad)e  unb  93olf srute  im  Äer^ogitjum  xTJafTau. 
I.  95b.    <2ßeilburg  1862. 

^tein  (^Tlnfon  Sblcr  oon  ^Icin):  ©eutfc^cS  "^ooinjialwörferbuc^. 
Scbriffen  ber  ^urfürftlid)en  ®cutfd)en  ©efeüfd^aft  in  <3CRann^cim.  VI.  VIT. 
^anb.    g^rantf.  u.  ßp;^.  1792. 

^luge,  5nebr.:  Sfpmologifcbeä  QJßörferbuA  ber  beutfc^en  Sprache. 
7.  ^ufl.  6fra§burg  1910.  8.  ^ufl.  1915.  QRofTOclfcb.  Oucüen  unb  ^ort- 
f(^a^  ber  ©auncri"prad)e.    I.    9RotK)eli'c|e^  Qucücnbud).    Strajjb.  1901. 

Gramer,  tO^att^ias:  ^^eu-auegefertigtes  Äerrlic^-gro§e6  unb  aügc-- 
meinc2  Staliänifc^-^cutfc^e«  Sprach-  unb  ^ßörter='Suc^.  9^euc  "^lufl.  ^^ürn« 
berg  1693. 

Äücbelbecfer,  3ob.  ^QÜUi:  '2iaerncucftc  9Racbrid)t  oom  Q^öm.-S^apfer- 
lid)en  Äofe  ntbft  ^eid)rcibung  ber  fapferlic^en  ibaupt-  unb  iRcjtbensftabt 
"^ien.    Äannooer  1730.    2.  \'lufl.  1732. 

2cnj,  '^t)ilipp:  QSergleicbcnbcs  ^NÖrterbud)  ber  9'Jeubod)beutfc^en 
öpracbc  unb  bc«  5)anbfd)ubeb2in^£'^  'Sioleft«.    '25aben'93aben  1898. 

2ewi,  Äerm.:  Vai  öfterveidiifcbe  Äod)beutfd).    QEßien  1875. 

£crer,  ???ütt()iaß:  Äärntii'd)C2!  'Jöörtcrbudv  '  ep;^.  1862. 


"33€rsctdjm^  &er  obgefüc^t  angefüf)rten  ^^crte  XIII 

eicfenberg,  'Jriebr.:  'S)ie  Stieger  xüJunbarf,  ein  oDiom  bcS  ilnfcr- 
^orjes.    ©öttingen  1890. 

Einbmcpr,  93.  5)er  ^^ortfcfea^  in  i?utber5,  Smferl  unb  Scfl  Über- 
tragung bc0  treuen  ^eftaments.  Strasburg  1900.  X^gl.  ba^u  bic  .^ritif 
oon  eb.  Scbröber  mtt.  @el.  \llnv  1900  5.  274  ff. 

2ori^a,  Garl:  xTIeues  Idioticon  Viennense.  b.  i.  bie  ^olfäfpracbe  ber 
QCßiencr.    *2öien  u.  £cip}.  1847. 

£ubin,  ^v.:   -^bam  Siber^  ^Bearbeitung  bcs   ->'omenclator  H.  Junii". 
ßerifalifc^  erläutert,    ©iff.  oon  ^reiburg  i.  15-    ^arlsru^e  1898. 

ßubtoig,  oobanrt  -^bam  3<ifob:  ^^b^anblung  oon  ben  Stbäpfcln. 
93crn  1770. 

2umt5cr  unb  5?celicb:  ©eutfc^e  Ortsnamen  unb  Ce^nroörter  bes 
ungarifdien  Spracbfd)a^e^.    Snnsbrucf  1900. 

9j^aaler,  3ofua:  ®ie  5;€ütfcfe  Spraad).    Tiguri  1561. 

^Karperger,  ^aut  3J^ob:  93oIIftänbige«  Äücfa-  unb  ^elIer'5)ictio- 
narium.    Hamburg  1710. 

^QJeifing  er,  Otijmar:  9Börterbu6  ber  xHappenauer  ^unbart. 
©orfmunb  1906. 

3}^üüer-^raureutb,  .^arl:  QBörterbu6  ber  oberfäcbnfc^en  unb  er^- 
gebirgifcben  ??cunbarten.    2  93be.    Bresben  1911—14. 

SRabmenbücblein  ;^um  ©ebraucbe  ber  5fabtfcf)ulen  in  ben  Äaifcrl. 
fönigl.  Staaten.     53ien  1847. 

3cicotai,  ^^riebr.:  93efcbreibung  einer  xRcife  bur6  ©eutfcfilanb  unb 
bic  Scbroei^  im  ^a^vi  1781.     12  ^änbe.    95erlin  unC^  Stettin  1783—1796. 

^aul,  Äermann:  <S)eutfcbe6  -löörterbu*.     2.  ^2IufI.    Äalle  1908. 

^aumgartner:  93riefroecbfel 'Saltbafar  ^aumgartnerä  bes  3üngjren 
mit  feiner  ©attin  ^Dtagbalena,  geb.  53ebaim  (1582— 98 1.  Äerausgeg.  oon 
©eorg  Steinhaufen,   ^ibl.  b.  ßiterar.  "^Jereins  in  Stuttgart.   Tübingen  1895. 

^Ofifter:  f.  ^ntmar. 

'^omai  (^Pomep):  Le  Grand  Dictionnaire  Royal  Francais-Latin-AUe- 
mand  etc.    Francfort  s.  1.  Mein  1700. 

^oporoitfcb,  3ot).  Siegm.  ^a(.:  ^erfu6  einer  ^Bereinigung  ber  ^^unb- 
artcn  oon  5;eutf(^tanb  als  eine  (Einleitung  ^u  einem  ooüftänbigin  Jeutfcben 

QBörterbucbe au«   ben   binterlaffenen   Scbriften   bes  berübmtcn  Äerrn 

■^rof.  ^oporoitfcb.  ^ien  1780.  —  ^^nonom  erfcbienen:  ilnterfucbungen  oom 
^eere  ....  oon  einem  2iebl)aber  ber  {Raturlebre  unb  ber  ^bilologie. 
Jrantfurt  unb  ßeip^ig  1750.  Über  feine  nur  b<3nbfcbriftlicii  erhaltenen 
QEßcrfc  Yoc.  Austr.  u.  a.  f.  S.  49  TT- 

'^ri^«»!  unb  Reffen:  Siie  beutfc^en  QSolJsnamen  ber  -Xflan'jen. 
Äannooer  1882. 

^eutfc^e  ^rioatbriefe  bei  ^D?tttelaltcr^,  bcrausgeg.  oon  ©eorg 
Steinbaufen.  2  93be.  =  'Senfmäler  ber  beutfcben  .^ulturgei'cbicbfe.  I.  '2i'ot.: 
95nefe.    93ertin  1899  ff. 

Quellen  jur  ©cfcbicbte  ber  Stabt  "^ien,  be^^Qu^gegeben  oom 
*2lUertumS'93ereine  ;\u  ^ien,  rebigiert  oon  Clnton  ??^aocr.  I.  Abteilung ; 
9Rcgeften.    1.  93b.    9ffiien  1895.    2.  ^b.  1896. 

9?egel,  Äarl:  0ie  ?^ublaer  {ütunbart.    Weimar  1868. 

9\egenbar bt,  (S.:  ®ie  beutfcbea  5?iunbarten.  •iluscrlefenej  aus  ben 
Qßcrfen  ber  beften  5)icbter  alter  unb  neuer  3eit.  Oberbeutfcb.  ??tittelbeutfcb. 
9'^icberbeutfcb.    3  95änbc.    93erlin  o.  3- 

9Rü biger,  3-  C.  S.:  9ceuefter  Suroacbs  ber  teutfc^en,  fremben  unb 
allgemeinen  Spracbfunbe.    5  Stücfc.    Ceip^iig  1  "82— 86. 

*r;aftroro:    93artbolomaei  Saftroroen  iberfommen,   ©eburt  unb   i?auff 

feines  ganzen  £ebens oon  ibm  felbft  befcbrieben.  Äerausg.  oon  ??^obni(ie. 

I— ni.    ©reifsroalb  1823f.     (Saftroro  ift  152u  geboren  unb  fcbrieb  1595.) 

Scfaambact),  ©eorg:  9Sörtcrbud)  ber  nieberbcut^'cben  5.\unbart  ber 
3^ürftentbümer  ©öttingen  unb  ©rubenbagen.    ibannooer  1S5S. 

Sc^crtlin  (geb.  1496;:   £eben  unb  5:baten  bes  roeilanb iberrn 


XIV  Q3cr5cid)ni^  bcr  abgefürjt  ongcfü^rtcn  QGßerfc 

Sebaftion  Scbcrtlin  öon  'Surtenbac^  liurc^  ifjn  felbft  befc^ricbcn.    Äcrau^geg. 
oon  O.  6d)ön^ut^.    ?!}iünfter  1858. 

Scbmellcr,  3- 21nbrea«:  'Sapcrifc^es  QBörfcrbud).  2.  "Slu^g.,  bearb. 
oon  ©.  Äarl  tyron^n^«*""-    2  <Sbc.    93Zünc^en  1872—1877. 

Scbmelser,3oi).:  Unterfd^icbc  jmfcben  bcm  fübcrlänbifd^en  unb  jteger« 
länbifc^en  gffiortfdja^e.    ®iff.  9}?ünfter  i.  <2ß.  1906. 

ec^mib,  3o^.  Cbriftop^:  ©(^wäbifc^eg  QBörfcrbucb.    Stuttgart  1831. 

Sc^mibt,  ÄarKSöriftianCubn).:  QCßcfterttjälbifc^es  Sbiotifon.  Äabamar 
unb  iöcrborn  1800. 

6c^önglcber,^olfg.:  Promptuarium  Gennanico-Latinum.  Ed.  tertia. 
'30^üncl)en  1632. 

6d)uHerug,  '2ibolf:  6iebcnbürgifc^'fäc^rtfc^c^  <2Börterbu(^.  Stras- 
burg 1908  ff. 

Sd)ul5,  Äan^:®eutfc^ce:5rcmbtt)örferbuc^.  I.  91— Ä.  Stra§burgl913. 

Schumann,  Solmar.  ®er  QCßortfc^a^  oon  CübecE.  <25ei^cft  §um 
IX.  'Sbc.  ter  Sciffc^r.  f.  ®cutf(^c  QBortforfd).    Stro^burg  1907. 

Scbü^c,  3ob.  'Jnebr.:  Äolftcinifc^es  Sbiotiton.  Hamburg.  I.  'Seil 
1800.    IL  1801.    III.  1803.    IV.  1806. 

Sd)tt>ctnic^cn,  Äan^  oon:  ©enfroürbigfeitcn.  herausgegeben  oon 
Äerm.  Oefterlei).    Breslau  1878  (umfogf  btc  3a^re  1578—1602). 

Sc^tt)ei5erifct)cS  3biottfon.  QBörterbuc^  ber  fc^njeijerbcutfc^en 
Sprache.    Gearbeitet  oon  '5- Staub  u.  £.  5;obIer.    'Jrauenfelb  1881  ff. 

Seiler,  ®.  '21.:  "Sie  -öaäler  xO^unbart.  6in  grammatifc^--lerifaUfc^er 
•Beitrag  jum  fct)n>ei5erifcl)en  3biotifon.    "Safet  1879. 

Spiefe,  '33alt^afar:  "Seif rage  ju  einem  Äennebergifd^cn  Sbiotiton. 
OEBicn  1881. 

Stoiber,  S^ran^  3ofep^:  Q3crfuc^  cincö  Sc^weiserifcben  Sbiotifon. 
2  Gbe.    93afel  1806-12. 

Steinbact),  (S^riftion  ßrnft:   ©eutfc^e*  QSßörterbuc^.    '33re6lau  1725. 

Steinbäufer,  .^arl:  ©ie  9}?utterfprache  im  ^O^unbc  be^  <33re«laucr 
böseren  Sdiülers  unb  i^re  Läuterung  im  beutfcben  Unterricht.  QSeilagc  j. 
3af)reSberici)t  ber  eoang.  9?ealfc^ule  I  in  Breslau,  Oftern  1906. 

Stieler,  (£.:    ©er  ^eutfc^en  Spracfee  Stammbaum  unb  'Jortroac^^ 

ober  '5eutfcber  Sprac^fcba^ gefamlct  oon  bem  Spaten  [9^amc  Stielers 

olg  xOhtglieb  ber  ryruct)tbringenben  ©efeüfc^aft].    9lürnberg  1691. 

Stvobtmann,  3o^.  ß^riftopt):  Idioticon  Osnaburgense.  Cpj.  unb 
-^iltona  1652. 

Stürcnburg,  Girf  Äeinr.:   Oftfrieftfc^eS  QBörterbucb.    *21uricb  1857. 

Sumaran,  Joannes  'iJlngelu«  oon:  ©a«  9^en>e  Sprac^buc^.  Monachii. 
Apud  Viduam  Bergianam.  1621.  Sumaron,  ein  Spanier  oon  ©eburf,  nennt 
fi^  „bcr  löblichen  Canbfc^afft  unb  <5ürftlici^en  Äauptffatt  "^ündjen  in  'Sapm 
bcfteüten  Sprad)meifter". 

5:appolet:  ©ie  alemannifc^en  2e^ntt>örtcr  in  ben  'iJKunbarten  bcr 
franjöf.  Sc^roeij.    Strasburg  1917. 

5:cutfcf)-eateintfcf)e0  'SBörter-QSücblein  jum  9luti  unb  ßrgö^ung 
bcr  Sc^ul=3ugenb  jufammen  getragen  unb  mit  6000  barju  bicnlic^en  <Silbcrn 
gejicret.    9türnberg  1733. 

<5;ucber,  *2^n^reaä:  QSaumeifterbuc^  bcr  Stabt  9?ürnberg   [1464—75], 
^g.  burd)  Cerer.    93ibl.  beg  ßitcr.  Q3erein§  in  Stuttgart  64.  "Sb.  1862. 

^ucber,  -2lnton:  ÄauS^altSbuc^  (1507—1517),  bg.  oon  Soofe.  <25ibl. 
b.  eit.  Q3er.  134.  Gb.  1877. 

Unger,  '5;{)eobov:  Steirif^er  QBortfc^a^,  beorb.  u.  ^crouögcgebcn  oon 
gerb  Äbuü.    ©ras  1903. 

Urfunbenbucb  ber  Stobt  Ceipjig,  ^erau^g.  oon  Ä.  S^.  o.  Sofern» 
Älett  (Codex  Diplomaticus  Saxoniae  Regiae  II,  8.  93b.).    I.  Gb.  ßcipjig  1868. 

llrfunbcnbuc^  ber  Stabt  -?:iUgbeburg  I.— III.  Gb.  =  ©ef^ic^t^- 
quellen  ber  '^rooinj  Sacbfen.    26.-28.  <Sb.    &aüc  1892—96. 

llrfunbenbuc^  ber  Stobt  'Jßcrnigcrobc,  beorbeitct  oon  (Sb.  Sa* 
cobg  =  ©efc^ic^t^queHen  bec  ^"Procinj  Sai^fen.    25.  "Sb,    ÄoÜc  1891. 


93crjci(^nig  bcr  obgcfür^f  angcfü{)rfen  9Berfc  XV 

Urfunbcn-^uA  jur  95erlinifc^cn  S^ronif  (1232— 1550).  Berlin 
1880. 

93crfucb  eines  brcmif^-nicbcrfädjfifc^en  QEßörtcrbucög  f. 
95retn.  <2ßb. 

QSilmar,  91.  5- ß-^  Sbiofifon  oon  ^urf)effen.  9}carburg  unb  Ceip^ig 
1868.  öcrmann  d.  ^Pfiftcr:  5KunbartUcbe  unb  ftamm^eit(ic|e  -?1ac§)träge 
ju  ^ilmor^  Sbiotiton  t>on  ibeffcn.  ^I^arburg  1886.  3t)iofifon  Don  Scffen. 
1.  grgäni^ungö^Äcff.    9?tarburg  1889.    2.  Stgän^ungs-^^eft    1894. 

QBetganb,  ^r.  £.  ,^.:  ©eutfc^e^  ^örterbud).  5.  Qlufl.  9^cu  bearb. 
oon  Ä.  D.  93ab&er,  &.  Äirf,  .^.  5?ont.    2  93be.    ©ic^en  1909—1910. 

^einbolb,  .Karl:  "Sciträgc  ju  einem  fcülefifc^en  QBörterbuc^e.  QBicn 
1855  C^ln^ong  jum  14.  ^bc.  bcr  Si^g^ber.  b.  pi)H.-^\\t.  St.  ber  "^ßiencr 
<2lfab.). 

QCßicner  'vUrsncibuc^  t>on  1708  —  '5rc9tt>iQtg''21uffgefprungencr 
©ranat-^pffel  be§  Gbriftlicfocn  Samaritan«  ober  ^u%  (i^riftlicber  2itb  be§ 
S^äcbftcn  eröffnete  ©e^aimbnu§  oiler  oortrefflicben  fonberg  bcroät)rfen  ^Diitteln 

unb  '2Bunber--^e9lfamen'21r^ne9en '33on  ber  ®urcbleu*tigen  Ser^ogin, 

Äoc^gebo^rnen  9=ürftin  unb  grauen  (Sleonora  5?iaria  9\ofalia  Äer^ogin  ju 
^roppau  unb  Sägcrnborfr,  ©räfin  ju  ©rabisca  unb  "Slbelsbcrg,  gebo^rnen 
'Jürftin  oon  Ciecbtenftein  —  sufammcngetragen:  "Bluffs  neue  öermef)rt  ... 
•5Bienn  in  Öfterreicb,  1708. 

Wiener  Äocbbuc^  oon  1708  =  Sin  gon^  ncueg  unb  nu^babre« 
Äoc^'95ucb,  in  roclcfaem  ju  ftnben,  roie  man  oerfcbiebene  be^rlicbe  unb  roobl* 
fcbmäcfenbc  Speifen  oon  gefottenen,  gebratenen  unb  gebacfeenen,  als  aller« 
t>onb  ^aftettcn,  Sorten,  i^rapffcn  etc.   fcbr    fünftliA^  unb   »ol}l   ^uricbten 

foll Q3on  einer  Äocfe-^TIbelicben  ^erfobn  [ber  (Sleonora  ^[Raria  9\ofalia 

Äctjogin  ju  "^roppau  unb  3ägernborf].    QBienn  1708. 

^oeftc,  5r-  '^ffiörterbucf)  ber  ^eftfälifcben  9CRunbart.  9iorben  unb 
ficipjig  1882. 

"Sßolmuet,  ^onifacius:  ®ie  fürftlic^  (2taf  ^ien.  ^lan  ber  Stabt 
oom  Sabre  1547. 

^örterbud)  ber  lurcmburgifc^en  ?Dcunbart  (oon  einer  Äom= 
mifjion  bearbeitet).    £uremburg  1906. 

Sebler:  ©ro^es  oollftänbiges  llnioerfal-Gcricon  aller  ^siffenfcbanten 
unb  Äünffe.  Äallc  unb  Ceipjig,  ^erlegtä  3o^.  Äeinr.  Sebler,  1732—1750. 
Supplemente  1751—54. 

Seitfcbrift  beö  allgemeinen  beutfcben  Sprac^oereinc^. 
'25raunfd)n)eig  1886  ff. 

Seitfcbrift  für  ben  beutfcbcn  Unterricht,  herausgegeben  oon 
£pon.    £eip;iig  1887  ff. 

Seitfcbrift  für  beutfcöe  <2Bortforfcbung,  berausgegeben  oon 
■Jriebr.  Äluge.    Strasburg  1901  TT- 

Seitfcbrift  für  bocbbeutfcbe  5}^unbarten,  berausgegebcn  oon 
Äeilig  unb  Cenj.  Äeibelbcrg  19U0ff.  ^on  ^b.  VII  ab  Scitfcbrift  für 
beuffcbc  ilCRunbarten.    Berlin  1906ff. 

Singerle,  O^roalb  o.:  ^Mittelalterliche  Snoentare  auö  ^irol  unb 
93orarlberg.    3nn»brucf  1909. 


XVI  Sonfiigc  "^Ibfürjungcn  —  ©rurffc^lcr 


6ottftige  ^bfütaunöen. 

a^t).  =  alt^oc^bcutf^. 
anglf.  =  angclfäc^fxfij^. 
frj.  =  fransöHfc^. 

mtl.  =  mittclbcutfct). 

tn^ö.  =  mittel^od^t)euff(^. 

tnnbb.  =  mittelnieöerbcutfci^. 

nbv  nbb.  =  nicbcrbcutfi^. 

nbl.  —  nieberlänbifc^. 

rifytf.  =  ncu^o<^beutfd^. 

obb.,  obcrb.  —  obcrbcutf(S^. 

<2öb.  =  QBbrtcrbuc^. 

3.  =  Seitfc^rift. 

3.  f.  b.  9)?.  =  3eitfc^nft  für  bcutfc^c  9JJunbartcn. 


6.  1  3.  2  Uc^  93ubbcnbroofg  ft  95ubbcnbroc!g. 
e.  7  3-  2  0.  u.  lieg  ba«  ft.  bai 
6.  17  3.  9  lieg  3)  ft.  ^). 

5.  19  mnm.  1  3.  2  Heg  <23ubbcnbroof«  ft.  ^Subbcnbrod«. 

6.  33  3.  2  0.  u.  lic«  Unfcr-OBaltcr^borf  ft.  antct-^CÖoltetöborf. 
6.  34  3.  8  lieg  OeUac^cr  ft.  Öucllac^cr. 

6.  76  «21.  4  3.  3  ü.  u.  «cö  ein  ft.  eine. 

6.  117  3.  5  lieg  6tunb  ft.  Gtunben. 

6.  128  3.  6  0.  u.  lieg  Schreibblei  ft.  Schreiblei. 

6.  129  3.  2  0.  u.  lieg  9?ci|blei  ft.  9lei^tei. 

e.  140  3-  11  Ke«  Täfeli  ft.  Tafeli. 

5.  173  3.  4  Iki  ©rie^brei  ft.  ©rieöbci. 

6.  185  3-  15  lieg  ®ur(^einanber  ft.  ©urci^einaubcr. 
e.  208  3-  13  lieg  •')  ft.  ').  -  3.  4  0.  u.  tilge  % 
e.  236  «a.  1  lic«  etunb  ft.  etunbcn. 

6.  264  51.  1  3-  1  lieg  gehören  ft.  gehört. 

6.  278  3.  8  0.  u.  lieg  eigentlich  ft.  eig-, 

6.  334  3-  2  lieg  kfen  ft.  ehren.  —  3.  7  lieg  "Bcrnefci:  ft.  ^etnedct. 

e.  360  3.  11  lieg  107  ft.  101. 


Gittleifung» 


3n  bcn  „<Subbcnbrocf^"  öon  ^^om.  ^am  (I  523)  beflagf  ftc^  eine 
nad)  93at)ern  oerfe^fe  CübecEerin,  toic  f(^tt)er  fie  fic^  mit  it)rcr  bat)rifd)en 
^5cf)in  öerffänbigen  fönne.  „Itnb  lt)enn  id)  "'Jnfabellen*  fage,  fo  begreift 
fie  e^  nid)t,  benn  e^  l)ei§t  t)ier  '^ftanjertn";  unb  toenn  fie  '^arftol' 
fogt,  fo  finbet  fid)  hjo^I  nic^t  fo  (eid)t  ein  G^riftcnmenfd),  ber  barauf  öcr* 
fällt,  t)a^  fte  93Iumenfot)l  meint;  unb  toenn  id)  fage:  '93rat!artoffeln', 
fo  fcf)reit  fie  fo  lange  'QOöa^^I',  bi^  id}  '®er5l)fte  Kartoffeln'  fage." 
'2il)nlicf)e  (frfal)rungen  t)at  n)ol)l  jeber  gemacht,  ber  im  beutfc^en  Sprac^^ 
gebiet  gereift  ift.  "Slber  ben  looHen  umfang  biefer  geograpl)ifd)en  QSer^ 
fd)ieben^eiten  be§  t)0(^beutfd)en  '2ßortfd)a^e^  !ann  erft  ber  ermeffcn,  ber 
innerhalb  biefe^  ©ebiete^  feinen  '2öot)njt^  bauernb  oeränbert  i)at  '5)a§ 
i)xt  *23olf^munbarten,  bit  lautlich  unb  grammatif(^  fo  )x>zit  au^einanber 
ge^cn,  auc^  3al)lreic^e  le5ifalifd)e  Hnterfc^iebe  aufh)eifen,  barf  niemanben 
^unber  nehmen,  ^ber  auffällig  ift  e^  allerbing^,  ba^  aud)  bie  i)od)' 
beutfct)e  llmgang^fpracl)e,  biz  ©emeinfprad^e  ber  ©ebilbeten,  bie  im 
^rinjip  einheitlich  ift,  in  '2ßir!lid)feit  oon  ber  (?int)eit  btß  ^ortf^a^e^ 
tt)eit  entfernt  ift  —  oiel  n>eiter,  al^  benen  jum  93en>u§tfein  fommt,  bit 
fxd)  oon  ber  t)eimifd)en  6ct)olle  nie  bauernb  unb  meit  entfernt  l)aben. 
3toi\d)zn  ben  beiben  größten  beutfdjen  Stäbten,  93erlin  unb  QÖöien, 
ge^en  biefe  Q3erf(^iebenf)eiten  fo  toeit,  ba^  —  abgefel)en  oom  ^rtücl, 
öon  3a|)llt)örtern,  Pronomina,  Äülf^oerben,  ^artifeln  unb  ä()nlic^en 
Elementen  ber  Q'^ebe  —  faft  jebe^  jmeife,  bvittt  "^öort  ber  llmgang^= 
fprocbe  ab'n>tid)t  Zd)  h)ät)le  ein  beliebige^  93eifpiel.  ©n  'Serliner  tritt 
in  "^öien  in  einen  ßaben  unb  »erlangt  eine  Reisemütze.  0er  Q3er= 
fäufer  beri(^tigt  il)n:  „Sie  wünschen  eine  Reisekappe"  unb  legt 
i^m  einige  öor.  0er  93erliner  bemerft:  „Die  bunten  liebe  ich  nicht." 
0cr  QSerfäufer  überfe^t  bie^  in  fein  <3)cutfd^:  „Die  färbigen  gefallen 
ihnen  nicht."  0enn  ber  Qöiener  Hebt  nur  '^crfonen,  aber  nic^t 
6ac^en.  ^er  93erliner  fragt  fc^lie^lic^:  „Wie  teuer  ist  diese  Mütze?" 

Ätetft^met:  '2Bortgeoflrap^tc.  1 


y 


2  Sinleifung 

unb  mad)t  fid)  unbcn?u§t  ioicbcr  cinc^  groben  93croItni^mu^  fd)u(big. 
Teuer  bebeutet  ja  boc^  einen  ben  normalen  übcrftcigenbcn,  übertrieben 
l)o{)en  '^rei^;  wie  teuer  ist  dies?  \)n\)t  alfo:  tvk  übermäßig  ^oc^  ift 
fein  ^rei^?  ®er  '2öiener  fagt  nur:  Was  kostet  das?  ©er  93crliner 
fud)t  bie  Kasse  unb  ftnbet  eine  ^uffd)rift  Kassa.  (5r  oerläf-t  ben 
£abcn,  tocil  e^  früf)  ift,  mit  bem  ©ru§:  „Guten  Morgen!"  unb  erregt 
bie  93erh)unbcrung  be^  QBiener^,  ber  bicfen  ®ru§  nur  hzi  ber  "2lnfunft, 
aber  nid)t  beim  *2lbfd)icb  gcbraurf)t.  ©er  'JBiener  fclbft  ertt)ibert  ben 
®ru§  mit  Ich  habe  die  Ehre!  Guten  Tag!  Wa^  lieber  ben  93erliner 
in  Grftaunen  oerfc^t,  benn  ben  ®ru§  Guten  Tag!  fennt  er  umgefe^rt 
nur  bei  ber  2lnfunft,  nid)t  beim  ^egge^en.  —  ©er  93  erlin  er  betritt 
ein  ioau«,  inbem  er  burc^  bie  Haustür  am  Portier  oorbei  in  ben 
Flur  tritt,  bie  Treppe  f)inauf  in  bie  erfte  Etage  ftcigt,  klingelt,  in 
ben  Komdor  gelaffen  toirb,  oon  Wo  man  i^n  hitttt,  näher  zu  treten, 
©er  'Söiener  gel)t  burc^  baß  Haustor  in  bie  Einfahrt,  fteigt  om 
Hausmeister  öorbei  bxt  Stiege  l)inauf  in  ben  crften  Stock,  läutet 
unb  tt>irb  in  taß  Vorzimmer  gelaffen,  con  n)0  il)n  tai  ©ienft= 
mäbd)en  hineinspazieren  l)ei§t. 

9}^an  erficl)t  au^  biefen  93eifpiclen  jugleic^,  ba^  bie  lcrifalifd)cn 
^btt?eicl)ungen,  um  bk  e^  fiel)  l)ier  l)anbelt,  ^xö)  nic^t  etttja  al6  munb= 
örtliche  llntcrfc^icbe  auffaffcn  laffen,  b.  \).  barauf  bcrul)en,  ba^  munb= 
artlicl)e  QBorte  in  bk  t)ocbbcutfcbe  6prad)e  ber  ©cbilbeten  eingebrungen 
finb,  toa^  ja  auö)  oorfommt.  Treppe  unb  Stiege,  Sonnabend  unb 
Samstag,  Sahne  unb  Rahm,  Schlächter  unb  Fleischer,  fegen  unb 
kehren  finb  alle^  gleich  gute  l)od)beutfcl)e  'i2lu^brücfc :  locr  einen  »on 
it)nen  für  munbartlicf)  erflären  toolltc,  ttjürbe  ganj  tt)illfürlicf)  »erfahren. 
Q.ß  ift  nid)t  ju  leugnen:  bie  t)ocl)beutfcl)c  ®cmeinfpracl)e  ift  im  QBort-- 
fd)a^  nict)t  jur  ooüen  (Sinl)citlid)lcit  oorgcbrungen,  tpie  t>k  franäö|ifd)c 
ober  t)k  englifcl)e  (oon  ber  allerbings!  baß  burcb  ben  Ojean  getrennte  *2Imc^ 
rifanifd)  beträcl)tlict)  abioeic^t).  Unb  biefe  geograpt)ifd)en  llnterfd)icbc 
betreffen  n\&)t  zttva  fcltcncre,  entlegene  93egriffe,  fonbcrn  fie  crftrccfcn 
fid)  auf  bie  rt)ict)ttgftcn  unb  l)äufigftcn  *2lu^brücfe  btß  täglict)en  Ceben^: 
felbft  fo  gett?5l)nlic^e  "Söörfer  \vk  Fuß  unb  Bein,  Schuh  unb  Stiefel 
^aben  nic^t  bicfclbe  Q3ebeutung  im  ganjcn  beutfd)cn  £prad)gcbiet. 

©icfe  ^cobad)tuug,  baB  bie  l)o4>bcutfc^e  £lmgang«fprad)e  nid)t 
üollfommen  einl)citlid)  ift,  fonbern  örtliche  llnterfcbicbe  aufmcift,  jcigt 
jic^  auc^  auf  anbcrcn  ©ebieten  ber  Sprache,  ^m  betanntcftcn  unb  am 
hjcnigften  auffällig  finb  biefe  llntcrfd)icbe  auf  lautlidjcm  ©cbict.  ©ic 
einl)eitlic^e  6d)riftfprad)e   fann   feine   oöllig  einbeitlic^e   'Sluöfprac^e   5U 


^u^fpracfec  t)cr  ^rembioörter  3 

QBcgc  bringen,  tocil  fie  bic  £aute  nur  anbeufef  unb  ber  ^rtifularion 
einen  ^tpar  begrenzten,  aber  nod)  immer  siemlic^  tocitcn  Spielraum 
(ä^t.  (5in  a,  ein  u  uftt>.  fann  lang  ober  furj  fein,  ein  e,  ein  o  offen 
ober  gcfdjioffen  gefprocf)cn,  r  abcolar  ober  uoular,  g  erplofio  ober  fpi= 
rantifd)  artifulicrt  »erben;  ber  tonifd)e  '^If^enf  toirb  übert)aupf  nirf)f  in 
ber  6d)rift  bcäeid)net  ufn>.  So  fann  befanntlicf)  ber  ^unbige  bie  Äeimat 
auc^  eine^  {)od)beutfd)  Spredjenben  meift  an  feiner  '2Iusfprad)e  erfcnnen. 

QBeniger  befannt  ift,  ba^  aud)  hk  '2lu^fprad)e  ber  xyrcinb  = 
ipörfer  i^re  (anbfd)af fliegen  ltnterfci)iebc  \)at  3n  Öfterreic^  unb  ^Sapem 
(90?ünd)cn)  toirb  Chemie,  China  mit  anlautcnbcm  k  (altmien.  der 
Kineser)  gcfprod)en,  in  "^Berlin  mit  Spirant  (ich-£aut),  boc^  Orchester 
auct)  bort  oielfac^  mit  k.  3n  93^ü{)l()eim  a.  9^f).  Schemie,  Orschester 
(nac^  ber  3eitfd)r.  b.  '5)eutfc^.  eprac^oerein^  19  [1904J,  222).  3n 
ibamburg  fprid)t  man  nur  China  mit  seh:  Schina.  ®a^  9\icf)tige 
toäre  l}kt  eigentlich)  Tschina  (fo  fprac^  ben  9^amen  ber  ocrftorbene 
©eograp^  ioeinr.  Kiepert  in  '^Berlin),  bo  ch  l)ier  nur  englifd)e  (2d)reibung 
öon  tsch  (c)  ift.  Giraffe  toirb  in  Öftcrreid)  unb  '^at)em  franjöfifd), 
b.  l).  mit  z  im  '^Inlaut  au^gefproc^en,  in  Berlin  mit  g.  (fbenfo  toirb 
ha^  z  in  Offizier,  tai  t  in  Demokratie,  Aristokratie,  Diplomatie 
in  '33ien  nad)  fran5örifcf)er  ^eife  mit  s  toiebergegeben  (Ofisir,  -krasi), 
cbenfo  auc^  Garantie,  tt)ä{)renb  in  '2)eutfc^lanb  Offizier  mit  ts,  -kratie, 
Garantie  meift  mit  t  gefprod)en  toirb.  3n  ^ien  unb  xERünc^en  ^ört 
man  Portir  für  Portier  (rvk  -ier  allgemein  in  Barbier,  Offizier 
au^gefproc^en  n?irb),  Kas^ir  (gefd)rieben  Kassier)  in  'Berlin 
Kassirer. 

<5)er  "^Inlaut  oon  Vers  unb  Verdikt  (au^  vere  dictum)  loirb  in 
®eutfd)lanb  al^  f,  in  öfterreirf)  al^  w  gefprod)en.  (frftere  'Slu^fprac^c 
galt  bii^  in  bie  erfte  Äälfte  bc«  19.  3al)rbunbert^  für  jcbes  lat.  v^). 
—  ^ür  ben  '5)ip^tl)ongen  in  Europa  fann  man  in  öfterrcid)  bk  "SIu^^ 
fpracbc  ol^  ric^tige^  e  +  u,  nidjt  oi  toic  in  'S)euffd)lanb,  t)ören,  iDcil  auf 
5fterreid)ifcf)en  ©pmnaften  aud)  ev  im  ©riedjifcben  e  +  u  gefproc^cn 
toirb.  Rheuma,  Rheumatismus  tt?irb  ebcnba  mit  ew,  rheumatisch 
oud)  mit  e  gefprod)cn.  —  Fauteuil  loirb  in  Sübbcutfd)lanb  ^)  unb  öfter^ 
rcid)  meift  fotöl  ober  fotel  gefprod)en,  in  93crlin  nac^  fran5örifcf)er  QBcife. 
öbcnfo  Detail,  Email  in  93erlm,  bagegen  mit  ai  in  Öfterreic^.   (Sbenöa 


')  93^1.  93rQunc,  Über  bie  Einigung  ber  beutfc^en  ^u^fpradje  (öeibel* 
bcrg  1904)  6.  26  f. 

«)  lOfälj.  fotöl  «Jlufenriefb  ^b.47,  elf.  Fodell  gif.  ^b.  1 96,  lotbr.  FoteU 
5oDmann  QBb.  171,  lujremb.  Fötell  ^ßb.  lur.  9?J.  116. 

!♦ 


4  ßtnteitung 

tt)irb  Salon,  Balkon  mit  -ön  n?ic  in  ital  salone,  balcone  gcfprod^cn  *), 
in^cuff^Ianb  nad)  fran5öfif(^er  QQöeife.  Äierfei  {)in5ugcfügt,  ba^  Kassa, 
Watta,  Banda  in  Öfterreid^  mit  tiefen  italienifd)en  ßnbungen,  in  ®eutfd^= 
lanb  mit  fran55fifd()er  ßnbung  -e,  alfo  Kasse,  Watte,  Bande  gcfprocf)en 
Serben.  6c^on  '^opottjitfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  53  R  (öor  1774) 
unb  ^lein,  ^roöin5ialrt)b.  I  (1792)  50  öcräcic|>ncn  aU  öfterr.  Biskotten 
(5^Icin  Bischkoden)  =  ital.  biscotti,  in  '3)cutfd)lanb  franj.  Biskuits. 
'33eibc  formen  liegen  fc^on  im  17.3a^r^unberf  im'Seutfc^enncbeneinanber; 
»gl.  QBeigonb  QBb.  I  243.  ^üv  franj.  Police  fogt  bcr  Qöiencr  ital. 
Polizze:  alleö  ©puren  eine^  ftär!eren  (Sinfluffe^  ber  italienifd|)en  6prac|>e 
in  Öfterreicl). 

^ud^  in  ber  eyfpiratorifd^en  93 et o nun g  gibt  e^  lanbfd)aftlid^e 
llnterfd)iebc.  3n  '53crlin  lüirb  Vormittag,  Nachmittag  betont,  menn 
nid^t  auf  bem  erften  ©lieb  auß  befonberen  ©rünben  ein  9'^a(^brud 
liegt  (5.  93.  komm  nicht  Vormittags,  sondern  Nächmittags!).  3n 
QÖßien  toirb  nur  Vor-,  Nächmittag  betont.  3n  9^affau  unb  ^öln 
tt)irb  nac^  ber  3eitfd)r.  b.  ©eutf«^.  ßprac^öcrein^  19  (1904),  157  voran 
im  Sinne  öon  'oortoärt^',  voran  =  'an  ber  6pi^e'  betont.  Gbenba 
17  (1902),  88  h)irb  für  QSeftfalen  bie  ^Betonung  taubstumm  (=  taub 
unb  ftumm)  für  fonftigei^  täubstumm  angegeben.  —  3n  ®eutfd)lanb 
l)abcn  t>k  '^räpofitionen  mit,  vor,  von,  zu,  bei,  nach,  in  in  Q3er^ 
binbung  mit  bem  ^erfonalpronomcn  ben  Äauptton,  im  93at)rif^= 
Öfterreic^ifc^en  \)at  ii)n  baß  '^^erfonalpronomen.  ^Ifo  bort  mit  mir, 
vor  sich,  weiche  von  mir,  komm  zu  mu-,  bleibe  bei  ihm,  er 
kam  nach  dir,  in  öfterrei*^  mit  mir,  vor  sich  (aber  vörsichgehen 
neben  es  geht  vor  sich)  ufm.     ©oet^e  betont  im  'ßrlfönig': 

QBillft,  feiner  ^nabe,  bu  mit  mir  gel^n? 
©(^iUer  in  'SJZaria  Stuart: 

©Ott  fei  mft  eu^! 
^bcr  ©rillparjer  in  ber  "^l^nfrau  II  6.  49  Sauer : 
Unb  t>or  mir  lag  in  ber  ^iege. 
3n  9^orbbeutfc^lanb   tt)irb  Kaffee   auf  ber   erften  Silbe  betont  (aber 
Cafe  ==  ^affee^au^   auf   ber   ße^ten)    unb    iDurbe   e^   nad)   9?ic^ter, 
9^ec^tfcl)reibung  (1780)  S.  50')  fc^on  im  18.  3al)r^unbert.   3n93apern 
unb  Öfterrci^   iff   bie  franjbftfc^e  93etonung  Kaffee  feftge^alten,    bk 
and)  "iHbelung  QDÖb.  11 1461  angibt.    QSon  Qßürttemberg  berid)tet  'Sifd^er 
Sc^toäb.  <2öb.IV143,   ba^   bie  ^at^olifen  Kaffee,   bie  ^roteftantcn 

»)  3n  Spion  =  ital.  spione  frj.  espion  ift  bicfe  ^u*fpra(^e  gemeingültig. 
2)  qßie  ic^  ^riffc^lcr,   ^aul  n.  "»raune«  <23ctträge  38,  379  entnehme. 


Kaffee  betonen.  (Sbcnfo  norbb.  Täback,  Tunnel  =  bat)r.--5fterr. 
Tabäck^),  Tunnel.  '3)agegcn  h)irb  umge!ct)rf  Kopie,  Uniform, 
Mathematik  (aber  Technik,  Mechanik!)  in  Berlin  mit  fran55fifd)er 
93etonung  gebraucht,  in  QOöien  Kopie  (köpje  gefproc|)en),  U'niform  ^), 
Mathematik,  oulgär  au(^  Musik. 

■Slm  meiftcn  \)cvv]d)t  nocb  im  ©ebict  ber  <5Ieyton  Sin^cittic^fcit. 
^aß  oon  geograp^ifd)en  ilnterfd)ieben  {)icrt)er  ju  rechnen  n)ärc,  n>irb 
faft  alicß  alß  munbartlic^,  al^  fprarf)un'-icbttg,  alfo  al^  nid)t  t)oc^beutfd) 
beurteilt  unb  fommf  bann  für  un^  nid)t  in  93ctrac^t.  6^h)anfen  fann 
man  allenfalls  hd  bem  Umlaut  beS  ^luralS  in  öfterr.  Wägen,  Kragen, 
Mägen,  Bögen  u.  bgl.  ©er  Öffcrreicber  liebt  biefe  '2luSbct)nung  beS 
Umlautet,  t>k  in  <5ällcn  rok  färbig,  stichhältig,  ämtlich,  beanständen 
bem  9^eic^Sbeutfd)en  für  unrichtig  gilt,  jebenfallS  an  ber  ®ren5e  beS 
6prac^ric^tigen  liegt ').  Umgefc^rt  h)irb  in  9'voftoc!  ein  Kleid  futtern 
^tatt  füttern  gefagt  (ml)b.  vuotern).  2luS  ber  Konjugation  fü^re  id) 
nur  hai  bat)rifd)--öftcrreic^ifd)c  ^arti^i^)  ge|)aut  ftott  gehauen  an. 
•Siefe  '5orm  fann  einem  93erlincr  einen  6tic^  buxö)^  Äcrj  geben: 
fo  fet)r  njibcrftrebt  fie  feinem  6pracl)gefül)l,  unb  er  h)irb  äunäcbft  ge= 
neigt  fein,  fie  nur  einem  6pra(^fremben  jujutrauen  *).  3n  öflerreid^ 
fagen  aber  auc^  bk  ©ebilbeten  gebaut^)  (an  ber  ^erip^erie  §.  93. 
^Bicli^,  93öl)m.-£eipa  gehauen),  unb  in  93at)ern  ift  biefe  ^orm  nörb-- 
lic|)  bis  Siof  verbreitet,  ^zin  'iHmberger  ©ciDö^rSmann  bel)auptet,  ba^ 
hd  x\)m  Holz  gebaut,  aber  fonft  gehauen  gefagt  h)irb.  3n  QBürttem^ 
berg  gehauen,  ©a  man  in  Öfterreid)  hauen  faft  nur  im  (Sinne  von 
'fc^lagcn,  prügeln'  anh)enbet  (-Ö0I5  h)irb  bort  gehackt),  fo  fann  jene 
llnterfd)eibung  bort  nicf)t  '^la^  greifen.  3n  nl)b.  hauen  ml)b.  houwen 
finb  t>a^  ftarfc  QSerbum  a\)b,  houwan,  ^raeteritum  hiu  ml)b.  hie(w) 
n^b.  hieb  '^art.  gehauen  unb  taß  fd)n)acl)e  ai)b.  houwön  '^raet. 
haute  ^art.  gebaut   (al)b.  gibowot)   äufammengefallen.     3m   'iftotb^ 


1)  Q3gl.  baju  3-  b.  ©cutfc^cn  Sprad>oerctnS  21  (1906),  325. 

2)  9Zac^  berfelben  3eitfc^r.  13  (1898),  170  tt>trb  fübbeutfc^  Chaussee  = 
norbb.  Chaussöe  betont.  3n  Öftetrcic^  tt>trb  bicfcS  QBort  nici)t  gebraucht  (f. 
*2lrt.  Chaussee). 

'')  <33gt.  93ufon)tner  ©cutfc^  (Oßtcn  1901)  S.  15.  3-  b.®.  Sprad)0cr.  19, 
92.  21,  285.  «Sic  Sprad)unnd)tigfcif  lä%t  jid)  bamtt  bcgrünbcn,  t>a%  ber 
Umtaut  ^icr  eine  auf  einen  ^eil  beS  beutfc^cn  Sprachgebiets  befc^räntte 
^Icucrung  ift. 

*)  ^lad^  ^aul  <TOb.  245  fommt  au<^  norbbcuffc^  oulgör  gehaut  oor. 

^)  3n  einem  ©cbic^t  oon  Qlngl,  ©ic  Pforte.  QBicner  e9rif  S.  8  reimt 
hingehaut  auf  schaut. 


6  gintcitung 

bcutfc^en  überrt)iegf  im  ^raet  ba^  fd)tt>ac^c  haute  bereite  über  ba^ 
ffarfe  hieb,  aber  im  ^orf.  fennf  man  nur  bic  ftarfe  *5orm  gehauen, 
toaß  alfo  eigenttid)  eine  Snfonfcqttenj  ift. 

Siemlic^  5a^Ireic^  [inb  enblic^  bic  geograpi)ifd)en  Itntcrfc^icbc  in 
bcr  ©^ntay.  Q3on  bcn  öiclen  'fällen  cinc^  ^u^einanberge^cn^  im 
grammafifd)en  ©cfd)lec^f  muffen  freiließ  bie  meiftcn  aiß  munbartlic^ 
gelten*).  9^ic^f  aiß  fet)Iert)aff  barf  aber  n)ot)l  die  Kunde  neben  der 
Kunde,  jemanb,  ber  bei  einem  Kaufmann  ftänbig  einfauff  unb  i^m 
ba^cr  begannt  ift,  ange[et)en  n)erben.  Die  Kunde  (auc^  für  ben  männ= 
Iicf)en  Käufer)  ift  i)auptfäc^licf)  öfterreic^ifd),  !ommt  aber  auc^  in  9}Zittel= 
bcutfd)lanb  (Äalberftabt,  3ei^,  ßeipjig,  ^re^ben)  öor,  fonft  der  Kunde. 
3n  Glfterbcrg  ift  die  Kunde  ^^emininum  gu  der  Kunde,  toofür  anber= 
tüävt^  t)k  Kundin  gefagt  toirb.  Der  Kunde  {ai)t>,  kundo)  ift  bie 
Gubftantiöierung  oon  kund,  btbtuttt  alfo  ben  93efannten.  Die  Kunde 
in  bemfelben  6inne  bürfte  eigentlich  bai  'Slbftraftum  unb  ^oKeftioum 
'bie  ^unbfcf)aft',  bann  ben  einzelnen  ^unbcn  bebeuten  (ogl.  Frauen- 
zimmer), n)ie  man  auc^  Kundschaft  für  einen  cinjelnen  gebrau(^en  fann. 

©ner  ber  befannteften  ft)ntaftifc^en  Unterfc^iebe  ift  bk  QSerbinbung 
bcr  Q3erba  stehen,  sitzen,  Hegen  in  9^orb--  unb  '30?ittclbcutf^lanb 
mit  haben  al^  Äilf^oerbum  (ich  habe  gestanden,  gesessen,  gelegen), 
im  Süben  mit  sein  (ich  bin  gestanden  ufto.)  ^).  3n  ber  QR^einpfalg 
unb  nac^  "Jollmann  ^h.  495  in  bcn  lotl)ringif(^en  9J?unbarten  tvivb 
htibt§,  ich  habe  unb  ich  bin  gestanden  uftt).  gefagt,  ebenfo  in 
^Ifterberg  im  fä(^fifd)en  93ogtlanbc  unb  an  ber  ^erip^erie  oon  Öftcr= 
xtid)  (Sudmantel,  Obrau,  £eipa).  0ie  fübbeutfc^en  2anbf4)aften  ßlfa§, 
93aben,  *2ßürttembcrg,  ^at)ern,  öfterreid)  unb  6d)lr)ei5  fagen  ich  bin 
gestanden,  gesessen,  gelegen,  llrfprünglid)  fonnten  bicfc  unb  anbcrc 
Q3erba  fotoo^l  mit  haben  toie  mit  sein  öcrbunbcn  werben,  unb  ber 
9'Zorben  \)at  fpäter  haben,  ber  (Süben  sein  bur4)gefü^rt. 

3m  ©ebiet  bcr  oberbeutfd)en  9}iunbartcn  \)at  auc^  bic  ilmgang^-- 
fprac^e  ben  Snbüatio  be^  Präteritums  eingebüßt  ober  eingefd^ränft  unb 

1)  3-  "53.  der  Butter,  Asche,  Zeug,  Zwiebel  in  Sübbeutfd^tanb,  das  Teller 
ebcnba,  das  Altar,  Bast,  Dotter,  Kloß  im  öftlid)en  9}?ittclbeutf(^lonb  u.  o.  bei 
'^^.  ^atti)xai.  6prad)lebcn  unb  6prad)fd)äben'^  36  f.,  ber  auS  Äebcl  der 
Bank,  ou3  6cfaeffel  der  Reisebündel  jiticrf.  93gt.  weiter  QOßcprauc^  Seitfd^r. 
f.  bcutfc^.  Hnf.  XI  (1897),  462.  3.  b.  ©eutfd).  6pract)»er.  1907  6. 347.  9.  <2öcifc, 
9}?unbartUd)e0  bei  ©oett)e  ebb.  1913  6.  163. 

-)  gSgl.QBunberlid),  6a^bau«I193ff.  g}^atf{)iaö,  Sprac^tebcn  u.  Sprach- 
f(^äben  »102  ff.  "^aul,  '21bt).  b.  '^apv.  ^fab.,  ptjilof.  ^(.  22  (1902),  1.  Qlbteit. 
G.  159—210.    gOßilmanng,  ©eutfcbc  ©rammafif  m  1  6.  154 ff. 


e^nfaffifÄc  Hnferfc^icbc  7 

burc^  baß  sufammcngefe^te  ^erfcft   crfe^t,   gebraucht   alfo   in   ber  ©:= 
jä^Iung  5.  93.  ich  habe  gesehen  \tatt  ich  sah '). 

•5211^  I)od)bcuti"d)  iDirb  man  aud)  bic  ^onftruftion  auf  etwas  ver- 
gessen ancrfennen  muffen,  n)cld)c  {)auptfäd)lid)  banrifc^--öfterreic^ifcb  ift, 
mir  aber  aud)  für  ^aben  (9^aftatf,  Äarl^rubc,  ^reiburg,  '3)onau= 
cfc^ingcn)  unb  Stocibrücfen  angegeben  toirb;  in  'Jöürftemberg  fagt  man 
etwas  vergessen.  3n  Öfterreid)  ift  aud)  biefe  ^onftruhion  gebräuc^-- 
Hö),  bod)  mit  einem  ^ebeutung^unterfd)ieb :  ich  habe  meinen  Schirm 
vergessen  \)tx^t  'id)  b^bc  i^n  fte^en  laffen';  aber  ich  habe  auf 
meinen  Schirm  vergessen  bebeutet  'icb  b^be  nid)t  an  it)n  gebac^t'. 
^aburcb  erflärt  fid)  gugleicb  hk  Q3crbinbung  mit  auf.  ©emöbnlic^ 
leitet  man  fie  au^  (?inf[u§  öon  sich  auf  etwas  besinnen  ah.  *21ber 
bki  ift  ein  Derb'iltni^mä^ig  felfenes  '^erbum.  '3)a  auf  etwas  ver- 
gessen fd)on  früb  (im  17.  3a{)rbunbert,  3.  ^.  bei  2lbrabam  a  (5.  Clara 
n  284  (5trigl)  oorfommt,  fo  toirb  e^er  ha^  Dolfätümlicbcre  auf  etwas 
denken  'j  für  an  etwas  denken,  aud)  sich  auf  etwas  erinnern 
auf  haß  ©egentcil  vergessen  eingemirft  b'iben.  ^an  fann  biefe  ^on- 
ftruftion  ber  ^od)beutfd)en  Umgangsfpracbe  umfo  toeniger  abfprecbcn 
unb  alß  ^romnjiali^mus  anfeben^),  alß  aud)  gute  £d)riftfteller  hzß 
©ebiete^,  in  bem  fie  üblid)  ift,  fte  antocnben*).  "S^er  au^  'iHug^burg 
gebürtige  £i)rifer  ^ib.  Präger  bid)tete: 

'5)er  ^O^uttcr  barfft  bu  nid)t  oergeffen, 

©amit  bu  ni6t  auf  ©Ott  i^ergi^t. 
Seltner  ift  an  etwas  vergessen,    ha}]   außer  in  öfterreicb  aucb  fonft 
(Breslau,  ^ulba,  ^ainj,  ©armftabt)  yorfommt  unb  für  jübifd)  gilt^). 

^)  5)ic  €rfc^cinung  ift  bemäntelt  tjon  "^unberlid)  6a^bau  P  21 5 ff. 
3acfi  '^aul  u.  Q3rauneg  93eitr.  34,  425  ff.  9J?ciact  @crm.-9Rom.  9}?onat0fc^r. 
I  521  ff.    9Rct§  ebb.  II  382. 

2)  Denke  auf  mich  ^OZo^art^  Briefe'  S.29;  unb  fo  noA  \)tnU  in  öfterreid» 
üblic^.  Sonft  b^hzuUt  auf  etwas  denken  f.  0.  a.  auf  ztrvai  fein  Streben  richten, 
5.  "23.  Denken  Sie  lieber  auf  ihre  Sicherheit!  Äo^ebue,  Äepne  vBb.  1559.  ^^ßb. 
n933. 

3)  ^belung  QBb.  IV  1044  be^eicbnete  fie  alß  „im  öocbbeutfd)en  obOig 
ungangbar." 

*)  93etege  auö  ^id)ler,  9Rofegger  u.  a.bei  Sbe^ne  ^b.m  1197  unb  ©eorge 
O.  ßurmes  A  Grammar  of  the  German  Language  (3^en)'^orf  1905)  S.  545. 
Da  hatte  ich  auf  die  Geschichte  schon  beinahe  vergessen  ßrtl,  9^acbbenflic^e^ 
93ilbcrbud)  (1911)  6.247. 

^)  93gl.  Äalotfcbfa,  Seitungäbeutfcb  6.  32.  Ich  hätte  schon  an  dich,  an 
meinen  armen  Bruder,  an  meinen  Eid  und  an  deinen  Sohn  vergessen?  ^et. 
Satten,  ®ic  <23egc  biß  5>errn  (5^ooeUen,  ^ten  1911)  6.  38;  an  alles  ver- 
gessen,   grnft  QBei§,  ®ie  ©aleere  (^ien  1913)  S.  247. 


8  ginlcttung 

93emcrfen^h)crt  tft  nun,  ta^  ganj  im  9^orben,  in  Äolftcin  unb  zffltäkn- 
bürg  (Q'^oftocf)  umgc!ct)rt  öie  ^onftruftion  oon  vergessen  auf  sich 
erinnern  übertragen  unb  ich  erinnere  dies  ffatf  ich  erinnere  mich 
an  dies  gefagt  toirb.  'Slud)  ha^  gilt  bort  für  ^ocbbeutfc^.  ^ad) 
'2öaffer5icl)er  fagt  aud)  ber  ©ebilbcte  in  'Jten^burg :  Erinnern  Sie  das 
letzte  Konzert?  Ich  erinnere  es  sehr  gut  (Seiffc^r.  f.  b.  beutfc^. 
llnferrid)t  VI  566),  unb  "Jrenffen  Iä§t  feine  Äolfteiner  fagen:  Er- 
innerst du  die  beiden  kleinen  Mädchen?  (®ic  brci  ©etrcuen 
6.  37);  Wenn  sie  es  noch  erinnern  ....  (^lau^  Äinr.  93aa^ 
568);  du  erinnerst,  daß  ....  ufn?. 

•Slnbcre  lanbf(^aftlicbe  ilnterfc^iebe  ft)ntaftifd)er  '2lrt  finb  jnjar 
bei  allen  ©ebilbeten  ber  betreffcnben  ©egenben  ju  finben,  laffen  fiel) 
aber  bod)  faum  al^  l)Oc^beutfc^  anerkennen.  So  sich  spielen  in 
Öfterreic^,  auö)  in  ^au^en'),  ber  oftpreu§ifd)e  9^ominatiou^  cum  3n- 
finitiöo  laß  er  das  tun  ^tatt  laß  ihn  das  tun^,  baß  ebenfalls  hti 
allen  ©ebilbcten  Oftprcu^en^  gebräud)lic^e  ich  darf  das  nicht  tun 
^tatt  ich  brauche  das  nicht  zu  tun^),  bie  norbbeutfc^e  Trennung 
ber  QSerbinbungen  davon,  dafür,  damit,  dazu  uftp.,  bk  einem 
öfterreic^er  fel)r  fonbcrbar  erfd)eint,  lt>ie  da  weiß  ich  nichts  von  ^tatt 
davon  weiß  ich  nichts;  da  brauche  ich  garnichts  zu;  da  wirst 
du  nichts  mit  erreichen,  ©a^  bat)rifd)=öftcrreic^if(^e  am  Land,  am  Tisch 
für  auf  dem  Land,  auf  dem  Tisch,  baß  auf  munbartlic^em  aum,  am 
au^  auf  'm  bcrut)t*),  mu§,  obh)ol)t  aud)  ^laten  am  Rhein,  am  See  \tatt 
auf  dem  Rhein,  auf  dem  See  fd)rieb  ^),  für  einen  Sprac^fel)ler  gelten. 

(fincn  ungleich  breiteren  9^aum  al^  biefe  grammatifcl)en  <3)ifferen5en 
bcanfpru^t  eine  ©arftellung  ber  n)ortgeograpl)ifcI)en  Hnterfc^iebe 
ber  l)Ocf)beutfd)en  llmgang^fprac^e,  bic  im  "Jolgcnbcn  auf  @runb  eigener 
(fr^ebungen  gegeben  loerben  foll.  ®cr  QBert  einer  folc^en  'SBortgeo^ 
Qvap^k   ber   münblic^en   beutfcbcn  @cmeinfprac|)c   bcbarf  feiner  langen 


1 


1)  <33gl.  ©rö^fd^cl,  Settfc^r.  f.  b.  bcutfd).  Hnfcrric^t  XVIII 667. 806.  ©ö^c 
ebb.  XIX  787  bcnft  an  flaoifci^en  ginflu^.  ®ocb  tft  eö  auc^  baprifc^:  6c^mcUcr 
<3Cßb.  n663.    ©<2ßb.  X2352. 

2)  3n  Ä.  93iebigg  9?oman  5)ag  fc{)lofcnbe  Acer  S.  180,  ber  im  Oftcn 
fpiclf,  fagt  ein  ^inb  ju  feinem  93afcr :  Pappa,  lassen  wir  doch  wieder  nach 
Haus  gehen.  ®ic  Äonftruftion  ift  auc^  »eftbeuffc^  (r^einif^  unb  bergifc^); 
ögt.  6cbönt)agc,  93crgifc^e  unb  anbcrc  Spracbfünbcn  (1897)  15. 

^)  'iflad)  bem  Scugni^  meinet  ^öniggbcrger  ©eroäbr^mannc^. 
*)  9^agl,  QBiffenfd).  <33eibcfte   jur   3-  b.  ©cutfc^.  Sprac^oer.  1.  9?eibe 
9^r.  I— V  6.  140. 

^)  ^Pb-  Äciper,  3.  f-  b.  btfd).  Untcrricbt  XIII  (1909)  130ff. 


QGßorfgcograpt)ifc^c  llnterfd)icbe  9 

^lu^einanbcrfc^ungen.  ©a^  n?ir  £lrfacf)c  f)aben,  bic  (Eigenart  bcr 
6prad)c,  bic  tt)ir  fclbft  fprec^en,  bcr  t)oc^bcutfrf)cn  Umgang^fpracfec  ber 
©cbilbctcn  fcftjuffellcn,  iff  ebcnfo  felbftDerftänblid)  al§  e^  5atfad)e  ift, 
ba§  bic^  bi«f)cr  namcntlid)  nad)  bcr  geograpf)ifd)en  Seife  i)in  ipcnig 
gefd)cl)cn  ift.  <5)ic  6c^Iagit)ortc  „Scf)riftfprarf)c  unb  Q3oIf^munbart", 
bic  in  ben  fiebriger  3a^rpn  bes  vorigen  3af)r{)unbert0  auffamen,  ^abcn 
bic  "i^lufmcrffamfcit  bcr  (2prad}n?i|Tenfd)aft  fo  cinfeitig  bei  biefen  (frtrcmcn 
bcr  Sprac^cntipicflung  fcftgef)altcn,  ha^  bic  in  bcr  JJlittz  3lpi[cf)en  beibcn 
ftc^cnbc  münblicbc  @cmcinfprad)c  »erf)ältnismä§ig  tocnig  bcad)tef  ipurbe, 
tpobci  bic  'Jlnfc^auung  mitfpieltc,  ha^  fie  nid)t5  felbftänbigc^  fei,  fonbern 
nur  bic  gefproc^cncnc  0c^riftfprac^e,  allenfalls  beeinflußt  burrf)  bic 
^unbarten.  '21ud)  bann  bliebe  un^  aber  natürlicf)  bic  Aufgabe,  i{)re  (5igcn= 
ort  genauer  fcftjuftcUcn.  9'^un  ift  jcbod)  minbeftcn^  auf  Icrifalifd)em 
©cbiet  bic  llmgang2fprarf)e  ber  ©cbilbetcn  nic^t  bloß  ber  empfangenbe, 
fonbern  and)  ber  gebenbc  5:eil.  ®enn  oicle  9ö3örtcr,  befonber^  ^'ultur^ 
toörter,  ge^cn  oon  i\)v,  oon  ben  Prägern  ber  Kultur,  aus,  nid)t  oon 
bcr  0d)riftfprac^e,  bic  mef)r  tecf)nifd)e  ^u^brücfe  prägt,  unb  nicbt  oon 
ben  eigentlichen  Q3olf^munbarten,  beren  ^ortfc^a^  nottoenbig  bem 
engeren  ©cfidjt^frci^  it)rer  5lräger,  bcr  niebercn  Q3olfsflaffen,  namentlich 
bcr  ßanbbcDölfcrung  entfpric^t.  '2luf  jcbcn  ^all  enttoicfelt  ein  3biom, 
\>a^  fc^lie^licf)  bocf)  fein  eigenes  £eben  f)at,  and)  fclbftänbige  (Sigen= 
fd)aftcn,  unb  bercn  t^cftftellung  t)at  um  fo  grö§eren  "^ßert,  als  eine 
Hmgang^fprac^c  in  ftetem  *5lu§,  in  bcftänbigcr  QScränberung  begriffen 
ift.  'Sic  ju  einem  bcftimmten  Scitpunft  oorgenommene  tt)ortgeograpl)ifcf)c 
llntcrfucf)ung  ber  neu()Ocf)beutfcf)en  Umgangsfpracf)e  fann  burcf)  feine 
fpäter  tt)icbcrl)oltc  erfe^t  loerben,  n^eil  fiel)  nad)  einiger  Seit  tk  roovU 
gcograpl)ifcf)cn  QSerl)äItniffe  bereite  ocrfcf)oben  ^aben  fönnen.  '5)aB  im 
gangen  19.  3al)r^unbert  eine  bcrartige  tyeftftetlung  nic^t  erfolgt  ift  — 
im  18.  \)at,  toie  nod)  §ur  Qpxad)^  fommen  wixb,  ber  Öfterreicf)cr 
^opotüitfcf)  eine  folc^e  oerfuc^t  — ,  ift  ein  (2cf)abcn  für  unfere  Äennt= 
ni^  ber  beutfcl)en  Gprac^cnttoicflung,  ber  nid)t  toieber  gut  gemacl)t 
tocrben  fann.  Q33ie  in  Sufunft  bic  U)ortgcograp{)ifc^en  Q3cränberungen 
fcftgcl)altcn  iücrben  foücn,  ift  bie  "^^rage.  3c^  glaube,  ba^  erneute  (Sr= 
Hebungen  in  längeren  Scitabftänben  bas  jmecfmäBigfte  ^ittd  toärcn. 
®cnn  bie  Q3erfct)iebungen  be^  ^ortgebraucf)eg  ooll3ief)en  ixd)  meiftcn^ 
fo  langfam  unb  allmäljlic^,  ha^  erft  nad)  einem  geiDiffen  3nteroalI  ber 
Unterfc^ieb  beutlicf)  fül)lbar  toirb  ^). 

1)  9loct^e  9Rcuc  3a^rb.  f.  b.  Hoff.  «Jlltcrtum  XVI  (1913)  69  ernjö^nt 
ben  *23orfc^lag,  bie  ^cränberungcn  in  bcr  Hmgangsfprac^e  fcurc^  ein  über 


10  1-  ®ie  i)b.  llmgang^fprac^e 

©a§  znt>li6)  in  einer  QGßorfgeograp^ie  ber  l)0(^bcutfc^en  llmgang^-- 
fprad)e  ein  gufe^  Qiüd  neuerer  unb  neuefter  ^utturgefc^ic|)fc  ftedt, 
bcbarf  t)ier  feiner  nät)cren  '2lu^füt)rung :  bie  einjelnen  *2lrti!cl  n)erben 
oielfad)  auf  folc^e  fragen  eingeben. 


1 ,  ^ie  ^orf)beutfrf)e  £tmgang^fprac^e. 

^üx  ben  93egriff  ber  Umgang^j'prai^e  ift  jmeicrlci  tocfentlic^,  erften^, 
t>a^  fie  nur  im  münblid)en  ©ebraud)  Icbf  unb  jtpeiten^,  ba§  fie  bie 
©emeinfprac^e  ber  ©ebilbeten  ift:  burc^  biefe  (?igcnfd)aff  fonberf 
fie  fid)  »on  ben  Q3olf^munbarten,  burc^  jene  öon  ber  Sd)riftfprac^e  ob. 
'3)iefe  ^Slbgrenjung  ift  aber  feine  fd)roffc:  tk  llmgang^fprad)e  ber  ©e= 
bilbeten  ift  nid)t  ganj  gleid)mä^ig,  fonbern  ftuft  fic^  nad)  ben  Situa^ 
tionen,  in  benen  gefprod)en  n>irb,  einigermaßen  ah,  '^an  fann  etlra 
brei  Stufen  unterfd)eiben,  bie  ungefäf)r  ben  oon  *21bclung  angenom= 
mcnen  brei  klaffen,  ber  eblen  (5pred)arf,  ber  0prec^art  be^  gemeinen 
£eben^  unb  ber  niebrigen  (5prerf)art,  enffpre4)cn: 

1.  ®ie  erftc  Stufe  bilbet  bie  im  öffentlichen  ßeben,  hzi  öffentlichen 
®elegenl)eiten  gebrauchte  0precl)form,  bk  fogcn.  QJortrag^fpra^c. 
6ieb^  Seitfcbr.  b.  ®tfcl).  6pracf)öerein^  20,223  5iel)t  ben  ^ugbrud 
9?epräfentation^fpracbe  öor.  '^an  fönnte  fie  auc^  Öffentlic^= 
feit^fproc^e  nennen.  (S^  ift  hk  6pracf)e,  t>k  ber  9^ebner  auf  ber 
Tribüne,  ber  ^rebiger  auf  ber  ^an5el,  ber  ^nlpalt  t>or  ©eric^t,  ber 
£ef)rer  auf  bem  ^at^eber  fpricl)t.  3l)re  '2lu^bruc!^iDeife  näl)ert  fid)  ber 
6cbriftfprac^e  an  bi^  jur  oöUigen  ©edung,  njcrben  boc^  folc^e  9^eben 
oft  fc^riftlicb  aufgearbeitet  unb  im  ^rud  oeröffentlic^t. 

2.  ®ie  5rt)eite  6tufc  hilbtt  bie  Sprecbform  beö  gef«^äftli(^en  unb 
gefetlfcl)afflic^en  93er!el)r^,  bie  93erfel)r0fprac^e. 

3.  <3)ie  britte  Stufe  ift  bie  in  ber  "^aniilie,  im  intimen  Greife  ge= 
braud)te  (Sprache,  bie  man  alß  bie  familiäre  Sprache  be5eid)nen  mag. 
(Sie  näl)ert  fiel)  t)äufig  ber  xO^imbart  me^r  ober  loeniger  ftarf  an  unb 
fann  fcf)lic§lict)  ganj  mit  it)r  jufammenfallen. 

9^afürlicf)  loerben  bie  ©renjen  5tt)ifcf)en  biefen  brei  Stufen  nic^t 
ftreng  inncgel)alten.    gebauten,  loie  man  fic  unter  @eiftli(^en  unb  ßel^rern 


ganj  ®eutfcf)lanl)  gefpannfe^  x)ie^  oon  regelmäßigen  Seugcn  fcftju^alten. 
3c^  glaube  aber,  ta%  bei  ben  langen  Seiträumen,  mit  benen  man  bobei 
rcd)nen  müßte,  oiete  ^eobac^fer  burcb  5ot>,  5?ronfbetf,  QBc(^fel  bcg  '2luf- 
entbalt^ortcö  ufro.  wegfallen  würben. 


Stufen  ber  i)t.  Hmgangöfprac^e  1 1 

finbef,  überf)aupt  ^crfoncn,  bereu  93eruf  baß  93orfragcn  ift,  gebrauchen 
■Slu^brücfe  ber  93orfrag6fprad)e  aud)  im  gcf eiligen  93erfe()r,  unb  „^ro-- 
lefen"  ober  Ceufe,  bie  eine  bcrbe,  i?olf^tümIic^e  Sprec^toeife  beoor§ugen 
(tote  im  alten  Berlin  tyclbmarfd)aU  ^Nraugcl  ober  ber  „alte  (2d)abom", 
ber  ©ireftor  ber  ^unftafabemie)  toeubeu  in  bemfelben  ^aüe  bk  famU 
liäre  Sprad)e  hiß  jur  reinen  xD^uubart  an.  3m  'SlUgcmeinen  faun  bie 
im  gefeni'd)aftlicf)en  QSerfc()r  gefproc^eue  6prad)c  alß  t>\t  f)od)- 
beut[d)e  Umgangsfprac^e  im  engeren  Sinne  bc5eid)net  toerben: 
jte  ffet)t  in  ber  '^itU  3toifrf)eu  ber  gezierten  Sprache  bc^  Q3ortrag^  unb 
ber  ioalbmunbart  bcs  QSoIfeg.  3n  einjelnen  tyällcn  [d)tDan!t  ftc  too^l 
3tt>ifc^en  ben  beiben  (frtremcn,  ipeil  ja  aud)  5n)ifd)en  ^erfc{)r  mit 
<5remben,  in  ftcifer,  oorne{)mer  ®e[ellfd)aft  unb  '33erfe{)r  mit  xyreunbcn, 
in  luftiger,  intimer  ©efellfc^aft  nod)  lieber  ein  llntcrfd)icb  ift.  6o 
gehört  5.  93.  ber  1.  6fufe  Knabe,  ber  3.  norbbeutfd)  Junge,  füb= 
beutfd)  Bub(e)  an;  tk  2.  beoorjugt  fid)erlic^  Junge — Bub;  Knabe  ift 
ha  fc^on  affeftirf.    (fbenfo  ftel)t  e^  in  9^orbbeutfd)lanb  mit  1.  speisen, 

—  2.3.  essen,  1.  Beinkleider  —  2.3.  Hosen.  3m  93ereic^  ber 
oberbeutfd)en  SOZunbart  get)ört  Mädchen  nur  ber  1.  Stufe  an,  ber  2. 
h)ie  ber  3.  nur  Mädel  Madie  ufip,  "Slnbererfeit^  ift  5.  '33.  Bolle, 
kiesätig,  and)  Dreck  in  Berlin  nur  familiär.  Huhn  gehört  in  Öfter- 
reid)  nur  ber  Q^ortragefprac^e  an,  fonft  tt)irb  nur  baß  munbarflic^e 
Hendl  gebraud)t  unb  als  Spcifebe5cid)nung  (Backhendl,  Paprika- 
hendl) au^  au^fd)lic§lid)  gefd)rieben.  3n  anberen  'fällen  fc^toanft  bk 
gefellfc^aftlic^e  Q3erfel)r5fprad)e,  5.  93.  in  93erlin  5trifrf)en  1.  Abend- 
essen —  3.  Abendbrot,  1.  anzünden  —  3.  anstecken,  1.  Schrank 

—  3.  Spind,  1.  Zimmer  —  3.  Stube. 

(^ß  beftcl)cn  aber  auc^  ^ier  geograpl)ifd)e  llnterfd)iebe.  3n  mancf)en 
Orten  ^ält  fic^  bk  6pra(f)e  ber  ©ebilbeten  oon  ber  ^unbart  befonber^ 
fem,  5.  93.  in  Äannoöer,  jum  5eil  aud)  in  93erlin,  xvo  kbod)  baß 
„fd)nobbrige"  93erlinerfum  bie  Äalbmunbart  liebt.  3n  95orarlberg  l)ält 
<5clbfirc^  mit  feiner  gro§en  (frgiel^ungsanftalt,  ber  Qküa  matutina,  auf 
ein  reine§  Äocl)beutfcl) ;  im  übrigen  95orarlberg  loirb  freilid)  baß  „'Jelb-- 
firct>er  Äoc^bütfd)"  als  ztwaß  gegiert  bcläcf)elt.  ^ict>tigcr  ift  bie  um-- 
gcfe^rte  (?rfd)einung,  bu^  bk  ^unbavt  bk  Spract)e  aud)  ber  ©ebilbeten 
be^errfct)t.  ©aju  neigen  n)ol)l  überhaupt  bie  oberbcutfd)cn  ©egcnben 
eftt?a^  mel)r  al^  bk  mittel--  unb  nicbcrbcutfdjen.  (Sine  *2lugnaf)mcftcHung 
nel)men  fünf  £anbfd)aftcn  ein:  QBürttemberg,  bk  Qd))x>di,  (Slfa§, 
£ott)ringcn  unb  ßurcmburg. 

0ie    gebilbeten   9Bürttem berger   fprec^en   unter   fiel)    überljaupt 


12  1.  5)ie  ^ö.  Umgangöfprac^e 

nx^t  ^od)beutfd),  fonbern  eine  I)albmunbarflid)c  ©cmeinfpra^c,  t>a^  fogcn. 
Äonoratiorenfd)n?äbifc^,  t)a€  ätoar  bem  Äoc^bcutfc^cn  oicl  mct)r  an= 
genähert  unb  oon  i{)m  weit  ftärfcr  beeinflußt  iff  al^  bie  fd)it)äbifc^en 
QSolf^munbarfen,  beffen  ©runblage  aber  bod)  eine  9}?unbart,  tote  e^ 
fdf)eint,  tk  6futfgarfer  bilbct  3c^  laffc  ^ier  am  beften  meinen  ®e= 
tt)ä^r^männern  t)aß  9[ßorf.  ^rof.  Äermann  mn  <5ifc{)er,  ber  Q3er-- 
faffer  be^  6cf)tt)äbifd)en  ^örterbu(i)c^,  ^attt  bie  ©ütc,  mir  barüber 
folgenbe^  mit5uf eilen.  „®ie  f(^lDäbifd)c  Koivrj  becEf  fid)  mit  feiner  ber 
ßofalmunbarten.  *2öemi  fie  fid)  am  e^eften  in  bem  '^öeftranb,  ttxva 
^aixt) — ^for3t)eim — ^aulbronn — Äcud)elberg  toiebcrfinben  läßt,  fo 
ift  baß  nur  Sufall.  93ielmet)r  ift,  bk  Koivri  enfftanben  (unb  gtoar 
getoiß  fd)on  früt))  au^  einem  Kompromiß  än)ifd)en  ber  6cf)riftfprac^e 
unb  ber  vüRunbart  ber  Äauptftabt.  0al)er  frül)er  eine  alttoürttembergifc^e 
Koivfi,  t)on  ber  ftrf)  eine  fold)e  ber  Oberlänbcr  unb  eine  ber  "fronten 
cftoa  unterfd)eiben  ließ,  ©ie  llnterfd)iebe  flnb  ^eute  fo  5iemli4>  ou^gc= 
gli^en,  gefiegf  \)cd  natürlid)  bie  alttoürttembergifc^e.  Smmer^in  ift  ein 
^ranfe  noc^  an  feinem  finde°,  Hund  ffatt  fende^,  Hond  ju  erfennen; 
feinere  £lnterfd)iebc  beftet)en  aud)  nod).  '^lußerbem  l)at  ber  ^att)olif  ge= 
tt)iffe  *21u^fprac^^n)eifen,  bie  it)n  öom  '^roteftanten  untcrfd)eiben;  gäbt, 
stäht,  aber  Sele,  Lehre,  mehr,  sehi-;  biefc  finb  gar  nic^t  munbartlic^, 
fonbern  '5)ifferen5en  in  ber  "^iebergabe  ber  6d)riftfprad)e.  "Sie  Koivrj 
ift  mö)tß  Sin^citlid)e^;  fie  fcf)h)an!t  nad)  *33ilbung  unb  (5tanb,  aber 
auc^  beim  nemlic^en  Snbiöibium  nad)  Stimmung  unb  ®elegent)eit. 
•^Diunbartlic^  ift  an  it)r  im  n>efentlid)en  ber  9^t)t)tt)mu^ :  ©ilbenja^l 
u.  bgl.  (gnomme^,  nie  genomrae'^),  (fnbungen  unb  ät)nlic^e^;  ebenfo 
ber  ^onfonanti^mu^  unb  jlDar  burc^gängig.  Sc^riftfprac^lic^  ift:  1.  bie 
^enbcns,  ben  gefd)riebenen  QSofali^mu^  toicberjugcben,  )x>aß  aber  immer-- 
t)in  burd)  t)k  munbartlic^e  'Järbung  tangiert  ift;  2.  bie  QOßal)l  f d)rift^ 
bcutfd)er  'Slu^brüde  befonber^  für  l)ö^ere  unb  mobcrne  93cgriffe. 
3n  bejug  auf  2  bürftc  im  ganjcn  £anb  ©n^cit  fein.  3:ermini  tec^nici 
toerben  eben  lofal  ocrfd)ieben  fein,  finb  aber  bem  ©ebilbeten  meift  faum 
befannt.     Smmcr^in  oerglcid)e  Gaul  X  Pferd  X  Roß." 

3n  bemfelben  0innc  äußerte  fid)  brieflid)  ein  anberer  Kenner 
ber  fc^tt)äbifd)en  SO^unbartcn,  ®r.  <5riebric^  93eit  in  Tübingen. 
(5r  fd)rieb  mir  unter  anbcrm:  „'^aß  Äonoratiorenfd)loäbifd)  toirb  bei 
un^  oon  allen  ©cbilbcten,  foioeit  fie  geborene  'SJürttembergcr  finb  ober 
auc^  nur  rt)ürttembcrgifd)c  6c^uten  burd)laufen  t)aben,  jiemlic^  ein^eit-- 
lid)  gefproc^en,  oor  allem  in  lejifalifdjcr  Äinfic^t,  aber  auc^  pt)onctifd) : 
nur  ein  fe{)r  geübte^  O^r  !ann  an  getoiffen  lautlid)en  Gingel^eiten  ^er= 


i 


Hmgang^fpra(i)e  in  QBürtfcmbcrg  unb  Sd)tt)ei5  13 

au^^ören,  ob  einer  3.  ^.  im  cigenfli(i)en  Sd)tt>abcn  ober  etwa  im 
tDÜrftembcrgifd)en  'Jranfen  geboren  iff.  «Sicfe  llmgang^fprac^e  ift  in= 
be|  tt)ot)l  für  3t)re  3tt)ccfe  ju  braud)en.  Um  ein  93eifpiel  an5ufüt)ren: 
für  6d)ornftein  })ahm  unfcre  '^^olf^bialefte  'Jormen  n>ie  khemad,  khemix, 
bagcgen  ber  gcbilbete  (od^tvahe  fagt  ftet^  khame,  aber  khamin  gu 
fagcn  ipürbe  für  affcftiert  gelten."  *) 

^u^  biefen  ^usfüt)rungcn  gc{)t  ^eroor,  ba^  in  QQöürftemberg  3tt)ar 
feine  t)0(i)beutfd)e,  ipo^l  aber  eine  bem  Äoc^beutfc^en  (befonber^  im 
*23ofa(i^mu^,  'Jormenbilbung  unb  ^ortfd)a^)  na^efteljenbe  fd)n)äbifc|>e 
(Semeinfprac^e  gcbraud)t  ipirb,  bie  fic^  mie  '^dt  oorau^fagt,  bem  Äo^= 
beutfc^en  öon  ^a\)v  ju  3cif)r  me^r  nätjern  toirb. 

®iefe^  Äonoratiorenfd)n?äbifd)  fann  alfo  f^mav  nur  mit  QSorbe^alt 
für  eine  QBortgeograp()ie  be^  Äod)beutf(^en  t)erange3ogen  h)erben,  aber 
c^  barf  nirf)t  überfet)en  merben,  ha}^  au<i)  in  anberen  ©egenben  bie  t)Oc^= 
beutfd)e  llmgang^fprad)e  lautlid)  nid)t  immer  ftreng  ber  f(^riftfpra«^= 
Iic|>en  9^orm  folgt,  3.  93.  toenn  bk  Oftfeebeutfc^en,  öiele  gebilbete 
93crliner  unb  bie  9^()einlänber  g  aU  j  fprec^en.  'Sluf  jeben  ^all 
erfc^eint  e^  aber  errt)ünfd)t,  toenn  man  bit  'SBortgeograp^ic  oon  93aben 
unb  '33ai)ern  feftfteüt,  nun  auc^  ju  toiffen,  tt)ie  fid)  ba§  ba3n?ifd)en  Ue^ 
genbe  QBürtfemberg  in  jebem  einseinen  'Jalte  oer^ält.  3(^  \)abt  tß 
bat)er  für  angeseigt  gehalten,  auc^  baß  iC)onoratiorenfd)h)äbifc^  in  biefer 
^ortgeograpi)ie  3U  berü(ffid)tigen. 

(ftJpa^  anber^  liegen  bk  93cr{)ältniffe  in  ber  Sc^meis.  Äier  ^errfc^t 
bie  9)Zunbart  auc^  im  QSerfe^r  ber  ©ebilbeten  noc^,  aber  alß  Q3ortrag^= 
fprad)e,  unb  im  93er!ef)r  mit  9'^ic^tfc^ft)ei3ern  h)irb  öielfac^)  Äoc^beutfci() 
gefprod)en. 

Qöinteler,  Über  ^olUlkb  unb  ^[J^unbart  (93rugg  1895)  fagt  hier- 
über: „"^luf  ber  Hansel,  in  ber  6c^ule,  auf  ben  ße^rftü^len,  in  ber 
treffe,  ben  9\atfälen,  auf  ber  '3^eftbüf)ne,  in  ber  emfteren  "Sichtung 
unb  £iteratur  unb  in  ber  familiären  ^orrefponbens  l)errfd)t  bie  Sprache 
ber  ^an3leien,  ßut^er^  unb  ber  bcutfc^cn  ^laffifer  unumfc^ränft."  "Slu^-- 
fü^rlid)er  ftellt  biefe  Q3ert)ältniffe  (5.  ^appolet,  Über  ben  (Btanb  ber 
'3!)iunbarten  in  ber  beutfcl)en  unb  fransöfifc^en  6c^toei3  (Süric^  1901), 
bat  ^.  'S>anac^  ift  in  ber  beutfd)en  Sc^toeis  bk  9}?unbart,  [baß  Schwizer- 


')  ^Sei  'Sappolcf,  Über  ben  6tanb  ber  9Jiunbartcn  in  ber  Sc^wcis  S.  36 
tt)itb  für  'Tübingen  noc^  »icbcr  unferfc^ieben  jtoifc^en  ber  Sprec^wcifc  be^ 
bcffcren  "Sürgcrftanbcö,  bie  eine  9CRif^ung  oon  ©ioleft  unb  5)oc^bcutf(^  bor- 
ftcUc,  unb  ber  ber  af abemifrf)  ©ebilbetcn,  bie  biale!tifc^  gefärbte^  Äorf)bcutf c^  fei. 

-)  93gl.  auc^  Simmcrli  Snbogcrman.  ^Injeiger  XVI  (1904)  36  f. 


14  1.  "Sic  i)t>.  llmganggf^rac^e 

dütsch,  no(^  Q3cr!c^r^fprad)c.  "Sibcr  in  ber  *^rcbigt  ^ertf(i)t  ba^  Äoc^= 
bcutfc^c;  cbcnfo  in  bcn  eibgcnöffifd)cn  Q3erfammlungcn  tvk  93unbc^rat  unb 
9'Zationa(rat;  feil^  9)^unbart,  tdlß  Äoc^beutfd)  in  ben  ^anfon^rat^fi^ungcn. 
QSor  ©eric^t  unb  im  ©ro^cn  9^af  tt)irb  in  93afel  ^od)bcuffc^,  in  93ern 
9)Zunbarf  ge[prorf)en.  3m  prioaten  93crfcf)r  t)crrf{^f  unter  6d)tt)ciäcrn 
ber  ©ialcff,  im  ©efpräc^  mit  ^u^tänbern  Äod)beutfc^;  ba  aber 'Jrcmbc 
in  ber  Qd)\vtii  3a()lreid)  finb,  5.  93.  in  ^Safel  35  "/o,  in  3üri(^  29 7o 
ber  *23et)öl!erung  auöma(^en,  fo  ift  biefer  '^aü  fe^r  ^äufig.  0a^  bic 
9}?unbarfen  00m  0c^riftbeutfd;)en  beeinflußt  njerbcn,  3.  93.  hk  3üric|)er 
vüRunbart  ältere^  Anke  bmö)  Butter  crfe^t  \)at,  ift  nod)  eine  6a(^c 
für  fici).  ®a^  6d)tt)ei5er  Äoc^beutfc|)  ift  im  münblid)cn  ©ebrauc^  nac^ 
^appolet  nic|)t  cin()eitlic^,  fonbern  jcber  Danton  \)at  fein  eigene^  SiO<i)= 
beutfd^,  Sürid^  fogar  5lt)ei  ^0(^beutf4)e  6pract)lt)eifen,  ein  met)r  ober 
weniger  bialcftfreie^  0c^riffbeutfd)  unb  ba^  fogen.  ^anton^rat^beutfd^ 
ober  ba^  eigentlid)e  Süric^er  Äod^bcutfd^.  ®oc^  ^anbett  e^  fid)  ^ier  tt)ot)l 
l)auptfäd)lic^  um  lautliche,  nid)t  um  leyifalifc^e  ilnterfd)iebe.  93ei  biefem 
(3ad)iier^alt  barf  i'wav  bie  Gc|)n)ei5  in  einer  ^ortgeograpf)ie  be^  Äoc|)= 
beuffd)cn  feine^njegö  gang  übergangen  iperben,  aber  bk  6prad)t>er^ält= 
niffc  finb  tt)ieberum  benen  be^  übrigen  beutf4>en  6prac^gebiet^  5U  mcnig 
gleid^artig,  alß  ha^  aud)  t)ier  gcograpt)if(^c  93oüftänbigfeit  erforberli(^ 
f(^ien  unb  ttwa  ba^  Äod)beutfd)  jebe^  einzelnen  5^anton^  feftjufteüen 
tpar.  3n  bem  6d)tt)ei5cr  Äod)beutfcf)  btß  prioaten  Q3erfei)r^,  auf  ben 
e^  in  unfcrer  QBortgeograpI)ic  anfommf,  finb  nadf)  ^appolet  6.  20  bie 
^atfac^en  ju  fc^lüer  ju  faffen  unb  oft  toiberfprec^enb.  3(^  f)abe  mid) 
bal)er  mit  ben  "Slu^fünften  anß  brei  6töbten,  93ern,  Süric^  unb  <C)t 
©aUen  begnügt.  03 on  6t.  ©aUen  h)ar  mir  gefagt  lt)orben,  ba^  boxt  ein 
öerl)ältni^mä§ig  befonberg  rcine^  Äod)beutf^  gcfproc^en  tt>erbe. 

ßuyemburg,  £oft)ringcn  unb  ©Ifa§  f)aben  miteinanber  gemein,  ba^ 
^icr  außer  ben  beutfc^en  9}Junbarten  bai  <5ran55fifc^e  mit  bem  Äo^-- 
beutfc^en  fonhtrricrt.  3n  Guyemburg  liegt  bk  6ac^e  5icmlic^  einfach. 
Äier  tt)irb  nur  bk  eint)eimifd)e  mofelfränfifc^e  9}iunbart  unb  a(^  amt^ 
lic^e  unb  ©ericbt^fprac^e  ^Jran^ofifd)  gefprocben.  ©nc  t)od)beutfd)e  ilm-- 
9ang^fprad)e  gibt  e^,  tptc  mir  '^JJrof.  ®r.  9^ic.  QBclter  in  Cupemburg 
fd)reibt,  ^icrnid)t:  ba^  etrt>a  oon  Cupemburgern  gefprod)ene  i6od)beutf(^ 
fei  angelefcn  ober  angelernt,  alfo  ni(^t  alt  unb  nid)t  felbftänbig  ent= 
toidelt.  34)  l)abe  ba^er  ber  geograpl)if(^en  QSolIftänbigfcit  falber  gtoar 
ben  OBortgebrauc^)  ber  luyemburgifd)en  9}Zunbart  nac^  ©anglcr^  QB5rter= 
bud)  ber  luyemb.  ilmgang^fpradje  [b.  l).  ber  munbartlid)en]  (Cuy.  1847) 
unb  bem  öon  einer  9^egtcrung^fommiffion  herausgegebenen  QDöörterbud^ 


in  eupcmburg  unb  Slfo§  15 

bcr  luremb.  ^[Runbart  (£uj:.   1906)  crtt)äf)nt,   aber   natürlich   o^nc   i^n 
mit  bem  {)od)bGutfd)cn  6pra4>gebraud)  auf  eine  Cinic  §u  [teilen. 

9^id)t  uiel  anbcr^  ftc{)t  e^   in   bcn   9\eid)^Ianben.     93i^    1870 

^at  aurf)  f)ier  im  toefentltd^cn  ba^  <5ran3öfi[c^e    bic    (ot^Ut   be^   Äocf)= 

beutfc^cn  eingenommen,   toä^renb   aU  Q3olf^|"prac^e   unb   a(^   familiäre 

6prac^e  ber  ©ebilbcten   bk   elfäf[ifd)c   9Jiunbart   bient.     ©ne   getoiffc 

93orftellung  oon  ber  mit  oielcn   franäörifd)en   QBbrtern   üermifcf)ten   el= 

fäffifcl)en  Umgangöfpracl)c  gibt  ber  Dialog  in  hm  Q^omanen  oon  Äerm. 

6tegemann,     ®te  alß  Opfer  faßen,  Daniel  Sunt,  6öl)nc  be^  9'^eic^^= 

lanbe^,  toenn  ic^  aud)  nic^t  beurteilen   fann,   ob    bk  ^icbergabe   ber 

6pracl)e  ganj  juoerläffig   ift.     QBie   in   Württemberg   bic    Stuttgarter 

^J^unbart,  nimmt  lt)ol)l  aud)  im  6lfa|   bk   ber  ßanbes^auptftabt,   bic 

(3tra§burger,   eine  t)ert>orragenbe  Stellung  ein.     9^ät)crc  9}iitteilungen 

über  biefe  Q3erl)ältniffc  oerbanfe  id)  bem  Äerrn  Pfarrer  Sicgfricb  in 

Joerbi^t)cim   unb   Pfarrer  Äan^   6picfcr   au^   bem    9}Zünftertal    h^i 

^olmar,  jc^t  in  Walbl)ambac^  (öftlid)  oon  6aarunion)   fott?ic  llniöcr= 

fität^profeffor  ^l)il.  "Slug.  93e(fer  (au^  t0^üt)ll)aufen).     ®anacf)   lourbc 

ba€  Äoc^bcutfd)c  im  (Slfa§  aud)  fcl)on  oor  1870  in  gelüiffem  ^aa§c 

burc^  büß  elfäfilfd)e  Pfarrer bcutf(^  vertreten,  bai  auf  einem  ^om= 

promi^  5n)ifd)cn  ber  Gtra^burger  9}?unbarf  unb  bem  Äod)beutfc^en  be= 

rut)t,  alfo  n)ie  baß  Äonoratiorcn[d)rt)äbifd)  munbartlic^  gefärbte^  Äo^- 

beutfcl)  ift,     QBie  alfo  in  ber  Gc^ioeij  l)at  aud)  im  (flfa^  ber  Pfarrer 

auf  ber  Mangel  bic  cigentlidje  9}Junbart  »ermieben.     '^aß  Äoc|)beutfcl)c 

tpurbc  in  ben  93olf^fd)uten  urfprünglict)   allein,   in    ben   legten  3al)ren 

oor  1870  neben  bem  <5ran5i)fifcl)cn  gelet)rt  unb  ioar  au4>  im  brieflichen 

93cr!e^r  bc^  QSolfe^  immer  üblid):  auc^  oor  1870  fd)rieb  ber  93auern= 

{ncd|)t  al^  Solbat  an  feinen  <C)(i}a^  nur   ^od)beutf(^   (ber   93ürgerftanb 

fd)rieb    fransöfifd)).       ®ie    feit    1870    in    ben    &\a^    eingeioanberten 

'S)eutfd)cn  l)alten  im  allgemeinen  ben  l)b.  ©prad)gebraud)  feft,   ben   fic 

mitgebracht  l)aben.     ©ic  beiben  93cantit)ortungen  meinet  'Fragebogens, 

bic  bic  genannten  Äerrn  ju  liefern  bic  '5reunblicl)!eit  t)atten,  finb  teils 

in  l)ocf)beutfcf)er,  teils  in  munbartl{c{)er  <5orm  abgefaßt.     3cl)    ^abc   fic 

toic  auct>  baß  'Söörterbucl)  ber  elfäffifcl)en  9!)^unbarten   oon    6.  ^O^artin 

unb    Ä.  £ienf)ar:   (6tra§b.    1899  ff.)   fd)on   loegen   ber   geograpt)ifcl)en 

93oUftänbig!eit  berürfficl)tigt,  für  £otl)ringen  nur  baS  QBörterbuc^  bcr 

beutfc^'-lot^rmgifc^en  'SD^unbarten  oon  ^.  %,  <5ollmann  (Ceipjig  1909). 

Überl)aupt   ^abc  icf)   bic  munbartlic^c  9Bortgcograpl)ic  oiel= 

fac^   berüdfic^tigt,   toic   bicS   für   eine   ^iftorifd)e  *2Iuffaffung  ber  toort-- 

geograp^ifc^en  93erl)ältniffc  ber  l)Oc{)beuff(^en  UmgangSfprac^e  nötig  ift. 


16  2.  Swgcpngfeit  oon  ^Öörtcrn  jur  f)i>.  Umgangöfprarf>c 

Ccibcr  fe^lt  c^  für  bie  ®ialeftgeograpf){c  auf  leyi!alifd)cm  ©cbict  fe^r 
an  93orarbeitcn.  QBir  finb,  abgefc()en  öon  cinjclnen  9}^onograp^icn, 
t)auptfäc^Iic^  auf  bic  Sbiofifa  angctüicfcn,  au^  bcncn  man  nur  umftänb= 
Itd^  unb  unoolHommen  bie  geograp^ifd^cn  6t)non9mc  ermitteln  fann. 
<5erner  cntftammen  biefc  ©ialeftlüörtcrbüd^er  fc{)r  t)erfd)iebenen  Seiten. 
Q3on  ben  brei  Äanfaftäbten  \)at  Hamburg  fein  Sbiotüon  in  ben 
3o^rcn  1743  — 1755  (Q'^ic^ct),  Sbioticon  Äamburgenfe),  Bremen 
1767 — 1771  (93erfud>  eine^  bremifd)=nicberfäcbfif^en  'Sßörterbuctje^) 
unb  ßübcd  crft  im  Sa^re  1907  ((S.  6d)umann,  ®er  ^ortf(^at5  oon 
£übc(f)  erhalten.  9}Zand)c  'S'ialeftlDörterbüc^er,  Wk  QSitmar^  Sbiotüon 
üon  ^ur^effen(1868),  <5rifd)bier^  ^reu§ifd)eg  9[öörterbuc|)  (1882—1883) 
fc|)5pfcn  it)r  9?^ateriat  au^  älteren,  geitlic^  jiemlid^  hjeit  jurüdrcicbenben 
(Sammlungen  ^).  ®arau^  folgt,  ha^  bic  fd)einbar  geograpl)ifd)en  QBort^ 
»crfci|)ieben^eiten  jum  ^eil  seitliche  fein  fönnen. 


2.  SO^erfmale  bcr  3«9^|)öng!ctt  t)on  QÖßöttern 

9Zad^bem  h)ir  ben  93egriff  ber  l)oc|)beutfc()en  ilmgang^fprad^e  gegen 
^(^riftfprac^e  unb  9}iunbart  ab5ugren5en  öerfud^t  ^aben,  frogt  e^  ftdb, 
nad)  n?elcben  ©efic^t^punften  wiv  bie  Suge^brigfcit  jebe^  QBorte^  jur 
l)oc^beutf(^en  Hmgang^fpra4>e  ju  beftimmcn  ^aben.  ©ie  'Jrage,  ob  ein 
93}ort  tpir!lic|>  bem  mün blicken  ©ebrauc^  eine^  Ortc^  angehört,  nid^t 
blo|  fd)riftfpra(^lic^  ift,  fann  nur  oon  ben  Prägern  ober  ben  Kennern 
bc^  lebcnbigen  Sprachgebrauches  felbft  beanth)ortet  iücrben,  unb  auS 
biefem  ©runbe  toar  eine  ft)ftematifd|)c  93efragung  öon  ©elpä^rSmännern 
ber  oerfd^iebenen  ©cgenben  notlpcnbig.  *2luS  fc^riftli(^en  Quellen  lä§t 
fic^  nid^t  oiel  unb  nichts  fid^creS  gen)innen.  <3)enn  cS  ^anbelt  fid^  ^iet 
oielfad^  um  Q!B5rter,  hk  in  ber  Literatur  feiten  ober  garnid^t  oorfommen. 
'Jcrner  t)aben  bie  meiften  Gc^riftfteUer  il)ren  '2lufentl)alt:gort  getoed^felt, 
foba^  fic^  o^nc  toeitereS  nidf)t  erfennen  lä^t,  für  h)el(^en  Ort  i^r  6prad^= 
gcbraud^  Seugt.  ©oet^e  5.  93.  fann  einen  'SluSbrucf  ebenfo  gut  ouö 
Weimar  tt)ie  auS  ^ranffurt,  Stiller  it)n  auS  3ena  ober  ^Württemberg 
^abcn.    "iHber  fic  fönnen  i^n  a\x6)  auS  ber  literarifd[)cn  6prad^e  ober 


^)  QSitmor  ^ot  fein  9}?aterial  na^  bem  Q3orn)ort  S.  V  jum  größten 
'Seil  in  ben  Sauren  1827—1832,  bann  1835—1843  äufammcngcbrad^t. 


i 


Sd)riftUd^e  QucHcn  17 

cuß  bcm  Q3cr!ct)r  mit  '^crfonen  irgcnbttjclc^cr  Äcr!unft  bcjogcn  l^abcn*). 
00  braucht  ©oet^c  im  "Jauft  fegen  ^),  obtt)ot)l  in  ^vant^mt  kehren 
gcfagf  ipirb  unb  aucb  in  QQßeimor  toie  übcrijaupf  in  ^I)üringcn  unb 
6a(^fcn  ba^  gclpö^nlid^c,  fegen  ba^  fcltcncrc  ift.  ^in  fo  „urc^igcr" 
(Sc^hjcijer  h)ie  Scremia^  ®oftI)clf,  bcffcn  Äoc^bcuffd)  mit  lauter  6(^h)ci5er 
©ialcftlportcn  burd)fc^t  ift,  braucht  nic{)t^bcftort)cnigcr  in  manä^tn 
©c^riftcn  norbbcutfd)c  ^u^brücfc,  toic  Sahne,  Pfannkuchen  :=  fonft 
Eiertätsch,  Pfefferkuchen  fonft  Lebkuchen,  Küper,  raus  runter, 
bie  QüddhtvQtv  ^)  auf  einen  ^ufcntt)alt  be^  ^-^i^ttv^  in  (Söttingen  ober 
auf  (Sinf(u§  feinet  Q3crliner  93erleger^  jurücffü^rt.  ®ie  Q'^^einlänberin 
Glara  Q3iebig  f(^reibt  in  i^rem  9^oman  „Gifcn  im  ^euer",  bcr  im 
alten  93erlin  t>on  1848  fpielt,  neben  eckten  93er(iner  ^u^brüdEcn  toie 
Schrippen,  Schmalzstullen  (0.  148),  Pantinen  (6.  7),  Destillen 
(6.  45)  toeftbeutfc^e  <2ßörter  tok  Bettstatt  (6.  56.  332,  in  <33erlin  Bett- 
stelle), Schellenzug  (6.  49)  neben  Khngelzug  (6.  107).  ilnter  folc^en 
llmftönben  finb  6c^lüffe  au^  bem  Iiterarifd)en  QQßortgebrauc^  auf  ben 
bcr  münblicben  (5pracbe  unsuläffig. 

Gelbft  bk  6pra(^c  ber  ^age^blätter,  Snferate,  ßabcnfc^ilber  ift 
nicbt  immer  bettjeifenb  für  bk  örtliche  Hmgang^fprac^e :  auc^  ba  finben 
fic^  papierene  ^u^brüdEe.  '^Bie  oft  fann  man  nic^t  in  Öfterreic^  bie 
ßabenauffd)rift  Gemischtwarenhandlung  Icfen  für  ein  fleine^  ©efd)äft, 
ba^  allerlei  Lebensmittel  unb  ^aren  für  ben  ÄauS^alt  feil  \)ält,  aber 
man  fagt  niemals  fo,  fonbern  ^pxid}t  immer  nur  öom  Greisler.  ^uc^ 
baß  öfterreicbifdje  Erzeuger  in  ©efc^äftSauffc^riften  für  ''Jabrüant', 
g.  93.  Bürsten-  und  Pinsel-Erzeuger,  Schirmerzeuger,  baß  baß 
ßäc^eln  bzß  9^orbbeutfcl)en  l)ert»orruft,  ber  Erzeuger  nur  im  (Sinne 
öon  93ater  fennt,  ift  ber  lebenbigen  Sprache  fremb.  9}?an  fd)rcibt 
ferner  in  'Jöicn  über  bie  ßäben  Konditorei,  fagt  aber  faft  nur  Zucker- 
bäcker. 3n  93erlin  füt)ren  ®efd)äftc,  in  benen  SÜJ^e^l  unb  ioülfen= 
fruchte  oerfauft  toerben,  bie  'Sluffc^rift  Mehl-  und  Vorkosthandlung, 
aber  id)  \)ahi  nie  ben  'Qixißbvnd  Vorkost  in  93crlin  gel) ort. 

Übrigens  !ann  ein  '2luSbrucf,  ber  an  einem  Ort  nur  fd)riftfpra(^licb 


^)  Über  bie  (Sinflüffe,  bie  ©oct^cS  Sproc^c  erfahren  f)at,  banbett  ^Surbacb, 
®te  Spro^c  btß  jungen  ©oetbe,  Q3crb.  b.  '^bil.^QSerfamml.  in  "Scffau  1884 
6.  166  ff.  Über  9}?unbarfUc^eS  bei  Gc^iaec  f.  ^fleibercr  "^aut  u.  <BrouncS 
95citr.  28,  416  ff. 

")  ©rcfd^en  fagt:  „<2ßir  i)aben  feine  9Qiagb,  mu^  foc^en,  fegen,  ff  riefen." 
»)  aber  bie  eprad)c  ScremioS  ©ottbelfS.    9)iift.  b.  ©efeUfd).  f.  beutfcl)e 
Sprache  in  3üric^.    Äcft  U.  1897, 

Äretfc^mer:  "SJotfgcogrop^ie.  2 


I 


18  2.  Suge^örigfeit  oon  <2öörtcni  jut  i)t>.  Hmgang«fprac^c 

tft,  an  einem  anbeten  bcc  ümgong^fprac^c  anget)ören:  Säugling,  ba« 
in  '^öien  toic  in  93erlin  eigentlich  nur  ^ad^axißtxud  namentlich  mebi= 
jinifc^er  unb  ftatiftifc^er  6c^riften  ift,  in  ber  llmgang^fprac|)e  gegiert 
Hingt,  toxxb  in  ioeibelberg  auc^  in  biefer  gebraucht,  tt)0  h)ir  meift  Baby 
fagen.  0a^  9Serbum  trachten  'na6)  eftoa^  ftreben,  fic^  bemühen', 
h<x^  bem  Q3erliner  ^auptfäc^li(^  au^  ber  93ibel  be!onnt  ift  (das  Dichten 
und  Trachten  ihres  Herzens)  unb  in  feiner  6prac^e  einen  poetif(^cn 
*2lrct)ai^mu^  barfttUt,  fann  man  in  QBien  in  ber  llmgong^fpraci)e  ber 
©ebilbeten  jcben  ^ag  ^Ijren. 

6c^U)erer  ift  bie  ^rage  gu  beantworten,  loie  man  ben  ^oc^» 
beutfcf)en  (^^arafter  eine^  QOBorte^  oom  munbartlic^en  untcrfd)eibet. 
(?ntfct)eibenb  ift  eigentlicl),  t>a^  ba^  ^ort  aud)  t>on  ben  ©ebilbetften  in 
nic^f  familiärer  'xRebc  gebrauct)t  toirb,  noc^  beffer,  h)enn  e^  ber 
einzig  übliche  ^u^brud  ift.  ^u^  biefem  ©runbe  mu^  man  j.  93.  öfterr. 
Marille  '^Iprüofe',  Spagat  ''Binbfaben'  ober  h)eftbcutfc^  Theke  = 
ßabentifcf)  al^  ^b.  anerkennen.  <2)a  bk  ^atfac^e  ber  9^icl)tein^eitlic^feit 
be^  ^b.  Q55ortfd)a^eö  unbeftreitbar  ift,  fo  fann  nur  ber  lanbfc^aftlic^e 
6prac^gebrau(^  ber  ©ebilbeten  in  ni6)t  munbartlid)  gefärbter  9{ct)t 
ma§gebenb  fein.  ^a§  fübbeutfc^e  öfterr,  fcl)tt)ei5.  Obacht  geben  für 
'^c^t  geben'  ^)  ^abt  irf)  j.  93.  au^gef(^loffen,  toeil  eö  bocl)  me^r  öon 
Itngebilbeten  gebrauc|)t  toirb,  oon  ©ebilbeten  t)ö(j^ften^,  h)enn  fie  fic^ 
ge^en  laffen*);  e§  mu§  alfo  für  munbartlic^  unb  oulgär  gelten.  Sbenfo 
etnja  berlin,  Stulle,  oberfäc^f.  Bemme  für  Butterbrot,  ba^  allein 
al^  ^oc^beutfc^  ju  betracf)ten  ift.  Ab.  ßautform  be^  933orteg  ift  im 
allgemeinen  ju  forbern.  ®ocf)  barf  man  nic^t  überfet)en,  ba^  \\d)  in  ber 
n^b.  Scf)riftfprac^c  öicle  'SJörter  oon  munbartlic^er  <5ärbung  eingebürgert 
l^aben,  bcren  t)b.  (It)ara!ter  niemanb  meljr  in  Stoeifel  jie^t^),  5.  93. 
Nichte,  echt,  sacht,  Niete,  Nelke,  Ebbe,  Robbe,  Egge,  Epheu, 
Wrack,  Wappen.  93ielfa(^  finb  e^  tec^nifcl)e  'Sluöbrücfc,  bk  auß  ben 
9}^unbarten  fo  gut  tt)ie  a\x§  fremben  6pracf)en  entlel)nt  hjerben.  '5)al)er 
fann  man  jtoeifeln,  ob  man  nid)t  baß  fcl)on  ertt)ä{)ntc  oft.  Hendl  al^ 
l)0c^beutfcf)  beäeicf)nen  barf.  Backhendl,  baß  auf  allen  öfterreicf)if(^cn 
6peife!arten    erfc^eint,    ift    al^    tec^nifd)er   ^üc^enau^brud    unerfe^lid^ : 


')  93gt.  etf,  9ßb.  I  13.    ec^mcüer  9ßb.  I  16.    ect)tt)ei8.  3b.  I  80. 

")  "SO^an  fonntc  Obacht  geben!  frütjcr  oft  auf  93a^nt)öfcn  ^ören,  tt)cnn 
ein  3ug  fommen  foQfc.  3e^t  ttjirb  in  Öftcrrcici^  in  biefem  ^aUc  Achtung? 
aufgerufen  unb  auf  Sc^ilbcrn  auc^  gcfd)rieben  (Achtung  auf  den  Zug). 

3)  93gl.  6ocin,  Gc^riftfpr.  u.  ®ial.  499.  Äluge  9ßb.  6.  <aufl.  (1899) 
•Sln^ang  6.  457  ff. 


Sd)rifffprod)li(^e  ^Selege  19 

norbbcutfd)  Brathuhn  ift  cttoag  anbcre^,  unb  *Backhuhn.  *Backhenne 
»irb  eben  faffäcf)U4)  niemals  gefagt. 

211^  93cftätigung  für  bcn  ^b.  C{)araftcr  cinc^  'SBortc^  fönnen  fc^rif  f» 
fprad)Iic^e  93elcge  bienen:  tocnn  ein  '^öort  fogar  fc^riftlic^  ocripcnbcf 
toirb,  ift  e^  crft  redjf  ber  {)b.  Umgang^fprad)c  sujucrfenncn.  ^^rciHc^ 
finb  folc^e  93clcgc  meift  fetten,  benn  cg  t)anbclf  ftc^  f)ier,  rvk  fc^on 
bemerft,  »ielfac^  um  <2)ingc  be^  täglichen  £eben^,  bic  in  ber  £ifcratur 
faum  ertt)äf)nf  tocrben.  (f^er  !ann  man  foId)c  Scugniffe  in  Seitungen, 
bcfonbers  ben  Snfcratcn,  öjfentlic^cn  93efanntmacbungen,  @efd)äft^auf= 
fc^riften  u.  bgl.  finben.  ©ne  giemlid)  gro§e  "Slu^beute  liefern  fobann 
bk  fogcn,  Äeimatromanc,  toie  fic  in  ben  testen  3af)r5et)nten  aufgc= 
!ommen  finb  (je^f  fc^cinen  fic  toicber  feltcner  ju  mcrben),  b.  {>.  meift  in 
ber  Äeimat  be^  jetoeiligcn  Q3erfaffer^  fpietenbe  "iRomane  mit  au^gc' 
prägtem  Cofatfolorit,  bit  biefe  örtliche  Färbung  aurf)  in  ber  6prac^e 
jum  *2lu^bru(f  bringen :  i{)nen  fonnte  ic^  oiele  93elegc  entnehmen  ^). 
■i^lud)  bicfc  Seugniffe  ^aben  freiließ  nic^t  immer  93en)cigfraft,  locil  einige 
6d)riftfteUer  etn?a^  toeit  in  ber  ©nmifc^ung  ort^üblid)er  Wörter  gef)en, 
am  tociteften  rt)ol)I  Scremia^  ©ott^elf,  ber  für  foId)e  Stoede  be^^alb 
nic^t  in  93ctrac^t  fommen  fann.  "ilber  aud)  ©uft.  ^renffcn  i)at  im 
'3örn  £11)1'  21u^brücfe,  bk  eben  nur  einem  Äolfteiner  geläufig  finb: 
j.  'S.  6.  156  Goldsoot,  6.  433  Reth  vom  Moorrand,  Bulte  von 
Grassoden. 


1)  3c^  fü{)rc  einige  für  fpra(i)li(^c  3t»edEc  broucf)barc  9Romane  fot(^cr 
•Jlrt  on:  für  CübecE:  ^|)om.  xD^ann,  <S)ic  ^ubbcnbrocf^.  Äolftein  (Ham- 
burg): ®uft,  'Jrenffen,  5>iüigenlci,  ®ic  brci  ©efreuen,  Älaug  Äinric^ 
93aaä.  Otto  ßrnft,  ^ömu^  Sempera  Sugenblanb.  9}carf:  ^b-  'Fontane. 
93crlin:  ©ecrg  Äermann,  3ettcben  ©ebertö  ©efc^icbte,  S'^ubinfc.  93remen 
(9^ieberfact>fen):  Helene  Q3oigf-'S)iebericbö,  ©reioierfel  Stürben  oor  '5;ag. 
€lbcrfelb-*53armen:  Q'^ub.  Äerjog,  5)tc  Qffiilfottcng.  SRiebcrrbcin: 
OBilf).  6cbmibt-93onn,  9\aben,  Hferlcutc.  ^lara  QSiebig,  9^aturgen)altcn.  9^eue 
®cfcf)icbtcn  au^  ber  gifet;  'S>ai  ^reuj  im  QSenn,  93om  ^Otüüer^ioanneg,  ®ag 
Qßeiberborf.  Äunsrücf:  O'iannp  ßambrecbt,  '2lrmfünberin.  Saargebiet: 
Cißbctb  5)iII,  QSirago,  9\oman  au^  bcm  Saargebiet  (1913).  6lfo|:  &crm. 
Stegemann,  ©ie  als!  Opfer  faüen,  Sö^ne  beö  9^etc^^lanbe^,  ©anicl  Sunt. 
QSabcn:  Termine  QSiüingcr,  Hnter  ^Säuern,  ®ic  9\ebbäcble.  QBürtfcm- 
berg:  Äerm.  Äeffc  (au^  Cat»),  "^cter  ßamcnjinb.  Unterm  9?ab.  ^Sa^ern: 
©angt)ofcr.  Steiermarf:  9^ofcggcr.  QGßien:  (gmil  Srtl,  ®ie  Ceutc  öom 
blauen  (S)UQu<iit)au^.  grnft  ©ecfep,  ©u  liebet  <ffiien.  Sb.  "^ö^l,  ®cr  Äerr 
öon  9ligerl  u  a.  ^irol:  9^.  Ä.  ©reinj,  Qlu^  'm  beitigen  ßanbl,  3m  öerr- 
gottötoinfel,  tiroler  ^aucrnbibel.  Über  95erg  unb  5al.  Scbweij:  €rn^ 
3abn,  Äeltcn  be^  '2IUtag8.  Sob-  ßb^ •  ^cer,  ^n  beiligcn  gBaffern,  5)et  Äönig 
ber  "SSernina,  ®er  QBctternjart. 

2* 


20  2.  Sugc^örigfcif  öott  QBörtcrn  jur  ^b.  Umgang^fprac^e 

'Setoctgfräftig  iff  auc^  bcr  amfli(^c  6prac^gcbrauc|)  unb  bxt 
93orf4)r{ftcn  bcr  Gc|>ulc,  tt)a^  8. '^B.  für  Jänner,  Samstag  in  93cfra^f 
fommt.  ®ie  frü()crcn  öftcrrcic^if(^en  „9^at)mcnbüc|>Iein",  bic  bcn  bcutfc^cn 
Sc^ulfibeln  cntfprac^cn,  gaben  bcn  6(^ülcm  Q3orfd)rtftcn  über  bcn  ^orf» 
gcbraud).  3.  '^B.  fi^rcibt  ba^  „9'^al)menbüd)lctn  jum  ®ebrau(^e  bcr 
6tabffd)ulcn  in  bcn  1 1  Qtaattn"  (OGÖicn  1847)  oor  6,  14  Augenlied 
ftaft  Augendeckel,  Lippe  ftatt  Lefzen,  ©.15  Küche  ffatf  Küchel, 
6.  17  Rührlöffel  ftatf  Kochlöffel,  6.18  Schürze  ftatt  Fürtuch, 
6.  29  Winzer  ffatf  Weinzierl  ober  Hauer,  (3.  30  Kaninchen 
ftaft  Königlhasen  uflo.  6onff  toerben  folc|)e  Q3orf(^riftcn  unb  *23er= 
böte  in  ben  Schulen  tt>o\)l  meift  münblic^  unb  gelegentlich  au^gcfproc^en  ^). 

Q^  öcrfte^f  ftd^,  ba§  tro^  allem  ©renjfällc  bleiben,  in  bcnen  ftc^ 
nic^t  fic^cr  cntfd)ciben  lä§t,  ob  ^o(^beutfc^  ober  munbartli«^,  tocil  eben 
aud)  bic  ®rcn5c  5n)if(^en  bcr  gcfellfc^afflic^cn  QSerfc^r^fprac^c  unb  bcr 
familiären  ober  öulgären  Spreche,  5H)ifd)cn  Äoc^bcutfd)  unb  Äalb- 
munbart  feine  ganj  fd)arfc  iff.  3.  ^'  rt)irb  in  öffcrrei(^  führen  für 
tranfifioeg  fahren  (der  Kutscher  führt  den  Falirgast  nach  Hause), 
überführen  für  überfahren  gefagt.  0a^  ift  gerabe  bcr  alte,  bercc|)tigtc 
Oproc^gebraud),  nac^  mclc^em  führen  altfäc^f.  forjan  baß  '^aftitioum 
ju  bem  intranfitioen  fahren  a))t>.  faran  bilbef.  '^opotoiffct)  (Unter» 
fud)ungen  oom  9)?cere  1750  6.  423)  toar  tranfitioe^  fahren  ttxoai 
gan5  neue^.  (Sr  f(^rcibt:  „^aß  fatjrcn,  in  bcr  ttjirfcnbcn  'Bcbeutung, 
für  füt)rcn  ^abe  id)  hxß^zv  für  einen  noricismum  gehalten,  toeil  ic^ 
biefe  9^cbcn^art  öon  bem  'S'Zürnbcrgcr  93oten,  bcr  mic^  oon  ßinj  nac^ 
Q'^egen^burg  gefüljret,  juerft  gehöret  ^aht.  ßr  fagte  5.  G.  biefen  Äerrn 
^abc  id)  öftere  gefahren,  anstatt  gefü^rct.  3c^  l)örte  feit  bem, 
t>a^  aud)  anbere  9'Zürnberger  fo  fprc4)cn.  'SlUcin  biefe  ®cn)ol)nt)cit  er-- 
ftredet  fid)  oicllcid)t  tt)eitcr  nad^  öad^fen  ^in."  Sc^t  jcbod)  t)at  tran= 
fitioe^  fahi-en  gcficgt,  unb  führen  ift  in  biefem  Sinne  bcr  6c^rift= 
fprac^e  fo  fremb,  ba^  c^  faum  noc^  al^  ^oc^beutfd)  gelten  fann*), 

^)  3c^  erinnere  mid^  au^  meiner  S^utjcit,  t)a%  ber  £c^rcr  bekommen 
für  erhalten  tabcltc.  ®aö  ^af  ©ornblüt^,  »ie  i^  3fnincf^  ©cfd^ic^fc  ber 
n^b.  ©rammatif  1264  entne{)mc,  fci^on  1755  getan:  „^cfomen  ^cifft  gut 
•^cutfc^:  »0^1  gebeten  unb  ttJtrb  nur  00m  gemeinen  93old  für  crnjcrben 
ober  crlongcn  miprau^t." 

*)  ©iefelbe  ^ragc  wirft  G^oleüiug,  ®ie  93crfe^röfpra(^e  in  Gop^icn« 
9Reife  oon  9}?emel  nac^  Sad^fcn  (93eric^t  be^  Äncip^öf.  ©pmn.  Äönig^bcrg 
1873)  6.  2  f.  in  "Sejug  auf  bic  93crba  aufsein  aussein  mitsein  auf,  bie  Äoff- 
^cinj  für  munbartlic^  erflärt  ^attc. 


QSergleic^cnbe  '^öorfforf^ung  21 

3.  ^^Scgren^ung  be^  6toffe^. 

9'Zac^bem  mv  bcn  ^ortfdja^  bcr  ^b.  Itmgang^fprac^c  abäugrenjen 
t)crfud)t  ^abcn,  muffen  toir  norf)  narf)  einer  anbeten  9\ic^tung  f)in  eine 
^Scgrenjung  be^  Stoffel  oomct)men.  (?^  gibt  ätoci  9}?5glid>feifcn,  bie 
geograpt)ifd)en  '23erfd)iebenf)eiten  be^  ^ortfd)a^eg  einer  Sprache  barju- 
ffellcn,  t>ai  Sbiotifon  unb  bie  oergleid)enbe  '2Borfgeograp{)ic. 
^ai  in  ber  bcuffd)en  ^CRunbartenforfd)ung  faft  allein  üblid)e  Q3erfa^ren 
tft  ba^  be^  Sbiotifon^,  in  toeld)em  bie  Icrüalif^en  93efonberl)eiten  einer 
•SD^unbarf,  einc^  Orf§,  einer  ©egenb  jufammengeftellt  ftnb.  QOöer  bie 
Iejifalifrf)en  i{nterfd)iebe  für  ein  ganje^  £pracf)gebief  jufammenfaffenb 
bc^anbeln  mU,  toic  e^  in  biefem  QBerfc  für  baß  Äoc^bcutf^e  r»erfu(^t 
toirb,  mu§  bie  ©arftellung^form  einer  ücrgleic^enben  '^Bortgeograp^ie 
n?ä^ten,  in  ber  bit  geograp^ifc^  oerfc^iebenen  ^ejeic^nungen  jebe^  ^Se* 
griffet  burd)  tai  ganje  6pracf)gebict  ^in  verfolgt  toerben.  '5)er  9}^unb' 
artenforfd)ung  fel)len  folc^c  ft)ortgeograp^ifd)en  ©arftellungen  ganj:  man 
mu§  bi^  in0  18.  3at)rl)unbert  5urücfgel)cn,  um  in  ben  Schriften  »on 
•^Popotpitfcf)  einen  QSerfuc^  baju  ju  finben.  ®er  ©runb  t)icrfür  liegt 
barin,  ba^  e^  oiel  leichter  ift,  bie  Sbiofi^men  eine^  bcfd)rän!ten  ©ebiete^ 
ju  fammeln,  alß  bie  Q3erbreitung  ber  '^Borte  über  baß  ganje  gro§e 
bcutfcf)e  Sprachgebiet  oon  ben  Oftfeeproüinjcn  hiß  in  bie  <^d))x>tii  ju 
oerfolgen. 

®icfc^  '23erfa{)ren  forbert  nun  aber  eine  getoiffe  QBegrenjung  btß 
6toffe^.  ^\di)t  aüzß,  xcaß  bie  Sbiotüa  »erjeic^nen  muffen,  gehört  in 
eine  '2Bortgeograpf)ie  3n  "Wegfall  fommen  erften^  *2lu2brücfe  für  ©ingc, 
bie  örtlich  befd)ränft,  nid)t  bem  gangen  ©ebiet  gemeinfam  finb.  3.  ^. 
iff  bie  Äüftenbe&ölferung  reid)  an  maritimen  '2Iu3brücfen  für  3uftänbe 
btß  ^eer#,  ^eile  btß  Scf)iff^,  '5ifd)ereigeräte,  9ifcf)namen  u.  bgl., 
loä^renb  bem  93innenlanbe  mit  ber  6acf)e  auc^  bie  93c§eid)nung  fremb 
ift.  ^gl.  5-  93.  bai  93er5eid)ni^  folc^er  ^usbrücfe  hd  Schumann, 
'2ßortfd)a^  oon  Cübecf  S.  28  ff.  Q3iele  ©egenben  ^aben  xTlamen  für 
gctoiffc  Speifen  unb  ®erici)te,  bk  nur  i^nen  cigentümlid)  ftnb  u.  f.  h). 
Solche  Sbiotigmen,  bie  anberttjörtg  mö)tß  (fnffpre4>enbe6  ^abcn,  ge{)i)ren 
in  bie  Sbiotifa,  aber  nic^t  in  eine  '2BortgeograpI)ie  ^). 


^)  3(^  ^abt  btif)alb  j.  95.  auc^  Winzer  au2gcfd)loffcn,  n>eil  tß  ovti- 
übliche  93c5cid)nungcn  für  bicfcn  95eruf  nur  in  ©egcnben  mit  Q5?einbau 
gibt.  3n  anberen  toitb  er  in  tcr  ilmgangsfprad)e  fo  feiten  ertno^nt,  t>a% 
t)on  einem  felbftänbigen  "iHusbrurf  nic^t  bie  9Rebe  fein  fann.  ®oc^  ift  einige« 
über  bie  ^Benennung  tti  ^injere  im  "Slrt.  hauen  bcmerft. 


22  3.  ^Scgrcttjung  bcS  Stoffel 

©a^fclbe  gilt  »on  bcn  "Rollen,  too  anbcrtoärt^  3tt>ar  bic  6ac^e 
fclbft  m(i)t  fc'^lt,  n)ol)t  aber  ein  genau  enffprcd^cnbcr  ^crminu^.  60 
totrb  in  öfterreid^)  eine  mufifalifd)=beflamatorif(^e  93eranftoltung  ju  einem 
bcfonberen  3tt>edf,  3.  93.  ju  einem  mo^lfätigen,  eine  Akademie  genannt  ^). 
6c^on  '^vkiixid)  9^icoIai  (93cfd)rcibung  einer  9\ei[e  V  199)  oermerfte 
bicfen  ^u^brutf  aU  mienerifd).  6ol4)e  93eranftaltungen  fommcn  ge» 
legentlic^)  n)o{)l  überaß  oor,  aber  fte  führen  meift  feinen  eigenen  9^amen. 
Wohltätigkeitskonzert  bcdff  fic^  ni^t  mit  Akademie,  tt>eil  bicfe 
nic^t  rein  mufifalifd^  ju  fein  braucht  unb  nicf)t  notnjenbig  ben  93egriff 
beg  h)o()Itäfigen  Stoccfe^  in  fid^  fd)lic§t.  Ober  in  93crlin  fagt  man 
nachlegen,  ttjenn  man  in  bai  <5cuer  im  Ofen  ober  ioerb,  um  e^  ju 
unterhalten,  nocf)  neue^  ^Brennmaterial  legt.  3n  '3}Zünrf)cn  fagt  man 
in  bemfelben  '^aU  schüren  (ich  habe  den  ganzen  Tag  geschürt), 
in  SüHcl^  stochen.  ^iefe  Q3erba  f4)Iie^cn  aber  noc^  eine  '^Bebeutung 
ein,  bic  h^i  i|)nen  fogar  bie  urfprünglid^e  ift,  bie  be^  i5erumrül|)ren^ 
im  "Jcuer,  um  e^  bcffcr  brennen  ju  mad)en.  6ie  finb  alfo  boc^  nid^t 
mit  nachlegen  einfach  fpnonpm. 

3u  ben  toegen  fe^lenber  Sntfprec^ung  au^äufd)eibenben  "Jollen 
gehört  toeitcr  eine  klaffe  bon  "^Börtcrn,  bic  ic^  al^  @efü^l^h)brter 
bejeic^ncn  mbd^te.  Q.i  finb  ba^  "Slu^brürfe,  bei  bcnen  ber  bk  QSor« 
ftellung  begleitenbe  ©efü^löton  eine  bcfonbcr^  gro^c  9^otle  fpielt,  bk 
neben  bcr  6a(^e  5uglei(^  ein  fubjeftit>e^  Urteil  barübcr  anbeuten: 
6^impf-  unb  ^abelh)5rter,  fol^e,  beren  93ebeutung  mit  einem  ©efü^l 
ber  Unluft  ober  be^  £lnh)iüen^,  feltener  ber  2uft  ober  ber  Anerkennung 
oerbunben  ift,  j.  93.  sich  abrabatzen  (in  93erlin)  =  [\6)  abmüt)en, 
(herura)questern  (in  ßeipjig)  unruhig  ober  jtttedlo^  l^in=  unb  l)erlaufen, 
^erau^^  unb  l)ereingel)en.  ®iefc  in  bcn  meiften  Sbiotifa  fc^r  5al)lreic^en 
^äUc  ^ben  be^l)alb  gett)5t)nlicl)  feine  genauen  geograp^if4)en  (?nt^ 
fprec^ungen,  loeil  anbertoärt^  loo^l  Wörter  mit  gtcii^em  93egriff,  nic^t 


^)  "Slud)  ifal.  accademia  bebcutef  bic  mufifaUfc^c  "iUbcnbunter^altung. 
Überhaupt  ift  ober  biefel  gticd^ifc^e  "^ßort,  glei(^  aU  cö  in  bic  mobcrncn 
6pra^cn  eingeführt  n>urbe,  auf  bic  '^ü[\t  bcjogcn  werben.  S^on  1570 
grünbetc  3-  '33aifiu^  in  ^ori^  eine  Acad^mie  de  musique  (ogl.  Äcigcl,  Über 
ben  Q3cbcutungön)anbcl  bc^  Qßorte^  '2Uabcmtc  unb  Qlfabcmifd^.  *2infpra^e 
in  bcr  Si§.  b.  "^Ifab.  b.  <2ßiff.  <aKünd)cn  1911),  unb  bicfen  ^itcl  erhielten 
9}?ufilinftitufc  in  ber  ^otge  oud)  anbcrtt)ätt«,  fo  bic  Academy  of  Music  in 
Conbon  unb  bic  Singakademie  in  "BcrUn,  9ladf  "Jlbclung  QBb.  I  191  ^ie^ 
ju  feiner  Seit  „an  einigen  Obctbcutf(i)cn  öbfcn  bie  ^crfammlung  htr)  Äofc, 
»0  Spiel  unb  Conccrt  ift,"  Akademie.  Öftctrcic^  t)at  alfo  nur  einen  älteren 
6proc^gebrauc^  fcftge^alten. 


@efüf)Wn)örtcr  23 

über  ouc^  mit  gleichem  ©cfü^I^ton  ooräufommen  pflegen.  ^u§er- 
bcm  aber  gel) ören  folcf)e  QBbrfer  grö§f enteil«  bcm  6 lang  an  unb  fbnnen 
be«l)alb  nid)t  bcr  t)oc^bcutfc^en  Hmgang^fprac^c  jugerec^net  tperben.  3c^ 
\)aht  ba^cr  beifpielmeife  folgenbe  'Jälle  rt)cggelaffcn :  norbbcutfd)  knus- 
perig: (figenfd)aft  oon  ©ebäd,  beffen  Prüfte  leicht  bricht,  \t>a^  aU 
gjorjug  gilt,  öon  knuspern:  in  6übbeuffc|)lanb  einfc^lie^lic^  Äcffen, 
ßot^ringen,  ßuremburg ')  unb  Öfterreic^  resch,  altmär!,  resch  ^,  fc^lcf. 
risch '). 

klietschig  (in  93erlin)  oon  ©ebäcE,  ta^  unau^gebadene,  teigige 
Streifen  entt)ält,  in  Q93eftbeuffc^lanb  *)  knatschig,  pfälj.  knotschig  *), 
lot^r.  rälizih®),  öfterr.  speckig. 

albern  'einfältig,  ünbifi^',  t)om  93enet)men  gefagt'),  fe^lt  in 
•Söien,  bafür  ^fma  blöd,  ba«  in  6übbeutfct)lanb  unb  Öfterrei(^  "eim 
fältig'  bebeutet®),  h)äl)renb  norbbeutfd)e«  blöde  nur  fo  öicl  tt)ie 
'fc^üc^tern'  ift  (boc|)  blödsinnig  =  ftumpf finnig) :  5.  93.  fagt  man  in 
Qöicn  sei  nicht  so  blöd!  =  fei  ni^t  fo  einfältig;  ist  der  blöd!  uftt). 

■Slufgenommen  \)aht  id)  oon  berartigen  fällen  nur  trödeln  unb 
triezen,  toeil  fid)  ^ier  genoue  (fntfprec^ungen  finben  unb  biefe  QQöörter 
erft  an  ber  ©renje  bc«  QSulgären  fte^cn. 

5lu«  ä^nlic^en  ©rünben  toie  bk  ©efü^l^tobrter  müjfen  ^artifeln 
unb  Q'^ebetoenbungen  aui  unferer  '2öortgeograpl)ie  au^gefc^altetet 
toerben,  5.93.  haß  ober=  unb  mittelbeutf(^e  gelt  'nii^t  h)at)r?'*)  unb 
halt  'eben  freilid>' ^'').     6«  ift  fel)r  fc^h)er,  in  folc^en  'fällen   genaue 


^)  g^oUmann  <3ßb.  411.  Cuj .  <2öb.  359.  gif.  qßb.  H  293.  Gc^mcact  <2öb. 
ni56. 

»)  ©annett  <2öb.  273. 

*)  g^rommann  ®.  90J.  H  237. 

*)  3n  ^oblenj,  3üUc^,  93erg  nac^  ^Icin  <5>roo.-QCßb.  1 239 ;  ßot^r. 
g^oUmonn  ^ßb.  297;  Cuj.  Qißb.  232.    gif.  qßb.  I  510. 

^)  ^lein  a.  a.  Ö.,  knatschig  'i2lutcnnct^  3b.  77. 

8)  ^oHmann  QSb.  400. 

^  9^ac^  €^e,  ®euff(^e  "SO^unbatfcn  II 134  fommt  albern  au^  im  'ptott- 
bcutfd^cn  ni6)t  oor,  womit  bei  \i)m  ba^  meftfälifd^e  '^latt  gemeint  ift.  3tt 
fiübccC  alwig  0(^umann  QBortfi^.  85. 

8)  blöd  fo  bei  Stegemann,  ®ic  ali  Opfer  fallen  247,  Blödheit  253. 

»)  gelt  (fjejT.,  lotbr.  gelle,  bat),  gell,  gj^ciftttger  9©b.  61  u.  k^l)  ift  ober- 
unb  mittclbeutf(^  mit  "Sluaifditu^  bei  Obcrfäcbftfd)cn,  fc^lt  alfo  nur  im  '^bb. 
unb  Oberfäd)ftfcl)cn.  93gt.  g.  ^ranfc,  "SSa^crn«  go^unbartcn  H  (1895)  332. 
©QBb.  IV  1,  2,  3058. 

»0)  ®QBb.  IV  2,  273:  „®ie  neuere  ec^riftfpracbe  ^at  halt  bcn  90?unb- 
arten  übcrlaffen." 


24  3.  *23cgrcnäung  be^  Stoffel 

(Snffprcc^ungcn  anjugebcn,  unb  toenn  fclbft  (cftoa  bcrltn.  man  =  obb. 
halt),  fo  ^anbclt  c^  ftc^  boc^  mciff  um  <5ätle,  bic  nic^f  für  ctgcnflic|> 
^oc^bcutfc^  gelten  fönnen.  "äl^nlic^  fte^t  c^  mit  »ielcn  9^ebeh)cnbungcn, 
mit  ber  ganjen  ^^rafeologte.  <5ür  eine  9^ebengart  ipte  bte  fäc^fif4)c 
bei  jemandem  ins  Fettnäpfchen  treten  lä^t  fic^  natürlich  anber= 
tt)ärfg  m(i)tß  (Snffpre4)enbeg  öon  berfelben  Färbung  finben.  ^erortige^ 
mu^fe  alfo  Wegbleiben,  ©ne  ^u^na^me  \)aU  id)  nur  mit  ber  'JBenbung 
Es  gießt  wie  mit  Mollen  (Kannen)  unb  mit  ben  ®ru§formeln 
(f.  unter  Adieu)  gemacht  ^). 

^nblic^  finb  au(^  bie  örtlich  ganj  befc^ränffen  Sbioti^men 
nic^f  öoUftänbig  berücfftc^tigt,  ^ätte  öon  ber  2lrt  tote  bie  fotgenben: 
in  ^önig^berg  fagt  man  Dampfer  für  Lokomobile,  zu  Maaß 
kommen  =  gur  rechten  Seit  fommen,  ich  kann  nicht  geraten  =  ic^ 
fann  nic^t  aur  rechten  Seif  fertig  toerben,  zart  für  rein  h)ei§;  in 
6(^roba  darohne  für  ohne  dies;  in  ber  9'^eumarf  unb  £lcfermarf 
sich  bekobern  =  [xd)  erholen;  in  Sommern,  "SÜ^ecflenburg,  6c^Ie^it)ig-- 
Äolftein  Koppel  für  <2öeibepla^;  in  ^raunfd)h)cig  Queder  für  9^od-- 
bunb,  Altseiler  für  Probier.  3n  Äeffen  toirb  Mittag  hiß  ju  einer  6tunbe 
(5  ll\)v)  au^gebetjnt,  bk  anbertoärt^  nur  at^  Nachmittag  beäeic^net  toirb '% 
3n  ßeipäig  (unb  fonft  in  6ac^fcn)  toerben  mit  bem  QKort  Geschwister 
nic^t  nur  93ruber  unb  6c^tt)efter,  fonbern  aüä)  "^Bruber  unb  bcffen  <5rau. 


^)  2lnmcrtungän)cifc  fei  t)tcr  fotgcnbcr  ^aü  ertt)ä^nf.  Äcrm.  Äeffe 
{aui  eotn)  in  QBürttemberg)  betitelt  einen  9?omon  Unterm  Rad.  gl)c  ic^ 
ben  9?oman  gelcfcn,  njar  mir  bicfer  ^itcl  untlar:  ic^  backte  an  t>a^  9?ab 
t>zi  Äenfcr^.  ?lu«  bem  3n^alf  bcö  9?oman^,  ber  ben  Untergang  eine« 
jungen  SKcnfc^cn  fc^ilbcrt,  unb  au«  ben  OBortcn  6.  162  Sonst  kommt  er 
unters  Rad  erftef)t  man  aber,  t>a%  bic  bilblic^c  <2ßcnbung  gemeint  ift,  bk  in 
"Serlin  unter  die  Räder  kommen,  inOCßürttcmberg  offenbar  unters.Rad  kommen 
lautet.  ®ie  «eine  Qlbmcic^ung  —  i)kx  ber  'piural,  bort  ber  Singular  — 
genügt,  t>a§  93erftänbmg  bc«  ?itel«  ju  erfcl)n>ercn. 

^)  93gl.  '^fifter,  L  (Srgänjungg.Äeft  (1889)  S.  19:  „3.  "23.  ^cute  93?ittag 
(b.  i.  2—4)  iff  feine  Schule.  93i«  gegen  6  i{i)x  tt>irb  im  Äoc^fommcr  Mittag 
erftrecEct.  ®er  93raud)  reicht  am  9?t)cin  noc^  toexUt  auf-  unb  abmärt«.'' 
gfZac^  9?übiger  3umac^«  II  (1783)  101  mar  bic«  auc^  obcrfäc^fifd).  „Mittag 
mirb  in  Obcrfac^fen  pufig  fc^lcr^aft  für  9^ac^mittag  gebraust  j.  ^.  ben 
ganjcn  'Mittag  fpajicren  gcf)en.  ©n  Q^rcmbcr,  ber  ju  90^ittagc  gebeten 
mirb,  mu^  genau  noc^  ber  6tunbc  fragen  unb  bcnn  ^eiftt  c«  in«gcmcin  um 
bre^,  fonft  fönntc  er  ein  ungebetener  ®aft  jum  902ittag«brob  fcpn."  gin 
9}?ittageffen  um  3  Xl^r  ift  freiließ  je^t  mo^l  überall  möglid),  mcil  bicfer 
•Slu^brucf  nid)t  nur  ben  Scitpunft,  fonbcr  auc^  bic  "Slrt  ber  ©pcifcn,  ben 
e^oraltcr  ber  ^a^l^eit  anbeutet. 


5;c^mf(i^e  9luSbrüd£c  25 

alfo  bic  6ci^tt)ägerin  5ufommcngcfa§t  ufto.  "2lllc  fold^c  öcreinjcltcn 
Sbioti^mcn  gehören  in  bic  6onbcrh)örtcrbüc^er. 

Q.nbUd)  mu^  noc^  eine  gro§e  ©ruppc  oon  <2Borfern  au^  anbeten 
©rünben  oon  einer  9D3orfgeograp^ie  bcr  t)od)beutfc^en  llmgangöfprac^e 
au^gefcf)loffen  tocrben,  nämlic^  hk  tec^nif^jen  ^u^brüde,  bk  5er= 
mini  ber  öcrfd)iebenen  6tänbc  unb  93erufc,  ber  Äanbtoerfe  unb  @e= 
toerbc,  ber  fünfte  unb  '2öilTcnfd)aften.  <S>iefe  ^unffau^brüde,  bic 
ou§er^alb  ber  "Jac^freife  größtenteils  unbefannt  finb,  fönncn  nid)t  alß 
^eftanbfeilc  ■  ber  llmgangSfprac^e  gelten.  3^re  geograpbifc^c  QSer» 
breitung  ift  öielfacb  oon  anbcren  ^^aftoren,  3.  93.  bcr  ^ac^littcratur, 
abhängig,  unb  i^rc  Grforfd)ung,  bic  bic  Äcranäiet)ung  oon  ^ac^tcuten 
aU  ®ctt)äf)rSmännem  unb  ein  ©ngefjen  in  ted)nif^e  (finjclt)eitcn  er= 
forbcrt,  muß  eigenen  9?^onograp{)icn  oorbcI)alten  ipcrbcn,  h)ic  folc^c  für 
einige  6onberfpracben  fd)on  beftc^en:  ^lugcS  93ü^cr  über  bic  beutfc^c 
Stubcntcnfprad)c,  bic  6cemannSfpra(^c,  Q'^otlpclfd),  ÄomS  ^eutfc^c 
6oIbatenfprad)c,  ©lenbergerS  ^cnnälerfprac^e,  6c^irmerS  ^Dßörterbu^ 
bcr  bcutfd)en  ^aufmannSfprac^e  u.  a.  Snbeffen  ift  bk  ©renjc  3tt>ifd)en 
rein  fac^lic^en  unb  allgemein  üblid)en  ^uSbrücEcn  eine  flicßenbe.  S^bcr 
93eruf  bient  ber  ^Ugemeint^eit  unb  greift  in  beren  £ebcn  ein,  fein  Q)tar\b 
fonbert  fic^  oon  ber  Öffentlid^feit  ganj  ftrcng  ah.  (5in  5eil  bcr  tcc^= 
nifd)cn  QBörter  bringt  bat)er  in  bk  llmgangSfprac|)c  ein  unb  tt)irb  auc^ 
bcm  *^ublifum  mcf)r  ober  toenigcr  geläufig. 

^m  beutlic^ftcn  toirb  bicS  an  *2luSbrücfen  bcr  ^üc^e  unb  ber  Äau*« 
toirtfd)aft,  bic  3um  größten  ^cil  allgemein  üblich,  ju  einem  ^cil  freiließ 
bocb  nur  bcn  <5raucn  ober  ben  ^öct)en  geläufig  finb.  60  !onntc  irf)  öon 
man4)cn  ®ett)ä^rSmännern  feine  ^u^funft  crljaltcn,  toie  in  il)rer  ioeimat 
bie  Kaibsmilch,  boS  Geschlinge,  baß  Kammstück,  baß  Schwanz- 
stück, bcr  Grünkohl,  baß  Braunmehl,  baß  Abwaschfaß,  bcr  Hand- 
feger, baß  Inlet  bcscic^nct  toerben.  —  Bordschwelle,  bcr  anß  langen 
Steinplatten  bcftct)cnbc  9^anb  btß  ^rottoirS,  ift  ein  in  93erlin  oicl  ge=^ 
hxan6)kß  QCßort,  baß  man  aud)  oft  in  ben  ßofalbcricbtcn  bcr  Scitungen 
lieft,  aber  in  anbcren  6täbtcn  toie  ^ien  toar  eine  93c5cicbnung  bafür 
au(^  ben  ©ebilbctcn,  bic  ic^  banacb  fragte,  nic^t  gegcntt)ärtig. 

^icr=  unb  ^flanjcnnamcn  fönncn  bcr  UmgangSfprac^e  nur 
ju  einem  fleincn  5eil  5ugcrccf)net  njcrbcn,  fic  l)abcn  größtenteils  alß 
goologifd) -- botanifd)e  "Jac^auSbrücfe  5u  gelten.  ©ic  6täbtcr  unb 
bcfonberS  bk  ©roßftäbtcr,  bie  ja  b^uptfäcblic^  bic  Präger  btß  iooc^» 
beutfd)en  fmb,  finb  in  Soologie  unb  93otanif  in  ber  '50'Zcf)r3a^l  fe^r 
f(^lcd)t    bctt)anbcrt,    natürli^    beS^alb,    ipcil    fic    mit    bcr   9^atur   öcr» 


26  3,  ^cgrcnaung  tei  Gtoffe^ 

l^ältni^mä^ig  tpcntg  in  93crüt)rung  fommcn.  9^ic^t  nur  öcrfagcn  öiele 
©etoä^r^männcr  aud)  bei  fragen  na6)  bcfannfercn  ^flanjcn,  5.93.  ob 
in  i^rer  Äeimaf  Ulme  ober  Rüster,  Kiefer  ober  Föhre  gcfagf  tocrbe, 
fonbern  c^  fann  toegen  bicfer  llnfenntni^  überhaupt  fein  feftcr  örtli(^er 
(5proc^gebrau(^  für  folc^e  9^amen  in  ben  6täbfen  gcfu(^f  tocrben. 
^er  öon  6täbfern  beffer  93ef(^cib  n)ei§,  fennt  bie  9^amcn  au^  ber 
ßifcratur  ober  etioo  oon  ©ärfncrn  unb  anbcrn  <5a<^teuten.  3utt)cilen 
tocrben  ä^nlic^e  "Slrfen  oon  £aien  oerloec^felt,  5.  93.  Sambucus  unb 
Syringa  (Flieder,  Holunder),  Pflaume  —  Zwetschge,"  Mücke  — 
Schnake.  Q3on  einigen  2lu^na^men  abgefe()cn,  mu|  alfo  bk  ©eograp^ie 
ber  äooIogifd)en  unb  bofanifc^en  9camen  befonbern  90^onograpl)icn  über= 
übcrloffen  toerben,  tt)ie  fol4>e  fd)on  befielen:  '^ri^et  unb  Seffen,  ®ic 
beutf(^en  QSoK^namen  ber  ^flanjen  (Äannooer  1882),  Äöfer  unb 
^ronfelb,  <5)ic  93olf^namen  ber  nieberöfterrcid^ifc^en  ^flanjcn  (9Bien 
1889). 

3u  ben  93cruf^fprarf)en  get)ört  auc^  bie  ^angleifprac^e,  bcren 
geograp^ifd)e  Q3erfd)icbenl^eiten  ganj  burrf)  bie  politif(^en  ©renken  bebingt 
jtnb.  93efonber^  hk  öfterreici|)ifd)e  ^an3leifprac|)e  iff  rcic^  an  Sbioti^men, 
toic  Gefertigter,  Endesgefertigter  (fd)on  oon  ^lein  ^roo.=^b.  I 
[1792]  101  ocrjcid^net)  =  llnferjcii^neter,  Lehrkanzel  =  ße^rftu'^l, 
*^rofeffur  (ebenfalls  oon  ^lein  a.  a.  O.  222  u.  Kanzel  oermerft), 
meritorisch  =  f  ac^lid),  über  Veranlassung  (Antrag,  Anregung  uf  tt).) 
=  auf  93eranlaffung,  im  vorhinein  =  im  oorau^,  abstraf en  =  beffrafcn, 
einlangen  oermifd^t  auß  eintreffen  unb  anlangen,  einbegleiten  =  ein- 
leiten, in  Verstoss  geraten  =  oerloren  gei)en,  Umgang  nehmen  oon 
et toa^  =  tttoa^  unterlaff en,  das  Auslangen  finden = au^f  ommen,  zurück- 
legen =  niebcrlegen,  auflassen  =  auf  t)ebcn,  auf  löf  en,  jcmanben  klagen  = 
öerflagcn,  entfallen  =  toegf allen,  Schematismus  =  93eräci(^ni^, 
Strasseneim'äumer^)  =  (J|)auffcelDärter,  in  Stocibrüden  Ghaussee- 
garde  ufm.^).  ®ie  medlenburgifcbc  ^mf^fprac^e  \)at  Missiven 
für  9^unbfd^reiben,  überall  für  übert)aupt,  ©ebü^ren  öom  ^ublifum 
wahrnehmen  für  cin5iel)en,  die  Kommitte  für  baß  ^omite  ufto. 
^u§er   Rechtsanwalt  —  Advokat,    baß    aucb    ganj   ber  llmgang^-- 


*)  So  gcnonnf,  weil  er  bie  9\abfpurcn,  bie  bie  ^agen  in  bem  Strogen» 
förper  oerurfQd)t  ^aben,  „einräumt",  b.  f).  mit  S(^ottcr  ausfüQt.  Seitfc^r. 
b.  btfc^.  Sprac^oer.  17,  323. 

')  93gl.  '33uiton)incr  ©eutfd^,  gefammelt  00m  Q3orftonb  bei  ^Sufowiner 
3tt>eige«  b. '2ing.  btfrf).  Spra^öerein^.  QBicn  1901.  Äcrm.ßeoi,  ^ai  öffcrrct(^. 
Äot^beutfc^.    QBicn  1875. 


Äanjleifprai^c  27 

fprac^e  ongc^ört,  ftnb  bic  ^u^brüdc  be^  ^angletftilc^  in  meiner  Samm- 
lung ni(^t  berüc!ftcf)figt.  —  ^ud)  hk  Seitung^fprac^e,  bic  ßc^rifffprac^e 
überhaupt  t)af  i^rc  geograpI)i[d)en  llntcrfd)iebe  in  *i2Iu«brü(fen,  bie  ber 
llmgang^[prarf)c  fremb  ftnb.  3.  ^.  lieft  man  jutpeilen  in  öfferreicf)ifc^cn 
Seifungen,  ein  93erungIücEter  fei  gelabt  ^)  Sorben.  3m  xJ^orben  ift  laben 
ein  bic^fcrifd)e^  "^Bort,  für  baß  man  ettoa  erfrischen  fagt  unb  er- 
quicken allenfalls  fd)reibf  (Labsal  jcboc^  loirb  in  ber  llmgangSfprac^c 
gebraucht);  im  Süben  toirb  eS  auc^  nur  in  ber  6c^riftfprac^c  ange^ 
tt>enbef. 

^uc^  bie  ^inberfpra(^e  mit  it)ren  5at)lrci(^cn  ^Segeic^nungcn 
öon  Äinberfpiclen  mu§  ju  ben  6onberfprac^en  gerechnet  toerben,  unb 
ic^  ^abc  barauS  nur  Knarre,  Murmeln,  schlittern,  Zeck  aufge- 
nommen, Spiele,  t)iz  faft  überall  befannt  finb,  bagegen  ben  Kreisel 
(in  93erlin  Triesel,  in  £ippe  Klappgons,  anbertoärtS  Dilldopp*)) 
au*gef4>loffen,  tpeil  er  nic^t  met)r  ober  nic^f  überall  gleich  hdkht  i^t"). 


4.  Sammlung  unb  Q5ertt)ertung  beö  ^atertal^, 

9^acl)bem  toir  bie  ©renjen  beS  6toffeS  beftimmt  ^abcn,  b^be  ic^ 
öon  bem  93crfal)ren,  baß  bei  ber  'Slufna^me  btß  'xO^aterialS  geübt  tvnxbt, 
9'^ec^enfd)aft  ju  geben.  ®iefe  örl)ebung  erfolgte  auf  ©runb  eineS  '^vaQt^ 
bogcnS,  ber  burc^  folgenbe  93elct)rung  eingeleitet  tourbe:  „tiefer 
"Fragebogen  bicnt  bem  Stoec!,  bic  örtlichen  95crf^iebcnf)citcn  btß  933ort» 
fc^a^eS  ber  l)oc^beutfct)cn  HmgangSfprac^c  unb  bk  räumliche  ^Verbreitung 
ber  abtoeicbenben  9luSbrücfe  fcftsuftcllen.  Unter  l)Oc^beutfd)er  Umgang^- 
fprac^c  ift  bic  im  täglichen  ßeben  gefproc^ene  Sprache  ber  gebilbeten 
Greife  oerftanbcn.  '2luSgcfct)loffcn  fmb  alfo  cinerfeitS  'SBörtcr,  lodere 
als  bialeffif^,  als  oulgär,  als  nicf)t  l)ocbbcutfd)  empfunben  toerben  (j.  93. 
Kute  für  ®rubc  in  93crlin),  anbcrcrfeitS  Dörfer,  bie  jtoar  gekannt  unb 

^)  3m  Kriege  oon  1914  15  ift  baß  QBort  befonber«  ^äuftg  oon  ber  Cobung 
ber  Solbatcn  auf  ben  93at)n^öfcn  gebraucht  worben. 

^  Q3gl.  QBc^r^an,  Mnbcrlieb  unb  Äinberfpiel  (ßcipäig  1909),  63. 

')  ^opoxoit^^,  QScrfud)  einer  Qßcreinigung  ber  'SiJJunbartcn  oon  'Scutfc^- 
lanb  (1780)  287 f.,  nennt  folgenbe  Spnonpmc  oon  fäc^f.  Kreisel:  Dräbekloz, 
in  9^icbcrfac^fen  Driesel,  Pin  ober  Pindopp,  in  ÄilbcSbeim  der  Kiesel,  in 
'SKö^ren  Tanzender  Mönch,  in  ber  Sc^rocij  der  Topf,  in  ^affau  der  große 
Trandel,  au^erbem  ber  Tori  ober  Turl,  das  Treibhom,  die  Treibkeule  ober 
Treibkugel. 


28  4.  Sammlung  bc^  'JJlaUvxaU 

gcfci()nel>cn,  aber  in  ber  9?cgcl  nxö^t  gefagf  tocrbcn  (3.  93.  Wange  in 
*23crlin).  'iJln  crftcr  6fcIIc  ftct)t  in  bcm  'Fragebogen  meift  ber  93erliner 
Qtu^brud,  in  klammern  mciff  ber  in  QBicn  übliche  .  .  .  Grläutembe 
Sufä^e  fotpie  ßrgänjungcn  be^  Fragebogen^  ftnb  ertoünfc^t."  ®ic  3a^l 
ber  gefragten  9Gß5rter  betrug  runb  350  9fiummern. 

•Sie  93eanttt)ortung  erfolgte  teil^  fd^riftlii^,  teil^  münblicb,  le^tere« 
ouf  9^eifen  be^  93erfaffer^,  bmä^  ^u^fragen  oon  Freunben,  ©tubenten 
in  QGßicn  unb  ^Jiarburg  i.  Ä.  ufn?,  6ie  erftretfte  fid^  t)om  Sa^re 
1909  bi^  1915.  <23ei  ber  ^u^lt)al)l  ber  Orte,  bcrcn  6prac^gebrauci^ 
feftgefteflt  tourbe,  legte  xd)  befonbere^  ©etoic^t  auf  bk  großen  Qtäbtt, 
toeil  fic  bk  Sentren  ber  ^o(^beutf^en  ilmgang^fprac^e  finb.  3n  einigen 
Fällen  h)ar  bic  'Jöa^l  buri^  ben  gufäUigen  limftanb  bebingt,  ba^  ic^ 
an  ben  betreffenben  Orten  93crh)anbte,  Freunbe  ober  6c^üler  i)attt, 
®eg  93ergleic^g  \)alhtv  t)abe  ic^  audi)  für  einige  Dörfer  ben  munb» 
örtlichen  Gprac^gebrauc^  erfragt,  ^nfang^  fenbete  xd)  bk  Fragebogen 
nur  an  QJertoanbte,  Freunbe  unb  Kollegen,  bann,  aU  bki  bod)  nic^f 
au^reid|)te,  an  Frembe,  unb  id^  fanb  faft  überall  bie  bereittoiüigfte  Unter^^ 
ftü^ung,  für  bie  aud)  an  bicfer  6tette  aufrichtig  gebanft  fei.  &ß  »er» 
fte^t  fid),  ba^  bie  ©etoä^r^männer  felbft  ober  bk  "^lu^funftgeber,  an 
bie  fie  fic^  getoenbet  t)aben,  in  ben  Orten  5ut)aufe  finb,  für  beren  ßprac^^ 
gebrauch  fic  Seugni^  ablegen,  d^  ift  nic^t  nur  eine  ^f(ic|)t  ber  ®anf» 
barfeit,  l)ier  il)re  9^amen  neben  bcnen  ber  Orte  aufjujä^len,  fonbern  e^ 
ift  auc^  für  bie  "^Seurteilung  btß  (£t)arafterg  ber  be^anbelten  llmgang^= 
fpra(^e  h)ic^tig  ju  h)iffen,  ipelc^er  ®efcllfd|)oft^fci|)ic^t  beren  Präger  an= 
gehören.  "Sie  ^u^fünftc  crftrerfen  fid)  auf  150 — 170  Orte  (je  nac^- 
bem,  ob  man  axxd)  bic  Orte  mitrechnet,  für  bie  nur  ein  ^eil  ber  Fälle 
abgefragt  toorbcn  ift). 


QSer^eic^ni^  ber  '^Hufiüunf trotte  unb  ^u^funftgeber.') 

6t.  ^etergburg*^):  ^rioatbo5cnt  an  b.  Hniöcrfttät  9)i.  QSa^mer. 


^)  6itt  Stern  *  oor  einem  g'Zomcn  bcbeutef,  ba§  ber  '23efrcffenbc  bie 
•Jlu^hinff  öetmittclt,  nic^t  felbft  gegeben  f)at.  ein  Ärcuj  f,  ba%  bk  ^u«« 
fünft  ftd)  nur  auf  einen  5eit  bcö  'Fragebogens  crftrecfte.  R  bebeutet,  ba% 
bie  "Sluöfunff  auf  einer  9?eifc  bi^  Q3erf.  gegeben  njurbe,  ol^nc  ba%  er  ben 
Oiamen  be*  ©cwäbremanneÄ  erfu()r.  M  bebeutet  munbartli(^en,  HM  ^alb« 
munbartUc^en  <2ßortfcl)a$. 

*)  ©ie  beutf(^c  Sprache  bat  in  "^cteröburg  eine  lange  "SBergongen^eit. 
Cafanooo,  ber  bie  Staöt  im  "SBintcr  1764/65  befuc^te,  fogt  in  feinen  Cr- 


"Slu^funft^orfc  unb  'iHu^funftgcbcr  29 

ßiölanb, 

©orpaf:  Uniöerfttäf^profcffor  2.  ö.  6^röbcr. 

9Rigo:  '2)ircftor  bc^  6fabfgt)mn.  io. '5)anncnberg;  Dr. S. €. ®lc^c. 

Oftprcuften. 

Äönig^bcrg:  *lInio.='^rof.  O.  <5ranfe  mit   stud.  phil.  ©ütfler 
unb  2atU. 

'2Bcftt)rcu|[Ctt. 
Gängig:  *  ©^mn.-'prof.  ©.  ^Jöaüat;  stud.  phil.  93.  6c^crtt)in«fi. 
<S>cutfc^-^ronc:  *  ^xau  ^nna  ^aUat 

^ofcn:  Dr.  3.  <5cüc^enfclb. 
6c^roba:  ltnio.='prof.  9}Zcrfen^. 

•^reu^.'Sc^tcflcn. 

93reglau:  Hnb.--^rof.  ^.  6futfd). 

ßauban:  f  '^van  '^rof.  93u5ef. 

ailcr^borf  bei  ®la^:  M  ^icnftmöbcf)en  ^.  ©enibt. 

^eut^cn:  stud.  pharm.  <5.  Äcrmann. 

^aftotoi^:  f  R- 

"Komment» 
^olbcrg:  ^ott)cfer  Äin^el. 
e fettin:  stud.  med.  <2Ö.  9^ottfal)l. 
6tralfunb:  f  ^rau  '^oftbireftor  6c^mibt. 
©abelburg:  BGVI  (?mmo  93onin. 

*^roo.  ^tanbcnburg. 

'Scriin:  Äeimat  bc^  93etf. 
2lrn^toalbe:  d^arlotte  Cinbemann. 

gOJccftenburg. 
9^  oft  od:  cand.  phil.  9?ub.  6^ul^,  'Jfau  t>.  '^iemming  unb  ^vau 
dlora  6(^obbct,  »ermittelt  bur(^  *ünit>,=^vof,  '^la^berg. 
6c^tt)crin:  *®cr  *50^agiftrat  (d.  ^acfert,  3-  <3)aum). 
^obcran:  f  Dr.  ®5fc^. 

Cübcrf. 
ßübcc!:   ©eorg  ^\).  Äa^n,    »ermittelt  burc^  *'^rof.  &,  ^di)n. 


inncrungcn  (Übertragung  öon  5).  ßonrab  V549):  „®ic  Hmgang^fprac^c  in 
6t.  "^etcr^burg,  aufgenommen  in  bcn  Greifen  hi^  niebrtgften  <2Jotfeg,  n>or 
bie  beutfd^e  .  .  .  5)iefe  6pra(^e  gehört  nun  einmal  jur  rufflf^cn  Canbc^- 
fittc."  ße^nmörter  »ic  rufj".  parikmacher  "Jrifeur'  ouö  Perrückenmacher 
»eifen  cbcnfoö«  ing  1 8.  So^r^unbcrf . 


30  4.  (Hammlung  bcö  9KoteriaIg 

5?icl:  '^rof.  'S)ctleffcn,  ^rof.  'SJZcnfing,  öerm.  bur(^  bcn  Obcr- 
bürgcrmciffcr. 

6c^ie^tt)tg:  93ürgermcifter  Äeiberg. 

jo  am  bürg:  ©eric^f^obcrfefrcför  "^B.  93nU. 
Äarburg  f.  unter  Äannooer. 

93tcmctt, 
Sternen:  Q'^cic^^geric^t^rof  £at)ufen. 

OlbcttburQ. 

Otbcnburg:  *  6tabtinagiftrat. 
Scöer:  ®^mnafialbire!tor  S^u^lmann. 

i^annoöcc.  * 

Harburg:  '3CRiffclfd)u(rcffor  £übbcr^. 

ßüncburg:  'Sibliot^efar  "^rof.  ©örgc^,  ocrm.  burd^  bcn  'SJZagi- 
ftraf;  f  R. 

QSinfcn  a.  b.  <aUcr  (bei  eettc):  <5rl.  eiifc  ^^iclebeule. 

Äannoöer:  stud.  jur.  6.  ».  Cöbbcde. 

O^nabrücE:  *  Oberbürgermcifter  Dr.  9^t§müncr. 

ßtngen  (am  Sm^fanal):  ©pmn.--*S)irc!(or. 

ßeer  (in  Offfricölanb) :  *  93ürgermeifter  ®ic(fmann. 

^f^orben  (in  Oftfrie^lanb,  9?eg.=93e5.'2luric^):  stud.  jur.  ötro^monn. 

©ötfingcn:  Dr.  033.  9'^uprccbt  unb  "^rau. 

•Stattttfi^ipclg. 

QSraunf^toeig:  <5rau  &axa  ßeöin. 

ei|)))e-®ctmolb» 
93ü(feburg:  *  93ürgcrmcifter  Dr.  ^ülj. 

'^vo'o*  ©ac^fcn  (^^ürtngcn). 

9fiienborf  (bei  Öbi^felbc):  HM  ^ienftmäbc^cn  SOJat^ilbe  ©ettmer. 

ioabmer^tebcn  (hd  öfc^er^lcben) :  f  R. 

Äalberftabt:  6tabtarc|)ioar  ^affor  ^rnbf. 

©üb^arj:  llnit).=^rof.  O.  ^vanh. 

(5i kleben:  Pfarrer  ^önncdfc,  93orfi^cnber  bcr  6e!tion  (5.  bc^ 
•^tUgcm.  ^eutfd^en  6prac|)ycrctn^. 

Äalle  a.  b.  6.:  cand.  phil.  Ä.  9lot\)t,  öerm»  buri^  Hniö.^^rof, 
O.  ^ern. 

3ei$:  ^ammergeric^t^rat  Dr.  ^c^olb. 

Ölrtcrn:  ^xau  *^c^olb. 

6onber^^aufen:  *93ürgermciftcr  Kämmerer. 

'SKü^l^aufen  i.  ^^ür.:  ^rau  'Matti)a  ©erber. 


•iJlu^funftgortc  unb  *2lu«funftgcbcr  31 

'3öcimar:  Dr.  ^.  xO'ii^fc^fc,  öcrm.  burc^  6c^ulrat  6ficr. 
(gifcnac^:  stud.  phil.  ^.  Q33uft). 
•SJ^ciningcn:  "^rof.  ^.  ©d)i)orn;  f  R. 
Coburg:  *xOZagiftrat. 

3tn^att.®cffou. 
®cffau:  ^xau  Öbcrlet)rcr  5oni  ©crbcr, 

Äönlgr.  Saufen. 

£eip5ig:  QSertoanbtc  bc^  Q3crf. 
^rc^bcn:  R. 

6cift)cnncr^borf  (bei  Sittau):  Organiff  (i.  ^aul. 
93au^cn:  Dr.  phil.  '^v,  93aumann,  Q3orfi^cnbcr  b.  ^Hg.  ^euffc^cn 
6prad)0crein^  in  93. 
(5äc^[.  QSogflanb: 

ßcngcnfelb:  <5rau  xÜ^aric  C^onrab. 
(fifterbcrg:  Dr.  ^.  93aumann. 
9JZar!ncu!irc^cn:  *9'^e(^t^anh)alt  Dr.  <5.  ^re^monb. 

^roö.  i^effcn'^affcU 

Gaffel:  Q^efcrcnbar  ß.  ^oe^Ier. 

xOZarburg  a.  b.  ßa^n:  stud.  pliil.  (f.  Äertoig. 

'Julba:  ^rof.  3.  QJonberau. 

"^öcftfatcn. 
"iOZünffcr:  *Umo.--*^rof.  9.  Äoffmann. 
'3)orfmunb:  ^rof.  Dr.  £emberg. 
6c^tt)crfc  (an  ber  9?u^r):  9rl.  (5.  9^at^. 
^rn^berg:  f  *^auraf  ^arl 'Sormonn. 
*5)aberborn:  *2[l'iagiftrat. 
Siegen:  *93ürgcrmcifter. 
Äolg^aufen  a.  b.  (Sbcr:  HM  <3)ienffmäbc^en  ^iJJarie  ©erwarb. 

9li^cinprooin3» 

QBefel:  ^rof.  9Balbe. 

^refelb:  Unio.-^rof.  <5.  ^.  "Jind  (f  l*"^) 

©ui^burg:  f  '5rou  ßanbmann. 

•SJuffcIborf:  '^vau  ^uiti^vat  Gramer. 

Q'^cmfc^eib:  Dr.  ßcger^. 

^öln:  stud.  liist.  5?.  ^Icin;  <5rL  So^anna  ^aifcr. 

^ac^en:  *^rof.  Dr.  6aöel^berg. 

©iegburg:  UniD.=^rof.  2.  Q'^abermaci^er. 

S^oblenj:  ^rof.  Dr.  6c^umac^er. 

<2ßic^baben:  ^rof.  Dr.  Q^ifterling. 

'SO^aing:  cand.  jur.  21.  Ä.  9Ronbc,  ^rl.  93ecnap^. 

*5tanffurf  a. '25^.:  stud.  ^.  6feinmeper. 


32  4.  ßommlung  bc^  9}?afcrialö 

5ticr:  '^rof.  ©oen  mit  bcm  QJcrcin  ä«r  Pflege  bcr  Trierer 
*2J^unbart. 

Qaathvüdtn:  '^^rof.  Q^up^er^bcrg. 

$cffcn=©armftat)f. 

2auhad}  (in  Öber^cffcn):  stud.  phil.  '^v,  'Jtonf. 
©armftabt:  '^rof.  Dr.  ^nt^- 

^oifcr^laufern:  ^rof.  2ax>al 

Stoeibrüdcn:  *93ürgermciffer  ^ocfingcr;  stud,  phil.  'SSogclgefang. 

ßlfaffcr  Äo(^bcuffd)  (ogl.  oben  6.  15):  'Pfarrer  Ä.  6picfcr  a\x€ 
bcm  9}?ünfferft)a(  toeftlid^  oon  ^olmar,  jc^t  in  '2Dalbi)amboc^,  5ftli(^ 
öon  6aarunion;  'Pfarrer  Giegfrieb  in  Äcrbi^^eim. 

6trafburg:  f  R. 

9}^üt)l^oufen  i.  eif.:  f  ^ni»-  "P^of.  ^t).  "2lug.  ^ecfcr. 

93ot>cn. 

'3JJannI)cim:  f  "^rou  ©enctalbireftor  9^aabc. 

Äcibclbcrg:  llnio.-^rof.  £.  6üfterlin;  f  ^rl.  Settinc!. 

93ruc^fal:  Dr.  phil.  i5.  'Simmann. 

^arUrut)c:  einffftcücr  <5r.  9^öm^ilbt. 

9?aftatt:  ^rof.  O.  Äeilig. 

'33abcn-<23abcn:  f  R. 

<5rciburg  i.  93r.:  'Jrau  Oberft  6cbaiblc. 

0onaucf^ingen:  'Jrau  <5orftrat  ^.  "SBod^er. 

5^onftan5:  Otto  ßeiner,  oerm.  burci|)  Obcrbürgennciftcr  '2BcUcr. 

QBürttembcrg. 

ioonoratiorcnfc^toäbifcb  (f.  6.  12):  ilnit).='^rof.  ioermann 
ö.  "^if^ßt;  Dr.  'Jr.  QSeit;  Dr.  Gigloart. 

Äeilbronn:  Äauptlc^rer  93ufd),  ücrm.  burc^  *  Obcrbürgcnnciffcr 
Dr.  ©öbcl. 

Solingen:  f  R. 

■Sotjcrn. 

^fc^affcnburg:  *  ®t)mnafialrcftor  Dr.  Straub;  über  bcnfrü|>eren 
6pracbgebraucb  in  ^.     'Jrau  Sabine  ©emminger. 

QBürjburg:  R. 

„^ränfifcbc  6(^tt)ei5"  {bai  ©ebirge  5toif(^en  93amberg  unb 
93aireut^):  ^onrcftor  *2lmmon. 

Äof:  9^cttor  Dr.  ÄcUmutt). 

•Sin ^b ad):  cand.  mg.  Äüttingcr. 

9^ürnbcrg:  *9itttox  ^t)ielmann;  t  R« 


'2lugfunff0orte  unb  Qluötunffgcbcr  33 

9'Zcumarft  am  ^anal  (Obcrpfalj):  cand.  phil.  ®.  Obelf^^aufcr. 

'Slmbcrg:  *  Oomnafialreffor  Dr.  3inf. 

9^cgcnöburg:  R. 

<5)onautt)ört^:  Dr.  phil.  O.  ^robft. 

3ngo Iftabt:  Dr.  Ä.  ^crtel. 

9}^ünc^cn:  UniD.=^rof.  Obcrt)ummer;  *  stud.  cam.  3.  "^c^  (mit 
einem  ftubcnfifd)cn  Q3ercin);  'Jcau  Dr.  Ä.  ^arc. 
^ug^burg:  ^rof.  <5ncbnc^;  stud.  3.  '^vtt). 
Kempten:  '^van  ^rof.  Gcibbranb. 

Öftcrtcic^, 

Söhnten. 

QOSinfcrbcrg  (Sübböf)men):  £e{)rcr  3ot).  5uma. 
d^oficfc^au  (93eäir!0l)auptmannfd)aft  ^ie^,  '^eftbö^mcn) :  stud. 
phil.  Ä.  =PiInt), 

(Sger:  stud.  phil.  9^.  ^ran!. 

ßobofi^:  llniD.--prof.  "=21.  ©opfd). 

£eitmeri^:  ^rof.  Dr.  'Söa^nauer;  Sngenicur  ^urj. 

<23ö^mifc^--£cipa:  '^rof.  (g.  93ctfer. 

9^cic^enberg:  ®t)mnal'iaIprof.  *2l.  Äcr^fa. 

Öffcrtcic^ife^'iSc^lcften. 
Saucrnig:  Äebto.  ^elfel. 
Sudmantcl:  stud.  phü.  'J.  SuPPß. 

@ro§--^roffe  bei  'Söcibenau:  UM  stud.  phil.  6c{)cit^auer. 
©roffe   (an   bcr  preu§ifd)en  ©renje  bei  2eobfd)ü^):   stud.  phü. 
3,  Kleiber. 

^roppou:  stud.  3.  Sc^uffer. 
•Sieli^:  Unio.'^rof.  ^nopf. 

37?ö^rcn. 

6c^5nberg:  f  stud.  phil.  3.  3ila. 
®euffd)-£iebau:  stud.  phil.  ^b.  <53rac^ar5. 
^ä^rifd)-9^euf'fabf:  stud.  phil.  ^r.  ^iefenbac^. 
Olmü^:  stud  phü.  (S,  ©roag. 
3g lau:  stud.  phü.  ibore^ft). 
Snaim:  Dr.  phü.  9^.  9}^eiffer. 
Cunbcnburg:  f  stud.  phü.  £.  Spi^. 

9'liebcröffcrreic^. 

^ien:  9infmt^alt§ovt  be^  Q3erf. 
3e§el^borf:  M  7  stud.  phü.  ^.  9}^üancr. 
Unter-^oUcr^borf:  M  7  ^.  Siftera. 
^röllenborf:  M  Dr.  6tcint)aufer. 

Ätetf^met:  ^ortgeogtop^jie.  3 


34  4.  QSerttJcrtung  tti  90?atcnal^ 


Obcröftctrclcj^, 
ßing:  Dr.  i5.  Sungtoirt^. 
©ric^ürc^en:  f  llmt).--^rof.  <5.  ^nc^lfagncr. 
^arfbcrg     (untere^   '30'iüt)löiertel   nörbl.   oon   £inä):   M    stud. 
phil.  ©ruboucr. 

ßconfclbcn    (obere«  ^ixf)lmvttl):  M  stud.  phil.  ^.  t).  ^eiL 

©aljburg. 
öaljburg:  stud.  phil.  .^.  ^eUenffeincr,  Ä«  QueHac^cr. 
Seil  am  6cc:  M  ^if4)ler  3of.  Äofer. 

©tcicrmatt 

©raj:  stud.  phü.  OB.  93auer. 
6 tili:  stud.  jur.  e^r.  Qöolf. 
<auffce:  M  9)iaric  9^aftl. 

Kärnten, 
^lagenfurf:  Dr.  9^ub.  (Sggcr. 
Q^öHermarff:  stud.  phil.  QJaupefic. 
@münb  {^i^ixU\),  <opital):  stud.  phil.  O.  2aj. 

Stxain. 

£oibac^:  f  stud.  phil.  3of.  6(^orn. 

SlroJ. 

Snn^brud:  Hniö.--^rof.  Ä.  ö.  QJoltelim. 

^i^bü^el:  f  R. 

^ripcn:  f  amt).--^rof.  ^.  ^olbt. 

93o5en:  £lnit).=^rof.  3.  ö. -öepperger. 

9}Zct;an:  ^rau  Lotion. 

ßienj:  ^rau  hofier. 

Vorarlberg, 
^Slubenj:  cand.  phü.  "SJiaHin. 
©ornbirn:  stud.  phü.  6.  9lüf, 
93regen3:  Dr.  phü.  ioelbod. 

ünQavn* 

^ubapeft:  f  R- 

Giebenbürgem 
ioermonn ftabt:  stud.  phü.  ^rn.  Äenric^. 
^ebiafd):  1  e^u^enten  in  Q[ßicn,  oerm.  burc^  *5t.  Äcnrtc^, 


J 


<2ßortgeograpt)ic  35 

Sf.  ©allen:  Dr.  phil,  Ä.  ^artmann  ocrm.  burd)  ben  ©emeinb- 
ammonn. 

Süric^:  llnio.-^rof.  ^.  jyit\)tv^2ühU, 

93  cm:  Uniö.^^rof.  6.  Singer  im  ©ermaniffifc^cn  Seminar  bcr  llnio. 

®ie  tt?orfgcograpI)ifd)en  '2lrfi!cl  finb  in  ber  993ci[e  angelegt,  ba^ 
ber  93erliner  '^lu^brudE  aU  Sfic^toorf  bient  unb  feine  ^cbeufung 
burcl)  llmf(^reibung  erläutert  loirb;  bamit  ift  bann  ber  93egriff  fcftgefteUt, 
bcffen  oerfd)icbenc  '23eäeid)nungen  geograpt)ifd)  burd)  ba^  ganje  beutfc^e 
Sprachgebiet  oerfolgt  toerben.  ®a^  ba^  in  93erlin  gebräu(^lic^e  QBort 
alß  £emma  geh)äf)lt  ift,  bebarf  n)o^l  feiner  befonbcren  'xRed)tfertigung; 
burc^  baß  9Qöortregifter  am  Sd)Iu§  bti  ^erfe^  ift  bafür  geforgt, 
ba^  and)  bk  anbertoeitigen  'Slu^brüde  kid^t  5u  finben  finb. 

®ie  ^ortgeograpt)ie  'i)at  eine  pofitioc  unb  eine  negative  ^otik, 
®ie  örtlic{)e  93ef(^ränfung  eine^  ^orte^  fc^t  fein  '5et)Ien  au§er^alb 
feinet  QSerbreitung^gebiete^  üorau^.  Q3erftet)f  man  aber  unter  le^terem 
baß  ®thkt,  in  bcm  baß  QOßort  in  ber  £Imgang^fprad)c  angetoenbet 
toirb,  fo  fann  fein  9Zid)tt)orfommen  öon  oerfc^iebener  *2lrt  fein:  baß 
"Söort  ift  enttoeber  gans  unbcfannt  unb  unoerftänblid)  ober  e^  ift  jtoar 
bcfannf  unb  toirb  »erftanben,  aber  nid^t  angctoenbet.  3h>if<^en  biefcn 
bcibcn  QJJöglic^feiten  gibt  c^  natürlich  aud)  nod)  3tt>ifd)enftufen.  So 
ftnb  3.  93.  bem  93erliner  folgcnbe  Wörter  im  allgemeinen  ganj 
unocrftänblic^ :  Speicher  im  Sinne  oon  '<S)a(^boben',  Zieche,  Tuchent, 
Kasten  :=  'Sd^ran!',  Pracker,  Spagat,  Bries,  Schweser,  Leu- 
wagen, Feudel,  Hacke  im  Sinne  »on  '93eir,  Sprudel  =  Quirl, 
wichsen  =  bol)nen,  Bäuschl,  Guglhupf,  Paradeis,  Marille,  Ribisl, 
Rethstock,  Masche  =  'S(^teife',  Theke  =  '£abentif(^',  Rauchfang 
=  'Sd)ornftein',  Gelse,  Parte,  Schnalle  =  ^linfe.  dagegen  fennt 
er  unb  oerftel)f  er  Orange,  Samstag,  bügeln.  Rahm  =  Sa^nc^ 
Knödel,  Kerze,  Fleischer,  Metzger,  Blattern,  Schlot,  Quark, 
Bleifeder,  Bube,  o^ne  \cbo(i)  biefe  2lu^brüde  in  ber  9^egel  felbft  in 
ber  Umgang^fprac^e  ju  gebrauchen.  ®em  QBiencr  toieber  ift  unoer- 
ftänblic^  Bregen,  Damm  =  fahrbarer  ^eil  ber  Strafe,  Krume, 
Schlafbursche,  Schnürsenkel,  Tomate,  Zander,  Zeck,  Bord- 
schwelle ufm.;  Spind  toar  einem  au^  ^rem^  gebürtigen  QOßiencr 
©pmnafialbireftor,  ben  i^  barum  befragte,   nur  ganj  entfernt  bcfannt 


36  4.  Q3ertt)ertung  beg  90^otenat^ 

unb  crfc^icn  i^m  aU  ein  i)Oc^poetifd)c^  ^orf,  tvit  \a  überhaupt  öfter 
bie  frcmben  93c5ci(^nungcn,  ipcil  fie  oielfoc^  nur  burd^  bic  6c^riftfprac^e 
öermittclt  toerbcn,  für  feiner  gclfen  alß  bie  eint)eimifd)en.  So  crf(^einf 
bem  QDöiener  fegen  gctoä^lfcr  aU  kehren,  ha^  er  felbff  in  bcr  Um= 
gang^fprad)e  gcbraud)t,  bem  93erliner,  ber  fegen  fagf,  gilt  umgefcf)rt 
kehren  für  oomeI)mer.  Gewand  ift  für  ben  93erliner  ein  oome^me^, 
faft  nur  bi(^terifd)e^  933ort,  baß  er  bIo§  in  gehobener  Sprache  ober 
t>on  ^iftorifd)en  ^rac^ten  (5.  93.  antifen  ©etoänbern),  nic^t  oon  mober-- 
ner  ^leibung  oerioenbet.  3n  Q53ien  bagegen  ift  tß  ein  munbartli(^er, 
familiärer  2lu^brurf  (a  fesches  G'wandl)^),  unb  Anzug  Hingt  batjer 
l^ier  öiel  eleganter.  "2luf  biefe  'Söcife  !ommt  e^,  ba^  ba^felbe  Qöort 
Roß  bem  <2öiener  jugleic^  ein  poetifcl)er  ^u^brud  ift  (tt)ie  bem  93erlincr) 
unb  ein  ganj  vulgärer:  benn  Roß  get)ört  au(^  ber  "^Oßiener  'SSJiunbart 
an,  unb  ber  ^iafer  fpric^t  oon  feinen  Rössern,  )x>ä^vmb  ber  ©ebilbete 
Pferd  fagt.  (Sbenfo  oerl)ält  e^  fic^  mit  schelten  in  '^Bürttembcrg, 
bai  bafelbft  bcr  reinen  '3}^unbart  angehört,  bem  ©ebilbeten  aber,  tok 
mir  Ä.  0.  ^ifd)er  mitteilt,  gett)äl)lt,  biblifd),  poetifd)  oorfommt:  er  braucht 
bafür  schimpfen.  "^Inbere  tt)ürttcmbergifd^e  "50116  bicfer  ^vt  finb  nad^ 
io.  t>.  ^ifcl)er: 

©ebilbetenfpra(^c  'SOZunbart  unb  6(^riftfprac^e 

Schmetterling  Falter 

Dreck  Kot 

lernen  {=  docere)  lehren 

herunter  hinunter  herab  hinab 

®ie  geograpt)ifd)c  QScrbreitung  ber 'Jöörter  ift  oon  öerfc^iebcncr 
*2lrt.  0er  einfai^fte  ^aU  ift  ber,  ba^  bk  Orte,  auf  bie  ber  ®ebrauc(> 
eine^  9Ößorte^  befd)ränft  ift,  ein  5ufammenl)ängenbe^  ©ebiet  bilbcn  unb 
baß  ganje  beutf(l)e  (3pra(^gebiet  bemnac^  in  mehrere  Teilgebiete  jerföllt, 
in  beren  jebem  ein  eigener  "Slu^brudf  für  ben  in  Q'^ebe  fte^enben  "Begriff 
beftel)t.  60  umfaßt  ber  ©ebraud^  bc€  QCßorte^  Sonnabend  bic  rufft« 
fc^cn  Oftfceprooingen,  baß  nörblid^e  unb  mittlere  ®eutfd)lanb  mit  "Slu^^ 
na^me  beö  n)eftli4)en  ^eilc^,  ber  oon  Samstag  baß  ganje  übrige 
®tbut,  alfo  ^eft--  unb  6übbeutfd^lanb,  Öfterreic^  unb  Sc^meij.  3tt)ifc^en 
ben  Q3erbreitung^gebieten  ber  öerfc^iebenen  Wörter  laffen  [\di)  ^äufig 
nic^t  fo  fd)arfe  ©renjlinien  äiel)en,  U)ie  tttoa  bei  ben  lautlid)en  €r-- 
f4)einungen  ber  'SJZunbarten.  ^kß  ift  fd)on  be^^alb  au^gef^loffcn,  , 
toeil   baß   Äod)beutfd)e   l)auptfä(^li(^   in   ben   größeren   Gtäbten   feinen 


^)  93gl.  6c^mcacr  <2ßb.  II  940. 


QSerbrcitung  ber  Qffiörter  37 

Si^  \)at,  bic  off  burd)  ipcitc  länblic^c  93cjirfe  oon  cinanber  getrennt 
jtnb,  in  bcncn  nur  tO^unbart  gefproc^en  n^irb.  ©aoon  abgelesen  pflegen 
bie  QSerbrcitung^gcbiete  jföcier  Q33crter  burc^  eine  mel)r  ober  tocniger 
breite  ©renjjone  getrennt  ju  toerben,  in  benen  beibc  '^Börter  neben 
cinanber  oorfommen.  3.  ^-  an  ber  ©renje  bc^  ©ebietc^  t>on  Schlächter 
unb  Fleischer,  in  Äalberftabt  unb  (iiikhtn,  toerben  beibe  'Slu^briicfc 
gebraud)t,  an  ber  ©rcnje  hti  9}Je^ger=  unb  iyleifcf)t)auergebiete^,  in 
Saljburg,  toirb  fott?ot)I  Metzger  wk  Fleischhauer  gcfagt. 

®a^  9'iebeneinanber  oon  ätoei  I)Oc^beutfd)en  '2lu^brücfen  für  biefelbe 
Sac^e  iff  überhaupt  nid}tß  fclfene^:  e^  leitet,  tt)ie  unten  erörtert  toirb, 
unter  ilmftänben  bic  93crbrängung  einer  älteren  ein^eimifd)en  ^ejcic^- 
nung  burc^  ein  üon  anbertoärts  importirtes  ^ort  ein.  0iefc  (5infüt)rung 
neuer  Qlu^brücfc  erfolgt  auf  oerfd)iebenen  QOßegcn:  erffen^  burc^  3ugc= 
toanberte,  bic  einen  abtoeic^cnben  ^^ortfd)a^  mitbringen,  unb  burd)  bcn 
*5rcmbenoerfcl)r.  <3o  mirb  mir  oon  ^reiburg  i.  ^r.  berid)tct,  ^a^ 
infolge  Sutoanberung  aus  O'Jorbbcutfc^lanb,  befonbers  Berlin  fic^  bort 
mand)e  neuen  Wörter  einbürgern,  ^ud)  ber  ^rcmbcnoerfefjr  oon  O'Jorben 
nad)  kapern,  5irol  unb  Oc^iocij  fül)rt  norbbeutfd)e  "^lusbrücfc  bcm 
6üben  5U.  3um  5eil  ocrbreitet  aber  aud)  bk  Sc^rift=  unb  ®cfc^äftgfprad)e 
manche  93eäeid)nungen  oon  getoiffen  3entren  au^.  So  toirb  in  ^irol 
Metzger  gefagt,  aber  fel)r  off  Fleischliauer.  Fleischhauerei  gefd)rieben : 
biefer  in  QBien  unb  bem  übrigen  Öfferreid)  gebräud)Iic^e  ^lusDrud  gilt 
alfo  für  forreffer  unb  feiner. 

9^ebcn  ber  normalen  geograpl)ifd)en  QSerfeilung  ber  ^Oßorfe  finben 
ftc^  mannigf ad)e  unregelmäßige:  §.  ^.  bie  (Srflaoe.  ®a^  in  ®eut[d)= 
lanb  übliche  Aprikose  toirb  aud)  in  Kärnten  gebraud)t,  toäf)renb  hai 
bajtt)ifd)en  liegenbc  5irol,  Stcicrmar!,  9'Jieberöfterrcid)  bafür  ba§  '^ovt 
Marille  l)aben.  "Sie  in  QBeft=  unb  Sübbeutfd)lanb  fotoie  Öfterreic^ 
»erbrcifcfc  93e§eic^nung  Fassbinder,  Binder  ftnbcf  fid)  aud)  hd  bcn  ^efer^^ 
burger  ®eutfd)cn,  loä^rcnb  Ciolanb  unb  9corbbeutfd)lanb  Böttcher  fagen. 

^ber  auc^  ein  oöUige^  gcograpl)ifd)e^  ®urd)einanber  gtoeier  2Iu^' 
brüde  fommf  oor.  3.  'S.  burc^bringen  fic^  fo  tk  beiben  'SBörter 
Gummischuhe  unb  Galoschen.  Galoschen  toirb  in  £iolanb,  mand)en 
norb=,  mittel^  unb  fübbcutfc^cn  fotoie  öfterreic^ifd)en  Stäbten  gebraucht, 
aber  in  anberen  6töbtcn  bcrfclben  ©egenben  loirb  Gummischuhe  ge- 
fagt,  e^  iff  norb=  toie  fübbcutfd)  unb  fel)lt  nic^f  ganj  in  öffcrreic^.  3n 
mand)en  Orten  toic  Sc^toerin,  QScimar,  Ccip^ig,  J!flün<i)tn,  'i2lugöburg 
fommcn  beibe  ^cjeic^nungcn  oor.  ^ic  ilrfac^e  biefer  eigentümlichen 
gcograpl)ifci)en   93erfeilung   iff    bie,    ba^    Gummischuhe   ber    jüngerc' 


38 


4.  Q3ertt)crtung  bc^  9J?atcrial^ 


Artoffel 

Erdapfel 

Erdbirne 
Olbcnburg 

'^^ofcn 

^ofcn 

'-maxt 

9^iebcrr^ein 

"^laxt 

9[Rangfclb 

Q3ogtI.,  ^^ür. 

93a9crn 

©übbeutfc^l. 

QBürttemb. 

Obercngobin 

6c^n)ct5 

Öfterreid) 


Galoschen  bcr  ältere  ^lu^brudE  tft,  ber  in  t)crfd)iebencn  Örfen  ju  »er- 
f(|>iebener  Seit  veraltet  unb  bur(^  ba^  jüngere  ^ort  erfc^f  toirb.  ^^n- 
lic^e  itnregclmä^igfcifen  ber  geogiapi)ifd)en  93ertcilung  bcobai^ten  toir 
auc^  beim  munbartlid)en  90öort[(^a^.  ©ie  93eäcic^nungcn  bcr  Kartoffel 
in  ben  beuff(^en  "SD^unbarten,  Artoffel,  Erdapfel,  Erdbii'ne  unb 
Grundbiine,  ge^en  ööllig  bur(i)einanber,  lt)ic  folgenbe  übrigen^  nic^t 
»oHffänbige  ^Zebencinanbcrftcüung  U\)vt: 

Grundbime 

'iPofcn 

9'^ieberr^ein 

&m 

9Q3ürttcmb. 

6d)n)ei5 

Öfterreic^ 

■iHIfo  fogar  in  einer  9}^unbart  finben  fic^  mehrere  '2lu^brüde  für 
bie  Kartoffel  neben  einanber. 

'zfflan  erfiel)!  au€  biefcn  93eifpielcn  5uglei^,  t>a^  eine  fartograp^i- 
fd)e  ©arfteHung  ber  Q3erbrcifung  ber  QBörter  —  abgefeljen  baöon,  t>a^ 
fie  fe^r  foftfpielig  loäre  —  in  »ielen,  ja  ben  meiffcn  fällen  nic^t  ein-- 
mal  befonber^  8h)e(fentfpred)enb  erfd)eint.  ©ie  n)ortgeograpt)ifd)cn  Q3er» 
l^ältniffc  jtnb  ju  öerttjicEelt  unb  unregelmäßig,  aU  ha^  fie  leii^t  unö  er= 
fd|)öpfenb  in  einem  ^artenbilb  lüicbergegcbcn  n>erben  fönnfen:  bie  fc^riff« 
lic^e  ^arftellung  h)äre  jebcnfall^  au6)  bann  aU  Erläuterung  unb  ßr* 
gänjung  nic^t  ju  entbehren. 

®a§  t)k  Äauptmaffe  ber  gcograp^ifc^  öerf4)iebenen  93c3eic^nungcn 
auf  begriffe  bc^  täglid)en  £cben^  entfällt,  le^rt  bic  folgenbe  ilberfi^t, 
bie  aud^  jur  (frgänjung  ber  au^  praftif4)en  ©rünbcn  alp^abetifc^  an- 
gelegten Wortgeographie  nbtig  erfi^cint. 

Äaug  unb  Äau^^alt. 

Snfaffen:  <2ßirt  (Äou^loirt),  Bieter,  9DZiete,  6c^lafburfcl)e. 

93ebienung:  ©ienftmäbc^en,  'Slufioartefrau. 

9^äumc  unb  3ugel)örigeg:  <5lur,  treppe  (stoei  treppen), 
^orribor,  6tube,  6peifefammer,  93oben  (©ac^boben),  ®iele,  'SedEc 
(SimmerbedEe),  ^linfe,  .Klingel,  *3}Zafc^inc,  'Blafe  (im  Äcrb),  ©c^oru' 
ftein,  2aube. 


Sac^lic^  gcorbnctc  Überfielt  über  Mc  ^äöe  39 

'^öhtU  6pinb,  ^ommobe,  ^ifc^faften,  6tut)l,  9^ac^ttifrf),  ^u§. 
bonf,  93cftffcEc,  £afcn,  ©cdbetf,  Riffen,  Snlcf,  ^Settübcrjug,  ^cttbcrfe, 
®orbinc,  ^rontcucf)ter. 

Äau^geräfc  unb  Q3crtoanbte^:  93cil,  Schrubber,  Äanbfcger, 
6c^ippe,  ^u^flopfcr,  ^btoafd)fa§,  9[Bafd)bcc!cn,  Cappen,  Äarfe,  '^läff-- 
cifen,  93oIäcn,  9?oÜc,  pfropfen,  '^fropfen5iet)cr,  =iD?cfferbönfc^cn,  93inb-- 
faben,  Cic^t,  ^alg,  Strcic^^öl^er,  ^icpe,  (?imcr,  Karaffe,  9'iapf,  5affe, 
^Teelöffel,  ^opf,  ^üüc,  ©edel,  Öutrl,  Sudcrbofc,  3:üfc,  6c^Iüffelbunb; 
"^Petroleum;  <33Iciffiff,  £öfd)blatt. 

Abfälle  u.  bgl.:  ^üU,  Qualm,  9^a^m,  'Blaf  (blafcn);  gJZotte. 

Ääu^Iic^e  ^äfigfcifcn:  fd)cucrn,  fegen,  reinigen,  @ro§rein- 
machen,  gurcc^tmac^cn,  plätten,  rollen,  bot)ncn.  (Ä0I5)  l)auen,  foc^en, 
fd)moren,  räuchern,  anftecfen,  fleben,  fcl)lie^en,  flingeln. 

Kleiber, 
^njug,  93einfleiber,   "^öefte,   5afcl)c,  ^afcl)entuc^,  ^aiHe,  ^orfctt, 
9f<od   (^rauenrocf),   ^aletot,    Sc^lip^,    9}^ü^e,    3t)linbcr^ut;    6tiefel, 
ÄadEen,     6c^nürfenfel,     Strupfen,    £afd)e,    ®ummifc^ut)e,    "Kantinen; 
Schleife,  ßtednabel;  9io^v]tod;  Sc^ilbpatt. 

©  p  e  i  f  c  n. 

9}^a^l5eiten:  *2lbenbbrot,  ^iJ^iftagbrot,  Q3efper. 

JRild):  «Sicfe  ^ilc^,  6al)ne,  Q[ßei§cr  Ääfe,  ^ul)!äfe,  ©icfer  ®rieg. 

©emüfe:  QKei^fo^l,  6auerfo^l,  9^ot!o^l,  <2öirrtng!o^l,  ®rünfol)l, 
^lumenfo^l,  9^ofenfot)l,  ^ol)lrabi,  x!Of^ol)rrüben,  Kartoffeln,  ^ellfartoffcln, 
Quetfd)fartcffeln,  Schoten,  "53o^nen,  '2ßad)^bo^nen,  Kopffalat,  ^ilj, 
Tomate,  "SOZeerretfig. 

Obft:  Winnie,  ^or^borfer  "äipfel,  ^prifofe,  ^pfelftne,  So^anni^* 
beeren,  93efingc,  '^reilelbeeren,  Äagebutte. 

<5leifc^:  Äammcl,  Kafflcr  Q^ippefper,  <5ilet,  Kamm,  6(^tt)an5ftü(f, 
(Si^bcin,  Keule,  Knochen,  93regen,  Kalb^milc^,  ®efd)linge,  Kalbaunen, 
©rieben,  93uletfen,  Beilage,  ©änfeflein,  6pic!gan^,  Äu^n,  ^ute,  "Srü^e. 

<5ifd)e:  Sanber,  Qaö)^',  Cafe. 

^acftoerf  unb  Q3ertoanbteg:  'Srot,  Kirfte,  Kanten,  Krume, 
Krümel,  '3}?ild)brob,  Äörnc^en,  93ärme,  9?oggen,  ^fannfuc^en,  9Zapf' 
fuc|)en,  ^fefferfuc^en,  Gierfuc^en,  Q^ü^rei,  6peife,  Klo^,  dii,  93onbon«, 
tafeln  (e^o!olabe). 

Sufatcn:  93raunmel)l,  ßffig,  ^J^oftcic^,  öinlauf,  ©raupe. 

©cfränf:  6eft. 


40  4,  "^Jcmertung  bc^  ^Jiaterialg 

^inbcrfpiclc  unb  *23crtt)anbtc^. 

Std,  Murmeln,  fc^liftcrn,  6c^aufel,  knarre,  ^aniffeU,  Ccicriaftcn, 
93ßei^nad^f^baum. 

®ufen  5:ag,  ^bicu. 

6tra§c. 

(5^auff§e,  0amm  (9oi)rbamm),  93orbfc^h)cHc,  0rccf,  ®rofc^fc, 
5^uff^e,  Q'^oUtoagen,  ©tra^cnjungc. 

©ctoerbc  unb3u&c^5r. 

$tfd)lcr,  93bft^cr,  6tellmad)cr,  Klempner,  ^effclflirfer,  Töpfer,  6c^otn- 
ftcinfcger,  6c^läc^fcr,  ©crbcr,  S)ol^i)amv,  iobfcrin,  dafe,  ©eftiUafcur, 
Äaufmonn,  ßabcn,  Cabenfifc^,  6(^aufcKffcr,  6c^nciberin,  9?c(^t^anlt)aU. 

Körperteile. 
•^Sade  C^Sacfpfeife),  ^Sacfja^n,  93ein,  ioacfen,  6pann. 

Kran!^eiten,  ^ob. 

^octen,  Krämpfe,  Srfältung,  fic^  erfälten,  93auc^lt>e^,  ^idtel, 
6c^lu(icn,  ^obe^anjeige,  Kir(^t)of. 

<2llter. 
3unge,  ©fra^enjunge. 

Seit. 

ein  Q3iertel  Q3ier,  ®rei  Q3iertel  QJier  (f.  auc^  ^Oi^o^laeitcn) ; 
6onnabenb,  ^oc^entag,  Sanuar,  iberbft,  bieg  3al)r. 

<2öcfter. 
Äagelförner;  e^  gie^t  it)ie  mit  9?JoIIen. 

^iere. 
Äammel,   Siege,   (Sic^^örnc^en,    9}iü(ie,   *3}?otte,    Sonbcr,   £ac^*. 

^f  langen, 
^lieber,  'xJ'^oggcn,  ^aii,  93orfe,  6c^iefcr.  Q3gl.  auc^  ©emüfe,  Obft. 


Sac^Iic^  gcorbncfc  Hbcrfic^f  über  bic  ^äüc  41 

(Jigcnfc^of  t^toörf  er. 

^cll,  au0i?crfd)ämf,  brciff,  fd)tocr  oon  'Segriffcn,  {)ä§Iic^  (in  mora= 
lifc^cm  6inne). 

^ätigfcifcn. 

fucfcn,  füllen,  pfeifen,  fpucEen,  fd)nauben,  fneifen,  unterfaffcn, 
fd)ütfeln,  t)auen,  ouf{)eben,  "Slc^f  geben,  aufmuden,  triejen,  tröbeln, 
flc^  bemühen;  fc^muggeln. 

^boerbia. 
blo§,  nid)t  me^r,  rein  rau^,  mit  'Slbftc^f,  fc^ön  fd)mecfen  (riechen). 

0a§  ein  fo  großer  ^eil  biefer  ^äUe  in  ba€  ©cbiet  beg  ioou^t)alfg 
unb  ber  materiellen  ßcben^bebüifniffe  gehört,  bctut)t  offenbar  jum  5eil 
barauf,  ba^  gcrabc  auf  biefem  ©ebict  bie  ein^eitlid)e  öc^riftfprac^c  am 
toenigften  cintoirfen  unb  ßin^eitlic^feit  ber  ^e5eid)nungen  ju  "Söege 
bringen  fann,  toeil  bie  im  ganzen  beutfc^en  6prad)gebiet  gelefene 
Literatur  fic^  auf  einem  anberen  ^oben  betocgt  unb  loenig  Q5eranlaffung 
\)at,  i>k  93egriffc,  bit  im  täglichem  £eben  eine  gro§e  9?olle  fpielen,  ju 
ertoä^ncn.  ^aebing  ^af  in  feinem  freiließ  ju  ftenograpi)ifd)en  3it)ccfen 
angelegten,  für  fprad)tt)i|fenfd)aftlic^e  ni(i)t  oi)ne  toeitere^  braurf)baren 
ioäufigfeit^lDörterbucf)  (6tegli^  1898)  eine  ^ortftatiftif  gegeben,  bk 
aui  fe{)r  5a{)Ireic^en  litcrarif4)en  Werfen  Derfd)iebenfter  2lrt,  flaffifcf)en 
©ic^tungen  fotoie  toiffenf(^aftlic^en,  ted)nifd)en,  polififd)en  unb  populären 
Schriften  eiufcl)lie§lid)  einer  9^cil)e  oon  ^rioatbriefcn  gcfc^öpft  ift,  unb 
in  biefem  großen  beinahe  11  9}Zitlionen  9S}örter  umfaffenben  9}^aterial 
!ommt  baß  QBort  Sahne  nur  10 — 11  mal.  Rahm  8 — 13  mal  oor, 
toä^renb  5.  93.  ein  fo  fpejieller  '2lu^brucf  tote  Heeresleitung  313  mal 
barin  oertreten  ift.  3ft  nun  auc^  bk  le^tere  3at)l  t)ietleid)t  nic^t  ht' 
fonbcr^  bejeicbnenb,  n)eil  fie  burc^  tie  ^u^toal^l  ber  Literatur,  auf  ber 
bie  Statiftif  bcrul)t,  bebingt  fein  fann,  fo  betoeift  bie  (Seltenheit  ber 
Wörter  Sahne  unb  Rahm  aUerbing^,  ba^  '^uibvüdc,  bk  im  prioaten 
ßcben,  in  unjä^ligen  Äau^l)alten  bc^  ganzen  Sprad)gebiet^  täglich 
gebraud)t  toerbcn,  in  ber  Literatur  cine^  S^pr^unbert^  oerfc^tpinbenb 
feiten  oertreten  fein  fönnen. 

Qöa^  bie  Suöerläffigfeit  ber  *2lngaben  betrifft,  fo  toirb  fie  mel- 
fac^  fd)on  buv6)  bk  ^erfönlid){eit  ber  ®ett)äl)r^männer  »erbürgt,  toelc^e 
jum   großen   ^eil   au^   6prac^forfd)ern  unb   '^^ilologen    befte^en,   bie 


42  4.  QScrnjcrtung  tti  '^attviali 

gu  folf^cn  "Slngoben  gett)i§  bic  berufcnften  finb.  ^uc^  liegen  \a  in  ble- 
fer  ^ejie^ung  tit  Q3crl^älfniffc  für  eine  n)ortgeograpt)ifd)e  llnterfu(^ung, 
bie  ft(^  auf  bic  93ilbung^fprarf)e  erftrcdf,  lr>eif  günftiger  al^  für  bie 
•SO^unbarfenforfc^ung.  Über  bic  'Sßortc,  bic  er  felbft  gebrau(^t,  lann 
jcber  ©ebilbcte  ol)ne  njcltcre^  9^cc^enfd)aft  geben,  tDät)renb  93eobac^fungen 
ber  SO'Junbart  immer  eine  gelr>iffe  Eignung  unb  (5cf)ulung  erforbem 
unb  oicl  k\d)ttx  Srrtümem  au^gefc^t  finb.  ^u^erbem  tourbe  burc^  bie 
3at)I  ber  Scugniffc,  bie  äh)ar  für  9}Zunbarfengeograpl)ie  5U  ftcin,  für 
eine  im  ^rinjip  einheitliche  ©cmcinfprac^c  aber  rcicf)licl)  gro§  iff,  eine  QSer- 
glcirf)ung  unb  Kontrolle  ber  "Eingaben  crmögli(^f.  "^ür  mel)rcrc  Orte 
ftanben  mir  je  älDci  hiß  brei  @en?äl)r^männcr  5ur  QSerfügung,  für  hit 
beibcn  toic^figffen  Gtäbfc,  93crlin  unb  ^icn,  fann  id)  felbft  einfte^en 
unb  i)attt  t(^  bie  9}Zöglicl)fcit  beftänbigcr  9^a(^prüfung. 

(Jine  6cf)h)icrigfeit  ber  'Beantwortung  ergab  fic^  nur  in  ben  oben 
(6.  36)  befproc|)enen  fällen,  ^o  ber  Cprac^gebraucE)  felbft  fd)toanft, 
bie  ©rense  jtoif^en  Äoc^beutfcl)  unb  9)^unbartlic^  ftie§enb  ift,  mu§  natürlich 
auc^  ber  ®cit)äl)r^mann  unfic^er  tt)erben.  90ßcnn  ein  QBort  burc^  ein 
anbcrcg  oerbrängt  mirb,  txitt  ein  6tabium  ein,  in  tpclc^cm  e^  fraglich 
h)irb,  ob  ber  ältere  ^u^brudf  fc^on  alg  oeraltet  gelten  mu|  ober  ob 
umgefe^rf  ber  jüngere  noc^  nid^t  ganj  eingebürgert  ift  unb  ba^er  at^ 
nic^t  bobenftönbig  empfunben  ioirb.  Solche  Stocifcl  fmb  naturgemäß 
mit  einer  ilnterfud)ung  öcrbunben,  biz  bic  in  ftetcm  <5luß  bcfinblic^c 
Icbenbige  (5pracf)c  jum  ©egenftanb  l^at.  3.  '^B.  toar  in  bcn  80  er 
3al)ren  in  93crlin  nur  Sclilips  unb  Binde  üblic|>,  Kravatte  bagegen 
!lang  mir  fremb  unb  altmobifcf).  Acute  aber  tvivb  in  93crlin  Sclilips 
üon  Kravatte  »erbrängt,  baß  aurf)  meift  in  ©efd)äft^an5eigen,  "Sluf^ 
fcl)riften  oon  ßäben  u.  bgl.  gefc{)ricben  toirb.  Q3on  93^ün(^cn  f(^reibt 
mir  ein  ®eU)äl^r^mann,  '^rof.  Obcrl)ummer:  „3n  öielen  'fällen  ift  e^ 
fc^lpcr,  bcn  ©ebraucf)  feftäuftcUen,  ta  burc^  bit  ftarfe  Suloanbcrung 
fi^)  in  *30Zün(^cn  mand)c  '2öortc  eingebürgert  t)aben,  bic  ni(^t  urfprünglic^ 
bobenftönbig  finb.  QSon  bcn  Ic^tercn  liegen  l)eutc  manche  an  ber 
©rcnje  bti  93ulgärcn."  3n  folcf)cn  'Jällcn  fönnen  fic^  leicht  mehrere 
©ch)äl^r^männcr  h)ibcrfprect)cn.  QBollte  man  ba  genau  fein,  fo  müßte 
man  gerabeju  eine  Q3olf^abftimmung  ücranftaltcn  unb  müßte  für  jcben 
Ort  bic  ®cfd)i4)te  jebc^  '2Bortc^  befonber^  feftftellen.  (?infa(^er  erf(^cint 
c^  unter  biefen  ilmftänben,  burc^  eine  Q3cr5ffentlid)ung  toie  bic  oor« 
licgenbe,  ctn?a  nötige  93crid)tigungen  l)erau^5uforbern  unb  fo  ben  ^aU 
beftanb  in  jtocifcl^aften  fällen  ju  ermitteln.  '5ür  9!Rittcilung  fol(i)cr 
"^Berichtigungen  unb  (frgänäungcn  h)äre  ber  QJerfaffer  ben  ßcfcrn  fc^r 


Suocrtäfrigfeif  ber  ^^Ingoben  43 

banfbar.  Übrigen^  \}aht  id^  oon  'Eingaben,  bk  mir  irgcnbtoelc^c  3h?eifcl 
crmedEfcn,  feinen  (Scbrauc^  gemad)t  unb  ^offc  ba^cr,  ta^  eigentliche 
^ti}kv  nicfet  ju  ^äuftg  fein  toerben. 

iln|lcf)eri)eit  be^  Sprac^gcbrauc^^  entftet)f  aud)  ba,  too  bie  bt' 
geic^nefc  0ac^e  jloar  gcfannt,  aber  mcf)r  ober  iDcniger  feiten  ift,  3.  ^. 
in  mand)en  fleincn  Orten  ber  Zander,  bk  Apfelsinen,  bk  Aprikosen, 
ber  Mais.  3n  ber  Srf)toei3  gibt  e^  toenig  ©änfe,  ba\)zv  geben  meine 
©emä^r^männer  auß  <ct  ©allen,  3ürid),  93em  feinen  ^u^brucf  für 
Gänseklein  an  uftt).  3n  berartigen  lyällen  fann  fic^  fein  fefter  örflic&er 
Sprac{)gebrau(^  cnttoicfeln,  tocil  bieg  eine  getoiffe  Ääufigfeit  ber  93cr» 
toenbung  eine^  ^orte^  oorausfe^t. 

3n  ber  ^u^f ü()rlid)feit  ber  geograpf)ifc^en  'Eingaben  ^offe 
idi)  ungefäl)r  bk  richtige  ^Ocitte  getroffen  ju  ^aben.  (Jinerfeit^  toar 
natürlid)  eine  getoiffe  9'^eid)I)aItigfcit  folcf)er  'i2lngaben  ern)ünfd)t,  anberer- 
feit^  mu§te  aber  auc^  irgenb  eine  ©renge  gebogen  toerben,  um  ben 
^ert  nic^t  mit  alljuoielen  Ortsnamen  5U  belaften.  (fine  'Jßortgeograp^ie, 
bie  ba^  ganje  gro§e  beutfd)e  Sprachgebiet  oon  ^eter^burg  bt^  93cm 
umfa§t,  fann  natürlich)  nict)t  für  jebe  ber  oielcn  5aufe.ibe  beutfc^er 
<5täbk,  bk  e^  gibt,  oon  fleinercn  Orifc^aften  ju  fc^toeigcn,  ben  'JBort» 
gebrauch  genau  angeben  unb  §.  93.  für  jebe  feftfteüen,  ob  man  bafelbft 
Galoschen  ober  Gummischuhe  fagt. 

Itnbebingte  93oüftänbigfeit  ber  'Ställe  unb  be^  tCRateriale^  fann 
man  oon  einem  Ierifalifd)en  ^erf  unb  einem  erftcn  93erfud)  bicfcr  '2lrt 
nic^f  crtoartcn  unb  ni(^f  »erlangen,  (f^  gibt  auc^  fein  'Sj'^ittel,  bk 
93oIIftänbigfeit  ber  Stichwörter  ju  erreichen,  ba  ein  einziger  nicf)t  in 
jeber  ©egenb  be^  großen  beutfcf)en  (2pracf)gebiefe^  5U  Äaufc  fein  fann, 
toie  e^  e^  ber  9SergIeict)ung  be^  ^ortgcbrauc^^  Wegen  nötig  wäre. 
^htv  Wenn  man  bk  ^äüt  ab5ief)t,  bie  au^  ben  frü£)cr  angegebenen 
©rünben  mit  *2lbftci)t  au^gefcf)Ioffen  finb,  fo  {)offe  icb,  ba^  nic^t  aUju 
öiele  unb  wicf)tige  x^äüe  fehlen. 


5.  .^iftortfc^eö  ^ur  neuf)oc^beutfrf)en  ^^ortgeogra^^^ie. 

®er  im  '^olgenben  befc^riebene  (5pracf)gebraucf)  gilt,  wk  bereift 
bemerft,  für  bie  3a()re  1909—1915  ober,  ba  bk  meiftcn  ^21u?fünfte  in 
ben  3al)i;en  1909—1912  gefammelt  finb,  runb  für  1910.  9öäre  bk 
ilnterfucf)ung  um  brei§ig  3at)re  früher  angeftellt  worben,   fo  wäre  bai 


44  5.  Äiftonf(i^cg  jur  n^b.  QBortgcograp^ic 

6rge&ni^  gett)i^  in  öiclcn  ßin5clt)citcn  ein  anbcrc^  gctocfcn.  QGßic  fbnncn 
bicfc  ^Serfc^icbungcn  be^  933ortgebrüU(^^,  bic  früheren  Q3erbreitung^ge- 
bictc  bcr  QBörtcr,  jc^f  nur  noc|)  fcl)r  unooEffänbig  ermitteln.  3.  'S. 
erinnere  id)  mic^,  ba^  ba^  QOßort  Sommerfrische,  ba^  je^t  in  93erlin 
f(|)on  ganj  gert)ö^nlid^  ift,  mir  ol^  ^Berliner  um  1880  noc^  frcmb  toar: 
ic^  ^brtc  e^  bamal^  guerft  t>on  ßeipjiger  Q3ertt)anbten  unb  gebrauc|>te 
felbft  nur  Sommerwohnung,  wai  \a  ober  nic^t  genau  ba^felbc  bebeufet. 
©erabe  ein  Sa^r^unbcrt  früher  öerseic^nef  ber  '^Berliner  'Jriebr.  Sf^icolai 
(^efc^reibung  einer  9^eife  [oon  1781]  V  93erlin  1785,  <33et)lagc  6.  131) 
Sommerfrische  alß  tirolif^,  aU  einen  93ojencr  ^u^brud :  bie  ^Sojener 
fuc^ten  im  ^ei^en  6ommer  bic  füllen  93erge  auf,  unb  toer  bie  Äi^e 
fennt,  bk  in  biefcr  Q>tabt  im  6ommer  ju  ^crrfd)en  pflegt,  toixb  ti  be- 
grcifli(^  finben,  tocnn  gerabe  ^ier  ba€  'Jßort  Sommerfrische  aufge» 
fommen  fein  foUtc,  öielleic^t  narf)  bem  Q3organg  bti  italienif4)en 
villeggiatura^).  93on  öftcrreic^,  wo  bk  6ommerfrifd)e  eine  noc^  größere 
9?oUe  fpielt  al^  in  9'^orbbeutf^lanb,  mag  fid^  bai  903orf  na<i)  9^orben 
ausgebreitet  ^aben,  unb  glüar  fd)cint  cS  ein  3at)r^unbcrt  gebraucht  ju 
^abcn,  um  bis  nac^  93erlin  gu  fommen'). 

<5ür  bie  'Jefffteßung  biefer  QOßortbetoegung,  fottjeit  fie  in  bk  neuere 
Seit  fäUt,  l^abcn  wiv  au§er  ber  perfbnlic^cn  Erinnerung  faft  gar  !eine 
ioitfSmittel.  ^ortgeograpl)ifd)e  linterfuc|)ungcn  U)ie  bk  oorliegenbe  finb 
eben  bisher  m<i)t  angeftellt  toorbcn,  unb  6c^lüffe  auS  ber  Literatur 
unb  auS  '2öörterbü(^ern  fort)ie  oereingelte  literarifc^e  9^oti5en  fönnen 
fie  nur  in  geringem  Umfang  erfe^en.  QBir  muffen  hiß  inS  18.  3o^r= 
^unbert  äurüdge^cn,  um  ein  reicheres  9?^aterial  für  biefe  <5tagen  ju 
gewinnen.  "21bcr  je  n)eiter  h)ir  jeitlic^  äurü(igel)en,  befto  me{)r  nähern 
h)ir  uns  ben  Anfängen  beS  S'Jeu^o(^beutfc^en,  alfo  einer  Seit,  in  ber 
aud)  bie  Gint)cit  beS  |)0(^bcutfd)en  '2ßortfd)a^eS  erft  im  QBerben  begriffen 
tt>ar  unb  n)ortgcograpl)ifd)e  llnterfd)iebe  füglic^  noc^  als  munbartlic^e 
betrachtet  hJcrbcn   muffen  ober  !önnen.      3n  ber  frü^neu^od)beutf4)en 


^)  QBciterc  Seugniffe  für  Sommerfrische,  bic  bcn  tiroUf(i)cn  llrfprung 
bcS  QBortcS  bcftätigcn,  bieten  QBrcbc  unb  ^lugc  Seitfd^r.  f.  beutf^c  QEßortf. 
I  78  f.  6(^on '5:rojcr  in  bcr  ^osener  (If)tomf  oon  1648  fpri(^t  oon  „Obcrbojcn, 
tt)0  bic  Qtabt  93oäcn  i^re  refrigeria  ober  frifd^cn  galten."  Frische  ift  bcr 
»olfStümlid)e,  Sommerfrische  bcr  ftäbtifdC)c  "SluSbrurf  in  "So^en.  Obcrbojcn 
ift  alfo,  n)5rtti(^  genommen,  bic  öltcftc  „Sommerfrifd^c"  bcr  QBclt. 

"}  ®ic  Verbreitung  bcS  QBorfcS  mag  äum  'Seil  auf  lifcrarifcl)cm  <3ßcgc 
erfolgt  fein,  'iflad)  Muge  <2ßb.  u.  6ommcrfrifc^c  i^at  StcubS  QCßcrf  ®rct 
Sommer  in  "^irol  (1846)  baju  beigetragen.  3n  QBicn  ift  bie  eigenttid^ 
ooKStümlic^c  QEßcnbung  am  Land. 


"5rüf)ncut)oct)t)cutf^c  Seit  45 

'pcriobc  iff  ja  auc^  bk  6c|)riftfprac&c  oon  bcr  (Sin^eiflid)fcit  t>t^  QBort- 
fc^a^c^  nocf)  toeit  entfernt.  Unter  bcn  bamaligcn  tt)ortgeograpt)ifd)en 
Differenzen  finbcn  mir  natürlich  aud)  folc^e,  toie  fle  noc^  in  bcr  t)cutigen 
^oc^beutfc^en  llmgang^fpracf)e  befielen,  5.  93.  toenn  bit  Süric^er  Über- 
fc^ung  bcg  *i2Ilten  ^eftament«  oon  1525  £ut^er^  Töpffer,  Fleysch- 
töpffe  burc^  Haffner,  Fleyschhäfen,  fein  fühlen  burc^  empfinden 
crfc^t '),  bie  93ibeIgloffarc  bcrfelben  Seit  2üt\)txß  haschen  mit  ergreiffen, 
fein  Khan  mit  Schiff,  Weidling,  Nachen  erflären*),  Qd  Schabe 
für  haß  Iut^erifd)e  Motte,  Kat  (Kot)  für  Dreck,  heiraten  für  freien, 
feist  für  fett,  Schewr  (Scheuer)  für  Scheune  fe^t ').  Q3on  ben 
^örtcrbüc|)ern  auß  ber  2.  Äälfte  beg  16.  Sa^^bunbert^  bieten  bit  93e= 
arbeitungen  öon  3uniu^'  9^omenc(ator  C^Inttoerpen  1567)  einfc^Iägige 
^älle:  ber  fä(^fifd)e  9Re!tor  "Slb.  6ibcr  fügt  in  feiner  ^Bearbeitung  öon 
1571  ju  ben  meift  oberbeutfd)en  QBörtcm  btß  3uniu^  bie  entfprcd)enben 
oberfäc^fifd)en  ^u^brücEe,  *2DZ.  <dd)tnd  C^lug^burg  1571)  bairifc^e, 
'^.  Äorft  (^öln  1588)  nieberr^einifc^e  QSJörter*)  binju.  <5äIIe,  bit  für 
bie  ^ortgeograpl)ie  ber  l)eutigen  ilmgang^fpracbe  Sntereffe  t)aben,  finb 
j.  93.  3un.  Lebreykleidung  oder  Kleid  von  zwey  oder  mehr 
Farben;  6ib.  Bundtkleidt;  6cbencf  Gethailt  Klaid  von  vil  Farben; 
Äorft  Liberey  Kleidt  Bundtkleidt  "*).  —  3un.  Sponbethmacher. 
Ein  schreyner:  <c>ib.  Tischer;  Ä.  Spanbetmacher  oder  Tischer. 
Schreyner  oder  Schnitzeler®).  —  3un.  .  .  .  napff;  Qih.  Milch- 
topff,  Asch').  —  3un.  Ein  righel;  Sih.  Klincke,  Spenüegel; 
6c^en(i  Rigel,  Schnall;  Ä.  Klincke,  Sperriegel*). 

93on  fd)riftfprarf)licben  '3)en!mälern  fin^  für  toortgeograp^ifd)e 
StDtdt  am  äuoerläffigften  bie  auf  nur  lofale  Q5erbreitung  berechneten 
5ertc,  tt)ie  ftäbtifd)e  Urfunben,  6c|)ulbüc^er  ®)  u.  bgl.  93ei  liferarifd)en 
Denfmälern  mad)t,  wie  fd)on  früher  bemerft,  bk  geograpbifd)c  Suteilung 


^)  93gt.  939lant),  <3ßorffd)a^  bc«  Süric^er  21.  ?:.    (93er«n  1903). 

*)  93gl.  ^r.  ®auner,  ©ie  oberbeutfci)Ctt  93ibelgtoffarc  bcö  XVI  Sa^r« 
^unbcrt«  (®iff.  0.  ^reiburg),  ©ormft.  1898. 

*)  ßinbmcpr,  ®er  <2ßorffrf)a^  in  Cufberg,  gmfer^  unb  ßrfö  Hbcrfc^ung 
bti  9Zcucn  ?;eftamcnfg.    Gtra^burg  1899. 

*)  ^.  ßubin,  <21t)am  Sibcrö  '23carbeitung  btß  9^omenclofor  &.  Sunii 
(5)iff.  0.  'Jreiburg),  Äarlätu^e  1898. 

»)  ßubin  6.  63.  -  •)  Cubin  e.  89.  —  ')  (^bb.  6.  118.  -  «)  &b.  6. 132. 

*)  So  lernen  »ir  bcn  9^ürnberger  '3öortfcE)a$  Dom  Zai^xt  1732  fcnnen 
but(^  ein  „'5:cutf(i)-2atcimfrf)eö  9ßörfer-93üc^lein  jum  9^u^  unb  (Srgö^ung  ber 
6c^ul-3ugent»  äufammcngetragcn  unb  mit  6000  boja  Wcnlic^en  "Silbern  ge- 
aierct."    9Zürnt>erg  1732. 


46  5,  Äifforif^cg  jur  nl)b.  QOßorfgeograp^ic 

oft  Sc^ttJtcrigfcitcn,  locil  bk  meiffen  (Sc^riftffcUcr  i^rcn  '^lufcnt^U^ort 
gcit)c4>felf  unb  ba^cr  ^Inflüffc  öcrfc^icbencr  Ort^fprad)cn  erfahren  ^abcn 
00  mifd)t  bcr  ^ommer  6offrolt)  in  feine  um  1595  abgefaßte  £cbcn^« 
befd)reibung  glpar  oiele  'Slugbrüdc  feiner  nbb.  Äeimat  ein,  j.  03.  Kaute 
unb  Kule  ^©rube'  (II  13),  Boddeker  '^öttc^cr'  (I  193),  Flor  '^lvix\ 
Böne  (I  125),  Schornstein  (I  109),  aber  er  braucht  gclegentlict)  auc^ 
fübtt)eftbeutf4>c  'Jßörfer,  tt)ie  Sambstag  (III  133),  schellen  (I  257), 
bic  fxd)  offenbar  au^  feinem  5ei(h)eiligcn  "Slufent^alt  in  6peier,  *^for5=^ 
i)eim  unb  QDßorm^  crflären.  QBcnn  ber  lanbtoirtfc^afflid^e  Sc^riffftellcr 
3o^.  Goleru^  (f  1639),  ju  ©olbbcrg  in  (54)lcficn  geboren,  fpäfer  in 
9^offocf  unb  ber  '^axt  gelebt  ))at  unb  in  *^arc^im  gefforben  ift,  fo 
Iä§t  fic^  fein  Q33ortfd)a^  nur  allgemein  al^  norbbeutf(^er  oertocrten,  aber 
nic|>t  auf  eine  beftimmtc  £anbf(^aft  bcfc^rän!en  uftt). 

Q5on  einer  ^o^beutfcf)cn  £Imgang^fprad)e  fann  man  in  ber  frü^= 
ncu^od)beutfd)en  Seit  noc^  nic^t  fprec^en;  man  ^attc  bamal^  noc^  genug 
äu  tun,  um  nur  eine  einheitliche  ©c^riftfprac^e  ju  fc^affen.  3m  münb= 
liefen  93crfel)r  t)crrf^te  bic  "^DZunbart  l)öc|)ften^  mit  ber  '3}iilberung,  ba^ 
bie  Qpra6)t  ber  ftäbtifcf)en  unb  gcbilbeten  '^Bcoölferung  fic^  oon  ber  ber 
93aucrn  unb  be^  nieberen  Q3olfe^  burc^  bk  93crmcibung  grober  örtlich 
bef(^rän!ter  ^rooinsiali^men  untcrfc^icb  ^). 

3m  17.  3at)i'^unbert  erlangt  bic  Sprache  ^urfac^fen^,  baß  'SJZci^^ 
nif^e,  einen  ma§gebenbcn  6influ§  auf  bie  fprac|)lic^e  Gnttt)idElung. 
®er  6(^riftfprac^e,  bic  ^ier  i^rc  ^Söurjeln  })atU,  tarn  bk  öon  bcn 
gcbilbeten  unb  oornel)men  fäci^fif<^cn  Greifen  gefproc^ene  QSerfe^r^fprac^c 
»on  allen  '^DZunbarten  am  näc^ftcn  unb  gen»ann  fo  bcn  9^uf  einer 
9^ormalfpracl)e  ^).  Scfcn  rül)mt  (um  1650)  baß  '3}Jei§nifd)c  al^  bic 
„Äauptmunbart  aller  ©cutfc^en,"  bic  er  fic^  bc^l)alb  ä«  feiner  Q'^icbt- 
fd^nur  ertt)äl)lt  l)at.  (fr  finbct  in  jcbem  £anbe  stocierlei  Sprachen, 
eine  l^obe  ober  gierlic^c,  bic  h^i  Äofe,  unter  gelehrten,  gefd)i(iten  unb 
^öflicl)en  '3}?cnfd)en  unb  fonbcrlt(^  unter  bem  ^rauenjimmcr  üblich  fei, 
unb  eine  niebrigc  ober  bäurif4)c,  bk  unter  bem  gemeinen  *3?ianne  unb 


^)  6o  fdficibet  '2lt»cnfinuö  (^urmaicr)  um  1550  bic  'Slugfprad^c  bcr 
Stäbfcr  unb  ber  '23oucrn  (^Surbac^,  Einigung  bcr  n^b.  ©c^riftfprac^c  13), 
'2Hbcrtuö  1573  jwtf^cn  bcn  cultiores  unb  bcn  inculti  et  agrestes  indigenae 
nostri  (ScUincf,  @ef(i).  b.  nt)b.  ©ramm.  I  6.  69).  Äieron^mu*  QEßolf  fpric^t 
oon  bcr  pronunciatio  elegans  unb  anbcrerfcifg  bcn  crassissima  vitia  ber 
QSolfgfprac^c  (93urbac^  6.  14). 

»)  Q3gl.  6ocin,  6c^riftfprac^e  unb  ©ialclte  im  ©eutfc^en  312.  325.  333. 
345f.  u.  ö.    Älugc,  93on  ßut^cr  m  Scffing*  153  ff. 


•Jlnfängc  bcr  neu^od)beutfrf)en  UmgangSfprac^c  47 

bcm  Canböolfc  im  Srf)n)angc  gc^c,  unb  ffcüf  bcfonbcr^  f)0(^  bic  Sprache 
bcr  fürnctjmen  ßeipäigerinncn,  toeil  fic  tocnig  ober  garnid)t  mit  frcmbcn 
ober  gemeinen  ßeufen  unb  bem  Canboolf,  ba^  ba^erum  noc^  eine 
nieöerfäd)[ifd)e,  grobe  Sprache  rebe,  umgeben  unb  ba^er  bk  it)rige, 
bic  fte  a\x^  guten  93üc()ern  unb  öon  fümef)men  ßeuten,  aug  töglic|)en 
9'^eben  gelernet,  rein  unb  jierlid)  behalten  *).  ®iefc  oberfäc^ftfd)e  93ilbung^= 
fprac&e,  bic  fic^  an  iik  6cf)riftfprad)e  anfd)lo§,  aber  auc^  i^rerfeit^  auf 
fic  (Sinflu§  ühtz,  fann  ai^  ein  Anfang  unb  eine  ©runblage  bcr  ^od)« 
bcutfi^en  Itmgang^fprac^e  bc5eirf)net  toerbcn. 

9^ic^t  Weniger  n)icf)tig  unb  ebenfo  alt  roar  bte  €nth)idElung  einer 
^od)bcutfd)en  '23erfct)r^fprac^e  auf  nieberbcutfd)em  93oben,  bie  ^ier  bcr 
©nfül)rung  ber  l)0^beutf(^en  6c^riftfprac^e  ouf  bem  <5u^e  folgte  unb 
fid^  hti  bem  tpciten  "Slbftanb  be^  Äod)beutfc^en  oon  bcr  nieberbeutfd)en 
Q3olf^munbart  ^ier  reiner  unb  öon  örtlichen  Sinflüffen  freier  al^  anber^= 
tt)o  entfolten  fonnte.  din  noc^  nic^t  ^erborgejogenc^,  fe^r  früt)e^  Seugni^ 
für  bcn  münblid)en  ©ebrauc^  be^  Äoc^beutfc^en  in  9^orbbeutfd)lanb 
finbet  fic^  in  ber  ßeben^befc^reibung  be^  Sommern  6aftroh)  I  65  ju 
bcm  Sa^re  1528:  er  erjä^lt  bort  »on  93ic!e  93ole,  bem  93ürgermeifter 
bon  ©rcif^toalb,  ba^  er  fic^  einen  9lau\d)  tranf,  „al^bann  ttJoUt  er 
nic^t  onbcrg  al^  ^od^teutifd)  reben"  ^.  (?in  3at)rl)unbert  fpätcr,  1639, 
!lagt  3ot).  9?iicraeliu^,  ba'^  man  in  ganj  ^ommern  faft  feine  pommc= 
rifd)c  ^rebigt  mel)r  t)ören  fönne,  loeil  c^  ^lltß  mu§  ^oc^bcutfc^  gebetet, 
geprebiget,  gefungen,  gef(^riebcn,  gerebet  unb  oerabfc^eibet  toerbcn"). 
dagegen  biente  in  6übbeutfd)lanb  no^  bmf^aui  bie  'SJZunbort  al^ 
llmgang^fprad)e.  9^oc^  in  bcn  „ Literatur briefen"  öon  1760  t)eift  e^: 
„toer  in  ^ien,  SO^ün^cn  unb  '30Zannt)eim  reben  miß,  ift  freiließ  nic^t 
öcrbunbcn,  fäd)fifc^  ju  reben  .  .  .  "Slber  lüc^e  htm  S(^riftftellcr,  bcr 
ein  ganje^  93urf)  öfterreic^ifcl),  bairifc^  ober  pfäljif«^  f(^reiben  tooUte. 
^llc  Schriften  werben  in  bcr  fäcl)fifcl)en  '30'Junbart  gef^riebcn"  *).   "Sllfo 


^)  ©a^  genaue  Sitat  bei  SeUincf,  ®efd^.  b.  ni)t>.  ©rammatif  I  155  ff. 

")  ®ie^  erinnert  an  eine  '53emerfung  bai  ^^eologen  'xRaupad^  in  feiner 
6ci)riff  „93on  unbilliger  ^eracf)tung  ber  plattbeutfcf)en  Sprache"  1704,  bic 
ic^  Socin,  6c^rtftfprad)e  unb  ©iaieffc  im  ®cuffcl)cn  S.  312  entnehme:  bie 
mei^nifc^c  6pra^e  werbe  fo  gemein,  ba§,  wenn  ein  ^flugfnedjt  ^öflic^  tun 
wolle  unb  cin93auer  fi^  benS^nabet  bcgoffen  ^ab^,  fo  muffe  er 
mei^nifcf)  reben. 

')  6ocin  a.  a.  O.  310.  QSgl.  jur  ^b.  llmgang^fprac^e  in  nbb.  ©cbiet 
noc^  ^luge,  <33on  eutl)er  bi«  £efftng*  107  ff.  gb.  Sermann,  ®ic  9^cbcnfä^c 
im  ©riec^.  unb  bic  ©ebitbcfenfprac^c  im  ©ricc^.  unb  ©cutfd^en  (£cipiig  1912) 
193 ff.  *)  Gocin  e.  402. 


48  5.  ibiftorifd^cö  jur  tt^b.  Qßortgcograp^ie 

no(|  um  bic  SDJitfc  bc«  18.  Sö^r^unbctf^  tourbe  (Eint)citl{c|>fcif  nur  für 
bie  6c^rifffprac^e  gcforbert,  unb  aud)  für  bicfe  richteten  fic^  bic  93c-- 
ftrcbungcn,  bcr  6trcif  um  bic  "Jj^agc,  ttjo  unb  tt)»c  bic  9^orm  für  bic 
©emcinfprac^c  ju  finbcn  fei,  bic  längffc  Seit  mc^r  auf  bic  ©rammatif, 
namcntlid^  bic  ßaufc,  ali  auf  ben  '2Bortfd)a^.  6rff  in  bcr  5tocitcn 
ioälffc  bcö  18.  3at)rl)unbert^  tpirb  auc|>  bic  ©nl^eif  bc^  ^orffc^a^c^ 
©cgcnftanb  cingc^enbcrcr  ilntcrfuc^ung,  bic  rcic^crc^  'lO'iatcrial  für  bic 
QBortgcograp^ic  ergibt. 

(So  iff  namcnflid^  ein  Öfterrcic^cr,  Sodann  Siegmunb  93a(cntin 
^opotoit^d),  bcm  h)ir  auf  bicfcm  ®cbicf  oiel  93clc^rung  »erbanfen. 
1705  in  einem  fteirifd)cn  0orf  "iHrjIin  hti  diHi  geboren  t)af  '^opotoit^d), 
obh)0^l  fIoücnifd)er  Äerlunft,  bcr  bcutfd)en  Sprache  eine  eifrige  unb 
licbcooHc  ^ätigfeit  getoibmct  unb  1753 — 66  bic  "^rofeffur  bcr  „beutf^en 
Q53o^Ircbenl)cit"  an  bcr  *2Biener  llniocrfität  bcflcibct*).  3n  bcm  ©freit 
um  bk  6prad)norm  ftanb  er  im  £agcr  bcr  6übbeutfd)en  unb  »erfocht 
gegen  @otffd)cb  unb  feine  '2lnt)änger  bic  "iReci^fc  bcr  obcrbcutfi^cn, 
befonber^  bcr  öfterreic^ifd)en  'SJJunbarten.  (Sr  äußert  fic^  barübcr  in 
feinem  6rftling^h)er!,  ben  Unferfuc^ungen  oom  9?^ccre(<5ranffurt  unb  ßcipjig 
1 750),  ba^in,  ba^  er  öftere  mit  QDßiffcn  öfterrei^ifc^e  '^rooinjialtoörter 
cingeftreuet  \)aht,  n)enn  er  tt)U§te,  ba^  bie  6ac^fen  in  it)rer  "SJJunbart 
feine  bcffcren  befi^en,  ober  h)cnn  er  überjeugt  toar,  ba^  bic  öfterrcic^i» 
fcfeen  'Jßbrtcr  fo  alt  unb  fo  gut  tt)aren,  lüie  bic  föc^fifd)en.  9^id)t  in  bicfer 
©tcUungna^mc  liegt  boö  93crbicnft  oon  ^opo\t>it\d)ß  toiffcnf^aftlic^cr 
5ätig!eit,  fonbern  in  feinen  rcicf)cn  Icyitalifc^cn  Sammlungen  unb  ^Be* 
obad^tungen,  bie  fic^  auf  bie  öftcrrcic^ifd)en  unb  oerfc^icbene  anbcrc 
beutfc|)e  "SU^unbarten  crftredEten.  Gr  ift  fclbft  nic^t  bagu  gefommen,  bit 
€rgebniffe  bicfer  cmfigen  6ammeltötig!eit  5u  veröffentlichen.  <5td)ß  Sa^rc 
erft  nac^  feinem  1774  erfolgten  ^obe  gab  ein  ^reunb  oon  i^m  feinen 
„93crfuc^  einer  Q3ereinigung  bcr  9}Zunbartcn  öon  $cutfd)lanb  al^  eine 
(Einleitung  ju  einem  ooUftänbigcn  ^cutf(^cn  QDöörtcrbuc^c  mit  93eftimmun- 
gen  bcr  Wörter  unb  bcträc^tlicf)en  ^Beiträgen  jur  9Zaturgcf4)i^tc" 
(90ßicn  1780)  l)erau^.  0er  ^itel  bc^  93uc^e^  lä^t  nic^t  erfennen,  xva^ 
barin  enthalten  ift.  'iflad)  bcm  Q3orbcric^t  bc^  Äerau^geber^  plante 
*^opoh)itfc()  ein  „allgemeine^  QOöörterbuc^  bcr  ^cutf(^cn  'SJJunbarten." 
„99ßem  ift  n)o^l  unbemu^t",  ^ei§t  c^  bafelbft,  „ba^  in  ber  Äod^tcutfd^cn 
9JJunbart  noc^   Pon   fielen   Sachen  gefc^icEte  ^Benennungen  mangeln? 


^)  Q3gl.  übet  i^n  3cnincf,  ©cf^i^te  bcr  ncu^o^bcutfd^cn  ©rammatif  I 
6.  252  ff. 


I 


3o^.  gSal  ^opotDitfc^  49 

bicfcm  ^iUangcl  fönnfc  ntc^t  leichter  abgeholfen  toerben,  ali  burc^  genaue 
llnfcrfuc^ung  unb  '23crgleid)ung  ber  93encnnungen,  toeli^e  bie  länblic^en 
"SUZunbarten  barbicten  .  .  .  QBie  oielc  QBörter  finb  burc^  baß  [(^äblic^e 
Xoxnxt\)tü  bcr  "Sln^änger  ®ottfd)eb^,  ha^  bk  6äc^ftfd)e  "^OZunbart  für  bk 
Äoc^feutfc^e  6prad)c  muffe  angefcl)en  werben,  in  hai  Äoc^feutfc^c 
eingefd)lic^cn,  n)clc^e  bunfcl,  unbeftimmf,  met)rbeuttg,  ober  au^  einer 
frembcn  6pracbe  entlehnet  finb,  unb  bie  burd)  bk  gefd)icfteften  93e« 
nennungen  au^  anbern  länblic^cn  9}Zunbarten  fönnen  crfeäcf  tt)erben? 
unb  tt>ie  fönnte  biefc^  leichter  unb  richtiger  au^gefüt)ret  tocrbcn,  aU 
bmö)  ein  folc^e^  QBbrferbuc^  ber  9}Zunbarten?"  ufh).  ^opotoiffc^ 
gibt  in  biefem  „QSerfuc^"  nur  einen  ^eil  feinet  '^attxiali,  er  befd)rän!t 
fic^  auf  eine  "^lu^toat)!  öon  ^Qßörfern,  bk  in  „bk  9^afurgefd)ic^te  unb 
ioau^t)aItung"  einfd)Iagen,  tpeil  er  bemerft  ju  ^aben  glaubte,  ba^  biefe 
in  ben  bi^^erigen  QBörterbüc^ern  „am  meiftcn  gemi§l)anbelt"  feien, 
^l^  6tic|>toörter  toäl)lt  er  bie  l)Oc^beutfd)en  93e5eicf)nungen  ober  bie, 
bk  er  ftc|)  al^  l^oc^beutfd)e  njünfc^t,  unb  öer3eic|)net  bann  bk  übrigen 
lanbfc^aftlic^en  "2Iu^brüde  für  ben  betreffenben  '^Begriff,  ben  er  jugleic^ 
fac^lic^  genau  bcftimmt.  QBa^  er  §um  erften  'J^lai  hktd,  ift  bie  ^robe 
einer  munbartlic^en  Wortgeographie.  ®a  er  aber  bie  tanbfd)aftli4) 
t)erfd)iebenen  93eäeic^nungen  nic^t  in  ber  Cautform  ber  93olf^munbart, 
fonbern  in  ber  l)od)bcuffd)en  'Jorm  ber  ftäbtifc^en  'Slugfprac^c  gibt,  fo  fann 
fein  „Q3erfuc^"  and)  ali  ein  QSorläufcr  ber  oorliegenben  ilnterfuc^ung 
beäcic^net  toerben.  ^Herbing^  bel)anbelt  ^opoit>itfd)  oortüicgenb  50olo= 
gifc^e,  botanifd)e  unb  tecl)nifcf)e  "^lusbrücfe,  bk  id)  gerabe  au^gcfd)iebcn 
\)aht.  ^ür  un^  fommen  in  93ctra(^t  befonber^  bk  2lrti!el  Bret, 
Eisbahn,  Faßbinder  (93bttc^er),  Fragner  (Äöfer),  Gänsegeschneide 
(©änfetlein),  Hasenpfeffer,  Geschlinke,  Hetschen  (6c^luc!en), 
Kalbsdrüse  (^alb^milc^),  Klämperer  (Klempner),  Klinke,  Klos, 
Kohl,  Lendenbraten,  Marille  CiHprifofc),  Möhre,  Pfannkuchen, 
Pocken,  Porwisch  (Äanbfeger),  Qukl,  Rückenkorb  (^icpe),  Schenkel 
(^ein),  Truthun,  Zwetschke,  Zwischenmahl  (93efper). 

®er  „QSerfuc^"  enthält  nur  einen  ^cil  be§  oon  ^opolpitfcf)  ge-- 
fammelten  9}Zaterial^.  ^in  großer  ^eil,  au^.'^opotoitfcf)^  9'Zoti5en  oon 
feinem  ©cbreiber  Qlnton  Waffertt)al  auf  "Solioblätter  umgefcl)rieben, 
liegt  nod)  unveröffentlicht  in  ber  <2Biener  Äofbibliot^ef.  ^aß  umfang= 
reic^fteunbh)icl)tigfte'3}Zanuffript,  Vocabula  Austriaca  et  Stiriaca 
betitelt,  jtoei  ftarfe  ^oliobönbe  9Zr.  9504  unb  9505  %  fteUt  ein  alp^a» 


^)  I.  <25b.  A— M,  277^gottobIättcr.    n.  «Sb.  N— Z,  233  93lättcr. 
Ätefft^mer:  QDßorfgeogrop^tc  ^ 


50  5.  5)iftorif(^cö  jur  ni)t>.  QBortgeogrop^ic 

befifcf)  gcorbncte^  Q[ß5rtcrbu(^  ber  5ftcrrcic^tfd)en  unb  ffcirifd)cn  "SO^unbart 
tar,  ober  ouc^  ^icr  ftnb  toic  im  „QScrfucb"  bie  fpnonpmeu  "2lu^brü(fc 
anbcrcr  füb=  unb  norbbcuffd)er  £anbfd)aftcn  ^injugefügt,  fo  t)a^  toir  c^ 
alfo  and)  ^icr  mit  einer  it)ortgeograp^ifci^en  ^arffeUung  ju  tun  ^aben. 
©nige  'Qixtihl  bedfen  ficb,  tucnn  auc^  nicbt  in  ber  ^u^fü^rung,  mit  benen 
beö  „Q3erfuc^^."  3n  einem  britten  ^oliobanbe,  9'^r.  9506,  finb  Heinere 
Sammlungen  oercinigt:  VocabulaHalensia,  Jenensia  et  Gera- 
na,  Idiotismi  Lipsienses,  Peregrina  vocabula^)  unb 
Affinia  significatione  (6pnont)me),  Zd)  ^dbt  biefe  Äanbf^riften 
für  tk  Stoecfe  ber  öorliegcnben  ilntcrfud^ung  au^gejogen  unb  t)crh)eife 
barauf  in  ber  9oIge  oielfac^. 

®er  <2ßert  biefer  reichen  "S^Zaterialfammlungen  liegt  erften^  in  i^rem 
Qllfcr:  e^  toirb  bmd)  fie  eine  gro|c  '^O'ienge  munbartlicber  unb  umgang^= 
fpra^lii^er  ^atfad^en  für  bie  jtoeiteÄölffe  be^  18.  Sa^r^unbert^  bcjeugt; 
jtoeitcn^  in  ber  genouen  93eftimmung  ber  93ebcutungen  unb  in  ben 
au^fü^rlid^en  fact)lid)en  ßd^ilberungen:  ^opotoit^d)  vereinigte  ben  9^atur' 
forfd)er  mit  bcm  6prad)forf(^er,  auf  bem  ^itel  ber  anonym  erfd)ienenen 
„ünterfucbungcn  oom  9}^eere",  bie  in  merJmürbigem  0urc^einanbcr 
p^pftfc^=  unb  ^iftorifd)--geograpl^if^e  <otntitn  mit  l{nguiftifd)en  oerbinbcn, 
nennt  er  fic^  einen  „Cieb^aber  ber  9Zaturle^re  unb  ber  '^))\loloQk" , 
unb  fo  befcbreibt  er  benn  mit  gleid^er  2k\>t  jur  6ad)e  bie  ^eile  einc^ 
QOöagen^  ober  ben  llnterfd)icb  beg  "lOZaterialiften  »om  Spcjerei^nbler 
tt>ie  bie  öcrfd)icbenen  "Wirten  öon  3nfe!ten,  Q3ögeln  ober  ^flanjen.  (?r 
fügt  gu  bem  "^Irtifel  Glocke  (Idiot.  Lipsienses  Fol.  83)  bie  3eirf)nung 
einer  fäc^fifcben  '^lättglodc,  gum  QOßorte  Parte  einen  '^artejettel  feiner 
Seit,  unb  hti  ^rtüel  Spinal  Voc.  Austr.  11  Fol.  138  ift  fogar  5ur  ^er- 
anfd^aulicbung  eine  "^robe  <5äbcn  befeftigt,  bk  un^  nocb  je^t  au^  bem 
9^olianten  in  reiner  933ei^c  enfgcgenfcbimmert.  ®em  "Slrt.  Schwanen- 
boy  II  Fol.  121  ift  ein  6tücf  <5lancH  beigefügt. 

3n  feinem  toortgeogra^bif^e«  "SO^aterial  ift  am  ftärfften  öfterrei(^ 
unb  Sübbeutfcblanb  vertreten,  nur  febr  fcbloacb  bagegen  9^orbbeutfd)lanb. 
Über  feine  Quellen  gibt  er  feine  ^u^funft.  ^üv  Öfterreid),  befonbcr^ 
QOöien  unb  6teiermarf,  ift  er  offenbar  felbft  ®eU)ät)r^mann,  vermutlicb 
and)  für  bie  (otäbtt,  in  benen  er  einige  Seit  gelebt  \)at,  Q'^cgcn^burg, 


^)  ibicr  bemcrft  ^oponjitf^  unter  anbcrm  (Fol.  44),  ber  ©efd^marf  an 
^rembnjörtern  Ipabc  in  Öfterrcic^  feit  bcm  93crfatt  ber  6c^ulcn,  „ben  tt)ir 
ben  'Scutf^en,  ben  gcfd)n)orenen  'Jeinben  ber  tcutfc^cn  Qpvad^t,  ocrbanfen", 
nad)  ^avU  VI  ^obe  (1740)  fet)r  sugenommen,  unb  Fol.  97:  ein  6olbat  hJürbe 
äUJonjig  'Prügel  auf  ben  ^rf^  bcfommen,  wenn  er  Bericht  ffatt  Rapport  fagte. 


QCßortgcograp{)if(^c  'iyuffc^tüffc  au^  bcm  18.  ^a^t^unbcrt  51 

9^üntbctg,  ßeipjig.  93ct  feiner  ^ele[ent)ett  tft  anjune^men,  bo§  er  afle 
möglid^cn  gebrucffcn  Quellen  unb  93e^elfe  feiner  Seit  au^genu^t  ^at: 
er  5{ficrt  j.  93.  einmal  (Voc.  Austr.  I  Fol.  6  unter  Abwaschschaff) 
bic  6ä(^ftfd)en  93öttc^erorbnungen,  aber  öiele  öon  ben  fprad)lic^en  (?in5cl= 
Reiten,  bie  er  mitteilt,  hjirb  er  bod)  njo^l  au^  prioater,  münblic|>er  ober 
brieflicher  ÖueHe  gef^bpft  l)aben. 

(Segen  ta^  h)ortgeograp^ifc^e  "^J^atertal,  baß  ^opolt)itfc^  bietet, 
tritt  ber  *2luffcf)lu§,  ben  toir  anbcren  ©rammatifern  feiner  Seit  oerbanfen, 
gang  jurüc!.  6ein  ®egner  ©ottf^eb  ift  befanntlid)  5ur  "Slu^fü^rung 
feinet  beutfc^en  9B5rterbu(^e^  nict)t  gefommen.  3n  feinen  „93eobad)tungen 
über  ben  ©cbraud)  unb  9D^i§braud)  öieler  beutfc^er  Wörter  unb  9'?eben§» 
arten"  (6tra§burg=£eip5ig  1758)  ftreift  er  nur  feiten  toortgeograp^if^e 
fragen;  fo  bemerft  er  6.  249  bejüglic^  Raam,  Rohm,  Sahne, 
Schmand:  „3n  fold)en  933örtern,  bk  jum  Canblcben  gehören,  ift  e^ 
nic^t  möglid),  gang  *3)eutfdf)tanb  ju  einer  llbereinftimmung  ju  bringen." 
^a^  ©ottfc^eb  nur  geplant  t)atte,  l^at  9lbelung  in  feinem  „Q3etfuci^ 
eine^  öollftänbigen  grammatifc^--fritif(^en  QBbrterbuc^e^  ber  l^oi^beutfc^en 
^J^unbarf"  (Geip^ig  1774—86)  jur  '2lu^fül)rung  gebracht,  ^ro^  be^ 
Sufa^e^  im  ^itel  „mit  beftänbigcr  93ergteicf)ung  ber  übrigen  9}Junbarten, 
befonber^  aber  ber  Oberbeutfd)en"  finb  bk  n>ortgeograpl)ifd)en  "Eingaben 
l^ier  nid)t  fe^r  reic^,  fonbern  befd)ränfen  fid^  mciff  auf  bk  ^Segeic^nung 
„obcrbeuffd)"  ober  „niebetfäc^fifc^". 

QSa^  9^ü biger  in  feiner  ^b^anblung  „llber  baß  95erl)ältni^  ber 
l^od^teutfi^en  Sprache  gur  oberfäd)rifc{)en  9}^unbart"  (9'^eucfter  Sutoac^g 
ber  teutfd)en,  fremben  unb  allgemeinen  6pracb!unbe.  E.  Ceipjig  1783) 
bietet,  ift  eigentlid)  ein  Sbiotüon  be^  Oberfäd)flfd)en,  aber  ba  er  gegen 
2lbelung  ben  'iflaä))x>dß  füt)rt,  ba%  nxd)t  oHe^,  toaß  oberfärf)rif^  ift  (fein 
befonberer  6tanbpunft,  toie  er  fagt,  toar  Äalle),  auct)  bocl)beutfd)  ift, 
fo  erfat)ren  toir,  ivaß  toenigften^  nac^  feiner  '^Infii^t  bamal^  nod^  nid^t 
al^  boc^beutfc^  galt.  6o  ipar  Truthan  Truthenne  nac^  6.  124 
„ebenfo  proöinjial,  cbenfo  toenig  allgemein  Äoc^teutfcl)  al^  baß  nieber= 
fäc^fifd)e  Puter."  Stricknadebi  l)ic§en  bamal^  in  9^ieberfad)fen  noc^ 
Knitt eisticken  ^)  (6.  121).  3(^  erinnere  mic^  aucb  noc^  in  einem 
mobernen  9^oman,  ber  in  9'^orbU)eftbeutfd)lanb  fpielt.  Sticken  in  biefem 
6inne  getefcn  gu  ^aben.  ®ie  ^nrebe  Frau  N.  toax  bamal^  nur  obcr= 
fäcl)fifc^:  in  9'^ieberfacl)fen  fagte  man  Madam  N.  (6.  76).  9^übigcr 
tounbert  ficb  (6.  76),  ba^  im  Oberfäc^ftfcl)en  Frauenzimmer  auc^  öon 


^)  ^Ibetung  <2ßb.  IV  450  ^at  Knüttnadel. 


52  5.  Ätftorifc^e^  jur  n^b.  933ortgcograp^ic 

bcn  mcbrigffcn  unb  ocräc^flic^ftcn  "^crfoncn  gebraucht  locrbc'):  l)cufc 
tt>irb  ba^  'SBort  im  oornc^mcren  Sinne  überhaupt  nic^t  mc^r  angctocnbct. 

'23cmcrfcn^tt>crt  ift  ferner,  t)a^  *5ncbric^  9^icoIai  auf  feiner  9'^cifc 
burc^  ©cutfc^lanb  unb  öftcrreic^  im  Sa^re  1781  t)it  üntcrfd)iebe  bc^ 
QBortfc^a^e^  beobachtete  unb  in  feine  9?eifebefc^reibung  ein  flcine^ 
S'Zürnbergcr  QBörtcroerjeic^ni^  (II  1783  ^Scplage  (5,  137ff.),  ben  *33er= 
fuc^  eine^  fc^tt)äbifd)en  Sbiotüon^  öon  3ot).  (^t>t.  6cbmibt  (IX  1795 
93epl.  (5.  113  ff.)  unb  ein  gr5§ere^,  fd)on  burc^  fein  ^Iter  toertoolle^ 
Sbiotifon  ber  öfterrcic^ifc^en,  befonbcr^  ber  QBienerifc^cn  'SJtunbart  unb 
amgang^fpracbe  (V  1785,  ^eplage  XIV  6.  70ff.)  einfügte. 

ße^tere^  benu^te  "Slnton  t>on  ^lein  in  feinem  ®eutfd)en  'prooinäial« 
toörterbuc^  (Schriften  ber  ^urfürftlic^en  beutfd)en  @efenfd)aft  VI.  VII. 
^ranffurf  unb  ßeipjig  1792).  tiefem  elfäffiifd)en  Sc^riftfteHer  fd)ö)ebte 
nic^t^  geringere^  alß  ^opotoitfd)^  ^lan  cine^  allgemeinen  ^örtcrbuc^e^ 
ber  beutf4)en  9)Zunbarten  oor,  aber  t>k  '2lu6füi)rung  toar  gang  unzu- 
länglich, .^lein  \)attt  oon  ber  ®rö§e  ber  2lufgobe,  bem  Umfange  be^ 
ju  fammelnben  Stoffel  offenbar  feine  rechte  93orftellung  gel)abt  unb 
merlte  erft  hti  ber  ^u^fü^rung,  ba^  i^m  t>it  Arbeit  über  ben  ^opf 
toud^^.  6o  begnügte  er  ficf)  baß  ju  geben,  xoaß  er  ^attt,  eine  Sammlung 
öon  ungefähr  7000  ©ialefttoörtern,  bie  größtenteils  auS  6übbeutfcl)lanb, 
jum  Heineren  ^eil  auS  norb=  unb  mittelbeutfcljen  6täbten  (©anjig, 
Äannooer,  ÄilbcSt)eim,  ©uberftabt,  3ülic^,  '33crg,  Q'^aöenSberg,  Goblenj) 
ftammen.  3m  Q3ortt>ort  äußert  er  fic^  über  feine  Queßen  ba^in,  ha'$ 
er  jtc^  fclbft  in  öcrfd^iebenen  ^rooinjen,  beren  QOöörter  er  fammelte, 
eine  ziemliche  Seit,  oft  mc{)rcrc  3a^re  auft)ielt  unb  auf  toieberl^olten 
9^eifen  burc^  bicfelben  mit  Äilfc  pafriotifcl)er  ^reunbe  feine  Sammlung 
immer  ootlftänbiger  ju  machen  \xä)  bemühte,  ferner  gcbrucfte  unb  brief- 
licf)e  93eifräge  t>on  ®elcl)rten  benu^en  fonnte.  .^rüfl  (Ceben  unb  QGßcrfe 
beS  elf.  Sc^riftftcEerS  ^.  o.  S^lein,  Strasburg  1901  6.  136  ff.)  \)at 
nac^getoiefen,  ba^  er  für  öfterreic^)  l)auprfäc|)lic^  baß  3biotifon  feinet 
5:obfeinbeS  ^^^icolai  ausbeutete,  tß  aber  nie  jiticrt.  ^üv  ^lfa§  unb 
"^falj  ift  er  gett)i§  felbft  @en)ät)rSmann,  ba  er  iix  '3}ZolSt)cim  hzi  6traß= 
bürg  geboren  ift  unb  fpäter  in  9}^annl)eim  lebte.  <5ür  ©anjig  öermutet 
^rü!l  'SJZitteilungen  feineS  <5rcunbeS  ^renbelenburg  als  Quelle.    ÄennigS 


^)  "Slbclung  <2Bb.  11  274  bemerff  ju  Frauenzimmer:  gine  einselnc  '^erfon 
njeibticben  @efc[)Icct)teS  oon  gutem  Gfanbe,  ba  mon  oon  geringeren  ^erfoncn 
bcn  '^luSbrucf  Frauensperson  unb  oon  ganj  niebrigen  baß  QBort  Weibsperson 
gcbrau(^t.  3n  bem  ausführlichen  "iluffa^  oon  <&.  Seibenabel  über  Frauen- 
zimmer 3.  f-  bcutf<i^e  QCßortforfii^.  V  59  ff.  fe^lt  bie  ^emerfung  oon  9?übigcr. 


QBorfgcograp^if(i)c  ^uffAlüffe  aus  bem  18.  3al)r{)unt)ert  53 

^vt\x^i^d}tß  ^örtcrbud)  oon  1785  ^ititvt  ber  Q^crf affer  felbft.  Über 
feine  fonffigen  münbltrf)en  unb  fd)riftlid)cn  Quellen  toiffen  tvxv  nid)t^. 
^ro^  t^rcr  <5)ürffigfetf  unb  mancf)er  anberer  ^iJ^ängel  t)af  bic  Sammlung 
fc^on  tocgen  it)re^  '2llfer^  für  bie  Wortgeographie  i^ren  Wert. 

^u^  biefem  '^J^atcrial  —  bem  etma  nod)  3of).  ^riebr.  Äei)na$' 
Q3erfuc^  eine^  'Seutfc^en  "^Intibarbaru^  (93erlin  1796,  2  93bc.)  anju- 
reit)en  ift,  ber  oielfac^  auf  ^rooinsialiömen  t)intocift  —  crgiebt  fic^  ni^t 
tpcnig  für  bie  Q3erfc^iebung  ber  tt)ortgeograpbifd)en  '35ert)ältniffe,  bie 
®cfd)id)tc  ber  "Jlu^breitung  ber  Wörter.  "Slu^er  ben  'fällen,  bk  fd)on 
ertoä^nt  tourben  unb  bic  im  ^olgenben  noc^  jur  (2prad)e  !ommen 
toerben,  fü^re  id)  beifpiel^toeifc  an,  t)a^  nac^  ^opotoitfd)  Unterfuc^. 
oom  9}Zeere  ©.  426  Arzt  um  1750  in  öfterreic^  nur  einen  ^arft- 
fc^rcier  ober  Quacff alber  btbzMtttt,  alfo  ein  oerärf)tIic^e§  Wort  toar:  ber 
offizielle  "Slu^brurf  für  ^x^t  rt>ar  bort  Medicus  ober  Physikus  (Leib- 
medicus,  Stadtphysikus  uftt).).  „^ie  gemeinen  £eutc  (aud)  ber 
^bcl  unb  bk  ®elet)rten  in  täglichen  ©efpräc^en)  bebienen  fid)  bc^  Worten 
Docter  ...  ^ß  muffen  alfo  t>k  0ac{)fen,  unb  anbere  ioerrcn,  bie 
gut  ^eutfc^  fd)rciben,  gegenwärtig  fid)  nod)  ^ütcn,  ta^  fie  feinen  öfter» 
reid)ifd)en  xC^ebicum  einen  Arzt  nennen;  fie  toürben  il)m  baburc^  eine 
fcf)lcc^te  (5t)re  ertoeifen." 

Schmetterling  ift  in  ber  jtoeiten  Äälfte  be^  18.  3al)rl)unbert^ 
ber  fd)riftfprad)lic^e  9^amc  biefe^  Snfeft^  gctoorben^),  aber  ^opotoiif^ 
^Bereinigung  515  fd)rcibt  ta§  Wort  nur  Sac^fen  ju  unb  nennt  banac^ 
oiele  anbere  lanbfd)aftlid)e  ^Sejeicbnungen :  Flädermaus  am  9Rf)ein  {rvo 
bie  93cfpertilionc^  Speckmäuse  l)ic§en),  Krautscheißer  in  9}?ä()ren, 
Müchdieb  in  t^ranfen,  Molkendieb  im  Oftcrlanb  unb  Sd)lefien,  Molken- 
stehler im  Äo^enlo{)ifd)en,  Mühler  in  <5ranffurt,  Sommerv^ogel  in 
Gc^lefien,  Weinfalter  in  öfterreic^,  Zweyfalter  in  Gc^vraben ').  9^oc^ 
^eute  fonfurriert  mit  Schmetterling  Falter*);  bem  berliner  flingt  e^ 
freiließ  poetifd),  abgefel)en  oon  ben  äufammengcfe^ten  '2Irtnamen  toic 
Nachtfalter,  Kohlfalter  u.  a.     95gl.  oben  6.  36. 


^)  1744  fennt  if)n  ba^  in  '5?ambcr(?  oericgfc  ^ompcnbicufc  unb  ^^u^- 
bare  öau§t)alfungg--2ertcon  II  113  nod)  md)t,  e^  braud)t  Molcken-Diebe  ober 
Zweyf alter.  3m  0QBb.  ES  1047  ift  barauf  t)ingen)iefen,  ta%  £id)tn)cr  in 
einem  @ebid)t  (1748)  Molkendieb,  ©octt)C  in  feiner  Ceipsigcr  Seit  (1765—68) 
bo^  fran5Öfifd)e  Papillon  neben  Schmetterling  gebraud)t, 

2)  5Roct)  anbere  Gpnonpmc  bei  "^belung  qöb.  HI  1570.   ®9[ßb.  IX  1047. 

*)  Falter  in^rofa  5. 03.  beiOSiebig  ^Naturgewalten  209  (neben  Schmetter- 
ling e.  53),  93tainger  9Rebbäd)Ie  68.    Äeffc,  ^eter  eamenjinb  251. 


54  5.  Äifforifc^e^  jur  n^b,  QGßorfgcograp^ie 

®a^  ie^t  allgemein  übliche  Hosenträger  wav  cö  im  legten  Q3iertel 
beg  18.  Sö^tl^unberf^  no(^  ni4)f.  ©nc  ber  frü^cffen  GrlPä^nungcn  be« 
9Borfc«,  in  Sebler^  Hniöerfal-Ccjifon  öon  1735  (XIII  6p.  965)  crflärt 
e^  in  einer  'Jßeife,  ba^  man  barau^  erficht,  e^  toar  bamalö  no^  tpenig 
befannt  ^).  9^übiger  (3un)a(^^  11  86)  bejeic^nef  1 783  Hosenhebe  aU 
obcrfäc^fif^),  Hosengalgen  ol^  nieberfäc^fifd^  unb  ignoriert  ben  5lug= 
brudf  Hosenträger  gang.  "Slbelung,  bem  gufolge  biefe^  ^Icibung^flüdE 
ju  feiner  Seit  nur  öon  „gemeinen  ßeuten"  getragen  njorben  ju  fein 
fd()eint,  ))at  Hosenträger  aU  6ti(^tt)ort  in  feinen  Q3erfuc^  öon  1775 
(n  1297)  unb  fein  "SBörterbuc^  üon  1796  aufgenommen  unb  ertoä^nt 
baneben  al^  oberbeutfc|)  Hosenhalfter,  Hosenheber. 

©ie  Seit  oom  Snbe  btß  18.  bi^  jum  anfange  be^  19.  ^a\)v- 
^unbert^,  bic  (ipod)t  unferer  flaffif4)en  Literatur,  \)at  bie  ©n^cit  ber 
^o(^beutfd)en  6(^riftfpra4)e  ooUenbet:  nun  erft  !onnte  fic^  auc^  bit 
©nigung  ber  ][)oc^beutfd)en  limgang^fprad^e  oolljie^en  ober  toenigften^ 
anbahnen.  'Söir  l^aben  biefe  Q3orgänge  oben  (6.  45  ff.)  hi^  ini  17.  unb 
18.  Sa^r^unbert  ^inab  oerfolgt.  3n  biefer  Qpo6)^  litt  bie  GnttoidEIung 
ber  münblic^en  ©emcinfprad^c  f^iper  burc^  bk  Äerrfd()aft  be^  '5ran= 
5öfif4)en,  ba^  in  allen  t)öfif(^cn  unb  oornet)men  ©efeÜfc^aft^f reifen  ©n= 
gang  fanb  unb  bie  beutfd^e  'SJiutterfprad^e  in  l^cute  faft  unbegreiflichem 
9Jia§e  jurüdbrängfe  ^).  ©n  bcrü^mte^  93eifpiel  biefer  rein  franäöfifd)en 
©jictjung  unb  ber  fie  begleitenben  QSernad^Iäffigung  ber  beutfd)en  Sprache 
ift  "^tiebric^  ber  ®ro^e^).  6o  finbcn  loir  benn,  ba^  bic  gefproc|)ene 
®emcinfpra(^e  öon  ber  *3}Zitte  be^  17.  bi^  gu  ber  be^  18.  3a^rl)unbert^ 
feinen  für  un^  nja^rnel^mbaren  '5ortfd)ritt  gemad|>t  ^at.     ©er  6übcn 


^)  „Äofcn-'Srägcr  iff  nic^t  cttoo  einer,  ber  ioofen  jum  feiten  Äauff 
umfraget,  .  .  .  fonbern  wa^  man  fonft  eine  Äofen-Äcbc  ober  ^rog--'33anb 
|)ei^ct  unb  bie  Sd^neibcr  t)on  '2Infd)roten  unb  aUer|>anb  gcn)ür(ften  feibencn 
unb  tt)0llenen  93orten  verfertigen."  ©ticterö  QBörtcrbuc^  »on  1691  unb 
^rifd^^  Dictionnaire  allemand-hangois  Don  1719  ^aben  bog  QKort  no^  nic^f. 
dagegen  ift  eö  in  S^rifd)^  '5;eutfc^-eotcin.  ^b.  »on  1741  6.  470  f(^on  ocr- 
äci^net. 

2)  ßin  Seugniö  für  üicte:  ßifclottc  fc^rcibt  in  einem  93riefc  oom 
29.  ^pril  1704  (95ricfe  ber  Äerjogin  ßlif.  (S^arl.  o.  Orl6onö,  ^crauög.  oon 
©eiger,  6.90):  „®a^  fommt  mir  albern  oor,  ba^  unfre  gute  ®cuff(^en  at^ 
^ranjöftfd^  f^reiben  njoücn,  al^  mcnn  man  m<^t  auf  ©eutfd^  fc£)reiben  tonnte. 
3c^  fürd)tc,  ba^  ©cutfci^e  mvb  ftc^  enbU(^  fo  oerlieren,  ba^  cg  feine  Sprache 
metjr  fein  ttjirb." 

**)  Q3gt.  9Wcn^,  'Jricbrid^  ber  ®roftc  unb  bic  beutfd^e  Sprache,  3-  f. 
bcutfc^e  QBortforfd).  I  194  ff. 


gntftet)ung  ber  f)od)l)eutfc^en  Umgang^fprac^c  55 

be^  bcutfd)en  6pcac^gcbictc^,  bcr  an  bcr  (gnttoicflung  bcr  gemeinbeuffdjcn 
Hmgang^fpra(te  nid^t  feil  genommen  l>atte,  oert)arrfe  noc^  hxi  über  bic 
^enbe  be^  18.  3al)r^unbcrf^  bei  feiner  9}Zunbarf  ober  feinen  munb- 
artlid)en  ^rooin5iaIfprarf)en.  ©er  Dialog  in  Cefftng^  ^inna  öon 
^arn^elm  (1767)  unb  feinen  anberen  bürgerltd)en  6d)aufpielen,  ber  fic^ 
t)on  bem  ^eute  geltenben  Äoc^beutfc^  nur  me^r  burd)  eine  getoiffe  oltcr-- 
tümlic^e  Färbung  unterfd)eibet,  fonnfe  aU  ibeale^  "SSorbilb  für  eine 
^0(^beutfd)e  llmgang^fprac|)e  bicnen,  fptcgelfc  aber  feine  "^öirflic^feit  ah. 
©a^  folgt  aui  ber  ^rt,  ö?ie  ber  öfterreic|)ifd)e  '^Bü^ncnfrififer  6onnenfeU 
in  feinen  93riefen  über  bie  rt)icnerifd)e  6cf)aubüt)ne  im  3al)re  1768  fic^ 
über  bie  6prac^e  be^  bamaligen  £ufffpiele^  unb  äugleid)  über  hk  Um- 
gang^fpra4)e  feiner  Seit  äußert  (6.  231  f.,  17.  Schreiben  öom  l.'21pril 
1768):  „Obgleich  ©eutfc^lanb  bereite  f^eatralifd)e  6(^riftfleller  aufju-- 
tt)eifen  \)at,  bie  firf)  mit  (?l)re  an  haß  <2)rama  geioaget  Ijabcn,  fo  mangelte 
eg  i^m  bi^  je^t  boc^  bcftänbig  an  einer  t^catralifd)en  Sprad)e,  toenig- 
ftcn^  an  einer  Qptad)^  für  baß  feinere  ßuftfpiel.  ®ie  ilrfac{)e  baoon 
lä§t  fic^  angeben.  ®ie  Stoifc^cnrebner  bc^  feineren  ßufffpieleg,  ober 
cigcntlid)er  be^  eblen  9vömifc^en  finb  überhaupt  £eute  au^  beffercn  ©e« 
fellfd)aften  genommen,  6tanbe^pcrfonen,  "^erfonen  oon  (Sräiet)ung, 
^crfonen  au^  ber  großen  QBelt:  il)r  ^on  ift  eigcnfli(^  ber  5on  bc^ 
Umgang^,  ber  ^on  bcr  artigeren  QSelt,  ber  fic^  bi^  auf  bit  93ebiente 
unb  9}cäbcl)en  l)inab  oerbreitet,  n)clcl)e  in  unfern  fran5öfifd)en  ötürfen 
fogar  oft  unau^fte^licb  lt)i^ig  fprec^en.  ^at  aber  ®cutfd)lanb  hü  auf 
biefc  6tunbe  eine  eigentliche  Sprache  ber  großen  ®efellfd)aft?  ift  e^ 
fogar  mögli(^,  ba^  fie  jemals  baju  gelangt,  ba  an  allen  Äöfen,  in  allen 
Äauptftäbten,  bem  Q>i^i  btß  fogenannten  artigeren  Umgang^,  in  allen 
^erfammlungen  burc^au^  fransbfifc^  gefprocl)en  toirb?  ba  bie  <S>ame, 
bie  einen  jeben  au^  ben  Q3iergigen  [9)Zitgliebern  ber  fran5öfifd)en  ^!a- 
bemie]  in  feiner  "SJJutterfprac^e  eintreiben  toürbe,  mit  '2}iüt)e  unb  9^ot^ 
brei  äufammen^ängenbe  QBöctcr  in  il)rer  eigenen  t)er5uftammeln  tt)ei§, 
unb  man  barum  in  gan§  ®eutfd)lcnb  auf  ben  t)orteill)aftcn  (Einfall  ge* 
raten  ift,  feine  anbern  al^  fran5öfifd)e  ©ienftlcute  anäunet)men  .... 
®er  9!Rann  auf  bcr  6tubierftube  fann  bit  rebnerifcf)c  ßprai^e,  bit 
bicbferifc{)e  Sprache,  bie  gelehrte  6prac^e  bearbeiten,  bereichern,  verfeinern: 
er  bcfpric^t  fi^  burc^  feine  6cf)riften  mit  ber  QOßclt  unb  legt  i^r  feine 
(frlpeiterungcn,  oft  al^  ©efe^geber,  manchmal  jur  ®enet)ml)altung  öor: 
aber  ber  9!IRann  in  ber  ^elt,  in  ber  großen  ^elt,  bie  '^tan,  bie  au^ 
bem  <3E)iittelpunffe,  einen  raufd)enben  ^rei^  burc^  i^re  ^^eije  be^errfc^et, 
bie  oon  i^rem  ac|)t5el)nten  ^a\)vz  hiß  in  baß  oierunbjtoanjigfte  ben  ^on 


56  5.  Äiftorif^c^  jur  n^h.  QCßortgcograp^ic 

giebf,  biefc  muffen  bic  6ptad|)c  bc^  Umgang^  bilbcn.  .  .  .  ^tgentlii^ 
alfo  l^at  bcr  0cutf(^c  !einc  ^^catcrfprod)e,  tocil  er  feine  Sprache  be^ 
Umgang^  \)at;  ober  toentgften^  feine  ^^eaterfprac^c  rcid^t  nid^t  toeifer 
aU  feine  gcfcllfd^aftlic^e,  unb  biefe  ^at  fc^r,  fe^r  enge  ©ränjen  .  .  . 
ßefftng  ift  ber  einsige,  ber  in  einem  tt)eitercn  Umfceife  attjmet,  unb  feine 
Gfüde  jeigen  ben  mächtigen  (5influ§  biefe^  £o!aloorf^cil^  ^üuptfä(^lic^ 
in  bem  (5igenf^ümli(^en  feiner  Sprache;  e^  iff  bk  feine  Sprache  be^ 
QSelf manne«  .  .  .  ." 

®ie  l^ot)e  "^Bebeutung  einer  l^od^beuffd^cn  llmgang^fprac^e  ber  oor= 
nel^meren  Greife  \)at  m<i)t  minber  fd)arf  Äerber  betont  in  einem  1788 
oer5ffentti(^ten  ^uffa^  „3bee  jum  erften  patriotifd)cn  Snftitut  für  ben 
^Ugemcingcift  ®eutfd)Ianb«"  (©ef.  QBer!c  VXI  604 f.  6upt)an),  in 
toelc^cm  er  ju  biefem  Sfvtd  bk  93ilbung  einer  beutfd)cn  "Slfabemie  oor= 
fd)lägt.  „93itlig  alfo  ift«,  fc^rcibt  er,  ba^  bic  ^cutfc^e  Sprai^c,  tt)enig= 
ften«  innerhalb  ber  ©renken  i^rer  9Zation,  l^errfc^enb  n)erbe,  ta^  btut\(i)t 
"Jütften  fie  »erftel^en,  rein  fprcc^en  unb  lieben,  unb  bur^  il^r  (Sjcmpel 
gereift,  ber  ®eutfd)c  '2lbel  fott)ot)l  al«  jcbe  anbere  feinere  ©efellf^aft 
i^r  bie  ^Sicgfamfcit  unb  ben  ©(anj  ju  geben  fud^cn,  burd^  ben  fi4> 
bk  ^ranjbfif^c  fo  fe^r  au«5eid)net.  ®ie«  wixb  gefd()e^en,  toenn  unfre 
reinere  ^üc|>erfprad^e  immer  me^r  bie  6prad()e  ber  feineren 
©efcUfc^aften  unb  jebe«  5ffentlic|)en  93ortrage«^)  ju  ttjerben 
fud()t,  ba  fic  bi«^cr  öon  biefem  allgemeinen  ©cbrauc^  noc|)  tocit  entfernt 
geh)efen,  benn  befanntcrma^cn  tt)irb  unf  ere  93üd^erfprad|>e,  im  rein= 
ften  Sinne  genommen,  beinahe  nirgenb  gercbet."  Äerber  looHtc 
alfo  nid^t  nur,  ba^  bk  ^od)bcutfd)c  6c^riftfprac^e  gefproc^en,  jur  llm= 
gang«fpra(^e  toürbe,  fonbern  er  ertoartcte  aud^,  ba^  bicfe  Umgangöfpracbe 
i^rerfeit«  eine  öerebclnbe  Q^üdEioirfung  auf  bie  <3c^riftfpra(^e  ausüben 
h)erbc. 

©em  ©ebanfen  Äcrbcr«  entfpric^t  e«,  ba^  um  biefe  Seit  ber  "Slu^brudf 


^)  Sot<^e  93orträgc  tourbcn  bamal«  no^  otclfod^  franjöftfd)  gehalten. 
®o«  t»on  Älugc,  QSon  eutt)cr  h\§  £effmg*  231  jittcrte  <Soifpicl  oom  So^re 
1807,  3o^.  0.  9}?üncr«  franjöfifc^e  g^cftrebc  auf  ^riebrid^  ben  ©ro^cn  in  bcr 
95erUncr  '2lfobcmic,  mu§  ba^in  erweitert  werben,  ba%  für  bic  .Acadömie 
Royale"  in  93crlin  feit  '5riebri(^  bem  ©ro|cn  (1746)  bi«  jum  Sa^rc  1812 
^ranjöfifd^  übert)aupt  bic  offtsieHc  Sprache,  ouc^  i^rcr  Schriften  (Mämoires) 
»or,  tt)ä^renb  Äurfürft  'Jriebrid)  III.  bcr  „Sozietet  der  Scientien"  bei  i^rcr 
©rünbung  (1700)  gcrabc  bic  Pflege  bcr  beutfc^cn  Sprache  ju  einer  Äaupf» 
aufgäbe  gcmad)t  ^atU.  Q3gt.  ^ö.  Äarnacf,  ®cfd).  b.  ':prcu§.  "iafab.  b.  QBiff. 
(<25crtin  1901). 


gntfte^ung  bcr  ^ocftbeuffc^en  5.lm(5anggfpract)c  57 

Gesellschaftssprache  *)  ober  Gesellschaftsdeutsch  für  bic  Q3erfef)r^= 
fpra(^e  bcr  guten  ©efellfc^aff  auffommt.  ®a^  man  jc^f  auc^  im  Süben 
be^  beuffct)en  Spracf)geb{efe^  beftrebf  ift,  fle  ftd)  anzueignen,  k\)vt  eine 
^u§erung  oon  ^lopffocf  au^  bcm  3at)re  1794  (©rammat.  ®efpräcf)c 
1794,  2.  ©efprärf)  6.  38),  toonact)  man  Don  xOZainj,  „too  ba^  Iieblid)ffc 
©efing,  al^  93et)flang,  I)erfd)t",  ^inbermäbd)en  nad)  'JBien  fommen  Iie§, 
bamif  eine  gute  *2Iug[prac|>e  „fd)on  am  ©ängelbanbe"  gelernt  toerbe. 
*5rcilid)  fd)reibt  Safob  ©rimm  nod)  1814  an  ^il^elm,  ha^  ber  i)ot)c 
^Ibcl  in  örtcrrei^  fic^  oor  ber  9}?unbart  frf)ämc,  aber  fo  toenig  ®cfctt= 
fc^aft^beutfc^  !önnc,  t>a%  er  lauter  ^^ranjöfifd)  rcbe ').  3n  feinem  Weiteren 
Q3erlauf  \)at  jeboc^  ba^  19.  3a{)rt)unbert  ben  QBunfd)  Äerber^  erfüllt, 
fotoeit  er  fiel)  o^ne  eine  "iHfabemte  erfüllen  lie§,  e^  t)at  hk  allgemeine, 
tt>cnn  auc^  nic^t  oollftänbig  eint)eitlirf)e,  lanbfd)aftlic^  nod)  bifferenjierfc 
Hmgang^fprac^e  gebracht,  unb  bic  "^effrebungcn  neuerer  Seit,  ber 
Icbenbigen  (5pract)e  ben  Q3orrang  oor  ber  papierenen  ju  ocr= 
fc^affen'),  bctt?eifcn,  ba^  man  bic  (Sntftcl)ung  unferer  ©cmcinfprac^c 
f^on  oergeffen  l)at  unb  bk  llmgang^fprac^c  eine  felbftänbige  ^ac^t 
gctoorben  ift. 


^ad}  biefcm  gcfd)i4)tlicl)cn  ^Überblic!  fönntc  e^  fd)cinen,  aiß  ob  bk 
toortgeograpt)ifcl)en  ©ifferenscn  ber  £lmgang6fpract)e  nur  munbartlic^e 
llntcrfd)icbc  feien,  n^clc^c  bi^  in  bic  (Jpoc^c  oor  ber  ^oc^beutfc^cn  (5pracl>= 
cinigung  jurüdrcic^en  unb  ber  "^lu^glci^ung  entgangen  finb,  Wzil  eben 
biefer  gange  ^roje^  ber  6pracl)cinigung  noc^  nic^t  ju  feinem  oölligcn 
"i21bfc^lu§  gcfommcn  ift.  ®iefe  "Sluffaifung  toäre  inbeffcn  m<i)t  ganj 
rid)tig.     ^Ucrbingg  ge^t  ein  ^eil  ber  "Jälle  in  fo  frül)e  Seif  l)inauf: 


1)  «abelung,  aber  ben  ®eutfd)cn  Sf^I  (93crHn  1787)  S.  51:  „'^k  Ober- 
föc^fifc^c  SO'Jun&arf  warb  bic  t)5t)erc  (S5cfeüfci)aft^fprac^e  für  ganj  9^icber- 
Gac^fcn."  ^r.  ec^lcgcl,  Äcibclbergcr  3a^rbüd)er  1808  6.181.  ®^b.  IV 
1,  2,  6p.  4067,  xt>o  no(^  auf  QBielanb  44,  240  oernjicfcn  ift.  6onnenfcI5 
0.  a.  O.  238  fprid)t  oom  „^Dtangel  eine^  bcarbeifefcrn  gefcUfc^afflidjen 
Sargon^.'' 

2)  93rtcftt)ed)fcl  jtoifdicn  3af.  unb  QEßtl^.  ©rimm  au^  bcr  Sugcnbjcit 
6.  359  (8.  Ott.  1814).  3rf)  oerbanfe  bicfcg  unb  bog  oor^ergct)cnbc  3ttof 
meinem  t)ieftgen  Kollegen  ^.  5b.  SeOinef. 

^  Q3gl.  93et)agbet,  ©cfd)ncbcne^  '-Deutfi^  unb  gefproc^cncö  SJeutfc^,  'Bei- 
hefte jur  3citfcf)r.  b.  <B,  6prad)0ercin^  Äcff  17/18  (1900). 


58  5.  5)ifforifd)eg  jur  n^b.  QEßortgcograp^ie 

c^  iDurbcn  bereite  oben  (6.  44)  mehrere  angeführt,  bic  fc^on  in  bcr 
frü{)ncu^o4)bcutfd)cn  '^criobc  auftreten,  ^bcr  anberc  finb  toicber  »iel 
jünger,  ftammen  auö  bem  17.,  18.,  ja  bcm  19.  Sa^r^unbert.  9GBic 
fet)cn,  ba§  noc^  in  fo  junger  Seit  für  neue  (Srfinbungcn  ober  neu  ein« 
gefüt)rfc  ©egenftänbe  geograp^ifd)  ocrfd)iebene  93cäeic^nungcn  ftc^  cim 
bürgern.  3c^  öertocife  auf  bk  "Slrtifcl  Kartoffel  (Erdapfel),  Apfelsine 
(Orange),  Bleistift  (Bleifeder,  BleiweLß),  Karussel  (Hingelspiel), 
Leierkasten  (Drehorgel,  Werkl),  Cafe  (Kaffeehaus),  Drei  Viertel 
sechs  (ein  Viertel  vor  sechs),  Schlips  (Krawatte),  Streichholz 
(Zündholz),  Gummischuhe  (Galoschen),  Rechtsanwalt  (Advokat). 
®ic  Weiche  ber  Sifcnba^nen  ^ci§t  in  öffcrrcic^  Wechsel  uftt).  'iO^anc^c 
folrf)er  llnfcrfd)iebe  ocrfd)tt)tnbcn  auc^  toiebcr.  6o  fagte  mon  in  93crlin 
Pferdebahn,  in  90öien  Tramwa}',  in  Sübbcuffc^Ianb  ebenfo  ober 
Trambahn.  Seitbcm  aber  in  faft  allen  ©ro^ftäbten  ber  ^ferbcbetricb 
burc^  eleftrif4)en  93etricb  erfe^t  n?orben  ift,  toirb  oielfac^  gleichmäßig 
die  Elektrische  gcfagt.  —  'zfflan  fie^t  öorau^,  ba^  felbft  in  Sufunft 
noc^  immer  neue  toorfgcograp^ifd)e  llnterfd)iebe  cntftel)en  tocrben.  '52IIfo 
bic  unbeftrtttene  ßin^cit  ber  Sc^riftfprac^e  ober  richtiger  ber  Literatur« 
fprac^e  fonnfe  unb  fann  noc^  je^t  eine  folc^e  Iejifalifd)e  ©ifferenjierung 
nic^t  oer^inbetn. 

©ie  Urfac^e  btcfer  auffälligen  (5rfd)cinung  ergibt  fic^,  toenn  toir 
bie  beutfd)cn  (Sprac^oer^älfniffe  mit  ben  fran5Öftfd)cn  unb  cnglifd)en 
Dergleichen,  n)0  berarfigc  tt)ortgcograp^ifcI)e  llnterfcf)iebe  m(i)t  befte^en: 
bcm  beutfcl)cn  Sprachgebiet  fe^lf  ein  fprac^lic^e^  Scntrum, 
toic  e^  ^vanlviid)  in  ^ari^,  C^nglanb  in  ßonbon  bcfi^t.  ©ic 
(Sinf)eit  bcr  Citcraturfprac^e  reicht  nic^t  üu^,  um  auc^  für  bie  ®cgcn= 
ftänbe  unb  '2lngclegen^citen  be^  täglichen  2thtn§,  bk  in  bcr  Literatur 
feiten  ober  garniert  erloäbnt  n^erben,  <5inl)citlici^feit  bc^  ^u^brudfg  ju 
crgielcn.  ©aju  tt)äre  ein  9)titteipunft  bcr  gcfeUfd)aftlicf)cn  »Kultur  er« 
forberlic^,  ber  für  bic  £lmgang^fprac^e  unbebingt  maßgcbcnb  fein  müßte, 
tt)te  c§  bk  ©praci)c  bcr  gcbilbctcn  '^arifer  für  bie  fran3örifcl)c,  bic  bcr 
Conboncr  für  bic  englifcl)e  Umgangöfprac^c  ift.  ©ie  Q3ertcilung  bcr 
bcutfcl)  6prccl)enbcn  auf  üicr  6taatcngcbilbe,  bai  bcutfcl)c  Q'xcicb,  Öfter« 
rcic^-Ungarn,  Sct)toci5  unb  9^ußlanb,  bie  Teilung  bc^  bcutfci)cn  9\cic^^ 
iDiebcr  in  oiclc  Ginjclftaatcn,  bcrcn  jcbcr  eine  eigene  Äaupt»  unb  O^cftbcnj- 
ftabt  unb  bamit  einen  eigenen  gefcHfcl)aftlid)cn  unb  politifc^cn  9}^ittelpunft 
l^at,  laffcn  bic  ööHigc  (Jinbcitlicbfcit  ber  Umgangöfprac^e  nic^t  auffommen. 
<5)ic  politifd)cn  ©rcnjen  bilbcn  in  gctoiffcm  Umfange  auc^  fprac^licbe 
Orcnjcn:  bie  "^Imt^fprac^cn  ber  ücrfcbiebcnen  QBc^örben,  bic  fprac^lic^cn 


QBortgeoflrap^ifc^c  Hntcrfc^icbc  59 

93orfd)riffcn  bcr  Schulen  ffimmcn  nicf)f  öbHig  übercin  ^),  bcr  bic  '^rooinj 
beeinftuffenbc  Sprac^gebraud)  ber  Äauptftabf  ift  überall  ein  anbcrer. 

Sc^on  £cibnt^  ^üf  auf  bicfcn  £tnfcrfd)ieb  ber  bcutfc^en  ßprac^toeU 
oon  ber  franjöfifc^cn  t)tngctoicf cn ;  er  bemerft  in  feinen  „Unoorgreif liefen 
®eban!en  betrcffenb  bie  ^u^übung  unb  QSerbcfferung  ber  teuffd)cn 
6prac^e"  §  104"),  ba^  „bie  9ranäöllfd)e  Sprache  ...  nur  einen  Äof 
ali  ben  Mittel« '^unct  ^at,  nad)  bem  fic^  alle^  rid)tef;  toelc^e^  un^  mit 
QCßien  aud)  um  be^tt)illcn  noc^  nic^f  tt)ol)I  ange{)en  hJoHen,  n^eil  öfter« 
rcic^  am  Gnbc  5:cuffd)Ianbe^,  unb  alfo  bie  ^ienerifd)c  'SO^unb-^rt  nic^f 
tool  jum  ©runbc  gefegt  n)erbcn  fann,  ba  fonft,  tnann  ein  ^at)fer  mitten 
im  9\tx6)  feinen  Si^  ^äfte,  bie  9\cgel  ber  Sprache  beffer  bat)er  genommen 
toerben  fönnte."  QBie  man  fic^t,  benft  £eibni^  an  bk  ^arifer  langue 
de  la  cour,  ftnbet  e^  aber  unmöglich,  ba%  '^Bien,  wo  ber  faiferlic^e 
Äof  feinen  (5i^  l^attt,  ®eutfd)Ianb  eine  ©emcinfprac^e  geben  fönne. 
93cina^c  ein  3a{)rt)unbert  fpäter  fragt  ber  "^rangofc  *^remontoal  *)  in 
bcrfelben  ©ac^e:  „Sollte  c^  ber  0re^bner  Äof  fein,  toic  man  fagt? 
•Slber  irf)  finbe  nic^t,  ba^  man  biefe^  in  'Serlin  abgibt,  ju  gefc^toeigen, 
ba^  felbft  am  '5)re^bnifd)en  ioofe  bk  fo  l^oc^berü^mte  fäc^ftf(^e  (Sprache 
ber  italienifd)en  unb  bem  ^ranjöfifc^en  \)at  meieren  muffen"  *). 

QQßir  fönnen  ^eute  »eber  mel)r  an  QOßien  noc^  an  ^re^ben  benfen, 
fonbern  tt>ol)l  aHein  93 erlin  al^  bie  Äauptff abt  btß  <5)eutfcf)en  9Retc^e^ 
unb  bie  größte  beutf(^e  (Btabt  tonnte  ben  2lnfpruc^  ergeben,  ber  all- 
gemeinen bcutfd)cn  Itmgangefprac^e  bic  9^ormen  5U  geben.  Sc^on  je^t 
übt  93erlin  auf  ganj  ^reu^cn  unb  in  geringerem  'oO^a^e  auf  anbere 
beutfcf)e  Qtaatzn  einen  merflid)en  lei:ifalifc|)en  (?influ§.  3n  öfterreic^ 
ift  bagegcn  fe()r  njenig  baoon  ju  fpüren^}.  9}^erftDÜrbig  finb  bic  \)itv 
in  frül)erer  Seit  gemachten  Q3crfuct)e,  norbbeutfcf)c  '^lusbrücfc  cin5ufül)ren. 


*)  3n  einem  Cefebud)  für  *2Biener  93olföfc^uIcn  »erben  bie  öerfd^iebenen 
•Slrtcn  bei  ©emüfefof)lö  aufgejäf)lt,  barunter  ber  Kelch  ober  Blasenkohl: 
tt)elct)er  3'^rbbcutfrf)e  erfennt  barin  feinen  <2ßirftngfo{)l  roieber? 

-)  £eibni^'  ®eutfcf)c  Schriften,  t)eraugg.  öon  ©u^rauer  I  (1838)  6.  483 
(um  tau  3at)r  1680). 

')  3n  ben  ßitcrafurbricfen  t>on  1760,  f.  Socin,  Scbriftfpr.  u.  ®iat.  401. 

*)  <2Bietanb  frf)rieb  im  ^eutfc^en  ^Ocercur  oon  1782  4.  93ierteljat)r  6.  165 
(unter  bem  ©ecfnamcn  ^^ilomufos):  „93or  fecbjig  Sauren  njar  öamburg 
bo«  teutfc^e  ^t^en;  brei^ig  3a^re  fpäter  tt»ar  e^  Ceip^ig;  warum  foüte  bic 
9Rci^c  nicbf  auc^  no(^  an  QBien,  'tDcündien,  '33^annf)eim,  'Jranffurt,  9iürnberg, 
Gtuttgarb  uf».  fommen  fönnen?" 

^)  Gö  gef)ört  t>ai)in  ber  9camc  ber  Ersten  Wiener  Großschlächterei  gegen 
fonftigc^  Fleischhauerei  (f.  unter  Schlächter). 


60  5    Äiftorifc^cg  äur  n^b.  QBortgcograptjte 

^aß  QBicncrifc^c  ©iarium  ober,  toic  bic  Scitung  fcif  1780  t)ic§,  bic 
Wiener  Seifung  gebraucht  oom  3a^re  1767  bi^  1812  im  <S>atum 
Sonnabend,  tDä^renb  fie  x>ox\)tv  unb  na^^cr  Samstag  f(^reibf.  ®a§ 
9iot>mcnbürf>lcin  jum  ®ebrau(^c  bcr  6tabtfd)ulcn  in  bcn  f.  f.  Staaten 
öon  1847  fd)retbf  oor  Sonnabend  (6.  21),  Speisekammer  ft.  Speis 
(6. 15),  Leibchen  ff.  Leibel,  Beinkleider  ff.  Hosen  (6.  18),  Klöße 
ff.  Knödel  (6.  28),  Muffe  ff.  Stutzen  (6.  31),  Klinke  ff.  Schnalle 
(S.  35),  Wassereimer  ff.  Wasserschaff  (S.  36),  Axt  ff.  Hacke 
(S.  37),  Bindfaden  ft.  Spagat  (6.  37).  Ob  bicfc  '33orfd)nffcn  bamal« 
irgcnbn)eld)c  Gefolge  in  ber  Umgang^fprac^e  I)affen,  toiffen  mir  nic^t; 
^cufc  iff  jebenfaH^  nid^f^  me^r  baoon  ju  mcrfcn. 

93orläufig  reicht  alfo  ber  (5influ§  93crlin^  nic^t  au^,  bic  allgenteine 
bcuffc^e  llmgang^fiprad^e  ju  fci)affen,  unb  e^  Iä§f  \x6)  nic^f  crjtoingcn, 
toai  (frgcbni^  natürli(^er  Gnftoicflung  fein  mu§.  ®ie  politifd)en  Q3cr= 
l^älfniffe  bc^  bcuffd)en  6prad)gcbief^  fommcn  eben  mit  innerer  'S'^otlocnbig« 
!cif  in  bcn  fprac^Iid)en  jum  "Slu^brud.  llbrigcn^  finb  garnid^f  alle 
93crtincr  "Slu^brüde  geeignet,  gu  gemcinbcuffc^en  ert)obcn  ju  tocrben: 
crffen^  nic^f  hk  örtlich  befd)rön!tcn  QBörtcr,  benen  93e5eicf)nungen  t>on 
öicl  iDcifercr  Q^erbreifung  gegenübcrffel)en,  h)ie  Schlächter,  haß  nic^f 
einmal  in  9'Zorbbeutfc^lanb  burd)gct)f,  infofern  bic  ^orm  Schlachter 
bort  faff  häufiger  iff.  Rahm  für  baß  faff  gemcinbcutfd)e  Ruß.  Rubere 
93erlincr  "iHu^brüdE c  finb  an  fid)  unjtoedmä^ig,  fo  Abendbrod  (=  Abend- 
essen), ba  nic^t  überall  unb  nic^t  immer  Brod  bic  Äauptrolle  hd  bicfcr 
'3CRa{)l5cif  fpielf,  Kirchhof  (=  Friedhof),  baß  bur^  bic  93crlcgung 
bcr  93egräbni^ftätfen  oon  bcn  Äirc^en  n)eg  un5ufreffcnb  gcttjorben  iff, 
Kalbsmilch  (anbcrnjärfg  Bries,  Schweser),  ein  unpaffenber  ^u^brucf  für 
eine  ®rüfc;  ein  cinjiger  ^u^brudE  Licht  für  gtoet  ocrfd)iebcne  93egriffc 
lux  unb  candela,  bic  anbertt)ärt^  al^  Licht  unb  Kerze  unferfd)iebcn 
toerben;  cbcnfo  Hacken  für  Ferse  unb  Absatz.  0riftcn^  fran3öftfd)e 
QBbrtcr,  h)o  anbcr^mo  beutfc^e  beftet)en:  Etage  =  Stockwerk,  Par- 
terre =  zu  ebener  Erde,  ebenerdig,  Portier  (Hausmeister), 
Chaussee  (Landstraße),  Cafe  (Kaffeehaus),  Korsett  (Mieder), 
Destillateur  (Schnapshändler,  Branntweinbrenner,  Branntweiner), 
Bonbon  (Zuckerl),  Konditor  (Zuckerbäcker),  Ghambregarnist 
(Zimmerherr),  Bureau  (Kanzlei),  Filet  (Lendenbraten),  Buletten 
(Fleischlaib erl),  Kommode  (Schubladkasten). 

Q:ß  tt)ärc  olfo  tool)!  rid)figer,  bic  Q3ercinl)ciflid^ung  bc^  '^Bortfc^a^c^ 
burd^  eine  *2lu^Iefc  bcr  jctocilö  5tt?edEmä§igffcn  "Slu^brücfc  anäuffrcbcn,  al^ 
bmd)  au^fd)lic§licbc  93et>or5ugung  cinc^  bcffimmfcn  Orfe^.    So  finb  ja 


i 


QSortgeograp^ifc^c  Hnferf(^iel)c  61 

aud)  bei  bcn  93eftrcbungen,  eine  eini)ciflic^c  bcutfc^e  '2lu^fproc|)c  l)crbei' 
jufü^ren,  nic|)t  bie  £autoer{)älfniffc  eine^  Ortc^  ober  einer  £anbfd)aff  ju 
©runbe  gelegt  iporben,  fonbern  alß  9}Zufter  toirb  bie  burc^  eine  au^- 
gleid)enbe  9^egetung  ooüenb^  t)ereint)cifli(^fc  93üf)ncnau^fprac^e  aufgeffeUt, 
n>eil  auf  ber  93ül)nc  oon  jel)er  eine  möglic^ft  reine,  bialeftfreie  ^u^= 
fprac^e  gepflegt  tpurbe  ^).  9}Zan  iff  nun  hierbei  ju  ber  'Slnfic^t  gelangt  ^, 
ba§  ftc^  für  biz  llmgang^fprarf)e  eine  »ötitge  ßinl)eitlic^feif  ber  'Qlui' 
fpract)e  im  gangen  beutfd)en  Sprachgebiet  nid)t  erzielen  taffe,  fonbern 
t>a^  man  fid)  begnügen  muffe,  in  bcn  Schulen,  burc^  t)k  flc^  allein  bk 
Qlu^fprac^e  regeln  lä§t,  bie  93ermeibung  getoiffer  ftärferer  munbartlid^er 
"Slbtocicbungen  oon  ber  9}^ufterfpracl)e  ber  '23üt)ne  anäuftrebcn.  9^oc^ 
mcbr  93efd)ränfung  mxb  man  fid)  aber  hd  ber  QSerein^eitlic^ung  bc^ 
Q33ortf4)a^e^  auferlegen  muffen.  0enn  h)ä^renb  hk  lanbfd)aftli(^en 
£tnterfd)iebe  ber  '2lu^[prac^e  an  fi(^  toertlo^  finb,  gilt  bur4)au^  nid^t 
ba^felbc  ot)ne  loeitere^  für  t)k  lefifalifd)cn  ©ifferenjen.  0ie  geograpl)ifc^e 
^annigfaltigfeit  ber  ^Sejeic^nungen  bebeufet  bod^  einen  fprac^li(^en 
9\cic^tum,  ber  leyifalifd)  unb  ftiliftifd)  für  bie  ®emcinfprac|>e  nu^bor 
gemacht  tocrben  fann. 

^atfäd)li(^  bienen  ja  fd)on  mand^e  lanbfd)aftlid;en  G^non^me  baju, 
getoiffe  begriffliche  unb  ftiliftifd)e  S^^uancen  au^jubrüdcn.  <5rcilict)  fann 
bk  ftiliftifc^e  QBirfung  nid)t  immer  in  jcber  ©egenb  t)k  gleiche  fein. 
Stiege  \)at  für  ben  9^orbbeutfd)en  eine  altcrtümli(^c  <5ärbung  unb 
tt)irb  bal)cr  oom  Gd^riftfteller  gern  für  eine  alte,  ausgetretene,  gebred)lic^e 
treppe  (5.  93.  Dachstiege)  oern?cnbet.  60  fc^reibt  ^t).  'Fontane  in 
feinem  märfifcl)en  9^oman  ^rau,$reibel  6.  5  Hokstiege.  Roß  ift 
bie  bic^terifd[)2,  Gaul  bk  berb  ool!S(ümlicbe  ^),  Mähi^e  bk  oeräc^tlic^e, 
Pferd  bie  normale  93c§eic^nung  beS  ^iereS  getoorben.  3n  ber  ^oefie 
ift  eigentlid^)  nur  Wange,  nic^t  Backe  erträglicl),  unb  in  ©oct^eS 
9Jiignonlieb  fä^e  aud)  ber  ^Berliner  nic^t  gern  bie  Goldorangen  burd^ 
Apfelsinen  erfe^t;  ebenfotoenig  in  ^nberfenS  "SJ^ärc^en  die  Galoschen 
des  Glücks  burcf)  Gummischuhe  des  Glücks,    '^it  Pfefferkuchen 


^)  Q3gl.  ^^.  Siebs,  ®cutfc6e  93ü^ncnauSfprac^c.  "iZluf  93cranlaffung  beS 
5)eut jc^cn  93ü^ncnt)ercinS  unb  ber  @enoffenfct)aft  'S)cutf(^er93ü^nenange^öriger 
bearbeitet.    10.  ^ufl.  ^onn  1912. 

2)  GiebS  a.  a.  O.S.  19ff. 

*)  Roß  ift  in  ber  f c^njäb.^bair.  9?iunbart,  Gaul  in  mittelbeutfcbcn  'D'iunb- 
orten  gett>ö^nli(^c  '23e5eid)nung  beS  ^ferbeS.  93gl.  &ertel  Saljunger  QCßb.  15. 
^^ür.  eprac^fc^.  103.  Äentrict)  QEßb.  b.  gic^SfclbeS  73.  6pic^  Äcnneb.  3b.  70. 
93ilmar  3b.  0.  ^ur^ef[.  118.  90^eirtngcr  Q33b.  0.  9?appenau  59.  '21ufcnriet^ 
<^äla.  3b.  50;  elf.  koU  Äenr^  ®ial  be  Solmar  157. 


62  5.  Äiftorifd^c^  jur  ni)t>.  Qßortgcograp^ic 

bc5eid)ncf  man  bic  bunfclbraunc  ^^orncr  ^barf  bicfc^  ©cbädE^,  mit 
Lebkuchen  bic  t)enbraune  9^ürnberger  Sorte.  Schlot,  baß  frän!ifd)c 
6t)nonpm  oon  Schornstein,  ocrtocnbcf  bic  6c^nftfprad)c  mit  Vorliebe 
für  bic  ^o^cn  ^abriffd)ornffcinc.  '5)ag  tocft--  unb  fübbcuffd)c  8t)nont)m 
be^fclben  QEÖortc^  Kamin  tt>irb  in  93erlin  unb  [onft  in  9Zorbbcutf^Ianb 
für  bic  äur  Simmcr^cijung  biencnbcn  9^ifd)en  mit  offenem  <5euer  gebraucht, 
toie  fic  im  '3)ZitfeIaIter  unb  je^f  noc^  in  ^vanftdd)  (cheminee)  unb 
ßnglanb  (chimney)  üblich  ftnb.  Ampel  bejcicljncf  je^t  eine  fünftlcrifc^ 
geftalfcfe  altertümliche  Hängelampe  mcift  mit  farbigem  ®lofe,  toö^rcnb 
e^  oon  ioau^  au^  nur  baß  oberbeutfd)e  6t)nont)m  oon  Lampe  ift^), 
alfo  im  oberbeutf^en  ©cbiet  iebc  £ampc  bebeutetc. 

60  !ann  au^  ber  9^ot  ber  fpracblic^en  Serfplitterung  eine  ^ugenb 
gemacht  toerben  unb  aud)  auf  Icrifalifc^cm  ©cbiet  ber  ^artifulari^mu^ 
ben  it)m  eigenen QSorjug  beU)äl)ren:  9}?annigfaltigfeit  unb  Q'^eic^tum 
an  t)erfd)i ebenen  9}i5glid)!citcn. 


^)  93gl.  .^lugc  <3Bb.  16.  €cE  ft^rcibt  Ampel  für  ßut^cr^  Lampe  unb 
Leuchter  (£inbmepr  QBortfc^o^  in  Cut^er^,  (Smfcrg  unb  grfg  Hberfc^ung 
beg  9^^.  69).  Äepna^  (Qlntibarbaru«  1796,  U  6.  90)  unb  Qlbelung  <2Bb.  I 
250  tenncn  Ampel  nur  all  obcrbeutfd^el  S^nonpm  oon  Lampe. 


J 


^benbbrob 

btc  Ic^tc  ^agcgmaf)l3cit,  bic  gctoöt)nlic^  ätotfc^cn  7  unb  9  ü\)v  9Ibcnb^ 
eingenommen  toirb.  3n  ber  tlmgang^fprac^c  ftnb  üier  geograp^ifd)  Dcr= 
fc^iebene  'inu^brücfe  oort)anbcn,  oon  benen  einer,  Abendessen,  ber  in 
ber  Sc^riftfprac^e  oerbreifetfte  ift.  1.  Abendbrod.  'Jrifc^  in  feinem 
^eutfd)--laf.  933b.  oon  1741  fe^f  ^u  Abend-Brod  {)in5u:  „befd)e{ben  unb 
oon  gemeinen  £euten."  '^Ibelung  (1775)  Iä§t  bai  ^orf  „oon  geringen 
'^erfonen"  gebraucht  Serben,  ^k  ©rimmg  (®^b.  I  1852)  crflären 
c^  al^  „fcf)lid)fe^  unb  geringe^"  ^bcnbeffßn.  Äeufe  ift  ber  Sprac^ge^ 
brauch  in  93erlin  ber,  ta^  Abendbrod  burd)au^  bie  gett)ö{)nlicbe  93e^ 
gei(^nung  ber  'vHbenbmaf)Iäcif  ift,  bie  in  bcn  meiften  Greifen  anß  falten 
©pcifen,  I>äufig  in  „belegtem"  ober  unbclegtem  93utterbrob,  beftel)t.  QOöcrben 
.  auönaljm^toeife,  3.  ^.  toenn  (Säfte  gelaben  finb,  toarme  Speifen  geboten, 
fo  fagt  man  aud)  Abendessen,  unb  biefe^  '3ßorf  toirb  benn  aut^  meift 
in  ben  fd)riftlid)en  (finlabungen  ju  '2lbenbgefcUfd)aften  öertocnbct,  too 
Abendbrod  cttoa^  fpie^bürgcrlicf)  ober  gefuc^t  befd)eiben  !lönge.  '2lnbcrer= 
feit^  loäre  Abendessen  für  eine  gelt)öl;nlic^c  "^Ibeubma^l^eit  anfpruc^g= 
öoH  unb  geoiert.  0iefer  Sprachgebrauch  gilt  oermutli«^  and)  für  ben 
größten  ^eil  btß  übrigen  Abendbrod =®ebiet^.  ©iefe^  crftrecft  fic^ 
öftlic^  oon  Petersburg  unb  9^iga  ah  (in  0orpat  ift  Abendbrod  nic^t 
üblich,  toenn  auc^  begannt)  über  öft=  unb  <2Beftpreu§cn,  ^ofcn,  Scfjlcfien, 
^önigreic^  Sac|>fen,  93ranbenburg,  "^ommem,  SlJJecflenburg,  £übecf, 
6cf)lc^ft)ig=Äolftein  bi^  ^iel  (in  ßc^le^roig  nac^  meiner  Quelle  Abend- 
essen), Äamburg,  Äarburg,  Lüneburg,  93raunfcl)rt)eig,  ^l)üringen. 
®ie  Sübgrcnje  »erläuft  00m  fäcl)f.  QSogtlanb  au^  junäc^ft  in  toeftlic^er 
9^icbtung  nörblicf)  oon  Äof  unb  Coburg,  bit  au§er{)alb  hkihin,  bann 
in  norbtoeftlicber  Q'^ic^tung  öftlic^  oon  '^D^einingcn,  3tt)ifcf)en  Gaffel  unb 
(Söttingen,  too  Abendessen  neben  Abendbrod  gefagt  toirb,  unb  an 
ber  ©renje  oon  "^ßeftfalen,  ba^  au^er^alb  bleibt.  3m  norbtoeftlicljcn 
^cutfd)lanb  fcl)eint  teilioeife  ber  (5prad)gebrauc^  jioifc^en  Abendbrod 
unb  Abendessen  ju  ff^roanfcn:  für  bk  6fabt  ibannooer  unb  ßingcn 


64  <2lbcnbbrob 

ipirb  mir  Abendessen  bcjcugf,  für  93ücfcburg  unb  O^nabrüd  Abend- 
brod,  bai  and)  locifcr  nörblic^  in  £ecr,  Olbcnburg,  Seöcr,  93rcmen 
^ccrfc^f. 

2.  Abendessen.  00^  ©cbief  biefc^  QBortei  fc|)lic§f  fic|)  füblic|)= 
h>eff(ic^  an  ba^  bon  AbendJ3rod  an,  fo  ba^  bcffcn  6üb=  unb  *2öeftgrcn5c 
mit  jcne^  9^orb-  unb  öftgrenjc  sufammenfäüt.  Q.^  umfa§f  bic  9^^cin= 
ptoöinj  (nur  in  '2tac|)cn  angeblich  Abendbrod,  ob  richtig?),  £of ^ringen 
(Z' Owenesse,  Z'Awedesse  ^oUmann  ^b.  16),  ^eftfalen,  Äeffen 
(Gaffel,  9}?arburg,  ^ulba),  '^JJeiningcn,  Coburg,  faft  gang  93at)crn  au§er 
Kempten,  ba^  im  fc|)tt)äbi[c{)en  ^ialeftgebief  liegt.  3n  ^JMnc^cn  foU  nac^ 
einem  ©etoä^r^mann  auc^  Nachtessen  borfommen,  bie  anbcren  tennen 
aber  bur(^au^  nur  Abendessen.  3m  fübtt)efflid)en  <S)eutfd)Ianb  beginnt 
biefer  '2Iu^bruc!  in  bai  ©ebict  oon  Nachtessen  einjubringcn,  tooöon 
unter  3.  bk  iRcbe  fein  tt)irb.  3n  öfferreic|)  ift  er  auf  Orte  ber  '^cri^ 
p|)erie  befd)ränft,  locil  i^m  ^ier  bai  H)ienerifc|)e  Nachtmahl  ^onfurrenj 
ma4>t:  für  öfterr.-S4>Iefien  (Sauernig,  3uc!mantel,  93ieli^),  *53öt)m.=£eipa, 
(5ger,  ^artberg  nörblid)  oon  £inä,  (5ül$burg  toirb  mir  Abendessen 
bezeugt,  für  QSölfcrmarft,  @münb  in  5?ärnten,  ßinj  neben  Nachtmahl. 
—  '2Iuc^  im  äu^erften  Often,  in  ©orpat,  mvb  Abendessen  ge= 
braucht,  bancben  aber  nod)  häufiger  Tee  (auc^  toenn  fein  ^ee  gereicht 
tt)irb);  berfelbe  au^  ber  6itte  ber  ^eeabenbc  fic^  leicht  erflärenbc  6prac^= 
gebrauch  finbet  fic^  aud^  anbcrmärt^,  fo  in  6c^Ie^tt)ig  unb  (nad)  '^. 
Ä.  3eüincf)  im  ®änif(^en. 

3.  Nachtessen  ift  bai  ^ort  bti  fübn)eftli4)en  '3)eutf4)gcbictc^, 
(flfa§,  93aben,  Württemberg,  6c^toeiä  unb  ^irol.  3n  2upemburg 
Nu^cht^essen  (QBb.  luf.  9}Junbart  306).  'Slbcr  Abendessen  mac^t  i^m 
^icr,  toie  fd)on  bemcrft,  5?onfurrenä.  ^^örblid)  beginnt  baß  ®cbkt  oon 
Nachtessen  in  *5rantfurt  unb  Wiesbaben,  aber  in  bem  (üblicher  ge- 
legenen ©armftabt,  ferner  in  öaarbrücfen  n>ie  in  ber  ganzen  Q^^einproöinj 
ift  Abendessen  gebräuchlich  unb  e^  toirb  in  Äeibelberg  unb  9vaftatt 
neben  Nachtessen  gefagt.  3n  ^ulba  das  Abendessen  neben  oer» 
balem  zu  Nacht  essen.  3n  ber  '^falj  (^aifer^lautern,  3tt)cibrücfen), 
in  'SOJann^eim,  *5reiburg  i.  93r.  Nachtessen,  in  ®onauefd)ingen  unb 
^onftanj  Abendessen.  3n  ber  Sc^tpeij  toie  im  (flfa^  braucht  bk 
9}Zunbart  z  Nacht  esse"»  (6c^H).  3b.  IV  644.  gif.  <2ßb.  I  75),  baoon 
bai  6ubft.  der  ober  das  Znacht.  ©priest  man  ^oc^beutfd),  fo  ge= 
braucht  man  in  "^Bern,  <ot  ©aßen  unb  im  anfto§enben  Q3orarlberg 
(93regenä,  '^Blubcnj)  ebenfo  tt)ic  in  ^onftanj  am  93obcnfee  Abendessen. 
3n  3üric^   unb   ©ornbirn   (QSorarlb.)  nimmt   man   bai  Nachtessen 


2Ibcnbbrot)  65 

8 — 9  ü^r  ^bcnb^,  bai  Abendessen  um  4  ll^r  9'Jac^mittag^  ein: 
tai  ift  bcr  urfprünglic^c  «Sprachgebrauch,  auf  ben  id)  gleich  jurücffommc. 
3n  Württemberg  t)errfcf)t  Nachtessen,  aber  Abendessen  beginnt  neuer^ 
bing^  and)  einzubringen.  3m  fcf)tDäbi[d)en  Kempten  unb  in  ^irol 
Nachtessen.  3m  toeftlicfeen  'Sö^men,  in  (It)Otiefd)au  unb  Umgegenb, 
toirb  Nachtessen  oon  Nachtmahl  oerbrängt. 

4.  Nachtmahl,  ber  Wiener  'iZlusbrucf,  ift  über  ~^ä^vm,  Ober« 
unb  9^ieberöfterreicf),  £teiermarf,  Kärnten  üerbrcitet  unb  ^ier  auc^  in 
bcr  tO^unbart  bobenftänbig,  in  ^ö^men  3.  13.  in  Winterberg,  £obofi^, 
£eitmeri^,  9Reic^cnberg  üblic^,  in  935^m.=£cipa  neben  Abendessen,  in  * 
öft.'Sc^Icficnin^roppau,  ^e^gIeic^en  in  Siebenbürgen,  too  toie  anbertoärt^ 
baneben  aucf)  Abendessen  oorfommt.  '^a^u  hai  93erbum  nachtmahlen, 
bafür  zur  Nacht  essen  in  ^ojen  unb  fonft  im  ©ebief  oon  Nacht- 
essen =  Abendbrod  essen  in  93erlin. 

(finer  fprac^gefd)ic^tlicf)en  (Erläuterung  biefer  Q3er^ältniffe  ift  ju« 
näc^ft  t»orau^jufd)icfen,  ba§  bit  geograp^ifd)e  93erteilung  ber  ^usbrücfc 
in  ben  ^olf^munbarten  ficf)  mit  bcr  in  ber  ^ö^eren  «Sprache  nic^t  ganj 
bccff.  ^ür  ba^  93ogtlanb,  too  bie  ^öl)ere  Sprache  in  (Slfterberg,  Cen» 
genfelb,  '9}^arfneufirc^en  Abendbrod  braud)t,  gibt  ©erbet  ©ramm. 
0.  166  bial.  äxdmöl  =  Nachtmahl  an,  für  9^orb^aufen  ioertel  ^^ür. 
6pr.  171  Nächdenmöl,  für  xRui)Ia  unb  ^abarj  ze  Näicht  'jum 
^benbbrob';  für  Saljungen,  ba§  aud)  in  ber  ^od)beutfd)en  ©renggone 
Don  Abendbrod -Abendessen  liegt,  bezeugt  er  (S.  58)  au^brücflic^ 
das  Ämdese,  nic^t  Abendbrot,  ze  Ämd  es,  nic^t  zu  Nacht  essen, 
^nbcrerfcif^  fagt  man  in  Cinj  Nachtmahl,  aber  nörblic^  baoon  auf 
bem  £anbe  nur  Abendessen.  (Sbenfo  fagen  in  S^rning  {hti  Stepr)  bie 
^Säuern  Abendessen,  t>k  ©ebilbeteren  (nac^  Wiener  Q3orbilb)  Nacht- 
mahl. ®ie  tiroler  9}^unbart  ^at  toenigften^  im  Sa^re  1866  nacb 
Sd)5pf  ^ir.  3b.  456  noc^  Nächtmal,  nächtmaln,  toie  au6)  ber  alte 
©uarinoniu^  um  1610  Nachtmahl  neben  Abendmahl  fd)reibt  (<S)ie©rctocI 
ber  QSertoüftung  6. 57 1),  toä^renb  tk  Äoc^fprac^e  je^t  Nachtessen  braucf)t. 
0a§  in  manchen  ©egenben  überi)aupt  nicf)t  *2iu^brücfe  biefer  'Slrt  ge-- 
brauc^t  toerben,  ift  natürlich  eine  Sac^e  für  ]\d).  £0  fagt  man  in  bem 
®orfe  Seonfelben  hti  Cina  tttoa  die  Suppen,  toeil  6uppe  bort  ber 
ioauptbeftanbteil   bcr  ^benbmal)Iäeit  ift,   in  Seil  a.  £.   ta^  Nachtteil. 

Wa^  5unäcf)ft  ben  erften  Seil  ber  Sufammenfe^ung  betrifft,  fo  fte()t 
t)icr  nörblic^e«  Abend-  füblic^em  Nacht-  gegenüber ').    ®iefer  ©egen= 


I 


^)  93gl.  bamif  nbb.  Fastelabend  =  Fastnacht  (f.  unter  Fastnacht). 
Äretfc^mer:  ^ortgeogrop^iie.  '^ 


66  «21bcnbbrol> 

fa^  beruht  auf  öcrfc^icbcncr  "Sluffaffung  bc*  ^ortcg  Nacht.  Unter 
Nachtessen  toürbc  ein  ^Serliner  nur  ein  Sffcn  um  12  llt)r  ^ad)ti, 
^öc^ffcn^  um  11  ll^r  öerfte^cn.  ®enn  bk  'iflad^t  beginnt  für  bcn 
93crlincr  ftübeften^  nac^  10  tl^r:  man  fagt  fogar  mciften^  noc^  11  Uhr 
Abends.  3n  ^ien  ift  ber  Sprachgebrauch  in  ben  gebilbeten  Greifen 
aßerbing^  berfclbe.  ^ber  man  crtennt  noc^  bic  (Spuren  eine^  älteren, 
XDonaö)  Nacht  unabhängig  oon  ber  il^r  bie  Seit  ber  ©unfel^eit  be» 
beutet.  SO^an  fagf  es  wird  Nacht  für  es  wird  dunkel,  unb  man 
fann  ben  ®ru^  gute  Nacht  t>on  ßeuten  au^  bem  Q3olt  unb  in  fleincrcn 
6täbten  fc^on  um  5  ll^r  "21benbg  ^5ren  ^).  ^uf  bem  £anbe,  5.  93.  im 
SD'iü^löicrtel  bei  ßinj,  fagt  man  ba^er  im  QBinter,  Wtnn  bk  Sonne 
fc^on  fo  frü^  untergegangen  ift,  6  Uhr  (7  ll^r  uftt).)  auf  Nacht 
(=  9'^ac^t^),  toie  man  auc^  zwei  Uhr  auf  Nacht  sagt,  berfclbe 
6pra(^gebrauc^  gilt  toic  in  öfterrcic^  aui^  in  ber  Sc^toeij  noc^  ^eutc, 
unb  ha^  er  alt  ift,  bezeugt  bie  im  Sc^toeijerifc^en  Sbiotüon  IV  644 
jitierte  ^üc^enorbnung  00m  3-  1495:  Daß  im  somer  das  essen  ze 
imbis  umb  die  nüni  bereit  syg  und  in  dem  winter  umb  die 
zechni,  und  ze  somerzit  zuo  nacht  umb  die  vieri  und  im  winter 
um  die  sechsi.  3n  ber  Äoforbnung  be^  Äerjog^  Sodann  'Jricbric^ 
oon  QBürttemberg  Dom  3.  1614  ©Ä®.  II  2,  148  n>irb  ber  Nacht- 
imbiß zue  fünff  Uhren  angcfe^t.  Unb  toie  Nacht  bie  Seit  ber  ^unteU 
\)t\t,  ift  Abend  u^pcünglic^  bie  Seit  ber  finfcnben  Sonne,  bcctt  ftc^ 
alfo  jum  ^eil  mit  bem  heutigen  Nachmittag.  "Sementfprec^cnb  bc= 
beutet  Abendessen  in  älterer  Stk  f.  0.  a.  93efper,  bie  3tt)ifc^enmat)l5eit 
am  9'^ac^mittag,  Abendbrod  ift  nic^t  nur  bem  QDöortlaut  nac^,  fonbern 
auc^  begrifflich  ba^felbe  tt>ic  Vesperbrod,  unb  tk  le^te  '^Oia^ljcit  am 
^agc  ^ci§t  Nachtessen  ober  Nachtmahl,  ©er  Süric^er  3ofua  ^aaler 
fc|)reibt  1561  in  feiner  ?:eutfc^en  Spraac^  Abentprot  (das)  Abent- 
essen.  Merenda  [alfo  Q3efper].  Nachtessen  Coena.  Nachtmal 
Goena,  unb  tt)ir  ^aben  gefe^en,  ba^  ber  QBortgcbraucb  in  3üric^  noc^ 
jc^t  ber  glcicl)e  ift.  "Slucl)  im  Slfo§  ift  Zuabendessen  (tsövenase) 
=  le  goüter,  Zunachtessen  (tsnaxtase)  =  repas  du  soir  (Henry 
Dialecte  de  Colmar  149).  Simon  9^011)  fagt  in  feinem  ^eutfc^en 
<5)ictionariu^  (*21uggburg  1571)  au^brücJlicb  Merend  Abendtessen, 
das  abent  brot ,  der  vnteren ,  Jausn.  Ist  ein  speysung  die 
zwischen  zweyer  mallzeit  geschieht,   ein  stund  oder  zwo   vor 


^)  ^ug  Mitternacht  =  12  üi}v  9?ac^t«  folgt  ja  au^,  bo^  ber  "Scginn 
ber  9^ac^t  urfprünglic^  um  6  iltjr  angcfc^t  rourbc. 


51bcnt)brol>  67 

dem  nachtmal.  *5)cr  aui  6übtt)effbcutfc^lanb  ftammcnbe  ^i^d^cvt  fc^rcibf 
1588  ä^nlic^  (in  feiner  *^ractica):  umb  die  drey  uhr  aber  das  drey 
oder  abendbrodt,  umb  die  sechs  Uhr  aber  das  nachtessen,  ^ittv 
noc^  ift  ein  'Slug^burger  Q3ocabular  oon  1468  bei  '5)ieffenbac^  Nov. 
Gloss.  251  mit  merenda  abetbrot.  '2luc^  '^ifc^er  6c^tt)äb.  903b.  I  13 
jitierf  ani  einer  HImer  ilrfunbe  oon  1505  Abendbrod  für  eine  um 
4 — 5  eingenommene  ^a^Ijeit  *). 

0icfe  t>on  ber  ^age^^eHigfeif  abhängige  ^uffaffung  t»on  Abend 
unb  Nacht  mu^te  nun  für  eine  nad)  ber  U^r  lebenbe  Seit  fe^r  unbe» 
quem  toerben:  biefelben  ßfunben,  hk  im  Sommer  Abend  ^ie§en,  fielen 
im  '^Oöinter  fc^on  in  bie  'xfta6)U  '^avaui  erflärt  c^  ftc^,  ha^  fic^  bie 
heutige  ^uffaffung  biefer  *2lu^brücfe  na6)  ber  ü\)x  richtet:  Abend  iff 
bie  Seif  tttoa  t)on  6—10  l[\)v,  dlad^t  t>it  Seit  nac^  10  U^r,  unb  für  bie 
6tunben  oon  12 — 6,  bie  nunmehr  einer  93e3eic^nung  entbehrten,  tarn  feit 
bem  16.  Sa^r^unbcrt  *)  ber  'Slu^brud  Nachmittag  auf.  '^ai  xTiac^teffen 
rücEte  je^t  burc^ge^enb^  in  bie  'Slbenb^eit  unb  tourbe  ba^er  jum  Abendessen. 
®iefe  ßntiDidlung  \)at  fic^  om  !onf  equenteften  unb  frü^eften  im  O'Zorben  ooUjo* 
gen,  too  jo  ouc^  ber  Unfcrfc^ieb  ber  ^age^länge  8ö)ifc|)en  Sommer  unb 
<2ßinter  noc^  cttoa^  größer  ift  ali  im  6üben.  QBenn  ber  6tralfunber  6aftrott> 
im  16.  Sa^r^unbert  Nachtessen  (11277)  unb  NachtmaU  (1 68)  fd)reibt, 
fo  mu^  man  babei  in  9^ec^nung  jietjen,  ba^  er  lange  in  Gübbeuffc^lanb, 
6peier,  ^forät)eim,  '^Borm^  ufto.  gelebt  \)at.  Äeute  ge^t  Abendessen, 
-brod  in  9^orbbeutfc^lanb  bur^,  in  ber  Seit  ber  nieberbeuffc^en  Schrift- 
fprac^e  auen-etent,  auent-etten  (©icffenbac^  Nov.  gloss.  84.  111 
Cena),  unb  entfprec^enb  im  ic)oüänbifd)en  avondeten,  avondbrood, 
avondkost,  bän.  aftensmad^). 

3m  mittleren  ®eutfd)(anb,  too  Abendessen^  toic  toir  fa^en,  in 
'Sapem  fe^r  toeit  nac^  6üben  oorgebrungen  ift,  fc|>tt>an!t  man  fd)on  im 
15.  Sa^r^unbert  jtoifc^en  abent-  unb  nachtessen:  in  einem  Voca- 
bularius  theutonicus  oom  3.  1482  (^rud  öon  Seininger  in  9'Zürn- 
bcrg)  Abentessen  oder  nachtessen  oder  nachtmal  .  cena  .  Abent- 
essen  oder  zunachtessen  oder  nachtmalessen  .  cenari  vel  cenare. 
Vocab.  lat.-germ.  ber  "^Biencr  Äofbibl.  18.  (5.  6  Cena  Aubentessen. 


^)  Sbcnfo  noc^  Stielet  ^  Spr.  (1691)  6p.  247:  Abendbrot  sive  Vesper- 
brot merenda,  894  Abendessen  merenda,  Nachtessen  coena. 

•)  QSgl.  Äepne  OOBb.  n  916.    OCßeiganb  OBb.  n  257. 

')  '2lugna^men  jtnb  feiten.  "iJlbelung  öerjeic^ncf  tt>eftfäl.  Nachtnüsse, 
im  6^ur-<23raunfc^tt)eigtfc^en  Nagtsen.  Äoffmann  o.  'Jaflcr^leben,  ^tommann* 
5)eutf(^e  SWunbarten  III  29,  giebt  Nächtert  "2lbenbeffcn'  ali  ^clgolönbif*. 

5* 


68  "^ibenbbrob 

Cenare  zenachtessen  ^).  —  3m  Sübbcutfc^cn  cnblicf)  ift  Nachtessen, 
-mahl  bi€  ^cute  bctoa^rt. 

92ßa^  bcn  ätociten  5cil  bcr  Sufammenfc^ung  anlangt,  fo  bcrul)t 
Abendbrod  auf  bcr  fd)on  crtoä^ntcn  cinfa(^crcn  <5orm  bicfer  "SD^al^Ijeit 
in  9^orbbcutfd)Ianb,  bie  in  ber  9^cgel  in  93uftcrbrob,  mcift  mit  ^leifd) 
belegt,  ht^tt^t  '2lnber^  in  Sübbcutfc^Ianb  unb  öftcrreic^,  ipo  ioarme 
6pcifcn  bai  9^ac^tma^l  ju  bilben  pflegen.  QBic  fremb  bit  norbbeutfc^e 
6ttte  bem  'Sßiencr  ift,  mag  eine  Wiener  ©eric^t^öer^anblung  lcl)ren, 
bei  bcr  bc^  ^utferbrob  jum  ^a6)tmai)l  aU  ein  Seichen  ber  ^ot  ge= 
toectct  ober  toenigften^  biöhitiert  ttjurbe*).  3n  älterer  Seit  hzttnttt 
Abendbrod  nur  bie  einfachere  3toifd)cnmal)l5eit  jtoifc^en  SO^iittag^  unb 
^ibenbeffen,  ibentif^  mit  bcm  ja  au6  toörtlic^  ent[prec^enben  Vesper- 
brod  unb  unterfc^ieben  öon  Abendessen,  ©erfelbc  Vocabularius 
theutonicus  (9^ürnberg  1482),  ber  Abentessen  mit  cena  überfe^t, 
\)at  Abentprot  .  antecenia  .  merenda  od.  ein  untere  vel  mittag- 
essen''),  ipä^renb  ber  au^  berfclbcn  Offtcin  Scininger  (9^ürnberg  1482) 
ftammenbe  £ateinifcf)'beutfcl)c  93ocabular  Antecena  mit  vesperbrot 
toiebergibt*).  9^oc^  ^opotoitfc^  (^Serfuc^  1780  6.  648)  unterfcl)eibct 
fo  Abendbrod  oon  Abendmahl.  'Sa  man  nun  in  9Zorbbcutfc^lanb 
bie  93eäeic^nung  Abendbrod  ber  legten  ^age^ma^ljeit  beilegte,  untcr^ 
fcl)ieb  man  Don  i^r  bk  3tt)tfcl)cnmal)läeit  (im  17.  3^.)  al^  kleines  ober 
Halbabendbrod.  '^opon)itfc^  bcjeic^net  le^teren  ^u^brucf  alö  an^ältifc^, 
•Slbelung  (QOßb.  I  22)  beibc  al^  nieberfäc^fifc^. 

dagegen  finb  Nachtessen  unb  Nachtmahl  cbenfo  toie  Abend- 
essen unb  Abendmahl  in  i^ren  jtpeiten  (Elementen  burcf)au^  fpnonpm; 
fte  gc^en  in  älterer  S^it  neben  einanber  ^er.   ®a^er  oertocnbet  bcr  ©tcirer 


^)  Stieler  ?;.  Bpv.  <Bp.  2079  {ani  Erfurt  gebürtig)  oermif^f  fogar  Nacht- 
essen unb  Vesperkost:  Nachtessen  coena,  merenda,  quod  et  Vesperkost. 

*)  'Jreie  l>reffe  19.  Qipril  1910:  '^räf.:  Sic  ^abcn  bcm '^rofeffor  bei 
feinem  93efud)  3^re  9^ot  gefc^ilberf,  Sic  ^abcn  erää^lf,  ba^  Sic  allcö  €nt- 
bc^rlicbe  öerfe^t  ^aben,  t<x%  Sic  jum  9iac^fma^l  nur  ein  'Suttcrbrof  cffcn. 
—  '2lngctt.:  ®a  ift  ja  nicbtä  babti,  tt)cnn  ic^  ein  95utterbrot  cffc  .... 
^räf.:  3a,  aber  bem  '^rofcffor  i)at  tai  ganj  bcfonber^  imponiert 

')  ©iefe  auffällige  ©Icicbfe^ung  »on  merenda  mit  eyn  mittagessen  fc^rf 
in  bcm  Vocabularius  ex  quo  (Ulm  1480)  miebcr. 

*)  Sbcnfo  in  bcm  oft  gcbrucftcn  Vocab.  ex  quo.  "ijluc^  S^rifc^  im  'Scutfc^- 
lat.  QBb.  I  4  fagt  Abend-Brod  .  .  .  bisweilen  nur  —  merenda.  93gl.  ferner 
Sc^önölcbcr  Promptuarium  Germ.-Lat.  C^Küncben  1632)  Abendbrod,  meren- 
da. antecoenium.  Abendessen.  Abendmahl  caena  vesperna.  'vPomai  Le  Grand 
Dict.  Royal  (^ranff.  a.  "3[R.  1700)  Abend-Brod  Le  goüter,  merenda.  Abend- 
Essen,  Abendmahl  le  souper,  caena. 


«abenbbrob  69 

i)on^  oon  Ätrnt)eim  in  feinem  9Rcifctagebuc^  oom  3-  1569  (cb.  ^^uü 
©.  21)  Nachtessen,  bcr  3:iroIcr  ©uarinoniu^  (®ie  ©rctocl  1610  6.  571) 
Nachtmal  unb  Abendmal.  'Qihvaham  a  6.  dlara  Nachtmahl  (cb. 
6frtgl  Y  92)  neben  Zeit  des  Nachtessens  (IV  144),  toelc^e^  Ic^tcrc 
Qßorf  er  freilief)  auc^  <xui  feiner  babifc^en  Äeimaf  ^aben  !önnfe,  ber 
lllmcr  3ob.  ^inb  (1467—83)  in  einem  93rief  (®^@.  I  2,  64)  nacht- 
mahl.  ®er  0d)tt)ei5er  3of.  ^DRaalcr  überfc^f  Coena  mit  Nachtessen 
unb  Nachtmal.  ®ic  '5)oppeI{)eit  aber  erhält  fid)  nicf)t:  ber  Süboften 
entfd)cibet  fic^  für  Nachtmahl,  ber  Sübtoeften  für  Nachtessen,  unb 
i>a^  t)ier  in  bcr  £Imgang«fprad)e  oeraltenbe  Nachtmahl  bienf  nur  noc^ 
munbarflid)  jur  ^ejeicfenung  be^  ßaframcnts  (fatf)oI.  Kommunion)  bd 
ben  fübbeutfd)en  ^rotcftanten,  in  Württemberg  *),  93aben  ^,  ^falj  *), 
(flfa^*)  unb  bcr  ©c^lDcij*).  Wie  in  6übbeutfd)Ianb  bem  profoücn 
Nachtessen  iiai  arc{)aifd)e  Nachtmahl  aU  fird)lirf)cr  ^erminu^  jur 
(Seite  ftet)t,  fo  in  9}^ittcl--  unb  9'Jorbbeutfd)lanb  bem  profanen  Abend- 
essen bai  fonft  Dcraltctc  Abendmahl  aU  firc^Iic^er  '2lu^brucf,  nbl. 
avondmaal.  3m  Äod)beutfd)en  ift  i)k€  bie  üblidje  ^e5cid)nung  be^ 
Saframente^  geworben:  ©oet{)e  braucht  noc^  einmal  Nachtmahl  in 
biefem  (toie  aud)  in  profanem)  Sinne,  fonft  immer  Abendmahl,  bai 
jc^f  ouc^  im  Süben,  93abcn  unb  Sc^toeij,  ber  I)errfd)enbc  unb  aUtin 
aU  i)b.  geltenbe  "inu^brucf  ift. 

'5)a§  Abendmahl  auc^  in  ber  ^CRunbart  fübiüärt^  »erbringt,  jeigt 
ftd)  in  9Rappenau  im  nörblic^en  93aben,  too  nachtmool  jüngerem  aawent- 
maal  getoic^en  ift®).  ©rimm^  "Eingabe  ^),  \>a^  Abendmahl  hti  ben 
£ut^erancm,  Nachtmahl  bei  ben  9\eformirtcn  aufgefommen  fei,  entfpric^t 
ber  oben  narf)gen?iefenen  geograp^ifd)en  Q}ertcilung  oon  Abend-  unb 
Nacht-.  *5)ie  Sc^riftfprac^e  ift  freiließ  toenigcr  fonfequent  gctoefen. 
^^.  ®ie^  Wb.  ju  £ut^er  I  8  bemerft,  iia^  einerfeit^  £utt)er  Nachtmahl 
neben  Abendmahl  in  firc^Iic^em  Sinne  brauche,  anbererfeit^  bie  reformierten 
Schriften  auc^  Abendmahl. 

®ic  *5rage,  n)eld)c^  oon  ben  t>icr  profanen  Spnonpmen  bk  meifte 
*2lu^fic^t  ^at  äur  gemeinbeutfc^en  ^cjcic^nung  ju  tpcrben,  barf  ju  gunften 

1)  gtfc^er  SAroäb.  IQb.  IV  161. 
*)  ©iai.  nachtmool  bei  Äcibclberg,  ßenj  QBb.  49. 
0  ®tal.  nachtmol  ^^lutenriett)  "^fäls.  3b.  99. 
♦)  elf.  <2ßb.  I  667:  Nachtmohl. 

*)  6c^tt)ci5.  3b.  IV  162;  genachtmahlt  =  fonfirmiert.    3n  Süricb  wirb 
in  biefem  Sinne  nur  Abendmahl  gefagt. 
«)  9}^ciimger  QBb.  4. 
^  ®«2ßb.  I  25,  in  3»eifel  gcjogen  oon  'Jtfcfccr  ec^tt?äb.  <2öb.  I  13. 


70  «Zlbwafc^fag 

öon  Abendessen  bcanftoortet  tocrbcn.  Nachtessen,  Nachtmahl  finb 
toegcn  bcr  ocränbcrtcn  "Begriff^bcgrcnjung  »on  Nacht  bafür  nic^f  ge» 
eignet,  Abendbrod  ni6)t  tocgcn  bcr  abtocic^cnbcn  fübbcutfd)cn  Sitte. 
Abendessen  ift  oI)ne  bic^  fd)on  bcr  oerbrcitcfftc  fd)riflfprac^Iic^c  '2lu^= 
brucf.  <5rü^cr  tourbe  noc^  öfter  Nachtmahl,  Nachtessen  gefc^ricbcn, 
fo  üon  @octt)c  unb  Gc^iUcr,  bie  beibc  auß  bcm  ©cbict  be^  9Zac^tcffcn^ 
ftammtcn.  3n  ^aebing^  ioäuftgfcitetob.  ift  Abendessen  46  mal,  Abend- 
brod 43  mal,  Nachtmahl  1 1  mal  öcrtrcfcn,  Abendbrod  alfo  faft  fo 
häufig  tt>it  Abendessen:  c^  toirb  nii^t  nur  oon  norbbcutfcl)en  Sc^rift= 
ftcUcrn  n>ic  'Jrenffcn  (^.  Ä.  93aag  251)  unb  Q3oigt--®icbericf)^  C^rci- 
oicrtel  6tunben  oor  ^ag  68)  gebraucht,  fonbern  auc^  öon  fübbcutfd)cn, 
3.  93.  bem  hti  3üric^  geborenen  unb  bort  Icbenben  3a!.  93o§^art  (^rüb 
oollcnbet  133)  unb  oon  bcr  au§  "^rciburg  i.  93.  ftammenben,  jc^t  in 
^arl^tu^e  Icbenben  Termine  93illingcr  gar  in  einer  babifc^en  93auem-- 
nooeHc  (Unter  93auern  14,  loo  jum  (fffcn  Kartoffeln  aufgetragen  toerben) '). 
93on  ben  bcutfd)cn  ^u^brücJcn  ift  tai  früt)cr  fe^r  btlkbtt  Souper 
fc^t  fci)on  faft  ganj  oerbrängt.  ©er  'Einfang  bc^  befannten  Couplet« 
„S^/  beim  6out>cr  erlebt  man  tolle  (Sachen"  mutet  un^  ^eute  ettt)a^ 
altmobifc^  an.  3n  ^cter^burg  foH  e^  noc^  bie  üblic^fte  93e5cicbnung 
fein.  3n  QBien  fagt  bie  ältere  ©encration  auc^  jc^t  noc^  gern  Souper 
unb  soupiren.  C^  toar  frül)er  bcr  feinere  *2lu^brucf,  bcr  je^t  burc^ 
Abendessen  etfe^t  ift,  toä^renb  Nachtmahl  toie  norbb.  Abendbrod 
bie  einfachere  90Za^ljcit  bcjcii^nctc. 


^ai  5um  "Slbtoafc^en  bc^  (5§^  unb  5?oc^gcf^irr^  oertoenbctc  ®efä§. 
(5^  toar  früher  regelmäßig  oon  Äolj,  93öitcbcrarbeit;  feit  bem  *2luffommen 
ber  (5mailgefä§c  ift  e^  aber  häufig  oon  emailliertem  93le(±i  ober  oon  3inf. 
<5eine  "^orm  ift  tcil^  frci^iunb,  teil^  ooal.  QSiclfacb  tocrbcn  jtoei  ©efäßc 
oertoenbet,  ein  Heinere^  jum  crftcn  *2lbtoaf(^cn  bc^  ®efd)irrc^,  ein  tttvai 
größere^  jum  nochmaligen  "2lbfpülen.    9^a^e  oertoanbt  ift  bai  jum  9'^ci-- 

^)  9Iuc^  3-  ^-  Äccr,  "Sin  ^eiligen  QBoffcrn  6. 36,  nennt  bie  Ictjf c  JJla^l- 
jeit  bcr  9Bilb^euerfamilic  (Scbnjcij)  oor  bcm  Scblafcnge^cn  Abendbrod.  <S)cr 
Gcbnjeijer  €.  3a^n,  Äclbcn  bcä  "ilintagc«  26  öcrftc^t  unter  Abendbrod  »o^t 
einen  ?tacbmitfag^imbi§  (Sueben  unb  Trauben);  er  broucbt  fonft  bcn  '2lu^» 
brucf  Nachtessen. 


^btt>afd)fa§  71 

nigcn  bcr  933äfc^c  biencnbc  Waschfaß:  c^  ift  in  'Berlin  mcift  oöa(, 
auß  Äolj,  unb  untcrfc^cibef  ft<^  oon  bem  ^bljernen  ^bti)afc|)fa§  nur 
burd)  feine  @r5§e.  ©aneben  bienf  ein  gro§e^,  fc^r  tiefe«?,  runbe^  Äolj' 
gefä§,  in  93erlin  Zober  genannt,  jum  Sintoeic^en  unb  6pülen  ber 
*3Bäfd)e,  Q3on  einer  QSergleic^ung  ber  oerfc^iebenen  9^amen  oon  QOßafc^« 
foB  unb  3ober  fcl)e  ic^  aber  ah,  erften^  toeil  bamit  auc^  fadjlic^e  Hnter- 
fd)iebe  Äanb  in  Äanb  ge^en :  fo  ift  ber  QSiener  Waschtrog  »om  'Berliner 
Waschfaß  eben  aucfe  burc^  feine  93efd)affen^eit  unterfc^ieben;  jtoeiten^ 
tDeil  c^  in  neuerer  Seit  immer  me|)r  6itte  geiporben  ift,  bie  ^äfc^e 
berufämä§igen  9!öäfd)ereien  ju  übergeben  unb  tit  QBaf4)gefä§e  baljer 
nid)t  met)r  in  allen  Äau^^alten  biefelbe  Q'^olle  ü?ie  frül)er  fpielcn. 

60  unentbehrlich  bog  ^bn?afd)fa§  in  jeber  'SJirtfc^aft  ift,  fo  feiten 
toirb  e^  bcnnoc^  in  ber  Literatur  genannt^).  6elbft  ba^  'S)QBb.  fü^rt 
biefen  ^u^bruc!  nic^t  auf.  ältere  93elege  für  anbere  93e5eic^nungen 
ber  6ac^e  fenne  ic^  nur  au^  933örterbüc^ern  *).  ^u^  biefem  "SJiangel 
eine^  literarifc^en  Q'^egulatio^  erflärt  fic^  bit  gro§e  geograp^ifd)c  "^Rannig- 
faltigteit  ber  ^u^brüde  für  biefe^  ®efä§  in  ber  Umgang^fpra^e. 

<5)ie  ^orte  fmb  meift  Sufammenfe^ungen  tt)ie  Abwaschfaß:  ba€ 
jtoeite  (flement  bejeic^net  bie  ®efä§art,  bai  erfte  ben  Stoecf.  "^öcnn 
^ier  teilweife  geograp^ifd)  au^einanberliegenbc  Orte  im  'Slugbrud  über» 
einftimmen,  toä^renb  bie  baätoifd)enliegenben  abtt)eic^en,  fo  erflärt  ft4> 
bie^  barau^,  t>a^  urfprünglic^  rvtit  verbreitete  QOßörter  in  einigen  Stäbten 
»eraltet,  in  anberen  bett)al)rt  finb.  —  3c^  orbne  bie  "Slu^brücfe  nac^  bem 
3tt)eiten  (Clement. 

1.  Faß  unb  Wanne:  in  93erlin  ^ei§t  bai  ®efä§  Abwasch- 
ober  Auf  Waschfaß,  tpenn  e^  frci^runb  ift,  Abwasch-  ober  Auf- 
waschwanne, tt)enn  e^  ooal  ift.  0ie  '2lu^brücEe  finb  ouf  hai  nörb- 
lic^e  unb  mittlere  <S)eutfcf)lanb  befd)ränft ').  a)  Abwaschfaß  finbef 
fic^  noc^  in  ^id,  £übecf,  ^olberg,  ©c^roba,  93eutl)en,  *33au^en,  ©reiben. 


^)  3.  ^-  *33icbig,  <^ai  fc^lafenbc  Äeer  6.  175. 

*)  Äenifc^,  ^cutfc^.  epr.  (1616)  Sp.  Uli:  Spülichs  Gelten,  trua.  — 
6fteler,  ^euff^c  6pr.  (1692)  742:  Spül- ober  Aufwaschgelte,  pollubrum,  trua. 
Waschgelte,  tnia.  tnilleum.  —  '3:cutf(i).'£atein.  QBörfcr-^Sücfelein,  9^ürnbg 
1733  S.  53:  Spühlstande  trua;  Schafi  labrum.  —  '2lmaranfl)eg  'Jraucnjimmer« 
£cr.:  Scheuer-Gelte.  Gampc  ^b.  I  69:  Abwaschfaß.  0a«  ®^b.  YHI  2014 
jttierf  au«  S^rifd^«  QBb.  (1741)  vas  ligneum  quo  abluuntur  patinae  schüssel- 
schoaf.  ^opott)iff^  Voc.  Austr.  I  6  \^<x\  bem  Abwaschschaff  einen  "^Irtifcl 
gctoibmet. 

»)  9Rübigcr  3u»ad)«  (1783)  II  74  erflärt  Faß  im  Sinne  eine«  nid^t 
baucbigen  ©efä^e«  mit  einem  'Soben  =  nbf.  Tübben  für  oberfäc^ftfc^. 


72  Qlbtt)afc^fa^ 

^cffau,  diikUn,  Äalbcrftabt,  9Kü^l^aufcn,  6onbcr^^au[en,  ©i^tfingcn, 
9^orbcn,  9'^cmf4)cib,  93ü(icburg,  ^armffabf.  b)  Aufwaschfaß  in  ßübed, 
^abcrborn,  ßcipäig,  ^.-Ceipa.  ^rcnffcn  ^.  Ä.  93aa«  6.  102:  „am 
Aufwasch."  2lbgefüräf  Faßl  in  9^cici^cnberg.  c)  Abwaschwanne 
no^  in  ®cuffd^--^ronc,  '^ofen,  Gtcftin  unb  9^offoc!,  tt>o  bic  'Joanne 
in  die  Abwasche  gefteHf  ipirb.  dagegen  xoivh  bie  '3Bäfrf)c  in 
Q'JoftocE  im  Dreibein  getoafc^cn,  im  Waschkübel  gcfpült.  d)  Auf- 
waschwanne in  ^önigöbcrg,  ö^nabrüdE ;  Wanne  au^  in  6c|>lc^voig, 
'QixUtn,  3ci^.  e)  Spülfaß  in  Qßeftbcutfc^lanb,  bcfonbcr«  ^cftfalen 
C^Diünfter,  ^abcrborn,  '5)orfmunb,  ^rn^bcrg,  Siegen),  ©üffelborf, 
Qßic^baben. 

2.  Balje  =  mnbb.  balge  ballige  ballie  (6d)iQer--£übbcn  9!)Znbb, 
<2ßb.,  O.  Traufe  SunffroUen  ö.  ©reif^lPalb  1897/98  6.  31)  aui  nbl. 
balie  (bön.  balje,  fd)tt)eb.  balja),  bie^  au^  franj.  baille.  93gl.  '^alU 
5orp  <2Bb.  45.  <2llfo  ein  nieberlänbifcf)e^  90öort,  hai  aud)  in^  ^Zbb. 
gebrungen  unb  bai)er  auf  ba^  nbrblic^ffe  0cutfc^lanb  bcfc^ränff  ift. 
a)  Abwaschbalje  in  ©c^le^loig,  Äamburg,  "^Sremcn,  Scoer;  Balje  in 
ßübecf,  Lüneburg,  b)  Schüsselbalje  in  Olbcnburg  =  mnbb.  schottel- 
balge  '50'^nbb.  QBb.  IV  127,  ®efä§  „mit  brccn  bcmcn",  tüorin  6c^üffeln 
geh>afd)en  h?crben.  'S)?.  6c^neiber  oeripenbet  in  i^rcm  brcmif4)cn  9loman 
Slfe  '^efcrfcn  I  288  Waschbalge  in  bcr  Grjä^lung. 

3.  Kumme,  Kump.  a)  Spülkumme  in  ©orpat;  ein  grö^erc^ 
®efä^  bicfer  9ivt  ^ci§t  ^icr  Dreifuß;  »gl.  bk  eben  ertoä^nfe  Schottel- 
balge  mit  brei  93einen  unb  Dreibein  in  Q'^oftocf.  Kumme  auc^  in 
ßüberf.  b)  Spülkump  in  QOöefcl.  c)  Abwaschkump  in  Äannoi^cr. 
Kumme  iff  ein  nbb.  ^orf,  mnbb.  kumme  (9}cnbb.  <2ßb.  II  593), 
bön.  kumme,  fc^toeb.  spilkum  =  6pülfumme  (<S»903b.  V  2588);  baß^ 
öcrtoonbte  kump  ift  ebcnfaß^  niebcrbeutf^  (©'Job.  V  2613  unter 
Kumpf). 

4.  Tubb  en  in  93raunfc^tt)eig,  ©bttingcn  (ogl.  6(^ambacf)  QBb. 235) 
ift  mnbb.  tubben  '^blgerner  ^übcl  mit  einem  ©riff'  ^nbb.  'Jßb.  IV  553. 
623,  tobbe  labrum,  vas  patens  lavando  aptum',  nbl.  tobbe,  mittel-- 
engl.  tubbe  neuengl.  tub.  .^luge  QQöb. '510  oermutet  Q3erh)anbtfd)aft 
mit  ^b.  Zuber  a\)t>.  zubar  nbb.  Tober  (in  ©ötfingen);  jebenfaH^  ift 
tubben  nicbetbeutfd)   unb   ba^er  i)icr  nur  mit  93orbe^alt   an5ufüf)rcn. 

5.  Bütte  in  6c^le^h)ig,  Sioeibrücfen.  a)  Aufwaschbütte  in 
©onjig.  b)  Spülbütte  in  ^5In.  (?in  litcrarifd)cr  93eleg  bafür  bei 
2.  ©iU,  mxaQO  (6aargebiet)  87.  ©a^  ^Oöort  Bütte  Butte  ml)b.  büte 
a\)t>.  butin,   bai  faft  über   t>aß  gciuäe  germanifc^e  ®chkt  verbreitet  ift 


^2ibn>afc^fa^  73- 

(anglf.  byden  engl,  butt,   altnorb.  fc^tpcb.  bytta  uf ro.),  ift  gcgcntoäctig 
nic^f  mc^r  überall  üblich,  5.  93.  iiicl)f  in  93ccltn. 

6.  Kufe:  Spülkufe  (aud)  Spülschüssel)  in  '3}^ciningcn. 

7.  Kübel  a)  in  Ceitmcri^,  Kempten,  Württemberg,  93ern.  b)  Spül- 
kübel in  '^Bie^babcn,  ^aifer^laufcrn,  "^rciburg  i.  93.,  ^onftanj.  QKegen 
ber  QScrbreifung  öon  Kübel  oerlpcifc  id)  auf  ben  ^rfifcl  Eimer.  3n 
ioaUc  Aufwaschküben. 

8.  Spülschüssel  in  9DZeiningen  (nebe;;  Spülkufe),  "^Ifc^affcn. 
bürg  (neben  Schaff),  9^eumartf  in  ber  Obcrpfalg  (neben  Spülschaf  fei), 
3n  '2ln^bac^  bienf  t>it  Spülschüssel  für  bic  Wäfcbe.  3n  £otl)rini}cn 
iDirb  bic  „^ufix)afd)fc^üffer'  nad)  "JoHmann  'Sßb.  120  all  Elf-su-schissel 
b.  ^.  (od),  im  ^Siert  oon   1 1   Soul  beäcic^net. 

9.  a)  Abwascheimer  in  ^JJainj.  b)  Putzeimer  in  ^obleng. 
c)  Spüleimer  in  Q'^aftaft  biencn  iPol)l  nur  für  bai  ^btt)afd)tt)affer. 

10.  Spülnapf  in  'SJ^arburg  i.  Ä. 

11.  Gelte  a)  im  Gübl^arj,  "iUrfcm,  3ei^,  3ürid).  b)  Spülgelte 
in  QBürffemberg.  Gelte  a\)b.  gelta,  gellita,  gellida  roav  früher  tvzit 
oerbreitet,  ift  aber  je^t  an  fielen  Orten  oeraltet,  fo  in  Eeipjig,  too  nacb 
'2lmarant^el'  Frauenzimmer --£erifon  Scheuer-Gelte  im  "^Infange  bei 
18. 3cit)r^unbertl  beftanben  ^abcn  bürfte.  "^lud^  ^opotDitfd^  Voc.  Austr. 
I  6  fpric^t  oon  ber  Spülgelte  ber  Sac^fen  („Scheurerfaß  in  ben 
£äc|)fifc^cn  93ött(^erorbnungen").  3n  ber  ^folj  bezeichnete  Gelde  um 
1797  nac^  ^leinl  "^rooinäialmb.  I  140  t)ai  Spülfaß. 

12.  Brenk  a)  in  (5t.  ©allen,  b)  Spülbrenk  in  Äeibclberg, 
t!0^annl)eim.  <3)al  in  (5übbeutfcl)lanb,  6ct)h)ei5  unb  ben  öfterreirf)ifd)en 
^Ipenlänbern  oerbreitete  '^öorf  lautet  teill  Brent(e),  teill  Brenk. 
6.  ®gßb.  II  304.  ec^meüer  ^Bb.  I  362.  <5ifd)er  6c^rt)äb.  <2öb.  I 
1403  ff.     goUmann  £ott)r.  ^öb.  60. 

13.  Schaff  (Spülschaff  ©reinj  3m  Äerrgottitoinfel,  tiroler 
©cfc^ic^ten  6.  67)  mit  feinem  deminutio  Schaff el,  in  93üt)crn  unb 
Öflerreic^  Schaff  1  ^),  in  93rellau,  93ar)ern,  93abcn  (93ruc^f.,  ©onauefc^., 
^onftanz),  9<^"5  Ofterreid)  (and)  Q3orarlbcrg,  93öl)men),  (Siebenbürgen. 
Schäffel  im  fä(^fifd)en  93ogtlanb  (ßlfterberg,  "^OZarfneufirc^en,  Auf wasch- 
schäffel  Cengenfelb).  ®al  Wort  a\)t).  scaph  ml)b.  schaf  fel)lt  stoar 
oon  Äaul  aul  bem  9'^ieberbcutfd)cn  nid>t  (altfäc^f.  skap  %a^),  \)at  aber 
bort  (in  ber  unoerfc^obencn  '5orm  Schapp  mnbb.  schap)  bie  93ebeutung 

')  ^ür  bic  baprifd)c  9Jiunborf  gilt  nac^  ec^meücr  QBt>.  II  375,  baß  in 
Ofcerba^crn  unb  Obcrpfalj  me^r  Schaff,  im  'Jlac^lanb  mc^r  Schaffl  gebraucht 
wirb. 


I 


74  ^bwafc^fa^ 

'6c^ranf'  angenommen,  ^uc^  im  toeftlic^en  ©cuffc^lanb,  (Slfa§,  8of^-- 
ringen,  in  ßuycmburg,  h)0  Schaff,  Schaft  Q^egal,  6c^ranf  bebeutet,  ift 
ha§  ^ort  al^  ©efä^name  nic|)t  oertrcicn,  fet)It  nac|)  Cenj  933b.  6.  58 
auc^  in  Äonbf4)ut)g^cim  (nörbl.  93abcn).  <5)agcgen  ift  bie  93emerfung 
im  ©^b.  Vni  2014,  ba^  Schaff  im  g0^iftclbeutfd)en  nic^t  me^r  oor- 
jufommen  fd)einc,  unjutrcffenb :  c^  ift  noc^  in  ^reu^ifd)=  unb  Öftcrreic^ifc^= 
6c|)lefien  gebräuc^Iid),  iDofür  e^  fd)on  oon  Steinbock  1725  (schaaff  .  . 
siiesiace  labrum,  qualus)  bezeugt  tt>irb.  —  3ft  ta§  ®efä§  au^  93lec^, 
fo  lüirb  e^  in  ßinj  Weidling  genannt.     Q3gl.  Napf. 

14.  Wassergeschirr  in  93ern.  93g(.  6c^ön^Iebcr  Prorap- 
tuarium  »on  1632  Spülgeschirr  .  .  .  urnarium.  Geschirr  (kser)  oon 
einem  einjelnen  ®efä§  auc^  in  ^olmar  nac^  Äenrt)  Dial.  de  Golmar 
159.  6onft  tpirb  Geschirr  befannttic^  meift  al^  ^oUcftioum  für  @e= 
fä^e  au^  '^or5eIIan  ober  ^on  oerioenbct. 

15.  Zuber  in  'Sregenj.  Unter  Zuber,  Zober  toirb  gelt)öl)nlic^ 
ein  fe^r  gro^e^,  tiefet  ®efä§  oerftanben,  aber  ^opotoitfc^  "^Serfuc^  (1780) 
306  bemerft,  ta^  biefe^  933ort  „in  einem  größeren  6tric^  oon  ^eutfc^- 
lanb"  ein  Heinere^  ©efä|  bebeute.  ^ti  Äenifc|)  (1616)  Sp.  1477  ift 
züberHii  6t)nont)m  öon  (Seite,  93rente,  öc^äfflein. 

®ie  ®efä§namen,  tk  in  ben  oorftet)enbcn  meift  jufammengefe^ten 
^u^brücfen  auftreten,  ^aben  felbftänbig  natürlich  eine  anbere,  toeitere 
Verbreitung  ali  in  biefer  bcftimmten  QSerlpenbung.  So  fommt  Butten 
auc^  in  QQßicn  oor  in  Tragbutten  unb  in  Waschbutten,  toorin  bie 
QOßäfc^erinncn  bie  '2Bäfd)e  einlocic^en.  Kübel  ift  in  'SBien  bai  (§cfä§ 
äum  QBafferf^öpfen  unb  ^tragen,  aber  tai  '2lbn)afd)fa^  ^ei§t  Schaff 
ober  Schaffl.  ®a^  ^eutf(^=£atein.  Qßörter-'QBüc^lein  öon  9^ürnberg 
1733,  ha^  ju  aDcn  <2ö«5rtern  21bbilbungen  gibt,  fteUt  6.  53  t>k  Spühl- 
stande  trua  al^  ein  nicbrige^  breitet  <5)aubengefä§  mit  jtoei  ioanb^aben 
bar;  baß  Schaff  labrum  unterfd)eibet  fic^  baoon  burc^  feine  ^5^ere 
unb  f4)malere  "Jorm,  bie  Gelte  situla  l^at  nur  eine  Äonbl^abc.  ®a^ 
Brenkel  in  Qö^wahtn  unb  Steier'marf  (Hnger  ©teir.  Qöortf^.  1 1 5),  ber 
Kumm  in  93at)etn  (Gc^mellcr  ^b.  I  1250)  ift  ber  "Juttertrog  für  bai 
Q3ie^  uftt).  (Sine  ooUftänbige  Unterfuc^ung  ber  93erbreitung  aller  ®e-- 
fä§nomen  mü^te  fct)r  in^  5ec|)nif^c  ge^en  unb  oor  allem  fic^  \)a\ipu 
fäc^lid)  an  bk  Q3ol!^munbarten  l)alten.  ^ür  bie  ^oc^bcutfd)e  (Scmein^ 
fprac^e  fommen  bicfe  ®inge  tt>eniger  in  "^Betrac^jt.  3c^  l)abe  nur  no4> 
Eimer — Kübel  berüdfic^tigt. 


I 


Qlbicu  75 

®ru§  beim  QBegge^en ').  <5)a^  QBort  ift  jtoar  im  gangen  beutfd)en 
©cbiet  befannt,  toirb  aber  in  öftcrrcic^  bei  tocitem  nic^f  [o  l)äufig  ge^» 
braucht  tpie  in  "3)eutfc^Ianb.  0ie^  gilt  namentlich)  für  Q33icn:  manche 
gebraud)en  bü^  QDöort  garni^t,  anberc  tocnben  c^  jtoar  öfter  an,  aber 
nur  in  ber  'Jamilie  unb  gegenüber  einem  ^ienftboten;  gu  einem  Äöt)er' 
gefteütcn  e^  ju  fagen  n?ürbe  für  beicibigcnb  geringfd)ä^ig  gelten,  'ä^nlic^ 
toie  bie  ilmgang^fprac^c  ber  ©ebilbeten  oert)a(ten  ftd)  bic  *3D^unbarten 
jum  ©ebrauc^  iikiz^  ^Gßorte^.  3m  grö§ten  ^eil  0eutfd)lanb^  gehört 
adieu  auc^  ber  93oIf^munbart  an:  im  nieberbeutfd)en  9'Jorbbeutfd)Ianb 
ad2üs  (in  Q^oftocf  aud)  adzüsing,  schüsing),  in  Gübecf  atchlis,  chüs 
(Schumann,  '2Bortfcf)a^  o.  £übecf  90),  in  (Sronenberg  (9^^einprooin3)  nac^ 
ßei^ener  QBb.  6  atjys'),  r^ein.  adje(s)  (^cl)rein  Q3ol!^fpr.  in  9^affau 
38).  3n  Berlin  atche,  auc^  hatchg.  ebenfo  im  [äd)fif(f)en  Q3ogtIanb 
nad)  ©erbet  ©ramm.  (5.  113.  3n  "iRappenau  (norböftl.  ^abcn)  atee 
(oeralfet  atees),  atjee  nad)  93Zei[ingcr  QOßb.  12.  3n  ioanbf4)u()ö^eim 
bei  Äeibelberg  at(j)e  (älter  at(j)es)  (ßeng  ^b.  5).  3n  ber  ^falj 
adjee,  adjees  „al^  @ru§n?ort  beim  '2lbfd)ieb  hti  Äoc^  unb  9cieber  in 
ffänbigem  ©ebrauc^"  (^eipcr,  '5ranäö[ifd)c^  in  ber  '^falg  6.  66). 
£uremb.  ädde^  ädjes  ^^ßb.  lur.  9/Cunbarf  3),  lot^r.  elfäff.  adje  (adjes) 
^oamann  ^b.  3,  gif.  9[öb.  114.  3m  bair.  QSogtlanb  adi  au^  m^b. 
ade  ((Serbet  a.  a.  O.  143).  dagegen  in  ben  bairifc^--öfteireic^ifd)cn 
9)?unbarten  hii  nad)  bem  h)cftlic^en  93ö^men  C^Binterberg)  ift  \tatt 
adieu  ta^  beutfc^e  behüt  Gott  (pfiat  Gott)  ober  behüt  dich  Gott 
üblic^.  Adje  toirb  \)öd)\ttni  ju  'Srcmben  gefagt.  llbrigen^  loirb  jc^t  auc^ 
in  3)eutfc^lanb  adieu  al^  "^rembtoort  oon  'Jreunben  ber  (5prac^reinl)eit 
gcmieben  unb  oielfac^  burd)  lebewohl  ober  auf  Wiedersehen  erfe^t'}. 

9ö3ollcn  rt)ir  nunmehr  tk  in  öfterreic^  unb  anbertoärt^  entfprec^en« 
ben  ^bfcl)ieb^grü§e  fennen  lernen,  fo  fönnen  toir  baoon  bie  '21nfunft^- 
ober  Smpfang^grü^c  nic^t  gut  trennen,  toeil  fie  teiln?eife  äufammenfaHen. 


^)  '^ronj.  adieu  tt)ic  ital.  addio  werben  nur  bei  Trennung  auf  längere 
3eif,  5.  ^.  üor  9?cifcn,  beim  testen  ^bfc^ieb^gru^,  ben  man  eir.em  5oten 
juruft,  gebraucht,  ^qi.  ^p^ant.  Seitf^r.  VlI  401.  5)er  ©eutfc^e  aber  roenbet 
adieu  bei  jebcr  aud)  nod)  fo  turj  baucrnben  "Trennung  an. 

^)  Ä.  *33oigf  •®ieberid)ö  ©reioicrtel  Stunden  cor  5;ag  6.  231  (9?orb- 
»eftbeutfd)!.)  f^reibt  adüs. 

^  93gl.3b.'S).6prac^o.l3(1898),  71.  3m  QBcltfricge  »on  1914  15  wirb 
aud)  ber  Äampf  gegen  bic  'Jrcmbroörfer  im  ^eutfc^cn  mit  folcbem  Srfolge 
gefüf)rf,  ba§  adieu  aug  bem  6prac^gcbrauc^  in  ®cutfd)Ianb  ganj  ju  ocr- 


76  ^t>ieu 

1.  Guten  Tag  tt?irb  in  903icn^  93Zä{)rcn,  Stciermatf,  Siebenbürgen, 
Snn^brucf  (jeboc^  nic^t  in  ©c^lefien,  ^Slubeng)  nic^t  nur  beim  kommen, 
fonbern  and)  beim '3Beggei)en  gebrauc^t^).  QSgl.  3.  b.  ®.  Sprai^ocr, 
X  (1895)  223.  XIV  (1899)  73.  llmgcfe^rf  toirb  Guten  Morgen,  bai 
man  in  93erlin  unb  fonff  in  ®eutfc|)Ianb  aud)  beim  ^b|'(i)icb,  luenn  er  am 
QSormiftag  ftaftfinbcf  (au^  tlnac^tfamfcif  oft  aud)  dladjmittaQi),  anmenbet, 
in  "^öicn  nur  aU  (£mpfang^gru§  ge[agt,  unb  ein  93erliner,  bcr  in  9ö3ten 
ftc^  mit  Guten  Morgen  öcrabfd)iebet,  fällt  cbcnfo  auf,  toic  ber  'SBiencr, 
bcr  in  93crlin  beim  '2Begge{)en  Guten  Tag  fagt.  —  ®cr  ®ru|  Guten 
Tag  ift  ithod)  in  öfterrcic^  oorgug^iDeife  gegen  '^cembe  üblicfc,  5.  93. 
beim  Q3erlaffen  eine«  £aben^;  e^  ift  mel)r  ein  fü^ter,  gefd)äft^mä§igcr 
@ru§,  ber  gegen  Äöi)ergefteüte  cttoa^  ju  U?enig  oerbinblic^  flängc'^. 

2.  <3)cr  gett>5t)nlirf)e  ®ru§  ber  ©ebilbefen  in  öfterreic^  an  ®lcic^=  unb 
iobtjcrgeftellte,  beim  '2BeggcI)en  tvk  beim  kommen  ift  Ich  habe  die  Ehre  ^). 

3.  QSon  ^inbern  5U  ^rtoac^fcnen,  öon  Äcrren  ju  ©amen,  oon 
•3)ienff boten  unb  „f leinen  £eutcn"  3U  Äerrfd)aften  n>irb  in  QBien  unb 
fonft  in  Öfterrcirf)  Küß  die  Hand  gefagt*). 

4.  Über  ba^  gange  füblic^e  'S)euffc^gebiet   verbreitet  ift   ber  vSru§ 


fcf)tt>inbcn  fc^einf:  eö  wirb  burd)  auf  Wiedersehen  ober  guten  Tag  crfe^t. 
3m  ^ilitär-QBoc^cnblatt  oon  1915  Sp.  3105  fc^reibf  ein  'Iicitarbeiter:  „^21lß 
id)  öon  ber  "Jront  in  bic  Äcimat  jurücffe^rfe,  war  ic^  erftaunt  über  ben 
gifer,  mtt  bem  felbft  oon  Äinbern  jcbcö  'Jrembnjort  ängftli^  in  ber  Hnter- 

t)alfung  gemieben  mürbe 3unäc^ft  mochte  mic^  bie  93e{)arrlic^fe!t 

ftu^ig,  mit  ber  t>aß  ^örtc^en  ^2lbieu  belämpff  mürbe."  ®ie  oben  im  5;ert 
gemachten  Angaben  gelten  mic  bie  übrigen  biefeö  93ud)e^  ju« 
näd)ff  für  t>iz  Za^vc  »or  bem  Kriege. 

^)  ©er  Q3olf^fptad)c  ift  Guten  Tag  beim  '2lbf(^ieb  aucb  in  5)euffcl)- 
lanb  nid)t  fiemb  (5.  93.  in  Äolj^aufen  a.  ßber),  namenttid)  mit  3ufa$  »on 
auch,  nbl\  Göden  Dag  ök  (xJ'^orben). 

^)  Guten  Abend,  Gute  Nacht  werben  in  Öfterrcic^  »ic  in  "Scutf^lanb 
gebraucht.  3u  Gute  Nacht  ogl.  oben  S.  66.  Guten  Nachmittag  wirb  in 
5;irol  oon  bem  Canboolt  gefagt,  unb  jwar  ta  ftc  fd)on  fe^r  früb  „^Oliftag'' 
effen,  juweilcn  fcbon  um  10  Ubr  QSormittagg. 

*)  ®er  ©ru§  Ich  empfehle  mich  wirb  in  ©eutfc^Ianb  wie  in  Öfterrcid) 
gleich  angewcnbet. 

*)  ®iefer  ©ru§  ift  in  Öftcrrcic^  ein  llberbteibfel  fpanifd)er  6itfe,  in 
ber  ber  Äanbfu|  (hesamanos)  eine  gro^e  9?otIe  fpiclt.  3ebcr  fpanifd)e  93ricf 
fd)lie|t  mit  ben  Porten:  Q(ue)  B(esa)  S(us)  M(anos)  „loelc^cr  3^rc  öänbe 
tü%t".  ©aber  bebeutet  fpan.  besalamano  (B.  L.  M.)  bie  amtlid)c  'SQ^itteilurg, 
eine  <^ort,  tiai  in  bic  beutfcbe  93olf^fpvad)e  übergegangen  ift:  i^  beute  fo 
nieberrbcin.  bäsalamanas  im  Sinne  oon  'Komplimente,  hoffen'  (*^.  ^rcnfe, 
3eiffd)r.  b.  93crein0  f.  rbein,  u.  weftfäl.  93olt^tunbe  1905). 


4 
i 


^bicu  77 

Grüß  (dich)  Gott.  Äterbct  ift  ein  gcogra;)I)ifc^cr  Unterfc^ieb  ju  bcad)tcn. 
3m  öfflic^cn  Öfterreirf),  fotoeif  bicfcr  ©ru^  oorfommf,  QBtcn,  Sfcicrmarf, 
.Kärnten,  toirb  er  nur  mit  bcm  ^ronomcn  gebraucht,  unb  ^toav,  ba 
©ebilbefc  if)n  nur  antocnbcn,  tocnn  fie  fid)  bugcn,  toeil  e^  ein  ocrfrau« 
liAcr,  oolf^tümlic^er  ©ru§  ift,  nur  in  ber  xyorm  Grüß  dich  Gott  ober 
Grüß  euch  Gott,  ^a^cv  ift  Grüß  Sie  Gott  ungctoöi)nlic^.  ©ie  <23aucm 
freilief),  bic  augfc^(ie[tlic^  bicfen  @ru§  gebraurf)en,  fagcu  aucf)  Grüß 
Ihnen  Gott,  ^o  in  bicfem  ©ebiet  Grüß  Gott  o^m  Pronomen  üor- 
fommt,  beruht  e^  auf  jüngerer  (?infü{)rung  5.  ^.  burc^  bic  Sct)u(c;  auf 
biefe  ^eife  ift  c:^  in  neuerer  Seit  aud)  in  Siebenbürgen  eingeführt 
ttjorbcn,  wirb  auc^)  in  ^reuB.^Cc^leften  (IWersborf)  gcbraud)t.  3m  9'Jorbcn 
ift  ber  ®ru^  hiß  ^CRä^ren  oerbreitef,  bort  aber  (in  3naim  unb  3glau) 
fc^on  feiten  unb  fe^It  gang  in  93ieli^. 

3m  heften  oon  biefem  ©ebief  lautet  ber  @ru§  teil^  Grüß  Gott, 
tcilg  Grüß  dich  (euch)  Gott,  teilg  in  beiben  t^ormen.  3n  öberöfterreic^ 
foll  baß  untere  9}^ü^IoiertcI  (QDBartberg)  nörblic^  oon  Cinj  nur  Grüß 
dich  Gott,  bial,  Griaß  di  Got,  Griaß  iahna  Got  brauci)en,  bagegen 
bog  obere  9!)Zü{)IoierteI  (Geonfelben)  Griaß  Got,  entfpred)enb  Pfiat  Got, 
Sinj  unb  toeiter  öftlid)  Sprning  hti  Stepr  Grüß  Gott.  "S^iefer  ®ruB 
ift  toeitcr  oerbreifet  über  ^iroP),  93at)ern  hiß  Äof  unb  'Slfc^affenburg, 
ba§  weftlic^e  93öl)men  (QBinterbcrg,  (5{)otiefc^au),  feiten  im  nörblirf)cn 
^öl)men  (Sger,  QReic^enberg),  fe^It  in  £eipa  unb  Cobofi^,  crftrecft  fic^ 
bann  ferner  über  Württemberg  (nur  ocrtrauIirf)er  ®ru§,  feiner  Guten 
Tag)  unb  t)a^  füblic^c  93aben  (^rciburg,  ^onftanj,  angeblich  aud) 
^arlöru^e).  3m  oberen  unb  mittleren  (flfa§  nad)  &].  Wb.  I  244 
Grüeß  Gott  unb  Gott  grüß  üch,  alfo  mit  *23oranfteIIung  oon  Gott. 
3m  nörblic^en  ®Ifa§  fel)lt  ber  ®ru§  nac^  meinem  ©etoä^r^mann.  3n 
ber  (cö^Wci^  Grüß  Gott  (Süric^,  ^ern),  munbarrlid)  Gott  grüeß  dich, 
Gott  grüez  i*)  (i  =  eud)),  obgefür^t  ju  giließ  i  (6t.  ©allen).  3n 
^2lppen5ett  \)'6zt  man  na6)  Q3oIteIini  nur  nod)  ssi.  ©er  ©ru§  gel)ört 
alfo  im  953 ef entließen  bem  öftcrreic^ifd)--bairif(^en,  fd)ioäbifd)en  unb  ale-- 
mannifd)en  ©iaieftgebict  an,  gel)t  aber  in  ^aDcrn  barüber  hinaus  in^ 
t5^ränfifd)e  I)inein  hi§  an  bit  ©renjc  bei  baprifd)en  Qtaattß.  9^a(t 
'^opotoitfd)  Vocabula  Halensia,  Jenensia  et  Gerana  Fol.  80  R 
fagfe    ba^  ^ol!    ju    feiner  Seit,    b.  b.  im  18.  3a^rl)unbert,    in  3cna 


^)  3n  5irol  mit  'Pronomen   nur   in   ber  Smpf)afe,  gen)öi)nlic^   nur 
Grüß  Gott. 

*)  ec^weij.  3b.  n  511,  812,  nur  in  ber  Seit  oon  11—3  ober  4  U^r. 


78  ^tic" 

Grüßn!    öcrffümmclf    aui    Gott    gi'üß    ihn!,    bic    ©cbilbctcn    Gott 
grüß  Sie!') 

3ft  fc^on  bcr  (Sm^jfang^gru^  Grüß  (dich)  Gott  ein  mcl)r  öolft^^ 
tümlic^cr,  fo  gehört  bcr  ^bfd)icb^gru^  Behüt  dich  Gott  be5tp.  Behüt 
Gott  (Pfiat  Got)  fd^on  ganj  bcr  ^Saucrnmunbart  an  unb  toirb  j.  93. 
in  *2Bicn  übcr^upt  nic^t  gebraucht  %üx  Kempten  toirb  er  mir  ongcgcbcn. 

5.  Sincr  ber  ^äuftgffen  @rü§c  unter  <5rcunbcn  beim  2lbfd)icb  toie 
bei  ber  "Slnfunff  iff  in  Öfferreic^  Servus,  befonber^  in  militärifc^cn 
5?reifen  unb  unter  Schülern.  '211^  lateinifd^jer  ^u^brud  (=  Ihr  Diener) 
ftammt  er  h)0^l  aui  bcr  Stubenfen=  unb  6c^ü(erf)?ra(^c.  '^tü\)tv  b.  t). 
oor  einigen  So^räc^nfen  toar  unter  ben  öfterrcic^ifc^en  Offizieren  aud) 
ber  ®ru§  Tschau,  bk  norbitalien.  'Jorm  oon  schiavo  'Wiener',  gc« 
bräuc^lid>,  bod)  toax  er  fc^on  öor  tttoa  30  Sauren  nic^t  me^r  fc^r 
öerbrcifet  unb  iff  je^t  ganj  abgc!ommcn. 

6.  unter  ben  beutfd)en  6tubcnfen  in  öfterreic^  iff  ber  ®ru§  Heil! 
in  ben  legten  Sa^rje^nfen  fe^r  belicbf  getporben.  6eine  (Snfffct)ung 
lä§f  fic^  noc^  genau  crmiffeln.  ®en  ^nffo§  baju  ^af  nämli^,  tok  mir 
9?.  9}Zuc^  miffeilfc,  ein  "Sluffa^  ber  in  ©aljburg  herausgegebenen  beutfc^-- 
nafionalen  <2öoc^cnfc^riff  ®er  ^t)ff Käufer  »om  3.  Suli  1887  (I.  Sa^rg. 
9^r.  26  6.  202 f.)  gegeben,  ber  mit  ^gilolf,  bcm  ^fcubont)m  bcS 
©crmaniffen  ^\).  f.  ©ricnberger,  unferjeic^nef  iff.  ®cr  ^crfaffcr  tociff 
^icr  nac^,  ha^  heil!,  gof.  hails,  angif.  häl,  a^b.  heil  ober  heil  wis 
'fei  ^eif)  bic  alfgcrmanifd)e  ®ru§form  barffellf*)  (ml^b.  heilazen 
'grüben'),  unb  empfiehlt  bk  ©nfü^rung  be^  SurufcS  heil!  beim  3u« 
trinfen  „ffaff  bcS  Iafeinifd)cn  prosit  ober  tocnigffcnS  neben  bemfclben", 
inbcm  er  ftc^  auf  ben  ®ru^  Gut  Heil  ber  Turner  (fc^on  m^b.  guot 
heil  3n?ein  596,  »gl.  lucifcr  ben  ©ru§  Waidmanns  Heil  bcr  Säger, 
All  Heil  bcr  9^abfa^rcr)  bcruff.  3n  Salzburg  fei  f^on  bic  ßinfüt)rung 
biefcS  SurufS  geglüdf.    ©oc^  oerma^rf  er  fic^  bagegen,  ba^  a\i6)  Guten 


I 


•)  ®ie  Stelle  laufet:  „Jenae  sie  salutat  vulgus  honestiores  grüßn! 
contractum  ex  Gott  grüß  ihn.'  Cultiores:  Gott  grüß  Sie!  Respondetur 
rustico  Großen  Dank!,  honestioribus  Schönen  Dank! 

'^)  ®cr  ®ru^  heil!  iff  alfo  alS  '2lbjcffit)  „mögeff  bu  ^eil  fein",  salvus 
sis  ju  ocrffe^en,  nic^f  olS  Subftantio  Heil  (salus),  ju  trennen  atfo  oon  bcm 
®ru§  Heil  dir!  ber  ebcnfaüS  fc^on  alt  iff  (m^b.  heü  dir  09Bb.  IV  2,  818) 
unb  einft  oon  ©offfc^cb  atö  eine  ben  93riftcn  entlehnte  9^cuerung  (engl,  hail 
to  thee  in  93Zacbct^)  oerfpottct,  oon  "Slbelung  QOßb.  II  1068  mit  QRcc^t  »er« 
teibigt  würbe. 

')  ®iefc  altgcrman.  ©ru^formeln  f)at  neucrbing«  Ä.  Gfröbe,  ^aul  u. 
93raune^  <23ctfr.  37  (1912),  190,  augfüf)rUc^  bc^anbelf. 


i 


onftecfcn  79 

Tag  burd)  Heil!  crfc^t  mcrbc.  3e^t  gcbraud^cn  jeboc^  bic  öfterrcic^ifc^cn 
6fubcntcn  leiteten  ®ru§  nid^t  nur  für  Prosit,  fonbcrn  auc^  beim 
kommen  unb  ®c^cn  an  6tclle  bc^  früher  auc^  bei  t^ncn  üblichen 
Servus  *).  ®egenh)ärtig  !ommt  bcr  @ru§  Heil  auc^  fc^on  in  anbcrn 
Greifen  oor.  «Scr  "Jan  ^ot  baburc^  ein  prtnjtpicHc^  Sntcreffe,  ba^  man 
\)kv  einmal  bcn  llrfprung  eine^  Sprac^gcbrouc^e^  ganj  genau  feftftcUen 
fann.  Suglcic^  mac^t  mon  bk  "^Beobachtung,  ba^  biefelbe  ©prac^neuerung" 
ungefähr  gleic^jeifig  fpontan  an  oerfc^icbenen  Stellen  auftreten  fann. 
<5)enn  Äaapc  berichtet  in  ber  Seitfc^r.  b.  '5)cutfd)en  Sprad)Ocrcing  Vfl/VIII 
(1892—93)  6p.  191,  ba^  ftc^  (fnbc  ber  Rebaiger  3al)re  in  (?berbac^ 
am  9'Zedar  ein  Q3erein  gebilbet  ^atU,  ber  <5rembtoörtcr  an  ben  "^Jcrein^^ 
abenben  oerbot  unb  ba^er  Adieu  bur4>  ben  ®ru§  Heil  crfc^te,  ber  fic^ 
beim  kommen  tt)ie  beim  ®el)cn  ootlftänbig  einbürgerte,  llnabpngig 
l)ieroon  ift  aber  biefelbe  @ru§formel  noc^  an  einer  brittcn  Stelle  ent= 
ftanbcn,  tote  man  ber  fcf)on  jiticrten  3citfd)rift  ^er  ^t)ffl)äufer  VI  (1892) 
21  entnehmen  fann.  <5)anac^  fcl)lug  Dr.  ©raboto  in  93romberg,  tote  c^ 
fc^eint,  ol)nc  oon  ©ricnberger^  Q3organg  gu  toiffen,  in  einem  "2luffa^ 
über  baß  befannte  Epigramm  Inter  eils  goticum  bcn  3uruf  Heil  für 
Prosit  öor,  unb  biefcr  tourbe  auc^  bei  einem  ©artcnfeft,  baß  bic  <c>tabt 
Äannooer  am  19.  9}?ai  1892  bcn  9}JitglieDcrn  be^  allgemeinen  '5)eut» 
fd)en  Spracht) crcin^  gab,  in  ^ntocnbung  gebracf)t^). 


anftedten 

L  =  in  "^Branb  ftecfcn,  anjünbcn.  <5)cr  allgemeine,  fci|)rift= 
fprac^lid^  ancrfannte  ^u^brud  ift  anzünden. 

1.  3n  ber  Hmgang^fpract)c  ift  in  93erlin  anstecken  (5.  93.  ein 
Haus  anstecken,  Licht  a.,  sich  eine  Zigarre  a.)  baß  öolf^tümlid)e, 
anzünden  ba^  gctoä^lte  ^ort.  6rf)on  Äct)na^  QSerfuc^  eine^  fpnonpm. 
'Job.  I  (93erlin  1795)  125  fcl)rcibt:  „anzünden  ift  feiner  al^  anstecken. 


1)  5)ic  Sc^öncriancr  wollten  eine  3eit  lang  Hello!  für  Heil  einbürgern. 

-)  Srtoünfd^t  wäre  nunmefjr  eine  Sammlung  ber  oott^munbart- 
liefen  ©ru^formcln;  fic  tt>ürbc  manche*  Eigenartige  ju  '5;agc  förbcrn. 
So  fagt  man  bcifpiel^weife  in  Sifenac^  jum  "Slbf^ieb  Mach's  gut!,  in  ©roffc 
bei  ßeobfc^ü^  In  Gottes  Namen!  (ei  Gotts  Nöma),  in  ©ornbirn  BT  Gott!,  um 
^riren  bei  ber  93cgegnung  Zeit  lassen !  eine  für  bie  ©ebirg^gcgenb  fe^r  be- 
jct^ncnbe  ^ufforberung. 


80  anfterfen 

©a^cr  fd)rcibt  nicmanb,  bk  ^cinbc  f)abcn  ein  Siaui  angcjünbct,  fonbcrn 
man  fagt,  angcffcdft,  um  eine  barbarif^e  ^l)at  mit  feinem  eblcn  9^amen 
ju  nennen."  60  fubtil  ftnb  n)ir  freilief)  f)eufe  in  ber  <2Ba^l  bicfec 
Wörter  nic^f  met)r. 

anstecken  iff  faff  über  baß  gansc  nörblid)e  unb  mittlere  "Seuffc^^ 
lanb  verbreitet,  bem  Guben  bagcgen  fremb.  9Zur  in  £otf)ringen  unb 
€lfa§  !ommt  e^  oor,  toie  aud^  in  ber  "^falj  unb  im  n5rblirf)en  ^Baben 
(iocibclberg).  6^  feljlt  im  (üblichen  93aben  C^reiburg  i.  93.,  ©onau- 
efcbingen,  ^onftanj),  "Sßürtfemberg  *),  93apern  au^er  im  äu^erften  9^orb= 
n>cftcn  CiHfc^affenburg),  iüo  anstecken  gefogt  toirb,  fe|)lt  in  ber  ßc^tpeij 
unb  in  öftcrrei^)  (au^er  an  ber '^erip{)erie  5.  ^.  in  ßobofi^  in  93ö^men)'). 
^arl^rul)e,  9^aftatt  liegen  in  ber  ©renjjone  öon  ^b.  anzünden  unb 
anstecken.  <5ür  Olbenburg,  2eer,  O^nabrüdE  h)irb  mir  ebenfalls  nur 
anzünden,  für  Seöer,  Gingen,  9^orben  anstecken  bezeugt,  "ferner 
tt)irb  mir  für  einige  ttjcftbeutfc^c  6täbtc,  ^ac^en,  93armen,  ©orfmunb, 
Gaffel,  nur  anmachen  (Feuer  anmachen  u.  Dgl.)  angegeben,  ^uc^ 
£cil)encr  öerjeii^net  in  feinem  'JBörterbuc^  oon  dronenberg  (fübl.  oon 
93armen)  6.  5  ni6)t  anstecken,  fonbcrn  nur  ämäken,  3.  93.  f5T 
äraäken.  '2)iefe^  Q3erbum  ift  freiliefe  öttlid)  niefet  begrenjf,  fonbern 
fct>r  n)eit  »erbreitet  unb  XDxxb  in  biefem  Sinn  immer  mit  bem  Q55ort 
Feuer  oerbunbcn. 

anstecken,  aucfe  anstechen  gcl)ört  bcn  nbb.  unb  mb.  "SCRunbarten 
an :  l)oll.  aansteken,  am  Äun^rüdE  anstecke '),  lot^r.  anstegge  C^oll^ 
mann  ^Oßb.  561),  in  Salbungen  anstecken  (Äertcl  Sal5.  *2öb.  4),  in 
^Berlin  bial.  anstechen,  in  Äanbfd|)ul)^f)cim  anstecken  (Genj  6.  80) 
=  m^b.  anstecken  oermifefet  mit  anstechen,  mnbb.  ansticken  ocr-- 
mif^t  mit  ansteken  (6c|)iller-£übben  9}inbb.  'Job.).  ®ocfe  fonfurricren 
in  biefcn  9}?unbartcn  noefe  anbcre  ^u^brücfe:  in  QBeftfalen  anhalten 
(Qöocfte  Qöcftf.  ^b.  7),  amböten,  in  ©it^marfcfeen  unb  'SJJecflcnburg 
ambü*^tn  (©rimme  ^lattbeutfd)e  ^unbarten  148)  =  mnbb.  anboten, 
in  90Beftfalcn  auefe  änfengen  (©rimmc  a.  a.  O.),  nieberrt)ein.  h)eftcrtoälb. 
anfangen,  rl)ein.  anpengen  (^cfercin  93olf^fpr.  in  9^affau  I  46)  = 
mnbb.  entvengen,  obcr^cff.  empfengen  (93ilmar  3b.  91). 

')  ^Sgt.  g=ifc^cr  Gcferoäb.  <3ßb.  u.  anftcdcn. 

^)  3n  ber  93crbinbxmg  eine  Pfeife  anstecken  fommt  btcfc^  QScrbum 
aHcrbing^  munbartlicl)  awdj  in  Öftcrrciefe,  j.  '33.  im  nbrbU(^cn  Getieften,  in 
Untcr-^ßaltcr^borf  in  9Zieber-Öfterrci^  oor  (bo^  ni(^t  ein  Haus  anstecken). 
Sn  QBicn  ift  aud)  bic^  nicfct  üblich. 

^)  3cb  entnehme  bieg  bem  9\oman  oon  '^.  Cambrecfel  '2lrmfünberin  235. 
<23ei  ber  93iebig  9^aturgett)aUcn  (ßifcO  126  angestoch. 


anffeden  81 

2.  (Sin  im  mittleren  unb  (üblichen  '©cutfc^lonb  oorfommenbe^  ^b. 
^t)nont)m  oon  anjünbcn  ift  anbrennen  (g.  'S.  ein  Haus  anbrennen) ; 
c^  tvivb  mir  für  £eip5.,  ^n^b.,  ©rc^b.,  £oboft^  bcjcugt  unb  fommt  im 
öcfelüäbifc^cn  neben  anzünden  oor,  im  füblpeftlic^en  QOßürttemberg 
(93alingen),  tt)0  anzünden  fet)lt,  fogar  ali  einziger  'Jlu^brudE  *).  3n 
iC)anbfc^uI)^^eim  bei  Äcibelberg  anbrennen  neben  anstecken,  tpö^renb 
anzünden  ntc^t  gefagt  toirb  (Genj  6.  80).  0em  ^Serliner  ift  i>ai 
QSerbum  in  biefcr  93ebeutung  fremb.  0er  (Erfurter  6fieler  ^eutfc^. 
6pr.  (1691)  6.  229  »erseic^net  anbrennen  adurere  accendere. 

3.  3n  <5)onautt)örtt)  toirb  anfeuern  neben  anzünden  gcfagf. 
Q3gl.  0<2öb.  u.  anfeuern,  '^aui  3.  f.  btfd).  QBortf.  X  71,  mnbb.  an- 
vuren,  nbl.  aanvuren. 

4. 3m  Übrigen  iff  im  ganjen  6üben,  öfterreic^,  Sc^lceij  anzünden 
nic^t  nur  fd)riftfprarf)lic^,  fonbern  auc^  tai  'Söort  ber  llmgang^fprac^e. 

•^ür  anzünden  fommt  öulgär  aud)  aufzünden  oor,  3.  ^.  in 
9^eumar!f  in  ber  Obcrpfalg,  in  ^ien.  'S'ag  ®Q[öb.  belegt  bicfe^  ^ompofi' 
tum  a\x§  bem  Sc^meijcr  ^^.  '^(ater,  '3}Zelanc^t{)on,  Opi^  u.  a. 

n.  anstecken  =  mit  einer  ^^abel  befeftigen,  j.  "33.  eine 
Schleife,  ein  Band  anstecken.  "Sluc^  in  biefer  93ebeutung  iff  an- 
stecken im  fübbftlic^en  'S)eutfd)gebiet  nic^t  übli(^.  ^üx  Württemberg 
tt)irb  mir  hinheften,  für  93Iuben5  unb93em  anheften  angegeben.  3m  füb= 
toeftlid)en  93at)em  (9}Zünd)en,  "iZIug^burg)  toirb  tai  mel)r  munbartlic^e  an- 
klufen,  in  Kempten  anglufen  gebraucht,  bkß  oon  bem  obcrbeutfd)en  Glufe, 
bat)r.  and)  Klufe  =  m^b.  glufe  'ötecfnabel'  ^).  ^od)  ift  in  9}?ünd)en  and) 
anstecken  gebräud)(ic^,  be^glei(^en  in  ßinj,  in  93ö^men  unb  öft.=6c^leften. 

3n  öfferreic^  einfcf)lie§Iic^  Siebenbürgen  toirb  auspendeln 
(bialeftifc^,  3.  93.  in  ßeonfelben,  ansperln)  gefagt,  an  ber  ^erip^eric 
(ßinj,  öger,  935{)m.-£eipa,  93icli^)  neben  anstecken;  au^erbem  an- 
nadeln.  'SlUerbing^  fd)cint  auspendeln,  toenigften^  in '^öien  unb  ©rag, 
alß  munbartlic^  unb  outgär  empfunben  ju  toerben,  aber  hk  Umgang^» 
fpracbe  \)at  (au^er  bem  feltncrcn  annadeln)  feinen  anberen  'Slu^brud 
für  ben  93organg.  auspendeln  fommt  öon  Spender  Stecfnabel'  (f.  unter 
Stecknadel),  t)ai  au^  anß  spenl,  m^b.  spenel  =  a\)ti.  spenala  entftanben 
ift  (ogl.  Manndl  ju  Mann).  ^.  0.  ^lein  oergeic^net  in  feinem  '^rooinjial» 
toöxtzxbnd)  oon  1792  119  oft.  anspenneln,  6.  161  oft.  pfälj.  spenneln 

^)  ^if^er  Qd)tväh.  <2ßb.  u.  anftccfen. 

2)  ec^meücr  ^b.  I  1327:  die  Klufen,  das  Klüfelein,  anklüfeln.  5)^b. 
V  1261  u.  Glufen. 


82  «Hpfclftnc 

ot)ne  ben  Übcrgang^Iaut  d,  hat)v.  speneln  spendln  6c^mcllcr  QGßb.  II 674, 
naffau.  anspäneln  ^c^rcin  QSoH&fpr.  in  S^^affau  47,  in  ^ranfcnbaufcn 
(^i)üringen)  änsbaenala  C^tcint,  <5ranfcnt)Qufcr  'SO'Junbarf  6.  55). 


<^feirtne 

3)ic  ^ruc^t  öon  Citrus  aurantium  L.  sinensis  (duicis).  Q.i  fon= 
furricrcn  jtoei  "iHu^brüdEe,  Orange  unb  ba^  ocraltcnbc  Pomeranze.  ®a 
bicfc^Obft  au^  bcm  ^u^Ianbc  eingeführt  tt)irb,  fo  iff  c^  an  manchen  fleinercn 
Orten  h)ic  ^mberg,  ^Oßinterberg,  d^ofiefc^au  tocnig  vertreten,  unb  bort  fct)lt 
bonn,  cbenfo  toie  in  ber  Q3olf^munbart,  ein  felbftänbiger  (5proct)gebraucf). 

1.  Apfelsine  umfaßt  gang  9'^orb-  unb  jum  ^eil  ba^  mittlere 
©cutfc^Ianb,  nämlic^  ^reu^en,  Sac^fen  unb  Äeffen.  3m  Often  läuft  bie 
©renje  5U)ifcl)en  Coburg,  bai  fc^on  Orange,  unb  'SD'ieiningen,  bai 
Apfelsine  gebraucht.  ^o6)  baxf  man  hd  biefem  92ßort  bai  ^Bcgrcngen 
m6)t  ju  ernft  nel)men.  <3)enn  c^  tvivb  aud)  tttoaß  füblicf)er,  in  ibof, 
neben  häufigerem  Orange  fcf)on  Apfelsine  gefagt  unb  bie^  angeblich 
auc^  in  <3)onauh>ört^,  toofür  bai  oben  über  Heinere  orte  ©cfagtc  ju 
gelten  l)at.  ^ann  bilbcn  bie  bat)rifc^e  unb  babif^c  ^^orbgrenje  bie  ©renjc 
auc^  für  Apfelsine,  baß  fomit  in  'Julba,  'Jranffurt,  ©armftabt  gebraucht 
toirb,  bagegen  in  QBie^baben  Orange.  '2Bir  nehmen  ^ier  toot)l  rirfjtiger 
eine  ©renjjone  an,  in  ber  man  5h)ifd)en  beiben  ^Oöbrtcrn  fc|)tpanft.  3n 
Q'vaftatt  befielt  neben  Orange  Apfelsine  al^  ^Bejeic^nung  einer  fleinen 
6orte  (9?Janbarincn?).  QBciter  läuft  bie  ©renje  ätt)if4)en  Äeffcn  unb 
9xl)cinprooinä,  bie  htibt  Apfelsine,  unb  ber  9'^l)cinpfal5,  bk  Orange 
braucht.    3n  £in5  foH  mcrfmürbigerhjeife  Apfelsine  üblich  fein. 

2.  Orange  unb  3.  Pomeranze.  Süblid^  ber  angegebenen 
^pfelfinengrenje  finb  Orange  unb  Pomeranze  üblich,  beren  ©ebiet 
fic^  gegenfeitig  niö^t  fd)arf  abgrenjen  lä§t,  tt)eil  bcibc  nod)  oielfac^  neben 
einanbcr  öorfommen.  Pomeranze  ift  ber  ältere,  munbartlicl)e.  Orange 
ber  jüngere  öon  ben  gebilbetcn  Greifen  oertoenbctc  *2lu^brucf.  ®oc^ 
gibt  e^  im  6übU)eften  ©cgenben,  tvo  Orange  auc^  in  ber  "SD^unbart 
gebrau(^t  toirb,  im  ©üboften  fol4>e,  wo  Pomeranze  auc^  in  l)oc^beutf(^cr 
Gprac^c  oertocnbet  toirb,  j.  93.  9Reic^enberg  in  93öl)men.  3n  Cupem= 
burg^),  Cot^ringen')  unb  Glfa§')  Orange,     ^uc^  für  bit  '^falj  unb 

*)  QBb.  luj.  gjiunbart  324  Oräsch. 
«)  ^oOmann  QBb.  395  Orasch. 

')  3n  Äolmar  tt)urbc  1870  pomeräns  für  bie  bittere,  oräs  für  bie  fü^e 
6ortc  gefagt  (iocnt^  Dial.  de  Colmar  197). 


I 


i 


Qlpfclftnc  83 

93aben  tvixb  mir  nur  Orange  angegeben.  <5ür  Äanbf^ut)^{)eim  hti 
Äeibelberg  »ergeic^ncf  ßenj  6.  51.  53  Bräns  aU  munbarflicf)  [neben 
pumeransepeBn  '^omeranjenbirne'  (für  eine  93irncnforfe),  t)aß  auc^ 
in  Slfa^  unb  '^Bürttembcrg  (*5ifd)cr  Sc^toäb.  QOÖb.  I  1284  f.)  oorfommt, 
überijaupf  fc4)nifd)er  "2lu^brucf  ber  Obftjucbt  ift].  3n  ber  Sc^toeij, 
QBürtfembcrg,  wO^^ünc^cn,  5irol,  '^ö^men,  j0^ät)ren,  Öffcrr.--Scf)leften, 
Siebenbürgen  ift  Pomeranze  baß  oolf^tümlicbe,  Orange  baß  feinere 
Qöorf,  ebcnfo  in  9'Ziebcröft.  unb  Kärnten,  tt>o  aber  Pomerantse  ge= 
fproc^en  toirb  mit  bem  ts  btß  normalen  ital.  arancio.  Pomerant- 
schen  fd^on  in  bem  QBicner  ^od)buc^  oom  3.  1708  6.  102  u.  ö. 
Apfelsine  ift  in  biefem  ganzen  ©ebiet  fo  toenig  befannt,  ba^  tß  x>itU 
fad)  nic^t  einmal  »erftanben  toirb. 

lim  biefe  Q3erl)ältniffe  gef(^icf)tlic^  ju  oerfte^en,  mu§  juöor  bemerft 
tocrbcn,  ba^  in  ©eutfc^lanb  oon  bcn  14  "2Iurantien,  bk  bic  93otanifer 
unterfd)eiben,  5tt)ei  Q3arietätcn  geh)öl)nlirf)  jufammengettjorfcn  loerben: 
bk  Citrus  aurantium  L.  amara  (Citrus  Bigaradia  Risso,  Citrus 
vulgaris  De),  bk  gemeine  ober  bittere  ^omeranje,  aud)  '^Bigarabie 
unb  (Seoilla^Orangc  genannt,  beren  hitkxtß  fäuerlict)e^  i^lcifc^  al^  öbft 
nic^t  genießbar  ift,  unb  Citrus  aurantium  duicis  ober  sinensis 
(Citrus  aurantium  Risso)  mit  ber  »iel  gegeffenen  ipo^lfc^mecfenben 
^ruc^t.  93cibe  Sorten  ftammen  au^  ^ficn,  bie  fü§e  ift  aber  um  ein 
paar  3a{)rt)unberte  fpätcr  nad)  (Europa  gefommen  al^  bk  bittere  ^omc= 
ranje.  <S)iefc  ^at  i^re  Äeimat  in  3nbien,  wo  ber  93aum  oon  ben 
brat>ibifd)en  Stämmen  ben  9'Jamcn  empfing,  auf  ben  auc^  feine  europäifc^e 
^Benennung  5urücfgef)t:  malabar.  när-ayam  b.  l).  ''3ßo^lgerucI)--3nnere^', 
booon  näran-kay  bie  "t^ruc^t  btß  n. ;  iporau^  bic  arifd)en  3nber  nä- 
ranga  gemarf)t  ^aben*).  <5)ie  QDöanberung  btß  93aume^  unb  feines 
inbifc^en  9^amen^  über  *^erfien,  "Slrabicn,  Serien,  ^aläftina,  ^gppten 
nac^  Suropa  l)at  93.  Äeljn  Kulturpflanzen  ^  436  f.  bcfc^ricbcn.  ®ic 
©riechen  l)aben  bie  arabif4)e  QBortform  mit  vepavr^id,  vepdvT^i''),  bie 
Staliener  mit  naranz  (xSRailanb),  naranza  (QSenebig)  toicbergcgeben, 
tooraug  —  fpäteften^  im  13.  3al)rl)wnbert ')  —  tt)0^l  mit  0iffimilation^= 
f^tounb  bc^  erften  n,  baß  oerbreitetc  ital.  arancia,  arancio  entftanben 
ift.     ©ie  ®eutfcl)en  l)aben  baß  italicnifc^e  QBort  in   ber  erften  Äälftc 


»)  ©unbcrt  3®^®.  23  (1869),  518f. 

')  tt)ot)l  mit  '2lntc^nung  an  vepö  'QBaffcr'. 

*)  QEBenn  bic  f^on  in  einer  Hrfunbc  oon  1094  crtt)ä^ntc  Via  de  Aran- 
geriis  auf  SiciUcn  ^crgc^ört  (ogl.  Äc^n  a.  a.  O.  437),  fo  fällt  bic  ßntftc^ung 
ber  ^orm  fci^on  xni  11.  3^- 

6* 


84  "iapfclftne 

tt§  13.  3a^r^unbcrt€  in  bcr  '^orm  arans  entlehnt,  btc  aber  nur  in 
Der  92alurgcfd)ic^tc  bc^  ^onrab  ö.  ^cgenberg  (um  1350^)  begegnet, 
©eit  bem  15.  Sa^r^unberf  toirb  bafür  bic  Iateinifd)c  ^orm  pomum 
Arantiae,  pomerancium ')  ma^gcbenb  unb  mit  Pomerantz '),  Bo- 
meranz*),  Pumbrancz")  »icbergcgcbcn.  ©icfc^  993orf  toirb  gemein^ 
bcutfd),  cg  finbcf  jic^  im  16.  3a^rt)unbcrt  in  öc^Iefien*)  unb  '^ommcm^j^ 
cbcnfo  toic  in  Öftcrrcii^ *),  '23at)ctn')  unb  bcr  Qdi)tot\^^°).  "ill^  93e- 
jcic^nung  ber  bitteren  "^omcranjc '^)  ift  c^  bi^  ^cutc  auc^  in  9^orb-- 
beutfd)lanb  üblic^  geblieben,  namenflicb  in  Pomeranzenlikör,  Pome- 
ranzenschale, bic  für  gctoiffc  ^üc^cnjtoecfc  gcignetcr  ift  alß  bie 
Schale  ber  fü§cn  ©orte. 

<3)icfe  fü§c  Q3arictät  tourbe  erff  in  ber  '^ittt  bei  16.  3ö^ri)unbert^ 
»on  ben  ^ortugicfcn  ani  bem  füblid)cn  (S.\)ina  nad)  Europa  gebracht 
unb  ber  Ciftc  93aum  in  £iffabon  gcpfl<i^äf  ^^).  ^ic  Stalicncr,  bit  bie 
fd)neU  beliebt  toerbenbe  "^rudjt  in  it)rcm  Canbc  mitigierten,  nannten  fie 
nad)  ii)rer  Äerfunft  Pomo  da  Portugal  (^crrariu^  Aurantium 
Olyssiponense)  unb  Pomo  ober  Aranzo  da  Sina.  '^ad)  bem  ^cr= 
^erf affer    ber  9^ürnbcrgifd)cn   Äefperiben^')    toaren   bie^   freiließ   jtoci 

1)  ®cr  paum  aron^  (t).  I.  aran^)  je  lafein  orangus  318,  16.  5)tc  öpfel 
t)ic  bo  ^oigent  aranfer  oon  bem  paum  orang,  ebb. 

-)  ®u  Sänge  f.  arangia.  3tal.  Pomo  d'  Aranzo  9Zürnbcrgifd)c  fiefpcri- 
ben  (1708)  S.  178,  bie  cö  oon  einer  griec^ifcficn  Sfabf  'Jlranfto  in  '2lc^aia(?) 
ableiten. 

^)  Pomerantzenpawm.  ponierancius.  Pomerantz.  pomerancium  Voc. 
theut.  'S'^ürnberg  1482.    "Jlnberc  "formen  unb  93clcgc  im  0QGßb. 

*)  9^itt.  0.  &irnt)eimg  9Reifc  1569  et>.  ^l)nü  6.  23. 

^)  Aaranczaro  pumbranczenpaum.  Aaaranczo  pumbranczen  (öfitcrr.) 
Voc.  ital.-tedesco  ber  QBicner  Äofbibl.  fol.  26b. 

*)  &ang  0.  6cbn)cimcl)en  9[Rcriouc^  S.  4.  10. 

7)  Äoforbnung  Äcrj.  Sob-  'Jricbr.  o.  Sommern  (1575)  ®Ä®.  II  1,  221^ 

8)  e.  "Slnm.  4. 

•)  93ricftt)ecbfcl  95alfb.  ^aumgartnerg  (1594)  6.  191. 
10)  gel.  glatter  6.  219. 

")  0a^  eö  fid)  um  Mcfc  b^nbclte,  gebt  5.  93.  auö  ber  *Sefc^retbung 
be^  Äugo  ^^alcanbu^  (®u  Gange  u.  arangia)  b^^oor:  Arangias  acetoso  ni- 
hilominus  humore  plenas  interius  quae  magis  pulcritudine  sua  visum  oblectant 
quam  ad  illud  utiles  videantur.  ®er  Hamburger  5)icbter  95rocfe^  (18.  3b-) 
fpricbt  oon  ^omeranjen,  beren  „Saft  oon  gefunb  unb  bittrer  ^raft." 

1*)  93gl.  Äebn  Ä^ulturpflanscn«  437  f. 

^')  9iürnbergifcbc  Äefpcribe«  ober  ©rünblicbe  "Sefc^rcibung  ber  eblcn 
(Zitronat,  Zitronen  unb  ^^omcran^en^^rücbte  uf n?.  berau^gegebcn  oon  3.  C  93. 
9^ürnberg  1708,  6.  193:  „<33on  bem  '^Pomo  txx  '^Portugal  unb  ^omo  t>Q.  Sina. 
€^  werben  bic  93äume  toctcbc  bie  fogenannten  2lepffel  oon  Portugal  fragen 


^Pfelllnc  85 

»crfc^icbenc  fü§c  Sorten.  <i)cutfd)lanb  bcjog  feit  bem  17.  Sa^r^unberf 
bie  "Jnic^t  feil^  auf  bem  (Seetpeg  über  ÄoUanb  unb  ioamburg  aui 
Portugal,  teil«  oon  ber  9Rioicra  unb  bem  ®arba=<Scc  hai  in  Stalien 
gcjogene  bamal^  noc^  weniger  gute  Obft.  ^enn  man  biefe  neue  Sorte 
öon  ber  älteren  bitteren  untcrfdjeiben  rt)oütc,  nannte  man  fic  im  17.  3abr- 
l)unbert  Apfel  von  Sina  '),  Sinaapfel  (im  18.  S^-  Chinaapfel  *),  Sineser 
Apfel,  daneben  begegnet  feit  ber  J^htt  be^felben  3a{)r^unbert? ") 
Oranien-Apfel,  toomit  tt)ot)l  bit  fü§e  '2Ibart  gemeint  ift,  ba  bic  hitttxt 
bcn  9^amen  Pomeranze  immer  bei)alten  tjat. 

©ic  93e5cicf)nung  Oranienapfel  ift  au^  boll.  oranje-appel  fcr- 
^od)beutfd)t,  ba^  fcinerfeit^  au^  bem  ^ran5öfifd)en  ftammt.  ^it  gctoöbn« 
liebe  '21nfic^t,  ba^  franj.  orange  auf  ital.  arancio  beruhe  mit  oolfsctp^ 
mologifc^er  '21nle|)nung  an  or  '®oIb',  ift  nic^t  gang  genau  ober  bebarf 
toenigften^  ber  (^rgänjung.  3unäd)ft  mag  eine  "Jorm  mit  g  ju  ©runbe 
liegen,  alfo  bai  häufige  mitiellatcinifc^e  arangia*),  ba  fonft  bai  fx^.  g 


oon  bcnen  Staltänern  fc^r  ^äuffig  oon  ©enoua  unb  bem  @arb-Scc  in  '5;eutfc^' 
lanb  §um  QSerfauff  gebracbf,  unb  f)abcn  ben  x)Ramen  o^nc  3n>eiffel  baber 
crl)atten,  weil  biefe  ^Irt  anfängltcb  aug  'Portugal  in  Stauen  gebracbt,  mithin 
bafelbf^  fortgepflan^cf  worben.  Ss  wirb  aber  biefe  'JruAt  oiclfälfig  mit  einer 
anbcrn  Q^ruc^t,  bie  man  '21pffel  öon  Sina  nennet,  aucb  »o^l  »on  benen 
Staliänern  felbft  confun&iret  ...  ob  es  .^tcar  tt»a^r,  ba%  bie  ^Jlepffel  t)on 
Sina  aucb  QU6  Portugal  §u  une  gebracht  werben,  wie  bie  cigenfli*  foge- 
nannte  '^ortugefer-'21cpffel,  biefe  fänb  größer  als  bie  Sinefcr,  baben  eine 
fraufe,  babei  biefe  Scbelffe  .  .  .  ®ie  rechte  unb  wabre  ^2lepffcl  »on  Sina 
werben  t»on  £ifabona  .  .  .  ^u  Scbiff  auf  Hamburg  unb  oon  bar  ^u  uns  b^^^- 
gebracht,  b^ben  eine  §arte  unb  bünne  S6clffe  .  .  .  anbep  febr  oielcä  überaus 
fafftiges,  fü§  unb  lieblicb  fcbmectenbes  TCiarct  ...  €0  bringen  jwar  aucb 
fcie  ©enuefer  "Slepffel  be  Sina  anbero,  welcbe  in  ibren  £anb<n  gewact)fen, 
jtnb  aber  etwas  f leiner  unb  nicbt  fo  iü%  .  .    " 

*)  S.  bie  oorige  ^nmerf. 

^,  Sn  ben  9Eßb.  oon  "^rifcb  unb  "^belung,  ber  aucb  ben  "vUusbrucf  Portu- 
giesische Pomeranzen  erWäbnt.  .^rünit}  Oefon.  (fnc^cl.  3,  92:  chinesische 
Pomeranze,  chinesischer  oder  sinesischer  Apfel. 

^)  Scb  finbe  Öiefe  ^ei^eicbnung  juerft  bei  bem  fiolfteiner  Q3olquarb 
3uerfen  oon  Sufem  Oft  3nbifd)e  vReis  1655  S.  181:  Oranien  Epffel  (tag  2^'^oX 
'^inberjen  1669  Oriental.  9?eifebefcbreibg.  bei  Äluge  ^h.  u.  Orange  ift  irrig). 
■Sas  ®QBb.  belegt  ibn  weifer  aus  £eibni§,  Älugc  au«  Sommer-Sliftu^  (1665,i. 
Sfieler  ^eutfcb-  Spracbfcb-  201  (1691)  \)q.X  einmal  Uranienblüt.  3Rocb  Ärüni^ 
Ocfon.  gncpcl.  105.  93b.  (1807)  S.  196  fennt  Oranienfarbe  für  Orangefarbe. 

*)  <S)er  fiimmbafte  ?aut  ift  ber  urfprünglicbc  in  bem  'Ißort,  abnorm 
oiclmcbr  bas  c  oon  arancio,  bas  ficb  al^  ünrcgelmä^igfeit  im  Cebnwort  er« 
flären  mag. 


86  ^Ipfeirtnc 

fc^locr  crüärlic^  toäre  *).  '^ud)  'Slnlc^nimg  an  or  fönnfc  ftatfgcfunbcn 
l)abcn,  bcnn  aud)  bai  tat  arantium  iff  (ca.  im  17.  3^.)  mit  Ungleichung 
an  aurum  '@olb'  ju  aurantium  umgefotmt  Sorben  tocgcn  bc^  aureus 
color  ber  ^vu(S)t  ^bcr  bic  Äauptfa^c  iff,  bo§  bic  ^ranjofcn  ou«« 
gc^enb  oon  einem  ^u^brud  tt)ic  pomum  Arantiae,  ba«  al«  ''2lpfcl 
oon  "iHranfia'  aufgefaßt  tourbc^),  bcn  jlDeifen  ^eil  bc^fclben  mit  bcm 
9'^amcn  ii)rcr  6fabf  unb  2anbfd)aff  Orange,  alifranj.  Orenge  (proo. 
Aurenga  tat  Aurenca  1 1 72),  glelc^gcfe^t  l^aben.  <S)cnn  bie  "Jruc^t 
^ei§t  im  13, — 14.  Sa^r^unbert  pomme  d'orenge*)  b.  \).  '2lpfel  au^ 
Orange,  fürjer  orenge*).  ©urc^  biefe  ^nlet)nung  crüärt  ftc^  auc^  b<i§ 
e  ber  jnjeiten  6ilbe  ffaff  a  (lat.  arangia).  ®enn  ber  9'^ame  ber  <5ruc^f 
tote  ber  6fabt  toirb  urfprünglic^  Orenge  gef^rieben,  Orginge  erft  in 
ber  fpäfercn  Seit,  too  en  unb  an  jufammengcfallen  toaren"^).  ®a^ 
^oüönb.  oranje-appel,  beutf^)  Oranienapfel  iff  bie  Übcrfe^ung  oon 
pomme  d'Orange,  Oranien  bie  nieberb.  QBiebergabe  oon  Orange"). 
•3)aäu  ftimmf,  ba^  Oranienapfel  au^  9^orbbcuff^lanb  bezeugt  iff.  Äier- 
l)er  gehört  auc|>  ber  9Zamc  ber  6fabf  Oranienbaum  hti  ©effau,  bk 
nad)  einer  im  17.  Sa^r^unberf  angelegten  Orangerie  ^ei§f,  fotoie  bk 
gleichnamige  6tabf  bei  ^efer^burg,  bk  i^rcn  'S'Zamen  einer  1714  an* 
gelegten  Orangerie  oerbanff. 

®afür  fommf  im  mittleren  unb  füblic^en  ^eutfcf)lanb  im  18.  3a^r= 
^unbert  bie  rein  franjöftfc^)«  9orm  Orange  auf,  juerff  too^l  im  6üb= 
tocffen').  QBarum  traf  aber  ber  franjbfifc^c  "iHu^brudf  neben  ben  ein» 
^eimifc^en  Pomeranze,   obtool)!  boc^  bk  ^m6)t  nic^t   au^  9ranfreic^ 


*)  9luf  bic  ©iffcrcnj  »ie«  fci^on  ©icj  9?om.  QBb.  "  I  28  ^in,  inbem  er 
frj.  c  forbcrtc. 

2)  <33gl.  baju  bie  S.  84  "ülnm.  2  jifierfe  SfeUc.  Äonr.  o.  9Kegcnberg 
a.  a.  O.  ^at  eine  tat.  'Jorm  orangus. 

^)  ^Sclcg  bei  ©armeffefcr-Sa^fclb  Dict.  unter  orange. 

*)  Äe^n  0.  a.  O.  belegt  bic  S^orm  auö  Sacqucg  bc  Q3itrt)  (1.  fiälffc  bti 
13.  ^m- 

«)  «Sgl.  ®.  Sc^ul^,  Seiff^r.  f.  rom.  ^^tl.  XVIH  (1894)  427.  Ob  nicbf 
im  9^amen  ber  Stobt,  bic  anfangt  civitas  Arausicorum,  bann  (feit  bcm  8.— 
9.  3^0  Aurasicensis  ^ei§t,  bie  93ofalumftcllung  auf  ©nflufe  oon  aurum 
berui>f? 

*)  ®a^  Äauö  9^affau  erhielt  ben  9^amen  Oranien  oon  feinem  früf)crcn 
<23cfi^  ber  ©raffd^aft  Orange,  j  ift  nbl.  Grfa^  für  franj.  g(e),  bafjer  nbl. 
franje  (unb  fo  fagt  man  auc^  in  93crlin)  =  frj.  f ränge. 

')  ßrffer  93elcg  nacb  Äluge  bei  Socvanbcr  172 


«apfclnnc  87 

lam,  baS'  nie  einen  nennenswerten  örangenerport ')  gct)abt  ^at?*)  *5)te 
^ruc^f  aücrbingl  nic^t  —  too^l  aber  brang  hit  ^O^obe,  Orangerien  an« 
julcgen,  bie  im  17.  unb  18.  3<i^r^unbert  am  fra.t5örtfcf)en  ioofe  blühte, 
oon  ^ranfreid)  auS  nac^  ^eutfc^lanb  roie  in  anbere  £änber  *) :  eS  tourbe 
auc^  ^icr  an  ben  ioöfcn  unb  in  oometjmen  Greifen  Qittt,  biefe  foft» 
fpieligen  ©emäc^^böufcr  ju  errid)ten.  3n  ben  9'Jürnbergifc^en  Äefperibc  i 
oon  1708  beigen  fie  noc^  bcutfd)  Pomeranzenhäuser*),  aber  in  ben 
1712  in  ^ien  »erfaßten  Hesperidum  Deliciae  hyemales  er« 
fc^cinf  bcr  bcutfc^c  '2IuSbrucf  nur  einmal,  fonft  burc^tocg  Orangerie"), 
ipäbrcnb  bie  ^flanje  felbff  nur  ali  Pomeranze  bejeic^net  toirb.  (fbenfo 
in  Gl8i)ol5'  ®arten-^au  (1715)  i2.  168  Orangerie  neben  burc^gängigem 
Pomerantzen  (6.  6  ^omeran^en^aul).  '^ai  IQoxt  Orangerie  er» 
fc^cint  alfo  früher  aii  Orange,  bai  eS  nac^  \\6)  gebogen  ^aben  mag. 
^oc^  blieb  Pomeranze  bancben  befte^en,  unb  Orange  befd)rän{te  fic^ 
auf  bie  £iteraturfprac^e  unb  bie  gebilbeten  Greife,  ©oet^e  gebrauchte 
bcibe  90Borte. 

3n  berfelben  Seit,  im  £aufe  beS  18.  3ai)r^unbertS,  n^urbc  in  3^orb= 
beutfc^lanb  für  hit  fü§e  Sorte  jur  ilntcrfd)eibung  oon  ber  bitteren 
^omeran^c  ein  neuer  'Slusbrucf  üblich,  Apfelsine,  beffcn  Äerfunft  ^luge 
unb  JJl,  ibepne  (9!Bb,  u.  "Slpfelfine)  erfannt  ^aben.  (fr  ift  oon  Hamburg 
ausgegangen,  baß  bit  ^pfclftnen  auf  bem  Seen^ege  über  ^mfterbam 
bejog  unb  gang  O^orbbeutfdjlanb  bamit  oerforgte  ®).    QSon  ben  .Jöoüänbern 


1)  QSgl.  eemler  <S)ic  tropifcbc  ^Hgrifulfur^  II  (QBiSmar  1900)  U.  9Racö 
Seblerg  Hnio.'Ccr.  1732j  u.^Pomeranje  werben  aüerbingS  bie  beften  ^omeran« 
äcn  „auä  Portugal!  roie  aud)  oon  ben  ÄiereS-Snfeln  in  ^roocnce,  oon  xflx^a 
unb  Sioutaf  gcbracöt," 

-)  Äluge  "^b.  21  erflört  obcrb.  Orange  (unb  Pomeranze)  barauS,  ba§  in 
Oberbcutfcfclanb  bie  3f aliener  bamit  banbclten;  aber  orange  ift  bod)  franjöftfc^  I 

')  xftaäi  ben  Hesperidum  Deliciae  hyemales  (QBienn  1712)  würben  bie 
^omeranjen  unb  Sitronenbäume  um  1650  in  ^icn  eingeführt.  S.  2  ^ei^t 
ii  ta:  „^omeranjen-Ääufer  .  .  .  wie  beren  oit  in  QBiennerifc^er  QSorftatt 
ju  fc^en;  befonberS  aber  bie  jenige,  in  meldmx  .  .  .  ^ürft  ÄannS  "Tibam  oon 
£ied)tcnftcin  eine  groge  3J?änge  oerroabren." 

*)  Sfaenfo  bei  ^rocfc«  unb  ^l^wing  nac^  S)^b. 

^)  6in  nod)  älterer  93eteg  ift  ein  ^rief  bcr  Cifetottc  oom  3epf.  1705 
C^Sricfc  ber  fierjogin  Slifabctb  ßbo^^lottc  ^er.  o.  53obemann  II  S.  116  tRr. 
585),  bie  oon  ber  orangerie  in  jbannooer  fc^rcibf.  ^ie  '^Ipfelnncn  felbft  nennt 
fie  Pome  de  Sina  (Sriefc  Ijer.  o.  ÄoUanb,  Stuttg.  £itt.  herein  107  8  6.  166. 
273f.). 

*)  6in  ältere*  SeugniS  bierfür  ali  ta§  oonÄluge  angeführte  oon  Ärüni% 
1774  ünb  bie  9?ürnbergifc^en  Sbefperibes  1708  S.  185:  93on  bem  -^ranjo  ba 


88  ^felfinc 

übernahmen  bic  Äomburger  t>it  nbl.  93c5eic^nung  appeldesina,  bie  auf 
frj.  pomme  de  Sina  bcrul)fe  ^),  gcfürgt  appelsien.  0ie  nbb.  9©oct= 
form  Appelsina "),  Appelsine*)  n)urbc  bann  ju  Apfelsina  (1716), 
Apfelsine  t)cr^oc^beutfd)t.  ©a^  ^Botf  ift  im  ßaufc  bc^  19.3a^rt)unbect^ 
immer  toeiter  nac^  6üben  gebrungen.  ©oet^c  bcaui^t  nocb  Orange, 
»ä^rcnb  jc^f  in  ^ranffurt  unb  QCßeimar  Apfelsine  gcbräucblicb  ift. 

Sine  Hnterfd)eibung  bcr  beiben  (£itru^=^arietäten  ift  b^wtc  für  bie 
llmgang^fpra(^e  in  ®cutfd)lanb  fein  93cbürfni^  me^r,  lt)cil  je^t  bie 
bittere  "^omeranjc  im  Äau^^alt  burcb  hk  fü§e  faft  gang  öerbrängt  unb 
balf)er  au^cr  <5abrif antcn  *)  nur  nocb  toenigen  bcfannt  ift.  ^nbcr^  in 
(fnglanb,  tt>o  bie  Seville  ober  Bitter  orange  ju  ben  bort  fo  beliebten 
3am^  benötigt  unb  oicl  »erfauft  tt)irb  unb  bat)cr  oon  bcr  fü§en  orange 
(früher  China  orange)  ftreng  gefc^icben  n>irb. 


Sina.  95ep  bem  S^crrario  »irb  bicfc  ^ru^t  unter  bem  9iamen  Aurantii 
Olyssiponensis,  ober  bie  £ifabonifcE)c  '^omeran^cn,  om  425.  ^lat  gcnennct, 
in  5;cutf(!^lanb  ober  ber  Qlpffel  oon  6ina,  biejcnige,  »elc^c  wir  bie  in  Äupffcr 
geftocben  beigefügt,  ift  ncbft  oielcn  anbern  oon  Hamburg  \)kt^ct  gebracht, 
al§  wofelbft  ^in  bicfc  'Jrücbtc  am  erften  oon  Cifabona  ju  6cf)iff  ocrfübtcf 
unb  oon  bar  in  '5eutf(i^lanb  i)in  unb  ber  jum  'SJerfauff  oerfcnbct  ujorben 
.  .  .  9[Ran  bringt  aucb  berglcicbcn  'Slcpffel  au^  Stalten  ^cr,  roelcbe  xvot}l  eine 
fü^li^fc  6c^elffe  b<iben,  bcrcn  'lO'^ard  aber  oicl  fäuerlicbtcr  ift  al«  on  benen, 
bie  überÄamburg  ju  ung  gebracht  »erben."  Q3gl.  ferner  bic  S.  184  f.  ^2lnm.  13 
jitierte  Stelle,  fon)ic  Colcru^  jbau^bucb  in  bcr  'iJIuegabc  oon  1672  S.235f. 
„93on  '^Pommeran^en  .  .  .  ©icfc  bringen  bic  Äauflcute  auff  ben  Schiffen 
bäuffig  au^  Äifpanicn  bcS  3abrc^  2  mabl  im  Äcrbft  unb  im  'Jrübling  .  .  . 
(StUcbc  fc^n  f}i§,  ctU(i)c  fauer,  etli^c  fepn  aud)  vinolenta  seu  mixta,  füij  unb 
faucr  unter  cinanbcr."  —  Scblcr^  Hnio.-2cr.  1732  u.  ^omcranjc:  „'^tp  großen 
Äof-  unb  öau^böttungcn  mö(^tc  man  ftcb  mit  bicfcr  fd)öncn  unb  angcnc{)men 
^rucbt,  ^iftcnmci^  au^  *2lmftcrbam  unb  Hamburg  megen  bcr  bafclbft  an- 
fommcnben  Spanienfabrcr,  bie  bäufig  folcbc  mitbringen,  ocrfctjen;  bicjcnigen 
bcutf(^cn  &öfc  aber,  bie  näbcr  an  Stalien  liegen,  !önnen  ibre  '^rooifton  oon 
bannen  oerf(^rcibcn  .  .  .  3n  Ober  -  ©cutfdEylanb  f)aben  ficb  bicfcn  Äanbel 
allein  bie  3taliäncr  jugeeignet." 

^)  Pomme  de  Sina,  Pommesine,  Pomme  de  Chine  in  ibübncr^  £cj.  1755 
u.  ^omcran^cn  unb  ^ommcftne,  c^  cntfpricbt  ital.  pomo  da  Sina.  Apel  de 
Sina  mcift  ioepne  auö  Äübncr^  Äanblgälcf.  1722  nacb,  babcr  appeldesine  in 
ber  '2lttenburgcr,  lieip^igcr  unb  ©rc^bcnei  '^D^unbart  (ibcrtcl  '^bür.  Sprocbfcb. 
60,  <2llbrecbt  ßpj.  9}?.  79,  ^Maer-^raurcutb  QBb.  b.  obcrfäd^f.  unb  crjgcbirg. 
=»iunbart  28). 

^)  So  nocb  in  ßübcrf,  Scbumann  <3ßortfd)a^  o.  Cübccf  5. 

*)  '2luf  bic  nbb.  9^orm  gebt  ruff.  apelsin  jurüd. 

*)  Sie  mirb  jur  Äcrftcllung  oon  Orangcnblütcnwaffcr,  Orangeat,  ölen, 
mcbijinifd)cn  ^infturen  unb  Citörcn  oerwenbct. 


( 


^prtfofc  89* 

3n  ^aebing^  Ääufigfcit^irörterbuc^  iff  Apfelsine  mit  bcn  Siffcm 
31  -}-  9/11  =:  42,  Orange  mit  27/43  t)cr5cic^net,  alfo  ungefähr 
glci(^  ^öufig.  Orange  flingf  bcm  9^orbbcutfc^cn  feiner  unb  —  f^on 
tt)egcn  btß  *3JJignonIiebc^  —  pocfifd)cr  aU  Apfelsine,  \)at  aber  oor 
biefcm  933ort  ben  9'^ac^tcil  ber  unbcutfd)cn  Cautform.  Pomeranze 
»eraltct  fic{)fltd),  tcil^  infolge  ^onfurrenj  ber  bcibcn  anbeten  "Siu^brüctc, 
fcil^  tocil  tk  bittere  Sorte,  bie  c^  in  9^orbbeuffc^Ianb  bejctc^nct,  au^ 
bcm  täglichen  ©ebrauci)  gefommen  ift. 


Trunus  armeniaca'.  ®a^  993ort  Aprikose  ift  l)cute,  foh)eit  tit 
9ruc^t  überhaupt  t»orfommt,  über  faft  ganj  '3)eutfd)lanb  verbreitet.  9'Jur 
in  £oft)ringcn  ^),  £uremburg  *)  unb  in  933ürttemberg  Ahrikö  b.  i.  franj. 
abricot,  boc^  toirb  in  *2ßürttcmberg  auc^  Aprikose  gcfagt.  3n  öfter^^ 
rcic^  ift  Aprikose  fc^on  in^  toeftlii^e  unb  nörblic^e  93ö^mcn  eingebrungen 
(^intcrberg,  (£^otiefd)QU,  6ger,  £oboft^,  £eipa).  3n  ^ät)ren,  xTJicbcr- 
unb  Oberöfterrei^)  ^),  0teiermarf,  5irol  bagcgen  ^errfd)t  Marille*),  ^ür 
^roppau  n)irb  mir  Aprikose,  für  93ieli^  Marille  beseugt.  "Sluc^  in 
9^ei(^enberg  in  935^mcn  hjirb  Marille  gefagt,  unb  Aprikose  hcbrnttt 
l)icr  mcrfipürbigeripeife  ben  ^firfid)  (für  bcn  aber  auc^  ba€  QDöort  Pfirsich 
gebrauci)t  n)irb).  .^lagenfurt  \)at  Marille  unb  bcgeidjnet  mit  Aprikose 
bie  gro§e  "SOZarille.  ^uc^  fonft  ift  merfmürbigcrioeife  in  Kärnten  Aprikose 
fe^r  verbreitet  (93öl!ermarft,  9^ab^berg,  ©münb).  3n  ganj  Sieben- 
bürgen (Äcrmannft.,  ^ebiafd),  '^Siftri^)  Aprikose.  3n  93regcnä  Marille, 
aber  in  bem  gleichfalls  oorarlbergifcf)en  93lubcn5  Aprikose.  Solche 
'2lu0nal)mcn  crflären  fiel)  leicht  barauS,  ba^  bk  'iZlprüofc  ein  feltnercr, 
nict)t  überall  gepflanster  93aum  ift  unb  bal)er  md>t  überall  einen  boben= 
ftänbigen  9^amcn  t)at.  'Söirb  er  bann  importiert,  fo  fann  kid)t  aud) 
ein  frember  9'Zame  eingefü{)rt  njerbcn.  So  teilte  mir  mein  ®ctt)ä()rSmann 
für  9RabSberg  mit,  ba§  in  biefcm  färntnifc|>cn  9}?arftflecfen  feinet  'SötffenS 
nur  ein  SOZann  ben  ^Baum  5iel)e,   unb  ber  nenne  it)n  Aprikose.     3n 


1)  ^oUmann  QBb.  2. 

^)  ©angter  <2ßb.  12.    <2ßb.  luf.  ^unbatt  2. 

^   '2lucb  in  ber  "SERunbart,  5.  'S.  in  3e^elSborf  an  ber  mät)rifcf)cn  ©renjc 
Marüln. 

*)  eitcranfcf>er  -Seteg:  ©rcinj  Olüerfeelen  (1910)  6.218 


90  "Siprifofe 

ßconfclben  be8cicf)ncn  bic  93aucrn  '^firfic^e,  '2ipri{o[cn  unb  Pflaumen 
unterfc^icb^lo^  alß  Pferschen,  60  erflärt  fic|)  auä)  bic  umgcfc^rte 
93eäcic^nung  tti  *^ftcfict)^  alß  Aprikose  in  Q^cic^enbcrg. 

3n  3üric^  unb  ^Scrn  gilt  alß  ()oc^bcuf[c^c  'Jorm  Aprikose,  munb-- 
axtiiö)  ift  Barille,  bau  f4)on  ber  6rf)U)ciäec  Daniel  9^t)agoriu^  in  feinem 
'?:)flan^-garten  (93a[el  1639)  6.  232  antt)enbef.  3n  6t,  ©aUen  Amarille. 

93crfolgen  njir  t)k  93cncnnung  biefc^  93aumc^  in  bk  frü^ncu^oc^= 
bcutfc^c  Seit  jurücf,  fo  fe^cn  tt)ir,  ba^  ber  je^t  auf  ein  fo  fleine^  ©ebtef 
bc[d)ränftc  9Zamc  Marillen  unb  feine  9^ebcnformcn  bic  alte  bi^  nac^ 
9^orbbcutfcl)lanb  ocrbrcitctc  93c5cic^nung  barftcllen  ^).  ©er  au«  (5c|)leficn 
gebürtige  Goleru^,  ber  in  9}?edlenburg  uub  ber  9}^atf  gelebt  \)at,  fd)reibt 
in  feinem  Äau^buc^  oon  1593  V  c.  25  Marellen  ober  Amarellen  unb 
gibt  ali  fd)lefifcl)en  9Zamen  (V  c.  22)  Marunken  (üu^  cec^.  merunka) 
an.  III  c.  30  finbet  fic^  bic  <5orm  MoreUen.  .^luge  (^b.  u.  '^pvu 
fofc)  belegt  Morillen  au^  "Jj^irm^  1541.  (il§\)o\^  fd)reibt  in  feinem 
^ifc^buc^  (4.  <Hufl.  £pa.  1715.  1.  ^ufl.  1666)  6.  295  MareUen, 
^\).  3tt)inger  Theatrum  Botanicum  (93afcl  1696)  6.  42  Marillen, 
©er  au^  (Erfurt  gebürtige  ©tieler  \)at  im  ^eutfc^en  6prac^fc^a^  45 
Ammerellen  etiam  Ammerillen  prunum  Armeniacum,  rubicun- 
dum  et  duriusculum.  3n  einem  ^eutf(^=£ateinifct)en  QBörterbüc^lcin 
t)on  9^ürnberg  1733  6.  28  MariUe  Malum  armeniacum.  @.  Äenifc^ 
(5cutfd)e  6pra4),  "Slug^burg  1616  6p.  62.  120):  AmariU,  MoUeten, 
Armellen,  St.  Johannis  Pfirsich  ^).  <2)ie  QJolf^munbart  \)at  bai  Qßort 
aiifer  in  öfterreic^  noc|>  im  ßlfaf,  in  ber  ^falj  unb  in  kapern  feft* 
gel)alten:  elf.  möllele,  barellele  ßlf.  "^ßb.  I  671,  pfälj.  mollele  fluten- 
riet^  Sbiot.  96,  bat)r.  mariUen  6ct)meUer  I  1637,  Ortolff  »on  'Scperlanb 
1477  AmereUen,   ^ri^el  unb  Scffen  (<5)ie  beutfc^.  ^flanjcnnamen  311) 


1)  <S>tt  cnglifc^c  ^ofanifcr  Turner  (Names  of  Herbes  ed.  Britten  6.  52, 
jiticrt  bei  S)oopö,  ^albbäumc  unb  ÄuUurpftanjen  605  f.)  gibt  im  3-  1548 
ein  amarel  bäume  fci)lec^t^in  al^  l)cutf(i)en  9^amen  („in  bighe  duche  Land') 
ber  Malus  Armeniaca. 

2)  ^opowitfc^  (93crfucb  1780  S.  352)  jiticrt  nocb  Äebericb  unb  S^rifc^ 
für  Amarelle,  Stcinbad)  u.  a.  für  Morelle.  Seblerö  Hnio.-Ccf.  1732  crllärt 
•ilbricofcn  mit  Morellen-  ober  Morilleu-Fiüchte;  ebcnfo  Äübner  Cef.  1755  u. 
•iHbricofen.  Scbönäilcöer  Promptuarium  1632  Amarellenbaum,  malus  Arme- 
niaca. Pomai  Dict.  1700:  armeniacum  Abricot,  Amarellen.  Ärüni^  Öecon. 
Gncpcl.  2  (,1782),  418f.  t)at  Amarellbaum,  Marellen-,  Marillen-,  Barülenbaum. 
•Jlbelung  QBb.  u.  '2lpri!ofc:  Marillen-  ober  Amarillenbaum.  Sin  pommerfd^c^ 
Malbaum  fübrcn  '^Pri^el  unb  3effcn  ou^  Äcloigiuö  (De  ortu  botanicae,  ©reif^- 
»valb  1707)  an. 


^Iprifof«  91 

l^abcn  bereite  bic  richtige  Srflärung  bicfer  ocrfd)icbcncn  '2öorffonncn : 
c^  liegt  ital.  armellino,  armenillo  (ani  lat,  armeniacum)  ju  ©runbe, 
ba§  ftcfe  mit  ben  9'Jamen  bcc  6auertirfd)c  Amarelle*)  unb  Morelle*) 
»ermifc^t  bat. 

Aprikose  Qt\)t  auf  t)oIlänb.  abrikoos  jurücE,  ba^  [cincrfcit^  au^ 
bcm  franj.  '^lural  abricos  =  abricots  crlpac^fcn  iff  ^),  unb  ift  erft  im 
17.  3at)r^wnbcrt  in  9^orbbcuffd)Ianb  cingcbrungcn.  0cr  ältcftc  93elcg, 
bcn  icb  finbc,  crfc^eint  bei  bcm  Sc^lc^toigcr  Jürgen  Slnberfcn,  öriental. 
9'^cifcbefd)rcibg.  1644  6.  170,  ^ier  \(i)on  mit  p  Apricosen*),  toä^renb 
fonft  im  17.  unb  18.  3a^r{)unbert  nod)  Abrikose  oorfommt.  3n  biefer 
Seit  ift  ba^  "Sßort  noc^  auf  bie  nörblic^e  Äälfte  ©eutfc^lanb^  bef^ränft: 
"iPopoioitfd)  Q3erfucb  6.  352  bcjeic^net  e^  noc^  1780  aU  „öäcbfifcb" 
unb  siebt  Marille  oor.  ^.  5?ramer  (^gl.  9^iber-Äocb-^eutfd)c«  <2ßb. 
9Zürnbcrg  1719)  braucht  Marille  unb  Abricose  neben  einanber. 

3m  fübloeftlicben  <5)eutfd)lanb  brang  in  berfelben  Seit  über  Cuyem-- 
burg  unb  ßotbringen  (benn  bk  Slfäffcr  unb  "^fätjcr  biegten  an  it)rem 
Möllele  fcft)  ba^  franj.  abricot  ein.  ^omai  Le  Grand  Dictionnaii-e 
Royal  (Jranff.  a.  '^.  1700)  fe^t  neben  einanber  Marillen,  Morellen, 
Abricot,  Mammeleuckel.  0a^  tt)ürttembergifcbe  Abrikö  betoeift,  ba^ 
bie  franjöftfc^e  *5orm  hi^  ba\)in  oorbrang,  alfo  )x>o^  früher  aucb  in 
93aben  bcftanb.  —  '^ai  n?ar  nun  bk  llrfacl)e  biefc^  Einbringend  be^ 
l)olIänbifd)--fi^an5öfifd)en  9^amcn^  an  Stelle  be^  älteren  Amarelle, 
Marille?  QBir  cr!ennen  nocb,  ba^  Aprikose  im  17.  unb  18.  3abr-- 
bunbert  eine  größere  unb  befferc  6orte  oon  ^rüd)ten  al^  Marille  ht- 
jeicbnet.  ^b-  Stoinger  in  feinem  Theatrum  Botanicum  ober  ^räutcr- 
93ucb  (2.  <2lufl.  93afel  1696)  6.  42  unterfcbeibet  ben  ^ariücnbaum 
mit  großer  ^rucbt,  franj.  Abricots,  nbl.  Abricock  öon  bem  mit  Heiner 
<5rucbt;  Gl^bol^   in   feinem  9^cuangelegten  ©artenbau   unb   in   feinem 


^)  Span,  amarela  (it.  amarelia,  Sramer  li  Nuovo  Dittionario  Reale  Ital.- 
Tedesco  1693,  u.  amarina,  amarasca)  Sauerfirfrf)e.  ©er  9^ame  einer  Q3arictät 
Spanische  Weichsel,  5. 95.  bei '^oporoitfcb  QScrfud)  (1780)  6.  246  unb  in  Campcg 
QOßb.  (1807)  unter  Ammer,  weift  barauf  bin,  t>a%  Gpanien  in  bcr  Kultur  biefer 
Äirfd)c  eine  9^otIc  gefpielt  bat.  3ft  fpan.  amarello,  amarillo  'gelb'  eigentlich 
f.  0.  a.  'oon  ber  'Jarbc  ber  Qjßeicbfelfirfcbe'?    93gl.  orange. 

^)  <5)er  ürfprung  biefer  'Jorm  ift  mir  unflar;  ygl.  it.  morello  ^<i)tvavfi, 
braun,  morella  xTiacbtfcbaften,  fpan.  morela  furiosa  '5;oUfirfd)e.  ^ri^el-Scffcn 
313  crflären  Morelle  at:^  f leine  ^D^aulbeere  (moram). 

*)  <2Ö.  Äorn  ^aui  u.  ^raunc'ö  ^eitr.  XXIII  254.  Q3gl.  auch  bc  <^ric«-te 
<2Bintel  ^b.  b.  ncberl.  ^aal  I  608. 

*)  3üngere  93elegc  bei  Äliige  'JQb.  unb  'Jißciganb  QOBb.  u.  Aprikose. 


92  arbeiten 

Diaeteticon  ober  ^ifc^buc^ ')  6.295  bie  „großen  '^axzlUn  ober 
•Sipricofen",  Mala  armeniaca  majora,  G.  B.  »on  ben  „gemeinen 
fleinen  gjiarcllen."  "iHbelung  QOöb.  (1793)  erflärf  Aprikose  ali 
„eine  burc^  QOßi^  unb  ^ki^  ber  ©ärfner  cr^5l)te  *21rt  bc^  ^J^ariüen-- 
ober  ^matiüenbaume^"  unb  umgcfet)rf  Amarelle  alß  eine  ^rf  fl einer 
gelber  ^prifofen.  ^er  9Zaturforfd)cr  9^emnic^  (^olt)gI.--£er.  1793— 
98)  bepnicrt  Marellen,  Marillen,  Morellen,  Amarellen  ali  bk  Heineren, 
tt)eniger  fd)mac{t)affcn  "Slprifofcn.  3n  'Söürjburg  t)ic§  nac^  '^opoioiffc^ 
(QScrfud)  352)  bic  fleinfte  ©aftung  Marillen  unb  bie  großen  Abri- 
kosen  *);  unb  mir  ^aben  gcfei)en,  ba^  in  ^lagcnfurt  biefe  llnterfc()eibung 
nod)  je^f  bcfte^t.  <2)ag  <2Biener  „9tat)menbü4)lcin"  »on  1847  €.  22 
bcjeic^ncf  ^prifofcn  ali  „eine  eblc  ^rf  Marillen."  9'^un  leifteten  bie 
'Jranjofen  unb  Äollänber  in  ber  ^pritofenjuc^t  befonber^  Äeroorragcn- 
btß.  ®ic  feinffc  Sorte,  „um  oieüc^  größer  aU  bie  gemeine  ^prifofe", 
\)k^  |'d)on  im  18.  3at)r^.  loic  noc^  t)cutc  Aprikose  von  Nancy.  „3n 
Äoüanb  finb  (nad)  Ärüni^  Öefon.  (fnc^cl.  1782,  11  424)  bie  '2lprtfofcn 
„faff  lauter  Saft  toegcn  ber  ^eu4>tig!cit  be^  93oben^",  unb  eine  oor-- 
trefflic^e  '^ruc^t  ^ie§  holländische  A.  unb  A.  von  Breda. 

©a^  QGßort  Aprikose')  iff  alfo  al^  9^ame  einer  in  Äollanb  gc= 
jogencn  feineren  Sorte  entlehnt  toorben  —  äbnlic^  xok  Reineclaude 
—  unb  l)at  gerabe  baburcb  im  £aufe  bc^  19.  Sö^r^unbert^  bai  ältere 
Marüle  »erbrängen  fönnen. 


arbeiten 

©ufür  fübn)eftbcu(fd),in  ber  fübl.Q'x^^einproöins  *),  Cotl)r.'),  Curcmb.'), 
(Slf.'),  Sc^ttjcig,  im  fc^tt)äb.  ©cbief  (bi^  nac^  9\cutte  in  ^irol'))  schaffen, 

^)  SWir  ift  ^ier  nur  ber  oierfc  'S>rucf,  Ceipjig  1715,  jugänglic^.  ®ie 
l.'2liif(age  ift  1666  crj'(^icncn. 

-)  '^opomitfd)  Hntcrfuc^.  oom  xÜJccrc  427  »enbet  ftc^  freilieb  gegen 
bie  „nafewcifc  yntt)iffcnt)cit",  bie  aucb  ben  xO^ariUcn  unb  'Clbricofen  anfänjt 
jttjeierlei  Q3cgriffc  anjubicbten. 

*)  Sntercffant  ift  bic  oftt^üringifd)c  "^orm  Abeldegose  (ibertel  5bür. 
Spr.  60),  nad)  ^Jiüller-'Jraurcutt)  QQ3b.  28  in  fieipjig  Appeldegose.  eine  oolf*« 
ctpmologif^c  Umformung  »on  Abelgose  nod)  Abeldesine  (Appeldesine). 

*)  9^ad)  bem  QIBb.  luj.  'JJt.  372  roärc  schaSen  =  arbeiten  aud)  TOeftfälifd). 

^)  ^oümann  'JS^b. 

«)  qßb.  lur.  -m  372. 

■)  elf.  QSb.  431. 

*)  6cböpf  3b.  586. 


aufmucfcn  93 

bas  a\i6)  oon  füött)cftDcutfd)cn  Sc^riftftcIIcrn  angctocnbet  wirb,  §.  93. 
2.  ^iU  (Saargcgcnb),  ^Strago  S.  82:  „Die  Thees  schaffen  wie  die 
Löwen."  £ambtc4)t  (Äunsrücf),  'SIrmfünberin  6.  461.  Sfegemann 
<5Mc  alg  Opfer  faQcn  329  (im  Dialog).  Umgefel)«  fc^It  ba^  Q3crb 
arbeiten  in  bicfcn  ©cgcnbcn  ober  ift  feiten*).  3m  übrigen  Spracb-- 
gebiet  bebeutet  schaffen  nur  in^  Geben  rufen,  ^eroorbringen',  b.  \).  ti 
bcftet)t  l)ier  faft  nur  ba«  ftarte  QScrbum  schaffen  =  a^t>.  scaffan, 
■^ract.  schuf  a);)i).  scuof,  toä^renb  schaffen  'arbeiten"  fcf)iDac^  fleftiert 
mirb,  ^raet.  schaffte,  ^art.  geschafft,  unb  auf  a\)b.  scafön  berut)t. 
9^ur  in  ber  Beübung  ich  habe  nichts  damit  zu  schaffen  (auc^  im 
Gubftantio  Geschäft),  t>on  bcn  ^ompoftta  anschaffen,  ver-,  be-, 
wegschaffen  abge[et)en,  ift  ba^  ätpcitc  QSerbum  aud)  anbertoärf^  öer-- 
trcten. 

3n  ber  bairifd)--öfterrcic^ifd)en  9}^unbart  luirb  schaffen  für  'befehlen', 
anschaffen  für  'beftellen'  gebraucht,  5.  ^.  es  hat's  ihm  ja  niemand 
geschafft  b.  i).  niemanb  befoi)Ien.  Er  hat  Wein  angeschafft  =  er 
bat  93}ein  (5.  ^.  beim  Kellner  im  9\eftaurant)  beftellt,  ipä^renb  ba^felbe 
in  93erlin  unb  fonft  nur  'er  \)at  (felbft)  QOßein  beforgt'  bebeutet,  ^tefc 
*23cnDenbung  be^  fd)tt)ac^en  QJerbumg  schaffen  ift  bereits  m^b.;  ^belung 
^b.  III  1325  gibt  einen  ^eleg  au^  Opi^.  3n  Öfterreic^  ift  ixt  nur 
munbartlic^  unb  familiär. 


aufmudcn 

fic^  mit  tro^igen9[Borten  auflehnen,  feine  (Sntrüftung  äu§cm.  ®a^  9!Bort 
ift  ^auptfäc^Iic^  norbbeutfc^  (in  93erlin,  5?affcl,  3eocr,  ^üffelborf,  Äblni, 
foU  aber  aud)  nod)  in  9'^üftatt  oorfommcn.  2Ilbred)t  2p5.  ^Dc.  172  ocr= 
3eicf)net  aufmucken  als  berlinifc^  unb  nur  mucken  als  Icipsigifd).  üm-- 
ge!ct)rt  ift  bai  einfache  Q3erbum,  bai  'brummen,  murren'  htbcuttt  (^93}b. 
VI  2609ff.,  ^eiganb  ^b.  II  224),  in  Berlin  nic^t  rcd)t  gebräuchlich, 
bafür  muckschen  unb  (nichtj  mucksen,  ©a^  ^ort  bat  für  ben  93erlincr 
fcbon  cttoa^  "SSulgäre^,  toirb  aber  bocf)  gelegentlich  in  ber  £cl)riftfprac^e 
gebraucht  ftoenn  icb  nic^t  irre,  j.  93.  oon  <5.  Cambrec^t,  *2lrmfünberin). 
(fs  gehört    ju    jenen    abftraften  93cgritfen,    bie   feine    genauen    Spno-- 


')  fecnrp  D.  de  Colmar  135:  „Le  verb  d6riv6  [arbeiten]  a  totalement 
disparu  dusage:  ^travaüler"  ne  se  dit  jamais  que  säfe  (=  fc^affen).  ^oH« 
mann  9Bb.  431  bc^eic^nct  arbeiten  alg  in  ber  iSlbt.  feiten. 


94  aufmuctcn 

ntjme  tjabcn.  Smmer^in  fann  man  bcf)auptcn,  ta^  ber  Sübbcuffd)c 
gcit»5^nlic^  ba  aufbegehren  fagt,  it>o  bcr  9^orbbcutfcf)c  aufmucken 
gebraucht. 

aufbegehren  ift  oermutlid)  oon  Äaug  ani  nur  fübbeutfc^.  (Jg 
gc()örf  in  ßot^ringen  (ufbegehren  "Jotlmann  Q5ßb.  515),  (?lfo§  (Slf. 
Qöb.  1 229),  ^abcn '),  6c^toci$  (ec^tociä.  3b.  II  403  üfbegeren)  auc^  bcr 
'SJJunbarf  an.  Q3om  6d)rDäbi[d)en  beric&tct  ^ifc{)er  QBb.I  364,  ba§  ba^ 
QBorf  bort  ganj  populär  fei.  ^ro^bem  meifc  bie  ^rt)altung  bcr  Q3or|Hbc  be- 
auf  fd)rift[pr.  llrfprung  ^in,  tt)ic  auc^  baß  6impl.  begehren  nicf)f  bialcftifc^ 
fei.  3n  öftcrrcid)  ift  aufbegehren  ebenfalls  oolf^tümlic^  unb  gehört 
fciltpcifc  auc^  bcr  9[)Zunbart  an,  5.  93.  in  ^rbHenborf  in  9'^icbcröftcrr., 
aber  nx^t  burc^tocg:  in  ^uffce  fagt  man  aufbegehren  nic^t,  fonbern 
bafür  aufdrän  'aufbre^cn'  (bie^  auc^  in  9'^.-ö.  in  bcmfclbcn  6inn, 
auc^  aufpochen). 

•Sic  genaue  ©renje  ber  93erbreitung  bc^  ^orte^  in  bcr  i)b.  Um- 
gangsfprad)e  lä§t  fid)  fd)lt)er  angeben,  loeil  e§  ftc|»  über  feine  urfprüng= 
lic^e  Äeimat  ^inau^  in  bcr  'SBcifc  au^5ubreitcn  fc^cint,  ta^  fein  ®ebrau(^ 
inbioibuctt,  nic^t  geograp^ifcf)  bebingt  ift.  3n  bemfclbcn  Ort,  5.  93.  in 
93rc^lau,  gebrauci)cn  e^  manche  '^^crfoncn,  anbercn  ift  c^  fremb.  '^it 
93eftimmtl)cit  lä§t  fic^  fagen,  t)a^  aufbegehren  in  bcn  fübbcutfc^cn 
Canbfc^aftcn  oon  (fIfa§=2ot^ringcn  bi^  93at)crn  unb  in  ber  Gc^toeij 
üblirf)  ift,  in  Öftcrreic^  in  bcn  '2llpcnlänbern,  alfo  ^irol,  Ober--  unb 
9^iebcr5ftcrreic^,  Salzburg,  6teiermarf,  Kärnten,  nic^t  burd)gängig  ba- 
gegen  in  bcn  n5rblic|)cn  Caubf^aftcn.  dß  fc^cint  ganj  ju  fehlen  in 
Öft.=6cf)(cfien  (93ieli§,  Sucfmantcl,  ^eibenau),  ift  fremb  meinen  ®ch)ät)r«-- 
männern  in  Olmü^,  ^äi)r.--9^cuftabt,  9'^eici)cnbcrg,  ipcnig  geläufig  bcm 
au«  ßeipa.  *2lu«  bcm  93ogtlanb  ift  e«  mir  für  ßcngcnf.  unb  9)?arfncu!., 
nic^t  aber  für  (fiftcrbg.  bejeugt,  borf)  !cnnt  c^  ©erbet  ©ramm.  b.  ^unb-- 
art  b.  93ogtl.  6.  188  aurf)  au«  bcr  9}Zunbart.  3m  übrigen  ipirb  e«  mir 
für  folgcnbc  nörblic{)cr  getegene  6täbte  angegeben:  (fi«lcbcn,  £üncb., 
93raunfct)lD.,  ©ötting.,  Harburg,  Cübcc!,  6c^tt)erin,  9^oftoc!,  9}?ünftcr, 
^Jiainj.  'SJJcincn  ©en)ät)r«männcrn  au«  anbercn  mittel--  unb  norb-- 
bcutfc^en  Orten  ift  c«  fremb.  <S)a«  eine  \x>k  baß  anbcrc  ift  ba^in  ju 
t)crftel)en,  ba^  ber  ^u«brucf  nic^t  bcm  örtlichen  9Bortfct)a^,  fonbern  bcm 
pcrfönlicljcn  meiner  Quelle  angehört  ober  fcl)lt.  ®a«  QBort  hxtiUt  fic^ 
eben  nic^t  ooii  Ort  ju  Ort  au«,  fonbern  teil«  burc^  bie  £lmgang«fpracbc 


1)  3n  Äanbfc^ut)«l)cim  ufpakeeon  Ccnj  QBb.  10,in9?appcnaubgl.9!)?cifinger 
QSJb.  220. 


Aufwartefrau  95 

t»on  "^crfon  ju  "^crfon,  teil?  burd)  bic  6ci)riftfprac^c,  in  bcr  c^  aber 
meinet  'Söiffcn^  noc^  md^t  aU^u^äu^Q  ift.  0od)  loertocnben  e^  au6)  ba 
nicf)f  nur  fübbcufi'd)e  Sc&rtftftcHcr  tote  3-  ®offl)clf  (Äcpne  ^^b.  u.  auf-- 
gc^rcn),  93{Qinger  (Unter  93auern  47),  6fegemann  (®ic  al^  Opfer  faücn 
6. 4 1),  fonbern  aud>  norbbeutfdjc :  ^^om.^ann  (^ubbenbrocf^  194.11 2), 
Äermann  (Äcnriefte  3acobt)  116),  93iebig  (9^a(urgetDalfcn  208),  ^icr-- 
baum,  ber  frcilicb  Sulc^t  in  9}Jünd)cu  lebte,  '^rinj  ^udEucE  I  349:  „auf= 
bcgcl)ren,  9[ßiberftanb  leiften,  firf)  gornig  enflabcn".  <5)as  ^ort  ift  tt)ot)l 
auf  bem  'Söege,  ein  'zDiobclPort  unb  boburd)  gemeinbcutfd)  ju  toerben. 
Weitere  93cobac^tungen  barüber  öon  anbercn  toürbcn  baß  beigebrachte 
•^OZatcrial  getoi§  beträc^tlicb  ergänzen. 

<S)cr  2lu^brucf  oerbanft  feine  n)act)fcnbc  ^zlizht))tit  jum  ^cil  bem 
<5e^len  einc^  gleichwertigen  6i)nont)mg  im  9'^orben,  bcnn  aufmucken 
eignet  fic^  nic^t  für  bie  feinere  6pract)c,  aufbrausen,  sich  auflehnen, 
auffahren  u.  bgl.  bebeuten  nic^t  genau  ba^felbe.  <5)er  Sinn  oon  auf- 
begehren ift  freiließ  au^  bem  be^  Simpler  begehren  nic^t  gang  leicht 
ju  enttt)ic!eln,  ha  bocf)  begehren  ein  Oberlängen  nac^  tttDaß  bcgcic^net. 
3n  ber  'Zat  öerjeic^net  1792  ^Icin,  ^rot).  9!Bb.  I  23  aufbegehren  axi§ 
93a^em  mit  ber  (Srflärung,  „l)erau«forbern"  (au^  Äeilbronn  in  ber  03c- 
bcufung  „l)i^ig  über  ettoa^  auffat)ren"),  unb  mein  ®ett)äl)rgmonn  au^ 
^ug^burg  fteHt  e^  mit  etwas  heraushaben  wollen  glcic^.  dß  bürfte 
fic^  alfo  au^  ber  03ebeutung  ber  l)eftigen  "iHu^erung  eine^  03ege()rcn^ 
bie  be^  '2luffa^ren^  gegen  einen  ©rucf,  einen  OOöibcrftanb  enttoicfelt  ^aben. 


Aufwartefrau 

"Jrau,  t>k  jur  '2lu^{)ilfc  bei  ben  ^äu^licf)cn  "Slrbeiten,  meift  nur  auf 
einige  ©tunben  am  ^age,  oertoenbet  toirb.  Obtt>ol)l  bk  Sitte  folc^cr 
furgfriftigen  ^u^^ilf^bienfte  eine  allgemeine,  toenigfteng  faum  einer  grö§eren 
beutfcl)en  Qtabt  fremb  ift,  fo  ift  bocl)  bk  OSejeic^nung  folc^er  ^erfonen 
eine  fe^r  oerfc^iebenarfigc,  toobl  tt>eil  baß  93cbürfni^  felbftänbig  an  Der- 
fcl)iebencn  'fünften  ju  berfelben  Einrichtung  geführt  \)at.  'Sie  03e= 
nennung  ift  teil^  oon  ber  "Slrt  ber  ^ätigfeit,  teil^  oon  ber  furjen  ©ienftfrift 
abgeleitet,  burc^  bie  fic^  bic  ^uftoarfefrau  oom  Sienffmäbc^cn  unter- 
fc^eibet,  Q.ß  fommt  ferner  barin  mel)rfacf)  jum  ^u^brucf,  ba^  e^ 
größtenteils  <5rauen  finb,  bk  biefe  '2luSl)ilfSbicnfte  leiften,  ba  ^JJäbc^en 
fic^  meift  aU  ©ienftmäbc^en  vermieten.  ®oc^  fcl)tt  tß  nic^t  an  '2luS- 
nahmen. 


I 


96  ^uftoartcfrau 

3n  öftcrrcic^  gebraucht  man  für  folc^e  *2luftt)artcfraucn  noc^  bai 
^ovt  Weib,  j.  93.  ein  Weib  zum  Stiegen  waschen ,  ein  Auf- 
waschweib  (im  @aff{)au«) '),  tod)  ^at  bie^  auc^  fd)on  munbarflic^e 
<5ärbung.  3m  9^orbcn  \)at  Weib  —  abgefet)cn  oon  bcr  nafuc« 
n)iffcnfd)aftlic^en  QSeriPcnbung  be^  '2öorfe^  —  ein  fo  öcräc^flic^c^  93c-- 
gleifgcfüt)!,  ta^  and)  nicbrige  93cbicnffetc  ipcibli^en  ®cfd)lcc^t^  al^ 
Frauen  beäeid)net  tocrben.  Q'^übiger  bcjeic^ncf  für  feine  Seit  —  1783  — 
biefcn  6prad)gebraud)  aU  nur  nieberfäc^fifc^.  (?r  fagt  3utoa^^  11  128: 
„Weib  tt)irb  in  Oberfarf)fen  oft  gebraucht,  h)0  man  in  9^ieberfa(^fen 
"Jrau  für  I)5fli(^er  i)ä[t,  j.  93.  Weiber  sowohl  als  Männer,  auc^  oon 
oornct)mcn,  Weiberhemden,  wir  Weiber."  "^Ibclung  ^b.  IV  (1801) 
1441  bagegen  begcic^net  Weib  für  eine  ocr^ciratctc  ^rau  al^  „in  Ober- 
beutfc^Ianb  Ijäufigcr  al^  in  Obcrfad)fcn')." 

1.  Aufwartefrau  im  nörblic^en  unb  mittleren  '3)eutfc|)lanb 
füblic^  bi^  993cimar,  ^ran!furt  unb  ^oblenj;  in  ^rier  Aufwartsfrau 
ober  Aufwartsmädchen.  3n  mei)rercn  Stäbten,  ^ovpat,  9'^iga,  ^anjig, 
Gtralfunb,  O^nabrücf,  'SJ^einingen,  Coburg  bafür  Aufwärterin,  in 
einigen  toie  93erltn,  £übed,  93rcmen,  92ßcimar  !ommt  beibe^  oor.  3n 
'Petersburg  Aufwaschfrau  ober  Dienerin.  'Jßo^l  auf  Sinflu^  beS 
norbbeutfd)cn  6prac^gcbraud)eS  berut)t  z^,  tt)enn  auc^  in  ^onftang  Auf- 
wartefrau, in  6t.  ©allen  Aufwärterin  gefagt  luirb.  Aufwarte- 
mädchen, Aufwärterin  begegnen  fc^on  im  18.  3al)rl)unbert  (®95Bb. 
I  770.  772),  aber  me^r  im  6innc  eincS  ^ammermäbc^enS,  unb  Auf- 
wärter bebeutete  biß  in  hk  '^itU  bcS  19.  3al)rt)unbertS  einen  hti  ^ifc^ 
auftt)ortenben  93urfd)en,  cntfprac^  alfo  bem  t)eutigen  Kellner'). 

2.  3n  6a4)fen  unb  $l)üringcn  (ßeipäig,  "©reiben,  93au^en,  6eif-- 
l)cnnerSborf,  ßlfterberg,  ßengenfelb,  'SCRarfncufirc^en,  'Seffau,  Äalber-- 
^tabt,  6onberSl)aufen,  'SJJü^l^oufen  i.  5t).,  ©fenac^  unb  noc^  in  9}Zar-- 
burg)  ift  bai  ^bftraftum  Aufwartung  in  fonfretem  6inne  üblich *), 
in  mand)en  Orten  (Ceipjig,  93au^en,  ©onberS^auftn,  9Jiorburg)  neben 
Aufwartefrau. 


^)  ©oc^  nic^t  Waschweib:  bafür  in  Qßicn  Wäscherin. 

*)  3n  ben  norb.«  unb  mittelbeutfc^en  '3)?unbartcn  fc^tt  oielfa^  Weib 
ober  ift  feiten,  häufiger  nur  ber  ^lur.  Weiber  unb  Weibsbild.  "33gl.  'Jrif^btcr 
9ßb.  II  460  f.  (Weibervolk,  Weibsbild,  Weibsstück).  Sertcl^^ür.  255  (Weiber, 
Weibsname  =  Weib).  Salj.  50  (Weibstier).  6pic§  3b.  278  (Weiberleut). 
ßcns  9öb.  76.    9J?eirtngcr  9Bb.  225. 

»)  9^oc^  bic  ©rimmö  ®9Bb.  I  771  [(^reiben  ju  Aufwärter:  ;,^cutc  jumal 
im  6tnn  eineS  ben  ©äffen  aufroartenben  93urfci^cn  in  &auö  unb  Äencr.* 

*)  93gl.  '33^üacr-'5raureut^  9ßb.  I  41. 


^ufioartcfrau  %J 

3.  3n  Äönig^bcrg  Aufpaßfrau  (neben  Aufwartefrau). 

4.  Scheuerfrau  in  93annen  ftnbct  ftc^  auc^  anbertoärtg,  fo  in 
95crltn,  bejcic^net  aber  ^ier  nur  eine  *2lrf  oon  *2lufn)artcfrauen,  nämlic^ 
bic,  toclc^e  5um  '2Iuffd)euem  bec  Simmer,  befonbcr^  aber  bc^  ^ivai  unb 
bcr  treppen  oertpcnbet  toerbcn. 

QSorjug^ipeife  im  QÖöeften  ftnb  bic  öon  bcr  <3)icnfffrift  hergenommenen 
"Scjeic^nungen  oertretcn:  5.  Morgenfrau  in  Äamburg  unb  ioarburg, 
auc^  Tagfrau  (Hamburg)  ober  Nachmittagsfrau  (Harburg). 
6.  Stundenfrau  in  3cocr,  9i)Rünftcr,  '^abcrborn,  ^refclb,  6iegburg 
(^ier  auc^  Putzfrau),  (flfa§,  ^reiburg  i.  93.  7.  Monatsfrau 
in  ^yxVOa,  'SBic^babcn,  ^ainj,  Äeibelbcrg  (^ier  auc^  Aushilfefrau), 
3tt>cibrüc!en.  Monatsmädchen  in  "^Ifc^affenburg  (auc^  Zugehfrau). 
3n  £inj  »urbe  namentlich  früher  Monatsarbeiterin  gcfagt  (je|t 
getoft^nlic^  Bedienerin). 

8.  3n  ^aifer^lautern  Servierfrau. 

9.  Aushilfsfrau  in  Äcibelberg,  0onauef(^ingen,  93em  (^ier 
<JU(^  Putzfrau). 

10.  Putzfrau  in  Äöln,  6iegburg,  93rud)fal,  <Bem.  ^a«  0^b. 
Vn  2284  ocrjeic^net  Putzerin,  in  93afel  die  buzere  <5rau,  bic  ^xt 
Simmer  fc^rt.  Äier  ift  putzen  in  bcm  gcograpt)ifc^  befc^ränften  6inne 
t)om  9^einigen  bcr  Simmer  ufn?.  ocrftanbcn;  f.  reinigen. 

Äaupfäc^Iic^  bcm  (üblichen  <5)eutfc^lanb  gehören  'i>\t  93e5cict>nungen 
an,  bie  bie  ^ätiglcit  ber  ^.  al^  ein  ®et)cn  c^arafterifteren.  11.  Q3on 
folc^en  lommt  ipciter  nörbUc^  nur  Ausgeherin  in  93raunfc^tt>eig  »or. 

12.  Zugehfrau  in  ^fc^affenburg,  "2Iug^burg,  fonft  in  93apem 
metft  Zugeherin,  fo  in  Äof,  "ilmberg,  Sngolftabt,  <S>onaun>örf^, 
^ünc^cn,  "Slugeburg,  Kempten,  femer  in  QSorarlbcrg  (93regenj,  ^Slubenj). 

13.  Eingeherin  (neben  Zugeherin)  in  ^ug^burg.  14.  3n 
^'lÜTnberg  Zuspringerin,  alfo  eine  "^erfon  W  fc^ncH  „jufpringt", 
tpo  c^  ettoa^  ju  tun  gibt.  <5)a^  ^Iter  biefer  nümbergifcben  ^Sejcitl^ 
nung  toirb  burc^  ^nf.  ^uc^crg  i5au^b^^t^i>uc^  oon  1507  —  1517  bezeugt, 
tt)0  ((5.  43)  ein  zuspringerlun  oerjeic^nct  ift. 

15.  3n  ^Württemberg  Lauferin  ober  Lauffrau,  Laufmädle. 
Lauffrau  auc^  tociter  roefilic^  in  ^arl^rube  unb  ^armftaöt.  3n  6üb- 
toeftbeutfc^lanb  toirb  laufen  für  gehen,  springen  für  laufen  »ertocnbet^ 
ein  ©ebrauc^,  ber  bcm  baprifc^-öfterrcic^ifc^en  Sprachgebiet  »eniger  ge- 
läufig, faft  fremb  ift'j. 

*)  QJgl.  für  eifa§  <2ß.  Äa^l,  ^iRunbart  unb  Sc^nftfproc^e  im  €tfa§ 
(Sabcm  1893),  für£ot^r.<5oOmonn  <2ßb.489  (springen  missen),  cjö.^ileiberer. 


98  91u«nopfer 

16.  Über  gang  Öfffrreid^  au^ct  Q3orarlbcrg  (tt>o  Zugeherin  gefagt 
totrb,  f.  unKr  12)  »crbreifcf  ift  Bedienerin.  '5)a«  ^ort  ift  au^  in 
6icbcnbürgen  ßbli^.  17.  3n  Öffcrr.=  utib  ^prcu^.^öc^leftcn  (*33ieU^^ 
^icr  neben  Bedienerin,  unb  "Breslau),  ffcllcntocife  and)  in  ^'iiebcr« 
öfterrcic^  (Unt.'*2öolter^borf)  toirb  ba«  5lbftraf(um  Bedienung  bafür 
gebraucht,  bog  an  t)ai  im  benachbarten  (Sac^fen  gebräuchliche  Auf  Wartung 
(9Zr.  2)  erinnert;  in  ^ofen  Bedienungsfrau. 

•©en  Süricber  ^u^brurf  Spetterin  fannte  mein  ©etoS^t^mann 
nur  oug  Seitung^inferafen. 


au«  9^o^rgcfIcd^t  ^ergefteHter  ßc^Iäger  mit  breiter'  6c^lagP5c^e  jum  ^u*-- 
Mopfen  t)on  Kleibern,  ^cppic^en,  ^olftcrmbbeln  u.  bgl.  3ft  ber  6c^läger 
»on  anberer  ^rt,  fo  fü^rt  er  too^l  meift  auc^  einen  anbcrcn  9^amen, 
toie  bie  au«  einem  6tocf  mit  ßeberricmen  befte^enbe  Klopfpeitsche, 

1.  Ausklopfer  ift  über  ganj  '3)eutfc^lanb,  Gc^njeij,  $irol^ 
935^mcn  unb  öftctrci^ifc^»6^Ieflen  »erbreitet  mit  bcn  ^u^na^men,  bxt 
fogleicb  namhaft  gemacht  h)crben.  ^ro^  bicfer  toeiten  Verbreitung  fe^It 
bai  ^ort  fo»iel  t^  fc^e,  in  allen  toiffenfcbafttic^en  beutf^cn  'JBörfer- 
bücbern,  bei  6ticlcr,  ^bclung,  Gampe,  im  <5)^b.,  bei  iocpne,  QCBeiganb, 
*?>auL  €in  93eleg  au«  ber  £iteratur  ift  93oigt'©ieberic^g  dreiviertel 
6tunbcn  oor  ^ag  198. 

3n  folgenbcn  Orten  »irb  nic^t  Ausklopfer,  fonbem  Klopfer 
gcfogt:  ber  Unterfcbieb  ift  jtoar  geringfügig,  aber  ber  ©genitnn  hti 
6pracbgcbraucbg  immerhin  bemcrfcn^tocrt:  <5)orpat,  ^önig^berg,  ©cblefien, 
5Warburg,  ibcibclberg,  9^eumarft  (Obcrpfalg),  ©onauroörtb,  Kempten, 
93eru,  <23luber5,  93icli^,  93öl)m.-ecipa.  3n  Gängig  unb  9\ofto(f 
fommen  bcibe  Qlu^brüdEe  cor,  »ieneicl)t  au(^  no(^  anbcrtoärt«,  befonber« 
in  ben  3ufommcnf(  jungen  Teppichklopfer,  Möbelklopfer.  —  3tt 
^öln  fogr  man  Klopfer. 

2.  3n  3tt)eibrürfcn  Fletsch.  Älcin  '^Jroö.-^b.  (1792)  H  59 
»erjcicbnct  Fletschen  unb  Fletscher  ali  pfäljifc^  für  öffcrr.  Plescher 
Schlag  mit  ber  flachen  Äanb  auf  ten  Äinfirn,  in  ^n^bacb  unb  9^üm- 
berg   Fletzer  (I  60),   t>a^  Vcrbum  pleschen   al^   bapr.'pfäli.-öfterr» 


6pracl)e  bc«  iungcn  6d)incr  in  <^auW  u.  93raunc«  93citr.  28  (1903),  416ff. 
toeift  laufen  =  gc^en  unb  springen  =  laufen  bei  Schiller  nac^. 


au^oerfc^ämt  99 

Fletschen  'breit  fc^lagcn'  !ommt  auc^  bei  ßcffing  oor  unb  gehört  ^um 
fc|>aUna(^>a^menben  platsch  (OBciganb  *2ßb,  11  437). 

3,  3m  6lfa§  Pretsch  (neben  Teppichklopfer),  »ennutlic^  »er* 
\i>cinbt  mit  Fletsch. 

4,  3n  Q'^affatt  Datscher;  ogl.  datschen  'mit  flacher  Äanb 
ft^kgen'  6c^meacr  Q33b.  I  555. 

5,  3n  QDßürtlemberg,  auc^  in  93nic^fal  Fat  scher  ju  fc^oU- 
nac^a^menbem  patsch,  der  Fatsch  ober  die  Fatsche  '5?latf(^* 
CBeiganb  'Jßb.  H  386). 

6.  Frack  er  in  Oft. »Gezielten  (^roppau,  3ucfm.),  SO^ä^ren^ 
Si^ieber.  unb  Ober-Öfterreic^,  öaljb.,  6teienn.,  Älagenfurt  unb  in  6icben- 
borgen,  ^od)  tt)irb  in  6feiermar!  (GiUi)  unb  Kärnten  (9'^ab^berg) 
au<^  Klopfer  gefagt.  ^ai  Qßort  gehört  jum  QScrbum  pracken, 
durchpracken  'burc|>prügeln'  hti  ^lein  ^rot>.«<2Bb.  (1792)  I  59  oft. 
bracken  'mit  bcr  jJai^en  Äanb  auf  ben  Äintern  fc^lagen',  ba^r. 
bräcken,  bracken;  Bracker  *6ci^tag'  6c^meUer  'Job.  I  346. 


au^ocrfc^ämt 

'un»erfi^ämt  in  ^nfprü^en,  im  "Jorbem  unb  9'^e^men'.  ©iefe  93egrif «• 
begrenjung  \)ct  ba^  933ort  in  93crlin.  9)Zan  nennt  alfo  j.  93.  ein  ^inb, 
\>ai  einen  übermäßig  großen  Slnfeil  an  einer  öpcifc  bcanfpruc^t,  ober 
einen  "SKenfc^en,  ber  eine  ju  ^o^e  <5orberung  ftettt,  ausverschämt, 
dagegen  eine  ^erfon,  bie  ttroa  freche  9^eben  fübrt  ober  bic  oon  breiffer 
3ubringlic^!eit  ift,  toirb  niemals  ausverschärat,  fonbern  unverschämt 
genannt ').  "Sa«  *2öort  finbet  ftcb  nur  im  nbrblic^cn  "Seutfc^lanb  *)  unb 
ift  auc^  t>a  teilroeifc  ouf  bic  Q3olf^munbart  befc^ränft  unb  ben  ®e« 
bilbeten  fremb  ober  gilt  ali  oulgär.  3n  'Berlin  ift  bkß  jcboc^  nic^t  ber 
•^all,  ic^  empfinbe  ausverschämt  al^  fprai^lic^  cbcnfo  bere^tigt  tpic 
unverschämt.  3n  ^cter^b.,  <5)orpct  unb  9'^iga  fc^lt  ausverschämt. 
3n  Off=  unb  QBcftpreu^cn,  '^ofen  unb  öc^leften  toirb  ti  gebraucht, 
bo<^  ift  c^  in  Äönig^berg  öulgär;  in  ^anjig  toirb  e^  aucb  nur  öon  fe^r 
ungebilbeten  £euten  gebraucht,  hti  ben  ©ebilbeten  ift  e^  feit  ttroa  oicrjig 
3a^>rcn  abgefommen.   3n  93re^lau  toirb  e^  nur  im  6c^er5  gefagt.  Qßeiter 


1)  ^alW  wcnbet  C.  93tebig  ba«  <2ßorf  an  in  i^rcm  9?oman  0ad  tag« 
l\<i)t  "SSrot  I  77,  wo  Pe  eine  <23crlinerin  rcbcn  lä§f. 

•)  9'iac^  Jbcpna^  ^ntibarbaru«  I  (1796)  193  »crrSt  aasYerschämt  ben 
■aRärler  unb  'Dlieberfac^fen. 

7» 


100  "»o««« 

tocfflitfe  in  93au^cn  ift  c^  bereite  fcifcn  unb  fonft  ben  ©cbitbefcn  im 
5?önigrctcb  6a4)fen  frcmb,  bcr  QJoK^munbart  bagcgcn  bcfannf,  toic  au< 
<3Küncr-^raurcutb  *2ßb.  b.  obcrfäc^f.  unb  crjgcbirg.  'SD'Junbart  I  49  ^jcroor* 
Qtfyt  9^örblic^  tommt  i€  bi«  ^olbcrg,  9ic^tod,  ßübccf  (bicr  aber  lieber 
nur  oulgär:  »gl.  6c^umann  *2ßortfc^.  85  utverschaamt)  oor.  3n  ^iel 
beginnt  eö  aU  inforrclff  ju  gelten  unb  in  Gc^le^toig  fc^lt  e^  fc^on  ganj. 
3n  Äamburg  unb  Lüneburg  cntfpric|)t  »ulgäre^  ausverschämt  bem 
unverschämt  ber  ©ebilbeten;  e^  pnbet  ftc^  ferner  in  Äarburg  unb 
Olbenburg,  fc^cint  bagegen  in  ^Sremen  unb  3et)er  ju  fehlen,  für  n)clc^e 
Orte  mir  nur  unverschämt  ongcgcbcn  h)irb.  ^uc^  in  bcr  ^rooinj 
Äonnooer  gilt  nur  unverschämt  aU  l^oc^beutfi^.  ®o§  bie  <3Kunb= 
ort  ^ter  ütverschemt  bcfi^t,  le^rt  ßc^ambac^^  '3Bb.  b.  nbb.  *3}Junbarf 
b.  ^ürftcntümer  ©öuingcn  unb  Orubcn^agen  255.  6übtt)cftUc^  reicht 
^b.  ausverschämt  no^  bi^  Äalberftabf,  ^i^Ieben,  ÄaUc  unb  3tx%, 
tt)o  c«  ober  nur  oon  „gctob^nlic^cn"  ßcufen  gebrauc|>t  h>irb,  fe^lt  jebot^ 
fc^on  in  ^rfern  unb  bem  übrigen  ^büringen. 

©iefelbe  6|)ejialiflcrung  ber  ^ebcutung  auf  bie  ^orbcrung  toie 
in  93erlin  finbef  fic^  aud^  in  ©anjig  unb  Äarburg.  (5onff  ift  aus- 
verschämt meift  mit  unv.  ganj  gleicbbcbeutenb  (»gl.  *30'iüflcr'*5föu= 
reut^  unb  ßc^ambac^  a.  a.  O.),  unb  fo  üerh)enbet  e*  auc^  fi^on  ber 
<ju^  bem  QJogtlanb  ftammenbe  ©ic^ter  '^aul'jUmming  (1609—1640): 
Der  ausverschämte  Pan.  (f.  ©QOöb.  I  1007).  «iluc^  Gampe  QQßb.  I 
349  (1807)  »eraei4>net  nur:  „ausverschämt  in  manchen  ©egenben 
für  imv."     93ei  Slbelung  fe^lt  hai  QBort  noc^. 

2lu§cr^alb  bc«  bejeic^neten  ©ebiete^  h)irb  nur  unverschämt  ge- 
braucht.  ®o(^  ^aben  t>k  oberbeutfc^en  'SJiunbarten  ein  bem  nbb.  ütver- 
schamt  cntfprcc^enbc^  ausgeschämt:  im  64)tt>äbif(^en  nac^  *5ifc|>« 
<2ßb.  I  473,  unb  bie«  toirb  mir  aucb  aU  ^b.  für  <33apern  (*2Ifcbaffenburg, 
Qlmberg,  SWünc^en,  Kempten),  für  6t.  (SaÜen  unb  <33regcna  bcjeugt. 
Grundausgeschämt  fc^reibt  <23ierbaum  (^rinj  Äuchid  109),  ber  ti 
tt>a^l  au«  SDZüncben  ^t. 


di  ^anbelt  [xd^  l^ier  nur  um  hie  Q3crbreitung  »on  Backe  unb 
feine«  ^b.  Gpnonpm«  Wange.  3n  <23crlin  toxvh  in  bcr  Umgang«- 
fprat^c  nur  die  Backe  gefagt,  bagegen  in  bcr  gehobenen  6uracbc  ber 
^icbtung  h)icber  nur  Wange  »ertragen.     3.  ^.  in  Ubtanb«  ßicb 


«ttrfc  101 

^an  \)at  mir  nic^t  ben  'xRod  jcrriffen 
(€^  tt>äc'  ouc^  fc^obe  für  ba^  ^leib), 
^i^oc^  in  bic  QBangc  mic^  gcbiffen 
Q3or  übergroßem  Äerjcleib. 

toürbc  auö)  bcm  '^Berliner  Backe  unerträglich  oulgär  flingen,  anbcrer^ 
feit^  aber  Wange  in  bcr  Umgang^fprac^e  \)'6d)\t  gejiert  crfc^einen. 
©enfelben  6pra4)gebrauc^  fennt  fd)on  "iZlbclung  ^erfurf)  I  608 :  „Backen 
ift  nur  in  bcn  genjö^nlic^en  6prec^arfcn  üblich,  bagegen  jtc^  bie  \)'6\)nt 
t)ai  QBorf  Wange  oorbebaifcn  ^af." 

^ai  ©ebiet,  in  bem  Wange  aud)  bcr  Hmgang^fprac^e  on= 
gel(>Brf,  ift  bauptfäc^lic^  Öfterreic^,  tpo  außer  an  ber  ^erip^erie  burc^tocg 
Wange  gebräuchlich  iff.  ^06)  fommf  in  ber  Q3erbinbung  die  roten,  dicken 
Backen  ober  Backerln  5.  ^.  eineg  ^inbe^  auc^  hai  St)nont)m  oor*). 
^ber  für  Backzahn  toirb  Stockzahn  gefagt,  unb  Kinnbacke  ift  un« 
üWic^.  3m  'SJeftcn  get)5rt  Q3orarlberg  fd)on  jum  Ocbiet  t)on  Backe, 
bo*  in  93regen5  aUcin,  in  ^Slubenj  neben  Wange  gebraucht  ipirb, 
$irol  natürlich  ju  bem  öon  Wange,  ^aß  tocftlic^c  unb  nbrbUc^e 
*33ö^men  bilbct  bie  ©rcnjjone:  für  QBmterberg,  ßger,  ßeitmeri^,  9Reic^cn= 
berg  toirb  mir  Backe,  für  C^otief^au,  '335t)m.='£eipa  Backe  unb 
Wange  bezeugt.  93eibe  QBbrfer  fommen  auc^  in  93ieli^  oor,  in  Obrau 
Wange.  3n  Sglau  foU  Wange  fcltcncr  alß  Backe  fein,  für  9}Jä^r.= 
9^euftabt  toirb  mir  nur  Backe  angegeben,  toäl)rcnb  anberc  mä^rifc^e 
6täbte,  Olmü^,  ^DfJöbr.^^^euftabt,  ßunbenburg,  3naim  Wange  ^aben. 
3n  3auernig  die  Backen.  3n  Siebenbürgen  Wange  (Äermannftabt, 
93iftri^)  unb  Backe  C^OZcbiafc^).  3n  Q'^egen^b.  toirb  Backe,  auf  bem 
£onbe  Wange  gefagt;  Wange  ift  ^ier  alfo  munbarflic^.  3n  93at)ern 
bürfte  Wange  früher  überhaupt  gebräuchlich  getocfen  fein.  ®enn  ber 
©prac^meiffer  Gumaran,  ber  im  "^Infange  be^  17.  3a^r^unbert^  in 
3ngolftabt  unb  'SJiünc^en  lebte,  fcl)rcibt  in  feinem  9^euen  6pra^buc^ 
CJRünc^en  1621)  S.  499  nur  die  Wangen  oor,  unb  t>aß  'S^ürnberger 
5eutfc^=lat.  ^örtcrbüc^lein  öon  1733  unterfc^cibet  'Jöange  Gena,  alfo 
©cftcbtefiäc^e  am  Soc^bein  oon  93acfen  Mala  b.  i.  ber  ^innlabe. 


')  <S>\e  ^b.  6c^rifffpracf)c  ocrtocnbct  bic  bciben  QBörtcr  ganj  ä^nltc^. 
3.  *25.  fc^reibt  ßtoerö  in  feinem  9?oman  "iZllraunc  6.  13:  Diebleichen  Wangen 
spannten  sich  eng  über  die  Knochen  unb  S.  20:  streichelte  es  (boÄ  Äinb) 
ani  die  dicken  Backen.  6cbon  QBictanb  'Sluberiten  I  4  (wie  ic^  Sbcrbarbd 
epnonpm.  Äanbrob.  '®  186  f.  entnebme)  fagt  oon  einem  9)?äöcbcn:  Die  Wangen 
rund  wie  die  Backen  eines  Trompeters.  "SEWan  fönntc  in  biefcn  6ä$cn  bie 
QBotter  Wange  unb  Backe  nic^t  gut  öcrtoufc^cn. 


102  *25arfc 

<au§crbem  toirb  mir  Wange  für  einige  norb«  unb  mitfeJbeuffc^e 
Orte  angegeben,  bie  rec^f  toeif  au^einanbcr  liegen,  ße^tere  ^otfae^ 
mu^  3tt>eifel  an  ber  9^ic^figfcit  bicfer  Seugniffe  ertoerfcn,  bot^  toäre  e« 
toieber  merfwüibig,  t>a^  bcrSrrfum  ftc^  fo  off  toieber^oU  ^(te.  €ine  '^a^= 
Prüfung  ber  *5ätt«  ift  iebcnfaH«  toünfc^en^toerf.  di  ftnb  bit  Qtähtt 
^ovpat,  9^iga  (meine  jtocitc  Quelle  ^af  Backe),  Coburg,  Sf^orben. 
^ür  3c»«,  "SKünfter,  '^aberbcm  toirb  mir  Backe  unb  Wange  be= 
beaeugt.  93gl.  mnbb.  oftfrief.  wange  ec^iDer-ßübben  <2Wnbb.  <2öb.  V  590. 
0oornfaat  Oftfrief.  ^b.  m  507,  aber  tocftföl.  toalbecf.  backe  9Boefte 
<2ßb.  17.  93auer  QQßb.  8.  ^Bai  in  Öfterr.-6c^lcfien  {^xoppan,  Sucfm., 
^ieli^)*gebräu^li(^e  Wange  (munbarflicb  das  Wange  *)  in  ®ro§froffe) 
toirb  mir  auc^  für  illler^borf  in  ^rcu§.»Sc^leften  C^O^unbarf)  angegeben. 

Qlu«  ber  6c^tt>ci5  \)at  <dt  ©allen  unb  3üri(f>  mit  Backe,  ^Sem 
mit  Wange  geantwortet.  0ie  Gc^toeijer  SKunbarten  !ennen  nur 
Backen  (Bagge'^,  Bakxe"),  nic^t  Wange:  ©c^toeij. Sbiotifon  IV  1074. 

®a^"ganje  übrige  ©eutf^lonb  fagt  Backe,  einige  Orte,  Gifenat^, 
(Jlfterberg,  iöof,  ©ombim,  QBürttcmbcrg,  ^armftabt  männl.  der 
Backen,  nai^'ben  literarifc^en  eingaben  bie  »ogtlänbifc^e "),  eget= 
länbifd)e*)  'SJiunbort,  in  ^^üringcn  '©aljungen*),  bie  ober^efftfcbe*) 
fc^toöbif c^e  •),  bat)rifc^e')  unb  fc^toeiserifc^c ')  <3J^unbart.  3n  etfa^ 
ßot^ringcn  fommf  bai  93}ort  in  bctben  ©ef4>lccbtem  oor*).  3n  9'iorb= 
beutfc^lanb  die  Backe,  fo  in  <3Bcftfalcn '"),  QBalbecf ''),  fübli<^  bi« 
9?appenau  im  nbrbli^en  93aben  *')  unb  ^()üringcn  au^er  Salbungen  *"). 
3n  Äanbfcbu^g^eim  bei  Äeibelberg    der  Backen").     ®rimm  ®9Bb. 


*)  95gl.  ßefer  Äärnt.  OEßb.  250  wang  nfr. 

*)  ©erbet  ®ramm.  b.  9Runbarf  b.  93ogft.  6.  290. 

»)  gieubauer  ^So^crn«  9J?unbartcn  n  203. 

*)  Äertcl  5;bür.  6pr.  62. 

»)  Gc^öner  3.  f.  ^b.  9R.  V  260  (gfc^cnrob  in  Ober^effen).  «recettn« 
9Bb.  80  f. 

•)  ^ifc^er  QBb.  1 565. 

')  ScbmeDer  <2Bb.  I  201. 

•)  edler  <23afler  <2K.  21  Pake,  Äunjlfcr  Qlorgauer  <2öb.  19  der  Bagge. 

♦)  elf.  <2Bb.  n  24.  Äenrt)  Dial.  de  Colmar  136.  ^ür  9Kü^lbaufen  be- 
zeugt mir  mein  ÄoUcgc,  <?>rof.  '^f).  <2l.  "Scder  die  Backe,  ^odmann 
QBb.  18. 

»")  9Gßocfie  QGßb.  17. 

")  93aucr  <35ßalb.  OEßb.  8. 

>«)  SKelftugcr  OBb.  117. 

")  Äcrtel  a.  o.  ö. 

'*)  eenj  QBb.  8:  paka  m. 


<25a(fcn5a^n  —  93a(fpfcife  103 

I;l063  fpdc^t  öon  folc^cn,  lt>clc^c  Backe  tociWic^  «too^l  gar  für  fein« 
Mnh  »ome^mcr  Ijaltcn",  aber  bcr  93erlincr  fcnnt  überhaupt  nur  die 
Backe;  der  Backe  ift  i^m  gänjlic^  fremb,  der  Kinn  hacken  nur 
üai  tet  93ibel  geläufig. 


'dens  molaris'  in  "Scutfc^lanb  unb  im  nörbl.  öfterr.,  bafür  aut^ 
Backzahn  (93crlin,  ^anj.,  ^öln,  Äeffcn,  £otbringen  9ottmann 
^b.  19):  fübbeutfc^  fc^ipeij.  öfterr.  Stockzahn,  m^b.  stockzand 
(<23renner,  93a9cm«  <3?^unbarfcn  11  388;  9:)^cirmgcr  ^b.  185;  6ciler, 
93aglct  "iKunbart  6.  265  unter  Schufle).  Slf.  Backenzahn  unb 
Stockzahn  (ftf.  95ßb.  11  905.  6umaran,  ber  in  93a9«.rn  lebte,  t>er» 
jeicbnef  Stockzähn  ober  Backenzahn  ('S),  'ifltrot  6pracfebucb  1621 
6.  499)«  —  *2lu*  Solingen  tpurbe  mir  Kauz  ahne  al^  fpnonpm  <ra» 
gegeben. 


<53acfpfeife 

Schlag  auf  bie  "Bacfe.  ®ag  '^ott  gehört  fc^on  feiner  '53egriff*- 
fp^re  nac^)  ju  bcncn,  bie  an  bcr  ©rcnjc  be^  Q3ulgären  fteben.  '2)ef 
tjerbreitetfte  fpnonpme  ^u^brucf,  ber  auc^  in  bcr  Gcbriftfprac^e  bcr  ge* 
brSuc^lic^fte  ift,  ift  Ohrfeige;  er  !ommt  faft  im  ganjcn  beutfc^en 
Sprachgebiet  üor,  nur  für  6c^le^n>ig  toirb  er  mir  al^  bort  ungebräuchlich 
be^eic^net. 

Backpfeife  ift  ein  norboftbcutfcbc^  95}ort:  c^  toirb  in  ^eter^b.^ 
^orpat.  Oft--  unb  <2öeftprcu^en  (^önig^b.,  ©anj.),  '^rcu9ifc^--  unb 
Öfterreicbifcb'6cf)lcften  (93rc«l„  '^Seutben,  ^icli^,  3ucfm.),  'Bauten,  6eif« 
^ennersborf,  93erlin,  6cbtoerin,  ßübccf,  Lüneburg  (bier  mebr  im  ßc^erj), 
©üb^arj,  ibalbetftabt,  ©kleben,  3ei^,  '2lrtem,  QBcimar  gebraucht,  an» 
geblic^  auc^  in  "SBefe^?),  aber  fonft  nicbt  im  QOöcften  (fc^on  nicbt  in 
95remen,  Äann.,  ©ötting.),  aucb  nic^t  in  6cf)lc^tt)ig--Äolftcin  ').  ®afür 
begegnet  in  bcr  QRbcinprooinj  bcr  "Slu^brucf  Backfeige  (Backfix 
Eeibener  Gronenbergcr  9Gßb.  7),  ber  aucb  in  £)ftcrreicbifcb--6cblc|icn  neben 
Backpfeife    oorfommt.     ^aul   '^öb.*  57   oermufct,    ba^    Backfeige 


1)  etürenberg    Oftfrief.  QSßb.  9  gibt  Bakkpfeife  auc^   al«  oftfriefifc^ 
«n  (l),  nic^t  fo  ©oornfaot:  e^  ift  boc^  wo^l  bb- 


104  ^arfpfelfe 

eigentlich  „qthadtnt  ^txQt"  fei  unb  fc^erj^aff  mit  ^nle^nung  an  Backe 
üH  Backenstreich  gebeutet  toorben  fei.  Backpfeife  fie^t  ober  feinecfeit* 
toie  eine  f4)cr3^fte  ßntftellung  oon  Backfeige')  ou^;  benn  an  jtc^ 
!ann  bo^  ein  6rf)lag  auf  bie  93a(fe  nic^t  alß  "^Jfeife,  fonbern  ^öc^ften« 
mit  9^ürfftc^t  auf  bcn  6c^all  al^  ^fiff  bcjeic^net  tocrben. 

Backenstreich,  bai  mein  ®ctt)ä^r^mann  au^  ÄaCie  angibt,  ift 
für  ben  93erHner  ein  f<^riftfprac^li4»eö  '^öort,  bai  i^m  ^auptfäc^lic^  au^ 
ber  93ibel  befannt  ift.  3n  ben  fat^olifc^en  ©egenben  toirb  e^  für  ben 
6t^lag  auf  bie  93acfe  gebraucht,  ben  ber  'Bifc^of  bei  ber  Firmung  bcm 
^irmfinbe  gibt. 

®ie  Maulschelle  ift  in  ganj  <5)eutf(^lanb  verbreitet  oon  Ä5nig^ 
berg  im  Öftcn  bi«  nac^  QBcftfalen  unb  ber  9^^einprot)in5  (3.  ^.  <5)ortm., 
93armen)  unb  fübli4>  ^i^  ^a^tatt,  QBürttemberg,  '2lug«burg,  aber  nic^t 
üblich  in  Öfterreic^.  ^ud)  hit  "Slbfürjung  Schelle  !ommt  öor  in 
^l;>üringen  *),  Coburg,  Q3ogtlanb  (9Diar!ncu!irc|>en),  93a^em  C^lug^burg). 

9Zebcn  biefen  an  ber  ©renje  be^  'Vulgären  fte^enben  Wörtern 
gibt  e*  noc^  eine  garge  9?ci^e  bcrb  oolf^tümlid^er  "Sluebrüde,  öon 
benen  ber  am  toeiteften  oerbreiletc  Dachtel,  Tachtel  (befanntlic^  = 
Dattel)  fein  bürfte.  ®cnn  er  ift  nieberbeutfc^  toie  ^oc^bcutfc^,  im  oft» 
preu|ifc|>cn  Samlanb*),  toie  in  'Jla^en*),  in  Äolftein,  toie  in  ber 
ßc^jtoeij'^)  unb  in  öftcrreic^  gebräud^lic^,  um  nur  hk  Orenjen  feiner 
93crbrcitung  anjugcgeben.  ^06)  fc^eint  e^  auc^  Orte  ju  geben,  too  er 
fe^lt,  toie  Äantfcfju^^^eim  bei  Äeibelberg  (ßena  ^gl.  "^ßb.  16).  9iic^t 
ganä  fo  tocit  verbreitet  ift  Watsche,  ein  ausgeprägt  vulgäre^,  ver- 
mutlich f^allnact)at)menbc«  ^Oßort,  befonberS  beliebt  in  Öfterreid>.  üblicb 
au6)  in  6üb-,  Mittel-  unb  QQßcftbeutfc^lanb  •),  bafür  auc^  Batsch  im 

*)  5)ie  Ironifd^e  *35ertt)enbung  bc*  Sfiomen«  ber  ^ruc^t  toie  in  Ohrfeige 
unb  Dachtel  =  Dattel,  gber^orb«  ö^non^m.  Äanbtob."  vermutet  freilieb 
in  Ohrfeige  eine  volWctpmologtf^c  ümbcutung  von  nbl.  oorveeg  ju  Teeg 
Schlag,  ober  bie  toeitc  <33erbrettung  bc«  QBortcg  moc^t  bie«  unwat>r- 
fibeinlic^.  g3gl.  tibi,  muilpeer  '3Kaulbirne  =  Ohrfeige.  &n  anbere«  "Silb  ift 
Schwalbe  in  bemfelbcn  Sinne,  Wachtel,  Bremse  ("iHlbrec^t  geipj.  <aR.  98). 

«)  Äcrtcl  ^bür.  6pr.  206. 

*)  ^rifc^bicr  <2ßb.  II  390. 

*)  ^gl.  bie  g'iac^tocifc  bei  Ccfcr  Äärnt.  QOßb.  49. 

»)  Dachte  Stoiber  ^b.  I  255. 

«)  3n  93apcrn  (ScbmcHcr  QBb.  II  1058),  93aben,  Slfoft  ((gif.  QBb. 
n  885),  <^folj  («autcnriefl)  3b.  150),  eotbringen  (^onmonn  <2ßb.  533),  ßujem- 
bürg  (<2Bb.  b.  lu?.  'm.  478),  9?^einlanb  (Ceibener  (Jronenberg.  <3Bb.  131), 
Äeffcn  (Äcbrcin  Q3olf«fpr.  439),  ^üringcn  (Äertel  ^ür.  254),  Scbleflen 
(QBcin^olb  <23citr.  104). 


"Särme  105 

Glfa§*),  Datsche  in  Öfferrei^.  6olc^cr  öulgärcn  övfUc^  bcfc^ränften 
Qluebrude  für  bic  Ohrfeige  gibt  c^  noc^  eine  gro§c  "SJJenge,  i^re  ^uf» 
jöfjUing  liegt  jeboc^  jcnfcit^  bcr  ©renjcn  bicfc*  93uc^^. 


^ärme 

5)a^  <5enncnt  ber  93iergä^rung,  bai  beim  ^uc^enbacfen  unb  für 
"nRe^lfpcifen  jum  "^luftrciben  be^  ^cige^  benu^f  tt)irb.  1.  Bärme  in 
Berlin  unb  Xlmgegenb,  munbartlic^  im  niebcrbeutfc^en  ©cbict  njeiter, 
big  nad)  Oftpreu^cn,  verbreitet  (^anneil  '2lltmärf.  <2öb.  u.  ^ärmc, 
^f4>bicr  ^reu§.  ^b,  I  55):  mnbb.  barm,  berm,  nbl.  berm,  agf. 
beorma  (engt.  barm).  <5)a^  Ferment  ber  933cingät)rung  rt)irb  in  93erlin 
tt>ic  onbertoärfg  alß  Hefe  be5eid)net,  unb  biefe  üntcrfc^cibung  ift  alt  3n 
bcr  Äoforbnung  '30'Jarfgraf  3i>^anncg  t>.  ^üftrin  oon  1561  «3)^®. 
n  1,70  toirb  bermen  neben  weinhefen  unb  bierhefen  erh)ä^nt,  in 
ber  Äoforbnung  be^  Äerjogg  "Jnebric^  QSßil^elm  ö.  '3)^ccflenburg 
(1692  —  1713),  cbenba  6.  288  heben  vom  Weine,  Bahrm  vom 
Bier*).  0oc^  ge^tau^Nath.  Ghytraeus Nomenciator  latinosaxonicus 
(9loftod  1585):  amurca  de  Berme  des  ohes  ^eroor,  ta^  aud)  bic 
ÖIl(>efe,  aui  Brannwiins-Barm  bei  93crgbau^  6pr.  b.  6affen  I  85  f., 
bo§  avKÜ)  bai  "Ferment  ber  93ranntn?cingä^rung  fo  genannt  toirb.  ®ic 
95ßein^efc  ift  »on  bem  9^amen  Bärme  too^l  nur  au^gcfc^Ioffen,  toeil  im 
®ebict  biefeg  ^orteg  fein  QDöein  toäc^ft,  unb  für  beffen  "Ferment  ba^er 
ber  frembe  "Slu^brud  Hefe  angenommen  tourbe.  —  ©a  bie  bei  ber 
93ierbraucrei  gewonnene  93ärme  je^t  öiclfarf)  für  ^uc^enteig  ju  bitter 
ift,  toeil  hit  93iere  je^t  bitterer  <xU  früf>er  gebraut  toerbcn,  fo  toirb 
fobri!mä§ig  aug  9^oggcnfc^rot  Äefe  ^ergcftellt  unb  in  ^ilterpreffen  ju 
feftem  ^eig  au^gepre|t:  biefeg  anbertoärt^  in  0eutfc^lanb  a(g  Preß- 
hefe (au4)  Pfundhefe)  bezeichnete  (Srjeugni^  ^ei^t  in  93erlin  Pfimd- 
bärme. 

2.  3m  nbrblic^ften  <3)eutfc^lanb  ttwa  jtoifc^en  6tralfunb  im  Often 
unb  *^aberborn  im  QBeftcn  toirb  Gest  gebraucht:  c^  ift  mir  bcjeugt 
für  6tralfunb,  £übec!,  6cl)legtoig--iooIftein  (6c^lcgtoig,  .^iel,  Äarburg), 
*33remen,    Ölbenburg,    O^nabrürf,    Singen,    93raun[cf)toeig,    Lüneburg, 

')  eif.  QDßb.  n  122. 

^)  3n  bcr  Äoforbnung  be«  Äcrjog^  Sodann  ^riebric^  oon  "Sommern 
öom  3.  1575  ®Ä©.  n  1,  120:  der  heven  oder  berm,  123  die  barm,  136 
b^nne. 


106  93ärtne 

^aberbom.  ®oc^  ift  in  bcrfclbcn  ©cgcnb  auö)  fc^on  Hefe  eingebrungen 
(8.  93.  in  ^icl,  *33rcmcn,  Ö^nabrüdf,  gingen,  ßüncburg,  ^aberbom). 
6c^umonn  (QCÖortfc^a^  o.  2ühtd  12  f.)  t)cräei(^ncf  au^  bcm  ßübecf« 
^plattbcutfc^  Baarm  Äcfc  oon  93icr  unb  93rannttt>cin,  Geest  Äcfc  jum 
Warfen.  9ür  bic  93oK^munbort  bcjeugfc  ^Icin  ^roo.-<2Bb.  141  (1792) 
Gest  iocfc  jum  ^uc^cn  au«  bcm  Äorj,  64)ambac^  ^Bb.  63  au« 
©öttingcn  unb  ©rubcnbagen,  93ilmar  3bio(.  125  au«  bcm  „fäc^fifc^en, 
bcfonbcr«  bcm  h)cfffälifc^en  Äeffcn,  füblic^  bi«  ®ubcn«bcrg  unb  'Jti^tar", 
ScHing^au«  9Ößeftfäl.  ©ramm.  128  ou«  bcm  Qi^aocn^bcrgifc^cn.  Gest 
ift  t)ai  ^oUänb.  gest,  gist,  mbb.  jest  ©ä^rfi^aum,  Schaum  »on  jesen 
a\)b.  jesan  gä^rcn,  ältcrn^b.  Gest,  Gäscht,  Jäscht,  t>a€  in  bcr  "Jorm 
Gischt  'braufenbcr  6(^aum'  feit  ©oet^c,  Gewitter,  Qlbclung  al«  ^oc^« 
bcutfcb  anerfannt  ttJirb. 

3.  0er  tt)eitau«  öcrbreitctftc  "iHu^brucf  ift  Hefe:  er  ^crrf4>t  im 
ganjen  übrigen  ^cutfc^lanb,  in  bcr  6c^tt)ei5,  in  93orarlberg,  93ö^men, 
Öftcrr.=6c^lcflcn  unb  Kärnten:  m^b.  heve,  hefe,  hepfe,  nbl.  hef.  ®ie 
äitcre  n^b.  'S'^ebcnform  Hefel  g.  ^.  bei  <235dler  Äau«--  unb  ^elbfc^ule 
(^^ümbcrg  1678)  6.  589  =  m^b.  hevele,  hefel  a\)b.  hevilo  be= 
beutet  '6aucrteig'  (0QOBb.  IV  2,  720  Hebel)  unb  ift  je^t  nur  no<^ 
munbartlic^  bctoa^rt:  hefl  in  9^appcnau  '3CReifinger  Qöb.  43,  naffau, 
Hefel,  Heweling  ^e^rcin  Q3o««fpr.  in  9^affau  191.  6onft  Hefe: 
im  Q3ogtlanb  ©erbet  ®r.  b.  QSogtl.  5,  ^^üringcn  Äcrtcl  ^^ür.  6pr.  117, 
Ober^effen  6c|)5ner  3.  f.  ^b.  '=St.Y  314,  ioanbfc^u^«^eim  ßen^  9Bb. 
9.  31,  lujemb.  Heffen  ^b.  b.  luj.  'zffl,  172,  lot^r.  Hew  ^oUmann 
<2öb.  241,  elf.  Bierheb,  -hab,  -heft  (flf.  <2öb.  I  291,  fc^toeij.  Hepf 
ec^toeij.  3b.  n  1490,  Hab  <art  fünftlic^cn  6aucrteig«  864. 

4.  3n  Äannooer  foll  für  Hefe  aud)  Rasche  »orfommen,  baju 
ba«  93erbum  raschen  fteigen,  aufgeben  (oom  ^eig).  93gl.  ©d^ambac^ 
^b.  168.     a)anneil  <2öb.  170.     0^b.  VIU  129. 

5.  3n  9^aftatt  Trieb.  0ic«  auc^  in  bcr  öcbtocij  nac^  3b. 
U  864. 

6.  3m  ^Screic^  bcr  ba^rifc^--bfterrci^ifc^cn  "SO^unbarf  ift  bcr  Slu«* 
brurf  Gerbe,  Gerben,  barau«  (über  Gerbm)  Germ  üblich,  b.  ^.  in 
$irol  (3nn«brudE,  93o5en)'),  Ober«  unb  9^icber--Öfterreicb,  6tciermor! 
(©raj,  GiUi  neben  Hefe,  Hepfn  in  '2luffee),  Kärnten  (neben  Hefe  in 
Älagcnfurt),  in  '3}iät)rcn  füblic^  Germ  (3naim),  nörblicb  Hefe  (Olmü$ 
3glau,  '3)iö^r.=9'^euftabt),  in  6iebcnbürgcn  Germ  (93iftri^)  unb  Hefe 


»)  gSgl.  ec^bpf  ?:irol.  3b.  187. 


■Sauc^Toc^  107 

(Äermonnftabt,  '20iebia[4>).  QIuc^  in  '30'^ünc^cn  Gerbe  neben  Hefe,  3m 
Wiener  ^oc^'93uc^  bcrÄerjogin  öon^roppau(1708)  6.  48  lefcn  tpir 
Biergärben,  unb  ^Ictn  <=Proo.-<2ßb.  (1792)  ocrjeic^net  I  141  D'Gerben 
üli  baprifc^,  142  Germ  aU  öfterreic^ifc^;  9'^icolai  9^cife  V  ^cplagc 
6,  91  Germ  unb  Bier-Germb.  '^ai  Q3or{ommen  oon  Hefe  fc^Ue^t 
bü«  »on  Germ  nic^t  <xu€:  j.  *53.  toirb  in  ©raj  unter  Germ  oorsug*» 
toeifc  ^re§^efe,  unter  Hefe  93icr^efe  ocrftanben. 


©(^merjen  in  bcn  Wärmen,  ^olif.  0a  bai  QBort  'Bauch  ali 
uulgär  gilt,  toirb  auc^  Bauchweh  in  guter  ©efcOfc^aft  gemicbcn  unb 
burc^  Leibweh,  noc^  feiner  Leibschmerzen  erfe^t,  toobei  Leib  im 
Sinne  öon  Unterleib  fte^t.  *5)iefer  Unterf^ieb  jtoifcben  Bauch-  unb 
Leibweh  beftc^t  ebenfo  in  Äeibelbcrg  unb  Äof  mie  in  93crlin.  (fr 
toirb  fc^on  öon  ^belung  93erfuc^  III  147  angegeben:  Leibschmerzen 
.  .  .  .  ,  Leibweh,,  in  ber  nicbrigen  Gprcc^art  Bauchschmerzen, 
^on  örtlichen  93er|<:f>iebenbeiten  ftnb  folgcnbe  ju  ertoäbnen. 

1.  Bauchweh  ift  faft  über  ganj  0cutf(^lanb,  öfterreic^,  6ieben= 
bürgen  unb  bic  Sc^toeij  verbreitet  unb  ge^brt  auc^  ber  Q3olf^munbarf 
an:  in  9Rappenau  ^J^eijtnger  119,  lofbr.  Buchweh  "JoDniann  Q33b. 
69. 29,  lufemb.  Bauchwe^  <2Bb.  luy.  ^.  20. ')  <5)a«  ^ort  fet)lt  jcboc^ 
ober  ifl  feiten  im  n5rblid>ften  ©eutfc^lanb,  6cblc^toig,  ^iel,  9^oftodE, 
©(|>toerin,  Äolbcrg,  ioamburg,  Äarburg,  93remen,  Olbenburg,  0*na= 
brfirf,  gingen,  ßecr,  ^refelb,  QQöefel,  Äöln,  ^Oöeftfalen,  Lüneburg,  ^Braun« 
fc^toeig,  ©öttingen.  3n  9Riga,  9Roftocf  fagt  man  bafür  Magen- 
schmerzen, auc^  toenn  man  *5)armfoIif  meint,  fonft  Leibschmerzen, 
ütt(^  Leibweh.  <3)ie  nbb.  QSolJ^munbart  })attt  bafür  nac^  ^belung 
I  668  Bukpien*),  Balgpien,  Balgbieten,  Bukbete  ^),  Liefköle  (= 
Ceibfolit?). 

2.  3n  ^Karlneufirc^en  fagt  man  Bauchwehding  neben  Leib- 
schmerzen (unb  entfprecbcnb  Kopfwehding,  Zahnwehding).  9!Ran 
oergleic^e   bamit   altmärf.  Bükwedaog  'Ceibtoe^'   (eig.  93auc^toe^tag) 


»)  Bauchweh  Ift  minbcften«  feit  Cutter  {<S)k^  OEBb.  ju  ßut^cr  I  214) 
belegt. 

•)  Oftfrief.  bükpin  ©oornfaat  QBb.  I  247. 

*)  Bukbet,  Bukbiit  <25erg^au«  Spr.  b.  6affcn  u.  b.  9Gß.,  mnbb.  bükbet 
lo5rtL  "25au(^bi§';  Balgbiten  ju  nbb.  balg  93auc^. 


108  QSauc^toetj  —  <23cU 

^onncil  *2Bb.  26,  in  ßübcd  Liwwedagg  6cfeumann  <3öortfc^.  t>.  £üb. 
29:  m\)b.  wetac,  äUcrn^b.  Wehtag  'Sc^mcra'. 

3.  Bauchschmerzen  ift  toeit  ocrbrcitct  {^ttitih.,  ^ovpat,9iiQa, 
3)cuffc^--^rone,  93crlin,  ^J^ciningen,  ^ac^cn,  (S.iü\,  93lubcn5),  aber  fcltnet 
aU  Bauchweh. 

4.  ®o^  6rfa^tt)ort  Leib  weh')  ift  über  ganä''5)eutjc^Ianb  öerbreitct, 
fc^It  aber  in  Öfterreic^  unb  ber  Sc^njeij.  3n  QBürttcmberg  bebeutet 
Leihweh  ©iarr^öe,  unb  für  ^olit  toirb  Bauchweh  gebraucht. 

5.  Leibschmerzen  fommt  in  öftcrrcic^  toic  in  ^cutfc^lanb  unb 
ber  6c^tpeiä  öor  (j.  93.  in  ©roj,  3naim,  Ölmü^,  93ieli^,  Siebenbürgen), 
ift  aber  in  QSßicn  ungeöjö^nlic^  (^ier  nur  Bauchweh). 

6.  Bauchgrimmen  ift  xotit  oerbrcitct,  j.  93.  in  ^bnig^berg, 
5?oburg,  im  eifa§  ('s  Grimme),  9^aftatt,  Kempten,  93regen8,  eiüi.  (f* 
gehört  ber  93olf«munbort  an  in  eifa^  (Slf.  935b.  I  272),  got^ritigen 
(^oamonn  903b.  216),  ber  ©c^toeij  (3biot.  III  820),  93a9ern  (6c^mcaer 
90öb,  I  996  f.).  9Iber  e^  ift  anbcrcrfeit^  in  oielcn  ©egcnben  n?ie  93erlin, 
im  nbrblic^cn  "Böhmen,  in  9D3ien  ungebräuchlich. 

7.  Leibschneiden  bejeic^nct  t>k  befonbere  91rt  be^  ©c^merje* 
unb  ftc^t  ba^er  mit  bcn  bi^^er  angefüt)rtcn  ^usbrürfen  nic^t  auf  einer 
ßinie.  (5^  ift  im  übrigen  todt  verbreitet  (j.  93.  in  ^önig^berg,  ®cutfc^=  j| 
^rone,  93cuf^en,  6üb^arj,  93ogtlanb,  "Slrngbcrg,  im  Slfa^  's  SchnidCr 
9^iebcr5fterrci^).  —  "iä^nlic^c^  gilt  oon  Bauchkneifen  (93crlin), 
Bauchkneipen  (3ei$,  ^rtcrn),  ipofür  im  6üben,  tt)0  zwicken  für 
kneifen  gebraucht  toirb  (f.  unter  kneifen),  Bauchzwicken  gefagt 
toirb.  6c^on  Älein  ^roo.  955b.  II  (1792)  252  fü^rt  Zwicken  ''Bauch- 
grimmen' al^  pfälaifc^,  bairifc^,  bfterreic^ifc^  auf. 


ift    in    93erlin   ber    allgemeinfte    'ilu^brudt    für    \>aß   90ßerfjcug    jui 
Äauen  unb  Scrftüdcln  oon  ioolj,  ^U\\d)  uftt).;  hai  oiel  fcltenere  Axt 
bejcic^nct  ein   gro^e^  93cir),   toie   e^   namentlich   manche  Äanbiperfer^ 
brauchen   (Zimmermannsaxt).     '^<x6)  ^rcc^tl«  ^ecbnolog.  ^ncpcl.  Vi 
(6tuttg.  1836)  I  417  untcrfci)cibet  T'c^  bic  ^jt  oom  93eil  baburcl),  ba^ 
t)k  ^yt  einen  längeren  6tiel  fotoic  eine  geringere  93reitc  an  ber  6c^neibcj 
\)at  unb  auf  beiben  6eitcn  jugcfc^liffen  ift,  tpät)rcnb  bai  93eil  auf  einer] 

^)  Gtielcr  "3;.  Spr.  2458  Leibes  sive  Bauchwehe,  dolor  colicus. 

'»)  3n  £iaer«t)orf  (bei  ©lo^)  bcjeic^net  Axt  angcbli«^  ein  Heine«  93eit. 


93cU  —  g3eilogc  109 

Oeilc  fc^räg  angcfdjliffcn  ift.  Beil  iff  in  ganj  ©eutfc^lonb  unb  in  bcr 
©c^ttjcij  gcbräu(^lic^,  bancben  meiff  auc^  Axt.  ^ür  bic  6tabt  9fiorbcn 
tturbe  mir  nur  Beil,  Axt  aU  fc^Icnb  angegeben,  ^üv  ^uita  unb 
2auba6)  (bei  (Sieben)  tourbc  mir  umgefc^rt  Beil  ali  feltcncr,  Axt  uli 
bcr  gch>ö()nlic^c  ^u^brud  bcjeugt.  Über  bic  QScrbreitung  bcr  bciben 
9Gßörtcr  im  QOöcftfälifcben  f.  Gc^mcljer,  Unferfc^iebe  6.  18. 

3n  Q3apcrn  {auö)  '^affou,  O^egen^b.,  9Zümb.,  ^Cßürjb.),  ben  öffer-- 
reic^tfcben  ^Ipenlänbern  fott>ie  in  ßc^lefien^)  unb  'SO^ä^ren  ^ci§t  bai 
95cil  Hacke  (munbartlic^  die  Hacken),  toä^rcnb  bieje^  ^ort  in 
^cutfc^lanb  unb  ber  ©cbwcij  (3b.  II  1113)  ein  fpi^e^  (5ifeninftrumcnf 
mit  langem  6tiel  jum  '2luflocfcrn  be^  'Soben^  bebeutet  (fcbtoäb.  Haue 
^ifc^er  QBb.  UI  101 1.  <30^eiringcr  QOöb.  36  *).  6cbon  ^opomitfc^  Voc. 
Austr.  I  fol.  162,  184  ocrjeicbnet  oft.  Hacke,  Bandhacke,  Holzhacke, 
Handhackel  =  93nl,  »äbrcnb  bcm  ^<2öb.  IV  2,  99  bicfc  93ebcutung 
bc^  QBorte^  ganj  unbefannt  tft.  ^u^  'SO^üncben  toirb  mir  nur  Beil 
öl*  \)t.  bejeugt.  *2JJunbartlic^c*  bapr.  die  Hacken  oerjcic^net  6cbmeller 
QBb.  I  1048  (neben  Beihel  Beijel  I  218.  226).  Axt  unb  Beil  unter^ 
fc^cibct  bcr  öftcrrcic^if4>e  Äanbnjerfer  al^  Kliebhacke  unb  Schrefhacke. 
®a*  Qöiener  9'Za^mcnbüd)lcin  oon  1847  6. 37  fc^ricb  Axt  ft.  Hacke  oor  *). 


'33et(age 

^a*  "Söort  ift  ^ier  in  bem  6innc  gemeint,  ben  c*  beim  "Jlcifc^« 
tinfauf  ^at:  bic  ^nocbcn,  bic  hierbei  oom  6c^Iäcbter  jum  'Jlcifc^  jugclcgt 
unbmitgen?ogcnn>crben:  franj.  rejouissance.  6*  gcfcbicbt  bic*  bei  folc^en 
teilen  bc*  6cblacbttiere*,  bie  (j.  93.  ba*  Suppcnfteifc^)  nicbt  fo  jerbaucn 
tocrbcn  fönnen,  ba^  an  jebcm  Stücf  '^leifc^  bcr  ^nocben  gletcb  branft^t; 
bü  aber  '^leifc^  o^ne  ^nocf)cn  teurer  tt)äre,  ttJtrb  ein  Stücf  ^nocben  baju 
gelegt.  ®enn  toie  bic  6cbläcbtcr  ju  fagcn  pflegen,  laufen  bic  9Rinbcr 
nicbt  auf  ^ratlpürflcn  Ijcrum,  unb  fte  muffen  bic  ^nocben  auc^  bc» 
jaulen.  —  9'^ic^t  überall  befte^t  ein  fefter  "Siu^bruc!  für  bicfc  '33eilagc. 


')  *21u(^  in  UflerÄborf  bebeutet  Hacke  95eil  unb  jugleic^  bic  Srbbade 
b««  ©ärtncrg. 

*)  Haue  wirb  oon  Hacke  juwcilcn  unterfc^icbcn  (»gl.  ^oümann  <5Bb. 
2S2):  crftcre  bot  bonn  ein  breitere*,  bic  Hacke  (in  (Slf.  bcr  Karst  QBb.  I 
394)  ein  fpitjcrc*  €ifen. 

')  9?orbbtfcb.  Hackebeil  bejeicbnet  (ober  bejcic^nctc  frübcr)  ba«  Äüc^en« 
beil  ober  bo*  "^Scil  bc*  Sc^läcbterd  jum  Serbacfcn  ber  Änoc^en. 


110  95cilage  —  95ein 

60  fagt  man  in  ^öln,  Ärcfclb,  50^a»ni  einfach  Knochen,  in  9D3firtf. 
«nb  "Sa^cm  (munbartlic^)  Beiner. 

1.  Beilage  ift  mit  einigen  '^lu^no^men  im  ganzen  nörblic^en  unb 
mittleren  ^eutfc^lanb  einf^lie^lic^  ^armftabf  gebräuchlich),  in  bcr  ^^^cin* 
pfalg  unb  <23abcn  neben  Zugabe,  in  ßuyemburg  Beiluecht  ((Sangler 
gßb.  37,  QOBb.  b.  lup.  gjiunba.  25).  —  2.  Zugabe  in  ^önig^berg, 
®an5ig,  ^olberg,  Stettin,  9^oftocf,  ©effau,  iooUe,  ßengenfclb,  3uc!mantel, 
SKarburg,  6icgen,  (?lfa§  (in  ^olmar  tsükeop  ioenr^  Dial.  de  Golm. 
112),  '^fala  unb  "Baben;  bafür  auc^  Dreingabe  ('^'Joftaft,  2lug«burg, 
93regen5).  ^iefe  *2öorte  finb  natürlich  5tocibeutig,  ba  fte  auc^  hai  be= 
beuten  fbnnen,  toag  bem  Käufer  au  £iebe  über  haß  beja^lte  ©etpic^t 
^inau^  jugcgeben  tt)irb;  »gl.  lot^r.  Zugob  <5otlmann  QBb.  561.  3t» 
9?oftocf  fommt  auc^  t>a^  oltertümlic^e  Zugift  »or.  —  3.  Zulage  in 
SOZciningcn,  Coburg,  ßeipjig,  935^m.=2eipa.  ^opotoitfc^  Voc.  Austr. 
n  232  öer^eic^net  e«  aui  3ena.  —  4.  Beihau  in  Äöln,  ©üffelborf, 
6iegburg.  —  5.  Mitsiederin  ^ug^burg.  —  6.  3n  foft  ganj  93apem 
unb  Öfterrei^  Zuwage,  meift  Zuwag  gefproc^en.  ßiterarifcljer  93eleg 
<23ierbaum  '^rina  ^uducf  I  406.  —  7.  3n  93em  Zugewicht. 


aufammenfaffenbe  93e5cic^nung  oon  Ober=  unb  llnterf^cnfcL  Selbpt 
für  einen  fo  gettjö^nlic^cn  "^Begriff  gibt  e«  feine  einheitliche  93cjeicbnun0 
in  ber  \)t>.  ilmgang^fprac^e.  3m  ganaen  6üboften  toirb  in  bemfelben 
©inneFuß  gefagt,  tt)äbrcnb  ba^^ortBein  tk  alte  93ebeutung  '^noc^cn' 
benja^rt  \)at,  bic  tai  9^orbbeutfc^e  nur  nocb  in  ber  933cnbung  durch 
Mark  und  Bein,  in  Elfenbein  unb  in  bem  folleftiöen  Gebeine  fennf 
(f.  unter  Knochen).  ®ag  ©cbict  oon  Fuß  'untere  ßftremität*  ift 
|)auptfäcblicb  ba^  ber  fcbttJäbifc^-bairifc^cn  'SO'iunbart.  3m  6lfa§  lommen 
bcibc  ©cbrauc^^rocifen  oor.  3n  '3[)^üt)lt)au[en  a«  *^«  ift  no<^  ^^of.  ^^. 
21.  93cc!cr  nur  Bein  für  bic  ganac  (frtremitof  üblich,  unb  auc^  ^olmor 
lennt  nac^  Äenr^  Dial.  de  Golm.  138  biefcn  QBortgebrau^.  ^ber  bem 
Gif.  Qßb.  I  150  aufofgc  bcacic^net  man  au^  „oft  mit  Fueß  hai  ganae 
^Sein"  unb  fagt  der  Fueß  ingen  am  Kni^  für  ben  Unterfc^cnfcl, 
d«r  F.  am  dicken  Teil  für  ben  Obcrfc^enfcl  unb  Fürfueß  für  'pes'. 
^uc^  in  ber  ^falj  (SlDcibrürfen)  h)irb  neben  Bein  oft  Fuß  für  bie 
ganae  (Jptremität  gebraucht.  3n  bcr  6c^ipcia  (St.  ©allen,  Süricb,  QScm) 
beaeic^net  Bein  fotoo^l  ben  5^nocbcn,  tt?ic  tit  ganae  Gffremität,  Fuß 


^ 


^Scin  1 1 1 

nur  pes',  unb  nac^  bcm  ©c^mciä.  3b.  I  1087.  IV  1293  ff.  iff  b\t§  auc^ 
ber  6tanbpunh  bcr  '30'^unbart.  (Srtoä^nt  fei  nur,  ba^  bic  Q'^cbeiocnbung 
einem  Beine  machen  'einen  jur  (2ilc  nötigen'  in  ber  Sc&ioeij  ei°em 
Ftieß  mache°  lautet.  3m  £lbrigen  umfa§t  t>a^  Oebict  t>on  Fuß  =  frj. 
Jambe  txxi  fübUc^e  93aben  (9^aftatt,  <5rciburg,  ^onftanj  ^),  Württemberg 
bai  fübli4>e  93at)crn,  *2ln^ba4),  9^cumarft,  3ngolft.,  ^onauioört^, 
^JJünc^en,  "Slug^b.,  Kempten,  toä^renb  '2If<i)aff.,  Äof,  9f^ümb.,  ^mberg 
Bein  im  Sinne  t)on  'jambe'  oerioenben.  3n  faft  ganj  öftcrreic^  fotoie 
in  Siebenbürgen  Fuß  mit  ^u^nabme  be^  nörblic^en  93öbmen^  (€ger, 
8eipa,  £eitmeri^,  9'^eic^enb.,  aud)  3u(im.),  hai  jum  ©ebict  oon  Bein 
gc^jört;  boc^  ift  in  ßobofi^  Fuß  für  bk  ganje  extremitas  inferior  üblic^. 

3n  biefem  füböftlicben  ®ebict  fagf  man  alfo  er  hat  sich  den 
Fuß  gebrochen  Pon  Semanbem,  ber  fic^  ben  Oberfc^en!eI  gebrochen 
\)aU  QSgl.  'Beilage  jum  f.  f.  "Slmt^^  unb  3ntclligcn3»93latt  Salzburg 
19.  3uli  1816:  den  rechten  Fuß  von  der  Kniescheibe  an.  6c^on 
ioenifc^  ^eutfc^e  6prac^  (1616)  Sp.  1316  buc^f  biefen  'Jßortgcbrauc^ : 
Fuss,  der  gantze  Schenkel,  magnus  pes,  totum  membrum  ä. 
natibus  usque  ad  plantam,  constans  femore,  tibia,  vel  crure  et 
pede  parvo  imo,  gr.  ay.eXog.  '^^opotoitfd)  "^Serfud)  (1780)  6.  44.  501 
rügt  ben  norbbeutfc^en  ©cbrauc^  öon  Bein  al^  unrichtig:  ben  Unter^ 
j(|>en!cl  „nennen  bie  Gac^fen  unvtd^t  ba^  93cin;  benn  bk  93cine  finb  bit 
Änoc^cn  bti  Ober  unb^  linterfd)enfclg"  unb  in  ben  Voc.  Austr.  I  50 
fc^reibt  er  ben  gemeinen  £euten  unb  Q3ornei)mcren  in  ßeipjig  unb 
*32Dür3burg  Stuhlbein  ff.  Stuhlfuß  ju  mit  ber  93emerfung:  „'SJcnn  aber 
ein  6tubl  93eine  ^at,  fo  mu§  er  auc^  mit  9lcifd)  unb  Äaut  ht^abtt 
fe^n."  Äenifd)  untcrfrf)cibct  ben  par\'us  pes  =  norbb.  Fuß  {bti 
^.  ^lein  a.  a.  O.  Vorfuß,  fc^tocij.  Fürfueß)  »om  magnus  pes  = 
norbb.  Bein.  "Sa^  ©egcnftücf  baju  bilbet  Beinchen  in  ßübecf  für  ben 
„üeincn  'Ju^". 

3n  9Döien  fann  man  entfprcc^enb  auc^  Hand  für  ben  "Slrm  l^ören, 
boc^  gilt  bieg  aU  öulgär. 

•iDJerfroürbig  ift  nun,  ba^  auc^  bie  'S)cutfd)cn  in  "^etcr^burg  Fuß 
für  norbb.  Bein  gebraueben.  Q3a^mer  fd)reibt  c^  bem  Hinflug  t>on  ruff. 
noga  gu,  b<xi  bcibe  93ebcutungen  'd^^'  unb  '93cin'  oereinigt. 

^)  3n  ber  nörblic^en  Äölfte  93Qbcn^  (Äcibclberg,  Äarleru^c)  bogegen 
Bein;  cbcnfo  noc^  bcr  3-  f-  b.  '^.  VIII  221  munbartlid)  aud)  in  Oberba&en 
unb  nacb  Cen^  <Jßb.  10  in  Äonbfc^ubSbcim.  ®er  ßlfäffer  Ol.  Älcfn  T^roo.« 
<2ßb.  I  (1790)  44  ocrjeicbnct  Bein  =  „'Ju^,  o^ne  ilnferfc^icb  für  Gdjenfcl, 
6c^ienbein,  auc^  tt)o^l  Q3orfu§"  ol^  Sbiotiämen  oon  <S)urlacb  (bei  Äorlerubc) 
unb  Glfa§;  i^m  »or  olfo  Fuß  in  biefer  "Bebeutung  bog  geläufige. 


112  93cin!lcib 


^ctnHcib 

ober  ^L  Beinkleider  tt)irb  in  9^orbbcuffc^lanb  für  Hosen  oet* 
toenbet.  6üblic^  gc^t  bcr  ^u^brurf  bi^  Getieften,  6ac^fcn,  ^^üringen 
(6onbcr*^.,  'Jöcimar,  Gifcnac^),  'Sötc^baben,  ©armffabt,  Äcibclbctg, 
toirb  aber  nac^  heften  gu  (©bttingen,  Äcffcm'S'^üffou,  90ßcfffolcn,  9'^^citt= 
lanb)  feiten;  c^  ift  mir  für  6iegcn,  93onn,  ali  feiten  für  ^5ln,  aber 
für  !einc  anbcren  r^einifc^en  Qtättt  bejcugt.  ^ui  <5übbeutf(^lanb  toirb 
mir  Beinkleider  für  ^onaulobrt^  angegeben,  ^ier  aber  nur  in  ber 
93ebeu(ung  „Unter^ofen"  *).  3n  bem  bezeichneten  ©ebiet  gilt  Bein- 
kleider aii  ein  getoä^lter  ober  gefuc^ter  ^u^brucf  für  Hosen,  bai  ali 
»ulgär  empfunbcn,  »on  grüben  unb  namentlich  in  ^amengefeUfc^aft 
gemieben  ober  eben  burc^  Beinkleider  erfc^t  toirb.  ^uc|>  bei  ben 
6c^neibern  ift  e^  al^  elegantere^  ^ort  beliebt  Übtx  biefen  6prac^= 
gebrauch  mac^t  fic^  ^Sierbaum  luftig,  inbem  er  im  ^rinj  ^urfuc!  I  290 
»on  einem  bigotten  Hamburger  6^epaar  fc^reibt:  „3m  ^raferfc^en  Jbaufe 
galt  t>ai  9GBort  Äofe  nur  im  Umtreife  bcr  finblic^cn  ©arbcrobe  für  an- 

ftänbig ®a«  erö)act)fene  '2lltcr  ....  trug  nic^t  Äofen,  fonbern 

*23ein!leiber,  —  ein  fprac^pf^c^ologifc^er  llnterft^ieb  t>on  großer  0eli« 
fateffe,  aber  nic^t  ganj  leicht  ju  burc^grünben".  3n  ber^at  fällt  auf, 
ha^  Beinkleid  für  anftänbiger  al^  Hose  gilt,  obn)o^l  tai  QBort  Bein 
gerabe  »on  grüben  oermieben  toirb.  6o  fc^reibt  au^  taß  '^Biener 
„9'Zabmenbüc^lein"  öon  1847  6.  18  Beinkleider  für  Hosen  »or. 
®er  Sprachgebrauch  ift  fc^on  ^belung  geläufig,  QBb.  I  735:  „Bein- 
kleider   in  anftänbigen  "Slu^brücfen  bie  'Sefleibung  ber  Äüften 

unb  ®i(fbeine.  (f^  ift  biefc^  ein  ncue^  QQöort,  Joclc^e^  man  eingefü^ret 
f^at,  feitbem  bie  93enennung  ber  Hosen  für  niebrig  unb  unanftänbig 
gehalten  h)orben". 

©efc^ic^tlic^  ertoeift  fic^  inbeffen  ber  6acbocr^alt  aU  ein  eftpa* 
ünberer.     Beinkleid  ift  nic^t  unb  toar  aucb   fc^on  ju  "Slbelung«  Seit 

^)  <23ei  bicfer  ©clcgen^cif  fei  ertt>ä&nt,  b<i§  in  öftcrrclc^  bie ilnter^ofen 
bulgör  Gatihosen  genannt  werben.  Scbon  '^opowitfd)  Unterfuc^.  oom  üKe«r 
S.  299  f>nnt  Gatten,  Gatihosen  unb  crflärt  cÄ  au*  bem  ungar.  gatya  weite 
leinene  Unter^ofen.  93gl.  ferner  9^icolat  9?eife  V  89,  bcr  Gahten  fc^relbt, 
ober  fonft  au«  ^opowitfc!^  fc^öpft.  5*a«  mogparifc^c  ©pric^roort:  „^ev 
^eutfc^e  ift  um  feine  ilntcr^ofen  nid)t  beforgt"  [weil  er  feine  bat]  weift 
borauf  bin,  bo^  bie  ©cutfc^en,  wcnigften«  bie  öftcrreic^ifctjen,  bie  Sitte  bct 
ilnterbofen  au«  Ungarn  erbalten  baben.  €*a«  QS^ort  ift  auc^  in«  ^olnifc^e 
(gacie,  gatki)  unb  Sec^ifc^e  (hace,  gate)  gebrungen. 


"Seinflcib  —  fic^  bemühen  113 

ni(f)t  eine  neue  Grflnbung  für  Hosen;  fonbem  e^  finbef  ftc^  fci)on  1557 
bti  bem  aui  9Rcc^Ii^  in  Sac^fen  gebürtigen  £ut^craner  *2}iatt)efiu^  ^). 
00^  enlfprec^enbe  oberbeutfcf)e  beingewant,  aud)  beinwät  ift  bereift 
mittelt)ccf)beuffci)  (um  1200)  im  6innc  üon  ^Seinbeüeibung  ^  unb  be= 
fonber^  al5  5ufammenfajTenbe  93e5eic^nung  ber  t)crfd)iebenen  bic  93eine 
bcbccfenbcn  Q'xüftung^fiücfe,  bcr  93einrüfuing,  bic  auß  Oberbeinrö^rcn, 
^nicbucfeln,  Unfcrbeinr5f)ren  unb  £c^ul)cn  beftanb*).  ^afür  begegnet 
aud)  mt)b.  niderkleid,  nider"wät,  bei  £utt)er  Niederkleid,  -wat,  noc^ 
bei  ©oet^c  Unter-Kleid*);  enblict)  im  18.  Sa^r^unbert  nic^t  feiten 
Beinkleid*).  ®er  93erliner  ©pmnafialreftor  3o^.  £eonI).  'Jrifd)  fc^rcibt 
fd)on  1741  in  feinem  ^euffc^-lat.  ^Nörterbud)  6.  470:  „QKcil  baß  ^orf 
.feofen  nunmct)r  mit  ber  93ebeutung  fotoic  am  2db  gcfficgcn,  »on  bcn 
unteren  "Jü^cn  hiß  an  ben  ©ürtel,  ift  e^  um  oiclen  '3J^i§brauc&g  unb 
unjücbtigen  (rc^erje^  toilien  »cräct)fiicf)  tt'orben  unb  f)ei§en  bk  Äofen 
bei  ben  meiften  (Sc^neibern  je^t  93ein=^lcibcr.  ^in  alter  9'Jamc,  ber 
fcf)on  anß  ^öniggtjofen  ^Ifa^ifc^cr  (I^ronif  befannt,  ba  toerben  fic  93ein' 
getoanbe  genannt,  nämlic^  ber  unteren  93eine."  ^er  norbbeutfd)c  6prac^= 
gebraurf)  naä)  tt>cld)em  bieg  'Sßort  für  feiner  aU  Hose  gilt,  erflärt  fic^ 
fiiltecifc  trot)l  auA  barau^,  ba^  Beinkleid  au^  ber  6c^riftfprad>c  ftammt, 
toät)rcnb  Hose  bcr  alte  t)olf^tümlict)c  ^u^brucf  ift. 


firf)  bemühen 

bafür  im  Sübcftcn,  in  Öfterr.,  93at)ern,  QQßürttemb.  trachten: 
j.  93.  ich  werde  trachten  ihn  zu  treffen.  *i2lucö  in  öfterr.  ift 
trachten  ein  gctoä^lter,  nic^t  t)oIfgfprac^lid)er  "Slu^brucf,  bcr  bcfonber^ 
in  ber  ^mtefpraclje  beliebt  ift;  rolfgtümlic^  toäre  ich  werde  schauen, 
daß  .  .  .     ^ix  \)ahcn  im  9corben  fein  genau  entfpreci)cnbc^  93erbum; 


1)  ^eiganb  QBb.°  I  192. 

2)  ©ottfr.  0.  etra^b.  ^rift.  2636:  beingewant  üon  pilgern;  o.  2639f.: 
die  truogen  an  ihr  schenkein  linhosen. 

«)  gSgl.  Singeric,  <2R;ttelalterl.  3noenfarc  auß  5irol,  9?cgiftcr  6.  249. 

*)  eanbers  <2ßb.  I  930. 

*)  '^riefwecbfel  5tt>ifc^cn  Ceffmg  unb  feiner  'Jrau  S.  478  (1776).  "Sc- 
lege  a\xß  Älinger,  ©oettjc  bei  Sanberö  <2ßb.  I  929,  auß  6d)incr  bei  Äetjnc 
QBb.  u.  93cin!leib.  ^opotDitfd)  Yoc.  Austr.  I  50  (um  1770)  bemcrff  ^xx  Bein- 
kleider: „®icfer  ungefcbidtc  9iamc  tv'ü  nad)  bem  '^rcu^ifc^cn  Äricg  unter 
bcn  Öfterrcic^ifc^en  Q3ölfern,  anftatt  Hosen  auflommcn". 

Ar etf Corner,  2ßottgcograp^te.  8 


114  ft^  bemühen  —  <25eftnge 

in  obigem  "^Beifpicl  toürbe  man  in  93erlin  cflua  fagcn:  ich  werde 
mich  bemühen  ober  ich  werde  suchen  ihn  zu  treffen.  3n  'zfloxh' 
unb  'SJ^itfelbcutfd)!.  get)5rt  trachten  nur  ber  6cbrifffpraci)e  unb  allem 
faü^  ber  93ortrag^fprac^e  an:  e^  ift  narmntliä)  aui  ber  93ibcl  befannt 
(das  Dichten  und  Trachten  ihres  Herzens)  unb  tvivb  ouc^  in  ber 
norbbeuffc^en  Gd^riftfprac^e  au§er  in  ber  '^öenbunj  jemandem  nach 
dem  Leben  trachten  n)enig  gebraucht').  QSerfdjiebene  meiner  ®c= 
tt)ä^r^männer  geben  c^  and)  für  ben  9^orben  unb  '^Oöeftcn  oon  ©eutfc^ 
lanb  an,  aber  anberc,  bic  c^  ali  titcrarifd)  bejeic^nen,  bürften  e^er 
9itd)t  ^aben.  '3)agegen  !ann  man  in  QBien  trachten  zu  mit  bem 
Snfinifit),  toenn  ber  ©ebrauc^  be^  933orte^  auc^  oicUeic^t  ber  'Qimti= 
fprac^e  enfftammf,  ungemein  ^äufig  t)ören. 


Vaccinium  myrtillus  L.  9Q3ie  fo  oiele  ^flanjen,  fragen  auc^  biefe 
93eeren  in  ben  93olf^munbarten  ja^lreic^c  gc09rapt)ifc^  oerfc^iebene 
9^amen.  "SIuc^  bie  \)t>.  Umgangsfprac^c  ber  ©ebilbefen  ^af  fic^  noc^ 
auf  feinen  "^f^amen  geeinigt,  loennfc^on  einer,  nämlic^  Heidelbeeren,  fo  loeit 
»erbreitet  ift,  i)a^  er  für  biefe  ^^oUe  beftimmt  erfc^eint.  "Slber  öor« 
läufig  finb  noc^  in  oielcn  ©egenbcn  anbcre  93enennungen  enttoeber  allein 
gebräuchlich  ober  boc^  l)äufiger  unb  oolf^tümlict)cr. 

1.  Besinge  in  93erlin,  Stettin,  nac^  '^ri^cl  u.  Seffcn,  Q3olf^- 
namcn  ber  ^flanjcn  422,  in  ber  ^avt,  ^etflenb.,  "^ommem,  nac^ 
<5rifc^bicr  'Söb.  I  75  auc^  in  ber  ^rooinj  ^reu§en.  3n  ^renben  (^rci^ 
9'^ieber=93arnim  in  ber  xOiarl)  bcbeutef  t>a€  '^ßort  (bfsi^a)  nac^  Seel= 
mann  3b.f.  nbb.  6pr.  1908,  9  (Jrbbeeren. 

3n  93erlin  ift  Besinge  ber  oolf^tümlic^e  9^ame,  banebcn  aber  auc^ 
Blaubeeren  unb  Heidelbeeren  übltc^.  £e$tcrc  "iHu^brücfc  n)crben 
namentUct)  für  bie  noc^  am  ©irauc^  befinblic^en  93ccren  unb  für  bie 
gan5c  ^fianje  angett)cnbet,  loo^u  aber  ber  ©täbter  naturgemäß  feltencr 
Q3cranlaffung  \)at,  toä^renb  bie  al^  Obft  oertauftcn  unb  ju  ©peifcn 
(Besingssuppe  u.  bgl.)  oermenbeten  93eercn  oorjag^meifc  Besinge 
Reißen.  <5)ie  örtliche  93efc^ränfung  be^  ^orte^  ertlärt  ftc^  au^  feinem 
niebcrbeurfc^en  Gl)arafter:  mnbb.  beseke  fleine  93eerc,  nbl.  bes. 

2.  3m  mittleren  ^eil  be^  nörblic^ftcn  <5)eutfcf)lanbg  Bickbeeren, 


^)  S(^on  Äepna^,  '2lntibarborug  II  (1796)  475,  bcffen  3<'ugni^  junö(^ft 
für  93crUn  gilt,  bcjcic^nct  trachten  =  im  Sinne  ^oben  aW  ocroltct. 


95cfmge  115 

b.  i.  in  6tralfunb,  Q'^oftocf,  Cüberf,  6c^Ie^tt>tg,  ^icl,  Äamburg,  Har- 
burg, 93rcmcn  (ogl.  93rem.  ^206.  I  86),  3coer,  Äannooer,  Osnabrüd, 
£ingcn,  ^ücfeburg,  Lüneburg,  ^a«  QBort  ift  fd)on  mnöb.  (1599), 
aber  noc^  nic^t  erflärt,  f.  "^Bciganb  QBb.  I  234. 

3.  Blaubeeren  ftnbet  ]\d^  ebenfalls  »orjug^tDeifc  im  9^orDcn 
(ogl.  tan.  blaabser),  in  Königsberg,  Gängig,  6cbroba,  Breslau,  Stettin, 
93erlin,  "Sirn^bcrg,  ^efel,  (ido  aber  bk  ^eere  nid)t  mäcbft),  fe^lt  jeboc^ 
aud)  in  6übbeutl'4)lanb  nidjt  ganj,  es  toirb  mir  für  xRaftatt,  ^^ünc^en, 
93oäen  bejeugt. 

4.  Schwarzbeeren  eincrfeif«  in  "^orpat,  anbererfeifg  im  93ogt-- 
lanb  (ßengenfelb,  'iO^arfncufircben),  93at)em  (^fd)affenburg,  ^mifc^en 
93amberg  unb  93at)reut^,  9'Jürnbcrg,  ^Insbac^,  Äof,  ^mbcrg,  dltu- 
marft,  Sngolftabt,  "Slug^burg),  ferner  in  öfferreic^  (€ger,  Ceonfelbcn, 
•Sluffee  (swartsben),  ©raj,  dilli,  Klagenfurt).  tO^unbartlid)  ift  ber 
"Slu^brucf  auc^  au^  bem  toeftltd)en  Äeffen,  bem  (?ifacf--  unb  (Stfc^tal  in 
5iroI,  unb  in  ber  ^orm  swartbeeren  au^  ^eftfalen  belegt;  er  fommt 
bereift  in  bem  Vocab.  incip.  theut.  (um  1500)  unb  1558  bei  Äan^ 
6ac^^  öor^). 

^l^  ätt)ei  '2öorte  Schwarze  Beeren  finbct  er  fic^  in  ^CRciningen  *), 
Coburg,  ^ö^m.=£eipa,  '^ulba  unb  tOtarburg. 

5.  3n  QBeftfalen  (^CRünfter,  ^ortmunb,  'SIrnebcrg,  Siegen, 
^aberbom)  unb  ber  'iRl)einprot)in5  (Carmen,  Süffeiborf,  Köln,  Sieg» 
bürg)  ift  Waldbeeren  übl  c^. 

6.  3n  3tt>eibrücfen  Staudelbeeren.  ern?äl)nt  auc^  »on 
Gabelung  n  1061. 

7.  3n  CJ;vünd)en  Thaubeeren  (neben  Blau-  unb  Heidelbeeren). 
Sc^meller  ^b.  I  580  t)er5eicf)net  ba^r.  Taub-ber,  Taubenber.  9^ac^ 
"2lbelung  IV  948  ift  Thaubeere  eine  *2lrf  Äimbeere,  in  einigen  ©cgcnben 
auc^  bie  Äeibelbeerc. 

8.  3n  St.  ©allen  Haselbeeren,  feiten  Heidelbeeren. 

9.  3n  3nn6brucf  Moosbeeren  (neben  Heidelb.).  Q3gl. 
®^b.  VI  2521.  ^ri§el--3effen  a.  a.  9.  (au^  ^injgau  unb  ^ongau). 
*2lbelung  11  1061  fcnnt  hai  ^ort  al^  9^ame  einer  anberen  "Slrt,  ber 
Sumpf^eibelbeere,  Vaccinium  uliginosum  L. 

10.  3n  Salzburg,  wo  biefe  93eeren  in  ber  Umgegenb  fe^r  ^äufig 
jtnb,  E igelbeeren,     feltener  Schwarzbeeren. 

^)  93gl.  ®9Gßb.  IX  2322.  Äöfcr  unb  Äronfclb,  93olf2namcn  ber  nicbcröfit. 
^flanjen  96. 

')  9?oc^  Äerfel  ?;^ür.  6p.  224  auc^  in  ealjungcn. 

8* 


i 


116  QScftngc  —  befohlen 

11.  ^aft  über  ba^  ganjc  beutf^c  Sprachgebiet  ocrbreitct  ift  bic 
[c^on  fe^r  alte  ^Scnennung  Heidelbeeren  {a\)b.  heitperi  9'^tr.). 
6ic  toirb  oiclfad^  auc^  neben  ben  anberen  örtlichen  ^ejetc^nungen  ali 
t)oc^[pra(^li(^cr  '2lu^brudE  gebraucht,  5.  93.  in  '3}Zarfncufirc^cn,  '2lfc^affcn= 
bürg,  '2Iuggburg,  €gcr  neben  Schwarzbeeren,  in  "^aberborn  neben 
Waldbeeren,  in  93erlin,  ^re^lau  neben  Blaubeeren.  60  fommt 
Heidelbeeren  ebenfotoo^l  in  9^orbbcut[(^Ianb  (^olberg,  Olbenburg, 
£eer;  in  Q'^oftod  alß  „preu§ifc^"),  tt)ie  in  9D^ittclbeutf^Ianb  (©ötfingen, 
93raunfc^iDcig,  ^I)üringen,  6ac^fen),  toie  im  ganjen  6üöen  oor  oon 
^oblenj  an,  in  ßaarbrüden,  <5ranffurt,  ^armftabt  ufn?.,  im  €Ifa§*), 
93aben,  Württemberg,  93apern,  ber  6(^tt>ci5,  Vorarlberg  unb  ^irol, 
im  nörblic^cn  935^men  ((Sger,  ßeitmeri^,  9Reic^enbcrg),  in  ^ä^ren, 
93ieli^,  Ober=  unb  9Zieber5fterreic^  (OBien),  Siebenbürgen.  "Slm 
fcltcnftcn  fc^eint  bai  Wort  im  QBeften,  aber  aud^  5.  93.  in  ©raj  {\)kv 
Schwarzbeeren)  ift  e^  ungebräuchlich  unb  bem  QJolf  ganj  unbcfannt, 
ipä^rcnb  e^  in  Wien  neben  Schwarzbeeren  gebraucht  toirb  *).  3m  füb= 
toeftlic^cn  *S)eutfci)lanb  ift  bie  munbartlic^e  ^Sejcic^nung  Molbeere  *),  ^eff. 
Molber,  Mulber  ^e^rein  Q3olf^[pr.  in  9fJaffau  277,  ^fifter  (frgänö. 
180;  lujemb.  Molbier  Wb.  luf.  90^.289;  eifl.  molebr,  lot^r.  elf. 
Molbeere  ^ollmann  Wb.  368  (Slf.  Mulbeer  hzbzütct  'Maulbeere' 
Wb.  II  78).  —  dagegen  ift  hex  ioeibelberg  Heidelbeeren  (halpeen  Genj 
ioanbf4)ul)^^.  31),  in  ber  6c^n)ci5  Heidbeer  (6c^tt)eij.  3b.  IV  1465  f.) 
auc^  munbartli6. 

befohlen 

gebrauchte  Stiefel  mit  neuen  Sohlen  oerfe^en:  in  öfterreic^  doppeln, 
t)on  Älein  ^roo.  Wb.  I  (1792)  88  für  Oberpfalj  unb  Q^bcinpfülj.  »on 
Scl)meUcr  Wb.I528  al^  baprifcl)  angegeben.  ®a^  ©Wb.II  1267  jitiert 
doppeln  au^  ^bra^am  a  S.  dlara,  ^rifc^^  Wb.  unb  Äoltei.  7^o= 
pott)itfcl)  Voc.  Austr.  I.  Fol.  86  buc^t  doppeln  =  fohlen  von  Schüben 
unb  Strümpfen.  3n  93at)ern  je^t  besohlen,  ebcnfo  in  Öft.--Sc^lcricn, 
im  nörbl.  93ö^men  sohlen. 


I 


')  gtf.  <2öb.  n  77:  5).  „foft  aOgemein". 

^)  3n  QSßicn  »erben  biefe  beeren  crft  feit  neuerer  3eit  ouf  ben  9[>?arft 
gebracht  unb  gibt  e^  bo^cr  bort  feine  alte  bobenftänbige  Q3enennung.  *3Wan 
fagt  Heidel-  ober  Schwarzbeeren,  tt)eil  bicfe  9'^amin  bie  in  9^ieberöftcrrcic^ 
auf  bem  Canbc  übli^en  fmb  —  (iböfcr-i^ronfelb,  93oltfl!namcn  ber  n.-öft. 
<:pflanäen  S.  96). 

»)QBefitfäl.  molberte  bcbcutct  Stachelbeere,  «^Boefte  QBb.  177 


gSetfbccfe  —  "Settfteae  117 


bic  über  i)te  93cftcn  gebrcifcfc  ®ecfe,  bic  fic  t>crt)üHcn  foU  (atfo 
nt(i)t,  n?ic  ba^  <5)ecfbett,  gum  93ebccfcn  bc^  6c^lafcnbcn  bient),  bafür  in 
Äomburg  Sprei(1:)decke,  in  ^öln  Spreit  ^),  munbarttic^  Spreedecke, 
fo  in  bcm  9Roman  oon  Q3oig>'S)tcbcrtc^^,  "Srcioiertcl  Stunbcn  oor 
5ag  6.  92,  lüb.  Spreddeck  6c^umann  ^ortfc^.  16,  pfälj.  Bettspre 
•Slutenricf^  3b.  21.  3n  ßinj  fagcn  ältere  ßeute  noc^  Kuv  ert decke*). 


'^ettftelle 

bag  l)öl3ernc  ©effeU  be^  ^c«^.  1.  Bettstelle')  iff  in  ganj 
9'^orb=  unb  'SO^ittelbeutj'c^lanb  üblic^,  füb{ic|)  verbreitet  bi^  in^  nörblic^e 
öfterreic^ :  93icli^  (aber  im  nörblid)en  öftcrr.=6c^Iefien  munbartlid)  nur 
Bett  ober  Bettstatt),  935^m.=£cipa,  ßger,  <5)ann  oerläuft  bie  ©renje 
über  'SUZeiningen  mit  '2lugfc^lu§  öon  Coburg,  tt>o  Bettlade  gebräud)lid) 
ift,  ttjeitcr  läng^  ber  bat)rifd)en,  babifd)en  unb  pfäljifc^en  9'^orbgrenäc 
big  '5:ricr,  fc^lie^t  alfo  Äeffcn=^armftabt  ein,  aber  Gaarbrüdcn  im 
6üben  ber  9?^einprot>in5  au^.  3nnerl)alb  biefe^  ©ebiete^  fel)It  c^  nid)t  an 
örtlichen  unb  munbartlicbcn  llnterfc^icbcn :  auf  nbb.  ©ebiet  mnb. 
beddeschrage  unb  beddestede  =  altmärf.  Bettstäd  (©anneil 
^b.  16),  lüb.  Beddsted  (©c^umann  <2ßortfd).  16),  roeftfäl.  Beddestie 
C2ßoefte  OSb.  23),  in  ^albec!  Bed^span  9^tr.  (93auer  ^b.  10),  ogl. 
bai  ältere  Spannbett,  '^ür  '^O^arburg  i.  Ä.  ttjirb  mir  Bett  stuhl 
neben  Bettlade  bezeugt.  —  Bettstelle  ift  \do\)1  Don  ioau^  au§  ein 
oftmittelbeutf4>cg  Q33ort. 

2.  ®ie  Äauptbejeic^nung  im  Süben  ift  Bettstatt  m^b.  bette- 
stat,  ba^  bem  mnb.  beddestede  entfpri4>t.  3br  ©ebiet  ift  Öfterrcic^ 
mit  bcn  unter  1.  nam|)aft  gemact)ten  '2lu^nal)men  im  ^i^orben,  93at)ern 
(in  Äof  feiten  Bettstelle),  QBürttemberg  nur  fteUenmeife  (fonft  Bett- 
lade), '53aben,  eotl)ringcn  C^oUmann  ^b.  40  neben  Bettlad), 
Cujemburg  (^Bb.  b.  luy.  ^.  31)  unb  ec^ttJeij  (3b.  III  1058  neben 
Bettlad). 


»)  9?ac^  95oa  3eiffd)r.  f.  bcutfc^.  Unt.  XV  (1901),  647. 
'^)  Älein  '^rot>.-<2ßb.  I  249  ocrjcic^ncf  oft.  Kopertdecken  Übctbedc  über 
ba*  gonjc  "Sctt  oon  ital.  coperto. 

*)  Stelle  bebeutet  in  bicfer  Si^fammenfe^ung  '©eftcU'  n>le  in  Stellmacher. 


118  <3e«ftcüc  —  ^ettübcrjug 

3.  'JJlit  Bettstatt  fonfurricrt  im  tocftlic^crcn  ^eil  bc^  6übeng 
Bettlade,  dß  rci^f  öfflic^  biß  Coburg'), '2lfd)affcnburg,  '^Oiün^cn  unb 
51ug^burg  (^tcr  neben  Bettstatt),  ift  ber  f)äuflgftc  "iHu^brucE  in 
Qöürffcmbcrg,  fommf  h)eifer  in  Äeibelbcrg  unb  'SiJ^arburg  öor  unb  ift 
bic  gctob^nlic^e  93c5eici^nung  in  ber  '^falj  unb  im  (Slfa§.  ^Zeben  Bett- 
statt finbef  cö  fic|>  in  ber  ©c^loeij  (3b.  III  1058)  unb  in  £otf)ringen, 
ftettentoeifc  aud)  in  ber  9^|)einprooinä  (Saarbrürfen,  ©üffelborf). 

4.  Bettgestell  iff  ein  "2Iu^bru(f  für  bicfelbc  öac^e,  ber 
geograpi)ifd)  nic^t  ju  begrenzen  ift:  er  ift  mir  für  ^önigeiberg,  Gängig, 
^5In,  ßconfelben,  Giüi,  ^tagcnfurt  bejeugt. 

5.  3n  mand^en  Orten  l^at  man  feine  befonbere  QSejeic^nung  für 
ben  ^bljernen  ^cil  be^  93ctt^,  fonbern  nennt  c^  f(^le4)tbin  Bett.  5)ie^ 
tt)irb  mir  angegeben  für  ^etcr^b.,  ßeitmeri^,  Q'^cic^enberg,  taß  nörb= 
li4>e  Öft.-6c^{efien  (^ier  and)  Bettstatt),  Siebenbürgen,  ^uffee,  935I!er= 
morft  (^ier  fe|)r  feiten  Bettstattl),  ^arl^rui)e,  <5ranffurt  (auc^  Bett- 
stelle). "SH^  loenigcr  genaue  ^u^brud^tpeifc  ift  fie  tpo^l  meit  ocr» 
breitet  (5.  93.  aucb  in  93erlin). 


bie  leinene  (ober  baumwollene)  llmt)üllung  be^  mit  <5«bcrn  ge= 
füllten  6acfe^  öom  ^tähttt  unb  Unterbett;  Kissenüberzug  öom  ^opf= 
fiffen.  ilnbebcutenb  ift  bie  *2lbtt)eic^ung  Bettbezug,  bie  in  einigen 
Orten,  S^bnig^bcrg,  '5)an5ig,  6tralfunb,  Q^oftocf,  ^rn^walbe,  *^ofen, 
SlJiünfter  u.  a.  bai  übliche  ift.     3n  ßeipjig  Bettzuge. 

3n  einem  großen  ^cil  be^  beutfd)en  6proc|)gebicte^  l^at  flc^  bic 
alte  93e5cic^nung  Zieche  (Bettzieche)  =  m^b.  zieche  a^b.  ziahha 
mnb.  teke  au^  lat.  theca  ''93et)älttti^'  erhalten.  3unä(^ft  in  ben  5ft= 
li(^ften  beutfd)cn  2anbfcl)aftcn,  in  Oftprcu^cn,  *^ofen,  ©c^leften  in  ber 
<5orm  Ziehe  ober  Züche.  ®odb  gilt  5.  93.  in  ^önigöberg  Bettbezug 
al^  feiner,  Ziehe  frirb  alfo  n)ol)l  mit  ber  3eit  »ulgär  werben.  'SO^unb^ 
artlic^  ift  le^tere^  anö)  für  bie  9^eumarf  bezeugt  ^).  dlaö)  'Jrif^bicr 
955b.  II  492  bebeutet  Ziehe  mcift  nur  ben  Übcraug  be^  ^opffiffen^, 
ebcnfo  wie  in  ßuyemburg,  tt)ät)renb  ber  be^  <5)edbctt^  Bure  l)ei§t.    3n 


I 


^)  ®cm  Äcnncbergifc^cn  fdjrcibt  3pic§  Sb.  26.  235  o^nc  genauere  Orts- 
angabe Bettlade  unb  Spahnbett  (ogl.  m^b.  spanbette)  ju. 
'')  ^euc^crt  3.  f-  b.  ^.  1910,  34. 


<25cttüb  er  jug  119 

ÄoHe,  6ac^fcn '),  Q3ogtlanb '),  ^^üringcn '),  ioolst).  o.  b.  Gber  toirb 
glcii^faü^  nod^  Zieche,  Ziehe  gebraucht,  fte^f  aber,  toic  c^  f(^eint, 
fc^on  met)r  auf  ber  Stufe  be^  9}^unbartlic§en,  ebenfo  toie  nbb.  taeka 
in  Q33eftfalen  *).  93efonber^  aber  in  6übbeutfc^lanb,  £uf emburg "), 
ßot^ringen'),  eifa§,  <^falä  (3h)eibrücfen),  <23aben  (9^aftatf,  ^onftanj), 
Qßürftemberg,  93at)em,  Öftcrrcid^ ')  ift  Zieche  nod)  lebenbig.  €)oc^ 
beginnt  e^  au4)  borf  ftellentoeifc  bem  mobemercn  ^u^bruc!  Bett- 
überzug ju  n)eicf)en,  fo  in  ^aifer^lautern,  ^arl^ru^e,  *5reiburg, 
■^In^bac^,  9Zümbcrg,  ^mberg,  unb  auc|>  fonff  ftebt  in  93at)ern  unb 
QBürftemberg  bic  neue  ali  bic  feinere  ^Sejeic^nung  neben  bcr  alten. 

6tcllcnn?eife,  in  Harburg,  93ruc^[at,  Sngolftabt,  nac^  ßtalbcr 
Q3crfuc^  II  471  auc^  in  ber  6d)toei5,  toirb  Ziehe  für  Zieche  gefagt, 
too^t  mit  '21nlei)nung  an  überziehen,  fc^toei^.  anziehen  „Überjug  an 
t)ai  <23etf  tun"  (etalber  a.  a.  £>.). 

©leic^faü^  an  ber  ©renjc  be^  vD^unbartIi(^en  unb  ioorf)beutfc^en 
ftc^f  tai  norbbeutfc|)c  Bure  =  mnb.  bure,  obtoot)!  e^  93o§  in  feiner 
"ßuife'  in  tk  bid)terif^e  St>racf)e  eingefüt)rt  i}at  (f^  ift  öon  ^orpat 
im  Öften  bi^  Öftfrieelanb  im  QBeften  verbreitet®),  füblic^  bi€  jur 
^Itmar!'),  Lüneburg  unb  ©öttingcn^°),  aber  größtenteils  aU  munbart= 
lieber  ^uSbrucf.  3m  Öftfriefif(^en  bebeutet  büre,  bür  jeboc^  bai 
Snlet,  bie  6acf^üUe,  in  ber  bie  Gebern  fteden,  bedtogben'Bettüberjug''). 

'Jür  6c^leStoig  ift  mir  in  bemfelben  Sinn  Schlupe  bezeugt. 

Sotoeit  nict)t  tk  angeführten  b^lbmunbartlic^en  QBörter  noc^  in 
(Scbrauc^    ftnb,   ift    bie    f)b.  9^eubilbung  Bettüberzug"),  Bettbezug 


^)  3n  6ctf^cnnerfiiborf,  noc^  9[Rüncr'5raureuf^  QBb.  I  94  in  ©reiben, 
gauenftcin,  Äöntgftcin,  OBalb^cim,  eeiSnig,  nac^  'S!,  ßang  3.  f.  b.  "SK.  IX  13 
im  QBefterjgcbirgifcbfn. 

"")  ©erbet  ©ramm.  S.  107. 

»)  Ziehe  Äertel  Salj.  OCbb.  52.  ^^ür.  Spr.  264.  epic§  3b.  289.  9^ac^ 
meiner  QueCc  auc^  in  öalle. 

*)  Äolt^aufen,  0ie  6oefter  9}?unbart  (-inorben  1886)  §  72  b. 

6)  Zieh  Äopffiffcnüberjug,  QBb.  b.  luj.  =R  503. 

«)  goamann  QBb.  557. 

')  3n  '235t)m.-£eipa  Ziehe. 

8)  3n  Preußen  ^rifc^bicr  qßb.  1119,  Cübecf  Schumann  QBortfc^.  15 
(Kissenbär),  <23rcmcn  93rem.  QBb.  I  169. 

»)  'Sanneit  QBb.  29:  Bür. 
*•*)  Sc^ambac^  <2ßb.  36:  Küssenbüre,  Bedbüre. 
")  ©oornlaat  QEßb.  I  257. 

'-)  älterer  93elcg  öenifc^  ^cutfc^.  Spr.  342  unter  Bettzieche :  uberzug 
desz  beths  oder  küssen. 


120  95ettüt)cräug  —  ^inbfaDen 

üblich,  aud)  in  bcr  ©c^tocij  (6f.  ©allen,  3üric^).  9ür  ^crn  toirb  mir 
Bettanzug  bezeugt.  ^uc|)  6talbcr  QScrfuc^  II  471  gibt  Anzug  unb 
anziehen  'ba^  93cft  bcäiet)en''  ai€  fc^tpeiäcrifc^  an. 


^int)e   f.  ed)m 

bic  au^  nur  jrt)ei<5äbcn  jufammengcbrc^fc  bünnftc'2lrt  oon  ßcilcrmarcn. 

1.  Bindfaden  in  9{iQa  (nic^f  in  "Sorpat)  unb  im  nörblic^cn 
unb  mittleren  ^eutfc^lanb  mit  '2lu^fd)lu§  be^  ^eftcn^,  loo  Kordel 
^errf(^t.  ®ag  ©cbict  beg  '2öorte^  umfaßt  auc^  norf)  bajj  nbrblic^c 
93apcrn  (Äof,  93amberg--^at)reut^,  ^mbcrg,  9^ürnb.,  •2ird)affenb.), 
fc^lie^t  bagcgen  '^ßürttembcrg,  93aben,  (?lfa9--£ot|)ringen  aug.  ^od^  fommt 
bcr  ^u^brud,  mie  c^  bei  einer  folc^en  ^arc  natürlid^  ift,  oercinjclt 
auc^  toeiter  [üblich  oor,  j.  93.  in  Äeibelberg,  Q^aftatt,  ^reiburg,  ^onftanj, 
3üric^,  ßinj,  Sglau,  Olmü^.  (fbcnfo  ift  er  auc^  im  Q'^^einlanb,  in  ^öln, 
6iegburg  uftt?.  befannt. 

2.  3m  <2öeften  ift  ba^  cigentlicb  übliche  Q03ort  Kordel  an§  frj. 
cordeile:  fc^on  in  ioeffen')  (Gaffel,  ^Jiarbg.),  bann  im  9^^einlanb 
(^rcfelb,  ©üffclb.,  ^bln,  6iegb.,  "^öie^b.,  <5ranff.,  'tO^ainj),  in  ®arm- 
^taK  ber  ^falj')  (^aifer^laut.,  3iDeibr.),  Äeibelberg "),  ^Hfc^affenb., 
•^ßüräb.  ^ucb  in  ßot^ringen  nac^  ^oümann  "Job.  305.  ^nb. 
kordeel  ift  fd)on  für  1407  (<2öeiganb  ^b.  I  1122),  rbein.  kordel 
burcb  ein  Q3ofabular  be«  15.  3b^.  (©iefcnbac^  Gloss.  336)  bejeugt. 
<3)a^  aud)  fd)on  mnb.  ml)b.  6tammn)ort  Korde  =  frj.  corde  bc-- 
äeid)net  in  bcr  6cilcr{ccbnif  eine  ffärfere  ^rt  oon  <33inbfaben  au^  ätt)ci 
ober  brei  ^äben;  c^  fommt  auc^  munbarflic^  (in  ^Ifcnburg  Äcrtcl 
?:^ür.  6pr.  144  Kurde)  öor,  auc^  für  bie  ßcinc,  an  bcr  ein  ^ferb 
im  Greife  herumläuft. 

3.  3n  <2ßürttemberg,  bcr  nbrblicbcn  Äälftc  oon  ^Sabcn  (Äcibelb., 
^ruc^f.,  ^arl^rubc),  im  &\a%*),  ^ern,  3üricb,  oereinaelt  aucb  im 
mittleren  unb  nbrbl.  '5)cutfd)lanb,  in  Coburg,  ^effau,  £engenfelb, 
6eif^cnnergb.,  ^ofen  unb  £it)l.  tt)irb  baß  ^ort  Schnur,    baß  fonft 

^)  QSgl.  Äc^rcin  OSolf^fpr.  in  9^aff.  I  240.  3n  ßaubac^  bei  ®ic§cn  ift 
oolf^tümlicb  Bindgarn. 

-)  93gl.  Qlutenrict^  'ipfälj.  3b.  29. 
'■")  <33gl.  Ccna  Äanbfc^u^g^.  39. 
*)  93gl.  elf.  <2Bb.  U  506. 


93inbfaben  121 

gctpö^nlid)  \>k  au^  einem  ©efiec^t  öun  "^äben  ^crgeffeUtc  ^ofamenticr- 
loare  bebeutet  aud)  für  ben  93inbfaben  oertoenbct,  in  "^Bürjb.,  iocibelb. 
unb  ber  "^falj  neben  Kordel,  in^Gßürtt'),  3ür.  neben  Bindfaden, 
in  Öftere,  ba^  deminutio  Schnürl  munbartlicf)  neben  Spagat  (f.  9^.  4). 
^cr  berüt)mte  Salsburger  Schnürlregen  cntfpric|)t  ber  norbb.  '^Benbung  es 
regnet  Bindfaden.  Snber  Scilertec^nif  bejcic^net  Schnur  eine  ftärfercQlrt 
Don  93inbfaben,  tk  in  manchen  ©egenben  5.  93.  in  *2Bien  unb  im 
eifa^  (€lf.  ^b.  II  507),  meil  fie  für  bie  3ucEcrl)üte  oermenbet  ipirb, 
Zuckerschnur  ^cipt.  3n  93erlin  benft  man  hzi  Schnur  Dorjug^roeife 
an  bk  "^ofamenfierwarc. 

4.  3n  öfterrcid),  auc^  Siebenbürgen,  im  mittleren  unb  füblic^cn 
93ai)ern  (^affau,  9Regen«b.,  9^eumarft,  Sngolft.,  ©onaunjörtl),  Kempten), 
in  Ulm,  im  füblic^cn  93aben  (Jreiburg,  ^onffanj)  Spagat  (ge= 
fproc^cn  spagät).  3n  ber  öftlic^cn  Sc^toeij  (6f.  ©allen)  unb  in  ^ornbirn 
Spagen*),  ba^  ^opoipitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  131  aud)  au^  9}?em-- 
mingen  (im  bat)rifcf)en  6c^tt)aben)  fennf.  3n  ber  xERunbart  ge()t  Spagat 
norbbftUc^  über  bie  ©rcnjen  x>on  öfterreic^  ^inau^  in^  OBeftersgebirgifc^c 
(nac^  ©erbet  ©ramm.  6.  307),  ©c^lefifc^e  (in  ^^\i]^  unb  93cut^en 
Spuckat),  Oberlauft^ifc^c  (QOöein^olb  <33eitr.  93)  unb  "^ofenfc^e  (^ernb 
287  spagat,  spokat,  spukat).  Oftfc^meij.  Spage°  m.  berut)t  auf  ifal. 
spago,  Spagat  bagegen  auf  ital.  spaghetto.  ©ie  93emerfung  im 
®9Qßb.  X  1,  1831 :  „Spagat  fd)eint  nic^t  befannte^  it.  spagato  Dorau^- 
jufe^en",  ift  nic^t  jutreffenb.  '3)ie  ältefte  fc|)riftbcutfc^e  '^orm  bc^ 
^orte«  ift  Spaget:  QBeiganb  <3Bb.  II  896  belegt  fie  au^  Uffenbac^^ 
^o^büd)  oon  1603;  ebenfo  fc^rcibf  5?aifcr  ßcopolb  I  in  einem  '53rief 
X)on  1671  (Oft.  ©cfc^ic^t^queUen  II,  57,  152).  Spagat  finbe  id) 
juerft  im  "^öiener  ^oc^buc^  oon  1708  6.  95.  3u  Spaget  ftimmcn 
bie  munbartlic^en  "formen  bapr.  Spaged  Sc^meller  QBb.  II  659,  tirol. 
Spaget  Schöpf  3b.  681.  ^a  aber  unbetonte^  e  in  ber  bat)rifc^= 
öfterreic^ifc^en  xöiunbart  ju  einem  an  a  anflingenbcn  rebujierten  Q3ofal, 
fogen.  Schwa,  tpirb,  fo  fd)rcibt  fd)on  ^belung  '2Bb.  I  920  Spachat, 
£cyer  ^ärnt.  '^öb.  235  spögat  *) ;  in  9^iebcröfterreic^  auf  bem  £anbp 
(Se^el^borf,  ^hH)  spa  w^t,  in  Oberöftcrr.  spagBt,  bat)r.  bgl.  ©ic 
ßoutform  spagat    ift  auf  tie  gcbilbeten  unö  ^albgebilbeten  5\reife   bc= 


*)  9iac^  'Jifcfacr  ift  Schnur  ^ier  ftärfer  al^  Bindfaden,  nac^  93eit  ift  ti 
ber  übUd)erc  '^luebruct. 

*)  StalDcr  93erfuc^  S.  378  f.  bcjcugt  Spagen  für  *2lppenaeü  (fo  fi^on 
Älein  '?)too.  ^b.  n  158),  bae!  9^eint^al,  ©laruä,  ^ünbcn. 

')  5)onebcn   spagöt  mit  93otalumfteUung    (ogl.  gr.  Täynvov  <;  TrjYavov)? 


122  93inbfabcn  —  btafen 

fc^ränft  unb  bcrut)t,  nad)  bem  ganjcn  6ac^t)cr^alf  ju  urteilen,  ti)a^t= 
f^cmtic^  auf  Umbeutung  be^  öolf^fpro^Iic^cn  spä'gBt  (axii  Spaget  = 
it.  spaghetto)  na6)  Sinologie  ber  ja^Ircic^en  lateinifc^en  'Jöörtcr  auf 
-at,  loie  Traktat,  Ornat,  Legat,  Format'). 

5.  93crcin5elt  tt)irb  auc^  Strick,  bo^  fonft  eine  ftärferc  6eiler= 
tpore  bescid^net,  für  ^Binbfaben  gebraucht:  j.  "SB.  in  ^eter^b.,  ©fterb., 
6ini.  Strickl  in  Saucrnig.  6.  3n  6iegcn,  "^ulöa  bient  bai 
mit  Strick  fpnonpmc  Seil  für  '93tnbfabcn';  ganj  bünner  93inbfaben 
})ti^t  in  <5ulba  Hasenseil.  7.  5luci)  Bändel  (in  93armen,  ilHer^b., 
Sauernig,  Band  (in  9^orbcn)  fommt  in  bemfelben  6innc  oor. 

<5)ic  <5i^embiPorte,  im  6üben  Spagat,  im  QOßcften  Kordel,  iu  ber 
'-pfals  aucb  Fissel  au^  frj.  ficelle')  beuten  barauf  ^in,  ba^  ber 
93inbfabcn  n)?nigftcn^  biefen  (Begenbcn  au^  bem  'iJIuglanbc  gufam.  0a^ 
QBort  Bindfaden,  feit  1491  belegt  C^Beiganb  <2öb.  I  240),  ift  too^l 
im  ©egenfa^  §um  'S'Zä^faben  (in  93at)ern,  ^fal^  unb  (5lfa§  Nähz 
genannt'))  cntftanben.  '2lbclung  9©b.  I  920  fü^rt  alg  njeifcre 
ßpnonpme  an  Segelgarn*),  Sackband,  nb.  Fisseband,  Fitz- 
band ^).  3n  93erlin  ift  ber  oulgäre  '^lu^brud  Strippe  fe^r  beliebt, 
von  <5onfane  im  9?oman  '^xan  ^rcibcl  ß.  89  gebraust. 
Strippe,  eigentlid)  Strüppe  ift  nbb.  *5onn  für  ^b.  Strupfe, 
Strupfe  unb  bebeutet  öon  S^an^  eine  Schlinge.  6o  toirb 
auc^  Strippe  für  bk  93anbfc^lingc  am  (Stiefel  =  obb.  Strupfe  gc= 
braucht,  f.  "Slrt.  Strippen.    3n  Cübec!  Bott  (Schümann  QBortfc^.  40). 

hlaUn 

tt)irb  oom  9^auc^en  eine^  ßic^te^,  namentlich  aber  einer  '^etroleum= 
lampe  gefagt,  bereu  'Jlamme  ju  ^oc^  brennt  unb  bal)er  9^u§  am 
Splinber  abfegt. 

Spachert  bei  Äügcl  "Söicn,  ®ial.  150  beruht  auf  ümbcutung  be*  -«t  ju  -ert 
ba^  eben  fo  au^gefproc^cn  ttjürbc. 

^)  '2i^nlic^  würbe  frj.  placard  im  9'ibl.  ju  plakaat  (unfcr  Plakat)  um- 
geformt. Qlnalog  ift  aucb  bic  'öctonung  Referat  aui  lat.  röferat  3.  Sg. 
Konjunkt.  Praes. 

-)  Qlutcnricl^  3b.  45. 

"O  öc^mcOer  QBb.  I  1708,  <autcnnct^  3b.  100  neez,  gtf.  Qßb.  I  797. 

*)  Segelgarnfc^reibtgrcnffcn,3örna^l  24  (neben  Bindfaden  6.  36).  Cüb. 
Segelgoorn  Schümann  QBortft^.  40.    ®ön.  Sejlgarn. 

^)  93rcm.  QBb.  1  398  Fisselband,  mit  i>cm  bic  "^Ibfcilungcn  cinc^  'Sunbci 
®arn  abgebunben  werben,  ^rifi^bier  QBb.  I  192  Fitzelband  fd^mole« 
Cinncnbanb. 


I 


Mafen  123 

1.  ®a^  QSerbum  blaken  iff  gemä§  feinem  nbb.  6!f)araffer 
(mnb.  mnbl.  blaken  qualmen,  blaker  ßcuc^tcr)  in  9'Jorbbeutfc^Ianb  ju 
ioaufe  unb  tDirb  fc^on  in  ber  Sd)riftfprad)c  gebraucht  ^),  ntc^f  nur  oon 
bem  ioolfteincr  ©.  'Jrcnffen  (51.  Ä.  93aa^  S.  400),  [onbcrn  5.  93.  au^ 
oon  bem  6übiDeftbcuffd)en  6tegemonn  (®ic  al^  Opfer  fallen  S.  278), 
^at  fic^  alfo  fc^on  über  feine  Äeimaf  binau^  oerbrcifet.  (5^  iff  mir 
bezeugt  au^  ^efer^b.,  ßiolanb,  ^rcu§c^  (^önig^berg,  ©anjig),  ^ofcn, 
(5d)leften,  93erlin,  9}^ecflenburg,  ßübecf,  ^iel,  Hamburg,  Äannoöer, 
£eer,  93raunfc^ti?cig,  £üneburg,  93ücfcburg,  Äalbcrffabt,  Gi^lcben, 
Äallc,  3ci^,  '2Irtern,  (5onber0t)aufen,  ßeipäig  (aber  nic^t  in  'Bauten), 
©ortmunb,  '2Irn^berg,  ^aberborn,  9^emfd).,  .^refetb  (blacken),  "iHac^en, 
<5ranffurt  a.  jyt.  blacken.  in  i^rciburg  neben  rauchen  gebraucht, 
iff  ^ier  tooI)l  importiert:  bicfelbe  Cautform  füi)rf  ^D^üIIcr't^raureuft) 
90ßb.  113  au^  ber  ©egenb  oon '^egau  (füDlic|)  oon  ßeipjig)  an*).  3n 
QBeimar  ift  blaken  )d)on  toenig  gcbräuc^Iid)  unb  nur  au^  nbrblicberen 
©egenben  befannt.  —  ©n  3uget)öriges  Subftantio  der  Blak  'ber 
burcf)  93Ia!en  entftet)cnbe  9^u§',  auc^  überfragen  (toie  Blech)  'nic|)figcg 
©erebe',  fommt  in  Berlin'),  '^Hrn^to.,  S(^n?erin,  9^oftocf,  Äalberftabt 
oor,  fcl)lt  aber  rt)eifert)in,  5.  '^.  in  '53rcslau,    "T^an^ig,  A'iel,  ÄannoDcr. 

2.  ^äf)renb  blaken  me^r  im  bftlic^en  ^eil  oon  xJ^orbbeutfc^» 
tanb  t)eimifc^  fc^eint,  toenn  e^  auc^  n?eifcr  tpefllic^  noc^  oorfommf,  ift 
bort  eine  anbere  nbb.  93ejeic^nung  beffelben  93egriffe^  übli(^,  swalken, 
oerI)oc^beutfc^t  5U  schwalgen,  schwalken,  schwalchen:  fte  ftnbcf 
flc^  in  Äarburg,  ^raunfd)n)cig  (neben  blaken),  ©öftingcn,  QBinfen, 
Gaffel,  (Siegen,  *iHrn^berg,  ^abcrborn,  too  aber  schwalchen  oorsug^^ 
toeifc  00m  quülmenben  Ofen,  blaken  »on  ber  Campe  gebraucht  mirb ; 
ferner  in  Ä^blenj,  ^^orben.  9cb.  swalk  '£id)tbampf'  iff  für  '^Bremen 
(^rcm.  QOöb.  IV1109)  unb  QOßeftfalen  (955oefte  <2öb.  264)  beäcugf. 
Q3gl. -S^b.  IX  2191.  „<3)er  fct)tt)algenbe,  fd)tocrqualmenbe  ®unff 
geröffefer  Kartoffeln",  fc^reibt  ^^annt)  ßambrec^f  in  it)rem  9^oman  <5)ie 
Ofafuenbame  S.  276. 

3.  ^rier  unb  Koblenj  (neben  schwalken)  ^abcn  in  bemfelbcn 
Sinne    ba^  93erbum    schwademen,    schwadmen,    oon    5?et)rein 

^)  Sc^on  t)on  (Sampe  <2ßb.  btfc^.  Spr.  1807  gebudit. 

-)  93on  ben  Sbiofifo  Derjeicbnct  ^rif(^bier0  QEßb.  1 86  blaken  al^ 
prcufeifc^,  ^üüer-^raureutö  a.  a.  O.  at«  oberfäcbftfd),  'Sanneil  QBb.  19  alö 
altmärlifc^,  Stürenberg  QSb.  19  alö  oftiriefifd). 

*)  93gl.  Äcpna^  'iJlnfibarbarug;  I  (1796)  265:  „®er  Blak,  ein  blo%  niebcr- 
föc^jtfc^cg  <2Borf,  welche«  im  Äoc^beutfc^fptcc^en  ber  *23erliner  ^öuftg  ge- 
hört tDirb.* 


124  t>tofcn  —  '^Slafc 

^olU^px,  I  371  unb  ^ftftcr  ergänj.  I  24  für  Äc)Tcn=9^affau  bezeugt,  = 
m^b.  mnb.  swademen  öon  swadem,  nl)b.  Schwaden  '©arnpf. 
QSgl.^^b.  1X2174. 

<21üc  übrigen  ©cgcnbcn  befi^cn  fein  fpcäiftfc^e^  Qßort  für  blaken, 
fonbcrn  ocripcnbcn  allgemeinere  *2lu^brü(fc  bafür.  3n  £übec!^),  9}iar-- 
burg  (neben  schwelen),  'SO^ainj  (auc^  rauchen),  '2lf(^affenburg 
flammen;  lot^r.  's  PetrolÜTOt  flammt  "JoUmann  'Sßb.  164.  3n 
Weimar,  Coburg,  3tt)eibrücEen,  *2luffee  unb  fonft  russen.  3n 
Sauernig  rohmen  =  berlin.  rahmen  (f.  Rahm),  ^er  ^äufigffc 
^u^brudE  aber,  ber  in  gan5  6übbeutfd)lanb,  ber  <o(i)\r>ti^  unb  öfferretc^ 
l)errfd^f,  aber  notürlicb  <^^^  »«  9^orbbeuffd)lanb  (Olbenburg,  3eöer), 
6eif^enner^borf,  93ogtlanb,  ^einmgen,  ^öln  gebraucht  tt>irb,  iff 
rauchen,  in  933icn  auc^  ausrauchen,  in  ^olberg  räuchern  (die 
Lampe  räuchert).  'Safür  and)  qualmen  j.  93.  in  O^nabrücf, 
9)?ünfter,  QBefcl,  ©üb^arj,  Coburg.  '3)ic  *2)Junbarfen  ^aben  noc^ 
manche  eigenen  "Slu^brücEe:  in  Äolsb.  a.  b.  (Sber  die  Lampe  pflanzt, 
in  '23ru(^f.  funsein  ju  Funsel  (Qöeiganb  Q2ßb.  I  599),  berlin.  Funzel 
fd)lecbt  brennenbe  2am\>t',   in  9Zieberöfterr.  (£lnter=92ßalter^b.)  zipfen. 


ber  im  Äerb  ober  Ofen  eingemauerte  QQöafferbe^älter,  in  tpeld^em 
loarme^  'Jöaffer  ftet^  oorrätig  gehalten  iperben  fann.  0ic  (Einrichtung 
ift  alt  unb  ttJcit  verbreitet,  i^re  ^Benennung  freili^,  oon  bcn  'Jac^leutcn 
abgcfe^cn,  mct)r  ben  "grauen  al^  ben  Männern  bclannt. 

1.  Blase,  genauer  Wasserblase  in  9'^orbbeutfd)lanb,  9^oftO(i, 
6ci|)U)erin,  ^rn^lDatbc,  93erlin,  93raunfi^tt).,  Äann.,  £ingen  (nic^t  mel^r 
in  £ecr,  'Sücfcb.),  ßüneb.,  Äalbcrft.,  (Ji^l.,  '2lrtern,  3ei$,  QBeimar, 
^eining. '),  ßeipj.,  6eift;enncr^b.  3n  9ulba  neben  Wasserschiff. 
Hilmar  3b.  40  bejeicf)net  Blase  „ber  gro^e  fupfernc  ^opf,  ber  hinter 
bem  6tubenofen  in  bcn  Ofen^al^  eingemauert  ift",  al^  mittcl^cfftfc^. 
0cr '2lu^bauct  begegnet  fd)on  im  18.  3o^rbunbcrt:  Sebler^  Unio.--eef.  4 
(1733),  55  Ofen-Blase.  eeip^iger  3ntelligen5bl.  1766  6.  165: 
„^Oöaffcr^  ober  ^^eeblafe,    bamit  man  mit  "^euer  beftänbig  rcinc^ 


')  Äicr  neben  häufigerem  flammen  ou^  blaken;  ol«  lübifc^cn  Sbioti^mu« 
oerjcic^nct  6d)umann  'SJortfd).  o.  Cüb.  81  bleistern. 

2)  '2lu«  ealjungcn  unb  ^Ifenburg  Dcrseidjnct  Blase  Äcrtcl  Galj.  QBb.  7, 
•^^ür.  69,  au«  bem  Äennebcrgif^en  Spic^  3b.  28. 


^tafe  125 

fo^enbc^  QBaffer  5um  ^^cc  unb  doffcc  uftt).  ^abcn  fann."  Blase  toar 
übcrl)aupf  ^Sejcic^nung  cinc^  fupfcmcn  ®efä§c^  ^).  3m  ßübecfer  ^latt 
^ci§t  fo  nad)  meinem  ®eit)ät)c^mann  ein  bicfer  eiferner  5opf  o^ne 
<5ü§c,  ber  in  bie  glimmenbe  ^orfafc^e  gefteUf  rt)irb:  baß  ift  bie 
primitive  'Jorm  bcrfclben  Ginri(^tung. 

2.  3n  ßiolanb  ber  Grapen:  e^  ift  baß  mnbb.  grape(n), 
gropen  '^opf,  ^effcl'  6rf)iüer-£übben  QSb.  II  153,  loeftf.  gropen 
"Pl  '©efc^irr'.  QKoeffe  OSb.  86. 

3.  3n  ^önig^b.,  ^olberg  Wasserkasten. 

4.  Beikessel  in  ^iel,  Äomburg,  Äarb.,  *33remen,  Olbenb., 
O^nabr.,  Wasserkessel  in  "^aberb.,  6iegb.,  ^öln,  ^rier,  '5)re^b., 
3ci^,  dilli  ober  einfad)  Kessel  in  <5)ortm.,  Äalle,  Olmii^,  ^roppau, 
QSöIferm.  (aud)  Herdkessel),  ®münb. 

5.  ^zit  verbreitet  ift  ber  "Slu^brud  Schiff:  in  Seoer,  Siegen, 
^rcfelb,  ^5In,  ^ob(.,  QÖßie^b,,  '^ain^,  3tt>eibrücfen,  Äeibelb.,  9^aftatt, 
^onftanj,  ©onaucfc^.  (Herdschiff),  Äof,  '^Jiüncben,  ßaljb.,  6ger,  Cinj, 
"2©ien,  ^lagcnf.,  93regen5,  3üri4>,  93ern  ober  genauer  Wasserschiff: 
tn  "^ulba,  9?Zarburg  {auä)  Herdschiff),  ^aifer^I.,  <5reiburg, 
903ürttemb.,  ^fd)aff.,  9^ütnb.,  ^n^b.,  "iZlug^b.  (Schiffle),  et  ©aUen, 
alfo  in  'Jöeft-  unb  6übbeutfci)lanb,  6d)tt)ci8  unb  Öftcrrei(^. 
3n  ber  93ebeutung  '©cfä^'  ift  Schiff  f4>on  frü^  burd)  a^b.  seif  Vas' 
bcjeugf,  unb  jitjar  bebeutefc  e^  ein  ©efä^  o^ne  ^ü§e,  loie  e^  ber  ur= 
fprünglicb  in  bk  glüt)enbe  '2Ifd)e  gefteüte,  fpäter  eingemauerte  Qßaffer^ 
fcffel  tt)ar.  <2)aber  bei  ben  93raucrn  baß  Kühlschiff  jum  ^ü{)(en 
be^  93iere^,  bei  ben  ßtubenmalern  bai  Schiffchen  für  bit  'Sorben 
(^bclung  Qßb.  III  1453),  ferner  ber  9^acbttopf  (1795  nac^  ^uge 
^b."  397  belegt),  baoon  baß  Q^erbum  schiffen,  baß  nic^t  nur  in  ber 
ötubentenfprac^e,  fonbern  au6)  mun^axtiid)  fortlebt,  j.  '33.  in  2uyem= 
bürg  unb  QBeftfalen  (^b.  luj.  9CR.  379). 

6.  3n  93a^ern  unb  öfterreii^  neben  Schiff  aud)  Wassergrandl, 
Grandl,  fo  in  "Jlmbcrg,  9Zcumarft,  '^ünc^.,  Kempten  (neben  Schiffle), 
^irol,  'Jßien:  e^  ift  m^b.  grant  ®en.  grandes  ^rog,  fc^ipöb.  Grand 
C5ifc^cr  QBb.  III  789),  bapr.  Grand  <2öafferbet)ältcr  (6c^mcacr 
^b.  11003),  tirol.  färnt.  Grand  ©etreibefaften  (6d)5pf  3b.  206, 
ßeyer  ^ärnt.  ^öb.  121). 

7.  3m  93ereic^  ber  fcbleftfcben  9}Junbarf  Ofentopf,  in  93rc«l., 
^icli^,  Sudmantel,  'Sßeibenau,  Q'^eic^cnberg. 


^)  Sebtcr  a.  a,  O.  Qlbelung  QBb.  I  1043. 


I 


126  'Blofc  -  t)la§ 

8.  Wasserpfanne  in  QScimar,  Sifcna(^,  Ofenpfanne  in 
GIftcrbccg  ober  furj  Pfanne  in  ßcngenf.,  9}Jarfncuf.  (alfo  im  Q3ogt' 
lanb),  '23öt)m.--£eipa. 

9.  Wasserwanne  in  Coburg,  Gilli,  Ofenwanne  in  3udhn. 
(neben  Ofentopf),  in  öfterr.  aud)  bcmin.  Wasserwanndl. 


<3)ie  ^b.  Gcfjrifffprac^c  i)at,  um  ba^  tt)ei§c,  farbtofe,  blutleere  ^u<- 
fc^cn  ber  Äaut  ju  bejei4>nen,  bie  jtpei  "ilu^brücfe  blaß  unb  bleich. 
3n  93erlin  iff  blaß  ber  getoö^nlic^e  'iJlu^brucf  ber  llmgang^fprac^c; 
bleich  ift  93uc^h>ort  unb  mirb  ali  folcfee^  auc^  in  ber  „QSorfrag^- 
fprac^e"  gebraucht,  in  ber  täglichen  Hmgang^fprac^c  jcboc^  enticeber 
garnid)t  ober  boc^  oer^ältni^mä§ig  feiten  unb  al§  geloä^Iter  ^u^brud. 
93ci  einem  folc^cn  ©renjfall  war  c^  nun  freiließ  für  tk  93canttt)orter 
meinet  Fragebogens  fd)tt>er  fi4>  ju  entfd)eiben,  unb  bie  geograp^if^e 
QJerbreitung  lä§t  fic^  unter  bcrartigcn  Umftänben  nic^t  mit  ftrengcr 
©enauigCeit  angeben.  Smmer^in  lä§t  ftc^  aber  folgenbeS  fagen: 
©erfelbe  Sprachgebrauch  wie  in  93crlin  ^crrfc^t  in  einem  großen  ^eil 
bcS  beutfc^en  Sprachgebiete*  einfc^lie^Iicb  öfterrcic^);  auc^  g.  "33.  in 
QDöien  ift  bleich  nic^t  üblicb.  Ginc  '21u*nat)me  mad^t  oor  allem  ber 
6übn)cftcn.  3m  (S.l]a%  ift  nur  bleich  üblich,  blaß  fc^lt  entmeber  ober 
bcscicbnct  ein  Q^inb  ober  Pfcrb  mit  einem  weisen  '^kd,  befonbcrS  auf 
ber  6tirn.  ^D^ein  elfäffifcljer  ©eioä^rSmann  fcf)reibt,  ein  93orgängcr 
oon  i^m  ^abc  (um  1850)  einmal  oon  einem  ^äbc^en  bai  QBort 
blaß  gcbrauct)t  unb  bie  93auern  Ratten  bie*  ai§  eine  93cleibigung  an- 
gcfe^en,  weil  Blaß  ein  ^u^namc  fei.  Äenrt)  Dial.  de  Golm.  140  fagt 
oon  ^olmar  ,,plas  compris,  mais  peu  usite;  playx  tres  usuel 
an  sens  de  pale."  3n  £ot{)ringcn  bläch  "bleicb'.  Bläß  Weiler 
<5lc(f  an  ber  Gtirn  ber  Sugticre  (^^oHmann  QD3b.  47.  48);  bcSgl.  in 
Cuyemburg  blech  bleich,  Bless  weiter  ßtirnfledl  (^b.  lur.  ^.  35.  36); 
in  ber  6c^wcij  bleich  —  Blaß  weiter  Stirnflecf  (3b.  V  8.  149 f.). 
3n  93aben  fd)cinen  beibc  '^Ibjcltiae  bleich  unb  blaß  gebräucblic^,  auc^ 
in  ber  "^SolfSmunbart  oon  iC)anb[ct)u^St)«i'"  (2cnj  QBb.  12)  unb 
9^appenau  (^cilmgcr  ^ßb.  126).  9^act>  <5ifc^cr  ^b.  I  1162  \)at  bie 
fc^wäbifc^e  ^unbart  me^r  bleich,  aber  blaß  j.  93.  93al(ingcn), 
Oftb(orf).  ©5^e  3.  f.  b.  QBortf.  XII  200  ftreitet  blaß  bem 
6cl?wäbifc^en    ganj    ab.      '33on  baprifc^en  6täbtcn  ^aben  "Slfc^affcnb., 


bla%  —  'Sleifrtft  127 

Äof,  9}^ünc^.,  ^cmpf.,  "^lugsb.  mit  blaß  unb  bleich,  9^ürnb.,  'Qimb., 
©onauiDört^,  9'^cumarff,  *2lmbcrg  mit  blaß,  Sngolft.  mit  bleich  gc-- 
anttoortct.  ^ud)  in  ber  Q'^^einpfalj  unb  '3)armftabt  fommen  angeblich 
bleich  unb  blaß  Dor. 

Scbocb  fclbft  in  manchen  nbrblicberen  «Segenben  gehört  bleich, 
tpcnn  auc^  immer  neben  blaJß,  ber  Umgong^fprac^e  an,  '3)iel  gili 
namentlicb  oon  ßiolanb  C^otp.,  9?iga).  tjerner  ))abtn  '3)tfd).--^ronc 
(9Cßcftpreu§.),  '53rc^lau,  ^roppau,  ^abecb. '),  ^öln  bcibe  ^bjeftiöa 
angegeben. 

3n  a^t>.  unb  m^b.  Seit  finben  iptr  benfelben  Suftanb  roic  im 
heutigen  Sübtoeftbeutfd) :  abb.  m{)b.  blas  ht'ötntct  'roei^ftirnig',  a\^t>. 
bleüi  m^b.  bleich  'paUidus'  unb  i)ai  '2l(ter  be^  jiDciten  "^IbieftiDi  in 
bicfem  Sinne  tt)irb  burc^  nbb.  blek,  nbl.  bleek,  angelf.  bläc,  onorb. 
bleikr  verbürgt,  blas  'pallidus'  begegnet  jucrft  in  ^agbeburg  im 
3.  1276  (bleich  und  blas  93run  oon  Scbonebef  93.  9983)  unb  in 
*^reu§en  um  1340  bei  9^ifoIau^  oon  3ero[d)in,  feblt  aber  noc^  im 
älteren  9^^b.     QSgl.  5?(uge  ^öb.«  58.     9ößeiganb  ^b.  I  247. 


^leiftift 

Statt  be^  allgemein  bcfannien  Bleistift  toirb  in  einem  ^cil 
9^orbbeutfd)Ianb^  Bleifeder  (au^fc^lie§licb  fo  ober  neben  Bleistift) 
gefagt,  ba^  anbern?ärt^  j.  93.  in  93etlin,  ^olberg,  ioaüe,  Q33icn  uidjt 
üblid)  ift.  Bleifeder  in  ^eteröburg,  Giolanb,  ^bnig^b.*),  <5)an3., 
6cbroba,  9^oftocf,  ßc^toerin,  ^1el,  Äarb.,  ^Bremen,  Olbenb.,  ^tt)tv, 
9'^orben,  £ccr,  93raunfc^ro.,  Cüneb.,  93ücfeb.,  Äalberft.,  (?i^I.,  9}?ünft., 
^aberb.,  ^refelb,  ^öln,  ^a4)cn,  6iegb.,  ^rier,  '^k^h.,  'Julba'). 
3n  93reölau  ift  Bleistift  je^t  b^^ftgci^  '^^^  Bleifeder,  ^ud)  in 
öfterreid),  in  Olmü^,  3naim  fommt  Bleifeder  nocb  cor,  aber  nur 
bei  älteren  ßeufen,  in  ^röUenborf  '^.'t).  in  ber  'SD^unbart.  <5)a^  QBort 
iDur  alfo  früher  toeitcr  verbreitet,  ift  aber  bann  in  ben  meiften 
©egenben  oeraltct  unb  \)at  ftd)  nur  in  ^f^orb-  unb  9^orbtt)eftbeutfd)lanb 
erbalten.  Bleifeder  begegnet  neben  Bleistift  fd)on  1775  in  ^rüni^ 
Öec.  (?nc.  5,  706. 


*)  93gt.  roeftföl.  blek  Meid),  9ßoefte  QBb.  34. 

^)  ®er  Oftpreu^c  öippel  gebraudjt  eö  fc^on  1778  (mugc  «Jßb.«  59). 
')  93gl.  9Jietor  ®.  r^einfränf.   ilmgangsifprac^c   in   unb   um   9?affou 
6.  38.    Äebrrcin  93olf^fpr.  I  82. 


128  <25letfitift 

9^0^  fcltcncr  ift  ber  2Iu§bru(f  Blei  weiß  getoorbcn,  bcr  nic^t 
nur  bk  befanntc  '5art>e,  fonbern  a\i6)  bcn  93Iciftift  bejcic^net.  Blei- 
weiß '^Slciftift'  toirb  mir  für  ^nsbac^  unb  '5)eutfd)-'33ö^mcn  bcjcugf 
unb  tft  au^erbem  in  ben  fübtocftbeutfd)cn  'SDJunbarten  oertrcten,  in 
einem  ^eil  »on  Cujcmburg')  £otl)ringcu "),  (flfa§*)  6ct)tt)aben*).  3n 
ßobofi^  unb  Curcmburg  ift  bai  'SDort  ma^!.:  der  Bleiweiß  aiß  "Slb« 
fürjung  oon  der  Bleiweißstift,  in  £ot{)ringcn,  (5ll"a§  unb  '^öürttemb. 
Sf^cutrum").  "Sal  ber  ^lu^brucf  früher  t)icl  toctter  »erbreitef  tt?ar,  er* 
gibt  fid)  au^  Hamburg.  Bley-Witt-Stikken  1755  (^luge  Qi^b.«  59) 
folDJc  aui  Ivoat.  blajbas,  flajbas  '93(eiftift' '),  bai  auf  ein  \tdxi\d)ti 
Bleiweiß  beutet. 

■211^  'Slbfürjung  biefer  Sufammenfc^ungen  ift  Blei  '^Iciftift'  toett 
öcrbreitet,  5.  93.  in  oft-  unb  QJBcftp-eu§en,  93erlin,  'SJJainj,  Äeibelb., 
QR^einpfalj,  93}ürttemb.,  93ieli$,  *3Kä^rcn,  <2öien.  <5)a«  ®efd)Iec^t  bc« 
^orte^  ift  aber  t)erfd)ieben :  in  93erlin  fagf  man  nur  das  Blei  ali 
Äürjung  oon  das  Schreib-  ober  Reißblei,  in  93iclt§,  *2öien  unb 
fonft  der  Blei  al^  ^ürjung  oon  der  Bleistift;  in  ^5ntg«b.,  ©tfc^= 
5?rone,  3naim  die  Blei  für  die  Bleifeder. 

'2llle  btefe  93oäei(^nungcn  btjie^en  fic^  urfprünglic^  nxd^t  auf  bcn 
heutigen  93lcif(ift,  ber  ja  befanntlic^  nic^t  au^  93lei,  fonbern  aui 
©rap^it  ^ergefteÜt  h)irb,  fonbern  auf  feine  Q3orläufer.  "^cr  '2Iu«brudE 
Schreiblei  begegnet  in  lllöt)eimer^  93cfct)reibung  feiner  Q'^cife  nac^ 
©uinea  in  ben  Sauren  1603—4  (abgefaßt  1622)'),  1653  bd  Äar«= 
börffer  Bleystefft  (QBciganb  QBb.  I  251).  ®a«  toaren  urfprünglic^ 
bleierne  Stifte,  stüi  plumbei,  toie  fie  fc^on  (?nbe  be^  12.  Sa^r^unbert^ 
crh)ät)nt  Serben').  6tc  gaben  ^roav  nur  fd)tt)a4)e  6tri(^c  auf  'Rapier, 
aber    burd^  ^präparieren    be^  *^apier6    mit    pulocrifierter  ^noc^enafd)c 


')  "iOTofcl-  unb  9:ierfcf)crt^al  <2ßb.  tuj.  "SK.  35,  onbcrroärf«  Bleisteft  unb 
Kreijong  245. 

^)  goOmann  <2ßb.  50  Bleiwis  neben  Kräjon  308. 

«)  elf.  QBb.  II  868  Bliwiss. 

*)  ^ifcbcr  qßb.  11194. 

")  Q39I.  Äepna^  9lntibarbarug  1(1796)  267:  „Das  Bleiweis  tt)irb  oon 
einigen  unricbtig  für  'Blciftift  gobraucbt." 

«)  5)iefc  formen  nad)  tO^itteilung  oon  03.  0.  ^aQ\6  unb  "SKatiö. 

')  «aiemannia  VII  105. 

«)  3n  ber  Philosophia  ©anicr^  oon  9[)?orIet),  btc  93.  9?ofc  iöerme«  8, 
347  herausgegeben  \)at:  tenentes  stilos  plumbeos  in  manibus,  cum  quibus 
asteriscos  et    obelos   in  libris   suis   quadam   reverentia   depingebant. 


<Bletfi(tff  129 

ober  treibe*)  unb  burc^  93cftreid)cn  bc^  ^crgamcnt^  mit  93Icitr>ct§ ^) 
fonnfe  bic  QQßirfung  gehoben  tocrbcn.  9}^an  bcnu^fc  bic  93Ieigriffcl 
namcn(Iicf)  5um  £iniiercn ''),  too  fd)tt>ac^e  Striche  crtoünfd)t  toaren,  aber 
aurf)  jum  3cid)nen*)  unb  6c^rcibcn^).  *2luc^  Süberftiffe  tt)urbcn  bc- 
fanntli^)  »on  ^ünftlem  t>crtoenbef.  'Sluffälligcr  tft  c^  aber,  ba^  au6) 
an^  93Ieitt>ci§  Stifte  jum  Scic^nen  unb  6ci)reiben  bergeftellt  tourben. 
3n  Sebler^  ltnto.=£eyifon  üon  1733  ffet)t  unter  Bleiweisz  bk  9^ott8'): 
„60  ftnb  aucb  tk  93iet)lt)ei§'Stangen  5um  Seic^nen  unb  Schreiben  auf 
tt)ei§  unb  fdjtoar^  'pap^ier  überöu^  bequem."  ^ti^d)  9^euc^ 
<5ran^ön[cb-5eutfcbe^  ^b.  (Cpä-  1719)  6p.  1283  überfe^t  porte- 
crayon  „eine  9?ei^-'5eber,  toorin  man  93Iet)H)ei^  ober  Q^ötbcl  ftecfen 
fann".  '^oporoitfc^  Voc.  Austr.  I  54  R  (um  1770)  fd)reibt  Bleyweiß 
im  6inne  oon  "xRei^blei  ben  Stetcrmärfcrn,  99ßienern  unb  Äot)en(obern 
gu.  „ßtlic^e  6c^Iefier  fagen  and)  93let)tDei§fcber."  £c^on  1662 
toirb  in  ben  9^ürnbergcr  9^at^--'^rotofollen  ber  Bleyweißstefft 
genannt  (^luge  ^b."  59).  ^I^  bann  ber  ®rapt)itftift  cingefübrf 
tourbe '),  fonntcn  tk  9fJamen  feiner  Q3orIäufer  Bleistift,  Schreib-, 
Reißlei,  Bleiweiß  um  fo  e^er  auf  i^n  übertragen  toerben,  al^  ber 
©rap^it   fclbft  plumbum  marinum,  Wasserblei  hieß.      3ur  Unter- 


^)  93gl.  hai  ?!KfIr.  üon  <£Ka9crnc  (1620-44)  bei  g.  93erger  93citr. 
j.  gntnjicftgggefcf).  ber  9?^altecfcnit  IV  (^^^üncben  1901)  176. 

2)  Um  1500:  Ql^ottenbac^  Sc^riftrocfcn  im  ^Jca.^  94. 

«j  <2ißaffcnbacb  a.  a.  O.  207  (1259  n.  et)r.).  '23leilinien  (aber  na&)  <33ecf- 
monn  93epträge  jur  ©efc^.  ber  grfinfcungen  V,  1800  6.239  mittel«  einer 
bleiernen  6 cb ei be  gejogen)  njcrben  f(i)on  im  Altertum  ermähnt:  datull  22,7 
membrana  directa  plumbo. 

*)  Cennino  Cennini  (um  1400,  (Jifelbergers  Quellenfcbr.  f.  Äunft- 
gcfcb.  I  S.  10.  93crger  0  a.  O.)  bcfcbreibf  ben  93lciffift  ,qui  se  faict  du 
plomb  de  vitres  fondu  (gefcbmol^cne^  ^cnfterblei)  et  jet6  en  forme  de  crayon 
puis  esguis6  (gefpi^t)  auec  vn  cousteau  ....  L'inuention  de  ce  crayon  ou 
plomb  est  fort  belle''  ufn). 

5j  So  bcnu^tcn  bic  Subbier  bei  ben  QJorlefungen  in  *^ari0  (Jtibe  tii 
12.  3^#.  'stilos  plumbeos'  ju  9iotijcn,  niic  ftf)on  oben  8.  128  A.  8  erroäbnt 
ttjurbc.  lllä^eimcr  öcrroenbet  1602/3  ^cpier  unb  Scftreibblei  tt)ic  n>ir  ein 
9^oti5bucb:  „tan  id)  bete  oUcit  papir  unb  frf)rcibblei  be^  mir  geljabt,  unb 
folcbe«  ^u  bem  cnbe,  bog  n^an  ic^  etwan  ctn>a§  fonberlid)  ober  feltjam?  gc- 
jcben,  icb  baii  fclbig  ccrAeicbnet  ober  reiben  tcnbfe"  ("^Ilcmannia  Vn 
105). 

^  "IPieberbolt  im  Sompenbieufcn  unb  Sf^u^barcn  Äauäbaltunge-fepifon 
(93amberg  1745)1  180. 

')  ®ie  erfte  Grwäbnung  be^  ©rapbitftifte^  »eift  QSccfmonn  93cpfr. 
j.  ®cfc^.  b.  €rfinbungcn  V  240  au«  6onr.  @e«ner  De  rerum  fossilium  f iguris 
Äreffc^mer,  QaBottgeoör<H5t)ie.  9 


130  95leimft  -  bloS 

fc^cibung  tourbe  er  auc|>  schwartz  Bleyweiß  *)  —  eine  Gontradictio 
in  adiecto  —  ober  Schwarzes  Reißblei '^)  genannt.  Bleiweiß- 
schneider  loar  im  18.  3af)rf)unbert  bcr  Äanbwerfer,  ber  ben  ©cap^it 
für  bie  6tiffe  3ufd)nitt^).  "iä^nlic^  ^at  ber  ©rap^ifftiff  in  Stallen  ben 
9'iamen  feinet  93or(äufer^,  eine^  9Rotftifte^,  geerbt;  bcnn  ital.  lapis 
unb  matita*)  gcl)en  auf  lapis  haeraatites  '9'^ötel,  rote  treibe'  jurüdE. 
0ie  italienifc^en  ^aler  oerroenbcten  Stifte  aue  roter  unb  auö  fc^toarjcr 
treibe;  le^tere  unterfd)icben  fie  aii  lapis  nero  ober  matita  nera 
oom  Q'^otftift  ■*).  Um  fo  leichter  fonnte  bann  ber  *21u^bru(l  matita 
fpöter  für  ben  fc^toarjen  ©rap^itftift  htibz\)a[tm  ipcrben.  'Sluc^  franj. 
crayon  (oon  craie  treibe)  bejcic^net  oon  i)au^  au^  einen  ^reibeftift 
unb  mürbe  juerff  auf  ben  93(eigriffel  *),  bann  auc^  auf  ben  ©rap^itftift 
übertragen. 


<5)a^  "Slboerb  bloß  im  Sinne  oon  nur  tt)irb  in  bcr  3.  b.  btfc^. 
Spracboer.  18  (1903),  60  al^  tt)cnigcr  ebel  unb  nic^t  fübbeutfc^  be^ 
jei4)net.  3n  ben  mir  geworbenen  Qlu^fünften  tt)irb  aber  bloß  für  faft 
tai  ganje  bcutfcfee  (Sprachgebiet  angegeben.  9Zic^t  bejeugt  n)irb  e^ 
mir  für  Ceer,  93üc!eb.,  Äoljt).  a.  b.  6bcr,  Slftcrb.,  ßengenf.,  x^rciburg, 
Ccifmer.,  935^m.--Ceipa,  Sglau,  3naim,  w0^ä()r--Scbönberg,  Siebenbürgen. 
3n  ben  '30^unbarten  fet)lt  cö  allcrbing^  oiclfac^,  3.  93.  in  ben  nicber= 
beutfrf)cn,  bie  bafür  man,  im  Sübt)arä  raant  gebraud)cn,  im  Ober-- 
fäc^rtfd)=Sr5gcbirgif4)en,  mo  nac^  xOZüUcr='5raurcut^  ^b.  123  bloß 
erff  ncucrbing^  au^  9'^orbbeut[cf)lanb  unter  ©cbilbcte  einbringt  in 
Sä^cn  tt>ie  Sei  bloß  nicht  so  dumm!,  teilmeife  in  Öiterreic^  loo  nur 


ö.  104,  Stiric^  1565,  nac^:  plumbi  cuiusdam  .  .  .quod  aliquos  stimmi  Anglicum 
vocare  audio 

')  3'blerS  £lnio.-2cE.  4,  140.  '21nbcrc  9^amcn  waren  noc^  Test,  Zwitter, 
Bley.Schweiff. 

*)  ^rüni^  Oec.  gncpct.  5  (1775),  704 

»)  «abelung  <5Bb.  I  1072. 

'•)  '5rüf)er  amatita.  S.  Vocab.  della  Crusca  unter  lapis,  matita.  amatita. 

^)  Vasari  Vite  de'  pittori  I  154:  Questi  [disegni]  si  fanno  con  varie 
cose;  cioö,  0  con  lapis  rosso,  che  ö  una  petra  la  quäl  viene  da  monti  di  Ale- 
magna  .  .  .  .;  0  con  la  pietra  nera,  che  viene  da  monti  di  Francia. 

»)  crayon  de  plomb  SJiapcrnc  bei  'Scrgcr  a.  a.  O. 


I 


( 


bloS  —  ^lumcnfo^l  131 

(in  ^uffec  grad,  erst)  gefagt  toirb  ^).  dagegen  in  ber  Sc^tDcijcr 
'3}?unbart  ift  e^  naci)  3b.  Y  157  vertreten,  auc^  in  bcr  ^ebcutung 
'faum,  eben  erft',  in  bcibcn  ^ebeutnngen  auc^  in  Sc^toabcn  (tyifc^er 
<2Bb.  I  1215).  3n  ^olmar  plps  'seulement'  Ä^nrt)  Dial.  d.  Colm.  140. 
•Scfonbers  üblich  ift  bloß  'nur'  in  ^rcu§.--  unb  !Öfterr.--(2d)Icricn:  in  3ucf= 
mantel  unb  ^eibenau  ift  umgefebrt  nur  feiten  unb  fremb  ^).  ^o  bloß  in 
ber  ^O^unbart  fe^lt,  toirb  e^  allerbing^  oft  aucb  in  ber  \)b.  llnigang«fprad)c 
feiten  fein.  ®ic^  toirb  mir  5.^.  pon  Olmü^  angegeben.  3n  9^eic^cnbcrg  ge= 
braueben  fotoo^t  bloß  alg  nur  meift  nur  gcbilbctere  iareife:  hai  gc= 
toöbnlicbe  ^böerb  üon  ber  93ebeutung  'nur'  ift  ^ier  hk  htiithtt 
fd)lefifc^e  ^artifel  ock^)  (im  Äul)länb(^en  ocker,  naff.  ackers  = 
m^b.  ockert  ockers  og,  ai)i).  ekkorodo):  fte  ift  fclbft  in  bcn 
^ö^eren  ®efetlfd)aftsfrcifen  oon  '3'vcirf)cnberg  üblic^. 

9^oc^  ben  x)^ac^tt)eifen  im  <5)9[Bb.  II  149  tvitt  bai  ^bocrb  bloß 
crft  in  früf)nl)b.  3eit  auf  unb  auc^  ha  nod)  feiten;  £ut^er  feljU  es. 
ioenifd)  ^.  £pr.  (1616)  423  i)at  nur  abjeftioif4)e6  bloß  :  (Sin  ar^et 
bcr  allein  auf  bie  blo^e  ^rfa^rung  ge^et. 


'^Btumenfof)! 

Brassica  botr}i;is  cauliflora.  0er  9^ame  Blumenkohl  ift  in 
ßiolanb,  faft  ganj  ®eutfd)lanb  unb  ber  Sc^weij  (^ern,  0t.  ©allen) 
üblicb.  ©afür  Karfiol  in  ganj  Öfterreicb,  ^reuß.-Oberfc^leften; 
in  '23ai)em  unb  Württemberg  neben  Blumenkohl.  '5ür  *3J?ünc^en, 
■^lug^b.,  ^empt.,  9^eumarft  toirb  nur  Karfiol,  für  <5)onauto5rtt)  unb 
Äof  bcibc  9^amen,  für  '2lfd)affcnb.,  9'Jürnb.,  "Slnsb.,  ^mberg,  3ngoln. 
nur  Blumenkohl  angegeben,  le^teres  auc^  für  3üricb,  ferner  3glau, 
6ifli,  93luben3,  Äcrmangft.,  9)Zcbiafcl).  <^a  e^  biefcn  Sl'o^l  nic^t 
überall  gibt,  fo  fet)lt  in  mancf)en  Orten  (3.  ^53.  in  ^röüenborf  9^.--ö.) 
ein  21ugbrucf. 

®er  93lumenfot)l  ift  fpäteftcns  im   16.  3a^rl)unbert    nac^  ©eutfc^-- 


')  "Sluf  bcm  'Je^len  ton  bloß  beru()t  bie  in  ocvfc^iebenen  ©cgcnben  er- 
jö^Ue  '2lnelbotc  »on  bem^Saucr,  ber  an  bcr  95a^n^of6faffc  eine  '^ai^xtavU 
»erlangt  unb  ali  it)n  ber  Äaffiercr  fragt:  „93lo§  eine?"  ertoibert:  „3ö 
tt)o   foü  icb  benn  eini  blasen V"     Bloß  =  nur  toar  ibm  alfo  unocrftänbltcb. 

^)  ®ie  fc^lef.  =3}^unöart  bat  ein  gleiAbebeutenbeg  blaßig,  bie  naffauifc^c 
blößlich  =  mbb.  bloezliche  (5^ebrein  QSolfäfpr.  I  83). 

')  <33gt.  über  fte  QBeinbolb  93eitr.  66. 


132  93lumcnfo^t  —  ^obcn 

lanb  au^  Stalten  gcfommcn,  baß  t^n  fcinerfcif^  a\xß  d'^ptm  (nac^ 
^Ibclung  93)b.  I  1088  aug^rcta)  erhalten  ju  ^abcn  f4)eint ').  Äo^bcrg, 
Georgica  curiosa  (9'^ürnb.  1682)  I  495  fagf  t)on  Caulifior  unb 
Gaulira  vi:  „®icfc  bct)berlct)  ©afmngcn  ^ot)(--©ch)äc^fc  ftnb  oor 
ctUc|)en  Sö^rcn  auß  Stalten  in  unferc  ^eutfc^en  Cänbcr  fommcn; 
toerben  i^unb  in  allen  t)ornel)mcn  ©ärfen  t)äufftg  gcpflan^f",  unb 
5lmaranf^e^  toicbcr^olf  biefe  "Eingabe  no(^  im  3a{)re  1715.  3n 
^irflic^feit  iff  aber  biefer  ^ol)l  f(^on  im  16. 3a^rt)unbcrt  nac^ 
©eutf^lanb  gefommen:  baß  ältcfte  Scugni^,  baß  id)  finbe,  iff  bcr 
93ricftJ?e(^fel  bc^  ^f^ürnbergcr^  93altt).  *^aumgartner  mit  feiner  ^rau, 
ber  er  im  3.  1587Gavolifior  au^'Jranffurt  fc|)icft(^u^g.  öonStein^ufen 
©.  80).  3m  folgenben  3a|)t  finben  n>ir  in  ^abernacmontanu^  ^reuter= 
bud^  n  (1588)  1 11  fc^on  ben  beutfd)en '3'^amcn  Blumenköll  =  Brassica 
prolifera  Florida:  „"3)ie  Staliener  nennen  it)n  Gaulifiori"  (6.  109)*). 
'3)iefe  "^orm  \)at  no(^  baß  Wiener  ^o(^buc^  oon  1708  6.  71, 
Kauliflor  btc  QSiener  Seitung  oom  15.  9'^oo.  1783.  "Sarau^  burc^ 
<ablüräung  Kauli,  baß  Nicolai  9^eifc  V  310,  <33et)lügc  103  alß 
öfferrcic^ifc^  neben  Garfiol  oeräeic|>nef.  SÜJJtf  Umftellung  bcr 
eiquibcn  enfftanb  Garifiol  (17.  3^.)'),  feit  1715  («HmaranfM) 
Carfiol.  ^aß  ifalienifd)e  Karfiol  toar  früher  toeiter  »erbreitef,  nac^ 
93crnb  ©eutfc^e  6pr.  in '^^ofen  (1820)  114  auc^  in '^ofen,  ec^lellcn, 
Oberlauf!^,  Qad^^tn  (ba\)tv  1715  beim  ßeipjigcr '2lmaranf^e^),  tt>avb  aber 
burc^  bie  beutfc|)e  £lberfc^ung  Blumenkohl  immer  me^r  ocrbrängf,  in 
93apcrn  unb  Württemberg  crft  feit  neuerer  Seit*). 


ber  obcrfte  9^aum  eine^  Äaufe^  unmittelbar  unter  bem  ^a(S), 
genauer  ber  Dachboden,  ^ie  93cäci(^nung  btefe^  9?aume^  in  ben 
90?unbartcn  ift  eine  fe^r  mannigfaltige  unb  ba^er  aud)  in  ber  l)ö^eren 
llmgang^fprac^e     feine     eint)citltc^e.      1.    ®er    »erbrcitetfte  '^lu^brudf 


^)  Q3gt.  bie  im  17.  unb  18.  3^.  oortommenbcn  tat.  9^amcn  brassica 
Pompejana,    Cyprica  Gtieler  ^.  6pr.  1002.   Scblcr«  Hnio.-ßej.  4  (1733),  110. 

')  öcnifd)  '5.  ®pr.  588  bcjcic^nct  1616  ben  Carifior,  Brassica  medullifera 
frf)on  alß  „ben  "ülucjöburgcrn  bcfannt"  (Augustanis  nota). 

2)  „®er  Heine  '^flan^cltöl)!,  fo  man  ben  Carifiol*nennct*  ©uorinoniu« 
®ie®ren)el  (1610)  6.565.  Garifiol  Älcin  ^roö.-<2ßb.  (1792)  I  73  alß  bapr. 
Carifior  öcnifi^  (1616)  a.  a.  O. 

2)  (Sin  anbcrcr  bcutfd^cr  'S'^amc  xoav  Käsekohl,  no(^  *2lbclung  QOBb.  I 


93obcn  133 

Boden  iff  oftbcuffc^  ^).  3n  9florbbcutf^Ianb  reicht  er  äicmli^  toctt 
toefflic^,  b.  i).  er  ift  nur  oon  bcn  9'^{)einlanbcn  au^gcfd)Iojfcn,  erftrcrft 
ftc^  alfo  hü  ju  ben  h)cftlid)ftcn  teilen  oon  Äannooer  (£cer,  Cmgen, 
O^nabvüd),  ferner  über  ^cftfalcn  unb  Äeffen,  too  freiließ  fc^on  ta^ 
tocftbeutfc^e  Speicher  fonfurriert.  'Jür  ^vantf,,  <5)armft.  tt)irb  mir 
Boden,  für  Äol^^aufen,  ßaubad),  "^OZains,  'Söie^b.  Speicher  ange- 
geben, ^ann  hilhzt  bic  baprifc^-iDÜrtfcmbcrgifrf)c  ©renje  bie  toeftli(^c 
©renje  oon  Boden,  ba^  alfo  in  93at)crn  gebraucht  toirb.  QBciter  ift 
c^  in  ganj  öftcrrei^)  au§cr  ^irol  unb  bem  toeftlic^cn  Kärnten 
(®münb)  üblic^. 

3n  Äermannffabt  unb  93iftri^  Aufboden,  ©a^  <2Bcrt  Ober- 
boden ^  fenne  ic^  nur  au§  93üd)crn  in  bicfem  Ginne  (^bclung 
•Job.  u.  b.  093.,  6c^ambac^  QBb.  u.  böne).  Aufkammer  \)aht  iä)  in 
einem  QRoman  öon  ^lincf-ßüfct^burg,  "^oclfc  9}iein^arbi  (1898) 
6.  10,  ber  im  Gm^gau  fpielt,  gelefen,  o^ne  t>a^  mir  bie  93ebeutung 
gonj  flar  ipurbe. 

3.  '^öcffbeutfcblanb  braucht  ben  'Jlu^brud  Speicher,  alfo  im 
9'iorben  tk  9?l)einproDin5  ^)  unb  oereinjclf  auc^  dftlicberc  Orte,  toic 
6iegen,  "^Irn^berg,  Gaffel  (neben  Boden).  Reifer  t)it  '^falj,  (?lfa§ 
(ogl.  eif.  <2Bb.  n  534),  £ott)ringcn  (^oHmann  QBb.  485),  ßupcmburg 
(QBb.  luf.  ^.  413),  93abcn*)  unb  übcrgreifenb  nac^  93at)ern,  too 
j.  93.  in  ^fc^affenburg,  ©onautoört^,  ^ünc^en ")  Speicher  neben  Boden 
öorfommt.  9)^an  fagt  auc^  Oberspeicher  (2lac|)en),  lujemb. 
'eweschte  Speicher.  3n  '^Beften  toirb  Boden  in  biefer  ^ebeutung 
garnid)t  oerftanben. 

4.  3m  9^orbö)eften,  in  <^efcl,  ^refelb,  (flbcrfelb  begegnet  für 
Speicher  auc^  Söller,  baß  and)  ^belung  ^b.  I  1109,  IV  135  al^ 
6t)nont)m   oon  Boden  fennt.     Q3gl.  mnbb.  soller  solder  nbl.  zolder 


1088  »cgcn  bcr  "iäl^nUc^fcit  ber  <23Iume  (oft.  Rose)  teß  ^ot)li  mit  gcf öfter 
^ilc^:  Käßköhl  bei  Äo^berg  Georgica,  Äod)bucl)  (1715)  IH  e.  76  alü  fränftfc^ 
bei  Älein  '^oo.-QEßb.  I  219,  im  *5Jo9tlanb  unb  5)ot)enlo^e  nac^  ^oporoitfc^ 
gScrfud)  (1780)  266. 

1)  ®cr  Getiefter  Gteinboc^  Q33b.  29  bezeugt  Bodem  locus  superior 
aedium  für  baö  3-  1725. 

^)  3n  '5irol  'Simmerberfc',  f.  unter  Decke. 

3)  eitcrorifc^cr  <33eleg:  £.5)10,  ^Sirago  (6oorgcbict)  388.  Trocken- 
speicher 313. 

*)  3n  9?appcnau  lommt  fi^on  munbartUc^  Boden  neben  Speicher  oor 
gKcifingcr  QBb.  131.  176. 

^)  3n  *37iünc^en  fagt  mon  auc^  am  Kasten  ftatt  auf  dem  Boden. 


134  93ot)€n 

'93obcn'.  dlaö)  £.  Nobler  kleine  6c^nftcn  221  finbet  [\ä)  Soller 
in  bicfcm  6inn  and)  in  bcr  toeftlic^cn  Sd)n?ci5  hii  jum  ßmmcnt^al. 
^opotoiffc^  Voc.  Austr.  I  fol.  58  f(^rcibt  Söller  für  feine  Seit 
6d;h)abcn    unb  Oberf€f)(efien    (bie^  mit   '^Scrufung    auf  Goler^    Äau^-- 

bucb)  8«- 

5.  3m  fübh?eftli(^cn  ^eutfd^lanb,  in  QCßürttemberg,  ^onftanj, 
&^a^  Bühne.  ©er  (5lfa§  pertt)cnbet  alfo  bie  bcibm  'Slu^brüde 
Speicher  unb  Büline,  5?olmar  3.  93.  nur  bcn  le^teren  na(i)  iöenri) 
Dial.  de  Colm.  218.  '2)ZunbartUd)  ift  bicfe  ^Sejcicbnung  oiel  tueiter 
oerbreitet:  fc^tocij.  Buni  Büni  3^.  IV  13 19  f.,  Fürbüni  I  579.  Äeff. 
Büne,  meift  Oberbüne,  in  9caffau  Hochgebüne  'pfifter  9Zac|)tr.  39. 
^et)rein  QSolfsfpr.  101.  ^uf  nbb.  ©cbiet  Böhn(e):  preug.  Bon 
^rifc^bier  ^b.  I  96,  (üb.  Bibön  Schumann  ^ortfi^.  20,  gbtfing. 
böne  6d^ambac^  "^b.  29.  Bohne  'obere  Scblaffammer'  Äilbe^^eim 
oerjeii^net  ^lein  *^roü.=^b.  I  56.  3n  ben  ®itmarfd)en  bön,  im 
©auerlanb  bün  nadf  ©rimmc  '^lattb.  ^unbarten  149. 

6.  ^irol  unb  Kärnten  fagen  das  Unter  dach.  Q3gl.  ©reinj 
in  bcr  ^itoler  9^oöcÜe  3m  Äerrgott^ioinfcl  0.  55 :  vom  Unterdach. 
•SJJan  braucht  aud)  bie  QOöenbung  unterm  Dach.  3n  Kärnten  ift  oon 
9^ürben  ^er  Boden  eingebrungcn  unb  ba^er  in  .^lagenfurt,  Q35l!ermar!t 
neben  Unterdach  in  ©ebraucb.  Unterdach  !ommt  andi)  in  ber 
6c^tt)ei5  oor,  3b.  I  579. 

7.  ®a  ber  ©adbraum  julüeilen  einen  (?ftricbfu§boben  \)at  *),  fo 
fü^rt  er  in  ^irol,  93Iuben5,  einem  ^eil  ber  Scb^eij  (93ern,  nac^ 
3b.  I  579  QUO)  "Slargau,  93afel,  ©raubünben,  6c^aff()aufen,  ^bw'^saw) 
ben  9^omcn  Estrich.  ScbiDeijer  öc^ciftfteHer  toenben  i^n  aud^ 
litcrarifcb  an,  j.  93.  Äecr,  *2ln  beili^cu  QBaffem  50.  92,  6c^affner,  ©ie 
golbene  'Jra^c  233  (neben  Speicher  0.  178)'). 

8.  3n  93regen3,  <5)ornbirn  ^ei§t  ber  93oben  Aufzug,  ögl. 
fc^toeij.  Ufzug  (3b.  I  579). 

9.  3n  Süric^  Winde,  offenbar  weil  urfprünglid)  auf  bem  <5)o(^-- 
boben  ficb  t)k  'Jöinbc  befanb,  mit  ber  ba^  ^orn  ober  Äcu  ^erauf-- 
gejogen  tourbe. 

10.  3n  et  (§aaen  Diele.  9Jg(.  6talbcr  93erfuc^  I  282,  Äunjifer 
•iHargauer  QBb.  53,  Gc^iocis.  3b.  I  579.    3n  ^irol  j.  93.  90^cran  munb- 


^)  <33gt.  0af9pobiu^  Dict.  (ötrapg.  1537)  u.  Solarium  .  .  .  Oberer  saal, 
oder  gemach  des  hauß  welches  gepflestert  ist. 

°)  93cmcrfcn^n)crf  ift,  &a§  aucb  6fcgcmonn  in  bem  clfäffifö^en  9^oman 
Sö^nc  b.  9lctc^«lanbeg  136  Estrich  für  ©ac^boben  fd^reibt. 


<23obcn  —  93o^nc  135 

axüx6)   Dill  ©ac^bobcn  für  ba§  Unterdach  bcr  ©ebilbefcn  (ogl.  ouc^ 
6c^5pf  3b.  83).     dlad)  ^opotoitfd)  Q3erfuc^  83  and)  fc^lpäbifc^. 

3u  bicfcn  äa^Ircid)en  93e5cid)nungcn  be^  ©ai^raumc^  gefcHcn  ft^ 
noc^  tncl)r  in  bcn  9!Runbartcn.  9^amentlic^  bte  6(^tDeiä  ift  rcic^ 
baran:  Hoberi,  Fürbüni,  Schütti,  Schluff  (6d)toci5  3b.  I  579), 
Reiti,  Webbi  (£.  Nobler  kleine  6c^r.  221)^).  ^ur^cff.  Laube'), 
in  '2ßalbccf  Balke  (93aucr  QBb.  9),  im  6aucrlanb  Balke  unb  Hille 
(©rimme  ^lattb.  ^m.  149)  u.  a.*).  ^in  ^cil  bicfcr  <2Iu§brüdc  begießt 
jtc^  auf  ben  ©cfrcibe-  unb  ioeuboben  ttß  93auernt)aufc^.  Boden, 
Bühne,  Diele,  Balke  bcjcic&ncn  bic  ^orijontalc  '33alfcnfd)ic^t,  burc^ 
bic  biefcr  ®arf)raum  öom  Srbgef(^o§  abgegrenzt  toirb.  Boden  bebeutef 
überhaupt  '6fO(itt>erI' *).  3tn  erbgefc^öffigcn  ioaufc  ift  aber  bcr  '^a(i)= 
räum  ber  einjigc  6tod  ober  *^oben,  fo  ba^  ^ier  Boden  bie  ^336-- 
bcutung  oon  0a(^raum  erhielt.  3cne  '33Qlfenf4)id)t  btlbet  gugteic^  bic 
©crfc  bc^  baruntcr  bcfinblid)cn  9^aumc^,  ba'pcr  bebcutcn  Bühne, 
Diele  auc^  bie  Simmerbecfc  (f.  unter  Decke). 


Phaseolus  vulgaris  L.  Stangenbohne,  ®arten=  ober  6c^min*- 
bo^nc.  3n  öftcrreid)  mit  ^u^na^me  Q3orarIberg^  unb  bc^  nörblid)en 
93ö^men^,  too  nur  Bohne  gefagt  toirb,  beftei)t  für  biefe  '^flanjc  ber 
9^ame  Fisolen  (in  3üuernig  Fassolen),  unb  ^ipar  bejeic^net  er 
meift  bic  grünen  Schoten '),  n)äi)renb  bic  reifen  toei^cn  Samenfömer 
toie  in  ©cutfc^Ianb  Bohnen  genannt  toerben,  ba^er  Bohnenpüree, 
Bohnensuppe'^.     '5)icfcr     6pra4>gebrouc^    gilt    in    9^icberöfterrei(^, 


^)  '^an  fann  natürtid)  bei  ber  ötgcnarf  ber  Sc^tt)ei5cr  Sprac^-- 
öcr^ältniffc  au^  bie  oben  ole  ^b.  oerjeic^neten  'iJlugbrücfe  Winde  unb  Diele  al^ 
munbartlic^  betrachten. 

■)  <23lumfd)cin  ^eftfcbr.  5.  ll.<S>ffd).  9^cup^iIotogentage  1904  6.23. 
Äc^rein  QSotfäfpr.  I  259  u,  Lawe. 

*)  <2lbelung  QBb.  I  1109  ern)ä^nf  noc^  ein  nbb.  Oken. 

*)  ®a«  bemerft  f*on  ^Hbelung  <2ßb.  I  1009.  Sr^alfen  ^at  ftc^  bicfc 
Q3ebeutung  oon  Boden  noch  je^f  in  Salzburg:  man  fauft  ftc^  bort  einen 
Hausboden  b.  l).  ein  StorfttJcrf,  benn  manche  Ääufer  ^aben  bafclbft  nic^t  nur 
einen  <23cn^er,  fonbern  jcbeö  Stocfwerf  ^ot  feinen  eigenen  ^efi^er 
(nic^t  gjiietcr). 

*)  3n  ilntcr-QBaltcröborf  i)ti%tn  biefe  Fisolenschärln. 

')  ®tc  ^emerfung  öon  "Pfeiffer  im  9?cgifter  ju  Äonrab  d.  'SJZcgcnbcrg 


136  «o^ne 

®VQi,  6iebenbürgcn,  jcboc^  nt(^f  3. 93.  in  (Silli,  too  Bohnen  unö 
Fisolen  glcirf)bebcutenb  finb.  9}Janc^c  Öftecreirf)cr  finb  ftc^  überhaupt 
niii)t  tlav  barüber,  ob  unb  tt)ie  beibc  ^u^brücfe  ju  untcrfc^eibcn  finb  *). 
3n  9??ä^rcn  (Olmü^,  3g(au,  3naim)  unb  6c^leftcn  ift  Fisolen  faft 
aflctn  üblic^.  3n  93icli5  nennt  man  bic  gef(^nittcncn  ©c^otcn  Schnitt- 
bohnen (roie  in  93crlin  Schneidebohnen  im  ©cgcnja^  ju  ben 
Brechbohnen,  bic  gcbrocf)cn  n)crbcn)  unb  fagt  fonft  nur  Fisolen. 
llmgefci)rf  fc^It  in  ber  9}iunbart  bc^  9}ZüI)Ioiertcl^  bei  ßinj  Fisolen 
unb  bcftel)t  nur  Bohnen;  ebenfo  fe^lt  Fisolen  in  '^Brcgenj  unb  ift 
feiten  in  QSlubenj.  3n  903ien  »erben  bk  grünen  6c^otcn  meift  Fi- 
solen, bic  h)ei§cn  Körner  Bohnen  genannt,  boc^  toirb  biefer  Untere 
fc^icb  nic^t  ftreng  innegehalten  unb  5.  93.  bai  ©cric^t,  bai  in  ^cutfc^-- 
lanb  Weiße  Bohnen  ^ci§t,  auc^  al^  dürre  Fisolen  bejeic^net. 
9^.  ^nd)  glaubt  fic^  3U  erinnern,  ba^  früher  b.  \).  oor  30—40  3a^ren 
überhaupt  nnr  Fisolen  in  QBien  gebräuchlich  toar. 

"Slu^er^alb  öfterreic^g  fommt  Fisolen  nur  noc^  munbartlicfe  »or, 
fo  in  ber  6cf)n)ei5  in  ben  <5ormen  Fasöle,  Fisole,  Fischöle,  Fesole, 
Fäslen  ßc^toeij.  3b.  I  1063.  1065;  aber  in  3üric^  gibt  e^  bicfe* 
<2öort  nic^t,  fonbern  nur  Bohne,  unb  auc^  ©t.  ©allen  unb  93ern 
l^aben  mir  Bohne  angegeben.  93gl.  6d)mei5.  3b.  IV  1310.  3n 
93at)crn  gebt  ebenfalls  Bohne  burc^.  Sc^mellcr  9Ö3b.  I  768  fennt 
Fisolen  nur  „bei  ©ärtnem".  ^lein  '^roo.-^b.  I  114  oerjeic^net 
noc^  Fisohlen  aU  5ft.  unb  bapr.  3n  QCßürttemberg  ift  ä^ar  Fasol®, 
Fisol®,  Fasel®,  Fisel®  munbartlic^  vertreten,  aber  bie  ^Scjeic^nung 
Bohne  nac^  'Jifc^er  Q<i))x>äb,  ^b.  II  963  allentl)alben  im  Sune^men 
begriffen  unb  ift  bai  in  ber  f(^rt)äbifcl)en  ©emeinfpracbc  übliche  'Jßort. 
3n  S'Zorbbeutfcblanb  liegt  eine  6pur  bei  9Zamen^  Fasole  in  bcm 
93crbum  fassein  oor:  fo  nennt  man  in  93erlin  ein  ©piel  mit  93o^nen= 
förnern,  bie  babei  mit  ber  gegen  bie  5:ifd)fante  gefcl)lagenen  Äanb 
emporgefd)nellt  »erben. 

Bohne,  a\)b,  bona  mt)b.  bone  ift  oon  Äau^  au^  9^amc  einer 
»on  Phaseolus  öerfc^icbenen  ßcguminofengattung,  ber  Vicia  faba  L., 
ber  6aubol)ne,  ^clb--  ober  '2icferbo^nc.  <5)a^  frühmittelalterliche 
Capitulare  de  villis  imperiahbus  c.  70  orbnet  ^»ar  an,  in  ben 
©arten    ben    fasiolus    »ic    bk   fabae    maiores    (bic  al*  menfd)lic^e 


6. 754:  „3n  9iiebcröfterrci(^  gibt  eS   feine  "Sonnen,   nur  Fisolen",   trifft 
^eutc  nid)t  mel)r  ju. 

')  'SJicine  Solaburgcr  ©ewätjr^männcr  meinten,  gcfoc^t  ^ei§c  ba^  ©e« 
müfe  Bohnen,  ro^  Fisolen. 


■^01)116  137 

9^al)rung  bicnenbe  größere  ^rt  ber  <2aubot)nen,  bie  ^uffboi)nen)  ju 
p^anäcn^).  "^Iber  biefc^  früher  ^arl  bem  ©ro^en  5ugcfd)nebenc  (Sbift 
ift  nac^  <2)opfc^  ^  oiclmc^r  in  ^quitanicn  cntftanbcn,  unb  ber  '2lusbruif 
Welsche  ober  Römische  Bohnen,  ber  minbeftens  feit  bem  16.  '^a\)v- 
^unberf  bem  Phaseolus  beigelegt  »irb  ')  unb  noc^  jc^t  in  ber  Sc^tocij 
munbartlic^  fortlebt*),  beioeift,  ba^  biefc  ©emüfepflansc  ftü^tv  in 
'3)cutfcf)Ianb  nic^t  rec^t  ^eimif(^  toar  unb  alß  italienifd)er  iberfunft  galt, 
tDO^l  aud)  auß  Stalten  cingefüljrt  würbe.  3n  älterer  3cit  toirb  fie 
öon  ber  Vicia  faba,  ber  ber  9^ame  Bohne  öorbel)alten  bkibt,  burc^= 
au^  unterfcf>icbcn  unb  mit  ber  Wertform  ber  oberitalienifc^en  '2)ialc!te, 
fasoP),  bejeic^net,  t)on  ben  (gärtnern  auct)  mit  ber  lateinifc^en 
S'Zamensform  Faseolen ')  ober  Phaselen  ').  <2öegcn  ber  ^2il)nlic^!eif 
ber  ©amcnförner  wirb  fie  bann,  wie  bemerft,  feit  bem  16.  Sa^r^unbcrf 
auc^  Welsche  Bohne  genannt  unb  fd)lie§lic^,  nac^bcm  fie  immer 
beliebter  geworben  unb  hk  ec^tc  ^ol)ne  au^  ber  beutfd)en  ^üc^c 
faff  ganj  oerbrängt  ^at,  fd)lcc^tl)in  al^  Bohne  bcjeicbnef.  9'^ur  in 
ben  Stauen  junäc^ft  gelegenen  ©cbicten,  öfterreic^  unb  Sc^toeij,  er= 
I)ält  ftc^  Fasole  ober  baß  barau^  entftellte  Fisole^),  "i^luc^  {)ier  aber 
werben,  wie  wir  fal)en,  bk  wei§en  Sameuförncr  als  Bohnen  ht= 
jcic^net,  weil  biefe  eben  benen  ber  Vicia  faba  fe^r  ät)nlid)  finb, 
toäl)renb  beren  grüne  6cf)otcn  faum  gegeffcn  werben,  alfo  auc^  nic^t 
®efo^r  laufen,  mit  benen  bzß  Phaseolus  oerwed)felt  ju  werten. 

*)Mon.  Germ.  Hist.  I  p.  186  Volumus  quod  in  horto  omnes  herbas  habeant, 
id  est  .  .  .  .  fasiolum,  ....  fabas  maiores  .... 

■2)  0opfd),  <2ßirtfd)aftgentro\cflung  ber  Äarolingerjcit  I  i;i912)  39 ff. 
93iertcljat)rgfc^rift  für  Sojial-  unb  QSirtfc^aftsgefc^.  1915,  wo  ®.  auf  bie 
gegenteiligen  ^nfic^tcn  oon  3ub,  Spider  unb  ^aift  erwibert. 

'')  Welsch  Bonen  oder  Phaseolen  jitiert  S=ii'd)er  Scbwäb.  '^b.  U  963 
aud  einer  Queue  oon  3-  1543.  Äenifcb  5;eutfcbe  Spr.  (1616)  452  "Welsche, 
Römische  bonen,  phaseolus.  Stieler  '5.  Spr.  (1691)  211  Bone.  faba. 
Welsche  Bonen.  phaseolus.    \Ubelung  Qffib.  I  1003. 

*)  Sdiweij.  3b.  IV  1310. 

°)  5)a0  italienifc^-beutfcbe  Spracfebucfo  oom  3-  1423  24,  tas  '33rcnner 
^aperng  ^unbarten  II  40S  oeröff entließt  f)at,  bietet  bie  pon  la  faba,  bie 
fofol  el  fasol.  ^21uc^  ^onrab  v>.  ^Ü^egenberg  S.  389,  7  '^feif.  unferfc^cibcf 
beutlic^  bie  beiben  (Sattungen:  wan  die  fasceln  oder  wan  die  pOn  und  die 
linBeii.    <33gl.  ße^er  ^f)b.  Qßb.  III  28. 

")  ibot)berg  Georg,  cur.  (1682)1515:  Bohnen  unb  Faseolen. 

')  (Slö^ol^  ©arten--^au  (1715)  S.  125  '^Sonen,  faba  major  recentiorum, 
S.  126  ^^afelen  ober  Steigbonen,  Phaseolus  major. 

*)  <S)ie  (Jntfte^ung  bes  i  oon  Fisolen  (fo  in  Sc^weij,  '^ürtt.,  öfterr., 
munbartlic^  fisöün  Äröüenborf  9L  Ö.)  ift  noc^  nic^t  oufgeflärt.    'OBieüeic^f 


138  bo^ncn 


hof)mn 

bcn  'paxhttfu^hohm  mit  einer  QCßad^^moffe  bcftrci4>en  unb  hiant 
reiben.  3m  n5rbHd|)cn  unb  mittleren  ©eutfc^lanb  ift  bohnen  unb 
banebcn  bic  ^otm  bohnern  übl\6).  bohnern  iff  enttoebcr  3te= 
ratiobilbung  öon  befanntem  ^t)l)u^  (ogl.  schillern,  schimmern,  er- 
schüttern, tt)eiter  räuchern  u.  bgl/)  ober  gehört  5u  Bohner^),  toic 
schneidern  5U  Schneider,  räubern  p  Räuber,  bohnen  ifi  nbb. 
bönen  'blanf  reiben'  (neben  agf.  bonian,  nbl.  boenen  'polieren'). 
®ie  ®tbkti  beiber  formen  laffen  [id)  nic|)t  fd)arf  gegen  einanber  ah= 
grenzen:  im  "^lögemeinen  ift  bohnen  me^r  im  955eften  t)erbtcitet,  ift 
aber  boc^  aud)  in  93erlin  oUein  gebräuc^li^  unb  tt)irb  mir  noc^  für 
©c^toerin,  Stettin  (neben  bohnern),  ®,=^ronc,  9?iga  unb  '^etcr^burg 
angegeben,  toeitcr  für  93rcmen,  £cer,  ©ölt.,  ^üdth.,  0ortm.,  6iegen, 
9'^£)cinpro^>.  (in  5?iJ(n  auc^  bohnern),  '^kih.,  ^ranff.,  9la\t<xtt,  ^ulba, 
.Gaffel,  'Söeim.,  eonberö^.,  Äalberft. 

bohnern  tt)irb  ^auptfäc^lic^  im  Often  gebraust,  in  ©orpat, 
5?iJnig6b.,  ©anj.,  ^ofen,  Getieften  (93re^l.,  93eut^en),  '^ommern 
(^olberg,  Stettin,  ©tralfunb,  "iarn^to.),  9?oftocf,  ßüb.,  6c|)le^tt).,  ^icl, 
Äamb.,  Äarb.,  Cüneb.,  Olbenb.,  Seoer,  ßingen,  O^nabr.,  ioann., 
Qöinfen,  9S)?ünfter,  ^öln,  Äaüc,  eifcna4>,  «^O^ein.,  ^rc^bcn. 

3n  9}?arburg,  '^Sraunfc^ttjeig,  (Si^leben,  "iHrtern,  3ei§,  93au$cn 
fommen  beibc  'formen  uor''). 

3n  6übbeutfc^lanb,  öftcrreic^  unb  öc^tpeij  entfprid^t  wichsen 
t)on  Wachs,    in  Äcibelberg    aucb  wachsen,     ^ai  erfte  ^inf(^micren 


»irftc  ein  onbcrc«  QCßort  ein.  3n  ber  6c^tt)eiä  bcscidjncf  Fisel  €rbfcn  unb 
93o^nen,  bic  mit  bcn  6^oten  gcgcffcn  werben  (3b.  I  1074).  &cmfct)  a.  o.  O 
453  t^at  bic  'Jorm  feselen,  phaseolus,  bie  mit  f^hjcij.  Fäslen,  Fesolen  (3b.  I 
1065.  1063)  ju  ocrglcicf)en  ift.  ®icfc  'formen  erinnern  an  m^b.  vese,  vesel 
Äülfc,  Spreu,  visel  '^ranjc,  tirol.  fesel  bgl.  (Schöpf  3b.  133),  Iott)r.  fisel 
fissel  ttjinjiger  "Jabcn,  öörc^cn,  nbr^cin.  fissel  ^äfer^en  (S^oümannQBb.  163). 
9J?it  fol(^en  "^äfcrc^en  finb  Icfanntlid)  bic  Sdtotcn  bcfonbcrg  bcr  "Sonnen 
öcrfc^cn. 

0  0391.  "^öilmannö  ©cutfc^c  ©ramm.  IP  93  f. 

2)  <33gl.  Bohnerwachs,  oft-,  njeftpreu^ifd)  Bohnerbürste  CJrtf^bier 
<2öb.  93),  in  Hamburg  Bohnert  (^rcm.  <2ßb.  I  117). 

*)  93on  bcn  3biotiten  öcräcic^ncf  ^rifct)bicr  QBb.  I  93  bohnern  ali  o\U 
unb  ttjcfipreu^ifc^  (f(^on  in  Sop^icn^  9?cifc  I  648),  cc^ütje  I  130  boonen 
boonern  olü  ^olftcinlfd),  ba^  "Srcm.  QBb.  I  117  bonen,  oftfrief.  bönen 
©oornfaat  <2öb.  I  203. 


bo^ncn  —  93onbon  139 

bti  ^arfeftfu§bobcn^  mit  ^Oßac^g  ^ci§t  in  Öfterr.  den  Boden  ein- 
lassen. ®ie  ©rcnjc  gteifd^en  höhnen  unb  wichsen  Qt\)t  in  6ac^fen 
tpetf  nörblic^:  ßcipjig  t)at  bcibe  QOöbrter,  cbenfo  ba^  Q3ogtlanb.  3n 
9!J?ciningen  bohnern  —  in  93at)crn  wichsen.  3n  93}ürffembcrg  ift 
wichsen  ba€  x>olUtümli(i)e,  ©ebilbctc  fagcn  audb  höhnen.  QBcifer 
tpefflic^  fommt  höhnen  noc^  in  9la\taü  unb  Äcibclbcrg  (neben 
wichsen)  öor,  unb  ^Icin  '^roo.  9S3b.  I  57  bezeugt  1792  bicfe^  93crbum 
no(^  für  bie  ^falj,  roä^renb  jc^f  in  3ft)cibrücEcn  unb  ^aifer^Iautern 
wichsen  gebraucht  toirb,  ebenfo  in  '23aben  unb  (Slfa§. 
•^lu^  "Slmbcrg  toirb  mir  raschen  angegeben. 


'^Solgen  f.  plättm,  ^löttboläen. 

Bonbon 

baß  l^arfe  SudEertoerf,  baß  buvd)  (Jinfoc^en  t>on  3u(fer,  »ermifc^t 
mit  '^lal^,  '^xud^tät^at  ober  anbcrcn  tool)lfd)me(fcnben  6äften  l)ergcffcnf 
toirb.  '2lnbereg  Sucfertoerf  ^ei§f  in  93erlin  nic^t  ^onbon^,  fonbern 
fü^rt  befonbcrc  9Zamen,  tt)ic  Sct)ofoIabenplä^4)cn,  ^raline^,  9!)'Jar5ipan. 
^aß  Q[Bort  Bonbon,  nad)  6c|)ul3  'Jrembmb.  91  juerft  1770  im 
®eutfcf)en  belegt,  ift  über  ba§  gange  beutfc^c  Sprachgebiet  Gebreitet,  aber 
bejeic^net  nic^t  überall,  g.  93.  nic^t  in  ^ien  biefelbe  "^Irt  Sucfcrlpcrf 
loie  in  93erlin*)  unb  \)at  noc^  folgenbe  geograp^ifc^  oerfcl)iebene  ^u^» 
brüdfe  neben  fic^. 

1.  Boldchen  in  Äannoocr,  ©öttingen.  —  2.  Klümpchen 
in '2lrngberg.  —  3.  Karamellen  in  5?öln.  — -  4.  Kluntscher  in 
•^ranffurt. 

5.  3n  6übbcutfd)lanb  tt)irb  Bonbon  burct)  ein  '3)eminutit)  oon 
gut  ober  üom  9^eutrumGut(e)s  ocrbcutf(^t:  in  3tt>cibrücfcn  Gutschen, 
in  iocibclb.'),  <33ru(^f.,  ^rciburg  Gutsei,  nad)  ^fifter  ^ad)tt,  87 
Guetsel  auc^  am  9?l)ein ''),  in  Äeffen.  ^falj  unb  (Slfa^;  nac^  Q35b. 
luj.  '^.  158  Gutzeichen  in  Cuycmburg.  3n  'SJürttemb.  unb  im 
fc^toäbifc^en  ^cil  93at)ern^  (^ug^burg,  ^empt.)  Gutsele;  in  SDJünc^en, 

^)  Bonbon  gilt  im  6übcn  (QBürftemb.,  Öftcrreic^)  alß  getoä^Ueg  =^orf 
unb  bcjeic^net  ba^cr  bie  feineren  ^rtcn  oon  3urferit»crf. 

-)  Kuutsl  in  Äantf^u^^^cim  Ccnj  QCßb.  13.  g3gl.  Gutsei  in  bem 
babifc^en  9?oman  ber  Ä.  '33iüin9er,  ®ic  9?ebä^le  61. 

3)  Gu-gutsi  93iebig,  Äinbcr  b.  ßifel. 


140  95onbon  —  <33orbfc^tt)eae 

9^cumarft  Gutserl;  in  ©onautobrt^,  auc^  in  ^ünd).,  3nnsbr.  Guterl, 
in  2lfc^aff.  Guts;  Gutele  öcräcic^ncfc  dampt  ^b.  j.  95crbcutfc^.  (1801) 
194  au^  illm.  '3)ic  ^itbungsmcife  geigt,  ba§  tt)ir  c^  mit  einem  <2Bort 
bcr  ^inbcr=  nnb  'iHmmenfprac^e  gu  tun  t)aben,   roie  c^  auc^  Bonbon  ift. 

6.  3n  Äoljt).  a.  b.  (?ber,  "SJ^arburg,  'Julba  Zuckersteine. 
Zuckerzeug,  baß  mir  au^  93armcn  angegeben  toirb,  Zuckerdings  in 
(5Ifa§  uub  £ot^ringen  C^oümann  QBb.  561)  entfpred)en  too^l  bem 
fonftigen  Zuckerwerk.  Zuckerle  (neben  Gutsle  unb  Bonbonle) 
in  9[Bürftemb.,  Zuckerl  in  gang  öfterreic^  einfd)lie^Iic^  6ieben-- 
bürgen. 

7.  3n  ^atl^ru^e  Tropsle.  —  8.  3n  <53ern  Tafeli. 
Sctoä^nt  fei  nocfe  baö  ^amburgifcbe  Bontjes  (gefproc^en  Bontsches), 

baß  hti  O.  ^rnft,  ^fmu^  Sempera  Sugenblanb  (5.  27  im  Dialog  oor- 
!ommt,  toäf)renb  er  in  ber  (Jrgä^lung  Bonbons  braucht. 


tk  länglii^en  6teine,  bie  baß  ^roffoir  gegen  ben  '5a|)rbamm  ^in 
einfaffcn.  3c^  ^abc  baß  QBort  aufgenommen,  tocit  c^  in  93crlin 
fef)r  befannt  ift.  Q3ielen  ©clpä^r^männern  aber  »ar  ein  "Slu^brucf  t)icrfür 
nic^t  geläufig  *).  ^ed)nifd)e  ^Sejeic^nungen  finb  Rabattstein,  in  ^ien 
Perronstein.  1.  Bordschwelle  in  93crlin,  Ccipjig  (ipcnig 
gebraucht),  Äatle,  ioalberft.,  6c^h)erin,  Ölbenb.,  £cer,  QBcfel,  9^emfc^cib, 
6iegcn.  —  2.  Bordstein  in  ©effau,  Äalberftabt.,  Qißl,  6onber^^., 
'SJRein.,  Gifterb.,  9^orben,  Ceer,  Ö^nabr.,  9}Jünfter,  6c^tocrtc,  ^efcl, 
^obl.,  ^rier,  nac^  6d)ambacb  Q33b.  30  auc^  in  ©öttingen.  ^belung 
<2ßb.  I  1132  erüärt  Börtstein  ai^  eine  ^rt  Gc^iefer,  ben  93ort  ober 
9^anb  ber  ©ebäube  bamit  ju  bcdm.  —  3.  Bordkante  in  ©reiben. 
—  4.  Kantstein  Hamburg  (<5renffen  ^.  io.  93aa^  188),  Äarb., 
O^nabr.  Kantenstein  *2öinfen.  —  5.  Linienstein  ioeibelb.  — 
6.  Randstein  ^iel,  '^nlba,  Sroeibr.,  "Sonauefc^.,  ^onftanj,  Äeilbr., 
JJlünd^cn,  ßinj,  <33}ien  (t)ier  auc^  Randstufe,  beibe^  »enig  befannt), 
©rag,  Älagenf,,  3nn^br.,  93lubcnj,  "^regenj,  (5t.  ©aßen. 


1)  ©oct^e  btürft  n*  in  bcr  3tal.  9?eifc  (27,  108)  folgcnbcrmafeen  über 
bie  6oc^e  auß:  „"Slde  Straften  [in  93encbig]  finb  geplattet,  fclbff  bie  ent- 
fernteftcn  Quartiere  ttjenigftcng  mit  <3aclfteincn  auf  ber  ^o^en  Äantc  an«- 
gefc^t.^ 


93orbf corneae  —  ^orfe  —  ^orsborfer  ^li^fcl  141 

®a  friit)er  ber  93orbfd)n?enc  entlang  bcr  9\innftein  lief,  ber  je^t 
in  oicien  6täbten  aufgegeben  ift,  fo  cntfpric^t  in  (Btcttin,  too  e^  and) 
feine  'JBafferrinncn  mei)r  gibt,  unb  ^ofen  ber  ^lusbrud  Fünnstein 
ber  93orbfc^toeüe.  3n  ^ulba  foü  bcr  ^^innftein  Kantel  t)ei§en  (in 
93erlin  ^)  =:  ßineal  ous  oierJantigcm  ioolg). 


raul)e  ^aumrinbe.  'Sie  93ebeutungen  '(2d)orf'  unb  'Scbmu^frufte', 
bic  ba^  'SBort  in  93erlin  au§erbcm  hat,  finb  oulgär.  ^er  gemein()ocfebeutfc^e 
*2lusbru(f  ift  Rinde.  Borke  ift  auf  ben  nbD.  9^orben  befd)ränft,  £it)-- 
lanb,  ^reu§en,  ^ofen,  (Sd)roba,  Berlin,  .^olberg,  Sc^tocrin,  £übecf, 
iöarb.,  £üneb.,  Bremen,  Olbenb.,  Äannoo.,  ®'ött.,  ^ücfeb.,  ^Oiünfter, 
'^aberb.,  9CßefeI,  93armcn,  Äalbcrft.,  (fiel.-),  $)allc,  3ei^,  SonDcc^t). 
3n  Gc^lc^te).,  93re2lau  ift  Rinde  üblicher  al^  Borke  unb  fommt  übciaü 
neben  biefem  öor.  Borke  ift  ein  nicberbcutfcbes  ^^ort,  mnbb.  borke, 
toeftf.  bark,  borke  CSBoeftc  ^^b.  21.  37j,  bän.  engl.  bark.  fann  aber 
nic^t  met)r  ali  rein  munbartlic^  gelten,  iia  t§  aud)  in  bcr  Scbrift-- 
fprac^e  gebraucht  toirb;  ogl.  aud)  bie  joologifcben  Benennungen  Borken- 
käfer, Borkentier.  Äcnifd)  (au^  (Erfurt)  »erjeic^nef  (5.  Spr.  452) 
fc^on  1616  Borck,  rinde,  barcke. 


93or^borfer  Spfcl 

eine  getoiffc  *2lrt  flcinerer  runber  rotbädigcr  ^pfcl  mit  feftem 
^leifc^.  ®er  SRamc  ift  über  faft  gang  '5)cutfd)lanb  oerbreitet  unb  fcbon 
feit  1522  bezeugt''),  aucb  in  Petersburg  (feilen)  unb  in  Öft.--(5d)lellen 
{^roppau,  in  3udm.  Borsdroffer  Apfel,  9\eid)enbcrg)  gebräucblic^. 
'5)er  9^amc   rü^rt  Don  einem  ^orfe  Borsdorf  i)^^,   bas  na6  ^Hlbinus 


^)  ^ad)  <S>^b.  V 1 74  überbaupt  in  Preußen  unb  Sacbfen,  fd)Ief .  Kant  ^tx. 

«)  Ttacb  Z^At  ^b.  11  aucb  im  5}?an3felbifc6?n. 

')  ^liltcftcr  ^eleg  nad)  g=örfter  3.  f-  rom.  ^bil.  23,27,  @ürtler3.f.  btfcf)e 
QBortf.  12,  218  ein  ^ricf  ^rieöridig  be6  '^ßcifon  x>.  1522.  ferner  ein  ^rief 
Cutter«  an<5ßencr  oon  1535,  Cut^erbricfc  ed.  93ud>n>alb  II  6.  127  3cr.  224: 
Porstorfer.  dtjrift.  ^eife :  Borgsdörfer  ^i).  ^D^atf ^iae  3.  f.  btfd)e  ^orff.  H  26. 
&of)berg  Georg,  cur.  .Kcd)bud)  im  IE.  ^b.  85:  Barstorffer.  93öcfler  ^tü^l.  Äau^- 
unb  ^elbfc^ule  (1678)  S.  756:  Borsdörffer.  ^fäl^  Boschdorfer  ^Jlutenriet^ 
3b.  25.    Borster  Gc^mcllcr  <2ßb.  I  282.    Borschter  Q^ifc^er  QBb.  I  136. 


142  93orgborfcr  ^äpfcl  —  ^öttc^er 

(bei  ^opomt^d)  Q3crfuc^  444)  bei  3ena  lag.  9'Zcmni(^  ^olpgl. 
ßey.  III  83  nennt  5toei  Dörfer  tiefet  9^ameng,  eine^  „am  ^bat^antifcben 
^albe  in  9}^ei§cn",  t)a§  anbete  im  Q3ogt(anb.  Sidier,  ©er  feutfc^e 
Obftgärtner  ("Weimar  1795)  IV  103  fennt  eine^  hti  ^ei§en,  bai  anbcre 
bti  ßeiujig.     ioeufe  gibt  c^  ein  93or^borf  öftlicb  oon  ßeipjig. 

3n  Öftcrreicb  ^d^tn  biefe  '2ipfel  Maschansker  (in  ©rnünb 
Muschansker)  oon  cech.  misenske  (jablko)  b.  I).  9Jiei^nifc^cr  ^pfcl, 
im  '21r^net)--^i:cb  ber  Äergogin  x>,  ^roppau  (^Jöicn  1708)  45 
Muschantzger-Apffel  ((3d)meller  QOßb.  I  1679  Marschanzker  Mut- 
schanzker).  '5)cn  9'iamen  Meisznische  Öpffel  fennt  aucb  Sc^tt)cnf= 
felb  1601  (bei  ©ürtler  3.  f.  b.  ^ortf.  XII  218j,  Porstdorffer 
postorfianmu,  misnicum  Äenifc^  5.  0pr.  (1616)  90  unb  Stielet 
^.  6pr.  1378:  er  bcbcutct  f.  o.  a.  Säd)ril"6e  ^pfel.  ^opotoitfcb  a.  a.£f. 
fübrt  als  St)nont)me  Böhmischer  Apfel  in  ^irol  ue^t  bort  Maschansker) 
unb  Leipzigerapfel  in  '5)änemarf  an.  Offenbar  fmb  biefe  *2ipfcl 
tton  6acbfen  bnrcb  93öf)men  in  hk  öfterreicfeifcben  '2l(penlänber  gelangt. 

3n  ^[Bcftbeutfcblanb  t)ci§t  eine  0orte  'Gipfel  Rabauner  (am  Q'^bein 
unb  in  Cotbringen  'Joümann  9[Bb.  398),  luremb.  Rabauneräppel 
^b.  luf.  9JJ.  347,  nbl.  rabouw:  e^  ift  bk  franj.  Q'^ambour^ 
Q^einette. 


Q3öttrf)er 

ÄanbtoerJer,  ber  au^  bö^äernen  Rauben  ©efä§c  ^crftellt. 
1.  Böttcher  ift  über  Giolanb  unb  ba^  norböftIid)e  <S)eutfcbIanb  t)er= 
breitet,  füblicb  big  '^ccu§ifcb--£d)Ieficn,  6acbfen  mit  bem  93ogtIanb,  too 
aber  in  ber  ^CRunbart  Büttner  bancben  ftcbf;  bann  läuft  bie  ©renjc 
ober  Orenjjone  norbmeftlid) ,  Coburg  unb  90^einingen  (loeiterbin 
Galjunqen)  augfcb(ie§cnb,  nacb  Gaffel  unb  ^ücfcburg,  barauf  tociter 
jtotfcben  ben  b^nnöoerfcben  Oxegierung^bcjirfen  O^nabrücf,  "Sluricb 
cinerl'eitg  unb  QBcftfalen  anbcrerfeit^.  0ocb  fommt  aucb  au§erbalb 
biefes  ©cbieteg  it>abrfd)cinlid)  burd)  ben  (finflu^  be^  fonftigcn  preupifc^en 
6prad)gebraucb^  Böttcher  nocb  oor,  5.  93.  in  ^aberborn,  ^öln,  ^ie^» 
babcn,  ^J^ainj.     Böttcher,   älter  Botticher,   Bötticher'),  oerttitt  in 


I 


1)  ßutbcr  Büttiger.  Bötticher  €)ie^  <2öb.  I  335.  367.    Botticher  ilrfunben- 
bucb  0.  Ceipjig  I  6.  348  (1468). 


93ött(*er  1 43 

bem  nicbcrbeutfc^en  ^ci(  bicfc§  ©ebief^  bog  nbb.bodeker '),boddeker'), 
boddiker^),  Bödeker*)  (bän.  bödker). 

2.  "^ür  93rcmen  tr>irb  mir  Tonnenraacher  a!^  t)b.  anc)cciebcn. 
®a^  93remifc^c  QBörterbud)  II  (1767)  772  fennt  Tunnmaker. 
Kimker  unb  Küper  aU  brci  getrennte  (Silben. 

3.  Faßbinder,  fürjcr  Binder  tft  in  jtoei  wdt  oon  einanbcr 
entfernten  teilen  bt€  beutfd)en  Sprad)gebiete^  ocrtretcn,  im  ^corbioeftcn 
unb  im  Süboften.  Faßbinder  in  Siegen,  ^aberborn,  Carmen, 
^öln '),  ^rcfelb,  ^ac&cn,  6iegburg  (in  955cfel  bial.  Faßbender  neben 
bb.  Küfer),  Cufcmburg  (Fäßbönner,  IQb.  101)  unb  anbererfeits  in 
öftcrreic^,  aber  oorjugstoeifc  alß  offisielle  genauere  Benennung  auf 
ben  £abenfd)ilbern  ufü?.,  j.  ^.  in  Snnebrucf,  i^lagenfuct,  (SiUi,  OImü$, 
in  (Siebenbürgen;  au§erbem  in  ^cter^burg.  Sonft  f)crrfc^t  in  ganj 
öfterracf),  jumal  in  ber  Umgang^fprac^e  hk  abgefür^tc  "^orm 
Binder **;.  1i)ic  ^ejeic^nung  toar  urfprünglid)  weiter  r'erbreitct, 
fo  ta^  x\)X  je^iges  füböftlid)eö  unb  norbtoeftlic^e^  ©cbief  jufammcn- 
t)ingen.  Binder  neben  Küfer  finbct  fic^  aud)  je^t  nod)  in  ^ürttem= 
berg  unb  im  nörblid)en  93a9ern,  in  2Ifd)affenburg  unb  '2lmberg  ^. 
Bender  ober  Benner  n?ar  aurf)  früt)er  in  Äeffen  ühlid)  *),  jc^t  ift  es 
nac^   QSilmar  3biot.  31    nur  feiten,   am    ^äufigftcn    nod)  im  nörblidjen 


\)  £übecf  1283—98,  Äöf)Ier  ^rc^.  f.  ^ulf.  I  134  ije^t  lüb.  Böddjer  na6 
Gcbumann  <3ßortfc^.  d.  2üb.  65) ;  Lüneburg  1430,  93obemann,  5)ie  älteren 
Sunftrotlen  ber  6tabt  Cün.,  Quellen  i.  ©efd).  ?tieberfad>f.  I  33.  QBernigerobe 
1450,  3acob9,  Urfunbenbud)  b.  3tatt  ^ernigerobe  S.  302. 

-)  SunftroUe  oon  ©reifsroalb  bcrau^g.  o.  .Traufe  S.  46. 

2)  öoforbn,  iber^.  3o^.  ^riebr.  o.  Sommern  16.3b- ®^^®'  Hl  124: 
boddiker  neben  bb.  botticher  S.  128.  fioforbn.  5}iarfgr.  3ob-  O-  ^üftrin  (1561) 
ebb.  II  1,  66.  68.  Buttcher  Äoforbn.  Äerj.  3ob.  ^2llbr.  o.  xKccflenb.  (1560) 
ebb.n  1,214.  226.228. 

*)  (Söttingen,  Scbambacb  ^b.  28. 

^)  Pindterin  bcröoforbn.beä  ^faljgrafen  Ottbcinricb  (1526)  <S)®Ä©.n 
2,6.174. 

«)  3n  ^ien  fc^on  1408  pinter  Quell,  j.  ©efd).  b.  Stabt  Qßien  II  1 
9Zr.  1740.  3m  ^ienerifdjen  Diarium  9.9^00.1726  nocb  bie  oolle  g=orm 
Faß-Binder.  3n  QSiener  ■  ^^euftabt  um  1310  vazpinter  i^eutgen  Urf.  3.  ftäbt. 
^öerfaffgsgefd).  ^v.  i69. 

^  „93änber  im  Äobentob-  'Jranfen"  ^oponjitfrf»  ^erfud)  (1780)  S.  114. 
Scbmeller  ^b.  I  249.    3n  ^fd)affenburg  munbartlid)  Benner. 

*)  pennder  Äoforbn.  Canbgr.  "^Wpv  I  0.  SefTen  (1513  ©Ä©.  H  2,  86. 
Äoforbn.  b.  ©rafen  ^^»1-  2ubn).  I  0.  Äanau  (1561-63),  ebb.  S.  95.  96.  97. 
99.  101. 


144  93ö«c^er 

£)bert)effcn.      "i^uc^    in    Sac^fcn    unb   ^raunfc^toeig    tourbc    früher 
Bender  gebraucf)t '). 

4.  ®cr  QBcftcn  unb  Sübtoeftcn  bcoorjugt  ben  *2lugbru(f  Küfer, 
fo  9}?ünffcr,  'S)orfmunb,  Sd)tt)erfc,  bie  Q'^^cinlanbe  (neben  Faßbinder), 
fpcäictt  9Q3efcl,  ©üffelborf  (Küffer),  .^obleng,  ^ricr,  bann  Äeffen: 
•SKarb. "),  Äolä^aufen,  ®ic§en,  ^uiba,  ^ranffurt,  ^armff.,  bic  ^falj ') 
(Äaifcrel.,  Stocibrücf.).  €Ifa§  *),  i«  'Saben  Äetbclbcrg  ^),  9vaftatt, 
^rciburg,  *5)onauefc^.,  tt?eifer  '2Bürttembcrg,  '21f4)affcnburg,  bie  (Sc^ipeij  ®), 
Vorarlberg,  ba^  alfo  gemä§  feiner  alcmannifd)en  'iO'Junbarf  in  bcr  93e= 
ncnnung  bicfe^  Äonbtoerfer^  mit  ber  Sd)tt)ei5  5ufammenget)t  im 
©egcnfa^  ju  ^irol,  too  Binder  üblic^  ift. 

5.  3m  ©übn?cffen  fommt  neben  Küfer  aud^  Kubier  x>ox,  unb 
jipar  im  füblicberen  93aben  (^arlgrut)e,  ^onftanj),  im  SIfa§  unb 
bcr  ©c^toeij.  3m  (£lfa§  nac^  bem  Slf.  *2öb.  I  419  „met)r  in  ber 
'SJeingegcnb"  —  rvo  man  gcrabe  e^er  Küfer  erioarten  toürbe;  nac^ 
93.  Äenr^  Dial.  de  Colmar  178  ift  in  ^olmar  Küfer  üblicher  aK 
Kubier  (khevlr).  3n  93afel  unb  ^I)urgau  be5cid)nef  Kubier  nad^ 
bem  Gd)toei§.  3b.  III  117  ben  ^(einbinber  jum  ilntcrfd)ieb  öon  Küfer  = 
©ro^binber;  in  93ern  aber  aucb  biefcn.  ^opotoitfc^  *23crfucb  (1780) 
114  fannte  Kubier  für  bie  ^Icinbinber  auc^  au^  <5ranfen  unb 
QBürttemberg.  9^acb  meinem  @etDäi)r^mann  au^  Äeilbronn  mac^t  ber 
Küfer  <5äffer  (Kufen),  bcr  Kubier  ^übel. 

6.  3m  ©cbict  ber  oftfrän!if(^cn  ^unbart,  in  "lO^ciningcn,  Coburg, 
^ulba,  9^ürnbcrg,  "^In^bad),  iöof  t)crrf<^t  Büttner.  9}Zunbartlic^ 
reicht  ba^  ^ort  norböftUd)  hiß  inß  93ogtlanb ')  unb  in^  QOöcft-- 
crägcbirgifd)c'),  nörblic^  bi§  in^  te)cftli(^c  ^büringcn  (Salbungen, 
*2Binterftcin),     toä^rcnb     im     öftlicbcn     Böttcher     gebräucblicb    ift"). 

0  Äoforbn.  ^urf.et)rtffiang  I  r>.  Sac^f.  (1586)  ®Ä@.n2,  63.  Äoforbn. 
Äcrj.  ftcinr.  b  9D^itfl.  o.  OSraunf*».— Cüneb.  (1510-20),  ebb.  6.  3. 
■^opomitfd)  93erfuc^  114  beseidjnct  Binder  auc^  ol^  f<^teftfc^  (in  Öftcrr.- 
Getieften  munbartlid)  Bender). 

2)  gjJunbartl.  in  Oberf)effen  3-  f.  t)b.  9}?.  V  312. 

«)  6f)urpfäl5.  Küffer  '^oporoitfc^  93crfud?  114. 

*)  gif.  Küefer  gif.  QBb.  I  427. 

^)  3n  ÄanbfÄu^ö^eim  Khüf«  Ccnj  QBb.  41.  3n  9\o<)pcnou  bgl. 
9}?cirmgcr  <2ßb.  67. 

^)  9^00)  Snama-6tcrncgg,  <S)cutfc^e  QBirtfdjaffögefc^.  II  134  f(ä)on  im 
15.  3a^r^unbcrt  im  Sct)tt)ar5tt)alb. 

')  (Serbct  ©r.  b.  QSogtl.  138. 

8)  <a.  eang  3.  f- ^b.  gjl.  IX  14. 

»)  Äcrtel  ^t)üv.  Spr.  78. 


ISöftcbcr  145 

^opotoitfd)  93erfuc^  (1780)  6.  114  fc^ricb  Büttner  9^icberfarf)fen 
(mit  ipclc^cm  9'^cc^t?),  ^ranfen,  ^^üringcn,  bem  Äcnncbcrgifc^cn  unb 
oicicn  Orten  in  Obcrfac^fcn  (mit  bcncn  n)o^I  öogtlänbifc^e  gemeint  fmb)  ju. 
3n  älterer  Seit  finbet  |lcf)  buttner.  putner,  büttner,  pitner  im 
fränfifc^en  ®^bkt,  befonber«  in  9^ümberg  ^)  oft  bejcugt. 

7.  3n  ber  [üblichen  Äälftc  93at)crn^,  in  9^eumarft  (Oberpfalj), 
3ngolft.,    'S)onautoi)rt^,   9}cünc^en,   '2lug^burg,   Kempten   Schaff  1er. 

'S'iefe  geograp{)ifd)e  ^ORannigfaltigfeit  ber  Benennungen  crftärf  fich 
teil^  au^  ber  (anbfd)afttic^en  QSerfd)icbent)eit  ber  9^amen  ber  ©efä^e, 
Don  bercn  Äerftcüung  biefe  ÄanbtDcrfer  benannt  tourben,  teil^  au^  ben 
Q3erfd)iebenbeiten  ber  3nbuftrien,  bencn  fte  in  ben  einzelnen  ©cgenben 
bienten,  teil^  aus  ber  ftrengen  Sonbcrung  in  93etrieb^3n?eigc,  ber  biefe« 
©etocrbe  tt)ie  anbere  früt)er  unterlag  unb  bie  in  neuerer  Seit  toieber 
einer  Sufammenfaffung  ober  neuer  9'^egclung  getoic^en  ift.  9}^an  unter-- 
fc^icb  ')  unb  untcrfcf)eibet  aucb  tjcute  nod)  namentlicb  Großbinder,  bie 
gro§e  ®efä§e,  "Raffer,  Tonnen,  ^ufen  u.  bgl.  t)erftenen,  unb  Klein- 
binder, bie  fic^  mit  Heineren  Srjeugniffen  ber  935tt(^erei,  toie  fic 
j.  93.  für  ben  S>aui\)alt  benötigt  toerben,  dübeln,  (Selten  ufto.  be-- 
faffen.  "Slnbere  Untcrfd)eibungen  fommeu  boju.  3n  ben  norbbeutfc^en 
<5ecftäbten,  ßübccf,  Hamburg,  93remen,  ftet)en  neben  ben  gctoöl)nlic^en 
93öttd)em  (munbartlic^  böddjer)  tk  Küper,  bk  für  bk  @ro§fauflcute 
arbeiten  '^),  aii  bcren  '^Ingeftellte  ober  al^  felbftänbige  9}?eifter  (Küperbas). 
(Srimme  (^lattb.  9}Junbarten  (5.  149)  oerjeic^net  Küper  für  bie 
l)eutigen  plattbeutfc^en  9}?unbarten  oom  <Sauerlanb,  '2öeftfalen,  'BiU 
marfc^en  unb  9}Jecflenburg  al^  93cnennung  be^  93öttc^er^  überl)aupt 
(oftfrief.  Kuper).  3n  Äamburg  unb  93remen  unferfc^eibct  man  meiter  oon 
ben  935ttct)crn,  bie  in  93remen,  toie  oben  angegeben,  Tonnenmacher 
^ei^en  unb  bie  ®efä§e  mit  gtoei  93öben,  Tonnen  unb  Raffer,  t)erftellen, 
bie  ^leinbinber,  in  ioamburg  Kiemer*)  in  93remcn  Kimker  genannt, 


')  Pütner  1363,  (S^ron.  b.  fränf.  (?täbtc.  9?ürnb.  II  S.  506;  faspüttner 
1507—17  ,5ucber^  Sau^^altbud)  6.  58.  150,  pütner  S.  77.  pitner  1593 
•^aumgartnct  95rieftt)ec^fel  S.  183.  Büttner  9Ricotai  9?eifc  II  112.  (Sin  fränf. 
€tcmcnt  ift  auc^  Budttner  Sboforbn.  ^T^arfgr.  3of).  o.  ^üftrin  1561  <5)Ä®. 
II  1,  44  Butner  Sboforbn.  9}Jarfgr.  'Jriebr.  b.  ^^It.  o.  93ranbenburg«'21n2= 
bac^  1512  ebb.  112  6.230.  6.  über  fcie  Äanjleifpracfce  ber  Äo^cnjoDern 
•21.  ßafcb,  ©cfc^.  b.  Sc^riftfpracbe  in  93erlin  31  ff. 

-)  <^opott)ttf(^  Q3erfucl)  (1780)  113.  «21belung  <2Bb.  11027,  n  1817. 
dampz  QBb.  I  598.    n  1077. 

*)  (£ampc  QBb.  II  1077.    ®<3Bb.  V  2755. 

*)  6(^ü^e  Äolftcin.  Sb.  U  254,  Gompe  ^b.  n  925;  Kymer  <35rcm. 
Äretfctmer,  TOottgcegrovöte.  *0 


1 46  "Sötf  c^cr 

bic  Heinere  ®efä§c  mit  nur  einem  '33obcn,  ^übel,  ©mer  u.  bgl. 
arbeiten.  Kimker,  Küper  unb  Tunnmaker  bilben  bem  93rem.  *2öb.  11 
712  (um  1770)  äufolge  brci  oerfc^icbene  (Silben,  bie  cinanbcr  „md)t 
in^  ©e^egc  fommen  bürfen". 

2Im  Q'v^cin,  tt)0  ber  933einbau  t>k  Fabrikation  oon  Raffern  in 
großem  Umfang  nötig  ma4>t,  ift  ber  9'^ame  Küfer  =  lat.  cuparius 
oon  cüpa,  mittcUat.  cöpa  *)  '^cinfa^'  für  ben  935ttc^er  aufgefommen. 
'5)cr  ^üfer  ift  t)ier  al^  91ngcftelltcr  be^  ^ein^änbler^  jum  ^ellermcifter 
getoorbcn,  unb  bic  93eäci(^nung  \)at  früher  fogar  einen  Kellner  bebeutet, 
ouc^  iDcnn  er  nic^t  gelernter  ^üfer  toar*^.  9^eben  i^nen  fte^en  im 
Sübtocften  bie  Kubier  oon  mbb.  kübel  aU  bie  ^leinbinber.  'iflad^ 
3nama=6temegg  (0eutf(^e  ^irtfc^aft^gefcb.  II  134  f.)  arbeiteten  fie  im 
15.  3a^rl)unbert  für  hk  Äänblcr,  bie  ©la^roaren  unb  anberc  ^robufte 
be^  Sc^toarjtpalbe^  in  dübeln  unb  Tonnen  t>ccfrac^teten. 

<5)ie  Böttcher  im  nörböfllic^en  <3)eutfc^lanb  l)ci§cn  fo  oon  ben 
großen  93ottic^en,  xvk  fie  bort  namentlich  jum  '^Bierbraucn  gebraucht 
ttjurbcn.  ^brian  93eier  (<5)er  'SDJeifter  hei  ben  iöanbhJerfem,  3ena  1685 
6.  78  f.)  berichtet,  ba^  früher  eine  9JJoft--£aite  al^  9?Jcifterftücf  ber 
935ttc^er  »erlangt  ipurbc:  i)a  icbo4>  eine  fold)e  foftfpielig  unb  fd)tt)er 
^erjufteUen  loar,  tahei  aber  mcrtlo^,  tocil  ^tatt  i^rer  <5u^rfäffcr  üblich 
gen)orben  tparen,  fo  beftimmtc  eine  *2lnberung  ber  Snnung^ftatuten  im 
3al)rc  1680  al^  9}?ciftcrftücf  einen  Braubuttich,  ber  »egen  ber  3u= 
nal)mc  be^  93ierbraucn^  gebraud)t  tt)urbe,  alfo  fic^  aud)  oerfaufte'). 

9'^ac^  <5ricbr.  ^^rifiu^,  deremoniel  ber  935ttger  (ßeipjig.  1712) 
Q.  221  tt>ar  tai  crfte  9D^cifterftü(f,  ba^  ein  *335ttd)cr  leiften  mu§te,  ein 
93oftic^,  ba^  jmeite  eine  Böthe  b.  i.  eine  93ütte.  QBo  bic  ^ütu,  fei 
c^  nun  bic  "SBafc^büttc  ober  bie  ^ragbütte,  me^r  gebraud)t  tt?urbc  al^ 

QGßb.  n  712,  abgeleitet  oon  Kimm,  ben  über  ben  ^oben  obroärtö  ^inou^« 
ragcttben  ©efä^bauben,  bic  ali  ^yü^e  biefcr  Heineren  ©efä^e  bicncn. 

1)  Corp.  Gloss.  Lat.  V  584.  Du  Gange  H  551  (1295  n.  (£br.):  obb.  knofa. 
altf.  köpa  nbb.  köpe.  '^th.  Küper  i^t  wie  im  ©QCßb.  V  2755  bargelcgt  »irb, 
lautlicb  nicbt  genau  baöfclbe  n)ic  t)t.  Küfer  (nbb.  küpe  =:  ^b.  keufe.  nbb. 
köpe  =  ^b.  küfe),  ct^mologifd)  unb  fo^licb  aber  aUcrbing^  (Hamburg. 
Winküper). 

")  6ampe  QBb.  II  1077. 

*)  Inter  Opera  illa  Magisteralia  non  raro  talia  sunt,  quorum  usus  hodie 

est  nullus Hinc  Vietores  in  novo  conceptu  suorum  statutorum  1680. 

mutationem  aliqualem  speciminum  suorum  instituerunt,  atque  in  vicem  der 
Most-Laite,  cujus  pretium  aeque  atque  artificinm  ingens  est,  utiUtas  hodie 
nuUa,  quoniam  dolus,  P^ihrfasse  utimur,  reposuerunt  einen  Braubuttich,  cujus 
ob  frequentiorem  cerevisiae  coctionem  introductam.  frequentier  esse  usus  cepit. 


^öttc^er  —  <33raun  ^Wc^l  147 

bcr  93otfic^  ^),  mu^fc  bcr  ^^amc  Büttner  burc^bringcn.  '5)cr  Schäffler 
ober  Schaffler  ^  im  füblic^cn  QSa^cnx  \)at  feinen  9?amen  notürlid)  oom 
ha\)x.  Schaff.  Schaffl  (f.  oben  6.  73).  3n  frii^crer  Seit  gab  e^  noc^ 
anberc  ^Scjeicfenungen  biefc^  Äonbtoerfcr^,  toie  vaszzieher  in  995icn '), 
aucb  Vasser*).  3n  Lüneburg  \)attt  bic  bortigc  oltc  ßaline  neben  ben 
'^'ött6)zxn  einen  6tanb  ber  6al5tonnenmad)er  (solttunnenmaker) 
hervorgerufen  ^). 


00  (mit  bem  Äauptfon  auf  Mehl),  nic^t  Braunes  Mehl  ^ei^t  in 
93erlin  bai  mit  93uttcr  ober  0cf)mal3  in  ber  Pfanne  gebräunte  ^c^l, 
tai  namentlich  an  ©emüfe  gegeben  mvb,  um  e^  fcimig  ju  machen. 
3n  (5übbeutfd)lanb  unb  öfterrcirf)  mirb  bamif  eine  fogen.  falfdje  (5uppc 
bereitet  (ali  richtige  6uppe  gilt  nur  ^leifc^brü^e).  1.  Braun  Mehl 
ift  in  'D^orbbeutfc^lanb  roeit  verbreitet,  j.  ^.  ^önig^b.,  93rc^l.,  9^oft., 
^iel,  Olbenb.,  93raMnfcbtt)v  £üncb.,  Äalberft.,  Äalle,  Gi^I.,  6onber^t)- 
<3)ortm.,  9'^emf(^eib,  9lact)cn,  ^Cie^b.,  9}tainj. 

2.  Gebranntes  Mehl  in  O^nabr.,  ^icl,  92ßürttemb.,  mo  bic 
bamit  5ubercitcte  Guppe  Gebrannte  Suppe  ^ci§t. 

3.  Mehlschwitze  in  Äarburg,  ©öttingen,  "SKarburg,  ^arfncuf. 
oon  ber  verbalen  93erbinbung  Mehl  schwitzen.  —  4,  Anschwitz 
in  "lOJünftcr. 

5.  Röste  in  'SJ^ciningen.  —  6.  Schmelze  in  Coburg.  —  7. 
Röstmehl  in  <5ulba. 

8.  Einbrenne  in  gang  Öfterreict),  93at)ern,  93abcn,  in  ^ulba 
(neben  Röstmehl),  toenn  ic^  rec^t  berichtet  bin,  aucf)  in  ßeipg.,  «^re^ben, 
93au^en,  6ct)ft)erin.  Sc^toäb.  Einbrennet  f.  '5ifcl)cr  'Jßb.  11  594;  in 
3cU  a.  6.  das  Brennet,  ©in  älterer  ^cleg  für  baß  Q3erbum  ein- 
brennen ift  baß  Wiener  ^oc^buci)  von  1708  S.  3:  „man  foll  baß 
JJli\)l  tt)ot)l  braun  in  Scl)mal$  einbrennen."  *5)ie  mit  (Einbrenne  be- 
reitete  6uppe,   in   öfterreici)     viel   gcge|Ten,    t)ei^t  Einbrennsuppe  *), 


^)  'S)a%  bic0  in  'Jranfen  bcr  "Jall  war,  crfd^Ucftc  ic^  nur  au^  bem  frönf . 
Büttner;  eine  anbcrtt>ettigc  QScftätigung  wäre  crwünfc^t. 
2)  ^opoTOitfc^  Unterfud).  vom  ^ccre  302. 
»)  QucUcn  ä  ®cfc^.  b.  6t.  qßicn  I  5.  9?r.  5704  (1610  n.  e^r.). 
*)  g^icoloi  9?cifc  (1781)  V  138. 
^)  Snama-Sfernegg  <B.  QBirtfc^aftggefcf).  H  88.  90'. 
8)  =nicolai  greife  V  (1785)  <25e9lage  6.  83. 
K  lO'' 


148  93raun  JJld)l  —  QSrcgcn 

in  ^irol,  au6)  in  '33at)crn  (!Qi\d)af\mh.)  Brennsuppe,  in  '^ürtt.  ge- 
brannte Suppe,  in  Äcibelb.  eingebrannte  Suppe  ^).  3n  einem 
^eil  oon  ^irol  fagf  man  Brennig  («Schöpf  3b.  57),  Brinnig  (fo  in 
2ienj)  für  Einbrenne.  ^ai  '2lbicftio  brennig  brinnig  'brennenb' 
(®Q03b.  II  392)  ift  fd)toäbifc^  unb  clfäjTifc^  \ 

9.  Gftoa^  ä^nli(^c^  iff  Einlauf  in  3tt>cibrücfen,  eine  aui  geröftctem 
<3ö?e^t  mit  ©c^malg  unb  93cof  t)crgeftcüte  braune  vOi^affe.  3n  93crlin 
ift  Einlauf  tttoa^  anbcre^  (f.  unter  Einlauf). 

Bregen 

bai  ®cl)im  einc^  0cblac^ttiere^,  namentlich  ali  ©pctfename  ge- 
braucht, ^a  e^  fic^  um  ein  nieberbcutfc^c^  "^Bort  banbelt,  mnb.  bregen, 
nbl.  brein,  agf.  braegen,  engl,  brain,  fo  ift  bic  '^Sefc^ränhing  be^ 
'^öorte^  auf  9'Zorbbeutfcblanb  begreiflief).  (?^  finbet  fic^  in  ßiülanb 
(©orp.,  Q'^iga),  ^reu^en  (^önig^b.,  ^anj.,  <3).=^rone),  ^ofen,  ift  aber 
in  ^önig^berg  unb  (5c^roba  mel)r  oulgär,  feiner  Hirn.  Leiter  in  ^ol-- 
bcrg,  9^oftocf,  6c^toerin,  93erlin.  Äier  tpirb  Bregen,  ipie  oben  ange- 
geben, nur  oom  ©c^lac^toie^  gcfagt,  alfo  Kalbsbregen,  Schweine- 
bregen, Hammelbregen  unb  ift  in  biefem  Sinne  nicbt  oulgär,  fonbern 
ber  einzig  übliche  "Slu^bruc!.  *33on  anberen  Vieren  unb  oom  'SD'Zcni'c^en 
n)irb  Gehirn  gefagt  (Hirn  ift  nic^t  gebräu(^lic^).  Bregen  oom  "SJ^enfc^en 
gebraucht  ift  grob  oulgär').  ©a^  QBort  ift  ferner  oertretcn  in  £übecf, 
^iel  (aber  in  Gc^le^loig  Hirn),  Äarburg,  Äamburg,  Olbenburg,  3eoer, 
£eer,  O^nabrüct  (neben  Hirn),  93raunfcbtt)eig,  Lüneburg,  ioalberftabt 
(neben  Hirn),  Äabmer^leben,  (fi^leben.  3n  einigen  Gtäbten,  Äannooer, 
•Büdfeburg,  ^aberborn,  \)at  fic^  bai  ^ort  nur  noc^  in  ber  3ufammen= 
fc^ung  Bregen wurst  erhalten,  bie  auct)  fonft,  j.^.  in  Harburg  oorfommt 
(altmärf.  Brämwost  ©anneil  ^b.  23),  tt)ät)renb  biefc  933urft  in  '23erlin 
nur  ZerveUatwurst  (au^  ital.  cerveUata)  ^ei^t.  3n  ber  QJolfi^munbart 
ift  Bregen  bejeugt  für  bie  "^rooinj  ^reu§en  CJrifc^bier  '^Bb.  I  102), 
eübecf  (Schumann  ^ortfc^.  11),  Bremen  (93rcm.  «Job.  1767  1  130), 
Äannooer  (^lein  ^roo,--^b.  1 792  I  60  Bräjen)  ©öttingen  (6c^ambac^ 
<2ßb.  31),  ^prmont  (6ct>malenberg  bei  ^.,  935ger  3b.  nb.  6pr.  32,  146 


0  ^OpOtt)itf(^  Voc.  Austr.  I  fol.  94  bezeugt  nocfe  gebrannte  Mehlsuppe 
für  3cno  (fol.  67  bft.  Brennsuppe  =  9}?c^elfuppc?). 

2)  ^ifc^cr  qßb.  1 1401.    €lf.  Qßb.  II 191. 

*)  Brägen  Dom  ©ebirn  cinc^ Ulanen:  in  öomburg  bei  O.  Srnft,  ^ Sempera 
3ugcnWanb  31. 


'Stegen  —  ^rctt  149 

brean),  bcn  Untcr^arj  (£iefcnbcrg,  6fiegcr  9]^unbart  130),  bic  Qlltmarf 
CSonncil  a.  a.  O.),  <5)re^bcn  (in  bcr  9onn  Brägel.  '^opf* ,  9?JüÜcr-- 
x^aurcuti)  ^b.  I  1 42).  tO^an  fic^t,  ba^  5:cmt)o,  in  toclc^cm  bai  ^ort 
pcraltct  ift,  ift  in  ben  einzelnen  Stäbtcn  ein  t>crfd)icbencö. 

3m  ganjcn  übrigen  beutfc^en  ©cbict  toirb  in  bemfelbcn  Sinne 
Hirn,  an  einigen  Orten  baß  ^oUcÖiöuin  Gehirn  gebraud)t,  le^fcre^ 
in  '^ofen,  ^re^Iau,  93eutben,  Äannooer,  ^ücfeburg,  5^öln,  Äolgb-, 
■^Irtem,  3ei^,  ®effau,  <5)rc0ben,  (Slftetbcrg,  Cengenfelb,  Ceipa  (nie 
Hirn  ^),  3ucfm.;  bcibc  formen  neben  cinanber  in  '21ac^en,  Äalle,  Seipjig, 
'^icli^.     (f^  ^ei§t  olfo  ^ier  Kalbs(ge)hirn  für  berlin.  Kalbsbregen. 

^rett 

ift  gemeinbeutfc^  in  ber  93ebcutung  bcr  an§  bcm  ^aumftamm  ge-- 
fd)nittcnen  Äolgplattc.  3n  ©eutfc^Ianb  toirb  aber  Brett  aucb  oon 
bcr  'platte  gcfagt,  auf  ber  @cfc^irr,  Spcifen,  Kaffee,  ^ce  u.  bgl.  ge-- 
tragcn  toerben,  unb  jmar  auc^  tocnn  fie  nid)t  oon  iöolj,  fonbcrn  oon 
^lec^  ift.  9}^ciften^  genauer  Servirbrett;  Teebrett^)  3.^.  in 
^orpat,  9Riga  (auc^  tocnn  nid)t  5ce  aufgetragen  toirb),  v^önig^b.,  ^an5., 
©c^Ie^to.,  Harburg,  O^nabr.,  xERarburg,  St.  ©allen;  Kaffeebrett 
(oud)  tocnn  e^  nic^t  für  Kaffee  bient)  in  93erlin,  ibarburg,  3ei^, 
"^Bürtfemb.;  Präsentierbrett  in  ©öttingcn.  3n  9\oftocf  ift  bafür 
gctoö^nlic^er  Präsentierteller,  baß  aud)  in  Sd)roba,  Harburg, 
^infcn,  9}ieiningen  oorfommt,  au^  Berlin  bagegcn  mir  nur  in  bem 
^erglcic^  wie  auf  dem  Präsentierteller  befannt  ift.  3n  "2lfc^affcn-- 
burg  Kredenzteller. 

3n  oft  erreich  ift  biefc  QSertoenbung  be«S  ^orte^  Brett  garniert 
üblic^.  9'^ur  an  ber  ^eripb^nc,  in  (5ger,  ^lubenj,  ^rcgeng  mirb 
Servierbrett  gebraucht.  Sonft  bient  ali  feinerer  '2lu«brucf  Tablett, 
bog  aud)  in  'Seutfc^lanb  t»iel  gebraucht  toirb,  unb  al§  oolf^tümlicbc* 
'3Bort  Tazze  =  ital.  tazza,  fcltencr  Tasse  (j.  ^.  in  Salzburg,  3glau, 
Ciüi"),  oulgär  die  Täzzen,  5)cmin.  Tazzerl.  3??and)e  empfinben  hai  ^ort 
übcrl)aupt  al«  oulgär,  boc^  mad)t  '^ülfing  3eitfd)rift  f.  btfcb-  llnterriAt 
.XIX  (1905),  382  barauf  aufmer!fam,  ba^  QRaimunb  unb  "innjengrubcr 
Tasse  in  ben  ^üt)uenantoeifungcn  ju  ibrcn  ^Dramen,  alfo  fcbriftbcutfd) 
öcrtocnbct  \)ahtn').    3n  QBicn  gilt  bic  feltener  gcbraud)te  franj.  '^orrm 


^)  Umgcfet)tt  in  <3Rappcnau  nur  Hirn,  nicfet  Gehirn.  93?eijtngcr  Q£ßb.  41. 

-)  ßitcrarifc^er  "SSelcg  'Jrcnffen  'Sic  3  ©etrcucn  207. 

^)  3ci  ^21brat)om  a.  S.  Slata  11  19  Strigl  Weintatzen  "^cinbcd>er  . 


150  '^vttt  —  «Brol) 

Tasse  für  feiner  ali  Tazze(ii):  man  fagf  ft.  95.  eine  silberne  Tasse, 
ober  eine  hölzerne  Tazzen.  93ertt)cci^^lung  mit  bcm  ^rinfgefä|  tritt 
nic^t  ein,  tocil  öiefc^  in  QBien  Schale  ^ei§t  (f.  Tasse). 

<^ai  QDort  Brett  toirb  in  einer  ^tvtittn  fpcjiellen  ^ebeutung  in 
Wandbrett,  Bücherbrett,  Küchenbrett,  Tellerbrett  u.  bgl.  öer-- 
n?enbet.  "2luc^  biefer  ©ebrauc^  ift  ni^t  ganj  allgemein,  fcblt  5.  "53.  in 
6c^le^rt)ig.  3n  S^lorbbeutfi^lanb  »irb  bafür  auc^  ein  mit  Brett  et^mo^ 
logifd)  oernjanbte^  QBort  oertoenbet:  Bord  in  93re^lau,  ©anjig,  ßüberf 
(öd^umann  9Qßortfcb.  18  Boord),  6cf)le^tt)ig,  Hamburg,  ^Sremcn, 
^l)üringen*)  (3ei^,  'Slrtern),  ßeipjig,  93ieli^,  auc^  im  933eften^,  in 
6aarbrücfen,  Stpeibrütfen,  nacb  9^ub.  93e(fcr  Seitfc^r.  f.  btfc^.  Unterricht 
XI  465  in  '5)armftabt  %  3n  <5)effau,  93raunfc^iDeig,  Äannooer,  QBinfen 
lautet  ba^  QBort  Bort  (9'^tr.).  ©d^ambacb  bezeugt  Bord  für  bk 
®5ttinger  ^unbart  C2Bb.  30),  Äertcl  (^^ür.  71)  Berd  für  ben  Äara, 
©anneil  (935b.  22)  für  bai  '2lltmärEifd)e  Bort.  (Sin  ^em.  Borte  in 
bcmfelben  6innc  befte^t  in  9?oftocf,  Scoer,  O^nabrücf.  3n  3tt)ci-- 
brücEcn  die  Borde  'baß  "^Sanbbrctt',  das  Bord  'bai  93rett  ber  <5)iele, 
be^  QOöagen^  ob.  bgl.'*) 

3n  eifa§  i&i  Qtßb.  II  400)  unb  Cot^ringen  CJoümann  ^b.  432) 
entfpric^t  Schaft,  j.  93.  Bücher-,  Geschirr-,  Hafen-,  Küchenschaft. 
^a^  Qöort  bebeutet  aber  ebenfo  tt)ie  baß  ocrloanbtc  Schaff  oielfai^  auc^ 
mt\)v  alß  ein  blo§e^  93rett,  ein  grö^erci^  (Scftcll,  Q'vegal  ober  einen 
oorn  offenen  Scbranf. 

'^aß  QBort  Brod  ipirb  in  93crlin  in  boppeltem  ©innc  gebraucht, 
nämlic^  1)  foUeftio  für  baß  au^  ^cbl  mit  Sauerteig  ober  Äefe  ^cr= 
gefteüte  (Sebäcf,  3.  '^.  Salz  und  Brod,  2)  für  ein  einjelnes  Qtüd  biefe^ 
(Scbädt^,  baß  in  '53erlin  oon  Syauß  auß  länglid)e  'Jotnt  tttva  oon 
ber  ßängc  eine^  t)albcn  "SO^eter^  ^at.  ^an  fagt  bal)er  ein  Brod,  zwei 
Brode  ufn>.  9^ur  bie  erfte  93ebcutunc^  ift  gemeinl)ocbbeutfcb,  bk  sweite 
ift  auf  9?orbbcutfc^lanb  befcbränft.    ^üv  baß  einzelne  ßtücf  btß  ©cbärf^ 


1)  öerfel  '5:t)ür.  71. 

-)  Ccnj  bejcugt  (^b.  13)  poo^t  für  bie  93Junl)art  oon  Ä)ant)fc^u^ß|>cim 
in  ber  93ebcutung,   gro^c^  <Srctt,  <5u§bobcnbicle',  pret  "5:6»^^  cine^  93orfe^. 

*)  Bortbretter  '^Joigt-'Sicbcric^^  Sreioicrtcl  Stunben  oor  '5:ag  137. 

*)  Kammbrett  '©cfd)irrbrctt',  baß  mir  au^  9[)?ciningcn  angegeben  iuirb 
(ogl.  epieft  "Beitr.  119),  nb.  Kannbrett  (©Qöb.  V  166),  ift  auß  Kannenbrett 
entftanbcn. 


93rob  151 

fagt  man  im  übrigen  0eutfc^lanb,  tocnn  c^  bic  freiem nbe  "Jonn  \)at, 
bie  bort  ftaft  bcr  länglichen  in  "Berlin  üblichen  bic  gctoö^nlic^e  ift,  ein 
Laib,  öoUftänbigcr  ein  Laib  Brod. 

<5)a^  ^ort  Laib  ift  ^auptfäc^lic^  obcrbeutfd),  unb  hai  mittlere 
5)eutfc^lanb  hiVitt  bie  ©rcnjsone  ju  bem  norbbeutfc|>en  Brod.  9^örbli6 
reicht  Laib  bi^  6aarbrürfcn,  QÖßic^babcn,  ^xantfnxt,  %uiba,  Gaffel, 
angcblid)  auc^  ÄannoDer(?),  aber  nic^t  ©öttingen,  bann  9}^einingcn  (in 
'SJ^arfneufirc^en  nur  Laibbrod  im  6inne  oon  Sc^toarjbrob),  93au^en. 
3n  ©reiben  fc^lf  c^,  in  93re^lau  ift  c^  feiten.  3m  meftlic^cn  93ö^men 
(ßger,  ß^^otiefc^au,  '^ßinterberg)  fommt  Laib  t>or,  aber  nic^t  im  5ft- 
lieferen  ^eile  Don  9^orbböf)men  (ßcitmeri^,  £eipa,  ßobofi^,  9'^eicf)enberg) 
unb  in  6c^lefien.  "dagegen  in  93iäl)ren  ift  Laib  »ertreten.  3n  Sieben- 
bürgen unb  in  ber  ©c^tpeis  fe^lt  e^.  3n  ^ulba  l)ci^t  t)ai  längliche 
93rob  Laib,  ba^  runbe  ift  bort  feiten :  bic  ©eftalt  bc^  93robe^  ift  alfo 
bafelbft  norbbeutfc^,  hiz  "^e^cic^nung  fübbeutfc^  *).  (Sbcnba  \)t\^t  ein 
längliche»  93röb(^en  au^  grauem  9Bctjenmcl)l  Kümmel-  ober  Ki-euzer- 
laibchen. 

®er  geograpl)ifc^c  llnfcrfd)ieb  norbb.  Brod:  fübb.  Laib  beruht 
barauf,  boB  t>ai  9©ort  Laib  ^  got.  hlaifs  a\)b.  bleib  anglf.  hläf  htm 
'^bb,  ^)  (unb.,  toenigften^  teilipcifc,  and)  ben  mb.  9}^unbcrten)  fe^lt. 
6c^on  im  Äelianb  03.  2845  toirb  brod  für  bai  Stüd  bz^  ©ebäcf^  ge^ 
braucht:  girstin  brodi  fibi  fünf  ©erftcnbrobe  —  m^b.  mit  zwelf  leiben 
Ulrich  0.  "5^ürl.  ^illcbalm,  aber  auc^  zwelf  pröt  QCßolfram  ^arjioal.  ^er 
lcrifalifd)c  llnterf(^ieb  l)ängt  auc^  mit  ber  ^orm  btß  ©ebärf^  ^ufammen, 
infofern  Laib  ba^  im  6üben  übliche  runbe  93rob  bejcic^net.  <5)aB  "^ulba 
eine  '2lit^na^mc  macbt,  ift  in  feiner  i^agc  in  ber  ©rcnäjonc  begrünbet. 

<5)ie  juerft  genannte  foücttioe  QJcrtoenbung  bc^  QOöorte^  Brod  fd)lie§t 
in  Berlin  6ci)n)ar5=  unb  '3öci§brob  b.  b-  gcmifc^tc^  unb  QEÖeiscnbrob 
ein.  3n  'Jßicn  benft  man  bagegen  bd  Brod  nur  an  Sc^toar^brob. 
*2öer  in  einem  9^eftaurant  „93rob"  beftellt,  erf)ält  in  93erlin  ben  ^orb 
mit  955eiBbrob  ober  mit  QBei§=  unb  Scbtoarjbrob,  in  'SBien  bagegen 
nur   ©c^iDarjbrob.     Gonft  mü§te  man  Gebäck   ober  Semmeln   ocr-- 


^)  ^oporoiffc^  Voc.  Austr.  I  fol.  239  tcnnf  Laib  ou«  Oft.,  9309.,  Schwaben, 
iocffcn,  9JJainj  „unb  flingt  c*  in  ben  Of)rcn  aller  bicfcr  93ölfer  fcitfam,  wenn 
fie  ^ören,  ba^  bic  Sac^fcn  bai  '^ßort  Brod  in  bcr  'Sebcutung  eine*  Caibc* 
gebraudjen". 

-)  ©a^  g=c^lcn  oon  Laib  im  '2ßcftfölifd)en  ocrmcrft  o.  ßpe,  ®eutfd)e 
"SOiunbarten  II  507.  '^lucb  bcm  Curemburgifc^cn  unb  Cot^ringifc^cn  fc^eint 
bai  QBort  fremb. 


I 


152  ^rob 

langen,     9?ur  bei  ber  93cja^lung  fagf  man  aud)  in  QBicn  ein,  zwei, 
drei  Brod  uftt).  an,  tt)orin  Sc^toarä--  unb  99öei§brob  äufammcngefa^t  ftnb. 

Unter  Schwarzbrod  öcrfte^t  man  in  93crlin  taß  au^  Q'^oggcn-- 
unb  ^ciäcnmet)!  gebadfcnc  93rob;  man  toenbct  ben  '21u^brucf  nur  an, 
tt>enn  man  ®ett)ic^f  auf  bie  Unterfc^eibung  oon  QOßei^brob  legt.  3n 
öftcrrcic^  unb  '^Sa^ern  fagt  man  bafür  Hausbrod,  offenbor  tt>eil  man 
e^  frü()er  im  Äaufc  t)erftentc,  mä^renb  man  i>a^  "SBei^brob  oom 
•^Jäcfer  bejog.  Qo  tjei^f  cS  fd)on  in  "Slnt.  '^uc^erg  ioauisljaltbuc^ 
(1507—1517)6.48:  „<^ai  Siau^\>vat  ^ah  x<i)  fclb^  packen  la^en')." 
3n  S'^orbhjeftbcutfc^lanb  (^eftfalen,  ^öln,  9^orben)  toirb  ba§  gemifc^tc 
93rob  Grau  brod  genannt,  tpcil  bie  93ejeic^nung  Schwarzbrod  ^ier 
bem  tt)irnic&  \d)XDav^tn  reinen  Q'^oggenbrobc  oorbc^alten  ift;  fo  tjei^t  auc^ 
ber  fogen.  ^umpcrnirfcl,  ber  au^  ungcbeutcltcm,  ba^er  no(|)  bie  ^leie 
ent^altenbcm  O^oggenme^I  gebadEcn  ift.  9^ac^  <5nfd)bier  "^öb.  I  HO  \)at 
Schwarzbrod  in  Oft-  unb  'Sßeftprcu^cn  biefclbe  QSebeutung. 

*5ür  Weißbrod  fagt  man,  toie  f(^on  bemerft,  in  QOBien  getoö^nlid) 
Gebäck,  dagegen  »crfte^t  man  in  9^orb--  unb  '50'?itfelbeutfd)lanb 
unter  Gebäck  bie  fu(^cnartige  93acfroare,  tk  ju  Kaffee  unb  ^ee  ge= 
geffen  tt)irb,  bie  in  öfterr.  mclme^r  Bäckerei  ^ei^t,  j.  93.  Tee- 
bäckerei, in  93erlin  Teekuchen,  feiner  Teegebäck.  2llfo: 
Brod  in  93crlin  =  Gebäck  in  QQöien 
Gebäck    „        „       =-  Bäckerei  „       „ 

•Sie  tt)ortgeograp^ifd)e  93el)anblung  ber  übrigen  9'Zamen  oon  93rob^ 
arten,  befonber^  ben  ^ei^brobgattungcn,  mirb  baburd)  ttwai  üertoicfclt, 
l>(i^  mit  ben  t>erfd)iebenen  9^amen  aud)  Q3erfd)ieben^cit  ber  ^rt  unb  ber 
•Jorm  be^  ©ebäd^  Äanb  in  Äanb  ge^t.  '^üv  un^  fommen  bie  oielen 
5rtlid)en  '2lbarten,  tt)ie  fic  beim  'Jßei^brob  befielen  unb  bie  anbertoärt^ 
feine  *^araUclen  ^aben,  nic^t  in  93etrar^t,  fonbem  nur  bie  *5äIIc,  ft>o  c^ 
fic^  um  h?irflic^c  (5t)nont)me  l)anbelt. 

9'^cben  bem  runben  Laib  fommt  auc^  im  ©üben  eine  längliche 
*5orm  be^  ©c^toarjbrobe^  t>or,  bie  aber  bcträcbtlid)  Heiner  ift  ali  in 
9'Zorbbeutfd)lanb.  <S)iefe^  längliche  ©c^tDarjbrob  f)ei§t  in  ^Ifc^affenb. 
Brod  st  olle.  3m  übrigen  QSapern  untcrfc^cibef  man  ^wd  'Jormen, 
ben  Wecken  unb  ben  Kipf ').  *3)er  QGßerfen  ift  länger  al^  ber  ^ipf, 
bicfer  läuft  in  fc^ärfcre  6pi^en  au^.  <5)er  QQ3edcn  foftete  j.  '^.  in  QBürjb. 
40  Pfennig,   ber  ^ipf  20  *^f.,   ift  alfo   nur   ^alb  fo  gro^  tt)ie  jener. 


( 


I 


*)  9391.  nod)    ^eutfc^-llot.  QBbrtcrbüc^lcin-  oon  9?ürnb.  1733  S.  54: 
iÖauSbrob  Panis  cibarius. 

')  gSgl.  Sdjmcncr  QBb.  I  1273. 


'»rot)  153 

9CRit  bem  Kipf  nic^t  ju  oertoec^fcln  ift  bai  Kipfl,  öftcrr.  Kipferl, 
fc^tocij.  Gipfel  (f.  2lrf.  Hörnchen).  3n  einem  ^eil  öon  Öfferrcic^ 
^ci§t  bo^  längliche  6c^tt)arjbrob  bcr  Strützen  (in  ©aljburg.,  ^uffce, 
^irol  ^))  ober  bai  Strützel  (Strietzel),  fo  in  93ö^men,  9}^ät)cen,  ^roppau, 
Kärnten.  QSgl.  ßejcr  ^ämt.  QBb.  244.  6c|)mcüer  QBb.  II  822.  <5)cr 
9^amc  Strützel,  fc^on  m^b.  stnitzel,  strützel,  ift  toeit  oerbrcitct,  bc= 
jcic^nct  aber  ftellentoeife  ein  ©cbäcf  au^  feinem  <2öcijenmei)I,  jum  ^cil 
fu^enartig;  fo  bcr  ^Oöiener  Strützel,  ein  geflochtener  5?u4>en.  Solche 
Strützel,  bie  ^ufig  Sopfform  t)aben,  finb  im  ganzen  öftlici)en  "Seutfc^-- 
lanb  ocrtreten,  in  Off--  unb  ^cftpreu^en  (Kanel-,  Butterstritzel  ^rifc^-- 
bicr  <2öb.  II  382),  ecblellen,  ^arf,  0re«ben,  aud)  iii  ^irol,  ber  Mohn- 
strützel  (<5ronffurt  a.  O.,  6c^tefien),  Eierstrützel,  Weihnachts- 
strützel,  ber  in  ßeipöig  Stolle  ^ci§t.  93gl.  Äbfler,  Q9öci^nad)t«gebäc!e 
(<2Bien  1905)  6.  39 ff. 

QBeiter  füblic^  beäeicf)net  Weck,  Wecken  teil^  bai  gctoö^nlic^e 
^OBei^bröbc^cn,  tei(^  ein  fuc^enartige^  ©ebäd,  baß  namentlich  ju  Oftcrn, 
fcUener  ju  ^ei^nac^ten  gcbacfen  njirb,  fo  bcr  Gelbweck  in  ^^üringen, 
bic  Apostelwecken  in  'SJiarburg  i.  Ä.,  bic  Prüfungswecken  in  93aben, 
bit  Biraenweggen  in  ber  öc^toeij  (Äöfier,  Oftergebäde  QOßicn  1906, 
6.  43.  'Jöei^nac^f^gcbäcfe  6.  48),  bit  Eierweckel  in  9^egen^b.,  Eier- 
weckle  in  ^ug^b.  ufn>.  '^ai  gett)öt)nlic^e  QGßci^bröbc^en  bejcicbnet 
Weck  Wecke  in  Äeffcn  (9?Zarb.,  ßaubac^,  '^ulba)  unb  am  9^^cin 
nörblicb  big  ^oblenj,  in  93aben  unb  ^Cßürttemb.  (in  ©armft.  das  Weck). 
<5)cr  gett)5^nlicbe  QOßecf  toirb  nur  mit  QGßaffer  angerüt)rt,  ber  mit  '5D^iId) 
bereitete  ^ei§t  in  ©armft.,  Stoeibr.,  O^aftatt,  '2lfd)aff.  Milchweck,  anber= 
loärtg  (in  (flf.,  ^aben,  <2öürtt.)  Milchhrod. 

3n  9©ien  ift  länglic^cg  6c^tt)aräbrob  feiten  unb  \)ti^t  bann  Wecken, 
genauer  schwarzer  Wecken,  ^enn  bcr  ^ccfcn  ift  in  Öfterreic^  unb 
ebcnfo  in  9^orb--  unb  <3)iittelbcutfcf)lanb  in  bcr  9^egcl  ^cißbrob.  ^er 
^f^amc  h^k\)t  ficf)  junäc^ft  nur  auf  bic  fciläl)nlic^c  9orm  bc^  ©cbäcfg: 
a\)b.  wecki,  anorb.  veggr.  anglf.  wecg  engl,  wedge  '^eil'.  *2lbcr  taU 
fäd)lic^  loirb  bcr  '^ßccfen  au§er  in  kapern  faft  nur  <xuß  '^öcijcnmcbl 
gebacfcn.  <5)icfer  9^amc  ift  auf  ein  ©cbiet  im  Qßcften  biß  nörblic^en 
unb  mittleren  *5)eutfcblanb  cinfc^lic^licf)  bcr  füblic^cn  9\^einproöin5  (QKic^b., 
^an!f.,  ^ain^,  6aarbr.),  Got^ringcn  CJoUmann  ^b.  533)  unb  Curcm- 
burg  C^öb.  479),  auf  ©übbcutfc^lanb,  6c^rt>cia  unb  Öftcrreict)  bcfct)ränft 
unb  tritt  in  brci  "formen  auf,  der  (auc^  das)  Weck,  die  Wecke  unb 


^)  Schöpf  3b.  722.    Strützen  erfc^t  ^icr  alfo  Wecken. 


154  'Brob 

der  Wecken.  3n  öfferreic^  tpirb  nur  Wecken  unb  Weckerl  gc= 
gcfagt.  Weck  unb  fcltcncr  Wecke  (iöors,  Äcffcn,  Cot^ringen  *))  ftnb 
norb=  unb  mittelbeutfd|).  ®tefe  93c8cic^nung  cinc^  länglichen  QOöci^brob^ 
reicht  nbrblic^  bi^  6(^lc^tt)ig,  finbcf  jt4>  in  bcm  9^amcn  einc^  <5aftnact)f= 
gebäcfc^  hete  Weggen  (^ei^c  Qßcden)  auc^  fonff  im  ^Corbcn,  5.  93. 
in  Lüneburg,  nac^  6(^illcr=£übbcn  ^b.  u.  wegge  in  QQöi^mar,  iff  aber 
fonft  in  9Zorbbeutfc^lanb  burc^  anbere  "Slu^brüdfe  oerbrängt.  '^ai 
93remif^c  Qöbrterbud)  oon  1770  (V  221  f.)  oerscic^ncf  noc^  Wek 
Weg  aii  eine  ^rt  QBcijenbrob,  Heet-wek  unb  Pennwek  ^leine^ 
93rob  im  Qöcrf  cine^  7^  ^fcnnig^.  3n  flachen  Icbf  ber  9^amc  fort 
in  bcm  Paschweck  b.  ^.  Oftcrbrob,  einer  V2  —  1  ni  langen  6toUe,  bie 
in  Hamburg  f(^on  nic^t  mel)r  fo,  fonbern  Paschsemrael  ^ei§t;  f.  Äöfler 
Seitfc^r.  b.  gSercin«  f.  Q3olf^funbe  XII  (1902)  431.  60  fommf  Weck 
für  beftimmfc  QQßeiprobarfen  no^  in  ^rcfelb,  Siegen,  ^abcrb.,  öftlic|) 
in  Äalberft.,  ©fena4>  (für  eine  StoUc)  oor. 

■Jaft  an  icbem  Ort  njerben  meljrerc  '2lrten  be^  al^  <5rü^ftücf^- 
gebäd  bicnenben  Qöei^brobe^  unterf4)icbcn.  3n  93crlin  l)ci|t  bk  feinere 
mit  JJlild)  jubcreitete  ^rt  Milchbrod,  eine  noc^  feinere  ^bart  Dampf - 
milchbrod,  flein,  allmä^lic^  immer  Heiner  genjorben  unb  jtoeiteilig. 
©rö^er  unb  nur  mit  ^Oßaffer  ^crgcftcllt  ift  bie  Semmel,  nod^  einfacher 
unb  größer  cttoa  in  ber  9orm  be^  ba^rifd)en  ^ipfe^,  alfo  ooal  mit  jipci 
6pi^cn  unb  oben  einer  ^erbe,  bie  Schrippe.  *33on  '^^Jilc^brobteig, 
aber  länglic|)er  ^orm  ift  ber  Knüppel  (mit  '3}?ot)n  Mohnknüppel). 
0ic  Schrippe  mit  nbb.  pp  ift  fpe^ififd)  märfifc^ ")  unb,  tt?o  fic  fonft 
öorfommt,  au^  93crlin  importiert  ^),  6ie  finbet  [ic^  3.  ^.  noc^  in  (cttttin, 
cbenfo  n)ic  ber  Knüppel,  ber  bort  axiö)  Sechsuhrbrödchen  ^ei§t. 

Gine  oiet  weitere  ^Verbreitung  ^aben  Milchbrod  unb  Semmel, 
©er  9'^ame  Milchbrod  ift  in  faft  ganj  ®cutfd)lanb  ocrtrcten,  fo 
ta^  \)kv  t\)tt  bie  Orte  anjugeben  finb,  tt)o  er  nic^t  oorfommt.  Gr 
fct)lt  im  nörblicbftcn  ©cbiet,  in  "Petersburg,  9^iga,  ^bnig^b,,  ©anjig 
(tt>o  tai  9}?ilcbbrob  Blech-  ober  Mohnsemmel  l)ciBt),  xO^ecflcnb., 
6tettin  (tt)o  c^  Schnittsemmel  bcifjt),  6c^lc8tt)ig--Äolftein,  aud)  Äamb., 
Harburg,  Äannoocr,  Olbenb.,  QBcfifalen.  dt  reicht  n5rblic^  bi^  ^ofcn, 
■xOJarf,  6c^n)crtc,  Cüneb.,  Q3remen.  (Sr  fel)lt  in  faft  ganj  6ad)[en  (au§cr 
Glfferb.),  '^Jraunfd)«).,  in  einigen  t^üringifc^en  6täbten  (Sifenac^,  Coburg, 

')  ßiefcnberg,  Stiegcr  <3)^unbart  218.    goUmann  qßb.  533. 
-)  3n  Äinblebcn^  Gtubentenlej.  oon  1781  olö  märfifd^  bcjeic^nct:  QBci-- 
ganb  ^b.  II  791. 

')  ^qöb.  IX  1754. 


i 


93roÖ  155 

auc^  ÄaUe,  ift  aber  fonft  in  ^^üringcn  (Äalb.,  (^ÜL,  3et^,  Sonb., 
993ctm.)  ocrtrefcn,  fc^It  tpiebcr  in  Äcffen,  ^obl.,  ^5ln,  "Slac^cn,  fommt 
oor  in  &).,  93abcn,  QBürft.  '2Iu^  93at)crn  geben  c^  mir  nur  Äof  unb 
^mberg  an,  au^  bcr  6c^tt)eij  nur  Süxid).  3n  Öftcrr.  beftct)f  ber  9^amc 
Milchbrod,  bcjeic^ncf  aber  bort  ein  tvzid^zi  fuc^enartige^  ©ebäcf,  ba^ 
in  93erltn  Kuchenmilchbrod  i)ti^t.  —  <5)ie[c  unrcgelmä§ige  93er-- 
breitung  oon  Milchbrod  —  man  oergleic^e  fein 

QJorfommcn  in  Bremen,     ^e^Icn  in  Hamburg 
„  „   2üneb.,  „        „  93raunfd)tt)eig 

„   Weimar,        „        „  ©fenac^ 
„   ßicgburg,       „        „  ^öln 
crflärt  fic^  ivo\)l  barau^,   ba^  9^amc  unb  feiltocifc  auc^  6ac^e  erff  in 
neuerer  Seit   in  6täbtc   cingefüt)rf  lourbe,  ipo  früher  entttjeber  bie  mit 
^ilc^   bereitete   feinere  'i^lrt   bc^  '^eiPröbcben^  fet)Ife   ober   bafür  ein 
anbercr  9Zame  beftanb. 

^tit  oerbreitet  ift  aud)  Semmel,  nämlid)  in  ganj  ©eutfc^Ianb 
au§er  bem  993eften.  (ii  reicbt  toeftlic^  hi^  Olbcnb.,  O^nabr.  (feiten  in 
ßingen),  <3)ortm.,  93ücfeb.,  Qöinfen  (too  Semmel  aber  ein  ^uc^en  mit 
.^orint()en  oon  ber  @r5§e  eine^  ^robe^  ift),  ©öttingcn,  QBeimar, 
'SJieiningcn,  fe^It  aber  im  "heften  unb  Sübtoeften,  in  Scbttjerte  hti 
•Sortm.  unb  fonft  in  ^eftf.,  Äeffcn'),  am  9^^cin,  in  (5lf.,  ^abcn, 
'^falj,  955ürtt.  (wo  Wecken  bie  QQßafferfemmel,  ^Milchbrod  bie  9}^ilc^-- 
fcmmcl  bejeicbnet).  3n  Slf.,  £otf)r.,  ßurcmb.  ^at  Semmel  (elf.  Simmel) 
noc^  t>'K  ©runbbebeutung  'xO'Jcbr  (in  £ot^r.  'feinet  '^zi^mmt\)i' ,  in 
Cuj.  'Sägemehl')  =  lat.  simila.  Süricfe  ^at  Semmel,  '^Bern  Brötchen. 
6t.  ©allen  Weggh.  3n  ^^apern  unb  öfterreid)  ift  Semmel  bcr 
Äauptnamc  für  t)ai  <3rübftürf^gebäcf.  3n  5?cmpten  fagt  man  bafür 
Laible.  3n  QQöien  \)d^t  eine  cinfact)erc  *2lrt  ^ei§brob  Schuster- 
la(i)berl  (eine  QBafferfemmcl),  in  'Drc^ben  Dreierbrödchen.  'Sie  t»er= 
breitetften  'formen  ber  6emmcl  finb  hk  einer  8  unb  bie  einer  9^ofe. 
2e^tere  <5orm  t)ei^t  in  Oft.  Kaisersemmel,  hai  bort  übliche  feinere 
'SJciBbrob,  in  ßengenfelb  Kaiserbrödchen.  in  0orpat  Rosenbrod,  in 
9[Rain5  Rosenweck,  fonft  Rosensemmel,  ^cm  93erliner  "^O^ilcbbrob 
cntfprict)t  m  ^ien  ba^  Baunzerl,  ba^  aber  oicl  mürber  ift  al^  jcne^. 

9^eben  Semmel,  Milchbrod,  Weck(en)  ift  Brödchen  bie  ^äufigfte 


*)  93ilmar  3b.  445  fcbreibt:  6 triebet  unb  6cmmcl  fmb  (in  ÄcfTcn) 
gänjlii  unbcfannt,  fo  baft  bie  0icnftboten  folcber  Äcrrfc^affen,  welche  aus 
©egcnben,  xoo  Semmel  ^errfd^t,  ^iertjer  fommct»,  rocnn  fte  au^gefd)icft  werben, 
„Semmeln"  ,su  boten,  in  bev  Q^cgcl  3immet  mitbringen. 


156  ^tob  —  <Srü^e 

•Scjcic^nung  bc^  flcincn  ^cisenbrobc^.  ^ai  95röbc^en  bcrft  fic^  too^l 
in  bcr  9?cgcl  nic^f  mit  ber  6cmmcl,  fonbcm  ift  härter  unb  ähnelt  in 
bcr  ^orm  bcm  93crlincr  Knüppel,  ^cr  "iHu^brucf  ift  t)auptfäc^Iicf) 
norbbcutfc^,  oon  ^ctcc^burg  biß  'Slac^cn  rcic^cnb,  fct)lt  aber  in  93crlin, 
tvo  mon  folc^e  ^cminutioa  wenig  liebt  unb  qI^  Heinlic^  empfinbet.  ^r 
finbct  ftc^  3.  "33.  in  ^önig^b.,  Cüb.,  Äarb.,  Olbcnb.,  ®5tf.,  93üdcb., 
Äarj,  Äaae,  eifcnad),  Gaffel,  '^öcftfalen,  am  9^t)cin  (^öln,  ©üffelb., 
QBefcl),  in  QGßie^b.,  "^ranff.,  eifa§,  'Babcn,  ^crn.  3m  Offen  noc^  in 
95eut^en,  93ou^en.  Milchbrödchen  in  ^ofen,  993in[cn,  6c^tt>crtc, 
^obl.,  9!l^ainj,  Milchbrödle  in  Äcibelb. 

3u  bicfen  öier  oerbrcitctffen  ^u^brücfen  fommf  nun  noc^  eine 
^nja^l  örtlich  me^r  bcfc^ränfter,  befonbcrc  ^ci^robartcn  bejcic^nenber 
9'Zamen.  3n  '^efcr^burg  bie  Bulke  au^  ktt.  bulka,  fleinruff.  bulka 
'ßemmef.  3n  6c^Ie^it).=ioolftcin,  Äamb.,  Äarb.,  Äannooer  t)ei§f  bic 
Sförmige  (Semmel  Rundstück,  in  9'^egcn^burg  MilchkoppeL 
3n  ®otpof  \)ti^t  baß  mit  QGßaffer  bereitete  QBei^brob  Franzbrod 
b.  \).  franjöfifc^e^  93rob  (ogl.  ital.  pane  francese),  ein  ^oxt  aui  bem 
18.  3al)rl)unbert;  Franzbrod  eben  !ommt  auA  in  '3}iittelbeutfd)lanb 
Dor,  Coburg,  *53raunfc^tt).,  ^infen,  "iDiarburg,  nac^  Schumann Qöortfc^.  14 
in  £übcc!,  nac^  3ed)t  QBb.  5  in  ^an^felb,  nac^  Äertcl  ^^ür.  ^.  98 
in  9'^orb^aufen.  3n  ©öttingcn  ift  Franzbrod  ober  -brödchen  ein  mit 
xO?ild)  l)crgeftcntc^  ^eijenbröbc^en,  Iänglid)runb  unb  geferbt,  mä^renb 
haß  Raspelbrod  frci^runb  unb  ungeferbt  ift.  ^uc^  Weißbrödchen 
fommt  al^  9'^amc  oor  in  ^rier,  Weißbrod  in  93raunfc^h?.,  ^rcfelb. 
öin  fuc^enartige^  QBei§brob  mit  9\ofinen  finb  im  nbb.  Sprachgebiet  bie 
Stuten  (5.  93.  in  ßüb.,  ^infen,  O^nabr.,  <5)ortm.,  9^orben),  ber 
„fd)le^n?ig4«>(fteinifd)c  Weihnachtsstuten",  ber  Stutenweck,  in  Äöln 
unb  <S)üffelb.  Platz,  »gl.  iobfler  903eil)nac^t^gcbäc!e  49.  <5)ümit  oer-- 
laffen  loir  aber  f^on  baß  5?apitel  93rob  unb  tommen  in  baß  ©ebiet  ber 
äat)lreid)en  fü§en,  n?cnu  auc^  einfad)cn,  fcmmelartigen  .^ucl)engebäcfc, 
Vüie  baß  Kuchenmilchbrod  in  'Berlin. 

93rü^c 

Gaffer,  in  ioclc^em  ^leifd)  getoc^t  ift  unb  feinen  6aft  ^intcrlaffen 
^at  ^an  oerfte^f  in  93erlin  unter  Brühe  bic  ^^lüfftgtcit  o^ne  eine 
3utat  tt)ie  ^I5^e,  ©emüfe,  Q'^ei^,  ©raupe;  mit  einer  folc^cn  ^ei§t  ftc 
Brühsuppe,  ^ür  Brühe  ipirb  aucb  baß  franj.  Bouillon  oermenbet. 
Fleischbrühe    ttjirb    oom  berliner    feiten    gcbrauct)t,  h>eil  bcr  Sufa^ 


^rü^c  157 

Fleisch-    für   i^n   übcrftüfftg  ift;    c^  Hingt  in  feiner  Umgang^fprad)e 
fc^on  tttvai  gejierf  ober  f^riftfprac^lid). 

^aß  ^ort  ift  nic^f  allgemein  t)oct)beutfd).  3n  öfterreic^  unb 
Siebenbürgen  fagt  man  in  bcmfelbcn  Sinne  nur  Suppe,  toenn  man  fic^ 
genauer  au^brücfen  njiö,  Rindssuppe  ^).  (in  "J^ug^burg  Fleischsuppe)  ^ ; 
Bouillon  ift  ebenfalls  gcbräud)Iic^.  "^Iber  auc^  an  oielen  Orten  be^  beutfd)en 
9^etc^^  ttJtrb  Suppe,  nic^t  Brühe  gefagt.  60  ift  Brühe  in  Seoer  garniert, 
in  Sc^le^toig  toenig  üblicb  (bafür  frische  Suppe).  3n  "Slrtem,  3ci^, 
9}ieiningen,  Slfterberg,  ^mberg  Derftel)t  man  unter  Bi-ühe  nur  Sauce'), 
in  Stegen  nur  t>aß  QBaffer  00m  ©cmüfe.  3n  ©kleben  unb  QBeimar 
roirb  Brühe,  tuenn  in  Waffen  gereid)t,  Suppe,  wenn  au^  Hellem  ge-- 
geffen,  oertoenbet.  3n  93erlin  bagegen  fpric^t  man  aud)  oon  einem 
TeUer  Brühe,  nur  pflegt  man  eben  in  Waffen  bie  reine  93rüt)e,  auf 
Hellem  aber  meift  eine  93rüt)e  mit  Sutaten,  alfo  eine  93rü^fuppe  ju 
geben.  Sonft  ift  mir  Brühe  nur  für  folgcnbc  Orte  beseugt:  '3)an5., 
Sc^roba,  93re^I.,  ^au^en,  xOcarfneufirc^en,  Äof,  Äalberft.,  9}iarbg., 
^öln,  «aac^en,  933ie^baben,  0armft.,  (?Ifa^*).  3m  übrigen  Sübbeutfd)- 
lanb  fd)eint  Brühe  nic^t  fef)r  üblich  5U  fein '),  boc^  ift  bk  Sufammen-- 
fe^ung  Fleischbrühe  noc^  befannt  in  Äeibclberg,  '5)onauefd)ingen, 
Württemberg®),  "Slfc^affenburg,  "Sln^bac^,  ^htbenj,  3üric^.  3n  bcr 
S4>riftfpracbe  ift  fic  fc{)on  eingebürgert  ^  unb  ü?irb  burc^  fie  tootjl  aud) 
toeiter  Derbreitet.     Sebenfall^    oerbient  taß  Wort  allgemein  t)Oc^beutfc^ 


^)  Sc^on  91^100101  9?eifc  V  135  merft  bie*  in  93ejug  ouf  9Gßien  an. 
„•Jletfc^brü^e,  fic  mag  oon  Äalb^--  ober  Sd)öpfcnfleif(f)  fein,  ^ci^f  burd)ge- 
^enb^:  a  flar«»  9Rinb«fuppen". 

-)  '2luc^  sich  verbrühen  ift  nic^t  üblich,  bafür  sich  verbrennen.  5)agcgen 
brühen  fommt  üor. 

*)  Qlbelung  QBb.  I  1217  ocrjciAnct  ebenfalls  Brühe  = '^unfc,  wä^rcnb 
eine  mit  Coffein  gegeffcnc  QSrü^c  Suppe  i)eiße.  Brühe  =  Kaffee,  "Sranntroein 
in  93rottcrobc  unb  QBinterftein,  Äertel  ^t)üv.  75. 

*)  Cot^r.  Brüi,  cifl.  Brit  g^oQmann  OGÖb.  64.  9?bcinfränf.  Bro  "5teifc^. 
fuppc'  ^renfc  3-  b.  <33creing  f.  rt)cin.-frf.  u.  mcfitf.  93olföf.  1905,  S.  46. 

^)  'Jür  bie  9}?unbort  ift  prü  bcjeugt  au^  9\appenau  (9}?ciftnger  QBb. 
132)  unb  5)onbf(^ub^^cim  (ßens  QÜßb.  14),  aber  obne  93ebcutung#angabc. 
Fleischbrühe  im  9}?urgtat  3.  btfc^.  Sprac^oer.  20,  208. 

^)  Ä.  0.  ^ifc^er  formuliert  feine  "Slnfic^f  für  QBürffemberg  ba^in: 
Sappe  tt)irb  für  itc^  gcgeffcn,  Brühe  am  "Jlcifcl).  "5.  QScit  erfcnnt  Fleisch- 
brühe =  93ouiUon  al^  roürt.  an. 

')  ^leifc^brüc ,  Äüner-,  ^ifc^brüe,  jus  camium  ....  Äcnifc^  ^. 
öpr.  1616  6.  1134.  Fleischbrüh  im  QCßicner  Äoc^buc^  ber  Äerjogin  t>. 
^roppau  1708  6.  5. 


158  ^rü^c  —  <23ul)ifcr  —  Buletten 

ju  merbcn,  ta  Suppe  ju  öielbeuficj  unb  Bouülon  ein  ^rcmbiüort  mit 
unbcutfc^cn  £autcn  ift^). 

*33ubi!er  f.  .Kaufmann. 

93ulctten 

gebratene  '5lcifd)n5§c  öon  fd)eibcnarti9er  "^orm  aui  ge^^acftcm  9Rinb= 
unb  6^tt>einefleifc^  gemi[d)t  mit  di  unb  6cmmcl.  93efte^t  bic  '^JJoffc 
nur  aug  gc^arftem  9Rinbficifd)  o^ne  ßc^toeinefieifc^,  fo  l)ci^en  bic  ^leifc^- 
flö§c  in  '33erlin  (gehackte)  Beefsteaks,  anberttjört^  deutsche  Beef- 
steaks. 1.  ®ie  93cjcic|)nung  Buletten  =  fronj.  boulettes  ift  au§er= 
\)aib  93erlin^  nic^f  ^äufig:  fte  tt)irb  mir  noc|>  für  *2lrn^n)albc,  Stettin, 
^olbcrg,  Cübecf,  .^arle!ru|)c  angegeben.  9^ac^  bem  9[ßb.  luj.  xO^.  49  ift 
Bulett  f.  auc^  luyemburgifcl). 

2.  ®er  öerbrcitetftc  '2lu^brudE  ift  Frikadellen,  auc^  Fri- 
kandeUen,  frj.  fricadelles  '^Ieif(^!Iö§(^en',  baneben  fricandelles 
'93uttcrgebacfenc^  au^  ^albflcifc^'.  dt  finbet  ftd)  in  ßiolanb,  in  ganj 
9^orbbeutfd>Ianb  öon  9}Zc(f(enburg  biß  Oftfrie^Ianb,  in  springen,  joeffen, 
ioannooer,  QBcftfalcn,  9'?t)ein|)rot>inä,  ©armftabt,  "^falj,  93aben, 
^fc^affenburg. 

3.  3n  ©anjig  Bratklops.  0er  getob^nlic^e  Klops,  auc^  faurer 
ober  6arbcIIenflopg  genannt,  ift  ein  gefod)ter  tugelförmigcr  ^k\^6)tlo^, 
in  ber  9^egel  mel^rere,  bic  mit  einer  pifanten  Sauce  angerichtet  »erben. 
6einc  Q3erbreitung  I)auptfäc^lic^  im  norböftlic^cn  ^cutfc^lanb  (^reußcn, 
'^ofen,  ©c^Icften,  ^arf,  5:t)üringen)  unb  feine  93eicic^nung  ali  Königs- 
Derger  Klops,  ferner  ber  Umflanb,  baft  tiaß  QSort  juerft  in  ben 
preu§ifc^en  Sbiotifa  oon  93odE  (1759)  unb  Äcnnig  (1785)  ooraufommcn 
fc^eint  (<5rifc^bier  ^b.  I  381),  fprec^en  für  Äerfunft  bei  ^lopfe^  ou^ 
Öftprcu§cn  (er  ^ci§t  auc^  in  '5)anäig  Königsberger  K.). 

4.  3n  mittelbeutfc^em  ©cbiet,  93re^lau,  '^Sieli^,  Q'^eic^cnberg  (Kar- 
finatl),  £eitmcri^,  Ccipa,  (Karwenatl),  (fger,  6t)otiefc^au,  "iHmbcrg, 
9^cumar!t  (Karminadl),  '53amberg-'23aprcut^  Karbonade,  Karbonadl. 
^nbcrtoärt^  (j.  ^53.  in  Berlin,  92ßicn),  bebeutet  Karbonade  ba^felbe 
toie  5?otclett,  bai  ttjotjl  fcüt)cr  auf  bcm  9Roft  gebraten  mürbe,  frj. 
carbonnade    ben    9^oftbratcn.      Karmanadl    crfc^eint   bei  ©c^meüer 


>)  9luc^  Gampc  <2Bb.  5.  =8crbeutfc^ung  1801  e.  197  fc^lug  Brühe  für 
Bouillon  oor. 


'Buletten  —  93utterbtrne  —  Saf«  159 

^air.  ^b.  I  1292,  Karbenätl  bei  6c^öpf  ^irol.  Sbiot.  303  ebcnfaU^ 
im  Sinne  t>on  Kotelett,  aber  ^rof.  o.  Otfenf^al  gibt  mir  für  Käufers 
in  5irol  Karmenadl  in  ber  "^ebcutung  bti  gebratenen  ^ki^ö^tlo^ti  an. 

5.  (5in  oierter  ^u^brurf  mirb  mir  in  ber  '^orm  Briselett  aus' 
ßengcnfelb  bejeugt.  ^opotoitfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  64  ocrjcic^net  au^ 
*5tan!f.  Brisollen,  fteir.,  aber  fd)on  §u  feiner  Seit  (18.  3a^rt).)  nict>t 
me^r  in  6teierm.  üblich  Brässöllerl  (=  oft.  Rostbräte!)  au^  ital. 
braciuöla. 

6.  Fleischklößchen  in  "S^re^ben,  Seip^ig,  ^effau,  3ci^,  ^r-- 
tem,  Weimar,  ^iJJeiningen,  Coburg,  ^fd)affenburg.  ^D^unbartlic^  Fleisch- 
klißla  im  nörblic^cn  öfterr.-<2d)Iefien  (^eibcnau,  Sucfmantcl,  S^ucniig). 

7.  Bratklößchen  im  6übt)arj;  Bratwurstklöße  in  Äabmcr^= 
leben. 

8.  Fleischknödl  in  ^iftri^.  —  9.  Fleischlaiberl  ift  bit 
in  öftcrrcic^  au§er  93öt)men  gangbarfte  "^cieic^nung.  "ä^nlid)  Fleisch- 
brotel  in  Getieften  (93rc^I.,  ^eutt)cn,  Sauernig).  —  10.  3n  Qüi^^ 
bürg  unb  ßinj  Fleischkrapferl.  —  11.  3n  Seil  a.  6.  Fleisch- 
nudel. —  12.  3n  Kempten  Fleischpolster.  —  13.  3n  'SJiünd'cn 
Fleischpflanzl,  in  3ngolffabf  Fleischpflänzl,  in  *2lmbcrg  Pflänz- 
chen  (neben  Karbonnade).  —  14.  Fleischküchle  im  €lfa§,  ^en-- 
ffanj,  QBürttemberg,  ^rcgenj,  ^omb.,  "^lug^b.,  '2ln^bac^,  9'^ümbevg. 
Fleischküchchen  in  '21fd)affcnburg. 

^u^  0t.  ©allen  mvh  mir  Schöpli  (?)  angegeben,  an€  93crn 
Adrio;  nac^  bem  Sc^toeij.  3biot.  191  ift  aber  Adrio  „eine  frci^för= 
mige  ^urft  in^  '^tl^  gef4)Ioffen". 

93uttcrbimc 

"Birne  mit  meic^em  fd)mel5enbem  '^Ißifc^  unb  oon  regelmäßiger 
"Jorm:  in  öfterr.  aflgemein  Kaiserbirne  (fc^on  bei  Älein^roö.^'JBb.  I 
1792  6.  220),  eine  Benennung  tok  Kaiserfleisch,  Kaiserwein, 
Kaisersemmel,  Kaiserschmarren. 

(£afe 

®cr  ftäbtifd)e  ^affeeau^fc^anf  toirb  in  ganj  '5)eutfd)Ianb  mit  bem 
fran55fifd)en  'Jßort  Cafe  9'^tr.  bcjcic|)net,  bai  and)  in  ber  64»tt)ei5 
üblich  ift.  9'^ur  in  Öfterreirf)  \)at  fid)  ber  gute  beutfd)e  '21u^bruc!  Kaf fee- 
haus erl)alten,  freiließ  mit  ber  franä5fifd)en  93etonung  oon  Kaffee 
auf  ber  legten  6ilbc  (in  9Reic^cnberg  jeborf)  Kaffeehaus).    3n  ®cutfd)-- 


160  eaf6 

ianb  finbct  fic^  Kaffeehaus  nur  ocrcinjclf,  j.  93.  in  3et)cr,  93ücfcburg, 
Äalberff.,  Äcibclb.,  <5tciburg,  Äof  (feiten),  ©onautoörft),  bcfonber^  für 
länblic^e  ^affeclofale :  fo  in  bcr  Umgegcnb  oon  '^Qiünffcr  unb  ^re^tau. 
<S)a^  bfterr.  Kaffeehaus  ift  bic  urfprünglic^  aligemein  gebräuc^-- 
lic^e,  burc^  ba^  18.  3af)rl)unbcrf  burd)gc^enbc  ^ejeic^nung  ^).  Gc^ulj 
^rembtt)b.  I  104  gicbf  einen  93cleg  oom  3.  1770  au^  Süric^  für  „Das 
Gaffee  (foll  l)ci§cn:  Das  Kaffeehaus)"  unb  fü^rt  getoi§  mit  9?cc^t 
t>ai  'Sluf^ommcn  »on  Cafe  auf  franjöftfc^e  9^amen  »on  ^affeet)äufem 
tt)ic  Cafe  Fran^ais,  Cafe  Royal  jurücf.  1786  locrbcn  bic  ^affce-- 
^äufcr  in  93erlin  no^  au^fc^lie^lid)  nac^  il)ren  ^Scfi^cm  Amoldi, 
Böhm,  Wittwe  Döbbert,  Petschke  ufn?.  bcjcic^nct '^,  1833  giebt  e^ 
fc^on  ein  Cafe  Frangais  unter  ben  ßinben.  3n  bcn  9^amen  unb  auf 
ben  ßc^ilbern  »on  ^affcet)äufem  lieft  man  auc^  in  öfterreic^  meiff 
Cafe,  5.  93.  Cafe  Ronacher,  toä^rcnb  ^v.  9^icolai  (9^cife  V  236) 
1785  oom  Craraerschen  Kaffeehaus  am  ©raben  in  92ßicn  fpric^t*). 
^ai  Q3erfd)n?inbcn  bc^  QOöorfe^  Kaffeehaus  in  ^cutfc^lanb  l)ängt  mit 
bem  O^ücfgang  biefer  Cofale  im  19.  3al)rt)unbert  ^ufammen.  Um  1733 
gab  e^  nac^  Sebler^  Unio.-Cejifon  „faft  in  allen  großen  anfet)nlic^cn 
Gtäbtcn"  ein  Caffee-Hauß  b.  ^.  einen  „Ort,  ba  man  jubereiteten 
fl)ee,  (Kaffee,  C!^ccolate,  unb  baneben  93ranbte--95ßein,  9?ofoli^,  bou-- 
tcillen=  nnb  anbere  93ier,  993ein,  u.  bgl.  me^r  um  billigen  '^rei^  finbet"  *). 
3n  ®eutfcf)lanb  ^aben  freiließ  i>k  ^affee^äufer  auc^  im  18.  3a^rbunbert 
nic^t  eine  folc^c  ^^oHc  gefpielt  tt>ie  in  90ßicn*):  bai  gebt  au^  ^v.  'iflu 


^)  ®ie  ältere  'Jorm  CoSe^haus  bei  Scbnabcl,  Snfcl  'Jclfcnburg  (1731 
-42)  e.  12. 

2)  95efc^retbung  bcr  Ägl.  9\cribenjft.  95ertin  u.  <^otöbam*  n  974. 

'')  9(0C^  jc^f  bai  1.,  2.  und  3.  Kaffeehaus  im  QBicncr  ^ratcr. 

*)  5)ie  "Jortfc^ung  bc^  SJlrtifel^  le^rf,  ba%  bai  bamaligc  Äaffec^auö 
fc^on  in  teber  93eäiel)ung  bem  heutigen  in  Öftcrreic^,  'Jran'rcid)  unb  Stalten 
glid).  „"^In  manchen  Orten  fmb  fic  ©clegen^eiten  jum  Spiel  unb  anbercn 
verbotenen  ®cfellfd)afften,  ba^ero  bie  dürften  unb  Obrigfctten  auf  folcbe 
ein  roacbcnbe^  *2luge  tjaben  foQen.  "^In  anbercn  Orten  geben  fie  '"2lnla§  unb 
©elcgenbeit  ju  guten  erbaulichen  unb  gelehrten  ©efpräcben,  oornebmcn,  nü%- 
liefen  unb  angcncbmcn  93efanntfc^afftcn,  aucfa  bie  ncuften  Seitungen  ju  lefcn, 
ober  ju  erfabren".  93gl.  aucb  Äücbelbccfcr  '2incrncucftc  9^acbrid)t  öom  9\öm.' 
Äapfcrl.  Äof  ncbft  ^efc^reib.  ber  Äapf.  9lefibcnj  •  Stabt  QOßicn  (öannooec 
1730)  S.  710,  bcr  oon  bcn  Caff^- Häusern  in  QBicn  crjäblt:  „'2lQroo  mon 
ouc^  aUcrbanb  Gortcn  Äüblenbe  ODBaffcr  unb  Ciqueur^  oerfaufft  unb  fic^ 
mit  95iUarb'Spiclen  bioertiren  fann.  3n  fotcbcn  trifft  man  gcmciniglicb  bie 
9RouocQiftcn  an"  ufw, 

^)  Scbon   1730  gab  cg   „bift  an  bic  breifeig  Gafffe.&äufcr"  in  <®icn 


6af6  —  C^ambregamift  —  ß^auffee  161 

colaxi  *2iu§erungcn  über  bag  993icncr  Äaffee^au^Iebcn  1781  (9?eifc  V 
236)  t)cn)or.  3m  19.  3ö^rt)unbert  gingen  jie  aber  bann  [o  jurücf, 
ha%  man  fc^on  oon  einem  faft  oöüigen  Q3erfd)toinben  [prec^en  barf. 
"Sic  tt)urben  jum  5:eil  burc^  bic  ^onbitoreien  erfc^t,  in  benen  aber 
boc^  ba^  ^affeetrinfen  eine  9tebcnroUc  [pielte.  ^k  irenigen  ^affee-- 
böufcr,  bie  c^  nad)  bem  ^aebefer  oon  1861  bamal^  in  93erlin  gab  ^), 
füt)rtcn  ein  fc()r  bcfc^etbene^  '5)afcin.  ^Sejeic^nenb  für  bic  OSer^älfniffe 
tt>ar  bic  je^t  fd)on  faft  abgcfommcne  ^Berliner  <Bitt^,  fic^  in  ben  länb« 
lieben  9D5irf^l)äufem  (fic  trugen  —  manche  noc^  ^cufe  —  bic  '2Iuf-- 
fd)rift  „ioicr  fönnen  ^aniilien  Kaffee  foc^en")  ben  Kaffee  au^  bcn  mit= 
gebrachten  93ot)ncn  fclbft  ju  bereiten,  ©urcb  biefe  Unterbree^ung  ber 
5^rabition  geriet  baß  ^ort  Kaffeehaus  bi^r  in  '2}ergcffenbeit,  toäbrenb 
in  öftcrreic^  935ort  unb  Saef)e  immer  lebenbig  blieben. 


^^ambregarnift  f.  Bieter. 
(S^f)auffee 

bcftcinte  bic  Ortfe^aften  oerbinbenbc  £anbftraBe.  \Sflan  untcr-- 
fct)eibet  in  9^orbbeuifc^Iünb  bic  Chaussee  b.  \).  bk  „c^auffirte",  mit 
einer  öteinunterlage  oerfeljcne  "^ö^rftra^c  auf  bem  £anbe  öon  ber  ge- 
tDb^nIief)en  Landstraße  (aue^  Landweg  in  '2lm^toalbe).  <3)a^  'Jrenib-- 
ttjort  ift  in  ber  2.  Äälftc  bti  18.  Sabr^unbert^  in  "Seutfc^Ianb,  al^ 
man  folc^c  Strogen  nac^  fran5Öfifct)em  93orbilb  anjulcgen  begann,  mit 
ber  Sacf)e  felbft  eingebrungen.  Q3gl.  <2 cbulj '^rem btob.  [  HO.  (?^  ift 
jebcef)  auf  baß  nörbliebe  unb  toeftlicbe  ®euffcf)(anb  befc^ränft  geblieben, 
alfo  9}?ecflcnb.,  Olbenb.,  ba§  ganje  ^önigreicf)  ^reu§en,  Gac^fen, 
Äeffen^<2)armft.,  9R{)einpfa(5,  £otl)ringen  CJoümann  ^b.  465),  £urem-- 
burg  C^Bb.  lur.  JJl.  396).     OSereinselt  begegnet  Chaussee  noc^  tociter 

(Mcbelbecfer  a.  a  O)  unb  1802  bereite  75  (*25efcbrcibung  unb  ®runbn§  ber 
Äaupt-  unb  9\cftbcn^ft.  OGGien  1802  S.  87).  ©agegcn  in  Berlin  nocb  1786 
nur  33  eir.fcblie^licb  ber  ^cffeegärfen  an  ber  "^erip^erie  ber  Stabt  (nur  6 
mit  93iQarbO,  »gl-  SRicolai,  'S^efcbreibung  ber  Ägl.  9?efibenjft.  Berlin  u. 
^T)ot0Dam\    93crl.  1786  II  588.  974  f. 

')  „Äaffee^äufer  nacb  ber  "^Irt  ber  Siibbeutfcbcn,  tt)0  man  bei  einer 
5affe  Toffee  unb  einer  Sigarre  bie  Sc'tung  lieft,  giebf  ti  in  *Serlin  nur 
einjelne:  ßafe  GeJ^uI;^,  ^roncaiß,  Cafleeli,  93elti6t^re".  „®ie  (ionbitorcicn 
■finb  bic  eigcntticben  93erlirer  Äaffeebäufer.  €0  barf  aber  in  ben  meiftcn 
nie^f  geraucht  »erben.  Sparcnapani,  Stcbeli,  Äran^ler,  b'Äeureufc  u.a." 
Ar eticbmer,  ^Oorfgcogropbte.  11 


162  (S^auffee  —  <S)amm 

füblic^  in  Äeibclb.,  ^axlßxü\)t,  fclfcn  in  ^ürttcmb.,  ferner  in  ^fc^affenb. 
unb  ioof.  3n  Weimar  mirb  c^  ooräuggipeife  in  9^amen  toie  Erfurter, 
Berkaer  Chaussee  angeiücnbet.  6^  fct)lt  in  Öfferreic^,  bem  größten 
^cil  93a9crn^,  bem  [üblichen  '33aben,  im  (5tfa§  unb  in  ber  öc^loeis. 
<=^an  fagf  ^ier  für  Chaussee  einfach  Straße,  aud)  Landstraße. 
3n  9^orbbeutfd)lanb  bcnft  man  bei  Straße  tjauptfäc^lic^  an  bk  ffäbtifd)e 
6tra^c  unb  unterfd^eibet  oon  i^r  bie  Landstraße.  3m  6üben  bc-- 
jeic^nef  man  bie  ftäbtifc^en  etra^en  größtenteils  aU  Gassen  unb  t>er- 
ftet)t  unter  Straße  aunöc^ft  bie  ßanbftra^c').  93gl.  ben  folgenbcn 
^Irttfcl  Damm. 


ber  jtpifc^en  ben  beiben  ^rotfoirS  liegenbe  mittlere  ^eil  ber  ftäbfi- 
fd)cn  6tra§e,  ber  für  ben  ^agenoer!e^r  bicnt,  genauer  Fahrdamm, 
Straßendamm.  0er  ^uSbrucf  ift  auf  einen  ^eil  9^orbbeutfc^lanbS 
befd)ränft,  bauptfäc^Iic^  bie  preußifd)en  ^rooinsen.  6ac^[en  ift  auS-- 
genommen.  3n  'SreSlau  tt)irb  nur  Fahrdamm,  nic^t  einfache«  Damm 
in  biefem  6inne  gebraucht.  3n  ^^üringen  geben  Äalberft.,  6onberS^., 
ggßeimar,  SO^einingen  Damm  an,  ^raunfc^tt).,  Ariern,  3ei^,  ©Sieben^ 
Äatte,  <30^ü^l^aufen  i.  ^f).  Fahrweg.  3n  <2ßeftfaten  mirb  mir  Damm, 
Fahrdamm  für  ^aberb.  beseugt,  Fahrweg  für  fünfter,  ©ortm., 
6iegen.  <2öieSb.,  <5ranff.  ^aben  Damm,  <3Jiain5  fc^on  nic^t  me^r. 
3n  ^^iga  »ar  Damm  früher  üblic|),  je^t  meift  Straße. 

<Jlnbertt)ärtS  »irb  Damm  ^auptfäc^lic^  oom  (?ifenbat)nbamm,  im 
eifol  auc^  oom  9^^einbamm  ((Slf.  933b.  II  681)  gebraucht,  ift  aber 
nac^  "^ifc^er  (^b.  II  46)  im  6c^tt)äbifd)en  unb  übert)aupt  im  6üben 
nic^f  rec^t  oolfStümlic|).  <5)a  Damm  eine  nbb.  <2öortform  ift  (mnbb. 
fricf.  engl,  dam)  gegenüber  m^b.  tarn,  älter  nt)b.  Tamm,  Tham'), 
fo  begreift  fic^  t>k  '33efd)ränfung  oon  Damm  auf  9^orbbeutfd)lanb  o^ne 
weiteres,  ^ud)  baß  allgemein  beutfc^e  Bahndamm  n)irb  ba^er  ftammen. 
Damm  bebeutet  eigentlid)  eine  langgcftrecfte  ert)öt)ung  oon  (5rbe  unb 
eteinen,  ba^er  um  1800  auc|>  eine  <5aWtrö§c-  '^(^^  ^^mpe  ^b.  j. 
gSerbeutfc^.    (1801)    221    fc^lug   man    Straßendamm,    Fahrdamm, 

1)  9Za^  Äenrp  Dial.  de  Colmar  223  gilt  in  Äolmar  strös  nur  oon  ben 
ßanbftra^en:  bie  Strafen  ber  QtaM  Reiften  Käs  unb  Kasle. 

2)  gSgl.  Älugc  QBb.  85.  QBciganb  QOßb.  I  328;  bo(^  f.  auc^  93ol)ber, 
©runblagcn  bc«  n^b.  ßautfpftem«  239  ff.,  nad)  welchem  n^b.  d-  =  m^b,  t- 
»lelfa^  ou^  auö  bem  öberb.  flammt. 


©amm  —  ®edbcft  163 

Dammweg  ober  furatDcg  Damm  gur  93crbcutfd)ung  oon  e^auffcc  öor '), 
unb  in  mnxQ^hzvQ  unb  ^anjig  fül)rcn  6tra§en  9lamcn  ft)ic  Phüo- 
sophendamm  (^ön.),  erster  hi^  vierter  Damm  (®ona.).  Q^gl. 
'5rif4)bicr  ^öb.  I  130.  darauf  bcrut)t  bic  in  9?ebc  ffct)cnbc  <33cbcu- 
tung  'mittlerer  ^cil  ber  6tabfftra§c',  bic  auf  bk  heutigen  Q3cri)ältniffe 
nic^t  me^r  pfrifft,  fonbern  oorau^fc^f,  ba§  ber  für  bic  QÖßagcn  bc- 
flimmfc  5eil  ber  6tra§e  aufge{)öt)f  unb  aüein  gcpfloffcrf  mar. 

2lu^cr^alb  b^^  ®^hkm  oon  Damm  giebt  e^  feinen  befonbcrcn 
^crminu^  für  bic  6ocbc.  ^an  fagt  bafür  an  oieten  Orten,  in  <3}^aina 
ebenfo  h)ie  in  Öfterreid),  einfach)  Straße,  3.  <33.  über  die  Straße 
gehen  für  bcriin.  über  den  Damm  gehen.  ®abei  mu^  man  fic^ 
erinnern,  ba^  in  biefen  ©egenben  bk  gange  6tabtftra§c  cinfc^Iie^lic^ 
ber  ^rottoir^  alß  Gasse  bc8cid)net  au  »erben  pflegt  unb  Straße  in 
erftcr  ßinic  '^a^rftra§e'  bebeutet.  5lug  Harburg  toirb  mir  große 
Straße,  au^  Ö^nabr.  Mittelstraße,  fonft  mcift  Fahrweg  (in  9^cu- 
marff  Ob.-^falj  Fuhrweg),  aucb  Fahrstraße  angegeben.  3n  ber 
öfterreid)ifd)en  ec^riftfprac^e  ift  Fahrbahn  ber  tec^nifc|)c  2lu^brucf  •^), 
iPä^renb  bic  Wiener  llmgang^fprad)e  nur  Straße  braud)t. 

ba^  5ur  <33ebecfung  beg  5?örpcr^  bienenbc  mit  <5cbcrn  gefüUte 
'^ttt  3n  mand)cn  ©cgenben  (5.^.  Ciölanb)  finb  ©ecfbcttcn  nic^f 
üblich,  fonbern  nur  «Sccfcn.  "^dt  oerbreitet  ift  bk  6itfe,  in  ber  wär- 
meren 3al)rc^acit  eine  ®ecfc  unb  jum  <2öarm^alten  ber  gü§c  ein  Hci- 
nerc«  ^cberbett  oon  ber  @rö§e  eine^  ^iffcn^  ju  oertoenben.  Ce^tere^ 
i)ei^t  aagemein  Plumeau  unb  ift  mit  bem  cigentlid)cn  ©ecfbett  nic^t 
äu  öcrtoec^feln.  <2luicr  bem  dftcrreicf)ifc()en  Tuchent  ge^en  bic  meiftcn 
übrigen  ^eacic|)nungcn  geograpbifd)  hkmlid)  burc|>einanber.  1.  «Hm 
tociteffen   oetbreitet  ift  Deckbett,   ba^  fid)  aud)  f4)on  giemlid)  frü(), 

>)  9?icotai  9?eifc  I  5  bcmcrlt  au  Chaussee:  „<2ßir  ^obcn  hierfür  noc^ 
tem  eigentlichem  bcutfc^cg  QBorf.  <S>aß  qßorf  '®amm'  ift  eben  bag,  wag 
C^auff^c  tft.  ^bcr  ®amm  bebeutet  fd)on  eine  gr^ö^ung,  um  ba«  Qßoffer 
cmäubammen.  g3erfd)icbcne  ec^riftfitcacr  gebrauchen  bai  QBort  •Äo^lwcg'; 
ötcfc  <33enennung  ift  aber  noc^  nic^t  aagemein  gebräuchlich.  Äerr  Q^öfftg 
mu  ba«  qßorf  -etra^cnbamm-  braucf)cn.  g3icaeicf>t  wirb  c«  eingefüM". 
^^Ibclung  qßb.  I  1325  unterfc^)etbct  aber  Chaussee  'cr^ö^etcr  qßeg  oon  Äie§ 
ober  äcrfcf)lagcncn  Gteincn'  üon  Damm,  Straßendamm  'gepflaftcrtc  etrage'. 

')  6.  3.  <33.  <21.  0.  gScrger,  Äofrat  e^fcn^orbt  S.  14;  off  in  bcn  3ei= 
tungcn. 

11* 


164  ©ccfbctf 

im  15.  '5a\)vi)unbttt,  finbct,  bcutlic^  bcfc^ricbcn  im  Voc.  incip.  theut. 
ante  lat.  Deckbet.  thoral.  zomentum  id  est  lecti  tega  de  pennis 
facta.  Q^gl.  Äcnifdb  ^.  6pr.  668  Deckbett  culcita  plumea.  ^a^ 
miffelalferlicbe  deckelachen  roav  feinem  QBortlaut  nacb  ein  blo^ti 
ßcincn  oI)ne  ^cbern.  über  ba€  gefütterte  mtjb.  kulter  f.  unten.  Deck- 
bett ift  in  9^orbbcutf^Ianb  oon  öftprcußcn  hiß  Offfrie^Ionb  ocrbrcitet, 
ferner  in  Äannooer,  93raunfd)tt)eig,  ^t)üringcn,  (5ad)fen,  (5d)lcfien,  in 
Äeffen  (Gaffel,  9}?arbg.,  ^ranff.,  ©armft.),  Cot^ringen  (<5olImann 
QBb.  82),  (Jlfa§,  93aben,  in  mehreren  bat)rif(^en  Stäbfcn  C^f^ümbg., 
•Sln^b.,  Äof,  *2lug^b.),  in  ber  0dbtoei5  (munbartlic^  Dackbett  Sc^tocij. 
3b.  IV  1815),  in  935()m.--£eipa,  in  Siebenbürgen,  aber  anbertoärt^  in 
Oftcrrcic^  toenig  befannt.  —  3n  Hamburg,  Güb^orj,  <5ulöa,  'Jöürtt., 
93regen5  toirb  Bettdecke  für  ^ccEbeff  gebraucht,  tpö^renb  in  93crtin 
Bettdecke  bit  über  bai  <S)ecfbctf  gebreitete  ^cdEe  iff,  bic  bk  93etfen 
t>ert)üncn  foU.     6.  91rt.  Bettdecke. 

2.  "Slucb  Oberbett  aiß  ©egenftücf  ju  Unterbett  iff  in  bcn  ocr- 
fc^iebenftcn  ©cgenben  oertreten,  in  9^orbbeutfd)lanb  §.  ^.  in  9voftoc!, 
Seocr,  O^nabr.,  £üncb.,  ^Oßeftfalcn,  ^üffelb.,  in  93a^ern  C^lmberg,  9^eu-- 
marff,  ®onautt>.),  ßobofi^,  G^oficfc^au,  ^ieli^.  3n  bcr  Sc^toeij  Über- 
bett (3b.  IV  1812)  neben  Oberbett,  bai  ic^  in  einer  ©c^toeijer 
Seitung,  93ote  am  ^DöaUenfec,  29.  ^ai  1889  lefc.  (fbenfo  in  ^irol 
Über-  unb  Oberbett.  <S)er  ältefte  '^Beleg,  bcn  icb  fenne,  ftebt  in 
ScbttJeinicbeng  ^enftpürb.  ( 1601j  (5.526  (ein  Oberbette  ohne  Züchen). 

3.  Federbett  (fc^on  a\)b.  fedarbetti)  ift  eine  allgemeine  93c= 
jcicbnung  bc^  mit  "Gebern  gefüllten  '^züß,  fd)eint  aber  in  manchen  @e-- 
genben,  tt)ie  am  9'^^cin  (^bln,  ^obleng,  ^rier  *)),  in  93lubcn5,  90^ä^r.-- 
^f^euftabt,  ßeitmeri^  fpejieü  auö)  ba€  ^edfbett  5u  bejeicbnen. 

4.  3n  QBürttemberg  fagt  man  genauer  für  ba€  berfenbe  *5cberbeft 
Federdecke. 

5.  'ytxxx  auf  getoiffe,  freiließ  ipeit  au^einanberlicgenbe  ©cgenben 
befd)rän!t  ift  Zudeck,  Zudecke.  3n  ^reu§cn  (>^5nig^b.,  ©anj.) 
unb  Sommern  (6abelburg)  Zudeck  ^).  Die  Zudecke ')  in  ^büringen 
(Äalle,  3ei^,  *2lrtern,  »Coburg),  Q3ogtlanb  (^Ifterb.,  ßengenfelb),  93ai)em 


^)  95ci  bcr  9\bctnlänbcrin  Älara  QSiebig  ^laturgcwattcn  6.  255:  das 
Federbett  bis  an  die  Nase  gezogen.  ^Soigt-^icbericb^  <S)rcioicrtcl  Stunbcn 
oor  5ag  39. 

-)  SKir  wirb  au^  Äönigöberg  das  Zudeck  angegeben,  aber  "Jrtfcbbicr 
'^Preufe.  gßb.  II  499  W  Zudeck,  pttb.  Taudeck,  m. 

")  eitcrarifc^cr  93elcg  gSiebtg  <S>ai  tägl.  95rot  II  211. 


S^edbett  165 

C^lfc^affenb.,  '2lngb.,  ?ceumar!t,  Sngolft.,  9}cünd)en,  .Kempten,  fcltncr 
in  '2>onauü)örtt)),  (Sgcr,  Olmü^,  Suctmantcl,  aud)  nod)  in  ^reu§.--Sd)Icficn 
in  llUergborf.  Zudeck(e)  iff  eine  poftocrbale  x)^cubilbung  Don  zudecken. 

6  '2lu8  ^ic^baben  toirb  mir  Kolter  angegeben,  hai  narf)  Äilbc- 
branb  <5)9Q3b.  V  1623 f.  nocb  im  heften  lebenbig  ift,  toofür  er  aber 
nur  ein  S^tat  aui  bem  tyranffurfer  Sournal  oon  1866  beibringt. 
^ct)retn  Q3oIf^fpr.  in  O^affau  I  239  bcjeic^net  Kolter  'eine  ©teppbecfe" 
mcrftDÜrbigertoeifc  als  fd)riftbeutfd).  3n  ber  Si^toci^cr  ^OZunbarf  (^2lp-- 
pcnj.,  8c^aff^aufcn)  fommt  bas  ^ort  in  ber  ^orm  gulter  (3b.  II 
285),  in  ^irol  aii  golter  (6c^öpf  3b.  199)  oor.  di  ift  bas  alte 
m^b.  kolter,  kulter,  entletjnt  aus  frj.  coultre  =  lat.  culcitra.  '2)ic 
culcitra  toor  mit  x^cbern  gefüllt  (plumea);  ber  Wolter  ujirb  in  ber 
9\cgcl  als  eine  Stcppbccfe  befc^rieben  unb  toar  im  Mittelalter  oorjug^^ 
ipcifc  Unterbett,  auf  bem  man  lag  ober  fa§,  fcltener  '^Betfbecfe '),  tt)eld)e 
getoö^nlic^  deckelachen  ^ie§  unb  in  einer  pel§gcfütterten  0ecfe  be= 
ftanb.  Q3gl.  'S!.  6c^ul^  Äöfifd)e8  geben  I  8 7  f.  Äeute  ift  ber  Wolter, 
tt>ic  e^  fc^cint,  eine  geftepptc  ^ettbecfe,  alfo  eigentlid)  nic^t  baffelbe  mic 
Deckbett. 

7.  ^ür  einen  ^eil  »on  öftcrrcic^  ift  bai  QBort  Tuchen!  c^araf-- 
teriftifc^,  munbartlic^  tücliBt:  v-  ift  in  ber  öfterr.  ^Diunbart  Q3ertreter 
cine^  nachtonigen  '^Jofal^,  fo  ba^  -ßt  auf  -et,  -at,  aber  auc^  =ent, 
-ert  berufen  fann.  0c^meller  IQh.  I  490  fd)reibt  Buchet,  (iafteÜi 
'^b.  Duchat.  <5)ic  häufige  Schreibung  Tuchent,  ber  auc^  bit  färnt. 
ßautform  tuch-nt  bei  £crer  .^ämt.  ^b.  74  entfpric^t,  beruht  rt)ol)l 
auf  ^rabition,  ba  fonft  für  bie  (Sinfül)rung  bzi  n  fein  ®runb  ju  cr-- 
!cnnen  ift.  5in  älterer  ^cleg  ift  duchet  oom  3-  1610,  QueUcn  5. 
®c[ci).  b.  (Btabt  QDÖien  I  5,  ?^r.  5707;  auf  einer  Urfunbe  oon  ^olf-- 
bcrg  1633  duchent  £erer  a.  a.  O.  9.  6c^meÜer  IQh.  I  490  ):)at  aud) 
Duckat,  .^lein  '^roo.-^b.  (1792)  II  200  Tucket  al^  bairifci).  ®a^ 
^ort  ift  in  ober--  unb  9'iieber--Öfterrcict),  Saljburg,  Steiermarf,  Kärnten, 
Caibacb  gebräucl)lic^,  rt>eiter  norblicf)  nur  ocreinjelt  in  3naim,  ^rünn, 
^rag,  tt»abrfcl)cinlic^  burc^  QCßiener  (Sinflu§.  3n  ^irol  ift  Überbett 
f Oberbett)  üblici),  f.  unter  2.  —  ©ie  Äcrfunft  bes  Portes  ift  noct) 
nic^t  aufgcflärt.  6c^meller  9Gßb.  I  490  erinnerte  an  reA.  duchna 
'^ccfbett',  unb  ^cmefer  6laD.  etpmol.  Qöb.  I  235  crflärt  Duchent, 
Duchet  ali  ^ntlet)nung  au^  bem  ccc^.  '3)cminutiö  baju  duchenka, 
tt>ä^rcnb  ^arlotoicj   umgefet)rt   duchna  au^  Duchent  ableitete.     '5>a^ 


*)  60  geben  bie  "^K^b.  9Eßb.  oon  'Benefe  unb  l'cfcr  an,  aber  o^ne  <33eleg. 


166  ©ccfbctf 

ccc^.  953ort  \)at  aücrbing^,  tote  93crnc!cr  jeigt,  noc^  tpcifcre  93crtt)anbtc 
im  6laoifd)cn :  poln.  duchna  gro§e^  *5cbcrbett,  ^opfftffcn,  mit  *3)auncn 
gcfüffcrfc  O^ac^tmü^c,  leinene  ^ofenmü^e;  ferbofroaf.  duhnja,  dunja 
^eberbeff,  tai  '^iUo^xd)  auß  b.  Dune,  Daune,  Soefooic  au^  Duchet 
herleitete:  bie^  Qßort  fommt  nur  bei  ben  ungarifc^cn  6erben  unb 
Kroaten  oor,  mag^ar.  aber  ^ei§t  tai  <3)edEbctt  dunyha,  baß  regelrecht 
auß  duhnya  entfte^en  tonnte,  toie  magpar.  enyhit  Uinbern'  au^  ehnyit '), 
unb  dunna,  t>aß  oon  dunnalüd  ^ibergan^,  ©aunengan^  ^u  b.  dune 
nic^t  getrennt  toerben  !ann. 

®cgen  95ernefer^  ^tpmologie  beftet)cn  aber  jwei  "Bebenfen,  ein 
Iautli(^e^,  ba  bobei  baß  au^Iautenbc  t  oon  Tuchent  unerflärt  bleibt, 
unb  ein  geograpi)ifc^e^.  '^aß  beutfc^e  Tuchent  ift  gerabe  in  ben 
£anbf(^aftcn,  too  ©eutfd)c  mit  ß^ec^en  fic^  berühren,  am  toenigffen  ge- 
bräuchlich, toic  folgcnbe  Überfielt  k\)vt.  3n  <2ßeftbö^men :  ^Gßinterberg 
Decke,  (J^otief(^au  Oberbett;  9^orbböbmen:  (5ger  Zudeck,  £citmcri^ 
Federbett,  Cobofi^  Oberbett,  ßcipa  Deckbett,  9^eici)enberg  Pluraeau. 
3n  ^rac^ati^  foll  Tuchent  oortommen,  in  ^rag  neben  Federbett. 
3n  9Kä^ren  t)abcn  baß  füblicbe  3naim  unb  93rünn,  bk  too^I  unter 
QBiener  (finftu^  ftct)en,  aücrbing^  Tuchent,  aber  in  Olmü^  ift  e^  un-- 
gcbräuc^lict),  bafür  Zudecke,  in  9}Jä^r.=9^euftabt  nur  Federbett,  in 
Sglau  Bett.  3n  6c^leften:  Sudmantel,  9Gßeibenau  Zudecke,  93ieli^ 
Oberbett.  Tuchent  ift  oorjug^iDeifc  ein  '^öort  ber  öfterrcic^ifc^en 
^Ipenlänber  au§er  ^irol.  Übrigen^  fommt  duchna,  toenigften^  gegen-- 
toärtig,  in  935^men  nic^t  »or,  fonbern  ift,  toie  mir  Q3onbrdk  nac^toeift, 
nur  mä^rifcl)=floöaHfc^,  toaß  toieber  nacb  Ungarn  toeift.  Überhaupt 
fü^rt  baß  'Jßort  im  Slaoifci)en  ein  fo  Perftectte^  ©afein  unb  ift  bort 
fo  jung,  toäbrenb  Tuchent  auf  beutfcl)er  Seite  alt  unb  verbreitet  ift, 
ba^  flat)ifci)c  Äerhinft  nic^t  rec^t  toa^rfc^einlic^  ift;  bie^  ift  auc^  bic 
einfiel):  oon  03.  i>.  Sagic"). 

•Jlnbererfcit^  fällt  für  bie  beutfc^c  Äerfunft  oon  Tuchent  folgcnbe 
^atfocbe  in^  ®ctt)ic^t.  '^opotoitfcl)  93erfuc^  494  ertoä^nt,  ba^  bie  6al= 
leifte  ober  ba^  <3albanb,  b.  ^.  bic  ^ebcfantc  bc^  ^uct)^  in  öfterrctc^ 
das  Tuchend,  alfo  baß  ^ucl)--€nbe,  im  "Slnbaltifc^en  bic  Tuchschrot 


I 


^)  939I.  Simonpi  llngar.  0pracbe  222. 

'-)  (Ein  anflingcnbcfli,  aber  öoct)  lautlich  nic^t  ocreinbarc^  tugdela,  tuch- 
della,  tudgela,  tuggella,  tugulela  begegnet  oft  in  lafcinifd^cn  Urfunben  <5)al- 
motien*,  ferbofroat.  tudjela.  tundjeia  'Äiffen,  Äopftiffen'.  ^gl.  Sircocf,  <3>ie 
9Romanen  in  ben  Stäbten  ©almaticn^  I  (^cntfc^r.  b.  IQkn.  '"Hfab.  48.  93b.) 
6.  92.    93artoU,  ®a«  ©almatifcbc  II  275.  303. 


©ccfbctt  —  ®ccfc  167 

\)zx^t.  93gl.  nod)  die  Tuchenden  orae  panni  hzx  ©ticicr  5.  (5pr. 
(1691)  ep.  374.  ^uc^  9^icoIai  9Reifc  V  93cUage  138  M  „das 
Tuchent  ^),  bcr  oon  gröberen  "^äben  am  ^uc^e  angetoebfc  9Ronb". 
'ferner  bebeutet  nac^  il)m  Tuchet  "^cberbett,  Obertuchet  '3)ccfbctt, 
Oberbett,  Untertuchet  Unterbett ').  5IIfo  Tuchet  ift  öon  S^aui  au^ 
jebc^  *5cbcrbett  unb  toirb  im  Sinne  oon  Obertuchet  '5)ec!bett  gc= 
braucht,  toeil  Unterbetten  je^t  in  Öfteneic^  ttjenig  üblich  jtnb.  ßö 
fällt  fc^toer,  das  Tuchent  txt  953ebcfante'  oon  die  Tuchent  ""iiai 
^ecfbctt'  5u  trennen.  6ac^lic^  oercinigen  ftc^  beibe  begriffe,  toenn 
man  baran  benft,  ba^  Tuch  in  älterer  2>^\t  auc^  t^k  ßeinetoanb  in 
firf)  f4)lie§t  (ogl.  Leintuch)  unb  'i>k  ©ecfbett^üUe  in  ber  90öeife  ent-- 
fte^t,  tia^  man  £cinetoanb  in  it)rcr  ganzen  93reite,  alfo  mit  beiben 
Tuchenden  ober  QBebcfanten  nimmt  unb  fo  faltet,  ta%  bic  ^ebc^ 
lanten  auf  einanber  liegen  unb  gufammen  genäht  toerben  fönnen.  "Set 
fo  entftel)enbe  6a(f  fönnte  bal)cr  die  Tuchenden  genannt  unb  baju  bann, 
'iia  aud)  mehrere  nur  fo  ^ei§en  fonnten,  ein  6ing.  die  Tuchent  gefd)affen 
h^orben  fein.  <5)iefer  ^tpmologie  tt)iberfprid)t  nun  aber  ein  lautlic^e^ 
^e beuten:  Tuch  m^b.  tuoch  \)Cit  munbartl.  uo  (färnf,  tuoch 
tuach  tuech  Ceyer  ^ärnt.  "^ßb.  74),  Tuchent  ieboc^  u  (färnt.  tuchnt 
£erer  a.  a.  O.).  Über  biefc  lautliche  <Sd)tDierigfeit  fommc  ic^  nic^t 
l)intoeg,  unb  fo  mu§  ic^  bic  "Slnna^mc  eines  Sufammen^anges  ber 
beiben  'SBörter,  fo  beftcc^enb  fte  auc^  im  Übrigen  erfc^eint,  auf  ftc^ 
berufen  laffen. 


©ecfe 

bie  hai  Simmer  oben  begrenjcnbe,  e^  bebecfenbe  horizontale  9Iäci)e, 
genauer  Zimmerdecke.  1,  Decke  ift  "iixt  axn  toeiteftcn  oerbreitetc 
"Sejcic^nung,  il)r  Ocbiet  umfaßt  9^orb--  unb  x!i}Zitfelbeutfd)lanb  »on  Öft-- 
prcu^en  an,  ticii  nörblic^c  Öfterreic^,  nämlic^  Öft.--6c^leficn,  '53ö^mcn, 
bog  nbrblic^c  9??ä^ren  (Sglau,  5}Jä^r.--9^euftabt,  in  Olmü|  neben  Pla- 
fond), "ixii  nörblicbc  93ar)cm :  *2lfd)affenburg,  9^ümberg,  ^n^bac^,  Äof,, 
?^eumarft.  Decke  neben  Plafond  toirb  aber  noc^  toeiter  füblicb  in 
Sngolftabt,   *2lug^burg,    Kempten,    in   Q3orarlbcrg    unb    Snnsbrucf   ge= 


')  93erbrucft  ju  Truhent,  weil  i>ai  QBort  Truha  oor^ergc^t.  Älcin, 
i)er  au^  9^icolQi  fc^öpft,  of)ne  il)n  ju  nennen,  fcfcreibt  tcn  ®rucffc^(cr  ge- 
treulich nac^:  Truhend  "^roo.-QGßb.  II  198. 

")  ^Seftätigt  burd)  "^opon^itfcb  Voc.  Austr.  I  fol.  92. 


168  ®ec!c 

braucht,  ferner  im  (üblichen  6tcicrmar!  ((£iHi)  unb  in  färntif^en  Orfcn^ 
©rnünb,  9?abgberg,  (in  ^lagcnfurt,  Q3ölfermar!f  Plafond).  3n  <2öürf- 
fcmberg  t)af  bic  ^öi)ere  llmgang^fprac^e  Decke  neben  Plafond  unb 
öoK^fümlic^em  Bühne,  '^öcifer  erftrecft  fic^  Decke  in^  nörblic^e 
93aben  (Äcibelbg,),  ift  nad)  9??eifingcr  ^b.  198  bort  auc^  oolf^munb- 
avtlid)  unb  !ommt  neben  Plafond  auc^  in  ber  9^|)cinpfalj,  in  £of ^ringen 
(<5oamann  QBb.  82),  eifa^  ((flf.  9[Bb.  II  669),  ^onftanj  unb  in  ber 
©c^wcij  (93ern,  6t.  ®aUen)  oor. 

2.  3n  ^etcr^burg  unb  ßiolanb  (<S)orpat,  Q'^iga)  toirb  Lage  (b.  i. 
'^BaHcnlage)  gebraucht. 

3.  3m  6üben  unb  6übrt)effcn  be^  beutfd)cn  (Sprachgebiete  ift  tai 
fronj.  Plafond  üblid).  QQöä^renb  biefc^  "^ccjnbtport  in  9^orbbeutfd)- 
lanb  nur  5ur  93e5cicl)nung  einer  fünftlerif(^,  mit  ©emälben  ober  Stucf-- 
ocrjierungen,  gef^mürften  Simmerbccfe  oertoenbet  \r>ixb,  tt)ie  bie^  fc^on 
Gompe  ^b.  jur  Q3erbeutfd)ung  (1813)  481  angiebt,  \)tx^t  im  6übcn 
jebc  ©ecfe  Plafond,  unb  jipar  auc^  in  ber  QSoIf^munbart  ber  93auern. 
©a^  QBort  tvitt  auf  im  füblic^ercn  9)?ä^ren  (3naim,  in  ölmü^  neben 
Decke),  jObcr=  unb  9'Ziebcr5ftcrreid),  Galjburg,  (Steiermark,  in  einem 
^eil  ^ärnten^  (^lagenfurt,  '33ölfcrmarft),  in  ^irol  (Snn^brucf,  '^Bojen, 
auc^  in  ^Slubenj  neben  Decke),  in  Siebenbürgen,  ferner  im  fübL 
93at)ern  (^O^ünc^en,  "Slug^burg,  Sngolft.),  in  OOSürttcmberg  neben  Decke, 
im  fübl.  93abcn  (^onftanj,  "^reiburg,  Q'^aftatt,  in  ^arl^ru^c  neben 
Decke),  in  eifa§  (Slf.  ^b.  II  154  Plafong),  eotf)ringen  (^ottmann 
<2ßb.  47),  Curemburg  (QQßb.  b.  lup.  ^.  337),  fteaenrt)eife  auc^  in  ber 
Q^^einprooinä  (^rier,  ©üffelborf,  ^öln?).  3n  ber  Q^^einpfalj  ift  Bläff on 
(„mit  9Zafalierung")  nac^  ^eiper  "^ranj.  <5amiliennamen  in  ber  '^falj 
(3tt>eibrücfen  1891)  6.  54  munbartlid)  (neben  Eschtri^h),  aber  in 
3tt>eibrücfcn  fagen  nac^  einem  meiner  ©ett)ät)remänner  nur  nocb  alte 
Ceutc  Plafond,  i>k  anbcren  Decke,  t)a^  mir  and)  für  ^aifer^lautcrn 
bcjcugt  tt)irb. 

4.  9^cbcn  Plafond  toirb  im  6lfa^  auc^  Bühne  für  ©ede  gc= 
braucht,  t)a^  munbartlic^  aud)  in  ber  ©c^meiä  (Buni  3b.  IV  1319f.) 
unb  in  'Jßürttemberg  oorfommt.  (5^  ift  in  biefer  93ebeutung  n?ie  in 
ber  t)on  '"Sai^boben'  (f.  oben  u.  Boden)  auc^  nbb. :  6!f)t)tracue  Nomen- 
clator  latinosaxonicus  (1594)  250  Laquear  ....  be  öoerfte  böi)n 
einc^  gemate^.     Gaftron?  I  105. 

5.  3n  ^irol  Oberboden  ober  Überboden,  ba^  ©rcinij  (auf 
ber  ©onnfeit'n  282)  aud)  in  ber  (34)riftfprad)c  für  '^edtc'  gebraucht.  — 
*S)er  *33oUftänbigfeit  |)alber  fei  l)in5ugefügt,  ta^  bie  ©ede  in  Cot^ringen 


®ecfc  —  0ccfct  169 

Versinn   ^ü^t  (^ollmann  Q33b.  153),  ein  "Sßort,   ta§   in  Cujemburg 
noc^  bcm  'Job.  b.  lur.  9)J.  466  '©todrocrf  bcbcufct. 

©cmcinbeutfc^  ift  Deckel  im  6innc  bcr  93cberfung  einc^ ^aftcn^, 
einer  ^iffe  ober  Q6)ad)ttl  dagegen  h)irb  für  btn  "Scctel  eine^  ©e- 
fö^c^,  ^opfe^  ob.  bgl.  in  offmittelbcutfc^em  ©ebicte  die  Stürze, 
in  Öfferr.  aud)  der  Sturz  C^l.  Stürze)  gefagt,  nämlid)  in  "^reu^.-- 
unb  öfferr.=6(^lcfien  CSre^lau,  93cut^en,  '33icli^,  3udEm.,  QQßeibcnau),  in 
Sac^fcn  mit  Q^ogtlanb,  in  einigen  ft)üringifc|)en  Orten,  Weimar,  Gifena^, 
3ci^,  ^rtcrn,  vOZeiningen,  im  nörb(ic|)en  (fränüfc^cn)  ^eil  oon  93at)ern, 
Äof,  9Zürnberg,  93ambcrg,  ^2lfd)ajfenb.,  in  93ö()men  (^interb.,  ßger, 
£citmer.,  2obofi^,  £cipa)  unb  '3ÜRäI)ren  (Sglau,  '3}^ät)r,=9^euftabt,  Olmü^, 
3naim).  5luc^  no^  in  ber  nieberbfterreic^ifc^en  unb  tirolif(^en  (Schöpf 
3b.  726)  ^unbart  fommt  Sturz  (?:irol,  Unter-'Söalter^borf),  Stürze 
(^röUenborf)  öor.  <5ür  ben  <5)ialeft  be^  öftlic^cn  Äeffen^  giebt  93ilmar 
3b.  406  Stürze  an. 

•iHuf  nbb.  93oben  \)at  ta^  ^b.  Deckel  ein  munbartlic^e^  Stülpe 
fem.  (Sauerlanb '),  älter  Stulpe  CBrem.  QBb.  IV  1077,  nbl.  stülp), 
tt)eftfäl. Stolpe, Hamburg. ^)  bitmarf. Stülper, medl.  Stülpt),  lüb.  Stülpen 
(6c^umann  QCßortfc^.  17),  preu^.  Stülpe  (^rifd)bicr 'Jßb.  II  385)  ocr-- 
bröngt.  (^ß  bebeutet  oorgug^h>eife  einen  gett)ölbten,  erhabenen  <5)ecfeP), 
unb  t)ai  bajuge^örige  QJerbum  umstülpen,  baß  aii  ^oc^beutf4>  bc- 
jeic^nct  tt>erben  barf,  ))zi^t  'einen  93ct)ältcr,  ein  @cfä§,  einen  haften 
ob.  bgl.  mit  [einer  offenen  <oziU  ju  unterff  fel)rcn',  <5)iefe^  Q3erbum 
ift  tote  fein  6tammtoort  Stulpe  junäc^ft  norbbeutfc^:  '2lbelung  ^b. 
IV  474  bejciclinet  e^  aiß  nur  in  ben  gemeinen  6pred)arten  befonber^ 
9^ieberbeutf(^lanb^  üblich;  ogl.  nbb.  nbl.  stülpen,  nbl.  stelpen  ^ei= 
ganb  QGßb.  II  998.  S^  \)at  ftc^  aber  fcbon  frül)5eitig  nad)  6üben  ver- 
breitet (überstülpen  bei  bem  fübtoeftbeutfd)en  <5ifc^art)  unb  toirb  mir  au^er 
au^  9^orb'  unb  9}iittelbeutfc^lanb  au«  ^rier,  <3)armft.,  '^Jfalj,  eif., 
Äeibelb.,  ^fc^aff.,  9'^ürnb.,  'Slmberg,  '30^ünc^,,  G^otiefc^au,  6iebenb., 
3üric^,  93ern  angegeben.  6c^öpf  3b.  725  fülfjrt  stülpen,  an  ber 
(it\6)  stülpen  fogar  au€  ber  tirolifd)en  9}?unbort  an. 


0  ©rimmc  ^lattb.  9}J.  150. 
-)  95rcm.  QGßb.  IV  1077. 

^1  'iJlbelung  qöb.  I  1430.  IV  474.    ^rifcf)bicr  Q»b.  II  385.    ^gl.  Qltt. 
Stulpen. 


170  ®c*et  —  ©efttUafcur 

'^ai  eigentliche  gcograp^ifc^e  Korrelat  für  stülpen  aber  iff  im 
Guben  stürzen,  umstürzen  \iin  @cfä§  ob.  bgl.)  umfe^ren,  um- 
bre^en',  t>a^  im  norbbftl.  "Scutfc^Ianb  fe^lt,  locnigftcn^  n\(i)t  öolf^fümlic^ 
ift.  e«  ift  über  ^^üringen,  toeifer  @öff.,  ^ulba,  '^airxi,  <2ßic^b., 
'5tan!f.,  93aben,  ^ürft.,  93apcrn,  öfterr.  unb  6d)tt)cis  Derbreitet, 
fommt  aber  aud^  im  nörbli^cn  QBeftbeutfc^I.  öor').  S^  iff  in  tiefer 
^ebcutung  ba^  6tammtport  ju  ber  poftoerbalen  93ilbung  Sturz,  Stürze 
^^ecfel'. 

©eftiüateur 

©pirituofen^änblcr;  Destillation  (in  93erlin  »ulgär  Destille  fem., 
"in  93eut^ett  Destillje).  ^icfe  franjöfifc^e  QBcjeic^nung '^)  (frj.  distil- 
lateur)  ift  in  faft  gan5  9'Zorbbeuffc^Ianb,  '^ctcr^b.  unb  ßiölanb  üblich,  im 
öüben  einfd)lie^lid)  ©c^Iefien,  öac^fen,  ^^üringcn  bi^  'SOZeiningcn. 
■^lu^gcnommen  finb  93remen  unb  Lüneburg,  tt)0  mon  Branntwein- 
brenner fagt*),  unb  ioannooet  mit  Schnapsfabrikant.  QOßciter  im 
QBeften  fd)eint  hk  QSerbreitung^grenje  be^  93ßorte^  junäc^ft  nbrblic^er 
5u  laufen.  Gaffel,  ^^aberbom,  ©ortmunb,  QQöefel,  ^refelb,  ^öln, 
^ac^en,  6iegburg,  bann  im  9^^einlanb  nod^  ^oblcnj,  ^Döie^b.,  *33^ainä, 
^aifer^lautern,  3tt)cibrücfen  gebrauc|)cn  Destillateur,  aber  "SÜRünfter, 
9?iarburg  Sclmapsbrenner;  Gicgen,  ^rier  Branntweinbrenner. 

^ie  fonft  üblic|>en  ^u^brüde  finb  geograpl^ifcf)  ni^t  ftrcng  gc-- 
fct)icben.  3n  (3übbeutfd)lanb,  in  (Slfa§,  93aben,  QDßürttemb.,  93ai)eni, 
auc^  ©aljburg,  Ging,  ^iüi,  9Söl!erm.,  Siebenbürgen  ift  namentlich 
Schnapsbrenner  verbreitet,  in  QBürttemberg  aucf)  ju  Schnapser  gc-- 
fürjt  {pai  aüd)  Spottname  für  ben  *^reu§en  ift,  ba  bcr  6c^n)abc 
h)cnig  bem  6c^nap^  ^ulbigt),  in  SOf^ünc^cn  ju  Schnapsler,  in  Coburg 
neben  Schnapsbrenner  aucb  Schnapsreuter,  in  9^ümb.,  "Sln^b., 
QBinterberg,  ($;i)oticfcl)au  Schnapshändler,  in  Q'veic^enberg  Schnaps- 
jude, t>a  alle  Sc^nap^^anblungen  bafelbft  in  iübifd)cn  Äänben  finb. 
3n  öfterreict)  üorsug^iucife  Branntweinbrenner,   furj  Brannt- 

^)  Siemlid)  gcmeinbb.  bürftc  bic  '2liiffcl)rtft  Nicht  stürzen  auf  ©lo^« 
unb  '^orscUanfiften  fein,  ^ür  Glassturz  (über  il^ren  unb  Äoftbartciten) 
n)irb  ober  murbc  in  Q3crlin  Glasglocke  gefagt;    je^t  ift  bie  6acbc  ocraltct. 

-)  '^ci%  fic  in  <Scrlin  fci^on  1786  gcbräuc^lict)  war,  gebt  aufli  ^r.  9tic0' 
lai^  93efd)reibung  »on  'Berlin  II  539  (Branntweinbrenner  und  Destillateurs) 
beroor.    ^gl.  nod)  6cbul;i  'JcembttJb.  I  138. 

■')  5)er  Äolftcinev  'Jrcnffcn  ^ic  3  ©ctrcucn  457  fagt  ironifdi:  „Der 
'T'eftinateuv  -    ein  feinciS  TBort!  — " 


©cffiUatcur  —  ®icfc  9[Rilch  171 

weiner,  bai  and)  in  "Slfc^affcnb.  unb  '21ug^burg  öorfommf  unb  aud) 
bcn  '^Srannttoeintrinfer'  bcbcufct,  in  £cipa,  3glau,  <53icti^  Brannt- 
weinschenker. 

®ic  '5)eftiUafion    {)ei§t    in  9^iga  Kulisse,   in  3naim  Schnaps- 
budike, in  ßgcr  unb  anbcrttjörf^  Schnapsladen. 


bie  burc^  Stehen  bicf  unb  faucr  getoorbcnc,  geronnene  '30'iilc^ '). 
1 .  ®iefe  93e5cid)nung  ift  oorjug^ipeifc  norb=  unb  tocftbeutfd).  6ic  erftrc(ft 
firf)  oon  ^bnig^berg  im  Oftcn  bi^  ^ac^en  im  '^ßeffcn,  füblic^  nac^ 
93re^lau,  ber  JRavt,  ift  bagegen  nic^t  üblich»  in  Saufen,  n)cnig  in 
^^üringen  (Äalberft.,  Sonber^^.),  bagegen  im  mcftlic^en  935t)men,  in 
(fgcr,  6l)otiefi^au.  <3)ann  gehören  ©ötfingen,  Gaffel,  Siegen  gu  bcn 
lüblic^ftcn  "fünften,  '^üx  9)?ünfter,  ^aberb.,  "Slrn^berg,  Siegen  in 
^^eftfalen  tt)irb  mir  dicke  Milch,  für  0orfm.  sauere  Milch  be-- 
^cugt.  3m  Q'^^einlanb  ift  dicke  M.  neben  sauere  M.  in  ^efel, 
5löln,  "Slac^en,  ^obl.  (in  Siegburg  nur  sauere  M.),  füblic^  bii  ^rier, 
Saarbrücfen,  '2Bic^b.  gebräucblic^.  <3)ie  Sufammenfe^ung  Dickmilch 
ift  namentlicb  ^effifc^:  *3!}iarburg,  Ä0I5I).,  'S)armft.,  '^xantf.'^),  'zXflami, 
aucf)  <afc^affenb.  '33gl.  ^receliu^  Öbcr^eff.  9®b.  267.  9^acb  Spieö 
Sb.  43  ift  fie  auo)  t)ennebergifc^,  nacb  "Soümann  "^Cßb.  88  lot^ringifc^ 
(neben  Brockel  65),  nac^  "^lutenrietl)  3b.  33  pfäljifc^.  0oc^  fagt 
man  nad)  meinen  ®en)ä^r^männern  in  Stoeibtüctcn  t)äufiger  sauere  M. 
ali  Dickmilch,  in  ^aifer^l.  Sauermilch.  Dick  werden  »on  ber 
^il4)  bejeugt  ^lein  ^rot>.-^b.  I  83  für  ^falj,  3ülic^^'33erg '). 
Dickmilch  tt)irb  mir  ferner  noc^  für  9?aftatt  (neben  Sauer-,  Käs- 
milch) unb  im  9^orbcn  für  Joamburg  angegeben. 

2.  '21m  oerbreitetftcn  ift  bk  93eäeicbnung  sauere  Milch;  fie  ift 
fo  naturgemäß,  ba^  fie  ipenn  auc^  neben  anberen  '•ilu^brücfen  »o^l 
jiemlicb  überall  oortommt,  in  manchen  ©egenben  aber  ali  einzige  93e-- 
5eid)nung.  So  in  i^iolanb,  Sac^fen,  ^^üringen,  im  nörblic^en  93a9crn 
C^lfc^affenb.,    9^ürnb.,    Äof,    9^eumartt)   unb   befonber^  in  Öfterreic^, 


')  Über  bie  93eäcid)nungcn  in  bcn  frü^nt)b.  Qißörtcrbüd)crn  f.  l'ubin, 
6iber^  "Bearb.  b.  Nomencl.  Junii  45  f. 

-)  3n  3cbner«  9iomcnclator  g=rantfurt  1628:  Oxygala  Sauermilch  oder 
•dicke  Milch.  Cubin  a.  a.  O.  46. 

*)  Tfll.  für  Grcncnbcrg  in  ber  9\t)cinpro»in5  i?cil)cncr  QSJb.  19. 


172  ®icfc  SO^ild) 

a\i6)  in  ber  6(^tt)eiä  (6t.  ©allen,  ^Bern),  im  fübl.  93abcn  (^onftanj, 
©onaucfc^.)-  ^'^  Sufommcnfc^ung  Sauermilch  ift  in  QOöcimar, 
SO^oinj,  ©armft.,  ^aifcr^l,  (glfa^,  Äcibclb.,  "^Bruc^fv  9Raftott,  ^rci- 
burg,  "Slmberg  öcrtrcfcn.  —  3u  bicfen  oerbrcifctftcn  ^u^brücfcn  fommcn 
nun  noc^  mehrere  örtlich  bcfc^rän!tc. 

3.  3n  6(^lc^h)ig  Setz  milch. 

4.  3n  'SO'Jeiningcn  unb  ^ulba  geronnene  Milch,  nad)  Sd)öncr 
3.  f.  ^b.  ^.  V  256  obcrt)cffifd)  (efci)cnrob). 

5.  3n  QBürftcmbcrg  (au(^  Äcilbr.)  gestandene  Milch. 

6.  3m  mittleren  unb  fübl.  93at)ern  (^2ln^b.,  3n9olft.,  ©onaumört^, 
'3)iün(^cn,  '^tuggb.),  fcltner  in  Württemberg  gestockte  Milch, 
bafür  auc^  gestöckelte  Milch  (9^eumarff,  jyiünd).,  ^ug^b.)  ober 
Stöckelmilch  (©onautt?.). 

7.  3n  ©ornbirn  gebrochene  Milch. 

®er  ©rcnjc  be^  'SO'iunbartlic^en  nähern  fic^  folgenbe  *2lu^brüc!c, 
bie  ficfe  auf  bcn  au^  feftcn  unb  flüffigcn  "^Beftanbtcilcn  gemifc^tcn, 
fc^ lammartigen  Suftanb  bcr  faueren  9[)Jild)  begießen.  8.  Schlicker- 
milch, oftbeutfcf):  in  ^reu^.=  unb  Öftcrr.=0cf)lefien  C^Bre^lau,  93ieli^, 
Sudmantcl,  QSJeibcnau,  3öuernig),  Cengenfclb,  nac^  <5rifc^bier  Q35b.  II 
286  auc^  in  Oft--  unb  '2ßefit>reu§en ;  schlickern  unb  schhppern 
bebeuten  nad)  '5rif4)bier  „bie  fc^aufelnbe  93eh)egung  bcr  bicfen  9}iilci>", 
in  6c|)lefien  ''l)in  unb  t)er  fd)h)anfen  ioie  6c^lamm'  C^öein^olb  ^citr. 
84)  5u  Schhck  '6d)lamm'.  9^ac^  ^opotoitfcf)  Yoc.  Austr.  II  125  R 
lä^t  man  bie  vfJJilc^  „fd)licfern".  9i\xö)  Schlippermilch  (oon  3mmcr- 
mann  9!}?ünc^l)aufcn  I  ^ap.  1 1  gebrauct)t)  unb  Schlappermilch  fommen 
oor:  Wciganb  QÖßb.  I  735.  723.  ^opoioitfcl)  Voc.  austr.  II  foL 
125  R  fannte  Schlappermilch  au^  'Sßcftfalen.  —  8.  Schlotter  in 
.Kempten,  ju  schlottern  'l)in  unb  Ijcr  fd)n)anfcn'.  Schlotter  '(5c^lamm\ 
9391.  öd)mib  0c^tt)äb.  Q2ßb.  468  unter  Sclilotter,  93irlinger  (5cl)tt>äb.-- 
«Hug^burg.  Qöb.  398  unt.  Schlotterknöpflen.  5?lein  Proo.-Qßb.  II 
122  t)er3eicl)net  Schloter  au^  'Sln^bac^.  —  9.  Schluderer  in  9^eu-- 
marft  in  ber  Ober-'^falj  ju  einem  mit  schlottern  gteic^bebeutenben 
schludern  'gittern'  oon  ber  Äaut  ober  bem  'Jlcifc^  febr  fetter  Ücutc 
gcfagt  (in  93erlin  wabbeln),  nac^  ^Icin  "l>roo.--Wb.  II  123  pfäljifc^. 
^opomitfd)  a.  a.  O.  oer3cict)net  der  Schinder  'fauere  ^D^ild)'  au^  ^icb-- 
ftäbt.  —  10.  3n  '2lrn^bcrg  Plundermilch  ^  nbb.  plundermelk 
in  ®5ttingen,  6cbambad)  QBb.  157.  0Wb.  VII  1948  (baneben  aud) 
Plumpermilch  ebb.  1943).  —  9\cin  nutnbartlid)  ift  Boaßmilch  = 
Beißmilch    b.  i.  "^Bciämild)    in   Seil  a.  6.     '"popomitfd)   a.  a.  O.  gibt 


®icfc  ??cil6  —  5)icfer  ®xki  173 

nocf)   an  Selpert   im  £anbe  ob  bcr  'iins,   in  ©munbcn  Selper  =  in 
^ien  unb  Stcicrmarf  sauere  Milch. 


tiefer  @rie^ 

bicf  gefod)tcr  (Sric^,  (Sricsbei ').  (Sbcnfo  dicke  Erbsen  =  Erb- 
senbrei. '21m  '?\f)ein  fagt  man  dicke  Erbsen,  aber  Griesbrei.  ^ai 
'S3ort  Brei  ift  jmar  in  Berlin  befannt,  aber  als  9^ame  einer  Speife 
nic^t  Doü^üblid).  3n  kapern  unb  Öfterreid)  entfpricf)t  Grieskoch. 
^er  '^lu^brucf  das  Koch  =  ta§  @efod)te  toirb  für  oiele  öfterreicbifd)c 
'3)^ct)Ifpeifen  oertocnbef,  bie  genauer  Aufgelaufenes  Koch  {)ie§en  unb 
in  93erlin  al^  Auflauf  (Souffle)  bejeicbnet  roerben  toürben,  §.  ^.  Erd- 
äpfelkoch 'Souffle  aux  pommes  de  terre',  Topfenkoch,  Milch- 
rahmkoch, Kindskoch  (au^  tCRe^I  unb  Siern),  Mandelkoch.  Äpfel- 
koch, Marillenkoch,  Weinkoch.  So  fann  Gries-.  Reiskoch  in 
'^ien  au^  =  Gries-,  Reisauflauf  in  93erlin  fein,  '3)em  9'Jorb-- 
beutfc^en  ift  Koch  in  biefem  Sinne,  'ba^  früt)cr  aucb  ma^f.  toar^, 
jc^t  in  öfterreic^  9^eufrum  ift,  gänjUcf)  unoerftänblic^  unb  toar  e§  fd)on 
im  18.  Sa^r^unbcrt,  rok  büxd)  eine  "iHnefbote  bei  ^opotoitfc^  Voc. 
Austr.  I  fol.  217  Deranfc^aulid)f  toirb.  '2)er  et)emalige  Staat^fanjler 
@raf  0.  Sinjenborf  fragte  einen  fä4)fifd)en  ®ele()rten,  ber  bti  it)m  ju 
(Softe  tt)ar,  bei  5ifd):  „d^t  ber  Äerr  ein  ^oc^?"  tiefer  erroiberte: 
„^^ein,  €uer  (frceUeng,  ic^  \)ah  ftubieret". 

'5)iefc  fd)on  m^b.  ^Se^eic^nung  toar  früher  loeiter  verbreitet,  ^be- 
lung  '2Bb.  II  1678  be^eic^net  fie  al^  obb.  mit  bem  Sufatj,  ha^  im 
Ab.  nur  geroiffe  breiartige  ßpeifcn  der  Koch  ^)  genannt  loürben,  toic 
der  Milchkoch.  Äpfel-,  Erbsen-,  Gries-,  Eyerkoch,  der  aufge- 
laufene Koch.  ^eld)en  Unterfd)icb  'Jlbelung  f)ier  im  Sinne  \)at,  ift 
nirf)t  flar,  i)a  hai  Obt.  aud)  nur  bicfelben  Speifen  als  Koch  be= 
jcic^nct. 

^opotoitfd)  a.a.O.  mad)t  für  ta^  18.  3a^t^.  folgenbe  tt)ortgco= 
grapl)ifd)c  'ilngaben:  oft.  Koch  =  fd)n)äb.  fränf.  (^ür§b.,  Äot)en-- 
Iot)e)  ^eff.  nbf.  ^ilbc^^.  Brey  =  fd)n?eiä.  fäd)f.  Muß  =  fd)lef.  der 
Papp*)  ober  die  Pappe;  5ft.  Äpfelkoch  =  fäd) f.  Apfelmuß.    9'^ü= 

')  *33gl.  tot^r.  weiße  Gries  ^oUmann  QGßb.  216. 
-)  Aufgelaufener  Grieskoch  bei  Ärüni^  Oef.  €nc.  2,  732.    93gl.  '^ISb 
V  1552. 

•')  '^Ibelung  unterfcfieibet  ebenfall«  !)b.  der  Koch  unb  obb.  das  Koch. 
*)  3n  '2ßirflid)feit  ift  Papp  oiet  roeiter  öerbrcitet,  aud)  fübbeutfcb. 


174  ©irfer  ©ricg  —  ®iclc 

biger  Sutoac^^  11  (1783)  103  bcjcid)nct  Muß  für  93rci  überhaupt 
(Reißmuß,  Mehlmuß)  ali  obcrfäd)fifd),  mä^rcnb  c^  in  9?icbcrfad)fen 
t)auptfä(^lic^  nur  oom  9bftmu§  gebraucht  n)erbc.  *5ür  bic  '23crn)cn- 
bung  oon  Brei  unb  Muß  im  Ab.  ocrtoeifc  id)  auf  bcn  ^rtifcl  Quetsch- 
kartoffeln. <5)cr  93erliner  »crnjenbct  Brei,  toic  gcfagf,  tocnig.  Muß 
nur  öon  Obft.  93g(.  ^rt  Pflaumenmuß.  3n  ben  9}?unbartcn  ift 
ber  ©cbraucb  tiefer  QBörtcr  fe^r  »crfd)icbcn,  Brei  t>on  ^opotoitfd) 
Voc.  Austr.  I  fol.  67  alß  fd)n)äb.  frönt.  tl)ür.  ^eff.  oberf.  unb  nbf. 
beseic^net,  fc^lt  ober  iff  feiten  im  (?lfa§ '),  tt>o\)i  aud)  in  ber  ßc^tocij, 
bagcgen  allgemein  gebräuc^lid)  im  6cf)tt)äbifc()en  ^)  unb  bejeic^net  in 
manchen  ©cgenbcn,  toit  'Sat)crn*),  Äeifen=9^affau  *)  oorjug^meifc  ben 
Äirfe=,  Äafer--  ober  '23ud)tt)ei5enbrei,  i)k  fogen.  ©rü^e.  Muß  ift  norb= 
tt)ic  fübbeutfc^,  tt)irb  aber  örtlich  t)crf(^icbcn  «errt)enbet.  Sn  Oft--  unb 
9[Bcftprcu|en  ift  Muß  eine  *30'?cl)lfuppc  ^),  in  ^^üringen  toirb  e^  aue- 
fd)lic§licl)  ober  üortoicgenb  oom  Obft  gebraucht  ^),  in  ßübecf  unb  Ober- 
beffen  aud)  oon  ©emüfc,  bcfonber^  ^01)1'),  in  6lf.=£ot^r.  namentlich 
oon  ^rbfenbrei,  aucb  oon  5?artoffeln.  3n  <2Bürtt.  ift  c^  geograp^ifdy 
bef4)ränft  *).  3n  93apern  ift  Mues  nad)  6d)mcller  QBb.  I  1220  jcr-- 
fto§ener  ^fannfucben.  Papp,  Pappe  ift  ^auptfäd^lic^  9JJe^lbrei  für 
^inber,  ba^er  auc^  ^leifter')  (pgl.  "Slrt.  kleben). 

©tele 

tai  93rett  btß  ^bfjernen  (gebielten)  "Ju^boben^,  toUcftio  ber  gc-- 
bielte  ^u^boben  =  die  Dielen.  ®er  'SHu^brud  ift  norb-  unb  füb- 
»eftbeutfd),  ift  aber   auf  biefem  ©ebict  nic^t  überall  gebräu(^licb.     (?r 


^)  6lf.  QGßb.  II  177.  Äcnrp  Dial.  de  Colmar  141:  „Brei  n'existe  pas: 
'bouillie'  se  dit  päp". 

2)  ^ifc^er  <2Bb.  I  1386.    fienj  OOBb.  13. 

")  Sc^mcßcr  Qöb.  I  353  der  Breijen,  Brein.  3n  Kärnten  bcjcicbnef 
BreiD  bic  fttrfe,  ogl.  ßejer  Mvnt.  QGßb.  40,  roä^renb  für  "Srei  Koch  ober 
Muß  gefagt  mirb,  in  <30Öien  'öirfc'  (Äügcl  QBicn.  ®ial.  47),  in  ^irol  nach 
S^öpf  3b.  56  '93rci',  befonbcr^  '©crftcnbrci'.  6umaran,  "S)a^  neue  Sprad)- 
bu(^  CajJünc^en  1621)  S.  431.  595  bejeugt  bair.  Brein  'Äirfe'  fd^on  für  ba^ 
3.  1621. 

*)  ^cbrcin  Q3oKöfpr.  93. 

")  ^rifc^bicr  QBb.  II  80. 

«)  Äertct  5^ür.  170. 

')  Scbumann  QBortfc^.  13.    (ircceliu«  <2Bb.  201. 

«)  gifc^er  QBb.  I  1386  u.  Brei. 

«)  gifc^er  QBb.  I  626.     öc^mcacr  <2ßb.  I  398.     ec^wcij.  3b.  IV  1413» 


©tele  —  ©icnftmätc^cn  175 

rci^t  oon  ^cter^b.  unb  £ioIanb  hß  ^rcu§.--6c^lc)"ien  unb  über  bic 
©rcnge  |)inau^  naö)  Sucfmantcl,  Saucrnig,  9'^cid)cnbcrg.  ^od)  fc^cint 
er  nad)  meinen  ®ett)ät)r^männcrn  in  Oft=  unb  QCÖeftpreu§en  feiten  ju 
fein,  obtpo^l  er  oon  <5rif4)bier  ^b.  I  139  (platfb.  Del)  oerjcidjnct 
wirb.  Qx  ift  meifcr  üblich  füblic^  h\€  Qa6)\.,  5:f)üringen  (au§er  ^d- 
nmgcn,  Coburg),  ^ulba,  norbmcftlid)  nod)  in  93ücfeburg,  Olbenburg, 
Seocr,  ßingcn.  <3)agegen  tt)irb  mir  für  baß  übrige  9^orbtt)eftbcutfd)- 
lonb  nur  (Fuß)boden  angegeben,  obioo^I  für  bic  SO^unbart  and)  in 
biefcr  ©cgenb  Diele  nbb.  dele  (nbl.  deel)  bezeugt  ift,  ^oponjitfd) 
QSerfucb  (1780)  83  fannte  Diele  '^rett,  93oIe'  auß  ^raufen,  Äeffcn, 
^etterau,  bem  9?t)cin;  bafür  Doppeldielen  S.  67.  Sc^ambad)  Qöb. 
42  buc^t  götting.  Dele. 

'ferner  ift  Diele  im  6übiDeftbeutf(^en  wertretcn:  luj.  Dill  93rctf 
3b.  62,  lot^v.  Diele  ^u^bobenbrctt  ^oümann  90ßb.  88,  im  eifa§, 
in  QBürttembcrg  unb  in  '21fd)affenb.  3n  Slf.  tt)irb  für  haß  foUettioe 
Diele  Stubboden,  in  3ürtt.  Stubenboden  gcfagt.  3n  bcr  9}iunb= 
ort  htß  nörblid)en  93aben^  ift  dil  ''Srett'  männlich  ^).  ^od)  rt)irb  mir 
aiß  t)b.  für  ^abcn  unb  cbcnfo  für  kapern,  Öfterreid)  unb  S^iociä 
in  foUeftiocm  (Sinne  Boden,  Fußboden  angegeben,  in  fingularcm 
Brett,  Bohle. 

Über  anberc  ^ebeutungen  oon  Diele  f.  unter  Flur  unb  Boden. 

©ienftmäbd)en 

abgc!ür5t  Mädchen,  allgemeinere  ^e§ei(f)nung  einer  toeiblic^cn 
^erfon,  bie  in  einem  Syanß^alt  bient.  '^aß  3ort  ift  je^t  fd)on  faft 
gcmein^b.,  nur  ba^  baß  'S)eminutit>um  natürlich  im  fd)tt)äbifcf)cn  @e= 
biet  Dienstmädle,  auf  ba9r.--öfterreic^ifd)em  -mädel  laufet.  3n  einem 
5eil  oon  ^eutfc^lanb  t)at  fid)  aber  noct>  baß  ältere  (»on  ^bclung  QBb. 
I  1793  (5. 1490  allein  öerseic^nefe)  Dienstmagd,  Magd  erl)alten,  baß 
fonft  ebenfo  roie  Knecht  nur  für  *S)ienftboten  gu  länblid^en  *23erric^= 
tungen  (Bauernmagd,  Kuhmagd)  gebraucht  toirb.  Magd  für  baß 
ftäbtif(^e  <3)icnftmäbc^en  toirb  mir  noc^  au^  Coburg,  '^Büdeb.,  '2Irn^b., 
Siegen,  öiegburg,  ^ie^b.,  (flf.,  9Raftatt,  '2ßürtt.,  '33at)ern  bezeugt. 
®cr  ©c^lafraum  biß  'S.  ^ei§t  in  Q3erlin  Mädchenkammer,  in  9'^ürn^ 
bcrg  Magdkammer*),   in   QBojcn   Magdzimmer,   in  ^rien   Mägde- 

')  3n  Äanbf^u^^^cim  ßenj  <2ßb.  17,  in  9?appcnau  ^DJeifwgcr  ®b.  200. 

^)  £.  5)iU,  93irago  410  (Gaargcbict)  fc^reibt  Mägdekammer  unb  Mägde, 
nic^t  Dienstmädchen.  "Sluc^  6fcgcmann,  5)ic  alß  Opfer  foQen,  njcnbet  immer 
Magd  an. 


176  '3)ienftmäl)c^cn 

zimmer  (in  *2ötcn  Dienstbotenzimmer).  9Zad)  Q3ilmar  3b.  257 
ocriangfen  bic  „90^ägbc"  in  Äcffcn  um  1868  Mädchen,  ntc^f  Magd 
genannt  ju  tocrbcn,  offenbar  loeil  le^terc^  '2Bort  bie  geringer  geachtete 
Bauernraagd  bejeic^net. 

93ielfac^  ipcrbcn  noc^  mehrere  *21rten  meiblic^er  '5)icnftbofen  unter- 
fd)icben,  beren  9^amcn  örtlich  ocrfd)icben  finb.  <5)ic  ^Sejeic^nung  Stuben- 
mädchen fc^cint  in  9'Zorbbeutfc{)I.  ni(^t  t)eimifc^:  fic  ift  bort  in  ttn 
@aftl)öfen  aüerbing^  fd)on  ooUfommcn  üblich,  für  private  Äau^^lte 
tt>ar  fic  früher  feltcner,  toirb  aber  je^t  öielfac^  gebraud)t').  QBo  bai 
Stubenmädchen  ju  ioau^  ift^),  erfahren  toir  burc^  9r.  9^icolai*^ 
9Reife  V  (1782)  272:  „®ic  6tubenmäbc^en,  eine  "iHrt  oon  fc^önen 
<5)ienftmäbc^en,  bk  955ien  ganj  eigen  finb,  machen  glci(^fam  einen 
medium  terminum  au^,  tt)omit  fotpo^I  bk  t)ornet)men  aU  bic  nicbrigcn 

Stäube  sufammen^ängen ®ie  6tubenmäbc^en  jtnb  in  903ien 

oon  folc^er  '^Bebeutung,  ba^  ali  ti  im  3a^rc  1781  einem  'Jöiener 
6^riffteIIcr  einfiel,  einen  ^raftat  über  bie  6tubenmäbc^en  ju  fc^reiben, 
bicfer  mit  fo  unge{)eurcr  93egicrbe  gclefen  iparb,  bci%  in  tpcnigcn  '^Dio-- 
naten  oier  ober  fünf  ftarfe  *2luf(agen  baoon  abgingen".  9^aci>  Q'^übiger 
3utt)ac^^  II  (1783)  87  entfprarf)  bem  obcrb.  Stubenmädchen  bai 
nbf.  Hausmädchen  unb  oberfäc^f.  Jüngemagd  „bic  ettoan  jtpifc^en 
^ö(^itt  unb  Kammer  Jungfer  ba^  Mittel  au^mac^t".     <5)ie  le^tgenanntc 


0  6«  l)ängt  bie^  bamif  sufammcn,  bat  bcr  £uju0  jttjeier  ©icnftbotcn 
in  'Serlin  unb  root)!  überhaupt  in  5)cutf(S^lanb  in  ftäbfif^cn  Äaus^altcn  nie 
fo  oerbreitct  roar  wie  in  QBien,  wo  er  nic^t  bto^  auf  bic  9\eic^en  bef^ränft 
ift.  9'Jur  aber,  roo  jnjei  ©ienftbotcn  in  berfelben  "Joinitic  tätig  fmb,  mu^ 
bai  ötubcnmäbc^en  oon  bcr  Äöcbin  unterfc^icben  njcrbcn.  9^ocb  Ärünitj 
Öfon.-tccbn.  Snc.  176  CSerlin  1841),  338  fcnnt  Stubcnmäb^cn  nur  „in  großen 
Ääufcrn  ober  oielmebr  in  großen  SiaMi^aitnnqcn" ,  cbenfo  n>ie  3cblcr^  Unio.» 
Cej.  14  (1735),  1601  bic  Junge  Magd. 

-)  ^bctung  93erfuc^  IV  (1780,V  842  ocrjcic^ncf  jwor  Stubenmädchen, 
Stubenmagd.  Stubenmensch  nic^t  al&  obcrb.  5^cünt^  ^nc.  22  (1781),  397 
f(^rcibt:  „bic  Hausmägde,  n>elc^c  aucb  Stubenmägde,  in  Geipjig  Jungemägde 
beiden",  unb  c^  if^  ia  möglieb,  baft  ber  ^lu^brurt  f(J^on  bamal«  aucb  gelcgcnt 
lieb  itt  9^orbbeutfd)lanb  gebraucht  tt)uvbe.  *2lber  toö  auöt)rürfli(bc  3cugnt3 
oon  gläubiger  (3un)a(^«  11  1783  6.87),  baf^  bic  obcrfäd)f.  Jungemagd  „in 
?Hcberfad)fcn  ba^  öau^mäbcfecn,  in  Obertcutfi^lanb  Stuben- 
mäbcbcn  genannt  wirb",  bemcift  bocb  roobl  mit  ^^icolaiö  Q3emerfungen 
jufammen,  baff  bai  ßtubcnmäbcben  im  (Silben  ju  Aauö  mar.  5)än.  stue- 
pige  mobt  nacb  beutfd^  Stubenmädchen;  mie  fid)  bicfcö  gcfci)icbtlicb  ju  frj. 
femme  de  cbambre  ocrbölt,  ift  mir  fragli(^.  —  Über  Zimmermädchen  f.  '2lrt. 
Stube. 


®tcnftmäb(^cn  —  btc^  Sa^r  177 

93f8ct(^nung,  oon  ^Icin  ^roo.-^b.  I  215  aurf)  für  ©anjig  bejcugf'), 
tt>irb  nad)  ^Ibrcd)t  2pi.  xüc.  241  unb  9}tüaer-^raureutt)  ^b.  I  574 
nod)  je^t  in  Sac^fen  gebraucl)f.  9^ac^  ÄIcin  a.  a.  ö.  f)ic§  bic  Sungc-- 
magb  an  anbern  Orten  Folgemädchen  ober  Kleinmädchen.  Folge- 
rn ädchen  ift  nocfe  in  Cübccf^,  Kleinmädchen  in  Oftpreu^cn 
('^rifd)bier  '^öb.  I  375),  Hamburg,  Äolft. '^  gcbräud)I{d).  —  Sin  neben 
bem  Stubcnmäbc^en  bicncnt'e^  jloeitc^  '^![J?äbcf)en  t)et§t  in  manchen  norb- 
unb  miftelb.  Orten,  n?te  ^refelb,  ©reeben  Zweitmädchen  (e^  giebt 
aucf)  Drittmädchen),  im  ^If.  Zweitmagd*),  in  ^ien  Extramädchen. 
(Sin  5)ienftniäbcf)en,  t>a§  6tubcnmäbct>en  unb  ^öc^in  ocreinigt,  toirb  in 
93erlin,  jc^t  aber  auc^  fc^on  in  QBien  Mädchen  für  alles,  in 
einigen  ©egcnben  toie  ibamb.,  ©reiben  Alleinmädchen  genannt'). 
dlad)  9}^üller-'3^raureutt)  'S^b.  73  nennt  ber  gemeine  ^iJ^ann  in  6ac^fcn 
t>a^  '5)ienftmäfd)en  fcbled)ttt)cg  Köchin. 

3n  einem  ^^^eil  txß  beutfcf)en  Sprachgebiete  \)at  ftc^  für  dies  Jahi", 
in  diesem  Jahr  noc^  bai  alte  mit  heute  parallele  ^büerb  heuer. 
ml)b.  hiure,  ai)"!).  hiuro  er{)alt£n.  'S'oju  tai  '^Ibjeftio  heurig  unb 
der  Heurige  :=  t)euriger  ^ein.  ^ai  ©ebiet  oon  heuer  umfa§t 
je^t  noc^  ganj  Öfterreic^  (einfcl)lie§lid)  (Siebenbürgen),  93at)ern  unb  t>a§ 
i'äd)fifd)e  Q3ogtlanb;  ha^  <2Bcrt  ift  auct>  in  ©reib.,  Seif()ennerlb.,  93au^en 
( aber  nic^t  nicbr  in  Ceipj.),  3ei^  gebräuchlich,  in  "9}^einingen  fcf)on  im  Q3er- 
fc^toinben,  in  Sonberst).,  ©^l.,  Äalberft.,  ÄaDc  nic^t  mct)r  oorl)anben  ^. 
'^Beiter  umfaßt  heuer  noct)  QBürttemb.,  too  (^  aber  in  ber  9}?unbari 
mancher  (Segenben  fcl)cn  burcf)  dies  Jahr  erfe^t  ift,  unb  Gc^toeij,  aber 
nic^t  mel)r  93aben  unb  ©fa§.  3n  ber  ^xpeinpfalj  gilt  heuer  al^ 
^enn5eicl)cn  bei  aus  93at)ern  (Singenjanberten.     ©agegen  ift  c^  fteUcn-- 

^)  JuDgemagd  bei  9Reufer  Scbetmufsfp  S.  23.  ^IbeJung  QCPb.  II  1447. 
Jungmädchen  '5r;fcl)bier  <3Bb.  I  375,  ^lüüer-g^raurcut^  <3Bb.  II  73  fü^rt  ein 
3eugnie  au^  Cetpjig  t)om  3.  1842  on,  wonacb  brei  klaffen  oon  ©icnftmäbcben 
unterfcttebcn  tverbcn:  KiDdermädchen,  Jungemagd.  Köchin.  \Ü^nlicb  fcbon 
3eblerö  ynio.-ecp.  19  (1739),  220. 

")  ^gt.  ^f).  gORann,  ^ubbenbrocfs  I  289  u.  5. 

•^)  93gl.  ^renifen,  3örn  Ui)l  96  (355  Großmädchen). 

*)  g3gl.  etegemann,  ©ie  alei  Opfer  fallen  280. 

^)  Älcnj  Gcbeltcn-QBb.  24  oermufet,  "00%  Mädchen  für  alles  urfprünglicb 
nur  fcfcer^^aft  für  ein  <2IUcinmäbcben  gcfagf  »urbe,  faum  mit  '-Redbt.  bitterer 
^cleg  Ärüni^  gnc.  176  (1841)  S.  340. 

o 

*)  'iJlucb  für  Saljungen  giebt  Äcrtel  Salj.  QBb.  19  dess  Jar  =  ^cuer  an. 

SVretfcöiner,  TPortgeogropblc.  12 


I 


178  i>tc«  Sa^r  —  <5)rcc! 

ipcifc  in  Äeffen  noc^  gcbräud)lic^ :  Q3ilmar  fanntc  c^  nur  auß  bcr  @raf-- 
fc^aff  Äanau  (3b.  166),  aber  ^flffer  9'Zac^(rägc  103  fügte  »cftcrmälD. 
hauern  ()inäu,  unb  mein  ®ett)ä^r^mann  bezeugt  e^  für  2aubac^  bei 
@ie§en,  wo  ci  oft  audt)  oom  öcrfloffenen  '^a^v  gcbraui^t  loirb. 

Heuriger  iff  nic^t  ganj  fo  ttjeit  oerbrcifct  tt)ie  heuer:  ber  ^u6= 
brucf  fc^If  in  ^lubcnj,  ^ürttemb.,  (f(fa^  (too  man  Neuer  Wein 
fagt),  "^Bau^en,  H)ät)renb  er  in  QOßien  mit  feinen  Äeurigenfc^änfen  fct)r 
beliebt  ift'). 

©a^  QBort  Dreck  mvh  gmar  i^on  jeber  "^Irt  (5ct)mu^  gcbrau6t, 
bier  aber  fommt  nur  bie  '33ebeutung  '6tra§enfd)mu^'  in  ^etrac^t,  meil 
e^  nur  in  bicfer  ein  geograp^ifd)e^  Spnonpm  \)at,  nämUcb  Kot.  ^al 
©cbicf  Don  Kot  im  Sinne  »on  <3tra§cnfcbmu^  umfa§t  öftcrreid)  unb 
(5ci)tt)eiä:  man  fagt  t)icr  alfo  Straßenkot,  kotige  Stiefel  u.  bgl. 
Dreck  di'eckig  bcftcbt  baneben,  gilt  aber  al^  berb  unb  munbartlicb, 
Kot  kotig  al^  feiner,  ©icfen  Gpracbgcbrauc^  ^at  fd)on  bai  ältefte 
Äo^beutfd).  ^mfer  erfe^te  £ut()er^  dreck  burc^  kat  mit  bcr  ^emer-- 
fung:  Luther  wie  er  jhn  allen  dingen  frech,  in  schamparen 
Sachen,  und  untzuchtig,  also  ist  er  auch  alhie  in  unlustigen 
reden  grob').  "Sluc^  ^belung  IQb.  I  1539  II  1733  fteUt  fo  Kot 
bem  Dreck  ber  „gröberen  '^OJunbarten  unb  be^  gcmcinca  Gebend" 
gegenüber,  unb  äl)nlicb  brücft  fic^  (Brimm  *5)'2Bb.  II  1352  au^.  "i^lnber^ 
in  93erlin:  auc^  ^icr  ift  allerbing^  Dreck  ein  bcrber  unb  Kot  ein 
gett)äblter,  met)r  fcbriftfprac^licber  *2lu^brucf.  "2lber  Kot  bibtntzt  bicr 
nur  (frfrementc,  nicbt  anbern  6cbmu^,  unb  ein  Wiener,  bcr  ttroa  in 
93erlin  in  '5)amengcfcllfd)aft  oom  Kot  auf  ber  6tra§e  reben  tpoHtc, 
ujürbc  unliebfam  auffallen,  "^ßcr  ba^  oulgäre  Dreck  ocrmciben  mill, 
gebraucht  taß  gcmeinbcutfc^c  Schmutz.  3n  bcr  Literatur  mirb  Kot 
'Stra§enfd)mu^'  nic^t  nur  oon  Öfterrcicbcrn  unb  öc^meiäern  wie  bem 
tiroler  ©uarinoniu^  ('Die  ©reroel  1610  6.  449  mit  kothigen  Füßen), 
^ojart  (93riefc''  143  oom  3.  1778),  bem  ©c^iociäcr  Äecr  02ln  bil- 
ligen QBaffern  62)  gcbrau(^t,  fonbern  aucb  oon  9\bcinlänbcrn  mie 
Sc^mibt-^onn  (9^abcn  44.  61),  ^iebig  (3^aturgett>alten  141);    Koth 


1)  93cteg  oom  3.  1610:  OucOcn  j.  ®cfc^.  ber  St.  ^ien  I  5  ~Rt.  5707 
heurige  und  viertige  Wein. 

-)  93gl.  fiinbmcpr  Qffiortfcba^  in  Cutter ^,  6m|"ec^  unb  &di  Übcrfc^. 
beg  9^^.  46.    eonft  braucht  Cuttjcr  oucb  Kot  C^gCßb.  V  1890  ff.). 


<S)rcct  —  breift  179 

unb    Dreck   neben    cinanbcr    bei   9Reutcr    Scbelmuf^h)   135,  Sc^rcger 
Studiosus  jovialis  (*i2Iug^b.   1773)  6.  608  f. 

Kot  fct)It  nid)t  nur  in  bcn  nieberbeutfd)cn  ^),  fonbern  auc^  in 
mittcl=  unb  oberbcuffd)en  9}cunbartcn,  fo  m  £uremburg,  Sot^ringen, 
6lfa§  ^),  ic»anbfd)u^^l)eim  ^j,  ^artbcrg,  £confelbcn  in  Oberöftcrr.,  5rop= 
pau,  Sucfmantcl,  Sauernig  in  öfl.-6c^le)'ien.  3n  bet  bair.=öffcrr. 
^unbart  bebeutet  haß  Kot  eine  gemiffe  (?rbfd)icbt;  r>gl.  Sc^mcHer  933b. 
I  1311.  —  'QiU  pfäl5ifd)eg  St)nont)m  yeracic^nete  ^lein  ^rot).--^b. 
(1792)  I  227  Kehrschel,  aue  ©anjig  MiU  E  16. 

breift 

bejcicbnct  in  Berlin  einen  fcf)h)äd)eren  ©rab  t>on  'frcd),  unocr= 
f4)ämt'.  ße^tere  "^Ibicftioa  finb  beicibigcnb,  dreist  ftel)t  ^öc^ftens  an 
bcr  ©renjc  be^  93eleibigenben,  n)cnn  e^  tabelnb  gemeint  ift.  (5^  toirb 
jcboc^  auc^  im  Sinne  oon  'mutig,  ot)ne  'Sefangent)eit,  ungenirt'  oer- 
tocnbet,  5.  'B.  du  mußt  dreister  sein,  ironifcb  diist  und  jottes- 
fürchtig*).  '^a§  ^ort  ift  nur  in  Siolanb,  aucb  ^eter^b.,  9^orb= 
unb  '3J?ittelbeutfd)lanb  üblich,  füblid)  biß  ^r.=Sd)lencn,  Sucfmantel  unb 
Saucrnig  in  Öft.--6c^lefien,  6ac^fcn*)  mit  'Qimna\)mt  tzß  QSogtlantcs, 
^büringen:  ^ier  in  iÖalberft.,  (fi^l.,  Äaüe,  ^rtcm,  3ci^,  6onbcrg^., 
Weimar  (neben  frech);  in  (Sifenac^  ift  e^  toenig  gebräuct)licb,  in  JJltU 
ningcn  früf)er  nic^t  üblich,  je^t  »ertreten;  cbenfo  auö)  fc^on  in  Äof  unb 
■Slfc^affenb.  933eiter  läuft  bk  ©ren^e  über  ®5ttingen^),  Gaffel  unb 
fd)lic§t  ^eftfalen  ^)  unb  bie  9Rt)einlanbe  füblic^  bi^  Saarbr.  unb  ^ieäb. 
ein.  'Jluci)  fi»r  ^arl^ru{)e  tt)irb  mir  dreist  angegeben,  ift  aber  gen?i§ 
bort  crft  eingebrungen.  ßenj  9Bb.  18  unb  ^eifinger  '^ßb.  32  fennen 
in  ioanbfd)ut)^^eim  unb  9^appenau  nur  frech,  ntd)t  dreist.  0iefe 
^Verbreitung  t>on  dreist  crflärt  firf)  barau^,  ba^  baß  "Sßort,  toie  ^luge 
'Job.®  99  au^füt)rt,  oon  ioau^  auß  nicberbeutfd)  (dnste)  unb  au^  bem 
t^^orben  erft  im  17.  3at)r^unbert  toeitcr  nac^  6üben  oorgebrungen  unb 
auc^   in    bie  <5c^riftfprac|>c   aufgenommen  morben  ift.     *S)er  Itmgang^^ 


^)  0.  epe  ®tfct)c  xOTunbarfen  H  317. 
*)  Äentp  Dial.  de  Colmar  176. 
»)  eena  <2öb.  39. 

*)  QSeibc  93eDcutungen  Don  dreist  ocrjeic^net  fc^on  '21belung  QBb.  1 1542. 
^)  dreiste   ^J^üüer  -  ^raureut^   <2ßb.  b.  obcrfäd)f.  u.  erggcb.  =m,  I  246, 
Oberlauf,  dxiste. 

")  QSgl.  Scbambac^  Qöb.  68  driste. 
')  QGBocfte  gSJb.  58  driste. 

12* 


180  örcift  —  ®rci  Viertel  Scc^^ 

f^jroc^e  ift  jcboc^  dreist  in  ©übbeutfc^Ianb,  Öftcrrcid)  unb  Gc^locij 
aud)  jc^f  nod)  frcmb. 

®a^  6üboftbcuff(^c  ^at  bafür  ba^  '^Ibjcftiö  keck,  baß  bcm  norb-- 
bcutfd)en  dreist  fo  genau  entfpric^f  rvk  btcs  bei  "iHbftraffen  möglict)  iff. 
keck  hthmtzt  in  öfterreic^)  einen  fc|)tt)äc^crcn  @rab  oon  frech.  '5)ic 
QBenbung  das  ist  eine  Keckheit  gilt  in  ^icn  aii  gecic^flid)  oer= 
folgbarc  93elcibigung.  3n  93erHn  ift  keck  ni4>t  häufig,  toirb  aber 
bann  in  oorlüicgenb  lobenbem  Sinne  oon  'mutig'  oeutoenbet:  ein  kecker 
Bursche  =  ein  mutiger  93.  keck  =  brcift  ift  in  faft  gans  Öftcrreid) 
gebräu(^li4>,  tt)enn  auc^  ni^t  überaU  munbartlid^  unb  öolf^tümlic^,  3.  '33. 
nic^t  in  ©ornbirn,  £confclben,  feiten  in  ßeitmcri^;  tt)eiter  üblic^  in 
kapern  unb  '^öütttemb.,  locniger  in  93aben  ^)  unb  im  €Ifa§ ") :  e^  toirö 
mir  für  ^arl^r.,  ©onauefcf).,  ^onftanj  angegeben.  3n  bcr  6c^tt)cij 
ift  c^  nic^t  allgemein  gebräuchlich,  ni(^t  in  St.  ©allen,  3üri(^,  93crn. 
©od)  fommt  nacfe  bem  6d)U)ei5.  3b.  III  120  chech  'fxtd)'  in  einigen 
©cgcnbcn  öor. 

3n  bcn  £anbfc^aftcn,  bk  tt)ebcr  dreist  noc^  keck  ^aben,  ift  baß 
gcmcinbeutfc^e  frech  bie  einzige  93e5eic^nung  biefer  Gigcnfc^aft  (oon 
unverschämt  obgefe^en);  e^  fe|)lt  alfo  bort  (3. 93.  in  (Slf.,  ßot^r., 
ßuyemb.,  Äcffcn)  bie  9!}Jöglic^fcit  ber  ©rababftufung. 

^tet  Q3ierte(  (Bcd)^ 

^uc^  bie  93ejcic^nung  ber  Q3iertelftunbcn  auf  bcr  ilbr  jeigt  gco-- 
grapl)ifrf)e  93crfc^iebenl)citen.  '5)er  oerbreitctften  "iZlu^brurf^tocife  drei 
Viertel  sechs,  ein  Viertel  sechs  ftet)t  eine  jtpcite  gegenüber: 
ein  Viertel  vor  sechs,  ein  Viertel  nach  fünf,  ©ie  93e' 
5ci(^nung  ber  ©reioiertelftunben  nacf)  ber  I.  ober  IL  *2Irt  bedEt  jtcb  un- 
gcfät)r  mit  ber  ber  (Sinoiertelftunben. 

©ie  "iHu^brucf^tpeifc  ein  Viertel  vor  6  ift  bem  92orbtt)cften, 
'Sßeffen  unb  Sübtt>cften  bc§  beutfdben  Sprad^gebiet^  eigen,  in  .^iel  (neben 
746),  Hamburg,  Äarb.,  93remcn,  Olbenb.,  Seoer  (neben  7*6)»  ^«>r-- 
ben,  O^nabr.,  Cing.,  2cer,  93ü(lcb.,  Gaffel,  9}?ünfter,  <5)ortm.,  öc^toertc, 
Siegen,  ^rn^b.,  ^aberb.  (neben  7*6)^  -öolj^.,  9\emfci)cib,  Qßefel, 
©üffelb.,  ^öln,  '2lac|)en,  Sicgb.,  ^obl.,  ^rier,  QBie^b.,  (?lfa§,  Süricb 
(munbartlict)  Vi  nach  6),  St.  ©allen.      3n   93ern,   ^ürtt.,   93aben, 


1 


*)   3n    5>anbfd)u^ö^cim    wenig   gcbräucfalid)    na6    Ccnj   QBb.  36,    in 
9?appenau  nur  frech. 

2)  <23gl.  gif.  qßb.  I  429. 


0rei  93icrfcl  6ec^g  —  ®rofct)tc  181 

9\\)t\npfal^,  6aarbr.,  Äcffen,  ®5tt.  7*  6-  "^^ie  ^unbarfen  l)abcn  nod) 
anbete  21u^brucf^rt)eifen :  ©ornbirn  7*  minder  als  6  (neben  7*  auf  6); 
v^röllenborf  7*  über  5  (ogl.  ba^  oft  gefc^riebene  5%). 

üngefät)r  baffelbe  ©ebicf  rt>ie  ^U  vor  6  =  ^46  \)at  bic  93c= 
äei4)nung  ein  Viertel  nach  fünf  für  fonffige^  V*6  i"nc,  nämlid) 
ßübecf,  64)Ie^tt).,  5?iel  (aud)  'A  (auf)  6),  Bremen,  Obenb.,  3cocr 
(feltener  ^46),  Äann.  (aud)  7*6).  Oönabr.,  Ging.,  i^eer,  93ücfeburg, 
Gaffel,  'iO^ünffer,  ©orfm.,  6iegcn,  ^rn^b.,  ^aberb.,  =£ßefel,  ^refelb, 
^öln,  ^2Iac^en,  6iegb.,  ^oblenj,  ^rter,  J^flain^  (feltener  ''46),  eifa§, 
Sngolft.,  ^cmpt.,  ^regenj.  ^lubenj,  ^ern,  3ürtc^,  6t.  ©alten,  'u 
über  5  fagt  man  in  93at)ern  unb  Öfterr.,  j.  93.  in  9'Jürnb.,  9^eumarft, 
^üncf)cn,  'Slugeb.,  ^röllenb.  in  9^.ö.  Ein  Viertel  und  fünf  in  ber 
^unbart  oon  '5)ornbirn.  3n  ©onautoörtf)  5V4,  toie  auc^  oft  gebrucft 
tt)irb.  3n  ^ürtt.,  '^Baben,  9'^t)einpfalä,  aucb  in  oiclen  baprifc^cn  6täbten, 
*21fd)aff.,  i)of,  *2ln^b.,  *2lmbcrg,  <5)onautt).,  "Slug^b.  (neben  7*  nach  5) 
ift  7*  auf  5  üblic^.  'Slu^  2oil)r.  oerjeicbnet  t^oUmann  '^h.  159 
e  Viertel  uf  zwei. 

liberl)aupt  i}at  baß  ganje  übrige  beutfd)e  Sprachgebiet  bk  ^uß= 
brud^meife  7*  (auf)  6,  %  (auf)  6.  '5)ie  ^räpofttion  auf  tt)irb  tcil^ 
gefegt,  tcil^  tt)eggelaffen,  ol>ne  ba^  fid^  ber  Sprad)gebraud)  gcograp^ifd) 
begrenzen  lie§e.  ^j^  auf  6,  7*  auf  6  loirb  mir  5.  93.  für  Süneb., 
'3JJein.,  93au^en,  Sioeibr.,  "^In^b.,  "Slug^b.,  ^Oßicn,  ^lagenf.,  QSölferm. 
(feltener  o^ne  auf),  ^roppau  angegeben.  '5)iefe  ^u^brucf^lpeife  ift  offenbar 
bic  ältere,  bie  allmät)licf)  an  bcn  t>erfd)iebenften  Orten  burd)  bic  abge= 
fürjtc  erfe^t  n)irb. 

lcicl)ter  fleincrcr  ftäbtifcf)cr  Co^ntoagen  für  '^crfoncnbeförbcnmg,  ge- 
n>öl)nlid)  ©nfpänner.  0a  folct)e  933agen  nicl)t  an  allen  Orten  beftebcn 
unb  in  mand)en  totäbten  an  il)rer  Stelle  größere  ^agen  oerfc^iebencr 
"Slrt,  fo  fönncn  n?ir  aucf)  nid)t  überall  einen  ^u^brud  für  bic  Sact)c 
crmarten.  Q3on  folc^en  '2lu^nal)mcn  abgefe^cn  ift  baß  933ort  Droschke 
über  gans  '5)eutfc^lanb,  aud)  in  ber  Sc^toeij  oerbreitct,  bagegen  in 
Öfterrcid)  nur  ganj  »creinjelt  »ertreten  j.  93.  in  '^rag.  3n  93crn, 
9'^aftatt,  9\egcn^burg  (aud)  in  QBürttemb.  munbartlic^,  '5ifd)cr  935b.  II 
407)  lautet  baß  9[Bort  Drotschke.  (^ß  ift  crft  im  ßaufe  bcß  19. 
3at)rl)unbert^  in  X'eutfcl)lanb  eingcfüt)rt,  in  (Slfa§  erft  nad)  bem  Kriege 
i>on  1870/71.  9Sort)cr  b'cfe  ber  xOticttoagen  in  x!0^übll)aufen  i.  Cr. 
Clittadine  (ital,  cittadina).    3n  mancben  bcu(fd)en  Stäbten  \)abtn  ficb 


182  ©rojic^fc 

ba^cr  für  unb  neben  Droschke  anbete  ^Se^eic^nungcn  erhalten:  Chaise 
in  9^affatt  (eifa§  9Sßb.  11  435,  Cot^r.  'Joümann  QOßb.  440),  6aarbr., 
<2öiegb.,  <5ulba,  (Jifenad),  Coburg,  ^fd)aff.,  Äof,  ^n^bac^,  9^eumarft, 
Kempten,  "53rcgen3.  Kutsche  in  93raunfc^lD.,  Stocibr.,  (Jlf.,  ^ürtt., 
9Zürnb.,  in  5ftcrccic^ifd)en  Stäbtcn  wk  (EiUi,  ß^otiefc^au;  in  9'lcic^cn-- 
berg  ^at  fic^  bic  "^orm  Gutsche  ert)alten,  toie  fte  im  16.  unb  17. 
Sa^r^unbcrt  allgemein  üblich  h)ar  (ogl.  Guzsch- Knechte,  Gutschen 
faaren  in  einer  93erorbnung  bc^  Äerjog^  Suliu^  ju  93raunfc^tocig  pom 
3.  1588).  3n  ^abcrborn  Kutschwagen,  auc^  bk^  eine  altertümliche 
93e5ei(^nung ').  3n  93erlin  oerfte^t  man  unter  Kutsche  (Chaise  ift 
bort  veraltet)  nur  einen  größeren  unb  eleganten  "^ßagen  (f.  ^rt.  Kut- 
sche). —  3n  Cengenfelb  fagt  man  Geschirr. 

'^DZerfiPÜrbig  ift  ber  liolänbifc^e  '2lu^brucf  Fuhrmann  (<S)orp., 
O^iga)  für  bie  ®rofd)fe,  ber  aud)  in^  9^u[fifd)e  gebrungcn  ift.  '^J^an 
fagt  alfo  in  den  Fuhrmajin  steigen.  <3)ie  93enennung  bc^  ^utf4>cr^ 
ift  für  bie  btß  935agen^  genommen,  umge!el)rt  toic  in  QOßien  Fiaker; 
in  93erlin  ruft  mar.  ben  ^utfd)cr  jutoeilen  mit  Droschke!  an.  '3)a^ 
QSorbilb  für  liol.  Fuhrmann  loar  loo^l  ruff.  Izvoschtschik,  t>a§  an- 
näcbft  ben  ^utfd)cr  bebeutet,  bann  aud)  für  ben  ^agen  gebraucht  loirb. 
<3)ic  'Petersburger  '5)eutfd)en  »ertoenben  teils  Droschke,  teils  ba* 
ruffifc^e  9D3ort. 

3n  933ien  toith  ber  Einspänner  ober  Komfortabel  t>om 
ätoeifpännigcn  Fiaker  unterfcbicben,  tt>ic  in  9??ünc^en  bic  einfpännige 
Droschke  oom  jtoeifpännigcn  Fiaker,  ©ie  QBiener  "SluSbrücfe  finb 
aucb  im  übrigen  Öfterreicl)  verbreitet  ober  eS  toirb  einfach  Wagen  ae-- 
brauc^t.  3n  trieft  l)ei§t  bie  "Srofc^fe  Brüm  (engl,  brougham), 
Fiaker  fommt  aucb  in  "^Bapern  (9!)?üncb.,  "^onaumörtt))  vor. 

QSon  biefcn  93eäeic^nungcn  b?S  £ot)nfu^rtDcrfS  ift  Fiaker  bie 
ältefte.  Gie  entftanb  in  ber  2.  joälfte  bcS  17.  3<it)rl)unbcrtS  in  ^ariS, 
rt)0  ^k.  Sauoage  1650  ber  erftc  ttjar,  ber  bai  *^rioilcgium  ert)ielt, 
öffentlicbe  5tutfd)en  5u  ocrmicten,  t)k  im  Äotcl  St.  Fiacre  in  ber  Rue 
St.  Antoine    ju    \)abzn   luarcn").      3n  ber   1.  Äälfte  beS   18.  3abr^- 


1)  Kutzschwagen  im  'iJlufgebot^  beS  9Diarfgrafen  3oad)im  'Jriebr.  ju 
■Branbcnburg  oom  3.  1607  (Ärüni^  Oec.  €nc.  57,  250  ff.). 

'-)  <S)tc(c  '^Parifcr  ^iatcr  waren  fo  clcnl),  t>a%  in  Der  'JRitte  bcS  18. 
3at)' t)unbettS  fiacre  in  'Jranfrcicb  ein  fd)lcc^teS  'Jutjrwcrf  bejcicbncte.  93gl. 
bic  Snc^clopäbic  oon  <S)iterot  unb  b'-^lembcrt  VI  (1756)  659:  .EUes  out 
toujours  6t6  si  inauvaises  et  si  mal  cntretenues  qu'on  a  donn^  par  mtSpiis 
le  nom  de  tiacre  ä  tout  mauvais  Equipage- . 


©rofcfefc  —  gic^t)örncfecn  183 

toar  Fiacre  in  ®cutfd)Ianb  nur  als  93c§ctc^nung  bicfer  ^arifcr  xDZict-- 
»aqcn  bcfannt,  toic  au^  Scbler^  llnit>.--£cy.  IX  (1735)  6p.  793  ^cr-- 
i^orge{)t').  3m  ßaufe  bc^  18.  3at)rl)unbcrf^  ocrbrftfefe  ftct)  Sacbc  unb 
^ort  oucb  nad)  ®cutfd)Ianb.  <5)er  ^uebrucf  Fiaker  mar  bamal? 
nic^t  nur  in  Q^öicn,  fonbern  (1778)  auö)  in  93crlin  üblic^,  tote  jtc^ 
aui  Ärüni^  Occon.  Gnc.  u.  Flacker  (1778)  ergibt'^.  21uc^  9ticoIai, 
93cfc^reibung  ^erlin^')  (1786)  II  975  fd)reibt:  „®ie  öffentlichen  9)?iefb-- 
futf4)cn  ober  ^iater  finb  mit  9^ummern  bejeicbnet,  unb  ffet)en  auf  bem 
6d)IoBpla^  bcr  6tc4)bat)n  gegenüber,  oon  früt)em  "SO^orgen  bi^  fpät 
auf  ben  "Slbenb".  (fr  gibt  bann  bie  5are  für  bic  '^a\)xUn  an,  eine 
alfo  fd)on  bamals  beftebenbc  Einrichtung.  9'Zun  \)at  ©ombert  3.  f.  b. 
^^ortf.  VIII  124  5ur  (§efd)ici)te  ber  ^Berliner  ^rofd)fe  gtoei  Seugniffe 
beigcbrad)t:  'SD'Jorgenblatt  x^on  1815:  „(Sin  ^icfiger  '^articulier  toiü  bk 
in  anbern  gro§cn  ©fäbten  betoä^rt  gcfunbene  (Einrichtung  ber  '^iahti 
and)  unfrcr  (ctatt  geben"  unb  9\f)cin.  ^erfur  oom  8.  'S)e5.  1815: 
„^ic  ^u^rlcute  fagen,  ber  9}^ortjen,  ber  ju  unferm  (Schaben  bie  neue 

leichte  5:rofc^fcn  in  bk  Qtatt  gebracht "  *).     '3)a  aber,  toie  toir 

gefcbcn  boben,  93erlin  fcbon  im  18.  3a()rt).  9}^ietfutfci)en  befa§,  fo 
müiTcn  fie  t»or  1815  toieber  aufgegeben  toorben  fein,  unb  1815  tourbe 
bann  ber  in  9^u§lanb  übliche,  befonberg  leichte  unb  billige  9Jiiettoagen 
unter  feinem  ruffifchcn  5camcn  Droschke  (ruff.  drozki  >  droski) 
eingeführt.  5^amentlich  x^on  93erlin  au^  \)at  fich  "^i«^  'Jßort  im  Saufe 
bc^  19.  Sah^h-  ouch  nach  anbern  beutfd)cn  6täbten  x^erbreitet,  toährenb 
^ien  immer  an  feinem  Fiaker  fcfthielt. 

Sciurus  vulgaris.  3m  '21llgemeinen  fann  man  fagen,  t>a^  t>ai 
5:icr  in  'Seutfchlanb  Eichhörnchen,  in  öfterreich  Eichkatzl 
hei§t.  Schon  ^opotoitfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  7  bezeichnet  Eichhorn 
als  hcff-  föchf.  thür.,  Eichhörndl  al^  fchlef.,  Eichhörnle  al^  fchtoäb. 
neben  Achkazel  in  Q3}ien.  <5)och  ift  bie  '^Ibgrenjung  ber  beiben  9^amen 
nicht  fo  einfach.  Eichkätzchen  ift  auch  bem  93erliner  nicht  fremb, 
toirb  mir  j.  '33.    auch    au^   "^^anjig   angegeben,   unb    T^rifd)bier  Q3ßb.  I 

')  „Fiacres  bie  gemeinen  Äutfchen,  fo  man  ftet«  in  ^arie  auf  bencn 
(Soffen  fertig  ftnbct " 

■)  „'Jiacfer  in  einigen  großen  ^Stäbten  j.  93.  ju  "^ariö,  '53erlin  etc. 
üblicbc  "Benennung  einer  9Kiethtutfche". 

')  Ä.  öeine  fchreibf  in  feinem  1.  'Srief  aui  'Berlin  oom  26.  ^an.  1822: 
„Äicr  gleich  am  'Shore  flehen  'S)rofchten.  So  heilen  unfere  hiefigcn  ^iafer". 


I 


184  fiic^^örnc^cn  —  Sicrfuct)cn 

165  ocrjcid)nct  für  £>\U  unb  Qßcftprcu§cn  Eichkätzchen,  plattb. 
Ekkat,  gcttJÖ^nlid)  Ekkäter  =  Eichkater  neben  Ekhärnke.  Qöetter 
toeftlici)  erfc^eint  bic  9'Zamen^form  nbb.  eker  =  l)b.  eicher  auch 
in  bcr  Sufammenfc^ung  Katt-eker:  2ühtd  Schumann  "^ortfc^.  2, 
^Ifmarf  0annetl  ^b.  46,  Katteiker  ^.  ^cpcrgang  Q^egcn^arbt  9^bb. 
298,  tocftfäl.  aik-katte  bei  ^luge  95)b.  108.  6c^Icf.  Eikatzla 
ipirb  mir  aui  UUer^borf  mitgeteilt.  Gif.  Eichkätzle  '^b.  T  485  neben 
Eicher.  '2llfo  ha^  ^b.  Eichkätzchen  ift  and)  in  <5)eutfc|)lanb  nid)t 
importirf,  fonbcm  »urjclt  in  bcr  9[Runbart.  'iHber  Eichhörnchen 
(fc^toäb.  Eichhörndle,  fd)tt)ei3.  EichhörnH  3b.  11  1619)  ift  bcr  ge- 
mö^nlic^e  l)b.  ^u^brucf,  Eichhorn  ift  im  93eralten. 

^nbcrerfcit^  fcblt  auc^  im  ^at)r.--öftcrrcid)if4)en  (Sc^mcllcr  9Bb. 
I  1314)  neben  Eichkatz]  {bki  and)  in  JRünd)in)  nid)t  Eichhörnl: 
in  Seil  a.  0.  ächhe(r)ndl,  unb  bcr  Wiener  Grtl  fc^reibt  in  ben  'Ccutcn 
»om  blauen  ©ugud^ljau^'  196  Eichhörndl  *).  3n  ber  l)b.  6d)rift-- 
fpracbe  toirb  Eichhörnchen  unb  and)  Eichkätzchen  gebrauc|)t.  Stege-- 
mann,  6öt)nc  be^  Q'Jeii^^lanbe^  fd)reibt  (5.  107  Eichkätzchen,  190 
Eichhörnchen.   186  Eichhorn. 

gier!ud)en 

^uct)en  l)auptfäc^licb  ani  (Jicrn  unb  ^ilc^  mit  me^r  ober  toeniger 
9}Zet)l,  in  einer  Pfanne  fd)nell  gebarfen,  flac^  unb  oon  ber  runbcn 
^orm  bcr  'Pfanne.  3n  Berlin  gibt  e^  nur  bicfen  einen  'Slu^brucf. 
^n  anbercn  orten  unterfc^eibct  man  aber  üeri'<^iebenc  "Wirten,  woburd) 
bic  ©Icicbfc^ung  bcr  "Slu^brücfc  ctipa^  oermidclt  tt)irb.  3n  ©cutfc^lanb 
ftc^cn  ficb  namentlich  ätt>ei  '^Beäcicbnungcn  gegenüber,  Eierkuchen 
unb  Pfannkuchen.  933ä^rcnb  in  93crlin  Pfannkuchen  eine  gänj^-- 
lid)  anbere  ^ud)cnart  bebeutet  (f.  '2lrt.  Pfannkuchen),  ift  ci  in  einem 
i^cil  0cutfd)lanbg  baffctbc  tt)ic  Eierkuchen.  3n  einigen  ®cgenbcn 
(j.  ^.  Lüneburg,   ^obl.,   QQöürttcmb.,   Sudmantcl,   QBeibcnau)  beftebcn 


^)  3n  ben  9}iunbarten  fommen  noc^  an&crc  ^ejeidmungen  oor:  1)  ^ogt- 
länb.  ächerl  ©erbet  ©ramm.  S.  178  neben  Eichhörnel  6.  16,  f(^tt)äb.  elf. 
Eicher  S^ifc^er  QBb.  II  559.  g(f.  ^Bl).  I  11,  pfälj.  Eichertche  -^lufcnrietö 
3t>.  40,  lotbr.  rf)cin.  Eichert  g^oOmann  ^b.  118,  Scnber  3-itfc^c.  b.  93cr- 
cin«  f.  r^ein.  u.  «jcftf.  93olfi§funbe  II  3.  iöcft,  nbt).  Eker.  Ekerken  Älein 
^rot).-g33b.  I  96,  lupemb.  Echer.  Echerchen  IQb.  luf.  93^  79.  2)  ^fätj.  rbein. 
Eichhasel  "^oporoitfrf)  Yoc.  Austr.  I  7.  3)  (Sil",  alt  Eichhermlin  QBb,  I  372, 
fd^roäb.  Aichhalm  5?lcin  a.  a.O.  97,  augeburg.  Achheimle  T^oporoitfrf)  a.  a.  O-, 
in  .^olmar  Eichhalmele  Äenn;  Dial.  148. 


(Sicrfuc^en  185 

bdbt  ^ortc,  unb  Eierkuchen  bc§eid)nct  hm  aus  oicl  Ükvn  mit  lüenig 
ober  feinem  z^t\)l  bereiteten  ^ud)en,  Pfannkuchen  ben  mit  mci)r 
^DJeI)l  bereiteten.  3n  5)arm[tabt  fagt  man  Pfannkuchen  unb  Eier- 
pfannkuchen, ©ie  9eograp{)ifc:^c  Q3ertcilung  ber  *2iusbriicfc  ift  bie, 
i)a^  Eierkuchen  oorjugsioeifc  norbbeutfd),  Pfann(en)kuchen  öor= 
tt)iegcnb  mbbeutfd)  ift,  aber  eben  nur  r>ortt)icgcnb.  '^aS'  ©ebiet  oon 
Eierkuchen  reid)t  oon  giolanb  über  9'Jorboftbcut|"d)lanb  füblirf)  hiß 
nad>  ^öt)men  (9\ei4)enberg,  £eitmer.,  6ger,  ^intcrb.),  ^^üringen, 
'^Ifc^aff. ')  unb  umfa§t  weiter  ben  heften,  9Rf)einlanb,  £ott)ringcn, 
Cdolimann  ^b.  118j,  ©fa§  (^b.  1 422  neben  Pfanne°kueche°), 
Ä'onftanä,  ^ürtt.  Pfannkuchen  ift  nic^t  nur  in  gan§  (2übbeutfd)lanb 
foipie  in  ^uffee,  ^D^ä{)ren  (3glau,  Olm.,  3naim)  gebräud)lic^,  fonberu 
aud)  in  9'Jorbtoeftbeutfd)(anb  bii  ^iel  unb  Sd)Ie^tt)ig.  ^än.  pande- 
kage  beseic^net  ba^felbc. 

'Siefe^  geograp{)ifd)e  ^urcbeinauber  crflärt  fid)  offenbar  barau^, 
ta^  beibe  933örter  urfprünglic^  äiemlic^  überall,  mie  je^t  noc^  in  manchen 
©egenben,  neben  einanber  hergingen,  inbcm  Eierkuchen  einen  oor= 
roicgenb  au^  Giern  befte£)enben  ^uc^cn,  Pfannkuchen  benfclben  mit 
ftorfcm  ^et)l5ufa^  bebeutetc.  So  {)at  man  mof)l  aud)  ßtielers  "An- 
gabe (?:.  Spr.  1691  6p.  908)  Eyerkuchen  ova  in  libum  com- 
mista.  Pfannkuchen  teganita  auf^ufaffen ').  3n  "^Bcclin  aber  »urbe 
unb  tpirb  mit  Pfannkuchen  ein  anbercs  (Sebärf,  ber  fugelförmigc  ge- 
füllte Krapfen  (au^  Hefenteig)  bc§eic^net,  unb  baburc^,  ba§  fic^  biefcr 
^orfgebrauc^  oon  93erlin  aus  aud)  auf  anbere  ©egenben  ausbreitete, 
iDurbe  bort  Pfannkuchen  m  ber  ^cbcutung  oon  (Sierfud)cn  unge= 
bräud)lic^,  fo  in  ber  ^roinnj  ^reu^en,  loo  es  nur  nod)  munbartlid) 
(plattb.  Pannkoke)  fo  oorfommt  (^rifc{)bier  ^b.  11  137). 

3n  Öftcrreid)  au§cr  '^öl)men  unb  ^Oiä()rcn  unb  in  ber  Sd)tt>ei5 
ift  bas  franj.  Omelette  üblid),  bas  neben  ben  beutfc^cn  "2lusbrüden 
auct)  in  ganj  ®eutfd)lanb  gebraucht  toirb  (meift  al^  9'Jeutrum).  3n 
'^ctcr^b.  Omelette  neben  feltenem  Eierkuchen. 


^)  *S)a§  bas  ^ort  aud)  fonft  in  ^Sapcrn  oertrcten  toar,  ^eigt  airkuchen 
in  5;uc^er«  ibaus^alfbud)  Oiürnbcrg  1507—17  S.  73.  ©er  i^roeitc  5;ag  ber 
5)od)5eit  ^iefe  ber  5:ag  bes  giertucbeng,  6.  85.  -iJlud)  ©eijfofler,  ber  in 
^21ug^burg  ju  Äaufe  roar,  S.  98  f)af  Eierkuechen. 

-)  ^arperger,  Md)-  unb  ÄcUer  =  'S)ict.  (öamburg  1710)  6.  899  ^at 
Pfannkuchen  unb  Eyerkuchen  (ogt.  S.  298),  Aunielette.  3n  bem  9?^cnu 
\Uuguft^  bes  Starten  oon  1730  -2lrd).  f.  Äulturgefc^.  VI  207  f.  Ej-erkuchen 
mit^armefantäs  unb  roull6e.  ^oporoitfA  TSerfud)  (1780;  301  fanntc  Pfannen- 
kuchen in  ber  ^eb.  Sierfud)en  aus  Schienen. 


186  Sicrfucfecn  —  Sinter 

3n  einigen  ©egcnben  loerbcn  bie  gang  bünnen  (ficrfuc^en  Don 
bcn  birfercn  burc^  einen  befonbcren  92amen  unfcrfc^tebcn :  in  Off--  unb 
Qöeftpreupen  Flinze  ober  Flinse  (ogl.  '5rifd)bicr  ^b.  I  198),  alt-- 
mävt.  Funsen  (<3)anneil  ^b.  53),  in  Sc^Ieficn  (auc^  auf  öfterreic^ifc^er 
Seife  in  93ieli^),  Sac^fen  *)  unb  "Sllfenburg  (ioertel  ^\)m.  183)  Plinze 
ober  Plinse,  baß  auf  ruff.  bKn  ©emin.  blinec  prücfäuge^cn  fc^cinf^); 
in  öfferreid>  Palatschinken,  tt)ie  bie  '^linfen  geroUt  unb  mit 
'lOZarmelabe  ober  bg(.  gefüllt,  et^mologifc^  unaufgeklärt.  Umgefe^rt  ift 
norbbcutfc^  Puffer^)  ein  bicferer  (fierfu(^en. 

(fimer 

l)o{)e5  @cfä§  au^  Äolj  ober  jc^f  mcift  au«  93lec^  (^mail)  jur 
*2lufna^me  oon  Gaffer,  oben  mit  einem  "^Bügel  jum  fragen,  mit  ober 
ot)ne  <S)ccteL  '2)er  ©ebrauc^  be^  QBorte^  nimmt  nac^  Guben  ju 
ah.  3n  ben  öfterr.  ^Ipenlänbern  bejeic^net  Eimer  ein  JJlaa^  für 
93ier  ober  ^ein  =  56  l^ifer,  nac^  '^oport»itfd)  Voc.  Austr.  I  fol. 
98  =  41  JRaa^i,  md)  ^e^^ler,  9^cuefte  9^eifen  burct)  <3)eutf(^lanb 
ufte).  (Äannooer  1751)  II  1270  =  40  tpiencrifc^c  '^aa^^,  beren  jebcs 
=  2  braunfc^toeigifd)e  Quartiere  toav,  3n  Snn^br.  fommt  Feuer- 
eimer oor.  3n  i^inj  ift  Eimer  üblich,  Kübel  nid)t  fel)r  gebräuc^licb  *). 
3m  Äonorafiorcnfc^njäbifc^  iff  Eimer  nicfet  üblich *),  in  Äeilbr.  feiten; 
im  elf.  fel)lf  e§  5.93.  in  90?ü()ll)aufen,  (Jolmar'*),  Äerbi^f^al.  ^\ii 
bcr  Sc^iDci^  \)at  mir  93ern  Eimer  angegeben,  Sürid)  unb  St.  ©allen 
al^  fe^lenb. 

<5)ic  geograpl)ifc^cn  S?orrelate  ju  Eimer  btlben  Kübel  unb  Bütte. 
"Slber  namcnflid)  Kübel  iff  auc^  im  Simer--©ebiet  wdt  oer breitet  unb 
bcjcicfenet,    Wo  Eimer  bancbcn  ffel)t,   ein  baoon  untcrfcbiebene^  @efä^. 

*)  ®od)  iff  ber  ruff.  blin  fein  Sicrfuc^cn,  fonbcrn  au«  einem  Äefcntcig 
t>on  QCßeijcn-  unb  93ucbtt)cijctimef)t  I)ergeft?üt,  wirb  aber  in  ber  Pfanne  ge- 
bacfen  unb  ift  fo  flad),  bünn  unb  runb,  rote  ber  (viertucfcen,  wirb  aucb  geroüt 
tt)ie  bie  "^linfen  unb  in  ber  fogcn.  ^utterroocbe  mit  Butter  unb  Äaoiar 
gefüUt. 

^)  3n  Q3erlin,  ©öttingen  nur  KartoffelpuSer,  (i'ierfucben  aui  rot>cn 
Äartoffctn;  in  Cübccf  be^gleicben,  Gcbumann  QBortfcb.  13.  3n  3ucfm.  unb 
3aucrnig  Erdäpfelplatze.     93gl.  aucb  Napfkuchen. 

*)  00^  tnunbarfUcbc  Araper  (=  a^b.  ambar  5?Iugc  ^b.  u.  Eimer)  bc« 
jeicbnet  in  QäJien  eine  grofec  Äanne  (ogl.  ibügcl  QKicn.  <5>ial.  19).  3n  ben 
Milchämpern  bringen  bie  <3?auern  bie  ^Qiilcb  in  bie  3tabt. 

♦)  g:Jtunbartlid>  ^ifdicr  TGb.  II  577. 

•')  öenr^  D.  de  Colm.  148. 


(£tmer  187 

^cr  Kübel  ift  in  9^orb--  unb  ^^ittclbcutfc^I.  (5.  ^.  ?\offocf,  ßübecf, 
S6lcfien,  Äof)  größer  al^  bcr  (Jimer.  3n  ioarburg  ^at  bcr  Kübeu. 
loie  man  bort  i'agt,  feine  Äenfel;  unb  t<x§  gilt  aurf)  anbcrtoärt^  §.  ^. 
in  ^aberbom,  Sioeibrüdcn  00m  ^übcl.  3n  ^aben  ift  bcr  (Simcr 
^öber,  ber  ^übel  niebriger  unb  loeiter.  3n  ß!t)oticfd)au  toirb  ber  ©mer 
noc^  oben  enger,  ber  Ä'übel  nad)  oben  toeiter.  *5ür  '2In8b.  toirb  mir 
ber  Unterfc^ieb  bat)in  bcfiniert,  t>a^  ber  (?imer  au^  90^etaü,  ber  Äübel 
aus  Äol^  fei.  3n  3cü  a.  6.  f)at  ber  (Jimer  angeblich)  einen  <5)ecfel 
(ttobi  ein  eingeführte^  ®efä§),  ber  .^übel  nic^t.  3n  ®cutfcb=£iebau 
toirb  bcr  ©mcr  am  Brunnen,  ber  ^übel  am  QOBafc^tifc^  ocrtocnbet. 
3n  »ielen  Orten  oon  9'^orb=  unb  ^i}ZitteIbeutfct)lanb  fc^lt  bas  ^ort 
Kübel  ober  tt?irb  nur  in  bem  importierten  Blumenkübel  »ertoenbct, 
fo  in  2itil.,  ^'önigsb,,  ^resl.,  Berlin,  93raunfc^n).,  Olbcnb.,  5corbcn, 
am  9Rbein.  llblict)  ift  C6  befonber^  in  ^abcn,  ^ürttemb.,  93apern, 
öfterr.  (au§er  i^inj,  tco  Eimer  üblicher  ift)  unb  ber  £d)tr>ei5,  fonft  nocb 
in  mct)reren  Orten  2CRitfelbcutfcblanbs  (^au^en,  Äalbcrftabt,  'Julba, 
^Mcsb.),  ttjciter  nörblic^  in  ^aberb.,  ^ücfeb. ').  '2lu§erbem  ift  Kübel 
toeit  verbreiteter  unb,  fo  ju  fagen,  tec^mfc^cr  '2lu0brucf  für  tai  ®efä§, 
tai  in  Abtritten,  bie  auf  „5^übelabfut)r"  berechnet  tlnb,  ben  ^ot  auf' 
nimmt. 

Bütte  ift  jtoar  toeit  verbreitet,  gebt  aber  im  Ab.  ftarf  jurücf  unb 
ge^rinnt  munbartlic^en  (lijaraftcr.  (5o  ift  in  9^icbcröft.  auf  bem  ifanbc 
{§.  ^.  in  3e^cI^borf)  Büttl  bcr  munbartlic^e,  Kübel  bcr  importierte 
^ujbruct.  3n  ^ien  ift  aber  nur  Kübel,  nicbt  Bütte  für  ben  (fimcr 
üblich,  le^tere§  nur  in  Waschbütte  =  ^afct)fa§  ■).  'S)ic  ^ütte  ift 
t>ai^  ältere  '3ßaffergefä§  au^  Äolj,  \)ai  burc^  ben  blccbcrnen  (fimer  mit 
*23üget  oerbröngt  tt>irb'^).    Bütte  =  (fimer  mirb  mir  noch  für  ^anjig, 

')  llbcr  ben  Spracbgebraucb  beä  18.  3o^rf)unbert6  macht  ^oporoitfcb 
Voc.  Austr.  I  fol.  235  folgende  "Slngaben:  Kübel  ift  in  oft.  ein  com  ^öttcber 
angefcrtigfce  ®cfä^  i^.  93.  für  Gcbma^,  Obft,  ^ladti,  unten  breiter  al«  oben, 
mit  :5n)ci  '5)aubcn,  i^wifchen  benen  ber  <5)ecfel  liegt.  3n  Schroaben  unb 
ÄefTen  ift  Kübel  ein  Gaffer fcbaff  [tt)ie  atfo  je^f  auch  in  oft.].  3n  '^lugäb. 
ift  Kübel  eine  Scböpfgelte  1'=^  oft.  Secbtel),  in  ^^lOin;^  .Schöpf-Kübel.  3n 
QSürijb.  fagt  man  Waschkübel  für  ein  ©efäß  fleincr  al2  ber  öfterr.  Wasch- 
zuber. 3n  Scblefien  ift  Feuerkübel,  in  Äcnnebcrg  Braukübel  gebräuchlich. 
3n  £An)aben  unb  fronten  enffpricht  Stübich  bem  oft.  Kübel;  in  Äeffen 
finb  bie  Stübiche  aufrecht  ftchenbc  cVäffer. 

-)  ©06  QäJiener  ?tabmenbüchlcin  oon  1847  6.  36  fchreibt  oor  Wasser- 
■eimer  ft.  Wasserschaff.  Kübel  ft.  .Schaff.  Zober  ft.  Boding. 

'-)  3n  Wasserbutten  trugen  oor  Q3oUenbung  bcr  Äochquellleitung  in 
^Gien  bie  <5?ienftmäbchcn  i>ai  '^^affer  oon  ben  Brunnen  in  bie  Ääufer. 


188  (Simer  —  einholen  —  ßinlauf  —  Si«s 

£übccf,  SiDcibr.  angegeben.  Örtlich  bcfd)rän!t  ift  Spann  m.  in  ßiol.') 
^  mnbö.  span  unb  elf.  Brenkel  (ogl.  oben  6.  73  unter  Ab- 
waschfaß)., 

ein()oIen 

haß  täQlidi)  für  bic  QBirtfc^aft  unb  ^üc^e  9^öfigc  einfaufen.  Das 
Mädchen  geht  einholen.  ®cm  '^öort  f)af(ef  nic^t^  eigentlich  QSul-- 
gärcsJ  an,  wenn  e^  auc^  in  ber  Sphäre  ber  ^öc^innen  unb  '3)icnft-- 
mäbc^en  ju  Äaufe  ift.  dß  ift  in  bicfcr  'Sebeutung  auf  Q'Zorbbcutfd)- 
lanb  bcfc^ränft:  5?5nig^b.,  6d)lc^tt).,  Äamburg,  Äarb.,  93raunfc^iD., 
2üneb.,  93ü(fcb.,  Äalbcrftabt,  93erlin,  ^rn^walbe,  Sabelburg,  QBie^b. 
Sonft  fagt  man  einfach  einkaufen. 

(^inlauf 

©er  mit  9Ke^(  gequitlt,  t)k  man  langfam  in  eine  93rü()fuppe 
laufen  lä§t,  n)0  fie  feft  tocrben  (Einlauf suppe).  "Scr  *2lu^brucf  ift 
auc^  fonft  in  ©eutfc^l.  (j.  93.  in  Cengenf.,  5?refelb,  Äeibelb.)  gebräud)-- 
li4>.  3n  Öfterr.  Eingetropftes  (^cin  ^roo.-^b.  I  100  Eintrapfts 
'5lcifc^brü^e  mit  (ft)ern).  ^o\>otv\t\6)  Voc.  Austr.  I  95  fc^reibt:  Ein- 
geträuftes  ber  Wiener,  auc^  hai  Überschüttel,  fteir.  eingegossene 
Nudeln,  im  f4)R>äb.  (f()ingcn  Späzle. 

m^ 

jum  ©efriercn  gebrachte  flüffigc  fü§c  öpeifc,  genauer  Speiseeis. 
taß  aber  nur  gefcf)rieben,  geioö^nlid)  nic^t  gefagt  wirb.  <5)er  "Slu^brurf 
ift  über  gans  ®cutfd)lanb  unb  baß  n5rblict)e  93ö^men  (Gger,  £cipa, 
9Reic^enberg)  oerbreitet,  aud)  nod)  in  Olmü^  fotoie  in  6t.  ©allen  ge- 
braucht. 6onft  ift  in  Öfterreic^  Gefrornes  üblicl),  unb  bie^  wirb 
auc^  in  ganj  93al)ern,  'Söüittemb.,  'Jrciburg,  ßaarbr.,  f eltner  in  Äci- 
bclb.  neben  Eis  gcbrauct)(,  gelegentlicf)  n>ot)l  aucb  anbcrwärt^  (fo  loirb 
e^  mir  für  Äalbcrft.  neben  Eis  angegeben).  3n  ^crn  unb  Sürich 
gebrauct)t  man  tai  franj.  Glace,  in  'i)orpat  fagt  man  ä  la  glace. 
in  ^eter^b.  meift  Maröschene  b.  i.  ruff.  morö^enoje.  ®ic  ^caeicb-- 
nung  Gefrornes,  entfprecl)cnb  bcm  ital.  gelato,  ift  bic  ältere:  1708 
im  995iener  S^oö)bi\d)  S.  118;  aud)  9iicolai  fd)reibt  e^  in  feiner  ^c-- 
fc|)rcibung  QBien^  (9\eifc  V  1785  6.  241).  Eis  ift,  wie  bic  ^or- 
patcr  unb  »Sc^Weijcr  93cäcic{)nungen  wa^rfc^cinlic^  macf)en,  im  19.  3abr-- 

")  "iJlurf)  in  Cüb.  nact)  Gcbumann  QBortfct).  17. 


< 


m§  —  Sigbcin  189 

^unbcrt  in  'S)eutfcf)Ianb  al€  Übcrfc^ung  be^  franj.  glace  'Spctfceie' 
aufgcfommcn.  3n  Öftcrrcicfc  bebeutet  Eis  ben  3u(fergu§:  Zucker- 
Eysz,  das  durchsichtige  Eysz.  Eysz-Lebzelten  im  'JBiener  ^oc^b. 
0.  1708  6.  101.  103.  EisspiegelSucfergu^,  ^belung  9D3b.  I  1778. 
^opoloitfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  97.  2luc^  biefe^  Eis  iff  getoi^  llber- 
fe^ung  »on  franj.  glace  '3ucfcrgu§';  ügl.  aud)  engl,  to  ice  'übcr-- 
3ucfcrn'. 

haß  ^ein  bc^  (Sc^ipcin^,  ber  5\nod)cn  mit  bem  baran  fitjenben 
r^leifd),  t)aß  ein  ebenfaQ^  alß  Eisbein  begcic^nete^  ©eric^t  bilbct. 
Vaß  '2öort,  t)on  ^luge  QBb.'  111  fc^on  au^  bem  3.  1539  belegt, 
mnbb.  isben,  be5cicf)nct  urfprünglici)  einen  öiel  loeiter  oben  liegenben 
.^nod)en,  baß  „Äüf tbcin"  ober  richtiger  baß  öc^am-  ober  Si^bcin. 
„93ei)be  ^i^beine  jufammcn  genommen  machen  baß  (5c^Io§=  unb  Sc^lu§- 
bein  auß"  (^bclung  ^b.  I  1767.  ^rüni^  9ec.  (?nc.  (1777).  ®er 
3^ame  Eisbein  ift  aI[o  oon  ba  auf  baß  toeiter  unten  liegenbe  Sd)icn-- 
bein  mit  ben  3uget)örigen  9}^u^feln  übertragen  morben.  Sr  ift  auf  baß 
nörblict)c  25eutfc^lanb  befd)ränft :  ^cter^b.  (feiten),  ©orpaf  (nic^t  Q'^iga), 
3'^orbbeutfd)lanb  füblid)  bi^  6c^Ieficn,  mit  "Slu^fcblu^  öon  6ac^fen  (in 
'^Bau^en  feiten  Eisbein),  in  ^^üringcn  Äalberftabt,  Gonber^t).,  (fi^l., 
Äaüe.  "Sann  fc^lie^t  bk  Gübgrenje  ber  QSerbrcitung  Gaffel,  '^öeft^ 
falen  unb  am  9'vf)ein  "^öefcl  ein.  '3)ocl)  fommt  Eisknoche(n)  munb= 
avüid)  noc^  toeiter  füblicb  in  Äanbfd)u{)^^eim  öor  (ßeng  ^b.  19). 
3n  9\ofto(f,  Sc^le^lpig  ift  Eisbein  ipenig  gebräuchlich,  in  9}?ünftcr 
crft  importiert. 

2.  Sonft  ift  ber  oerbreitctfte  "Slu^brucf  für  biefelbc  öac^e 
Schweinsfüße,  namentli6  im  ©übmeften,  in  ^obl.,  5rier,  9}?ain§, 
3toeibr.,  €lfa§,  ^arl^r.,  'Jrciburg,  yt'onftanj,  6t.  (fallen,  ^Bregcnj, 
93luben5,  ^©ürttemb.,  Sngolft.,  'S)onaun)örtl),  ferner  in  öftcrreic^  (3nng-- 
brucf,  ©ra^,  ß^illi,  ^lagcnf.,  3naim,  (Jger,  £eipa,  93ieli^,  Sieben- 
bürgen), auc^  t>ercin§elt  toeiter  nörblic^,  in  9}^arfneuf.,  Bremen  u.  a. 
3n  9}?einingen  Schweinsbeine.  3n  öfterceict)  unb  93at)ern  munb- 
avüxd)  Schweinshaxen  ober  -haxeln,  in  9\eic^enberg  unb  '5)onau-- 
tt>örtt)  Schweinspfoten,  in  ^icn,  3naim  Schweinsstelzen, 
mie  man  auc^  Kalbsstelzen  für  Kalbsfüße  fagt. 

3.  3n  6ac^fen  (ßcipjig,  Seifbenn.,  Slfterb.,  ßcngcnf.),  ferner  in 
(fifenacb  Schweinsknochen,  in  Äcibelberg,  ^aifer^l.,  9^aftatt 
Schweinsknöchel,  in  Qöürttcmb.,  9'^ürnb.,  '2ln^b.  Schweinsknöchle 


190  Siebein  —  (Sirocife  —  ftc^  crfälten 

(„Knöchle  mit  Kraut"  =  ©^bciu  mit  6aucrfo^l),  in  "2lfc^affcnb. 
Knöchelchen. 

4.  905ät)renb  in  93crlin  unb  [onft  ba§  frifc^c  ^t^beinfleifc^  gcfod)t 
ipirb,  mirb  e^  in  manchen  ©cgcnbcn  gepöfclt  unb  t)ci§t  ba^cr  Salz- 
knochen in  Weimar,  (Sifcnac^,  Pökelknochen  in  £cipj.  5.  Sul- 
perfleisch,  Solperknochen  in  Äcjfcn  C^iJiarburg)  oon  t)cff.  r^cin. 
Sulper  '6a(5brü^c'  (^ct)rein  93oIfg[pr.  I  400,  QSilmar  3b.  388). 
6.  Surfleisch  in  ^lug^b.,  Surhaxe  in  ^DZünc^cn  oon  Sur  fem. 
©al^brü^c  (6(^mcücr  Q93b.  II  324).  7.  Sulz  in  <3)onaucfc^.,  QBin= 
tcrbccg. 

8.  3n  ^5ln  Hämmchen  '5)cminutio  oon  mnbb.  hamme  nbl. 
ham  ©d^infen.  9.  '2lnaIog  ift  Schinkenbein  für  dißhtin  in 
Soboft^. 

10,  3n  ©armft.  Höschen  ober  Hespchen,  tt>ot)(  ju  pfälj. 
Hes,  ^I.  Hese  untere^  '33cin  bc^  S4>tüciae^  C^lutenrief^  3b.  65), 
mnb.  Hesse  aui  Hechse,  obb.  Haxe  =  m^b.  hahse,  hehse  al)b. 
hahsa  5?mebug  ^). 

11.  3n  .^lagcnfurt  au^er  Schweinsfüße  auc^   Stallkarpfen. 

0a^  993ei§c  oom  ro^en  (?i  |)ei§f  in  6übbeuf[c^lanb  ^),  6d)tt'eij ')  unb 
öftcrreid)  Ei  er  klar,  ba^  frf)on  mt)b.  ift,  altnorb.  eggjaklär  (©QSb. 
III  86).  '^Bie  Eiweiß,  n>irb  in  ^Scrlin  Eigelb  gefagt  für  Ei- 
dotter, i>ai  bafelbft  nic|>t  fo  »olf^tümlic^  ift.  3c^  erinnere  mic^,  ba^ 
id)  erft  im  £auf  meiner  3ugenb  bai  QBort  Dotter  fennen  lernte  unb 
oft  oerga^,  ob  t>a^  'Söei^e  ober  ba§  @elbe  oom  Si  bamit  gemeint  fei. 

ft(^  erfälten 

'burd)  ^oltmerben  ficf)  eine  ^ranft)eit,  eine  Erkältung  jujie^en' 
ift  ^auptfäc^Iic^  norb=  unb  mittclbeutfc^  einfcfelic^lic^  ^ctcr^b.,  ßiolanb 
unb  ßuycmburg  (Erkältung  92ßb.  lux.  M.  91),  toirb  aber  aud)  in 
gang  93aben,  ferner  QBürttemb.,  '33at)ern,  ^ier  unb  t>a  aud^  in  Öfter- 
rci(^  (3nn^br.,  6gcr,  Olmü^)  al^  gcn)äf)lter  'Sluöbrudf  gebraucht,  cbenfo 
in  bcr  Sc^loeij.  llblid)  unb  oolf^tümlic^  jtnb  aber  im  6übcn  ^toci 
anberc  Säuibvüdt,  sich  verkühlen  unb  sich  verkälten. 

^)  3n  Cüberf  ^ci^en  nac^  Schumann  QBortfc^.  13  bic  flcifc^igen  5cile 
bc^  6c^tt)cin^l)intcrbcin«  Hesters. 
2)  g3gl.  €lf.  ^b.  I  497. 
=^)  6d)n)ciä.  3b.  III  685. 


ftc^  erfältcn  —  c^  vjictf  tt)ic  mit  ^D^oUcn  191 

Sich  verkühlen,  Verkühlung  ift  Die  öftcrreicfeifc^c  ^c- 
5eic{)nung,  munbarflicf)  sich  verchuele^  in  ber  6d)rDei5  (3b.  III  215). 
6ic  fommt  ocreinjclt  aud)  Weiler  nörblid)  »or,  roo  fie  aber  ali  »ulaär 
cmpfunben  loirb:  fo  in  ^rc5lau,  ^au^cn,  6eif^enncrb.,  3ei^,  -2inern, 
^armftabt.  ^ür  verkühlen  =  etfalten  jitiert  Äcpne  ^b.  ^ant 
(•^önig^bg.j  unb  ©aubp  (^Diarf  ^ranbcnb.);  sich  verkühlen  menbct 
ber  9Rt)cinlänbcr  Stegemann  in  ^Romanen  (Sötjne  b.  i'xcic^^Ianbeö  50, 
<5)amcl  Sunt  96  im  Dialog)  an.  —  Siebenbürgijc^  ift  sich  erkühlen 
(Äcrmannft.,  ^iftrit^,  ^O^ebiaid/). 

^as(  für  (Sübbeutfc^lanb  d)araftcriüil'c^c  ^ort  ift  sich  ver- 
kälten.  Verkältung,  üblich  m  ganj  kapern,  TCnirttemb.,  ^abcn 
(9Raftaftj,  eifaB  (^b.  I  435 f.),  eotbtingcn  (^oUmann  IQb.  144). 
*2luc^  für  ^eut{)en  mirb  fie  mir  angegeben.  3n  ber  cdiioeij  ver- 
chälte°  neben  erchälte'^  3d.  III  242.  verkälten  i^cr^cic^net  fcf)on 
eticier  5.  6pr.  (1691)  919. 

(fs:  gieftt  tt)ie  mit  xÜ^oHen 

fagt  ber  berliner  bei  roolfenbruc^artigem  ?\egen.  ^iefc  ^en-- 
bimg  h\)xt  in  oicicn  ©cgenben  be^  beutfd)en  Sprad)gebiet^  loieber,  nur 
ba^  ber  O^ame  Des  ©cfäBcs  geograpljifc^  tt)ed)fclt.  '^ud)  wirb  an 
manchen  Orten  es  schüttet  Uatt  es  gießt  gcfagf.  3n  Berlin  wirb 
schütten  in  ber  9RcgcI  »on  trodcncn  fingen,  gießen  t»on 
■Jlüffigfeiten  gebraucbt.  3n  ^icn  toirb  sfießen  besrießen  pon 
^flanjen  gefagt  (Blumen,  Rasen  begießen),  einschenken  üon  @e-- 
träntcn  (Wein,  Bier,  Kaffee  einschenken),  fonff  schütten.  5.  ^. 
Wasser  einschütten,  Wein  ausschütten,  sich  anschütten.  <5)ie 
größere  Ääufigfeit  oon  schütten  beginnt  fc^on  in  tOZittelbeutfc^Ianb 
(i^{)üringen,  Äcffen).  —  Sine  'Slngal)!  t»on  ®cn)ä!)rsmännern  fonnte 
au^  i^rcr  Äeimat  feine  parallele  für  jene  9Rebcn^art  angeben,  fonbern 
nur  anber^artigc  '2lu6brüde  wie  es  regnet  Bindfaden,  Schuster- 
jungen u.  bg(. 

1.  Es  gießt  wie  mit  Mollen^)  in  9^orbbeutid)Ianb,  93erlin, 
^obbcran,  ^remcrbaoen,  ^infen,  @ött.,  9'^orben.  Es  schüttet  wie  mit 
MoUen  Äalbcrft.  Es  regnet  wie  mit  Mulden  ^ofcn,  ßeipstg,  (aud)  mit 
Müllen),  ^O^einingen.  „^l^  wenn  e^  mit  Mulden  gösse"  9^eutcr 
6c^elmuf«ft)  (5.  31.  68.  MoUe  ift  bic  nbb.  '^orm  oon  Mulde,  xoai 
ben  meiftcn  Berlinern,  bic  oon  einer  ^balmulbe  fprec^en,  jeboc^  taum 

^)  Citcrarifc^cr  ^elcg:  £an9enfcf)eibt,  ^lonbe«  ©ift. 


192  Gä  gic§f  toic  mit  "SJ^oUen  —  g^aftnadjt 

bctannf  ift.  Molle  ^ci^f  in  93crlm  je^t  nur  haß  ganj  flache  ^öljcmc 
®cfä^,  in  bem  bic  6c()läc^tcr  bai  ^ki^d)  fragen  (aurf)  n)o^t  bic  93ärfcr 
bcn  ^eig).  3n  unfcrcr  9\ebcn^art,  too  bod)  ein  ^affcrgcfä§  crtüarfcf 
tt)irb,  ift  alfo  Molle  eigentlich)  nid)t  ganj  am  ^la^e.  QBcnn  bai  'Jöort 
aber  (m^b,  muolte  muolter  mulchter  a{)b.  muoltera)  auf  lat. 
mulctra  '^J^elfgcfä^'  3urücfget)t,  fo  tiente  bie  ^ulbe  urfprünglid)  au(^ 
für  "^lüffigfcitcn. 

2.  Es  gießt  wie  mit  Spännen '3)orpaf,  9?tga.  ®er  Spann 
mnbb.  span')  ift  ein  Heinere^  I)5Ijerne^  ©cfä§  für  QCßaffer.  QSgl. 
oben  6.  188.  —  3.  Es  gießt  wie  mit  Eimern  Gängig,  Qttttin, 
^einingen,  ©ui^burg,  Äöln,  'Julba,  2aviba^  (bei  ©ie§cn).  —  4,  Es 
gießt  wie  mit  Kannen  ©ui^burg,  Stettin,  <5)re^bcn,  "^reu^.^  unb 
öft.--6(^leficn,  93ö{)m.--2eipa,  Coboft^,  9)?äf)r.--3c^önberg,  ':0?ät)r.=9^eu= 
\tabt,  93ruc^fal,  Siegburg.  Es  schüttet  wie  mit  Gießkannen 
^ulba.  —  5.  Es  g.  w.  mit  Kübeln  "xD^einingen,  ^nßhad},  'QOßürt^ 
fcmb.,  93ru(f)fal,  <3)ornbirn  (kübelweise).  —  6.  Es  schüttet  wie 
mit  Bütteln  93rünn,  3naim.  Büttel  ift  in  9ERä^ren  ein  t)öl5eme^ 
@efä§  (ncucrbing^  gibt  c^  aucb  Blechbüttel)  mit  eöiptif4)em  @runb= 
ri^  unb  einer  Jbanbi)abe.  QJon  itjr  unterfd)eibet  ficf)  bic  Butte  baburc^, 
ba^  fie  oiel  I)5^er  ift  unb  mit  jtoei  Tragriemen  auf  bem  QRüdEen  gc-- 
tragen  n)irb.  —  7.  Es  gießt  wie  mit  Schaffein  9^icber=  unb 
Ober-Öfterr.,  Satjb.,  Kärnten;  Es  g.  w  mit  Schaff em  ©raj,  £un-- 
benburg;  mit  Schaff  em  ^irol;  mit  Scheffeln  Cauban.  —  8.  Es  g. 
w.  mit  Gelten  3ürid),  früt)er  au6)-in  ^OZciningcn. 

Es  regnet  as  wennt  mit  Schütteln  gütt  oerjeic^nct  Sc^ü^e 
Äolftein.  3b.  III  284.  Et  rent,  as  wenn  et  üt  den  Sacke  schüddet 
werd  S6ambacb  "^b.  y.  (Söttingen  169. 

effen  f.  Speise 
(ita^Q:  f.  Treppe 

^bcnb  unb  9^ac6t  t»or  9Ifd)ermittn?oc&.  3n  öfterrcicb  bafür 
Faschingdienstag.  <5)a^  ^crt  Fasching  bcjeicbnet  bie  ganjc 
Seit  t)on  (Jpipl^ania^  (6.  San.)  hiß  ^aftnacbt")  mit  i^ren  Cuftbarfciten, 


I 


^)  3n  Cübcd  Spann  gimer  r^umonn  QBcrtfd^.  17. 
")  *^opott)itfcb  Voc.  Austr.  I  105  R  bcf ämpft  ben  3rrfum,  ta%  Fasching 
mit  Fastnacht  ibentifd)  fei,  „n)te  ein  '^cutfcbcr  6prad)f5nig  »oUfc". 


'Jaftnacbf  —  <5eberfaftcn  193 

> 

ttc  in  '5)eutfc^lanb,  befonber^  im  9\^cinlanb  meift  Karneval  genannt 
iDirb.  Fasching  ift  ouc^  in  Gübbeuifc^tanb  (©onautoört^,  '2l[d)affcnb., 
QRaffaft)  nicfet  unbefannt.  3m  9?cittclalfer  toirb  in  9cicberöfferrcicb 
vasnacht  neben  vaschang  gcbraucfct  ^).  5ticberbcutfcö  ift  Fastel- 
abend ^,  mnbb.  vastelavent.  nbl.  vastelavond.  ^ie  alte  Grflärung 
t»on  Fastnacht  al^  '^^acbt  oor  bem  'Jaften"  hkibt  nad)  tt>ic  öor  bxt 
toa^rfd)cinlic^ftc  ^,  unb  eti)mologifcf)er  3ufammcnf)ang  oon  Fasching 
mt)b.  vaschang  vassang,  batyv.  Faßangen  C^Ibelung  ^b.  11  57) 
■mit  Fastnacht  mt)b.  vasnaht  vaschnaht  ift  faum  abjuroeifen,  aber 
bie  93ilbung  it§  bat)r.--öflerr.  Qßortc^  frf)toer  ju  erflärcn. 

5cber!aften 

üciner  Iänglid)er  haften,  in  bem  hk  S6ulfinber  i\)t  Sc^reibjeug, 
'5cberf)altcr,  "Gebern,  93(eiftift  uftt).  aufbewahren*).  <3)te  93eäcid)nung 
Pennal  =  lat.  pennale  ift  toeniger  gcograp{)ifd)  al§  djronologifd) 
oon  Federkasten  Der!d)iebcn.  Sie  ift  an  ben  meiften  Orten  3.  ^.  in 
£üneb.,  ©oft.,  "OBien  im  QSeralten,  5.  ^.  aud)  be^^alb,  n)eil  Pennal 
bafelbft  bie  jplinberförmige  ^üc^fe  bejeicbnet,  bic  früi)er  übli^  toar 
unb  je^t  burrf)  ben  ecfigen  ^eberfaften  erfe^t  ift.  Pennal  fommt  no(t 
in  9^iga,  8d)toerin,  ^iel,  (fisl.,  (Biegen,  3naim,  Cinj,  ©raj,  (iiüi, 
.^lagenf.,  'Sithtuh.  öor;  in  ^ien  aucfe  Federpennal. 

3n  Äarburg  fagt  man  Schreibkasten  für  Federkasten,  in 
QBeftbeuifd)(.  (Carmen,  Siegen,  ^^efel,  ^5ln,  ^O^ainj)  Griffelkasten, 
tai  and)  Q3oigt--^ieberid)^,  <S)rcioiertel  Stunben  oor  5ag  31  fc^reibt.  3n 
<Smünb  Griffelschachtel,  in  3nn^br.  Griffelbüchse,  je^t  mc^r 
Federkasten,  in  93ruci)f.  Schieber,  in  'Sluffee,  93ölferm.  Feder- 
büchse, in  ßinj  Fedemschachtel,  in  6t.  ©allen  Federrohr,  in 
3üric^  Federtrückli  b.  i.  -tröglein ^). 

1)  vasnachthuen  1387  n.  6^r.  Fontes  Äustriacae  H  59.  95b.  S.  83  9^r.  78, 
vaschanghuen  1374  ebb.  S.  24  ^^r.  26,  vaschangtag  1384,  6.  71  dlv.  65. 
Fasching  '21bra^am  a  S.  Glara  fl  22  Sfrigl. 

-j  faslabmt  Äeibep,  Caute  bcr  3)^unbart  öon  93örffum  S.  31.  Fastel 
Abend  öenifd)  ^.  6pr.  1015. 

^)  So  je^t  ot'd)  Ätugc  in  ber  8.  ^Jlufl.  feinet  <S.t\)m.  QBb.,  roätjrcnb  er 
früher  m^b.  vasnacht  oon  vaseln  'llnnnn  treiben"  ableitete  unb  Fastnacht  ali 
oon  ben  ©eijtlicben  eingcfütjrt  erflärt.  g«  ift  umgefe^rt  njobrf^cinliAer,  t)a% 
bic  'Jorm  Fasenacht  auf  Hmbcutung  nad)  fasen  beruht  (^eiganb  Qßb.  1 505). 

*)  ©a^  eticbwort  Federkasten  feblt  im  <S)^b. 

')  93gl.  5:obter  ^Slppcnj.  gprad)fcf)a^  153:  Trocka  6cfaacbtel,  ©cmin. 
Tröckli,  Trückü. 

Äretf^met,  ^ortgeograpttie.  13 


i 


194  fegen 

fegen 

mit  bcm  93cfctt  bcu  93obcn  ober  auc^  bic  SintmertDÖnbc  reinigen, 
inbcm  mon  Staub  unb  anbercn  trocfcnen  6c^mu^  5ufammcnfd)arrt. 
®a^er  axid)  hk  Krümel  auf  ber  ^ifi^becEe  jufammenfegcn.  6onft  loirb 
bog  QScrbum  in  93erlin  nur  noc^  oom  9^einigcn  bcg  6c^ornffeing  ge= 
braucht,  ^ie  Sd)ornftcinfeger  rufen  in  93erlin:  „9[JZorgen  tt>irb  ge= 
fegt".  'S>ag  tt>i(^tigfte  gcograpt)ifc^e  St)noni)m  oon  fegen  iff  kehren 
:=  a\)h.  kerjan  m\)b.  keren  (»erf4)iebcn  oon  kehren  'rocnben'  = 
a^b,  keran,  m^b.  keren). 

Q33ir  t)aben  äunäcf)ft  ein  norbbeutfd)cg  ©cbiet  abjugrcnjen,  in 
ti>d(i)tm  fegen  nur  'mit  bem  93efen  reinigen'  bebeutet  unb  kehren 
fc^lt.  Q.ß  reicht  oon  '^etcr^b.  unb  Ciolanb  im  Often  big  Oftfrieglanb 
im  ^"Beften  einfd)lie§lic^  6(^legmig^ÄoIftein.  '2lu(^  im  0änif4>en  be= 
ftef)t  nur  feie  =  altnorb.  foegja.  '^Bag  bie  füblid)c  ©rense  biefeg 
langen  6treifcng  betrifft,  fo  toirb  in  ^reöl.  noc^  fegen  unb  kehren 
gebraucht,  in  ilüergborf  unb  93cutl)en  fotoie  in  Öfterr.--6c^lefien  nur 
kehren,  in  (3ac|)fen  faft  nur  kehren,  in  93au^en  feiten  fegen,  meift 
kehren,  im  fäc^f.  QSogtlanb  nur  le^tcreg^).  '2il)nlic^  fte^t  eg  mit 
^|)üringcn:  and)  l)ier  ift  kehren  t>a^  gctoöi)nIid)e,  fd^on  in  ioabmcrg^ 
leben  unb  ÄaUe,  boneben  fcltencr  fegen  in  Äolberftobt,  ^iglebcn, 
Weimar,  6onbergl)aufen.  "Sonn  gel)ören  *Brounfd)locig,  ^üdeburg, 
oon  QBcftfolcn  ^OZünfter  unb  "^obcrborn,  Äonnooer  big  Oftfrieglanb 
jum  ®thkt  oon  fegen,  tai  fübl.  Qöeftf.  (<3)ortm.,  (5d)tt>crtc,  Gicgen) 
unb  bie  9Rt)einproo.  ju  bem  oon  kehren.  3n  bcr  xlD'Junboct  ^öttc  noc^ 
ßc^ombod)  Q5ßb.  99  kehren  neben  fegen  (6.  258)  im  ®öttingifd)cn  (big 
1858!)  beftonben,  ober  im  je^igen  Ab.  bcr  6tobt  beftet)t  nur  fegen.  '2Iud) 
bog  ^rem.  99öb.  oon  1767  ff.  II  760  ocr5eid)net  keren  in  ber  93c-- 
beutung  Verrere'  neben  fegen  rein  mocben,  uutfegen  augfegen(I  365), 
Fegeis  ^ugfc^ri(^t.  3m  offfricf.  ^ioleft  bcftct)t  nod)  ^oornfoot 
(99öb.  I  411)  nur  faegen. 

3m  übrigen  ©eutfdblonb,  befonberg  bcm  füblic^en  mit  '^lugno^mc  oon 
(Slfo^  njirb  bie  ^cfenreinigung  mit  kehren  ouggebrürft,  unb  fegen 
bebeutet  allgemein  'reinigen,  fäubern'  j.  93.  bic  Ofenröhre,  bcn  6c^orn= 


^)  9'lo^  ©erbet  9[R.  b.  *33ogtl.  6.  64  wirb  nur  im  bo^r.  6aalegcbict 
fegen,  fonft  im  Q3ogtlänbif(J)cn  kehren  gebraucht.  '21.  £ang  3-  f-  b.  '^^-  IX  14 
bcjctc^nct  kehren  alö  rocftersgcbirgifii^  unb  obcrfä(^rtf<^-  9[J^üüer'5raureutt) 
<2Bb.  I  319  fcnnt  obcrföAf.  fegen  „meift  für  f(i)nelle  OSewegung:  die  fegte 
aber  durch  die  Straße". 


fegen  I95 

ftein,  bcn  '33runncn,  t)a§  ©ctrcibc,  taß  ©emüfe.  ®tcfe  nllgcmcinerc 
^ebeutung  oon  fegen  ift  bic  urfprüngtid)e,  rvk  m^b.  mnbb.  vegen 
'reinigen,  pu^en'  unb  ha€  juge^örige  ^bjeffio  ai)b.  fagar  'fc|)ön'  Iet)rcn. 
6ie  liegt  auc^  im  fd)riffbeutfd)en  Schwertfeger  unb  Fegefeuer  oor. 
^cilloeife  ^at  fie  jc^f  h?ol)l  nur  munbartlic^en  e^arafter.  6c^on  ^bc- 
lung  Q3erfuc^  II  69  bemerff  1775:  „3m  i6od)bcuffd)en  ift  biefe  ^"Sebeu- 
tung  aiemlid)  feiten  getoorbcn".  ein  bcfonberer  ^aU.  ift  tk  9^einigung 
bc^  6d)ornftein^,  bie  eine  ^T^ittclfteüung  än)ifd)en  verrere  unb  purgare 
einnimmt,  infofern  baau  foioo^I  ein  ^e|en  tote  anbere  QBerfjeuge  öcr= 
toenbet  ipcrben.  ®at)er  \)ti^t  ber  Äanbtocrfer  fotoo^I  im  ©cbiet  öon 
fegen  toie  oon  kehren  teitoeifc  (Schornstein-,  Kamin-,  Schlot-) 
feger.     6.  barübcr  unten  u.  Schornsteinfeger '). 

3n  ^ain^  fagt  man  Ui  21ntoenbung  cine^  Äanbbcfcn^  fegen, 
n)ä()rcnb  bort  mit  großem  <Befcn  gekehrt  toirb.  3n  Württemberg  bc- 
beutcf  fegen  bie  grünblic^e  9^eintgung  mit  <33ürftc,  QBaffer  unb  Sanb, 
kehren  bog  ^bftauben  mit  bcm  <33efcn.  ®ag  ift  ber  6pract)gcbrauc^ 
ber  ©ebilbetcn  unb  teiltoeife  aud)  ber  ^unbart.  QSgl.  '^ifc^er  <2Bb.  II 
1006.  3n  anberen  ^unbarten  fe^It  nacf>  <3)?ittei(ung  »on  ^.  ^zit 
kehren  unb  toirb  bafür  (ause)fegen  ober  fürben  gefagt.  3n  gans 
93ot)crn  toirb  kehren  gebraucht,  aber  fegen  'reinigen  (mit  93ürftc  unb 
Äaber),  ©etrcibe  ficbcn'  nur  im  nörblid)en  ^eit  (^fcfcaffenb.,  Äof, 
Bamberg,  9^ürnb.,  ^^mberg,  ^n^bac^).  ec^meücr  <2ßb.  I  696  be= 
5eid)net  le^tere  <Bebeutung  oon  fegen  aU  fränf.  oberpfälj. 

(?in  britte^  ®^bkt  toirb  burd)  ben  6übn)cften,  eifa§  unb  ec^toeia, 
gebilbet.  Äicr  fcl)It  kehren  unb  beftcf)t  nur  fegen,  toie  im  9^orben, 
aber  biefc^  ^erbum  bebeutet  aügemein  'reinigen'  toie  im  6üben.  3m 
&H  iff  fegen  nad)  bcm  ^If.  <2Bb.  I  97  reiben,  fd)euern,  toifc^cn, 
fc()ren,  mit  6anb  ober  naffem  6trot)n)ifd)  ©efä§c  reinigen,  mit  £appen, 
dürfte  ober  93efen  ben  ^u^boben,  bic  Wänbc  ober  bcn  6d)ornftein 
reinigen.  9^acb  bcm  ®903b.  HI  1414  bcbcutct  fegen  im  llnterclfa^ 
'troden  fcl;ren',  im  6unbgau  bagegen  'mit  QBaffcr  auftt>afd)cn'  nnb  für 
'troden   fel)rcn'   mirb   wischen   gefagt.     ®a^   ift  aud)   ber  ©prac^gc-- 

^)  9KunbattIic^c  Scugniffc  für  fegen  =  reinigen  in  bicfcm  ©cbief  pnb 
folgcnbc.  qßoefte  <2Benfäl.  QBb.  288  fegen  neben  keren  124.  9ibl.  vegen 
fäubcrn  (keren  nacb  93crtt)ij^  unb  ^crbam  JJlnbl  Qbb.  IQ  1344  „ftcd)t^  in 
bc  uitbr.  met  bezemen  keren"  auö  ber  "bijbeloertaling').  <2ßb.  lur.  M.  103 
f6en  tjom  "'Sonnen  pu^cn'.  220  keren.  Cot^r.  fegen  reinigen,  s-  <23.'Q3o{)nen, 
Qalat  ^oamonn  qßb.  136;  kehren  281.  3n  9?appenau  fc(,g9  'reinigen' 
^eifinger  OCßb.  26.  3n  6aläungen  Fegesieb  ^um  9?cinigen  bc^  Äorn«, 
Äerfcl  6oIa.  OBb.  12,  oberfäc^f.  Fege  g??üaer=graureuf|>  <2ßb.  1319. 

13* 


I 


196  fegen  —  fettburdjtoac^fen  —  '3=ilet 

brauch  ber  bcm  ObcrcIfa§  benachbarten  Sc^tocij.  fegen  bebeutet  ^icr 
cnttt)ebcr  allgemein  'reinigen'  (ogl.  Sc^toeij.  3b.  I  686)  ober  fpejiell 
'mit  naffem  Sappen  reinigen',  toä^renb  für  'frocfenc^  9veinigcn  mit  bem 
93cfen'  aufwischen,  wischen  gefagt  toirb  (Sütid),  ^zvn,  auc^  9\a-- 
ftatf),  alfo  gerabe  umgefe^rt  toie  im  9^orbcn,  tt)0  mit  aufwischen  ber 
93egriff  be^  9'Jaffcn  unb  mit  fegen   ber  be^  ^rorfenen  ocrbunben  ift. 

(fnblic^  ein  4.  ©ebiet  bilbet  ber  6üboften,  öftcrccid)  einfc^lie^licb 
QSorarlberg  unb  Siebenbürgen,  fotoie  iiai  anfto^enbe  [übliche  93aDern; 
auc^  6a(^fen  gehört  faft  ganj  baju  (f.  unter  1.).  Äier  fe^It  im  @e-- 
genfa^  5um  ©übtoeften  fegen  unb  befielt  ollein  kehren  natürlich  in 
ber  '33ebeufung  'verrere',  bic  biefe^  Q3erbum  au^fc^Iie^lic^  ^aU  dlm 
in  Kaminfeger  in  93o5en,  Obrau  (5?u^länbc^cn)  ift  erfterc^  Q3crbum 
oertreten. 

'3)er  (Sac^oer^alt  ift  alfo  ein  anbcrer  unb  »ertoicEeltercr  al^  ^luge 
^b.'  236  vermutete,  nac^  melc^em  fegen  me^r  obcrb.,  kehren  mb.= 
nbb.  ju  fein  fcf)eine.  ^^ibt  QBörter  finb  fotDol)l  obb.  wie  nbb.,  unb 
e^  gicbt  ein  nbb.  ©ebief,  tt)0  nur  fegen,  unb  ein  obb.,  ipo  nur  kehren 
t»or!ommt. 

fcttburc^mac^fen 

fagt  man  in  '^Berlin  »on  ^kiid),  bai  oon  '^itt  burc^fe^t  ift:  in 
öftcrr.  unterspickt  (im  Qd^tt^  aud)  für  ^er fönen  gebraucht).  6pecf, 
ber  oon  'Jleifc^  burc^toac^fen  ift,  bei§t  in  '53crlin  magerer  Speck 
(ber  '^Biener  Frühstücksspeck). 

t)aß  '^leifc^  be^  musculus  psoas,  ber  unter  bem  9^ü(fgrat  ge= 
legenen  ßcnbenmui^feln,  ^auptfäc^licb  be^  9?inbc^;  bcnn  oom  6c^tt)ein 
unb  oom  93öilb  l)ci§t  berfclbe  ^eil  oielfac^  anbcn^  (f.  unten).  3n 
bem  (Streben  nac^  6prac^rcint)eit  tt)irb  in  neuerer  Seit  Füet  »ielfac^ 
burd)  Lendenbraten  erfe^t.  1.  Filet  ift  in  faft  ganj  ®eutfcb= 
lanb  (mit  ben  unten  angegebenen  '2lu^nal)men),  in  ber  öcbtoeij  foioic 
in  öfterreic^  au^er  QBien  üblicb. 

2.  3n  6c^le^tt)ig  unb  93rcmen  Mürbebraten,  ©iefer  "21u^-- 
brudf  toirb  aud)  f(^riftfpracblicb  gebraucht  —  ein  93eleg  au^  3.  Ä. 
Q3op  im  ®Q35b.  VI  2714  — ,  ift  alfo  in  9^orbbeutfcblanb  lociter  ucr-- 
breitet.  3ebenfalli^  ift  eine  me^r  munbarilicbc  ^orm  be^  'SBorte^, 
Mör braten,  Mehrbraten  preu§.  Märbraten,  Märchen,  genauer 


^itet  197 

Rindermärchen  (^rifc^bicr  ^rcu^.  ^b.  11  50),  altmärf.  Mäörbraod 
(<3)anncil  QCßb.  134)  oon  Offprcu^cn  bi^  ^eftfalen  in  ©cbrauc^:  fte 
get)5rt  ju  prcu§.  mär,  mör,  altmärf.  mäör,  götfing.  mör  (Sd)ambac^ 
^b.  138),  tpcfffäl.  mör  (^ocftc  ^b.  178)  mücb',  a^b.  maro,  ma- 
rawi,  m\)b.  mar  @cn.  marwes,  anglf.  meai'u  neben  a\)b.  muruwi 
murwi  mi)b.  mürwe  n^b.  mürbe.  93gl.  bän.  Mörbrad  £cnben= 
braten  oon  m0r  mürbe.  0ic  ift  namentlich  im  9Q3e[tcn  be^  nbb.  ®e= 
hktt^  auf  bai  6c^n?cin^filet  bcfd)ränff  tt)orben  (f.  unten). 

3.  3n  93aben  (Äeibclb.,  t^reiburg,  <S)onaue[d).)  Lümmel  m., 
aucb  in  ber  Qd^voti^  munbartlid)  in  93afel  unb  fonft  nad)  öc^tocig.  3b. 
in  1269  (für  93ern,  Süricb,  St.  ©allen  ift  mir  Filet  angegeben), 
a))i>.  lumbal  m{)b.  lumbel  '£enbe'  au^  lat.  lumbulus.  3n  xlO'^arburg 
Lummer  fem.,  Lummerbraten,  nac^  ^ocfte  QBb.  166  munbartlic^ 
in  Q33cftfalen  Lummerbraeken,  nact>  ^lumfd)ein  '^eftfc^rtft  b.  xflcu- 
p^ilologcntage^  in  (Söln  1*904  S.  34  in  v^öln  Lummerchen.  "^Sgl. 
"3)^^  VI  1289.  1291.  Lummer  erinnert  an  rt)ein.  lummer  locEer, 
fc^Iaff  (^e^rein  Q3olf^fpr.  267),  toeftfäl.  lummerig,  lot^r.  lummerich 
fd)lapp,  tpeic^  unb  fönnte  auf  '2lnäl)nlic^ung  t»on  Lümmel  an  lummer 
berul)en.     9'Jbl.  lumme  Äinterftürf  »om  xRinbe. 

4.  3n  Württemberg  Schlachtbraten  (aud)  Filet). 

5.  3n  Kempten  Schoß  neben  Lenden.  Q3gl.  fcf)tt)ei3.  Schoos 
'lappige«  bünne^  ^leifd)^  etalber  Wb.  11  347,  pgl.  ^^b.  IX  1595a. 
xdad)  J^.  Sy.  Sellincf  f)ei§t  in  Äcibelberg  eine^  ber  beften  6tü(fe  Dom 
9'Jinbc  Mürbschoß. 

6.  3n  Wien  unb  (mo^l  burc^  Wiener  (Sinf[u§)  einigen  anbcm 
öfterr.  Orten  tt)ic  Caljb.,  "Sluffee,  ©ornb.,  ^iel.,  aud)  93eut^cn  bcftcl)t 
ber  merhoürbige  ^usbrucf  Lungenbraten.  £ejer  xOt^b.  Wb.  be= 
legt  lungelbräte  fd)on  au^  bcn  ^an-  unb  93ergtaibing5büd)crn  in 
Ofterr.  u.  b.  (fnn^  (l)r^g.  Pon  ^altenbäd),  bie  er  bcm  14. — 15.  3^1)^" 
bunbert  jufcbreibt.  ^ie  "S^orm  Lungenbraten  5.  ^.  in  bem  Wiener 
v^od)buc^  ber  Äerjogin  ^leonora  (Wien  1708)  <3.  45.  'xflad^  'popo= 
iritfd)  Q3erfud)  339  fprac^en  5U  feiner  Seit  (1770)  einige  (5ad)fen 
Lungenbraten  unb  t)k  Öfterreid)cr  Lungenbrätel.  <3teinl)äufer,  'Sie 
^uttcrfprad)e  im  ^ÜRunbe  be^  ^reglaucr  ^öl)eren  6d)üler6  S.  9  be^ 
jcugt  Lungenbraten  auc^  für  93re^lau.  '5)a  bai  Qtüd  mit  ter 
Cunge  nic^t^  ju  tun  i)at,  fo  erflärt  '^opolDitfcl)  ben  crften  ^eil  be^ 
Worten  au^  mittcllaf.  longa  £enbe,  bie  »on  ber  £änge  biefcr  ^leifc^-- 
loppcn  fo  l)ci§cn  foU.  "Slber  biefe^  longa,  für  i>a^  *S)u  (Jange  nur 
einen  93cleg  \)at,   ift   für  öfterreid)  nicbt  nacbgemiefen   unb  wirb  t>on 


198 


^ikt 


®u  orange  toot)!  rid^fig  mit  franj.  longe  '2cnbcnftüc!,  2cnbcnbratcn' 
ocrglic^cn,  ba^  fcincrfcit^  a\i€  lumbea  hergeleitet  ipirb*),  b,  ^.  longa  toirb 
ßafinifierung  oon  frj.  longe  fein.  ®ic  (frflärung  be^  oft.  Lungen- 
braten 'i)CLt  tt»o{)I  öiclme^r  oon  ber  5;atfact)e  au^juge^en,  ha^  baffelbe 
'pt)onem  Lumpel,  Lümmel  ober  ä^nlic^  im  £)hb.  toie  im  9^bb.  bie 
beiben  93ebeutungcn  'j^enbe'  unb  'e^arc  (Jingeioeibe,  ßunge,  ßeber, 
@efd)Iinge'  ocreinigt.  60  ba^  nieberöfterc.  fteir.  Lumpl  'ßunge,  ©c= 
fröfc''%  ba^  oon  m^b.  lumbel  faum  getrennt  tt)erben  fann.  9^ac^ 
unfern  m^b.  ^örterbüc|)ern  (90ZüIIer--3arncfe  I  1051;  Cejer;  Schabe) 
bebeutet  mt)b.  lumbel,  baß  bei  6c^meüer  9[Bb.  I  1474  anß  einer 
QBürjburger  5)anbfd)rift  im  (Sinne  oon  Ccnbe  angeführt  toirb,  aud) 
gctoiffe  '5:cile  ber  ©ngetocibe,  mofür  fic  jiticren  ©ottfr.  ^riftan  2941 
netze  unde  lumbele  schiet  er  dan,  93uc^  oon  guter  fpife  27  ein 
fladen  von  fleisch  und  von  lumbel  gemacht.  Äier  fönntc  lumbel 
auf  ®runb  be^  öfterrcirf)ifc^en  Lumpl  rcc^t  gut  mit  'ßungc'  übcrfc^t 
toerben.  ßercr  ocrmutct  oielme^r  bk  93ebcutung  '9^iere'.  3ur  ütü^e 
biefer  "^Infic^t  fann  man  auf  ^iefenbac^  Nov.  Gloss.  241a  nierbröte 
ober  lunbel,  lumbus  fon>ie  auf  a\)b.  lumbala  renunculi  (©raff  *2lt)b. 
Sprac{)fci^.  II  214)  »ertceifen,  toomit  aber  auc^  ren  lenti  prato,  lendi- 
brato  (ßcnbenbratcn),  renes  lendi  ((5teinmct)er--<5icoer^  '2lf)b.  ©loffen 
IV  92.  I  240)  ju  t^ergleic^en  ift.  *).  ^ai  erinnert  an  unfern  "2lu^^ 
brucf  Kalbsnierenbraten,  ber  xRüden,  2enbe  unb  9^ieren  bc^  halbes 
jufammenfa^t.  <5)iefelbe  <5)oppeIbebeutung  tt)ie  Lumbel  jeigt  nun  aber 
auc^  Lümmel,  baß  im  ©inne  »on  'Cenbc'  fc^on  unter  3.  jur  ßpracbe 
!am.  ®a^  93rem.  QBb.  III  (1768)  98  fü^rf  unter  Lümmel  '933cic^. 
ling'  an:  eig.  (Singetoeibe  ber  '^iere  al^  ßunge,  Ceber,  ©efd)Iing,  \)an^ 
nöo.  Lümmelse  'gula  cum  annexis  visceribus  in  pectore'. 
®a^  cleoifd)e  QBörferbuc^  ^I)eutonifta  oon  1475  (^iefenbad)  ©loff.  2): 
abdomen  lummel,  pletten,  smeer;  Gewitter- Cübben  ^D^nbb.  QBb.  II 
748  lummelen  '(fingemeibc  ber  ^iere  al^  Cunge  unb  £eber\  2üb. 
Lümp  bebeutet.  1.  (fingciocibe,  bcf.  2unge  unb  ^ifd)blafe  (utlümpen 
au^mcibcn).  2.  Cenbe:  Schumann  QBortfd).  12.  QSiellcic^t  ^anbelt  ei 
\i6)  ^ier  um  gioei  ett)moIogifd)  ocrfd)icbene  QBörter:   1.  lumbel  ßcnbe 


*)  xO^eper'ßübte  9^oman.  ctpm.  QBb.  369  bejeicbnct  bicfc  Verleitung  nur 
bebingungöttjeifc  alß  ricbtig. 

-)  daftcUi  2Bb.  194.  ibügel  QBiencr  ®ial.  103.  llnger  6teir.  ^Jöortfc^. 
444.    ecbmcaer  Q3}b.  I  1475. 

»)  ^opotoitfd^  Q3erfucb  339,  Voc.  Austr.  I  fol.  230  erroäbnt  ein  öftcrr. 
Lenbraten  'gcbünftcte  imb  gefäucrte  ?iicren[cfanitten'. 


^ilct  —  ffaumwei*  —  '^(iebcr  199 

aui  lat  lumbulus.  2.  lummel  Qßcicbtcilc,  Gingetociöc  äu  lummel 
tocic^,  lummlen  frf)lQff  ^erabf)angen  (^^eiganb  QOßb.  II  93),  bk  fic^ 
t)ermifd)t  t)aben.  Lumpelbraten  'CcnbcnSraten",  ba^  bai  1.  ^ort 
enthielt,  iDurbe  su  Lungenbraten  t)er()oc|)bcutfc^t,  als  ob  es  ba?  2. 
^ort  enthielte '). 

9BäI)renb  mit  Filet  in  bcr  9?cgcl  9^inbslcnbc  gemeint  ift,  bat 
bcrfelbe  5;eil  öom  (5d)toein  oielfacfo  einen  anberen  9camcn,  ber  aber 
nic^t  fo  befannt  ift,  toeil  bas  Stücf  r>iel  fleiner  ift  aU  oom  Qi^inbe  unb 
5.  ^.  in  93crlin  mit  bem  Kotelett  sufammen  Dcrfauft  unb  jubcrcitet 
toirb.  3m  nbb.  9^orben  ift  ba§  fc^on  oben  ertt)ät)ntc  ^ort  üblic^, 
prcu§.  Schweinemärchen,  in  "^Berlin  Mehrbraten,  f)olft.  swins- 
mörbrade  (®95>b.  VI  2714),  toeftfäl.  morbrajkes  (^oefte  ^b. 
178),  in  ^öln  Schweinemärchen.  3n  5;{)üringen  (50^ü{)lt)aufen) 
fagt  man  bafür  Schweinehäschen  (ogl.  tpeftfäl.  hesekes,  ^oefte 
953b.  100),  in  ^reuBcn  unb  (fft^lanb  Häschen  (^rifd)bier  I  274). 
3n  öftetreic^  füi)rt  bas  Stücf  ben  merlroürbigen  9iamcn  Jungfern- 
braten"), ber  nac^  ^opotoitfc^  Q}erfud)  (1780)  339  auc^  für  bcn 
iC)irfd)5iemer  galt,  loic  frübcr  Mehrbraten  C^lbelung  95>b.  III  150. 
^^b.  VI  1889)  unb  toie  prcu^.  Häschen. 

paummeid) 

fagt  man  in  ©eutfcfclanb  t>on  ()albn?eid)  gefoAten  (fiern,  bie  nic^t 
mt\)x  flüffig,  aber  aud)  nod)  nicbt  i)art  finb.  ^afür  in  Öftcrreic^ 
kernweich. 

bejeic^nct  in  93erlin  ^toei  toef entließ  oerfc^iebcne  ^flanjengattungen: 
I.  Sambucus,  namentlid)  S.  nigra,  einen  Straucb  mit  lt)ei§en  Blüten, 

')  ^Poporoitfcfa  Voc.  Austr.  I  föl.  257  R  unterfcbcibet  für  die  Lumpel 
5tt)ei  93et>cutungen  1)  ßunge,  2}  QSäufcbel  =  fcbrcäb.  fäcbf.  Gelänge  b.  i. 
Cunge,  iDiilj,  Äerj. 

■-)  Jungfernbrätl  9Ricolai  9?eife  V  ^^cplage  101.  3»v  Grflärung  bes 
QBortcg  bient,  worauf  micb  9?c.  ib.  3eüinef  f)inn)eift,  ein  alter  »eibmännifcber 
"Sluebrucf,  ben  3acobsfo^n  5ccbno(og.  QOßb.  II  (1781)  324  Derjeicbnct  i)at 
(ogl.  ^^b.  IV  2,  2383)  Jungfer  machen,  die  Jungfer  legen:  toenn  X>ai  QBilb 
auägctreibct  ift,  fo  fagt  man,  Der  ibirfcb,  bie  Sau  ufro.  ist  zur  Jungfer  ge- 
macht (rool)l  weil  mit  ben  Gingetteiben  aucfc  bie  ©efcblccbtäteile  entfernt 
fxnb).  ®anacb  \)x<i%  oermutlicb  bas  ben  ßingeroeiben  benad)barte  Stücf,  t>ai 
beim  5birfd>  aud)  bas  Jägerstück  genannt  wirb  (Qlbelung  Q55b.  II  U50>,  weit 
C0  mit  ber  Snnerei  ben  3ägcrn  jufällt,  der  Jungfembraten  unb  jWar  nad) 
^belung  a.  a.  0.  beim  ibirfd)  unb  Äafen  wie  beim  ödJWein. 


200  ^lieber 

bic  in  fc|)irmfötmigcn  ßtänbcn  toac^fen,  unb  fd)iDaröcn  93cercn,  unb 
n.  Syringa,  namentlich)  S.  vulgaris,  einen  ©frauc^  mit  too^Iriec^enben 
lilafarbigen  (auc^  tocipen)  in  Trauben  mac^fcnbcn  93lüten.  'iluc^ 
anbertt)ärt^  iDcrben  bdb^  ^flanjen,  n>cnigften^  oon  bcn  in  ber  '53otanif 
nic^t  belponberten  ßtäbtern,  jufammcngcmorfen  unb  mit  bemfelben 
S^^amcn  be5eicf)net  unb  nur  oon  tt)enigen  gefrf)ieben.  Sambucus  iff  oon 
jel)er  in  "Seutfc^Ianb  i)eimifd)  unb  tt)urbe  im  Mittelalter  al^  'Slrsnci- 
pflanjc  fc^r  gefc^ä^t.  ^^oä)  jc^t  wirb  »on  ben  '^Blüten  ein  ^ce  bc-- 
reitet,  ber  al^  jd)tt)ci§trcibcnbe^  Äau^mittel  bicnt.  Syringa  foll  oon 
ben  dürfen  im  16.  3a()rf).  au^  ^erfien  unb  ber  ßeoantc  nac^  ^on- 
ftantinopel  gebracht  iporben  unb  bort  bem  <5efanbten  bc^  römifd)en 
^aifer^,  bem  berüljmten  93uöberf  befannt  geioorbcn  fein,  ber  t)k  '^j^anje 
1566  nacb  'Jlanbcrn  mitnahm  ^).  'Soc^)  tt)cift  bie  "^Benennung  ber  2lrf 
mit  „lied)tblauen  93lumen"  Syringa  Lusitanica,  Spanischer  Syrings- 
baum,  t)k  fic^  fc^on  im  3.  1588  finbet^)  unb  fpäter  burc^  spanischer 
ober  wälscher  Flieder  crfe^t  toirb,  barauf  l)in,  ta^  bie  '^flanje  auc^ 
noc^  auf  einem  anbcrn  QBege,  oon  Spanien  l)er,  tt)0^in  fie  tk  2lraber 
gcbrad^t  f)abcn  fönnten,  nac^  '3)eutfc^lanb  gelangt  ift.  3^r  ältefter 
beutfd)er  9^ame  ift,  loic  fd)on  ertoä^nt,  S}Tingsbaum,  1588  in  ^a= 
bernaemontanu^'  ^räuterbud)  II  749f.,  lat.  Syringa  oon  aüpiY'^,  „bie-- 
tt)eil  man  bic  'Slefflein  ju  '^feiffen  bvau6)zn  fann"  ^).  3m  18.  3a^rl). 
Ujurbe  fie  n?egen  i^rcr  '2il)nlic^feit  mit  Sambucus  in  bem  ©ebict,  n?o 
bicfer  ©trauc^  FHeder  \)k$,  spanischer,  wälscher  ober  türkischer 
Flieder  genannt*),  entfprec^enb  anbcrioärt^  spanischer  Holunder 
ober  Hoher  ^),  in  6c^lc^toig  ®)  spanischer  EUhorn.  0a  aber  bic 
Syringa  loegen  i^rc^  993o^lgeruc^^  unb  i^rer  93lütcnprad)t  ein  fcljr 
beliebter  Sierftrauc^  würbe,  ber  jebcm  Stäbter  in  ©arten  unb  ^arfs 
entgegentritt,  toäl)renb  er  Sambucus  feltcncc  fie^t,  fo  tourbe  ber  3u- 
fa^  spanisch  ufto.  fd)lic§licb  toeggelaffcn  unb  bie  S}Tinga  mit  Sam- 
bucus baburd)  ganä  namen^glcid).  (Sine  smeite  Springenart,  Syringa 
persica  L.,    bie   im   17.  5al)rl)unbcrt  au^   ben  pcrfifc^en  ©arten  nacb 


1)  6o  fd>on  in  ^rüni^  Oec.  gnc.  24  (1781),  323. 

-)  '^abcrnacmonfanu^  Äceuterbucb  II  (1588)  750. 

ä)  'Sau^inug  in  ber  "^luflage  bei  .^räuterbud)^  oom  3-  1664  S.  1457. 
®a^er  bic  fc^lefifc^e  "Scncnnung  Spanischer  Pfeifenbaum  (^ri^cl'3cfrcn 
QSolf^n.  b.  ^fianj.  394). 

*)  ^rüni^  öec.  ßnc.  a.  o.  O. 

")  ^oporoitfc^  <33erfud)  (1780)  6.  101. 

«)  3n  gibcrftcbt  unb  6tapcl^olm,  earftcng  3b.  f.  nbb.  6pr.  1901,  60. 


^lieber  201 

(Juropa  gebracht  ujorben  fem  foU,  ein  fleinerer  6traucfe  mit  lanjett^ 
förmigen  93Iättem,  tt>irb  oon  ßaien  »cnigcr  gcfannt:  »on  ben  Kennern 
H)irb  er  ai§  als  persischer  Flieder  ober  persische  Syringe  bc= 
jcic^net.  —  So  oiel  mu§fe  t»orau^gefd)icft  »erben,  um  bk  folgcnbcn 
eftpae  oertpicfelfen  tt)ortgeograp{)ifd)cn  '21ngabcn  oerftänblid)  §u  machen. 
'211^  t)oc^bcutfd)e  "^Benennungen  oon  Sambucus  ^aben  Flieder 
unb  Holunder,  fürjcr  Holder,  Holler  gu  gelten,  "^iefe  9^amen 
bcäeid)nen  alfo  oon  Syan^  am  nic^t  gioei  t>crfd)iebene  ^j^anjen,  fonbcrn 
bzit)t  Sambucus,  fie  |lnb  nur  gcograpt)ifcf)  oerfd)iebcn.  Flieder  iff 
im  nörblic^en  *3)eutfd)(anb  verbreitet  unb  nieberbeutfc^ :  mnbb.  vleder, 
oftfrief.  fledder.  »eftfäl.  fher,  lüb.  fleder  fler  fUer  (6cbumann 
^ortfd).  6),  mecfl.  flerr  (©rimrne  '^lattt).  =33^.  151),  altmärf.  flirr 
(<S)anneil  QBb.  53),  nbl.  vher.  Q.ß  wirb  fc^on  üon  Äenifci)  1616 
(e.  1131,  35)  ali  fäc^ftfd),  oon  ^21belung  IQb.  U  205  a(^  nieber- 
fäc^fifd)  be§eid)net.  3m  öftlicben  xR.ovt)=  unb  x!}iittclöeutfd)lanb,  in 
'^reußen^),  ^ofcn,  6c^lefien,  ^ommern,  ^ecflenburg,  ßübcrf,  rSlavt, 
(cad)kn  bebeutet  Flieder  Sambucus  unb  Syringa,  ebcnfo  aud)  noc^ 
in  ^roppau  unb  S^otiefd)au,  an  n)elrf)en  Orten  Holler  baneben  nur 
feiten  oorfommt.  3n  biefem  ©ebiet  fagt  man  alfo  Fliederlee,  FUeder- 
suppe  (j.  "33.  in  ßeipjig;  in  '^Berlin  ift  fie  nirf)t  üblid))  oon  Sambucus, 
Fliederlila,  Fliederduft  von  Syringa.  3n  ^büringcn  fennt  txt 
QSolf^munbart  Fheder  nic^t'j:  im  9}ZansfcIbifd)en  tvirb  Sambucus 
nigra  mit  ber  fürjeren  "^orm  Holler  unb  SjTinga  vulgaris  mit 
Holunder  bejeicbnet,  anbertoärt^  in  ^büringen  Sambucus  mit  Ho- 
lunder unb  Syringa  mit  Zirene.  3n  hai  tt)üringifd)c  Äocöbcutfc^ 
aber  ift  Flieder  bereite  eingebrungen,  unb  von  benen,  hk  bie  bcibcn 
^flanjen  unterfd)eiben,  loirb  bie  doppelt)  eit  ber  9^amen  bcnu^t  unb 
bai  IQott  Holunder  für  Sambucus.  Flieder  für  Syringa  vertvcnbet. 
tiefer  (Sprachgebrauch  ift  auc^  fonft  unter  ben  ©ebilbeten  in  ^cutfd)= 
lanb  verbreitet  unb  tt>irb  von  i^ncn  für  ben  forreften  ge{)alten,  (fr 
ift  inbeffcn  fefunbär,  ha,  tx>k  gefagt,  auc^  Flieder  Sambucus  bebeutet. 
*2luf  biefc  "^ßeifc  ift  Fheder  loeit  über  fein  urfprünglicbe^  QSerbreitung^= 
gebiet  ()inau^gebrungcn  unb  wirb,  namentlich  für  Syringa.  fcf)on  faff 
überall,  auct)  in  öftcrreic^  unb  ber  ©ctjroeij  gefannt  unb  al^  weniger 
volf^tümlic^e^  ^ort  gebraucht.  6o  loirb  5.93.  in  ^Sojen  Flieder  =: 
SjTinga  von  Holer  =  Sambucus  ftrcng  unterfd)iebcn. 

0  3n  ber  Q3olf0munbart  bei^t  f)ier  nac^   3^rifcf)Mcr  IQb.  I  19  Sam' 
bucu«  Alhombaum  unb  Springa  Fleder. 

^'  öectcl  ^bür.  97.    Secfat  QBb.  b.  ??ian6f eiber  9?^unbart  35. 


202  ^lieber 

3m  norbn)cftIic|)cn  ®cutfd)Ianb,  in  ^icl,  Hamburg,  Bremen,  öl- 
bcnb.,  Äannoocr,  ßingcn,  ©öfting.,  ßüncb.,  93üdEcb.,  Äalbcrft.,  ift  für 
Syringa  ber  9Zamc  Sy ringe  üBIi^),  alfo  bic  ältcftc  latcinifd)e  unb 
bcutfd)e  ^C5cirf)rtung  crl)alfen ').  '211^  ^albgelct)rtcr  "2lu^brurf  fommt  er 
and)  fonff  oor,  j.  93.  in  ^arl^rut)c,  Württemberg.  93gl.  auct>  nbl. 
seringeboom.  Sambucus  toirb  in  £üneb.,  Olbenb.,  £ingen  Flieder 
genannt,  ©er  lübifc^e  ®iale!t  unfcrfc^eibef  Fleder  'Sambucus'  unb 
Siringe,  Serange  'Syringa'  (Schumann  '^Bortfc^.  6  f.).  3n  90ßalbcd 
ift  md)  '33autx  QBb.  47  Holunder,  in  '^Oßeftfalen  nac^  90öoefte  QBb. 
303  Flirenblaumen  munbartlic^. 

3n  Ciolanö  (©orpat,  xRiga)  unb  bann  ttteftlid)  in  Harburg, 
'SDZarburg,  ^ulba  (nac^  Schumann  OKortfi^.  7  aucb  im  ßübifc^en, 
nad)  ^öger  3b.  f.  nbb.  6pr.  32,  166  auc^  in  ber  *3}iunbart  oon 
Gc^lualenbcrg  bd  ^prmont,  nad)  Äertel  ^t)ür.  97  im  ^t)üringifd)en) 
toirb  SjTinga  mit  Zirene  bejeicbnet.  "inuf  ©runb  »on  ölieler  ^cutfd). 
6pr.  (1691)  201:  „Q3laue  93lüfe,  alias  Sirenen,  QBclfc^er  Äolunbcr, 
flos  Gyrenaicus"  oermute  id),  ta^  ZLrene  =  Gyrene  b.  t.  flos 
Gyrenaicus  (fo  tt)ot)I  nad)  it)rer  füblid)en  Äcrfunft  genannt)  ift.  Sirene 
in  ber  ©öttinger  ^O^Zunbart  (mit  fc^arfem  s),  in  Cübecf  (Schumann 
<2Bortfc|).  7),  bei  9^emnic^  unb  fonft  (^ri^el--3effen  394)  erflärt  ftd) 
au^  Q3crn)ed)flung  mit  laf.  Sirena.  3n  ^cter^b.  fagt  man  Sjiinge 
ober  Sirene  (ruff.  sireni). 

3n  <5)ortmunb  t)ci§t  Syringa  Nagelblume,  in  ßaubac^  bei 
@ic§en  Nägelches-Baum,  in  'SO'iünftcr,  93armcn,  '3}iainj,  ^fc^affenb. 
Nägelchen,  ^ri^el  unb  3cffen,  93olf^n.  b.  ^fianj.  394  fenncn 
ben  '21u^brud  nod)  au^  Oftfrie^I.,  Äun^rürf,  ^t)ür.,  9^t)einpfal^,  @rau-- 
bünben,  (5t.  ©allen. 

3m  fübtoeftlic^en  ^^üringen,  in  ©ott;a  (nad)  9}?itleilung  oon 
io.  S4)uc6arbt)  unb  nac^  Äcrtel  ^t)ür.  228  auc^  in  99?inicrftein,  toirb 
bie  ^flanje  Silber  blute  genannt. 

•^olgcnbc  Orte  t)aben  noc^  befonbere  *2lu^brü(fc  für  Sjringa,  bic 
id)  in  einer  £ibcrfi(^t  anführe: 

Sambucus  Syringa 

9Zorbcn  Holunder,  Flieder        Pfingstblume '") 

^5ln  Flieder  Maiblume 

ioo  Ig  Raufen  Holunder  Baumblume 

©ornbirn  Holder  Spanischer  Blust 

')  „Flieder  und  Syringen'-  fcfereibt  ber  Äolftcincr  Q^retiffen,  Älau^  5)inr. 
^ao«  518.   Sj-rirgen  OSoigt-^ieberid^e,  'Sreit-icrtel  Stunben  tor  5ag  £.  215. 
•-)  93gl.  oftfricf.  pingster-blöme  ©oornfaat  QBb.  II  718. 


S^licber  —  5fur  203 

Holunder,  bcr  ältcftc  Otame  t»on  Sambucus  {a))h.  holuntar), 
fd)eint  jc^t  auf  einen  5:eil  be^  nörblicfeen  unb  mittleren  '5?cutfcfe= 
lanb  befd)ränft,  c^  toirb  mir  angegeben  für  ^abcrb.,  (biegen,  93armen, 
Äeibelberg,  9ia]taü,  ^raunfd)tp.,  5:()üringen  (Äalberft.,  2lrtern,  3ei^, 
6onber^t).,  ^^eimar,  Syav^),  QJogtlanb  ((Slftcrb.,  xÜcorfncuf.,  Gengenf., 
bagegcn  §.  ^.  in  "^au^en  ungeb,räurf)Iic^),  93öi)m.--£eipa,  £eitmerit5, 
9^ei(^enberg,  Sucfmantcl,  ^eibenau,  ^ieli^.  ^u§erbem  fann  es  bei 
©ebitbetcn  ^ur  llnterfc^eibung  oon  Sambucus  unb  S\Tiiiga,  toie  fc^on 
gefügt,  überall  Dorfommen  ^).  —  3m  ganzen  Süben  finb  tit  fürjeren 
formen  Holder  unb  Holler,  bic  fcf)on  m()b.  finb,  »erbreitet:  in 
Öfterreic^  nur  Heller.  bat)er  Hollertliee :  xdo  S}Tmga  t>on  Sambucus 
unterfd)ieben  loirb,  l)ei§t  fie  blauer,  span.  ober  türk.  Holler '^.  ^ie 
'5orm  gct)t  nörblid)  minbcften^  bi^  xOtanifelb  unb  '^ulba,  too  Holler 
Sambucus.  Flieder  Syringa  ift.  3n  (2übbeutfd)lQnb  unb  Scbrocij 
toirb  Holder  unb  Holler  gefagt.  ®tefe  beiben  formen  gc{)cn  gco^ 
grapt)tfd)  ganj  burdjeinanber  ^).  Holder  toirb  mir  5.  ^.  für  ^onfianä, 
^ürttcmb.,  Äof,  *2lug5b.,  Kempten,  St.  ©aüen  bezeugt.  Holler,  um 
nur  nörblic^ere  ©cgenbcn  gu  nennen,  für  ^I)üringen,  'Julba,  '3)armft., 
<Saarbrücfen.  Sonft  ift  in  ben  9\i)etnlanbcn  (5rier,  ^iesb.,  ^ranff., 
^obl.,  <2iegb.,  *2Iac^en,  ^öln)  Flieder  gebräud)Iic{)  *).  \lin<i)  in  '^ern, 
3üric^,  St.  ©allen  ipirb  Flieder  für  t)a^  munbartlid)e  Holder  ge= 
braucht,  taß  frül)cr  in  St.  ©allen  allein  üblicb  tr>ar,  in  ^crn  bancben 
auc^  Lila,  ta^  franj.  lilas^). 


5(ur 

3n  ben  gro§en  9}iicf5l)üufern  ^erlin^  foioic  aller  ©ro§ftäbte 
toerben  jioei  'Wirten  oon  „93orräumen"  untcrfcbieben.  1)  ber  für  ba§ 
ganje  $yau^    bienenbc  Q}orraum   unb  Sugang  5U  ben  ^ol)nungcn,   in 


')  3n  ber  ^{jpüf  f)eiBen  bic  aui  bem  ^Olarf  öon  Sambucus  t)ergcftcUfen 
J^ügclcben,  bie  für  bie  ßleftrifiermafcbine  benu^f  werben,  allgemein  Holunder- 
kügelchen. 

-)  3n  Qöicn  aucb  Flieder.  9}qI.  Äöfcr-Äronfelb,  QSolfgn.  b.  nieber= 
oft.  T5il.  72. 

^)  5ür  bic  53iunbarfcn  ücrweifc  id)  auf  Genj  Q35b.  23,  xOccinnger 
OEBb.  48.  eif.  qißb.  I  325.  ecbtDeiä.-3b.  II  1184.  ^::iucb  mnbb.  toav  Holder 
unb  Holler. 

*)  Curemb.  Fliedercher  ^sb.  lur.  ?:^  111. 

•')  Weitere  nur  munbartUcbc  ^Cäcicbnungen  biefer  ^anjen  bieten 
T>ri^el  unb  3ef|cn  6.  360.  393. 


204  Stur 

93erlin  bcr  Flur,  bcc  unmittelbar  hinter  bcr  Äau^tür  liegt  unb  oon 
bcm  bie  S:reppcn  ju  ben  oberen  Gfocfiperfen  aufffeigen.  "Ser  9vaum 
gu  ebener  ßrbe  t)ei§t  au6)  genauer  Hausflur  unb  toenn  er  oon  ^Cßagcn 
burc^fa^rcn  toirb,  auc^  Torweg,  ©ie  treppen  mit  ben  "^Ibfä^cn  in 
ben  oberen  Stocfmcrfen  toerben  al^  Treppenflur  jufammcngefa^t. 
2)  ®er  QSorraum  ber  einzelnen  ^ol)nung,  in  Berlin  ber  Korridor, 
ber  unmittelbar  l)inter  ber  ^o^nung^tür  liegt  unb  gu  ben  t)erfd)icbcnen 
^ol)nräumcn  fül)rt;  er  ift  meiften^  ein  ®ang,  \)at  aber  gutoeilen  aud) 
mel)r  quabratifc^e  ober  eine  unregelmäßige  'Jocm.  3n  ben  nur  öon 
einer  Familie  bctt)ol)nten  Heineren  Ääufern,  tt)ie  fi^  in  ber  ©ro$ftabt 
feltcner,  in  fleinen  ©tobten  häufiger  unb  auf  bem  £anbe  bie  9\cgel 
finb,  fallen  beibe  Q3orräume  äufommcn  ober  e^  beftel)t  oielmel)r  nur 
bcr  erffe,  toeil  Äau^  unb  QBot)nung  ibentifc^  finb.  '2lu^  biefer  älteren 
'Bauioeife  ertlärt  e^  fic^,  t>a^  bdtt  Q3orräume  me^rfarf)  biefelbcn  dla^ 
men  füljren,  unb  bk  ^rtifel  Flur  unb  Korridor  toerben  be^ljalb  t)ier 
oercinigt. 

1.  Flur,  Hausflur  ift  ^auptfäc^lic^  in  9'^orb=  unb  ^ittcl-- 
beutfc^lanb  mit  '21u^f(^lu§  be^  n)effli4>en  ^eile^  (mo  Hausgang  gilt) 
üblicf)  im  0inne  oon  Äau^eintritt^raum.  ©üblich  gel)t  e^  hü  Qd}k' 
ficn,  6ac^fen,  Q3ogtlanb,  9^orb-^^üringen.  3m  füblic^en  ^l)üringen 
toirb  Ern,  Hausern  gefagf.  3n  ^O^einingen  toirb  Ern  fc^on  burc^ 
Hausflur  oerbrängt,  in  (fifcnac^  gilt  bic^  al^  gett)äl)lter,  Ern  al^  oolf«= 
tümlid)ercr  "iHu^brucf.  Leiter  gehört  Äcnnooer  bi§  9^orben  in  Oft-- 
fric^l.  unb  Olbcnburg  §um  ©ebiet  oon  Flur.  3n  QOöeftfalen,  Äeffen, 
9^t)cinprooin5,  befonber^  in  ^obl.,  '^öic^b.,  '5)armft.,  loirb  Flur  al^ 
jüngerer  ^uäbrucf  neben  Hausgang  gebrauc|)t.  '2luc^  au§ert)alb  bcr 
angegebenen  ©rengcn,  g.  93.  in  ^arl^r.,  9la^tatt,  '2lfc^aff.,  '3!Jiünd)en, 
Qöinterbcrg,  Ceitmcri^,  3naim,  ®raj,  Gilli  roirb  gelegentlich  unb  au^- 
nal)m^n)eife  Flur  gefagt.  dagegen  ift  j.  ^53.  in  ©orpat  unb  QBtcn 
Flur  in  biefcm  6innc  gang  unbefannt.  Flur  bebeutet  im  9^bb.  ben 
(geebneten,  gcpflafterten)  "^ußboben :  nbb,  floor  in  93remen  'gepflaftcrter 
<5ußbobcn'  C^Srem.  QBb.  I  428),  nbl.  vloer  f.  ^Tennc,  9u§boben,  'Jlur, 
anglf.  flor  f.  engl,  floor  bgl.,  altnorb.  flörr  m.  (Jftric^,  tt)äf)renb 
m^b.  vluor  m.  '6aatfelb,  93obenfläc^e'  bebeutet.  ®arau^  erflärt  fic^ 
bie  93efd)rän!ung  oon  Hausflur  auf  ^f^orb-  unb  '30?ittelbcutfd)lanb  *). 
®ic  n^b.  ©c^riftfpra(i)c  untcrfc^cibcf  meift  die  Flur  =  6aatfelb  oon 
der  Flur  =  '23orraum,    boc^   finbct   fic^    aud)   die  Flur    in  le^tcrcm 

1)  'Popowitfd^  Affinia  significatione  fol.  2  erllärte  Flur  für  plott=teutf(^ 
unb  f^ricb  eö  9^icberfact)fcn,  'Sranbcnburg,  fiallc  ju. 


g^Iur  205 

6inne,    3.  Ij.    bei    ©oct^e,    6cume,    Äauff  9}^ärc^cn   143.     ^belung 
^b.  II  231. 

2.  Diele  \)ti^t  bcr  ^lur  in  ?\oftocf,  ScbIcstt)ig--ÄoIftein,  Äamb., 
Äarb.,  Bremen,  Olbenb.,  gingen,  ^raunfd)to.  £0  braucfef  x5^rcnffcn 
itaß  IQoxt,  3öm  a^I  96.  311.  354.  ^ic  3  ©etrcuen  169.  «2luc^ 
biefer  ^u^brucf  ftammf  aui  ben  nbb.  9D^unbarfen  (preu§.  Del  ^rifd)= 
bier  IQb.  I  139,  lüb.  mecfl.  bitm.  del,  toeftf.  diele  Schümann  OB.  0. 
£üb.  20,  ©rimme  ^lattb.  9!)iunbartcn  151)^),  tpo  er  '<3)rcfc^tenne, 
'5Iur"  hzbcuttt.  3n  neuerer  Seit  geftalfef  man  jutocilen  ben  ^orribor 
ober  Q3orraum  ber  ^of)nung  quabrafifd)  unb  richtet  i^n  toie  ein  9Bobn= 
jimmer  ein:  ein  folc^er  Q3orraum  tpirb  Diele  genannt,  tocil  bk  ©ielc 
be^  nieberfäc^ftfc^cn  93auernbaufc§  baß  93orbiIb  baju  abgegeben  b^t. 
3n  93remcn  jebod),  too  Diele  ,5U  Äaufe  ift,  ^ii^t  fo  nur  ber  Äau^« 
flur  im  parterre,  toä^rcnb  ber  'Jlur  öer  oberen  Stocfioerfe  Vorplatz 
genannt  toirb. 

3.  (ftne  fe^r  tpcit  oerbreitete  ^C5eirf)nung  bc^  ^lur^  ift  Haus- 
gang ober  einfach  Gang:  ]\t  ift  tt>eff--  unb  fübbeutfc^.  3br  ©ebict 
finb  alfo  bk  9^^einlanbe,  auc^  noch  ^aberborn,  9^orben,  Äcffcn  (^aiTel, 
^Iba,  JJlavh.,  ©armft.),  £oti)ringcn  (^oUmann  ^b.  182),  £urcmb. 
(^b.  b.  lur.  jyi.  125),  düa^,  ^fal^,  ^aben,  ^ürttcmb.,  ^aoem, 
ßcbtoeij-)  (6t.  ©allen,  Sürid)),  Q}orarIb.,  3nn^br.,  £in§,  9^ieber--9ft. 
mit  ^ien,  3glau  (aber  nic^t  Snaim),  ^interb.,  (It)otiefd)au,  Sieben- 
bürgen. 3n  bemfelben  ©ebiet  toirb  aucb  ber  ^orribor,  alfo  ber  ^0^-- 
nung^oorraum  mit  Gang  bejeicfenct,  fo  ba^  an  manchen  Ort  ^ylur 
unb  ^orribor  nic&t  unterfc^ieben  fmb.  '2In  anbercn  aber  befte^t  ba, 
tt)o  Gang  ben  ^orribor  ber  QBot)nung  bebeutet,  ein  anbere^  "^orf  für 
"^lur,  §.  93.  Tenne  in  9^ümb.,  *21n3b.,  Hausflur  in  ©rag,  (^iüi, 
Vorhaus  in  Ctilli,  93ölfermarft,  Saljb.,  \'estibül  in  93crn.  '5)ie  ^t^ 
.5eicbnung  btß  ^lur^  al^  Gang  b^ngt  aucb  mit  ^crfcbieben^eit  bcr 
^autoeife  jufammen.  3n  ^ien,  Xüo  oft  oielc  ^^obnungen,  oier  unb 
mcl)r,  auf  benfelben  ^^reüpenabfa^  münben,  hat  biefer  be^balb  ge= 
tDÖbnlic^  bie  "^orm  eine^  langen  ©angcs.  3n  Berlin  bagegen  ift  er 
in  bcr  xRtQti  ganj  furj,  toeil  bort  eine  Q3orbcrtreppe  nur  für  bk 
Vorderwohnungen  (in  933ien  Gassenwohnungen),  meift  jtDci,  bient 
unb  eine  ober  mcl)r  Hintertreppen  für  bie  Äintertoobnungen. 

4.  Vorhaus    ^ci§t    ber  ^lur   auf  jtoei  geograp^ifd)    gan,5    gc-- 

1)  ^oporoiffc^  Ajfinia  sij^ficatione  fol.  2  bcjeic^net  Dele  alß  nieber^ 
fäd)f.  ^annöu.  lüb. 

'-)  Citcrarifcber  ^clcg  3-  Gcbaffner,  Äonrab  ^ilater  164. 


206  5Iui^ 

trennten  ©cbicten,  in  £i»Ianb  (<S>otp.,  9Riga)  unb  in  t)crfd)icbencn  @c= 
genbcn  Öfterrei^^,  befonbcc^  in  93öl)men  ((^t)ofiefc^au,  (fger,  Ceipa, 
9?cid)enberc}),  Öft.--6c^Ieftcn  (^roppau,  'Bicl.),  Saljb.,  ©ric^f.,  ßinj, 
5luffcc,  difli,  .^(agenf.,  Q3ölfcrm.  ©a^  QOöicncr  „9^at)mcnbüc^lcin" 
t)on  1847  6.  15  ^at  bicfcn  '2lu^brucf,  unb  fd^on  ^opoh)iff(^  (Voc. 
Austr.  II  fol.  193  R.  Affinia  significatione  fol.  2)  ocrjcic^net  Vor- 
haus ol^  (nicber--)5ftcrrcic^ifd)  in  ä^ei  93cbcutungcn:  1)  in  gemeinen 
Ääufern  9laum  5tt>ifrf)en  Äau^ti)or  unb  '2öot)näimmcrn.  2)  im  oberen 
6tocf  9'^aum  5!Difd)en  äuBerer  ^l)ür  unb  Simmern.  —  3n  Coburg 
Vorplatz,  Hausplatz  ober  Hausflur.  3n  Oftfric^lanb  (j.  93.  in  ^fen^) 
ift  Vorhaus  bcr  ocroltenbe  öulgäre,  Flur  bcr  feinere  ^u«brucf,  beibe 
foiDO^I  für  bcn  ^orribor  aU  aixd)  für  btn  Flur  im  93erlinifc^cn  Sinne. 

5.  ©ne  altertümlid)e  fübtocftbeutfcbe  93e5eicl)nung  be^  'd^m^  ift 
Ern  (aurf)  Ehrn,  Ähren,  Öhrn  gefct)ricben),  Hausern:  Q])t.  arin 
erin  '^u^bobcn',  m^b.  eren,  ern  '^^u^boben,  ^enne\  <5)a^  'Jöort 
ftet)t  fd)on  an  ber  ©renje  be^  '3}ZunbartIic^en,  n>irb  aber  boc^  auc^  ge= 
fd)riebcn,  nic^t  nur  oon  (5d)iücr  Q'^äuber  IV  3  (draußen  im  Öln-n), 
ipo  e^  in  bcn  QGßorfen  bes  alten  ®iener^  oolf^tümlic^  gemeint  ift, 
fonbern  aurf)  5.  93.  öon  bem  933ürttcm berger  Ä.  Äeffe,  Unterm  9lat) 
64.  220.  ®er  "^lugbrurf  ift  t|)ürlngifd)  *)  (in  ^ifcnac^  »olt^tümlic^,  in 
9D'?einingen  veraltet),  fränüfrf)'),  wav  narf)  Q3ilmar  3b.  94  in  ganj 
Äeffcn  üblicb  au§eu  in  ben  nbb.  ©egenben,  bie  Diele  gcbraurf)en,  ift 
ferner  elfäffifd),  i)ier  nac^  6lf.  Q35b.  I  61  nur  in  ber  Sufammenfe^ung 
Hauseren  (Hüseren),  in  £anbau  in  bcr  ^^fatj  oertrcten  ^),  .frf)iDäbifc^ 
(fomo^l  für  bcn  untern  ^lur,  xoiz  für  ben  in  ben  oberen  6toc!tperfen, 
^ifc|)cr  90ßb.  I  823  f.)  unb  fd)tt)ei5erifc^  (3b.  I  461). 

6.  3n  9cürnb.  unb  ^n^bac^  tt)irb  Tenne,  Haustenne  für 
9Iur  gcbraucbt,  )x>a^  narf)  '5ifrf)er  '^Bb.  II  150  aurf)  fd)tt)äbifd),  nac^ 
©d^öpf  3b.  742  aurf)  tirolifd)  ift.  "Ser  ^ugöburger  Äain^ofcr  9veifen  n. 
Snn^br.  191  f(^reibt  vordennelin  b.u  Q3ortennclein  in  bcmfelben  Ginne, 
^opotoitfd)  Affinia  signif.  fol.  2.  Voc.  Austr.  II  193  R  fannte 
Tenne  '^lur'  au^  ioo^enlo^e,  ^f^ürnberg,  bem  i5ttingifd|)en  unb  bem 
9^ie§.  9^ac^  ßerer  ^örnt.  99ßb.  173  Ijei^t  in  .Kärnten  der  Tenne 
bcr  93orraum  im  oberen  6torftt)erf. 

7.  ^u^  9^eumarft  am  ^anal  mirb  mir  Hausflötz,  au^  *21m-- 


^)  Äcrtcl  5t)ür.  90.    öaljb.  Qöb.  12.    epic|  93eitr.  54. 
^)  'popowitfd^  Affinia  signif.  fol.  2  bejcugt  Arn  für  QSßürjb.,  ^ronfen, 
QBettcrau. 

»)  «Hutcnrict^  3t).  42. 


5(ur  207 

berg  Fletz  für  'Jlur  angegeben.  (^§  iff  <x\)b.  flazzi  flezzi  '^ennc, 
ioou^boben',  m^b.  vletze,  'geebneter  93oben,  5:enne,  Äau^ffur'  ^).  '2Bie 
man  ftet)t,  ift  bcr  '^lur  »iclfac^  tt)ie  ber  ^refd)boben  benannt:  ^ie 
■Jßorfc  Flur.  Diele,  Em,  Tenne,  Fletz  bebcuten  alte  eircn  irgenbioic 
gcfcftigten,  feftgefrf)lagencn,  gepflafterten,  eftric^artigen  ober  aucb  gc-- 
bielten  ^oben,  mie  er  für  bk  <S)ref(^tenne  gebrauci)t  icirb.  0ic  geo= 
grapl)ifd)e  tlOJannigfaltigfeif  ber  "iHu^brücfe  für  'Jlur  crflärf  fid)  alfo 
fciltt)cife  barau^,  'öa^  ftc  auf  bcn  ^Sejeic^nungen  bc^  *5)refcf)boben^  be= 
rul)cn,  tk  aui  ber  munbartlic^  t>crfd)iebenen  bäuerlichen  Sprache  ftammen. 

8.  Korridor  bebeutet  oon  Äau^  au^  jeben  ®ang  in  einem 
®chä\ibt,  bat)er  nid)t  nur  ben  @ang  in  einer  ^o^nung,  fonbern  auc^ 
in  öffentlichen  ©ebäubcn,  toie  9'^atl)äufern,  ^ranfcn^äufern,  9?iiniftcrien 
u.  bgl.,  bann  fpcjiell,  toie  oben  au^gefübrt,  bcn  meift  gangartigen  QSor^^ 
räum  einer  ^ot)nung,  ber  in  Berlin,  tt)cnn  hk  90öot)nung  nod)  einen 
ätoeitcn  @ang  bcfi^f,  at^  Vorderkorridor  oom  Hinterkorridor  unter= 
fcl)ieben  toirb.  ^ic  erfte  93ebcutung,  bk  an  ben  93egriff  '^lur'  grcnjt, 
iff  burc^  bie  (Sc^riftfpracbe,  bcr  Korridor  feit  bcm  17.  3al)unbert  an- 
gehört ^),  gemeinbeutfc^  getoorben.  3m  6inne  t>on  ^obnung^öorraum 
ift  t>a^  QSort  bagcgen  l)auptfäc^lic^  im  mittleren  ^eile  oon  9^orb= 
beut[d)lanb  üblicl)  nörblic^  bi^  l)erauf  nad)  Scblegioig,  füblicb  bi^ 
6ac^[en.  3m  Often  ipie  im  heften  iff  c^  toeniger  gebräuc^lict).  3n 
©anj.,  9^oftocf,  93rc^l.  fagf  man  bafür  Entree,  in  'xRoftod  a\xd)  Diele^ 
im  Neffen,  tok  mir  oben  fal)en,  Gang,  öftlic^  baöon  Vorplatz,  im 
Q3ogtlanb  Vorsaal,  in  ^^üringen  ift  Ern  ba^  ältere.  <S)ennoct)  toirb 
Korridor  für  ben  ^ol)nung^X)orraum  aucl)  au§crt)alb  be^  angegebenen 
©ebief^  ^ier  unb  ba  oermcnbcf,  in  93aben,  93apern  ('2lfcf)aff.,  '5)onau= 
n)5rtl),  '3}iüncf)en),  öcbmeig  (nic^t  im  Slfa§)  ufto.  3n  Sifenacb  l)aben 
nur  bie  neuen  Ääufer  Korridore,  bie  alten  Hauserne.  3n  'Söürf- 
temb.  iff  Korridor  ber  „oornebmcre"  '2lu^brucf. 

9.  ©a^  fransöfifc^e  Entree  (man  fagf  im  ©eutfc^en  immer 
ba^  Entree)   mirb  gelegentlich    tt)of)l    ^iemlicf)    überall   in  ©euffcblanb 

^)  3n  ber  SArifffpracfee  wirb  Flöz  ali  tecbnifcf)er  '21u6bruct  für  nu^- 
bare  @eftein^fcl^id)tcn  (Erz-,  Kohlenflöze)  oerroenbef:  bie  oermittetnbe  'Se- 
beutung  ift  Cogerboben. 

-)  Äluge  <2öb.  259  unb  QBciganb  <2Bb.  I  1125  t)abcn  nur  Q3elege  au« 
bcm  18.  3^-  "^Iber  fc^on  in  einer  oon  Sommcrfelb  9lrcb.  f.  ^uUurgefc^. 
Vin  (1910)  161  ff.  t)crau«gcgebenen  93cftf)retbung  einer  9?eifc  beö  'Jreifjcrrn 
@.  "J.  0.  ßulenburg  (au«  bcr  (Scgcnb  oon  9?aftcnburg)  nact)  öübitatien  üom 
3.  1663  finbct  fic^  (6.  178  f.)  Corritori  im  Spithal,  freilief)  oon  einem  ita= 
licnifc^en  CDcbäube. 


II 


208  S^tur 

t)on  ©cbilbcten  gebraucht'),  in  mancbcn  nocboftbcuffc^cn  orten  toic9'?oftod, 
<5)an5.,  93rc^l<iu  fc^ctnf  c^  aber  bic  gcn)5^nlic^c  ^Bcjcic^nung  bc^  €tn= 
trift^raume^  einer  ^oI)nung. 

10.  3tt)ifc^en  bcn  ©cbictcn  oon  Korridor  unb  Gang,  in  93rcmen, 
*2ßinfcn  unb  ©ötfingcn  in  Äannoocr,  9^orben  in  Oftfric^L,  93raunf(^tt>., 
Coburg,  'Julöa,  auc^  in  Sngolff.,  fagt  man  Vorplatz  für  ^orribor, 
in  '^ie^baben  auc^  Vorraum.  Sc|)rifffprac^lic^  erfc^cint  Vorplatz 
in  biefcm  Sinne  5.  93.  bei  'Soigt'^iebcric^^  ©reiöiertel  Sfunben  »or 
^ag  6.  82.  —  11.  Äauptfäd)lid)  miftelbeutfc^  unb  öffcrreic^ifcfc,  aber 
auc^  liolänbifc^  iff  ber  ^u^brucf  Vorzimmer,  ber  im  Sinne  eine^ 
QGÖarfejimmer^,  5.  ^.  cinc^  'Jürffen,  'SJ'iiniftcr^,  allgemein  ift,  für  ben 
(gintritteraum  einer  ^rioaftt)ol)nung  aber  ha  berechtigt  te>ar,  too  biefcr 
nict)t  ©ang-,  fonbern  Simmerform  l)afte^).  (?r  finbet  fic^  fo  in  "^c- 
ter^b.,  ®orpat,  3h)eibr.,  <S)armftabt,  Äof,  ^b^men  (Q93interb.,  et)ot., 
(?ger,  2txpa,  £eitmcr.,  9^eict)cnb.),  ^ieli^,  "^^roppau,  Sglau,  ölmü^, 
Qöien,  ©icbenb.  3n  ben  ^of)nung^inferaten  ber  QBicncr  Seitungen 
tpirb  ber  9'^aum  immer  Vorzimmer  genannt,  obmo^l  er  roie  in  93crlin 
meift  "Jorm  unb  (5inrid)!ung  eine^  ©angca:  \)aU  ®cr  ^^ame  ift  alfo 
au^  einer  Seit  geblieben,  mo  ber  9^aum  öfter  jimmerartig  toar.  — 
12.  3n  <3)re^ben  (h)ie  id)  ben  QOöo^nung^infcraten  ber  Seitungen  ent= 
ne^me)  unb  im  Q3ogtlanbe  \)d^t  er  Vors  aal,  in  ^Sojcn  Saal  ober 
Salettl,  le^tere^  oon  ital.  saletta  flcincr  Saal;  l)icr  })at  ber  93or- 
räum  in  ber  '^at  einen  faal»  ober  jimmerartigen  G^arafter.  '2lu(^  im 
nörbli(^cn  öft.^Sd^lefien  (Sauernig,  ^Beibenau,  Sudm.)  fagt  man  Saal 
ober  Gang  für  ben  QOSo^nung^raum  unb  \iatt  im  Flm^  einfach  im 
Haus,  toaß  mir  auc^  für  bic  Umgcgenb  »on  Sci^  berichtet  tt>irb. 

9)?el)r  munbartlic^en  ß^l^arafter  ^at  fc^toäb.  Bühne  unb  Laube 
„bie  obere  Äau^flur"  ^ifc^er  ^b.  I  1527.  II  150,  toä^rcnb  bie 
untere  fd)h)äb.  Tenne  t)ei§t.  ilmgcfet)rt  ift  bie  ^Benennung  nac^  i?crcr 
5?ärnt.  ^b.  173  in  Kärnten:  t)ier  ^ei§t  ber  untere  Äau^fiur  Läb'n^, 
ber  obere  Tenne  m.  Labe  '"^Iwt'  (<  Laube)  n)irb  mir  aud)  au^ 
93rune(i  bejeugt;  ogl.  Sdjöpf  3b.  356  (Läba  in  ^aftelrut^).  Laube 
in  bcmfelben  Sinne  in  ßujcrn,  Sc^tt)t)5,  St.  ©allen,  Süric^  nac^  Nobler 


0  3n  ölbcnburg  fpric^t  man  Enti(5e  mit  bentalem  9iafal,  nicbt  mit 
^^afaloofal  ober  mit  gutturalem  9iafal,  bcm  gcn:>öbnUd)en  bcutfcbcn  ^rfa^ 
bc^  franjöfif^cn  9^afatüofal«. 

')  dlaii}  ^opott)itfc^  Voc.  Austr.  II  fol.  193  R  ^tc§  ju  feiner  Seit  ber 
<32ßobnung^t)orraum  unb  ber  "^ylur  in  (9iieber')öfterrcicb  Vorhaus  unb,  wenn 
er  äimmcrortig  roar,  Vorgemach  Vorzimmer  Vorsaal. 


^tur 


209 


steine  Schriften  221  f.')  9?act)5ufragcn  ift  ferner  noc^,  ba^  bem  bcrlin. 
Treppenflur  '©efamt^eit  bcr  treppen  mit  i^ren  ^bfä^en'  in 'SBien 
Stiegenhaus,  im  ®zh\tt  oon  Treppe  au6)  Treppenhaus  (5.93.  in 
93}infen)  enff priest,  ^ür  hai  norb=  unb  mittelbeutfc^e  Torweg  ^Uxx, 
infofern  er  öon  QQöagen  befal)ren  toirb,  bai  ^opotoitfd)  Voc.  Austr.  11 
fol.  193  R  ali  fäc^fifc^  beäeicf)nef,  toirb  nac^  i^m  in  öfterreid)  Ein- 
fahrt gefagt.  dxü  in  feinem  '2IIt='2öiener  Q'^oman  ®ie  Scufe  öom 
blauen  ©ugucf^^au^  94  fd)reibt  Torfahrt,  toa^  fonff  in  QSJicn  unbe= 
faunf  ift.  Äeute  toirb  in  QCßien  jeber  ioau^flur,  aucf)  ber  fc^male  gar» 
nic^f  für  Qöagen  eingerirf)fete,  toie  er  in  ben  mobernen  Säufern  ^uftg 
ift.  Einfahrt  genannt;  boc^  unferf (Reiben  bk  ^rc^iteften  ätt)ifc()en  Ein- 
gang für  <5u^gänger  unb  Einfahrt  für  QGßagen  unb  ^u§gänger.  ®ie 
ältere  niebcr5fterreic^ifd)e  ^Sejeid^nung  f4)eint  aber  nac^  "^opotoitfc^ 
(f.  oben  unter  4.  6.  206)  Vorhaus  getoefen  ju  fein. 

®ie  fotgenbe  Überfielt  ttjirb  eine   beutlic^ere  QSorftcUung  oon  ber 
gcograpi)if(^en    '3ERannigfaltigfeit    ber    ^Sejeic^nungen    öon    '^luv   unb 
^orribor  geben.    ®ie  ^Verbreitung  ift  nur  burc|>  93eifpiele  angebeutet; 
ba^  ©cnauere  ift  im  QSorfte^enben  mitgeteilt. 
93crlin,  ^bnig^b.,  | 


Äatle,   ßcipjig, 

Hausflur,  Flur 

Korridor 

SD^einingen  ufto. 

gRiga 

Vorhaus 

Korridor 

©anjig,  ^re^Iau 

Flur 

Entree 

^icl,  93remen 

Diele 

Korridor 

93raunfc^n>eig 

Flur 

Vorplatz 

ßifenac^ 

Hausehrn,  -flur 

Hausehrn,  Korrijior 

Coburg 

Hausplatz 

Vorplatz 

^infen 

Treppenhaus 

Vorplatz 

(ffen« 

Vorhaus,  Flur 

Vorhaus,  Flur 

Ä5ln,  <33onn 

Hausgang 

Korridor 

%\ilba 

Hausgang 

Vorplatz 

<5ranff.,  ^aifer^l. 

Hausgang 

Korridor 

Äeibelb.,  ^reiburg  Hausgang 

(Haus-)Gang 

'3Göürttembcrg 

(Haus-)Ehm,  Gang 

(Haus-)Elirn,  Gang 
(Korridor) 

2lfc^affenburg 

Flur 

Korridor 

9^ürnberg 

Haustenne 

Gang 

^)  "©ie  93crfc^icben^cit  oon  fc^wöb.  unb  fteir.  Laube  ^at  fcbon  ^opo- 
i)itf(^  AJfLnia  significatione  fol.  2  beobachtet. 


210 

giur  —  fügten 

9^cumarlt 

Hausflötz,  -gang 

Gang 

Sngolftabt 

Hausgang 

Vorplatz 

'SCflünc^cn 

Hausgang,  (-flur) 

Gang  (Korridor) 

<23crn 

Vestibül 

Gang,  Korridor 

et  ©aUcn 

Hausgang 

Laube,  Gang 

Snnöbrudf, 

"SOZcran 

Hausgang 

Gang 

ealjburg. 

Vorhaus 

Gang 

QEBicn 

Einfahrt,  (Haus-)Gang 

Vorzimmer 

3naim 

Vorhaus,  Hausflur 

Gang 

Ölmü^ 

Hausflur 

Vorzimmer 

(Sger,  2dpa, 

/33icl., 

\  Vorhaus 

Vorzimmer. 

^roppau 


füllen 

})at  jipci  93cbcutungcn  1.  taffen,  prüfcnb  berühren.  2.  cm)?finbcn. 
^ie  fc^on  im  ®99öb.  IV  1,  1  6p.  406  aulcinanbcrgefc^t  ift,  tft 
bicfc^  "^Jcrbum  bcm  6übbcuffc^en  frcmb  unb  nur  im  9^ocb=  unb  '^O^ittel-- 
beutf(^cn  t)cimtfc^:  mnb.  volen,  nnb.  fölen  (®anncil  QBb.  58),  in 
©öttingen  foilen  (6c^ambac|)  ^h.  274),  offfricf.  fölen  (^oornfaat 
'Job.  I  532),  nbl.  voelen,  mb.  fülen.  3m  6übbcutfci^en  \)at  iiai 
•JJcrbum  in  ber  1.  93ebeutung  'taftcn'  au^cr  bcm  gcmeinbcutfc^cn  unb 
fd)nfffpra(^lic|>en  tasten  fclbft  fein  genaue^  6t)nonpm.  ©cnn  greifen, 
ha^  ©(^melier  95ßb.  I  710  aU  bat)r.  6t)non^m  oon  fühlen  nennt*), 
ift  oiclme^r  gleii^bebeufenb  mit  norbbeuffc^em  fassen,  e^  fet)lt  i^m  ber 
93egrtff  bc^  taffcnben  ^rüfen^  ober  6u(^cn^,  ber  in  fühlen  ffecft. 
Er  fühlte  nach  seinem  Revolver  iff  für  bcn  9'^orbbeutfc^en  nod) 
tttvai  anbcrc^  ali  er  griff  ober  faßte  nach  seinem  R.  ^c^^alb 
ift  ber  ärjtlicbe  Qlu^brud  den  Puls  fühlen  »on  ben  6übbeutfd)cu 
einfach  entlehnt  toorbcn.  QJgl.  <5ifc^er  6c^toäb.  ^b.  11  1821.  '=ßltu 
finger  Q03b.  28.  fühlen  im  Sinne  »on  'anfüt)len,  bcfaften'  fommt  tu 
Cot^ringen  (^oUmann  9Sb.  159)  unb  na4)  bem  (gif.  g3}b.  II  936 
au(^  im  (glfa§  oor,  narf)  meinem  @ctt)ä^r^mann  im  Unter --(flfa^.  Im 
Ober=(?Ifa§  greifen. 

3n  ber  2.  Q3cbcutung  'empfinben'  entfpric^t  im  6übbcut[d)cn 
spüren,  ha^  iWax  a\x6)  in  9^orbbeutfc^lonb  befannt,  aber  boc^  viel 
feltener   ift.      (Sine  fc^arfc  ©renje  jtoifc^en   bcm  ®ebiet   non   fühlen 


^)  "SKan  fagt  in  Öftcrr.  auc^  sich  angreifen   für  sich  anfühlen,   j.  ^. 
etwas  greift  (fühlt)  sich  warm  an. 


fü|)lcn  —  "Ju^rtnann  —  ^u^bonf  211 

unb  spüren  lä§t  ft^  nic^t  tt)ot)l  angeben,  ^cnn  einerfeif^  toirb  eben 
spüren,  tocnn  auä)  fcUencr,  felbft  im  nörblic^ften  '2)eutfc|>lanb  (5. 93. 
^^önig^bcrg,  ßübccf)  gebraucht,  bcfonber^  in  bcr  '^Benbung  einen 
Schmerz  spüren,  ^nbcrcrfcif^  ift  fühlen  a\i6)  in  bie  Sprache  füb= 
beutfd)cr  6c^nftfteIIer  unb  bcr  gcbilbetcn  Greife  überhaupt  eingebrungen. 
60  fagt  man  in  QBürttcmberg  er  fühlt  sich  zurückgesetzt,  aber 
er  spürt  Schmerzen,  ^er  familiären,  ooIf^tümIi(^en  Sprache  ift 
aber  fühlen  fremb  im  €lfa§,  '^Saben,  Württemberg  (ogl.  ^if(^er  Wb. 
II  1821),  kapern  (6d)meUer  Wb.  I  710),  Öfterrcic^  unb  6d)tt>ci5. 
9^ac^  9ÜReifinger,  Wb.  28  fagt  man  in  QRappenau  im  nbrblic^en  93aben 
fühlen  (fiile)  in  ber  Qöenbung  sich  fühlen  unb  in  bem  6pric^toorf 
wer  nicht  hören  will,  muß  fühlen,  fonft  spüren.  Fühlen  in 
bemfclben  Spric^toort,  fonft  spüren  bezeugt  ßenj  9[öb.  24  für  Äanb= 
fAu^^^eim.  'iftad)  Äenc^  Dial.  de  Golmar  155  fagt  man  in  ^olmar 
kspire,  aber  kfil.  ^ür  bie  lot^ringifc^e  9??unbart  giebt  ^oUmann 
Wb.  159  fihle^  an  mit  einem  93eifpiel  für  sich  fühlen.  3m  Äeffi^ 
fc^cn  Qt))'6it  ©armftabt,  *5ulba  nac^  ben  mir  getoorbenen  "^lu^fünftcn 
ju  urteilen,  met)r  jum  ©ebiet  oon  spüren,  3n  ber  lufcmburgifd)en 
<3}Zunbart  htUnttt  fillen  nac^  bem  <2öb.  b.  lur.  'SJi.  108  fül)Ien,  »er- 
fpürcn,  toften. 

•Ju^rmann   f.  Kutscher. 

niebrige^  93änf4)en  für  bie  "Jü^e  *).  3n  bcr  ^b.  Umgangöfprac^e 
fonfurrirt  mit  Fußbank  nur  noc^  Fußschemel,  fur^  Schemel.  Fuß- 
bank ift  norbbeutfc^,  Ictjtere^  mittel--  unb  fübbcutfd).  ^U  '^Bcseirf)- 
nung  cinc^  einfachen  oft  brcibeinigen  6effel^  o^ne  £ei)ne,  tt)ic  i^n 
namentlich  bie  6(^ufter  unb  anbcrc  ioanbtoerfer  bcnu^cn,  fommt  Schemel 
aucf)  im  ®thkt  oon  Fußbank  vor.  dagegen  ift  Schemel  al^  93änf» 
c^en  für  bie  ^ü^z  5. 93.  in  93crlin  burc^au^  unüblid),  unb  ^Icin 
^roö.-Wb.  I  38  bemerfte  fc^on  im  3.  1792  oon  ^anjig,  ba^  bort 
Fußbank,  aber  nie  Schemel  gebraucht  tt)erbe. 

®a^  ©ebiet  oon  Fußbank  umfaßt  ba^  nörblic|)e  ©eutfc^lanb  mit 
^u^na^mc  einiger  norböftlic^er  orte,  tt)0  Schemel  teil§  allein,  teil^ 
neben    Fußbank   gebraucht   toirb:    ^orpat,    9{\Qa,    9\ofto(f,    iDofelbff 

^)  3n  ©öttingen  war  Fußbank  früher  auc^  ta§  auöfc^lie§lic^c  QCßort 
für  '^rottoir';  t>gl.  franj.  banquet. 

14* 


212  gufebanf 

Schemel  t>ai  gcpolffctfc,  Fußbank  t)a^  t)öläcntc  93äufc^cn  bcjcic^ncf, 
6c^tpcrin.  3n  £übcrf  Schemel,  „aud)  Fotbank"  (6c^umann  '2öortfc^. 
t).  ßübecf  17).  3n  6d)lc0tpig  ift  Fußbank  tocntg  gebräuchlich,  \)kx 
unb  in  ^icl  Schemel;  bän.  Skammel  unb  Fodbaenk.  3n'^tcu§cn^) 
unb  ^ommcrn  Fußbank.  6üblic^  gct)t  bicfc^  'Jßort  big  "^rcu^.^ 
6c^Icficn,  6ac^fcn,  9^otbböt)mcn:  in  Q'^cic^cnbcrg  Bankel,  toofür  jc^t 
Schemel  einbringt,  in  ßeipa  Fußbank,  in  ßcitmeri^,  (?ger  unb  in 
öft.=S(^Iefien  Schemel,  '^üv  ^^üringen  unb  Äeffen  werben  mir  bcibe 
^u^brüdc  angegeben,  für  6onbcr6l)aufen,  9Q3eimar,  'SJ^einingen  nur 
Fußbank,  für  Coburg  Schemel,  für  'Julba,  93Zarburg  bai  erffcre, 
für  ®5lt.,  Gaffel,  6iegen,  ^k^h.,  <5ranff.,  9}iainä,  ©armft.  bai  itodtt. 
®oc^  fommt  Fußbank  neben  Schemel  no(^  Weiter  füblic^  in  Äof, 
93amberg,  '2lfci)affenb.,  in  ber  Q^^cinprooins  big  ^ricr  (Fußbänkchen) 
unb  Saarbrücfen  t>or.  ^uc^  in  Cinj  Fußbankerl  neben  häufigerem 
Fußschemel.  6onff  toirb  in  ganj  6übbeutfc^Ianb,  ©c^toeij  unb 
öftcrreic^  Schemel  (munbarfl.  in  oft.  Schamerl)  gebraucht. 

Fußschemel,  a\)b.  fuo^scamil  9'^otfer,  altfäc^f.  fötskamel,  m^b. 
jfuo^schemel,  nbl.  voetschabel  ift  ber  ältere  '2lugbru(f.  Fußbank 
ift  feit  1505  belegt  (®9Q3b.  IV  1,  1,  1014),  toirb  aber  im  18.3a^r- 
^unbert  in  9^orbbeutfc^lanb  fc^on  aU  bai  QBorf  ber  „anffänbigeren 
Gprec^art"  bejeic^net*).  (?g  ^at  jtoei  munbarflic^e  6t)nonpme  neben 
fic^,  im  gf^orbcn,  in  Öff=  unb  ^cft-<^reu^en '),  ber  9D^arf,  (Söttingen  *) 
Hutsche,  in  6ac^fen,  ^l)üringen ^),  ^Itmarf*)  Hütsche,  im  Q3ogt* 
lanb')  Hitsche  unb  in  Oft-  unb  '2ßeft='^reu§en,  *^ommern  unb  ber 
9^ieberlauft^ ')  Rutsche,  in  6c^leften  ®)  (auc^  in  Oft--  unb  90ßeft-*^reu§en) 
Rutsche,  Ritsche  t>on  ben  Q3crbcn  hutschen,  rutschen  'ftc^  auf  bcm 
93oben  fortfc^iebcn'. 


^)  3n  ^rcu^cn  Fußschemel  =  5:ritt  am  OBcbflu^l:  ^rifd^bicr  9Bb.  1 212. 

2)  Qlbclung  <2Bb.  H  374.    Ärüni%  Öecon.  €nc.  15  (1778),  565. 

»)  ^rifcbbier  <3Bb.  I  308. 

*)  öc^ambac^  qöb.  90. 

')  öcrtel  5^ür.  125. 

«)  ©anncil  <2Bb.  88  Hütsch. 

')  ©erbet  ®romm.  6.  70.  Cang  3-  f.  b.  901  EX  14.  (S)ai  <S)<2Bb.  IV 
2,  1993  gibt  ba«  bftlicbe  «aj^ittcl-  unb  9?orbbcutfc^lanb  ali  (Scbiet  oon 
Hitsche  on  (ob  mit  9Rcc^t?). 

•)  g^rifc^bicr  <2Bb.  n  240. 

»)  QBcin^olb  93citr.  79. 


©änfcflcin  213 


@änfe!lein 

bic  ficincn  Seile  ber  gcf4)Iac^teten  @an^,  JJlaQcn,  Äcrj,  .^opf, 
S^alß,  Flügel,  'Jü^e  (bk  £eber  toirb  gciDÖ^nlic^  für  fic^  jubcrcitet), 
bic  äufammcn  gelocht  ju  tocrben  pfiegen.  3n  ©egenben,  too  ©änfc 
feiten  finb,  wie  ber  Sc^iDcij,  auc^  in  ^ornbirn,  ^efel,  fe^It  ein  bobcn^^ 
ftänbiger  '2lu^brucf.  1.  Gänseklein  ift  in  3'Jorb--  unb  ^ÜJZittelbeutfc^- 
lanb  (mit  '2IuJSna^mc  ber  fränfif^en  unb  ^efllfd)cn  ©egenben,  bic  Gänse- 
pfeffer gebrauchen)  üblic^  'i,  aud)  noc^  in  'Slfc^affcnb.,  .^aifcrjlautem, 
Äarl^ruljc  ^) ;  in  (Sger  Gansklein.  211^  ^ennebergifc^  buc^t  ^opo^ 
mitfc^  ^Serfuc^  (1780)  148  Kleines  von  der  Gans.  3n  Sac^fen 
erfd)eint  alß  ältere  ^orm  Gänsekleint,  fo  im  ^Cienu  ^uguff§  be^ 
6farfcn  oon  1730  '2lr6.  f.  ^'ulturgefd).  VI  212  Gänsekleint  en 
fricassee.  htx  ^opoipitfc^  a.a.O.  147  al^  oberfäc^ftfc^.  -kleinlaut 
m^b.  kleinöt,  n^b.  Kleinod,  tai  noc^  im  18.  3a^rl)unbcrt  ^ü§e, 
Äopf,  ^albaunen  unb  ®efd)lingc  be^  Sc^lac^tfiere^  beseicfenet  C^lbelung 
QCßb.  n  1622);  Gänsekleinod  hei  ioepna^  QSerfuc^  cinel  fpnonpm. 
^b.  n  1  (1798),  204. 

2.  3n  ßiolanb,  OftpreuBcn  Gänsegekröse,  tt)0  Gekröse  nic^t 
nur  toic  beim  $^alb  bie  c§baren  (fingcioeibe  bebeufet,  fonbern  auc^ 
^opf,  Flügel,  ^üße  cinfc^lic§t.  5.  "2ibelung  ^b.  II  520.  t^rifc^-- 
bier  ^b.  I  224.  <23gl.  2lrt.  Geschlinge  6.  217.  ^opotoitfc^  Q5erfuc^ 
147  f.  oeräcic^net  noc^  Gänsekrös  au^Äilbc^^cim,  Sc^toaben,  Gosekröse 
au^  '^Sremen. 

3.  3n  iRiga  Kidding,  ta§  aui  Ictt.  kidas,  füsu  kidini  '®änfc= 
gcfröfe'  ftammt. 

4.  3n  Siegburg  unb  ^orfmunb  Gänseragout. 

5.  3n  "Sanjig  Gänsegeschnirr,  Geschnirrsuppe ,  aber  in 
bcn  bortigcn  ©aft^äufcrn  Gänseklein  unb  nur  bicfe*  in  0euffc^-- 
^rone;  in  93icli§  Geschnerr  (oon  allem  ©cflügel).  Q3gl.  ^rifd)-- 
bicr  QBb.  I  230.  ^cin^olb  ^eitr.  87.  ®a^  ^ort  fommt  aupcr  in 
"^rcu^cn  unb  Sc^lcfien  munbartlic^  noc^  im  Jbenncbergifd)en,  ibeffifc^en 
unb  9Ru^laifd)cn  Dor  (^^b.  IV  1,  2,  3949  u.  Geschnarre). 

')  Äe^na^  93erfucb  eine«  fpnonpm.  Ißb.U  1,  204  (1798):  „©änfencin 
(bei  einigen  93erUnern  aui  •fftx%bva\iä:^  Gänseklee)".  Gänseklee,  tai  JJlüüet- 
^raureut^  <2ßb.  379  auc^  für  3»icfau  (3-  f.  ^b.  ~m,  TL  48)  belegt,  fte^t 
tote  Sntftellung  eine*  munbartlicben  Jäneeklen  ans. 

*j  *2ine  anbercn  bobifc^en  Stätte  ^abcn  bie  ^rogc  unbeanttoortet 
gelaffen. 


I 


2 1 4  ©änfcftcin 

6.  Gänsepfeffer  in  9}^cintngcn '),  Coburg,  'dnlba,  Harburg, 
©artnft,  Ganspfeffer  in  '2Ifcbaffcnburg,  Stocibrücfcn,  '^ßürttembcrg. 
9'Zbb.  Gosepepper  im  9^icbercic^^felbifd)cn  "^opotoitfc^  93crfuc^  148. 
*3DZif  Pfeffer  bejeic^nefe  man  eine  mit  Pfeffer,  Sngtocr,  9^clfcn  ob.  bgl. 
gctpür^fc,  oft  auc^  mit  93lut  öcrmifc^tc  Sauce  ^.  <5)a^cr  [agt  man  in 
Coburg  für  Gänsepfeffer  aud)  Gänseschwarz'). 

7.  3n  Kempten  Gansgeschnader,  oercinjelt  aucfe  in  '2Bürf- 
tcmb.  Gänsegeschnader.  93gl.  *5if<^cr  '^öb.  III  55  Gansgeschnader, 
-geschnuder,  -geschnatter ;  fc^lcf.  norbbö^m.  Geschnäter  hai  c§= 
bare  (fingetoeibe,  bat)r.  oft.  Geschnattel  ®^b.  IV  1,  2,  3951  unter 
Geschneitel. 

8.  Gansgeschlächt  in  "^Bürttemberg,  too  au§erbem  noc^ 
Ganspfeffer,  Gansgereusch ,  fcitener  Gansgeschnader  gebraucht 
hjerben  (<5if(^er  a.  a.  O.).  Geschlächte,  a^b.  ingislahti,  fc^toeij. 
Ingschlächt  ift  i)a§  ©ngetoeibe  gefc^lac^tcter  ^iere  (<S)^b. IV  1, 2, 3900). 

9.  3n  93apern  (au§er  ^fc^affenb.,  rvo  Ganspfeffer,  unb  Kempten, 
too  Gansgeschnader  gcbrau(^t  tt)irb)  Gansjung,  in  ^n^bac^  and) 
Gänsjung,  in  ^irol  Gansjung  (xDReran,  ^i^bü^el),  Gansjunges 
(QSoratlbcrg),  Junge  Gans*)  (Snn^br.),  in  Ober5fterr.  das  Junge 
von  der  Gans^)  ober  vom  Gansl,  in  Salzburg  Gansjunges,  ebenfo 
ober  Gansljunges  in  9^ieberöfterr.;  in  ^ä^ren  Junges  von 
der  Gans  ober  vom  Gansl,  in  93öi)men  Junge  Gans*).  3c^  fenne 
für  biefe  merftoürbige  93enennung  feine  (frflärung.  QSielleic^t  berut)t 
fie  auf  falfc^cr  Überfe^ung  oon  Gänseklein  (ogl.  frj.  petite-oie!),  inbem 
'flein'  alß  'jung'  öerftanben  tourbe.  0oc^  erfc^cint  auct)  fonft  jutoeilen 
jung  aU  Spnonom  oon  klein,  nämlic^  in  obcrfäcbf.  Jungemagd  = 
norbbeutfcf)  Kleinmädchen  (oben  6.  177),  in  verjüngtem  Maßstabe 

^)  Gänspfeffer  <B>pk%  Äenneberg.  3b.  69. 

-)  (55  fommcn  auc^  aubere  Subereitungen  oor:  mit  QBcin  unb  ^rot 
fioforbn.  b.  ^faljgr.  Ottt)einric^  1526  ®Ä®.  II  2,  171;  mit  €fftg,  Swtebcl, 
Suder,  3immt,  aber  o^ne  Pfeffer  QBiener  Äocbbucb  o.  1708  S.  68 f. 

^)  93gt.  Ärüni^  Oecon.  (gnc^cl.  16  (^Scrlin  1779)  6.  59.  3m  ©egen- 
fa^  ju  Gänseschwarz  oftfrief.  Goseschwart  (©oornfaat  QGßb.  I  668)  fte^t  ber 
"Slugbrurf  Weißsauer  in  QSerlin,  in  Sc^le^wig  Gänsesauer,  oftfrief.  GOse- 
witt  (b.  i.  ©änferoei^),  gefocbte  '5eile  ber  ©anö  mit  ßfjig  gcföucrt,  bie  tatt 
gegeffen  werben. 

*)  «^opowitfc^  gScrfucb  (1780)  148. 

")  6o  fc^on  bei  Tiicotai  9?eife  V  «Bcplage  6.  101  (1785). 

•)  -na<i)  ber  ©änfelogia  oon  1690  (gj^üUer-^raureutb  QBb.  1 379)  nannten 
aud)  bie  SDici^ner  feiner  Seit  Äopf,  Sinli,  Flügel,  '^ü%t  ber  ®ani  eine 
junge  Gans. 


©änfeflein  —  (Sarbine  215 

=  in  verkleinertem  M..  sich  verjüngen  =  fd)malcr  toerbcn  aii 
arc^ifcftonifc^ct  "Slugbrucf. 

10.  3n  Q3ölfcrmarft  Ganseingemachtes.  Einmachen  bc= 
beutet  \)kx  'in  6tücfc  gcfc^nittcne^  '^Ictfc^  in  einer  mit  ^ct)I  feimig 
gemachten  Sauce  foc^en".  Eingemachtes  Kalbfleisch  ift  in  öfter= 
rcic^  '^alb^frifaffcc". 

Q3om  Äafen  ^ei§cn  bicfelbcn  5cile  in  Berlin  Hasenklein 
(früher  Hasenkleint  ^opotoitfc^  93crfud)  190),  in  Öfterreic^  junger 
Has,  in  Gc^toaben,  ^ran!cn,  (Sac^fen  nad)  ^opotoitfc^  (1780)  Hasen- 
pfeffer, in  ^ürjburg  unb  xJ^ürnberg  Fürhäs  b.  i.  Q3or^afc  (^opo* 
tpitfc^  a.  a.  O.  ©^b.  IV  2,  541). 

©arbine 

"Jenfterbc^ang,  oft  stoeifcilig  auß  tt)ei§cm,  feltcncr  farbigem  burcfofid)=' 
tigem  Stoff  (5;üü,  xD^uU  ob.  bgl.).  *21uc^  93ettDor^ang,  fofem  er  au^ 
bemfelben  6toff  bcfte^t,  boc^  finb  folcbe  meinet  ^iffcn^  je^t  toenig 
üblic^  in  ©eutfc^Ianb.  3ft  bcr  ^c{)ang  au^  bicfcrem  unburc^ficbtigem 
Stoff,  toie  namentlid)  auc^  ber  Q3ori)ang  an  einer  5;ür,  im  5:t)cater 
ufto.,  fo  ^ci§t  er  in  Berlin  nic^t  Gardine,  fonbern  Vorhang.  Gai'- 
dine  ift  norbbeutfc^;  im  Sübcn  entfpricbt  Vorhang,  ba^  aud)  oon 
S(^riftfteIIern  fübbcutfd)er  Äerfunft  Dcrtocnbct  toirb,  5. 13.  ©reinj,  "Silier^ 
feelen  (^^iroler  9\oman  1910)  S.  61:  An  den  Fenstern  ...  weiße 
gestärkte  Vorhänge.  (5in  gcograp{)ifcber  Hntcrfc^ieb  ber  ^egcic^nung 
beftct)t  alfo  nur  für  bic  (meinen)  burd)fid)ttgen  93e^änge. 

'5)ie  füblid)c  ©renjc  oon  Gardine  becff  ft«^  im  Oftcn  mit  bcr 
bfterrcic^ifc^en  ©renje:  nur  fommf  in  ^ieli^  unb  Sauemig  auc^  noc^ 
Gardine  oor,  aber  in  'SBb^men  nur  Vorhang,  ^ai  fäcbftfc^c  Q3ogt= 
lanb  liegt  in  bcr  ©rcnjjone:  ^arfneufirc^en  [)at  mir  Gardine,  aber 
Cengenfclb  unb  Slftcrbcrg  nur  Vorhang  angegeben.  '2)ann  läuft  bk 
©renje  im  füblid)en  ^l)üringen  norblocftlic^  an  ^einingcn  oorbci,  baß 
jum  Q3ort)ang-@cbiet  gehört,  tociter  jtoifc^en  ©öttingen  unb  Gaffel: 
in  Äcffen^)  (Gaffel,  "SJ^arburg,  ^ulba,  '5)armftabt)  unb  im  füblic^ften 
'^öeftfalcn  (Siegen)  toirb  fc^on  Vorhang  gcfagt,  im  übrigen  ^eftfalen 
Gardine,  '^ai  9Rf)einlanb  gehört  hiß  ^ricr  unb  ^ie^baben  jum 
(?arbincn--@ebiet.  3n  Saarbrücfen,  '5ran!furt,  ^i}Jain5  fc^on  Vorhang. 
®ie^  ift  füblic^  ber  ©rcngc  oon  Gardine  ber  einjige  t)b.  '2Iu^brucf. 
3n  £uremb.  Karteng  (^b.  213)  unb  Rideau  (361),  in  ßot^ringcn 


^)  Vorhang  in  €fc^cnrob  (Ober-öcffen)  3-  f.  ^b.  3K.  V  246. 


216  ©arbine  —  ©erber  —  ©efi^linge 

Rideau  (^oürnann  QQöb.  413).  3m  eifa§  munbartlic^  noc^  3.  bffc^. 
6prac^oer.  17,  286  Fenstertüchel  (&l  QBb.  II  648)  unb  Um- 
hängel  (I  352)^).  . 

®ic  *33cfd)rän{ung  oon  Gardine  auf  bcn  größten  ^cil  ber  9^^ein-- 
prooinj  unb  bai  nbrblic^c  ©eutfc^lanb  crflärt  fic^  aü§  bec  mcbcrlän= 
bifc^en  iocrfunff  ht€  QOßorfc^.  Q.i  tvitt  am  9^ieberr^cm  um  1477  unb 
1495  in  ber  '^otm  gardyn  auf,  bie  auf  mnbl.  gordyne  jurüdge^t. 
9SgL  ®93}b.  IV  1,  1  ep.  1344.  QBeiganb  90öb.'  I  i622.  ®a§  lat. 
cortina  **23or^ang'  (frj.  courtine)  ju  ©runbe  liegt,  tou^fe  jci)on  Äc^ 
nifc^  ^.  6pr.  1357  unb  ido^I  auc^  biz  früheren  £erifograp^cn,  bie 
gardyn  mit  cortina  toiebergeben.  <2)ec  Übergang  »on  cort-  in  gard- 
ipirb  im  ©QCßb.  aug  '2lnlc^nung  an  frg.  garde  garder  erflärt.  ®ie 
älteren  beutf^en  ^u^brüdEe  toarcn  Furhang,  Unibhang,  Decktuch. 
QSgl.  Voc.  incip.  theut.  ante  lat.  Decktuch  velarium  est  velamen 
super  lectum,  vulgariter  furhang. 

@ebäc!  [.  Brod. 

gc()Cn   f.  Aufwartefrau. 

@crber 

ßeberbearbeiter:  bafür  in  öfterr.  unb  fteßenlpeife  auc^  in  0üb= 
beutfc^l.  (9^aftatt,  '5)onautt)ört^)  Lederer  =  m^b.  lederaere").  3n 
QOBien  lieft  man  auc^  noc^  Huterer  für  Hutmacher,  boc^  ift  biefe 
93e5eic^nung  oeraltet;  fie  toirb  mir  noc^  für  GiQi,  ^lagcnf.,  93öllerm., 
®münb,  9}?äl^r.-9'Zeuftabt,  Qßinterb.,  ßaljb.,  5imberg  angegeben.  9^oc^ 
fe^r  üblich  ift  oft.  Lebzelter  =  £ebfuc^enbäcfer. 

©Cric^t  f.  Speise. 

@ejd)Unge 

£unge  unb  Äerj  \>ti  6c^lac^ttiere^,  namentlich  be^  ^albe^,  Don 
bem   beibe  ^eile  jufammen   oerfauft   unb  gc^arft  mit  einer  Sauce  ju^ 

')  QSgl.  tot^r.  Umhang  93ettt)or^>ong,  ^oUmann,  <3Bb.  519.  6(^tt>ci8. 
Sb.  n  1440  (^Selcg  oom  3.  1659).  Gardinen  oder  Umbhangs  Messen  bei 
Sincgref  1693  (Qöciganb  qßb.»  I  622). 

*)  3n  95o9em  früher  allgemein  üblich :  im  0tabtbuc^  oon  ^Sapreutb 
t)on  1464  (Queflen  j.  ©efc^.  b.  6tabt  ^opreut^  S.  31)  ledrer;  ^eut|:^-Iat. 
<2ßb.  oon  ?nümberg  1733  6.  110  Lederer.  ®gl.  in  <2Bien  1458:  QueUen  j. 
©ef^.  b.  Stabt  QBien  n  3  9^t.  3776. 


©efc^Unge  217 

bereitet  »erben  unb  ba^er  eine^  sufammcnfaffenben  9^amen^  bebürfcn. 
®ie  £eber  tft  in  'Berlin  nid)t  in  ta^  ©efc^linge  eingefc^loffcn  ^).  <5)ic 
6pcife  ^et§t  bafclbft  Lungenhache.  9^ic^t  überall  bcftci)t  ein  folc^cr 
jufammcnfaffenber  *2lu^brucf  mit  Geschlinge,  fonbcrn  man  iaqt  ein= 
fac^  Lunge  und  Herz  j.  ^.  in  ^Irn^walbe,  ^refelb,  ^DZünc^en,  'Slug^b., 
*3}iä^r.=9^euftabt.  —  1.  Geschlinge  ift  ^auptfäc^lic^  in  9'Jorb--  unb 
SOZittelbeutfc^lanb  verbreitet:  Oft*  unb  ^eft--^reu§en,  ^ofcn,  J!flad, 
6c^toerin,  ßeer^j,  6ac^fen  (£eipj.,  Bauten,  2engenf.,  (Slfterb.,  -Dlaxintvit), 
'2lnl)alt,  Äalberft.,  (fi^lcben;  ferner  in  923ürttcmberg,  Äof  (Geschling). 
3n  Qi^eic^enberg  Geschlinge  no(^  bei  ber  über  40  Sa^ce  alten  ®enc= 
ration,  fonft  Bäuschl.  3n  Snn^brucf  unb  Bojen  Geschhngl.  ^te 
ältere  ^otm  Geschlinke  ftnbet  [tc^  noc|)  in  Gai^fen,  '^In^alt,  935^m.- 
£eipa,  nac^  ^Ibrec^t  ßeipj.  9üR.  122  auc^  in  "^ofen,  Äenneberg,  Ge- 
schlünckel  Sc^meller  ^apr.  ^b.  II  529,  toirb  aber  al^  munbartlic^ 
ober  Dulgär  empfunben.  3n  älterer  Seit  toirb  fie  auc^  gefc^rieben  *) :  je^f 
fte^t  manjba^  QCßort  übert)aupt  feiten  gebrucft  unb  bann  al^  Geschlinge*). 
Geschlinke  Geschlünke  ift  t)ai  ^oüeftio  ju  Schlunk  ^  Schlund : 
„ber  6c^(unb  l)anget  auc^  baran,  toirb  aber  nur  oon  armen  £euten 
barunter  gefc^nitten",  fagt  ^opotoitfd)  QSerfuc^  153.  Geschlinge  be* 
ru^t  auf  "Slnle^nung  an  Schlinge. 

2.  '^it  Geschlinge  tocc^felt  in  ©eutfcblanb  Gekröse  ob.  Äep* 
na^  Q3erfuc^  eine^  fpnonpm.  ^b.  II  1  (1798)  204  f.  erflärt  Gekröse 
aii  bic  ^albaunen  bei  jungen  Vieren,  aber  ber  Sprachgebrauch  unter-- 
fci)eibet  bit  ocrfd)iebenen  ^eile  ber  6ingert>cibe  nic^t  immer  fcf)arf,  unb 
in  manchen  ©egenben  ift  ba§  IQovt  gleic^bebeutenb  mit  Geschlinge, 
fo  in  ^olberg,  9Roftod,  ßübecf,  6c^le^toig,  Harburg,  Äalle,  9}?eining., 
QR^einpfalj,  9}?ann^eim,  .^arl^ru^e,  Sngolft.,  *2In^b.  (Kalbsgekröse), 
Eoboft^. 


1)  ^opowitfc^  '^Serfuc^  153  rechnet  ßunge,  ßcber,  9}?ilj  unb  Äcrj  jum 
©cfc^linfe. 

'^j  ^Sgl.  noc^  föln.  Geschlings,  aac^cn.  Geschlengersch  ®^b.  R'  1, 2, 3921. 

=0  Geslynckt  Urfunbcn  ».  £cips.  I  9Zr.  353  S.  278  (1462  n.  dl).),  Ge- 
schlincke  ober  Lunge  =  £ungc  unb  ßcbcr:  ßompenbieufe^  u.  nu^boreg 
ibauÄ^altungg.i^cjicon  (^ambg.  1745)  I  807.  Geschlinke  e^r.  ^eifc  3.  f. 
b.  gCßortf.  n  28.  ^opoioitfc^  «Scrfuc^  (1780)  153.  Geschlenck  9Relafion 
»on  1579  über  bie  Stubenten  in  £cipj.  3-  f.  ^ulfurgcfc^.  VI  300.  QEßeitcre 
3cugmffc  ©qßb.  IV  1,  2,  3921. 

*)  ®.  ibcrmann,  3«tt(^en  ©cbcrt  S.  137  Kalbsgeschlinge.  Qlbelung 
<2öb.  n  612  Geschlinge  unb  Geschlinke.  feenifc^  ?:.  6pr.  (1616)  1541 
Geschling. 


I 


218  ©cfc^lingc 

3.  Gelünge,  bai  Sioütftit>  ju  Lunge,  fommt  ebenfalls  passira 
in  faft  ganj  5)cutfc^lanb  oor,  in  93rc^lau,  93crlin,  93raunfc^tt)cig,  '^at- 
bürg,  ^rier,  93ambcrg  unb  njirb  au^crbcm  für  £uycmburg  (Geleng 
qßb.  luj.  90^.  136),  ßof ^ringen  (Geling  <5oamann  <2ßb.  193),  9^affau 
(Äc^rcin  I  158),  9^appcnau  in  93abcn  CSOZeiftngcr  ^b.  73),  Äcnnebcrg 
C^romman^  ^.  '^.  VII  274)  bcjcugt;  Gelimg  in  9^ürnbcrg  im 
15.  3^.  ®^b.  IV  1,  2,  3 109 f.  ^opotoitfc^  QScrfuc^  154  fanntc 
ba^  QGßort  au^  6c^h)abcn,  'Jranfcn  unb  ^ürttcmb. 

4.  Lüngerl,  ba§  deminutio  öon  Lunge,  fommf  für  bicfclbe 
öac^e  passim  in  Öftcrrcic^  oor,  in  Obcr-Öftcrreic^,  Salzburg,  JJltxan, 
©münb,  93ölfermarff. 

5.  3n  93ücfeburg  Inster.  9Zac^  Gc^ambac^  ^^öb.  ö.  ©öfting.  92 
gehören  jum  Snfter  ^JZagcn,  93anfcn,  £ungc,  Äcrj,  ^opf  unb 
^ü§c  bc^  gcfc^lac^tcten  Oc^fcn.  92ac^  ioc^na^  a.  a.  O.  bcbcufcf  bo^ 
9[ßort  teil^  ©cfröfc,  tcil^  ©cfc^Iingc,  fcil^  äße  (Jingetoeibc.  Ärüni^' 
Occonom.  ©nc.  30  (1784)  6.  417  »crftc^f  baruntcr  ^db^gefröfc. 
<5)ic  ßcipäiger  6fabt(^ronif  oon  1544  untcrfc^cibcf  Snftcr  unb  ^aU 
bannen.  9^acf)  bcm  'S>'2öb.  IV  2,  2145  ift  ba^  QQßort  im  öfflicbcn 
'30^ittelbcuffd)Ianb  (6c^lef.,  Obcrfac^fcn,  5^ür.)  unb  in  ^Zieberbcutfc^-- 
lanb  oerbrcitcf,  boc^  too^I  nic^t  überall  in  ber  'SBebeutung  '©cfc^Iingc'. 

6.  3n  '21mberg  Innerei,  ein  QBorf,  bai  in  '^öien  1915  in 
amtlichen  (Srläffen  über  t)a§  93erbot  bc^  ^kx^ö)t)tvtauf^  an  ätoci  "SÖoc^cn^ 
tagen,  oon  bem  bit  „Snnerei"  aufgenommen  ift,  auftauchte,  aber  ber 
ilmgang^fprac^e  bafelbft  fremb  ift. 

7.  3n  ber  fränf.  ©(i)h?ei5  Ingeräusch  neben  Gelüng.  '^opo- 
tDxt^ö)  Q3crfu4»  154  bezeugt  ba§  'Söort  für  6teicrmarf,  bie  'Jorm  Ge- 
räusch für  9}Zemmingcn  unb  QBürttemb.  ^ai  fc^on  aU  m^b.  in- 
geriusche  mnbb.  rusch  belegte  ^ort  ift  bunflen  Urfprung^  ('5)9Q3b. 
IV  1,  2,  3585). 

8.  3n  93ern  unb  3üric|)  \)ix^t  ba^  ©cfc^lingc  al^  6peife  jubereitet 
Lungen  voressen,  in  3ngolftabt  Vor  essen,  im  ro^en  Suftanb 
Gekröse. 

9.  Bäuschl  (gefprocl)en  baisl)  9^tr.  ift  ber  im  bftlic^cn  öfter» 
reid^  übliche  ^lu^brucf,  b.  l).  in  93ö^men,  QJ^ätjren,  Scblcften,  9^ieber= 
öfterr.,  ©raj,  ^lagenfurt,  Caibac^,  Siebenbürgen.  <5)a^  nörblicbe  *53öb= 
mcn  bilbet  bie  ©renjjone  von  Bäuschl  unb  Geschhnge,  bie  in  9?ci^ 
Äenberg  (f.  oben),  ßeipa  (Geschlinke  oulgär  für  bit  ro^cn  5^eilc), 
(fger^)  neben  einanber  vertreten  ftnb.     ®er  "^lu^brucf  ift   in  Öfterrcid) 

')  9^cubaucr  in  ^Sapern«  ^unbarfen  II  (1895)  206. 


(ScfcfeUngc  —  ©raupe  —  ©rieben  219 

fc^on  feit  bem  13.  Sa^r^unbcrt  beäeugt:  beischerl  Äclbling  (kleiner 
ßucibariu^),  peischl  in  einer  Urfunbc  o.  ^loftcmeuburg  1278  n.  S^r. 
(93enefe  95ßb.  I  102.  Ccrcr  QBb.  I  160),  peuschl  Uvt  d.  QBien 
1605  n.  e^r.  (Quctten  ä-  ©efd).  b.  6fabf  ^Gßien  I  5  xTcr.  5680). 

3u  biefen  in  bcr  ^b.  llmgang^fpracf)c  gebrauchten  93e5eid)nungen 
fommen  noc^  einige  munbartlic^e :  naffau.  Gerab  (^ef)rein  ^Solf^fpr. 
I  159),  tirol.  Kreb  (6c^öpf  3b.  342  an§  bem  ^ufterfal),  ffeir.  Ge- 
rebe  (Unger  QBb.  282);  luremb.  Gehänk;,  lot^r.  Gehänge,  elf.  Ge- 
henkel  (^oUmann  Qöb.  189),  ^cff.  t^ür.  Gehänge  (QSilmar  3b.  148. 
6pie§  3b.  72);  bfterr.  Geschneite!,  Gesclinaüel  =-.  £ungen^a6e 
(^Q93b.  IV  1,  2,  3951,  ba^u  Unger  6teir.  <2ßb.  286.  ^^opotoitfc^ 
93erfurf)  154). 

3n  öfterreicf)  toirb  Bäuschl  and)  öon  ben  (fingetoeiben  ber 
'^i^d)t  oertDenbct,  namenflid)  ben  eßbaren:  biefe  Ijei^en  in  93erlin  tai 
Gebinde,  in  '^ofen,  6d)Iefien,  ferner  hti  G^r.  QBeife,  Äenifd),  6ticler, 
alfo  aurf)  in  Sac^fen  unb  ^^üringen  Gebündel  (^^b.  IV,  1,  1, 
1900.     g}^üacr-9raureutf)  ^>b.  I  387). 

©raupe 

norboft^euffd)  für  tk  gcfd)älte  ©crftc,  bie  ju  ©raupenfuppe  t?er= 
tDcnbet  toirb;  fonff  einfarf)  Gerste,  in  Öfterr.  Gerstel  genannt  (Ger- 
stelsuppe). 3n  93at)ern  rcid)t  Graupen  nac^  Sd)meIIer 'SBb.  I  1066 
hiß  in  bie  öberpfalj  nad)  Süben.  ^opotoitfd)  Q3erfuc^  163  unb  Affinia 
significatione  fol.  8  R  bcäeic^nct  Graupe  al^  fäc^f.;  Gerste  fc^Ied)t= 
toeg  fage  man  in  öfterr.,  ©teiermarf,  9^ranfen,  unb  bie  auf  bem  xORü^U 
ftcin  fein  unb  runb  gemacf)te  ©erfte  I)ei§e  in  Sac^fen  unb  Sc^tefien 
Perlgraupe,  in  oft.  gerollte  Gerste. 

©rieben 

bie  9^efte  oon  "^etttoürfeln,  bie  jum  Stocii  ber  ©etoinnung  bc^ 
öc^malje^  aufgebraten  finb.  3n  Berlin  t)ci§t  fo  auc^  ber  '2lu«fc^Iag 
an  ben  Ctppen,  ber  burc^  ben  ®enu§  fetter  unb  fc^tocrcr  Speifcn  ent= 
fte^t  unb  eine  getoiffe  '2it)nlic^feit  mit  ben  ^ettgrieben  ^at  ®a^  ^ort 
ift  in  faft  ganj  <3)eutfd)Ianb  verbreitet,  <3)a  ti  aber  eine  geringtocrtige 
6peife  beäcicbnct,  fo  erfd)eint  e^  vielfach  in  bcr  beim  nicbercn  Q3olfe ') 
üblichen   munbarflid)en   'Jorm  Griewen  j.  '^.   in  ^re^lau,   93erlin, 

^)  9Ioc^  "ülbclung  QCÖb.  11  780  ift  Griebe  „ein  nur  in  ben  gemeinen 
Spredjatten"  übticbes  ^ort. 


220  ©rieben 

QÖßcimar,  ^üffclborf,  Greben  (Grewen)  in  .^iel,  Harburg,  Seocr, 
ioanno»cr,  Gingen,  ©öttingen,  95raunfc^iDcig  ^),  Griefen  in  ßeipjig, 
^ciningen,  Coburg,  ßlfterb.,  ^arfneuf.,  'Slfc^affenb.,  Äof,  'Bamberg^ 
'23at)rcuft),  93ö^men.  ®a^  ^ort  erftrcdf  ftc^  füblict)  bi^  nac^  bem 
nörbUc^cn  öftccr.^Sc^leftcn  (Sudmantel,  QDßcibenau),  bem  norbbfflii^cn 
93ö^men  (9^eic^cnbcrg,  ßeitmeri^,  £eipa),  bem  nörblic^cn  ^ä^vtn  (in 
Sglou  neben  Grammeln,  in  Olmü^  Grieben  nur  jübifc^  oon  ben 
©änfcgricben)  unb  bi^  jur  füblic^cn  ©rcnje  oon  <5)eutf^lanb ;  barüber 
^inoug  fommt  e^  noc^  in  93rcgen5  unb  6t.  ©allen  (Grüben)  oor.  3n 
93ern  Greubi  nac^  Gd^tocij.  3b.  II  686  Gräube"^,  Gräubi,  bai  auf 
oberbeutfd)e^  a^b.  griubo  m^b.  griube  für  fonftige^  griobo  griebe 
jurücfgc^t. 

2.  93on  ben  toeftfälifc^en  ©tobten  t)aben  mir  '5)ortmunb  unb 
Siegen  Grieben  angegeben,  9)^ünffcr  aber  ein  anbere^  munbartlicbc^ 
*2ßort  Schrauben  (fo!),  ^aberborn  Schriewen  unb  O^nabrücE 
Schrewen.  QBocftc  QBeftf.  ^b.  232  f(^reibt  schröwe,  in  6icb= 
ling^.  scln-oiwe,  bcr  fauerlänbifd)e  <5)ic^tcr  ©rimme  Schraiwen  (9Re^ 
gent)arbt  9^bb.  6.  10),  "iabelung  <2öb.  II  798  Sgreve,  Sgrove  (um 
c^  mit  Greve  jufammenjubringcn).  3c^  !ann  jur  et9mologif(^en  (&:= 
flärung  bc^  QSßorte^  nic^t^  beibringen. 

3.  3n  93re^lau  toirb  neben  Griewe  auc^  Schwärtel,  0emi= 
nutio  oon  Schwarte  gebraucht.  —  4.  3n  Sger  Speckkrumen.  — 
5.  3n  93ieli^  Spirken.  —  6.  3n  Öftcrreic^  unb  jlpar  nörblic^  bi^ 
^^fiä^rcn  unb  in  Siebenbürgen  ift  Grammeln  üblich  ^).  "ilbelung  Q53b. 
II  798  gicbt  Grämel  unb  Krämel  alß  baprifc^,  £ejer  90ßb.  120 
Grampl  al^  tärntifd).  3n  ©münb  fagt  man  nac^  meiner  QueUc 
Graupeln.  —  "^öie  f^on  manche  biefer  ^u^brücfe  an  ber  ©renjc  be« 
QJolf^munbartlic^en  ftel)en,  fo  ^aben  bic  9?Zunbarten  auc^  noc^  anbere 
93c5ei<^nungen :  in  QKartberg  bei  Cinj  Brellen,  tocfferjgebirg.  krumpm 
(3.  f.  b.  ^.  IX  13),  in  ber  ^Itmarf  Köj'n,  Kaoj'n  (5)anneil  QBb.  69). 


*)  '^Prooinj  '^Prcuften  Grewe  ^rifc^bicr  OEßb.  I  253,  '2lltmorf  Greb'n 
©anncil  QBb.  60,  QSogflb.  Grebelein.  obcrpfätj.  Grebe  ©erbet  ©ramm.  S.  67, 
Saljungcn  Grefe  iocrtel  ©alj.  QBb.  17,  3üUcb-<Serg  Greyen  Älcin  '^roo.- 
9Bb.  I  261.  6c^mtbt  <3Cßcftcrtt»alb.  3b.  93.  Hntcr^arj  jrewe  Cicfenberg 
Stieger  ?Kunbart  147. 

*)  9^icoloi  9Retfe  V  <23e9tage  (1785)  6.  93  Gramein,  «lein  ^oö.-QBb. 
I  158  Grammeln,  253  Krammel. 


©rünfo^t  —  ©Uten  5;ag  —  ©ummift^u^c  221 

Brassica  oleracea  L.  var.  acephala  (Brassica  crispa  Garcke). 
©tefcr  in  fraufcn  blättern,  nid)t  in  köpfen  toac^fcnbc  ^o^I,  bcr  nur 
im  QBintcr  gegeffen  toirb,  toeil  er  'Sroff  braucht,  um  fd)macfi)aff  ju 
tocrben,  iff  in  Berlin  bcfonbcr^  a\i  Sufpcifc  ju  Äafcnbrafcn  beliebt, 
aber  fonft  nic^t  übcraK  oertretcn.  3n  9[öien  trifft  man  i^n  jtoar  faft 
hv.  jcbcm  „^rotDOten"  (©emüfe^änbler),  aber  er  ift  bennoc^  nic^t  fc^r 
befannt.  1.  '3)er  ^^ame  Grünkohl  ift  norb--  unb  mittelbeutfc^  (in 
93ü(icb.  auc^  Grüner  Kohl)  unb  reicht  in  93aben  unb  *2öürttemb.  h'xi 
nac^  (5übcn. 

2.  3n  einem  mittleren  6tücf  öon  xTJorb«  unb  SQiittelbeutfc^l.  loirb 
bancbcn  auc^  Brauner  KohP)  ober  Braunkohl  gefagt:  in  93remen 
Ölbenb.,  gingen,  fünfter,  ^aberb,,  ^ücfeb.,  ®5tt.,  £üncb.,  93raunfct)to., 
iöalberft.,  3ei^,  '21rtern,  Äarj,  <5)cffau,  '5i}?ü^Ii)aufen  in  ^^ür.,  Weimar, 
auc^  in  93ieli^.  ®ie  ^erfd)ieben^eit  iit%  9Ramcn^  ^ängt  hamxt  ju^ 
fammcn,  "Qa^  neben  ber  grünen  eine  rotbraune  Sorte  biefe^  ^o^l§  be= 
ftc^t.  —  3.  3n  Coburg  Winterkohl,  ^uc^  £ambrec^t,  "2lrm- 
fünberin  297  (Äun^rüd)  fd)rcibt  „fraufer  QBinterfo^I".  —  4.  3n 
£engenf.  Krauskohl.  —  5.  3n  einigen  norbbeutfd)en  Orten  toirb  er 
a\i  Kohl  fc^Icc^t^in  bejcic^net:  in  Scoer,  6iegb.,  ^ortmunb,  ioolg^. 
a.  b.  (?ber,  'S)armft.,  ^ifenac^,  Slfterb. 

3n  Sübbeutf erlaub  unb  öfterreic^  toirb  oorioiegenb  eine  Spejie^ 
m\t  bläulichen  blättern  gebaut  unb  bcr  ^ot)l  ba^er  in  '^CJeiningen, 
^ulba,  ^arl^ru^e,  .^onft.,  93reg.,  3nn^brucf,  Älagenf.,  Ölm.,  Snaim, 
93iftri^  Blau  kohl  genannt.  3n  manchen  Orten  loie  3ei^,  9ulba, 
^fc^aff.  unterfc^eibet  man  nac^  ber  "^arbe  Grün-  unb  Blaukohl *). 
6onft  lautet  ber  9^ame  im  Süben  Blaukraut,  fc^on  in  itHer^borf 
(Schief.),  in  ^ranffurt,  QSürttemb.,  kapern  unb  Öfterr.  (auc^  QBien). 
Blaukraut  fd)reibt  auc^  ber  ßübeder  ^^om.  90^ann,  ^öniglic^e  Äo^ 
\)t\t  462. 

©Uten  ^ag  f.  Adieu. 

@ummifc^u|>c 

Vxt  jum  Sc^u^  gegen  ^'^äffe  über  ^\t  Stiefel  gejogcnen  au^ 
(Summi  gefertigten  S4>u^e.     ^n  manchen  Orten  toirb  bafür  ober  "üa- 

*)  Brauner  kohl  fi^rcibt  bie  in  ibannoocr  crjogenc  ßifelottc,  93nefe  ber 
Äcrjogin  €lif.  (£!)arl.  1721—22,  ^cr.  o.  ÄoOanb  Stuttg.  £itt.  QSer.  157,242. 

*)  3m  gcipatger  Sntcnigcnjblatt  oon  1764  S.  359:  ^©rüner  fraufer 
Äo^l,  fraufer  93laufo^l,  rcc^t  blau,  ober  93raunto^l'. 


222  ®uminif(^u^c 

neben  Galoschen  gefagt.  ^er  gef(^ic^tU(^c  öad^ocr^alt  ift  folgcnbcr. 
Q3or  1842  tpurben  bie  £ibci:f(^u^e  axiß  ßeber  angefertigt  unb  hinten 
am  ibacfen  mit  einem  Schnepper  befcftigt;  fte  mußten,  um  ju  paffen, 
für  jcbe  "^crfon  eigene  gearbeitet  »erben.  ®iefe  Überf(^u^c  I)ie§cn, 
auc^  in  93erUn  früher,  Galoschen*).  ^a§  franj.  galoches,  aud> 
ital.  galoscie  bejeid^net  oon  Äau^  au^  bk  groben  6^u^e  au^  Ccber 
mit  iooljfo^len,  ipie  fte  "^erfoncn,  bie  in  9'Zäffe  ju  arbeiten  ^obcn, 
^äfc^erinncn  u.  bgl.  oerioenben  (in  93erlin  Pantinen),  ßlfäff.  Ka- 
losche"  (elf.  95ßb.  I  211),  lot^.  Galoschen  (<5onmann  ^b.  181), 
bat)r.  Galotschen  (6c|>mener  I  889)  htbmttt  no^  jc^t  folc^e  Äolj-- 
fc^u^e.  3n  biefem  Sinne  ift  bai  '^ßort  nac^  ben  'S'Zac^tocifen  bei 
^eiganb  '^öb.  I  616')  fc^on  im  15.  Sa^t^unbert,  wenn  ni4>t  noc^ 
früher,  entlehnt  »orben,  —  llberfc^utjc  au^  ®ummi  fonnten  erft  an= 
gefertigt  toerben,  nac^bem  ©oob^eor  in  '2lmerifa  1839  bie  '^xiltanu 
ficrung  be^  ^autfd^uf^  erfunben  i^attc.  1842  famcn  bie  erftcn  ©ummi-- 
f(^u^e  na6)  (furopa.  6ie  tpurben  ttxli  fo,  teil^  no(^  mit  bem  älteren 
^f^amen  Galoschen  bejeic^net  ^). 

3n  »ielen  Orten  veraltete  nun  baß  9Gßort  Galoschen.  3n  93eclin 
fam  e^  fpäteften^  in  ben  70cr  3at)ren  ah:  mir  h)or  e^,  al^  id)  in 
biefcr  Seit  ^nberfen^  "^Oiärc^cn  „©ie  ©alofc^en  be^  ®lüd!^"  jum  erftcn 
9}?al  la^,  unoerftänblic^.  3n  ^anjig  tt)irb  e^  nur  noc^  oon  ganj 
alten  ßeuten  gebraucht,  ^ber  üblich  ift  Galoschen  jc^t  noc^  in 
'^eter^b.  (oulgor  Kaloschen  =  ruff.  kalosi),  ©orpat,  9^iga,  9?ofto(l 
(neben  Weniger  ^ufigcm  Gummischuhe),  Qixhid  (platt  Kaloschen 
Gc^umann  QOßortfc^.  o.  £üb.  15),  Sc^toerin,  933eimar,  Ceipjig  (in 
ben  oier  le^tgenanntcn  ©tobten  neben  Gummischuhe),  in  93abcn, 
<23ürttemberg,  in  »ielcn  bat)rifct)en  ©tobten,  "Slfi^affcnburg,  9^ürnberg, 
3ngolftabt,  9}Zünc^en,  "2luggburg,  Kempten,  in  ganj  öfterreic^  ein-- 
fc^lie^lic^  Siebenbürgen,  aber  au§er  bem  norbbftlic^en  '23ö^men  (£eipa, 
£eitmeri^,  9'\eic|)enberg).  Gummischuh  ift  aber  in  bcrfelben  ©egcnb 
gleichfalls  befannt  unb  toirb  j.  93.  in  Äcibelberg,  ^arlSru^e,  ^EJZünc^cn, 
Augsburg,  ^Bregenj,  QSlubenj,  ^lagenfurt  neben  Galoschen  gebraucht. 
©aSfclbc  gilt  oon  ber  Gd^loeij. 

^)  Um  1800  führten  fic  ben  merfroüvbigen  9'^amcu  MannsschuhpantoSeln : 
Ärüni^'  gncpcl.  83  (1801)  760. 

2)  cloczen  fußsolchin,  qui  induuntur  in  hyeme  bei  ©iefenbac^  ®loff.  156c 
erinnert  an  baS  bcrlinifcbe  Klotzen  al^  93cjcicbnung  grober  6ticfcl,  mit 
bencn  i^r  '5;räger  oiel  2ärm  »erurfacl)t;  ^nlc^nung  an  Klotz  (^l.  Klötzer) 
ift  tt)ot)l  ansunct)mcn. 

^)  'vjl^nlic^  t)ei^cn  fic  in  '3=ranfrcic^   teilS  galoehes,  feil^  caoutchoucs. 


®ummifd^ut)e  —  ibodcn  223 

Einige  Orte,  Coburg,  ßengenfelb,  ^m^berg,  <3)üffcIborf,  gießen 
bcn  ^u^brudE  Überschuhe  Dor,  ber  aud)  noc^  anbcrtpärt^  j.93.  in  Äbln, 
^obcrborn,  ^ic^babcn,  'Sieli^  oertocnbet  toirb.  —  3n  ben  übrigen, 
alfo  bcn  mciffen  ©cgcnbcn,  baruntcr  'Berlin  iff  Gummischuhe  bic 
^crrfc^cnbc  '33c5eici)nung, 

Äaden 

bebeutet  in  93erlin  I.  ben  ^interften  ^eil  bc^  *5u§e^,  ber  in  ber 
6c^riftfprac^e  meiff  Ferse  \)t\^t.  11.  ein  ba^u  ge^örige^  6tüc!  ber 
^Icibung,  nämtic^  bcn  unter  ber  'Jerfe  an  ber  6tiefelfol)Ic  befinblic^en 
2lbfa^,  ferner  au(^  ben  bic  "Jerfe  umgebenben  ^eil  be^  Strumpfes. 

3n  ber  I.  'Sebcutung  (^eil  bc^  <5u§e^)  ift  der  Hacken 
ober  die  Hacke  norbbeutfc^  unb  cntf priest  fübtic|>crem  Ferse.  ®ag 
©ebiet  »on  Hacken,  Hacke  umfaßt  '^etcr^b.,  ßiolanb,  ^rcu§en, 
•^ofcn,  aber  nic^t  met)r  Sc^Ieficn  (in  93re^lau  Ferse).  6ac^fcn, 
QSogtlanb,  ^^üringen  bilbcn  bann  eine  ©rcnsgone,  in  ber  bcibc  "SIu^^ 
brüde  oorfommen.  ^ür  £eips.  toivb  mir  die  Hacke  unb  der  Hacken, 
für  93au^cn  Hacken,  für  ^arfneufirc^en  Hacke  unb  Ferse,  für 
£engenfelb,  (Slfterbcrg,  tt?eiter  'JJZeiningen  Ferse,  für  '2Irfern,  3ci^, 
Äalberftabt  Hacken  unb  Ferse,  für  Weimar,  6onbccg^oufcn,  (ri^= 
leben  Hacken,  für  ioaUc  Hacke  angegeben.  "SIuc^  in  ber  "^Solf^-- 
munbart  gehört  baß  ^ogtlanb^)  nacf)  ©erbet  ©ramm.  (5.  65  jur 
©renjjone  (Ferse — Hacke),  unb  *2lltenburg  ^at  nad)  Äertel  ^I)ür. 
Spr.  94.  112  tcil^  Hacke,  teil^  Fai'sel,  9^orb^aufcn  Hacken  unb 
Fersden;  jum  (3thkt  oon  Ferse  get)örcn  toeiter  QBinterftein,  9'^uf)Ia 
unb  öaljungcn.  ®ann  fc^lie§t  bie  ©rcnje  be^  Äa(fen==©ebicte^  ©ot-- 
tingen,  93ücfcburg,  O^nabrücf,  Olbenburg,  Seocr  ein,  .Gaffel,  'SiRarburg, 
Siegen  axii.  3n  '5)orfmunb,  "^aberborn  fommcn  htibt  "Slu^brücfc,  in 
"^Oiünfter  Hacke  oor^.  *2luc|)  in  ben  Q'^^einlanben  finbcn  ftc^  bcibc 
93c3eic^nungen,  in  QQöefcl  unb  ^öln  Hacken  neben  Ferse,  in  <5ranf= 
fürt  unb  '3)armftabt  nur  erftcre^,  in  ©üffelb.,  Sicgb.,  ^oblcnj,  ^ricr, 
Saarbr.,  QOßie^b.,  'SJiainj,  ^falj  nur  haß  jipeitc  'Söorf.  ßuremburg 
(F^escht  <2öb.  b.  luj.  ^.   106),  ßot^ringcn  (Ferscht  <5oamann  <3Bb. 

1)  ^ad)  ^.  Cang  3f-b.<37?.  IX  13  wirb  im  OBeftersgebirgifc^en  Hacke 
unb  Ferse  o^nc  llnfcrf^ieb  gebraucht. 

2)  ^adf  QBoeftc  <2ßb.  88  bebeutcf  aber  »cftfäl.  Hacke  f.  ben  Hinteren 
'^ett  bc^  93 ein ^  bem  Änic  gegenüber;  S.  287  färste  ferste  f.  'Jerfc.  ©rimmc 
<^lattb.  "JRunbarten  6. 151  gibt  für  bie  9Jiunbart  oon  Oftbcocrn  bei  9J?ünftcr 
ebenfalls  firste  =  'Jerfc  an,  für  "^ffing^aufen  im  Gaucrlanb  fetse. 


224  Äadcn 

152)  unb  olle  fübtic^  bcr  Äacfcn-CSrenjc  gelegenen  £anbfc^aften  bilben 
taß  ©ebief  »on  Ferse. 

9'^eben  fem.  Hacke  fte^t  masc.  Hacken,  tote  der  Kanten  (f. 
unter  Kanten)  neben  die  Kante,  der  Karren  neben  die  Karre, 
der  Rahmen  neben  die  Rahme  a\)b.  rama  f.,  der  Lumpen  neben 
die  Lumpe  (nbl.  lomp  fem.  92ßeiganb  ^b.'  II  95).  3m  ®Q55b. 
IV  2,  100  toirb  behauptet  —  ic^  toei^  nic^t,  auf  ®runb  ipelc^en 
9?Jaterial^  — ,  hai  '^aic.  neben  bem  ^em.  fei  toenig  gebräuchlich. 
Die  Hacke  iff  mir  für  Öff-  unb  ^eft-^reu^en'),  '^ofen,  6c^le«- 
toig,  ^icl'),  baß  95ogtlanb,  "SKünfter,  ^aberbom,  6(^tt)erte  begeugf, 
bagegen  8.93.  für  <^efcr«b.,  ßiöl.,  9Roftocf,  bie  ^avt'),  3ei^,  ®5tt.,  O^na- 
brücE  der  Hacken,  ©rimme  '^laffb.  *3D^unbarfcn  151  gibt  männl. 
ha^i?  für  ^Of^ecflenburg,  tpeibl.  hak  für  ^itmorfc^en  an.  9^ac^  Äertel 
a.  a.  O.  toirb  Hacken  in  ber  9^orb^äufcr  9)iunbart  männli(^  unb 
tociblic^  gcbraucbt,  in  ^Ifenburg  die  Hacke.  "SOian  fte^t,  bit  gram» 
mafifc^cn  ®efc^lec|)tcr  finb  nic^t  geograp^ifc^  gegen  einanber  abgegrenzt. 

®a^  993ort  Hacke(n)  fann  in  9^orbbeutfc^lanb  nic^t  fc^lec^ttoeg 
al^  munbartlic^  bejeic^net  toerben;  in  ber  llmgang^fprac^e  iff  e^  bort 
bai  einjig  übltd^e.  Ferse  flingt  in  "^Berlin  fo  gejiert  toie  Wange. 
*30^anc^e  ßc^riftfteUer,  toie  bie  ^iebig,  fd^cucn  ft^  nic^t,  Hacke(n)  auc^ 
5u  brucfen.  6pittelcr  Oli)mp.  "Jtü^ling  II  95  tpagt  fogar,  die  Hacke 
in  bie  gcbunbene  Sprache  ber  ^oefie  einzuführen.  ®er  älteffe  litera» 
rifc^e  "Beleg,  ben  ic^  auftreibe,  ift  bit  9?eife  bti  ani  Oftpreu^en  ftam» 
menben  ^rei^.  oon  ßulcnburg  nac^  6übitalien  1663,  6ommerfelb 
<2lrc^.  f.  ^ulturgefc^.  VIÜ  205  (auf  den  Hacken)*),  ßejifalifc^  ift 
bai  ^ort  fd^on  au«  bem  12.  Sa^r^unbert  belegt  (®<2öb.  IV  2,  100). 
(?«  \)at  getoi^  uon  je^er  ben  oberb.  SOiunbarten  gefehlt. 

3n  ber  11.  93ebeutung,  ^eil  bti  6c^u^«  ober  GtiefeU,  ift 
Hacke(n)  auf  ein  noc^  ettpa«  engere*  ®thkt  befc^ränft,  unb  auc^  in 
biefem  gilt  baneben  al#  gewählterer  "2lu«brucf  Absatz.  3n  'ipeter^b., 
ßiolanb  unb  ^bnig^berg  ift  nur  Absatz  üblich,  in  ©anjig  ift  die 
Hacke  in  biefem  6inne  fc^on  im  "Slu^fterbcn,  bai  getob^nlic^e  Ab- 
satz ;  ä^nlic^  in  ^eutfc^»^rone.  3n  »erfd^iebenen  Orten,  bit  Hacke(n) 
=  ^erfe  ^aben,  Olbenburg,  Äannoöer,  O^nabrücE,   £eer,   ©onber*- 


1)  gSgl.  5rif(^bter  <2Bb.  I  263. 
«)  <23rem.  <2ßb.  n  565  H»kke  g^crfe,  <2lbfo%. 
»)  gSgl.  für  bie  «aifmarf  ©anncil  OBSb.  72. 

*)  £ifelotte  fc^reibf  die  hacke,  93ricfe  bcr  Äerjogin  €ltf,  Cbarl.  1676 
bi«  1706,  ber.  o.  ÄoUanb,  Gtuttg.  ßitt.  gjerein  88,  444, 


Äaden  —  Äagebutte  225 

Raufen,  <5)cffau,  '^ßcimar,  9}Zartncuftrc^cn,  9}^ünfter,  ^ortm.,  '^abixb,, 
^öln,  iff  boc^  nur  Ahsatz  gebräuchlich.  3n  ^oblcnj  fommt  Hacken 
nur  bei  ben  Turnern  »or,  too^I  befonber«  in  bcm  cntletjnfen  ^om- 
manbo  Hacken  zusammen! 

•Sluc^  in  biefem  6inne  toirb  ha^  <2öort  literorifc^  oertpenbef,  5.  "B, 
»on  Äcrmann  in  bem  ^Serliner  Qi^oman  Henriette  Sacob^  49  Stiefel- 
hacken, oon  Q3oigf=^ieberic^^  ^reioiertel  Stunbcn  oor  ^ag  96  die 
Hacke  am  Strumpf. 

3n  Öftcrreic^  beftc^f  neben  Absatz,  hai  bcr  getoö^nlic^e  '2lu*' 
bruc!  ift,  bie  ^Scjeic^nung  Stöckl  für  bic  ^o^en  gefc^toeiften  jierlic^cn 
*2lbfä$e,  toie  fie  au^fc^Iie§lic^  ober  oorjugltoeife  bei  *5)amenftiefeln  t>or= 
fommen.  6c^on  9^icolai  9Reife  V  134  (barau^  ^lein  ^roo.='2ßb.  n 
172)  \)at  „Stockel  ein  ^o^er  "ilbfa^  an  einem  "^tauenfc^u^".  (5pie| 
3b.  244  bcgeugt  Stöcklesschuhe  '6c^u^c  mit  ^o^en,  bünnen  "2lb« 
fä^en'  auc^  für  bai  Äcnnebcrgifc^e. 

Hagebutte 

bie  <5nic^t  ber  Äecfcnrofe  (Rosa  canina).  ®a  biefc  ^Jrüc^tc  ju  einer 
fü§faueren  6aucc  oertoenbet  toerben,  fommt  i^r  9^amc  in  ber  ^b.  Um« 
gang^fprac^e  öfter  oor,  al^  bie^  fonft  ber  ^aU  toäre.  1.  Hagebutte 
ift  ber  ocrbreitetfte  ^b.  9'^ame,  üblich  in  ben  mciften  ©egenben  <5)eutfc^- 
lanb^,  in  ber  6c^toeiä,  in  93ö^men  (^interb.,  G^otief^au,  (fger,  £eipa, 
£eitmer.,  QReic^enberg),  bem  nörblic^eren  ^ü^iä^ren  (3glau,  ölmü^)  unb 
in  öft.^Sc^lefien.  9^ur  lautlich  baoon  oerfc^ieben  finb  Hahnebutten 
in  <3)orpat,  Hänbutten  5.  93.  in  ^Ifterb.,  Sucfmantcl;  Hagenbützen 
in  "SBürttemb.  (Hagebutzen  munbartlic^  in  ioeibelb.)  ^).  ^üx  (flfa^ 
toirb  mir  auc^  tai  abgefiirjte  Butten,  für  9Q5ürtt.  Hägen  (fpr.  hege) 
bejeugt. 

2.  3m  ©cbiet  ber  fränfif(^cn  'SDZunbart  Hiefe  =  m^b.  hiefe 
a^b.  hiafo,  fo  im  fränfifc^cn  ^eil  oon  QBürttemberg  unb  in  Äof;  in 
^fci)aff.  Hufe,  in  9}ieiningen  Hiffe*),  in  Coburg,  ^n^b.  Hiffe, 
in  ^n^b.  auc^  Hiftenmark,  in  Kempten  Hifenmark.  "^opo^- 
toitfcf)  ^erfuc^  171  fannte  Hiffen  au^  9'^ümberg;  ioan^  6ac^^  braucht 
Hiefendorn,  Äo^berg  (Georgica  9^ümb.  1687)  Hiefen  unb  für  bie 
•Jruc^t  Hiefenbutze  (®<2ßb.  IV  2,  1309). 

3.  3n  ^ug^burg  Heckenmark. 

*)  haagaputsa  in  9?appenau  SDZciftnger  Qßb.  34. 
^  ^Sgl.  Spie^  Äcnncb.  3b.  104. 
Äretf Corner,  'Sßotfgeogtap^ie.  15 


226  Äagcbutte  —  öageltörnct 

4.  3m  füblic^en  '33at)em  (9)?ünc^cn,  "ilug^b.)  unb  in  öftcrrcic^ 
Hetschepetsch,  munbarfl.  in  9^icbcr5ft.  Hedsn  fem.  6g/)  "^^a^ 
9Gßor(  (ob  cntffcnt  au«  Hagebutze?)  ift  noc^  uncrflärf.  Hetscha- 
petschen  f4)on  bei  Äo^bcrg  1687  (©QBb.  IV  2,  1270);  Hetsche- 
petsch, Hetzebaisch,  Hetzebetsch  Sebler«  ltnit).--£cp.  7  (1737), 
1318  f.;  Hetschebötsch  Äcrjogin  (flconora  ^r^nct)=93uci^  C^öien 
1708)  6.  53. 

5.  3n  Snn^brud  Rosenapf el. 


ÄagcKömer 

®a«  QBort  Hagel  ift  faft  gcmcint)oc^bcutfc^,  nur  ba^  im  QBaprifc^- 
Öftcrrcic^ifd()cn  Schauer  ber  oolf^tümlic^c  ^u^brurf  ift,  bcr  bann, 
ha  er  ja  bcm  Ab.  nic^t  frcmb  ift,  bcfonbcr«  in  bcr  Sufammcnfc^ung 
Hagelschauer  (neben  Regenschauer),  in  manchen  Orten  wie  93ojen, 
93ölfermar!t  aud)  oon  bcn  (Sebilbetcn  oorjug^toeifc  gebraucht  toirb; 
baju  ba^  93crbum  schauern.  "Sluc^  im  nörblic^cn  93aben  (in  Äeibclb. 
na(^  ©üttcrlin,  in  Q'^appcnau  nac^  vO^eifinger  ^b.  34)  ift  Hagel 
fremb  unb  feiten,  bai  geto5t)nlic^e  ift  Schlössen*).  9D'Zet)r  geo-- 
grap^if4)e  Unterfd)iebe  geigen  fic^  bei  bcr  QSejeif^nung  bcr  Hagelkörner, 
»on  bcnen  mehrere  ©rö^cn  untcrfc^ieben  ipcrbcn. 

®em  norbbeutfd)en  Hagelkörner,  baß  aber  noc|)  jicmli^  trcit 
füblic^,  bi«  Äetlbr.,  öorfommt,  entfpric^t  in  'SOZittcI--  unb  6übbeutfd)= 
tanb  Schlössen  (m^b.  slö^e),  in  Sad^fcn,  ^t)üringen  nbrblid)  biß 
ioarj  unb  93raunfd)tt)eig,  nod)  in  ^aberb.,  Harburg,  QBieöb.,  ^ricr 
unb  füblic^  oon  biefcr  £inie,  ferner  in  Öftcrreic^  in  '23.=£cipa,  ßobofilj, 
9^eic^cnbcrg,  Sucfmantel,  'Bieli^.  3n  einigen  mb.  Orten  (^au^cn, 
©onber«^.)  bcäcic^nct  Sclilossen  bk  fleinen  ioagelförner,  in  £engen-- 
felb,  ^aberb.  bagegen  bic  groben,  tocit  bort  bk  feinen  Graupen 
C^aberb.),  Graupeln  CSlrtern,  3ci^,  ßengcnf.,  ^ieli^)  ^ci^en*^.    3n 


^)  QSgl.  Äöfcr  u.  i?ronfelb  Q3ottenamcn  b.  n.-ö.  ^flonjcn  148. 
')  ®er  6c^tt)ciäer  9}?unbart  ift  ebenfalls  in  mancbcn  ©egcnbcn  Hagel 
nac^  3b.  II  1075  nid)t  geläufig,  bafür  bort  Steine. 

')  3^ür  Cengcnfelb  unb  '3ieli%  »erben  mir  folgcnbc  brei  "iZlbftufungen 
ongegeben: 

ßengenfelb  "Sicli^ 

grob  Schlössen  Hagel 

mittel  Hagel  Sclilossen 

fein  Graupeln  Graupeln. 


Äogclföntcr  —  Sälen  unb  Öfen  —  ibammet  227 

Öftcmic^O.  kapern  (6c^mcaer  QSb.  E  147),  eifa§  (gif.  ^B.  H 
287),  ©c^tijcij  (3b.  VI  1364  f.)  ipirb  bcr  feine  Äagel  munbartli^ 
Rieseln  '^l  genannt,  ocrbal  es  rieselt"^. 

3n  Coburg  ^ei§en  btc  f leinen  Äagelförner  Kiesel,  bai  auc^  in 
QBürab.,  <2lfc^offenb.  unb  ©armft.  üblich  ift,  im  ®90Bb.  V  689  aii 
fränüf^,  obcrpfälj.,  beffv  r^ein.  be5eirf)nef  tt>irb;  es  kieselt  'e^ 
^agelt'.  3n  ©onaumört^,  "Slug^burg,  narf)  Sc^tocij.  3b.  11  1075  in 
manchen  ©egenben  ber  ßc^tpeij  nennt  man  fte  auc^  Steine,  in  "Sojen 
Schauersteine  (in  ^uffee  munbartl.  Schauerbedl?).  —  3n  Saucmig 
Eiskörner  ober  Graupenkörner. 

Äafen  unb  Öfen 

^üx  biefe  beiben  jum  6c^lie§en  oon  ^leibung^ffücfen  bienenben 
93orric^tungen  \)at  ber  Süben,  b.  t).  Öfferr.,  93at)ern'),  (?Ifa§*)  unb 
bie  6(^tt)eiä')  einen  äufammenfaffenben  ^u^brucf  bapr.  Haftel,  elf. 
Haft,  fd)tDciä.  Häftli.  3m  fc^li)äbifcf)en  ©ebiet  btbtuttt  Hafte, 
häufiger  Häftle  nur  bk  öfe"),  in  ßot^ringen  Haft  nur  ben  Äafen, 
tt)ä{)renb  bie  öfe  Ringel  ^ei§t').  "Jöenn  Äafen  unb  Öfe  unter« 
f4)ieben  toerben  muffen,  ^ei§t  jener  in  "S^ien  Mannderl,  biefe  Weiberl, 
fc^tpäb.  Männlö  Weible,  elf.  Manuele  Wiwele,  fcf)tt>ei3.  Mannli 
Wibli,  eine  ^ejeic^nung^lpcife,  bk  an  lat.  cardo  masculus  'Sapfen', 
cardo  femina  'Pfanne'  erinnert.  <5)ie  'Jorm  biefer  QBbrter  ift  munb= 
artlic^,  aber  e^  gibt  feinen  anberen,  t)od)beutfc^en  "iHu^brudE. 

Äammel 

'^aß  Qd)af  fül)rf  in  gefd)Iac^tctem,  jerteiltcm  unb  aiß  6peife  5u= 
bereitetem  Suftanb  in  ber  t)b.  llmgang^fprac^e  ber  meiftcn  ©egcnben 
befonbere  x)^amen,  bie  geograpf)ifc^  öerfrf)ieben  finb,  Hammel,  Schöps 

^)  9}iir  ou^  SiZiebcröft.  C^Bicn,  ^rötlcnborf),  Satjburg  bejeugt,  in  ^irol 
nad)  Schöpf  3b.  558. 

•^  93gt.  '^oporoitfc^  Voc.  Austr.  11  fol.  60  R,  ber  alö  fä^f.  S^nonpm 
es  graupet  ober  graupelt,  im  9?ic§  graupelt,  in  QCßürjb.  es  kieselt  angibt. 
n  fol.  85  fü^rt  er  noc^  an  fäc^f.  fc^lef.  es  schlösset,  in  93at)ern  es  wirft 
Steine,  bei  QEßicn  es  wirft  Eis,  in  Äenneb.  unb  ^ranff.  es  wirft  Kiesel. 

')  93gl.  eercr  ©tfc^c  ^O^unbarten  H  514.    Sc^meUer  QBb.  I  1064. 

*)  Äenr9  Dial.  de  Colmar  163.    3m  €lf.  Qßb.  fe^lt  ba«  ^ort. 

')  Sc^rocia.  3b.  n  1053  ff. 

«)  gifc^er  qßb.  m  1026. 

■)  ^oHmann  ^b.  223.  3n  Äcffen  Haken  und  Ösen  nac^  <33ilmac 
3b.  292. 

15* 


I 


228  Äommct 

unb  Kastraun.  *30ian  fagf  in  93ctlin  in  bcr  Q'lcgcl  nur  Hammel- 
fleisch, Hammelbraten,  Hammelkeule,  -rücken,  -bregen  ufto., 
nic^t  Schaffleisch,  aber  bai  lebenbe  ^icr  h)irb  mcift  Schaf  genannt, 
Hammel  gctoöl^nlicb  nur  mit  bcm  9'Zcbcnftnn  bc^  bidEcn  unb  fetten 
5:ietcg  (dicker  H.,  fetter  H.)  ober  alß  6(^lac^tficr.  (fbenfo  in  Öfter- 
rctd^  Schaf,  aber  Schöpsenbraten  uftp.  ©iefelbe  Unterfd)eibung 
fennen  auc^  anbere  6pra^en:  toie  Schaf  unb  Hammel  oer^ält  fic^ 
itol.  pecora  unb  castrato  (j.  93.  arrosto  di  castrato  ioammelbraten), 
franj.  brebis  unb  mouton,  engl,  sheep  unb  mutton  (aber  bän. 
Faar  unb  Lammekj0d),  unb  ber  ®runb  ift  überall  bcrfelbc.  Hammel 
»on  Qi)t).  hamal  »erftümmclt,  Schöps  entlehnt  au^  ccci|).  skopec 
Äammel  =  altfircbenflaö.  skopici  'QSerfc^nittener'  ünb  Kastraun 
au^  ital.  castrone  =  castrato  'faftrirtc^  6c^af'  bebeuten  alle  ben 
üerfc^nittenen  6(^ofbocE,  unb  t>a  t>ai  "Serfd^neiben  ben  StoedE  \)at, 
baß  ^ier  gur  "SiJiaft  geeigneter  unb  fein  "^Icifc^  too^lfc|)mc(fcnber  ju 
mad)tn,  fo  l^aben  bie  ßc^läc^ter  Joon  je^er  ©etoic^t  barauf  gelegt,  i^re 
QSßaare  al^  Hammelfleisch  ju  bejei^nen,  unb  fo  ift  Schaffleisch 
ufh).  ungebräuchlich  getoorbcn. 

^aß  ©ebict  oon  Hammel  umfaßt  "^ctcr^b.,  £iol.  unb  ©eutfc^lanb 
au^er  bem  oftniittclbeutfd)en  6c^öi>ö'®ebiet.  0©d^  fagt  man  in  9^iga 
Lammsbraten,  nic^t  Hammelbraten.  S  ch  ö  p  s  ift  über  6c^leften,  ganj 
6oc|)fen  ^)  unb  einen  5;eil  ^^üringen^  (*2lrtern,  3ei^,  QäJeimar,  ©fenac^ 
neben  Hammel),  ferner  über  gong  Öftcrreic^  verbreitet.  3n  Äof 
fommt  tß  (toie  im  fäi^ftfd^en  QSogtlanb)  neben  Hammel  öor*),  im 
übrigen  ^at)ern  Hammel.  "Jcü^er  toar  Schöps  aud^  in  ber  ^roöinj 
*^reu§en  gebräuchlich),  in  ©anjig  hiß  oor  tttJ>a  35  Sauren,  in  ^önig*-- 
berg  nac^  meinem  ©etoä^r^mann  noc^  je^t  neben  Hammel*),  ^l^ 
fi^erjl^afte  ^Segeic^nung  für  einen  einfältigen  '3}Zenf4)en  ift  Schöps  oiel 
toeiter  verbreitet,  j.  <23.  auc^  in  93erlin,  Stocibrücfen,  ei[a§  (<2ßb.  II 
426),  ec^toeig  (Sbiot.  E  1268)  üblich  *).  3m  18.  Sa^r^unbert  bürfte 
baß  QBort  auc^  in  feiner  eigentlichen  93ebeutung  verbreiteter  getoefen 
fein  al^  ^cute.     ®cnn  «Hbelung  <2ßb.  III  (1798)   1633  fagt,   ba^  bie 

^)  ©er  ©rimmacr  9?cftor  6tber  \)at  1579  in  feiner  Gemma  gemmarum 
Schöpsenfleisch,  Schöpsenkeule  (Cubin  6ibcrg  *25carb.  51).^- 

2)  Schöpsenbraten  nac^  6pie^  ouc^  im  &cnnebergifd)cn  (®<2ßb.IX  ISeDfT). 

»)  Schöpsenkeule  "'dirmcl  im  S^raucnflcibe  älterer  Seit'  veraei(^nef  g^rif*- 
bicr  QBb.  H  311.  _ 

*)  ®ofür  auc^  Schöpschristel  (icb  fennc  nur  Schöpsenchristel)  in  Scfelc« 
ficn,  ^ofen,  Ceipaig  (Seugniffe  ©QOßb.  ES  1571),  93erlin  (Schöpskriste  €>cr 
rid)ttge  "SScrlincr*  90). 


Äammel  —  ibanbfcget  229 

ic>oc^bcutfcf)cn  Schöpps  mc^r  a[§  Hammel  gcbrouc^en,  unb  in  ^rüni^ 
9cc.  6nc.  21  (1780)  324  toirb  Schöps  bcr  „anftänbigercn  Sprcc^-- 
avt"  jugefd)ncbcn,  aber  .147.  ^b.  (1827),  735  ff.  übcmicgt  fc^on 
Hammel.^ —  <5)a^  '21bjcftiö  Schöpsemes  =  i6ammclf(cifc^  (toic 
Lämmernes  =  eammfleifd),  Kälbernes,  Schweinernes)  iff  nur 
öftcrrcic^ifc^,  auc^  bo  an  bcr  ^crip^cric  nic^f  überaü  gebräuchlich  (j.  ^. 
nic^f  in  93.-£cipa);  e^  iff  fcf)on  ^albmunbarflic^. 

3n  ^irol  lüirb  Schöps  gleichfalls  gebraucht,  aber  ber  DolfStüm= 
lic^e  ^uSbrucf  ift  Kastraun,  gefproc^en  Gstraun,  j.  ^.  gebratener 
(jstraim,  Gstraunemes  ^).  ®aS  ^ort  beruht  auf  m^b.  kastrün, 
bieS  aus  ital.  castrone*),  mlat.  castronus  castrunus*),  unb  ipar 
früher  oict  öjcifer  oerbrcifet,  nämlicf)  über  kapern*)  unb  öfterrcict)  bii 
^ien').  9'^oc^  baß  Wiener  ^oc^buc^  ber  ioerjogin  oon  ^^roppau 
1708  6.  95  ^at  geselchten  Kastraun-Schlegel.  ^uc^  auS  6c^aff-- 
^aufen  in  ber  6c^toci3  ift  Kastrin  ^tv.  'Äammelftcifc^'  belegt  (6cf)toei5. 
3b.  EI  541).  —  3n  ber  Gc^meij  (^ern,  3üric^,  (ot  ©aUcn)  fagt 
man  tpebcr  Hammel  noc^  Schöps,  fonbem  Schaf  ober  Schafbock, 
^uc^  bie  ^rünner  ^O^unbart  \)at  Schaffleisch. 


Äanbfeger 

^cfen  ober  dürfte  mit  gang  hir^em  f)anblic^em  (otitl,  ber  neben 
bem  langftieligen  ^efen,  fber  im  ©ebict  be§  ^ortcS  kehren  =  fegen 
Kehrbesen  genannt  toirbi  namcntlicf)  baju  gebraucf)t  toirb,  bai  JJlüü 
auf  bie  xO^üüfc^ippe  ju  fcf)affen.  1.  Handfeger  in  9^orbbeutfcf)lanb : 
^önigSb.,  ^anjig,  ^olberg,  9^oftocf,  Berlin,  Seoer,  OSnabr.,  £eer, 
fünfter,  ^ortm.,  ^efel,  ^2Iacf)en,  ioalberftabt,  3ei§. 

2.  Handeule,  fürjer  auc^  nur  Eule,  plattb.  üle.  ^ie  Sule  ift 
nac^  T^opotoitfct)  Q3erfuc^  445  unb  ^IQh.  ITI  1194  eine  dürfte  ober 
ein  ^ifc^   an   fe^r   langem    Stiel,   um   bie  3immerbec!en  unb    --tt)änbe 

')  gSgl.  ec^öpf  3b.  306. 

^  Vocab.  ital.  ted.  oon  1477  (^ien.  iöofbibl.)  fol.  29  b. 

^)  ©icfenbac^  Gloss.  105.    Nov.  gloss.  79. 

*)  Castranfleisch  ^:21ug0burg  1634,  Chastraun  9?cgcngburg  1394:  6cbmcücr 
^b.  I  1306. 

')  3n  Kärnten  munbartl.  gstraun  ßcrcr  ^ärnt.  QOßb.  156.  Kastraunein 
fleisch  in  einer  Ißiener  Urtunbe  Don  1466:  QucUcn  5.  ©ci'c^.  b.  3t.  3Bien 
U  3  ^v.  4115;  das  Kastraunen  auch  schaffleisch  tbb.  1605  n.  ßbr.,  a.a.O. 
I  5  3lr.  5680.  Hammel  oder  Castraun  Qlbrat).  a  S.  Clara  (Sc^metlct  QBb 
I  1306). 


230  Äanbfcgcr 

öon  6faub  unb  Gptnntoebcn  ju  befreien,  ^opotoitfd^  nennt  bte«  Por- 
wisch unb  fü^rt  aU  6^non^mc  an  in  2lug^burg  Dielekehrwisch 
(Diele  bebeutet  bort  'Simmerbecfe'),  in  QBürjburg  Spinnenbesen,  im 
©reicbgau  (93aben)  unb  'Jöürttembcrg  Spinnenkehrer,  im  'EÖJainäifc^en 
Spinnenkopf,  toeil  bort  tk  93orften  fugclförmig  ongeorbnet  finb. 
60  erflärt  *^opoö)itf^  aud)  ben  ^u^brucf  Eule  oon  ber  'ä^nlic^feit 
ber  mit  ©pinntoeben  überjogenen  93orften  mit  einer  bie  "Gebern  ftröu^ 
benben  (Jule.  Handeule  ift  ein  furjfticiiger  93efen  tpie  ber  ioanbfeger 
unb  toirb  je^t  oielfad)  turjtocg  Eule  genannt,  too^I  loeil  t)it  lang-- 
ftictigen  (Suten  burc^  ben  getoö^nlic^en  93efen  erfe^t  gu  toerben  pflegen 
unb  ba^er  feiten  ftnb.  '5)er  ^u^bruct  ^)  finbet  ftd)  in  £übedE,  6c^Ie^h?ig= 
Äolftein,  Äamb,,  Äarb.,  93remen,  Olbcnb.,  Seöcr,  9^orben,  ioannoö., 
'SJinfcn,  O^nabr.  ^iJJunbartlic^  reicht  er  noc^  toeiter  füblic^  hi€  jum 
ioara  (Ule,  bie  Q93änbe  abulen  ^lein  ^roD.--^b.  11  204),  nac^  9^orb- 
^aufen  (Kekreule  Äertel  ^^ür.  91)  unb  in  bk  "Slltmarf,  too  bie 
Wandül  mit  langem  unb  bk  Handül  mit  !ur5em  Gtiel  (beibe  Haorül 
b.  i.  ioaareule  genannt)  unterf4)ieben  tperben  (^anneil  QQöb.  230). 

3.  'JBeit  verbreitet  ift  ber  nol^elicgenbfte,  aber  auc^  am  tpenigften 
originelle  'Jlu^bruct  Handbesen,  feltener  in  9'Zorbbeutfc^lanb  ("SUZünft., 
^aberb.,  ^öln)  aii  in  Mittel--  unb  6übbeutfc^lanb :  Ceipg.,  ©reiben, 
ßengenf.,  9}^einingen,  Coburg,  "Slf^affenb.,  QOöeimar,  ©öttingen,  "^ulba, 
'SJiarb.,  5^obI.,  "SOJainj,  Stoeibrücf.,  ^reiburg,  ©onauefc^.  0ofür  auc^ 
Handbürste  5.^.  in  93raunf^toeig,  5rier. 

4.  3m  norbtoefUic^en  '5)cutf4)Ianb  Handstäuber,  in  ^efel, 
Ärefelb,  ^i^ln  (Handstauber),  ©iegburg  (Stäuber). 

5.  3n  "SO^ittelbeutfc^lonb,  ßi^Ieben,  Äof,  2dpa,  93ieli^,  Sucfmantcl, 
933eibenau  Borstwisch.  2Iud)  in  93erlin  foÜ  fo  früher  für  Hand- 
feger gcfogt  toorben  fein.  ®^b.  H  246  gitiert  für  B.  ben  au^ 
*5ranfenl)aufen  am  ^t)ff^äufer  gebürtigen  Sac^ariä.  Sin  älterer  '33eleg 
beim  Erfurter  6tieler  (1691)  6p.  1850.  2563.  ~  6.  3n  <33re^lau 
Borstenfeger. 

7.  3n  6übbeutfd)lanb,  eifa^  ((?lf.  QQöb.  H  874),  qßürtfcmberg, 
'3Künd)en,  "iHuggb.,  Kempten,  93orarIberg  (^rcg.,  93lub.)  Kehrwisch. 

8.  3n  Qu  ©allen  Haarwisch.  <5ür  93crn  ioirb  mir  Feder- 
wischer angegeben,  ba§  aber,  nac^  feinem  erflen  Clement  ju  urteilen, 
toie  ber  Flederwisch,  mit  <5cbern,  nic^t  toie  ber  Äanbfegcr  mit  Äaaren, 
auögcftaftet  fein  bürfte. 


')  ein  gScleg  au«  Älopftodt  im  ©OBb.  m  1194. 


Äanbfcgcr  —  fian^iourft  —  Äarfe  231 

9.  3n  Öffcrrcic^,  auc^  in  baprifc^en  Orten  CSlmbcrg,  xRcumarft 
in  ber  Öbcrpfalj)  Bartwisch  (^opotoitfc^  QSerfuc^  746).  —  10.  3n 
9<a^tatt  Bartkratzer. 

Spotttoort  für  eine  "^erfon,  hW  jirf)  toie  ber  Äan^tourft  ber  alten 
<5c^aubü^ne  beträgt,  (^in  6iibbeutfd)Ianb  oulgär  Hansworscht).  3n 
QSßicn,  9}iä^ren,  ©teiermarf,  Kärnten  Wurstel  (gefpr.  Wurschtel), 
in  93at)ern  Hanswurstel.  3n  O^nabr.  unb  fonft  auc^  Hansnarr, 
in  'Slug^burg  Hansdampf:  btibt  ^usbrücfc  finb  taum  geograp^ifc^ 
fc|)orf  begrenzt. 

parallele  Spottnamen  finb  in  öftcrr.  Kasperl  (gefpj.  Kaschperl, 
tk  ^igur,  bie  auf  ber  '23ül)ne  ben  Äanstourft  ablöfte),  in  ßengenfelb, 
Äcibelb.,  (?ger  Kasper,  in  ^Insb.,  9'^eumarEt  a.  ^.,  3ngolft.  Hans- 
Kasper,  ferner  in  '^Berlin  Pojatz  =  ital.  pagliaccio,  in  ^^iga 
Pajazzo,  in  Coburg  Bojazzo,  in  ^ieli^  Pujatz,  in  Württemberg, 
6c^tt)eiä  Bajass. 

Äarfe 

Werfjeug  mit  Sinfen,  um  ®ra^,  Äeu  ob.  bgl.  ^ufammenjuraffcn. 
*5)iefe^  ^öljeme  QCßerfjeug  toirb  auc^  genauer  aU  Heuhsirke  oon  ber 
ioarfe  mit  eifemen  Sännen  unterfq)ieben,  bk  jum  ©lätten  be^  93o= 
ben^  in  ©arten  unb  jur  (Entfernung  oon  Unfraut  unb  bgl.  bient. 
Harke  ift  auf  ^eter^b.,  £it»lanb  unb  haß  nörblic^e  <S)eutfd)lanb  bc* 
fc^ränft.  3m  ganzen  übrigen  beutfd)en  Sprachgebiet  ^errfc^f  Rechen. 
<5)ie  ©rcnje  ätoifd)cn  Harke  unb  Rechen  läuft  junäc^ft  3toifd)en  "^ofen 
unb  Sc^lefien  (93rc^lau  ^af  alfo  Recheni,  bann  füblic^  ber  9}Zarf 
*33ranbenburg :  "^Bau^en,  Seift)enn.,  ©reiben  Ijaben  Rechen,  Ceipjig 
jeboc^  Harke:  fc^on  d^r.  9Reuter,  Sf^clmuffgfp  II  61,  fd)reibt  harken. 
®ann  läuft  bie  ©renje  quer  iJurc^  ^f)üringen,  beffcn  nörblicber  5eil 
jum  ®ebiet  oon  Harke  gef)ört:  i>k  ©rcnjlinic  fcf)lic§t  Äalle,  21rtern, 
Sonbers^aufen  nod)  ein.  dagegen  gehören  3ei^,  Weimar,  Gifenac^, 
9}?ül)ll)aufen  jum  ®thkt  oon  Rechen,  ^ann  läuft  bie  ©renje  gtoi» 
fc^en  ©bttingcn,  bai  Harke  fagt,  unb  Gaffel,  loelc^eg  Recken,  bk 
nbb.   <5orm   oon  Rechen,   gebraucht,   fc^lie^t   xD^arburg  *),   Weftfalen 


1)  dagegen  in  Ober-Äeffen  (gfc^enrob)  fc^on  Rechen:   Schöner  3.  f. 
^b.  JJt.  V  314.*  318. 


I 


232  öorfc  —  1)ä%lx^ 

ein  unb  burd|)quert  fobann  bic  9^^cinproioin5,  h>o  Siegburg  uub  ^5ln 
fd^on  5um  ©cbiet  öon  Rechen,  "SOZü^l^cim  an  b.  9^u^r  nac^  90iaur-- 
mann  ©ramm.  b.  SOZunbart  üon  "SOZü^l^.  6.  13  gu  bcm  oon  Harke 
gehört.  3n  5la(^cn  h)irb  Harke,  im  (üblicheren  ^eile  bcr  9?^ein-- 
prooinj  Rechen  gebraucht.  ^.  93iebig  9^aturgctoalten  6.  52.  53 
fc^rcibt  neben  einonbcr  Rechen  unb  harken,  9^.  ßombrec^t  "Slrm^ 
fünberin  (Äun^rücf)  6.  281  Rechen. 

3n  ^refclb  iff  bit  ^orm  Herke  in  ©cbraud^,  bie  fd|)on  1477 
für  Q.kx>t  belegt  iff  ^Jöeiganb  933b.  1812);  audb  nbl.  herk  neben  hark. 

6üb»  unb  SUiiftelbeuff^lanb  fübli(^  ber  bef(^riebenen  ßinic,  Öftere 
rei(^  unb  ßc^toeij  brouc|)cn  Rechen.  ®oet^e  ^af  fotoo^l  Rechen, 
bai  x\)m  a\ii  '^vantfmt,  toie  der  Harken^),  bai  i^m  aug  ^^üringen 
bcfannt  toar.  '5)er  99Bür(temberger  Äcrm.  Äeffe  (^etcr  damenjinb 
206)  jie^f  bai  norbbcuffc^e  Harke  öor. 

®a^  gugc^brige  QScrbum  lautet  im  9'Zorben  harken,  im  ©üben 
rechen  (in  Gifterb.  rechnen).  3n  'SJZarfneuf.  tpirb  harken  neben 
Rechen  (toie  t>on  ber  93iebig,  f.  oben)  gebraucht. 

mm 

njirb  in  'Berlin  nic^t  nur  für  'unfc^bn',  fonbem  (feiner  ©runb-- 
bcbeutung  '^affcn^toert'  entfprec^enb)  überhaupt  für  'unangenehm,  toiber- 
toörtig,  abf^eulid^'  »erluenbet:  j.  93.  häßhches  Wetter,  eine  häß- 
liche Geschichte,  sei  nicht  so  häßhch  zu  ihm,  das  ist  recht 
häßhch  von.  dir.  3n  'SJiittel-  unb  6übbeutf erlaub  ^)  fotoie  Öfterreic^ 
toirb  bafür  garstig  gebrandet,  bai  bem  93erliner  burc^au^  fremb  ift, 
toenn  er  e^  aud^  öerfte^t.  3c^  l)abe  e«  öcrfäumt,  bcn  <5aK  in  ben 
•Jrögebogen  aufjune^men.  "SOJunbartUc^  fommt  garstig  auc^  im  9Zorben 
öor:  gastrig  ^rifc^bier  <2ßb.  I  219.  0anneit  QBb.  I  61.  6cbam- 
bac^  QOöb.  60;  galstrig  'ranjig'  in  Güb.  6c^umonn  QBortfc^.  88.  3n 
6ad^fen  gehört  e^  aber  fd)on  ber  \)b.  llmgang^fpra(^e  an:  id^  \)aht  ti 
juerft  oon  meinen  Ccipjiger  QSertoanbten  gehört.  Q3gl.  '3)^üller=<5rau-- 
reut^  <3ßb.  I  382,  für  ^^üringen  Äertel  ^^ür.  103,  für  Äeffen  Q3il- 
mor  3b.  116.     ^fliftcr  9^ac^tr.  71.     greceliu^  Q03b.  404. 

5lbelung  <2ßb.  11  419  bejeii^net  garstig,   bai  eigentli^    'ranjig, 

^)  Äertcl  ^^ür.  6pr.  114  ocrjicid^ncf  ba^  'zSJlail  au«  9Zorb^aufen, 
Äarg,  0ft-5t)üringen. 

2)  «außer  bcm  glfaß,  tt)ie  c«  fc^cint,  ba  e«  im  eif.  QBb.  fc^It.  ®cm 
6^tt)äb.  ift  c«  geläufig  (S^if^cr  <2ßb.  III  71)  unb  in  GcbiUcr«  9?öubern  ^öufig. 


^ä^U^  —  ^aucn  233 

öerborbcn  oon  6peifcn,  bcfonber^  ^cff  bebeutet,  aU  ber  »ertcaulic^en 
6pre^art  ange^5rig.  3n  ber  heutigen  6(^nftfprad)e  tft  e^,  toic  öielc 
foI(^er  affcftbctonten  Wörter,  tocnigcr  ^äu[tg. 

^auen 

tptrb  in  93erlin  in  brci  ioauptbcbeutungen  oertocnbet:  1.  f erlagen, 
prügeln  (auc^  in  bcn  Sufammenfc^ungen  durchhauen,  verhauen). 
2.  mit  einem  \d)avftn  Snftrumenf,  ^cil,  "^Ofieffcr  ob.  bgl.,  jcrf^logen 
ober  jerl^acfcn.  3.  in  Stein  hauen  =  in  6tein  meißeln.  <5)ie 
erfte  93ebeutung  ift  gemein^b.,  nic^t  fo  bk  ^rozitt  unb  brittc.  3n  ber 
jtocitcn  93cbeutung  toirb  in  öfterreic^  hacken  gcbrau4)t,  3.  93.  er  hat 
sich  mit  dem  Beil  den  Finger  abgehackt,  Holz  hacken.  '5)er 
6(^lä4>ter  \)ti^t  in  öfterrei^  Fleischhacker  (gegen  norbb.  Knochen- 
hauer), toofür  aüerbing^  je^t  immer  Fleischhauer  gefc^riebcn,  aber 
mcift  Fleischhacker  gefproc^en  toirb  (f.  "Slrt.  Schlächter)  *).  3n  ber 
britten  93ebcutung  fagt  man  in  Öftcrr.  tfma  in  Stein  meißeln^). 

Umgefe^rt  toirb  hauen  im  ©üben,  in  ben  obb.  'SJiunbarfcn,  in 
einem  bcfonberen  Sinne  öcrtoanbt,  tt)o  man  im  9Zorbcn  nur  hacken 
gebraust,  nömlic^  öon  ber  "Bearbeitung  be^  93oben^  mit  ber  Äade, 
bem  am^aden  be«  «^elbe^  ober  ©arten«.  ^Jgl.  ^ifc^er  ^b.  EI  1235  f. 
e4>h)cia.  3b.  n  1804.  ec^mcUer  "Job.  I  1023').  ®a^er  ^ei§t  ^ier 
auc^  hai  eifeme  QBcrfjeug,  mit  bem  ber  93oben  bearbeitet  toirb.  Haue '), 
aber  im  9'^orben  Hacke,  unb  ber  "^öinjer,  ber  ben  Weingarten  \)adt, 
toirb  im  93at)r.=Öft.  Hauer,  fränf.  Hacker  (öc^mctler  "Söb.  I  1023. 
1048)  genannt*). 

hacken   anbererfcit«   ift   gemeini)b.,   toirb   aber   ba,   tpo   hauen 

^)  S^on  im  Scf)n)äb.  n)irb  hauen  toit  im  9'^orbcn  gcbrau(^f:  ^if'ä^cr 
Qßb.  m  1235ff. 

2)  ®ag  €lf.  "^Gßb.  I  316  ^af  nur  hacken  in  bicfcm  Ginn  (ogl.  I  394). 

')  €lf.  <5ßb.  I  394.  ^ifcf)er  9Bb.  m  1234  Haue.  qjgt.  ebenba  1011: 
^Hacke  wirb  faum  cc^tc  93?bt.  fein".  6c^tt)ci5.  3b.  II  1811  (QSgl.  auc^  oben 
mrt.  Beil  6.  109). 

*)  '^opott)itfi^  Voc.  Austr.  I  fol.  170  gibt  an,  ba§  man  in  Öftcrreic^ 
jtoifd^en  Hauer,  ber  eigene  QBcingärten  mit  Äau«  bcft^t,  unb  Winzer,  ber 
in  feinet  Äcrrn  Äaufe  too^nt  unb  it)m  bic  QBeingärtcn  baut,  untcrfc^cibc. 
Acute  ift  in  QCßien  nur  Hauer  üblic^.  n  fol.  210  f^rcibt  er  genauer,  oft. 
Weinzierl,  fteir.  Weinzerl  (=  mt)b.  winzurl  au«  lat.  vinitörem)  cntfprcc^c 
fäc^f.  Winzer  unb  Weingärtner,  "^lu^erbem  gibt  er  fteir.  Berghold,  tt)ür5b. 
Hacker,  Weingartsmann  an.  Weinzierl  tommt  in  Qöicn  noc^  ali  ^omilien- 
namc  oor  (Winzer  feiten).  » 


I 


234  bauen,  Äolj^aucr  —  t)eU 

bancbcn  bcftc^t,  »on  bicfem  tttoai  untcrfc^icbcn :  beim  Hauen  tritt  ber 
93egriff  be^  6(^lagen^  me^r  ^eröor,  ber  bc^  6c^ncibcn^  gurüd^),  beim, 
Hacken  ift  c^  umgetc|)rt.  Holz  hauen  bebeutet  bann  fooiel  toie 
Holz  schlagen  b.  \).  93äume  fällen  unb  in  gro§c  6tücfe  f^lagen, 
bagegen  Holz  hacken  gro^e  6tücle  für  ben  Äau^^alt  jcrfleinern.  3n 
<23erlin  lommt  bicfer  ilnterfc^ieb  toenig  jur  ©eltung. 

Holzhauer  fommt  natürlich  nur  in  bem  ©ebiet  öor,  h)0  Holz 
hauen  gefagt  n^irb,  ift  aber  aud^  ba  feltcner  al^  Holz  hack  er.  ^u« 
6onbcr^^.,  Weimar,  *3[Rünfter,  ^öln  toirb  mir  angegeben,  ha^  Holz- 
hauer ben  'SO'Jann  bebeutet,  ber  im  QGßalb  Ä0I3  fd)lägt,  Holzhacker 
bcn  Arbeiter,  ber  in  ber  <citabt  taß  Äolj  jcrHeinert.  Slu^  6übbeutf4)l. 
ift  mir  faft  nur  Holzhacker  bezeugt,  ^ür  Äolät)auer  in  obigem 
6inne  wivb  in  933ürttemb, ^)  unb  ^a^ern  (Sngolff.)  Holzmacher,  in 
(St.  ©allen  Holzscheiter  gefagt. 

h)irb  in  ©eutf^lanb  unb  Gd^toci^  foh)olf)l  t>om  ßid^t  al*  oon  ber 
"Färbung  gebraucht.  ®er  Öfterreic^er  unterfd^eibct  hell  mit  93e5ug  auf 
£ic|>fquellen  (helles  Licht,  die  Sonne  scheint  hell)  unb  licht  (munb> 
artl.  ÜBxd)  oon  ber  ^orbe:  Uchte  Farben,  lichtgrau,  Hchte  Haare, 
ein  lichtes  Kleid,  lichtes  Bier,  Hchter  Kaffee,  folDie  t>on  9^äumen: 
lichte  Zimmer.  3n  ^f^orbbcutfi^lanb  tt?irb  hcht  nur  nod^  in  be-- 
ftimmten  QBenbungen  xoit  heller  lichter  Tag,  lichte  Augenblicke, 
lichterloh  (tec^nifcf)  lichter  Abstand  u.  bgl.)  gebraucht.  3n  6c^lefien 
unb  im  öftlic^cn  Gac^fen  (93au^en,  6eif^enncr^borf)  jebodb  ift  e^  ^äu-- 
figcr;  in  93re^lau  j.  93.  wir  wollen  noch  im  lichten  gehen.  Q3öein= 
^olb  93citr.  54  bc5eic|)ncte  (1857)  Hechte  lichte  al^  fel^r  gcbräu^lic^ 
in  6c^leficn. 

<5)er  öfterreic|>if^c  6prac^gebraucb  ift  ^cr  urfprüngli^cre.  ®enn 
hell  entftammt  ber  afuftifcljen  93egripfpl)äre,  c^  bebeutet  noc^  im  SK^b. 
'laut  tbnenb'  unb  ift  erft  oon  bem  burc^bringcnben  Gefall  auf  tai 
burd^bringcnbe  £ic^t  übertragen  tt)orben').     6^  entt)ält  alfo  felbft  nic^t 

')  3n  ber  Sc^ttJetjcr  unb  ßlf.  "SD^unbart  tt)irb  hauen  auc^  für  'fd^ncibcn" 
gebrouc^f  (edjto.  3b.  II  1804.  gif.  QBb.  I  394)  j.  <23.  ein  Stück  Brod,  Käs 
abhauen,  tr)ai  fcSf)on  @oett)C  in  einem  ^rief  an  Sophie  0.  Caroc^e  ocrmcrftc 
(QBclfc,  3.  btfd).  6pract)0cr.  28  (1913)  161  ff.). 

")  gifc^er  QBb.  III  1791. 

*)  liefen  <23cbcutunggübcrgang  oeranfd^auUc^t  gut  bie  QBcnbung  ein 
glockenheller  Himmel,  bic  6pie§  3b.  99  au^  bem  Äcnncbergifcbcn  anführt. 


^ca  —  Äerbft  —  Äcufc^rcde  235 

ben  "Begriff  be^  Icuc^tcnbcn,  lic^tcrfüflten,  ju  bcffcn  ^Scjeic^nung  oicI= 
mc^r  al^b.  lioht  m^b.  lieht  bicntc.  ®ic  b{c^tenfd)c  Sprache  ^at  licht 
immer  feftgct)alfcn. 

Äerbft 

®a^  QDöort  Herbst  al^  "Bcjcic^nung  bcr  3at)regjcif  ift  jiemlic^ 
gcmetn{)oc^bcuffc^;  boc^  iff  e^  in  ©übtocftbcutfc^Ianb  in  biefer  93ebeu= 
tung  n\6)t  überall  öolf^tümlict),  fonbcrn  bebeutcf  borf  'ßrnte',  namenf^ 
lid)  'QDßeincrnte,  QOßeinlefe",  toä^renb  bic  Sa^rc^äcit  mit  Spät  jähr  be= 
jeic|>net  toirb.  ßurcmb.  H^erscht  \)at  bcibe  93ebeutungen  (935b.  lur. 
<-Sl,  177),  be^glcic^cn  lof^r.  Herbscht  CJoUmann  Qßb.  238),  ipo- 
neben  Spätjohr  (483)  oorJommt.  3m  (flfa^  meift  Spotjohr,  mä^renb 
Herbst  '<2BeinIefe'  bebeufef  ((?If.  9[öb.  I  371)'  Herbst  unb  Spät- 
jahr »erben  neben  einanber  in  ^rier,  3tt>eibrü(fen  unb  "Baben  ge^ 
braucht;  in  Äeibelberg  5.  93.  meiff  Spätjalirskleider  ^),  3n  QCßür^ 
femberg  Herbst,  ober  im  Unterlanb  aud)  Spätjahr  ober  SpätHng. 
Herbst  =  ^einlefe  auc^  in  *2lfc^affenb.  3n  93regenj  Herbst  unb 
Spätjahr.  0a^  Gc^toeij.  3b.  11  1593  öerjeic^nef  Herbst  in  beiben 
93ebeufungen  unb  aii  6^non^m  im  6inne  ber  3ctt)re^5eit  Späthng.  — 
®ie  93ebeutung  '^mfe"  ift  ofenbar  bie  urfprünglic^e,  bk  im  (Sübmeften 
immer  feffge^alten  tourbe.     Q3gl.  ^luge  QÖßb.'  205.     =paul  9Dßb.  254. 

Äeufc^rei^e 

^ai  Qöort  gehört  eigentlich  ju  ben  joologifc^en  9'Zamen,  bie  ic^, 
toie  oben  6.  25  f.  bemerft  ift,  im  allgemeinen  au^gefc^loffen  \)ahi.  ®a 
i(^  aber  Heuschrecke  in  ben  "Fragebogen  aufgenommen  \)attz,  fo  mag 
ber  '^aü  alß  93eifpiel  feiner  ^rt  bienen.  ©ie  Soologie  unterfc()cibet 
in  ber  Orbnung  ber  ®crabf(ügler  brei  "Familien,  bit  '5elbl)cufc|)re(fen 
(Acrididae),  Caub^eufc^rccfen  (Locustidae)  unb  ©rab^eufc^recfen 
(Gryllidae).  '3)er  Stäbter,  ber  biefe  ^iere,  toenn  er  2ak  ift,  nur 
oberfläc^lid)  »on  feinen  £anbaufentt)alten  })tx  fennt,  ^ält  biefe  <5a»nilien 
ni^t  fd)arf  au^einanber,  bie  ßanbbeoölferung  aber  i)at  nur  munbart^ 
li4»e  9^amenformen.  60  laffen  \\<i)  genoue  ^b.  geograp^ifc^e  6t)no^ 
ni)me  fc^mer  jufammenftellen.  ^tx  berliner  fennt  bie  9camen  Heu- 
schrecke, Grille,  auc^  tt)ol)l  Heupferdchen,  ot)ne  aber  in  ber  9^egcl 

^)  Qiufcnncf^  ^älj.  3b.  64  oerjeic^nct  Herbscht  in  beiben  93ebeu» 
fungen,  'SJieiftngcr  QGßb,  44  herapst  für  ßrntc,  spootjooB  für  bie  Sa^rc^scit. 


236  ibcuf(^rcrfc  —  Äöfcttn 

beftimmtc  llntcrfd)icbc ,  aupcr  cttoa  bcm  bcr  @r5§e,  bamif  ju  occ- 
fnüjjfcn.  Heuschrecke  (ba^r.=5ffcrr.  auc^  der  Heuschreck  =  m^b. 
höuschrecke  a^b.  hewiscrekko  m.)  ift  gemein^ b.  <S)ancbcn  tourbcn 
mir  no(^  folgcnbe  9'Zamcn  mitgeteilt. 

Heuspringer  in  Qttttin,  ^iel,  Äarb.,  ^ricr.  9^ac^  ^c^rcin 
93oH^fpt.  in  9^afTau  196  auc^  naffauifc^,  nac^  "Joamann  <2ßb.  233 
lot^r.  Heuspringer,  -sprung.  Q3gl.  Q5iebig,  9^atur gehalten  251. — 
Heuhüpfer  in  Coburg,  "iHfc^aff.,  ^ulba,  ^axh.,  ^ranffurt,  9^aftatt, 
^ruc^fal  (Heuhüpfer).  ^aö)  ^e^rein  Heuhipper  in  ßimburg, 
Uftngcn,  Äöc^ft,  ^önigftein;  Heuhüpfer  in  ioanbf^u^^^eim  2cn$ 
<2öb.  32,  in  9iappmau  ^eiftnger  *2öb.  34,  in  Ober^cffen  Srcceliu« 
^b.  462,  fc^tt)äb.  nac^  ^ifc^er  9Bb.  EI  1561. 

Heupferd  im  ioarj,  "^Beimar,  Sifenac^,  Äeibelb.,  ^Ifi^aff.,  93.-- 
£eipa.  Q3gl.  ioerfcl  ^^ür.  119  (Salbungen).  6c^Iejtfd)  ftnb  Haber- 
pferd ©to§--^roffe,  Hopspferdel  in  93iel.,  Huppepferd  (Huppafäd) 
in  ilUer^borf. 

Grashüpfer  in  O^nabrüd,  (Sifenac^,  '^nßh.^),  6c^ö)äb.  Gras- 
hupfer "Jif^er  9Q3b.  EI  799.  3n  O^nabrüd  auc^  Springstapel. 
QSgl.  m^b.  höustaffel  (®^b.  IV  2,  1294),  angelf.  gsersstapa  neben 
gsershoppa,  engl,  grasshopper  '®ra^^üpfer\ 

Heimchen  in  ^öln.  ^opotoitfc^  QScrfuc^  154  fannte  die  Heime 
(=  a\)h.  heimo  m^b.  heime  m.)  in  bcmfclben  6inn  ani  9^ieber» 
fc^lcfien  unb  6ac^fen;  fc^meij.  Muchheim  =  a\)b.  müchheimo  unb 
Heimuch,  ju  beffen  St^motogie  ic^  auf  Äepne  QBb.  H  104,  QBei- 
ganb  ^öb.  I  836,  ©cbtocij.  3b.  H  1289.  IV  62  öertoeife. 

Mattschrecke  im  Slf.  =  a\)h.  matoscrecch  ^iefen^üpfer  ju 
Matte,  a\)b.  mato  ^icfe  (fc^eint  im  €lf.  <3öb.  ju  fehlen). 

Heuschnippel  in  "Slug^b.  Heujucker  in  Kempten;  ogt.  "^ifc^cr 
6c^n)äb.  Qöb.  III  1553,  nac^  bem  64>tt)ci5.  3b.  HI  39  auc^  fc^tociäc- 
ri[(^  Don  Jucker  Äüpfcr,  Springer.  Weitere  fc^mäb.  6t)nom)mc  bei 
^ifc^cr  a.a.O.  III   1561. 

®emüfe=  unb  Obftocrfäufecin  auf  bem  -Xf^arft.  T.  Hökerin  ift 
^auptfäcblic^  im  mittleren  ^eil  be^  nörblic^en  «Scutfc^Ianb  verbreitet , 
in  Sommern,  l>o|"en,  ^ranbenburg,  ^edlenb.,  ßübcd,  ^iel,  ^raun-- 
f(^tt)cig,    5^f)üringen   unb    Sac^fen,    »eftlic^    noc^    in   Gaffel,    Siegen, 

^)  ettcrorifc^  ^oigt''5)iebetic^ö  <5)reit>icrtet  Stunben  oor  ^ag  14. 


Äöfcrin  237 

"SJiünftcr,  ©armftabt,  Hökerweib  in  QOßic^b.  3n  Äcibclbccg  ift  haß 
<2öort  jc^t  au^gcftorbcn,  bafür  Händlerin,  Marktweib.  <5)ic  ioanb= 
fc^u^^^eimer  9Jiunbart  \)at  nad)  ßcnj  ^b.  33  Hocke.  3n  9)Zctningcn 
Höke^),  in  "iHfc^affenb.  Hocke,  in  9^ürnb.  Hüglerin"),  in  '^ö^m.-- 
£cipa  Höcklerin,  in  (?ger  Höckerfi^au.  <3)a^  mt)b.  hucke  hock« 
hocker  bcjcic^net  übcrbaupf  bcn  fleinen  Q3ihualicn^änblcr  (f.  unter 
Kaufmann),  unb  biefc  tocitcrc  93ebeutung  ^at  baß  9Gßorf  auc^  jc^t 
noc^  oiclfac^.  So  ocrffcbt  man  in  ^anjig  unter  Hökerin  eine  *5tau, 
bie  in  iljrcm  iobferloben  einen  —  toenig  umfangreichen  —  ioanbcl 
mit  Lebensmitteln,  eine  Hökerei  betreibt,  toä^renb  H.  in  93erlin  nur 
ober  oorjuggtoeife  bie  ©emüfeoerfäufcrin  auf  bem  *3Kar{f  ift  unb  ein 
•SWaSfuIinum  baju  ni(^t  öorfommt. 

2.  3m  größten  ^eil  beS  übrigen  beutfd)cn  Sprachgebiete  ift 
Marktfrau,  Marktweib  ühüd),  tai  freiließ  eine  hpeitere  93ebeutung 
\)at,  infofem  eS  alle  ioänblerinnen  auf  bem  ^avU,  auc^  bk  93erfäufe^ 
rinnen  oon  ^leifc^,  '5ifd)cn  uftp.  einf(^Iie§t.  ©aneben  befte^en  noc^ 
einige  örtliche  *2luebrücfc. 

3.  3n  Q'^iga  Gangweib.  —  4.  3n  ^önigSb.  Kuppelweib; 
eine  93efc^reibung  bcr  ^önigSbcrger  ^uppeltoeiber  gicbt  *5nfc^bter  QDßb.  I 
449,  ber  noc^  Kuppelmarkt  'QSie^marft',  kuppeln  *^Iein^anbel 
treiben'  ^at.  ©a  kuppeln  =  lat.  copulare  eine  ganj  anbere  93e= 
beutungScnttoicflung  auftoeift,  finb  jene  '2Borte  too^I  unoertoanbt  unb 
au€  poln.  kupla  *Äauf,  ^auftoaren'  abzuleiten.  Hökerin  fe^lf  in 
Königsberg,  boc^  nic^t  bai  "^Serbum  hökern.  3n  "S.^Kronc  beftanb 
Kuppelfrauen  a\ß  *33e5cic^nung  oon  Stoifc^en^änblerinnen  bis  ca.  1875, 
tDurbc  aber  bann  alS  jtoeibeutig  aufgegeben.  —  5.  3n  93ieli^  Kipp- 
lerin  (=  Kupplerin?). 

6.  3n  '^axh.  Botenfrau.  —  7.  3n  Äof  Obstlerin,  in  Öfterr. 
Öbstlerin. —  8.  3n  ^rier  Vorkäuferin,  b. ^.  eine,  bk  oor  bem 
"EDJarft  bk  QOBaren  ber  93auern  oor  bcr  Qtabt  auffauft.  ^benfo  nic^t 
nur  luj.  Virkafesch  (<2öb.  luy.  ^.  470),  lot^r.  Virkäfesch  (^oU- 
mann*2ßb.  162),  fonbcrn  auc^  in  Öberöfterreic^  (ßeonfelbcn)  Firkafler'). 


1)  gSgl.  tfiüv.  Hökin  jbertcl  ^ür.  121. 

2)  Obb.  Haegler  (?)  Ärüni^  Oef.  gncpcl.  24  (1781),  115  ff.  Hockler  1477 
in  ©icfenb.  ©toffar:  f.  <2ßeiganb  «SBb.  I  882.  ^popowitfi)  Voc.  Austr.  I 
fol.  122  oerjeic^net  fäc^f.  Hocken,  in  QBürjburg  Hocken  und  Bimfrauen,  in 
Äo^cnlo^c  Hocklersweiber,  fc^tt)äb.  Hücklerinnen. 

^)  ^opott)itfc^  Voc.  Austr.  I  fol.  127  buc^f  ftciv.  Fürkäufler  ber  oor 
bem  ^re  ben  dauern  Obft,  öc^malj  uf».  obfouft. 


238  Äolj^aucr  —  Äörnc^en 

6onff  begegnen  noc^  einige  tocniger  c^arafteriffifc^c  93eäcic^nungen 
n)ie  Gemüsefrau  (Coburg,  93em),  Obstfrau  (^Sruc^f.),  Händlerin 
(O^nabr.  u.  fonft).  '^Iß  oulgär  muffen  too^I  gelten  bapr.  oft.  Standl- 
weib  (in  Kempten  Ständlesweibj  oon  Standl  '93crfaufgfteIIe  auf  bcm 
^axtf,  in  bcn  öfterr.  ^Ipenlänbcm  Fratschlerin  oon  fratschebi 
'Obft,  93utter,  gier  ocrfaufcn'  ^Icin  ^roo.-^b.  (1792)  I  123^);  in 
'^Sojen  Gramp,  Greraplerin,  6c^öpf  ^irol.  3b.  205  gramp,  ba^r. 
grempler,  lot^r.  lur.  Krempeler,  lot^r.  Kremp  ^Icin^änbler  (9oü^ 
mann  ^b.  311)  =  m^b.  grempler  »on  grempeln,  grempen  = 
ital.  comprare. 

ÄOl§^auer  f.  ^autn  oben  6.  233. 

^albfrci^förmige^  in  jtoci  Spiften  au^laufenbc^  ©cbäcf  au^  Semmel 
ober  ^uc^cnteig.  ©a^  "^öort  ift  in  ganj  ^cutfc^Ianb,  and)  in  ^eter^b. 
unb  ßiolanb  oerbrcitet,  nur  ba%  im  (Bebict  bcr  'deminutio enbung  -lein 
Hörnlein  (fc^toäb.  fcänf.  Hörnle,  bat)r.  Hörndl,  f(^lef.  Hemdla) 
entfpncf)t.  Hürn(d)l  auc^  in  93ö^men:  (I|)c»tiefc^au,  (?gcr,  2eipa;  in 
Q'leic^enberg  beginnt  in  „feineren  Greifen"  fc^on  Kipfl  einjubringen. 
3n  Sudmantel  munbartl.  Hernla.  ©onft  ift  in  ganj  Öftcrreic^  Kipfl, 
in  ber  Gc^toeij  Gipfel  (ogl.  3b.  11  390)  üblicb.  tiefer  "Slu^brucf 
unb  baß  Gtammiport  Kipf  m.  ift  auc^  baprif^,  bejeicbnct  aber  in 
93at)ern  ein  anber^  geformte^  ©ebäd,  nämlid)  eine  gerabe  in  jtoci 
Spieen  au^laufenbe  6tangc,  rt)ie  bic  bekannten  Gal^ftangcn.  "^er 
'2lu^brudE  ift  in  ^ien  uralt,  toie  chipfen  in  bc^  Qöiener^  Saufen 
(Snifel  ^ürftcnbud)  (13.  3at)r^unbert)  le^rt  (^^b.  V  781).  ®ie  oom 
®'2Bb.  ertoä^nte  Überlieferung,  bie  Gipfel  feien  juerft  1683  in  QDöien 
gebacken  §ur  ©arftcHung  be^  türfifd)cn  Äalbmonbe^,  toirb  fd)on  baburc^ 
toiberlegt,  ba^  ein  l)albmonbförmige^  ©cbäcf,  em  panis  lunatus,  in 
lune  modum  f actus  bereite  um  haß  '^a\)v  1000  genannt  toirb  (Sc^toeij. 
3b.  n  390)  unb  biefe  ©cbödfform  über  baß  ganjc  beutfd)e  Ocbiet  unb 
bi^  nad^  <5i^anfreic^  (croissant)  verbreitet  ift. 

^)  9?aA  ^opomitf^  Voc.  Austr.  I  fol.  122  cntfprac^  Fratschlerin  in 
©ras  Öbstlerin  in  QBien,  »ä^renb  Fratschlerin  in  QBicn  oeräc^tUc^c  *23c- 
jeii^nung  bcr  mit  Obft  ^erumge^cnben  QÖßeiber  fei,  bic  feinen  vStanb 
t)abcn.  3n  "^irot  Fratschelweib ,  Fratschlerin  Schöpf.  3b.  151.  <S)a  bicfc 
'Jrouen  oicl  ftatfc^cn,  fo  bebeutet  fratscheln  aud)  'neugierig  au^frogcn' 
(Schöpf  150.    Sc^ranfa  QäJicncr  5)ialcft-£eE.  52). 


Äu^n  —  Sü^nctföftg  239 

<5)a^  ^ort  Huhn  ift  in  bcr  ^ortrag^l'pracf)C,  bcfonbcr^  im  300I0-- 
gifc^en  Sinne  gcmcint)OC^beutfc^,  nic^t  fo  in  bcr  Umgang^fprac^c.  ^iefc 
\^at  bafür  im  93crei4)  ber  baprifc^--öfterreic^ifAcn  ^unbart  Henne 
ober  bai  juge^5rige  deminutio  Hendl ^).  3n  faft  gonj  öftcrreirf) 
tpirb  nur  Hendl,  Backliendl  u.  bg!.,  für  ein  ältere^  5:icr  Henne 
gcfagf,  auä)  oon  bcn  ©ebilbctftcn.  5^ur  im  ©cbiet  ber  fd)Iefi[d)en  5?cunb» 
art  gc^t  Hendl  nic^t  burc^:  bie  ^CRunbarf  ^at  in  Seriellen  Hühnel 
(Hülmdl),  ebcnfo  in  9'?eicf)cnberg  unb  93ö{)m.=£eipa^);  in  Sauemig 
Hendla.  3n  955eibenau  unb  Sucfmanfcl  fagt  man  im  <2ing.  Henne 
bestp.  Hahn,  im  ^I.  Hüliner.  —  ^a^  in  ÄeiJen,  Q'l^einpfals,  £of^-- 
ringen,  £uremburg  gebräuchliche  Hinkel  ^)  au^  m^b.  huoniclin  fann 
tt)ol)l  nur  al^  munbartlic^  gelten.  —  3u  ertoäf)nen  ift  noci),  ba^  man 
in  Äcibelbcrg  Hahnenbraten  für  Brathuhn  fagt,  wä^renb  man  fonff 
beim  93rat^ut)n  baß  ©efc^lec^t  in  ber  Q'^egel  nicf)t  unterfc^eibct. 

3n  Württemberg  ift  Hulm  „öorne^mer"  *2lu^brucf,  fommt  aber 
auc^  in  ben  ^unbarfcn  oor.  Q5gl.  ju  biefer  (?rfcf)cinung  (5.  36. 
@ett)ö^nlic^  fagt  man  Henne,  oom  jungen  Äuf)n  Hühnle,  00m  Halm 
Gocke](e),  im  'ipiur.  für  beibe  ®efcf)Iecf)ter  Hühner.  rt)äf)renb  für  bcn 
Singular  ein  Commune  fef)lf. 

.^ü^nerfäftg 

•S^er  au^  Äoljftäben  beftef)cnbc  Äü^nerfäfig  toirb  in  kapern  unb 
ben  öfferr.  ^llpenlänbern  Hühnersteige  genannt,  munbartlic^  Henna- 
steigen (^lein  'iproo.-^Gßb.  I  192.  205).  3n  Württ.  Hühnerkäfig, 
aber  in  manct)cn  ©egenben  Sausteig(e)  ==  Sc^tocineftad.  0en  ^ovb' 
beutfcbcn  ift  Steige  '^äfig'  fo  fremb,  t)a%  fie  Hühnersteige  gern 
alß  'Äü{)nerftiege'  oerftef)en.  "2lbcr  e^  bzbtutit  feine  J5ü()nerlciter, 
fonbern  ben  Äübnerfäfig,  in  bem  bic  ic)üf)ner  transportiert  unb  x>tv- 
tauft  5U  toerben  pflegen.  Steige  ift  baß  a^b.  stiga  mt)b.  stige  2atten= 
Derfcf)lag  für  ^Icinoicl),  mnbb.  stege  Scf)tt)einepferc^  1  Schiller --ßübben 
IQh.  IV   375),    anglf.    stig  n.,    neuengl.  sty  Scf)tt?eineftatl,    altnorb. 

')  mnn  ^roo.=9Cßb.  I  192  (179)  ^of  Hendl  ali  ba\)v. 

-)  Hiinel  frf)on  im  <2ßiener  ^oc^buc^  ber  fierjogin  ßlconora  ju  ^roppou 
unb  Sägernborf  (1708)  6.  34 f. 

^)  QSb.  lur.  93?.  177,  g^oOmann  ^b.  244,  QSilmar  3b.  170,  ^e^rein 
qSoRgfpr.  205,  ^utcnrict^  3b.  65,  ßena  <2ßb.  33,  ed)meaer  <2ßb.  I  1133. 


240  Äü^ncrfäfig  —  3nlett 

svin-sti  n.  ßc^toeincftan;  ogl.  ^i(f=^orp  QKortfc^a^  b.  gccm.  Sprach» 
ein^cit  6.  490.j 

örtlich  bcf(^ränff  finb:  Hühnerklattchen  (feltcncr  gebraucht) 
in  ©anjig,  bei  <5nfd)  ^b.  I  371  Klätke  f.  QSogclbaucr  axii  poln. 
klatka  (oUfiri^cnfl.  kletüka)  '^äfig'  unb  Horte  in  ^öt)m.=2cipa:  ogl. 
^Icin  '^roü.^QCßb.  I  203  Horten  eine  odn  QCßciben  geflochtene  öier= 
edige  ^afel,  toorauf  man  93aumfrüd^tc  börret  (QSoybcrg),  ml^b.  (mb.) 
horde  mnb.  horde  <5Icc^ttocr!,  frü^n^b.  hurt  hurde  'Äürbe'  (9Cßei= 
ganb  <2ßb.  I  889.  906). 

Snlett 

ber  mit  bcn  93ettfebern  gefüllte  Gacf,  über  ben  ber  93ettüberjug  gc- 
jogen  toirb.  S'^ic^t  ollen  ©ctoä^r^männern  toar  ein  ^u^brudE  hierfür 
befannt.  1.  ®ie  oerbreitetfte  QScjcic^nung  ift  Inlett,  in  ben  öec« 
fc^iebenften  Orien  ^^orb--  unb  ^ittelbeutfd^lanb^  »ertreten,  boc^  manchen 
2lu^funftgebem  (j.  93.  Äajycl,  QBic^b.,  0orp.)  unbefannt,  gebräudjlic^ 
aud)  in  935^men,  öft.'6c^lcjten,  3naim,  »ereinjelt  ouc^  in  fübbeutfc^en 
6täbten,  93ruc^fal,  ®atmft.,  ^aifer^l.,  ioof,  'SO^ün^en,  "Slug^burg,  (ot. 
©atten.  3n  Gifterb.,  93.-ecipa  Inelt,  in  ^roppau,  Uaer^borf  ('?)rcu§.' 
Getieften)  unb  6ac^fcn  (^üaer-^roureutl)  ^b.  1 559)  Indelt,  bai  ^be- 
lung  935b.  U  1373  aU  oberfä(^ftfcb  unb  oberbeutfc^  bezeichnete,  ©ie 
nbb.  *5orm  tti  'JBorte^,  inlät  (im  ©btfingifc^en,  Sc^ambac^  9Gßb.  91), 
bie  ouc^  '(Sinla§,  (Einlage  im  ^Icib'  htbtuttt  (ju  inläten  einlaffen), 
im  18.  3^.  in  ©anjig  Einlatt  (^lein  ^roo.=<2Bb.  I  99)  jcigt,  i><x^ 
ber  '2lu^bru(f  nieberbeutfc|)en  llrfprung^  ift^)  unb  fic^  alfo  »on  ^^orb« 
bcutfc|)lanb  aui  oerbreitet  l)at.  3um  Snlctt  ift  ein  befonber«  fefter 
6toff  erforberlic^,  unb  ali  9?amc  bicfe^  6toffe^  mag  bai  903ort  burc^ 
ben  ioonbcl  auc^  nac^  '23at)ern  unb  öfterreic^  gebrungcn  fein.  — 
6onft  ift  im  6üben  bafür  bie  OBe^eic^nung  Federritt,  in  Obcröft. 
auc^  Federritten,  Federricken")  verbreitet  au^  Feder  unb 
Ritt,  f^toeij.  Reiti  f.  ^Settbejug,  unb  jtoar  in  93at)em'),  6cbtt)etj 
(Federreiti,  Bettreiti  3b.  VI  1662.  1709),  Öfterrcic^  *).     3n  903ien 

»)  93on  Einladen  ober  Einlassen  f)at  ba*  QBort  Älein  I  99  abgeleitet, 
^rtfc^bicr  QCßb.  I  168  oerwcift  auf  pve\i%.  einloden  g^cbcrn  in  baß  3nlett 
füllen  (mnbb.  inlede),  OBciganb  <2Bb.  I  926  auf  pfälj.  Inläß. 

'^)  Obcrpfälj.  Federick  Sc^mcflcr  QBb.  I  691,  t*cir.  Federrich  Ungcr 
qöb.  216. 

")  öc^mcUer  a.  a.  0. 

*)  9^icolai  9\cifc  V  85  Federridt,  baß  ber  9^ürnberger  Äeumann  mit 
Ingefieder  crtlärtc.    Gaftclli  QBb.  131  die  Födarit. 


Sanuar  —  3aud)e  241 

fagf  man  Einschütt,  ä^nlic^  in  ^önig^bcrg  Einschüttung,  in  ^o-- 
blcnj  Einlage,  in  93crn  Bettfassung ^),  in  'zSlmd^tn  unb  bcr 
Sd)tt)ci3  Bettgefäß,  Gefaßt),  in  Kempten  Bettsarg.  ^uc^  mit  bcm 
Snicftffoff  toirb  t)a^  Snlctf  fclbft  beaeid)ncf,  in  ^ug^b.,  9lmü^  al^ 
Barchent,  in  Snaim  ali  Nanking,  in  <5rciburg  i.  ^r.  aU  Feder- 
leinen. 

QGßä^rcnb  in  '5)eutf(^Ianb  Januar  al€  {)b.  gilt,  ift  in  öftcrrcic^ 
Jänner  =  m^b.  jenner,  a\xß  Januar  ocrbcutfc^t,  bic  offisiefl  ancr^ 
fannfe^orm  bc^  "SJ^onat^nomcn^,  bie  auc^  in  bcr  6cf)nftfprac^c  gebraucht 
toirb.  *3JJunbarfIicfe  finbcf  ftrf)  Jänner  in  ©cutf^lanb  nbrblic^  bi^ 
jum  Q3ogfIanb^),  in  QBürffembcrg  (neben  Januar),  in  StocibrüdEen 
nocb  bei  alten  ßcutcn,  in  9Raftatt,  Öbcrl)cfTen  *),  Slfa^  ((?lf.  <2öb.  I 
407)  unb  6c^toeiä  (3b.  IE  45). 

^uf  ein  oiel  engere^  ©ebiet  ift  bic  entfprcc^cnbc  ^orm  oon  Fe- 
bruar, Feber,  bcfc^ränft:  jtc  tt)irb  in  Obcr^  unb  ^^icbcrbftcrrcic^ 
(9Cßicn),  ^ä^nn,  935^mcn  unb  öft.'6c^Ieficn  (nic^t  in  Sirol)  gc= 
braucht,  jcboc^  nic^t  gefd)ricben  unb  \)at  mct)r  munbartlic^cn  (5t)ara!fcr '). 
©a«  '^Bicner  „9'^af)mcnbü4)lein"  oon  1847  6.  21  fd)reibt  Jänner, 
aber  Februar  öor.  Feber  ift  burc^  ^iffimilation  bcr  bcibcn  r  au^ 
Febrer  entftanben,  ba^  Äenifc^  ^.  Qpv.  6.  1027  (1616  n.  6^r.) 
ocrjeic^nct.  —  ^aß  ^Icmannifd)c  \)at  Februar  burc^  Hornung  cr- 
fc^t,  iai  in  ber  öc^tocij  bcr  offiäicHc  fd)riftfprac^lic^c  9'^amc  bc^  9}^o» 
nat^  ift  (®^b.  IV  2,  1832),  munbartlic^  Horning  (ec^tocij.  3b.  11 
1628);  im  (fIfG§  ((?If.  QOöb.  I  375),  im  babifc^cn  g}Zurgtt)ol,  in  ^ürt» 
tcmbcrg  Hornung. 
• 

Sauere 

ber  flüfflge  StaUbünger,  ber  meift  in  ®rubcn  gefammelt  toirb,  um 
ijur  Düngung  bcr  'Jfiber  öertocnbef  ju  tocrben.     (?^  ^anbelf  fic^  ^ier 

1)  <3!}?unbartl.  Fassing  Sc^wcij.  3b.  I  1062. 

^)  Sd?tt)ciä.  3b.  I  1064.  3n  einer  xO^ünc^cncr  3cttung  j.  93.  Plumeau- 
Gefäße. 

»)  genr  ©erbet  ®r.  6.  250. 

*)  Janr  in  gfrf)enrob  Srf)öner^3.  f-  ^b.  JJl.  V  266.  '2lbcr  im  nörb« 
lid)en  95aben  Januar:  Sbanbfi^ut)^^.  Cenj  QEßb.  35,  janawaa  9Rappenau  ^JJci« 
fing  er  QBb.  55. 

»)  Febr  aucb  in  Ober^effcn  3.  f.  ^b.  ^.  V  266. 
Ar ctf Corner,  QCßorfgcograptjte.  16 


242  Sauere 

f^on  faft  um  einen  lanbtt)irtf(^afflic|)en  '^adfaußbvud,  bcr  aui  biefcm 
®runbe  eigentlich  au^5ufd)eiben  toärc.  Smmer^in  jtnb  Qa6)t  unb  ^ort 
ouc^  bcm  6täbfer  befannf,  toenn  er  ouc^  in  ber  9^egel  nic^t  bamit  ju 
tun  ^at^).  ®ag  ^ort  Jauche  ift  je^t  f(f)on  jiemlic^  gemein^b,,  toar 
c«  aber  früher  nic^t.  ^opotoitfc^  Voc.  Austr.  I  21  R.  68  R.  272 
fannte  Jauche,  Mistjauche,  and)  Schneejauche  nur  aui  Seriellen 
unb  giebt  für  anbere  ©egenbcn  folgenbe  "Slu^brücfe  an:  im  £anbc  unter 
ber  (?nng,  in  unb  um  995ien,  and)  in  93at)em  Mistbrod,  Schneebrod 
(ogl.  o^b.  prod  ''^Brü^c',  toooon  ifal.  brodo  abftammt);  im  2anbe  ob 
ber  Q.nni  Atel;  ,-,te)enn  mel  bcifammcn  ift",  in  Öfterr.  Mistlacke, 
fä4>f.  Mistlache,  in  QBürjburg  Miststruze,  in  ^^iebcrpfalj  unb 
'^Bettcrau  Mistpfulil,  im  9^^eingau  Mistpudel. 

Jauche,  älter  Jüchen,  au^  poln.  jucha  "^rü^e'  ift  offenbar  ju-- 
crft  ing  Oftmittelbeutfc^e  unb  -nicbcrbeutfc^e  gcbrungcn^,  jc^t  aber 
fc^on  in  ganj  ®eutfd)lanb  unb  öfterr.  befannt  unb  auc^  gebraucht, 
^u^  ber  Scbtocij  melbet  nur  93ern  Jauche,  Süricb,  6t.  ©allen  Gülle. 
^^b.  gülle  '^fü^e',  fc^toeij.  Mistgülle'i  (©c^toeij.  3b.  11  222),  elf. 
frf)n)äb.  GüUe  (^If.  ^b.  I  212.  «Jifc^cr  QDBb.  IH  913)  ift  ein  ale- 
mannifc^e^  ®iale!ttt)ort,  t>ai  jebod)  auc^  in  ber  ßc^riftfprac^e  gelegentlich) 
gebraucht  toirb ").  "iä^nlic^en  ^albmunbartlic^cn  &)axaHtv  baben  folgenbe 
^u^brürfe,   bic   mir  loon   meinen  ®ett)ä^r^männem  angegeben  tourbcn. 

3n  9}Zarburg  Sutter,  oon  ^Jilmar  3b.  408,  ^fifter  2.  (?r. 
gönjung^b^ft  <5.  39,  Greceliu^  ^b.  827  al^  b^fPfc^  oerjeicpnet.  — 
3n  Öft.--6c^lerten  (3auernig,  ©ro§-^roffe,  Sucfm.)  —  nacb  ^cinbolb 
93eitr.  55  auc^  in  ^reu^.-Scblcfien  fotoie  in  anbern  norboftbcutfcben 
©renjlänbem  unb  in  '^Bapern  —  Lusche  (gefprocben  Lüze),  ein 
£ct)nh)ort  ou^  cec^.  louze  (Me)  '^fü^e'.  —  3m  tocftlicbcn  ^D'Jittcl-- 
bcutfd^lanb,  in  ^fc^aff.,  Äeibelb.,  ^ru(^fal,  ^falj  Mistpfuhl  ober 
furj  Pfuhl,  munbartl.  Puhl  C^lfc^affenb.),  in  Äeffen,  ber  '^falj  un5 
eot^r.")  Puddel. 


^)  5)ie  93cbeutung  'fQuli9  jcrfe^tcr  ßiter"  (Brandiauche)  tommt  ^ier 
ni^t  in  'Scfrac^f,  weil  in  bicfer  93ejict)ung  feine  gcograp^ifc^cn  Unter- 
fd^icbe  obwalten. 

^)  €«  tritt  bemgemä^  frü^  bei  oftbeutfc^en  6cbriftftellcrn  auf,  Jüchen 
bei  £utl)er,  bem  'Sommern  ©aftrow  (Mentzisch  Bier,  gar  schlimme  Jüchen 
I  229),  Jauche  bei  Golcrug,  Mistgauchen  bei  9}?att)efiu^,  die  gauche  Silesiis 
jauche  Steinbock,  boc^  and)  in  Sleoe  1477  Jüchen  93rü^c,  QBeiganb  QBb.  I 
944,  fowic  im  gTiittclttjeinifc^en  ®QOßb.  IV  2,  2268. 

•'')  93gl.  5U  bem  QOßort  nocb  QBciganb  unb  Äluge  QBb.  u.  Gülle. 

*)  ereceliuö  <32ßb.  665.    goOmann  <3Bb.  70 


3ouc^e  —  So^annigbeeren  243 

3n  6übbeutfc^lanb  cnffpric^t  bcm  Mistpfuhl  Mistlache,  in 
"Sa^cm  unb  öfferr.  Mistlacke  ^).  3n  93apcrn  (2lmbcrg,  'Qin^baö^, 
9'icumarft,  ©onautoört^,  xS^ünc^cn)  ift  Adel  (Odel)  noc^  ein  fpejieUer 
"SIu^Drucf  für  bic  Sauere ^j,  in  Galjb.,  '2luffec,  3eü  a,  S.  Silling 
(Sülling),  Sillingbrühe '). 

3o^anni^beeren 

Ribes  rubrum  L.  ®cr  9^amc  Johannisbeeren  ift  in  ßio« 
lanb,  ganj  ^cutfc^Ianb  unb  ber  ©c^tocij  gebräuchlich,  nur  ba§  in  6üb= 
tt>cftbeutfcl)l. *)  Johannistrauben  ober  -träublein^)  ooß^fümlii^er 
ift:  fo  in  ^rier,  ^Jiainj'),  Äolj^aufen  a.  b.  (?.,  got^ringen '),  (flfa§, 
^falä'),  ganj  ^aben'),'  ibeilbr.,  ^fc^affenb.  3n  9Gßürttemberg 
einfach  Träuble,  neuerbing^  auc^  Johannisbeeren.  3n  öfterreic^ 
Ribisl")  au^er  in  Vorarlberg,  im  nörbl.  ^ö^men  ((5ger,  ^.=£etpa,  QtiU 
meri^,  9Rei(^cnberg)  ^unb  in  6c^lefien,  tvo  Johannisbeeren,  5.  ^. 
neben  Ribisl  (munbartl.  Riwisl)  gebraucht  mirb.  Ribisl  entfpric^t 
bem  lat.  'S'^amen  ber  ^eerc,  ribis  ober  ribes,  bcr  nac^  ^.  Unger 
(6i^ung^ber.  b.  Wiener  Sälat).  matt).-nat.  ^I.  23.  ^b.  1857  6.  229) 
ol^  Ribis  Joannis  guerft  in  Sodann  ^ollat  t>.  *33oc^enbcrgg  9}?etfterltc^ 
'Süc^lein  ber  ^rjnei  unb  ^rutter  1497   auftritt''),     ^amit   becft  ficf) 


^)  über  tai  QScr^ältniö  oon  Lacke  a^t).  laccha  ju  Lache  a\)b.  lahha 
»gl.  Älugc  unb  QEßeiganb  QBb.  unter  Lache.  Öfterr.  Lacke  wirb  für  )ebe 
^ü%e,  ein  Lackerl  für  eine  geringe  ^üJ^enge  öon  'Jlüfftgfeit  (j.  95.  ein  Lackerl 
Milch)  gebrouc^t. 

2)  3u  Adel  ogl.  Sc^meüer  9Gßb.  I  34.    ®^b.  1 177.  VI  2267  (Mistadel). 

^)  <33gl.  ßerer  ^ärnt.  ^b.  233  sillink. 

*)  Älcin  '^roo.-QGßb.  I  214  (1792)  fannte  Johannsdraven  auc^  au^ 
3ülic^=^erg. 

^)  Johannistreuble  öenifc^  '5.  6pr.  (1616)  235. 

*)  ^cf)rein  Q3olf^fpr.  I  211  fü^rt  Johannestraube  al^  naffauifc!^  an. 

")  Gehannestruwle  ^^oHmann  IQb.  189.  3n  Curemb.  Gehänskre'schel 
f.  (^b.  liir.  ^0'^.  132),  beffcn  jTOeiter  5:eil  bie  Stachelbeere  bebcutef. 

*)  9}Junt)artl.  Kanstrauben  au^  Gehannstr. 

»)  Khantsltrauw9  9Jiciftnger  QBb.  64. 

1")  ^it  bem  "^lon  auf  ber  1.  Silbe,  nic^f  Ribisel,  roie  QSeiganb  <2ßb. 
II  583  betont. 

")  ^ciganb  ^b.  II  583  fü^rt  fpätlat.  ribesium  auf  arab.  ribäs  jurücf. 
^^ber  wo  ift  biefe^  arab.  QBort  bezeugt?  <S)en  ^rabiftcn,  bie  icfe  befragte, 
ift  cg  unbefannt.  ®te  ^^raber  nennen  bie  3o^anmgbeere  nacb  xOJitteilung 
meine«  Kollegen  xOi.  93ittner  "inab-et-ta'Iab  "^uc^^traube",  bic  '^erfer  unb 
'dürfen  Fränkische  (b.  ^.  guropäif(^e)  Weintraube,  ^aben  ne  alfo  wo^l  erft 

16* 


I 


244  3o!)anntöbeeren  —  3unge 

tfal.  ribes  3of)anm^bcecc  unb  gcf)örf  ferner  ^ufammcn  bän.  libs, 
^olftein.  Riebeis  Ribbeis  (^ri^el  unb  Scffcn  Q3oI!gn.  b.  '^^flanj.  336). 
Wogegen  iff  bfferrcic^.  Agrasl  (Agras  ioöfer  unb  ^ronfetb  93o(f^n. 
b.  n.  ö.  ^flanjcn  103)  für  bk  (Stachelbeere,  Ribes  grossularia  (5U 
m^b.  agrä5  Obftbrü^e,  miat.  agresta)  ein  munbartlic^er  ^u^brucf: 
il^r  \)b.  9^ame  ift  auc^  in  öfterr.  Stachelbeere. 

Sunge 

0a^  fd)rifffprac|)tic|e  Knabe  ift  nur  in  ber  93ortrag^fpra(^c  ge- 
bräuchlich, in  ber  llmgangsfpröctie  flingt  e^  gejiert  au§er  in  beftimmfen 
aixß  ber  Sc^riftfpröc^e  ffanimcnbcn  QSerbinbungen  toic  Knabenschule, 
Knabenseminar,  -spiele,  -anziige.  ®ie  llmgöngsfprac^e  \)at  bafür 
in  9^orb-  unb  ^P'ittelbeutfcijlanb  baß  QQOort  Junge,  im  ©ebiet  be» 
Oberbeutfcben  Bube,  im  '33erei(^  ber  öpofopirenben  *3}?unbartcn  Bub. 
®ic  ©renjc  jtoifctcn  beibcn  Qlusbtücfen  ift  »on  Often  angefangen  bk 
folgcnbe.  Junge  rfii^t  fübli(^  hiß  nad)  '^reu§.-6c^Iefien  unb  bem 
nörblic^en  ^eil  öon  öfterr.=6ct)lenen:  in  Sauernig,  Sudmantel  unb 
^cibcnau  Junge,  in  ^roppau  Junge  unb  Bub,  in  93icU^  Bub.  3m 
norböftIic|en  '23ot)men  (9Reic|enberg,  Ccitmer.,  £eipa)  Junge,  im  toeft» 
liefen  (Sger,  ^intcrberg)  Bub.  ®ic  fäc|)fif^e  Umgang^fprac^e  \)at 
Junge  burc|)gefü^rt,  aber  in  ber  "SJ^unbart  reic|)t  Bub  hiß  inß  füblic|)e 
6ac^fen  I)inein:  im  QSogtlanb  Bu  unb  Gun(g)  (©erbet  ©ramm.  6.  67. 
£ang  3.f.b.<3)^.  IX  13);  in  Stotcfau  im  6ing.  Junge,  im  ^l.  Buben 
(^^iltpp  3.f.t)b.?0R.  VI  45).  ®ann  gehört  ^^üringen  ium  ©ebiet 
Pon  Junge  ^),  faft  ganj  '53at)ern  5U  bem  »on  Bub(e),  nur  in  '^Ifc^affenb. 
Junge.  QGßeitcr  läuft  bte  ©rcnäjone  burc^  baß  ©ebiet  bc^  i6efrifcl)cn: 
für  ^ran!f.  wixb  mir  Junge,  für  SO^ainj  Bub  unb  Junge,  für  9Bic^b. 
Bub  bezeugt,    cbenfo   für  ^armftabt,   93aben,    bic  '^falj  Bub.     ^er 

burc^  Europäer  fennen  gelernt,  "^erf.  riväs  ift  eine  ^flanjc  nic^t  genau 
bcftimmbarer  ^rt.  Wogegen  fei  eine  onbere  etpmoIogifrf)c  "SOcbglic^feit  et- 
tt)äf)nt.  ^er  ?n)eite  '5eil  »cn  Ribes  erinnert  an  ben  ^oQänbif^en  9^amen 
ber  So^annisbeere,  aalbes  (aucb  St.-Jansbes)  auß  nbl.  aal  =  engl,  ale  (nacb 
®c  g3rieg-'5:c  OSinfcl  <2Bb.  I  20 f.)  +  bes  93eere,  nbb.  bes  in  beseke.  Besing 
(»gl.  oben  6.  114),  ttomit  pommer.  Aalbesing,  Aalbeere  'Ribes  nigrum'.  in 
QCC'cngcrocg  Allbaer  'Ribes  rubrum'  (<^ri^et  unb  Reffen  335f.)  ju  »ergleicben  ift. 
Ribes  fönnte  alfo  Catinificrung  eineö  nbl.  ober  nbb.  9iam<ng  ber  S^^annig- 
beere  fein,  ber  mit  bes  "^Jcerc  jufan^mcrgefe^t  wav.  ^iiv  ben  crffen  "^eil 
hiß  Qßorte^  fann  eltt^a  Reichbeere  'Ribes  alpinum'  tei  9^emni^  ("^ri^el  u. 
Scffcn  333)  berangejogen  ttjcrben,  bo«  nbb.  rikbes  lauten  mü^fe. 
0  g3gl.  Äcrtel  ?;bür.  127. 


A 


3ungc  —  Äo^n  245 

^Oiunbarf  bti  ehemaligen  ioeraogtum^  x)^affau  fc^rieb  ^c^rein  Q3oIf^. 
fpr.  99.  212  (1862)  Bube  Bou  ju,  baneben  Jung(e)  in  bcr  '^Sebeu-- 
tung  'ber  äüeftc  So^n  ber  Familie'  unb  'ein  93urfd)c  oom  15.  3a^r 
bi^  äur  Verheiratung',  xftad)  ereceliu^  ^b.  216.  493  t)errfc^f  in 
ber  ^O^unbart  ber  ^[Betterau  Boub,  atoifc^cn  @ie§cn  unb  ©rünberg 
Bou,  bo^  in  ber  xflä^t  oon  ©lünberg  fd)on  mit  Junge  toec^felf. 
©ie  nörblic^e  Äälffe  oon  Ober^cffen  ^af  nur  Jungfej  (Jong),  bei 
aud)  öffltc^  oon  ©rünbcrg  üblic^  loirb.  3n  gang  „^It^effen"  ift 
nac^  ^ilmav  3b.  (1868)  187  Junge  bit  au^fd)Iie§Iic^c  ^cactc^nung 
bc^  Knaben,  ebcnfo  in  Äer^felb,  ^ulba  unb  6c^mal!alben.  Leiter 
loeftlic^  in  ber  9^^cinprooin5  gehört  6aarbrücfcn  norf)  §um  ©ebiet  oon 
Bub,  ^rier  ju  bem  oon  Junge.  3n  £otf)ringen  Bu  unb  Jung  (^oU-- 
mann  ^b.  69.  269),  in  ßuremb.  Jong  (IQb,  lur.  ^.  202).  eüb- 
lic^  bicfer  sicmlic^  gerabe  oon  Öften  nac^  heften  ocrlaufcnben  ©ren^- 
jone  toirb  im  allgemeinen  nur  Bub  gefagt,  boc^  fommt  in  ^aben ') 
unb  Württemberg  auc^  Junge  im  6inne  btß  Äanbroerfs(et)rling^, 
ße^rjungen  (in  Öfterr.  Lehrbub.  Schusterbub)  oor,  eine  ^ebeutung, 
bk  Junge  feit  älterer  n£)b.  Seit  hat  (ogl.  0Wb.  IV  2,  2376) "). 

Knabe  iit  oolBtümlic^  unb  munöartlirf)  in  2urcmburg  (Knu^b 
IQb.  lur.  JJl.  234),  £ot^rtngen  (Ivnob  ^oUmann  9[ßb.  299)  unb  in 
ber  ßc^toeij  (Ghnab  3b.  IH  709)^.  g^  fte^t  ^ier  überaü  neben 
Bube  ober  Junge  unb  bc^eic^net  einen  älteren  ^urfcl)en  al^  biefe 
2lu^brücfe,  bcn  ermac^fenen,  aber  noc^  lebigen  3üngling,  ben  3ung« 
gefeöen,  äbniici)  toie  mljb.  Knabe  unb  Knappe. 

iit  in  Berlin  ein  cinfac^c^  ^(u§faf)r5eug  jum  3'^ubern,  bo^er  mit 
flachem    ^oben,    feine^ioeg^    immer    ein  6c^iff  fleinfter   ^2lrt,    loie  bai 

')  Jmi(g)  in  9?a4)penau,  ?}2einngcr  QBb.  56. 

^  Junge  cnffprac^  im  18.  3a^r^unbcrf  bem  t)euftgcn  Geselle  unb  rourbe 
fo  auc^  in  Öfterreicb  gebraucht,  ^oporoitic^  mad)t  barüber  in  feinen  Affinia 
significatione  fol.  10  R  »ic^fige  "Eingaben:  3n  öfterreic^  fte^e  ber  Lehrbub 
unter  bem  Jmig.  6c^nciber,  Scbufter,  ^äcfer,  9D^üaer  baöen  Lehrbuben. 
,®ic  frepgefproc^cncn  Cc^rbubcn  bcr  3c^neibcr  Reißen  Jungen,  bie  ber 
Sc^uftcr  Lohnbuben  (weil  fie  fc^on  £o^n  erhalten),  bie  ber  "Säcfer  unb 
9KüQcr  Jungen.  «5)16  Ccbcrer  baben  Knechte.  <5)ic  atigemeine  Äonbwcrfg- 
orbnung  bat  »or  einigen  3abren  Gesellen  für  aße  Äanbroerfer  eingefübrt." 
Jung- Jung  bie§  nacb  ^opoaitfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  191  B.  ber  Suroart junge 
ober  Hntcrjungc  be^  Äammerbeijere:  im  Äofbienft. 

»)  ibcnrp  Dial.  de  Colm.  1 74  ocrjcicbnet  für  bie  ^O^unbart  oon  Äolmar 
knap,  aber  mit  bem  3ufa^:  cest  un  mot  demi-savant. 


246  Äo^n 

®933b.  V  33  txUävt  <5)cnn  bcr  Spreekahn  fotoic  bcr  Elb-  unb 
Oderkahn,  bcr  jum  5:ranöport  oon  Obff  (Obstkahn),  Kartoffeln, 
Kot)lcn  uftt).  bunt,  ift  5icmli(^  gro§.  6c^on  im  18.  So^r^.  toarcn 
bic  93rc^laucr  Kä^nc  nad)  '2lbclung  QBb.  II  1463  60  ^u^  lang  unb 
9  ^ü^  breit,  ^ber  auc|)  ganj  fleine  9^uberboofc  ^ci§en  Kähne. 
Boot  ift  ein  "Ja^rjeug  mit  Kiel,  ba^er  Segel-  unb  Ruderboot,  aber 
nie  Segelkahn,  cbcnfo  nur  Sportsboot,  Motorboot,  Dampfboot. 
®ie  Äeimat  bzß  'JBortc^  Kahn  ift  ^^Zorb-  unb  9Jiiftelbcutfd)lanblanb 
mit  ^ugfd)lu^  ber  tocftlid>en  ^cile,  933eflfalcn^  ^)  unb  bcr  9'v^cinpro-- 
mn5,  boc^  reicht  e^  über  Oftfric^lanb  ^)  tocffli(^  bi^  in^  9^icbcrlänbifc^c 
(kaan),  ttjciter  füblid)  bi^  in^  *2Balbe(ff(^c '')  unb  Äcffifc^e,  im  6übcn 
bi^  in^  nörblicf)e  ^ranfen  (nac^  '5)'2öb.  V  33),  in^  Q3ogtlanb  (©erbet 
©ramm.  6.  48)  unb  Öfterr.=6c|)lcficn  (munbartlic^.  Kahnla).  3n  bcr 
^b.  llmgang^fprac^e  ift  Kahn  tocit  über  biefe  ©renjcn  ^inau^ge-- 
brungcn,  b.  1^.  c^  ift  auc^  in  "JBeftf.,  6übbeutfd)lanb,  öfterreic^  ganj 
befannt,  jeboc^  nic^t  öolf^tümli^,  e^  fel)lt  ber  ^[Runbart  fc^on  im  nörb-- 
lic^en  93aben*).  "ä^nlicl)  ocrl)ält  e^  fic^  mit  Boot,  ba^  aui  bem 
'iftbb.  unb  9'Zbl.  ftammt.  ®iefe  "^Öorte  ^aben  fi(^  namentlich  öuf  bem 
QDöegc  ber  6ct)riftfprac^e  verbreitet,  ^bcr  in  x)erfd)icbcnen  ©egcnbcn 
befte^en  neben  i^nen  üblichere  ^u^brürfc. 

3n  933eftbcutfc^lanb  Nachen  alg  ^Scjeic^nung  einc^  flcincn  Kabng, 
in  ber  "xR^einproüinj  öftlid)  bi^  nac^  9D3eftfalen  (6iegen),  munbartl. 
r^cin.  Achen  (®<2Bb.  VII  45),  toeftf.  äken  C2ßoefte  <2öb.  4),  nbl. 
aak,  lufcmb.  ächer  unb  ächen  ("^Bb.  luf.  'zfJt.  3),  lotl^r.  Achen 
CJoUmann  QGßb.  3),  elf.  Ache  C^ßb.  I  11).  6üböftl.  reicht  Nachen 
über  993ie^b.,  9}Zainä,  Äeffen''S»armftabt  biö  nac^  ^fd)affcnb.  unb  über 
bie  *^falä'^)  nac^  '^Baben:  Äcibclb.,  Karl^r.,  '5)onaucfcl)ingen  (in  Kon-- 
ftanj  na^  meiner  QueHc  Gondel,  Boot)    unb  toeitcr  big  QBürttemberg. 

6onft  ift  ber  allgemein  fübbcutfd)c  ^ugbrucE  für  ba§  Heine  93oot, 
mit  bem  einige  toenige  ^erfoncn  jum  93ergnügcn  fal)ren,  bai  <5)eminutit)  von 
Schiff,  elf.  f4)H)äb.  Schiffle,  fc()tt)ei5.  Schiffli,  bapr.  oft.  Schiffl, 


')  Oem  <3Bcftfätifc^cn  fpric^t  Kahn  ab  epc  ©cuffc^c  SWunbartcn  n  316. 

2)  kän  ©oornfaaf  ^ßb.  U  167. 

«)  "Sauer  QBb.  54. 

*)  £cnä  QBb.  13.  gj^cifmgcr  QBb.  162.  3m  ®gßb.  V  33  »irb  Öarauf 
^ingewicfen,  baff  bcr  "Saölcr  <S)ru(f  t»on  ßut^erg  93ibcl  1523  khan,  bai 
ßut^cr  in  bic  n^b.  6c^riftfprad)c  einführte,  alö  „auelänbige^  QQßort"  mit 
„<2ßcibling,  9^ac^en,  Hein  ecbiff"  ertlärtc.    Q3gl.  aud)  Älugc  QBb.  223. 

*)  "iHud)  ^tcr  munbartl.  ache(n).    93gl.  '2lutenrict^  3b.  10. 


Äat)n  247 

in  '^ßicn  Schifferl.  'Jöo  man  in  9'Jorbbcutfc{)Ianb  Kahn  fahren 
fogt  (feiner  Boot  f.),  fagt  man  in  ^icn  Schifferl  fahren. 

^u§erbem  befte^cn  noc^  einige  met)r  ober  ganj  munbarflic^e  'Qiui= 
brücfe:  im  Sübtoeften  Weidling  (mit  ei  ^=  m()b.  ei).  ba§  io.  Äcffe 
(^eter  ßamenjinb  S.  15)  auc^  in  bcr  £iteraturfpra(^e  angctocnbet  ^at, 
in  (5Ifa§,  6c^toei5,  auc^  fd)toäbifd)  ((?I[.  IQb.  11  792).  (?tt)moIogifc^ 
ocrfd)ieben  baoon  ift  öfterrcic^.  Weidhng  (mit  ei  =  m^b  i),  haß 
einen  9^apf  hzbmttt  (f.  "Slrt.  Napf),  ©anj  oulgör  ift  öfterr.  Schi- 
näkl.  auc^  Tschinakl,  bai  ebenfo  in  ^öf)men  unb  ßc^Iefien,  in 
<2teiermarf  ^),  Kärnten  *)  unb  ^irol '')  ipie  in  Ober--  unb  9^ieberöfter= 
reid)  porfommt.  Q.ß  ift  haß  magpar.  csönak:  fi^on  *2Ipinu^  oerjcic^net 
im  3.  1728  Tschaicken  ober  Tschinackl:  cymbae  Hungaronim 
(Simoni)i  Ungar.  (2pr.  90). 

^ie  h)ir  fatjen,  bcjeic^net  Kahn  auc^  ein  grö^ete^  ^iran^port« 
fd)iff.  3n  biefem  6inne  enffpric^t  in  93apern  unb  Öftcrreid)  Zille, 
älter  zulln,  züll.  nacb  6d)meller  'Job.  I  1115  ein  Schiff  „oom 
üeinffen  9^ac^en  ober  '5ifci)crfal)nc  an  hi§  ju  ber  größten  '2lrt,  toie  fte 
auf  bem  3nn  unb  bcr  <2)onau  oorfommen."  3n  '^ßien  benft  man  hti 
Zille  namentlid)  an  hk  gro§en  5ran^portfd)iffe  auf  ber  ®onau,  bie 
ben  (flb=,  (5prce=,  Ober!ä|)nen  entfprcrf)en*);  bod)  toirb  auc^  bcr  ficinere 
9Rettung9fal)n  Rettungszille  genannt,  "^lu^erbcm  befi^t  baß  (3üb= 
beutfcl)e  no(^  eine  ^ejeii^nung  bcr  flachen  x5^ä^rboote  unb  gro§cn  ßaft- 
fc{)iffe:  frfjtocij.  Xaue  (Xauwe^  3b.  IV  880),  baß  belanntlic^  6c^iIIer 
im  '^tlV  »ertpcnbct  ^at,  in  93aben  Xee"),  in  ber  '■^falj  Xähe^), 
ebenfo  in  '2)armftabt  ^),  fct)toäb.  Xau*),  in  '2Ifc^affenburg  Xewe  Xehe, 
bat)r.  Xau  Xauen').  niebcröft.  (1847)  das  Xau^**),  bie  auf  m^b. 
näwe  unb   naewe   (ou^   lat.  nävis   nävem)  jurücfge^en^^).     Qlnbere 

')  Hnger  QBb.  539. 

^)  ßcjer  Äärnt.  QSb.  218  scMimägerl. 

*)  Schöpf  3b.  610  scMnagl. 

*)  Cori^o  3b.  93iennenfc  147  erflärt  Zille  al^  langet  fc^matc^  Scbiff. 

")  T^eirmger  <2ßb.  109.    Cenj  QBb.  49. 

«)  mutenrietf)  3b.  99. 

'j  3n  ©armft.  nod)  üblicb,  im  übrigen  Äcffcn  nac^  93ilmar  3b.  280 
toenig  gebräuchlich  (1868).  9Iur  in  bem  9^amen  ber  Nähbrücke  über  btc 
ßabn  bei  Harburg  lebt  ^eff.  Näh  n.  fort.   93gl.  aucfe  Äc^rcin  ^olf^fpr.  1 289. 

»)  Scbmib  ecbtt)äb.  QBb.  402. 

»)  Gcbmeücr  <2Bb.  I  1708. 

»0)  eaftem  IQb.  (1847)  6.  207.  3n  QOßien  ift  baß  <2ßort  nicbt  gc- 
bräucblicb. 

'')  Älugc  qßb.  328.    OEßeiganD  qßb.  I  279.  267. 


i 


248  Äo^n  —  Äalbsmilc^ 

örtlich  bef4)ränftc  93c5cic^nungcn  oon  Schiffen,  toie  Schellich  in  QCßürj^ 
bürg  ^),  bie  ja^lreic^cn  ^lu^brücfc  »on  bcc  9^orb=  unb  Oflfccfüfte  muffen 
a(^  enftt>ebec  muubarflic^e  ober  fec^nifc^c  5:ermini  ^ier  übergangen  toerben. 

tk  93ruffbrüfe  (5|)^mu^)  bc^  ^albe^  (beim  9^inb  iff  fie  bereite 
oerKimmert),  bie  .gebarfen  ober  in  9?agouf^  gefd)nitfen  gegeffen  ttjirb. 
9?ianc^en  @ett)ä^r^männern  toar  bie  6ac^c  nic^t  befannt*).  1.  Kalbs- 
milch ober  furj  Milch  ^ei§f  bie  "Srüfe  in  9florb--  unb  SOlittelbcuffc^)-- 
lanb  mit  '2lu^nal)me  be^  nörblic^ften  Stric^e^,  füblic^  Ui  6c^Iefien  ""j, 
*23ogflanb,  ^^üringen,  ^vantf.,  "SBie^b.,  6aarbr.  3n  le^terer  ®egcnb 
(9)iain5,  'S'armft.,  ^rier)  ift  ber  'ipiur.  die  (Kalhs-)Milcher  üblicher. 
3n  ^aben  loirb  teil^  Milch  (^arl^r.,  9^affatf,  ^eiburg),  fcil^  Bries, 
Breschen  oertoenbet.  3n  ber  öc^toeij  bie  Milke^  (3üric^  unb  fonff) 
ober  t>k  Milche"  (3b.  IV  206),  in  93em  Milchling.  "Slbelung  ^b. 
m  207  teilt  al^  toeitere  ^u^brürfe  feiner  Seit  Milchfleisch*),  Milch- 
stück mit:  bk  ®rüfe  tpurbe  offenbar  ipegen  i^rcr  ^Qöeic^^eit  unb  3art= 
^eit  fo  genannt. 

2.  3n  ßübccf,  Sc^le^m.,  Hamburg,  Harburg,  2üneb.  Schweser. 
3m  17.  unb  18.  Sa^r^unbert  erfd)eint  bafür  Schweder*),  nbb.  sweder. 
Sweser  belegt  baß  ®^b.  IX  2386  au^  ©u^fort).  ^ai  lautliche 
'23erl)ältni^  unb  bie  Äerfunff  beiber  <5ormcn  iff  bunfel ').  3u  Schweser 
ftimmt  nbl.  zwezerik  ^alb^milrf). 

3.  3n  93remen,  O^nabr.,  ^ortmunb  Midder:  Kalbsmidder 
fte^t  auf  bcn  6peifefarfcn  be^  9^orbbeutf(^en  £(opb^.     ^gl.  ^rem. 


')  ^opowitfd^  Q3erfuc^  213. 

^)  STioc^  toeniger  befannt  ift  bie  93ruftbrüfc  be^  2ammcg. 

^)  '^opomitfcf)  "^Jcrfuc^  214  bcjcic^nct  ali  f^leftfi^  Kälbermilch,  ba^  im 
18.  Sö^r^unbcrt  aber  auc^  anberwärf«  gebraucht  würbe  ("SKenu  '2lugufit«  b. 
etarfen  1730,  "Slrc^.  f.  Äult.  VI  214). 

*)  Qlltmärl.  Melkflesch  ©anncil  QBb.  136. 

»)  Kalbsschweder  ©refUnger  5)er  fran^öf.  Äoc^  (1665)  187.  Kalbs- 
Schwäder  "Soecfler  5>aug.  unb  ^clbfd^ulc  (1678)  639.  Schweder  9Q?acpergcc 
Äüc^'  unb  ÄcQcr^'Siction.  (Samburg  1710)  682.  „"Be^  un«  wirb  ber  schweder 
t)om  Äalbe  ....  Äalbcä-mitcb  genennet" :  Elsholtü  Diaeteticon  (3^cuc^  ^ifd^» 
QSuc^,  2p5.  1715)  6.  329.  (Bai  <33rcm.  <2ßb.  IV  1114  (ogl.  m  158  f.)  be- 
zeugt Sweder  für  Stabe. 

*)  ®e^ört  Schwäder  ju  ober^cff.  schwadern  ^in-  unb  ^»crf(^tt>anfen, 
fc^roabbeln,  Schwadeher  ©efc^mulft  bef.  am  Äalfc  (Greceliu^  QBb.  772),  schwe- 
dern übcrfc^wanlen  (<5)<2ßb.  IX  2386)? 


Äalb^miid)  —  Äalbaunen  249 

^B.  m  158f.:    „^lidder oielleic^t,    toeil   ti   mitten   oor   bcr 

93ruft  ix^t"     ^lugc  '236.  312  erinnert  an  mnbb.  middere  3tt>erc^fcll. 

4.  3n  ^öln,  <5)üffclborf,  ^rcfelb  Soog,  offenbar  =  nbl.  zog. 
.^lugc  a.a.O.  gibt  für  9'^emagen  Sogg.  für  ^onn  Sochten  an. 

5.  3n  ^raunfd)tDeig  Kern. 

6.  <5)cr  nöc^ft  bem  ^orf  Kalbsmilch  oetbrcitetftc  '2Iu^bm(f  ift 
Bries,  er  ift  oortoiegcnb  fübbeutfd),  finbct  fic^  ab:r  auc^  im  O'iorbcn  : 
in  Äannooer  die  Kalbspriese,  in  Singen  Kalbsbriese,  in  O^nabr.  unb 
^EJ^ünfter  bai  Priesel  (ogl.  bän.  brissei  ^alb^milc^i,  in  ßeipj.,  Scif= 
Ijcnner^b.,  Äeibelberg  das  Broschen^),  in  xÖieiningcn  Brieschen, 
in  ^aben  ('5)onauefc^.,  .^onftanj),  Äeilbronn,  kapern,  Öfterreic^  hai 
Bries.  fc^toäb.  Briesle^l  (Württemberg,  Kempten,  *^ornbitn).  3n 
5:roDpau  and)  Gebries  neben  Bries.  3n  älterer  Seit  loirb  bafür  mcift 
Brüs'),  auc^  Preiß^j  gef4)riebcn. 


^albaunen 

(Jingctoeibe  ber  Sd)Iacf)tticrc,  bcfonber^  bai  ali  Speife  5ubercitcte 
©cfröfe,  ba§  eine  QSerlängerung  be^  ^auc^fell^  bilbenb  in  fraufcn 
3^aÜen  jcben  5)arm  umgibt,  ju  unterfc^eiben  Don  bem  Geschlinge 
I  ogl.  biefen  ^rt.),  i)a§  bit  ebleren  Organe,  £ungc  unb  iöerj,  bcgeic^nct, 
in  manchen  Orten  aber  (f.  oben  S.  217)  Geki^öse  genannt  ipirb. 
Kaidaunen  inbb.  Kaldünen,  Kallunen.  Klünen)  ih  über  xTJorb^ 
unb  '3}iittelbeutfd)Ianb  oerbreitct;  in  6übbeutfd)lanb,  oc^tocij  unb  öfter-- 
rcic^  entf priest  Kutteln,  unb  ha€  anß  ben  ^albaunen  bereitete  ®e-- 
ric^t  ^ei§t  Kuttelflecke,  tt^eil  bie  Äaut  baju  in  '^kdz  b.  ^.  Stücfe 
jcrfc^nittcn  tt)irb.  ^Qf^e^rere  ©etoö^r^männer  tt)u§ten  feinen  "Slu^brucf, 
toeil  i^nen  bie  Sac^c  felbft  ju  toenig  befannt  toar;  jene^  ©eric^t  toirb 
faft  nur  oon  Unbemittelten  gegeffen.  Kaidaunen  reicht  füblic^  hx§ 
■^reu^.^Gc^Iefien,  (Sac^fcn,  ^^^üringen  (bii  ^einingen,  aber  nic^t  mc^r 
Coburg),  "2Ifc^affenb.,  ^oblcnj,  jStocibrücfen.  3m  Äeffifc^cn  (QJilmar 
3b.  314)  unb  ßippifc^en  (^ommann^  9}^unbarfcn  VI  366)  ift  ein 
anbetet  ^ort,  Rampen,  üblich,  bai  mit  t^ür.  Rampanjen  (Rabanjen 


»)  QRübiger   Suwac^g  II  (1783)  69    ^at    obcrföc^r^fd?  Broschen  =  nbf. 
Milchfleisch.     S.  ferner  37?üaer-5raureuf^  3öb.  I  156. 
*)  5tf(^er  ^b.  I  1478  Brüslein. 

»)  j.  95.  Kalbs-Brüße  Äo^berg  Georg,  cur.  IH,  Äoc^buc^  73. 
*)  «Jlbelung  QBb.  I  1228  Kälberpreis. 


250  Äalbauncn  —  Äamm 

Äecfcl  ^^ür.  192)  äufammcn9et)5rf ').  Kaidaunen  ift  nac^  Q3ilmar 
in  Äcffcn  unoerftänblid)  ^).  3n  5rtcr,  ßot^ringcn  CJoümann  QBb.  322), 
gufcmburg  (Kuddelfleck  QBb.  luy.  9?J.  252)  fd)on  Kutteln,  Kuttel- 
flecke, munbarfl.  Kudelgefleks  in  ^oc|)en  (®90ßb.  V  2898);  in 
^öln  Kaidaunen.  3n  bcr  SO^unbarf  reicht  Kutteln  toeitcr  nörblic^ 
ali  in  bcr  Äocfefprac^c,  nod)  in  mb.  (Scbict  hinein:  nac^  Äcrfcl  ^^ür. 
152  Kudeln  im  Äarj,  ^Itenburg,  '^örse  bei  9^ubolft.,  baneben  Kaldun 
im  Äarj,  Kalun  in  93ogtei,  '30^ü^lt)aufen,  9^orb^aufcn,  Galaune  im 
iocnncbcrgifd)cn  6pie|  3b.  68.  ^^ür.  Kuttelwurst  (auc^  Küttel- 
wurst,  in  9'^orbt)aufcn  Äcrfcl  ^^ür.  1 52)  fommt  audi)  t)a  oor  (5.  93. 
im  6üb^ar5),  n)0  man  fonft  Kaidaunen  fagt.  ^ür  bie  f4)lc[ifd)c 
9!)Ziinbart  bcjcugt  ^cin^olb  93citr.  49  Kuttel  mit  bem  3ufa^  „als 
allgemcinbeutf(^  ))kv  m6)t  5U  be^anbcln";  er  \)at  alfo  nii^t  geat)nf,  loic 
viele  ®cutfcf)e  bog  "SBort  Kutteln  nid)f  fenncn.  9'Jic^t  einmal  mein 
®ctt)ä^r^mann  au^  93eufl)en  !annfe  c^,  »ertoie^  mic^  aber  auf  bai 
fogen.  Kaldaunendenkmal  jtoifc^en  ®örli^  unb  ^Sunjlau,  ba§  Orab 
einc^  f(^n)ebif(^en  ©cneral^. 

3n  ^rojjpau  (nac^  öc^mcflcr  Qßb.  I  1312  auc^  in  93a^ern  ju- 
folge  einem  QSofabular  oon  1429)  tocrben  bie  ^uttelfledEc  au^  bem 
5crfd()nitfenen  9'\inb^magen  bereitet.  ^uc|)  bie  ^amburgifd)e  ^Sejcic^nung 
ber  ^uttelfledEe,  Panzen,  bcbcufet  '9^inb^magen'  (ml)b.  panze  au^ 
frj.  pause)*).  ®er  9'^ame  Fleck  ober  Flecke  für  bie  Speifc 
fommt  audb  in  '^O^ittel--  unb  9Zorbbeuifd)lanb  oor,  in  Slfterbcrg,  9)Zarf-- 
neufirc^en,  na(^  ^Ibrc^t  ßeipj,  9}?.  114  auc^  in  2eip5ig  unb  ©reiben*), 
oor  allem  aber  in  ^önigeberg  (Rinderfleck),  too  bk^  ©cric^t  nacb 
^rif(^bier  'Job.  I  195  in  befonbercn  Fleckkellern  unb  Fleckbuden 
öerfauft  toirb  unb  fel)r  bdkht  ift,  ba^er  in  93erlin  Königsberger 
Fleck  genannt. 

^Ötnitt   (6c^ü?cinctamm,  Q'^inb^tamm) 
ba^  'Jleifd^  am  9^acfen  bc^  6cl)lac^tticr^,  befonber^  bzß  QdiXDtimi 
unb  9^inbeg.     '5)a^  *3Bort  gehört  fd)on  ju  ben  tec^nifd)cn  ^u^brürfen 

^)  Rampanige  'tripa',  rampanien  'omasum'  f^on  in  93ofabuloren  bti 
15.  3a^r^unbcrtßi  ©iefcnbad)  ©loff.  597a,  395a.  Rampangen  und  Kaidaunen 
©ticler  ^.  Qpv.  733.    Rampanien  ebb.  1521. 

«)  <5)o6  f.  aud)  "Stifter  9^ac^trägc  ju  Q3ilmar«  3b.  225. 

»)  6c^on  1775  bei  Glaubiu^  Panze  ©OEßb.  VII  1427.  3n  <»rcmcn  1768 
Pinkeln  (9Diaftbarm)  un  Panssen  C^Kaqen)  für  bo«  ganje  Cingcweibe  93rem. 
qßb.  m  290.  318. 

*)  Sauere  Flecke  ein  ©regbncr  Ccibgcricbt:  SHlbrccbt  a.a.O.  ^JitiHer« 
g=raurcut^  <3ßb.  I  341. 


Äamm  —  Äanten  251 

bc^  6c^lä(^tcr^anbh)etf^  unb  ber  ^üd^t,  bic  ntcf)t  allgemein  Mannt 
finb.  Kamm  (Kammstück)  iff  in  öfterrcic^  \),  tocnigften^  in  bcn 
Greifen  ber  6c^lä(^fcr,  ebenfo  toie  in  ®eutfd)lanb  gcbräuc^lici),  nur  ba^ 
hai  "^Borf  in  öftcrreic^  auf  bcn  Q^inb^famm  bcfd)ränft  ift,  toä^renb  ba^= 
felbc  6fücf  öom  6c^n)ein  Schopfbraten  (gefprorf)en  off  Schöfbraten) 
^ei§t.  3n  Hamburg  unb  ioarburg  nennt  man  e^  Nackenkarbo- 
nade, in  ^abcrb.  Rückkamm,  in  6iegburg  Halskotelette, 
in  ^ugeburg  Halsgrätl,  in  Q35lfermarft  Halsstückl. 

Tanten 

®a^  ^orf  Kante  '^xRanb  (befonber^  ber  fic^  fd^«rf  abfe^cnbe)' 
ift  erft  im  17.  3at)r^unbert  au^  bem  '^bb.  in  bk  t)b.  6cbrtftlprac^e 
aufgenommen  toorben  (QBciganb  9D5b.  I  981):  e^  gebort  ju  ben  norb= 
öeutfc^en  QOöörtern,  bie  au^  bem  ^ranjbfifc^en  (cant)  über  bie  'S'Ziebcr^ 
lanbe  (nbl.  kant)  in^  9'Jbb.  eingcbrungen  finb,  toic  Apfelsine,  Apri- 
kose, Matrose,  Bai,  Gardine,  Franje  (^=  fübbtfc^.  Franze),  Ra- 
batte. '2luc^  bic  bcfonbere  93ebeutung  öon  Kante  '9'^anb  au^  ge= 
Hoppelten  6pi^en'  entftammt  ben  9'Zieberlanben  mit  i^rer  Spi^eninbu^ 
ftrie  (Brüssler,  Brabanter  Kanten),  tiefer  ioerfunft  gemä§  ift  bai 
^ort  urfprünglic^  norbbeutfd),  fd)on  lange  aber  auc^  in  9}Zittclbeutfci()= 
lanb  verbreitet  (@oett)e  gebraucht  e^  oft)  ^  unb  jc^t  auc^  bereite  in 
ßübbeutfi^lanb  unb  Ofterreid)  in  bk  llmgang^fprac^e  eingebrungen. 
3n  "iRappenau  im  nörbl.  '^Baben  gel)5rt  e^  nac^  "^DZeifinger  'Job.  64 
fd)on  ber  '30'^unbart  an,  ebenfo  in  Äanbfd)ul)6{)eim  nac^  Cenj  'Söb.  36. 
^u^  Württemberg  toirb  e^  mir  al^  „befannt"  bezeugt.  3n  öftcrreic^ 
ift  Kante,  Tischkante  an  öielen  Orten  fd)on  fo  eingebürgert,  ba^  bie 
munbartlic^e  'Jorm  btß  9^om.  0g.  die  Tisclikanten  gebraucht  toirb. 
€^  ift  aber  nicbt  burc^ioeg,  j.  93.  nicbt  in  ^irol,  geläufig  {bai  ein- 
^eimifd)e  Wort  ift  Rand).  £e^tcre^  gilt  avd)  oom  (?lfa§.  3n  3üric^ 
toirb  e^  gelegentlich  gebraucht,  ol)nc  uolf^tümlirf)  ^u  fein. 

1.  9^eben  bem  fem.  Kante  \)at  bie  93erliner  ilmganggfpracbe  ein 
93Za^f.  der  Kanten,  bai  nur  bie  93robfante  bejeic^net,  b.\).  bai 
erfte  unb   bai  le^te  6tü(f,   bai   »on   einem  93robe   abgefcl)nittcn   toirb 

»)  6rf)on  oon  <^opon)iffc^  93erfud)  (1780)  215.  419  angegeben.  Q3on 
ben  Äöc^innen  in  <3öicn  »irb  ber  frifrf)c  9?inb^famm  al^  Ausgelöstes  (oom 
Änocfeen  'iJlbgclöfteä)  bcjeicbnet  unb  meift  ju  ©ulafcf)  oertocnbcf. 

^)  Gc^on  ber  Srfurter  Gtieler  5:.  Spr.  (1691)  928  ocrjcic^nef  Kant 
Kante  mit  oielen  '2lblcttungen  abkanten,  Kantung,  kanticht  ufw.  Qßein^olb 
'Scitr.  40:  Kante  fcfclef.  ganj  gcbräucblid). 


I 


252  Äantctt 

unb  ba^er  bcfonber^  oicl  9^inbe  ^at.  0a  bicfc  Gtüde  fic^  burc^  i^rcn 
<2ßo^lgcf(^mocf,  ahzv  anä)  t>mä)  i^re  Äärfc  oor  ben  anbeten  93rob= 
fc|)nitfen  ou^äeic^nen,  aud)  im  QJolf^glauben  eine  Q'^oHe  fpielen*),  fo 
führen  fte  eine  befonbere  QSejeic^nung,  bie,  toie  toir  fet)en  tocrben,  lanb= 
f4)aftlidf)  oerfc^ieben  iff.  Der  Kanten  ift  für  nbb.  kant  m.  eingc-- 
frcten,  bai  bcm  nbl.  '30'^a^!.  kant,  frj.  le  cant  entfpric^f.  tiefer 
^nibmd  iff  namentli(^  im  mittleren  ^eil  öon  9Zorbbeutfcf)lanb  oer» 
breitet,  '6\üid)  bi^  ©anjig,  6c^roba,  in  "^ommern  (^olberg,  (ottttin, 
Gabelb.),  '^axt,  Äalberft.,  (5i^l.,  tt)irb  aber  mir  aucf)  noc^  für  ^ranff. 
a.  'S}?,  bejeugt,  in  'Jöicöb.  Kante,  in  3ci^  Kant,  ©ie  9^^ein(änberin 
^.  Q3iebig  fd)reibt  in  it)ren  9Zooetlen  '^inbcr  ber  Sifel'  159  den 
Kanten. 

2,  6onft  ift  im  norbioeftlic^en  ^eutfc^lanb  für  t>\t  93robe(fc  bai 
90ßort  Knaust  baß  eigentli(^  übliche,  häufig  in  ber  nbb.  ^orm  Kntist, 
o^ne  bo§  fic^  bie  6precbenben  bctt)u^t  toären  bamit  eine  munbartlic^e 
ßautform  ju  gebrau(^cn,  n)eil  ^ier  bie  fd)riftfprac^licf)e  Kontrolle  fe^lt. 
®ie  ^ovm  Knaust  tourbe  mir  nur  au^  Q'^oftoc!  unb  O^nabrürf  angc= 
geben,  Knust  au^  ßiolanb,  (Sd^toerin,  £üb.,  ©c^Ie^n?.,  ^icl,  Hamburg, 
Äarb.,  Bremen,  Olbenb.,  gingen,  @5tt.,  ^infen,  93raunfd)K).,  £üneb., 
^^üringen^)  (Äalbcrft.,  (Si^lcben,  6onberg().,  .Coburg  [neben  Koppe], 
iooHe,  '5)effau),  im  heften  ^öln,  '^ßie^b.,  ^ulba  (Knüstchen,  rt)enn 
cg  aufgeft>rungen  ift:  Hasenknüstchen).  9laö)  "^Silmar  3b.  213  ift 
Knust,  Knöst,  Knuste,  Knüstchen,  Knüstchen  in  9^ieber^effen 
gang  allgemein  übli(^,  locniger  in  Ober^effen.  ®a^  ^ort  fommt 
and)  in  "Berlin  oor,  bebeutet  aber  bort  ein  bidc^  fnorrige^  Qtüd  93rob, 
bai  meift  al^  93robede  gebadet  lüirb,  fic|>  aber  t)om  Kanten  baburcb 
unterfc^eibct,  ba^  biefer  aud^  Hein  fein  fann:  hd  Knust  liegt  alfo  baß 
Äauptgehjicbt  auf  bem  93cgriff  be^  unförmig  bidEen  ^),  hti  Kanten  auf 
bem  ber  ^dEe.  2ln  manchen  Orten  fallen  aber  bcibe  93egriffe  jufammen. 
ßot^r.  Knusen  (^oamann  ^b.  300),  luj.  Knaus  (9Bb.  232)  bc- 
beuten  nur  baß  bidc  6füdE,  le^tere^  foipie  nbl.  knoest  knuist  ben 
Knorren   an   einem  ^ft  (Knorren   felbft   ift  yerttjanbt),    unb    bie*   ift 


^)  gSgl.  Äbflcr  OBei^nacbf^gcböcfc  (<3öien  1905)  6.  28. 

2)  gSgl.  Äcrtcl  ^t>ür.  140.  Sec^t  gj^an^fclbcr  Qöb.  53:  Knaust.  — '^o- 
powitfd^  Voc.  Austr.  II  fol.  84  R  fd^rcibt  ben  fäc^ftf^en  "Bouern  der  Knaust 
ju,  obcrfä^f.  Knäustchen,  nbfä^f.  Sidjgfelb.  Äilbe«^.  Knust. 

')  S^non^mc  ftnb  brem.  Knagge  olfmärf.  Knagg  5)^b.  V  1333,  in 
•Scrlin  Knacken,  Ranken  ober  Runken  (QBciganb  QBb.  II  626),  in  Äannooer 
aud^  Kniebel.    93gt   unten  6.  254. 


hänfen  253 

offenbar  bie  ©runbbcbcutung  üon  Knaust.  ^aß  ^orf  fomtnf  in  bcr 
93cbcutung  öon  Kanten  o^ne  taß  au^Iaufenbc  t  au§cr  |in  £urcmburg 
auc^  in  fübbeuffd)cn  "^D^unbarfcn  öor:  in  93ruc|)fal  unb  QQöüritcmberg 
Knäusle,  fc^ttjäb.  bat)r.  Knaus  (6c^meaer  9Qöb.  I  1354.  ®<2ßb. 
V  1373).  —  3n  ©öftingen  tombe  nad)  9}?itfcilung  öon  ib.  9^uprcc^f 
fxü\)tx  fd)erj^aft  bcr  '2lnfd)niff  bc^  93robe^  al^  Lacheknust  »om  €nb= 
flücf,  bcm  Weineknust  unterfc^icben. 

3.  9Cßte  bem  nbb.  Kante  mb.  obb.  Rand  cntfprirf)t,  fo  toirb  für 
norbb.  Kanten  in  9}?ifteU  unb  Sübbeutfd)!.  unb  öftcneid)  Ranft 
Ramft,  bic  StoiÜing^form  öon  Rand  {a^t,  ramft),  gcbraud)f:  in 
6d)Ieficn  Rämpftel,  in  6ad)fcn  (ßcipj.,  6cift)cnn,,  ßlfterb.,  93^arf-- 
ncu!.)  unb  ^{)üringcn  nbrblid)  bi^  jum  Äarg  ^)  (^Irfern,  3ci^,  Son-- 
bcr^^aufcn,  QBcimar,  9}?cining.)  Ranft^),  Ränftchen  (in  ©fenad) 
Ränfchen),  oon  QSilmar  3b.  315  aud)  für  öber^effcn  bezeugt;  im 
(Slfa§  (»gl.  ^b.  II  267),  Stoeibrücfen,  Äcibclb.,  ^QBürftemberg,  Äof, 
2lmberg,  öftcrreid)  Ranft,  in  9'Jürnberg,  *2ln^bac^  baß  deminutio 
Ränftle"),  öftcrr.  Ranftl  (in  <53ö^m.-ecipa  Rampfl,  in  ^uffec 
Raft])*).  ©c^toeij.  Ranft  (Räft,  Rauft)  toirb  im  3b.  VI  1049  ff. 
mit  '9Rinbc  am  93rob',  'ein  Qtüd  \)azUi  93rob'  (meift  sufammcngcfc^t 
Brotranft)  erflärt.  £oft)r.  Rändel,  nacf)  tyoümann  ^b.  401  au^ 
Ränfdel  enfftanbcn,  bebcufef  '^robrinbe,  93rocfen'. 

4.  3c^  fd)Iie§e  t)ier  eine  jtoeitc  bat)rifd)=öfterrci(^tfc^c  93e5cid)nung 
bc^  ^anten^  an,  bie  an  benfclben  Orten  neben  Ranftl  ^ergel)t,  boc^ 
t)auptfäc^li4)  in  bcn  *2IIpenlänbern  cinfd)lie§Iic^  'Söien,  in  93apcm  in 
'SÜRünc^en,  9^eumatft  in  berOberpfalj  unb  ^affau  üblid)  ift,  Scherzi^), 
in  "Slugeburg  unb  in  ber  fränt.  ßc^toeij  Scherzte.  0ag  933orf  tritt 
fd)on  in  einer  ^egcrnfecr  Äanbfd)riff  be^  15. — 16.  3a^rl)unberfg  (93ec^, 
©ermania  IX  204)  auf:  klaine  scherz!  von  ainem  guten,  pät 
semmel,  bann  bei  'iHbrat).  a  6.  (Hava  II  306  6trigl.  3n  ^ien 
toitb  mit  Scherzi  aud)  ein  Sfücf  oom  J6interfc{)cnfel  be^  9^inbc^  bc= 
jeic^nct.  <5)a^  'Jöort  toirb  faft  nur  al^  deminutio  oertoenbet.  ®od) 
fü^rt  ÄJJfer  QBb.  I  (1815)  81  auc^  au^  ßinj  der  Scherz  Brod,  ein 
großer  Scherz  an  unb  Äöfler  QBeit)nad)t^gebäcfc  (Qöicn  1905)  6.  28 


1)  QSgl.  £iefcnberg  etieger  93^unbart  (1890)  S.  185. 
^)  QSgl.  Äcrtel  ^^ür.  192.    6pic§  ^citr.  189  Räft. 
»)  «auc^  fd)tt?äb.,  Sc^mib  QBb.  424. 
*)  Rahnftel  ali  oft.  ba\)x.  bei  Älein  <^oo..9Bb.  H  78. 
»)  <^opott)itfcb  Voc.  Anstr.  II  84  R  ftcüf  öftcrr.    Schärzel   einem  ^eff. 
t^ür.  on^bac^.  Ranft,  f(^lcf.  Ränftchen  gegenüber. 


I 


254  Konten 

aui  9}ii«cniDalb  (Obcrbapern)  Klötzenschörz  *).  Scherzi  ffc^t  too^l 
für  Schörzl  unb  ffammt  ou^  ifol.  scorza  9?inbc,  bcbcutef  atfo  bai 
9'^tnbcnffücf. 

9^cben  bicfcn  tocitcr  verbreiteten  ^lu^brürfen  befte^t  noc^  eine  "Jln- 
ja^l  örtlich  bef^ränfter.  5.  3n  ^önig^berg  Kämpen  m.,  offenbar 
bai  entlehnte  Iitauifd)e  karäpas  '(2cfe'.  'Jrifc^bier  9Bb.  I  332  fü^vt 
alß  S^nonpme  Kampchen  unb  Sohnchen,  in  Sftlanb  Klampe  im  Sinne 
t)on  berlin.  Knust  an.  —  6.  3n  Coburg  Koppe,  Küppchen.  Gpicß 
"^Seitr.  145  giebf  Kuppel  in  bemfelben  Sinne  ali  ^enneberg.  an.  — 
7.  3n  9^orben  (Oftfrie^l.)  Kappe.  —  8.  3n  6c^tt)erte  (^eftf.)  der 
Knapp.  — ■  9.  3n  'SJ^arburg  der  Knatz.  —  10.  3n  3tt>eibr.  unb 
iocibclb.  Knörzel  (Knerzel),  deminutio  oon  Knorz,  bai  geiDi§ 
mit  Knorren  ocrtoonbt  iff  (QQöeiganb  <2ßb.  I  1082).  Sc^meüer  ^Bb. 
I  1354  ocrjeid^net  Knörzlein  al^  nümbergifc^.  —  11.  3n  ^ürjburg 
Stützle,  deminutio  ju  Stutz,  Stutzen  geftu^ter  ober  furjer  ®egcn- 
ftanb.  ®ag  ^ort  be^eic^net  fonft  in  6übbeutf4)lanb  unb  öfterreic^ 
'^pul^toärmer'  (f.  biefen  2lrt.).  '^opotoitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  84  R 
bejeic^net  alß  toürjburgifc^e^  unb  t)ot)enlo^ifc^e^  (Spnonpm  oon  öfterr. 
Schärzel  Anschnitt,  ba^  natürlich  bcn  iutv^t  abgefc^nittenen  93rob^ 
fantcn  bebeutet. 

Riebele  in  ^ürttemb.  ba^  (fnbftücf  öom  93rot  (neben  Knäusle 
'ba^  "Slnfang^ftüd,  ber  ^nfd)nitt',  Ranft),  Giggele  in  ^ug^b.  (neben 
Scherzi)  finb  et)er  al^  munbartlid)  anjufe|)en.  "Sin  oielen  Orten  ober 
richtiger  gefagt  in  bem  QGßortfc^a^  oicier  ^erfonen  gibt  e^  übert)aupt 
feinen  eigenen  *21u^bru(i  für  Tanten,  fonbern  e^  toirb  einfach  Kruste 
ober  Rinde  gefagt  (ogl.  "iHrt.  Kirste) :  Kruste  5.  ^.  in  £iol.,  ^eftf., 
9^^einproDinä,  QSaben,  Krüstche  in  2tfd)aff.,  Rinde  in  £üneb.,  ®'6n., 
'Sü'icining.,  "^aberb.,  93aben,  6c|)tt)ei5,  ober  biefe  QBorte  »erben  neben 
bcn  fpejieUen  "Slu^brüden  oerioenbet,  fo  Krüstel  neben  Ränftel  in 
'53re^I.,  Rinde  neben  Scherzi  in  ^ünc^en  ^). 

(finen  met)r  oulgärcn  6t)arafter  ^abcn  auc^  bie  bebeutung^öer- 
tt>anbten  "iHu^brüdc  für  ein  gro§c^,  berbc*  6tüdE  93rob,  bie  cbcn-- 
faU^  geograpt)ifd)  ocrfd)iebcn  lauten,  in  "Berlin  unb  fonft  im  nörb-- 
lic^eren  ®eutfd)(anb,  aber  aud^  im  Süben,  elf.  lot^r.  fc^toäb,  baor. 
tirol.  f<^tt>eiö.  Ranken^),  oon  '2lucrbac^  in  feinen  <5)orfgefc^icf)ten  auc^ 

^)  ©ag  gnbftüdf  ^ci^t  nac^  iböflcr  a.a.O.  Bodenscherz. 

^)  '2luc^  T^opomiffrf)  a.  a.  O.  oerjeic^net  al^  Spnonpmc  oon  Schärzel 
»ürjb.  Rinde  ober  Krüstel,  ^o^enl.  Krüstle,  in  3}?ainj  Krüstgen,  in  3ena 
Krüstchen. 

3)  <S)ic  Belege  im  ®^b.  VIII  105.     Joamanii  OBb.  402. 


Tanten  —  Karaffe  255 

f4>riftfprac^Hc^  pcrtoenbct  ^).  3n  '3}iittelbeutfd)lanb  bcfte^t  eine  ^^^eben-- 
form  mit  u:  oberl'äd)f.  Runks,  norbbö^m.  Runksen,  ^enneb.  ^cf|. 
Runken;  ogl.  90^üacr-^raurcuf{)  IQb.  II  373.  Greceliu^  IQb.  676. 
^opotoitfd)  Voc.  Austr.  11  fol.  58  fü^rt  cdi  St)nont)me  an  öfterr. 
Rienken*),  f^ür.  jcn.  Runken.  fc^Ief.  Keil*),  frön!.  Keule,  unten  am 
iR^cin  Kolbe.  einige  Si^lejter  Ranfte.  3n  Öfterr.  mirb  aud)  Trumm, 
beffen  '^lural  Trümmer  gemein^b.  ift,  in  biefem  Sinne  oertDcnbct: 
ein  Trumm  Brot. 

Karaffe 

flafc^enartige^  ©tasgefäß  mit  toeitem  93auc^  jum  ^afclgebrauc^, 
im  Hnterfc^icb  t>on  bcn  jugeforffen  '2öein--  unb  93iertlafc^en  burc^  einen 
©lo^ftöpfel  ober  gar  nic^t  x)erfd)Ioffen.  ^a^  ^ort  (fr.  carafe)  ift  im 
^efentlid)en  auf  9'Zorbbeutfd)Ianb  einfc^Iie§Iic^  ^eter^b.  unb  £ioI.  be- 
fd)ränft.  3n  ®an§ig  toar  cor  35  ^a\)vtn  Karaffine  üblicher,  ba^ 
je^t  nur  nod)  Don  alten  beuten  gebraucht  toirb,  cbenfo  in  Sc^roba. 
*2lbelung  ^b.  I  1307  Derjeic^nct  nur  Garaffine  (ital.  caraffina), 
»ät)renb  er  Karaffe  nur  aii  bänifd)  fennt*).  3e^t  ift  le^tere^  in  ganj 
9^orbbeutfd)Ianb  burcf)gebrungen.  '2Iber  fc^on  in  ßifenac^  gilt  Karaffe 
aU  getoä^lt  unb  toirb  für  ^afferfaraffe  Wasserflasche  gcfagt.  3n 
*2öefel  folt  Karaffe  nur  eine  ^riftaUf[afd)e,  in  ^DZainj  nur  eine  ^anne 
mit  ^lappbecfel  bejeic^nen.  3n  Sübbeutfd)lanb  unb  öfterreic^,  fototc 
bcr  6c^tt)ci5  I)ei§t  baffelbc  ©efäß,  f)ier  auc^  roit  in  3talien  inel  für 
ben  ^ein  oertoenbet,  Flasche,  ein  ^ort,  ha§  in  O^orbbeutfc^Ianb 
immer  nur  bie  mit  ^orf  öerfd)(ie§bare  orbinäre  ^lafc^e  au^  ®la^  be« 
5eid)net,  tk  5ur  '2Iufbetoai)rung  oon  ^ein,  ^icr,  (Sfftg,  "Slräneien  unb 
anberen  ^lüfftgtcitcn  bicnt.  (Sine  folc^e  toirb  oiclfad)  in  ^ien,  5.  93. 
oon  bcn  ©afttoirten,  Butelle(n)  genannt  unb  bcr  'Jlafc^cnmcin  ButeUen- 
wein.  Karaff(e)  ober  munbartlic^  Karaffindl  cnblicb  toirb  in  ^icn 
für  bic  "^läfc^c^en  mit  ©"üg  unb  Öl,  bie  auf  bcn  tafeln  ju  ftct)en 
pflegen,  gebraucht 'j.  Butelle  iit  ^e^eic^nung  bcr  ^^cinffafd)e  auc^  in 
euremb.  (^b.  51),  Cot^ringcn  (^oümann  '20b.  74),   (flfa§  (^b.  II 

')  g3gl.  gveceliu^  ^b.  676. 
^)  dlad)  Schöpf  3b.  533  Rienkn  im  ilnterinntate. 
^)  Keil  fommt   in   biefem   Sinne   aud)  anbertoärts  oor:   a  Keil  Brod 
Äügel  ^ien.  ^iat.  89. 

*)  Seouls  ^rembrob.  I  331   belegt  Karaffe  au«  QCßäc^tler^  Commodem 
|{    Manual  oon  1709. 

*)  93gt.  Äügel  Wiener  ®ial.  87. 


256  i^araffc  —  Kartoffel 

119),  ec^tocij  (3b.  IV  1908)  unb  im  ec^tt?äbifd)cn  C5ifd)cr  9Qöb.  I 
1559),  tpo  bai  QSßort  jeboc^  au(^  bie  Karaffe  begeic^nef.  ©a  Butelle 
=  frj.  bduteille  ftüt)cr  ber  eirjigc  ^ustrurf  für  ®Ia6f[afc|)c  toar,  bie 
Flasche  aber  urfprünglic^  nur  anß  SÜJictall  (93lec^,  Sinn),  ioolg  ober 
£cbcr  btftanb,  fo  te erben  bie  gläfcrnen  '2ßeinHaf(i)en  erft  mit  ben  franjö^ 
ftfd)cn  ^Keinen  auß  ^ranfreic|)  gefommen  fein,  dagegen  toirb  bie 
Karaffine  unb  ba^er  öicfleic^t  auc^  hk  Karaffe  anß  Stalien  flammen. 

Kartoffel 

Solanum  tuberosum  L.  SDRit  Kartoffel  fonfurrierf  in  ber 
l)b.  Hmgang^iprac^c  nur  noc^  Erdapfel.  3u  unterf4>eiben  ftnb  brei 
©ebiete:  1.  haß  jc^f  fd;on  faft  gang  ®eutfd)Ianb  umfaffcnbc  ©ebiet, 
in  tt)eid)em  nur  Kartoffel  gefagf  mirb.  Über  0eutf(^lanb  ^inau^ 
iff  bie^  cngeblic^  auc^  fc^on  in  ^Slubenj  in  93orarlberg  ber  ^aU. 

2.  orte,  tt)o  Kartoffel  neben  Erdapfel  gebraucbt  toirb,  le^- 
terc^  off  aU  miinbottlic^  empfunben:  ^Sau^en,  (Slfterbcrg  unb  9}Jarf-- 
neufir4)en  (^ier  Erdäpfel  feiten,  meift  Kartoffeln)  im  fäc|)fifc^en,  i)of 
im  frän{ifd)en  "^Sogtlanb,  ^irol  (^Sregeng,  Snn^brud,  '^Bogen),  angeblich 
aud^  ^lagcnftrt,  (Siebenbürgen,  Sc^toeig,  too  bie  9}iunbarten  au§er 
Erdapfel  nod^  anberc  "Slu^btücfe,  Erd-,  Grund-,  Bodenbirne,  Gum- 
mel,  ^aben  (Sc^tocig.  3b.  I  379f.). 

3.  ®a^  ©ebict  h)o  nur  Erdapfel  gebrouct)t  toirb:  öfttrrcic^  (au^er 
ben  unter  2.  genannten  ©egenben,  too  banebcn  Kartoffel  öorfommt), 
Obcr=(Slfa§,  angeblich  aud)  9^eumarft  in  ber  Oberpfalg,  bai  aiß  eine 
Heine  Stabt  tai  munbartlicf)e  Erdapfel  noc^  feftl)ält,  toä^renb  bk 
größeren  bat)rifd)en  Qtäbt^  (au^er  Äofj  '3}iünc^en,  ^ug^burg,  3ngol== 
\tabt,  ^nsbac^,  9Rürnberg,  ^fcfcoffenburg  fd)on  gu  Kartoffel  übcrge-- 
gangen  finb. 

3n  ^Gßürttembcrg  ift  neuerbing^  Kartoffel  cingebrungen  neben 
bie  munbartlid)en  Erdbirnen,  Erdäpfel,  Grundbirnen. 

3n  ber  \)b.  Literatur  toirb  Kartoffel  unb,  toenn  auc^  feltener, 
Erdapfel  gebrau4)t,  le^tere^  g.  93.  oon  Acer  ®er  *2Bettertoart  6.  30.  44. 

®ie  Verbreitung  ber  munbartltc|)en  93enennungen  ber  Kartoffel 
geigt  öiel  toeniger  ^^egelmä^igfcit  aiß  bk  ber  l()od)btutfd)£n:  toir  finbcn, 
toie  f4)on  oben  6.  38  ertoät)nt  tourbe,  -in  berfelben  £anbfd)aft  Dcr» 
fc^iebene  O^amcn  unb  umgefe^rt  biefelbcn  ^^^amen  in  gang  oerf4)iebenen 
©egenben').     Erdapfel  eignet  nic^t  nur  ben  fübbeutfc^en  ^unbarten, 

')  3n  ben  '2lnfrogen  unb  9JJiftcitungen  jum  9\f)ein.  QBb.  9^r.  2  3  (1907) 


Äarfoffci:  257 

fonbern  finbet  fic^  au(^  in  miftclbeutfc^en,  im  QSogtlanb,  Sac^fcn  ^)  unb 
im  öfflic^en  ^^üringcn  ^)  unb  ift  fogar  im  nicberbcutf(^en  9^orbcn  biurc^ 
nbl.  aardappel,  nbb.  erdappel*)  ocrtrcfcn.  0ic  toot)!  burc^  0iffi= 
milafion  oon  t— t  axii  Tartoffel  cntftonbcne  "Jorm  Artoffel  ift  au^ 
bcm  9^orbcn  toie  aui  bcm  6übcn  ipic  auc^  au^  'SD'JittcIbeutfc^lanb  bc» 
jcugf:  in  ^ofcn  Artuffel*),  in  93crlin  A(r)toffel,  Ertoffel  (neben 
Katoffel),  in  Äannooer  Artüffel'),  in  9!)^an^felb  Artuffel,  in  bet 
9^ac^barfd)aft  Artoffel'),  im  Obcrcngabin  Artöffels,  bat)r.  Artoffel, 
unb  biefelbe  toeife  QSerbrcitung  bc^  QOöortc^  Iä§t  jtc^  f(^on  für  bai  18. 
Sa^r^unbert  nac^tocifcn ').  0a^  anfd)eincnb  aui  Artoffel  bucc^  "Sin» 
le^nung  an  Erdapfel  entftanbcne  Erdtoffel'),  bai  f^on  oor  1651 
auftritt®),  fc^eint  norbbeutfc^  ^'').  <3)er  '2lu^bru(f  Grundbirne  ift  be- 
fonberg  ben  toeftbeutfd)en  ^unbarten  eigen:  linf^rbein.  Grumber 
,(rec^t^r^ein.  Erdappel,  Ei'pel  toenigften^  hd  Siegburg  unb  (Su^firc^en), 
luremb.  Gromper"),  pfälg.  Grpmber,  Grumber  ^^,  lot^r.  grumber, 


6.  27  tt)irb  bcmcrft,  ba%  off  in  einer  "ElKunbart  mehrere  ^ejeii^nungen 
tjorfommen,  j.  95.  e(r)tep'l,  erp'P  unb  tuf4^ 

1)  ärebfl  ©erbet  Q3ogtl.  184.    ^O^üUer-'^raureut^  QBb.  I  297. 

2)  Äertel  ^^ür.  90. 

^)  3-  ^-  bei  Siegburg,  nad)  '^ri^el  unb  Seffen  93olfgn.  b.  ^flanjen 
382  oucb  in  Oftfrie^tanb  unb  Olbenburg. 

*)  <23ernb,  ©cutfc^e  Sprache  in  ^ofen  S.  8.    Erdtoffel  6.  115. 

")  Äl.  ©rotb  Öuicfborn  ©loffar  6.  288,  fc^on  oon  2ubn)ig  "^Ibb-  o.  b. 
€rbäpfeln  1770  S.  70  für  bag  5)ann5oerifd)e  bejeugf. 

«)  Sec^t  QBb.  b.  mangf.  93Z.  4.  47. 

')  ©er  Äamburgifcf)e  Correfponbent  oom  3abre  1762  fc^reibf  „'2lrtoffeln 
C^otatoe^)".  0ie  üon  Cubujig  a.  o.  O.  42  gitterte  anonyme  *25ef(f)reibung 
»Ott  bem  befonberen  nujen  ber  fogen.  öogtlänbif(^en  unb  obergebürgifd^cn 
ßrbäpfet  bericbtef,  ba%  biefe  im  Q3ogtlanb  Artofeln  genannt  njcrben.  "Eiligem. 
Äau^b^ttungg-  unb  £anbtt)if[enf(^aft,  Äamburg  unb  ßeipjig  1763  S.  649. 
ecipjiger  Sntenigenjblaft  1765  6.  252.  «2i.  o.  Älein  ^roo.-qßb.I  (1792)  21 
i>^e^(i^n^t  Artoffeln  ali  oft.  bapr. 

*)  €^  fte^t  n)te  eine  3ufammenfe$ung  aug  Erde  unb  toSel  aug;  (ogl. 
olbenburg.  tufaln,  tyfalkas  'Kartoffel',  ^.  o.  <3JJobr  3bb.  nbb.  6pr.  30,  46; 
Tüffelken  in  SiTJünftertanb,  Tuffein  in  "^ommern,  "^^^el  u.  Seffen  o.  a.  O.), 
ift  aber  oieUeic^t  nur  Umbeutung  oon  Artoffel. 

«)  „93on  ben  grbtoffeln"  gittert  9?o^er,  93efc^reib.  b.  g^ürftl.  95raun- 
fc^tt)eigifrf)en  ©artend  juÄeffen-  1651  (öannooer.  SO^agajin  V  1767  6p.  1643). 
6.  aud)  Sprenger  3.f- b.  QGßortf.  HI  262.  £ubtt)ig  6.  16  fennt  Ertoffeln. 
Ertuffeln. 

^•')  3n  <^ofen  Erdtoffel  ("Semb  a.a.O.  115),  in  Scbleften  unb  an  ber 
unteren  QBefer  Erdtuffel  C^ri^el  u.  Seffen  a.  a.  O.),  berlin.  Ertoffel. 

")  ^b.  tur.  ^unbart  155.  '^)  «2lutenrt»tb  <^fälä.  3b.  57. 

Äretfc^met,  'SBottgeograpttte.  17 


258  Äortoffel 

grompir,  krumbir  uftt?.  ^),  elf.  Grumbir,  fc^meij.  Grundbir  *) ;  aber 
er  fommf  ober  tarn  früher  bo^  au6)  toeitcr  öffltc^  oor:  in  QBürftem-- 
berg,  in  *^ofen  ^),  in  ©feiermac!,  ^ärnt^cn,  Siebenbürgen  C^ri^el  unb 
Seffen  a.  a.  O.  382).  Erdbirne  ift  au^  ber  'SiJZarf  ^Branbenburg 
(^ri^el  u.  Seffen),  ^ofen*),  "i^Itenburg '),  O^affau"),  bem  nörblic^en 
93aben^,  QGßürtfemberg  unb  ber  ©4)toeiä  bcjeugt.  9^ur  infotocit 
ffimmen  bie  munbartlic^en  Q3er^ältniffe  ju  ben  ^oc^beuff^en,  al^  Kar- 
toffel nad)  bem  mir  bcfannten  9}Zaterial  auf  9^orb=  unb  "^CRiftelbeutfc^-- 
lanb  bcfc^ränft  ift*),  unb  anbcrcrfeit^  bie  öfterreic^ifd)en  "SCRunbarfcn 
oortoiegenb  Erdapfel  fenncn  ober  J?ielmel^r  Erdäpfel;  benn  e^  fommf 
nur  bie  ^luralform  t>or,  unb  biefe  h)irb  toegen  ii)rer  größeren  ioäufig-- 
fcit  au(^  aU  6ingular  (der  Erdäpfel)  oertoenbef  ®). 

Q3or  einer  gefci)i(^tlic^en  (Jrflärung  biefer  oerfc^iebenen  9'^amen  ber 
Kartoffel  fei  bemcrff,  ba^  ungefähr  gleid)§eitig  brei  oerfcf)icbcne  ^fianjen 
au^  "Slmerifa  in  (furopa  eingefüt)rt  n)urben,  beren  Q33urgclfnoUen  e§bar 
ftnb  unb  tit  tpcgen  ii>rer  "iä^nlic^fcif  anfangt  oft  oertoec^fclt  tourben. 
1.  ©ic  Kartoffel,  Solanum  esculentum  L.,  angeblich  au^  ^eru 
eingeführt  unb  oon  ben  bortigcn  (?int)eimifc|)en  Papas  genannt  ^°),  unb 


1)  gottmann  QBb.  218. 

2)  Sbiot.  I  379  f. 

^)  <23ernt  "Stff^c  6pr.  in  "^ofen  S.  83:  Grundbern. 

*)  *25ernb  a.  o.  ö.  Ardbern. 

"■)  Äcrtcl  '3:^ür.  90. 

«)  ^ef)rein  9^ofT.  129:  Eabirn,  Ebirn. 

')  3n  9?appenau,  boc^  ttjirb  i)kv  tai  ooKötümlic^e  Erdbirn  fd^on  bur^ 
Kartoffel  oerbrängf  (9}ieifingcr  S.  65). 

*)  3m  Sübrocften  gc^f  Kartoffel  in  ber  '30?unbart  bi^  in^  nörblic^e 
QSaben  (5)anbfd^ut)öi)eim :  £cnä  S.  36  unb  Qi^oppcnou:  ^Keifmgcr  6.  65, 
€f(J^enrob  in  Ober^effcn  3-  f •  b.  t)b.  ?Kunb«rf .  V  255),  »cftlicb  in  ber  ^orm 
katuf9ln  bi^  minbefteng  <2ßatbccf  (Sc^walcnbcrg  bei  ^prmont  3bb.  nbb. 
epv.  32,  154),  QBeftfalen  (©rimme,  '^Jlaftb.  9}?.  155)  unb  ölbenburg  (3bb. 
nbb.  epr.  30,  46).  3m  9Zorben  tritt  e^  in  ber  g^orm  Kantüffel  in  ©itt)- 
marfc^en  (3bb.  nbb.  6pr.  28,  116)  auf. 

»)  9^acb  'SJiüacr-graurcut^  <2Bb.  I  297  erfc^cint  au*  oberfäcbf.  Erd- 
apfel gctoö^nlicb  in  ber  JJli^x^a^)!  5. 93.  ä  seef'ger  Ärdäppel. 

^^)  5)icfe  "iHngabc  gebt  namcntUcb  auf  bie  1553  crf^icncne  ^bronif  be^ 
"^ctrul  Siega  I  c.  40  jurücf.  ß.  Glufiu^  Rariorum  plantarum  Historia  (1601) 
6.  LXX  fc^ricb  bie  6teIIc  auö,  bicfcn  ^eter  ßauremberg  Apparatus  plan- 
tarius  primus  (1632)  S.  136  u.a.  Sclbfitänbig  fd^cint  bie  ^Zacbrtcbt  in  ber 
'^lügemeincn  Äiftoric  ber  9\eifen  ju  QBaffcr  unb  ju  ßanbc,  ßcipjig  1751, 
jiticrt  bei  3ob.  '21bam  3af.  Cubwig,  '^Ib^anblung  oon  ben  ßrbäpfcln  ("Sem 
1770)  6.  119  5lnm.  u. 


Äortoffel  259 

jloar  foU  fic  jucrft  nad)  Spanien  unb  Stalten  gefommen  fein.  9^ac^ 
einer  anbeten  xflad}txd)t^)  toävt  fic  oon  *23irginia,  roo  fie  Openauuk 
genannt  toorben  fein  foll,  suerft  nac^  (Jnglanb,  oon  ha  nad)  'Jranfreicf) 
gebracht  irorben. 

2.  0ie  93a täte  ober  fogcn.  füge  Kartoffel,  Ipomoea  Batatas 
Larti.,  äur  ^aniilic  ber  Convolvulaceae  (^inben)  gehörig,  foü  aui 
'Brafilien  ftammcn,  tourbe  1519  ben  (Europäern  befannt,  juerft  in  Spa- 
nien unb  auf  ben  ^anarifd)en  Snfeln  cingefüi)rt  unb  oon  bort,  r.oc^ 
oor  ber  Kartoffel,  in  (Snglanb,  ^k  älteren  ^otanifer  nannten  fic 
Sisarum  Peru\-ianum.  3nbianifcf)e  Sucferiouräcl  *),  bic  Spanier  Ga- 
motes.  Batata  foU  i^r  ein^eimifc^er  9^ame  fein,  engl.  fd)on  im  17. 
3a{)rl)unberf,  too  fic  S^a!cfpcarc  in  ben  'Leibern  oon  ^inbfor  nennt, 
Potato. 

3.  Topinambur,  Helianthus  tuberosus  L.,  mit  ber  befannicn 
Sonnenblume  oertoanbt,  im  "Slnfangc  be^  17.  3at)ri)unbertg  aus  xflovO^ 
amerifa  nac^  Snglanb,  oon  ba  noc^  ®eutfd)Ianb  gebracht,  je^t  bort 
nur  noc^  toenig  (befonber§  im  Sübipeften)  gebaut.  3i)re  Knolle  wirb 
al^  Q3ie^futter  gebraucht.  0cr  9'^oftocfcr  3tafurforfc^er  ^cter  Eaurcm« 
bcrg  (Apparatus  Plantarius,  ^ranff.  a.  JJl.  1632  S.  131  f.)  nennt 
fic  lat.  Adenes  Canadenses,  beutfd)  Artischocken  unter  Erden, 
ünderschocken,  Unter-Erdschen.  Knauste  ober  Knousten,  auc^ 
Artischockappeln.  9'Jemnic^  ^olpglott.  £er.  11  116  i)at  toeiter  bie 
9^amen  Erdäpfel,  Erdbirnen,  Grundbirnen,  Erdartischocken *). 
Acute  i}ti^t  fic  auc^  Jerusalemartischocke,  fpan.  cotufa. 

£auremberg  meint,  bie  Knollen  bc^  le^tgenannten  Flos  solis  Ga- 
nadensis  feien  benen  fes  Halicacabus  Virginianus,  loic  er  bie  ^ar= 
toffcl  nennt,  äc)nlic^cr  al^  ein  (Si  bem  cnbem*).  daraus  erflärt  e^ 
ftc^,  t)a^  tiefe  brci  ^flanjen  ober  i^re  ^urjcIfnoUcn  im  17.  unb  18. 


0  Sic^e  bic  unten  jiticrfc  Stelle  au^  3flc.  5:^coboru^  "^abernaemon- 
tanug  Steuern  Äräuter='25uc^  (1664). 

-)  Safpar  93auf)in  in  Tabernaemontaiii  -Rcrv  oollfommen  ^räuter-'Sud), 
oorma^l^  burcb  D.  Casparum  Bauhinum  gebeffcrct,  aufg  neue  überfet)en 
burd)  Hieronymum  Bauhinum  (^afel  1664)  6.  868.  *23gl.  £uDtt)tg  "Slb^.  »on 
b.  «rböpfeln  19.  25  ff. 

')  9^ocb  anbete  SRamcn  bei  ^ri^el  unb  3cffen,  ^olfönamcn  ber 
^flanjcn  178. 

*)  Appar.  Plantarius  (1632)  S.  136:  Non  tarn  simile  est  orum  ovo  aut  lac 
lacti  quam  similia  sunt  tubera  Halicacabi  Virginiani,  Tuberibus  Floris  solis 
Canadensis. 

17* 


I 


260  Kartoffel 

Sa'^r^unbcrf  fc^r  oft  mit  einanbcr  öcrtocc^fclt  tourbcn^)  unb  jtc^  5u= 
tocilen  fc^tocr  cnffcf)eibcn  lä^t,  tocl(^e  5?nonc  gemeint  ift.  '5)a  aber 
jum  ^eil  bicfelbcn  3^iamen  auf  oerf^icbene  ^fiansen  angctoenbet  tourben, 
fo  toax  bk  Q3ertt)irrung  gro^. 

©ie  Kartoffel  \)at  i\)vtn  etften  europäifc^cn  9'^amen  oon  ben 
Stalicncrn  erhalten,  bic  na<S)  einer  '^ad^vi^t  be^  bclgif^en  93otanifer^ 
d^avki  be  £cclufe  (Clusius),  jeittoeiligen  faif.  ©artcnbircftor^  in  QBien, 
fic  fc^on  im  16.  Sa^r^unbert  oiel  fultioicrtcn  unb  nic^t  nur  felbft  bk 
Knollen  mit  ioammclfleifd^  gefod^t  a^cn,  fonbem  fie  an6^  aU  ^utta 
für  bic  6c^tt)cinc  benu^ten*^:  ftc  bejeid^nctcn  fic  al^  Trüffeln,  tar- 
tuffoli^),  5um  llntcrfd)icb  öon  bcn  cigentlid^cn  Trüffeln  au^  ali  tar- 
tuffoli  bianchi.  ®cr  bcutf(|)c  9'Zamc  Grüblingbaum,  ben  Gafpar 
*23auf)in  ber  ^ortoffcl  gab,  ber  jtc  ungefähr  glcic^citig  mit  Glufiu^  in 
bic  93otani!  einführte,  l}at  fein  ®lüd  get)abt*):  bic  beutf^cn  ©ärtner, 
bic  bic  Kartoffel  öon  bcn  StaUenern  empfingen  unb  ftc,  toie  au^  bcm 
Seugni^  öon  dluftu^  ^eroorgc^t,  fc^on  im  16.  Sa^r^unbcrt  pflanzten, 
behielten  ben  italicnif^cn  9fiamen  bei:  bic  "Jorm  Tartuff  ein "),  Tar- 
tüffeln  erhielt  fi(^  bi^  in  hk  2.  Äälftc  be^  18.  Sa^r^unbcrt^. 


^)  ©arübcr  flogt  ^armenficr,  Qlb^anblung  über  bic  Kultur  unb  bic 
öfonom.  (gigcnfd^aften  ber  ßrbäpfcl  c"2lug^burg  1795)  S.  1,  unb  £ubtt)ig 
bcfd^äftigt  fic^  in  feiner  '^b^,  oon  b.  Srbäpfcln  (1770)  me^rfoc^  mit  ätt)cifel- 
haften  g^äUen. 

^)  Sd)  fc^c  bie  ^ftorif^  tt>ic^tige  StcUc  ^er:  Rariorum  plantarum 
Historia  CSlntTOerpcn  1601)  Q.  LXXX:  Primam  huius  stirpis  cognitionem 
acceptam  fero  N.  V.  Philippo  de  Sivry  Dn.  de  Walhain  et  Praefecto  urbi 
Montium  in  Hannoniä  Belgicae  qui  ejus  bina  tubera  cum  fructu  Viennam 
Austriae  ad  me  mittebat  sub  initium  anni  MDXXCVm.  sequente  autem 
anno  rami  ejus  cum  flore  picturam.    Is  a  familiari  quodam  Legati  Pontificis 

in  Belgio  se  accepisse  scribebat  anno  praecedente,  Taratouffli  nomine 

Unde  primum  nacti  sint  Itali,  ignorant:  certum  autem  est,  vel  ex  Hispanüs 
vel  ex  America  habuisse.  Mirari  autem  subit,  cum  tam  vulgaris  et  frequens 
esset  in  quibusdam,  ut  aiunt,  locis  Italiae,  ut  ejus  tuberibus  cum  vervecinä 
came  coctis  non  secus  ac  rapis  et  pastinacae  radicibus  vescerentur,  imö 
etiam  suibus  in  pabulum  cederent,  hujus  stirpis  notitiam  tam  sero  ad  nos 

pervenisse Nunc  vero    plerisque  Germaniae  hortis  satis  vulgaris  est 

facta,  quandoquidem  adeo  foecunda  est 

*)  Taratouffli  bei  Glufiu^  fann  ®ru(ffc^tcr  fein. 

*)  'iHuv  *^ctcr  ßaurcmbcrg  Apparatus  Plantarius  (1632)  6.  136  (Grub- 
lingsbaum)  unb  Th.  Zvingerus  Theatrum  Botanicum  ®a*  ift  9lm  QSonfom« 
mcnc«  Kräuter •'Suc^  (^afel  1696)  6.  892  (©ricblingö-^Saum)  bcbolfcn  bcn 
9^omen  bei. 

"*)  ®cr  ättcfie  93eleg,  ben  icb  oorläuftg  Icnne,  ift  9lo9cr  93cf(l^rcibung 


Kartoffel  261 

•Jür  bic  burc^  eine  aUerbing^  feUene  <2)ifftmilation  oon  t — t  ju 
k — t^)  entftanbenc  "^orm  mit  k,  t>a^  Ijeutige  Kartoffel,  fü^rt  QGßei-- 
gonb«  "336,  I  999  ali  erften  93cleg  ^Hbelung«  QGßb.  1775  an.  eit 
ift  inbcffen  bebeufcnb  älfer.  6ie  finbef  jtc^  fc^on  in  bcm  93uc^e  be^ 
Q^totx^zxi  ©aniel  9'^^agoriu^  (Erneuerter  ^flan^*® arten  ober  ®runb« 
lieber  'Seric^t,  Obg=  ^raut=  unb  QCßeingärten  mit  £uft  unb  9Zu^  an- 
aufteilen,  oon  bem  mir  nur  bie  oierte  ßbition,  <53ofeI  1669,  jur  Q3er« 
fügung  fte^t.  3c^  fü^re  bie  für  bie  ®efd)ic^te  be^  QOßortc^  Kartoffel 
toic^tige  etettc  toörtlic^  an;  11.  95uc^  6.  108:  „3.  gSom  earfoff^cl'). 

Oh  tool  bie  Gartoffel  oor  langem  im  6c^toc{^erlanb  gemein  ge= 
öjcfen,  ba^  fic  ba  bannen  in  anbere  £änber,  unb  fonberlic^  in  ^xand- 
reirf)  fommcn,  fo  toirb  boc^  je^unb  allba  weniger  al^  an  anberen 
Orten  barauff  gehalten,  loeil  fie  mit  i^rcm  überfiüffigen  '2lu§breiten 
unb  groben  ^o^en  0tänglen  jun  Seiten  me^r  bcfc^toärlic^  al^  angenehm 
alfo  i>a^  man  fie  nic^t  tool  fommlic^  in  ©arten  pflanzen  fan,  fonbern 
cttoan  an  neben  Orten,  toeil  fie  nic^t  me^r  tool  ju  oertreiben,  ba  fie 
einma^l  rec^f  eingelour^let  unb  fic^  oerme^ret."  '^it  biefer  '2iu§erung 
oergleic^c  man  nun  t>k  ältere  9^ac^ric^t  hti  bcm  fran5öfifd)en 
lanbtt)irtfd)aftlic^en  6c^riftfteller  Olioier  be  Serrc^  in  feinem  Theatre 
d'Agriculture  et  Mesnage  des  Champs  oom  3.  1604  oon  ber 
cartoufle  al^  einer  fürjlii^  au^  ber  Sc^toeij  nac^  ber  ®aut>^ine  ge= 
bract)ten  ^flanje.  <5)ie  'Jorm  Kartoffel  gel)t  t)icrnac^  bi^  in  ben  2ln= 
fang  be^  17.  Sa^i^^unbert^  gurücf,  unb  toir  machen  jugleic^  tk  über= 
rafc|>cnbe  ^eobarf)tung,  ba^  fte  au^  ber  (3cl)tt)ei3  ju  ftammen 
fc^eint,  tt)0  fie  jebenfall^  äuerft  nacf)tt)ci^bar  ift.    93ereit^  im  16.  3a^r= 


tei  ^ürftl.  95raunfc^tt)cigif^en  ©arteng  ju  Äeffen,  2.  "iHutl.  QSraunfc^njcig 
1651  6.  83  (äitiert  im  Sannooerif^en  <3]Raga5in  V  1767  Sp.  1643).  Spötcre 
Seugniffc  im  ®9Bb.  unb  in  <2ßeiganbg  QBb.  I  199. 

*)  ®ic  einzige  ^oraHelc,  bie  mir  gegenwärtig  ift,  ift  oftfränf.  patake 
aui  patata;  ältcfter  "Seleg  in  ben  <5rär,fifi^en  Gammlungcn  oon  •Slnmcr« 
tungen  au^  ber  9'^aturle^rc,  ^rjncpgela^rf^cit,  Oefonomie  (9^ürnbcrg  1755) 
I.95b.,  1.6tücf  6.  ^b^anbt.  79:  ®ic  fogenannten  ^otafen  ober  'Sartuff ein, 
Solanum  tuberosum  esculentum  (bei  £ubn>ig  ^bf).  oon  ben  ßrbäpfeln  6.  HO). 

-)  ®er  männliche  '2lrtifcl,  mit  bem  ^ier  Kartoffel  gebraucht  wirb, 
(ebenfo  oom  Scbtocijer  3eremiag  ©ottbelf  in  ber  grjätjlung  QGßic  Gbriften 
eine  <5rau  gewinnt),  entfpricbt  bem  ©efc^lec^t  bc^  ital.  tartufolo:  er  finbct 
^(^  nocb  in  heutigen  9}^unbarten,  5. 93.  in  9Kü^lbeim  am  9?^cin  (3.  "Stf^. 
©proc^ocr.  19,  222);  mein  ©ewä^r^mann  bejeugt  itjn  für  9?ieiningen,  unb 
l>et  aucb  au«  bem  'Jräntifc^en  gebürtige  3ean  ^aul  gcbraucbt  i^n  no^  bem 
3ttat  im  ®^b. 


262  Äactoffcl 

^unbcrt  tarn  bic  Kartoffel  aui  Stalien  nac^  ber  ©c^toctj  *),  tourbc  aber 
bamal^  too^l  nur  oon  ©ärfncrn  gcpfianst  unb  balb  tocgcn  i^rc^  „übcr= 
flüffigcn  "2lu^brctten^"  toicbcr  ocrnac^Iäfftgt.  ^u^  bcr  Gc^tocij  ^af  fie 
ftc^,  9'^^agortu^  sufolgc,  in  anbcrc  ßänbcr,  bcfonber^  '^xanhtiö)  ücr-- 
brcitcf,  too^rfc^cinlt(^  alfo  aud)  naö^  ©cutfc^lanb,  too  fie  ja  nac^  dluftu^ 
[c^on  im  16.  3at)r^unbccf  in  ©arten  äicmlid^  böuftg  toar.  Suglcic^ 
mit  bcr  ^flanje  toirb  öurf)  bic  9^amen^form  Kartoffel  aui  ber  ©(^tocij 
in  ^eutfd)lanb  cingebrungen,  aber  nur  ober  oorjug^ioeife  öon  ben 
©örtncrn  gebraucht  toorben  fein.  <Denn  in  ber  ßc^riftfprac^e  \^at  fie 
f\6)  erft  öiel  fpäter  eingebürgert:  baß  ä(tefte  ^Seifpiel  nac^  9^^agoriu^, 
tai  ic^  bi^^er  gcfunben  \)aht,  ftnb  bic  ©öttingcr  ©clc^rten  ^illnjcigen 
öon  1757ff.  1758  6.  801:  Die  Gartoffeln  oder  Erdäpfel ;  6.802 
Kartuffelmehl  % 

®cr  "Sßunfc^,  ba^  frembc  Tartüffel,  bai  überbic^  äugleic^  bie 
Trüffel  be5cic|)netc,  burcb  ein  eint)eimif(^e^  ^ort  ju  erfc^cn,  \)at  frül)» 
jeitig  ju  ben  *2lugbrüdcn  Erdapfel,  Erd-  ober  Grundbime  gefübrt. 
•^^ic  95ermutung,  ba§  Erdapfel  über  nbl.  aardappel  auf  frj.  pomme 
de  terre  jurüdgcl^c^,  ift  nid)t  bcgrünbet:  ba^  llmgcfc^rtc  hjärc  ebenfo 
gut  möglich,  ja  U)at)rfc^cinlic^cr.  ®enn  Erdapfel  toar  im  ®cutfd)cn 
eine  geläufige  ^escic^nung  in  ber  (frbe  ftedenber  ^noüenfrücbte.  6ic 
tpurbe  ha))tr:  auc|>,  toic  toir  gefeiten  \)a,hm,  noc^  auf  jtpei  anberc  ame-- 
ri!anifd)c  ^noUengett)äc|)fe  übertragen  unb  toar  fc^on  lange  oor  (fin- 
fü^rung  ber  Kartoffel  üblid):  a^h.  erdaplml,  m^b.  ertapfel  für  bie 
(Surfe  ober  'SiJ^elone  unb  noct)  im  15.  unb  16.  3ai)rl)unbert :  Languria 
(frbapfel  Vocab.  ital.  tedesco  oon  1477  fol.  26a,  bie  ^ürbi^  ober 
Erdöpfel  in  dolcru^  ioau^buc^  1593  V  c.  70.  Qfmaß  jünger  ift  bic 
Q3crtt)enbung  bc^  QBorteg  für  bic  ß^tjclamcnfnoüc,  ba^  fogen.  Saubrot: 
Erdapffel,  erbtour^,  faubrot,  fd)tt)einbrot,  cyclaminus,  panis  por- 
cinus  ufi».  Äcnif(^  913;  6aubrot  alias  Erdapfel,  cyclamen  Stielet 
^cutfdE).  Spr.  247,  fotoie  für  bic  ^rbrüben:  (Jrbruben,  alias  vocantur 
Erdäpfel,  rapae  terrae,  orbicularia  tubera  Sticicr  a.a.O.  1610. 
9Zoc^  ^marantl)c«  (1715)  fott)ic  Seblcr^  ©to^ce  llnit)crfaI--2epicon  (1732) 
öcrfte^cn  unter  Erdäpfeln  bic  6t)c!amcnfnoIlen  (Pain  de  Pourceau). 


^)  "Sau^in  Phytopinax  erwähnt  1569  i^re  Kultur  in  "^Safel:  Spider 
■^Sörtcr  u.  Sad)en  IV  149. 

'-)  Qßcitcrc  93clegc  oor  Qlbelung  fmb  j.  93.  Äannoocrifd)cg  9[)^aga5in  V 
1767  6p.  338  Cartoffeln.  1307  Qlnm.  Cartuffeln;  ^ranffurtcr  Scitung  1768, 
31.  6fücf:  Kartoffeln  (bic^  nac^  eufcwig  6.  137). 

")  5)^b.  u.  Kartoffel,  i^luge  QBb^  t>gl. 


Äarfoffel  263 

toä^rcnb  ftc  bic  Kartoffeln  Tartuffeln  nennen.  3n  bcr  nörblic^en 
'^falg  bcaeic&nef  erdäbbel  ben  Topinambur  (SonnenblumcnfnoHe) '), 
tpät)renb  bic  Kartoffel  in  ber  '^falj  grumber,  in  Stoeibrücfen  nac^ 
meinem  ©etoäl)rsmann  auc^  pumdeter  t)ei§t.  —  '2Iu(^  Erdbime, 
Grundbime,  Erdartischocke  bcjeii^netc  nic^t  nur  bie  Kartoffel,  fon= 
bern  auc^  ben  Topinambur'). 

Q3on  ber  Q3crtoirrung,  bk  burrf)  biefc  5ai)Ireic^cn  5)omont)me  ent= 
ftanb,  toar  bereite  bie  9Rcbe.  Sie  \)at  ba^n  geführt,  ba^  ber  9^ame 
bcr  '^atatt  auf  bic  KartofFcI  überfragen  tourbe.  So  ^ei§t  e^  im  2eip= 
jiger  SnteHigcnäblatt  üon  1766  6.  224:  „95iele  »erfte^en  burc^  bk 
^atatt^   ober   15atatt^    unfcrc    ©rbäpfel,    bie   man    aucfe  Sartoffeln 

nennt.     2lllein   bie  rechten  ^atattß   finb  ttwa^  anbere^, unb 

^ci§en  bep  benen  Botanicis  Convolvulus  radice  tuberosa  escu- 
lenta."  3n  (Jnglanb  ift  biefc  93encnnung  bcr  Kartoffel  burc^gebrungen 
unb  fpäfer  auc^  bei  Spaniern,  ^ortugiefen  unb  Stalicncrn,  bic  x\)v 
ältere^  tartuffolo  ju  ©unftcn  oon  patata  gan§  aufgegeben  l)abcn  unb 
oon  benen  bie  ©riechen  im  19.  3al)rl)unbert  i^r  Ttaidza  entlehnten, 
ßubtoig  (2lb^.  oon  b.  (frbäpfeln  1770  S.  108f.)  fd)toanft  nocb,  ob 
bic  irifc^en  *^otatoe^  toivtiid)  mit  ben  Kartoffeln  ibentifc^  feien,  aber 
bie  ^rc5lauifd)en  Sammlungen  oon  9^aturgefc^ic^tcn  oon  1718,  bk  er 
(S.  117)  jitiert,  bel)auptcn  fc^on,  ba^  bk  au^  £onbon  erhaltenen  Po- 
tatos  nic^t^  anberc^  al^  bie  tartuffeln,  Solanum  tub.  esc.  feien, 
unb  bai  'xfltm  grammatif(^--fritifc^c  'JBörterbuc^  bcr  (fngl.  Sprache  oon 
1796  n  659  untcrf4)cibct  toie  bie  l)cutigc  Sprache  bic  Potatoe  == 
Solanum  tub.  oon  ben  Sweet  Potatoes  =  Convolvulus  Batatas 
L.  3n  ^cutfct)lanb  kbod)  ift  biefc  ^C3eid)nung  ber  Kartoffel  immer 
nur  örtlich  bcf(^rän!t  geblieben:  fränf.  Potacken  (oben  S.  26 T),  in 
©elmcn^orft  Pataters,  in  Olbcnburg  Patätschen  nac^  ^ri^el  unb 
Scffcn  a.a.^.  382. 

©ie  ocrfd)iebcnen  Spnonpmc  l)abcn  fid),  toie  toir  gefc^en  ^aben, 
in  ben  QSolf^munbartcn  alle  bis  ^eut  crt)alten.  3l)r  geograp^ifd)e^ 
<3)urc^einanbcr  crflärt  fii^  au?  bcr  ©efcl)ic^tc  be^  Kartoffclbaue^.     211^ 


^)  «aufenrief^  ^fälj.  3&.  42. 

-)  Erdbirnen  =  Kartoffeln  '^etr.  ßaurcmbcrg  Appar.  plant.  (1632)  I 
136;  Erdbimen,  Gnindbimen,  Erdartischocken  =  Helianthemum,  9'icmmc^ 
^olpgl.  £ej.  n  116;  Erdartschocken  =  Helianthemum  gl«^ol^  5:ifcbbu(^* 
(1715)  6.  277  (ogl.  oben  S.  259);  Erdschokken  =  Äarfoffeln  in  ©anjig, 
Älein  <^rot».-^b.  I  102;  Erdschuke  =  Cyclamen.  ^.  2auremberg  a.  a.  O. 
151 ;  Brdbirre,  Grundbirre  =  Helianthus  in  3ün6  ufw.,  ^ri^el  u.  3cffcn  178. 


264  Kartoffel 

©arfenpfiansc  tt>ar  bie  Kartoffel,  toit  bit  oben  (6.  260*)  angeführte 
9'^oc^rt^f  t)on  Sluftu^  Ic^rf,  jtoar  fc^on  im  16.  Sa^r^unbert  in  <5)euffc^= 
lanb  befartnf,  ahtv  i^re  gro^c  93erbrcitung  im  "Jelbbau  erreichte  jte  erft 
im  £aufe  be^  18.  Sa^r^unbert^.  ®a  aber  i^re  (Jinfü^rung  in  bcn 
einzelnen  ©egcnben  ^euff^lanb^  ju  öcrfc^iebenen  Seiten  unb  oon  t>cr^ 
fc^iebenen  Orten  au^  erfolgte,  fo  ge^en  auc^  i^rc  93enennungen  fo  ööUig 
burd^einanber.  0iefen  Q3orgängcn  im  (^ingclnen  nac^juge^en  toäre  ^uf^ 
gäbe  einer  befonberen  ilnterfuc^ung,  bie  juerft  ben  munbartlic^en  'xfla^ 
men  bcr  Kartoffel  für  jebe  ©egenb  feftjuftelten  ^ättt, 

9h  ber  Literatur  überwiegen  im  17.  unb  ber  erften  Äälfte  htß 
18.  Sa^r^unbert«  bie  ^u^brücfe  Tartuff  ein  unb  Erdäpfel'),  ^ad) 
1750  tt)irb  Gartuffeln,  Gartoffeln  üblich  unb  Tartuffeln  fommt  ah^; 
Erdäpfel  bleibt  no(^  ^äuftg.  9Zac^  1800  toirb  le^tere^  feiten,  unb 
^utfi^e  (Q3erfu(^  einer  "^JJonograp^ie  ber  Kartoffeln,  "^ßeimar)  er!lärt 
f(^on  1819:  „Unter  allen  biefen  ocrfc^iebencn  93enennungen  })at  ftc^ 
jeboc^  ber  9^ame  Kartoffeln  am  meiffen  verbreitet,  unb  fi^eint  nac^-- 
gerabe  alle  übrigen  ä"  »erbrängen."  (Sr  \)at  tool^l  nic^t  geahnt,  ba^ 
biefe^  Siel  nac^  beinahe  einem  3a^rl)unbcrt  bo^  no(^  nic^t  erreicht 
fein  ttjürbe,  toenn  toxv  i^m  auc|>  nä^er  gefommcn  finb. 

Snt  ®eutf(^en  'Söbrterbuc^  V  245  toith  bie  "Jrage  aufgetoorfen, 
rtKX§  bem  'Söort  Kartoffel  ben  6ieg  über  bie  anberen  93enennungen, 
befonber^  über  ben  fo  verbreiteten  unb  paffenben  9'^amen  Erdapfel 
t)erf(^afft  l^abe.  3c^  btnh,  unferc  bi^^erigen  Darlegungen  enthalten 
fd)on  bie  "iHnttoort  auf  biefe  'Jcage.  Erdapfel  tt>ar  ein  fo  oielbeutiger 
9^ame,  ba^  er  gro§e  QSertoirrung  hervorgerufen  \)at,  unb  Kartoffel 
l)at  vor  i^m  ben  toeiteren  QSorjug,  ba^  c^  ein  felbftänbigc^,  unju-- 
fammengefe^te^  QSßort  ift.  Q.i  verbrängte  auc^  bie  ^orm  Tartuffel, 
h)eil  biefe,  toie  ital.  tartufo  nocp  je^t,  eigentlich  bk  Trüffel  bezeichnete. 


0  3u  bcn  ältcften  <33elcgcn  für  Tartuffeln  gcljört  Äelm^orb  ö.  Äo^- 
bcrg^  Georgica  curiosa  1639  (5.  939f.:  Tartoufles  ober  Papas  Indorum  (Cub* 
tt)ig  6.  21  «anm.),  9lo9er  93cfci)reib.  D.  '53raunfcf)n)cig.  ©arten«*  1651  6.  83: 
bie  Tartuffeln  (Äannoö.  9??ag.  V  1643)  unb  Slg^ol^  ®arten=^au  1666  6.  HO. 
ßiner  bcr  fcü^cftcn  "Sclcge  für  Erdapfel  =  Kartoffel  wöre  £con^.  'Jiora« 
»anti  9}?cbici  von  93ononia  Physika,  boö  ift,  ßfpcricnj  unb  9ZaturIünbtgung, 
^ranff.  o.SW.  1618  n  261,  wenn  bo  wirtlic^,  tt)ic  ßubwig  a.a.O.  154  an- 
nimmt, bie  Äortoffel  gemeint  ift;  »eiter  bie  zitierte  6tcHc  au*  Äo^bcrg. 

'^)  Sin  fpäter  "»cleg  für  Tartuffeln  ift  ©lebitfd^*  93crmif^te  p^^fifalifd^' 
botanifii^c  unb  öfonomif^c  "iZlb^anblungen  unb  QSerfuc^c  über  bie  QJer- 
meljrung^arten  ber  ^artuffclftaube  (Äaüe  1765). 


1 


Äoruffel  265 

bic  8ur  93olf^*  unb  ^inbcrbcluffigung  bicncnbc  ®re^»orrtcf>tung, 
mit  bcr  früher  auc^  Q^ingclftcc^cn  ober  bai  ©reifen  einc^  Q'^inge^  öon 
6eitcn  ber  ^aruffclfat)rcnben  oerbunben  toar  ^).  0icfe  Q3orric^tung  ift 
eine  fünftlic^e  9Zac^a^mung  be^  ^aruffelreiten^,  b.  ^.  cine^  mit  ben 
furnieren  oertoanbten  Q'^itterfpiele^,  bai  im  15.  Sa^r^unbert  au^  3ta= 
licn  (oberifal.  karozello)  in  *5i^anfreicf)  (carrousel)  eingefüt)rf  tourbc, 
on  ben  'Jürftcn^bfen  big  in^  18.  3a^rt)unbert  üblich  toax  unb  in  9^eit= 
f4>ulcn  unb  Sirfuffen  and)  je^t  noc^  gepflegt  toirb.  (ii  toar  mit  bem 
fogen.  Q'^ingclrenncn  ober  Q'^ingftec^en  oerbunben:  bie  9'^itfer  mu§ten 
mit  einer  ßonjc  im  9'^eiten  burc^  einen  an  einem  'Pfeiler  angebrachten 
9Ring  ftec^en.  ®ie  '5)re^bube,  bk  biefe^  (Spiel  nac^a^mt,  ift  fc^on 
eine  Srfinbung  bc^  18.  3a^rt)unbertg  ^. 

1.  3^re  93e3eic^nung  aB  Karussel')  ift  in  <5)eutfcblanb  unb  ber 
©c^toeij  gebräucblicf).  —  2.  3n  einigen  mb.  unb  obb.  ©egenben  (3ei^, 
ßlfterb.,  '3?iarfneut,  ^aifer^l.,  Stoeibr.,  früher  auc^  in  Äeibelb.,  ^ugg= 
bürg)  \)zx^t  fie  Reitschule,  h)elrf)e  93enennung  au^  für  bk  9}Zunb= 
art  oon  9'^appenau  (tOieifmger  Q2ßb.  138),  Äanbfc^u^gt)eim  (Genj  QDßb. 
36)  unb  ber  ßcbmeij  (3b.  VI  1708)  bejeugt  toirb.  —  3.  3m  (?lfa§ 
(ögl.  elf.  <2öb.  n  303),  nac^  ^utenrictl)  3b.  115  auc^  in  bcr  ^falj 
Reiterei  (elf.  Ritterei),  im  (flf.  auc^  Rößleritti.  0ag  munb= 
artl.  Rößliritti  ipirb  mir  ferner  für  Süricb,  oon  6eiler  93afl.  9}Z.  241 
für  93afel  bejcugt.  ®ag  öcbtoeij.  3b.  VI  1708  fennt  einfac^e^  Riti 
im  6inne  oon  ^aruffel.  —  4.  3n  (Slfa^  unb  £ott)ringen  auc^  Rössel- 
spiel,  ogl.   elf.   ^b.  II   539.     ^Jottmann  <2Bb.   411.    —   5.  ®ie 


0  3n  ncuefter  Seit  wirb  bai  Q'lingftcc^en  meinet  QGßiffen^  faum  noc^ 
geübt.  ®a§  e^  f(^on  im  18.  3ab*^bunbert  hinter  bai  9?citcn  jurücftrctcn 
fonnte,  le^rt  bie  evgö^Uc^e  Sc^ilbcrung,  bic  9Zicolai  (9?cifc  V  1785,  256) 
oon  einem  QBicncc  ^aruffcl  gibt :  „Unter  anbcrn  fot)  ic^  cinma^I  ein  bt- 
bccEtcg  Äaruffcl,  too  "^erfonen  ^crumgcbrc^t  tt>crbcn  unb  nac^  9Ringcn 
ju  ftec^cn  pflegen.  &icr  warben  nic^t,  tt)ic  cg  fonft  tt>obl  gcwöbnlic^  ift, 
nur  oicr  ^crfonen  ^erumgcbrcbt,  fonbcrn  wo^l  jwölf  unb  mehrere,  ^ber 
bie  Äcrumgebre^tcn  liebten  bai  Spiel  nur  al^  'Bewegung,  nic^t  alg  Äa- 
rujfel,  unb  nü^ten  jugleic^  bic  Seit  oiel  bcffcr;  bcnn  ftc  f peilten  i^re 
geboc^nc  Äänbcl  unb  Gipfel  im  Äcrumbrc^cn  fc^r  unbcfümmcct  um 
9'linge  unb  Stechen,    "^llfo  ouc^  bicfe  flcinc  ^^Zü^e  war  ju  bcf^wcrlic^.'" 

^)  ©al  crfte  Scugni«  für  bic  ©rebbube,  bai  mir  jur  Äanb  ift,  ift 
'?)opowitfc^  Voc.  Austr.  H  fol.  59  (um  1760). 

")  ein  älterer  93eleg  ift  x^icolai  a.  a.  O.  (1785). 


266  Äoruffcl  —  Äaffcrole  —  ^affler  9?tppcfpeer 

öftcrr.  93c5cic^nung  bti  Äaruffcl^  iff  Ringelspiel^),  ftc  fommt  auc^ 
in  '2luggK  unb  im  eifa§  (^b.  II  539)  »or.  9'Zac^  ^opoioitfc^  ^ie§ 
c^  ju  feiner  Seit  in  ^ürjburg  RingeLrennen.  —  6.  3n  5^cmpten 
fagt  man  für  Karusselfahren  auc^  Trillerfahren,  unb  in  ßof^ringcn 
C^oUmonn  9036.  103)  i)ei§t  ba^  ^aruffel  auc^  Drill  öon  drillen  brc^en. 
elf.  DriUe  (^b.  II  753),  fc^ioäb.  Driller,  DriUhaus  (9ifcl)cr  953b.  II 
382  f.),  ^eff.  Trillerhäuschen,  Drillhäuschen  (Q3ilmar  3b.  416) 
toaren  bre^bare  ^äfid)e,  in  bencn  ®iebe  jur  (Strafe  ^erumgcbre^f 
h)urben.  3n  6onbcr^t)aufcn  t)ie§  bai  ^aruffel  ju  '^opotoitfd)^  Seit 
bie  Scheibe. 

^afferolc  f.  ^opf. 

bie  gepbfcltcn  unb  geräud)erfen  6(^n)ein^rippen,  in  93erlin  oft 
Ribbespeer  mit  nbb.  bb  gefproc^en,  in  einigen  Orten  toie  "Sorpat, 
^anjig,  Äolftcin  Rippspeer,  in  ^öln,  Äolftcin  aucf)  Rippenspeer, 
fd)on  mnbb.  Ribbesper  ntr,  (15.  3at)rt)unbert).  'S)er  mer!iDÜrbigc 
•^lugbrud  erflärt  ftc^  au^  ber  'Sefcf)rcibung,  bie  'Qlbelung  "^öb.  EU 
132^  unb  6ct>ü^e  Äolftein.  3b.  III  290  oon  ber  Subereitung  gegeben 
baben:  „öc^metnerippen,  bie  unter  bcn  ©pedfeiten  au^gefd)nitten  ^o^l 
äufammcngenc^ct  unb  nact>Öem  fic  mit  "äpfeln,  Pflaumen,  ^aftanien, 
93rob,  (giermaffe  gefüüet  ftnb,  am  6pie§  gebraten  toerben".  Rippe- 
speer hzhzntü  alfo  eigentlich  einen  93raten,  te>äi)renb  rvit  jc^t  fo  auc^ 
haß  xo\)t  6türf  nennen,  '^aß  QSBort  ift  über  baß  gange  nörbli4)e  unb 
mittlere  '5)cutfd)lanb  füblic^  biß  6ac|)fen,  ^l)üringen,  ^J^ainj,  "^öic^b., 
^obl.,  ^rier  »erbreitet  ^),  auc^  in  ber  ^falg  unb  ^arlgru{)e  noc^  ge= 
braucht.  "Sluf  ben  6peifefarten  ber  ®aftl)äufcr,  bie  [xd)  ber  Sprache 
it)rcr  norbocuff4)en  ©äfte  anpaffen,  erfc^eint  c^  natürlid)  auc^  weitet 
füblic^,  5.93.  in  93^ünc^en.  <5)oc^  ift  ift  e^  in  bicfcm  ®Q.hkt  m6)t 
überall  glei(^  alt,  unb  eö  fommcn  ^icr  unb  ba  aucf)  anbere  '2lu^brü(Je 
öor:    geräucherte  Rippen   in   Harburg,  93remen,    gesalzene 

^)  ®cr  ältifte  mir  befanntc  QSeleg  be^  "^orte^  ift  wiebcr  ^opowitfc^ 
a.a.O.:  „9?ingetfpiel  (bad)  ift  eine  £uftbarfcif  für  Äinber  unb  gro^e 
Ccutc,  ein  ®re{)gerüftc  mit  ^ölscrnen  ^Pferben.  ©ic  9?citcnben  ftccben  mit 
einem  ©olcbe  bei  it)rem  93orbeijiel)cn  au^gcftccfte  9vingc  herunter  unö 
TOetten,  wer  metjrere  befommt.    3n  bcc  Ccopolbftabt  beim  Ļirfdicn." 

*)  Qln  mancben  Orten  (^eter^burg,  ®orpat,  Oönabrürf)  fagt  man  blo§ 
Ripp(e)speer,  an  anberen  gelegentlicb  aucb  furj  Kassler. 


Äaffler  Q^ipi'efpeer  —  Äaiicn  —  Kaufmann  267 

Schweinsrippchen  in  Coburg,  gesalzene  Schweinerippchen 
in  ^QSefel,  Äcibclb.,  Schweinsrippchen  in  9}?arfncufirc^en,  bIo§ 
Rippchen  in  ^ulba,  Rippenstück  in  Äoljl).,  Äcilbr.,  Raucher- 
fleisch an  ber  ©renjc  oon  Öfferr.=  unb  ^reu§.^6c^leficn  (3ucfm., 
Sauernig,  93cut{)en).  9^ic^t  ganj  baffelbc  ift  t^üring.  Schälrippchen 
na(^  ber  93cfd)rcibung  oon  (5pie§  93cttr.  206. 

*2it)nlid)c  'Slusbrücfc  finb  in  Sübbeutfd)L  üblich :  Schweins- 
rippen in  Strasburg,  ^reiburg,  QSöüerm.,  geräucherte  Ripple 
in  9[Bürttcmb.,  "Slugeb.,  geräucherte  Rippchen  ober  Ripperl  in 
^onautDÖrf^,  Kempten,  Schweinsripperl  in  llRünc^cn,  Schweins- 
carre  in  Äeibclberg,  <5)onaucfd).  3n  öfterrcid)  fagt  man  Selch- 
carre  ober  Kaiserfleisch^),  hai  ein  befonber^  gutc^  i^Ieifc^  be^ 
äeic^nen  foH;  ogl.  oben  ©.  159  unter  Butterbirne.  ^u§erbem  !ommen 
allgemeinere  '2lu^brücfe,  bic  überhaupt  gcfaljcne^  unb  geräucherte^  ^Icif^ 
be5eic^nen,  öor:  Salzfleisch  (©orp.),  geräuchertes  Fleisch  (3tt>eibr., 
*21ngb.),  Solpei-fleisch  (©ötting.,  ©armftabt*),  Selchfleisch  ober  Ge- 
selchtes in  Öfterr. 

haften  f.  5:ifd)fancn 
S^aufmann 

Unter  Kaufmann  rpirb  in  Berlin  ntctit  nur  ber  Äänbler  im 
*2lflgemeinen,  fonbern  in  ber  llmganq«fprad)c  y.az'  igoy/^v  ber  Kauf- 
mann oerftanben,  ber  bie  für  ben  Äau^b<iif  nötigen  "^aren  nerfauft, 
toic  3uc!er,  6al5,  ©eioürje,  9^um,  ^fftg,  .Kaffee,  ^ec,  Gier,  ^Otc()l, 
©rie^,  Äülfenfrüc^te,  Ääringe,  auc^  QSutter,  Käfe,  ^intc,  ^inbfaben, 
'färben  u.  a.  ©enaucr  bejeit^nen  fic^  biefe  Äänbler,  namenflid)  auf 
it)ren  £abenfd)ilbern  unb  --infc^riftcn,  ali  Kolonial-  und  Material- 
warenhändler,  unb  le^terer  "Slusbrud  (fd)cr5baft  3Iaterialist) ')  toirb 
aud)  in  ber  lebenbigen  0pra(^e  oertoenbct  ^a,  tt)0  Kaufmann  mef)r-- 
bcutig  iDÖrc.  Kolonialwarenhändler  mirb  in  ^orpat  ebenfo  roic  in 
Köln  gebraud)t,  ift  alfo  norbbcutfd). 

^)  ed)on  bei  9^tcoIai  (1785)  9Rcife  V  ^Scpi.  102. 

2)  Solper,  Sulper  i)ei§f  bic  Galjfafe,  in  bie  ba«  ju  pöfeinbe  ^leifrf)  ge- 
legt tt)trb  (ugl.  "Slrt.  Eisbein).  ®at)er  Rippenbraten  aus  dem  Solper  QStlmar 
3b.  388.    ^-gl.  oben  6.  190. 

•^)  llrfprünglid)  ift  aber  Materialist  crnft  gemeint:  ^Jl^clung  QSb.  III 
107  fütjrt  ee  ai^  gleicbbebeutenb  mit  Materialhändler  auf  unö  fennt  e«  aud) 
fcbon  in  feiner  p^ilofop{)ifcben  ^ebcutung. 


li 


268  Kaufmann 

3n  6übbcuffc^lanb  (fc^on  in  ^oblcnj)  unb  Öftcrr.  cntfpric^f  am 
gcnaucftcn  Spezereihändler,  infofern  al€  Spezereien,  m()b.  spezerie 
baffclbc  meint,  toic  Kolonial-  und  Materialwaren  *).  *2)a^  'Sßort 
Spezerei  —  man  fagt  meinet  Qöiffcn^  ^cutc  nur  noc^  Spezerei- 
WEiren,  -geschäft  u.  bgt.,  nic^t  Spezereien  —  ift  in  9'^orbbcuffc^l. 
fo  tt)cnig  üblich,  ba^  bic  "^ßörfcrbüc^cr  »on  Älugc  unb  ^aul  c^  ganj 
übergci)cn:  c^  ift  inbcffcn  im  Sübbcuffc^cn  nod)  Icbcnbig,  toenn  auc^ 
in  bcr  ilmgang^fprac^e  nirf)t  ^äufig  unb  »icßcic^t  auc^  borf  bem  llnfcc= 
gang  gclDci^t. 

^opotoitfd)  Voc.  austr.  I  fol.  265  R  bcfiniert  bcn  llnfcrfc^icb 
bti  Spezereihändlers  oom  Materialisten  für  feine  Seit  folgenber» 
ma^en.  ^er  Materialist  oerfauff  in  QGßien  ©ctoürj,  toälfc^e  "^nic^fe, 
"iO^eerfifc^e,  Q3orrat  für  ^pot^cfcr,  ^akv,  <5ärber  unb  unferfc^cibet 
fic^  nur  untocfentlic^  t>om  Specereihändler.  ®ie  ^at  führen  noc^ 
allerlei  6amcn  unb  '^Burjeln,  bie  bic  Spccerei^änblet  nicbt  ^aben,  unb 
fie  öffnen  (5onn=  unb  'Jeiertag^  nic^f.  Sic  t)aben  ferner  (au^geftopfte?) 
^rofobilc,  ©erlangen  u.  bgl.  in  i|)ren  ©etoblbcn  unb  Rängen  'Jöurjeln 
an  il)rcn  ^^ürcn  auf,  rvä\)xznb  hk  ©pecerci^änbler  Q3orIagen  mit  tJac^= 
fäfticin  t)aben.  ^Ig  93cifpielc  oon  'SJiatcrialiftcn  fü^rt  er  an  „^eim 
fd)ioar5en  iounb"  unter  bem  ehemaligen  '^alcnt^or  unb  ^^'Scim  f(^mccEcn-- 
ben  'Jßurm".  Sc^t  ift  ber  ©prac^gebraud)  in  Qßien  ein  anberer:  Ma- 
terialist ift  unüblic^,  Materialwarenhändler  fc^riftfprac|)lic^,  unb  ®c« 
fc^äfte  lüie  ba^  no^)  ^cute  befte^enbe  „3um  fc^toarjen  Äunb"  am 
Äoben  "SO^arff  werben  Drogenhandlungen  genannt,  tDäl)renb  ber 
Spezereihändler  6§n?arcn  toie  SucEer,  Salj,  Kaffee,  '^t\)l  öerfauft. 

©er  ^u^brurf  Kaufmann  in  bem  oben  be5eid)neten  engeren 
6inne  !ommt  in  öfterreic^  ebenfo  toit  in  ben  oerfc^iebenften  ©egenben 
©eutf^lanb^  oor.  "Sagegen  beftel)cn  geograpt)ifc^e  ilRtcrfd)iebe  in  ber 
93eäeirf)nung  ber  flcineren  Äänbler  biefer  *2lrt,  bic  in  manchen,  aber 
nicf)t  allen  ©egenben  öon  bcn  größeren  au^brücflic^  untcrf4)iebcn  toerbcn. 

®er  ocrbrcitctfte  "Slu^brud  biefer  "Jlrt  ift  Krämer,  baß  eigentlich 
aUe  ^leinl)änbler  unb  iöaufiercr  bejeic^nct "),  bie  meift  in  iljrcm  ^ram 
bie   öcrf4)icbenften   ^rtifel   vereinigen,    befonber^    aber   ben    „©etoürj« 


*)  QBog  unter  bem  ung  jc^t  zttoai  unHaren  ^u^brud  Materialwaren 
ju  oerftc^cn  ift,  erläutert  *2lbclung  a.a.O.:  „ro^c  unb  feltene  QGßaarcn  au* 
bem  '3}iineral'  unb  "^flanjcnreic^e,  fo  wie  jtc  in  ben  5^c^cn,  ^ot^elcn, 
oon  ben  Färbern,  ^D^a^lern  u.  f.  f.  »eitcr  ocratbeitet  »erben  .  . .  ." 

^)  3um  llnterfi^icb  oon  Ärämcr  unb  5?auf mann,  bk  gefonberte  Sünfte 
bilben,  f.  ©QBb.  V  1997. 


Kaufmann  269 

!rämcr"  b.  \).  bcn  ficincn  Spcjcrei^  ober  '3}^atcna(toaren^änblcr.  ®a^ 
<2ßort  ift  jeboc^  nur  in  einem  ^eil  be^  beuffd)en  (Sprachgebiete  üblich, 
im  nörblic^ften  (^eter^b.,  ^olb.,  ßübecf,  9^offoc!,  Sc^Ie^toig,  Äamb.), 
in  einem  ^eil  hti  mittleren  0eutfd)lanbe,  j.  ^.  ioannooer,  ^^üringen, 
(Sac^fen,  in  (5übbeutfd)Ianb  (munbartl.  Kramer),  auc^  in  QBinterberg, 
€ger,  9?eic^enberg,  Sauemig,  Sucfmantel,  aber  nid)t  in  Berlin  unb 
^ien.  —  QSereinjelt  toirb  Höke,  Höker  in  bemfelben  6inne  ge- 
braucht, fo  in  ^iel,  9}?ünftcr,  ^^üringen  (biß  Coburg),  in  ^ug^burg 
I)cute  toic  fc^on  im  13.  3a^rl)unbcrt ')  Hucker*),  '^aß  <5em.  baju, 
Hökerin,  ift  in  ber  93ebcutung  '^arfttoeib*  tociter  verbreitet  (f.  oben 
6.  236).  0ae  9)Zae!.  bebeutet  nic^t  nur  ben  ouf  offenem  ^la^  fi^en- 
ben  „QSiftualien^änbler",  fonbern  auc^  ben  Sn^aber  eine^  fleinen  2a= 
ben^,  ber  mit  93utter,  Specf,  ioäringen,  '3DZe^I,  ^o^Ien,  Äolg,  Q^fxQ, 
93rannttx)ein  u.  bgl.  ^anbelt  *). 

3n  ^orpat  ^ei§t  ein  folc^er  Älein^änbler  Budist,  baß  auc^  in 
Sufammenfe^ungen  ipie  Milchbudist  ober  Pimabudist  (oon  eftn.  piraa 
'SÜJJilc^)  gebraucht  toirb.  Bude  bejeic^net  in  ßiölanb  jcben  £abcn,  auc^ 
ben  fcinften  unb  öorneI)mften:  man  fagt  in  die  Buden  gehen  für 
*bic  £äben  befuc^en'.  QBefentlici)  oon  Budist  oerfcf)iebcn  ift  t>aß  ^aupU 
fäc^lic^  berlinifc^e  Budiker,  taß  ben  93efi^cr  einer  fleinen  Heller- 
toirtfc^aft,  einer  Budike,  bebeufct.  <5)ae  "SBorf  ift  auc^  in  ^^eftpreu^en 
(nic^t  me^r  in  ^önig^b.),  Gc^toerin,  ßübecf,  QUttxn,  Harburg,  ibalber- 
^tatt,  Gieleben,  neuerbing^  ^Jieiningen  befannt.  ®a  bei  ber  neuen 
93auart  in  93erlin  folc^e  Heller  toegfallen,  öerfc^toinben  aHmä^lii^  auc^ 
bie  93ubifer.  Budiker  im  Oinne  oon  6cl)napei3erfäufer  ift  auc^  füb= 
bcutfc^  (^ürttcmb.,  'STiünc^cn),  Schnapsbudike  öfterreic^ifcf)  (£eipa, 
3naim). 

daneben  beftel)en  nocf)  ^u^brücfe,  bie  ben  fleinen  'SJ^aterialtoarem 
^änbler  nac^  einem  ber  ibauptartifcl,  bie  er  fü^rt,  benennen*):  Salz- 
stößler  in  ^ünc^.  (neben  Kramer),  Schmerstecher  in  ©münb 
(Äämt.).  *5)er  loic^tigfte  ift  Greisler  in  ben  öfterr.  ^Ipenlänbcm 
(alfo   auc^    in  ^ien)   unb   9jRäf)ren,   loeniger   in   Sc^lefien  (^roppau. 


^)  QSgl.  Ärüni^'  Oec.  Snc.  24  (1781),  115ff. 

^  3m  ehemaligen  9^affau  (i^c^rein  QSoll^fp.  I  199)  unb  "Slfc^affen» 
bürg  Hocke. 

')  6.  5^rüni|'  €nc.  a.  a.  O. 

*)  ^oponjttfi  gScrfuc^  (1780)  139  fannte  noc^  fc^lef.  Gräupner  unb 
|j  Grüzner  ober  Grüzler;  Ärüni%'  Oec.  Snc.  24,  115  Häringer,  Steinsälzer; 
'      iböfcr  <2ßb.  I  (1815)  319  Kässtecher  in  ßinj. 


B 


270  Kaufmann  —  5?effclfli(fer 

mrf)f  in  3ucfm,,  ^eibcnau)  unb  ^ötjmen  (-^inferb.,  £eitmcri^),  aui 
Gräusler,  mt  früher  gcfc^ricben  lourbc  *),  bic^  ju  Greußel,  ^cmi-- 
nufio  oon  grauß  m^b.  grü^  '^orr/,  oermanbf  mit  Gries  m^b.  grie5^. 
3n  einer  QOßiener  Urfunbc  oon  1466  (Quellen  5.  ®efc^.  b.  6f.  ^ien 
II  3  9^r.  4115)  ^ei§f  e^:  „'S)ic  @rei§ler  unb  anber,  bie  greupeltoerc^ 
....  gen  ^lenn  füren."  ®er  ©rei^Ier  ift  ein  f (einer  Äänbler,  ber 
in  feinem  £aben  aller^anb  S^maren,  bitlige  93efen,  Pantoffeln,  3ünb-- 
t)öläer,  Petroleum,  Ä0I5,  ^o^len  ufto.  »erlauft.  *5)ie  offisicüc  öfter- 
reic^ifcf)e  ^ejeic^nung  aller  großen  unb  fleinen  xOZateriallparen^änbler 
ift  Gemischtwarenhändler.  'Ser  (Srei^ler  fd)reibt  über  feine  ßabentür 
Gemischtwaren-Handlung  ober  Gemischtwaren-Verschleiß,  ^ber 
man  f c^r ei bt  nur  fo  unb  fogt  nur  Greisler,  bai  man  tuiebcrum  faum 
gjfc^rieben  finbet.  3e^t  veraltet  ift  bat)r,  5fr.  Fragner,  Pfragner,  iiai 
bajfelbe  bebeutet  ^). 

Äanbtoerfer,  ber  ^effel  ausbcffert  unb  fct)ab^affe  stopfe  mit  einem 
<2iral)tgcf(ed)t  ühzx^k^t,  juujeilen  auc^  '3}^aufcf allen,  ^khe,  Sc^nee^ 
fd)läger  u.  bgl.  oerfauft;  baß  ©emerbc  toirb  feit  alter  Seit  üon  bcrum-- 
äiet)enben  ßeuten,  oielfac^  Slooafen  unb  Sigeuncrn,  ausgeübt.  1.  ®ie 
^ejeic^nung  Kesselflicker*)  ift  bie  ocrbreitetfte,  fic  ift  in  Seutfc^^ 
lanb,  04)tpeiä  fon^ie  in  935()men  unb  jyiä\)vm  füblic^  bi^  Sglau  unb 
Olmü^  gebräu^lic^.  3n  Olmü^  foU  neuerbing^  Rastelbinder  burc^ 
©nflu§  ber  fo  betitelten  £el)arfd)cn  Operette  aufgefommen  fein.  — 
2.  3m  ©ebtet  ber  f(^leftfd)en  ^unbart  (93eut()en,  3auernig,  QBeibenau, 
Surfmantel,  93ieli^,  9^eic^enberg)  ift  Drahtbinder  üblicf),  baß  and) 
in  ^öl)men  (2cipa,  Gl)otiefd)au)  unb  in  ^eftpreu§en  (©anjig,  0.- 
5lrone)  oorfommt.  Um  1880  fagte  moit  in  ©anjig  mciff  Ratten- 
fänger. —  3.  3n  Weimar  Topfbinder,  in  ber  fränf.  Gc^tDcij 
Hafenbinder  (in  ^uffee  munbartl.  Häferlfhcker).  —  4.  3n  6üb- 


1)  <^opott)itfc^  QJcrfuc^  139. 

2)  Äöfcr  ^b.  I  319  fü()rf  bie  ^orm  Griesler  auß  ßinj  an.  '2l\id^  ÄIcin 
^roo.-^b.  I  (1792)  161  fannte  fxe. 

')  ^oporoitfc^  9iiviud)  139.  S^lcin  qßb.  I  122  f.  Äöfcc  ^öb.  I  239. 
Sur  Sf^mologic  oon  Pfragner  (m^b.  pfragener  Ätcin^änbler,  pfragen  'ST^artf, 
ibanbel,  a^b.  pfragenari  5}Jarftmciftec)  f.  Oßciganb  QOßb.  I  572.  .^luge  ^b. 
unter  Pfragner. 

*)  Kesselflicker  sive  Kesselläpper  1691  bei  Stieler  ^.  6pr.  913;  mt)b. 
»ar  ke55elsere  Äc^ler. 


.^effelflicfcr  —  Acute  271 

bcutfd)Ianb  toirb  neben  Kesselflicker  aud)  Pfannenflicker  gcfagf, 
fo  in  3tt>cibr.,  'xRaitatt,  'Srud)fal,  QBürttcmb.  (aud)  Pfannenschmied), 
'2ln^b.,  9'^eumarff,  Sngolff.,  xOZünd).,  "^lug^b.  3n  ßuremburg  Päne- 
fleker  (^b.  lur.  ^.  327).  —  5.  3n  ÖftcrrciA  nörblid)  hi§  9[J^ä^ren, 
auc^  im  tocftlic^en  ^öi)mcn  (^inferb.,  ß!^of.,  (Sger)  f)ei§en  biefe  Seute 
Rastelbinder  oon  Rastel  =  xtaL  rastello  (f.  unter  Messer- 
bänkchen) '®raf)tgcftcri\  —  6.  3n  Siebenbürgen  unb  3ip^  führen  üc 
ben  ur.garifd)cn  O^amen  Drotosch,  magp.  drötos  oon  dröt  ®ra^t. 

S^cule 

bcr  Äinferfd)enfel  bc^  gc[d)Iac^teten  5:iercg:  Kalbskeule,  Hammel- 
keule, Reh-,  Hirschkeule,  Gänsekeule.  ®em  norb^  unb  mittel^ 
bcuff^en  Keule  cntfpric^t  im  6übbeutfc^en  Schlägel  (Schlegel). 
®ie  ©rcnje  §tt)ifd)en  bciben  QBorten  becff  jid)  im  Often  mit  ber  preuBifd)^ 
unb  fä(^fifc^-öften:eid)ifd)en  ©rense.  ®oc^  toirb  in  S^uernig  Keule, 
ferner  in  93ö^m.--£eipa  Keule  oom  Q^^inb  neben  Kalbsschlägel  ge» 
fagt.  ^ann  hiit)zt  bai  nörblid)fte  93at)crn  öie  ©rensjone:  in  ioof  toirb 
Hammelkeule,  aber  [onft  Schlägel  gefagt,  in  '2lfd)affenb.  Hammel- 
keule, Kalbskeule,  aber  Rehschlägel.  9!Beiter  gel)ören  ^yranffurt, 
*3}?ainä,  "^Bie^b.  jum  ©ebiet  oon  Keule,  95aben,  <5)armft.,  ^falj  ju 
bcm  Don  Schlägel,  bod)  foll  in  iöeibelberg  and^  banebcn  Keule  oor^ 
fomtnen,  bai  mir  auc^  für  9^affatt  bcjcugt  toirb.  ®ann  läuft  bic 
©renjjone  burc^  5rier,  too  beibe  "ilu^brücfe  Dorfommen.  3n  ^oblenj 
nur  Keule,  '^ui  £ott)ringcn  Der3eicf)net  x5^oümann  ^b.  449  nur 
Schlegel,  jebod)  in  ber  93ebeufung  'Äoljfeulc'. 

®cr  0c^enfcl  ober  (5c^enfeIfnod)en  ift  aI[o  ali  64>Iagtoerf5cug 
bcjcic^net  toorbcn,  fei  e^  t>a%  er  toirüirf)  fo  öertoenbet  tourbc,  ober  nur 
toegen  ber  *2i^nli4>!eif.  ©ie  geograpf)ifc^e  Q3crfcf)icben{)eit  beruht  fomit 
borauf,  ba^  baß  Scf)Iagtocrf5eug  felbft  im  Ohb.  einen  anberen  9^amen 
führte  alß  im  nörblid)en  <2)eutfd)Ianb,  —  'S'ie  xCRunbarten  f)aben  nod) 
anbere  '^lu^brücfc  für  ben  Sc^cnfel  be^  Sc^Iac^ttiere^,  8.^.  Kalves- 
bolan  f.  '^albsfeule'  in  £d)toalenberg  hti  ^prmont  (^ögcr  dbb.  f. 
nbb.  £pr.  32,  154),  fcbtoäb.  fd)toeiä.  Stotzen  (^opotoitfc^  Voc. 
Austr.  n  fol.  94.  6talber  3b.  11  403).  ©rimmeleljaufen  fd)reibt 
Hammelskolben  oder  Keul  (®^b.  V  649). 

3n  93crlin  unterfd)eibef  man  Vorder-  unb  Hinterkeule.  Sonft 
f^eint  aber  Keule  toic  Schlägel  »iclfac^  auf  ben  Äinterfd)cnfel  be-- 
f4>ränft  5u  toerben,  toä^renb   bcr  tecf)nifd)e  "Slu^brucf   für   ben  Q3orber-- 


I 


272  Acute  — 

fc|>cn!cl  Bug  ift:  ogl.  ^^b,  VI  494,  ed^mtütx  Qöb.  I  218,  ^ifc|>cr 
QBb.  I  1509,  ec^tocij.  3b.  IV  1072.  ^oc^  fd)cinf  bicfc«  «^öort  im 
QSeralfcn  hcgriffcn  ju  fein.  3n  9}?arburg  ift  c^  noc^  üblich,  bancbcn 
93latt;  in  93crlin  fagt  man  Vorderkeule,  in  QGßicn  Schulter;  toä^rcnb 
^oporoit^d)  95erfuc^  (1780)  419  Bug  al^  öfferr.  bcjeugt.  ^uc^  in 
SeU  a.  6.  ^örte  i^,  ba^  man  bort  früher  (Vorder-  und  Hinter-) 
Bug  fagtc,  je^t  aber  Schlägel. 

93on  ©eflügel,  befonber^  ©änfen  gebraucht  man  in  öfterr.  ben 
^^u^brud  Bügel  (gcfproc|)en  bigl),  baß  "deminutio  öon  Bug:  Gans- 
bügel =  ©änfefeule.  'xflad)  ^opotüitf^  Voc.  Austr.  I  fol.  74 
fagten  ju  feiner  Seit  Öfterreic^er  unb  <5ronfen  auc^  lämmemes  Bügrl, 
<iber  kälbernes  Viertel  unb  beim  Qd^tpi  für  ben  ^orberfd)enfel 
Schulter,  für  ben  Hinteren  Schlägerl. 


^o^er  ^orb,  oben  ettoa^  toeiter  aiß  unten,  bcr  auf  bem  Q'^üdEen 
getragen  toirb,  mit  g^üfen  5um  '21uffc^cn  auf  ben  93obcn;  er  bient 
gum  fragen  öon  Obft,  ©emüfe,  Siem  u.  bgl.  ®a  ber  93egriff  öor- 
ne^mlic^  ber  bäuerlicl)cn  6pi)äre  angehört,  fo  ftreift  l^ier  bie  toortgeo-- 
grap^if(^e  93erfd)ieben|)eit  an^  9}^unbartlic^c.  ©oc^  toerben  bie  93c' 
Zeichnungen  aud^  oon  ben  (Bebilbeten  gcbrauc|>t,  toeil  fie  eben  t)k  einjig 
öor^anbenen  finb.  ^u(^  begegnen  fie  in  ber  6c^riftfprac^e.  1.  Kiepe 
ift  norbbeulfd),  verbreitet  öon  öftpreu§cn  biö  jur  9^^einproöinj  C^lad^en, 
^öln)  unb  nbrbli^  big  6d)Iegtoig--iooIftein,  füblic^  im  Often  hiß  ^re^-- 
lau  unb  hiß  jur  ^ÜRarf.  3n  ©ac^fen  ift  tß  nac^  SOZüHer^^raureut^ 
9QBb.  II  123  munbartlid^  vertreten,  dagegen  ift  c^  in  ber  l^oc^beut^ 
f^en  Hmganggfpra(^e  ber  (5täbte  nic^t  t)äuftg.  "^ür  *33au$en  toirb  e^ 
mir  alß  ganj  feiten,  für  '5)regben  Tragkorb  angegeben.  3n  Ceipjig 
bezeichnete  man  frül^er  mit  Tragkorb  einen  Äorb,  ber  einen  großen 
9)JittcI^cn!eI  unb  t)inten  einen  fenfrec^ten  Qtah  5um  Q3erfc^nüren  \)attc. 
Kiepe  ift  bafelbft  9'^amc  cine^  ^ragforbe^  ober  cine^  ioolggefä^e^  mit 
5tt)ei  ficinen  öciten^enfcln  (h)ie  fie  bie  93erlincr  ^iepc  \)at),  einer  auf 
bem  9^ü(fcn  getragenen  93utte;  man  fauft  3.  ^.  eine  Kiepe  Kai-- 
toffeln. 

0ann  gel^t  bie  6übgrcn5c  burc^  ^t)üringcn,  beffen  nbrblic^cr  ^eil 
(ßi^leb.,  Äalberft.,  ioarj,  '2lrtcrn) ')  Kiepe  braucht,  toä^renb  ber  6üben 


^)  9^0*  ftcrtel  ^^ür.  134  auc^  9Zorb()aufcn. 


Äicpc  273 

Kötze  fagt,  tocitcr  über  ©öttingcn  ^),  Gaffel,  ber  Sübgrcnjc  öon  ^Oßcft' 
falcn  entlang  am  9^f)ein  bt^  ^obIen§.  dladi)  meinem  ©etpäbr^mann 
!äme  Kiepe  (neben  Huckelkorb)  aud)  in  ^fd)aff.  oor.  ioeff.  Kippe, 
Kiepe,  ober^eff.  Keipe  bebeutet  nad)  Q3ilmar  3b.  201  '^afc^c',  aber 
dreceliue  QBb.  II  500 f.  fennt  e^  als  ober^eff.  auc^  im  6inne  oon 
'^^ragforb',  unb  mir  mirb  Kiepe  in  biefer  ^ebeutung  aucb  für  £au-- 
bac^  bei  ®ic§cn  bejcugf.  3m  übrigen  Neffen  ift  für  Kiepe  nielme^r 
Köze  üblic^. 

3n  ^önig^.  bzbzuM  Kiepe  meiner  Quelle  sufolge  "5utterfd)tt)inge', 
toäbrenb  ber  9\ücfenforb  einfact)  Korb  t)ei^t.  "Jnfcbbier  JS>h.  I  363 
fennt  preu^.  Kipe  foU)of)l  im  Sinne  bc^  auf  bem  9?ücfen  getragenen 
^orbc^  toie  eine^  ooalen,  bügellofen  ^orbe^  mit  getoölbtem  93oben. 
3n  ßübecf  toirb  bie  Kiepe  ni(i)t  auf  bem  9Rücfen  getragen,  toeil  bk€ 
überl)aupt  nid)t  üblid)  ift").  '2lud)  tpciter  im  ^>eften,  in  ,£ingen,  ift 
biefe  2lrt  bc«  ^^ragene  feiten. 

Kiepe  ift  ein  nbb.  QKorf,  mnbb.  kipe,  oflfricf.  bgl.  (<5)oornfaat 
^b.  II  218),  nbl.  kiepekorf^,  unb  eben  be^b^lb  auf  xJ^orbbeutfd)-- 
lanb  befcbränft.  (Slaubiu^  ^at  e«  aud)  in  tk  (5d)riftfprac^e  eingeführt 
(<5)'2ßb.  V  685).  gin  neuerer  93eleg  5.  93.  ^renffen  "Sie  3  ©etreuen 
293.  —  ^aß  im  öftlid)en  'S)eutfd)ianb  gebräud)lid)e  Kober  be5eid)net 
einen  xRüdenforb  oon  anberer  (länglicher)  ^orm  (^eiganb  ^b.  I  1087), 

2.  <2onft  ift  bit  öerbreitetfte  l)b.  "Slu^brud  Tragkorb,  unb 
jtoar  ift  er  nid)t  nur  in  9}iittel-  unb  SüObcutfc^lanb,  fonbern  aud)  im 
9^orbcn  oerfreten,  jebod)  f)ier  fcltener,  toeil  t)ier  eben  gert)öl)nlicb  Kiepe 
gebraucht  tt)irb.  Gr  toirb  mir  bcjeugt  für  ^ctersb.,  ßiolanb,  'Süde-- 
burg,  (nbb.  dräkorf  bzi  ©öttingen,  (cd^ambad)  9[Bb.47),  5l)üringen 
(Äaüe,  ioalberft.,  (5i§l.,  Sonbersl)-/  'Söeimar),  6ad)fcn,  <2aarbrüden, 
'lO'Jainj,  ©armft.,  ^aben,  ^ürttcmb.,  kapern  (Äof,  2lmberg,  xO^ünci)., 
'2lugsb.),  Öfterreici)  (3nn«br.,  ©ra^,  ^lagenf.,  £cipa,  3glau). 

3.  <2Iuc^  Rückkorb  (Ä'aifer^I.) '),  Ruckkorb  ((?lf.),  Rücken- 
korb  CSluggb.)  toirb  gefagt.  <S)afür  in  öfterreicfc  Buckel  korb, 
fo  in  93öbmen  (^interbcrg,  (Sger,  9\eici)enberg,  ßeitmer.i,  Ober--  unb 
9^icberöfterreicf),  QSölfermarff. 


')  ^gl.  6d)ambacb  ^b.  100. 

2)  ed)umann  ^ortfcf).  0.  Cübecf  17  \)at  Kip  eangforb.  3m  18.  3a^r- 
^unbcrt  war  eine  .^icpc  Sdioüen  in  £übecf  =  600  Stücf  (5^rüni^  @nc, 
37,  442). 

'}  3ur  etpmologie  f.  ®^sb.  V  685.    ^ßeiganb  QBb.  I  1032 f. 

I*)  ^ud)  in  ÄanDfc^ut)0t)cim  Rückkörbl  ßcnj  QBb.  37. 
Äreffcfetner :  ^ortgeograptiie.  18 


274  Äiepc 

4.  Huckelkorb  in  ^fd)aff.  gehört  it)ol)l  ju  Hucke  9^ücfcnlaft 
(3)'2öb.  IV  2,  1859). 

9^cbcn  ben  le^tgcnannfcn  brei  "Slu^brücfen  beftc^cn  nun  noc^  mc^r- 
fac^  93e5eic^nungcn,  \>^\  bencn  man  loie  \><t\  Kiepe  fc^manfcn  fann,  ob 
ftc  nic|?t  alg  rein  munbartlic^  an5ufcf)cn  [inb.  L  3n  ^iftclbcutfd)lanb 
Köze  (Kötze,  munbarfl.  Kets),  auc^  Kütze,  Kietze,  öcrbreifet  oom 
füblid^cn  ^^üringcn  ^)  (in  9!}Jciningen  Kütze)  burcf)  bcn  fränüf^cn  ^cil 
öon  93apern  ('2lf(^aff.)  bi^  nad^  Sf^icbcrtjcffcn  (^arb.,  "Julba,  *2ßic^b.) 
unb  bcm  rechten  9^t)cinufcr  ^),  ferner  in  Äeibelb.  unb  ber  ^^falj').  <Da^ 
<2öort  iff  alfo  fränfifci()--f)effifd)--pfäläifc^*),  ift  aber  burc^  bie  3bio-- 
fifa  auc|)  nocb  für  nörblic^ere  ©cgenben,  QOßalbecE  (©"SBb.  V  1903), 
©Öftingen  (Köze,  feit  Kote  6c^ambac^  ^b.  110)  bejeugf,  fotoie 
anbererfeif^  für  QBürffemb/).  ^ür  "Sln^b.  loirb  mir  Kenzen  ange= 
geben,  "^(xi  an  "^opon^itfc^^  fci^tt)äb.  Kienze  f.  geflochtener  9'^üc!cnforb 
(^erfuc^  439)  erinnert.  —  E.  3n  kapern  Kirbe  (Sngolft.),  Kirm 
(9f^cumarft)  au^  "^Kt  Kürben  ober  Körben:  <x\)^.  churpa  'sporta', 
6c^meUer  993b.  I  1287.  ®<2ßb.  V  1805.  2796.  —  III.  <2)em  <^\iQ' 
ipeften  gehört  Hotte,  Hütte  (=  franj.  hotte)  an:  (uyemb.  Hatt 
(^öb.  168),  Iott)r.  Hott  C^oümann  "Söb.  250),  in  ^rier  Hotte,  in 
9^affau  Hotte  nac^  ^e^rcin  Q3olBfpr.  I  202 '^ragbütfc''),  elf.  fd)n)ei3. 
Hütte  (Slf.  QS3b.  I  389.  Gc^tocia.  3b.  II  1778),  fc^toäb.  Hotte 
'^utte'  (6c^mibf  ^ßb.  282).  93gl.  ®<5Bb.  IV  2,  1845.  —  IV.  3n 
ber  6rf)tt)ei5  Krätze,  Gh.räze°  =  m^b.  kreze,  6cf)tt)ei5.  3b.  III 
924.  Öfterr.  Greinze  'Q^üdforb'  bezeugen  ^lein  ^roo.-9[öb.  I  161 
unb  (laftelli  ^b.  147.  dagegen  ift  bat)r.  oft.  Krächsen,  Krachsen, 
Kraxen  ein  9^eff  ober  ^raggefteU,  fein  ^ragforb. 


0  Saljungen,  9?u^to,  95rotfcroba  öertcl  %\)ViX.  145,  Salj.  25.  3m 
&cnnebcrgif(^cn  6pie§  "Seifr.  137. 

'^)  9{offauif(J^  nod)  Äc^rein  93olflfpr.  I  241,  in  9^icbert)effcn  93ilmar 
3b.  221,  auf  bcm  gBcffermalt)  ed)mtb  3b.  95.  mein  ^coo.-qöb.  I  (1792) 
265  oerjeic^nete  Küz  al^  tobten^.  3n  öotä^aufcn  a.  b.  gbcr  fpric^t  mon 
Kieze  (ogl.  Kiez  Ä^ebrein  a.  a.  O.) 

»)  g3gl.  S^lein  I  228  (Ketze).    247  (Köze).    ^üutcnnetb  3b.  74.  75  (Kez). 

*)  ^r^bof  Qöenbunmut  (1602)  tpric^t  oon  einem  fränkischen  Kotzen 
(^<2öb.  V  1903). 

^)  ^lein  <i)roo.-^b.  I  247.  ^opoTOitfcb  Q3crfuc^  489  (fio^cnlo^c). 
6c^mtbt  Schwab.  QBb.  311  Ketz. 

•)  ®afi(  QBort  bebeutet  atfo  ni(^t  nur  einen  gefio^tenen  Äorb,  fonbern 
au^  eine  93ütte  b.  b.  ein  ©aubengefä^. 


Äird)t)of  275 

QBcgräbnispIa^.  -fflit  bcm  '2lu^brucf  Kirchhof  fonfurricrt  bc- 
fonbcr^  Friedhof,  ferner  Gottesacker,  ©ic  geograpl)ifd)e  93er= 
teilung  oon  Kirchhof  unb  Friedhof  iff  jicmlic^  ocrloicfelt.  Kirch- 
hof be3eid)net  überall  nur  ben  c^rifflic^cn  93egräbni^pla^,  t}a  nur  bk 
(V^riffcn  ^irc^cn  I)aben,  ber  iübifd)e  ^ei§f  allgemein  Friedhof.  ®al)er 
ift  biefc^  'Söorf  auc^  im  ©ebiet  oon  Kü'chhof  befannt  unb  in  ®c= 
braucl).  "Slber  barum  iff  boc^  3.  93.  in  Berlin  bk  ühiiö)z  QSejeic^nung 
be^  d)rifflic|)en  ^Segräbni^pla^e^  burcf)au^  Kirchhof,  unb  Friedhof 
mc^r  ein  frcmbcr  "iHu^brucf.  3m  allgemeinen  lä§f  fic^  fagen,  t>a^  im 
9^orben  unb  QSeffen  baß  'Söorf  Kirchhof,  im  6üboften  Friedhof 
t)errfc^f.  ©etrennf  loerbcn  bie  bciben  ©ebiefe  bmd)  eine  breite  ©renj- 
jone,  in  ber  fon)of)l  Friedhof  toie  Ivirchhof  gcbraud)f  rt>irb.  Sie 
umfaßt  toad)fen  unb  ^()üringen,  baß  norblpeftlic^e  93at)ern,  Äeffen= 
®armft.,  '^falj,  93aben  unb  'Söüctfemb.  fotoie  bie  6cf)toei5.  ®a^  @e= 
biet  nörblic^  unb  ipeftlirf)  biefer  ©renjsone  ift  baß  t)on  Kirchhof,  alfo 
9^orbbcutfd)lanb,  bie  9^f)cinprooin5 '),  £uremb.  ^),  £ott)ringen  *),  (£lfa§  *), 
tt)ä^rcnb  baß  ©ebiet  füblicf)  unb  bftlid)  baöon,  93ai)ern  unb  Öfterreid^, 
nur  Friedhof  fennt.  *2lber  biefe  9?egel  erleibet  mehrere  '2lu^nat)men 
unb  etforbert  oielfac^e  (Srgänjungen. 

3m  ©ebict  oon  Kirchhof  lommt  in  neuerer  Seit  t)ier  unb  bort 
Friedhof  auf.  ©er  ^u^brucf  Kirchhof  ift  ja  je^t  infofern  nicbt  met)r 
gang  paffenb,  al^  bk  93egräbni^plä^c  in  ben  meiften  ©tobten  nic^t 
mel)r  um  bie  ^irc^en  l)erum  liegen.  <S)a  aber  jebe  ^ircbe  boct)  il)ren 
eigenen,  locnn  auc|>  oon  ber  ^irc^e  entfernt  liegenben  93egräbni^pla^ 
l)at,  ber  nad)  ber  ^irc^e  benannt  toirb,  5.  93.  bk  ^aroc^ial!irct»e  ober 
bie  Safobifirc^e  in  93erlin  ben  Parochial-  unb  Jakobikirchhof,  fo  ift 
ber  "iZlu^brud  Kirchhof  nod)  immer  nic^t  gang  finnlo^.  9'^un  erfe^t 
man  aber  in  neuerer  Seit  in  manchen  Gtäbten  biefe  einseinen  ^irc^= 
^öfe  burd)  einen  großen  allgemeinen  93egräbni^pla^  unb  biefer  erhält 
ben  nunmel)r  allein  bafür  paffenben  9^amen  Friedhof.  60  \)at  ioam= 
bürg  feinen  Zentral-Friedhof  in  O^l^borf,    n)äl)renb  bk  alten  ^ird)- 


')  '^m  Syunßvüd  munbartl.  Keerchup,  ßambrec^t  "^Irmfünberin  368  f. 

-)  Kirfech  OCßb.  Ixxic.  Tl.  224.  ®iefc  "Jorm  fommt  auc^  in  Cot^ringcn, 
6iebcnbürgcn  unb  "S^ücingcn  (öcrtcl  ^i)üt.  134.  Sola.  23)  oor.  Äertcl  xoiü 
im  5n)eiten  '5:cit  m(;b.  vach  ümfc^lic^ung  erfenncn.  ^onn  Kirfech  nic^t  burd) 
"SJ^etattjeltS  auß  Kirchef  =  Kirchhof  entftanbcn  fein? 

')  goUmann  <2Bb.  288. 

I*)  Kilchhof  gif.  «Job.  I  307. 
18* 


276  Äircbt)of 

l^öfc  an  bcr  6tra§c  Bei  den  Kirchhöfen  fomie  ber  Jakobi-  unb 
Hammerkirchhof  für  ^Sccrbigungcn  gcf^jloffcn  .finb.  3n  Lüneburg 
fommf  Friedhof  neuerbingg  neben  Kirchhof  auf.  Friedhof  fcnicr  in 
Äannooer  (Nikolaifriedh.),  Oenabr.  (neben  Kirchh.),  Ceer,  ^ücfeb., 
^öln  (Friedh.  Melaten),  toobei  in  93cfrac^t  ju  jic^en  ift,  ba^  Fried- 
hof auc^  in  nbb.  9}?unbarten  (mnb.  vrithof  *),  xok  ber  tt)eftfä(ifd)en  ^), 
oerfreten  ift. 

•Sie  ©renjjone  reid)f  nörblic^  bi^  ioaUe,  Si^l.,  ioalberft.,  93raun' 
fi^toeig'').  Sübl{(^  fommf  Kirchh.  noc^  bi^  93öt)m.=2pipa,  £obofi^ 
unb  Sauernig  (in  Olmü^  nur  für  ben  ^la^  um  btc  ^irc^e)  oor,  bann 
im  fränfifd)cn  ^eil  oon  93at)ern,  'Jrönf.  6c^n)ciä,  9Zürnbcrg,  ^n^bac^, 
^fd)aff.  QBeiter  ttjeftlid)*)  h)irb  mir  für  ^ulba,  *3}?ain5  Kirchh.,  für 
^rantf.  Friedh.,  für  ^Döie^baben  bcibe^  bejeugt,  Ic^fcrc^  auc^  für  bie 
^falj  unb  bie  babifcfoen  ßfäbte  ^arl^ru^e,  "^rciburg,  ©onauefd).;  für 
O^aftatf  unb  ^^onftanj  nur  Friedhof.  ®ie  fcänüfc^c  'SO'iunbart  oon 
^^orbbaben,  ba^cr  auc^  Äeibelbcrg,  \)at  nac^  £cnj  993b.  24  unb  '^tu 
finger  ^b.  67  Kirchhof,  bie  Qd^tod^tv  93?unbarten  fcil^  Fnthof, 
teil^  Ghilchhof  (3b.  II  1027 f.).  ^ür  <33ern  toirb  mir  crftere^,  für 
Sürtd)  unb  8  t.  ©allen  Kirchhof  angeöebcn,  bai  aud)  no(^  nac^  Q3or» 
arlb.  (93regen3,  ©ornbirn)  übergreift.  6onff  ift  in  öfterreic^  unb 
'^Sapern  nur  Friedhof  (munbartl.  Freithof  5.  93.  in  9^eumarft,  ©o- 
naumbrtt),  "iHuffee)  üblic^.  3n  ber  f(^tt)äbifcben  llmgang^[prad)c  nur 
Kirchhof;  Friedhof,  amtlich  neu  eingeführt,  gilt  in  ber  £lmgang^=^ 
fprad)e  für  gegiert,  aber  munbartl.  Freithof  (*5if<^cr  ^b.  II  1735f.) 
fommt  oor. 

9^cben  biefen  beiben  Äauptbegeic^nungen  toirb  auf  einem  Heineren 
©ebiet  au^erbem  Gottesacker  gebraucht,  nämlid)  in  ^^üringen*): 
Äabmer^lcben,  Äalle  (Stadtgottesacker  neben  Friedh.),  '2lrtcrn,  3ci§, 
(neben  Kh'chh.),  Qöeimar  (neben  Fr.),  Gifcnac^,  9}Jciningen,  Coburg, 


^)  3m  Äelianb  03.  4946.  4956  bebeutet  fridhof  noc^  ben  93or^of  eincg 
^ataftcg. 

■-)  Äolt^aufcn  Goefter  93^unbart  (£^3.  1886)  §  73. 

^)  ©ie  t^üringifd^c  ^D^unbatt  f)at  nacb  Äcrtcl  "S^ür.  98.  134  nur  Kirch- 
hof (au(^  Kirfech,  KLirfek),  nicbt  Friedhof.  'Jür  ba^  heutige  Ab.  gilt  bie* 
nad)  meinem  'SD^atcrial  nicbt:  für  6onber^t)<i"fcn,  <S>effau  ift  mir  fogar  nur 
Friedh.  bcjeugt. 

*)  3n  ber  oberbeff.  =munbart  Kirchhof  6cböncr  3-  f-  ^b.  931.  V  271. 
Grcceliu^  QBb.  501.    3m  93ßcftern)alb  Kerperich  f.  unten. 

^)  '33gl.  Äertel  ^bür.  108. 


Äircb^of  277 

ßlfferb.  ^)  fomie  in  fafl  ganj  6übbcutfd)lanb,  (5Ifa§  -),  93abcn '),  QBürf= 
temb/),  93apcrn:  Äof,  ^ränf.  öc^tocij,  '^Imbccg,  xfliumavtt,  3ngolft., 
<3)iünrf)en,  "ülugsburg,  i^cmpten,  ouc^  in  Snn^brucf  unb  bei  £in5  (£con= 
fclben).  xO^etffen^  gcf)t  Gottesacker  neben  Kirchh.  ober  Friedhof 
d^  ber  gcmä^lte,  pat{)ctifd)c  ^u^brud  einher;  bcnn  rüaß  '^ifc^er  '^Bb. 
ni  765  oom  Q6)wäbiid}tn  bcmerft,  toirb  tt)ot)l  auc^  für  ^Sapern  gelten, 
^ür  (fifcnac^,  ^!}^einingcn,  Coburg,  (flfterb.  tt)irb  c^  mir  jeboct  al^ 
cinjige  ^ejeic^nung  angegeben  (für  3ei^  aU  {)auptfäci^Iid)e),  unb  ba^= 
felbe  bc§eugf  Äertel  öals«  16  für  (Saljungen.  3n  ßcipjig  nannte 
man  früher  ben  oon  ber  ^ird)e  entfernten  ^cgräbni^pla^  Gottesacker 
(ebcnfo  in  ©rimma  unb  anberen  fä4)fifd)en  6täbten)  unb  ben  '^la^ 
hti  ber  ^irc^e  Kirchhof,  ma^  ftc^  in  ben  Ort^bcjeid^nungen  Am  Tho- 
maskirchhof, Nikolai-,  Matthäikirchhof  noc^  erhalten  \)at  Se^t  ift 
Gottesacker  bort  oeraltet  unb  burc^  Friedh,  oerDrängt.  9^acf)  ^^0= 
potottfc|)  Voc.  Austr.  I  fol.  123  [agten  bic  "^öiener  [einer  Seit  ge= 
tt)öt)nlid)  Gottesacker,  ebenfo  6ac^fen  unb  bie  ^ranfen  auf  bem 
£anbe  um  903üräburg  (in  ber  Qtat>t  Kirchhof),  bie  übrigen  öftcrreic^cr 
Freythof. 

.^luge  ^b.'  178  Iä§t  baß  <2öort  Gottesacker  in  ber  1.  Äälftc 
be^  16.  '5a\)v^ß.  auffommen  aiß  ^ejeic^nung  ber  »on  ber  ^ircbe  ent= 
fernten  oor  bie  Qtät^tt  unb  Dörfer  »erlegten  ^irc^^öfe  unb  bringt  fie 
in  QSerbinbung  mit  bem  bamal^  entbrannten  6trcit  über  biefe  au^ 
©efunbt)eit^rücffic^ten  erfolgte  Q3erlegung  —  eine  "Slnfic^t,  für  bic  ^(ugc 
in  ber  6.  "^luflage  feinet  <2öb.  6.  149  9\.  ^ö\)kv  alß  Queüe  angibt. 
Sie  ftimmt  inbeffen  nic^t  gut  ju  £utl)er^  'Üu^erung  in  feiner  ^Mß= 
legung  oon  (?p.  unb  So.  oon  Oftern  1544,  bie  icf)  ®ie^  ^b.  I  150 
cntnef)me:  „^ir  <5)eutfc^cn  oon  altera  folc^e  begrebni^  nennen  gottes- 
acker."  ''2llfo  mar  ber  *2lu^brucf  im  3af)re  15^4  fd)on  alt;  fatfäcblic^ 
begegnet  er  bereite  in  ber  oor  1474  gefd)riebencn  '^lugeburger  ßb^onif 
oon  ^urfarb  3inf,  6täbted)roni!en  V  90,  9  (gotsacker).  (fr  cnt- 
fpric|>t  bem  italicni[d)cn  campo  santo,  bai  im  QSocabolario  b.  '2lccab. 
bella  ßru^ca    au^    bem    16.  ^a{)d).   belegt  ift.      'SlUerbing^    bescic^net 


»)  ^gl.  ©erbet  ©ramm.  t».  TDJunbart  be«  93ogtl.  S.  83. 

-)  ^gl.  6lf.  ^b.  I  25.  3n  ben  elfäfftfc^en  9?omanen  oon  Stegemann 
finbet  n*  Gottesacker  öfter  (5)ie  alä  Opfer  faüen  175.  ©aniel  Sunt  23. 
6öt)ne  bc^  9?cic^eilanbc0  85). 

=*)  gjReiftnger  ^b.  67.  76.  ^ucb  bic  ^abnerin  Ä.  93iUinoer  (©ie  9Rcb- 
bäcble  162,  Unter  dauern  34j  gebraucbt  ta^  QEßort. 

*)  5ifc^er  ^b.  III  765. 


I 


278  Äircb^of 

aber  ber  dlamt  Gottesacker  im  ©cgenfa^  5U  Kirchhof  bcn  oon  bcr 
^irc^c  getrennten,  3tt>ifd)en  ^dern  liegenben  93egräbni5pla^:  ta§  folgt 
au^  ber  »on  ^luge  jitterten  Schrift  @eorg  ^Gßicelti  93eric^t  ber  cbrift-- 
gläubigen  auf  bcn  ürc^^off  toiber  ben  niutoen  unb  jübifd)en  ©ebrauc^ 
tti  '^elbbcgräbnus,  toclc^e^  man  ben  ©ottc^ '2lcfer  nennet  (^cin^  1577). 

^aß  öftlicbe  Äeffen,  Gaffel  unb  'Julba,  \)at  ben  befonberen  'Slus-- 
brucf  Totenhof  ^),  ber  nac^  bem  Gc^toeij.  3b.  II  1035  auc^  in  ber 
ßc^toeij  (93afel  uftt>.)  »orfommt.  3m  tt)eftlicf)en  Äeffen,  *30?arburg, 
(Sieben,  ©armft.  ift  Kirchhof  baß  gctoö^nlic^e.  ^ür  ben  '^Bcftcrtoalb 
ift  munbartl.  Kerperich  Kirferich  Kerfich  bejeugt,  baß  ^e^rein 
QJoIf^fpr.  I  224  unb  '^fifter  9^acbtr.  130  aiß  Kirchpferch  beuten'). 
—  3n  ber  3ip^  (^oprab-^yelta)  fagte  man,  tt)enigften^  »or  40  3<it)ren, 
Totengarten. 

3n  ber  Sc^riftfprac^e  finb  Kirchhof  unb  Friedhof,  bie  beiben 
üblic^ften  93e5eic^nungen,  ungefäf)r  gleich  ^äufig.  3n  bem  Ääufig-- 
hitßxoh.  oon  ^aebing  ift  K.  80  mal,  F.  74  mal,  Gottesacker  6  mal 
»ertrefen  **).  3n  neuerer  Seit  bcfte^t  bk  9^eigung,  Friedh.  ju  bcoor- 
jugcn,  au^  bem  fd)on  eru'äl)nten  ©runbc,  toeil  Kirchh.  für  einen  von 
ber  ^irc^e  getrennten  ^cgräbniepla^  unpaffenb  erfd)eint.  ®efd)icbtlicb 
betrachtet  liegt  bk  6ac^c  befanntlicb  tttoaß  anber^.  ®ic  ältefte  93e- 
jeicbnung  ift  a))b.  lihhof  mt)b.  hchhof  '£eic^ent)of.  9}?^b.  kirchhof 
bebeutete  urfprünglic^  jcben  JÖof  um  eine  ^ird)e  o^ne  9^ü(ffl4)t  barauf, 
ob  er  al^  93cgräbni^pla^  biente;  ai)b.  fnthof  m^b.  vrithof  ben  QSor-- 
f)of  ju  einem  größeren  ©ebäube,  einem  ^alaft  ober  einer  ^irc^e,  eig-- 
bcn  6c^u^^of,  ber  mit  feiner  Umfriebigung  5um  6d)u^,  auc^  al^  '21fnl 
biente.  3tn  9^^b.  tourbc  Fnthof  in  ben  bip^tt)ongicrenbcn  9!Runb-- 
arten  ju  Freithof,  baß  in  ber  Gc^riftfprac^e  bi^  in^  18.  3a^rbunbcrt 
gebraud)t  tourbc,  in  bem  nicbtbipl)tt)ongierenben  Sprachgebiet  toie  bem 
nbb.  blieb  es  unb  tt>urbe  ju  Friedhof,  'Äof  bc^  <5rieben^'  umgebeuter. 
93on  Äaufe  au^  aber  \)at  biefe^  QBort  garniert  bcn  oermeintlicf)en 
Q3orjug  cor  Kirchhof,  fonbern  ift  bamit  ft)nont)m. 


»)  «2luc^  ^flftcr  9^ad)tr.  130  bcbicnt  ftcfa  bt^  QBorte«.  '^uß  ber  älteren 
Scferiftfprac^e  ift  aucb  Totenacker  befannt  (Scbter^  HniD.-Cef.  XI  1735 
6.  373.    «2lbelung  QBb.  IV  617);  fcbn>äb.  Totengarten  ^ifcber  QBb.  H  1736. 

-)  <3)ic  "r^^orm  Kerfich  Kirfech  fommt,  tote  oben  erroäbnt  rourbe,  aud) 
in  Curcmb.,  13otf)r.  unb  "^ijür.  oor. 

')  3n  ber  QEßiener  Seitung  oom  3abre  1783  9ir.  105  unb  bie  'ilüß- 
briidEc  Kirchhöfe  oder  sogen.  Gottesäcker  unb  Freydhöfe  neben  cinanbcr 
gebraucbt. 


Äirftc  (Prüfte)  —  Äiffcn  279 

^irfte  (5^rufte) 

ba^  ^artc  braungcbacfcnc  ^u§ere  oom  93robc  im  ©cgenfa^  gur 
Krume,  bcm  toci^en  Snnern  (f.  '2lrt.  Krume),  Kirste  iff  bic  nbb. 
"Jorm  öon  Kruste,  bk  in  93crlin  tDcnigftenö  bcr  familiären  Umgang§= 
fprac^c  allein  geläufig  ift;  ic^  tou§fc  in  meiner  Sugcnb  nic^t  einmal, 
ba^  Kirste  baefelbe  toie  Kruste  iff ').  (S^  liegt  ^icr  alfo  einer 
ber  ^älle  oor,  too  ber  llmgang^fprac^c  einer  ©cgenb  ein  ^u^bruc! 
^oc^beutfc^er  ßautform  fe^If.  9teben  Kirste  unb  Kruste  bcftel)t 
noc^  Rinde  al§  93eäeirf)nung  berfelben  Sac^e.  ©ie  geograp^ifc^e  Son- 
berung  bcr  beiben  ^u^brücte  ift  nicf)t  überall  eine  ftrenge.  Kirste 
Kürste^)  ift  auf  ben  9^orboften  t)on  '5)orpat  biß  2übtd  im  9^orben, 
'^ofen  bi^  jur  ~Slavt  im  6üben  befd)ränft '^).  3n  6c^lefien  fagt  man 
Kruste  (Itflcr^b.,  Sauernig),  Krüstel  (Kristel,  Kristla  in  ber  t0iunb= 
art).  "^Inbererfeit^  ift  Rinde  üblich  im  Süben,  in  öfterreict)  unb 
ßc^meij.  3m  ganzen  übrigen  <5)eutfc^lanb  fommen  hdbt  "^lugbrürfc 
t>or,  o^ne  ba^  [xd)  eine  geograpl)ifd)e  Sonberung  beobad)ten  lie^e.  xOZir 
tocrbcn  Kruste  unb  Rinde  g.  'B.  für  O^nabr.,  £eer,  ^abetb.,  Stoeibr., 
€lf.,  'Jöürttemberg,  '2lfd)aff.,  'Sluggb.  angegeben.  Äier  unb  ba  ift  bie 
eine  ^Sejeic^nung  l)äufiger  al^  bie  anbere,  fo  im  (2übl)ar3  häufiger 
Rinde  al^  Kruste,  ebcnfo  in  9^ieberl)cffen  nac^  Q3ilmar  3b.  149  unb 
in  dolmar  nac^  Äenrt)  Dial.  de  Colm.  177.  ^ud)  in  Sacf)fen  (au^er 
^au^en,  too  Kruste  gefagt  toirb)  unb  93apern  übertoicgf  Rinde. 
Kruste  ift  t)auptfäd)lic^  bem  9'iorben  eigen,  o^ne  aber,  toie  gefagt,  in 
6übbeutfd)lanb  ((flf.,  ^falj,  Äeibelb.*),  9?aft.,  93rud)fal,  92ßürttemb., 
'2lfd)aff.,  *2lug^b.)  ganj  ju  fehlen. 

3n  £ott)ringen  Rändel  nac^  lyoUmann  ^b.  401. 

3n  93erlin  untcrfcbeibct  man  baß  mit  B^ebern  gefüllte  tt)eid)c 
Kissen,  baß  ^Settfiffen,  ^opffiffen,  bas  auf  baß  6ofa  gelegte  6ofa- 

^)  9}?arperger^  Q3oUftänbige^  Äücb-  unb  Äetler-Sictionarium  (Somburg 
1710)  S.  164  fcforeibt  aucb  Ober-  und  Ünter-Kürste  oder  Rinde. 

^)  ???unfcartl.  aucb  Körste,  Kurste  in  ^reu§cn,  'Jrifcbbier  QCßb.  I  364; 
pomm.  Korste  bei  Gaftron?  (16.  3abrb-)  Uli,  lüb.  Kost  Gcbumann  QBortfcb.  13. 

■*)  3n  ben  ^D^unbarten  ift  bie  5orm  mit  umgefteütem  r  oicl  weiter 
octbreitet.  Kurst  Äobl.,  Korst  3üUcb-^erg  .^tcin  ^roo.-^b.  I  262,  Korscht. 
Körstchen  in  SRaffau  Äcbrcin  ^olf^fpr.  I  241.  3m  (Slfa§  Kurst  Kürstel 
elf.  QBb.  I  471. 

*)  3n  &anbfcbut)s^eim  Kriitl  Cenj  QBb.  39. 


280  Riffen  —  »eben 

fiffcn  tion  bcm  au€  9\o^\)aavcn  ober  6ecgra^  ^crgeffcütcn  feftgcftopftcn 
Polster,  bcr  oom  '^^apejicrer  an  ^D?öbcIn,  Stüf)Icn,  'Jauteuit^,  Qofai 
^crgcftcüfm  '^olffcrung.  <5)icfer  6prad)gcbrauc&  gcl)f  je^t  burc^  ganj 
0euffd)lanb  burc^;  nur  ben  fübtocftbeuffc^en  ^OZunbarfen  tff  Polster 
frcmb.  93.  Äcnr^  Dial.  de  Colmar  197  bc^cic^nct  Polster  alß  in 
^olmar  unbcfannf:  „on  dit  mäträts,  khese  [Kissen],  khänepe." 
3m  elf.  ^b.  unb  bei  'Jottmann  Q©b.  b.  Iof{)r.  9?J.  fc^lf  baß  ^ort. 
Kmgcfc^rt  ift  in  Öffcrcei(^  Kissen  frctnb  unb  nur  Polster  (Kopf- 
polster, Bettpolster)  gebräuchlich,  auc^  für  taß  t^cberfiffen.  tiefer 
Sprachgebrauch  ift  biß  an  bk  ^erip^eric  (9'Zorbböbmcn,  6cblefien, 
Siebenbürgen)  »erbreitet.  x)^ur  für  QSorarlberg  toirb  mir  Kissen  be= 
jcugt.  3n  ber  Sc^toeij  (6t.  ©allen,  93ern)  loirb  ebenfalls  Kissen 
gebraucf)f,  munbartl.  Ghüssi  Sc^toeij.  3b.  III  529.  <3)cr  öftcrr.  @e- 
brauci)  i>on  Polster  \)attt  früher  n?eiterc  ©eltung.  6elbft  bcr  9^orb-- 
beutfcl)e  ^belung  (Q33b.  III  1798  6p.  804)  erflärt  Polster  al^  „ein 
Püffen,  c^  fct),  Don  tpelc^er  9ixt  tß  iPoUe,  befonber^  im  Oberbeutfcl)en, 
unb  in  bcr  anftänbigern  unb  cblcrn  6prcc^art  bcr  Äoc^beutfc^en.  Der 
Kopfpolster,  Fußpolster,  Stuhlpolster,  Fensterpolster  u.  f.  f." 

(?inc  5lu^na^mc  öon  ber  fonftigen  norbbeutfd)cn  llnterfci)eibung 
öon  Kissen  unb  Polster  bilbct  ber  "Slu^brucf  Keilkissen  für  bk  hiU 
förmige  SEJ^atra^e  am  ^opfcnbe.  3n  Äcilbronn  ^eift  bicfe  richtiger 
Kopfpolster,  tt)äl)rcnb  Kopfkissen  baß  mit  Gebern  gefüllte  Riffen 
für  ben  ^opf  ift.  ße^terc^  ^ei§f  im  f(^tt)äb.  Qöürttemberg  Häupfel 
au^  Hauptpfühl. 

<5)ic  llnterfd)eibung  t>on  Kissen  unb  Polster  bürfte  alt  fein, 
©cnn  mf)b.  küssen  =  a\)b,  cussin,  mnbl.  cussin  toirb  im  Voca- 
bularius  optimus  al^  plumatum  'mit  Gebern  gefüllt'  bejcic^net:  e^ 
ftammt  auß  bcm  altfranj.  coissin  neufrj.  coussin  (=  »ulgärlat.  eoxi- 
num)  unb  ift  tt)ot)l  mit  ber  6ac^e  au^  ^ranfreicl)  eingeführt,  ipobei 
man  ft^  baran  erinnern  mag,  ba^  nad)  ^liniu^  nat.  hist.  19,  13 
fcl)on  ber  gaUifd)e  6tamm  bcr  ßaburccr  tt)egcn  feiner  Riffen  (culcitae) 
berühmt  ipar  unb  bicfe  foioie  bie  ^olfterungen  (tomenta)  für  eine 
ganifcl)e  (Srfinbung  galten. 


Heben 

'^aß  Q3crbum  kleben  ift  in  bcr  ocferiftfprac^c  fo  oerbreitct  unb 
anerfannt,  ba§  e^  al^  bcr  eigcntlicbe  ^ocbbcuffc^e  Q3ertretcr  btß  93e^ 
griffet  gelten  mu§.     ®er  llmgang^fpracfjc   ift   e«   aber  in  »crfc^iebenen 


I 


«eben  281 

©cgcnben  frcmb  unb  ir>irb  bai'elbft  burd)  picken  pichen,  pappen, 
and)  backen  erfc^t,  ^Gßörfcr,  bie  jeboc^  mc^r  ober  tocmgcr  al€  oulgär 
unb  munbartlic^  empfunben  mcrbcn.  ^lux  mit  bicfem  Q3orbc{)aIt  !ann 
bcr  '^aü.  f)ier  cingercif)t  tt)e:ben. 

'5)ie  urfprünglic^cn  93crt)ältniffe  toaren  nod)  ju  '2lbclung^  Seit 
(90ßb.  n  1796  6p.  1614)  bk,  t>a%  in  hm  meiftcn  ^äUen  fpejielle 
2lu^brü(ie  gebraucf)t  tpurOen,  leimen,  iDenn  ber  ^lebeftoff  £eim, 
kleistern,  toenn  er  ^Icifter,  pappen,  tt)cnn  er  ^app  b.  i).  ^!Jiei)lbret, 
pichen,  ipenn  er  ^cc^  mar,  unb  fonft,  5.  93.  iDcnn  er  ©uinmi  mar, 
kleihen  ober  kleben.  3n  ben  fübtDcftbcutfd)cn  93?unbacten  ftnben  ftc^ 
me{)rcre  bicfer  93erba  neben  einanber:  lot^r.  klewen  'flebcn',  pechen 
'anHcben,  ^afUn  (tcanjtt.),  pappen  'mit  ^leifter  fleben'  CJolImann 
qöb.  293.  30.  24);  luremb.  kl^ewen,  pechen  (9Bb.  229.  332);  elf. 
kleiben,  bappen  {&\.  ^b.  I  48.S.  II  67);  id)xväb.  kleiben,  pichen, 
pappen  (^ifc^cr  ^b.  I  316.   1094.  628). 

kleben,  im  'Slügemeinen  über  ba^  ganje  beutf(^e  Sprachgebiet 
»on  Siolanb  bi^  jur  Sc^toei^  verbreitet,  iff  mir  alß  nic^t  üblid)  be- 
5eid)nct  für  0d)le^toig,  ©anjig,  '3)eutfd)--^rone,  ^armft.,  nur  al^  ge= 
»äbtter,  fd)riftfprac^lic^er  '^lu^brud  für  öi'terreic^  auBer  an  ber  nörb= 
liefen  ^eript)erie  (ßcitmeri^,  ßcipa,  Sauernig,  Sucfmantel,  QOßeibenau, 
5:roppau),  xvo  alfo  kleben  auc^  ber  llmgang^fpracbe  angehört. 

3n  Öfterrcic^  auger  5irol  ift  picken  üblic^,  fomo^l  infranfitit» 
(die  Marke  pickt  nicht),  al^  tranfttio:  anpicken  fd)on  bti  ^Ibcal). 
a  6.  ö!lara  I  112  6tr.^).  3n  Äof  unb  "Slmberg  pichen,  bie^  in 
*2ßürttemb.  nur  munbartlid),  boc^  oon  (5rf)iüer  (9^äuber  2,  3)  oer^ 
toenbef:  „^ic^t  nid)t  M^  ^lut  beß  ermorbeten  iReicbsgrafen  an  beincn 
Dcrflud)ten  'Jingern?"  '^U  munbartlic^  mu§  auc^  nbb.  peken  'n?ie 
*^eci)  Heben',  5.  93.  in  ©öttingen,  angefe()cn  werben. 

pappen  im  füblicf)en  5tro(  (5C^cran,  ^Bojen,  ßienj),  in  banrifc^en 
6täbten  (Kempten,  *2Iug^b.,  33^üncben,  9'Jcumarft,  '2ln^b.,  ©egenb  oon 
'33ambcrg--93at)reut{),  QDöürjb.),  ferner  in  ^ürttemb.,  9Raftatt,  Stoeibr., 
•SDJainj,   eifa§. 

3n  Äarburg  oolf^tümltcb  backen,  fonff  kleben.  3n  93crlin, 
©öttingen  backen  nur  00m  Schnee:  der  Schnee  backt  b.  \).  l)ängt 
fo  feft  jufammen,  ba^  er  fic^  bauen  lä§t. 


^)  „anpicken,  beffer  ankleiben"  fct)rcibt  ^opi>tt)itfc^  Voc.  Austr.  I  14  R.^ 
in  <3Cßürft.  unb  3RiebcrpfaIj  anpappen,  11  fol.  35,  fäd)f.  fcf)lef.  kleiben,  öfterr. 
unb  in  Öttingen  picken. 


282  Älciber^afcn  —  Klempner 

an'  bcr  ^anb  bcfeftigtc^  '53reff  mit  ^öljerncn  ^flödtcn  ober 
Äafcn,  an  bencn  Kleiber  aufgci)ängt  hjerben.  3n  6onber^^.  Mandel- 
holz, in  öffcrr.  Kleiderrechen.  3c^  t)abc  bai  'SBoct  nic^t  in 
bcn  'Jt^agcbogcn  aufgenommen,  loeil  bic  6a(^e  felbff  je^f  oiclfac^ 
burc^  anbere  '23orrid)tungcn  (Kleiderständer,  Garderobe)  crfe^t  ift. 
^opotoiffc^  QScrfuc^  252  ocrjeid^nef  Ivleiderrechen  au^  JJlä\)vzn, 
ioo^cnlo^c  unb  öon  bcn  „tcutfd)en  ^ricgsoöHern",  die  Borte  aus 
'33raunfc^rDcig,  Kammbret  (f.  '21rf.  Brett,  6.  150  "iZlnm.  4)  au^ 
'^OZainj,  Kleiderrahm  au^  Ulm  unb  bem  93ambergifc^en,  der  Kleider- 
stellen au^  Qöicn  (jc^f  nic^f  me^r  üblich),  Wandrechen  au^  6d)Ief., 
Zapfenbrett  au^  bcr  'SBctferau. 

Klempner 

Äanbtocrfer,  bcr  93lcc^h)aren  ^erfteUt  unb  allerlei  93lcc^arbeiten 
ma6)t  1.  'Sic  ^Scjcic^nung  Klempner  ift  in  ßiolanb,  9^orb--  unb 
9}?ittelbcutfd)lanb  übli(^,  füblid)  hii  '^rcu^.--  unb  öft.=6d)lcfien:  in  ^ei- 
benau  unb  Sucfmantcl  nur  Klempner,  in  93ieli^  Klempfner  Klempner 
neben  Spengler;  Klempner  auc^  im  norböftl.  935^mcn  (9^ei(^enberg, 
£ctpa,  Cobof.,  ßeitmer.)  unb  fclbft  in  9}iäl)rcn  no6)  (Sglau,  ^JJügli^, 
ioo^enftabt),  fonff  l)ier  meift  Spengler.  Leiter  reicht  Klempner  in 
^t)üringen  füblic^  biß  'zDieiningen  (aber  in  Coburg  Blechschmied). 
"Sann  be5eic|)nen  ßifenad),  Gaffel,  '^Oiarburg  bic  ©rcnäc  oon  Klempner. 
<5ulba  fagt  fd)on  Spengler,  \>a^  auc^  in  ioeffcn  tocftlic^  unb  füblic^ 
»on  'SJZarburg  ^errfd^t.  3n  '2öeftfalen  unb  bcr  9?^einprot>inä  füblic^ 
hii  ^oblcnj,  5rier,  Saarbr.  toirb  Klempner  gebraucht.  "33crcinäelt 
fommt  biefe^  QQßort  auc^  nod)  in  einigen  ©egenben  oon  QBürttcmberg 
öor,  ferner  in  Äermannft.  unb  9!Rebicfc^  reben  Spengler,  ^ertoanbt 
f(df)eint  obb.   Klamperer,   Klemperer  Klampferer '),   t>ai   früt)er   tn 


0  'Strol.  Klamperer  fann  oon  Klamperf.  'Älommer'  (GcbmcOer  QSJb. 
I  1330,  Schöpf  3t).  320.  ßejer  ^ärnt.QBb.  159),  m^t>.  klampfer.  batjr.  fteir. 
Klampfe  {^opon)ttf^  93erfu*  247,  ed^mcKer  a.  a.  Ö.),  fAweis.  Chlempe 
mnbb.  Klampe  faum  getrennt  »erben.  'Slnbererfcit^  fie^t  aber  Klemperer, 
Klempener  tvxt  ein  Nomen  agentis  ju  klempern  93lec^  auf  bem  '21mbo§ 
Lämmern  (^bclung  OBb.  II  1625.  Äöfer  <2Bb.  II  141.  Cejer  Äärnt.  ^b. 
160.  Cori^a  3b.  '23ienn.  74)  au^,  bag  ju  rbein.  b^ff.  lotbr.  klempen  bic 
©tocEc  in  ber  QäJeifc  läuten,  t)a%  ftc  in  furjen  3nteroaUcn  anfcbtägt  (Äet)rcin 
93olf^fpr.  I  228.    ^fifter  9^acbtr.  133.    goOmann  QBb.  293)  gebort. 


Klempner  283 

Öffcrreic^  gebräud)Iicö  toar  ^),  je^t  aber  nur  noc^  munbartlic^  üorfommf, 

5.  "SB.  in  ^trol  '^  unb  Q3orarIbcrg  Klamperer,  fonff  aber  Dcralfet  ift 
unb  t)öc^ften^  tote  Kesselflicker  al^  Sc^impficorf  gebraucht  toirb  ^). 
3n  Seü  a.  ©.  bejctc^net  c^  bert  ifalientfd)en  ^fannenflidcr,  toä{)rcnb 
bcr  fIo»cftfcf)e  ®rat)tfle4)fer  Rastelbinder  ^zi^t  (f.  Kesselflicker  oben 

6.  271). 

2.  ®a^  Sübbeuffc^e  \)at  mehrere  *2lu^brücte,  t>on  bcncn  Spengler 
bcr  öerbreifetffe  ift.  6cin  ©cbiet  ift  £of bringen  (t5^oItmann  ^b.  485), 
Oberf)cffcn  hxi  jur  tocftfälifc^en  ©renje  (ibols^aufen)*),  90ßie^b.,  xO^ainj, 
^ranff.,  ®ie§en,  '^ulba,  ©armft.,  ^falg,  9}^anni)eim,  kapern  au§cr 
^^ürnberg,  öfterreid)  mit  '21usnat)me  ber  früf)cr  genannten  norböftl. 
©egcnben,  too  Klempner  üblich  ift,  unb  oon  QSorarlb.,  ferner  ein 
großer  ^cil  bcr  ßc^iDcij  (Sürid),  ^ern). 

3.  93efd)ränfter  ift  bai  ©ebtet  oon  Flaschner,  nämlic^  ber 
nörbl.  ^)  unb  fübl.  ^eil  r)on  93abcn:  Äeibelb.,  ^onauefd).,  ^onftanj, 
Württemberg  (neben  Spengler).  9'Jürnberg  hi§  Bamberg  t)in®),  Äof 
(neben  Spengler),  QSororlb.  (93regen5,  ©ornbim),  6t.  ©allen. 

4.  9^ur  oereingclt  {)aben  ftd)  nod)  bie  93c5cicbnungen  ert)atten,  bie 
Dom  Material  be^  .^lempner^,  bem  93lecf),  abgeleitet  finb:  in  ^etersb., 
ferner  in  Coburg  unb  im  €Ifa§  Blechschmied'),  in  ^arlsru^c, 
9?aftatt,  <5rciburg  Blechner'),  ta^  narf)  <5ifcbcr  QBb.  I  1187  auc^ 
fcl)n?äbifd)  ift  (auch  in  ber  *5orm  Blechler),  in  ßuremb.  Blechschläger 
(Blechschle^er  JQb.  lur.  JJl.  35)  *j. 

"Sicfe  geograpi)ifd)en  Unterfc^iebc  erüären  fic^  une  bei  anbercn 
Äanbwerferbenennungen  (f.  Böttcher)  barau5,  ba§  im  ^CRittelalter  eine 


')  ^^bvai).  a  6.  Glara  IV  181.  Wiener  ©iarium  19.  3an.  1726. 
Klahmpfer  xTlicolai  ^eife  V,  95ept.  104.  Klampferer  Ätein  ^roo.=QBb.  I  234. 
Qlbelung  9Bb.  II  1625.    T5opott)itfcf)  93erfud)  250. 

■-)  ecböpf  3t>.  320.    Äügel  ^ien.  ^ial.  90. 

')  Klämpfrergsindl  5)ügcl  ^ien.  5)ial.  90. 

*)  'Jür  bcn  <®eftern)alfc  bezeugt  Spängeier  Sc^mibt  OKeftertt?.  3b.  221. 

®)  3n  Äanbfcf)ut)S^.  fommt  nad)  ßenj  QBb.  12  nod)  Spengler,  in  Sbciöelb. 
nad)  3üfterlin  Flaschner,  in  9\appcnQu  nad)  5?ceifxnger  QDBb.  29  Flaschner  oor. 

*)  '21.  Cang  3.  f-b.  xCR.  1908  S.  15.  3n  ber  ^ränt.  Scbweij  ätt)tfd)en 
"SSambcrg  unb  ^Sapreufb  na6  meinem  ©en^äbrßmann  Spengler. 

')  93gl.  elf.  QBb.  II  479.  9iad)  ^opomitfdi  93erfud)  251  roar  Blech- 
schmied (1780)  oud)  in  £d)tt)aben  unb  '^Betterau  gebräud)Ud). 

*)  "^opowitid)  Q3erfud)  251  gibt  Blechner  für  Oberfd^lcftcn  unb  QGßct- 
terau  an. 

*)  3n  6d)affbaufcn  i}i(i%  ber  Klempner  nadi  Sfalber  3b.  II  (1812)  417 
Stürzer  (bei  ^oporoitfd)  a  a.  £)•  Sturzner  oon  Sturz). 


II 


284  -^'Icmpner  —  {(ingein 

tocitgc^cnbc  93cruf^teilung  ()crrf4)fc.  Die  burcö  bk  Sunftorbnung  ftrcng 
oufrcc^f  erhalten  tourbe  ^).  ©er  %ia\ä)aa  fteUtc  blecherne  unb  jinnerne 
^Iofd)en  f)er,  bic  Dor  ber  (^infü^rung  bcr  ®la^flafd)cn  oiel  gebraucht 
h?urbcn  (ogl.  "Slrt  Karaffe  6.  256),  <S)er  Spengler  fertigte  Spangen 
an,  worunter  nid)t  nur  ^leiberfpangen,  fonbcrn  auc^  eifernc  ^lommern, 
6c^ilb=  unb  5)elmbcfd)lag  u.  bgl.  »erftanben  tourbe^).  <5)cr  93e(len= 
ober  93lecf)f^läger  arbeitete  auc^  in  vO'Zeffing,  ^ombacf  unb  Tupfer, 
untcrfd)ieb  ficf)  aber  Pom  ^upferfc^mieb  barin,  ta^  er  nur  Heinere 
©egenftänbe  ^erftelltc*).  ferner  gab  e^  ßaternenmac^er,  9^obIer  (acu- 
larii,  acufices),  9Zagler,  X>k  9'Zabeln  unb  9^ägel  anfertigten  u.  a.  3n 
£übe(f  beftanben  im  13.  unb  14.  Sa^r^unbcrt  neben  cinanber  becken- 
slager,  missingslager,  bressenmaker  ober  fibularii  b.  i.  Spengler, 
kannen-  ober  tingeter  (3tnngie§er) ,  nateler,  negeler,  di^attsmed 
(<5)ral)tfd)mieb)  *).  3n  935ien  begegnen  neben  cinanber  bei  ^brat)am 
a  S.  eiara,  alfo  im  17.  3abr^.  (IV  182.  183  Str.)  bk  ^cseic^- 
nungen  Spengler,  Klampferer  ober  ■  Flaschner  ^).  (Sine  ^aifcrlicbc 
93ectigalorbnung  oon  1726  C^Bicner  Diarium  19.  San.  1726)  [priest 
oon  Klampferer-  und  Flaschner-Arbeit.  Spengler  erfd)einen  fd)on 
in  einer  '2öiener  ürJunbc  oon  1408®).  ^l^  bann  in  ber  ^^eujeit  bk 
Pcrfd)iebenen  Steige  be^  Äanbiocrf^  oercinigf  tpurbcn,  lourbe  eine 
93c3cid)nung  oerallgemcinert,  aber  nic^t  überall  bicfelbc,  roorau^  fic^ 
gcograp^i[ct)e  £lnterfd)iebe  ergaben. 


eine  f leine  @lode  in  *23ett)egung  fe^en.  ®ic  ^b.  £lmgang^fprac^c 
^ot  für  biefcn  "Begriff  noc^  jloei  Spnonpme,  läuten  unb  schellen. 
3n  "Berlin  ift  ber  Sprachgebrauch)  ber,  ba^  klingeln  unb  ba§  juge-- 
^örigc  Subftantio  Klingel  bk   cinl)cimifct)cn  unb  oolf^tümlic^en  93e-- 


1)  93gt.  S)öi)Ux  <ävd).  f.  Äutt.  I  180.    Oben  6.  145. 

-)  Stoiber  3b.  II  379  t)cr5eicf)nef  au^  Cujern  Spange  Spängeli  in  ber 
aQgemcinen  Q3ebcutung  '^lec^'. 

'')  9?act)  ^oporoitfd)  Q3erfuc^  251  roar  bcr  <33lec^fct)lager  eigentlich  ein 
^led>ma(^cr. 

*)  Äö^ler  ^rcf).  f.  ^uU.  I  131  f. 

^)  "^lu^erbcm  gab  eö  bafelbft  Nagler,  n>k  bic  Naglergasse  in  QBien 
bejcugt  (bcfonberc  •Uagctfd)micbc  giebt  c^  nocb  jc^t).  ®tc  Gürtler,  bic 
feinere  <3}?etaUarbciten  au6füt)ren,  finb  big  ^cute  oon  ben  Spenglern  getrennt 
geblieben. 

«)  Quellen  3.  ®efcf).  b.  Stabt  QBicn  I  4  ?^r.  4321:  spenglarrn. 


Hingetn  285 

jcic^nungcn  finb.  J^an  fagt  alfo  Es  klingelt.  Jemand  klingelt, 
anklingeln,  Jemanden  herausklingeln,  Türklingel  ufro.  93on 
großen  ©locfcn,  ^urmgloden,  ^ird)cnglocfen  iDirb  nur  läuten  ge^ 
braucht,  unb  bic^  ift  gemein t)oc^beutfc^.  "Slber  aud)  für  ficinere 
©lodEcn  ift  läuten  aiß  getoät)lferer  "Slu^brucf  üblic^  unb  in  neuerer 
Seif  äiemlid)  häufig  getoorben.  '3)ie«  f)ängt  hamit  äufammen,  ba^  man 
unter  Klingel  nur  ®löcfd)en  mit  barin  t)ängenbcm  Klöppel  »erffe^t, 
ber  bei  einer  (frfd)üt(crung  ber  ^'ingel  ^in  unb  ^crgefc^leubert  loirb  ^). 
(Solche  klingeln  marcn  früher  an  9[ßot)nungs-,  ßabentüren  ufü?.  aüge= 
mein  gebräuchlich.  3n  neuerer  Seit,  namentlich  feit  (?infül)rung  elef= 
trifc^er  Leitungen,  finb  fie  aber  mdfad)  burc^  elegantere  Cäuttoerficuge 
crfe^f  toorben,  ^ctaÜfcl)alen,  gegen  tk  ein  Stift  anf(^lägt,  unb  biefe 
^ei^cn  meiff  Glocken,  nic^t  Klingeln,  (Tür-,  Tischglocke,  Glocken- 
zeichen). Su  Glocke  gel)ört  aber  al^  95erbum  nur  läuten,  nic^f 
klingeln,  unb  ift  bal)er  mit  Glocke  für  bai  f leine  Snftrument  in 
neuerer  Seit  eingebrungen.  ®ocl)  fagt  man  noc^)  oft  tro^  ^ürglocfen 
es  klingelt.  Schellen  loirb  in  Berlin  überhaupt  nicf)t  gebraucht,  ba§ 
öubftantiD  Schelle  l)öc^ftcn«  oon  bcn  6ct)cllen  ber  6c^littent>ferbe  unb 
ber  xTJarrenfappen. 

<5)ie  geograpl)ifd)e  'QSerteilung  ber  brei  Spnonpme  fann  furj  ba^in 
ge!ennäeic^nct  loerben,  ha^  klingeln  bem  xTJorboften,  läuten  bcm 
6üboften,  schellen  bem  955eften  unb  ßübn^eften  angehört,  ^oc^ 
^aben  fiel)  klingeln  unb  läuten  nic^t  ftreng  innerljalb  i^re^  urfprüng= 
licl)cn  ©ebiet^  gcl)alten.  1.  klingeln  unb  Klingel  reichen  öon 
Petersburg  unb  £it>lanb  im  Often  big  Olbenburg  im  '2ßeften.  3n 
£eer  fagt  man  nac^  meinem  ®emäl)r^mann  klingeln,  aber  Schelle. 
O^nabrücf  unb  QBeflfalcn "),  ouct)  noc^  ^Gßinfen  bd  dzüt  gehören  ju 
einer  ©renji.one,  in  ber  klingeln  unb  schellen  gefagt  toerben.  "^ücfc^ 
bürg,  @5ttingcn,  Gaffel,  xDieiningen  befennen  fic^  5U  klingeln.  3m 
äu§erften  'SBcften  ^at  Curcmburg  klengelen  unb  Klengel  f.  neben 
Schell  f.  (<3öb.  luy.  ^.  229.  378).  ®ic  5l)üringcr  9}^unbart  \)at 
nacb  Äertcl  ^l)ür.  (5pr.  206  schellen  unb  Schelle,  Salbungen  unb 
QRubla**)  fogar  Maischellchen  für  Maiglöckchen:  anschellen  be= 
äeic^net  fcl)on  ^rüni^  öccon.  (fncpcl.  40  (1787),  585  al^  tl:üringifcf); 


0  'Jrenffen  ®ic  3  ©etrcuen  260  braucht  ben  "^luöbrucf  Klingelglocke 
für  bie  flcine  Äirc^cnglocfe,  bie  ben  <2lnfang  beä  ©otfeöbtenftes  anfünbigt. 

-)  9}?unbarflici)  in  Qßeftfalen  für  klingeln  pingeln,  bingeln  QBocftc 
<5Bb.  198.  32. 

1^)  ^ri^et  unb  Seffen  QSoltenamen  107,  in  ®ott)a  Maienschellchen. 


286  fUngeln 

aber  ba^  bortigc  ÄO{^bcutf(^  fc^eint  nad)  ben  mit  gctooröcncn  ^u^^ 
fünften  bereit^  klingeln,  Klingel  öor5U3iet)cn.  9^ur  Äalbecffabt  unb 
©kleben  §eben  schellen  neben  klingeln  an,  6ac^fcn  nur  klingeln, 
ebenfo  ©(Rieften.  '2luc^  t>a§  tt)eftlic^c  unö  nörblid)e  93ö^men  (^inter^ 
bcrg,  6^ofiefd)au,  2zipa,  ßcitmcri^,  ßobofi^,  Q'^cic^enbcrg),  in  xlO^ä^ren 
Sglau  unb  Olmü^  fagen  klingeln;  cg  rei(^f  fübli(^  noc^  biß  in^  £)ber= 
öfterreic^ifd)e  (§.  93.  '3}iatigl)ofen  nörblic^  oon  Galjburg).  ®a§  im 
©ebiet  oon  klingeln  auc^  läuten  norfommt,  njurbe  bereift  in  93e5ug 
auf  95erlin  bemcrft  unb  toirb  au6  oon  anbern  Orten  bicfe^  ®thktß 
gelten. 

2.  läuten  ift  ber  in  öfterrcicf)  oorlDtegcnbc  "Slu^brut!  ^).  3n 
öielen  ©egenben  !ommt  aber  auc^  klingeln  oor,  namentlich  in  '^Böb- 
mcn,  9}Zä^rcn,  Kärnten.  'Jlllgemein  gebräuchlich  in  Öfterrcicf)  mie  in 
'S>cutfcl)lanb ')  ift  Klingelbeutel.  3m  nörblic^ften  Öftcrr.=6c^lcficn 
(Sucfmantel,  'Jßcibenau,  Sauernig)  ift  klingeln  tai  oolf^üblic|)c,  etma^ 
weiter  fübli(^  in  ^ci§bac^  hzi  "^reitoalbau  aber  fc^on  läuten,  munb- 
artlic^  laita;  in  'Bieli^  mirb  neben  klingeln  auc^  läuten  gefagt.  ^eil-- 
mcife,  5.93,  in  '^ien,  Coboji^,  toirb  läuten,  anläuten  oon  ber  ^ür= 
glode  gefagt,  klingeln  oon  einer  flcinen  ©locfc,  n)ie  fic  ber  'SO'Zeiner 
bei  ber  ilO^effe  fc^n)ingt:  der  Messner  klingelt '').  3n  9^ieber--  unb 
Ober--Öftcrreic^  ift  auf  bem  Canbe  unb  in  kleineren  Orten  toie  ^hhß, 
and)  im  fteirifcl)en  ^uffee  oielfac^  nur  läuten  üblich  (der  Messner 
läutet),  boc^  tt)irb  mir  au^  llnter--933alfer^borf  die  Klingel  geht  = 
es  läutet  angegeben.  3n  9'^orb=^irol  (3nn^brucf)  unb  '23lubenä  ift 
läuten  t>a§  gen)5l)nlic^e,  klingeln  feiten,  in  6üb=^irol  (93oäen)  läuten 
unb  schellen  (bocb  nic^t  Schelle),  baß  in  3nn^bruct  fcl)lt,  ioäl)renb 
klingeln  in  93o5cn  ungebräu(^li(^  ift  (der  Messner  läutet),  ^a^ 
©ebict  oon  läuten  erftrecft  ficb  loeiter  über  93a9ern  big  Coburg.  9^ur 
"Slfc^affcnburg    fa^^t    klingeln    unb    schellen,    Äof    unb    9^eumarft*) 


^)  Älcin  ^coD.-^öb.  I  16  bigeicbncf  anläuten  alß  oft.  bair. 

2)  gZac^  -^Ibelung  QOßb.  II  1630  n?ar  öer  ältere  oberbcuifcf)c  '^luäbrucE 
bafür  Cymbelsäckel. 

*)  3n  Cotbringen  b^i^t  biec  klippen  ^oUmonn  Qßb.  294  =  elf.  klepfen 
Slj.  QGßb.  I  495.  93gt.  t)cff.  kloppen  mit  nur  einer  ©locEe  läuten,  rocftf. 
klappen  mit  ber  93ctglocfc  jum  93aterunfer  läuten,  QSilmar  3b.  208. 

*)  ^lein  ^roo..<2Bb.  I  236  (1792)  gibt  Klingel  alß  obcrpfäljifc^  an. 
9}Junl)arflic^  ift  in  '5:irol  klingsein  unb  die  Klingsei  (Gcböpf  3b.  324),  in 
Kärnten  klinzln  (Geyer  Äärnf.  QBb.  160),  in  Oberöfterr.  unb  95apcrn  klin- 
seln  (mir  anß  'iR.mmatU  am  Stanal  bejcugf,  6cbmetler  QBb.  II  360)  ocr- 
treten:  ogt.  mt)b.  chlingesen,  of)b  chlingisön.     S)en  ©ebilbcten  in  3nnöbrud 


fUngeln  287 

klingeln  neben  läuten,  9^ürnberg  unb  ^mhad)  schellen  neben  läuten. 
93on  ber  elcffnfd)en  ©locfc  toirb  in  ^^Insbad)  Klingel  unb  klingeln 
gebraucf)t,  offenbar  eine  (5nilci)nung  au^  bem  9'Jorben.  Q3on  ^ünct>en 
geben  jtt>ei  meiner  Quellen  nur  läuten,  eine  nur  schellen  an,  boc^ 
Derüc^erf  eine  öierfe,  ha^  läuten  burcbau^  ba§  übliche  fei.  3n  ^ürt= 
tembcrg  ift  läuten  ba€  gctt>öf)nlid)c,  schellen  roeniger  gen)äl)lt,  bas 
neuerbing^  eingebrungene  Klingel  unb  khngeln  ber  r)ornef)mffe  "SIu^-- 
brucf,  alfo  gerabe  umgefei)rt  tt)ie  in  Berlin,  loeil  eben  überall  ba^ 
^embe  ali  ba§  i^einere  gilt.  '•2Iu(^  in  Süric^  ift  läuten  ba^  übliche, 
klingeln  ba§  feinere  ^ort,  schellen  fcl)lt  (nur  Kuhschelle).  3n 
•^Sern  läuten  unb  Glocke,  dagegen  in  St.  ©alten  unb  ^regenj 
scheUen. 

3.  ©a^  Oebict  öon  schellen  umfa§f  bic  ^^^einproDinj,  öftlic^ 
^eftfalen,  mir  fcf)on  bemerkt,  al^  ©renj^one,  ferner  Äeffen^)  (^ar= 
bürg,  ^ulba,  ^ranffurt),  ^fc^affenb.,  5)effen=^armftabt,  ^aben,  "^fal^  ■), 
(?Ifa§*),  2ott)ringcn*),  Curemburg*).  '5)aB  bai  ^ort  öiüid)  über 
Württemberg  bi^  9Zürnbcrg  unb  ^n^bad),  füblid)  bi^  <ct  ©allen  unb 
93regen§,  norböftlic|)  bi^  Äalberftabt  unb  Cfi^Ieben  verbreitet  ift,  fam 
fc^on  jur  Sprache,  'ferner  toirb  schellen  neben  läuten  in  5iroI  ge= 
braud)t,  bod)  nic^t  mel)r  in  £ien§  ®).  ^ie  tttva^  oertoidelte  geogra-- 
p^ifd)e  Q3erteilung  ber  '2lusbrücfe  im  füb  oft  liefen  beutfd)en  iSprac^-- 
gebiet  toirb  burc^  bie  folgenbe  Überfict)t  beutlid)er  »erben: 

läuten  fc^etlcn  fUngeln 

Äeilbronn 
Württemberg  Württemberg  (Württemberg) 

^fd)affenburg  ^fc^affenburg 

Würjburg 


unb  93o5en  ift  bai  Wort  frcmb.  3n  Cin^  klinseln  oom  {Ü^iniftranten  beim 
©ottcäbienft. 

^)  Ober^eff.  schellen  ßreceliu^  Wb.  723.  3n  Sfcftenrob  Schelle  Scböner 
3.f.^b.5}?.  V  249. 

'-)  Älcin  ^rot).=Wb.  I  16  ocr^eicbnet  schallen,  anschällen  (in  93erlin 
anklingeln,  in  Wien  anläuten)  aus  ^falj,  3ülicf)'^erg. 

»)  ^gl.  (gif.  Wb.  n  408. 

*)  ^oümann  Wb.  438;  baneben  luden  läuten  344.  Klingel  bcbcufef  in 
£ott)ringen  "Knäuel'  294. 

^)  Wb.  luf.  JR.  378.  "iiluc^  bie  mit  bem  ^^f^ofelfränfifc^cn  oerwanbfe 
fiebenbürgifcf)e  xD^unbart  i)at  schellen. 

*)  3n  Seil  a.  S.  ^ei§en  bic  ©torf cn,  bie  bic  6c^afe  tragen,  Schelpen 
(bie  Äu^glocfen  Zigesj;  fonft  wirb  läuten  gcfagt. 


288 


ftingctn 


läuten 

fc^ettctt 

ütngeln 

Äof 

5b  of 

S'Zcumarft 

9^eumar!f 

9'Zürnbcrg 

9^ürnbcrg 

- 

«angbac^ 

S^ln^bac^ 

'SDJünc^cn 

(^ünc^cn) 

93luben5 

93rcgcnä 
6f.  ©aücn 

(93lubcnä) 

Süricl) 

3üric^ 

Snn^brucf 

(Snn^bcucf) 

93ojcn 

^ojcn 

"SJ^cran 

9!)Zcran 

"SDieran 

Cienj 

Cicnj 

gaJicn 

QBicn 

9}?c§ncr 

3n  bcr  ©c^riftfprac^c  iff  schellen  cbenfo  toic  läuten  unb  klin- 
geln ocrtrctcn,  aber  tt?ot)l  au^fd)Iie^lic^  ober  öorjug^tocife  bei  Schrift- 
fteücrn  toeft=  unb  fübh)cftbeuff4)cr  Äcrfunff:  6ci^iUer  im  ®ang  nac^  bem 
©fen^ammer 

„Unb  <x\%  be^  6ancfu^  9Korfc  famcn, 
bo  fd)cnf  er  brcimal  ht\  bem  9'^amen," 
6tcgemann  (au^  ^oblenj)  in  feinem  (flfäffer  9^oman  ®ic  al^  Opfer 
fallen  6.  35  fd^reibt:  „fd^eUte  bie  Cabenflingel",  too  Klingel  für 
Schelle  (fo  ©.  36)  nur  ber  93ariafion  l^alber  gebraucht  iff;  Äerjog 
(au^  93armen)  ®ie  QBi^foften^  6.63  Hausschelle;  9^annt)  Cambrcd^t 
bie  ©tatuenbame  6.  43 1  unb  ®ill,  93irago  (6aar)  3 1 :  Schelle,  aber 
6.  69  elektrische  Klingel. 

3n  "^ai  ©ebiet  öon  schellen  bringt  in  neuerer  Seit  klingeln 
ein.  6o  n)irb  mir  öon  993efel  berichtet,  "iioS^  S\^  bort  klingeln  neben 
schellen  einbürgere.  3n  Ä^oblenj,  ©armftabt,  ioeibelbcrg  fommt  e^ 
neben  schellen  üor,  in  StoeibrüdEcn  toirb  e^  nur  »on  ber  elcffrifd)en 
Klingel  gebraucht.  3n  9'xappenau  (nbrbl.  ^aben)  fte^t  nadb  9}?ei-- 
finger  QCßb.  73.   162  bereite  in  ber  9}?unbart  kliwla  neben  seb. 

®ie  örtliche  93cfct)ränfung  »on  klingeln  unb  schellen  t)ängt 
bamit  pfammen,  X^oS^  läuten  =  <\\i^,  hlütjan,  lüttan,  mt)b,  hüten 
'i><xi  alte  QSort  für  'tönen  machen'  ift,  ipö^renb  klingeln  in  bemfclbcn 
6inn  crft  feit  1691  (6ticlcr^.  6pr.  983),  Klingel  feit  1624  (<2öeiganb 
^b.  I  1058)  nac^gchjiefcn  ift.  ScheUen  =  flingcln  aber  ge^t  nacb 
QBciganb   "^ßb.  II  693   nic^t   auf   \i<x%  mt)b.    schellen   dS^"^.   sceUau 


flingeln  —  minU  $  289 

'fc^aUcn  ma^cn,  fc()aßetib  5erbred)cn'  5urüc!,  'ixii  in  n^b.  zerschellen 
nur  in  bcr  jtocifen  93cbcutung  fortlebt,  fonbcrn  ift  crft  n^b.  9tcubil-- 
bung  ([cit  1624)  gum  6ubft.  ScheUe  a^^t),  sceUa  '@löcfd)cn'.  3n 
^rüni^'  9ccon.--fcc^nol.  Gncpcl,  40  (1787),  584  tpirb  U\)a\x);>tti,  ^ia'^ 
Klingel  unb  Schelle  nii^f  bIo§  tt)ic  Glocke  \iai  metallene  6(^all» 
inffrument,  fonbcrn  auc^  bcn  ganjcn  ^lingcläug  bebeuten.  3ft  \>ki 
rici)tig  (?),  fo  bürftc  bic  QScrbrcitung  biefcr  'Jöörtcr  mit  bcm  'i^luffommcn 
be^  S^lingcljugc^  5ufammcnl)ängen,  bcffen  'Filter  i4>  freilief)  nic^t  genau 
angeben  fann. 

Flinte 

Vorrichtung,  eine  ^ür  5u  fd)lie§en  unb  5u  öffnen  mittele  cinc^ 
9^iegcl^,  ber  burd)  ©rud  auf  einen  ®riff  geöffnet  toirb  unb  üermöge 
einer  '5cbcr  fic^  t>on  felbft  (c^lie^t.  <5)a  bcr  ©riff  faft  ber  einjig  fic^t- 
bare  ^eil  biefe^  9Scrfd)tuffe^  ift,  bcnft  man  ht\  Klinke  üorjug^öjeife 
an  bicfcn  ©riff.  93ei  Qöot)nung^türen,  W  nur  auf  bcr  Snnenfcitc 
einen  ©riff  Ijabcn,  toirb  bic  5?linfc  öon  ber  '2lu§enfeite  burd()  einen 
(Sc^lüffcl  geöffnet,  bcr  in  ^Berlin  Drücker  l^ci§t.  1.  Klinke,  bcr 
ycrbrcitctftc  "2lu^bru(f,  ift  ooräug^tocifc  norb=  unb  mittelbeutfd)  unb 
rcicbt  füblicb  über  bic  öftcrrcic^ifd)c  ©renjc  h'xi  nac^  öfterr.=6c|)leficn, 
^öt)mcn  CxR.icbenb.,  Ccitmer.,  £obof.,  £cipa,  6^oticf(^au)  unb  93^ä^rcn: 
^^äl)r.=9^euftabt,  Sglau,  Olmü^.  QBcitcr  tocftlic^  fcl)lic§t  hai  ©ebief 
»on  Klinke  ^^üringen,  ^fd)affcnb.,  ©armft.,  bie  '^falj  unb  ©lfa§^) 
ein.  9}?unbartl.  Ghlinge'^  f.  bringt  ba^  ©c^meis.  3b.  III  657  au^ 
93afel  M.  3n  gujemb.  Dirklek  (92ßb.  luj.  "m.  63).  «Sereinaclt 
Unrb  Klinke  au(^  Votxttx  füböftlicb  gcbra«c^t,  5.  93-.  in  9}^ünc^cn,  ßai= 
.  bact>,  Siebenbürgen  (Äermannft.,  SO^^cbiafc^)  ^).  —  3n  bcm  ©cbict  öon 
KUnke  fommen  aber  no4)  5toci  anbcrc  ^u^brücfc  oor.  2.  Drücker, 
genauer  Türdrücker  in  ^önig^b.,  6tralfunb,  3ci^,  ©Ifterb.,  Coburg 
(neben  Türgriff).  Äof,  9'Zürnbcrg,  93rucl>fal  (neben  Klinke),  (?gcr, 
^äl)r.  =  (5d)önbcrg,  Sudmantel.  ^udb  für  bic  ^cff.  "SO^unbart  toirb 
Drücker  bcgcugt:  für  öfci)enrob  (Schöner  3.  f.  f)b. 'SOZ.  V  245),  bic 
||    QBetterau  (drcccliu^  <2öb.  507),  bcn  ^eftertt?alb  (^^b.  II  1448«)). 

^)  3m  eif.  <3öb.  fel)tt  Klinke,  ift  atfo  wo^l  bort  nic^t  munbartUc^; 
bafür  Schlempen  m.  I  465. 

-)  3}?unbartl.  Klinge  in  '30'?äbr.-9'?cufitabt  unb  fonff  in  Öfterr.,  noc^ 
•5)^b.  V  1195  aud)  in  '5t)üringcn,  in  bcr  3ip^  klengf. 

")  &icr  »iib  aud)  auf  "oai  eit>länbifd)c  3btofifon  oon  &m)el  (1795) 
£.  53  oerroiefen,  ba^  mir  unjugängli*  ift. 


290  ,  ÄHnre 

3n  93crUn  bcbcufct  Drücker,   tote   bemcrft,   bcn  Sc^Iüffcl   für   einen 
5§lin!enoerfc^(u§. 

3.  Türgriff  in  93rcmcn,  Ö^nabr.  (Griff),  Coburg,  £cngenfelb, 
9Künc^cn  (neben  Schnalle,  Klinke),  9Reic^enberg.  Ä.  Äeffe  (^efer 
Gamenjinb  56),  toenn  ic^  nicbt  irre,  aud)  ötegemann  toenben  ben  '2lui- 
brud  in  ber  6c^riftfprac^e  an,  <5renffen  neben  Drücker  (^ie  3  (Sc 
treuen  403). 

00«  9'iebeneinanber  biefer  93e3cic^nungen  crllätf  jtc^  barou«,  ta^ 
Klinke  urfprünglic^  ein  einfacher  ^aUricgel  toar  (ba^cr  anbertoärt« 
Falle,  Klappe  genannt,  f.  unten),  toie  er  namentlich  auf  bem  Canbe 
an  (Sartentüren,  GtaUtüren  u.  bg(.  angebracht  ju  trerben  pflegt,  toa^ 
renb  bie  mobeme  ^Imfe  ein  fc^ic^enber  (toagerec^t  laufenbcr)  Qi^iegel 
ift,  ber  burc^  einen  bequemen  ioanbgriff  geöffnet  toirb.  ©aju  ftimmi, 
\>a^  ^opOtoitf4>  Voc.  Austr.  II  fol.  103  bcn  tcutfc^en  6cbl5ffem  — 
anfc^cinenb  im  ®cgenfa^  ju  bcn»  öfterreic^ifc^cn  —  öc^nallen  jufc^reibt, 
„bie  oon  oben  in  ben  64>lic§bafen  fü0en,  ba^in  fic  burc^  eine  9eber 
gtbrücft  toerben."  5luc^  ber  Gcblagbaum  tourbe  in  manchen  ©egenben 
Klinke  genannt').  Q3gl.  ®^b.  V  1194.  <2öeiganb  Qöb.  I  1059. 
®te  fünftUcfeerc  QSorric^tung  mit  bem  ioanbgriff  tourbe  nun  feil«  jum 
ilnterfc|>ieb  oom  '^JÜriegel  Türgriff  ober  Drücker  genannt,  teil«  auf 
fte  ber  ^u^brucf  Klinke  übertragen,  ^ai  ift  noc^  gang  bcutlic^  io 
9Rucbenberg,  too  ber  mit  einer  6(^nur  ju  öffnenbc  Qi^icgel  (engl,  draw- 
latch)  auf  bem  2anbe  Klinke  genannt  toirb,  toäbrenb  ber  in  ber 
ßtabt  üblicbe  ^oc^anismu«  mit  bem  ®riff  in  feineren  Greifen  faft 
nur  nocb  Türgriff,  feiten  Klinke  l)ei§t.  'Sbnlicb  berichtet  drcccliu«  Q9Bb. 
507,  ta^  ber  QScrfcblu^  an  ben  Äau^türcn  in  ber  QOöettcrau  aU 
Drücker,  ber  9Rugel  an  ben  (5talltüren  ali  Klinke  bejeic^nct  toirb. 
GnDlicfe  nacb  '^opoipitfcb  Voc.  Austr.  II  fol.  172  bie§  ju  feiner  Seit 
in  ßcblcften  tai  fci)lic^cnbe  Sifen  Klinke,  ber  ®riff,  toomit  man  ti 
^ebt,  der  Drückel. 

4.  Türklippe,  mir  au^  'SD^ciningcn  bcjeugt,  ift  öiellcicbt  \)a\b' 
munbartUcb.  Q3gl.  6pic^  "^Bcitr.  129.  Äentricb  QSb.  b. '3}^unbart  b. 
C*id)8fel^e^  65.  3m  «S^QBb.  1195  ift  bapr.  Klappe  '5ininfc'  oon 
klappen,  1203  Klippe  ''Jalle'  ocrjcic^nct;  Klippe  ift  too^l  alfo  aucb 
t>on  ÄuufJ  ani  ein  <5allriegel.     9^acb    Popotoitfcb  Voc.  Austr.  II  fol. 


*)  ^a  für  Klinke,  wie  toir  fa^en,  auc^  Klinge  gefogt  torb,  anbcrer- 
fcltÄ  t^ür.  klinken  (öcrtel  '5^ür.  137  die  Gläser  aneinander  klinken),  ntl. 
klinken  'flingen'  bibcut.  t,  fo  tarn  faum  ein  Sweifcl  fein,  t>afi  Die  Älinfe 
tjoti  bem  5=flüng  Reifet,  ben  ber  'Saüti^Qtl  auf  bem  Älinf^afcn  ocrurfac^t. 


mintc  -  ÄIo§  291 

103  nannten  bie  ^ettcrauer  )u  feiner  Seit  die  Klappe  eine  ÄIin!e, 
bie  burc^  eine  befonberc  <5eber  nieberge^alten  toirb,  unb  Falle  eine 
folc^e,  bie  burc^  i^r  ©ctoic^t  o^ne  ein  ©etricbe  nieberföllf,  toic  fte  on 
iooftüren  angebracht  ftnb. 

5.  3n  Äeibclb.  Schlinke.  Q5gl.  gen»  <2ßb.  38.  ec^metter  "^öb.  11 
529  fennf  die  Schlinken  im  Sinne  bc^  abnehmbaren  ®riff^  einel 
5?linfent)erfc^luffe«  au^  "lafc^affenb.,  <?>ftfter  ^^iac^tr.  254  Schlinke  in 
berfelben  93cbeutung  au#  bem  'SJcftertoalb,  in  bem  6innc  öon  '^linfe' 
fc^Icc^t^in  a\xi  bem  [üblichen  Äeffen.  ®er  Äeffe  ^a}c  Jünger  fc^reibt 
hai  QBort  (<S)Q03b.  IX  743).  Äeff.  Schlinke  ift  f. ».  a.  Schlinge 
(ba^cr  bcr  "Sln^änger  am  9Roc!  j.  93.  in  ßaubac^)  unb  mag,  tpie  ^^\ttt 
meint,  urfprünglic^  nur  bcn  ^linf^afen  bcjcic^nct  ^aben. 

6.  3n  ^arl^ru^e,  9Raftatf  Türfalle,  in  bcr  'Jränf.  ec^toeij 
Türfälle,  in  ber  Gc^toeia  furj  Falle  (93em  unb  fonft,  »gl.  3b.  I 
747).  ^Icin  ^coo.'<2ßb.  I  105  oerjeic^ncte  Falle  '^linfe'  aU  elfäffifc^, 
©erbet  ®ramm.  6.  127  die  Fei  alö  oogtlänbifc^.  ^uc^  bicfer  ^u«- 
brud  beäci^nct  eigentlich  ben  Q3orgänger  ber  mobemen  ^lin!e,  hm 
•Jööricgel,  bcr  fc^on  im  SO'i^b.  vaUe,  vel-slo^,  val-isen  ^ci§t. 

7.  3n  9Ößürttcmbcrg  cinf^Iic^lic^  Äeilbronn,  *33apcm,  Öfterrcic^  ^) 
nbrblicb  hii  3naim  unb  'JBintcrbcrg,  alfo  ^auptfäc^lic^  in  bcn  öfterr. 
^llpenlänbcrn,  auc^  in  Siebenbürgen  (Äcrmannft.,  93iftri^)  unb  in  ber 
öftlic^cn  Sc^tocij  (0t.  ©allen,  3üric^)  toirb  Türschnalle,  furj 
Schnalle  gefagt.  ^ai  QBiener  9'^a^mcnbüc^lcin  öon  1847  G.  35 
f4)ricb  Klinke  \tatt  Schnalle  oor,  aber  oljnc  merf baren  ©rfolg;  benn 
Schnalle  ift  noc^  je^t  in  "SBicn  ber  gctoö^nlic^c  ^lu^brucf. 

3n  bcn  "zDiunbartcn  ftnbcn  ftc^  noc^  anbcre  ^Sejcic^nungen,  fcv 
Schlempe'i  m.  im  (?tfa§  (QQöb.  I  465)  =  lot^r.  Schlempel  m.  ©n- 
fallricgcl,  ©riff  am  ^ürfcf)lo§  (^oUmann  QBb.  449),  luyemb.  Schlamp 
Heiner  9^icgcl  (^b.  luj.  '^.  381),  unb  Klensch  =  fr^.  clenche 
{a.a.£>.  229);  fc^toeij.  Ginschet  Gintschet  (3b.  11  376);  oberöfterr. 
(in  £confclbcn)  G(e)schloss. 

gelochter  klumpen  cinc^  ^eigc^,  oon  bem  c^  je  nac^  bcn  »er- 
toenbeten  93eftanbtcilcn  —  lüic  "^O^c^l,    ©ric^,    Kartoffeln,    Semmeln, 


')  3u  ben  gjJunbarten  ogl.  ScbmeUcr  <2öb.  n  574.  6d)öpf  3b.  636. 
ecfcr  Äärnt.  <2ßb.  222.  Die  Schnallen  =  bie  Älinfc  fcfton  bei  ^bra^.  a  e. 
Glaro  IV  278.    VI  150  Steig!. 

19* 


B 


292  ^lo% 

<St,  Koffer,  ^Hd)  —  »crfc^icbcne  ^rtcn  gicbf.  Kloß  iff  ber  norb= 
unb  mtttclbeutfd^e  ^u^brud.  3m  Offen  rcirfjf  fein  ©cbief  fübtoärt^ 
6i^  gur  fd^lcftf^=  unb  fäcf)fifc^--öffcrrei(^ifd)en  ©renjc.  3n  bcr  Q3olf^= 
munbarf  frciltd)  greift  bog  ^orf  über  bit  ©renje  t)inau^  unb  ift  aud) 
norf)  in  öftcrreic^ifd)  =  (5c^Icflen  gebräuc^Iid) :  klißla  in  @ro^=^roffe, 
Qöcibenau,  Sauernig,  kleßla  in  Sudmantd.  "Slnbrerfeif^  reicht  I^nödel 
in  ber  '3[Runbart  bi^  in^  QSogtlanb  f)inein  nac^  ©erbet  ©ramm.  <3.  65. 
^ann  fenft  ficb  bie  ©rensc  oon  Kloß  fübli(^  nad)  93ai)em  hinein 
unb  umfaßt  bai  norbn)cftIirf)e  frän!ifd)c  93at)cm,  Äof,  93amberg,  93at)-- 
reut^,  ^fd)affenburg,  ^n^bad),  fogar  nod)  'Sonaulüört^,  ober  mit  ^lu^- 
fd)Iu§  oon  9'^ürnberg.  Sc^on  9}?at^cfiu^  in  feinen  Äoc^5et)tt>rcbigten 
(2.  Äälftc  bcg  16.  ^a\)x\).)  eb.  ßocf^e  6.  136  nennt  bcn  Franken 
mit  seinen  Klößlein  aU  feiner  ßeibfpeifc.  '^Beiter  läuft  bic  ©renge 
t)on  Kloß  an  bcr  toürttcmbcrgifc^cn  ^^orbgrenge  entlang,  bod^  beginnt 
neuerbing^  aud^  in  QlBürtfemberg  fd)on  Klöße  einzubringen  unb  jtoar 
in  biefer  munbartlic^en  ©ingularform,  b.  t).  ber  al^  (Singular  oertoen* 
beten  ^ipiuralform  ^).  Gobann  get)ört  ©armftabt  jum  ©ebiet  »on  Kloß. 
3n  bcr  ^falj  unb  in  93abcn  ift  ebenfalls  fd)on  Iiloß  cingcbrungcn 
unb  n?irb  mir  für  5?aifcr^lautern,  "Jreiburg,  ®onauefd)ingen  angegeben, 
finbet  fic^  im  9^orben,  in  9'vappenau  and)  f^on  in  ber  'SUiunbart  neben 
bcm  cint)eimifd)en  Knopf  (Klees  9)Jeirmger  ^b.  72).  3n  bcr  9'?^ein= 
))rooin5  reid^f  Kloß  fübli(^  bi^  5rier,  bai  fdjon  in  bcr  ©rcnjjone 
liegt,  ha  banebcn  bort  auc^  Knödel  gefagt  toirb.  6aarbrüdEen,  toeiter 
ßuycmburg,  2ott)ringen  get)ören  gum  ^nöbcI»©ebiGt. 

©ic  xO^unbarten  tpcifen  innerljalb  be^  ©ebiet^  oon  Kloß  nocb 
■anbere  '2lu^brücEe  auf.  Qo  namentlich  hk  tocftlic^cren  nbb.  ©iaicfte 
t)on  ßübecf-),  Äolftcin^*),  «^Bremen*),  Oftfrie^Ianb'),  <2öeftfalcn«),  ^öal- 
t)e(! ')  ta^  Qöort  Klump  'klumpen'  "^l.  Klumpe,  in  eieoe  ^  Klömp. 
3n  bcr  "2Iltmar!  tocrbcn   ober  tt)urben  Klump  unb  Klut  (mnbb.  klüt 

^)  Gingutarcg  Kloß  auc^  in  '2ln«bac^;  klees  m.  Sg.  in  9\appcnou  'SJZci- 
ftngcr  <2Bb.  72;  obcrt)eff.  der  Klößt  Grcccliu«  Obcrtjcff.  <2Bb.  508.  QJgl. 
öftcrr.  der  Erdäpfel. 

-)  Gd^umann  QBortfc^.  13. 

3)  Gcbü^c  3b.  n  292  f.    93erg^au«  <2Bb.  n  166  f. 

*)  93rcm.  QBb.  II  812. 

•'^)  ©oornfaat  QBb.  II  286. 

«)  <2Boefte  Q5>b.  132.  9^ac^  "^o^jowitfd)  95crfuc^  155  ou<^  im  Äilbe«- 
i)cimifct)cn. 

')  93aucr  <2Bb.  58. 

»)  ®g[ßb.  V  1289. 


mo%  293 

klüte  neben  klöt  =  mt>b.  klö5),  ®emin.  Kldtk'n  für  bic  Spcifc 
neben  einanber  gebraucht  ^j;  in  jenen  »eftlic^eren  nbb.  tD^unbarten  ba= 
gegen  htbzuUt  ba^  bem  ^b.  Kloß  entfprcc^enbe  nbb.  '^öort  bic  (Srb= 
f4)otlen  ober  tik  Äoben^).  3n  Oft=  unb  ^eftprcu§en  ift  ber  cin= 
bcimifc^c  9^amc  be^  ^lo§e^  Keilchen,  plattb.  Kilke Z^).  "Sie  au^ 
ro^cn  Kartoffeln  bcreifcfcn  KIö^c,  bie  bic  ßcibfpcifc  hti  fränfifc^cn 
^^üringcr^  (in  9^u^la  unb  im  Äcnnebcrgifc^en)  bilöen,  führen  ben 
(Sonbernamcn  Hutes,  nac^  Äertel  Saljungcr  'SBb.  21  in  ber  ©egenb 
5tt)ifcf)en  9}?ö^ra  unb  ©leic^enberg;  in  einem  QDöafunger  9'^af^protofoU 
au«i  bem  1 7.  3a^r^.  ^ci§en  fie  Herrgottbehütes  *).  '2IUc  bief e  "^lu^brücfc 
\)at  in  ber  ^b.  ©emeinfprac^e  t>ai  mittelbcutfc^c  '2Borf  Kloß  öerbrängt. 
(Süblic^  ber  Klo^grenje  finben  toir  jtDei  Äauptnamen  für  ben« 
felbcn  begriff,  Knödel  unb  im  Sübmeften  Knöpfe.  Knödel 
erftrecft  fic^  über  gans  Öfterrei4>  cinfcf)IieBli4)  Siebenbürgen  unb  Q5orarl= 
berg,  tt)0  aüerbing^  in  93Iubcnä  fd)on  Butterklöße  neben  Markknödel 
oorfommt.  'ferner  über  93at)ern  mit  ^ui^nabme  be^  norbipeftlic^en 
Kbßgebiete^,  alfo  Kempten,  ido  aber  aucb  Klößle  gcfagt  toirb,  JJlüxi' 
d^tn,  '2Iug^burg,  Sngolftabt,  9^eumarft,  9^ümberg,  für  ba§  fc^on  dli^ 
colai  Q'^eife  11  139  Ivnötlein  bezeugt,  baneben  nümb.  Hefenknopf 
nac^  (5c^meUer  ^h.  I  1352.  3m  '^Beftcn  fc^t  fic^  baß  ©cbiet  £>on 
Knöbel  im  füblic^ftcn  Sipfcl  ber  9\beinpro»in5  (Saarbrücfen  hiß  ^ricr) '"), 
im  bcutfd)en  5cil  oon  ßot^ringen  *)  unb  in  Curcmburg  ~)  fort.  <5)ic 
^erbinbung  jtoifd)en  bicfem  unb  bem  öftlic^cn  5eil  bc^  Knööelgebicte^ 
bilbet  too^l  93abcn,  too  mir  au^  Karli^ru^e  unb  Äonftans  Knödel 
angegeben  toirb. 

1)  ©anneil  QBb.  106. 

")  <Srem.  kloot  «^I.  klöte  iboben,  Mute  €rb«o|  <33rcm.  <2ßb.  U  809. 
QBcftf.  klot  9?übc,  klöte  Äobcn,  QBocfte  ^b.  131.  3n  Offialbccf  klaute  €rb. 
fc^oUc,  ^auer  qißb.  58.  QSgt.  kkis  'Äobcn'  in  Äant)fcf)ut)6^cim,  Cenj  QBb.  38. 
3n  93erlin  wirb  Klüt  m.  munbartlic^  für  '^lumpen'  gebraucht. 

0  grifc^bier  qßb.  I  352. 

*)  9\cgel  '3Ru{)laer  xKunbarf  209:  hüts.  hütst  in  9?u^(a,  9^orbfranfcn, 
Äcnnebcrg,  „im  eigentlichen '5t)üringcn  ganj  unbefonnt";  Äcrtcl  5^ür.  Spr. 
125.  9Reinn)alb  Äenneberg.  3b.  II  62.  3.  ©rimm  3- f.  b.  "21.  2,  191.  Scbon 
ber  au^  grfurt  gebürtige  Stieler  'Scutfcb.  Spr.  (1691)  Sp.  998  lennt  ben 
'iluebrucf:  „Knötlein  etiam  dicuntur  globuli  farinarii.  alias  Mehlklöse,  quos 
VTilgo  appellant  Herrbehütuns.'" 

^)  ®ie  «anfragen  unb  ^O^itteil.  jum  9\^ein.  <2ßb.  Olv.  2  3  (1907)  S.  32 
oerjcidjnen  knüd^  f.,  mittetfränt.  kned'l,  luf .  kn'ed'l. 

")  ^oOmann  Qßb.  297  Knedel. 

")  <2öb.  b.  luj.  JJl.  234  Kniddel  f. 


I 


294  ^m 

3m  Übrigen  ift  bie  ein^eimifc^e  93cncnnung  t>ti  fübtocftUc^cn 
<5)cutfc|)lanb«  Knöpfe  <5)cmin.  Knöpf le.  ®iefc^  <2ßorf  cntf priest 
bcm  botr.-5ft  Knödel,  toeil  c«  übcrl^aupf  6^nont)m  oon  Knoten  ift: 
Knopf  bcbcutct  im  ganjcn  ©üben,  auc^  in  ber  bftcrt.  '3}iunbarf  ([o 
in  ber  'Sßicncr)  '.^nofen'.  3n  Württemberg  Knöpfle,  in  ioeibelberg 
Knöpfe,  munbortli(^  Knepf  in  Äanbfc^u^^^eim  (ßenj  Wb.  38)  unb 
9lappenau  (90'ieiftnger  Qöb.  75),  in  StoeibrüdEen  be^gleic^cn  (neben 
Knödel),  im  ßtfo^  Knöpfle,  in  ßot^ringen  munbartli^  Knepple*) 
neben  Knedel.  ^u^  ber  Gd^toeij  ift  mir  Knöpfli  ou^  6t.  ©allen, 
Knödel  au^  3üric^  unb  'SSern  bejeugt.  ®ag  Sc^tocij.  Sbiotifon  \)at 
fotpo^l  Ghnöpfli,  Herdöpfel-,  Fleisch-,  Gries-,  Lebere-,  Mel- 
Ghnöpfli  III  750  aU  aud)  Ghnödli,  Fleisch-GhnöttH  IH  735.  3m 
6übtt)eften  begegnen  tt>ir  alfo  einer  "^Of^ifK^ung  ber  oerf(^icbencn  ^lo§' 
namen,  in  93aben  unb  *^fal5  Knöpfe,  Knödel  unb  Klöße,  in 
ßot^ringen  Knedel  unb  Knepple,  iebo4>  im  (Slfa§  blo§  Knöpfle, 
toä^renb  Knödle  ntr.  bort  nur  bai  ^ingergelenf  ju  bebeuten  fci)eint 
(elf.  9D3b.  I  503). 

6übbeutfc^c  unb  öfterrei^er  unterfc^eiben  nun  aber  gtoei  ^rten 
oon  ^lö^cn,  bk  in  9^orbbcutf(^lanb  unterf(^ieb^lo^  Klöße  genannt 
toerben.  ©ie  Knödel  ober  Knöpfe  finb  bk  großen  mit  ben  iöanb= 
flöd^en  gu  kugeln  geformten  ^I5§c.  dagegen  tocrben  bk  Heineren  mit 
bem  ßöffel  ober  'SJieffer  abgeftoc|)enen  ^I5§e  in  93a9em  Nocken, 
Nockelein,  Nockel,  in  ^irol  Nocken,  Nockelen,  Nocklein  (6cböpf 
3b.  471),  fonft  in  Öfterreic^  NockerP)  genannt.  ®cr  Itntcrfcbicb 
ah)ifd)en  Knödel  unb  Nockerl  bcfte^t  alfo  l)auptfäc^licb  in  ber  "^orm 
unb  ber  ©rb^e;  man  fann  au^  bemfelbcn  ^eig  bk  eine  U)ie  bk  anbere 
^rt  bereiten,  5.93.  Leberknödel  unb  Lebernockerl.  ®ie  9^amen 
finb  tt)o^l  aud)  auf  bie  "Jorm  5u  bejic^cn.  Knödel,  hti  6tieler  ^eutfcb. 
6pr.  998  (1691),  Äo^berg  Georg,  curiosa  III  ^oc^buc^  6.  73 
(1715),  9^icolai,  2ubtoig  Knötlein,  ift  bai  deminutio  oon  Knoden 
=  Knoten,  bai  6cbmeller  QGßb.  II  1348  in  ber  93ebcutung  oon 
^JJeblflo^  oerjeic^nct.  3n  Qluffee  lautet  ber  6ing.  Knön,  ber  ^lur. 
Knedl.  Nockel,  Nockerl  loirb  oon  6c^meUer  QBb.  I  1723  au^ 
Nock  Äugelten,  <5elfcn,  ber  au^  einem  QBaffer  ^eroorragt "),  crflärf 
unb  tt)ürbe  bann  eine  tocniger  regelmäßige  <5orm  al^  Knödel  bejeic^nen. 


»)  ^oUmonn  <3Bb.  298. 

2)  «Beleg  für  Nocken  bom  3.  1708  Qßiencr  Äoc^-^Suc^  30. 
")  g3gl.   baju  6c^5pf  3b.  471.     Noggelen  f.   furje«,  bicfe«  fioljftücf 
ed)»eia.  3b.  IV  710. 


Älo§  295 

^od)  iff  bicfc  (Jtpmologic  unftc^er,  namcntli^  tocil  ba^  ^tt\)ältmi  öon 
Nockerl  ju  itat.  gnocco  '^lo§'  no(^  nicfaf  gcflärf  ift.  93on  ben 
9?omaniftcn  ipirb  gnocco  tcil^  aug  lat.  nucleus,  tcil^  au^  nodulus 
(über  nocchio)  I)crgc(cifct;  ha  aber  bcibe^  Gc^toierlgfeitcn  ma^t 
(g0^c9er--eübfc  9\om.  <2öb.  439.  441),  fo  bleibt  bic  ^nnat)me  öon  €)icj, 
b'Ooibio  u.  a.,  tci%  gnocco,  nocchio  auf  bffc^.  Nocklein  jurüdgc^e, 
ertoägcn^ttjert. 

'Sem  ba^r.  Nocken  entfpric^f  auf  f(^tt)äb.  ©cbict  Spatzen,  ba€ 
fxd)  alfo  5u  Knöpfe  ocr^ält,  tt)ie  Nocken  5U  Knödel.  Spatzen, 
^emin.  Spätzle  ift  ^auptfäc^li^  toürttcmbergif^ ,  aber  auc^  noc^ 
toettcr  nörblic^  im  Äcnncbergifd)en  (6pie^  3b.  235)  unb  tocftlic^  in 
93abcn  (9^aftatt),  <?>falä  (^aifcr^Iautcrn),  &ia^'),  ^afel")  gebräuchlich. 
$!)ftli^  ift  bog  'Jöort  über  93ai)ern  —  ^ug^burg,  '3Rüncl)en,  <S)onau= 
tDört^,  Sngolftabt,  ^n^bac^,  'S'^ürnbcrg,  '2lfcf)affcnburg,  Äof  —  »cr= 
bvtittt,  toeiter  in  bic  anfto^cnbcn  bftcrreic^ifc^en  Ocgenbcn,  ^irol^, 
Kärnten*),  ©aljburg,  Öber--Öftcrrcicl)  (©rie^firc^en),  (?ger,  unb  jtoar 
öerftebt  man  t)icr  unter  Spatzen  ober  Spatzin  meift  eine  "^Irt  fleinfter 
^Ib^c^cn,  f4)h)äb.  Spätzle,  bic  burc^  '5)ur^brücfcn  bcg  ^eige^  bur4> 
einen  'S)urc|)fcl)lag  ober  ein  Q'^eibeifen  entfielen '').  93eliebt  fmb  namenf= 
lic|>  bic  blo§  aug  9}ie^l  unb  Gaffer  mit  öalj  ^crgcftcHten  Wasser- 
spatzen (auc^  Mehlspatzen  in  0onautt)ört^),  bcrcn  Äcrfunft  burc^ 
bie  j.  ^.  in  ©aljburg  gcbräuc^lid^c  93encnnung  Ulmer  Spatzen 
(gegenüber  Salzburger  Nockerln)  gcfcnnjcic^nct  toirb.  ^i)oc|)  ift  gu 
bead^ten,  ba^  "^opotpitf^  Voc.  Austr.  II  fol.  208  bie  Wasserspatzen 
bcr  Wiener  bcn  Wasserschnitten  bcr  ^ug^burgcr  gcgenüberftellt : 
er  befc^reibt  fic  al^  einen  ^eig  au^  ^z\)l,  6al5,  Gaffer,  ttjorin  6cmmcl» 
fct)nitten  gctunft,  in  ©aljtoajfer  gcfoc^t  unb  bann  gcfcl)mäl5t  toerben. 
ferner  f priest  er  t>on  Wasserspatzen  in  ©teicrmarf,  'S'Zürnbcrg, 
"^Bür^burg,  cicrgro§en  'S'^odcn,  in  QBaffer  gefoc^t,  nic^t  tt)ie  bic  'S'^odEen 
in  '23cü^e*).  ^Ifo  finb  bic  QGßaffcrfpa^en  in  'Jöten  unb  überhaupt 
Öfterr.  re^t  alt   (2.  Äälfte  bc^  18.  Sa^r^unbert^),   toerben  aber  jc^t 


0  Gmmbirenspätzlen  €lf.  QBb.  II  552  =  ÄartoffcHtöße. 
^)  Seilet  'SaSlcr  SSKunbarf  271:  Wasserspäzli. 
*)  93gl.  Schöpf  3b.  684  Leber-,  Speck-,  Wasserspätzlen. 
*)  ßcjcr  QBb.  235  Wässerspötzn. 

*)  3n  QGßicn,  wo  ber  'Sluebrud  Spatzen  ic^t  »cnigcc  üblld^  ift,  bejeic^nct 
man  bie  Ccbcrfpa^en  al^  Leberreis. 

«)  Ätcin  ^proo.-gBb.  n  (1792)  160  fannte   Spatzen  „eine  ^rt  SOle^l- 

Ifpeifen"  au«  Äo^cnl.,  <23o^crn,  ^falj,  QBirtcmberg. 


296  ^tofe  —  knarre 

in  ^icn  e^cr  aii  Nockerln  bc3cicf)nct,  j.  93.  in  bcm  Wiener  Äoc^= 
buc^  bcr  6clcgfott)iffc^  (^icn  1899)  al^  „9^ocferln  o^nc  (5icr".  — 
<5)ic  'iHu^brücfc  Nocken  unb  Spatzen  fommen  gelegentlich  and)  au$cr-- 
^alb  ii)rcr  Äeimat  oor,  hjo  immer  bk  bapnfc^e  ober  fd)rt)äbi[cf)e  Subc« 
rcifung  biefer  ^I5§c  na4)geal)mf  toirb. 

'2luc^  in  6übtt)eftbeutfc^lanb  fe^U  e^  ni(^t  an  Weiteren  (Spejialnamen 
für  ^lo^arfen.  ®cn  norbfränf.  Hutes  cntfprcc^en  bie  elf.  Iott)r. 
Flutte'),  fd)toäb.  Flutte,  Pflutte')  „^artoffcl«ö§e  ober  ^artoffel- 
nubeln".  ©n  ^^aftatter  3bioti^mu^  für  ^lo^  ift  Keidel  b.  ^.  .^cil, 
eine  ^Sejeic^nung,  bie  fic^  mit  bem  prcu§.  Keilchen  becft. 

knarre 

^öljernc^  3nffrumcnt  ^um  ©eräufd)  machen,  in  eoangclifc^en  Orten 
^aupffäc^licb  Äinberfpieljeug,  in  fat^olifc^en  ©egenben  in  ber  5?artt)0c^e 
»on  ©rünbonncr^tog  hü  ^arfam^tag  anfteUc  ber  ©locfcn  »crtoenbct ), 
früher  aud)  öon  9tad)t=  unb  'Jelbtoäc^fern,  in  Öfterrcic^  t>on  ben  'Sricf^ 
trägem  gebraucht*).  1.  9^orb=  unb  mittelbeutfd)  ift  Knarre.  —  2.  ^eft= 
unb  fübbcutfd)  (r|)ein.,  h)eftf.,  lot^r.  <5oamann  404.  eif.  95>b.  II 
284  Rossele,  ec^meüer  II  137)  Rassel.  —  3.  3m  5ftlic^en  JJlxtuU 
beutfcf)  (ßc^lefien,  93ö^men,  ^^üringen)^)  Schnarre.  QSilmar  3b. 
361  hü6)t  Schnarrscheit  anß  6(^malfalben.  —  4.  3n  ^Sapern  unb 
öfterrci(^  Ratsche®),  fübtocftbcutfd)  (Kempten,  ^ürttcmb.,  ^aben, 
^falj,  eif.^,  eott)r.*),  6d)tt>eiä'))  Ratsche.  —  5.  3n  ^rier  unö 
Cot^ringcn  (^ollmann  Qöb.  403)  Rappel.  "Slnbcre  me^r  munbart-- 
lic^c  93eäcic^nungen  bcr  Klapper  bei  ^nbree  3.  b,  ^er.  f.  Q3olfef.  XX 
258 f.   <^opott)itfd)   Voc.  Austr.  II  fol.  59  R   (ogl.  fol.  52)  bezeugt 


^)  elf.  Q5Jb.  I  175.  Äenrp  Dial.  de  Colmar  186  (pflote).  ^oürnann 
QBb.  169. 

2)  gifct)er  ^b.  U  1597. 

*)  Qlbctung  QBb.  III  960.  9^icolat  9?eifc  V  ^^^e^loge  104.  121.  ^ec 
QSrauc^  ift  febr  alt,  wie  9?.  ^anbrcc  3.  b.'35ereinß  f.  Q3olfef.  XX(1910)  250ff. 
na(^tt)cift.    fiicr  finb  aud)  bie  oetfAietencn  "Slrten  ber  Älüppern  befcbricben. 

*)  Qlnbree  a.  a.  9.  263. 

^)  Äcrtel  "^bür.  216.  9iacb  ^opon>iifcb  Voc.  Austr.  II  52  fäcbf-  mä^r. 
Schnarre. 

•)  <35elcg  für  QCßien:  ©ecfep,  sSu  liebet  QGßicn  282.  ^uda  Smmcrmonn, 
"3)?ün(^bflufcn  I  S-  49  9\ccl.  gebrcucbt  Das:  QäJort. 

')  i^Icin  T)roö.-QOßb.  II  77  Ratsch. 

«)  g=oUmann  qöb.  404. 

»)  3b.  VI  1843. 


fncifcn  297 

für  bai  18.  3af)r^.  nod)  fd)iDäb.  t)ot)enIof).  Schlotter,  wntib.  Ivläp- 
perle,  in  ©lag  Kläpperlein,  in  @ro§glogau  eine  Klitsche  (?);  fteir. 
Öfterr.  Rodel  ^üc^fe  mit  Steinen  für  hinter. 

fneifen 

mit  ben  Ringern  lober  einer  Sangej  ittoaß  padtn  unb  flemmen. 
1.  kneifen  ift  norbbeutfrf)  mit  (finfd)(u§  oon  ^etersb.  unb  fiiolanb. 
Sübtic^  reicht  es  bii  3rf)Iefien  (^res(.,  ^eut^en),  too  and)  zwicken 
gefagf  toirb,  Sac^ifen  (au§er  bem  Q3ogtIanb),  9^orbt{)üringen,  lociter 
bi^  Gaffel,  ^OZarburg,  ^oblen^,  ^rier,  too  ebenfalls  zwicken  baneben 
gebraucht  roirb.  3n  Sac^fcn  i'Geipj.,  (2eiff)enn.i  unb  bem  nörblicf)eren 
5:^üringen  CSlrtern,  3ei^,  Weimar,  (Sifenac^)  ^)  ift  tk  '^orm  kneipen 
üblic^^.  3n  bemfelben  (3tbitt  toirb  Ivneifer  (oerfürjt  aui  Xasen- 
kneifer)  für  frj.  pince-nez,  Bauchkneifen,  beju?.  -kneipen,  Kneif- 
ober Kneipzange  (nbb.  Kniptang)  gebrau(f)t.  ®ie  ^efc^ränfung 
be^  ^orte^  auf  ben  Ocorben  erflärt  fic^  barau^,  ba^  nbb.  knipen 
(nbl.  knijpen)  ju  ©runbc  liegt,  bai  im  fäc^rtfd)--t^üringifcf)en  t!D^itteI= 
bcutfd)  äu  kneipen,  im  9'Jorben  aber  ju  kneifen  rer^od)beutfd)t  tourbe^. 
3n  ber  (Sc^riftfprac^e  be^  18.  3a{)rf)unbert:^  toar  kneipen  I)äufig 
(@oet^c,  Schiller,  ©ellert,  ©esner,  ^Melanb,  ^ei§e);  jc^t  bürfte 
kneifen  ('fd)on  ^effingi  im  ^5d)riftgebraud)  üblicher  fein*).  Äet)na^ 
•Slntibarbaru^  II  190  ftellt  für  feine  Seit  (1796)  folgenbe  Unterfcf)ei- 
bung  auf:  kneipen  \)ti^t  im  iob.  üxoai  toeniger  al^  kneifen.  Einen 
in  die  Backen  kneifen  ift  fcinbfelig,   i^n  in  die  Backen  kneipen 

^)  SlJiüncr • 'Jroureut^  'JQb.  II  62.  —  Äertel  5:^ür.  140  Dcr^eicfenet 
kneipen  auö  Äarj,  'Jßinterftcin  unb  Ofttt)üringen. 

'-)  tÜ^crfmürbig  ift,  t)Q§  Cori^a  Id.  Viennense  (1847)  S.  75  kneipen 
ft.  jtoicfcn  alg  wiencrifcb  angibt.  3n  ber  Scftroeij  gibt  ts  ein  "^Scrbum 
gnipen  "reiben,  fneifen',  gnip  'Scbuffer-Äneif,  Äneif;^ange"  (3b,  II  669  f.)  ^gl. 
ferner  ober^eff,  knappen  Creceliu^  QBb,  513,  luremb.  kniSen  mobein,  ^wicfen 
QBb.  lur.  m.  234. 

■^  "3öenn  kneipen  '5ecf)en'  mit  kneipen  =  kneifen  ibenfifrfi  ift,  fo  mxb 
cä  au^  fäc^fifcb'ff)üringifcbem  ©ebiet  ftammen.  ©ewö^nlic^  tt»irb  e«  ali  W>' 
leitung  oom  Subft.  Kneipe  (älter  aucb  Kneipschenke)  angefc^cn.  ^ber  be^ 
ac^tenöTOerf  ift,  ta%  auch  bas  Gpnonpm  oon  kneifen,  pfitzen,  'trinfcn"  bi' 
beutet:  fo  t^ür.  pfitzen  Äertel  "^bür.  179;  barmft.  petschen  ('S^b.  VII 
1580),  berlin.  pietschen  öiel  trinfen  (an  ben  xJ^amen  Pietsch  angelehnt r) 
fc^einen  aucb  bcringcbören.  'fneifen*  =  'jecbcn"  mü§te  ffubentifcber  unb 
öolfätümlicber  ^raftauäbrucf  fein,  n>ic  schmettern. 

*)  QSgl.  bk  Belege  \Ubelung  ^ffib.  n  1659.  ©^b.  V  1402.  1406.  Äcpne 
^b.  u.  kneipen.  * 


298  fncifen 

ift  eine  ßicbfofung.     0oc^  fügt  er  ^inju,  ba^  im  Obb.  kneipen  auc^ 
t)on  getoalttätiger  ^Sctjanblung  gcbrauc|)t  tocrbc. 

2.  «an  bQ^  ©ebict  bicfc«  <2öortc«  fd)lie§f  r»4)  fübtid)  bag  Heincrc 
t)on  pfetzen  an,  ba^  t)auptfä4>Iic^  fränfifd)  ift.  ^ai  QBort  tourbc 
früher  aud)  in  ber  6c^riftfprac^e  gcbraurf)t,  »on  ßut^er,  ^cifcräberg, 
i).  Qaö)i,  ^i^d^avt,  unb  noc^  oon  Jünger  unb  ©oet^c  (®^b.  VII 
1694  f.).  3e^t  ift  e^  barin  oeraltet  unb  rürft  ba^er  auc^  in  ber  Um» 
gong^fprac^e  an  bie  (Srenjc  be^  93^unbartUc^en.  "SKir  tpurbe  pfetzen 
für  '2lfd)aff.,  Äcibelb.,  ^ruc^fal,  <5reiburg,  petzen  für  ^ulba,  ^ic^b., 
*2CRain5,  3tt>eibr.  angegeben.  3n  ber  ^unbart  ift  ober  toar  ta^  ^ort 
öftlic^  bi^  gum  fränfifc^en  ^eil  oon  ^^üringen  oerbreitef,  ^icr  in  ber 
^orm  pfitzen  (Soljungen,  Äcrtcl  Salj.  34),  putschen  (Äcnncb., 
6pic§  93citr.  181),  femer  im  fränfifd)en  ^eil  oon  QBürttemb.  (pfetzen 
<5ifc^er  <^b.  I  1040,  Pfetzzange  1041),  in  <53aben,  ber  ^falj  (petzen 
<autenriet{)  3b.  106),  eifa§  (pfetzen  QSb.  H  142),  <23afel  (6ciler 
'SO^unbart  o.  93af.  28  pfäze),  £otF)ringcn  (petzen,  Petzzang  ^JoH» 
mann  ^Oßb.  40f.),  Äeffen:  petzen  93ilmar  3b.  297,  obcr^eff.  pfetzen 
(Jreccliu«  993b.  657,  in  ber  <2öetterau  Petzer  '^ince-nej'  (®^b. 
VII  1581)^). 

3.  3m  £ibrigen  entfpric^t  in  Sübbcutfc|)lanb  unb  Öftcrrcid>  bem 
norbb.  kneifen  (kneipen)  zwicken,  hai  jebo(^  hi§  in^  mit(elb. 
©ebict  hineinragt.  '^reu^.^öi^Iefien  (^re^I.,  93eut^.)  \)at  zwicken 
neben  kneifen.  QOßeiter  gct)örcn  ta§  fäc^f.  Q3ogtlanb,  t>a^  fübl.  ^^ü- 
ringen  bi^  'öOiciningcn  jum  ©ebiet  oon  zwicken,  hai  aber  aud>  im 
n5rbl.  6ad)fcn  unb  ^büringen  (ßeipjig,  3ei^,  Äalbcrftabt,  6i^l.)  nicbt 
unerhört  ift.  3m  <2öcften  reicht  zwicken  in«  iocffifc^e  (^ulba)-)  unb 
in  ber  Q^^einprooinj  n5rblic^  bi^  ^rier,  hjo  auc^  kneifen  gebraucht 
tpirb.  3n  bem  ©ebict  oon  pfetzen  (petzen)  »irb  alfo  auc^  zwicken 
gcfagt^),  n)obei  man  in  95etrad)t  sieben  mu^,  ba^  biefe  Q3erba  oon 
oorn  berein  nic^t  bcbeutung^glcic^  loarcn:  zwicken,  oon  Zwick  Zweck 
^9^ager  bebeutete  urfprünglic^  'mit  9^ägcln  befcftigen'.  —  3n  bem 
©cbiet  oon  zwicken  cntfpric^t  Zwicker  bem  norbb.  Kneifer 
'^incc'ncj'.     0a^  gleic^bebeutcnbc  Klemmer  fennc  icb  au^  <5)regbcn. 


')  Gc^mcij.  pfetzen  'halfen  fd^nciben  Stoiber  3b.  I  161,  fc^toöb.  pfetzen 

mit  einem  ^Jicffer  ri^cn  (6c^mib  QBb.  61)  »cicben  begrifflich  ob.    ©ic  Äcr=^ 

fünft  bc8  QBortcö  ift  noc^  buntcl,  bic  ©runbbcbeufung  ftcbt  ba^>er  nicbt  fefl. 

2)  g3gl.  Äcbrcin  Q3olf«fpr.  I  457.    Grcccliu«  «Job.  940, 

=>)  '2luc^   bic  90^unbort   oon  9loppcnau   bcft^t  bcibc  ^u«brücfc;  <3Rei- 

finflcr  QBb.  123.  216. 


fncifen  —  Änoc^cn  299 

<5)a*  "^Jerbum  klemmen  ift  in  manchen  (Segenben  (^ürtfemberg, 
Kempten,  'Sornbtm,  93ent)  örfa^toort  für  'fncifen'.  ©cmein^b.  ift 
klemmen  oon  kneifen  befannflic^  in  bcr  9Q3cife  gefcfeieben,  ha^  finget 
nur  kneifen,  eine  Songe  kneift  ober  klemmt,  eine  ^ür  aber  nur 
klemmt. 

<5)ic  ©c^toeij  ^af  ocrfc^iebcne  munbartlic^c  %[ßörfer  für  'fneifen': 
et  ®aaen  chrüple'i  (ogl.  Sc^iDciä.  3b.  III  842);  3üric^  chlube°, 
chluppe'i  (3b.  III  616.  668)  =  klauben,  bai  auc^  in  '2Bürttemb. 
für  '5?neifen'  ocriocnbet  toirb;  93ern  klemmen,  munbartl,  chlamme^ 
(3b.  in  645),  \)at  aber  auc^  norbb.  kneifen  angegeben. 

^nod)en 

für  laf.  OS  fann  je^t  fc^on  ali  allgemein  {)oc^beutfd)  gelten.  9'^ur 
in  ber  fomiliären  Sprache  t>on  Öfterreid)  bi^  93öt)mcn  ^in  (aber  nii^t 
mc^r  in  Öft.'Sd)Ierien),  ferner  Don  kapern,  'Sßürttemb.,  93aben  (aber 
n\6)t  mebr  6lfa§)  unb  ber  6c^tt?eij  ^)  tocrbcn  bic  langen  unb  befonber^ 
bic  bünnen  ^noc^en  (3.93.  oon  Äü^nern)  mit  Bein  (^lur.  munb- 
artl. Beiner"))  bejcicbnct,  n)äl)renb  unter  Knochen  bk  „biden 
^nocbcn",  bie  ®elen!föpfc  oerftanben  toerbcn.  ^opotoitfd)  Voc.  Austr. 
I  fol.  217    befinicrt  Knochen   für    bai  Öftcrreic|>ifd)   feiner   Seit   al^ 

„ba^  Caput  ossis,   ba^   fld)  in  t'em  acetabulo  bre^t bie  ©e» 

lenfbeine,  burd)  tt)eld)c  bie  ^ü§e  mit  ben  Schienbeinen,  unb  bk  Äänbe 
mit  bcn  ^rmcn  gufammengefüget  ftnb."  ®a^  tpar  bie  urfprünglic^e 
93ebeutung  öon  Knochen,  bic  ftci)  noc^  in  ^b.  Knöchel  (wettcrau. 
Knocke  '^nöd)er  ^fiftcr  9f^ac^tr.  139)  jcigt,  tt)äl)rcnb  für  os  fonft 
allgemein  Bein  gefagt  tourbe.  3n  9^orbbeutfc^lanb  brang  Knochen 
für  Bein  =  os  burc^,  tocil  Bein  für  crus  gebraucht  tourbc.  '2Iu^- 
naljmen  bilben  nur  ba^  gcmcinl)b.  Elfenbein  unb  bk  anatomifd)cn 
^u^brücfe  Schienbein,  Schlüsselbein,  Joch-,  Schläfen-,  Kreuz- 
bein ufro.,  boc^  Knochenhaut,  Knochenfraß  für  5fterr.  Beinhaut, 
Beinfraß.  3m  6üben  behielt  Bein  feine  alte  93cbeutung  os,  toeil 
crus  bort  burc^  Fuß   (f.  oben  "Slrt.  Fuß)   au^gebrücft  njurbe.     "^llfo: 

S  N 

crus  Fuß  Bein 

os  Bein  Knochen 

Caput  ossis  Knochen  — 

^)  Sc^weij.  3b.  III  720:  Chnochen  fclfen,  bafür  oortotegcnb  Bein. 
2)  Oft.  Beiner  fc^on  bei  ^bra^.  c  S.  Slara  I  122  Strigl,  audj  fc^roäb. 


300  Soeben 

!od)en 

ipirb  in  dloxt-  unb  ^iffelbeu(f4)Ianb  in  brei  93ebeutungcn  ucr-- 
toenbct:  1)  aii  5ufammcnfoffcnbc  93c5cici)nung  aller  jur  Subercitung 
bc^  Cffcn^  nötigen  "Slrbeiten,  'bie  ^üc^e  beforgen',  j.  '^B.  Wer  kocht 
bei  euch?  2)  infranfitio  von  einer  "^lüffigfeif  ober  einer  barin  be^ 
finblic^en  6pcifc,  bie  ben  6iebepunff  erreicht:  Das  Wasser  kocht, 
die  Eier  kochen  ufU).  3)  franfitio:  betoirfen,  ba^  etma^  ben  (Sicbc-- 
puntt  errcic|>t:  sie  kocht  Wasser,  Fleisch  ob.  bgli  3n  bcr  1.  ^ebeutung 
ift  kochen  gcmein^oc^beutfc^,  in  ber  2.  ipirb  im  0üben  sieden 
gebraucht,  in  ber  3.  ipci^felt  auc^  im  0üben  kochen  mit  sieden, 
©er  ^iftorif4)e  6ac^öer|)alt  ift  ber,  ba^  sieden  (ai)b.  siodan)  bog  alte 
beutfd)e  QCßort  für  bie  'Bcbeutungcn  2  unb  3  ift,  kochen  ai)b. 
cochön  ou^  iat  coquo  urfprünglic^  nur  in  ber  1.  unb  3.  '^Bebeu-- 
tung  oertocnbet  tt)irb  unb  sieden  cllmäl)lic^  ocrbrängt.  3m  nicbcr-- 
beutfd^cn  9^orben  ift  bicfc  Q3crbrängung  fc|)on  oollftänbig  erfolgt,  kochen 
toirb  ^ier  alfo  aud)  in  bcr  2.  infranfttioen  93cbeutung  gebraucht.  '5)oct> 
ift  sieden  aud)  bort  befannt  unb  tt)irb  in  tec^nif4)en  Termini  »ie 
Siedepunkt,  Siederohr,  Seifensieder  oeripcnbct.  Gbcnfo  ftet)t  c^  in 
^ittclbeutf4)lanb,  n)ennfc|)on  mir  au^  Äalberftabt  unb  ^ürfcburg  auc^ 
sieden  angegeben  tt>irb.  ©ie  Q3erbrängung  oon  sieden  ift  cbenfo 
munbartlic^  tok  ^oc^beutfc^  ^). 

3m  6üben,  in  Slfa^,  nac^  ^ollmann  Qtöb.  478  aucb  in  £ot^-- 
ringen,  in  93abcn,  993ürttemb.,  "^Bapern,  ben  öfterrcic^.  '2llpcnlänbem 
unb  bcr  6c^tt)ciä,  tt>irb  sieden  ^ouptfäc^lic^  in  bcr  2.  "^Bebeutung 
gebraucht.  3n  ber  3.  ift  c^  jum  ^eil  fc^on  oon  kochen  ocrbröngt. 
^ranjttioe^  sieden  mirb  befonber^  ta  angcrocnbct,  tt)0  c^  jic^  um 
■Raffer  ober  um  Spcifen,  t)k  in  Gaffer  gelocht  tocrbcn,  ^anbelt.  Qo 
mirb  c^  nac^  bem  (Slf.  'Söb.  11  327  nur  in  Eier  sieden  gebraucht. 
3n  3i»eibrücfen  toerbcn  nur  Würste  abgesotten,  Fleisch,  Suppe, 
Essen  gekocht.  5n  (Slfterberg  toirb  nur  Pfannkuchen  sieden 
gefagt,  n?o^l  al^  te{:^nifd)cr  "Slu^brud  3n  öftcrr.  ift  in  ber  3.  93c-- 
beutung  sieden  nod>  fc^r  l)äufig,  namcntli(^  tt)irb  ba^  9'vinbflcifcl)  (Siede- 
fleisch) gesotten,  t>aß  Obft  eingesotten^.  Einsiedepapier  f>ci^t 
ba^  'ipapicr,  mit  bcm  bic  ^ompotgläfer  gefd)loffcn  »erben,  '^opoteitfc^ 
(Affinia  significatione  fol.   1 1  f.)  gibt  für  ba€  Öftcrreid)  feiner  Seit 


0  Sic  tt)irb  ausbrücftid)  bejeugt  für  bai  'Qlltmärtifct)c  (5>anncil  QSb. 
192)  unb  9^orbn>cftfäliicl)c.    QSgl.  "SQSßb.  X  1,  869. 
-)  Eingesottenes  bcDcufet  in  QSßien  9}JarmclalDc. 


foAcn  —  Äocbtudfcr  —  Äo^lrabi  301 

an,  ha^  man  ^i\d)t,  .^rebfc,  (fi)cr,  ^'d^  siedet,  ^raut,  9^übcn, 
Srbfcn  kocht.  Gc  mctnf,  kochen  fage  man  öon  '5)ingcn,  btc  lange 
beim  <5cucr  fte^cn  muffen.  3c^  glaube  oietme^r  mit  '2lbclung  Q03b. 
IV  88,  bcr  ebenfalls  sieden  für  '5ifd)e,  ^rcbfe,  Gt)cr  angicbf,  ba§ 
bie  93efc^ränfung  be^  tranjttiocn  ©cbraud)^  ba^  Q3crbum  sieden  trifft, 
bai  intranfifio  baß'  "SluftoaUcn  bc^  'Sßaffer^  htbtuUt  unb  ba^cr  tron= 
fttio  oorlüiegcnb  ober  au^fc^lic§lic^  oom  ^oc^cn  btß  QBaffer^  ober  in 
Gaffer  gebraurf)f  toirb ').  ®a^  '5)95ßb.  X  1,  869  belegt  ben  ®e- 
brauc^  oon  sieden  fpeäictt  für  "^ifcbc  fc^on  auß  ^la\\iß  (1578)  u.a.  — 
®a^  ^bjefti»  siedendheiß  lautet  nur  fo  in  biefem  (3zhkt  (norbb. 
kochendheiß). 

öft.--6c^Iefien,  baß  öfttic^e  935I)mcn,  9}?ä^ren  ^abcn  nur  kochen, 
6gcr,  ^intcrberg  ouc^  sieden,  6!^otiefc^au  meift  kochen. 

^ci|t  in  93crlin  ber  grob  gerfto^ene  Surfer  (tecbnifd)  Granulated 
genannt)  im  ©cgenfa^  jum  Stückenzucker,  h)eil  er  befonber^ 
5um  ^od)en  oertocnbet  toirb.  64)on  9^cmnid)  QOßaaren'ßeyifon  (Äam= 
bürg  1797)  486  ))at  ben  ^u§brucf.  3n  öfterr.  bafür  Grieszucker. 
®cr  fein  jcrma^lene  Sucfer  (Farin)  ^d^t  in  93erlin  Puderzucker, 
ih  QBien  Staubzucker.  6(icler  ^.  epr.  (1691)  2243  ^at  Strau- 
zucker,  saccharum  pulveratum. 

9}Jan  unterfd)cibet  in  93crlin  1)  Kohlrabi  =  Brassica  oleracea 
L.  caulorapa  mit  grünen  Knollen,  bk  anß  bcm  (Srbboben  ragen. 
2)  Kohlrübe  =  Brassica  napus  L.  rapifera  (Brassica  napus  escu- 
lenta  DG.)  mit  ünb^fopf großen  graugelben  ^noUen.  3)  Weiße 
Rübe  ober  Teltower  Rübe  =  Brassica  rapa  L.  rapifera  amy- 
lacea,  eine  Q3arietäf  ber  ^afferrübe,  eine  fleine  Iängli6e  "xRübe  oon 
ber  "^arbc  bcr  ^ot)lrübe   oon  fc^r  pifantem  ©efd)madf,   bit  in  ^clton? 


*)  93crfc^rt  ift  bagegen,  naß  '^bclung  <2ßb.  II  1679  über  kochen  be- 
mcrtt:  kochen  bejctcbnc  einen  ^ot)lcren,  bumpfigcrn,  sieden  einen  feueren 
Schall;  'JWffigfeif  koche,  njenn  fte  nur  auf  einer  Seite  'Jcucr  ^abc,  fte 
siede,  njcnn  baß  "J^uer  oon  aUen  Seiten  ober  oon  unten  ^cr  njtrfc.  ®a^er 
»erbe  in  köpfen  gekocht  (norbb.  Kochtopf),  in  Äcffcln  gesotten.  ©oS 
ift  nur  infofern  jutreffenl),  ot^  bie  größeren  Äcffcl  (Dampfk..  Waschk.)  meift 


302  Äo^lrabi 

bei  Berlin  in  beionbcr«  guter  Quolifät  gebouf  toirb ').  6ie  ift  ou§er- 
^alb  bcr  '=m<ixt  tocnig  befonnt  (^ri^cI-Scffen  ^olUn.  h.  ^^flansen  66 
gibt  ben  9Zomcn  Bayrische  Rüben  für  <5ran!en,  Stickelrüben  für 
Erfurt  an)  unb  bleibt  ba^er  ^ier  ou§er  '^Setracfct. 

9ür  bai  erftgcnonnte  ©ernüfc  ift  Kohlrabi  ber  öor^errfd)enbe 
gf^ame.  <2Kit  beutfd)cr  (fnbung  Kohlrabe,  <^l.  Kohlraben  toirb  im 
6übrt)eftcn  C^ulba,  =J«aina,  <3öürttemb.,  <33rcgena)  gefagt").  «Jreilic^ 
gc^t  anä)  bo«  fc^riftfprac^Iic^c  italienifc^e  cavoH  rape  auf  -e  au«. 
Kohlrabi  beruht  alfo  entmebcr  auf  munoar-ücfeem  ital.  cauhravi 
(=  lat.  caulus  rapi  ioe^n  Kulturpflanzen*  505),  toclc^e«  ^marant^e« 
1715  jiticrt  (®93ßb.  V  1596),  ober  crff  im  0cutfd)cn  ift  cauli  rape 
au  Gaulerabi  umgcfteOt:  tki  ift  bie  <5orm,  bit  hd  "Boecfler,  9^ü$l. 
Äau^'  unb  ^clbfd)ule  (1678)  749  ftc^t.  ®ie  ^errfc^cnb'e  "^Intlc^t 
(Äct)n  a.a.O.  ®^b.  V  1596.  <2ßciganb  ^b.  I  1091.  Kluge  QBb. 
256)  ift,  ba^  bie  Ko^lrobi  crft  im  16.  Sabr^unbcrt  au«  Stalien  nac^ 
0cutfd)lanb  gebrad)t  loorbcn  feien;  ^marant^e«  fc^rcibt  1719:  „oor 
nic^t  gar  oiclcn  Sauren  au«  Stalicn  in  ^cutfc^lanb  gebracht."  ©a^ 
fte  in  Mitteleuropa  (nac^  «Sopfc^'  ^^eoric  in  6übfranfrcic^)  fd)on  im 
9.  3a^r^unb?rt  begannt  toaren,  geljt  au«  bem  Capitulare  de  villis 
iraperiaHbus  c.  70  ßlon.  Germ.  Hist.,  Leges  I  186)  ^croor,  bie 
iljrcn  Einbau  empfehlen:   Volumus  quod   in   horto   omnes  herbas 

habeant,  id  est rava  caulos.     0icfe  Stellung  ber  Kom- 

porttion«gIieber  fc^rt  au§er  im  Gorpus  glossariorum  latin.  III  683,  58 
raua  caulis  (ogl.  ^ifc^cr^^cnjon  ^2lltDeutfc^c  ©arteuflora  110)  in  nbl. 
raapkool  (neben  koolraap)  unb  fäc^f.  Rübenkohl,  fc^tpcij.  Rüebechöl 
3b.  III  212  mcbtv. 

3n  9;?arburg  t)ei§t  bie  '^flanjc  Oberkohlrabi  (anbertoärt« 
in  9^orbbcutfc^Ianb  auc^  Kohlrabi  über  der  Erde)  im  ©cgtnfa^ 
äu  Unterkohlrabi  =  Ko^jlrübe,  in  eAlcfien  Oberrübe,  »ofür 
unfcre  QBörtcrbüc^er  (Dopotpitfd)  Q3erfuc^  267,  0QGßb.,  '^ri^cl-Seffcn) 
Oberkohlrübe  ijabcn").  »^a«  ^enncbcrgifc^o  Obersicherüben 
b.\).  fic^  obvrljalb  bc«  örbboben«  cntroicfelnbc  9vübcn  (6pie§  3b.  176) 
ift  jc^t  in  ^i}^cmingcn  fd)on  Deraltct. 


0  (Eolru«  ibau«burf)  (1593)  V  Äop.59:  .3n  ^cr  SAlcften  fcct  man  tt)ci§c 
9lübcn,  welche  etlict)e  '^clbrüben,  cflidjc  a'^cr  QSßaffctrübcn  nennen." 

»)  gSgl.  bdb.  khol^räap  l'enj  QBb.  39,  pfät^.  golerabe  <2lutcnrictb  3b.  55, 
elf.  Gelleraben  Älcin  ^roo..g»b.  I  227,  gif.  OBb.  U  217,  lot^r.  Kolraw  ^oO- 
mann  <2ßb.  302. 

«)  <33gl.  fcfirocij.  Oberchöl  Äoblrabi  3b.  III  312. 


5^o^lrabi  —  Äommobc  303 

®ie  Kohlrübe  ^ci§t  in  ben  norböftlic^en  preu§ifd)en  "^rocinjcn 
Wrüke,  a\i6)  Brüke'),  hai  oon  QBeiganb  ^b,  II  1287  au«  poln. 
brukiew  abgeleitet  toirb,  tt)äf)renb  'Bemefcr  Slat).  etpm.  9D3b.  I  89 
umgcfc^rt  i>ai  polnifc^c  ^ort  auf  nbb.  Bruke  jurürffü^rf  *).  3n  Qöicn 
»irb  jtc  fd)lec^ttDcg  Rübe  genannt  unb  toic  ber  ^ei§fo^(  faucr  eingemacht: 
man  lieft  ba^er  an  ©cfd)äften  bie  "2Iuffd)nff  Kraut  und  Rüben,  eine 
Q3erbinbung,  bk  übrigen«  aud)  bem  '^^«rUncr  in  ber  ^cnbung  wie 
Kraut  und  Rüben  durcheinander  geläufig  ift.  ^opotoitfd)  Q3crfud> 
(1780)  267  gibt  für  feine  Seit  al«  toienerifd)  Krautrüben,  bö^m. 
Dorschen,  mürjb.  Erdkaieraben,  fc^mäb.  fd)lef.  Erdrüben  an. 
Dorschen  ift  nad)  Mitteilung  oon  ^.  Ä.  ScUinef  noc^  je^t  in  9^ünib. 
unb  9^örblingen  gebräuchlich. 

fc^ronfartige«  J!!l'6hd  oon  ber  Äö^c  eine«  ^ifc{)c«  mit  Sc^ublaben. 
®a«  Qßort  ift  in  0cutfcf)(anb  unb  Scfjujeij  üblich,  auc^  in  93ö{)men 
unb  Siebenbürgen,  im  übrigen  Öftcrrcic^  Schubladkasten"),  too 
Kasten  'Gc^ran!'  bebeutcf,  in  ^eibcnau  (öft.--6ci)Iefien)  fürjer  Schub- 
kasten, in  Sobofitj,  Saljb.  einfach  Kasten,  n)äf)rcnb  ber  ^o^c 
©c^ranf  ^ier  Stehkasten  ^ci^t").  Q3ulgär  in  93reglau  Schub  nac^ 
©tein^äufer  9}^utterfpracbc  6.  9.  17.  3n  '3)^ünc^en  unb  Sn^bruc! 
fagt  man  aucf)  Kommodkasten*),  i)a^  }d)on  ^^^icolai  (9^cifc  V, 
^et)lagc  6.  102)  1781  al«  öfterrcicf)!fd)  ocrjeic^net.  .^rüni^  (Snct)cl. 
8  (1776),  257  unterfc{)eibet  ben  Cummodenschi-ank  oon  ber  Com- 
mode:  „QOßenn  über  eine  (Jommobc  nod)  ein  Schreibe 'Scf)ranf  in  bie 
Ä5t)e  i>inauf  angebracht  ift,  fo  \)t\%t  c«  ein  Commodenschrank." 
^ad)  ^opomitfci)  Voc.  Austr.  II  fol.  113  \)it^  eine  ^ommobe  mit 
einem  aui  fleineren  6cf)ublabcn  beftebcnbcn  '2Iuffa^  in  Öfterr.  Auf- 
satzkasten, ©le  Umganggfprac^e  ber  ©cbilbeten  in  öfterr.  t)at  auc^ 
Kommode  neben  Schubladkasten. 

<5)a«  "^Bort  Commode  ift  in  ber  1.  ioälfte  be«  18.  3a^r^unbert« 
ou«  ^ranfreic^  eingefüt)rt.     £ifeloitc  befcf)reibt  bie  (iommobc  1718  ali 


1)  <35gl.  g^rifcöbier  <2Bb.  I  112.    ^i^cl-3cffen  a.a.O.  62 

^  ©er  ongenommene  Sufammcn^ang  mit  lat.  eruca  it.  ruca  n^b.  Rauke 
*6enffo^l'  macht  nac^  begrifflicher  toie  lautlicher  Seite  Sc^roierigfcitcn. 

')  Citerarifcber  93eleg  Srtl,  ©ugucf.'^au«  162. 

*)  3n  ber  9CRunbart  bes;  Sicbefelbe«  bejcicbnet  Kommoden  f.  nac^  5)cn- 
tric^  QBb.  65  eine  lofc  2abe,  »äl^rcnb  unfere  Äommobc  Schubladen  f.  t)ei§t. 

■')  Kommodenkasten  ©reinj  ^Herfeelen  (tiroler  9Roman  1910}  6.  81. 


304  ^ommobc  —  Äonbitor 

tttüaß  ncuc§,  fic  fei  „eine  gro^e  faffel  mit  großen  fd)ublaben";  ögl. 
®ö^c  3.  f.  b.  <2ßorff.  XI  263.  Scblcr^  Unit).  Ccy.  6  (1733)  ep. 
838  unb  Äübnerg  (Btaat€=  3eÜung^=  unb  Gonöerfationg=2ejtcon  öon 
1742  ^aben  ba«  QQöorf  nocf)  nid)t.  1751  ipenbef  eg  3arf)anä  im 
^^aefon  an.  93ort)er  bcbeufcfc  Gommode  baß  <S>rat)fgeffeU,  auf  bcm 
bie  "Jontange,  ber  l)o^e  ^opffd)mu(i  bcr  grauen,  bcr  bi^  in  i)k  erffe 
Äälffe  bcg  18.  3ö^t'l)unbcrt^  9}^obe  n)ar,  angebract)f  tvav.  Hilmar 
3b.  217  fd)reibt  1868:  „93i^  t>or  tocnigen  3a^rsct)nbcn  ioar  Kom- 
mode bcm  [^cffifi^en]  93olf  in  ber  93cbeutung  bcg  ^öljetncn  ©cräfcg 
unbefannf";  c^  bebeutcfe  in  Äcffcn  oielmct)r  '2ßeiberfrf)u^e,  auc^  eine 
9Q3eibermü^e.  Gommode  „bk  ^Bequeme"  wav  offenbar  eine  3cit  lang 
ein  empfc^lcnber  'Jabrifanfcnau^brucf  für  ocrfdjiebenc  9^euerungen,  h?ie 
etlüa  ^eute  Ideal,  Patent.  ®ie  öfferrcic^cr  jogcn  eine  beutfd)e  93e= 
gcic^nung  Dor:  '^opott?iffc^  a.a.O.  (um  1780)  bc5cid)ncf  Gommode 
aiß  einen  "Sluöbrucf  ber  franjöfircnben  ßeipjiger,  foiüie  ber  übrigen 
<5ac^fen,  'Jranfcn  unb  i5o^enIol)er,  —  3n  ber  nbb.  9)Zunbarf  ^ei§t 
bic  ^ommobc  (3.  ^.  bei  9^cufer,  ©ö^c  a.  a.  O.)  Dralikasten. 

^onbitor 

93ä(fer  oon  ^ud)cn--  unb  3uc!ertt)aren.  3n  Öfterreic^,  bcr  6c^tt)ci5 
unb  äum  5eil  aud)  nocb  in  6übbcutfd)Ianb  loirb  bafür  baß  gute  bcuffd)c 
QOöort  Zuckerbäcker  gcbraui^f.  9JJan  barf  fic|)  nid)f  baburc^  irre 
machen  laffen,  ba^  alß  ©cfc^äff^auffd)rift  faft  überaß  nur  Konditorei 
5u  Icfen  ift.  Zuckerbäcker  get)örf  oorsug^tocife  bcr  Hmgang^fprad^c 
an :  gcfd)rieben  tvivb  mcift  Konditorei,  bod)  lieft  man  in  Qßicn  5.  *B. 
auc^  Hof-Zuckerbäcker,  ©a^  fc^rifffprac^Iic^c  Konditorei  beruht 
freiließ  auc^  barauf,  ba^  baß  9©ort  Zuckerbäckerei  nid)t  rc4>t  üblic^ 
ift.  ^an  fagt:  ich  kaufe  es  beim  Zuckerbäcker  (nic^t  in  der 
Zuckerbäckerei).  3n  6aljb.  fagt  man  Zuckerbacher,  aber  Bäcker, 
im  eif.  Zuckerbeck  <2Bb.  II  25.  3n  6übbcutfd)lanb  ift  Konditor 
bereite  ftarf  oorgebrungen.  Zuckerbäcker  n?irb  mir  für  ioalberftabt, 
^rier,  6aarbr.,  ^arl^r.,  9\a^tatt  bezeugt ').  3n  ^fd)aff.  ift  e^  fd)on 
feltener  al^  Konditor,  baß  aüein  für  bic  übrigen  bapr.  ©täbtc  angc-' 
geben  ipirb.  ^v.  9^icolai  9\eife  II  118  perjcic^nct  nod)  Zucker- 
bäcker al^  nürnbcrgifc^.  ^n  bcr  ^cript)erie  oon  öftcrr.  ((Sgcr,  '^Bicli^, 
93rcgenä)  ift  f(^on  Konditor  cingcbrungen. 

^)  9=ür  bic  obcr^eff.  'SJJunbart  »on  6icl)cnrob  6^öner  3«  f«  b.  9Xunb- 
«rtcn  V  314. 


'3)cr  aus  Lactuca  sativa  var.  capitata  bereitete  ©olaf;  ouc^ 
bic  ^fian^c  i'clbft  lDi^^  büna6  Kopfsalat  g.naniit  1»  0<{  ^lu^Dcuif 
Kopfsalat  ift  i>auptfäd)lic^  m  9'Coib  unb  'ißcff'eutfc^lanb  üblich, 
füölicb  bi^  jum  (Slfa§,  für  bai  hai^  (5if.  liJb.  11  348  munbarf liebes 
Köpflesalat  =  (otbr.  Kebbelsalat  (9'>Uniötui  90?.-.  426)  bezeugt.  €r 
toirb  aber  aucf)  inel  in  SübCtcutfc^tanb,  93abuv  *2öü.fT.,  bcfonbcrs  aber 
93at)ern  unb  barüber  t)inau^  in  Gr.  ©allen,  Snn^brucf,  Q3orarIb.  ge= 
brouc^t.     5Iuc^  in  Seil  a.  0.  i[:  Köpfelsalat  üblic^. 

2.  3n  Öftcrreid)  bafür  Häuptlsalat  (munbarfl.  Haplsalat):  in 
93öt>men,  9}cät)ren,  Scblcficn  (auBcr  '^^ribenau,  Sucfmanfel)  xok  in  ben 
^IpenlänDern  (au§er  Sunsbr.,  Q^orarlb.).  *2lurf)  in  Sübbeutfd)(anb  ift 
bic^  bit  ältere,  dnbeimifcbe  unb  yolfstümlicbe  ^Scjeic^nung,  in  93aben 
unb  ^ürftemb.  Häuptlesalat.  3n  'Sapern  icboc^  ift  Häuptlsalat 
Ipenigftens  im  Ab.  ■oid  feltener  aii  Kopfsalat:  Äof,  9^ürnb.,  'Sln^b., 
9^eumarft,  Sngolft.,  ©onauto.,  ^uneben,  '2lug^b.,  ^empt.  geben  nur 
Kopfsalat  an.  3n  '2Ifd)affenb.  unb  Äeibelb.  Häuptchensalat  neben 
Kopfs.,  in  ^ulba  Häuptersalat,  in  9}tarb.  Kopfs,  neben  Lattich- 
salat. ^2lu0  Häuptersalat  ift  munbartlicl)  (in  ^O^einiugen,  auc^ 
i^otl^ringen  ^ollmann  '^Bb.  235)  Heidersalat  geloorben.  3n  bcr  6cf)a?eiä. 
bial.  g'häupleter  Salat  3b.  E  1501,  aber  ber  Sc^toei^cr  9'^^agoriu^ 
fd)rieb  im   17.3b.  geköpfleter  Lattich  (3b.  IE  419). 

®er  geograpl)ifd)e  ilnterfd)teb  jtoifcberi  beiben  Porten  beruht  bar» 
auf,  tia%  baß  (Süb=  unb  '30'Jittelbeutfd)e  no(^  in  ocrfd)iebenen  gälten 
ben  *2iu^bru(f  Haupt  \)at,  too  baß  9^orbbeuffd)e  nur  Kopf  fennt.  9^a-- 
mentlicb  ^ei§t  eben  bie  oon  ben  93lättcm  be^  Catttd)^  gebilbctc  ^ugel 
^icr  Kopf,  bort  Haupt  (in  ^ien  Salathäuptl).  Sbenfo  ()ci§t  bicfer 
5:eil  bii  ^^ei§fobl^,  ber  Brassica  capitata  in  9'Jorbbeutfd)lanb  Kohl- 
kopf, lott)r.  Krutkopp  (neben  Heid  =  Haupt  ^ollm.  QBb.  235. 
317),  elf.  krütkopf  (Äenrp  Dial.  de  Colmar  175),  in  3nn5brucf 
Kabiskopf,  aber  fonft  im  (5übbeutfd)en  Krauthaupt.  <3)ie  ©rcnjjone 
läuft  burd)  5l)ürtngen  unb  Äeffen:  im  fübl.  5^üringen  (Salbungen: 
Äertcl  5:^ür.  116.  ibenncb.  (5pic§  93citr.  89)  unb  Äcffen  (Q3ilmar 
3b.  154)  bat  bic  9)^unbart  Krauthaupt  (-haid),  aber  ^b.  ift  in  ^o-- 
burg,  Ä^affcl,  ®armft.  (Kohl-)kopf.  £otbringen  \)at  beibe  ^ortc  (f. 
oben).  3n  Äanbfd)ul)sb.  Haapl  (ßenj  ^b.  31),  in  ber  9?l)einpfal5 
Häpel  (^2lutenriet^  3:^.  61),  in  9Rappcnau  haaiptla  (^CReifinger  lob. 
34),  (c^tDäb.  Häuptle  Hopple  C^ifcbcr  Qöb.  HI  1247  f.),  5ft.  Hapl: 

Äretfcbmer    'ivorigcograftite.  20 


II 


306  S^opffalat  —  5$orribor  —  Äorfett    -  .Krämpfe 

^opotoiffd)  Affinia  sono  fol.  12  fd)rcibt  Krauthäpel  ncir.  Kraut- 
käpel,  tporin  ä  t>a^  öftcrr.  „()cüc  a"  beäeid)nef.  —  ^Jl^unbarflid)  fomnt 
Haupt  aucf)  no^  in  anbercn  gälten  t>or,  mit  ttjür.  Hauptwehtage 
'^opftoc^'  (ioerfcl  a.  a.  £>.),  obb.  Hauptpfiihl  (Haipfel)  =  Kopfkissen, 
^a^ 'Jöiener  „9^a^mcnbüc^lcin"  [6c^ulfibel]  oon  1847  »erlangte  Haupt- 
kissen  für  Kopfpolster. 

^f^cbcn  jenen  ocrbrcifcfften  ^cjeic^nungen  bc^  Äopf|"o(atg  finben 
firf)  noc^  einige  örtlich  befcbränffcre.  3.  Grüner  Salat  in  Siam- 
burg,  ^t)üringen  (Äallc,  ^üt)If)aufcn,  'Slrtern,  3ei^,  (Jifenad)),  Äolj-- 
{)aiifcn  a.  b.  Sbcr,  Sad)fen.  —  4.  Staudensalat  in  ßcngcnfelb.  — 
5.  Blättersalat  in  "SBeibenou  unb  Sucfmantcl.  —  6.  3n  einigen  Orien 
lagt  man  au4>  nur  Salat,  toeil  ber  ^opffalat  bcr  tjäufigffe  ift,  fo  in 
'Sorpat  (genauer  Latucksalat),  ©anjig,  Stettin,  QBürtt.,  93em  (aud) 
Gartensalat),  (Jger.  —  ^aju  fommen  nod)  munbartlic^c  "21u^brücfc  . 
n)ic  Kröpp  in  ^öln,  nac^  QBb.  lur.  9}i.  250  auc^  in  Curcmburg 
(anbere  hd  ^ri^el=3effen  a.  a.  O.,  Äöfec  unb  ^ronfelb  93olBn.  b. 
n.=5.  ^ftonjen  6.  57).  '21(2  fteirifd)  gibt  '^opotoit^d)  Käpelsalat  neben 
ipicr.er.  Häpelsalat  an  (Affinia  sono  fol.   12). 

^orribor  f.  ^lur  (6.  207 ff.) 

S^orfett  '- 

tas  mit  ^ifd)bein  t>erfet)enc,  'Jorm  gcbcnbe  ^leibungsftüct  bcr 
'Jraucn.  '3)iefe^  fran5öftfd)c  QBort  )^at  jc^t  ba^  »or  20 — 30  ^öbicn 
no4)  üblicf)e  beutf(ie  Schnürleib  in  ganj  '5)cutfd)lanb  fd)on  faft  i^öüig 
ycrbrängt.  Schnürleib  ')  ift  ober  loar  über  gang  0eutfd)lonb  bi^  nad) 
9Gßeftb5^mcn  (Schnürleibl  in  QOöinterb.)  verbreitet.  Öfterreic^  hat  bafür 
ein  anbcvc^  beutf(^e^  QBort  Mieder,  hai  in  ®cutfd)(anb  tai  ävmcU 
lofe  ^leibung^ftüdE  ber  93äurinncn  bebeutet.  Mieder  für  ^orfctt  auc^ 
in  'SOiüncben.  9}?it  Nachtkorsett  bc5eict)net  man  in  QSßien  bte  9^ad)t= 
jacfc  bcr  grauen.  ®a^  5ft.  Leiberl,  in  Qöürttemb.  Leible  •  ift  ein 
fifd)bein(ofe^  bünne^  Jlnterjäcfc^cn,  in  'Berlin  Untertaille  genannt. 

Krämpfe 

'€pilcpfie\  Unter  Krämpfen  fcl)lec^t^in  toerben  in  93crlin  immer 
cpileptifc^c   Krämpfe    »erftanben:    3.  93.    er  hat   die   Krämpfe.      3n 

')  Q3ei  iöeinr.  Äeine  das  Schnürleib,  nad)  3anber0  in  feiner  3eitfcbr. 
f.  bcutfdic  (bpt.  X  (1887)  4  auö  ber  rbcinifd)cn  "SKunbart.  5.  auch  bie 
9Jacbträge. 


Krämpfe  —  ^one,  Kronleuchter  30/ 

anbercn  '^äütn  toirb  ber  Sincjular  Dcrtocnbet,  5.  93.  er  hat  den 
Krampf  im  Finger.  Krämpfe  ali  Dolf^tümltcf)ere,  Epilepsie  al^ 
gelehrte  93eäcic^nung  bcr  ^ranf^eit  ftnb  in  gang  "5)eutfc^Ianb  üblich  *)^ 
aud)  in  ber  Gc^meij,  ^orarlb.,  93ö^mcn,  öft.--(5cbleficn.  ©od"  wirb 
im  Sübcn  unter  Krämpfen  me^r  ber  epileptifci)c  '2lnfaü  oerfranben 
al^  bie  ganje  ^ranf^cif.  ®iefc  füt)rt  in  öübbcutfcf)lonb  unb  Öfter= 
reic^  einen  oom  ^aUen  ber  (Jpilcptifcr  hergeleiteten  9^amen:  fallende 
Sucht  in  xRaffatf,  Äeilbr.;  weiter  Derbreitet  ift  Fallsucht  (5.^53. 
iocibelb.,  ^aberb.).  Hinfallende  Krankheit  in  Coburg,  <5ränf. 
6c^wei5,  Stocibr."),  &ia%,  ^ürtt.  (Fallende  K.).  "Sln^b.,  'Slmbcrg, 
^f^eumarff,  Sngolft.,  ^onauwörtf),  ^ünc^en,  ^interberg,  (Sger,  ^itt.- 
Oft.*).  Fallendes  Weh  m  ^regenj.  Das  Hinfallende  in 
51fc^aff.,  "^lug^b..  Ober--  unb  9'Zieber--Öfterr.  (3Bien),  93ötfenn.,  munb= 
artl.  s  Hinfallet  (.^lein  ^roo.=^b.  I  197).  QSgl.  £erer  ^ämt.  <2ßb. 
89.  %ü&)  das  Hinfallen  (Kempten).  Q.^  ift  bic^  bk  ältefte  beutfc^e 
93c5cicfenung  ber  ^ranfbeit,  a\)'C).  fallandiu  suht,  mi)b.  diu  vallunde 
suht,  das  vallende:  fallund  übel  hti  Ä.  6ac^^  (<5)^b.  m  1286. 
IV  2,  1429):  apolexia  di  fallend  sucht,  da^  fallend  we  Voc. 
rerum  fol.  103b:  den  vaUeten  sichtumb  5ban?  (5cbiltpergcr5  [aui 
^ünc^en]  Q^eifebuc^  (1394—1427)  6.  72. 

^rone,  ^ron(eud)ter 

in  ber  JJlittt  eine^  3intmer^  ^ängenber,  au#  mcbreren  "2Irmen  be- 
ftebenber  gro§cr  ßeucbter  ober  Gampenfompler.  Krone  ift  in  biefcm 
Sinne  fcbon  m^b.,  aucb  auBerbeutfc^,  nbl.  kerkkroonen  '^ronleucbrcr 
einer  ^ircbe',  fcfjtoeb.  Ijuskrona,  bän.  lyseki'one *).  Kronleuchter 
ift  in  ganj  ®eutfci)lanb,  ßiolanb,  ^eter^b.  unb  ber  Scbweij  gebraucb-- 
licb,  bagegen  ta^  einfache  Krone  (Gaskrone)  faft  nur  im  norböft-- 
lic^en  '55cutfcblanb,  '^reu§en,  l^ofen,  Seriellen,  ^OJecflenburg,  Berlin, 
Äamb.,  £üneb.,  93ücfeb.,  Äalberft.,  6onber^b-r  Sac^fen  unb  ^ogtlanb, 
auc^  in  'Sarmft.     '2lu^  '5)an3ig  wirb  e^  mir  alß  oulgär  bejeic^nct. 

')  Sin  literarifcber  '^eteg  O.  Srnft,  "^lem.  Semper«  Sugenblanb  17. 

-)  t  falit  Krankat  in  ^Rappcnau,  5}teijtnger  ^JBb.  23. 

')  Go  fcbreibf  aucb  "2lbra^.  a  S.  Clara  eb.  Strigl  lY  256. 

')  Äilbcbranb  3QCßb.  V  2377  oermutet,  iia^  bie  '^Sejeicbnung  auä 
,töniglicber  ibauöeinricbtung"  ftamme.  ^Hbcr  bie  Kronen  ber  mittelalter- 
lieben  Kirchen  ftr.b  wobl  älter  als  bie  ber  föniglicben  ^aläfte:  ne  beftanben 
au«  einem  mit  2icfatern  befe^ten  ??inge,  bcffen  -Übnlicbfeit  mit  einer  Äronc 
offenbar  ^eranlaffung  i^u  biefcr  ^ei^eicbnung  gab. 

20* 


308  ^rone,  Kronleuchter  —  Äcumc 

3n  öffeircid)  finb  beibe  ^orte  nic^f  gebräuchlich,  fonbem  bafür 
Luster 'j  (mit  u  gefproc^en)  au^  frj.  lustre.  ©ie^  ^ort  toirb  neben 
Kronleuchter  üuc^  in  93apern,  '^ürftemb.,  93aben,  ^falj  bi^  nac^ 
•^ranff.  unb  ^oblenj  ^in  gebraucf)f,  in  93apcrn  Lüster  gefproc^en  unb 
iff  fo  getcgcnflicf)  uno  au^na()m0meij'e  auc^  fonft  in  ^eutfc^lanb  ju 
l()Ören.  ^n  ber  *5^eript)erie  »on  öfterreic^  toit  in  9^ieli^  tpirb  Kron- 
leuchter nur  t)on  bcn  gang  großen  £eu(^tem  öffentlicher  Qäk,  fonft 
Luster  öcbrauct)t. 

t)a9  tt)ci^e  Suncre  be^  93robe^  im  ©egenfa^  jur  Prüfte  ober 
9Rinbc.  3n  bcm  ^orlfcf)a^  man(^er  Orte  ober  manc{)er  Snbioibuen 
fet){t  ein  '2lu^btucf  für  biefe  (rac^e:  fo  fanntcn  feinen  fo(cf)en  meine 
®ett)ät)r^mQnner  auß  6c^n?erte,  fünfter,  93eut^cn  unb  eine  ^ölnerin, 
te)ä()renb  ein  Kölner  Kimme  angab,  1.  Krume  tff  je^t  f^on  in  ber 
})b.  ilmgangefprac^e  oon  faft  ganj  <5)eutfc^Ianb  unb  barüber  t)inau^  im 
9^orben  »on  öftcrrcic^  (93ö^mcn,  Olmü^,  *23ieli^),  auc^  in  93ern  gc-- 
bräud)lic^.  llrfprüngli(^  fd)emt  baß  QDöort  aber  auf  bo^  9^Db.  unb 
einen  ^eil  be^  *3?Zb.  bef^ränft  getocfen  5U  fein:  ogl.  mnbb.  krome, 
krume  nbi.  kruim  f.,  agf.  crüma  engl,  crumb^).  ioilbebranb  ®^b. 
V  2438  ff.  ertlärt,  too^l  toegen  eine^  mittelri)einifc^cn  Scugniffc^,  bk 
Äeimaf  be^  ^ortc«  für  mb.,  ^luge  ^b.  268  für  nbb.  —  2.  ®er 
in  6übbcutfcl)lanb  l)cimifc^e  21ugbru(f  ift  Brosame,  Brosem,  ber 
tnir  alß  I)D.  angegeben  toirb  für  ^einingen,  Coburg,  'Julba,  9lüftaff, 
^rciburg,  ^fc^aff.,  5ln«b.,  ^[Rünc^en,  "iHug^b.,  <23regen5,  <23ieli^.  3n 
bcn  9}iunbarten  läuft  bic  ©renje  5tt)ifcl)en  Krume  unb  Brosem  burc^ 
^^üringen,  icofclbft  ^Itenburg  Brudsn,  öaljungen  (Äertel  '^\)üv.  75), 
ioenneberg  Brose  (6pie§  93eitr.  35)  t)aben,  bann  nörblicf)  oon 
©c|)malfalbcn  unb  ^ulba  (Q3ilmar  3b.  57);  Leiter  bilbet  nac^  ^etjrein 
QSolf^fpr.  I  248  ber  ^ounu^  bk  ©renje  3tt)ifc^en  Krume  unb  Bru- 
>sem.  "Sluc^  Got'oringen  mit  Bresem  Bresen  (^oümann  5Bb.  63), 
iiuycmburg  mit  Bre'ssem  f.  (Qßb.  luj.  ^.  45)  gehören  jum  "^Brofam^ 
Gebiet. 

3.  3m  ^crcic^  ber  bat)r.--öfterr.  9}Zunbart  bie  Schmolle,  oulgär 
Schmollen^,   baß  mir  für   bic  5ft.rr.  "iHlpcnlänber  fon?ie  '21mbcrg, 

*)  <2ilterer  <23oIeg  <2öicner  Scitung  1781,  24.  "2Rärj. 
2)  Q3gl.  <5Dqöb.  V2438.    QBeiqanbqßb.1 1159.    Geelmann  3bb.  f.  nbb. 
<2>pr.  1908,  ]4  (Krü°in8  in  9^ieb.-Q3arnim). 

")  "iältcrcv  xieleg  für  die  Schmollen  ©uarinoniug   ®ic  ©rcwcl  (1610) 


Ärume  —  Krümel  309 

9^cumartt  bezeugt  toirb:  fonft  iff  in  93aDcrn  fc^on  Krume  unb  Brosam 
gcbräuc^lii^.  ^ür  Schmollen  toirb  aud),  5.  93.  in  *2Iuffcc,  ©rnünb, 
<3}tünc^cn,  nac^  Schöpf  3b.  442  auc^  in  ^irol,  die  Mollen  ober 
Molen  gcfagt,  bai  oon  bem  "Slbj.  möl,  moll  tocic^,  überreif  <oon  Obft, 
toa^  man  in  Berlin  müdicke  nennt),  norbb.  mollig,  '(>%  mollet  gc= 
^ört;  in  ^irol  fagf  man  nac^  Schöpf  gctoö^nlid)  mit  öubftantioirung 
bes  9^fr.  be6  "2Ibj.  das  Mole.  3n  Seil  a.  6.  die  Mulden.  Schmolle 
fc^eint  auf  eine  alte  9'Jebcnform  oon  Molle,  moll  mit  sm-  surücfju» 
geben:  ©cbmcUer  ^b.  11  549  erinnert  an  fc^toeb.  smula  bän.  smule 
QSrofanv  93rocfcn  neben  isl.  moH  'raica'. 

•^lu^  Kempten  toirb  mir  Brotmusel  angegeben,  ta^  toobl  für 
manbartlic^  ju  gelten  )^at  ^opotoitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  102  unb 
^lein  '^roo.^^b.  11  23  oeräeic^nen  Musel  '93rotfrume'  oue!  ^ug^b. 
(?rfterer  fügt  noc^  fd)(ef.  die  Piiiste  (aus  ®ro§g(ogau)  ^ingu. 

3n  manchen  Orten  ift  itatt  eine^  befonberen  ^orte«{  toie  Krume 
ber  ^usbrucf  das  Innere  ((fif.)  ober  das  Weiche  üHiä),  le^terer 
im  (5lf.,  93ruc^fal,  Äeibelb.,  ^Gßürtt.,  ^ornbirn,  (?ger.  3  t  So'Jcmig, 
'2öcibenau--3ucfm.  die  Weichel,  in  Uüersb.  bd  @[a^  das  Weich- 
liche. 3n  St.  ©allen  das  Linde;  ogL  6d)toei.3.  3d.  IU  1315 
über  bie  93erbreitung  oon  s  Lind,  linds  Brot.  3n  9}^ü^l^aufen  im 
(fif.  das  Weiße. 

Krümel 

bie  toinjigen  *2lbfallftücfc^en,  bi^  beim  93red)en  unb  ßj^nciben  bti 
'S.obe^  entftefjen.  <5)ie  im  oorigcn  'i2lrtifel  befproc^encn  bcibcn  i6aupf= 
ousbrüde  für  baß  toeic^e  3nnere  oom  ^cob,  Krume  un^  Brosam, 
jinb  begrifflieb  bie  ^oüeftioa  ju  ben  93e§eid)ni!n>^cn  b^ß  S?rümcl^. 
1.  Krume,  meift  im  ^l.  Krumen,  iff  in  bcr  ^ibeuiung  ''2ibfaü= 
ftüddjen'  je^f  feiten,  toeil  bai  ^ort  eben  getoö()n{icb  tn  bem  0inne 
'toeid)es  3nnere'  genommen  toirb.  Brotkrumen  toirb  mir  im  (3inne 
t>on  Krümel  au^  •5)orpat,  ^[Rarburg  unb  ^ulba  angegeben,  öonft 
toirb  im  Sinne  oon  '^Ibfallftüdc^en'  bai  beminutive  Krümel  ocr= 
toenbet,  baß  ebenfalls  noib--  unb  toefibeutfd),  aber  nit^t  öan5  fo  tocit 
oerbreitet  toie  fein  Stammtoort  Krume  ift.  (f?  reicht  füDlic^  biß 
Sd)lefien,   ^Soglanb,    5l)ütingen  (^D^einingen).     Äcffcn  ift  ©rcn^jonc: 


e.  741.  etieler  5.  6pr.  (1691)  1884.  Äeumann  Opuecula  (1747)  701. 
Wiener  Äocbbucb  (1708)  34.  74.  75.  Älein  "^roo.-QBb.  H  129.  a")opon)itfci^ 
Voc.  Aastr.  H  fol.  102. 


I 


310  Ärütncl  —  Äu^fäfc 

in  Raffet,  ^ülha  tt>irb  Krümel  unb  Brösel  gcfagt;  cbenfo  in  '2lfc^aff. 
Krümelchen  unb  Brösel.  <S)ic  ^eff.  Q3o(f^munbarf  \)at  einen  britten 
*2luöbru(l  Riwweln  Riww eiche,  toeftcrioälb.  Rimmeln  oon  ribbeln, 
bcm  Sferatio  ju  reiben*).  ®ann  fd)lic^f  bog!  Krümel =@ebiet  noc^ 
•^falj  unb  Coft)ringcn  ein,  ö)o  Krimmel  aud)  munbartlic^  iff  (^ufen= 
rict^  3b.  81.  ^oamann  QBb.  313).  3m  eifa§  ift  nacb  bem  &\. 
QQßb.  I  519  Krümmele  „allgemein",  bo(^  fagt  man  3.93.  in  9}iü^I-- 
i)aufen,  903alb^ambacb  bzi  ©aarunion  Brösle,  nicht  Krümmele,  in 
Äolmar  prösmete  (Äcnrl)  Dial.  de  Gohn.  142).  Q3gl.  elf.  9Dßb.  II 
198  Brösele  Bröschele.  —  3n  Olbenb.,  3et>cr,  2cer  fc^lf  Krümel 
nad)  meinen  ©eh)ä^r^männern.  "Slu^  Äarburg,  '^abcrborn,  .^obicn^, 
Stodhx.,  ioeibelberg  tt)irb  mir  Krümchen  angegeben. 

3m  gcnjcn  übrigen  6pra(i)gebict  toirb  baß  ©eminutiy  Brösel, 
feltencr  bai  ©tommtoort  baju,  Brosamen  üertoenbet,  alfo  in  "^Baben 
(in  Äeibelberg  neben  Krümel),  QDßürtf.,  93at)cra,  öfter reic^,  öc^toeij. 
Brosamen^  toirb  mir  für  ^axl^r.,  9?aftatt,  QBürtt.  (auc^  Brösamle 
nad)  'Jifc^er  Q35b.  I  1436),  (ot  ©allen,  93ent,  Brotsamen  ^)  mit 
t>olt^e:^mologifct)er  '2lnle|)nung  an  Brot  für  ^arl^r.,  3nn«br.  bcgcugt. 
<3onft  ift  Brösel  (fc^tt?äb.  Brösele)  üblid^cr,  nörblic^  hiß  QÖöcibcnou, 
3ucfnt.,  9}iar!neufirc^en,  Coburg  (Brösselchen).  Semmelbrösel 
finb  bk  auf  Q'^eibeifcn  geriebenen  alten  6cmmeln,  bte  gu  ^I5§en, 
3um  'panieren  ufü).  oertoenbct  toerben:  biefe  ^ei§en  in  93erlin  nic^t 
Krümel,  haß  nur  bic  unbcabfic^tigt  abfaHenben  ^eil(^en  einer  6emmcl 
ober  eineg  "^Srobe^  bcjcidbnet,  fonbcrn  geriebene  Semmel:  berlin. 
Semmelkloß  =  tirol.  Bröselknödel. 


?}Jan  untcrfdbcibet  jtoei  Äauptgattungen  oon  ^äfen,  bit  6ü§-- 
milc^--  ober  £abfäfe,  bte  au^  fü^er  'zSJtilö^  bmd)  3ufa^  oon  2ah  bc-- 
reitet  toerben,  unb  ju  benen  bie  meiften  teueren  ^rportfäfc  gehören,  unb 
bic  öauctmil(^{äfc,  bk  auß  fauerer  'SJJilc^  gewonnen  toerben  unb 
billige,  jum  großen  ^ctl  am  Ort  ber  Äerftcllung  felbft  oerbraucbtc 
5^äfc  ftnb.  3n  "^Berlin  ^ei^f  bicfer  6auermtl(^fäfe,  ber  gefallen,  in 
längltcbcn   ecfigcn  ötüdfcn   l^ergeftellt  toirb   unb  möglicfeft  durch  b.  b- 

')  Hilmar  3b.  325.    '^Pftftcr  9^ac^tr.  232.    ercccliue  Qßb.  I  208. 
2)  ^JZunbartt.  in  9?appenau  9}Jciringcr  QBb.  133.     gif.  Broseme  Qöb. 
II  198     6cbn>ci8.  Biösem  3b.  V  802.    Gcbtoäb.  Brosam«  gifdicrOBb.  I  1436. 
'*)  93gl.  ültcnburg.  Brudsn  Äcrtcl  "^bür.  75. 


Äu^fäfe  311 

Tcir,  Durc^  unb  Durc^  gelb  fein  foU,  Kuhkäse.  '5)cr  x)camc  Kuh- 
käse tft  in  faft  ganj  9'Jorb--  unb  97Jittclb€Utfd)l.  ocrbreifcf  (fct)(f  aber 
5.  ^.  in  i^obl.),  bebeutet  jebod)  in  ^ieli^  cttoag  anbcre^,  nämlic^  ben 
ungefocmfen  toci§en  ^äfe  ober  Quarf,  toä^renb  bcr  geformte  Quargel 
bei§t.  3n  Stettin  fagt  man  Berliner  Kuhkäse,  ber  alfo  borf  im= 
porticrr  ift.  3n  ^raunfd)tDeig  \)tx^t  er  Kuh-  ober  Laudkäse.  '^on 
bcrfclben  *21rt,  aber  ju  fleinen  freisrunbcn  Stücfeu  geformt  ift  ber 
Harzer  Käse,  auc^  fct)(ecbtipcg  Harzer  (in  ^infcn  Harzkäse),  ber 
au6  bcm  iöarj  ausgeführt  toirb  unb  fic^  alfo  cigcntli«^  mit  bem  ^u^= 
!äfe  nicbt  genau  becft.  JJlit  ^ümmelförnern  gemifcbt  \)ti^t  biefer  ^äfe 
Kümmelkäse  (3.  93.  in  ^crl.,  Äamb.,  i^icl,  <5)eutfct)--.^rone),  in  ^öln, 
cicgb.  Mainz erkäse. 

^on  ungefähr  berfelben  '2lrt  ift  ber  Handkäse,  ber  im  »eftlicbcn 
^eutfd)!.,  in  Siegen,  ?3Zarb.,  ^ulba,  ^ain^,  Äeibclb.  biefen  xTtamcn 
fü^rt,  toeil  er  mit  btoger  Äanb  gemacht  toirb ')  (in  ^üffelb.  Faustkäse). 
*33cnDanbt  ift  ber  tocic^e,  gum  Sd)mieren  geeignete  5?äfe  (au^  gcfc^moU 
jener  Ääfemaffe,  tk  erfaltet  ift,  beftel)enb),  ber  in  "S^iarburg  Kochkäse, 
in  Siegb.  fauler  Käse  ^ti^t  ^opotoitfd)  Q3erfuß)  224  nennt  einen 
äbnlicb  befc^riebenen  ^äfc  Streichmatz  ober  Sti-eichkäse.  —  3n 
'5)re^ben  entfpric^t  bem  ^ut)fäfe  bcr  deutsche  Käse,  oon  bem  man 
jtpei  'Wirten  unterfc^eibet:  bie  länglid)  geformte  ^ci§t  (urfprünglicb  na-- 
türiic^  fd)er5t)aft)  Leichenfinger,  bie  runbe  Hai'zer  Käse. 

3n  Öfterreic^  becft  ftc^  mit  bcm  Äar^er  ^äfc  auch  in  bcr  ^orm  bcr 
Quargel  (©etninutio  oon  Quark):  fc^lef.  munbactl.  Quargla,  auc^ 
Olmützer  Qu.  Oberfäc^f.  (Juärchel  ift  nad)  ^O^üHcr-xyraureutt)  QBb.  II 
313  ein  f leiner  Quarffäfe  in  Stangenform.  Quargel  mu§  in  ^ien  au« 
nftrblicbcr  mb.  ©egenb  eingeführt  fein,  t>a  bcr  ^anbcl  oon  tv  in  qu 
(poln.  tvarog,  fpätm^b.  twarc)  mittelbeuffd)  ift;  baß  g  ift  etpmologifc^ 
berccbtigt,  ba^  k  r»on  Quark  im  '2lu^laut  entftanben.  Örtliche  öftcrr. 
3biofigmcn  für  ben  Quargel  ftnb  8.93.  Alpkas  ober  Heimkas  in  Seil  o.S., 
Reßkäse  in  ^ombirn  Don  reß  'fd)arf,  bei§cnb'  (i^gl.  ^lein  ^roö.-- 
lS>b.  II  86).  '2ln  manchen  Orten  mirb  biefe  gcn)öt)nlic^fte  "^Irt  bc« 
Ääfc^  aud)  fc^lec^troeg  Käse  genannt,  fo  in  Sc^le^it».,  £ccr,  ^etcre» 
bürg,  3ci^,  "Bcut^cn,  9DZcin.,  ^aberb.,  ^n«b.,  93ieli$.  93gl.  aucfc 
ben  ^rt.  Weißer  Käse. 


*)  93gl.  Gtieler  5.  Spr.  1489:  Quargfäfc  caseus  in  formam  melae  manu 
pressos.    ^QSb.  IV  2,  399.  VII  2318. 


312  ^'<fä^c 

tU^anUv  itocifpdnnt^ctr  --^öagc^  mtf  QUerÖcd;  Galakutsche,  Hoch- 
zeitskutsche. ®o^  QBort  tft  tm  cj^njcn  bcutf^^cn  6prac^^ebiet  \jcr= 
breitet  (in  Snn^br.,  O^eic^cnbcr.^  Gutsche')  ^cfprod^cn),  aber  bod)  in 
einer  großen  9^eit)c  öon  Orten  ungcbr3uc^lii^  ober  tocnic»fteti^  fctfcn. 
3n  manchen  6fäbtcn  tote  9?offod,  93rc^lau  fc^cint  e^  au  oeratfen:  e^ 
mögen  ba  freiließ  atX'i)  inöiuibueffe  tlnfetfd^iebe  be^  "^otfgebrauc^e^ 
beftc^cn.  3n  folgcnben  Orten  tft  Kutsche  tocni;j  obev  garnid^t  üb(ic^ 
unb  burdf)  anbcre  *2Dortc  erfe^t.  l.  burcb  Equipage  (in  Öfterreic^ 
mit  kw  gef proeben '))  in  'peter^b.,  ^?orpat,  93eut^en,  Gaffel,  öiegb., 
9J2ain^,  ^oifsr^I.,  ^onft.,  <30Hiic^cn,  ^ug^b.,  ealjb.,  QSölferm.,  ©raj, 
Qßien,  3n:itrt,  Sglau,  931611^.  *2lu(^  in  Qöicn  ift  Kutsche  nic^t  üb* 
lieb:  \t<itt  Hochzeitskutsche  fagt  man  l^ier  Brautwagen,  ftatt  Hof- 
kutsche Hofequipage,  ^ocb  kutschiren,  Kutschirwagen  ''^f)ae= 
ton,  bcn  l)tv  93cfi^er  felbft  lentt  (b,  i.  kutschirt)'  fotoic  Kutscher 
toerbert  gefagt.  ©ö§  QBort  Equipage  fommt  aucb  an  ben  Orten  oor, 
too  Kutsche  gebraucf)t  toirb,  unb  bcjeicbnet  immer  ben  ^errfdjaftUdjjen 
OB  gen,  träbrrnb  i>k  Kutsche  audb  eine  „^icf^!u(f4)e"  fein  !aitn. 

2.  Chaise  ftatt  Kutsche  faat  man  fn  Coburg,  "Juiba,  -ü^ar- 
burg,  Qöif^bv  ^onaucfd),,  ^n^b.,  "Slmberg,  ^cumarft  (Glaschaise), 
^ürttcinb.,  tro  Kutsche  crft  in  neuerer  Seit  einbringt  unb  in  ber 
*3Jiunbart  5.  5.  '^inbertpagen"  bcbcuteJ.  Chaise  fommt  aud^  fonfi  in 
6übbcutfcblanb  t)or,  j,  93.  in  Cotbr.  (<5oÜmann  ^b.  440),  (5(fa§ 
C^b   n  435),  Äcibcl^.,  '2:'fc^aff.,  Äof,  ©onaumörtb,  "Sregcna. 

3.  Kaless(e)  (=  cccb  kolesa)  in  93u;t.,  3udm.,  Sauernig,  Cinj, 
9^teb.=Öft.  auf  tem  £an.  c  (Uufcr='2DaIter!§^crf),  6icbcnb.  Galesse 
fcbrcibt  aucb  ©oet^c  (*2Bciganb  9D3b.  I  966),  mir  ift  Kalesche  gc= 
lätpger.  0a^  früfcr  mcitcr  ocrbrcitefe  Qöort  ift  anbcrroärtö  öcrclfet. 
^unbartlitb^i  Kaletsch  in  (Slfap  (^b  I  430)  unb  Got^ringen  (^ott-- 
mann  QBb,  271). 

4.  QIu^  in  i^ön'g^b.  vt  Kutsche  feiten:  bafür  Verdeck- 
wagen unb  Halbverdeckwagen  =  Äalbfutfcbe.  —  Qöo  Equipage 
r?i*t  paffenb  etfcbeint  unb  Kutsche  nid)t  gcbräucblicb  ift,  toie  in 
^tfcl,  5?obl.,  9^offo(i,  ti?irb  einfacb  Wagen  gefagt,  in  Kempten  Ge- 
fährt, in  Cengcnfelb  Landauer. 

')  3ru  16—18.  Sab^bunbcrf  njirb  t>aß  <^ort  nocb  öielfacb  mit  G-  ge- 
fcbneb.n  (Q3'lcac  ^rüntft  (Jnctjcl.  (1792)  245ff.).    '2}gl.  aud)  Scböpf  3d.  225. 

^)  ^flg  man  boS  'TGcrf  in  93^rlin  ron  jc'-cr  mit  k  it)ie  im  '^ranjöilfc^en 
fprod),  joifjt  Snic- iai«  Ekipagc  (5?ci>e  V  1785  o.  276). 


Ätitfci)c  —  ^utfc^er  313 

®a^  9[ßorf  Kutsche,  bai  bttannüid)  au^  ungar.  kocsi,  'S^agen 
aui  Kocs,  einem  orte  bei  ^^aab,  ^röorgegangen  ift^),  ift  alfo  gerate 
feiner  Äcimat  junäc^ff,  in  Öfterrcic^,  am  mciftcn  jurücfgcgangen.  (iß 
mag  bie^  bamit  jufammcnfjärtgen,  t>a^  Kutsche  urfprünglic^  einen 
9JcifctDagcn  bezeichnete,  ber  über  2anb  fu^r,  toie  bie  ^ocfcr  '^Bagen. 
Scbler^  ilniDerfal=eericon  XIV  1737  6.  2187  erflärt  Kutsche  al« 
'bebedten  'Jßagen  oor  reifcnbe  ^crfonen',  loäprenb  ber  Cuyu^roagcn 
Karosse  ^ie§:  „®ie,  fo  mebr  ju  ber  93?qucmlic^feit  unb  <5taat  an-- 
gefe^en,  toerben  a\xß  bem  '^ran^öftf^en  Garossen,  bk  aber  fo  oor 
9'?cifenbe  bienen,  Kutschen,  ober  Land-Kutschen  genennet".  0oc^ 
bürfte  Karosse  nic^t  überall  gleich  üblich  gcwefcn  fein,  ogl.  "^Ibelung 
Qßb.  n  1850.  ^n  bic  6tcüc  be^  oeraltefcn  Karosse  rücfte  bann 
teil^  Kutsche,  teil^  Equipage  ein,  baß  eigentlich  bie  ^u^rüftung  jum 
•Jahren,  <5ut)rtt)er!,  bA,  '^ferbe  unb  QBagen  bebeutete.  Kalesche, 
Chaise,  Landauer  finb  eigentlich)  befonbere  *2lrten  oon  ^IBagen,  bie  aber 
mangels  ^enntni^  i^rer  ^D^icrfmale  nicf)t  immer  auöeinanbcr  gehalten 
»erben  ^). 

^utfc^et 

aüyemetnfte  93e5ei4>nung  btß  ^agenlcnfer^  fotoot)!  oon  £aft=  tok 
öon  ^erfonenfu^rtDcrf.  daneben  Fuhrmann  nur  für  bk  Genfer  oon 
Coftwagejt.  ^kß  ift  ber  berliner  ©pracb^ebrauc^.  "^aoon  weicht  äu= 
näc^i'i  giylanb  ab:  bort  toirb  ber  <5)rofc^fenfuifcber  Fuhrmann  ge= 
nannt,  unb  ber  "^orpater,  ber  nacf)  'Berlin  fommt,  ruft  auc^  ba  bm 
®rofd)fenfutfc^er  mit  Fuhrmann  an,  toag  nun  ^ier  beinab  läc^erUc^ 
toirft.  Unter  Kutscher  oerftebt  man  in  0orpat  nur  ben  Genfer  einc^ 
^rioatlpagen«^,  einer  Equipage,  nnb  für  ben  <5ü{)rer  cine^  £afln)agen^ 
fagt  man  ttxoa  Fuhrkerl. 

3m  9Zorbioefteu  ^euffc^Ianb^  ^af  fic^  noc^  baß  alte  Hau  der  er 


')  <S)kß  ^at  perft  eornibe^  Ungrifc^cg  '3}?aga5in  I  (1781)  15.  n  412  ff. 
ermittelt.    ^Sgl.  weif  er  pgrüni^  enctjcl.  57  (1792)  245  ff.  265. 

*)  3n  bem  itluftrierten  ^eutf(^=eat2t'i.  Tßörter-QSücfyfcin  oon  i)'^ürnb. 
1732  S.  120  ift  bie  Caless  alö  ein  leicbter  offerier  9?eifcnjagen,  bie  Kutsche  ober 
Carete  aU  ein  gefd^loffener  geiei^uef.  3n  ^rüni^  Sncpcl.  32  (1784),  604  f. 
flnb  Sierlic^feit,  orbentUc^e  Si^e,  ^Inffricb  aläi  SÜJierfmale  ber  Kalesche  bc- 
jei(^ncf.  *S)ic  Sches  ift  i«  6lfa|  eiiie  ^uff(^c  mit  betoeglicbcm  ©acb  (^b. 
n  435).  'Jlbclung  QCßb.  I  1322  befinirf  Chaise  al^  eine  bolbe  Äutfcbe,  einen 
j»cifi!?igcn  Qöagen  obne  '3;ürcn  uab  93orbern)änbe,  njäbrcnb  für  bie  Kutsche 
baß  ®efd)loffcne  tocfentticb  ift. 


314  Äutfc^cr  —  eodjfi! 

für  t)cn  £o^nfutfc()cr,  ben  93cft^cr  ober  ^ül)rcr  cinc^  'SJJict^magcn^  er- 
halten: in  Äeffen  (Qanbad)),  'JBcftfalcn  C^ÜfJünfter,  ^aberb.,  6c^tt)crte, 
i)ol5^aufcn),  in  ber  9Rt)einprot)inä  (QBcfel,  ^refelb,  9?em[d)cib).  93gl. 
^e^rcin  QSolfgfp.  I  188.  "^fiftcr  9Zac^tr.  95,  tvomd)  Hauderer  in 
Äepn  au6)  ben  "SOJicttoagcn  mit  ®aul  beseid^net.  3n  'SO^einingen, 
'2lfd)aff.,  ^ürtfemb.  ift  bo^  Qö3ort  fd)on  im  Q3erfd)toinben.  ^bclung 
Q93b.  II  1003  bcjcugt  e^  für  feine  3eif  a\ii  bcm  ^oburgifc^cn,  auc^ 
in  ber  93cbeufung  'SOZicfnjagen,  ät)nlic|)  alfo  H?ie  in  ßii^Ianb  Fuhrmann 
nid^t  nur  ben  ©rofc^fenfutfd^er,  fonbern  auö)  bic  ©rofc^fc  felbft  bc-- 
beufet  (f.  ^rt.  Droschke).  3c^t  ioirb  mir  au^  Coburg  Lohnfuhr- 
werker  angegeben.  9^ac|)  ^lugc  QQöb,  196  erftrerft  fic^  Hauderer 
in  ben  93elegen  be^  18.  3<it)r^unbert^  öon  ßcips-,  9^ürnb.,  Erlangen, 
'^lltborf  einerfeif^  bi^  nac|>  9ran!f.  (bti  ©oet^e),  9)knn'^cim  (für  ba^ 
c^  ^ojarf  in  einem  93rief  oon  1778  bezeugt),  S?arl^r.  anbercrfeit^ '). 
0a^  93erbum  haudern  '9?cifenbe  für  £o^n  fahren',  baß  ^fiffer  a.a.O. 
als  ed^t  ^effifd)  bcäeicbt^ct,  auc^  öon  ©oetl^e  gebrandet,  berul)t,  toie 
Qöeiganb  erfannf  l)at,  auf  fpätm^b.  hüren  in  einem  9}?icttt)agen  fahren 
=  mnbb.  nbl.  huren,  nbb.  htiren  ((5(^ambadb  'Job.  89),  anglf. 
hyrian  engl,  hire  'mieten',  n|)b.  heuern  feemännifd^cr  ^usbrudl  für 
taß  ^kUtt  oon  "SO^atrofcn  in  ben  norbbeutf(^en  (Seeftäbfen.  QSgl. 
6d)umann  <2Ö.  o.  ßüb.  76  (Hür),  9rifd)bter  <2öb.  I  288. 

örtlich  bcfd^ränfte  'Slu^brüclc  finb  Geschirrführer  in  QOöeimar, 
ber  Bauer  im  ttjürft.  Untcrlanb,  um  Stuttgart  unb  nörbli(^  baoon  für 
ben  ^rac^tfu^rmann,  ber  Bote  in  ©aljb.  für  ben  au^  ben  Dörfern 
fommenben  <5u^rmann,  ber  in  ber  Qtcibt  ^ef orgungen  für  bk  93auem 
tnad^t.  3n  *2lf(^aff ,  2ln^b.,  ^Zeumarft  fagt  man  Fuhrknecht  ft. 
Fuhrmann,  in  ^uffee  Roßknecht. 

9icbcn  biefer  gcmcinbcutfdbcn  93encnnung  bc^  '5ifd()c^  (Salmo 
salar  L.)  bcftel^t  eine  geograp^ifdb  befc^ränftc,  Salm,  t>k  ben  9ij<| 
in  einem  getoiffcn  ötabium  bejeid^net,  im  (?lfa§  in  ber  oon  <5cbruor 
bi^  Söcobi  (25.  3uli)  bauernbcn  £aid^5eit,  bic  ber  "Jifc^  im  6ü§tt)affer 
ber  bluffe  anbringt  ((flf.  935b.  II  355),  in  ber  öc^toeid  »om  2\.<^^. 
h\9  21.  Suni  (^QBb.  VI  30).  Äo^berg  fd)reibt  (1687),  ba^  ber 
6alm  im  ioerbft  Cac^«  genannt  locrbe  («S^b.  VIII  1697  f.).  3n 
anberen  ©cgenben,  fo  in  Äobl.,  ^efcl,  "SKünfter,  ^ürttemb.  bebeutet 

0  939I.  noc^  9)?üacr-groureutt)  <3ßb.  I  482. 


2aö^i  —  ßabcn  —  eabcnttfcb  315 

Salm  bcn  fnfc|)cn  ^ifc^,  bcr  gcfoc^t  mxb,  unb  Lachs  bcn  geräucherten, 
^er  9^ame  Salm  iff  auf  90ßcft--  unb  ©üblpeftbcuffc^lanb  befc^rön!t, 
a(fo  bo«  ganjc  9^^einlanb  (90öc[el,  ^üffclb.,  ^öln,  6icgb.,  9^emfc^eib, 
Jflün^Ux,  ^obl.,  ^rier,  6aarbr.,  9)Zain8,  &l,  ^aifergl.),  ^abcn  (Äci- 
belb.,  ^arl^r.),  Sc^toeig,  '53re9cn3,  QSürftemb. ').  3n  9Raftatt  Sälm- 
ling.-  linbefannf  ift  Salm  auä)  tocifer  öftli^  nic^t  unb  erfc^cint  t)a 
öfter  auf  bcn  6pei[efarten,  aber  cinl)cimifc()  ift  im  Often  nur  ber 
dlamt  Lachs. 

ßaben 

''33erfauf^raum'   ift   je^t   fc^on   jiemtic^    gemcinbeutfc^.     "Sianeben 
bi\Hi)cn  nod^  anbcre  'Slu^brüdEe,  bic  ober  im  93eraltcn  begriffen  gu  fein 
flc^einen:  in  ®orpat  Bude,  auct)  für  bk  fcinftcn  £äben  gebraucht;  in 
die  Buden  gehen   'Die.  2äben   befucf)cn'.     3n  9'^iga  ift  Bude  fc^on 
veraltet.  —  3n  Öfterrcic^  au§er  93ö^men  ift  Gewölbe  ber  getoö^n^ 
lic^e  '•2lu^bru(l,    boä)  n?irb  aud^  Laden  gebraucht,     ße^tere^  ift  ber  in 
"Böhmen  ^errf^enbe  ^u^brurf,   nur  in  9^eic^enberg  toic  in  QQöcibenau, 
3ucfm.,  93iel.   ift   toieber  Gewölbe  t)äufiger.      3n  Saucrnig  Kaufge- 
wölbe.    QSielfa^  toirb  auc^  bai  überall  übliche  Geschäft   oerloenbet, 
5.  ^.   heut  sind  die  Geschäfte  geschlossen,   too   man   in   93erlin 
auc^  fagt:  heute  sind  die  Läden  geschlossen.     3n  QCßien  ift  Ge- 
wölbe n)cniger  I)äufig   al^  in  bcr  '^rooinj;   in   ben  Seitung^inferatcn 
ift   c^   fd^on   oiclfac^  burc^  Geschäftslokal  erfe^t.     ©aneben  toirb  in 
9Gßien  Laden  oertoenbet  in  ben  'fallen,  ioo  ein  fleincreg  ®efcI)äft^lo!al 
mit   bcr   90ßo]^nung   be^   ®efcl)äft^inbabcr0   oerbunbcn  ift:   Schuster-, 
Greisler-,  Kaufmanns-,  Bäckerladen.     93ereinaclt  fommt  Gewölbe 
für  2obcn  auc^  in  'SJiittelbeutfc^lanb  (<5ulba)   oor:    in  ßcipjig   nur  in 
Kräutergewölbe  ""Srogenlaben'.      Sonft   toirb   mir   au^   ®eutf(^lanb 
Hur  Laden  bezeugt.     3n  ?:rier   ^brt   man   no^    Gädemchen   für 
einen  fleinen  £aben.     G^   ift   ba^  deminutio   bti  früher  Vodt  oerbrei« 
teten,  je^t  faft  überall  oeralteten  m\)b.  gadem  gaden  Kammer,  gaben, 
6todEtoerf ').  —  'Jür  Ladenmädchen  im  6üben,  j.  93.  in  6aljburg, 
Ladnerin. 

tjbljerne  QJorric^tung  mit  langer  ^ifc^platte  in  einem  gaben,  auf 
ber  ber  "Serfäufer   ben  ^unben  bie  <2Baren   öorlegt.     l.  <3)ie  93eaeic^= 

^)  «^o»)Otoi(fc^  gScrfuc^  315    tcnnt  ^ranten,  6cl)tt)obcn  unb  Gc^weij 
aW  ©cbiet  oon  Salm. 

2)  Gaden  95ube,  ßaben  bejeugt  Älein  ^roo.-<2Bb.  I  132  für  bai  18.3^- 


I 


316  Cabcntifd) 

nung  Ladentisch  umfaßt  baß  gansc  Qpvad^^tbkt  mit  ^lu^na^me 
ßiolanb^,  bc^  norblpeftUc^cn  <S)cutfd)lanb^  unb  ö)1tccrct(^^,  tt>o  anbcre 
<2lu^brüdc  gebraucht  tt)ccbcn. 

2.  0tc  Lette  in  "Sorp.,  'xRiga,  nac^  "Jrifi^bicr  ^b.  IE  31  prcu§. 
Litt  Plaut),  Lött  n.  (m^b.  lyt  1365  n.  ef)r.),  ba«  cigeml.  bic  ^lapp- 
für  am  ßabcntifc^  beseic^nct,  ba  Lit  auc^  '©ccfclc^arnicc  bcbcutct 
(a^h,  m^b.  lit  0ccfcl,  angif.  hlid  ^ccfet,  ^ür). 

3.  «Sic  Theke  am  9Zicber-  unb  'Mittdv\)zin'):  933cfcl,  <^niih„ 
^öln,  ^onn,  ^obt.,  femct  ^ricr,  ^ie«b.,  ^ranff.,  ®armft. '),  in  ber 
'^fala  **),  Äcibclb.,  93ruc^fa(,  ^^(i)aff.,  aud)  im  ic)cfrtfd)cn  ("Julba,  @e^ 
gcnb  oon  ©ic|en  unb  "xDiarburg),  in  Qöeftfalcn  (Gicgen,  *2lrngb.*), 
*3)or(m.  ^),  Gc^ipcrtc,  '^Oiünft),  n5rblic|>  biß  9'Zorbcn  in  Oftfric^l.,  nac^ 
Junger  3.  btfc^.  6pra(^t>.  21,  150  aud^  in  O^nabr.  unb  'SO^inbcn, 
ferner  in  ^infen  Wi  ßcCle  unb  5ftltct)  big  ßüncb.,  too  banebcn  f^on 
Ladentisch  auftritt,  ße^ferer  ^u^brudf  tt>irb  mir  aud^  für  ®'6tt., 
Oiöenb.,  ßeer  angegeben.  2at.  theca  fcnnf  in  biefer  93ebcutung  f4)on 
ein  Vocabularius  theutonicus  oon  1482,  <3)iefenb.  ®loff.  574:  „theca 
faft,  labe  . . . ,  fci)afftel  borauff  man  etma^  legt" ;  tbb,  Gloss.  batav. 
„theca  tiefe,  fcaprcbc,  fe^cforf,  caffe,  baer  man  iet  in  leggf)ef."  "Sic 
93ejcic^nung  rüt)rt  alfo  ba^er,  ba^  ber  Cabcntifc^  aucb  für  bie  £abcn-- 
faffe  unb  5ur  '2lufben)a{)rung  t)on  QBaren  bient.  (Sie  erfd)eint  auc^ 
in  ber  0c^riftl'prac^(t  bei  toeftbeutfc^cn  Gc^riftftellern :  iocrjog  ((flbcrf.) 
®ie  ^i^fottcnö  178,  ßambred^t  "Slrmfünbcrin  4  (Äunörüd),  Q3iebig 
^inber  b.  Sifcl  23  (Thek  im  '5)ialo(;),  9[Karg.  <23öf)me  QD3.^.®.9}i.ü.6. 
45,  Stegemann  (bei  ^obl.)  ^reifenbe  93cd)er  159,  93loem  ^aß  eifcrne 
3a^r  327.  'Qind)  ber  Gcbmciser  3.  Sc^ajfner  ®ie  golb.  "Jra^e  196  f. 
tt)cnbet  baß  93ßort  neben  Ladentisch  an.  Theke  bejcic^net  auc^  ben 
Sd^enftifd^,  ber  ja  gang  glcicbartig  ift,  baß  ^abn^of^buffet  u.  bgl. ") 
3n  Öftcrreidl)  wirb  Theke  in  öänjlid^  abmei4)cnber  93cbcutung  r>cr 
tocnbct,    nämlic^   für    baß  <3(^ul^cff  (Zeichen -Theke   '3eic^enl)cft*y 


a\xß  bem  eifafe.  <33gl.  ferner  ®lßb.  IV  1,  1  ep.  1133.  Sn  anberer  95c 
beutung  »irö  bo^  QÖßort  munbartU(^  t)on  6pic§  'Bcitr.  68,  QSitmar  3b.  113, 
6^öpf  3b.  166  angegeben. 

1)  9391  awö)  5?et)rein  iNolf^fpr.  I  404. 

2)  ©unser  3-  btfc^.  Sprac^oer.  21,  50.  150. 

^)  93gt.  ^eiper,  ^ranj.  '^amiUt.nnamen  in  b.  '^fatj  C^rogr.  3tt)eibr 
1891)  6.  62. 

*)  3.  bffc^.  6prad)0.  18,  195. 
5)  gbb.  19,  158. 
«)  S^eipcr  a.a.£>. 


eabcntifd)  317 

urfprünqlic^  für  ben  Umfd)lag,  in  bem  biefc  Äcftc  gu  fteden  pflegen. 
2at.  tlieca  tear  aucfe  fc^on  in  a^b.  Seit  entlct)nf  n?orbcn  in  bcr 
QStbcufung  '^iffenbejug',  a\)b.  ziecha  n^b.  Zieche,  (»gl.  2lrt.  Bett- 
überzug). 

4.  <3)cr  Tresen  in  Bremen,  Olbenb.,  Äannoöcr^),  £üneb., 
93raunfd)to, '),  Äalberft.  Q3ilmar  3b.  78  fannte  Dresen  für  '®clb= 
fd)ublabe,  ^rämectifc^'  aui  ben  nbb.  Stäbien  Äcffen^  unb  uem  6cbaum= 
burgifcben.  *21u§  ber  6d)riftiprad)c  \)abz  id)  nur  einen  93cleg  jur 
Äonb,  ^.  6d)netbcr^  9\oman  Slfe '^efcrfen  (93remcn)  I  101.  Tlire- 
sore  ober  6c|)enftifd)e  5itirt  Gc^önaic^,  ©ic  ganje  '2lcfti)etif  m  einer 
9^u§  (1754)  6.  355  ber  Ä'öfterfc^en  ^u^g.  au^  d.  9^.  9^aumann« 
9^imrob  oon  1752.  ®a^  '^ßort  bebeutet  n?ie  Theke  urfprünglict)  bie 
£abcnfaffc,  in  ßübed  Tres  hk  ©elDlabe  (Schumann  903.  o.  £üb.  17). 
(f:?  ge{)t  auf  üt)b.  treso  alffäc^f.  tresu  triso  mnbb.  trese  au^  lot. 
thesaurus  'Qd}a^'  jurücf. 

5.  ®ie  Tönbank  ober  Tombank  in  Hamburg''),  ioarburg, 
6c^Ie^tt)ig  *),  ©anjig,  oon  '5nfd)bier  9[ßb.  II  405  unb  3.  beutfc^. 
ßprac^oer.  18,  195  aU  prcu^ifd)  angegeben,  ipcftf.  bic  Töne,  Tön- 
bank (0.  epe,  ®tfd)e  9}^unbarten  III  382),  bei  QSilmar  3b.  78  unter 
Dresen:  Donbank,  o^ne  Angabe,  ob  bte^  I)effifcl)  ift.  3n  ßübec! 
(Gc^umann  ^.  o.  £üb.  17)  unb  xO^ccflenb.  (3.  btfd).  Gprac^ocr.  19, 
158)  bebeutet  Tonbank  6d)en!tifcb.  3n  ber  £itteratur  begegnet  i)a§ 
<2ßorf  a.^.  bei  ^renjTen  3örn  II^I  160.  ^lau^  Äinr.  93aa^  158. 
203.  Tönbank,  nad)  Carften^  (3b.  f.  nbb.  6pr.  1901  6.  60)  bit- 
inarf(^.  tünbank,  oftfrief.  tonbank,  ionbank,  nbl.  toonbank  ift  bic 
*33anf  jum  tonen  nbl.  toonen  seigen,  5ur  6c^au  fteüen,  ton  bit 
6c^au,  "^Befic^tigung. 

6.  3n  Öftcrreic^  bi^  nad)  Q3orarIberg,  935bmen  unb  ©cbleftcn 
^in  unb  im  (üblichen  93apcrn  (^ün6).,  5?cmpt.)  ift  ber  oolf^tümlic^e 
^u^brud  bie  Budel  ober  Pudel.  "Sa^  '2ßort  fc^eint  oon  ioaus  aui 
ein  langet  ^Srett  gu  bcjeii^nen,  bcnn  c^  bebeutet  aud)  hit  ^egelba^n 
ober,  toie  ^opotoitfc^  Voc.  Austr.  I  fol.  72  R  gcrauer  fagt,  bic  ^cgel- 
ba^n  nur  mit  einem  93rett  in  ber  xO^itte,  n)äl)renb  bie  ganj  au^gc-- 
bicltc  ^egelba^n  bie  lange  Bahn  ^ei^c.  93g(.  auc^  Älein  ^roo.-- 
^b.  II  68.      Gc^meaer   9Qßb.  I  382.      Äbfcr  <2Bb.  I  126.      eaftclli 


')  ^gl.  3.  btfc^.  eprac^ö.  19,  158  (O^nabr.) 

*)  gSgl.  ebb.  18,  195. 

')  93gl.  Scbü^c  Äolft.  3b.  IV  269. 

*)  9^00^  earftcn«  3b.  f.  nbb.  6pr.  1901, 60  in  (Sibcrftebf  unb  Gtapelbolm. 


m. 


318  Cobenttfcf)  —  2qU 

QGßb.  99.  ßcfcr  ^ärnt.  ^b.  45.  6c^nftfprac^Iic^c  Belege:  (JrtI, 
9^ac^bcnHic^eg  <33ilbcrbuc^  (1911)  6.  256;  ©rctnä,  0ag  Äaug  ^ic^otl 
6enn  61.  <5)cr  ^nibvnd  tommt  aud)  in  9^orbbeuffcf)Ianb  oot,  aber 
in  bcr  ^cbcufung  '^c^Icr':  pudeln  einen  ^ef)Icr  machen  =  öftctr. 
patzen  (Patzer  '^fufc^er'),  verpudeln  'oerpfufd)cn,  oerbcrben").  (Jr 
ffammf  too^l  au^  bem  ^egclfpicl,  too  Pudel  einen  ^e^ltourf  bebeutet,  bei 
bcm  bk  ^ugcl  auf  bem  Caufbreit,  b.  i.  eben  ber  Pudel,  liegen  bleibt, 
o^nc  bk  .^cgel  au  cmid)en;  anflingt  ba^  fpnonDme  Pnidel.  prudeln^ 
ogl.  qßeiganb  ^öb.  n  485.  488.  Pudel  toirb  1755  oon  9?ic^ei! 
aB  ^amburgifcf)  (^(uge  <2Bb.  358),  1799  oon  ^2Ibctung  <2öb.  U  857 
ai§  ober-  unb  nieberfäc^fifc^  (medfenb.  Puden)  gebucht.  (?s  ift  »iel- 
leic^f  über  Sc^Iefien,  bem  ^opotoitfd)  Voc.  Austr.  I.  fol.  72  R  Budel 
aufd)reibt,  nac^  9^orbbeutfd)lanb  gebrungcn.  —  ^opotoitfc^  a.  a.  O. 
gibt  al^  nürnberg.  <2lu^brucf  feiner  Seit  (18.  3a^r^.)  für  ßabentifd)*  die 
Tafel  an. 

2aU 

genauer  Salzlake,  Heringslake,  bog  ealatoajTcr,  in  bem  bie 
Geringe  lagern,  ^on  anberm  ealjtoaiTer,  j.  ^.  bem,  in  »reifem 
<5lcifc^  gepöbelt  toirb,  toirb  bai  ^ovt  in  <53erlin  faum  gebraucht,  f*on 
toeil  baß  ^öfetoaffer  ^ier  nic^t  toie  bk  Äering^Iafc  ben  Käufern  ju 
©eftc^t  tommt,  bagegen  in  ^anjig  unb  anbertoörfg.  &§  ift  bai  mnbb. 
mnbl.  lake  fte^enbe^  ^Qöaffer,  <^fü^e  =  m^b.  lache,  nf)b.  Lache, 
bat)r.=öft.  Lacke.  <5)a  Lake  ftrf)  offenbor  mit  bcm  Äeringg^anbel 
oon  ben  norbbeutfc^cn  6eeftäbten  ^er  öcrbrcitet  ^at,  fo  ift  c^  aud) 
öorsug^tocife  in  9^orbbeutfct)ranb  gefannt  unb  gebraucht,  ©renken  laffcn 
ftc^  nur  mit  bcm  Q3orbe^aIt  äie^en,  ba^  auc^  au§er^alb  berfelbcn  bai 
QDöort  ocrcinäclt  oorfommcn  fann  hd  ßcuten,  bk  eben  biefeu  tcc^nifd>cn 
<au^brucf  fcnncn.  eüblic^  reicht  Lake  biß  ^rcu§.-6c^lerten  (in 
93eut|)cn  Seifenlake,  aber  Heringssauce),  6ac^fen  mit  ^21u^f4)Iu§  beß 
Q3ogtIanbcs\  ^^üringen^,  <21fd)aff.  QBcifer  toeftlic^  in  Äeffen^,  ^cft- 
falcn,  9?^cinprooin5  toirb  e^  nid)t  fo  burc^ge^enb  gebraucht:  e^  toirb 
mir  nur  au^  ^utba,  tWarb:,  2ßie^b.,  -D^ünft.,  ^abcrb.,  6iegb.  bc- 
5cugt,  auc^  aui  Äannooer  unb  Ölbenb.  ^21u§er^alb  bicfe«  ®ehktß 
fagt  man  Heringsbrühe,  auc^  Heringssauce.     Ccnj  ^b.  53  gibt 

0  pudeln  bei  ©oef^e  unb  QJofe. 

^)  g3gl.  Äertet  ^ür.  144.    Spiefe  ^eifr.  146  Lacke. 

»)  9^ad)  Hilmar  3b.  235  ift  Lake  nur  im  föAf.  unb  tocmäl.  ÄciTen 
übUd),  anbertoärtg  ööllig  unbefannt. 


gafc  —  2aUn  319 

au^    ber    9}iunbarf    oon    Äanbfc^u^^^cim  lak  m.  6al5brüt)e    an    unb 
mein  9?aftattcr  ©etoä^r^mann  Salzlacken. 


2akn 

®a^  über  ba^  Unterbett  ober  iik  9}Jatra^e  gebreitete  0tücf  £ein- 
toanb,  auf  bem  man  beim  Sd)Iafen  liegt,  genauer  Bettlaken,  ^i 
ift  t>a^  mnbb.  mnbl.  laken  altfäd)f.  lakan,  bem  mt)b.  lachen  abb. 
lahhan  entf priest.  1.  Laken  ift  bemgemä§  auf  9^orbbeutfd)lanb  ein= 
fc^lie§Iic^  ^eter^b.  unb  £ir)(anb  befc^ränft,  loirb  aber  nic^t  aii  platt 
cmpfunbcn.  Seine  93erbreitung  in  bcr  ^b.  Umgangsfpracbe  rcicf)t  füblic^ 
biö  93rc§Iau  (in  '53cut{)en  Bettuch).  3n  6acf)fen  unb  Thüringen 
»ec^felt  e§  mit  Bettuch:  93au^en,  fieipj.,  -fflavtmut,  6onbersf)., 
•^öeim.  geben  Laken  an.  Leiter  geboren  ganj  ioannooer,  Gaffel, 
^eftfaten  noc^  jum  ^ereid)  oon  Laken.  3Beiter  tocftlic^  am  9R^cin 
ift  bai  ^ort  bereite  feiten:  nur  'Slac^en,  6iegb.,  9Remfd)eib,  ISik^h., 
■^anff.  geben  es  an ').  3n  ^aberb.  n?irb  e^  nod)  in  feiner  roeiteren 
95ebeutung  '^uc^,  '^zdt  »ertoenbct,  5.  13.  Tischlaken  '5:ifd)tucb', 
Schlaglaken  '^agenbecfe'  (oom  Wagenschlag),  ©er  Serieller  ^nt. 
Eignet")  fd)reibt  in  feinen  ©rammatifalien  (^yranff.^ßpj.  1780)  ö.  74: 
„Laken  ^aben  tt)ir  öon  "^rcmben  gelernt.  '5ür  ba^  le^tcre  ift  Tuch 
cin^eimifc^,  Tellertüch,  Tischtuch,  Betttüch,  nic^t  Tellerlaken  etc., 
bi  man  in  ein  paar  ©täten  f)5ret".  Tischlaken  auc^  in  Ä'rünifi  (?n^ 
ct)c(.  59  (1793),  22.  3n  ber  6(^riftfprad)c  finbet  fic^  Laken  aud) 
bei  Sct)rtftftcUem  füblicberer  Äetfunft,  fo  bei  Sc^iüer  in  ben  Q'^äubern 
II  3,  "^ßielanb,  aud)  ©oetbc.  ©a^  entfpred)enbc  ^b.  Leilachen  ift 
je^t  oera(tet').  ^n  feiner  6telle  ]tt^t  im  £0^D.  unb  Ohb.  Bettuch 
unb  Leintuch. 

2.  ©ag  ©ebict  t»on  Bettuch  fd)(ic§t  fic^  bem  oon  Laken  an: 
erftere^  QBort  mirb  in  ^eutt)cn,  (ca(!l)Wn  (Geipj.,  Seif()enn.,  (fifterb., 
ßengenf.),  ^t)üringen  (^rtern,  3ei^,  ^üt)Ii)aufen,  (fifenad),  ^[)^einingen, 
Coburg),  93raunfc^U).,  ^!}^arb.,  Siegen,   '21rn6b.,   .^ref.,    £)üffclb.,  aud) 

')  xRadi  93ilmar  3b.  235.  245  ift  Laken  innert)alb  fieffens  nur  an  ber 
•Shemel  üblid),  Leilaken.  Lilaken  in  Ober^effen,  3iegcnf)ain  unb  bis  an  bic 
untere  Sd)tt)atm  unb  6ber.  ^oporoitfcb  Voc.  Austr.  I  249  bcseicbnet  Bett- 
lacken als  rocfterauifd)  gegenüber  moinj.  Leintuch  unb  fAlef.  fä*f.  frönt. 
Bett-Tuch. 

-)  ^feubonpm  für  3ot)-  '^tb.  Jriebr.  ©nfelmann. 

^)  =JJ?unbartl.  in  Curcmb.  QQßb.  265  Leilech,  &ia%  (l£^b.  I  546  Lin- 
lachen),  QSürtt.,  ?irol  (SÄöpf  3b.  384  leilach). 


320  ßafen  —  2apptx\ 

in  93a9crn  CSlf^aff.,  "Slnsb.,  9^ürnb.,  'iflcnmavlt,  ^lug^K),  (Jgcr  gc-- 
brouc^t.  —  3.  ®a^  Qcingc  übrige  Sprad^gebicf  ocrtoenbct  Leintuch, 
ölfo  hie  9?t)einUmbc  (^öln,  6icgb.,  ^cbl.,  5rier,  6aarbr.,  'ilJ^ainft),. 
2ot\)v,  CJoUmonn  QBb.  340),  ^If.,  ©armff.,  ^fals,  95aben,  OBürtt., 
93at)ern  (^fd)üff.,  Äof,  Sngolft,  ©onauto^  9)?ünc^.,  ^ugsb.,  ^cmpt), 
öfterrcic^  mit  6icbcnb.  unb  Qö^toti^. 

in  ben  Sufanimenfe^ungen  Waschlappen,  Scheuerlappen, 
Staublappen  em  6tü(J  3eug,  bog  5um  9^eimgen,  ("Sßafdjcn, 
6cbcuern,  ^bftaubcn)  »crtoenbef  tvixb,  in  ber  Q'^cgel  suacfc^nilfen  (auc^ 
gcfäumt),  nicbt  t)0«  einem  größeren  Qtüd  abgeriffen.  ®ie^  ift  bie 
t)äufigfte  Q3crh)cnbung  bc^  '^ßorfc^  Lappen  in  93crUn,  haß  <i\i6)  un= 
äufammengefe^t  haß  Qtüd  3cug  jum  9?einigcn  bebeutef.  6onft  toirb 
tß  v.o6)  für  bie  unregelmäßigen  6iüde  3eug  gebrouc^f,  bic  ft(^  beim 
3ufd)neiben  ergeben,  feltener  für  jerriffene  Kleiber  (die  Lappen  hängen 
bei  ihm  herunter);  ouc^  fpric^f  man  öon  Hautlappen,  Fleisch- 
lappen. 1.  ^aß  Qöort  ift  ^auptfäcblicf)  norb--  unb  mittelbeutf(^ :  fd)Ott 
Qlbelung  QGßb.  II  1907  toeiff  borauf  \)xn,  bdß  Lappen  bcr  2ut()crf(^cn 
93ibel  in  93afel  1523  mit  '6tücf,  '^U^,  2ump'  eiläutert  toirb;  ogL 
andf  ^luge  QQöb.  277.  ©ennoc^  fe^lt  e^  nic^f  gan^  im  6üben,  iff 
aber  bort  jebenfaH^  feltener  unb  nidbt  überall  öol!gtümlic|>.  3n  Glfaß« 
ßot^ringen  unb  im  '5ränfifc|)en  gebort  Lappen  aud^  ber  "SKunbart  an: 
t)gl.  <5oUmann  <3Qßb.  329.  ßlf.  <2Bb.  I  600.  Äenr^  Dial.  de  Golmar 
179.  93ilmar  3b.  237  (^cff.  Lappen  auc|>  =  Äal^-,  ^opftuc^), 
ßcnj  <2Bb.  42,  ^cifinger  ^b  87.  6pie§  <23eitr.  147.  e^  mirb  mir 
auc^  oon  ber  ^falj,  Äeibclb.,  93ruc^f.  (Waschlappen),  ^arl^r.,  Q'^aft., 
^onftanj  bejeugt.  "^Son  QOöürtt.  geben  e^  5tt)ct  ®ett)ä^r^männer  an, 
wä^renb  Ä.  ö.  <5ifd)c»^  c^  in  3tt)eifel  jie^t  unb  nur  Fetzen,  ßletz 
anerfennt.  3m  fränf.  ®tbkt  t)aben  Äeilbr.,  ^fd^aff.,  ioof  Lappen, 
9^ürnb.,  ^neb,  nur  Waschlappen,  ^uc^  3nn^br.,  (Siüi,  in  93öbmcn 
Ceitmer.,  ßeipa,  in  Gcfelcfien  ^Sicli^  geben  Lappen  an,  bocb  bcbcufet 
c^  ba  nur  einen  fcblcff  ^ngenben  6toff  j.  93.  Hautlappen.  3m 
(Sinne  »on  9\cinigungölapven  n^erben  bagcgcn  anbcre  '^lu^örücfc  öcr-- 
menbet,  nidbt  nur  im  6übcn,  fonbcin  audb  im  ni>;blicbften  0cutfcblanb. 

2.  3n  .^bnig^b.  ift  Kodder  bi.:  eigemlicb  ooU^tümlicbc  93c5cid)nung 
be^  Q'^einigung^lappen^:  Wasch-,  Aufwaschkodder,  Schrobbkodder 
'6di)euerlappcn'  (9rifcl)bier  9Q3b,  I  399).   —    3.   ^n   CübccE,    Äamb., 


2<tppm  321 

9dttmtn  ^ci§t  ber  Qd^mtvlapptn  Feudel  (Feul),  baöon  feudeln 
(feulen)  bcn  93obcn  auf»if4>cn  ^).  daneben  Wasch-,  Topf-,  Putz- 
lappen. —  4.  3n  ^5ln  unb  9^orbcn  toirb  bcr  6c^cuer(appcn  aU 
Aufnehmer  bcjcic^nct,  tocil  im  9^orbtt)cftcn  (bii  93remen  ^in)  auf- 
nehmen für  scheuem  gcfagt  toirb  (f.  ^rt.  scheuem). 

5.  3n  6übbcutfc^l.  unb  Öffcrrcic^  toirb  ein  f4>lec^te^,  meift  3w= 
riffenc*  6tücl  3cug  jum  9^einigcn  Fetzen  genannt,  ein  bcffere^,  tote 
in  gonj  ®eutfd)tanb,  Tuch  (Staubfetzen  unb  -tuch).  Ausreib- 
tuch ober  -fetzen  in  QBien  entfpric^t  berlinifc^cm  Scheuerlappen, 
Abspülfetzen  (©rcinj  '2tIIcrfeelcn  250)  =  berlin.  Abwaschlappen. 
©c^toei^.  Geschirrfetzen  3b.  I  1149.  3n  93crlin  toicb  Fetzen  nur 
t>on  bcn  Gtüden  gcfagt,  in  hk  ein  6toff  (Seug,  Rapier)  jcrriffen  toirb: 
in  Fetzen  reißen,  die  Fetzen  fhegen  umher,  ferner  fa^t  man 
in  93crlin  Staubtuch  ober  Staublappen,  boc^  nur  Waschlappen, 
aber  in  ö^nabr.  bafür  Schüsseltuch.  Q3gt.  lüb.  Fatdok  bgl.  (6c^u* 
mann  ^.  ».  ßüb.  18). 

6.  3m  Güboftcn  toirb  tciltocife  auc^  Hader  (Hadern)  in  bem= 
felbcn  Sinne  oerwenbct,  früher  in  Ccipj.,  too  ältere^  Scheuerhader 
jc^t  burc^  Scheuerlappen  erfc^t  ift,  in  ßcngcnf.^),  93cut^cn,  '2öei- 
benau,  SucEm.,  £eipo,  "Sluffcc,  "SO^ünc^.,  ^emp:en,  "^Imbcrg  (Staub- 
hadem  =  6taublappcn).  6cbtpäb.  Hader  ^ifc^cr  ^&.  HI  1015. 
3n  ßcipjig,  too  Hader  unb  Lumpen  neben  einanber  oorfommen  (Hader 
und  Lumpen,  ogl.  auc^  hai  ^ompofitum  Haderlump),  bejcic^nct 
Hader  befonber^  grobe  ßumpcn.  daneben  bcftcbt  eine  ^orm  Huder 
i.  93.  in  93o3cn,  färnf.  Spüelhnder  (Geyer  ^ärnt.  ^b.  145),  bie 
auc^  in  mt)b.  huderwät  'jcrlumpte  ^Icibung'  enthalten  ift.  93g(. 
ecbmeUer  <2ßb.  I  1055.  6c^5pf  3b.  278.  ®^b.  IV  2,  1860  Hudel, 
1864  Huder. 

7.  ^uc^  Lumpen  toirb  an  manchen  Orten  für  einen  fc|>Icc^tcn, 
ierriffenen  9^einigunge läppen  gebraucht:  fo  in  ^ug^b.,  'SO^üncbcn  (Spül- 
lumpen '"Slbtoofc^lappcn'),  Süricb, '^B  rn;  fc^tocij.  Feglumpe^ 'Scheuer« 
läppen'  3b.in  1279,  Chuchilumpe°  '.^ücbentappin',  Geschirrlumpe" 
1280;  lot^r.  e  Lumpe  zem  Ufwäsche,  Speillomp  bA.  Spüllumpe 
«^oUmann  <2öb.  345.  484. 

3n  93erlin  toirb  Lumpen  nur  für  alte,  oerbraui^te  QCßebfloffe 
oHer  2lrt   gebraucht,   bic   jur   ^apierfabrüafion   benu^t   tocrben.     3n 

*)  ^Ingetocnbct  j.  <33.  oon  'JrenjTen  <®ie  3  ®etreucn  270.  ÄU  Äinr. 
^aai  92.    OSoigt-^icberic^«  ^reioiertet  6tunb  oor  "^og  92. 

*)  gSogtlönb.  Hader  ©erbet  ®romm.  S.  65.    ßang  3- f.  b.  m  IX  13. 


322  ßöppen  -  eafc^e 

bemfefben  6inne  »irb  in  "Sofern  unb  Öftcrrcic^  Hadern  gefagt  uab 
gef(|>rieben  (Haderapapier  'Rapier  öon  ßumpen),  ein  <2öorf,  ba«  bcm 
93eclincr  fremb  ift.  dagegen  iff  Lumpen  auc^  im  ®ebiet  oon  Hadern 
neben  biefem  ^u^brurf  üblich,  tt>ie  ja  auc^  bai  fcf>on  öon  £ut^er  ge= 
brauchte  Haderlump  jeigf,  t>ai  urfpmnglic^  ben  Cumpenfammler  be« 
aeic^net  ([o  nocb  im  Obcrfät^f.,  '3J2üaer»^raurcut^  <2öb.  I  460),  bann 
ali  ©cbimpfmort  öertocnbet  mirb. 

eafc^e 

t>ai  6fü(f  ßeber  am  6(^nürftiefcl,  bo^  nur  an  einer  6c^malfeite 
befeffigt  baju  bient,  bie  '^ittt  bcö  ^u^ti  iu  bebedfen.  1.  Lasche 
loirb  in  bicfcm  6inne  fotoo^l  in  9'iocbbcutfc^lanb,  toie  in  '3DZitteI-, 
6übbcuff^lanb  unb  Öfterrcic^  gebraucht,  aber  nur  in  getoiffen  ®cgen= 
ben :  ©otpat,  *^ofcn,  Getieften,  '^tdl,  Cüberf,  '^axt,  im  öftl.  Gacbfen 
(6eif^enncr«b.,  bagcgcn  Zunge  in  ßeipj.,  (Jlfterb.),  ßcngenf.,  9Kar!= 
ncuf.  (^ier  aucb  Zunge),  ^bü^ingcn,  "Braunfc^tt).,  £üncb.,  ioannooer, 
mtU  eingen,  ßccr  (nic^t  Olbcnb.),  -öcffcn  (Gaffel,  SD^orb.,  <5ulba, 
Darmft.),  'SJ^ünftcr,  QOöie^b.,  «Jranffurt,  ^falj,  ^ürtt.,  gsnünc^en  (in 
^fc^aff.  l^äufiger  Zunge  ali  Lasche),  Saljb.  (Laschel),  ®raj,  ^iüi, 
.^lagenfv  Q35Iferm.  Lasche,  bai  oon  Äau^  ani  nur  'ßappcn"  bebeutet, 
tommt  in  anbcrem  6inne  auc^  au^crbolb  ber  genannten  ©cgcnbcn  t>or, 
für  bie  Äoutlappcn  an  einer  Qßunbe^)  in  2tipa,  für  bie  93änbcr  jum 
^Injie^cn  ber  Stiefel  (Strippen)  in  QOöeibenau  unb  3udfmantel,  für  bie 
freien  Seitenteile  einer  befonbcren  ^rt  oon  S(^nürf4)u^en  in  ^\)oüt' 
f4)au  (tüo  man  für  bcrl.  Lasche  Zunge  braucht),  ^opotoitfcb  Voc. 
Austr.  I  fol.  243  R  erflärt  Läschel  aU  Überfci)Iag  an  Äanbfcbu^cn 
o^ne  "Ringer  =  fäc^f.  Klappe,  fränf.  eine  Lappe  ober  ein  Läpplein. 

2.  3n  5?5nig^bcrg  unb  ©anjig  \)t\^t  berfelbe  ^eil  be^  Stiefeln 
Pleise  ober  Pleisse  (in  ®.=^ronc  aber  Lasche),  ^belung  'Jßb.  11 
1910  (^rüni^  ^nc.  65,  114)  giebt  Pläuße  ali  lübccfifc^  an.  — 
3.  3n  Sc^lc^to.,  Äamb.,  Äarb.,  Äann.  fagt  man  Schuhlatz,  Latz. 
Umgcfe^rt  tourbc  aud)  Lasche  nacb  '^Ibclung  a.  a.  O.  für  einen  cingc» 
festen  Streifen  an  einem  ^tcibung^ftürf,  äbniicb  toie  Latz,  ocrmcnbet. 
—  4.  3n  ^iel  Schutzleder. 

5.  3m  übrigen  bcutft^cn  Sprachgebiet  ift  Zunge  ber  üblicbe  '21u'^-- 


^)  3n  biefer  QScbeutung  crfc^eint  Lasche  fd^on  bei  9Zif.  o.  3crofcbtn 
(um  1340.  QBciganb  QOßb.  II  20)  unb  Sticler,  ferner  in  "Dflorbbaufcn  na* 
Äcrtel  ^bür.  154. 


gofc^e  -  eoube  323 

tmd,   olfo   j,  ^,   in  Äöln,  ^ricr,   €If.,   93aben,  Köpern,  <33ö^men, 
^Ra^ren,  QBien,  $iroI,  6t  ©aßen,  «Bern. 


ßoube 

DoUftänbiget  Gartenlaube,  eine  ^öljerne,  meift  aui  ro^en  93retterit 
errichtete  Heine  Äalle  in  einem  ©arten.  ®a«  QOBort  Laube  toirb 
munbartlic^  in  anberen  93ebeutungen  gebraucht,  fo  in  Äeffen  für  ®tt<b-- 
boben  (»gl.  oben  6.  135);  in  ben  meiften  ©egenben  ber  ©c^toeij  be- 
tituttt  ti  einen  gaUerieortigen  93orbau  (Läubli  in  ber  Oftfc^toeia  '2lb= 
tritt*),  in  Cujem,  6c^to9i,  <ot  ©aUcn,  Süric^,  Gc^ipaben,  ^irol,  dornten 
(f.  oben  6.  208)  'Äaugflur',  in  ©larug,  £lntertt)alben,  <2ßani«  eine 
Äommer  über  ber  QBo^nftube  *).  3n  ^irol  ("Sojen,  "^Srifen,  '3)^er<m) 
finb  Lauben  eine  übertpölbtc  6tra§e,  in  "^Serlin  Kolonnaden  (Spittel-, 
Mohrenkolonnaden),  in  QDöien  je^t  Ai'kaden  genannt,  aber  ber  'Jßiencr 
6tra§enname  Tuchlauben  (Ijeute  nic^t  me^r  übcrtoblbt)  geigt  Laube 
noc^  in  ber  alten  in  ^irol  erhaltenen  93cbeutung.  3n  (£iUi  unb  anber- 
»ärt*  »erfte^t  man  unter  Laube  einen  oon  QBeinreben  gcbilbctcn  un^ 
überba4>ten  ©ang,  ber  in  ^irol  Bergl  {aui  it.  pergola)  ^ei§t'). 
1.  tiefer  ocrfd^iebcnen  anbcrtocitigen  93crü>enbung  t>ti  QDSortc^  ent- 
fj)rec^enb  ift  bit  "Bebeutung  "Äatte  im  ©arten'  feine  aUgemeinbcutfc^c, 
fit  ift  oortoiegenb  norb=  unb  mittclbeutfc^  *),  füblic^  bi^  jur  '^fal^ 
(Stoeibr.)  unb  bi^  jum  nörbl.  Sö^men  (2obofl^). 

2.  3n  öübbeutfc^Ianb,  (?lf.,  «^Saben  (Äeibelb.,  Sruc^fat,  ^arl^r.j, 
95a^em  (Sngolft.,  <5)onauto.,  lOZünc^.,  ^ug«b.),  3üric^,  '53em,  93re- 
genj,  6aljb.,  935^m.=£eipa  fagt  man  Gartenhaus  ober  Grarten- 
häuschen  (Äeib.),  Gartenhäusei  (3ür.,  6aljb.).  —  3.  3n  QSBeft- 
bcutfc^tanb  (6icgen,  ^obl.),  6übbeutfcf)I.  (9^aftatt,  auc^  (Slftcrb.*)),  bc- 
fonbcr^  aber  in  Öfterreic^  (j.  93.  93regen8,  3naim,  ^icn,  ©rag,  Cilli, 
Älagenf.)  Lusthaus,  LusthäuseP).  —  4.  3n  O^nabr.,  ^ricr,  9)iün- 
(^cn,  "Slug^b.,  Sommerhaus,  in  6tra§b.,  £ienj,  "SWcran,  ©münö 
Sommerhäusel.  —  5.  3n  9Keiningen  uub  Coburg  Gartenhütte, 


0  'Nobler  Älcine  6cbriften  221  f.  6cbtt>et8.  3b.  m  962. 

-)  Schöpf  3b.  37. 

*)  Cutter  fc^reibt  Sommerlaube,  Lauberhütte,  ogl.  ®95Jb,  VI  290,  »o  aud) 
nbl.  loove  'umbraculum  frondetun'  aui  ^Uon  jiticrt  Wirb. 

*)  ©erbet  ®romm.  S.  7  ocrjetcbnet  Lusthaus  ani  '5rieb  im  93ogtlanbc. 

^)  Lusthäusel  «abrobam  a  S.  ßlava  H  159  6fr.    Q3gl.  ®<2ßb.  VI  1338 
•iÄucb  bän.  lysthuus  'ßaube'. 

21* 


I 


324  ßoube  —  teden  —  ßeietfoftcn 

in  Äolj^aufcn  Gartenhalle.    —    iöalbmunbarflid)  ift  oft.    Salettl^) 
(gßicn,  eitti),  Schalettl  (^lubcnj)  =  frona.  chalet«). 

Gartenhaus  ipirb  auc^  in  9^orbbeutfc^Ianb  gebraucht,  aber  für 
ein  ffcincrncj  Siauß  in  einem  ©arten.  3m  Guben  bagcgcn  bebeutet 
Gartenhaus,  Lusthaus  foöjo^l  bie  ^öl^eme  ioaUe  toie  tai  ftcineme 
Sbauß  im  ©arten. 

le(Jen 

3n  ©übbeufc^Ianb,  öfterrcic^  unb  ßc^toeij  ift  lecken  in  feinet 
cigcntlicben  93ebcutung  'mit  bcr  3unge  über  tttoaß  ftreicben"  in  ber 
llmgang^fprac^c  burc^  schlecken  erfe^t.  '^ai  ßcnj  ^b.  42  oon 
ic>anbfd)u^^^cim  melbet,  ba^  bort  lecken  nur  „in  ber  bekannten  berben 
9?cben^art",  fonft  aber  schlecken  gebraucht  toerbe,  toirb  mir  genau 
fo  für  ^ien  bezeugt.  Äuget  <2öiener  ®ial.  (1873)  100  \fat  noc^ 
Lecker  =  3unge.  <3)o^  Gc^toeij.  3biotifon  III  1246  fc^reibt:  lecken 
in  bcr  eig.  ^Sebeutung  meift  burc^  (be-)schlecken  oertreten.  Basler 
LeckerU,  ber  'S'^ame  ber  berühmten  Ctbfucbcn,  gebart  junäcbft  ju  lecker. 
'3)ag  ^If.  Q2ßb.  I  574  bietet  lecken  nur  in  bem  6inne  'bai  ©etreibe 
3u  Gc^ioaben  äufammcnlcgen",  aber  11  461  schlecken  =  i.  leden, 
2.  fd)meic^eln,  3.  naf(^en. 

Itmgefc^rt  ift  schlecken  in  9iorbbeutfd[>lanb  jtoar  bcfannt,  toirb 
aber  nur  au^na^m^toeife  unb  gtoar  in  bcm  Ginne  'gcnäfc^ig  lecfen  ober 
fd)lürfcn,  nafc^en'  öertocnbet  unb  aii  familiär  empfunben.  Gc^on  ber 
Getiefter  Gteinbac^  bezeichnete  e^  ali  Ianbfd)aftlid),  ^bclung  ^b.  lU 
1513  al^  „nur  im  gemeinen  geben  üblicb".  93gl.  0QD3b.  IX  549. 
'^aut^  93emerhing  ©cutfc^e^  ^b."  453,  schlecken  fei  nicbt  me^r 
aflgemcin  üblich,  pa§t  l^bc^ftcn^  auf  O^orbbeutfc^l.,  aber  feine^toeg^  auf 
ben  Guben. 

ßeierfaftcn 

haften  mit  einer  Meinen  Orgel,  tit  bur(^  eine  Kurbel  miftcU 
einer  QBaljc  gcfpielt  toirb.  ®ie^  3nftrument  \)at  hti  ben  '^Bettelmuft* 
fanfen  bie  frühere  ^te^leier  abgelöft,  ein  au^  bem  *30?it(elalter  ftam» 
menbe«    Gaiteninftrument    (lat.  organistrum,   a\)b.   llra  m^b.   llre), 

*)  ßrtl,  <©<e  ßeute  t>om   blauen  ©ugud^bau*  56:   ^»cin  befd^cibene*     I 
^öljernc«  Lusthäuschen,  mit  "Sirfcnrinbc  ocrfleibct,  bo*  im  gonjcn  ©ugucf*« 
f)a\xi  nidjt  anbcr^  a\i  t>ai  Salettl  genannt  tourDe*. 

•)  <S>ai  "Bxtm.  OOBb.  III  (1768)  361  gibt  ali  brcmifc^  Priel,  Prielken 
(commerlaube,  £uft^aud  im  @arten  an:  e^  ift  nbt.  prieeL 


ecterfoftcn  325 

bcffcn  ^a§[aitcn  burc^  eine  Kurbel  öenntttcl^  einc^  9?abe^  jum  Gölten 
gebracht  tourben.  '5)icfc  £eier,  auf  bie  bie  ^u^brücfc  die  alte  Leiert 
imb  etwas  herunterleiern  jurücfgc^en,  tarn  gegen  &tbe  bti  18.  3c^r-- 
^unbert^  ob  *).  Q3on  i^r  bürffe  bie  '^Sejeic^nung  Leierkasten  auf  bie 
iöanborgel  übergegangen  fein,  beren  haften  auf  ber  6c^aufeite  be^b<Jb 
auc^  t>aß  93ilb  einer  £eier  ju  jeigen  pflegt.  1.  <5)a^  9Bort  Leier- 
kasten ift  \t%t  fc^on  in  faft  ganj  ®eutf4)lanb  oerbrcifet:  aufgenommen 
ift  <33ö9cm,  tt>o  nur  "Slfc^aff.  unb  Äof  e^  angeben.  Q§  toirb  mir  aber 
auc^  au«  Derfc^icbenen  öfterr.  Orten  bezeugt :  QJorarlb.,  Snn^br.,  Äla-- 
gcnf.,  ^5lferm.,  ßilli,  935()mcn,  iOiät)ren,  Öft.= Getieften.  9'^bb.  lir 
ßeier  j.  93.  in  Bübecf  (Schumann  903.  o.  £üb.  20),  ^Itmarf  (<5)anneil 
QBb.  127).  ^er  Spieler  felbft  fü^rt  in  93erlin  feinen  eigenen  9'^amen, 
er  toirb  aUenfaü«  Leierkastenmann  genannt;  getoö^nlic^  ipirb  mit 
95ermeibung  tinc«  folc^en  5.93.  gefagt:  „3m  Äof  ift  ein  £eier!aftcn". 
5)ie  frühere  93e5eic^nung  Leyermann  (altmärf.  Lirumdrei'r  Lier- 
kerl  Council  127)  ift  oeraltet. 

2.  3n  einem  gro§en  ^eil  'Seutfc^Ianb«  ift  Leierkasten  jtoar  auch 
in  ©ebrauc^,  aber  üblicher  Drehorgel,  auc^  furjtoeg  Orgel.  3n 
93erlin  toirb  Drehorgel  nur  im  6c^erj  gefagt,  in  9Roftocf  ift  e«  ebenfo 
üblich  tpie  Leierkasten,  in  6c^le«toig--iC)olftcin  *),  Äamb.  üblicher  aU 
bicfe*.  9Q3eiter  erftrecft  fic^  Drehorgel  über  9'^orbtt)eftbcutfc^lanb, 
Äamb.,  Äarb.,  £üneb.,  93remcn,  Olbenb.,  'Proo.  Äannooer  bi«  9^orbcn, 
9SBcftfalen,  Q'^^einprooinj,  '^ath.,  «^armft.,  fobann  über  ben  größten 
?;eil  6übbeutfc^lanb«,  Äeibelb.,  93ruc^f.,  ^onftanj,  '2ßürttemb.  (mun^- 
oTtl.  Orgie),  ganj  93apem,  Coburg,  'SD'^arfneuf.,  ferner  bie  6^tt)ct5 
(munbartl.  Örgh,  t)gl.  3b.  I  447).  3n  ^ünc^en  auc^  Orgelkasten. 
9n  Seil  a.  6.  Uratreiborgel.  <3)er  Spieler  ^ei^t  Drehorgelsraann 
(^öln),  Orgehnann  (^fc^aff.). 

3.  3n  ben  öfterreic^.  '2llpcnlänbern  nörblic^  bi«  92ßinterberg,  Ol- 
mü^,  "3?iäbr.=9ficuftabt  (ipo  aber  baneben  Leierkasten  befte^t),  ^roppau 
fotoie  in  Siebenbürgen  toirb  das  Werkl,  <5)eminutiD  oon  (Musik-) 
werk,  unb  für  ben  90^ufi!anien  Werkelraann  ober  furj  der  Werkel  *) 
gefagt.  —  '^ui  ioermannftabt  toirb  mir  noc^  Flaschinettl  angegeben. 

^)  €inen  älteren  <35eleg  hierfür  bringt  C.  ^üüer  3.  f.  b.  9Bortf.  HI 
256  bei. 

*)  3n  Ärüni%  gnc^cl.  77  (1799),  514  wirb  fe  al«  „nid)t  me^r  ie^t 
gangbar"  bejeic^nct. 

*)  93gl.  "Jrenffcn  Äl.  iöinr.  ^aai  203. 

*)  Q3gl.  oft.  der  Aschen  =  Aschenmann,  befannt  au»  bem  Cieb  bc* 
^fü^cn  in  9latmunb«  Bauer  ol«  ^fJ^iatonär. 


II 


326  ßeine  -  2W 

ßeine 

ein  au*  ßeber  ober  Äanf  ^ccgcfteUtc«  6cil,  tote  e*  al«  3ügel  für 
^ferbe  (Pferdeleine ')),  jum  ^ü^ren  unb  Aalten  »on  Äunben  (Hunde- 
leine) unb  i\tm  ^luf^ängen  oon  <2Bäfc^e  (Wäscheleine)  »ertoenbet 
tt)trb.  ^ai  "^Bort  ift  au§er  in  Hundeleine,  bai  ou4>  in  Öfterteit^ 
öorfommt"),  nur  norb»  unb  mittelbcutfd^;  im  6üben  l^at  man  bafür  nur 
Seil,  au(^  Strick,  Schnur  g.93.  Wäscheschnur  in  93ielv  Wasch- 
seil in  ^onauW'6xt\),  fettener  Strang  (Q'Jaftatf),  Zügel  für  Pferde- 
leinen. Leine  ift  nad^  6übcn  verbreitet  bi*  ©c^leflen,  and)  noc^ 
^roppau  in  Öft.--6c^Iefien,  *23ö^m.«£eipa,  £eitmeri^  (Wäscheleine), 
^Qtt,  Sglau,  ßinj,  roo  mcift  Leinl  (j.  "^S.  W^äschleinl)  gefogt  toirb, 
^f(|)affv  in  ©onautt).  Hundeleine  neben  Waschseil,  toeiter  ^armft., 
■^ic^b.,  nid^t  mel^r  6aarbr.  ßotljr.  Leint  f.  ^oOmann  QQÖb,  334, 
luj.  Lengt  Qßb.  tuy.  'JSt.  267.  3n  ioann.  Linie  (Wäschelinie) 
neben  Leine.  —  llmgefe^rt  ift  Seil  im  9'^orben  feltener,  ^auptfäc|>li(^ 
für  bai  Q>tH  ttß  6eiltän5er*^  beffen  93e3eic|)nun9  au*  bem  @üben  ftammen 
toxvb,  unb  al*  tec^nifd^er  ^erminu*  ber  6(^riftfpracbe. 

htbtuttt  in  Berlin  jtoeierlei:  1)  hit  leuc^tenbe  flamme,  ^lur. 
Lichter.  2)  ben  au*  QQßad^*,  ^alg  ober  ©fearin  befte^enben  95^ 
leu(|>tung*förper  (W^achs-,  Talg-,  Stearinlicht,  Lichtzieher),  "^L 
Lichte*).  ®emeinbeutf(^  ift  nur  hxt  crftc  ^ertoenbung  be*  '2Borfe<. 
3n  ber  ^toeiten  bagegen  n>irb  e*  auf  einem  geograpl^ifc^  begrenzten 
-©ebief  burc^  Kerze  crfe^t.  Kerze  ift  ^auptfäc^lic^  in  Öfterreic^  unb 
bem  größten  ^eil  t)on  'Bauern  (Äof,  ^n*b.,  ^än!.  Gc^toeij,  Sngolft., 
^onautt).,  '3Wünc^.,  2Iug*b.)  ju  Äaufe.  3n  QOöürtfemb.  ift  e*  nur 
ntunbartU4>  vertreten.  9'?a(^  ^opotoitfc^  Voc.  Austr.  I  fol.  203  öer= 
ftanb  man  ju  feiner  Seit  in  ioo^cnlo^e  Kerze  nic^t  (nur  kerzen- 
grad)  unb  entfprac^  fd)toäb.  fd)tt)ei8.  fäc^f.  Licht  bem  öfterr.  Kerze. 
•Slu*  93aben  geben  e*  ioeibelb.,  <5tciburg,  ^onftanj  an,  aber  £enj 
9Bb.  37  berichtet,  ba^  in  Äanbfcl)u^*^eim,  alfo  hti  Äeibelbcrg,  Kerze 

»)  Die  Leinen  =  bic  Sügcl  ift  auc^  fc^nftfprad>a(^,  j.  'S.  Fontane 
^or  bem  Sturm  304. 

2)  5)ie  3nf<l^rift  „iöunbc  muffen  an  ber  ßeine  gcfü^  »erben",  »ie 
man  fie  in  ben  öffentlichen  ©arten  gißien«  licfl,  itt  fc^riftfprac^lic^e  "SBenbung: 
man  fagt  an  der  Schnur. 

*)  3n  älterer  Seit  wirb  ber  ilnterfd^icb  ber  <!piuralc  nit^t  fo  ftren^ 
tnne  gehalten:  Wachslichter,  ün seitlichter  6(^tt>eini(ben  9!Jierfb.  5. 


ei(^t  -  etefen  327 

nur  »on  ^at^olifen  gebraucht  tocrbc.  "5)ic  gro§e  9'lotte,  bic  bie  Äerje 
in  bcr  fat^olifc^cn  ^irc^c,  bei  6fiftungcn,  ^rojcfftoncn,  ßeic^cnfciem 
ti.  bgl.  )pitit,  \)at  alfo  auc^  bic  *23erbrcitung  i>ti  '^ßorte^  Kerze  be- 
einjlu^t.  €^  finbef  ftc^  bo^cr  ouc^  in  bcr  fat^olifc^cn  9^^einpro»ittj 
(^rier,  6icgb.,  ^öln,  ©üffclb.,  ^rcfclb,  ^efel,  9^emfc^cib) ')  unb  in 
^eftfaUn  (g)Jünft.,  0ortm.,  ^abcrb.),  tpcitcr  in  2ot\)t.  (^oHmam 
<3Bb.  283)  unb  gujcmburg  (QBb.  221).  3m  (?lf.  toirb  teil«  Schandel 
■ou«  franj.  chandelle,  Schandlicht,  teil«  Wachslicht,  aber  au^  Kerz 
(ioenr^  Dial.  de  Golmar  172),  ou§erbem  Püsl  (au«  frj.  bougie), 
Büschonglicht  (Q5ertt)e(I)«lung  oon  bougie  unb  bouchon)  t>crtt)enbet. 
gjgl,  Gif.  <2Bb.  II  108. 

ßnblic^  gehört  noc^  jum  ©ebiet  oon  Kerze  bit  ©c^toeij  (3b.  in 
493).  Gine  fc^arfc  ©rcnjc  lä§t  ftc^  für  biefc«  @cbict  im  9^orben  fc^toer 
öngeben,  tpcil  Kerze  auc^  im  ©ebict  oon  Licht  =  bougie  nic^t  ge- 
rabe  unbcfannt,  in  bem  '2lbjeftio  kerzengerade  allgemein  gebräuc^licb, 
jonft  aüerbing«  bcr  familiären  Sprache  frcmb  ift.  QBcnn  Äilbebranb 
®Q93b.  V  615  für  feine  fäc^fifc^e  Äeimat  Kerze  al«  getoä^ltcn,  bic^tc- 
rifci^en,  feicrlicben,  f trc^lic^cn  *)  2lu«bru(f  bcjcic^net,  fo  ift  bamit  gefagt, 
t>a^  e«  bcr  llmgang«fprac^c  nic^t  geläufig  ift.  5lu«  ^^üringen  unb 
Äeffen  geben  e«  mir  einige  Orte  an,  bagegen  9'Zürnb.  nur  Licht  (ogl. 
13  Pfund  Ucht  in  ^uc^cr«  <53aumcifterbuc^  ®QBb.  VI  873 f.)»). 

3m  ®ebief  oon  Kerze  !ann  eine  brennenbe  ^erjc  aUcrbing« 
auc^  al«  Licht  bcjeic^nct  »erben,  aber  nur  ebenfo  toie  bie  angejünbefe 
ßampc,  b.  \).  aU  leuc^tenbe  flamme.  ^qI  bai  Sitat  au«  Äebel  '5)9Gßb. 
VI  873f.:  Da  löschte  der  Herr  Theodor  das  Licht  aus,  als  wenn 
er  die  Kerze  hätte  putzen  wollen,  '^an  fagt  in  öfterreic^  nur: 
„er  verkauft  Kerzen",  nic^t  Lichte.  S«  bcfteljt  l^ier  überhaupt  nur 
ber  *^lural  Lichter.  Nachthcht  fagt  man  in  Öfterrcic^  unb  6c^tpeij 
(3b.  III  1050)  für  Nachtlampe  in  <33crlin,  b.  ^.  ein  @efä§  mit  Öl, 
auf  bem  ein  brennenber  '5)oc^t  fc^toimmt,  in  ber  Sc^h>eij  Liecht  auc^ 
für  £euc^ter. 

eiefcn 

ba«  €ingete>eibefett,  au«  bem  bai  64>mal5  getoonnen  »irb,  nament- 
lich»   bai  oon   ®änfen   (Gänseliesen).     'JJon  9Rinbem  unb  ioammeln 

^)  'zflad^  ßci^cncr  <3EBb.  61  auc^  in  Cronenberg. 

^  ^oc^  fagt  man  in  ^'^orbbeutfd^lanb  ein  Kirchenlicht  itonijiij^  für 
«ine  gScrü^mt^eit. 

ä)  3m  6tabfgefc$  oon  Cger  oon  1460  ftebcn  neben  cinonber  4  Kertzen 
unb  ein  Opferlicht  (ÄbuO  12.3a^rc«ber.  b.  H.  ®vmn.  in  ©roj  1880/81  6.  19). 


328  eicfcn  —  eöfc^po^jicr 

^ci|t  bagfelbc  in  ^f^orbbeuffcfjlanb  Talg,  ^iö^t  übcraU  iff  ein  befon= 
bercr  Qlu^bruc!  für  bie  6ac^c  bc!annf,  bic  ja  natürlich  faft  nur  in  ber 
^üc^c  cme  9Roac  fpiclf.  1.  Liesen  (^l)  in  ^Berlin,  toirb  mir  no{^ 
für  51m«toalbc,  Sobclburg,  auc^  für  Qi^emfc^cib  (?)  angegeben,  ^ie 
Äerfunft  bc«  QBorfe«  iff  mir  unbcfonnt.  —  2.  6onft  ift  in  9'iorb- 
beutfc^lonb  ber  öcrbreifeifte  «Hu^brucf  für  bai  ^aud)^  unb  9lierenfeö 
bcr  6c^tocine,  ®onfe  (ouc^  <5ifc^e)  Flora  in  ©c^lc^to.,  altmatl  na(^ 
©onneil  ^b.  54,  offfrief.  nac^  0oomfaaf  QDb.  I  517,  Flomen 
C33rem.  ^b.  I  428)  in  ^önig^b.  (ogl.  <5nfc^bier  933b.  I  200),  6trolf., 
Q^offocf,  ßüb.,  Äiet,  Äamb.,  Äarb.,  Äonnooer,  QÖßinfen,  ioola^oufen, 
Flum  in  ©üffelb.,  Flumen  in  ^an^ig,  ®.-^rone  (auc^  im  ©öttin- 
gifc^en,  6c^ambac^  <2ßb.  273);  in  SD^arb.  Flaumfett  ober  Flom- 
men,  in  O^nobr.  Flomme  (nac^  ^ocfte  ^b.  34.  304  Flöme,  fonft 
in  ^eftfolen  Blaume).  Q3gl.  fc^tocij.  Fläme°  m.  ©ngetoeibe-  unb 
9Zierenfett  ber  öc^toeine  3b.  I  1196.  Q3ertt)anbt  ^(fytint  au^  m^b. 
flaeme  f.  'innere  ^ett^aut',  r^ein^eff.  Flame,  Flähm  toeic^e  Äauf  am 
Baucb  t>t§  QRinböie^«,  auc|>  <2öcicbe  (^e^rein  ^olf^fp.  I  138.  6re- 
celiu«  <2Bb.  377),  luj.  Flom  C^öb.  112),  lof^r.  Fläm  Flom  C^oU- 
monn  QOÖb.  164)  'Ääutc^en',  elf.  Flam(e°)  Flieme«^  Äautmanb  (QBb. 
I  168).  gt^mologifc^  iff  bai  QOBorf  unaufgeflärf.  —  3.  <23erbreifef, 
aber  boc^  nic^f  überaU  üblich  iff  Schmer,  baß  auc^  bai  6(^»eine- 
fetf  im  ©egenfo^  jum  Rindertalg  bcjcic^net:  3.  <B.  in  93remen,  <3)effau, 
2lrfem,  3ci^,  eifa§  (993b.  II  485),  "Slmbcrg,  Ärbttcnborf  in  9^ieb.- 
Öff.  —  4.  ®cr  Q33icner  ^u^brucf  iff  Filz  Äöfer  933b.  I  (1815)  217, 
Äügel  'Jßicn.  ®ial.  59,  Fülz  eaffcüi  9a3b.  133,  ec^meUer  OBb.  I 
717.  —  5.  3n  Olmü^  Kappelfett. 

Äligger  in  Äcibclb.  (mikB  in  9^appenou,  'SD^cifingcr  933b.  102) 
aui  ot)b.  mittigami,  anglf.  micgern  bai  ^cft,  bai  mitten  im  ®am 
b.  i.  im  ©ebärm  fi^f,  iff  ein  cnffprecbenbcr  ^u^brucf  für  baß  9linb«feft. 


baß  ungcleimtc  Rapier,  baß  jum  <auf fangen  bcr  5infe  bient;  ein 
einjelnc«  6tücf  bci§t  Löschblatt.  ®ie  933orfc  ftnb  auf  9^orb-  unb 
5D^iftdbculfd)Ianb  bcfd)ränft,  bcr  6übcn  \)at  bafür  Fließpapier. 
<S)o(^  fommf  Löschpapier')  aucb  ocrcinjclt  in  6übbeuffc^lanb  oor:  in 
Stocibr.,    elf.,    Äarl^r.,   933ürffemb.,  9lfc^aff.,   Äof,  <2lmb.,  ^onam»., 

*)  3luc^  X)on  ©oct^e  («SBa^r^.  u.  ©ic^t.  I  1)  gebrou(^t. 


eöfc^papiec  —  IRaie  329 

J^lünö).,  '^UQßh.,  Q3orarlb.,  5:irol,  ©al^b.,  ^cm.  ^uc^  ^öt)mcn 
(au§cr  €gcr),  'üRä^rcn,  Öft.--6c^Icftcn,  6icbcnb.  gebrauchen  Löschp. 
Fließpapier  reicht  nörblic^  bi^  (Sgcr,  Äof,  'Slfc^aff.,  Äcibclb.,  "SOZainä, 
£ot()r.  (<5ottmann955b.  167).  „Fließpapier  non  intelligunt  in  Saxonia, 
sed  Löschpapier",  fd)ceibt  '^opoioitfc^  Yoc.  Hai.  fol.  79.  "Sa*  htm 
Löschblatt  entfprcc^enbc  Fließblatt  ift  fclfener  (xRaftaft,  'Sruc^f.)- 
<Btv  geograptjifc^e  Unterfcfeicb  ift  fd)on  alt:  ber  äUeffe  93eleg  für  Lesch- 
papier,  bcn  ^eiganb  ^b.  11  84  {)at,  ftammt  axii  ©uej'  1664  in 
^mfterbom  crfd)ienencm  ©tctionarium,  ber  älteffe  für  Fließpapier  ani 
'JJlaaUxi  ^cutfc^e  6praac^,  Süric^  1561.  ioenifd)  (^.  6pr.,  5lug«b. 
1616)  1153  fc^reibt  FUeßend  Papier,  ^bra^.  a  e.  dlara  eb.  Strigl 
IV  156  FHeßpapier. 

93eraltet  ift  ba^  bair.=öft.  Schrembs-,  Schrems-,  Schrenz-  ober 
Schranzpapier  (Schrenzpapyr  1529,  6c^meUer  'Söb.  II  609),  nac^ 
Äleitt  ^roD.'^b.  11  142  auc^  fränfifcf)  ^),  oon  Schrenz(hadem) 
£uinpen  (^^b.  IX  1735).  6c^on  ju  ^opotoitfc^'  Seit,  1770,  tourbe 
bei  QOßort  in  Öfterreic^  nur  noc^  oon  ben  ^apiermac^em  gcbraudjt 
(Schranzzeug  Voc.  Austr.  I  119).  '53ci  bicfen  !ommt  auc^  je^f 
no(^>  Schrenzdeckel  '^appbecfcl  für  "Süten'  tox.  'SJiunbartlic&e  93c-- 
jeic^nungcn  bti  £.  finb  noc^  ^cff.  Klackerpapier  (oon  klacken  ah= 
Uoffc^cn,  ^fiffer  9^ac^tr.  131),  tpeftf.  Kienkenpapier,  in  ^ctergb. 
Kleckspapier,  luj.  Klorapes  Klompepapeier  ^b.  230,  lot^r,  Tunte- 
pabier ^infenpapier  ^oümann  QBb.  90,  unterpfälj.  Katzenpapier 
Älein  ^roo.-QBb.  I  225,  Lunkpapier  <2lbelung  ^b.  U  2105. 


Zea  Mais  L.  '3)a  bic  "^CRai^fultur  auf  einen  ficincn  "^eit  be^ 
beitffd);n  Sprachgebiete  bcfcf)ränft  ift  unb  ber  'JJlax^  bcn  48.  93reitc- 
grab  nur  ali  '^uttcrpflanjc  norbtoärtö  überfci)reitet,  fo  fommt  er  für 
bie  aDgemeine  ^b.  ümgang^fpracfee  namentlich  ber  6täbtcr  toenig  in 
93etrac^t:  er  ift  ^auptfäc^licb  in  öfterr.  oertreten.  3n  93crltn  ^ei§t  er 
Mais,  ein  9^ame,  ber  too^I  überall  bcfannt,  aber  nicbt  überall  'oolH= 
tümli*  ift.     3n  6übtoeftbcutfd)l.,  ^ruc^f.,  eif. "),  £ot^r.'),  ßuremb.*) 


*)  00  ^ot  auc^  ibcumann  Schremspapier  (Sc^mcUer  ^b.  n  602). 
*)  eif.  9Gßb.  n  823.    Welschkorn  treibt  aud)  Stegcmann,  6ö^ne  be« 
9lei(^«(anl)e«  118. 

•)  g^oOmann  QBb.  536. 
*)  Qöb.  Ulf.  ^.  483. 


330  ^oi»  —  mällig 

Welschkor n,  in  "^Sopern '),  Snnjfbr.,  dornten  der  Türken,  in  QGßicn, 
Salzburg,  Stcicnn.,  ^irol,  935^mcn  Kukuruz').  Türkischer 
Weizen  ift  .nad^  ^opotoit^d)  Voc.  Austr.  II  fol.  184  R  unb  nac^ 
joöfet  u.  5?ronfclb  QSoK^nomcn  bcr  n.^ö.  'pflanjcn  6.  29  (neben 
Kukuruz)  nieberbfterreic^ifc^,  nac^  "^ri^el  u.  Scff«"  ^oU^n.  451  (Tür- 
kischweizen) and)  fd)lcftfc^. 

3m  ^ricg^ja^r  1915,  tt)o  ber  '^aie  in  öftcrr.  bei  ber  93robbe= 
reitung  eine  gro^e  9RoUc  fpielt,  beginnt  ber  ^u^bruct  Maismehl  in 
öfterreic^  axxi  ben  amtlichen  Ccrläffen  auc^  in  bie  ^olfefpracije  einju- 
bringen,  boc^  bleibt  Kukuruz  boneben  ber  übliche  ^uöbrurf.  ®ie 
Äerhinff  t>ei  ^orte^  Kukuruz,  tai  aud)  flaoifc^,  rumäuifc^,  ungarif(^>, 
türfifc^  (kokoros)  ift,  ift  unaufgellärt.  93cmcfer  Qlav.  etpm.  'Jßörterb. 
I  640  f.  oermutet  fübflooifc^en  Urfprung.  ^ai  ^ort  mad^t  gonj  ben 
Cfinbrucf  einer  ßautnac^a^mung.  ^a^rfc^cinlic^  ift  e^  au^  bem  ßocf« 
ruf  kukurü  hervorgegangen,  ber  bei  ber  'Fütterung  t>on  Äau^tieren, 
^rut^ü^nern  u.  a.  mit  '30Zai*f5rncrn  j.  'S.  in  ber  3ipe>  üblich  toor 
unb,  toie  öfter,  ben  9^aturlaut  icr  ^iere  nac^a^mte.  9?Jan  oergleic^e 
ficinruff.  kukurikaty,  ferbohroat.  kukurijekati,  ngr.  xovxovqi^ü)  traben 
(oom  Äa^n),  ital.  cucurucü  (oom  ^rut^a^n),  frj.  coquericot  (93er-- 
ne!er  o.  a.  O.  I  640),  ffr.  kurkutas  'Äa^n',  ngr.  xöxoqo^  'Äa^n', 
abulg.  kokotü  Äa^n,  kokosi  Äenne,  bulg.  kurka  kurköj,  ngr. 
xovQXog  xovQxa  '^rut^abn,  ^rut^enne',  aUc^  lautnac^a^menbe  .9'iamen 
biefer  93ögel. 

mäflig 

toä^lcrifc^,  bcfonbers  im  (Jffen.  %w:  foic^e  ^abelworte  befte^ 
in  ber  Umgang^fpradjc  oielfoc^  me^r  ober  toenigcr  munbartli4>e  '21u^ 
brüde,  bie  ben  l)oc^beutf(^en  gern  oorgejogen  »erben,  wählerisch  ift 
ber  fc^riftfprac|>lic^e,  ber  geö?ä^ltefte  "iJlu^brucf,  ber  in  ber  Q3ortrag*= 
fpra4>e  überall  gebraucht  ü?irb,  begießt  fic^  aber  ni4>t  fpcjieU  auf^  ^ffcn. 
1.  mäklig*),  »on  mäkeln  'am  offen  allerlei  au^jufc^en  finben',  ift 
norb--  unb  mittelbcutfd)  (j.  <33.  Berlin,  0effou,  Ceipj.,  93^arfn).  3n 
<5)orpat  mäklerisch.  —  2.  3n  (3übbeutfd)lanb  unb  öfterreic^  ent« 
f priest  heikel.    t>ai  in  bcr  allgemeinen  93ebeutung    'fc^toer  ju  ht\i<xn' 


»)  ©c^mcUcr  1  621. 

0  ^rifc^bier   Qßb.   I  443   bcjeugf  Kulnuitz   aucb  für  Oft-  unb  ^eft- 
ptcu§cn,  tt)obin  c*  burc^  txxi  ^olnif^c  (kukuruca)  gelommen  ift. 
*)  3n  "Berlin  oorjug^weife  vom  €ffen  gebraucht. 


mätlig  331 

Dein,  empfrnblic^,  frg.  difficile'  gcmcinbcutfc^  tff,  im  6übcn  aber  f|?e» 
jieH  ben  im  (Jfl'en  933ä^lcrifc^cn  bcjcic^nct.  '5)anebcn  bcfte^f  in  "^Saben, 
'2ßürtt.,  93at)em,  Öftcrr.  t>it  '^onn  heiklig  in  bemfclbcn  6inne^). 
ÄUige  <2ßb.  200  crtläcf  heikel  für  ein  obcrbeutfc^e^  ^ialcfttoort,  bai 
erft  im  19.  Sa^r^unbert  fc^riftfprac^lic^  tt>urbe  unb  jtc^  gcograp^ifc^ 
mit  Ekel  ergänje.  Äeufe  gehört  aber  jebenfaK^  heikel  auc^  fc^on  ber 
norbbeutfd)en  ilmgang^fprac^c  bi^  ^bnig^berg,  "Bremen,  ^öln  an.  0a* 
^bj.  ekel  'ipä^Ierifd)  im  (fffen',  bai  ^bclung  "^ßb.  I  1783  ocrjcic^net 
unb  3.  'S.  ^ielanb,  6c^iüer,  QSo^  gebrauchten,  ift  in  ber  öc^rift-- 
fprac^e  oeraltcf,  tt)irb  mir  aber  noc^  au*  '2ßeimar  bejeugt.  —  3.  3n 
"Braunfc^to.,  93remen,  Olbenb.,  O^nabr.  lecker,  in  "^aberb.  lecker- 
haft,  in  ®orfm.,  ^efel  verleckert.  —  4.  3n  ^arl*r.,  933ürttemb., 
2Iug*b.,  alfo  im  fd)toäbifd)en  ©cbicf  schleckig,  in  ^eiburg  ver- 
schleckt. Q3gl.  m^b.  slechaft  non  slec  ((frbe  6c^toäb.  "Söortfc^. 
22).  lecker  unb  schleckig  cntfprcc^en  fic^  toie  norbbeuffc^  lecken 
unb  fübbeutfc^  schlecken  (f.  oben  lecken  6.  324).  —  5.  ^ni 
9'Zümb.,  "illn^b.,  Kempten,  (J^ofic[d)au,  (fger  toirb  mir  genäschig 
angegeben,  toirb  alfo  bort  too^l  bie  6feUe  oon  mäklig  oertretcn.  öonft 
htttnttt  genäschig  boc^  ni^t  ganj  ba*felbe,  nämlic^  einen,  ber  gern 
no^t. 

'SCRe^r  ober  »eniger  munbartlidjcn  (I^arafter  tragen  folgcnbe  ^u*= 
brücfe.  1.  3n  93crlin  unb  Äönig*bcrg  kiesgtig,  in  "^ommem  (^ol-- 
berg)  unb  ^edlenb.  kiesetsch.  ^%l  <5rifc^bier  ^b.  I  365.  3n 
*23erlin  befte^t  baneben  ba*  (5ubftantir>  der  Kiesaat  au*  kiesen  icä^len 
unb  Aat  =  altfäc^f.  altnorb.  ät  6pcife.  ^^Itmärf.  kisfrätsch  ^an« 
(»eil  ^Oßb.  101  0ie  \)b.  9orm  liegt  in  elf.  kurässig,  kierässig  (ogl. 
elf.  QBb.  171.  öcbtoeij.  3b.  I  501)  oor.  ©aneben  bcfte^t  ein  oon 
bemfelben  Q3erbalftamm  abgeleitete*  ^bjcftio  auf  -isch:  in  £üneb. 
körisch,  toeftf.  körsk  (9©ocftc  90ßb.  140),  oftfr.  körisk,  körsk  CSoom« 
faot  ^b.  n  330),  beff.  körisch  körsch  (QSilmar  3b.  220.  dreccliu* 
^b.  557),  t^ür.  kürisch,  körisch  (öcrtel  ^^ür.  151),  im  llnterbarj 
körwählisch  (kerwelsch  gefprocbcn),  in  (fi*lebcn  kerkenzig,  beffcn 
jtoeiter  ^eil  mir  un!lar  ift.  ^u*  6c^le*lr).  unb  Äiel  toirb  mir  bie 
*5onn  krüsch,  au*  9^oftocf  krüdsch,  bai  in  £übecf  bereit*  ocraltet 
ift,  bejeugt.  93gl.  brem.  krüesk,  in  Äamburg  krüdänisch,  in  Qtabt 
krüdatsch   nac^    ^rem.  ^b.  II  (1767)  884.    —    2.    3n   Äannooer 


0  ^eibe  formen  bei  ^bro^.  a  6.  Clara  eb.   Strigl  I  159.   160.  n 
112.  276. 


332  mäMig  —  morineblau  —  9[Raf(ä^tne 

querfrätsch.  QSgl.  altmärf.  kiesfrätsch.  —  3.  3n  6c^tt)crin  füer  (?). 
—  4.  3r»  ^[Reiningcn  schnüppisch.  6lJte§  93cttr.  224  gicbf  schnup- 
pisch unb  t>ai  ßubft.  Schnupper  '^oftocräc(>tcr'  an.  3n  <5ulba 
schnippig,  in  ^öln  verschnuppt.  —  5.  3n  "SOliarburg,  Äolj^. 
schnukig,  verschnukt  (Q3ilmar  3D.36 1,  obcrl^cff.  schnäukig  schnaukig 
Grcccliu^  'Jßb.  753),  in  ioeibelb.  schnäkig  schnägisch,  in  93ruc^faC 
schniegisch,  im  Gif.  verschneikt,  schneikig  (^b.  11  499),  lot^. 
schneikisch  (<5oKmann  QGßb.  459),  luy.  Schnekert  '^cinfc^mcdEer 
<Qßb.  391),  in  Kempten  schneigig  oon  bcm  QScrbum  ^cff.  schnauken 
schnäuken,  lot^r.  schneiken,  elf.  schneike,  bair.  schneicken  wa^te- 
rifc^  fein  im  (?ffcn  unb  Printen,  m^>b.  snöuken  fc^nüffeln,  n^b.  schnö- 
kem.  gUgl.  ereceliu«  a.  a.  Ö.,  ®^b.  I  1588f.  IX  1208,  QSßeiganb 
<2Bb,  n  769. 

*5öeitere  munbartlid^c  Gpnonpme  liefert  bie  Literatur:  preu^»  kau- 
kadschkaukautsch');  oogtlönb.  uressig*^  ba^r.uräss*):  öogtl.  uressen 
bie  guten  93iffen  beim  ^reffen  ^erQU^fu£|)en*);  ^cff.  schnäuhig, 
speiisch*),  speisig'),  lesel  oom  Äerau«lcfen  ber  guten  'Biffen'); 
fc^ipöb.  kaläß.  kobäß*);  f^toeij.  kogäß  öon  kög  'tt)äl>lerif(b',  ua- 
äßig,  graubäsig*). 

marineblau 

blau  öon  ber  ^avht  ber  ^Oiiarineuniform,  in  Öfterr.  tegethoffblau 
nac^  bem  Slbmiral  ^cget^off,  bem  (Sieger  öon  ßiffa,  genannt. 

^afc^ine 

genauer  Kochmaschine  toirb  in  93erlin  getob^nlii^  ber  ^00« 
\)tx\)  genannt.  "Sil*  ber  alte  gemoucrte  Äerb,  auf  bcm  ba§  ^euer  frei 
brannte,  ber  9'^oud)  aber  burc^  ben  9?auc^fang  in  ben  6c^ornftcin  ab* 
jog,  burd^  eine  "^Sorric^tung  erfe^t  tt>urbe,  hti  ber  bai  "Jcuer  oon  einer 


')  ^rifc^bicr  <3öb.  I  333. 
»)  ©erbet  ©ramm.  6.  275. 
»)  gW^b.  ure:^  ec^mcUcr  Qöb.  I  134  f. 

*)  S.  über  tiefe  in  ben  SDiunbarten  njeit  ocrbreitetcn  QSßorte  (verar- 
aasen  'ocrfd^wenbcn')  Schabe  'Slltlf.  QCßb.^  II  1059. 
")  g3ilmar  3b.  361.  390. 
•)  erecciiu«  <IBb.  795. 
')  €bb.  795. 

•)  gifc^er  Qöb.  HI  1346. 
•)  Gc^wcij.  3b.  I  501. 


9Kafc^ittc  —  =mectrcftic^  333 

«fernen  ^oc^plattc  ocrbccft  ift  unb  bcr  9^auc^  burc^  9?ö^rcn  in  ben 
ßc^ornftcin  geleitet  toirb,  tourbe  für  bicfcn  neuen  Apparat  feil^  ber 
alte  'xftamt  (Koch)herd  beibcl)alten,  teil^  bk  ^Sejcic^nung  (Koch-) 
maschine  unb  Sparherd  gctoäljlt,  Icötcre,  toeil  babei  gegenüber  bem 
alten  Äcrb  'Jcuerung  erfpart  toirb.  Maschine  ift  in  ^efer^burg, 
femer  im  mittleren  5eil  oon  9'Zorbbeutfd)lanb  gebräucblic^,  in  Stettin 
(ni4)t  in  9?oft ,  ©ang.,  93re^l.,  Äamb.),  93erlin,  6acbfen,  manchen 
t^üring.  6täbten  (Äalberft.,  (fi^l.,  3ei^,  QBeimar,  nic^t  '5)e|fau,  93raun= 
fc^weig,  93Rü^l^.,  Sonbcre^.,  ^cin,),  Gaffel  (nicfet  ioannoo.,  ®'6tt.), 
QBeftfalen  (^ünft.,  '5)ortmv  ^aberb.,  6iegen,  nic|)t  iooljt) ). 

Sparherd,  in  93erlin  ganj  unbefannt,  toirb  fonff  in  ben  »er« 
fdtjiebcnften  teilen  be^  6pracbgebiet^  gebraucht,  in  '3)anj.,  6c^toerin, 
ßüb,  6c^le^to.,  Olbenb.,  ßüncb.,  (S>'6tt,  "^abexh  ,  Stoeibr.,  ^If.,  Äorl^r. 
unb  ganj  öfterreic^.  —  3m  Übrigen  ift  (Koch)herd  (in  Q'^offorf  unb 
fonft  auc^  Feuerherd)  bic  gctob^nlicfefte  ^Sejeic^nung;  auc^  biefe  fe^lt 
in  Qßeibenau,  3u(fm.,  too  man  Platte  fagt;  in  Sauernig  offene 
Platte.  3n  "fünfter  !ommt  Herd  erft  jc^t  neben  Maschine  auf. 
^ai  90öort  f.  ^It  auc^  in  ©orpat;  c^  toirb  bafür  in  ßiolanb  ("Dorp. 
9liga)  PUete  gcfagt;  in  93euil)cn,  Uüer^b.  Küchenofen,  in  Syalit  unb 
too^l  auc^  fonft  im  6äc^fifd)en  Ofen,  in  Cinj  Ofen  neben  Sparherd. 

SD'^ecrretti^ 

Gochlearia  (ober  Nasturtium)  armoracia.  3m  Süboftbeuffd)cn 
bafür  Kren.  <5)ie^  ift  in  ganj  Öfterrei4> '),  Quc^  Q3ororlb.,  3ip^  unb 
©iebenb.  ber  einzige  "Slu^brucf,  ferner  m  einem  ^eil  oon  ^aljern,  in 
^ugeb.,  '2?iünd)cn,  Äof  neben  Meerrettich,  au^crbem  in  9Zcumarft, 
5lmberg,  9^ürnb ,  "Sln^b.  (bagegen  Meerrettich  in  *2lfd)aff.,  <5)onaU' 
toört^,  5?empten),  toeiter  in  ibeilbronn  unb  bftlic^  in  93eut^cn.  3n  ber 
3Jiunbart  erftrecft  fic^  Kren  auc^  ini  Q3ogtlänbifd)c:  ogl.  £ang  3.  f. 
b.g?^.  IX  13.  (Scrbet  ©ramm.  6.66  ßcngenf.,  ^Ifterb.,  gjZarfneuf. 
gaben  mir  Meerrettich  an.  "^K«  bcnnebergifd)  Derjcic^net  Krenn 
6pie§  '33eitr.  140,  bai  ^b\  krenbitter  Äertel  ^bür.  147  au^  9Zorb- 
^aufen,  krin-  au^  92ßinterftein,  9?ubla,  obcrfäcbf.  Kren  9Jiüner--*5rau» 
teutb  QQöb.  II  105,  fcf)lef.  Kren.  <2öeint)olb  <33eitr.  47.  3n  übertragener 
93ebeutung  'Schärfe  öe^  Gbaratter^'  (er  hat  viel  Kren,  er  hat  gar- 

*)  "2lu*  QBien  ift  Kren  f^on  für  bai  15.  3<2^r^-  bcjeugt:  krenschüssel 
QueU.  j.  ®cfc^.  5Bicng  U  3  =«r.  5481  (1493  n.  d^r.).  6.  »eitcr  Ce^cr 
gR^.gßb.  I  1720. 


I 


334        9Kcertetttc^  —  mcincttvegen  —  '2Jlefferbän!^en  —  jyixttt 

keinen  Kren)  fommt  bo^  9Gßorf  auc^  fonff  öor.  ^a«  fc^on  m^b. 
kren(e)  toith  mcift  au«  fla».  krenü,  ccc^.  ehren  hergeleitet,  ba* 
ober  feincrfcit^  im  6lat>ifd)cn  feinen  etpmologif^en  'iHnljalt  \^Cit.  ®ie 
6lat7en  ^aben  t>a§  QBort  oielleic^t  au^  bet  unbefannten  6prac^e  ent- 
lehnt, au«  ber  ^^eopljraft  unb  "^Uniu«  ben  9'Zamen  xeQdtv,  cerain 
(cherain)  anführen.  ^Sgl.  6c^raber  Q'^ealley.  b.  ibg.  altert.  536  f. 
<33cmecfer  6lot).  etpm.  ^h.  I  402. 

mcinetnjegen 

bafür  auc^  fteßentoeife  wegen  meiner  (2eipa,  9^ei(^enberg), 
wegen  mir  (Äeibelb.,  9'Joftatt,  9^ei4.)  unb  »ielfac^  meinethalben 
(8. 'S.  .Coburg,  SOf^orb.,  Äof).  3n  6übbeutfc^lanb  unb  Öfterreic^  ift 
baneben  von  mir  aus  üblicb  J.  'S.  von  mir  aus  kannst  du 
alles  machen  =  meinetwegen  k.  d.  a.  m. :  fo  in  Stocibr.,  QQBürtt., 
Qlfd)aff,  Äof,  ^mbcrg,  Sngolft.,  Öfterreic^  hxi  ^Bregenj;  im  eifa§ 
früher  von  mir  an  (ocraltet).  ^ci)rein  3Jolf«fpr.  I  435  oerjeic^net 
in  bcmfclbcn  Sinne  r^ein.  unterr^ein.  vor  mir. 

^cffcrbänfc^en 

93orric^tung,  um  "^J^effer  unb  @obel  bti  ^ifc^  barauf  ju  legen, 
in  "Jorm  »on  gläfemen  '53än!cn  ober  metallenen  ©eftellen;  in  manchen 
Heineren  Orten  mä)t  übli(^.  1.  Messerbänkchen  in  faft  ganj 
®eutf4)lanb,  übergreifenb  na6)  Öftcrrci(^  in  Q3iel.,  9^eiÄcnberg,  Ölmül^ 
unb  in  ber  Sc^meij  (-bank  in  90'iarb.,  -bänkle  in  '^ürttemb.).  — 
2.  Messerblock  in  "iHoftodE.  —  3.  Messerbock  in  ßüneb.,  '^Sremen, 
ioann.,  Ölnabr.,  Singen,  Messerböckchen  in  9QBcftf.  ('30Zünfter,  "^a-- 
bcrb.),  "Süffclb.  —  4.  Besteckschemele  neben  Messerbänkle  in 
QQBürttemb.  —  5.  Rastl  in  öfterrcic^  ani  ital.  rastello  '®ittcr\ 

tai  ©clb  für  ba€  '30'^ieten  einer  'Jßo^nung,  genauer  Wohnungs- 
miete. *3)icfcr  norb=  unb  mittelbeutfc^cn  93cäcicbnung  entfpricbt  im 
©üben  Zins,  genauer  Hauszins^).  Zinshaus,  -wohnung  = 
Mietshaus,  -wolinung.  ®cr  93crliner  fagt:  ich  habe  dem  Wirt 
die  Miete   bezahlt,    ber  Wiener:    ich   hab    dem   Hausherrn    den 


0  älterer  "Beleg  für  Hauszinß  bic  iöoforbn.  Äcrj.  3ot).  "Jricbr.  o. 
qBürffcmb.  (1614)  ®^®.  II  2,  158  f. 


^mtU  —  Tlxtttx  335 

Zins  gezahlt.  93crl.  zui-  Miete  wohnen  =  rokn.  eine  Zinswoh- 
nung haben,  elfoff.  im  Hauszins  wohnen.  Q3on  Zins  \)at  man  ia 
Berlin  nur  bcn  '^l.  Zinsen  im  Sinne  bc*  (Jrfrage^  oon  einem  ge» 
Helenen  ^aöitaL  '5)ie  ©renje  jtoifc^en  Miete  unb  Zins  iff  feine  ganj 
fc^orfe.  3n  ber  ©renj^one  unb  im  ®ebief  t)on  Zins  fommt  au(t>  bie 
^crbinbung  bciber  QOßorfe  Mietzins  t)or,  fo  in  ßengenf.,  9^ürnb., 
Äeilbr.,  Stoeibr.,  ^obl.  (jutpeilen);  fte  ^e^örf  aucb  ber  bfterr.  6c^rift' 
fpracbean.  Zins,  Hauszins  reicht  nörblic^  hii  6eif^cnner*b.,  (fifferb., 
Coburg,  ^ie^b.  *),  Stoeibr.  Miete  fommt  aber  auc^  noc^  füblic^  biefer 
£tnie  oielfac^  neben  Zins  oor:  in  Siebcnb.,  'Sieli^,  93apem,  tt>o  Äof, 
^n*b.,  <5)onautt).,  '^ünc^cn  beibe  '2lu^brücfe,  "Slfc^aff.,  *2lmberg  nur 
Miete,  ^^eumarff,  Sngolft.,  Kempten  nur  Zins  angeben.  3n  <2öürff. 
ift  (Haus-)Zins  iXii  gert)öbnlic^e,  erft  neucrbing^  fommt  bei  ben  ®e- 
btlbeten  Miete  auf.  3n  ^aben  werben  beibc  ^orte  gebraucht.  ^lfa§ 
unb  ßotbringen 'j,  bie  öc^tocij,  Öftcrr.  gehören  jum  ®thkt  öon  Zins. 


Bieter 

^benfo  n?ie  Miete  ift  auc^  Mieter  für  bcn,  ber  eine  '^o^nung 
gemietet  bot,  nicbt  überall  gebräuchlich.  3n  Öfterreic^  fagt  man  bafür 
Partei.  QDöie  ftcb  in  Berlin  Wirt  unb  Mieter,  fielen  fic^  in  *2öicn 
ber  Hausherr  unb  bie  Parteien  gegenüber  *).  'iJluf  bem  £anbe  nennt 
man  fte  Herbergs-  ober  Quartiersleute.  3n  ^aöem  toirb  in  ben 
einen  6täbten  (Äof,  3ngolft.,  "^^onauto.,  ^ug^b.,  5tempten)  Partei, 
in  ^Jiünchen  Mietspartei,  in  ben  anbcren  (^fcf)aff.,  *2In^b.,  9^ürnb., 
^mberg,  ^Oiünc^.)  Mieter  gebraucht.  3n  ^ürttcmb.  fommt  Partie 
^tatt  Partei  oor,  toie  auc^  noc^  ©oet^e  oon  Partieen  eine^  Joaufe^ 
fpric^t*).  6onft  ift  bit  ältere  93ejeic^nung  Hausmann,  ^l.  Haus- 
leute,  bie  jüngere  Mieter:  Hausleute  aucb  im  ^lfa§;  in  (5t.  ©allen 
Mietsmann,  in  ^ern  Mieter. 

'Der   *2lftcrmieter   eine^   cin^clncit    3immcr^   fübrt   in    Berlin    bcn 

*)  3n  ber  obcr^eff.  9}?unbart  t>on  Sfcbenrob  Hauszins  6d)öncr  3-  f-  &• 
^.  V  245. 

0  eil'.  QBb.  II  909.    ^oflmann  IQb.  558. 

")  0cr  oft.  Spracbcjebraucf),  bcn  Älcin  "^oo.-QBb.  n  44  befcbreibt,  gilt 
noc^  beute:  „Qßenn  met)retc  '^amitien  in  einem  &aufc  tt>obnen,  ^ei§t  jebc  eine 
Parthey.  ^uf  bem  '^oft-  unb  SoHamte  nennt  man  jene  aucb  bie  Partheyen, 
an  tt)clcbc  bie  93ricfc  unb  "^äcfe  gericbtct  finb." 

*)  Sbc^nc  QBb.  unter  Partie. 


336  'SKietcr  —  =)0^ilc^brob  —  SO^ittagbrob 

frönen  9^amcn  Ghambregarnist  (oon  Ghambre  gamie);  in  <3Bien 
^ei^t  er  Zimmerherr. 

gi}iilc^brot)  f.-^rob  6.  154f. 

mit  ^bfic^t 

ift  im  mittleren  ^eile  oon  ^^orb^  unb  '30iitfelbeutfc^Ionb  üblich, 
fübli^  h'xi  ^^üringen;  bafür  auc^  mit  Willen,  t>ai  in  93crlin  nod^ 
t)0lf^tümli(^er  ift,  3n  QCßeftbeutfc^lanb,  am  9^^cin,  in  ßuyemburg'), 
£otl^r/),  (Slfa^*),  6(^iDei5*),  tocnbet  man  gern  ha^  frj.  expres,  ex- 
press  an.  3m  übrigen  Sprachgebiet  tt)irb  t>a^  QBort  Absicht  burc^  Fleiß 
erfe^t.  Mit  Fleiß  fagt  man  in  '^et.,  2M.,  Oft-  unb  ^eft=*^reu^cn '), 
^ofcn,  fotoie  in  6übbculfcf)lanb  nbrblic^  bi^  (Sifenac^*),  ^fc^affcnb., 
<5ulba^,  unb  in  ber  öcbipeig.  Zu  Fleiß  ^ei^t  e^  in  '^rcu^.-  unb 
Öft.=6c^leflen  (zu  Fleiße  in  "^Bcut^cn,  3udEm.),  in  ganj  Öfterrcic^, 
a\xd)  in  3üric|)  unb  ocreinjelt  in  6übbeuifc^l.  (Smeibr.,  Äeibelb.,  Äon- 
ftonj).  3n  "SOZünc^en  fommt  a\x6)  aus  Fleiß  neben  mit  Fleiß  oor. 
3n  ber  älteren  6cbriftfprad)e  (Cutter,  6aftrott)  I  105—107)  bebeutet 
mit  Fleiß  'forgfältig,  eifrig'. 

^ittagbrob 

QBie  Abendbrod  al^  fam  liäre  unb  Abendessen  al^  getoö^lte 
93e3ei(^nung  in  93crlin  neben  einanber  ^crge^en,  fo  toirb  au^  Mittag- 
brod  neben  Mittagessen  gefagt.  ®a  gerabe  jum  9}Jittag  ipenig, 
»on  fielen  gar  fein  Q3rob  gegeffen  toirb,  fo  ift  bai  'Jöort  Mittagbrod 
too^l  nur  burc^  bcn  "iHu^bruc!  Abendbrod  ocranla§t.  ©oc^  ift  Mit- 
tagbrod nic^t  fo  toeit  verbreitet  toie  Abendbrod.  (^ß  erftrecft  ftc^ 
über  ^ofen,  ©c^lefien,  9)iar!,  6c^toerin,  6ac^fen  (ßeipj.,  93au^en, 
'3D'2artneuf.,  nid^t  6eif|)enn.),  Thüringen  (Äalberft.,  ^t^l.,  Siaüt,  3ei$, 
©onber^^.,  ^Qöeimar,  Erfurt),  93raunfd)to.,  Cüneb.,  Äarburg,  "^ürfeb., 
Seoer. 

3m  9'^orboften,  in  ^eter^burg,  'Sorpat,  ©anjig,  Q'^oftod  ift  aucb 


»)  Qßb.  lu?.  =m.  98. 

2)  goOmann  Qßb.  130. 

«J  €lf.  <2ßb.  I  86. 

*)  6*tt)cii.  3b.  I  623. 

<*)  g^rifAbier  <5Bb.  I  197. 

®)  '-JZac^  Äcrtct  ^t)ür  96  in  Salbungen  unb  '2llfenburg. 

')  Q3ictor  Q'l^cinfränf.  Hmganggfpr.  38  oerscic^nct  c^  a\i  naffouifd). 


gjiittagbrob  —  9J?o^rrübc  337 

Mittagessen  feiten,  bafür  nur  das  Mittag,  tpa^  auc^  in  'Berlin 
oorfommt.  3n  öffcrreic^  (6^oticf(^au,  Olmü^,  ^rbllenb.)  finbet  jic^ 
au(^  Mittagmahl  (tpie  Nachtmahl). 

Daucus  carota  L.  1.  Mohrrüben  ift  in  9^orbbeutfc^lanb  neben 
Wurzebi  übliö),  ol^ne  i>a^  fic^  ätt>ifd)en  beiben  ^u^brücfen  eine  ®rcnje 
gießen  lic^c.  Mohrrübe  reicht  öftlic^  bi^  <5)anjig,  ^ofen,  6c^lefien, 
n5rblic^  bi^  9voftocf,  64)le^tt).,  toefflic^  bi^  ^aberb.,  ©iegen,  Q'^emfc^v 
^öln,  ^ac^cn,  füblic^  bi^  93eutt)en,  6eift)enn.,  ßengcnf.,  6onber^^v 
Qßeimar,  ÄaffcL  '5)ie  «angäbe  be^  <S»9Bb.  VI  2476,  ba§  ba^  QOöort 
»orjugeitoeife  6ac^fen  unb  ßc^lcficn  (^opomt^d)  Q3crfucb  393  ))at  nur 
(cac^fen)  eigen  fei,  ift  alfo  nic^t  ganj  jutrcffcnb,  i)a  e^  toeit  über  biefe^ 
®ebiet  ^inau^gc^t,  j.  93.  aud)  in  93crlin  ber  einjig  übliche  'Slu^brucf  ift. 

2.  3m  mittleren  unb  tpeftlicben  ^eil  öon  9^orbbcut) erlaub  Wur- 
zeln, olfo  in  bemfelbcn  ©ebiet,  too  an  öielcn  Orten  Mohi-rübe  ge= 
brauet  tt>irb,  bcibe  QBörter  neben  einonber  in  ibannooer,  ®ött,  '^a= 
berb.  O^ur  Wurzel  toirb  mir  angegeben  aui  Q'voftorf,  '5)obberan, 
"Bremen,  90ßinfen,  Olbenb.,  Seoer,  O^nabr.,  ßingcn,  93ücfcb.,  9}iünft., 
^ortrn.,  6c^tt)crtc,  Qlrn^b.,  <3ßefel.  »Gelbe  Wurzeln  fogt  man  in 
öc^leött).,  ^iel,  Äarb.,  £üneb.,  nacb  3.  btfc^.  6prac^oer.  23,  189  au^ 
in  'SJ^erflenb.  '5)ie  nbb.  ^unbarten  nennen  txxi  ©emüfe  Wörtel 
(pomm.  Ärften  un  Wörtel  =  berlin.  Schoten  und  Mohrrüben), 
nbL  wörtel,  aber  auc^  Möitow,  Gälröw  (in  ber  ^Itmarf,  <5)anneil 
^b.  139),  Mauren  (in  93raunfc^to.  Äerrig^  ^rcbio  2,  91;  Äilbe«» 
^eim  ^lein  ^rot).-<2ßb.  II  10;  <2öeftf.  ^ri^el  unb  Seffcn  93olf^n.  b. 
^flana.  131,  ^opomitfc^  93erfuct)  393),  Mohren  (®üffelb.). 

3.  3n  Ciolanb  ^ei§en  fte  Burkanen.  ^urfd)at  Git.  ^b.  65 
»erjcii^nct  litau.  burkantai  al^  9^amen  ber  ben  'SJZo^rrüben  ä^nli4>en 
'^aftinaftt)ur5cln '). 

4.  Möhre  =  m\)b.  mörhe  (neben  morhe,  a^b.  moraha),  bcc 
umgclautete  crfte  93cftanbtcil  oon  Mohi'rübe,  ift  ^auptfäcblic^  mittel« 
unb  füboftbeutfd),  in  ^^üringcn')  (Metern,  3ei^,  9Kübl^.,  (Sifcnac^, 
Unterbarj ')),  QSogtlanb*)  (^Ifterb.),  Äeffen'')   C^D^arburg),  Äol^baufen, 

1)  9^ac^  <^ri%el  u.  3effcn  o.  o.  O.  wirb  umgete^rt  bie  ^ol>rrübc  oud^ 
'Wilde  Pastinak  genannt. 

*)  <33gl.  Äerfel  ?;^ür.  167.    Äentric^  eicb«f.  <2öb.  76. 
")  Q3gl.  eici'enbcrg  QBb.  b.  Stieger  "iK.  174. 
*)  ^qI  ©erbet  Oramm.  6.  49. 
^)  QSgL  erccetiu«  QEßb.  599:  ouc^  gelbe  Möhren. 
Ätetfctjmet:  '^Bovtgeogrovt^ie.  22 


I 


338  Sffio^vvübt  —  gjJofirid) 

me^rfac^  in  Öftcrreic^  ^),  93ö^m.--£cipa,  Ölmü^,  93tclt^,  ^roppau,  3u(f- 
tnantel,  S.awemig,  Ärbücnborf,  ^uffce,  Q3öKcrmorft,  ®münb  (Mehrl) 
ocrfreten,  fommf  aber  aud)  noc^  »citer  nörbli^,  in  Äannoocr,  '21m«-- 
htXQ,  ^abcrb.,  Ärcfclb,  S^öln  (Möhrchen),  6icgb.,  and)  in  ^önigs-- 
bcrg  oor. 

5.  ®ic  fübbcutfc^c  unb  in  öftcrrcic|>  cinfc^lic^lic^  Siebenbürgen 
^ufigfte  'Bcscic^nung  ift  gelbe  Rüben.  6ie  gc^t  nöcblic^  hxi 
93au^en  unb  ßeipjig,  ^Di^einingen,  "Julba,  '^ranff.'),  ^ainj,  QQßie^b., 
Äobl.,  ^rier,  ßot^ringcn  ^).  6üblic^  biofer  ©rense,  alfo  in  ©übbeutfc^l. 
unb  in  öftcrrcic|>  *)  ^errf(^t  gelbe  Rüben  (in  Äcibclb.  Gelbrüben- 
in  QKürttemb.  oucfe  Gelberüben).  Äo^bcrg  Georg,  curiosa  III  80 
(^o^bu^  1715)  nennt  jie  Möhren  oder  gelbe  Rüben,  9^^agoriujf 
^fion^garten  ('53afcl  166.9)  E  102  gelbe  Rüblein.  —  6.  3n  ber 
6c^tt>ci5  tt)irb  einfach  Rüben,  munbarfl.  Rüebli  gefagf. 

©er  9^ame  Karotten  ift  im  9Zorbcn  (^önig^b.,  93erlv  Äamb.,. 
*3Karb.),  loie  im  6üben  (^Ifc^aff ,  Slug^b.,  ^logenf.)  gebräuc^UA  für 
junge  '30'io^rrüben  ober  für  eine  feinere  0orte,  toirb  aber  fteüentocifc^ 
5.  93.  in  ^cter^b.,  ßinj  auc^  für  MohiTüben  fd)Iec^ttoeg  ocrh)enbct. 

jcrriebene  6enf!5mer  mit  935eineffig  ober  wOZoft  angerührt,  dlut 
in  einem  begrenzten  Ocbiet  9^orbbeutfc^lanb^  unterfcl)eibet  man  bicfe 
^ifc|)ung  »on  bem  reinen  Senf  burc^  einen  befonbercn  9Zamcn;  anber= 
ipärt^  ^ei|t  jte  einfach  Senf.  Mostrich  ift  oortoiegenb  norboft-. 
beutfc^,  e^  erftrccft  ftc^  über  "^reu^cn,  ^ofen,  95rc^lau  (nic^t  me^r 
93eut^en),  6tettin,  Q'^oftocf  (t)ier  feiten),  ßübecf,  bie  SO^Jarf;  in  6ac^fen 
(*3au^en,  (Slfterb.)  ift  e^  feiten,  in  ^^üringen  ouf  ben  9Zorben  (Äal- 
berft.,  Gi^l.,  Äalle,  3ei^)  befc^ränft ').  QBeftlic^  fommt  e«  noc^  in 
93rounfcf)tt>.,  93üc!eb.,  £ingcn  (fcltner)  öor.  3m  nbb.  9'^orben,  in  £ü= 
bec!,   Harburg '),   QBcftfalen ')  (fünfter,  2lm«b.)  unb  in  ber  9?^««- 

^)  "SD^ö^r.  meergen  ©QGßb.  VI  2473,  fd^lef.  Mören,  färnt.  Morien  =popO' 
»itft^  gScrfuc^  393.  Cejcr  Äärnt.  <3Bb.  191.  £efflaf  <^aut  unb  95caun<'» 
<»eitr.  28,  156. 

')  3n  ber  OBefterau  gelbe  Rüben  SreccUu«  'Jßb.  599. 

»)  SoOmann  <3ßb.  192. 

*)  ®a«  <2öiencr  9'labmcnbüd)lcin  oon  1847  6.  28  »erlangt  Möhren  ftatt 
gelbe  Rüben. 

»)  gSgl.  Äertel  ^ür.  168. 

•)  3n  Äarburg,  »ic  in  Cübcct  (Gcbumonn  QDßortfti^.  13)  Muster 

')  93gl.  Qöocfte  Qöb.  178. 


gjJoftrit^  —  <aRotte  339 

l^rooinj  (<2ßcfel,  ^refclb,  ^'6\n,  .^obl.,  "Slac^en  fotoie  im  *3)'^ofcIfrän-- 
fifc^cn  unb  ©icbcnbürgifc^en),  bcftet)t  familiäre*,  munbartltc^e«  Mos- 
tert,  im  ßof^ringifc^cn  unb  ßujemburgifc^cn ')  Moschtert  neben  l^b. 
Senf. 

®ie  Q3erbreifung  bc*  '3Borfe*  in  9'^orbbeutfc^lanb  crflärt  ftc^  am 
beften  barau*,  ba^  e*  junäc^ft  ani  ben  9Zieberlanben  über  ben  9'iieber-- 
rt)cin  nac^  9^orbbcutfc^lanb  gefommen  iff,  alfo  nic^t  unmittelbar  au* 
bcm  '5rönä5ftfcben  ober  gar  au*  bem  Stalienifc^en.  '^a^n  ftimmt,  ha^ 
nbl.  mostaard  mosterd  im  männlichen  ©efcblec^t  mit  nbb.  mostert 
übcrcinftimmt  gegen  frj.  moutarde,  proo.  ital.  mostarda  f.  ferner 
toirb  in  ^rüni^  Oec.  (Snc.  153  (1830),  2 19  f.  eine  nbl.  ^rt  ber 
<3JJoftric^bcreitung  oon  einer  franjbftfc^en  unb  italienifc^en  befonbcr* 
unterfc^ieben  unb  in  ^euffc^lanb  tt)irb  ober  tourbe  eine  htlkhtt  öorfc 
al*  ©üffelbotfer  "SD^Joftric^  bejeic^net,  ipa*  für  bit  angegebene  ioerfunft 
üon  90öort  unb  6ac^c  geltenb  gemacht  toerben  fann.  ^llcrbing*  feblt 
tai  9Cßort  auc^  in  6übbeutfc^lanb  nic^t  ganj:  au§er  bem  oereinjelten 
m^b.  musthart  (93ene!e  'J3l\)b.  Q2ßb.  II  279)  der  mostard  la  mos- 
tarda 3tal.-beutf4)e*  6prac^bu(^  von  1423  au*  'Sapern,  93renner 
<33opr.  <3Kunbortcn  11 396,  pfälg.  muschder  ^lutenriet^  3b.  98.  QQßciter 
öftlic^  ift  bann  Most(h)art  ju  Mostrich  umgeformt  njorben,  im  18. 
So^r^unbert  mcift  Mostrich '^  mit  Umlaut,  no^  tpeitcr  im  Often  in 
£it>lanb  nac^  2lbclung  ju  Möstling.  3n  Sübweftbcutfc^lanb  ift  auc^ 
bai  frj.  moutarde  entlehnt  ttjorben:  lot^r.  Mutard  *5oflmantt  QGBb. 
375,  in  ber  ^falj  Müdar  ^eipcr  '5^5-  'Jömiliennamcn  60*. 

3m  übrigen  ®eutfd)lanb  bcjeic^net,  toic  f(^on  bcmcrft,  Senf)  nic^t 
nur  bic  ^fianje  unb  i^ren  6amcn,  fonbern  auc^  bie  'SJJifc^ung  mit 
ßfjtg.  '2Iu*  9Raftatt  mirb  mir  noc^  ein  fonft  unbclegter  9lu*bru(f 
Klabuster  angegeben. 

tinea,  bas  955ollftoffe  unb  "^elaiDcrf  jerftörenbc  Snfeff.  ^em 
norb=  unb  mittclbcutfcben  Motte  entfpric^t  im  Guben  Schabe,     ^cf 


')  ^oUmann  qßb.  370.    ^b.  luf.  ^K.  291. 

^  3.^.  <35cfc^reibung  Berlin*  1786  II  548.  <2lbelung  <2öb.  IH  293. 
5hKlni^  Cec.  €nc.  94  (1804),  588.  <33gl.  m^b.  möstem  ==  r^cin.  mostern 
(Äc^rcin  y3olf*fpr.  283),  pfälj.  moschdere  Rauben  mit  einem  Äolben  ju 
"SKoft  jerfto^cn. 

^)  ^ngcmcrff  fei  bic  munbarflicfec  g^orm  Senft,  bie  mir  au*  93ruc^fot, 
9laftatt,  Eeonfelben,  Sucfmontct  bc^^cugt  wirb. 

22* 


I 


340  9Kotfc  —  9Kü(fc 

crfc^te  2\iti)tv^  Motte  burc^  Schabe  (ßinbmepr  ^Sßorffc^a^  74),  unb 
ber  ^aikv  'iflad)hxüä  bc^  9Zcuen  ^eff.  »on  1523  crflärt  noc^  mutten: 
schaben  (©'Job.  VI  2601).  Schabe  ift  obcrbcuffc^,  Motte  too^l 
nicbcrbcutf(^cn  Hrfprung*  (mnbl.  motte),  aber  fd^on  frü^  fübtoärtiiJ  ge^ 
brungcn :  ogl.  ®<2ßb.  VI  260 1 .  ®o^  antcrelfa§  braucht  Motte  ((?lf.  ^GÖb. 
I  738  Mutt),  ba^Obcrclfa^  Schabe  (Äcnr^  Dial.  de  Golm.205  säpi). 
3n  93obcn  reicht  Schabe  munbarflicb  hiß  9iapptnau^)  unb  i5anb= 
fd)u^^^eim  ^),  ober  mir  toirb  au^  93ruci^f.,  9?affatt  Motte  angegeben, 
^ürftemb.  ctnfd|)lic§lic^  Äcilbr.  braucht  Schabe,  2lfd)affb.,  Äof  Motte, 
t>ai  übrige  93a^ern  Schabe  (in  *2ln^b.  Wachsmotte,  fonft  Schabe). 
3tt  Öfterreidb  ift  Motte  in  93d^men,  ödbleftcn,  ^DJö^ren,  Schabe  in 
bcn  ^Ipenlänbern  gebräud^licb,  bo(^  toirb  mir  aucb  au^  ©raj,  (£illi, 
^lubcnj  Motte  beseugt.  *2lug  <ot  ©allen,  3üric^  h>irb  mir  Schabe, 
auß  93ern  Motte  (Schabe  aU  bialeftifcb)  angegeben.  Sebenfall^  ift 
Motte  aud^  im  6üöen  befannt.  (fin  Snferat  ber  Qßiener  Seitung 
vom  8.  "SBrad^emonaf  1782  fid^reibt  Schaben  oder  Motten'). 

*2lu§cr^alb  be^  ©ebicte^,  in  bem  Schabe  bit  tinea  bejeicbnet, 
toirb  baöfelbc  Qößort  für  t>a€  anbcrtoärt^  Schwabe  genannte  Snfeft 
Periplaneta  orientalis  gebrandet,  j.  93.  in  5rier,  3tt)cibr.,  3naim. 
€onft  \)d^t  biefe^  ^icr  mcift  Schwabe  fem.,  bair.^bfterr.  der  Schwab 
(64)meHcr  QDöb.  II  619),  in  ßübecf  Feuerkäfer  ober  Feuerwurra 
(munbartl.  Fürwoorm  ßd^umann  ^ortfd^.  4),  h)eil  e^  ben  Äerb  ber 
^ücbc  ober  ben  93adofen  liebt,  in  Harburg  Kakerlatsche  =  nbL 
kakerlak.  ^on  ber  Schwabe  toirb  ein  fleincrer,  nur  etloa  \)alh  fo 
langer  ^ü(^en!äfcr  Blatta  germanica  al^  Russe  unferf(^ieben,  loobl 
toeil  biefe  Snfeften  crft  au^  9^u|lanb  eingetoanbert  finb  ober  fein  f ollen; 
t)gl.  <2öciganb  ^b.  II  628.  3n  ^Scrlin  nennt  man  bcibc  "Wirten 
Schwaben. 

bejcic^net  in  93crlin  aße  ©attungen  oon  9D^ücfen,  t>it  bit  3oo-- 
logie  unter  ben  Nematocera  jufammcnfa^t  unb  beren  llntcrfcbicbe 
natürlid^  bcn  9^i(^täoologcn  meift  unbefannt  finb.  9^ur  bie  in  6cb»oär= 
men  auftrctenben  gans  flcinen  ^riebelmüdEen,  Simulia,  tocrben  jutoeilen 
al^  Gnitzen   oon  ben   übrigen  SKüdEen   unterfcbieben.     '5)iefcm   norb^ 

^)  "^Kciflnflcr  <2ßb.  158  saawa. 

2)  eenj  Qöb.  48.  58. 

3)  Motten  und  Schaben  ^abcrnacmontanu«  «SQCßb.  Vm  1947.  Buch- 
wunn  ein  schabe  motte  Äenifd^  ^.  Gpr.  548. 


^üdc  341 

unb  oftbeuffct)en  Sprachgebrauch  ftel)f  ein  toeft--  unb  fübbeuffd»er  gegen- 
über, in  toelc^em  Schnake  ber  getpö^nlic^e  ^u^brucE  für  bicfe  3n-- 
feften  ift.  ^Zbrblic^  ge^t  Schnake  hii  ^()üringen  (öüb^arj),  Gaffel 
(aber  nic^t  me^r  (Söttingen),  '^^aberb.,  <2DJünfter,  ift  über  bie  9^^ein= 
lanbc  (^ier  überall  neben  Mücke),  ßuyemburg  (QGßb.  luy.  "3)?.  392 
Schnök),  eotf)ringen  C^oamann  93öb.  461  Schnok),  eifa§  (93Öb.  II 
4^7),  t>k  9^^einpfal5,  Äeffen')  (®armft.,  <^U§b„  'Jrontf.),  93aben, 
göürttemb.,  ^at)em,  (fger,  'Sregena,  Qt  ©atten,  3üric^,  93afel  (6ciler 
^b.  260  Schnoogg)  oerbreitet.  ^eitoeifc  htbtuttt  Schnake  oor- 
jüglicb  eine  beftimmte  ©ohung  oon  'zSflMtn,  fo  in  iöannoocr  t>k  gro§e 
"Bac^mücfe,  Tipula,  in  ^aberb.  bie  größeren  ^DiJüdfen  (neben  Mücke 
für  bk  Heineren  ©attungen),  namentlid^  aber  t>k  Stec^müdc,  Culex 
pipiens  (Gif.  QÖßb.  II  497).  ®ie  Rheinschnaken  fmb  nic^t- 
ftec|)enbe  *33ac^mü(fcn,  Tipula  oleracea  (€lf.  'Job.  Rhinschnake).  — 
Sn  Öfterreic^  oon  93ö^men  big  Kärnten  enblid^,  auc^  in  ber  3ipg 
unb  Siebenbürgen  ^ei§t  bie  Stec^mücfe  Gelse,  unb  hai  9S5ort  Mücke 
ift  auf  bie  tleinen  ©attungcn,  t>k  <5liegenmü(fen,  Grassicomia  be= 
fc^ränft.  3n  ^irol  (Snn^br.,  'SJicran,  93o5en,  Käufer«)  ift  nur  Mücke, 
munbartl.  Mucke  üblich,  Gelse  nic^t  ein^cimif^.  ^uc^  für  ^eibenau, 
SudEmantel,  Sauernig  toirb  mir  nur  Mücke  angegeben.  —  3n  btn 
'3Jiunbarten  finben  flc^  noc^  anbere  "Slu^brücEe:  fo  in  9^eumarft  in  ber 
Oberpfalj  Staunzen,  in  ^röUenborf  9'^.=Öft.  sdäntzn  ober  flän^n. 
^opotoitfc^  93crfuc^  519  fü^rt  ali  r|)einifc^  unb  furpfälaifc^  Boden- 
hämel  an. 

®ic  ^iffcrenj  Mücke :  Schnake  ^ängt  bamit  jufammen,  ba^ 
Mücke,  Muck  uftt).  im  Sübweftcn  bie  fliege  bebeutet,  fo  lufemb. 
Mek  (QBb.  282),  an  ber  ©fei  Meg,  lot^r.  Mick  (^oamann<2öb.  361), 
elf.  Muck(e)  (gif.  <2öb.  I  662),  ebcnfo  in  ber  ^falj,  ^ürttemb., 
2lfc^affenb.,  ^ür^b.  ®a«  <5)^b.  VI  2606  fagt,  \>aß  ältere  Äoc^- 
beutfc^  fc^eibe  ^üdt  »on  <5liege  nic^t  fc|>arf.  Snbeffen  ift  oon  ben 
jtoei  klaffen  oon  ^üdtn,  bie  hk  Soologen  unterfc^ciben,  ben  6cblanf= 
müden  ober  Tipulariae,  ju  bencn  bie  Stec^mücfen  unb  hk  *33ac^mücfen 
gehören,  unb  ben  ^liegenmücfen  ober  Grassicomia,  bk  erfte  fo  oer- 
fc^ieben  »on  ben  fliegen,  ba^  fie  mo^l  niemals  öertoe^felt  h?crben 
fonnten.  dagegen  finb  bie  <5licgenmücfen  aUerbingg  ben  'Jlicgen  ä^n- 
lic^.  ^a  nun  Mücke  in  einem  ^cil  be«  beutfc^en  Sprachgebiete  nur 
bk  '5licgenmüdle  btbmttt  unb  ba  ai^b.  mucca  mit  ber  inbogermanifc^en 


')  QJgt.  gjilntor  3t).  360. 


342  9Jlüdc  —  9Wüa  9 

^ejeic^nung  bcr  9Kcge,  altbulg.  mucha,  lit  muse,  lat.  musca,  gr. 
^vla,  aib,  mizf,  ocrtoanbt  fi^cint,  fo  bürfte  Mücke  urfprünglic^  nit^t 
bie  ßc^lonftnüdcn,  fonbem  nur  bic  <5Kcgcnmü(fen  bcjcic^net  ^aben;  ob 
öuc^  iUQkid)  bic  fliegen,  bleibe  ba^ingeffeltt.  3m  "^Beften  unb  Guben 
^af  man  bann  für  bie  ©^lanfmücfen  hit  9^amen  Sclma(c)ke  (r^ein. 
schnack  nac^  ^c^rein  ^olU^px.  I  358  'f^^Q"*  getoac^fcn'')  unb 
Gelse')  gefc^affcn.  3m  9'^orboffen  bagcgen  tourbe  i>ai  ^ort  Mücke 
<iuc^  auf  bic  ©c^tanfmüdcn  au^gebe^nt,  toä^rcnb  für  bie  musca  ol^b. 
flioga  bicnfc.  ©c^on  dd  unb  bie  9'^ac^bru(le  oon  (Smfer  ^abcn  in 
t)er  ^ibclübcrfe^ung  bo^  ßut^cr'fc^e  mucken  burc^  schnacken  crfc^f 
<£inbmet)r  ^Gßottfc^a^  74).  ^i^d)  bcjeic^ncf  Mücke  al«  nieber^ 
Schnoke  aU  oberbeutfc^  (©QBb.  IX  1152).  ^opotoitfc^  <33crfuc^ 
<5.  518  toä^lf  aB  6c^lagtoorf  Schnacke  unb  crflärt  Mücke  für 
einen  unpaff enben  9Zamen,  tocil  c^  „in  einem  großen  6tri(^  oon 
5cutf^lanb  bie  aügcmcine  93cnennung  aller  flcincn  'fliegen  ift,  fte 
mögen  ftec^cn  ober  nic^t" 

ber  trodenc  Abfall  im  Äau^^alf,  toie  2lfc^c,  Äe^ric^t,  5?üc^enob- 
fätlc.  1.  Müll  ift  norb--  unb  mittelbeutfc^,  füblic^  üerbreifcf  bi^  Q3ogt-- 
lanb,  95Beimar,  'Julba,  '2lfc^aff.,  *2Bicgb.,  Saarbr.,  aber  burdjau«  nic^t 
überall  in  biefcm  (3thkt  gebräuc^licb,  J.  93.  nic^f  in  ßeipjig,  ^iel, 
■93raunfc|)tt),,  ©öttingen.  "Sin  manchen  Orten  toie  6c^tDcrtc  ift  ba^ 
^ort  erft  burd>  bic  öffentliche  „'3}^üllabful)r",  bic  unter  biefer  93c= 
^eic^nung  nacl)  bem  95cifpiel  anbcrcr  (5täbte  eingeführt  ift,  gebräuchlich 
geworben.  3m  9^orboftcn  (Oft=  unb  ^eftpreu§en,  6(^lcficn)  ift  das 
Oemüll  ob.  Gemülle  häufiger ^).  3n  öfterrcicb^)  (bi^  nac^  ^ö^mcn 
i)in)  htt>tüttt  Gemülle  Äolaftaub.  ^bclung  "Job.  fc^reibt  ^b.  II  555 
■das  Gemüll,  aber  III  305  nocb  das  Mull  =^  mnbb.  mul(l),  nbl. 
mul,  neunbb.  MöU  (j.  93.  in  9^orben),  GemöU  (<5rifc^bicr  ^b.  E  77), 
Müll  (©anncil  ^b.  140),  fpätml)b.  gemülle  gemül  (<5)9Bb.  IV  1, 
2,  3289.  V  2653.  ^Beiganb  933b.  I  674.  ü  229).  <5)cr  ^ann, 
bcr  tai  9CRÜII  wegfahrt,  \)ci^t  in  93erlin  Müllfuhrmann,  bai  @e-- 
fä|,  in  bem  e^  i^m  gebracht  tpirb,  Mülleimer,  bic  örube  im  ioaufc. 


*)  93on  bem  ^Serbum  m^b.  gelsen  elf.  gelsen  'laut  fcbreicn'  €lf.  Qöb.  I 
214,  ba^r.  bgl.  6d)mcaer  QBb.  I  903,  tirot.  Schöpf  3b.  184. 
')  93gl.  ^rifcbbier  Qöb.  n  77. 
■^)  mebr  munbartUcb:  Scböpf  ^irol.  3b.  449. 


SSm  343 

'in   De:   ti,    »cnigftcn^   fm^ct,    aufbctoa^rt   lourDc,    beoor  e*   abgeholt 
njurbc,  Müllgrube. 

xfl%<i)t  überall  beftc^t  ein  genau  gletc^bcbeutenber  ^u^brucf.  2.  3n 
<5)orpat  \fat  man  bai  ^ott  Fegliss  (oon  fegen)  bafür.  —  3.  3n 
93rcinen  \)at  man  feinen  befonbercn  ^u^brurf,  fonbern  fagf  Schmutz- 
iuhrmann,  Ascheneimer.  3n£cip5.  Aschengrube,  fonft  Ab- 
fall. 3n  6tefttn  Ascheimer,  in  Äannoo.,  6*n?ette  Aschenkasten.  3n 
"^Sraunfd)»?.  D  r  e  ckb  1  e  ch,  D  r  e  c  k  w  ag  e  n,  in  935in[en,  9}iünfter  Dreck- 
eimer, in  ^refclb  Ascheneimer,  Dreckwagen,  Drecksmann, 
^aö  allgemeine  Dreck  auc^  in  Qöinfen,  €lfv  "2ln«b.  3n  «SJeff  au  Asche. 
3n  ^üffelb.  Schutt.  —  4.  Kehricht  ift  in  ^ciningen,  ßengenf., 
gO^arb.,  ©annft,  elf.,  Äcibelberg,  93ruc^fol,  93ertt,  ^n«b.,  <2lug«b., 
95öl)m.=£cipa,  3ucfm.  gebräuchlich,  ein  fc^rifffprac^licbe^  9©ort,  bai  aU 
folc|>eg  natürlich  überall  gebraucht  toirb.  —  Qöürtt.  \)at  bcn  munb. 
artlic^en  21uöbrucf  Gehutter,  gefproc^cn  khudar.  —  5.  ^l^  ^oc^bcutfc^ 
mu^  bagegen  bat)r.=öffcrr.  Mist  gelten,  t>ai  tk  93cbeutung  be^  norb= 
beuffc^cn  Müll  mit  ber  be^  norbbcuffc^en  Mist  öereinigt.  QOßä^renb 
Mist  in  9^orbbeutfc^lanb,  auö)  in  Württemberg  nur  ben  feuchten  6taH= 
büngcr  bcjcicbnct,  oerfte^t  man  in  ^Sapem  unb  Öfterrcicb  barunter  auc^ 
hai  trocfene  ^üH:  bcr  90Biener  Mistbauer  bzdt  ftcb  mit  bem  93er- 
liner  Müllfuhrmann,  "^ür  tai  93crlinifcbe  Mülleimer  \)at  ber 
Wiener  nur  baß  munbartlic^e  Misttrügerl  (gcfproc^en  -trigal),  beffen 
jtoeiter  "33cftanbteil  in  Spucktrügerl  (f.  unter  Spucknapf)  toieberfe^rt 
unb  ju  Truhe  (Trog?)  gehört  ^);  baß  Misttrügerl  ift  ein  länglicher 
^blacmcr  haften.  '5)a§  bicfer  ©cbrau(^  btß  Worten  Mist  unurfprünglic^ 
ift,  ergibt  fic^  au^  bem  etpmologifc^en  Sufammen^ang  oon  ai^b.  mist  got. 
maihstus  mit  anorb.  miga  anglf.  migan,  gr.  ö/iixslv  lat  mingere. 
Vergleichbar  ift  ber  bfterr.  ©cbrauc^  oon  Kot  für  ötra§enfc^mu^  (f. 
oben  unter  Dreck  S.  178).  —  3n  5luffee  fagt  man  Kehrkot 
für  ^e^ric^t,  ^üU. 


^)  ©ie  €ft)mologte  oon  Truhe  unb  fein  93er^älfni2  ju  Trog  ftnO  no(^ 
nic^t  gonj  aufgeflärt:  ogl.  Äluge  <2Bb.  unter  biefen  QBörtcm.  ScbmcQer 
QSßb.  I  958  bemcrftc  ju  Trog,  ©imin.  Tröglein  Träglein  (o^b.  trugili  "al- 
yeoluß*):  „5)iefcr  Trog  ^af  eine  na^e  ^crwanbtfc^aff  mit  Truhen,  in  beffen 
93cbcutung  bep  un«  ba«  "5)imin.  Trüglein  toic  in  bcr  6c^rocij  bai  ^rimitiö 
felbft  (5.  ^.  Gelttrog)  bincinfpiclt."  <23gl.  I  659:  Truhen,  ©im.  Trühlein 
(Trügäl). 


344  SKurmct 


flcine  kugeln  a\xi  Stein,  ^on  ober  ®lai,  mit  benen  bie  Ämber 
(fielen,  tnbcm  jte  ftc  in  eine  Heine  ®cube  (in  93erlin  Kute  genannt), 
rollen  laffen.  Gd^on  t>ai  'SD'^ittelalter  kannte  biefe  SpieUugeln,  bit  im 
'9'lenner'  bei  Äugo  o.  ^rimberg  14905  tribekugeln  ^ei§cn,  »ofür 
bie  Äonbfd^rift  F  kluckem,  U  clickem  bietet.  Gin  allgemein 
.giltiger  ^b.  ^u^brudt  befte^t  für  fte  umfotoenigcr,  ali  bie  Gac^e  fclbft 
ben  meiften  Grtoac^fenen  fremb  getoorben  ift.  ®ie  *33f5cic^nungen 
in  ber  6prac^e  bcr  Äinber  ^abcn  g.  ^.  munbartlic^en  G^araftet.  1. 
Murmel  in  9^orbbeutf(^l.  (93erl.,  ^ofen),  b.  i.  <3)Zarmor  {a\^b.  mur- 
mul  unb  marmul),  toeil  bit  kugeln  oielfac^  au^  'SJiarmor  ^ergeftellf 
loerben.  3n  QDBien  untcrf4>eibet  man  nac^  ©c^ranfa  Wiener  ®iale!t= 
£eyilon  109  marbene  Marbsen  oon  lahmernen  (au^  £e^m).  3n 
©ui^burg  ftnb  bit  Murmel  Äammclfnöc^clc^en  *),  mit  benen  toie  mit 
ben  "Slftragalen  ber  ©riechen  getoürfelf  toirb,  toä^renb  bit  ©pielfugeln 
^ier  Knicker  genannt  tocrbcn.  3n  <3)anjig*),  ßüberf*),  Äamburg*), 
9Ru^Ia'*),  eW  (^fe.  I  712)  lautet  bai  <2Bort  Marmel,  bie  ältere 
n^b.  ^orm  oon  Marmor,  in  ^5ln  Mormele'),  oftt^r.  Mormel- 
guchel '),  in  (Erfurt,  'J'iorbtjaufen  Mermel  %  im  i5ennebergifd>en  *),  in 
Giegb.  Murbel,  in  Ulm  unb  (5§lingen  Merble  *"),  in  *2öien  **)  Marbsen. 
Qluc^  im  9'?icberlänbifcl)en  l)ci§t  bie  ©pielfugel  Marmer,  biffimiliert  in 
ben  'SKunbarten  Molper,  Mulver  ufw.  (9'Z.  oan  <2Bijf  Snbogerm. 
^orfc|>.  XXXIII  370  f.). 

2.  Alabaster  in  ßüneb.  —  3.  Steinkugeln  in  ioarb.  ober 


1)  <S)iti  Äjiöc^clfpicl  fcnnt  93.  ®örr  3-  f.  btf(^.  Unt.  23  (1909),  193  f. 
auc^  aui  QEßeftfalen  unb  Snglanb  (knacklebones),  Qpitdtv  ebt>.  72  aui  Ufe> 
bom  (Hammeldibuff).    <2}gl.  '^Pfiftcr  grgänjung^-Äcft  I  14. 

-)  grifcfebicr  QBb.  II  52. 

•')  6d)umann  QBortfid^,  75. 

*)  O.  ernft,  QlÄmu«  6emper  6.  57  brourf)t  ben  <au«brurf  Marmel. 

")  Äcrtel  ^bür.  epv.  163. 

*■)  <23oa  3-  f.  btfcf).  Unf.  15  (1901),  646. 

')  Äertcl  a.  o.  O. 

*)  ftertcl  a.a.O. 

»)  epicft  3b.  159.    93ilmor  3b.  269. 

^")  3n  Äanbfd^ub^beim  früher  merwelin  ßcnn  QBb.  46  u.  Marmel  (je^t 
Klicker). 

")  ©cbronfa  Qöiener  «SMoleft.Cej.  109. 


i 


9}Jurmcl  345 

einfach  Kugeln  in 'SJ^cd Icnb.  *),  öbi^fclbc,  Kugerln  (neben  Arberln) 
in  3naim. 

4.  qßcftbeuffd)  Klicker'),  fübb.  Klucker  Glucker')  =  <x\)b. 
clucli  glucli  'globulus',  fcbmäb.  Kluckerle  (9'^euflingen)  and)  Klin- 
ker*), ©aneben  5.  Knicker  in  Äann.,  6c^tt)ertc,  am  9^ieberrbein ^), 
in  ÄoUanb.  —  6.  ^bür.  Steinert^),  in  ©fenacb  Hullerstennert  oon 
hullem  'rotten'  ('3)<2öb.  IV  2,  1899),  in  ^cfurf  schdinnarde ').  — 
7.  'Qi[§  mcinincjifc^  tourbe  mir  Kuterlei  (?)  angegeben.  —  8.  2ujemb. 
Wack  <=pi.  Wäck«),  ^eff.  Wacke,  Wacken").  —  9.  Gstunzen 
in  6tra§burg *").  —  10.  Warfeie  in  <33aben-93abcn.  —  11.  Qüb^ 
tocftbeutfc^  Schneller  (tocil  bie  kugeln  gefc^neßt  tt)erben)  in  ßot^r. "), 
(?lfa§"),  <2öürtt.  (Gelingen).  —  12.  Schusser  =  fpätm^b.  schu^^er 
ift  fc^toäb.  ba^r.  tirol.  «SQBb.  IX  2075,  unterelf.  ^lein  <^roo.--<2öb.  11 
146  (fe^lt  im  eif.^b.),  tbür.  Schüsser '^^),  Schoss,  Schösserchen  **). 
9Rübiger  Sutvad^i  11  (1783)  118  buc^t  Schusser  al^  oberfäc^rtf^), 
'popotoitfc^  Voc.  Austr.  11  115  R  aii  oft.  t)0^enl.  nürnb.  —  13. 
Steinling  in  Äeilbr.,  Steinnüßle  in  Stuttgart  (ogl.  6.  Steinert). 
—  14.  Specker  in  93rune(f  öon  specken  'mit  bem  Ringer  ((^netten'"). 
9iac^  Hilmar  3b.  295  ^ci§en  bit  großen  *50^urmeln,  mit  benen  man 
bie  f leinen  au^  bcr  ©rube  ju  toerfcn  fuc^t,  bcff.  Pecker  ober  Bicker 
(^fter  erg.-Äeft  I  1  Bickel).  —   15.  Arberl  in  3naim. 


^)  gSuc^^orn,  <äm  Urquen  <-fl.^.  II  (1898)  218f. 

■2)  Äobl.,  beff.  (*33itmav  3b.  207),  Äanbfc^.  (ecnj  ^b.  46),  lofbr.  (^oO- 
mann  <2Bb.  294).    2\xic.  Kleker(t)  9Gßb.  luf.  ^.  228.    9?bcin.  «DOBb.  V  1160. 

')  elf.  QBb.  I  491,  nacb  ©QBb.  V  1259  oucb  ba^r.  fcbwet;^.,  ecbmeUcr 
<2Bb.  I  135.  ^opowitfc^  Voc.  Austr.  I  115  R  bejcicbnct  al«  fcbroäb.  (€bingcn) 
der  Klucker,  ali  fcbtt)cift.  die  Klucker.    ^Sgl.  Scbweij.  3t).  UI  642. 

*)  "©^b.  V  1197,  in  Soeben  klenke  g}?urmcl  »oiclcn. 

*)  «»ucbbom  <am  UrqucO  II 218    <35oa  3.  f-  öffc^.  Unt  XV  646  (Äöln). 

•)  Söertel  ^bür.  epv.  234. 

^  (fb.  <Sranbi«,  3ur  ßautlcbrc  b.  Erfurter  ^OTunbart  U.  ^rogr.  Er- 
furt 1893  6.  7. 

")  ®tefii  gab  mir  ein  Curemburgcr  in  ""Pari«  an:  ba^  QBb.  lur.  9!K.  479^* 
bat  Wfeckm.  1.  Äeil;  2.  ©cbuffer;  3.  OCßccf. 

«)  gSilmar  3b.  435. 

»»)  Älein  ^roo..'2ßb.  I  171.  elf.  QGßb.  I  491. 

»)  ^oUmann  <2öb.  459. 

'")  gif.  <5Bb.  II  500. 

'»)  epicft  3b.  159  u.  Marbel. 

'*)  Äcrtel  ^ür.  220. 

")  93gl.  Scböpf  3D.  685. 


346  gjJurmel  —  ^ü^c 

^te  Sbiotito  bieten  noc^  eine  gropc  9iti\)t  anbercr  '2lu^brii(fc: 
norbbtfc|).  Knippkugeln  ^),  Graspelsteine,  in  <2ßitfcnberg  Hascheln'), 
töln.  Ömmer,  Dötz  *)  u.  a.,  ^cff.  Hacker,  Üller,  Heucher,  Hüp- 
per*),  lujemb.  Irbel,  Jik°),  in  ber  SOiaingegenb  Klippel*),  in 
Qßürttemb.,  .^rei^  9'^09olb  Balletle'),  in  ^ubapcft  Lukischeiben  *). 
^opotoiifc^  Voc.  Austr.  H  115  R  gibt  noc^  fd)lcf.  fäc^f.  Schnell- 
käulchen  (fc^lcf.  Kaule  '^ugcl'),  branbenb.  Schnippkäulchen,  mä^r. 
Ärbel  ntr.  (in  3naim  eine  A.),  lirol.  Tatschießer')  an. 

^opfbcbecfung  au^  n?eic^cm  6(off  mit  ober  o^nc  Schirm.  "Sic 
geograp^ifc^en  6pnont)me  ftnb  Kappe  unb  Haube.  3^rc  räumliche 
93erteilung  ift  aber  inlofcrn  öertoicfclt,  ol^  in  oielcn  ©cgcnben  alle  bcci 
QQß  Otter  gebraucht  hjcrben,  ober  fo,  t)a^  i>ai  eine  beoorjugt,  bie  anbeten 
auf  beftimmte  '^äUt  befi^tänft  ttjerben.  3n  *33etlin  ift  bet  Sptac^ge- 
btauc^  ber,  ha^  Mütze  ber  getoöi)nlic^e  'Slu^brucf  für  bie  toeic^e  ^opf-- 
bebecfung  3.  93.  ber  ©olbaten,  "SD^atrofen,  oieler  ^Scamten  (Schaffner, 
SoDbeamten,  93tiefttäger  ufto.),  ber  9'^abfa^rer,  9Reifenben  (Reise- 
mütze) ift.  '^an  fagt  ferner  Nachtmütze,  Schlafmütze,  Zipfel- 
mütze. Kappe  toitb  oiel  feltcncr  gebraucht,  unb  jtoar  oon  ben  ftcö 
eng  an  bie  Kopfform  anfd()lie§enben  ^opfbebecfungen,  tote  ber  Bade- 
kappe, ber  früher  (fc^on  öor  50  Sauren)  oon  ben  "Samen  getragenen 
Theaterkappe,  ben  ^inbetfappen  (»gl.  Rotkäppchen),  ben  Ääppc(>en 
ber  fat^oUfc^en  ©eiftlic^en.  Haube  ift  in  Berlin  nur  bie  au^  ^üU, 
6pi$en  u.  bgl.  befte^enbc  leichte  ^opfbebecfung,  toie  fie  grauen  nanient= 
(i4>  be^  'SJiorgcn^  ju  Äaufe  (Morgenhaube),  alte  grauen  aucb  au^er 
bem  Äoufc  ober  hk  93öurinnen  in  manchen  ©egcnben  tragen. 

3m  ^Ügcmeinen  lä§t  fid)  fagcn,  ha^  Mütze  nur  norb^  unb 
mittelbeutfc^  ift  unb  bafür  Kappe  im  ©ebiet  ber  oberbcutfc^en  *3)2unb- 

*)  9Riebcrfäc^f.  nad^  9?übiflcr  3un)ac^*  II  96,  götf.  knippeln,  Knippel 
6(bombac^  QBb.  106,  norbb.  knipsen  fd)neQcn. 

°)  e.  9^agcl  3.  f.  btfc^.  llnt.  XXH  (1908)  260.  93.  ®örr  ebb.  XXm 
(1909)  193  f. 

')  &>.  ^oU  tbt>.  XV  (1901)  646.    3n  3ül.  <Scrg  mein  ^roo.-^b.  I  88. 

*)  gSilmor  3b.  145.  166.    ^ftftcr  ßrg.-Äeft  I  14. 

^)  <2ßb.  luf.  gn.  193.  200. 

«)  9?oc^^olä  «aicmonn.  Äinbcrfpiclc  420  f. 

')  <25u(^^orn  <2lm  UrqueU  II  218  f. 

*)  "5.  0.  ©abnap  ®lobu«  85  (1904),  42. 

»)  gjgl.  Scböpf  3b.  609. 


g}?ü^e  347 

arten  gebraucht  toirb.  Mütze  reicht  füblic^  bi^  Öft.'6c^leftcn,  *23ö^mcn 
(£eipa,  e^ottcfc^au),  ^ä\)vtn  (Olmü^,  ^.-9^euftabt,  «SJi.-Sc^önberg, 
®ffci),'£icbau,  Snaim),  3ip^,  ßicbcnbürgen,  9)Jcmtngcn,  tt)o  aber  erft  je^t 
Mütze  häufiger  al^  Kappe  tDtrö,  *5ulba,  Äeibelb.,  Stoeibr.,  6aarbr. 
6üblic^  biefer  ©renje  toirb  alfo  Kappe  gebraucht,  5.  '^.  Soldaten-, 
Matrosen-,  Reisekappe.  "Socb  fagt  man,  offenbar  unter  preupifc^cm 
©nf(u§,  in  ^Ößürfr.,  6aljb.  Soldatenmütze,  in  '^In^bac^  Matrosen- 
mütze (aber  Soldatenhaube),  in  ^Cßien  Burschenmütze.  "Sluc^  für 
£iji5  toirb  mir  Mütze  angegeben  (neben  Schlafhaiibe).  '30^ein  £unben= 
burger  ©ctoä^r^mann  unterfd)ieb  bie  Mütze  al^  hk  toärmere  ^opf= 
beberfung  be«  QCßinters  Don  ber  im  (Sommer  getragenen  Kappe. 

®cn  oberb.  ^SJZunbarten  ift  Mütze  fremb:  ogl.  für  ic)anbfcf)U^^^. 
ßenj  <2öb.  48,  9?appenau  SO^eifinger  <2ßb.  64,  <23apem  ec^meüer  903b. 
I  1708,  ^olmar  Äenrp  D.  de  Golm.  190.  ^9[Bb.  VI  2839.  3m 
Q5ogtlanb  Mutz  unb  Kappen:  ©erbet  ®r.  6.  75.  93on  ^^üringen 
geljört  ber  (übliche,  fränfifc^e  ^eil  jum  ®tbkt  oon  Kappe:  6aljungen 
iöcrtcl  6alg.  22,  ^^ür.  129,  Äenneb.  6pie§  3b,  120.  9^ac^  @. 
93rüdner  £anbe^funbe  »on  "^CRciningen  I  316f.  fagtc  man  (1851)  in 
(Salbungen  unb  ^ranid)felb  Metze,  in  ^afungen  unb  O^öm^ilb  Motze, 
im  (Hamburg  Mätze,  in  ßi^felb  unb  ßc^eften  bagegen  Kappen  für 
bie  ^opfbebectungen  ber  93uifc|)en,  Haum  <  Hauben  für  \>k  ber 
^DJäbc^en.  '3)a^  ^ef)Ien  oon  Mütze  im  Süben  mag  teitocife  bamtt 
jufammen^ängen,  ba^  ta^  QBort  in  oberbeutfc^en  ^unbarten  eine  furje 
3acfe  ober  ein  9Sßam^  bejeic^net  ^). 

ilmgefe^rt  reicht  Kappe  nörb(icf)  nic^t  nur  hü  jur  ©rcnjc  oon 
Mütze,  fonbern  toirb  aud)  in  9'^orbbcutfd)Ianb  gebraucht.  3n  "^öeft^ 
falcn  gehört  Kappe  nacb  9S3oefte  QQßb.  120  fogar  ber  9!J?unbart  an 
unb  toirb  mir  für  6(^ö)ertc  unb  Äolj^aufen  a.  b.  (f ber  fogar  al^  t)äu= 
figet  mie  Mütze  angegeben,  '^fifter  9^ac^tr.  269  fd)reibt  (1886): 
„3u  meiner  ^inb^eit  fprac^  tein  ^affeler  echter  3«nge  oon  9!Rü^e 
unb  00m  Schirm  —  nur  »on  Kappe  unb  oon  Schuppe".  Sonft 
ift  Kappe  im  9'^orbcn  auf  geloiffe  '5äüe  bcfd)ränft,  bk  aber  mcift  nic^t 
ganj  fd)arf  ju  umgrenjen  fmb.  ©er  fd)on  ertoä^nte  93erliner  ©cbrauc^ 
gilt  ungefähr  aucb  für  9?oftocf,  ßübecf,  Hamburg.  3n  Sucfm.,  'SKö^r.-- 
Si^euftabt    ^ei§en    bie    meieren    Äopfbebecfungen  Mützen,    bie    fteifcrcn 

^)  <3DBeftertt)älb.  Mützchen,  Motze,  Mutze  obere«  QGßom«  ber  grauen. 
Motze  in  ^iürnb..  Motze  in  Äcnneb.,  Mützle  Äomifölc^en  in  '?)fals  unb 
feo^cnlo^e;  Sc^mibt  3b.  117;  in  <2öürtt.  Mutze  graucnjadc;  elf.  Mutze 
^b.  I  745,  lot^r.  Motzen  ^oUmann  375;  fc^weij.  Motzli  Äittcl  3b.  IV  617. 


I 


348  ^ü^c 

Kappen,  ba^ct  Soldatenkappe.  '21m  Q'J^ein  (^rcfclb,  Äobl.)  ^ot 
bic  Kappe  einen  Gc^irm,  bie  Mütze  feinen^):  in  93erlin,  £übe(f  ift 
umgcfe^rt  e^er  bic  ^appc  ot)ne  6c^irm.  6tegcmann  fd)reibt  in  feinem 
9Rowon  <3)ie  al«  Opfer  faOen  6.  283:  '„<5)a  ift  beine  ^appt".  dt 
na\)m  bie  'SJ^ü^c'.  6r  jtebt  alfo  Mütze  aU  bai  fc^riffbeutfd)e  unb 
^oc^beutfd)e  an,  unb  fo  cmpfinbcn  too^l  auc^  onbere  ©übbeutfc^c,  ba 
mir  ä^nlic^e^  au^  3üric^  angegeben  tt>irb:  e^  beruht  biti  auf  ber 
iooc^fd)ä^ung  be^  norbbeutfd)en  6prac^gebrauc^g. 

3n  "Sägern  ("i^n^b.),  Obcr=  unb  S'^ieberbfterr. ,  GaljJammergut 
(3efl  a.  6.)'')  toirb  auc^  Haube  für  '^ü^t,  ^appt  oertpenbct,  aber 
biefe  ^u^brucf^tpeife  ift  oortpiegenb  länblic^,  munbartlic^,  übrigen^  alt, 
ha  auö)  mbb.  hübe  für  männliche  ^opfbebecfung  gebraui^t  tt>urbe; 
»gl.  no(^  Pickelhaube,  Sturmhaube. 

S^rc  eigenen  QBcge  ge^t  bit  ^Sejeic^nung  ber  leinenen  Äopfbe- 
bedung,  bk  man^e  ßeute  be^  9'^ac^t«  ju  tragen  pflegen:  fte  ^ei§f  in 
*33erlin  Nachtmütze  (Schlafmütze,  Zipfelmütze).  ®a«  QBort 
lüirb  faft  me^r  in  übertragenem  6inne  für  einen  fc^läferigen  "SWenfic^en 
ali  für  bie  h>enig  gebräuchliche  6ac^e  oertpenbet.  Nachtmütze  (in 
^ac^en,  6icgb.  Nachtsmütze)  ift  ungefähr  fo  rotit  verbreitet  tote 
Mütze,  dagegen  ift  im  ®ebiet  oon  Kappe  Nachthaube,  Schlaf- 
haube l(>äuflger  aU  Nachtkappe,  bai  mir  nur  für  ^ulba,  ©oarbr., 
<35ern  angegeben  toirb,  luy.  NuHskäp  Qöb.  luj.  '30^.  308,  Schlaf- 
kappe in  ^ug^b.,  Qlfc^aff.,  9^aftatt,  eifa§ "),  Zipfelkappe  in  'SJürtt. 
6onft  alfo  ift  im  6 üben,  fc{)on  in  Qlrtem,  93au^en,  *33.=£eipa,  *2Bie*b. 
Nachthaube,  Schlafhaube*)  bai  übli(^e.  3n  ber  ßiterotur  Schlaf- 
haube j.  93.  hti  6tegemann  ®ie  al^  Opfer  fallen  (5.  297.  3n 
^fcf)aff.,  93ern  tragen  bie  ^J^änner  Nacht-  ober  Schlafkappen,  bie 
•grauen  -hauben,  in  "Jßinterb.  bit  'SJJänner  Zipfelmützen,  in  93ieli| 
Nachtmützen,  bic  <5rauen  Nachthauben.  3n  9'^ümb.  fagt  man 
auc^  Betthaube. 

€*  ift  nun  x)on  großem  Sntereffe,  burc^  ^opoioitfc^  Voc.  Austr. 

*)  6o  unferfc^cibct  auc^  Victor  9R^ctnfränf.  Hmgangifpr.  40  Kapp 
unb  Mütsch. 

^)  5luc^  fc^TOäb.  no(^  ^ifc^cr  QBb.  m  1231,  fbüring.  (6aalfclb,  Ham- 
burg) nncl)  ©.  'Srürfncr  a.  a.  O. 

^)  <33gl.  Äcnr9  Dial.  de  Colm.  171. 

*)  qSgl.  dy  sclaffhuben  gjricf  eine«  (ScifHic^en  aui  QBßürjb.  1483  ^Ä®. 
I  2  e.  78.  schlafhewblen  ^uc^er«  ÄauS^attbuc^  (1507—17)  e.  77.  Schlaff- 
haube 93reuning  oon  u.  ju  95uoc^enbac^  Orient.  9?e9§  *1579,  "1612  S.  3. 
Schlafhaube  9leuter  6(^clm.  93.    <a)W>b.  släfhuot. 


=!J?ü^c  —  9^ac^ttifd)  349 

I  föl.  197  ju  erfahren,  toie  bcr  ^orf gebrauch  im  18.  Sa^r^unbert 
toax.  (?r  tüic^  oom  t)cutigcn  ztrvai  ah.  'iHad)  \\)m  toirb  Kappe 
im  öfterrcic^ifc^en  nur  öon  dauern  gcfagf.  '5)ie  ©fabficufc  fagen 
Haube,  „fic  mag  ba^  Stäupt  eines  tÜianne^,  Knaben  ober  ^rauen-- 
jimmcr^  becfen".  3n  '^ißüräburg  bicne  bic  Kappe  bcn  ^J^vinnem,  bie 
Haube  jcber  ^vt  unb  ©eftalt  (gemeiniglich  Schlafhauben)  bcn  'grauen. 
3m  £anbe  ob  bcr  ^ni  unb  Steiermarf  fei  Kappe  getoö^nlic^er  ali 
in  (9'?iebcr--)öfterreicf),  in  erfterem  tragen  Ä  u^tnec^te,  93äcfer,  ^cUncr 
Kappen.  '5)ie  Sac^fen  nennen  aflc^  Mützen,  in  öfterr.  aber  fei 
Mütze  nur  eine  mit  9Rauc^tt)erf  gefütterte  unb  auggefc^Iagene  Äaube. 
3e^t  ift  ber  ßprac^gebraucfe  in  9^ieberöfterr.  eber  ber  umgifiijrfe:  bie 
93auem  fagen  Hauben,  bie  Stäbter  Kappe,  auc^  Mütze,  in  öbei öfterr. 
t>\t  *33auem  gleichfalls  Hauben.  Kappe  ^ei§t  in  3cU  a.  ©•  nur  hai, 
toaß  bie  'Jubrleute  u.  a.  im  QDöintcr  über  tit  O^rcn  sieben,  in  9'Jieber= 
öfterr.  Pudelhauben.  *2ll5  oolfStümlic^er,  munbartlict)er  'Slusbrucf  tpirb 
Haube(n)  auc^  in  "Jßien  für  ^appe,  9iRü^e  gebraucht. 

0ie  *3}Zunbarten  ^aben  noc^  anbere  *2Iu0brücfe  5.  ^.  tt)ür.  Bartel 
(6aalfelb)  ^)  für  männliche,  Betze  ^  für  toeiblict>e  xOZü^en,  elf.  Betz '), 
^cff.  pföl^.  toürjb.  fc|>tt)äb.  Betzel*)  =  m^b.  bezel  fem. 

9Zac^ttifc^ 

fleineS  9Q?öbel  neben  bem  93ett,  ba^  für  bit  93ebürfniffc  beS 
©cblafenbcn  bicnt.  Nachttisch  ift  in  faft  ganj  '3)eutfcl)lanb,  ber 
6c^iDei5  unb  Q3orarlb.,  aucb  in  '^etersb.  u.  £iol.  üblich,  am  9'^bcin 
(Äobl.,  ^rier)  auc^  in  ber  '^orm  Nachtstisch.  93ei  ber  ^leinbeit  bc^ 
9JJöbelS  finb  *5)cminutioe  bäufig:  Nachttischchen,  in  9Q3ürtt.  Nacht- 
tischle,  in  3ngolft.,  9'Zeumarft  a.  ^.  Nachttischl. 

^u§erbem  berte^cn  in  biefem  ®ebict  örtlicbe  Gonberbcjeicbnungcn, 
in  9Riga  Bettschrank,  in  93remen  Betttisch,  in  OSnabr.,  SO?ci= 
Hingen,  90^arb.  Nachtschrank  ober  -schränkchen,  in  ^aberbom 
Nachtkonsole,  in  ^obl.  Nachtskomraode*). 


^)  ®.  ^rüffner  eanbeef.  0.  =3J^ein.  I  316f. 

^  3n  bcr  93ogtci  Äcrtel  ^^ür.  67. 

^)  elf.  qöb.  II  126. 

*)  Äe^rcin  <33olt«fp.  I  74.  QSilmar  3b.  35.  Qlufenriet^  Sb.  21.  Älcin 
*^roo  -^b.  I  47.    gSapr.  Bätzel  ed^meOer  ^b.  I  315. 

")  *5)ie  '2luebcl)nung  be^  fogcn.  93inbc-s  (Nachtswächter,  Nachtsglocke, 
Eigenbahnsfahrt  ufro.)  ift  nac^  (Sc^ön^agc,  95crgifc^c  unb  anbere  Sprach« 
fftnben  24  befonbccö  om  QR^cin,  im  ^Sergifc^cn  unb  in  QEBcftfalen  häufig. 


350  9?a(^ttif(^  -  ^apf 

3n  öftcrrct^  \)ti^t  ba^  'SJJöbcI  Nachtkastl,  »orin  Kasten 
oft.  ^u<Ji)ruc!  für  'ßc^ranf  ift  (f.  ^rt.  Spind).  Nachtkastl  au^  im 
füblic^cn  '^a\)txn:  ^mbcrg,  Sngolff.,  0onaun>5rt^,  ^ünc^cn,  ^ug«b., 
Kempten  (Nachtkästle)  neben  Nachttisch.  <5)tc  •3Serfc^ieben^etf  t>ti 
jtoeiten  ©liebe«  ^ängt  natürlich  bomit  ^ufammen,  t>a^  hai  ^Köbel 
früher  tifc|>artig,  je^t  f^ranfarfig  geftalfet  toirb. 


mä^ig  gro§e«,  aiemli^  tiefe«,  runbe«  ®efä§  für  Gpeifen,  au«  ^or-- 
jeUan,  6teingut,  ®la«,  feltener  au«  ^DZetoU  C33lcc^napf)-  ^belung 
^b.  ni  (1798)  427  ^at  noc^  bie  ^u«brücfe  Punsch-,  Suppen-, 
Spülnapf,  t>k  bem  "Berliner  frcmb  finb  (bafür  Punschbowle,  Sup- 
penterrine, Abwaschfaß).  U  Napf  ift  im  6üben  nid^t  üblicb;  e« 
ift  auf  9^orb--  unb  9[Jiittelbeutfd)lanb  bcfc^ränft  unb  reicht  füblid^  bi« 
6c^lefien  unb  Q3ogtlanb,  in  Sauernig,  Sudmantel  unb  (5ger  über  bie 
öfterr.  ©ren^c,  bann  bi«  9)ieiningen,  Coburg,  au(^  Äof,  "Julbo,  'Jranff., 
'2ßie«b.,  6aarbr.  0oc^  ift  e«  fc^on  in  ^obl.  feiten.  *2luc^  im  äu^er- 
ften  9^orben,  in  ^eter«b.  unb  2it>U,  unb  im  nbrblicbften  ©eutfc^lanb, 
ift  Napf  nid^t  rec^t  üblid^;  e«  ift  ein  oon  Äau«  au«  mb.  "^ßort.  Spuck- 
napf (f.  unten  bicfen  ^rt.)  finbet  ficb  l)ier  unb  ta  au^  im  6üben 
(<23ruc^f.,  Äeilbr.,  6alab.). 

2.  ^u«  9?oftodE  tt)irb  mir  Kump  m.,  au«  ©c^legtpig  Kumme  f. 
angegeben:  e«  ift  bie  93e5eic^nung  be«  9'Zapfe«  in  ben  nbb.  9!Kunb-- 
artcn,  in  Gauerlanb  unb  ^eftf.  Kump,  ^olftcin.  Kumm.  altmär!. 
Kumpm,  mecEl.  Kupm,  brem.  Kumm  unb  Kump  ^).  Ab.  ift  Kumpf. 
<33gl.  oben  6.  72  (Abwaschfaß). 

3.  Oftmittclbeutfd)  ift  Asch,  namentlich  fö(^fifc^=t^üringifc^.  3n 
6(^lcfien  ift  c«  metjr  munbortlic^  *).  3n  3u(fm.  unb  Sauernig  feblt 
einfache«  Asch;  txxi  <5)eminuti»  Aschla  =  Aschlein  bejei^nct  hai 
®efä§,  in  bem  bie  'SJiilc^  im  Heller  aufbett)a^rt  toirb;  au§erbem  Blu- 
menasch '^Blumentopf  ^).  "iHucb  in  Gac^fen  unb  ^^üringen  hthtuM 
Asch  eine  beftimmte  '^vt  oon  9?äpfen    ober  köpfen  unb  toirb  neben 


')  ©rimmc  "piattb.  93^  157.  ©anncit  Qöb.  120.  93rem.  «3ßb.  n  895. 
<S)qßb.  V  2588.  2611. 

")  QBcint)olb  93citr.  7:  Asch  tiefe  irbcnc  ©c^üffel,  oorjug«tt)etfe  für 
gjZitd)  (Milchäschel).  gjad^  ^opowitfd^  Voc.  Äustr.  H  fol.  53  ^ot  ber  fAlc- 
fifci^c  'iHfd)  unten  ein  Cocb  mit  Sapfcn. 

")  sUud)  Älein  ^roo.-QBb.  I  (1792)  21  bud>t  fc^lcf.  Blumen-  unb  Milchasch. 


=napf  351 

bcm  '2ßorfc  Napf  gebraucht  für  "^Rilc^gefä^c  (Milchasch),  93lumcn^ 
unfcrfe^cr  (Blumenasch),  aud)  für  b<x^  5lbtt>afc^fa§,  in  QQöctmar  auc^ 
für  bic  Suppenterrine  (Suppenasch),  für  bk  "^orm,  in  ber  ber  ^f(^= 
fuc^en  gebaden  toirb,  bic  aber  anbcrtt)ärt^  5.  "B.  in  'SD'iarfncuf.  Napf 
^ei§t.  3n  'Bauten  ift  Asch  fc^on  feiten,  im  "^öeften  reicht  e^  hi€ 
jum  Äarj  unb  hi^  ©fenocb,  nbrblicb  hiß  Qißl  (in  Äalberftabt  nur 
Aschkuchen),  füblicb  bi^  jum  QSogtlanb  unb  99öeimar--Sifcnac^  ').  ^cr 
2lf4>  ift  tncift  au^  6teingut  (^on)  ober  axxd)  auß  93lcc^  (5.  'S.  in 
(Sifenac^),  toä^renb  er  ber  ©^mologic  nac^  urfprünglicb  ein  @efä^  oon 
ßfc^en^olg  (a^b.  asc)  gctoefen  ju  fein  fc^eint. 

4.  ©n  5eil  »on  93apern,  '2ln^bad),  ^mberg,  9^eumarft,  Sngolft., 
®onoutt)ört^,  "SQiünc^cn  (nic^t  9^ümb.,  '2luggb.,  ^empf.),  ferner  bie 
bftlic^en  Äronlänber  oon  Öfterr.,  Qal^h.,  Ober--  unb  9'iieberöfterreic^, 
2JJät>ren,  aucb  *5öinterbcrg  in  ^b^men  unb  ^roppou,  ©teiermorf  unb 
Kärnten  ^aben  für  9^apf  ben  "ilu^brud  Weidling.  '^opotoitfc^  Voc. 
Austr.  n  fol.  210  erflärt  Weidling  ol^  irbene^  tiefet  nac^  bcm 
QSoben  5u  engere^  ®efä^  =  der  Koppen  im  'xRki,  die  Wasch- 
schirben  in  ^OBürjburg.  0ag  bcm  6übu>eftcn,  bem  Gcbtoäbif^en, 
Glfäffifc^en  unb  Scbtocijerifc^cn  ange^brigc  Äomonpm*)  Weidling 
'Äal>n'  ift,  h)ie  ecbmcUer  <2Bb.  11  854.  1053  crtannt  hat,  oon  Weid- 
ling '9^apf'  ett)mologifd)  ju  trennen  (ogl.  oben  0.  247),  Weidling 
'^ii_(i)tttü\)n  ober,  loic  ©cbmcücr  fc^reibt,  WaidHng,  m^b.  weidnache. 
waidzulle,  alti^l.  veidibätr  '"Soot  jum  'Jifc^fang'  gehört  ju  Weide 
'3ogb,  ^\\d)tvti%  ift  alfo  ber  ^a^n  jum  ^ifc^cn  ober  Sagen  (ogl. 
'Jßcigonb  *2öb.  11  1227)  unb  \)at  alM  ai  m^b.  ei  {a{)b.  weida). 
Weidling  '9^opf ,  bai  (Scbmeücr  Weitling  Weiting  fc^reibt  unb  nad^ 
weit  einorbnct,  h<^t  ei  =  m^b.  i.  6cbmcller  fcbeinf  e^  mit  9^ücfftc^t 
auf  feine  93ebeutung  '6cbüffel,  bcren  oberer  Umfang  oiel  tütittv  ift 
al^  ber  "Boben;  ju  weit  ftetlen  ju  looUen.  —  3n  ber  3ip^  tt>irb 
loeber  Napf  noc^  Weidling  gebrandet,  fonbern  Topf  ober  Reindl. 

5.  3m  übrigen  Sprachgebiet,  in  Gif.,  '33aben,  QBürtt.,  ^fc^aff. 
S^ioeij,  ^irol,  9'^orbbö^men  (Ceitm.,  Ccipa,  9'Jeicbenberg)  braucht  man 
Schüssel  ober  hai  allgemeinere  Hafen.  Schüssel  fe^lt  auc^  in 
9^orbbeutfd)l.  nic^t,  bcseicbnet  aber  bort  mcift  ein  flac^cre^  ®efä§  al* 
ber  tiefe   S^^apf.     ferner  ift   Napf   ttroa^   me^r  Küchengerät   al^   bic 

0  ^gt.  äur  QScrbrcifung  in  ber  '23?unbart  9J?üUer-^raurcut^  QBb.  I  33. 
aibred)t  ßpa.  =m.  79.    3ecbt  <3ßb.  b.  5Wonäfclber  ^.  4.     iocrtct  ^^ür.  61. 

2)  Gc^mib  <2Bb.  522.  gtf.  gCßb.  II  792.  Geiler  95ogter  ^.  308  unter 
Waidling.    Stoiber  <2Bb.  442  u.  Weidlinger. 


352  'iflapf  —  9iopffuc^cn 

Schüssel,  bic  aud)  ouf  bcn  ^ifc^  fomtnt.     "Slu«^  ber  Weidling  bient 
nur  jur  93crcitung  öon  6pcifcn,  nic^f  jum  6ffcn. 

(?inc  bcfonbcre  2lrt  öon  9^apf  ift  in  'Berlin  bic  Satte,  ein  flei» 
nerer,  nic|>t  gebauchter  ©la^napf,  nac^  oben  ju  toeiter,  in  toel4>cm  'SJiilc^ 
jum  ©ouertocrben  aufgefleHt  toirb,  um  bann,  au^  ber  6atte  felbft, 
gegcffen  gu  toerben.  ®a^  995ort  ift  nur  im  mittleren  ^eil  »on  9'^orb= 
b8Utfc()l.  üblich,  in  "^öeffpreu^en  (nic^t  in  ^önigeb.),  '^omm.,  <3)iecf-- 
lenb.,  ßüberf,  Äarb.,  ßüneb.,  "^Braunfci^.,  Äalberft.,  ©^l.,  6onber^^.  ^). 
933eiter  tocftlic^  in  ®5tt.,  ioann.,  '^öinfen,  93remen  ^),  O^nabr.,  'pabcrb., 
®ortm.,  2lrn^b.,  ^5ln  \)c\^t  i>a^  ®efä^  Sette  (Satte)').  *2lnber- 
toärt^  toirb  e^  mit  ben  oor^er  naml)aft  gema(^ten  'Siu^brüden,  Napf, 
Schüssel,  Asch  (ber  aber  größer  al^  bie  Qattt  ift)  ober  auc^  Schale 
bejcic^nct.  Satte  Sette  ift  ein  nbb.  9Q3orf,  haß  ju  nbb.  sitten  "fi^en', 
setten  'fe^en'  geftellt  ^u  toerben  pflegt,  al^  '®efä§,  in  bem  hit  ^Ud^ 
[\6)  fe^t'*),  unb  ba^er  auf  9^orbbeutfd)lanb  befd^ränft. 

ein  in  einer  napfartigen  *5orm  gebadener  ^uc^en  au^  Äefenteig. 
®ie  ^orm  pflccit  an  bcn  '^Qöänbcn  fenfri(^tc  ober  fd)räg  laufenbe  Q^iUen 
unb  in  ber  "SKitte  eine  ©l)öbung  ju  l)aben,  um  ber  Ofen^i^e  me](>r 
Sufritt  gu  getpäbren.  ®er  Sueben  \)at  bemgemä^  in  ber  'SOZittc  ein 
runbe^  ßocb.  (fr  f(^eint  ein  ooräug«n)eife  Dcutfd^cg  ©cbärf.  Napf- 
kuchen unb  Topfkuchen  finb  bie  norbbeulf(^cn^u^brüdEe,  bie  fi(^ 
gegen  einanber  nic^t  abgrcnjen.  1.  Napfkuchen'*)  in  ^önig^berg, 
0an5.,  ^ofcn,  6(^lrficn,  93erlin,  Stettin,  6cbtt>er.,  ^iel,  93remen,  Seoer, 
Ceer,  ^üd,  ßi^l.,  Äaüe,  6onber«^.,  ecipj.,  ^au^.,  <30^arfn.,  Gaffel, 
'paberb.,  6icgb.,  Q'vemfd).,  '^öiceb.,  <5ranff.,  ©aarbr.  —  2.  Topf- 
kuchen*)  {=  nbb.  pottkoken)   ift   in    bemfelbcn   ©cbict,   aber  in 

1)  «aitmärf.  bei  ©anneil  <2ßb.  180,  in  SOtanäfelb  Secbt  Qßb.  91,  Äarj 
fiicfenberg  Stieger  ^[Runbart  190,  "^^ürirgcn  öertcl  'Sbür.  202. 

■')  QSgl.  auc^  ecbombad)  <3ßb.  191.    QSrem.  QBb.  IV  767. 

*)  gWunbartU^  fübbftUc^  bi^  jum  Gtc^^felb  bejeugt:  ibcntrirf>  OCßb.  67 
meli;fzetn. 

*)  Äluge  ^b.  u.  Satte  (äwcifcinb  <2ßcigonl)  <2ßb.  II  653).  3n  mittel- 
alterlicben  llrlunben  auö  <3Gßolbe(f  bebeutet  Satte  Satze  f.  '©cfe^*  CSoucr 
QBb.  167). 

ß)  Napf -Kuchen  befc^ricben  bei  3ebUr  1740  Unio.-eef.  23,  608. 

«)  9^übiger  9^cucfter  Sunjad)«  H  (1783)  63  erflärtc  Topfkuchen  = 
oberfä^f.  Aschkuchen,  niebcrföcbl.  Napfkuchen  für  bic  gcmeinocrftänbUdjftc 
^o^teutf(^e  Benennung. 


g^apffucbcn  353 

«nbcrcn  Orten  öcrtreten,  in  '5).=^ronc  (ouc^  Napfk.),  Q'^oftocf  (feiner 
Napfk.),  £üb.,  Äarb.,  O^nabr.,  Singen,  9'^orben,  ©ötf.,  Äannoo., 
^raunfc^toeig,  ßüncb.,  ßüb^arj,  ®cffau,  '3!)'iarb.  —  3.  3n  6ac^fen  unb 
^^üringcn,  too  bcr  ®efä§name  Asch  gcbraud)t  toirb,  toirb  bcr  ^uc^cn 
öuc^  Aschkuchen  C^lbclung  QSb.  I  450)  gcnonnt,  fo  in  ioatberft.  V 
^rtcm,  3ei^,  'Söcimar,  (fifenact),  9}^einingen,  Geipj.,  (flftcrb.,  ßcngenf. 
^eripanbt  ift  bcm  '2lfd)!uc^en  au<^  ha^  Ringel  in  (fifcnac^  i3on  bcr 
^orm  einc^  großen  Q'^inge^.  —  4.  3n  ^J^einingen,  'zülaxh.,  3tt>eibr. 
begegnet  auc^  bcr  9^ame  Formkuchen,  bcn  auä)  £.  0iH  in  i^rem 
im  ©aargebiet  fpiclcnben  Q'^oman  93irago  0.  376  antpcnbct.  —  5.  3n 
Coburg  ^ei^t  er  Tiegelkuchen. 

6.  <2öenig  verbreitet  ift  Rührkuchen,  in  QGÖinfen  (ogl.  Rühr- 
bund in  ^obl.)  unb  7.  Schneckenkuchen  (neben  Form-,  Aschk.), 
in  "SOZeiningen,   auc^  '^fifter  ^Zac^tr.   150  befannt. 

8.  Oftbeutfc^tanb  eigentümlich  ift  ber  "2lu^brucf  Baba  ober  Babe, 
t>ai  auf  poln.  baba  beruht:  in  0orpat  h)irb  auc^  bk  toörtlic^c  Über-- 
fe^ung  Altweib  für  ben  ^uc^en  gebraucht.  Baba  (Babe)  in  ßiol., 
*55ofen,  64>(efien  ('Beut^en,  93ieli^)^).  3n  <3)an3ig  fenncn  nur  ältere 
£eute  noc^  Babe,  bie  anbern  fagcn  Napfkuchen.  3n  ^attoipi^  ^ei^t 
bcr  im  Äaus!  gebacfene  ^uc^cn  Babe,  bcr  oom  ^onbitor  Napfk. 
^opotoitfd)  Voc.  Austr.  I  233  !cnnt  Bäbe  (^cmin.  Baburl)  au^ 
^roppüu,  Sögernborf,  @r.--®logau,  @la^,  ©reiben,  9}Zei§cn.  Sc^ü^c 
Äolft.  3b.  (Äamb.  1800)  1  182  füf)rt  au«  Hamburg -Altena  Büm- 
melken  un  Baba  \t\vaß  ^cic^lid)c«'  an:  ic^  toei^  nic^t,  ob  bie« 
Baba  f)ierl)ergel)ört.  (fine  (ftfläcung  bc«  mcrfloürbigcn  '2lu«brucfe« 
gibt  '5rifd)bier  Qßb.  I  48 :  nac^  it)m  hthtuttt  Bab,  Babe  in  Oft-  unb 
"JCcftpreu^en  auc^  eine  ro^  gcarbcitcfc  ^ot)lcnpfanne,  toelc^e  jur  Sr- 
toärmung  be«  Simmer«  unb  oon  "grauen  (wol)l  befonbcr«  oon  alten 
•Jraucn)  auc^  ju  it)rcr  eigenen  (Srioärmung  benu^t  tt)irb;  barin  bereitet 
man  aud)  bai  einfache  ©ebäcf,  bai  nun  ebenfall«  Babe  genannt  toirb. 

9.  9corbtoeftbcutfd)  ift  Rodonkuchen  in  ©ortmunb,  ßc^toerte, 
Giegen,  953cfcl,  Ärcfclb,  'Süffelb.  (Rodon),  ^obl.,  Oberbeffen')  (Gau-- 
bac^).  3m  ©f.  933b.  I  362  toirb  hai  ^ort  (aud)  Rodan-,  Radon-) 
auf  frj.  rotonde  jurücf geführt;  ^e^rcin  Q3olf«fpr.  I  100  unb  '2öei= 
ganb  QGßb.  II  535   fcl)rciben   Ratonkuchen,   inbem  [xt  an  frj.  raton 

^)  9?arf)  3c(^t  QBb.  4  auc^  in  ^anöfelb  unb  in  Sc^lefien. 
*)  ^QÖ^  xO^epcr«  Äono.-Ccy.  u.  Baba  obcrtaufi^.  Babe  Bäbe,  nac^  Äöflcr 
QEßcif)nad)t«gcbäcf  S.  52  im  Slbt^al  Baba. 
')  ercceliu«  ^b.  223  Raton. 
S?re(fcl)mer,  OTottgeogropöte.  23 


354  Snapftuc^cn 

'Heine  9?attc,  ^äfcfuc^cn'  (t)on  bcr  ®rö§e  einer  fleinen  9'^atte)  benfen, 
bod^  bcäcic^ncf  raton  eben  einen  fe^r  »iel  Heineren  ^uc^en. 

10.  Güblic^  oom  9^obon9ebiet  fnbcn  toir  bic  merfroürbige  93e- 
jei^nung  Bund,  ©emcint  ift  ber  ^ürüfc^e  ^unb  ober  Durban'), 
tt)eil  ber  9?apffu(^cn  bei  f4)iäglaufenben  ^annelirungen  einem  Durban 
ö^nlic^  ftc^t.  ©a^cr  t)ciBt  ber  ^uc^cn  in  Äotlanb  Tulbend  h.L  Durban. 
Bund  ift  rt)ein=  unb  mofclfränfifd),  bcrüljrt  jtcb  in  ^oblcnj,  too  auc^ 
Rührbund  gefagf  n>irb,  mit  Kodon,  ift  mir  tt?citer  ou^  ^ricr,  ^falj") 
(^Qifer^l.,  Stoeibr.,  Bundkuchen),  ioeibelb. "),  •2lfd)aff.,  <5ulba  be- 
zeugt, ferner  lot\)V.  luyemb.  Bont*).  9^oc^  ^opon)itfd)  Voc.  Austr. 
II  fol.  Ic4  R  gcl)örtc  ju  [einer  Seit  bic  ^Bcjeicbnung  Türkischer 
Bund  ben  öftcrreic^crn,  'Jranten  nnb  6acbfen  an,  toar  aber  in  oft. 
„fein  burd)gebctiber  9'Zamc".  5)er  fo  genannte  ^uc^cn  unterfd)icb  [\<S) 
öom  Kugelhopf  ni^t  im  ^eig,  fonbern  baburcb,  ta^  er  in  ber  9}Jitte 
^obl  toar  unb  au^cn  f4)raubcnf5rmige  'SBinbungen  \)attt, 

11.  5)er  ganjc  6üben,  b.  ^.  Sübbeutf(|)lanb,  öfterreic^,  ©c^lpeij, 
hva\x6)t  bai  ^ort  Gugelhupf,  Kugelhupf  Kugelhopf  m.,  eine 
öon  ioau^  an^  fcberit)afte  ^Sejcicbnung  au^  Gugel  m'ob.  gugele, 
kugel  kogel,  a\)i),  cucula  au^  lat.  cuculla  ^apuje,  <5rancnmü^e 
unb  einem  5tt>eifen  '33cftanbteil  -hupf,  -hopf  nbb.  -hopp,  beffen  Qtp- 
mologie  fraglid)  ift:  nac^  GcbmeÜcr  935b.  1  1141,  ^e^rein  93olf5fpr. 
I  24  9,  qßeiganb  ^h.  I  778  ju  bat)r.  Hepfen  f.  =  Hefe  {a\)i>. 
hepfan  'beben');  man  tt?ürbc  aber  bann  bic  umgefc^rtc  6tcUung  bcr 
Äomporttion^glicbcr  crtt)arlcn;  aucb  bic  QSotalc  ftimmen  nicbt.  Q\)tt 
barf  man  an  oft.  hupfen  =  häufen  (namentlicb  im  '^arfioip  g'hupft 
voll)  ober  an  obb.  hupfen,  m{)b.  hopfen  mb.  huppen  'bi'Pfcn' 
bcnfcn.  ®cr  9'^amc  bcjict)t  ficb  offenbar  auf  bic  infolge  ber  Äcfc  [\d^ 
tt)ic  eine  ©ugcl  Ijebcnbc  obere  ^[ä(i)t  tcß  ^ucben^.  3m  9lorMDeften 
reicht  ba^  'Jöort  in  ber  munbartl.  'Jorm  Kulhopp  bi^  in^  Äeipfci)«*) 
unb  Cof^ringifcbc*),  erftredt  ficb  über  6lfa^'),  93abcn  n5rblict>  bi^ 
^rucbfal,  <2ßürtiemb.  *),   ^at)ern   nbrbl.   bi^  Äof  (Gugelhopf),  gonj 

1)  Türkischer  Bund  ift  oud)  97ome  einer  "^flanje. 

2)  '?)fälj.  Terkisch  Bund  <2lutenrictf)  3b.  140. 

^)  93gl.  punt  in  9\appenau  "aJiciHnger  QBb.  135. 
*)  c^oUmann  QO^b.  57.    ©angler  QBb.  53. 
»)  Äet)rein  I  249.    93ilmar  3b.  139.    <^rtftcr  9Zac^tr.  150. 
")  goOmann  5öb   318  Kugelhopf. 
')  Kugelhopf  5?tein  ^roü.-Qßb.  I  265.    €lf.  QBb.  I  362. 
8)  Kugelhupf  in  Oberf^roaben,  Göglöpfen  m.  im  fd)n)äb  ilnterlanb  um 
Stuttgart;  Golöppen  im  xoüvtt.  'Jranfen.    QSgl.  Q^ifc^er  QBb.  HI  735. 


9?apftuc^cn  —  nehmen  —  Othello  355 

öfterrcic^  (in  Oltnü^  Kugelhopf,  in  Sucfmantcl  Kuglup)  unb  btc 
6cttociä^).  ®a^  "^Bort  begegnet  fc^on  bei  ibot)berg  Georg,  cur.  in 
Äoc^b.  6.  96  (Gogel-Hopffen)  unb  im  QBicner  ^oc^buc^  o.  1708 
6.  56  (Kugel-Hopff).  —  ^nberc  bfterr.  ^u^brücfc  fmb  12.  Reind- 
ling  in  ^lagcnfurf  (fc^on  oon  ^opotoitfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  233 
angegeben),  Q3i5Iferm.  oon  Reindl  '^affcrole'  (niebriger  metaDcner  ^oc^= 
topr).  Bunkl  (?)  in  'Sluffce;  eine  einfachere  ^rt  \)ii^t  ebenba  Ofen- 
nudel. 

13.  ®cr  ©ugel^upf  btdt  flc^  eigentlich  nicfjt  'gang  mit  bem  ge» 
toö^nlic^en  *33erlincr  9^apffucf)cn,  infofern  er  einfacher,  leichter  unb 
(ocfcrcr  al^  biefcr  ju  fein  pflegt.  6cf)on  fein  9^ame  toeift  auf  ba^ 
ftarfe  ^ufgetjen  t>tß  5eige«  l)in').  ®iefe  locferc  ^bart  bz€  9'^apf= 
hieben^  ^ei§t  in  93erlin  Siste  f.,  in  0c^leflen  (^attoioi^)  Siste,  in 
6c^lc^roig  Süster. 

14.  3n  Sifcnac^  fte^t  neben  bem  '2lfcf)fuc^cn  ber  oerioünbte  Rin- 
gelkuchen, ben  '^opohjitfc^  Voc.  Austr.  I  fol.  233  au^  3ona 
lennt.  0er  t)ennebergifc^e  Riebeskuchen  (X>opo)x>.  a.  a.  O.,  Spie§ 
3b.  195)  {)ci§t  fo  oon  bem  Riebes,  einer  ^albooalcn  Bratpfanne,  in 
ber  er  gebacfen  ipirb;  ,er  unterfcf)eibet  fic^  alfo  burc^  biz  "Jorm  oom 
^f^apff.,  tt)ür.  Aschkuchen.  15.  'iäni  6c^Ic^tt)ig  unb  Äamb.  toirb 
mir  auc^  Puffer  für  9'^apff.  angegeben,  "Söciter  füblic^,  in  ©5tt., 
gjJansfelb  (3ec^t  ^b.  82),  93erlin  bebeutet  Puffer(t),  genauer  Kar- 
toffelpuffer(t)  einen  Gierfuc^en  au^  rol)en  Kartoffeln.  —  ^opotoitfc^ 
a.  a.  O.  nennt  noc^  für  feine  Seit  (2.  Äälfte  be^  18.  SN«)  ol^  Ieip5igif(^ 
Mörselkuchen,  '21belung  QBb.  III  450  al^  mei§nifci)  Scherbeikuchen. 

nehmen 

in  militärifcf)em  Sinne  ^  zum  Soldaten  nehmen.  Er  ist 
genommen  worden,  fagt  man  in  93erlin,  n^enn  jemanb  hti  ber 
^iKuftcrung  für  tauglicb  erfiärt  morbcn  ift.  <5)afür  in  QBcftbcutfc^L 
er  ist  gezogen  worden,  in  öftcrr.  er  ist  gehalten  worden. 

Ot()eao 

t)ei§t  in  93erlin  eine  toeit  oerbrcitetc  ^ortenart,  au^  5tt)ei  fleinen 
ioalbfugcln  mit  Sc^ofoIabengu§  beftc^enb,  anbertoärt^,  fc^on  in  Äann.,. 

')  QJgl.  Sc^weij.  3b.  n  1492. 

^)  Älcin  ^roö.-QGßb.  I  265  bejcic^net  ben  pföljifc^en  Kuglhopf  fogar 
oW  eine  aufgetriebene,  in  einer  ^orm  gebacfenc  Semmelart. 

23* 


356  Ot^cno  —  '^Paletot  —  ^ontincn 

Mohrenkopf  genannt  (Mohrenköpfle  OSillingcr  9it\)hä6)k  6.  208), 
in  öffcrccic^  Indianerkrapfen,  toic  überhaupt  bicfc  ganjc  ©attung 
kleiner  Porten  in  oft  ali  Krapfen  bcjcic^nct  tocrbcn. 

<5)icfc^  fronjbfifc^c  <2öorf  ift  in  QSßicn  nic^f  üblich  (bagegcn  j.  "23. 
in  £inj):  c^  toirb  bafür  ixii  gcmcin^b.  Überzieher  ocrtocnbet, 
fcltcncr  Überrock;  Winterrock  =  QBintcrpalctof,  Rockmarder 
=  ^alcfotmarbcr. 

Kantinen 

6c^ube  ober  ^anfoffcln  mit  ^bfjcrncn  6ol)Ien  unb  Oberlcbcr  o^ne 
^tv\tntt\l,  wie  ftc  oon  grauen  beim  QDöafc^cn  unb  ^uffc^eucrn  getragen 
iDcrben.  Pantinen  toirb  im  norböftlicbcn  '3)eutfd)Ianb  (^anj.,  "^ofen, 
93rc^l.,  Stettin,  ^rn^toalbc,  95erlin,  <3)rcgben,  Äalle,  £üncb.)  gebraucht. 
<^ai  92ßort  ift  fpäteftcn^  um  1400  au^  frj.  patin  '6c^u^  mit  bic!cn 
ßof)len'  entlehnt,  ©ne  magbcburgifc^e  ilrfunbe  oon  1419  (llrfunbenb. 
b,  QtaU  9)iagbcb.  II  S.  85)  \)at:  ain  par  holtzscho  .  .  .  ,  und 
ein  par  beschlagen  pattinen.  9'^oc^  dgmpc  \)at  1813  Patin, 
^er  fefunbärc  9iafal  in  bcr  crftcn  Silbe  öon  Pantine  erllärt  ftc^  cnt-- 
h)cber  au^  Sinflu^  öon  Pantoffel  (=  ital.  pantofola  mit  urfprüng' 
liebem  n)  ober  au^  jener  ^Intijipation  hti  n  bcr  brittcn  Gilbe,  bie 
©c^uc^arbt  Seitfc^r.  f.  rom.  ^^il.  XXXV  71  ff.  nad)gett)icfen  \)at. 
•Sa^  95rcm.  QQöbrtcrbuc^  VI  143  oer5eid)nct  Potinken  al^  Äoljpan-- 
toffcln  o^ne  Äintcrleber,  Klönken  al^  folc^c  mit  Äinterleber.  "S^ic 
93  efd)ränfung  be^  Qöortc^  auf  ben  9'^orbcn  erflärt  ftc^  barau^,  ta^  ber 
^u^brucf  loic  fo  öielc  anberc  Cel)nn)5rtcr  au^  bcm  '5ran55rifd)en  (Apri- 
kose, Matrose,  Apfelsine,  Gardine,  Rabatte)  burd)  ta^  9^icber-- 
Iänbifd)c  (mnbl.  patijn)  bem  9'^ieberbeutf(^cn  (mnbb.  patine  pottine) 
»ermittelt  tt)urbe.  ®iefe  iC)oläfd)ubc  (mlat.  patini,  calopodia)  fpielten 
im  '9}?ittelaltcr  eine  größere  9^olle  al^  t)eutc:  [\t  bicntcn  al^  eine  ^rt 
£ibcrfd)ul)c  unb  tourben  and)  oon  Männern  getragen*). 

3m  übrigen  6prad)gebict  ift  Holz  schuh  ober  (in  '53eut^cn, 
ßcipäig,  <2öinfen,  <5ulba,  SCRainj,  ^öljm.-Ccipa,  QBien,  CiUi)  Holz- 
pantoffel bic  l)b.  93e5eic^nung.    ^aß  norb--  unb  locftbcutfc^e  Klumpe 

»)  9391.  93ertt)ii«  u.  93crbam  g}?nM.  QOßb.  VI  195.  ®u  Cangc  u.  Calo- 
lopodium,  Patinus.  '?cad)  93ionet-le'5)uc  Mob.  fr.  „Ics  gentilshommes  por- 
taient  des  patins  pendant  les  14'  et  15*  siöcles  avec   les   souliers   ä  la  pou- 

laine    (Sci^nabelfd)u^e) Ces   patins  etaient  compos6es   de  semelles  de 

bois maintenues  par  une  ou  deux  brides". 


'^ontincn  —  'parterre  357 

^I.  Klumpen^)  fann,  obtoo^l  ^.  Q3icbig  einmal  (9'ZaturgctoaUen  192. 
254)  Holzklurapen  f4)rcibf,  nic^t  o\)m  tocitcrcg  alg  \)b.  'Qinitvud 
gelten,  al§  toelc^cr  eben  Holzschuh  ober  -pantoffel  in  biefen  ©e« 
genben  bient.  Gbenfo  ftc^f  e^  mit  r^einfrän!.  Blotschen  ^locffc^u^e  *), 
luyemb.  lot^r.  Sabot')  ani  franj.  sabot,  elf.  Galoschen  (f.  ?lrt. 
Gummischuhe),  tirol.  Knospen  (Schöpf  3b.  330),  fteir.*),  Uvnt. 
Zockel,  Zockelschuhe  (^o^e  Scf)nürfd)u^c  mit  Äol5fol)lcn  unb  W>' 
fä^en).  ©Q^felbc  gilt  oon  ben  oerfc^icbenen  lanbfd)aftli(^en  93fjcic^- 
nungen  ber  Pantoffeln,  »ic  Babuschen  in  "^anjig,  lottjr.  bapx. 
Papotschen '),  oft.  Schlapfen,  mit  bencn  fic^  bic  QDBörter  für  alte 
Äau^fc^u^e  mit  niebcrgetretencm  ioarfcnteile,  toie  norb«  unb  mittelb. 
Latschen"),  Hatschen,  Schlappen,  Schluffen^,  5ft.  Patschen 
CJiläfc^ube)  berühren. 

parterre 

öfterreic^  \)at  für  biefen  in  0eutf4)lanb  üblichen  fran3öfifd)en  '^ui- 
brucf  ben  beutfd)en  zu  ebener  Erde,  al*  ^Ibjeffio  ebenerdig. 
"Sefannt  ift  9Zeftrot)^  ^offe  Zu  ebener  Erde  und  im  ersten  Stock. 
Ebenerd-Fenster  in  (S§tpcin^  9^ooellc  ®er  Äetr  '^DZeganber.  '^opo-- 
toitfc^  Voc.  Austr.  I  fol.  93  bucbt  oft.  zu  ebener  Erde,  o^ne  hat 
St)nonpm  parterre  ju  ertt)ä^nen>  er  fü^rt  oiclmc^r  ifal.  ä  gual  terra 
au^  QSicenja,  in  9[ßelfd)tirol  zu  eben  Fußes  =  ital.  ä  pie  piano 
an.  3n  Gc^toabcn  unb  Sac^fen  fagc  man  im  1.  Stock,  »eil  man 
bie  ©tocfioerfe  oon  ber  (5rbe  an  jät^le.  ^amal^  gebrauchte  man  alfo 
auc^  in  '5)cutfd)lanb  noc^  nic^t  Parterre  für  bai  (?rbgefd)o§,  fonbem 
toie  8.^.  au^  ioübncrg  6taat^-£cpicon  oon  1742  unb  ^belung  '33b. 
UI  (1798)  659  ^etoorgel)t,  nur  für  ben  unteren  3ufd)auerraum  eine^ 
(SombbicmÄaufe^   unb   für  bai  „ßuftftüc!"  eine^  ©artend.     9iur  biefe 

')  gjinbb.  klomp,  nbl.  klompe  ®^b.  V  1290.  Klumpe  in  Oftpreu§en 
g^rifc^bier  I  383,  in  Olbenburg  ^D^o^r  3bb.  f.  nbb.  Spv.  30,  46.  Klompen 
in  ^rcfelb  9?öttfc^eg  ©tfc^e  9}?unbQrtcn  VII  90,  oftfrief.  klumpen  ebD.  V  276. 
euj.  Klompen  QBb.  230,  lott).  elf.  Klumpe  'JoOmann  IQb.  295.  €lf.  QBb.  I 
492.    ^T>fäl8.  «Jlufcntict^  3b.  76. 

«)  ^.  ^rcnfc  3.  b.  herein«  f.  r^ein.  u.  wcftf.  QSolMl.  1905,  1.  öeft 
(6<a.  e.  34). 

=»)  QDßb.  b.  lup.  gn.  495  Zabott.    ^oamonn  <2Bb.  424. 

*)  Unger-Ä^uU  Steir.  QBortfc^.  654. 

')  g^oOmann  QCßb.  18.    ScbmeUcr  QBb.  I  319. 

•)  ^rifc^bicr  QBb.  U  11.    Spieß  3b.  148.    Äcrtcl  ^^ür.  Gpr.  154. 

')  Spicfe  95.  214.  217. 


I 


358  "parterre  —  '^cntartoffcln 

^cbcutungen  \)at  ja  hai  QBorf  auc^  im  'Jrönjbftfc^cn,  toä^rcnb  bai  Qx\>' 
gcfc^o^  rez-de-chaussee  ^ci§t.  "SÖir  ^abcn  alfo  ^icr  iptcber  bcn  '^ött, 
ha^  ein  franj.  QCßorf  im  ©cutfc^cn  eine  neue  "^Sebeutung  cnttoicfclt  \)at: 
»gl.  ^erron  =  frj.  quai,  Goupe  =  frj.  compartiment.  3n  ber 
öfferr.  ©cbilbetcnfprac^e  übcrtoicgf  jc^t  bereite  parterre,  unb  eben- 
erdig erhält  boburc^  ttmai  öulgären  G^arafter,  toä^rcnb  zu  ebener 
Erde  me^r  Iiterarif(^  ift. 

^eUfartoffeln 

bic  mit  ber  6^ale  gcfod^fen  Kartoffeln,  t>xt  erft  bei  ^ifc^  gepeilt 
tocrbcn.  9?ol^e  Kartoffeln  toerben  in  ^Serlin  geschält,  gcfoc^te  ge- 
pellt. ®enn  bie  bünne  Äaut,  bic  fic^  öon  ber  gefoc^ten  Kartoffel 
leicht  ablbfen  lä^t,  ^ei§t  in  93erlin  Pelle.  33on  anbercr  Äaut  gebraucht 
ift  Pelle  öulgör,  aber  Pellkartoffeln  ift  ber  einjig  übliche  ^u^bruct 
für  biefe  Gac^c,  in  ber  Literatur  3.  'S.  hd  93oigt--®ieberic^^  ©rcioicrtel 
6tunb  oor  ^ag  S.  9.  1.  Pellkartoffeln  finbet  ftc^  in  '^eter^b., 
9Zorbbcutfd)lanb  füblic^  hii  Sc^leflcn  (93rc^l.,  93eut^en),  93au^en  (ni4>t 
me^r  Geipj.),  9^orbtl)üringen ')  (Äalbcrft.,  (Si§l.,  ^rtern,  3ci^,  6on- 
ber^t).,  Weimar,  ©fcnac^),  Kaffel,  ^eftfalcn,  Qi^^cinprooinj  (fübl.  hii 
Kobl.,  9ran!f.,  ^rier).  <3[)Zunbartlic^  in  Cüb.  Pöllkantüffeln  6c^u- 
mann   ^ortfd).  0.  £üb.  13,  mcdl.  Pölltüften   (9^eutec  ^eftung^tib). 

2.  Gonft  ift  bic  »erbrcitetfte  '53e3cic^nung  Kartoffeln  in  der 
Schale:  in  0orp.  (K.  mit  d.  Seh.),  9^iga,  'JJZeiningen,  £cipj.,  2en= 
genf.,  90'iainä,  93abcn  (Karl^r.,  ©onaucfc^.,  Konft.),  neucrbing^  in 
QBürtt.,  Äeilbt.,  ^fd)aff.,  Sngolft.,  <a}^ünc^cn,  Süric^,  <33ern.  Erd- 
äpfel in  (mit)  der  Schale  in  Öfterreic^.  "2lu(^  Schalkartoffeln*) 
(9^aftatt),  Schalerdäpfel  (9'^cic^cnbcrg).  Ungeschälte  Kartoffeln 
in  ^ug^b.,  ungeschälte  Erdbirnen  in  <2öürtt. 

3.  3m  <2ßeftcn,  in  ©armft.,  ^falj,  Äeibelb.,  ^fcbaff.,  ^ci§en  ftc 
gequellte  Kartoffeln,  inÄcffen')  (=3}?arb.,£auba^),ioolj^.,'2öie«b., 
Goarbr.,  6iegb.  Quellkartoffeln,  in  Cot^ringen  Quellgrurapirn*), 
in  K5ln  (urfprünglic^  fcf)cr5t)aft)  Quellmänner'*),  auc^  Quallmänner 
gefprod^cn  (in  5rier  gequallte  K.).     Qi  ^anbelt   fic^    ^icr   um    bat 

^)  öcrtcl  5bür.  178. 

^)  Schalenkartoffeln  fc^rcibt  bic  «QSicbig,  Äinbcr  b.  €ifcl  163. 
»)  Q3gl.  '23tlmar  3b.  309:  Quellkartoffeln,  Quellgrumpern. 
*)  goümann  <5ßb.  323. 

">)  <2}gl.  <33oa  3.  f.  btfc^.  llntcrr.  XV  (1901),  647,  Der  noc^  au«  €»«- 
feit)  Bünnäepel  oon  Bünne  'Schale'  anfübrf. 


'^cllfartorreln  —  Petroleum  —  <^fannlud)en  359 

laufotioc  Q3crbum  quellen  'auffd)U)c[Icn  machen',  ba^  in  bcnfclbcn  ®c= 
gcnbcn^)  unb  barübcr  ^inau^*)  für  baß  ^oc^cn  oon  Äülfcnfrüc^ten 
«nb  Kartoffeln  gebraucht  ttJtrb.  —  4.  3m  Gif.  unb  in  ^reiburg  roirb 
baß  gleic^bcbcutcnbc  geschwellte  Kartoffeln  ocrrocnbct.  —  5.  3n 
^ulba,  ^nsb.,  9^ürnb.,  *i21ug0b,,  93rcgen3  gesottene  Kartoffeln. 

6.  Pellmänner  in  93rucfefal  erinnert  an  föln.  Quellmänner. 
5)ic  ^^nlic^feit  bcr  5?.  mit  mcnfc^lic^en  Kijpfcn  i>at  offenbar  biefe  ^e= 
ncnnung  ücranla§f.  —  7,  ^cr  Güboften  fennt  al^  ebenfalls  ursprünglich 
fd)cr5^aften  "iHu^brurf  Kartoffeln  in  der  Montur  (^DZünc^cn, 
St.  ©allen),  oft.  Erdäpfel  in  der  Montur  (3nn^br.,  ßÜHi; 
93ölfcrm.:  E.  samt  der  M.).  933I.  ioügcl  Wiener  <S>ial.  109.  3n 
Äafd)au  Erdäpfel  im  Schlafrock,  baß  an  Apfel  im  Schlafrock, 
«ine  Wiener  ^Df^e^lfpeifc,  erinnert  (ogl.  unten  Q.  361  "Slnm.  5). 

8.  3n  (flftcrb.,  Ggcr  unb  in  mehreren  bapr.  Stäbten  (^mberg, 
®onaun)örtb,  '^ünd).,  "2lug^b.,  Kempten)  fagt  man  ganze  Kartoffeln. 
3n  manchen  Orten  (^O^arfneu!.,  QBintcrb.)  fe^lt  jeber  unteri'd)eibcnbe 
3ufa^. 

Petroleum 

in  öfterreic^  oolf^tümlic^  mit  bem  Äaupton  auf  ber  oorle^ten 
6ilbc  Petroleum  (in  3ucfm.  Peterleum),  rt>ie  aucfe  Linoleum  betont 
toirb,  tpabrfd)einlic^  nad)  bem  Q3orbilb  oon  Museum,  Tedeum,  in  bcr 
ec^toeij  (3b.  IV  1843),  im  &].'),  Cotbr.*)  unb  ßuremb.'^)  Petröl. 
^aß  ^ort  ift  faft  über  baß  ganje  Sprachgebiet  »crbreitet.  9^ur  in 
Qöürtt.  ift  e^  nac^  9ifcl)er  '20b.  II  779  ben  (finl)eimtfcl)en  gan§  fremb: 
bafür  Erdöl,  auc^  in  iöeilbr.,  ferner  in  ©ornbim  unb  munbartlic^  in 
"Babcn  (Q'vappenau,  9?Jeiunger  Q3}b.  16).  ©ic  (Sc^riftftetler  fcf)n?äbifc^er 
Äerhinft  gebraueben  Erdöl  aucb  in  ber  £iteratur:  Erdölkanne  Äcffe 
(auß  dalw)  Unterm  9^ab  93,  Erdöllaterne  109,  Erdölfässer  Äeffe, 
ümtocgc  220.     Erdöl  ^iUingcr,  ®ie  9Rebbäd)lc. 

^fanntud)en 

'^ßäbrcnb  bicfc^OBort,  toic  toir  oben  6. 184 ff.  (unter  Eierkuchen) 
fa^jcn,   in    oiclen  Oegenben    einen  Gierfuc^en   bcjeic^net,   bebeutet  e^  i« 

»)  93iltnar  3b.  309.  Äebrein  QSolfäfpr.  I  318.  6c^mibf  QBefterro.  3b. 
154.    <Blüb.  VII  2348. 

•)  Äcnncb.  Gpicß  93eitr.  188.  ®6tt  6d)ombaA  QBb.  164.  ecbmeOci: 
QBb.  I'  1393. 

•)  Q3gt.  Stegemann,  ©anicl  Sunt  189. 

*)  goQmann  ^b.  39. 

»)  <3Bb.  lup.  9J?.  335  PetroU. 


360  '^fannfuc^cn 

93cclin  nur  bcn  in  <o6)mal^  gcbadencn  Meinen  ^uc^cn  öon  ber  "^orm 
einer  abgeplatteten  ^ugel  meift  mit  einer  <5üttung  au^  Äimbcer^  ^ri= 
fofenmu^  ob.  bgl.,  ber  befonber^  ju  ^aftnacbt  gcgeffen  toirb.  <3)o^ 
biefe  93enennung  oon  ioau^  au^  berlinifc^  ift  unb  [\d)  erft  oon  93erlin 
au»  toeiler  verbreitet  \)at,  ge^t  au^  ber  93eäeic^nung  Berliner  Pfann- 
kuchen l^eroor,  bie  ber  ^uc^cn  gum  Hnterfc^ieb  oon  Pfannkuchen 
:=  (Sierfuc^en  in  oerfd)iebenen  Orten  tt)ie  2übed  (ßerUner  Pankoken 
Schumann  <2öortfd).  13),  9^oftocf,  ^iel,  Äarb.,  ©üjTelb.,  ^öln,  <33ruc^fal, 
gößürttemb.  fü^rt').  "popotoitfd)  QScrfuc^  (1780)  6.  425  oer^eic^net 
Pfannenkuchen  au^  „Sacbfen",  ebenfo  9'^übiger  Sutoacb^  II 
(1783)  101  aU  oberfäcbfifc^  für  nbf.  Prilleke.  1.  3e^t  ift  ber  ^u«- 
brud  in  '^cter^b.,  Q'^iga,  9Zorb--  unb  x0?ittclbeutfc^(onb  befannt  füblicb 
bi^  93eut^cn,  ^ogtlanb,  QOßeimar,  ©fenacb  (neben  Kräpfel),  OSÖic^b., 
9)iain5,  6aarbr. 

2.  0ie  cc^tc  aitt  ^Sejeii^nung  be^  feit  bem  Mittelalter  al^  ^aften-- 
fpeife  bienenben  ©ebäcE^^)  ift  jcbocb  Krapfen  a\)i>.  chrapfo  mt)b. 
krapfe  b.  \),  Äafen")  oon  ber  urfprünglic^  ^ahnaxtiqtn  ^orm  ber 
^ud)en*),  0emin.  Kräpfel  m^b.  krepfelin,  nbb.  unb  mb.  KräppeL 
Krapfen  toirb  in  ©.--^rone  (preu§.  Kröpfen  '^l.  '5rifcl)bier  Q2ßb.  I 
434),  Äannooer,  Gingen,  Äalberft.,  ganj  'Sägern  unb  Öfterreic^  ^), 
ferner  in  ber  ßc^meiä  gcbrau(^t,  bie  beminutioe  'Jorm  Kräpfel. 
Kräpfchen,  Kräpf eichen  in  ^^üringen  (Äcrtel  ^^ür.  146),  Kröpf- 
chen in  "^IRciningen  ®),  Kräpfle  in  QBürttemb.  ®ie  <5orm  Kräppel 
in  ^orpat,  ^rtern,   3ci^,   öüb^arj,  Äeffen')   (^CRarburg,   <S)armft.)r 


^)  So  nennt  ftc  auc^  ber  au^  Obcrbapcrn  gebürtige  ©nobi,  9lcife  eine« 
QSädcrgcfeUen  burc^  Europa,  'Elften  unb  "Slfrifa  (^D^ün^en  1912)  S.  20. 

2)  qjgl.  ®QBb.  V  2063.    ^irlinger  '2llcmanma  VI  (1878)  42  f. 

*)  3m  Slfa§  bebeutet  Krapfen  no(^  'SJZift^ofcn,  Äodfe  unb  juglcic^  bie 
<35acttt)arc:  gif.  <2öb.  I  522. 

*)  Qlbelung  QCßb.  II  1755:  „tt)eU  man  ben  9lanb  jadig  au^sufc^nctbcn, 
unb  bie  Spieen  »cc^felmcifc  in  bie  5)öbc  unb  nieberwärt^  ju  biegen  pflegt, 
1)a  fte  benn  einige  'dit)nlid)feit  mit  bcn  Ärapfen  ober  ibafcn  ^abcn''.  Äöflcr, 
"Sßci^nai^tögcbäcfe  (QäJien  1905)  38  bef^reibt  bie  *23obner  Kräweli  unb  bie  St. 
®aQer  Kräpfli  aU  trallenartig  gcjadtc  „Äirfc^^öcnli"  (übgebilbct.3.  b.  93er- 
ein«  f.  93olf0funbc  XIV  1904  S.  267). 

»)  93.  g=.  Äerrmann  9\eifen  burc^  Öftcrrcic^  III  1783  S.  20  crflärt 
Krapfen  al^  eine  "Slrt  'pfannfuc^cn. 

«)  93gl.  Spie^  <33citr.  139.  ^opotoitfi^  QScrfuc^  425  gibt;  bennebcrg. 
Kropf  an. 

')  gSgl.  93irmar  3b.  223. 


'^fonnfuc^cn  36 1 

^fc^affenb.,  am  mittleren  9?f)em  (^obl.) ')  unb  in  ßot^nngen ''),  Krüp- 
pel Fettkröppel  in  ©öttingcn  "•).  Kräweli  in  "^Babcn  md)  iobflcr 
'2ßcit)nac^t^gcbäcfc  6.  38,  fc^tpctj.  Kräpfli.  <S)ie  preu§.  Kröpfen 
jtnb  na6)  ^vi\(ifhkt  a.  a.  9.  ungefüllt,  toä^rcnb  bie  gefüllten  ben  ber- 
linifc^en  9'^amen  Pfannkuchen  führen.  3m  nbrbli^en  93aben  (i5ei= 
belb.,  Äanbfc^u^g^.  *),  9?appenau^))  Ijei^cn  nur  hk  ^üc^el  mit  ^pfel-- 
füllung  Krapfen  (Apfelkrapfen),  bie  anberen  Fastnachtsküchel. 
3n  ^Sapcrn  unb  Öfferreic^  l)ei§en  fie  gern  Faschingskrapfen "). 
3n  ^Oßien  tocrben  fte  faft  nur  in  ber  '5afd)ing^3cit  oerfauff.  <S)agegcn 
in  Oberöfterreic^  bäcEt  man  fte  jur  (^rntegeit,  tDt^\)alb  fie  Schnida- 
krapfen  '6^nitterfr.'  ober  Sunnawendkrapfen  ^ei^en.  3n  ^irol 
tt)erben  fie  aucp  im  Äerbft,  gu  '2lllert)eiligen ')  unb  toie  bie  9'^5rblinger 
Weihnachtskräpfel,  bie  ^SiHingcr  Nonnenkräpfel  *)  ju  <2ßei^nac^ten 
gcbacfcn. 

3.  3n  *5)an5ig  ^ci^en  nur  hk  ^ü(^elc^en  mit  xüJu^fütlung  Pfann- 
kuchen, hk  o^ne  Füllung  Porzeln®)  (fonff  Kröpfen  in  '^reu^cn, 
f.  oben). 

4.  3n  ^iel  »erben  bie  gefüllten  ^u(^en  Pförtchen  (ober  Ber- 
liner Pfannkuchen)  genannt.  Äöflcr  ^ei^n.  38  toiH  bic^  au^  (?nt-- 
ftcHung  öon  Farce  ''Füllung'  erflären. 

5.  "Slu^  93raunfd)tt)eig  toirb  mir  ber  '2lu^brucf  Prilleken  an- 
gegeben, ben  fd)on  ha^  93rem.  ^Cßb.  III  (1767)  363  fennt  unb  erläutert: 
„Prilleken  mit  ben  ioänben  rollen,  al^  9Bact)^  ober^eig.  PriUeke,  ma^ 
jtt)ifd)en  ben  Äänben  geroHf  ift.  .(I^ur=93raunfc^h)."  'iRübigcr  (ogl. 
oben  6.  360)  bejeii^nct  Prilleke  al^  nbf. 

6.  3n  ber  "^falj  unb  in  Äcibelberg  fagt  man  Fast  nachts- 
küchele (Pfannkuchen  bebeutet  ^ier  nur  '©er!uc^en',  Krapfen  toirb 
nur  für  ^üc^el  mit  "Slpfelfüllung  gebraucht).     Küchel  toirb  jur  93c= 


1)  QSgl.  Äcf)retn  QSotf^ft).  I  242  Kräbbel. 

"')  goUmann  <2öb.  309. 

')  gSgl.  auc^  ec^ambad)  QBb.  114.  ^opotoitfch  QScrfuc^  425  fü^rt 
Kröppel  ou^  3ena  on. 

*)  eenj  QCßb.  40  Krappe  Krapfe. 

^)  "3Weiringcr  QOßb.  11.  <S)k  9?appcnauct  Apfelkrapfen  ftnb  aber  ^lipfet 
in  '5cig  gcbacfen,  entfprccbcn  alfo  ben  oft.  Äpfeln  im  Schlafrock. 

«)  <^opott)itf^  a.  a.  O.  nennt  auc^  Germkrapfen. 

')  ©^b.  V  2063. 

*)  Äöflcr  QEßei^nac^t^gcbäcfe  38. 

»)  gSal.  ^rifc^bier  <3öb.  II  170. 


I 


362  ^fannfuc^cn  —  '^fcffcrfuc^cn 

jeic^nung  ungefüllter  Krapfen  auc^  in  (Stfa^  ^),  "Sapcrn  unb  ben  öftcr^ 
rcict)if(^'jn  *2llpcnlänbcrn ')  »emcnbet,  bafür  in  Qöürtfcmb.,  'Bapcrn  unb 
^irol  auc^  Nudeln,  alfo  in  einem  anbern  6inne  ali  fonft  biefc^  'JBorf 
gebraucht  ju  toerbcn  pflegt.  ®ie  tiroler  fagcn  auc^  Krapfennudeln 
ober  blo§  Krapfen  für  Nudeln. 

7.  3n  93ern  ^cl^t  ber  offenbor  bort  nii^t  ein^eimifc^c  '^fannfuc^cn 
Berliner  Kugel. 

^fefferfuc^cn 

*33a(in>crl  au«  <3}?e^l,  Äonig  (ober  6t)rup,  Sudtcr)  unb  ©etoürje« 
toic  3ngtt)cr,  '33^aubcln,  ^auptfäc^lic^  gu  <2öcit)na(^tcn  gegeffen.  1. 
Pfefferkuchen  ift  in  '^ctereb.,  ßiölanb  unb  9'Zorboftbcutfc^lanb 
gcbräu(^li(^,  f üblich  big  ^rcu§.=  unb  Öfterr.^Sc^Icfien  (^ieli^,  Obrau, 
Sudmantcl,  Sauernig),  935^ni.-£cipa,  Q3ogtlanb,  9}Zeiningcn,  toeftlic^  bii 
Gifenad),  93üdcb.*).  3n  'SC  ftf.  unb  9?()cinprooin5  iff  Pfefferkuchen 
befannt  unb  loirb  neben  Lebkuchen  gebraucht. 

2.  3n  Cübcd,  6c^legtpig=öolftein,  Äamb.,  Äarburg  ^ei^en  t)k  '^f. 
nad)  i^rcr  'Jörbe  Braune  Kuchen  (tnunbartl.  Brunkoken  ©ct)u- 
mann  QBortfd).  x>.  £üb.  14).  —  3.  3n  Hamburg,  93rounfc^h).,  Äann., 
©bttingcn  (f eltner  \)kv  Pfefferk.),  Siegen,  O^nabr.,  Cingcn  Honig- 
kuchen. Schriftlich  h)irb  bicfcr  ^u^brucf  too^l  noc^  in  einem  n)ei= 
tcrcn  ©cbiet  gebrandet;  ic^  entfinne  micb,  il)n  anä)  in  Q3erlin  öfter  gelefen 
ju  babcn.  ^uc^  für  Coburg  toirb  er  mir  angegeben*),  'zflad)  meinem 
ioamburgcr  ©etoä^r^mann  ift  ber  Honigkuchen  oom  Pfefferkuchen 
ober  bem  Braunen  Kuchen  öerfcbicben  unb  bcjcic^nct  eine  mcift  aui 
ioannooer  ober  *33raunfcl)ioeig  ftammenbe  Sorte  uon  toeit^eren  ^uc^en, 
bic  tt)irflic^  mit  Äonig  bereitet  finb,  tt)ät)rcnb  ^fefferfucl)cn  oft  nur 
S^rup  ober  Suder  entgolten. 

4.  3tt  QOßeft'  unb  Sübbeutfct)lanb,  ber  Sc^toeij')  unb  ^otarlberj 

1)  cpo^jon)itf^  QSerfu^  425  gibt  Küchle  afö  ftra§burgifd)e«(  S^nonpiM 
t>on  Pfannkuchen  an. 

•)  QSgl.  Gc^mcacr  Qßb.  I  1221.  6c^öpf  3b.  350  f.  (Fastenküechl.  Gem- 
küechl  u.  a.).    Cejcr  ^örnt.  <3öb.  168.    iböfict  QBcit)n.  37  f. 

*)  So  finbct  ftcb  Pfefferkuchen  aucb  frf)on  bei  älteren  Sc^riftfteUcm 
aug  norboftbcutfcl)cm  ©cbicf:  6oltrott)  (Sommern)  I  78,  6.  o.  6d)tt)cini(^eii 
(ecbleften)  9}?erfbuc^  10.  70  (Nürnbergische  Pfefferküchlin).  C^r.  <2öclfc 
(6ac^fen)  granorrcn  1673  (=neubtucfc  12—14)  6.  42.  ßolcru«  öaugbuc^ 
(1593)  III  Ä^ap.  32  u.  o. 

*)  9^acb  bem  Sc^wcij.  3b.  II  1367  fommf  er  auc^  in  ber  0cbn>cij  «wr. 

*)  3b.  III  136. 


«^^fcffccfucben  363 

^errfcf)t  Lebkuchen  ^=  m^b.  lebekuoche.  (fg  reicht  nbrbli^  hii 
3cocr,  O^nabr.,  ßingcn,  öftlic^  big  ®ortm.,  'SJ^arb.,  ^ulbo.  ©ie 
Q'J^einprooinj,  iocffcn-'^^affau  *)  unb  'Sarmftabf,  "^falj,  (flfa|,  <33abcn, 
^üctt,  93at)ern  9ebrauc|>cn  olfo  bicfc^  9Q3ort.  (?g  fommt  a\iä)  in 
Öftcrrei4>  oor.  ©er  bort  cint)eimifd)c  ^u^brud  ift  aber  5.  Lebzelten, 
baß  fcinerfcitg  in  QSapcrn  (Kempten,  'Sluggb.,  9^cuniar!()  unb  QJorarlb. 
hineinreicht,     ©er  *^fefferfucbcnt)crfäufcr  \)ti^t  Lebzelter  ^. 

6.  ^uf  Qt.  ©allen  unb  anbere  Gc^Ujeijer  Orte  bcfc^ränft  ift 
Biber  m.  (ogl.  3b.  IV  923).  —  7.  3n  93ern  toirb  ber  "Pfeffer- 
fud)en  nac^  ber  "Prägung  ober  ber  ^orm  eine^  93ären,  be^  'Scrncr 
•^öappentiere^,  bic  i^m  gegeben  toicb.  Mutz  genannt  (ögl.  3b.  IV 
617).  —  GpejieHe  "Slrten  finb  Schaff erle  in  9^euftabt  hzi  Coburg, 
Leckerle  in  'Sluggb.  =  Leckerli  in  93afel  unb  anbcrcn  6cf)tt)ei5er 
Orten  (3b.  III  1247),  t^üring.  Pfefferscheiben  (Äöfler,  QOßeit)nac^tg- 
gebäcf  33). 

©ie  gcograp^ifc^  t>crfd)icbenen  ^cjci^nungen  finb  3.  '5:.  aui^  burc^ 
fac^li(^c  ilntcrfd)iebc  beöingt.  ^ai  QBort  Pfefferkuchen,  a\)t),  phe- 
forzeltun'),  lat.  artopiper  (©iefenbac^  Gloss.  52  a)  legt  'S'Zac^brudE  auf 
bcn  3ufa^  an  ©eloürjen:  Pfeffer  ift  ioo^l  93ejcid)nung  be^  ®eh>ür5eg 
a  potiori,  ba  ber  ^fefferfuct)en  ^uptfäc^lic^  mtt  3ngtDer  gen^ürjt 
toirb.  ei^^ol^  ^ifd)buc^  (Ceipa.  1715)  6.  407  fcbreibt  aüerbingg: 
„pfefferfud)en  au^  mel)l,  t)onig  unb  'Pfeffer  ober  anbcrm  getoür^." 
3n  ber  '^at  ift  ber  oftbeutfd)c  ^fefferfuc^en  Jräftiger  geioürjt  al^  ber 
fübbcutfd)e  Ccbfuc^en.  6c^on  (Jl^^ol^  a.  a.  9.  d)arafterirtert  ben  t^or= 
iiifd)en  bicfen  pfeffer--fu(^e  al^  „ftarf  oon  gchjür^",  bcn  nürnbcrgifd)en 
a\i  „gelinber  unb  licblii^er."  Lebzelten  m\)b.  lebezelte  bebeutet 
»ielleic^t  'Ceben^jeltcn' *)  tt)ic  mbb.  lebezuht  '£ebcngnal)rung',  lebe- 
tage  'ßeben^jeit',  alfo  Selten,  ^labcn,  bic  bem  £cben  b.  t).  ber  ®e= 
funbl>eit  juträglic^  finb  (ogl.  Lebenselixir,  Lebenswasser).  9'^ac^ 
SW.  Äct)nc,  Körperpflege  unb  Klcibung  hd  bcn  ®eu(fd)en  (i^ünf  93üc^cr 
bcutfd)er  Äau^altertümer  III)  6.  195  mürben  zeltelin  lebezelten 
aug  eingebidten  ßatloergen  oon  Äonig,  QBci^felfirfc^cnfaft  u.  bg(.  be= 

»)  g3gl.  Äel)rein  <33oH«fpr.  I  260. 

')  Lezelter  in  QBicn  1481:  ÖueUen  j.Oefc^.b.  St.  QBicn  U  3  9lv.  4844. 

»)  Ql^b.  ©tojf.  II  635,  6. 

*)  ©ic  früheren  ctpmologifc^cn  ßcflärungcn  oon  Lebkuchen,  namentli(H> 
bie  a\xi  tat.  libum  ($?lugc  QBb.  281)  fmb  nic^t  fticb^altig.  erwägcnenjcrt 
ift  ber  öon  "^Ibclung  QBb.  II  1961  vermutete  Sufammenbang  mit  Lebhonig, 
ber  grobe  3«ngfernbomg. 


364  ^fcffcrluc^en  —  pfeifen  —  Pflaume 

reifet,  bienten  alfo  anfängli^  al«  Heilmittel,  toic  bie  Zeltlein  für  den 
bösen  Lufft  bei  Äo^berg  Georg,  cur.  I  247  unb  anbere  Selten*), 
©eiler^  t>on  ^eiferbcrg  ^ortfpiel  mit  Lebkuchen  unb  Lebenskuchen 
(6lf.  ^b.  I  422  f.)  ^ättc  bann  gerabe  bcn  urfprünglic^en  6inn  be* 
erftcn  QOöortc^  getroffen. 

pfeifen 

=  m^b.  pfifen  lat.  pipare  bcbcufet  eigentlich  nur  'auf  ber  "pfeife 
blafcn'  unb  ift  bann  auf  bie  Äeroorbringung  ä^nlic^er  ^5ne  mit  ge- 
fpi^tem  '^O'Junbe  übertragen  toorben.  3m  norbtoeftlic^en  ©eutfc^lanb 
oertpenbet  man  in  bem  Unteren  Ginne  flöten  in  llbereinftimmung  mit 
bän.  fl0ite  nbl.  fluiten,  t)ergleid|)t  alfo  ben  mit  bem  "^J^unbe  crjcugtcn 
^on  öielme^r  mit  bem  93lafen  einer  <5löte.  flöten  (mit  bem  "SCRunb) 
toirb  mir  angegeben  für  ^iel  (neben  pfeifen),  Äamb.,  ioarb.,  *33remen, 
Olbenb.,  9'iorben,  Gingen,  £cer  (auc^  pfeifen),  '^aberb.  (bgl.),  'SJ^ünfter, 
6c^lperte  (flöten  feltener  al^  pfeifen),  '^Qöefel  {mo  e^  al^  munbartlic^ 
beaei(^net  toirb),  ^rcfelb,  Äöln  (neben  pf.),  6icgb.  (bgl.),  "Slac^en. 
5luc^  njciter  öftli(^  fommt  eg  noc^  oor:  in  ^infen,  Äannot>.,  6c^tt)e= 
rin,  9^ofto(i,  6fettin.  ©n  litcrarifd)cr  93elcg  (io.  *2ßarnfen,  "SIu^ 
frembcn  Sungen  VIII  1909  6.  112)  jeigt,  ta^  flöten  in  biefem 
6inne  nic^t  allgemein  al^  munbartlic^  empfunben  toirb.  ^ei  £ön^, 
®er  '^öe^rnjolf  6.  36  gehört  flöten  =  pfeifen  jur  lanbfc^aftlic^cn 
•Jarbe  ber  ©arfteUung.  ©ottfrieb  »an  öioietcn,  ber  einftmalige  ^i-- 
rcftor  ber  Wiener  Äofbibliot^cf,  ein  geborener  i5o0änbcr,  fd)reibt  in 
bem  ^fft  ju  i6at)bn^  Sa^re^jeiten,  bcn  er  für  feinen  ^reunb  abgefaßt 
lt>af,  oom  '2ldEcrgmann : 

3n  langen  ^urc^en  f^rcitet  er 
®em  Pfluge  f[5tcnb  nac^. 
6toieten  toar  offenbar  oon  nbl.  fluiten  'pfeifen'  beeinflußt. 

'pflaume 

3n  einem  ^eil  be^  beutfd)cn  6prac^gebiete^  toerben  jmei  9vaffen 
»on  Prunus  domestica  L.  untcrfd)iebcn :  t>it  früher  (im  "Sluguft)  reife 
runblicbc  Pflaume  unb  t>k  fpäter  (im  September)  reife  me^r  läng- 
Ii(^c  Zwetschge,  Zwetsche  ober  Quetsche.  9^a4>  ben  ^330« 
tanifern  (3. 93.  ßeuni«  6t)nopfi^  6.  420)   ift  3n?ifcl)en  beiben  6orfcn 

»)  Über  bie  Settlcin  ber  «BolMmebijin  f.  Äöflcr  3-  b.  <33crein«  f.  <33olWf. 
XU  1902  S.  84  f. 


<^flaumc  365 

{eine  feftc  ©renjc  ju  gießen,  unb  anbererfett^  gicbt  e^  no^  oiclc  anbete 
<5piclarfen  biefc^  Obftbaume^.  Smmer^in  ift  bk  Unterfd)eibung  alt: 
bie  3a)etfc^gcn  ftnb  bic  '^fJaumcnforte,  bie  früher  Pruna  Damascena 
^ic§.  93gl.  Junii  Nom.  1567  (5.  116:  Prunum  damascenum .  . . . 
Quctfd)c,  hlato  fpiUincj,  pru^me  oan  bama^c.  Äenifc^  ^.  6pr.  (1616) 
638:  ©amaefin,  bamafJpflaumcn,  jtocPcn,  gebort  pfiaumen,  prunum 
Damascenum:  passum  rugosum.  Tabemaemontanus  ^räuterb. 
(1619)  1404:  pruna  Damascena  ober  3toctfd)fcn.  ß^oleru^  iC)au«= 
hnd)  (1672)  213  Pruna  Damascena,  t>ai  oerteutfd)tcn  etliche  Stoetfc^fcn. 
'popomitfc^  *33erfuc^  646:  3tt)etfc|)fe  |)ei§t  in  6c^tt)abcn  unb  "frönten 
eine  *2lrt  ber  *^Paumcn,  bie  oon  '2)ama^fu^  hergebracht  tourbcn  (Pru- 
num Damascenum). 

®er  '33crlincr  fennt  bagegen  nur  eine  93eäci<^nung  aller  6piel= 
arten  öon  Prunus  domestica,  Pflaume;  unb  Zwetsch(g)e  ift  i^m 
burc^au^  fremb.  tiefer  le^tere  Sprachgebrauch  ^crrf^t  ^auptfäc^lic^  in 
^etcr^b.,  £it>l.  unb  bem  norböftlic^en  '5)eutfd)lanb  toeftlict)  bi^  O^oftod, 
Gc^toerin,  Äalle,  ßeipjtg,  füblic^  bi^  ^ogtlanb,  935^m.--2cipa,  9^eicbenb., 
"Bicli^,  'Sre^lau.  3n  93cut^en  unb  ^roppau  untcrfd)cibet  man  Pflaume 
unb  Zwetschge.  3n  3udmantel  fagt  man  nur  Pflaume,  in  bem  nic^t 
toeit  entfernten  ©ro§=^roffe  unb  Qöcibenau  fotoie  in  Saucrnig  Pflaume 
(axidf  Eierpflaume)  unb  Zwatschke.  '2lbcr  auc^  au^  einigen  n)eftlicl)er 
gelegenen  Orten  ^infen,  O^nabr.,  Ceer,  Seoer,  9)Zünftcr,  ®ortm., 
6c^tt)erte,  QBefel,  ^ac^cn  toirb  mir  au^fcl)lie§lic^  Pflaume  bcjeugf.  3n 
öicgburg  unterfd)cibet  bie  "SCRunbart  Prommen  unb  Quetschen,  im  Ab. 
aber  toirb  nur  Pflaume  gcbrauct)t;  ä^nlicf)  loirb  ber  6ac^r>crl)alt  auc^ 
in  anbern  norbn)eftbeutfcl)cn  Orten  fein. 

3m  Übrigen  get)ört  9^orbtt)eftbeutfd)tanb  mit  6übbeut[ct)l.,  Öfter-- 
reic^  unb  Sc^a?eij  jum  3tt)etfcl)gen--®eblet.  3n  bicfem  tt)irb  teil^  bit 
längliche  Zwetschge  oon  ber  ruublicl)en  frül)er  reifen  Pflaume 
untcrfc^ieben,  teil^  nur  ber  ^uöbrud  Zwetsch(g)e  gebrauc|>t,  rok  im 
■^flaumengebiet  nur  Pflaume,  ^eobacbtct  mirb  ber  llnterfci)ieb  be= 
fonber^  in  ber  n)eftlicl)en  Äälfte  <2)cutfd)lanb^,  £üb.,  ^icl  (weniger  in 
6c^lc^n?.),  Äarb.,  93rcm.,  Olbenb.,  Äann.,  ®5tt.,  Cingcn,  ^l)üringen 
(Äalberft.,  Gi^l.,  ^rtern,  3ei^,  6onbcr^{).,  9Tcül)lt).,  QBcim.,  (fifenac^), 
6iegen,  "^abcrb.,  9R()cinlanb,  2of^r.,  Äcffcn,  (flf.,  "^falj,  Äcibclberg, 
93ruc^fal,  ^ürtt.  ^on  Äarl^r.,  9Raftatt,  'Jrciburg,  ^onftanj  toirb 
mir  nur  Zwetschge  angegeben.  *2lnber^  im  nörblic^cn  93aben:  bic 
Q'Jappenauer  9}?unbart  \)ält  nacb  '3)?eirmger  ^b.  215f.  ben  Unter-- 
fcbieb  jtt)ifcl)cn  Zwekiste  unb  Pflaume  genau  inne,  unb  Cenj  9Dßb.  52. 


366  Pflaume 

80  bejcugt  für  Äanbfc^u^^l)cim  Plaum  unb  Quekst.  3u  "Sa^wn 
unb  öftcrr.  iff  faft  nur  Zwetschge  (munbartl.  Zweschpe  Zwetschpe  ^)) 
)oolf«lfümUc^.  Sc^mcücr  ^b,  II  450  fagt:  „Pflaumen  ift  im  Q3a^cr. 
im  Qi'a>'6\)nlid)tn  '^iaktt  m6)t  üblicb.  'zSlan  fagt  lieber  Zwetschgen." 
5Kir  toirb  für  ^n^b.,  Äof,  *5ränf.  Gc^tpeij,  G^oticfc^au,  Ccitmer., 
'30?ä|)r.=9^cuflabt,  9JJä()r.-6cb5nberg,  ^roppau,  SiOi,  ^lagenf.  Pflaume 
neben  Zwetschge  ol^  ^b.  angegeben.  ®a^  Sc^toeij.  3b.  V  1247  bc= 
jeugt  Pflüm  auc^  für  bic  fc^rtJeij.  'SJiunbarf.  3n  ber  nieberöfterretc^i= 
f(4)en  9?Junbart  aber  tt)irb  nacb  Äöfcr  unb  ^ronfelb,  93olf^namen  ber 
n.^ö.  ^fianjcn  153,  Fluder  Pfluder,  Pummerling  für  Pflaume  ge- 
braucht. 3n  £eonfclben  fa§t  man  Pflaume,  ^firfic^  unb  9)iariUc  oU 
Pferde  5ufammcn. 

93on  bcn  öcrfd)iebenm  <5ormen  bc^  '^orte^  Zwetschge,  bie  in 
ben  9}?unbarten  febr  mannigfaltig  ftnb,  bürfen  al^  l^b.  Zwetschge 
(Zwetscke),  Zwetsche  unb  allenfalls  au(^  Quetsche  bcjcicbnet 
toerben.  Zwetschge,  feit  1561  (^ERaaler  ^culfcb  Spr.,  QOßeiganb 
QBb.  II  1354)  belegt,  ipirb  mir  nomentlicb  aui  bem  6üben  (3.  93. 
©aarbr.,  93aben,  ^Döürtt.)  angegeben:  ti  berut)t  auf  munbartlicbcm  elf. 
tswatske  (QDöb.  II  928),  hab.  tswekste  (^eifinger  <2ßb.  215),  fcbrocij. 
tswetske.  Zwetsche,  h)ie  oft  gefc^rieben  tt)irb*),  ift  mir  \)a\ipU 
fäc^licb  ouS  9^orb-  unb  9}?it(elbeutfcblanb  (5.^.  6cblcStt).,  ^iel,  93rc' 
mcn,  ®i!>tt,  93raunfcbit).,  ^^ür.,  "paberb.,  ^5ln,  ^ran!f.,  ©armft.)  in 
biefcr  Schreibung  mitgeteilt  hjorben.  6ie  \)at  tt)0^l  feinen  ober  jebcn» 
falls  geringen  munbartlicbcn  ^nbalt,  fonbern  begegnet  in  ©cbietcn,  too 
bic  'SO'Zunbart  in  QBirflicblcit  Quetsche  \)at:  t\)üv.  Quatschen  Kwed- 
schen  Kwadsche,  Kwedschje,  Quedschke,  Quadschken  (Äcrtcl 
^^ür.  189.  9?egcl  «^ubl.  ^^O^unbart  248.  jbentricb  ^b.  78),  im 
•Sßefterlüalb,  ic)effen--9'^affau,  ber  Sferlo^ner  ©cgenb  oon  ^cftfalcn, 
^öln,  Hamburg  Quetsche  (S^raufe  3b.  f.  nbb.  epr.  XII  99  f.),  pfälj. 
elf.  lot^r.  luj.  Quetsch  (^oUmann  QDöb.  323),  auc^  in  '^Ba^ern 
(^ränf.  6cbn)ei5)  Quetsche.  9^ur  für  6übt)annot)er,  ©rubenbagen  unb 
®5tiingcn  giebt  5\^raufe  a.a.O.   100  nbb.  swetsche  schwetsche  unb 


^)  Äo^bcrg  Georg,  cur.  I  225  Zwespen  Zweschgen,  Zwetschpe  wirb 
mir  aus  ÄtöUcnborf  angegeben.  Zwespen  ÄöfccÄronfelb  93olfSn.  b.  n.-ö. 
'iPfl.  153.  qBicncr  Äod)b.  0.  1708  6.  15  u.  ö.  ^oporoitfcf)  Voc.  Austr.  H 
fol.  232  R. 

*)  ÄacbingS  ööufigfeitöwb.  ocräcid^nct  nur  Zwetschen.  "diltcrer  <23clcg 
Junii  Nom.  in  Öer  "iluSgabe  9?oftodf  1603:  Pruna  damascena  3n>ctf^en  nocb 
Äcoufc  a.a.O.  98». 


':pf[aumc  —  Pflaumenmus  367 

schwetschke,  ^opoioitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  232  R  Zwetschen 
für  '^ßürjburg  an.  ^a{)rfc^cinlic^  ift  Zwetsche  eine  ^ompromi§-- 
form  öon  Zwetschge  X  Quetsche,  ta  entftanben,  tt)o  bic  9}Junbart 
Quetsche  l)aftc.  —  Quetsche  ift  in  bcr  6c^riftfprac^c  jc^t  veraltet, 
frül)cr  tpurbe  e^  jutoeilcn  gcfd)ricben  *). 

'popotoiffd)  a.a.O.  bcmerft,  ta^  bic  üeinffcn  Stoe^pcn  in  öfterr. 
Brünner  Zwespen  ober  Kriechen  ^ci§en.  (S^  l)anbclf  ftc^  habzi 
um  eine  »on  bcr  Prunus  domestica  )?erfd)icbenc  ^paumcnart,  \)it 
Prunus  insiticia,  ^riec^c,  i5afcrfd)Icf)c  ober  ßpiUing,  bic  bea 
6täbfcrn  mcift  n?enig  befannt  ift.  (Sine  '2Ibart  oon  it)r  I)ci§t  nac^ 
Äöfcr  unb  ^ronfelb  Q3olf^n.  b.  n.5.  ^fl.  154  in  <2öien  Ringlotten 
(au^  franj.  Reine-Glaude).  <S)iefc  Obftfortc  ift  ju  tocnig  ocrbreitct  unb 
gcfannt,  al^  i)a^  i^re  0i)nont)me  fic^  für  bic  ^b.  llmgang^fprad)c  feft= 
fteücn  liefen.  3^rc  t)olfetümlict)cn  93enennungen  t)abcn  ^ri^el  unb 
Scffen  Q3olf^n.  3 14  ff.  gcfamnielt. 

Pflaumenmus 

bidfcr  93rci  au^  gcr!od)ten  unb  burc^gefc^lagencn  Pflaumen,  ^ie 
6ac^c  ift  nid)t  überall  oorf)anben,  5.  93.  nic^t  in  93ojen,  Snn^br., 
etft  neuerbing^  eingefüf)rt  in  Gingen.  1.  Pflaumenmus  ift  in  9'Zorb= 
unb  9}Zittdbeutf^l.  oerbrcifct  füblic^  bi^  ^rcu§.--Sc^lcficn,  6ad)fctt, 
Q3og((anb,  90öcimar,  Sifenad),  'Julba,  "^ranff.,  fommt  aber  oereinsclt 
aud)  noc^  toeitcr  füblic^  in  93at)ern  (Äof,  "Slfc^aff.,  Sngolft.,  "SO^ünc^en), 
*23aben  (9?aftatt),  ^falj  oor.  —  2.  3n  bcm  ^vil  be^  3n)ctfd)gcn-®e- 
bicte^,  bcr  bai  QBort  Mus  gcbraud)t,  im  norbn?efflirf)en  '5)euifd)lanb 
(93rcmcn,  Äann.,  QOßinfen,  ®'6tt.,  93raunfd)T?.,  Sonber^^.,  '^O^einingen, 
Coburg,  9}Zarb.,  ^aDcrb.,  QSiceb.),  ferner  in  6übbcuifc^l.  (Äeibclb., 
^Sruc^f.,  3tt>eibr,,  ^arl^r.,  ^reib.,  ^ngb  ,  9^cumartf,  ©onaum.,  *3JJün= 
c^cn,  ^ugSb.,  ©ornbirn,  Äcrmannft.,  9}Zcbiafd))  tpirb  auc^  Zwetsch- 
(g)enmus  gcfagt.  3m  öftcrr.  ^Ipcngcbiet  ift  Mus  oon  Obft  nic^t 
üblich,  loä^renb  man  in  93erlin  hti  Mus  jucrff  an  Obftmu^  C^lpfclv 
'ipflaumcnmu^)  bentt.  ^irol.  muess  ift  ein  '3[Rc()lbrei  (6c^5pf  3b. 
440).     93gl.  »citcr  über  Mus  oben  6.   173  f.,  unten  6.  383. 

3.  «Scr  nbb.  9^orbcn  unb  bcr  9^orbU)eften  })at  ben  "Slugbrud 
Kraut^),    Kreude  (Kreide)   für  ÖbftmuS  ober  oerbicften  Obftfaft. 


^)  ©ottfc^eb  "Seob.  über  ben  ©ebraud)  (1758)  6.  248:  Quctfd^en  ober 
Jtt)ctf(ifen.    sanberc  <33elege  ®^b.  VII  2366. 
')  <2ßeftern)älö.  nac^  Gc^mibt  3b.  89. 


368  '^aumcnmu«  —  pfropfen 

^gl.  mnbb.  krüd,  nbl.  kruid  '®ctpürj'.  '^ai  QÖBoct  Kraut  umfaßt 
alfo  äße  ^eUcnben,  ipürstgcn  93cgcfabilicn.  Pflaumenkraut  ipirb 
mir  au€  9?iünftcr,  Zwetschgenkraut  aui  ^ricr,  Pflaumen- 
kreude  ou^  Oft=  unb  'SJcftprcu^en ')  angegeben. 

4.  3n  ^öln,  Qßic^b.,  ^ainj,  ^In^b.,  <aug^B.,  ©ornbim,  Snn^br. 
!ommt  aud^  no(^  bcr  alte  mebiäinif4)e  ^u^brucf  Latwerge  (^  m^b. 
latwärje  (e)lectuärje  au^  lat.  electuarium)  oor. 

5.  3m  (?lf.  entfpric^f  Quetschenkonfitür.  Quetschenmus 
ift  bort  ni^t  einge!o4>t.  —  6.  3n  *2Bürtf.  Zwetschengesälz  ntr.*), 
in  Äeilbr.  Pflaumengesälz.  —  7,  3n  "^öie^b.,  ^fc^aff.  (auc^ 
Quetschenbrei),  9^ürnb.  Zwetschgenbrei.  —  8.  3n  "Slmberg 
unb  93Zün(^.  Zwetschgenmarmelade. 

9.  öftcrreic^  au^er  ^irol  ^ot  t>on  ben  Gecken  bic  '^Bejci^nung 
Powidl  =  ccc^.  povidlo  ntr.  entlehnt.  —  10.  3n  93iftri^  fagt  man 
Zibri  (?).  11.  3n  et  ©aUcn  Zonne  {?).  12.  3n  3uc!m.  neben 
Powidl  Pflaumenschmatz  (fo!). 

'^opoioitfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  217  gibt  an,  t)a^  bem  fränf.  fc|)lef. 
Pflaumenbrey,  fäd)[.  Pflaumenmus  in  Öftcrr.  Zwespenröster  ent« 
fprc(^e,  ba^  z§  auc^  Hohlerröster  (üon  Äolunberbceren)  gebe  unb 
t)a^  in  Äol)entot)e  Zwetschkenbrey  gefagt  ft)ecbc,  loenn  bic  3>t)ctfd)gen 
jerrüfjrt  finb,  Zwetschkenschmarren,  n)cnn  fie  nid>t  3crrüt)rt  fmb. 
(5^  fd)eint,  t)a^  ju  feiner  Seit  ha^  böl)mifc^e  Powidl  noc^  nic^t  nac^ 
Qßicn  gcbrungen  unb  ba^cr  il)m  noc^  nid)t  genauer  bcfannt  toar.  "Senn 
Zwespenröster  jtnb  *^Paumenfompot,  alfo  frif^  gcfod)t  mit  ben 
Schalen,  flüffig,  bie  Pflaumen  äcrrül)rt,  njä^renb  Powidl  ober  Pflau- 
menmus bod)  eine  bicfe  'iDiarmelabe  ift.  <5)er  "iilu^brucf  Zwetschgen- 
röster (Zwespenröster)  ift  nod^  je^t  in  Öfterr.  feljr  gebräud)li(t>. 

'pfropfen 

^orfftüd  aum  Q3crfc|)lie9en  von  \y(afd)cn.  ®ie  ocrbrcifetften  ^c-- 
jeic^nungen  )mb  Pfropfen  unb  Kork.  1.  Pfropfen  ift  bai  ocr- 
^o^beuffc^fc   nbb.    proppen  propp    u?(.  prop'')    unb    ba^er  junäc^ft 

')  '^Jgl.  ^rifdibicr  QBb.  1  426.  ^omm.  Kivschkrüdc  Flederkrüde 
0<3ßb.  V  2110. 

■)  gifc{)cr  QBb.  III  439. 

•')  ®a^  QCßort  ift  etpmologifdi  ni6(  ficbcv  evtlärt.  vSc^cinbar  bccft  ei 
fid)  mit  Qf)b.  pfropfo  =  Uit.  propago  '^fropfrei^,  "ilblcger.  9lber  bic  '23c- 
beutungen  ftimmcn  bod)  nidit  rcd>t,  wcnnfdion  tai  95crfdilicfjcn  einer  ^lafdic 
mit  bem  ßinfe^cn  einciS  Srocigcö  in  einen  öpalt  eine  entfernte  ^iit)nlid)fcit 


T^fropfen  369 

bcm  nbb.  ^lorbcn  ange^öng.  Qti  fc^lt  jcboc^  in  iüol.,  unb  aud)  in 
9Corbfceulfd)lanb  fonhirricrt  mit  it)m  Kork.  9^ur  in  einem  ^cil  oon 
Offbcuifd)!.,  in  QBeftprcu^cn,  'ipofcn,  (Sc^Icftcn,  93crlin,  auc^  in  6cf)Ic^= 
»ig,  ^iel  tt)irb  in  bcr  9\egel  Pfropfen,  feiten  Kork  gcfagt.  9^cbcn 
Kork  tpirb  e^  in  ^önig^b.,  9?oftocf,  6c^ircnn,  ^t)üringcn,  *3Beftf., 
9^t)cinpro»in5  gebraudjt,  aber  and)  in  einem  ^eil  oon  Sübbeutfcbl., 
m  Sloeibr.,  93aben  (in  <23rurf)fal  Pfropfer,  in  9^afta(t  Propfer,  in 
<5rciburg  Propfen),  '2Öürttemb.  (Propf),  9^ümb.  (Propfen')),  Äof, 
6iebcnb.  ®a^  QBort  ift  erft  im  18.  3a^rbuni>crt  üblich  gemorbcn 
unb  auc^  in  bic  Sc^ciftfprac^e  gcbrungen  ■).  Scblers  llnit).--£cr.  22, 
809  ocr5ei4)net  1739  nur  erft  Mund-Pfropff  im  öinnc  eine^  gc-- 
brc^ten  ^ampon^  jum  Q3erfd)lie§en  »on  ®efd)ü^roi)ren. 

2.  6ebr  oiel  toeiter  verbreitet  ift  Kork:  e^  fonfurriert,  tt)ie  fc^on 
gefagt,  in  9corb--  unb  tOcittelbeuifd)lanb  mit  Pfropfen  unb  ift,  au§er  in 
bcm  oben  angegebenen  ©ebiet,  {)äufiger  aii  bicfe^  "^Bort,  namentlich  im 
*2iB«ftcn.  ferner  mirb  c^  gebraucht  in  ^armftabt,  ^falj,  ^^onftanj, 
^Insb.,  Äof,  <S)onau»t)ortt),  Snnsbr.,  ^'lagenf.,  ß!iüi,  xlO^ä^ren  (3naim, 
3glau,  ^.=9teuft.,  9}^=6c|)önberg),  ^ieli^,  6iebcf.b.  Kork  =  Pfropfen 
ift  *21bfür5ung  oon  Korkstöpsel.  ®ic  93ern)enbung  be^  ^orf^  ju 
bicfcm  Stoccf  mar  fct)on  bcn  QRömern  befannt  ^),  fc^eint  aber  im  SO'Jittel-- 
alter  toenigftcn»  in  ^eutfcblanb  au§cr  ©ebrauc^  getoefen  ju  fein.  92ac^ 
^rüni^  (?nc.  44  (1788),  565  famen  bie  5?orffföpfe(  in  beuffcf)en  2Ipo-- 
t^e!en  erft  Gnbe  bti  17.  Sobr^unbert^  auf;  oorl)er  oertoenbete  man 
"SOßac^eflöpfcl  ju  biefem  Stpecf.  '5)er  ältefte  93eleg  für  Kork  = 
Wopfcn,  ben  QBeiganb  ^b.  I  1123  i)at,  ift  Gorck  in  i^ubloig^ 
^eutfd)^ngl.  Cericon  oon   1716. 


^at.  ^ic  95cbcufung  oon  pfropfen  =  ftopfen,  sich  vollpfropfen  "ftcb  mit 
Gffen  ooüftopfcn'  weift  in  eine  anbete  9?ici)tung,  uab  bcr  9?eim  oon  pfropfen 
mit  stopfen  wie  aud)  ber  6ubftantioa  Pfropfen  unb  Stopfen  ift  mo^l  nic^t 
jufäüig.  QEßiiganb  QCßb.  II  417  erinnert  an  nbb.  prumpsen  prampen  ooll- 
ftopfen  (sich  vollpnimpsen  =  oft.  pampfen  ftd)  OoÜeffen).  "Sllfo  beruht 
pfropfen  nbb.  nbl.  proppen  oieOciAt  auf  "23erfd)ränfung  oon  prumpsen  unb 
Btoppen,  mögticberttjcife  unter  (finflu§  oon  proppen  =  ^b.  pfropfen  ein  9?ei« 
cinfe%en.    ftngl.  prop  'ftü^en*  liegt  begriffl'cb  ganj  ab. 

»)  "Slud)  Cubwig  engl.  l'cj.  (1716)  6.  1429  t)at  Propf. 

«)  93gl.  gCßeiganb  QBb.  U  416. 

*)  "^lin.  nat.  h.  16,  34:  usus  eins  [suberis] ....  cadorum  obturamentis.  <S)ic 
9Rbmer  ocrpicbten  bie  Äorfc  nod),  tt>ie  wir  fie  ocrftegeln:  Cato  agr.  c.  120: 
in  amphoram  mustum  indito  et  corticem  oppicato.  Horat.  Carm.  III  8,  10: 
corticem  adstrictum  pice  dimovebit  amphorae. 

Äretf djmet :  <30ortgeocira»t»te.  24 


370  pfropfen  —  ^id?et 

3.  3m  heften  unb  6üben  toirb  ein  ju  stopfen  =  miftcUof. 
stuppare  'mit  ^crg  ocrftopfcn'  ge()örigc^  ©ubftantioum  am  meiften 
ocrtocnbet,  toclc^e^  urfprünglic^  bcn  ^crgbaufc^  bezeichnete,  mit  b-'m 
man  früijer  Öffnungen  t)crfd)to§.  ^i  lautet  iu  ^cffbeutfd)tanb,  in 
9iorbcn,  Sc|)n>crte,  am  9^^cin  (in  ©üffelb.,  6iegb.,  ^refelb,  ^rict, 
6aarbr.),  in  ioeffen*)  ("Julba,  ^J^ainj,  ßaubact»),  ioolj^aufen  Stopfen 
m.,  in  Äcibelb.  Stopfer  =  munbartl.  elf.  Stoppert  (^b.  II  608)'), 
lof^r.  Stubbert  (^oUrnann  ^b.  509),  pfälj.  Holzstobber  C^or!- 
ftbpfel'  -iautenriet^  3b.  66),  luj.  Stopp  (IQb.  426),  t^ür.  Stöpfel 
(ioertel  ^{)ür.  236).  3m  ©üben  tpirb  Stöpsel.  Stöpsel  (me^r 
munbartl.  Stoppel)  gebraucht,  fd)on  in  ^t)ücingen  (Sifenac^,  xOiei-- 
ningen,  Coburg),  bann  in  ^at)crn  unb  öfterreic^.  3rt  bicfcm  ©ebict 
iftba^^ort  alfo  aud)  für  bcn  ^or!oerfd)lu§  üblich;  au§cr^alb  beffelben 
tt)irb  Stöpsel  oortoiegenb  für  ben  Q3crfd)lu^  au^  ®laß  (Glasstöpsel) 
ober  iootj  oertDenbct.  3n  ^Cßicn  fagt  man  Stoppel,  aber  meiff  zu- 
stöpseln. ®a^  pp  in  oberbeutfc^cm  ©ecict  ift  fc^tpcr  ju  crÜären; 
»ielleic^t  liegt  '21ngleic^ung  an  bai  unoeripanbte  (Getreide-)Stoppel 
»or.  <5)a^  pp  fc^rt  aber  tt)icber  in  stoppen  \Qttüm\>\t,  ^eppic^e) 
ftopfcn',  Stoppholz  =  ©topf^otj,  tt)ic  man  in  QGÖien  oft  fagt ;  Kunst- 
stopperei  (neben  Kunststopf erei)  ift  in  3nferaten  unb  ßabenauf^ 
f(^riften  ju  (cfen;  bagegen  auf  bem  £anbe  in  9'^iebcr--öftcrr.  stopfen, 
Stopfholz.  Äier  ift  i)a^  pp  boc^  roo^l  nbb.;  ift  stoppen  oicücidjt 
ou^  bem  ^f^orben  für  ein{)eimif4)e6  flicken  eingeführt? 

4.  <^it  Gc^mcij  (6f.  ©allen,  3üric^,  93ern)  unb  Vorarlberg  ge- 
braucht Zapfen. 

3n  ben  cntfprec^cnben  ©cbieten  wirb  Pfropfenzieher  (in 
'5rciburg  Propfenzieher,  in  QQöürtt.  Pfropf  zieher),  Korkzieher, 
im  9^orben  oft  Korkenzieher  (in  Stoeibr.  nur  Pfropfenzieher 
tro^  Kork),  Stopfenzieher  (r^cin.  auc^  Stopfenreißer),  Stop- 
selzieher  (in  Q33ien  Stoppelzieher *))  gebraucht, 

loei^e^  ßä^d^en,  baß  ben  fleincn  ^inbcrn  um  ben  S^aU  gcbunben 
roirb,  tüic  eine  (5croictte.  <5)a  ba€  QBort  auf  bic  ^inberftubc  befc^räntt 
ift,   fo   lya'oc   iö)   c^   in   bcn  Fragebogen  nic^t  aufgenommen  unb  teile 

1)  Srcccltuö  <3ßb.  813  Schdobbe. 

*)  3n  Äolmar  püsöü  =  fr^.  bouchon  öcnrp  D.  de  Colm.  176. 

3)  Stopplziacher  Äügel  ^icn.  <S>xal  158. 


^l^icbcl  -  ^icfcl  371 

nur  mit,  ba^  Pichel  in  Berlin  unb  Stettin  Dorfommt,  in  v5c^IcstD.= 
Äolftein  Börtchen,  in  Öfterr.  C^Bien,  ^irol)  Barterl  entfpric^t. 

Riefet 

flcincr  iöautabfjc^,  (Sitcrpuftel,  mie  fie  ^äufig  namentlich  im  ©eficfet 
ober  am  9^ücfen  cntftet)f.  1.  3n  ^etcreb.,  £iol.,  9iorb--,  ^DZittel--  unb 
^eftbeutfd)lanb  Pickel  füblid)  h\^  ^r.--6c^U|lcn,  Sac^fcn,  QSogtl.,  '5;^ü-- 
ringen,  ^fd)aff.,  9türnb.,  Äeilbr.,  ^abcn  unb  eifa§.  5)a^  ®^b. 
unb  ^luge  9Cßb.  ocrjeicönen  iiai  fo  meit  oerbreitete  ^ort  nid)t,  ^tu 
ganb  '20b.  II  424  leitet  e^  x^on  m^b.  pic.  bic  'otid)'  ab.  0er  ältcftc 
literarifc^c  93eleg,  ben  irf)  finbc,  ift  pücklich  (2d)t»einic^en  ^enfto. 
(um  1600)  6.  419  Öfterl.  3n  Q^egensb.,  'paffau  Pinkel;  loenn  ta§ 
®c\ö)Wüv  aufgel)t,  Abszeß,  munbartl.  Oas  =  Eiß  (mt)b.  eiji. 

©aneben  befte^en  in  bemfclben  ®zbkt  nod)  anbert  örtlich  bc-- 
[c^ränfte  "Slusbrücfe.  2.  3n  <3)orpat  auc^  Pinnagel;  ogl.  Pinne 
9^agel,  ^flocf.  —  3.  3n  93rcmen,  Äann.  unb  Osnabr.  auc^  Stippe. 
QSgl.  ^rem.  ^sb.  IV  (1770)  1039  Stippe  ^unft,  Tüpfel,  ^(ecf  bcf.  im 
©efic^t.  Sd)ambac^  ®ött.  ^b.  211:  Stippe  ft.inc  fpi^c  (^rf)ö^uag  auf 
bcr  Äanb.  ©a^  ^ort  ift  offenbar  pcftoerbalc  ^ilbung  ju  nbb.  stippen 
(altnbb.  steppon)  tupfen,  fteppcn.  —  4.  3n  Coburg  Rissel.  — 
5.  ^lu^  £cngenf.  toirb  mir  Blütchen  angegeben,  ba^  toobi  noc^ 
anbcrtoärfö  rorfommt.  Q5g(.  'S^b.  II  176.  —  6.  3n  tO^ainj  unb 
'5)armft.  (oon  ^opotoitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  215  auc^  für  Äeibet-- 
berg  bcjcugt)  Poche,  ba^  nbb.  Pocke  entfpric^t.  —  9)cunbartlicb 
finb  ba^  mi:  aus  3»r>eibr.  angegebene  Pittchen  ^I.  Pittcher  {^21uten-- 
rict^  3b.  109  püttche  n.),  Hiwl  =  Äübel,  6rl)öf)ung  in  QRappenau 
<3}?eiringer  QBb.  48,  Pfützen  in  9^aftatt,  ogl.  fd)n)äb.  Pfotze  f. 
'^iid)tv  IQb.  I  1077,  Pfützlin  bei  ^aakx  ^IQb.  II  1817  u.  Pfütze  m., 
in  ^ürjb.  Pfucken,  Pfückle. 

7.  3m  fd)toäb.  ^ürttemb.  Blät  +  erle.  ^opotoitfc^  Voc.  Austr. 
II  fol.  215  bejetc^net  Hitzblätterlein  =  oft.  Wimmerl  al^  fränfifd) 
(Qöürjb.,  Äo^enlolje)  unb  fd)(efifd).  —  8.  ®er  bapr.^öfterr.  'ijluöbrucf 
ift  Wimmerl  ju  mbb.  wimmer  m.  fnotiger  '^lusroud)«  am  ^aum-- 
ftamm,  ^arje,  ^uftel.  Wimmerl  fcI)on  bei  Äcumann  Opusc.  11 
(1747)  704,  ^opoiDitfd)  QSecfud)  31,  9^icolai  9\cife  V  ^^cpl.  142, 
^Icin  ^roo.-^b.  II  233.  ed)meücr  ^b.  II  913.  di  erftrecft  ftc^ 
über  ganj  öfterreid).  —  9.  '3)ie  Gc^meij  (3ürid),  ^crn)  gebraucht  bai 
munbartlic^c  Bibeli,  <5)eminutir>  »on  Bibi  flcinc  ^iterpuftel  3b.  IV  924. 

24* 


372  ^tcfel  -  ^l,^ 

<2lu^  QKcff-  unb  6übbcutfc^l.  (^ücfeb.,  <5)üffelborf,  ^öln,  ^cier, 
^aifcr^I.,  9[Bürtt.,  9^üt:nb.,  ^ug^b.,  ®ornb.)  toirb  mir  für  Pickel 
Mitesser  angegeben.  ®oc^  toirb  unter  bicfem  "^Bort,  ba^  auf  ber 
älteren  '2tnfd)auung  cine§  in  ber  Äauf  fi^cnben  parafififd)en  ^urmc« 
bcrut)f^),  gemeinl;od[)beutf4)  nnb  in  ber  9}?ebiäin  eine  oom  ^irfel  Dcr-- 
fd^icbene  QSerftopfung  einer  ^algbrüfc  ber  Siaut  oerftanben,  bie  einen 
fd)n)ar8en  ^unft  geigt.  3mmcr{)in  ift  ber  ^icfel  bem  9)?ifeffer  na^e 
öernjünbt  unb  ge^t  au^  i{)m  ^eröor.  *S)er  in  ber  ^ebigin  häufige 
•i^lu^brud  Finne  ''Slfnc"  =  m^b.  mnbb.  vinne  Wivb  mir  auö  Kempten 
angegeben,  '^opomitfc^  Voc.  Austr.  II  fol.  215  bcjeic^nct  Finne 
aii  tbür.  fä(^f.  mit  bem  3ufa^,  ba^  e^  bei  ben  übrigen  ^euffci)cn 
eine  "^Irt  oon  'Jranjofen  (6t)p^i(i^gefc^tt)üre) ,  931ätterlein  mit  Sitcr 
bebeute;  in  ioot)enlo^e  I)ei§c  ein  eiterige^  933immerl  Pfinne,  nicbcrpfälj. 
ein  Bozen,  |)cibelberg.  eine  Poche,  fd^möb.  ein  Peperle,  fd)er3^aft 
ein  Lothringer,  nämlii^  „ein  balber  'Ji^anjo^"  (Franzos  =  ©op^i-- 
(iggefc^üjür). 

begeid^net  in  Berlin  im  tt)citcrn  Sinne  bit  gange  '2Ibfcilung  (Fungi) 
biefer  frt)ptogamen  '^flanjcn,  im  engeren  Sinne  bie  fogen.  ibautpilge 
ober  Ät)menompceten,  b.  ^.  bk  cparcn  unt)  bk  i^nen  ähnlichen  nic^t 
eParcn  f)utförmigen  QBalbpilge.  Schwamm  ttjirb  in  93crlin  au§er 
für  ben  93abefd)tDamm  nur  für  bie  Sd^immelpilge  oerloenbet,  bie  fic^ 
an  feud^tcn  99Bänbcn  cntmirfeln  (genauer  Hausschwamm).  <5)iefer 
QDöortgebrau^  ift  norb--  unb  mittclbeuffd).  3n  <3}^arfneuf.  h?irb  Schwamm 
für  fleine  gelbe  ^ilge  ("Pfifferlinge?),  fonft  Pilz  oermcnbet. 

3m  gangen  Sübcn  tvivb  umge!c^rf  Schwamm  für  "^ilg  im 
ipcitcrcn  unb  engeren  Sinne  gebraucht.  Sübtt)eftbcutf4)lanb,  (5lfa§  *), 
93abcn,  —  au^  £ot|)ringcn,  ßujemb.,  loenn  ba^  ^eblcn  oon  Pilz  bei 


^)  "Slufiifü^rlic^  berietet  über  tiefen  "^Ibcrgtaubcn  Sticlcr  '5.  6pr.  (1691) 
318,  »onacb  öc^en  in  ber  "^Sublfcbaft  mit  tem  teufet  bicfc  Türmer  er- 
jeugen  unb  in  ben  mcnfrf)licben  5?örper  jaubern:  „*23bfe  <S)ing  sumitur  pro 

serpentibus  ceterisque  vermibus  venenatis quasi  dicas  noxium  animal 

....  ^ö^  0ing  est  etiam  ulcus,  fervens.  epinyctis:  et  böfe  5)ingcr  di- 
cuntur  Dracunculi,  vermis  nimirum  infantum  alimentum  absumentes,  quare 
et  alio  nomine  9[Jiiteffcr  et  ^ebrenbe  Slbcn  i.  e. '2llpcn  incubi  dicuntur. 
Suntque  erucae  quas  lamiae  ex  coitu  Sathanico  procreant  ac  postea  per  fasci- 
nationem  in  membra  hominum  immittunt." 

*)  ^Ugl.  elf.  QBb.  II  525.    öenrt?  Dial.  de  Colmar  197. 


^il5  -  ^IMätfcifen  373 

5oUmann  unb  im  ^b.  ber  lur.  JJt.  etwas  bctocift  —  ^aben  t>ai 
'Jßorf  Pilz  übcr{)aupt  nid)t.  3n  QBürft.  (einfd)lic§Iicb  Äcilbr.),  loo 
übrigen^  ^i^je  tocnig  gegcffen  ly erben,  toirb  mcl)r  Pilz  al^  Schwamm 
gebraucht.  3n  kapern  unb  Öfterreic^  ift  Schwamm,  ^emin. 
Schwammerl  im  engern  unb  roeitern  Sinne  üblic^.  Pülz,  bäufiger 
Pilzling  bcäeic^nef  fpesieü  ben  ibcrrnpilj.  Boletus  edulis.  ber  in 
Berlin  Steinpilz  \)ti%t:  ein  beliebtet  Wiener  ^ffen  ift  Pilzling  mit 
Ei.  Q3gl.  Äöfer^^ronfclb  Q3ol!sn.  b.  n.--öft.  ^jl.  6.  10.  ^ucf)  ^opo- 
tt)iffc^  2>er)'ucl)  76  erflärt  Bülz  für  ein  „öcfcbläc^t  ber  S4>tt)ämmc", 
ficl)t  alfo  Schwamm  al^  t>m  ttreiteren  begriff  an.  2in  ber  "Peripherie 
bcs  ©ebiete^,  in  Äof,  ^öt)m.=£eipa,  3ucfmanfel,  ^ieli^  n)irb  Pilz 
neben  Schwamm  in  norbbeutfcf)em  Sinne  gebraucht.  3n  ^onaumörtf) 
^ei§en  fpe§iett  btc  ^OJorc^eln  Schwämme. 

Q3on  einzelnen  ^iljarten  ertoäbne  ich  nur  bic  Pfifferlinge 
(Cantharellus  cibai'ius  Fr.j,  fd)ou  m^b.  pfifferlino.  bie  unter  bicfem 
xl'Jümen  am  befannteften  finb:  in  Oberöftcrreic^  Eierschwämme,  im 
Sc^lefifc^en  (3auernig,  nad)  ^ri^cl  unb  3ciTcn  95olf^n.  454  and)  in 
©ro§gIogau  unb  ^ranfcnffcin)  Kochmandl,  "Ser  9^aiiie  Rödling. 
ben  ^ri^el  unb  3effcn  für  933ien  unb  ^^egensburg,  falsbucg.  Rehling, 
angeben,  toirb  mir  für  einen  öom  Pfifferling  »erfc^iebencn  rötlichen, 
ct>oa^  grö§ercn  unb  anber^  geformten,  aber  gleichfalls  e§baren  ^ilj 
bezeugt,  llber  bk  nieberöfterr.  9^amcn  be^  Cantharellus  ciharius  f. 
noc^  ioöfcr  u.  ^ronfelb  ^Solfgn.  6.   10. 

Äinjugcfügt  fei  znUid),  ta^  bic  fci)on  enoä^nten  Morcheln  in 
Öftcrreic^,  too  fie  aber  nic^t  häufig  finb,  geiDiJl)nltcb  Mauracheln 
ober  Maurachen')  genannt  locrben  logl.  Äöfer  unb  ^ronfelb  a.  a.  O. 
6.  12.  ^ri^cl  unb  3cffcn  6.  461),  in  'JBürttemberg  Morchlen 
(munbartlicf)  ftclicntoeifc  Maurochej,  fonft  überall  Morcheln.  3)ie(e 
^löil^e  finb  aber  an  recpt  oielen  Orten,  5.  15.  Hamburg,  9^'tünfter,  ^ar.n= 
itatt,  93ruc^fal,  '^Inssb.,  3ngolft.,  ^ger,  3glau,  ^ieli^  feiten  ober  un- 
befannt.  <S)a^  lautliche  Q3er^ältni^  oon  Maurache(l)n  ju  Morcheln 
ift  noc^  unaufgeflärt.     Q3gl.  5vluge  unb  ^eiganb  IQb.  u.   Morcheln. 

^lätteifen 

metaUcnce  3nftrumcnt,  has  er^i^t  toirb,  jum  Glätten  bev  ^>äfc^e. 
'^i  gibt  ^auptfäcfolic^  jtoci  "^lugbrücfe  bafür,  Plätteisen  unb  Bügel- 

^)  Maurachen  QCßicncr  Äocbbud)  oon  1708  6.  1.  ^oporoitfcb  ^erfuct» 
390.    Ätcin  '^loo.-^b.  II  10. 


374  ^lötfcifen  —  plätten 

eisen.  1.  Plätteisen  ift  in  'Petersburg,  £io(.  imb  9^orbbeutfcf)(. 
üblich  [übHd|>  hi€  ^r.--6(^lcficn,  6cifl)enn.,  93au^cn,  9)Zarf,  ^t)üringeu, 
lt)o  aber  f(^on  Bügeleisen  !on!urriert,  tociter  big  ©ötfingen,  93ü(feb., 
Osnabr.  "iyifo  im  'SJcften  gehört  nur  ber  äu§er[tc  9^orbcn  (^roo. 
Äannoocr)  nocb  gum  ^lättcifcn=®ebiet.  3n  bemtelben  ^crcic^  loirb 
itoav  aucb  Bügeleisen  gebraucht,  aber  nur  für  haß  Snftrument  ber 
6(^neibcr,  mit  bem  fie  bic  '21n§ügc  bügeln,  ©a^  93ügeleifen  ber 
©c^nciber  aber  unferfd)eibct  jtc^  oon  bem  für  '3Bäfc^c  beftimmtcn  ^lätt-- 
eifcn  baburc^,  ba^  c^  au^  einem  maffioen  'SOictalHern  befte^f  unb  einen 
abne(>mbaren  @riff  ))at  0ag  "^(äfteifen  bagegen  ift  befanntlic^  I)o{)l 
unb  cntt)ält  einen  93^etaUfei{,  ber  glü^enb  gemacht  toirb,  ben  '^lätt^ 
bolzen,  —  3n  ßeipgig  l)ei§t  taß  Snftrument  Plätte  ober  Plätt- 
glocke, in  ^Jiarfneuf.  Plätte,  in  (Slfterb.  unb  2engenf.  Platt- 
glocke. 9^acb 'iHmarantl)eg  x^rawcnjimmerlej.  (1715),  Sebler^  llnio.-- 
eer.  28  (1741),  743,  .^rüni^  ^nc.  113,  398  i)ie§  urfprünglic^  bai 
Snftrument  nur  Platte,  unb  Platteisen  loar  bie  93ejcic^nung  tti 
barinftecfenben  eiferncn  93ol5eng,  bie  in  ber  'Jolge  auct)  auf  haß  ganje 
Snftrument  ausgebc^nt  lourbe.  ^k  Plattglocke  aber  toav  ein  anbere^ 
Qßcrfjeug,  befteijenb  au^  einem  tjölserncn  glodenförmigen  ^lo^,  an  bem 
feitlic^  eine  tt)agered;te  meffingcnc  9^ö^rc  angebracht  toar,  bit  einen 
glü^enben  6ta^I  enthielt:  über  bic  9^ö^re  ipurben  „^anfc^etten  unb 
bergleic^en  frifirtc  ®tnge"  gebogen  unb  ftarr  gemalt  ^).  Q^übiger  3u= 
tDad)^  II  (1783)  108  beäcic^net  Platteisen  aU  obcrfäc^fifc^en  *2lu«- 
brud  für  nbf.  Plättbolzen. 

^iefelbc  93erbreitung  loic  Plätteisen  Ijat  baß  Q3erbum  plätteu  *). 
<S)ancbcn  bügeln  in  bcmfelben  ©cbict  nur  i>om  glätten  »on  ^njügen 
unb  Sv^i'^'^^^'^^iifc"« 

2.  Sn  ganj  ®cutfd)lanb  füblic^  ber  "^lätteifen-®rcnäc,  alfo  in 
6eif^enncrgb.,  ^t)üringen  (^ier  neben  Plätteisen,  plätten),  5?affel, 
'5ulba,  ^Zarb.,  'Jöcftf,,  9'^i)etnprooin5,  fottjie  in  Sübbeutfd)lanö  unb 
Öfterreid),  aud)  in  3ipg  unb  Oicbcnb.  n)irb  Bügeleisen  unb  bü- 
geln gefügt.  Sn  (Jrfd)cnrob  (öberl^cffen)  ipirb  nad)  Schöner  3.f.^b.90?. 
Y  258  Bügeleisen,  Bügelfrau,  aber  plätten  gebraucht,  ^ic  ©cgcnb 
gehört  alfo  tpie  ^^üringen  jur  ©rensjonc:   ^icr   geben  mir  Si^l.,  5Ir= 


^)  *33gl.  3cMcr  a.  a.  O.  746.  ^opowitfdi  Idiotismi  Lipsienses  fol.  83, 
tpo  eine  "Slbbilbung  ber  ®lodc  gegeben  ift. 

2)  'Jrü^er  aud)  platten.  Platteisen  (3cbler  Unio.-eey.  28,  743),  munb- 
artl.  platten  im  93ogtl.  ©erbet  ®c.  6.  65. 


Dläffcn  375 

fern,  Sti^,  ©onberöl;.,  '^öctmac  beibc  '^uehviidt,  ^ifcnac^  nur  plätten, 
Plätteisen,  '30'?cinini?en  nur  bügeln,  Bügeleisen  an. 

3n  6übbcuff4)l.  unb  ben  öftcrr.  '2Hpcnlänbcrn  lauten  bic  QQßortc 
munbartlic^  bögein,  Bögeleisen*):  elf.  bögle"^  Bögelise^  Qßb. II  20, 
fc^toäb.  bögle^  Bögeleise^  ^ifc^cr  ^b.  I  1267.  1264,  bapr.  bögein 
(begln),  Bögeleisen  ©(^melier  ^b.  I  217,  in  5irol  6cböpf  3b.  48, 
5?ärntcn  ßejer  '3Bb.  45,  cbcnfo  in  9^iebcröfferr.  ^),  auc^  in  öft.--6c^le-- 
ftcn.  bögein  bcbcutef  eiscntUc^  '^Söget  b.  \).  flctne  93ogen  machen', 
ba^cr  '2öäfd)c  in  fraufc  Ralfen  biegen,  fräufeln.  3n  Sc^tociscr  93Zimb-- 
arfen  \)at  bögle°  no£t>  biefc  93ebeutung,  3b.  IV  1070:  arcuare, 
biegen,  frün.men,  '2ßäfd)c  öermitfelft  eine^  QDßerfjcugc^  in  fraufe  Ralfen 
legen;  bann  9^ä^te  niebcrbügcln  (oom  Sc^ncibcr)  unb  überhaupt  plätten. 
6o  crHärt  auc^  6ticler  ^.  6pr.  (1691)  139:  ^icgclcn  etiam  est 
arcuare  lintea  ....  'Bicgcletfcn  ferrum  laevigatorium  .  .  .  hodie 
rotundum  et  concavum,  quo  arcuabantur  collaria  arcuata:  138 
bögen,  bögein  unb  hitQzln  arcuai'e,  sinuare,  pandare.  iocnifc^ 
?:.  6pr.  (1616)  6.  446  bögcln  arcuare,  flectere,  curuare.  bü- 
geln ift  ölfo  urfprünglic^  '^äfc^c  fräufeln,  toßen"),  ba^  Bügeleisen 
ein  93renneifcn.  9'^oc^  ^belung  ^b.  I  1247  untcrfc^eibet  fo  bai 
'Sügclcifen  »om  '^lätteifen:  „*2ludb  be^  ben  QBäfd)erinnen  ift  e^  ein 
(5ifen,  toeli^e^  tüavm  gemacht  tt)irb,  bic  bogentoeifc  gefrümmtc  QBäfc^e 
bamit  5u  plätten.  3«^  in  einigen  ©egenben  loivb  ein  jcbe^  ^iatu  ober 
"plältcifcn  ein  <33ügelcifcu  genannt"").  9^acb  ®rtmm  ®^b.  II  496 
nannten  aud)  bie  Äaarfräüfler  i^t  95renncifen  Bügeleisen.  '7U\o 
biefe^  tt)ar  öon  Äau^  aue  ein  93rcnneifen,  toic  c^  feit  bem  16.  ^a^vi). 
für  bic  jur  6cpau  getragene  'SBäfc^c,  fragen,  ÄaU!raufen,  93^anfd)etteu 
uftt).  nottoenbig  tt)urbe.  ^ann  tourbe  bie  (Jrfinbung  gemacht,  ^tatt  bc« 
(fifen^   fclbft   einen   in   feine  Äö^lung  ein3elegten  93ol5cn   glü^enb  ju 


^)  Äramer  (Dictionarium  1678)  bögein,  Bögeleisen.  Älcin'^rot).'Q2ßb.I56. 

*)  ®a^  QCßiener  9^Q^menbüc^lcin  öon  1847  S.  25  fcbreibt  glätten  ft. 
l)öjeln  oor. 

■■')  Q3gl.  unten  ^rt.  tollen. 

*)  91bclung  beutet  frcilid)  glcic^jeitig  noc^  eine  anberc  Srtlärung  oon 
B.  an:  „ba^  ftarfe,  oben  mit  einem  93ügcl  oerfc^cne  Sifcn  ber  Scbncibcr, 
bie  <33ügc  ober  Spotten,  unb  Jlä^tt  bamit  auöjubügetn".  ©iefelbc  i^ic^f 
^ifc^er  QBb.  I  1267  in  Erwägung,  ferner  QBciganb  QBb.  I  304.  <2lber  bie 
jitierfen  älteren  Seugniffc  jprecben  bagegen.  "SJ^öglic^  wäre  aGcvbing^,  baft 
Bügeleisen  für  Bögeleisen  ooUäctpmologifd»  mit  Bügel  'gebogene^  J^lttaü^ 
ftticf*  »ertnüpft  »urbc  unb  nod)  wirb. 


376  ^tätteifen  —  ^lättboliien 

machen,  um  ein  93crfcngcn  ber  "^äfc^c  ju  Dccmcibtn^).  ®ic  ältere 
englifc^c  '^Scscic^nung  Italian  iron  für  baß  ^läffcifcn')  beutet  auf 
italicnifd)cn  Utf^jcung.  0ie  je^t  üiclfact>  eingeführte,  aber  auc^  fd>on 
bem  18.  3af)r|)unbert  geläufige  'Jüüung  mit  glüljenben  ^o^len  mirb 
aU  „fran^5fifd)e  9i)?auier"  bejeic^net ').  3n  9^orboftbeutfc^lanb  tourben 
htitt  "ilrten  al^  Plätteisen  unb  Bügeleisen  untcrfc^icben,  im  6üben 
le^tcrcr  9'^ame  auc^  auf  bie  neue  "Jlrt  mit  bem  eingelegten  ^oljcn 
au^gebeljnt. 

3.  3n  ber  öc^ioeiä  (5. "B.  3üric^,  ^crn)  glätten  unb  Glätt- 
eisen (munöartl.  Glättise).  '^qI  3b.  II  654.  I  539,  bcibe^  auc^ 
elfäfftfc^:  '^öb.  I  263.  76.  6tcgemann  in  feinem  elf.  9Roman  '?)U  alß 
Opfer  fallen  79  f.  loenbct  Hemden  glätten,  Glätterin  auc^  litcrarifc^ 
an.  ^tv  Sc^iDcijer  3af.  Schaffner  (®ie  golbcnc  ^ra^e,  9^ooeUfn, 
'Berlin  1912  S.  123)  fd)rcibt  auf  berfelben  Qtitz  bügeln,  plätten 
unb  Glätterin''),  ^ci  ^marantl)C6  im  18.  3a^rO.  ^cißt  Wäsche 
glätten  ftc  mit  einem  (5tcin  ani  @la§  glatt  reiben,  bügeln  (böglen) 
n>irb  in  ber  öc^Weij  ioic  in  9^orbbeutfd)l.  00m  Sdjneibcr  gebraucht, 
•^lu^  6t.  ©allen  toirb  mir  nur  Bügeleisen,  bügeln  angegeben*). 

^a«  93rctt,  auf  bem  geplättet  tt>irb,  ^ci^t  in  93erlin  Plättbrett, 
in  elf.  Bögelbrett  '20b.  U  20,  in  ^icn  BügeUaden*),  im  18.  3a^rl). 
bei  ^marant^e^  bie  Platt-Quehle  eig.  bai  ^lätt--^ucb. 

gelpö|)nlid)  furj  Bolzen,  ber  in  baß  ^lättcifen  eingelegte  glü= 
^enbe  5?eil.  1.  Bolzen  ift  in  i^iolanb  unb  9^örbbeutfc()l.  üblicb  füb= 
lic^  biß  6c^lefien,  93au^cn,  ^arf,  Äaüe,  (fi^l.,  Äalberft.,  ©bttingcn, 
QGßeftf.,  am  9{i)tin  biß  S^obi  unb  in  ^ranff.  3n  Bremen,  ioannooer 
tt)irb  bie  nbb.  "Jorm  Bolten  gebraucht. 


0  <S)aß  äUcfte  fiebere  Seugnie:  bafür,  baß  icb  fcnnc,  ift  'Slmorantbe^ 
•JrQuenjimmcr^Ccr.  oon  1739  C^.  S(^ul^  '•Mtag^leben  153). 

*)  Ärüni^  enc.  113,  398  ff. 

»)  samarant^eö  a.a.O.    3ebter  Uniö.-ecE.  28  (1741),  743. 

*)  ®cr  6cl)it)eiüer  3-  ©ott^clf  (ÜU  ber  i^necfef  63)  fi^reibt  plätten,  ber 
Öftcrieic^er  ßrtl  CStc  i^eutc  oom  blauen  ©ugud^^au^  365)  plätten  neben 
bügeln.  Bügeleisen. 

*)  ^Ubelung  lÖb.  111  786  fü^rt  o(^  munbartlic^e  "ijiuäbrücfe  für  plätten 
nocb  nbb.  slichten  unb  striken  ^^striechen  in  3üiid)'^crg  i^letn  '^ror».--7B&. 
II  176)  =  nbl.  strijken,  bän.  stryge  an. 

«)  erfl  a.a.O. 


"PläftboUcn  —  T>oc!en  377 

2.  3m  ganjcn  übrigen  ^cutfci)lanb  wirb  ber  ^oIjcj^,  Stahl  9C= 
nannt,  loä^renb  er  im  18.  3a^r^.  Platteisen  |)ie§  (f.  oben  6.  374), 
alfo  aui  (Jifen  beffanb.  0oc^  toarcn  f(^on  bamal?  bic  nac^  „franko- 
jtf4)cr  ^D^anier  ocrfertigtcn"  Snftrumente  aui  Sta^I  (Seblers  Unit>.--£er. 
28,  743).  Stahl  reicht  nörblic^  hii  2tipi.,  Weimar  (auc^  Bolzen), 
(fifenac^,  'Julöa,  Äolj^.  a.  b.  (fbcr,  9}?ain3,  IBiesb,,  ^rier,  Saorbr. 
©enauer  Platt  stahl  ^ti^t  er  in  Seipj.,  (Slfterb.,  ^2Irtern,  3ci^,  Plätt- 
stahl in  5}?artncuf.,  Bügelstahl  im  ©cbict  öon  bügeln.  Ein- 
lagstahl in  '2Iug^b.  3n  Öfterreic^,  bcfonbcr^  in  ben  "illlpcnlän^ 
bcm,  aber  auch  in  oc&Icfien,  »irb  ftatf  Stahl  für  ben  -Folien  bic 
munbartlic^c  9orm  Stagel  (stäyl,  stä;fl)  ^)  gebraucht  (^m^b.  stagel, 
Stachel;  a^t).  stahal),  beren  3ctcntität  mit  Stahl  aber  nidjr  mc^r 
allgemein  erlannt  toirb.  -2lu^  ^roppau  unb  ßinj  toirb  miv  bic  ^orm 
Stahl  angegeben. 

3.  3n  ^[Rartneuf.  loirb  ber  folgen  auc^  noc^  al«  bai  Eisen, 
in  5^öln  als  Bügeleisen  bejcic^nct. 

4.  3u  ber  (Sc^roeij  ((5t.  ©allen,  ^ern),  ferner  in  ^öl)m.--2eii.ia 
l)ciBt  er  Stein. 

'^ocfen 

auc^  bic  schwarzen  Pocken.  Variolae.  Örs  gibt  jtoci  bc"*' 
bcutfc^c  "^Benennungen  biefcr  3nfcftionsfranfl)cit,  Pocken  unb  Blat- 
tern. Pocke,  mnbb.  mnbl.  pocke  nbl.  pok  engl,  pock  ift  all 
nbb.  ^ort  auf  ben  9^orben  bcfc^ränft  *),  ^oc^  burc^  die  6c^riftfpracl)c 
auc^  im  Guben  nic^t  unbefannt,  namentlich  in  bcm  ^u^bruc!  Schutz- 
pockenimpfung. (Sübltc^  reicfjt  Pocken  big  ^ofcn,  93au^cn  ineben 
Blattern),  Seipjig,  Äalle,  6onbcr^b/  Öifenacb,  ©öttingen,  ■23eftf., 
in  ber  9Rt)cinproDin5  bi«!  Saarbr.,  <5)armft.  'Slud)  in  Äcilbr.  unb  oon 
ben  ©cbilbcfen  im  fc^toäb.  903ürttemberg  fotoie  in  ber  3ip5  rt>irb  t>ai 
QQBort  gebraucht,  in  (cithznb.  neben  Blattern. 

Blattern*)  ift  nicbt  nur  füMi*  ber  ai'.gcgebcncn  ©rcnjlinic  übücfa. 


^)  Q?gL  6cbmcUer  \B'^.  U  744  btabhel.  ^cböpf  5irol.  3b.  696  Stächl, 
Ungcr  Steir.  ^b.  568  Stahel.  ßercr  J^ärnt.  IS^b.  238  SUcbl.  Sa«  Q3erbum 
stageln  (Saljb.,  staheln  iBd)meUer,  staheln  Hnger,  stachln  Cejer)  bebeucet 
'eine  "Jlüffigteit  mit  einem  Reifen  (ctal)l  i^ierroärmer)  wärmen'. 

-)  ^ic  obb.  ,^orm  Poche  bebcufct  in  ?D2atn»,  ©armft.  "Picfel'  (f.  oben 
e.  371). 

*)  9^ül)iger  Su^i^'it*»  II  (17S3)  68  »eri^cicbnct  oberfäcbf.  Blatter  = 
nbf.  Pocke. 


I 


378  "^odEen  —  'Preiselbeere 

fonbern  audt)  im  9Zorbcn  in  oerfc^iebencn  Orten  inner^lb  be^  Pocken- 
(S>tbkUi,  f 0  in  6d)leött)v  93rcmcn,  £üneb.,  Äannoj?.,  ®ött,  (neben  Pocken), 
ipcitcr  in  6c^lcjicn  (in  '^Brc^lau  neben  Pocken),  bcm  größten  ^eil 
öon  ©a(^[en  unb  ^t)üringen  (in  Äalbcrftabt,  3ci^  neben  Pocken, 
95Öeim.,  9}iein.),  Äcjfen.  9}Zun'oartl.  bladam  bcjcugt  ^cuc^crt  3b.  f. 
nbb.  6pr.  1907,  43  für  btc  ilcEcrmarf.  ^tv  93erliner  9^icoIai  [(^rcibt  in 
feinem  Q'^oman  ©cbalbu^  9'^ott>anfer  (1773)  I  62  Blattern,  @oett)e 
<2ß.  u-  ^.  Pocken  unb  Blattern,  ©exilier  Blattern. 

^opotoiffd)  95erfu<^  4  40  f.  fennt  alö  munbart(id)e  "^lu^brüdc  noc^ 
Durchs chlächten  in  ^ür§b.,  '^öürtfemb.,  ^emmingcn  (obb.  Durch- 
schlag 'Äautau^f^lag'  'Slbelung  QBb.  I  1603),  Urschlächten  (b.  i. 
^u^[d)lag)  in  .Kärnten,  öd^ttjaben,  %xanUn,  Purpein  in  '^ßormg, 
Parple  in  6trap.;  ogl.  tot^r.  Piiple",  Purpel  'Qd)u^podtn\  elf. 
Barpel,  f)cff.  Porpel,  fd)VDäb.  Purpel  (<5oUmann  ^b.  45),  eig.  "'ipur- 
pur'.  2otl)r.  Pirplen  bebculct  and)  'rCiafcrn':  bic  Derf(^icbcnen  mit 
i5autau6fd)(ag  oerbunbcncn  3nfeftion»fran!^eiten  \)at  man  früher  ni(^t 
genau  5u  [(Reiben  ocrmoc^t:  t>gl.  j.  ^.  Äenifd)  ^.  6pr.  (1616)  774 
Durchschlecht,  kinderpocken,  rote  kindsblatern,  masern,  pur- 
peln,  urschlechten.  ^ic  '^orfen  l)ie^en  häufig  Kinderblattern 
5ur  Unterfcf)eibung  »on  bem  einfachen  Blatter  'Q3lafe'^). 

®ie  gutartige  5?inbcrfran!t)eit,  bk  in  93erlin  Windpocken 
genannt  wirb,  ^ei^f  in  "Slfc^aff.  Wasserblattern ^),  iot\)V.  Wasser- 
purble  i^oüm.  ^b.  532),  in  9©icn  Schafblattern. 

Preiselbeere 

Vaccinium  vitis  idaea,  93on  bcn  5al;lreic^cu  üolf^iümlict)en 
9'Zamcn  biefer  '^Beeren,  bk  ^ri^el  unb  Soffen  Q5olf^namcn  b.  ^fianjen 
424  gufammcnfteüen,  ntüffen  faft  alte  al^  munbartlic^  gelten.  9lur 
Kronsbeere  (oon  nbb.  ki'on  5?rani^),  fc^on  üon  Äenifc^  ^.  6pr. 
236  gebucht,  in  6d)\Derin,  ÄHel,  Äamb.,  Äarb.,  ßüncb.,  93rounf(^h)., 
Äalberft.,  &€l,  Äann.,  ®'ött.,  J!flim\kt,  ölbcnb.,  i^eer  (Kransbeere  in 
9^iga)  ift  in  ben  großen  Stäbten  fo  ^äupg,  t>a^  e^  ^ier  jebcnfafl^  ge- 
nannt n)erben  fann.    Tütebeeren  tt)irb  mir  au^  "xRoftocE  mitgeteilt;  c^ 


»)  9?oc^  «Jlbrabam  a  6.  dlava  II  337.  381  6tr.  »ertocnbet  Blattern 
tion  ben  öautblafen,  bie  oon  üielem  SD^arfcbicrcn  an  ben  'Jüfeen  entfielen. 
QJgl.  noc^  iöe^nc  ^Körperpflege  unb  Äleii-g.  0eutfd)e  Äauöalt.  ni  152f. 

^)  Wasserplatern  ©icfenbad)  Gloss.  474b;  Wasserpocken.  Afterpocken 
^oponjitfcb  <33crfuc^  440. 


Preiselbeere  —  ^ulgwärmer  379 

ift  naö)  ^rt^el  uub  Seffcn  in  9}Jec!lenb.,  Olbcnb.,  6c^l.--i6olft.  oettretcn. 
3m  Übrigen  ift  Preißelbeere  Die  einzige  ^b.  93encnnuny. 


^uleiPärmcv 

ganj  furje,  eng  anfd)lie§eube  ^rnicl,  bie  über  tit  Äanbgelenfc  ge-- 
jogen  toerben,  um  fic  ju  erioärmcn.  0icfcr  norbbeuff(^en  ^eseii^nung 
cntfpric^f  im  6üben  Stutzen  ober  baß  '5>eminutiy  baju,  b.  \).  gcflu^te 
"2irmel:  in  £uremb.  unb  ßotljr.  Stützen^;,  im  (?lfQ§  Armstützle 
(^b.  II  621),  fc|)it)äb.  Stützle,  bapr.  Palsstutzen  3um  llnferfd)icb 
öon  ben  getoö^nlictjen  Stutzen,  6trümpfen  ol;ne  <5u§teil,  ®cmin.  Stützt), 
in  Öfterreid)  Stützerl,  in  Cinj  HandstützerP).  5n  ^afcl  unb  im 
(?(fa§  auc^  Stößle  ((5lf.  QJßb.  II  618).  ^in  mcüerer  lueftmb.  unb  füb- 
beutff^er  '21u^bru(f  ift  ^cff.  Stauchen  (Q3ilmar  3b.  396),  r{)cinfränf.  lot^r. 
Studien  (^oamanu  ^b.  509\  elf.  Studier  (^b.  II  574),  fc^U)äb. 
bat)r.  Stauch  Staucher  (Sd)mcüer  II  722)  =  a^\).  stücha,  mt)b. 
stüche  'offener  ^mtel,  aud>  Kopftuch'  (le^ferc  93ebcutung  in  tirol. 
Stauchen  '^opftucft'  6(^öpf  3b.  702  crl)ülten).  <S)o(i  aud)  baß  ^orr 
Pulswärmer  ift  jc^t  in  oft.  nic^t  me^r  unbefannt.  ^ecfep  in  feinem 
9^c>man  0u  licbel  ^ien  6.  125  »crnjenbct  e^  neben  bem  einbcimifct)cn 
'2lu3bru(i:  „bann  jog  er  . . .  bic  roten  QöoÜftü^erl  ^erab  ...  <5)iefe 
^^ulsimärmer  fa^cn  yorftäbfifd)--orbinär  aui." 

3m  18.  Sapr^unbcrt  be5cid)neten  bic  mciftcn  bicfer  Qßörter  nic^t 
nur  93orftecfärmcl  unb  ^eljärmel,  fonbern  au(S)  bic  borau^  ^crüorgc-- 
gangencn  xOJuffen,  bk  Damals  aud)  »on  xÜ^ännern  getragen  tpurben. 
£ct)rrcic^  bafür  ift  '^opomt]d}ß  ^rtifel  Voc.  Austr.  II  fol.  161:  der 
Stutzen  oft.  =  le  manchon,  oberfc^Icf.  der  Stuz,  in  ^O^iains  der 
Staucher,  „nict>t  nur  bk  fd)malen  ärmelartigen,  fonbern  auc^  bk 
gro§en  "^racfatmuffc  bcr  9CRänner  unb  <5taucu" ;  fc^toab.  an^poc^. 
^ol)enlo^.  der  Schlupfer.  „^l^  baß  ^^rauenjimmer  allein  noc^  bic 
f^malcn  trug,  fo  fprac^  man,  beutlic^er  ju  rcben,  Weibs-  unb  Manns- 
schlupf er."  3n  QOöürjburg  der  Schieber,  in  x)^ürnbcrg  Ärmel,  auc^ 
bk  größten,  mcnn  fie  auc^  au^  einer  ganzen  ^alb^^aut  gemacht  rt)ärcn. 


')  QOßb.  luf.  ^.  433.    goUmann  QGßb.  511. 

-)  Älcin  <^roo.-<2ßb.  II  179:  Stützein  QJorffecfännel.  ^. 

^  '2lmarant^es  (1715)  befc^reibt  bie  Saliburgifc^en  Pulsstützleiu  al« 
geftcicfte  iöanbfcbu^c  o^nc  Ringer  (Ol.  Sc^ulQ  "^intag«!.  94).  (Sbcnfo  ertlärt 
•Töopoiüitfä)  Voc.  Austr.  II  fol.  161  R  oft.  Pulsstützel. 


380  ^ulewärmer  —  ^ntc 

bic  fc^malcn   ouc^  Pelzärmer).     'Scmgcmä^  ttjcrten  bic  '^ul^toärmcr    \ 
in  Äannoocr  au<i)  Müffchen  genannt. 

'5:ruf{)u^n',  Puter  '5ruf()a^n'.     ^it  gcmein^ocfobcutfc^c  ^ejctrf)'    1 
nunfi  bc^  QJogcl^,  befonber^  bc^  tcbenbcn  ift  Truthahn').     9?übigec    " 
(3utt)ac^^  II  124)  freiließ  behauptete  noc^  für  feine  Seit  (1783),  Trute 
Truthan   fei   cbenfo  proüiujial,   ebenfotoenig  allgemein  t)oc^teutfd),  al^ 
ha§  nbf.  Puter.     ^Daneben  beftc^en  aber  in   bcr  Umgang^fprac^e  noc^ 
93cnennungen  be^  gefc^lac^tctcn  unb  jum  Sffcn  jubcrcifetcn  ^ierc^,  inie 
e^   bem  Stäbtcr  mcift  ju  ©cfic^t  fommt.     6o  wirb  Pute  in  '^Scrlin 
oertoeiibet.     1.  9cac^  Äeipna^,  'Slntibarbatu^  II  (1796)  331  it>ärc  Pute 
„märfifd)".     JTäv   iüirb    cs^   noc^   au^  Oft--  unb  ^^ßcftprcu^en,    ^ofen,    . 
93remcn,   '^raunfd)tt).,   ^ümb.,   Äannoöer,   'ißinfcn,   ®ölt.,    O^nabr.,    H 
fingen,  Setter,  ^^orbcn,  ^üffclb.,  angegeben.   3n  5?önig^b.  unb  'Sandig 
^ci§t  bai  männliche  ^icr  auc^  Puthahn.  )x>a€  nac^  Äertel  ^t)ür.  187 
auc^   t^üringifd)  ift.     3n  ioannoocr  ift  Puter])raten  i^öuftg,  aber  t)ai 
tycm.  Pute  fcltcncr  (geläufig  ba^  6c^inipftt)ort  dumme  Pute).    ~l!)opo= 
tt)itfcb  ^erfud)  580    fannte   Puthuhn    au^   ÄiI^cgbcim,  9^iebcr[a^fen, 
Q3raunfc^tt).,   tOJagbeburg.      6c^on  '2lbelung   92ßb.  III  870   leitet,  ben 
9'Jamen  oon  ben  2a«ten  ber  Äüljncr  unb  bcm  9Ruf  put  put,  mit  bem 
man  fic  iodt,  \)tv. 

2.  Sonft  ift  im  9^orbcn  ein  anbcicr  9Jamc  l)cimifc^:  Kaleku- 
tisches  Huhn  ((5d)le^n)ig),  Kalkun  (£i»l.),  nac^  ^rifd)bier  ^b.  I 
329  au(^  in  "^rcu^en  Kalkun  Kalkaun,  ruff.  poln.  kalkun,  lit.  kal- 
kunas,  bän.  kalkun,  oftfrief.  bgl.,  nbl.  kalkoen,  kalkoensche  han. 
'5)cr  ^u^bruct  Kalckunische  huener  begegnet  fc^oa  1560  in  ^Icd 
Icnburg:  Äoforbn.  Äcrj.  3ol;.  -Jllbr.  t).  90?cdl.  <5)^@.  II  1  6.  220 
(ogl.  zbt).  286  oon  1692—1713),  Galekunen  ©reflinger  -Ser  <5ran6öf.  | 
5?oc^  (Äamb.  1665)  6.  187,  Calecutische  Hüner  Äo{)bcrg  Georg, 
cur.  III  Q'^cgift.,  (iolcru^  Aau^bud)  1672  6.  518f.,  Kalykutische 
H.  6(^n)cinic^czi  ^erfbuc^  6.  3.  69,  Calecuten  '2lüg.  ^oau^^altg^- 
unb  Canbunffcuj'd).  (Äamb.  1763)  1  837,  Kalekutischer  Han  Sticler 
$.  6pv.  749.  ^.  \\  Ciliencroii,  -^Hbjutantenritte  6.  137  fd)reibf  Kal- 
kuttische  Hühner.   Kalkun  fd)cint  burc^  ^infiu^  von  Huhn  aui^  Kalkut 

')  "3391.  no*  9^icolai  9\eife  V  (1785)  'Schlage    134:   oft.   „Stutzen  ein 
•SJhiff,  aud?  Handstützen.     3m  0?eicl>e  fagt  man  Staucher." 

2)  '•^ludi  munbartUd)  in  9^ic^eröftc^r.,  j.  93.  in  3e$cleboi'f. 


^utc  381 

cntftcüt.  0a  iiai  ^ier  aui  '2lmcnfa,  nic^t  aui^  Oftinbicn  ein^tfüljrt 
iff^),  fo  mu§  Der  iftamt  Kalekutisches  Huhn  auf  OSertoe^ftimg  Don 
Oftinbicn  unb  ^eflinbicn  berufen:  bic  Benennung  Indianisches  Huhn 
tt>urbc  ali  oftinbifc^e^  gebeutet,  toofür  man  früher  aud}  kalikutisch 
^aqtt,  wtil  ^alifuf  ber  erfte  inbif^e  Ort  toar,  ben  bie  Europäer  fcnnen 
lernten*).  'SJgl.  ben  9^amen  be^  ^BaumtooIIftoffe^  Kaliko  =  frj. 
indienne.  ^ecflenb.  Kuhnhahn  (bei  9^eutei)  [c^eint  au^  Kalkun- 
hahn  abgclürjt. 

3.  3n  6übmeftbcutfc^(anb  ^ci^t  ber  QSogcl  Welschhahn:  fo  in 
^xiQV  fauc^  Welscher),  (flfa§*),  eot^r.*),  ^aben')  (^ruc^fal,  ^vei- 
burg),  ~-2If^affenb.  (Welsches  Huhn),  na^  ^^lutcnrictl)  3b.  197 
auc^  pfä(5ifc^.  ^opott)itf4)  93cr[u(^  580  fannte  Wälsches  Hun  au^ 
^ranfen.     <3)er  'Slu^brucf  ift  feit  bem  17.  Sa^rbunbcrt  bcjeugt '). 

4.  3m  6üboften,  in  93ai)crn  unb  Öfferreicb  (au§er  6übtirol,  wo 
nur  Truthahn  gefagt  tt)irb),  mirb  bai  ^ier  Indian  ober  (5.  93.  in 
3e^elgborf,  '21uffec,  Q3ölfermarft,  @münb)  Indianer  genonnt.  ®ie 
ältere  93c5cicbnung  tvav  Indianisches  Huhn  unb  fani  früher  aucb 
toeiter  nörblic^  oor,  fo  Ui  bem  Getiefter  $)anß  y.  (2c^ö?einid)en  ^enfm. 
(1602)  165,  ©reflinger  0er  'Jran^.  i^oc^  (Hamburg  1665)  6.  94, 
■^Soedler  ioauö--  unb  <5clbfd)ule  1678  6.  286;  Indianische  Stücken 
'SOJenu  ^2Iuguft«  b.  6tar!en  in  3eitt)ain  1730  (5).  '33cfcI)orner  3.  f. 
^iilturgefct).  VI  207  u.  ö.);  Indian  Wiener  S^oc^b.  (1708)  44  neben 
Indianische  Hänel  45.  93gl.  ital.  pollo  d'India,  fr^.  dinde  (din- 
don)  =  d'Inde. 

9'Zeben  biefcn  9^amen  finben  fic^  noc^  mehrere  örtlich  bcfd)ränfte 
93enennungcn,  bk  mebr  ober  hjeniger  munbarttic^  finb:  in  Q93ürftemb. 
Kauter  Kuter,  nac^  9}?eifinger  '2ßb.  66  auc^  in  93aben,  ein  fc^ioä-- 
bifd)=alcmannifd)e^  'Sßort,  ba^  auc^  ben  Äabn  anberer  ^5gel  bcäctc^net 
(09g}b.  V  365);  in  ^ug^b.  Bibbhenne'),  in  5^cmpfcn  Pipstückl, 
I  1)  cßgt.  et.  ibo^n,  ibaugticrc  325ff. 

-)  Unrichtig  alfo  gtä^ol^  ^ifcb  =  <Sucb  (Cps-  1715)  336f.:  „®as  teutfc^c 
QBort  kalkaunen  ftammet   t)er  oon  Galicut  einer  ftabt   in   Oftinbicn,  oon 

»etc^er  bic  erfte  talccutifdjc  l)üncr   an^cro   in  bicfe  länber  gcbracbt " 

ij  unb  l>opott)tif(^  QSerfuc^  579. 
Ij  ')  fecnrp  Dial.  de  Colm.  230.    €lf.  5Bb.  1  341. 

*)  3=oUmann  QBb.  536. 
*)  QSgt.  Ccns  QBb.  72. 
^  •)  Welscher  Han  1678  in  Äramcr«  ®ict.  (QBciganb  QiBb.  II  1239),  1691 

t>ei  ©ticler  ^.  Spr.  749. 

^  g3gl.  ^ifc^er  qöb.  I  1093  Älcin  ^rot>.-933b.  I  48  gibt  Bibber  ali 
augsburgifc^. 


382  "Pute  —  Qualm 

fd)on  oon  S?lein  ^roö.=90öb.  II  (1797)  55  ol^  ba^r.  ocrjcic^net,  nürn-- 
bcrg.  Piphahn,  Piphenna.  foburg.  Pipgoekar  <5rommann  ®.  9}?.  11 85 ; 
[d)tt)ci3/  Gulli  Gurri  (3b.  II  221),  in  6f.  ©aUcn  Gulliröter:  in 
93ieli^  Truschok  (poln.  trus  ßocfruf  für  ^rut()ü{)ner);  in  9'Ziebcr= 
öffcrr.  Pockerl  (X>opo\mt\(i)  ^crfuc^  579  fanntc  Bockerl  nur  oon 
bcn  „^cu<fd)rcbcnben  Ungern");  lDcftecU)älb.  Schrautegickei  (S^c^rcin 
^om\p,3Q7),  nbb.  Schrnthahn  (<S)^b.IX  1810),  fd)on  bei  Äo^bcrg 
Georg,  cur.  III  Q'^cgift.  Schruten;  iot\)V.  Bubelhahn  '^oUmann 
qöb.  69;  aitmäxt  KuUerhaon  ©anneil  IQh.  120.  —  9}^crftt)ürbig 
ift,  ba^  in  ^cuil)en  nad)  meinem  ©eioä^r^monn  Auerhahn,  Auerhuhn 
für  ^rut^al)n,  --i)n^n  gefagt  n?irb. 

Qualm 

bidfer,  ftc|>  ballenber  9^auc^.  (Sin  ^abclttjort.  ©aju  bai  QSerbum 
qualmen.  ®a^  Q[ßorf  iff  in  bcr  ilmgang^fprac^e  auf  9Zorb'  unb 
9}iittclbeutfd)(.  bcfc^ränft,  tt)äi)renb  c^  in  ber  Citeratur  rotit  ocrbreitct 
ift  unb  auc^  oon  fübbcuffd)en  unb  öftcrrcic^ifd)en  ©c^rififtcücrn,  Schiller, 
Urlaub,  (Sriflparjcr,  genau  (Äet)nc  ^b.  II  1227)  yertoenbet  toirb. 
3n  ber  Umgang^fprad^c  ift  e^  füblic^  bi^  93cuf^en,  SudEm.,  QSogfl., 
6ger,  ^interb.,  in  Q3at)crn  Äof,  ^mbcrg,  "iHn^b.  (nur  t>om  Zigarren- 
qualm), ^fcf)aff.,  "Jranff.,  9^a\tatt,  ^rier  verbreitet.  9^ur  ba^  Q3cr-- 
bum  qualmen  in  3»eibr.  ^ud)  in  ber  90^unbart  reicht  c^  tt>eit  ins 
'3D'^ittclbeutfd)e  hinein.  6pic§  3ö.  188  bcjcugf  qualmen  'ftarf  '^ahal 
rauchen'  für^  Äcnnebergifd)e,  Gcnj  QGßb.  54  Qualm  für  Äanbfc^ub^-- 
^eim.  3n  einig-m  Orten  tvk  9^oftocE,  ßecr  ipirb  b«g  QBort  namentlich 
oom  Wasserdampf  gebraud^t,  ft)ic  in  ^Serlin  nie,  wo  vielmehr 
Wrasen  in  biefem  <3inne  ocrmenbet  imrb.  —  ^ic  93ef4)ränfung  auf 
ben  9^orben  entfpricbt  bcr  Äcrfunft  be^  QOöortee!  au^  mnbb.  quaUem 
(^ücf,  ^rogr.  ».  «Jricbcnau  1905  6.  12),  nbl.  kwalm.  3n  eüb- 
beuifd)(.  unb  Öflerr.  l;af  man  nur  baß  gcmcint)b.  QBort  Rauch.  Oh 
man  pfälj.  Schwalra  ("^opomitfc^  Voc.  Austr.  II  fol.  70.  ^uten- 
riet^  3b.  130)  alß  munbartlic^  ober  ^b.  betrad)tcn  foü,  iDci§  icb  nic^t. 

Qualm  mirb  gen)5()nlic^  mit  einem  älteren  ioomonpm  Qualm 
'^Sctäubung,  Ot)nmac^t'  =  m^b.  twalm,  a\)b.  twalm  '"^Betäubung" 
oltjä^f.  dwalm  '93erüdEung'  (got.  dwalmön  'toabnfmnig  fein')  ju-- 
fammengcbrac^t:  og(.  ^luge  unb  QSÖeiganb  'Job.  u.  Qualm.  3nbcffcn 
tpie  baß  pfälj.  6t)nom)m  Schwalm,  baß  fonft  'ödjmall'  bebeutet,  ju 
schwellen,    loirb  Qualm   ju  quellen    gehören    unb    ftcb   mit  Qualm 


Öualm  —  £5uetf(^fartoffeIn  383 

'bucc^  f)ert?orfprut)clnbc  Quellen  cntftanbene  ^a]Terlad)e''  C^Bciganb 
^b.  n  500)  bccfen.  '3)cnn  bei  Qualm  benft  bcr  92orbbcutfd)e  gcrabc 
on  bcn  in  bicfen  Wolfen  a\tß  einem  Sc^ornftein  quellenbcn  unb  fd)u>cl-- 
lenben  9'^auc^.  ^cgriff^oern?anbre  QBörtev  Schwaigen  (Schwalch), 
schwademen  (Schwaden)  [.  oben  6.   122  unter  blaken. 

Quetfd)!artoffe(n 

gefoc^fe  Kartoffeln  jtrquctfc^t  unb  mit  Jülxiii)  gu  einem  'Brei  gc= 
rüt)rt.  1.  <5)er  93erliner '2lu^bmcf  Quetschkartoffeln  fd)eint  nict)t 
U)eit  oerbreitet,  er  tt>irb  mir  nur  auß  ber  9}?acf,  Äaüe,  £ecr  bcjeugt. 
—  2.  3n  Stralf.  fagt  man  Reibkartoffeln.  —  3.  3n  93reölau 
unb  '^ofen  Rührkartoffeln ^).  3n  QBintcrberg  Abgerührte 
Erdäpfel.  —  4.  3n  ^Sanjig,  Äolffein,  9^oftocf,  Olbcnb.,  "2lm^b., 
QBefel  Stampf kartoff ein.  —  5.3n  ©üffclb.  Matschkartoffeln. 

9'^eben  biefen  örtlich  mc^r  bef^ränltcn  ^eseic^nungen  finben  [\6) 
bie  folgenben  brei,  i)U  im  Guben  toie  im  9'^orben  üblid)  finb.  6.  Kar- 
toffelbrei in  9'^orö--,  xOZitteU  unb  Sübbeutfd)l.  fel)r  öerbrcitet,  j.  ^. 
in  (fi'tlanb,  <2)orpat,  König^b.,  ioannor».,  (S>ött.,  ^l)ür.,  Äeffen,  9ii)tm= 
lanb,  (5lf.,  Äcibelb.,  ^reib.,  93ruc^f.,  QOöürtt.  (l)ier  auc^  Erdbirnen- 
brei), 93a9crn.  3n  Äof,  '^t'dnt.  Scf)mci5  aucf)  Erdäpfelbrei.  --  7.  Kar- 
toffelmus toenigcr  häufig,  5.^.  in  Kolb.,  2üb.,  0(^le^ip.,  Äamb., 
93rcmen,  9^orben,  ^Sücfeb»,  (5arf)fen,  "iHug^b.;  in  (5t.  ©allen,  Süric^ 
Erdäpfelmuß.  (5^  finbet  fid>  auc^  hk  umgefeljrte  (Stellung  ber 
S^ompofition^glicber:  Mußkartoffeln  in  9lo\tod,  ioarb.  —  8.  '21m 
oerbreitetften  ift  Kartoffelpüree,  al^  „feinerer"  'Slu^bcucf  in  allen 
teilen  <2)eutfd)lanb^  unD  öfterreic^^  (einfd)lie§licb  3ip*  unb  ©iebenb.), 
bort  aucb  Erdäpfelpuree,  gebräuc^licb,  in  öftcrr.  bie  ^errf^enbe 
'Sejcicbnung.  QDöa^  mein  Q^eic^cnberger  @ett)ä{)r^mann  berid)tet,  ta^ 
itoat  Erdäpfel,  aber  Kartoffelpüree  gefagt  toerbe,  toeil  le^terer  "ilu^- 
brucf  au^  bcm  Kartoffctgebict  entlet)nt  ift,  gilt  aucf)  für  anbere  i^ftcr-- 
reic^ifcbe  öcte.  Erdäpfelpuree  loirb  mir  au^  93ieli^,  ^roppau,  II.» 
'^altcr^b.,  (Saljb.,  ©münb  angegeben,  fonft  Kartoffelpüree,  '^ud) 
Pureekartoffeln  (5.  93.  in  Stettin)  toirb  gefagt.  3n  ^etcreb., 
9^iga   Kartoffelpüree,   in  Sftlanb   nac^  @lei)e  Kartoffelbrei. 

"^lu^erbcm  fommen  noc^  einige  mel)r  oereinjelie  93cäci(tnungen 
cor.     9.  Kartoffelstampf  m.  in  Coburg,  'SD'iüni^cn.    ^iRunbartlic^ 

0  Rührkartoffeln  fd^reibt  auc^  Fontane  in  feinem  märlifrf)cn  9lomon 
^rau  ^reibcl  e.  6. 


i 


384  Queffc^fartoffcln  —  Quirl  —  9la^m 

ift  pfäl5.  bcff.  lof^r.  Stampes,  elf.  Stampert').  --  10.  Kartoff  ei- 
stopf e,r  in  9'?ücnb.,  9J(ngb.  —  11.  Kartoffelstock  in  93cm.  — 
'SO'Junöortnd^  pnbeu  fid)  nod)  anbcrc  93cnennungen,  Voic  der  Zemet  (?) 
in  Coburg,  die  Ä(r)deppelpappe  in  Sndmanttl  unb  Saurrnig,  ge- 
stowte Kartoffeln  in  Äannoocr,  am  9R^cin  jestüfte  Äppel,  Stampes, 
luf.  Grompern-bulli  nad^  2lnfragcn  unb  *3CRitteiIungcn  jum  9v^ein.  ^b. 
9^r.  2/3  (1907)  6.  32.  3n  9?eic^cnb.  Erdäpfelmauke  ju  Mauke  93rei. 
'^ettcr^  in  <5rommann^  0eutfd)cn  ^Jiunbartcn  V  475  unb  ^einl^olb 
93cifr.  60  fcnnen  für  Mauke  nur  bic  ^Bebcutung  '93rci  au«  9Roggen- 
mcbl':  ccc^.  mouka  '^ct)l'.  —  3n  93.=2eipa  unb  ßeitmeri^  Erdäpfel- 
kasch.  Q3gl.  Grieskasch  =  ©rie^brci  in  ^ien.  Kasch  ift  ccc^. 
käse  "QSrci'.  —  Kartoffelsterz  in  9^eumQrft,  bftcrr.  Erdäpfelsterz 
bcftc^f  in  einem  93rei  au§  Kartoffeln  unb  'SDZe^l. 

Quirl 

6tab  unten  mit  Sadm  oerfc^en,  um  bic  6peifen  ju  gccrü^rcn. 
<3)a3u  iia^  QSerbum  quirlen.  0cr  "iluebruc!  Quirl  ift,  fotocit  bie 
Qa6)t  felbft  bcfannt  ift,  faft  in  ganj  ®cutfd)lanb  üblicb,  ftcllcnmeifc 
axiö)  in  öftcrr.  (diüi,  6icbenbürgen,  Quirl  er  ixi  93ö^m.--£cipa).  3n 
3uc!mantel  munbartl.  Quergel.  9^ac^  ^opotoitf^  Voc.  Austr.  II 
fol.  141  R  „fprit^t  in  ßc^ylefien  ber  gemeine  "SOZann  Quirndel  unb 
Quirgel,  einige  Gac^fcn  unb  6c^h?abcn  Querl."  "2lbelung  ^b.  III 
(1798)  894  ^at  alß  6tic^tt)ort  noc^  Querl.  ioenrp  Dial.  de  Colm. 
198  bcgeic^nct  bai  'Söort  Quirl  al^  unbefannt  in  Kolmar,  elf.  bafür 
Rühi'stock.  9^acb  meinem  ©emä^r^mann  toar  in  feiner  Sugenb  auc^ 
ber  ©cgenftanb  felbft  in  9}Jü^l^Qufcn  i.  (Slf.  nic^t  gebräuchlich,  er  lernte 
i^n  erft  burd^  bie  *2lbbilbung  ber  ^ibcl  fennen;  fpäter  famen  bic  Geraum» 
fi^läget  mit  9lät>(i)m  auf. 

Snöfterrei^)  ^ei§t  ber  Quirl  Sprudel,  in  ßinj,  "2luffec  Sprudler, 
bog  93erbum  sprudeln"),  ^opojpitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  141  R 
214  gibt  al^  ftcirifc|)c^  (5t)nonpm  Widel  unb  wideln  an,  hai  audf 
Ungcr-K^utt  Qßb.  631  buc^t. 

"Q'^u^';  ba5u  i^a^  93erbum  es  rahmt  't€  ru§t,  tß  fliegt  9l\i^ 
uml^cr',  rahmig  'ruffig'  (nibö.  rämic).     ©er  üblic&c  ^b.  ^u^brucf  ift 

^)  goamann  <2Bb.  492. 

•)  "Sei  "poporoitfc^  gScrfucb  453  unb  iböfer  Qßb.  III  168  oft.  Sprudel  unÖ 
sprudeln.    Sdjöpf  3b.  721  gibt  ali  tirol.  Strudel  an. 


9?a^m  —  rcfcf»  —  räuchern  385 

Ruß.  ^bcr  Rahm  =  a\)b.  mt)b.  räm  '6c^mu^'  ift  gleic^faü*  tpctt 
»crbrcifcf:  t§  toirb  mir  auß  9^orbbcuffc^Ianb  (93rc^I.,  ^olb.,  '21rn^to., 
Berlin,  Olbenb.,  3e»?cr,  "^ücfcb.,  «Sorfm.,  Äöln,  ^ad)cn,  (Jtel.,  9}^ei-- 
ningcn,  Slffcrb.,  Cengenf.),  aber  auc^  au^  Sübbcutfd)!.,  QlBie^baben, 
^ranffurf,  9?afiatl,  ^retburg,  '33üt)crn  (Sngolft.,  ©cnauto.)  bcjcugf. 
<2Jiunbarflic^  ift  ti  ncc^  tcciter  oerbrcifct:  fd)toei5.  Räm  Ran  3b.  VI 
884,  tirol.  Räm  ed)öpf  3b.  530,  färnf.  Ramme  '5)'2öb.  VIII  62, 
bat)v.,  fc^Ief.  unb  pofen.  auc^  Rom  (93ernb  6pr.  in  ^ofen  238).  3n 
Scuernig  Rohm,  aber  sich  berähmen  'fi<^  mit  9Ru^  bcfc^mu^en'.  3n 
9^cic^er.bcrg  munbartl.  Uferoum  =  Ofem:'ahm.  3n  Äannoocr  fott 
Rahm  bcn  Qucrbalfcn  über  bcm  Äerbfeucr  bcbeuten. 

•211^  munbartlic^  mu§  tool)l  Hamburg.  Soot,  lüb.  Sott*)  (=  mnbb. 
söt,  anglf.  söt  engl,  soot)  '^u^'  gelten. 

rafd) 

<5)ic  brei  St)nort)mc  rasch,  schcell  unb  geschwind  ftnb  überall 
im  l)h.  93crfcl)r  bclannt,  toerben  aber  n'd^t  überall  gleich  häufig  ge-- 
brauc^t.  geschwind,  in  6übbemfd/lanb  unb  öfterr.  häufig,  toirb  in 
93erlin  in  ber  llmganggfprac^e  faum  gebrouc^t,  e^er  noc^  Geschwin- 
digkeit qI^  "iluöbrucf  ber  ^l)pfif.  dagegen  ift  rasch  in  Berlin  oolf^» 
tümlic^er  al^  schnell,  ift  bagegen  toiebcr  bcm  QBiener  nic^t  geläufig. 
Q3on  schnell,  bai  in  ^icn  toie  in  93erlin  oertoenbet  ö?irb,  berichtet 
ioenrp  Dial,  de  Colm.  211  in  ^Sejug  auf  ^olmar  „mot  savant  et 
peu  usite:  on  dit  ksvent  (geschwind)". 

räud)ern 

^leifc^  ober  9ifcl)c  burc^  9?auc^  frocfnen  unb  fonferoicren.  '5)afür 
in  öfterrei(^  selchen'^  (<x\:)t>.  arselchen  börren).  9Iu^  93at)ern  gibt 
mir  nur  9'^eumar!t  selchen,  die  übrigen  bat)r.  Q{ä.bu  räuchern 
an,  bcibc  *2Börter  Olmü^,  93ieli^.  3n  3ucfm.  munbartl.  räuchern, 
in  Sauemig  räuchern,  Raucherfleisch  =  ßelcbfleifd).  ^lein  ^roo.» 
'Job.  n  152  (179)  bejeic^nct  selchen  al^  oft.  bapr.  fränf.     llbrigen« 

^)  93gl.  Schumann  Qö.  o.  fübecf  22.  3n  Äöln  Söt  'Stra^enrinnc  mit 
e(^mu^',  <33oa  3.  f-  blfcf).  Hnterr.  XV  648. 

*)  9'^icolai  9?cife  V  230:  „?)a^  gefeierte  ober  geräucberte  '^it\\ii)  tt>irb 

in  QGßien  fe^r  geliebt;  aber  man  »erfteljt  bafclbft  bag  9Räuc^ern  nic^t 

Hamburg,  95>efifalen,  '^pommern,  93raunfctn)eig,  ©öttingen  finb  btc  ^o^en 
Schulen  tti  9Räuc^cmfi(.'" 

Ätetf(1)mer:  ^ortgeogroptie.  25 


386  räuchern  —  vaui,  rein,  rauf,  runter 

fd^Uc^f  tiefe*  'Sßort  auc^  bcn  "^Segriff  pökeln,  alfo  einsalzen  ein, 
ba^er  Selchfleisch  ^  Pökelfleisch  gcpöfcltc^unb  bann  geräucherte« 
6c^h?eineflcif(^.  ^gl.  aud)  hm  '2lrf.  Kassler  Rippesper.  "Ser  Selcher 
iff  in  öfterreid)  ber  6c^tt)cinefd)läc^fer,  er  »erfauff  nic^t  nur  6c((^- 
fieif^),  fonbern  aud)  frifc^je«  6c^it)cinefleifd). 

rau^,  rein,  rauf,  runter 

®ie  bcuffc^e  Sprache  mac^t  einen  llnterfd)ieb  jtoifd^en  heraus 
herein  herauf  herunter  herab  unb  hinaus  hinein  hinauf  hinunter 
hinab,  ber  baburc^  bebingt  ift,  t>a^  ha^  erft  (Clement  her  bie  9li(i)' 
tung  auf  ben  6prec^enben  ^u  unb  hin  bie  Q'^i^tung  »on  bcm  öprc- 
c^enben  tt)eg  bejeic^net.  ®ie  norbbcutf(^e  ilmgang«fprac|>e  })at  biefe 
llnterfd)cibung  aufgegeben  unb  bit  formen  mit  her  oeraUgemeinert,. 
bie  ber  "Berliner  (au^cr  in  ber  Q3ortrag«fprac^e)  nur  in  ben  ^erfür» 
jungen  raus  rein  rauf  runter  gebraucht,  ©o  fragt  3.93.  ein  in 
einem  Sintmer  93eflnblici^er  einen  anbcren,  bec  in  bcmfelben  9Raum  iff: 
Kann  ich  mal  rausgehen?  ft.  hinausgehen.  3n  einer  ^erfamm-- 
lung  ertönt  gegen  einen  Mißliebigen  ber  9{üf  Raus!  »o  man  in 
'2ßicn  Hinaus!  fagen  n)ürbc.  '5)iefen  norbbeutfd)ea  ©proc|>gebrau(^ 
öerfd)ulbcn  hk  nbb.  ^Jiunbarten,  bk  herüt,  rat  ufm.  »craUgemeinert 
|)aben. 

Gin  cinjctncr  ^aH  biefer  *2lrt  ift  reinfallen  in  bem  6inne  'bai 
Opfer  einer  £ift,  eine^  93etruge^,  ^i^c^  ober  bgl.  loerbcn'.  ^a^u 
bai  6ubft.  Reinfall.  (5^  I)anbelt  fid)  \)kv  um  ba^  '^iib  einer  ^aü= 
grübe,  in  bie  man  faßt.  *2luct>  \)kx  ipäre  hineinfallen  forrcft,  loie 
in  bem  6pricbtt>ort  Wer  andern  eine  Grube  gräbt,  fällt  selbst 
hinein.  3n  Diefcm  ^atte  \)at  ft(^  ber  norbbeutf4)c  '2lu«bcucf  mcit  nacb 
(5üben  verbreitet,  bi«  nac^  ber  '^Pfalj,  93abcn,  Württemberg,  kapern, 
bem  nbrblid^en  öfterreic^  C^ßintcrb.,  Olmü^,  *Bieli^,  3udm.,  auc^ 
6iebenb.).  *5)ie  ^nna^mc  oon  (frbc  (<5<i)\väb.  903ortf4)a^  9),  bilb» 
lic^e^  norbbeutfd)cg  hereinfallen  Jpcrbc  fic^  bcc  Sc^mabe  erft  gefallen 
laffcn,  loenn  man  hineinfallen  fage,  \)at  fic^  alfo  nicbt  bcftätigt.  ©oc^ 
tt)irb  mir  anbercrfcit^  hineinfallen  au^  Saucrnig,  neinfallen  au^  2o» 
bofi^,  munbartl.  einifallen  an§  9Zieber»öfterr.  (llntcr=Walfer«borf)  an- 
gegeben, unb  hineinfallen  fommt  aucb  nod?  fonft  im  ©üben  oor,  foroeit 
eg   überhaupt   in   bilDlic|>em  6inne   gebraucht  tt)irb. 

(fin()eimifc^er  unb  gembbnlic^cr  finb  jcbocb  in  6übbcutf(^l.  unb  öfterr. 
anbere  '^lu^brüde   für   bicfelbe   6acbe:    1)  eingehen,   j.  "53.   er  ist 


rau^  —  9?cc^t^ann)QU  —  reinigen  387 

gut  eiii(ge)gangen  ^  reingefallen.  60  fc^on  ^brat)am  a  (5.  (Elara 
I  122  6tr.  5um  5obc:  Es  wird  nichts  eingehen  ^=  in  beinc  SRz^t 
fallen,  ^aben ')  (Q^aftatt),  ^ürtfemb.  *)  einfc^tic§l.  Äeilbronn,  ^a^ccn 
unb  Öfterreic^  ^aben  biefcn  *2lu^bru(i,  bcr  tt)ol)l  urfprünglic^  'in  bic 
9Ze^e,  in  bi^  ^alii,  auf  bcn  ßeim  ge^cn'  bcbcutcf.  2)  3n  ^aben 
unb  "^öürft.  in  bemfclben  Sinne  angehen:  fo  oertocnbcf  t>ai  QBort 
fc^on  ©rimmele^aufen  (Äepnc  ^b.  I  87).  3)  3n  93apcrn  unb  Öfterr. 
aufsitzen,  off  mit  bem  ®atio:  er  ist  ihm  aufgesessen  'er  ift  auf 
feinen  93efrug  ober  Sc^erj  reingefallen',  ^lein  ^roD.=^b.  I  26  (1792) 
bejeugf  bie  Beübung  auc^  für  bk  "^falj.  ©aju  ba^  ©ubft.  der 
Aufsitzer  =  ber  'xReinfaü.  '5)a^  ^Silb  ftammt  oon  ben  auf  ber  ßcim« 
rutc  aufit^enben  QSögeln  (Sc^meller  'Söb.  II  346).  3n  biefem  6innc 
öcräei^ncf  fc^on  6fieler  ^.  Qp.  (1691)  2035  ba§  •33crbum. 

ifl  in  ©emfc^lanb  bie  amtlicf)e  ^Sejeic^nung  tci  gefc^ulten  9Rcc^t^- 
beiftanbe^  in  "^rojeifen  (9'?cc^t^ann)alt^orbnung  »on  1878).  Snfolge 
oon  Q3erbeutfd)ung6bcffrebungen  tt)irb  Rechtsanwalt  ffeücntoeife  auc^ 
in  öfferr.,  3. 93.  in  3naim  gebraurf)t.  Sonft  ift  in  Öftcrreic^  ber  amt- 
liche "2lu«bru(f  Advokat  (in  QBicn  Hof-  und  Gerichtsadvokat)*),  tiefer 
früher  allgemeine  ^^Zamc  toirb  aud)  in  ®cutf(^l.  noc^  gebraucht*),  in^nöbac^ 
angeblid)  noc^  l)äufiger  al^  Rechtsanwalt,  ift  aber  fonff  im  QSeralten. 
3n  £iol.  gleid)fallö  Advokat.  3n  93ern  unb  fonft  in  ber  Sc^toeij 
Fürsprech,  bk  mittelalterliche  beutfc^c  93cäei^nung  =  a\)b.  furi- 
sprehho,  m^b.  fürspreche,  in  3üri(^,  6t.  ©allen  Advokat. 

reinigen 

oolfsfümlicfjer  rein  machen  ift  gemein ^oc|)beutfd),  aber  im  ©üben 
ift  bafür  putzen  beliebter.  3m  9^orben  htbtuUt  putzen  (au^er 
'fc^mücfen')  nur  'blanf  ma(icn"  3.93.  Stiefel,  SO^etall  (Messer,  Silber, 


*)  3n  ^apptnau  ainkeen  hereinfallen,  "SKcifinger  <3ßb.  7. 

»)  <23ql.  gifc^cr  QBb.  U  610. 

*)  Hof-  und  Gerichtsadvokat  ift  je^t  nur  noc^  ^itel.  Urfpriingnc^  bt= 
jci(^nete  e^  einen  '21t)Dofaten,  ber  burc^  ein  befonbereg  gramen  berechtigt 
n>ar,  nid)t  nur  bei  bcn  nieberen  ©eric^fsbe^örbcn,  fonbern  auc^  bei  ben 
fegen.  Jöofftelten  aufjutreten. 

*)  gj^unbartiicb  j.  'S.  im  93ogtlanb,  ©erbet  ©ramm.  6.  135,  in  Ober- 
Neffen,  Gcböncr  3.  f-  bb-  ^'  V  294. 

25* 


388  reinigen  —  Q^inb^cifcf) 

Kessel,  Klinken,  Knöpfe  putzen).  3n  6übbeutfc^lanb  cinfd)Uc§(ic^ 
ßot^rincjcnl  Ooflmann  <30ßb.  75  Hüs  butzen)  unb  ^ncrei,  Öffeurcic^ 
unb  6c^tt)ciä  (6t.  ©allen,  Sürtc^)  fagt  mau  bagcgcn  and)  Kleider 
putzen,  Wäscheputzerei,  chemische  Putzerei,  toä^renb  in 
Harburg  auf  ®cfd>äftgfd)ilbcm  Reinigerei  ju  Icfcn  ift.  Zimmer- 
putzer ^ci§t  in  Qöicn  bcr  93ot)ncr,  aber  man  fpric^t  au(^  oom  Woh- 
nungputzen im  6innc  oon  9^cinigen.  <5)ie  grünbli(^e  öäubcrung 
ber  Qöo^nung,  toic  fte  namentlich  »oc  ^efttagcn  ftattjufinben  pflegt, 
l^ei§t  in  S'^orboftbcutfc^lanb  Großreinemachen*),  j. 'B.  in  93crlin, 
Äamb.,  ©anj.,  "^ofen,  Gc^leficn,  6ai^fen;  Großes  Reinemachen 
'ipeter^b.,  Äann.,  Cfifenad^,  *3)?ciningen.  dagegen  in  6übbcutfd)lanb 
(<3[)Zaina,  "^Baben,  <2öürtt.)  Große  Putzerei,  in  9^orbiDcftbciitfc^l. 
(QCßeftf,,  9^^cin)  Hausputz'),  in  ©raa  Große  Stauberei'),  in 
Olmü^  große  Räumerei,  in  '33ö^m.=2eipa  das  Zusammen^ 
waschen.  3n  'Jßien  fpricbt  man  nur  oon  gründlich  machen.  3n 
9Zorben  \)at  man  einen  befonbcrcn  ^u^brudE,  das  Schummeln.'  Q3gl. 
bair.  fcl)le[.  schummeln  gcfd)äftig  '\)m  unb  l)er  laufen',  bitmarf.  schum- 
meln 'rütteln,  f(^euern'  (^belung  QSb.  III  1682),  nbl.  schommelen 
'burc^rüb':en,  rütteln,  obentoeg  fäubern,  im  ©röbftcn  reinigen'  (^c^rcin 
<^olU\p.  369.  <2Beiganb  ^h.  II  800).  3n  ßujemb.  ^ei§t  bcr  ^ag 
be^  Großreinmachens  (befonbcrs(  ^irmesfreitag)  nac^  ^Sb.  118  Fra- 
rösendäch. 

®cr  "Sluöbrucf  ift  gemeinl)b.,  aber  n)äl)renb  in  'Berlin  unb  bcm 
größten  ^eil  üon  9Zorbbeui[ct)lanb  baß  ^leifd)  aller  ^rten  »on  Q'^inbern 
Rindfleisch  genannt  tt)irb,  ipirb  befonber^  in  93al;ern  oom  Q'vinb' 
flcifd^  bai  Ochsenfleisch  alß  baß  ^leifd)  ber  faftrierten  unb  ge-- 
mäfteten  männlichen  9'^inber  unterfcbicbcn  unb  unter  Rindfleisch  baß 
minber  tt)ertt)oUc  "Jlcifct)  »on  anbern  9^inbern,  alfo  Sungrinbcrn,  ^ü^en 
unb  Stieren  oerftanben.  (Sbenfo  loirb  bic  "Bejcicbnung  Ochsen- 
fleisch in   92ßürttemb.,  ^arl^r.,  ^fatj,  ^armft.,  993iesb.,   6aarbr., 


^)  ^gl.  gSiebig  in  tem  <23erUner  9^omon  ^ägtic^  93rot  H  213.  ß.  o. 
Äraa^,  ®er  6cbu§  im  ^arf  101. 

*)  Hausputz  in  bcm  9\omon  oon  ^.  Siebel,  ®ie  Obcnbabl^  H  8,  ber 
im  ^Sergif^en  Canbc  fpiclt;  ^.  ©lU,  93irago  (Saargebiet)  Hausputz  373,  Pfingst- 
putz  313. 

*)  Gincm  3nfcrot  be»  9^ürnbcrgcr  „^ränf.  Kuriere!"  entnehme  icb  bcn 
"iluiSbrucf  Stöberzeit. 


9?inbflcifc^  —  9?ocf  -  9?oggen  389 

^obl,  im  ^^orbcn  auc^  in  9RoftocE,  (Sc^tocrin,  ^iel,  Äamb,,  Äarb., 
^Sremcn,  £cer,  93ürfcburg,  Äalbcrftabt  gcbraui^t.  *Soc^  toirb  banebcn 
Rindfleisch  aud)  in  atle^  umfaffcnbcm  Sinne  ocrftanbcn.  '5)agcgen 
iff  in  9Qßicn  toie  in  Berlin  Ochsenfleisch  bcr  gctoö^nlic^cn  Slrngang#= 
fpra^e  frcmb,  toa^  nicbt  auöfd)lic^f,  ba§  auf  Gpcifcfartcn  jumcilcn 
Mastochsenbraten  für  ba^  gctt>5^nlic^c  Rindsbraten  ju  lefen  ift. 

ber  untere  ^eil  bc^  ^rauenflcibc^  ablpörfg  oom  ©ürfcl  im  ®egen= 
fa^  3um  oberen  ^eil,  bcr  Taille  ober  ber  Bluse.  3n  ben  5fferreic^ifci()en 
^Ipcnlänbcrn  bafür  Schoß,  in  *335^men,  9}Jä^ren,  Getieften  Rock 
n)ie  in  ©euffc^lanb;  boc^  totrb  and}  Schoß  gebraucht.  ®ie  munb= 
arflid)e  93e3cict)nung  ift  in  öff erreich  Kittel.  93cim  9)Jann  bejeic^nen 
Rock  unb  Kittel  im  Ab.  gerabc  bie  93efleibung  be^  Obetförper^, 
urfprünglicb  bei  bcr  ^vau  and)  ba^  eint)citlic^e  ^Icib,  baß  oon  ben 
6c^ulfern  hiß  ju  ben  '^ü^en  reichte.  *2ll^  biefe^  bann  in  §tt)et  Qtüdt 
geteilt  tourbc,  ging  ber  9^ame  auf  ben  größeren  unteren  "5eil  über^); 
bie  6ct)ncibcr[pradbe  legte  if>m  jeboc^  in  Öfterr.  noc^  eine  befonbere 
^ejcic^nung  Schoß  hti.  ^aß  '^öorf  toirb  in  *^ien  iDciblicb  gebraucht 
(die  Schoß),  toie  m^b.  schö5(e),  a\)b.  scö5(a)  C^lur.  vulgär  die 
Schößen ;  Schoßenfabrik).  3n  <5)eutf(^Ianb  ift  der  Schoß  ber  untere 
^eil  bc^  Äerrenrocfc^  oon  ber  ©ürtclgegcnb  abtoärt^,  gctoö^nlicb  im 
'plur.  Rockschöße,  Frackschöße.  'S)ie^  ift  bit  alte  93ebeutung  btß 
^ortc§:  ogl.  got.  skauts  =  xQäaneöov  'Sipfel,  6aum',  altnorb. 
skaut  'Sipfel,  9Ranb,  6(fe'.  3n  '^ßien  entfpric^t  in  bicfcr  93cbeutung 
bc^  deminutio  Schößel  (auc^  oom  untern  Stücf  ber  ©amcnjacfe).  — 
<5)er  obere  ^eil  be^  'Jrauenfleibe^,  in  93erlin  bie  Taille,  ^eifjt  in 
'Jßien  Leib'),  ein  "Slu^brucf,  ber  aber  feiten  geworben  ift,  metl  ber  mit 
*5ifc^beincn  gearbeitete  eng  anfd)lie§enbe  Leib  burc^  bie  locfere  ^(ufe 
»erbrängt  h)irb. 

^Roggen 

ift  jtoar  bie  einzige  genaue  J)b.  93eäcic^nung  biefer  ©etreibeart. 
9lber  in  einem  ^eil  bc^  (Hl)racf)gebiet^  ift  bafür  in  ber  Umgangefprac^c 
ber  ungenaue  "i^u^brucf  Korn  üblich,  loereinjelt  im  9'^orben,  in  Äam= 


0  nttnbeffen^  f^on  im  anfange  beö  18.  3at)r^.,  bei  ^^lmarantt)C0  1715. 
')  Brustleib  fo  fc^on  1732  im  ^cutfc^-eat.  QBb.  »on  9Rürnb.  6.  43. 


390  9?oggcn  —  9?o^rftocf 

bürg,  Äarbucg '),  9?emfd)etb,  6icgen,  bann  in  6acf)fen  *)  (Ccipjig, 
eiftcrb.),  ?:^ürin9en  (Äalberff.,  &^l),  Äcffcn  *)  (iooljt).,  ^ulba,  ^ainj), 
in  6übbeuffc^lanb  ((5l[.,  '^falj,  93abcn,  93ai;crn)  unb  bcfonbcr^  in 
Öftcrrcic^,  ipo  man  oft  Kornbrod  für  Roggenbrod  lieft,  toai 
5.  ^,  bem  93crlincr  gan§  fremb  ift.  dagegen  toirb  mir  für  QGßürttem-- 
bcrg  (6fuffgart)  Kogge  bejeugt.  ^ud)  in  £cip5ig  fagf  man  jiOQr 
Korn,  aber  Roggenmehl.  Roggenbrod  unb  felbff  in  9Zieberöfferr. 
auf  bem  £anbc  (^röücnb.)  ruk^s  mö**  =  9?oggcnmcbI/  lt>5rtlic^  'rog= 
gcne^  ^e^r  neben  fubftantii3ifd)em  khon  '^om'.  QBo  e^  auf  ge-- 
naue  llntcrfci)eibung  5.  95.  oon  "^Sciäcn,  ®crftc,  Äafcr  anfommf,  toirb 
überaQ  Roggen  gcbraud)t.  ®icfe  6c^riftform  ift,  mic  ^lugc  ^b.  u. 
Roggen  bemerft,  sugleic^  nbb.  (altfäc^f.  roggo,  mnbb.  rogge)  unb 
f^mciäcrifcb  (Roggen  3b.  VI  773).  '3)ie  Schreibung  Rocken  (m^b.  rocke) 
ift  je^t  burcb  Roggen  ganj  oerbrängf.  "^Ibclung  QBb.  HI  1140  for^ 
bertc  noc^  Rocken  gegen  ©ot(fcf)cb  unb  anbere,  bic  Roggen  für  bit 
einzig  loa^re  Schreibart  ausgaben.  "^SieKeic^t  \)at  ber  QBunf^,  bai 
9Qöort  öon  (Spinn)rocken  ju  untcrfc^eiben,  oieüeic^it  aber  au6)  ber 
®ebrauc|>  oon  Korn  in  ben  ©cgcnbcn,  benen  bie  'Jorm  mit  ck  an-- 
ge^5rte,  jum  Siege  t>on  Roggen  beigetrogen,  ^belung  fc^rt  übrigen* 
ha^  geograpt)ifc^e  93cr^ältni^  oon  Roggen  unb  Kom  beinahe  um. 
9^a(^  i^m  mar  Rocken  ober  in  einigen  ©egenben  Rockenkorn  in 
ber  füblicben  Äälftc  '3)cutfd)lanb»  am  gangbarftcn,  in  ber  nörblic^en 
auc^  Korn,  fo  tvxt  c^  in  einigen  obb.  ©egenben  nur  Kern  unb  Frucht 
tjei^e*).  Kom  für  Q'^oggen  („Zeigen  ju  '^c\)l,  ^orn  ju  'Brote") 
ftnbet  fic^  fd^on  um   1600  bzi  Äans  0.  Sc^tt)eimc^en  ®cnfn?.   165. 

Storf  au^  fpanifc^em  9^ot)r  (Galamus),  al*  Spajierftocf  fowie 
jum  ^lu^flopfen  t>on  Kleibern  unb  '^olftern  »ermenbet.  1.  Rohr- 
stock ift  in  ganj  ^eutfcl)(anb,  Ciol.,  Scbtocij  verbreitet,  in  öftcrreicb 


^)  <^i^cl-3effcn  Q3olf^n.  b.«^f[.414  bcjcugt  Koorn  für  bic  untere  Oaßefer. 

■^1  Obcrfäc^f.  Korn  =  9?ocfen  bei  9?üt)iger  Suwac^«  n  (1783)  94- 
9D^üUcr-tyraureut(;  ^b.  II  S7.  Sm  93ogtlant)  Kom  unb  Roggen  ©erbet 
©ramm.  S.  66. 

»)  9?gl.  93ilmav  3b.  330. 

")  9^acb  bem  6cbtt>.  3i).  III  470  roirb  Cliorn  in  einigen  ©egcnben  öcr 
Sd^JDcij  für  O^oggen,  in  antscrcn  für  0tnfcl,  in  anbcren  für  ®crftc  ge« 
braudjt,  nadb  bem  <5)9ßb.  VI  1816  Korn  in  6iebenb.  für  =5Beijen,  in  QBepf. 
für  Safer. 


9?o^rftocf  -  9?oac  391 

nur  ocrcinjclt.  <5)oc^  ^obcn  fic^  auc^  in  ©cutfc^Ianb  noc^  anbcrc  'Jlu*- 
brürfc  erhalten:  2.  3n  Hamburg  Rethstock,  in  ^rcfclb  Ried- 
stock, in  93raunfd)to.  Reitstock.  6c^ü^c  3b.  III  287  ocr^eic^nct 
Reetstock  a(^  ^olfteinifd),  QOßafferjie^er,  3.  f.  btfd).  Hnferr.  VI  567 
aüi  "Flensburg;  ba5u  brem.  Reitstock  93rcm.  ^b.  III  467,  prcu§. 
Retchen  '6tod  jum  Schlagen  in  ben  Gc^ulen"  "^rif^bier  "^öb.  II  224. 
©n  Ii{erarifd)cr  93elcg  für  Rethstock  ift  Q3oigt--®icbcric^^  <5)rcioicr(cl 
6tunb  oor  ^ag  118.  3u  ©runbc  liegt  mnbb.  ret  reit  =  m^b. 
riet  Sci^ilfrol)r,  —  3.  3n  Sübbeutfd)!.  unb  öfterrcic^  (Coburg,  Act- 
bclb.,  QOßürtf.,  95at)crn,  Öfterr.)  nennt  mau  ben  6tocf  Spanisches 
Rohr  ober  (öfterr.)  Röhrl.  Q3gl.  (frti,  ®ic  £cute  oom  blauen 
@ugucfgt)ou^  307:  „er  na^m  fein  Spanisches  Rohr".  "21uc^  furstoeg 
Rohr  (^n»b.,  9^eumarft),  Röhrl  ober  (in  £inä,  Saljb.)  der  Spa- 
nische toirb  gefügt.  ferner  ift  in  '^öcfttireu^en  Spanisches 
Röhrchen  (©anjig),  furg  Röhrchen  (®.--^rone)  üblic^.  —  4.  3m 
alcmannifd)  fd)tt)äbifd)en  (Sebiet,  in  93ruc^f.,  'Söürtt.,  *2Iug^b.,  Kempten, 
<5)ombim,  6t.  ©allen  fagt  man  ou^  Meerrohr  b.  i.  bog  über  hai 
90?ecr,  nämlic^  t»on  ben  malaiifc^en  3nfeln,  ben  frü{)er  fpanif(^en  ^^i-- 
lippinen  ufto.  gebrachte  9'^o^r,  toie  Meerkatze,  Meerschweinchen  hit 
überfccifd)c  Äa^e,  baß  überfceifd)c  6c^tt)cin(i)cn  bebeuten. 

5.  3n  3u(fmantcl  unb  Saucrnig  die  Sende  (5.  93.  i>on  bcm 
^^o^rftocf  in  bcr  Scbulc),  oon  ^eint)olb  (93eitr.  90,  fd)on  Dorber  6tetn-- 
bac^)  alß  fcblcfifd)  gebud)t:  ^ri^el  unb  Seffen  ^olf^n.  194  fd)lcf. 
Sembden  Muncus  L.\  <5rifcf)bicr  ^b.  II  240  prcu^.  Sende  '93infe\ 
(56  ift  t)a9  m^b.  semede  semde,  a\)b.  semida  'scirpus.  papirus, 
carectum'  (93jör!man  3.  f.  b.  ^ortf.  3,  275).  ^gl.  ^eiganb  90ßb. 
II  846. 

"Slu^erbem  fommen  noc^  einige  tocniger  bc§cicf)ncnbc  '2Iu^brücfc 
»or:  Staberl  in  'Sßintcrb.,  6:()otiefct)au,  ßeipa,  9}^ä()rcn  (Olmü^), 
9'^ieberöfterr.  Q3gl.  Spatzier -Stab  ober  Spatzier- Stock  bti  ^ma- 
rant^eg  (1715):  „ein  fc^mat)l  ober  gtfd)tt)ancfc«  öon  6panifd)em  9?o^r 
»erfcrttgteg  Stäblein".  Stecken  in  (§münb,  Tatzenstecken  in 
^ürtt.;  ^opotoitfd)  Voc.  Ausir.  II  fol.  65  ocr^eic^net  öfterr.  Rohr- 
stecken. 

9^oüe 

Q3oriic^tung,  mittele  bcrcn  bic  ^äfc^c  burc^  '^Baljen  unter  ftarfem 
^rudt    gcprc§t   unb    geglättet   mirb.      ^aju   ba^  93erbum  rollen  'bte 


I 


392  ^oUc 

9Gßäf(^c  mit  ber  ^^oüc  glätten',  "^as  QSccfa^rcn,  haB  bic  9Cßafc^e  jum 
glätten  oorbereitet,  ift  in  ©übtirol  ni(^t  üblich,  ba^er  ^icr  ein  'JBort 
bofür  fc^lt,  "Slu^  an  anderen  Orten  tt>tc  "^ornbirn  ift  e^  crft  in 
neuerer  Seit  eingefü{)rt.  (?g  »ec^feln  §!Dci  2lu^bcüc!c  mit  cinanber, 
Rolle  unb  Mangel  ober  Mange.  1.  Da$  ^Serbreitung^gebict  oon 
Rolle  unb  rollen  ift  '^etcr^b.,  £io!.,  bwn  ber  mittlere  ^eil  oon  9^orb-- 
beutf4>l.,  Sommern,  9?Jccflcnb.,9}?arf,  6ct)(e^tD,--öolft.,  Äarburg,  Bremen, 
ölbenb.,  ^tx>tx,  9'^orbcn,  Äannooer,  ^infen,  93ücfeb.,  ^raunfd)©., 
€üneb.,  Äalle,  (iiiL,  *2lrtern,  3ei^,  6onber^^.,  (S.i\tnaö),  2eipj.  3n 
Äarb.,  ©öttingen,  'S)ortm.,  Äalbcrft.,  Weimar,  ^au^cn  mirb  foroo^l 
Rolle  tt)ie  Mangel  gebraucht.  3n  0tfd).=^ronc  ift  Rolle  häufiger,  in 
©anj.  feltener  ali  Mangel,  "^ofen  fagt  RoUe,  ^re^l.  Mangel  unb 
RoUe,  aber  nur  rollen,  ^Sieli^  rollen  unb  mangeln.  6in  5»t»eitee 
©ebiet  von  Rolle  unö  rollen  finb  bic  öftcrreic^.  *2llpcnlänber,  9'^ieber-- 
unb  Oberöfterr.,  nörbltc^  no4>  Snaim  un'D  Olmü^  in  J^ä^vm,  Stcicr-- 
marf,  .Kärnten,  Galjb.,  3nn^br.  '2luc^  genauere  ^ejeic^nungen  n?ic 
Zeugrolle  in  Bremen,  Wäscherolle  finben  ftc^. 

2.  Mangel  unb  mangeln  baben  5unäd)ft  ein  Heinere^  Ver- 
breitungsgebiet im  Often:  Oft-  unb  QOßcftpreu^en  \)  (;^önigSb.,  '5)anj.) 
unb  Scbleficn*),  bann  anfc^lie^cnb  baran  ein  mtftelbeutfd)eS  ©ebiet, 
93au^en,  QSogtlanb  *),  ^öl)men,  öft.=Scblefien,  ^ä^ren  (au§er  Snaim), 
SipS,  ^^üringen*)  (^Oöeim.,  Äalberft.,  xO^einingen),  too  aber  fcI)on 
Rolle  fonfurriert.  9luc^  weiter  nbrblic^  begegnet  i^ereinjelt  Mangel, 
mangeln,  in  ®ött.  (neben  RoUe),  Hamburg  ^),  Äarb.,  OSnabr.,  Gingen, 
£cer;  fobann  auSfd)lie§lic^  in  gan^  QBeftbeutfc^lanb,  in  ber  Q'vljeinp  o-- 
»inj,  im  größeren  ^eilc  QöeftfalcnS  (fünfter,  'Sortmunb,  ^abcrb., 
6iegen),  in  Äeffen  C^J^arb.,  tJulöa)*),  £ott)ringen^;  ferner  in  ^ieSb., 
*5ranff.,  ber  9Rf)einpfal5,  93aben  (ioeibelb.,  9^aft.,  i^onffanj),  6cl)iDeij 
CScrn,  6t.  ©allen).  3n  6übbcutf^lanb,  (5lfa^,  '^reiburg,  ^ürttemb., 
93at)crn,  aud)  in  2uremb.  *)  ^errfd)t  bie  fürjere  *5orm  Mange  (munb* 


^)  grifc^bier  QOßb.  II  48. 

■')  6c^on  öon  6teinbad)  1734  bcjcugf,  5)TBb.  VI  1539. 

')  ©erbet  ©ramm.  6.  160. 

*)  gSgl.  Äertel  ^bür.  163. 

**)  Qln  ben  ©ef^äftSlofalen  in  Hamburg,  bie  9lolIen  ^aben,  ftcbt:  Hier 
kann  man  Zeug  mangeln,  in  Berlin:  Hier  kann  gerollt  werden. 

•)  ?Rad)  Scböner  3.  f.  bb  ^.  V  258  ^)ir^  in  gfcbenrob  (Obcrbeffcn) 
Rolle  gefügt. 

')  goUmann  ^^b.  352. 

«)  Qßb.  lur.  xW.  275  Mang. 


9?oüc  393 

artl.  Mang)  unb  mangen.  ^cü^er  fd)cint  Mange  ipcitcr  »crbrcitct 
gcipcfcn  3U  fein:  bai  93rcm.  Qßb.  III  128  pcrjeic^nct  tiefe  '5orin  als 
brcmifcp.  Äcrfcl  ^{)ür.  163  fütjrt  Mang  nod)  au»  Saljungen,  Mange 
aus  bem  Äarj  an.  ^a?  «Sc^mcij.  3biotifon  IV  328  tcnnt  auc^  nur 
bic  ^orm  Mangen  f.  (au^  ^afcl,  ©latus,  3ürtc^),  toä^renb  mir  aus 
93crn,  6t.  ©allen  Mangel  (als  ^b.)  angegeben  morbcn  ift.  —  6e^r 
feiten  unb  im  Ab.  ocraltcf  ift  haß  glcic^bebcutcnbc  Mandel,  bas  Äcrtel 
a.  a.  O.  (nad)  ^eife)  cu^  "2lltenburg  anführt.  Sem  3cblerfd)cn  Uni-- 
mfallerifon  öon  1739  (19  6p.  893  f.),  ^Ibclung  ^^b.  III  (1798)  42 
«nb  ^rüni^  (?ncpfl.  126  (1818),  641  ift  bai  ^ort  noc^  gau5  ge- 
läufig. (5^  ift  alfo  crft  im  £aufc  btß  19.  3at)rt)unb£rts  veraltet.  3n 
6onber6^aufcn  l^eißt,  wit  fd)on  6.  282  craäpnt  mürbe,  ber  Ä'Iciber-- 
rec^en  Mandelliolz  boc^  tvo^l  r>on  einer  (mir  aüerbing^  unUarcn)  "iäbn-- 
{\d)U\t  mit  einem  ^DZangclfjol^. 

"Sie  eigentümliche  geograpt)ifd)e  Q3crteilung  oon  Rolle  unb  Mangeil) 
—  Rolle  in  bcn  brci  ifolicctcn  ©ebieten  SIM.,  mittlere^  O^orbbeutfc^l., 
bfterr.  '2llpcnlänber,  in  ben  Swifc^engebieten  ^reu§en,  6c^lerten,  ^öl)-- 
men,  ^lä^xtn  Mangel  —  erflärt  ftrf),  toenn  Mangeflj  ber  altere  ^us-- 
brucf  n?ar,  ber  in  neuerer  Seit  in  einjelnen  ©egenben  bmd}  RoUe  cr-- 
fc^t  tourbc,  toä^renb  in  anderen  baß  ältere  'Sßort  betoaljrt  tourbe.  3n 
ber  '^at  ift  Mang  fcf)on  au^  ^ucber^  ^aumeifterbuc^  78,  23  (ca.  1475), 
mangen  au^  5uc^ers  Äaus^altb.  (1507—17),  Mange  prelum  au^ 
6ticlcr  ^.  6pr.  (1691)  6p.  1269,  auffraangeln  aus  6aftrott»  I  278 
(16.  3a^rt).)  belegt,  dagegen  finbc  iö:^  für  Rolle  (RoUtücher)  !e:n 
ältere^  Seugnis  als  '2lmarantc)es  ^rauenäiiimerler.  »on   1715^). 

■^Bir  muffen  l)ier  einen  ^licf  auf  bie  gcfct)ic{)tlici)e  öntiDidlung 
biefe^  ©eräts  njcrfen.  ^opoipitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  65  unter- 
fc^eibet  bereite  r>ier  6tufcn:  1)  "Sic  älteftc  unb  cinfac^fte  "Jorm  ift 
ba^  Mangholz.  n>ie  e^  ^oporoitfd)  nennt,  „eine  Ijalbe  l)5läerne  5\ugel 
mit  6tiel".  Geringer  3ög.  ^orfcl).  XIX  431  ff.  \)at  folc^e  piljför-- 
migen  hangeln  befcbriebcn  unb  abgebilbet.  <c>k  äl^neln  ben  beulen, 
mit  bcnen  ber  ^uc^enteig  gcrüt)rt  unb  getnetet  ober  gerieben  lyirb,  es 
ftnb  alfo  .^nctl^bljcr,  mit  bcnen  juerft  ber  5eig,  bann  aud)  bic  '^äfcbe 
ge!actet  tourbe.  2)  ^ie  Mang,  in  6cbl«nen  Handmangel  beftebt 
nac^  -popo.x)itfd)  au«  einer  OCÖalje,  bie  im  6c^lefifcben  Kaulen,  in 
ioo^cnlobc  Mangholz  t)ei§e,  unb  einem  ^ret.  3n  fct)lef.  Keule  ift, 
toie   man   fic^t,   ein  "Slusbrucf    beibebalten,    ber   nur  auf   ber  1.  6tufe 

')  ferner  Seblers  Unio.-gcr  19  (1739),  893.  Wäsch-Rolle  eeip^iger 
Sntcaigcnübl.  1764  8.  186. 


394  9?oac 

htvtd^ÜQt  \x>av.  ©ic  Äanbmangel  cntfpric^t  bcr  ^alje,  mit  bcr  bcr 
9^ubclteig  gerollt  ju  toctben  pflegt  unb  bie  in  Öftcrrcic^  Nudelwalker 
^ei^t.  "^lu^  9lo\tod  it>irb  mir  berichtet,  ba^  bort  ber  ^^ubeltoalfcr 
Mangelholz  ^ei|t,  iDö^renb  ta§  ©erat  für  bic  QCßäfc^c  nur  RoUe 
genannt  irirb,  unb  nac^  ibcrtel  ^^ür.  163  tt)irb  im  Äarj  unö  öft= 
lt(^en  ^^üringcn  mangeln  aud;  oom  ^cig  gefagt.  Qßicbcr  fc^en  loir, 
ba^  ba^felbc  Snftrument  für  bic  ^äfc^e  tt)ic  für  ben  ^eig  benu^t  toirb. 
ilmgefet)rt  ^at  ber  bftcrreic^ifc^c  9^ubcltoalfcr  feinen  9^amen  üon  einem 
*2lugbrucf  ber  Qöebtec^nif,  bem  "^ßaüen.  3)  ®ie  3.  Stufe  nennt  "^op. 
bie  Rolle;  ftc  bcftel)t  in  jlDei  'Jöaljen,  bic  burc^  einen  mit  Gfcinen  be-- 
lafteten  haften  bef^iücrt  finb.  4)  bie  burdb  ein  QBaffertoerf  ober  £aft-- 
tier  gefül)rte  grofjc  9!}iange.  Gift  nac^  "^opotoiif^^  ^obc,  um  1800, 
ift  bie  burc^  eine  Kurbel  in  93eit>egung  gefegte  Drehrolle  oon  bem 
Sittaucr  £ll)rmarf)er  'praffc  crfunben  tt)orben,  ipie  fie  nocb  t)eute  üblid» 
ift').  ®ie  ältefte  ^orm  be^  ©erat«  toar  alfo  feine  9^olIe,  biefe  93c-- 
jeic^nung   trat  nact)  "^opoioitfcl)  erft  auf  ber  3.  6tufe  ein. 

®ic  ^aftcnmange  ift  ttjo^l  t)on  Äaufe  au^  eine  91ppreturmafcbine 
unb  au^  ber  Weberei  auf  bic  '2öäfd)e  übertragen.  ®ie  ©eioebe  werben, 
nad^bem  fie  gcf(^orcn  unb  geftärft  finb,  auf  'SO'Jangen  gemangt  ober 
falanbert,  um  eine  glatte  unb  glänjcnbc  Oberfläche  ju  erhalten,  ^ic 
^alanber  finb  eine  neuere  Grfinbung,  aber  bic  fangen  ftnb  in  ber 
QOöcbcrei  alt.  ^ic  in  ^uc^cr^  93aumeifterbuc^  (1464—75)  6.  78  er- 
loätjntc  mang  (3.  22  f.  waltzen  in  die  mang,  3.  17  ein  püchen 
mangprett  ...  32  schuch  lank)  gehört  too^l  ^icrl)er. 

Mandel  unb  Mange  ftnb  gioei  ctt)mologifd^  öerfc^iebene  '^ßörtcr, 
Mandel  =  altnorb.  myndull  'runbcr  <otod  jum  ®re^en  ber  ioanb-- 
müt)le',  Mange  ^  ml^b.  mange  "^Curfmaf^ine,  lat.  manganum, 
gr.  fiäyyavov,  ba^  too^l  eine  'SJJafc^inc  bcjcicbnetc,  beren  toefcntlic^e 
^eile  in  Taljen  ober  Quollen  beftanbcn  (Älobe  im  ^lafc^cnjug,  <5eftrng^' 
mafcbine).  Mangel  ift  enttoeber,  iDtc  9}^eringer  3bg.  'Jorfc^.  XIX  436 
annimmt,   au^  Mange  unb  Mandel  fontaminiert   ober  burc^  ben  ipcit 


»)  Ärüni^  gnc^fl.  126.  03 b.  (1818)  647:  „<Dic  grfinbung  ber  ©rc^roacn 
jum 'vJlbroüen  bcr  QBäfchc  ift  nod)  neu,  jie  ftnb  erft  feit  ungefähr  15  3a{)rcn 
bier  eittgefü^rt  uttb  jc^t  fo  ^iemlid)  allgemein  oerbreitct."  'SDkrfmürbig  ift 
ober,  ba%  Seblcr  ynit^.-Ccr.  19,  893  unter  Mandel  bereit«  im  3- 1739  fc^reibt: 
„<2öte  ntm  biefe  9lrt  orbcntUd)  oon  srocpen  ^erfoncn  gcjogcn  luerbcn  mufe, 
alfo  bot  man  eine  bcfonbcrc  3nt»cntion  oon  ^anbeln  ober  9\oüen,  rocidje 
nut  oon  einer  ^crfon,  oermittelft  cir.ee  9\abcö  bin  unb  it)iebcr  beweget 
loerben  tonnen," 


9?oac  —  xRoüroagcn  —  9?ofmc  395 

verbreiteten  QBanbcl    oon   nd    ju   ng   (nbb.,  mb.,    e([.,    f(i)lr>ci§.    ^c-- 
^ag^el  @cfc^.  b.  beutfc^en  Spr.'  184)  aui  Mandel  lautlich  cntftanbcn. 

ßafttoa^en  mit  ftarfcn  nicbrigen  9^äbcru  (tt)ic  9^oücn)  otjne  ^e= 
bac^ung,  tt?te  fic  namentlich  Gpebiteure  jum  ^ran^porf  i>on  Giften  ocr- 
ipenben.  <5)er  ^utfd)er  cinc^  folc|)cn  "Söagcn^  t)ct§t  Rollkutscher. 
Rollwagen  iff  bcr  in  ^eutf(^lanb  au§er  93at)ern  übliche 'Slu^brucE^). 
3n  6d)toerte  and)  Rollenwagen,  in  Äeibelb.  die  Roll(e)*).  3n 
älterer  3ett  war  Rollwagen  ein  leicbtcr  Qi^eifeipagen  *).  3örg  ^idt-- 
ram^  'Rollwagenbüchlein'  (um  1550)  ift  eine  "2lnefbotcnfammlung 
jur  Unterhaltung  im  9^eifetDagen.  3n  93at)ern  (oon  ^ünc^en  bii 
2lfd)affenb.)  unb  5;irol  IjeiBt  ber  "xRoUlpageu  ßrückenwagen*),  in 
3nngbrucf  Schleifwagen,  auc^  Fuhrwagen,  in  2obo|l^  Fukr- 
wagen,  im  übrigen  Öfterreic^  Streifwagen  (munbartlic^  Strafwägn 
Äügel  Wiener  5)ialeft  159),  ein  "Sluäbrud,  bcr  nid^t  ganj  leicht  ju 
erflären  ift:  '^agcn  für  ßtreifioarcn  b.  i.  Giften  u.  bgl.,  bie  gcftreift 
ober  gefcl)leift  toerben'  (ogl.  Schleif  wagen)  ?  9)ian  fagt  ferner  @e-- 
päd  zustreifen  b.  \).  burcb  einen  Gtreiftoagen  aufteilen.  —  3n  3ürtc^ 
Camionagewagen  (frj.  camionage  ^ran^port  auf  Q^ollnjagen). 
<5)a^  5)'2öb.  II  138  ^at  nod)  ben  l^ugbruc!  Blockwagen,  ^agen  mit 
ftarfen  9'^äbcrn. 

9^ofine 

®iefc  '^Bejeic^nung  ber  getrocfneten  QKeinbecren  iff  je^f  \d)ot\  faft 
gcmcin^oc^beutfcf).     ^oc^  ipirb  in  Sübbeutfcl)lanb  au^er  Slfa§  unb  in 

')  2\t.  <23elegc:  g=rcnffcn  Äl.  &>.  ^aas  64  (Rollkutscher  66).  5tege. 
mann  6öt)nc  b.  Q^cic^ätanbcä  32. 

-)  Rolle  im  Ginne  oon  'QRcifcmogen'  wirb  für  biefc  ©egcnb  bcjcugt  burcb 
Aaf  der  Rollen  nac^  Oppenheim  fahren  bei  Saftron?  (16.  3a^rbunbert)  I  284. 

")  Sticlcr  ^.  Spr.  (1691)  2529  cisium.  Gomeniuö  1644  (bei  Sc^ulj 
®tfcl^.  '5rcmbtt)b.  319)  rollwagen  oder  kaiessen,  -^ibelung  QGBb.  III  1154  fcnnt 
bcibe  QSebcutungen  oon  Rollwagen:  1.  nicbriger,  ftaft  ber  9?äbev  auf  ^xoücn, 
b.  i.  Scheiben,  ftebenber  ^agen.  2.  leichter  Ccitcrnjagcn,  'SRcifenbe  barauf 
fc^neU  üon  einem  ®orf  jum  anbcrn  ju  bringen,  »eil  er  leicbt  Dabin  tollt. 
3n  einigen  ©egenbcn,  unb  fctbft  in  9}?ei§en  Hauderer;  in  Öfterr.  Zeisel- 
wagen. 

*)  Qlucb  oon  Stegcmanr,  ®ie  ali  Opfer  fallen  375  gcbraucbf.  ""Popo- 
roitfct)  Voc.  Austr.  I  fol.  70  crtlärt  Bruckenwagen  aiü  einen  QBagen  jum 
^bricbten  bcr  ^ferbc  aue  einem  alten  QCßagengeftcU  mit  einctn  Bretter- 
boten  n)ic  einer  ^rüctc,  worauf  bie  Gtaüfnecbte  fiQen. 


396  ^ortnc 

Öffcrrcic^  für  ble  gco^en  9Roftncu  noc^  bic  ^ejeicbnung  Zibebe 
(munbarflic^  Ziwem  au§  Ziwewen^))  oicl  gcbrau^it,  fo  in  S^axii' 
ru^c,  9^aftaff,  'Jrciburg,  Äcilbronn,  QlBttrftemb.,  9^cumarff  a.  Äanat, 
'^lugeb.,  9}^ünc^en,  93rcgcn5,  Snn^brucf,  Obcrbftcrr.,  Olmü^,  3naim, 
5D'Jä!)r.=9'Zcuftabt,  ^roppau,  9'^icbcvöftcrr.,  6iebcnb.  3n  ©aljb.,  95icli^ 
iff  ba^  QCßort  feiten,  in  -^icn  unb  rt>o\)l  an<i)  anberipärf^  fc^on  im 
93eralfen,  aber  5.  93.  in  3naim  noc^  ber  übHc^c  2Iu^brucf,  Rosine 
felfen.  ®ie  Äoforbnung  bc^  9}Jarfgrafcn  3of)önn  0.  .Küffrin  (1561) 
®Ä@.  II  2,  51  f)af  Zibeben  neben  kleine  unb  große  Rosinen. 
6d)lcf.  Rosinke  (3ucfm.)  =  m^b.  (mb.)  rosinekin  mu^  h)ol)(  für 
munbarflic^  gelten.  3n  3ugolft.,  IBinterb.,  (5ger,  ßal^b.  »erben  bic 
^'^ofinen  auc^  noc^  Weinbeeren  genannt,  unb  bic  flcincn  fc^toarjcn 
Q'^ojiincn,  bic  in  ®cutfd)lanb  Korinthen  ^ei§en,  tt>ic  fc^on  ^opotoitfc^ 
QScrfud^  472  melbet,  allgemein  in  Öftcrr.  Weinbeerin,  munbartlic^ 
Weimperln ■^).  ©er  cc^telfäffifd)c  9'^amc  ift  Meertrauben,  munb* 
arfl.  Meertrübel  {&].  QBb.  II  740),  Meertriwle  (Äenrt)  Dial.  de 
Golm.  202),  iporin  Meer-  n)ic  in  Meerkatze,  Meerschweinchen. 
Mehrrohr  (f.  oben  6.  391)  bic  überfceifd)c  Äcrhtnft  bebeutet. 

Weinbeeren  unb  Meertrauben  finb  ck  bcuffc^cn  '^Benennungen, 
für  bic  im  9'iorben  oon  'Jranfreic^  ^er  (altfrj.  rosin),  oicUeic^t  auc^ 
über  hk  9'iicb erlaube  (nbl.  rosijn  rozijn)  Rosine*)  einbrang,  tvä\)= 
rcnb  bem  ©üben,  5yo[)l  über  3falicn  (it.  zibibbo),  mit  einer  großen 
f^rif(^en  '^oftnenart  bercn  arabi[cl)cr  9^amc  Zibebe  (arab.  zabib)  ju-- 
fam*).  JJlaix  ocrgleid^c  ba5u  bie  ^U0füt)rungcn  in  Seblcrij:  Unioerfal-- 
Icfüon  oon  1742,  XXXII  956:  „. . .  .  gro§c  9^ofiiicn,  unter  iocld)en 
bie  größten  Zibeben.  Gibeben,  lange  blaue  9?ofincn,  Passulae  Zi- 
bebae  ^ci^cn,  )o  in  l)a(brunbcn  ^infc^lägcn  oon  Damasco,  einer 
Äauptftabt  in  Si)rieu,  fommcn  unb  bercnlocgcn  Uvae  Damascenae, 
Passulae  Damascenae,  Kaisins  de  Damas,  gro^c  ober  blaue  9io= 
finen,  <3)ama^cener  5:rauben  gcncnnet  5uerben."  '21nbercrfeiti^  6p.  957 : 
„gemeine  9^ofincn 6ic  fommcn  juglcic^  mit  il)ren  Stielen  in 

')  5$lcm  '^roo.QBb.  II  248  fdireibt  bic  ^orm  Ziweben  öftcrr.  unb 
QBürtt,  n)0  cö  an  Öftcrr.  grcn/jf,  ju. 

2)  mein  '^roü..gS>b.  II  229:  Weimper.  —  JJlan  oergleic^t  aucb  Heine 
fiÄ)n)arje  '>2lugcn  mit  Weimperln  unb  nennt  einen  9}ienfd)cn,  Der  fid)  einju« 
fd^mcict)cln  oerfte^t,  Weimperl. 

")  '•iUteftcg  Scugnii?  für  ba«  QSßort:  rösein  in  9^ürnberg  um  140(> 
gcjer  g)?t)b.  ^b.  u.  rosine.    ^Beiganb  ^b.  II  606  f. 

*)  Q3gt.  Gticlcr  'S:.  6pr.  (1697)  1623:  „6ct)r  große  9lortnen  alias  3»- 
beben,  passulae  maximae  seu  Damascenae", 


9Rofinc  —  3?otto^t  —  ??ü^rci  397 

körben  cingepacft  au^  Spanien  unb  Stallen  nac^  Äoüanb  unb  Äatn* 
bürg,  oon  t>a  fie  tpeiter  Dcrfd)t(fet  n^crbcn."  ^an  oerglctd)«  ben  93rr-- 
gang  bei  Apfelsine  ff.  oben  6.  87  f.), 

9^otfol;(  f.  ^ciffo^i 
9Ru^rei 

(5ier  mit  bem  Quirl  burc^cinanbergerüt)rt,  fo  ba§  <5)otfer  unb 
^ei^e^  ocrmifc^t  tt>erbcn,  unb  in  93utfer  ober  6d)malä  gebraten. 
1.  <5)er  ^u^brud  Rtihrei  iff  in  ganj  "Scutfc^Ianb  üblich  ober  tt)cnig= 
ffcn^  befannt  unb  noc^  toeifcr  füblid)  in  bcr  6c^toei5  unb  ^irol  bi^ 
93crn,  6t.  ©allen,  ^Slubenj,  Snn^brucf,  ^Sojcn  unb  im  Oftcn  bi^  tn^ 
nörblic^c  93ö^mcn.  ^it  bem  foüeftioen  Rührei  toe(^felt  ber  ^lurol 
Rühreier,  aber  bic  Orte,  tk  bicfe  ober  jene  'Jorm  ooräie^cn,  bilben 
fein  gefd)(offcnc^  gcograp^ifd)c*  ©ebict:  Rührei  finbet  fic^  5.93.  in 
^etcr^burg,  ^oipat,  93erlin,  9?oftocf,  Cübccf,  93remcn,  933ie^baben, 
^ranffurf,  ^ain^,  93crn,  ber  '^lural  in  ©anjig,  ^Sre^lau,  ßeipjig, 
9}Zarfneufircbcn,  'SJ'^einingen,  Osnabrücf,  ^aberborn,  5?öln,  Siegburg, 
^oblenj,  3h)eibrü(fen,  9?aftatt,  t^reiburg,  QCßürttemberg,  '2lfrf)affcnburg, 
9^ürnberg,  3ngoIftabt,  'S)onüutt)ört^,  9}^ün(^cn,  ^ug^burg,  5?emptcn, 
£cipa,  2citmcri^.  —  ^üv  9\oftocf  bejcugf  mir  ein  ©etoä^r^mannn  ali 
ben  gcbräucblic^crcn  "i^u^brucf  Eierrühr,  baß  aber  ben  beiben  '2)amen, 
bie  feine  "Eingaben  nachprüften,  unbefannf  ift.  Eyerrühr  cctoät)nt 
fd)on  *21belung  "^ßb.  III  1529  unb  oergleic^t  fc^locb.  Eggröra.  —  3n 
•JBinterberg  im  rt)eftli(^en  93öl)men  toirb  \tatt  be^  ^ompofitum^  Ge- 
rührte Eier,  im  norbmcftlic^cn  ©tciermarf  ('2Iuffec)  Eingerührte  Eier 
gefagt.  Q3gl.  Äenifc^  ^.  6pr.  (1616)  Sp.  964:  Gerürte  eyer, 
ova  agitata  et  ova  fracta.     ^opomitfc^  Q}crfuc^  (5.   105. 

<3)ic  gefd)id)t(i(^en  Seugniffe  beuten  Darauf  ^in,  ba^  bie  93cäeic^= 
nung  »on  9'JorbbfutfcbIanb  ausgegangen  ift.  "Sibelung  ^b.  III  1529 
fd)reibf:  „"Sa^  Rührey  im  gemeinen  Ceben,  bcfonberS  9^icber^ 
beutfc^UnbS  in  einer  Pfanne  auegefdjiagene  Sier."  ®aS  ®^b. 
Vin  1458  briftgt  als  ältcften  "^Seleg  für  Rührey  baß  ^Jrauenjimmer» 
leyüon  beS  ßeipäigcrS  ^marantt)cS  (SoroinuS)  oon  1773,  II  2954, 
unb  öergleic^t  nbb.  rörei,  unb  ^opomitfd)  Q3erfuc^  (1780)  6.  105 
bemertt:  „Gerührte  Eyer  ber  Sacf)fen  [b.L  9^ieberbeuifd)cn],  ^^ü= 
ringcr,  ^ctterauer  (des  oeufs  brouilles)." 

2.  3m  füböftlic^cn  ®eutfd)(anb  ift  neben  bem  mo^l  eingebrungenen 


I 


398  QRü^rci 

Ruhreier  bcr  *2lu^brucf  Eingeschlagene  Eier  üblic^,  fo  in  '^ßürt-- 
tcmbcrg,  in  öielcn  ba9rifd)cn  ©täbtcn  (*2ln^bac^,  Äof,  2lmberg,  9^eu- 
maxtt,  ^ünä^m,  ^uggburg)  unb  im  benachbarten  Gger.  <3)afür  Aus- 
geschlagene Eier  in  bcr  "^ränf.  Sd^ipcij*). 

3.  3n  Öfterreic^  —  93ö^men,  'SJiä^ren,  Sc^lefien  (au§er  Saucrnig), 
Ober--  unb  9'Zieber-öfterreic^,  Gtciermarf,  Kärnten,  Sip^r  6icbcn= 
bürden  —  ^ci§t  bai  Q'^ü^rei  Eierspeis(e),  auc^  in  ^irol  (^aufer^), 
tt)0  Rührei  n)ot)l  crft  in  jüngerer  Seit  eingebrungen  ift,  unb  nod) 
toeifcr  tt)cftli4>  in  ^onftanj. 

4.  3n  93icn^  Eierkasch  neben  Eierspeise  unb  fcitenem 
Rührei.  Über  Kasch  f.  oben  6.  384  unter  Quetsch-KartoffeLn.  — 
5.  3n  Saucrnig  gebratene  Eier. 

'Jöerbcrt  bk  (Jier  unjcrrü^rt  gebraten,  fo  t)a^  QCßeiBe*  unb  <5)otter 
gef(^icben  bleiben,  fo  ^ei§cn  \xt  in  93crlin  meiff  Setzeier,  in  QBien 
Spiegeleier.  Strenge  geograpf)ifc^c  linterfc^icbc  befielen  \)itv  aber 
too^l  nic^t.  9^icoIai  9^eife  (1781)  V  234  teilt  gerabe  al^  9Biener 
^uibrucf  Gsetzte  Aar  mit,  unb  gesetzte  Eier  ftebf  neben  Spiegel- 
eier im  gßicner  ^oc^buc^ '°  oon  2.  6clc«fott)i^  (1899)  260.  2luc^ 
Ut  '33c5eic^nung  berfelben  Speife  al^  Ochsenaugen  ift  toeit  ver- 
breitet: nbb.  ossenoogen  (<3)^b.  VII  1132),  fä4)f.  gefulte  ayr  oder 
Ochsenaugen  ©ermania  IX,  200;  lot^r.  Ochsenaue°  <5oümann  QBb. 
390.  3n  ^irol  unb  Oberbfterr.  fagt  man  Eier  in  Schmalz  (munbartl. 
Oa ringschmalz),  ßcbon  bai  öon  93irlinger  ©ermania  IX  203  ^crau^» 
gegebene  ^cgernfcer  5lod)bu6  be^  15. — 16.  3a^rb.  nennt  kalts  ajTn- 
schmalz,  Äanö  6ac^^  (1 560)  braucht  ayrenschmalz''),  unb  9^ico(at  Q'veife 
(1781)  V  234  unlerfc^cibet  für  haß  9Qöien  feiner  Seit  steiferen  Aar- 
speis unb  Aarenschmalz,  ^opoioitfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  103  R 
befinierf  für  biefclbe  Seit  öftcrr  Eyerundschmalz  :=  fäc^f.  gerührte 
Eier,  fäd)f.  Eyerundschmalz  =  oeufs  an  iniroir,  gefegte  (fper  (in 
6act)|en  auc^  Eyer  auf  Butter),  unb  in  feinem  QSerl'uc^  6.  105 
fagt  er:  „9}Jit  öc^malj  gebadeii  t)ei§en  fic  Eyer  und  Schmalz,  mit 
'3!}iilc^ral)m  gc!oc^t.  Eingerührtes".  0a^  9'Zamenbücblcin  für  flooe* 
nif(^'beutfd)c  6c^ulen   (in  5?rain)  üon  1854   gibt  al^  bie  forrcffe  9^0« 


1)  "iHngcmerft  fei  l)ier,  rooö  mir  mein  ©cwö^rÄmann  für  bicfc  ©cgcnt 
mitteilt,  ba^  bafelbff  bic  munbarflic^c  'Jorm  Öar  f)artgcfocbtc  Sicr  unb  bie 
^b.  ^orm  Eier  n)ei<^gefo(^te  6icr  bebeutet,  b.  t).  bie  länblic^e -^Irt  bcr  3u' 
bcrcitung  wirb  mit  bcr  munbartlic^en  'Jorm,  bie  ftäbtifd^e  %xi  mit  bcr  ^>b. 
^orm  bcjeicbnet. 

')  ec^meOer  <2öb.  I  55. 


9{üf)Tt\  —  6a^ne  399 

mcn^form  Eierschmalz,  ba§  mir  and)  au^  bcr  ^ränflfd)cn  (Bd^wd^ 
angegeben  tt)irb.  "^Bieber  anber^  iff  ber  öfferr.  Eierschmarren  (bcr 
auc^  in  6übbeutfd)Ianb  h\§  93aben  öorfommf),  in  öfterr.  gcn^ö^nlirf) 
Kaiserschmarren  genannt,  ber  f\d)  oom  9^ü|)rci  baburc^  unferfc^cibct, 
bo§  er  anß  hjenig  ^iern,  'SJJilcl)  unb  öiclcm  ^t\fl  befielt,  unb  tt)ie 
3crfto§encr  ©erfuc^en  au^)tel)f;  er  tvixb  auc^  au^  ®rie^  ober  ^ar= 
toffeln  (Gries-,  Erdäpfelschmarren)  bereitet.  Gübbeutfcb  öfterr. 
Schmarre  bthtutct  '93rocfen,  "Je^en'*). 

6a^ne 

bic  fette  obere  <B6)i6)t,  bie  fic^  auf  ber  9}Jilcb  anfammclt,  tpcnn 
fie  mö)  bcm  xOielfen  einige  3t^t  fte^cn  bleibt  ^).  ^k  bciben  Äauptau^^ 
brüdc  unb  Sahne  unb  Rahm.  1.  Sahne  ift  norb-  unb  miticlbeutf^, 
e^  reicf)t  füblic|)  hii  93eut^en,  'SJiarfncuf.,  933eimar,  (ftfcnac|>,  Staffel, 
i^oblenj,  5rier.  ^ber  auc^  in  biefem  ©ebiet  \)at  Sahne  ni6t  bie 
^lüein^errfc^aft,  fonbern  n)e(^felt  mit  Rahm.  3n  93crlin  ift  nur  Sahne 
übli^,  unb  nur  biefcr  ^u^brucf  iDtrb  mir  ferner  au^  ^ofen,  6c^Ie= 
fien*),  9^oftodE,  QUttin,  ÄannoDcr,  6cf)rt)erte,  O^nabr.,  Ceer,  ioalle, 
6onber^^.,  ßeipjig,  93au^en  angegeben.  3n  mand)en  Orten  irie 
6c^lc^n).,  6c^mcrin,  Ölbenb.,  ©oft.,  5?affcl,  halber ft.,  Si^l.,  <2öcim., 
Giegen,  ^abcrb.,  ^5lu  finben  fic^  beibc  ^uöbrüde.  3n  ßüneb.  unb 
SOf^ünfter  toirb  Rahm  burc^  Sahne  crft  in  neuerer  Sdt  öcrbrängt.  3n 
^önig^b.,  tt)0  Schmand  baß  getoö^nlic^e  ift,  gilt  Sahne  al§  „I)OC^= 
gebilbct".  ^a^  ^ort  bringt  h)0^l  namentlich  bucc^  93etliner  (?influ| 
©or.  9Zac^  ^belung  ^b.  III  1251  ift  t§  befonber«  oberfäc^fifd), 
bcbcute  aber  ^ier  öortoiegenb  bic  fü§e  Sa^ne,  n)ät)renb  bic  fauere 
Rahm  ^ei§e;  biefe  93efd)ränfung  öon  Rahm  auf  bic  fauere  6a^ne 
ift  aud)  öfterreicbifd).  Sahne  get)i5rt  auc^  ber  nbb.  unb  nbl.  9}?unbart 
(nbl.  zaan,  mnbl.  saene)  an. 

2.  '5)ic  Dcrbccitctfte  93eäcic^nung  bcr  Qad)t  ift  Rahm:  fic  finbet 
fic^  in  allen  teilen  be^  bcutfd)cn  Sprachgebiete^,  auc^  in  9^orbbeulfc{)- 
lanb,  tt)ic  toir  fa^en,  5.  93.  in  ^icl,  Harburg,  93remen,  9^orben,  bann 

')  <2ßeiganb  ^b.  II  744.  (gif.  ^b.  H  844.  ^oOmann  QSßb.  456  u. 
Schmurre. 

^)  3n  95crtin  unb  fonft  in  ^lorbbcutfc^lanb  ^ei^t  Sahne  auc^  bie  öaut, 
bic  ftc^  auf  abqetod)fev  i!J?itc^  bilbct.  ^b-  "Fontane,  Cöcilc  (berliner  9Ro- 
mancll  S.  204)  fc^reibt:  „Sclbft  bcr  fäuerlicb  fc^lecbtc  Ä'affec,  mit  bcr  aücr- 
orten  im  Äarj  al^  Gabne  gcltenbcn  bä^iic^cn  9}?ilcbb<iut." 

')  3n  öc^leftcn  ift  Sahne  nac^  QOßcinbolb  ^citr.  75  bäufiger  ali  Rahm. 


I 


400  <3a^"« 

in  '^Bcftbeutfd^lanb  (9^^cinlanb,  Äcffcn,  '^öcftf.),  ^t)üringcn  unb  6üb-- 
bcutfd^lanb,  ferner  in  ^irol,  ©aljburg,  Kärnten.  3n  Ober^  unb  9'Zieber= 
5f(err.  unb  Sfeierm.  toirb  Rahm  auf  bk  [aucrc  6al)nc  befd)rän!t, 
mä^renb  bic  fü|e  Obers  i)ei^f.  tiefer  ©ebraud^  bc^  ^orfe«  Rahm 
tpirb,  n?ie  tüir  fa|)cn,  öon  "iHbelung  au^)  für  bai  Oberfäc^jifc^e  feiner 
Seit  bejcugf,  oon  ^opolt)itf(^  Voc.  Austr.  II  fol.  14  für  5?olmar, 
tt)0  bie  fü^c  6a^nc  Niedlä,  bie  fauerc  Ram  genannt  lücrbe.  3c^t 
tpirb  in  biefcr  Qtabt  nad)  Äenr^  Dial.  de  Colm.  199.  204  nur 
Rahm  (roim)  gebraucht  '21uci^  in  bcn  "SO^unbarten  ift  Rahm  in  ben 
<5ormen  räum  (=  m))i>,  milchroum)  rom  räm  über  faft  ba^  ganje 
bcutfd)c  (Sprachgebiet  ocrbreitet  ^).  ^ai  ^b.  Rahm  ift  bit  im  (5üben, 
in  '^Sa^ern,  Öfterreid^,  auc^  ber  '^falg')  au^  räum  =  m^b.  roura 
entftanbenc  ^ialeftform.  3n  ber  ©c^toeij  tpirb  nac^  3b.  VI  898  an 
ber  '^tx\p\)mt  Raum,  im  *3[)?itfellanb  Nidel  gebraucht,  unb  fd)riftbeutf(^ 
Rahm  beginnt  einsubringcn,  aber  „nur  für  ben  in  ben  Äonbel  ge« 
bra(^tcn  9^a^m,  nid^t  für  bk  ibaut  auf  ber  SO^ilc^".  3m  älteren  9^^b. 
ipirb  noc^  bic  *^orm  Raum  ober  Rohm  gebraucht:  Sohm  oder  Rhaum 
oder  Rohm  wie  es  etliche  nennen  doler  ioau^buc^  (1593)  III  c.  45. 
9^cben  biefen  "Slu^brürfen  ftnbcn  jtc^  noc^  einige  räumlich  be» 
fcl)ränfterc.  3.  Schmand  in  '^cter^b.,  2M,  (0orpaf,  9?iga),  Oft^ 
unb  92ßeftprcu§en  *),  Äeffen*),  '5:rier  unb  in  ber  3ip^.  9}?unbartlid(> 
lt)itb  ba^  QSJort  nod^  für  ba^  lueftlic^c  'Olbb, '),  einige  t^ür.  Orte,  6al-- 
jungcn,  9'^orbt)aufcn,  ^interftein  *),  ba^  Gid^^felb,  Cuycmb. '),  bcjeugt. 
3m  l)b.  <5prad^gcbraud^  ift  c^  im  3urücEtt)cic^cn  begriffen.  ^lein  'proo.-- 
^b.  II  126  gab  Schmant  1792  noc^  für  ^oblenj  an,  öon  Wo  mir  jc^t 
Sahne  bezeugt  toirb.  9^ad)  Q3ietor  (ö.  41)  \)at  bic  r^einfränfifc^c 
llmgangsfprac^e  in  unb  um  9?affau  Rahm.  3m  oberbcff.  Cf4)cnrob 
gilt    na<5)    6d?öncr    3.  f.  ^b.  9J?.  V  256    Schmand    für    nobler    aii 

')  -Sclegc  ©Qfißb.  VIII  63.  Sd)nj^5er  3bg.  '^orfc^.  XXI  180  f.  ®aju 
öcttel  '^\)üv.  191.  ©erbet  ©ramm.  6.  84.  Cen^  «löb.  57.  'Joümann 
qGßb.  405. 

»)  mein  ^roo..QBb.  II  75. 

')  ^Ö^-  '5rifd)bi€r  ^b.  II  294.    ßif.  smantas.  szmanta. 

*)  g3gl.  ©^b.  IX  934.  Q3itmar  3b.  359.  Tftftcr  9^acbtr.  258.  (Ire- 
ccliug  QBb.  745.    edjmibt  Offiefter».  3b.  195.    i?ei)rcin  <23olföfpr.  356. 

")  smant  "21.  \>.  (Spe  ®ffc^.  93?n.  II  509.  ®QSßb.  IX  934:  ©Öftingen 
6d)ambad)  QEßb.  197,  Cippc,  GctjTOalenbcrg  bei  ^tjrmonf  93ögcr  3b.  f.  nbb. 
6pr.  32,  162,  «Jöcftfaten  Qßocffc  Qä^b.  243,  bo«  9?u^rt^al  ©rimme  ^lottb. 
gjJunborten  159,  oftfrief.  ® oornf aat  <2öb.  II  324. 

•)  Äcrtel  '5^ür.  214. 

■>)  öcntrict)  OSb.  40.    QBb.  luy.  <=m.  387. 


ea{)nc  401 

Rahm  ').     2othx.  Schmant  9'\ai)m   aufgcfod)ter  JJlUd^,   fonft  Raum: 
^oUmann  Qöb.  405.  454. 

4.  3n  95ö^incn  unb  ^OZä^ren  Schmetten,  in  öftcrr. --Getieften 
unb  einigen  mäl)rif(^en  Orfcn  C^^iä^r.^^Zcuffabt,  ^ä^r.--6c^önbcrcj) 
Schmeten,  in  ßunbenburg  Smetten,  2ct)nfe'ort  auß  cccfe.  smetana, 
bat)cr  auf  ^a^  nörblic^c  öftcrrcid)  t>cfd)rönft.  „Schmetten  ....  Xoav 
ttwan  ber  93c^em  c^rc  cffcn",  fagf  '30iatl)e|lu^  Äodjäc^tpref  igten  6.  136. 
3n  ^roVPöi^  tt)irb  Schmetten  für  fauere,  Ralmi,  Obers  für  fü§c 
6abne  gebraucht.  3n  ©ro^  Jvroffe  (öfferr.=6ct)Icf.)  ^ei^t  bic  abgc- 
fd)öpffc  GaSnc  Schmeten,  bic  nod)  auf  bcr  ^ilc^  bcftnblicl)e  Sahne 
(munbartl.  sön). 

5.  3n  93  aunfcp».  ■'),  Äann.,  93üdcb.,  933infcn  Flott,  mdl)  Sc^mibt 
QOßcftcrtt).  3b.  195  auc^  im  iöarj.  tTa^  993ort  ift  mit  feinem  incbcr^ 
bcut'C^en  ^onfonctnti^mu^  cigcntlidb  fd)on  munbartUc^:  nbb.  flot,  nbl. 
vlot  fc^linmmcnb,  alfo  Flott  bat-  oben  auf  bcr  9}2ilcb  6c^tt>immcnbc 
ju  {>b.  fließen  (yol.  <2lbeumg  ^^b.  II  222).  Flotmilch  ift  nac^ 
<5rifd)bicr  QBb.  I  201  in  Off=  unb  QBcffpreu^en  faurc,  boc^  nic^t  bidt 
SO^tl^,  göt'ing.  Flöte  nad)  6c^ambad)  '^b.  273  ein  breiter  Cöffel  jum 
2lbtal)men  ber  "SOZild).  3n  ^refel"^  Flötekäse  =  ^onnö».  Flottkäse 
'6a^nenfäfe'  (f.  '2lrt.  Weißer  Käse).  QSal.  bän.  fl0cle  "öa^nc'.  3n 
93raunfcf)tr.  wlxh  bancbcn  Sahne  (nur  sauere  Sahne),  in  QSJinfen 
Rahm,  in  Äaimö^er  ba^  QScrbum  abrahmen  g.^brauc|)t. 

6.  3n  993icn  i)ei§t  bic  fü§e  6al)ne  Obers,  bk  faucre  Ralim. 
Obers  ift  =  oberes,  aber  baß  -s  toirb  ni<^f  mc^r  ate  <5lcjion*= 
cnbung  cmpfunben,  baf)er  das  Obers,  mit  Obers  gcfagt.     '^opotoitfd) 


*)  '^k  Äcrtunft  oon  Schmand  ift  no(^  nicbf  aufgcflärt.  Älugc  Qöb. 
404  unb  QBeiganb  9®b.  11  743  nctjmen  6ntief)nunt3  au«  bem  ßlaoifi^en  an. 
^Hber  6c(^.  rufj'.  smetana  tceic^cn  lautlich  ab  unb  baben  Dffc^.  Schmetten  er- 
geben. 'Serncfer  Slao,  efpm.  ^öb.  11  44  legt  baber  mit  9^ücfftcbt  auf  rumön. 
smintinä  'Sabne'  unb  fpätmb^-  smant  ein  nafalicrfe^  fuio.  *sm^tana  ju 
©runbe.  ©od)  mocbf  aucb  i>kvti'  unter  anbenn  hai  a  unb  bai  'Jeblen  bcr 
6nbung  in  Schmand  Scbroicvigfeiten.  93cacbfenßn)ert  ift  aucb  bie  '^eöcutnng 
t)on  nt)b.  tbür.  oberfäcbf.  Schmant  'i5d)mu^':  Scbambad)  Qßb.  197,  Älein 
^roo-^Eßb.  II  126  (0anä.  9tieDe:  .  dobl.),  Äerfel  ^bür.  214,  xSTiüller-g^tau- 
xcnii)  QBb.  U  448;  fie  erinnert  an  nbb.  smadder  Schmadder,  tbür.  Schmatter 
bicfffüfftger  Stra^cnfd)mu^  (Scbambatb,  "Jrifcbbicr,  Äcrtel  a.  o.  O.).  3n 
biefem  Sinne  ift  Schmand  aucb  inö  ^ecbifdbe  gcbrungcn:  smanta  'Qä^mn^'. 
5)a  bag  QBorf  aucb  ^cftbeutfcb  ift  wäbrenb  Schmetten  auf  bie  ^Racbbor- 
frf)aff  öee:  ticcfoifdben  befcbräntt  ift,  fo  erfc^cint  bic  flaoifAe  Äerfunft  oon 
Schmand  bocb  än)cifett)aft. 

»)  QSgl.  Äcrrige  ^rctio  2,  91. 

Ätetf Corner,  Wortgeographie.  26 


402  Saline  —  ©ouerc  Äirfi^cn 

Voc.  Austr.  n  14  bezeugt  Obers  aui  bcm  übrigen  öfterrcic^  nic^f. 
SDiir  tpirb  e«  no^  aui  Sc^cl^borf,  Unter-^OßaUcr^b.,  ^uffce,  ®raj, 
&iüi,  ^lagcnf.,  3naim,  ölmü^,  9}2ä^r.=9^cuft.,  ^roppau,  ^gcr,  6ic= 
bcnb.  angegeben:  e^  beruht  in  biefcn  Orten  fciltocife  getoi§  nur  auf 
Wiener  ©nflu^,  ba  ä.'B.  in  3naim,  (iiüi,  6icbenb.  bancbcn  Rahm, 
in  Olm.,  ^roppau  Schmetten  gebrau4>f  ipirb.  3n  (Saläb.  ift  Obers 
feiten.  *2lu^  bem  nieberbftcrr.  ^röHenborf  toirb  mir  nur  Rahm  an- 
gegeben. 9^ac^  '^opotoit^d)  a.  a.  O.  laxn  ju  feiner  Seit  Obers,  gc- 
fproc^en  0ms  ^),  au(^  in  Q'^cgengburg  unb  hti  „einigen  ©cbtoaben" 
ttov,  3^  \)dbt  Obers  in  9fJürnberg  in  einem  ^affecl^au^  gelcfcn. 
9^eintt)alb  Äenncb.  3b.  93  fü^rt  Obers  9'itr.  fü^er  9^ot)m  (1801)  au# 
6alaungen  (bei  ioerfel  ^^ür.  175  Ewersd),  Q3ilmar  3b.  289  das 
Oberste  au^  6cbmaHalben  an.  ^uc^  in  Q33ien  ^örf  man  Oberst. 
9^ac^  Unger-'^^uH  "^ßb.  481  bebeutet  Obers  in  ber  ffeirifc^en  ^unbart 
„Sa^ne  bc^  9'^abm^":  haß  foU  »o^l  t)ei§en  „bie  oberfte  Sd^icbt  ober 
bit  Äaut  be^  9'^a^m^".  ^ein  @elt)äbr^mann  au^  2confeIben  be= 
^auptcte,  bafclbft  bebeute  Rahm  \>a€  93eftc  oom  Ober^. 

'^aß  befonber^  in  bcr  inneren  ©cbiocij  (fo  in  93ern,  3üric^)  ge- 
bräucblici)c  Niedel  (3b.  IV  672),  elf.  Nidle  (^b.  I  760),  auc^  f4>iDäb. 
(6cbmib  <2öb.  406)  unb  ba^rifcb  (6c^meUer  9Bb.  I  1727),  fann  tpo^l 
nur  al^  munbartlicb  gelten.  —  '^opoioitfc^  Voc.  Austr.  II  14  fü^rt 
au^  feiner  Seit  nod)  an  Kern  in  ^^ürnb.;  hk  Werm  im  Suntgau; 
das  Abgeblasene  von  der  Milch,  menn  e^  ^art  toirb:  süßer  Rahm 
im  Öttingif4)cn  (933ürtt.). 

®ie  5u  einem  biden  0(^aum  gefc^lagene  fü§e  Sai)nc,  toic  ftc  in 
^onbitoreicn  ocrabreic^t  toirb,  ^ci§t  im  ©ebiet  oon  Sahne  Schlag- 
sahne, bai  aU  befonbercr  ^erminu^  au6)  im  ©cbict  oon  Rahm 
(^5ln,  Olmü^)  oorfommt,  in  QEÖien  Schlagobers  unb  fo  aucb  in 
ßaljb.,  fonft  im  ©ebict  oon  Rahm  Schlagrahm,  in  93ö^men  (Ccit» 
mcri^)  Schlagschmetten.  0cr  ältere,  oon  manchen  noc^  je^t  ge= 
brauchte  öftcrreicbifc^e  '2lu^brud  ift  Obersschaum.  3n  ben  ^affee= 
bäufern  in  Ungarn  fragt  ber  .^tcllncr  bei  ^affcebcfteHung :  „'zSHit  ©c^aum 
ober  Äaut?"   —  3n  ^irol  Maibutter. 

6auere  ^irf^en 

3c^  ^aht  biefcn  ^all  in  bcn  <5ragcbogen  nicbt  aufgenommen :  t>\t 
genaueren  Unterfd)icbe   jioifcben    ben   ^irf^cnartcn   finb    ja    aucb    bem 

0  ®iefc  oon  <popon)itf(^  auc^  für  QEßicn  bcjcugte  '2lugfprocbc  fommt 
)e^t  faum  noc^  oor. 


Saucrc  Äirfc^cn  —  Scbaufcnfter  —  6d)aufcl  403 

£aicn  nic^t  bcfannt,  unb  auc^  bk  93otanifer  ^abcn  ocrfc^icbene  ßin-- 
tcilungcn  itub  93cäeic^nungen.  <S)er  berliner  unferfc^cibct  süße  unb 
sauere  Kirschen,  bcr  Öftcrretc^cr  Kirschen  unb  Weichsein. 
®cr  'tflamt  Weichsel,  Weichselkirsche  {a\)b.  wihsela),  nad)  ^ri^cl 
unb  Seffcn  QSolf^n.  313  fcf)tt»äb.  öftcrr.  bapr.,  iff  bcm  93erliner  ganj 
frcmb.  Sc^on  ^opotDttfd)  Q3crfuc^  244  toci§,  bo§  jlc  in  6act>fcn 
saure  Kirschen  i)et§en.  Snbeffcn  tft  bcr  9Zame  Weichsel(kirsche), 
toic  Äcinr.  öcferöbcr  Snbogcrm.  "^orfd).  17,  317  nac^gctoiefen  \^at, 
munbartlirf)  bod)  and)  toeftniebcrbeutfc^:  mnb.  wesselbere,  nicbcrl)cin. 
wessel  kerssen.  tocftf.  wesselte,  gött.  wisselbere,  norbt^ür.  wissel- 
bere  ufiD.  3n  ^icn  [agt  man  Weichsein,  nic^t  Weichselkirschen. 
—  (?ine  '2lbarf  oon  fc^r  i}tüxoUn  glänjenbcn  A'irfc^cn  mit  geringem, 
menig  fü§cm  @efd)mQcf  Ijci^t  in  93crlin  Glaskirschen,  in  "SBicn  Wachs- 
kirschen, ^opotoitfc^  a.  Q.  O.  242  fennf  bafür  btc  9^amcn  Weiß- 
ober Wasserkh'schen. 

6auer!o|)l  f.  ^ei§fo^i. 
6c^aufenfter 

großes  "^cnfter  einc^  ©e[d)äfte^,  in  toelc^em  bic  ^aren  ausge-- 
fteHt  tt?crbcn.  Schaufenster  toirb  in  ganj  *5)eutfd)Ianb,  ^etcrsb., 
£ioI.  unb  in  ber  Sc^toeij  gebraucht.  3n  Öfterreic^  bafür  Auslage, 
genauer  Auslagefenster  ^),  haß  and)  in  93at)cm  ber  gctt)bt)nltc^c  ^u^- 
brud  ift  unb  auc^  in  'Jöieeb.,  ^armffabf,  3n>eibr.,  ^arl«r.,  ^reiburg 
oorfommt. 

6c^au!el 

fotoie  schaukeln  finb  in  gan^  '2)euffc^lanb  oerbreitef.  '^od) 
befielen  bancben  einige  örtlidje  "^lu^brücfe,  bie  freilief)  aud)  alß  munb= 
orflic^  ober  balbmunbartlic^  angefe^en  rt>erben  fönncn:  in  93raunfd)ip. 
die  Schwenge,  in  Äoljtjaufen  a.  b.  (fber  die  Fuhi'  (aber  tai  Q3er-- 
bum  schaukeln),  in  ^l)üringcn  (bei  3ei§)^)  Kautsche,  in  ^ürft. 
Gautsche,    gautschen*),    in    Äeibelb.   Gaunschel*),    hai    bort   al^ 


^)  £iteranf<i^er  ^c!cg:  ©reinj,  ®a^  äqu^  'SRi^oel  Senn  5. 
-)  ^ad)  Äcrtel  '5f)ür.  132  auc^  in  Qlltcnburg. 
«)  5ifc^er  qöb.  III  109. 

*)  Gauntsche  nac^  'Silber  a.  o.O.  in  Äcilbr.    6lf.  gäunschen  €lf.  yCBb.  1 227. 

26* 


I 


404  Schaufel  —  f(^clfcn  —  fi^cucrn 

munbarfltd)  cmpfimben  tt>trb,  ^cff.  Reitel  (^fiftcr  9^a(^fr.  222),  in 
<5ulba  Reidel  (Q3ilmar  3b.  321),  im  &l  Reitel  Reitser)  (auc^ 
Geipfel),  in  öf.  ©ollen  Reite  ^),  in  ben  öftcrrcicbifc^cn  ^Ipcnlänbcrn 
nörblic^  biß  Snaim  Kutsche  unb  hutschen').  ^lein  ^roo.--9Bb.  I 
(1792)  194  t>cr5ct4>net  hai)v.  sich  hetschen  fid)  fc^aufeln,  öffcrr. 
sich  hutschen.  3m  QSogtlanb  bebeutet  hutschen  fc^aufclnb  ge()cn*). 
93eripanbf  f(^etnt  elf.  Hutzel  Sd^aufel  9Bb.  I  208.  QBic  mod^en  ^icc 
toie  bei  Murmel,  schlittern,  Zeck  bic  '33coba(^tung,  ba^  ^Sejeic^- 
nungcn  yon  S^inberfpielen  oft  munbartlicbcn  (J^arafter  tragen. 

[ekelten 

3n  '33crlttt  bcbcutct  schelten  'cci:c(}t  tabeln,  93ortPÜrfc  m.^cbcn', 
schimpfen  '©cbmä^jpoite  gcbroucbcn'.  90ßäf)renb  schelten  in  9^ürö- 
bcuff(^l.  bcr  Umganggfprac^e  geläufig  iff  (au(^  hai  6ubft.  Schelte), 
nimmt  e^  nac^  6üboftcn  immer  mc^r  ah  unb  tpirb  burc^  schimpfen 
erfe^t.  6c^on  in  93rc^lou  flingt  schelten  gefuc^t,  litcrarifd).  3n 
QBürttemberg  fagcn  bic  ©cbilbcten  nur  schimpfen,  aber  t)k  reine 
QSolf^munbart  fennt  noc^  schelten,  haß  bem  ©cbilbcten  gctoä^lt, 
bid^tcrifc^,  biblifi^  öovfommt.  *2lud|>  meiter  ipcftlic^  iff  schelten  munb= 
artlic^  (in  ÄeiOelb.  schenne)  oertreten^):  al«;  |)b.  micb  mir  teil^  (tn 
6aarbr.,  ^falj,  elf.)  schelten,  teil«  (in  ^obl.,  9!öie«b.,  <5ranffurt, 
®armft.)  schimpfen  angegeben.  3"  '^at)ern  übcrloiegt  »o^l  schimpfen. 
^a\i)  ©d^melicr  ^b.  11  416  it)irb  bort  schelten  „oorjuc^toeife  für 
flucben"  gebraucht,  voaß  wo^l  nur  alß  munbartitdj  gelten  fann.  3n 
öftcrrei(^  fe^lt  schelten  ganj  unb  loirb  nur  schimpfen  gefagt.  Er 
hat  sehr  geschimpft,  er  hat  mich  ausgeschimpft  bcbcutct  alfo 
bort  'er  ^at  ft^r  gcfd)oltcit,  er  l^at  m<d)  aue!gi.fd)olfcn%  nic^t  'er  \)at 
bclcibigenbc  (3d)impftt)orte  gebraucht'. 

fc^cuern 

ben  ^u^'oobcu  burc^  Q'^cibcn  mit  ei.cr  93ürftc  ober  einem  6cbrubbcr, 
au<i)    mit    ibilfc    eine«    naffen    ßappen«    reinigen;    bafür    aud)    auf- 

')  gSgl.  elf.  QBb.  II  30!,  auc^  Rittel. 
•')  -^Jinnbartl.  Riti  Gcbroetä.  3b.  VI  1708. 
»)  ''ßQl  ^Täb.  IV  2,  19:,'3. 
*)  ©erbet  ©ramm.  §  119,  3, 

»)  Q}gl.  gfJiciftngec  QSJb.  o.  9?appenou  162.  '•ilutcnriet^  ^^fälj.  3b.  122. 
gif.  qSÖb.  II  412.    'Joümantt  <2öb.  438. 


fli 


fc^cucrn  405 

scheuern,  ^ic  ^van,  nie  mon  jum  '2luffd)euern  nimmt,  bei|t  in 
Berlin  Scheuerfrau,  ^ud)  ha^  naffc  9{tini^oM  oon  @efä§en, 
®cfd)irr,  ^od^töpfen  unb  vom  ^ü^engcröt  ^ei§f  (auf-) scheuern,  ba^ 
@cfä^,  in  bcm  bic  2:i5)jfc  uftp.  gereinigt  n)erbcn,  Scheuerfaß  ober 
Abwaschfaß,  bcr  i^appen,  mit  bem  man  f4)euerr,  Scheuerlappen. 
'2lu4)  ^ci^  '2lufreibcn  bcr  Äaut  toixb  mit  scheuem  bejcic^r.ct,  5.  H. 
der  Kragen  scheuert,  sich  aufscheuern  '|tc^  vounbreibcn'.  3n 
93crlin  fommt  cu4)  eine  92eic?-forni  mit  au  oor  (Schauerfi'au),  Die 
^leiu  ^^ro»3.=<2Bb.  II  (179)  109  u.  schauren  auc|)  für  S^obleng  bc= 
jcugt;  fic  toirb  mir  and)  aus  3it*eibr.  angegeben  unb  fommt  ferner  in 
£itremb.  (schaueren  ^b.  Inj.  "SÜR.  375)  una  Siebenbürgen  (schauem) 
oor.  1.  scheuern  ift  auf  9^ocb=  unb  v[)ZitteIöeutfc|)lanb  bcfd)cänft: 
c^  reicht  [üblich  bi^  ßc^Ie[icu,  '^Sogtlanb,  9!Reiningen,  '^Iba,  "^ranff., 
^ic^b.,  6rta'.br.,  Ccibr,  ^),  ßufemb.,  '^falj,  aud)  6iebcnb  3n  :oof 
toirb  scheuern  nur  yom  ®ef4>irr,  »om  95oben  Dagegen  (auf)  waschen 
gcfagt.  *5)a^  erinnert  an  eine  ^emerfung  bc;^  alten  9'^übiaer,  3u= 
ipact)^  II  (1783)  114,  'i>a'$  c^  oon  bcn  ^cnftern  obcrföc^K  scheuem, 
nicbcr[ä(f)i'.  waschen,  aber  (6.  128)  won  ben  Stuben  ob[.  waschen, 
nbf.  scheuem  l)ci^c,  Scheuern  =  mb.  mnbb.  schüren,  nbl.  schüren, 
neunbb.  schüren  ift  t>m  obb.  ^unbarten  fremb.  ^^Sgl.  Äcnri)  Dial. 
de  Colmar  207.  Schewren  f(^rcibt  £utt)er,  scheuern  SOZatbefiu^ 
(^eiganb  9©b.  II  700),  Scheuerfrau,  Silberscheuerin  Die  Äoforbn. 
bc^  Äera-  ?0^ori5  0.  Sac^fen  3et^  (1668)  ^5?®.  II  2,  80.  ^T^opo- 
toitfc^  Voc.  Hai.  fol.  79  R.  bcmcrft:  putzen,  reiben  non  dicunt 
Saxones,  sed  scheuem. 

2.  9^cben  scheuern  beficbt  in  9?orbbeutfc^lanb  noc^  eine  be= 
fonbere  'Sejeic^nung  schrubben  ober  schrobben,  bie  eic^entlic^ 
'fragen,  fc^aben'  bebeutet  ^)  unb  fpcgicH  für  ba^  9^einigcn  bcäi  <5u|= 
bobcn^  mit  bcr  93ürftc  ober  bcm  Schrubber  gebraui^t  mirb,  tt)eld|)cr 
Untere  eben  hai  '^Berfgeug  gum  Qd^vnhhzn  bcgeicbnet.  6.  unter 
Schrubber,  ^a^  QSerbum  ift  aber  nicbt  fo  toeit  »erbreitet  toic  bo^ 
6ubftantip  Schrubber:  ee  ift  5.93.  ben  ^Berlinern,  bie  boc^  ben 
6d)rubbcr  'oab:n,  nicbt  geläufig.  ^U  nbb.  ^ort  (mnbb.  mnbl. 
sehrobben)  ift  e^  in  9'^orbbeutfc^l.  5u  Äaufc:   c^  finbct  fic^  5.  *33.  in 


>)  g^oUmann  ^b.  469  schüre^. 

^)  Stictcr  ^.  Spr.  (1691)  ®p.  1918  fcnnt  nur  bie  <^ebeutung  'corra- 
dere.  coacervare'.     ^gl   ferner  5)^b.  IX  1798. 


h 


406  fc^cucrn 

Oftprcu^cn  ^),  Gübccf^,  Olbcnb.,  Os^nabr.,  "^Beftf.,  am  9^^cm'),  in 
®5tttngen*),  na4)  '23ilmar  unb  ^c^rcin  axid)  in  Äcffen^),  ferner  in 
bcr  "pfals"),  ^If.')  unb  £ot^r/).  3n  ^aben  (3.^.  «Bruc^fal)  lautet 
bai  QSßort  schrupfen.  schroppen  in  "Slug^b.  bebeufet  nac^  6c^meUcr 
^b.  II  610  'grobe  *2lrbcif  oerric^fcn'. 

3.  3n  5?5ln  untcrfd)cibct  man  den  Boden  mit  nassem  Lappen 
aufnehmen,  it)n  mit  bcr  'dürfte  ober  bem  Schrubber  schrubben, 
n>ä^rcnb  scheuern  nur  oon  ^effcln,  ^ifd)en  ufto.  gcf agt  Voirb.  auf- 
nehmen in  biefem  Sinne  auc^  in  "^CRünftcr,  9^orben,  QBinfen.  Auf- 
nehmer =  Scheuerlappen  in  ^f^orbcn;  in  *2öinfen  Scheuertuch. 

4.  '3)em  nörblid^cn  scheuern  entfpri4>t  im  Süben  reiben,  auf- 
reiben, „^in  @cfä§  reiben  für  scheuern  ift  Oberbcutfcb",  fagt 
fcf)on  Äei)na^,  ^ntibarborus  II  (1796)  347.  <5)cr  <5u§boben  toirb 
mit  ber  93ürftc  aufgerieben,  mit  bem  naffen  ^uc^  auf  gewaschen 
ober  aufgewischt.  Reiben  in  biefem  6inne  ift  oorjug^weife  5ftcr= 
reid)ifd),  toirb  mir  aber  aud-.  au^  Äalbcrft.,  ®armft.,  ^onftanj  ange- 
geben, aufwischen  ift  gemeinf)b.,  aufwaschen  00m  93oben  namentlich 
fübbeutfd)  unb  öftcrr.  —  ^opotoitfcf)  Voc.  Austr.  II  fol.  54  j?er= 
jeic^nef  öfterr.  Wäsche  ausreiben  auc^  im  Sinne  »on  fcbtoäb.  fränt. 
auswinden,  „xt>a§  baß  gemeine  95olf  in  93ßicn  nic^t  oerftcf)t",  fäc^f. 
ausringen:  bafür  in  93erlin  auswringen. 

5.  3n  (Slf,,  QBürtt.,  93at)crn,  Sc^toeij  ipirb  fegen  oon  ber 
naffen  Q'^einigung  gebraucht,  tt)ie  oben  S.  195  f.  unter  fegen  au^ge- 
fül)rt  ift.  '^opolpitfct)  Voc.  Austr.  II  fol.  54  berichtet,  ba$  man 
fc^on  in  Q'^egen^b.  fegen  für  öfterr.  reiben  fagc  unb  auf  ben  ©ajfen 

»bort  Fegsand   aufgerufen   toerbe.     <5ür   eine  trocfene  9^einigung  bc« 
93oben^  mit  einem  '^ud)  fagt  man  in  StPeibr.,  Äcibclb.  aufziehen. 

6.  ©n  allgemeinerer  ^u^brud  ift  in  Sübbeutf4)lanb  den  Boden 
putzen,  fo  in  ber  ^falj,  93aben,  903ürtt.,  '33at)ern  (aufputzen 
9^cumarft),  93regen3,  St.  (Sauen.     93gl.  ben  ^rt.  reinigen. 


^)  ^gt.  ^rifc^bier  QBb.  n  317,  in  ^an^ig  schrobben. 

2)  6c^umann  <2B.  0.  ßüb.  83. 

^)  6cbon  Ätein  '^roo.-QSßb.  II  (1792)  143:  schruppen  <^falj,  Äoblcnj, 
3üL-93erg. 

*)  S^ambac^  ^b.  186  schruppen. 

^)  <33ilmar  3b.  371.  ^c^rein  93oH«fp.  I  368.  6c^mibt  Qöeftern). 
3b.  211.    <S>^h.  IX  1798. 

«)  <2?gl,  Älein  a.a.O.    ^utcnriefb  3b.  129  schroppe. 

')  elf.  QBb.  II  518. 

*)  'Joflmann  93Jb.  467  schruppe«. 


Scheune  407 


6c^eune 

lanbtotrffc^affltc^c^  ©cbäubc  jur  ^ufbctDai)rung  »on  ©ctrctbc, 
Stro^,  ioeu  u.  bgl.,  ocrfc^tcben  oom  Schuppen,  bcr  nac^  einer  ober 
mc^r  Seiten  offen  ift,  tt)äl|)rcnb  bie  Scheune  oier  ^änbc  ^at.  Jlod^ 
einfoc^er  ift  bk  Harfe  ober  Harpfe,  »ic  ftc  in  6tcierm.,  Kärnten, 
^rain  üblich  ift,  ein  bo^c^  ÄoIjgcffcU,  bai  oben  mit  einem  formalen 
'5)ac^  oerfet)en  ift  unb  an  bem  baß  ©etreibe  ober  Äeu  empor  gel)äuft 
toitb.  1.  Scheune  ift  ein  oorsugstocifc  norbbeutfd)e^  Q93ort,  ba^ 
aber  je^t  auc^  fc^on  im  6üben  an  oerfd)iebenen  Orten  oorfommt, 
namentlich  in  bcr  9^^einpfal3,  in  93aben  (Äeibclb.,  ^arl^r.,  9?affatf, 
^onauefi^.),  95at)ern  (^fd)aff.,  i)of,  <5)onautt).,  "iHug^b.),  auc^  in  ber 
oc^tocij  (93em,  Sürtc^)  unb  in  öfterr,,  in  93öt)men  ('^ßintcrb.,  d^o- 
ticfd)au,  ßcipa,  9\cic^enberg) ,  9D^ä'r}ren  (3glau,  Olmü^),  ©c^Ieften 
(^roppau,  3ucfm.),  öicbenb.  *2Iud)  aus  ©ra^,  ßüHt,  93Iuben5  toirb 
e^  mir  angegeben. 

3m  ©üben  finb  girci  anbcrc  ^2lu^brürfc  oolf^tümlid),  im  heften 
Scheuer,  im  offen  Stadel.  2.  Scheuer  crffredt  ftc^  oon  £uremb.^), 
£ot^r.'),  eifa^  über  iocffen  (9DZarburg,  ^armftabt),  ^falj,  'Babcn') 
(93rucbf.,  'Jrcib.,  ^onffanj),  QBürtt.  bi^  in^  fränfifc^e  ©ebict,  Äeilbr., 
•iHfcpaff.,  Coburg,  unb  in§  nörblic^e  Öfterr.:  6ger,  £eitmer.,  "^Bieli^, 
^Kä^ren  (<2?iä^r.--9^euftabt,  3naim),  Sipi,  fotoic  in  bie  6c^tociä*)  (3ü= 
ric^).  ®ie  munbartlt4)e  ©rcnje  jnjifdjen  Scheune  unb  Scheuer  liegt 
im  toeftl.  ©rggebirge  (QSogtl.j,  mo  nac^  £ang  3.  f.  b.  90^.  IX  13  obb. 
Scheuer  unb  mb.  Scheune  neben  cinanber  oorfommen,  bann  in 
^l)üringen:  \)xtv  n?irb  nbb.  Schine  im  Äarj,  Schin  in  9'iorbl)aufen, 
Schyn  in  '3?Jü^I^aufcn  unb  anberen  Orten '^j,  mb.  Scheine  in  ^ra» 
nic^gfelb,  Gamburg,  6aalfelb ")  gebraucht,  bagcgcn  Sehern  ober  Schoirn 
in  6aljungcn ''),  Schörn  in  QBafungcn.  ^üv  "SiJJeiningen  gibt  ®.  ^rürfner 
bial.  Schorn.  mein  ©etoä^r^mann  als:  \)b.  früher  Stadel,  jc^t  Scheune 
an.  ^on  Äcffcn  berichtet  "SSilmar  3b.  348,  ba^  bai  toeftl.  ioeffen 
Schinn  =  Scheune ,    baß   öfflic^e   Schier   =    Scheuer   gebrauche. 

»)  gßb.  luj.  SK.  377. 

2)  ^oflmann  <2ßb.  437.  441. 

'')  ecnj  qßb.  67.    gjicinnger  <2ßb.  159. 

*)  Geiler  93a«l.  -Fi.  265.    ®=ZBb.  vm  2619. 

<*)  ibectct  ?^ür.  207. 

«)  ®.  93rü(fncr  eonbc^funbc  t>.  93?ciningen  I  il851)  315. 

')  Äertel  Soli.  39.    epxe%  3b.  240. 


408  Scheune 

3u  9'^afjau  toar  nac^  ^c^rein  QSolf^fp.  I  345  um  1862  Scheuer, 
Schauer  f.  'oolUüblid),  „\vä))vtnt>  Scheune  nur  \)itx  unb  ba  öon  93or= 
nehmen  gebraud)f  mvb".  93iefoc  9^f)cirifränf.  Umgangi^fpr.  42  bcjdc^ncf 
Scheuer  al^  üblich,  Scheune  aU  fei)Icnb.  QÖöcifcr  nbrblid^  in  Gc^.ya^ 
Icnberg  bei  ^^rmont  fünb  naö)  3b.  f.  nbb.  6pr.  32,  165  bctbc  '2lu^= 
brücfc  (suina  unb  siuar  f.)  ocrtrelcn.  QQßä^rcnD  ba§  fübtocftn.  fem. 
Scheuer  auf  ai>b.  scüra  sciura,  mt)b.  schiure  f.  5urü(fgcl;t,  beftc^t 
im  nbb.  9'^orben  ein  mask.  ober  neutr.  Schauer,  munbarfl.  Schür ')  ani 
altnöb.  scürn.,  a\)b.  scürm. :  bic^  ^ort  bcbcufct  jcboc^  '6cbuppcn', 
alfo  ba^  5ur  'i2lufbctt>a^runo(  »on  '2Bagcn,  ©cräfcn,  ?;oif  ob.  bgl. 
bicnenbc  Sc^u^bacb.  £üb.  Bienenschauer  ^icncu^aug.  ^l[o  nbb. 
Schür  m.  '<oci)\xppm' ,  Schünef.  '©d^cunc'  —  obb.  Scheuer  f.  '©cbcunc'^, 

3.  Stadel  ift  ^auptfäc^Iic^  bat)rifd)=:öftevrci4)il'd),  bCj^eiAncf  aber 
im  iltttcrfc^ieb  oon  Scheune  »ielfac^  einen  auf  bcm  'Jetbc  bcfinblid)cn 
iooljbau,  in  bem  ioeu  u.  a.  aufb£tt>a|)"t  toirb  (Heustadel);  im  9^orDcn 
reicht  ^i  hi^  in^  fübUd)c  ^l^üringcn '*)  unb  in^  "Sogtl.  *),  in  öfterr. 
hi§  S^ottcfd)au  unb  (5ger.  3n  9[JZä^r  =9fJcuftabt  ^ci|t  bic  auf  bcm 
'Baucrnljof  befinDlicbc  6c^cunc  Scheuer,  bic  auf  bcm  'Jelöe  Stadel. 
3n  3naim  gilt  Scheuer  mcl^r  aU  nmubartlid^,  Scheune  aU  fc^rift= 
fprac^li(^,  Stadel  ift  faä  üblicbfte.  ^eftlic^  reicht  Stadel  bi^  in  bic 
bfflic|)c  öcbmeij  (6*.  Oalkn).  ^cr  obere  'xKautn  ücg  otabcl^  b^'^t 
im  9Dtüblö;crteI  (ßeonfclbcn)  Schupfen,  in  3cU  a.  (5.  Brücken,  weil 
eine  "33rüde  ju  it)m  bin^iwffü^rt. 

Q3on  bief'.n  brci  '^lui^Drürfen  ift  Stadel  immer  örtlich)  befc^ränft 
geblieben.  Docb  fommt  cg  aucb  in  bor  Literatur  t>or,  fogar  ber  '^I. 
Stadel  bei  Äecr,  ^2ln  bciligcn  Gaffern  6.  20  ^}.  ^k  bcibcn  anbcrcn 
^orte,  Scheune  unb  Scheuer,  b^bcn  ficb  ben  Q3orrang  ftreitig  gc= 
macbt.  if«tt)cr  gebrauchte  crft  Schewr,  Dann  Schewne,  (fcf  Scheuer, 
Gmfcr  nur  Scheune").    f'2ibclung  QBb.  III  1433  fcf)rci(n:   „Scheune 

*)  ^rif^bicr  QGßb.  II  262  Schauer,  Wagenschauer.  3d)umann  QOßortf(^. 
X).  fiübccE  26  Wagenschur.  5)onneiI  9!ßb.  189  Wagnschur^  Torf  schür.  Sd)ani- 
boc^  QBb.  187. 

"^)  ße  dürfte  bicr  ein  altes  ^'Jcutntm  oom  ^ypnö  skr.  ydkrt.  ®en. 
yaknäs  ju  ©runcc  liegen:  ^^om.  ska\ij':  ©cn.  skünes. 

»)  9lod)  @.  <23rücfner  eanbeßf.  o.  9}ccin.  I  Ub51)  315  Stadd  in  ^5^e- 
mar,  9'iömbilb,  öclbburg,  Äilbburiibaufc»,  CiMefelb,  6onncbcvg. 

*)  Stadel  neben  Schünu  (^5crbet  Öramm.  3.  66. 

^)  (iin  älterer  gcbrurfter  ^>3elcg:  Wiener  Sc'.tung  12   Äeumonat  1780. 

«  einbmepr  QBortfc^.  83.  'i>a&  Süricbcr  ^^Ufc  ^5:c|t.  o.  1525  un?  1531 
bat  schür:  -St;lanb  IBortfd).  60.  3ob.  5>tctent)crger^  'illuegabc  V>iS  9icuen 
•^cftomcnts  oon  1532  l)at  xD?attb.  3,12  schewren. 


6c^cunc  —  S(^itopott  409 

...  in  ben  gemeinen  Sprec^artcn,  bcfonbcr^  9^iebcr='3)eutf(^Ianbe^, 
eben  taß,  toai  in  ber  ebleren  Sprec^art  Scheuer  ift."  Äeute  ^of 
Scheune  aüe  ^lu^ftd^f  gcmeinl)b.  gu  tt>erbcn,  e^  ift  au6)  in  öfterr. 
fc^on  jicmlirf)  bcfannt,  iDät)renb  Scheuer,  hai  einem  93erliner  oeraUct 
unb  bic^terifd)  flingt,  me^r  äurücfgc^t. 

93ei  bem  ^orfc  Schuppen  befte^cn  gcograp^ifc^e  lmtcr[d)iebe 
nur  in  ber  ßautform.  ®ie  nbb.  unb  mb.  ^orm  Schuppen  ift  ätoar 
über  ^itfcl=  unb  9Zorbbeutfd)lanb  binau^  f4)on  bi^  nac^  6übbeutfc^= 
lanb  (5.  ^.  "xRoftaft,  Sionauefd).,  ^onauiDörtl),  ^ug^b.)  unb  b;r  ßc^meij 
(3üric^,  ^ern)  gebrungen.  'Siber  tk  obb.  '^orm  Schupfen  ift  ber 
ilmgang^j"pract)c  im  füblic^en  93apcrn  (Sngolft.,  ^Oiün4>cn,  'Slug^b.) 
unb  in  Öftcrr.  geläufig  geblieben  unb  toirb  j.  ^.  oon  ^Injengrubet  an= 
geiDcnbet.  '^nß  ^onftanj  unb  ber  Sc^roeig  luirD  .uir  Schopf  ange= 
geben,  baß  aud)  in  ber  6c^rifrfprac^e  öorlommt:  bei  bem  ßc^tpeijcr 
Scbaffner,  ^onr.  ^ilater  172  unb  bei  Stegcmann,  'Daniel  Sunt  204: 
„unter  bem  Schopf,  a)o  'aß  '53rcnn^oIj  lag".  Schöpfen  m  95ru(^f. 
unb  üiebenb. 

®ie  ^b.  64)riftiprad)c  \)at  lange  jmifci^en  btcfen  »eri'c^icbcncn 
formen  ^in-  unb  ^ergefcl)tt)anft.  Q3gl.  ^9Döb.  IX  2005.  ^eiganb 
9Gßb.  II  801.  ^aul  Bb.-  477.  ®a^  16.  unb  1 7.  3a^rbunberf  ocr- 
tDcnbctc  Schopf  neben  Schuppen.  Schupffen,  ba^  18.  Die  fc^lef. 
'Jorm  Schoppen  (munbartl.  Schoppa  in  Sauernig,  3u(fm.),  t>aß  19. 
juerft  Schoppen,  bann  Schuppen  neben  Schupfen,  Schupf,  Schopf. 
3c^t  fcbcint  Schuppen  immcc  mebr  biirc^jubringen. 

^opoiDitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  115  oer^eic^ncte  für  taß  18. 
Sabrb.  folgenbc  geograpl)ifd>e  (3t)nont)me:  bfterr.  die  Schupfe,  auc^ 
Holzstadel.  fc^lcf.  der  Schoppen,  plattjcutfct)  Schuppen,  ()obcnlot). 
Wagenschauer,  frönt.  Kutschen-  ober  Holzhalle,  in  ^ainj  Kut- 
schen-, Holzhaus,  unb  cbenba  II  fol.  142:  in  Strasburg  Heubühne. 
6eiibcm  }:)at,  \vk  man  ftebt,  haß  IS'on  Schuppen  in  CDeutfcblanb 
gro^c  r?ortfd)rittc  gcmacbr. 

(cd)\it>patt 

'6c^ilbfr5tenfcbale'  toirb  r>on  ^bcfung  QBb.  111  1464  Schildpadd 
gefcbricbcn  unb  nur  al^  nicberfäd)fifc^ei!  0ialettmort  für  hb.  Schild- 
krot  gebucf)t.  Äeute  bcseidjnet  baß  '3)Q0öb.  IX  ]37  Schildpatt  alß 
allijemcin    im  Ab.      3n    ber  Umgangsifpracbc    becft   fici)    fein   ^erbrei-- 


I 


410  Sc^Ubpatt  —  ed)ip^e 

tung^gcbict  ungcfä|>r  mit  bcm  »^önigret4>  "^rcu^cn  unb  reicht  borübcr 
t)inau^  in  ^f)üringcn  hii  6onbcr^^,,  QOöcimar,  ^ifena^),  im  öübtocffen 
U€  Äoifcr^I.,  Äcibelb.,  ^arl^r.,  9^affatt.  3n  ^rier,  ^armff.,  ^fc^aff., 
9??ünc^cn  tpirb  Schildpatt  unb  Schildki'ot  ocrtoenbct.  Offenbar  \)at 
bcr  Äanbct  baß  ^ort  fotpcit  füblic^,  nacb  meinem  ©ctoä^r^mann  fogar 
bi^  93ern  verbreitet.  Übrigen^  liegt  e^  in  ber  'Statur  ber  oad^c,  ba§ 
e^  in  flcincrcn  Orten  feinen  felbftänbigen  ©prac^gebraud^  bafür  gibt. 
—  "^lu^  9)^ainj  tt)irb  mir  Schildplatt  ongcgebcn.  "xflaö)  *21nbre[cn 
^olf^etpmologic®  152  mirb  biefe  bmd)  "Slnle^nung  an  Platte  ent-- 
ftanbene  "^orm  regelmäßig  »on  ^cl.  ^o^n  (^ampf  um  Q'^om),  einem 
gebürtigen  Äamburger,  oertocnbet. 

3m  gangen  übrigen  Gprac^gebiet,  alfo  in  6ac^fcn,  auc^  in  t^-- 
ringifd)cn  Orten  C^lrtern,  'SJieiningcn),  ^ulba,  6aarbr.,  in  gonj  6üb-- 
beutfc^l.,  ©c^toeiä  (3üric^,  6t.  ©aUen),  öftcrreidb  toirb  Schildkrot') 
ober  (8.93.  in  "^ürtt.,  Äeibclb.)  Schildki'ott  gebrouc^f;  in  manchen 
Orten  (Salgb.,  nad^  3afob  93a^crn^  9?2unbarten  I  45  auc^  in  'SO'JitteU 
f(^tt)aben)  furj  das  Krot^). 

<3)er  gcograp^if4)e  ilnterfc^ieb  oon  Schildpatt  unb  Schildki'ot 
beruht  auf  bem  gleichen  oon  Padde  unb  Kröte,  ^ber  t>aß  6implcj 
Padde  toirb  tpenigflcn^  in  ^Serlin  ali  einigermaßen  oulgär  empfunbcn, 
unb  Schildpadde  ol^  9lamc  be^  ^ierc^^)  ift  ^eute  überhaupt  bcm 
Ab.  fremb.  9)Jarpcrger  ^üd^--  unb  ^elter=®ict.  (Äamburg  1710) 
S.  1024  fc^ricb  noc|)  Schildpadden  ober  Schildkröten. 

Grippe 

"Blcc^  an  langem  Qtaht  jum  ^ufncl)mcn  von  (frbc,  (5anb  u.  bgl,; 
Müll  schippe  mit  furjem  Äanbgriff  gum  '2luffammcln  oon  'SJZüH; 
Kohlenschippe  bc^glei^en  jum  "^tufne^men  Don  ^o^len.  1.  3n 
93erlin  ift  Schippe  ber  oolf^tümlic|)c  2lu^brud,  ipä^renb  Schaufel 
jtoar  befannt  ift,  aber  gcnjö^lt  flingt.  Schippe  Schuppe  ift,  furj 
gefagt,  norb-  unb  loeftbeutf^)  *),  fe^lt  aber  erften^  im  äußerffen  Oftcn, 
in  ^eter^b.,   ßiolanb,    Sct)lefien.      3n  ^re^lau   wirb  Schaufel  ge* 

^)  eitcrorif(i^er  93elcg:  Schildkrotpfeil  ßtcgcmann  ©ic  at^  Opfer 
foUen  S.  42. 

■^)  "^opowitfc^  *2}crfuc^  298  fci)reibt  das  Ki-öt. 

'')  <S)^b.  IX  137.  ®a«  93rem.  OBb.  9^ac^tr.  284  ocrscic^net  noc^ 
Schildpogge  oon  nt)b.  Pogge  'Jtof«^. 

*)  "^opoTOitfdf)  Voc.  Austr.  II  85  R  Icnnt  Schippe  ou^  Äeffen,  ^ranf« 
fürt,  9)Zci^en  unb  oom  9?^ein. 


6*ippe  411 

braucht,  aber  bie  ^inber  fpicicn  jc^f  mit  Schippen,  ^cin^olb  '53cifr. 
88  ocrjeic^ncf  munbartlic^e^  fc^lef.  Schuppe,  '^ßciicr  iff  Schippe  in 
^önigeb.^i,  ^ofen^,  ^ommcrn  (Stctf.,  ^olb.),  9}tarf  üctfrcfcn.  "Slu^ 
^eftprcu^en  (^anj.,  '5)tfd).=^conc)  toirb  mir  bagcgcn  Schaufel  ange= 
geben,  be^gletc^en  aui  ^DRecflcnb.,  Sc^lc^toig^ioolft.,  £üb.,  ibannoocr. 
®afür  gebraucht  bai  mittlere  '3)eutfd)lanb,  Äalberft.,  Si^Ieb.  Äatle, 
^rtcm,  3ci^,  ßeipj.  Schippe.  3n  Bresben,  93au^cn  (feiten  Schippe), 
6eif^cnn.  Schaufel.  3n  QOßeimar  nur  Sclineeschippe :  in  (fifena^ 
wirb  ebenfalls  bie  {)öljcrne  Schneeschippe  öon  bcr  cifcrncn  Schaufel 
unferfd)icbcn ").  "ferner  ^at  faft  ganj  '2öei"ibeutfd)(.  Schippe,  Olbenb., 
Scoer,  9'iorbcn,  in  'Sßeftf.  Schuppe  (^abcrb.,  '^»ortm.,  6c^tt)erte). 
3n  "Slrn^b.  tt>irb  bk  Schuppe  jum  ®rabcn,  bic  Schaufel  jum  "^luf^ 
laben  »crtoenbct.  6tegen  \)at  Schaufel,  Äeffen  (Gaffel,  ^Dcarburg, 
SOiainj,  QCßie^b.,  ^ran!f.,  ^ulba)  bagcgcn  irieber  Schippe*),  unb  bie^ 
gc^t  burc^  bai  ganje  n)efilic^e  '2)cut[d)lanb "')  burd):  in  ber  9^f)einpro- 
»inj  (QBefcl,  ^ref.,  9^emfc^.,  ^bln,  ^ac^en,  6iegb.,  ^obl.,  ^rier, 
6aarbr.)  Schuppe*),  in  0armft.,  9^()cinpfal5 '),  gl[.'),  Äeibelb.'), 
'Sruc^fal,  9'\aftatt,  felbff  noc^  in  ^ürftemb.  (neben  Schaufel),  unb 
in  ^2lfd)affenburg  Schippe '°).  Curemb.  Schöpp  (QDöb.  luj.  ^.  396), 
lof^r.  Schipp  f.  (<5ollmann  ^b.  443). 

9]Rer!tt)ürbig  ift,  ba^  ba«  ^ort,  bcffen  -pp-  nbb.-mb.  ^^avafter 
jcigt  (oberb.  ift  Schepfe  Äcrtel  öalj.  40),  einerfcif^  im  äu^erften 
9'^orben  fe^lt,  anbererfeit^  im  6übtocften  n?eit  in  oberb.  ©ebict  öor» 
gebrungen    ift.     ^belung  '^ßb.  III  1683    buc^t  Schuppe    al^  niebcr» 


1)  Q3gl.  Gprifc^bier  qöb.  II  274.  311. 

•-)  93gl.  95crnt)  ©cutfc^e  ©pracbc  in  <^of.  254. 

'^)  3eAt  bezeugt  ffjür.  Schippe  für  9D^an0fclb,  öertet  5^ür.  208  Schiben 
für  9?orb^oufen,  ßiefcnberg  Sfieger  93^unbarf  194  Schippe  Heine  Schaufel 
für  ben  Unter^arj. 

*)  'JJilmar  3b.  350  »crjcic^nct  ^cff.  Schippe  cifcrnc  6c^aufct  (alfo  um« 
Qefe^rt  tt>ie  in  Weimar,  Sifcnac^,  reo  bie  Schippe  au«  Äolj  ift),  (ireceliuö 
^b.  766  obcr^cff.  Schibb  Schepp.  Äe^rcin  93o«^fpr.  369  Schuppe.  Schepp- 
^chaufel. 

5)  mein  ^roo.-QBb.  II  (1792)  114  fannte  Schippe  au«  Äobl.  3ülic^  "Serg. 

«)  Ä.  QSiebig  fc^reibt  ÄMnber  bcr  eifcl  6.  133  Schuppe. 

^)  <2lutenrietb  3b.  122  schibb. 

*)  Q5gl.  gif.  QBb.  II  424  Schupp,  Schupp. 

»)  ecnj  <Jäb.  59.  63  unferfcf)eibet  für  ÄanDfcf)ube^eim  Schippe  'Äc^- 
ric^tsf^aufel'  öon  Schaufel.  Qluf  baafelbe  läuft  <3Ketfmgcr^  Untcrfcbeibung 
{<2Bb.  164)  sipf.  furäfticligc  Sdjaufel  neben  saufl  binau«. 

'*)  6d)mellcr  <5Bb.  II  438  tennt  die  Schuppen  tjom  9?b«in   ""b  zOiain. 


I 


412  ed)i)>pe  —  Sct)läcfctcr 

fäd)[.  <5)iaIefftt)ort.  Snbeffen  tvlvh  t>aß  ^ort  n^cnigftcn^  in  93crltn 
üu6)  öon  ben  ©cbilbctcn  gebraucht,  toö^rcnb  Schaufel  bort  fc^on  ein 
gcfuc^fcr  2lu^brucf  iff,  unb  bacf  ba^cr  tio^  fciue^  pp  =  obb.  pf, 
hüB  and)  in  Kuppe,  Treppe,  Schuppen  ffet)t,  für  ^b.  gelten. 

2.  Schaufel  ift  im  ganzen  übrigen  ®<ibkt  bcc  einzig  gcbräu(^= 
Uc^c  '2lii^brucf,  r.amcntlid)  im  äu§crftcn  9^orbcn  (f.  oben),  in  Äan- 
nooer,  ''Sraimi"d:)töeig,  93ü(fcburg,  ^onier^^.,  9}?üf)If)aufcn  in  ^^ür., 
©cffcu,  SO^einingcn,  6ac^[en  au§ei-  £cipä.,  6cb(efien,  fünfter,  ^rn^b., 
6iegen,  bann  im  [üDlid^ercn  'Babcn  (^'.irler.,  ^reib.,  <5)onaaef4)., 
^onff.),  .^cilbr.,  ^ürttcmb.  (neben  Schippe),  kapern,  Öfterr.,  Sipi, 
ßicbcnb.  unb  öcbtocig,  (2rn>ä{)nt  tt)urbc  [d)on,  ha^  Schaufel  auc^  im 
(Sebiet  ooii  Schippe  neben  biefem  mcift  al«  feinerer  '2lu^:;ru(f  öor= 
lommf,  in  93er(in  h)ie  in  ^önigsb.,  Äalbcrft.,  Oibcnb.,  9'5emfd)eib, 
QDöefel,  ^ölu,  i^cibclb.,  3tt>cibr.  3m  &i.  'i)ax  3.^.  tie  ©e.^enb  oon 
ßaarunion  Schipp,  bie  »on  5? jimar  Schaufel ').  ^uc^  ßot^r.  tennt 
Schaufel  Schufel  neben  Schipp"). 

3.  Spaten  ift  in  93crlin  unb  fonft  nidi)t  genau  basfclbc  toit 
Schippe,  fonbern  eine  bcftimmtc  '2lct  »on  6d>ippc,  ^ic  nur  jum 
©rabcn  bicnt  (mit  ganj  fiactjcm  93latt  au^  ^ifcn  o"^cr  Qtdi)l  jum 
Qluffted}en   be^  ^obcn^j.     3n  QÖien    ift  ba^  ^ort   bcm  QSoIf  frcmb. 

®ic  Müllschippe  nennt  man  in  9'^orben  Kehrblech,  in 
Ätefelb  einfach)  Blech,  in  6c|)le6n)ig  Dreckspahn. 

6d)lä(i)ter 

ber  ©emerbetreibenbc,  ber  ba^  'SJie^  fc|>lac^tet,  jertcilf  unb  bai 
^leifd)  ycrfauft.  i!DZanc^c  6d>{äd)tcr  fc^lac^fcn  bo^  ^ieb  nid)t  mcbr 
fclbff,  fonbern  faufen  nur  gef^lad)tcte^  Q^tcl).  Q^  beftet)cn  4 — 5  bb. 
•Scjetc^nungcn  bicfeg  ©emcrbe»,  unb  ^W(\v  suiociicn  an  einem  Ort 
mcl^rerc  neben  cinanbcr.  i.  9Zorbbeutfvb  ift  Schlächter  unb  \)äu' 
figer  Schlacht  er.  'Sic  umgcfautctc  '^orm  toirb  in  ber  oOiarf, 
6c^h>eria,  6tcttin,  5jalberft.,  öi^l.,  ^ü^i^anhn  in  ^^ür.'),  '5Bcft= 
falen*)  (9)?ünfJor,  ®ortm.),  't^ranff.,  'Jlacben  gebraucht;  Schlacht  er 
in  '^ovpat"),  ©reifsio.,  Q'^oftoc!,  Cübecf,  6c^(cött»ig--Äolftein,  Äamburg, 

1)  <33gt.  Cxlf.  <2Bb.  II  399  Schnfle,  Schaufel.    Äenvp  Dial.  de  Colm.  206. 

2)  g=oIImann  qßb   436.  468. 
')  Äcrtel  ^t)ür.  96. 

*)  QSgt.  T^ßoefte  035?.^  238  slächter. 

•^)  Schlachter  bie  Ijeiitc  buvAroeg  ftatf  Schlächter  in  Ciolönb  nadi  ©ut- 
Äcit  QS^öitcrici:a^  III  120. 


Scbtäc^tec  413 

Äorb.,  Bremen,  Ol^cnb.,  ^rooin^  Sannorer,  £üneb.,  ^ücfcb.  '3)cr 
llnterfd)tcb  ron  mäxt  Schlächter  unD  pomm.  Schlachter  länt  ftc^ 
bii  in^  16.  Sa^r^unbect  jurürfocrfolgcn ').  3n  bcr  {)cutigcu  Schrift 
fprac^c  toirb  loobl  feit  £mt)cr  (schlechter)  mcift  Sclilächter  gc-- 
brauc^t,  boc^  auA  5.  ^.  Sclilachterwagen  ^oigt^^iebcric^  ^rci= 
oiertel  Sfunb  oor  5ag  71.  (Sticicr  5:.  Spr.  1801  bat  Schlachter, 
aber  Schläcliterinn,  Menschenschlächter.  '5)cm  ^Ki;te(a(tcr  ift  ba^ 
6itnpler  noc^  frcmb ") :  mbb.  bciütt  c?  vleischslahter, 

2.  211^  oftbeutfc^  fann  Fleischer  bcjeic^ncf  locrbcn:  c^  ift  in 
^etcr^burg,  Q^eoal  ((Jftlanb),  9^iga'),  Oft--  unb  QDöeftprcu^en,  ^ofcn, 
Scblefien  (feiten  bicr  Sclilächter),  5voIbcrg,  Stettin  (neben  Schlächter), 
^Irn^toalbe,  (Socbfen,  ^oatlanb,  ^f)ünngen*)  unb  in  Sicbenb.  gc= 
bräucblic^,  in  Gaffel  neben  Metzger,  ferner  in  93öl)mcn  (ßgcr,  ßcipa, 
Ecitmcri^,  *iReic^.nbcrg),  öftorr.=S(^Ieftcn,  aud)  nod)  in  mäbrtfc^cn 
6täbtcn  Olmü^,  3naim  unb  in  Siebenbürgen.  3m  nörb'icbeiv  kapern 
(Äof,  9^ürnberg,  9Rcgcn^b.)  bcäcicbnct  Fleischer  bcn  ^Ieifd)n>arcn= 
^änblcr,  Metzger  ben  gcpiüftcn  '3}^eiffer.  "Ser  ^usDrucf  Fleischer 
lä^t  ftc^  in  biefem  &chitt  bii  in^  15.  unb  16.  3a^^{)unbert  surücf^ 
»erfolgen:  in  Scblcfien  um  1600^),  in  ©orli^  1513®),  bd  bem  aui 
^rebbin  ftammenben  93artt).  Ä'rügcr')  önbc  bes  16.  '^a^v\).,  in  ^Ükgbe= 
bürg  1366  unb  1410^),  m  ^cmigerobc  1450').  %jc^  ber  berliner 
•Jricbr.  9licolai '**)  tt>enbct  ipn  an:  je^t  ift  er  in  93erltn  ber  Umgang^- 
fpracfoc  frcmb. 

3.  Knochenhauer    ift   im  Ab.   nur   mci)r  tt)cnig  gebräuc^Iid) : 

•)  Schlechter  in  öer  Äoforbnung  Äurf.  3oacbim  II.  oon  ^  anbcnburg 
.'1535— 71)  ®Ä(5.  n  1,  14  unb  in  bcr  bc^  gOfiarfgrafen  3o^ann  t>.  5\üttnn 
(1561)  tbt>.  49.  55,  Schlachter  in  ber  y>pfcrbnun<3  beä  Äcrjocjä  3ot)ann 
■Jricbr.  0.  Sommern  (1575)  ebb.  6.  128  'Schlechter  6.  134). 

')  QSr.I.  ®QBb.  IX  242  f.,  für  i  aij  97?nbt).  ecbiUcc^ßübben  OKb.  IV  224. 

*)  3n  ßiütanb  gilt  Fleischer  nocb  ©ut^cit  QSörterfc^.  ÜI  120  für  gc- 
njäblter  ale  Schlachter. 

*)  9?gl.  Äcrtcl  ^t)ür.  ^6.  ©erbet  ©ramm.  0.  153.  3ecbt  U^b.  D. 
^ianäf.  vk  25. 

^)  6cbtt)cinict)eu  ^Kcrtbllctl  137.    'Senfm.  139. 

«)  SDkgbcfcurg.  ^eiitümcr  (1852)  8.  199. 

')  95.  Krüger,  &.  eiarocrf^  qß-:rfac^c  Äifforicn  (9?eubrucfc  XXXIII) 
6.  32. 

*)  Urfunbcnbucb  0.  90^agbeburg  I  Jlx.  130.  247. 

9)  ürtunütnb.  b.  <Sfat>t  Jßerni.,erobe  (©cfcbic^tequcücn  b.  "Proo.  öacbfen 
XXV)  6.  145. 

'")  '23efcbreibung  oon  IScrlin  II  (1786)  6.  975. 


I 


414  ©cfeläc^fcr 

c^  gilt  in  '5)orpat  für  feiner  aU  Schlachter')  unb  totrb  mir  noc^ 
für  Äurlanb  unb  für  *23raunfd)tpeig  bejeugf.  3m  ^ittdalttv  toat 
knokenhouwer  im  nbb.  9?orbcn  \c\)v  verbreitet  *).  Sc^riftfprac^lic^ 
finbct  e^  fic^  3.  93.  noc^  im  £übifd)en  ^bre^bu^  öon  1840  6.  23  (neben 
Stadtschiachter,  Fleischhauerstraße)  unb  im  93remifc^en  "Slbre^^ 
bud)  oon  1839  6.  15  (neben  Schweinschiachter). 

4.  "Sin  ha^  (Sebiet  öon  Fleischer  im  nörblic^en  öfterreic^  fc^Iie§t 
ftc^  füblic^  an  bai  oon  Fleischhacker  unb  Fleischhauer. 
'zfflä\)xtn  bilbet  bk  ©renjäone.  "Slu^  Ötmü^,  ^Uiä^r.-^^euftabt  unb 
3naim  tt)irb  mir  Fleischer  unb  Fleischhauer,  au^  ©cutfc^^Cicbau 
unb  9}^äl)r.--6c^önberg  Fleischhacker  angegeben,  ba^  audi  noc^  toeitcr 
nörblic^,  in  9'^eic^enbcrg,  nic^t  ganj  fe^It.  9'^ieber--  unb  Ober» öfter -- 
reic^,  6tcicrmarf,  Kärnten,  ßaibac^,  bie  3ip^  gebrauchen  baß  ^ompo-- 
ftium,  tt)ä^renb  ^irol  fd)on  jum  ©cbiet  öon  Metzger  gehört.  "Sluf 
£abcnf(^ilbcrn  in  "^O^eran,  93oäen,  ßienj  lieft  man  freiließ  oielfad)  Fleisch- 
hauer, ßatjburg  liegt  ouf  bcr  ©renje:  l>ier  toie  in  "xRcgen^burg 
toirb  Fleischhauer  für  ben  '5lßifd)iparent)änbler,  Metzger  für  ben 
ibanb;rerler  gebraucl)t.  Fleischhacker  ift  in  öftcrreid)  oicl  älter  al^ 
Fleischhauer,  ba^  in  QDöien  erff  in  neuerer  Seit  aufgefommen  ift; 
hauen  im  6inne  oon  '^aden,  burc^  einen  6c^lag  mit  einem  'SJieffcr 
äerfd)nciben'  ift  ja  bem  bfterreic^ifd)en  Sprac|>gebraucb  fremb  (f.  u.  hauen 
6.  233).  ®ie  QDöiencr  Urfunbcn  bieten  feit  bem  14.  Sa^r^unberf 
Fleischhacker  ^),  cbenfo  bie  oon  9^ürnberg ')  unb  93ai)reutl)  *).  ^er 
'Familienname  Fleischhacker  (-haker,  -acker)  ift  im  Wiener  "Slbre^- 
buc^  ca.  50  mal  »cvfrcten,  Fleischhauer  nur  1  mal.  3e^t  lieft  man 
iu  QOßicn  5. 93.  in  ®cfd)äft^auffd)rif(en  nur  Fleischhauer,  fagt  aber 
meiff  Fleischhacker.  Offenbar  galten  bk  öftcrreic^if(^en  6d)läc^fer 
Fleischhauer  für  feiner.  3u  Äaufe  ift  ber  ^u^brucE  jebenfall^  toeiter 
nötblic^   im    ®thkt   öon   hauen   'fd)lagen':    t>gl.  fleischhouwer   auf 


')  "Sgl.  auc^  ©utscit  0.  a.  O. 

2)  60  8.93.  im  93crUnifc^en  etabtbuc^  S.  82  (gnbc  b.  14.  3a^r^.)- 

ä)  fleischhaker  1322  QucUen  5.  ©cfct).  b.  Stabt  QBicn  II  1  9^r.  82, 
fleischhagker  1 493  ebb.  II  3  ^v.  5502  a,  die  Wiennerischen  fleischhacker  ebb. 
I  5  9^r.  5680.  3n  9Bicncr-~ncuftabt  fleischakcher  um  1310  5?cutgen  £lrf.  j. 
ftäbt.  93crfaffgggefc^.  9^r.  269.  <auc^  giicolat  9?cifc  V  93ci?l.  6.  S6  (1781) 
oerjeic^net  öftcrr.  Fleischhacker. 

*)  flaischhacker  15.  3a^r^.  <5)eutfd)c  6täbtec^ron.,  9^ümb.  II  S.  308. 
^uc^crg  öau^^altbuc^  (1507—17)  147. 

*)  fleyschacker  1464  Quellen  j.  ®cf^.  b.  Stabt  93apreut^  ^crauög.  D 
6^r.  gKcper  (1893)  6.  24. 


Sd)Iäd)ter  415 

ßcipäigcr  Urfunbcn  hti  15.  3ö^t()unbcrt^  ^),  nad)  Füller  »'^raurcut^ 
^b.  I  343  ic^f  in  ©ac^fcn  ocraltcf  („faum  nod)  auf  alfcn  firmen- 
((^ilbcrn");  knakenhawem  eder  fleischhawern  in  xlDZagbcburg  1330  ^), 
mnbb.  fleshouwer  Sd)tllcr--£übben  ^b.  IV  224.  V  271,  Fleisch- 
hauerstraße in  £übecf.  —  9^cben  Fleischhauer  ift  in  ^ien  in  ben 
legten  Sauren  ber  an§  'J'^orbbcuffc^lanb  entlcljntc  *2lu3brucf  Groß- 
scUächterei  getreten:  fo  nannte  ftd)  bic  Don  ber  ©cmeinbc  errichtete 
©rfte  'Sßiencr  ®ro§fd)Iäcf)terei='2lftiengefenfd)aft,  unb  feitbem  !ann  man 
au4>  Großschlächter  in  ben  Wiener  Scitungen  lefen. 

5.  ®a^  ganje  übrige  ®tbkt,  alfo  ^eff-^  unb  6übbeutfc^(anb, 
öc^toeiä*),  Q3orarlberg,  ^irol,  Salzburg,  gebraucht  Metzger.  <5)iei"e 
^cjcic^nung  ift  alfo  über  bie  ganjc  O^bci^ProDinj  verbreitet  öftlic^ 
nac|)  955cftfalen  hinein  bi^  *^aberb.,  '^xmh.  (^ier  neben  Schlächter), 
6icgcn,  toeiter  über  Äcffen:  Gaffel  (neben  Fleischer),  xDJarburg, 
©ie^cn,  ^ulba.  ^am\  läuft  bie  nbrbl.  ®ren§e  ben  fränfifc^en  ^eil  oon 
^f)üringen  einfd)Iic§enb  über  Salbungen *),  97?ciningcn,  Coburg,  fo 
ta%  alfo  €lfa§,  £ott)ringcn '^),  93aben,  ^falj,  ^[Bürttcmb.,  93at)ern  §um 
Metzger -®ebiet  gehören.  3n  öfterreic^  reicht  ha§  '2Bort  bftlic^  bi^ 
Qal^h.  (Saljb.,  3cII  a.  (5.).  '5)a§  e^  aber  frül)er  aud)  in  QBien  oor» 
fam,  f^eint  au^  £ori^a^  9^cuem  Idioticon  Viennense  oon  1847  6.  89 
^eroorjuge^cn,  ber  Metzger,  metzgern  pcrjeicbnet,  tok  aucb  in  einer 
Wiener  llrfunbe  oon  1493*)  raeczker  neben  fleischhagker  gebraucht 
ipirb;  auc^  *^opott)itfd)  fd)reibt  gelegentlich  Metzger  (Voc.  Austr.  11 
foL  232).  3n  9Regen^burg  ift  Metzgermeister  ber  geprüfte  Äanb= 
toerfer,  Fleischhacker  (aud)  Fleischer)  ber  '5leifd)toaren^änbler. 

9^ur  al^  munbartlid)  fann  bk  an  Metzger  an!lingenbe  "^orm 
Metzeier  gelten,  obipo^l  metzeln,  Metzelei  allgemein  fc^rifffprac^lic^ 
unb  \)b.  finb.  Metzeier  im  Sinne  oon  Sc^läc^tcr  ift  bcfonbcr^  rbein» 
fränfifd):  c^  fommt  oor  in  unb  hti  ®ic§en  ß!receliu§  "^b.  590,  in 
„9^affau"  ^e^rein  QSolf^fpr.  279,  £otl)ringen  ^oümann  <2Bb.  361 
(neben  Metzjer)  unb  £uremburg  ^b.  lur.  'JJl.  286 '). 

')  Hrfunbenb.  b.  Stobt  ßeipaig  I  6.  177  (1445).  Heischauwer  (1442) 
e.  IbOff.,  fleisschhauwer  (1462)  ebb.  6.  217. 

*)  Urfunbenbuc^  öon  9}?agbcburg  I  S.  201. 

»)  ^gl.  3b.  IV  627. 

*)  öcrtel  5:^ür.  96.  3n  ^üfjl^aufcn  nac^  öertel  Schlächter  unb  Metzger. 

')  gif.  <2ßb.  I  473.    goOmann  IQb.  361. 

«)  Qucücn  j.  ®efd).  QCßieng  II  3  9^r.  5502  a. 

■')  ^udi  im  9}?ittelalter  tritt  bar  QBort  in  biefcn  ©egcnbcn  auf:  fo  oft 
in  ben  gOßormfcr  <5leifc^tajcn  oon  1402,  ^or^  Quellen  5.  @efcb.  b.  6tabt 
QBorm«  m  (1893)  641  f. 


416 


Sc^läcfefcr 


Orte   mit  "Soppclbcjcic^nung 
fammcngeftcltt: 
Kno- 


ftnb    in   bcr   folgcnbcn   ^abcUc  ju- 


-            Schlach- 
chen- 

-                    ter 
hauer 

Schläch- 
ter 

Fleischer  Metzger 

Fleisch- 
hauer 

®orpat    ©orpat 

2\t>l 

Stettin 

93re«lau 

Äalberft. 

^rn^b. 

^ie«b. 

giot. 
Stettin 

Äalberft. 

Gaffel 
Äof 
9Zürnb. 
"xRcgcn^b. 

9tmü5 

tD?.=9^euft. 

3naim 

^rn?b. 
=2Bic«b. 

Staffel 

9^ürnb. 

9?cgcn^b. 

Saljb. 

Saljb. 
Olmü^ 
^.=9^cuft. 
3naim 

3n  ber  Sc^riftfprad^c  finb  alle  fünf  93c5cic^nungcn,  Schlächter 
(Schlachter),  Fleischer,  Knochenhauer,  Fleischhauer  unb  Metzger 
oertrctcn^).  3n  ©cutfc^lanb  jcigt  [tc^,  \vk  ber  ^itel  bcr  Fleischerzeitung, 
Orgcn«^  bcr  ^kifc^cr Innungen  in  93crlin,  vnh  bcg  Allgemeinen  Flei- 
scherverbandes bctocifen,  bic  9ZeigunQ,  Ten  ^u^brutf  Fleischer  ju 
beioorjugen.  ^c  ift  bcr  aßgemcinfte ;  Schlächter  unb  Fleischhauer 
bejclfl^ncn  n^tr  je  dnc  oon  ben  oerfc^iebenen  ^ätigtcitcn  biefe^  Äanb- 
U>crfcr^,  Metzger  \)at  gegenüber  bcn  anbercn  *2lu«brü(fen  ben  92acl)teil 
bcr  etpmologifc^en  llntlar^eit  ^). 

3n    älterer    3cit    beftanbcn    nocb    anbere    QBcjeic^nungen,    mnbb. 


*)  3n  S^aebing»  Ääufigfeit^wb.  ift  Schlächter  mit  bcr  Siffcr  23,  Metzger 
mit  18  oeräet(^net. 

')  (Sine  befricrigcnbc  etpmologifci^c  ©cutung  bc^  ^^JGortc*  ift  nodb  nicbt 
gelungen.  S^lugc  Qiöt>.  313  fü^rf  m^b,  met74aere  auf  miaf.  matiarius  QBurjtlcr 
t)on  matia  '©arme'  (^uvüd.  *i2lbcr  Metzger  bcjeicbnc?  gcrabe  ben  X>a^  Q3ic^ 
fd)lad>fcrben  unb  jcrtcilcnben  öanbnjcrfet  im  ©egcnfaft  jum  <2Burftf)änMer, 
t>a^  '^^crbum  metzgen  bcbeufet  *^icl)  fd^laci^tcn  unb  serteiten",  unb  die  Metzge 
ober  Metzig  '^Icifc^banf,  Sc^lad)tljau0",  m^b.  metzje  fielet  wie  tüi  Stamm- 
wort bogu  au^. 


Sc^läc^fer  417 

Kuter^)  (küt  ©ngetocibc),  Specsnider*),  nbl.  Beenhakker,  Knochen- 
hacker*),  Fleischmenger*),  Zuschroter*),  bo^  jtc^  hü  in  neuere 
Stit  erhalten  ^üf:  gegenüber  ber  Äofburg  in  9D3ien,  an  ber  (fcfe  ber 
•Sluguftiner-  unb  '^Bräunerftra^e,  la^  man  bi^  t)or  furjem  k.  k.  Hof- 
zuschrot.     9'^oc^    ^eute  toirb  an  oielen  Orten  —  aber  nic^t  überall, 

5.  93.  nic^t  in  ^orpat,  Äönig^b.,  ^anjig,  9Roffo(f  —  ber  ßc^läc^fer, 
ber  nur  ©c^toeinc  fd)la^tet  unb  nur  Sc^toeinefleifc^,  Sc^infen,  ^urft 
ücriauft,  oom  Rindsschlächter  unferfd)ieben,  toie  im  ^ranjbftfc^cn 
charcutier  unb  boucher.  3n  Berlin  unb  iibtv\)a\ipt  im  ©ebiet 
Don  Schlächter  unb  öon  Fleischer  (^olb.,  Sonberl^aufcn,  Slfterb., 
£engenf.),  auc^  noc^  in  ^ulba,  too  fonft  ]Metzger  gebraucht  toirb,  ^ei^t  er 
Schweineschlächter*),  in  933ef^unb  6übbcutfd)lanb  Schweine- 
metzger, in  93at)ern  (9}^ünc^en,  "Slug^burg,  '5)onauto.,  9^egen^b., 
^affau,  ioof)  auc^  Charcutier").  ^uc^  in  3ürid>  lieft  man  auf 
6c^ilbcm  Charcuterie  (bort  auc^  Boucherie  für  Q'^inblfc^läc^terei). 
3n  Öftcrreic^  Selch  er,  genauer   Fleischselcher  (ogl.  selchen  oben 

6.  385  u.  räuchern)'). 

'Jragen  toir  nac^  ben  £lrfac^en  ber  geograp^ifd)  öerfc^iebenen  Be- 
nennungen biefel  ©etoerbe^,  fo  lä§t  fid>  ä^nöc^ft  öermuten,  ba^  bic 
örtliche  93efc^ränfung  »on  Schlächter  Schlachter  mit  ber  gleichen 
'Bcfc^ränfung  be^  5U  Orunbe  liegenben  *23erbum^  schlachten  jufammen» 
l>ängen  toirb.  '5)em  Wiener  ift  schlachten  no(^  ^eute  nic^t  geläufig: 
oon  großem  93ie^,  bai  burc^  einen  Schlag  getötet  toirb,  fagt  man 
schlagen,  oon  fleinerem,  bem  fogen.  Stec^oiel),  abstechen,  (fbenfo 
ift  metzgen   örtlich   befc^ränft.     ©aju  fommt,  ba§  manche  6c^läc^ter 


»)  1283-98  in  Cübecf,  Äö^Ier  «2lrcb.  f.  Äult.  I  135. 

*)  1317-55  ebenba. 

»)  eticler  ^.  Spr.  732. 

*)  vleismenger  in  Äöln  1348,  Äeutgen  Url.  5.  ftäbt.  ^erfaffg^gefc^. 
(1899-1901)  ^x,  292.    'm.  Äepnc  xna^runggtocfen  284  ff. 

*)  Zuschrater  Qlbrat).  a  S.  Clara,  Zuschroter  Äeumann  OpuScula 
(^i^ürnb.  1747)  S.  704  oon  ml)b.  schroten,  mb.  schräten,  schröden  'fc&neibcn'. 
9lQcfa  <$>opotot(fcb  Voc.  Austr.  II  fol.  232  ^ic§  fo  ber  Äofmc^ger  in  QBien, 
njtil  er  bcn  Äofbcbicnftctcn  tai  "JUifc^  in  "Portionen  juteiltc. 

•)  9^ac^  9lübtger  3un>ad)«  II  (1783)  111  f)u%  er  ju  feiner  Seit  in  öaUe 
Rauchschlächter. 

')  ®afür  in  ber  ^ränf.  Sc^weij  Charcuteur  (norf>  Friseur,' Redacteur  u.  0.) 

*)  ^ad^  =nicolai  9Reifc  IH  (1781)  22  unterfc^ieb  man  früher  Fleisch- 
unb  Hartselcher,  nac^  ^opott)itfct)  Voc.  Austr.  II  fol.  125  R  1)  bie  oor- 
ne^meren  Hartselcher.  2)  bic  Buttler.  bie  in  93utten  ba^  Sclc^fleifcb  ju 
3J?arlt  bringen. 

Ar  et f  Corner,  ^ort9eogrc:t>^ie.  2' 


418  6c^läc^tec  —  Gc^Iafbutf^e  —  S^lägerci 

ni^t  felbft  \<i)\a6)ttn,  fonbcrn  gcfc^lac^tcfc^  93ic^  öerfoufcn,  5crt)aucn 
unb  ha^  ^kx\(i)  öcrfoufcn:  ba^cr  bic  'SBcäcic^nungen  Fleischer,  Fleisch- 
hacker, Knochenhauer,  ^nbcrctfcif^  gab  c^  unb  Q\bt  zi  noc^ 
Äanbtocrfcr,  bic  in  ^riöatl^äufcr  gingen  unb  nur  ba^  Sc^lac^tcn  oon 
^iel^  bcforgtcn,  tk  Hausschiachter. 

3n  ^irol  unferfc^eibct  man  öom  Metzger  bcn  Strützer,  bcr 
^Icinöie^,  6c^afc,  Siegen,  tt)o^l  au^  Kälber  (6^tt)einc  fc^lac^fct  bcr 
^auer  felbft)  abffic^f  unb  baß  ^Ui^d)  »erlauft'),  ^ai  Q3crbum 
strützen  bcgeic^nct  aber  nic^t  Öiefe  ^ätigfeit,  fonbcrn  '^art,  mü^fclig, 
langfam  arbeiten',  na4>  Q(^'6pf  3b.  722   cigentlidf)  'fc^lcppen,  jcrrcn'. 

0^lafburf^e 

*23urf4>e,  ber  in  einer  ^amilicntoo^nung  eine  6(^lafftc0c  innc  ^at. 
©cfcHcn,  "iHrbeiter  unb  anbcrc  tt)cnig  bemittelte  ^erfonen  mieten  in  bcn 
©ro^ftäbten,  too  ein  ganjc^  Simmer  für  ftc  ju  teuer  ift,  öon  einer  Familie 
nur  ein  93ett  ah.  1.  Schlafbursche  ift  in  9Zorbbcutfd)l.  (au§er  Oft- 
unb  <2öeft|)reu^en)  unb  "SO^ittclbcutfd)!.  üblicb  füblic^  bi«  Äof,  ^fc^aff., 
©armft.,  ^aifcr^l.  —  2.  3n  ^önig^b.  Schlafsteller.  ^rifc|)bicr 
Q3Bb.  I  78  fcnnt  noc^  Bettsteller,  Bettstätter  cU  prcu^ifc^.  —  3.  3n 
®anjig  Einlogirer,  Einlogirender  neben  Schlafbursche.  — 
4.  3n  9QÖüctt.  unb  mehreren  bat)rifi^cn  6täbtcn,  ®onautt)ört^,  "SJ^ün-- 
c^cn,  ^ug«b.,  Kempten,  <33regen8,  Qt  ©aßen  Schlafgänger,  eine 
^oraUelbilbung  ju  bem  aud^  norbbeutf^cn  Kostgänger.  *33eibe  'Söorte 
l^at  f4)on  6tieler  ^.  6pr.  (1691)  624,  aber  Schlafgänger  in  bcr 
93cbcutung  'noctambulo  idem  fere  est  quod  ^onfic^tiger  luna- 
ticus.  —  5.  3n  Öfterrci^,  auc^  f^on  in  'SOZünd^cn  (neben  Schlaf- 
gänger) Bettgeher.  6c^on  bei  ^bra^.  a  6.  (Jlara  VI  45  6trigl: 
Kostgeher  und  Bettgeher.  3n  bcr  ©rajcr  ^age^poft  t>om  28.  ^ug. 
1910  lag  ic^  Bettbursche. 

6d^IafmÜ^e  f.  Mütze  6.  348. 

ober  Prügelei  (in  "^Scrlin  »ulgär  aud^  Keilerei  t>on  Keile 
'©daläge',  verkeilen  'burdbprügcln'  ober  Hauerei,  haß  big  ing  93ogt» 
lanb  reicht).     ®afür  in  93a^crn  unb   Öfter r.  Rauferei,  toie  man 

0  6o  bcfinicrtc  mir  Sofrat  '5olbt  (aug  93runc<i)  bcn  6trutjcr ;  ctwo* 
anber«  6c^5pf  3b.  722. 


€*Iög«rei  —  Schleife  419 

bort  auc^  sich  raufen  für  sich  prügeln  fagt.  3n  "Berlin  toirb 
raufen,  gctoö^nlic^  ausraufen  nur  in  feinem  urfprünglic^en  6inne 
'au^rei^en'  öertoenbcf:  sich  die  Haare  ausraufen,  Ähren  ausraufen. 
9^oc^  (Srcceliu«  QOÖb.  680  ift  biefe^  Q3erbum  in  Obcr^effen  überl^aupt 
nic^f  me^r  üblic^. 

6c^leife 

6c^linge,  befonber^  bic  aui  einem  93anbe  gefnüpffe,  bie  al^ 
Sicrbe  bient.  3n  ^at)ern,  Öfferrei^,  3ip^,  Qithtnh.  unb  einem  ^eil 
bcr  6c^toeia,  6l.  ©a0en,  3üric^  (ogl.  3b,  IV  501)  enff priest  Masche 
(Masche  am  ^leib,  im  Äoor),  bai  im  ^^orben  nur  bxt  beim  ©tridten 
t)on  ©trumpfen  ober  9ftt%tn  gebilbete  Schlinge  hthtuttt  *),  nie  bit  93anb- 
fc^leife.  ^lein  "^roo.-QBb.  U  (1792)  8  begeic^net  Maschen  '93anb. 
fc^lcifen'  aU  bfterr.  unb  pfäljifc^').  Schleife,  bei  ftc^  alfo  über 
ganj  ®eutfd)lanb  aufer  *33apern  unb  bi^  in  bit  ^eftf^toeij  (93ern) 
erftre(ff,  beruht  auf  ältern^b.  Schleufe*)  m^b.  sloufe  ju  sloufen 
slöufen  'fd)Iüpfcn,  fc^lüpfcn  machen'.  ®a^er  elf.  Schiauf  C^ßb.  II 
452),  fc^toeij.  Schlaufe  (in  ^ern  ^b.  Schleife),  bab.  Schlaufe 
(•iWeiftnger  QBb.  o.  9lQpptt\au  166),  toürtt.  bgl.  3n  anberen  '3Kunb- 
orten  toirb  eine  ^orm  mit  anberer  Q5ofalftufe  Schlupf  m.  =  m^b. 
slupf  (ju  slupfen  f4)lü)>fcn),  Schlupfe  gebraucht:  nbb.  slüppe,  ^eff» 
Schluppe*),  Schlupf),  lot^r.  Schlopp'),  lujemb.  Schlapp'),  elf. 
Schlupf*),  bat)r.  öfterr.  die  Schlupfen  bie  beiben^^eile  einer  Schleife, 
iob.  Schleife  ift  alfo  in  bicfc  ©egcnben  öon  9^orben  unb  Often,  auf 
9'iorb=  unb  *3}Jittelbeutfcf>lanb  eingebrungcn.  ^ai  in  bemfelben  @ebiet 
übliche  Schleife  'ßi^ba^n,  Schlitten,  <5^kppi ')  ift  ein  oon  Schleife 
=  m^b.  sloufe  eti)mologifc^  öcrf4)iebene^  QKort  m^b.  sleife,  bai  ju 
schleifen  gehört.    3n  öfterrcic^  toirb  biefe^  Schleife  auc^  für  'Schärpe' 


')  ^adt)  9Rübiget  Suwac^«  n  (1783)  100  entfprac^   nbf.  Äuge  ober- 
föc^f.  Masche  „in  ber  6tricferc9". 

^)  <^opon)itfc^  Voc.  Austr.  I  266  öcrjcid^net   öfterr.  Masche,  f^toeij* 
Schlinge,  fäc^f.  Schleife,  ^eff.-nafj".  Schlupf. 

«)  9^bb.  sleuf  Sc^umonn  OBortfct).  o.  Cübcd  16. 

*)  93ilmar  3b.  358,  nac^  welchem  Schleife  in  Äcffen  unbefannt  ift. 

*)  Grcccliu«  <2öb.  743. 

«)  ^oOmann  <2ßb.  452. 

')  <3Bb.  luf,  <3K.  382. 

•)  gtf.  QEßb.  II  469. 

*)  elf.  <2öb.  II  453.    dreceliuö  QBb.  738. 

27* 


420  Se^tcifc  —  f(^Uc§cn 

gebrouc^f   (Kranzsclileife)    unb   tommt  baburc^   bcm  begriff  '93anb» 
f^lcifc'  na\)t,  anbcrtoärt^  5.  93.  in  Saucrnig  für  bie  ^agenbrcmfc. 


fc^Uegcn 

Schließen,  häufiger  zu-,  ver-,  abschließen  (©cgcntcil  auf- 
schließen) toirb  in  93crlin  faft  nur  gebraucht,  n)cnn  man  ftc^  babci 
«inc^  Q6)lüf\cU  bebicnt.  (Scbrauc^t  man  blo^  bic  ^linfc,  fo  fagt  man 
zumachen  (bie^  ouc^  oon  ben  ^cnftcrn);  in  bicfcm  '^aUt  iff  sclüießen 
fein,  gefu(^f,  litcrarifc^.  Äicrbur(^  ift  ocrmutUc^  bie  irrige  93emcr!ung 
im  0^b.  IX  694  »cranla^t:  „®ie  Sbiomatifen  führen  bai  QBort 
[schließen]  mcift  ni(^f  auf,  t>ai  alfo  mctjr  ber  6c^riftfprac^e  aU  ber 
munbarfli(^en  9^cbctoeife  anjugc^ören  fd)cint."  9Q3cnn  ber  ©c^lüjfcl 
gebraucht  toirb,  tocnbet  auc^  bie  ^Solf^fprac^e  schheßen  an.  ®er 
*2lu^bru(f  zumachen  ift  gemein^b.,  nur  für  Sf.  ©allen  toirb  mir 
zutun  angegeben,  dagegen  ^af  schließen  ein  geograp^ifc^e^  "äqui» 
öalcnt  in  sperren,  zusperren,  6c^on  ^Icin  '^roo.='2öb.  II  (1792) 
161  gibt  sperren  in  biefem  6inne  al^  bfferr.  bapr.  on.  (£^  toirb 
mir  au^crbem  auc^  für  93au^en,  ^ricr,  6aarbr.,  Stocibr.  *)  bezeugt. 
3n  ben  '3)iunbartcn  »on  ßlf.  unb  Cotljr.  fommt  fotoo^l  sperren  tt?ic 
schließen  öor*).  <5ür  93abcn*),  QQöürft.  unb  ©d^toeij  toirb  mir  nur 
schließen  angegeben,  für  93at)ern  htibt  QJerba,  für  93ö^m.  =  £eipa, 
9^ei(^enbcrg,  ^roppau,  Sauernig  schließen,  für  Olmü^,  93ieli^  bcibe 
QSerba,  für  ßeitmer.  sperren,  für  93orarlb.  schließen.  6onft  ift  in 
öfferr.  sperren,  zu-,  ab-,  aufsperren  bai  übliche,  ebenfo  in  ber 
3ip^  unb  in  6icbenbürgen.  ©ie  Sperrstunde  ift  bit  Seit  (10  £I^r 
^benbö),  wo  bic  ioau^türen  oerfd^loffcn  toerbcn,  bai  Sperrsechserl 
i>ai  ®tlb,  bai  man  für  i^r  Öffnen  ja^lt.  "5)0^  \^c\^t  ti  intranfttio 
das  Fenster,  die  Tür  schließt  nicht.  3n  9Zorbbeutfc^l.  bebeutet 
sperren  nur  oerrammeln,  eine  Straße  sperren  ben  QJerfc^r  barin 
(poli5cilic^)  ocrt)inbcrn.  0a  sperren  a\)b.  gisparren  anglf.  gespearrian 
»on  Sparre  a^b,  sparro  fommt,  fo  toar  bie  ©runbbebeutung  '6parrcn 
über  ben  'Jöeg  legen,  eine  93arriere  errichten'. 


^)  ^Ql.  "Slutcnrictt)  3b.  134  sperre. 

«)  ßlf.  QBb.  n  546  sperren  mit  bem  Sc^lüffel  fc^tie^cn.  öenrp  Dial. 
de  Colmar  209  sliase.  ^oHmonn  *2ßb.  485  sperre^.  451  schließe«.  <2Bb. 
.tuj.  SK.  414  spßren  fperrcn,  ocrricgcin. 

*)  "Sgl.  9}?cifmgec  QBb,  0.  9?appcnau  167. 


ecblip«  421 

bic  Porjug^iDcifc  öon  Äerren  getragene  gcnQt)tc  Schleife,  bie  mit 
einem  ^anbc  um  ben  trögen  bcfeftigt  toirb.  di  befte^en  bafür  no^ 
bic  '21u^brü(ie  Binde  (Halsbinde)  unb  Krawatte.  3n  'Berlin  ift  ber 
6prac^gcbrauc^  ber,  t>a^  Schlips  bai  getoö^nlii^e,  Binde  baß  felfencre 
^ort  ift.  Slüifc^cn  Schlips  unb  Binde  bcfte^t  ber  Unterfd)icb,  ba^ 
bie  6c|)Uife  mit  langen  ^erabtjängenben  6nben  meift  Schlips,  bie  toei^e 
ober  fc^toarje  6c^leife  mit  furjen  Snbcn  meift  Binde  genannt  toirb. 
3m  Übrigen  flnb  folgenbe  brtli^e  Q3erfc^ieben^eiten  ju  ertenncn. 

1.  Schlips  tpirb  oorjug^toeifc  im  n5rbli(^*n  unb  mittleren 
©culf^lanb  gcfagt,  in  6übbeutfc^lanb  unb  Öfterreic^  nur  oereinjelt 
neben  Krawatte,  fo  in  "Sarmftabt,  9ia\tatt,  "^Bürttemberg ,  Äof, 
^fcf)affenburg,  9^eumarft,  3naim  (feiten),  93icli^,  Siebenbürgen.  3n 
^ngbad>  ^ei^t  angeblich  fo  bic  gebunbcnc  (nic^t  genähte)  6(^lcife,  loie 
ftc  bie  5?ünftler  tragen  (fonft  Selbstbinder  genannt).  Schlips  ift  bai 
englifc^e  slip  ober  ber  al^  Singular  oerftanbenc  '^lural  shps.  93gl. 
n^b.  Koks  Sing.  =  engl,  cokes  ^l.,  Keks  Sing.  =  engl,  cakes  ^l. 

2.  Binde  ober  genauer  Halsbinde  ift  glei4>faH*  auf  bie 
größere  nörblic^e  Äälftc  bti  beutfc^en  ©cbiete^  befd)ränft,  füblirf)  bi* 
Äeibclberg,  9Raftatt,  9^ürnberg,  'S'^eumarft,  ^Oßinterberg ,  (J^otiefc^au, 
ßeipa,  9Reic^enbcrg  (in  Olmü^  Bindel)  rcic^cnb,  ift  alfo  3. 93.  in  ^ien 
ni^t  üblich .  ^uc^  fonft  ift  ber  ©ebrauc^  bc^  QBortc^  befcf)ränft.  3n 
(fi^leben,  "Sln^bac^,  Äcibelberg  bcjcic^nct  Halsbinde  nur  bic  tpirflic^ 
gebunbcnc,  nic^t  genähte  Schleife,  bai  ^uc^,  toic  c^  bic  ^Säuern  um 
ben  Äalö  fc^lingen.  3n  ©anjig,  £eipäig,  ÄaUc  unb  ocrmutlic^  noc^ 
in  anberen  Orten  toirb  ä^nlic^  ipie  in  "Berlin  nur  bit  fogen.  „toei^e 
93inbc"  fo  bcicic^nct. 

3.  3n  Sübbeutfc^lanb,  Öftcrreic^  unb  ber  Sc^toeij  ift  Krawatte 
bai  übliche  'Jßort.  (?^  toirb  auc^  in  9Zorbbeutfc^lanb  neben  Schlips 
unb  Binde  gebraucht,  tourbe  aber,  i.  93.  in  93erlin  unb  @5ftingcn, 
früher  al^  altmobifc^  empfunben;  jc^f  jcborf)  frf)einf  e^  ber  übliche 
fd)riftfprad)li4>e  "ilu^bruct  ju  toerben,  ber  t>on  ben  (Scf^äft^leufcn  ange-- 
tocnbet  toirb.  Um  bic  9?iittc  btß  19.  Sa^r^un^crt^  ^^r  Krawatte 
in  9^orbbcutfcf)lanb  burd)  Schlips  ocrbrängt  toorben,  ber  englifd)e  (fin-- 
flu§  ^attc  ben  franjbftfc^en  abgelöft,  blieb  jcboc^  auf  9^orbbcutfd)lanb 
bcfcf)ränft.  <^aß  fd)on  im  18.  3a^rf)unbert  entlet)ntc  Krawatte  ift  in 
Sübbeutfc^lanb  aud)  oolf^munbartlic^,  ogl.  Senj  QBb.  b.  ic)anbfd)u^«-- 
^eimer  <3)ia(.  40.     '3}?eiringer  ^b.  b.  QRappcnauer  '^.  77  (t)icr  auch 


I 


422  e<blipi  —  fc^tiftcrn 

älupf).     ßuycmb.  Krawatsch  ^b.  244.     'JoÜmann  Cot^r.  QBb.  310. 
elf.  ^b.  I  533. 

fc^Uttern 

auf  einer  mit  (fi^  bcbcdfcn  glaffcn  6feDe  mit  bcn  6tiefe(n  (nicbt 
mit  6ci^littfc^u^en)  ba^inglciten,  ein  Q3ergnügcn  ber  ^inber  im  "Jöinfcr. 
^i  gibt  tpenige  "Begriffe,  für  t>it  eine  folc^e  geograp^ifc^c  "^Kannig- 
falfigfcif  ber  '^Bejeid^nungcn  bcftc^t.  0er  Q3erfe^r  \^at  ^icr  nic^f  au^-- 
gleic^enb  toirfen  fbnnen,  toeil  i^m  biefe  auf  bie  linblicbe  6p^öre  bc- 
fc^ränften  ^u^brüdfe  cntjogen  bleiben.  Sd^  orbne  fte,  toie  alle,  geo-- 
grap^ifd)  an.  1.  schlittern,  öulgör  schliddern  (nbb.  shddern)  ift 
in  ber  ^arf  unb  öftli4>  baoon  bi^  0tf4).»^rone  unb  ^ofen,  nörblicb 
bi«  6tettin,  h)effli4>  bi«  Äalbcrft.,  (fi^l.  ^),  ioaUc  öerbreifet,  tpo  aber 
fd)on  anbere  "Slu^brüdfe  (schlickern  in  dißl,  glandem  in  Äalle)  üb- 
licher ftnb.  0ie  ©teile,  auf  ber  gcfc^litfert  toirb,  ^ei^f  Schhtter- 
bahn')  =  luj.  Schhdder  fem.  (9Sßb.  luj.  ^.  384),  oerfc^ieben 
»on  Eisbahn,  ber  für  6c^littf(^u^läufcr  beftimmfen  großen  Si^fiäc^c. 
Schlittern  nbb.  oftfricf.  sliddern,  anglf.  sUderian,  engl,  shdder  ift 
Steratiobilbung  ju  schütten,  bai  mir  in  berfelbcn  ^Sebcutung  für 
^ricr  bejeugt  toirb,  =  m^b.  sliten,  agf.  slidan  'gleiten^  in  bet 
Q6))3>t\i  bafür  scMitteln  ^QGßb.  IX  758.  «Sic  *23ebeutung  'calceis 
in  glaciei  lubricitate  labi'  \fat  fc^on  <5rifc^  (18.  3^.).  ^euc^ert 
3.  f.  b.  SD^J.  1910  6.  18  öerjeic^net  neben  altmärf.  slidaru  ncumär!. 
sludarn,  mofelfränf.  sludar  f.  ^i^bal^n,  sludarn  fdjlittern;  ba5u  lur. 
schludderen  (Qöb.  luy.  *30i.  386),  in  ^bnig^b.  schluddern  (neben 
schorren,  schurgeln  ^xi^d^hkx  9Bb.  II  312).  QOßeftf.  sludarn  be-- 
bcutet  'fd)lottern'. 

2.  Siemlic^  h)cit  oerbrcitet  ift  glitschen:  in  *^etcr^b.,  £iol., 
^anjig,  6d)tocrin,  9^ofto(l,  6d)le^to.--i5olft.,  Äamb.,  Äarb.,  Bremen, 
Olbcnb.,  3coer,  9'^orben,  ßüneb.,  Äannoö.,  Ö^nabr.,  Cingen,  bann  in 
Äeffen,  nac^  (Sreceliu«  QBb.  425  bti  (Sieben,  nac^  '^Jfifter  9^a(^tr.  80 
in  <ot  ®oar,  nac^  metner  Quelle  in  ^ulba,  tociter  in  Cotl^ringen ') 
unb  bal^er  aud^  im  6iebenbürgifc^cn  (Äermannft.),  fotoie  in  ber  3ip^, 
oereingelt  in  6übbeutfd)l.,  in  ^aifcr^l.  *)  unb  in  93ern.     6c^on  Jöcnifc^ 

0  ^ad)  ®QGßb.  V  247  wirb  schliddern  no(^  in  9Jiagbeburg,  ©effau, 
Sdjleften,  Citauen,  schlittern  in  ©reiben  unb  "iilpotba  gebraucht. 
«)  ScWiderbahn  «:popott)itfc^  QSerfucb  (1780)  102. 
')  ^oHmann  ^Bb.  209. 
*)  93gl.  *2lutcnrtet^  3b.  55. 


fc^tittcrn  423 

5:cutfd)c  Oprac^  (1616)  6.  1652  ocrjeic^net  gliffc^cn  ob  dem  Eisz 

per  lubricam  glaciem  ferri,  percurrere  glaciem, ,  levibus 

et  lubricantibus  pedibus  summam  glaciem  perlabi.  0ie  Gelittet« 
ba^n  \)ci^t  lot^r.  Glitsch  f.  (^oamann  ^b.  209),  lur.  Glötsch  f. 
(5ßb.  lur.  50^.  148).  'JrcnfTen,  0ic  3  ©efreuen  205,  gebraucht  einen 
Glitsch  in  tiefem  6inne.  'Slu^  Äarburg  unb  aui  xRaftatt  toirb  mir 
noc^  eine  9'iebcnform  mit  9^afal  glintschen  angegeben.  "23gl.  oftfrief. 
glinsen  'fc^litfcrn',  fdjtoeb.  glinta  gleiten,  \)b.  gUnden  'labi'  <5)'2Bb. 
V  247.  3n  '^Berlin  unb  fonft')  njirb  (aus)glitschen  nur  für  aus- 
gleiten üertoenbet.  gleiten  felbft,  ba€  Stammtoorf  ju  glitschen, 
ober  feine  munbartlic^e  ^orm  gliten  wivt)  im  Äeffifc^en,  in  Gaffel  unb 
gj^arburg,  für  'fc^Iittcm'  gebraucht.  Q3gl.  ^pfter  9^ac^tr.  80,  btx 
Ghdebahne  '6c^litferba^n'  ^injufügt,  dreceliu^  QBb.  425.  6c^lef. 
gUttern  'fc^littcrn',  Steratio  ju  gliten,  *2Bein^olb  ^eitr.  28. 

3.  Sn^önig^b.  schonen,  bicmunbartlic^e^orm  »on  schurren; 
biefe^  felbft  tt)irb  im  Süb^arj,  '2lrtem,  ©öttingen,  ioann.  für  'fc^litfem'  ge» 
braucht.  Äcrfel  bezeugt  schurren  für  *23ogtei,  9'Jorb^aufen,  bie  „fc^toarj-- 
burg.  Unter^errfd)aft"  (5:^ür.  223),  Scc^t  e.  100  für  xD^an^felb, 
©anneil  QBb.  190  (neben  sliddem)  für  bai  *2Iltmärfifd)e,  Q3ilmar 
3b.  374  für  bai  „fäc^f.  Äeffen".  ^ai  0^b.  IX  2053 f.  zitiert  eine 
Ijannööerfc^e  '^olijeiorbnung  oon  1769,  bie  bai  Schurren  auf  bem 
©fe  Dcrbietet.  Schurren  bebeutet  in  93erlin  baß  Q^eiben  be^  93obcn^ 
mit  ben  *5ü§en  tote  scharren,  anbertoärt^  aber  'fc^arrenb  gleiten':  ogl. 
©anneil  ^h.  190.  «SBciganb  «^Bb.  E  803.  ^aju  Schorre  Schorr- 
bahn  ^rifd)bier  Q35b.  11  312,  Schurrbaon  "2)anneil  a.a.O. 

4.  3n  Cübecf  schleistern.  —  5.  3n  ^iel  hackern  (neben 
glitschen).  —  6.  3n  93raunfd)to.  glisseken  =  brem.  glisken 
C33rem.  '^ßb.  II  519),  nbb.  glüsken,  mnbX  glischen  (ßc^iUcr^Cübben 
'^Knbb.  ^b.  II  121),  Ableitung  oon  (nbl.)  glissen  'gleiten',  ogl.  oft- 
frief. slidderken  neben  sliddern.  —  7.  3n  93ücfeb.  schüttern. 

8.  3n  ^eftfalcn  (xOZünfter,  ®ortm.,  £d)tocrte,  ^abcrb.)  schlin- 
dern  =  nbb.  slindern,  nbl.  slinderen  gleiten.  93gl.  <2)9IBb.  IX 
723.  qßeiganb  9Bb.  II  729.  Sc^on  baß  ^rem.  <2öb.  IV  831  oer- 
jei^nct  slindern  'toie  bit  ^inber  5ur  £uff  auf  bem  <$iß  gleiten'. 
SchHnder  ober  Schiinderbahn  'Gc^littcrba^n'.  —  9.  3n  6iegen 
reiten:  QSilmar  3b.  342  bezeugt  riten,  nden  für  bie  llmgegcnb  oon 
"Julba,    dreceliu^   'Job.  610   reire   =  reiten    für   bie    oon   ®ie§en, 

^)  <S>aß  <2öort  ift  munbarfUc^  bi5  (Slfa§  (9Bb.  I  263),  Gc^rocii  (3b.  H 
€56),  Sc^leficn  (^einbolb  <23eitr.  28)  verbreitet. 


424  fc^tttfern 

bofür  ^eff.  au^  reitein,  munbartl.  rideln').  0ic  "Bebcutung  'fd)lit-- 
tcm'  beruht  auf  ber  allgemeineren  93ebeutung  oon  reiten,  fic^  fortbc» 
tocgen:  »gl.  nbl.  rijden  reiten,  fahren,  6c^littf(^u^  laufen. 

10.  3n  ^refclb  unb  <2ßefel  schlieen,  toeftfäl.  slien  QBocfte 
^b.  240  —  11.  3n  6iegb.,  ^öln,  «Hacken  Bahn  schlagen,  toeftfäl. 
isbän  slän  <2ßoeftc  ^Bb.  113.  ®o«  5ßb.  luj.  '^.  386  tocnbef  Eis- 
bahn schlagen  jur  (Jrflärung  »on  schludderen  an. 

12.  3n  ei«l.  schlickern.  6c^on  ^lein  "^^roo.-^b.  11  (1792) 
121  fü^rt  schhckem  ani  bem  ioarj  an.  ^amfb^lcr,  9}Junbartli4>c* 
aug  dattenft.  (^rogr.  Äclmff ebt  1884)  6.  9  bezeugt  e«  für  Gatten- 
ftebt,  Sec^t  <2ßb.  95  für  tOJan^felb,  hai  ©QBb.  V  247  für  <afd)ecg- 
leben  unb  QOöernigcrobe,  Äerfel  ^^ür.  212  für  Äarj  unb  9^orb^aufcn. 
Schhcker  f.  '6c^litferba^n'  <5)Qöb.  IX  678.  9^bb.  sHkkern  'J\<i)  auf 
ioanbfcI)litfen  über  ben  gefrorenen  6(^lamm  gleiten  laffen'  fü^rt  auf 
bie  im  ®^b.  öerfrefene  Verleitung  oon  Schlick  'Schlamm'.  ^It- 
märf.  slikkern  (^anneil  QBb.  195)  hthtuttt  fd^neien  unb  regnen,  fo 
ha^  ®latttiß  entfte^t. 

13.  3n  3ei^,  £eip5ig*),  "SOiarlncuf.  schusseln,  nac^  QBciganb 
geßb.  II  805  au  Schuß,  schießen.  Äertel  ^^ür.  223  \)at  oftt^ür. 
Schusself.  ©gbal^n.  ®erbet  ©ramm.  6. 10  gibt öogtlänb.  dsusln  dsusln 
(=  m^b.  schuseln)  'fd)littern''  an.  93gl.  schuscheln  in  ÄaHe,  "Sllbrcc^t 
£p5.  SfJi.  208.  —  14.  3n  6eif^enner^b.  zescheln,  in  "SD^Zeiningcn, 
^ränf.  6c^toeiä  zischen;  in  93öl^m.=£eipa  tschescheln  (neben 
tschundern).  93gl.  t^ür.  zuscheln  ioertel  ^^ür.  267,  im  Äenneb. 
zischen  auf  bem  (?ife  ^opotoitf^  '33erfuc^  158,  in  6u^t  zusehen, 
„föc^f."  tschuscheln  ®^b.  V  247.  Zuschel  '6c^littcrba^n'  Sllbrec^t 
0.  a.  O.  207. 

15.  3n  eifterb.  ru  seh  ein  (rusln  ©erbet  ©ramm.  6.  10).  ^ai 
QQßort  erinnert  an  färnt.  ruseln  (unten  9^r.  27),  ftcir.  rieseln. 

16.  3n  93au^en,  93ieli^  sehindern,  in  ßengenf.  tschinnern, 

in   93iel.   auc^    dschindsehern,    im   nbrbl.   "Böhmen    (2tipa,   £citm., 

2oho\\^),  ^ä^r.-6c^5nbcrg  tschundern.     <^ai  ®<2öb.  IX  199  bc 

legt  Schindern  für  6c^leficn,  Obcrlaufi^,  ^rc^ben,  '33ernb  <5)ic  btf4>c 

<opv,  in  ^ofen  Q.  278  schundern  für  ^ofen,   schingdern  für  bic 

9?ieberlaufi$ ').   9JJ^b.  sehindern  bebeutet  'polternb  f^lcppen,  fc^leifen'. 

i)lBÜmar  3b.  128.    ^ftftcr  9^ac^tr.  80.    Reidelbahn  <^x\mav  321. 
^)  ^gl.  Qllbrcc^f  eeipj.  9J?unbart  208.     <3J?üacr-'5rourcut^  QCßb.  II 716, 
»)  ©erbet   ®ramm.   b.  93ogtl   6.  10  sin(d)rn,  dsinrn.    ©OBb.  V  247 

fä^f.  zintschern,    tschinnern,  tschunnem.     '3}?üner-^raureut^  QDBb.  II  429 

Schindern,  schundern,  schingern,  tschinschern. 


fc^Uftcrn  425- 

^aju  die  Schunder  in  ^ofcn  C^Scrnb  a.  a.  O.),  die  Tschintscher 
in  ec^lcficn  fc^on  bei  ^Uin  ^roö.^Qöb.  II  199.  —  17.  91ug  <53ica^ 
tpirb  mir  au^cc  Schindern  noc^  tschinguliren  ober  schingu- 
liren  angegeben. 

18.  3n  ec^leficn  CBrc^l.,  93eut^.,  Sauemig,  Sucfmantel)  ka- 
scheln  (gefproc^cn  käzeln).  '5)ie  6c^litterba^n  ^ei§f  die  Kä2el. 
Kascheki  kahscheln  hti  ben  fd)lef.  93auern  \)at  fd)on  ^lein  ^^roo.» 
<2ßb.  I  223.  gSgl.  <2öcin^olb  <33eifr.  41.  ®^b.  V  247.  ^^nHingt 
bai  gleic^bcbeutenbe  t^ür.  köschen,  die  Kösche  Spie§  3b.  136. 
^^<2öb.  a.a.O. 

19.  rutschen  toirb  mir  aui  QOßinfen,  5^oburg,  ^uffee  bejeugf. 
"Popotoitfc^  QUerfuc^  157  beacic^net  e^  aU  frän!.,  t>aß  0^b.  V  247 
rutschein  aU  offerl.,  ritschen  aU  elf.  3n  Äanau  ^ci§t  bie  6c^Iitter= 
ba^n  die  Rutsche  Hilmar  3b.  335.  ©^b.  Vm  1 568 ;  nac^  ^opotoitfc^ 
a.  a.  O.  103  auc^  in  Qöürjb.     Äeff.  ratschen  Ui  '^fiffcr  9^ac^fr.  80. 

20.  libcr  ein  ®th\tt,  ba^  öon  ^^üringen  über  ioeffen  big  nac^ 
•^Sabcn  reicht,  ift  folgenbe^  93erbum  verbreitet:  kiennern  in  6on= 
ber^^.,  gländern  glännern  in  'Jßcimar,  klannern  in  ßifenac^, 
glandern  in  ÄoUe,  Äeffen  (93iebenfopf,  Äolj^.),  glennen  in 
Äeibelb.  ^u^  bcr  Literatur  feien  folgenbc  93elcgc  ^insugefügt:  in 
3ena  klennem  ^opotoitfc^  Q3erfuc^  157,  ^eff.  glendern  glengern 
^fifter  9^ac^tr.  80,  glennern  ^eljrein  ^olf^fp.  I  167,  glänern  int 
tocftl.  ioeffen  93ilmar  3b.  128,  glandern  bei  ^I^felb  Greceliu^  QQßb. 
423,  im  Äarj  ^Icin  ^roo.^QBb.  II  121,  glennen  in  '^OZann^eim 
^Ofieifinger  QCßb.  165,  pfälj.  glenne  Qlutenrict^  3b.  55,  klennen 
Älein  I  235,  elf.  klendern  thb.  Q^übiger  Sutoac^g  II  (1783)  78  ocr- 
jeic^net  bereite  oberfäc^f.  Glander  =  nbf.  Schlitterbahn;  ^eff.  Gläner, 
Glängerbahn  "Silm.  3b.  128,  in  ^ranfen^aufen  Gliiner  (^rancf  ^v. 
^unbart  1898  6.  57). 

21.  ©ner  ber  am  meitcften  oerbreitetcn  '^lu^brücfe  für  schlittern, 
ber  am  mciftcn  berechtigt  toärc,  für  ok  \)b.  ^Scjcic^nung  ber  ©ac^e 
ju  gelten,  ift  schleifen.  &:  gilt  in  ioeffen ^)  (Gaffel,  ^ie^babcn, 
^ranff.,  ^ainj,  ^armft.),  6übbcutfc^r. :  (fif.  *),  93aben '),  '2öürttcmb„ 
93a^ern,  Öfterreic^  unb  Sc^iDeij.     9?örblic^  reicht  er  hii  93?einingcn  *) 


')  gSgl.  '?)fipcr  9^ac^tr.  80. 

')  eif.  <2Bb.  n  454  schüfen,     cjitg  pfäljifrf)   öerjcicbnet   eö  ^^lutenrict^ 
3b.  124. 

'^  gSgl.  gjiciftngcr  QBb.  o.  9?appenou  165. 
*)  QJgl.  epic§  95eitr.  136. 


I 


426  fc^littern 

unb  im  Äcfftfc^cn  hii  Gaffel.  6c^on  Sianß  Qad^i  fd)reif>f:  „Auff 
dem  eysz  so  schleyffen  die  Buben"  0933b.  IX  592.  «^ic  munb» 
arflic^e  "Jorm  iff  schlifetzen  schlifitzen  schleifetzen  in  öfterr. '), 
^Sapcrn*),  QOßürtf.').  ®ie  6c^lit(crba^n  ^ci§f  die  Schleife*)  ober 
die  Schleifetz,  llbcigeu^  toirb  schleifen  au4>  für  Schlittschuh- 
laufen gebraud^f.  Schleiftag  ^ci§f  in  933icn  ein  5ag,  an  bcm  6(^litt» 
fd^u^  gelaufen  tperbcn  fann.  —  3n  '53ruc^fal  ift  bic  3teratioform 
schliffern  für  'f(^Hffcrn'  üblic^. 

22.  ^rciburger  Cofalau^brucf  iff  schlussern  (nac^  9}ieifxngcr 
95Jb.  65  Schlüssen).  i» 

23.  3n  Saarbr.  schlimmem,  in  Stoeibr.  Schleimern*). 
Schlimmem  ift  nac^  'JoUmann  QBb.  451  auc^  faft  allgemein  lot^rin« 
gifd),  schHmere°  clfäfftfc^  <2öb.  II  463,  ^Icin  '^roo.^^b.  II  121, 
Schlimer  64>li(fcrba^n. 

24.  3m  fränfifc^en  ^eil  öon  *33at)crn,  in  9'^ürnb.,  Äof  hät- 
scheln, in  ber  ^rän!.  6c^n)eij  hötschen.  5?lein  "^roö.^QäJb.  I 
(1792)  179  gibt  hätscheln  auf  bcm  Gi«  fahren  für  ^nih.,  9^ümb.  an. 
'^ad)  l6tielcr  ^.  6pr.  (1691)  872  ^uffc^en  est  lubricis  pedibus 
volare,  cursum  agitare  lubricum,  ut  pueri  in  glacie;  eine  Äutfc^e 
glacies  lubrica.  Q3gl.  0^b.  IV  2,  1994  hutschen.  ^opotpitfc^ 
Voc.  Hai.  fol.  80  R  f(^rcibf:  „Pleinae  dicunt  huschrln,  auf  die 
Huschrl  gehen";  »gl.  fäc^f.  huscheln,  nürnb.  hoschen  neben  hät- 
scheln nac^  <3)^b.  V  247. 

25.  3n  Gger  heiz  ein  (neben  schleifen).  *2Intlingf  üogtlänb. 
hälzeln  (©erbet  ©ramm.  6.  10)  ju  m^b.  hälizen  haehzen  au^» 
gleiten    (ßcjer  'mi)b.  'Job.  I  1H9). 

26.  3n  "Slmberg  rantscheln. 

27.  3n  6teiermarf  (©raj, Giüi)  rieseln,  nac^ 'Jrommann^  vO^unb-- 
arten  VI  342  auc^  bei  bcn  Äeanjen.  0ü^  ®^b.  VIII  939  ocr- 
glcic^t  fi^tocij.  ryseln  auf  glattem  '53cctt  rutfc^en.  3n  Kärnten 
(@münb,  935l!erm.,  9^aböberg)  russeln.  Die  Rusel  '©<ba^n' 
Cejcr  ^ärnt.  ^b.  212  (®<2Bb.  VIII  1538). 

28.  3m  jtebenbürg.  '^iftri^  tschussen,  t>gl.  fäc^f.  schusseln 
(oben  9^r.  13). 

«r^gl.  Cori^a  Id.  Vienn.  115. 
*)  ö^mcDcr  QBb.  II  532  schlipfezen. 
»)  QSgl.  (Erbe  6d)tt)äb.  OB.  8. 

*)  gjgl.  g}Jciringcr  <2ßb.  65.    «^lutcnriet^  3ö.  124.     ?Iacfa  ^opomitfc^ 
<23ccfurf)  (1780)  103  aucb  fränt. 
*)  <2}gl.  ^utcnriet^  Ob.  124. 


f(i^Iittcrn  427 

3u  biefcn  üon  meinen  ©cioä^n^männern  mitgeteilten  '2lu^brü(fen 
!ommen  nun  noc^  bk  aui  ber  ßiteratuc  ju  entne^menben:  hei  0re^bcn 
kladerietschen  *),  in  3tt>icEau  tscliirrn*),  im  93ogtl.  schiffein,  höl- 
zeln'),  tschillern^),  oberfc|>lef.tschmidern*),  ^cff.  schuf  fein  schuhen*), 
^cnneb.  Schaweihe  'Gi^ba^n''^,  ^eff.  schabeiten  schaweien  schar- 
weiden*), rinnen'),  lot^r.  lur.  schlibberen **),  luy.  schleichen'*), 
obcrpfälj.  schHchtern,  [c^iDeij.  tschibeln,  zibeln,  zwiefeln'*), 
tirol.  schlieren**),  beuffc^--ungar.  rollen").  93ermuflic^  ift  aud>  mit 
biefen  40—50  9335rtent  bic  ßifte  noc^  nic^f  crfc^i^pft.  0ic  ®renje 
5n)ifd)cn  ^b.  unb  munbartli(^  lä§t  fi4>  ^ier  oiclfac^  nic^f  jie^cn.  Äöc^-- 
ftcn^  barf  schleifen  in  6übbcutfd)I.,  öfterr.  unb  öc^meij  für  ^b.  unb 
bie  übrigen  ^Sejeic^nungen  bemnoc^  für  munbarflic^  unb  öulgär  gelten, 
toie  mir  bk^  3.  93.  für  hätscheln  in  Äof  ober  tschundern  in  2eit» 
meri^  ou^brücflic^  angegeben  toirb. 

Schlittschuh  laufen  ift  fc^on  faft  gemein^b.  9^ur  au* 
"Brunn,  Olmü^,  ^e[cl)en  n)irb  mir  noc^  Schlittschuh  fahren, 
ou^  <S)ornbirn  Schleifschuh  fahren  bcjcugt.  9^übigcr  Sutoac^^ 
U  74  bejeic^nct  im  3-  1783  Schlittschuh  fahren  al^  oberfäc^f.  für 
nbf.  Schlittschuh  laufen,  ©ocf^e  braucht  noc^  Schi,  fahren  (^IQh. 
IX  759).  «^belung  <2ßb.  HI  (1798)  1537  fc^rcibc  „Auf  SchHtt- 
schuhen  fahren,  im  gemeinen  2eben  nur  Schi,  laufen".  0a§  man 
in  QCDien  bafür  auc^  schleifen  [agt,  \^aht  id)  f4)on  oben  crtoä^nt 
(unter  9^r.  21);  boc^  ift  bic^  toeniger  üblich,  toeil  schleifen  eben  ge= 
tt)öt)nlic^  'fc^litfern'  bebeufct.  '2lber  gebräuchlich  ift  Schleiftag,  b.  ^. 
^ag,  an  bem  man  Schlittschuhlaufen  fonn.     «Sie  jum  6c^litffc^u^« 


')  «aibrcc^t  epj.  ^l.  208. 

-)  9f?ac^  ^opottJitfc^  Voc.  Hai.  f,  80  R. 

»)  ©erbet  ©ramm.  6.  10.    ^üOer-g^raurcut^  QBb.  II.  429. 

*)  ®QBb.  V  247,  lauf,  tschullern  <2llbrcc^t  a.  a.  Ö. 

**)  3n  ^roppau  unb  3ägernborf  ^opon)itfcl)  <33crfuc^  158.    5)QBb.  V  247. 

«j  Q3ilmar  3b.  128.  371.  ^ftftcr  O^ac^tr.  80.  3n  6c^U^  schuppern 
ßrccelius  QBb.  767. 

'')  ep\t%  3t).  136. 

»)  "^Silmor  3b.  342.  ^fiftcr  9iac^tr.  80.  3n  5^ür.  (Stcpfcr^^aufen) 
scharweiken. 

»)  Äc^rein  93olf^fp.  I  329. 

J")  goümann  qßb.  450.    QBb.  lu?.  ^.  384. 

")  <3Dßb.  luf.  gW.  383. 

»«)  <S)<2Bb.  V  247.  öc^mcijerifc^  ift  njo^l  aud)  Bahnschlingern  bei  3- 
Schaffner,  5?onrab  '^ilafcr  179. 

'*)  Schöpf  3b.  622.    Schliertag  =  n)ien.  Schleiftag. 


428  fc^littern  —  Gc^Iucfen 

loufcn  beftimmtc  ßi«fläc^c,  mcift  nur  gegen  (Sintrittegelb  jugänglic^, 
—  bei  ®oct^e  Schlittschuhbahn  (<5)9Qöb.  IX  759)  —  ^ei§t  in  Berlin 
unb  fonff  Eisbahn;  in  933ien  Eislaufplatz,  bancbcn  f4)0tt  Kunst- 
eisbahn. Eislauf,  bcm  93erliner  fremb,  frnbct  jtc^  au6)  fonft  im 
Sübcn,  3.  *33,  bei  bem  ßc^toeijcr  '2)i(^fer  ^atoh  Schaffner,  Äonrab 
^ilater  196. 

6c^(ucfen 

bai  burc^  einen  Krampf  bc^  Stoerc^feU^  ^eroorgerufene  ffo^toeife 
(Einatmen  öon  £uff,  ba^  t>on  einem  gludfenben  ©eräufc^  begleitet  ift. 
1.  Der  Schlucken,  den  Schlucken  haben  ober  bekommen  toirb 
in  ber  5fflic^en  Äälfte  öon  9^orb=  unb  "^JZitfelbeutfi^lanb  fübtocftlic^ 
bi^  (fifenac^  unb  (nad)  *^ftfter  Jlad^tv.  256)  9'iieber^effcn  gefagt. 
"popotoitfc^  ^erfuc^  198  bejeiAnet  e«  ali  fäc^f.,  fc^lef.,  fränf.  ^Dflunb- 
ortli^  toirb  in  UUer^borf  bei  ®lo^  der  Schlucker'),  in  3udtm.,  £0» 
boft^  die  Schlucke  gebraucht.  3n  935^m.'8cipa  unb  ber  3ip^  Schlucken. 

2.  3m  tocftlic^en  5:eil  oon  '5)eutfc^(anb  ift  bie  iteratiöc  9orm 
schlucksen,  der  Schluckser,  in  93ruc^fol  der  Schlucksler  üblic^. 
Q3gl.  t^ür.  der  Schlucksen  (Äarj,  "Slltenburg),  neben  die  Schlucke 
(^Uenb.)  Äertel  ^^ür.  213'),  ^eff.  schlucksen,  der  Schluckes 
•^fifter  9^ac^tr.  256,  lot^r.  Schluckser  (auc|>  slukart)  <5oßmann 
^b.  453,  elf.  bgl.  QBb.  U  462,  luyemb.  Schluxert  Q3ßb.  luj.  9JJ. 
386,  bab.  SliksB  m.  SOZciftnger  Qßb.  167,  in  ioeibelb.  Schluckser, 
pfälj.  schlickse  ^utenriet^  3b.  125  (bei  5?Iein  ^rot>.-9Bb.  II  121 
au^  aui  3ülic^=93erg).  ^opotoitfd)  a.  a.  O.  fannte  bie  ^orm  all  fränf., 
fpejiell  njürjburgif^ ;  jte  tpirb  mir  ouc^  für  SDZeiningen  bezeugt.  (Sin 
Iitcrarifd)er  93eleg  für  Schluckser  ift  "^re^ber,  Späne  6.  15. 

9^ac^  ^belung  <2öb.  III  1542  ift  Schlucken  bog  «^öort  bei  ge- 
meinen £eben*  für  fd)riftfprac^lic^el  Schluchzen,  hai  a\i<i)  ^cute 
no^  in  ber  mebisinifd^en  Literatur  (3. 'S.  bei  93ocf,  ^ai  93uc^  00m 
gefunben  unb  franfen  '2}^enfc^cn ' '  180)  fo  oertoenbet  ipirb.  ®cr  ^b. 
llmgangifpradje  ift  aber  bicfcr  Sprachgebrauch  meinet  QOßiffcnl  frcmb; 
flc  fennt  schluchzen  nur  im  Sinne  oon  'fto§toeife,  frampf^aft  tocinen', 
toai  ja  auc^  feit  bem  17.  3ö^r^unbert  fc^riftfprac^lii^  ift  C^Oßeiganb 
93öb.  II  738).     (Sl   fe^lt  alfo   an  einem  gemcingiltigen  \)b.  'vUulbrucf 


1)  93gl.  ncumärf.  slukar,  slukart  ^«uc^ert  S-  f.  b.  9J?.  1890  6.  18. 
')  SKüacr-^raurcutt)  9Bb.  II  445  bui^t  oberfäcfef.  Schlucken  m..  erj- 
gebirg.  Schlucks  m.,  „fonft  Schlucksen  m." 


Scblucfcn  —  ft^morcn  429 

für  bcn  6c^lucfcn.  Um  fo  f4>lpercc  ift  c^  in  jcbcm  ^aüt  bic  ©rcnje 
3tt)if(^en  ^o4>beutfc^  unb  munbartlic^  ju  gießen.  3n  9^iga  Schnucken 
ober  Schnucksen  (in  ^cter^b.  Schlucken):  ogl.  oftfdcf.  snuk 
0oornfaot  <2öb.  III  250,  brcm.  snukup  'Brcm.  ^b.  VI  144;  in  0anjig 
Schnucken.  3n  'Jöinfcn  der  Schluckuck,  ogL  götting.  sluckuck 
6c^ambac^  'JBb.  196.  3n  Sc^toertc  der  Schlick,  ogl.  pfälj.  Schlickse 
^Icin  ^roo.-QOßb.  II  121.  «Hutcnrict^  3b.  125;  in  9^orbcn  Schlickup- 
®ett?5^nlid)er  ift  Sluckup,  eine  f4)on  burc^  ben  nbb.  ^onfonanti^mul 
ali  munbartlic^  gefcnnjcic^ncfe  ^orm,  oer^oc^beutfc^t  Schluckauf 
<©'2ßb.  IX  800),  bie  j.  93.  au«  eübecf,  9^eumarf,  <2ßcftfalen  belegt 
ift '),  in  Äannooer  Schluckupp,  brem.  Snukup "). 

•SJie  bfterr.  Umgang^fprac^c,  nic^t  bIo§  bie  SDZunbart  ^at  ben  *2Iu«-- 
brurf  Schnackerl*),  in  9}?ünc^en  Schnackler*),  t>ai  mcrfmür-- 
bigertoeife  im  Äoßänbifc^en  in  snak  m.  '6c^Iu6äen'  feine  näc^fte 
"parallele  \)at,  oftfrief.  snuk  (ogl.  oben).  Schnackerl  \^at  5toar  ein 
munbartlic^e«  "Slu^fe^en,  toirb  aber  in  ber  llmgang^fprac^e  allein  ge-- 
braucl)t;  bie  "^öicner  Seitungen  fc^reiben  Schluchzen. 

Rubere  ^ulbrücfe  ftnb  örtlich  me^r  bcfc^ränft :  in  9}Zünc^en  (neben 
Schnackler)  der  Hetscher.  ^opotoitfc^  QSerfuc^  197  bejcic^net 
Ketsch  Hetschen  Hetscher  all  fränfifc^,  ^lein  "^roo.-^b.  I  194 
fennt  el  aul  "^Inlb.,  9Hrnb.,  Obcrpfals").  —  3n  QCßürttcmb.,  5.93. 
in  (Solingen,  nac^  ^opotoitfc^  93er[uc^  197  (im  18.  3a^r^.)  um  Ulm 
der  Hecker  (^ifc^er  ^b.  III  1321,  Hicker  1575),  toomit  ju  »er-- 
gleicben  ift  lot^r.  Hack  ober  Huck'),  luremb.  Hack,  Hick,  in  ber 
(?ifclgegcnb  Hickert^),  frj.  hoquet.  —  '^uß  (oUxüq.,  öplingen  toirb 
mir  noc^  der  Gäcksker  mitgeteilt,  ogl.  9if^er  "^öb.  III  13.  3m 
elf.  der  Kluckser'),  fcbioäb.  Gluckser  (^ifc^er  QSb.  III  715). 

fc^moren 

^leifc^  ober  ©emüfc  mit  ^ttt  unb  toenigem  OOSaifcr  in  einem 
gef(^loffenen  ^opf  langfam  foc^en,  fo  ba§  ber  cntftc^enbe  <3)ampf  nic^t 

')  Gc^umann  OBortfc^.  o.  Cüb.  11.  ^eudjert  3-  f.  b.  93?.  1910,  18. 
QBocfte  9Bb.  242. 

»)  "Brcm.  QBb.  VI  144. 

»)  ^opott)itfc^  gSerfucb  198  unb  Äöfer  qßb.  III  103  fc^rcfben  der 
Schnackerl.    ©ctoö^nlic^  fagt  man  o^ne  "iHrtifcl  Schnackerl  haben. 

*)  Schnaggler  6d)öpf  5irol.  3b.  634.    QSgl.  ®^b.  IX  1155.  1158. 

')  gSgl.  au  &cm  QBorf  <S>läh.  TV  2,  1269  Hetsche. 

*)  cfoümann  QBb.  222.  251. 

')  (Sangler  ^Bb.  193.    QBb.  lur.  =m.  159.  180. 

")  fienrp  Dial.  de  Colmar  161.  209. 


430  fc^morcn 

tnUvziö)m  fann:  ein  in  ber  ^ittt  8tt)ifd)cn  braten  unb  kochen 
ffc^cnbp^  93crfa^rcn.  1.  schmoren  ift  über  9^otb»  unb  <2JiitteU 
bcuff(^Ianb  »erbreitef  f üblich  bi^  <33re«lau,  93ou^en,  (flftcrb.,  Äof, 
2If4)aff.  (^ier  unb  in  Äof  neben  dünsten),  ^ranlf.,  QBie^b.,  ©armft., 
5?aifcr^l.,  ^rier,  Schmorkohl  in  93ci:Un,  ^5(n  bebcufet  '9cfd)morftn 
9^of!ol^r.  3u  ©runbe  liegt  hai  nbb,  smoren  'ccftiden',  nbl.  smoorpot 
'6c^mortopr.  ^gl.  6tieler  ^.  6pr.  (1691)  6.  1884  schmoren  .... 
praefocare.  0ie  obb.  '^J^unbarfcn  ^aben  ein  mit  dental  abgeleitete^ 
schmürzen  'nad(>  eingebranntem  rieben'  Slf.  ^b.  II  487.  '5)'3öb. 
IX  1112,  lot^r.  schmorzen  'langfam  brennen'  ^oHmann  QÖßb.  45& 
=  nbb.  smörten. 

2.  3n  6übh)eftbeutfc^l.  cntfpric^t  dämpfen  b.  ^.  *bem  0ampf 
ou^fe^en':  in  ^If.,  'Baben,  QSürtt.;  in  'SJJaina  eindampfen,  lot^r. 
luyemb.  dämpen^).  ^u(^  au^  93eut^en  toirb  mir  dämpfen  angc-- 
gcbcn.  9^übiger  Sutoad^^  II  ©.  7 1  bejei4>net  Dämpffleisch  für  feine 
Seit  (1783)  al«  oberfä#frf) ''). 

3.  3m  übrigen  ©proc^gcbiet,  befonbcr^  in  93a^ern  unb  öfterrcic^, 
ift  dünsten  b.  ^.  'im  eigenen  ®unft  gar  toerben  lajfcn'  üblic^.  9'^5rb-- 
li(^  reicht  dünsten  bi^  in^  fäc^f.  QJogtlanb  (^arfneuf.,  ßengenf.), 
tt)eftli(^  hiß  3u>eibr.,  ^reib.,  ^onftonj.  Öfterr.  Dunstfleisch  (=  norbb. 
Schmorfleisch)  öerjcic^net  ^lein  ^roö.-QCßb.  I  (1792)  93;  gedün- 
stetes Kraut  =  norbb.  Schmorkohl;  Dunstobst. 

Q3ielfa(^  ipirb  ungenau  braten  für  '^(iimoxtn''  gcfogt  (j.  93.  in 
^aberb.,  ^rier,  ^ar!n.,  ^In^b.,  QQöinterb.,  «Siornbirn,  Sipß).  3n  Äann. 
tt)irb  jtpar  Schmorbraten,  aber  al^  93erb  nur  braten  gebraucht.  '2)ic 
berlin.  Bratkartoffeln*)  ^ei§en  in  ^ifenac^  auc^  geschmorte 
Kartoffeln,  in  ßuyemb.  unb  £otl|)ringen  gedämpte  Gromperen,  in 
93at)crn  geröstete  Kartoffeln,  in  öftcrr.  geröstete  Erd- 
äpfel ober,  tt)enn  fie,  n?ie  meift,  jerfto^en  finb,  au^  Erdäpfel- 
schmarren, ^aß  ^erbum  rösten  ift  in  feiner  ucfprünglic^en  93e-- 
bcutung  'auf  bem  9?oft  braten'  gcmein^b.  3n  93apcrn  unb  Öfterr. 
toirb  haß  Q33ort  aber  auc^  oom  *33raten  ber  Kartoffeln  unb  Stoiebcln 
gebraucht.     Rostbraten   ift   in  bemfelbcn  ©ebiet  9?ame  be^  9Rinb^» 


^)  ^oamann  QBb.  79,  qßb.  lur.  95?.  53. 

2)  <2ll«  öUcften  <23elcg  für  dämpfen  gibt  bo«  ®9Eßb.  II  719  Äcnifc^ 
(1616)  673. 

»)  "Sluc^  fonft  in  9torbbcutfd)lanb  üblid);  <aj?arg.  Gcbnciber,  3lfe  ^c- 
tctfen  (brcm.  9?oman)  I  121.  Kantüfleln  mit  Speck  öberbraden  6^umann 
qß.  0.  eübccf,  13. 


fc^moren  —  fci^muggetn  431 

!ofeIef(^,  QUfi)  baß  xo})t  <5tüd  ^ei|t  fo;  gcfd)mort  loitb  c^  gedünsteter 
Rostbraten  genannt.  0er  9^amc  Rostbraten  ftammf  toot)!  a\iß  einer 
Seif,  tt)o  biefe  SfüdEe  ouf  bcm  9Roft  gebraten  tourben;  jc^t  ift  ber  9Roff 
a\xi  ben  meiften  5?üc^en  öerfc^tounbcn.  9'^a(^  iöenrt)  Dial.  de  Colm.  202 
fe^a  rösten  in  5?otmar,  boc^  fommt  e^  fonft  im  (Slfa§  (ßlf.  Q03b.  II 296) 
unb  in  £ot^r.  (^oUmann  "^öb.  411)  oor. 


fc^muggeln 

30Üppid)tige  ober  i>ctbo(ene  Omaren  ^eimlic^  über  bie  ©renje 
bringen:  in  Öftcrr.  schwärzen.  .^lein  *iProt),--9Gßb.  II  147  buc^t 
schwärzen,  ein-  unb  ausschwärzen  aU  öfterr.  ha))v.,  Schöpf  3b. 
659  al«  tirolifd).     ^ai  -SOBb.  IX  2330  gibt  93clcge  für  schwärzen 

auc^  ou^  Q'^üdcrt  unb  ©oct^c  (44,  16  die  wiUst  du in  diese 

hohen  Kreise  schwärzen).  ^a6)  Nobler  ^ppenjell.  6proc^f(^a^  403 
tt)irb  e^  auc^  in  ber  Gc^toeij  gebraucht.  Schmuggeln  ftammt  au^  nbb. 
srauggeln^)  unb  ift  bc^^alb  bem  6üben  urfprünglic^  fremb.  öfterr. 
schwärzen  ift  ein  ^ugbrutf  ber  ©aunerfprac^e:  in  biefcr  bebeutet 
Schwärze  Schwarz*)  ©unfel^cit,  ^^ac^t.  ^m  schwärzen  = 
fc^muggeln  toirb  im  933icner  QRotmelfc^  nac^  9Rub.  ^rö^lic^  ^)  auc^  ge= 
neuer  schwarz  fahren  gefagt,  haß  alfo  'in  ber  9^a^t,  |)eimlic^  fatjren' 
Bebeutet*).  (Sin  QSerjcic^ni^  rottoelf^er  QBörter  au^  ber  SCRitte  htß 
14.  3at)r^unbert^ ^)  enthält  bie  Angabe:  Swymmer  aut  laborantes 
in  der  swercze  dicuntur  fures  noctu  intrantes  domos  sub 
limine.  9^oth)eIf4)  schwarz  gehen  'o^ne  Rapiere  reifen'  mag  ouc|> 
ijier^er  gel)ören.  dagegen  fte^en  schwarz  sein  'fein  ®elb  t)oben' 
(6c^meUcr  QJÖb.  I  649),  schwärzen  in^  'fc^toarjc  9'^egifter  bringen' 
(QGßeiganb  ^h,  II  814)  begrifflich  ferner.  3n  ben  QBiener  Seitungen 
lieft  man  ^äuftg  Schwarzfahrt  im  0innc  einer  ^a^xt,  für  bie  ber 
<5a^rgaft  nic^t  bcja^lt,  j.  93.  toenn  ein  Gtjauffeur  haß  ^ufo  feinet 
iberrn  in  biefer  QCßeife  mi§brauc^t. 


^)  SRö^cre«  im  ©QBb.  IX  1130,  QBeiganb  <2ßb.  II  754. 

*)  Schwertz  '9lac^f  fcf)on  im  Liber  vagatorum  oon  1510:  Älugc  9?ot- 
ttJclfc^  I  S.  55.  Schwarza  xTJad)!,  ®unfclf)cit  im  Äilbburg^aufcr  QBb.  1753, 
Älugc  231.    Schwarz  9^oc^t,  ^lugc  330,  in  QBicn  Schwärze  ebh.  412. 

»)  Sltugc  ORotwetfcf)  I  412. 

4)  analog  ift  öfterr.  Schwarzreiter  =  Sigcuncr,  Ätugc  289.  Q3gl  au^ 
schwarz  hereinkommen  gefc^muggctt  tt)crten  Sc^meQer  Qöb.  I  649. 

^)  Älugc  a.  Q.  £}.  2,  n>orauf  fc^on  ^[Cciganb  QGßb.  II  814  t)ingett)icfen  ^af. 


432  f*nauben 


f^nauben 

sich  die  Nase  schnauben  ober  furj  sich  schnauben  'bie 
£uft  burc^  bte  '^a\t  blofcn,  um  jtc  5U  reinigen'  ift  norb»  unb  mittcU 
beuffc^:  c^  reicht  öon  '^cter^b.  im  Oftcn  hü  9^orben  unb  ^bln  im 
*3ßeftcn,  füblic^  bi^  6c^leficn,  (^ifcnac^  unb  Äeffen.  3n  manchen  Orten 
(ßüneb.,  3udEm.)  sich  ausschnauben,  \>a^  au6)  in  "^Serlin  gcfagt  h)irb, 
aber  im  6inne  'bi^  ju  Snbc,  grünbU^  [(^nauben.  3n  ^infen  aus- 
schnupfen (in  <5)eutf(^=£iebau  ausschnuppen):  schnupfen  unb 
schnauben  jtnb  eigentli^  f^nont)m,  tt)ie  cinerfeit^  au^  Schnupftuch 
=  ^u^  jum  6d^nauben,  anbererfeit^  aui  älterem  Schnaubtaback ')  := 
Schnupftabak  l^eroorge^t. 

3m  6üben,  in  6übbeutf^lanb,  Öfterr.,  Gc^toeij  enffpric^t  sich 
schneuzen.  3u  bicfem  ©ebict  gehört  nod^  '2)?einingen,  Ober^effen '), 
ßot^ringen '),  ßuyemb.  *).  ^ie  ©renge  jtoifdjen  schnauben  (schnupfen) 
unb  schneuzen  ge^t  burc^  t>a^  ®thitt  ber  ^e[fifc|)en  9!)^unbart  ^in-- 
burd|).  "33ilmar  3b.  364  fennt  aui  ^url^effen  nur  sich  schnuppen, 
Greceliu^  993b.  754  au^  Ober^effen  nur  schneuzen.  3m  Oberfä4>fi- 
fd)en  befte^t  Schneuz  füc^el  neben  schnauben  ('50'Jüllcr-<5raureut^ 
^b.  II  457).  ®a^  "^J^ittelnieberbeutfi^e  befa^  ein  bcm  l^b.  schneuzen 
entfprcc^enbe^  snuten  (nbl.  snuiten)  neben  snuven  'fd)nauben\ 

Ob  sich  schnauben  ober  ob  sich  schneuzen  für  fprac^ric^tig 
5U  gelten  ^dbt,  ift  feit  bem  18.  Sö^rl^unbert  ftrittig.  9^äblein  (Suro^ 
päifd)cr  6praci^fd)a^  Q3orrebe  6.  6)  bemerkte  im  3a^re  1711  ju 
spucken  fpepen:  „ttjie  man  ^ier  [in  Ceipjig]  nic^t  gerne  speyen 
ober  schneutzen  ober  Rotz  fagen  tpill,  fonbern  ^aben  toiü,  man  fage 
spucken,  schnaupen'')."  "S^agegen  bejeic^net  "Slbelung  ^b.  III  1589 
schnauben  al^  nieberfäc^fifd)  unb  im  Ab.  ungetob^nlic^.  QBir  muffen 
too^l  schnauben  tt)ie  schneuzen  aU  ^b.  gelten  laffen;  jebenfaH« 
Hingt  Ic^tere^  '33erbum   bem  9'^orbbcutfd)cn  h)egen  ber  Ableitung  »on 


>)  9?cifc  bc«  g^rci^.  ö.  ßulenburg  im  3.  1663,  ^rcb.  f.  Äulturgefc^. 
VIII  (1910)  205. 

»)  ercceliu«  QBb.  754. 

»)  ^oUmann  ^b.  459.  463. 

*)  Qöb.  tu?.  gjJ.  391. 

*)  ausschnaupen  ift  bie  munbartli^c  ^orm  au(^  in  SucTm.;  "SKüQcr- 
^rauveut^  Q55b.  II  457  buc^t  obcrfäc^f.  snaupan;  sich  schnaupen  fd)reibt 
Golcrug  im  3-  1610  (QBciganb  QBb.  II  760).  ^gl.  Schnaupe  'Sc^nauje' 
Qlbclung  qöb.  III  1590. 


fd^nauben  —  Sc^ncibcrin  433 

Schnauze  x>itl  ju  öulgär,  aU  ha^  er  c^  feinem  sclmaubeii  öorjie^cn 
toürbe. 

<5ür  einige  tx)cPcuffd)c  Stäbfe,  Sd^toerte,  ^ulba,  'SJZains,  Äeibelb., 
"Srui^fal,  93abcn--93abcn,  toirb  mir  (sich)  die  Nase  putzen  (f^toäb. 
s  Nase  putze)  ali  bcr  getoö^nlic|)fte  *2lu^brudf  angegeben.  (5r  iff 
oUgcmcin  gebräuc^Iid^,  ober  im  übrigen  Sprachgebiet  eftoa^  fcltcner  unb 
feiner  aU  bic  anberen  me^r  familiären  Dörfer. 


6^netbenn 

3n  ben  meiftcn  ©egenben  (fo  in  93erlin,  '^tdkrib.,  £üb.,  Off= 
unb  QOScftpreu^en,  Olbenburg,  QJogtL,  Olmü^,  QDöicn,  Siebenb.)  toirb 
Schneiderin  t>on  Näherin  in  ber  *2öeife  unferfc^iebcn,  ba^  jene  tit 
93erferfigerin  öon  '^rauenfleibem  bejeic^net,  bie  namenflicb  au^  bie 
f^toierigffe  Arbeit  bahti,  bai  Sufc^neiben,  augfü^rt,  toä^renb  bie 
9'Zä^erin  aB  ©el^ilfin  ber  Sc^neiberin  nur  baß  'iflä^zn  beforgt  ober  in 
^rioaf^äufem  9'^äi)arbeiten  übernimmt,  dagegen  toirb  in  gctoiffen 
Orten  Näherin  gang  im  Sinne  t>on  S4>neiberin,  jutoeilen  neben 
bicfcr  ^e^cic^nung  öertoenbet,  olfo  für  bic  ^leibermac^erin:  fo  in  '^a» 
berb.,  "Sortm.,  .^rcfelb,  "SBefel,  ^obl.,  Saarbr.,  ^aifer^l,,  <2Bürtfemb., 
^rtcrn,  9}Zciningen,  9^ürnb.,  "Sln^b.,  '2lmbcrg,  S'Zeumarft,  Kempten, 
€t)Oticfd)au,  9^eicl)enb.,  Sglau.  Näherin  toax  too^l  ber  ältere  9Iu^= 
brucE  (früt)n^b.  ngegerinne,  neierin.  ©^b.  VII  296),  bcr  fic^  in 
bicfcn  Orten  erhielt,  anbcrloärt^  aber  burc^  bai  <5cm.  öon  Schneider 
»erbrängt  tourbe.  Ein  Schneider  und  eine  Näherin  toirb  im  Sim= 
pliciffimu^  öcrbunben  (©^Sb.  a.  a.  O.).  ®ie  93e5cicbnung  Schneider 
fclbft,  m^b.  snidaere,  ^af  nac^  ber  93cobac^tung  öon  (fb.  Sc^röbcr 
(9QBortfd)öpfung  u.  OCßortcoa^l  S^.  6.  25)  im  11.  Sa^r^unbcrf  nac^ 
bcm  'SJZuftcr  öon  franj.  tailleur  bai  ältere  Nähter  m^b.  nätsere  erfe^t. 

'Jür  Näherin  toirb  bie  <5orm  Nähterin  in  ^önig^b.,  ®an5., 
'Bre^l.,  Olbenb.,  3ci^,  Stocibr.,  iocibclb.,  'SJürtt.  (neben  Näherin), 
•Jrän!.  Sc^toeig,  ^.=£cipa,  ßcitmeri^,  ^roppau,  93icli^,  Sauernig 
gebraucht.  Nähterin,  "^em.  ju  bem  au^geftorbenen  Nähter*),  at)b. 
nätare  ml|)b.  nätsere  ju  Naht  a\)b,  nät,  ift  bk  ältere  ^orm,  bk 
anbcrtoärtg  bcr  9^eubilbung  Näherin  toeic^en  mu§tc. 

(?ine  brittc  ^Sejeii^nung  Kleidermacherin  toirb  mir  für  foI= 
genbe  Orte  bejeugt:   'SO^ünfter,  *5ulba,  ^ru^fal,  ^arl^r.,  9'Zeumarft, 


0  Ccjcr  Äämt.  <2öb.  196  ocrjcic^net  ein  fämt.  näter  *9'lä^tcr*. 
Ätetf (ferner,  QBoctgeogra^j^jtc  28 


434  Sc^nciberitt  —  (5(^nürfenfcl 

9JJün(^cn  (neben  Schneiderin),  oiclfac^  in  Öfterreic^  au§ert)alb  "Söien^ 
(3.  93.  Obcröftcrr.,  '^Blubenj,  Kärnten,  and}  in  bcr  3ip^).  3n  'SO^ei» 
ningen  iff  biefer  9inß^xnd,  bcr  auc^  bort  früher  üblid)  toar,  je^t  f^on 
burc^  Schneiderin  crfc^t.  3n  93Iubcn5  be5ei(^net  Schneiderin  eine 
feinere  Kleidermacherin.  ®arau^  folgt,  ba^  Kleidermacherin  bic 
ältere  ^Segcic^nung  ift,  h)ie  and)  baß  maßt  Kleidermacher  nad)  *5rif(^ 
^cutfd)-£at.  ^b.  521  fc^on  1741  »eraltet  toar').  3n  neuerer  Seit  ift 
freiließ  Kleidermacher  ^ier  unb  ba  toicbcr  aufgenommen  toorben; 
man  lieft  5. 93.  gutoeilen  Herrenkleidermacher  ^).  <5)oc^  iff  bkß  je^t 
ein  papierne^  'JÖort,  bk  ilmgang^fprac^e  !ennt  tt)ot)l  überall  nur 
Schneider. 

6c^nurfenfel 

6c^nur  gui^  Sufc^nürcn  btß  6cbnürftiefelg.  1.  Schnürsenkel 
ift  norb-  unb  mirtelbeutfd),  aber  nid^t  in  ganj  9'^orbbeutfd)lanb  üblich : 
tß  toirb  mir  begeugt  für  Oft=  unb  QBeftpreu^en  (^önig^b.,  "Sansig), 
^ofcn,  6c|)Ieficn  (93re0l.,  93eutt).),  "^ommcrn,  '^axt,  6a(^fen  ein-- 
fd)lie§lid)  beö  93ogtlanbe^,  ^t)ür.  füblic^  hiß  '^öeimar  unb  ©fenac^, 
^ücfeb.,  <2ßefel,  Äolg^.  a.  b.  ßber,  ^J^arburg,  '^kßb.  3n  ©effau, 
9}^arb.,  ^fd)aff.  auc^  blo§  Senkel.  ®iefe^  QBort  begeic^net  urfprünglid^ 
bie  6^nur  mit  bcm  Senfblci  **)  unb  tourbe  auf  6c^nüre  mit  metallenem 
^nbe,  tote  fie  für  ^leibunggftüdEe  bicnen,  übertragen*),  '^ad)  Strobt^» 
mann  Id.  Osnabr.  210  toar  ber  ©enfel  in  Äamburg  unb  "^rcu^en, 
nac^  6c^ü^e  3b.  IV  97  auc^  in  Äolftein  ein  fc^maler  leberner  93inb= 
■riemen  an  ioofen  unb  ©c^u^en;  nad)  'Jrif^bier  9Q3b.  11  338  ift  in 
^reu§en  ber  Schnürsenkel  eine  6(^nur  jum  Q3erfc^lu§  be^  'Jraucn^ 
micber^,  Schuhsenkel,  baß  id)  and)  in  Snferaten  Don  ^önig^berger 
Scitungen  gelefen  \)aht,  bk  (5d)nm  jum  3ufd)nüren  ber  Sc^ul^c.  Schuh- 
senkel toirb  mir  auc^  au^  9'^aftaft  angegeben. 

2.  ©er  am  toeiteften  verbreitete  "iHu^brud  ift  Schuhband  (nic^t 

^)  „Kleider-Macher  fagtc  mon  c^ma^t^  für  Gc^neibcr.'" 

2)  Äilbcbranb«  5lnftc^t  ©QBb.  V  1081,  ba^  Kleidermacher  für  c^ren« 
OoUer  alß  Schneider  gelte,  ift  tt)0^l  burd^  ba^  *23er^ättm^  oon  Schuhmacher 
ju  Schuster  beeinflußt.  Sc^on  ^riebr.  ©cbitc,  93citr.  j.  bcutfd^cn  Sprach« 
funbc  II  (95crlin  1796)  303  äußert  bicfelbc  "Slufd^auung.  Herrenkleidermacher 
ift  jebenfaUg  im  '2lnfcf)luß  an  Herrenkleider  gcbilbct. 

^)  3m  '^i)b.  (senkil)  aud)  bcn  "Slnfer,  m^b.  senkel  9ln!cr,  Sugnc^-  3n 
Qßcftfalcn  senkel  *<23tci  an  '^ifc^ne^cn'  Sttobtmann  Id.  Osnabr.  210. 

*)  QSgl.  G^ptracug  Nomenciator  latinosaxonicus  (9?oftod  1585)  Bp.  250: 
Ligula  ein  Senckel.  —  Snursenkel  ligula  cancellaris  ©tcfcnb. 


(3(i)nürfenfcl  435 

üblich  jcboc^  in  93erlm):  er  finbcf  jtc^  fott)o^I  im  9Zorbcn  t>a,  too 
Schnürsenkel  m(i)t  gebräuchlich  iff,  in  2ix>L,  9}ZecfIcnb.,  £üb.,  ^iel, 
Äamburg,  Olbenb.,  Seoer,  £eer,  9}?ünfter,  ^aberborn,  ^öln,  6iegb., 
alß  auc^  im  6üben,  in  6aarbr.,  ^vantf.,  ©armff.,  <5)onauefcf).,  5?onft., 
93at)ern  (nörblic^  bi^  -öof),  Öfterr.  unb  Siebenb.;  auc^  beminufiö 
(9}Zeining,,  ^tf.,  Sauernig,  llller^b.)  Schuhbändel  (au c^  fürs  Bändel), 
bapr.^öfterr.  Schuhbandel.  —  <2)a  man  im  9^orben  Schnürstiefel 
fagt,  fo  toirb  in  Äarburg  auc^  Stiefelband,  ^I.  Stiefelschnüre 
gebraucht,  Stiefelschnur  in  9^iga,  Schuhschnur  in  ber  3ip^. 

3.  9^orbbeuffc^  ift  femer  nocf)  Schnürband:  in  (Bd^kßto., 
^Srcmen,  O^nabr,,  gingen,  Äannooer,  ©öffingen,  93raunfcf)tt).,  £üneb., 
QBeimar  (^ier  neben  Schnürsenkel). 

4.  3m  9'^orbtocften  unb  im  Guben  \)at  fic^  in  t)erfcf)iebenen  Orten 
eine  altertümliche  ^Begeic^nung  Schnürriemen  erhalten,  iik  au^ 
einer  Seit  ftammen  mu§,  too  nod}  leberne  Q^iemen  benu^t  tourben, 
bic  aber  je^t  für  bie  Schnüre  oertoenbet  ipirb:  fo  in  Sc^tocrte,  ®ortm., 
9^emfcl).,  ©üffelb.,  ^öln,  ^ac^en,  ^obl.,  Siegen,  "S^^arburg,  '^axn^, 
Coburg,  Äof,  9^ürnb.,  Öfterr.  3n  9S3ien  ift  Schnürriemen  ber  alte 
bobenftänbige  *2lu^brud,  neben  bcm  Schuhband  (bcfonber^  aud)  für 
<5raucnfcf)u^e)  al^  befferer  '2lusbrud  ftel)t;  ebenfo  auc^  fonft  in  Öfterr. 
unb  in  93at)ern. 

5.  6übbeutfd),  öorgug^toeife  fübmeftbeutfc^  ift  Nestel,  Schuh- 
nestel, in  *5ulba  Schuhnessel ^),  lotI)r.  Nestel"),  im  6lfa^  Nestel 
(gif.  gSb.  I  791.  Äenrt)  Dial.  de  Golm.  192)  neben  Schuhbendel; 
in  ^aifer^l.,  Äeibelb.'),  93ruc^f.,  tarier.,  Q^aftatf,  ^reiburg,  QBürtt. 
Schuhnestel  ober  furj  Nestel,  "^lucb  bie  6c^toeiäer  vOZunbart  i)at 
ba^  'Söort*),  bocf)  toirb  mir  au^  6t.  ©allen,  Süric^,  93ern  Schuh- 
band, -bändel  aU  t)b.  angegeben.  6cl)riftfpracl)licl)  finbet  fiel)  Nestel 
hzi  bem  ^ürttemberger  ^ielanb  (die  Nestel  der  Schuhe  ®^b. 
Vn  627)  unb  hti  Äcrm.  OSiOingcr,  ©ie  9^el)bäc^le  110  (Schuh- 
nestel). 

6.  3m  bat)r.=öfterr.  (3zhkt  begegnet  öereinjelt  Schuhlitze,  fo 
in  ©onautoört^,   5lug^burg,  Kempten,   93oäen  neben  Schuhband.  — 


1)  93ilmar  3b.  190  unb  Äc^rcin  QJolfgfp.  293  Icnncn  ^cff.  Nessel  nut 
Im  Sinne  öon  '©cbinbc,  'SJicnge',  ein  N.  Wiirstcher,  ein  N.  Kinder. 

2)  g^oQmann  <2ßb.  382. 

ä)  93gt.  £cn5  QBb.  49.    9}?cirmgct  Qöb.  189  suunestl. 
*)  Sc^tocia.  3b.  IV  841. 

28* 


436      S(^nürfenfcl  —  fd)ön  fdjmcrfcn,  \^ön  riechen  —  Sc^ornftein 

9^oc^  öcreinjclfcr  ift  Stiefelschnur  in  9^iga;  Schnürl  in  dilli,  9Rab^= 
bcrg  unb  h)a^rfc^cinlic|>  auc^  fonff,  iff  ein  gcmcinöffcrr.  QDöorf. 

fc^ön  fc^medfen^  fd^ön  riechen 

Schön  toirb  im  9^orbcn  in  bcr  Umganggfprac^c  über  bic  urfprüng-- 
lic^en  93egriff^grenjcn  l^inauß  für  'gut,  au^gejcic^nct'  oertoenbet,  tDä^= 
renb  e^  im  ©üben  auf  taß  ©ebief  be^  ^fti)cfifd)en  (schöne  Frauen, 
schöne  Farben,  schöne  Natur,  auc^  schönes  Wetter,  schöne 
Stimme,  schöne  Musik)  bcf(^ränft  bleibt,  jyian  fagf  in  'S'^orbbeutfc^^ 
lanb  es  schmeckt  schön,  es  riecht  schön,  im  ©üben  nur  es 
schmeckt  ober  riecht  gut.  ^Uerbingg  gibt  e^  auc^  im  S^iorbcn 
ßcutc,  bie  erffere  '2Iu^bru(f^iDeife  für  falf^  t)alten,  unb  gut  toirb  in 
ben  angeführten  'Jollen  auc^  bort  neben  schön  oertoenbet.  (Jbcnfo 
gebraucht  man  schön  in  9'iorbbeutfc^lanb  aud)  fonft  gern  ^),  g.  '^B.  in 
ben  '2öenbungcn  Schönen  Dank!  Schönen  Gruß!  ferner  in  bem 
guftimmenben  "Slu^ruf  Schön!  für  Gut! 

Schön  schmecken  ift  t)aupt[äc^Ii(^  in  9^orboftbeutf4)l.  einfc^tie^lic^ 
^eter^b.  unb  £it)I.  §u  Äaufe,  toirb  aber  auc^  in  9^orbu?eft--  unb  '^xttzl-- 
bcutfcf)Ianb  füblic^  big  93}eimar,  ©fcna(^,  'Julba,  ^obl.  gcfagt,  o^ne 
überall  gleicb  üblicb  h^  f^in.  ©o  toirb  mir  für  93re§l.,  93eutf)en  nur 
gut  schm.  angegeben.  3n  93au^en  foll  schön  schm.  „immer  l)äu- 
figer"  toerben,  aber  für  ©reiben,  Seif^enn.,  '30'Jarfneuf.,  ßengenf.  toirb 
mir  nur  gut,  für  £etp5tg  unb  Gifterb.  schön  bezeugt.  'JBeiter  in 
^bürins^"  schön  für  Si^l.,  3ci^,  Gonber^^.,  903eim.,  (Sifenac^,  gut 
für  9}^ü^l^aufen  i.  5^.,  ©effau,  ^Df^einingen  unb  im  QCßeften  schön 
5.93.  für  Scöcr,  9^orben,  O^nabr.,  *3?^ünft.,  ®ortm.,  ^rn^b.,  "Süffelb., 
Olafen,  ^obl.,  gut  für  "^aberb.,  Siegen,  ^refelb,  6iegb.,  ^ie^b., 
^ain^,  <5ran!f.  schön  riechen  fd)cint  tt)x>aß  toeiter  Derbreitet  al^ 
schön  schmecken,  e^  toirb  mir  auc^  au^  Olmü^  unb  Snn^br.  am 
gegeben. 

6d)ornftein 

®ag  ^bäuggrol)r  für  ben  9^auc^  mit  feiner  über  tai  '^ad)  cmpor^ 
ragenben  "Jortfe^ung.  Q.€  befte^en  im  Ab.  brei  ioauptau^brücfe  Schorn- 
stein, Kamin  unb  Rauchfang  unb  jtoei  oon  geringerer  "SJerbrcitung, 

•)  ßrbe,  Gcfetoäb.  QBortf^a^  8  fd)reibt  ben  9^orbbeutfd^cn  auc^  schönes 
Bier  ftatt  gutes  B.  ju,  tvai  ober  nic^t  getoöf)nUc^  ift. 


6cbornffein  437 

Esse  unb  Schlot.  1.  Schornstein  iff  im  öftlic^cn  unb  mittleren 
^eil  öon  9^orbbeutfd)lanb  fotoic  in  £it>l.  unb  ^eter^b.  bic  einzig  üb= 
lic^c  "Bezeichnung,  reicht  aber  im  heften  unb  Süben  in  bai  (3ihitt 
anbcrer  '2luöbrücfc  t)tnein,  fo  ba^  bort  gtoei  ober  gar  brei  Wörter 
neben  einanbcr  beftei)en.  60  toirb  in  ^cftbeutfd)Ianb  Schornstein 
neben  Kamin  gebraucht  füblirf)  hi^  Saarbr.,  ^aifer^I.,  .^arl^r.,  ^fc^aff., 
in  5;^üringen  füblid)  bi^  Weimar  unb  (?ifenad),  too  Schornstein 
fc^on  ein  gctoäfjlfer  ^u^brud  neben  bem  üblicheren  Schlot  ift,  femer 
in  9}iciningen  unb  Äof,  ^icr  neben  Kamin,  toeiter  in  6acf)fen  neben 
Esse.  Übrigeng  toirb  ba§  "^öort  munbartlicf)  and)  für  ben  heften  unb 
6übii)eften  bejeugt:  im  Äun^rücf  Schorschte,  toie  icf)  Sambrec^t  ^rm» 
fünberin  459  entnehme,  lot^r.  Schorschte^  x5^oIImann  ^b.  464, 
luyemb.  Schu^schtech  QBb.  luy.  9}^.  400,  pfälg.  schomschde  Eutern 
riet^  3b.  128,  in  9^appcnau  soEnstB  9}Jeiftnger  ^b.  174,  untcrrl)etn. 
Schornstel  ^c^rein  QSoIf^fpr.  365,  nbl.  schoorsteen.  ^uc§  in  £eipäig 
Schorsteen,  Schorst  neben  Esse  '2Ilbrec^f  ßpj.  xDZunbarf  206. 

2.  Feueresse  ober  furj  Esse  ift  auf  bai  öftlic^ere  9}^itfelbeuffc{)= 
lanb,  namentlich  (5acl)fen^),  befcf)ränff:  e^  toirb  mir  au^  3ei^,  ßetpäv 
6eifl)enn.,  <2)resbcn,  QSogtlanb  ((Jlfterb.,  £engenf.,  ^CRarfneuf.j  fotoie 
ou^  bcr  3ipg  angegeben.  3n  '33öt)m.=£eipa,  Sauernig,  Sucfm.,  ©roffe, 
UUer^borf  ((5cf)lefien)  ift  Esse  ber  munbartlicf)e  'Sluebruc!.  Äertel 
^^ür.  90  bejeic^net  e^  al^  mel)r  oftt^üringifc^  ^),  in  ^cftt^üringen 
bafür  Schlot.  <S)ag  ^ort  ift  beutlic^  im  Q3eralten  begriffen  unb  toirb 
bur(^  Schornstein,  in  Öfterr.=(5cf)lellcn  burcf)  Rauchfang  oerbrängf. 
^opoiüitfc^  Voc.  Austr.  II  fol.  51  fannte  Feueresse  noc^  au§ 
^roppau  unb  3ägemborf.  3m  übrigen  'Seutfc^lanb  toirb  Esse  feiten 
unb  nur  fcf)riftfprac^lic^  für  bic  ^euerftätte  einer  Sc^miebe  gebraucht. 
60    erflärcn    bai   ^ort    and)    Äenifcf)    5.   epr.   (1613)   944    „Eß 

Brennöfen,  bai  ift  Ort  ba  bk  Sc^mib i^r  Gt)fen  glüenb  macfjen" 

unb  ^belung  ^b.  I  1972;  unb  biefe  93ebeutung  ift  bereite  alt^oc^* 
beutfc^  (essa).     3n  ßac^fen   toirb   in  älterer  Seit   teil^  Feueresse^), 


^)  Über  Esse,  Est,  Feierest  =  ^euercffc  in  ber  fäc^f.  9]Runbart.  f. 
gnüacr-'Jraureut^  QBb.  I  304.  326.  Esse  in  Swicfau,  ©reij,  93ogft.  ©erbet 
©ramm.  6.  128.  187. 

")  "Jlbrian  93eicr  De  instramentis  opificmn  (3cno  1722)  S.  175  gebraucht 
Feuer-Esse. 

^)  ©emeinbcrügcn  oon  1561  unb  1562  ou«  ber  ©cgcnb  oon  Pöbeln, 
<33oget  3.f.  Äulfurgcfc^.  1902  6.  164  f. 


438  6ci)ornftetn 

feil^  Feuermauer'),  aud^  Feuerstette ^)  gebraud^f.  3m  18.  3at)r= 
l^unbcrf  ift  namentlich)  Feuermauer  t)äuftg^),  je^t  bagcgen  bcm  Ab. 
ganj  fremb  gctüorbcn  unb  nur  no(^  munbartli(^  erhalten*).  3m  Äoc^-- 
bcuffc|)en  toürbc  man  bei  biefcm  "^öorf  et)er  an  ben  93cgriff  '93ranb= 
mauer'  benfen  b.  ^.  "SJ^auer,  bic  5toei  gufammenffo^enbe  Ääufer  fd)eibcf, 
bamif  ein  au^bre4)enber  93ranb  nic^f  überfpringen  fann.  ^affärf)li4) 
bebeutef  fürmur  in  ber  6c|)h?ei3  93ranbmauer  ^).  Q'^übiger  Sutoac^g  II 
(1783)  75  beäcid)nef  Feuermauer  al^  oberfäd^fifi^  =  Q'^aui^fang. 

3.  '2luf  baß  [übliche  ^t)üringen  unb  baß  nörblii^e  93apern  bc« 
fd)ränft  ift  Schlot,  b.  ^.  '^auptfäc^Iic^  auf  ba^  frän!if(^e  ©ebiet,  über= 
greifenb  nad^  ^^üringen  unb  Öberpfals:  ©fenac|),  SO^ciningen,  ^o-- 
burg,  Äof,  <5ränf.  ©d^tocig,  ^©ürgb.,  '21fd)aff.,  9Zürnb.,  ^n^b.,  "iHm-- 
bcrg  (Ob.-<^faIä).  Äertel  ^^ür.  90.  213  bcgeugf  Schlot  aU  munb- 
artlid)  für  Saljungen  unb  'Söintcrftein,  6pie§  3b.  217  für  baß  Äenne^ 
bergif(^c,  ©erbet  ©ramm.  6.  64  für  baß  mcftlic^c  93ogtl.  ^u^  9^ürnb. 
ift  baß  ^ort  früf)  belegt'),  ^opolüitfc^  Voc.  Austr.  II  fol.  51 
fennt  e^  alß  fränfifc^,  aber  aud^  au^  ^^üringen,  Äo^cnlol^e,  „QSürgb. 
bi^  ^ötn",  le^tere^  ein  3rrtum,  beffen  £lrfacf)e  mir  unflar  ift.  9Sor= 
kommen  oon  Schlot  im  6d)n>äbifd)en  folgt  auc^  au^  93irlinger  QBb. 
gum  ^olUtümL  anß  Qä)\vah.  82.  <5ür  bie  Obcrpfatg  bejeugen  Schlot 
^lein  ^roö.-QBb.  II  123  (Schlout)  unb  ßc^meHer  II  537^).  0a^ 
ber  ©ebrauc^  biß  QBortc^  gurüdEgeljf,  fann  man  barau^  fd)lie^en,  ba^ 
in  Gifenad^,  'SJJcin.  Schornstein,  in  OOSürgb.,  2ln^b.  Kamin,  in  Äof 
unb  2lfcf)aff.  Schornstein  unb  Kamin  mit  Schlot  fonfurrieren.  3n 
9^egcn^burg  toirb  ältere^  Schlot  je^t  bur(^  Kamin  öerbrängt.  ^In-- 
bcrerfeit^  toirb  Schlot  in  ber  6d^rift[prac^e  ni^t  feiten  unb  auc^  öon 


^)  furmure  ilrtunben  ber  <3taht  Sei^jig  I  S.  174  oom  3-  1444—46. 
Feurraeur  in  2uti)tvß  ^ibel  X>.  1545,  in  ber  Sür^er  93ibct  mit  Ofen  wiebcr« 
gegeben  (^planb  QBortfd).  biß  Sürc^er  015.  40).  Feuermauer  bei  et)r.  QBcifc 
9[JJüaer-'5raureutb  <2öb.  I  326. 

2)  (1564)  93ogcl  a.a.O.  165  u,  ö.  Feuerstetten  aucb  in  ^irol  im  17. 
biß  18.  3a^r^.    ^irol.  OBeiötümer  I  30,  21.  H  120,  2  (1716). 

«)  3- 'S.  etic^morf  in  Scblcr«  anio.-eeE.  IX  (1735)  760. 

*)  firmire  S^ranf  ^ronfenbäufer  SDZunbart  57.  Feuermauer  SÜJÜiücr« 
^raureutb  'SJb.  I  326. 

^)  Scbwcia.  3b.  IV  382. 

6)  ^l.  Schiet  5ud)crö  Äau^baltbuc^  (1507-17)  53.  73.  139.  Schlot 
Sianß  Qad)ß  ®9Bb.  IX  781. 

')  g^rifd)  ^cutfd)-eat.  OBb.  II  (1741)  201  macbt  nur  bic  angcmcine  Qln- 
gäbe,  bo§  Schlot  an  oiclcn  Orte  Obcr-'3;cuffdf>Ianb  gcfagf  »erbe. 


il 


6c^ornftcin  439 

nic^ifränfifc^cn  6d)rifffteUcrn  angctoenbct,  nic^f  nur  oon  bem  ^n€- 
&oc^cr  '^lafen,  fonbcm  auc^  oon  öc^iüer,  ©eibcl,  Smmermann  (au^ 
gj^agbcb.),  6pce  (oom  9^^ein),  £cnau')  u.a.  ^if  Q3orliebc  toirb  in 
neuerer  3dt  oon  ben  l)o^en  Fabrikschlöten  ober  an6)  oon  bem 
raud^enbcn  Schlot  einer  ßofomotioc  gefprod^en. 

4.  QDßeft--  unb  6übbeutf^lanb,  ßc^toeis  unb  ^irol  gebraud^en 
Kamin.  3m  9^orbtocften,  in  ^abcrb.,  QBcfel,  ^öln"),  6iegb.,  ^obl., 
5öie^b.,  ©armft.,  Stoeibr.,  Äeibelb.,  nad)  «Jollmann  QBb.  273.  464 
aud)  in  £ot^r,  loirb  baneben  Schornstein  gefagt.  3n  ßaubac^  (bei 
©ic^en)  gebraucht  bk  ältere  ©enerafion  Kamin,  bie  jüngere  Schorn- 
stein. 2luc^  in  bcr  9}Junbart  oon  9^appenau  (9}Zeirtnger  QBb.  62. 
174)  liegen  beibc  ^u^brüdc  neben  einanber.  9Za(^  einem  ©cioä{)r^= 
mann  au^  Sioeibrüdfcn  beäeid)ncf  Schornstein  bort  ben  über  ba^  ®aA 
l^eroorragenbcn  ^eil  be^  9^au(^fanal^,  Kamin  ben  innerhalb  be^  @e-- 
bäube^  bcfinblid^en.  QBeiter  ift  Kamin  über  ©If.,  93abcn,  ^ürtt.*), 
'23ai)ern  (mit  ^u^fd)lu§  be^  9'^orben^,  mo  Schlot  l^crrfd)t)  unb  ßd^toeij*) 
oerbrcifet,  in  Öfterr.  namentlich  über  QSorarlberg.  unb  ^irol.  "Sluc^ 
toeiter  öfttic^,  im  ©cbiet  oon  Rauchfang,  fommt  baneben  noc^  Kamin 
oor,  fo  in  Kärnten  (Q3ölferm.,  ©münb,  9'^aböberg),  6teiermarf,  Olmü^, 
Öft.-ec^leften  (^roppau,  'Sieli^,  Obrau),  Q^eic^enb. ').  3n  (?ger, 
Ceitmer.  loirb  Kamin  gern  oon  'Jobvifcn  gefagt.  3n  dilti  ^ei§en  be-- 
fonber^  enge  Scf)ornfteine  Kamine,  ^luc^  Kaminkehrer  reicht  locit 
in  ba^  Rauchfang -©cbiet  hinein  (f.  u.  Schornsteinfeger).  "SO^unb^ 
artlii^  ift  baß  QBort  elf.  f^toäb.  ju  Kemet,  fd)n)äb.  aud)  5u  Kemich, 
bo^r.  Kömich  Kümich  umgeformt  toorbcn®);  fc^loeij.  (oud)  elf.) 
Chemi°').  3n  ber  6c^riftfprac^e  oerloenben  fübbcutfd)e  6ci|)riftfteller 
toie  Stegemann  (®ie  al^  Opfer  fallen  6.  308),  ber  6c|)toei5er  Acer 
C^öettertoart  S.  345)  Kamin  für  64>ornftein,  bk  übrigen  meift  nur  für 


')  93etcgc  im  ®2Bb.  IX  781  ff. 

2)  3n  Äöln  toirb  in  einer  Hrtunbe  oom  3at)re  1493  n.  6^r.  C2lffen  j. 
®cfc^.  b.  gScrfaffung  ber  Qtabt  Ä'öln  =  ^ublifotionen  b.  ©efeOfc^.  f.  9?t)cin. 
@cfd)ic^fgfunbe  X  2  9'^r.  482)  schorensteyn  gebraw^t.  ©a^  heutige  Schorn- 
stein neben  Kamin  fann  i)kv  alfo  alt  fein. 

')  ^gt-  5ifd)er  QBb.  IV  175. 

*)  SAmeij.  3b.  m  257. 

'^)  ©o^cr  wirb  ßcc^.  komin  poln.  komin  magp.  k6m6ny  ■6ct)ornficin* 
ftammcn. 

«)  g(f.  <2ßb.  I  437.  gifct)er  <2ßb.  IV  175.  Gc^meüer  QBb.  II  299. 
ect)öpf  3b.  m  257 ff. 

')  Gc^njeij.  3b.  HI  333. 


440  6d)ornftcm 

bcn  nifd|)enarttgcn  Öfen,  tt)ic  er  im  '^itUlalttv  ühliti)  toav  unb  jc^t 
noc^  in  ^ranfreidf)  unb  Stauen  angelegt  tt)irb,  in  "SJcutfd^lanb  aber  nur 
ou^na^m^toeife  aU  '^runfofcn  bicnt.  3n  ber  alpiniftifc^en  ^crmino-- 
togie  bejcic^net  Kamin  Bcfanntlic^  eine  <5elfenfpalte,  tt)ie  fte  öfter  bti 
^letferpartien  in  ben  93ergcn  übertDunbcn  toerben  mu^,  ein  "Söortge» 
braud^/  ber  offenbar  auf  ber  93ebeutung  "Sd^ornftein*,  tt)ie  fie  baß  903ort 
gcrabc  in  ben  ^Ipen  ^at,  beruht. 

5.  3n  Öfterrei(^  mit  2lu^nat)me  öon  95orar(b.  unb  ^irol  ift 
Rauchfang ^)  tk  l|)errfc^enbc  '^Beseic^nung,  alfo  fd^on  in  öaljb,, 
ferner  a\t<^  in  6iebenb.  9[ßo  au^na^m^toeife  Kamin  gebrandet  tt)irb, 
ift  f(^on  unter  4.  jur  ©prad^e  gekommen,  ^üt  "Söien  ift  rauchfank 
fd)on  au^  bem  Sa^rc  1373  gu  belegen^),  e^  fommt  aud)  in  tiroler 
ilrfunben  öor  ^).  ^aß  ^ort  ift  au^  in  93erlin  gebräucblic^,  bcjeii^nct 
aber  bort  nid^t  ben  6d^ornftcin,  fonbern  baß  ®ad^,  baß  früher  b.  ^. 
biß  tt\oa  in  bie  80er  Sa^rc  beö  19.  3a^rt)unbert^  über  bem  Äerbc 
angebrac|)t  toar,  um  9^auc^  unb  ®ampf  aufjune^men  unb  in  ben 
6(^ornftein  5u  leiten.  93ei  ß!ampe  l^ei§t  biefeg  ^ad)  Schornstein- 
mantel ober  -kragen  (©'Job.  IX  1582),  oftfrief.  schöstenkled 
(©oornf aat  ^b.  III  136),  im  Äennebcrgif4)en  Schlotmantel  (6pie^ 
3b.  217),  in  93afel  Ghemischos  6eiler  ^a^lcr  9}lunbart  52.  «^o- 
pon)itfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  263  gibt  bfterr.  Rauchfangmantel  in 
bemfelben  6inne.  '^aß  lott)r.  6t)nont)m  Hascht,  lupemb.  Hascht*) 
au^  Harst  =  m\)b.  harst,  bat)r.  Harst  '9^oft'  (6c^meller  I  1166) 
ift  eigentlich  bk  <S)arre,  ber  unterfte  ^eil  bzß  6d)ornftein^,  in  toel(^em 
bo^  ^leifd()  5um  Q'^äud^ern  aufgehängt  h)irb.  '5)a  ber  9?aud^fang  (in 
berlin.  Sinne)  in  neuerer  S^it  gan5  abgenommen  ift,  fo  ift  öiclcn  ein 
9'iame  bafür  unbefannt;  in  'Söien  fennt  man  auc^  bk  (3ad^e  nii^t. 

3n  ber  folgenben  Übcrfl^t  jtnb  bie  ^äüc  vereinigt,  tt>o  an  einem 
Ort  mehrere  *2lu^brüdEe,  in  ber  Q'^egel  ein  älterer  unb  ein  jüngerer, 
neben  einanber  befte^en. 


n  <3KunbartUd^  Raufang  (OGBicn,  'iHufi'cc),  Räkfang  (Sc^cWborf;. 

**)  QucUen  jur  ©efd).  b.  6tobf  QBicn  IT  1  9lv.  831;  rauchfäng  I  5 
^v.  5704  (1610  n.  &i)v.). 

3)  Rauchfang  <=lf)l  in  Stilfc«  1721:  ^irol.  <2Bci«tümcr  IV  1  e.  414,25. 
^ufftein:  I  30,  21. 

*)  ^oUmann  Qöb.  232.    <35ßb.  luj.  9JJ.  168. 


Sci^ornftcin 

441 

Schorn- 

Esse 

Schlot 

Kamin 

Rauchfang 

stein 

C7 

^aberb. 

"ipabcrb. 

<2Bcfcl 

QBcfel 

^öln 

^öln 

6icgb. 

(Skc^h, 

^obl. 

^obl. 

^Gßic^b. 

QSicgb. 

2a\xha6) 

2aubac^ 

©armff. 

©armft. 

Äcibclb. 

Äcibclb. 

(Sifcnac^ 

ßifcnac^ 

^Jicining. 

SDicining. 

Äof 

Äof 

Äof 

Waff, 

^f4)aff. 

^fd)aff. 

2t\pm 

2eip5ig 

6cif^cnn. 

Scif^enn. 

9)iarfncu!. 

9}iarhxeuf. 

2iipa 

Sudm. 

^n«b. 

QBüräb. 

9^cgen^b. 

ßcipa 

3ucfm» 

2lngb. 

^Oöürgb. 

9\egcn^b. 

Snn^br. 

©rnünb 

<335Ifcrm. 

Olmü^ 

(fgcr 

ßeitmcr. 

Snn^br. 
©münb 
935lferm. 

egcr 
ßcitmcr. 

5lu§er  ben  angeführten  ^b.  *23eäetc^nungen  be^  Gi^ornftein^  befte^ett 
ober  beftanben  noc^  munbarflic^e.  "Slbelung  ^b.  III  969  fü^rt  al^  nbb. 
^'iatncn  ber  ^öljernen  Q^auc^abgüge  in  93auem^äufern  Bosom  ''^Bufen* 
unb  Rahm  an ').  ^Icin  ^roo.-QBb.  II  ( 1 792)  1 07  l)at  auß  3ülic^-93crg 
ben  ^u^brudE  Scharuttenf eger  (?)  =  Sc^ornfteinfeger.    0ie  '2JJannig= 

^)  ©rimmc,  ^toffbcutfc^c  ^JZunbartcn  160,  bcjeugt  nur  Schor(n)stein 
pir  bie  nbb.  SKunbarten  oom  6aucrlonb,  QCßcfifalcn,  Äolftcin  unb  9}?ccEl.- 
©(^tt)crin. 


442  Sd^ornftein 

falfigfeif  bcr  93c3cicf)nungcn  ^äriQt  too^I  gum  5cil  mit  bcr  9Serfd)icbcn= 
|)cif  bcr  'Einlage  gufammcn.  Schornstein  unb  Feuermauer  toarcn, 
tpie  fc^on  bicfe  9^amcn  befagcn,  auß  6fcin,  bcr  Schlot  bagegcn  fonnfc 
and)  auß  ioolj  fein  ^),  toic  bcr  nbb.  Rahm.  Seibcr  ftnb  bie  Gtt)mo= 
logicn  öon  Schornstein')  unb  Schlot*)  ffritfig  unb  unfreier,  unb  bic 
©runbbcbcufung  bicfcr  Dörfer,  bic  auf  bie  ©runbform  bcr  Anlage 
fd)lie§en  Iic§c,  ba^cr  nic^t  gefiebert.  Kamin  iff  tai  tat.  caminus, 
ital.  Camino  unb  bcgcic^nct  oon  Äau^  au«  bit  romanif^c  "Einlage 
bcr  3intmcrl)ei5ung,  bie  im  9}Zittclaltcr  auc^  in  0eutfc^lanb  (Eingang 
gefunben  'fyath.  6ic  beftanb  toie  noc^  t)cutc  in  ben  romanifd)cn  £än= 
bcrn,  in  einer  in  einem  '2Bot)ngcma^  angebrüllten  offenen  '^cuerftäfte 
ober  einem  niebrigen  Äcrbe  mit  bac^förmigem  Qi^auc^fang  unb  5ugc= 
l)brigem  9?auc^ab§ug^fanal,  ipooon  baß  Simmer  fclbft  caminata  m^b. 
kemenäte*)  ^ie§.  ©ie  romanifd)c  Äer!unft  bicfcr  "Slnlagc  toar,  toie 
im  64>tt)ei5.  3b.  IE  257  ff.  bcmer!t  toirb,  noc|)  bem  ©af^pobiu^  too^l 
bctou§t,  bcr  in  feinem  Dictionarium  (Argentorati  1537)  fd^reibt:  „Ca- 
minus ein  ofen  und  ein  welsch  rauchloch,  kämmin."  0arau^ 
erllärt  e^  [xd),  ba^  Kamin  im  Qöefentlid)en  auf  bk  Stalien  näi)cr  ge= 
legencn  5cite  be^  beutfc^cn  Sprachgebiete,  6übbeutfd)l.,  ©c^iociä,  ^irol 
unb  hörnten  befd)ränft  ift.  ^ber  nur  baß  "Söort  ift  bie  ^cute  bc= 
toabrt:  bk  romanifd^c  ^aminanlage  mit  bem  offenen  *5cuer  ift  im  aU' 
gemeinen   bem   bcutfd)cn   Ofen  getoic^en.     9^ur  alß  Simmerfc^mud  in 

^)  93gl.  ®9Bb.  IX  782,  tt)o  einen  hultzen  slot  au*  ben  d^ronifen  ber 
beutf(S^cn  6fäbfc  X  364,  4  zitiert  n)trb.    Äepnc  QBo^nungett)efcn  120.    ' 

2)  9^a(^  ®<2Bb.  IX  1579,  QBeiganb  QBb.  II  781,  Äe^nc  <2öo^nunge- 
ttjefen  121,  3.  ©ieffenbac^er  ®cutfd)ee  ßcben  im  12.  unb  13.  3|).  n  52  ge- 
hört af)^.  scor(en)stein  m\)b.  schorstein  schorenstein  ju  oI)b.  scorren  'i)crOor' 
ragen',  mnbt.  schoore  f.  "Gtülje,  Strebebatfcn'  unb  bebeufet  eigentlich  ben 
„.^ragftein  in  bcr  QCßanb,  auf  bem  ber  9?au(^fang  bei  ben  alten  ^amin- 
anlagen  ru^f,  wobd  man  fic^  auf  S)icfenbac^  Gloss.  461  proceres  .... 
schorstein  unb  ^ilian:  sax.  schorsteyn  q.  d.  lapis  fulciens  sive  sustentans  et 
feurmaur  q.  d.  murus  ignis  beruft,  ^lugc  QBb.  413.  416  Oagcgen  ftcKt  bai 
QCßort  5u  fd)tt)eb.  paskeskor  'Ofterfeuer'  unb  m^b.  schüm  f^üren  (ögl.  mbb. 
schürstein)  unb  beutet  es  al§  'S^euerftein'.  Qlbnlic^  fd)on  ^bclung  QBb.  EQ 
1634,  bcr  3u  behaupten  f(ä)cinf,  ba%  Schorstein  auf  bem  £anbc  auc^  in 
Ääufern,  bie  feine  9?au(^abjugöanlage  babcn,  fonbcrn  in  bcncn  ber  9^auc^ 
ium  'Jenfter  binauögebt,  ben  ftcinernen  öcrb  bebeute. 

'^)  Se  tt)irb  oermutet,  ba%  Schlot  a^b.  m^b.  slät  ju  m^b.  släte  f.  Schilf- 
robr,  nbb.  Schlotte  gebore  (^ugc  QBb.  403.  QKciganb  <2Bb.  n  736):  c« 
toürbe  bann  junäcbft  bai  'ilbäuggrobr  bebcuten. 

*)  Caminata  584  n.  6b-  in  einer  fränJ.  Urfunbc,  obb.  cheminata  Äepnc 
9ßobnunge\üefcn  119  f. 


Sc^omftein  —  Sd)ornftcinfeger  443 

bcn  QBo^nungen  oon  9Rcicf)cn  unb  Q5omeI)men  erhielt  ftd)  ber  ^amin 
unb  jtoar  nai^  ^Itoin  @c^ul^  (ioäu^Iid)e^  £eben  ber  europ.  ^ultur= 
oölfcr  im  15.  unb  16.  3af)rf).  6.  38.  129)  in  9torbbeutfrf)Ianb  länger 
aU  in  (Sübbeutfd)lanb.  ®er  i$!;iroIer  ©uarinonius  rüt)mt  (um  1610) 
bic  QSorjüge  ber  ^eutfc^en  Öfen  öor  benen  ber  lpälfd)en  Gaminc.  dlad)= 
bcm  ber  ^amin  alß  3immert)erb  in  6üb=  unb  QBcftbeutfc^Ianb  au^cr 
allgemeinem  ©ebraud)  gefommen  toar,  tourbe  fein  9came  auf  ben  ?\auc^= 
abäugsfanal  mit  feinem  über  baß  ®ac^  f)inau^ragenben  5eil  bcfd)ränft  ^). 
So  ift  fc^toäb.  Kümmicli  in  ber  "Slugsburger 'Jcucrorbnung  oon  1731 
hzi  t5^ifd)er  ^b.  lY  175  f.  t)ertt)enbet:  „<2)a§  5u  jeber  Q.^  ein  eigener 
unb  bcfonberer  ^ümmid)  ....  foUe  gemad)f  toerben",  unb  i)eufe  toirb 
Kamin  ouc^  öon  ben  ^abriffc^orufteinen  gebraucht. 


Sd)ornfteinfeger 

ber  Äanbtoerfcr,  ber  bcn  Sc^omftein  reinigt.  3u  bcn  gcograp{)i- 
f(i)cn  93crfc^iebcnf)eitcn  be^  erften  ©liebe»  ber  Sufammcnic^ung  gefeüen 
fic^  ^ier  t)it  hiß  jtoeiten,  über  hk  im  ^xt  fegen  (oben  £.  194  ff.) 
gct)anbelt  ift.  9ucf)t  oorfommen  bk  ^Kombinationen  *Sclionisteiii- 
kehrer,  *Schlotkelirer,  nid^t  mcljr  Essenfeger.  —  1.  Schorn- 
steinfeger ^at  ungcfäbr  bicfclbe  93erbrcitung  toic  Schornstein, 
alfo  eine  toeitere  alß  fegen.  Sie  umfa§t  9iorb=  unb  xOcittelöcuifc^l. 
fäblict>  bi^  Sc^Icfien,  93au^en,  ®re^b.,  ßeip^ig,  Sonbersf).,  Weimar, 
<afc^aff.,  ^ulba,  ©armftabt^,  ^aifer^I.,  .^arlsr.,  5ricr.  3n  £otJ)r. 
Schorschtefejer  (ober  Scharschtebutzer)  neben  Kaminfajer  xyoII= 
mann  9[Öb.  464.  273,  tn  £uremb.  Schu^schtechfeer  (Schäschtech- 
botzer)  ^b.  lur.  ^.  400. 

2.  Essenkehrer  ift  auf  baß  ®thkt  oon  Esse  bcfcf)ränft:  *21r= 
tcm,  3ci^,  £ciP5.,  Seiff)enner^b.,  Q}ogtlanb,  llUersb.  unb  toirb  burc^ 
Schornsteinfeger  anmäf)Iicf)  oerbrüngt.  ^br.  ^eier.  De  instru- 
mentis  opificum  (3ena  1722)  201  fdjrcibt  Schorst ein- ober  Essen- 
Feger.  Feuerrüpel  toirb  ber  Scbornfteinfeger  in  Sacbfen  (Gcipj., 
0rcsb.),   je^t   too^I  ^auptfäc^Iic^    al^  ^opan§    gegenüber  ^inbern    ge-- 


^)  "2lu(^  ital.  camini  bezeichnete  fcbon  im  14.  3af)rbunbert  bic  Schont- 
fteinc  auf  bcm  <5)ac^,  tote  eine  Snfc^rift  in  Q3cnebig  auß  bcm  3a{)re  1347 
bei  Ärüni^  (Snc.  148  (1828),  57  U\)vt. 

-)  ^Kunbartltc^  in  Obcrbcffcn  ((Sfcbenrob)  Schöner  3- f.  bb.  5."^.  V  311. 


444  ©c^ornficinfeger 

nannf^).     *5)a^   fäc^f.  Feuermauerkehrer  *)   iff  jc^f   cbcnfo  toic  bai 
QOöorf  Feuermauer  fclbff  (f.  6.  438)  ou^geftorben. 

3.  Schlotf  eger  im  ®cbief  oon  Schlot,  in  ©fcnac|),  'SOZciningcn 
(neben  Schornsteinfeger),  .Coburg  ^) ;  neben  Kaminkehrer  in  Äof, 
'^ütnh,,  "Sln^b.,  "^Imbcrg,  'Sßücsb.,  '2lfd)affenb.  3n  9^egcn^burg  tourbe 
früher  Schlotfeger,  je^t  Kaminkehrer  gebraucbt.  ®ic  ©renje  5toifd)en 
Schlotfeger  unb  Essenkehrer  läuft  nad)  ©erbet,  ©ramm.  <o.  64 
im  Q3ogtlanb,  %xü\)  begeugt  ift  Schlotfeger  für  9'^ürnberg,  3.93.  in 
^uc^er^  Äaug^altbuc^  1507—17  6.  53.  139,  9^icolai  9^eife  ö.  1781 
11  118.  '2luc^  ber  aui  ©elnt)aufen  in  Äcffen  gebürtige  ®rimmel^= 
Raufen  (6impt.  VII  1  6.  1016  Heller)  fd)reibt  Schlotfeger. 

4.  3m  ®zhkt  i£)on  Kamin  toirb  teil^  Kaminfeger,  tcil^  Ka- 
minkehrer gcbraucbt,  erftereö  in  ^aberb.,  Oiegb.,  ßaubac^,  £ott)r. 
C^oamann  <2öb.  273),  ^^falg,  9{a\tatt,  ^Qßürftemb.,  Gc^toeia*),  ©ornbirn, 
Snn^br.,  ^Bojen.  3n  ^acbingö  Ääufigfeitölpörferbui^  iff  Kaminfeger 
5  mal,  Schornsteinfeger  11  mal  öcrtreten.  —  5.  Kaminkehrer  in 
®onauef(^.,  ^onftanj,  93at)ern^),  ^Sregenj,  93luben3,  93rune(f,  ßicnj, 
6aläb.,  Obrau,  93icli^. 

6.  3m  ganjen  übrigen  öfterr.,  alfo  ^ärnt.,  6teierm.,  Obcr=  unb 
9'Ziebcr5ft.,  9}?ä^r.,  9351^m.,  6c^lef.,  aud^  6iebenb.  toirb  Rauch- 
fangkehrer  gefagt®).  00^  ift  ber  ®zhvan6)  ber  Hmgang^fproc^c. 
3n  ber  6d;riftfprad)e  ge^en  bie  '23e5eic|)nungen  Rauchfangkehrer, 
Kaminkehrer,  Kaminfeger  in  öfterr.  öielfai^  bur4)einanber.  (5o 
oertoenbet  hk  Rauchfangkehrerordnung  be^  3nn^bru(fer  ©tabtmagi^ 
ftrat^  öom  9.  ^ebr.  1910  bicfc  brei  ^u^brüdEe  promiscue.  6c^on 
in  einem  6tedEbrief  oon  1816  (6al5act)=^rei^blott  16.  %thv,  1816) 
lefen  toir  Kaminkehrerlernjung  neben  Rauchfangkehrermeister. 
Kaminfeger  gilt  für  feiner  unb  toirb  ba{)cr  auc^  tociter  bftlic^,  j.  'S. 
in  Q'^ieberöft.,  '3}?ä^ren  (Olmü^),  oft  gefc^ rieben,  too  nur  Rauch- 
fangkehrer gcfproc^en  toirb.  3n  9^eic^enberg  ^ci§t  e^  Kamin,  ahtx 
Rauchfangkehrer. 

^)  w^rü^cr  o^nc  alle  f<)öttifd^c  ^Scbcutung"  bcmcrff  90'iüttcr-S^raureut^ 
QSßb.  I  326  unter  Feuerrüpel,  bann  aug  Qxofmcn  unb  Pflaumen  gefertigte 
92ßci^nad)t«tt)arc. 

2)  gSci  6^r.  greife  ©OBb.  m  1597.  ^belung  <2ßb.  II  133.  Feuer- 
mäuer-Keiirer  'Jran^bf.  Qöegnjcifcr  (Gbcmni^  1825)  6.  16. 

^)  -Tiadi)  &ertcl  'Sbür.  213  munbartl.  auc^  in  Galjungen  unb  QBintcrftein. 

*)  €in  literarifrf)cr  ^cteg  iöcer,  '^n  beiligen  QGßaffcrn  204. 

«)  "JJgl.  Ätein  'q5rot)..Q03b.  II  73. 

«)  Rauchfang-Kehrer  im  OBicnnerifd^cn  "Siarium  oom  15.  ^ebr.  1730. 


Sc^ornfitcinfegcr  —  S^otcn 


445 


'SO'iciftcn^  ftimmt  bic  93encnnung   bc§  ioanbtocrfcr^   mit  bcr  bc^ 

6c^ornftein^  übcrcin,  bod)  hti  bcn  öiclfac|)ett  ©oppclbcjcic^nungcn  fann 

c^   cud)    öorfommen,   ba^  ftc   au^cinanbcc   gelten.     60  tptrb  mir  auß 

9'^cic^cnbcrg  Kamin,  aber  Rauchfangkehi-er  angegeben,     ©ne  ^u^= 

tpa^I  oon  Orten,  an  benen  jtoei  "Slu^brücfc  für  bcn   Sc^ornfteinfeger 

neben  einanbcr  bcfte^en,  bietet  bic  folgcnbc  Tabelle. 

Schorn- 
stein- 
feger 

^aberb. 

^obl. 

Stocibr. 

93)eimar 

£eip3. 

9}icining. 

^fd)aff. 


Essen- 

Schlot- 

Kamin- 

Kamin- 

Rauch- 

kehrer 

feger 

feger 

'^aberb. 

^obU 

3tt)cibr. 

kehrer 

fang- 
kehrer 

Weimar 

Ccipä. 

9)ieining. 

2lfc|>aff. 

Äof 

^n^b. 

9^ümb. 

Qlmbcrg 

Snn^br. 
Obrau 

2lf4)aff. 

Äof 

«an^b. 

9^ürnb. 

^mberg 

6aläb. 

93icU^ 

6al3b. 
Snnsbr. 
Obrau 
^Sieli^ 

fotoo^l  bk  ßrbfcnpflanjc  al^  auc^  bic  alß  ®emüfc  gefoc^ten  jungen 
grünen  ©bfen.  ©ne  beliebte  Speife  finb  j.  93.  in  '^Berlin  Schoten 
und  Mohrrüben,  ^on  Äau^  au§  bebeutet  Schoten  bc!anntli(^  bic 
Äülfcn  ober  93älgc  einer  ^flanjc  unb  fpejietl  bcr  (Srbfc,  in  benen  bic 
grünen  6amenförner  fi^cn.  3n  93cr(in  ^ci§en  biefc  Äülfen  Palen,  unb 
Schoten  palen')  bebeutet  'bic  ©bfen  au^  bcn  ioülfen  ftreifcn';  bafür 
toeitcr  tt>cftH(^,  in  ioannoocr,  auspulen  ober  auskrüllen  t>on  KruUe 
'Grbfcnfd)otc'  (in  öfterr.  auslösen;  über  tl()ür.  läufein  f.  unten).  QBcnn 
bic  Grbfen  noc^  jung  unb  fü^   fxnb,   h)erben   bic  Äülfcn   jutoeilen  mit 


0  (Sin  Uterarif^cr  93cteg:  6.  0.  Äraa^,  ®cr  <Z6)\x%  im  '^arf  6.  18: 

„Seine  alU  Äinbcrfrau pa^Ue  ßrbfen.''    6in  Scugniö  auö  bem  18. 

3a^r^.  bei  OBciganb  Qöb.  II  359. 


I 


446  6(^oten 

bcn  hörnern  gcfo(^f  unb  gcgcffen.  Snftocber  auß  bicfcm  ©runbc  totrb 
haß  ©emüfc  ai€  Schoten  bc5eirf)ncf  ober  totii  bic  gansc  '^flanjc  öolf^ 
fümlic|)  Schoten  genannt  toirb. 

Schoten  für  grüne  (Srbj'en  iff  t)aupffäc^(i(^  im  öftlic^cn  unb  mitt- 
leren ^eilc  öon  9^orb=  unb  9}iiftelbeutf4)lanb  oertrcten,  in  ^bnig^b., 
6rf)Ieficn  (^re^l.,  '33eutf)cn),  au(^  öfterr.=Sc^Iefien  (^roppau,  SudEm.), 
Sommern,  '^axi,  6ad)fen  (2eipätg,  93au^en,  6eif^.,  "©reiben,  QSogf^ 
lanb),  öolf^tümli(^  aud)  in  (Sger,  ferner  in  Äatlc,  ioalberft.,  ^I)üringett 
(©gl.,  3ei^,  öonber^l).,  'SBeimar,  (Sifenac^),  '^O'Zarb.,  Äolj^.,  9ulba, 
^aberb.,  ^öln,  "iZlac^en.  ®ic  ^u^brucf^toeifc  iff  fd)on  für  haß  18. 
3a^r{)unbert  bcjeugt^).  3n  ®anjig  unb  ßübecf  ^ei§t  nur  haß  mit 
ben  Äülfen  gefocl)fe  ©emüfe  Zuckerschoten,  bie  Samenlömer 
allein  in  ©anjig  Schotenkerne^),  in  Sübed  unb  ®ffc^.--^rone  grüne 
Erbsen.  Unter  Erbsen  fd)lec^ttt)eg  öerftct)t  man  in  93erlin  tt>ie  in 
ben  anbern  genannten  ©egenben  bie  getrockneten  gelben  .Körner. 

3n  allen  übrigen  ©cgenben  öon  'ipetcrgburg  hiß  6übbeutfd)lanb 
unb  Öfterreid)  ift  ber  üblich fte  'Slu^bruc!  grüne  Erbsen,  in  QOßefel 
unb  ^öln  junge  Erbsen,  in  ocrfcl)iebenen  Orten,  ^.^.  Äannoocr, 
öönabr.,  9^orben,  ©c^loerte,  ^refelb,  ^mberg,  Sglau,  ^röUenb.  auc^ 
blo§  Erbsen,  haß  neben  grüne  Erbsen  alß  '^Ibfürjung  fd)lic§lic^ 
überall  oorfommen  bürffe,  nur  im  ©ebiet  oon  Schoten,  h)ic  gcfagt, 
bic  getrocfneten  Körner  bejeic^nct. 

2lug  9Jiün(^en  toirb  mir  neben  grüne  Erbsen  noc^  Schotten- 
erbsen")  angegeben. 

9lug  ücrfd)iebenen  ©egenben,  ioamburg,  3eöer,  £cer,  "SCReiningen, 
^f^aff.,  ^lug^b.,  Äeilbr.,  'SBern  toirb  mir  ber  "SlugbrudE  Zucker- 
erbsen angegeben,  ber  fonft  eine  befonbcrö  fü§e,  feine  Gortc  be= 
geic^net  (in  93erlin  Zuckerschoten),  Q5eit  teilt  mir  au^  QOöürttemb. 
alß  St)nont)m  oon  Bröckele  noc^  Zuckerschefen  mit:  Schefe 
=  al)h.  scefa  fei  allgemein  fcl)toäbifc^  für  '6c^otc\  3n  'SÜ^ciningen 
unterfcl)eibet  man  bie  mit  ben  Schalen  gegeffenen  Zuckererbsen  oon  ben 
cntl)ülften  Läufelerbsen:  in  biefem  QBort  ftedt  htß  Q3erbum  läufein 
"oon  ber  Äülfe  befreien'  oon  Läufel  Äülfe,  6c^ale*). 

~  1)  3n  QBiclanbg  Obcron  ©qßb.IX  1607.  €in  mobcrncr  <25clcg:  Zunge 
mit  Schoten  bei  @.  Äcrmann,  Settc^cn  ©ebcrt  360. 

")  ©iefcn  Sprai^gcbrauc^  buc^t  für  ©anjig  fc^on  Älcin  ^roo.-QBb.  n 
(1792)  140,  boc^  fd^reibt  er  Schoten! örner,  bic  grünen  Srbfcn  o^nc  6c^otcn. 

8)  Schotte  ift  neben  Schote  in  älterer  n^b.  Seit  nic^t  feiten:  ©OEßb.  IX 
1607.    Oberbcff.  Schotten  Grcccliug  QBb.  760. 

*)  <23gl.5)gBb.VI314.  OBcigonb  <2ßb.  II  27.   Srcccliu«  <2Bb.  542  laufela. 


Sc&ofcn  —  Scbrubber  447 

^ürffcmb.  (an<i)  Äeilbr.)  ^at  ben  befonbcren  ^u^brucf  Brockel- 
erbsen  b.  ^.  (Jrbfcn,  bk  grün  gebrodelt  b.  i.  gepflücft  roerbcn '),  auc^ 
furj  Bröckele.  3n  ber  £rf)tt»e{3,  too  bas  ^^orf  Erbsen  (Erbis)  aud) 
bk  93o^nen  be3ei(i)nef,  jinb  Brockel-Erbis  nac^  bem  Sc^treiä.  3d.  I 
430  Stangen-  ober  QBinbenbol)nen.  —  3n  3ürid)  ift  ber  oolfstümlic^c 
9'Zamc  ber  (Schoten  Powerli  a\iß  fr^  pois  verts. 

6d)rubber 

(5cf)cuerbürffc  mit  furjcn  \)avUn  ^orftc»  an  jangcm  ^efenfttcU 
'5)er  ©egenftanb  iff  im  grö§ten  3;eil  oon  öfterreicö  nid)t  bcfannt.  ^CRan 
ocrtoenbet  borf  an  Stelle  be^  (2d)rubber^  eine  Äanbbürfte,  mit  ber 
man  hiiecnb  ben  ^u§bobcn  fd)euert.  <5)iefe  93ürfte  l)ei§t  in  Öfterr. 
Reibbürste,  auc^  Scheuerbürste  (5:roppau),  fonft  Aufwaschbürste 
(6lfa§)  ober  Putzbürste  (9'Jeumarft).  1.  Sier 'Slusbrud  Schrubber 
ift  faff  über  gans  ®eutfd)l.,  aud)  in  £tol.  verbreitet.  3n  ^etcröb. 
fc^cint  er  bagcgen  5U  fel)len.  3n  ^rcsl.  gilt  bai  ^ort  al^  ^eroli- 
ni^mu^,  in  5}^einingen  fel)lfe  e^  frül)er,  ift  alfo  crft  eingeführt.  3n 
^önig^b.  unb 'S^anjig  lautet  c^  .Schrobber"^,  in  9\oftod,  Äannoöer, 
Sd)tt>crte  Schrupper**),  in  93at)ern  Schropper*),  in  93ru4)fol 
Schrupfer.  3n  ^ürtfemb.  ift  'e^  ju  Strupfe  umgeformt,  al^  ob 
e^  an  Strupfe  'Sc^lcife%  strupfen  'ffreifen'  angeglichen  loäre.  3n 
9}?ünftcr  fagt  man  auc^  Schrubb-Besen.  Schrubber  ift  Nomen 
agentis  ju  bem  Q3erbum  schrubben,  nbl.  schrobben,  t^ür.  t)eff. 
götfing.  r^cin.  schruppen  'fd)eucm',  ta^  in  93erlin  nid)t  üblid)  iff 
(bafür  scheuem).  3n  3cbler^  llnir»erfal--£ericon  34  (1742)  Sp.  1491 
crfd)eint  ber  Sd)robber  noc^  au^fd)lie§lid)  al^  Sd)iff=93cfen,  aud) 
Varcken  genannt,  frj.  göret,  „toclc^er  platt  unb  5tt)ifd)en  jtocDen 
*53retfern  gcfpannet  ift,  mit  einem  langen  Stiel,  hamit  man  baß  unterfte 
^^eil  be^  Sc^iffe^  fo  oon  Gaffer  hzb^dt   ift,  reiniget."     3u  le^tcrem 


')  ^gl.  "Jifc^cr  ^b.  I  1429.  93apr.-5fterr.  brocken  'pflüden':  Älein 
'?)roo.-«2Bb.  I  65.    6d)5pf  Sb.  61. 

'^  ©ic  "Jorm  Schrobber  ift  auc^  nbl.  fott)ic  in  ber  älteren  n^b.  Scbriff- 
fprac^c,  in  ben  "^örterbücfeern  oon  Stielet  (16911,  <2ßac^ter  (1736),  in  3ebler^ 
ymö.-ee?,  (1742)  oertretcn.  93gl.  0QGßb.  IX  1799.  9?^einifc^-tt)eftfälifc^  ift 
Schrubber  (ecibencr  OBb.  114.    ®QOßb.  o.  a.  O.). 

8)  Schnipper  ift  aud)  götting.  ^cff.  t^cin.  pfälj.:  ®<3Bb.  IX  1799,  »gL 
schnippen  ebb.  1798. 

*)  ©c^meUer  ^b.  n  610:  Der  Schropp.  Schropper  lefe  id)  auc^  in 
^Btcncr  Seitungginfcraten. 


448  Schrubber  —  Schularbeit 

Stoed  tt>ar   ein   langer  6ticl  unenfbct)rlic^,   unb   e^  iff  ba^er  mögltd^, 
ba^  bcr  6c^rubber  im  öc^iptoefen  feinen  ilrfprung  l^at. 

2.  "Sin  ber  ^üftc  ber  9^orb=  unb  Oftfcc,  in  9^orbcn,  Äamburg, 
£üncb.,  ^icl,  £übcdE,  fü^rf  freiließ  bcr  Qd^vubhtv  gerabc  einen  anbercn 
9^amen,  nämlic^  Leu  wagen  (gefproc^en  oft  Leiwagen)  =  nbl.  lui- 
wagen.  ®oc^  fommt  ouc^  ^ier  t)a^  955ort  Schrubber  öor.  Topf- 
schrubber  ift  in  £übc(f  eine  Heine  93ürfte  o^ne  Stiel,  um  ^öpfc  ju 
f(^euern,  IP05U  and)  bcr  Quast  bicnt:  ögl.  nbl.  quast  "^ebel,  93ürftc', 
bän.  kost  '^ei^befcn,  £aubbüfd)er,  ml^b.  quast  '^Slätferbüfd^el'.  3n 
^icl  ift  Schrubber  ein  flcinc^  9^eifigbünbel,  mit  bem  man  bic  6pcife= 
reftc  au^  ^oc^töpfen  ufto.  entfernt,  toä^rcnb  bic  Äanbbürfte  Seifen- 
bürste  ^ti^t  Leuwagen  ift  ein  ett)mologifc^  nicf)t  ganj  florcr  "Slu^^ 
bmd^),  ber  gleichfalls  in  ber  "^Oiarinc  gcbräuc^lici^  ift,  teils  für  bie 
Qucrftangc,  auf  bcr  bcr  9Ring  ber  6egclfc^ote  fic^  l^in=  unb  l^erbctocgt, 
teils  für  ben  Präger  ber  9^ubcrpinnc  (©oomfaat  QOöb.  E  490). 

3.  3n  ^orarlb.,  feltencr  in  SudEm.,  toirb  Stielbürste  gefagt, 
tt)aS  auc^  für  bic  ©c^njcij  begcugt  ift  (Sc^tuciä.  3b.  IV  1610).  — 
4.  3n  93eutl)en,  üüerSb.  Scheuerbürste.  —  5.  3n  93ö^m.--£eipa 
Bürstbesen.  —  6.  3n  93crn  Fegbürste. 

6^u(arbeit 

hU  Arbeit,  bic  ben  Schülern  aufgegeben  toirb,  bamit  fie  jie  gu 
Äaufe  machen,  ©iefe  93cbcutung  \)at  baß  "Söort  Schularbeit  in 
^reu^en,  cS  ift  bie  "Slrbcit  für  bie  6(^ule.  3n  6übbeutfc^l.  unb 
öfterr.  bagegen  htbtuttt  Schularbeit  bic  in  ber  6(^ule  angefertigte 
Qlrbeit,  unb  bie  für  bic  6ct)ule,  aber  ju  ÄauS  ju  mac^enbc  "Slrbcit 
l^ci§t  bafclbft  Hausarbeit,  ein  ^uSbrucf,  ber  übrigens  nac^  Sfutfc^ 
burc^  9}?iniftctialrcffriptc  auc^  in  ^reu^cn  einbringt.  3n  bcmfelbcn 
6innc  toirb  in  0cutfd)l.,  auc^  im  ©üben  Schulaufgabe  ober  hxrj 
Aufgabe  gefagt,  in  6übbcutfd)lanb  auc^  Hausaufgabe,  ^ür  bk  in 
ber  Schule  gemachten  '2lrbcitcn  beftc^t  in  'iprcu^en  m.  ^.  fein  be= 
fonbcrcS  'Söort,  nur  ba^  bk  Übcrfc^ungen  in  frembe  6prac|)cn  Extem- 

^)  Oftfrief.  leu  =  nbl.  lui  bebeutet  "tau,  träge,  faul',  ©oorntaat  QBb. 
n  491  erflärt  ba^er  Leuwagen  alS  einen  92ßagcn,  ber  ftc^  nicbt  regt,  wai 
fac^Ucb,  tote  er  felbft  betennt,  nic^t  pa%t.  QSerg^auS  Sprac^f(^a%  bcr  Soffen 
n  379  beutet  bai  QOßort  alS  '^Gßagen  für  '5;rägc";  ogl.  Leubank  'Bant  für 
^aule  =  Faulbank,  ©ann  tt)öre  ber  S(^rubber  atS  ein  ^in-  unb  ^erfo^« 
rcnber  QBagcn  aufgefaßt,  bcr  burc^  feinen  langen  Stiel  bem  95equemcn  bai 
■Süden  crfpart. 


Schularbeit  —  Schulmappe  449 

poralien  (ju  ioaufc  gemacht  Exerzitien)  genannt  toerbcn.  ©aninfcr 
fmb  liberfc^ungcn  ju  Derfte^en,  bic  nac^  gcf)örtem  0tftaf  foforf  (ex 
tempore)  in  bcr  fremben  Sprache  niebcrsufc^reibcn  finb.  '5)erartigc 
"2lrbeiteK  ftnb  in  ben  öfferr.  xDcittelfc^uIcn  feit  mehreren  3af)ren  abge-- 
fc^afft.  ^vü^tv  ^ic^cn  fte  in  Öfter:.  Kompositionen,  [cltener  Extem- 
poralien. 3c^t  ipirb  ber  ju  überfc^enbc  5ert  jucrff  niebergefc^rieben, 
imb  bicfc  "Slrbeitcn,  auc^  ber  beutfc^c  ^uf\a%,   £)ei§en  Schularbeiten. 

furj  Mappe,  bte  ^afd)c,  in  ber  hk  Sc^ulfinber  i^re  Äefte  unb 
'Bücher  tragen;  jte  toirb  entioeber  auf  bem  9Rücfen  loie  ein  3;ornifter 
ober  in  ber  Äanb  getragen.  ®er  ^usbntcf  Schulmappe  ift  in  9^orb= 
bcutfc^lanb  üblich,  5.  93.  in  9^iga,  6c^toerin,  93ertin,  ^iel,  Harburg, 
£eer,  £üncb.,  '2)^agbeburg  (f.  Äirt,  (Stpmologie  b.  n^b.  £pr.  238), 
^xil,  6onber^^.,  ®'6tt.,  Siegen,  9Remfcf)eib  ^).  ^r  ift  nic^t  ganj  ju- 
trcjfcnb,  ba  unter  Mappe  fonft  nur  eine  Hm^üüung  üerftanben  toirb, 
bic  au*  5tt)ei  burc^  einen  9Rücfen  au^  £eber,  £eintoanb  ober  bgl.  t>er= 
bunbcnen  Rappen  befte^f,  loie  fie  für  harten,  Scic^nungen,  "Rapiere, 
9}^uftfnoten  ufto.  oertoenbet  toirb.  ^Uerbing*  ift  bit  ^ebeutung^ent-- 
ioicflung  be*  Nortel  nic^t  gang  flar.  2at  mappa  htbtnttt  Seroiette, 
5:ifcl)fuc^,  6ignaltucf),  in  ben  romanifcf)en  Sprachen  teil^  gleichfalls  '5:uc^' 
ober  cttoaS  ä^nlic^cS  (toallon.  map,  fr^.  nappe  5ifcf)tuc^,  ptem.  mapa 
*2öifci)lappen,  logubor.  nappu  Spinn'x)^e§,  ocn.  napa  ^aminmantel), 
teils  öerfc^iebcne  ftärfer  abtoeic^enbc  fonfrete  93egriffe  toic  montal. 
mappo  breiter  Schöpflöffel  für  Öl  (ogl.  93^et)er--£üb!e  9\om.  et.  ^b. 
S.  388),  öon  benen  toir  auc^  nic^t  jur  ^ebeufung  Don  nJ)b.  Mappe 
gelangen.  3n  fpätlat.  Seit  toirb  mappa  bei  ben  'Jelbmeffern  für  '^lan 
oon  ©runbftücfcn'  gebraucht  (Du  Gange  s.  v.):  barauf  berut)t  mittel 
lat.  mappa  mundi  '^eltfarte',  ital.  mappamondo,  frj.  mappe- 
monde,  engl,  map  unb  frü^n^b.  Mappe  '£anbfarte',  baß  in  bem 
•SSerbum  mappiren  noc^  ^eute  fortlebt.  <2>iefer  mcrfroürbige  93cbeu= 
tungStoanbel  erflärt  \\d)  auS  ber  antifcn  hii  inS  fpäte  9}^tttelalter  fort'» 
lebenben  Sitte,  auf  £eintoanb  ju  fcf)reiben  unb  ju  jeicfjnen.  2mui 
ermähnt  toieber^olt  Hntei  libri  (IV  7,  12.  X  38,  6  u.  ö.),  alte  ^itf- 
jeic^>nungen  auf  ßeintoanb.     Confitantin   oerorbnete  315  bit  ^eröffenf» 


^)  Schulmappen  neben  Seehundsränzel  f^rcibt  ^.  SKann,  ^onio  Äröger 
6  f.  Schulmappe  neben  Schulranzen  OSoigt-^ieberic^S  '4  Stunb  cor  "^ag 
U3.  123. 

ÄretfCOmer:  ^ortfleofltaptde.  29 


I 


450  Scbulmappe 

lic^ung  eine^  ®e[c^c^  aereis  tabulis  vel  cerussalis  aut  linteis 
mappis.  'xflaöf  9}Jarquai;bt=9}Zau,  ^^rioatlebcn  bcr  9^ömcr''  6.  800 
tpurbc  ßeintpanb  gu  'SOZanuffripfcn  bi^  in^  Mittelalter  öertpenbet.  ^ür 
harten,  bic  toegcn  i^rer  @rö§e  sufammengelcgt  toerben  muffen  unb 
bat)er  auc^  je^t  no(^  auf  ßeintoanb  aufgesogen  ju  iperben  pflegen^, 
toar  biefc  befonber^  5h)e(fmä§ig.  Qßciganb  QBb.  II  127  leitet  nun 
bic  heutige  "^Bcbcutung  be^  ^ortc^  au^  '£anbfarte'  über  bie  3tt)i= 
fcl)enftufe  'ilml)ütlung  ber  ßanbfarte,  ^artenmappe'  ^cr,  v^luge  ^b.  u. 
Mappe  bagegen  au^  itaL  mappa  =  lat.  mappa  "(Seröiette'  über 
'93ricfmappc'  mit  ^Berufung  auf  fr5»  serviette,  ha^  "Q^ortuc^'  unb 
'^riefmoppe'  bebeutet.  3n  le^terem  ^aHe  lt)äre  e^  mbgli^,  ba'0  Mappe 
5unäcbft  eine  ^afcf)e  au^  ßeinenftoff  ober  anberm  Stoff  bcjeicbnefe. 
■Slber  bic  ctfte  ^nfid|>t  ift  boc^  too^l  tt)a^rfcl)cinli(^cr,  unb  bann  muffen 
tt)ir  onnet)men,  ba^  au6)  bie  norbbeutfd^e  Schulmappe  urfprünglic^ 
oon  biefer  ^rt  toar  unb  nur  jum  fragen  oon  6cl)ut^eftcn,  3eic^= 
nungen  u.  bgl.  biente.  "211^  fpöter  aber  für  hk  93üc^crlaften,  bk  bie 
^inbcr  nunmehr  ju  fd)leppen  ^tfen,  eine  richtige  fefte  ^af(^e  erfor= 
btvliä)  tDurbe,  ging  auf  biefc  ber  9Zame  ber  Mappe  über. 

'2ßä|)rcnb  Mappe  in  9^orbbeutfd)lanb  foloo^l  bie  auf  bem  Q'^üden 
tt)ie  bk  in  ber  ioanb  getragene  6c^ultafc^c  bejeic^net,  toerben  anber» 
iDört^  bie  beiben  ^rten  teiltoeife  unterfd)icben.  0ic  auf  bem  9'vücfen 
getragene  toirb  in  ^cft=,  "^J^itteU  unb  6übbcutfd)l.  meift  Schulranzen, 
fürs  Ranzen  genannt,  fo  in  6ad^fen  unb  QSogtl.,  Siegburg,  ^ulba, 
9}Zain5,  ^abcn  (iocibelb.,  .^onftanj),  kapern  (^n^b.,  9^eumarft),  Snn^br. 
^em  93crliner  ift  baß  QCßort  Ranzen  überl)aupt  nic^t  geläufig,  fonbem 
im  '2ßefentli(^en  nur  au^  ber  6c^riftfpra(^e  befannt.  Me^rfac^  j.  95. 
in  Äannooer,  ©öttingen,  QGßefel,  St.  ©allen  toirb  auc^  bie  militärifcf)c 
93egeic^nung  Tornister  ocrtoenbet.  QSemerfen^toert  ift,  ba^  bk 
Sc^tocij  (St.  ©allen,  Sürid^)  bafür  au^  ben  ^u^brudE  Habersack 
^at:  e^  ift  bk  bcutfd)e  "SSicbergabe  X)on  Tornister  unb  l^at  biefc  'Sc* 
beutung  bei  ben  Solbatcn  erhalten  (®9Qöb.  IV  2,  86);  baljcr  fr^. 
havresac  in  bemfelbcn  Sinne. 

®ic  in  ber  Äanb,  befonberg  öon  Scbulmäbc^en,  getragene  ^afd)e 
\)ti^t  au§cr^alb  be^  ©cbiet«  öon  Mappe  mcift  Schultasche,  j.  95. 
in  Olbcnb.,  9}Zünfter,  9[öefel,  ^arl^r.  unb  oor  allem  in  öftcrreic^,  »o* 
felbft  fiuc^  bic  auf  bem  Q'^ücEcn  getragene  Schultasche  \)ti^t  ®ic 
Schüler  oberer  klaffen  bebienen  fc^  jc^t  oiclfac^  einer  '2lrt  großer 
^ftentafc^en,  bie  Büchertaschen  genannt  tocrben,  ober  cinc^  £cbcr<, 
in   baß   man   bic   ^Büc^er    einh?i(fclt.   —   3n   Stocibrücfcn  Bücher- 


Schulmappe  —  fc^ütteln  —  Gc^mansftücf  451 

tasche.     3n   93ern   bic    fingulärc  QScjeic^nung   Schulschachtel. 
3n  £obojt^  Schulpack. 

fc^ütteln 

fann  jtoar  aU  gemcin^oc^beutfd)  bcjctc^ncf  tocrbcn.  ^ber  in  ge= 
ttjiffen 'SSertocnbungen  toirb  c^  im  bapr.-'öftcrr.  ©cbicf  burc^  beuteln, 
ausschütteln  burc^  ausbeuteln  crfc^t.  'JJlan  fagt  einen  Buben 
beuteln,  an  den  Haaren  beuteln,  Teppiche  ober  Kleider  aus- 
beuteln, aber  eine  '^la\d)t,  eine  ^^Zebijin,  Zäunte  schütteln.  «Sonft 
toirb  beuteln  t>om  93iei)I  gebraucht,  iia§  burrf)  einen  'Beutel  gefd)üttet 
unb  fo  gcfiebt  toirb:  Äenifc^  5.  Spr.  356  i>at  beutelen,  rcutcren, 
ftcben,  räben,  fid)ten,  pollinem  purgare,  excutere  ^).  Q5on  ha  f(^einf 
alfo  bic  93ebeutung  'fd)üfteln'  ausgegangen  ju  fein.  ®a  bic  ^enbung 
den  Kopf  ober  den  Schopf  beuteln  burc^  ^Icin  "^roc^^Söb.  I  47. 
n  140  f(^on  für  bai  18.  Sa^r^unberf  bcjcugf  ift,  fo  fönntc  auc^  an 
bcn  in  bicfcr  Seit  üblid)en  Äaarbcufel  gebad)t  toerbcn').  ©aS  ©ebicf 
oon  beuteln  =  fc^ütteln  reicht  nörblic^  in  kapern  hi§  in  bcn  frän= 
fifd)en  ^cil,  too  eS  aber  öiclleic^t  fcf)on  aii  munbartlic^  cmpfunben 
toirb  —  ©onautoört^,  Sngolft.,  Q^cgensb.  unb  bk  tyrän!.  Sc^toeij 
geben  beuteln  an,  9^eumarft,  9^ürnb.,  Äof,  *2lfcf)affenb.  schütteln, 
^nsbac^  bcibcS  — ,  in  öftcrrcid) ")  nörblicb  hi^  (If)oticfc^au,  ölmü^, 
3ucfm.,  3aucntig,  93ieli^,  toeftlic^  bis  9'Zorb  =  ^irol  ausfc^lie^Iic^  Q3or= 
arlb.  (in  ^Bojen  unb  9}Zeran  schütteln). 

6d)n)an§ftü(f 

hai  bcm  Sc^toanj  benachbarte  t5^Icifc^ftüc!  oom  9\tnbe;  cS  gehört 
3u  ben  toerfooUercn  teilen  unb  toirb  als  6uppenf(cifcf),  aber  auc^  jum 
93rafen  ocrtocnbet.  ®ic  93e5cic^nung  ift  jtoar  in  Q3erlin  too^l  jeber 
^öc^in  unb  ÄauSfrau  geläufig,  gehört  aber  immerhin  fcf)on  ju  ben 
tec^nifc^en  'SluSbrücfcn;  fielen  £aien  ift  faum  bic  genaue  £age  unb  93e-- 
grcn^ung  bcS  Qtüiti  bcfannt,  unb  baburc^  toirb  bic  93eftimmung  ber  gco= 


^)  3n  9^orbbcutfc^l.  toirb  beuteln  nur  intranftfio  im  Sinne  öon  'Ralfen 
tocrfen*  gcbrauct)t:  das  Futter  beutelt. 

^  Ö3gl.  bamit  nischeln  in  "Sö^m.'Ccipa  unb  Sucfm.  'bei  bcn  O^ren 
^ütttln'  oon  mb.  fc^toeij.  Nischel  Schopf  («©gEBb.  VII  856.  ed^toeij.  3b.  IV 
835  nüschen). 

*)  Sin  Uterorif^er  "Scleg  bei  Grtl,  ®ugu(I*^au*  346:  das  Staubtuch 
aoBbeateln. 

29* 


452  edman^^üd 

grap^ifd^cn  6t)non9me  cr[cf)toert.  'iflaä)  ioenr.  'Saoibi^'  bcfanntcm 
^oc^bucl/  umfaßt  ba^  Schwanzstück  hai  l^interftc  9^ü(fcnffü(f  unb 
ba^  ^leif(^  be^  öbcrfi^cnfeB,  bie  fogcn.  Kugel,  ©a^  anf(^lic§cnbc 
9{üdtn\tüd,  ba^  alfo  än)ifcf)cn  öc^toanjffüdE  unb  bem  9^iercnftücE  mit 
^ilef  liegt,  ^ci§t  Blume,  ^bclung  QScrfuc^  IV  (1780)  330  crflärt 
Schwanzstück  al^  hai  9'linbfIcifd)ftü(J  mit  bcm  xf^ixdQxat  glcic^  über 
bem  ©(^toanj,  6tieler  ^.  6pr.  (1691)  Sp.  2222  al^  postica  pars 
dorsi  cervini,  alias  der  Zemmel;  'iDZaalcr  ^.  Qpv.  (Süric^  1561) 
366  schwantzstuck  fleifcf)^  ober  bie  rüben  [(5(^tt)an5toirbelJ,  offa 
penita.  Rindsschwantzstück  nennt  aud^  ha§  'SO'^enu  ^uguft^  be^ 
etarfen  öom  3at)re  1730  (^rc^io  f.  ^ulturgefc^.  VI  208). 

®a^  QBort  ift  über  ganj  9^orb=  unb  'SJJittelbeutfd)!.  verbreitet,  aud) 
in  ^eteröb.,  2iv>l,  ferner  im  6übh)eften,  6If.,  ^falj,  93aben,  6t. 
©allen,  Q3orarlb.  bcfannt.  3n  93ieli^  fagt  man  genauer  Kreuzschwanz- 
stück, in  9'^egen^b.  Schwanzl,  h)ie  man  bort  ta^  Äal^ftüd  Halsl, 
bai  9?ücEenftü(f  Rückl  nennt. 

3n  QOßürttcmb.  unb  93at)ern  gebrauc|>t  man  nod)  Schweif  neben 
Schwanz^)  unb  nennt  ba^  6tü(f  ba^er  Schweif  stück  unb  bcn  (jum 
(?ffen  jubereitetcn)  Gc^toang  felbft  Ochsenschweif,  in  Oftcrreic^ 
Ochsenschlepp. 

3n  '2ßien  tt)ie  überhaupt  in  9^icberöft.,  ^Jiä^ren,  6teierm.,  Kärnten 
cntfprid)f  am  mciften  ber  ^u^brud  Scherzi,  er  bejeic^net  aber  nad^ 
bem  ©aftronom.  ßeyifon  i>on  6(^eic^elbaucr  unb  ©ibl^aufcr  (^ien 
1908)  6.  400  nur  bie  „^ugel",  bai  unter  bem  Gc^toanj  liegenbe 
•Jleif^  bti  Oberfd)enfcl^,  n\d)t  ben  9'^üdEentcil.  0icfe^  9^anbftüd  toixb 
alfo  mit  bemfelben  9'Zamen  toic  ber  93robranb,  ber  Kanten  (f.  oben 
(5.  253)  bejeii^net.  '^an  unterfc^eibet  ein  Schwarzscherzel,  ben 
braunen  6treifen,  ber  in  93erlin  unb  fonft  Oberschale,  in  ©effau 
auc^  Stück  aus  dem  braunen  Streifen  \)d^t,  unb  Weiß- 
scherzel.  ^belang  *2öb.  III  566  fennt  Oberschale  „bai  obere  Qtüd 
3iem,  bai  ou^  ber  ^cule  bc^  9^inbeg  genauen  toirb",  öon  bcn  ^ku 
feiern  au*  Obcrfac^fen,  baneben  bie  Unterschale,  baß  untere  <Btüd. 

®a*  '^intcrfte  9^ücEenftü(f  an  ber  öc^toanjmurjel  tvixb  je^t  in  QBien 
Tafelspitz  ober  Tafelstück  genannt;  c*  gilt  für  baß  befte  6uppen» 
fleifd^.     ®er  alte  munbartlic^e  9^amc  bafür  tpar  Ortschwanzl,  toorin 


^)  Schweif,  X>ai  anberioärt*  in  ber  fpätcren  Gpra^e  hinter  Schwanz 
jurüdtrift,  bleibt  im  <23apr.-Öftcrr.  t)oKgtümUd>:  ®<2öb.IX2413f.  Gc^mcacr 
QBb.  n  626.  Scböpf  5irol  3b.  656  schwaif  neben  schwänz.  eopeDi  QSßb. 
252  Schwoaf. 


6rf)tt)an5ftüc£  —  fi^njer  oon  'Segriffen  453 

Ort  noc&  bie  altt  ^Scbeutung  'ßpi^e,  Q.dt'  ))at.  <5)a^  bcnad^barte 
nad)  bcm  ^opf  5U  folgenbe  Q'^üdenftüdE,  ba^  in  93crlin  bic  Blume 
^ci§t,  toirb  in  QGßicn  Hieferschwanzl^)  genannt.  9^ac^  GaffeUi 
<2ßb.  253  toar  ber  äufammenfaffenbe  9^ame  für  Hifl-,  Oärt-  unb 
gschduz's  Schwanzl  Schwanzl,  t)ai  alfo  bcm  beutf4)en  Schwanz- 
stück ungefä|)r  enffpric^t.  ^uf  bcn  Äieferfd^toanj  folgt  bann  nac^ 
btm  ^opf  5u  t)a^  Beiried  =  ^^ierenftücE  unb  t>aß  Ried,  öon  bem 
man  gch)öl)nlic^  nur  in  ber  munbartlid)en  <5orm  Riadeckl  \)övt,  bie 
bcm  linfunbigcn  toie  9^ü^rbc(fcl  Hingt.  <2)iefc  9Zamcn  toerbcn  öon  bcn 
6tüden  gebraucht,  toenn  fie  aU  6uppenf(eif(^  ocrtoenbct  toerbcn  (ge= 
braten  ^ti^t  \>aß  9^icb  Rostbraten). 

(d)tt)er  t)on  ^Begriffen 

(Sr  iff  schwer  von  Begriffen  :=  er  begreift  fd)lt)er,  ift  fd|)tt>cr= 
fällig  im  ®en!cn.  ©er  "Slugbrud  iff  norb=  unb  mittelbcutfc^,  aber  in 
bicfem  (3ihkt  nic^t  überall  gleid)  üblid^.  (?r  ift  j.  ^.  nic^t  geläufig 
meinen  @ett>ä^r^männern  in  ^önig^b.,  9}^ünfter,  "Slac^cn,  9}iarburg, 
^Gßie^b.,  '^xantf.,  Saarbr.,  bie  allgemeinere  'Slu^brüde  toie  bornirt, 
dunun,  schwerfällig  angeben.  93ei  'iHbftraften,  bit  nic^t  fo  uncnt= 
be^rli(^  toie  oicle  Äonfreta  finb,  !ann  e^  leirf)t  oor!ommen,  ba^  ftc 
inbioibueU  befd)rän!t  auftreten.  '2lnbcrcrfeif^  fmb  fic  gcograptjifc^  oft 
nic^t  fo  fd)arf  begrenjt,  tocil  fic  fic^  aud)  burc^  bic  Literatur  tocitcr 
ücrbreiten.  (5o  fommt  schwer  von  Begriffen  »ercinselt  auc^  in  ©üb= 
beulfcl)lanb,  in  ioeibelb.,  ^arl^r.,  QQöürftcmb.  oor.  3n  oielcn  Orten, 
befonbcr^  mebr  im  QOßeften,  lautet  ber  ^uöbrud  schwer  von  Be- 
griff, fo  in  9^ofto(f,  Äamb.,  ßüneb.,  93raunfd)to.,  (5ifenac^,  9}Zeiningcn, 
Gaffel,  ÄannoDcr,  ^öln,  ^obl.,  ^^J^ainj,  Stoeibr.,  Äcibclb.,  'Jöürttemb. 

3n  93at)crn  unb  öfterr.  entfpri4>t  begriffsstutzig,  ba^  öer= 
cinjelt  au(^  fd)on  tocitcr  nbrblic^  öorfommt,  in  93re^l.,  ßcipsig  (ogl. 
*30^üllcr--'5raureutl)  QBb.  I  78),  "iOZarfncuf.,  Coburg,  93raunf^to.,  auc^ 
in  Äeibelb.  ^uf  bcutfcl)er  6cite  lautet  bai  ^ort  aud)  begriffs- 
stutzig, fo  in  93re^lv  '3)tarfn.,  Coburg,  ^Ifc^aff.,  9'^ürnb.,  '^ünd^tn, 
"Slug^b.     stutzig  htbiuM  ^ier  '\tu^inb,  jbgernb'.     '2Iuc|>  biefe^  QBort 


^)  ®a^  QCßort  toitb  qu^  Hifelschwanz  gcf^rieben,  toie  bai  Sitat  au« 
€aftclli  geigt.  9^ac^  meinen  ^icftgcn  gcrmamftifrf)cn  Kollegen  iff  bie  übliche 
"2lu^fpra(^c  hif'Bschwanzl,  roorin  hif'e-  (mit  öfferr.  «  für  unbetonte^  -en,  -er) 
ouf  m^b.  hüffin,  QlbjeffiD  ju  huf  "Äüffc*  jurücEgc^e.  5)ann  ift  Hiefer  ximge- 
lehrte  Schreibung. 


I 


454  fd^tocr  oon  <23cgriffen  —  6(^tt)tcgcrfo^n  —  fe^cn 

»crbrcifcf  fi(^  burc^  bie  Ctterafur  tocifcr.  Stoav  »erloirft  c^  "Sl.  Äctn^c 
3.  b.  ©♦  öprad^ocr.  19,  37,  aber  Sc^rifffteflcr  tote  93ierbaum,  ^rinj 
Sinäüd  I  196,  fclbft  ber  Äolffeincr  'Jrenffcn  ^lau«  Äinr.  "^Baa«  246 
üertoenben  e^  unbcbenflic^.  3m  ©'Job.  unb  in  Äepne^  unb  'SBeiganb^ 
QKörterbüd^ern  ift  e^  no4>  ni6)t  gebucht. 

(Slf.  unb  6(^lt)et5  ^aben  fein  genaue^  6^nont)m»  '2lu^  Qt  ©aßen 
toirb  mir  ungmerkig,  ani  bem  (?lf.  vernagelt,  ba^  toeif  oerbreitct 
ift,  angegeben. 

6c^n)iegerfo^n 

!ann  fd)on  aU  gemcin^oi^beuffd^  bejeic^net  toerben.  ®ic  Üirgerc 
^orm  Seh  wieg  er  in  bemfelbcn  Ginne,  bk  mir  auß  ^fJeumarff  unb 
9?affaft  angegeben  toirb,  ift  »icUei^t  f(^on  ^Ibmunbartlic^.  "Jraglic^ 
erfd^eint,  ob  ta^  füblt>eftbeutfd)e  Tochtermann  in  6lf.,  93aben  {bii 
ioeibelb.),  ©(^toeig^)  no(^  aU  \)b.  gelten  fann.  ^aß  in  ber  l^b.  Um^ 
ganggfprac^e  faft  gan5  ocraltete  Eidam  toirb  mir  in  ber  "^orm  Eiden 
(m^b.  eidem,  f^ätcr  eiden,  aiden  ^IQb,  III  83.  XI  536)  no^  au^ 
93ö^m.=£cipa  bejeugt;  munbarrlid)  fommt  e^  noc^  me^rfai^  oor,  f. 
^lugc  'Sßb.  unter  Eidam.  6onft  \)at  fic^  Eidam  ^ier  unb  ba  in 
9^amen  oon  ®ef(^äft^firmen  erf)alten. 

fc^en 

©er  <2Biener  unterfd^eibet  sehen  =  tttoai  erblidcn,  einer  6ac^e 
getoa^r  loerben,  toobei  ber  Ge^cnbc  felbft  paffio  hUiht,  unb  schauen 
=  ben  93lt(l  auf  tttoa^  richten,  fpä^en,  loobei  ber  ^iUe  bc^  ©c^au-- 
enbcn  mittt)ir!t.  ®er  gebilbete  berliner  fagt  in  beiben  ^äüm  nur 
sehen.  ®a^  93erbum  schauen  ift  i^m  jtoar  gang  befannt,  aber  er 
loenbet  e^  faft  gar  nid^t  an  au§er  in  Sufammenfe^ungcn  U)ie  Anschau- 
ung, beschaulich,  Schauspiel,  Schauplatz,  Schaufenster  u.  bgl. 
^r  fagt  bal)er  aud^  ansehen  zusehen  uftt).  für  toicn.  anschauen 
uftt).,  er  sieht  aus  für  loien.  er  schaut  aus.  3n  ber  familiären 
6prad)e  ^at  er  jeboc^  ein  St)nont)m  oon  schauen,  nämli(^  kucken 
unb  in  ber  QSoH^munbart  ein  jtoeite^,  hai  nbb.  kieken.  3n  ber  ^alb-- 
oulgären  llmganggfprarf)e  fagt  man  ba^er  au6)  ankucken  unb  ganj 
»ulgär  ankieken.  Sinem  ioien.  schau  schau!  entfpricbt  in  93erlin 
sieh  mal  an!   ober  kuck  mal  an!     0a  sehen  gemeinbeutfc^  ift,  fo 


^)  "2luc^  pfätj.  tot^r.  Dochtermann  Qlutcntict^  3b.  34.   ^oamann  QBb.  93. 


fe^en  455 

!ann  c^  fic^  nur  baiam  l^anbcln,  ble  QScrbrcitung  ber  anbcren  95crba 
feffsuftcUcn. 

schauen  gcijört  bem  ba^r.^öffcrr.  Äoc^bcutfd)  an,  c^  ift  ^au^f-- 
fäc^lic^  in  93at)crn  unb  bcn  öfteirei(^.  '2l(pcnlänbcrn  üblich,  in  93ö^men 
unb  9}?ä^rcn  neben  kucken.  3m  norböffIirf)en  93ö^men  ift  schauen 
ba^  feinere,  kucken  hai  oolf^fümlid^e  QBort.  ^aß  ber  Sc^riftfpradbe 
fo  geläufige  schauen  iff  in  ber  llmganggfprac^c  alfo  geograpi)if(^  gar- 
ni^t  fe^r  U)eif  verbreitet:  e^  ift  bcfonber^  für  öftcrreic^  c^arafteriftif(^. 
©ortfelbft  ift  e^  fo  I)äufig,  ba^  fogar  bie  "Sf^eigung  beftet)t,  e^  über 
feine  93egriff^fp^äre  ^inau^  au^jube^nen:  man  fagt,  urfprüng(id)  nur 
fc^erj^aft,  auf  Wiederschauen ^)  ftatf  auf  Wiedersehen  unb  laß 
dich  mal  anschauen!  ft.  laß  dich  mal  bei  mir  sehen!  2ii)nli(^ 
^at  Scremia^  ©otti)elf  anschaulich  für  'anfe^nlic^'  getoagt  (ein  an- 
schauliches Haus    <5ti(Jelberger  Über  bie  Sprache  3»  ©ott^clf^  23). 

gucken  kucken  ift  nic^t  nur  über  baß  ganje  übrige  beutfd)e 
Qpva(i)QtUtt  üerbreitef,  fonbern  greift  auc^  noc^  tief  in  bai  ©cbict  oon 
schauen  hinein,  benn  e^  toirb  auc^  in  95at)ern  (^fd)aff.,  Äof,  ^m-- 
berg,  9rän!.  Q^totii,  0onautt)örtl),  9}^ün^.),  ^irol  (6c^öpf  3b.  221), 
Kärnten  (£ejer  ^ärnt.  ^b.  126)  gebraucht.  "^luc^  au^  ßiüi,  £eon= 
felben  bei  ßinj,  Siebenbürgen  toirb  e^  mir  bezeugt.  3n  9^ieber5fter--' 
reic^  ift  e^  nic^t  oolf^tümlirf),  aber  in  'SBien  u?irb  c^  nicbt  nur  in  bem 
gemein^b.  tec^nifd)cn  '2Iu^bru(f  Operngucker  (bancben  in  QBicn  alß 
„feinerer"  ^u^bru(i  Opernglas,  fo  brütfen  fi(^  5.  93.  alle  ©arberobier^ 
in  ben  ^^eatern  au^)  öertoenbct,  fonbern  aucb  in  ber  fcl)eräl)aftcn  ^c= 
jeic^nung  eine^  getoiffcn  S^affce^aufe«  al^  Cafe  Fenstergucker.  Öfterr. 
Guckerl  bebeutet  baß  ©ucfloc^  on  5üren^,  in  ^irol  nai^  Schöpf 
3b.  221  auc^  '^uge,  93rille\  'SJä^renb  kucken  in  9^orbbeuffrf)lanb 
mit  schauen  oöHtg  fpnonpm  ift,  bejeic^net  c^  bort,  too  schauen  ba- 
neben  liegt,  eine  befonbere  ^rt  btß  ßd^auen^:  6cl)bpf  ^irol.  3b.  221 
erflärt  e«  mit  'neugierig  fct)en,  laufd)cn,  lauern',  ba§  3tcratio  gückeln 
'auß  einem  fleinen  Q3erftecf,  burc^  eine  Spalte,  flcine  Öffnung  ober 
burc^  baß  l^albjugebrüdte  '2luge  fc^aucn'").  ^dn  QBinterbcrger  ®e-- 
toä^r^mann  bcfinicrt  kucken  aU  'bm6)  ein  Cod)  fcl)auen\     0iefc  "^Be-- 

^)  60  in  QBicn,  aber  ebcnfo  tt>o^t  auc^  in  '^irot:  ogl.  ©rcinj  "Sluf  ber 
Sonnfcif'n  168. 

2)  6c^on  Stielcr  (1691)  713  ^af  ©ucferUin  fenestella. 

*)  eepcr  SK^b.  QBb.  I  1109  unb  eif.  <2ßb.  I  206  erflären  gucken  al» 
'neugierig  flauen';  QBein^olb  QSeitr.  31  fc^lcf.  gucken,  Ceyer  Äärnt.  "^öb.  126 
färnt  guggn  al«  'f)eimlic^,  (ouernb  fe^en';  6piefe  QSeitr.  86  ^cnneb.  gückeln 
'^alb  jufc^cn,  nedifc^  ^crocrfc^en. 


I 


456  fe^en 

gripfc^atficrung  jeigt  fü(^  axiti)  in  Guckloch,  Guckfenster^),  Guck- 
kasten, Operngucker^),  Sterngucker^).  6ie  gibt  un^  au(^  einen 
Sln^alt  für  ben  ilrfprung  bc^  'JBortc^,  bcr  bi^^cr  nic^t  ermittelt  ift. 
Sd^  öermute,  ba^  t)ai  erft  im  15.  3at)t^unbert  auftaud^cnbe  QBort, 
ba^  in  ben  übrigen  germanifd)en  Sprachen  feine  Q3ertoanbten  ^at,  au^ 
bcr  ^inberfpra(^e  ftammt.  ^Seim  ^erftecEfpielen  mit  fleinen  ^inbcrn 
ruft  befannfli(^  ber,  ber  fic^  öcrftedt  \)at,  Kuckuck !  b.  ^.  er  o^mt  ben 
9^uf  bti  ^ududi  nad),  toeil  biefer  93ogel,  ber  fo  oft  im  QQöalb  gu 
lf)ören  ift,  fi(^  fo  öerftedt  ^ält,  ba^  man  i^n  feiten  ju  ©eftd^t  bcfommt. 
QSgl.  Äöfer  <2öb.  I  337.  (&i  ift  beacic^nenb  für  ba«  ©cfü^l  be^  3u= 
fammen^ange^  mit  bem  93erbum  gucken,  ba^  man  ben  9^uf  im  ^in» 
bcrfpiel  auc^  guck  guck  fd)reibt  unb  aU  Smperatiö  oon  gucken  ouf= 
fa§t*).  ®iefc^  finblic^e  6picl  ift  fcl)on  ebenfo  frül)  bejeugt  toic  bai 
QSerbum  gucken  'fd|)auen' :  guckenberglin  spilen  in  "^ö^nac^t^liebern 
bcg  15.  3Hr  ße?«^  ^I)b.  '^öb.  I  1110;  ©ucJenberg  sive  ©ucfen.- 
bergen  apodidrascinda,  ludi  genus,  quo  aliqui  se  occulunt,  alii 
latentes  hinc  inde  quaerunt:  Stieler  (1691)  160;  bat)r.  gugke- 
bergen  0c^meßer  QBb.  1  886,  färnt.  guggn  spielen  £eyer  ^ärnt. 
qßb.  126,  elf.  Gugkenberge'is  mache^  ^b.  I  207,  Gugu  I  192. 
204,  lot^r.  Gugüs  spille  ^ottmann  Qöb.  220.  ®urcb  biefe^  Q3er- 
fterffpiel  f)at  bai  Q3erbum  gucken,  baß  im  9}Zl)b.  unb  "Sl^b.  (guccon) 
no(^  "S^uducf  rufen'  bebeutcf,  ben  6inn  'ou^  einem  93erfte(f,  £oc^  ob. 
bgl.  (^eimlic|>,  neugierig,  necEifd))  ^eroorlugcn'  erhalten.  Äcpne  Qöb.  I 
1271  })at  ben  Sufammcn^ang  5toifd)en  beiben  ^Serben  beftritten,  aber 
nur  toeil  er  ben  tlrfprung  ber  neuen  93ebeutung  in  ber  ^inbcrfprac^e 
nid^t  crfannt  \)attt.  3n  biefer  ift  gucken  in  ber  ^at  beliebt:  »gl. 
Guckauge,  f(^lef.  Guckel  (9D3eint)olb  31),  ^enneb.  Gückelein  (6pie§ 
86),  elf.  Gückele  (9Bb.  I  207),  luy.  Kuckel  '2Iugc'  in  ber  ^inber- 
fprad^c  C^öb.  luy.  9?^.  252),  ferner  Guckindiewelt,  Topfgucker  u.  bgl. 
6(^n)ierigfeiten  mac^t  baß  ^ert)ältnig  oon  nbb.  kiken  ju  kucken 
tocgen  feinet  Q3ofali^mu^:  mnbb.  kiken  nbb.  kiken  ^ract.  kek  (^att. 
käk'n  ©anneil  'Job.  99),  frief.  kiken  nbl.  kijken,  bän.  kige,  norto. 
kika,  norbcngl.  keek  (®9[ßb.  V  701),  baneben  kicken,    htx  Gtieler 


^)  93  gl.  Gticlcr  a.  a.  O.  Guckerlein,  elf.  Sprechguck,  Güggehirle,  Guck- 
user 'flcinc«  Sc^altfenftcr'  <2ißb.  1 206.  «Jticf.  Mkvenster  ©oornfaat  QCßb.  n  206. 

^)  5)cr  93orläufcr  oon  Operngucker  ift  Ferngucker  alias  Gucker  tele- 
scopium,  tubus  opticus :  Gtielct  (1691)  713.   9lbb.  kiker  ^crngla«  ©QBb.  V  702. 

**)  ßot^r.  Sternegucker  ^oHmann  92ßb.  220;  nbl.  sterrenkijker. 

*)  93gl.  ßcbmeUcr  ^b.  I  886.    ©qßb.  V  2519. 


fe^cn  —  6cJt  457 

^.  6pr.  (1691)  713:  Saxon.  dicitur  kicken,  nbrf)cin.  prcu^.  kicken 
(dvx\d)hkv  '^öb.  I  357).  .^lugc  <2ßb.  184  unb  QBeiganb  ^b.  I  778 
crflären  kiecken  unb  kucken  für  unocrto an bt,  aber  in  93erlin  toirb 
jcnc^  nur  ol^  bic  plattb.  <5orm  öon  bicfcm  empfunben,  unb  bic  bciben 
93crba  bcden  fic^  im  ©cbrauc^  fo  t)5Uig,  \)a^  man  ftc  fd()te)er  öon  ein» 
anber  trennen  !ann.  3n  bcn  ßalltobrtern  ber  ^inberfpra(^e  ift  Q3ofal= 
Variation  ^äufig:  auf  biefer  mag  e§  beruljen,  ixx^  im  Q3erffe(ffpiel  in 
9fJorbbeuff<f)lanb  (toenn  id)  nic^t  irre,  in  93crlin)  kikik  für  Kuckuck 
gefagt  toirb:  liolänb.  kicki  QScrffedfpicl  (®^b.  V  702)  bemeiff,  t>a^ 
im  9^orben  kicki  für  kuckuck  im  QScrftedfpiel  tatfä(^li(^  oorfommf. 
0a^  ®QBb.  V  2519  sifiert  auß  älterer  ßiferatur  bcn  9^uf  „^ucfEucf, 
gidgicf,  ^ie  bin  ic^". 

^er  Äerfunff  öon  kucken  anß  ber  finblic^cn  6pt)ärc  entfpri^f  ber 
nur  familiäre  ©ebrauc^  oon  kucken  im  9^orbbcuff^cn.  ^oö)  tommt 
c^  auc^  in  ber  6c^rifffprad)e  öor,  aber  meiff  mit  g-,  feiten  mit  k-  ge= 
fc^rieben^),  fo  immer  Operngucker,  '^it  g-  fd)reibcn  e^  nur  ®e= 
n)äl)r^männcr  au^  9Jiittel=  unb  6übbeutfd)lanb,  Sd>lef.,  3ci^,  '2ßeim., 
"SEReiningen,  Qa6)\,,  JJlaxb,,  'SDJaing,  93abcn,  QÖßürtt.,  93at)ern,  fcl)lDei5. 
gugge°  3b.  n  182;  mit  k-  fommt  e§  ou^cr  in  9^orbbeutfc^lanb  in 
bcn  9}?unbarten  oon  £urcmb.,  £otf)r.,  (Slf.  t)or.  Gntfprei^enb  tt>e(^felt 
in  benfclbcn  ©cgcnben  für  bcn  Q3ogcl  Guckuck,  Guguck  mit  Kuckuck. 

©leic^faü^  an  ber  ©renjc  be^  '3iRunbartli(i)en  liegt  baß  mit  gucken 
fpnonpme  lugen,  baß  üorjug^iDcifc  in  bcn  alemannifc^cn  9}?unbartcn, 
toeniger  in  bcn  bat)r.=öftccr.  vertreten  ift  (®Q[Bb.  VI  1270),  nbrblid^ 
bi^  in^  ö^lefifc^c  reic|>t^).  3n  ber  6(^ü?ei5  f)aben  nac^  3b.  III  1221  ff. 
bic  einen  ©cgenbcn  guggen,  bic  anbcrn  luegen,  ät)nlic^  in  6rf)tDaben 
gucken  unb  luegen  (^ifd)cc  ^b.  III  893 ff.),  ^nbertoärt^  lieber, 
3. 93.  in  ^olmar  bcftet)en  beibc  Q5erba  neben  einanber  (Äenrt)  Dial. 
de  Colm.  162.  183).  Lugen  ift  nad)  Gampc  Anfang  bti  19.  3al)c^. 
in  bic  Sc^riftfprac^c  (namcntlid)  ber  9^ittcrgcfc^ic^tcn)  eingcfüt)rt  iDorben 
(®^b.  VI  1272)  unb  \x>ixb  jc^t  auc^  jutocilcn  üon  Gc^riftfteHcrn  t)er= 
tocnbct,  bic  einen  fo  ausgeprägt  norbbeutfc^cn  6til  fcl)rciben  ttjie 
^rcnffen  (®ie  3  ©etreuen  201). 

edt 

6d)aumtt)ein.     Sekt  ift   jc^t")   fd)on  über   faft  ganj  <5)eutfc|)lanb 

')  Belege  bei  &cpnc  QCßb.  a.a.O.,  mit  k-  «S)QBb.  V  701  ff. 
^)  QBein^olb  93citr.  55  lugen  toucrnb  fct)en,  erlugen  ertaucrn. 
*)  93or  einigen  Sauren  nav  Sekt  nod)  nidit  überoll  befannt,  5. 93.  nic^t 
in  ibannoocr. 


458  Seif  —  ecUctic 

öcrbreifcf  al^  95e5ei(^nung  fojjo^l  bti  franjbftfc^cn  d^ampagncr^  ai? 
tti  bcutfc|)cn  ßc^aumtoein^.  Qß  ift  ein  oon  93erlin  ausgegangene^ 
9}?oben)ürt,  baß  in^befonbere  für  ben  bcutfd)en  Sc^aumtoein  jc^f  faft 
au^fc^Iic§Iic^  oertoenbef  toirb,  toeil  bcr  frühere  "Slugbrucf  Deutscher 
Champagner  eine  contradictio  in  adjecto  enthält,  ^ie  93efd)rän= 
fung  be^  'Söorfe^  auf  0eutfd)lanb  erflärf  ftc^  ani  feiner  Äerfunft. 
9'Zac^  glaubtoürbiger  "^Berliner  Überlieferung  ^)  ftammt  bie  ^Intoenbung 
bti  9fZamen^  Sekt  auf  ben  d^ampagncr  oon  bcm  Gc^aufpieler  ßubtoig 
0e9ricnt  (f  1832),  ber  in  bt.  'Söeinftube  öon  £utfer  unb  QBcgener  in 
93erlin  6!{)aa'ipagner  mit  bzn  'SBorten  feiner  '^atftaffroUe  „Em  Glas 
Sekt!"  ju  beff eilen  pflegfe.  ^n  ber  6l)atefpeareffelle  (^önig  Äein» 
ric^  IV,  1.  ^cil)  bebeufef  Sekt,  toie  überhaupt  urfprünglic^,  'fc^toeren 
fü§cn  ^ein',  älter  Sek'')  =  franj.  vin  sec  it.  vino  secco  'QBein 
aus  ^rocfenbeercn'.  ©iefer  Äcrfunft  cnffprec^enb  ^af  baß  QBorf  Sekt 
noc^  immer  ettoa^  ^atl)efifd)e§  an  fic^. 

^üß  '^eter^b.  tpirb  mir  nur  Champagner,  au^  ^orpat  unb 
Q'xiga  aud)  Sekt  angegeben,  3n  öfterr.  ift  le^tcrer  9^amc  no(^  nic^t 
üblich :  man  fagt  Schaumwein  für  bie  einljeimifc^cn  (frjeugniffc 
neben  Champagner,  baß  f^jerj^aft  gern  ju  Schampus  abgefürjt 
ipirb"),  einer  auc^  in  93at)em  gebräuc^li^en  <5orm*). 

6ellerie 

Apium  graveolens.  0afür  in  QBien,  Steierm.  (Unger  Gteir. 
Q2ß.  647)  der  Zell  er.  3n  9}tünc^en  unb  "^Bö^men  Sellerie.  —  Selerie, 
ftiie  eigentli^)  gefc^rieben  toerben  follte  (in  93erlin  Sellri  gefproc^en), 
gcf)t  auf  frj.  celeri  jurüdE,  baß  feincrfcit^  auß  lombarb.  seleri,  piemont. 
seier  =  fo^f.  sedano,  lat.  selinum  aehvov  entlehnt  ift.  9cac^ 
Äo^berg   Georg,  cur.  III  1,  381    toav    ber    Sellerie   ju   feiner    Seit 

*)  ©orauf  gc^t  auc^  bie  Angabe  oon  <23üd)monn  ©efiügelfc  Qßortc" 
298  aurücf. 

-)  ©iefe  ^orm  noc^  1756  in  ö^nabtücf  nac^  Strobfmann  Idioticon 
Osnabrugense  210.  ^ic  Einfügung  t^ß  -t  im  '21u«taut  fjat  befanntlicb  »iclc 
'^Parallelen:  nbb.  Obst  =  m^b.  obe^,  Papst  =  mt)b.  bäbes,  Saft  =  m^b.  saf, 
Axt  =  m^b.  ackes.  Habicht  =  m^b.  habech.  Palast  =  m^b.  palas  u.  o. 
93gt.  QBilmann«,  ©eutfcf)c  ©rammatif  I  §  152.  II  §  257.  9x.  Cocipc,  Seitfcbr. 
f.  Derglcl«^.  GpraAf.  47  S.  141. 

*)  ®ic  lateinif(^e  (Snbung  lä§t  Äcrfunft  au^  ber  6tubentenfprad)c  Der« 
muten,  bo(^  fann  audj  ^Intcbnung  an  Krampus,  ben  9iamen  bcß  öfterreicbi« 
fd)cn  KnecM  Ruprecht,  oorliegcn. 

*)  <23gl.  ©eb^orbt  ©ramm.  b.  9iürnberg.  93^unbatt  6.  130. 


Sellerie  —  Sieb  459 

(1687)  noc^  nic^t  lange  in  <S)eutfd)lanb  bcfannf:  narf)  9^cmnic^  tarn 
er  au^  Stalicn  nad)  ^anfrcic^,  im  17.  Sa^r^unbcrt  nad)  ®cuffid)lanb 
(ftü^cftcr  'Seleg  1670).  Q3gt.  <3)^b.  X  1,  539.  Öftcrr.  Zeller 
(6c^mcllcr  "SBb.  II  1112  Zellerer)  benit)f  offenbar  auf  ital.  bial.  seier. 
®ic  "^Biebcrgabe  bti  ftimmlofen  s-  mit  z-  auc^  in  elf.  ZeUeri  (6lf. 
QCßb.  II  902),  pfälä.  ZeUerei  (2lutenrieff)  3b.  156),  oberf)eff.  Zelleri 
ZeUerich  (ereceliu^  ^b.  932),  tt)ür.  Zalderi  (Äerfel  ^f)ür.  227). 

6ieb 

0a^  9[öorf  Sieb  ift  gemeint)Ocf)bcuffc^.  (?in  tDorfgcograpI)ifrf)cr 
Unterfc^ieb  liegt  aber  ^ier  infofem  oor,  al^  im  Süben  Sieb  nur 
haß  Äüc^enfieb  unb  baß  Sieb  für  trodene  Oegenftänbc  {^z^i  u.  bgl.) 
bejeic^net,  toä^renb  für  *5Iüffigfciten  toie  ^cc  ber  Seiher  bicnt.  3m 
9^orbcn  toirb  für  bcibe^  Sieb  ocrtoenbet;  seihen  ift  bafclbft  auc^  bc= 
!annt,  aber  nic^t  öolfstümlic^,  bafür  sieben,  ©oc^  tt)irb  mir  Milch- 
seihe au^  ^önig^b.  angegeben. 

Seiher  (Teeseiher  =  berlin.  Teesieb)  ift  fübbeutfd),  öfterreic^. 
unb  fd)toei3erifd)  unb  reicht  nörblic^  bi^  ßcngenf.  ^),  '21fd)aftenb.,  'SJJainj. 
'3}?üllcr-'5raureuf^  QBb.  11  509  burf)t  Seüier,  bcfonber^  Kaffeeseiher 
al^  oberfäc^fifd).  ®cr  t)efrtfd)en  9!)2unbarf  fd)cint  baß  953ort  frcmb; 
ber  Iot^ringifd)en  unb  pfäl3ifd)en  get)ört  Seih  :=  bk  Seibe  an  ^,  elf. 
Sil"«  Sig(e)  elf.  Qöb.  11  337  f.  3n  ^olmar  ift  bieg  90öort  nac^  Äenr^ 
Dial.  de  Colmar  215  nic^f  fe^r  geb:äud)lid),  nur  Sieb  unb  seihen. 
3n  Öfterr.--Sc^Ierien  (3ucfm.)  Seiger^),  baß  allein  im  Sianßi}alt  t)er= 
toenbet  toirb  (Sechtich  munbartl.  =--  Scit)tuc^);  Sieb  ift  nur  ^om= 
fteb.     3n  ber  bat)r.=öft.  9}Zunbart  Seicher,  Seicherl*). 

3n  6übbcutfd)l.  einfd)lic§li(^  Äeffen'^)  unb  £otf)ringen  *),  öftcrreic^ 
unb  Gc^tDcij '')  befte^t  noc^  ein  britter,  nur  lanbtt>irtfd)aftlicf)er  '21ug-- 
brucf,   der   Reiter,    für    baß   gro^c   tpeitmafc^igc  ^ornficb  =  m^b. 


^)  3n  Salbungen  Sicher  =  Seither  na^  Äertel  '5t)ür.  227. 

■-)  g^oümann  ^b.  475.    <2lutcnricf^  3b.  131.    gDteifmger  QGßb.  148. 

*)  QBein^olb  "Seifr.  90  gibt  für  ^reuB-'Scbleftcn  nur  Seiger  *£l^r'  on, 
baß  aucb  fäcbjäfd)  ift:  9J?üüer-'5raurcutI)  9B5b.  II  506. 

*)  3n  ^afel  der  Seechter  Seiler  ^asl.  tK.  267. 

"•)  QSi'mar  3b.  323.    Srcceliu^  <3ßb.  691. 

«)  'Joümann  <2ßb.  416  Ritter. 

'')  '2lucb  in  Seltenen  nacb  ^cin^olb  *23cifr.  77  unb  im  Äenncbcrgifd)cn 
Spie§  3b.  194.  93gl.  "DlQb.  XUI  780.  Sc^rocij.  Eiteren  3b.  \T  1725. 
€lf.  Ritter  ^b.  n  304. 


460  Sieb  —  Sonnabenb 

riter  anglf.  hridder  (gu  iat  cribrum),   ba^u  ha^  93crbum  reitern*) 
'ficbcn'  =  a\)h.  hritaron. 

3n  S'Zorbbcuff^I.  toicb  t>a^  6tcb  jum  ®ur(^fd)(agen  (^afjtrcn)  bei 
©cmüfcl,  bei  ©pinafi,  bcc  Äülfenfrüc^tc  ufto.  gern  Durchschlag 
genannt,  in  93crn  franj.  Passoirö.  ^opotoitfc^)  Voc.  Austr.  I  fol. 
92  R  befiniecf  Durchschlag  al^  6ieb  aul  Q'^o^^aar,  gröber  ber  Nudel- 
raiter,  in  ©(^toaben  Seiher,  in  6tra§burg  Suppensieblein.  — 
9J?unbarflic^  iff  bai  mecEIenburg.  Tems  ''Qith\  mnbb.  tems  'ioaarfieb'. 

6onnabenb 

<5)iefer  "SBoc^cntag  t)at  jtoei  l^b.  93cnennungen,  Sonnabend  unb 
Samstag.  ®a^  ©cbicf  »on  Sonnabend  ift  ber  mifflerc  unb  öftlic^e 
5eil  öon  9^orb--  unb  '3}^tttelbeutfd)(.  Samstag  ift  über  "Söeft^  unb 
Sübbeutfc^l.,  6c^toci5  unb  Öfterreid)  oerbreitet.  3n  ber  ©rensjone  finb 
htitc^  Wörter  gebräuchlich.  2ln  ber  9}ieerelfüfte  im  9'^orben  Ijerrfc^t 
Sonnabend  oon  '^eter^burg  bi*  9'^orben  in  Oftfriell.  'Jßeftfalcn  unb 
Q'^^einprooinj  gebrau(^en  Samstag,  ba^  auc^  no(^  hii  93ü(ieburg  unb 
ßtngen  übergreift,  bic  aber  bereite  in  ber  ©renjsonc  liegen,  bie  Sonn- 
abend unb  Samstag  oerioenbet.  3n  ßingen  fagen  bic  '^roteftanten 
Sonnabend,  bk  ^at\)oliUn  Samstag,  toal  mir  auc^  öon  (Sieben  be= 
ric|)fet  toirb.  3m  füblid^en  'Jöeftf.  (Siegen,  Äols^aufen  a.  b.  Sber),  in 
'^D'Jarburg  gleich  tote  in  Gaffel  toirb  luieber  Sonnabend  gebrau(^t 
0ann  läuft  hk  ©renje  ungefähr  bk  £a^n  ^inab:  ©ie§cn,  Cimburg, 
Smg,  ^obL  fagen  Samstag,  baneben  auc^  Sonnabend,  teie  über« 
^aupt  am  9R|)ein  le^terel  toenigftenl  fcf)riftfprac^H(^,  5.93.  in  ben  3et= 
tungen  neben  Samstag  üertoenbct  toirb.  'iO'Zainj,  QBielb.,  ^ranffurt, 
^utba  (^ier  feltcner  Sonnabend),  bann  füblid^  ®armft.  gel^brcn  fc{)on 
jum  ©ebiet  oon  Samstag. 

®iel  ift  ber  ^b.  Sprac^gebrau(^  in  Äeffen.  QUon  ber  ^cfftfd)cn 
'SJZunbart  berichtet  QSilmar  3b.  388  nur,  Sonnabend  fei  bk  aul-- 
fd)lie^li(^c  "Benennung  biefel  ^agcl  in  "Sllt^effen,  Samstag  bort 
gänjlic^  unbe!annt.  '^fiftcr  9^ad^tr.  242  fügt  aber  t)in3u:  „3m  9'Ziebcr- 
ßa^ngaue,  ber  QBetterau,  bem  93u(^enlanbe  unb  Untcr^^OZaingauc  gilt 
ber  gcmcin4«>ci^beutfd)e  9^ame  (3 am I tag.  9^ieber^cjfcn  bcft^t  im  ®c-- 
bxaud)  nur  bie  93cnennung  6onnabenb;  ber  Obcr=£a^ngau  ^eget  bcibe 
^^amcn,   bod)  ift  im  faffclifdjcn  "iHnteilc  burc^  nicbcrtjeffifc^cn  amtlichen 

»)  9^örbt.  bxi  in«  qßcftcrjgebirgifi^c  (91.  ßang  3- f.  b.  9Kunbart.  IX  13) 
unb  Äcffifcfie  oerbreitet. 


Sonnabcnb  461 

(Jinflu^    „Sonnabenb"    t)ort)crrfd)cnb    gctoorben 3c^    meine 

übrigen^,  ba§  Samstag  aud)  in  9'^icberl)cffen  öerftanben  toerbe." 
^.  <yilc^  3.  f.  i)b.9}^.  Vm  231  bqcugf  Sonnowed  für  e)bcr{)effen 
nörblic^  bc^  9}^ain^,  6c^öncr  thb.  V  267  bcnfclbcn  '2lu^bruc!  für 
€fd)cnrob  in  Ober^cffen.  '2lud)  na6)  Grcceliu^  QQöb.  790  ift  Sonn- 
abend ber  in  OberI)cffen  ^crrfc^enbc  ^amt  be§  QBo4)cnfagc^,  nic^t 
Samstag,  baß  anß  bcm  Sübcn  in  bie  Sfäbfc  eingebrungcn  fei:  b.  ^. 
alfo  bie  *3}?unbarf  ^at  Sonnabend,  bie  ^b.  llmgangsfprac^e  Samstag 
in  Oberf)effen. 

ßuyemb. '),  ßot^ringen  *),  (SIfa§,  '^falg,  ^aben,  '^ßürff.,  93apem 
unb  6d)toei5  gel)ören  jum  Samstag-©ebief.  3n  9corbbat)ern  gebraucht 
^Ifc^aff.  Samstag,  ibof  Sonnabend,  feltener  Samstag.  ^Beiter  öftlic^ 
btdt  f\6)  tk  ©renje  ber  beiben  QBörfer  mit  ber  ©renje  oon  <5)eutfc^= 
lanb  unb  öfterr.  3n  ber  9?^unbart  reirf)f  Sonnabend  freiließ  bi^ 
in  Öfterr.=Sc^Iefien  unb  93ö{)men  I)incin:  fo  toirb  mir  anß  ©ro§=^roffe 
Sennobent,  feltener  Samstig,  (in  Sciuemig  Samstig),  anß  ©roffe 
Sinnobet,  anß  ben  Dörfern  be^  ^u{)(änbc^en^  SennobBt,  ou^  "S^cutfc^^ 
Eiebau  (^CRä^ren)  Sünnomt  angegeben,  "inber  in  ben  6fäbfen  ('^Bieli^, 
^roppau,  Obrau,  ^ät)r.=9'ieuftabf  ufto.)  unb  »on  Den  ©ebilbcfen  (and) 
in  ®.--£iebau)  toirb  Samstag  gebraud)t.  So  mar  ber  Sprachgebrauch 
fc^on  5u  ^opotoitfcf)^  Seit,  ber  in  ben  Voc.  Austr.  II  fol.  75  fd)reibt: 
„3n  Sc^Ieflcn  fagt  ber  gemeine  9}?ann  der  Sonnabend  mit  ben 
6ac^fen,  ber  '21bel  in  ben  Stäbten  mit  ben  öfterreic^ern  der  Sams- 
tag." "Sluc^  bie  norbböl)mifcf)e  unb  egerlänbifc^e  xDZunbart  ^at  Sonn- 
abend (simt,  sumit)  nac^  fetter  '^rommann^  ®tfcl)e  9}Zunbarten  II 
(1855)  238.  VI  (1859)  174.  «^nbererfeit^  greift  Samstag  in  ber 
©egenb  oon  ©laj  nac^  ^ein^olb  93eitr.  79  auf  '^reu^.^Sc^lefien  über. 

^ür  bk  oogtlänb.  9}iunbart  gibt  ©erbet  ©ramm.  S.  267  eine  '^orm 
für  Samstag  toie  für  Sonnabend  an.  3n  ^^üringen,  aucf)  im  frön» 
i\\d}tn  Äenneberg  *)  t)errfc^t  bagegen  nur  Sonnabend  nacf)  Spie§  3b. 
235  („nirgenb^  Samstag"),  "^ßenn  ^opotoitfc^  a.a.O.  ^f)üringen 
Samstag  jufc^rcibt,  fo  beruht  bie^  gett)i§  auf  einem  3rrtum.  —  9^ür 
Siebenbürgen  toirb  mir  fotoo^l  Sonnabend  aU  Samstag  ange- 
geben, für  bie  3ip^  Samstag. 

5)er   brittc  9^ame   biefe^  'Jßoc^entage^,   Saterdag,   ift   nic^t   ^oc^-- 


*)  QBb.  tur.  gjj.  370  SaMSchtech. 
«)  ^oUinonn  <3ßb.  427  Samschda. 
»)  <23gl.  ouc^  6ter$ing  "Jrommann«  •©.  9}?unbart<n  m  224,  5). 


I 


462  Sonno;  :nb 

beutfc^,  fonbcrn  auf  bic  tt>cfffälifcf)c  "^J^unbatf  bcfd)ränff  ^).  ^ä^rcnb 
bie  6tGbfe  9?Jünfter  unb  ^abcrbom  Samstag  gebrauchen,  galten  bie 
©örfcr  ber  Umgcgenb  noc^  Saterdag  feft^). 

JJlit  biefer  QSerbreitung  ber  geograp^ifc^en  6t)nont)mc  ftimmt  tl)rc 
Q3ertoenbung  in  älterer  3cif  xüdxoävtß  hx^  gum  "Slu^gange  be^  "3Jiitfcl= 
alfer»  im  QOßefentlic^en  übercin.  'Söir  fdnnen  Sonnabieiid  in  9lorb= 
oftbeutfd)lanb  hiß  inß  13.,  14.,  15.  3al)r^unberf  gurücEoerfolgen  auf 
lirJunben  oon  ^reu^en '),  6tralfunb  *),  ^IJ^ecJlcnburg '),  ßübec! "),  93er- 
lin '),  6c^le^toig-5)olftein '),  Lüneburg '),  ^aUt '"),  ßcipsig  '\  <^lauen  "), 
90ßciba^')  uftt).  ©ie  Scl)lefier  Äan^  öon  ßc^toeinic^en  (<5)enftt)ürbig- 
feiten  6.  178)  unb  Soler  (Äau^bud)  1672  6.  20),  ber  ©re^bener 
93erfaffer  eine^  9'^eifetageburf)e^  oon  1697  (Q'^üger,  '2lr^.  f.  Kultur- 
gefc|).  VI  470)  [(^reiben  —  um  nur  ein  paar  "^Beifpiele  au^  bem  17. 
Sa^r^unberf  ju  nennen  —  Sonnabend.  ^u^nat)men  l^aben  meiff  i^re 
befonberen  ürfac^en.  9D3cnn  ber  au^  ßötpenberg  in  Getieften  gebürtige 
Dr.  3of).  ßange  in  feiner  93efd)reibung  einer  Q'^eifc  nac^  ©ranaba  im 
3.  1526  Samstag  gebrauc|>t "),  fo  erklärt  fic^  bkß  auß  feinem  fpäteren 
QBobnort  9^eumarft  in  ber  Oberpfalg.  93ei  bem  ©reifgtoalber  Ga» 
ftrotD  ^ängt  Sambstag  in  feiner  £eben^befd)rcibung  III 133  (16.  3a^r^.) 
gctoi^  mit  feinem  längeren  ^ufentt)alt  in  6pcier  unb  'SBorm^  äufammen. 


^)  QBoelte  QSßb.  223  saterdag. 

2)  srterdag  im  'SJiünffcrlänbifi^en,  9?cgcn^arot  9?bb.  31. 

^)  93eri^t  ber  Äaupfteute  ber  prcu§.  ^riebef(^iffe  oom  Sa^re  1396, 
gjlecftcnb.  üvV'^üä)  XXLU.  ^v.  12978  6.  108. 

*)  soimauendes  93ercfmann^  Stratfunb.  ß^ronif  (16.  3^.),  Stralf.  S^ron. 
I  53.  II  151—155. 

ö)  ^cdl  Uvt.  V  SRr.  2979  S.  196  (1305  n.  d^.) 

«)  ßüb.  (S^von.  II  6.  208  oom  3-  1458. 

')  des  Sonnabendes  üxt.  b.  9\ata  o.  <33erlin  1272  n.  Q.i).  £lr!unben-^uc^ 
j.  95erl.  (S^ronif  9^r.  16  S.  12;  am  Sonabinte  93crf(J^reibung  "lOJarfgraf  Ottoö 
1370,  cbcnba  Ta.  167  S.  175. 

«)  ame  sonnauende  ilrf.'Samml.  ber  ®cf.  f.  fc^l.-^olft.  ©cf(^.  IV  S.  169 
öom  3.  1470. 

^)  Sunftrotlen  o.  £üneb.  1437:  des  sunavendes  QucUcn  j.  ®cfd^.  9'liC' 
berfacbfen«  I  35.    -Sltäl  Uvt  XXIII  6.  92. 

^»)  Urfunbenbuc^  o.  QDßcrnigcrobc  III 6. 807,  Srabifd^.  fernft  in  Äaflc  1509. 

")  sonnabens  1442  £lrf.  b.  Stobt  ßcipsig  I  9lx.  210  6.  161,  sonnabent 
1467,  ebb.  9Zr.  414  e.  345. 

")  sunnabende  1342  n.  S^r.  Urlunbenbuc^  ber  "^Jögte  oon  QGßeibo,  ®cro 
unb  «flauen  I  (=  ^^ür.  ©cfd^icbf^qucaen  V.  ^b.)  6.  427  Tu.  848. 

")  gbcnba  6.  488  gjr.  940  (1353  n.  C^r.). 

")  Äafcnclcöer  ^rc^.  f.  ÄuUuvgefc^.  Vi  407. 


Sonnobenb  463 

"Jßaram  bic  iooforbnung  be^  Äcrjog^  Sotjann  '^ricbrid)  oon  ^ommcin 
1575  ('2)^@.  U  1,  128)  sambstage  ^at,  fann  id)  fxdii^  ntcpf  fagcn. 

3n  bcr  tocftlicf>cn  Äälffc  oon  9?orbbeutfc^Ianb  begegnet  in  bcn  ilr= 
htnbcn  ttilß  Sonnabend,  feil^  Saterdag.  ®ie  x>on  £aopcnberg  \)tv= 
ausgegebene  Äamburgifc^e  (S.i)vomt  ^at  6.  27  saterdach  (jum  3a^re 
1525),  6.  16  des  saterdages  (1524),  aber  ber  9\af  üon  93remen 
fd)rcibf  im  3.  1531  des  sonnavendes,  1532  des  sunnavendes  ^), 
toä^renb  haß  '33remifd)e  ^örferbuc^  im  18.  Sc^r^unbert  Saterdag 
als  brcmifcf)  angibt  (IV  59  Ij.  3n  ^öln,  too  je^f  Samstag  t)crrfd)f, 
toirb  im  14.  unb  15.  3a^r^unberf  Saterdach  ge[d)ncben "),  aber  ein 
cIemfd)cS  ©loffar  öon  1475,  oan  ®{)GraröS  Teuthonista  (^iefenb. 
Gloss.  505)  ^af  son-aevend.  3n  ^oblcng  gebraucht  bk  ^anjlei  bcS 
€r5bifd)ofS  3of)ann  oon  ^rier  1462  fc{)on  Samstag^),  baS  alfo  etft 
in  neuerer  Seit  ri)einabtoärtS  hü  ^öln  oorgebrungen  ju  fein  i'd)eint*). 
3n  Siegen  toirb  tok  I)cute  fd)on  im  3-  1335  Sonnabend  ocrtücnbet  ^), 
beSg(eicf)en  in  Ober^effen  unb  in  «Schlüchtern  {bd  ^utba)  im  14.  3<if)r= 
^uttbcrf  ®),  bagegtn  toeiter  füblid)  in  ^ormS '),  Speier  *)  uftt).  Sammez- 
tag.  3n  ^rag  bagegen  tüirb  1330  sunnabent  gefcf)rieben  ^) ;  Samstag 
ift  alfo  I)ier  lt)of)l  erft  fpäter  oon  ^icn  ^er  eingebrungcn. 

QScmerfenStocrt   ift  nun,    bo^   im    18.   3ci^rbunbcrt   im   SamStag= 


1)  93rem.  llrfunbenbuc^  V  (95remen  1902)  e.  520  x^r.  470.  e.  525 
'■Rx.  47G.    6.  535  9^r.  483. 

2)  Saterdachsrentkammer  ^21ften  j.  @efc^.  b.  QSevfaff.  b.  Stabt  Äötn  im 
14.  unb  15.  3^.  =  ^ubUtationcn  b.  ©efcafcb.  f.  9R^etn,  ©efcbicbtstunbe  X 
2  S.  758;  saterstaichs  Kölner  Sunfturfunben  =  ^ubltf.  XX[I,  2  S.  4 
9Jr.  166  (1398  n.  G^r.). 

')  ^cftfe^ung  ber  3ife  auf  alle  Äauffmannäfc^aft  »on  ^oblen.^  „geben 
ju  ercmbreitftein",  Uxl  u.  ^ften  j.  ©efcf).  b.  93ccfarf.  ber  Stabt  Äobl.  S.  192. 

*)  €ine  ooUftänbige  Sammlung  aller  urfunblic^en  "Sclege  wäre  in  biefem 
toic  in  oielcn  anbeten  ^^ällen  crwünfc^t 

^)  »gegebin  zu  Segin  ....  des  sunabendes"  1335  n.  G^r.  Siegcner 
Hrfanbenbucl)  I  6.  126  Jlc.  211. 

*)  sonabind  1389  n.  Q.i)t.  Hrfunbcn  jur  b^ff-  Canbelgefc^.  I  S.  794 
9lv.  1191;  an  dem  sunabende  1333  n.  Gbr.  Älofter  Scf)lücbtern  Äeff.  £lr- 
lunbenbuc^  II  S.  392  9^r.  413.  <^l)ilipp  o.  "Jolfenftein  fcl)reibt  sampstage 
Äcff.  Hrfunbenbuc^  I  S.  585  9Ir.  791  (1299  n.  G^r.),  Gonrab  o.  QCß^nSperg 
samsztage  ebb.  H  6.  266  9^r.  287  (1325). 

')  saiiime5dage  Urf.  <35ormfer  95ürger  0.  1320,  Urlunbenbuc^  b.  Stabf 
Strasburg  11  S.  346  5Rr.  392. 

8)  samestage  Urf.  j.  ©efcE).  b.  Stabt  Speyer  S.  454  xRr.  513  (1348  n.  d^r.) 

»)  5)aS  aUpvagcr  Stabfrcc^t  ^crauSg.  oon  9?ö§ler  C^rag  1845)  S.  15 
3flt.  21. 


464  6onnobenl) 

©cbict  mit  einem  ^ai  tk  S'Zeigung  auf  triff,  Sonnabend  ff  äff  Samstag 
gu  fd[)rciben.  6inc  ber  älfeffen  'Sßiener  Seifungen,  baß  9DBicnerif(^e 
©iarium,  baß  9)Jifftt>oci^  unb  6onnobcnb  5u  erfd)eincn  pflegte,  \)at 
öon  1725  hiß  1766  im  Saturn  om  ^opf  bc^  'blatte«  Samstag, 
»on  1766 — 1779  aber  Sonnabend,  unb  bie  <5orffe^ung  biß  '^ia- 
rium^,  bie  ben  ^ifel  „QD3iener=3eifung"  fü^rt,  fc|)reibt  noc^  big 
1812  Sonnabend,  bann  toieber  Samstag^).  3m  ^eff  ber  Seifung 
begegnet  Sonn- Abend  fd)on  oiel  früher,  5.  93.  am  5.  'zffla'Q  1725, 
6.  9}Jär8  unb  9.  9Zoö.  1726  uftt).,  bod)  fonn  ber  'i2iußbx\xd  \)kv  auß 
bcm  6pra4)gebraucb  ber  93eric^ferffaffer  ftammen^).  ©n  9Zürnberger 
6c^ulbud|)  oon  1732,  baß  ^euffd)=£ateinifci()e  Dörfer =Q3üc^lein  jum 
'iflu^  unb  (Srgb^ung  ber  6d^ul=3ugenb,  baß  fonft  t<i)t  nürnbergif(^c 
^luöbrüde  bietet,  l^af  6.  149  Sonnabend,  tt)ät)renb  im  15.  3a^r^. 
toie  t)eute  Samstag  in  9^ürnberg  gebrandet  toirb  ^),  51uc^  in  ber  erffen 
Äälffe  btß  19.  3a^r^unbcrtg  begegnen  H)ir  folc|)en  ^öHen.  ^aß 
öalja^-'^rei^blaff  oon  1816  f4)rcibt  Sonnabend  (6.  246)  unb  Sams- 
tag. (Sine  ^efter  Seiffdjrift  „®er  ©piegel  für  ^unft,  Gleganj  unb 
'^O'^obe  (1839)  crfd)eint  alle  Mittwoch  unb  Sonnabend,  (fnblic^  baß 
'SBiencr  9'^a{)mcnbüc|)lein  t)on  1847  fd)reibt  Sonnabend  für  Samstag 
t)or.  Qß  geigt  fic^  l^ierin  offenbar  eine  auf  oberfäd)fif4)en  ober  norb= 
beuffc^en  (Sinflüffen  beru^enbe  ^f)corie,  nad)  toeld^er  Sonnabend  allein 
für  l)b.  unb  fprac^ri(^fig  galt. 

93erfolgen  tviv  nun  bk  ®efd)ici^tc  ber  9'^ämen  biefeg  ^od^enfage^ 
big  ing  frü^e  'SJZitfelalfer  unb  in  bie  Seif  il^rcr  llrfprünge  gurüd,  fo 
fc^einen  aUerbingg  fe^r  fpörlic^e  Seugniffe  barauf  gu  toeifen,  ba^  an= 
fängli(^  !ein  fcf)arfer  geograi)l)if4)er  £lnferfd)ieb  äh)if(^en  Samstag  unb 
Sonnabend  beffanb.  ®er  9}Jönd^  Offrib,  ber  um  870  feine  Goan-- 
gelicn^armonie  in  ber  fübr^einfränfifd)en  9}Zunbart  »on  QSÖei^enburg  im 
je^igen  llnferelfa§  fc^rieb,  überfe^t  lat.  sabbatum,  ebenfo  h)ie  bie  um 
830   in  "Julba   entffanbene  Überfragung  bzß  ^afian,   regelmäßig  mit 

^)  ®er  gcnouc  Sac^t>crf)alt  ift  folgenbcr.  ^ii  jum  „1.  ^J^ärgcn"  1766 
laufet  baß  5)otum  Samstag,  00m  8.  SKärjcn  1766  ab  plö^Uc^  Sonnabend; 
bieg  bleibt  big  26.  6cpt.  1812.  ^om  3.  Off.  1812  ab  erfc^cinf  wieber  Samstag 
im  ®atum. 

«)  ©erglci^cn  begegnet  in  Scifunggberic^fen  fd^on  im  17.  3o^r^unberf, 
8.93.  Sambstags  im  Sonntagifd^cn  "^Kcrcuriug  oon  1687,  ber  in  95erlin  er- 
fc^icn,  «Seric^t  au§  'zDlaplanb  ("Suc^ncr,  ®o*  =ncucffc  oon  gcftent  I  224); 
Sonn-Abend  in  bcn  Orbcntlid^cn  QCß»c^entlic^en  ^oft-3cifungen,  9Kün(^en 
1699  CSuc^ner  I  319),  "Seric^t  aug  9?om. 

»)  C^ronifcn  ber  fräni.  Gtäbfe  U  6.  316  (1.  Äälffe  beg  15.  3^g.)- 


Sonnabcnl»  465 

sambajtag,  aber  an  einer  6tcIIc  V  4,  9  fd)rcibf  er:  Thes  sminün 
abandes  sär  irhuabun  sih  thiu  uuib.  „^^i  6onnat>enbc<  al^balb 
erhoben  ftcf)  bie  <5raucn".  5)ie  5:atianüberfe^ung  l^af  an  bicfcc  ©teile: 
In  themo  äbande  des  saraba5tages  ther  dar  inliuhtit  in  themo 
eristen  samba^tage  entfprec^cnb  bem  lat  ^crt  'zJJlatt^).  28,  1  Vespere 
autem  sabbati  quae  lucescit  in  prima  sabbati  (öips  öe  oaßßdxcov 
%ri  EJiKfCüGxovarj  elg  fitav  oaßßdxoiv).  'SÜ'Zan  ftct)f  alfo,  sunnün 
äbant  bei  Offrib  ift  nic^f  mit  samba^tac  glcic^bcbcufenb,  fonbeni  be= 
geic^nef  nur  ben  ^benb  bei  Samitagl. 

®al  ftimmf  ju  bcr  ßrfenntnil,  hk  übrigen^  fc^on  in  9}Jaft^ial 
^ramcrl  Dictionarium  oon  1678  II  840  gum  "^lugbrucf  !ommf^), 
\>k  alfo  nic^t  erft  eine  ^rrungenfdjaft  bcr  neueren  6pra(^tpijyenfd)aft 
ift,  "tio!^  Sonnabend  urfprünglic^  ben  Q3orabenb  bei  Sonntagel  be« 
beutet,  ^amoll  »ertrug  fic^  alfo  bcr  ©ebrau(^  bicfcl  "Nortel  mit  bem 
oon  Samstag,  "bai  ben  gangen  '2Bo(^cntag  bcäcic^netc.  ^ber  no^ 
breiein^alb  Sa^r^unbcrtc  fpäfcr  treffen  toir  Sonnabend  im  Samstag- 
©ebict  an.  3n  bem  um  1210  »erfaßten  ^riftan  ©otffricbl  o.  6tra§' 
bürg  ))t\^i  ti  03.  3879 ff.: 

und  kom  ze  Tintaiöle  zuo 

eines  sunnen  äbendes  fruo, 

dö  man  ze  messe  solte  gän. 

sus  gieng  er  vür  da^  münster  stän; 

da  gie  daj  volc  her  unde  dar. 
^ier  bejeic^net  sunnen  äbent,  toie  fruo  geigt,  fcf)on  ben  gangen 
6amltag.  9^un  ift  aber  txt  Angabe  einel  'SBoc^entagcl  im  ^öfif4)en 
^ol  burc^aul  ungctoö^nlic^.  Gl  mu^  alfo  mit  bem  Sonnabend  hti 
©ottfrieb  eine  bcfonbcre  93etoanbtnil  ^abcn.  ^an  ^af  ben  ©nbrudE, 
ha^  ein  *5efttag  ober  jcbenfaUl  ein  befonbcrer  5ag  gemeint  ift,  an  btm 
bie  '33'^cffe  me{)r  all  fonff  bcfuc^t  ift.  '^aß  fommt  auc^  in  ber  Über^ 
lieferung  bti  93crfcl  3880  gum  '2IulbrudE;  benn  neben  sunnenäbendes 
in  ben  Äanbf^riftcn  FHW,  sunauedes  N,  sunagendes  P  ift,  toorauf 
mic^  mein  College  ^.  o.  ^raul  aufmer!fam  mac^t,  sunta  morgens 
in  M,  sundagis  morgens  B,  sondagis  morgens  0,  sunnen  tages 
des  morgens  E,  sunnentages  RS  überliefert,  alfo  Sonnabend  burc^ 
Sonntag  erfc^t.  ^a€  ungetoö^nlic^e  sunnen  äbendes  toirb  jttod) 
für  bai  ec^te  gu  gelten  ^abcn.  3c^  octmute,  ha^  tß  ben  Sonnabenb 
öor  einem  ^o^en  <5cft,  alfo  Oftcrfonnabenb  ober  '^fingftfonnabcnb, 
jcbenfaUl  einen  firc^lic^  bebeutfamen  Sonnabenb,  begeic^nef,  toeil  fic^ 
^)  Sonnabend  m.  vigilia  della  domenica  cioe  sabbato. 
Äretfc^mec:  OEortgeogrop^ie.  .  30 


466  ©onnabcnb 

Sonnabend  fo  aud)  im  ®^hkt  oon  Saterdag  öcrtoenbet  finbcf.  3n 
^öln,  tpo  im  JJlitttlalta  Saterdach  übli^  ift,  t)ci§f  c^  in  einer  3unff= 
urfunbe  bc^  14.  3a^rl)unbcrf^  ^)  bis  paischen  sunaiventz,  apostel- 
aventz  unsirfrauwenav.entz  ind  dergelichs  vijravende  (zo)  5  uren. 
Äier  ftet)t  alfo  Paischen  sunaivend,  „Ofterfonnabenb"  neben  Sater- 
dach. 

^cnn  biefe  Wenigen  Scugniffe  einen  6c^lu§  julaffcn,  fo  toar 
Sonnabend  eine  93cäeic^nung,  bic  urfprüngtic^  mit  Saterdag  toic  mit 
Samstag  parallel  ging.  9}Zan  mu^  ft(^  hierbei  baran  erinnern,  ha^ 
bie  Datierungen  ber  miffelalfcrlic^en  Urfunben  fe^r  mannigfaltig  finb, 
ta^  ein  ^ag  teil^  mit  bem  QBoc^entagönamen  (5. 93.  Donnerstag 
nach  Pfingsten),  teil^  alß  Abend  b.  1^.  alg  93ortag  eine«  ^t^Ui 
ober  bebeutenbcren  Äeiligentagc«  be3ei(^nct  h)irb,  j.  93.  am  Abende 
aller  Heiligen,  toaß  nic^t  bcn  "iHbenb  be^  1.  9^ooemberg,  fonbern  bcn 
31.  Oftober  bebeutet.  ®er  QSorabcnb  eine^  6onntag«  ober  ^efttag^ 
toirb  üom  (Einlaufen  ah  fd)on  jum  folgenben  'Feiertag  gerechnet.  93gl. 
95ilmar  3b.  158  unter  HeiHg  Abend,  bo^  in  Äeffcn  jeben  6onn= 
abenb  "2lbenb,  in  93erlin  nur  ben  ^Sorabcnb  t)or  QBei^nac^ten  begeic^net. 
3u  biefer  93cbcutung  iff  Abend  aiß  Übcrfe^ung  be«  lot.  vigilia 
gefommen,  haß  urfprünglic^  bie  näc^tlic^e  Q3orfeicr  eine^  fir^lic^cn 
'Jefte^,  bann  bcn  ganjcn  QSortag  (frj.  veille)  beseic^net;  Abend  aller 
Heiligen  ift  Übcrfe^ung  oon  vigilia  omnium  sanctorum*).  933ir 
!ommen  alfo  auf  eine  Seit,  too  ber  'Söoc^entag  im  9'^orbcn  Saterdag, 
im  6üben  Samba^tag  l)te§  unb  ^ier  toie  t)a  tit  feltenerc  93eäeic^nung 
Sunnun  äband  baneben  lag.  3m  9'Zorben  würbe  bann  Saterdag 
öon  Sonnabend  jurüifgcbrängt,  im  6üben  trat  umgefe^rt  Sonnabend 
gegen  Samstag  äurüd  ®).  Q3ieHeid)t  toar  Sonnabend  urfprünglid)  be^ 
fonber«  in  m5nc^ifd)en  Greifen  üblich,   in   benen  bie  ^Sigilicn  cor  bem 


*)  Kölner  Sunffurfunbcn  H  S.  154. 

2)  '2lnalog  ift  bic  ^c&räifc^c  ^ejcic^nung  tti  ^rcitogö  ali  'erebh 
schabbäth  'ilbenb  be^  Qabbati,  im  ^leuen  5;eftament  nagaaxevTj  <23orbcrci' 
fung  (auf  ben  S^cfttag).  QSgl.  9^5lbele  3-  f-  b.  ^ortf.  I  162.  9}Zatt^io« 
3.  f.  btfc^.  llnferr.  XV  (1901)  619ff. 

»)  <S)ai  ©QBb.  X  1,  1587  jitirt  Sonnabend  auä  elfäffifc^cn  Hrfunben  in 
Sc^erj  Glossarium  germ.  medii  aevi  U  1520,  tt)0  aber  St.  Johans  zu  Sonn- 
abend ttjo^l  =  Sonnenwend  ju  faffen  ift.  ^Sgt.  Sonnabendgiirtel  =  Sonnen- 
wendgürtel, "Seifug,  artemisia  bei  9cicolai  9\eifc  V  "Scplagc  XIV  (öfterr. 
3biotifon)  6.  131.  <23ci  Sc^erj  6.  1602  Sunnabund  au«  Otto  0.  ©imme- 
ringen (um  1470). 


Sonnabcnb  —  Spann  467 

öonnfog  eine  'xRoUc  fpieifcn  ^).    ^atfäc^Iid)  finbcf  fic^  ja  bcr  erfte  ^eleg 
für  Sonnabend  hd  bcm  J^flönd)  Otfrib. 

^ür  bic  älteffe  Seit  ^abcn  toir  ali'o  im  9^orben  Saterdag  (nbl. 
zaterdag  altfricf.  saterdei  anglf.  saeterdseg),  im  Sübcn  Samstag 
an3unef)mcn.  '5)icfc  ®oppeIf)cif  iff  !aum  oon  bcr  gleichen  auf  latci= 
nifc^em  ©ebief  ju  trennen,  too  neben  bem  älteren  Satumi  dies  in  fpät= 
Iatcinifd)cr  Seit  sabbatura  auffommt  *).  0ie  ©crmanen  toie  bk  Gelten 
(ogl.  altir.  dia  satham  Sonnabcnb)  nahmen  jucrft  bic  ^cibnifi^e  "Be" 
jcic^nung  dies  Satumi  auf.  0ann  brang  öon  6üben  ^er  bai  c^rift- 
lic^c  sabbatum,  Pulgär  *sambatum  *)  öor,  fonnfe  aber  im  'S'^orben 
bai  bort  eingebürgerte  Saterdag  =  Satumi  dies  nic^t  mcl)r  oer» 
brängen  unb  blieb  baljer  auf  bcn  Sübcn  bcf4)ränff.  *2llfo  Saterdag — 
Samstag — Sonnabend   ifl   bic    ^iftorifc^e  9Rci^enfolge  biefer  9'^amen. 

3n  ^aebing^  Ääufigfcit^toörterbuc^  ift  Sonnabend  180  mal, 
Samstag  nur  56  mal  Pertreten,  hod)  Rängen  biefe  Säulen  ganj  oon 
bcr  "Sluitoa^l  bcr  5u  ©runbc  gelegten  Schriften  ab.  ^enn  bai  iooc^« 
bcutfd)e  ftc^  für  eine  bcr  bcibcn  ^Scjcic^nungcn  entfd)eiben  mü§te,  fo 
toürbe  Samstag  tDot)l  nac^  bem  Urteil  bcr  ^c^r^eit  ben  OSorjug  Per= 
bienen,  tocil  e^  ein  fclbftänbigcr  ^uäbrucf  unb  fürjer  al^  Sonnabend 
ift,  ba§  befonber^  in  bcr  QSerbinbung  SonnEibend  Abend  fc^r  f(^lep= 
penb  Hingt. 

6pann 

''^u^xüdtn.  1.  3n  'S'iorbbcutfcl)!.  unb  im  öftlic^cren  9}?ittclbcuffc^l. 
Spann  füblic^  Perbreitet  bi^  ^reu§.'6c^lcfien,  (frägebirge,  ?:^üringcn 
mit  *2Iu^fcl)lu§  bc*  füblic^cn  fränfifc^en  ?:eile^.  "Sann  läuft  bic  ©rcnjc 
nac^  9^orbcn,  fc^lic^t  Gaffel  ein,   aber  ba^  übrige  Äeffen  au^,  umfaßt 


^)  daffian,  bcr  gro^e  SD^önc^fc^nftfteller  bc§  5.  Sa^r^unbcrtS,  fpric^t  in 
feinen  Instituta  coenobioram  III  8  oon  ben  vigiliae  quae  singulis  ebdoma- 
dibus  a  vespera  illucescente  sabbato  celebrantur  (njorauf  ©unbermann  3-  f. 
b.  QDBortf.  I  184  ^inrocift).  Gine  c^riftlicfjc  ©rabf^riff  au«  9^om  oom  3.  449 
(©unbermann  a.a.O.  183)  batirt  die  sabbati  vigilias  sacras. 

2)  sabbatum  bei  cbriftlicben  ScbriftftcIIern  crft  feit  '5;ertuHian  (um  200) 
unb  auf  cbriftlid^en  Snfc^riften  feit  bcm  5.  Sa^r^unberf:  "Sclcge  bei  ©unber- 
mann 3.  f.  b.  QBortf.  I  183  f. 

^)  Q3ulgärlat.  *sambatuin  »irb  burc^  franj.  samedi  bial.  säbedi,  obcr- 
engabin.  samda  (au^cr  rumän.  sämbätä)  erwicfen  (5}^epcr'eübfe  3-  f-  b.  'Ißortf. 
I  192).  ©aburc^  toirb  Rtugcg  Folgerung  (gt.  ^b.«  384  f.  ©rbr.  b.  gcrm. 
*^^iL  I*  359j  crfc^üttcrt,  Samstag  ftammc  wegen  beö  m  auS  bem  Often. 
dagegen  fd^on  ©.  <3}?ei?er  3bg.  5orf(^.  IV  326  ff. 

30* 


468  (Spann 

•Sßeftfalcn  unb  9?^cinprot)in3  [üblich  bi^  ^obl.     3n  S^öln  unb  ©armft. 
die  Spanne. 

2.  3n  ^i3mg^b.  ift  Blatt  häufiger  alß  Spann:  c^  toirb  auc^  in 
9^tga  gebraucht.  3n  "^etcr^b.  Spann.  Fußblatt  ift  mir  au4>  anß 
93et:Iin  bcfannt. 

3.  3n  ba^  [übliche  ®ebicf  feilen  fic^  jtDei  ^ußbtüdt,  Reihen 
unb  Rist.  Der  Reihen  ober  die  Reihe  :=  m^b.  rihe  '"^u^- 
xiidtix^)  ift  auf  Gübbcutfc^Ionb  befc^ränff,  too  aber  bamif  auc^  Rist 
fonfurrierf.  (S.i  tüirb  in  GIfa§  (neben  Rist) '),  2ot^t.  *),  ber  füblic^en 
9v^einprot)in5  *)  (^ricr),  bcm  füblic^en  Äeffen  C^avh.,  ^ulba,  "^JJainjj 
unb  OberI)cffen  gebrau(^t,  tpä^rcnb  in  S^iebcrpeffcn  Frist  cntfpricbt  ^), 
ferner  in  StDeibr.,  Äeibelb.  ®),  93ruc^f.,  ^arl^r.,  <5rciburg,  QOßürttcmb. 
unb  bem  fränfifd)en  (2lf^aff.,  ^^ürnb.,  '2ln§b.)  unb  fd)toäbifc^en  ^eil 
öon  QSa^crn  C^Iug^b.,  Kempten),  ©ctob^nlicber  iff  der  Reihen. 
Reihe  ift  mir  au^  'Julba  unb  ^ricr  bcjeugt,  baju  toeftertoälb.  r^ein. 
die  Rei(h)  6c^mibt  'Jöeftcrtt).  3b.  162  (Srcceliu«  "SBb.  688),  ^eljrcin 
QSolBfp.  327,  ^ietor  9'^t)einfränf.  Umgang^fprac^c  41  unb  bat)r.  die 
Reih  ©(^melier  'JBb.  II  84.  Q3on  ibolä^.  a.  b.  Sber  hjirb  mir  be-- 
ricf)tet,  iia^  bort  hk  älteren  £cufe  noc^  Reihen,  bie  jüngeren  Spann 
fagen. 

4.  Rist  ift  t>or  allem  hai  in  öfterr.  unb  S^ipeij  übliche  'SJort. 
3n  6übbcutf4>l.  gebrauchen  e^  9]'Zeiningen,  Coburg,  Äof,  ^mberg, 
9'^eumarft,  ©onauto.,  9}iün(^en,  '^tanlf.,  ^Oöie^b.  unb  ein  ^eil  hti 
eif.').  ®ag  <2Biener  „9^a^menbüc^lein"  öon  1847  6.  14  fc^reibt 
Oberrist  üor.  0ortmunb  gibt  Frist  an  (bo^  benachbarte  6(^tt)crtc 
Spann).  Frist,  hai  QSilmar  3b.  111  auc^  für  9Zicber^effen  bejeugt, 
ift  au^  nbb.  wrist  =  ml)b.  rist  entftanben.  ©ic  9^ebcnform  Riß, 
bie  fc^on  au^  bem  15.  Sa^r^unbert  belegt  ift  ("^eiganb  ^b.  II  595), 
tpirb  mir  au^  SudEmantcl  angegeben.  6pie§  3b.  196  öcräcic^net  fic 
üU  l^ennebergifcf). 

Q3on  biefcn  öiet  ^u^brüdcn  ftnb  Reihen  unb  Rist  alte  93eäcic^' 


^)  aber  bie  Stpmologie  bc«  «Jßorfeg  f.  £ib6n  Äu^ng  Seitfc^r.  40,  265. 
^ec^fel  ®euffrf)e  9]amen  einiger  "Seile  bcö  menfd>l.  ^örper^  (Äallc  1913)  S.  13. 

')  elf.  mb.  n  244  Rih(eii). 

«)  g^oflmann  mb.  408. 
*)  Äc^rein  93olt«fp.  327. 
ß)  cßilmar  3b.  322.  111. 

•)  '2luc^  in  &anb[d^u^ö^ctm  unb  9Roppenau  nac^  £enj  QBb.  55.    'SWci* 
fmgcr  'Jßb.  137. 

')  elf.  OBb.  II 295.   Rist  fc^U  in  Äolmar  nac^  Äenrp  Di&l.  de  Colm.  202. 


spann  —  ^pcifc  469 

nungcn  bc§  '^u^qdcnH,  Spann  i\t  offenbar  jüngeren  £lrfprung^.  ^a^ 
®90ßb.  X  1,  1890  fragt,  ob  Spann  taß  bcn  ^u^  umfpanncnbc  x[Ra§ 
bcbeufc.  ^uf  bcn  rirf)tigen  QBcg  ber  ^rHärung  tocift  bie  Q3cmcr!ung 
«abclungg  ^b.  III  1130,  ta^  ber  9Riff  bei  bcn  6c^uftcrn  bcr  Spann 
^ci§e.  3n  ber  ^af  ^abc  id)  bai  QBorf  mctft  bei  bcr  '2lnfcrtigung  oon 
6fiefcln  ge^5rf,  rtjcnn  3. 93.  bcr  Stiefel  „über  bem  Spann"  brücft. 
Spann  iff  bcr  5eil  bc^  6tiefc(^,  bcr  fic^  über  bcn  '^u^rücfen  „fpannf " 
unb  fcf)arf  fpanncn  mu§,  bamit  ber  Stiefel  fi^t.  ^uf  ba^felbe  läuft 
c^  ^inau^,  ü?enn  ^bclung  IV  161  bcn  ^lu^brucf  baoon  ableitet,  ha^ 
„bk  Sc^u^c  bafclbft  gefpannct,  b.  i.  jugebunben  ober  äagefcl)nallct 
toerben."     QSom  Stiefel  ift  ber  9^anic  auf  ben  xJu^  übertrafen  iporbcn. 

©aö  QSerbum  speisen  intranf.  ift  in  93erlin  unb  überhaupt  in 
9'?orbbeutfd)lanb  ^)  ein  getoä()ltcr  ^usbrucf,  ber  ber  familiären  Sprache 
burcbau^  frcmb  ift.  ^an  fagt  geto5l)nlicl)  nur  essen,  toäfjrcnb  bem 
Öfterreic^er  speisen  fe^r  geläufig  ift.  <S)cm  norbbeutfd)en  QBunf^c 
narf)  bem  (Sffcn  Gesegnete  Mahlzeit!  (abge!ür§t  Mahlzeit!),  ber  in 
ben  legten  3al)rcn  fid)  auc^  in  'Söicn  eingebürgert  l)at,  entfprad)  baß 
öftcrr.  Wünsche  wohl  gespeist  zu  haben.  (Jbcnfo  fagt  man  auc^ 
in  93crlin  Eßzimmer  für  Speisezimmer,  aber  nur  Speisesaal, 
Speisezettel,  -karte,  ©a^  oon  "^Ibelung  9[öb.  IV  182  oer3eicf)nete 
Eßsaal  ift  in  93erlin  unbcfannt.  Sc^on  ^belung  bcmcrft,  ba§  bic 
9'2ieberbcutfd)cn  biefe^  Scittoort  nic^t  gu  fennen  fc^einen,  fonbern  e^ 
blo§  öom  55oc^beutfd)en  entlegnen. 

^uci)  baß  Subftantio  Speise  für  jubcreitctc  9^al)rung  ift  in  93crlin 
nic^f  oolf^tümlicb;  bafür  toirb  enttoeber  ein  Essen  ober  feiner  ein  Ge- 
richt gefagt,  ein  '2luöbrucf,  ber  toiebcr  bem  QBiencr  frcmb  ift.  <5)a' 
gegen  ift  namentlicb  in  9^orbbcutfcl)lanb  Speise  im  Sinne  oon  „fü§c 
Speife"  üoU^tümlic^,  fo  in  Oft»  unb  ^cftpreu§en,  '^ofcn,  Q(i)k\\tn, 
9?oft.,  Sc()lcgtt).,  "^CRarf,  Ccipj.,  ^re>Jbcn,  Äalle,  Äalberft.,  ^l)üringen 
((fi^l.,  3ci^,  '2Irtcrn,  Sonbcr^t).,  9?Jciningen),  93raunfcf)to.,  <5ranffurt, 
'^kßb.  *).     Sonft  toirb  in  9^orbbeutfc^l.  süße  Speise,  in  Sübbeutfcbl. 

^)  9^ac^  '3J?üUcr-'5raurcut^  QBb.  11  535  voxxb  speisen  in  Sac^fen  nur 
in  95ejug  auf  93ornef)me  „gleidjfam  in  ©änfcfü^cben^  gebraucht. 

-)  'S)aü  ®QCßb.  X  1,  2095  »itl  tiefen  'Jßortgcbraud)  gcrabc  aui  tem 
6übbeutfcf)cn,  aud)  aus;  93crlin  fennen.  Q.ß  liegt  »oo^t  ein  Srrtum  oor 
ober  einige  füblicbcre  Orte  n)ic  ^ranff.,  QBieeb.  finb  gemeint.  91ad)  '21bc- 
lung  QBb.  IV  181    bebeutctc  Speise  im  O^nabrüdifc^en  baä   ©cfd)lingc  mit 


470  Spcifc  —  Spcifefammcr 

axxö)  Süßspeise  (iocibclb.,  9^ürnb.),  in  ^ürtfcmb.  süßes  Gemüse, 
in  bcr  6c^n)ciä  süße  Platte  gcfagt  ober,  ha  fic  bcn  6(^lu§  einer 
größeren  JJla\)l^cit  ju  bilbcn  pflegt,  in  ©orpot  das  dritte  Gericht, 
anbertt)ärf^  Nachtisch,  (in  ßad^fen  unb  ^Sapern)  Nachspeise.  3n 
Sf^orbtoeffbeutfcf)!.  (3coer,  O^nabr.,  ßingen,  'SO'^ünffer,  ^rn^b.,  ioannooer) 
ift  Pudding  allgemeine  ^Bcjeid^nung  ber  fü^en  6peifen,  in  Coburg, 
93apern  unb  gang  öfterr.  enblic^  Mehlspeise,  baß  auc|>  für  füfee 
Gpeifen  gebraucht  toirb,  bk  fein  '^Jie^l  enthalten,  tt)ie  6peifeei^,  9^t\i= 
auflouf,  fotpie  für  faltige  9!)Je^lfpeifen,  g.  93.  ©rie^nubeln. 

6peifefammer 

in  Äomburg  Speisenkammer  ^),  in  ©arrnft.,  93aben,  'Sßürffemb. 
Speiskammer,  toirb  in  kapern  unb  Öfferr.  (and)  in  3lt)eibr.)  Speise 
(Speis)  genannt.  6(^on  Äcumann  Opuscula  (9'iürnb.  1747)  6.  702 
fd)reibf  die  Speiß  =  ©pei^-dammer  ober  93cl^alter,  ^lein  *proo.= 
933b,  II  161  bud)t  e^  aU  baprif(^  unb  baß  Qöiener  9^a^menbüc^lein 
öon  1847  6.  15  »crtoirft  e^,  ober  in  Seitung^inferaten  fann  man  die 
Speise  ober  die  Speis  für  bit  6peife!ammcr  öom  18.  Satjr^unbcrt 
ah  (ö.  "^B.  QBiener  Scitung  öom  26.  Senner  1780)  bi^  auf  ben  heutigen 
^ag  lefen.  ^opoioitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  133  R  gibt  aU  öfter-- 
reic^i[4)  Speisgewölb,  in  Uranien,  Äo^enlo^e,  QBürjburg,  am  9^^ein 
Speiskammer  an,  „bk  '^öienerifc^en  'Jrauen  fagen  mit  ^pofope  eine 
Speis."  ®a§  "Slbfürsung  Porliegt,  ift  nii^t  tt)a^rf4>einli4),  fonbern  bo^ 
bcm  nl^b.  Speise  =  a))b,  spisa  ju  ©runbe  liegenbe  mitteilet,  spesa 
spensa  (Du  Gange  III  138  f.),  auc^  dispensa  bebeutete  fon)ol)l  'OSor* 
rat^fammcr'  al^  'QSorrat';  in  ©raubünben  ift  Spense  f.  6peife!ammer 
6talber  ^b.  II  381  y  ^k  '33ebeutung  'Speifefammer'  ift  alfo  ebenfo 
olt  lt)ie  bie  '53ebeufung  '9^a^rung'. 

3n  Äamburg,  ^refelb,  ^5ln,  ^obl.,  Q^aftatt  fagt  man  auc^  Vor- 
ratskammer, in  ^[Rünftcr  Vorratsstube,  im  6lf.  Küchen- 
kammer, in  Q'viga  Handkammer,  im  QSogtl.  (ßlfterb.,  ßengenf.) 
Speisegewölbe,  ^u^  ®orpat  unb  Sftlanb  toirb  mir  (die)  Schafrei 
angegeben,   baß   bod)   tt>o^l  mit  nbl.  schapraai  schaprade  '.^ücbeuv 

5?opf  unb  3^ü^cn  eincö  6d)lac^tficre^,  5.  93.  Kälber-,  Ochsenspeise.  StalDer 
QBb.  n  381  ^af  fc^weij.  Speise  =  Ääfc  unb  93rot. 

')  ®iefe  ^orm  fommt  gen>ig  auc^  anbcrmärt^  »ot  (ic^  bobe  fic  j.  03. 
in  einer  ^rcöbcncr  Seitung  gclcfen)  unb  bürfte  nic^t  nur  lolol,  fonbern 
auä)  inbiöibucn  fein. 

")  «Sgl.  ec^meHcr  qßb.  II  686. 


Speifefammer  —  Gpidgani  —  Spint»  471 

'€§fc^rani',  fd)toci3.  oorarlb.  Schaffreiti  '^üc^cn[d)ranr  =  m^b.  schaf- 
Teite  a\)h.  scafreita  ju  ocrbinben  ift;  f.  ju  bicfcm  QBort  "Slrt.  Spind 
e.  477. 

gcräu^crtc^  ©anfcflclfc^,  befonber^  ©änfebruft.  ®a  bic  6itfe, 
t)ic  ©änfcbrüfte  gu  räuchern,  in  9^orbbcuffd)lanb  ju  Äaufe  ift  (berühmt 
ftnb  namenllic^  bie  pommcrfc^cn  ©änfebrüfte  auß  Q^ügcntoalbe),  fo 
ift  auä)  ber  2Iu^bru(i  Spickgans  auf  bcn  9'^orboften  bcf(^ränft, 
9^iga,  Oft--  unb  ^eftprcu^cn,  "^^ofen,  Gcblcficn,  '^Bau^cn,  ^avl,  '^om-- 
mem,  SD^ccfl.,  £übedE,  6c^le^tt).,  £üneb.,  Äalbcrft.,  (?i^l,,  3ci^,  6on= 
ber#^.,  ©ötfingcn  (in  0cffau  Spickbnist).  ©urc^  ioanbcl  unb  '23er= 
lc|ir  ift  er  auc^  ^icr  unb  ha  au§erI)oIb  bicfe^  ©cbictc^  bcfannt  gc^ 
toorbcn,  3.  93.  in  QBic^b.,  6aarbr.  <5)ie  QBare  tpirb  aud)  im  'JBcftcn 
unb  6übcn  öcrfauft  unb  bort  ali  geräucherte  Gänsebrust,  in  'Sapern 
unb  öftcrr.  GEinsbrust  bcjcic^net.  3n  Äeilbr.  ift  ber  einl)eimifc^c 
9Zame  für  haß  Stüd  Pfaffenschnitze. 

©leic^gcbilbet  ift  norbbeutfd)  Spickaal  =  geräucherter  ^aP). 
9li6)t  vz(5)t  flar  ift,  toie  ber  erftc  ^cftanbteil  aufjuf äffen  ift.  3n 
*^aberb.  bebeutet  Spickgans  gcmäftctc  @an^.  ©oornfaat  QBb.  DI 
270  erinnert  an  fc^toeb.  spicken  'gefaljen,  gebörrt,  geräuchert',  spicke- 
mat  'ro^c  gcfalsenc  ober  geräuc{)crte  6peifen'.  Q^gl.  bän.  spege 
'röuc^crn,  pöfeln',  spegegaas  '6picEgan^',  spegesild  'geränderter 
Äering,  93ü(iling' *).  "^araHel  mit  Spickgans  gc^t  ha€  munbartlic^c 
FHckgans,  in  £übcd  Flickgos  6(^umann  ^orffc^.  13,  FHck-Hering 
=  Bickling  f4>on  1735  Sebler^  llnio.-2er.   12,  1694. 

6pinb 

"SCRöbcl  mit  "Jäc^ern  (jur  21ufbetoa^rung  öon  ^äfd)e,  ©efc^irr, 
93üc^ern  ufto.)  ober  o^ne  ^äc^er  (für  Kleiber).  Qß  befte^en  ^aupt= 
fäc^lic^  brei  \)h.  ^usbrüde,  Spind,  Schrank  unb  Kasten.  1.  3n 
Berlin  ift  Spind  ober  Spinde  ntr.  bic  gctt)öt)n(id^c  unb  öolf^tüm== 
lic^c  93c3etc|)nung  bc^  9)i5bel^;  Schrank  ift  in  ber  93erlincr  lim» 
gang^fpracf)e  fcltcner,  toirb  aber  fc^riftlii^  öiel  öertoenbct.  Spind  ^at 
ein   jicmlic^   bcfcf)rän!te^  93crbreitungggebiet:   9ft=  unb  <2Beftpreu^cn  *), 

1)  Spick-Aale  3cblerö  Slniö.-eef.  12  (1735)  6p.  1695.  Ärüni^  (Snc.  157 
(1833),  280  f.  i^at  auc^  Spickbückling,  Spickhering. 

*)  Über  bie  ßtpmologie  oon  spege  'Jalt  unb  5orp  Orbb.  11  261. 
")  g3gl.  ^rifc^bicr  <2öb.  U  351. 


472  ®pini> 

^ofcn,  6fcffm,  bie  9}Zarf'),  Äalbcrff.,  (&\ßl;  öcrcinäeU  fc^eint  cg  auc^ 
au^crljalb  btefc^  ©cbictc^  oor5u!ommcn,  5. 93.  in  93ücfcb.,  ^ad)cn, 
^Oöic^b.  3n  Scf)legtoig  iff  c^  toenig  gebräuchlich,  in  ßübecf  gilt  c^  al^ 
„preu^ifd)".  ^Scjcic^nenb  ift  ferner,  ta^  mir  öon  mehreren  6(äbfen, 
93cut^en,  ^abcrb.,  Qfficfcl,  ©armff.,  ©onautoörf^,  berichtet  toirb,  ba§ 
Spind  bort  nur  hti  ben  6oIbatcn  üblich  ober  burc^  bai  'SO^ilitär  ein» 
gefüt)rt  ift.  ®a^  QBort  fci)eint  alfo  oon  9^orboftbeutfd)lanb,  namentlirf) 
93erlin,  aug  burc^  ba^  9}?ilitär  toeiter  verbreitet  ju  toerbcn. 

Q3erein5elf  ift  ein  Scugniö  meinet  ©etoä^r^manne^  auß  "Slmberg, 
ia^  Spind  bort  einen  alten  maffioen  Q33äfc^efd)ronf  bebcute,  \x^o^  ali 
ein  altertümlicher  ^u^brud.  So  fcl)reibt  auc^  ber  Wiener  ^njengruber 
Wäschespinde  (®^b.  X  1,  2491).  *2Iuf  urfprünglic^  weitere  "23er= 
breitung  be^  QBorte^  toeifen  folgcnbc  "Eingaben.  9^ac^  ©trobtmann 
Id.  Osnabrugense  (1756)  0.  186  i)k^  bei  ben  93auern  um  iO§na= 
brücE  ber  93robfc^ran!  Spynt  ober  Spyn,  in  ber  Q>t<xbt  Richtebank. 
^Icin  ^roo.'QBb  11  162  fannte  Spindt  au^  "^anäig,  einigen  ©cgenben 
9^icberfac^[cn^  unb  ber  ^falj.  3m  au^ge^cnben  9}Zittelalter  begegnet 
Spint  n.  ober  Spinde  f.  im  9Zorbtt)eften,  in  ^öln  ^)  tt)ie  im  ^^^orboften, 
in  '^ommern*). 

©iefe  6puren  toeiter  Q3erbreitung  be^  ^orteg  !5nnen  um  fo 
toeniger  auffallen,  alß  i^m  ein  allgemein  üblic^c^  mitteltateinifc^e^  spenda 
(t)on  expendere  au^5at)len,  ausgeben)  '6pcife!ammcr'  ju  ©runbe  liegt; 
»gl.  it.  dispenda  '^lu^teilung,  Gpeifefammer'.  93ei  6tieler  5.  6pr. 
(1697)  6t>.  2093  6pint  ....  notat  porro  penarium,  ein  fc^male^ 
fpcifefämmerlein,  imo  est  repositoriura  oblongum  atque  ex  asser- 
culis  modicis  confectum.  ®iefc  93ebeutung  ift  nod^  im  heutigen 
lotl^r.  Spenchen  (au^  *Spendchen)  "'SSorrat^fammer'  erhalten*).  £uj. 
Spönnchen  htbtnttt  'Gpeifefd^ran!'^),  ebcnfo  o^nabr.  spynt  (f.  oben), 

^)  '2lUmärf.  bei  ©anncil  QBb.  204.  <S)cr  95erliner  ©ic^fcr  S^rei^.  0. 
Ganiä  (oor  1699)  bejeic^nefe Spinde  alß  ein  märfifcf)c^  QBort:  „So  lange  bann 
unb  toann  unb  Gpinbe  "SKärcfifcf)  ift.'  Hlr.  5?ömg  (5)eg  ^rci^crrn  0. 
Sanij  ©cbic^fc,  öcrbeffcrt  u.  t>crme^rf  oon  lllt.  ^önig,  £eipjig.93crlin  1727 
S.  216)  mcrft  baju  an:  „Spinde  ^cift  nad^  ber  *33erlinifd)cn  'iIRun&-"2lrt  ein 
Sc^ranct.'" 

")  In  der  spinden  Kölner  Sunfturfunben  11  (^ubl.  ©cf.  f.  r^ein.  ©efct). 
XXII)  6.  463  9^r.  709,  "STätU  beö  14.  Sa^r^unbcrtö. 

*)  Steinspindt  (in  einer  Äircfee)  beim  ©reif^n^alber  SafJroU)  I  50,  Spint 
I  36.  95clcgc  au«  ©reiföwalb  unb  Qßi^mar  bei  ec^iUer-Cübbcn  "3Dcnb.  Qßb. 
u.  spint. 

*)  ^oUrnann  QOBb.  485. 

»)  <2ßb.  luf.  ^.  416. 


epinb  473- 

unb  auc^  in  einem  bcr  älfeften  märfi[d)en  Scugniffc  für  Spind,  bcr 
iooforbnung  be^  ^urfürften  Soac^im  IL  oon  93ranbcnburg  (1535 — 71)  ^), 
ift  bamit  ein  6pcifcfd)ranf  gemeint. 

2.  ®ic  am  toeitcften  oerbccitete  unb  gültige  93e5ei(^nung  ift 
Schrank.  Sic  toirb  aucf)  im  ©cbiet  oon  Spind  al^  gctoäbifcr  '2Iu^= 
brurf  in  bcr  Umgang^fprac^e  gebrau(^t  unb  namcntlicf)  gefd)ricben  unb 
ift  anbererfeit^  aud>  in  einem  ^cil  be^  ®ebict^  ton  Kasten  neben 
biefem  QOßort  gcbräu^lic^,  fo  in  6übbcuffd)l.  au^cr  '2öürttemb.,  in  bcr 
6d)toei5  unb  an  bcr  ^eripbcric  oon  öfterr.  (^regenj,  QBlubcnj,  €gcr, 
2eipa).  <2Iu§fcf)Iie§lic^  üblich  ift  c^  in  '^cter^b.,  eioL,  9^orb-  unb 
9}JitteIbcutfd)I.,  fotocit  bort  nic^t  Spind  »olf^tümlic^cr  ift,  füMid)  hii 
öftcrr.=6(^leften  (3ucfm.,  93icli§;  in  ^roppau  mel^r  Kasten),  9\cicbcn^ 
bcrg,  6ac^fcn,  ^^ür.,  Äof,  9^ürnb. '),  ^fd)aff.,  ficibelb.,  ^aifcr^l., 
Sloeibr.,  Saarbr.  Schrank  fe{)lt  in  ^ürtt.,  ift  befannt,  aber  nic^t 
üblich  in  bcr  Umgang^fprac^e  oon  Öfterr.  (mit  ^u^na^mc  bcr  angc= 
führten  ©egenben),   toirb   aber  f(^riftli(^  toot)!  faft  überall  angcloenbet. 

3.  <3)er  Süben,  b.  ^.  ©übbcutfc^l.,  6cf)ir»ei5  unb  öfterr.,  nennt 
bcn  6d)ranf  Kasten  (Kleider-,  Wäsche-,  Bücherkasten  ufn?.), 
gcbraucf)t  alfo  biefe^  QBort,  baß  fonft  bie  liegenbe  £abc  bcjcic^net,  noc^ 
in  einem  jtoeitcn  6inne.  (Jinem  9'corbbeutfd)cn  ift  Kasten  in  biefcr 
93cbcutung  ganj  unbekannt.  0ic  nörblit^c  QUcrbrcitung^grenje  oon 
Kasten  'ßc^ranf  fcf)lie§t  'TD^öijrcn  unb  haß  njcftlic^c  93öi)men  C^Bin« 
terberg,  d^otiefc^au)  ein;  haß  nörblic^e  93ö^men  gebraucbt  mcift  Schrank, 
ebcnfo  Getieften  au^er  ^roppau.  3n  93apcrn  gehören  Obcrpfalj  ('2Im= 
bcrg,  9^cumarft)  unb  Oberbat)ern  jum  ®zhkt  oon  Kasten,  haß  and) 
in  '^nßhad)  neben  Schrank  noc^  oorfommt,  toeiter  '^öürtt.,  haß  füb- 
lid)c  <23abcn  (9xaftatt,  <5rciburg,  ©onauefd).,  5?onft.)  unb  (flfa§'). 
9'cörblic^  oon  biefcr  ©renslinic  toirb  Schrank  gebrauc&t.  3n  öfterr. 
toirb  Kasten  auc^  in  ber  Sc^riftfpracbc  ocrtocnbet,  3.  ^.  oon  ©reinj 
in  bem  tiroler  9^oman  ^üerfeclcn  247  (zwei  Kästen).  (Stegemann 
fd)rcibt   in    bem   Slfäffer  9voman  "Daniel  Sunt  230  Kasten   nur   im 


1)  <B^®.  II  1  e.  17  91.  5:  „feinem  Äoc^c  in  ünfcr  Aachen fein 

oerf^toffen  fpinbt  ober  be^altnu^  geftattcf." 

^)  0ic  ältere  QSeseicbnung,  bie  Schrank  in  9^ürnberg  abgelöft  t)at,  ift 
Kalter  (=  Gehalter  f.  unten);  ogl.  baö  SJiürnberger  ^eutfci) •  2at.  Qßörtcr- 
93ücbtcin  (1732)  S.  60.  "vlluc^  Sianß  (Sacb^  tocnbct  fic  an:  ibct)nc  '3Gßof)nungS- 
tocfcn  174. 

*)  „sränk,  mais  plutöt  khäste  m."  Senrp  Dial.  de  Colm.  212.  (Slf. 
QBb.  I  476. 


I 


-474  Gpinb 

©ialog,  aber  in  bcr  Srjä^lung  Schrank,  ba^  er  alfo  allein  al^  l^b. 
onftel(>t.    ^ud^  im  ^Zbl.  ^ei§t  ber  Gc^ranf  käst. 

4,  örflic^  befd)ränff  iff  Schaff  in  ^önig^b.  (Kleider-,  Bücher-, 
Speise-,  Küchenschaff),  öon  ^xi\d)hm  Qöb.  II  253  al^  allgemein^ 
preu^ifd)  öcrjeic^nef.  (S:ß  ift  bie  \)b.  "Jorm  be^  bur(^  bie  nbb.  'SiJ^unb^ 
arten  bur(^gcl^enben  Schapp  ^),  lof^r.  Schaff,  luf .  Schaf  '6c^ranf'  ^), 
mnbb.  schap  ®).  3m  obb.  ©cbiet  bebeutet  Schaff  ein  ^bljcrne^  ©efä§ 
(f.  oben  S.  73),  toie  fc^on  m^b.  schaf,  a^b.  scaf,  altfäd)f.  skap 
*9^a^',  bagegcn  bie  auf  -t  au^gc^enbe  ^orm  Schaft  einen  64>ran!, 
gum  ^cil  fpcjieH  ein  Dorn  offene^  93retfergeftell,  "iRegal  für  93üc^cr, 
Küchengerät  u.  bgl.  ©iefe^  'SBort  gcl)ört  namentlich  bem  Qöeften  an: 
toeftfäl.  lotl^r.  Schaft  Q'va^men,  93rett,  ©eftell  befonbcrä  für  Küc^enge^ 
fc^irr  6c^mcläer  Untcrfcl).  14,  goümann  Qöb.  432,  elf.  Schaft  bgl. 
elf.  QBb.  U  400,  fcf)h)äb.  Schäftle  6c^ranl,  "^Büc^er  aufauftcHen 
6(i)mib  QOöb.  450,  f^toeij.  Schaft  offener  Sc^ranl  (Küchen-,  Ge- 
schirr-, Bücherschaft)  Seiler  93a^l.  9)?.  250,  a\i6)  für  ^ern  bc= 
äcugt,  in  'xRappcnau  Schaft  „6c^ran!  namtnüid)  beim  "SOZilitär"  J^fltu 
finger  "Job.  159.  ©a^  QBort  toirb  au(^  in  ber  Sc^riftfprac^e  ange» 
toenbct:  Äcffc,  "^etcr  ß^amcnjinb  192  (Bücherschaft),  3a^n  Äclben 
beö  ^lltag^.  —  S^meUer  ^b.  11  383  \)at  au^erbem  noc^  ba^r.  die 
Schäfan  'SteHbrctt  für  QBerfjcuge,  aus^  too^l  93ü(^er'. 

9^cben  bicfcn  oier  '^Scjcic^nungen,  bk  für  ^b.  gelten  fönnen,  gibt 
e^  no(^  einige  me'^r  ober  toeniger  munbartlic^c  unb  »eroltete.  3m 
toeftlic^en  ^eile  bc^  ©ebiet^  oon  Schrank  beftcl)t  eine  munbartlic^e 
^Zebenform   Schank*),    ml^b.   schanc,    bie    jtc^   oon   £ot^ringen   unb 


^)  ©timmc  ^lattb.  'SJJunbarten  160  ocrjcic^net  Schapp  aui  Sauer« 
tanb,  '2öcftf.,  ©it^marfc^en  unb  9}?e(ilcnb.  sap  in  Sc^roalcnberg  bei  '^pr- 
mont  3b.  f.  nbb.  6pr.  32,  165.  'QBanbfct)ranr  im  Äarj,  Cicfenberg  Stieger 
SKunbort  191.  'Äleiner  epcifefc^ranf  ^tein  ^roü.-QGßb.  H  107.  3n  Silbe«- 
^eim  unb  auf  fictgolanb  (skap)  ®<2öb.  IX  2015. 

»)  ^^oUmann  05? b.  431.    <2ßb.  luf.  SO^.  372. 

')  <23clegc  bei  Gc^iacr-eübien  <2öb.  u.  schap.  Qluc^  ^b.  ^efte  be8  16. 
3a'^r^unbertg  ^abcn  bie  nbb.  ^orm:  Äoforbnung  Serj.  3of)ann  '21Ibrcd>t« 
0.  =OTc(ilenburg  (1560)  ®5?®.  II  1  S.  104  (^^üd)erfc^ranf).  6aftron>  I  72 
(6petfefc^ranf).  eine  Äölnifcl)«  llrlunbc  beö  3a^re«  1455  (^ubt.  b.  ®cf.  f. 
x\)txn.  ®cfc^.  XXII  2  6.  356  9^r.  580)  bietet  bie  g=orm  Schaff  Sc^ranl  für 
Hrfunben.    93gl.  aud)  bän.  Skab  'Sd)ranl'. 

*)  "SKan  nimmt  gcwö^nUct)  Sbentität  oon  Schank  unb  Schrank  an.  3um 
93crluft  be^  r  ogl.  QCßilmannö  ©cutf^c  ©ramm.  P  141  (ju  bcn  'fällen  noc^ 
nbb.  Schamm  =  obb.  Schramm  'bie  ganje  Seite  unter  bem  '23tatt  [beim 
^Icifd)]'  Sd^umann  QSßortfd).  o.  2üb<id  i'A)  fomic  ©üntert  9\cimn>ortbilbungcn 


epinb  475 

6Ifa§^)  über  ioeffcn')  hiß  nad)  ^t)üringcn*)  unb  in^  ^ränfif^c*)  cr= 
•ftrccff.  3m  toeftlic^en  Q3ogtIanb  enffpric^f  Schänkbank  öfflic^cm 
Schrank  °).  '^odb  in  93erlin  bcftanb  früher  bcr  jc^t  veraltete  "^lu^-- 
brucf  Eckschänke  für  einen  bk  Simmerecfe  füttenben  (Bd)vant  (mit 
breiccügem  ®runbri§)  für  ®cfd)irr.  3n  ber  93ebeutung  'QSccfauf  öon 
geiftigen  ©ctränfen  (^cin,  '^Bier)'  ift  Schank,  Ausschank  gemein= 
^oc^beuffd). 

ßincn  befonberen  ^u^brucf  für  ben  Qd^vani,  Köthe,  \)at  ßeipjig 
gc^bf.  93cier,  ÄanbrDerfer=2ericon  S.  225  fd)reibt:  „Köhte  meinet 
5u  ßeipäig  einen  ^(eiber!aften,  hai  ^ci§f  ju  ©reiben  ein  Kalder,  in 
©ac^fen  ein  Schapp,  bcr  "^ranfe  fpric^t  Schrägen."  Sebler^  Unio.^ 
£cr.  (XV  (8eipäig  1737)  6.  1385)  ))at  aU  etic^toort  für  ec^ranf 
nur  Köthe  ®).  3e^t  ift  baß  ^Oöorf  in  Ceipjig  üeralfet  unb  nad)  9}^üüer= 
<5raureuf^  ^h.  II  89  nur  noc^  um  £eip5ig  gebräuchlich  ^. 

3u  biefen  öeraltcten  Wörtern  gel)ört  and)  Almar  Almer  f.,  baß 
'iPopotpitfci)  Voc.  Austr.  I  fol.  199  alß  \d)U[\^d)  bejcugf  (Kleider-, 
Brod-,  Tisch -Almar),  ^belung  ^b.  I  220  ber  Oberpfalj,  bcm 
mei§nifcf)en  (Erjgebirge  unb  6c{)(eficn  ^ufcfjreibf ;  fc^toeiä.  Almäre  '6c^ranf 
für  Gpeifen,  ©cfcf)irr'  ift  im  95eralfen  begriffen,  Sc^toeij.  3b.  I  189. 
Qß  ift  baß  mitteUat.  abnaria,  lat  armarium.  —  ®kxd)\aüß  »eraltet 
ift  ein  jtDeife^  £ef)ntt)ort  anß  bem  2afcinifd)en,  Schrein  'Qabt  unb 
'Getrau!'  =  mt)b.  mnbb.  schrin  üi)b.  scrini  auß  lat.  scrinium 
'^apfel,  ^äfic{)en'.  0a§  ^ort  fommt  ^oc^beutfc^  nur  nod)  alß  ^r- 
c^ai^mu^  bcr  bict)terifd)en  Sprache  (j.  93.  in  ©oef^c^  ^auft)  unb  alß 
tcc^nifc^er   "Slu^brucf   für    btn    mittelalterlichen    9Reliquien=    unb   ^ltar= 


e.  181  "ianm.  3.  QBenn  g^rancf  «anj.  f.  beutfc^.  eifert.  21,  306  f.  schenken 
Q^b.  scenken  'jum  "5rinfen  eingießen'  mit  9Rec^t  oon  af)b.  scanc  '©efc&trr- 
gefteU'  ableitet,  fo  mu^  bie  ^^cbcnform  of)ne  r  alt  fein,  ha  baß  QSerbum 
aud)  im  '2lltfrieraf<i)en  (skenka),  ^ngclfäc^fifcf)cn  (scencan)  unb  '21ltnorbifc^cn 
(skenkja)  oertreten  ift. 

')  g^oürnann  ^b.  434.    €(f.  QBb.  II  421. 

*)  3n  Äeffcn  au0fcf)lie§lic^  ^crrfcbcnb,  93ilmar  3b.  341.  3n  bcr  <TOet- 
terau,  am  9R^ein  unb  ^D?ain,  Greceüu«  QCßb.  717.  Sn  efcf)enrob  3.  f.  b.  9}Z. 
V  248.  3^crncr  in  öanbfc^ub^^eim  ßens  QBb.  59.  63,  9?appenau  ^eifinger 
<2Bb.  160.  179  (häufiger  alß  Schrank). 

')  öcrfel  5^ür.  204  Schank  m.  eBl'cbranf. 

*)  6cbmeUer  «^ßb.  II  431.    6c^mib  <2ßb.  452.    ®<2öb.  ES  2160. 

*)  ©erbet  ©ramm.  6.  68. 

•)  6ö  unterfc^eibct  Kleider-,  Speiß-.  Wäsche-Köthen. 

')  ®a*  ©"^b.  V  1885  jitiert  bafür  nocb  ben  Voc.  opt.  Ceipjig  1501 
unb  '^Itxß  Dictionarium  germanico-latinum   (ßöln  1727)  löte  armarium. 


476  epinb 

fc^rcin  x>ov,  ft>ä^rcnb  haß  abgeleitete  Schreiner  in  einem  ^eil  bti 
bcu{fd)cn  Spracf)gebicf^  tio6)  ganj  lebenbtg  ift  (f.  Qlrf.  Tischler)» 
"^opoipiffcf)  Voc.  Halensia,  Jenensia  et  Gerana  fol.  78  R  fd)rcibf 
noc^  für  feine  Seit  (cor  1774)  Schrein  Bresben  ju.  9}ZüIIcr'»*5fau= 
rcufl^  Oberfä4)f.  QBb.  ^at  baß  'SBort  jcboc^  nic^t.  SO^unbarilic^  ift 
Schrein,  ober  in  ber  93ebeutung  '^rul>e'  für  Curemb.  C^ßb.  lur.  "SOi. 
398),  Schreinchen  '9'^eben(abe  in  ber  ^ifte'  für  9^affau  (^e^rein 
QSolf^fp.  368)  bcseugt. 

Äauptfäcblic^  fübbeutf(^,  aber  tt>ie  bie  *23emerfung  öon  93eicr  jeigt, 
au6)  mittclbcuffd)  ift  Gehalter,  barou^  Kalter,  unb  Behalter  'ßc^ranf, 
eigentlich  ''23e^ältni2i' :  bapr.  Kalter  QBönbfd)ronf,  Behalter  6rf)ranf 
©cbmctter  'Job.  I  1101,  Kalter  im  l^cutigen  6c^h?äbifrf)  fd)on  oeraltcf 
^ifcfjer  <2öb.  III  186,  fd)n)ei8.  G'hältli  '^ac^  in  einem  'lOZöbel'  Seiler 
<SafI.  ^,  135. 

<i)iefc  5at)Ireic^en  93enennungen  be^  ^cöbeB  Rängen  mit  bem  t>tx- 
fd)iebenen  Urfprung  ber  6c^ranfarten  ^ufammen.  3u  unterfd)eiben  iff 
namentlich  ber  6cbranf  mit  ^äc^ern  unb  ber  ^leiberfc^ranf  o^nc  <5ä(^er. 
ßtfterer  gcljt  big  in^  "illtertum  5urücl.  ®ag  latcinifcf)e  armarium,  toie 
tß  3,  "53.  ein  ©cmälbe  in  Äerculaneum  ^)  abbilbet,  glic^  mit  feinen 
^äc{)ern  unb  ^ürcn  ganj  unfcrm  6c^rcn!'''),  unb  n^b.  Almar,  it. 
armadio,  fr5.  aumaire  armoire,  rum.  almar  uf».  jcigt  auc^  ben 
fpracl)lic^en  Sufammen^ang.  dagegen  ift  ber  facblofc  ^leiberfd)ranf  fo 
früb  ni(^t  nac^toeiöbar:  im  Altertum  tourbcn  bic  Kleiber  in  Säften  ober 
^ruljen  (y.ißoxög,  arca)  aufbetoa^rt,  tpie  nocb  l)cutc  oon  unfern  "Bauern. 
®cr  ^leiberf^ranf  fd(>eint  etft  im  fpätercn  '3}?ittelaltcr  burcb  *2lufrec^t- 
fteUen  ber  ^leibertrul)e  entftanben  ju  fein,  er  ift,  iric  ein  nbb.  Brevi- 
logus  öon  1403  c^  au^brüdt,  eine  cista  sursum  erecta*).  ©arau^ 
crtlärt  fi^  feine  obb.  ^Scjeicönung  al^  Kasten,  bie  freilii^  im  Ohb. 
bann  ouc^  auf  ben  mit  '5äd)ern  ocrfe^enen  Qd^vant  au^gebcbnt  trurbe, 
toeit  bcibc  'Slrtcn  t>on  Sc^ränfen  flc^  äu§ertict)  fe^r  ö^nlic^  würben. 
0er  ^lu^brucE  Stehkasten  in  Öfterr.  (3.  ^.  in  ScH  a.  6.),  ber  baß' 
felbc  bebeutet  h)ie   cista  sursum  erecta,   bringt   bicfc  Gntfte^ung  bc^ 


*)  ^aß  93ilb  fteüt  groten  in  einer  6d)uftern)crf ftätte  bar:  ber  6c^ranf 
bient  5ur  "iJlufbenjabrung  oon  6cbu^cn  in  oier  '5äct)crR:  Daremberg  et  Saglio 
Dict.  I  432  %  522.    Ooerbecf  Pompeji*  582. 

'-)  ®a^  audf  fd)on  bic  ©riccbcn  folcbe  6c^ränfc  befa^en,  folgt  au* 
armariola  Graeca  bei  '^plautug  Trucul.  55;  ber  griccbifdjc  '^lusbrucf  fc^einf 
nvQyioKos  geujefen  ju  fein,  f.  Gagtio  in  Daremberg-Saglio's  Dict.  I  433. 

=*)  ecfoiUer-eübben  ^Ixibb.  Oöb.  u.  Spint. 


Spinb  477 

^lc{bcrfd)ran!^  noc§  bcutlic^er  jum  "^lu^brucf.  ®a^  ^ort  Schrein, 
m^b.  schiln,  a^b.  scrini  cu^  lat  scrinium,  \)at  eine  ä^nlic^c  QnU 
toicflung  genommen.  Sa^  laf.  scrinium  toar  eine  5?apfel  ober  ein 
^äftc^en,  unb  ber  beutfc()e  6c^rein,  ipie  ber  9\eliqutcnfd)rein,  bcr  ^ofen-- 
fc^rein,  toar  gleichfalls  ein  Waffen.  Snbem  bie  9'^eliquienfc^reine  al§ 
fc|)rantartige,  b.  \).  nad)  oorn  fic^  öffnenbc  ^uffä^e  auf  SHltären  geffaltct 
tourben,  erhielt  ta§  ^ort  Schrein  au(^  bie  "^cbeutung  cine^  Sc^ranfeS  ^). 

33on  ben  übrigen  *2lusbrücfen  für  'ßc^ranf  finb  Behalter  unb  Ge- 
hälter (Kalter)  gang  allgemeine  93enennungen  nac^  bcm  Stoecf.  Rubere 
bcäcic^ncn  urfprünglic^  befonbere  Sc^ranfarten.  ^aß  ^oxt  Schrank 
(f^lef.  der  Schranken,  munbartl.  Schranka)  bcbeufef  ba^felbe  toic 
Schranke,  '©itter,  (Sinfriebigung'  unb  be5og  fic^  3unä(^ft  auf  bit  mit 
(Sittertüren  gefd)loffenen  6c^ränfc,  toie  fie  in  ben  ^ircl)en  äur  "Slufbe« 
toa^rung  Pon  QReliquien,  ^aramenten,  '^rac^tgsfä^cn  u.  bgl.  gebraucht 
tourben  unb  bann  aucb  ju  profanen  SioecEcu  oertoenbct  tourben.  '5)ie 
©itterfür  f4)rumpftc  f4)lie§lic^  ju  einem  fleinen  ©ifferfcnffer  in  ber 
Sc^ranftür  jufammen.  Spind  bebeutsfe,  toie  bereift  jur  Sprache  fam, 
urfprünglic^  ben  Gpeifcfc^ranf,   auS   bem  QJorräte  „gefpenbet"   toerben. 

Schaff  Schapp  ift  noc^  nic^f  erflärt.  ©a^  biz  '^Sebeufung  'Oc« 
fä§',  befonberS  '^ölserneS  ®efä§  für  t^lüfftgfeiten,  auc^  ©etrcibema§, 
ßc^effel',  bie  baß  933orf  feit  ältefter  Seit  \)at  (a^b.  scaph,  altfäc^f. 
scap  '^a^'j,  jlc^  ju  bem  Sinne  'öc^ranf  enttoicfelt  l)ätte,  ift  natürlich 
fc^r  untt>a^rfd)einlic^.  Sie  ältefte  ^orm  ber  ^ejeic^nung  fcl)eint  btc 
Sufammenfe^ung  ai^b.  scafreita  anbb.  scapreida.  Q3gl.  6teinmet)cr 
unb  SieöerS  'Sl^b.  ®loff.  III  373,  61  incitella  scapreida.  est  autem 
quasi  tabulatum  quoddam  utensüibus  aptatum  quod  quidara 
scaph  appellant.  129,  52:  toreuraa  scafreida  vel  scanc.  6ic 
lebt  fort  in  fd)tociä.  Schaffreite  (mljb.  schafreite),  mnbl.  schafrade 
'^üc^enfc^ranf,  tobrtl.  ©eftell  für  Scl)affe.  ©er  itvdtz  93cftanbteil 
Reite  fommt  noc^  munbartlic^  por:  fd)tt)ci3.  Reiti  f.  '9?aum  jur  '2luf- 
betoa^rung  oon  Q3orräten  ober  ©eräten'  6rf)tt>ei3.  3b.  VI  1649.  SQOßb. 
VIII  767.  2036.  Schapp  Schaff  'ßc^ranr  ift  bann  "Slblürjung  oon 
scafareita  Schaffreite  toie  Blei  oon  Bleistift,  Dom  t»on  Domkirche 
(^u^nS  Stfc^r.  39,  547),  Bock  oon  Bockbier,  öfterr.  der  Werkel,  der 
Aschen  =  Werkel-,  Aschenmann  ufn?.  ^atfäc^licf)  ^at  Schaff 
Schapp    DorjugiitDcife    bie  93ebeutung   '©cftcll   für    ®cfä§e,   5?ücf)en« 

^)  3m  Voc.  ex  quo  (Ulm  1480):  Scrinium  ein  fd)rcin  ober  fcftanl.  ®ic 
Schreine  erfcf)eincn  befonber^  a\i  Qlff enfc^ränfc,  ba^cr  ScLreinhalter  =  21ftuac 
(5?rüni^  Oeton.  gnc.  148.  ^b.  S.  410). 


478  Spint)  —  Splitter 

fd)ran!',  bann  aud)  '©eftcü  für  *53üc^er,  offener  6c^ranf .  93gl.  ^tüni^- 
9cf.  enc.  148.  <33b.  6.  152:  „Schaff,  toelc^e^  Ic^ferc,  bcfonbcrg  im 
93ranbcnburgif(^en,  au6)  ein  offene^  93cl)ä(fni^  onscigt,  Getier  etc. 
barcuf  äu  fe^en."  ©iefc  'SIbfürjung  fonnte  ba  ^ta^  greifen,  too  ba^ 
'Sßort  Schaff  im  6inne  öon  ®efä§  »erloren  gegangen  toar. 

^aß  fäc^f.  Köthe  fe^f  ioitbcbranb  ®^b.  V  1885  =  Kot 
Kote  Kote  'ioüttc'  unb  oergleic^f  bic  93ebeutungen  öon  gadem  'Äau^, 
Kammer,  ßc^ranf.  ^er  oermitteinbc  93egriff  \oü  bann  too^l  'fammer* 
artige  ^anbnifd)e,  <2Banbfc^ranf  gemefen  fein. 

QSon  Almar  unb  Behalter,  Kalter  abgefe^en,  ^anbelt  e^  ftc| 
alfo  burc^tocg  um  9^amen  beftimmter  6c^ran!arten  (©itterf^ran!,  Gpeife» 
fd)ranf,  @efd)irrfd)rant,  ^(eiberfaften),  bie  in  einzelnen  2anbf4)affcn  oer= 
aUgemeinert  tourben  unb  öon  bcncn  einige  su  Weiterer,  ^ocI>beutfd)er 
©eltung  gelangten.  3n  <c>d)xi\U  unb  ilmgang^fpra^e  am  toeifeften 
oerbreitet  ift  Schrank,  aber  auc^  bic^  QBort  fd)eint  jeittoeilig  unb 
fteUentoeife  au§er  ©cbrauc^  gefommen  ju  fein.  933enigften^  mac^t 
^rüni^  Oefon.  (?ncpcl.  148.  93b.  6.  152  bie  merftoürbige  "Eingabe: 
„®ie  <o(i)vär\h  ober  6pinben  ju  ben  Kleibern  ober  jum  Schreiben 
ipcrben  je^t  S^cretaire  genannt:  man  fagt  ba^cr  nic^t  mc^r  ein  Klei- 
derschrank, Schreibeschrank,  fonbem  ein  Kleider- Secretair, 
Schreibe-Secretair."  ^m  (5nbe  be^  19.  3al)r^unbert^  toar  Kleider- 
sekretär ööUig  unbcfannt,  unb  nur  Sekretär  gleich  bem  fran5öftfct)cn 
*3Ößort  für  einen  Sd)reibfd)rant,  eine  Q3erbinbung  öon  6c^reibtifd)  unb 
6(^ranf  für  Sc|)rifffa(^en,  „gc()cime"  Rapiere  u.  bgl.,  gebräuchlich. 
Se^t  ift  9^ame  unb  6ac^e,  cbenfo  toie  baß  Zylinderbureau,  ein 
6c^reibfd)ranf  mit  gplinberföcmig  gewölbtem  'xRoUlaben,  toenig  met)r 
üblich). 

eptittet 

fpi^eö  iooljftücEc^en,  toie  man  e^  ftc^  leicht  in  bcn  Ringer  ein- 
reibt. ®ag  ^orf  fd)eint  nur  in  'Söürttemb.  unb  auc^  im  fränfifci)en 
©ebiet  nic^t  üblici)  5U  fein'),  ^uc^  fonft  befte^en  no^  anbere  21u^- 
brüc!c  neben  Sphtter,  bk  äum  Seil  an  ber  Orenje  bc^  '3}Zunbartlicben 
liegen.  '211^  \)b.  barf  tool)l  gelten  baß  mittel»  unb  füboffbeutfcfjc 
Schiefer,  baß  in  93crlin  unb  fonft  nur  baß  fiel)  in  'platten  ober 
Blätter  fpaltenbe  ©eftcin  be3eic|)net,  im  Often  aber  auc|>  ben  ibolj» 
fplitter  hcbzuUt  (fc^lcf.  er  hat  sich  einen  Schiefer  in  den  Finger 

')  e.  'Jranfe  Cauft^.  «^Kagajin  64  (1888),  112  f.  rechnet  Spütter  jn  Öett 
mb.  'SJörtern,  bie  crft  buri^  Cutter  gcmeinbeuffcä^  »urben. 


Splitter  —  fprcngen  479' 

gejagt).  Schiefer  in  btcfcm  6innc,  aii  fäc^)lfd)  gebucht  oon  ^Ü^üllct:= 
<5raureut^  ^b.  II  424  ^),  ipirb  mir  bezeugt  für  ^ofcn,  6rf)Icficn '), 
9]^ctmngcn '),  93a^crn*),  ^iroP),  Ober^  unb  9cicbcröffcrr.,  9?^äi)rcn, 
93ö^mcn,  Öff.-Sd)le|ien.  dlaö)  £erer  'SBb.  217  gei)ört  c§  auc^  ber 
färntifd)cn  9}?unbart  an.  dreccliu«  (<2öb.  727),  QSitaar  (3b.  348) 
unb  ^fifter  (5cac^tr.  248)  ocrjcic^ncn  ^eff.  Schibber  (Schiwwer): 
ich  habe  mir  einen  Schibber  in  den  Fmger  gestoßen  (öfterr. 
eingezogen,  fd)Icf.  gejagt).  ^Icin  ^roD.--^b.  II  (1792)  114  buchte 
Schihfer  eplittcr  aiß  bapr.-öft.,  9f^icoIai  9^ctfc  V,  93c^Iagc  6.  126 
an  Schiffern  einziehen  al§  öfferr.,  '2Ibclung  92ßb.  IE  1444  al§ 
obcrb.  •). 

3n  ßcngenf.,  Coburg,  9^ürnb.,  '2In^b.,  Kempten,  "^ürttcmb.  ein^ 
fd)Iic§lt(^  Äeilbronn,  93ru(^fal  ift  Spreissel,  toürtt.  der  Spreißen  gc= 
bräuc^lid),  alfo  im  ©cbief  bc^  Q3ogtIänbifd)cn,  '5rän!ifd)cn ")  unb  Sc^toä= 
bifc^en^.  Äcrfel  ^\)üv.  232  oerjcic^ncf  e§  and)  au^  ^i)ürtngcn  ((Sr= 
fürt).  S^  ift  ha^  m\)b.  spri^el  m.,  tirol.  der  Sprissel  neben  bai 
Spreißel  (Schöpf  3b.  693),  frf)tt)ci3.  Sprisse  m.,  Sprißh  ntr.  (Seiler 
^afler  9}^unbarf  275),  elf.  iot\)v.  Sprisse  m.  ((flf.  9Bb.  U  561. 
<5oamann  ^b.  489)«). 

3n  9ceumarff  in  b.  Oberpfals  fagf  man  sich  einen  Spieß  ein- 
reißen: Spieße  i)ei§en  bk  Splitter  auc^  in  6t.  ©allen.  Spalten 
in  "Slug^b.  neben  SpHtter  fann  !aum  al^  t)b.  gelten.  Sbenfo  toenig 
Schliwwer  Schlibber  in  5?obI.,  ^ainj,  Sn^eibr.,  gif."). 

fprengen 

mit  Gaffer  in  bünnen  Stral)len  (5.  93.  mittele  ber  '^Braufe  einer 
@ie§fanne)  ober  in  tropfen  bene^cn.     "Sluc^  besprengen.    SOZan  fagt 

*)  ^^ac^  £ang  3.  f- b.  9}?.  IX  13  ift  Schiefer  unb  Splitterwefterjgebirgifd). 
*)  QSgl.  ^ein^otb  93eitr.  82. 
»)  cögl.  epic§  3b.  211. 
*)  ec^meücr  <2ßb.  U  385, 
*)  ed)öpf  3b.  609. 

«)  «5)0«  ®Qöb.  IX  1  belegt  bcn  "iJlugbrucf  aug  Äo^berg  unb  '21bra^am 
a  S.  (£lara. 

')  ^gl.  6pie§  3b.  238. 

8)  ®qßb.  X  2,  11. 

^  QSilmar  3b.  394  jitiert  aug  &.  Stäben  (1567)  ein  jc^t  nic^t  mc^r 
übliche«  Sprieß.    <S>'^b.  X  2,  11:  t^ür.  f(^tt)äb.  ba^r.  Sprissel. 

'")  93gl.  Stifter  9vac^tr.  254  Schliwwer  (am  3}iain).  Äc^rein  93olfsfp. 
352.  ereceliuö  qßb.  739.  "Slutenriet^  3b.  125.  Älein  ^roo.-9Bb.  114  (pfälj. 
Schliwer). 


480  fprengcn  —  fpuden 

in  93cclin  den  Rasen  sprengen,  btc  QSäfdjc  »or  bem  Q'^ollcn  ein- 
sprengen, die  Straßen  sprengen,  unb  bec  "^Baffertoagen,  bcr  au^ 
öiclen  9?5^rcn  ba^  ^Cßaffcr  in  bünnen  Strat)Ien  cntfcnbet,  ^ei§f  bcr 
Sprengwagen.  0cr  tociter  öerbreifetc  t)b.  ^u^brud  ift  spritzen, 
sprengen  toirb  in  9'^orb=  unb  'SO^iffelbeuffc^l.,  g.  93.  in  6fcffin, 
Äamb.,  9^orbcn,  in  6ac^fen^)  (£cipä.,  ©reiben),  6d^lcfien,  ^infcn, 
•Julba  gebraucht,  aber  e^  gct)t  in  bicfem  ©cbiet  nic^f  burcb  unb  fc^cinf 
im  9^ü(lgang  begriffen.  ^u§  ßaubac^  toirb  mir  berichtet,  ba^  bort 
nur  nod)  ältere  2eufc  sprengen,  jüngere  spritzen  ober  gießen,  aber 
Sprengwagen  fagen.  3n  ©anjig  toirb  sprengen  aU  „gegiert" 
cmpfunben,  unb  spritzen  ober  gießen  öorgcjogen.  —  3n  Sübtoeft« 
unb  6übbeutf(^l.  n>irb  munbor tli(^  sprenzen  (m^b.  sprenzen  neben 
sprengen)  in  gleii^em  Ginne  oertocnbet:  Gif.  ^b.  II  561.  ^oü' 
monn  ^b.  489.  ^a^mer  3.  f.  b.  9}^.  1916  6.288  (<2lmt  9^affatt). 
3.  <2öebcr  ebb.  6.  367.  ec^metter  <2ßb.  II  704.  3m  Übrigen  ift 
spritzen,  bespritzen,  bic  QBäfd)e  einspritzen,  aud)  gießen,  be- 
gießen bie  \)t.  93e3eic^nung. 

ift  je^t  fd)on  faft  au^f(^lic§lic^  ber  gemein]^oc^beutfd)e  ^u^brucf 
für  *6peic^el  au^tocrfen'  getoorben.  3n  93erlin  toirb  nur  spucken 
gefogt  unb  and)  neben  speien  gefd)rieben;  speien  ift  bort  nur  93u(^tt)ort, 
abgefel)en  baoon,  ba^  bic  Gtubentenfprac^c  e^  im  6innc  öon  'jtc^  er« 
bred)en'  ocrtocnbet.  '^üv  bie  llmgang^fprac^c  toirb  mir  speien  "spuere' 
noc^  bejeugt  an€  Giegburg  (and)  aui  bcr  9!Runbart  oon  ©roffe  in 
Getieften),  aU  feltcncr  toie  spucken  au^  93Zeiningen,  SOiainj;  speien 
unb  befonber^  ausspeien  mc^rfac^  au€  öfterr.,  Sudm.,  ©tfc^.^Cicbau, 
Seil  a.  G.  (jebod)  öorjug^toeife  in  ber  93cbeutung  'erbrc^cn').  '^ür  bic 
■SDiunbarten  ift  speien  "spuere'  in  ben  lautlicb  cntfprec^enbcn  formen 
noc^  >?erfd)icbcntlic^  bcäcugt:  in  ^rcfclb  speuen  (neben  spucken),  gött. 
spien  Gc^ambac^  933b.  204,  elf.  spoie^  spaue°  Gif.  9Bb.  II  533, 
toä^rcnb  spucken  nac^  Äenrt)  Dial.  de  Golm.  219  in  ^olmar  un-- 
bcfannt  ift'),  fd)mci3.  speuje:  Geiler  93aflcr  9}^.  271.  ®<2Bb.  X 
1,  2196.  Gonft  ^at  speien  auf  einem  tocifcn  ©cbict  bk  '53ebeutung 
'erbrechen',   namentlich  in  öfterr.,  munbartl.  speiben,   obcrfäcbf.  tocft-- 

^)  9SgI.  9}iüacr.'5raureut^  <3ßb.  II  544. 

')  dagegen  fefjlt  speien  j.  <53.  in  ^^üringen  na*  Äcrtcl  5^ür.  231, 
ncbft  spucken  in  S)anbfc^ut)0t)cim  nac^  ßenj  *355b.  66,  ift  tt)cnig  gc&räucblic^ 
in  ber  9^eumart  Sanncil  QBb.  203. 


fpucfctt  481 

^rjgeb.  speien  Sang  3.  f.  b.  9)^.  IX  13,  Füller --^raurcuf^  'Job.  11 
534,  attmärf.  spin  ©anncil  90ßb.  203,  elf.  spaue^  speie°  QBb.  11 
533,  tt)ic  fc^on  erteätjnt,  and)  in  bcr  Stubenfcnfprac^c  unb  fc^on  bei 
9^eufer  Gc^elmuf^fp  6.  69.  70.  130,  m^b.  spien  in  bemfelben  Sinne  ^). 
3n  ^ien  toirb  ba^  oulgärc  speiben  (bic  'Jorm  speien  ift  nic^f  üblic^) 
nur  in  biefem  Sinne  gebraucht. 

3n  ber  ^b.  Sc^riftfprac^e  toirb  jotoo^l  spucken  toic  speien  öer^ 
toenbef,  obtoo^l  spucken  manchen  für  öutgär  galt.  Slbelung  ^b.  IV 
.248  bcjeic^nef  e^  al€  ein  nur  im  gemeinen  ßeben  unb  ber  üertraulii^en 
Sprec^art  Ober»  unb  92ieber=Sa(^fen^  üblic^e^  '^öorf.  vlad)  bem 
Sc^Ieftcr  Sfeinbac^  (1"34)  ift  e^  in  Schriften  nic^f  antoenbbar  (^eleg 
im  0QBb.  X  2,  208).  «Hber  9^äblein  (1711)  berichtet  im  ©egenteil, 
ha^  bie  ßeipjiger  feiner  Seit  nic^t  gerne  speyen  fagfen,  fonbern 
spucken  oorjogen  (ogl.  oben  6.  432  unter  schnauben),  ioepna^ 
<Hntibarbaru^  11  (1796)  440  finbet  eö  „efell)aft",  ba^  Äeumann  ^arf. 
8,  23.  3o^.  9,  6  Cut^erö  spützen  in  speien  gcänbert  \)aht,  toä^renb 
93arbt  unb  'SUic^aeli^  3o^.  9,  6  spuckte  fc^reiben.  "iHIfo  bk  "Sin- 
fiepten  gingen  im  18.  3at)r^unbert  au^einanber.  "Söenn  nad)  ioepne 
^b.  in  724  spucken  „noc^  immer  in  getoät)Iter  Sprache  gemieben" 
toirb,  fo  gilt  bie^  in  erfter  Cinic  für  9^orbbeutf(^lanb. 

Speien  ift  öon  Äau^  au^  toeit  verbreitet,  ©ie  Äerfunft  t>on 
•spucken  toirb  getoöf)nlic^  alß  oftmittelbeutfd)  bcäei(^net  *),  tocil  c^  hti 
9Räblcin  (Surop.  6prac^fd)a^,  ber  e^  juerft  (1"11)  ertoäl)nt,  al^  ober-- 
fäc^ftfc^  erfcl)eint.  ^ber  <5rifcl)  ^eutfd)-£at.  ^b.  öon  1741  nennt  e^ 
nieberfäc^nf^)'  ^belung  «SÖb.  IV  (1801)  247  ober-  unb  nieberfäc^fifc^, 
unb  ^.  ö.  ^Icin,  ber  in  ber  '^^falj  lebte  unb  bofür  ein  juöcrläffiger 
®etoät)r^mann  ift,  bu^t  e^  in  feinem  ^rot>inäial--^örtcrbui^  11  (1792) 
165  für  bai  18.  3a^rl)unbert  al^  pfäläifd)e^  ©ialefttoort.  ®a^  ^ort 
f^cint   alfo   toebcr   bem  £)hb.  nod)  bem  9cbb.  ganj   gefel)lt  ju  ^aben. 

0ie  fonftigeu  93cäcid)nungen   bemfelben  93egriff^,   bie  gr5§tenteil^ 


*)  ^Sci  IRitol  0.  3erofd)in  (um  1340).  ^txnet  in  frü^n^b.  ©loffaren: 
Speiben  ober  fpijben  Yomere  vomitare  idem  vulgär,  würgen  trecken 
focjen  Yoc.  teut.  ante  lat. ;  fpcpen  spuere,  sputare,  Tomere,  vomitare  Stieler 
^.  6pr.  2082.  ©iefe  93ebeutung  oon  speien  ift  unurfprünglic^,  bai  QBort  fjat 
onfönglic^  nur  "fpucfen*  bebeutet,  rvk  barauö  ^croorge^t,  bQ%  bie  mit  speien, 
o^b.  spiwan,  gof.  speiwan  oertoanbten  9Cßörter  lat.  spuo,  gr.  Tttvco,  lif. 
spiäuju  nur  'fpucfen'  bcbeuten  unb  für  ben  '33egriff  '\xä)  erbrechen*  ein  bt- 
fonberer  inbogermanifcber  '2lu0brud  befte^t,  lat.  vomo,  gr.  iueu»,  fir.  vämiti, 
im  ©ermanifc^en  oertretcn  burcb  altiäl.  väma  'Seefronft)ctt*. 

^J  Äepnc  <3Bb.  III  724.  <2Beiganb  <2öb.  H  936.  Q3gl.  Äluge  OBb,  437. 
Äteffdtmer    <2ßor(geogrop^ie.  31 


II 


482  fpucfcn  —  Qpndnapf 

toie  speien  unb  spucken  oon  bctfcl&en  "^öurjcl  spju-  ou^gc^cn,  muffen 
aU  munbavüid)  angefc^en  tocrbcn.  5lm  meiftcn  fämc  noc^  spützen 
aU  ^b.  in  'Betracht,  tocil  e^  £utt)cr  in  bcr  93tbcl  (9}Zorf.  7,  8  u.  ö,) 
angetocnbef  ^af.  Spützen,  ba^  al^  Sntcnftoum  ju  a^b.  spiuwan  fl0 
nur  in  bcr  "Slblcifung  »on  speien  unfcrf(i)cibcf,  gehört  ber  f^ür.,  l^cff.. 
unb  elf.  9)^unbarf  an  ^),  lof^r.  sputze^  ^),  f^tocij.  ober^cff.  speuzen '), 
pfäl^.  iot\)V.  obcrt)eff.  spauzen*),  luf.  ober^eff.  speizen*);  banebcn 
mit  r  oogtlänb.  bapr.  spirzen,  sperzen,  spirzeln*).  ©pmologifc^ 
bunfel  iff  neumärf.  crjgcb.  aulen  (^eu4)crt  3.  f.  b.  9)^.  1910  6.  42).. 

6pucfnapf 

@cfä|  5um  ^u^fpucEen,  gctoö^nlic^  au^  ^orjcUan,  felfencr  auö- 
@la«,  «iKefaH  ober  ioorj.  <2)a  ba^  <2Bort  Napf  auf  9^orbbcutf4)Ianb 
befd)rän!f  ift,  fo  ift  auc^  Spucknapf  nic^f  überall  gebräucblid),  tottb 
aber  immert)in  aud)  fd)on  in  Sübbeutfd)!.  unb  öfterrcic^  angctoenbct. 
3n  öff.^öc^lefien,  too  auc^  Napf,  munbartlic^  Napp  gebraucht  toirb, 
fel^It  bemgemä^  auc^  Spucknapf  nic^t  (munbartlic^  Spucknapp, 
-nappla. ') 

SebcnfaUg  befielen  aber  neben  Spucknapf  no(^  anberc,  gcogra^ 
p^ifd)  öerf(^iebcnc  93cäeic^nungen,  i>k  aUerbing^  jum  ^cil  ^albmunb- 
artlic^en  ß!l)aralter  l^abcn.  3n  9'^iga  Spuckschale,  in  ^5In  nac^ 
93oa  3.  f.  bffd).  Unterricht  XV  (1901)  647  Speibeck(en).  9Zamentlic^ 
fübbeutfd)  (5.  93.  in  Äcibelb.)  unb  norböfterr.  (64>Iefien,  9}^ä^rcn)  ift 
Spuckkasten,  Spuckkastl,  bcjeit^net  aber  nur  bai  ^öljerne,  nic^t 
haß  porsellancne  ©efä§  unb  toar  ba^er  früher,  too  folc^e  Säften  noc^ 
üblid)er  toarcn  alß  ^cufc,  rotit  verbreitet;  c^  toirb  mir  al^  älterer  ^u^- 
brud  auc^  au^  Q^oftoc!  bejcugt  ®).   3m  ©ebict  bcr  bat)r.--öfterr.  "SOZunbart 

1)  Äcrtel  5^ür.  231.    Salj.  OBb.  44.    gSilmor  3b.  394.  gif.  qßb.  n  554. 

2)  ^oOmann  QBb.  491. 

'')  etatbcr  QBb.  II  382.  Scitcr  «Safl.  =0?.  271.  dreccUul  QBb.  796.. 
Speuzen  ift  auc^  oorarlbergifd). 

*)  «aufenriet^  3b.  134.  goOmann  <2Bb.  491.  Äe^rcin  93oIfgfpr.  380. 
Sreceliug  <2ßb.  794. 

s)  qöb.  lur.  90^.  414.    ercccHuö  a.  a.  O. 

8)  ©erbet  ©ramm.  S.  161.    6c^mcacr  ^h.  II  685.    <3}tf)b.  spirzeln. 

')  ^ti).  Spienapp  in  ben  ©itmarf^en:  9\cgen^arbt,  ®te  bcuif^cn 
g^^unbartcn,  9ibb,  6.  119.  —  '^oporoitfrf)  Vocabula  Halensia  Pol.  79  er« 
toä^nt  Spucknäpfchen  „Sägcfpäne  continens"  au^  ^^üringcn. 

ä)  eotf)r.  Sputzkaschte.  -käschdel  'JoUmann  QSCb.  491,  elf.  Spütz-,  Spoü- 
kästle  elf.  cjßb.  I  497,  luj.  Speizköscht  QBb.  414.  6teir.  Spuckkastei  Ungcr- 
Ä^uü  etcir.  Qßortfcf).  529. 


(Spudnapi  —  ft^  fputen  485 

cntfpric^f  munbartlic^e^  Spucktrügl,  Spucktrücherl  (bti  Jlkolai  9^eifc 
V  "Scnlage  6.  132  Spej'trügerl,  Äügel  903ien.  ®ial.  151  Speib- 
trücherl),  in  3ürtd>  Speutztnihe :  fo  f)ci§en  bie  ^öljcrnen  auf  einem 
^o^cn  "JuB  ru^cnben  5:röge  ober  ^ru^en.  9]^unbartlic^  noc^  Speib- 
Ladl  in  SeU  a.  e.,   Speuchistli  in  93afel  Seiler  ^afl.  xD^.  272. 

•Slfcrc  93c3eic^nungen  ^at  un^  ^opotoitfd)  Voc.  Austr.  11  fol.  134 
^intcrlaff cn :  Spe^-pfändel  ©efä§  oon  tt)ci§em  ^Icc^,  barin  bie  ^ranfcn 
fpenen  =  ein  Spej-potchen  ber  franjöfirenbenöberfac^fen;  porjeUanene 
Speybecken.  (^i  get)f  barau^  ^eroor,  ba^  e^  fd)on  oor  1774  Spuck- 
näpfe gab,  ba^  fie  aber  oortoiegenb  für  ^ranfe  bienfcn.  'i2Ibclung 
953b.  IV  188  fcnnt  folgenbe  ^u^brücfe:  ^b.  Spuckbecken  (im  ge^ 
meinen  £eben  Speybeckeii),  Spucknapf,  Spuckkasten,  obb.  Spütz- 
becken,  -napf,  -kästen. 

ftc^  fputen 

')lc^  beeilen',  '^ai  ^ort  fann  too^I  ali  familiär,  aber  nic^f  ai^ 
rein  munbartlic^  Be5eid)nef  tperben,  obtoo^I  c^  für  nieberbeutfd)  gilt; 
benn  e^  toirb  fd)on  feif  bem  18.  Sa^r^unbert  in  ber  6d)riftfprac^e 
oertoenbcf :  QSicbig  9^afurgetDaIfen^*  57  („fpufete  ne  ftc^").  51).  ^O^ann 
^önigl.  5)oI)eit  84.  262  (in  ber  ©rjä^Iung).  Äerjog,  ®ie  "^Bisfotfen* 
87  (im  Dialog).  6piffcler,  OIpmp.  <5rü^Iing  11  234  („fpuf  bi4)"). 
Sieb  sputen  ift  ^aupffäc^Iic^  norboftbeutfd) :  t§  reid)t  t)on  "^eterlb., 
£it>(.  über  Oft--  unb  ^cftprcu^en  *),  ^ofcn.  Seriellen,  'zSlaxt  big  xRo- 
ftod,  £üb.,  Sc^le^tt).,  toirb  mir  femer  für  ^raunfc^to.,  Äannooer  (nur 
burc&  einen  ®etoät)rgmannj,  Gaffel,  93ücfeb.,  O^nabr.,  "2lrtern,  3ei^, 
Weimar,  Sad)fen  (fieipj.,  ^au^.,  xD^arfneu!.)  bejeugt  unb  felbff  [d)on 
für  füblid)erc  Orte,  9Zürnb.,  Stocibr.,  Q'xaffatt.  ^ai  ^ort  toar  ur^ 
fprünglid)  ^b.  tpie  nbb.:  a\)t,  sich  kespuoten  J\6)  fputcn',  gespuoten 
'gelingen  laffen',  altfäc^f.  spödian  förbem,  anglf.  spedan  'gelingen',, 
engl,  speed  i^eiganb  'Job.  II  938),  ift  aber  bann  im  Sübcn  aui^ 
geftorben,  im  ^^bb.  -)  unb  too^I  auc^  im  Oftmb. ')  betoat)rt  geblieben. 
®er  &;furter  6tieler  buc^t  spuden  fd)on  1691  (5.  6pr.  780).  9^ac^ 
Äluge  ^h.  u.  sputen  bringt  bai  nbb.  QBott  burc^  norbbeutfcf)e 
6c^riftfteücr  toic  ^o§  unb  9}^i)liug  (1777)  im  legten  Q3iertel  bc^  18. 

»)  93gl.  g=riic^bier  ^b.  D  358  sptden. 

*)  'iflbt.  spöden,  sik  spöden,  Scbambac^  Q55b.  207  sek  sputen,  Giefenberg 
Stieger  "3)^unbart  202  schpOudn.  nbl.  zieh  spoeden. 

*)  Äettel  'Zi)üv.  <Bpx.  232  bejcugt  sputen  für  Erfurt,  «OTütlcr-^roureuf^ 
*2ßb.  U  548  für  3»icfau. 

31* 


484  fic^  fpufen  —  Stccfnabel 

Sa^r^unbert^  in  bic  Citcrafur,  anfänglich  an6)  spuden  gefcbricbcn,  [o 
bei  ©oef^c  1774  (^n  6c^it)agcr  ^rono^:  „fpubc  biö),  ^rono^"), 
©öcEing!  1777,  QOßiclanb  1781  ^);  bann  sich  sputen  bei  £enau,  Serem. 
©off^elf,  Ä.  Äeinc,  ©riUparjer,  6torm,  Äct)fc  unb  befonber^  ®.  Heller  ^). 

®cr  in  einem  großen  5cil  be^  übrigen  6prac|)gebicteg  cntfpcec^enbc 
familiäre  "Slu^brud  iff  sich  tummeln,  er  reicht  nbrblic^  bi^  93ö^mcn 
(Q'^eii^enberg,  ßeipa,  (Sger,  6^otief(^au),  ^^üringen ')  C^ßeim.,  (Jifenac^), 
Äeffcn*),  ßotl^ringcn  ^),  £uremburg*).  'Sßciter  nbrblic^  (^oblcnj,  6ieg-- 
burg)  iff  er  feltcner,  fcl^r  l^äufig  nomenflic^  in  öfterreicb.  3n  93erlin 
ift  sich  tummeln  nur  au^  ber  (Sc^riftfprad^e  in  ber  ^ebcutung  'jtc^ 
lebhaft  umt)erben)cgcn,  ftd)  uml^crfreibcn'  (j.  93.  die  Jugend  tummelt 
sich  auf  dem  Eise)  befannf,  bie  tpicbcrum  ben  Äeffen  nac^  *23ilmar 
3b.  418  fremb  iff. 

'^nß  bat)rifd)en  6fäbfen,  ^n^b.,  9'Zürnb.,  <Sonautt)5rf^,  ^ug§b., 
toirb  mir  ber  Sbiofi^mu^  sich  schicken  =  ft(^  beeilen,  au^  "^Binfer» 
berg  in  935^mcn  sich  trachten  in  bcmfelbcn  Sinne  bcjeugf. 

®cr  gcmeint)0(^bcuff(^e  ^u^brud  sich  beeilen  ^at  eine  felfenere, 
in  ber  gefprod)cncn  6prarf)c  ni^Jf  überall  gebräuc^lidje  9ccbenform 
sich  eilen,  bie  mir  für  "^O^einingen,  Coburg,  Äannooer,  *2)orfmunb, 
<?>abcrb.,  ^refelb,  0üffclb.,  ^obl.,  ^arb.,  ^ranff.,  eifa§,  ^reiburg, 
91f(^aff.,  5?empfen  angegeben  toirb. 

9^abel  mif  fleinem  ^nopf,  um  efipa^  „ansuffedcn".  ©a^  933ort 
ift  jc^f  f4)on  faff  bie  einjige  l^b.  93c3eic^nung  biefer  9^abel,  tt)äl)renb 
'^^opotoiffc^  Voc.  Austr.  11  fol.  134  Stecknadel  für  bai  18.  ^a\)T-- 
l^unbcrf  nur  al^  fränüf^'-fä^ftf^  bcjeid^ncf  unb  bai  Q3crbum  an- 
stecken, ipic  [\ä)  oben  (S.  81  f.)  seigfc,  gcograpl)ifc^  bef(^ränff  ift. 

QSon  ben  geograp^ifd)en  6t)nont)men  l^af  Knopfnadel  in  QBinfcn 
no(^    om   meiftcn   l)oc^beutfd)cn  G^arafter.     ®a^  QBort   ift  fd)on    au^ 


')  Äepnc  qßb.  Iir  730. 

2)  ©OBb.  X,  2,  253  f. 

*)  93gl.  öerfel  o.  a.  O.  249.    Salj.  QBb.  44.    6pie^  3b.  260. 

*)  93itmar  3b.  418:  tummeln  (sich),  (dummein)  „i>ai  in  ganj  iöcffcn 
ou5f(i)licßlic^  für  ben  93cgriff  ftd)  eilen  gebräuc^Ud^c  QBort;  eilen.  Eile  fuit) 
•ilu^brüdc,  njelc^e  bcm  ©prac^fccig  bcg  ^olU§  gänjUc^  fern  liegen",  (ire- 
ccliu^  «2öb.  309. 

*)  S=ollmann  QBb.  111  sich  dummlen. 

•)  QBb.  luj.  9?i  439  sech  tommelen. 


StccEnabcI  —  3tenmad)er  485 

bem  18.  3af)r^unbcrf  belegt:  Knopff-Nadel  Sebler^  Unio.^eey.  39 
(1744)  6p.  1430;  ogl.  ferner  0^b.  V  1482,  nbb.  Kuöpnadel, 
bän.  knappenaal.  ^opoloitfc^  Voc.  Austr.  II  134  gibt  Knauf- 
nadel al^  fd)Icrifd)  an. 

<5)q^  bapr.  f^toäb.  elf.  fd)toci3.  Glufe  f.,  in  Q3orarlb.  unb  3eU  a.Q. 
auc^  narf)  öfferreic^  f)ineinrcic^enb,  in  (?([.  unb  G^tocij  mit  ber  9^cbcn= 
form  Gufe^),  bai  mir  oon  ®etoät)r^männern  für  biefc^  ©cbief  neben 
Stecknadel  angegeben  xoixb,  mu§  too^l  fd)on  ol^  munbartli^)  gelten. 
<5ifd)er  ^b.  EI  718  beseic^nct  Stecknadel  al^  nur  Ui  (Sebilbeten  in 
933ürttcmb.  neben  Glufe  oorfommenb. 

Gbenfo  fte^t  in  Öftcrreic^  (bi^  9^orbbol^men  unb  Getieften)  neben 
Stecknadel  ein  l^alb  ober  ganj  munbartlic^e^,  in  ber  ^b.  ümgangg= 
fprac^e  oeraltenbcö  Spennadel,  hai  in  bicfer  unb  anberen  <5ormen, 
Spennel,  Spendet,  pfälg.  rt)cin.  Spell  in  ben  oerfd)iebenften  teilen 
©eutfc^lanbg  munbartlicf)  ocrfretcn  ift^.  0aöon  baß  93erbum  an- 
spendeln  (f.  oben  6.  81  f.).  ®a^  anflingenbe  toeftbeutfd)e  Spengel 
(Spängel)  *)  ift  deminutio  oon  Spange. 

6tel(mac^er 

'QCßagcnmacber.  "^ür  biefen  Äanbtocrfer  befielen  5tt)ei  i)b.  93e= 
jcic^nungcn,  im9'^orben  Stellmacher,  im  6üben  Wagner.  Stell- 
macher reicht  füblic^  bi§  *^reu§.--64>tcrtcn  unb  barüber  ^inau#  nac^ 
Sudmantel  unb  Saucrnig  in  9ft.--64>leficn  (in  93icli^  unb  ^roppau 
Wagner),  ©ann  läuft  bk  ©renje  beiber  Qßörter  ätt)ifci()en  6Qc^fen 
unb  935^men   (aud^   in  9^eic^enberg  W^agner)*).     'Söeiter  gehört  baß 

»)  gSgl.  Sc^mcaer  ^b.  I  1326.  ^jifc^cr  OBb.  HI  717.  9}?eirmger  QBb. 
0.  9?appcnau  73.  Slf.  <2öb.  I  199.  ec^weij.  Sb.  II  607.  Nadel  ift  im 
6lfa§  unb  njo^l  urfprünglic^  in  biefcm  ganjen  ©ebicf  SR  ä^  nobel  in  Über- 
cinftimmung  mit  ber  ©runbbcbeufung  ■9'^äl)n>cr!Ejeug'  (gof.  nej)!»  öon  ne- 
fpinncn,  nä^cn). 

-)  Äcff.  Spennadel  Spennel  OSilmar  3b.  391.  Sreccliug  <3ßb.  795.  OBcfler- 
ttJölb.  Spännel,  brem.  f)ann.  Spendel  Sc^mibt  QBcft.  3b.  221,  nbb.  Spende! 
®<2ßb.  X  1,  2147,  bei  ^prmonf  Spenteln  «Söger  3b.  f.  nbt).  6pr.  32,  163. 
'^Jfalj,  Äobl.  Spell  ^ein  '^roo.-^b.  II  161,  «2lufcnrict^  3b.  134.  Öftcrr. 
auc^  Spernadel  in  geonfclbcn,  fteir.  Hngcr-5?^ull  <2ßb.  525,  Sperl  in  9?cu- 
marft  o.  Ä.,  ^mberg  (ogl.  Sc^mcUer  QBb.  II  681). 

')  Äcff.  Spengel  "^ftftcr  9ftac^tr.  281,  wefterwälb.  untcrr^cin.  5?e^rein 
gSolMfpr.  382,  pfälj.  ^utenriet^  3b.  134,  lof^r.  Spiegel  g^oümann  <2ßb.  494, 
luf.  Spengel  (Sangler  QBb.  424. 

*)  Tiadf  <3}iüacr-'5raurcut^  QBb.  II  559.  313  ift  Stellmacher  in  ber 
fä(f)rifc^cn  9JJunbart  üblicher  al^  Wagner,  baß  im  grägebirgc,  Q3ifc{)of«grün, 
bapr.  Q3ogtlonbc  oorfommc. 


I 


486  Stellmacher  —  Stiefel 

nörblic^ere  ^^üringcn  jc^t  fc^on  gum  öfeümac^er^CSebiet.  9üc  3ci^ 
unb  QBcimar  tvitb  mir  noc|)  Wagner  neben  Stellmacher,  für  Sife-- 
nac^,  6onber^^.  ufto.  nur  Ic^terc^,  für  SOZeiningcn  nur  Wagner  an- 
gegeben. ®ie  tf)ür.  SOZunbarf  l^affe  na(^  Äerfcl  ^^ür.  Qpx.  235, 
iocnfric^  ^b.  b.  ©d(>gfelbe^  97  Wagner;  Stellmacher  iff  al^o  erft 
öon  SRorben  cingcbrungen.  QlBeiter  toeftlic^  f^lie§t  bic,  ©renjc  öon 
Stellmacher  ioannoücr,  QEÖeftf.  füblic^  bi*  Äolj^aufen,  bic  9R^ein-- 
prooinj  bi^  ^obl.  ein.  ©agegcn  gebrou(^f  ganj  Äcffen  einfc^lie^lic^ 
Gaffel,  bic  (übliche  9^|)cinprooin3  (5rier,  6aarbr.),  £ot^r.  (^oUmann 
qöb.  530),  £ufemb.  (^b.  luj.  ^,  491  Wöner)  unb  aflc  füblic^er 
gelegenen  ßanbfc^aften  ben  '2Iuöbru(f  Wagner.  Stellmacher  fd)cint 
alfo  t>on  ioau^  aui  auf  9Jorbbeutf(^lanb  unb  baß  Oftmittclbeutfc^e 
be|e^ränft.*  3m  Q[öcftm{ftelbeutfd)en,  6übbeutf(^lanb,  Öfterrcic^,  Gc^toeij 
l^errf^t  Wagner. 

^creinsclf  begegnet  noi^  eine  brittc  QScjeic^nung :  Rademacher 
neben  Stellmacher  in  ßübed,  Rademacher  in  ^öln,  anbcrerfeit§ 
Rädermacher  in  9}Zeran  unb  fonff  in  ^iroP)  (in  £icn5,  Snn^br. 
Wagner).  (5in  Iiterarif4)cr  93e(cg  für  Rademacher  ift  9Soigt-*5)tcbe- 
xi6)ß  dreiviertel  6tunb  vor  ^ag  25.  —  0ic  neben  biefen  "Slu^brücfcn 
l^ergeljenben  93c5eid^nungen  größerer  93etriebe,  Wagenfabrik,  Wagen- 
bauer, finb  geograp^ifi^  faum  bef^ränft. 

QOöie  hti  anbcren  ioanbttjerlern  beruht  au^  in  biefcm  ^aH  bic 
n)orfgcograp^if4>c  ©iffcrenj  auf  ber  mittelalterlichen  Arbeitsteilung. 
•Ser  6teHmacf>er  verfertigte  baß  QQöagengcfteU,  ber  9^äbcrmoc^cr  bie 
9^äbcr,  ber  Wagner  mag  bcibeS  jum  QSagen  jufammcngcfügt  ^abcn. 
©a^er  finben  fidl  bicfc  ^Benennungen  an  bemfelbcn  Ort  neben  einanbcr: 
in  ben  Sunfturfunbcn  »on  Cüncburg  1596,  Quellen  5.  ©efc^.  b.  nbb. 
Qu  I  236  Stellmacher  unb  Rademacher,  im  Urtunbenbuc^  0.  £ü-- 
bcc!  (II  1029,  ioöl)ler  <2lrc^.  f.  ^ulturgefc^.  I  132)  Rademeker  unb 
Wagner. 

Gtiefel 

9^ac^  bcm  93erliner  Gprac^gebrauc^  ^ci§t  Stiefel  jebe  'Ju^beflei-- 
bung,  bie  über  bie  ^nbd^el  hinaufreicht,  alfo  nic^t  nur  bie  mit  langen 
öc^äften  vcrfe^encn  Stiefel,  bie  jc^t  nid^t  mc^r  allgemein  üblich  finb,  fon^ 
bern  faft  nur  noc^  öon  9\citern,  Golbaten,  Sögcrn,  '5ifd)ern  (Wasserstiefel) 

^)  Redermacher  frf)on  im  16,  Sa^r^.  in  Sterling:  QBicncr  9ieubru(fc 
IX,  Stcrjingcr  g^aftnac^tgfpielc  1510—11  S.  268.  QSgl.  ferner  9^icolai 
9leife  V  <23eplage  6.  121.    Scböüf  SD.  525.    ©QBb.  Xni  47.  48. 


eticfcl  487 

.getragen  tocrbcn,  fonbcrn  aud)  bic  bic^f  über  bcn  ^nbcfjcln  cnbigenben 
Ädbfticfel,  bic  Zugstiefel,  Knöpfstiefel  unb  Schnürstiefel. 
Schuhe  \)c\^t  in  93crlin  nur  t>\z  nicbrigc  unter  bcm  ^nö4>el  enbi» 
gcnbc  ^u^hdltibunQ,  bie  früher  faft  nur  im  Äaufc,  jc|f,  bcfonbcr« 
oon  'grauen/  Q"*^  o"f  ^^^  Strafe  getragen  toirb.  ©icfcr  QSJortgebrauc^ 
ift  ni^t  fe^r  Dcrbreitef,  er  gilt  au§er  in  93erlin  nur  nocb  in  cinjelncn 
Orten,  toic  ^eter^.,  6c^le^tt)ig,  'Sremcn,  ^öln,  ÄaUc.  3n  ßcipsig 
gcbrau(^t  man  Schuh  unb  Stiefel  jiemlic^  gleic^bebeutenb. 

3m  ganjcn  übrigen  Sprachgebiet  bejcic^net  Stiefel  grunbfä^lic^ 
nur  bic  mit  l^o^cn  6d)äften  ocrfe^ene  <5upefletbung.  ©agcgen  ^ci§cn 
bic  gefc^nürtcn  ioalbftiefcl  Schuhe  (Schnürschuhe).  ®ie  mit  (Summi-- 
jügen  oerfe^cnen  Äalbfficfel  toerbcn  an  mehreren  Orten  (6cbit»ertc, 
^cfel,  ioolä^.,  ibeibelb.,  Olmü^)  toic  in  '^Berlin  Zugstiefel  genannt, 
in  Öfterrei^  unb  teilioeife  auc^  in  ©cutfc^lanb  (3.  ^.  in  ßeip^.,  6iegb., 
<2ßürttemb.,  "Slngb.,  Kempten)  Stiefletten,  in  ^ürtf.  auc^  Stiefele, 
in  ber  ^rän!.  ©(^tocij  Stutzen,  in  Snviö)  B ottinen.  ®a  bic 
Sugfticfel  je^t  oiel  weniger  alß  früher  getragen  tocrbcn,  fo  ^ört  man 
au^  il>rcn  9^amcn  fcltcner  unb  fann  i^n  tocnigcr  leicht  fcftfteHen.  ©ic 
^nöpfftiefel,  au^  au^erl^alb  93crlin^  fo  ober  Knopfstiefel  genannt, 
^ei§en  in  Öfterrcic^  Ejiöpflschuh  ober  auc^  Stiefletten,  ©ie  in 
neuerer  3eit  übli^cn  Halbschuhe,  nicbrige  6c^nürfd)u^e,  bie  bcn 
^nöi^el  nic^t  me^r  bebccfen,  füt)rcn  überall  biefen  9'^amen. 

<5)a  gegentpörtig  6(^nürffiefcl  bic  getoöt)nlic^c  '5u§befleibung  na-- 
mentlic^  ber  ^iJ^änner  auf  ber  Strafe  bilbcn  unb  in  93crlin  ufw.  Stiefel, 
anbertoärt^  aber  Schuhe  genannt  tocrbcn,  fo  ergibt  fic^  ^ier  ein  n)ic^= 
tiger  U)ortgeograp^ifd)cr  Unterf(^icb.  @cfd)i4)tli^  bürffcn  ftc^  biefc  Q3cr- 
l)ältniffc  folgenberma^en  crÜären. 

©ic  getoö^nlic^c  ^Su^bcflcibung  toar  oon  ict)er  ber  nicbrige,  nur 
bi^  au  ben  ^nöc^eln  rcirf)enbe  6c^u^.  <5)ancbcn  gab  c^  fc^on  im 
^(J^ittelalter  eine  ^öljer  ^inaufgc^cnbe,  auc^  ben  Unterfc^cnfcl  bebedenbc 
Icbernc  ^u§befleibung,  bic  mit  einem  bem  3talienif(^en  (stivale)  cnt-- 
Ic^nten   923ort  stival    bcjcic^nct   tourbe*).     6c^on  ber   mittellatcinif^c 

*)  ®u  Sangc  ^at  it.  stivale,  proo.  estival,  oltfpan.  estibal,  (mlot.  sti- 
vale) auö  aestivale  'Sommer(fd)U^)'  abgeleitet.  Körting  Cat.-roman.  ^b. 
unter  aestivaüs  fc^t  ju  biefer  Stpmologic  ein  ^ragcjeic^en.  'SKctjer  •  Cübtc 
9Rom.  etpm.  <2ßb.  6.  623  9^r.  8264  bctradjtef  fic  ali  begrifflich  unmbglicb 
unb  leitet  it.  stivale  auö  altfrj.  estivel  proo.  estibal  'Stiefel*  ab,  tau  er  aW 
•Jlblcitung  oon  altfrj.  estive  '^ilrt  pfeife,  *23ein"  (lat.  stips  "^fa^l)  onpe^t. 
^Ibcr  naä)  Äepne  ©cutfcbc  feau^alterfümer  III  286  tourben  in  Stalicn  aesti- 
valia  jumcift  in   geiftlic^en  5^reifen   ol5  9Zcbenform   ber  in  ber  Regula  S. 


488  eticfet 

^u^brud  bafür,  ocrea^),  3cigf,  ba^  hk  "^Scbccfung  bc^  64)ienbcini' 
für  ben  stival  toefcntlic^  toav,  bcr  ba^cr  auc^  mit  £ebcr|>ofc  gleic^ge^: 
fe^(  toirb.  ^gl.  ©icffcnbad^  Gloss.  392:  ocrea  .  .  .  leder-hosz 
stifol;  90  caliga  ledrein  hoz  ober  stifel.  (5^  iff  ba^er  ganj  in  ber 
Orbnung,  ha^  bcr  ^u^brud  Stiefel  noc|>  je^f  im  größten  $eil  bc^ 
0cutf(^gcbicfc§  ^o^c  6(^äffc  oorau^fe^f.  "Sicfcr  l^o^c  Stiefel  I)atte 
feine  erfte  toirflic^e  93lütC5eit  in  ber  Stit  bc^  ©rei^igjä^rigen  ^riegc^, 
tt)0  er  oon  ben  ^ürafficren  au^  über  bk  bamat^  tonangebenben  foIba= 
fifc^en  Greife  ^inau^  au(^  in  bk  bürgerliche  ^rac^f  cinbrang.  ®oc^ 
f4)on  bk  5tt)eife  Äälffe  be^  17.  S^^r^unberf^  fc^rfc  jum  nicbrigcn 
6c^u^  5urü(J,  ber  auc^  im  18.  Sa^r^unbert  ^errfc^fe.  ®er  in  bcr 
9}Zitfc  5toif(^en  öd^u^  unb  Stiefel  fte^enbe  Äalbftiefel  toar  bamd^,. 
m6)  bem  ^rtifel  Stiefel  bei  6tieler  ^.  6pr.  (1691)  6p.  2111  ju 
fc^lie§cn,  auf  bie  93auern  bef(^ränft:  Stiefeln  ocreae  Kniestiefel 
caligae.  Halbe  Kniestiefel  sive  Bauernstiefel  perones. 
(?r  tourbe  t>on  ben  Staliencm  mit  bem  deminutio  stivaletto  bc^eic^nct, 
ba^  aU  Stiefelette  in^  ©eutf^e  brang  unb  bort  feit  1678  nai^toci^bar 
ift^).    ®ic  6c^lpaben  ^aben  bafür  anä)  bk  Überfe^ung  Stiefele. 

^it  b^m  (inbt  bti  18.  Sa^r^unberf^  begann  bie  neue  *^criobe 
bcr  iocrrf^aft  be^  6tiefel^,  bk  hx§  in  bie  ©cgentoart  anbauert:  b.\). 
ber  Stiefel,  ber  öortjer  auf  getoiffc  ^äflc  unb  '^Berufe,  toic  9'veiter, 
Säger,  Solbaten  befd)ränff  toar,  toirb  5ur  allgemeinen  Stra§en=  unb 
®efellfd)aftgtrac^t  ber  '3}^änner  unb  bcr  grauen.  9^eitftiefel  mit  l^cll' 
braunen  Stulpen  mad^ten  im  legten  ^a\)t^t\)nt  bzß  18.  Sa^r^unbert^ 
ben  Einfang.  93i^  ju  ben  ^rei^eit^friegen  gingen  noc^  bie  nicbrigcn 
S(^u{)e   mit   Strümpfen   unb  ^nie^ofcn   neben   ben  Stiefeln  ^cr,   im 


Benedict!  c.  50  ben  "SJiönd^en  gebotenen  caligae  mit  ^ö^crem  95eintcber  jum 
Sc^u^  bei  fommerlic^cn  "ilrbcitcn  unb  auf  9\cifcn  für  ^lofter  unb  Stift  ge- 
tragen. Q3gl.  bie  Seugniffc  bei  ®u  Gange  unter  Aestivalia  unb  Aestivales 
(Constit.  antiquae  monast.  S.  Petri-Mont.  dioec.  Metens.  tom.  2:  Canonici 
cum  equitabant,  superpellicia  cum  strictis  manicis  partare  poterunt;  Aesti- 
vales et  hergales  equi(t)antes  portare  poterunt,  alias  non).  *3JZir  fc^eint  ba^cr 
bie  altt  öerleifung  oon  it.  stivale  auö  laf.  aestivale  begrifflich  gonj  unbc- 
bcnfli^. 

^)  ®u  Gange  u.  Aestivalia  jiticrt  eine  ilrfunbc  oon  1378:  Ocrea  sive 
stivalia  de  corio  albo  more  Sardico  ....  obtulerunt.  3n  bem  9'iürnberger 
^cutf(^-eat.  QBörtcr ■'Büchlein  oon  1732  ift  eine  ocrea  Stieffei  aU  ^o{;cr 
©tulpcnfticfel  abgebilbcf. 

«)  Äramer  9Zcueg  0ictionartum  (9^ürnb.  1678)  1013:  Stieffeletten  Salb- 
fticffcl,  Bprzacchini,  Stivaletti.  Sumaran,  ®aö  neroe  Sprac^buc^  (1621) 
344  f.  ^af  bafür  bie  *Sejcic^nung  Sommerstiffel,  frj.  brodequin. 


Stiefel  —  eto%  489 

^anjfaal  fogar  noc^  hü  ca.  1840^).  '5)ann  fanfen  jtc  ju  5)aug= 
fc^u^cn  ^erab,  unb  auf  ber  Sfra§c  fottJtc  im  6alon  tourbcn  öon  ben 
^Of^änncrn  {)o^c  6ftcfel  unb  ioalbfttefel  ocrfcbicbcncr  Äb^c*)  getragen, 
oon  ben  x^rauen  niebrige  nur  noc^  bic  ^nöc^el  bebedenbe  t>orn  5ugc= 
f4)nürte  "Ju^befleibungen,  bic  fotoo^l  aU  Schuhe  toic  aU  Stiefel  bc= 
geic^ncf  tocrben  fonnten.  3n  9^orbbeuffc^Ianb  ^ei§cn  fte  fc^on  um  1828 
Schnürstiefel^),  toeitcr  füblic^  tourben  flc  bagegen  unfer  bic  Schuhe 
gerechnet. 

9}^erfroürbig  ift,  ba^  Stiefelette  in  biefcr  3cif  (1828—40)  tocnig= 
ften^  im  xTJorben  eine  leberne  ©amafc^e  bcbcufet  narf)  ben  93efd)rei= 
bungen  unb  «^bbilbungen  Ui  ^rüni^  gncpcl.  148  (1828),  698;  174 
(1840),  51.  S^  fd)cint  alfo,  ba^  baß  QBorf  einen  cnttocbcr  oben  ober 
unten  oerfüräfen  Stiefel  be3ci(^nefe.  3n  ber  jtoeitcn  ioälfte  bc^  19. 
Sa^r^unbert^  tourbc  c^  toieber  auf  bic  niebrigcn  mit  ©ummijügen  öcr= 
fe^enen  Stiefel  angetoenbct,  bic  in  Berlin  unb  anbcrn  Stäbtcn  Zug- 
stiefel genannt  toerben.  ®icfc  gegen  (fnbc  bc^  Sa^r^unbert^  öon 
9}^änncrn  toic  grauen  getragene  Stiefelart  öerbrängte  bic  I)o^en  9jRänner= 
fticfel  gänälic^,  begann  aber  ii)rcrfeit^  fcf)on  nor  1900  ben  nunmci)r 
öor^errfci)enben  Sc^nürftiefeln  ju  toeic^en,  bic  jeboc^  im  größten  ^cit 
bti  Sprachgebiete^  al^  Schuhe  flaffifijiert  tocrbcn. 

3tO§  (am  'Jraucnrorf) 

unterer  Saum  bc^  'Jraucnrocfe^,  ber  auf  ben  93obcn  „aufft5§t". 
3c^  \)aht  bai  'SBort  nic^t  in  ben  Fragebogen  aufgenommen,  toeil  e^ 
boö)  fc^on  3u  ben  ^ac^QU^brücten  ju  rechnen  ift;  aud)  fpielt  bic  Sac^c  jc^t 
bti  ber  t)errfd)enben  JJlobt  furjcr  '^rauenröcfe  nic^t  mc^r  biefelbc  9RoUe 
toic  frütjer,  too  ber  Saum  auf  ben  93obcn  aufftie§  unb  ba^er  bcfon= 
bcr^  gef4)ü^t  tocrbcn  mu§tc.  Stoß  ift  norb=  unb  mittelbeutfcf),  t^ü' 
ringifc^  nac^  Äertel  ^^ür.  237.  ©afür  auc^  Stoßkante  (^rifc^bier 
*2öb.  II  376),  in  93ic(i^  Stoßborte;  vorstoßen  'einen  Sto§  an= 
bringen'.     "Slu^  fieipjig  toirb  mir  Schweif   angegeben,   bai  aud)  bic 


^)  „(£*  macfafc  "^luffef)!!,  al^  in  ben  QSierjigcr  3af)ren  einige  junge 
9}?oberebeQen  eö  tt)agten,  mit  Stiefeln  in  bem  ^an^faül  ju  crfcbcinen  — 
jcbocb  eö  fonb  Qlnflang  unb  ift  Ijeutc  [1864]  allgemein.*  91lb.  .^retfc^mcc 
unb  (£.  9Ro^rbacb,  ®ic  ^racbten  ber  QSölfct^  6.  3?5. 

')  0ie  oerfci^iebenen  '^rten  oon  "Ju^befleibungen,  »ie  fie  um  1828  unb 
1840  beffanben,  fmb  in  Ärüni^  Snc^cl.  148  (1828),  626  ff.  u.  Schuh  unb  174 
(1840),  36  ff.  u.  Stiefel  befc^riebcn. 

*)  ^rüni^  (gncpcl.  148,  715. 


•490  Qto%  —  6tra§eniungc 

<5(i)Uppt  bebcufct.  ®cm  93erlincr  iff  hai  '^ßort  Schweif  nur  au§ 
bcr  6c^rifffprac^c  befannf,  unb  bie  Stelle  in  @oef^c§  ßclfönig:  „^en 
ßrlfönig  mit  ^ron'  unb  6^toeif"  »erfte^f  ein  berliner  ^inb  nic^t 
o^ne  (Srläufcrung,  Q3gl.  oben  bcn  '2lrf.  Schwanzstück.  3n  *2öicn 
^at  man  früher  ebenfalls  Stoß  gefagt,  je^f  Anstoßschnur;  tocnn 
bie  6c^nur  axii  Sc^afmoHc  beftc^enb  bürftenarfig  auslief,  Beserl- 
borte,  in  93ieli^  Bürstelschnur;  tocnn  bcr  6aum  innen  mit 
einem  Seugftrcifen  befe^t  ift,  Beleg. 

Straßenjunge 

Sungc,  ber  fic^  öicl  ouf  bcr  (5tra§c  uml>ertrcibt  unb  bort  linfug 
anri^itet,  G^impfmort.  ®ie  gcograpl)if4>e  Q3ariation  äu§crt  fic^  fo= 
tt)ol^l  am  erften  toie  am  gtoeiten  ©lieb  ber  Sufammcnfc^ung:  bai  erfte 
toed^fclt  5h)ifd)en  Straße  unb  Gasse,  ba€  jlDcitc  j^if^cn  Junge  unb 
Bub.  Go  ergeben  ft(^  oicr  'Jormen,  Straßenjunge  Gassenjunge 
Straßenbub  Gassenbub.  2luf  anberöartige  ^ffcfttoörter  üon  ungc= 
fätjr  bemfclben  6inn,  toie  Butjer  in  Äannooer,  gc^c  i^  m<i)t  ein. 
1.  Straßenjunge  ift  auf  ^ctcxih.,  2M.  unb  t>a^  nbrbliclje  ©cutfd)^ 
lanb  (mit  ben  unter  2.  crtoä^ntcn  'Slu^na^mcn)  füblid)  bi^  jur  9J?arf, 
Äallc,  Qi^l,  ®5ttingcn,  Giegen  befc^ränft.  (Sin  93cleg  au^  ÄaUe  t>om 
3.  1785  3.  f.  b.  QBortf.  I  254.  ©aneben  auc^  Straßenbengel,  ba^ 
fc^on  im  16.  3a^r^unbert,  hzi  bem  ©rcif^toalbcr  Gaftrott?  III  10,  belegt  ift. 

2.  Gassenjunge  ift  l^auptfäd^lic^  mittelOeutfc^,  au^erbcm  in 
©anjig  unb  'pofcn  »erfretcn.  Getieften,  Gac^fen,  in  öfterr.  Sudm., 
9^ei(^cnbcrg,  ßeipa,  tocitcr  ^^üringen,  9}Zarb.,  ^ranff.,  "Slfc^aff.,  ^obl., 
^rier,  nad)  'Jollmann  ^b.  184  au6)  £ofl)r.  fagen  Gassenjunge, 
einige  Orte  C^Sre^l.,  93au^cn,  ®rcöb.,  £eipä.,  ^obl.)  bancben  ouc^ 
Straßenjunge.  Q3on  einem  anß  93erlin  gebürtigen  Kollegen,  ^rof. 
*2Ö.  ^Brec^t,  ^öre  xd),  ba^  in  feiner  3ugcnb  auc^  in  93crlin  Gassen- 
junge gefagt  tourbe  unb  ^toax  in  bcr  ©cgcnb  bcr  Giebcrgaffe  unb  bcr 
Gpreegaffc,  bk  QöiH).  9^aabc  in  feiner  „d^xonil  ber  Gpcrling^gaffe" 
t)erett>igt  \)at,  bk  aber  jc^t  Gpreeftra^e  ^ci^t. 

3.  Straßenbub  (neben  Gassenbub)  toirb  mir  nur  au^  Gaarbr. 
angegeben. 

4.  3m  ganjcn  Guben,  im  eif.  (9Bb.  II  4),  ':pfata,  ^aben,  Äcffcn 
nbrblic^  bi^  0armft.  unb  'SD^ainj,  in  Qöürtt.,  'Sapcrn,  Öfterr.,  Gie-- 
benb.  unb  Gcbtocij  (3b.  IV  930)  toirb  Gassenbub  gebraucht.  3n 
Cuyemb.  Gässebo°f  unb  Gässejong  QBb.  luy.  'zffl.  127,  Jpte  bort 
^uc^  fonft  Bo°f  unb  Jong  neben  cinanbcr  öorfommen. 


Sfra|eajunge  —  Strafe  491 

®cr  toortgcograp^ifd)c  Untcrfc^icb  Junge— Bub  iff  fd)on  oben 
•6.  244  f.  unter  Junge  gut  ßprac^c  gefommcn.  €)ic  ©ifferenj  im 
crffen  ©liebe  beruht  natürlich  barauf,  ba^  haß  ^orf  Gasse  in  9Zorb-- 
beuffc^lanb  ätoar  ücrtrcfen,  aber  toeniger  ^äufig  aU  im  6übcn  unb 
bafür  Straße  bcr  öorloicöcnbc  '^lu^brucf  ift.  <3)aöon  l^anbelt  bcr  fol-- 
genbc  '2lrti!el,  ben  ic^  jur  (Sciäuterung  be^  (Besagten  anfüge. 

6trage 

*iOZan  fagf  im  9^orben  auf  die  Straße  gehen,  Straßenlärm, 
im  Guben  au^  auf  die  Gasse  gehen,  Gassenlärm,  Bier  über  die 
Gasse  verkaufen.  3n  öfterrei^  i)ci§t  Gassenwohnung,  Gassen- 
zimmer eine  QBol)nung  ober  ein  Simmer,  bcffen  "Jenfter  auf  bie  (Strome 
geben.  0afür  in  93crlin  Vorderwohnung,  Vorderzimmer. 
Gassenhauer,  Hans  in  allen  Gassen  ftnb  jeboc^  gcmein^oi^beutfc^e 
Slu^brüde.  QOöä^renb  Gasse  im  9^orbcn  feiten  iff,  gilt  ba^felbc 
nic^f  umgcfeljrt  öon  Straße  im  Guben.  '3)em  Straßenfeger  in 
93erlin  cntfpric^t  auc^  in  QBien  Straßenkehrer.  Gassenkehrer, 
öon  6c^illcr  in  ben  9^äubern  gebraust,  fe^It  freiließ  auc^  nic^t: 
ic^  ))aht  ti  in  Wiener  Seitungen  gclcfcn,  e^  fommt  auc^  3.  ^.  in 
9^ümb.  oor:  ogl.  ©cb^arbf  ©ramm.  6.  248.  "Saju  lot^r.  Gasse- 
keresch  <5olImann  QDöb.  184,  luremb.  Gassenk^eresch  '@affen= 
fe^rerin'  ^b.  Imr.  9}^.  127.  ®a§  Straße  in  Öftcrr.  auc^  ben  6tra§cn- 
bamm,  bie  <5at)rba^n  bebeutet,   fam  fd)on  oben  6.  163  jur  Sprache. 

©nc  bcfonbere  93ctt)anbtni^  \)at  tß  mit  -Strasse  unb  -gasse  in 
ben  Straßennamen  bcr  Qtähtt.  93om  gcf^irf)tlid)en  0tanbpun!t  au^ 
ftnb  ^ier  brci  ^äüz  5U  unterfd)eiben :  1.  ^a€  auß  älterer  Seit  über-- 
fommene  Straße  ober  Gasse  toirb  beibehalten.  2.  'Slltere^  Gasse 
toirb  burc^  Straße  erfe^t  ober  umgetc^rt.  3.  9^cugcbaute  ober  neu* 
benannte  93erfe^r^toege  tocrben  al^  Straße  ober  Gasse  bcäeidjnct. 
93cf4)ränfen  toir  un^  auf  iiiz  größten  (otäbtc  (bk  (Straßennamen  ber 
Heineren  laffen  fic^  nic^t  fo  leicht  überfe^cn),  fo  ergibt  ftc^  für  bie 
Sc^tjcit,  t)a^  in  <S)cutfc^lanb  im  'Jlügcmeinen  Gasse  üicl  fcltener 
al^  Straße  ift.  G^  ift  unoerfennbar  im  ^u^fferbcn  unb  toirb  faum 
noc^  einer  neu  ju  bcncnnenben  Straße  beigelegt,  ^it  Gasse  toirb 
befonber^  in  9^orbbeutf4)lanb  bie  Q3orftelIung  einer  fo  flcinen  unb 
engen  Straße  oerbunben,  ba^  bem  '^Bort  fd)on  tt)x>aß  Q3eräd)tlic^c^ 
anhaftet,  unb  ba  neue  Straßen  je^t  meift  jicmlic^  breit  angelegt  toerbcn, 
fü^lt  man  feine  QScranlaffung,  ben  ^u^brud  Gasse  ju  toäblen.  ^n 
übernommenen  ©affennamen  ift  9torbbcutfd)lanb  ärmer  al^  baß  mittlere 


I 


492  Strafe 

iinb  füblid^c  '5)eut[c|)Ionb.  (fine  merftoürbtgc  ^u^no^me  bilbef  ©an 3 ig, 
baß  faft  nur  ©äffen  ^at,  fc^r  tt>cnig  Strafen  (Burg-  unb  Burggraf- 
straße), unb  ipenn  md)t  btc  gaffcnrcid^ftc,  jebcnfall^  bic  ftra^cnärmffc 
bcutf(^c  6fabf  ift.  (i^  ftcl^t  bamit  in  ©n!(ang,  bo§  bafclbft,  tote 
oben  bemcrft,  Gassenjunge  gefagf  toirb.  ferner  ^ei§en  ober  ^ie§cn 
in  0an5ig  na4>  ^rifd)bier  *2Bb.  I  219  bic  Sc^läc^ter,  t>k  im  Äerbff 
bie  öon  ben  93ürgern  gcmäffetcn  6(^tt)cine  »or  ober  in  ben  iöäufern 
fd)(a(^tefcn,  Gassenschlachter.  6onff  ^aben  in  9^orbbcutf(^I.  noc^ 
^önig^bcrg,  ^öln,  93onn  öcr^älfni^mä^ig  t>icl  ©äffen,  im  mittleren 
€)eutf(^l.:  93rc^Iau,  Erfurt,  Qßürjb.  unb  befonber^  'Jranffurt,  tocnigcr 
"^öeimar  unb  'iOZainj.  Q3on  bcm  6fäbtc^en  £ö§nt^  hzi  Stoidtau  be= 
merfte  <^belung  <2öb.  II  (1796)  426,  ba^  fte  nur  ©äffen  i^aU.  3n 
6übbcutfd^l.  f»nb  5. 93.  Q'^egen^b.,  *2Iug^b.  unb  no<^  mel^r  ^onftanj, 
6fra§b.  unb  too^I  überhaupt  bic  elföffifc^en  6fäbfe  gaffenrci(^.  ®ie 
©affennamen  entfallen  faft  aßc  auf  bic  alten  inneren  6tabtoiertel, 
toä^rcnb  bk  neuen  6tabfeile  nur  ©trafen  l^abcn.  ®ic  meiften  rei^^= 
beutf(^cn  6täbte  ^aber,  barunter  93crlin,  "STJünc^cn,  Stuttgart,  ^abcn 
fel^r  tocnig  ober  gar  feine  ©äffen,  ^acbing^  ioäufigfeitgto5rterbu(^, 
baß  n\d)t  grunbfä^lid^,  aber  tatfäc|>li4)  oortoiegenb  reic^^beutfd^e  ßitc^- 
ratur  »erarbeitet,  5ä^lt  446  ^äUe  oon  Gasse  ober  Gassen  (einfa^ 
ober  in  Sufammenfe^ungcn)  unb  4773  "JäKe  oon  Straße,  olfo  unge= 
fäl^r  11  mal  fo  oicl.  —  3n  bcr  ©d^toeij  ^aben  bic  alten  93iertel  oon 
6täbtcn  toie  3üri(^,  95afel  unb  namentlich  93ern  5iemlid^  oiel  ©affen= 
namen  erhalten. 

3n  f(^arfem  ©egenfa^  bcfonber^  gu  ben  reii^^beutfc^en  6täbten 
ftel^en  bit  oftcrreid^ifc^cn,  allen  ooran  935 icn.  3n  90ßien  überioicgen 
bic  ©üffen  bic  6tra§en  um  ein  QSiclfac^eö,  unb  bic  <Btabt  ^at  bdi)tv 
oiele  ^nbert  ©affennamen,  unb  jtoar  ^anbclt  e^  f\6)  bahd  nid^t  nur 
um  alte  ©affennamen,  fonbern  auc^  neue  9Serfe^r^lt>cge  loerbcn  in 
großer  Sa\)i  nod)  alß  Gassen  ^),  jum  ^cil  natürlich  Qud^  al^  Straßen 
benannt.  <5ür  bic  9[Bal^l  einc^  biefer  QBörter  fd)einf  im  allgemeinen 
mafgebenb  ju  fein,  ba^  bcfonberö  breite,  \taül\d)c  6tra§cn  fotoie  9^a» 
bialftrafen  al^  Straßen,  Querftra§en  unb  toenigcr  breite  al^  Gassen 
beseic^nef  Serben.  93gl.  8.93.  Thalia-,  Hasner-,  Koppstraße  mit 
ca.  16  Quer  gaffen  in  Otta!ring.  ©anj  fefte  9?egeln  »erben  aber 
nid^t  bcobad()tct.  ^ür  baß  Sal^lcnöer^älfui^  bcr  ©äffen  5U  ben  6traf  cn 
in  9®ien  biene  al^  93eifpiel  bcr  93c5irl  9Zeubau,   ber  38  ©äffen  unb 

^)  ®ie  93cmctfung  im  ®<2ßb.  IV  1,  1,  1441,  bo^  c«  neu  angelegte 
©äffen  feit  ber  ßifcnba^njcit  faum  gebe,  trifft  olfo  für  öftcrr.  nici)t  ju. 


Strafe  493 

nur  3—5  6fra§en  (2  gehören  guglcic^  anffo§cnbcn  ^ejirfcn  an)  be» 
f\^t  QIuc^  anbcrc  beutfdjc  6täbfc  Öfterreic^g  toic  ©raj,  ^lagcnfurt, 
6alaburg,  'Soaen,  njcniger  Snn^brud,  ßinj  ftnb  rcic^  an  ©äffen,  ^cag 
i)Cit  fe^r  tocnig  Giraten,  bie  innere  6tabt  faft  nur  ©äffen. 

^tar  toirb  ber  l^eutige  6prac^gebrauc^  aber  crff  burc^  eine  ge-- 
fc^ic^tlic^c  <^efrac^fung.  QBte  im  ®^b.  IV  1,  1,  1436  au^gc-. 
fü^rt  tt)irb,  iff  ba^  ^orf  Gasse,  m))b.  ga^^e  al)b.  ga^ja  bem  Sf^icberr 
beuffd)en  urfprünglic^  faft  fremb,  toä^rcnb  e^  in  bcn  ffanbinaöifc^en 
6prac^en  (alfnorb.  gata,  fd)it)cb.  gata,  bän.  gade)  toie  im  iob.  oer» 
treten  ift;  engl,  gate  'QBeg'  mittclengl.  gäte  ift  erft  au^  bem  ^It-- 
norbifd)cn  entlehnt  (5?Iuge--£u^  ßngl.  (?tt)m.  86).  9^bb.  gate  ift  nur 
fel^r  fpärlic^  na^jutoeif en :  ^Qöocfte  Q33b.  72  oerjeic^net  toeftfäl.  gäte 
'©äffe',  ba^  aber  bei  Sfcrlo^n  bur^  t)k  l^b.  ^orm  fi^on  beina'^e  oer-- 
brängt  fei,  unb  baß  ältere  9^bl.  l)at  gatte,  gat  ^).  ^aß  übliche  'SJort, 
ba^  baß  mittellafeinifc^e  strata  ober  platea  überfe^t,  ift  in  ben  mnbb. 
Straßennamen  öiclme^r  sträte.  6o  toirb  platea  castri  in  93re^lau 
1403  mit  burggasse,  aber  in  Cübcd  1262  mit  borgstrate  lt)ieberge^ 
geben,  bk  platea  stubae  in  "^ranffurt  a.  9}Z.  1368  mit  Rote  Bad- 
stubengasse, aber  in  Q^coal  1420  mit  stovenstrate,  in  Stettin  (1499) 
unb  6tralfunb  (1473)  mit  baden strate  ^)  uftt).  ^efonber^  enge  unb 
fleinc  Strafen  gießen  unb  l^ci§cn  5. 5.  noc^  gank  ober  twite,  3.  93. 
ber  Bäckergang  in  ©anjig  unb  Hamburg,  ber  Erichsgang,  früher 
Ehmscher  ober  Kesselgang  in  'S'anjig'),  bk  Markttwiete,  früher 
(1484)  Brunstratentwiete  in  £übec£*),  bk  Brandstwiete  in  Äam= 
bürg.  'J'^ü^äeitig  ift  allerbing^  oon  nbb.  6täbten  baß  \)b,  Gasse  ent= 
Ic^nf  toorben,  fi^on  öor  ber  ©infü|)rung  ber  l^oc^beutfc^m  6(^rift-- 
fprac^e,  ebcnfo  in  ben  9^icberlanbcn  (mnbl.  gas,  0emin.  gesken 
®93}b.  a.  a.  O.),  aud)  in  ber  ^orm  gatze  mit  Srfa^  oon  ml^b.  55 
bur^  tz.  "Slber  strate,  fpäter  Straße  Ukh  bod)  bk  öor^errfc^enbc 
93eäeic^nung  im  9^orbcn,  unb  nur  ©anjig  bilbet  fc^on  im  14.  unb 
15.  Sötjr^unbert  eine  bcmerfen^toertc  "i^Iu^na^me:  ^ier  übertoiegt  fc^on 
in  fo  alter  Seit  gasse,   unb   strate   ftnbct   fic^  nur   oereinsclt:   bocz- 

^)  93gl.  ®9Bb.  IV  1,  1,  1436,  tt)o  ein  mnbb.  gate  geleugnet  n>irb. 
ßübbcn  <a)?nbb.  öanbn)b.  110  tjat  „gate  ©offc,  auc^  =  ©affc,  Gtraßc." 

'^)  3(^  entnehme  biefc  ^Selcgc  ^cf^ur  Soffmonn,  0ie  tppifc^cn  6tra§cn- 
nomcn  im  SWitfelalter.    ^öniggb.  1913  6.  73  ff. 

")  93gl.  9B.  Stcpt)an,  5)ie  Straßennamen  ©anjig^.  Quellen  unb  ®ar« 
fteaungen  jur  ©cfc^.  QKeftprcußcn^  VII  (Sansig  1911)  6.  17.  30. 

*)  OB.  Q3ret)mer,  ®ie  £übcder  Straßennamen.  öanftfcf)c  ©cfc^ic^tg- 
blättcr  1879  (Cpj.  1881).    9^ac^rid)tcn  6.  XX. 


494  etxa%i 

maimstrate  1358,  bosmanstrate  1377/78,  aber  au4>  bicfe  Strafe 
t)ci§t  ^cutc  Bootsmaimgasse.  dagegen  5.  93.  twergasse  1357,  ^eute 
Berholdsche  Gasse;  nuwe  Gasse  in  der  olden  stat  1462,  ^cufe 
Böttchergasse;  platea  campensium:  communiter  Hökergasse 
1415.  Q3gl.  6fcpl)an,  6tra§cnnamen  ©anjig^  6.  19  f.  36.  ©Ufer 
■  Gprac^gebrauc^  ^at  fic^,  tote  toir  fa^en,  in  ©anjig  bi^  in  bic  ©egen- 
toarf  erhalten.  Gftoa^  häufiger  ift  Gasse  auc^  in  ^önig^b.,  too  bie 
brci  i6auptffra§en  Langgasse  ^ie§en  ('5nfd)bicr  ^b.  11  8)  unb  bic 
älteren  6fabft)ierfel  hiß  ^cufc  ^iemlic^  oiel  ©affcnnamen  (j.  93.  bie 
1613  genannte  Badergasse)  betoa^rt  ^abcn.  Äilbebranb  im  ©935b. 
IV  1,  1  Sp.  1442  erflärt  bie  ßrfc^einung,  i>a^  Gasse  im  Oftcn  bei 
nbb.  (3thkt§  „in  einer  fd?rägen  £inic  oon  bcr  6aale  au<  norbtoärt^ 
hii  an  bie  See"  reidjc,  au^  mb.  6prac^f5rbung  biefer  ©egenben. 

^uf  l)Oc^beutf(^cm  93oben  fte^cn  Gasse  unb  Straße  feit  a\)t). 
Seit,  alfo  feit  bcm  frühen  9}viftclalfcr  neben  cinanbcr  unb  machen  ftc^ 
oiclfoc^  ^onfurrcnj.  Sie  tourben  teil^  in  oerf^iebcner  93ebcutung  oer= 
tocnbet,  tcilg  in  ungefähr  gleichem  Sinne.  ©a§  i^r  urfprünglic^er 
93egriff^untcrfct)icb  nic^t  bcr  ^eutc  ^errfc^enbe:  Gasse  =  enge,  fleine 
Strafe  toar,  \)at  fd)on  ber  toiebcr^olt  jiticrtc  au^füfjrlic^c  '2lrtifel  Gasse 
be§  ®9Gßb.  IV  1,  1  Sp.  1438  betont,  (fr  öertoeiff  auf  m^b.  wite 
ga^^e  unb  Stieler  ^.  Spr.  636:  ©ro§c  toeitc  ©a^e  platea  consu- 
laris,  militaris.  «Saju  ftimmt,  ba^  got.  gatwö  €0.  £uc.  14,  21 
(gatwons  ]ah  stsiigos  baurgs  =  xäg  jcXaielag  xal  ^vfiag  tfig  n6- 
kEcjjg)  gerabc  n^MTeXa  'breite  Strafe'  im  ©egenfo^  p  ^v^ri  'f<i)maler 
9[Beg'  übcrfc^t  unb  txx^  bän.  gade  gcrabe  V\t  breite  Strafe  im  Unter« 
fc^ieb  Don  strsede  bcr  engen  Strafe  bcbcutct').     ©ie  Xarrebrogade 

^)  ®a§  bän.  straede  bic  fd^ male  6tra^e  bebeutet,  mu§  feinen  bcfonbcrcn 
©runb  ^abcn.  5)aö  QBort  hztitnUt  ouc^  bic  ^OZcercngc  unb  bcrut)t  in  biefer 
'Sebeutung  auf  bem  engt,  strait  '£ngc,  enger  QBcg,  engeö  ©ä§^cn,  SKccrcngc', 
bo^  felbft  auf  oltfrj.  estreit  =  neufrj.  etroit  au^  lat.  strictus  jurücfgc^f 
(ogl.  ital.  stretto  'SJJccrcngc)  unb  fic^,  roic  'Jalf  unb  '5orp,  Orbbol  II  310 
annehmen,  mit  altnorb.  strSti  'Strafe"  »crmifd)t  \)at,  txxi  entlehnte*  anglf. 
strät  =  \<xt,  sträta  loar.  "iHuf  foI(^er  93crmifcf)ung  beruht  aud)  "^Cki  n()b, 
Meeresstraße,  Straße  von  Gibraltar,  Behrings-Straße,  baS  bcm  93orbilb  oon 
engl.  Strait  of  Gibraltar,  Behring  Strait  cntfprungcn  ift  unter  QScrttJCcbftung 
oon  engt,  strait  'Sngc'  unb  street  'Stra§c'.  93orangcgangen  ift  oicüeic^t 
tai  9'Zicbcrtänbifd)e,  too  straat  im  18.  Sa^r^unbcrt  befonbcr^  bic  9}Jccrcngc 
t>on  ©ibraltar  bescic^net,  straatvaarder  ein  Scbiff,  büS  burcb  biefc  'Siecr* 
enge  in  baö  '^KittcUänbifd^c  '3)?eer  ju  fa{)ren  pflegt:  ogt.  Sübncr,  6f aat*-, 
Scitung^'  unb  ß^onöcrfationS-ßcricon  (9\cgenäburg  1742)  6.  1085  unter 
Straßen -Fahrer.    ®ic  "Sebcutung  'enge  ©äffe*  \)at  bön.  straede,  ncunorwcg. 


etxa%t  495 

in  5?openf)a9en  \)at  aU  9^ebcngä^c^cn  bie  Xorrebrostraede,  toie  um= 
QtUi)xt  im  alten  '2ßicn  neben  einer  Ratstra55  ein  Ratge55leiii,  neben 
einer  Rotstraß  ein  Rotgessl')  lag.  3u  erinnern  ift  auc^  an  oer-- 
breitete  9^amcn  toie  Breite  Gasse  (in  9^ürnb.,  QBien),  Weite  Gasse 
(^ug*b.).  Lange  Gasse  (^ien),  Langgasse  (^önig^b.). 

"5)er  urfprünglic^e  93egriff^unterf4)ieb  üon  Straße  unb  Gasse  er« 
gibt  ficf)  oielme^r  au^  ben  ©runbbebeufungen  biefer  Wörter.  Straße 
Qi}t>.  strä^a  altfäc^f.  sträta  ift  ba€  iat.  sträta  (via)  'ber  befteinte 
ober  gepflaftcrtc  '3ßeg',  ein  'SBort,  tai  offenbar  jugleic^  mit  bem  römi« 
fd)en  Straßenbau  in  ©ermanien  einbrang.  <5)a^  ein^eimifctje  ^orf 
ct)b.  ga55a  altnorb.  gata  bagegcn  bejetc^ncte  natürlich  junäc^ft  bie 
ungcpflaftertcn  ^ege  ber  ©ermancn.  Gasse  unb  Straße  untcrfd>ieben 
]\(i)  alfo  anfänglich  cttoa  fo,  toie  Iat.  platea  unb  sträta  im  *2Iltertum, 
beren  begrifflicl)er  ilnterfd)ieb  3. 93.  ani  ber  Iat.  3nfd)rift  C.  L  L.  X 
7516  (Sarbinien)  G.  Asinius  Tucurianus  pro  cos.  plateam  quae 
sträta  non  erat  stravit  beutlic|)  ^croorgc^t.  di  liegt  ba^cr  na^e 
on3unel)men,  t)a%  ber  "iZlu^brucf  platea  ber  lateinifc^en  Hrfunbcn  mit 
a\)b.  gaj^a  m^b.  ga^^e  unb  mittellat.  sträta  mit  strä5a,  strafe  übcr-- 
fe^t  toorben  fei.  <5)aäu  toürbe  ftimmen,  ta^  in  ben  mitteU  unb  füb» 
beutfc^en  6täbten  bie  Stra§e  in  ben  lateinifc^cn  Urfunben  meift  platea 
f)ei§t*j  unb  in  ben  beutfc^en  Gasse  toenigftcn^  fe^r  ^äufig  ift,  tt)ä^= 
renb  in  ^ien  in  ben  latcinifd)cn  Itrfunbcn  sträta  übcnuicgt  unb 
bie  ältcften  6tra§en  oon  ^ien  alle  at^  strä5e  bcjcic^nct  tocrben. 
3.  93.  Sträta  Amphorum,  Sträta  Arcorum,  Sträta  scole,  Sträta 
pistorum,  Sträta  Karinthianonira,  Sträta  Traibotonis  u.  a.  9j^an 
barf  inbeffen  auf  biefc  Übercinftimmung  nic^t  ju  »icl  geben.  <Denn  im 
nbb.  9^orbcn  übcrtoiegt  gleid)fallö  platea,  ober  tro^bem  in  ben  mnbb. 
Straßennamen  strate.  'ferner  toirb  felbft  tit  römifdje  Ganbftraße 
jutoeilcn  im  "xO^ittclalter  platea  genannt,  fo  ca.  1130  bie  Straße  burc^ 


straete  too^»!  crft  in  jüngerer  Seit  erhalten:  ogl.  t>ai  3»taf  bei  ^alfar,  Ordbok 
til  det  rc4dre  Danske  sprog  IV  172  Dom  3-  1549:  störe  (grofte)  stredhe. 
brcdhe  och  lange.  ®a^  ^efcürfniö,  fcfemalc  unb  breite  Straßen  ju  unter- 
fc^ciben,  \)at  ttjo^l  jur  ©ifferenjicrung  oon  strsede  unb  gade  geführt,  unb 
ba  bicfe  unabf)ängig  oom  5)cutfrf)en  erfolgte,  »erlief  jle  sufätlig  in  umgc- 
fe^rter  9\ic^tung. 

')  QueOen  jur  ©cfc^.  b.  etabt  ^kn  I.  <2lbteil.  3.  «Sb.  9^r.  3168  Rat- 
5tra55e  (1358  n.  6^r.),  3926  Ratgesslein  (1502). 

-)  "^l.  Äoffmonn,  ®te  tppifc^cn  Straßennamen  im  '2?J{ttelattcr  S.  12 
fü^rt  batjer  nur  platea  auf  neben  area,  angulus,  vicus,  curia,  fossa. 


i 


496  etva^t 

taß  oberffcirifc^e  9)Zurtal  platea  ab  antiquis  exaltata  *),  unb  bic  gleiche 
ffäbtifc|)e  Sfra§e  toirb  um  biefclbc  Seit  al^  platea  unb  al*  strata  bc* 
^cic^ncf ;  5. 93.  f)ti'$t  in  Qöicn  ein  ^j^ünsmeiffcr  Leupoldus  in  Alta 
Platea  1275  n.  C^r.  =  Leupoldus  in  Alta  Strata  1276  =  Leu- 
poldus de  Hochstrazz*);  Platea  Lanae  1377  =  Strata  Lanarura 
1374  =  platea  que  dicitur  Wolczeil  1371*);  in  ßcipjig  Strata 
xiastrensis  ober  Platea  castri  =  Borggasse  unb  Borgstraße*). 
Platea  unb  strata  toarcn  alfo  tocnigffen^  im  12.  3a^r|)unbctf  f4>on 
fpnonpm  getoorbcn. 

^cnn  Gassen  urfprünglic^  im  ©cgcnfa^  5U  Straßen  ungc= 
pfia^ttttt  QSegc  n^aren,  fo  ergibt  bic^  nur  eine  negative  Definition. 
S)a^  pofitioc  "aOZerfmal  ber  Gasse  toor,  ba§  fic  auf  beiben  Seiten 
öon  QDBänben  eingefc^loffen  toar,  fei  c^  nun  oon  Saunen  ober  »on 
Ääufermaucrn  ober  oon  QBcrgiüänben:  bic^  ge^t  au*  folgenben  Q3cr-- 
toenbungen  be*  *2öorteö  l^eroor.  1.  Gasse  bebeutef  munbartlic^  ben 
^cg  jtoifc^en  ©artenmauern  ober  Saunen:  ^ifd)er  9Bb.  III  80,  be-- 
fonberg  auc^  baß  Deminutio  Gäßle,  lottjr.  Gässel  fd)maler  oon  SO^auern 
cingefc^toffener  QBeg  äloifrf)en  ©arten  ^oümann  QBb.  184.  2ttt  gatwa 
''SBeg  3h)ifd)en  Saunen'  ift  bo^  too^I  ein  ße^ntoort  au*  bem  ©ermanifc^en 
(ogl.  ^eift  (?tt)m.  <2Bb.  b.  got.  6pr.  109)  unb  ertoeift  bann  biefe 'Bc-- 
,  beutung  al*  alt  —  2.  Hohle  Gasse  beseic^net  eine  oon  "^el*--  ober 
93ergtoänben  eingefc^Ioffcne  6tra§e;  am  befannteften  ift  bk  hti  ^ü^= 
nac^t.  Q3gl.  ec^toeig.  3b.  II  449.  elf.  ^öb.  I  235:  Gasse  'Äo^I- 
toeg'.  —  3.  Gasse  ift  munbartli^  ber  ftäbtifd)e  Q3crfe^r*tt)eg,  Straße 
bie  freie  £anbftra|c.  Q3gl.  ecbtocij.  3b.  II  449.  ßlf.  <2Bb.  a.  a.  O. 
—  4.  gjJJ^b.  gas^e  toirb  in  ber  literarifd)en  QSIütejeit  namentlich  für 
ben  ^cg  gebraust,  ben  jic^  ein  Kämpfer  mit  bem  (Sc^toert  burc^  bie 
<5cinbe  ba^nt,  bk  ßücfe,  bk  er  in  bie  Q^ci^en  ber  ©cgner  rci^t:  ga^^en 
slän  <2öolfram,  Ulr.  0.  ^ürl^eim;  lücken  unde  gaj^en  machen  im 
Col^engrin;  Äeinric^  oon  "^Sclbcfe  erfe^t  frcilii^  felbft  in  biefer  QBcn« 
bung  ga^^e  burc^  baß  if)m  00m  9^bb.  ^er  geläufige  strä5e  (eine 
strafe  machen:  (5ncibe  p.  244,  24  her  machete  eine  sträze  enal- 
mitten  dorchz  gedrank).     Äicrljcr   gel)ört   auc^  bic  Gasse,   bic  bie 


^)  ^gt.  9?ic^.  9}?üacr  in  ber  ©ef^ic^tc  ber  Stabf  QBien,  rebigicrf  oon 
Simmermann,  I  (1897)  248  «Hnm.  14. 

-)  Queöcn  jur  ©cfÄicbte  ber  etabt  QBicn  I  3  9^r.  2814—2816. 

^)  ebcnba  9^r.  374.  626.  351. 

*)  Urfunbenbu6  ber  <2tabt  Ccipäig  HI  (Cod.  diplom.  Saxon.  Reg.  II 
.10.  93b.  1894)  9?cgifter. 


Strafe  497 

2anHint(i)tt  ttß  17.  Sa^rljunbcrt^  beim  Spießrutenlaufen  (Gassen- 
laufen) bilbefen.  ®icfc  QSertoenbungen  be^  ^^orfe^  fprec^en  für  hiz  alte 
unb  junäc^ff  liegcnbe  Gtpmotogic,  bk  and)  im  ©^b.  oertretcn,  oon 
^luge  ^b.*  158  jcborf)  in  Stt'eifel  gcjogcn  toirb:  Suge^örigfeit  t>on 
got.  gatwö  altnorb.  gata  ju  altfä^f.  nbl.  gat  Xtr.  'Öffnung,  £ücfe, 
£oc^,  Äö^Ie',  angif.  geat  Xtr.  '^ür,  5or',  altnorb.  gat  ßoc^,  bän. 
gat  £oc^.  ^ai  'Jem.  »erhält  fic^  jum  9'^eutrum  ä\)nlid)  tt>ie  Lücke 
aht.  lucka  ju  Loch  a))b.  loh,  nur  ba'^  gatwö  mit  einem  w-6uffir 
abgeleitet  ift.  ^ür  ben  93cbeutung3Übergang  aber  oon  ßücfc  ju  ®affc 
bilbet  eine  genaue  parallele  bk  QSertoenbung  öon  obb.  Lücke  für 
Gäßchen  im  mittelalterlichen  933ien:  Schuvellucke.  Schaufeluchen, 
fpäter  Schauflgaß,  je^t  Schauflergasse  ^j,  Kumpflucken,  Champf- 
lukchlein,  -lukchen,  fpäter  Champfgazza,  je^t  Kumpfgasse"), 
Futlucken'),  Ofenlukehen*),  Katerlucken ^),  Xeulucken®).  93e' 
merfen^tocrt  ift,  ba^  auc^  lukche  tt)ic  Gasse  für  ben  ^eg  5toifd)en 
Saunen  ocrtoenbct  toirb,  toie  biz  über  "t^elöcr  fü^rcnbcn  Breitenseer 
unb  Baumgarten-Lucke  bei  ^ien  lehren.  Q3gl.  9?.  '2)Zütlcr  ©e« 
fc^i(i)te  ber  Qtabt  ^ien  II  1,  198,  ©ie  fd)on  ertoä^nte  m^b.  ^cn-- 
bung  lücken  unde  ga^^en  machen  geigt  ebenfalls,  toie  na^e  ]\d) 
begrifflich  Lücke  unb  Gasse  ftanben.  ®ie  Quergaffen  finb  au^  ben 
£ü(fen  ober  Stoifc^enräumen  5toifcf)en  gtoei  9'Jac^bar^äufem  entftanbcn: 
^aß  gr.  ^vfir^,  bai  in  ^ellcniftifcl)cr  Seit  bie  fc^malc  ©äffe  bcäcic^nct, 
ju  got.  rüm,  a))b.  rüm  '9\aum'  gel)örig,  hcbtutzt  too^l  auc^  urfprünglic^ 
ben  9?aum  ätoifi^en  jtoei  9'^a(^bar^äufern.  ®te  93ebeutung  cine^  Q3er= 
fc^r^toegc^  ^at  fic^  au^  ber  ber  £ücfe  minbeften^  im  „Oftgcrmanifcben" 
fcf)on  fe^r  frü^  enttoicfelt,  ba  fie  eben  bem  ffanbinacifc^en  gata  mit  bem 
gotifc^cn  gatwö  unb  lett.  gatwa  gemein  ift. 

^enn  ftc^  aber  auc^  ber  urfprünglic^e  93cbcutunggunterfcl)icb  i-^on 

1)  Schuvellucke  1310  n.  (If)r.  Q^.^üQer  ©efc^.  b.  6fabt  ^^ien  I  254  unb 
bcfonberä!  II  1,  197 f.  Schaufeluchen  1342:  Ouellcn  %.  ©efc^.  b.  St.  ^ienl  3 
'SRr.  1614.  Schauflochgassen  im  Äofqucrtierbucb  t)om  3-  1566,  Sameftna 
Urtunbl.  93eiträgc  jur  ©efc^icbte  QBiens  im  16.  3at)t^unbert  (QBicn  1881). 
Schaufelgaß  Sbirfcfioogel^  ^lan  ber  Stabf  <^icn  oom  3-  1547,  ^erauög.  »on 
damefma  (^ien  1863).  Luck'n  im  Sinne  oon  'engeä  @ä§cben'  fennt  noc^ 
Äügcl  qßiencr  ©ial.  (1873)  103. 

^)  Kumphlucke  1255  n.  Gtjr.,  9\.  9}?üaer  a.  a.  9.  QueOen  5.  ©.  b.  6f. 
9Bicn  m  1  g^egifter.     Kumpfgeßlein  1491  n.  ß^r.     QueUen  I  2  t^r.  1936. 

»)  Queüen  I  3.  m  1  9?cgifter. 

*)  Qucücn  I  2  SRr.  1936.  I  1  9Regiftcr. 

*)  QueUcn  HI  1  9Reg. 

•)  Queüen  I  4  9?eg. 
Ä  r  e  ( |c^  m  er ,  '2ßorf geograp^ie.  32 


498  etra^e 

Straße  unb  Gasse  nod)  etfcnncn  lä^f,  fo  finb  ftc  boc^  fd)on  im  frühen 
'^ittdaUtv  in  ber  93cbeufung  bc^  ftäbfifd)en  Q3cr!et)r^tocge^  fid)  fc^t 
ntt^c  gcfommcn.  3m  ^atian  (um  835)  unb  t»on  Otfrib  (um  870) 
ipirb  platea  mit  strä^a  übcrfc^t,  öon  9'^ot!er  (um  1000)  ^[alm.  54,  12 
mit  ga55a.  ®ie  un^  geläufige  QScrbinbung  Gassen  und  Straßen, 
cntfprcc^enb  bem  grie(^.  Qvf^al  xal  nZazsiai,  bcm  lat  vici  plateaeque 
(Gaes.  b.  civ.  I  27,  3),  ift  fd)on  mt)b.  (in  ga^^en  und  in  strafen 
^riftan  6025)«  dß  gel)f  auß  i^x  l)eröor,  ba^  beibc  'Sluöbtürfc  fi:ij 
begrifflich  fc^on  na^c  ftanben,  ober  bod)  nic^t  bedien.  ®a§  Gasse 
bereite  im  'iOiitfclalfcr  fleinere,  frf)malerc  'Jöcgc  aU  Straße  ju  bc= 
jeic^ncn  pflegte,  barf  man  anß  ber  ^atfac^e  folgern,  ba§  faft  nur  Gasse, 
nid^f  Straße  ein  'Deminutio  (Gäßchen,  Gäßlein)  ^atU:  Ratgeßlein 
in  935ien  1381  n,  (S^r.  *),  Mülge^^lein,  Swabge^^lein  uf».  Sine 
feltene  Slu^na^mc  bilbet  haß  auf  einer  *333iener  llrfunbc  oom  3-  1303 
genannte  streslein  unter  den  goltsmiden  (9'v.  ^Ma  ©efd).  b. 
etaht  <2Bien  I  258  <Hnm.  11.  II  1,  196.  207.  IV  361).  1331 
bagegcn  toirb  daj  enge  gesslein  genannt  (a.  a.  O.  11  1,  208).  0a 
ferner  Straße  5unä(^ft  bic  befteinte  £anbftra§c  bebeutete,  fo  bejcicbnefc 
e^  innerhalb  ber  (otaht  in  crfter  ßinie  bie  in  ober  burc^  bic  (Btaht 
fü^rcnbc  *5ortfe^ung  ber  ßanbftra^c  unb  bat)cr  eine  öcr^ölmi^mä§ig 
breite  Äauptftra§e  ber  Qtaht  ^).  "Sieutlic^  ift  bic^  j.  93.  in  Cinj,  wo 
t>k  Äauptftra§e  ben  ^^amcn  Landstraße  fü^rt.  ©a^felbc  gilt  »on 
ber  Landstraße  in  'JBien,  bie  urfprünglic^  bic  Strafe  nac^  Steier« 
mar!  unb  Ungarn  hilb^U,  aber  fi^on  1302  bic  ganje  QSorftabt  öor  ber 
Kärntner  Strafe  unb  ber  Porta  Ungarica  bebeutetc^),  toie  fic  ^cutc 
•J^ame  bc^  III.  ^Sejirfc^  ift,  beffen  Äauptoerfcljr^aber  nunmetjr  Land- 
straße Hauptstraße  \)zi^t 

•SD^it  ber  ®cf(^ic^te  ber  ^ppcHatioa  Straße  unb  Gasse  im  ^b. 
©ebiet  bcden  fic^  nicl)t  ganj  bic  ßd^icEfalc  biefcr  90ßörler  in  ben  ftäbti-' 
f4)cn  Straßennamen.  3unäd)ft  ift  \)kv  ^croorju^ebcn,  ba^  bic  93c' 
jeic^nung  ber  ftäbtifcf)en  ^erfc^r^h)cge  früher  eine  mannigfaltigere  loar, 
iDö^renb  je^t  faft  nur  nod)  auf  -straße  ober  -gasse  au^gcbenbe  ^la' 
men  gegeben  ju  hJcrben  pflegen,  ^m  aitertümlic^ften  crfd)cinen  QSÖcn» 
bungcn  \x>k  Undern  Seilern*)  für  bic  l^cutigc  Seilerstraße  in  933icn, 

*)  Queücn  5.  ©efd).  b.  etabt  <2öicn  m  2  9lv.  1245.  —  gjJunbartcn, 
bic  bcinaf)  aUeä  bcminuiercn,  (jabcn  aud)  oon  Straße  ein  deminutio:  elf. 
Straßle  (oon  ber  Ganöftra^e)  Scnrv  Dial.  de  Colm.  223. 

•)  93gl.  ©QBb.  IV  1,  1  Sp.  1440  über  ben  -Dramen  Steinstraße. 

')  93gl.  91.  gjmUer  in  ber  ©efd).  b.  Stabt  Qßien  I  248  (^2lnm.  10). 

*)  Äirfd)V>ogelö  '^lan  üon  'Ißicn  1547. 


6tra§c  A99 

Inter  sutores  (1211  n.  6^r.)  =  Under  den  schuochstern  (1279)^), 
Inter  pannicidas  (^ucbf^ncibcr) '^),  Inter  sellatores').  Unter  den 
Messerern  (1409),  Unter  den  Spenglern  (1396),  Unter  den  Haf- 
nern, Unter  den  Fleischbänken  (1379),  Hinter  den  Deutschen 
Herrn  (1380),  Hinter  St.  Pankraz  (1377)^),  Sub  longis  lubüs 
=  Unter  den  langen  Lauben  ^)  uftt). :  fic  toeifcn  auf  eine  Seit,  in  bec 
überhaupt  noc^  nic^t  aVic  6tra§en  9^amcn  führten,  ^txntx  begegnen 
neben  Straße  unb  Gasse  noc^  öiele  anbere  93encnnungen  tote  Zeile  °), 
Steig'),  Steg"),  Grube"),  Weg''),  Lücke,  ^bcr  biefc  breiten  f\6)  in 
jüngerer  Seit  nic^t  me^r  au^,  fonbern  erhalten  fi(^  I)ö(^ftcn^,  too  ftc 
\(i)on  bcftanbcn,  unb  tocrben  im  Übrigen  burc^  Straße  unb  Gasse 
mc^r  unb  me^r  oerbrängt. 

©ie  *33crteilung  oon  -gasse  unb  -straße  toar  natürlich  im  '^itttU 
alter  in  ben  t)erfd)iebcnen  Stäbten  nic^t  genau  bicfelbe  unb  mu§  nament= 
lic^  für  bk  älfefte  Seit")  bur(^  bie  2ofalforfd)ung  für  jebc  Qtaht  be= 
fonbcrg  feftgeftellt  toerben.  3n  »ielen  6täbten  be^  l)b.  Oebiete^  trat 
äunä(^ft  ein  Übertoicgen  ber  ©affennamen  ein,  3.93.  in  <5ranffurt, 

')  93gl.  9^.  SDiüQer  ®efc^.  b.  6t.  QSicn  I  248. 

■^)  görftcmann  ©ermania  14  (1869)  6.  8. 

*)  Queüen  j^.  ©efc^.  b,  6t.  <2ßien  LEI  1  9?cgifter. 

*)  QueUcn  III  2  9Rcg. 

5)  QueOcn  HI  1  9Rcg. 

^)  3.  'B-  die  Zeil  in  ^rantfurt  a.  'JR-,  bic  Wollzeile,  Jägerzeile  (j. 
Praterstr.)  in  QCßicn.  ^Zcu  ift  bic  Hofzeile  in  ©öbling,  bie  oor  1891  Herren- 
gasse ^ie^. 

')  Steyg  ^ei§t  1547  in  <2ßicn  bcr  untere,  bamalö  abfc^üfftgc  5cit  ber 
9^tcnturmftr.  unb  bcr  obere,  jc^t  gleic^faUö  me^r  ausgeglichene  bcr  &immel- 
pfortgaffe  ouf  5)irfd)Oogclö  'ipian.  ^gl.  got.  staigos  =  Qvf4,ac.  S^iocb  ^eutc 
bcr  Rabensteig  in  bcr  inneren  6fabt. 

*)  3-^'  Lichtensteg  =  Clara  semita  in  QBicn,  früher  ber  obere  5cil 
ber  9\otenturmftr.,  f.  9?.  ^üücv  a.  a.  9.  254.  II  1,  213.  ^Sgl.  auc^  Jungfern- 
stieg  in  Äamburg,  Juncfrouwenstich  1448  in  Cübccf,  öoffmann  'Spp.  6tro^en- 
namen  6.  13. 

»)  3-  '23.  Leim-Grube  in  QDßicn,  jctjt  bcr  untere  ^cil  bcr  Mariahilfer- 
straße.  *2luf  nbb.  ©cbict  iff  grove  böufig,  i« 'S.  in  ßübcct  Fossa  piscatonim 
1259  =  Vischergrove  1397,  jc^t  Fischergrube.  Q3gl.  93rebmcr  Cübccfer 
6tra§cnnamen,  ibanf.  ©efd)ic^tgblättcr  1879  6.  XX  ff. 

^^)  3. 'S.  Brüderweg,  Hellweg  in  ©orfmunb  (G^ronifcn  bcr  bcutfcbcn 
ötäbtc  XX  9?cgiftcr),  Grüner  Weg  in  93erlin  ufro. 

")  Straßennamen  f^n^  in  QBicn  nic^t  oor  bcm  13.  3a{)rt)unbcrt  belegt: 
91.  gJiüUer  a.a.O.  247.  ©raff  "^Ibb.  6prad)fcl)a^  IV  105  jiticrt  auß  einer 
ilrfunbe  beö  10.  Sa^rbunbertö,  bic  er  nic^f  näbcr  bcjcic^net,  in  platea. 
huntesgaza. 

32* 


I 


500  Strafe 

6frü§&urg,  ^lugsbur^,  etoa^  tocnigcr  in  ßcipgig.  3n  neuerer  Seit  — 
hai  ®2Bb.  IV  1,  1,  1440  mcinf,  feif  bem  Öffnen  ber  6fäbfc  unb 
bcm  '2Ibbrcc^cn  ber  9}tauern  unb  ^orc  —  erfolgt  bann  ber  ^üd' 
fd)(ag:  bie  neu  gef^affcncn  Q5er!e^r^n?c3c  toerben  nur  mc^r  ai§  Strafen 
bc3cid)nct  unb  hit  alten  ©affcnnamen  teil^  noc^  beibehalten,  feil^  aber 
and)  burc^  6tra§ennamcn  crfc^t.  (3o  tourbc  bk  Diligenga^^  (b.  i. 
Egidiengasse)  in  SRürnberg  ju  Theresienstraße,  bie  Ledergasse  ju 
Tucherstraße  umgenannt*),  hk  Irchergasse  in  "SO^ünc^en  erft  ju 
Lederergasse ^),  in  neuefter  Seit  gu  Ledererstraße;  bie  Äauptftra§c 
öon  £cip3ig,  bie  Grimmisclie  Gasse,  ^ti'^t  jc^t  GriramEdsche  Straße, 
hk  Klitzergasse,  fpätcr  Pleißengasse  ^tutt  Wächterstraße.  Sie 
^mt^fprac^e  gc^t  in  biefcr  Q3crbrängung  oon  Gasse  ooran:  bie  llm= 
gang^fprac^e  behält  3. 93.  in  'Sßürttemb.  *),  '^J^üni^en  -gasse  in  ben 
©tra^ennamen  noc^  bei,  hk  amtlich  nur  mcljr  auf  -straße  au^get)cn. 
Sin  tocfentlic^  anbere^  93ilb  jcigt  bk  (Sntioicfiung  biefer  9^amen 
in  QBien.  '^ür  biefe  l^cutc  gaffenrcic^ftc  beutfc^c  Stabt,  t)on  bercn 
ga^^en  aUe  vol  von  vrowen  lilvid)  ».  £ic(^tenftein  in  einem  be= 
türmten  93er[e  fingt,  finb  mcrfroürbigertecife  ani  ber  älteften  Seit  gar 
feine  ©üffcn  beäcugt,  fonbcrn  faft  nur  Strafen.  ®ic  älteften  6ira§en^ 
namcn  QBicn^  finb  nad)  ber  Unterfuc^ung  oon  9^.  '^JJülier  (in  Simmcr^ 
mann^  ©efc^.  ber  Sfabt  'SBien  I  247  ff.)  bk  folgenben:  bie  Alser- 
straße  1211  n.  6^r.  (in  uico  qui  dicitur  Alsa&rstra^e),  Hoch- 
straße 1216  (in  platea  que  dicitur  hostra^e,  jc^t  Herrengasse), 
Kärntnerstraße  1257  (Strata  Karinthianorum,  Kernderstra^^), 
Wiltwerkerstraße  1272  (b. i.  ^ürfd)ncrftr.,  jc^t  Wipphngerstr.), 
Tragebotenstraße  1272  (Strata  Traibotonis,  jc^t  Himmel- 
pfortgasse), Sünchingerstraße  1276  (je^t  Singerstraße),  Krug- 
straße 1298  (kruocsträ5e,  j.  Krugerstr.),  Ratstraße  1299  (= 
untere  Bräunerstr.),  Frau  Brigittenstraße  1305  (vern  ßriden- 
sträje  =  obere  Bräunerstr.},  Tuemvoitzstra^  1302  (b.  i.  *S>om» 
öogtftr.,  je^t  Teinfaltstr.) ,  Walchstra^e  1305  (Walkstraße, 
j.  Wallnerstr.),  Sant  Johannesstraße  1306,  Bogenerstraße 
1314.  ^u^erbcm  finb  jtoei  6tra§en  al^  9}iärfte  bejeic^net,  ber  Wite- 
markt  1231  (j.  Kohlmarkt)  unb  ber  Harmarkt  ca.  1270  (i.  ber 
mittlere  ^eil  ber  9\otenturmftr.),  eine  al^  Zeile,   i>k  Wollzeile  1261 


1)  QSgl.  (i'promtcn  b.  bcuffcf)cn  Gtäbtc  I  6.  12. 
-)  et)ronifcn  b.  btfc^.  et.  XY  S.  509. 

")  g=ifc^er  ^b.  III  79:  , Weber-,  Judenstraße  in  Gtuttg.,  pOp.  Weber-, 
Judengasse". 


Stva^i  50  t 

unb  5tt)ci  al§  Lucken,  bic  Kumphlucke  1255  (j.  Kumpfgasse)  unb 
bie  Schuvellucke  1310  (j.  Schauflergasse).  Unter  bcn  6fra^cn  bc= 
finbcn  ftc^  §tt)ar  auc^  alfc  £anbffra§cn  tnic  bic  Hochstraße  (Alta 
Strata)'),  bic  Alserstr.,  bic  Kärntnerstr.,  aber  audi)  öiele  ]d}mak 
Qucrftra^en  ir>ic  bic  i)cutigc  Krüger-,  Bräunerstr.,  Himmelpforten-, 
Johannesgasse  u.  a.,  bic  gctt>i§  im  9}?itfelalfcr  ni6f  breifcr  »arcn. 
®ic  Wipplingerstraße,  früher  (fcif  1272)  Wiltwirker  Strafe,  galt 
auc^  im  18.  3al)r^unbcrt  für  eine  fc^r  fd)ma(e  Strafe,  toic  eine  ^c= 
merfung  oon  ^ü4)clbcdcr  93efd>reibung  ^ien^  (Äannoo.  1730)  S.  625 
jcigf.  ^nberfcit^  ii>irb  im  mittelalterlid)cn  ^ien  für  befonbcr^  fleinc 
enge  ^cge  bcr  ^u^brucf  Lucken  angert»cnbct,  bcffcn  ©Icic*)tocrtigfcit 
mit  Gasse,  roic  toir  fa^cn,  ixd)  fcf)on  barau^  ergibt,  i>a^  bic  Schaufel- 
unb  Kumpflucke  fpätcr  Schaufel-  unb  Kumpfgasse  genannt  tourben. 
Grft  im  Saufe  bc^  14.  So^r^unberfg  tommen  Gassen  auf,  um  1310 
tt)irb  alß  erfte  bic  Renngasse  genannt,  aber  mertmürbigcrtoeifc  ift 
nod)  um  1547  ba^  deminutio  -gäßl  t)äuftgcr  al^  bai  Sfammtoort 
-gasse.  ^uf  ic)irfd)t>ogel^  "^lan  bcr  (ctabt  ^nen  oon  biefem  3at)rc, 
bcr  frcilid)  bit  93orftäbtc  nid)t  hktü,  lieft  man  Sännet  Johanns 
Gassen,  Augustiner  Gassen,  Schauflgaß,  Rosengaß,  Ferbergaßen 
neben  Schiltergeßl,  Plutgessel,  Xagler-,  Taschner-,  Hüner-,  Kra- 
mer-, Koch-,  Rotgeßl.  <5)aäu  fommcn  nod>  bie  an§  llrfunben  bc» 
legten  Chol-,  Chot-,  Kumpf-,  Rat-,  Rawber-,  Mül-,  Swabgess- 
lein  ufto.  ^). 

3n  bcr  ^olge  trat  nun  aber  eine  Suna^mc  bcr  ©äffen  in  ^icn 
ein,  bic  fid)  barin  jetgt,  ba^  el)cmaligc  «Strafen  ju  ©äffen  umgenannt 
werben,  toä^renb  in  6ü^bcutfd)Ianb  meift  nur  baß  ltmgcfcl)rtc  oorfam. 
'iflad)  9^.  Mütter  ®cfd)ic^te  bcr  Qtabt  '2ßicn  IV  361  fam  biefc  ^3e» 
tocgung  befonber^  mit  bem  16.  3a^rl)unbert  in  Sc^tDung.  <i)i'c  1325 
genannte  Schilterstraße  |)ei§t  fcl)cn  1363  Schiltergäßlein,  bic  Reif- 
straße 1509  Reifgasse,  bic  Verberstra^^  (Färberstraße)  1414  nac^ 
einem  <3)crott)cenfIoftcr  sand  Dorotheengassen,  t)eutc  Dorotheergasse. 
^ic  Sant  Johannes  Straße,  feit  ca.  1300  bcfannt,  erfcf)eint  1547 
auf  Äirfd)t)ogc(^  ^lan  a\ß  Sännet  Johannsgassen  unb  l)ei^t  noc^ 
t)eulc  Johannesgasse.    3^re  parallelen,  bic  frühere  Pippingerstra^S  '^ 


»)  gSgl.  9^.  gjJüacr  a.  a.  O.  248. 

2)  1730  jä^lt  Äücbclbcrfer  ^efc^rcibung  ^öicng  S.  440  neben  15  Straßen 
15  Gassen  unb  24  Gässgcn  ober  Gässel  in  ber  inneren  (Btabt  auf. 
■'}  Qucaen  I  4  9^r.  4138  (1395  n.  6t)r,). 


502  Strafe 

unb  bic  Trageboten-,  fpäfcr  Trabotenstrass  *),  ^ci§en  1547  Sanndt 
Anna-  unb  Himmel-Portgasse  ^).  <2)ic  Hochstraße,  einff  eine  au§er^alb 
be^  älteftcn  ^ien  laufenbe  römifc^e  £anbftra§e,  bie  Alta  Strata,  ^ei§t  im 
16.  Sa^r^unbcrf,  h)ie  noc^  ^eufc,  Herrengasse ') :  ^icr  toar  bie  93c-- 
nennung  aU  Gasse  too^l  auö)  burc^  ba^  Q3orbilb  bcr  Herrengasseu 
anberer  Qtäbtt  —  au6)  in  ber  '2llfcröorftobt  trug  bie  jeöige  ßaubon» 
gaffe  früher  biefcn  9^amcn  —  öeranla§t.  '2llfo  bie  93ebeutung  biefcr 
6tra§e,  bie  fd()on  in  bcm  9^amGn  jum  'Slu^brudE  fommt,  toar  fein  Äin-- 
berni^,  fte  aU  Gasse  äu  bcäeic|)nen.  Gine  anbere  alte  £anbftra§e,  bie 
Alsaersträje,  Strata  Alsse,  l^ei§f  im  18.  So^r^unbect  Alstergassen*). 
®ie  fc^on  1314  genannte  Bogensere  strafe,  noc^  1547  Pogner 
Straß,  erfd^cinf  1566  im  Äofquarfierbud^  öon  '^Bien")  al*  Pogner- 
gassen  unb  ift  bic  heutige  Bognergasse;  t>xt  frühere  Rymerstraße 
(1730  bti  ^üc^elbecfer  noc^  Riemerstraße),  öor^er  Vilzerstraße  (b.  i. 
*5iläma4)ecftr.)  genannt,  ^ci§t  \)tntt  Riemergasse.  "JlUerbing^  trat  auc^ 
gutoeilen  iiaß  ilmgefe^rte  ein:  bie  Alstergasse  tourbe  im  19.  3a^r^. 
toicber  jur  Alserstraße  unb  cbcnfo  bic  Äauptftra^cn  anberer  QSorftäbtc/ 

^)  Übet  bcn  9Zamcn  f.  9R.  9}?üQer  a.  a.  O.  254.  Trabotnstraß  auf  öirfc^« 
öogelö  ^lan. 

«)  <21uf  QBolmuctg  <^lan  oom  3-  1547.  Scbon  1730  in  Äüd)elbecferß 
5incrneucftcr  Qf^ac^nc^t  oom  ^löm.'^apferl.  Äof  nebft  "Scfd^reibung  bcr 
^o^f.  9?eribenä-6tobf  <2öien  S.  440  Himmel-Porten-Gasse  (na<^  bem  5?lofter 
Porta  Cell). 

')  ®cfc^.  b.  Sfabt  QBicn  n  1, 112  (1516).  ÖucOen  I  3  9lv.  2748  (1652). 
2779  (1675).  9?icb.  9}?üaer  ©cfcf).  b.  6fabt  Qßicn  II  1  e.  111  mac^t  barouf 
aufmccffam,  bog  fc^on  in  einer  QSerorbnung  9?uöotfä  IV.  oom  3.  1361  (©c- 
fc^ic^töqucaen  bcr  Stabt  ^ien,  I)craugg.  o.  Ä.  Qßei^  I  1  6.  154  9^r.  64) 
bie  ^cnbung  in  unserr  herrenga^jen  oorfommt,  aber  nic^f  eine  cinjclnc 
Strafe,  fonbcrn  t>ai  öcrrcnoicrfcl  meine,  toit  g&^^Q  in  "^Utwiener  Querfcn 
öfter  'Stabteil,  ^Sejirr  bcbeutc.  Sn  einer  bcr  oon  ©rieäbabcr  bcrauSgc« 
gebencn  "^rebigten  II  16  lommt  ta^  Qßorf  in  äbnlicbcr  93cbeutung  oor 
(ein  hochgezit  in  einer  etat,  diu  hie^  Galilea.  Und  diu  hochgezit  was  in 
einer  ga55on,  diu  hie5  Ghana).  ®cr  ^^crfaffcr  l)at  alfo  ©aliläa  für  eine 
Qtatt  gehalten  unb  itana  ba^cr  für  einen  ötabttcit,  benn  für  eine  ©äffe 
lonnfc  er  bcn  Qluöbrudt  Cana  Galilaeae  bcr  Vulgata  3o^.  2, 1  faum  nebmcn. 
®iefc  *33crn)cnbung  oon  ga:;5e  fällt  ganj  au^  feiner  fonftigcn  95cgnfföcntroicf' 
lung  bcrau«  unb  ift  wobl  nur  burc^  M^  Q3orbilb  oon  lat.  vicus  ocranlaßt, 
ba^  bie  "Scbcutungcn  Gtabtoiertcl  unb  ©äffe  ocrcinigt,  b.  b-  tt>cil  ga^^e 
atö  Überfc^ung  oon  vicus  =  Strafe  bientc,  rourbc  eö  auc^  jur  Q[li}icbergabe 
oon  vicus  =  Sfabtoicrtel  gebraucht,  aber  bocb  wobl  nur  in  bcr  6cbriftfpracbc. 

*)  1706  auf  ^nguiffolaö  "^lan  (Viennae  delineatio),  cbcnfo  auf  9iagcl« 
Siavtt  oon  1770. 

")  eamcfTna,  Hrlunbl.  "Sciträgc  jur  ©cfcbic^tc  ^kni  im  16.  3<»^r^>. 


Strafe  —  Sfrcic^^olj  503 

t)tc  Waringer')  unb  bie  Favoriten  Gasse*)  ju  Währinger-  unb 
Favoriten-Straße  umgenannt.  9^oc^  in  ncucfter  3ctf  ^af  bie  Heugasse 
bcn  ^^amcn  Prinz  Eugenstraße  crt)altcn,  toobei  toicbcr  ein  Q3orbiIb, 
bie  gleichnamige  Strafe  im  QBejirf  ®5bling,  mittoirffc.  '2)oc^  bai  fmb 
oercin5cIfe  '21ugnat)men  gegenüber  ber  gro§cn  9)^enge  oon  ©äffen,  bie 
QBicn  namentlich  burcf)  bie  äußeren  93eäirfe,  bie  früf)eren  93ororte,  ju« 
lr>ucf)^.  3m  Oanjcn  genommen  ift  alfo  bie  (Snttt?icflung  »on  Straße 
unb  Gasse  t)ier  in  cntgegengefc^ter  9^i6tung  ocrlaufen  tt)ie  in  ben 
reic^^bcutf^cn  Gtäbtcn,  unb  toir  t)abcn  t)ier  ein  neue^  ^Seifpiel  bafür, 
ba%  toortgcograpbifc^e  Xlntcrfci)iebc  im  beutfd)en  Sprachgebiet  neu  ent-- 
ftanben,  nic^t  au^  einer  Seit  mangclnbcr  ßprac^ein^eif  ererbt  finb. 

6treirf)^ol5 

iobljc^en  5um  ^njünben.  (f^  bcftet)en  brei  ^b.  6i)nont)me, 
Schwefelholz,  Streichholz  unb  Zündholz,  häufig  in  bemi= 
nutiöcr  "Jorm  -hölzchen,  -hölzel,  fcf)ipäb.  -hölzle.  93on  biefen  bt= 
ik\)t  fic^  Schwefelholz  junäc^ft  auf  bie  ältere  ^rt  biefer  Sünbmittel, 
beren  Sünbmaffe  ©c^toefel  en(l)ält.  ®er  9^ame  tourbe  aber  auc^  auf 
bie  1848  erfunbcncn,  feit  ca.  1860  au^  ©c^tocben  eingeführten  mit 
*^araffin  ^tatt  mit  Sc^lpcfcl  übcr5ogcnen  ijöljer  übertragen,  bie  jucrft 
Sicherheitshölzer  (fd)tt)eb.  Säkerhets-Tändstickor)  ^ie^en.  <5)a  er 
aber  für  biefe  al^  unpaffcnb  empfunben  toirb  unb  bie  mit  Sd^tpefel 
öerfe^enen  Äöljcr  immer  mc^r  jurücfgegangen  finb,  fo  ift  bk  "^Besei^-- 
nung  Schwefelholz  im  Q3cralten  unb  an  manchen  Orten  toie  93erlin 
unb  'JBien  fc^on  faum  nöc^  ju  ^örcn.  3mmerl)in  tpirb  fie  mir  noci) 
für  eine  gro§e  '2lnäat)l  üon  Orten  angegeben,  j.  93.  Ciol.,  ^Sre^lau, 
Weimar,  93remen,  ^5ln,  <2Bie^b.,  eif.,  21fc^aff.,  Äof,  2ln§b.,  ßiUi, 
93regcnä  *). 

®ie  gcograp^ifc^e  Q3crteilung  ber  beiben  anbern  ^u^brüdfe,  Streich- 
holz unb  Zündholz,  ift  feine  einfache,  fic  gct)cn  öiclfac^  burc^  cin-- 
anber.  "Sin  oielen  Orten  finb  beibe  gebräucl)lic^,  fo  in  93rc^l.,  6c^toerin, 
^icl,  Cüneb.,  Olbenb.,  ^aberb.,  '^Bau^en,  Äalberft.,  '^falj,  ^fc^aff., 
Äof,  Olmü^,  93lubcnj,  93ern.     Zündholz  ift  too^l  überall  oerftänblic^ 

')  1706  auf  "Slnguiffola«  'Plan.  1683  Wäringerstraß  ©uglia,  ©efc^icbtc 
ber  Gtabt  QBicn  (1892)  ^ig.  22. 

^)  1770  auf  9^agcl8  ^lan. 

*)  ^e^r  munbartlic^  norbwcftb.  Schwefelsticken  <33oigt-®iebcnc^^ 
5)rcioicrtet  Stunb  oor  ^ag  38.  93gt.  bän.  svovelstikke.  3n  ^Oiittelfc^waben 
^ci^en  fte  Schwäbele  nac^  '21.  3afob  'Sa^ern^  "ST^unborten  I  44. 


I 


504  Strcic^^olj  —  Strippen 

unb  toirb  cinerfcit^  im  äu^crftcn  9'^orbcn,  in  ^ctec^b.,  £iöl.,  anbcrfeit^ 
in  Öftcrr.  faff  ausfd)Ite9Iicf)  gebraui^f,  munbürfl.  Zündholz  in  Süric^, 
Zündhölzli  in  <23afel  (Geiler  ^afl.  '■m,  329),  Zünder  in  Ölmü^, 
Zünderchen  in  9xiga  (Zünderli  in  93afel). 

Streichholz  toitb  »orjug^toeife  im  9'^orben  gebraucht,  iff  s.'^S. 
in  93erlin  allein  üblich  unb  in  ganj  9^orb=  unb  9}ciffelbcutfc^(anb  t)cr= 
breitet.  S^  toirb  aber  auc^  in  6übtoeftbeuffc^l.  (^falj,  ©f.,  Äeibclb., 
^arl^r.,  9^aftatt)  unb  fonff  öereinäclt  im  6üben  gebraucht.  93ertoanbt 
ift  hk  munbartlic^e  '^Scjcic^nung  in  9^iebcröfferreic^  unb  ba^cr  auc^  in 
^ien  sdi'äfhö^tsl  b.  i.  Streifhölzel  ober  eigentlich  Straufhölzel  ju 
m^b.  stroufen  n^b.  streifen.  SD^an  fagt,  ba^  Äbljel  anstreifen, 
tpic  im  ®thkt  öon  Streichholz  t§  anstreichen,  '^it  Streifholz 
berül^rt  fic^  ber  elf.  lot^r.  Slu^brud  Streiffeuer  neben  Streichfeuer 
(Strichfier)  'etreic^^olä'  ©f.  953b.  I  133.  c^-oamann  QKb.  506.  — 
3n  ber  (5d)riftfprac^e  überlöicgt  Zündhölzchen  bei  toeifem.  3n  ^ae= 
bing§  Ääufigfcit^ipörterbuc^  fommcn  auf  9  ^äUe  oon  Streichhölzchen 
228  t)on  Zündhölzchen  einfd)lie§(i(^  feiner  Sufammenfc^ungen  Zünd- 
holzschachteln, Zündliölzchenfabrikation  uftt?.  ®{e  93e5eic^nung 
Zündhölzer  gilt  tt)0^l  für  jutrcffenber  al^  Streichhölzer,  toeil  ber 
3toe(f  bc^  Sünbeng  toic^figer  erfd)cint  al^  baß  Q5crfal^ren  bcö  6treic^en^. 


bic  au^  93änbem  gebilbcten  (5c|)lingcn  3um  '2lnäic^en  ber  Stiefel. 
Strippe  ift  in  93cvlin  QUQkiii)  munbartlic^e  ^Sejeic^nung  bc^  *33inb= 
fabcn^  unb  tt)urbc  al^  folc^c  oben  6.  122  crtt>äl)nt;  e^  ift  bk  nbb. 
'^orm  f on  obb.  Strupfe  Strupfe.  SHbcr  tt)ä^renb  c^  in  legerem  Sinne 
für  Dulgär  gilt,  ift  Strippen  in  ber  93cbeufung  oon  6tiefclbanbcrn 
ber  einzige  '2lu§bru(f  bafür  in  93crlin,  unb  man  tt>ei§  ^ier  im  "Slüge-- 
meincn  nic^t,  ba^  Strippen  nbb.  ift  unb  ^oc^beutfd)  Strupfen  ju 
lauten  \)ättt.  Stripp  ift  in  biefcm  Sinne  fd^on  au^  bcm  Saljre  1664 
bezeugt  (QBeiganb  QBb.  11  991).  0ic  tPortgeograp^ifd)e  ©ifferenj  be-- 
ftc^t  ^ier  Ijauptfäc^lic^  in  ben  'Jormen  Strippen  unb  Strupfen. 
Strippen  ift  über  £iöl.,  9'torb-  unb  90'iittclbeutfd)l.  verbreitet,  in 
^büringen  füblic^  hiß  Qöeimar  unb  "SO^ciningen.  'SKüHer-'^raureut^ 
QBb.  II  577  bejeicbnet  Strippe  in  Sacbfen  al^  jugetragcn  au^  Berlin. 
3n  5?oburg  fagt  man  Schlupfen,  ebenfo  ober  Schleifen  in  ©cffau, 
Ic^tcre^  auc^  in  "SOZü^l^.  in  ^^ür.    3m  nörblidjeren  QBeftbcutf4>l.  toirb 


Strippen  —  Stxibe  505- 

teil^  Struppe')  (^crtm.,  Äeibclb.),  tdiß  Stropp  (^rcf.,  ^obL),  fcil^ 
Strupfe  (<5icgb.,  fcltcncr  in  ^obl.)  gcbraucbt. 

Strupfen  ift  in  Sübbcutfcf)!.  unb  Öftcrr.  üblic^,  in  %!Bürtt. 
Strupfer.  daneben  fommt  in  Sübbcutfd)!.  bai  fc^on  für  Coburg  er= 
tpä^nfc  Schlupfen  (9\aftatt),  in  ^aocnt  Schlüpfer!  (3'Jcumarft  in  bcr 
Obcrpfalj)  Por.  Sti-upfen  bcbcufct  in  ^ncn  fnacb  Äügcl  ^icn. 
®ial.   160)  aud)  bie  Äofenftegc. 


Stube 

^o^nraum  mit  Ofen;  ein  folc^cr  o^nc  Ofen  unb  oon  flcincrcm 
Umfange  ^ei§f  in  Berlin  Kanuner.  ®a^  gcograpt)ifcf)c  St)non9m  oon 
Stube  ift  Zimmer,  itbcr  hk  Verbreitung  biefer  beibcn  ^^crter  ift 
im '2illgemeinen  ju  fagen,  baft  Stube  im  9corbcn  bie  gciDö£)nIid)c  unb 
polfötümIid)e  ^e^eicbnung  ift,  Zimmer  bancben  gebraucht  toirb,  aber 
aii  feinerer,  gewätjltcr,  auc^  fd)riftfprad)tic^cr  ^u^bruc!,  toä^renb  im 
(Süben  Zimmer  in  bcr  f)b.  ilmgangsfprac^e  fafi  aUcin  üblid)  ift,  Stube 
Der  ^O^unbart  angehört  (öfterr.  die  Stuben,  stiim)  unb  ba^cr  bem 
6täbtcr  bic  93auernftube  bebeutet.  'i21uc^  9!Bcftbeulfc^I.  fdjcint  Zimmer 
ju  beoorjugen. 

0a5  ®thkt  pon  Zimmer  umfd§t  (fl'a§,  ^aben  (^^rucbf.,  i^arlsr., 
^onftanj)  aupcr  bem  nörblic^en  ^tii  (Äeibelb.)  unb  ben  größten  5;eil 
oon  kapern  CSJüräb.,  3ngolft.,  ©onau».,  xD^ünc^en),  Sc^tocij,  Öftcrr. 
unb  ^Siebenbürgen,  ferner  im  9^orben  ^eter^b.  unb  £ioI.  ^ucb  im 
•^Beficn,  ä.  ^.  in  Osnabr.,  Stegburg  (tpo  Stube  ganj  fcijlt),  ^obl., 
^iesb.,  ^ranff.,  ^Jcainj  überwiegt  Zimmer.  3n  ^rier  ift  Stube 
nac^  meiner  Ouelle  =  ^^o^nftube,  fonft  toirb  Zimmer  gebraucht; 
cbenfo  roirb  mir  ber  v2ac^Derf)aIt  für  3üric^  unb  ?\cic^cnberg  ange« 
geben.  3n  <5utba,  ^armft.,  ioeibclb.,  .^aifcrsL,  3n>eibr.,  '2Ifc^aff.,  Äof, 
TJümb.,  "Slnsb.,  £Reumarft  ipirb  Stube  (natürlich,  toic  überall,  bancben 
aucb  Zimmer)  gefegt,  ^^ürtt.  gci)ört  juui  ©ebiet  oon  Stube.  t)a§ 
aud)  im  fc^lpäbif4)en  3:cil  oon  ^cpern  (^21ug6b.,  .^empt.)  neben  Zimmer 
porfommt.  3n  9^cicbcnbcrg  tpirb  Stube  nur  nod)  oon  bcr  älteren 
©encrafion  für  ben  '^oI)nraum  angctoenbct  (aber  nur  Schlafzimmer), 
ift  alfo  im  93erfc^toinben.  3n  fleiucn  Orten,  ipo  tk  5?iunbart  ftärfer 
ouf  bie  Umganggfprocbe  einu?irft  (j.  ^.  in  Q'xaftatt,  3ucfm.,  3ell  a.  6.), 
toirb  auc^  im  6üben  Stube  gebraucbt.      Sonft   bcbcufct  biefe^  933ort, 


*)  "21uc^  öon  ti7iüDcr«5raureut^  o.  a.  O.  ocrjeic^nct. 


Joe  Stube 

b>it  fc^on  bcmcrff,  im  6übcn,  in  (?lfa§  ^)  unb  bcr  ßc^tocij,  toie  in 
öffcrr.,  nur  bic  93aucrnffubc.  —  ©aö  Zimmer  ift  in  öftecr.  immer 
ein  5tt)cifenfferigcr  Q'^aum,  ein  cinfenfferiger  ^ci§f  Kabinett.  3n  93crlin 
Icnnt  man  biefe  Hnfcrfc^eibung  nii^f. 

©er  6ac^öer^alt  iff,  toic  man  [\t))t,  ^iemlic^  oertoicEcIf.  3m  ©anjcn 
jeigt  fic^,  ba^  überall,  too  Zimmer  unb  Stube  neben  cinanbcr  liegt, 
erffcre^  bcr  t>ornc^mcre,  getoä^Ite  ^u^bruc!,  Stube  bie  cinfad^ere,  ooIf§== 
fümlic^e  93eäeic^nung  iff^.  ©icfcr  llnferfd)ieb  iff  jiemlic^  alt,  er  lä§t 
ftc^  fc^on  im  17.  5cil)rl)unberf  nac^toeifcn.  *3)cr  "Drcgbener  '^oetifcr 
•Slug.  93ud^ner  fc^rcibt  in  feinem  ^urjen  ^cgtoeifcr  jur  ^eutfc^en 
^id)tEunft  (3ena  1663)  S.  51:  „<5erner  foH  man  fic^  oon  allen  un^ 
faubercn  unhöflichen  unb  bcrglcid)en  Porten,  bie  jemanb  jutoicber  fein 
möi^tcn,  enfi)alten,  aU  toelc^e  beim  gemeinen  'Sauer^^QSoIcf  im  brau(^ 
fcinb,  aU  ©ortfc^e  für  6tube,  toietoo^l  \6)  auc^  bicfc^  ju  fe^en  ht' 
bendcn  ^ctfe.  <5)enn  bcr  '^ozt  auf  bie  au^ertefcnftc  Dörfer  fc^cn  foH, 
bat)er  er  lieber  ein  Simmer  ju  nennen,  toelc^e^  ni6)t  fo  gar  gemein 
unb  bei  ben  t)öfflic^en  im  braurf)e  ift."  &)X)a  ein  3a^rl;unbert  fpäter 
äußert  flc^  ©ottfc^cb  in  feinen  93eoba(^tungen  über  ben  ©ebrauc^ 
unb   '^i^htaud)   öieler   beutfd)er   Wörter  (1758)  6.  263  f.   über  bcn= 

felbcn  llntcrf(^ieb :    „(5in  Äau^   mu§   fd)on   n)ol)lgcbauet  fein, 

toenn  man  i\)m  Simmer  beilegen  foH.  Gfuben  l)ingegen  gcfte^t  man 
allen,  auc^  fc^lec^tcn  Käufern  5u,  bk  aber  nur  Öfen  jum  ©n^cigen 
^aben  muffen." 

enblic^  nac^  ^belung  <2öb.  IV  (1801)  1716  ift  Zimmer  „bcm 
eblern  6tt)le  eigen,  hai  niebrigere  6tube  5u  oermciben,  aber  ba  e^  ein 
allgemeiner  ^u^brud  ift,  bcr  6tuben  unb  Kammern  unter  fic^  begreift  *), 
fo  !ann  man  boc^  biefe  QKörter  ni(^t  entbel)rcn,  toenn  ein  genauer 
£Interf4iicb  notljtoenbig  ift."  'SBic  ftarf  bk  nl)b.  6(^riftft)ra(^c  Zimmer 
Dor  Stube  bcoorjugt,  crgiebt  fiep  au^  ^aebing^  ioäufigfcit^toörtcrbucb, 
tDonac^  in  ber  bort  ocrtoerteten  Literatur  Zimmer  2427mal,  Stube 
445mal  yorfommt,  erftere^  alfo  5 — 6  mal  fo  oft  toie  biefc^. 

®a§  jeboc^  auc^  im  6übcn,  fpejicll  in  'Sßien  Stube,  nicbt  Zimmer 
in  einer  früljcren  ^eriobe  ba^  übli(^e  QBort  für  ben  QBo^nraum,  aucb 
ben   ftäbtifd)en   toav,   mu^    man   too^l   au^  bcr  93c5eic&nung  Stuben- 


')  Q3gt.  elf.  QBb.  n  569.    iocnr^  Dial.  de  Colm.  224. 

-)  Q3e5eid)nent)  ift,  ta^  man  im  <2ßirt*b<iug  in  Öftcrr.  bic  einfachere 
Gaststube  oon  bcm  feineren  Extrazimmer  unterfc^eibcf. 

8)  0ie^  trifft  nur  für  9iorbbculfd)l.  ju,  in  öfterr.  fd^ließt  Zimmer 
Kammern  nic^t  ein,  fonbern  ift  immer  ein  größerer,  jweifenftcriger  9'5aum. 


3fube  507 

mädchen  fc^Iic§cn,  bie  gerate  in  ^Men  ju  Äaufc  ju  fein  fc^eint  (f. 
oben  u.  Dienstmädchen  (2.  176).  953ä^rcnb  mir  au§  O^nabr., 
^obl.,  9Zümb.  Zimmermädchen,  aui  Sinj  Zimmermädel  angegeben 
toirb,  iff  Stubenmädchen  in  ^icn  für  ^rioatJ)äufcr  noc^  je^t  allein 
gebräudjlic^.  3n  ©aft^öfen  iDtrb  meift  Zimmermädchen  gcfc^rieben, 
tocil  eben  bcrcn  9läümt  Zimmer,  nic^t  Stuben  ^ei^en.  ^aber  ift 
fogar  allgemein  Zimmerkellner,  haß  erft  in  neuerer  Seit  aufgcfommen  ift, 
©er  urfprünglic^e  llntcrfd)icb  5roifd)cn  Zimmer  unb  Stube  liegt 
befanntlic^  in  ber  Äcigung^anlagc.  Zimmer  bcbeufef  i3on  Äau^  aui 
nur  etura^  ©cbaute^,  a^i).  zimbar  anglf.  timber  ^au^olj,  ©ebäube, 
m\)b.  zimber  ^au^olj,  ^au,  ^o{)nung  ^),  alfo  jcben  9\aum  eine^ 
©cbäubc^  oI)nc  9Rücffic^t  auf  bie  Äcijungsanlagc;  ba^felbe  gilt  £>on 
Kammer  a\)b.  kamara  aus  lat.  camara.  Stube  bagegen  iff  tai 
bux<^  einen  Ofen  ^eijbarc  ®emac^,  urfprünglic^  bie  93abeftube: 
mnbb.  stove  anglf.  stofa  ^abcraum,  engl,  stove  Ofen,  ital.  stula 
Ofen,  ^abeftube  *).  (5o  Raffet  biefcm  ^orf  r>on  öcrn  ^crcin  ber  93c-- 
griff  bc^  ^ot)nIic^en  an.  ^a§  ^O^itteIa(ter  ^attt  no6  5tt>ci  parallele 
^usbrücfc:  m^b.  kemenäte  a^b.  chemenata  anß  lat.  caminata  bas 
mit  einer  romanifd)en  ^'aminanlage  ^ti^haxt  ©emac^  (ogl.  oben  £.  442) 


*)  3u  gof.  timriin  'oUoöouecv',  gr.  dsuco.  <Pie  ^ebeutung  'Sau^olj' 
^ottc  Zimmer  nocb  im  alteren  9^bb.,  f.  -rOiüüer-'Jraureutb  QSb.  U  705. 

')  Sie  Stpmologie  bee  Portes  Stube  ift  ftrittig.  TJacb  ber  älteren 
5lnjic^t  ftammt  hai  beutfc^e  'Sjort  aus  bem  iRomanifcben,  ital.  stufa  proD. 
estuba  ftj.  ötave  'Sabeftubc,  hai  felbft  poftoerbalc  xTIeubilbung  gu  ital. 
Stufare  Wärmen  auä  *estiifare  bämpfen  =  gr.  iy.rifeiv  iy.zv^ovv  ift.  Äepne 
QBo^nungswefen  45  f)af  Stube  bagegen  nad)  bem  93organg  oon  tDiartin  ju 
at)t>.  stioban  'fltcben',  stoup  '5taub'  geftetlt  unb  für  ecfetgermanifd)  ertlärt. 
'zDltpzv-2nbU  xRoman.  etpm.  ^b.  223  unb,  roie  es  fc^eint,  au&  S6u6arbt 
3-  f.  bfi^.  ^ortf.  I  66  trennen  baber  ba^  germ.  ^ort  oom  romanifcbcn  unb 
bctracbten  bcn  Entlang  oon  Stube  an  ital.  stufa  als  ^ufäüig.  Geringer 
3bg.  'Jorfc^.  18,  273  ff.  unb  Si^ungsbcr.  b.  ^icn.  ^ta':>.  144.  93b.  VI  6.4 
nimmt  Äreu^ung  eines  roman.  *erttifa  mit  aht.  stioban  'ftieben'  an.  ~ülit 
fc^eint  ti  bei  ber  lautliden  unb  begriffUcben  Übereinftimmung  uon  Stube: 
stufa  unmöglid),  tai  gcrm.  QBort  oom  romanifcfecn  loszureißen,  dagegen 
»äre  Sufammenbang  oon  Stube  mit  stieben  nur  bann  jroingenb,  wenn  für 
Stube  bie  ©runbbebeutung  'bas  ©eftiebe'  nacbmeisbar  wäre.  Ss  fann  febr 
toobl  ein  blo§  jufäüiger  "iilnJlang  oon  stieben  an  Stube  oorliegen.  <S)ie 
©eutfc^en  übcrfamen  au^  bem  Altertum  oon  bei^baren  ?\äumcn  nur  bie 
<23abeftubc,  ta  bie  'ülltcn  ^^obn^immer  nicht  beijten,  unb  macbten  fie  nun 
jur  ^obnftubc,  b.  b-  legten  ^abeöfen  aucb  in  ben  ^obn^immern  an.  3m 
Sslänbif^en  ift  bas  9Bort  badstofa  'Sabeftube'  gerabeju  ^usbrucf  für 
'^ßobnftube'  geworben. 


508  St"^c 

unb  m^b,  phiesel  d{)b,  phesal,  mnbb.  pisel  pesel  au^  lat.  pe(n)silis 
ein  biir(^  ^rtoärmung  bc^  ^u§boben§  ^cijboreg  ©emac^:  bicfc  römifd)c 
Äcisanlagc  (balineae  pensiles)  beftanb  in  einer  suspensura,  einem 
Äot)lraum  unter  bcm  'Ju^bobcn,  beffen  £uff  burc^  <5cuerung  Don  unten 
J)cr  (hypocausis)  tvwävmt  tourbe.  ®ie  brei  90öörtcr  Stube  ^),  Keme- 
nate'') unb  Pfiesel-Pesel*),  bic  fic^  al[o  urfprünglic^  burc^  bic  Äeij^ 
anläge  —  Ofen,  5?amin,  ünferbciäung  —  unfcrfd)icben,  I)aben  fid)  alle 
brei  munbartü!^  erhalten,  ©agegen  lä^t  fic^  ou^  ber  ßiferafur  nid)f 
er[e!)en,  ob  Zimmer  irgenbtoo  in  ber  '^olUmnnbavt,  namenflip  bcr 
bäuerlichen,  tourseltc*):  c^  fd)cint  alß  St)nont)m  oon  Stube  mel)r  ein 
<2Borf  bcr  6c^rift=  unb  ^anäleifprac^c,  minbcffcn^  ein  ftäblifd)e^  QBort 
gctoefcn  ju  fein, 

®a^  (Smpfang^jimmer,  bic  am  bcftcn  eingcrii^fefc  unb  juglcic^ 
am  toenigften  benu^fc  6fube,  l^ei§t  ober  t)ie§  in  ^Berlin  die  gute 
Stube.  3c^f  crfd)cinf  biefer  "^lu^brudE  bcm  93crHncr  aU  fpic§bürgcrli6 
unb  toirb  bal^cr  t>\ix6)  Salon  erfe^L  Gin  in  ben  ficbsigcr  Sauren  be^ 
öorigcn  Sabr^unberl^  aufge!ommenec  @a))'etil)aucr  „kommen  Sic  rein  in 
bic  gute  6tubc",  bcr  nac^  einer  9}Jelobic  auß  ber  '6tummen  oon 
"^ortici'  gcfungen  tourbc,  trug  basu  bei,  if>n  läc^erlicb  5U  machen,  (fr 
ift  übrigen^  füblic^  big  "Slfc^affcnb.  verbreitet.  3n  5?obI.  bafür  gutes 
Zimmer,  in  ßufcmb.  de^  besser  Stuff  (^b.  luj.  ^.  432),  in  93ieli^ 
schönes  Zimmer,  in  3it)cibr.  einfach  die  Stub,  toä^renb  bic  anbercn 
9väumc  Kammern  ^ci^cn,  in  Äcibelb.  Staatsstube  °).  3n  ©anjig 
tpirb  bcr  Q'^aum  teilg  Saal,  teil5  gute  Stube  genannt*),  in  Öfterrcicg, 

^)  Stube  ift  aug  ober-,  mittel-  unb  nicberbcutfi^cn  StRunbartcn  belegt; 
c«  bürftc  njcnigc  geben,  in  bcnen  e^  fet)lt.  Äe^rein  QSolfeifp.  215  bericbtet 
X)om  norbttJcftUc^cn  '^'^affau,  ta%  bort  Kammer  für  Stube,  Stöfchen  für 
Kammer  gefagt  n)erbc.    S)aö  9'?icbertänbifd)e  i)at  nur  Kamer. 

")  "Sluf  bemSicbsfelb  Kemenaten  *3immcr'  Scntricb  <2Bb.  65,  Kemlade  (Sr- 
furf  Scrtel  5^ür.  133,  lüneb.  kemnat  'Salon',  nicberöftcrr.  kemad,  {ärnf. 
k6matn  ®qßb.  V  529.  ^>lnbcrroärt«  l)at  taß  =Borf  feine  ^Sebeutung  »er- 
fd^oben:  fcl)n)ei5.  Kämmete  Heiner  9^ebengcmac^  uftt). 

3)  Äolftcin.  Pesel  "Stube'  ©rimme  ^laftb.  ^Tc.  162.  «Sapr.  Pfiesel  bc- 
jeicbnct  je^t  in  ben  Salinen  ben  gc^ei^tcn  9vaum,  in  i>etn.  bai  ousgcfottere 
Salj  gebörrt  wirb  (Sc^mcücr  "2ßb.  I  442). 

*)  ®aö  3^e^len  oon  Zimmer  wirb  au^brücfticb  für  bic  "OTunbortcn  oon 
'5:^ünngen  (öcrtel  "^^ür.  265),  5)anbfcbu^ßb«in^  O^^^h  *2Bb.  79),  9\appcnau 
(^Oicifingcr  ^b,  212  ßebnroort  auä;  bcm  Ab.)  bc.^cugt.  Q^erjctcbnct  n>irb  ei 
oon  'JoHmann  Q33b.  558  („tt)ie  ^b.  Zimmer")  unb  ibcnrp,  Dial.  de  Colmar 
242  neben  Stube. 

•■')  Qluf  bem  (Sicbßfclb  nacb  öcntric^  ^b.  65  Putzstomn  b.  i.  Putzstube. 

*)  '5rifcf)bier  QBb.  II  383  ^ot  nodi  preu^.  große  Stube. 


etube  —  etu^l  509 

bcfonbcr^  ^itn,  Salon.  '5)ic  3ciifcf)r.  b.  ^cutfd).  Sprac^ocr.  XIII 
(1898)  161  f.  fü^rt  noc^  folgcnbc  ^cjetc^nungcn  an:  in  ©orpaf  toic 
©ansig  Saal,  in  Qöüräb.  Empfangssaal  ober  -zimmer,  in  3^el)0c 
Empfangszimmer,  in  Gubioiggburg  Besuchszimmer,  in  6fcicrmarf, 
^änifcn,  ^rain  Sitzzimmer  (cbenba  6p.  i  1 1). 

Si^  mit  9'\ü(ilcf)nc.  ®er  tt)orfgeograp!)ifd)e  llntcrfd)icb,  bcr  für 
bicfe^  9}^öbcl  bcffc^f,  lä§t  fic^  furj  ba^in  fcnn3cid)ncn,  ba§  im  xJtorbcn 
Stuhl,  im  6übcn  Sessel  üblirf)  ift,  b.  f).  bic  ilmgang^l'prac^e  gc-- 
brauc^t  je  toeifcr  füblic^  um  fo  toeniger  Stuhl  unb  um  fo  mc&r  Sessel 
unb  umgcfc^rt.  3n  öfterrcic^  ift  Stuhl  auf  bic  ^cripl)crie,  Sedierten, 
^ö()men,  QSorarlb.,  ferner  Sicbenb.  bcfd)ränff:  fonft  toirb  c^  bort  toenig 
gebraucht,  unb  ätoar  fpcsiell  für  bai  einfache  9}^öbcl  ber  '53aucm  (mit 
eingcbol)rfcn,  nic^t  cingeftcmmfen  93cinen:  ^inferb.).  9^ur  Lehnstuhl 
ift  <xii  ©anje^  übernommen. 

Sessel  tDirb  in  '3)eutfd)Ianb  für  ein  befonbere^,  oom  gca)öt)n-- 
Iid)«n  Stu^l  abtoeic^enbe^  Gi^möbcl  öertocnbct,  ba^cr  burcbmeg  in 
Thronsessel,  ferner  für  befonber^  ftattlic^c,  gepolftertc,  toomöglirf)  mit 
Slrmlc^ncn  oerfe^enc  6i^c.  (5^  toirb  auc^  mcl^rfac^  (öarb.,  Äattc, 
'2lmbcrg)  bcr  ganj  auei  9^o^r  gefertigte  Rohrsessel  öon  bcm  Rohr- 
stuhl, ber  nur  einen  9Ro^rft^  ^af,  fonft  aber  au^  Äolj  beftel)t,  untcr-- 
fc^ieben.  0ie^  gilt  namentlich  für  6übbcutfd)l.  unb  (Scf)tpei5;  boc^ 
toirb  munbartlic^  auc^  in  3üric^  bcr  I)5l5crne  6tu^I  Bratli-Sessel  ge-- 
nannt.  3n  93crlin  ift  nur  Stuhl  toirtlic^  oolf^tümlic^,  ba^er  Lehn- 
stuhl, Großvaterstuhl  für  ein  gro§e^,  bequemet,  gepolftertc^,  mit  '2Irm^ 
U\)nm  cerfe^enc^  9}iöbel,  unb  auc^  ba€  ganj  au^  9\o^r  befteljenbc 
9}^öbel  toirb  Rohrstuhl  ober  Korbstuhl  genannt.  ®at)er  toirft  ^o-- 
potoitfcf)  Unterfucf).  oom  ^cere  (1750)  303  ben  9^iebcrfac^fen  oor, 
i>a^  fic  bie  Seffel  nic^t  oon  ben  (ctü\)kn  untcrfc^cibcn,  unb  Voc. 
Austr.  II  fol.  126  fcf)rcibt  er:  „'Sic  ßcip^igcr  macfjcn  fid)  mit  bcm 
©cbrauc^  i{)re^  Stu^I^  für  6effel  lä6)cvl\d>  ^).  ®cnn  anberc  ^eutfcf)en 
fagen,  in  Ceipjig  gebe  e^  feine  (JbeUeute,  fonbern  lauter  93auern,  ali 
bie  nur  auf  Stühlen  fi^en."  QBcnn  ber  ^Berliner  9r.  9ticolai  (Q'xeifc 
II  '53ct)l.  140)  ausbrücflic^  Sessel  =  gcpolftcrter  6tu{)l  all  nürm 
bergifc^  öcrscic^nct,  fo  betoeift  bicl,  ta^  Sessel  bamall  (1781)  in 
*33erlin  nic^t  üblich  loar.     ©icfel  '23ort  ift  alfo  nac^  9^orbbcutfcl)lanb 

*)  €in  Äicb  gegen  ©ottfci^cb. 


510  Stu^t  —  etuttc 

erft  fpäter  oon  Sübcn  gelangt.  —  3n  Obcr^cffcn  ((Sfc^cnrot)  tocrben 
beibc  ^nihvndt  ju  Sesselstuhl  vereinigt  (3.  f.  ^b.  9}?.  V  248). 

*S)a§  bic  £lnterfd)cibung  oon  Stuhl  unb  Sessel  alt  ift,  lehren  bic 
a^b.  ©loffen  <a^b.  ©loffcn  Ul  384,  6  f.  Cathedra  sessel;  Sub- 
sellium  s^wo^.  ^nbcrfcit^  bcjetc^nctc  a^b.  stuol,  got.  stöls  in  ältcftet 
Seit  gcrabe  einen  öorne^men  (5i^,  ben  ^^ron  bc^  ^5nig^,  ©ottc^, 
ben  9^ic|)ferftu^I,  ben  6i^  beg  Äau^^crrn  im  @egenfa^  5ur  93anf,  auf 
ber  bie  9^icbcrcn  ju  fi^en  pflegten;  fo  noi^  Bischofsstuhl  =  cathe- 
dra, Richterstuhl,  aber  Anklagebank.  3n  ber  gotifd)en  93ibcl  toirb 
d-QÖvog  fotoo^l  mit  stöls  al§  mit  sitls  =  n^b.  Sessel  übcrfe^t. 
Später  ift  ber  6tu^t  ein  geh)ö{)nlic^erc^  '^'6hzl  getoorben,  unb  bcfon» 
bcre  'Wirten  tourben  mit  bem  allgemeineren  ^lu^brud  Sessel  b.  ^.  Si^ 
bejeic^net. 

®a^cr  htbtnttt  Sessel  auc^  einen  toenigcr  oorne^men  6i^  o^ne 
jebe  Ce^ne,  toie  fic  3.  93.  ^laoierfpicler  öcrtoenben.  6c^on  ^marantt)e^ 
im  ^Jrauenjimmerlcfüon  oon  1715  nennt  fo  ein  lel)nenlofe^  Si^möbel, 
bai  in  Gc^Iafsimmcrn  unb  ^ouboir^  oertoenbet  tourbc  unb  a\i6) 
Nönngen  (Nönnchen)  ^ie§  (<5)9Döb.  X  \,  633).  Sc^t  toirb  ein 
foli^e^  in  <5)eutfc^lanb  unb  Sc^toeij  Hocker  (Hockerchen  in  ^fcl)aff., 
fonft  ba^r.  Hockerl,  fcl)iDäb.  Hockerle,  fc^toei^.  Hockerh),  in  öfterr. 
Stockerl  genannt.  3n  93regcn3  fommen  hiibt  'SBörter  oor.  0a^ 
Klavierstockerl  ^ei§t  in  9^orbbcutfd)l.  (^iel,  93remen,  O^nabr.)  auc^ 
Bock,  "ferner  toirb  in  ®eutfd)l.  unb  ber  Sc^toeij  auc^  baß  franj. 
Tabouret  oerioenbet.  ©eograpl)ifc^  nic^t  befc^rän!t  ift  ber  9^ame 
Puff  für  ein  fcltenere^  ßd^lafsimmermöbel:  ein  gcpolftertcr  runbcr  Qi^ 
über  einem  haften,  ber  bie  fc^mu^igc  '^öfc^c  aufnimmt.  ^a€  öfterr. 
Stockerl  bejeic^nct  aud)  ein  ^ücl)enmöbel,  baß  man  in  93crlin  tocnig 
fennt,  einen  „^üc^enftut)l"  o^ne  2e^ne,  ber  für  bai  ^btoafc^fa^,  jum 
©arauffteigcn  ufn?.  bient,  gctoö^nlic^  etloa*  l)öl;cr  al^  ein  eigentlicher 
6tu^l. 

etuUe 

^bgef^nittenc  6cl)eibc  93rob;  Butterstulle,  Schmalzstulle,  tocnn 
mit  93uttcr  ober  ßc^malj  gcfc^micrt.  <5)ag  'Jßort  l^at  ^xoav  einen  t>ul= 
gären  93tigefd)macf,  fo  ba^  cß  nur  mit  93 or bei) alt  ^ier  angefüljrt 
toerben  barf,  \)at  aber  in  93crliu  feinen  \)b.  (Jrfa^,  aufgenommen 
Butterbrod  für  Butterstulle,  toätjrcnb  nur  Schmalzstulle,  Muß- 
stulle,   nic^t   -brod   gefagt   tt>irb.     3n   ber   Äinberfprac^e   ift  Stulle 


etuUc  —  etuipctt  511 

jcbcnfaH^  ein  ffe^enber  ^usbnicf.  1.  Stulle  toirb  mir  nur  ani  bct 
^axi,  Äalberftabt,  (5igl.  bezeugt;  altmär!.  Stull,  Botter-,  Smalt-, 
Plummösstull  ^anncil  ^b.  215*).  ^^bclung  ^b.  IV  398  fanntc 
ButterstoUe  au^  einigen  ©egenben  im  Sinne  £>on  ^uttcrbämme  ober 
Butterbrot,  toä^renb  c^  in  Obcrfac^fcn  einen  ^uc^cn  au^  ^Sutterteig 
bebeufe,  bie  bcfannte  Christstolle.  ®ag  ^ort  Stolle,  Stulle  be-- 
beufet  eigentlich  einen  6tü^pfoften  (ogl.  ^eiganb  ^b.  11  977)  unb 
bcjietjt  fic^  alfo  auf  bic  ^orm  be^  ©ebäcf^. 

2.  3n  6ac^fcn  einfc^lic§Iic^  be^  QSogtlanbe^,  aber  ausi'd)lic§lic^ 
93au^en  unb  (5cifl)cnncr^b.  (£aufi§),  in  ©effau  unb  im  nörblicbcn  5t)ü= 
ringen  (3ei^,  "^Irtern,  Süb^arj)  entfprtcf)t  al^  gleich  familiärer  "^lusbrucf 
Bemme,  Bemmchen,  Butterbemme,  älter  Bamme,  t)a€  fd)on  au^ 
bem  17.  3a^i'f)unbert  belegt  ift  unb  jtoar  and)  aui  fd)(cfi[d)cn  Quellen, 
Stoppe  unb  (Steinbac^ ""}.  tlKan  nimmt  3ufammcnf)ang  mit  t()ür. 
bammen  'cffen',  Bams  (in  93crlin  Pamps)  'bicfer  93rei'  an,  bic  (5c^aII= 
narf)abmungen  ju  fein  fcl)einen. 

3.  Sicher  ^od)bcutfd)  ift  tai  toeit  Dcrbreitetc  Schnitte,  üblid) 
befonberö  in  ^reu§.=  unb  öftcrr.-6d)lcfien,  9^orbböf)mcn  (9\cicbenbcrg, 
£cifm.,  ßeipa),  ßauft^  (Bau^.,  6eift).),  ^^üringen  (ÄaHe,  Äalbcrft., 
^ü\)l^.},  fteßentocife  aber  auc^  im  xTJorbcn,  in  ^icl,  Olbcnb.,  ^^cft-- 
faleu  (^Künfter,  ^aberb.,  ^rnsb.)  unb  im  Sübcn  (^ünd).,  ?ceu-- 
marff,  93ern),  aber  nic^t  gebräuchlich  j.  93,  in  93erlin.  —  'SIuc^  eine 
Scheibe  Brod  mirb  in  9^orb--  unb  t!0'Jittetbeutfcl)l.  (9Roftocf,  93au^en, 
ibalberft.,  ö^nabr.,  Bücfcb.)  gefagt. 

4.  Sübbeutfc^l.  unb  Öfterr.  fprec^cn  in  bcmfelbcn  '^aü  nur  oon 
einem  Stück  (Stückl)  Brod. 

6tutpen 

bie  gcftärften  '21uffcf)läge  ber  Äembsärmel  ober  tit  ]xt  erfe^cnben 
„^vötlc^en".  00^  getoö{)nlicl)e  ^ort  bafür  ift  bog  fran^öfifcfje  Man- 
schetten. Stulpen  ift  auf  ben  O^orben  befcfjränft  C^oxp.,  ^önigsb., 
^anj.,  BreäL,  Berlin';,  9^oft.,  £üb.,  Sc^le^to.,  Scocr,  ßing.,  3ci^, 
Seipj.,  2Iac^cn)    unb    aud?    bort    im  21u6ftcrben.      3c^  fclbft  b^bc  hai 

')  Äerfel  ^^ür.  Gpr.  239  bejeicfenet  Stulle  al^  fef)lenb  in  Saljungcn. 

^  93gl.  <2Beiqanb  ^b.  I  202.  Älugc  QCßb.  u.  Bemme.  SOTüücr  •  ^rau» 
rcuf^  7Qb.  I  85.  ^ad:}  Äertel  5^ür.  66  Bemme  allgemein  im  öftUcben  ^tjü« 
ringen.  QGBein^olb  95citr.  ocrjeic^net  es  nic^t.  xlCcir  Joirb  Schnitte  alö 
fc^lcf.  angegeben. 

')  9ieumörf.  ^dulpe  "iDianfc^ette'  ^euc^crf  3.  f.  b.  ^.  1910  ö.  13. 


512  Stulpen  —  Kofeln  6rf)o!olal)c  —  ^axüt  —  ^alg 

903ort  früher  (oor  1900)  gebraucht,  toenbc  cß  aber  jc^t  nid)t  me^r  an. 
<2öer  aber  baö  franjöfifi^e  QBorf  öcrmeiben  teilt,  l)ai  in  Stulpen  einen 
üollcn  (Srfa^.  —  Stulpenstiefel  l)ie§en  in  93erlin  bi^  in  bie  80cr 
3al)re  bc^  öorigen  Sa^r^unbcrt^  bie  {)ot)cn  6fiefei  mit  lädierten  "Sluf-- 
fc^lägcn,  bie  bk  Knaben  5u  tragen  pflegten.  3c^t  iff  bai  QBort  mit 
ber  (3a<:i)^  oeraltct.  Stulpe,  baß  aud)  einen  <3)ecfel  jum  Überftülpen 
bebeutet  (nbl.  stülp  f.),  ift  toie  baß  5ugcl)örige  '^Serbum  stülpen  nbb., 
toirb  aber  in  9^orbbeutf(^lanb  nic^t  alß  munbartlic^  cmpfunben. 

tafeln  6c^o!olabe 

<5.  9Z.  ^indE  gab  mir  au^  ^rcfelb  an,  ba^  man  bort  eine  Platte 
Schokolade  für  eine  Tafel  Schokolade  fage.  93on  allen  anbem 
orten  jeboc^  tourbe  mir  nur  le^tcrer  ^ui^brud  angegeben. 

ber  ben  öberförper  bebedcnbe  ^til  btß  <5rauenf leibet,  toenn  er 
eng  anliegenb  gearbeitet  ift;  lofe  fi^enb  \)d^t  er  Bluse.  3n  ^ien 
unb  fonft  in  öfterr.  {^iUi,  ^lagenf.)  \)at  man  für  Taille  baß  beut[c|)e 
"^Bort  Leib,  unb  Taille  toirb  nur  oom  ^örpereinf(^nitf  gebraucht, 
3.93.  fic  \)at  eine  fd)tanfe  Taille,  tt>o  man  in  ioeibelb.  toieber  nur 
Hüften  onlDenbet.  ^aß  deminutio  Leiberl  bejeic^net  baß  Untere 
jäcfc^en,  baß  in  93erlin  Untertaille,  in  9\oftoc!  unb  fonft  Leibchen 
l^ei^t  (f.  Korsett  6.  306).  —  ^uc^  für  ben  unteren  ^eil  bcß  ^vautn^ 
Ileibe^  beftc^t  ein  h?ortgeograp^ifc^er  llntcrfdjieb  (f.  Rock). 

baß  fcfte  t)arte  "^ctt  öon  9vinbern,  Schafen,  5birfd)en  (Rinder-, 
Hammel-,  Hirschtalg),  baß  unter  anbcrm  gu  Sichten  »ertoenbet  toirb 
(Talglicht).  <^aß  ^ort  Talg  ftammt  anß  bm  9^bb.  (mnb.  talch) 
unb  ift  ba^cr  oon  Äaug  aiiß  auf  ben  Sterben  befc^ränft;  c^  ift  aber 
im  93orbringen  begriffen  unb  jc^t  nic^t  nur  über  ^ovb'  unb  9i}iittcl' 
beutfd)l.  füblic^  bi^  9}ieiningen,  .Coburg,  '^öie^b.,  'SJ^ains,  "5rön!f.  »er-- 
brcitet,  fonbcrn  toirb  auc^  ftcllcntoeife  no(^  weiter  füblic^,  in  ^aifcr^l., 
©onaucfd).,  £eitmcri^,  Sglau,  9)?äl)r.--9^euftabt,  ©raj,  (^iHi,  alß  \)b, 
QSort  in  3üric^  unb  93ern  gcbraud)t. 

6onft  toirb  im  Guben  ein  '2ßort  öertocnbet,  baß  in  ber  fd)rift=' 
fprac^lic^en   9^orm    Unschlitt   lautet,   in    ber   llmgangöfprad^c   aber 


5alg  513 

unb  in  ber  Literatur  oor  bcm  19.  3a^ri)unberf  nod)  in  r>erfd)iebcncn 
aubcrn  formen  auftritt.  (S^  ipirb  aber  je^t  t)or§ng5toeife  ober  au^= 
fd)Iie§lic^  für  ben  gur  Äerftellung  oon  £icf)ten  bienenben  s^alg  gebraucht, 
fo  ba§  bcm  norbbeutfcf)cn  Talglicht  im  Süben  bic  Unschlittkerze, 
tt>o  Kerze  fc^It,  ba€  Unschlittlicht  ^)  entfpric^t.  <S)er  gu  6peifcn 
ocrtoenbetc  ^alg  ^ciBt  in  ^Bicn  Fett:  Rindsfett  (munbartl.  Rinds- 
fetten), Schöpsenfett,  Hasenfett,  aber  Hirschtalg,  bai  aus  ber 
2Ipot^eferfpracf)e  übernommen  ift.  ©a  hk  5alglict)te  jet5t  meiftcn^ 
burd)  6tearinlid)te  erfe^t  llnb,  fo  fommf  t)a§  QBort  Unschlitt  nic^f 
me^r  fe^r  ijäuftg  in  ber  Umgang^fprac^e  oor.  Q.§  toirb  in  0übbeutfc^l. 
(93apem,  *2öürtt.,  93aben,  ^falj,  &].),  Sc^toeij  unb  Öftcrr.  gebraud)t, 
reicht  aber  ftcflcntocifc  noc^  loeiter  nörblic^,  namentlich  im  QOSeften,  too 
es  au^cr  in  ben  lott)r.  unb  luremb.  93^un b arten '^  noc^  in  ^rter, 
(5icgb.,  Äöln  (neben  Talg)  öorfommt.  Leiter  öftlid),  in  9!Reiningcn, 
93re^Iau  toirb  c^  je^f  burc^  Talg  öcrbrängt.  3n  ber  9}^unbart  reicht 
e^  in  mb.  ®ihitt,  6c^Iefien^),  (Srsgcbirgc*),  6übt^üringen '),  Äeffcn"), 
£otf)r.,  ßurcmb.  i)inein. 

<5)ag  ^Borf  toirb  in  ber  Umgangsfpracf)c  aud)  in  anbcrn  "formen 
gebraucht:  Inselt  in  93iel.,  Sucfm.,  9\eid)enb.,  ^.=£eipa,  Sengenf., 
Inschhcht  in  93apem,  Inschhtt  in  ^ulba,  S)armftabt,  QBinterb., 
Olmü^,  Q3ölferm.,  93rcgen5.  (S.ß  ift  bk  '^rage,  ob  man  biefe  formen 
noc^  ali  ^b.  gelten  laffen  fann.  ®efd)ricben  toirb  je^t  too^l  nur  Un- 
schlitt, im  18.  3al)r^unbert  auc^  Inschhcht'),  Inschlitt.  Ceffing 
bcmerff  ju  ber  Don  Cogau  im  17.  3a()rt).  gebrauchten  fd)lertfd)en  tJorm: 
„3nfclf  fc^rcibt  £ogau  ber  'Slusfprac^e  feines  ßanbe^  gemä§,  toofür  toir 
t|t  Snfc^lift  unb  Unfcf)litt  fcf)reiben"  ').  93ol!^munbartlic^  ift  in  ^ien 
Inslicht,  aber  ber  gebilbefe  9!Biencr  fagt  Unschlitt  ®). 


»)  eticlcr  ?:.  epr.  (1691)  Sp.  1056  Unschlitt  Licht.  «Joümann  QBb. 
520.  elf.  5ßb.  I  555.  ^fälj.  Unschlettücht  ^Jlutenriet^  3b.  144.  ed)lef. 
ünseltlichter  3c^tt)einic^cn  ^J^ertb.  S.  5. 

-)  goümann  <2ßb.  520.    QBb.  luf.  m  320  Önzelt. 

^  cjßeint)olb  93eitr.  38  Inselt.    ®^b.  lY  2,  2141. 

*)  eang  3-fb.^-  IX  13.    ©erbet  ©ramm.  272  Insüch. 

')  Äertel  '5bür.  250  (^^Itenburg,  9Raumburg,  Saljungcn). 

«)  ereccliuö  5ßb.  849  InschUch. 

')  Hirschen -Inschlicht  Äcrjogin  glconore  ju  "^roppou  'Jlr^nep-'Sud) 
(1708)  454  f. 

*)  Stictcr  "5.  Spr.  1056  fc^rcibt:  Inslett scribitur  etiam  Unschlitt. 

^)  3n  einer  Wiener  Urfunbc  oon  1605  Insslet  Quellen  5.  ©efc^.  b.  Qitatit 
QBien  I  5  3^r.  5680  (1623  n.  S^r.).    Unschlitt  ebb.  ^x.  5804. 
Äretf(5mer:  Ißortgeograp{)ie.  33 


u 


514  ^Qlfum  —  5;afc^c 


^alfum 


^ci§f  in  93crlin  bcr  puloeriftcrfc  '^alt,  bcr  in  Äanbfcf)u^e  unb 
©tiefcl  gcftrcut  toirb,  bamif  ftc  [x6)  leichter  anjic^cn  laffcn.  (5g  iff 
bog  mittcllatcinifc^e  Talcum  (2lbclung  QBb.  IV  526).  3n  Öftcrrcic^ 
Federweiß,  ein  9Zamc,  bcr  nac|>  ^opotoilfc^  QScrfuc^  (1780)  119 
unb  ^bclung  'SJb,  11  70  auc^  noc^  anbcrn  'SJiineroIien  gegeben  tpurbe. 
®ag  'Söort  ift  auc^  in^  llngarifd)e  gebrungen:  feder-baisz,  ßum^cr 
unb  '^tli^,  <5)euff(^c  Ortsnamen  unb  £e^nit)5rfer  bc^  ungar.  6prad)' 
\ö)a^tß  (Snn^br.  1900)  6.  96.  9^oc^  ^Icin  •^rot).-<2öb.  I  109  loicb 
Federweis  »on  gäl)renbem  neuem  ^Cßcine,  ber  gang  tt)ei§  au^fte^t,  in 
ber  llnfcrt>fal5  gefagt;  ber  Federweiße  ^ei^f  er,  toie  ic|>  \)'6xt,  auc^ 
in  ©ie§en  noc^  je^t. 

3m  6üben  ffe^t  ber  norbbcutfc^cn  Tasche  feiig  Sack,  fcilg 
Tasche  gegenüber,  unb  gtoar  toirb  Sack  in  ber  familiären  Sprache 
für  hk  an  Äofen  unb  anbcrn  ^(eibunggftücEen  angebrac^fen  93cutcl 
gebraucht.  ®er  norbbeutfd)cn  Hosentasche  cntfprii^f  im  Guben 
bcr  Hosensack.  Gfcgemann  in  bcm  e(fäffifd[)cn  "xRoman  ^ie  alg 
Opfer  fallen  6.  166  \)at  aud)  Giletsack  =  Westentasche  (6. 168), 
372  Sackuhr  =  Taschenuhr,  Ä.  Äcffc  ilrnttjegc  6.  13  Sackgeld 
=  Taschengeld.  3n  'Jßicn  finb  Ic^tcrc  '2lu§brü(fc  in  bcr  £lmgangg= 
fprac^e  nid^t  üblirf) ').  Sacktuch  =  Taschentuch  aber,  über  bai 
bcr  folgcnbc  'Slrtifcl  l)anbcU,  ift  auc^  bort  tvk  im  ganjen  6üben  ge= 
bräud^licl).  ®cr  frei  getragene  93cufel  ober  93cl)älter  bagegen,  bie 
ßcbertafc^c,  ber  ^ompabour  ober  ba§  9\eticulc  ber  <3)amen  u.  bgl., 
bci^t  au(^  im  ©üben  in  ber  l)b.  Umgangöfprac^e  Tasche,  ©oc^  l)ci§t 
cg  bctanntlic^  Rucksack  für  9\ü(fcntaf(^c. 

®ag  &<ihkt  üon  Sack  =  Tasche  umfaßt  93at)crn,  QBürftcmb. 
auBcr  iocilbr.,  93aben,  '^fals,  gif.,  ßof^r.*^),  Cuycmb.^,  fd)lic§t  auc^ 
nocb  'J)armft.,  ^ricr,  ^ainj,  QBicgb.,  ^obl.*)  ein,  bann  bic  6d)tpcij 
unb  Öftcrr.  au^er  ber  *^cripl)crie,  b.  1^.  au§cr  93ö^mcn,  Qd)k\\tn, 
Oberbftcrr.  (2in5,  ßconfclben)  unb  Siebenbürgen. 

1)  3n  älterer  Seit  (j.  03.  im  ^mt^btatt  oon  ealjburg  1816  Stücf  10) 
lieft  man  nod)  Sackuhr.    ^qI.  Rodung  QBb.  III  1241. 

2)  g^oOmann  <2Bb.  425. 
^)  qßb.  luj.  9JJ.  369. 

*)  93gl.  93tctor  9?^cinfränf.  Umgangöfprac^e  42. 


^ofd)c  —  ^af^cntuc^  515 

^uc^  in  biefcm  ©cbicf  iff  Sack  :=  5afd)c  anfd)einenb  fd)on  im 
9^ü(igang  begriffen.  9}ian  fagt  in  öfferr.  jtoar  Hosensack,  aber 
Rocktasche  neben  felfencrem  Rocksack,  Brusttasche,  Westen- 
taschel.  "iD^e^rere  ©etoä^r^männer,  bie  öon  ^oblcnj,  <S>armftabf, 
€Ifo§,  Äeibelberg,  "Söürttcmberg,  Süric^,  93ern,  93lubcn3,  bejeic^nen 
Sack  aU  bialeffifc^,  anbere  t)er5eirf)ncn  beibc  ^u^brüdEe,  Cinj,  ba^ 
9}iü^löierfel  (£eonfelbcn),  hai  ioeffUc^c  93öt)men,  einige  baprifd)e  6fäbte 
(Äof,  9^ürnb.,  2lmberg,  ®onoutt)ött^,  Sngolft.)  nur  Tasche.  3n  ber 
9}Zunbart  reicht  Sack  nbrblic^  bi^  6d)Icften  (9[Beinl)olb  93eitr.  79)  unb 
Äcffen  (^fiffer  S^ad^tv.  241,  erecciiug  QBb.  706),  früf)er  noc^  oicl 
toeifer  nörbli(^  ^),  toie  benn  bie  6c^rifffprac^e  hxi  5um  Gnbe  bc^  18. 
3a^rt>unbertg  Sack  für  '^afc|)e'  »ertoenbefe ').  "iHbelung  Q93b.  DI 
(1798)  1239  bejeid)nef  biefcn  6prac^gebraucf)  aU  ober=  unb  nieber= 
beuffd),  tt>ie  ja  aud)  im  ioollänbifd)en  zak  für  ^afd)c,  zakgeld  ^afd)en= 
gelb,  zakdoek  5afd)enfuc^,  zakhorologie  ^afd)enut)r,  zakmes  ^afc|)en= 
mcffcr  uflp.  gefagt  tpirb,  unb  im  Oberbeuffc^en  tourbe  Sack  and)  für 
'93eufer  gebraucht  (Haarsack,  Geldsack).  6eitbem  ift  Sack  in 
ber  6c^riftfprac^e  unb  »on  9^orbbeutfd)lanb  aug  and)  in  ber  llmgang^^ 
fprac^e  immer  me^r  gurürfgcgangen. 


^afc^entuc^ 

'Jßie  Hosentasche  unb  Hosensack  entfprec^cn  fic^  Taschen- 
tuch unb  Sacktuch,  ^a^  ©ebief  oon  Sacktuch  ttdt  \\d)  im 
'SBefenflic^en  mit  bem  oon  Sack  =  '5:afd)c,  umfaßt  alfo  <onhbmt\d)L, 
6d)toei3  unb  öftcrreid).  ^od)  fd)eint  Sacktuch  utoaS  häufiger  unb 
toeiter  verbreitet  ju  fein,  unb  e^  gilt  im  '2lllgemcinen  nid)t,  toie  fteUcn^ 
tücifc  Sack,  für  »ulgär.  (iß  reid)t  im  QOöcften  nörblid)  bi^  ßuremb.  ^), 
^rier,  ©arrnft.,  SOZainj,  <2Bic^b.,  <5ulba,  9}Jarb.,  'SO^ünfter  —  in  biefcn 
Gtäbten  überall  neben  Taschentuch,  ba^  in  'Jöic^b.  fd)on  feltcncr  al^ 
Sacktuch  ift  — ,  toeiter  öftlicf)  bi§  Coburg.  3n  öfterr.  loirb  Sack- 
tuch auc^  in  Orten  ber  ^cripl)erie  —  ßinj,  €ger,  Ceitm.  —  ge= 
braucbt,  tpo  Sack  =  ^afd)e  md)t  üblid)  ift,  ebenfo  in  Siebenbürgen. 
®ie  folgenbe  Tabelle  giebt  eine  Überfielt  über  fold)e  oertoideltcren  <5älle: 


')  Q3gl.  ©anncit  <3ßb.  (1859)  S.  78.    ^rem.  ^ßb.  IV  577. 
2)  Hmgcfe^rt  Hosenbeutel  (neben  Hosensack)  in  9?appcnau  93?ciftngcr 
QBb.  50. 

')  Qßb.  lur.  gj?.  369. 

33* 


I 


516 

'5of(J^cntuct> 

Tasche 

Taschentuch 

Sack 

Sacktuch 

9}Jünffcr 

fünfter 

•SJ^ünftcr 

<5ulba 

9ulba 

^ulba 

<2ötcgb.  feit. 

^kih. 

QBicgb. 

^ains 

gOf^ainj 

9}^ainä 

tXRainj 

^ricr 

^rier 

^rier 

5:ricr 

©armft. 

<S>armft. 

®armff.  oulg. 

©armft. 

^atfcc^l. 

^aifersl. 

^aifcr^I. 

Äcilbr. 

ioeilbr. 

Äcilbr. 

Äof 

Äof 

Äof 

<an€b. 

^n^b. 

^ngb. 

^uggb. 

2lug^b. 

•^lug^b. 

■iaug^b. 

Snn^br. 

Snn^br. 

Snn^br. 

eins 

ßins 

eins 

(?gcr 

Gger 

egcr 

ßcitm. 

Ccttm. 

ßeitm. 

Ccitm. 

Olmü^ 

Olmü^ 

Olmü^ 

Olmü^ 

9^cben  bicfen  bcibcn  gcograp^ifd)  oerfd)icbcncn'2lu^brüc!cn  Taschen- 
tuch—  Sacktuch  bcftct)f  nun  nod)  eine  brtfte  93e3eic^nung,  Schnupf- 
tuch, bk  ftc^  öon  jenen  junäcbft  nur  jcitlic^' unferfc^eibct.  Taschen- 
tuch unb  Sacktuch  jtnb  in  ber  ^b.  Itmgang^fprac^e  crft  im  Caufe 
bc§  19.  3a^rl)unbcrf^  aufgefommcn.  Sin  älterer  ^Selcg  für  Sacktuch 
ift  6at5a(^--^rei^blatt  oon  1816,  93eilage  6p.  34;  Taschentuch 
^rüni^  (?nct)cl.  147  (1827),  556.  «Hbelung  ^at  biefe  «SBörter  (1798 
big  1801)  noc^  nic^t.  ^ramer^  ^eutfc^.Stal.  <2ßb.  oon  1678  oer- 
geid^nef  Sacktuch  nur  in  ber  93ebeutung  öon  Sacfleinctoanb  {Telaccia 
da  sacchi).  ©ie  ältere  ^b.  ^Sejcic^nung  ift  Schnupftuch  ober  toic 
bie  <5orm  big  ing  18.  3a^rl)unbert  hinein  lautet,  Schnupptuch '), 
au(^   Schnaub tuch  ^.     Schnupftuch   ift  gcmcin^oc^beutfd),   aber   in 


^)  Schnuptuch  j.  <23.  in  bcm  fottjr.  9?omon  oon  <3D^cnantcg  (fiunolb) 
1701.  ^cutfc^-lot.  QBb.  oon  ^ütnb.  1733  S.  44.  Gfielcr  "3:.  Spr.  (1691) 
6p.  2437  Schnuptüchlein.  QSgl.  Weiter  ®QBb.  IX  1392.  gbenfo  ift  älter 
^b.  Schnupptaback  (®qBb.  IX  1391)  unb  Schnuppen  <5ßb.  0.  9?ürnb.  6.82; 
Schnupfen  idem  est  quod  Schnuppen  6tieler  ^.  6pr.  (1691)  <C)p.  1658; 
elf.  snüpe  „Jamals  pf  Senrp  Dial.  de  Colmar  210  f.;  fc^wäb.  Schnuppe^ 
(aber  Xxy^  93crbum  lautet  schnupfen  nac^  Ä.  o.  ^ifcber).  93gl.  Äcpnc  <2ßb.  u. 
6c^nupfen.  9^oc^  jc^t  ^b.  Sternschnuppe  (oon  Schnuppe  glü^cnber  ©ocbt« 
abfaU).  Schnupftuch  bringt  in  ber  2.  Äälftc  beg  18.  Söbrbunbcrtg  burc^ 
(9}?osort«  Briefe  eb.  9iobl'  6.  5.    Ccffing,  öagebom  ®9Bb.  a.  o.  O.). 

')  ©efc^riebcn  Schnauptuch  ©QBb.  IX  1204. 


^afcfeentud)  5 1 7 

langfamcm  QScraIfcn  begriffen.  3n  ^cter^b.  ift  e^  nod)  ber  I)äufTgere 
2lusbrucf,  fonft  aber  fd)eint  es  allmätjlic^  aussufferben.  ®cr  ©runb 
{)icrfür  liegt  offenbar  barin,  ba^  baß  ^ort  etnmologifd)  nic^t  me^r 
oerftänblic^  ift.  Schnupptuch  ift  ba§  Suc^  jum  £irf)--fd)nuppen  b.  \). 
fi4>  bie  xJtafc  ju  fcf)nauben.  5)a^  QScrbum  sich  schnuppen  ift  in 
biefcm  Sinne  I)effifd),  nbb.  sek  snuppen  in  ©öttingen  (£d)ambac^ 
933b.  201),  in  9}^ä^ren  ausschnuppen  (f.  '21rt.  schnauben).  Schnupf- 
tuch ftammt  alfo  ani  mb.  ober  nbb.  ®zhkt,  tt)0,5u  ftimmt,  bog  e^  im 
ic)cfftfd)cn  nacf)  drecelius  ^b.  752  „allgemein  üblid)  für  5afc^en= 
tud)"  ift.  '21u§er^alb  be^  ©ebiete^  oon  sich  schnuppen,  xdo  man 
bafür  sich  schnauben  ober  sich  schneuzen  fagt,  fann  Schnupf- 
tuch nur  auf  ben  Schnupfen  ober  auf  baß  5abaffd)nupfen  bejogcn 
tDcrbcn,  tt>o^  feinen  ganj  paffenben  Sinn  gibt.  6o  tourbe  baß  ^ort 
burc^  Taschentuch  —  Sacktuch  oerbrängt. 

211^  munbarflic^  ober  oulgär  mu§  tt)ot)l  Rotztuch  in  Stoicfau 
(^^ilipp  3.  f.  b.^m.  X  361),  Xastuch  in  ber  Sc^toeiä,  (?If.,  2ot{)r., 
£uremb.  *)  unb  öfterr.  Schneuztuch  (in  ^inferb..  Ober-  unb  9ticber» 
öfterr.,  Steierm.,  Seil  a.  6.,  5irol,  ^lubenjj  gelten,  unb  erft  red)t  baß 
fcf)tt>äb.  pfälj.  fc^toeij.  Fazzelet  Fazzenet  (FazzenetH),  fpätm^b. 
fatzanet(lin),  fazelet  au^  ital.  fazzoletto^,  baß  toa^rfd)einlid)  bie 
ältefte  ^Scjcic^nung  bc^  ^afd)entuc^c^  im  '3)cutfc^en  ift. 

Saf.^alfe  (<2)eutfcf)e^  £eben  12  6.  144;  fd)lic^t  auß  letzterem  Ocamen, 
ba^  ber  ürfprung  bc^  beutfd)en  5afd)entuc^e^  in  3talien  ju  fu^cn  fei. 
Sicher  ift,  ba^  folc^e  5^üc^er  im  ganjen  Sübcn,  in  Stauen  toie  in 
©riec^enlanb  unb  Spanien ")  uralt  fmb,  b.  l).  hiß  in  baß  '^lUerfum 
3urücfreid)en.  3m  antifen  9\om  gab  e^  öcrfd)iebenc  "Slrten  unter  mcrf- 
ȟrbig  ja^Ircic^en  xJcamen:  sudaiium  sudariolum,  orarium,  faciale, 
facitergium,  linteolum,  mappa  ü)W.  Sic  bicnten  allcrbing^  in  i^rer 
'^z\)Xiai}l  nic^t  bcm  Äaupfätt?ecf  unferer  ^afd)entüd)er,  ber  9\einigung 
ber  9^afe,  aber  fic  bürfen  boc^  al^  QSortäufer  ber  5;afcf)entüd)er  bc-- 
tTarf)tct  toerben,  toeil  ja  auc^  biefe  noc^  ju  bcn  ocrfdjiebenften  anbem 
Stoeden,   3.  93.   jum  'iZlbtrocfnen  btß  Sc^tt)ei§e^,    gelegentlich  äum  *2lb' 

1)  g^oümann  QBb.  379.  QKb.  lur.  JR.  308  Xu^sdoch.  ^apr.  Nastuech 
ecbmeQer  <2Bb.  I  1758.    £ot^r.  Sacknasduch  g^oOm.  425. 

*)  edjroeij.  3b.  I  1144.  ^^fälj.  Fazenettle,  bapr.  Fazinettl  vüutcnriet^ 
3b.  43.  ScbiDäb.  QBb.  II  994.  Gcböpf  5:irol.  3b.  126.  Slf.  Fazanietl  Scr- 
oiette  QBb.  I  160.  Öfterr.  Fatzonell  Älcin  "^roo.'QBb.  I  107,  in  ^^lugsb. 
Fazeale  ebb.  109.    ©QBb.  IH  1218  Facenetlein. 

^  ^efonber^  feine  Gcbroei^tücbei  tarnen  aug  Spanien:  ßatuü  12,  14 
sudaria  Saetaba  ex  Hibereis. 


518  ^afct)entuc^ 

toifd^cn  bcr  Äänbc,  a(^  i5al^tu(^,  jum  Signalgebcn  u.  bgl.  öcrtocnbct 
tocrbcn.  ®ie^  toarcn  aber  bic  ^unWoncn,  bie  oud^  btc  ontifen  ^üc^cr  gu 
erfüllen  l^affen:  baß  sudarium  bicnte  feinem  9'Zamcn  nac^  oon  Äaufe 
ou^  ^nm  6c|>lpci^abfro(fnen,  baß  orarium  toax  ein  ^\inbivi<S),  baß 
faciale  ober  facitergium  ein  ^u^  jum  '2lbtro(fnen  btß  ®cft(^tg, 
mantele  ein  ^uc^  jum  "SlblPtfc^en  ber  Äänbe.  ®iefc  5ü(^er  tourben 
aber  in  ber  9olge  t>ielfa(^  no(^  gu  anbern  Stoeden  benu^f,  al^  benen, 
bie  i^re  S^^amen  angeben,  tpobei  bann  bk  "^unftionen  öon  6c^tt)ci§= 
tud),  ©eröiette,  Äanbtuc^,  ^opf=  unb  ioalöfuc^  bur^einanber  ge^en. 
6c^on  baß  grie(^if^e  xeiqöfiamQov,  toie  fein  Sf^ame  fagf,  ein  ^u(^ 
5um  Äänbetrodncn,  ein  Äanbtud^,  tourbe  frü^jeitig  auc^  a\ß  ^opftuc^, 
a\ß  ycöafiog  zefpalrjc,  oertocnbet  ^).  '^ai  römif(^e  niEintele  (mantile) 
a\xß  *man-tergsli,  eine  liberfe^ung  öon  xEiQÖiiaaxQOv ,  tourbe  auc^ 
a\ß  Umhüllung  ober  SOZantiHc  gebraucht  ^).  3n  ba^  6(^tt)ei|fu(^,  aov- 
ödQiov,  ffecEte  ober  toicEelte  man  ®elb  unb  anbcre  üeine  ©egenftänbe  *). 
9^ero  banb  fid^  gern  ein  sudarium  um  bcn  S)alß  (Sueton  9^ero  51) 
unb  "^ielf  eg  fi(^  oor  feiner  Grmorbung,  toie  toir  ein  ^afc^entuc^,  öor^ 
©efii^f  (tbb.  48).  <3)ie  ßeröietfe,  mappa,  biente  aucb  im  3irhi^  alß 
Gignaltud^,  mit  bem  baß  Seieben  jum  Anfang  ber  QBeftrennen  ober 
6picle  gegeben  tourbe  ufto. 

'Jßcnn  bie  ^Iten  Schnupftücher  im  eigentli(^en  unb  engften  Sinne 
ni(^t  gehabt  gu  t)aben  fd)einen,  fo  liegt  bkß  too^l  baran,  ba^  il^nen 
bie  heutige  QitU,  in  ein  ^ud^  ju  fc^nauben,  nod|)  fremb  toor.  Sie  ^aben 
jtd^  toie  noc^  hd  un^  bk  93auem  gefci)neu5t,  inbem  fie  bie  ^f^afe  mit 
jtoci  'Jingcrn  l^ieltcn  unb  nac^^er  bk  "Ringer,  toenn  nötig,  an  einem 
^u(^  abn)ifd)ten  *).     ^ß  ift  ba^cr  begreiflich),  ba^  nacb  SCenopl^on  ^prup. 


^)  6app^o  bei  *2ltbcn.  IX  410.    Äcfotaioi  cbenba:  FwaiKes  8'  inl  t^^ 

2)  ©ic  "Slnftc^f,  ba^  mantelum,  mantellum  'ÄüUe,  ®cdEe',  mantum  "furser 
*3J?anter,  mantica  '^Kanfelfarf*,  tvorauf  unfer  Mantel  a^b.  mantal  beruht, 
oon  mantele  *5)anbtu(^'  ju  trennen  fei  unb  a\xß  Dem  Äclfifd^en  ftammc  (weit 
Sfibov  mantum  a\ß  bifb^nifd^  bejcicbnet),  ift  unwo^rfd^cinli^  gegenüber  bcr 
•Sinologie  oon  %ei,Q6iA,ay.TQov  'ibanbtud)  —  Äopftucb'.  mantum  ift  eine  im 
|)ifpanif^cn  93ulgävlatein  entftanbene  ^btürjung  oon  mantelum. 

ä)  3m  So.  Guc.  19,20  \}at  bcr  5)icncr  bic  9}?inc  fcincö  Äcrrn  im  aov- 
ödQiov  aufbcn)abrt.  "^Ipul.  'iJlpol.  53:  quaedam  sudariolo  involuta;  nocbbcr 
quaepiam  linteolo  involuta. 

*)  ®icö  lann  man  au^  "Jlriftopbancö  9?ittcrn  910  enfncbmcn,  »o  bcr 
'iPapbl^^gonlcr  jum  ®cmo^  fagt:  änof.iv^d/.tevog,  (5  Aijft',  ifiov  Tt^ög  r>/v  xe- 
(paÄi]v  änotffü}.  Sieb  mit  bem  ßUcnbogcn  bic  9Zafc  ju  wifd^en  galt  at^ 
plcbcjifd).     "SSion  bcr  ^orpftcnltc  crsäbltc  bic^  fpbttifcf)  oon  feinem  93otcr, 


•^afcftentuc^  519 

I  2,  16  bei  bcn  ^erfenx  (ober  in  bem  Sbealftaaf,  ben  ^icnop^on  oor 
klugen  \)at)  ti  für  unanffänbig  galt,  öffentlich  [xö)  ju  fd)neuäen.  0ie 
^Iten  fc^eincn  e^  gerabegu  für  ein  Grforberni^  gefeHfd)aftlii:t>eJ^  '^Bilbung 
gehalten  ju  ^aben,  ba^  folc^e  ^bfonbcrungen  ber  6c^leiml)äute  oer-- 
micbcn  tocrben  ober  ba^  man  toenigften^  nic^t^  oon  i^nen  merfc^):  erft 
im  4.  3ci^rt)unbcrt  n.  Sf)r.,  bd  2lrnobiu^  11  23,  toirb  ein  mucinnium ") 
crtoäijnt,  tai  man  oon  mucus  9^afcnfd)leim  objuleiten  unb  al^  '9x0^= 
tuc^'  5u  beuten  pflegt:  e^  toirb  ol)ne  näl)erc  'Singabc  in  einer  "iHufää^» 
hing  öon  ^oilcftegcgenftänben  (mitra  strophium  fascia  pulvinus 
mucinnium  laena  calautica  mantele  mastruca  soccus  solea  cal- 
ceus)  genannt. 

©em  beutfd)en  'lO^ittelalter  tuaren  alle  biefe  ^üc^er,  an  benen  tai 
Slltcrtum  fo  reic^  tt>ar,  unbelannf.  'Sßulftla  überfc^te  aovödQiov  Go. 
£uc.  19,  20  mit  fana  '5ud),  £appen',  einem  "SBort,  ba^  fonft  für  Qdxog 
'£appen'  ftef)t^),  Otfrib  V  5,  13.  6,  56  sudarium  mit  sweizduah, 
bcr  a\)b.  ^atian  135,  26.  151,  7  mit  sweizduoh,  220,  4  mit  sweiz- 
lahhan,  unb  biefe  Überfc^ung  \)at  fic^  über  m^b.  swei^tuoch  bi^  in^ 
9?eu^oc^beutfd)c  forter^altcn.  "Slbcr  e^  ift  immer  ein  au^f4)lic§lic^ 
biblifc^er  unb  firc^lic^er  ^u^brucf  geblieben,  dagegen  lebt  im  6üben 
sudai'ium  sudariolum  an  »erfc^iebenen  Stellen,  im  ®almatifc{)en  *) 
(sudar,  sudaroli  1392  n.  Q.i)x.,  oegliot.  sedarul)  unb  in  bem  gricc^i-- 
fc^en  ®ialeft  Gppern^'*)  al^  <33c5eicf)nung  be^  5:afd)entud)^  fort,  toa^ 
juglcic^  bic  93crtt)anbtfd)aft  be^  antifen  sudarium  mit  unferm  5afc^en= 
tuc^   ertoeift.     2at.  mantele  mantile  ^at  über   h%ant  iiavxfiXiv  ju 


einem  Säringö^änblcr  (r^  d/xcSvt  änofivaaöuevog  <S)iog.  £aerf.  IV  7,  46). 
©aß  9}?ofiD  würbe  ouf  ben  93ater  be^  öoraj  übertragen  (Sueton  9511.  Äor., 
Ofll.  Sfemplingcr  <?)auIp-QBiffott)a  9?ealcnc.  VIII  2338).  ®cr  „Suttjibcre" 
{övaxegiis)  W>irb  t)on  5t)eop^raff  6^ar.  11  baburcfe  gcfcnnjetcbnct,  ba^  er 
ftc^  mit  feinem  "^Inäug  fc^neujf  (ia&fjTi,  änouvztea&aC). 

^)  3n  einem  "Fragment  oon  93arro  Cato  vel  de  liberis  educandis  bei 
'S'^oniuä  U  S.  99  9}?üll.  ^ei§t  ti:  eam  consecuti  corporis  siccitatem,  ut  neque 
ex(s)puerent  neque  emungerentur.    93on  9icro  bericbtct  'Sacitug  ^nn,  XVI 4, 

ta^  er  im  ^^eater  auftrat,  „cunctis  citharae  legibus  obtemperans, ut 

nulla  oris  aut  narium  excrementa  viserentur". 

-)  So  \\tyt  9^eiffcrfcf)eib,  bic  'Jrü^ercn  muccinium. 

*)  'Bcmcrfcnäroerf  ift,  ba%  aud)  a'\)b.  ougafano  '6c^tt)ci§tud),  6d)tcier* 
unb  franj.  fanon  'Sudarium  (Scugftreifen)  am  Qtah  be^  '2lbfcs",  bae;  auf  fränf. 
fano  beruht,  sudarium  mit  bemfelben  QBort  toic  QBulfila  loicbcrgebcn. 

*)  93artoti,  ®ag  ®almatifd)C  I  271.  II  222.  275.  302. 

^)  SafcQario^,  KvnQiaY.d  11  879. 


520  ^afc^entud) 

bcm  gctoöf)nlic^cn  neugricc^ifc^cn  ^u^brudE  für  5$:Qfd)cnfuc^  geführt'). 
®ag  mit  sudarium  fpnon^mc  linteolum  "^  ^at  fpan.  lenzuelo,  porfug. 
len§ol  '5:af(^enfud)'  ergeben.  3fal.  fazzoletto  iff  ett)moIogifd)  nirf)f 
|td)er  erflärf^). 

3m  16.  Sa^r^unbert  iff  i)a€  ^afc^enfu(^  aud)  in  ^ranfreic^, 
0euff(^lanb  unb  Snglanb  ju  einem  uncnfbet)rlic^cn  93effanbfeil  bcr 
cicgantcn  5ra(i)f  gctoorben.  9^ac^  bem  bargelcgtcn  öac^öcrtjalf  ift  e^ 
in  ber  '^at  tt>a^rfd()einlic^,  ba^  zi  '^D'^itfclcuropo  oom  Sübcn  ^ev  jugc» 
fommcn  ift,  unb  stoar  fc^eint  cg  ®eutf(^IanO  auf  gtoei  ocrfd)icbenen 
•Sßegcn  erhalten  ju  ^aben.  ^er  in  öfterreic^,  ßc^ioeij  unb  6üb= 
bcutf4)lanb  ^errfc^enbe  "Slu^brucf  fpätm^b.  fatzanet,  früf)n^b.  Facilet 
Fatzenet  Fatzolin  Facenetlein  *)  tpcift,  toic  fc^on  gefagt,  auf  Stalicn 
(fazzoletto)  al^  Quelle.  (?r  crf(^eint  bereite  in  einem  QSocabuIar  oon 
1482'^),  ift  alfo  fd)on  im  15.  3af)ri)unbert  eingebrungen.  9^orb=  unb 
9()JilteIbeutfd)Ianb  \)at  bagcgcn  bie  QBejeic^nung  Schnupftuch  ober 
ä^nlic^:  mnbb.  snütdök,  snuteldök  (snuten  fc^ncuäcn),  snuveldök 
(snüven  fc|)nauben),  1583  in  wOZagbcburg  Schnüffeldöke,  1532  hzi 
^.  ^mnicola  (90Beiganb  ^b.  U  771)  Schnoptuchlin ,  1595  hzi 
9'^oIIen^agen  (ber  in  Bernau  geboren  fpöfer  in  ^agbeburg  lebte) 
Schnuptuch,  fonft  im  16.  3ö^r{).  and)  Schnaubtuch,  nbl.  snoef- 
doek.  0ic  hiß  inß  18.  3at)rt).  ^crrfd)enbe  'Jorm  Schnupptuch  mit 
pp  ^tatt  pf  f4)Uc0t  oberbeutfd)en  llrfprung  be^  903orte^  au^.  @e= 
fd)i(^tlicf)  ift  biefe^  faum  oon  franj.  mouchoir  5u  trennen,  baß  oon 
moucher  'fd)naubcn'  abgeleitet,  ba^fclbe  toie  Schnupftuch  bebeutet. 
QSermutlic^  \)at  alfo  9^orb=  unb  9}Zittelbeutf4)lanb  baß  5:af^entuc^  nic^t 
oom  6üben  ^cr,  fonbcrn  oon  'Jranfreic^  empfangen  unb  mouchoir 
mit  Schnupptuch,  Schnaubtuch  u.  bgl.  überfe^t.  'Jranfrcic^  felbff 
toirb  baß  ^afd)entuc^,  fpätcften^  im  15.  3abr^unbert^),  ebenfalls  au^ 
bem  Sübcn  übernommen  l)abcn.     '5)cr  9'Zamc  mouchoir  erinnert  an 


^)  93gl.  ©.  gjJepcr  9^eugrie*.  6fub.  m  42. 

2)  93gl.  oben  6.  518  "2inm.  3.  Span,  panuelo  ''2;afcä^cntuc^,  öal^tuc^* 
ge^f  öuf  laf.  pannus  jurürf,  baß  man  an  einer  unflaren  ^KartialfteHc  X  5, 1 2 
al0  "^afrfientud)  gebeutet  \)at. 

^)  (iß  xvxtb  gett)öf)nUcb  üon  m\)b.  vetze  '^e^cn'  abgeleitet. 

*)  Belege  im  ®^b.  m  1218.  1226.  1365. 

*)  ec^mcUcr  QBb.  I  780.  ®'2öb.  III  1226:  fatzolin  ober  fatzeunlein. 
Fazitragala,  feztregela  =  lat.  facitergium  in  ©toffaren  bei  ©icfenbac^. 

")  9iac^  Littre  Dict.  ift  mouchoir  juerft  im  15.  3<ibr^'  belegt.  9la6) 
iba^felb-®armefteter  Dict.  in  einem  ©loffar  hcß  13.— 14.  3öbrb-  muncto- 
rium :  moucheur. 


^afAcntucö  —  5;aiTc  521 

lat  mucinnium,  baß  noc^  im  1 7.  3a{)r^.  gebraucht  tt)urbc  ^)  (moucher 
ou^  muccare),  ferner  an  it.  moccichino,  terrar.  moccanas,  neap. 
ftjil.  muccaturo '^^  obcrital.  mocaröl^)  su  mocar  =  frj.  moucher. 
©er  3n?ccf  btß  9^afcpu§cn^  tritt  nunmefjr  im  fäftercn  O'Jorben  [tarier 
^cröor  aU  im  toarmen  trocfenen  6üben.  '5)ie  im  16.  3a^r{)unbcrt  auf= 
fommcnbc  Gittc  bc^  ^abaffd)nupfen^  mag  bie  ^Verbreitung  be^  ^afd)en- 
tuc^e§  geförbert  i)aben,  aber  feine  (Sinfü^rung  fällt  in  cttra^  frühere 
Seit  ol^  biefe  (citU. 

3n  0eutf(^lanb  finb  bann  noc^  einige  anbere  "^lu^brücfe,  n?ic  Xas- 
tuch,  Rotztuch,  öftcrr.  Schneuztuch,  baß  toot)I  obert.  llmgcftaltung 
öon  Schnupftuch  ift,  oufgctommen*),  aber  immer  örtlid)  bcfc^ränft  gc= 
blieben,  'dagegen  fd)cint  hai  im  19.  Sa^rN^^^^rt  entftanbenc  Taschen- 
tuch —  Sacktuch  haß  ältere  Schnupftuch  ju  ocrbrängcn,  nac^bem 
baß  oberbeuffd)c  Fazilletlein  fd)on  längft  auf  bie  Stufe  cinel  munbart= 
liefen  9D3orte^  fjerabgcbrücft  toorben  ift. 


'^orjcüangefäl  jum  5:rinfen:  Kaffeetasse,  Teetasse.  9^eben 
bicfem  franjöfifc^en  ^ort  ftet)t  haß  beutfd)e  Schale,  Schälchen. 
Tasse  ift  je^t  fc^on  über  ganj  1Deutfd)lanb,  aurf)  ^ctcrsb,,  2iöl.  unb 
bie  Sd)tt)eiä  oerbrcitet.  Schale  t)errfd)t  in  öfterreid)  cinfd)lie§Iic^ 
Siebenb.  unb  neben  Tasse  in  kapern,  Schälchen  ftetlcniDeife  no(^  in 
5:^üringen  (Äalberff.,  "2Irtcrn,  3ei^),  in  (Jlfterb.  nur  fd)er3i)aft.  Schale 
neben  Tasse  in  i^ulba,  aber  in  Siegen  fd)ün  oeraltcf.  '^D^unbcrtIic^ 
toirb  Schale  au5  9^appenau  im  nörbl.  ^aDen,  Schälchen  au^  Ober= 
Reffen,  Theeschälein  au^  bcm  ibenncbergifcbcn"),   Kaffee-Schälchen 


^)  Nomenclator  oon  1629:  mucinium  fa^elin,  Sc^meüec  ^b.  I  780. 

^  '^Jiuffaoia,  "Beitrag  5.  S^unbe  bcr  norbital.  ?J^unbarten  im  15^  3^. 
^cnffc^r.  <2öicn.  ^fab.,  pi).-^\fi.  Ä£.  22,  179. 

"*)  eorcf  «2Iltbergama«f.  Spracbbcnfmäler.  9Roman.  ^ibl.  X  168  dlx.  9. 

*}  Kcp^lcr,  "iReifen  burc^  'S)cutfd)lanb,  ^ö^men,  Ungarn,  bie  Scbroeij, 
Stauen  unb  ßot^r.  (Äannooer  1780j  S.  49  fcf)reibf:  für  Scbnupftucf)  fagen 
bie  QSopcm  ein  ^tofenroifcber  [ogl.  'ülbelung  ^b.  HI  1610],  tic  Scbrocijer 
ein  xRofenlumpen,  unb  bie  Öfterreicfccr  Fazonetla,  roelcbes  fie  aue  ^em  3ta« 
Uämfdjen  entlehnt  (jabcn.  "Sase-  und  Schnuptücher  bei  Olcarius  (Sbcmburg 
1696),  Nastuch  bei  ©ott^clf,  nbö.  näsdok  (Ganbere  "^b.  b.  btfc^.  6pr,  unter 
Nastncb). 

<*)  =mcirxngcr  QBb.  158.  ßrcccliu^  ^b.  715.  Gcbönet  3.  f.  f)ö.  ^K.  V 
254.    epie§  ^eitr.  254. 


522  ^öffc  —  Teelöffel 

au^  6ac^fcn  bcjcugt  (<30?üacr-<5raureull)  <2öb.  II  403):  ogl.  Caffee- 
Schälgen  unb  Thee-Schälgen  fc^on  bei  "Slmatant^e^  (1715)  unb  in 
Scblec^  llmt).--£c5.  5  (1733),  113.  3n  '2öicn  fagt  man  eine  Schale 
Kaffee  ober  Tee  unb  befteßf  im  ^affeet)au^  Kaffee  in  ber  Schale 
ober  im  ®la§;  0cmin.  ein  Schalerl.  Tasse  in  biefem  Sinne  iff, 
toie  mir  9^.  '^ü6)  oerjtc^erf,  buvd^aug  untoienerif^.  <5)ic^  t)inbcrf 
nic^f,  ha^  tß  öon  manchen  9Qßienern  gebraucht  toirb,  bic  frcmben  €in-- 
flüffcn  unterlegen  finb.  3n  einer  ^Jf^illionenffabt  ift  boc^  eben  eine 
ööHtge  ©n^eiflic^fcit  bc^  Qßortgebraud)e^  nii^f  in  aUcn  "fällen  öor= 
^anben. 

0er  Heller,  öuf  bcm  bic  ^affc  ftet)t,  ^ei§t  in  93erlin  Unter- 
tasse unb  bie  ^offe  felbff  im  ©egenfo^  baju  Tassenkopf  ober 
Oberkopf.  "QSoH^f umlief  iff  in  9^orbbeutf(^lanb  (aber  nic^t  in  Berlin) 
öielfad^  für  biefen  Köppchen,  für  jene  Schälchen,  fo  in  Q'^oftod, 
9^affauO,  om  9^^ein'),  Kopchen  <5rifcf)bier  ^reu§.  ^h,  I  408,  in 
6ac^fen  Kuppchen  unb  Schälchen  (9}?üUer=^raureut^  a.  a.  ö.),  luj. 
Täseköppchen  unb  TäseteUer  ^b.  luy.  'iSl,  436.  Kopf  \)at  ^ier 
tt)ic  in  Pfeifenkopf  feine  ältere  '^Bebeutung  'Schale,  93ec^er'  (m^b. 
köpf)  betoa^rt;  Schälchen  bebcufet  alfo  im  9'iorben  bic  üntertaffe,  im 
6üben  ben  öber!opf.  0ie  ilnfcrtaffe  ^ei§t  in  Äeibelb.  Plättchen,  in 
93ruc^fal,  0onautt)5rt^,  'Bern  Unterteller  ober  Teller,  in  "Sln^b., 
9'^eumarft,  ^mberg,  Sngolff.,  "SJiünclien  unb  in  öffcrr.  Untersatz 
(Untersatzl),  inöfterr.  unb  <okhmh.  aurf)Teller,  in  2lug^b. Teilerle, 
daneben  ift  Untertasse  im  ganjen  ©ebict  oon  Tasse  verbreitet  unb  aurf) 
in  Öfterr.  befannt,  too  bafür  ouc^  Untertazzerl  gefagt  toirb,  tt)ät)renb 
Tazze  =  ital.  tazza  bafclbft  fonft  tiaß  Scrüierbrctt  bejcic^nef;  f. 
oben  (5.  149  f.  '^m\)tt  toaren  bie  iintertaffen  »on  ötro^  geflößten 
unb  \)k^m  Gaffe-Teller  nac^  Scbler  £Inio.--eey.  5  (1733),  113: 
„Gaffe-TeUer,  fo  fleinc  runbc  oon  Gtrot)  geflochtene  Heller  finb, 
toorauf  bic  Gaffe=6d)älgen  gcfe^et  ipcrben." 

Teelöffel 

Heiner  Cöffcl,  toie  er  namentlich  beim  ^ce=  unb  ^affcetrinfen  (gc-- 
legentlic^  aber  au<i)  jum  C^ffen  von  5?ompott,  fü§cn  6peifen  u.  bgl.) 
öertoenbct   tpirb.      3n    einem  ^eil  be^  6pracf)gcbietc^    toirb    er    o^ne 


1 


^)  Äc^rcin  QSolWfp.  58:   noff.  Köppchen   r^cin.   Schälchen  untcrr^cin. 
Backchen  '^affentopf;  Schälchen  auc^  für  bic  ilntctfoffe. 

-)  "Jlnfragcn  unb  *3}Jittcilungcn  jum  9\^cin.  Qßb.  ^ir.  2/3  6.  37. 


5:cclöffcl  —  5cict>  523 

9Rü(ffic^t  auf  feine  QScrtocnbung  (alfo  aud)  lüenn  gum  ^affcctrin!cn 
benu^f)  Teelöffel,  in  einem  anbern  Kaffeelöffel  genannt.  '3)er 
0ac^ocr{)alt  tvixh  nun  freiließ  baburd)  oertt)icfcIt,  ba§  manche  £eutc 
bctbe  "iHusbrücfe  gebraud)cn  unb  unterfc^cibcn,  inbcm  jtc  unter  Tee- 
löffel Heinere  ßöffel  für  5f)eetaffen,  unter  Kaffeelöffel  eine  cttoaß 
größere  Sorte  für  bai  ^affecgefd)irr  t>crftci)cn.  ®icfe  tooF)l  oon  bcn 
Silbcrtoarcnfabrifen  unb  --t)<i"t)Iungcn  ousgc^cnbe  llnterfc^cibung  iff 
geograpl)ifc^  nic^t  befd)rän!t.  "Sie  ^Inbcm  aber  öertoenben  nur  cnt= 
tocber  bai  ^orf  Teelöffel  ober  Kaffeelöffel,  unb  5toar  ift  Teelöffel 
^auptfäc^licf)  norbbcutfc^.  3n  9}^ittelbcutfd)Ianb,  93re3lau,  6arf)fcn, 
$t)üringen,  am  9\t)ein  (^^efel,  ^obl.,  5:rier)  fommcn  beibe  QBörter 
öor.  3n  Sübbeutfd)!.  unb  öfterr.  überwiegt  Kaffeelöffel  (in  ^ien 
ouf  ber  2.,  in  9?eic^enberg  auf  bcr  1.  Silbe  betont).  St.  ©allen 
gibt  Teelöffel,  3üric^  unb  93ern  Kaffeelöffel  an  ^i. 

^eirf) 

ein  flcinc^  natürliches  ober  fünftlic^  angelegtes  ^afferbecfen,  yom 
See  burd)  bic  geringere  ©rö§e  oerfd)icben.  '^ai  ^ort  Teich  ift 
fd)on  faft  gemcint)Oc|)beutfd),  nur  ba^  im  Neffen  unb  Sübcn  Weiher 
fonfurriert.  Weiher  ift  namentlich  in  ganj  '^Bapern  t»on  '2lfct)aff. 
unb  Äof  bi^  Kempten  verbreitet,  fc^lt  aber  in  Öfterr.  au§er  QSorarlb. 
QCßeiter  crftrccft  ftc^  baß  QBort  über  6cl)tt)ei3,  93abcn,  (Slfa§,  ^falg, 
£ot^r.,  ßuremb.  ■)  unb  ^cftbeutfd)l. :  t^ulba,  xD^arb.,  Ä0I5I).,  Siegen, 
*3}Zain5,  '^kih.,  ^rter,  Siegb.,  ^öln.  "dagegen  toirb  mir  für  ©armft. 
^ranff.,  ^obl.,  "Slac^en,  ^rcfelb,  ^cfel  Teich  angegeben.  3n  ^ürt= 
tcmbcrg  cinfc^lic§lic^  Äeilbronn  ift  Der  getoö^nlic^e  "Slusbrucf  See  ober 
Seele(in),  unb  Teich  bebeutet  in  ber  xD^unbart  eine  'Sobenfenfung. 

Weiher  m^b.  wiwer  a\)b.  wiwäri  ift  bai  lat  vivärium,  bo^ 
in  römifcbcr  Seit  entlehnt  in  QBcft--  unb  Sübbcutfci)(anb  fortlebt.  Teich, 
baß  mit  Deich  nbb.  dik  (bafür  frül)nbb.  auc^  Teich)  ibcntifcf)  fc^eint, 
bürfte  gunäc^ft  mb.  Urfprung^  fein  unb  t)at  Weiher  allmät)licl)  5urücf= 
gebrängt,  ba  le^tere^  QBort  burc^  Ortsnamen  für  ©cgcnbcn  bcjeugt 
toirb,  too  z€  alß  ©attung^toort  nicf)t  metjr  lebt').  3m  ©ebiet  oon 
Teich  ift  Weiher  nur  aus  ber  Sc^riftfpracbe  befannt.  '^iß  \)b.  muffen 
htibz  *2ßörter  gelten. 

')  ^ür  ßcipi^ig  njirb  Caffe-LöSel  fc^on  burd)  '2lmarant{)cö  1715  bcjeugt. 
•iögl.  ferner  3cblers  Unio.-Cep.  5  (1733)  113  unter  Caffee-Zeug. 
=)  goUmann  QBb.  535.    QBb.  luf.  xüJ.  480. 
')  «Silmor  3b.  444. 


524  Terrine  —  '5ifd)faften 

Terrine 

gro§c^  bouc^igc!^  '^or5cD[ongcfä§  für  6uppe  mit  einem  *5u§,  jlDei 
Äcnfcln  unb  ©edel,  auc^  Suppenterrine  (nur  fo  in  ^roppau).  Ter- 
rine iff  auf  ben  9'^orben  bcfd)ränft.  3m  6üben  fagt  man  Suppen- 
schüssel, baß  aud)  im  9^orbcn  neben  Terrine  gebraud)t  toirb.  3m 
Übrigen  bebcutcf  aber  Schüssel  in  9^orb=  unb  9[)ZittelbeutfcI)Ianb  ein 
me^r  flad)e^,  niebrigc^  ®efä§;  bie  '5ifd)fd)üffel  iff  fogar  nic^t  tiefer 
alß  ein  ^cUer  ^).  <S)ic^  iff  tt)oi)l  aurf)  bcr  ©runb,  toc^l()alb  ber  9^orben 
ha€  frj.  terrine  aufgenommen  ))at,  taß  ein  öiel  tiefere^  ©cfä§  o^nc 
9^anb  bejcid^nef.  Terrine  reid)t  »on  ^etcr^b.  unb  9^iga  im  9^orbcn 
fübU4>  big  ©c^Icfien  unb  gu  ber  '^erip^erie  oon  Öfterr.,  ^roppau, 
93ö^m.  =  £eipa,  ferner  hiß  QOßeimar,  'S^Jainj,  Stpeibr.  3n  Äeibelb.  nur 
Schüssel. 

^ifd)!aften 

ber  unter  ber  5ifc|)plattc  angcbrai^te  oerfc^icbbare  haften.  Gnf» 
fprec^enb  l()ei§en  bk  t)erfd)iebbaren  Säften  einer  ^ommobc  Kommode- 
kästen. '3)er  l)äufigerc  unb  u^eiter  t>erbreitefc  '^lu^brucE  iff  Schublade 
(abgcJürät  Lade).  3m  ©QBb.  fe^lt  Tischkasten  (XI  516  Tisch- 
kästlein aui  2lmaranfi)eg). 

Tischkasten  iff  auf  ben  mittleren  5:eU  oon  S'Zorb--  unb  ^ittel= 
bcutf^lanb  bcfd)ränff:  ^ommern  (6fettin,  ^olb.),  £übcc!,  9}^arf, 
6arf)fcn  ^,  9?cic^enbcrg,  ^l^üringen  (Äalbcrff.,  ©gl.,  Siaüt,  6onbergl)., 
"Söeim.,  (fifenac|),  ^JZeiningen),  93raunf4)n).,  Olbenb.,  93ü(ieb.,  auc^ 
nocb  <5iilba,  ©armff.  dagegen  iff  eg  in  9}?ain5  unb  im  9^orben  in 
6d)legn).  ungebräud)Iic|).  3n  '^etergb.  fommf  cg  neben  Schublade 
X)OV,  baß  überhaupt  auc^  im  ©ebict  oon  Tischkasten  bcfannf  ift  unb 
neben  biefem  ^ort  5.93.  in  Äalb.,  (^\ßl,  ^ulba,  <5)armft.  gebraucl)f 
n)irb.  SOfJeifingcr  993b.  189  beseugf  Kaste  unb  Schuplate  für  bie 
9}Junbart  oon  9\appenou. 

3m  gansen  übrigen  ®eutfd)gebict  \)cvt\6)t  Schublade"),  auc^ 
furj  Lade,  unb  Tischlade,     ©nc  9Mcnform  Schieblade  fd)einf 

^)  5)icg  cntfprid)t  ber  urfprünglic^cn  93cbcufung  bcö  QBorteg,  af)b. 
scu55ila  aug  tat.  scutula  scutella  fleinc  flocke  Si^alc. 

")  <33gl.  gDJüöer-'Jraureuf f)  9Sb.  U  424. 

'')  2luf  bem  gic^öfclb  bebeutet  Schubladen  nad)  &enfrid>  QGßb.  65  'Äom* 
mobe',  Kommoden  umgcfet)rt  bie  „lofc  Cabc"..  93gl.  öfterr.  Schublad- 
kasten 'Äommobe',  oben  6.  303. 


^ifcl)!aftcn  525 

l|)auptfäc^ltc^  im  9'^orboffen  unb  tRorben  (9'^tga,  ^önigsb.,  ©anjig, 
'xf{o\t,  £üb.,  (c>d)kitD.,  ioarb.,  £üncb.)  öorjufommcn,  mirb  mir  aber 
andi)  für  ©ötfingcn,  'SOZainj  angegeben.  5n  bcr  ßiferatur  begegnen 
beibc  formen,  ^aebing^  Ääufigfcitsipb.  \)at  25mal  Schublade,  15mal 
Schieblade.  'Jrenffen,  ®ie  brei  ©etreuen  S.  47  Schieblade,  Q3oigt= 
©ieberid)^  0reiöierfcl  Stunb  öor  ^ag  ©.  57  Tischschieblade. 

3n  5)of  toirb  Schub,  Tischschub  gebraucht,  in  Seil  a.  S. 
^albmunbartlic^  Schuber,  in  ßac^fen  Schieber  nac^  9}iüIIer--t5^raurcutt) 
'20b.  n  424.  3n  bem  ©ebict,  too  Tischkasten  unb  Schublade  neben 
cinanbcr  gebraud)t  njerbcn,  mxb  aud^  Schubkasten  gejagt'),  t>aß  in 
<23au^en  bie  "Slbteilungen  einer  6c^ublabe,  bie  6(^ubfäc^er  bcäei4>net. 
3n  9}^ciningcn  ^ei§en  bie  6d)ublabcn  einer  ^ommobe  Kommods- 
fächer ober  Schubfächer. 

®er  llnterfd)ieb  jtpifc^en  Tischkasten  unb  Schublade  liegt  ^autJt= 
föc^Iicl)  in  bem  5H)eiten  93eftanbteit  biefcr  Wörter,  Kasten  unb  Lade. 
'^QBic  Tischkasten  im  9^orben  (üblicherem  Tisch-,  Schublade  ent= 
fpric^t,  fo  finbet  ftc^  (nac^  ®^b.  VI  37)  Brieflade  in  6übbeutfc^I. 
unb  Sc^toeij  für  nörblict)cre^  Briefkasten.  '2lber  Lade  fe^lt  bennoc^ 
feinc^toeg^  bem  nbb.  S'Zorben:  "Slbelung  'Söb.  II  1863  fteHt  gerabc 
nieberfäc^f.  Lade  in  Armenlade  "'Slrmenfaffc',  Kirchenlade,  Witwen- 
lade oberbeutfc^em  Kasten  gegenüber.  Q3gl.  brem.  Lade  ^  Sterbe= 
faffe,  lüb.  Lad  (6d)umann  QOßortfd).  16)  'haften'.  Bettlade  ift,  toie 
toir  oben  (S.  118)  gefc^en  \)abm,  fübtoeftbeutfd),  Totenlade  für  'Sarg' 
nac^  ^belung  a.  a.  O.  oberbcutfd),  j.  ^33.  elfäfftfd)  (gif.  'Job.  I  556), 
aber  auc^  ^cfftfd)  (Q3ilmar  3b.  234).  ^opotoiffd)  Voc.  Austr.  II  fol. 
182  R  »erteilt  bk  6t)nonpmc  geograpt)if(^  folgenberma^en:  fäiif. 
Kasten,  öfterr.  fd)tt>ci5.  fc^toäb.  Truhe,  fc^Ief.  Lade  '93auernfrut)e', 
^o^enlot).  Truhe  ober  Schrein.  Lade  ift  jcboc^  in  Q5ßirflicb!eit  oiel 
Leiter  verbreitet.  3m  ®zhkt  oon  Tischkasten  ift  e^  ober  im  QSer-- 
alten  begriffen:  nbb.  Armen-,  Kirchenlade  ift  je^t  burc^  -kasse  er= 
fe^t,  Bundeslade  biblifc^-altertümlid),  Tischlade  iUn  burc^  Tisch- 
kasten ocrtrcten.  ^{)üringifc^  ift  Kasten  für  ^irc^enfaffe,  auc^  Gottes- 
kasten (fiertcl  ^^ür.  130),  banebcn  Lade  '5rut)e,  Äoläfoffcr',  Bei- 
lade "leichter  5?offer'  (cbcnba  152).  Übcrtjaupt  ge()en  Kasten  unb 
Lade  in  bcn  mb.  unb  oberb.  'SJ^unbartcn  mciften^  neben  einanber  ^er. 
3n   9^iebcr^effcn   ift   bcr   Kasten    nac^  Q3ilmar  3b.  234   größer  unb 


*)  9]^üaer«'5raureuf^  a.a.O.    Creceliu«  Obcr^eff.  QBb.  764.    Schube- 
kasten  ecipjigcr  Sntelligenjblaft  1766  6.  51. 


526  5ifd)foficn  —  ^ifc^lcr 

f(^tt)crcr  gearbeitet  ali  bic  Lade:  bie  beiben  "inu^brücfc  bicnen  alfo  jut 
Ilntcrf4)eibnn9  jtocier  ^rtcn  öon  Sru^cn. 

2ln  bcr  ©rcnge  bc^  ^unbartlid)en  ftct)t  Schoß,  Tischschoß  n. 
in  bcr  n5rblic|>ett  Q'^^einprooinä  (^5ln,  2la(^cn),  fpäfm^b.  schoßlade 
(QKciganb  <2öb.  II  783),  nbb.  schott  '6c^ub--  ober  ^aatür'  (^belung 
■^öb.  III  1635)  ju  schießen  aiß  tecbnifcf)em  "iHuöbrucE  für  '\d)kbtn 
©c^on  gang  munbartlii^  finb  locftfäl.  Trecke  (^aberb.)  t)on  nbb. 
trecken  'gießen'  (nbU  treklade)  unb  lott)r.  luyemb.  Auszock  =  ml)b. 
Ü5Z0C  '^u^aug'  (^oUmann  ^h,  16.  525  Uszock,  ©angler  Qöb.  26). 


^öbelmac^er.  (5^  beftet)f  nur  ein  ^b.  geograp^ifc^c^  Korrelat, 
Schreiner,  ^urg  gefagt  ift  Tischler  oftbeutfd),  Schreiner  tt)eft= 
beutfd);  bod^  reicht  Tischler  im  9Zc>rben  tociter  toeftlici)  aU  im  6übcn. 
Schreiner  tt)irb  in  QBcftfalcn  (in  ^aberb.,  fünfter  banebcn  Tischler), 
9?t)einprot>in5,  '3!?iarb.,  Äoljt).,  ßaubad^,  ^ulba,  <5ranff.,  '^öie^baben, 
£o(^r.,  ßurcmb.  ^),  ^falj,  ©armft.,  bann  in  gang  6übbeutf4)lanb  oon 
(5lfa§  big  93at)ern  gcbraudjt,  nbrblic^  big  Coburg  unb  'SO'teiningen  ^). 
*2luc|)  in  ber  ©c^tocis  ift  Schreiner  ber  ^b.  ^u^brudE  (munbartl. 
Schriner  in  3üric^).  ^bcr  bit  alte  fd)Vt)ei3erifd)e  93cäeirf)nung  ift 
Tischmacher').  Sercm.  ©ottfjelf  fc^rcibt  eg  (©QDßb.  XI  5 1 7),  ber 
©c^toeiäcr  3.  ©d^affncr  ®ic  golbenc  ^ra^c  0.  63  Möbelmacher.  3n 
QSorarlb.  ipirb  Schreiner  unb  Tischler  gebraucht.  9'cbl.  schrijnwerker 
berüt)rf  fic^  mit  loeftnbb.  Schreiner,  "daneben  nb(.  kastenmaker 
b.  i.  <3d|)ranfmac|)er  ober  meubelmaker  tt)ie  fc^tocij.  Möbelmacher. 
3m  ganjcn  übrigen  ©ebiet,  alfo  '^etergb.,  £iol.,  9'Zorb-  unb  "^J^ittclbeutfd)!. 
au^er  bem  heften  unb  in  öftcrr.,  3ipg  unb  (5iebenb.  ^crrfd)t  Tischler, 
^uct)  "^ORaing,  6aarbrüc£cn  unb  in  ^at)ern  9'^eumar!t  unb  Sngolft.  geben 
Tischler  an. 

6c^rif{fprad)lic^  ift  folDot)!  Schreiner  *)  tt)ie  Tischler,  i^aebingg 
Äüufigfeitgioörterbuc^  5ät)lt  freilict)  nur  5  Belege  für  Schreiner  gegen 


I 


1)  ^oümann  QBb.  466.    qßb.  tui-.  9JJ.  398. 

")  SWunbartl.  Schriner  in  Galjungen,  öcrtcl  6alÄ.  'Jßb.  47. 

^)  Mensator  Tüschmacher  in  einem  Vocabularius  latino-germanicus  bcr 
QBicner  öofbibl.  auö  bem  15.  3^.    «Jlnbcrc  93elcgc  ®^b.  XI  517. 

^)  3.  ^-  ö.  Äcffe,  ^ctcr  eamcnjinb  192.  Dorfs chreiner  <23itlingcr,  ®ic 
9?et)böcl)le  249.  ®er  i'übccfer  ^f).  9JJann  (S^öniglic^c  5)ot)cit  254)  ^at  ta§ 
9S>ovt  xt>ot)l  in  93o9ern  aufgenommen. 


I 


^ifc^Icr  527 

beinahe  100  für  Tischler.  "Sic  ältere  n^b.  6c^rifffprarf)c  ^dQt  t)ic= 
fclbe  geograpl;if^e  35crfeilung  ber  beiben  Dörfer  rvk  ba^  l)cutige  ^^eu- 
^oc^bcuffc^.  60  iptrb  Schreiner,  baß  in  9^ürnbcrg  fc^on  im  9}Ziffel-- 
alter  crfd)einf  (1363  in  einem  Äanbtoerfcroerjeic^ni^,  G^ronif  b.  fränf. 
6täbtc  II  6.  507),  00m  9^ürnbcrgcr  ^aumgarfncr  (1582—98,  93rief-- 
tocc^fel  84.  94.  100.  131.  164)  burcf)gc{)enbö  gefd)rieben.  (^i  crfdjeinf 
ferner  in  bcn  Äoforbnungen  bc^ '^falggrafen  Oft^einric^  (1526,  0^©. 
II  2,  182),  be«  iocrjog^  Sodann  ^riebric^  oon  ^Württemberg  (1550, 
ebcnba  6.  143)  unb  be^  ©rafcn  ^Ijilipp  Cubtoig  I.  oon  Äanau 
(1561—63,  ebenba  6.  103).  ^enn  ber  aui  ber  9^äl;e  oon  ^cin^-- 
berg  im  fränfif^en  ^eil  oon  ^Württemberg  ftammenbc  'S>t^ter  93el)aim 
im  ^ud)  oon  ben  "Söicnern  18,  7  (1462)  zwen  Tischler  fd)reibt,  [0 
\)at  er  too'^l  ben  Wiener  "iHugbrud  gett)ät>It.  ®a§  ©oetf)e  öfter  Tischer 
gebraud)t,  toirb  im  ®<2ßb.  XI  513  alß  franffurttfd)e  (Jigcn^eit  aufgc= 
fa^t,  dß  ftammt  aber  tt)ot)l  e^er  au€  *2Beimar,  ta  in  ^rantf.  nac^ 
meiner  Quelle  Schi-einer  üblich  ift,  für  baß  9Zorbt^üringifc^e  aber 
Tischer  bcjcugt  toirb. 

3m  'SOZittclalter  fc^eint  schriner,  schrinsere,  schreiner  (schrin- 
macher,  lat.  scrinarius)  anfänglid)  auc^  in  öftcrreic^  gebräuchlich) 
getoefen  ju  fein:  ogl.  schreiner  um  1310  in  Wiener-- 9^euftabt  (^eutgen, 
arfanben  gur  ftäbf.  <23erfaffungg3efcf).  9^r.  269).  9<i(i).  '^üüa  in  ber 
©efcp.  ber  6tabt  "Söicn  II  1,  252  toeift  auf  scrinia  facientes  einer 
ltr!unbe  oom  3-  1277  au^  berfclben  Sfabt  fotoie  auf  baß  ^Wiener 
schrinhüs  (1320  unb  1326  n.  Gl)r.),  fpüter  (1368)  Schreinhaus, 
baß  Sunftbau^  ber  5ifcl)lcr,  l)in,  ferner  auf  bte  schrinaer  in  "^Bien, 
bie  ber  ftcirifc^e  'xRcimc^ronift  Otfofar  03.  65689  gum  3al)r  1288  nennt, 
^ber  auf  einer  '^Biener  Hrfunbe  oon  1408  (Quellen  5.  ©efcf).  b.  (otabt 
QOßien  II  9^r.  1740)  l)ei§en  fte  tischer,  unb  bitß,  fpäter  Tischler 
bleibt  bann  hiß  l;eute  ber  ffcf)enbc  ^u^brud.  dß  fct)eint  alfo,  ba^  baß 
bapr.  Schreiner  urfprünglic^  auc^  in  Öfterreic^  galt,  aber  frül)5eitig 
burc^  Tischer  oerbrängt  tourbe. 

9^eben  Tischler,  älter  unb  munbartl.  Tischer*)  unb  Schriner 
beftanben  im  ^Jiittelalter  noc^  einige  anbcre  ^Sejeic^nungen  3. 93.  kuntor- 
maker   in  £übe(f,   QBe{)rmann  0ie  älteften  lüb.  SunftroUcn    6.   147 


')  Tyscher  mensator  mensor  Voc.  theatonicus  SRÜrnb.  1482.  tischer 
1408  n.  et).  QueUcn  5.  ©cfc^.  b.  Sfabt  QBien  II  1  9^r.  1740.  Offnbb.  discher 
(Stimme  ^latfb.  gD^unbarfen  162  {a\x&)  in  <23crlin),  oftmb.  tischer  ®<2Bb.  XI 
513.  Scc^f  '^axiil  112.  '2llbrcd)t  ßeips.  xOJ.  223.  9}?üüer-graureutf)  QBb. 
II  222.    ©erbet  3-  f.  btfc^c  ^X.  XIV  135. 


528  5if(i)Ier  —  '5;obc§ön5cigc 

(1486  n.  e^.)/  Kistler  93auto=Örbnung  ^tanlfmt  1567  dap.  67 
(„Kistler  oder  Schreiner"),  aU  bat)rifc^  t>on  ^tein  ^roo.=<2ßb.  I  232 
ocr5ci(^ncf,  in  ^öln  Kistenmecher  unb  bafür  fcif  1492  Snitzler 
Kölner  Sunffurtunben  (^onn  1907)  II  6.  395  (fo  genannt  toegcn 
bcr  bamal^  auffommcnbcn  Q'^cIieffÄni^erci  an  Pöbeln),  mnbb.  snid- 
deker  snitker,  bän.  snedker  fc^tocb.  snickare  (©^Döb.  IX  1368). 
"33on  bicfen  ocrfd^icbcnen  9Zamcn  be^  Äanbtoerfö  ^abcn  ft(^  (toot)l  auc^ 
in  bcn  9}iunbarten)  nur  Tischler  unb  Schreiner  cx^alUn,  *2ßie  beim 
935tf(^cr  unb  Klempner  rü|)ren  bic  oerfd^iebcnen  93enennungen  oon  bcn 
©cgenftänbcn,  bk  ber  ^ifd()ler  arbeitet,  i)er,  5ifd),  ^ifte,  Kontor*) 
(9?cc^nunggtifd)),  öd^rein.  ^aß  QCßorf  Schrein  ift,  tvk  f(^on  oben 
©.  475  crU)ä^nt  mürbe,  jc^t  veraltet  unb  fct)!f  auc^  in  ben  ©egenbcn, 
tt)0  Schreiner  gefagf  toirb,  5.93.  in  ^olmar  nac^  au^brürflic^er  "^In^ 
gäbe  oon  Äenr^  Dial.  de  Colm.  212.  ^m  ocrcinjelt  ^af  e^  fic^  no4> 
erhalten,  fo  in  £ujemburg  Schrein  '^ruf)c'  QBb.  luf.  'tSI.  398,  In 
Qöeftfalcn  Schrin  '5?ifte,  2ai>t  Qö^md^cv  llntcrfdjiebc  jlpifc^en  ber 
fübcrlänb.  unb  ficgerlänb.  9}?unbart  14,  ti)ür.  Schnnchen  °i5oIäfd)äc^tel= 
c^en'  Äcrtcl  ^^ür.  221. 


bie  öon  bcn  ^Inge^örigcn  cine^  Q3erftorbenen  »erfcnbetc  'Slnjeigc 
feinet  5obc^.  ®icfe  ^Scgeic^nung  ift  faft  in  ganj  ®cutfd)lanb  ein- 
fd)lie^lic^  ^eter^b.,  ßiol.,  6(^h)eiä  üblic^.  3n  (flf.  fagt  man  Leid- 
brief, in  Äcilbr.  Traueranzeige,  im  übrigen  QÖßürttcmb.,  auc^  in 
Sauernig  Trauerbrief,  in  QKintcrberg  Totenzettel,  in  dgcr 
Leichenzettel.  6onft  ift  ber  5ftevreic^ifc|)c  'Slu^brud  Partezettel 
ober  tuxi  Parte.  (5r  beruht  auf  ber  Beübung  Parte  geben  ''ifla^- 
vx6)t  geben',  hd  6ticler  ^.  6pr.  (1691)  6p.  1412  Einem  von  einer 
Sache  part  geben  (»gl.  ©QDöb.  VII  1466)  au^  franj.  donner  part; 
un  billet  de  part  eine  ^amilienanseige  ^).  '^Popotoitfc^  Voc.  Austr.  11 
fol.  21  \)at  feinem  "Slrtifel  Partezettel  einen  933iencr  ^artejcttel  bc^ 
3at)re^  1762  beigefügt,  tt>elc^er  beginnt:  '3Ratl()ia^  öon  ©rcitinger . . . 
tt)irflic^er  Äofrat^  . . .  giebt  '^arte  öon  uftt). 


*)  *33gl.  ©iefcnbac^  Gloss.  436:  pinacotheca  contoer  kunthör  vel  breve- 
schryn. 

*)  Partbriefe  nennt  ftc  ber  9Zcucftc  Gorrcfponbcnf  unb  ®ef*äft*rat^ 
(<2Bien  1829)  S.  274. 


^oUc  529 

Äaarfc^opf,  t)ai  tcic^lic^c,  bcfonbcr«  ba^  ^0(^ffel^cnbe  ober  empor» 
9c!ämmte  Äaar  über  ber  (Stirn  (meiff  beim  männlichen  ®cfc|)lec^t).  QSer^ 
breitet  ift  Tolie  über  9^orb--  unb  'SDZittclbeutfc^l.  mit  ^u^na^me  bc^ 
<3Beftenö  (beg  Q^^eintale^),  alfo  in  Oft»  unb  QBcftpreu^en,  ^ofen, 
'iPreu^.'Sc^Icjten,  Cüb.,  '^axt,  Ccipj,,  ^^üringen  fübli(^  hii  "^öeimar 
unb  6onber^^.  *),  93raunfd)tt).,  ßürcb.,  Äanno»er,  *33remen,  Olbenb., 
ßingcn,  '30'^ünfter,  ®ortm.,  9?emfd)eib. 

®a^  Qßort  Tolle  toirb  in  93erlin  jiemtic^  feiten  unb  nur  in 
familiörer  Q'^ebc  gebraucht,  e^  ift  tt)ol)l  im  QSeralten  begriffen.  Seine 
93ebeutung  ift  nic^t  fe^r  fcl)arf  umriffen:  e^  fommt  i)auptfä(^lic^  in 
einigen  9^ebetoepbungen  cor:  jemandem  in  die  Tolle  fahren,  ihm 
die  Tolle  machen,  er  hat  eine  dichte  Tolle,  unb  beseic^net  bc» 
fonber^  einen  tfmaß  auffälligen  ober  bi(^tcn  Äaarf^opf,  j.  93.  bit 
^ünftlertoac.  9^ac^  bem  9^ic^tigen  ^Berliner*  (1882)  11  t)ci^t  auf-- 
toärtg  gebürftefe^  ibaar  eine  Barbiertolle.  'iDZein  93rc^lauer  ®ett)ä|)r^= 
mann  crflärt  Tolle  al^  eine  [\6)  bäumenbc  ßodfe  über  ber  6tirn,  eine 
toüfte  ^vi^uv  „faum  o^ne  fomifdjen  93cigefc^macf",  ber  Äannoöeraner 
al^  lodigc^  langet  Äaar,  ber  ßingenct  al^  emporge!ämmte^  Äaar. 
9^orbbeutfd)e  6c^riftfteller  gebrauchen  öfter  bai  'Sßort,  fo  "^Siebig  ^ai 
fc^lafenbc  Äeer  286  („fc^bne,  blonbe  ^oUe"),  (?ine  ÄanböoU  Srbe  290 
(„ber  ^übfc^e  '^DZenfcl)  mit  ber  fcf)toar5en  Äaartolle"),  "Fontane  <5rau 
^reibel  („^ammtoHe"),  ßtorm  9^ooellen  („eine  blanfe  rt)o|)lgefämmte 
ÄaartoUe").     di  fann  alfo  für  l)b.  gelten. 

"SIuc^  *^opott)itfd)  öerjeic^net  Tolle  in  ben  Vocabula  Austriaca 
et  Styriaca  II  fol.  176:  „ÄaarpubertoHe:  Rondeau  unb  bouffette, 
beffcr  Quaste".  ®iefe  93ebculung^angabc  fpric^t  für  bie  (ft^mologie 
be^  ^<2öb.  XI  1,  637.  II  1224  ff.,  Äepne  Qöb.  III  992,  qöciganb 
<2öb.  II  1050:  Tolle  Dolle  =  Dolde  mt)b.  tolde.  <5rifcf)bier  <2ßb. 
II  445  gibt  für  öft=  unb  "^ßeftpreu^en  folgcnbe  ^ebeutungen  oon 
Tolle/.,  <5)em.  Tollchen  an:  1.  fleine  Quaftc  »on  QGÖolle,  6eibe  ufto. 
2.  quaftenartig  aufgerollte  ober  natürlid^  gefräufelte  Äaarlode.  3.  Traufe 
an  ber  Äal^bffnung  be^  'Jrauenncibe^.  4.  beim  Q<i)tDcin  bie  quaften= 
förmigen  QBarjen  am  ioalfe.  '3)ie  1.  93ebeutung  ftimmt  ju  ber  oben 
ertt)ät)nten  ötpmologie  Tolle  =  Dolde,  ©aju  ^alte  man  ferner  tollen 
apex  "Sllberu^  Dictionarium  oon  1540;  dolle,  apex  arboris  aut  cas- 

^)  gSgt.  ^yibrcc^f  ecipj.  <3JJ.  102  Dolle.  Wertet  ^^ür.  83  bgT.  gj^üüer- 
^raurcut^  ^b.  II  227  Dolle. 

Ätetf(^mer,  ^orfgcograptjte.  34 


530  ^oHc  —  toDen 

sidis  ^ti^^;  die  doli,  dolle,  ramus  ramulus  6fielcr  ^.  6pr.  323. 
<2lbcr  bic  3.  93cbcutung  'Äal^fraufc'  —  bic  Tolle  oon  <2öafd)!Icibcni 
toirb  mir  auc^  für  ßübcd  bcgcugt  —  Iä§t  fic^  bamit  nic^t  gut  »er» 
einigen  unb  toeift  auf  ba^  foglcic^  gu  befprec^enbc  QScrbum  tollen 
'brennen,  fräufeln,  fälteln',  bai  ungefähr  biefelbe  Q3erbreifung  toie  Tolle 
\)at  ©tc  93cbeutung  oon  Haartolle  (ogl.  Barbiertolle)  iff  oieUeid)f 
öon  tollen  beeinflußt  roorben. 

3n  6übbeutfd)l.,  öfterr.  unb  Sc^loeij  ^at  man  je^t  für  ToUe 
fein  befonbcreg  QSort,  fonbern  gebraucht  '2lu^brücfe  tpie  Schopf, 
Frisur,  Locken. 

tollen 

mit  einem  93renneifen  fräufeln  5.  93.  bic  Q3olant§  oon  ©arbincn, 
*2öafd)!leibcrn.  <5ür  ßübcd  toirb  mir  au(^  bie  93ebeu(ung  'Äaarc  mit 
ber  93rennfd)eere  fräufeln'  angegeben,  tollen  \)at  biefelbe  QSerbreitiing 
toie  Tolle,  baß  öftl{d)e  ©cutfc^lanb  toeftlic^  bi^  93remen,  ölbenburg, 
O^nabr.,  g^cmfd)eib,  füblicl)  bi^  £eip5.,  QBeim.,  @öff. ').  <33ei  ^rifd)- 
bier  ^b.  11  415  lauUt  bk  prcu§ifcf)e  *5otm  be^  "^orte^  tullen, 
tüllen:  bai  Snftrument  baju  t)ci^t  Tüll-  ober  Tülleisen.  <5)ic^  ^at 
bod)  toot)l  feinen  9?amen  oon  feiner  füllen^  ober  r5l)rcnartigen  ^orm 
gehabt.  60  befd)reibt  nämtic^  ^opotoitfd)  Idiotismi  Lipsienses  fol. 
83  bk  Gcipjigcr  ^latfglocfe,  bie  jum  93ügcln  oon  Äembfraufen,  Q5or= 
l)ängcn,  alfo  jum  Collen  bienfe.  S.  oben  (5.  374.  3c^t  pflegt  man 
jum  ^oHen  93rennf(^ccren  ju  oertoenben. 

3n  ßcipjig  fagt  man  glocken  für  tollen,  toag  beutlic^  oon 
Plattglocke  abgeleitet  ift,  bem  eben  ertoä^nten  OBerf^jeug  jum  Collen. 
3n  Öfterreic^  a^rb  ein  eic,cnfümlicl)cr  "^lu^bruc!  gcbrauc{)t,  ben  id)  toeber 
hd  6cl)mellcr  nod)  fonfttoo  finbe:  in  935l)men  (£eipa,  ßobofi^)  kulben 
ober  kulmen,  in  'SBieli^  kolben,  in  Snn^br.  kölbeln,  in  QBicn 
kolmen;  baß  QBerfgeug  basu  \)d^t  in  93öl)men  Kulmschere,  in  QSien 
Scherkolm.  ®a  jc^t  baß  fälteln  ber  QBäfd)e  toenig  mobern  ift,  fo 
ift  ber  "^lu^brucf  in  '^Bicn  I)auptfä4)lid)  nur  noc^  grauen  bcfannt;  oer= 
fd)iebene  'Jßiener,  bic  icb  fragte,  fanntenit)n  ni(^t  me^r.  93ermutlid) 
!^ic§  Kolben  (barau^  in  ^ien  Kolm)  baß  Snftrument  jum  träufeln, 
unb  baß  "^Jerbum  kolben  (barau^  kolmen),  kölbeln  iff  baoon  abge^ 
leitet  toie  glocken  oon  (Plätt)glocke. 

1)  «aifmärf.  tollen  Tollis'n  ®anncil  QBb.  176.  6d)lcf.  t^üv.  dollen  Doll- 
eisen QBein^olb  93citr.  15.  iöcrtcl  ^öür.  83.  3n  £eipj.  dollen  ^Ibrec^t 
£p8.  =m.  102.    9JJnbb.  duliser  ®qßb.  II  1228.  XI  1,  683. 


I 


toOcn  —  'Tomate  —  ^opf  531 

^üi  ben  übrigen  ©cgenbcn  tocrbcn  mir  allgemein  bcfanntc  ^u^= 
brüdc  angegeben:  brennen,  in  '2ßeft--  unb  Sübbeutfd)!.  kräuseln 
('2)üffclb.,  Siegb.,  "^reib.,  "^öürtf.,  '5}cünc^en,  "Slugsb.,  ^interb.);  in 
^tjug  auf  bai  ioaar  ^yellen  namcntlid)  in  QBeft--  unb  Sübbeutfd)!. 
(a.  93.  ^efel,  ^oblcnj,  xO^arb.,  ^fals,  ^onaucfd).,  9reib.,  "Qinib., 
SiJ^ünc^.,  ^roppau),  locken  (£eer,  ^arl^r.,  Äeilbr.,  ^fd)aff.,  xRürnb.), 
kreppen  (^cmpt.).  —  0a§  man  früi)cr  unter  bögein  (^bügeln)  toüen, 
fräufcln  oerftanb,  fam  oben  (5.  375  (2lrt.  Plätteisen)  jur  Spracf)e  *). 

Tomate 

<5ru(f)f  beg  Lycopersicum  esculentum,  in  ber  v^üct)e  ol^  Salaf, 
©cmüfe,  ju  Saucen  öcnoenbef,  übrigen^  in  öftcrr.  oiel  me^r  ali  in 
®eutfcf)I.,  tt)0  bie  "^xud^t  n\d)t  überall  päufig  ift.  <5)ic  auf  franj.  fpan. 
port.  tomate  unb  tocifer  auf  merifan.  tomatl  jurücfge^enbe  ^Sejeic^« 
nung  Tomate  ift  bk  in  ganj  'Seutfd)!.  unb  ber  <Sd)toci§  gcbräucf)lid)e. 

3n  Öfierr.  ift  Tomate  nicbt  nur  unühlid),  fonbcrn  Dtelfac^  auc^ 
unoerftänblicf).  3n  935t)men  unb  Öfterr.-Gd)lcfien,  aurf)  in  Olmü^, 
93o5en  ^ei§t  bk  "^ruc^t  Paradeis ap fei,  im  übrigen  Öfterr.  nur 
Paradeis,  ^(ur.  Pai-adeiser,  in  Ginj  Paradies  Paradieser,  in 
(5ger,  Sglau,  3naim,  QSoracIb.  Paradiesapfel,  ©iefer  9^amc 
Paradiesapfel  fommt  neben  Tomate  auä)  in  Sübbcutfc^l.,  in  tKei= 
ningcn,  ^armft.,  93abcn  (93rucf)f.,  ^arl^r.,  'Jreiburg),  ^mrtf.,  93ai)ern 
(*2Ifd)aff.,  Äof,  'S)onaun).,  Sngolft.,  Augsburg),  and)  in  Süric^  cor. 
Paradeis  ift  bie  regelrechte  lautlicbe  n\)b.  ^ortfe^ung  »on  m^b.  pa- 
radis;  biz  9iovm  Paradies  berut)t  auf  'i2lnlct)nung  an  lat.  paradisus. 
^rü^er  l)ie§  in  9^orbbeutfd)l.   eine  Sorte  oon  '2ipfeln  Paradiesäpfel. 

0er  9'^ame  Liebesäpfel  toirb  mir  nod)  au^  S^olberg  unb 
92ßürlt.  angegeben,  ift  aber  jebenfatl^  im  QSeraltcn. 

^m 

allgemeine  93cäeirf)nung  eine»  oerbältnismöBig  ()ol)en  ®efä§e^  au^ 
'iporäcllan,  5:on  ober  Metall.  3m  «Süben  entfprid)t  Hafen  m.,  öfterr. 
Häfen').  Topf  ift  baupt[äd)licb  norb--  unb  mittelbcutfd),  reicht  aber 
ftcUentt)cifc  tief  nac^  Oüben.     Sein  ©cbiet  umfaßt  au§cr  9]'?ittelbcutfd)l. 

*)  9D^unbartHcb  ift  Ruffelisen  in  ^ttmart,  (S>ött.,  Oftfricöl.  "BlQb.  VIII 1 408. 

')  €cf  unb  tai  3ürt6cr  '^Ite  ^eftament  Don  1525  ^aben  hafen  unb 
haffner  für  Cut^er^  das  töpSen  unb  Töpffer:  ßinbmepr  QCßortfcf).  91.  ^Splanb 
SBortfc^.  66. 

34* 


532  ^opf 

au6)  baß  n5rblic|>c  öftcrrcic^,  Gc^tcricn,  93ö^mcn  unb  '30Jä^rcn  außer 
3naim  im  6üben,  too  fc^on  Häfen  gilt.  3m  nörblic^cn  93at)crn  gc-- 
brauc^f  ^f'd)affcnb.  Topf,  Äof,  9^ürnb.  Topf  neben  Hafen.  3n 
^ajjau,  Q'^cgen^b.,  'Sßüräb.,  ^n^b.,  9^cumarft,  ©onautoört^  tourbe 
mir  nur  Hafen  (®emin.  in  ^ürgb.  Häfele)  angegeben.  3n  bcr 
<5cänfifd)cn  6ct»tt)ci3  bcjcidfjnet  Hafen  nur  ben  großen  ^opf  für  bie 
^Ib^c  (ben  Klößhafen),  fonft  toirb  Topf  oertoenbet  3m  QBeffen 
reicht  Topf  (üblich  big  'Jranff.,  ^Oßic^b.,  ^J^ainj.  3n  CDarmft.,  ^aifer^I. 
93rud^f.  unb  im  Slf.  fommt  c^  neben  Hafen  oor.  3n  ber  9}Junbart 
cntfpric^f  bem  ^b.  Topf  in  Äeffen  unb  Cot^r.  Döppen  Dippen, 
lufemb.  Döppen  n.,  in  ^fc^affcnb.  Dippe^),  t^ür.  Döpfen*^  =  m^b. 
tupfen  m.  n.,  eine  beminufioe  *2öcifcrbilbung  ju  Topf,  bie  auc^  Cuttjcr 
in  ber  "^orm  das  Töpffen  angecoenbet  ))at.  "Sluf  nfcb.  ©ebicf  erfe^t 
l)b.  Topf  munbarflic^cg  Pott,  neben  bem  eben  jene^  ^^eutrum  Düppen, 
tt)cftf.  auc^  fem.  Düppe  liegt  ^). 

'Qlxxö)  ganj  im  obb.  6üben,  in  93ern,  93luben5,  93ojen,  ^lagenf., 
GiUi,  ferner  in  Siebenbürgen  toirb  Topf  ol^  \)b,  "^lugbrucf  gebraucht. 
"SJ^ein  S^Iagenfurfcr  ©cnjö^r^mann  bemerft:  „Hafen  Hingt  ung  ttro= 
liW.  ßcycr  5?ärnt.  "^Bb.  130  be3cid)nct  freiließ  Topf  aU  „n\(i)t  t)olU' 
üUid)  in  Kärnten",  unb  für  OSölferm.  unb  ©münb  toirb  mir  nur 
Hafen  Häfen,  aud^  für  5?Iagenf.  nur  Hafner  angegeben,  'iflad)  (Sr- 
funbigungen,  bie  3.  ©cemüfler  für  mid^  anjuftcHcn  bie  ©üte  ^attc,  ift 
Topf  ber  feinere  'Slu^brurf  bei  ben  ^(agenfurtcr  Äau^frauen  unb  über- 
haupt hd  bcr  jüngeren  (Generation  in  Kärnten:  bobenftänbig  ift  aber 
bafelbft,  toic  aud^  ßeffiaf  erHärt,  Häfen,  taß  and)  oon  ben  ©ebilbefcn 
gebraucht  tpirb. 

Hafen  rcict)t  in  bcr  ^b.  llmgangg[prad()e  in  Öftcrr.  nic^t  fc^r 
totit  nbrblic^.  '^06)  in  QBinterberg  lt)irb  Hafen  nur  für  ben  cingc= 
mouertcn  ^cffel,  bcr  hd  6(^mellcr  '^öb,  I  1055  Hellhafen  })ci^t,  fonft 
Topf  gebraucf)t.  'SD'iunbartlic^  fommt  Hafen  freiließ  noc^  tocitcr  nörb» 
U^,  ©erbet  ©ramm.  S.  65  jufolge,  neben  Topf  im  Q3»gtl.  cor.  3m 
fübli(^en  ^^üringen  öcrtocnben  nac^  ©.  93rüdfncr  Ganbcsfunbe  bc^ 
jocrjogtumg  9}Zeiningen  l  CSJ^einingcn  1851)  315  ^ranidjfclb,  6am-- 
burg,  6aalfclb,  ©alsungen,  QCßafungen,  'SOJeiningen  Topf,  9\öm^ilb, 
Äilbburg,  Äilbburg^aufen,  (fi^felb,   6onneberg  Hafen,  ^^cmar  Topf 

^)  Äcff.  Tupfen  Tupfen,  gctt)ö^nU^cr  Düppen  Dippen  93ilmor  3t).  413. 
CrcceUu«  <2öb.  281.    Cot^r.  Dippen  goUrnunn  <3öb.  90.    Qßb.  luj.  3K.  67. 

'')  Äcrtcl  5^üv.  245.  _ 

')  ©rimrnc  ^lattt>.  SK.  162.    öcntric^  <3Bb.  67  tipn  unb  pot.  ^ 


5opf  533 

unb  Hafen,  ßc^cffen  unb  ^'ö^md  Topf.  ®a  in  93Zciningcn  früher 
Hafner  gcfagt  tourbe,  fo  toirb  Hafen  bort  crft  öon  Topf  ocrbrängf 
iporbcn  fein.  —  3m  QGßeften  reicht  ^b.  Hafen  nörbli*^  hiß  ioeibclbcrg, 
^aifcr^I.,  ^rier. 

9Jicrfn)ürbig  ift,  ba^  ba€  ^Cßorf  Hafen  au^crbcm  ocrcinjclt  im 
9'iorbcn  in  fpcjicUcn  ^Sebeutungcn  oorfommf,  in  Q'^oftodE  für  ein  @la^ 
gcfä^,  in  £übecE  für  hai  ®iaß,  in  bem  Kompott  eingemacht  toirb,  ober 
ben  irbcncn  (Sinmac^etopf,  nad)  ©ä^ncrf  in  'SO'^edlenburg  unb  '^om^ 
mcrn,  nac^  ^rommann^  '30^unbartcn  VI  211  aud)  im  £ippifd)en  für 
ein  <3)Ji(c^gefä§  (^QBb.  IV  2,  120).  <Sag  «^ßort  Glückshafen  für 
bai  ®efä§,  au^  bem  bic  £ofc  gebogen  toerben,  toirb,  toic  'ipaul  QBb. 
234  bcmcr!t,  auc^  »on  9^orbbcutfcf)en  gebraucht.  "Slbelung  'Job.  II  734 
fc^reibt  e^  bem  Obbcrbeutfd)cn  unb  bcr  eblern  Schreibart  ber  Äocf)= 
bcuffc{)cn  5U  unb  gibt  al^  niebcr[äc^fifcf)e  ^ntfprec^ung  Luckpot  an. 
3m  Übrigen  !ennt  9^orbbeutfci)Ianb  baß  Q[Bort  Hafen  nur  in  ber  '53e= 
beutung  '6c^iff^buc^t,  portus'.  Ob  biefeg  bem  ^bb.  cntftammenbe, 
im  17.  3a^rt)unbcrt  gemeinl)o4)beutfcf)  getoorbene  ^ort  mit  feinem 
obb.  Äomonpm  Hafen  '^opf  etpmologifcf)  fic^  btdt,  ift  befanntlic^ 
ftrittig. 

3n  öfterreic^  au§er  ^irol  unb  93orarlb.  lautet  baß  9[Bort  meift 
Häfen'),  nur  fo  in  'Söien;  oielfac^  toirb  baß  deminutio  Häferl  ge= 
braucht,  in  6alöb.  Haferl  (neben  Häfen)  =  elf.  Häfele  (^If.  '^ßb. 
I  305).  ^opotoitfc^  Voc.  Austr.  I  fol.  163  gibt  al^  öfterr.  Häfen, 
aber  Hafendeckel  Hafner  an.  3n  ^irol  Hafen,  munbartl.  Häfen 
(Schöpf  3b.  230).  <5)ag  Wiener  9^a^mcnbüc^lein  oon  1847  6.  17 
f(^reibt  der  Hafen  ftatf  das  Häfen  oor,  fiel)t  alfo  biefe  <5orm  al^ 
munbartlic^  an.     '^aß  ä  ift  meinet  "^Biffen^  unerflärt. 

Topf  ift,  toic  bemcrft,  eine  allgemeinere  93cäeic^nung  oon  ®cfä§en, 
bie  namentlich  für  6peifen  benu^t  tocrben  unb  unter  benen  bcfonber^ 
jtoei  'Wirten  ju  unterfc^ciben  finb:  bcr  mef)r  ^o^c  al^  breite  *30^ilc^= 
topf  unb  ber  mcl)r  breite  al^  t)ol)e  ^oc^topf.  ©er  blecherne  ^od)= 
topf,  ber  3. 93.  jum  "Slbfoc^en  oon  '^iid)  oertoenbet  toirb,  l)ei$t  in 
®eutfcl)lanb  Kasserole  f.,  getoöt)nlic^  Kastrolle  gcfprocf)en,  fcl)on 
bei  ^marantl)e^  (1715)  castrol,  baß  frj.  casserole,  bialeft.  castrole 
(«5)^b.  V  260).  ^aß  '2Bort  ift  über  ©eutfcblanb  bi^  an  bic  *^cri- 
p^erie  oon  öfterrcic^  (^gcr,  ß;t)otiefcI)au,  5)ornbirn)  oerbreitct. 


»)  Äärnt.  häfn  unb  höfn  Ceyer  Äärnt.  <2ßb.  130,  ftcir.  Hafen  un>  Häfen 
Unger-ÄOua  6tcir.  <2Bortfc^.  320. 


534  ^o<>f 

6onff  cnffpri^f  in  Öftcrreic^  qu§cc  Süb^'Strol  bcr  ^affcrole  die 
Rein  ober  für  ein  fleinc^  ®cfä^  das  Reinl  ober  Rein  dl.  93ei 
ber  93eliebf^cit  bcr  '3)cminufiöa  in  öftcrr.  toirb  Reindl  off  auc^  ffatt 
bc^  (3fammn)ortc^  gebraucht  unb  5.93.  oon  einem  „großen  Qi^einbl" 
gefproi^cn.  ®aö  'Jßort,  baß  auf  ein  nur  oB  ©loffe  öorlicgcnbc^  a))t>. 
rina  'olla'  5urüdEgct)f,  ^at  eine  tpec^felnbe  93ebeutung.  (S.ß  be5eirf)ncte 
in  öfterr.  früt)cr  einen  brcifü^igen  irbenen  Siegel.  ®icfc  93cbeufung 
gibt  aud)  ^rifc^  ^cutfd).4af.  QQ3b.  II  (1741)  83  unter  rain  an,  ©derber 
für  bic  ungarifcfjen  ©eutfc^en  (©'JBb.  VIII  699),  ec^meflcr  Qßb.  II 
112  für  öfterr.  unb  für  'paff au,  ©erbet  ©ramm.  6.  177  für  üogt' 
länb.  Rainl.  9^ac^  ^opotüitfd)  Voc.  Austr.  II  fol.  53  bcbeufet 
Reindl  f.  ö.  a.  fränf.  \ää)\.  fd)lcf.  Tiegel,  aber  Rein  in  9'^ieberftcier= 
marf,  *popott)itfc^^  Heimat,  ein  irbcncö  tocite^,  nac^  bcm  93oben  engere^, 
niebere^,  nicbt  glaficrte^  ©efä§  für  SSJ^ilc^.  ^uc^  obcrfic^f.  Reinel  m. 
ift  9}?üücr=<5raurcutt)  "SBb.  II  346  jufolgc  ein  nicbriger  ^opf,  9^apf, 
in  9^orbbö^men  unb  6c|)lefien  (^QBb.  VIII  699)  eine  <3[Rilc^fd)üffcr. 
dagegen  ift  bat)r.  Reindl  nac|)  Gd^meller  ^b.  II  112  gen?öl)nlicb  ein 
flad^e^  oblonge^  *23e(fen  »on  93Iec^  ober  ^on  jum  93raten  unb  93adEen, 
toa^  man  in  'SBien  toie  93erlin  eine  93ratpfannc  nennt.  3n  "^D^ünc^cn 
unb  ^ug^b.  fagt  man  die  Reine. 

3n  93o5cn  gibt  c^  baß  QGßort  Reindl  nid)t,  bic  ^affcrolc  t)ei§t 
^icrTest  (immer  metaUcn),  munbartl.  Desden^)  =  fpätm^b.  test  m. 
'Siegel'  au^  lat.  testa  '^opf  (ogl.  'Sßeiganb  'Bb.  II  1040).  — 
3u  ben  5lo4>t5pfen  gehören  nod^,  ot)nc  mit  bcr  ^affcrole  ibentifc^  ju 
fein,  bic  n)ürttembcr9ifd)c  Kachel,  fd)tt)ci3.  Ghachle^  (Gc^mci^.  3b. 
III  118),  ein  irbenc^  ©cfä§'),  unb  baß  fd)n)äb.  elf.  Kar,  cbcnf aU^ 
irben  =  a\)b.  m^b.  kar  ''@cfd)irr',  in  Kempten  Bratkar  '^Bratpfanne', 
nac^  ^opott)itf(^  Voc.  Austr.  II  fol.  53  Kar  unb  Karl  in  ^ug^b. '). 

®cr  obb.  6üben  \)at  für  ben  Glückshafen,  ben  er  ben  9'^orb- 
beutfd)cn  jugcbrac^t  ))at,  öon  biefen  ben  Nachttopf  eingetaufci|)t.  ^aß 
QBort  ift  in  neuerer  Seit  jicmlic^  aUgemcint)b.  geworben.  ®cr  ältere, 
je^t  munbartlic^  gen?orbene  bat)r.=5ftcrr.  ^u^brucE  mar  Nachtscherbe(n), 
Scherben  *).     ^lein  ^rot).=9[öb.  II  25  ocrjeii^net  Nachtgeschirr  alß 


»)  Testen  bei  Singeric  '3[J?iftctaltcrlic^c  Snocntarc  auß  '5:irol  6.  290, 
ba^r.  Test  6c^meaer  Qßb.  I  550. 

^)  05ßb.  V  203.    %mtv  QBb.  IV  139. 

*)  6cbmcner  QBb.  II  277.    ®^b.  V  13,    ^ifc^cr  QDßb.  IV  216. 

*)  Gc^mcOcr  QBb.  II  463.  Mgel  QBicncr  ®iat.  135  Scherb'm.  <S)aß 
5:eutf4«£at.  <2Bb.  oon  9^ürnb.  1732  S.  60  Nachtscherb. 


4 
i 


5o^f  —  Töpfer 


535 


pfäl5.  elf.  0a^  frühere  Brunzkachel  toat  fd)on  jur  Seit  ^belunge 
(9Bb.  n  1439)  oeraUef.  ^unbartl.  Brimz-  ober  Seichkachel  oer« 
8cid)nef  <5ifd)er  '3ßb.  IV  140  al^  fc^toöHfc^. 


Äanbtoericr,  bcr  ^ac^elbfen  fe^t:  barauf  ift  in  bcn  großen  6fäbten 
bic  ^ätigfcif  bc^  ^bpfcr^  mciff  ht\d)täntt  3n  flcinercn  Orten  fertigt  er, 
feinem  ^f^amen  cntfprec^enb ,  auc^  55pfe  unb  anbere  ^ontoaren  an, 
bic  fonft  größtenteils  in  "Jöbrifcn  ^crgcftcHt  mcrbcn.  'Söic  bem  norb= 
unb  mittclbeutfcl)en  Topf  im  Süben  Hafen  ober  Häfen  gegenüber" 
ftc^  fo  entfpric^t  bem  nörblic^en  Töpfer  im  6übcn  Hafner  ober 
Hafner  *).  ®ie  Q3crbreitung  biefer  Wörter  ift  mit  einigen  ^uSna^men 
bicfelbe  toie  bie  ber  (5tammü)brtcr  Topf  unb  Hafen.  3n  mel)rercn 
Orten,  bit  Topf  ^abcn,  l)ei§t  ber  Äanbtocrfcr  bennocl)  Hafner,  fo  in 
(fger,  ^lagenf.,  93crn;  Hafner  in  9ulba  unb  '21fc^aff.,  neben  Töpfer 
in  ^icSb.,  ©armft.  (U)o  außer  Topf  auc^  Hafen  gebroucf)t  toirb).  3n 
^JZeiningen  tt)or  früt)er  Hafner,  je^t  ift  Töpfer  gebräuchlich,  ^ür 
Äof,  Stoeibr.,  9^aft.,  (HHi  tpirb  mir  Töpfer  unb  Hafner,  für  ^re^ 
genj,  Siebenb.  nur  Töpfer  angegeben.  '2llfo  bie  93cncnnung  beS 
ÄanbtoerfcrS  htdt  fi(^  bod)  nic^t  überall  in  i^rer  Q3crbrcituug  mit  ber 
bcS  ©cfäßcS.  Überftc^tlic^er  »erben  biefc  ^er^ältniffe  burc^  t>it  fol= 
gcnbc  Tabelle. 


Topf 

Töpfer 

Hafen 

^ulba 

«JBieSb. 

Qöieeb. 

©armft. 

^armft. 

^armft. 

5?aiferSl. 

^aifcrSl. 

Smcibr. 

3it)cibr. 

elf. 

elf. 

93rud)f. 

<53rud)f. 

93ruc^f. 

Hafner 


Stoeibr. 


(Hafner) 

«Julba 

<2BicSb. 

©armft. 

^aiferöl. 

elf. 


0  "Sluf  nbb.  ©ebief  entfpric^t  bem  ^b.  Töpfer  munbarttid)cS  Pottbäcker 
(mnbb.  potbacker)  in  QBcftfalcn  unb  Sauerlanb  (QCßoeftc  QBb.  204.  ©rimmc 
'TMattb.  =m.  162),  auc^  Pöttker  («21.  o.  (S^c  ®tfcl)c  9}?unbarten  2,  313),  Pötter 
im  fäc^fif(^en  unb  njcftföt.  Äcffcn  (93ilmar  3b.  305)  unb  in  9}^crftcnb.  (©rimmc 
a.  a.  O.)  öon  nbb.  pott  '"Sopf .  '2luggeftorben  fd)eint  mnbb.  groper  (in  2übtd 
1283-98,  5b5^lcr  91rc^,  f.  Äulfurgcfc^.  I  130)  oon  grope  '^opf'.  ^on  noc^ 
anbcrcn  ©efäßnamcn  fmb  abgeleitet  naffauifd)  Euler  oon  obb.  üla  '5op 
(Äet)rein  ^olfefp.  131)  unb  Schüßler  „in  bem  ©cbirge,  t>a§  ^xxol  oon  '23c- 
nebig  trennt"  C^oporoitfc!^  Voc.  Austr.  I  fol.  163  K). 


536  ^Pfer 


Topf 

Töpfer 

Hafen 

Hafner 

(Hafner) 

(9?aftatt) 

9?aftatt 

9^aftatf 

9Roftaff 

2lf4)aff. 

<2lfd)aff. 

Äof 

Äof 

ioof 

Äof 

•Jrf.  6c^toci8 

(9r!.  6c^h)ei8) 

*5rf.  6c^toei5 

9^ürnb. 

(9Zürn&.) 

9^ümb. 

*2ßintccfe. 

(QOöintcrb.) 

<2ßintcrb. 

egcr 

Ggcr 

^roppou 

^voppou 

(^^ropp.) 

^roppau 

(£iai 

eiUi 

eiUi 

eitti 

93lub. 

C^lub.) 

<33Iub. 

^crn 

•Bern 

©ic  <5orm  Hafner  pnbct  jtc^  fcinc^lpcg^  ba,  too  Häfen  gefagf 
toirb,  fonbccn  gcrabc  in  6übbcuffd)t.,  too  man  Hafen  fpricl)f,  in  Co- 
burg, ^ränf.  6c^tpci5,  "Slfc^aff.,  <5ulba,  "^öic^b.,  ^armftabf'),  ^ricr, 
eaaxhv,,  2ot\)x. '),  eif. '),  ^aifcröl.  *).  3n  QBürftcmb.  iff  Hafner  nac^ 
^if^cc  öcralfct  unb  nur  no^)  Hafner  üblid)°).  3n  Öfterr.,  too  man 
Häfen  fpric^t,  ^ci^t  bcr  Äanbmerfer  Hafner. 

9^cben  Töpfer  unb  Hafner,  beffcn  ^ätigfcit  fc^on  minbeftcn^  im 
16.  Sa^r^unbcrf  im  ÄcrffcUcn  t)on  ^onbfcn  bcffanb*),  finbcf  fic^  in 
bcn  öerfc^icbcnffcn  ©cgcnbcn  aixd)  bic  ^Scjcic^nung  Ofensetzer,  j.  "^B. 
in  93rounf^to.,  Ölbcnburg,  2ecr,  di^l,  Ccngenf.,  Äcibclb.,  Stoeibr., 
Snn^br.,  3naim.  Sic  ift  alfo  gcograp^ifcf)  nic^t  bcf(^ränft,  fonbern 
genauerer  ^u^brudE  fote)ol)l  für  Hafner  tvk  für  Töpfer.  '2}Zunbart(ic^ 
toirb  bafür  im  6üben,  in  ber  Sc^toeij  (3b.  I  113)  unb  in  Kärnten 
(Ccpcr  ^ärnt.  90ßb.  201)  baß  fd)on  im  15.  3at)r^unbert  bcjeugtc  Ofner') 
öcrlpenbct,  im  (Slfa^  Kachler  ((?lf.  ^öb.  I  419). 


0  Ober^eJT.  Hafner  in  Cfc^enrob  3-  f-  ^b.  ^.  V  316.  Hefener  bijtet 
au^  bcr  in  gltoU  am  9?^cin  gcbrudtc  Voc.  ex  quo  oon  1469  (<S)QBb.  IV 
2,  127). 

")  ^oOmann  <2ßb.  223. 

»)  ßlf,  QBb.  I  305  Hafner  H»wn9(r).  Hafner  fc^reibt  Älein  <^roo..g[öb. 
I  (1792)  217. 

*)  "Jluc^  in  9?appcnau  Hefner  gjJciftngcr  QBb.  43. 

*)  3m  fd^ttjöb.  Qßb.  III 1024  frf)reibt  '5if(i^cr :  Äalbmunbart  -a-,  berber  -ä-. 

•)  hafuer,  bcr  „bcn  ofen  fc^f"  "^aumgarfncr  "^Sricfttjcd^fcl  1587  6.  84. 
„<S>it  Äafncr  machen  bic  Äac^cln,  öcfen"  öo^bcrg  Georgica  curiosa  (9^ürn- 
berg  1682)  I  27. 

')  Vocab.  ital.-tedesco  öon  1477  fol.  25a  Furnero  ofner,  fol.  20a  Fur- 
naxiero  Hafner. 


treppe  537 

jebc  ©fufcnanlagc.  0cm  norb--  unb  mittelbcutfd)cn  Treppe  mU 
fpric^f  in  6übbcutfd)l.,  öftcrr.  unb  6rf)it)ei5  Stiege.  3m  Offen 
läuft  bic  ©rcnje  jtoifc^cn  bcibcn  QBorfgcbictcn  burc^  öffcrr.--6c^lcficn 
unb  bai  (frjgcbirgc  ^).  3n  ©ro§= tröffe  bei  'Söeibcnau  toerben  beibc 
•JBörter  gebraucfjt:  man  fagt  Kellertreppe,  (AYasser)treppe  für  bcn 
'Sßafc^ffcg  am  ©raben,  aber  Bodenstiege.  3n  Sucfmantel  gilt  Treppe 
aU  öornel)mercr  "Slu^brud,  Stiege  alß  geit)öf)nlicber.  ^büringen,  Äcffcn 
füblid)  bi*  ^üiba,  QSte^b.,  9?iain3,  ^ranffurt,  bie  Q^beinproüinj  bi^ 
^ricr  unb  (5aarbr.,  £ofbringcn  unb  £uremb.  gel)ören  jum  ©cbiet  t»on 
Treppe,  unb  jtoar  in  Übcrcinftimmung  mit  bcn  bortigen  90^unbarfcn *). 

3n  bcn  fübbcutfd)en  £anbfd)aftcn,  '53at)ern,  QOßürttcmb,,  ^abcn, 
'^falj,  &\.,  fommcn  beibc  ^u^brücfc  oor.  Treppe  namcntlid)  für  bic 
ftcincrne,  Stiege  für  bic  ^ölgcrnc  6tufcnanlagc.  3n  ber  elf.  9)^unbarf 
bcbcutcf  Steg(e)  gctoö^nlic^  tk  treppe  im  3nncrn  bt^  Äaufc^  mcift 
au^  Äolj,  Staffel  (cig.  'bic  Gtufe')  bic  ftcincrne  'Freitreppe  »or  ber 
Äau^türe  (Gif.  ^b.  II  575.  578).  ^affelbc  gilt  oon  ibanbfd)ul)^-- 
^eim  nacb  ßcnj  ^b.  72.  0cm  elf.  Staffel  entfpricbf  fcbtoeiä.  Stapfle 
treppe  jur  Äau^lürc  (6eilcr  93afler  "^C^unbarf  277).  Treppe  ift  bcn 
oberbeutfd)cn  9Jiunbarten  frcmb*).  0a^  Q5ert)ältni^  Stiege  au^  Äolj: 
Treppe  au^  Stein  in  ber  bb.  Xlmgang^fprac^c  Gübbeutfcl)lanb^  ift 
alfo  an  bie  ©tcüc  oon  munbartlid)cm  Stege:  Staffel  (Stapfle)  gc= 
treten. 

3n  ber  6cbriftfprad)c  unb  gelegentlich  auc^  in  ber  llmgangg= 
fpracbc  9^orbbcutfd)lanb^  toirb  Stiege  gern  für  eine  fd)malc,  ftcilc,  alte, 
gcto5l)nlicb  i^öl^txnt  treppe  oerlocnbct,  5.  93.  Dachstiege,  Boden- 
stiege*) (aber  nur  Kellertreppe,  Freitreppe).  Q3gl.  S.  61.  ©iefer 
6prad)gebrauc^  bürffc  mit  jenem  fübbeutfc^cn  3ufammenf)ängcn  ^). 

*)  gSgl.  ®ctbcf  ®ramm.  6.  66. 

^)  Oftfränf.  drab  öeilig,  ^unbart  bcd  5:aubergrunbc«  24.  Obcrbeff. 
Dreppe,  Drappe  Grcceliu^  Qffib.  295.  9?^cin.  trapa  Cei^cner  ^b.  124  (die 
Trapp  6c^mit>t-Bonn,  9?aben  225).  Cot^r.  Trepp  «Joümann  QBb.  102.  Cur. 
Träp  qßb.  luf.  JTi.  440. 

')  9391.  Sc^mcUer  QBb.  II  744. 

*)  60  aud)  t)cnnebcrg.  Stiege  enge,  ftcilc  QSobcntrcppc,  Äauätreppe  in 
alten  QSaucrnbäufcrn :  Spie^  3b.  244. 

*)  9?ac^  Äepne  QBb.  III  814,  ber  auf  tas  mir  unj^ugänglic^e  Äorrc- 
fponbenjblatt  b.  QScrein^  f.  nbb.  Spracbf.  16,  74  oernjeift,  ift  Stiege  aucb 
nbb.  =  Ceitcr.  93gl.  Qlbclung  ^b.  IV  372.  'JRan  tonnte  annebmen,  ba^ 
aud)  öon  bicfer  93ebeutung  aug  Stiege  in  9^orbbeutfcbt.  ju  bcm  Sinn  'fc^male 
unbequeme  'treppe*  gelangt  fei  (Hühnerstiege). 


k 


538  treppe 

3m  ®thkt  oon  Treppe  toirb  mittel*  bcr  treppen,  bic  bic  6to(f= 
tocrfc  »erbinbcn,  au^gcbrücft,  in  toclc^cm  Qtod  jcmanb  too^nt:  eine 
Treppe  hoch,  zwei  Treppen  hoch  u.  f.  f.  ®ic[c  ^u^brucf§= 
tocifc  finbct  and)  fd^on  in  ^ürtfcmb.  Eingang,  ^opotoitfc^  Voc. 
Austr.  II  147,  bcr  bai  lat  scalis  habito  tribus  '^JiartiQl  I  117,  7 
vergleicht,  fanntc  fie  au^  Ceipjtg.  9?übigcr  Sutoac^^  II  (1783)  124 
bejcic^net  fte  aU  obcrfäi^fifc^ ;  im  9'Jicberfäc^fifc^cn  bebeutc  zwei  Treppen 
jtoei  Stufen. 

3n  Slfc^afenburg,  ^f^eumarft  in  b.  Obcr^^^falj,  Äcilbronn,  '2ßic^= 
baben  fagt  man  cntfprc(^cnb  zwei  Stiegen  hoch.  'Sicfcn  ©prad)« 
gebrauch  fcnnt  aud)  ©octt)e,  bcr  ®.  u.  ^20.  18  fd)rcibt:   „^ir  tourbcn 

eine  Stiege  ^o^ gtfüt)rf".     5?lein  ^roo.^^Bb.  I  (1792)    188 

t)cr5cic{)net  aU  öftcrr.  er  haust  über  zwe}'  Stiegen,  rva^  mir 
jc^t  oon  feinem  Ort  mel)r  angegeben  ipirb.  ©ic  übliche  ^u^brucf^^ 
tocifc  im  ©ebict  öon  Stiege,  alfo  in  Sübbeutfc^I.,  öftcrr.  unb  Sc^tocij, 
iff  im  ersten  Stock,  im  zweiten  Stock  uftt).  3n  Äcibelb.,  ^art^r. 
öcrftel^t  man  unter  2.  Stock,  toa€  fonft  1.  Stock  ^ei§t:  man  rechnet 
alfo  bai  ^rbgcfd)o§  al^  crftcn  Qtod^).  '^li  geiDätjltcrer  ^u^brudE 
toirb  bai  fübbeutfd)c  im  1.  (2.  ufio.)  Stock  ouc^  im  9^orben  (namcntlici(> 
in  ^eftbeutfc^l.)  gebraucht;  gctt)ö^nli(^cr  aber  ift  bcfür  in  der  1. 
Etage,  in  der  2.  Etage  u.  f.  f.,  in  S^'6ln  auf  der  1.  Etage. 
0icfe^  fran5öfifd()e  QQßort  loirb  in  ®eutfcf)lanb  für  unb  neben  Stockwerk 
gebraucht.  6clbft  ber  bat)rifc^e  '23ädEergcfclle  ©nabl  (au^  QBaging  in 
Obcrbat)crn)  f^reibt  in  feiner  "Qxeifc  eine^  93ädcrgcfellcn  in  (Europa 
uftt).'  (^ünd)en  1912)  6.  72.  138  Etage.  3n  93crlin  tt)urbe  ttjcnig-- 
ftcng  früher  ber  1.  6tocE  auc^  Bel-Etage  genannt.  ®ic  öfterrcic^er, 
bic  nur  Stock,  Stockwerk  fagcn,  erfparen  firf)  bicfe^  überflüfrige  ^remb- 
u?orf ').  Geschoß  in  bemfelbcn  Sinne  fanntc  ^opott)itfc|)  Voc.  Austr. 
II  fol.  147  nur  au^  Sac^fen,  Gaden  au^  Sc^lcfien.  3n  fleinen 
fci)lcrifcbcn  Stäbtcn  fagc  man:  er  wohnt  oben  für  'er  loo^nt  im  1. 
Stocf'.  ®ie^  trifft  nod)  ^eute  5. 93.  für  Sauernig  ju.  ®ie  Käufer 
\)cihtn  in  flcincn  Stäbten  meift  nur  einen  crftcn  Stocf;  ^btjcrc  Stocf-- 
toerfc  Ijic^en  frül;er  Gaden. 


^)  ^9l-  ftu  bicfer  Sä^tung  bcr  (BtodmtvU  3.  b.  bffrf».  Spra(^t)cr.  17, 
268.  18, 145. 

2)  ®oc^  lefe  ic^  bei  gJZ.  0.  (gbncr.gfd^cnbac^  in  ber  9^oocae  Cotti,  bie 
ilfjrmac^erin  (®cf.  6(triffcn  III  6.  5)  Bel-Etage.  ^crmutUd)  enfftammt  c5 
ber  <23eooräugung  bciS  'Jranjöfifc^en  in  ariftolratifcbcn  Greifen. 


triejen  —  trobcln  539 

trie§cn 

jemanbcn  quälen,  brängen;  j.  93.  sie  triezt  ihr  Dienstmädchen 
sehr  =  fic  quält  c^,  triez  mich  nicht  so !  =  brönge  mic^  nic^f  fo 
heftig!  0a^  "SBorf  gcljört  ju  jenen  „affeftbefonten"  "Slu^btücfen,  an 
bcncn  bte  nicbere  Umgang^fprac^c,  bic  familiäre  Gprac^e  fo  xtid)  tft, 
unb  ftc^t  ba^er  an  bcr  ©renje  bc^  Q3ulgären,  toenn  man  e^  nic^t 
gerabcju  alg  üulgär  bcäeic^nen  totU  (ogl.  ©.  23).  triezen  iff  norb-- 
unb  miftelbeutfd),  füblic^  hü  93eull)cn,  95au^cn,  Cetpj.,  3ei^,  Gon« 
ber^^.,  ®5tt.,  ^arb.,  0armft.,  5?obl.  3n  6c^le^to.  unb  ^önig^b. 
fc^lf  e^,  in  ^obl.  ift  c^  felfen.  etcllentoeifc  ^at  bai  ^ort  me^r  btc 
93ebeutung  'foppcn,  reijcn,  anbauernb  necfen',  fo  in  Qöeftprcußcn,  unb 
^ier  (in  ©anj.,  ©.--^ronc)  iff  auc^  noc^  feine  ©runbbcbcutung  'in  bic 
Äö^c  toinben,  auföicljcn"  erhalten.  QSgl.  9rifcl)bicr 'SBb.  II  412:  Tritze 
9?olle,  'SBinbe,  tritzen  an  einer  ^^ri^e  aufjie^en.  '2Iu^  biefer  93ebeu= 
fung  \)at  fiel)  einerfeit§  hk  übertragene  'folttxn,  quälen'  entmicfelt,  toeil 
im  "SlRiftelalter  QSerbrec^er  auf  ^ippgalgen  jur  6frafc  in  bit  ioöljc 
gejogen  tourben,  anbercrfeit^  tote  bei  aufziehen  hit  93ebeutung  'foppen'. 
3n  biefem  Sinne  ift  ba^  <2öort  in  ber  QSofalifterung  tratzen,  trätzen, 
im  färnt.  Cefacbfal  tritzen ')  au(t  bapr.--öfterreicl)ifd)  (^fdjaff.,  9^ürnb., 
^n«b.,  ^mberg,  ©onauto.,  9JJüncl).,  "Slugsb.,  ßilli,  ©münb,  ^uegenj, 
<33iftri$)  unb  fc^toeiäcrifrf)  (St.  ©allen). 

^ai  genaue  öfterr.  (2t)nont)m  aber  gu  berlin.  triezen  'quälen'  ift 
sekkiren  b.  i.  ital.  seccare  'trocfncn',  übertragen  'beläftigen,  lang- 
njeilen'.  (S^  ift  hi§  in^  nbrbl.  93ö{)men  oerbreitet  unb  toirb  mir  auc^ 
au^  "2luggb.,  Sngolft.,  'Soncuefd).  angegeben.  ®cr  "Slusbrucf  ift  fd)on 
fpäteffcn^  im  18.  3al)rl)unbert  entlel)nf.  töJojart,  in  bcffcn  93riefen 
er  fic^  finbet,  braucht  aud)  Seccatrice").  Äeute  ift  au§er  sekkiren 
nur  noc^  bai  '2Ibj.  sekkant  =  it.  seccante  'einer,  ber  oiel  feffirt' 
unb  Sekkatur  'Quälerei'  üblirf),  —  ®er  6übtt)eften  fd)cint  fein  fpc-- 
jiellc^  6t)nonl)m  für  triezen  ju  l)abcn;  e^  mürben  mir  nur  allgemein 
gebrauchte  '2lu^brücfc  toit  scliikaniren,  quälen,  ärgern  angegeben. 

tröbeln 

langfam  machen,  mit  unnü^cm  ibin  unb  Äcr  bie  Seit  Pcrgeuben; 
Zeit  vertrödeln  Seit  oergeuben.     "Sluc^  biefer  'Slu^brucf  gel)5ct  ju  bcn 

»)  Cejcr  Äärnt.  QBb.  67.    Gc^meacr  <2ßb.  I  681. 

2)  seckiren  ^ojart«  95riefc'  6.  22  (1771).  296  (1781).  Die  größte 
Seccatrice  295  (1781). 


540  tröbeln  —  ^üttc 

offchbctonfcn,  btc  oorguggtocifc  in  familiärer  6prac^c  »orfommen. 
1.  trödeln  ift  in  2iöl.  unb  faft  ganj  'S»cuffd)Ianb  au§er  bcm  6üb^ 
tocftcn  oerbrcifcf.  S^  bebeutet  eigentlich  'mit  ^^röbelmaren  t)anbeln', 
ba^er  'jtc^  mit  unnü^em  3cug  abgeben'.  3n  bcr  cigcntli^cn  93ebeu= 
tung  iff  trödeln  toenig  me^r  in  ber  itmgang^fpracf)c  gebräuchlich;  man 
fagf  bafür  handeln. 

2.  ßntfprec^cnb  bem  6t)nont)m  öon  Trödel,  Tand  ift  mit  trödeln 
glcic^bcbeutenb  tändeln  tändeln,  Zeit  vertändeln,  f4)cint  aber 
geograt>l)ifcl)  nic^f  bcfd)ränft.  Tändeln  toirb  mir  für  O^nabr.,  3uc!m., 
tändeln  für  9^eumarft,  Qlmberg,  (üiüi  angegeben.  —  3.  3n  Sübtoeft^ 
bcutfd)l.  njirb  ein  fi^on  ^albmunbartlic^e^  trendein  in  bemfelben  Sinne 
»ertocnbet,  bejeugt  für  bie  *3D2unbarten  oon  (?lfa§,  £ot^r.,  Äeffen  unb 
ec^toaben.  Q3gl.  ßlf.  ^b.  II  759.  «^oUmann  ^b.  102.  Q3ilmar 
3b.  414.  <5ifcl)er  ^b.  II  315  (trändle'^).  epie§  ioenneberg.  3b. 
257.  ed^meacr  <2Bb.  I  666.  3n  Äanbfd)ut)^^eim  fe^lt  baß  <2öort 
nac^  £en5  ^h.  72:  bafür  vertrempeln;  »gl.  fd)toäb.  tremple°  ein 
©efc^äft  langfam,  o^ne  (Sifer  betreiben,  'ijifc^er  Qöb.  11  366,  elf. 
trämple^  Zeit  verträmple^  Gif.  Qöb.  II  758. 

4.  ^aß  öftetrcicf)ifd)e  Spnon^m  ift  bandeln,  herumbandeln 
(munbartl.  obcrbfterr.  umebandeln),  Zeit  verbandeln  öon  Bandl 
ein  fcf)malc^  ^Banb,  bie  "Sßarc  bc^  ßandlkrämers  b.  i.  be^  ^röbler^ 
ober  ^änbler^  (Äügel  QBicncr  ®iat.  36). 

9^cben  bicfen  familiären  *2lu5brücfen  gibt  e^  noc^  eine  Q'^ei^e 
munbartlic^cr  unb  oulgärer  ioie  nölen  in  9^orb=  unb  xOZittelbeutfc^l.'), 
herumträgein  in  9}Zün(^en,  menggelen^  in  6t.  ©allen,  drockern 
in  93ieli^,  brodeln  in  ^ien  ^),  Zeit  verwursteln  in  .Kärnten  (@münb), 
ba^  äiemlic^  gemeinbeutfcf)e  bummeln,  Zeit  verbummeln. 

bie  "Slu^gu^münbung  eine^  ®cfä§e^  unb  jtoar  fotoo^l  bie  röljren» 
förmige  einer  ^cefanne  a(^  auc^  bie  rinnenartige  anbercr  Pannen  unb 
^öpfe.     93iele  ®cn)äl)r^männer  fanntcn  feinen  *2Iui»brucf  bafür,  obtt)»^l 

»)  g^rifc&bier  ^Bb.  II  89  nälen.  QSrcm.  ^Bb.  III  233  ff.  6d)ambad) 
QSßb.  146  nölen.  ©anneil  QSb.  näöln.  ^Ibrcc^t  eeipj.  <3}i.  174.  <2ßcin^olb 
<35citr.  64.    OSgl.  ®^"ßb.  VII  878. 

*)  ®aö  6d)n)eij.  3b.  IV  326  bat  nur  mangele^  eine  öpcifc  mit  Qßibcr« 
«jiUcn  im  xDtunbe  t)in-  unb  tjcrbcuKgcn. 

*)  öünci  QBicncr  <i)ia(.  44:  brodln  tcngfam  arbeiten,  Brodler  fauler, 
umftänbUc^er  ^Jcnfi). 


^üDe  541 

bai  häufig  burc^  lingcfc^icf  cinfrctcnbc  ^bfc^lagen  ber  5"üIIc  bic  '2luf= 
mcrffamfcit  unb  ta^  ©cfpräc^  im  Äaufc  auf  bic  Qad^t  ju  Icnfcn 
pflegt.  '3)amit  ^ängt  sufammen,  ta^  feiltocifc  munbartlic^c  ftatt  ^oc^-- 
beutfd)cr  ^cjeic^nungcn  gebraucht  tocrbcn.  ©aö  märfifd)c  Tülle  ift  in 
bicfcm  Sinne  nic^t  fe^r  XDtit  ocrbrcifet:  e^  toirb  mir  noc^  ani  6fctfin, 
£cip3ig  (neben  anberen  'Slu^brücfcn),  ioalberftabf  (in  ber  "^orm  Tülte), 
Äannoocr  angegeben.  "2lltmärf.  Tüll"  oerscic^net  <S)anncil  ^b.  229 
in  bcn  93cbcu(ungen  1.  bie  furje  9^ö^re  cinc^  £euc^fcr^.  2.  bie  ^u^= 
gu§rö^rc  an  ben  5^5pfen;  Äerfel  249  tt)ür.  DüUe  nur  in  ber  erften 
93ebeutung.  '2It)b.  tuUi.  m^b.  tlille  '^'xö^rc  ber  ^feil--  ober  6peerfpi^e' 
läßt  fic^  mit  Tülle  =  röhrenförmiger '2lu«guB  gut  oercinigcn:  Tülle 
toirb  in  Berlin  aber  auc^  auf  ben  furjen  rinnenartigen  cine^  Kopfes 
ongetoenbet.  O^ne  l)ieroon  ju  toiffen,  nimmt  Sperber  Dörfer  unb 
Sachen  VI  44  al?  ^runbbcbeutung  öon  Tülle  9\innc  an,  inbcm  er 
Tülle  gcrm.  *dulia  mit  Tal  altn.  dalr  ocrfnüpff  unb  bk  Sc^aftrö^rc 
ou^  einer  metallenen  9\inne  burc^  3ufammenbiegen  b^i-  9\änber  cnt-- 
fte{)en  lä§t. 

^m  tociteften  oerbreitet  ift  tool)l  ber  ^u^brucf  Schnauze  5.^. 
in  "Sanäig,  Sc^lefien  (UUer^b.,  ^eutt)cn),  QOßürjb.,  in  ßcipj.  Schnäuz- 
chen,  in  ^ürttcmb.  Schnäuzit,  nbb.  Schnute.  QScrtoanbt  ift  bie 
93-5cic^nung  Schnabel,  8.93.  in  (Slfa§*)  (x0^ü^ll)aufcn),  93apcrn 
(^affau,  xOiünc^en),  öftcrr.  (Seil  a.  S.,  Sterling,  ^ien).  ©aneben 
Schneppe  in  ßeipjig  unb  9'^orbtl)üringen *),  fd)on  oon '2lbclung  ^b. 
III  1603  crmäljnt,  Schnepfe  in  xOZeiningen;  Schnapp  in  6tra§burg. 
3n  O^ürnb.,  Äcilbr.,  (S§lingcn  Schnaube.  «5)erfelbc  ort  ^at  ju-- 
tocilcn  mehrere  ^ugbrücfe,  fo  S§lingcn  au§cr  Schnäuzle  unb  Schnaube 
Göschle  unb  Mäulle. 

9}^e^r  Dercinjclt  unb  munbarllic^  Ünb  Güntje  in  Äamburg.  Zipf 
in  Äilbburgl)aufen.  Tröte  in  ^abcrborn,  Tüte  in  9^orbcn  =  nbl. 
tuit  'QRö^rc',  tuitkan  'Äanne  mit  ^üUe":  in  Ober^effen  (£aubac^) 
entfpric^t  Zote  ober  Zotte,  ereccliu^  "^b.  936,  rt)cin.  Zott.  Zutt 
Ä'cl)rein  QSolfefp.  456.  Zote  bejcii^nct  nur  ben  röl)renförmigen  *21u^gu§, 
ber  rinncnförmige  l)ci§t  in  ßaubac^  Schnute.  Äentricfe  IQb.  67  f. 
gibt  al^  cic^^felbifc^  änäpn  an,  ferner  tsüich  "Slu^gu^  be^  Äoljbier^ 
frugc^. 

®ic  '5ac^au^brücfc  in  '^Bien  unb  too^l  auc^  anbcrtoärt^  finb,  toie 


0  ^i)gt.  elf.  ^b.  II  492. 

«)  Jlt>t.  unt)  mb.:  <S)lQb.  LX  1317. 


542  ^üUc  —  ^ütc 

mir  ein  '^orjcUan^änbler  angab,  für  bic  bcibcn  ^xtm  Rohr  unb 
Ausguß.  Ausguß  tt)irb  mir  auc^  au^  ^ui^b.,  Äolj^.,  "Söinfen 
bejcugt. 

^üte 

^apierne*  93c^äUnig  für  trorfcnc  QCßarcn.  1.  ®ic  oerbrcitetffc 
QScäeic^nung  ift  Tüte:  fie  toirb  in  "^ctcr^b.,  £iol.,  faft  ganj  ©cutfd)!., 
ocreinjclf  auö)  barüber  !()inau*  5.  93.  in  3üci(^,  93.=2dpa,  öicbcnb. 
gcbraucbt;  Düte  toirb  mir  au^  Äeibclb.,  ^fc^aff.,  ©onautoört^,  6iüi, 
Giebcnb.,  93crn  angegeben.  3n  ^anj.,  Cüneb.,  ioannoüer,  'Sßinfen, 
6c^mcrtc,  ßecr,  ^ulba,  ^rier,  93ruci)f.,  £obofi^  fpric^t  man  auc^ 
TuteO,  in  ^ainj  Tutt,  in  <5ulba  auc^  Dutte'),  elf.  Dutt  (gif. 
QBb.  II  727),  in  Sucfm.  unb  ©ro§-^roffe  Tette  (in  Sauernig  Tite). 
®a«  QSBorf  ttitt  aufi)  in  ber  älteren  n^b.  6cbriftfprarf)e  in  oerfd)iebcncn 
formen  auf,  Dutte,  Deute  (bei  ®octi)e),  Teute,  Diete,  Düte,  Tute, 
oon  bcnen  5unä(^ft  Düte  fic^  am  meiftcn  fcfffc^tc  *).  3n  neuerer  Seit 
toirb  häufiger  Tüte  gefd)rieben. 

®em  QKort  liegt,  loie  fd)on  6tieler  ^.  6pr.  (1691)  6p.  311 
erfannte  *),  ein  nbb.  Tute  Tüte  '9?o^r  jum  ^uten  b.  l).  QBlafen'  ju 
©runbe*^).  Qi  ^anbclf  ficb  augenfd)einlicb  um  ein  'Söort  ber  ^inber= 
fpra(^e,  t)ai  eine  Papierrolle  gum  ^uten  bejeic^nete.  ®ann  tourbe  fo 
auc^  bic  ©clbroHe  genannt:  man  fagte  nacl)  ©tieler  eine  Deute 
Geldes,  ^urbe  bai  'Rapier  fpi^  jugeroUt,  fo  entftanb  bic  ^rämer= 
iütc.     "iluc^   im   ^ranjöfifc^en   ^ei§t   bic   ^ütc  cornet   (cbenfo    engl. 


1)  Tute  ift  fonft  au«  "Bremen  (93rcm.  <Jßb.  V  134),  Hnfer^arj  (eiefcn- 
bcrg  eticgcr  9)^.  138),  Cujcmb.  (OBb.  446  Tut),  Cot^r.  (JoUmann  QCßb.  115 
Tut),  bem  nörblicben  93abcn  (ßena  «2ßb.  73  tut,  ^iJ^eifmger  QBb.  218)  bi- 
Seugt.  Düd  im  93ogflanb  ©erbet  ©ramm.  6.  67.  Tüte  Tüde  (Taude)  g^rifcf)- 
bier  "^reul.  QCßb.  II  414.    Tiuten  in  6(^Jüatenbcrg  3b.  f.  nbb.  6pr.  32,  166. 

2)  Äeff.  Dutte,  Dutt  Crcccliu«  <2ßb.  318.  9?ciö,  Sic  ^OZunÖarten  bc« 
©ro^^ersogtum*  Äeffcn  (äüHc  1910)  51.    93icfor  9\bcinfr.  ilmgang^fpr.  38. 

3)  "^opowiffd)  Voc.  Austr.  II  fol.  129  R  bejcicbnet  Düte  ali  b^nncbcrg. 
unb  fäcbfif^  (ogl.  Äertet  5bür.  87),  9^übiger  3un>acbö  II  71  unb  ^2ibclung 
QBb.  I  1623  Diete  al«!  oberfäd)f. 

*)  ®uttc  etiam  ob  eandem  similitudinem  cum  cornu  et  tibia  est  cu- 
cullus,  involucrum  nimirum  quod  etiam  eine  ®cufc  appellamus.  ^gl.  ferner 
<2lbclung  Qßb.  I  1623. 

^)  3n  Sucfm.,  xvo  bog  QBort  für  ^ütc  Tette  lautet,  ^eißt  Tetthorn 
t>(i6  ^utt>orn  bc«  Äirten. 


i 


^ütt  543 

comet)  b.  ^.  93Ia^^orn  ^).  "Sic  <5orm  Tüte  ift  alfo  im  nbb.  9'Jorbcn 
äu  Äaufc  unb  oon  ba  and)  nac^  6üben  gcbrungcn.  "Sa^  "SOSb.  II 
1770  tt>ill  Tüte  mit  nbb.  titte  '3i^e'  oerfnüpfcn,  tocil  bic  ^üfc  mit 
i^rer  Spiftc  einer  öoflen  ^ruft  mit  ^Srufltcarjc  gleiche,  ^bcr  biefc 
^^nlic^feit  iff  boc^  nic^f  fcl)r  gro§  unb  trifft  nod)  tocniger  auf  eine 
©clbroUc  ju. 

2.  3n  bec  nörbltc^en  9'\t)einproöin3,  in  ©üffelb.,  .^öln,  Giegb., 
5?obI.,  "Slac^en  \)at  bic  llmgang^fprac^e  bcn  "^lu^brucf  Blase,  Bläs- 
chen. ^Icin  ^roo.=^b.  I  52  fanntc  Blase,  Blohs  '^uttc  oon 
Rapier'  üu^  3üUc^  =  ^erg.  ^ar  biefe^  Blase  aud^  al§  93Ia^^orn 
gemeint? 

3.  3n  ^ürttcmb.,  einfc^lic§ltc^  Äcilbronn,  ferner  in  Oxaftatf, 
^arl^rutje,  St.  ©allen ^),  3ngol[tabt,  6f)oticfd)au  Gucke,  (Gugge). 
^opomitfc^  Voc.  Austr.  II  fol.  129  R  Dcr§eid)nct  au^  ^emmingcn 
Kucke  ^apierfäcflcin  für  ®clb,  Scharmizel  ba^fclbc  für  QBaren. 
dagegen  im  nörbl.  93abcn  Tutt,  im  Slf.  Dutte  (gif.  ^b.  II  727). 
^Icin  ^roD.^^b.  I  171  gibt  al^  bat)r.  Gucker  an.  ^ifd)cr  (5d)toäb. 
^b.  III  892  füt)rt  Gucke  auf  lat.  cucullus  m^b.  gugel  '^apuje, 
5üte'*)  jurücf;  aber  ber  Q3crluff  be^  1  mac^t  hierbei  öc^tpicrigfcitcn 
unb  fd)toei3.  Güggi  'Äorn,  5?inbertrompete',  güggen  'auf  einem  iöorn 
blafen,  fd)lcd)t  blafen'  neben  Gugge  '5üte'  (Sc^ttjeiä.  3b.  II  181) 
beutet  auf  eine  ä^nlid)c  93ebeufung^cntü)icflung  tt)ie  in  Tüte. 

4.  'Jür  ^ug^burg  toirb  mir  munbartli4)e^  Gstattel,  Stattel 
angegeben;  ogl.  fd)n)äb.  G*^stattel  '5ifd)er  QBb.  III  551.  —  5.  3n 
bem  oberpfäIäifd)cn  9^eumarft  ift  Düte  feilen,  ta^  ©ctt)öf)nlicbc  ift  Rogel, 
i>ai  6rf)meüer  92ßb.  II  76  nur  in  ber  93cbeutung  '©elbroüc  in  ^a» 
Pier'  fennt. 

6.  3m  übrigen  93apcrn  unb  öfterrei(^  füt)rt  bic  5ütc  einen  dla^ 
mcn,  ber  in  merfroürbig  t»erfcf)icbencn  formen  auftritt.  3n  ^n^b., 
3nn^br.  Scharmützel,   oon   6c^mcÜer  ^b.  II  468   für   xJranfcn, 


1)  93gl.  cucullus  papirinJwrnle  "Jricö  348  (<S)^b.  II  1770  unter  Dutte), 
-)  ©ag   Gcbroeij.  30.  II  181    bezeugt   Gugge   Cemin.    Güggli   "©üte, 
fonifrf)cr  ^apierfacf'  für  ^afel  unb  öftfc^roeij. 

^)  ®ic  ^ebcufutig  '^^üfc'  liegt  fc^on  ^artiat  III  2,  5  oor  (turis  piperisve 
cucullus  öon  bcn  93lättcrn  einc^  'Buc^eö).  Cucullus  »irb  auc^  im  Gpätlatcin 
für  '5ütc'  gebraud)t,  f.  Gtielcr  'S.  6pr.  311.  1251,  bie  Sifafe  quo  "^Ilberu^ 
unb  'Jric^  ©QBb.  II  1770.  '^Uj'o  aucb  bie  papicrne  5?apu^e,  tt>ie  fic  5^inber 
fld)  auffegen,  bat  ;^ur  ^üte  geführt.  —  <S)er  ocraltcte  "Sluöbrurf  Kräraer- 
häuschen  für  bic  "Sütc,  cntfprcd)enb  bän.  Krii^merhus,  nbt.  papieren-  ober 
peperhuisje  ift  offenbar  »ic  Gehäuse  '95ct)ältnig'  ju  oerftet)en. 


544  ^ütc 

oon  6c^mtb  ^b.  453  für  ba^  6c^tt)äbifcf)c  bejcugf,  bei  Gticlcr  '5. 
(5pr.  (1691)  Qp.  1251  Scharmützel  cucullus  seu  involucrum  pa- 
pyraceum,  quo-  aromatarii  pulveres  claudunt ;  er  crflärt  c^  —  na» 
fürlic^  falfd)  —  a  similitudine  coni  seu  cunei  in  acie.  ®ic  <5onn 
Scharnützel  n?irb  fd)on  burc^  Äan^  Qad)^  für  9'^ürnb.,  oon  'Po-- 
potoitfc^  Voc.  Austr.  II  fol.  129  R  für  9^ürnb.  unb  <2öct(erau  (?) 
bcjeugf,  oon  meiner  öucllc  auc^  für  Kempten,  ^ag  ^QQSb.  VIII  2212 
jiticrt  scharnützle  au^  bcm  6c^tt>ci5er  9}Jaaler.  ^f^icolai  "xRcife  I 
93et)Iage  IX  \)atti  unter  feine  9'^ürnbergifc^en  'proöinjialtDörfer  Schar- 
müzel  für  eine  „5eute"  eingereiht.  9Rübiger  Sutoac^g  III  (1784)  103 
glaubte  bic^  in  Schnarizel  oerbeffern  gu  muffen,  eine  9ocm,  bie  fonft 
nirgenb^  bcjeugt  ift. 

QOßeiter  oerbreifef  ift  hk  "Jorm  mit  bem  Anlauf  St-:  Starnitze, 
gett)öt)nlirf)er  Starnitzl  im  größten  5eil  öon  Öfterr.  unb  in  6ic-- 
bcnb.  Starnitzel  frf)reibt  fd)on  ^brat)am  a  6.  Clara  (IV  246  ßtrigl), 
Stärnitzel  hai  ^ienncrifd)e  Diarium  oom  20.  ©ej.  1730,  Stanitzerl 
(Srtl,  ©ugucf^^au^  21  {ba€  r  toirb  üor  ^onfonans  tocnig  ober  gar- 
niert arfüuliert).  '30'Jein  9?abgberger  ®ett)äl)r^mann  gab  Stenutzel  an. 
^\t  umgcftcHtem  r  Stranitze  ober  Stranitzl  toirb  in  *5)onaun?5rtr, 
9}?ün<^en,  ®münb  gefpro(^en. 

Gine  hvittz  ^orm  lautet  na6)  ^opomitfd)  a.  a.  O.  der  Skamiz, 
oerlleinert  das  Skarnizel;  Skarnitzeln  aU  öfterr.  bei  ^lein  "proo.-- 
^b.  II  157.  Skarnitze.  Skarnitzel  toirb  neben  Stariiitze(l) 
in  QBien,  (£iUi,  ^lagcnfurt  gebraucht. 

ec^meUcr  90ßb.  E  469  unb  mit  i^m  ta^  <5)9[öb.  VÜI  2212 
führen  baß  öicigcftaltige  QOöort  auf  ein  ital.  scamuzzo  jurüdE.  "Slber 
toa^  ift  scarnuzzo?  (S.i  fd)eint  faft,  ali  ob  fic^  öc^mellcr  biefe^  ital. 
^ort  nur  aiß  ©runbform  refonftruiert  \)at.  ^opoioitfc^  Voc.  Austr. 
II  fol.  129  R  \)at  fd)on  rid)fig  auf  trieftin.  scartoccio  =  cartoccio 
'^ütc"  ^ingetoicfcn,  baß  allerbing^  arg  entftcUt  ift.  Skarnitzel  bc-- 
toa^rt  bann  alfo  ben  urfprünglic|)en  Anlaut  am  trcueften.  "Sa^  n  bcr 
2.  6ilbe  für  t  toeift  auf  (finflu§  uo(^  einc^  jtoeitcn  <2öorte^  \)\n,  baß 
ftc^  in  ber  '^at  in  ced).  kornout  flooaf.  komut  '^üte  bietet.  93er' 
ncfer  6Iat).  etpmolog.  QBb.  I  573  leitet  baß  f(at>.  <2Bort  au^  lat. 
«harta  cornuta  —  frj.  cornet  '5üte'  \)tv,  toobei  aUcrbing^  bcr  lat. 
^u^brurf  nur  erfd)Ioffcn  fcbeint.  Skarnützel  ift  alfo  too^l  ou^  scar- 
toccio unb  komut  fontaminiert.  Scharmitzel  bürftc  eine  iinnio». 
^nö^nlic^ung   an   Scharmützel  "Oefec^t"   (ital.   scaramuccia)   fein  *). 

*)  "Slnä^nlic^ung  oon  'Jrcmbroörtcrn  an  begrifflich  ganj  fcrnlicgcnbe. 


5ütc  —  ungcjogen  —  unterfaffcn  545 

Stanitzl  crflärf  6c^ran!a,  Wiener  'S)iaIeft=£erifon  162  oon  „bem 
^olcnfönig  (c>tamHau§,  bcr  in  folc^cn  gebrc^tcn  ®ütcn  bcn  Äinbcm 
Sucfcrln  t)crabrcid)en  üe§".  (5^  toirb  in  Stamitzel  too^l  Srfa^  bc^ 
im  ®cutfd)cn  ungctt)ö^nlicf)cn  '21nlaut^  sk  burc^  st  oorlicgcn.  Ginc 
parallele  hierfür  (eilt  mir  xOi.  Ä.  Scöincf  mit:  in  "SDien  munbartl. 
Stantal  =  Skandal. 

7.  3n  öftcrreic^  toirb  t>on  bcm  fpi^julaufcnbcn  fonifrf)en  Star- 
nitzel  bcr  unten  breite  fubifrf)c  Papiersack  ober  taß  Papier- 
sackerl  unterfd)iebcn,  toie  im  (5nglifd)en  bcr  paper-bag  oom  fonifc^en 
comet.  0ic  93cäeirf)nung  erinnert  an  elf.  fd>tt?ci3.  Briefsack  (Brief- 
säckle)  =  ^uoert  (Scitfcbr.  b.  ®.  epract)öer.  17,  286).  "SIu^  ^arl^- 
ru^c  rt)irb  mir  Guggensack  (neben  Gugge)  mitgeteilt,  tDaß  jcbocf)  ein 
anbcrer  ©ctoä^rgmann,  ioofprcbigcr  (S.  '5i|'d)cr,  al^  „oerborbcnen  ®ia- 
left"  bcgcic^nct.  ®ie  ältcftc  9orm  bcr  3:üte  ift  bic  fpi^c  [elbftgebre^te; 
bic  breite  ift  eine  &:finbung  bcr  neueren  Seit,  in  bcr  bic  breiten  toie  bie 
fpi^en  5:üten  fabrifmä§ig  t)ergefteüt  ju  n?erbcn  pflegen.  "iHu^rtc^t  gc= 
meinbb.  ju  toerbcn  ^abcn  nur  tk  '21u^brücfe  Tüte  (Düte),  t>ai  fd)on 
f^riftfprac^Iic^   fet)r  oerbrcitet  ifl,  unb  Papiersack. 


ungezogen 

ift  in  Öfterreict)  nicbt  üblich;  bagegen  toirb  artig  unb  unartig 
in  ^öbmen,  5.93.  Coboft^  (nic^t  jeboc^  in  '2ßien)  gebraucht.  *33oIf^ 
tümlic^er  aber  ift  in  öfterreic^  brav  für  'artig'  unb  schlimm  für 
'unartig'  (in  93ö^mcn  unb  Oberbfterr,  bös).  Q3gl.  franj.  mechant 
'fd)limm,  ungejogen".  —  93ilmar  3b.  349  berid)tct  oon  Äeffen,  ta^ 
bort  artig  nirgenb^  oolfäüblid)  fei,  bafür  hübsch  ober  (im  Süben) 
geschickt.     3c^  \)attt  ben  'JaH  nic^t  in  bcn  ^Jcagcbogcn  aufgenommen. 

unterfaffen 

ben  "Slrm  einer  begleitcnbcn  ^crfon  t>on  unten  ^er  mit  bcm  eigenen 
umfaffen:  man  fagt  intranfitit»  faß  unter  ober  sie  fassen  sich  unter, 
sie  gehen  untergefaßt,  'vlidit  überall  f4)cint  ein  "Slugbrucf  für  biefen 
Q3organg  ju  befte^cn. 

1.  unterfassen  ift  norbbeutfd)  unb  reicbt  nic^t  fcl)r  toeit  in 
SiJiittclbcutfc^l.    t)incin.      6c^on    in   '^Breslau    ift   e^   nad)  meinem  ®c= 


«ber  lautlich  anflingcnbc  QBörtcr  ift  auc^  fonft  nicbt  feiten:  j.  95.  Terpen- 
tikel  a\ii  Perpendikel  x  Terpentm,  Inviduvie  auö  Individuum  x  Endivie. 
ÄrrtfC)inet,  OTortg«Oflrap5>ie.  35 


546  unfcrfaffcn 

toä^t^mann  „n\ö)t  fc^r  gctob^nlt^"  *),  gc^f  bann  fübtoärfg  hii  jur 
9}^arf  (6act)fen  bleibt  alfo  au§cr  feinem  93crei(^),  ©^I.,  6onbcr§t)., 
©Öftingen  unb  iff  im  '^Oßcffcn  füblid)  noc^  bi^  ^obl.,  QQßie^b.  bcfannt. 
^bcr  fc^on  in  Qißl,  QGßcimar,  ®ötf.,  93ücfeb.  unb  im  ganjen  heften 
pnb  sich  einhängen  unb  ä^nlic^e  '21u^brücfe  banebcn  in  ©ebrauc^ 
unb  j.  ^.  gebräuc^lid)er.  3n  9Riga :  er  faßt  ihr  unter.  3n  unfern 
Qöörtcrbüc^ccn  (®^b.,  Äe^ne,  ^aul,  ^ciganb,  fc^on  "Slbelung)  fc^lt 
unterfassen  meifl,  tod)  ^at  c^  fd)on  Gampe  '^Bb.  V  (1811)   195. 

2.  ®cr  öerbrcitctftc  l)b.  ^u^brucf  iff  sich  einhängen  ober 
bIo§  einhängen:  er  erffrcdCf  fic^  über  foff  bai  ganjc  übrige  Sprach» 
gebief,  nämlic^  'Söeffv  9[JJiffcI=,  6übbeuffd)l.,  öfferr.  unb  Siebenb. 
2lu^  geograpt)ifd)  ganj  öerfd)iebenen  Orfen,  toie  £eipj.,  93au§cn,  ^ei= 
ningen,  Äcffcn,  6aarbr.,  ^aifer^I.,  9^affaff,  '2Bürffcmb.,  oielen  bat)rifd)cn 
Sfäbfen,  ^ornbim  tt)irb  mir  t>ai  b(o§c  einhängen  o^ne  sich  an= 
gegeben:  in  QBürff.  bei  jemandem  einhängen,  in  Äeilbr.  mit  ein- 
ander einhängen.  So  fd)reibf  and)  bcr  (ialrotv  Äerm.  Äcffe,  ©er-- 
frub  68:  „6ie  aber  t)ängfe  ungefragt  hd  mir  ein."  —  "^opotoitfc^ 
Voc.  Austr.  I  fol.  95  buc^f  fd)on  um  1770  einhängen  für  QOöien, 
aber  ^bclung  unb  baß  '2)9[Bb.  fennen  t>ai  'Jöorf  in  biefer  93ebeutung 
noc^  nic^f. 

"hieben  einhängen  fommen  auc^  bie  "formen  einhenken  (^rc^bcn, 
*2luffec),  sich  einhenken  (93ru(^f.),  einhenkeln  (^aberb.,  (fifferb., 
9}Jarfneuf.)  oor.  93gl.  '2}^üUer='5raureuf^  '^ßb.  I  284  sich  einhenkeln, 
eingehenkelt  gehen. 

3.  3n  einigen  meiff  notbbeuffc^en  Orten  toirb  einhaken  gefagf: 
fo  in  ^efer^b.,  Äamburg,  ßüneb.,  QOßinfcn,  O^nabr.,  9^orbcn,  <od)tt)tvtt, 
®orfm.,  ilfler^b.  "Diefcr  "Slu^bruc!  toirb  auc^  in  ber  Literatur  gebraucht, 
5.93.  "^re^ber,  ©er  9'^ubin  ber  ioerjogin  (5.  415:  „<S)ie  bcibcn,  fc^on 
reifefertig,  gingen  einge^aft".  6tegemann,  0ie  al^  Opfer  fallen  6.  33 : 
„t)affe  ftc^  ein".  Q3oigt'5)icberic^ö  ©reioiertel  Stunb  oor  ^ag:  „ein- 
ge^aft".  3n  9^ocbcn  unb  QBie^b.  fommt  auc^  unterhaken,  in 
^agbeburg  unterhakein  oor.  ^v,  6fon)ronnc!  in  bem  „oflpreu§ifd)en 
Seitroman"  Sertrümmerfe  ©b^en  6.  14  fd)reibt:  „Qt  ^a!te  feinen 
<5reunb  unter",  unb  ©er  richtige  93erlinec*  104  bejeic^net  unterhaken 
auc^  aii  bcrlinifd);  mir  ift  e^  nic^t  geläufig'').    '2llbrcc^t  ßeipj.  "SJ^unbart 


1)  ®cr  Getiefter  ®uft.  'Jreptag  (auS  Ärcujburg)  f^reibf  sich  in  eines 
Äxm  einhängen  (Äepnc  QBb.  I  693). 

')  ®ag  cbenba  angeführte  unterärmeln  fcnnc  ic^  nur  ali  fc^crj^aften 
•Slu^brucf,  t>ai  jcbenfatl«  fe^r  oulgöre  unterklauen  überhaupt  nic^t. 


ujcn  547 

108  unb  9}?üIIer=^raureut^  QDöb.  I  284  öcrjcic^ncn  auc^  obcrfäc^f. 
(sich)  einhäkeln,  ha§  tool)!  aud)  t^üringifd)  ift,  ba  iocienc  'Sö^Iau, 
9Rat^mäbc(-  unb  '•2llttt)etmarifd)c  (Sefcf)icf)tcn  (®eutfd)c  Äumoriffen  III 
6.   175)  einhäkeln  fd)reibt. 

4.  3n  man(i)cn  ©cgcnbcn,  namcntltcf)  im  6übtt)cften,  tocrbcn  ipe= 
niger  fpeäicüc  'Sluöbrücfc  gebraucf)t:  in  (JI[a§,  St.  ©allen  einander 
führen,  in  93ern  Arm  iü  Arm  gehen '),  in  ^rier  in  den  Arm 
nehmen,  in  ^öln  in  den  Arm  fassen,  in  3cU  a.  0.  unter  den 
Arm  nehmen.  <c(i)on  ^oport>itfd)  Voc.  Austr.  a.  a.  O.  beobachtete, 
t>a^  öftcrreic^ifd)cm  einhängen  in  Sd)toaben  sie  führen  ober  halten 
einander,  sie  hat  sich  an  ihn  gehalten  cntfprcc^en. 

u^en 

^änfeln,  aufjie^en,  foppen,  ^a^  'SBort  ftel)t  toie  oiele  folc^er 
^ffefttoörter  an  bcr  ©rcnje  be^  Q3ulgären.  ^opotpitfd)  Q3crfud)  24 
fannte  utzen  nur  au^  Äeffen;  '^Bciganb  ^b.  II  1132  be3eid)nef  c^ 
aiß  öolf^tümlic^  in  bcr  Sd)tt?ei5  *),  '^Bapern,  SIfa§  *),  Äeffen,  aber  narf> 
,  meinen  *2Iu6fünften  ift  e^  bereite  über  ganj  ®eutfd)(anb  verbreitet,  "^lu^ 
bcr  (5d)toci3  toirb  c^  mir  für  3ürid)  angegeben,  für  93ern  foppen, 
für  (3t.  ©allen  chögeln*).  dagegen  ift  uzen  in  Öfterrcicf)  ntc^t  üblic£> 
(nur  (Siüi  gibt  e^  mir  an);  Öftcrrcid)  bat  für  biefcn  93cgrifF  ein  eigene^ 
9Cßort  frotzeln'),  toelc^e^  auc^  in  93at)ern  gcbraud)f  toirb.  Äof  gibt 
uzen,  '21fd)affenb.  unb  "SCRüncbcn  uzen  unb  frotzeln,  '21mbcrg,  3n= 
golft.  frotzeln  an.  3n  Öfterreic^  ift  frotzeln  hi^  nad)  9^orbböt)men 
üerbrcifct,  auc^  in  Giebenb.  (bagegen  in  ber  3ip^,  toenigften^  frü{)er, 
nid)t).  ^cin  9\cicbenberger  ©ctoä^rgmann  beseicbnet  e^  ai§  ftubentifd). 
©aju  Frotzelei,  Frotzler.  <5)a^  9Gßorf  erinnert  an  Fratzen  im 
Sinne  oon  '^offen,  9I(bcrnI)eiten',  ba^  (fd)on  oon  '2Ibelung  9Bb.  11 
269)  auf  ital.  frasche  (frascole)  '^offen\  franj.  frascjue  'Schaber» 
nacf,  Streid)'  äurücfgefüt)rt  toirb.  '^Popotoitfd)  QSetfurf)  6.  23  f.  füf)rf 
frotzeln  nic^f  an,  toä^rcnb  er  anbcre  öfterr.  "Slusbrücfe  für  biefelbc 
6a(^c  ocrgeic^nct:  einen  haben  =  i^n  jum  93eften  ^aben,  hänseln, 


0  93utgär  ift  bie  fc6aubcrf)affc  (jpbribe  QEßcnbung  per  Arm  gehen 
(QSerlin,  ^ulbo),  »ie  man  frütjer  aud)  fagte,  per  Taille  gehen  (b.  i).  o^ne 
3acfe  ober  ^O^antel,  in  ber  blo§en  '^aiUc),  per  sofort,  per  Du. 

-)  Scbroci;^.  3b.  I  632  özen. 

»)  elf.  QBb.  I  87  utzen.  *)  qQgt.  Gc^wcij.  3b.  m  185. 

»)  g3gl.  ec^meüer  <2ßb.  1 834.  Caftcüi  QEßb.  133,  Sügcl  <2öiener  5)ial.  62. 
3m  5)Q55b.  fe^lt  frotzeln. 

35* 


548  «Jen  —  ^erfauf  —  öcrrcnfcn  —  QSc^per 

hienzen  öon  ben  „mit  Öffcrteic^  gränjenben  (cutfc^  rcbenben  Ungern", 
bic  Hienzen  genannt  toerben,  toeil  fte  hienz  (munbartlic^  heanz)  ^tatt 
jetzt  fagen,  ferner  poläcken,  in  ^ien  schoppen. 

Q3erfauf 

3n  ®eutfcl)lanb  befte^t  für  ben  ^leiniocrfauf,  ben  "Slbfa^  einzelner 
©tüdfe  im  ®ejenfa^  jum  ®ro§I)anbcl  in  bcr  Umgang^fproc^e  !ein 
eigene*  'Jßort.  ^an  lieft  bef4)ämcnb  oft  bie  rein  franjöfifc^en  QBcn« 
bungen  en  gros  et  en  detail,  fpric^t  too^l  »on  Detailverkauf,  tt)ie 
aud>  Engros  oft  ju  ^5ren  ift.  öfterrei(^  bagegen  ^at  für  ben  ^lein* 
»erlauf  ober  (Singelabfa^  ben  beutf^en  'iHu^brurf  Verschleiß,  3.  93. 
Ttibak-,  Salz-,  Müchverschleiß.  ©a*  'Jöort  ift  eine  poftoerbale 
93ilbung  ju  verschleißen  m^b.  verslijen  'oerbrauc^en,  abnu^en',  bai 
in  öfterr.  bit  93ebeutung  'im  ^lein^anbcl  abfegen'  erhalten  \)at  "Slbe-- 
lung  IV  1122  erflärt  biefen  6<)ra(^gebrauc^  für  oberbeutfc^  unb  fü^rt 
aU  93eifpiel  au<  QBien  Salzverschleißer  an.  ^lein  '^roo.^^b.  11 
(1792)  217  fc^reibt  Verschleiß  'Q3ertauf'  93a^ern  gu.  21ber  nac^ 
meinen  2lu^fünften  ift  ber  "Slu^brucE  loenigften*  je^t  auf  öfterreic^  be» 
fd()ränft.  Öfterreic^  eigentümlidf)  ift  aucf)  bai  mit  93erfcbUi^  ft)non9me 
Trafik  (=  itaU  traffico),  hai  nur  öom  ^abaflaben,  bcr  k.  k.  Tgibak- 
Trafik  b.  ^.  ber  93erIauf«ffeHe  bti  ftaatlic^en  ^abaf*,  gebraust  tpirb. 

•^opotoitf^  Voc.  Austr.  II  fol.  189  behauptet,  ha^  „bie  meiftcn 
©ac^fen"  Vertrieb  für  5ft.  Verschleiß  fagtcn.  Snbeffen  bedfen  [tc^ 
bie  93ebeutungen  biefer  9Q55rter  ni(^t  ganj.  Vertrieb,  vertreiben 
enthält  ben  93egriff  be*  burc^  Q3erlauf  Q3erbrciten«  unb  tt>irb  ba^er 
befonber*  im  93uc^^anbcl  gebraucht.  3m  18.  '^a^t^.  f^einen  biefe 
Q3ßörter  bem  bftcrr.  6pra(i) gebrauch  no(^  fremb  getoefen  ju  ftin,  toai 
it^t  m6)t  mt\)v  bcr  ^oH  ift. 

öerrenfcn 

ben  5^no(^cn  au^  ber  ©elenKapfcl  jerren.  3n  ber  ärjtlicbcn  ^ac^« 
fprad^c  ift  Verrenkung  ber  bur(|)gct)cnbe  "Slu^brucf  für  bie  luxatio. 
93at)r.-öfterr.  bafür  auskegeln,  5.93.  er  hat  sich  den  Arm  aus- 
gekegelt. g3gl.  ^lein  ^roo.-QBb.  I  28.  6c^öpf  3b.  308,  »on 
öfterr.  Kegel  '^nöc^el'  (5^lein  a.  a.  O.  I  226)  b.  ^.  ©clcnRugcl. 

3tt)ifc^cnmal)ljeit  um  6  ü\)v  ^bcnb«;  baju  vespern  biefc  Stou 
fci[)cnma^ljeit  einnehmen.    93eibe  'Slu^brüde  toaren  unb  |tnb,   ipie   bic 


^tiptx  549 

Qittt  bicfer  'SD'ia^Ijeitcn  fclbft,  tocnig  ocrbrcitcf  in  *23erlin.  3n  meiner 
Sugcnbjcif  \)abt  ic^  too^I  oon  anbcrn  ^Jamilicn  gehört,  Oa§  bercn 
5?inber  jum  93c^))er  eine  ^SufterftuHe  ober  bgl.  cffcn,  aber  fe^r  üblii^ 
iff  bic^  fc^on  be^^alb  nic^f,  tocil  fc^on  eine  anbete  burc^ge^enbe  3toi-- 
fc^enma^Iaeit  jtoifc^en  '3}iiftag  unb  ^bcnbbrot  in  bem  9'^ac^miffag^faffcc 
um  4  Ü\)X  bcfte^t.  tiefer  füt)rt  feinen  befonberen  ^^amen,  fonbern 
man  braucht  QDöenbungen  toie  ich  gehe  Kaffee  trinken,  zum  Kaffee 
einladen,  "di^nlic^  »erhält  e^  fic^  in  oielen  anberen  6täb(en:  bit 
Stoifc^cnma^ljeif  um  6  U^v  ft\)U  gctoö^nlic^  (j.  93.  in  ^eter^burg, 
Äannoöcr,  0ortm.,  *3}Zünftcr,  QOßien)  ober  ift  auf  Äanbtiierferfreife  (fo 
in  'S>anjig,  ioarburg)  ober  auf  bie  Iänblid)e  93et)ölferung  (Ä5ni§«b., 
£übecl,  9Roffocf)  bef4)rinff.  dagegen  ift  ber  9tac^mittag^faffee  ober 
--^ee  um  4  ober  5  ü\)x  toot)!  überall  6i(fc,  fü^rf  aber  gttoöbnlic^ 
(8.  93.  in  93remcn,  O^nabr.,  «Siüffelb.,  .^öln)  feinen  bcfonbern  9^amen. 
3c^  laffe  bie  ocrfd)iebenen  ^u^brücEc  für  biefe  3h)ifd)enma^l5eiten,  fo- 
rotit  fie  mir  mitgeteilt  tourbcn,  folgen. 

Vesper  toirb  mir  namentlich  au^  mittelbeutfd)en  6täbtcn  (93re^I., 
^eut^en,  eifterb.,  Scngcnf.,  3ei^,  JRzixu,  (Sifenad),  Äolj^.,  ^itih., 
93iel.,  Sucfm.,  QBinterb.),  fonft  no<i)  au«  "^ofen,  9'^orben,  QOßürttemb., 
<5)onauh)ört^  angegeben.  3n  'Slugöb.  Vesperle.  Äöufigcr  fcf)cinf  t>ai 
^ompofitum  Vesperbrod  gu  fein,  ba^  in  bcn  »erfd)iebcnften  Oe* 
gcnben  oon  ganj  'S)cutfd)l.  oorfommt,  j.  93.  in  (dd}k§w.,  Ölbenburg, 
®ött,  ^l)üringen,  2tipi.,  9^orbtocftbcutfd)l.,  93abcn,  ^fc^aff.,  9^ürnb., 
SO^ünd)cn,  6t.  ©allen  ^).  ©aju  baß  93erbum  vespern.  3n  Oftpreu§en 
toirb  oom  Vesperbrod  (aud)  Vesperkost  <5rifd)bier  ^Bb.  II  444) 
noc^  die  ober  das  Schweinevesper  unterfd)iebcn,  nac^  ^rifc^bier 
QQSb.  II  329  ein  3mbi§  jh)ifc^cn  Q3efper  unb  "Slbeubbrob,  ü)x>a  um  biz 
6.  6tunbe,  in  ber  bk  Sc^toeine  oom  'Jelbe  nad)  joaufe  getrieben  hji^rbcn: 
bei  ift  eigentlich  bk  Seit,  in  n)elcbe  bk  gctob^nlic^e  Q3efper  fällt, 
bie  aber  in  Oftprcu§en  tool)l  tttüaß  früljcr  (nac^  "Jrifdjbier  „am  fpätern 
9^ac^mittagc")  ftattftnbct.  93gl.  9r.  Sfoioronnef  in  bem  oftpreu§i[cl)cn 
Scitroman  Scrfrümmcrte  ®5^cn  6.  322:  „0ie  ^ante  fe^te  it)m  ein 
fcf)öne«  6cf)tt>einet)efpcr  oor"  (<5)ialog). 

Öftbeutfcf)  unb  toeftbcutfc^  ift  bk  ^Benennung  ber  3h>ifcf)enmabl-- 
^tit  nad}  ber  Ul)r:  in  ©orpat  Vieruhrstück  ober  Fünfuhrstück, 
^nbererfeit«  in  Stoeibr.,  Äcibclb.,  '^rciburg  Vieruhressen,  in  ^ricr 


')  <ÜIferc  93ereöc  für  Vesperbrot  ©OBb.  XII  2,  10. 


550  <23c«pcr 

^aifcr^l.  Vieruhrsbrod*),  in  ^l[.,  "SiJZünd^.  Vieruhrbrod,  in 
^rcfclb  Vieruhrskaffee*),  in  ^cfcl,  ^obl.  ein  Sechsührchen. 
„Caffcn  6ic  fic^  haß  6cc^^üt)rrf)cn  gut  ((^mcdcn",  I)ci^t  ti  bei  3- 
6iebel,  ©ie  Öbenba^l^  I  112  (im  "33ergifd)cn  ßanbe).  <3}iunbarflic^c« 
Zehnührken  für  t>aß  glpeifc  "Jrü^ftücf  bei  -öerjog,  <S)ic  "^Bi^foftcng 
159.  3n  9'^cumar!t  Dreierbrod,  Viererbrod,  toomit  baß  6.  67 
jitierfe  drey  oder  abendbrodt  bei  bem  6traPurger  ^ifd)art  (1588) 
5u  t)crglei(^cn  iff. 

^u^  biefcn  'Slu^brüden  get)t  l)eroor,  ba^  93rob  ein  Äauptbeffanb» 
teil  bec  einfod^en  Stpifc^enma^ljcit  iff  ober  ttjenigffen^  toar.  0at)cr 
^ei§f  fic  in  95at)ern  (Äof,  3^eumar!(,  ^onautp.,  *3D'Zünd)en)  auc^  Brod- 
zeit. 6d^on  oben  6.  66  ff.  tourbc  ertoä^nf,  bo^  Abendbrod,  au^ 
Abendessen,  in  älterer  (frü^neut)Oct)bcuff(^er)  3cif  in  6übbcutfd)Ianb 
ba^felbe  tt)ie  Vesperbrod  bebeufct.  3n  biefcm  Sinne  iDirb  Abend- 
brod no4>  jc^t  in  ber  Sc^toeij  (93crn),  axxd)  in  93at)em  CiHmberg) 
»ertoenbef.  Q^gl.  bie  Sitate  anß  Sd^toeiäcr  6cl)riftftcncrn  6.  70.  <2)oct> 
ift  tß  narf)  6(^h>ei5.  3b.  V  952  in  ber  Gc^toeij  nid)f  mcljr  volti- 
f umlief,  ift  alfo  im  93cralten  begriffen,  ©afür  Abendstück  (neben 
Vesperbrod)  in  ^Zürnb.,  baß  an  baß  li>3länbifd)c  Vieruhr-,  Fünf- 
uhrstück erinnert,  ^nßhaö)  ift  ber  "iHu^brudE  Gähbrod  b.\).  boc^ 
tt)o|)l  'ein  fd)neller  93robimbi§'  eigentümlich. 

Unterbrod  in  ^ug^burg,  neben  Vesper,  enthält  unter  in  bem 
älteren  6inne  öon  '3h)ifd)en',  bebeutet  alfo  '3tt>ifrf)enbrob':  e^  ift  mit 
bem  munbartlic^en  Untern  ju  oergleic^en,  baß  fel)r  toeit  verbreitet  ift 
unb  bic  ältefte  germani[d)c  93eöei(^nung  ber  3tt>ifci)enmat)l5eit  barfteUt. 
^iflad)  Schabe,  ^ltbcutfd)c«  ^b.  1051  f.,  ber  baß  ^ort  au^fü^rlic^ 
bel)anbelt,  ift  Untern  bat)rifcl)--i5fterreid)ifcl),  frinfifd),  mittel-  unb  nicber» 
r^cinifi^,  fcicfifd),  bitmarfifd),  ffanbinaöifd)  unb  englifd).  ®ie  ^agci^-- 
jeit,  auf  bic  ftd)  Untern  bcjieljt,  f4>rt)anft  ettoa^,  tocil  baß  <2Bort  eben 
bic  rclalioe  93ebcutung  '3tt>ifcf)cn5cit,  3toif4)cnmal)ljcit'  t)at.  3n  neuerer 
3eit  bebeutet  e^  öorjug^tocifc  bie  ^Zad^mitfag^jeit  unb  bie  QJefperma^l-- 
geit,  in  älterer  ^auptfäc^li^  bie  'SOZittag^icit :  a\)b.  untorn  untam 
m^b.  untern  undern  '^xttaQ',  m^b.  auc^  '9^ac^mittagcffcn,  "^Sefpcr-- 
brob'.  ©ot.  undaurnimats,  äufammengefe^t  au*  undaurni-  =  a^b. 
untorn  unb  mats  ''3}Zal)l5cit',  überfc^t  (fo.  £uc.  14,  12  gr.  äqioxov, 
baß  jur  SO'iittag^seit  eingenommen  n?urbe,  baß  banebcn  fteljenbc  nahta- 
mats  '9'Zacl)tma^r  baß  um  ober  nad)  Sonnenuntergang  faUenbc  delnvov 

*)  ®ic  "iJluöbcljnung  bc«  -s-  im  erftcn  ©liebe  oon  3ufammcnfc^ungcn 
ift  ttjcftbcutfct) :  ogl.  Nachtsmütze  6.  348,  Nachtskommode  u.  a.  (5. 349  Qlnm.  5. 


<33e«pcr  551 

(anglf.  undernmete),  cntfpric^t  alfo  bcm  fübbcutfrf)cn  Nachtessen, 
Nachtmahl.  Unter  '3tt)ifd)cn5cif  ocrffanb  man  bamal^  btc  Seif  5tt)ifd)cn 
93or=  unb  9'^ac^miftag,  jtoifc^cn  Steigen  unb  6infen  ber  6onnc,  bcn 
SOiittag.  "SJicfe  ^cbeutung  \)at  ^cff.  der  Onnern  noc^  in  ber  'Jöct« 
tcrau,  bcjcidjnct  bagcgen  im  "^Sogel^bcrg  bcn  9^ac^miftag  (f.  ^reccliul 
*2Bb.  841),  toäf)renb  ba^  <5cm.  die  Onnern  bie  *30?ittag^ru^c  ber  6c^afc 
bebeutet,  ©ie  jeitlic^e  Q3erfd)icbung  bc^  Untern  ^ängt  toot)l  bamit  ju-^ 
fammen,  ha^  für  bcn  *33cgriff  'Mittag'  ein  anbere^  ^ort  a})b,  mittitac 
beftanb  ober  crft  nad)  iat  meridies  gcf4)Qffcn  toorben  toar:  Untern 
tDurbc  nun  auf  bic  Seit  unb  "^D^a^läcit  ätoif^cn  9}iittag  unb  'Slbenb, 
feltcncr  auf  bit  jtoif^cn  'SO^orgen  unb  9}Zittag,  ba^  Q3ormittag^frü^- 
ftücf  belogen,  (c^tere^  namentlich  im  (5nglifd)en  (anglf.  undern  Q3or- 
mittag^jeit,  undernmete  <5rü^ftürf)  unb  im  93a^ri[d)cn. 

3n  Coburg,  ioof  Ubzuttt  Halberabend  (in  Äof  oulgär)  fo 
»icl  alü  93cfper.  *3KüQcr-9raureutt)  ^b.  I  464  hu6)t  Halbabend 
(auc^  Halber  Abend),  Halbabendbrot  al^  obcrfäc^fifd).  parallel  gc^t 
tirol.  Halbmittag  (3.  93.  in  '^CRcran)  für  bai  Q^ormittag^frübftüd.  Q3gl. 
6c^5pf  3b.  237.  9^arf)  Äöfer  (?tt)m.  QBb.  H  (1815)  87  toar  auc^ 
Halber  Abend  obcrbcutf4):  in  Sal^b.,  ^Ipcn  unb  Qtabt  unb  bi^  jur 
5raun  fagc  man  jausen,  jenfcit^  ber  ^raun:  „(S^  ift  I)alber  "Slbenb, 
gebt  jum  93rob".  "Slbelung  '2Bb.  I  22  fd)reibt  Halbabendbrod  bem 
^'^icberfäcbriff^en  ju. 

öfterrcicb  ^at  ein  bcfonbere^  'SBort  für  bie  3h)ifcbenmat)l5cit,  die 
Jause  (»ulgär  die  Jausen),  baju  ba^  Q3erbum  j au snen  =  vespern. 
Jause  ift  ber  xJ^acbmittag^faffee  runb  um  5  ü\)x,  um  toel^e  Stit  bit 
^affcc^äufer  in  Öftcrrcid)  am  ooUften  finb.  Unter  Jause  fd)lcd)t^in 
ioirb  biefe  berühmte  9^ac^miftag^jau[e  öcrftanben.  Seltener  ift  ber 
"ülu^brucf  Zehnerjause  für  bai  93ormittag^frübftüc!  um  10  Uf)r. 
(Sbcnfo  tote  Untern  bcbcutct  alfo  Jause  bic  3toifd)enmal)ljeit  fotoo^l 
93ormittag^  toie  9^ac^mittag^.  ®a^  QBort  ift  über  faft  gang  Öfter« 
rcicb,  3ip^  unb  Sicbenb.  Derbreitet.  9f^ur  an  ber  fd)(efifd)en  Orcnje, 
in  93ieli^,  3ucfm.,  Saucrnig  ift  e^  nicbt  üblid),  in  ^irol  unb  Q3orarIb. 
befannt,  aber  au§er  in  Snn^brucf  nicbt  fet)r  gebräucblic^  unb  nid)t  "oolU' 
tümtic^.  £c^tere^  toirb  norf)  öon  anbcrn  ®egenben  gelten.  3n  *21uffee 
fagf  man  Zehnerjause,  aber  für  bic  9^ac^mittag^iaufe  \)at  man  bcn 
niebli4)cn  ^ugbrucf  kaffeedeln. 

Jause  gebt  auf  baß  flot>cnifd)e  jü^ina  '9}^ittagcffen'  unb  '•33cfper', 
jüiinati  'ju  9J?ittag  ober  9^ad)mittag^  cffen,  öcfpern'  jurücf,  baß  öon 
jüg  =  affl.  jugü   'Süben,  Sübtoinb'   abgeleitet   ift.      Q3gl.  93crneler 


552  QScöper 

6lao.  cftjm.  'Sßb.  I  457.  ®{e  richtige  Sft)mo(ogic  oon  Jause  fcnnf 
fc^on  '^oc^Un,  Glossarium  slavicum  in  supplementum  ad  priraam 
partem  Dictionarii  Carniolici  (903icn  1792)  (5.  35.  0cr  Srrtum 
oon  ^eiganb  <2ßb.  I  945,  ber  al^  Öuellc  ein  floö.  jusina  '^ittag-- 
cffcn'  angicbf,  ba^  ju  jucha  '3au<^c'  gehören  foU,  beruht  auf  bcr 
altem  Schreibung  jushina  (nocf)  bei  £ejer  ^ärnf.  ^Cßb.  151),  toomit 
jusina  gemeint  ift.  ©ic  öflerrcic^er  toürben  aber  auc^  bic  '33orau^-- 
fe^ung,  ba^  it)re  Saufe  eigentlich  eine  Sauere  fei,  ablehnen.  ®ie  ©runb-- 
bebeutung  be^  ^orte^  toar  t)ie(mct)r  ''iOZittagcffen',  unb  biefen  6inn 
^at  Jausen  nac^  £crer  ^ärnt.  'SBb.  151  noc^  in  bcr  färntifcf)en  'SO^unb- 
art,  bie  bai  floöcnifd)e  'Söort  juerff  aufgenommen  i>at  —  nac^  ßeffiaE 
©erm.-^^oman.  '2}?onat6fcf)riff  II  281  nur  im  ßefac^t^al  — ,  toätjrenb 
bit  9'Zacl)mittag^jaufe  Xachjausen,  baß  Q3ormttfag^früf)ftücf  Vorjausen 
^ei§t.  Vorjausen  fennt  auct)  93.  ^.  Äermann  QRcifcn  burc^  öftcrr. 
III  (9Gßien  1783)  6.  20.  <33ei  bcr  reiferen  Verbreitung  bti  <2öorteg 
oon  Kärnten  au^  ift  bie  93ebeutung  'xüJJittageffen'  ganj  ocrioren  Qt' 
gangen,  ^bcr  auc^  in  bcn  flatiifcf)en  Qpxa6)m  \)at  fie  fic^  meift  auf 
ben  ^f^ac^mittag  t>crfci)oben:  toie  floo.  jüzina  auc^  'Q3efper'  bebeutet, 
fo  ferbofroat.  iizina,  poln.  juzyna  ba^felbe,  ruff.  uzin  bulg.  üzin  baß 
Qlbcnbeffen. 

®ie  (fntlet)nung  beg  '^öorteg  gc^t  minbcftcn^  hiß  in  frü^n^b.  Seit 
jurücf.  ^aß  öencäianifcf)c  Vocabolario  ital.-tedesco  öon  1477  fol.  22b 
^af  La  marenda  ©ie  iaufcn,  Marendare  Saufnen.  Sin  Vocab. 
rerum  o.  3-  (ca.  1502)  ©icfenbac^  Xov.  gloss.  251  bietet  merenda 
gatofcn,  unb  Gimon  9^ot,  ^eulfc^er  ©icfionariu^  C^lugsburg  1571): 
„9}?crcnb.  ^Ibcnbtcffen,  baß  abent  brot,  ber  untern,  Saufn.  3ft  ein 
fpet)fung  bie  än)ifcf)en  5U)et)er  maUjeit  gcfcf)ic^t,  ein  ffunb  ober  jttjo  üor 
bem  nacf)tmal."  «Sie  <5)ipt)t^ongierung  bc^  floocn.  ü  ju  au,  bit  auc^ 
in  bem  6tammn)ort  Jauk/  'Gübipinb'  au^  flot».  jug  tt)icberfe^rt  (Geffia 
"pauI  u.  <33raune'g  'Beitr.  28,  76),  fpric^t  cbcnfaü«  für  baß  ^Iter  ber 
(Jntle^nung.  3m  17.  3al)r{)unbcrt  ift  Jause  fc^on  au§erl)alb  ^ärntcng 
ganj  bcfannt  unb  5.93.  bem  50iünc^ner  ^llbertinu^  (ßanbftbr^er  1615 
6.  478.  ©^b.  VI  2555),  bem  ^iroter  ©uarinoniu^  («Sic  ©retoel 
S.  579  das  Märenden  oder  Jausen)  unb  ^bra^am  a  6.  (Ilora  (IV 
246  eine  Jausen)  geläufig. 

3n  ^irol  unb  93orarlb.  ift  Jause  befannt,  aber  oolf^tümli^er  ift 
bort  ein  anbcrc^  £el)ntoort  Märend  au^  oencj.  marenda  =  lat.  ital. 
merenda,  munbartl.  Märend,  feltcncr  Märend,  Mrend  aucf)  in  ber 
64)tocia   '^Ibcnbma^ljcit   jtoifc^en   3    unb    5  U\)V   unb   ^rü^ftücf   um 


I 


'^iiptv  —  Vogelbauer  —  oorfögen  553 

9  a^r'  (6c^tt)cia.  3b.  IV  354),  oorarlb.  md)  Schöpf  3b.  423  and} 
Brend,  ba€  fc^on  Äcnifc^  ^.  ^2pr.  (1616)  499  (ocfpcrbrot  ...  me- 
renda  circa  nonam  quae  est  hora  tertia  permeridiana)  ocrjcic^nef, 
Slbcr  Märend  ift  fd)on  t)albmunbartltc^,  ü?ä^rcnb  Jause  in  bcc  öfterr. 
©ebilbetcnfprac^c  ganj  eingebürgert  ift. 

Q3ogelbauer 

ficincr  ^äpg  für  Stubcnoögel.  ®er  berliner  untcrfc^eibet  jtoifc^en. 
bem  ficincn  bctocglic^cn  Vogelbauer  feiner  ^o^nung  unb  bcn  großen 
fcffcn  Vogelkäfigen  be^  3ooIogif4)cn  ©artend.  1.  Vogelbauer 
ober  furj  Bauer,  ra.  unb  n.,  =  m^b.  bor,  a\)\).  bür  \^ammcr. 
Seile,  Äaue',  ift  auf  ba§  nörblic^e  unb  norböftlic^c  <S)eutfcf)Ianb  bc^ 
fc^ränft  unb  fcl)lt  im  heften  unb  Sübcn.  3n  ^eter^b.  ift  e^  fe^r 
feiten,  aber  in  2ix>l.  gebräuchlich,  im  öftlic^en  'S>cutfcf)lanb  füblic^  bi^ 
6c^leüen,  übcrgreifenb  nacf)  öft.=Sc^Iefien  (5:roppau).  'SIu^  ^cutt)cn, 
HDer«b.  {bei  ®la^),  Sauernig,  Sucfm.  rnivb  mir  bie  al^  fcl)lerifcf)  bc= 
!annte  ^orm  Vogelgebauer  mitgeteilt^).  ®ann  fc^lie§t  bk  füblic^e 
©renje  oon  Bauer  Saci)fen  mit  QSogtl.  unb  baß  anfto^enbe  nörbl. 
"^Sb^men  (9\eic^cnbcrg,  ßeitmer.,  £eipa)  ein,  ferner  ^^üringen  füblic^ 
hii  'SJ'^einingen.  ^citcrfjin  fteigt  bic  ©ren^linie  nacf)  9'Jorben  über 
©öttingen  unb  ^ücfcburg  unb  fcl)lic§t  bic  ^rooinj  ioannoocr  ein. 
2Iu^  'SBeftfalcn  geben  ^aberb.,  ^rnsb.,  ®ortm.  Bauer  an. 

2.  ®ie  <5ränf.  Scf)tt>ei5  ^at  Vogelkasten,  tool)l  ^auptfäc^lic^ 
für  bcn  ^öljcmen  93auer.  —  3.  3n  fünfter  unb  '2lacf)cn  toirb  Vogel- 
korb gefügt,  —  4.  Hax)xi^d)  unb  öfterreicf)ifcf)  ift  Vogelhaus, 
Vogelhäuschen  (9^eumar!t,  (iger),  Vogelhäusel  (ßinj,  '2luffec, 
®münb). 

5.  <5)a§  übrige  6pracl)gebict  \)at  nur  baß  gemeinl)b.  Vogelkäfig 
jur  ^Jerfügung.  —  ilber  Steige  f.  oben  6.  239. 

t)orfac5en 

einem  9}^itfcbüler  bie  *2lnfrt)ort  auf  eine  com  £cl)rer  gcftcÜtc  'Jragc 
juflüftern.  '5ür  baß  berlin.  vorsagen  in  Äamburg  zusagen,  in 
öfterreicf)  einsagen  (j.  93.  er  hat  ihm  eingesagt).  Citerarifc{)er 
93eleg  ©rnft  <2ßei§,  <^k  ©aleere  (^ien  1913)  6.  233.  ^opoteitfcl) 
Voc.  Austr.  I  fol.  95  R  Dcrrät  un§  auc^  für  bicfen  93egriff  ber 
•^cnnälcrfprac^c  ben  Sprachgebrauch  bcß   18.  3a^r^unbcrt^:  öftcrr.  ein- 


')  QSgl.  fc^lef.  Gemüll  =  Müll,  oben  6.  342. 


554  oorfogcn  —  oorpcHen  —  <2Barf>«bo^nett 

sagen  cntfprac^  in  ^vanhn  unb  Gac^fcn  einblasen  (Einbläser  = 
6oufPcur),  [d)Icf.  er  hat  ihm  eingeschischpert ;  au^  Äcbcric^^  ^cuffc^-- 
Cof.  Ccyicon  fügt  er  einzischeln  ^inju. 

t)orftclIen 

3n  Öfterrcic^  toirb  fteücntoeifc  für  „icmanbcn  einem  onbcrn  vor- 
stellen" i^n  aufführen  gefagf.  60  fagf  man  in  3naim  unb  11m-- 
gcgcnb  jemandem  einen  Freund,  seine  Braut  u.  bgl.  aufführen 
in  Cinj  bei  jemandem  einen  Freund  aufführen,  tiefer  "Jlu^bruc! 
toirb  auc^  fonft,  in  öbcrbfterreirf)  (3.  93.  in  ©munben)  unb  in  einjclncn 
bö^mtfrf)cn  Gfäbfen  toie  935^m.«2cipa  gebraucht,  aud)  in  "Söien  in 
niebcrcn  Greifen.  '3)cn  ©cbilbefcn  iff  er  in  '^Bicn  bereift  unbc!annt, 
aud)  in  3naim  tt)irb  er  allmät)lic{)  oon  vorstellen  Derbrängt,  ^ir 
^aben  c^  augenfd)cinlic^  mit  einem  abftcrbenbcn  "Slu^brucf  ju  tun. 
Gf)arle^  6eal^fielb,  recte  ^arl '^offl,  ber,  1793  in/^^oppi^  bei  3naim 
geboren,  1822  au^  ber  Äutte  fprang  unb  nad)  9^orbamcri!a  entflog, 
Dertoenbet,  tt)ie  mid)  Äerr  6e!fion^d|)ef  @.  QDöintcr  belehrt,  in  feinen 
Schriften  fct)r  oft  biefe^  93erbum,  5.  "^B.  ©efammelte  'Jöcrfe  IX  149: 
„0ie  Zeremonie  be^  "Sluffü^ren^";  238:  „(5ie  toerben  mir  aufgefüt)rt  ali 
6ignor  9^."  :  X  76:  „roo  16)  euc^  meiner  ^rau  aufführen  toill";  84:  „biefe 
Ginfüf)rungen,  ^uffüt)rungcn,  biefe^  (?tiquettenh)efcn".  3n  älterer  Lite- 
ratur begegnet  ber  "2Iu^brud  auc^  au^er^alb  öfterrei^^,  htx  '^öielanb, 
Sc^iüer  („U)ir  finb  gefanbt,  als  Äerolbe  bic^  bei  i^m  aufäufüt)rcn"), 
Jünger;  Belege  im  «S^b.  I  648.  6anber«  ^6.  b.  btfd).  6pr.  I 
513  äitiert  Ceffmg  (^cr!e  XIII  389)  für  bie  erlpä^nung  be^  ^u«« 
brud^  al^  „Wiener  Gprac^gebrauc^".  (Sc^lpeiäerifd)  ift  aufführen  im 
Sinne  oon  einfül)rcn,  5.  93.  einen  'Pfarrer  in  fein  neue^  "Slmt  uffüeren, 
64)tt)ei8.  3b.  I  979. 

Q[öac^^bol)nen 

3n  93erlin  untcrfd)eibct  man  »on  ben  Grünen  Bohnen,  bcn  ge^ 
toöt)nlid)en  93ot)nen  mit  grünen  Geboten,  bercn  ^erne  a\ß  Weiße 
Bohnen  bc5eid)nct  toerben,  bie  gclblid)en  Wachsbohnen  mit  bünnen 
gelben  Äülfen  unb  großen  Samenfernen,  bie  ju  Salat  oertocnbct  tocrben 
unb  ba^er  fad)lic^  al^  Speise-  ober  Salatbohnen  bcäcic^nct  toerben. 
©er  9^ame  Wachsbohnen,  t)on  bor  tüac^^gclbcn  'Jarbc  ber  ioülfen 
entnommen,  gct)t  burd)  ganj  '3)cutfd)lanb  burcb  unb  foH  aud)  in  St. 
fallen   üorfommen.     3n  3:irol  (3nn^br.,  '33o3cn)  ^ei^en  ftc  Wachs- 


4 


<2ßac^0bo^nen  —  QBafc^bcrfen  555 

fisolen.  "Ser  n?ortcieograpl)ifd)c  £Intcrfd)icb  t>on  Bohnen  unb  Fi- 
solen ift  fc^on  oben  (5.  135  f.  bci)anbelt  toorben.  3m  übrigen  Öffcr^ 
rcic^  toirb  biefe  93o^nenart  Spargelfisolen  C^Bien,  Snaim,  (5()ofie> 
fd)au,  'Jluffce  ufto.)  ober  Spargelbohnen  (^iel.,  5S:roppau,  Olmü^, 
^lagcnfv  'SOZebiafd))  genannt.  Sc^terer  'iR.amz  toirb  mir  auc^  au^  QBeft- 
beutfc^I.  (Siegb.,  3n?eibr.)  angegeben,  ©rollig  ift  i^r  9^ame  Post- 
hörn dl  in  ^ruc^fal. 


®efä§  5um  Äönbe^  unb  ^opfwafd)en.  1.  Waschbecken  ift 
norbbeutfd),  boc^  jtnb  im  9^orboften  unb  in  bcn  n5rblid)ften  (Segenben 
anberc  Sufammcnfc^ungcn  üblich  ober  üblicher.  3m  9'Jorboften  reicht 
Waschbecken  bi^  ^ommern,  im  heften  bi§  5ßefcl,  Ärefclb,  ^öln, 
6iegb.,  füblirf)  bi^  '^reu§.'£ct)lefien,  Sac^fcn,  Sonbcr^^,,  Weimar, 
©fenarf).  Leiter  toeftlic^  ift  baß  QDßorf  nur  in  nörblic^eren  ©cgenben, 
'33ücfeb.,  Olbenb.,  QRcmfc^eib,  Siegen  (neben  Waschschüssel)  unb  am 
9^iebcrrt)ein  oerbrcitet.  "i^lu^crljalb  bicfer  ©rcnjcn  ift  c^  feiten,  fo  in 
'^eter^b.,  9'^iga,  angeblich  auc^  in  9'2ürnb.,  Äeilbr.,  6t.  ®atlen  unb 
93crn.  Sonft  ift  Becken  al^  ®efä§name  übcrl)aupt  im  Äoc^bcuffc^en 
bcm  93eralten  na^c.  <S)arauf  berul)t  es  tool)l,  ba^  anbertpärt:^  al^ 
jtoeiteß  ©lieb  ber  Sufammenfe^ung  ein  anbcrer  @efä§name  erfd)cint: 

2.  3n  ©orpat,  9Roftocf,  ibarburg,  Äannooer,  QBinfen,  ^abcrb. 
Wasch  schale.  —  3.  3n  ßübecf,  9iorben  Waschkumme.  (Sin 
literarifc^er  ^elcg:  '23oigt='5)icbcric^^  '3)reit>icrtel  Stunb  oor  5;ag  6.  123. 
3n  93remen,  ©üffelb.  Waschkump.  QSon  Kumme  unb  Kump 
in  bicfem  (Gebiet  ipar  fd)on  (5.  72  unb  350  bie  9^ebe. 

4.  ©e^r  iDeit  oerbreitct,  aud)  bem  93crliner  nid)t  ganj  fremb  ift 
Waschschüssel,  erftcns  im  9'^orboften:  ^eter^b.,  9\iga,  Oft--  unb 
'^Bcftpreu^en,  *pofen,  Qtcttin,  n?citer  im  heften  unb  Süben:  O^nabr., 
Gaffel,  'Julba,  6iegcn,  '2lac^en,  ^obl.,  '5)armft.,  3n?eibr.,  Äeibelberg, 
Cot^r.  (nac^  <5oQmann  ^b.  531),  (flfa§,  "Slfc^aff.,  9^eumarft,  'S)onau-- 
toört^,  9}iünc^.,  'Slug^b.,  ^rcgenj,  "iluffee,  935t)men  (^intcrb.,  93.-- 
£cipa),  Sucfm.,  Sauernig,  Äermannft.  Waschschüssel  ift  oiclleic^t 
bic  93cäeid)nung,  bie  ben  mciften  '2lnfprucf)  auf  '2lllgemeingültigfcit  t)at. 

5.  *2luf  ein  !leinc^  ®ebiet  im  9^orbh)cften,  ^eftfalcn  (^abcrb., 
©ortm.,  Sc^toertc),  9üRarburg  befd)ränlf  ift  Waschnapf.  3n  ^a-- 
bcrb.  tt)irb  auc^  Waschbecken  unb  Waschschale  gebraucf)t. 

6.  ®cr  geläufigfte  'Slu^brucf  ift   in  6übbcuffcl)l.  unb  bcfonber^  in 


556  <2Bafd^becfen  —  95ßei^na^t«l)aum 

Öffcrcci^  Lavor^).  Q.x  mu^  frül)cr  auc^  in  "^rcuf. 'Getieften  üblic^ 
gctocfcn  fein,  ba  id)  i^n  oon  Sc^lcftern  gcl)ört  t)abc;  jc^t  toirb  mir 
ani  93rcgl.,  '23cut^cn  Waschbecken  angegeben.  9^5rblic^  reicht  Lavor 
in  ©euffc^l.  big  Äof,  93Zain8,  <5ran!f.,  <2ßiegb.,  ^obl.,  ^ricr,  6aarbr., 
erftrecff  fic^  alfo  über  bie  [übbeuff4)en  ßanbfc^affen.  3n  (Slf.  munb- 
axtl  Lafor  '^oräcaantt)a[d)becfen'  (€l[.  QBb.  I  564)  (neben  Wasch- 
schüssel. 2Iug  ^obl.,  Äeibelb.,  9^afta«,  Äof,  "SOZünc^en  tt)irb  mir 
taß  fautologif^e  Waschlavor  angegeben,  au^  Kempten  Lavoirschüssel. 
©ie  gctt)ö^nli4)c  ßaufform  btß  QBorte^  ift  Lavor,  jte  gct)f  auc^  in 
öfterr.,  foipie  in  3ipg  unb  6iebenb.  burc^.  3n  3üric^  fpre6en  t>it 
©ebilbetcn  Lavoir  nac^  franjöfifc^er  ^cifc  unb  too^l  auc^  fonft  g.  93. 
in  Q3ieli^  (neben  Lavor).  Lavoir  fc^reiben  auc^  meine  (Scioä^rg» 
männer  au^  <2ßiegb.,  9}^ain5,  9Raffatt,  9}Zün4)en,  Kempten,  G^ofiefc^au. 
^i\ß  munbardic^  muffen  'Slugfprac^cn  njie  Lafor  C^Sruc^fal),  Lavur 
(©münb)  gelten:  r^ein.  lafor  ^nleit.  jur  6amml.  bzß  Stoffel  für  ein 
9^()ein.  <2Bb.  6.  8,  elf.  Lafor  (?lf.  "^Bb.  I  564.  3n  ^ürftcmb.  ift 
nact>  Ä.  0.  9ifrf)er  Lavor  bai  ältere,  Waschbecken  ba^  neuere  ^Oöort  *), 
aber  '^tit  ^ält  umgefe^rt  Lavor  bort  für  bcn  neueren  2lugbrucf.  ®ag 
fran5öfifd)c  ^ort  ift  nac^  ^lugc  QBb.  unter  Lavor  oereinjelt  fd)on 
im  16.  Sa^r^unbert  (bann  1669  im  ßimplicifjtmu^)  belegt  unb  toirb 
oon  i^m  toie  oon  QBciganb  ^b.  11  32  5unä4>ft  auf  nbl.  lavoor,  nic^t 
unmittelbar  auf  frj.  lavoir  5urücfgcfül)rt.  ®ag  ^Verbreitungsgebiet  oon 
^b.  lavor  fpric^t  nic^t  für  biefe  "^Infic^t.  QBörter,  bie  junäcbft  auS 
bem  9^bl.  ftammen  toic  Aprikose,  Apfelsine,  Gardine,  ftnb  ooräugS= 
toeifc  norbbeutfd)  unb  bem  öfterrcic^ifd)cn  fremb.  Übrigen*  ift  bk  ^orm 
lavor  aurf)  bialeft.  franjöfifc^,  nac^  6d)5n^off  ®crm.-9Roman.  9}ZonatS= 
fc^rift  I  358  f.  (ogl. 'Sßeife,  linfcrc '2J?unbarten  143)  fpejieH  picarbifd). 
(SS  h)äre  aber  auc^  möglich,  ba^  unmittelbar  frg.  lavoir  ju  ©runbe 
liegt  unb  -oir  burd)  -ör  erfe^f  toorben  ift. 

Q[öeif)nad)t^baum 

Tannenbaum,  ber  ju  ^cif)narf)ten  im  '2Bol)n5immer  aufgeftc  Ü 
unb  mit  ^93aumfd)mucf",  3ucferh)erf  unb  ßic^tern  gefd)müdt  ju  Serben 
ppegt.  <5)ic  93e5cid)nung  W^eihnachtsbaura  ift  auf  einen  ^eil  bcS 
norbbeutfd)cn  6prarf)gebietg,  ^cterSb.,  ßiol..  Oft-  unb  <2ßeftpreu§en, 
"^ofcn,    Sommern,    6d)tt>crin,   93crlin,    93raunf4)h).,    ßiSl.,    QOßinfcn 

^)  Lavor  fe^lt  im  ®QBb. 

»)  "33gr.  ed)tt)äb.  <2ßb.  IV  1067:  Lavor,  „gerne  ocrbeuflic^t  Wasch- 
lavor." 


Qßti^nacfefgbaum 


DD/ 


£ingcn,  £ccr,  ^DZünftcr,  Sc^tocrfc,  ^Bcfcl,  bcfd)ränff,  tritt  aber  Dcrcinjclt 
aud)  toeifcr  [übHc^  auf,  in  'Jranff.,  ^aifcr^I.,  Äeibclb.  unb  in  bcr 
ec^tociä  (et.  ©aücn,  <23cm). 

©aneben  loirb  im  9Qorbcn  aud)  einfach  Tannenbaum  gcfagt, 
j.  ü.  in  Äarburg,  O^nabr.,  Gifterb. 

©er  brittc,  am  toetfeftcn  Dcrbreitctc  *2lusbrucf  ift  Christbaum, 
(vr  ge^t  im  heften  jiemlid)  meit  ni3rblic^:  bi^  '^aberb.,  ©ortm.,  ^re-- 
fclb,  ©üffelb.,  9Rcmfd)cib,  Äöln,  6iegb.,  '2larf)en,  ift  über  9}^ittelbeutfc^-- 
lanb,  .^obr.,  Äcffcn  (xÜ^arb.,  ^ulba),  ^^üringen  (Süb^arj,  tOHi)l^., 
9}Zeiningen),  6ac^fen  unb  Sc^Icficn,  ferner  über  Sübbeutfd)!.  unb  Öfter* 
reid)  oerbrcitet.  ®ie  brci  93e5eid)nungen  finb  geograpt)tfc^  nic^t  ganj 
ftreng  gcfc^iebcn,  fonbern  liegen  jum  5cil  neben  einanber,  toie  folgenbe 
gifte  aeigf: 

Weihnachtsbaum     Ghristbaum 
9^offoc! 


Tannenbaum 

9Roftocf 

gübec! 

6d)leltoig 

Äamburg 

Äannooer 


I 


£übccf 

ed)le6tt»ig 

Hamburg 

Äannooer 

^öln  5?öln 

Äalberftabt  ioalberftabt 

3ct$  3ei^ 

Weimar  953eimar 

93au§en  93au$en 

<2ßiegb.  ^kib. 

2Ifc^aff.  <af*aff. 

iOof  Äof 

9}?ünc^en  'SiJZünc^en 

eifa§  eifa§  (flfa§ 

3n  93rc^lau,  '2lad)en  ift  Christbaum  üblicher  al^  Weihnachts- 
baum, iiai  \)itv  too^l  ba§  jüngere,  con  au§en  eingebrungene  ^ort  ift. 
£ibcrt)aupf  bürfte  Christbaum  ber  ältere  *2lu3brud  fein,  ber  an  oer-- 
fd)iebencn  Orten  burc^  Weihnachtsbaum  crfe^t  unb  »erbrängt  toirb. 
©ic^  t)ängt  toieber  bamit  jufammcn,  t>a^  t>it  i^orm  Christ  für  Chri- 
stus, a})t).  Christ  m^b.  Krist,  bie  lautgefe§lid)c  ^ortfe^ung  bc^  fc^on 
frü^  cntlct)ntcn  lat.  Christus,  jc^t  oeraltet  ift,  toa()rfd)einlic^  um  ben 
Sufammenfaü  mit  Christ,  älternt)b.  Christe  frü^nl)b.  Christen  mt)b. 
Kristen  a\)h.  christäni  au^  Christianus  ''21nf)ängcr  G^rifti'  ju  oer-- 
meiben. 


558  gSßei^nac^flbaum 

(?rt)alfcn  \)at  [xd)  Christ  =  Christus  au§cr  in  ber  bic^fcrifcfjeit 
6pracf)c ')  in  Sufammcnfc^ungen  loic  ba^  in  9^ebc  fte^enbc  Ghristbaum. 
Q3on  bcrfclben  "Slrf  finb  Ghristnacht,  Christabend  :=  in 
<53crlin  unb  <2ßicn  Weihnachtsabend  (bafür  in  93erlin  öuc^ 
Heilig  Abend,  in  "^Bien  der  Heilige  Abend),  munbartl.  Christ- 
tag =  '2öei^nac^fcn ').  Q^übigcr  Sutpad)^  H  (1783)  71  buc^f  alß 
obcr[ä(^ftfc^  Christmarkt  =  Weihnachtsmarkt  unb  Christstolle  = 
Weihnachtssemmel  mit  bcr  '^Bemcrfung:  „Übcrt)aupf  gebraucht  Obcr= 
fac|)fcn  noc|)  in  mehreren  Sufammcnfc^ungcn  baß  ocraltctc  6t)riff,  mofür 
in  S'^ieberfac^fen  QBcii)nac|)t  üblicher  unb  aud^  fd)i(ilic^er  ift."  Qßcit 
verbreitet  ift  Christkind,  haß  in  mand)en  ©egenben  bem  Weih- 
nachtsmann alß  bem  93ringer  ber  ^eit)nad)f^gcfd)ente  znt]pn6)U 
93ernb,  «3)16  beutfd)e  6prad)e  in  ^ofen  (1820)  6.  35  fe^f  Christ- 
kind in  "^ofen  unb  ^eftfalen  ^  fonfftgem  nb,  Weihnachtsmann, 
in  Siebenbürgen  Christmann  *).  "SÖenn  biefer  ®efc^cn!bringer  anber- 
loärf^  der  heilige  Nikolaus,  in  Öfterrei4>  bcr  Nicolö  ^ei§t*),  fo 
I)anbelt  e^  jtrf)  I)ier  notürlic^  nic^t  um  einen  fprac^Ii(^cn,  [onbern  um 
einen  fac^lic^en  Untcrfc^icb.  '^a  er  aiß  93if4)of  bargefteüt  toirb,  ift  er 
t)ier  fic^tlic^  öom  Gf)riftfinb  gefd)icben.  Sr  ift  ber  Äcilige  beg  6.  <5)c^ 
jcmber^  unb  bringt  an  biefem  5age  ben  ^inbern  ©cfc^entc:  burc^  bie 
Übertragung  ber  6itfe  btß  6c^cnfen^  auf  QBei^nac^ten  ift  er  aber 
fad)lirf)  mit  bem  903ei()nac^t^mann  jufammengcfallen.  "Sic  i^n  beg(ci= 
tenbe  ©c^recfgeftalt  \)d^t  in  93erlin  unb  fonft  in  9^orbbeutfd)t.  Knecht 
Ruprecht  (in  ^ofcn  Ruprich  93ernb  a.a.O.),  in  "^OÖeftf.  Klas, 
anbertoärt^  in  9^orbbeutfd)lanb  Bulleklaus,  nac^  Sartori,  Sitte  unb 
'Srauc^  III  17  auc^  Nickel,  b.  t).  er  ift  mit  bem  ^cil.  9'Zifolau^  ocr^ 
fd)mol5en.  3n  Öfterreic^  trägt  er  bcu  9^amen  Kramp us  offenbar 
t)on  bcr  eifernen  ÄacEe,  hiz  er  fü^rt,  bem  Krampen").     ^Icin  ^roD.-- 


1)  "iarnbt:  „®u  Ucber  ^eilcjer  frommer  (S.i)txft,  ber  für  ung  ^inber 
fommen  ift".  6(^itlcr,  ®ang  nac^  b.  (Sifen{)ammer:  „ftc^  fromm  betreujenb 
oor  bem  Q-i^vifti." 

2)  Christtage,  nic^t  Weihnachten  in  Saljungen,  Äcrtct  Solj.  9,  '^^ür.  78. 
Christtag  im  ober^eff.  gfc^enrob  6c^i3ncr  3.  f.  ^b.  9U2.  V  263.  Cot^r.  'Soü- 
mann  QBb.  314.    gujemb.  QBb.  tup.  93?.  250. 

»)  Sartori,  Sitte  unb  <Srauc^  III  47  <2lnm.  HO. 

*)  3n  '5:t)üringcn  Ilersche  Klas  =  feerr  6t.  9?ifolau«,  £)crtel5;^ür.  118  f. 

^)  Öftcrr.  Krampen  gefrümmfcr  3arfen,  Spi^t)auc,  ^irfel.  6c^meQcr 
I  1369.  ®QBb.  V  2006.  9?icolai  9?eifc  V  ^Scplage  S.  106.  ®er  Ärampu«, 
in  Öftcrrcic^  eine  oolf^tümlid)c  ©eftalt,  tt)irb  alß  "Teufel  mit  Äörncrn,  ^er« 
au«t)ängcnber  3unge,  in  ben  Äänben  eine  Äcttc  unb  bcn  Ärampen  bärge- 


QBciljnac^WbQum  —  'JQt\%tv  5?ä[c  559 

QBb.  oer5cid)ncf  I  254  öffcrr.  Krampes,  I  42  Bautz,  Krompes, 
Wauwau  aui  öfferr.,  ^fal^,  kapern,  Butzemann  auß  3ülic^=^crg. 
Christkind,  Christkindchen,  bai)r.--5ffcrr.  Christkindl  bc-- 
bcufct  in  einem  tocifen  ©cbief,  im  tt)e[tlid)en  xDZittcIbcutfd)Ianb,  na6) 
^^egcl,  9^u^Iaer  "^D^unbart  224  f.  im  ioennebcrgifcbcn,  ^ranfcn,  Äeffen 
unb  9^^einlanb  ^)  unb  im  tocftlic^en  ^^üringcn,  im  Süben  in  ber 
©c^toeij')  (Christchindli)  unb  in  öftcrrcic^  aud)  i>a^  ^ei^nac^f^ge« 
fd)enf  ober  toUdtiv  aüt§,  toai  eine  ^iPerfon  gu  933ei^nad)(cn  gefd)enft 
erhalten  ^af;  man  [agt  3.93.  ich  habe  ein  schönes  Christkindl 
bekommen,  ^afiiv  im  cigcntlid)en  ^t)üringen  nad)  9?cgcl  der  hei- 
lige Christ,  j.  93.  einen  großen  heiligen  Christ  austeilen.  93g(. 
SKüacr-<5raurcutI)  9[Ö6.  I  182  für  eacfafcn. 

QÖöei^er  5^äfe 

frifc^er  ^äfc,  ber  beim  Gauertoerbcn  ber  xO^ilc^  oon  bcm  5?afe-- 
»affer,  ber  ^olfe,  jtc^  abfd)eibcnbe  tpeic^e  toei^e  ^äfeftoff,  ber  frifc^ 
gegeffen  toirb.  1.  <5)er  ^u^brucf  Weißer  Käse  ift  itoav  infofern 
jutreffenb,  ali  biefer  5?äfc  im  ©egcnfa^  ju  oielen  gelblichen  ^äfearten 
rein  toeip  ift,  fte^t  aber  ben  in  einem  ein5igen  ^orf  beftet)cnben  ta- 
rnen toie  Quark  nad).  3n  93erlin  ift  jeboc^  nur  Weißer  Käse  üblich 
unb  tpirb  mir  au^erbem  für  anberc  norbbeutf(i)c  unb  einige  toeftmittel-- 
bcutfc^e  Qtä\>tt  angegeben,  nämlic^  ^m^toalbc,  öbi^felbe,  Äalberff., 
dxil,  '^Irtern,  6onber6^.,  ©öttingen,  £üneb.,  93remen,  Ölbenburg, 
"SDRünfter,  QRemfd).,  "t^ranff.,  ^fd)affenbur9  (neben  Käsmatte),  ^ricr, 
6aarbr.,  ^oifer^l.,  Stoeibr.,  ^arl^r.  2ot\)v.  Wisser  Käs  <5oümann 
^Bb.  277.  <auc^  in  Äanbfc^ul)6^.  Weißer  Käs  Cenj  'Bb.  54.  3n 
93rcglau  Weißkäse  neben  Weichkäse  unb  Quark. 

2.  3n  ber  ßc^riftfpracpe  am  üblic^ften  ift  tooljl  t)it  ^Sejeic^nung 
Quark,  aber  in  ber  l)b.  llmganggfprad)e  nac^  btn  mir  geworbenen 
Slu^fünften  boc^  auf  x!OZittelbeutfd)l.  unb  met)rere  norbbcutfd)e  Orte  be-- 
fc^ränft:  'Sansig,  '^ofen,  ^reu§.--6rf)lerien,  6tralfunb,  Stettin,  Ham- 
burg, 6c^leött).,  3ct)er,  O^nabr.,  £eer,  93raunfd)to.,  Cüneb.,  Äalle, 
Äalberft.,  *2lrfem,  3ei§,  (Sifenac^,  Sadjfen  mit  93ogtl.,  bann  9?emfd)., 
®ortm.,  "^Befcl,  <2)üffelb.,  '^öicsb.,  weiter  in  93ö^men  (9Cßinterb.,  (?ger. 


ffettt.    00  jcigen  itjn  bie  Figuren,  bie  ju  Tiicolo  in  aßen  Sucferbäderläbcn 
»erlauft  werben. 

')  Äe^rcin  Q3olt«fp.  in  tKaffou  104.    9}icijänger  9Bb.  o.  9^appcnou  78. 

^)  6c^»eia.  3b.  m  347. 


560  QBei^cr  Äöfe 

2tipa,  9lti6)tnhtvQ),  Sgtau,  Olmü^,  Obrau,  ^roppau,  3u(fm.,  Söucrnig. 
dagegen  iff  Quark  in  93icli^  unbcfannt.  ^u^  ^abcrb.  tt>irb  mir 
Käsequark  angegeben,  ^bclung  QBb.  III  881  fd)reibt  Quargkäse, 
bA,  '^u^fäfe'  (ogl.  oben  6.  310  f.)  mit  g  unb  trennt  c^,  natürlich 
mit  Unrecht,  oon  Quark  ober  Käsequark.  '3)ie  <5orm  mit  g  (Quarg) 
toirb  oon  QBein^olb  93eitr.  74  für  6^Icfien  bezeugt  unb  entfpri^t  bem 
poln.  tvarog.  ^ai  deminutio  baju,  öftcrr.  Quargel,  oberfäc^f. 
Quärchel  {^üütx-^xamt\it\)  QOßb.  II  3 1 3)  bcjeic^net,  mie  toir  6.  3 1 1 
faben,  ben  au*  bem  QuarE  burd^  toeitere  93e^anblung  bereiteten  ^u^= 
fäfe,  ber  ba^er,  befonber*  im  18.  Sa^r^unbert,  aud)  Quarkkäse  ^et§t*). 

3n  "Sanjig  l^ei^t  bie  formlofe  ^äfemaffe  Quark,  bie  geformte 
Zw  er  eh.  ©ie  munbartlic^e  Spaltung  oon  m^b.  twarc  in  Zwark 
(zwarg  ^iefenbac^  ©loff.  243,  Zwarck  gjiüüer-'Jraureut^  "^ßb.  II 
313)  unb  mittclbeutfi^  Quark  ift  alfo  ^icr  gut  93egriff*unterfd)eibung 
benu^t.  3n  '^cter^b.  unb  <2)orpat  tt)irb  gern  bk  ruff.  <5orm  Twarog 
(gcfprodbcn  twarök)  gebrandet. 

'^opoloilfc^  Q3er[uc^  225.  450  fannte  Quarg  nur  oon  6ac^fen 
unb  6c^Icften.  3n  übertragenem  Sinne  für  eine  toertlofe  6ac^e  n^irb 
Quark  auc^  au^er^alb  feine*  fonftigcn  '^Serbrcitungggebiete*,  g.  93.  auc^ 
in  "Berlin  ^),  gebraucht  (in  *2öicn  bafür  ein  Schmarren)  unb  tourbe 
fo  f(^riftfprac^li(^  fd|)on  im  18.  Sa^r^unbcrt  oertoenbet.  *23gl.  Sit\)nt 
'^h.  unter  bem  ^ort. 

3.  3n  <5)orpat  ift  bie  beuffd)e  '23eäeic^nung  für  ruff.  Tvarog  Ge- 
käste Milch. 

4.  3n  ^5nig*b.  Glumse  (munbartl.  Gloms  fem.),  nad^  ^rifc^- 
bier  Q33b.  I  239  ein  £iebling*gerid^t  ber  ^önig*berger,  bk  baoon  ben 
Spottnamen  Glumsnickel  erhalten  l)aben. 

5.  93re*lau  \)at  neben  Quark  unb  Weißkäse  noö)  ben  ^u*- 
brutf  Weichkäse,  ber  ganj  im  QCßcften,  in  ioeibelb.  feine  "parallele 
l^at,  100  man  Weicher  Käse  fagt. 

6.  3n  ^öln  Klatschkäse.  —  7.  3n  ^ac^en  Makai.  <33ü. 
djeler  9^^cin.  ^OZufeum  37,  520  crloäl)nt  r^einifd)e*  Makai  eine  ^rt 
•SDJolten,  Makaie  toei§er  ^äfe  =  toallon.  makeie,  makee  gefügter 
Gremcläfe.     Über  bie  ©pmologic  bicfer  Wörter  f.  Sanfo  ©lotta  II  49. 


0  Sc^on  ettclcr  ^.  Spr.  (1691)  (5.  1489  Quargkäse.  <^popott)iffd^  QSer- 
fuc^  224.  450  Quargkäse  =  Kühkäse.    "2lbclung  o.  a.O. 

")  5)aju  berlin.  Quarkmeste  (5c^mä^n)ort  für  ein  ju  flclnc*  Simmer, 
eine  «eine  QBo^nung  (Meste  93^a§,  Saljmo^,  6aljgcfä§).  ©er  richtige  93cr- 
Uner*  79  oerjetc^nct  auc^  Quarkspitzen  'Hnftnn'. 


QGßei^er  Ääfc  561 

8.  QSßcftmittcIbcuffc^  ift  Käsematte  unb  Matz.  Cc^tcre^  toirb 
in  ÄoHc,  Äabtncr^Icben,  Qöcimar  —  nac^  Äcrtct  5l)ür.  164  auc^  in 
9^orbt)aufcn,  3cna,  ^Ifcnburg  —  gcbrouc^t.  <^ai  ®<2Bb.  VI  1769 
fc^rcibf  Matz  bcm  bftlic^en  "iDZittclbcutfc^l.  ju:  c^  ift  aUcrbing^,  au^cr 
t^ür.,  nac^  9}?üllcr-<5raureutt)  9©b.  II  216  a\id)  ohzx\ä(i)fx\d):  Matz, 
Quarchmatz,  steifer  Matz  „bcr  alfc  Quacf,  ber  auf  93rot  gcftric^en 
tt>irb".  Quarck  ober  Steiff-Matz  f(^rcibf  ba^  93ambcrgcr  €ompen= 
bicufc  unb  9'Zu^b.  ic>au§t)altung^=£cfifon  oon  1744  I  286.  "Slbclung 
^b.  in  1 1 4  legte  Matz  bcn  gemeinen  Gprcc^orten  Ober=  unb  9'^iebcr= 
beutfd)lanb^  bei,  toaß  aud)  für  feine  Seit  nic^t  richtig  getoefen  fein 
iann. 

3n  "SKciningen,  SO^arb.,  Äolä^oufen,  ^uiha,  "Sarrnft.,  "Slfc^aff. 
Matte  ober  Käs(e)matte,  naö)  Äertcl  a.a.O.  164.  188  auc^  in  6al-- 
jungen  unb  9Binterftein.  ^opotoitfc^  Voc.  Austr.  II  fol.  176  R  be-- 
äcic^net  Käs-  ober  Milchmatte  al^  ^cnncberg.,  tl|)ür.,  toctterau.,  bann= 
ftäbt.,  r^ein.  (^receliu^  933b.  58 1  buc^t  Matte  alß  obert)efftf4),  ^e^rein 
93oH«fp.  274  ali  rl)einif^.  'Sie  norbtt)efttl)üringifc|)e  9}iunbart  ^ot 
nad)  Äcntric^  <2ßb.  b.  ^ic^^felbe^  6.  40  bafür  Hotten  f.,  ein  ^ort, 
bai  nic^t  unter  meinen  ^u^fünften  oorfommt,  alfo  tool^l  ali  munb= 
•artlic^  empfunben  ipirb.  '5)a^  ®^b.  IV  2,  1845  belegt  allerbing« 
„^äfe^otten  (^äfcma^)"  au^  bem  Seitung^infcrat  eine^  ^äfc^änbler« 
au^  Q3ogel^berg  hti  QBcimor.  Hotte  ift  nbb.  (gbtting.  6c^amba4> 
'23b.  86)  unb  nbl.  (hot  9}iolfc).  <^opoit)itfc^  Voc.  Austr.  II  fol.  176  R 
fannte  Hotten  au^  bem  (^ic^^felbifc^en.  93gl.  ju  bem  QBort  Ä.  ©(grö- 
ber, mblautftubien  (Äeibelb.  1910)  69. 

®ie  Äerfunft  be^  "^Bortc^  Matte  fteUt  ein  ett)mologifc^e^  Problem 
t>ar:  eö  erinnert  an  franj.  maton  Quarf,  fatal,  matö  geronnene  'JSlild^ 
•<ital.  mattone  93a(iftein).  ^ber  toeber  (fntle^nung  bc^  beutfd)en  "^Bortc^ 
auö  bem  '5ranä5rifd)en  nocf)  baß  Hmgefe^rte  erfd)eint  mbglic^.  'J^an 
nimmt  getoö^nlic^  an,  ba^  beibe  '^ßbrtei  auf  lat.  matta  '^JRattt,  grobe 
^ede  au^  ^infen  u.  bgl.*  äurüdtget)en.  '5)iefc^  lateinifdje  ^ort  ift  ja 
in  feiner  urfprünglic^en  93ebeutung  al^  Strohmatte,  Hängematte  in^ 
^eutf^c  übergegangen.  0.^  fragt  ftc^  nur,  toie  bie  "Bebeutung  'öuarf 
au^  '5)ecfe'  entftanben  ift.  QOßeiganb  ^b.  II  146  meint  mit  9iüd' 
f\ö)t  auf  fpan.  nata  '9Ra^m',  ba^  ber  9^a^m  cU  bk  auf  bcr  ^Hd) 
liegenbe  ^tdt  aufgefaßt  ift.  ^ber  babei  bleibt  bk  93ebeutung  'öuarf 
uncrflärt.  3c^  möchte  ba^er  e^er  glauben,  ba^  Matte,  genauer  Käse- 
matte 3unä4)ft  ba^  ^uc^  bebeutete,  in  bai  ber  Quarf  gefc^üttet  tourbe, 
bamit  bk  'SO^olfen   abtropfen,   (ber  Quarksack,   tocnn  baß  ^uc^  facf= 


562  <JBei§er  Ääfe 

förmig  ift),  bann  tci  ^\i6)  famt  feinem  Sn'^olt  unb  fc^lie^Iic^  ttn  3n-- 
t>alf  b.  1^.  ben  toei^en  ^äfc  allein. 

9.  3n  eifa§  unb  ^aben  Bibbelskäs  (^ruc^f.),  Bibeleskä& 
Bibelekäs  Slf.  'SJb.  I  473,  Bibbeleziger  II  894,  Pipeleskäs 
{9ia^tatt,  ^rciburg),  Bippelekäs  (^onffana).  Bibeleskäs  auc^  in 
^ürjb.  'xflaä)  g^ieifingcr  QBb.  125  \)at  bcr  ^äfe  bicfen  9Zamen  ba^ 
l>er,  ha^  er  früher  ben  flcincn  Äü^nem  (Pipile,  pfälj.  Bibelche 
^utenrietl)  3b.  21)  ali  ^utttv  gegeben  njurbe.  3n  ber  <5ränf.  ©c^toeij 
Zibeleskäs  öon  Zibele  'Äü^nc|)en.  —  10.  3n  QSürffemb.  cin= 
fc^lie^licf»  Äeilbronn  Luckeleskäs  öon  Luckele  'Heiner  Äubn',  '3)e-- 
minutio  ju  Luckel  'Äenne'.  6c|>to>äbifct)c  ©pnonpme  finb  nac^  ^i^dttv 
^Bb.  IV  1315  Toppen(käs),  Kjiollen(käs),  Schottenkäs,  Klumpen. 
Storchenfutter. 

11.  3n  93at)ern  (Äof,  "Slmberg,  3ngoIft.,  '3)onaun).,  '^D^ün^en, 
'2lug*b.,  Kempten,  nic^f  in  '2ifd)aff.,  tt)0  Käsmatte,  weißer  Käse  ge- 
fügt toirb)  unb  in  öfferr.  au^er  an  ber  ^erip^erie  (935^men,  ©ct»lc- 
fien)  der  Topfen'),  ^ni  9!Rö^ren  toirb  mir  feil«  Quark  (©euffc^» 
£iebau,  3glau,  Olmü^),  teil«  Topfen  (Olmü^  neben  Quark,  3naim) 
angegeben.  3n  3ip«  unb  6iebcnb.  Topfen,  '^emerfcn^wcrt  ift,  ba^ 
bie  9?^einlänberin  '^anni  ßambre^t  in  i^rem  9^oman  "2lrmjünberin" 
(ioun^rüd)  6.  272  Topfenkäs  fc^rcibt  unb  mir  au«  ^obl.  Topfkäse 
bejeugt  toirb*).  6c^toäb.  Toppen(käs)  mit  bialcftfremben  pp  =  pf 
gibt  ^ifc^er  <2öb.  IV  1315   an.     ^ai  <2öort  ift  f4)on  m^b.  (topfen 


1)  95gl.  edfmtUtx  QBb.  I  615.    ®gBb.  n  1259. 

')  QBciganb  <2Bb.  H  1053  frogt,  ob  Topfen  (m^b.  topfe  fti^».  JJlait.) 
ju  Topf  (m^b.  topf  ft.  93?.)  gehöre.  5)ic«  toirb  in  ber  '5;af  burc^  bie  Spno« 
npmc  Topf  käse,  Topfenkäse  fotoie  burc^  frü^n^b.  hafenkes  'geringer 
Äöfc  au«  geftodtcr  ober  'SSutfcrmilc^'  (©ö^c  ^rü^n^b.  ©loffar  65)  fe^r 
watjrf^einltc^.  "2lUcrbing«  gilt  in  einem  ^cit  bei  ©cbictc«  öon  Topfen  ba» 
<2Borf  Hafen  für  Topf  (f.  oben  6.  531  ff.),  boc^  t)on  <23öbmen  unb  "SRä^rcn, 
roo  Topf  unb  Topfen  neben  cinanber  befielen,  fonnfc  hai  Q3ßort  fic^  au«- 
breiten  unb  ältere«  Hafenkäse  oerbrängcn.  SD^ir  ift  freiließ  nic^t  llar,  roic 
fid>  babei  bie  "Sebcutung  üon  Topfen  ertlärt.  6c^toäb.  Hafenkäs  ift,  toie  mir 
S).  0.  '5if<^er  mitteilt,  geringer  ^äfc  au«  Qlbföllen,  bie  in  einem  ^opf  ge- 
gobren  boben,  f^at  alfo  toobl  oon  bicjcm  ^opf,  fc^wäb.  Hafen  feinen  9'Zamcn 
^ber  bcr  Hafenkäs  ift  oom  Toppen  ober  Toppenkäs  -^  Luckeleskäs  bcm  toci^en 
Ääfc  ober  Quart  ocrf^icbcn.  QSieUeid^t  ift  alfo  bcr  topfen  ober  'Poppen 
mittelbeutfc^en  Urfprunge«  unb  »irb  ober  tourbe  in  feiner  iöeimat  in  köpfen 
aufgefteUt.  €bri«mann  ^aul  u.  <23raune'«  "Seitr.  20  (1895),  58  fteOt  mbb- 
dopfe  äu  gr.  arvqxa  ol«  'jufommengejogene  SKilcb'. 


i 


Qßeigcc  Ääfc  563 

bei  O^tt).  0.  QGßolfcnftcin)  unb   gehört  in  Öftctrcic^  auc^   bcn  '3)?unb= 
arten  an^);  in  9'^ict)cr=öftcrr.  (^röHenborf)  Käsdopfen. 

12.  3m  tt)cftlic^cn  unb  füblit^cn  öffcrr.  beftct)t  für  ober  neben 
Topfen  bau  QS^ort  der  Schotten,  '■(lad)  ecbmeücr  ^b.  II  486 
iff  Schotten  Quarf  auß  'i^olhn  öon  fü^cr  'SJJilci^,  Topfen  oon  faucrcr 
•SJiilc^.  'SJJir  tourbc  in  ^uffcc  ber  llnterfci[)icb  oon  Topfen  unb  Schotten 
ba'^in  bcfc^riebcn,  tia^  Topfen  Quarl  ou^  faucrer  unb  fü^cr  ^il^, 
Schotten  Quorf  mit  93utfcrmil(^  unb  fauercr  'zfflUd)  gcrüljrt  iff.  6^5pf 
^irol.  3b.  644  crflört  umgcJe^rt  bcn  Schotten  aU  'dncixt  au^  ben 
^oHcn  faucrcr  unb  fü§cr  ^ilc^.  ^bclung  ^h,  III  1638  cnblic^ 
gibt  gtoei  93cbcutungcn  öon  Schotten  an,  in  ben  einen  ©egcnbcn 
—  nac9  ^opotoitfc^  Q3erfuc|)  227  in  bcr  ßc^toei^  —  'SOZolfen,  Ääfe- 
»affer',  in  ben  anberen  —  nac^  ^opotoitfd)  in  Obcrbftcrr.  —  'ge= 
ronnener  ^eil  ber  SOZild^,  ^äfe'.  tiefer  fc^cinbace  '3ßibcrfpruc^  löft 
fic^  baburc^,  i>a^  mit  Schotten  bie  in  ben  9}iolfen  noc^  enthaltenen 
(fitoei§f5rper  gemeint  finb,  bie  fi(^  beim  ^oc^en  ber  vO^olfcn  abfd)eibea 
unb  ju  ^äfe  »erarbeitet  tocrben.  3m  Sittertal  ^ci§en  nac^  6c^5pf  t>it 
beim  Äoc^en  auftoärt^  fteigenben  fü|cn  5^eile  auffer  (oberer)  Schotten. 
bie  ju  93oben  jtnfenbcn  faueren  Bodenschotten  unb  baß  ®emifc^  »on 
beiben  Schottenzieger. 

QCßeitcre  Greife  !ennen  biefe  tcc^nifc^cn  (Jinjel^citen  meift  nic^t, 
fonbern  nennen  ben  'Jßei^cn  ^äfc  fc^lec^ttoeg  Schotten,  fo  in  Kärnten  *) 
(^ölfcrm.,  ©münb)  unb  ^irot;  in  <33oaen  der  Tschott.  QSgl.  6c^5pf 
3b.  769  tschotten,  ^opotoitfc^  Voc.  Austr.  II  176  R  fannte 
Schotten  au^  ©munben  unb  bem  Öttingif4)en.  ^Zunbartlic|>  ift  ober 
tpor  baß  QGßort  noc^  toeiter  öerbreitet:  fdjtoeij.  Schotte  Seiler  93afl. 
gjj.  263,  etalber  '20b.  II  349,  fc^toäb.  Schottenkäs  ^ifcf)er  QSßb.  IV 
1315,  ^enneb.  Schotten  ®<2ßb.  IX  1611,  früher  im  Srageb.  ^ütter- 
^raureut^  QBb.  II  472. 

13.  3n  Kempten,  Q3orarlb.  (©ombirn,  93regcn5)  Zieger  (Ziger) 
neben  Topfen,  in  Süric^,  93ern  Zieger,  nac^  bem  (flf.  '2ßb.  II  894 
auc^  im  (?lfa§.  Über  bk  93ercitung  bc^  3iger^  in  "^Jorarlberg  unter-^ 
richtet  un^  "^Sonbun,  *5rommanng  ^cutfc^e  90iunbarten  V  487  f.  ©a^ 
na4>  toixb  bie  9}iilc^  bort  suerft  burc^  2ah  in  Schotta  C^J^olfcn)  unb 
Ääfe  gefc^ieben,  bann  bie  6d)0tta  nocbmal^  gefo(^t  unb  Caucr  (9^ac^^ 


M  ^gt.  Sc^meacr  ^Bb.  I  615.    6(^öpf  3b.  747.    ^opomitfc^  93erfuctj> 
450.    Voc.  Austr.  H  fol.  176  R. 
*)  gSgl.  £e?er  Äärnt.  QBb.  225. 

36* 


564  <2Bei§er  Mfc 

tpcin)  {)tncingcgoffen.  (i^  erfolgt  eine  jtoeifc  6c^cibung  in  bünnc  unb 
bicfc  93effanbfcilc:  baß  ^äfetoaffcr  ^ci§t  toieber  Schotta,  bie  bidEe  c§= 
bare  SCJZaffe  die  Ziger,  in  ber  öc^toeij  der  Ziger.  <^k\t  gtoeimalige 
^u^bcutung  ber  '^ild)  iff  natürlich  nur  in  ©egenben  mögli(^,  too  bie 
9}Zilc^  [c^r  fett  ift  unb  ba^er  aud)  t)\t  '^oUtzn  noc^  tocrtooUc  feftc 
^eftanbtcile  enthalten.     Q3gl.  ^bclung  QOBb.  IV  1704. 

€)cr  993ei§c  ^äfe  toirb  ni(^t  allerorfcn  unb  nirf)t  in  aßen  <5ömi' 
lien  o^ne  Weitere  93e^anblung  ober  Sutat  gegejfen.  ®a^cr  toav  5.  'S. 
meinen  ©etoä^r^männern  a\i§  iöannoocr,  Sc^toertc,  ßicgb.  feine  93e- 
äei4)nung  bafür  bc!annt.  5)er  Sahnen-  ober  Rahmkäse,  in  iöarb., 
^Gßinfen,  Äannooer,  *33ü(ieb.  Flottkäse,  in  ^refelb  Flötekäse  oon 
nbb.  flott,  flöte  '6a^ne"  (ogl.  oben  6.  401)  ift  auä)  ein  n?eic^cr  2cih= 
!äfe,  aber  burc^  ben  3ufa^  t)on  6a^nc  au^ge^eic^net :  er  tpirb  enttoebcr 
t)on  unabgerat)mtcr  '^Hd)  bereitet  ober  6a^ne  nachträglich  ^injugctan. 
3n  Qöien  toirb  ber  Topfen,  nic^t  n)ie  ber  90ßei§e  ^äfe  in  Berlin  ge- 
gcffen,  fonbern  nur  ju  "^Oie^lfpeifen  tt)ie  Topfentaschkerln,  Topfen- 
fleckerln (Haluschka),  Topf enkolatschen ,  Topfenknödeln  öcr-- 
tocnbet.  ©er  öfterreic^ifc^e  unb  ungarifcl)c  Primsenkäse  (auc^  Prinsen 
gefproc^en)  ift  toei^er  Sc^affäfe,  ber  mit  ^aprifa  (auc^  Kümmel,  ^a= 
pern,  3tt>iebel,  "^Sutter)  t)ermifcf)t  gegeffen  toirb  unb  in  biefer  Subcrei-- 
fung  Liptauer  Käse  (öon  ber  (otabt  ßiptau  unb  bem  ßiptaucr  ®e- 
birge  in  ^iorbungarn)  ^ci§t.  QQöei^er  ^äfc  mit  Kümmel  oermifc^t  ift 
ber  Pimpkäse  in  £übcc!  (»gl.  Schümann  OB.  0.  2üb.  13),  ber 
Pimkäse  in  9?oftoc!,  ber  Kümmelkäse  in  ©.^^ronc,  ^iel,  Äom^ 
bürg  unb  fonft.  'Mit  Kräutern  öermifc^t  entfte^t  ber  Grüne  Zieger 
ober  Scharfzieger  in  'Sregenj.  "Sluc^  in  3üri^  h>irb  fo  ber  Sieger 
gegeffen.  S(^on  ertoä^nt  würbe  (oben  6.  561)  ber  Steif matz  ober 
Streichkäse,  nac^  *^opott)itfci^  95erfuc^  224  öon  alten  faulen  ^äfen 
<Öuarf),  bie  mit  93ier,  *30^ilc^,  93rannttt)ein  ertoeic^t  tpcrbcn,  bereitet. 
*2i^nlic^  tt)0^l  ber  Schmierkäse  im  ioarj,  Coburg,  6icgen, 'Sl'^ain^, 
©armft. 

0ie  geograp^ifct)  öerfc^icbcnen  QSejeic^nungen  be^  Ääfetoaffer^  ober 
der  Molke,  bapr.--5fterr.  Jutten,  Juchten'),  fc^toeij.  der  Schot- 
ten (ogl.  oben  6.  563),  nbb.  die  Wadicke  (Waddicke),  Ham- 
burg. Wattke,  meftfät.  Wakke  C^opotoitfcl)  "^Serfuc^  227),  ftnb  ali 
munbartlicö  anjufe^en.  ©ie  Molke  ober  bie  Molken,  oon  ^ope- 
loitfc^  a.  a.  Ö.  noct)  nur  al«  fäc^f.  fc^lef.  mä^r.  bb^m.  fränf.  bejeic^net 


»)  6.  Darüber  Ä.  Sc^röber,  <2lblautftubicn  (öcibelbcrg  1910)  67  f. 


<2ßei§tof)t  565 

(er   toä^U   aU  Stic^toort  Käse^vasser),   fann   {)cute  tooi)l  als  gcmcin= 
^oc^bcutfc^  angcfc^en  toerben. 

Brassica  oleracea  L.  capitata  alba.  Weißkohl  ^cißt  in 
^Berlin  ber  ^ot)I  in  ro^em  3uftanbc  unb  al^  ©cmüfc  5ubereitcf.  <5)ic 
rofc  ^haxt,  ber  Rotkohl,  unb  bcr  eingemachte  gcgot)rene  ^^öei^fol)!, 
ber  Sauerkohl,  tocrbcn  am  0(^lu§  biefe^  ^rfifcB  jur  Sprache  !ommen. 
1.  Weißkohl  ifl  auf  baß  nörblic^fte  <3)eutfd)lanb  bc[d)rän!t:  9Riga, 
Qßcffpreu^en  —  aber  fc^on  nic^f  mef)r  '^ofen  (<ctai)t)  —  "^ommern 
6c^toerin,  9!Rar!,  (5c|)le^tDig--ioolftein,  Äamb.,  Olbenb.,  Äannot>er  bi^ 
©ötfingen  im  ©üben,  '^Bücfeb.,  '^Braunfd)!©.,  £üneb.,  '3}?agbeb.,  ÄaU 
bcrft.,  (Si^I.,  ibarj.  ^^üringcn  gel)ört  nac^  Äertel  ^^üv.  147  fc^on 
jum  ©ebief  Don  Kraut.  3n  £übecf,  Äannooer,  Bremen  fagf  man 
Weißer  Kohl,  in  ^eter^b.  unb  'Sorpat  fd)Iecf)tU)cg  Kohl.  93eibe 
•Scäcii^nungcn  finbcn  fic^  in  'SO'Jagbeburg,  t)a^  tocgen  feinet  6auerIof)(^ 
noc^  ^eufe  berühmt  ift,  fc^on  im  15.  Sa^r^unbcrt:  wießes  koles  1471 
arhmbenbuc^  t).  «SJiagbeb.  III  6.  79,  kol  1487,  ebenba  HI  6.  382. 

2.  3n  ^bnig^b.  Kumst.  <S)a^  QBort  beäeid)nct  urfprünglid)  ben 
6aucrfo^I,  ift  aber  in  Oftpreu§en  auc^  auf  ben  nod)  ungefäuerten 
^ci^!o^l  übertragen  toorben.  '5rifd)bier  955b.  1  445  crtoäf)nt  bie 
Kumstgasse  in  ©anjig.  ^D^unbartlic^  finbet  firf)  btefer  9^ame  bti 
^o\)l€  noc^  anbertoärt^:  Kumstkaul  in  Sd)toalcnberg  bei  ^^rmont 
(935ger  Sa^rb.  f.  nbb.  Spr.  32,  155),  häufiger  aber  al^  ^ejeic^nung 
bc^  6auer!pl)I^,  vorüber  unten  S.  570. 

3.  <^ai  norbtoeftlic^e  '5)eutfci)Ianb,  ^eftfalcn  unb  9\^einproöin5, 
^at  einen  bcfonberen  "Slu^brucf:  in  "Sortmunb,  QBcfcI,  Siegb.,  ^obl., 
6iegen  Weißer  Kappus.  in  ^öln  Weißer  Kappes,  in  *2lmöb., 
^refelb  einfach  Kappus,  in  <5)üiTeIb.,  3:ricr  Kappes,  in  t0^ünfter 
Kaps,  in  ^aberb.  Kapst,  Kabbus,  in  6d)tocrte  Weißkapst^ 
in  O^nabr.  Kabus.  ^O^unbartlic^  ift  biefer  9^amc  noc^  rt>eit  nac^ 
eüben  hü  jur  ©c^toeij  oerbreitct:  ^eff.  Kappus,  Kappeskraut  nac^ 
QSilmar  3b.  193  nic^t  fonberlic^  üblich,  luremb.  weiße  Kabes  f^b. 
lur.  ^.  204),  lot^r.  Kappes  (^oamann  ^b.  275),  pfälj.  Kabbes 
(^utenriet^  3b.  71),  elf.  Kabes  ((?lf.  ^b.  I  416)  neben  Krüt. 
fc^toeij.  Chabis  6c^tt)eij.  3b.  III  98.  9^orbtoärt^  reid)t  er  bt^  nac^ 
iboDonb:  nbl.  kabuiskool.  Öftlic^  ift  er  hü  mi  93a^r.=Öfterreic^ifd)c 
munbartlic^  oertreten:  fc^toäb.  Kabes  Kabeskraut  'Jiffl^er  ^b.  IV  137  f.. 


566  gCßei^fo^l 

hapv,  Gabeß  6c^meUcc  <3öb.  I  864,  tirol.  Käbes  6c^öt)f  3b.  297,  alfo 
urfprünglid^  n)cft=  unb  fübbcutfi^.  ^cmgcmä§  toirb  er  in  älterer  n^b. 
©dfjrifffprad^c  öfter  gebraucht:  Garten-Gapus-Kraut  Äo^berg  Georg, 
cur.  (9^ürnb.  1682)  I  495,  Zettel-  oder  Kabeskraut  ©uarinoniu^, 
0le  ©retoel  6.  564,  Von  Kabis  und  Kohlen  QR^agortu^  ^flan^-- 
gartctt  (<Bafcl  1669)  11  46,  Gappeskohl  93on  bcr  ®rocn,  <S)er  nbl. 
©ärtttcr  (1669)  6.  82,  Gabus-Kraut,  Kopff-Kohl  Compenbieufe« 
ioau^^altung^-ßcficott  (93ambcrg  1745)  I  233.  3n  neuerer  Seit  ift  er 
fcltencr.  93icbtg  9^aturgett)altcn  116  fc^rcibt  Kappes,  ßambrec^t  ^rm« 
fünberin  (Äun^rüdE)  38  Kappusfelder.  'J^k  toirb,  tpie  gefagt,  Kap- 
pus  nur  au^  QGÖcftf.  unb  9^^cinproöin8  aU  \)0^t>tut\d)  angegeben. 

4.  3n  bcm  gansen  übrig  bleiöenben  ^eil  be^  beutfc^en  6proc^- 
gebicte^  tt)irb  Weißkraut  ober  furj  Kraut  gcbrouc^t.  9fiorbtoärt* 
reicht  bicfe  ^ejcidbnung  bi^  ^ofen,  alfo  über  Getieften  ^inau*,  ©ac^fen 
einf^Uc^lic^,  in  ^^üringen  bi^  3ei^,  ^rtern,  QBeimor,  ßifenacb,  "^OZei- 
ningen,  ^ulba,  'SDZatburg.  'Jöeiter  nörblic^,  in  ©iegen,  toirb  Weißer 
Kappus  unb  Weißkohl,  loeftlic^,  in  ^obl..  Weißer  Kappus  gefögt. 
®cr  ^^ame  (Weiß)kraut  erftredt  ftc^  alfo  über  '^itttU,  6übbeutfc^l., 
Öfterr.  unb  ©d^toeij,  im  Often  fogar  bi^  nac^  9^orbbeutfd)l.  hinein. 
Snncrl^alb  biefe^  ©ebietc^  befte^t  noc^  toieber  ein  Unterfc^ieb  jtt)if<^en 
Weißkraut  unb  bloßem  Kraut,  b.  \).  ^\t>ax  fann  Weißkraut  loo^l 
überall  ju  Kraut  abgefürjt  toerbcn,  toie  auc^  Weißkohl  ^u  Kohl, 
aber  in  getoiffen  ©egcnben  toirb  umgcfc^rt  nur  Kraut  unb  niö^t  Weiß- 
kraut gebrandet,  unb  ba  ber  ^ol(>l  früher  j.  93.  in  Öfterr.  Happel- 
kraut  gcbci^en  ^aben  fotl,  in  93a9crn  ber  9'^ame  Kabeskraut  crfn^eint, 
fo  toirb  Kraut  eben  eine  ^bfürjung  auc^  »on  folc^en  9Zamen  fein. 
Öfterreic^  unb  öd^tocij  finb  haß  ©cbiet  öon  einfad^em  Kraut.  3n 
0cütfd)lanb  toiegt  Weißkraut  öor.  Kraut  toirb  mir  au«  ^ofen, 
93rc«l.,  9ulba,  6aarbr.,  CDarmft.,  ^arBr.,  ^onft.,  QBürttemb.  mit 
Äcilbr.,  ^nßh.,  <Hmbcrg,  bcibc«  auß  Stoeibr.,  '2lfc^aff.  angegeben. 

3m  Qüt>m  be«  bcutfc^cn  6pracbgebiete«  beftanben  alfo  einmal 
jtoei  ^u^brürfc,  Kappes(kraut)  unb  Weißkraut,  unb  bicntcn  jur 
llntcrfcbcibung  »crfcljicbcncr  9?affen  bc«  ^o^le«.  3n  bem  ^eutfc^-ßa-- 
teinifc|)en  ^örterbücblein  oon  9'Zürnbcrg  oom  3.  1732  6.  19  ift  bai 
903ei§fraut  Gaules  capitati  alß  ein  feftgefc^loffencr  ^o^lfopf,  ba€ 
Äappi^fraut  Brassica  capitata  al«  ein  me^r  geöffneter,  locfcrcr 
Äopf  bargcftcUt. 

93on  bcr  ^Benennung  be«  cinjelnen  Qtüdß,  in  9^orbbeutf(^l.  Kohl- 
kopf, lot^r.  Krutkopp,  elf.  Krütkopf,  im  6üben  Krauthaupt,  ober-- 


gOßeiffo^l  567 

« 

fäc^f.  Krautheet  (t0iüller--<5raureuf^  '20b.  I  485),  öffcrr.  Krauthapl 
ufto.  toav  htxtiii  oben  6.  305  f.  tit  9{tht.  —  ®cr  gcf4)mortc  ^ei^« 
io^l,  meift  (mit  (Jj'jig  unb  Surfer)  fü^fauer  jubereifet  unb  öfter  au^ 
QQSctp-  unb  9^otfo^l  gcmifd)f,  ^ei§f  in  93erlin  Schmorkohl,  in  Öfterr. 
Weinkraut  unb,  tpenn  o^ne 'Jßein  bereifet,  Gedünstetes  Kraut. 
Süßes  Kraut,  bo^  fc^on  ^opon)itfd)  Q3crfuc^  267  alß  öfterreic^ifc^ 
bejcic^net,  auc^  Süßkraut  (bie^  auc^  bat)rifd))  ift  QQßei^o^l  mit 
Surfer  unb  '3(JZilc^  jubereitet,  ba^er  toei^lic^,  toä^renb  bai  gcbünftete 
^rauf  infolge  t>on  93raunmet)Ijufat5  bräunlich  au^fte^t. 

0ie  fc^riftfprac^Iic^e,  in  bofanifd)en  QCßerfen  oielfacb  gebrauchte 
Benennung  Kopfkohl  ift  ber  Umgang^fprac^c,  roie  e^  fi^eint,  fremb. 
'iPopotoitfd)  Q3er[u(^  267  ftellt  biefen  9^amen  an  bie  ©pi^e  unb  fügt 
bingu:  in  6ac^fen  bai  Happeskraut  ober  Hauptkraut,  in  öfterreic^ 
baß  Häppelkraut.  ßolerug  Äau^buc^  (1593)  lU  Gap.  47.  V  Gap.  56 
fennt  bcn  ^fJamen  Heuptkohl,  Äo^berg  Georg,  cur.  (1682)  I  496 
^<cp.  47  der  gehäubte  Kohl.  ®ie  \)b,  Umgang^fprac^e  toeift  biefe 
^ejcic^nung^toeife  nur  in  bem  Cc^nttjort  Kappus  Kappes  Kabis  =  m^b. 
kappu5,  kabe^,  a\fb,  kabu^,  chapu^:  lat.  caput  "^opf  auf;  ogl.  ital. 
capuccio  *)  =^  mitteUaf.  caputium  (bei  Albertus  Magnus)  '5?opffo^r. 
6.  'Jifc^er-'^Benaon,  5lltbeutfd)e  ©artenflora  111.  Kopfkohl,  Haupt- 
kraut ift  eine  llbeife^ung  be^  romanifd)en  9'Zamcn*,  ber  ja  auc^  ber 
botanifc^en  93enennung  Brassica  capitata  ju  ®runbe  liegt.  Kappus 
ift  je^t  im  9?ürfgang  begriffen:  al^  ^b.  toirb  e^  nur  nodb  in  '2ßeftf. 
unb  Qi^^einprooins  anerfannt  unb  in  ber  Sc^riftfprac^c  tocnig  ocrtoenbet. 
^Oiunbartlic^  ift  c^  aUerbing^,  toie  toir  gefe^en  ^aben,  noc^  toeiter  t>er= 
breitet. 

®er  geograp^ifdjc  i5aupfunterfd)ieb  aber  ift  ber  »on  norbbeutfd) 
(Weiß)Kohl  —  im  6üben  (Weiß)Kraut.  di  ^anbelf  ftc^  ^ier  um 
oerfc^icbene  "Sluffaffung  oon  Kohl  unb  Kraut.  5)er  *53erliner  ift 
geneigt,  bie  93c3eic^nung  feinet  QBci^fo^l^  al^  Kraut  für  unrichtig  ju 
b«lten,  tocil  er  unter  Kräutern  nur  Qöalb^  unb  Äeilfräuter,  QGßiefcn- 
unb  ©artenfräuter  oerfte^t.  ®iefe  enge  "Raffung  btß  93egriff*  Kraut 
ift  jtoar  xotit  oerbreitet  unb  t»olt^fümlic|>,  aber  fefunbär  unb  ungenau. 
3n  ber  93otanif  oerftc^t  man  unter  Kräutern  alle  ^flanjen  mit  einem 
faftigen,  toeic^en,  nic^t  ocrl)oljtcn  Gtengel  im  ©cgenfa^  ju  bcn  93äumen 
mit  einem  ^oljigen  Stamm  unb  bcn  ©räfern  mir  ^o^lcn  Stengeln  ober 


')  ^ronj.  chou  cabus  ift  na*  gjJcpcr-eübfe  Stpm.  QBb.  130  entlehnt 
aui  fiem.  lomb.  gabüs. 


568  QBcitfo^I 

ioolmen.  6c^on  ^onrob  öon  9)^cgcnbcrg  (1309 — 1374)  be^anbclt  in 
feinem  93uct)  bcr  'idatm  hit  *^flanjcn  in  gtoci  Kapiteln  Von  den 
paumen  unb  Von  den  kräutern  in  ainer  gemain,  unb  bic  ^reutec= 
büc^er  bc^  16.  Za^v\}unbzxti,  t)on  '^att\)xo\\xß,  93od,  ^abcrnaemon= 
tanu^  ftnb  aflgcmcine  'pfianäcnlel^ren.  Kräuterreich  iff  im  18.  So^r- 
^unbcrt  fo  öicl  alß  'ipflanaenrcic^  (^bclung  ^b.  II  1762),  unb  nbl. 
kruidkunde  bebeutet  '^flansenfunbe,  kruidboek  botanifi^e^  ßc^rbuc^. 
3n  9'^orbtoeftbcutfc^lanb,  in  Q3öcftfolen  unb  Q'J^einproöinj,  bcäcicbncf 
Kraut,  h>ie  oben  (0.  367  f.)  cmä^nt  tourbe,  eine  9)JarmcIabc  ober 
ein  ^u^  au«  Äpfeln,  93it:nen  ober  Pflaumen  (Apfel-,  Birnen-. 
Pflaumen-,  Zwetschgenkraut),  aber  aud^  au«  Sucferrübcn,  ^o)?i- 
nambur  ober  'JÖeintrauben,  alfo  eine  getoürjige,  fc^madE^aftc  *33egeta- 
bilic;  ogl.  nbl.  kruid  '©eloür^'.  ®ic  im  oftnicberbeutfci()cn  ©ebiet  (Oft-- 
unb  '^öeftpreulen,  'pommern)  entfprec^cnbc  Kreude  (munbartl.  Krüde. 
Kreide)  loirb  fotoo^l  oon  *33aumobft  (Kirsch-,  Pflaumenkreide), 
ali  au6)  oon  Kräutern  unb  93eeren  (FHeder-,  Holunderkreide)  ge= 
mac^t:  f.  <5rifc^bier  <2öb.  I  426.  Kraut  \)at  alfo,  fclbft  im  9^icber- 
beutfd)cn,  eine  toeite,  faft  aUc  93cgctabilien  cinfd)tie|enbe  *23ebeutung. 
*2ßenn  Q'^^agoriu«  (93on  ^raut--gärten,  ^ern  1639,  5.  (£ap.  6.  46) 
unb  Äo^berg  (Georg,  cur.  9^ürnb.  1682,  I  496)  oon  ben  Köhl- 
kräutern  ober  Kohlkräutern  fpre(^en,  fo  f\ci)t  man,  bo^  Kraut  für 
fte  bcr  toeitere  93egriff  ift. 

Kohl,  a\)t>,  cöl  ift  txii  lat.  cauUs,  eigentlich  'Stengel,  6trunf", 
bann  ein  burd^  feinen  eParen  6trunf  au«ge5eic|)neter  ^o^l,  fc{)lie§lic^ 
mit  Brassica,  toie  e«  f^eint,  jiemli^  ober  ganj  f9noni)m  gctoorbcn. 
^a\)tx  toirb  chol  fotoo^l  mit  brassica  (^^b.  ©loffen  III  592)  loie 
mit  cauhs  (0iefenbac^  Gloss.  108^)  gleid^  gefegt.  QBie  9^.  o.  ^ifc^er» 
93en5on,  '2lltbeutfd)e  ©artenflora  109  ff.  au^gefüljrt  ^at,  laffen  ft^  toebcr 
bic  antifcn  Äol^larten,  bic  un«  genannt  toerben,  Tritianum,  Gunia- 
num,  Pompeianum  genus  uflo.  (Plin.  n.  h.  XIX  139  ff,)  nod()  bic 
ältcftcn  in  ®eutfd)lanb  gesogenen  ftc^er  ibentifisicren.  ^uc^  fd)cinen 
ftc^  bic  ^ol^lartcn  t>m6)  bic  3udbt  aHmätjlid)  nii^t  unbcträc^tlicb  ocr- 
änbert  ju  ^abcn.  öpcjicU  bcr  92ßei^!ol^l  lä§t  flc^  bei  ben  9?ömcm 
noc^  nic^t  nac^toeifen.  ®ie  Überfe^ung  »on  brassica  unb  cauUs  mit 
römscher  Köl  toeift  ober  barouf  ^in,  ba^  eine  römifc^e  Äo^lart  in 
®cutf(^lanb  eingeführt  toorben  ift. 

^Ößä^rcnb  nun  bcr  '2öeipol()l  im  mittel«  unb  obcrbcutf(^cn  6prac^= 
gebiet  nic^t  aU  Kohl,  fonbern  aU  Kraut  bcjeic^net  »irb,  »erben  bic 
anbcrn  ^o^lortcn  au(^  in  btcfem  ©ebiet  aU  Kohle  anerfannt  unb  nic^t 


OBcigfo^l  (6aucrIo^I)  56^' 

ol^  Kräuter  benannt,  di  ftnb  bie^  bcr  ^Söirfingfo^l,  ®rün!o^P), 
•Blumcnfo^I,  bercn  9^amen  in  eigenen  ^rtifeln  befproc^en  ftnb.  *5)er 
9Ro^tnto\)l  n?irb  in  QBien  Sprossen  ober  Kohlsprossen  genannt. 
Kohl  fc^tec^ttpeg  hthtxittt  in  Öfterreic^,  ©c^toeij,  (?lfa§,  £ot^ringcn, 
aucfe  Harburg,  '^Bre^lau  'Söirfingfo^l,  in  mehreren  norb=  unb  mittel^ 
beutf^en  Orten,  Scocr,  6iegb.,  0ortm.,  Qanhad),  <5)armft.,  Slfterb. 
(ogl.  oben  6.  221),  ^^üringen  (Äertcl  ^^ür.  143)  ®rün!o^P),  in 
eufcmburg  (<2ßb.  lur.  9}^.  236) ,  nac^  "^ri^el  unb  Scffcn  QJoH^n.  61 
auc^  in  "SOZainj,  ^falj,  '33at)crn  bcn  9iapi,  Brassica  napus  oleifera, 
cnblic^  in  "^eter^b.  unb  ®orp«t,  wie.  toxv  oben  (6.  565)  fa^en,  bcn 
<2ßei§!ot)I.  ^ber  oon  biefen  ^o^larten  finb  bcr  903irfingfo^l  unb  ber 
"^Blumenfo^I  erft  in  neuerer  Seit  nac^  <5)cutf4)lanb  gcfommen,  ber  @rün= 
fo^I  iff  in  Öfterreicl)  oer^ältni^mä^ig  feiten,  fo  ta^  Kohl  in  älterer 
Seit  auf  oberbeutfd)em  ©ebiet  nic^t  fe^r  oerbreifet  getocfen  ju  fein 
fc^eint.  Smmer^in  nennt  bic  t)ciligc  Äilbegarb  (1098  —  1179),  bie  am 
Oberr^ein  lebte,  I  84  kole  et  weydenkole  et  kochkole  neben  Kap- 
pus:  c^  gab  alfo  bamal^  noc^  anbere,  un^  nic^t  nä^er  befannte 
^©^Iraffen. 

®auer(o^l,  ber  gehobelte  unb  mit  6al5  in  <5äffcrn  eingemachte 
933ei§!o^l,  ber  mit  ber  Seit  eine  faucre  ©ät)rung  cricibet  unb  fic^  über 
bcn  hinter  bi^  jum  ^xü\)ia\)x  unb  Sommer  ^It.  9}ian  ertoartet, 
bo§  bie  ^Benennungen  t>ti  Saucrfo^Ic^  bcnen  be^  ^ei§fol)lc^  ent-- 
fprec^cn  toerbcn,  unb  in  ber  '^at  befte^t  neben  bem  "^ßort  Weißkohl 
ber  'Jlu^brucf  Sauerkohl,  neben  Weißkraut  Sauerkraut  unb 
neben  Weißer  Kappes  Sauerer  Kappes,  ^ber  bie  Q3erbrci- 
tung^gebietc  ber  cinanbcr  enffprcc^cnbcn  Benennungen  becfcn  ft(^  nic^t, 
hjcil  tai  QSJort  Sauerkraut  oiclfac^  über  bai  (Scbict  oon  Weiß- 
kraut, Kraut  ^inau^ge^t  unb  neben  unb  tro^  Weißkohl  gebraucht 
toirb.  3n  QQ3cftprcu§en,  Qtcttin,  ßübccf,  £ecr,  9'^orben,  6onbcr^^.  üjtrb 
Sauerkraut,  aber  Weißkohl  gefagt").  ^er  ®run!)  für  biefc^  "2Iu^= 
cinanbcrgc^en  ber  beiben  93cjci^nungen  ift  offenbar  ber,  ba^  in  manchen 
Orten  jtoar  ber  frifc^c  '^öci^fo^l  öon  je^er  befannt  ift,  ber  6auerfo^l 

')  5)cr  ©rünfo^l  ^ci^t  in  Öfterrei^  nur  Blaukohl,  nic^t  Blaukraut. 
wie  id?  oben  S.  221  irrtümlich  behauptet  ^obe.  Unter  Blaukraut  wirb  ta- 
fclbft  nur  ber  9Rotfot>l  ocrffanben 

-)  Qlucb  in  9^ürnberg  fc^cint  Kohl  in  bcm  "^eutfcö-lat.  OBörter-^ücblein 
»on  1732  S.  19  ben  ©rünfo^l  ju  meinen. 

')  5luc^  9Jeuter  fc^reibt  Surkrut,  fonft  Kohl. 


570  Qöei^fo^l  (eaucrle^l) 

aber  crff  in  jüngerer  Seif  au^  ©egenben  eingeführt  toirb,  too  er  Sauer- 
kraut \)t\^t  QBä^renb  Weißkohl  in  [tiefen  Orten  bobenffänbig  ift, 
ift  Sauerkraut  aui  ber  ©efd)äff^fprac^c,  burc^  bcn  ioanbel  oon  au§en 
eingcbrungcn.  0cr  häufige  3ufa^  Magdeburger  Sauerkraut  jeigt 
f4>on,  t>a^  ber  6auerfo^l  manchen  ©cgcnben  oon  anbcren  Orte«  toie 
Süßagbeburg  au^  jugc^t.  ^inc  ßübecfcrin  f^rieb  mir  in  einem  ^Briefe 
»om  3at)rc  1910,  ba^  ber  6aucrfo^t  öor  20 — 30  So^ren  in  ßübecf 
noc^  unbefannt  tvat,  je^t  öon  ec^t  ßübeder  Familien  nur  ali  tttoai 
93efonberc^  hd  ©efellfc^oftcn  gegeben  toerbe  unb  ftc^  erft  tangfam  ein= 
fül^re  unb  jtt)ar  unter  bem  'S'^amen  Magdeburger  Sauerkraut,  ^enn 
unter  Sauerkohl,  iiai  cnd)  in  ßübecf  öorfommt,  t>erfte|)t  man  bort  ben 
al^  6alat  mit  (ffftg  ober  Qöein  zubereiteten  gefd)nittenen  9Bei^fo^l, 
tvai  man  in  öftcrreic^  Krautsalat  nennt. 

3n  einigen  6täbten,  Äalberftabt,  Gi^leben,  ÄaUe,  ^rtcrn,  3t\%, 
©bttingen,  teerben  beibc  ^lu^brüdc,  Sauerkohl  unb  -kraut  gebraucht. 
3n  9}Jagbcburg  ift,  toie  mir  oom  bortigen  6täbiifd)cn  ©ro§mar!f  für 
©emüfe  mitgeteilt  toirb,  Sauerkohl  ber  oolf^tümlic^e  Qlu^brud,  Sauer- 
kraut toerbe  „in  befferen  Greifen"  gcfagt:  ba^er  Magdeburger  Sauer- 
kraut in  ©öttingen,  ßübecf  unb  fonft.  21uc^  faft  t>ai  ganje  Kappus- 
®thitt,  QGßeftfalen  unb  bie  nörblic^e  ^^^einprooinj  fotoic  Oanabt., 
oertoenbet  Sauerkraut.  Sauerer  Kappus  ober  Kappes  toirb  mir 
nur  au^  ^refelb  unb  ^5(n  (neben  Sauerkraut)  ongegebcn.  3)a  auc^ 
ganj  Sübbeutfc^L,  Öfterreic^  unb  6c^loeia  Sauerkraut  fagen,  ^>at  biefer 
0Jame  über  Sauerkohl  ein  ftarle^  llbergetoic^t.  (5r  toirb  auc^  ju  Kraut 
abgefürjt,  bai  i^  aU  £e^ntoort  auc^  in  Oberitalien  geljiJrt  \)aht. 

^bnig^berg  gicbt  fttoo^l  für  ^ei^fo^l  toie  für  6auerfo^l  bie  *23e= 
jeic^nung  Kumst  an,  hit  aber  urfprünglic^  nur  bem  6aucrfo^l  ju- 
fam,  beffen  ältefter  ^lame  fte  ift:  m^b.  kumpost  gumpost  kom- 
pest  m.  au*  lat.  compositus,  \>ai  au*  bem  ^lltertum  nur  für  in 
^aljlafe  eingelegte  Olioen  bezeugt  ift  (^olumella  Xll  49,  3:  hac  con- 
ditura  compositis  ohvis),  ein  93erfal^ren,  t>ai  im  9}Jittelalter  in 
^cutfd)lanb  auf  ben  "^öeipo^l  übertragen  tourbe*).  6eitbem  ift  ber 
6auerfol)l  ein  fpcjififd)  beutfd)e*  (fffen,  bai  auc^  ben  ^fJac^baren  im 
Qßeftcn  unb  6üben  al*  folc^e*  gilt,  aber  bcnnoc^,  toic  bie  obigen  '2ln-- 
gaben  jeigen,  faft  bi*  in  ncuefte  Seit  nic^t  gcmeinbcutfcb  getoorbcn  ift "). 


')  QSgt.  Äcpnc,  9Za^rung«tt)cfcn  6.  327. 

*)  <3[Rat^criu*  fd^rcibt  in  feinen  iöoc^jcptprcbigtcn  S.  136:  „öpccf  unb 
5? öl  neben  ber  Änacfrourft  unnb  gutem  Hamburger  <33icr  »ar  etwonn  ber 
Äac^fcn  Qßilbprctt  unnb^cin*.  '^it  Köl  ift  bocb  roo^l  6oucrfobl  gemeint. 


<3Bci^fo^t  (9?otfo^l)  571 

9)Junbartlic^  ift  Kurapost  unb  feine  oerf4)icbencn  formen  oiel  weiter 
oerbrctfet:  preu^.  Komst,  genauer  süre  Komst,  sauerer  Kumst 
^rifd)bicr  90öb.  I  445  f.,  in  QBalbedE  Kumpes,  in  £ippe  Kumst 
0903b.  V  1687,  toeftf.  Kumpst  QOÖocfte  9[ßb.  150,  iäd)\,  Komst 
^0'iüllcr'=9^raureut^  QOßb.  I  81,  t^ür.  Kaumbesd,  Kumsd  ioerfel  5^ür. 
144  (t^ür.  frönt.  Komst  ^bclung  QSb.  I  1701),  ^cff.  Kombes 
Kumpes  QUilmar  3b.  218,  'v^reccliu^  "^Bb.  236,  in  ^oblens  Kompes, 
„eine  (Sattung  6auerfol)I,  wo  bie  ^rautföpfe  nur  in  ^albc  ober  QSicrtcI-- 
teile  gcfc()nittcn  toerbcn"  Älein  '^roö.^QBb.  I  248,  elf.  Gumpost  eif. 
QBb.  I  220,  bapr.  Gumpost  6cömcacr  <33b.  I  915  \). 

0a^  m^b.  Kumpost  ift  im  9'Z^b.  burc^  Sauerkraut  üerbrängt 
toorben,  bai  feit  ber  2.  Äälftc  bc^  16.  Sa^r^unbert^  belegt  ift^).  Un- 
gefähr cbenfo  alt  ift  Sauerkohl:  Cioleru^  fpric^t  im  ibau^buc^  öon 
^ti^cn,  Getieften,  Q3oigtlanb  unb  anberen  Orten,  „iia  bie  rechten 
fauren  ^o^lfreffcr  too^nen".  <5)iefc  begrifflich  burc^ftc^tigeren  ^u3- 
brücfc  ^abcn  über  hai  in  manchen  (Segenben  unbefannte  Kumst  ben 
6ieg  baoon  getragen  unb  bicfc^  auf  bie  Stufe  eine«  munbartlic^en 
QOßortc*  ^inabgebrücft. 

®er  9^otfo^(,  Brassica  oleracea  capitata  purpurea,  bie  bcm 
'^öei^fo^I  eng  üerwanbtc  rote  "^Ibarf,  ge^t  toie  Sauerkohl  in  feiner 
93cnennung  bcm  '^Bei^fo^l  parallel.  ®en  9fJamen  Weißkohl,  Weiß- 
kraut, Weißer  Kappus  entfprec^en  Rotkohl,  Rotkraut,  Roter 
Kapp  US.  2lber  bie  QJcrbreitung^gebiete  becfen  fi^  toieber  nic^t  obHig. 
'5ßäl)rcnb  jcboc^  Sauerkraut  in  bai  (Scbiet  oon  Weißkohl  ^incin-- 
rci(^t,  greift  umgc!c^rt  Rotkohl  in  bai  ©cbiet  oon  Weißkraut  über, 
ift  alfo  nic^t  auf  hai  oon  Weißkohl  befd)ränft,  fonbern  \tt\^t  neben 
Weißkraut  in  "^Breglau,  9'^emfd)cib,  Äeibelb.,  0onautt)ört^,  93ern, 
neben  Kumst  in  ^bnig^bcrg,  neben  Kabus  in  O^nabr.,  neben  (Weiß)- 
kapst  in  jOJünfter,  Gc^werte,  neben  Kabbes  Kapst  in  ^aberb.,  neben 
Weißer  Kappus  in  ^oblenj. 


')  ®ic  anbern  93cbcutungcn,  in  bcncn  Kumpost  munbartUc^  noc^  oer« 
wcnbct  tt)irb  (fc^lcf.  Kumst  6a§  im  '3;intcnfa^  <2Bcin^olb  93cifr.  49,  ober- 
fäc^f.  bgl.  unb  Komps  faucrc  OJJilc^  "aKüUcr-^raureut^  9Bb.  n  81,  n^b- 
Kompost  ©ünger)  gc^cn  un^  t)icr  nic^tö  an. 

-)  Äird)t)0f  OBcnbunmuf  (1563—1602)  sauwer  Kraut  ®^b.  VIII  1872. 
Solcru«  Äau^buc^  (1593)  III  c.  49  Sawer  Kraut,  ©eiäf öfter  Sclbftbiogr. 
(oor  1620)  6.  101  Sauerkraut.  Äainf)ofer  9?cifen  (1628/9)  6.  49  saurkrant. 
5^r.  QGßeifc,  Srjnarren  (9leubrucfe  12—14)  6.  178  Sauerkraut. 


572 


QBctfe!of)t  (9Rotlo^t) 


3m  ^appui-®cbkt  finbef  ftc^  aber  aufi)  bcr  9^amc  Roter  Kap- 
pus,  fo  in  *S)ortmv  ^cfcl,  ^refclb,  6iegb.,  ^ricr.  Roter  Kappes 
in  ^ö(n,  Rotkap  st  in  ^abcrb. 

3m  6üboftcn,  in  "^at)crn  unb  Öftcrrcic^,  ftnbcf  man  btc  'Jarbc 
bc^  ^0^1^  blau  unb  nennt  it)n  ba^cr  Blaukraut,  in  93öt)m.--  £cipa 
unb  93icli$  Blaues  Kraut.  3n  Öftcrreid)  iff  aber  auc^  Rotkraut 
fcl|)r  gebräuchlich.  3n  QDöürffemb.  liegt  ebenfalls  Blaukraut  neben 
Rotki'aut.  ^om  Blaukraut  ift  ber  Blau  kohl  ju  unterfc^eiben,  tt)ie 
in  6übbeutfc^l.  unb  öfterreid^  ber  @rünfol)l  ober  eine  bläulii^e  9^affe 
be^felben  ^ei§t.  ^enn  icf)  oben  6.  221  unter  Grünkohl  bcmcrft 
\)aht,  ta^  ber  ©rünfo^l  im  6üben  aucf)  Blaukraut  genannt  toerbe, 
fo  beruht  bie^  auf  einem  ^ü'Ji^oerftänbni*:  Blaukohl  unb  Blaukraut 
entfprec^en  fic^  nicl)t  tvk  Rotkohl  unb  Rotkraut,  fonbem  bejcicf)nen 
jtoei  oerfc^iebene  ^ol)lt)arietäten :  Blaukohl  ift  nur  ©rünfo^l,  Blau- 
kraut ift  9^otfo^l. 

<S)er  9^ame  Rotkohl  ift  geloi§  fe^r  alt,  ba  feine  lateinifc^e  6nt= 
fpre(^ung  rubeae  caules  fi(^  fcf)on  hti  ber  ^eiligen  Äilbegarb  (12. 3a^r- 
^unbert)  finbet.    Q3gl.  <5ifcl)cr-93enaon  ^ltbeutfcf)e  ©artenflora  112.  205. 


lim  bai  9^ebeneinanber  bcr  oerfcl)iebcnen  Q3enennungen  oon  Weiß-, 
Sauer-  unb  Rotkohl  überfic^tlic^  ju  machen,  laffe  ic^  nac^fte^enbc 
Tabelle  folgen. 


QQßci^fo^l 

©auerfo^l 

9^otfo^t 

"'peter^b.,  <3)orp. 

Kohl 

Sauerkohl 

Rotkohl 

Q'Jiga 

Weißkohl 

V           ;? 

55           »5 

^bnig^berg 

Kumst 

Kumst 

55           55 

©anjig,  <S>tfc^.--i 
^rone            j 

W^eißkohl 

Sauerki-aut 

55            »5 

'^ofen 

Kraut 

■>•>         » 

Rotkraut 

Q3rcglau 

:? 

n             H 

Rotkohl 

93eut^en 

W                     V 

Rotkraut 

etcttin 

Weißkohl 

51                     1 

Rotkohl 

9Roftocf,6c^»ocrin 

" 

Sauerkohl 

55           55 

ßübcrf 

Weißer  Kohl 

Magdeburger 

Roter  Kohl 

•^MVvV^ 

(Weißkohl) 

Sauerkraut 

(Rotkohb 

5?iel,  6c^lc^tt)ig 

Weißkohl 

Sauerkohl 

Rotkohl 

Hamburg,  Aar*) 

bürg               J 

r            •■■> 

r           » 

., 

Bremen 

Weißer  Kohl 

55                55 

Roter  Kohl 

OBeifefo^l 


573 


<2öei^fo^l 

6auerfo^( 

9^otfo^l 

Olbcnburg 

Weißkohl 

Sauerkohl 

Rotkohl 

iöannoocr 

Weißer  Kohl 

5' 

55 

^infcn 

Weißkohl 

51           5r 

15            V 

O^nabrücf 

Kabus 

Sauerkraut 

n       T 

Singen 

Weißkohl 

55                     55 

11        r 

ßccr 

V                55 

55                     M 

n       r 

9^orbcn 

51                V 

W                     »5 

Sauerkohl  u. 

15           15 

@5tfingcn 

?•                55 

-kraut 

55           1? 

^rüun[d)tt)cig 

•r           55 

Sauerkohl 

55            11 

£üncburg 

55                « 

55               55 

M           »5 

93crlin,  «^rn^lolb. 

r                55 

71                5' 

15        r^ 

Öbigfclbc 

55                5? 

r           r- 

r        n 

"lO^agbcburg, 
Äalbcrft.,  ei^l., 
'2lrtcrn,  3ei$ 

55                55 

Sauerkohl  u. 
Sauerkraut 

V           15 

ioaUc 

Weißkohl  u. 

Sauerkohl  u. 

-kraut 

-kraut 

15            »5 

Gonber^^aufcn 

Weißkohl 

Sauerkraut 

15          n 

Qöcimar,  ßifc--  i 
nac^              1 

Weißkraut 

15                   51 

Rotkraut 

"iCRciningen 

55                   55 

51                   15 

H              11 

ßcipjig,  93au^en 

55                     55 

55                    » 

n         n 

*33ogtlanb 

r              5" 

T                   51 

11         11 

^ücfcburg 

Weißkohl 

Sauerkohl 

Rotkohl 

"SJ^ünffer 

Kaps 

Sauerkraut 

55        r 

0ortmunb 

W^eißer  Kappus 

55                   11 

Roter  Kappus 

<5cfe»pertc 

Weißkapst 

11                    11 

Rotkohl 

'^abcrbom 

Kapst,  Kabbes 

H                   H 

Rotkapst   und 
Rotkohl 

Gicgcn 

Weißer  Kappus 
u.  Weißkohl 

11                  w 

Rotkraut 

QCßcfcI 

Weißer  Kappus 

^                     51 

Roter  Kappus 

k     Ärcfclb 

Kappus 

Saurer  Kappus 
u.  Sauerkraut 

11               n 

^5In 

Weißer  Kappes 

Saurer  Kappes 
u.  Sauerkraut 

Roter  Kappes 

6iegbucg 

Weißer  Kappus 

Sauerkraut 

Roter  Kappus 

574 


<2ßei|fo^t  —  QCßefte 


gSci^fo^l 

@auet 

'Ul)i 

cRotfo^t 

Q'^cmfc^etb 

Kraut 

Sauerkraut 

Rotkohl 

^ac^cn 

Weißkohl 

55 

55 

55            55 

S^ohlttxi 

Weißer  Kappus 

55 

» 

55           55 

^riet 

Kappus 

55 

55 

Roter  Kappus 

6aarbrü(fcn 

Kraut 

55 

»» 

Rotkraut 

Äaffel,   9]^att>.,l 

«Julba 

» 

» 

55 

55             5» 

^ranlfurf 

Weißkraut 

55 

55 

55             55 

^fala,  eifa^. 

i 

» 

93aben 

n             « 

» 

55 

55             5» 

QBütttcmberg 

71                 » 

5» 

!) 

Blaukraut  und 
Rotkraut 

^fc^affenbutg 

:»              ri 

55 

55 

5*               V' 

®onautt)5rf^ 

51                   55 

55 

55 

Rotkohl 

Äof,   «Hn^b., 

3ngolft.,^ün- 

55                   VI 

5) 

5» 

Blaukraut 

c^en,  "^lug^b. 

93icH^,  2t\pa 

Kraut 

55 

5» 

Blaues  Kiaut 

<2Bten,  ^uffcc 

55 

5J 

)» 

Blau-  und  Rot- 
kraut 

3nn«br.,  SeU, 

i 

5) 

55 

Rotkraut 

93crn 

M 

55 

55 

Rotkohl 

^eftc 

•JlrmcUofc^  ^Icibung^pürf  bcr  Männer,  über  bcm  Äemb  unb  unter 
bcm  9RodE  getragen.  3n  öfterreic^  mit  Qlu^na^mc  öon  ^'6\)mtn  unb 
6d)Icfien  unb  öercinjelt  in  6übbeutfd)Ianb,  6aorbr.,  5luggb.,  Kempten, 
iff  Gilet  üblic^.  3n  9}iä^ren  toirb  Weste  ol*  „vornehmerer"  "ilu*-- 
brud  für  Gilet  gebraucht.  Siebenbürgen  unb  t)it  öc^toeij  geben  Weste 
an.  3n  93ern  gilt  Gilet  ali  biatcftifc^;  hai  Qßort  gehört  auc^  ber 
elfäffifc^cn,  lot^ringifc^cn  unb  luyemburgifc^en  ^iJZunbart  an  *).  '5)eutf(^c 
^u^brüde,  bie  jeboc^  me^r  munbartlic^en  (i^arafter  tragen  ober  nur  von 
ben  QKcftcn  ber  "^Säuern  gebraucht  werben,  ft"^  in  (flfa^  Brusttuch 
(ogl.  eif.  QBb,  II  648),  in  Öftcrreic^  (^uffec,  ®münb,  '^Bregenj,  3ip^> 
LeibL 


»)  ScMle  €tf.  qßb.  U  40.    'JoUrnann  <2Bb.  441.    Gili  <3Bb.  lur.  9«.  146, 
Giletaäckle  Stegemann  5)ontcl  3unf  160. 


^cpe  575 

<5)a«  ^tx\)ältmi  ber  '2Iu«brücfc  Weste  unb  Gilet  ift  »on  3ntcrcffe 
für  bic  ©cfc^ic^tc  bicfc^  ^letbung^ftüdf^.  93eibc^  fmb  £e^nh)örtcr  au^ 
bcm  '5ran55ftfd)cn,  aber  bort  bcbcufct  nur  gilet  unfcrc  '^cftc,  veste 
bogcgcn  aii  'Qix6)aximu^  t)ai  früher  getragene  'Jßam^  ober  eine  furje 
Sarfe,  toic  bie  <c>taU\ade,  ^urnjadc,  bai  Äamifol,  b.  ^.  bit  franäöftfc{)e 
veste  ^at  *2iirmcl,  bie  bcutfc^c  '^ßcffc  nid)t.  ©a^  Qßort  iff  entlehnt 
toorbcn,  al^  e^  noc^  bai  ^am€  bcjcic^nefc  unb  biefc^  5?leibung^ffürf 
nod)  9?^obe  toar.  ^ciganb^  früt)cffer  '^Beleg  ift  d^r.  Cubioig^  (fnglifc^' 
^eutfc^--'5ran^.  £ericon  oon  1706.  (?^  begegnet  jcboc^  fc^on  im  17. 
3a^rt)unbert,  im  ^eutfc^--<5ron55fifc^cn  S!}^obcn-©eift  (©ebrucfet  jum 
®el)er^bcrgf  1689),  tpo  e^  ^ci§t:  „mit  franj5fifd)en  Äütigen,  "heften 
unb  galanten  ©trumpfen"^).  3m  99ßicncrifd)en  Diarium  t)om31.3au. 
CSln^ang  ju  9^um.  9)  unb  üom  1.  ^ej.  1725  toirb  e§  noc^  nacl) 
franäbnfd)cr  ^eife  Veste  gefc^rieben.  ©a^  franj.  veste,  feit  1640 
belegt  *),  toar  felbft  au<  bem  3talienifc^en  entlehnt,  too  veste  =  lat. 
vestis  '^leib,  ^njug'  bebeutet.  3n  "^omcp'^  Grand  Dictionnaire 
Royal  oon  1700  toirb  frj.  veste  noc^  mit  „longe  robe,  ein  langer 
S^ren^'iDiantel"  überfe^t,  tn  ßubtoig^  Dictionary  engl.,  germ,  and 
french  t)on  1763  engl,  vest  mit  „^efte,  .^leib,  langet  ©etoanb  für 
bic  ^inber,  c^e  fie  Äofen  tragen,  langer  ßeibrocE".  (S.i  tourbc  aber 
bann  für  ba^  ^am^,  frj.  pourpoint,  gebraurf)t,  b.  ^.  für  bie  93cftei' 
bung  be^  Oberförper^  bei  ben  SO^Jännern,  bic  mit  'firmeln  unb  6cl)ö§en 
t>erfel)en  auc^  noc^  einen  ^eil  bcr  Oberfci)en!el  htbtdtt.  3m  2aufc  be^ 
1 8.  3<i^r^"ni>crt^  tourbe  bic  QDÖeftc  ftarf  gefürjt  unb  fanf  auf  bic  6tufc 
cineg  Unterflcibe^  ^crab.  'Jrifc^  überfc^t  im  '5ran^öf.=^cutfd)en  QQÖör- 
tcrbuc^  oon  1719  frj.  Veste  „eine  QDßefte,  ein  C^amifo^l,  ein  Untcr-- 
xod  bcr  Männer"  ').  0ie  'J^olgc  toar,  ba^  bcr  9?ocf,  bcr  bi^  ba^in 
bic  ^unftion  cine^  Übcrsic^er^  geljabt  \)atU,  nunmehr  auc^  im  Simmer 
ni4>f  meljr  abgelegt  tourbe  unb  bie  "älrmcl  bcr  ^cfte  batjer  übcrflüffisj. 
erfc^iencn.  ^rü^cr  toar  jcittoeife  bcr  9?0(f  ärmellos  gctocfcn*).  3cftt 
öcrlor  bic  ^cftc  i^rc  "älrmcl  unb  bcr  9'^ücfcntcil  tourbc  au^  billigerem 


^)  3c^  entnehme  bie  6fcUc  Ä.  <2ßci^  Äoflümfunbe  lU  2  6.  1055,  ba 
mir  bo^  'Suc^  felbft  nlc^f  jugängtic^  ift. 

'')  93gl.  Äa^fclb  unb  ©armcftetcr  Dict.  unter  veste. 

■")  "illuc^  in  bcm  5:eutfcf)-engl.  Ccricon  öon  G^r.  Cubioig  (l.*2lufl.  1706. 
3.  "2Iuf[.  1765)  toirb  weste  ober  veste  mit  camifol  ober  Hntcrftcib  toiebcr- 
gegeben. 

*)  Sumoran,  <S)ai  nctoc  Gprac^buc^  (3}Jünc^en  1621)  übcrfe^t  Rock 
mit  itot.  robba  senza  manicbe. 


576  ^cftc  —  QBirrmgfo^t 

<5toff  ^crgcfteüt.  3m  3ufammeni)ang  mit  bicfcn  *23eränbcrungcn  bti 
ehemaligen  'Söamfe^  ffe^t  bcr  ^cd)fel  be^  9'^ameng  im  '^ranjöftfc^cn : 
pourpoint  —  veste  —  güet.  5)er  "Slu^brud  gilet,  jucrft  1736  im 
Mercure  de  France  belegt,  1762  üon  ber  2Ifabemie  jugelaffen,  toirb 
»on  Äa^felb  unb  ©armefteter  Dict.  oon  einem  'lO'Janne,  ^^amen^  Gille 
(Slegibiu^)  öbgeleitet,  ber  bie  '^ßefte  o^nc  *2irmel  in  'zSlobo.  brachte*). 
<5)euffd)lanb  na^m  biefen  neuen  9^amen  nic^f  mc^r  auf,  fonbern  be^ 
^ielt  Weste  auc^  für  ba^  ärmellofe  ^leibung^ftüdE  bei.  ©an.  vest 
unb  cec^.  vesta  finb  offenbar  au^  bem  <S)eutfc^en  entlehnt.  €ngl. 
waistcoat  'QDöefte'  bebeutet  eigentlirf)  einen  ßeibrod,  waist  ift  bie  Taille, 
aber  fd)on  in  Cubn^igg  oben  jificrtcm  Dictionary  oon  1763  toirb 
wastcoat  mit  „QBefte,  93ruftla$,  'Jutter^Äembe,  camifol"  toieber^ 
gegeben.  ^^  mu§  i)ier  alfo  too^l  biefelbe  ^nftoicflung  ipie  hzi  Weste 
angenommen  toerben.  3n  öfterreic^  ^at  ber  neuere  "inu^brurf  Gilet 
(ebcnfo  toie  in  Q'^u^lanb)  Eingang  gcfunben.  ®ie  '^olen  bejcic^ncn 
bie  "©cfte  aU  Camifol  (kamizelka). 

Brassica  oleracea  L.  capitata  buUata.  <S)cr  ^irfingfo^I  ift 
in  mannen  ©cgenben  feiten  unb  toenig  be!annt,  fo  in  ^orpat,  <2ßin- 
terb.,  SudEm.,  Ärbllenborf.  1.  Wirsingkohl  ift  norbbcutfc^  unb 
oftmittelbeutfc^,  boc^  fonfurrircn  auf  biefem  ©ebiet  noc^  anbere  5tu^-- 
brüde.  Wirsingkohl  geben  an  O^iga,  ^önigöb.,  <5)an5ig,  ^olberg, 
Cübecf,  6c^le^tt).,  ^iel,  93remcn,  Olbenburg,  3eoer,  £eer,  9'^orben, 
<33ücfeb.,  Äannoo.,  QBinfen,  £üneb.,  ÄaHe,  (?iöl.,  ^rtem,  3eit{,  6on= 
ber^^.,  2eip3.,  ©reiben,  SOi^ünfter,  Q'^emfc^eib.  6el)r  oicl  tpeitcr  ift 
aber  tiai  cinfacl)e  Wirsing  verbreitet:  e^  ift  bcr  9Zame  bc^  ^o^lg  im 
ganzen  übrigen  ®eutfcf)lanb,  alfo  in  'SJeft*  unb  6übbeutf(^l.  mit  5lu^= 
na^me  ber  Orte,  für  bie  unten  anbere  'Slu^brüdfe  angegeben  toerben. 
3n  93erlin  fpric^t  man  oiclfac^  Wirsichkohl.  Wirsich  (Wirsig) 
tpurbc  mir  au^  in  9Regen^burg  angegeben,  unb  Wersichkohl  toirb  im 
18.  3al)r^unbert  oft  gefdjrieben:  SOJarperger  ^üc^=  unb  ÄeHer-'^ict. 
(Äomburg  1710)  6.  657.     Scbler  ilnio.-eej.  4  (1733),  1110.    <^o- 

*)  ®ic  9?ic^ttgfcit  bicfcr  Stpmologie  ^ängt  oon  bcr  Scitfroge  ab.  ®ic 
Äoftümgefrf)ic^tcn  oerlcgcn  bie  ßinfü^rung  ber  ärmcUofcn  QBcftc  mcift  oicl 
(pätcr,  'Jalfc,  ®cutfrf)c  '3:rac^tcn.  unb  <3Robentt)clt  II  272  nai  SKittc  tei 
18.  3o^rt)unbcrfö,  QBeig  Äoftümfunbe*  III  2  6.  1221  in  bie  ac^tjtger  3a^rc, 
•21.  Ärctf^mcr  unb  9Ro^rbac^,  '5;rac^tcn  ber  93ölfer  6.  323  in  bie  fcc^jigcr 
3a^rc  bc«  18.  3a^r^.,  aber  fic  führen  aUc  leine  Scugniffe  bafür  an. 


^irftngfo^l  577 

t)Otoitfc^  Q3crfud)  268.  9Raftatf,  ÄcilBronn,  nad)  Scnj  955b.  78  aucb 
.^anbfd)u^6{)ctm  nennen  bcn  ^oi)nVirschingkraut.  ^!?JunbartIi6  toirb 
ba«  s  nacfe  bem  r  gern  palatalillcrf:  Wirsching  (^Yirzing)  toirb  mir 
aui  ^Dceiningen,  3tt>cibr.,  (flf.,  ?\aftatf,  Äcilbr.,  ^2Ifcf)aff.,  9tcumorft, 
^onautt).,  "iHug^b.,  Kempten  bezeugt  M. 

2.  3n  ^ctergb.  unb  fteücnipeifc  in  ?torbbeutfc^Ianb,  in  (3cf)tt)cnn, 
Äamb.,  Syavb.,  ©öttingen,  ^raunfd)».,  Äalbcrft.  Savoyenkohl.  in 
Ärcfclb,  "S^üiTelb.,  .^öln  cinfacb  Savoyen,  in  Äabmcrsleben  Sa- 
voyer  Kohl.  0a  in  ^anjig  um  1880  nod)  Savoyerkohl  gcfagt 
»urbc,  jc^f  \Yirsingkohl.  in  Harburg  bcibe  ^u^brücfe  neben  cinanbcr 
bcftcben,  and)  in  ©öttingcn  unb  ^öln  fouiobl  Wii-sing  tt>ie  Savoyen- 
(kohl)  oorfommcn,  fo  tvav  le^fcrcr  9^amc  tt)O^I  früher  ipeiter  verbreitet 
unb  tt)irb  aümä{)Iicf)  burcb  Wirsingkohl  oerbrängt.  ^OZunbartl.  Sa- 
wau  ober  Sawaukohl  in  Äcr^fclb,  too  „^irftng  nicbt  nur  ungc= 
bräucf)lid),  fonbcm  faft  unocrftänbli':^  ift",  Q3ilmar  3b.  339,  Safaud- 
schenkol  in  Gaffel  '^Pfifter  ?'Jacbtr.  242,  nacb  ipelcbcm  aber  im  füb-- 
lic^en  Acffcn  nur  Wirsching  yoIf^mä§ig  ift.  Suremb.  Savoier-Mös 
ntr.  ®ang(cr  ^b.  387. 

3.  3n  ^ofen  ^ei§t  bcr  ^irfmgfoi)!  Welschkohl,  in  Seipjig, 
(Jlfterb.,  Scngcnf.,  in  llUer^b.  bei  (3laP,  unb  Beutl)en  Welschkraut. 
Welschen -Kohl  [cbrcibt  aud)  ioo^berg  Georg,  cur.  (1687)  ^od^b. 
III  6.  77.  ^opott)itfd)  '2?eri'u6  268  ertlärt  der  Wälsche  Kohl  für 
obcrfddjf.,  das  Wälsche  Kraut  für  fd)Iefifd). 

4.  9Rur  '2Geimar  gibt  Herz  kohl  an.  ^ie  ^otanifer  unfer-- 
fc^cibcn  aüerbings  bcn  Herzkohl  ober  gemöbniicben  \\'irsing,  auc^ 
Börsch  ober  Welschen  Kohl  mit  gefd)(oiTcnen  .köpfen  oon  bem  Sa- 
voyerkohl mit  am  9\anbe  fraufcn  blättern  unb  offenen  köpfen,  ©n 
3nferat  bc^  Ceipjiger  3nteüigen5blattc^  t>on  1767  0.  358  fünbigf  neben 
cinanbcr  Grün-Wirsing,  Pörsch-  ober  Herzkohl  unb  großen  gelben 
Savoyer  Kohl  an.  ^opotoitf^  Q3erfud)  268  fd)reibt:  „'3)er  Traufe 
ÄobI,  aucb  SaooDerfobl  (Brassica  crispa)  ift  »iellcicbf  ber  Äerjfo^I. 
0cr  ^irfcbing  bcr  Sac^fen,  'Jranfen,  ^bürinscf'  6chn)aben"  uftt). 
Vit  weiteren  Streife  inbe^,  bic  für  bie  bocbbcutfcf)c  ilmgangsfprac^c 
allein  in  "^Betracbt  fommcn,  tt>iffen  faum  etioa^  Don  einer  folcben  Unter» 
fcbeibung,  in  Berlin  unb  ■^>icn  menigftens  meines  ^iffen^  nicbt. 

5.  3n  Öfterrcicb  unb  ber  Gc^meij  'i  nnrb  ber  ^irftngfobl  cinfaA 

')  939I.   nod)   tott)r    Wirsching  'Joümann  ^b.  544.     3n  Sbanbfc^u^g. 
{)eim  wersii^kraut  ßenj  ^b.  78.     Wirsching  ^oponsitfd)  Q3erfuc^  268. 
-)  gSgl.  edjweiii.  3b.  III  212. 
ÄretfAmer ,  Ißortgeogtap^i».  37 


578  OBirnngfot)! 

al€  Kohl  o^nc  jcbcn  3ufa^  bejcic^ncf.  9S3ie  mit  Ki-aut  9ä3ci§fof)t 
ift  ^icr  mit  Kohl  immer  QOöirftngfot)!  gemeint,  "^tucf)  noc^  anbcmäct^, 
3.  93.  in  ^eter^b.,  93re^lau,  9}Jarburg  fommt  Kohl  in  bicfem  Sinne, 
jcboc^  neben  ben  jufammengcfc^ten  9^amen  öor.  "^CRunbartlic^  he- 
fteten in  Öfterreic^  jtoei  "formen :  1)  Kohl  (kel)  allgemein  oberbcutfc^: 
ha\)v.  6c|)meacr  I  1236,  fc^toäb.  Köl  «^ifc^er  <2öb.  IV  570,  elf.  kö) 
elf.  <2öb.  I  431,  lot^r.  Kehl  ^oUmann  <2öb.  281,  luj.  KeU  Hob. 
luj.  '^.  291,  fc^tpeia.  Chol  3b.  IH  212  au^  m^b.  koele,  koel  ai)b. 
köli  chöli  neben  a\)t).  m^b.  köl.  '3)ie  umgclaufefc  <5orm  loirb 
unter  bem  (Sinfluffe  bc^  norbbeutfi^en  Kohl  je^f  al^  munbortlid)  cmp= 
funben,  fie  mar  aber  früher  auc|)  f^riftf))rad)lic^.  9^oc^  '^opon)itfd> 
QJerfuc^  268  fc^rcibl  Kohl,  ^afür  begegnet  auc^  Köhlkraut,  in 
9^appenau  "SO^cifinger  'Sßb.  66,  in  bcr  3ip^,  in  QBartberg  in  Obcr-- 
öfterr.  90^att^iolu«'  ^reutterbuc^  oon  1600  fol.  139  ocrjcicbnct : 
^rau§  ^ölfraut  Brassica  crispa,  unb  6umoran,  6|)rad)buc^  (1621) 
6.  586  übcrfe^t  fpan.  vergas  o  ber§as  mit^ölfraut.  3n  bcr  ßite» 
ratur  be^  1 7.  3al)r^unbert^  tt)irb  fonft  Kohlkräuter  im  weiteren  6inne 
für  alle  ^o^lartcn  gebraucht.  "iR^agoriu^,  QSon  ^raut= gärten  (93ern 
1639)  6.  46  betitelt  fein  5.  6at>.  „Q3on  ^abii  unb  ^öt)len"  unö 
f4)reibt  bonn:  ^ß  finb  bie  ^5^l=fräuter  he\)  ben  alten  Q'^ömcrn ....  in 
großer  ^c^tung  . . .  gctocfen.  ioo^berg  Georg,  cur.  (9^ürnb.  1682) 
I  496  rechnet  ju  ben  ^o^lfräutern ,  „bie  ebenmäßig  oielerlcp  Sorten 
finb,  al^  ber  gemeine,  grüne,  braune,  rot^e,  ber  trau^braunc",  auct>  bm 
gehübten  ^o^l  (ogl.  oben  6.  568).  <3)al)cr  !önntc  fr^.  choucroute 
'6auerfo^r,  tai  getoö^nlic^  (fo  Don  Äa^felb^^Sarmeftcter  Dict.,  ^epcr-- 
£üb!c  Si^om.  et^m.  Qöb.  574)  alö  t)oHgett)mologifd)e  (?ntftellung  üon 
n^b.  Sauerkraut  aufgefaßt  toirb,  oielme^r  auf  ein  beutfdje^  Kohlkraut 
jurücfge^en,  bai  allerbing^  nic^t  fpejicU  ben  6auerfobl  bcseic^net '). 

2)  9^eben  Kohl  tvivb  munbarflic^  nur  in  öftcrreic^  bie  merfn)ür= 
bigc  <5orm  Kelch  gebraucht  (gcfproc^en  kol;^,  kö'x)-  ^opotoitfd? 
Affinia  significatione  fol.  12  f^reibt  biefe  ^orm  fpejicU  ben  QBi euer 
grauen  ju.  ^ilucb  9Zicolai  9^eifc  V  (1785)  <23ci)lagc  XIV  103.  105 
öcr5eic^net  bicfe^  Kelch  Kölch  für  Äo|)l,  blauer  Kelch  93raun--  ober 
©rünfo^l.  <5)anac^  Älein  ^rop.-^b.  I  227.  di  fragt  fxd),  ob  Kelch 
mit  Kohl  jufammen^ängt  ober  ein  baoon  »erfc^iebene^  QSort  ift.  ®cr 
ba^r.  ßauftoanbel  oon  rj  ju  rg:  Ferge  m^b.  verige  verge  au^  a\)b. 

1)  ^rj.  choucroute  f^cinf  siemlic^  jung,  c«  n)urbe  crft  1835  oon  ber 
^fabemie  jugctaffen.  ©ie  ältere  frj.  <33e8ei(^nung  war  choux  salös  'Jrif* 
9301».  (1719),  »gl.  ital.  salcraute. 


<3Birrmgto^l  579 

ferio,  fcrncc  bapr.  Erchtag  m^b.  ergetac,  erigtac,  eritac^),  mt)b. 
lilje,  gilje  :  gilge,  Aegidius:  öffcrr.  Gilgen  fd)cinf  eine  '33erfnüpfung 
oon  Kölch  mit  a\)t>.  koli,  ®af.  kölje  (ogl.  heri  Äccr,  ^at.  herie 
herige)  ju  ermöglichen,  ^nbercrfeif^  fommt  für  bk  €tt)mologic  noc^ 
ein  neben  Kelch  =  lat  calix  beftc^enbe^  obb.  Kelch  m.  Unterfinn, 
"Soppclfinn  m\)b.  kelch,  a\)b.  chelch  'Äropf  in  ^rage  (<5)^b.  V  504. 
^eiganb<2öb.  11020.  6c^meUer  <^b.I  1240.  QJilmar  3b.  198.  Crecc- 
liu^  <2ßb.  II  498.  6pic§  3b.  123),  bai  im  ^at)rifc^en  auc|>  bcn  franft)aften 
•^lu^touc^«  an  ben  'SJurjeln  bcr  Äo^lpflanje  bebeutef  (6cf)mencr  a.  a.  O.). 
3m  jtoeiten  "Jatl  fönnfc  Kelch  aud)  alö  ^b.  angcfe^en  n?erbcn.  ^alfä(^{icf> 
»pirb  ber  'Sßirfingfol)!  in  einem  „®ec  ©emüfefo^l"  betitelten  6tücf  bc^ 
^cutfc^en  2cfebuct)e^  für  allgemeine  Q3olf^fc^ulen  (^u^gabe  für  9Qßien), 
V.  ^cil  (5öicn  1912)  6.  194,  bai  oon  bem  <53otanifer  21.  ferner 
t>.  "^Oiarilaun  ftammt,  al^  der  Kelch  oder  Blasenkohl  bejeic^net, 
erftcrcr  "Slu^brucf  alfo  al^  ^o(^beuffc^  betrachtet  unb  ber  93enennung 
Kohl  oorgejogen,  oermutlic^  ipeil  biefe  ju  tpenig  fennjeic^ncnb  ift. 

®ie  meiften  9^amcn  bti  ^irfingfo^le^  toeifen  auf  öberitalien  al^ 
Äcimat  feiner  3uc^t  \)xn.  3n  3talien  felbft  \)k'^  er  frü{)er  cavol 
Bolognesi,  verzi  di  Milano^),  in  '^vantxtid)  chou  de  Müan,  chou 
de  Savoie,  engl,  the  Savoys.  ®er  ältefte  beutfcf)e  93cleg  be^  ^ol)le^, 
bcn  ic^  ftnbe,  ift  ein  Vocabolario  itahano-tedesco  oom  3.  1479  in 
bcr  Wiener  Äofbibliot^ef,  fol.  26a  Uerzi  ^m,  fol.  22a  Uerzi 
^5ü!raut.  ®cr  bapr.^öfterr.  9'^ame  bcftanb  alfo  fci()on  im  15.  3a^r= 
^unbert,  unb  bem  ^irfingfo^l  \)at  fd)on  bamal^  im  6üboften  fein 
anbercr  ^ol()l  biefen  9^amcn  ffreitig  gemalt.  <3)er  9'^amc  Wirsing 
gc^t  auf  tombarb.  loenej.  verdza,  mailänb.  crem,  verts,  engab.  verza 
(au^  lat.  viridia  '®rünc^')  jurücE.  '5)ie  fc^rt)eiäerifd)e  9orm  Wirz 
(in  3üric^),  Werz  (93ern)  fte^f  ber  italienifc^en  am  näc^ften;  cbenfo 
bai  ältere  Wersekohl ").  ®ie  "Jorm  Pörschkohl,  Berschkohl  fbnnte 
mit  i^rcm  b  au^  fpan.  berza  ftammcn,  ba  ber  ^o^l  in  ^ranfreic^ 
auc^  chou  d'Espagne  ^ic^*),  alfo  too^l  auc^  au^  6panien  belogen 
tourbc.  Wirsing  \)at  bic  beuffcl)c  önbung  -ing  erhalten,  rvk  Sellering 
in  93afel  (6eiler  93afl.  '3)2.  267)  =  Sellerie,  Besing,  Grensing 
(^ri^el^Seffen  Q3olf^n.  304),  Wirsich  bie  (fnbung  »on  Lattich,  Ret- 


*)  Coutlic^  unb  etpmologif^  ift  bicfer  ^aH  aüerbing«  nic^t  ganj  auf- 
geflärt. 

-)  '^Popotoiffc^  QSerfuc^  268.  9^cmnic^,  «aUgcm. 'l>ol9gloffen-ec5icon  I  670. 
'')  Sebicr  Unio.-ecj.  4  (1733),  1110.    -^opowitfcf)  QScrfuc^  268. 
♦)  g^emnic^  <^ol9gl.-eei-.  I  670. 

37* 


580  ^irrtngfo^l  —  "^irt 

lieh,  Versich  (=  Berberis  vulgaris).  <3)icfcr  9'iamc  bc^  ^o!)l^  ift 
oon  Sübcn  ^cr  über  bic  6c^n>ciä  unb  oielleic^t  aud)  über  ^irol  oor-- 
gebrungcn.  —  Welschkohl,  Welschkraut  toürbc  man  auc^  gern  auf 
^irol  i5urü(ffüt)rcn,  ^a  bort  welsch  für  ifalienifc^  gei^agt  irirb,  aber 
bic  offmittelbcuffd)c  QSerbreitung  bicfe^  "Jf^amcn^   pa^t  ba^u  nic^t  re4)t. 

Savoyen-Kohl  tff  t)auptfäc^Uc^  norb-  unb  norbtocftbeutfc^,  im 
17.  Sa^r^unberf  allerbing^  aud)  anbertoärt^  fc^rifffprad)lic^  oertretcn: 
der  Saphoijische  Kohl  fc^reibf  Äotjbcrg  Georg,  cur.  (9^ürnbcrg  1682) 
I  496,  unb  ßafpar  '23aul)in  Iliva^  theatri  botanici  (^afel  1671) 
S.  111,  nennt  i{)n  latcinifd)  Brassica  Sabauda  crispa.  '2luc^  bie 
norbeuropäifc^en  6pracbcn  teilen  bicfen  9'Jamen:  engl.  Savoy,  nbl. 
Savooikool,  bän.  Savoikaal,  fd):ocb.  savoykäl.  *2)icfc  QSerbreitung 
mad)f  franäöfifd)e  Äerfunft  be^  9f^amen^  tt?a{)rfc|)einlid).  ^rcnfreic^,  hai 
ben  5^0()l  oon  ober  über  Gaoopcn  belogen  i)abcn  mag,  nannte  i^n 
unter  anbcrm  aucp  chou  de  Savoie.  Äollanb  tt)irb  ben  9^amen  bem 
nörblic^en  9\t)ein(anb  unb  9Zocbbeutfd)(anb  »ermittelt  ^aben. 

3n  ber  llmgangsfprac^c  oeraitet  fd)eint  ber  9^ame  Krauskohl, 
ber  bei  "iizn  älteren  £e5ifograpl)cn  unb  93otanifern,  'Silbern^,  ^abcrnac-- 
montanu^,  9\äblcin  (®^b.  V  2103)  auftritt,  bem  lat,  ^f^amcn  Bras- 
sica viridis  ober  Sabauda  crispa  entfprec^enb,  bän.  kruskaal,  fcf)tt)eb. 
krusktil,  nbl.  krulkool,  frj.  choux  frises.  9\f)agoriu^,  QSon  ^raut= 
gärten  (1639)  S.  46  lobt  oon  ben  ^ö^len  bic  fraufen  al^  h'xt  jar-- 
tcften  unb  bcften.  Sumeilen  toirb  auc^  ber  '2ßirfing{ol)l  al^  krauser 
Blaukohl  öom  ©rünfo^l,  ber  fonft  Blaukohl  ^ei§t,  unterfc^iebcn  ("iRäb- 
lein  ©'^öb.  a.  a.  O.),  mic  umgefebrf  ber  ©rünfo^l  auc^  gi'üner  Wir- 
sing, ber  ^irfingfol)l  jum  ilnterf(^icb  baoon  weißer  Wirsing  genannt 
murbc  (9^cmnic^  ^o%l.--ecr.  I  669  f.). 

genauer  Haus  wir  t,'53efi^er  eine^  9Jiict^t)aufeg,  ber  Hauseigentümer 
gegenüber  ben  9}cie{ern.  (fbcnfo  W^irtin,  Hauswirtin,  '^Befi^crin 
ober  ^rau  beS  ^efi^crS  cincS  ^iJZietS^aufeS.  ®cr  Eigentümer  eincS 
nur  oon  i^m  unb  feiner  Familie  bett»ol)nten  ÄaufeS  tpirb  ni4)t  oXi 
Wirt  bcäcici)net,  fonbcrn  bicS  QBort  besiegt  fn^  ftetS  auf  tai  ^cr- 
l)ältnig  beS  ioauSbeft^cr^  ju  feinen  9}?ietern:  ber  'iOZictcr  fpricfet 
oon  feinem  Hauswirt.  3n  biefem  Ginne  toirb  Wirt  in  ^etecSb., 
2iol.,  9^orb--  unb  9)tittelbeutfc^lanb  füblic^  bi^  6cblcficn,  6ac^fen,  ^^ü- 
ringen,   ^icSb.,   ©armft.  gebraucht,   boc^  im  '^Bcften   tocniger  burc^-- 


QBirt  —  ^ocbentag  581 

gc^cnb.  So  toirb  mir  Wirt  =--  ibau^befi^cr  für  "^abcrb.  ol^  fclfcn, 
für  ioannoocr  al&  ungebräuchlich  unb  für  ®ortm.,  6lcgb.,  ^obl., 
'Jranff.  Hausherr  angegeben,  —  "Sluc^  ber  ©aftgebcr  unb  bic  ©äff« 
gcbcrin,  V\t  QSeranftaltcr  einer  prioatcn  @cfeüf(^Qft  tocrben  gegenüber 
bcn  ©äften  in  bcm  bcjeic^netcn  ©ebict  Wirt  unb  Wirtin  genannt. 

•^Jagegen  fcnnt  ber  obcrbcutfc^e  Süben,  alfo  Sübbcuffcf)!.,  Sc^iDcij 
unb  öfterreic^  Wirt  nur  in  bem  gemein{)0c6bcutfc^cn  Sinne  be^  ®aft= 
mirt^  unb  Sc^anftcirf^  unb  nennt  ben  Äau^ioirt  Hausherr,  bic 
Wirtin  Hausfrau,  ©ie  Simmeröermieterin,  bie  an  „(I{)ambrcgar= 
niffcn",  einzelne  ioerrn,  [citcncr  ©amen,  3imnier  il)rcr  ^ot)nung  t>er= 
mietet,  toirb  im  9^orbcn  ebenfaöio  Wirtin,  in  Öftcrrcicb  Zimmer- 
frau genannt,  i^r  9}ticter,  mie  fcf)on  oben  S.  336  bcmerft  tourbc' 
Zimmerherr.  *2Iucf)  ber  ©aftgeber  ^ei§t  im  Süben  ber  Hausherr, 
bic  ©aftgeberin  bie  Hausfrau. 

<5)ie  loeitcre  93cbeutung  bc§  norbbeutfc^cn  Wiii  »urjelt  in  älterem 
Spracf)gebrauc^;  b.  ^.  Hauswirt  bebeutete  früfjcr,  roo  c^  tC?iet5t)äufer 
nic^t  gab,  übetijaupt  Äau«baltung^Dorftanb.  3n  biefem  Sinne  erfchcint 
Haußwirth  unb  Haußfrawen  ober  Haußwirthin  bei  Golcru«  Äau^-- 
buc^  (1593)  I  c.  5.  6,  Haus-Wirth  bei  Äo^berg  Georg,  cur.  (1682) 
I  28,  unb  noc^  früt)cr  bei  £utl)er  (©^b.  IV  2,  697  f.).  0a  im 
9}littelalter  ber  pater  familias  fic^  mit  bcm  Äau^bcft^cr  becftc,  fo  be-- 
3eicf)net  m^b.  hüswirt  auc^  biefen.  i^ür  ben  Äaus^crrn  in  [einem 
93er^ältni^  ju  ben  9}^icfern  ift  ^^a^  ^ort  feit  bem  17.  3a^rf)unbert 
(©rimmelöt)aufen  ^'^h.  a.  a.  O.)  belegt. 

Wochentag  bebeutet  junäc^ft  einen  ber  ficben  ^age  ber  ^oc^c, 
bann  aber  in  engerm  Sinne  einen  xßoc^enfag  mit  '2Iu^fc{)Iu§  bc^  Sonn« 
tage«,  einen  ber  fec^^  ^(igc  »on  ^Dtontag  bis  Sonnabcnb,  einen  "^Ir- 
bcit^tag.  3n  biefcr  groeiten  93ebeutung  fonturricrcn  noci)  jh^ei  Si)no-- 
npme  Werktag  ober  Werkeltag  unb  Alltag.  'Siefc  brei  '3B5rtcr 
unterfc^eiben  ft^)  nic{)t  nur  gcograpt>ifcf),  fonbern  aucf)  ^eitlic^.  ©er 
ältefte  unb  natürlici)fte  '21u6brucf  ift  Werktag  m^b.  werctac  b.  ^. 
■i^lrbeitiStag,  baneben  mt)b.  werkentac,  werkeltac.  ©ie  auffällige 
^ilbung  bc^  erfteu  ©licbc?  oon  Werkeltag  auf  -el  \)a{  '^araüelen 
namenflict)  im  'xR.'O'b.:  ^ocffe  ^b.  320  oergleic^t  tocftfät.  wiskeldauk 
^afc^entuct),  drögeldauk  Äanbtuct),  swingelbred  OBerf^cug  jum  'Jlac^^-- 
fd)tt)ingcn,  ^ilmann^  '3)euifcf)c  ©ramm.  II  534  nbb.  vastelabend, 
mb.  vastelnacht. 


582  QBoc^cnfag 

Wochentag  tft  nad)  ^[öciganb  ^b.  II  1279  juerft  1786  bei 
<abclun9  belegt,  munbartlic^  j.  'B.  im  ßtfa^  ölf.  <2ßb.  II  667  (Wuche°- 
tag):  c^  l^üf  feine  engere  *23ebcufung  bmd)  bcn  ©egenfo^  beö  Sonn- 
tage^ al€  bc^  '3fcicttage*  gu  ben  übrigen  fecb^  ^agen  bcr  QBod)e  er- 
matten, bic  titß\)alb  f^lcd^ttocg  Wochentage  genannt  tocrben.  ^ucb 
Woche  felbft  tt)irb  in  biefem  6inne  gebraucht:  in  der  Woche  gc^e 
ic^  nic^t  toeg;  fomme  übei'  die  Woche  einmal  §u  mir.  QOßie  Woche 
burc^  bcn  ©egcnfa^  jum  Sonntag  ju  biefer  93cbeutung  fommt,  fönncn 
©oct^c^  Q5erfe  geigen: 

^age^  Arbeit,  ^bcnb^  ©äfte, 

6aure  QBoc^cn,  fro^c  *5efte. 
9?ocm  jünger  ift  Alltag.  9'Zi(^t  nur  "Slbclung  fennt  tß  1793  noc^ 
nic^t,  fonbcrn  3-  ®rimm  fc^reibt  ©Qßb.  I  239  noc^  im  Sa'^rc  1854  oon 
gcnitioif4)cm  Alltags:  „boc^  ift  e^  nic|>t  üblich,  no(^  toenigercinGubft. 
Alltag".  Äier  liegt  nun  freilid^  ein  Srrtum  öon  ®rimm  oor,  bcnn  Gampe, 
<3öb.  ber  bcutfd)en  öprad^e  I  105  buc^f  f4)on  im  Sa^re  1807  „AUtag  ein 
gemeiner  ^ag,  ein  QBoc^entag,  im  ©cgcnfa^  ber  (3onn=  unb  "Feiertage. 
3.^.  Es  war  an  einem  Alltage.  Ein  Kleid  für  die  Alltage." 
^ucfe  Äepfe^  Äanbh).  ber  beutfd)en  6pr.  I  (1833)  48  entölt  t>ai 
^ort  bereite.  Oh  baß  6ubftantit)  noc^  früher  bcjeugt  ift,  tt)ei§  i^ 
nic^t,  aber  Campe  fanb  eö  jebcnfall^  1807  fd)on  in  ber  Icbenbigcn 
<5pva6)t  »or.  <5)a^  "2lboerb  auf  -s  jiticrt  QQöeiganb  I  43  in  ber  fd)on 
mittclnbb.  <5orm  aldages.  3m  '^\)t>.  beftanb  ein  *2Iboerb  altac  'ade 
^oge'.  '33icl  älter  al^  ein  felbftänbige^  ©ubftantio  AUtag  finb  auc^ 
bic  mit  bem  "Slboerb  alltags  'alle  ^agc'  sufammcngcfe^tcn  (5ubftantir>a 
Alltagskleider  (fc^on  1691  bei  6ticlcr  ^.  6pr.  978.  1226),  Alltags- 
haube, Alltagsgesicht  iwo.a.  9^ad|)  ^elbmann  3.  f.  b.  QBortf.  VI 
103  ff.  lücrben  fie  um  1750  l)äufig  nnh  befonbcr^  in  ber  'JBerf^crjeit 
beliebt.  <5)urd)  ben  ©cgenfat)  oon  Alltagskleid,  haß  eigentlich  ein 
^Icib  bebeutet,  haß  man  alle  ^age  trägt,  ju  Sonntagskleid,  bo« 
man  nur  6onntag^  trägt,  erhielt  erftere^  <2ßort  ben  Ginn  '.^leib,  haß 
man  nur  an  '2lrbeit^tagen  trägt,  QBerltag^fleib'.  Crft  itroa  am  2ln-- 
fange  hcß  19.  3öl)rl)unbcrt«  tourbc  au^  biefen  3ufommenfe^ungcn  ein 
\)h.  6implcj  Alltag  =  9D3ccftag  abftrat)iert.  *23on  '^»anjig  toirb  mir 
berichtet,  ha^  bort  no6  jc^t  eigentlid)  nur  alltags,  Alltagskleid,  All- 
tagsmensch unb  anbcrc  3ufammcnfe^ungen,  aber  nic^t  Alltag,  fonbcrn 
Wochentag  üblicb  feien.  ^Jluc^  feiner  '^Bebeutung  nac^  crflärt  ftcb 
Alltag  nur  al^  9?ü(fbilbung  *). 

^)  6in  Oicrte^  6pnoni)m  Seh  äff  tag  bejcugt  ^if^cr  QBb.  I  145  für 
^ic  fcbVöäb.  9CRunbort. 


i 


QBoc^eufag 


583 


^ad)  ben  mir  gett)orbcnen  ^u^fünftcn  ift  Alltag  gcograp^tfc^  im 
^Gcfcnflic^cn  auf  bcn  nörblic^cn  ^cil  btß  bcutfd)cn  Sprachgebiete^, 
Werktag  auf  bcn  ©üben  befd)ränft,  lDät)renb  Wochentag  im  Süben 
)Dic  im  9corben  üorfommf.  Alltag  n)irb  mir  3.93.  au^  Stettin, 
tOtecfIcnbura,  ^iel,  Äarb.,  <33rcmen,  Olbenb.,  QBcftfalcn,  <2öcfel,  <5)üffelb. 
angegeben  unb  reid)t  im  mittleren  <5)eutfc^tanb  füblic^  bi^  5!|)üringcn 
unb  ©öttingen.  QSercinjcIt  fd)eint  e^  aber  noc^  tueitcr  füblic^  öorju« 
fommcn  (^icli^,  ilntcr-'JÖaltcr^borf,  Äermannftabt). 

Werktag  ift  über  ganj  6übbeutfd)(.  oon  (^lfa§  bi^  ^at)crn, 
ferner  bte  ©(^toeij  unb  Öfterreic^  oerbreitef  unb  ge^t  im  QOßeften  fe^r 
treit  nbrblic^  bi^  ^5In,  QÖBcfel,  £ecr,  3coer,  finbet  fic^  ferner  in  'pa» 
bcrb.,  Gaffel  unb  fogar  in  £übed.  Werkeltag  toirb  in  3tt)ctbr.  unb 
bann  ganj  im  9^orboften,  in  <5)orpat  unb  auf  bcm  £anbe  um  ^5nig«b. 
(in  ber  ©tabt  felbft  Alltag  ober  Wochentag)  gebraurfjf. 

W^ochentag  fommt  in  ollen  ©egenbcn  be^  bcutfc^en  6prac^= 
gebietet,  in  *petcr^b.,  9\iga,  ioamb.,  *23erlin  toie  in  ^O^ittclbeutfd)!.,  in 
^re^I.,  ßcipjig,  993eimar,  93ö^mcn,  tt)ie  cnblid)  im  ©üben,  in  "iCRä^ren, 
^icn,  C^iHi,  Älagcnfurt  oor.  "iHn  nii^t  toenigen  Orten  aber  befielen 
jroci  ober  fogar  alle  brci  '2lu^brücfe,  tt)ic  nac^ftc{)cnbe  Überfielt  jeigt. 


^erftag 

<^oc^enta$ 

iaatag 

^önig^b. 

^önig^b. 

9^oftocf 

9?oftoc! 

Schwerin 

0c^tt)erin 

2übtd 

eübecf 

Cübecf 

Äicl 

^iel 

Olbcnb. 

Olbenb. 

Seocr 

Seocr 

Scoer 

£ecr 

eeer 

Gingen 

ßingen 

O^nabr. 

O^nabr. 

<2öefcl 

Qßcfcl 

9^cmfc^eib 

9'^emfc^cib 

Obttingen 

®5ttingen 

93raunfc^n). 

93raunf(^rt). 

£üneb. 

£üneb. 

ioalbcrft. 

ioalberft. 

ioalberft. 

Slrtcrn,  3ci^ 

«artern,  St\% 

^aberb. 

^oberb. 

^öln 

Äöln 

584 

<2ßoc^enfag 

^ttttag 

^oc^cntag 

•iaatag 

^obl. 

5?obI. 

^aiUxil 

^aifcr^L 

<21f(^affenb. 

^fc^affcnb. 

Äof 

Äof 

<an«b. 

-Sln^b. 

®raä 

©rag 

<2öien 

QäJicn 

^icli^ 

^icH^ 

ßiebcnb. 

öicbenb. 

Sicbenb 

Süric^ 

Süric^ 

^iefc  eflpa^  unregelmäßigen  toorfgeograp^ifc^cn  QSer^ältniffc  er- 
flären  jxc^  barau^,  baß  Werktag,  Werkeltag,  ber  älfefte  ber  brei 
•^lu^brücfe,  urfprünglic^  nbb.  wie  l)b.  loar.  Q3g(.  mnbb.  werkeldaghes 
£übecftfd)e^  Urfunbenbuc^  H  2  6.  901  (1350  n.  (S^r.),  ^eute  Waarl- 
dagg  6«^umann  '2öorffd)a^  t>.  Cübcrf  29.  Werktag  wirb  nun  aber 
Don  Wochentag  unb  teiliocifc  auc^  oon  Alltag  oerbrängt.  3n  '5Bicn 
ift  Werktag  t>a^  bobenftänbige  ^ort,  i>aß  aber  burc^  Wochentag 
f(^on  ftarf  eingefd)ränft  ift.  Werkeltag  ocraltet  noc^  früher,  to^ran 
feine  auffaücnbe  <5orm  6cbu(b  i)abcn  mag.  5Iuc^  Werktag  ^at  biefc? 
oc^icffal,  yermutli4>  iPeil  Werk  für  'Arbeit'  unmobem  gettjorbeu  ift, 
tocnnfc^on  e^  fic^  in  bem  ^ad)au0brucE  Werkführer  ^ält.  3m  "SIU» 
gemeinen  \)<it  f\ä)  Werktag  im  öübcn  mc^r  ge()alten  al^  im  9corben: 
immerhin  ift  e^  auc^  t)ier,  wie  wit  gcfei)cn  ^aben,  fteUenloeife  beioatjrf 
iporben.  3m  Ocorben  \)at  cö  aber  außer  Wochentag  noc^  einen 
anbern  Q^ioalcn  gefunbcn,  Alltag.  (S^  ift  gcttjiß  fein  3ufaü,  ba§ 
biefe^  ^ort  ä"etft  hei  einem  9torbbcutfd)en,  bem  ou^  Äoljminben  ge- 
bürtigen (Sampc,  auftritt,  bcnn  c^  ift  noc^  je^t  ooripiegcnb  in  ber  norb- 
beutfd)en  llmganggifprac^c  »ertretcn,  ^Ocunbartlicb  ift  nbb.  Alldag  aui^ 
ben  beibcn  'Preußen  (tyrifd)bier  <23b.  I  20),  i^übcd  (6c^umann  Qßortfd). 
0.  2üb.  28),  Queblinburg  (Sprenger  Sa^rb.  b.  Q3er.  f.  ni)t).  6pracöf. 
29,  141),  9^orb^aufcn  (Äcrtel  ^^ür.  59)  bcseugt.  ^od)  fe^lt  ee  aucb 
nic^t  gan5  in  Sübbeutfd)lünb :  Alltag  oerscic^nct  ^ifc^ier  QBb.  I  145 
für  t)a^  9\ie^,  elf  äff.  Alle"tag  mit  auffälliger  &ibung  be^  crften 
©liebe«  i>a^  (flf.  QBb.  II  660  ').  ^e^tcre«  ift  \vo\)l  au«  ber  QBenbung 
an  allen  Tagen  crtoac^fen   unb   bann   unabt)ängig  oom  norbbeutfcbcn 


^)  6in  uncrltärtcS  Allstag  al«  9tame  be«  legten  "5agcß  im  3at)re, 
Sitoefter,  oerjeic^nen  i?el)rein  93oll«fpr.  42  unb  ^fiflcr  9vacbtr.  6  au»  6t- 
©Oür  imb  ©oorabaufen. 


<2Boct)entag  —  Sanbcr  585 

Alltag.  "Slber  merttoürbig  ift  ta^  ocreinjcltc  ftcltenlpcifc  Q3orfomnicn 
»on  Alltag  im  9\ie^,  in  ^ieli^,  9ctcber--ö|"tcrr.,  6iebcnbürgcn.  ^uc^ 
in  xIReiningen  Ijat  früt)er  Alltag  beftanben  unb  i[t  je^t  burc^  Wochen- 
tag ycrbrängt.  Unb  biefc«  ßc^idfal  bürftc  tiai  ^ort  aud)  anbcrtoärt^ 
^abcn,  unb  Wochentag  in  bcr  ^b.  Umgang^fprac^e  6icgcr  über  feine 
beibcn  ^onfurrentcn  bleiben. 

(Jtioa^  anbcr^  liegen  bie  Q5erbältnif[e  in  ber  öc^riftfprac^e.  3n 
^aebing«  Ääufigfcitsmörferbucfe  ift  Werktag  mit  37  fällen,  Wochen- 
tag mit  17,  bog  Subflantio  Alltag  über  übert)aupt  n\(i)t,  fonbcrn  nur 
bog  ^bocrb  alltags  32mal  pertreten,  außerbem  bie  Sufammcnfe^ungen 
Alltagsleben,  Alltagsmenschen.  ®iefe  3a{)lcn  finb  immerhin  le^r- 
rcic^  für  bie  ilnurfprünglic^fcit  oon  Alltag,  tt)ennfcl)on  Ue  üou  bcr  '2Iui= 
toa^I  ber  oon  ^aebing  oerroertcfen  Literatur  abl)ängen.  3n  &er  Lite- 
ratur be^  20.  3a^r^unbert^  ift  Alltag  nic^t  feiten:  j.  ^.  £ambred)t, 
2irmfünbtrin  93  (neben  Werkeltag  6.  69).  3olantbe  ^are*,  93c-- 
gicrbc  (berliner  QRoman)  49.  (f.  o.  Äraa^,  ^cr  Sd)u§  im  ^ait  115. 
93elcgc  au*  'JrciHgratl)  unb  ^aul  Äet)fe  gibt  6anbcr5  QBb.  II  2  unter 
.Alltag.  6tiliftifd)  finb  bie  brei  Spnonpmc  nic^t  oi)nc  ^crt,  n>eil  fic 
öfter  eine  tt)iÜfommenc  93egriftsfd)attierung  ermöglicben.  Wochentag 
Hingt  bem  93crliner,  ber  tai  QBort  in  ber  llmgangsfprücbc  gebraucht, 
am  profaifcf)ften,  e»  ift  jebenfaü*  ber  farblofefte  »ßtuebrucf.  Werktag 
toirb  man  gern  tDä{)Icn,  toenn  man  ben  9^ac^brucf  auf  i)a^  "Slrbeiten 
an  bicfem  ^agc  legt.  Alltag  erhält  feine  begriffliebe  ^yiirbung  burc^ 
iia§  i^m  ju  ©runbc  licgenbc  aUtäghch.  0cr  6cbioci5er  Sc^rift-- 
ftellcr  3a^n  ^äite  feine  9tooellen  „Äclben  bee  '2lÜtags"  geioig  nie-- 
mal*  „Äelben  be^  'Jöocfeentag^"  genannt;  aud)  „Selben  be^  %S3erttag*" 
n?ärc  n\<i)t  fo  treffenb  gemefen. 

Sanber 

Lucioperca  sandra  Cuv.  ©iefer  oiel  gcgcffene  ^lu§fifd)  ift  nur 
im  öftlic^cn  '$:eil  be^  beutfd)en  *Sprad)gebiete^,  namentlid)  in  ber  <5)onau 
unb  ben  äugel)örigen  6cen,  bann  auc^  in  ber  ^eic^fel.  Ober,  Spree 
unb  (Sibc  äu  Äaufe,  fcl)lt  aber  in  ^cfer  unb  9\t)cin.  &s\)o{^  fagt 
oon  ibm  im  ^iacteticon  (Ceipjig  1715)  ß.  379:   „6iiencfclb  leget  i^m 

ben  iiamen  AselH  fluvialis,    ftrom--fcl)e[Iftfd)  ober  ftrom=borfd)  ju 

(Ss  berict)ten  alte  leutc,  ta^  biefer  fifd)  b'cr  im  lanbe  oor  30  ober  40 
3a^ren  garniert  ober  boc^  fc^r  ujenig  bcfannt  getocfcn:  loic  bann  3». 
Ctolcruß  be«  janbcr^  in  feiner  Oeconomia  noc^  nict)t  gebendet.  9tacb 
gcrabc  abtr  bat  er  jld)  in  bcr  Ober  unb  Spree  alfo  oermcbref,  baf?  er 


586  3anbcr 

einer  ber  gcmcinfkn  fifd)c  toorbcn".  9^ur  in  tiefen  öftlic^cn  ©ebicten 
fönnen  toir  einen  originalen  9'^amen  be^  ^ifd)e^  ertoarfcn.  (5r  \)ti^t 
im  92orboftcn  Zander,  ttjofür  in  Q'^oftocf  unb  2ühtd  auö)  Sander, 
S ändert,  in  ©anjig  auc^  Zanat,  medlenb.  Sanat,  in  ©orpaf  unb 
Cüncburg  Sandart  gcfagt  tpirb.  0er  ©reif^toalber  6aftroh)  HI  69 
fd[)rcibf  (im  16.  3a^rl)unbert)  die  Zandaten.  0er  9^ame  ift  in  ber 
getoö^nlic^ffen  ^orm  Zander  über  gonj  '5)cutfd)lonb  unb  bic  öc^ttjeij 
oerbreitef.  0ie  Petersburger  0eutfd)cn  bebicncn  fic^  ber  rufftfc^cn 
*5orm  Sudäk  (pol.  sandacz). 

3m  ©üboffen,  im  ©ebiet  ber  ©onau,  in  öfterreic^  unb  bem  grollen 
^cil  üon  QBapern  (9?egcnSb.,  9'^ürnb.,  *2lmberg,  0onauit)ört^,  ^ün-- 
c^cn,  "SlugSb.,  Kempten)  fü^rt  ber  ^ifd)  ben  9^amcn  Schill,  din 
älterer  'JBiencr  93c(eg  ift  schiin  (^l.)  in  einer  Urfunbc  oom  $♦  1623, 
Queüen  j.  ©efc^.  b.  Qtatt  <2öien  I  5  9^r.  5804.  <2)Jat^efiuS  Äoc^- 
äet)tSprebigten  ed.  £öfd)c  6.  136  (2.  Äälfte  bcS  16.  Sa^r^unbertS) 
nennt  alß  ein  öfterreirf)if^eS  ©eric^t  ben  Schilt:  „"©er  6cbilt  in  öfter-- 
rcic^  ift  gut  unnb  gefunb."  £öfd)c  a.  a.  O.  360  fragt,  ob  ber  Schiet 
gemeint  fei,  ein  bem  Schill  ä^nli(^cr  <5ifc^,  nac^  Sc^meller  'Job.  II 
485  ber  Q'^aubalct,  Gyprinus  rapax  L.,  benff  aber  3.  f.  b.  QBortf.  I 
236  auc^  an  ben  Schill,  ber  ^öc^ft  toa^rfc^einlic^  oon  'SJJat^efiuS  ge- 
meint ift,  tocil  biefer  bk  jcbcm  £anbe  eigentümlichen  ©end)te  aufjä^It 
unb  für  Öfterrcicb  babei  gemi§  e^er  ber  (5(^ifl,  ali  ber  tt»enig  befannte 
<5d)ict  in  93etrac^f  fommt. 

©ie  ältere  (3cbreiblt>cifc  beS  9'iamenS  ift  Schiel  9'ZicoIai  9\eife  V 
<33c9lage  XIV  6.  126,  ^opott>itfc()  <33erfuc^  538,  SchieU  Äo^berg 
Georg,  cur.  591,  die  Schiele  9^emnicb  '^olpgl.'ßej.  II  907,  dampt 
^b.;  Schilus  bei  bem  italienifc^cn  Soologen  ^Ibooranbo  nac^  Äo^= 
bcrg  a.  a.  O.  *).  '5)a^  ba^  935oct  in  9^orbbeutfc^Ianb  nic^t  nur  ungc-- 
bräud)licb,  fonbcrn  aucb  unoerftänblic^  ift,  ge^t  au«  9ReuterS  ^Reif  nat) 
Ä'onftantinopel  ^ap.  5  (6ämtl.  <2öer!e  XVI  80  ff.)  ^eröor,  mo  bic 
9}?ccf(enburger  in  '^öien,  um  tttoai  9^eueS  unb  „SnbioibueUeS"  fennen 
5u  lernen,  im  QBirtS^auS  einen  6c^ill  befteHen  unb  baiin  i^ren  Sannat 
n)iebcr  ernennen.  9^un  fommt  aber  noc^  ein  unfreiipiöig  iomi\ö)tt 
(Epilog.  „Qlnton",  fagt  ^rau  ©roterja^n,  bie  93^c(ilcnburgerin,  ju 
i^rem  9]'?ünn,  „id)  l)abe  mic^  in  deinen  ^Killen  gefügt,  mie  ic^  z€ 
immer  tue,  obgleich  icb  niel^r  für  "'Jogafc^'  getoefen  tt)äre,  oon  bem 
•^Jaebcfer   ouc^   fpri(^t  unb    ber  mir  für  bie   !aiferlic^-föniglic^en  öfter-- 

')  Ctpmologifc^  ift  Schill  noc^  nid)t  aufgcflärf.  QSgl.  6c»mcUer  <2Bb. 
II  485. 


Sanbcr  587 

reic^ifd)cn  Staaten  inbioibucllcr  ju  fein  fc^cint."  ^^cber  ber  iocrau^- 
gcbcr  9\cutcrs,  G.  9-  ^üUer,  ber  ju  Fogasch  anmcr!t  „(?in  feiner 
^ifd)  aus  bem  ^lattcnfce",  nod)  Q'^cuter  fclbft,  ber  loenigftcn^  nic&:5 
baoon  anbeutet,  f4)eint  gen;u§t  ju  {)abcn,  ba^  Fogasch  bcnfclbcn  ^i\d^ 
toic  Sannat  unb  Schill  bebeutet  unb  er  alfo  t)ai  Opfer  eines  ä^n-- 
lic^cn  9\cinfalle^  geworben  ift,  toie  bic  Äelbcn  feiner  ^rjä^lung. 

Fogasch.  in  ^ien  mcift  Fogosch  gefd)rieben,  toeil  haß  ungar. 
a  labialen  Solang  (a)  \^at,  ift  ber  ungarif4)c  9'Jamc  bcs  iyifd)c^  (fogas) 
unb  bcbeufet  'ber  @e3äl)nte"  t»on  fog  '3a^n":  ber  Sanbcr  hat  fc^r 
angc,  fpi^c  Säbne.  3n  ^icn  ift  Schill  ber  getoö^nlic^e  dlamt  be^ 
^ifc^c^,  Fogosch  toirb  feiten  gebraucht,  unb  ba§  Q3erbältnis  jioifc^cn 
bciben  ^^amen  ift  auc^  oiclen  '^Bienern  un!lar.  93^eift  tnirb  ang«= 
nommen,  ha^  Schill  ben  oanber  öfterret4)ifcf)er  Äcrfunff  (Donauschill). 
Fogosch  bcn  ungarifchcr  Äcrfunft,  5.  ^.  au^  bem  ^lattenfee  bcjei^ne. 
^ber  bie  ftebenbe  Unterfd)eibung  auf  ben  Speifefartcn  ber  Wiener 
©aftpäufer  Scliill  mit  Butter  —  Fogosch  am  Rost  bringt  äugen- 
fc^cinlicb  t>ic  r>crfd)icbenen  xlf^amen  mit  ber  3ubercitunggart  in  3ufam- 
mcnbang.  '2luc^  in  Ungarn  bcftcben  bcibc  9Zamen,  süllü  unb  fogas. 
neben  einanber,  unb  ^icr  tt)irb,  tocnigftcn^  am  ^lattcnfce  unter  süllö 
ber  junge  3anber,  nad^  Ä\  Sötoö^  (^ie  Öft.--Ung.  i!D^onarc^ie  in  ^ort 
unb  'Silb  XVI  583)  bis  jum  ©ctoic^f  oon  2  Vi  ^ito,  unb  unter  fogas 
ber  au^gctoac^fcne  ^ifd)  mit  ftärfcren  3ä^nen  (ba^cr  „ber  ©ejäbutc" 
genannt)  oerftanbcn.  Ungar,  süllö  au^  b.  Schill  ift  nacb  £um^er  unb 
*3?^elic^,  '^cuffd)c  Ortsnamen  unb  £el)nn?örter  bes  ungar.  Spracbfd)a^e^ 
(Snnsbr.  1900)  o.  246  aus  süllos-hal  'v5c^iü--'5ifd)'  gclürjt  mit  2abial-- 
attraftion  unb  'Jortfall  bc^  -s. 

3n  ^ünc^en  ift  ber  bobenftänbige  9^ame  bcs  ^ifcbcs  Amaul, 
tooncbcn  aber  aucfe  bie  "Scseic^nun^eu  Schill  unb  Zander  bcfannt  fmb 
unb  gegenüber  'Jrembcn  gebraucht  toerben.  Das  merftoürbige  Amaul 
tt>irb  aufgeflärf  burd)  bic  9^cbenform  Agmaul.  bie  Sc^meücr  933b.  I  73 
aus  einer  ^rebigt  öom  3.  1460  beibringt,  unb  bie  in  älterer  Literatur 
Ijäufige  ^^amen^form  Nagmaul  bei  Äo^berg  Georg,  cur.  II  591, 
■^opotoitfclj  93crfuc^  537,  Xagemaul  Gampe  ^b.  b.  btfd).  6pr.  UI 
445,  Xagemulus  Gesn.  Äccfcl  unb  ^ner,  <3)ic  (2ü§n)affcrfifd)e  ber 
öfterr.  xKonarcbte  (1858)  6.  12.  '3)er  93erluft  be^  X-  ertlärt  fid)  wie 
bie  ^cotbefe  in  öfterr.  Xurä  :=  Urhab  'i)efe",  bie  fd)cvn  ^opotoitfd) 
ilntcrfud).  00m  ^ÜJ^ecre  306  ff.  Äopf jerbrcc^en  machte,  aus  falfd)er  ^ort= 
trennung:  a  Xagmaul  >  an  A(g)maul.  Xagemaul  iDutbe  ber 'ivifdi, 
»ic  'Poportjitfcb  bemer!t,  Wegen  feiner  ©cfräpigfcit  genannt. 


588  3ccf 

3ecf 

93elicbtc^  unb  yerbrcifefc^  ^inbcrfpicl.  ©n  .^inb  —  ba^jcnigc, 
ha^  „txan  ift",  toic  man  in  <33crltn  fagf,  b.  t).  an  bcr  9^ei^c  ift,  h)a« 
burc^  ^b5ä{)Icn  bcffiminf  »oirb  —  läuft  bcn  anbccn  ^inbcrn  nad)  unb 
fud)t  cine^  ju  fangen:  bic^  n)irb  burd)  einen  Ici(^tcn  Schlag  auf  bic 
Scl)ultcr  ober  bcn  Oberarm  angebeutet.  9^unmc^r  ift  biefc^  „bran". 
Q3or  bem  6picl  »pirb  ein  Ort  beftimmf,  wo  bie  Q3crfolgten  ficb  au^» 
rn^cn  !5nnen,  o^ne  gefangen  ju  tt)crben.  3n  ^Berlin  gcfd)ict)t  bie^  mit 
ben  Porten:  Äicr  ift  Frei!  '^aß  foU  tooi)l  I)ei^cn:  l^icr  finb  bic  ^OZit« 
fpielcr  frei,  fönncn  ni^Jt  gefangen  Serben. 

1.  'S>er  9'^ame  Zeck  für  taß  6pie(  ift  nicbt  fc^r  ücrbrcitct,  er 
ift  ^auptfäcf)lid)  bcriinifd),  nact)  Füller --^rawrcut^  II  695  allgemein 
märfifd)  unb  hei  Morgan  gcbräuc^lid).  ^ür  93crlin  ift  Zeck  al^  9^ame 
bc^  6piel^  fd)on  ai\ß  bcr  1.  ioälfte  hc§  18.  3a^rl)wnbectß  bezeugt  burd? 
3ol).  Cconl).  ^rifd),  ^eutfcl)-eat.  Qßb.  (Berlin  1741)  II  467:  „Zeck,  m. 
ein  6piel  bcr  5?inbcr,  t>a  fie  einanbcr  hiß  an  einen  gcipiffen  Ort  nac^-- 
lauffen  unb  einem  einen  6d)lag  geben."  6d) melier  ^b.  II  1080 
fd)eint  jiDar  bicfc^  Scugni^  be^  „^^ürnbcrgcce"  lyrifd),  n>ie  er  fd)rcibt, 
für  9Hrnbcrg  in  ^nfpruct)  gu  ncl)mcn,  aber  ^cifc^,  aus  öuljbad)  in 
bcr  Oberpfalj  gebürtig,  \)at  ftd)  nur  hirjc  Seit  in  9türnberg  aufgc« 
l)alfcn,  bagegen  in  93crlin  bic  45  legten  3a^rc  feinet  Ccbcn^  jugc-- 
brac^t  unb  bort  al^  xO^itglicb  ber  Sojictät  bcr  '2öiffenfd)aftcn  unb  9^cftor 
be^  (äpmnaftum^  5um  (Sraucn  5\'loficr  baß  QBiJrtcrbud)  abgcfa§t.  «Sa 
ferner  Zeck  ein  fpcftififcl)  berlinifd)cr  "^lu^brucf,  aber  für  9^ürnbcrg  fonft 
nic^t  bejeugt  ift,  fo  ift  c^  fid)cr  taß  iDat)rfd)einli(^ftc,  \)a%  ^rifcfc  i^" 
in  93crlin  !cnnen  gelernt  \)at.  3n  ber  baprifd^cn  "SJ^unbart  bebeutet 
der  Zeck  nac^  6d)mcller  933b.  II  1080  einen  Icicljten  Schlag,  n>ic 
ibn  ^inber  f'«^  geben,  fd)toci5.  Ziggi.  x}1a6)  6eiler  93aflcr  9)Zunbart 
325  ift  's  Ziggi  ein  „Spiel,  loobei  einer  bcr  (Spielcnbcn  bic  '2lnbern 
ocrfolgt,  um  (5incm  einen  Strcid)  ju  ocrfe^en,  toorauf  bicfcr  bic  ^cv= 
folgung  übernimmt",  alfo  genau  baß  berliner  3cdfpicl.  3n  ^radjfcn 
f)ci§t  Zeck  m.  ber  le^tc  6d)lag,  bcn  fiel)  5\inber  beim  '^lugcinanber* 
gcl)cn  geben:  du  hast  'n  Zeck  (9}?üUcr--'^raurcut^  3L>b.  II  695).  (5r 
t>ci&t  in  "^Bafcl  's  Nachtziggi.  3n  *53crlin  fagen  bic  5?inbcr:  „'Su 
{)aft  bcn  ßc^tcn."  6cI)on  mittcll)oc^bcuifd)  ift  baß  Q3ci-bum  zecken 
einen  leidsten  ßtofj  ober  Sd)lag  geben,  jcQt  noc^  in  "Pofcn,  <Sad)fcn, 
Äcffcn,    93ai)cni    crl>iltcn '),    und)    zicken,   ftof;cn,    ncdcn,  zic  lcid)tcr 


^)  93gt.   e.  'Jranfc  9\ciii^cit  u.  9\cicl>tum   bcr   beutfct).   6d)viftfpr.  99, 


3ecf  589 

<5to0,  9^ccferei,  nbb.  ticken,  teckeln^)  =  oberfäc^f.  zeckeln,  engl, 
tick  leichter  Schlag.  Tig,  haß  Spnonpm  oon  tick,  iff  ber  cnglifcbc 
9camc  De^  3ecf[piclc^  (©ommc,  Traditional  Games  of  England  II 
293,  Tick}-  Touchwood  292).  <5)icfe^  ift  atfo  nadi)  bcm  ^crü()rcu 
ober  bem  oc^lag  benannt,  bcn  bec  QSerfoIgcr  erteilt^. 

2.  "Sic  Petersburger  ©euffcbcn  baben  ben  ruffifcbcn  9^atncn  be^ 
6ptcl^,  Petnaschki,  entlcf)ni.  '^ic  biefer  dlamt  ju  erflären  ift, 
i}aht  icf)  nid)t  in  (fcfat)run'.3  gcbrad)t. 

3.  3n  Oft--  unb  23eftDreuBen  )^ci%t  haß  Spiel  Greifchen,  in 
(Stettin  Greifen,  „^öir  n?o[Icn  ©reifeben  fpielen",  fagen  bie  ^inbcr. 
^gl.  xyrifd)bicr  5öb.  1 252.  ®er  munbartlicbc  x)^amen  ift  cbenbort  Hästem 
b.  \).  Äaft  if)n  (nämlich  ben  6ct)lag),  bu  mu§t  alfo  jc^t  hk  9^oüe  bc^ 
^erfolger^  übcrncbmcn.     93gl.  'Jrifcbbier  a.  a.  ö.  275. 

4.  3n  ^ofcn  Jagen  fpiclcn,  in  93afe(ftabt  nad)  Seiler  93afl. 
^l.  180  f.  's  Jäglis  ober  Jegerlis  mache,  ^it  bicfcm  "^luebrucf 
n)irb  taß  Spiel  fd)on  im  9}tittelal(er  angebeutet:  Si  Hz  sich  jagen 
in  ber  (i'lifabetl)--£cgcnbc,  ogl.  '21.  Scbul^  Äöfifcf)e^  £eben"  I  119. 

5.  3n  ber  n?eft(id)en  Äälfte  oon  ?corbbeu!fd)lanb,  3.  93.  in  ^CRagbe= 
burg'O,  Öbi^felbc,  eüncb.,  93remcn  (^^rem.  ^b.  II  872),  Bremer- 
I)aiDcn,  9'Jorben,  Sd)iDerte,  Äclj^ufen  a.  b.  (fber,  "^infen,  9jQarburg, 
ßaubacf),  i^ulba  Kriegen  fpielcn;  cntfprec^enb  in  ibotlnnb  krijgertje 
speelen,  «gl.  5)roft,  Het  Nederlandsch  kinderspeel  voor  de  ze- 
ventiende  eeuw  (Äaag  1914)  6.  2.  Süböftlic^  reid)t  biefer  9^ainc  bi§ 
xD^einingen,  loo  man  Kriegens  spielen  fagt  (Spie§  3b.  141)  mit 
bem  Ocnitio,  ben  spielen  ucfprünglid)  regiert.  3n  (Jifenacb  Krüch- 
ling  spielen.  3n  £übcc!  lautet  ber  munbartlicl)c  9tamc  Tofatten- 
krigens  (6cf)umann  ^ortfd).  0.  Cüb.  75).  51).  ^ann  fd)reibt  in 
feinem  ßübecfcr  9\omau  ®ie  ^ubbenbroof^  II  283  l)b.  Kriegen  spielen. 
Sc^on  9\übiger  3umact^  U  (1783)  82  ffellt  nieberfäcbf.  kriegen  ober- 
fäcf))lfcl)em  Hasche  spielen  gegenüber.  Äilbebranb  *5)^b.  V  2235  ff. 
^at  feftgcfteüf,  ha^  kriegen  im  Sinne  oon  'erlangen'  oonriegcnb  nbb. 
unb  mb.  ift,  loenn  e^  jetjt  and)  fd)on  in?  !Oberbeutfd)e  cingebrungen  ift. 

6.  Haschen   fpielen    ift   fäd)fic^-tl)üringifci):    cß   mxb    mir   au^ 


=müaer-'5roureutt)  ^b.  II  695.  Greceliug  <3Öb.  931.  Gcftmcaer  Qöb.  II  1081 
zicken,  in  '^Inebac^  zecken  nod)  ]^lein  ^roo.'QCßb.  11  243. 

*)  Gdjambad)  '2ßb.  12  anticken,  -teckeln 

"-)  3m  QBcfentlid)cn  rid)tig  urteilte  über  bic  gtpmologic  fc^on  *2l.  ^. 
in  ber  93erliner  3eitfd)rift  ©er  Q3är  VIII  (1882)  524. 

')  Äirt,  etpmol.  b.  nbb.  epracbc  238. 


590  3c(f 

<5)rc^bcn,  ßeipjig,  3ei^,  ^rtcrn,  (Erfurt,  9}ccinhigctt  (für  bei  93.  epie§ 
1881  Kriegens  angab,  f.  oben),  <^i5I)in.=Ccipa  bezeugt.  6teücntt)cifc, 
3.93.  in  ßcipjig  unb  im  (Srjgcbirge  ('3}tünev  =  9r<Jurcu(l)  9öb.  [  479) 
[omic  in  "2lltcnburg  (Äcr(cl  ^{;ür.  115)  bai  gcnitioifd)c  Haschens 
fpielcn,  auä)  Haschemännchen,  Haschemanns  machen.  Haschen 
ift  ein  oberfäc^jtfd)'f^üringifd)e^  9öorf,  ha^,  toie  5?Iuge  9öb.  unter 
haschen  unb  Cinbmct)t  QBort)'c|).  62  au^füt)rcn,  bcfonbcr^  burc^  Gutber 
jur  ©elfung  gefommen  ift  unb  in  9lb.  ^ctri^  93ibcIgloffar  oon  1522 
mit  „crlpifcbcn,  fa^cn,  ergreifen"  crflärt,  oon  ^'mfcr  burc^  greifen  (er- 
haschen I.  5^or.  3,  19  oon  6mfcr  unb  Gcf  burdb  fahen)  crfe^t  tt)irb. 
<5)q^  fal5ungifd)e  Häschlings- Spiel  (Häschelengs  sbil),  t)a^  Äertc{ 
öalj.  9ßb.  18  bud^t,  ycrglcicbt  fiel)  bcm  cifena4)if(^en  Krüchling 
spielen.  "Sic  93ilbung^tt)cifc  erinnert  on  bic  n^b.  ^bocrbia  auf  -lings 
mie  meuchlings,  rittlings,  blindlings,  jählings,  rücklings,  a\}t>, 
ruckilingün  mt)b.  riickelingen.  0icfe  getoö^nlicb  nur  oon  9'^omina 
au^ge^cnbc  93ilbung  luirb  munbartlic^  aucb  auf  QScrba  au^gebe^nt: 
eilings,  treiblings,  blinzlings,  überwindlings '). 

7.  9lm  9?^cin,  in  ^i5ln,  «Sui^burg,  ^obl.,  'lO'Jains  fagt  man 
Nachlaufen  fpielcn,  im  eifa&  Nachläuferle°s  {&}.  9ßb.  I  567), 
cbenfo  oud)  in  gan5  anbcrer  ©egenb,  in  9iiebcr5fterreicb  auf  bem  Sanbe 
Nachlaufen  (^rbUcnborf)  ober  Nachrennen  (Se^clsborf). 

8.  ®ic  öcrbrcitctftc,  aucl)  in  ber  Sd^riftfprac^e  angctDcnbcte  93c-- 
jci4>nung  ift  Fangen  fpiclen.  6ie  erftredt  fic^  über  ganj  6übbcutfc^= 
lanb,  6c|>ipci5  unb  Öftcrrcic^,  nörblic^  bi^  '^reu9.--6c^lcficn,  93ogtlanb, 
im  9öeften  bi«  ßot^ringen  unb  Cufcmburg;  ocreinjclt  erfcbcint  fie  noc^ 
tociter  nbrblic^,  j.  93.  in  9^cmf(^eib  unb  ©ui^burg.  ^unbartli(^  finbct 
fic^  mcift  ber  (Scnitio:  lujemb.  Fänkesspiel,  lof^r.  Fänkes^,  elf. 
Fanges,  f4)tDäb.  (3. 93.  in  C^lingcn)  Fanges ,  fc^tocij.  Fahis  oon 
fahen  unb  Fangis*).  3n  bcn  9DZunbartcn,  bic  ©cminutioa  lieben, 
tt)irb  ber  Snfinitio  beminuirt,  toai  auf  9?ec^nung  ber  ^inbcrfprac^c  3U 
fc^en  ift:  im  93ogtlanbe  fangeles  machen  ober  spielen*),  in  "S^iä^ren, 
9^ieber5fterr.  fangerln,  in  öft.'6c^leficn  fangla,  in  'SKünc^cn  fangerl, 
in  QBürsb.  fängerles,  in  955ürttemb,  fangerles  ^),  in  93abcn  bgl.,  im 
ölfa§  fangerlis,  fc^toeij.  fänglis,  fängerlis  ®).    3n  ^ÜJiünc^en  fagt  man 

1)  Qßilmann«  ©eutfdic  ©romm.  II 633.  ©rimrn  ©cutfc^c  ®ramm.  lU  227. 

2)  9Bt.  luj.  gjJ.  100.    ^oUmann  9Bb.  133. 

')  elf.  9Bb.  I  121.    gifd)er  9öb.  II  915.    6c^tt)cia.  3b.  I  725. 

*)  ©erbet  ©ramm.  6.  53. 

")  gifc^er  9öb.  II  915  f. 

•)  elf.  9ßb.  I  121.    Sc^rocij.  3b.  I  725. 


3ed  59  t 

au4)  Fangemandl  ^),  in  3ucfm.  Fingerraannlas  fpicicn.  "3)crartigc 
'SDcniinutiöa  fmb  in  'S'^amcn  oon  ^inberfpiclen  beliebt:  Greif chen, 
Nachläuferle°s  ^abcn  toir  fc^on  fcnncn  gelernt.  '2lnbcrc  *^araüclen 
ipte  versteckeis,  Zornlins  fpielcn,  Blinzeraäusles,  Räuberiis,  wer- 
felches  fpicicn,  söldätles  tuon^  finbet  man  bei  ®rimm  <5)culf^c 
©ramm.  IV  2,  798. 

3n  ^Döicn**)  unb  auf  bem  2anbe  in  9^icbcr5fterreic^  (^rbllenbotf) 
fü()rt  i)ai  3ecf  auc^  ben  merfmürbigen  9iamcn  Faderl  ober  Vaterl 
spielen  (p^onctifd)  fäd^l  sbü%),  unb  jiDor  I)ei§t  bcr  Q}erfolgcr  Vaterl. 
00  aber  biefe  93c5eic^nung  tocnig  gu  feiner  9^oüe  pa§t,  fo  barf  man 
»icQcic^t  vermuten,  ha^  Vaterl  auf  Umformung  unb  ilmbeutung  cinc^ 
älteren  faherl  oon  fahen  =:  fangen  beru(>t. 

9.  3n  ©münb  fagt  man  der  wischen  fpicicn,  munbartl.  =  er- 
wischen, in  ^irol  derwischeles.  —  10.  3n  "Sluffcc  tapperhi 
fpiclen,  in  ßconfelbcn  (Ob.^Öflcrr.)  Tapperl  geben. 

®icfc  9^amen  bc^  3cc!fpicl^  untcrfc()ciben  fic^  größtenteils  (9^r. 
3 — 10)  burc^  bic  'Jöal)!  bcS  in  jcber  ©cgcnb  beliebten  QScrbnmS,  kriegen,, 
haschen,  fangen,  derwischen  ufio.  *2lud)  hk  9^dmcn  beS  vlfl)U, 
in  bem  bie  '5licl)cnbcn  oor  bem  Q3crfoIgcr  fieser  finb,  finb  geograpl)ifc^ 
ocrfd)ieben:  Frei  ttjic  in  ^Berlin  ^ei§t  biefer  Sufluc^tSort  auc^  fonft  in 
xRorbbcutf4)l.,  in  QOßinfcn,  9'^orben,  <5)uiSburg,  6iegburg,  llöerSb. 
(6c^Icficn).    <5)cr  Ort  ^eißt  das  Frei  ober  man  fagt  nur :  hier  ist  frei. 

Freihaus  in  ^öln. 

Ruhhaus  in  'SO^oinj,  iocibelberg. 

Mal  in  ©angig,  Stettin,  Süncb.,  Äoblcnj,  oicllcidjt,  ttJcil  bcr  Ort 
burc^  ein  ^ai  bcjeii^nct  lüirb  ober  t\)cmalß  n)urbc. 

Verbiete  in  6d)n)crtc  n)0^l  auf  ©runb  einer  ^rftärung:  icl> 
»erbiete  (bem  QJcrfoIger,  ben  <5lic^cnbcn  ^ier{)er  ju  folgen). 

Pax  in  Ccipjig,  ein  lateinifd)er  *2luSbrucf  bcr  ^cnnälcrfprac^e. 

Kunst  in  Bresben:  warum  bai  ^fpl  fo  \)tx^t,  ift  unflar. 

Bulja  (?)  in  "2lrtcrn. 

Schanze  in  9}^arburg,  oicHeic^t  =  m^b.  schanze  auS  frg. 
Chance  toic  in  ber  n^b.  QBcnbung  in  die  Schanze  schlagen,  alfo 
in  bem  Sinne  t»on  'QSortcil'. 


0  ^gl.  ouc^  ec^mcUer  QBb.  I  727. 

^)  9?ac^  3-  ®rimm  a.  a.  O.  rocnbef  mon  in  bcr  Sdjttjclj  machen,  im 
6cbtt)äbifc^en  tun  für  'fpi«len'  in  bicfcn  "Serbinbungen  on. 
*)  93gl.  Gdjronfa,  QBiencr  ©ioleff-ecfifon  177. 


592  3ccf  -  Stege 

Höhle  in  'Julba,  die  Hihle  in  Württemberg,  b. i.  Hüle  = 
Äö^le.     Q3gL  9ifd)cr  '^h.  III  1862. 

Büdee  in  ^arl^ru^c. 

Gasse  im  eil'a^,  (Slf.  Wb.  I  235. 

Holder  (?)  in  <53abcn--93abcn. 

Ziel  in  ^irol  unb  QJorarlb. 

Kahn  in  ßeonfelbcn. 

Leopold,  munbartl.  Lepoit  in  Q55icn.  Offenbar  toirb  hai  "Slf^I 
fo  naö)  bcm  t)ciligcn  2copolb,  bcm  2anbe^patron  t>on  öfterrcirf),  ge- 
nannt, bem  ©rünber  t^ieler  ^löfter  unb  ^irc^cn  unb  bcm  9^amcn^{)et= 
ligcn  oon  folcben.  3n  ©almaticn  ^ei^t  taß  ^fpl  im  Serffpicl  fcrbo= 
froat.  crkvica  b.  ^.  ^irc^e:  bcr  ^u^bruc!  be5iet)t  fid)  alfo  auf  ba^ 
^ft)lrcc^t  bcr  ^ircl)en. 

3n  einer  *iHbart  bc^  Sccffpiel^  tpirb  tai  "iJlfpl  burc^  bic  93erüf)-- 
rung  öon  Sifen  crfc^t,  b.  t).  tocnn  bcr  Q3erfolgtc  irgcnbtoo  (?ifen  be- 
rührt, 3.  ^.  ein  cifcrne^  Oiftcr,  fo  ift  er  oor  bem  QJerfoIger  gefd)ü^t. 
<2)ic^  6picl  ^et^t  in  Berlin  Eisenzeck,  in  93re^Iau  nad)  9'?od)t)ol3, 
^lemann.  ^inbcrlieb  406  f.  Eisenmändel,  am  9ZicbcrrI)ein  Iser- 
männchen,  in  ber  ßc^toei^  Isefähis  ober  Ise^ziggi  (©(^tocij.  3b. 
I  725).  3n  önglanb  entfpricbt  ba^  Ticky  Touchwood,  nur  ba§  ba^ 
(5ifen  büvd)  Äolg  oertreten  ipirb ').  Wenn  93än!e  auf  bem  Spielplan 
al^  "i^ft)!  gelten,  ^ei^f  bai  Spiel  in  Wien  Bankhupfen.  Wenn  ber 
QScrfoIgtc  fid)  baburcb  fiebern  fanu,  ba^  er  fic^,  el)e  er  nod)  oom  Q3er- 
folger  crreid)t  n?irb,  nieber^odt,  fo  mirb  bic^  Hockerl  fpiclen  genannt, 
im  (ilfae  Krup-fanglis  ((flf.  Wb.  I  121)  oon  frj.  Croupe.  Sine 
93crbinbung  oon  3ed  unb  Q3crftcden  fpiclen  ^ci§t  Räuber  und  Gens- 
darm, in  Siegb.  Räuber  und  Schanditz,  in  Wien  Räuber  und 
Pole,  ^ic  Q'xäubcr  öcifteden  ficb;  tt)cnn  bcr  ©ensbarm  einen  finbcf, 
mu§  biefcr  fliegen  unb  ift  gerettet,  menn  et  einen  95aum  r»or  bcm 
©en^barm  crreicf)t.  Wenn  umgefe^rt  biefcr  i^n  einholt  unb  fd)lägt, 
mu§  er  bic  9Roüc  be^  ©cnsbarmen  übernehmen. 

Siege 

®afj  Ziege  ben  cigcntlicl)cn  unb  gcn)5l)nlic^ften  bb.  9^amen  be.^ 
5"ierc^  barftcüt,  unterliegt  feinem  Su^eifcl.  'Jraglid)  ift  nur,  ob  aud) 
ba^  bcm  6übcn  bei  bcutfd)cn  6prad)gcbietg  angebi^rcnbc  Geiß  für 
bocbbeutfcb   gelten   barf   ober   ob   e^  al^  munbartlid^  angcfc^cn  tt?crbcn 


^)  "25gl.  ©omrne,  The  Traditional  Games  of  England  II  (1898)  292. 


Siege  —  Suderbofc  593 

inu§.  <5ür  ^b.  (5^ora!tcr  oon  Geiß  !ann  fein  <23orfommen  in  Der 
ßc^rifffprac^c  gcifcnb  acmac^t  tpcrbcn.  0em  93crliner  ^inb  toirb  t>ai 
^ort  burc^  baß  ^^ärc^cn  oom  'SJolf,  btt  alten  ®et§  unb  ben  fiebcn 
iungcn  ®ci§Icin  hti  ©rimm  (^inber--  unb  Äau0märc|>cn  9^r.  5)  fru^ 
geläufig.  Geißlein  lai  \6)  in  einem  Snfcrat  bcg  '5ränfii"d)en  Zuriet« 
öom  3.  1910.  ^ber  febr  häufig  ift  Geiß  in  ber  Citcraturfprac^c  nic^t 
<ögl.  6anberg  ^Gßb.  I  570),  unb  Ziege  erlangt  im  i5oc^bcutfd)cn  immer 
mcbr  bic  '2metnt)crrfd)aft.  ^cinc  ©ctoätjremänner  geben  Geiß  für 
6übbeutfd)l.  öon  Glfa§  bi^  'Bapcrn,  ferner  6c^tt)ei5  unb  Öfterrcic^  an, 
norblic^  bi^  ^ulba,  ^ieeb.,  5:rier.  3n  bcr  gcbilbelen  Hmgang^fprac^e 
90ßicn^  toirb  nur  Ziege  gcfagt,  unb  ha  Geiß  in  Öftcrrtid)  meift  in  ben 
munborflic^en  formen  Gäß,  Goaß  gebraucht  toirb,  fann  e^  bort  minbeftcn^ 
in  biefcr  ^orm  nic^t  für  t)od)bcui[d)  gelten.  <5)te  munbartlic^c  ©rcnje 
5tt)if4)en  Ziege  unb  Geiß  liegt  im  Q3ogtlanb,  too  nac^  ©erbet  ©ramm. 
6.  65  Geiß  im  bat)rifd)cn  6aalc=  unb  6.lbi^gebtet  (^ranfenmalb),  fonft 
Ziege  gebraucht  roixt;  lücfterägcbig.  oberfäcbf.  Ziege  bcgcugt  *2l.  Cang 
3.  f.  b.  9}^.  IX  13.  3m  ic>cnnebergifd)cn  Ziege  neben  Geiß  nac^  6pie§ 
93citr.  73.  289,  Geiß  in  Saläungen  unb  noc^  in  9^ul)la  Äertel 
^bür.  104.  ^uf  bem  (Sic^sfclb  Zicken  Äenfric^  QBb.  73.  QBeitcr 
tocftlic^  bilbct  Äeffcn  t)k  ©rcnsjonc:  obcr^eflli^)  ift  Geiß,  in  9^icber= 
Reffen  toicgt  Ziege  oor ').  '2lu^  ic)ol5l)aufcn  tourbe  mir  Geiß  al§ 
<5ingular,  Ziegen  al^  ^lural  angegeben,  ©er  rbeinfränfifcbcn  £lm- 
gangsfpra4)c  fpricbt  Q3ietor  6.  39  Ziege  ab  unb  Geiß  ju.  3n  2ott)- 
ringcn  bcftet)t  Zicke  für  bic  n)e  bliebe  Siege  neben  Geiß  ^ollmann 
^b.  180.  557,  cbcnfo  im  Unterclfa^  Zick,  Zickel,  im  alemannifc^en  (Jlfa§ 
Geiß  3.  b.  btfc^.  6prac^oer.  8,  154.  ^l^  ^e^cic^nung  bc^  tociblicben 
^iereJ  oon  'Jßilb  (9Rebcn,  ©cmfen)  get)5rt  Geiß  me^r  ber  3äger--  unb 
ber  öc^riftfprac^c  al^  ber  Umgang^fprac^e  im  engeren  Ginne  an. 

®cfö§  mit  0ec!el  für  Sucfer,  au^  ^orjcHan,  Silber  ober  anberm 
•SJJctaH,  fcltcner  au^  ©la^.  "Sa^  ^ort  ift  jc^t  f4)on  im  ganjcn 
bculfcl)cn  6pracbgcbict  verbreitet,  obtt)ol)l  Dose  nac^  ben  9^acbii)eifcn 
oon  Äluge  QQöb.  au^  bcm  9'^bb.  (nbb.  dose,  nbl.  doos)  ftammt.  ©in 
toortgcograpl)ifc^er  Untcrfcbicb  5tt)ifd)cn  9^orben  u  b  6übcn  jcigt  ftc^ 
aber  noc^  barin,  ba^  im  6übcn  neben  Zuckerdose  auc^  Zucker- 
büchse ^äufig  gebraucht  toirb,   bai  5.93.  in  93erlin   nirf)t  üblich  ift. 

^)  Grcceliu«  <2ßb.  417.  934.    g3ilmor  3b.  120. 
P«et1<^mer,  SBottgcograp^jie.  38 


594  Sudctbofc  —  äurcc^tmac^cn 

dagegen  toirb  Butterbüchse  für  fonftigc^  Butterdose  bafelbft  gebraucht. 
Zuckerbüchse  crftrcdt  f\d)  über  0übbcutfd)lanb  oon  (flfa^  bi^  ^Sa^ern 
(a\xd)  9}iar!ncuftrc^cn),  Sc^ipcij  unb  Öftcrrcic^,  3ip^  unb  öicbcnb.  3n 
QCBürttcmb,  toirb  nacb  *33cit  untcrfd)icbcn  jtoifc^en  bcr  einfacheren  Zucker- 
büchse ou^  'SO^cfatt  unb  ber  feineren  Zuckerdose  a\i€  ^orscüan  ober 
@la^;  t>a^  ßcbntoort  ift  bic  gemä^tfere  93cjcic^nung.  '^Bcmerlen^tpert 
iff,  \)a^  in  ®onauio5rf^  Zuckerbüchse  tt)ie  überhaupt  bo^  'Sßorf 
Büchse  öermiebcn  toirb,  tt)cil  e^  5«9lcic|>  in  obfcöncm  Sinne  öon 
feminal  oorfommt.  Q3gt.  6c^meHer  QBb.  I  200  unb  ba^  ebenfo  t)er= 
tocnbete  Schachtel.  (5^  ^anbelt  fic^  t)ter  um  ein  ä^nlic^c^  ^abu, 
toie  baß,  oon  bem  9Zico(ai  9^eife  V  93  plage  XIV  6. 130  bericbfet,  nämlic^ 
ba^  in  Q33icn  Schwafel  b.  i.  Schweifel  anflatf  Schwanz  gefagt 
werbe,  „totl<i)tß  Ic^tere  'Jßorf  im  Ö|'terrei4)ifc|>cn  oon  ehrbaren  "5  rauen- 
jimmern  nic^f  auögcf proeben  tpirb"  ^). 

^u«  ^bnig^berg  tt)irb  mir  noc^  Zuckervase  angegeben,  aui 
93remcn  unb  O^Jnabr.  Zuckertopf,  aa€  ^tm  Zuckerschatte  (:= 
-Schachtel,  »gl.  fpätm^b,  schattel,  ital.  scatola?). 


^urcc^tmac^en 

•SDian  !ann  zurechtmachen  unb  richten  al^  ungefähre  gco= 
grop^ifd)c  Korrelate  b.'jcic^ncn.  Zurechtmachen  ift  ein  oor^ug^ipeifc 
norb=  unb  mi(tclbeuifd)cr  ^u^brucf,  bcr  füblic^  bi^  jum  Q3ogtIanb, 
*20?einingen,  <5)armft.,  ^falj,  6aarbrücfen  reicht,  ftcttentt>ci|'e  auc^  nocb 
toeitcr  jüblid),  j.  93.  in  ^mberg,  '30'iäncbcn,  93.=2eipa,  93icli$  oor= 
{ommt.  6onft  fagt  man  im  6ii)cn  e^cr  bereit  machen  (St.  ©allen), 
parat  machen  (9^aftatt).  Äaufigcr  toirb  aber  in  öftcrreic|>,  au(^  in 
933ürt(cmb.,  93aben  richten,  in  ätjnlic^em  Sinne  ücrmcnbet,  g.  93.  das 
Essen  richten,  \oai  nicbt  fo  oici  tt)ie  'anrichten'  (b.  \).  bie  Spcifcn 
auf  bie  Scbüffcln  tun)  bebeutet,  fonbern  'fertig  machen';  richte  mir 
meinen  Anzug  'lege  ibn  mir  gurccbt!',  ober  jum  S4>nciber  können 
Sie  mir  den  Anzug  richten?  'f5nncn  Sie  ibn  paffcnb  machen'  ober 
'feine  Scbäben  auöbeffern?'.  Ein  Pflaster  richten  bei  "21bra^om  a  S. 
(Ilara  II  298  Str.     9Jiit  biefem  richten  ungefähr  ft)nont)m  ift  her- 


*)  93gi.  oben  6.  452  (unter  Schwanzstück).  —  gine  rufftfd^e  "löaranetc 
ift  bie  93crmcibung  oon  süka  'öünbin',  tt>eil  bieg  oucb  at«  Scbimpfroort  für 
Ififtcrnc  QBeiber  gebroucbt  tt)irb:  bic  ibünbin  wirb  baber  mit  sämka,  cigentlicb 
'^eibd}en',  bcjcicbnet. 


jurcc^tmac^cn  —  S^linbcr  595 

richten.  (£rbc,  6c^toäb.  <2öorffc^.  9  unterfc^cibef  einen  ^Injug  her- 
richten 'il)n  reparieren,  hinrichten  *il)n  bereif  legen'. 

3m  eifa§  tpirb  neben  richten  (ölf.  QOßb.  II  229  e  Musfall, 
das  Haar  richte^)  anö)  rüsten  in  bcmfelben  6innc  gebraucht: 
s  Z°raittagesse°  rüste°;  d^r  Tisch  rüste";  rüstet  ra^r  e  Kutlett! 
(©f.  <2öb.  II  296).  gbcnfo  in  bcr  6cbtt)ci5:  d's  Sunntigg'wand, 
d's  Brot  rüste°  6c^tt)eia.  3b.  IV  1543. 

3n  "Berlin  fagt  man  einen  6alat  zurechtmachen,  in  QGßicn 
i^n  anmachen.  6c^on  ^Icin  ^roo.--99ßb.  I  16  bud)f  einen  6alaf, 
einen  Seig  anmachen  ali  bat)rifd),  aber  au^  au^  3ülic^--93erg,  eine 
90ie^l[peife  zwirnen  ober  anzwirnen  au^  ^n^bacb  II  252. 

"Jür  sich  zurechtfinden  fagf  man  in  Öftcrrcic^,  au(^  in 
93at)crn  (^uneben),  Württemberg  (^ifc^er  <2Db.  I  479)  unb  6c^tt>ei5 
(Scbtoeig.  3b.  III  314)  sich  auskennen:  j.  93.  ich  kenne  mich 
nicht  mehr  aus  *ic^  finbe  mic^  nid)t  mc^r  Q\ivcö)f;  er  kennt  sich 
hier  gut  aus  'er  toei§  ^icr  gut  '33cfd)eib'.  <S)a^  in  Öfterr.  häufige 
QBort  fet)(t  nod»  in  unfern  QBbricrbücbcrn  (<5)'2öb.,  Äepne,  Qöeiganb 
ufn?.)  au§er  6anberg  <2öb.  b.  btfc^.  epx.  I  895  unb  ^aul  Wb.  51. 
•SJ^^b.  ift  ich  erkenne  mich  in  bemfclben  6inne.  llngebuc^t  iff  auc^ 
noc^  bie  erft  in  neuerer  S^it  in  ®eutfcf)lanb  aufgctommcnc  Beübung  im 
Bilde  sein  '93ef4)eib  toiffen'/j.  93.  jetzt  bin  ich  im  Bilde  'jc^t  toei^ 
ic^  93cfc{)cib,  öfterr.  jetzt  kenne  ich  mich  aus';  nicht  im  Bilde 
sein  'nic^t  orientiert  fein'.  6ic  foU  ber  militärifd)cn  ^a<i)\ptad)t  ent= 
ftammen.  3n  ber  Literatur  \)aht  id)  fte  etft  n)cnig  gefunben,  g.  93. 
bei  ^ric^  903ulffen,  ^cr  9}^ann  mit  ben  fieben  9}Zaefcn  (<5)re^ben  1917) 
6.  23:  „3c^  glaube  rcc^t  gut  im  93ilbc  ju  fein"  (T>ialog).  3n  Öfter- 
reicb  ift  fie  nic^t  üblicb.  93crut)t  tk  mcrftoürbigc  'Jßenbung  auf  ^on= 
tamination  üon  ein  Bild  von  einer  Sache  haben  unb  im  Klaren 
darüber  sein?  —  (?in  blo§e^  "^O^iBoerftäubni^  be^  "Slu^brucf«  lieg 
tt>ol)l  hei  ©unter  ^lüfd)ott>,  ®ie  '2lbenteuer  be^  "^licgcr^  oon  ^fingtau 
(1916)  6.  126  oor,  ber  „3cb  toar  toicber  mal  im  93ilbe"  f^reibt  im 
Sinne  »on  „3c^  toar  toieber  mal  im  ^rodenen,  au|er  ®cfal)r,  gerettet". 

3t)linber 

genauer  Zylinderhut,  ber  mcift  fc^toarje  mit  Gcibenfelbcl  über- 
zogene ät)(inberf5rmige  Äut  ber  Männer,  ©afür  in  ^Württemberg  der 
Schlosser:  nad)  Sy.  ö.  <5ifcber  ift  bic^  ber  in  <2ßürttcmb.  oon  93olf 
unb  ©ebilbcten  o^ne  jeben  9'Zcbenton  öerioenbete  ^u^brucf  für  ben 

38* 


596  3>?ttttbcr 

S^Knber.  SSRan  faflt  5.  *33.  Mein  Schlosser  muß  zum  Aufbügeln. 
^crUrfprung  bcr  mcr!n?ürbigcn  ^Scjcic^nung  ift  unbcfannt.  Zylinder 
fommt  bancbcn  ali  gctoä^ltcr  *2lu^bru(f,  Schlot  ali  burf^ifofcr  00c. 
0as«  mir  aui  ßtuttgarf  mitgeteilte  Seidenhut  ift,  tt)ie  mir  '^if'^cc 
oerjtc^crt,  ber  Umgang^ fprac^e  in  'Sßürttemb.  burc^au^  fremb:  c^  bücftc 
ber  allgemeine  ^ai^au^brurf  ber  Äutmac^cr  fein,  toic  frg.  chapeau  de 
soie,  engl,  silkhat.  0er  3t)Hnbcr^ut  ift  im  legten  3al)r3e^nt  bti 
18.  ^a\)v\)ünbtvti,  in  ber  9^et)olutiongjeit,  in  ^ran!reic^  entftanben  unb 
na^  'Qi.  ^retfd)mer  unb  e.  Q^o^rbac^,  ^rac^ten  ber  Q35lfcr'  6.  318 
um  1797  auc^  in  ®tutf(^lanb  burc^gebrungen.  ^ber  onfänglii^  toar 
er  nur  a\xi  "Ji^J^  crft  um  1830  tourbe  er  aui  6tiben=^lüfc^  ^erge= 
fteUt,  mit  bem  eine  ©runblage  üon  ^oppe  ober  "^i'S  überjogcn  toirb. 
ßngl.  silk  hat  ift  nad)  'zDiurrat)  feit  1834 — 36  nad^toei^bar.  Zylinder 
unb  Seidenhut  t)erl)olten  fic^  )x>k  frg.  chapeau  en  haute  forme 
unb  chapeau  de  soie.  ©eibcne  Äüte  anberer  ^rt  gab  e.g  f^on  im 
18.  3a^rt)unbert  ^),  unb  ba^  Qßort  Seidenhut  finbet  fic^  ba^er  f^on 
1810  hti  Gampe  "Sßb.  b.  btfc^.  6pr.  IV  für  einen  feibenen  Äut 
f(|>te^ttoeg. 

®ie  elf.  *33e5ci4>nung  be^  S^linber^utcg,  Kirchenhut,  (3.  b. 
©prac^ocr.  8,  154)  barf  noc^  für  ^oc^beuif(^  gelten,  bie  lübifc^e  Spint 
(6c^umonn  *2ßorifc^.  ö.  Cübccf  16)  bagegen  nur  für  munfcartUc^. 


')  93gt.  Ärüni^  gncpct.  27  (1783),  193. 


Sflac^ttäge  unb  <23cri(^tiguttgett» 

6.  1.  ®ie  "Beifpiclc  für  bic  ^i^ocrftänbniffc  unb  fonftigcn  Un-- 
juträglic^fcitcn,  bic  bic  tt)orfgcograpl)ifd)en  Üntcrfd)iebc  bcr  l)Oc^bcutf(^cn 
Umgang^fproc^c  jur  ^olgc  l^abcn,  laffcn  ftc^  natürlich  leicht  oermc^rcn. 
Qß  ift  bc5cicf)ncnb,  t>a^  bic  im  ^eltfricgc  cnlftanbcnc  ©cmüfc=  unb 
Obftöcrforgunggftelic  (@cog)  in  ^icn  in  i^vzn  ^unbmac^ungcn  alle 
©emüfc  mit  jttjci  unb  mc^r  9'^amcn  benennen  mu§,  um  gang  t)crftänb= 
lic^  ju  ti):rben: 

Früh-  unb  Spätkraut  (Weißkohl) 

Früh-  unb  Spätkohl  (Wu-singkohl) 

Kohlrabi  (Oberkohlrabi) 

Rote  Rüben  (Salatbeete) 

Wruken  (Dorschen,  Steckrüben,  Kohlrüben) 

Stoppelrüben  (Halmrüben,  Wasserrüben). 

6.  2.  '5)ic  ^u^brucf^toeife  Wie  teuer  ist  diese  Ware? 
foü  gelegcntli^  and)  in  '^ßicn  üortommcn.  G^  ^anbelf  fic^  t)ier  IDO^I 
um  t>aß  in  ©ro^ftäbtcn  fo  häufige  9^cbcneinanbec  oon  bobcnftänbigem 
unb  oon  ou^en  angeflogenem  6prac^gcbraucb.  9?.  xOZuc^  finbct  t>k 
<2öenbung  burd)au^  untpiencrif^).  —  <2)ie  öinlabung  näherzutreten 
ift  norbbeutfc^  (ogl.  j.  93.  Spieltagen,  Problem,  ^f^aturen  ^ap.  28, 
6ämtl.  9^om.  1  1,  262.  Äcrsog  ^iäfoflenö  75),  bcn  9Q?ienern  jebcn-- 
faU«  fremb.  ©ic  entfprec|)enbc  '2lujforberung  hineinzuspatzieren  ift 
fübbeutfd)  („6o  fpa^iert  boc^  l)incin",  fagt  baß  ®ienftmäbcf)en  bei 
6tegemann  ®ie  al^  Opfer  fallen  102)  unb  öfterrcid)ifd),  bort  aber 
fc^on  im  Q3cralfcn. 

6.  3.  Giraffe  tt)irb  in  ^ürffemb.,  tt)ie  mic^  io.  ».  ^ifc^er 
belehrt,  mit  seh-  (s-)  gefproc^en,  unb  au6  für  93at)ern  unb  Öfl erreich 
toirb  ber  'Slnlaut  ric|)tiger  al^  s-  bcäeic^nct  (ogl.  Äügel  '^ßien.  ©ial.  137 
Schiraff),  benn  e^  ift  berfelbc  £aut  toic  in  Schiff,  aber  allerbing« 
tocic^er,  b.  \).  mct)r  £eni^,  alfo  bem  z  nä^er  aiß  baß  norbbcutfd)c  seh, 
unb  bie  ©ebilbetcn  fprcc^en  unter  llmftänbcn  and)  gcrabcju  ?.-  tt)ie  in 
fra.  giraffe.  3n  QBien  ift  baß  QCßort  aud)  oolf^fpracblid),  »eil  ein 
frül)er  üblic^c^  ©ebäcf  (fpiralfbrmige  93riofd)e)  Schirafferl  l)ie§  unb 
Schiraff  oolf^tümlic^cr  Spottname  für  einen  langgefc^offcncn  9}ienfd)en  ift. 

6.  3.  9^ad)  9\.  SO^uc^  fpric^t  man  in  ^ien  Aristokratsi,  Demo- 
kratsi  u.  f.  ü).,  alfo  in  italienifd)er  £autf orm :  ital.  aristocrazia.  diplo- 
mazia,  garanzia. 

Kassier  für  Kassirer  ift  nac^  Ä.  o.  <5ifc^cr  auc^  toürttcmbergifc^ ; 
ebcnfo  bic  93etonung  Vor-,  Nächmittag  (6.  4). 


598  9lac^ftögc  unb  "Berichtigungen 

6.  5.  <3)tc  gebilbctcn  QBürftcmbcrgcr  betonen  Tabäck,  Uniform, 
Musik,  bic  'SO'Junbart  Tüback,  öneform,  Musik;  ju  le^terem  f.  *5ifc^er 
^b.  IV  1830  f.,  bcr  auf  bie  umgefci)tte  ^Sctonung  gebilbct  Musiker 
—  munbortl.  Musiker  ^inmcift. 

6.  8.  9?.  '^ud)  erinnert  ^u  bem  fd)le^tt)ig=^oIftcinifd)en  unb 
mcdlcnburgifd)en  ich  erinnere  das  an  bän.  jeg  erindrer  det,  bai 
offenbar  mit  jenem  norbbeutf^en  6pracbgebrauc^  in  Sufammcn^ang  fte^t. 

6.  8  ^nm.  2.  Laß  er  das  tun  ift,  toie  mir  6.  Singer  be= 
merft,  aucb  allgemein  jubenbeutfc^. 

6.  18.  Dr.  @.  93cnber  au«  Offenbacb  a.  J3l.,  je^t  in  ^ünc^en, 
\d)xt\ht  mir,  ba^  Obacht  bocb  aud)  öiel  öon  ©ebilbetcn,  5.93.  öon 
xi)m  felbft  gebraucht  tocrbe.  "SOZeine  93cmerfung,  ba^  tß  met)r  bei  Hn-- 
gebilbctcn  ootfomme,  fcbeint  alfo  auf  6übbeutfd[)lanb  nid^t  jujutreffen; 
ic^  ^abc  ein  mir  t>on  'Jßienern  mitgeteilte«  Urteil  DcraUgcmeinert. 

6.  19.  Äerm.  2ön«  —  auc^  ein  bem  "^öeltfrieg  jum  Opfer  ge-- 
fattener  —  erflärt  am  6c^lu§  feine«  Q'^oman«  'S)cr  '^ti)t\x>olf 
(6.  241)  felbft  au^brücflicb,  ta^  er,  um  eine  oöUige  (finl)eitli^feit 
^toif^cn  bem  6toff  unb  ber  *5orm  ä«  erzielen,  fotoo^l  für  ben  ergö^-- 
Icnbcn  ^cil  loic  für  bie  ©efpräc^e  t>k  l)eutige  ^u«brucE«h)cife  ber  ^Säuern 
bcr  Cüneburger  Äeibe  gctt>äl)lt  l^abc,  unb  erläutert  Ut  öon  ibm  an-- 
gctocnbetcn  nbb.  QB5rter.  —  3u  Äerm.  Äcffe  bemcrff  mir  Ä.  ö.  ^if(^er, 
ba^  er  fein  »oügültiger  3cuge  für  ^Württemberg  fei,  ba  er  in  feiner 
Sugcnb  lange  in  ber  6(^h)ei5  gelebt  ^obc.  —  Über  „'SO'^unbartlicbe«"  im 
n^b.  6cbrifttum  f.  nocb  O.  '^Oöcifc,  Unfere  gjlunbarten  (1910)  6.  246  ff. 

6.20.  "^rof.  6. 6inger  fc^relbt  mir,  ba^  er bfterr.  führen  =  fahren 
noc^  immer  ol«  forreft  empflnbe.  'iflad^  io.  o.  <5ifcl)er  ift  führen  in 
biefem  6inne  aucb  tt)ürttcmbergif(^,  neuerbing«  gebilbct  auc^   fahren. 

6.  24.  Äcrr  Dr.  ®.  93enber  f^rcibt  mir,  ba^  in  93raunfd)tt)eig 
nac^  ^rfunbigungen,  bit  er  hti  93raunf(^n)cigcrn  eingesogen,  Kleider- 
seller,  nic^t  Altseiler  für  '3:r5bler,  Äönbler  mit  alten  Kleibern'  ge-- 
fagt  »erbe  unb  jnjar  »on  älteren  Ccufcn.  (?in  gef(^i(^tlic^'litcrarifd)er 
93erein,  ber  ftd)  mit  Dem  6ammeln  alter  ^racbten  bcf^äftigt,  nennt  jtc^ 
„^leiberf eller",  ^gl.  gött.  kleerseller  6d)ambaci^  QGßb.  102,  altmärf. 
seilen,  Seiler,  Kledersellersch  ©anneil  OWb.  191. 

®a  bic  Äeffcn  Mittag  für  bcn  '^Begriff  be«  9^ac^mittag«  oer« 
tt)cnbcn,  tt)ie  6.  24  ern)äl)nt  ift,  fo  umfi^rciben  fic  ben  93cgriff  'tÖJittag' 
felbft  mit  Zwölf  Uhr,  wie  mir  Dr.  93cnbcr  au«  9jfenba6  mitteilt. 

6.  25.  O.  ^eifc  3.  f.  btfc^.  Untcrr.  31  (1917)  6.  489  ocrmi^t 
im  1.  Äalbbanb  bkU^  ^crtc«  bic  'Slrtifcl  Kaninchen,  Maulwurf, 
Marienkäfer,  Libelle,  Biene,  Kiefer,  Fichte,  Ulme,  Kirsche 
[Sauere  Kirschen  f.  6.  402],  Himmelsschlüssel.  Anemone.  (5r 
ertt?ät)nt  n\ä)t,  ba^  id)  bic  '2lu«fcl)lic^ung  bcr  mciftcn  ^icr-  unb  ^ffanjem 
namen,  barunter  Ulme,  Kiefer  oben  au«fü^rUcb  begrünbet  b^bc. 

6.  26.  3.  0.  6onnenfel«,  libcr  ben  @cfcbäft«flil  (<2ßien  1785) 
6.  104  f.  fcbreibt  in  ben  (Jnttpücfcn  t>on  93tttfd)riftcn  Unterzeichneter, 
nicbt  Gefertigter  ob.  bgl.  üor.  —  Auflassen  =  cinftcücn  (einen  93c= 
trieb)  wirb  nacb  *3)r.  93enbcr  ganj  allgemein  aucb  in  "SDiüncbcn  gebrauch. 


9^ac^frägc  unb  "33enc^tigungcn  599 

6.  31  3.  17  ift  Äcffcn-^affcl  in  Äcffcn»9'^affau  ju  änbcrn  unb 
Qßic^babcn  unb  "^ronffurt  3.  3  unb  1  oon  unten  ju  btm  ^bf4)nitf 
ÄcfTcn=9^affau  md)  3.  20  ju  fteücn,  ferner  "SOZainj  3.  2  ö.  u.  ju 
Äeffcn  =  ®armftabt  6.  32. 

6.  38  ff.  0ic  nac^  'Begriffen  gcorbnefe  £iberficbt  über  bic  6ticb-- 
»örfer  ift  unooOftänbig,  weil  naö)tväQ{\ö)  noc^  eine  9\ci()c  con  ^rtifeln 
eingefügt  ift.  3c^  laffe  biefe  ^ier  folgen.  Äau^infaffcn:  G^ambre' 
garnift.  9^äume:  ^tage,  'parterre,  ^öbel:  Äü^nerfäpg,  93ogel-- 
bauer,  ^leiber^afen.  Äau^gcrät:  Terrine,  ^afferolc.  Slbfälle: 
6pltfter,  Sauere.  Ä ä u^ Ud) c  ^ätig feit:  eintjolcn,  fprengen.  5?leibcr: 
6tutpen,  "^ic^cl,  ^oüe,  Äafen  unb  Öfen,  ^alfum,  toUcn.  6peifcn: 
©eric^t.  ©emüfc:  6eüerie,  '^ai^.  Öi>ft:  ©auere  5?:rfct)en,  93utter-- 
birne.  ^[ti\ö):  Q'^inbfieifd),  ßiefen,  fettburcbioacbfcn.  (5ier:  flaum-- 
toeic^.  93ac!n)ercE:  ©ebäcf,  6tuUe,  Oif)eno.  3utatcn:  S^oc^jucfer, 
€itt)ei§,  "D'^ofine.  ^inbercräiel)ung:  Schularbeit,  Sct)ulmappe,  ^eber- 
faften,  ootfagcn,  ungejogen,  Schlägerei.  9}Zilitärbicnft:  nebmcn. 
©clpcrbe:  ^ubrmann,  Ä'utfc^er,  befol)Ien.  5?ran!t)eiten:  Perrenten, 
^icrc:  Äubn,  Äeufc^rede.  ©etoäffer:  ^eicf),  5?abn.  (5igenfc^oft^  = 
tpbrtcr:  rafcb,  marineblau,  möüig,  ungezogen.  Sc^impfioort:  Äan^-- 
tourft.  ^ätigfeiten:  arbeiten,  gc^en,  cffen,  Iccfcn,  oorftcflen,  fct)clten, 
ujen.  Qlboerbia:  mcinettoegen.  ^nbererfeit^  finb  meggefaClen  An- 
zug, bai  fc^on  0.  36  erlebigt  ift.  Acht  geben,  ba^  ß.  18  unb  im 
^f^acbtrag  baju  erörtert  ift,  aufheben  im  Sinne  Pon  'aufbewahren', 
t>ai  jiemlicb  gemeinbeutfci)  fd)eint. 

6.  44.  ^l^  Q3orbilb  für  tirol.  Sommerfrische  fommt  ital. 
frescura  in  bemfelbcn  Sinne  (am  ©arba^See)  in  93etracbt.  93gl. 
9R.  ^ri^fcbe,  3.  f.  tcutfc^.  Itnterr.  26,  902. 

S.  46.  93ci  allen  ^erfoncn,  biz  i\)vcn  ^o^nort  bauernb  oertegt 
l)abcn,  lä§t  fic^  biefe  '3[Rifcl)ung  be^  QBoitfcl)a^e^  in  ibrer  Spracbe  be-- 
obac^ten.  lim  ein  berül)mte^  93eifpiel  ju  nennen,  \)at  ficb  93ect^open, 
ber  bekanntlich  fc^on  mit  22  Sauren  Pon  93onn  nac^  '2öien  übcrficbclte, 
begreiflic^ertoeifc  manche  bfterreicbifc^en  'Slu^brüdfc  angeeignet,  ^r  ge-- 
braucbt  in  feinen  93riefcn  (bcrau^geg.  oon  9^obl)  S.  275  Verkühlung, 
Erdäpfel-Schmarren,  »erbinbet  (S.  349)  vergessen  mit  auf,  fd)reibt 
aber  anbererfeit^  (S.  242)  Kamin,  nic^t  Rauchfang. 

S.  55.  Sonncnfel^,  llbcr  ben  ©cfcl)äft^ftil  (^ien  1785)  S.  52 
•iJlnm.  perficbt  bereite  bie  ©lcicl)berccbtigung  geograpl)ifcf)er  Spnonpme 
unb  oerttjirft  i^rc  ^Sejeic^nung  al^  ^rooinäialipörtcr.  ®ie  Stelle,  auf 
bic  micb  SD^.  Ä.  SeÜinct  t)inmeift,  lautet:  „^iberbaupt  finb  ScbriftfteUcr 
unb  9^ejcnfenten  mit  bcm  9Zamen  "^rooinjioliport  ju  frepgebig. 
'SJarum  ^^rooinjialtoort,  tt)cnn  c^  ber  "Slblcitung  nacb  ridjtig,  unb 
obglei^  nicbt  überall  gebraucht,  bennocb  überall  Perftanben  wirb?  warum 
d.  93.  tpäre  9Raucbfang  nicbt  fo  gut  al^  Scf)orftcin,  ^ifc|>er 
fo  gut  al^  Schreiner,  ^leifcb^auer  Wo^l  noc^  eigcnt^mlicber  al* 
*3J?e5ger,  Äccfenbeer  (rooraua:  ber  ^ielänbifcbe  gemeine  9[Rantt 
€tfc^bctfc^,  Pielleic^t  oon  bem  altfäc^r»fd)cn  Egde'9'vanb,  mac^t)  o^nc 
3tt)eifcl  bcutfc^er  al^  ber  englifcbc  Äalbbaftarb  Äambutte:  baß  ift  ba« 


600  9'^äc^träge  unb  93erid^tigungen 

jufommcngejogcnc  Äage-Button  ober  ^nopf?  QGßarum  ^rooinitd- 
tport  ein  Qöort,  beffen  93cgriff  bic  allgemeine  Sprache  fonff  ganj  nic^t 
geben  !ann?  rvk  j.  93.  bo^  öffcrrei^ifc^e  6uftcn,  eine  cingcfeffene 
©tredfe  ^rbreic^^,  tocnigcr  aU  ein  ^^al,  me^r  aii  eine  ®cube,  unb 
noc^  feine  ^iefe." 

6.  6 1 .  '^a(5)  "Sifctjer  gebraucht  bic  9)Zunbart  im  fübli<^en  ^QBürt-- 
femberg  unb  6rf)ö)arjn)a(b  nur  Roß  (ogl.  Sc^toäb.  QOöb.  V  411),  im 
9'iorben  unb  in  ber  öftUc^cn  ^Ib  nur  Gaul,  ^ie  ©ebilbcten  [agen 
Pferd,  aud)  Gaul,  bki  befonbcr^  Offiziere,  aber  nic^f  Roß,  au§er  in 
ber  Sufammenfc^ung  unb  alü  (5(^impfrport:  Roß  Gottes,  aud)  blo§ 
Roß.  Pferd  ift  ber  eigentlicben  9[«unbari  fremb  (Sc^toöb.  ^b.  I  1 038  f.). 
®ie  6cbriff  oon  Äerfner,  'xRo^  '^fcrb  @aul,  ®cutfd)c  <5)ialeftgeo-- 
grap^ic  X,  bie  t^ifd)er  jitiert,  fc|)eint  im  93ucbb<»nbel  nod)  nic^t  er- 
^ältlicb. 

"Slbenbbrob.  6.  63 f.  O.  Äoffmann  bcftreifet  (bricfücb),  ha^ 
Abendessen  ^annboerifi^  fei.  dv  fennf  nur  Abendbrod.  ^rü^er 
tourbe  in  Äannoüer  meift  zum  Tee  eingelaben  tt>k  in  ©orpot  unb 
6c^lc^tt)ig,  toobei  ^ee  unb  falte  ßpeifen  »erabrcit^f  tourben.  93ielleicbt 
ift  in  eine  getoiffe  ©efellfc^aftöfd)ic^t,  bie  mel^r  frembcn  Sinflüffen  unter- 
liegt, Abendessen  cingebrungen. 

6.  66.  69.  io.  0.  '5ifd)er  fc^reibt  mir,  t)a%  ha^  93olf  in  QQSürttemb. 
ben  ^benb  fogar  fc^on  mit  bem  ^itfageffcn  b.  ^.  um  11  ober  12  W)v 
beginne,  bie  9'Zacbt  mit  bem  ^benbläuten.  Abend-  ober  Nachtmahl 
für  t)a^  6aframent  fagen  nur  bie  "^rotcftanten :  bie  ^atl)olifen  gehen 
zur  Kommunion,  kommuniziren  ober  speisen.  ®er  gebilbetc  tvüxU 
tembergifc^e  ^roteftant  fagt  gctt)ö^nli(^  Abendmahl;  Nachtmahl  ift 
mel)r  pietiftifd)=populär. 

6.  66.  x)Zocb  9?.  ^ud)  loirb  auf  d'  Nacht  (nic^t  auf  Nacht) 
nur  oon  ber  Seit  be^  (Sinbrucb^  ber  9^acbt  gebrandet. 

^bh)ofd)fa|.  ö,  73.  Schaff  gehört  nacb  Ä.  o.  ^if^er  aucb 
f(^on  bem  öftlic^en  QKürttcmbcrg  ((irail^^eim,  @münb,  ^Slaubeuren, 
£oupbci«n)  on. 

^bicu.  6.  75  2lnm.  3  ift  im  3-  1915  gefc^ricben;  ber  9©elt- 
frieg  bot  leiber  bii  oorlöufig  1917  fortgebaucrt. 

6.  76.  Guten  Tag  loirb  al^  (Srfa^  für  Adieu  je^t  auc^  in 
®eutf4)lanb  empfohlen  unb  bal)cr  nunmcl)r  aucb  in  ber  ©ebilbetcn-- 
fpracbc  aU  ^bfc^ieb^gru§  gcbraucbt. 

6.  76  "iilnm.  4.  Dr.  2.  6pi$er  toeift  mi(^  auf  pfälft.  Basel- 
manes  austeilen  '^u^bänbc  aufteilen'  (O.  *^eifc,  llnfcrc  9)iunbartcn 
142)  fomic  Ungar,  bäzsalaman  C20^ogpar  9'^t)eloör  1915  6.  22)  bin. 

Q.  77.  3n  Ullcr^öorf  fagen  bic  coangelifcbcn  Scbüler  Grüß 
Gott,  bic  fatbolifd)cn  Gelobt  sei  Jesus  Christus,  njorauf  geantioortet 
toirb  In  Ewigkeit  Amen.  '2lu<^  in  'Petersburger  6tubentenfreifen  ift 
ber  ©ru§  Grüß  Gott  oerbrcitet. 

6.  79.  Über  bie  in  93 cm  üblicben  ®ru§formeln  macbt  mir 
€.  (Singer  nocb  folgenbe  'SD'iittcilungen.  <5)er  munbartlic^c  ®ru^  ift 
Grüeß  ech.     ®em  bfterr.  Servus  cntfpricbt  loie  im  eifa§  ((flf.  ^b. 


9^ac^trägc  unb  93cncbtigungcn  601 

ü  348)  unb  eot^ringcn  (^oürnann  QBb.  426)  Salü  =  fr^.  salut  al« 
tnfimcr  ®ru§.  3n  ©tubcntcnfrcifcn  fommt  Tschao  (ogl.  oben  6.  78) 
oor.  Adieu  tft  ocroltef.  ältere  £eutc  unb  ^atrijicr  grüben  oicl  mit 
Bonjour.  ^uf  fran3örtfd)cm  (?influ&  beruht  ti  IDO^I,  t)a^  man  auc^ 
nur  mit  ^itel  ober  'SRamen  grü§t:  Herr  Professor!  Herr  Meyer! 

^prifofc.  6.  91'.  Ä.  6d)uc^orbt  eitcraturblatt  f.  gcrm.  u. 
rom.  *5^t)il.  1917  6p.  326  leitet  fpan.  amarillo  'gelb'  »on  bcr  ama- 
rilla,  amarella    'Bitterujurj  ober  gelber  Gnjian'  \)cv. 

■iJlufnjartefrau.  6.  97t.  Q3olf^JümUct>er  öI«  Bedienerin  ift  in 
^irol  tit  mer!n)ürbigc  ^Bcjcic^nung  Von-  und  Zugeherin.  3n 
bem  tiroler  Q'^omctn  oon  ©rcinj,  <5)a^  Syauß  '3?iict)ael  6enn  (1909) 
©.  74  im  Dialog  Von-  und  Zuageherin. 

^lu^oerfc^ömt.  S.  lOO.  Ausgeschämt  bebeutet  ben,  bcr  bit 
©c^am  ocriernt  \)at,  c^  toirb  bat)er,  loic  mir  Sd.  t>.  '5ifd)cr  ^6)vc\ht,  im 
6inne  cinc^  G^borofterjuge^  gcbrau(^t  unb  ift  ftär!er  al€  unverschämt, 
boö  mebr  oon  (fmjelfällcn  gilt.   Ausgeschamt  ift  oud)  i>nlgär--n>icncrifc^. 

93acfc.  6.  101  f.  3n  bem  '^ßicner  Qlrc^io  bc^  t>on  ber 'Jöicncr 
unb  bcr  93a9crif(^cn  '2l!abcmie  Dorbcveitctcn  93airifci)  =  öftcrrcicbifd)cn 
QBörtcrbuc^c^  finb  für  eine  Q'xeibe  oon  Gegriffen  bic  geogvapt)ifc^en 
6t)nont)mc  in  btn  bajuoarif^en  9}?unbortcn  oon  Öfterrcict>  bereite  ju= 
fommengeftellt.  9'^acb  biefcn  „6t)nont)men5cttcln"  ift  Wange  fem,  unb 
m.,  in  Of^icbcröft.,  'SO'Jäbrcn,  'Sbtjmcn,  ^irol,  Oberöft.  üucb  Wang  ntr, 
bcr  gctoöbnlic^e  ^u^brucf.  9^ur  in  935l)men,  befonber^  feinem  nörb= 
lic^ftcn  ^eil  C2lfd),  ^lan)  ift  der  Backe,  fc^r  feiten  die  Backe  bie 
^äufigfte  93c3cic^nung,  unb  Wange  fel;lt  ftellcntoeifc  ganj.  3n  9^icbcröft. 
ift  Backe  nicfet  üblich  au^er  in  ben  Sufammenfe^ungen  Backenbart 
unb  Ai'schbacke  unb  bem  <5)cmin.  Backerln  für  gefunbc  5?inber-- 
iDongen.  3n  ben  übrigen  oft.  ^ronlänbern  ift  ©runbioort  unb  demi- 
nutio fc^r  feiten. 

*5ür  Dicke  Backe,  worunter  mon  in  93erlin  eine  fronfbaft  ge= 
jc^tooUenc  93arfc  oerftc^t,  fagt  man  in  öftcrr.  geschwollene. 
Wange,  munbartl.  angelaufene  Wange  in  Steicrm.,  QBcftungarn, 
93öbmen,  ^irol;  dicke  Backe  in  'iyfd)  (9'^orbbö^m.),  Backengeschwulst 
in  ^ac^au. 

6.  101  '2lnm.  1.  ^enn  mit  Backe  i)k  Q3orftellung  bc«  Sdjioel» 
Icnbcn,  '51cif4>igen  ocrbunben  ift,  fo  bürftc  \\(i)  bie^  barau^  crflärcn, 
ba^  Backe  im  Sinne  oon  lat.  gena  auf  ^reujung  bcr  bcibcn  QBörtcr 
(Kinn)backe  a\)h.  chinnibacho  ju  gr.  (payövsg  unb  (Hinter)backe 
a\)t).  bacho  ©c^infcn,  Gpecffcitc,  altfäcbf.  altnorb.  bak  anglf.  bsec  engl, 
back  9^üc{en,  ml)b.  arsbacke  2lrfd)bacfe  beruht,  (ii  ift  ixoav  fein  fc^r 
äftbctifcbcr ©cbanfe,  aber  bcnnocb  glaublid),  ba'^  bic'53cbeufung  beliebteren 
^ortc^  in  bem  9^ebenftnn  be^  5lcifd)igen,  ben  Backe  ^=  ©eftcbt^Päc^e 
^at,  fortioirft.  ©ic  oon  ^luge  oorgenommenc  6d)eibung  oon  Hinter- 
unb  Kinnbacke  ift  oon  öc^uUeru^,  6iebenb.--fäcbf.  '2ßb.  I  378  bcjtocifclt 
loorben,  aber  mit  nic^t  au^rci4>cnbcr  93egrünbung.  Siebenb.  Back  n. 
bebeutet  aucb  nur  ben  fleifd)i9cn  ^cil,  nicbt  bic  5?innlabc,  cbcnfo  in 
Uerschback. 


602  9'^ac^trägc  unb  93cn(^tiguttgen 

"Sadcnjo^n.  6.103.  9'iac^  bcn  "^öicncr  S^non^mcnjctteln  ifit 
Stockzand  bcr  geläufigftc  munbartlld)e  ^u^brudE  in  oft.  Packen- 
zand  unb  Malzand  fommcn  t>or,  aber  nic^f  fe^r  ^äuftg.  Wange- 
zand  iff  einmal  a\xß  0übtirol  bejcugt.  Ääuflger  iff  die  hinteren 
Zende  ober  Hinterzand. 

93a(fpfcifc.  6.  103 f.  9^a^  bcn  92ßiencr  6t)nonpmenäetteln  iff 
Ohrfeige  in  Oberöft.  feinerer,  in  'S'^iebcröft.  feltener  "Slu^brucf,  nic^t 
belegt  aug  Saljb.,  fonft  allgemein,  au6)  blo^c^  Feige  in  ^irol. 
Maulschelle  fommt  munbartlic^  bo(^  auc^  in  Oft.  oor  (tDaß  oben 
6.  104  alfo  oermutli(^  mit  Hnred^t  für  bic  ^b.  Hmgang^fprac^e  in 
oft.  geleugnet  tourbc)  in  93öbmcn,  ©aljb.,  Oberöft.,  5iroI,  feiten  in 
^f^ieberöft.,  Sche]le(n)  in  Ober=  unb  9^ieberöft.  unb  befonber^  in 
935bmen,  Ohrschelle  in  Oliebcröft.  unb  93öl)men.  Watsche(n), 
Tetsche  (Detsche),  Tachtel  (Dachtel)  finb  allgemein. 

<33örme.  6.  106.  9ifd)er  9Gßb.  III  1323f.  fc^eibct  nic^t  nur, 
»ie  oben,  fd)tt)äb.  Hefe  'Q[ßcin=  unb  "^Sierljcfe',  ml)b.  hepfe  unb  Hefel 
'Sauerteig',  fc^toeij.  Hebel,  fonbern  t)ält  bie  '3ßortc  aucb  für  unDcr= 
toanbf :  Hefe  au^  inbogerm.  keb-  (bocb  iat.  cibus,  umbr.  kebu  tocic^cn 
in  bcr  93cbcutung  ju  febr  ah),  Hefel  3u  heben. 

93aud)U)e^.  6.  107.  9^öb.  Liefköle  ift  nic^t  =  Leibkolik, 
fonbern  =  Leibkühle,   alfo  ^rfältung  be^  Ceibc^,   i\x  nbb.  köl  'fü^l'. 

93 eil.  6.  109.  ^uc^  rociter  toefllic^,  in  Öffcnbac^  a.  <3Ji.,  alfo 
im  Äcffifd)cn  bcgcic^net  nac^  Dr.  ®.  93cnber  die  Hack  ein  langftie= 
lige^  ^Seil. 

6.  110  3.  10  öon  unten  foDte  c^  beffer  fc^toäbif^cn  unb  bai  = 
rifc^en  9)^unbort  \tatt  fd)mäbifd)=bairif^en  <3Ji.  ^ei^cn. 

93einfleib.  (5.  112.  ^l^  begeid)ncnb  für  bie  ^orttoa^l  fei  e»:= 
toä^nt,  iia%  eine  ^unbmac^ung  ber  nieber5fterreicbifd)cn  Stattt)alterci 
Dom  30.  Oft.  1917  über  ben  QSejug  oon  Kleibern  n>äbrenb  bc^  Kriege« 
bcn  '^Diännern  Unterhosen,  ben  'Jraucn  aber  Beinkleider  beilegt. 

befohlen.  6.  116.  5luc^  in  QSürttcmberg  toirb  na(^  Ä.  o. 
^ifc^er^  bricf lieber  ^Jiitteilung  nur  sohlen  gcfagt. 

93cttbe(fe.  6.  117.  ©afür  in  Qi^egen^burg  Überdecke 
(toäbrcnb  ba^  "Secfbett  bafelbft  Zudeck  ober  Oberbett  l)e»§t),  in  ioeibelb. 
Bettdecke,  munbartl.  Spree,  in  Stuttgart  Bettdecke.  —  ^ai 
altioienerifcbe  Gopertdecke  3. '^S.  im  QQBienerifc^en  0iarium  oon  1725, 
31.  San.  ^nbang  ju  9^um.  9. 

93inbfaben.  6.  122.  91,  ^xid)  meint,  ba^  fic(>  Spagat, 
gcfprocbcn  spägat,  ebcr  nad)  ben  öolJstümlicben  QBörtern  Soldat, 
Kräwät  (^roat),  Sälät  mit  ä  in  ber  legten  6ilbc  aii  md}  Traktat, 
Ornat  u.  f.  n?.  mit  a  gerichtet  ^abc. 

93leiftift.  6.  128.  SiJJit  froat.  blajbas  ogl.  ungar.  plajbasz 
(plajbac),  1805  nocb  plajvajsz;  f.  ßum^er  unb  9}Jclicb,  ©eutfc^e  Orts- 
namen unb  Ce^ntobrter  im  ung.  (Spracbfc^a^  205. 

93obne.  6.  137.  Über  ben  9^amcn  ber  Fisolen  ift  noc^ 
folgenbe^  nac^jutragcn.  9^ei§  fanb  in  ben  al(pcruanifd)cn  ©räbern  bti 
^otcnfclbc^  oon  ^ncon  bei  £ima  Körner  unfcrer  ©artenbobne,   Pha- 


^f^ac^träge  unl)  93cnci)tigungcn  603 

seolus  vulgaris,  bie  nid)t  au«  Gurcpa  ftammcn  fönnen.  0icfe  (Snt- 
bcdung  führte  ju  bcr  örfcnntni^,  ba§  bcr  jct^t  in  Suropa  gebaute 
Phaseolus  crff  au^  '2lmerifa  eingcfüt)rt  ift,  bcr  Phaseolus  bcr  ©riechen 
unb  "iRömcr  eine  anbcrc,  uni'crcr  ©artenbotjnc  allcrbing^  äu|erlic^  fe^r 
ä^nlic^e  £eguminol"enarf  —  man  nimmt  an,  eine  <2)olid)u^=*21rt  —  toav 
unb  ta^  5u  bcr  (Sleic^fe^ung  bcr  beiben  ^fianjcn  auc^  tk  '2i\)nli<i)Uit 
bc^  amerifanifc^en  9^amcn^  bcr  ©artcnbot)ne  frisol  ober  frizol,  ber 
f4)on  im  16.  3at)rt)unbert  genannt  toirb,  mit  lat.  phaseolus,  b.  Fasole 
beigetragen  ^abc.  93g(.  QBittmacf  ^er.  b.  beutfct)en  <23otan.  ©cf.  6  (1888), 
374.  *2I.  bc  ß^anboüc,  Urfpr.  bcr  Gulturpflanjcn  429 ff.  ßngler  bei 
Äc^n  .^ulturpflanjen*  214ff.  9if4>fr'^enjon  ^21Itbeutfd)c  ©artenflora 
98  ff.,  bcr  auf  ^abernaemontanu^  II  6.  205  l)intociff.  ifclc^er  Pha- 
seolus albus  Americanus,  Brasilianus  unb  Aegyptiacus  nennt,  „oon 
tocgen  bcr  örtcr,  t>a  [ie  crftlid)  t)er!ommen  fcpn".  Äoop^  ^albbäumc 
400  unb  9RealIcr.  b.  gcrm.  'Slltcrtumsfunbe  I  302  lä§t  n^b.  Fisolen 
toic  fpan.  frijol  (frisol,  frisuelo)  au^  bem  amerifanifd)en  frisol,  frizol 
entffanbcn  fein,  unb  man  fönnte  in  bcr  '^at  glauben,  ta^  bai  auffäl- 
lige i  oon  Fisolen  =  Fasolen  fic^  burcb  i>a§  amcrifanifc^c  Q33ort  er- 
üärt.  2lber  tk  "^orm  mit  i,  visole,  finbct  fic^  bereite  im  Süngercn 
^^iturcl  887,  alfo  bei  einem  bair.--öfterreic^ifd)en  *S)icI)ter  be^  13.3at)rbun» 
bcrt«,  b.  i).  lange  oor  bcr  (Jntbcrfung  "Slmerifa^  (eine  neue  QSerglcic^ung 
bcr  ibanbfcbriffcn  au^er  ben  »on  Äa^n  benu^tcn  toärc  freiließ  crloünfcht), 
unb  bie  9Romaniftcn  ignorieren  tk  Verleitung  beg  fpanifc^cn  QBortc^ 
au^  ^mcrifa  unb  erflärcn  tai  r  oon  fpan.  frisol,  porf.  freixö  burii 
€inmirfung  Don  (faba)  fresa.  fr^.  fraisee  ''au^gel)ülfte  93obnc'.  93gl. 
®ie5,  Körting,  9}^cper-eübfe  ^b.  6.  481.  261.  ®cr  Q3crbact)t  liegt 
jcbenfatl^  nal)c,  i>a^  oielmet)r  ba^  omcrifanifc^e  QBort  au^  Spanien 
ffammt,  b.  t).  ftcfe  mit  bem  fpanifd)en  bccft. 

93onbon.  6.  139.  92ac^  i).  o.  '5ifcl)er  bebeutet  fcl)tt)äb.  Gutle, 
Gutsle,  Gutsele  mebr  fü^c«  flcinc^  ©ebäcf,  Bonbon  barfc^  Sucfcrmcrf 
unb  ^raline^.  Snn^brucf  fagt  nac^  öecmüllcr  Guetele.  6.  HO. 
Tropsle  in  ^arlgrubc  (neben  Bonbon)  ift  bai  engl,  drops  '^onbon^', 
in  *2Bicn  auc^  Rocksdrops  (engl,  rock  =  drop  'Bonbon').  —  Tafeli 
oben  ift  '5)rucffebler  für  Täfeli  in  ^crn.  ^k  mir  S.  Singer  ergän- 
äcnb  mitteilt,  cntfprict)t  e^  mcl>r  bem  Wiener  Z eitel,  ta^  Äügcl  Wiener 
©ialcft  194  ü(^  öierccfigc,  längliche  ober  runbe  '^aftiüe  crllärt  (j.  ^. 
Schokolad-,  Kamillen-.  Brustzelteln).  toä^renb  bcr  93onbon  in  93cm 
Guetsi  =  fc^toäb.  Gutsle  beißt. 

93öttet)cr.  6.  144.  ^uc^  in  <2ßürttcmb.  ift  Küfer  ber  9a^. 
binber.  Kubier  bcr  ^Icinbinber.  —  S.  145.  3n  'xRegcn^b.  tt»ar 
frübcr  Binder,  jc^t  Schäffler  unb  Küfer  üblic^.  —  S.  147. 
5)cr  vaszzieher  becft  fi^  roobl  nid)t  mit  bem  vasser  unb  oor  allem 
nic^t  mit  bem  "^a^binber  unb  ^öttcl)er,  fonbern  ift  ein  Scbröter,  bcr  bie 
Raffer  oom  ^agcn  in  ben  ^cUcr  jic^t.  Q3ergl.  ^IQb.  III  1362  unter 
Faßzieher,  Sticler  5:.  Spr.  2628  traho  onerararius,  Lastzieher. 

93raun--^cl)l.  6.147.  3n  Äcibclberg  ^eißt  ba^  ^raun^^e^l 
Mehlröschen. 


604  9^ad)trägc  unb  QBctic^tigungcn 

93rob.  6.  151.  ^ein  Stocifcl  an  bcm  93or!ommen  »on  Laib 
in  Äannooer  toirb  oon  O.  Äoffmonn  bcflätigt:  c^  iff  nac^  t^m  bort 
obHig  unbcfannt.  'S)agcgcn  fel)lt  Milchbrod,  auc^  -brödchen  nic()t 
in  Äonnoocr  (tt)ic  mein  anbcrcr  ®ctt)ä^r^mann  S.  154  angegeben). 
Semmel  iff  bafclbft  toic  in  ^infen  (6.  152)  ein  gro§e^  brobartigc« 
®cbä(f  au^  feinem  90^et)l/  ba^  man  auc^  im  eigenen  Äaufe  bacffe,  burc^ 
^^iUen  cingeferbt,  bamit  e^  in  6c^eiben  gef4>nitfcn  toerben  fann.  ^uc^ 
bie  ©öttinger  Semmeln  finb  cingefcrbfc  ^einbrobe.  "Ser  Semmel  oer« 
toanbf  ift  ber  Kloben  in  Äannooer,  ein  gro§c^  brobartige^  ©ebärf 
mit  ^orint^en  unb  fefterem  ^eig.  ^ic  hete  Wegge  (6.  154)  ^ei§en 
in  Äannooer  mit  oolf^ett)mologifd>cr  Umformung  Hedwige;  e§  jtnb 
runbc  ^orint^enbrböc^cn,  bcfonber^  locfer  unb  tt)ci^  gebarfen,  mit 
toeic^er  9^inbc. 

0.  153.  <5)em  Strützel  cnffpric^t  in  93ern  bie  Zupfe,  in 
93afcl  Zupfe  (6eiler  93a«l.  ^.  329)  b.  t).  3opf,  bem  ^aunjcrl  ober 
93aunjcrl  (6.  155)  ha§  Mütschli  (ögl.  6eiler  a.  a.  9.  214.  211). 

<^ulettcn.  6.  158.  Frikandelle  '<5leifc^!Iö§c^cn  ift  nac^ 
6(^ul5  '5rembtt)b.  I  227  nad)  frj.  fricandeau  gefpidtc  gebratene  ^alH' 
jt^niltc'  au^  Frikadelle,  älter  aud)  Frickedelle  umgeformt,  bo^  au* 
ital.  frittadella  '^fanncngebacfcne*'  eingebcutfc^t  fei.  dv  oermutct 
tocgcn  nbl.  frikkedil,   frikkadel  QDermittlung  burc^  bie  9'^iebcrlänber. 

<5)ccfcl.  6.  169.  ^ad)  ^opoipitfc^  Voc.  Austr.  I  fol.  163  ift 
ber  oft.  Hafendeckel  =  fränf.  (^ürgb.,  Äo^cnlo^e),  fäc^f.  Stürze 
au*  ^l)ün  ober  'Sied).  3n  6cbleficn  })tx^t  ber  irbcnc  ^edcl  Stürze, 
ber  eifcrnc  Blech.    3n  93erc^tolb*borf  bei  ^Cßien  fagc  man  StürzerL 

bic^  3a br-  6.  178.  ^a6)  Ä.  t>.  <5»fc^cr  ^ann  man  in  QSürt» 
tcmberg  heuriger  Wein  oom  ^ein  be^felben  3a^rc*  fagcn,  aber 
neuer  Wein,  furj  Neuer  (6c^tt>äb.  ^b.  IV  2006)  i>on  bcm  ^ein 
bi*  jui*  nä4»ftcn  Cefe. 

b reift.  6.  180.  keck  ift  alemannifc^c  'Jorm  für  queck  (fd)mäb. 
aucb  Kecksilber  =  Quecksilber  ^ifd)er  'SJb.  IV  302),  in  fpäta^b. 
Seit  (um  900  n.  dt).)  burc^  ben  'Jöanbel  oon  qu  >  k  cntftanben,  auc^ 
bairifc^  mit  k-  (^ifd>cr  IV  300).  3n  tcr  6c^rift|prac^e  ift  tai  <2ßort 
allgemein  getoorben,  aber  in  ber  Hmgangöfpract>c  ift  c*  feiner  Äerfunft 
cntfprec^cnb  im  Guben  getoö^nlic^er  al*  im  9^orbcn.  3n  ber  Sc^tpeij, 
too  i>aß  "2Bürt  ju  Äaufc  ift,  ift  gmar  chech  bäufig,  aber  toeniger  in 
ber  93ebeutung  frec^"  (ogl.  ©d^ipeij.  3b.  III  121)  al*  in  anberen  93c= 
beutungen  (ftarf,  feft,  braH  u.  f.  to.).  3n  ^ürltcmb.  toirb  keck  »ie 
in  ^Serlin  in  lobcnbem  Sinne  gebraucht  (»gl.  ^ifd)er  90ßb.  IV  301), 
unkeck  ift  ba^cr  ein  ^abel. 

^rei  93iertcl  6ed)*.  6.  180 f.  O.  ^cife  ^at  in  ber  3.  f. 
btfc^e.  "^D^unbartcn  XI  (1910)  260 ff.  bie  Stunbenbejeic^nungcn  in  ben 
bcuJfd)en  ^J!3?unbartcn  gcfammelt.  ^er  oben  nac^getoiefcne  iportgeo- 
grapt)ifd)c  Untcrfc^ieb  ber  i)t>.  Umganggfpracbc  ift  barin  nicbt  oertretcn. 

«Srofcbfc.  6.  182.  '-fflit  liol.  Fuhrmann  '^rofd)fc"  ogl.  ungar. 
furmany     jmciräberigcr   iP^arrcn'    au*   b.  Fuhrmann,    £um$cr   unb 


9?acbträgc  unb  93cricbtigungcn  605 

2!)Zclicö,  ^cut[d)c  Ortsnamen  unb  £cl)ntt>örtcr  bc^  ungar.  6prad)[d)at5c« 
6.  108. 

^ierfuc^cn.  6.186.  <3)tc  Äerfunff  oon  oft.  Palatschinken 
ergibt  ficb,  toic  mir  2.  Gpi^er  fd)rcibt,  aui  Puscariu,  (?tt)m.  ^b.  b. 
rumän.  Spract)C  I  116f.  3u  ©runbc  liegt  rumän.  pläcinta  '£CRcf)I- 
fpeifc'  aui  lat  placenta.  ^a^  rutn.  IQott  mürbe  im  Ungarifd)en  ju 
palacsinta,  loeil  t>a^  llngarifd)e  im  "innlaut  nur  cinfacbc  S^onfonanj 
Icnnt.  'Slu^  bem  llngacii'dE)cn  tntk\)nt  fmb  ücinrujj.  paJacynta  unb 
oft.  Palatschinken. 

(f  imcr.  (5.  186 f.  Eimer  ift  in  ^ürttcmb.  (Schöpfeimer,  früher 
auc^  ein  9}Ja§  t>on  300  Citern.  Bütte  f.  ift  bafelbft  ein  großem  fcft- 
ftc^cnbc^  ÄoIjgifäB,  g.  ^.  für  bic  ^eintreftcr  vot  bem  *^preffcn. 
Butte"  m.  ift  ein  ^öljcrnc^  @cfä§,  ba5  auf  bem  9^ücfcn  getragen  loirb. 

(?s  gießt  tt)ic  mit  ^^ollcn.  S.  191.  ®ic  nidjt  eigentlich 
fpnonpmen  953enbungen,  loic  O.  ^cife,  Unferc  ^utterfpracbc  *  263 
Qlnm.,  einige  auf5ät)lt,  t)abe  ic^  abficbtlic^  toeggelaffcn. 

^cbcrfaftcn.  6.  193.  9cac^  l^oporoirfcf)  Voc.  Austr.  II  fol. 
22  R  entfpncfet  oft.  fd)iüäb.  Pennal  ^obenlol).  Federbüchse, 
fäcfef.  Rostral  au^  ^lec^,  einem  je^t  öcralfetcn  '^lu^Drucf  bcr  "Pen» 
nälerfprac^e  (tt)ic  lat.  rostrale  oon  rostrum  ju  bicfcr  ^ebeutung  gc= 
fommcn  ift,  bleibt  unflar),  fc^töci}.  Federfutter.  —  Federrohr  ü?ar 
auc^  tDÜrttcmbergifcf)e  QBojcicbnunq  ber  ^plinbrifc^cn  "Jcbcrbalterbüchfen 
unb  tpurbc  bann  auf  bic  in  ben  fec^jigcr  3al)ren  bcß  19.  Sibrbunbcrt^ 
aufgcfommcncn  rrd)fecfigcn  'Jeberfäftcn  übertraqen.  ^nbere  fcf)  päb.9camcn 
Federgucke,  Federal,  9}iifci)form  au^  Federrohr  unb  Pennal,  bei 
<5ifci)er  ^b.  II  1001  f.  —  ^a^  Äeibelb.  »irb  mir  noc^  Feder- 
scheide für  ben  maljenförmigcn,  Federkasten  für  ben  oicrecfiqen 
"33e^älter  angegeben. 

flaumn?eic^.  ö.  199.  3n  ^ürttemb.  wachsweich  für 
flaumweich  :  wachsweiche  Eier.  (Pjf lauraweich  (^u  n^b. 
Pflaum  =  Flaum,  mb^.  pflüme  'tJlaumfcber')  mürbe  in  ^ürtt.  me^r 
emp^atifd),  al^  £ob  empfunden  mcrbcn:  die  Speise  ist  (p)flaumweich. 

<5lieber.  Q.  199jf.  '2)er  rict)tige  Sc^mabe,  auc^  bcr  gebilbcte, 
gebraucht  Holder  für  Sambucus  (schwarzer  unb  roter  Holder, 
Holderküchlein  tit  93lütcnftänC)c  m  öcfemalj  gebacfen)  unö  Zirinke 
für  Syringa.  "daneben  tommt  bd  ©ebilbeten,  nocb  at^  gcjicrt  emp^ 
funbcn,  Fliedertee  für  Holdertee  auf,  auc^  Flieder  fü--  Syringa, 
nat^  *5if<^cr  öermutlic^  begünfti^t  burc^  S^ani  öac^fen^  93^onolog  in 
ben  "'SO'^eifternngcrn". 

^lur.  S.  205.  '2luci^  in  ÄannoDer  ^ei§t  ber  Äaueflur  Diele, 
ber  *5iur  in  ben  oberen  Gtodiocrfcn  Vorplatz  mie  in  "Bremen.  '3)a- 
neben  Dielen  in  Äannoocr  für  ben  x^u^boben. 

©raupe.  S.  219.  <5ür  gerollte  Gerste  (gerolltes  Gerstl) 
toirb  in  öftcrreic^  oft  Roll  gerstl  gefagt. 

©rünto^I.  6.  221.  3cb  l)abe  fcf)on  oben  6.  569'  unb  572 
ben  Srrtum  berichtigt,  ba^  Blaukraut  auc^  ben  ©rünfo^l  bijcicfene: 
e^   bebeutet  oiclmcjjr  nur  ben  Q^otfo^l.     2>cr  ©tünfol?l  ^ei§t  in  Öfterr. 


606  9^oc^trägc  unb  'Sctic^tigungen 

nur  Blaukohl  ober  blauer  Kelch  (t)<it.  9^ico(ai  Q'^cifc  V  93cl)lagc 
XIV.  6.  103),  in  QBürttcmbcrg  nad)  ^i\d)zv  Winterköhl,  feiner 
Winterkohl. 

Äagcbutte.  6.  225.  3u  Hiefe  ogl.  ^ifd)er  <2öb.  III  1578 
unb  bic  bort  ancjefübrfe  Giferafur.  Hägenmark  l)ci§f  in  '^Bürftcmb. 
t)a^  eingemachte  ^axt  o^er  'JIcifd)  bcr  Äagebutfc,  alfo  \)ai  Ä^ompotf, 
unb  ebcnfo  ift  gcmin  Hiftenmark  ju  t)crftc()en. 

Äafen  unb  Öfen.  6.  227.  <5ür  Äafcn  unb  Öfc  toirb  in 
Offenbacfe  o.  'JJl.  nad)  "^Ociftcilung  oon  Dr.  '^S^nber  Krappe  und 
Schlinke  qcfagf:  bcff-  Krappe  '.öaEen'  QSilmar  3b.  223,  ^e^rein 
Q3oUefpr.  I  244,  Schlinke  'öcbleife'  Grecelius!  9©b.  740. 

Äanbfeger.  S.  230.  Borstwische  fann  id)  auc^  a\xi  bcr 
'JÖiencr  Scitung  »on   1765,  Sntelligcn^blatt  6.  649  belegen. 

bauen.  6.  234.  ^ür  5larl«(rube  tt?irb  mir  Don  Äcrrn  Äof» 
prebiger  (f. '5'fcl)cr  Holzhauer  ober  Holzmacher,  für  Äcibclberg 
öon  '?>rof.  6ütterlin  Holzhacker  unb  Holz  hacken  bcjeugf:  eine 
etiDO^  auffällige  Q3erfd)iebcnl)eit.  3n  'SJionM'ee  fübrt  ber  '^Icbeiter,  bcr 
t)a^  gefäütc  Äofj  jcrfieinert,  bcn  Spanien  Zuschneider,  toie  fonff 
ber  (5cbneibcrgcl)ilfc  l)ci§t,  ber  tai  Sufc^neiben  be^  ©tojfe^  ^u  einem 
^leib  ober  "ilnjug  bcforgf. 

Äerbft.  6.  235.  3n  95ßiirttcmb.  gebrauchen  bie  Ocbilbcten  nac^ 
*5«f<^cr  Herbst  foioobt  für  'QOßcinlefc'  al^  für  bie  3dl)re^jeit,  hai 
93oU  nur  für  '-2ßeinlefc'  unb  Spätling  für  bic  3at)re^5cit. 

ibut)n.  6.  239.  9?.  "SUiuct)  muc^f  micb  barauf  aufmer!fam,  bal^ 
aU  ^lur.  oon  Hendl  in  ber  bat)r.=5ff.  'STJunbarf  neben  Hendln  auc^ 
Heana«"  =  Hühner  rorfommt.  "ilber  im  (Sing,  toirb  Huhn  nicbt  gc= 
braucht,  fonbcrn  nur  Hendl  für  bcibe  (Sefcblecbter  ober,  locnn  man  gc^ 
nauer  bog  männlicbe  ^ier  bcjcicbnen  toHi,  Häö.  "iluc^  in  bcr  fd)iDäb. 
"SO^unbart  toirb  nod)  'i^ifc{)cr  QBb.  III  1871  in  einem  größeren  (Scbiet 
bc^  6935.  Hühner  (hear)  al^  "SDl  t)räabl  oon  Henne,  ^cffen  ^lur. 
ftl)lt,  ocrmonbit.  <5)ic  gibiloctcn  ^ürttcmbergcr  jagen  Henne  für  bai 
tociblicbe,  Gockel  für  t>ai  männUd)t  ^icr  unb  im  ^iur.  Hühner  für 
beibc  ©cfct)lect)tcr. 

ibübnerfäfig.  6.  239,  3.  8  muB  e^  ftatt  „3n  QOBürtf.  Hühner- 
käfig":  Hühnerstall  Reiften. 

3anuar.  S.  241.  Hornung  für  Februar  ift  in  QBürttem- 
berg  nacf)  bricflicf)cr  SKittcilung  oon  Ä.  o.  ^ifcber  reine  ^unbart  unb 
\)o\)ct  6til,  Februar  i)albmunbartUc^.  ®cr  %a\i  vc\\)t  [\d)  alfo  bcn 
©.  36  genannten  an. 

3aucbc.  6.  242.  9\a6>  Ä.  o.  ^ifc^cr  gebrau(^t  au(^  ber  ©c- 
bübete  in  ^ürttcmb.  nur  Gülle. 

3ot)anni«beeren.  (5.  243**.  'Sicfc  ^nmcr!ung  ^abe  ic^  jc^t 
in  folgenber  QBcife  gu  bcricbtigen.  <5)a^  oben  angeführte  ribäs  ift  nac^ 
^ificbt  meiner  arabift  fct)cn  ©oiDät)römänner  wO?.  '23ittner  unb  9\ub.  ©i^ct 
iiicbt  cct)tarabifcf),  fonöern  ein  ioobl  au^  bem  3rani[cbcn  ()>erfifcf):n)  ent- 
lehnte^ <5remDioort  im  "Slrabifcbcn.  ^afür  gibt  ©ct)cr  au^cr  lautlidjcn 
©lünbcn   t>ai  Scugni^   bc^  ©ammar,   cine^  ^^ilologcn  bc^  9.  3<»^f' 


9'?a(^trägc  unl)  'Berichtigungen  607 

l^unbcrt^,  an,  bcn  ^bu^'^C'Janjuc  in  bem  arabifc^en  9^ationaln)örtcrbud> 
Lisän  al-'arab  (Snbc  bt^  14.  3b.)  mit  bcn  Porten  jiticrt:  „öammar 
fagt:  3d)  fcnnc  für  ribäs  unb  kam'ä  [eine  '-^rüffclarij  fein  arabifd)c§ 
933ort".  3m  *^crri[cf)cn  lautet  ba^  ^Döort  ribäs,  riwäs  unb  ribäj,  im 
6t)rifd)cn,  in  bem  f9rifd)--arabifd)cn  ßcrifon  bcg  93ar  '-2111  9^r.  4480 
(oor  900  ö.  (I()r.)  ribes.  *5)a^  QBort  ift  nac^  @ci)cr  mol)I  au^  bem 
*pcrrifd)en  über  6t)ricn  im^  ^rabifd)c  gcfommcn  unb  fd)eint  in  älterer 
3cit  eine  ^iljart  5u  bcbcutcn,  t)a  au^er  öammar  aucb  "i^lbu  9)ian5ur 
c^  mit  einer  ^^iljart  Derglcic^t,  tpelc^er  fagt:  „Turtüt  [eine '^iljari]  ift 
m<i)t  ibcntifd)  mit  bem  Ribäs,  tai  bei  un^  toäcbft",  in  jüngerer  3  tt  aber 
teil^  ©auerflec,  tcil^  eine  9\b<i^'>^^l>crart,  Rheum  ribes  L.  ju  bcjeicbnen. 
^iJ^it  biefer  fe^cn  e^  Gontbeimcr  in  feiner  -Üocrle^ung  be^  3bn  93aiiär 
(f  um  1200n.  6()r.)  unb  <5)in^morc  gleid),  6d)tDcinfurtb  ^rab.  ^fi^njen» 
namcn  39.  76  mit  einer  anbern  Q^b^barberart,  Rheum  palmatum  L, 
®a§  trot}  biefer  abmcicbenbcn  '33fbeutung  bic  '3!)iöi)lid)fcit  befielt,  lat. 
ribes  '3ol)anni^beerc'  auf  biefc^  ribäs  ribes  jutücfjufübrcn,  ^at  neuer' 
bing^  5).  6c^u4)arbt  6i^^8ber.  b.  <23erl.  ^fab.  1917  6.  16üf.  "ianm.  l 
gezeigt,  inbem  er  mit  '^.  ©uiguc^  unb  (?.  9?ollanb  annimmt,  t)a^  ber 
9'^ame  in  Europa  in  ber  9\enaiffanccjcit  Dom  Ovbarbarber  auf  bie  gleich- 
falls als  '3}^agcnmitfel,  als  9Rbabarbcr--^rfa^  oertocnbete  3o^anniebeer- 
marmelabc  übertragen  ipuröe.  "jibnlicb  t)at  fitb/  ^ic  £.  SpiRcr  £it.  93latt 
f.  gcrm.  u.  rom.  ^bilologie  1917  Sp.  325  f,  bemerft,  '5ifcl)^'r--93en5on  in 
einem  "Vortrag,  t)on  bem  ein  ^uSjug  ^otan.  3intralblati  64  (1895), 
107  gegeben  ift,  auSgcfprocben.  ^ann  toäre  alfo  ber  9^ame  Ribes 
nict)t  Don  ber  9Rl)abarbcrpflanjc  auf  bic  ganj  unä^nlic^e  3oban»i>«bcere, 
fonbcrn  oon  einer  'SO^cbijin  auf  bic  anbcre  übergegangen  unb  erft  nacb 
ber  xÖiarmclabe  bic  3obanni«bccre  fclbft  benannt  »Dorben.  3n  ber  '^<xt 
bcjeicbnct  Ribes  Arabum  bei  ben  93ofanitern  Q'xamDolf  (1583)  unb 
*23aul)in  (1^23)  jene  in  ^eificn,  9}?efopotamien  unb  6i)rien  loilb  t>or= 
fommenbe  9\babarbcrfpcjieS,  bie  Cinne  1753  nad)  bie|"em  alleren  9'^amcn 
Rheum  ribes  taufte.  Q3on  bicftm  Ribes  fcf)cinen  aber  fcl)on  bic 
93otanifer  bcS  16.  3jl)r{)unberfS  ben  9^amen  ber  3i>^anniSbeercn  nic^t 
untcrfc^icben  $u  l)abcn.  ©o  fd)reibt  Coonbart  'Juc^S  in  feinem  9^ett) 
Äreutcrbucb  (^afcl  1543)  Sap.  GGLVII  A  »on  bcn  6ant  3obanS 
bccrlin:  „3n  oen  ^potb^fcn  \)abtn  fie  einen  ^rabifcf)-n  9'^amcn  bebalten 
unb  tperbcn  9'^ibeS  gebct)iTcn"  unb  in  ber  latcinifcf)en  "SluSgabc  De 
Historia  Stirpium  (1542)  6.  662:  „Unde  manifestum  fit  Mauri- 
tanorum  Ribes  a  nostro  diuersum  esse,  quod  non  uitis,  sed  lata 
potius,  magna  rotunda  et  uiridia  folia  habeat.  Quanquam  non 
lateat  Arabes  etiam  in  Ribes  descriptione  non  admodum  con- 
cordes  esse."  Ss  ift  alfo  mobl  3ufaU,  Da§  ribes  als  9iamc  ber  3o-- 
]()anni6beerc  fic^  in  feiner  2.  Silbe  mit  bem  nbl.  9^amen  ber  93cere  St. 
Jansbes  unb  aalbes  bccft. 

Ä'araffe.  6.  255.  io.  o.  ^'fcbcr  feilt  mir  jum  fcl)rräbifcben 
6pracb gebrauch  nocb  mit,  ba§  für  bie  @laSf[afcl)c  mit  unb  obne  "pfropfen, 
bic  munbartlic^  Butell  l)ei^t,   Flasch  in  ber  Äalbmunbart  fc^on  tec^t 


608  9lac^träge  unb  <23cric^tigungen 

allgemein  fei;  ogl.  Qd)\t>äb.  QBb.  II  1542.  <5)ic  3innfiaf4)e  (fo  anöf 
bic  93ettflaf4)e),  t>on  bcr  bcr  *^Iaf4>ncr  feinen  9Zamen  \)at,  mxh  munb- 
actlic^  Fläsch,  oon  ben  ©cbilbeten  je^t  auc^  fc^on  Flasch  genannt. 

Kartoffel.  6.  256.  Äinj^ujufügen  ift,  ba^  auc^  im  öfflic^en 
öfterreic^,  n)ic  in  "Jöicn,  Kartoffeln  oiel  gcfcf)ricbcn  unb  gebmrft  unb 
neben  bem  bobenflänbigcn  Erdäpfel  aud)  nidjf  felfen  gefagt  h)irb. 
®ie  amflicbe  Sprache  toic  bic  6peifcfartcn  bec  ©aftl)äufer  bcoorjugt 
bereits!  Kartoffel;  bic  im  'Söcltfrieg  eingeführte  Kartoffelkarte 
^ci^t  nur  fo  unb  n?irb  auc^  in  ber  gefproc^cncn  6pract)c  oft  nic^t 
burd)  Erdäpfelkarte  erfe^t.  (fbcnfo  n>irb  nur  Kartoffelversorgung, 
Kartoffelrayonierung  gefcbriebcn.  ©ic  Seitungen  brurfen  im  llbcigcn 
fomo^l  Erdäpfel  loic  Kartoffeln. 

(3.261.  ^appolet,  ^ic  alemann.  £et)nH)örtcr  in  bcn  SCRunbarten 
ber  frangiJf.  Sd)tt)ei5  II  (6ira§b.  1917)  6.  86  bcl)anbelt  ba^  Q3or- 
fommen  be^  'Jöorte^  Kartoffel  (katrofla  u.  f.  w.)  in  bcr  franjöfifcbcn 
ßcfemcij  unb  glaubt  e^  ou^  bem  ^ran5öfifct)cn,  ni4)t  aug  bem  ©euifc^cn 
ableiten  gu  muffen,  n^eil  fc^nfibcutfc^c^  Kartoffel  nirgenb^  i>oll«tümlic^ 
unb  in  <5ranfreic^  bic  K-^orm  bei  OüDicr  bc  6crre^  um  1  Vz  3<il)r= 
^unberte  frül)cr  beseugt  fei  al^  in  ®eutfd)lonb.  (fr  nimmt  Q3crf4)lep-- 
pung  bc^  Qßorte^  au^  £pon  (wo  catofle  öorlommt)  nacb  ber  6d>ipeij 
an.  ^.  \)at  meine  obigen  ^u0füt)rungcn  unb  ba^er  auc^  bai  Seugni« 
beg  9\^agoriu^  überfet)en,  au^  bem  Ijcroorgf^t,  ba%  bk  K^^Jorm  im 
6c^n)eiäer  ®cutf4)  f(^on  im  17.  3a^rt)unbert  (bic  ^a\)tt^a^l  bcr  mir 
nid)t  5ugänglicbcn  1.  'SHuflagc  feinet  „^flan^=CÖartcn^"  ift  mir  Icibcr 
nicbt  bcfannt)  beftanben  bat  unb  ba^  bic  Kartoffel  bamalg  fc^on  lange 
in  bcr  6cbtt)cij  „gemein"  gcipcfcn  (ma^  aucb  93aul)in  für  1569  bc» 
ricbtct)  unb  öon  bort  nacb  ^ranfrcic^  —  nic^t  umgcfcbrt  —  gcfommcn 
fei.  ^uc^  bcr  "Jcanäofc  Olioier  be  ©crrcö  fc^rcibt  oon  bcr  cartoufle 
al^  einer  au^  ber  ©c^meij  nac^  'Jranfrcic^  gebrachten  '^flrnjc.  ^oppolct 
ern)ägt  nur  bic  gwci  "SJJiJglicbfcitcn,  ob  bic  K=9orm  au^  <5ranfreicb  ober 
au^  <5)eutf4)lanb  ftamme.  "Slber  c^  bleibt  nod)  eine  brittc  '30'iöglic^tett, 
ba^  fic  in  bcr  6d)tt)ci5  entffanben  ift,  unb  bic  ift  nac^  bcn  obigen 
Scugniffcn  bic  tt)abrfct)einlid)fte,  unb  groar  ct)er  in  bcr  fran3brifd)cn  aii 
in  ber  bcuffd)cn  ßc^meij,  ba  in  bicfcr,  »oic  '5^.  bemcrff,  bie  5^artoffel 
anbere  9'Zamcn  trägt  (Erd-  ober  Herdäpfel,  Erd-,  Grundbirne  u.  f.  m., 
oben  (5.  256),  loäbrcnb  in  bcr  fran35nfd)cn  6d)ioei5,  in  9ßaabt,  Qöalli^, 
'xl'Zeuenburg,  mic  ^.  nac^toeift,  bic  "Jorm  kartofla  gebraucht  toirb.  io5c^= 
ftcn^  tommt  noc^  bic  italienifc^c  Sc^tpciä  ober  Obcritalicn  in  93etracbt. 

^ür  bic  fcltenc  ^iffimilation  oon  t — t  ju  k — t  fann  tc^  noc^  eine 
ncugriecbifcbe  'parallele  beibringen:  jiQOJTOxöxog  axxi  jiQoyTOTÖxog  in 
ibeffeling^  ^entatcuc^  ©in.  4,  4  (6.  438).  (f  ine  anbere  ermähnt  6cbulj 
^rembrob.  I  227:  Frikadelle  nDl.  frikkadel  au^  ital.  frittadella,  xoo 
fc^on  Gb.  6c^röbcr  9^ac^r.  ®'6tt  ©cf.  1908  6.  20  bic  ^ijftmilation  er- 
fannt  \)at  93gl.  ju  bem  'Jßort  oben  6.  604.  9^oc^  einige  anbcrc 
^äüe  bei  93ec^tel,  dyilogu^  ju  ioomcr  301. 

6.  262.  ®ic  Seugniffc  für  o^b.  ertapfel,  erdaphel,  herdaphel, 
erdapfal  u.  f.  tt).,  ba^  meiff  mit  lat.  pepo,  ferner  mit  pomum  in  terra 


9lod)träge  unb  ^Scricbtigungcn  609 

crescens,  cucumer,  orbicularis,  panis  porcinus  crHärf  toirb,  \)at 
e.  <23j5r!man  3.  f.  b.  ^Borff.  III  285  sufammcngcftcat. 

^aufmonn.  6.268.  5?üc^clbccfcr,  ^cfd)rcibung  (1730)  6.  708 
feilt  bte  QBicncr  Kr  am  er  in  Kauff-  ober  Handelsleute,  bic  mit  f  oft- 
baren QBarcn  ^anbcln,  unb  „Kramer  in  specie",  tik  geringere  993aren 
ocrfaufcn.  0a^  QBort  t)erfd)tt)inbet  je^t  offenbar  ollmäblic^  au^  ber  \)h. 
llmgang^fprac^c  unb  5iet)t  ficfe  auf  bic  "SDZunbarten  jurüdf.  ©elbft  in 
^Gßürttemb.  toirb  Kramer  Krämer  (6cbtoäb.  Qßb.  IV  674),  loie  mir 
&),  0.  ^ifd)er  fc^reibt,  oon  ©ebilbeten  „U)ot)I  immer  burcfe  Kaufmann 
crfe^t".  —  6.  270.  Fragner  ffanb  früher  (oor  ttwa  30  S^bren)  in 
^Gßien  auf  bcn  Sct>ilbern  ber  ©rei^ter,  ober  gcfprod;en  tourbe  t>a^  ^ovt 
f^on  bamalg  nic^t  me^r. 

^ird)^of.  6.  277.  ©a«  Qßort  Gottesacker  tiitt  fogar  fcf)on 
im  14.  3ci^r^unbert  auf:  eineOBiener  llrfunbc  oom  5.  1369,  Quellen 
8.  ©efc^.  b.  6tabt  ^icn  III  1  9'^r.  166  l)at  Goczachker,  eine  anbere 
»om  3.  1379  cbcnba  9^r.  1189:  in  der  Ghumpfluchen  hindern 
Goczacher  prope  domum  Stephani:  itrfunbc  oon  1385,  ebenba 
9^r.  1784  Goczakcher.  Sbenba  I  2  9h-.  1373  (1530  n.  e^r.)  den 
Gottesacker  bei  der  Stadt,  ©a^  9[öort  ift  alfo  minbcflcn^  ein  unb 
ein^alb  Sa^r^unbertc  älter  al^  ^luge  annal)m.  "^ie  93elcge  lel)ren  ju-- 
gleic^,  t)a%  Gottesacker  früt)er  auc^  in  QBicn  gebräuc|)lic^  toar  —  nac^ 
bem  fc^erj^aften  'Jßicner  ^u^brucE  Bachhendlgottesacker  für  'Sc^mcr-- 
bauc^'  5u  urteilen,  bi^  in  neuere  Seit.  3c^t  ift  c^  iebo(^  in  'Sßien  m6)t 
mc^r  übtic^.  3u  bem  ©ebrauc|)  oon  Gottesacker  in  933ürtfembcrg 
fd)reibt  mir  Ä.  0.  *5if4)cr,  t>a^  ti  bafclbft  —  cbenfo  toic  ba^  amtliche 
Friedhof  —  tlf)eoloqifd)--fentimental  flinge. 

Klempner.  S.  283f.  Spengler,  Klampferer  unb  Flaschner 
bilbeten  bi^  1557  in  9Gßien  befonberc  ©eioerbe;  ogl.  Ilt)lir5  in  ber  ®c\6). 
b.  Stobt  *2öicn  II  1,  0.  662f.  3n  biefem  ^a\)u  tt)urben  fie  in  einer 
3unft  bereinigt,  aber  biefe  QSerfügung  be^  Stabtrat^  fd)eint  nirf)t  burc^= 
gefül>rt  morbcn  ju  fein,  Ublirj  a.  a.  O.  IV  1,  466. 

5tiinfe.  6.  289.  Drücker  tt)irb  aud)  in  QBürttcmbcrg  gcfagt. 
—  6.  291.  Falle  für  ^lin!c  fc^rcibt  ber  <5d)\Dt\^tv  ^at  6d)affncr, 
^ai  (5ct>lpeiäerfreu5  (1916)  (5.  153.  3n  ^arl^ru^c  toirb  nac^  9}?it- 
tcilung  oon  Äofprcbiger  (f.  '5ifd)er  fomo^l  Klinge  alö  Türfalle 
gebraucht.     Klinge  mit  -g-  auc^  in  9^egen^burg. 

^lo§.  6.  292.  3n  9^egcn^burg  tourbe  mir  Kloß  für  bie  Stabt, 
Knödel  für  bie  länbltcf)e  Umgebung  angegeben.  3n  QOßürjburg  Kloß; 
au§erbcm  Spätzle. 

fncifen.  6.  297  "Slnm.  3.  "^Jiir  toar  oben  ber  "Slrtücl  oon  ^luge 
3.  f.  b.  <2ßortf.  III  114ff.  mit  ^iac^frag  oon  ßabenborf  362 ff.  über 
Kneipe  nic^t  gcgentt)ärtig.  9iacb  ^luge^  9?Qcf)toeifcn  crfcl)cint  juerft 
\>ai  Gubftantio  Kneipschenke,  bann  Kneipe  al^  „oberfädpfifd)cr  9)\\i' 
gari^mu^"  für  eine  S4»enfe  nicbrigftcr  Sorte,  eine  <S)ieb^l)crberge.  3n 
^^üringen  ift  ba^  ^ort  nact)  Äertel  ^^üv.  140  nic^t  oolf^tümlicfe.  3n 
bcn  ftubcntifcl)en  OBortfc^a^  fd)eint  Kneipe  crft  in  ber  2.  Äälftc  bc^ 
18.  Sa^r^unbert^  (ältefter  "^Selcg  oon  1781)  an  bcn  oberfäcbfifc^en  Uni- 


610  9'^ad)trägc  unb  ^Scric^tigungcn 

Derfitäfcn  Äallc,  '^ßittcnbcrg,  L'eilJjig  übergegangen  ju  fein,  ^ai  StiU 
toorf  kneipen  Mn  ben  '5öirt^()äu[crn  Hegen"  ift  ^ucrff  1798  belegt. 
'S'ennoc^  h?irb  kneipen  älter  ali  ba§  6ubftanfto  Kneipe  fein,  aber 
nic^t  in  bcm  ftubentifc^en  6inn  oon  'jec^en",  toie  i<i)  oben  ocrmufete, 
fonbcrn  in  bcr  93ebeutung  t>on  fneifen,  bie  in  ber  Q3o(f^=  ober  Oauncr-- 
fprac^e  irgenb  einen  übertragenen  »ulgären  Sinn  er{)alfen  bö&en  mag. 
d^ad^  ^belung  QDöb.  II  1659  bebeutefe  Kneipe   „in  einigen  ©cgenben 

S'^ieberfoc^fcn^   fine    5?(emme "2luc^   figürlich,    in    ber    Kneipe 

fi^en  in  ber  klemme,  in  QSerlcgcn^eit  fein".  Q3gl.  ferner  klemmen, 
öolf^fümli^  unb  ftubcnfifc^  =  ftcl)Icn,  Kniff  'gaunerifc^er  ^unftgriff , 
knipfen  'mit  '^Bürfeln  betrügen'.  Kneipe  toar  alfo  9RücEbilbung  öon 
kneipen  unb  fo  oiel  h)ie  Klemme,  alfo  cttoa  ein  Ort,  too  man  in 
ber  Klemme  fi^t,  h)0  geflemmt  toirb,  too  man  beftol)Ien  ober  geprellt 
ober  mo  falfd)  gefpielt  toirb.  3^  \)(itH  biefc  Qluffaffung  öon  Kneipe 
f4)on  früher  crtoogen,  aber  mit  Unrecht  gu  ©unften  bcr  oben  oorgetra- 
gcncn  *33ermutung  aufgegeben. 

^ot)lrabt.  6.  303.  3m  ^riegetointer  1916/17  tourben  anftette 
bcr  fnappcn  Kartoffeln  Kot)lrüben  (Brassica  napus  L.  rapifera)  au^ 
9'?orbbeutf4)lanb  unter  bem  9'^amcn  Wruken  in  "Söien  eingeführt  unb 
biefcr  9'^amc  tro^  fcine§  nbb.  wr  bafclbft  oolf^tümlic^,  tpenn  auc^  ni^t 
gerabe  beliebt.  0er  'J^ame  Dorschen  ift  au§cr  in  93apern  auc^  in 
^irol  gebräuchlich,  munbartlic^  in  ber  '^Bebeutung  'Koblftrunf  noc^  toeiter 
über  t><\^  6ct)n)äbifcf)e  CJifc^er  ^^.  H  283)  bi^  nac^  Äcffen  (dreceliu^ 
^b.  283),  9^t)cin  (Kc^rein  <23olfgfpr.  115),  ^t)üringen  unb  <33ogtlanb 
(©erbet  ©ramm.  338 f.)  Derbreitet;  baju  elf.  Börsen  (^If.  <2öb.  U  717), 
fädjf.  Dorschte  nbb.  Durste  (x^üaer-^raureutl)  <2ßb.  I  232).  <ilui 
bem  '5)euifcl)=935()mifcf)en  ift  Dorsche  'Kol)lrübe"  auc^  in^  5:fc^ecf)ifci)e 
(turin  m.)  gebrungcn.  3n  ber  SSrieggjeit  ift  in  'Jöien  aucf)  bie 
Gaffer*  ober  (Stoppelrübc,  auc^  Tellerrübe  genannt,  (Brassica 
rapa  L.  var.  rapifera  sucosa)  5um  QSerfauf  gelangt  unb  jmar  unter 
bem  9^amcn  Weiße  Rübe:  fie  fteüf  biefclbc  ©pejic^,  aber  eine  anbere 
QSariefät  me  t)k  93erliner  Weiße  Rübe  unb  Teltower  Rübe  (Bras- 
sica rapa  L.  rapifera  amylacea)  unb  unterfc^eibet  fic^)  oon  biefcr 
länglic^ien  *iRübe  burc^  il)re  mel)r  fugclartigc  ^orm.  0ic  faucren  Q'vübcn 
in  QBien,  bie  man  nur  5erfci)niften  fic^t,  becfen  fic^  tt)ot)l  mit  bicfcn 
Qßafferrübcn,  nic^t,  toic  ic^  oben  (5.  303  angenommen  \)aht,  mit  bcn 
Kohlrüben,  benen  fic  allcrbingg  äu§erlic^  äl)nlt6  fef)en:  im  3nnern  ift 
bie  <2ßaffer--  ober  QBei^e  Q'^übe  mel)r  n)ei§,  bie  Kol)lrübc  gelblic^.  93ei 
ber  großen  3qI)1  unb  ^t)nlic^feit  biefcr  oerfcI)icbenen  Q'^affen  oon  "iRüben 
ift  i^rc  £lntcrfci)cibung  fd)rt)er,  unb  bie  9^amen  get)en  oiclfac^  burc^« 
cinanber.  6ott)ot)l  bk  Koblrübe  toic  hit  *2öafferrübc  tocrbcn  5.  93. 
Steckrübe  genannt.  3cb  oermeife  megen  mcitcrcr  QJolf^namcn  bicfer 
grüben  auf  ^ri^el  unb  Seffcn  6.  62  unb  66 f. 

Kommobc.  S.  303f.  Kommodkasten  oerjcic^net  in  ber 
^Sebcutung  'QBcigjcugfaften'  auc^  9ifct)cr  (cd^roäb.  ^b.  IV  596  neben 
Kommode,  ta^  im  6cf)tt)äbifcl)en,  oicllcict)t  burct)  (5inf[u§  oon  Kommod- 
kasten,   männlic^c^  ©cfci)lect)t   \)at,   im  €lfa§   aüd)   fäc^lic|>e^  (ßc^ulj 


i 


tRacbträgc  unb  93eric^tigungen  611 

^^rcmbtob.  I  366).  —  £.  304.  «5)«^  beiläufig  crmäbntc  ^eff.  Kommode 
ibau8fd)u^,  'Pantoffel'  ift  a\i<i)  t^üringifd)  (Äcrfel  ^t)ür.  144.  Äentric^ 
"^Gßb.  37,  auc^  'rinb^lebcrnc  ioalbfd)ut)e"),  in  bcr  ^orm  Kommod- 
schuhe obcr^cfUfd)  (ereccUu^  ^b.  514),  fc^wäbifd)  (<5ifcber  9D3b.  IV 
596)  unb  öfterrcid^ifcb. 

^orfctt.  6.  306.  <^opotoitfd)  Voc.  Austr.  I  fol.  270  fc^f 
5fterr.  Mieder  („mit  Doppellaut")  =  Schnürbrust  ber  6ac^fen  unb 
^ranfcn  (^Oöürjburg,  9iRainä).  (5in  xJJJicber  bcr  Sac^fen  bagegcn  \)aht 
9icmel  unb  toerbe  oorn  gcfc^nürt,  jugefnöpft  ober  jufammengcbäftclt, 
tt)a^  bic  öftcrrcicbifc^en  <5raucn  Korsett  nennen. 

£aubc.  S.  323.  3m  64)mäbifd)en  bebeutet  Laube  Äau^flur 
(f.  oben  6.  208)  unb  93obcn,  ^onsboben,  Dac^boben  (ögl.  furbeff. 
Laube  oben  ©.  135);  über  toeitcre  93ebeutungen  ber  fcbmäb.  Laube 
f.  «Jifc^cr  ^b.  IV  1022 ff.  3m  Sinne  be^  norbbeutfd>cn  Laube  toirb 
mir  für  6tultg.  „Gartenhäusle,  umtoacbfcn  Laube~  angegeben. 

*S)er  xl'^amc  Tuchlauben,  m^b.  tuochlouben  für  bie  £fra§c 
in  "^ßien  fc^eint  nacb  9R.  ^üUcr  ®efd).  ber  6tabt  <3Bien  U  249  jmifc^en 
1355  unb  1368  aufgenommen  ju  fein  (1363  penes  Tuchlawben), 
Porter  in  lubico  Wienne  1289,  unter  den  langen  louben  1343, 
gegen  den  geweihten  louben  1357.  '2lud)  gewantloube,  scher- 
loube,  kornloube  fommen  im  mittelalterlichen  9Bien  oor  (9*^.  9}^üücr 
a.  a.  O.  248). 

lerfen.  6.  324.  <5ifc^er  QOßb.  IV  1083  üer5eic|net  fc^toäb.  lecken 
mit  bem  3ufa^:  „^ob.  aber  meift  schlecken  ....  €)agcgen  ftct*  im 
(am)  Arsch  lecken." 

ßcierfaften.  6.  325.  <Dem  Unterfc^ieb  berlin.  Leierkasten  — 
tt)ien.  Werkel  cntfprecbenb  fagt  man  in '^ßien  für  ausleiern  (j.  ^. 
eine  ausgeleierte  Schraube)  aus  werkeln. 

'3)Zat^.  6.  329.  Welschkorn  toirb  mir  für  Äeibelb.  unb 
6luttgart  angegeben.  9'^ac^  "Jifcbcr  ^b.  IV  1414  toirb  ^aii  aii 
©rünfutter  (^fcrbejabumaie)  in  ^ürttemb.  Mais,  al^  ^brnerfrucbt  nur 
Welschkorn  genannt.  —  6.  330.  <5)er  bapr.=5ft.  9'^ame  Türken 
em|>ri4>t  ber  älteften  ^Sejeicbnung  Türkisch  Korn.  j.  93.  bei  l?>onb. 
«Jucb«,  9^em  Äreutcrbucb  (1543)  dap.  GGGXX:  „Q3on  ^ürfifd)em 
forn.  ©a«?  gegenwärtig  geu?ecb§  ift  aurf)  neulieb  au§  ber  bürdet),  "Slfia 
onb  ©riecbenlanb  ju  on^  gebracht  moröcn". 

mäflig.  6.  331.  3u  elf.  kurässig  nocb  fd)tDäb.  kuräss 
kurässig  i5ifd)er  <2Bb.  IV  862.  —  6.  332.  6c^ü?äli.  kaläss  ebenba 
IV  153,  kobäss  IV  558. 

^üH.  6.  342.  öcblef.  Gemülle  bejeugt  ^ßcinbolb  93eilr.  63; 
bcm  93erliner  Müllfuhrmann  entfpric^t  in  93re6lau  ber  Gemüllemann, 
ber  mit  bem  9Rufe  „(Scmüllc  rau^!"  burcb  bie  6tra§cn  fäbrt.  ^ai 
QOöort  ift  aucb  fcbtoäbifd)  (GemüUe  ^ifc^er  <2öb.  III  348),  elfäffifd)  unb 
fc^tociacrifcb  (3b.  IV  184). 

'2J2urmel.  6.  345.  3n  Äannooer  ift  Murmel  ganj  unbcfannt. 
^on  bcm  fd)on  oben  angeführten  Knicker  au^  (Öla*  unterfd)eibct  man 
bie  Bomben  au«  €ifen;  bog  6pielen  bamit  ^ci§t  dipsen.    3n  Öffen- 

39* 


612  9'^a^trägc  unb  'Berichtigungen 

bad)  a.  9)2.  \)ti^t  bai  'SOZurmelfpicl  au§cr  Klickerspiel  auc^  Käu- 
telches  spielen  öon  obb.  (bai)r.  fc^tpci^.  elf.  beff.,  ober  nic^f  fd)tt)äb.) 
Kaute  '@rubc'  (^ifc^ec  ^b.  IV  297.  OSilmar  3b.  195)  =  nbb.  Küte, 
ber  ®rube,  in  bie  bie  9CRurmcln  geroßt  mcrben.  —  <3e^r  mannigfaltig 
jtnb  bie  munbartlic^en  ^Scjcic^nungcn  bcr  'SJ'Jurmeln  in  Offfrie^lanb: 
Dont,  Kulp,  Katkop,  Rabalster,  Torentjescheter  no^  £üptc§,  Oft' 
fricf.  QSolf^funbc  ((Srnbcn  1907)  6.  207. 

'=Xflüi^<i.  6.  346 ff.  <^ai  9berbcutfd)e  bcft^t  ftatf  Mütze  ein 
bamit  ocrtoanbtc^  Mutze,  Mutzen  m.,  bag  aber  '^ammg,  3«c!c'  ht= 
btntzt:  ®^b.  VI  2837.  6ct)mcner  ^öb.  I  1706.  6c^öpf  3b.  454. 
<5if4)er  Q03b.  IV  1858.  gif.  QBb.  I  745.  ^oUmann  9Q3b.  375.  6rc^ 
celiu^  ggöb.  615.  QSilmar  3b.  272.  6c^n)ci5.  3b.  IV  617.  «5.  3ufti 
^at  3eitf4)r.  f.  bcuifc|)c^  altert.  45  (1901),  420  ff.  gezeigt,  ba^  bicfc  bop- 
pcltc  93ebcutung  fic^  au^  bcr  bc^  5u  ©raube  liegcnben  mittellat.  almu- 
cium  almucia  (almutium)  :=^  fran5.  aumuce  aumusse  erfldrt.  ^aß 
almucium  loar  ein  bcr  älteren  @uget  ä^nlid^cr  petäbcfe^ter  'SO'^antcl 
über  fragen  mit  ^apuje,  tt)ic  i^n  ©ciftlic^c  im  Qöintcr  in  bcr  ^irc^c, 
aber  auc^  ßaicn  trugen.  3nbcm  bicfc^  .^(eibung^ftücf  jur  blo§en  ^opf= 
l^üttc  5ufammenf(^rumpftc,  bejeii^nct  ba€  933ort  (frj.  aumuce)  fpäter 
bie  '^elsmit^e.  £lmgc!c^rt  entftanb  hm6)  ^cglaffcn  ber  ^apuje  bcr 
fübbfutf^c  ^u^cn.  <2)icfclbc  (?nf»üi(ilung  bat  bie  Gappa  burc^gcmacbt, 
ein  9?iantel  mit  ^apujc  (cappa  choralis  ßbormanfcl,  cappa  pluvialis 
Q'^cgenmantel,  cappa  alba  5;aufbemb).  ^^b.  kappa  mt)b.  kappe  ift 
nod^  ber  Äappcnmantel,  mnbl.  cappe  nbb.  Kappe  engl,  cap  nur 
^opfbebedung,  anbcrcrfeit^  Kappe  au(^  für  einen  93aueinEtttet.  ßin 
Äauptunterfd^ieb  8tt)ifd)en  cappa  nnb  almucium  fd)cint  aber  bcr  ge-- 
toefen  ju  fein,  ha^  le^tcrc^  mit  '^^clj  befe^f  loar.  ©aju  fftmmt  nun 
bie  oben  (o.  349)  erh)ät)nte  Angabe  oon  "^opohjitfc^,  ba^  Mütze  in 
öftcrreic^  äu  feiner  Seit  nur  bie  mit  9^auc^ipcrf  gefütterte  unb  au^^^ 
gcfd)lagcne  Äaube  fei.  3m  "^lorben  mürbe  aber  baß  QBort  oerattgemei= 
nert,  loä^renb  bcr  ©üben,  nacbbcm  pcljbcfc^tc  ^opfbebecfungen  feiten 
gctoorben  loaren,  bie  93eöcic^nung  Kappe  oorjog. 

9Zapf.  (3.  350.  ®ie  93ebauptung,  ba^  Napf  im  Sübcn  nid^t 
üblich  fei,  ift  tt)ot)l  cttpa^  cin5ufd)ränfcn.  "^ür  bk  obb.  9)^unbarten 
toirb  baß  ^ort  teiltocifc  bejeugf.  '^ifi^cr  unb  Q3eit  geben  mir  für  baß 
Äonorafiorcnfd)mäbifcb,  alfo  bie  gebilbctc  ilmgang^fpracfec  bcr  <2ßürt» 
tembcrgcr  nur  Schüssel  an,  aber  im  6c^tt)äb.  933b.  IV  1941  ocrjcii^net 
^if^cr  Napf,  Näpfle  '3)^il(^fd)ü)fel,  6eit)cr  (Seihnapf),  fc^üffclfbrmigc^ 
ßtrot)!5rbcbcn  für  bm  ^eig.  (fbcnfo  iüirb  mir  für  Äcibclbcrg  nur 
Schüssel  angegeben,  aber  »on  ßcnj  IQb.  49  unb  'SOZcifinger  9D3b.  109 
für  bie  'SO'iunbartcn  t>on  Äanbf(f)u^öl)eim  unb  9^appcnau  Napf  bejeugt. 
®a«  6c^rt>eij.  3biotifon  IV  774  bu^t  Napf  al^  9^amc  cine^  ®cfä§c« 
meift  für  'SJJilcb,  auc^  einest  metallenen  ®cfä^tß  für  bk  fc^tpcijcrifc^en 
"^OZunbarten,  Gc^mellcr  QBb.  I  1751  für  93a^erH  mit  ber  93cmcrfung 
„in  mehreren  ©egenben  nii^t  üblich". 

9Ze^mcn.  6.  355.  ioinjujufügcn  ift  ^ier  bcr  amtlid^e,  auc^  in 
bcr  Umgang^fprad^e   gebräuchliche  "2lu^bru(f  assentieren  'für  taug= 


S^^ac^träge  unb  'Berichtigungen  613 

Hc^  jum  'SO'Jilitärbienft  crflären',  roai  burd)  bie  ^2lffenfierung^fommif{ton 
(in  '^rcu^en  bie  (Srfa^fommiffion)  gefd)iet)t.  '^v.  £eo  (Spider  füt)tt 
bic^  933ort  auf  fpan.  asentar  jurücf.  Sc^  finbe  in  bcm  '2ö5rtcrbuc^ 
t)on  9}?ic^acli^  (nid)t  in  anbcrn  italicn.  9Gßörtcrbüc^eni)  ou(^  ein  ital. 
assento  '^ffentierung'. 

Petroleum.  6.359.  Srböl  ooIf^mä§ig  auc^  in  Äcibclb.  ®a= 
neben  Petroleum   (oulgär  aud)   bort  Petroleum  betont)  gan5  üblic^. 

*^tcfel.  6.  371  f.  'zflad)  ben  6pnon^mcnäctteIn  be^  Q2ßicner 
*2Ir(^io^  be^  93air.=öfterr,  9335rferbuc^e»  fommt  Pünkel  munbartlic|>  in 
93öbmen  unb  9^orbtirol,  Hitzpünkellein  in  ®ottf(^ee  oor,  Finne  in 
93öt)mcn,  Pläter,  Pläterlein  in  SO^^ä^ren.  *5)ic  ^äufigften  munbartlic^en 
90ßörter  ftnb  Wimmer,  Wimmerl,  Eiß,  Mitesser  ober  Mitfresser. 
0ie  anberen  S^non^me  loie  Patzen.  Eiterpatzen  ftnb  reinmunbart= 
Iic^--ouIgär. 

©.  372  ^nm.  1.  <5ür  tk  ^cbcutung  oon  Mitesser  Iet)n'eic^ 
ftnb  bie  munbartlic^en  6t)nonpme  Würmlein  in  ©ottfc^ee,  essende 
Kindlein  in  93öf>men,  Schmarotzer  in  Ober=  unb  9Zieberöft.  unb 
Gfeierm. 

"^ilg.  (5.  373.  Über  ben  Herrenpilz  ober  Herrnschwamm 
\)at  neuerbing^  9^ic^.  ßoctoe  ©erman.  ^flanjennamen  (Äeibclbcrg  1913) 
6.  140f.  ge^anbelt,  über  ben  Pfifferling  nantenttid)  6.  86f.  '3)a= 
nacb  toav  ber  9^ame  Pfifferling  urfprünglid)  nic^t  unfcrm  gelben  Pfif- 
ferling, Gantharellus  cibarius  Fries  fonbern  nur  bem  tt>ei§en  Aga- 
ricus  piperatus  Scop.  eigen,  ber  ben  gelben  an  93itterfeit  unb  ^feffer= 
gefd)niacf  tocit  übertreffe.  Mehling  toirb  für  ben  Pfifferling  au^cr  in 
Salzburg  aucb  im  angrenjenben  (3al§fanimergut,  3.  93.  in  9?ionbfee 
gefagt.  ^opotoilfd),  llnterfu6.  t>om  'SDZeerc  in  bcm  angeljängten 
Schreiben,  legt  Rehling  „Dielen  Orten  »on  Oberbeutfcl)lanb",  ber 
6tct)crmarf  Kechling  hti.  Q3crfuc^  6.  478 ff.  fd)reibt  er  ben  9^amen 
Rohling  unb  fü^rt  al^  geograp^ifd)e  parallelen  an  fd)lef.  Galluschel 
(b.  i.  Gäl-luschel  gelber  ßufcbd  nacb  2oeü)e  6.  97f.),  in  ^roppau  unb 
Sägernborf  Hünhng  ober  Hünhch,  in  @ro§glogau  unb  <5ranfenftcin 
Kochmändl,  in  Sac^fen  Milchschwamm,  in  ^ommern,  ©anjig  unb 
*^oleu  Pfefferling,  in  'Briyen  unb  in  Scbtoaben  Pfifferling,  um 
9'^egen^burg  unb  in  QSIen  Rödling  mit  >em  3ufa^,  ta^  anberc  Diel= 
mel)r  ben  Äerbftling,  b.  l).  ben  Q'^cijfer,  Agaricus  deüciosus  L.,  Röd- 
ling nennen. 

Quirl.  0.  384.  Quirl  iff  na«^  meinem  ®i)x>ä\)t€mam\,  "^rof. 
©ütterlin,  auc^  in  ibeibelberg  unbefannt.  (frfc^reibt:  ^afür  öiellcicbt 
Rührlöffel,  ^üv  ^arl*rut)c  ift  mir  Quirl  ftc^er  bcjcugt.  9cicolai 
greife  V  93ei)lagc  XIV  6.  133  gibt  oft.  Spuhl  9^ül)rl5ffcl,  Quirl  an. 

9^at)m.  6.  385.  Gcbtoäb.  Rani  erflärt  <5ifc|>er  ^b.  V  1 19  mit 
'6c^mu^',  toä^renb  Rahm  in  93erlin  nur  ben  9iu^  bcjcicbnet  unb  auc^ 
bai  ^bjeffio  ramig  im  Sd)lDäbifcl)en  fpcjiell  tu§ig'  bebeutet  (^b.V  121). 

rafd).  6.  385.  ^uc^  bem  Sc^mäbifc^en  ift,  unb  jmar  fotoo^l 
ber  Äalbmunbart  al^  ben  eigentlichen  '^O'iunbarten,  rasch  narf)  ^ifd)er 
QOßb.  V  144  Jo  jicmlic^  fremb". 


614  9Zac^fräge  unb  93cric^ttgungcn 

g^oggcn.  6.  390.  9^ac^  <5ifd)cr  Qöb.  V  384  ift  bit  93cacic^- 
nung  bcr  ©ctrcibcart  Seeale  cereale  ol^  Roggen  im  6c&toäbifc^en 
überall  ocrtrctcn,  bic  alg  Korn  nur  in  bcn  nbrblic^cn  "SiRunbarten, 
toäbrcnb  fonft  Korn  im  6(^tpäbifc^en  5umcift  bcn  <S)infcl  bebeutet 
(QQBb.  IV  634). 

9Ro^t^tod.  6.  391.  3u  fc^toäb.  fc^toei^.  elf.  Meerrohr  ogl. 
^ifc^er  <2öb.  IV  1622.     (?lf.  Qöfe.  II  281.     ec^toeij.  3b.  VI  1236. 

9'lü^rei.  6.  398.  '=fflat^t[mi  iooc^je^tprcbigten  (16.  3abr^.) 
6.  136  bejeid^nct  Eyer  im  schmaltz  aU  ßicbling^effen  ber  9ber= 
fac^fen:  „"©er  ^tand  pranget  mit  feinen  5?lö§lcin,  toic  bcr  'SJJcic^fner 
mit  feinen  ß^er  im  f^mal^  unb  93icrfupt)cn  unnb  frifc^er  93utter".  — 
9^acfe  ^o;)Otoitfd)  Voc.  Austr.  Ilfol.  14 R  tourbcn  bk  Ochsenaugen 
ber  Öftcrrcid^cr  mit  bcr  ®abel  au^  bcr  6(^üffcl  geftocben,  gesetzte 
Eyer  mit  bem  ßöffel  l^erau^gcnommcn  unb  enffprac^cn  bcn  gebackenen 
Eyern  ber  Gad^fen  unb  6c^toaben. 

(5a^ne.  6.  402.  ©er  tirolif^c  '2lu^brucE  für  6c^lagfa^ne,  Mai- 
butter, erflärt  ftc|)  na^  <oii)'6pf  3b.  412  auß  bcr  alten  6itte,  am 
1.  ^ai  unb  am  ^fingft--6am^tag  2lbenb,  toie  too^l  überhaupt  bcfonbcr« 
im  '^ai,  „l)alb  gerührte  93uttcr"  ju  cffen.  ßin  alter  93eleg  für  ba^ 
QBort  ift  der  May-Butter  im  '2lr^nc9--^u<:^  bcr  Äcrjogin  (Eleonore  öon 
^roppau  »om  3-  1708  6.  86.  Mayenbutter  bei  Äo^berg  (1687), 
meyenbutter  :  butyrum  vernum  bei  6ticler  (1691),  ®5öb.  VI  1477. 

6cl)cune.  6!  408.  '^ad^  ^.  2ob^,  ^eitr.  au«  bem  lanbtoirt 
fc^aftl.  9ßortfc|)a^  <2ßürttcmbcrgg  (2.  93cibeft  su  <2ß5rtcr  u.  6ac^cn.  1913) 
6.  15  ift  Stadel  in  Obcrf^toabcn  auf  ein  ©ebict  befd)ränft,  bai  buxd) 
bit  £inie  (?ött)angen — Q^aoen^burg  gegen  bai  93at)rif(^c  abgcfc^ntttcn 
tt>irb,  unb  bcjeic^nct  aucb  bort  „ein  frciftc^cnbc«  lanbtt)irtf<^aftlic^c« 
ioilfggebäube",  tt)ä|)renb  Scheuer  bai  ioauptgebäube  mit  ©refc^tennc 
ift.    Schopf,  Schupfen  ift  bafclbft  ein  Einbau  an  bcr  Scheuer  (6. 12). 

6.  419.  3d)  \)ättt  \)kv  bod)  too^l  einen  2lrti!cl  6 c^ lamm  ein* 
fcbaltcn  foUen  mit  9^üdfi(^t  auf  ba^  bcr  ilmgang^fpracbe  bc«  nörblicbftcn 
®eutfd)lanb§  8.93.  Hamburg«  eigene  Schlick  'Qö)lamm\  ^ünb= 
artlic^  ift  SchUck  für  <2öeftfalen,  ©öttingen,  Bremen,  Äolftein,  ^lU 
mar!  (Seugniffe  im  ©^b.  IX  675)  unb  Oft-  unb  Qßeftprcu§en  (^rifc^- 
bicr  ^b.  II  286)  bcjeugt.  3^  \)aht  ti  tt)cggclaffen,  tocil  ic^  an  bem 
l^b.  6|)orafter  be«  '2ßorte«  5lt)cifcltc.  <5ür  biefcn  betoeift  e«  freilieb 
toenig,  ba^  ®.  "^lüfdboH),  ®ic  Abenteuer  be«  <5lieger«  oon  ^fingtau 
(1916)  6.  227—229  Schhck  unb  Schlickmasse  f4)reibt,  aber  auc^ 
ba^  ®9Bb.  IX  675  crlcnnt  bcn  \)b.  ß^arafter  bc«  aücrbing«  aui  bem 
9^bb.  ftammenben  'Jßortc«  an:  in  bem  facblicben  Sinne  btß  feineren 
^^onfd)lamme«,  bcr  bcn  93obcn  bc«  '3[Rarf(^lanbe«  bilbct,  ift  ti  aH-- 
gcmcin  fd)riftfpracblid).  ®a«  im  £)bb.  cntfprc^cnbc  Schleich  (in 
<af4)affenb.)  unb  Schlicli  (<5)903b.  IX  560.  661)  fcbcint  feiten  ju  fein. 

6cbtt)an8ftücf.  6.  451.  <S)k  6cbrift  oon  3o^.  '^int,  ^Jor- 
f(^lägc  für  eine  jufünftige  ^Benennung  ber  '5leifd)ftürfc  wom  9?inbe 
(Ceipö.  1912)  tüav  mir  nic^t  5ugänglicb. 


'S'loc^trägc  unb  93crict>tigungcn  615 

6onnabcnb.  6.460.  '^rof. <5.  ^rebc  fc^rcibt  mir,  ba§  bic  ©rcnjc 
ätoifd)cn  Sonnabend  unb  Samstag  in  Äcffen  cttoa  oon  <S)iÜenburg 
über  ®ic§cn  an  bic  obcrftc  ^mjig  ^u  Rieben  fei.  Samstag  im  Q3or-- 
lefunggoerjeic^ni^  ber  9}iarburgcr  Uniocrfttäf  cntfpric^t  nic^t  bem  ört- 
lichen Sprachgebrauch.  —  6.  464.  ^cet^oocn  fcf)reibt  in  bemfclbeu 
93rief  crft  Samstag,  bann  Sonnabend  (93riefe  t)er.  o.  9^^01)1  6.  3 16  f.), 
le^tere^  '^ßort  aucb  in  einem  jtoeiten  ^rief  oom  3-  1825  (6.  287). 
Qx  fann  e^  n)ol)l  nur  au^  'SBien  ^aben,  too  e^  ju  feiner  Seit  ge- 
bräucblici)  getoefen  fein  mu^,   ba  93onn  5um  6amötag-@ebief  gehörte. 

6tiefel.  6.  486f.  9^ac^  9}Jitteilung  be^  Äerrn  Äofprebiger^ 
(f.  ^ifc^er  toirb  Schnürstiefel  unb  Zugstiefel  auc^  in  ^arl^rut)e 
gebraucht. 

6fra§e.  6.  493.  9tacl;  Gcbmeljer  £interfct)iebe  6.  7  iff  im 
<5übcrlänbifc^en  (6auerlänb.)  gäte  fe^r  feiten  (fonft  slipe  f.  '6cbo§, 
©äffe'),  im  6iegerlänbifct)en  entfpric^t  ges;^e,  S^ofeform  ju  Gasse; 
baneben  vtn  f.    enge  ®affe\ 

6.  498.  Selten  ift  auc^  nbb.  Sträßchen,  Sträßlein,  bocb 
fommt  e^  oor,  j.  93.  bei  SOiay  93urcff)arbt  (bem  ocrftorbenen  ©ircftor 
be^  Äofburgtbeaterg  in  9S)icn),  6cala  fanta  unb  12  anbere  „9ceue 
toa^re  ®ef4>ic^ten"  6.  53  (Sträßchen).  55.  58.  63  (Sträßlein). 

^alg.  6.  513.  9^cben  bem  Hirschtalg  ber  ^pot^efen  fommt 
boc^  auc^  Hirsch-Unschlitt  in  QSßicn  oor  (ic^  la^  e^  j.  93.  an 
einer  9Bilb^anblutig).  93gl.  Hirschen-Inschlicht  in  bem  öfterr.  'Slr^nei)-- 
93uct)  oon  1708,  oben  (5.  513^ 

^afcf)c.  6.  515.  Rocksack  für  Rocktasche  fcl)reibt  5.  93. 
^aj  93urcf^arbt,  6cala  fanta  6.  82. 

3ecf.  6.  590.  "^Bcnn  ber  'SiJJagbeburger  Gpiel^agen  in  ben 
^roblcmatifci)en  9'^aturen  (6ämtl.  9\omane  I  1  6.  288)  fci)reibt:  „3n 
ben  naffcn  ©ängen  ....  fpieltcn  bie  ^inbe  Äafc^en^",  fo  \)at  er 
too^l  bk  'Söenbung  au^  i^cipjig,  tt)o  er  eine  3tit  lang  gelebt  l)at.  ®er 
au^  ^ulm  in  ^cftprcu§cn  gebürtige  Äerm.  £ön^  gebraucht  in  feinem 
9^oman  '^ai  jtoeite  ®i]\d)t  6.  50  baäfelbe  93ilb  in  ber  <5orm:  „<5>ic 
(Sonne  fpielfe  mit  ben  Stäubc^en  5?riegcn". 


9lcgiftcr. 

®ic  olS  €rvoncnten  gcf(^riebenen  Hcincn  Siffcrn  bcbcuten  bie  '2lnmcrfungen. 


Abend  66 

Abendbrod  11. 60. 63ff.  550. 

600 
Abendessen  11.  64.  66.  600 
Abendmahl  69.  600 
Abendstück  550 
Abgerührte  Erdäpfel  383 
abhauen  234^ 
abrabatzen,  sich  22 
Abriko  89 
Absatz  224  f. 
Abspülfetzen  321 
abstrafen  26 
Abwaschbalje  72 
Abwascheimer  73 
Abwaschfaß  25.  70 
Abwaschkump  72 
Abwaschlappeh  21 
Adel  (=  Jauche)  243 
Adieu  75  ff.  600 
Adrio  159 
Advokat  387 
Agmaul  587 
Agras]  244 
Aichhalm  184  ^ 
Akademie  22 
Alabaster  344 
albern  23 
Alleinmädchen  177 
Allstag  584 1 
Alltag  582  ff. 
Alltagskleid  582 
Almar  475 
Alpkas  311 
Alserstraße  .502 
alwig  23'' 
Amarellen  90 
Amaul  587 
amböten  80 
am  Land  8 
Ampel  62 
Amper  186 '^ 
ämtlich  5 
anbrennen  81 
anfengen  80 


9'lcu^o(^bcutf^  ^). 

angehen  387 
Anklagebank  510 
anklingeln  285 
anläuten  286^ 
anmachen  80 
annadeln  81 
anpappen  281' 
anpengen  80 
anpicken  281 
anschaffen  93 
anschellen  285 
Anschnitt  254 
Anschwitz  147 
auspendeln  81 
anstechen  80 
anstecken  79  ff. 
Anstoßschnur  490 
anschütten  191 
anziehen  119 
Anzug   (=    Bettüberzug) 

120 
anzünden  11.  79.  81 
Äpfelkoch  173 
Apfelmuß  173 
Apfelsine  82  ff. 
Aprikose  37.  43.  89  ff. 
arbeiten  92  f. 
Arberl  345 

Arm  in  Arm  gehen  547 
Armstützle  370 
artig  545 
Artoffel  38.  257 
Arzt  53 
Asch  45.  350 ff. 
Aschen  325* 
Ascheneimer  343 
Aschengrube  343 
Aschkuchen  351.  353 
assentieren  612  f. 
Auerhahn  382 
aufbegehren  94  f. 
Aufboden  133 
aufdrahn  94 
aufführen  554 
aufsrelaulenes  Koch  173 


Aufkammer  133 
auflassen  26.  598 
Auflauf  173 
aufmucken  93  ff. 
aufnehmen  406 
Aufnehmer  321.  406 
Aufpaßfrau  97 
aufpochen  94 
aufreiben  406 
Aufsatzkasten  303 
aufscheuern  405 
aufsein  20- 
aufsitzen  387 
Aufsitzer  387 
Aufwartefrau  95 
Aufwartemädchen  96 
Auf  Wärter  96" 
Aufwärterin  96 
Aufwartsmädchen  96 
Aufwartung  96 
Aufwaschbürste  447 
Aufwaschbütte  72 
aufwaschen  405  f. 
Auf  Waschfaß  71 
Aufwaschfrau  96 
Auf wascl Igelte  71- 
Aufwaschküben  73   , 
Aufwaschwanne  72 
Aufwaschweib  96 
aufwischen  196 
aufziehen  406 
Aufzug  134 
aufzünden  81 
Augendeckel  20 
ausbütteln  451 
aus  Fleiß  336 
Ausgeherin  97 
Ausgelöstes  251 ' 
ausgeschämt  100.  601 
ausgeschlagene   Eier  398 
Ausguß  542 
Aushilfsfrau  97 
auskegeln  548 
auskennen,  sich  595 
Ausklopfer  98  f. 


•)  9JJunt)artlic^c  formen  fmb  mit  einigen  '2lu^na^mcn  nic^t  aufgenommen. 


I 


Oxcgiftcr 


617 


auskrüllen  445 
Auslage  403 
ausleiern  611 
auslösen  445 
ausrauchen  124 
Ausreibfetzen,  -tuch  321 
ausschnauben  432 
ausschnupfen  432 
ausschütten  191 
ausverschämt  99  f. 
auswerkeln  611 
auswinden  406 
auswringen  406 
Axt  60.  108  f. 

Baba,  Babe  353 
Babuschen  357 
Baby  18 

Backe  61.  lOOff.  601 
Backen,  der  102 
backen  281 
Backenstreich  104 
Backenzahn  103.  602 
Back-feige  103  f. 
Backhendl  18.  239 
Backpfeife  103  f. 
Backzahn  101.  103 
Bahn  schlagen  424 
Bajaß  231 
Balje  72 

Balke  (=  Dachboden)  135 
Band  122 
Bandä  4 
Bändel  122 
bandeln  540 
Bandhacke  109 
Bankhupfen  592 
Barbiertolle  529  f. 
Barchent  241 
Bärme  105  f.  602 
Bartel  349 
Barterl  371 
Bartkratzer  231 
Bartwisch  231 
Baselm^iDes  601 
Batates  263 
Batsch  104 
Bauchgrimmen  108 
Bauchkneifen  108.  297 
Bauchweh  107  f. 
Bauchwehding  107 
Bauchzwicken  108 
Bauer  (=  Fuhrmann)  314 
Baunzerl  155 
Bäuschl  35.  2 18  f. 
beanständen  5 
Bedienerin  98 
Bedienung  98 


Bedienungsfrau  98 

begriff (s)  stützig  453 

Behüt  Gott  75 

Beihau  110 

Beikessel  125 

Beil  108  f. 

Beilade  525 

Beilage  109  f. 

Bein  llOf.  299 

Beine   machen   jemandem 

111 
Beingewand  113 
Beinhaut  299 
Beinkleider  11.  60.  112  f. 

602 
Beiried  453 
Beißmilch  172 
bekommen  20^ 
Beleg  490 
Bel-Etage  538 
Bemme  18.  511 
bemühen,  sich  113 
Berghöld  233* 
Bergl  323 
Berliner  Kugel  362 
Berliner  Pfannkuchen  362 
Berschkohl  579 
Beserlborte  49ü 
Besinge  114ff. 
besohlen  116.  602 
besprengen  479 
Besteckschemele  334 
Besuchszimmer  509 
Bett  117  f.  166 
Bettanzug  120 
Bettbezug  11 8f. 
Bettdecke  117.  164.  602 
Bettfassung  241 
Bettgefäß  241 
Bettgeher  418 
Bettgestell  118 
Betthaube  348 
Bettlade  117  f.  525 
Bettlaken  319 
Bettpolster  280 
Bettsarg  241 
Bettschrank  349 
Bettstatt  17.  117  f. 
Bettstelle  17.  117 
Bettstuhl  117 
Betttisch  349 
Betttuch  319 
Bettüberzug  118  f. 
Bettzieche  119'- 
Bettzuge  118 
Betze,  Betzel  349 
beuteln  451 
Bibbelezieger  562 


Bibbhenne  381 

Bibeleskäs  562 

BibeU  371 

Biber  363 

Bickbeeren  114 

Binde  421 

Binder  143 

Bindfaden  60.  120  ff. 

Bindgam  120' 

bingeln  285- 

Biskotten  4 

blacken  123 

Blak  123 

blaken  122  ff. 

Blase  124  ff.  543 

Blasenkohl  59.  579 

blaß  126  f. 

Bläß  126 

Blatt  468 

Blätterle  371 

Blattern  35.  377  f. 

Blättersalat  306 

Blaubeeren  114  ff. 

Blaukohl   221.  569'.  572. 

580.  606 
Blaukraut  221.  569'.  .572. 

6(:)5 

Blechbüttel  192 
Blechner.  Blechler  283 
Blechschläger  283  f. 
Blechschmied  283 
Blechsemmel  154 
Blei  128 
bleich  126f. 
Bleifeder  127  f. 
bleistern  124  '• 
Bleistift  127  ff. 
Bleiweiß  128  ff. 
Bleiweißschneider  12^ 
Blev-Schweiff  130' 
Bletz  320 
Blockwagen  395 
blöd(e)  23 
bloß  130  f. 
blößlich  131 
Blumenasch  350 
Blumenkohl  131  f. 
Blumenkübel  187 
blußig  131 
Blütchen  371 
Bock  510 
Bodee  592 
Boden  132  ff.  175 
Bodenhämel  341 
Bodenscherz  254' 
Bodenstiege  537 
bögein  375.  531 
Bognergasse  502 


618 


9?C9tfter 


Bohle  175 

brav  545 

Bulte  19 

Böhmischer  Apfel  142 

Bregen  35.  148  f. 

Bund,  Bundkuchen  354 

Bohne  135  ff. 

Bregenwurst  148 

Bundtkleid  45 

Bohne  134 

Brei  173  f. 

bunt  1 

höhnen  138  f. 

Brein  174 « 

Bure  118  f. 

Bohnensuppe  135 

Brellen  220 

Bureau  60 

Bohner  138 

Bremse  104^ 

Burkanen  337 

bohnern  138 

Brend  553 

Bürstbesen  448 

Bohnert  138* 

Brenk  73 

Bürstelschnur  490 

Bojazzo  231 

Brenkel  74.  188 

ButeUe  255  f.  607 

Boldchen  139 

Brennet  147 

Butte  192.  605 

Bolzen  376  f. 

Brennsuppe  148 

Bütte  72.  146f.  186f.  605 

Bomben  611 

Brente  73 

Büttel  187.  192 

Bonbon  60.  139  f. 

Brett  149  f.  175 

Butterbirne  159 

bonen  138" 

Briefkasten  525 

Butterbüchse 

Bontjes  140 

Brieflade  525 

Butterdose 

Boot  246 

Briefsack  545 

Butterklöße  293 

Bord  150 

Bries  35.  249 

Butterstolle  511 

Borde   150 

Brinnig  148 

Büttner  144  ff. 

Bordkante  140 

Briselett  159 

Bordschwelle  25.  35.  140 

Brisollen  159 

Caf6  60.  159 ff. 

Bordstein  140 

Brockel  171 

Caffe-Teller  522 

Borke  141 

Brockelerbsen  447 

Calesse  312 

Borkenkäfer  141 

Brod  150  ff.  604 

Camionagewagen  395 

Borschter  141^ 

Brödchen  155  f. 

Caulifior  132 

Borsdorfer  Äpfel  141  f. 

Brodkrumen  309 

Cauliravi  132 

Borstenfeger  230 

Brodler  540* 

Cavolifior  132 

Borstwisch  230.  606 

Brodmusel  309 

Chaise  182.  312  f. 

Bort  150 

Brodstolle  152 

Chambregarnist  60.  336 

Bortbretter  150 « 

Brodzeit  550 

Charcutier  417 

Börtchen  371 

Brosame  308  ff. 

Chaussee  60.  161  f. 

Borte  150 

Broschen  249 

Chausseegarde  26 

bös  545 

Brösel  310 

Chinaapfel  85 

Boschdörfer  141  ** 

Brückenwagen  395 

Christ  557  f. 

Bote  314 

Brühe  156  ff. 

Christabend  558  f. 

Botenfrau  237 

Brühsuppe  156  f. 

Christbaum  557 

Bott  122 

Bruke  303 

Christkind  558  f. 

Böttcher  37.  142  ff. 

Brunzkachel  535 

Christmarkt  558 

Bottich  jr  142  ^ 

Brüs  249 

Christnacht  558 

Bottinen  487 

Bub(e)    11.  35.  244  f.  491 

Christstolle  511.  558 

Bouillon  156  ff. 

Büchertasche  450 

Cittadine  181 

bracken  99 

Bücherschaft  150.  474 

Commode  303  f. 

Brägel  149 

Büchse  594 

Commodenschrank  303 

Brägen  148» 

Buckelkorb  273 

Corritori  207- 

Branntweiner  170  f. 

Bude  315 

Cymbelsäckel  286- 

Branntweinschenker  171 

Budel  31 7  f. 

Branntweinbrenner  170 

Budike  269 

Dachboden  132 

Brasöllerl  159 

Budiker  269 

Dachstiege  61.  537 

braten  430 

Budist  269 

Dachtel  104.  603 

Bratkartoffeln  1.  430 

Bug  272 

Damm  35.  162  f. 

Bratklößchen  159 

Bügel  272 

Dammweg  163 

Bratklops  158 

Bügeleisen  374ff. 

dämpfen  430 

Braukübel  187' 

Bügelladen  376 

Dampfer  24 

braune  Kuchen  362 

bügeln  35.  374 

Dampfmilchbrod  154 

brauner  Kohl  221 

Bügelstahl  377 

daroline  24 

Braunkohl  221 

Bühne  134  f.  168.  208 

das  Auslangen  finden  26 

Braun  Mehl  25.  147.  604 

Buletten  60.  158.  604 

Datsche  105 

Brautwagen  312 

Bulke  156 

datschen  99 

9\cgifter 


619 


Datscher  99 

Deckbett  163  ff. 

Decke  167  f. 

Deckel  169.  604 

Decktuch  216 

Deich  523 

den  Puls  fühlen  210 

derwischen  od.  derwische- 

les  spielen  591 
Destillateur  60.  170 
Destillation  170 
Destille  170 
Deute  542 
Deutscher  Käse  311 
dicke  Backe  601 
dicke  Erbsen  173 
dicke  Milch  171 
dicker  Gries  173 
Dickmilch  171 
Diele   134  f.   174  f.    205 ff. 

605 
Dielekehrwisch  230 
Dienerin  96 
Dienstbotenzimmer  176 
Dienstmädchen.       -mädel 

175  ff. 
Dienstmagd  175 
dies  Jahr  177 
Dilldopp  27 
dipsen  611 
doppeln  116 
Dorschen  303.  597.  610 
Dose  593 
Dotter  190 
Dräbekloz  27= 
Drahkasten  304 
Drahtbinder  270 
Dreck  36.  45.  178  f.  343 
Dreckblech  343 
Drecksmann  343 
Dreckspahn  412 
Dreckwagen  343 
Drehorgel  325 
Drehorgelsmann  325 
Drehrolle  394 
Dreibein  72 
Dreierbrod  550 
Dreierbrödchen  155 
Dreifuß  72 
Dreingabe  HO 
dreist  179  f.  604 
dreiviertel  sechs  180  f.  604 
Dresen  317 
Drill  266 
Drillhaus  26H 
Drittmädchen  177 
Droschke  181  ff.  604 
Drotschke  181 


Drotosch  271 

Drückel  290 

Drücker  289  f.  6Ü9 

Duchent  165 

dünsten  430 
i  durchpracken  99 

Durchschlächten  378 
j  Durchschlag  460 
!  dürre  Fisolen  136 

Düte  542 

Dutte  542 

ebenerdig  60.  357 
Ehrn  206 
Eicher  184' 
Eichhasel  184' 
Eichhermlin  184  ^ 
Eichhorn  183 
Eichhörnchen  183  f. 
Eichkatzl  184 
Eidam.  Eiden  454 
Eidotter  190 

Eier  in  Schmalz  398.  614 
Eierkasch  398 
Eierklar  190 
Eierkuchen  184  f. 
Eierrühr  397 
Eierschmarren  399 
Eierschwamm  373 
Eierspeise  398 
Eiertätsch  17 
Eigelb  190 
Eigelbeeren  115 
eilen,  sich  484 
Eimer  186  f.  605 
einbegleiten  26 
einblasen  554 
Einbrenne  147 
Einbrennsuppe  147 
Einfahrt  209  f. 
eingegossene  Nudeln  188 
eingehen  386  f. 
Eingeherin  97 
eingemachtes   Kalbfleisch 

215 
eingerührte  Eier  397 
eingeschlagene  Eier  398 
Eingesottenes  300- 
Eingeträuftes  188 
Eingetropftes  188 
einhäkeln  547 
einhaken  546 
einhenke(rjn  546 
einhängen  (sich)  546 
einholen   188 
einkaufen  188 
Einlage  241 
Einlagstahl  377 


einlangen  26 

Einlatt  240 

Einlauf  l48.  188 

Einlogirer  418 

einmachen  215 

einsagen  553 

Einschütt.     Einschüttung 

241 
Einsiedepapier  300 
Einspänner  182 
ein  Viertel  nach  (über)  fünf 

181 
ein  Viertel  sechs  180 
ein  Viertel  und  fünf  181 
ein  Viertel  vor  sechs  180 
einzischeln  554 
Eis  188  f. 
Eisbein  189 
Eisen  377 
Eisenzeck  592 
Eisknochen  189 
Eiskörner  227 
Eislaufbahu  428 
Eislaufplatz  42S 
Eisspiegel  189 
Eiweiß  190 
Eiß  371 
ekel  331 
Elektrische  58 
Elfenbein  299 
Elf-sous-schüssel  73 
Empfangszimmer  509 
empfinden  45 
entfallen  26 
Entree  207  f. 
Equipage  312  f. 
Erbsen  496 

Erdapfel  38.  256  ff.  608 
Erdäpfelbrei  383 
Erdäpfel  im  Schlafrock  359 
Erdäpfel  in  (mit)  der  Schale 

358 
Erdäpfelkasch  384 
Erdäpfelkoch  173 
Erdäpfelraauke  384 
Erdäitfelmuß  383 
Erdäpfelplatze  186- 
Erdäpfelpuree  383 
Erdäpfel-Schmarren  599 
Erdäpfelsterz  384 
Erdartischocke  263 
Erdbirne  38.  256.  263 
Erdbirnenbrei  383 
Erdkaleraben  303 
Erdöl  359 
Erdrüben  303 
Erdtoffel  257 
ergreifen  45 


620 


Ovegifter 


erinnern  etwas  8.  59H 

erkälten,  sich  190 

Erkältung  190 

erkühlen,  sich  191 

Em  204  ff. 

Erzeuger  17 

Es  gießt  wie  mit  Mollen 

(Kannen   od.   dgl.)    24. 

191  f. 
Esse  437  ff. 
essen  11.  469 
Essenkehrer  443  ff. 
Estrich  134.  168 
Etage  60.  538 
Eule  229  f. 
Euler  535* 
expreß  336 
Extramädchen  177 
Extrazimmer  506^ 
Eyerkoch  173 

Facenetlein  520 
Faderlspiel  591 
Fahrbahn  163 
Fahrdamm  162 
Fahrstraße  163 
Fahrweg  162  f. 
Falle  290  f.  609 
fallende  Sucht.   Fallsucht 

307 
falsche  Suppe  147 
Falter  36.  53 
fangen  spielen  590 
Fangeries  spielen  590 
färbig  1.  5 
Fasching  192  f. 
Faschingdienstag  192 
Faschingkrapfen  361 
B'aseolen  137 
Fasole  136  f.  603 
fassein  136 
Fassole  135  ff.  603 
Fastelabend  193 
Fastnacht  65».  192 f. 
Fastnachtsküchel  361 
Faß  71 

Faßbinder  37.  143 
Faßzieher  147.  603 
fauler  Käse  311 
Faustkäse  311 
Fazzelet  517 
Feber  241 
Februar  241.  606 
Federbett  164 
Federbüchse  193.  605 
Pederdecke  164 
Federfutter  605 
Federkasten  193.  605 


Federleinen  241 
Federnschachtel  193 
Federpennal  193 
Federricken  240 
Federritt  240 
Federrohr  193.  605 
Federtrückli  193 
Federweiß  514 
Fegbürste  448 
Fegeis  194 

fegen  17.  36.  194ff.  406 
Fegesieb  195» 
Fegliß  343 
Feige  602 
feist  45 

Fenstertüchel  216 
Ferge  578 
Ferse  223  f. 
fett  45 

fettdurchwachsen  196 
Fetzen  320  f. 
Feudel  35.  321 
feudeln  321 
Feuereimer  186 
Feueresse  437  ff. 
Feuerherd  333 
Feuerkäfer  340 
Feuerkübel  187» 
Feuermauer  438 
Feuermauerkehrer  444 
Feuerrüpel  443 
Feuerwurm  340 
feulen  321 
Fiaker  182  f. 
Filet  60.  196  ff. 
Filz  328 
Finne  372 
Fisel  138« 
Fisolen  135  ff.  602  f. 
Fisolenschärln  135"' 
Fisseband  122 
Fissel  122 
Fitzband  122 
Flädermaus  53 
flammen  124 
Flasche  255.  607  f. 
Flaschinettl  325 
Flaschner  283  f. 
Flaumfett  328 
flaumweich  199.  605 
Fleck  250 
Fleischbrotel  159 
Fleischbrühe  156  f. 
Fleischer  35.  413 
Fleichhacker  233.  414  f. 
Fleischhauer  37. 414  ff.  599 
Fleischklößchen  159 
Fleischknödl  159 


Fleischkrapfl  159 
I  Fleischküchle  159 

Fleischlaiberl  159 

Fleischnudel  159 

Fleischpflanzl  159 

Fleischpolster  159 

Fleischsuppe  157 

Fleyschhäfen  45 

Fletz  206  ff. 

Flieder  199  ff.  605 

Fliedersuppe  201 

Fliedertee  605 

Fließblatt  329 

Fließpapier  328  f. 

Flinsen  186 

Flinze  186 

Flom,  Flomen  328 

Flötekäse  401.  564 

flöten  364 

Flott  401 

Flottkäse  401.  564 

Flötz  207» 

Flum,  Flumen  328 

Flur  203  ff.  605 

Flutte  296 

Fogasch  .586  f. 

Folgemädchen  177 

foppen  547 

Formkuchen  353 

Fragner  270.  609 

Franje  251 

Franzbrod  156 

Franzos  372 

fratscheln  238 

Fratschlerin  238 

Fratzen  547 

Frauenzimmer  52' 

frech  179  f. 

Frei  591 

freien  45 

Freihaus  591 

Freithof  276  ff. 

Freitreppe  537 

Friedhof  275  ff.  609 

Frikadellen  1.  158.  604 

Frische  44» 

frische  Suppe  157 

Frist  (^  =  Rist)  468 

frotzeln  547 

Frühstücksspeck  196 

füer  332 

fühlen  45.  210f. 
I  führen  20.  598 
I  Fuhrkerl  313 
I  Fuhrknecht  314 
I  Fuhrmann  182.  313  f.  604 
'  Fuhrwagen  395 

Fünfuhrstück  549 


i 


Olegiftcr 


621 


Funsel  124 
fünseln  124 
Funzel  124 
fürben  195 
Fürhang  216 
Fürhäs  215 
Fürkäufler  2373 
Fürsprech  387 
Fürtuch  20 
Fuß  llOf. 
Fußbank  2 11  f. 
Fußblatt  468 
Fußboden  175 
Fußschemel  211  f. 
futtern  5 

Gäcksker  429 
Gädemchen  315 
Gaden  315  2.  538 
Gähbrod  550 
Galoschen  37.  61.  222.  357 
galstrig  232 
Gang  205  ff. 
Gang  (=  Gasse)  493 
Gangweib  237 
Gansbiust  471 
Gansbügel  272 
Gänsegeschnirr  213 
Gänsegekrüse  213 
Ganseingemachtes  215 
Gänseklein  43.  213  ff. 
Ganskleinod  213 
Gänseliesen  327 
Gänsepfeffer  214 
Gänseragout  213 
Gänsesauer  214^ 
Gänseschwarz  214 
Gansgereusch  214 
Gansgeschlächt  214 
Gansgeschnadfr  214 
Gansjung  214 
Gansljunges  214 
Ganspfeffer  214 
Gardine  2 15  f. 
garstig  232 
Gartenhaus  323  f.  611 
Gartenhütte  323 
Gartenlaube  323 
Gasse  163.  490  ff.  615 
Gasse  (im  Kinderspiel)  592 
Gassenbub  490.  492 
Gassenhauer  491 
Gassenjunge  490.  492 
Gassenkehrer  491 
Gassenschiachter  492 
Gassenwohnung  205,  491 
Gassenzimmer  491 
Gäßlein  498 


gastrig  232 
Gaststube  506- 
Gatihosen  112' 
Gaul  12.  61.  600 
Gaunschel  403 
Gautsche.   gautschen   403 
Gebäck  151  f. 
Gebeine  110 
Gebinde  219 
gebranntes  Mehl  147 
gebrannte  Suppe  148 
Gebries  249 
gebrochene  Milch  172 
Qebündel  219 
Geest  106 
Gefährt  312 
Gefäß  241 
Gefertigter  26.  598 
Gefrornes  188 
gehackte   Beefsteaks   158 
Gehalter  476  ff. 
Gehänge  219 
gebaut  5 
Gehenkel  219 
Gehirn  148  f. 
Gehutter  343 
Geiß  592  f. 
Gekäste  Milch  560 
Gekröse  217 
gelbe  Rüben  338 
gelbe  Wurzeln  337 
Gelse  35.  341  f. 
gelt  23 
Gelte  73 
Gelten  ^I.  192 
Gelünge  218 
Gemischtwaren  -Handlung 

17.  270 
Gemüll(e)  342.  611 
Gemüllemann  611 
Gemüsefrau  238 
genäschig  331 
gequellte  Kartoffeln  358 
Gerab  219 

geräucherte  Rippen  266  f. 
Geräusch  (=  Geschlinge) 

218 
;  Gerbe  U6f. 
Gerber  216 

geriebene  Semmel  310 
Germ  106 
gerollte  Gerste  219 
geronnene  Milch  172 
Gerstel  219.  605 
gerührte  Eier  397  f. 
gesalzene  Schweinsrippen 

267 
geschickt  545 


Geschirr  182 
Geschirrführer  314 
Geschlächte  214 
Geschlinge  25    216  ff. 
Geschlinke  217  f. 
G(e)schlnß  291 
Geschnattel  214 
Geschnerr  213 
Geschoß  538 

geschwellte  Kartoffeln  359 
geschwind  385 
Geschwister  24 
geschwollene  Wange  601 
Geselchtes  267 
Gesellschaftssprache  57 
gesottene  Kartoffeln  359 
Gest  105 

gestandene  Milch  172 
Gestattel  543 
gestockte  (od.  gestöckelte) 

Milch  172 
Gewand  36 
Gewölbe  315 
gießen  191 
Giggele  254 
Gilet  574  ff. 
Giletsack  514 
Ginschet  291 
Gipfel  (Hörnchen)  153. 238 
Giraffe  3.  597 
Gischt  106 
Glace  188 
glandern  425 
Glasglocke  170 1 
Glaskirschen  403 
Glassturz  170 1 
Glätteisen  376 
glätten  375".  376 
gleiten  423 
glitschen  422  f. 
Glocke  285  ff. 
glocken  530 
glockenhell  234* 
Glückshafen  533  f. 
Glufe  485 
Glumse  560 
Gnitze  340 
gnipen  297- 
Gockel  239 
Goldorangen  61 
Goldsoot  19 
Golter  165 

Gottesacker  275  ff.  609 
Grammeln  220 
Gramp  238 
Grand,  Grandl  125 
Grapen  125 
Grashüpfer  236 


622 


Olegifter 


Grassodeu  19 
graubäsig  332 
Gräubi  220 
Graubrod  152 
Graupe  219.  605 
Graupeln  220.  226 
graupeln  227- 
Graupen  (Hagel)  226 
Gräupner  269* 
greifen  210.  589 
Greinze  274 
Greisler  17.  269  f. 
Gremplerin  238 
Greußel  270 
Griebe  219  f. 
Griesauflauf  173 
Grieskasch  384 
Grieskoch  173 
Griesler  270  ^ 
Griesschmarren  399 
Grieszucker  301 
Griewe  2 19  f. 
Griffelbüchse  193 
Griffelkasten.     -Schachtel 

193 
Grille  285 
Gropen  125 
große  Putzerei,  Räumerei, 

Stauberei  388 
große  Straße  163 
Großmädchen  173» 
Großreinemachen  388 
Großschlächterei  59^.  415 
Grube  499 

grundausgeschämt  100 
Grundbirne  38    256  ff. 
grüner  Salat  306 
Grüner  Weg  499^» 
Grünkohl25.221.569.572. 

605 
Grüß  (dich)  Gott  76  ff.  600 
Grüzler,  Grüzner  269* 
Gstunzen  345 
Guckauge  456 
Gucke  543 
gucken  455  ff. 
Guckerl  455  ff. 
Guckfenster,  -kästen,  -loch 

456 
Gufe  485 

Gugelhupf  35.  354  f. 
Gugge  543 
Gülle  242 
Gulliröter  382 
Gulter  165 

Gummischuhe  37.  221  ff. 
Guten  Morgen  2.  76 
Gute  Nacht  66 


Guten  Nachmittag  76^ 

Guten  Tag  2.  76.  600 

Guterl  140 

Gute  Stube  508 

Gutsche  182.  312 

Gutschen  139 

gut    riechen,    schmecken 

436 
Guts,  Gutsei,  Gutserl  139  f. 
Gutsle  603 

Haarsack  515 

Haartolle  529  f. 

Haarwisch  230 

Hab  106 

Haberpferd  236 

Habersack  450 

Hacke  (Werkzeug)  .35.  60. 

109    233.  602 
Hacke  (=  Ferse)  223  ff. 
Hackebeil  109'' 
Hacken  223  ff. 
hacken  5.  233  f.  423 
Hacker  233 

Hader   f=  Lumpe)  321  f. 
Haderlump  321  f. 
Hadernpapier  322 
Hafen  531  ff. 
Hafenbinder  270 
Hafenkäs  5622 
Häferlflicker  270 
Hafner  531  =.  533.  535  f. 
Haft  227 
Haftel  227 
Hagebutte  225.  606 
Hagelkörner  226  f. 
Hagenbutzen  225 
Hahnebutten  225 
Hahnenbraten  239 
Haken  und  Ösen  227.  606 
Halbabendbrod  551 
Halb(er)abend  551 
Halbschuhe  487 
Halbverdeckwagen  312 
Halsbinde  421 
Halsgrätl  251 
Halskotelette  251 
Halsstück  251 
halt  23 
halten  355 
Hämmchen  190 
Hammel  227  ff. 
Hammelkeule  228.  271 
Hammelskolben  271 
Hand  111 
Handbesen  230 
Handbürste  230 
Handeule  229  f. 


Handfeger  25.  229 
Handkammer  470 
Handkäse  311 
Händlerin  238 
Handstäuber  230 
Hansdampf  231 
Hanskasper,  -narr  231 
Hanswurst,   -wurstel   231 
Häppelkraut  567 
Harfe  407 
Häringer  269* 
Harke  231 
harken  231  f. 
Harzer  Käse  311 
haschen  45.  589  f.  615 
Has-chen  199 
Häschlingsspiel  590 
Haselbeeren  115 
Hasenklein  215 
Hasenknüstchen  252 
Hasenpfeffer  215 
Hasenseil  122 
häßUch  232 
hätscheln  426 
Hatschen  357 
Haube  346  ff.  _ 
Hauderer  313  f. 
Haue  109.  233 
hauen  5.  233  f. 
Hauer  233 
Häupfel  280 
Haupt  305 
Häuptel  305 
Hauptkraut  567 
Häuptlsalat  305 
Hauptkissen,  -pfühl  306 
Hauptwehtage  306 
Hausarbeit  448 
Hausboden  135* 
Hausbrod  152 
Hausern  204  ff. 
Hausflötz  206 
Hausflur  204 
Hausfrau  581 
Hausgang  204  ff. 
Hausherr  581 
Hausmädchen  176 
Hausmann  335 
Hausputz  388 
Hausschelle  288 
Hausschwamm  372 
Haustenne  206 
Hauswirt  580 f. 
Hauszins  334  f. 
Haxe  190 
Heckenmark  225 
Hecker  429 
Hedwige  604 


9Rcgiftcr 


623 


Heeresleitung  41 
Hefenknopf  293 
Hefe  105  ff.  602 
Heidbeer  116 
Heidelbeeren  114  ff. 
Heidersalat  305 
beikel.  heiklig  330f. 
Heil!  78 

Heiüg-Abend  558 
Heimchen  236 
Heimkas  311 
heiraten  45 
heizein  426 
hell  234 
Hellhafen  532 
Hendl  11.  18.  239.  606 
Henne  239 
Hepf  106 
her  ;386 
herab  36 
heraus  386 
Herbergsleute  335 
Herbst  235.  606 
Herdkessel  125 
Heriugsbrtihe.  -sauce  318 
Heringslake  318 
Herrengasse  502 
Herrenkleidermacher  434 
Herrgottbehütes  293 
herumbandeln  540 
herumquestem  22 
herunter  36 
herunterleiern  325 
Herzkohl  577 
Hespchen  190 
Hesse  190 
hete  Weggen  154 
Hetschepetsch  226.  599 
Hetscher  429 
heuer  177 
Heuhüpfer  236 
Heujucker  236 
Heupferd  236 
Heupferdchen  2.35 
heurig  177.  604 
Heuriger  177  f. 
Heuschnippel  236 
Heuschrecke  235 
Heuspringer  236 
Hiefc  225 

Hieferschwanzl  453 
hienzen  548 
Hiffe  225 
Hif(t;enmark  225 
Hille  135 

Himmelpfortgasse  502 
hin  386 
hinaus  386 


Hinfallende  Krankheit  307 

Hinkel  239 

Hinterkorridor  207 

hinunter  36 

Hirn  148f. 

Hiischtalg  513.  615 

Hirschunschlitt  615 

Hitsche  212 

Hochgebüne  134 

Hochstraße  502 
I  Hochzeitskutsche  312 
;  Hocke  237 
!  Hocker  510 
:  Hockerl  510 

Hockerl  spielen  592 
,  Höcklerin  237 
1  Hofkutsche  312 
I  Hof-  und  Gerichtsadvokat 
i      387  3 
I  Höhle  592 
'  Höke  237.  269 

Höker  269 

Hökerin  236  ff. 

Hökerweib  237 
i  Holder.  Holler  201  ff.   605 
j  Holunder  201  ff. 
I  Holunderkügelchen  203* 
I  Holzhacke  109 
'  Holzhacker  234.  606 
.  Holzhauer  234.  606 
I  Holzklumpen  357 
I  Holzmacher  234.  606 

Holzpantoffel  356f. 

Holzscheiter  234 

Holzschuh  356  f. 

Honigkuchen  362 

Hörnchen  238 

Hömdl,  Hörnle  238 

Homung  241.  606 

Horte  240 

Höschen  190 

Hosen  112  f. 

Hosenbeutel  515* 

Hosengalgen  54 

Hosenhebe  54 

Hosensack  5 14  f. 

Hosentasche  514  f. 

Hosenträger  54 

Hotte  274.  561 

hübsch  545 

Hackelkorb  273  f. 

Hucker  269 

Hader  321 

Hüglerin  237 

Huhn  11.  239.  606 

Hühnel  239 

Hühnerkäfig  239.  606 

Hühnerklattchen  240 


Hahnerstall  606 
Hühnersteige  239 
Hühnerstiege  537'" 
Hühnle  239 
Huppepferd  236 
Huterer  216 
Hutes  293.  296 
Hutsche  212.  404 
hutschen  212.  404 
Hütte  274 

Ich  habe  die  Ehre  7«> 

im  Bilde  sein  595 

im  vorhinein  26 

Indelt  240 

Indian.  Indianer  381 

Indianerkrapfen  356 

Inelt  240 
;  Ingefieder  240* 
1  Ingeräusch  218 
'  In  Gottes  ^'amen  79' 
I  Inlet  25.  119.  240 

Inneres  309 

Innerei  218 

Inschlicht  513 

Inselt  513 

ins  Fettnäpfchen  treten  24 

Inster  218 

in  Verstoß  geraten  26 

Izvoschtschik  182 

Jagen  spielen  589 

Jägerstück  199- 

Jänuer  20.  241 

Januar  241 

Jauche  241  f.  606 

Jause  551  ff. 

iausnen  551 

Johannisbeeren,    -trauben 
243.  606 
,  Jüchen  242 
'  Juchten  564 
;  Junge  11.  244  f.  491 

Junge  Gans  214 

Jungemagd  176f.  214 
•  Junger  Has  215 

Junges  von  der  Gans  214 
S  Jungfer  machen   199* 
';  Jungfembraten  199 
'  Jungfernstieg  499* 

Jung- Jung  245* 
j  Jutten  564 
I 
I  Kabinett  506 

Kabiskopf  305 

Kabas  565  f. 

Kachel  534 

Kachler  536 


624 


9\C9iftcr 


Kaffeebrett  149 
kaffeedeln  531 
Kaffeehaus  159  ff. 
Kaffeelöfrel  523 
Kaffee-Schälchen  52  If 
Kahn  245  ff. 

Kahn  (im  Kinderspiel)  592 
Kaiserbirne  159 
Kaiserbrödchen  155 
Kaiserfleisch  159.  267 
Kaiserschmarren  159.  399 
Kaisersemmel  155.  159 
Kaiserwein  159 
Kakerlatsche  340 
kaläß  332 
Kälbermilch  248* 
Kälbernes  229 
Kälbeipreis  249* 
Kalbsbregen  148 
Kalbsbriese  249 
Kalbsgekröse  217 
Kalbsgeschlinge  217* 
Kalbshirn  149 
Kalbskeule  271 
Kalbsmidder  248 
Kalbsmilch  25.  60.  248 
Kalbsschweder  248^ 
Kalbsstelzen  189 
Kaidaunen  249  f. 
Kaldaunendenkmal  250 
Kalekutisches  Huhn  380  f. 
Kalesche.  Kaiesse  312  f. 
Kalkun  380 
Kaloschen  222 
Kalter  476  ff. 
Kamin  62.  437  ff.  599 
Kaminfeger,  -kehrer  444  f. 
Kamm,    Kammstück    25. 

250  f. 
Kammbrett  150*.  282 
Kampen  254 
Kaninchen  20 
Kannbrett  150* 
Kant  141 1 
Kante  224.  251 
Kantel  141 
Kanten  224.  251  ff. 
Kantenstein,Kantsteinl40 
Kanzlei  60 

Kappe  254.  346  ff.  612 
Kappelfett  328 
Kappes,  Kappus  565  ff. 
Kappeskraut  565 
Kaps(t)  565  ff. 
Kar  534 
Karaffe  255  f. 
Karaffine,  Karaffindl  255  f. 
Xaramellen  139 


Karfiol  131  f. 
Karbonade,      Karmenadl 

158  f. 
Karosse  313 
Karotten  338 
Karren  224 
Karst  1092 
Kartoffel  256  ff. 
Kartoffelbrei,  -mus  383 
Kartoffelkarte  608 
Kartoffeln  in  der  Montur 

359 
Kartoffeln   in  der  Schale 

358 
Kartoffelpuffer(t)  186^.  355 
Kartoffelpüree  383 
Kartoffelstampf  383 
Kartoffelsterz  384 
Kartoff  elstock.-stopf  er  384 
Karussel  265  f. 
Kasch  384.  398 
kascheln  425 
Käsekohl  132* 
Käsematte,  -matz  561 
Käsewasser  565 
Kasperl  231 
Kasserole  533 
Kastrolle  533 
Kassler  Rippesper  266  f. 
Kässtecher  269* 
Kasten  35.  303.  471  ff.  525 
Kasten  =  Dachboden  133^ 
Kastraun  2 18  f. 
Kaufgewölbe  315 
Kaufmann  267  ff.  609 
Kauter  381 
Kauzähne  103 
keck  108.  604 
Kegel  548 
Kehrblech  412 
kehren  17.  36.  194  ff. 
Kehreule  230 
Kehricht  343 
Kehrschel  179 
Kehrwisch  230 
Keidel  296 
Keil  255 

Keilchen  293.  296 
Keilkissen  280 
Keipe  273 
Kelch  59.  578  f. 
Kellertreppe  537 
Kenzen  274 
Kern  249 
kernweich  199 
Kerperich  276».  278 
Kerze  35.  326  f. 
Kessel  125 


Kesselflicker  270  f. 
Kesselläpper  270* 
Keule  (=  Schenkel)  271. 

(=  Kanten)  255 
Kidding  231 
Kiemer  145 
Kienze  274 
Kiepe  272  f. 
Kiesaat  331 
Kiesel  (Kreisel)  27* 
Kiesel  227 
kiesein  227 
kiesetig  331 
Kilchhof  275  f. 
Kimker  145 
Kimm  146o 
Kindskoch  173 
Kineser  3 

Kinnbacke  101.  103. 
Kipf  152.  238 
Kipfl  153.  238 
Kipferl  153 
Kipplerin  237 
Kirbe  274 
Kirchenhut  596 
Kirchenlicht  327 
Kirchhof  275  ff. 
Kirfech  275  2.  278 
Kirm  274 
Kirste  279 
Kissen  279  f. 
Kistler  528 
Kittel  389 
Klabuster  339 
klagen  26 
Klamper  282  ^ 
Klamp(f)erer  282 f.  609 
Klampfe  282  ^ 
klannern  425 
Klappe  290  f. 
Kläpperlein  297 
Klappgons  27 
Klatke  240 
Klatschkäse  560 
kleben  280  ff. 
Kleckspapier  329 
kleiben  281 
Kleiderhaken  282 
Kleiderkasten  473 
Kleidermacherin  433  f. 
Kleiderrahm  282 
Kleiderrechen,  -stellen  282 
Kleiderseller  598 
Kleines  von  der  Gans  213 
Kleinmädchen  177.  214 
Kleinod  213 
klemmen  299.  610 
Klemmer  298 


9Regifitcr 


625 


klempe.r)ii  282  ^ 

Klempner  282 ff.  609 

Klensch  291 

Klicker  345.  612 

KUebhacke  109 

klietschig  23 

Klinge  289-.  290  \  609 

Klingel  285  ff. 

Klingelbeutel  286 

klingeln  284  ff. 

Klingelzug  17.  289 

klingsein  286* 

Klinke  45.  60.  289  f.  609 

klinken  290' 

klinseln  286* 

Klippe  290 

klippen  286» 

Kloben  604 

Klopfer,  Klopfer  98 

kloppen  286* 

Klops  158 

Kloß  60.  291  ff.  609 

Klößhafen  532 

Klößt  2921 

Klot  293  = 

Klotzen  222 ^ 

Klötzenschörz  254 

Klucker  345 

Kluckser  429 

Klump  292 

Klümpchen  139 

Klumpen  357 

Kluntscher  139 

Klnt  2932 

Klüt  292  f. 

Knabe  11.  244  f. 

Knacken  252* 

Knagge  252» 

Knapp  2.54 

Knarre  296 

knatschig  23 

Knatz  254 

Knaufnadel  485 

Knaus.  Knaust  252  f. 

Knecht  245' 

Knecht  Ruprecht  558 

kneifen  108.  297  ff. 

Kneifzange  297 

Kneipe  297  3.  609f. 

kneipen  297.  610 

Knicker  344  f. 

Kniebel  252* 

Kniestiefel  488 

Kniff  610 

knipfen  610 

Knittelsticken  51 

Knöchel  299 

Knöchelchen  190 


Kuschen  110.  299 
Knochenhauer  233.  413 f. 
Knöchle  190 
Knödel  35.  292  ff.  609 
Knopf  292 
Knöpfle  294 
Knöpflschuh  487 
Knopfnadel  484 f. 
Knöpfstiefel  487 
Knörzel  254 
Knötlein  293 
knotschig  23 
Knüppel  154.  156 
knusperig  23 
Knust  Knüstchen  252 
Knüttnadel  51  ^ 
Kober  273 
Koch,  das  173 
kochen  300  f. 
Köchin  177 
Kochkäse  311 
Kochmandl  373 
Kochmaschine  332 
Kochzucker  301 
Kodder  320 
kogäß  332     ' 
Kohl  221.  565  ff. 
Kohl  578 

Kohlkopf  305.  566 
Kohlkraut  568.  578 
Kohlrabi  301  ff.  597 
Kohlrübe  .301. 303. 597. 610 
Kohlsprossen  569 
Kolbe  255 
kölbeln,  kolben  530 
kolmen  530 

Kolonialwarenhändler  267 
Kolonnaden  323 
Kolter  165 
komfortabel  182 
Kommitte  26 
Kommode  60.  303  f.  610  f. 
Kommodekasten  524 
Kommodkasten  303.  610 
Kommodschuhe  611 
Kommodsfächer  525 
Konditor  60.  304 
Konditorei  17.  304 
Königlhasen  20 
Königsberger  Fleck  250 
Königsberger  Klops  l.ö8 
Kopertdecken  117  2.  602 
Kopf  305 
Kopfkissen  280 
Kopfkohl  567 
Kopfpolster  280.  .306 
Kopfsalat  305 
Kopfwehding  107 


Preffftmer:  QEortgcogropbie. 


Koppe  252.  2.54 
Koppel  24 
Koppen  351 
Korbstuhl  509 
Korde.  Kordel  120  f. 
körisch  331 
Kork  369 
Korkzieher  370 
Korn  389.  614 
Kornbrod  390 
Korridor  207  ff. 
Korsett  60   306.  611 
Körste  279- 
körwählisch  331 
Kot  36.  45.  178  f. 
Köthe  475.  477 
kotig  178f. 
Kötze.  Köze  273  f. 
Krächsen  274 
Krämer  268  f.  609 
Krämpfe  306  f. 
Krampus  458».  5.58 
Krapfen  356.  360  f. 
Krapfennudeln  362 
Krapne  606 
Kräppel  360 
Krätze  274 
Krauskohl  221.  580 
Kraut  367  f.  566  ff. 
Kräutergewölbe  315 
Krauthaupt  305.  566 f. 
Krautrüben  303 
Krautsalat  570 
Krautscheißer  53 
Kraut  und  Rüben  303 
Krawatte  421  f. 
Kraxen  274 
Kredenzteller  149 
Kreide  568 
Kreisel  27 
Krempeler  2.38 
Kren  333  f. 
kreppen  531 
Kreude  367.  568 
Kreuzerlaibchen  151 
Kreuzschwanzstück  452 
Kriechen  3^7 
kriegen  spielen  589.  615 
Krone.  Kronleuchter  307  f. 
Kronsbeere  378 
Kröpp  306 

Krüchling  spielen  589 
krüdsch  331 
Krume  35.  308  f. 
Krümel  .309 
Kruste  254.  279 
Krüstel  254 
Kübel  144.  186  f.  192 

40 


626 


^legifter 


kübelweise  192 
Kubier  144.  146.  603 
Küchel  20 
Küchel  36Lf. 
Küchenkammer  470 
Kuchenmilchbrod  155  f. 
Küchenofen  333 
Kucke  543 
kucken  455  ff. 
Kuckuck  456 f. 
Kufe  73.  1461 
Küfer  144.  146.  603 
Kugelhopf  354  f. 
Kugeln  345 
Kuhkäse  310  f. 
Kühlschiff  125 
Kuhnhahu  381 
Kuhschelle  287 
Kukuruz  329 
kulben  530 
Kulisse  171 
Kulmschere  530 
Kumme  72.  350 
Kümmelkäse  311.  564 
Kümmellaibchen  151 
Kümmich  443 
Kump  72.  350 
Kumst  565.  570 ff. 
Kunde  6 
Kunst  591 
Kunsteisbahn  428 
Kunststopperei  370 
Küpe  1461 
Küper  145  f. 
Küppchen  254 
Kuppelmarkt  237 
kuppeln  237 
Kuppelweib  237 
kurässig  331.  611 
Kürben  274 
Kurde  120 
Kürste  279 
Küß  die  Hand  76 
Kute  27.  612 
Kutsche  182.  312  f. 
Kutschenhalle,  -haus   409 
Kutscher  313 
Kutschirwagen  312 
Kutschwagen  182 
Kuttelflecke  249  f. 
Kutteln  249  f. 
Kuttelwurst  250 
Kuvertdecke  117 

laben  27 
Lache  243 ^ 
Lacheknust  253 
Lachs  314  f. 


Lacke  243 1.  318 

Lackerl  243  ^ 

Lade  524  ff. 

Laden  315 

Ladenmädchen  315 

Ladentisch  315  f. 

Ladnerin  315 

Lage  168 

Laib  151.  604 

Laibbrod  151 

Laible  155 

Lake  318 

Laken  319 

Lämmernes  229 

Lampe  62 

Landauer  312  f. 

Landstraße  161  f.  498 

Landweg  161 

Lappen  320.  322 

Lasche  322 

laß  er  das  tun  8.  598 

Latschen  357 

Lattichsalat  305 

Latwerge  3C8 

Latz  322 

Laube  208.  323.  611 

Laube  135 

Läufelerbsen  446 

laufen  97 

Lauferin.  Lauffrau,  -mädle 

97 
läuten  284  ff. 
Lavor  556 
Lebhonig  363* 
Lebkuchen   17.  62.  362ff. 
Leberreis  295^ 
Lebzelten  363 
Lebzelter  216.  363 
lecken  324.  611 
lecker,  leckerhaft  331 
Leckerle  363 
Leckerli  324 
Lederer  216 
Lefzen  20 
Lehrbub  245 
Lehrkanzel  26 
Leib,  Leiberl  306.  389.  512 
Leibchen  60.  512 
Leible  306 
Leibschmerzen  107  f. 
Leibschneiden  108 
Leibweh  107  f. 
Leichenfinger  311 
Leichenzettel  528 
Leidbrief  528 
Leierkasten  324  f.  611 
Leilachen  319 
Leimgrube  499* 


Leine  326 
Leintuch  319  f. 
Leipzigerapfel  142 
Lenbraten  198' 
Lendenbraten  196 
Leopold  592 
lernen  36 
lesel  332 
Lette  316 
Leubank  448 ^ 
Leuwagen  35.  448 
Libereykleidt  45 
Licht  60.  326  f. 
licht  234  f. 
Lichtensteg  499* 
lichtgrau  234 
lieben  1 
Liebesapfel  531 
Liesen  327  f. 
Lila  203 
Linde,  das  309 
Linienstein  140 
Lit(t)  316 
Lohnbuben  245- 
Lohnfuhrwerker  314 
Löschblatt  329 
Löschpapier  328  f. 
Lothringer  372 
Lücke,  Lücke  497 
Luckeleskäs  562 
lugen  457 
Lümmel  197  ff. 
Lummer(braten)  197 
lummerig  197 
Lümp  198 
Lumpe  224 
Lumpel  198  f. 
Lumpen  321 
Lungenbraten  197  ff. 
Lungenhacht^  217 
Lungenvoressen  218 
LüDgerl  218 
Lusche  242 
Luster  308 
Lusthaus  323  f. 

Mach  's  gut  79* 
Mädchen  11.  175  f. 
Mädchen  für  alles  177 
Mädchenkammer  175 
Mädel  11 
Magd  175  f. 
Magdeburger   Sauerkraut 

570 
Mägdezimmer  175  f. 
Magdkammer  175 
Magdzimmer  175 
Magenschmerzen  107 


9\cgifter 


627 


magerer  Speck  196 
Mähre  61 
Maiblume  202 
Maibutter  402.  614 
Mainzer  Käse  311 
Mais  4H.  329.  611 
Maischellchen  285 
Makai  560 
mäkeln  330 
mäklerisch  330 
mäkUg  330.  611 
Mal  591 

Mandelholz  282.  393  f. 
Mange,  Mangel  392  ff. 
mangeln,  mangen  392  f. 
Mangholz  393 
Männle  227 
Mannderl  227 
^     MannsschuhpantoSeln222' 
Manschetten  511 
Mappe  449 •. 
mappiren  449 
Märend  552 
Marille  18.  35.  89  ff. 
marineblau  332 
Markknödel  293 
Marktfrau,  -weib  237 
Marmel  344 
Maroschene  188 
Marschanzker  142 
Marunken  90 
Maschansker  142 
Masche  35.  419 
Maschine  332  f. 
Materialist  267  f. 
Materialwaren  268 
Matschkartoffeln  383 
Matte  561 
Mattschrecke  236 
Matz  561 
Mauke  384 
Maulschelle  104.  602 
Maurache  373 
Medicus  53 
Meeresstraße  494^ 
Meerrettich  333 
Meerrohr  391.  614 
Meertraube  396 
Mehrbraten  196.  199 
Mehlmus  174 
Mehlröschen  604 
Mehlschwitze  147 
Mehlspatzen  295 
meinetwegen  334 
meißeln  233 
meritorisch  26 
Messerbänkchen  334 
Messerbock,  -block  334 


metzgen  416- 

Metzger  35  37.  415  ff.  599 

Midder  248  f. 

Mieder  306.  611 

Miete  334  f. 

Mieter  335 

Mietshaus  334 

Mietsmann  335 

Mietspartei  835 

Mietswohnung  334 

Migger  328 

Milch  (Drüse)  248 

Milchasch  350  ^  351 

Milchbrod  153  ff. 

Milchbrödchen, -brodle  156 

Milchdieb  53 

Milchfleisch  248 

Milchkoch  173 

Milchkoppel  156 

Milchling  248 

Milchseihe  459 

Milchtopf  45 

Milchweck  153 

Missiven  26 

Mist  343 

Mistbauer  343 

Mistbrod  242 

Mistgülle,  -jauche  242 

Mistlache,  -lacke  242 f. 

Mistpfuhl,  -pudel  242 

Miststrutze  242 

Misttrügerl  343 

mit  Absicht  336 

Mitesser  372.  618 

mit  Fleiß  336 

Mitsieder  110 
.  Mittag  24.  337.  598 

Mittagbrod  336 

Mittagmahl  337 
I  Mittelstraße  163 
I  mit  Willen  336 
;  Möbelmacher  526 

Mohnsemmel  154 

Mohnstrützel  153 

Möhre  337 

Mohrenkopf  356 

Mohrrübe  337 

Molbeere  116 

Molke  564 

Molkendieb  53 

moU,  mollet  309 

Molle  191  f. 

Möllele  91 

Mollen  309 

mollig  309 

Monatsarbeiterin  97 

Monatsfrau,  -mädchen  97 

Moosbeeren  115 


Mörbraten  196 

Morchel  373 

Morellen  90 

Morgenfrau  97 

Mörselkuchen  355 

Mostrich  338  f. 

Motte  339  f. 

Mrend  552 

Muchheim  236 

Mücke  340  ff. 

mucken  93 

muckschen  93 

mudicke  309 

Müffchen  380 

Muffe  60 

Mulbeere  116 

Mulde  191 
'  Mulden  309 
!  Müll  342.  611 
'  Mülleimer  342 
'  Müllfuhrmann  342.  611 
[  Müllschippe  410.  412 
'  Mürbebraten  196 
I  Mürbschoß  197 

Murmel  344.  611 

Mus  173  f.  367 

Musel  309 

Mutz  363 
,  Mütze  346  ff.  612 

I  Nachen  246 

Nachlaufen  spielen  590 
;  nachlegen  20 
I  Nachmittag  20.  67 
;  Nachmittagsfrau  97 
i  Nachrennen  spielen  590 
I  Nachspeise  470 
j  Nacht  66 
i  Nachtert  67^ 

Nachtessen  64.  551 

Nachtgeschirr  534 

Nachthaube  348 
!  Nachtimbiß  66 
I  Nachtkastl  350 
I  Nachtkappe  348 
I  Nachtkonsole  349 

Nachtkorsett  306 

Nachtlampe  327 

Nachtlicht  327 

Nachtmahl  65.  69. 551.  600 

nachtmahlen  65 

Nachtmütze  348 

Nachtscherben  534 

Nachtschrank  349 

Nachtskommode  349 

Nachtteil  65 

Nachttisch  349 

Nachttopf  534 

40* 


628 


9?cgiftcr 


Nackenkarbonade  251 
Nagelblume  202 
Nägelchen,        Nägelches- 

baum  202 
Nag(e)maul  587 
Nagler  284  ^ 
Nähbrücke  247' 
Nähe  (Boot)  247 
Näherin,  Nähterin  433 
näher  treten  597 
Nähz  122 
Nanking  241 
Napf  350.  612 
Napfkuchen  352  f. 
Nasenkneifer  297 
Nastuch  517.  521 
Naue  247 

nehmen  (zum  Soldaten)  355 
Nestel  435 

neuer  Wein  178.  604 
nicht  geraten  können  24 
Nicolo  558 
Niedel  400.  402 
Niederkleid.Niedei-wat  113 
Nock  294 

Nocken,  Nockerl  294  ff. 
Nönnchen  510 
Nudeln  362 
Nudelwalker  394 
nur  130  f. 

Obacht  18.  598 
Oberbett  164.  166 
Oberboden  133.  168 
Oberbüne  134 
Oberkohlrabi  302.  597 
Oberkohlrübe  302 
Oberkopf  522 
Oberrübe  302 
Obers  401  f. 
Obersicherüben  302 
Oberschale  452 
Obersschaum  402 
Oberspeicher  133 
Obstlerin  237  f. 
Ochsenaugen  398.  614 
Ochsenfleisch  388  f. 
Ochsenschlepp  452 
Ochsenschweif  452 
ock,  ocker  131 
Odel  243 
Ofen  124.  333 
Ofenpfanne  126 
Ofensetzer  536 
Ofentopf  125  f. 
Ofenwanne  126 
Ofner  536 
Ohrfeige  103.  602 


Öhrn  206 
Oken  135'' 
Omelette  185 
Operngucker  455.  457 
Orange  35.  82  ff. 
Oranienapfel  85 
Orgel  325 
Orgelmann  325 
Ortschwanzl  452  f. 
Othello  355 

Padde  410 
Pajazzo  231 
Palatschinken  186.  605 
Palen,  palen  445 
Paletot  356 
Panssen  250^ 
Pantinen  17.  222.  356 
Pantoffeln  357 
Panzen  250 
Papiersack  545 
Papillon  531 
Papp  173  f. 
Pappe  173  f. 
pappen  281 
Paradeis  35.  531 
Paradiesapfel  531 
Parte  35.  528 
Partezettel  528 
parterre  357 
Pataken  261 ^ 
Patates  263 
Patsch  99 
Patschen  357 
Patscher  99 
patzen,  Patzer  318 
Pax  591 
peken  281 
Pellkartoffeln  358 
Pellmänner  359 
Pennal  193.  605 
Perlgraupe  219 
Perronstein  140 
Perrückenmacher  29*' 
persischer  Flieder  201 
Petnaschki  589 
Petroleum  359.  613 
petzen,  Petzer  298 
Pfanne  126 
Pfannenflicker  271 
Pfannenschmied  271 
Pfannkuchen     17.     184  f. 

359  ff. 
Pfaffenschnitze  471 
Pfefferkuchen  17.  61. 362 f. 
Pfefferscheiben  362  f. 
pfeifen  364 
Pferd  12.  36.  61.  600 


Pferdebahn  58 
Pferschen  90 
pfetzen  298 
Pfifferling  373.  613 
Pfingstblume  202 
pfitzen  297  ^  298 
pflanzen  124 
Pflanzerl  1 
Pflaume  364  f. 
Pflaumengesälz  368 
Pflaumenkraut,      -kreude 

368 
Pflaumenmus  367  f. 
Pflaumenschmatz  368 
Pflutte  296 
Pförtchen  361 
Pfragner  270 
Pfropfen  368  f. 
pfropfen  369» 
Pfropfenzieher  370 
Pfucken  371 
Pfuhl  242 
Pfundbärme  105 
Pfützen  371 
Phaselen  137 
Physikus  53 
Pickel  371.  618 
picken  281 
Pichel  370  f. 
pichen  281 
pietschen  297» 
Pilz  372  f.  613 
Pilzling  373 
Pim(p)käse  564 
Pindopp  27» 
pingeln  285- 
Pinkel  371 
Pinnagel  .371 
Pipeleskäs  562 
Pipstückl  381 
Pittchen  371 
Plafond  167  f. 
Plakat  122 1 
Plättbolzen  376 
Plättbrett  376 
Plättchen  522 
Platt  (Herd)  333 
Platte  (Schokolade)  512 
Plätte  374 

Platt-,  Plätteisen  373  ff. 
plätten  374 
Plattglocke  374 
Plattstahl  377 
Platz  156 
Pletsch  98 
pietschen  98  f. 
Pliete  333 
Plinse  186 


??egiffcr 


629 


Plinze  186 
Plumeau  163 
Plandermilcli  172 
Poche  371  f.  377» 
Pocken  377  f. 
Pockerl  382 
Pojatz  231 
Pökelfleisch  386 
Polizze  4 
Polster  280 
Pomeranze  82  ff. 
Pörschkohl  579 
Porstorfer  141^ 
Portier  60 
Porwisch  230 
Porzeln  361 
Posthörndl  555 
Potacken  263 
PowerU  447 
Powidl  368 
pracken  99 
Pracker  35.  99 
Präsentirbrett,  -teller  149 
Preis  249 
Preißelheere  378  f. 
Preßhefe  105 
Pretsch  99 
Priel  324 
Priesel  249 
Prilleke  360  f. 
Primsenkäse  564 
Pfropfen,  Propfen  369 
pmdeln  318 
Prügelei  418 
Pruste  309 
pücklich  371 
Puddel  242 
Pudding  470 
Pudel  317  f. 
pudeln  318 
Puderzucker  301 
Puffer,  Puffert  186.  355 
Pujatz  231 
Pulsstutzen  379 
Pulswärmer  379 
Pünkel  613 
Pureekartoffeln  383 
Purpein  378 
Pute  380 
Puter  51.  380 
Puthahn,  -huhn  380 
Putzhürste  447 
Putzeimer  73 
putzen  ;387f.  406 
putzen,  die  Nase  433 
Putzerin  97 
Putzfrau  97 


Qualm  3<S2 
qualmen  382 
Quärchel  311 
Quargel  311.  560 
Quark  35.  559  ff. 
Quarkkäse  560 
Quarkmeste  560- 
Quartiersleute  335 
Quast  448 
Quecksilber  604 
Queder  24 
quellen  359 
QueUkartoffeln  358 
Quellmänner  358 
querfrätsch  332 
Quetsche  364 
Quetschenbrei  368 
Quetschenkonfitür  368 
Quetschkartoffeln  383 
Quirl  384.  613 
quirlen  384 
Quirler  384 

Rabatte  251 
Rabattstein  140 
Rabauner  142 
Rademacher.Rädermacher 

486 
Rahm  (==  Sahne)  35.  41. 

51.  60.  399  f. 
Rahm  (=  Ruß)  384 f.  613 
Rahme  224 
rahmen  124.  384 
rahmig  384.  613 
Rahmkäse  564 
rähzich  23 

Rampanjen,  Rampen   249 
Rämpftel  253 
Ränd€l  253.  279 
Randstein  140 
Ranft  253 
Ranftl  253 
Ranken  252'.  254  f. 
rantscheln  426 
Ranzen  450 
Rappel  296 
Rapport  50* 
rasch  385.  613 
Rasche  106 
raschen  139 
Raspelbrod  156 
Rassel  296 
Rastelbinder  270  f. 
Rast(e)l  334 
Ratonkuchen  353  f. 
Ratsche,  Ratsche  296 
j  Räuber  und  Gensdarm  592 
rauchen  124 


Raucherfleisch  267.  385 
räuchern  124.  385 
Rauchfang  85.  437.  440  f. 

599 
Rauchfangkehrer  444  f. 
raufen  419 
Rauferei  418 
Ranke  303- 
raus  386 
Rechen  231  f. 
rechen,  rechneu  232 
Rechtsanwalt  387 
Referat  122  * 
Rehling  613 
Reibbürste  447 
reiben  406 
Reibkartoffeln  383 
Reihen  468 
Rein  534 
Reindl  351.  534 
Reindling  355 
Reinfall  386 
reinfallen  386  f. 
Reinigerei  388 
Reisekappe,  -mutze  1 
Reiskoch  173 
Reißblei  129 
Reite]  404 
reiten  423  f. 
Reiter  459  f. 
Reiterei  265 
Reitschule  265 
Reitstock  391 
resch  23 
Reth  19 

Rethstock  35.  391 
Rettungszille  247 
Rheinschnake  341 
ribbeln  310 
Ribbesper  266 
Ribisl  35.  243  606  f. 
richten  594 
Richterstuhl  510 
Rideau  2 15  f. 
Riebele  254 
Riebeis  244 
Riebes(kuchen)  355 
Ried  453 
Riedstock  391 
Rieuken  255 
rieseln  227.  426 
Rieseln  227 
Rinde  141.  254.  279 
Rinderfleck  2.50 
Rindermärchen  197 
Rindfleisch  388  f. 
Rindskamm  250 
Rindssuppe  157 


630 


9?eöifter 


Ringel  22  < 
Ringelkuchen  355 
Ringelspiel  266 
Ringlotten  357 
Rinnstein  141 
Rippchen  267 
risch  23 
Rissel  371 
Rist  468  f. 
Ritt  240 
Riwweln  310 
Rock  389 
Rocken  390 
Rockmarder  356 
Rocksack,  -tasche  515.  615 
Rodel  297 
Rödling  373 
Rodonkuchen  353 
Regel  453 
Roggen  389  f.  614 
Roggenbrod  390 
rohmen  124 
Rohr  542 

Rohrstock  390  f.  614 
Rohrstuhl  509 
Rolle  391  ff. 
rollen  391  ff. 
RoUgerstl  605 
Rollwagen  395 
Römische  Bohnen  137 
Rosenapfel  226 
Rosenbrod  155 
,  Rosenkohl  569 
Rosensemmel  155 
Rosenweck  155 
Rosine  395  f. 
Rosinke  396 
Roß  12.  36.  61.  600 
Rösselspiel  265 
Rostbrätel  159 
Rostbraten  430  f. 
Röste  147 
rösten  430  f. 
Röstmehl  147 
Rostral  605 
Roßknecht  314 
Rößliritti  265 
Roter  Kappus  571  ff. 
Rote  Rüben  597 
Rotkapst  572 
Rotkohl.  Rotkraut  571  ff. 
Rotztuch  517.  521 
Rübe  303.  33S 
Rübenkohl  302 
Rückkamm  251 
Rückkorb  273 
Rucksack  514 
Ruhhans  591 


Rührbund  354 
Rührei  397.  614 
Rührkartoffeln  383 
Rührkuchen  353 
Rührlöffel  20 
Rührstock  384 
Rundstück  156 
Runken  252 ''.  255 
Runks  255 
ruschein  424 
russen  124 
rüsten  595 
Ruß  385 
Rutsche  212 
rutschen  425 
russeln  426 

Saal  208.  50!:Sff. 

Sack  514 

Sackband  122 

Sackgeld  514 

Sacktuch  514  ff. 

Sackuhr  514 

Sahne  17.  41.  51.  399ff. 

Sahnenkäse  564 

Salat  306 

Salatbeete  597 

Salathäuptl  305 

Salettl  208.  324 

Salm  314  f. 

Sälmling  315 

Salon  508  f. 

Salü  601 

Salzfleisch  267 

Salzknochen  190 

Salzlake  318 

Salzstößler  269 

Salztonnenmacher  147 

Salzverschleißer  548 

Samstag  20.  35  46.  460 ff. 

615 
Sanat  58() 

Sandart,  Sauder(t)  586 
Sauere  Flecke  250* 
Sauere  Kirschen  402  f. 
Sauere  Milch  171  f. 
Sauerer  Kappes  569 
Sauermilch  171 
Sauerkohl  569  ff. 
Sauerkraut  569  ff. 
Säugling  18 
Satte  352 
Savoyenkohl,  Savoyerkohl 

577 
Schabe  339  f. 
Schachtel  594 
Schaf  228 
Schafblattern  378 


Schaf  fleisch  229 
Schaff  73.  474.  60(J 
Schaff(e)l  73.  192 
schaffen  92  f. 
Schäfferle  363 
Schäffler  145.  147 
Schafftag  582  ^ 
Schafrei  470  f.  477 
Schaft  74.  150.  474 
Schäl  eben  521  f. 
Schale  150.  521 
Schalerdäpfel.     Schalkar- 
toffeln 358 
Schälrippchen  267 
Schampus  458 
Schanden  327 
Schank  474  f. 
Schanze  591 
Scharfzieger  564 
Scharmützel  543 
Scharnützel  544 
Schärzel  253  f. 
schauen  454  ff. 
Schauer  226 
Schauersteine  227 
Schaufel  410ff. 
Schaufenster  403 
Schaukel,  schaukeln  403  f. 
Schaumwein  458 
Schefe  446 
Scheibe  511 
Schelle  104.  285  ff.  602 
schellen  46.  284  ff. 
Schellenzug  17 
Schellich  248 
Schelpen  287'- 
schelten  36.  404 
Schematismus  26 
Schemel  211  f. 
Scherbeikuchen  355 
Scherben  534 
Scheriolm  530 
Scherz  253 
Scherzi  253.  452 
Scheuer  45.  407  ff. 
Scheuerbürste  447  f. 
Scheuerfaß  405 
Scheuerfrau  97.  405 
Scheuer-Gelte  73 
Scheuerhader  321 
Scheuerlappen  320  f.  405 
scheuern  404  f. 
Scheune  45.  407  ff.  614 
Scheurerfaß  73 
schicken,  sich  484 
Schieber  193.  379.  525 
Schieblade  524  f. 
Schiefer  478  f. 


Olcgiftcr 


631 


Schienbein  299 
schießen  526 
Schiff  (Boot)  246f. 
Schiff  (im  Herd)  125 
Schiffl  246 J. 
schiffen  125 
Schifferl  247 
Schildkrot  410 
Schildpatt  409  f. 
Schildplatt  410 
Schill  586 
schimpfen  36.  404 
Schinakl  247 
Schindern  404 
Schinkenbein  190 
Schippe  410ff. 
Schiraff(erl)  597 
Schlachtbraten  197 
Schlachter  60.  412  ff. 
Schlächter  412  ff. 
Schlafbursche  35.  418 
Schlafgänger  418 
Schlaf haube  348  f. 
Schlafmütze  348 
Schlafsteller  418 
Schlägel  271 
Schlägerei  4 18  f. 
Schlaglaken  319 
Schlagobers,  -rahm  402 
Schlagsahne  402 
Schlagschmetten  402 
Schlamm  614 
Schlamp  291 
Schlappen  357 
Schlappermilch  172 
schlecken  324.  611 
schleckig  331 
Schleife  419  f.  426 
schleifen  425  f. 
Schleifwagen  395 
Schleimern  426 
schleistem  423 
Schlempel  291 
Schlempen  289  K  291 
Schlick  172.  614 
Schlickermilch  172 
schlickern  172.  424 
schlieen  424 
schließen  420 
schlifetzen  426 
schliffern  426 
schlimm  545 
schlimmem  426 
schlindern  423 
Schlinke  291.  606 
Schlippermilch  172 
schlippern  472 
Schlips  421 


schlittern  422  ff. 

Schlittschuh  fahren,  laufen 
427 

Schlittschuhbahn  428 

Schlössen  226 

schlössen  227- 

Schlosser  (Hut)  595 

Schlot  35.  62.  437  ff. 

Schlot  (Hut)  595 

Schlotfeger  444  f. 
j  Schlotmantel  440 
i  Schlotter  172.  297 
i  schlottern  172 
I  Schluchzen  428 
I  Schluckauf  429 
'  Schlucken  428  f. 

Schluckser  428 

Schluckuck  429 

Schinder.  Schluderer  172 

schludern  172 

Schluffen  357 

Schlupe  119 

Schlupfen  504 

Schlupfer  379 

Schmalzstulle  17 

Schmand  51.  400  ff. 

Schmarren  399 

Schmatter  401  ^ 

Schmelze  147 

Schmer  328 

Schmerstecher  269 

Schmetten  401 

Schmetterling  36.  53 

Schmierkäse  564 

Schmolle  308  f. 

schmoren  429  ff. 

Schmorkohl  430.  567 

Schmutz  178 

Schmutzfuhrmann  343 

Schnabel  541 

Schnackerl. Schnackler  429 

Schnake  341 

Schnalle  35.  45.  291 

Schnapsbrenner  170 

Schnapsbudike   170  f.  269 

Schnapser  170 

Schnapsfabrikant,-händler 
170 

Schnapsjude  170 

Schnapsladen  171 

Schnapsler  170 

Schnapsreuter  170 

Schnarre  296 

Schnaube  541 

schnauben  432 

schnäubig  332 

Schnaubtuch  516 

schnäukig  332 


Schnauze  541 

Schneckenkuchen  353 

schneckig  332 

Schneebrod  242 

Schneejauche  242 

Schneeschippe  411 

Schneiderin  433 

schnell  3r5 

Schneller  345 

Schneppe  541 

schneuzen,  sich  432 

Schneuztuch  517.  521 

Schnitte  511 

Schnittsemmel  154 

Schnitzeler  45 

Schnuck(s)en  429 

schnukig  332 

Schnupftuch  432.  516  ff. 

schnüppisch  332 

Schnur  120  f. 

Schnürband  435 

Schnürbrust  611 

Schnürt  121 

Schnürleib  306 

Schnürlregen  121 

Schnürriemen  435 

Schnürschuh,  -Stiefel  487. 
615 

Schnürsenkel  35.  434 

Schönes  Zimmer  508 

schön  riechen,  schmecken 
436 

Schopf  (Haar)  530 

Schopf,  Schöpfen  (Schup- 
pen) 409.  614 

Schopfbraten  251 

Schöpf-Kübel  187' 

Schöpli  159 

Schöps  227  ff. 

Schöpschristel  228* 

Schöpsenkeule  228  »•^' 

Schöpsernes  229 

Schornstein  46.  436  ff.  599 

Schornsteinfegerl95.443ff. 

schorren  423 

Schoß  19".  389 

Schoß  (Schublade)  526 

Schößel  389 

Schoten  445  f. 

Schotenkerne  446 

Schotten  563 

Schottenkäse.-zieger  5(>2  f. 

Schrank  11.  471  ff. 

Schrautegickel  382 

Schrefhacke  109 

Schreibblei  128 

Schreibkasten  193 

Schrein  475  ff.  525.  .528 


632 


xRegifter 


Schreiner  45.  476.  526.  599 
Schrenzpapier  329  | 

Schriewen  220  j 

Schrippe  17.  154 
schrobben  405  i 

Schrobber  447 
Schrubb-Besen  447 
schrubben  405  ' 

Schrubber  447 
schrupfen  406 
Schrupfer  447  ; 

Schub,  Schuber  525 
Schubkasten  525  i 

Schublade  524  f. 
Schubladen  303^ 
Schubladkasten  303 
Schuh  487  ff. 

Schuhband,  -bändel  434  f.  ; 
Schuhlatz  322 
Schuhlitze  435 
Schuhnestel  435 
Schuhschnur  435 
Schularbeit  448 
Schulmappe  449  f. 
Schulpack  451 
Schulranzen  450 
Schulschachtel  451 
Schultasche  4.50 
Schulter  272  j 

Schummeln  388  ! 

Schupfe(n)  409.  614 
Schuppen  409 
schüren  22 
schurren  423 
Schürze  20 
Schüssel  351.  612 
Schüsselbalje  72 
schusseln  424  j 

Schusser  345  f.  1 

Schusterla(i)berl  155 
Schüßler  535  ^  , 

Schutt  343  I 

schütteln  451  | 

schütten  191  ' 

Schutzleder  322 
Schutzpockenimpfung  377 
Schwabe  340 
schwademen  123 
Schwaden  124 
schwadern  248" 
Schwalbe  104^ 
schwalchen  123 
Schwaigen  123.  383 
Schwalm  382 
Schwamm  372  f. 
Schwammerl  373 
Schwanz  594 
Schwanzl  452  f. 


Schwanzstück  25.  451 
Schwärtel  220 
Schwarzbeeren  115  f. 
Schwarzbrod  152 
schwärzen  431 
Schwarzfahrt  431 
Schwarzscherzi  452 
Schweder  248 
schwedern  248® 
Schwefelholz  503 
Schweif  452.  489  f. 
Schweifel  594 
Schweifstück  452 
Schweinehäschen  199  ' 
Schweinekamm  250 
Schweinemetzger  417 
Schweineschlächter  417 
Schweinevesper  549 
Schweinsbeine,  -fuße   189 
Schweinshaxen  189 
Schweinsknöchel,       -kno- 

chen,  -pfoten  189 
Schweinsrippchen  267 
Schweinsstelzen  189 
schwelen  124 
schwer  von  Begriff(en)  453 
Schweser  3.5.  248 
Schwieger(sohn)  454 
Seccatrice  539 
Sechsuhrbrödchen  154 
Sechsührchen  550 
Seehundsränzel  449* 
Segelgarn  122 
sehen  454  ff. 
Seidenhut  595  f. 
Seiger  459 
Seiher  459 
Seil  122.  326 
sekkant,  Sekkatur  539 
sekkiren  539 
Sekretär  478 
Sekt  457  f. 
Selchcarr6  267 
Selchfleisch  385 
selchen  385 
Selcher  386.  417 
Sellerie  458  f. 
Selper  173 
Semmel  154  f. 
Semmelbrösel  310 
Semmelkloß  310 
Sende  391 
Senf  338  f. 
Servierbrett  149 
Servierfrau  97 
Servus  78.  600 
Sessel  509  f. 
Sesselstuhl  510 


99  1 


Sette  352 
Setzeier  ,398 
Setzmilch  172 
Sieb  459 
sieden  300  f. 
Siedepunkt  300 
Silberblüte  202 
Silling  243 
Simmel  155 
Sinaapfel  85 
Singakademie 
Sirene  202 
Siste  355 
Sitzzimmer  509 
Skarnitzel  544 
Sochten  249 
Sogg  249 
sohlen  116.  602 
Soldatenhaube  347 
Soldatenmütze  347 
Söller  133  f. 
Solperfleisch  267 
Solperknochen  190 
Sommerfrische  44.  599 
Sommerhaus,  -häusel  323 
Sommervogel  53 
Sonnabend  60.  460  ff.  615 
Soog  249 
Soot  385 
Souper  70 

Spagat  18.  35.  60.  121.  602 
Spagen.  Spaget  121 
Spahnbett  180* 
Spanbetmacher  45 
Spange  284 ^ 
Spanischer  Blust  202 
Spanischer  Ellhom  200 
Spanischer  Flieder  200 
Spanischer  Holunder  200 
Spanischer    Pfeifen-.    Sy- 

ringsbaum  200 
Spanisches  Rohr  391 
Spann  (=  Fuß)  467  ff. 
Spann    (=    Eimer)    188. 

192 
Spargelbohnen  555 
Spargelfisolen  555 
Sparherd  333 
Spaten  412 
Spätjahr  235 
Spätling  235.  606 
Spatzen  295 
Spätzle  188.  295.  609 
Specker  345 
speckig  23 
Speckkriimen  220 
Speckmäuse  53 
Speibecken  483 


Speicher  35.  133 
speien  480  jf. 
Speis  470 
Speise  469  f. 
Speiseeis  488 
Speisegewöibe  470 
Speisekammer  (30.  470 
speisen  11.  469 
speisig  332 
Spendel  81.  485 
Spengel  485 
Spengler  282  ff.  609 
Spennadel  485 
Sperl  4852 
sperren  420 
Sperriegel  45 
Sperrsechserl  420 
Sperrstunde  420 
Spetterin  98 
Speutztruhe  483 
Spezereien  268 
Speze.-eihändler  268 
Spickaal  471 
Spickgans  471 
Spiegeleier  398 
SpieÜ  479 

Spind  11.  35.  471tr. 
Spinnenbesen,    -kehrer. 

-köpf  230 
Spirken  220 
spirzen  482 
Splitter  478  f. 
Spreißel  479 
Spreit  117.  602 
Sprei(tjdecke  117 
sprengen  479  f. 
Sprengwagen  4K0 
sprenzen  480 
springen  97 
Springstapel  236 
Sprossen  569 
spritzen  480 
Sprudel  35.  384 
Sprudler  384 
sprudeln  384 
Spuckat  121 
spucken  480  ff. 
Spuckkasten  482 
Spucknapf  482  f. 
Spuckschale,  -triigl   482  f. 
Spühlstande  74 
Spülbrenk  73 
Spülbütte  72 
Spüleimer  73 
Spülfaß  72 
Spülgelte  71*.  73 
Spülkübel,  -kufe  73 
Spülkurame.  -kump  72 


Gegiftet 

Spülnapf  73 

Spülschaff,  -schaffei  73 

Spülschüssel  73 

Spillstande  71'^ 

spüren  2 10  f. 

sputen,  sich  483 f. 

Spützbe^ken.-kasteu.-napf 
482*.  483 

spützen  482 

Staatsstube  508 

Staberl  391 

Stachelbeere  244 

Stadel  408.  614 

Staffel  537 

Stagel  377 

stageln  377' 

Stahl  377 

Stallkarpfen  190 

Stampfkartoffeln  383 

Standl  238 

Standlweib  238 

Stangenbohne  135 

Starnitzeil)  544 

Stattel  543 

Staubfetzen  321 

Staublappen  320 

Staubzucker  301 

Stauchen  379 

Staudelbeeren  115 

Staudensalat  306 

Staunze  341 

Stecken  391 

Stecknadel  484  f. 

Steckrübe  597.  610 

Steg  499 

Steif matz  561.  564 

Steig  499 

Steige  239 

Stein  377 

Steine  (Hagelkörner)  226-. 
227 

Steinert  345 

Steinkugeln  344 

Steinling  345 
'  Steinnüßle  345 
'  SteinsälzcT  269* 

Steinpilz  373 
!  Stellmacher  117'.  -185  f. 
j  Sterngucker  456 

Sternschnuppe  516' 
\  stichhältig  5 
j  Stiefel  486  ff. 
I  Stiefelband,  -schnür  435  f. 
1  Stieflettcu  487  ff. 
j  Stiege  61.  537  f. 

Stiegenhaus  209 

Stielbürste  448 

Stippe  371 


633 

Stöberzeit  387* 

stechen  22 

Stock.  Stockwerk  538 

Stöckelmilch  172 

Stockerl  510 

Stöckl  225 

Stöcklesschuhe  225 

Stockzahn  101.  103.  602 

Stolle  153.  511 

stopfen  369°.  370 

Stopfen,  Stopfer  370 

Stopfenreißer,  -zieher  370 
!  Stoppel  370 

Stoppelrüben  597.  610 

Stoppelzieher  370 

stoppen  370 

Stoppholz  370 

Stöpsel,  Stöpsel  370 

Stoß  489 

Stoßborte,  -kante  489 

Stotzen  271 

Stranitzl  544 

Sträßchen  615 

Straße  162  f.  491  ff.  615 

Straßenbub  490 

Straßendamm  162 

Straßeneinräumer  26 

Straßenfeger  491 

Straßenjunge  490 

Straßenkehrer  491 
,  Straßenkot  178 
1  Sträßlein  498.  615 

Streichholz  503  f. 

Streichkäse  564 

Streichmatz  311 

Streiffeuer  504 

Streifwagen  395 

Strick.  Strickl  122 

Stricknadeln  51 

Strietzfcl  155' 

Strippe  122 

Strippen  .504  f. 

Strudel  384' 

Strupfe  122.  447.  .504  f. 

Strützel  153.  604 

Strutzen  153 

Strutzer  418 

Stubboden  175 

Stube  11.  505  ff. 

Stubenboden  175 

Stubenmädchen  176.  507 

Stübich  187' 

Stückenziuker  301 

Stuhl  509  f. 

Stuhlbein  111 

Stulle  18    5 10  f. 

Stülpe  169 

Stulpen  169 


634 


9?cgiftec 


Stulpen  511 

stülpen  512 

Stulpenstiefel  512 

Stundenfrau  97 

Sturz,  Stürze  169  f.  ()04 

stürzen  170 

Stürzer  283« 

Sturzner  283« 

Stuten  156 

Stutenweck  156 

Stutzen  60.  254.  379 

Stützerl  379 

Stützle  254 

Sudak  586 

Sülling  243 

Sulper,  Sulperfleisch  190 

Sulz  190 

Suppe  157 

Suppenasch  351 

Suppenschüssel,     -terrine 

524 
Sur  190 

Surfleisch,  -haxe  190 
Süster  355 
Süßkraut  567 
Süßspeise  470 
Sutten  600 
Sutter  242 
swalken  123 
Sweser  248 
Syringe  202 
Syringsbaum  200 

Taback-Trafik  548 
Tablett  149 
Tabouret  510 
Tafel  318 
Täfeli  140.  603 
Tafeln  Schokolade  512 
Tafelspitz  452 
Tagfrau  97 
Taille  97.  389.  512 
Talg  512f. 
Talglicht  326.  513 
Talkum  514 
tändeln  540 
Tannenbaum  557 
Tanzender  Mönch  27  * 
tapperln  spielen  591 
Tartuff el  260  ff. 
Tasche  514 
Taschentuch  514  ff. 
Tasse  (=  Brett)  149 
Tasse  521  f. 
Tassenkopf  522 
Taubeere  115 
Tazze  149.  522 
Tazzerl  149 


Tee  64.  600 
Teebäckerei  152 
Teeblase  124 
Teebrett  149 
Teegebäck  152 
Teekuchen  152 
Teelöffel  522  f. 
tegethoffblau  332 
Teich  523 
Teller  522 

Teltower  Rübe  301.  610 
Tems  460 
Tenne  205  f. 
Terrine  524 
Test  1301.  534 
Thaubeeren  115 
Theke  18.  35.  316 
Tiegel  534 
Tiegelkuchen  353 
Tischer  45.  527.  599 
Tischkasten  524  f. 
Tischler  526  ff. 
Tischmacher  526 
Tischschoß  526 
Tochtermann  454 
Todesanzeige  528 
Tolle  529  f. 
tollen  530 
Tomate  35.  531 
Tonbank  317 
tonen  317 
Tonnenmacher  143 
Topf  351.  531  ff. 
Topf  (=  Kreisel)  27« 
Topfbinder  270 
Topfen  562  f. 
Töpfen  532 

Töpfer  45.  531 -.  535  f. 
Topf käse  562 ^ 
Topfkuchen  352 
Topfschrubber  448 
Toppenkäs  562 
Torfahrt  209 
Tornister  450 
Torweg  204.  209 
Totenacker  278^ 
Totengarten  278 
Totenhof  278 
Totenlade  525 
Totenzettel  528 
trachten  18.  113  f. 
trachten,  sich  484 
Trafik  548 
Tragbutten  74 
Tragkorb  272  f. 
Tramway  58 
Trandel  27» 
Träuble  243 


Traueranzeige  528 
Trauerbrief  528 
Treibkugel  27* 
trendein  540 
Treppe  537  f. 
Treppenflur  204.  209 
Treppenhaus  209 
Tresen  317 
Trieb  106 
Triesel  27 
triezen  23.  539 
Trillerfahrten  266 
Trillerhäuschen  266 
Tritze  539 
trödeln  23.  .539  f. 
Trog  343 1 
Tropsle  140.  603 
Truhe  343 1.  525 
Trumm  255 
Truthahn  51.  380  ff. 
Tubben  72 
Tübben  71=* 
Tuchend  166  f. 
Tuchent  35.  163.  165  ff. 
Tuchlauben  323.  611 
Tuchschrot  166 
Tucket  165 
Tuffein  257* 
Tülle  540  f. 
tullen.  tüllen  530 
tummeln,  sich  484 
Türdrücker  289 
Türfalle  291.  609 
Türgriff  289  f. 
Türken,TürkischerWeizen 

330,  611 
Türkischer  Bund  354 
Türklippe  290 
Turl  27^ 
Türschnalle  291 
Tüte  542  ff. 
Tütebeeren  378 
Twarog  560 
Twiete  493 

Überbett  164 
Überboden  168 
Überdecke  602 
überführen  20 
Überschuhe  223 
Überschüttel  188 
überstülpen  169 
über  Veranlassung  26 
überziehen  119 
Überzieher  356 
Umgang  nehmen  26 
Umhang,  ümhängel  216 
umstülpen  169 


I 


9?egiftcr 


635 


umstürzen  170 
Umtreiborgel  325 
unartig  545 
unmäßig332 
ungeschälte  Erdäpfel  oder 

Kartoffeln  358 
ungezogen  545 
ünschlitt  512  f. 
ünseltlicht  326* 
unterärmeln  547  * 
ünterbrod  550 
ünterdach  134 
unterfassen  545  f. 
unterhaken  54H 
Unterhosen  112  ^ 
unterklauen  547 ' 
Unter-Kleid  113 
Unterkohlrabi  302 
unterm  Rad  24* 
Untern  550  f. 
Untersatz  522 
unterspickt  19(5 
Untertaille  306.  512 
Untertasse  522 
Untertazzerl  522 
Unterteller  522 
unverschämt  99 f. 
uressig  332 
Urhab  587 
ürschlächten  378 
uzen  547 
Yarcken  447 
Vasser  147 
Yaterlspielen  591 
verbandeln  540 
Verbiete  591 
Verdeckwagen  312 
vergessen  auf  (an)  etwas  7. 

599 
verjüngen,  sich  215 
verkälten  sich  190 
Verkältung  191 
verkühlen  sich  190 
Verkühlung  191.  599 
verleckert  331 
verrenken  548 
verschleckt  331 
Yerschleiß  548 
verschnuppt  332 
Versinn  169 
vertändeln  540 
Vertrieb  54^ 
veruraasen  332* 
Vesper  548  f. 
Vesperbrod  549 
Vestibül  205 
Viererbrod  550 
Vieruhressen  549 


Vieruhr(s)brod  550 
Vieruhrskaffee  550 
Vogelbauer  553 
Vogelhaus  553 
Vogelkäfig,  -kästen,  -korb 

553 
von  mir  aus  334 
Von-  und  Zugeherin  GOl 
Vorderkeule  271  f. 
Vorderwohnung  205.  491 
Vorderkorridor  207 
Vorderzimmer  491 
Voressen  218 
Vorfü£  m 
Vorhang  215 
Vorhaus  205.  208  f. 
Vorkäuferin  237 
Vorkost  17 

Vorplatz   205  ff.  208.  605 
Vorratskammer.-stube  470 
Vorsaal  207 
vorsagen  553 
vorstellen  554 
vorstoßen  489 
Vorzimmer  208 

Wachsbohnen  554 
Wachsfisolen  554 
Wachskirschen  403 
Wachslicht  326 
wachsweich  605 
Wachtel  104  > 
Wack  345 
Wagen  312 
Wägen  ^I.  5 
Wagenbauer  486 
Wagenschauer  408  ^   409 
Wagner  485  f. 
wahrnehmen  26 
Waldbeeren  115  f. 
wälscher  Flieder  200 
Wandbrett  150 
Wandrechen  282 
Wange  28.  61.  100  f.  601 
Wanne  71 
Warfeie  345 
Waschbalge  72 
Waschbecken  555 
Waschbütte  187 
Waschbutten  74 
Wäschelinie  326 
Wäscheputzerei  388 
Wäscherolle  392 
Wäscheschnur  326 
Waschfaß  71 
Waschgelte  71- 
Waschkübel  72 
Waschkumrae,  -kump  555 


Waschlappen  320 
Wäschleinl  326 
WaschnapI  555 
Waschschale. -Schüssel  555 
Waschseil  326 
Waschzuber  187  * 
Wasserblase  124 
Wasserblattem  378 
Wasserblei  129 
Wasserbutteu  187" 
Wassereimer  (30.  187- 
Wasserflasche  255 
Wassergeschirr  74 
Wassergrandl  125 
Wasserkasten  125 
Wasserkessel  125 
Wasserpfanne  126 
Wasserrüben  597.  610 
WasserschaS  187- 
Wasserschiff  124  f. 
Wasserspatzen  295 
Wassertreppe  557 
Wasserwanndl  126 
Wasserwanne  126 
Watsche  104.  602 
Watta  4 
Wechsel  58 
Weck  153 
Wecken  152  ff. 
Weckerl  154 
Weg  499 

wegen  meiner  334 
Weggli  155 
Wehtag  108 
Weib  96 
Weiberl  227 
Weible  227 
Weibsbild  96- 
Weibsname,  -tier  96- 
Weiche  58 
Weiche,  das  309 
Weichkäse  559  f. 
Weichsel.  Weichselkirsche 

403 
Weidling  74.  247.  351 
Weiher  523 
Weihnachtsal)end  558 
Weihnachtsbaum  556  f. 
Weihnachtsmann  558 
Weinbeere  396 
Weineknust  253 
Weingärtner  233* 
Weinkraut  567 
Weintatzen  149* 
Weinzierl  20.  233* 
Weißbrödchen  156 
Weiße,  das  309 
Weiße  Bohnen  136 


636 


Oxcgiffcr 


Weißer  Gries  173' 
Weißer  Käse  559 
Weißer  Kappus  565  f. 
Weiße  Rühe  301.  610 
Weißkohl  565  ff.  597 
Weißkraut  566  ff.  597 
Weißsauer  214  ^ 
wellen  531 
Welsche  Bohnen  137 
Welsches  Huhn  381 
Welschhahn  381 
Welschkohl  577.  580 
Welschkorn  329  f.  611 
Welschkraut  577.  580 
Werkeltag  581  ff. 
Werk!  325 
Werktag  581  ff. 
Weste  574  ff. 
Westentaschel  515 
wichsen  35.  188  f. 
wie  teuer?  If.  597 
Wimmerl  371 
Winde  134  f. 
Windpocken  378 
Winterkohl  221.  606 
Winzer  20.  21».  233* 
Wirsing(kohl)  576  ff.  597 
Wirt,  Wirtin  580  f. 
wischen  195 
Wochentag  581  ff. 
Wohnungputzen  388 
Wohnungsmiete  334 
Wrasen  382 
Wruke  303.  597.  610 
Wurstel  231 
Wurzeln  337 

Zander  35.  43.  585  ff. 
Zapfenbrett  282 
zart  24 

Zeck  35.  588.  615 
Zehner  jause  551 
Zeichentheke  316 
Zeile  499 
Zeit  lassen!  79 ^ 
Zeller  459 
zerschellen  289 
zescheln  424 
Zibebe  396 
Zibeleskäs  562 
Zicke  593 
Zieche  35.  118  f. 
Ziege  592  f. 
Zieger  563  f. 
Ziehe  119 
Ziel  592 
Ziger  563  f. 
Ziges  287« 


Zille  247 

Zimmer  11.  505  ff. 
Zimmerdecke  167 
Zimmerfrau  581 
Zimmerherr  336.  581 
Zimmermädchen  507 
Zimmermannsaxt  108 
Zins  334  f. 

Zinshaus,  -wohnung  334 
Zipfelkappe,  -mutze  348 
zipfen  124 
Zirene  201  f. 
Zirinke  605 
zischen  424 
Znacht  64 
Zober  71.  187« 
Zockel(schuhe)  357 
Zuabendessen  66 
Zuber  72.  74 
Züche  118 
Zuckerbacher  304 
Zuckerbäcker  17.  304 
Zuckerbüchse  593  f. 
Zuckerdings  140 
Zuckerdose  593  f. 
Zuckererbsen  446 
Zuckerl  140 
Zuckerle  140 
Zuckerschatte  594 
Zuckerschefen  446 
Zuckerschnur  121 
Zuckerschoten  446 
Zuckersteine  140 
Zuckertopf  594 
Zuckervase  594 
Zudeck,  Zudecke  164  ff. 
zu  ebener  Erde  60.  357 
zu  Fleiß  336 
Zugabe  110 

Zugeherin,  Zugehfrau  97 
Zugewicht  110 
Zugstiefel  487.  489.  615 
Zulage  110 
zumachen  420 
zu  Maß  kommen  24 
Zündholz  503  f. 
Zunge  322  f. 
Zupfe  605 

zurechtfinden,  sich  595 
zurücklegen  26 
zurechtmachen  594 
zusagen  553 
Zusammenwaschen  388 
Zuschneider  606 
Zuschroter  417 
Zuspringerin  97 
zustreifen  395 
Zuwag(e)  110 


Zwarg  560 
Zweitmädchen  177 
Zweitmagd  177 
Zwerch  560 
Zwespe  366 
Zwespenröster  368 
Zwetsche,Zwetschge  364ff . 
Zwetschgenbrei,      -gesälz 

368 
Zwetschgenkraut,-marme- 

lade  368 
Zwetschgenmus  367 
Zweyfalter  53 
zwicken  297  f. 
Zwicken  108 
Zwicker  298 
Zwitter  130  ^ 
Zylinder(hut)  595  f. 

©otlfc^ 

fana  519 
gatwo  494 
hlaifs  151 
sitls  510 
speiwan  481^ 
stols  510 
timrjan  507'^ 

bacho  601 

cheminata  442*.  507 
chinnibacho  601 
cochön  300 
cöl  568 

erdaphul  262.  (J08f. 
frithof  278 
ga^.sa  493  ff. 
guccon  456 
kabu.^  567 
kamara  507 
kespuoten,  sich  483 
lihhof  278 
lucka  497 
pheforzeltun  363 
phesal  508 
scafreita  477 
scanc  474" 
scaph  477 
scorenstein  442^ 
scö5a  389 
scrini  477 
siodan  300 
slät  442» 
spisa  470 
spiwan  481 ' 
strä.sa  493  ff. 


9?egtftcr 


637 


sunnun  abant  465 
zimbar  507 

bröd  151 

lakan  319 

scap,  scapreida  477 

tresu  317 

gWittcltjoc^bcutfc^ 

beingewant  113 
blas  127 
bleich  127 
eni  206 
ertapfel  262 
vasnacht  192* 
fatzanet  520 
visole  603 
vletze  207 
vrithof  278 
fuo.^schemel  212 
ga.:;.^e  493  ff. 
grant  125 
gucken  456 
heime  236 
hüren  314 
kappu5  567 
kastrün  229 
kemeiiäte  442.  507 
kluckern  344 
kren  334 
kumpost  570 
lebezelte  363 
leibe  151 
lichhof  278 
lumbel  198 
muolte  192 
natsere  433 
niderkleid  113 
phiesel  508 
pröt  151 
schorstein  442- 
schö.:^  389 
schrin  477 
schriniur  527 
schrinhüs  527 
semede  391 
slrifhuot  348« 
slät  442» 
slechaft  331 
smant  401* 
snidffire  433 
strafe  495  ff. 
sannen  übent  465 
tarn  162 
tischer  527 


tribekugeln  344 
Ü5ZOC  526 
werkentac  581 
zeltelin  363 

9licbcrlönt)ifd) 

aalbes  244 ».  607 
aardappel  262 
abrikoos  91 
appeldesina  88 
avondeten  67 
avondbrood  67 
bes  114.  2440 
bleek  127 
fluiten  364 
frikkadel  604.  608 
gordyne  mnt>t.  216 
kant  251 
käst  474 
kastenmaker  526 
kerkkrooneu  307 
krijgertje  speelen  589 
kruid  368.  568 
kruidboek,  -künde  568 
meubelmaker  526 
muilpeer  104^ 
oorveeg  104* 
oranje-appel  86 
patijn  356 

St.  Jansbes  244".  607 
schrijnwerker  526 
straat  494* 
straatvaarder  494* 
strijken  376^ 
tulbend  354 
voetschabel  212 
zak,  zakgeld  515 
zaterdag  467 
zog  249 
zwezerik  248 

back  601 

Italian  iron  376 

silk  hat  595 

strait  494* 

tick,  tig  589 

Ticky  Touchwood  592 

waistcoat  576 

®önif^ 

aftensmad  67 
blaabuT  115 
bodker  143 
flede  401 


fleite  364 
gade  493  f. 
gat  497 
lysekrone  307 
skab  474^ 
snedker  528 
spegegaas  471 
spegesild  471 
stryge  376* 
strpede  494 
svovelstikke  503* 
vest  576 

6^tocblf(^ 

Ijuskrona  307 
säkerhets-tändstickor  503 
snickare  528 

Catcinif^ 

almucium  612 

arantium  86 

armarium  476 

aurantium  86 

brassica  568 

caminata  507 

cappa  612 

caulis  568 

compositus  570 

cucuUus  543^ 

culcitae  280 

fabae  maiores  136  f. 

faciale,  facitergium  518 

fasiolus  136  f. 

flos  Cyrenaicus  202 

linteolum  517.   518*.  520 

mantele  518  f. 

mantum  518- 

mappa  449 f.  518 

mucinnium  519.  521 

musca  342 

ocrea  488 

orarium  5 17  f. 

pannus  520- 

patini  356 

pensilis  508 

platea  493.  495 

pruna  Damascena  365 

rava  caulos  302 

ribes  243  f.  607 

sabbatum  467 

Saturni  dies  467 

scalis  tribus  538 

scrinium  477.  527 

spuo  481* 

sudarium  51 7  ff. 

syringa  200 


638 


9\cgiflev 


tl:eca  118.  317 
tugdela.  tugulela  166' 
vomo  48P 

accademia  22  ^ 
ä  gual  terra  357 
a  pie  piano  357 
arancio  83 
armenillo  91 
bracinola  159 
capuccio  567 
castrato  228 
castrone  228  f. 
cauliiiori  132 
cauliravi  302 
cian  78 

fazzoletto  517.  520 
frescura  599 
gnocco  295 
lapis  130 
mappamondo  449 
matita  130 
mattone  561 
mocar  521 
moccichino  521 
naranz  83 
nocchio  295 
patata  263 
pecora  228 
pollo  dindia  381 
rastello  271 
samda  oberengad.  467 
seccare  539 
spaghetto  122 
stivale  488 
stufa  507 2 
tartiiffoli  260 
tazza  149 


brebis  228 
carosse  313 
caroussel  265 
cartoufle  261 
catofle.  catrofle  608 
c6leri  458 

chapeau  de  soie  596 
coussin  280 
crayon  130 
croissant  238 
dinde  381 


fanon  519* 

fiacre  182 

fraisee  603 

fricadelles,  fricaiidelles  158 

galocbe  222 

gilet  575  f. 

havresac  450 

mappemonde  449 

maton  561 

moucher,  mouchoir  520 

mouton  228 

orange  86 

patin  356 

petite-oie  214 

pomme  de  Chine  88^ 

pomme  de  terre  262 

veste  575 

amarela  91  ^ 
amarillo  9]  \  601 
besalamano  76* 
frijol  frisol  603 
lenzuelo  520 
mata  561 
paüuelo  520 

9\umänlf(ä^ 

pläciutä  606 
sämbätä  467 '^ 
smintinä  401^ 

duchna  165 
kolesa  112 
kren  334 
louze  242 
misensk(5  142 
povidlo  368 
skopec  228 
smetana  401' 
tufin  610 
vesta  576 

duchna  166 
jucha  242 
kamizelka  576 
klatka  240 
kukuruca  330 


kupla  237 
tvarog  311. 


560 


(öCtbofroatifd) 

crkvica  592 
duhnja  166 
kukurijekati  330 
tudjela  166' 

blin  186^ 
blinec  186 
samka  594^ 
smetana  401  ^ 
suka  594^ 

bulka  156 
burkantai  Ijt.  337 
gatwa  496  f. 
kidas  213 
spiäuju  lif.  481* 

©lic^ifd) 

d/^^ü)  481 1 
KeQÜ'iv  334 
ftdyyavov  394 
ficcvTt'/Äiv  519 
fA'Via  342 

veQavT^id,  ve^ävT^i  83 
TiÄazela  494 
7iQcoTO'/.6'/.og  608 
nivoi  481^ 
nvqyiav.0^  476^ 
^v^i^  494.  497 
aovöaQiov  5 18  f. 
^eiQOfiay.TQov  518 

bäzsalamän  600 
drötos  271 
dunyha  166 
f^der-baiaz  514 
fogas  587 
furmAny  604 
gatya  112  * 
kocsi  313 
palacsinta  605 
plajbasz  602 
süllö  587 


C 


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